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German Pages 499 [500] Year 2009
Die Frühzeit der Thüringer
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer
Band 63
w G_ DE
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Die Frühzeit der Thüringer Archäologie, Sprache, Geschichte
Herausgegeben von Helmut Castritius, Dieter Geuenich und Matthias Werner unter Mitarbeit von Thorsten Fischer
w DE
G Walter de Gruyter · Berlin · New York
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die U S - A N S I - N o r m über Haltbarkeit erfüllt
ISSN 1866-7678 ISBN 978-3-11-021454-3 Bibliografische
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der Deutschen
Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar
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Vorwort An der Friedrich-Schiller-Universität Jena fand vom 19. bis zum 22. Oktober 2006 ein Wissenschaftliches Kolloquium zum Thema „Die Frühzeit der Thüringer. Geschichte, Sprache, Archäologie" statt. Für die Konzeption, Organisation und Durchführung dieser Tagung waren die Forschergruppe Nomen et gens, die Göttinger Akademie der Wissenschaften (Projekt: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde) und das Historische Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Thüringische Landesgeschichte) verantwortlich. Die Vorträge und Diskussionen fanden in den Räumen der Friedrich-Schiller-Universität statt, der letzte Tag (Sonntag) war einer Exkursion zu den Erinnerungsorten der frühen thüringischen Geschichte vorbehalten. 70 Teilnehmer waren für die Tagung angemeldet und ermöglichten eine rege Diskussion; der öffentliche Abendvortrag von Georg Scheibelreiter, der mit einem kleinen Empfang des Vereins für Thüringische Geschichte verbunden war, fand über den Kreis der Kolloquiumsteilnehmer hinaus großen Zuspruch. Die archäologischen und die historischen Vorträge und die jeweils lebhaften Diskussionen dazu offenbarten, wie weit voneinander entfernt und wie — teilweise — unvereinbar die Erkenntnisse der Archäologie einerseits und der Historiker andererseits in ihrem heutigen Forschungsstand sind. Die frühen Thüringer der Schriftquellen lassen sich mit den Trägern eingrenzbarer materieller Hinterlassenschaften nicht identifizieren, wobei erschwerend hinzukommt, dass Thüringen und Thüringer zu verschiedenen Zeiten auch verschieden zugeordnet und begriffen werden müssen. Ansatzweise kam es allerdings durch die sprachwissenschaftlichen Beiträge zu dem einen oder anderen Brückenschlag. Immerhin wurde insgesamt deutlich, dass Thüringen und seine Bewohner seit der Mitte des 5. Jahrhunderts sehr viel stärker an den Entwicklungen sowohl im Norden Europas als auch in den Anrainerzonen der nachrömischen Welt beteiligt waren, als dies bisher vermutet wurde. Insgesamt haben aber die immer wieder zum Vorschein kommende Unvereinbarkeiten zwischen den Ergebnissen der einzelnen Disziplinen zumindest zu einer Schärfung des methodischen Instrumentariums beigetragen. Die Vorträge des Kolloquiums werden hier — erweitert durch Anmerkungen und Ergänzungen, die teilweise den Interventionen der Tagungs-
VI
Vorwort
teilnehmet zu verdanken sind — abgedruckt und damit für eine breitere wissenschaftliche Diskussion geöffnet. 1 D e r D a n k der Herausgeber gilt einmal den Referentinnen und Referenten sowie den Diskussionsteilnehmern und zum anderen dem Verlag de Gruyter und den Herausgebern der Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde für die A u f n a h m e in diese renommierte Reihe. März 2009
1
Helmut Castritius Dieter Geuenich Matthias Werner
D e r thematisch mit dem Beitrag von Gerlinde Huber-Rebenich verbundene Vortrag von Matthias Werner über die Uberlieferung zur thüringischen Prinzessin Radegunde konnte leider nicht mehr zur D r u c k f a s s u n g überarbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis HELMUT
CASTRITIÜS
Einführung
1
KAREN HOILUND
NIELSEN
Lundeborg — Gispersleben: Connexions between Southern Scandinavia and Thuringia in the post-Roman Period
5
MARKUS E. BLAICH
Bemerkungen zu thüringischen Funden aus frühmittelalterlichen Gräbern im Rhein-Main-Gebiet JAN
37
BEMMANN
Mitteldeutschland im 5. und 6. Jahrhundert. Was ist und ab wann gibt es archäologisch betrachtet typisch Thüringisches? Eine kritische Bestandsaufnahme WOLFGANG
HAUBRICHS
Der „Name" der Thüringer ALBRECHT
MARTIN HANNES
119
SPRINGER
Zwischen (H)Ermunduren und Thüringern besteht kein Zusammenhang
135
SCHEIBELREITER
Der Untergang des Thüringerreiches. Aus der Sicht des Frühmittelalters HEIKO
103
GRAF
Die Runeninschriften von Weimar im Lichte der neueren Thüringerforschung
GEORG
83
GREULE
Die ältesten Ortsnamenschichten in Thüringen
MATTHIAS
63
171
STEUER
Die Herrschaftssitze der Thüringer
201
Vili
Inhaltsverzeichnis
GERLINDE
HUBER-REBENICH
Die thüringische Prinzessin Radegunde in der zeitgenössischen Uberlieferung
235
MATTHIAS HARDT
Thüringer und Sachsen
253
GERD KAMPERS
Die Thüringer und die Goten
265
JÖRG JARNUT
Thüringer und Langobarden im 6. und beginnenden 7. Jahrhundert
279
WOLFRAM BRANDES
Thüringer/Thüringerinnen in byzantinischen Quellen
291
MATHIAS KÄLBLK
Ethnogenese und Herzogtum Thüringen im Frankenreich (6.-9. Jahrhundert) HEIKE
329
GRAHN-HOEK
Das Recht der Thüringer und die Frage ihrer ethnischen Identität. Mit einer Bemerkung zur Entstehung von Begriff und Institution „Adel"
415
T H O M A S SCHARFE
Der Sinn der Niederlage. Kriegsniederlagen und ihre historiographische Sinngebung am Beispiel der fränkischen Eroberung des Thüringerreiches
457
THORSTEN FISCHER
Verzeichnis der Orte und Personen
475
Die Frühzeit der Thüringer - RGA-E Band 63 - Seiten 1 - 4 © 2009 Walter de Gruyter · Berlin · New York
Einführung HELMUT
CASTRITIUS
In den immer noch sehr lesenswerten „Grundlagen und Beginn der deutschen Geschichte" von Josef Fleckenstein wird festgestellt, dass trotz der seit dem hohen MA in Gang gekommenen Ablösung der alten politischen Einheiten des Frühmittelalters durch eine sich dabei noch ständig erhöhende Vielzahl von Territorien jene ihr Eigenleben bei allen Wandlungen auf eine zum Teil erstaunliche Weise bewahrt hätten. So seien Alemannien und Bayern, Franken und Sachsen, ebenso Friesland und Thüringen auch heute noch — 1974! — historische Einheiten, „die ihre Kraft und Dauer jedenfalls zu einem großen Teil aus der Wechselbeziehung von Stamm und Landschaft ziehen" 1 . Und die am 14. August 1919 in Kraft getretene Weimarer Verfassung, die den demokratischen Anfang vom Novemberl918 staatsrechtlich festschrieb, spiegelt diese längst schon traditionelle Auffassung wider, wenn sie in der Präambel vom deutschen Volk als „einig in seinen Stämmen" spricht. Von daher war es nur logisch, dass durch Reichsgesetz vom 30. 4. 1920 das Land Thüringen nach einer langen staatlichen Nichtexistenz wieder gegründet wurde (1990 hat sich dieser Vorgang noch einmal wiederholt). Ob eine so geartete Gegenwartsprägung durch die Vergangenheit auch für die kommenden Generationen stattfinden wird, also noch Bestand haben wird, ist allerdings schwer zu prognostizieren. Unstrittig ist oder sollte zumindest sein, dass die Thüringer — ihre Geschichte und ihre Kultur — ein wichtiger Teil der Formierungsphase 2 waren, in der sich die Konturen der europäischen Völker und Reiche im Mittelalter und darüber hinaus allmählich herausbildeten.
1
2
J. Fleckenstein, Grundlagen und Beginn der deutschen Geschichte (Deutsche Geschichte 1, hrsg. v.J. Leuschner), Göttingen 1974, S. 30. Auch die Thüringer waren Teil jener Gemengelage von Völkern und Völkerkonstellationen, aus der am Ausgang der Antike ausgehend vom Ostalpen-Mitteldonau-Raum in Mittel- und Westeuropa neue ethnische Einheiten und darauf basierende Reichsbildungen entstanden, vgl. F. Lotter unter Mitarbeit von R. Bratoz u. H. Castritius, Völkerverschiebungen im Ostalpen-Mitteldonau-Raum zwischen Antike und Mittelalter (375-600), Berlin-New York 2003 (Erg.bde. z. RGA, hrsg. v. H. Beck, D. Geuenich u. H. Steuer, Bd.39).
2
Helmut Castritius
Die Rekonstruktion der Geschichte der frühen Thüringer einschließlich ihrer Eingliederung in das Frankenreich der Merowinger und Karolinger ist gekennzeichnet oder besser behindert (man könnte fast sagen: verhindert) durch eine vergleichsweise große Armut an schriftlicher Uberlieferung — man denke im Gegensatz dazu nur an die Überlieferungen zu verschwundenen Völkern und Reichen wie zu den Ostgoten oder den Vandalen —, und das ganz abgesehen von dem Problem, wie viel an Konstrukt und Wirklichkeit verfälschender Stilisierung in der erhaltenen Uberlieferung steckt. Nur teilweise wird dieses Quellendefizit ersetzt bzw. ausgeglichen durch die Forschungen in den Nachbarwissenschaften, so vor allem durch Archäologie und Sprachwissenschaft (auch Literaturwissenschaft), wobei der Schriftquellenforscher immer wieder Gefahr läuft, fehlende Informationen aus den schriftlichen Quellen durch eine Mischargumentation zu ersetzen, indem er archäologische oder sprachwissenschaftliche Erkenntnisse zu Kronzeugen von allein aus den Schriftquellen gewonnenen Hypothesen macht. Synthesen aus den verschiedenen Wissenschaften, zusammengesetzt und in Einklang gebracht, können bestenfalls am Ende stehen, und es ist eher die Regel, dass es gar nicht zu solchen Synthesen kommen kann, weil die Ergebnisse und Erkenntnisse eben zu unterschiedlich sind. Dennoch macht es Sinn, das Thema Frühzeit der Thüringer einschließlich ihrer Integration ins Frankenreich interdisziplinär anzugehen, weil vielleicht doch eine gewisse Schnittmenge herauskommen kann oder zumindest deutlich werden wird, wie problematisch ein Hin- und Herspringen zwischen den aus den genannten Wissenschaften stammenden Argumenten ist. Auf der Tagung kam in Vortrag und Diskussion aus dem Blickwinkel der genannten Wissenschaftsdisziplinen ein ganzer Katalog von Fragestellungen und Problemen zur Sprache, ohne dass diese immer vollständig aufgearbeitet werden konnten. Die Ausführungen und Interventionen auf der Tagung und nun im Tagungsband brachten und bringen dabei eine bestimmte gemeinsame Ebene der Verständigung zum Ausdruck, die in knappen Worten so zu beschreiben wäre: Im regnum der Thüringer ist eine Form von Staatlichkeit zu sehen, in dem die gens Thuringorum ihren politischen Ausdruck und Gestaltungsraum fand unter Einschluß mindestens von Ansätzen transpersonaler Vorstellungen davon. Als Kriterien dafür sind anzusehen: Das Vorhandensein eines oder mehrerer politischer Zentren bzw. Residenzen und deren Verlagerung; die Innen- und Außenwahrnehmung im bzw. des Thüringerreich(s); die „Macht der Mächtigen" neben der Königsmacht und später der Herzogsmacht; all dies sind Indikatoren frühmittelalterlicher Staatlichkeit, und wir können sie bei den frühen Thüringern finden. Dass die Institution Kirche bis fast zur Mitte des 8. Jahrhunderts wegfällt (jedenfalls nach der Quellenlage), stellt die Zuerkennung von Staat-
Einführung
3
lichkeit für die Thüringer letztlich nicht in Frage. Diese Grundannahme ist keineswegs unstrittig, ist sie doch dem Verdacht einer unzulässigen Modernisierung ausgesetzt, wo doch noch Spätmittelalter und frühe Neuzeit für das Antimoderne, das Fremde, das Pittoreske stehen. Andersartigkeit und Fremdheit dieser Perioden seien vor allem im 19. Jahrhundert und besonders von der deutschen Forschung dadurch überdeckt worden, dass man sie als Legitimationsmuster für ein machtvolles deutsches Reich instrumentalisiert und missbraucht habe. Wenn dem wirklich so wäre, hätte dies die Konsequenz, dass uns mit der frühmittelalterlichen Epoche Europas rein gar nichts mehr verbinden würde. Aus der Vorbereitung der Tagung und ihrem Ablauf in Vortrag und Diskussion ergab sich folgender Fragen- und Problemkatalog, der sich in den hier abgedruckten Beiträgen niederschlägt und damit Antworten darauf sucht: — Formierung der Thüringer als ethnische Einheit, als Sozialverband und politisch verfasster Großgruppe samt ihrer Reichsbildung bzw. Reichsbildungen im thüringischen Kernraum und seinen Rand- und Kontaktzonen. — Eingliederung Thüringens in das Frankenreich und der Anteil der Thüringer an der Inbesitznahme und Sicherung der fränkischen Herrschaft in den Grenzregionen etwa gegenüber den Alemannen; Grundlage hierfür bildet die Hinterlassenschaft thüringisch-mitteldeutschen Charakters in den Gräberfeldern am nördlichen Oberrhein und in den Rheinlanden. — Lässt sich in dem Raum, den man mit den Thüringern in Verbindung bringt, in den archäologischen Funden und Befunden überhaupt etwas typisch Thüringisches feststellen, und wenn ja, wie sind die Beziehungen zwischen Kernraum und Peripherie geartet, welche kulturellen Ausstrahlungen noch darüber hinaus sind erkennbar? — Das frühmittelalterliche Thüringen als Ausgangspunkt und Bezugsrahmen eines regionalen Bewusstseins noch in einer Zeit,' als Thüringen o o politisch längst nicht mehr existierte. — Der räumliche Begriff von Thüringen in seinen historisch-politisch bedingten Wandlungen, und damit verbunden das Problem verschiedener Thüringerreiche zur gleichen Zeit oder zu unterschiedlichen Zeiten — z.B. die Feststellung des anonymen Geographen von Ravenna: „Thüringen, das früher Germanien hieß" 3 . 3
Geograph von Ravenna c.25: ... patria quae dìcitur Turringia, que antiquitus Germania nuncupatur ...
4
Helmut Castritius
— Was sagt die Archäologie zum Problem der politischen Macht- und/ oder Reichtumszentren im Siedelgebiet der Thüringer? — Die Frage der Doppelbezeichnungen bzw. Gleichsetzungen: Hermunduren — Thüringer; Thüringer, Warnen, Angeln, Heruler. — Die Christianisierung der Thüringer 4 . — Die Internationalität der Führungsschicht in der Völkerwanderungszeit am Beispiel von Thüringern und die internationalen Beziehungen des Thüringerreichs. — Die fränkisch-thüringischen Kriege, ihre Stilisierung in den Quellen. — Die thüringische Heldensage als Reflex historischer Vorgänge. Diese Liste konnte auf der Tagung nicht vollständig abgearbeitet werden, und auch die Beiträge des vorliegenden Tagungsbandes können eine zwar angestrebte Vollständigkeit nicht erreichen, aber sie mögen neue Anstöße in verschiedenste Richtungen geben und vielleicht auch neue Zugänge eröffnen, die bisher verschlossen waren.
4
Dazu zuletzt I. Wood, Baiuvarii and Thuringi, auf einer Tagung des C.I.R.O.S.S. in San Marino 2004.— Zum Problem der Christianisierung der frühen Thüringer kann das Preisgedicht des Bischofs Martin von Bracara (Braga) auf den hl. Martin von Tours nur sehr bedingt herangezogen werden. Jedenfalls behauptet Martin von Bracara, sein Landsmann Martin von Tours habe neben weiteren 14 Völkerschaften auch zu den Thüringern das Christentum gebracht (in: Avitus von Vienne, ed. R. Peiper, MGH AA VI, 2,1883, p. 194), vgl. dazu jetzt R. Bratoz, Christianesimo nella storia 29, 2008, 313-315.
Die Frühzeit der Thüringer - RGA-E Band 63 - Seiten 5-36 © 2009 Walter de Gruyter · Berlin · New York
Lundeborg — Gispersleben: Connexions between Southern Scandinavia and Thuringia in the post-Roman Period KAREN HÖILUND NIELSEN
With the introduction of metal detectors in the late 1970s, a whole new panorama opened up for the understanding of the post-Roman periods of Danish archaeology. Hitherto unknown central places with masses of metal artefacts came to light, and the subsequent excavations on some of the sites revealed sometimes extensive setdement areas.1 The metal objects included well-known archaeological object-types, but also many previously unknown local or imported objects reflecting a hitherto hidden international network; not always high-status objects but also more everyday material such as copper-alloy dress-accessories appeared. One of those is a brooch found at Lundeborg, a trading and craft centre attached to the central place at Gudme on SE Funen. 2 Many brooches were found at Gudme and Lundeborg, but this particular brooch is unique in a southern Scandinavian context, and would have been entirely unique had it not been for a pair of brooches from Gispersleben (Stadtkreis Erfurt) in Thuringia found almost a hundred years earlier (Fig. 5).3 Scandinavia, alias Scandia or Scand^a as this distant, almost mythical region in the North was called in the Continental sources, had already at least a vague place in Continental people's consciousness during the Roman Period. This is apparent from, for example, Ptolemy's description of the area from the second century AD.4 In material culture, however, these Scandinavians are less easy to grasp. This situation changes after the fall of the Roman Empire, in the Migration Period and later. A number of written sources trace the (mythical) origin of some Continental peoples back to Scandza in a distant past, but more interestingly this period also sees a sig1 2 3 4
For an overview see Hoilund Nielsen 2005. Thomsen 1993. Stray-finds found „am Bahnhof" in Gispersleben 1902-1903, cf. Schmidt 1970, 54-55. Grane 2003, 138-143; Näsman 1998.
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Karen Hoilund Nielsen
nificant amount of Scandinavian or Scandinavian-like material on the Continent and in Britain. 5 Especially popular were great square-headed brooches of Nordic types, gold bracteates, and the Germanic animal artstyles I and II, although in some areas less conspicuous artefacts have also appeared. The reception of Scandinavian material culture differs from region to region, and is not always coordinated in time. That Continental material culture reached Scandinavia is a general phenomenon throughout prehistory and history, but in most periods evidence of the reverse is extremely vague. When suddenly in the Migration Period the stream seems to turn and a Scandinavian influence on the Continent has materialized it seems hard to explain the situation. Some scholars have, in the past, sought to explain the diffusion of the material culture in terms of the influence not really coming from Scandinavia. In the case of the animal styles, the Alamans and the Langobards were thought to have played an important role.6 In recent decades the existence of Scandinavian influence on the Continent has increasingly been accepted. 7 It is, however, still a puzzle how the diffusion of the Scandinavian material culture came into effect. Thuringia 8 is no different in this respect, but may perhaps be crucial to solving the puzzle. Material of probable Scandinavian origin from the Migration and Merovingian Periods is found in the area. But it seems that contacts between southern Scandinavia and Thuringia go back to the Late Roman Period too, meaning that contacts with Thuringia built on longer term traditions.
Late-Roman connexions and place names During the Roman period large amounts of Roman imports reached Scandinavia, especially southern Scandinavia, but nevertheless the area was still peripheral from a Roman point of view.9 On the other hand this area as well as other Germanic areas apparently supplied both the Roman army and its Germanic opponents with warriors; the Roman influence on the military equipment in the Danish bog deposits speaks for itself. 10 The Northern
5 6 7 8
9 10
Hoilund Nielsen 1998; 1999a; 2008; 2009. Cf. Hoilund Nielsen & Kristoffersen 2002. For example Haseloff 1981; Roth 1986, 18. The name Thuringia is here used for more or less the area equivalent with the „Thüringerreich", not with the modern geographical area of that name, nor the administrative region. Näsman 1998. IlkjEer 2002; Jorgensen et al 2003.
Lundeborg — Gispersleben
7
people must surely have been well informed about what was happening both closer to and within the Roman Empire. The huge amount of Roman imports found in richly furnished Danish burials have brought about various theories concerning social development in southern Scandinavia. 11 The large concentrations of these imports in the early third century in eastern Sjaslland, and on Funen from around AD 250, have been taken as proof of the development of an early Danish kingdom in the area. And in relation to Thuringia the Funen finds are the most interesting. During the period C2, which in absolute terms is dated c. AD 250—325,12 the Hassleben-Leuna Complex, with its graves richly furnished with both local and imported, high-status objects characterized the Thuringian area. 13 Very close parallels are seen on Funen in the same period. Not only do the graves contain sometimes exactly the same Roman imports, but the parallels go down to objects such as silver ear scoops and tweezers, silver spoons and hair pins.14 The Funen burials have actually much more in common with the Thuringian burials than they have with the graves nearby on Sjaslland. 15 Funen also had intensive contacts with south-eastern Europe during the Late Roman Period, and both the Thuringian and the south-eastern contacts are exclusive to Funen and are not seen around the earlier supposed centre in eastern Sjaslland.16 During the following periods a paramount centre was clearly developing on Funen (Gudme and Lundeborg), 17 with real competition seemingly only at Uppàkra in Skáne. 18 Not only does the Gudme area harbour the largest amount of gold treasure from this period, but it is also the area in which foreign imports occur most often. The amounts of gold at Uppàkra are much less, although imports are found aplenty.
11 12 13 14 15
16 17 18
For example Hedeager 1990; Lund Hansen 1987. Lund Hansen 1988, 25. Schulz 1933; 1953. Lund Hansen 1994, 56-57. Lund Hansen 1994, 57. It has been suggested that it was not the centre on Funen that was in touch with Thuringia, but the centre on Sjadland (where the first Danish kingdom is suggested to have developed) that was in close contact with the elite in Thuringia (Hedeager 1990, 135, 186-187, 193; 1992, 287), but this theory does not hold true. The centre on Sjadland and the Hassleben-Leuna complex are of different date and there is hardly any shared object-type between the two areas (Lund Hansen 1995, 431). Lund Hansen 1994, 58. P.O. Nielsen et al 1994. Helgesson 2002; Hârdh 2002; Larsson 2002.
8
Karen Hßilund Nielsen
The Hassleben-Leuna-type graves in Thuringia disappear after 325, but the cemeteries continue. Either the sources of that wealth disappeared, or social display in the form of burial tradition changed. 19 Although the burial finds may not prove any contact after 325 this may perhaps be due solely to the character of the finds. It has been suggested that Thuringia in the fifth century was a centre for production of certain glass-types that were imported into Scandinavia, 20 thus again locating the area as a focal point for southern Scandinavian contacts. The distribution of place names ending in -lev and -leben, with a prefixed personal name, in southern Scandinavia and otherwise only in the Thuringian area, is intriguing. It has been seen as linking the elites of southern Sjadland or Funen and of Thuringia. 21 However the date of these names has been disputed. Too often they have been dated on basis of nearby archaeological finds. This is too uncritical a method, as in some places settlements of almost any period are present within a short distance of the location now carrying the name. The only reasonable methods are to use references in the written sources and linguistic history. In his thesis on the Danish and Swedish -lev and -löv names, Sondergaard gave only a rather vague date to the Danish and Swedish examples: that they are predominantly pre-Viking-age, but are likely also to have been coined later. He also concluded that there is no evident proof of the assumption that these names must have spread out of southern Sjœlland; rather they seem to appear more or less simultaneously in the various regions of southern Scandinavia. 22 In her thesis, Schönwälder 23 follows Sondergaard, but as the Continental place names are mentioned in written sources much earlier than those in southern Scandinavia the scope for dating the names is rather better. From Schönwälder's list of place names it appears that the very earliest dated reference is from 779, and her conclusion is that these names appeared in the Thuringian area some time between 531 — the Frankish conquest — and 779. 24 From a linguistic point of view it is possible that the southern Scandinavian -lev names and perhaps also their Thuringian counterparts could have been formed even before AD 500, as some of the personal names used as prefixes often belong within the Early Runic language dated within the period AD 200-500. 25 19 20 21 22 23 24 25
Mildenberger 1970, 87. Näsman 1984, 88-91 & 117-118. Hedeager 1992, 287. S0ndergaard 1972, 156-157. Schönwälder 1993. Schönwälder 1993, 221. H.F. Nielsen 2000, 288, 304 & 307.
Lundeborg — Gispersleben
9
Even though the -lev and -leben names in southern Scandinavia and Thuringia may be contemporary, this does not necessarily mean that the tradition in one area was dependent on that in the other. Hans Frede Nielsen, in fact, points out 26 that this type of place name is probably common Germanic and thus an available form that may or may not be used in an area entirely independently of its appearance in other areas. Furthermore, Sondergaard has shown that there are not enough shared personal names between the -lev and -leben place names to argue a relationship between the Thuringian area and southern Scandinavia. 27 Although the -lev and -leben place names may be independent in the two areas, they at least show that there was a shared linguistic tradition. It is, however, obvious from the burial finds from Funen and from the Hassleben-Leuna complex that there were close connexions between these two regions at least for some time. The importation of glass to southern Scandinavia during the fifth century may, as suggested by Näsman, be further proof that any later connexions between Thuringia and southern Scandinavia had a history going further back in time. For the chronological systems used below see Figure l. 2 8 Unless otherwise stated information on Thuringian archaeological finds derives from B. Schmidt's catalogues. 29
26 27 28
29
H.F. Nielsen 2004, 647. S0ndergaard 1972, 179-180. The only recent chronological scheme available for the Thuringian finds comprises just the female objects (MD; Hansen 2004). Additionally the chronologies for the Lower Rhine area (NR; Müssemeier et al 2003) and south-western Germany (SD; U. Koch 2001) have been used. For Scandinavia primarily relative chronological schemes are available (SK; Hoilund Nielsen 1999b, but see also Jorgensen & Norgárdjorgensen 1997), but only tentatively linked to absolute chronological dates. Schmidt 1961; 1970, 1976.
10
K a r e n Hoilund Nielsen SD
NR
MD
SK
10
-Ω CC g . Q.
_3
Κ EKGl
Erfurt-Gispersleben 41
5BS-4
SBS-3 SBS-2 SBS-1
Fig. 1. Comparative chronological scheme comprising the chronologies for southern Germany (SD; U. Koch 2001), the lower Rhine (NR; Müssemeier et al 2003), central G e r m a n y (MD; Hansen 2004) and southern Scandinavian (SK; Hoilund Nielsen 1991; 1999b; forthcoming b). A n u m b e r of artefact-types discussed and the finds f r o m Gispersleben grave 41 and H o r n h a u s e n have been placed in the scheme according to their approximate date.
Lundeborg — Gispersleben
11
Baltic connexions (Phase MD2: AD 430/40-470/80) In addition to the above-mentioned exportation of fifth-century glass from Thuringia to Scandinavia, a brooch-type of the first half of the fifth century, characteristic of the Baltic Islands, links the two areas. The brooch-type Lützen comprises a number of brooches, more or less skilfully made. The brooch from Lützen grave 19 itself (Fig. 2.a)30 is very skilfully made and resembles closely the brooch from Melsted grave 8 (Fig. 2.b),31 Bornholm, which Jorgensen dates to the first half of the fifth century.32 Lützen is dated to Phase MD2, which is slightly later. On Bornholm there are a number of variations of this type of brooch, all very skilfully made. 33 The same is true for a brooch found on Oland34 and a number of fragments from Uppâkra. 35 A few further parallels are known from northern Poland and Kaliningrad/Königsberg. 36 The presence of Type Lützen in the Thuringian area is probably a result of contacts with the Baltic coast and the Baltic islands via northern Poland. There are, however, too few finds to pronounce on the character of the connexions. 30 31 32 33 34 35 36
Schmidt 1976, 126 & Tf. 108,2. Klindt-Jensen 1957, 71 Fig. 58 & 234; Vedel 1886, 374. j0rgensen 1989. Klindt-Jensen 1957, 97 Fig. 75. SJ41 in Sjevold 1993. Magnus 2001. Kühn 1981.
12
Karen Hoilund Nielsen
Migration and myth (Phase MD3-4, AD 470/80-530-560/70) In this period, Scandinavian influence becomes more visible, both in probable imports and in copied Scandinavian objects. The material culture of southern Scandinavia behind this is primarily dated to the second half of the fifth century. Linking the contacts to Scandinavia to a high social stratum is the drinking horn in Erfurt-Gispersleben (Kleiner Roter Berg) grave 41,37 a woman's grave from Phase MD3. The woman was buried under a mound in a carriage and the grave was furnished with a number of high status objects: a silver spoon, silver bowl, drinking horn, bucket, golden dress pin, gold braid, beads and pottery. Any other dress-accessories were missing as the grave was robbed in antiquity. The gilt copper-alloy drinking-horn mounts are decorated in Scandinavian Style I and the horn is most likely an import from Scandinavia. As the dress accessories were missing it is not possible to conclude anything about a possible Scandinavian origin for the woman, but none the less she or her relatives must have had high-status Scandinavian contacts. The grave is also thought to be a founder grave in this cemetery. 38 Otherwise, the two main types of Scandinavian-type objects appearing in Thuringia during this period are great square-headed brooches and gold bracteates. In contrast to Scandinavia and Kent, in Thuringia these are never found together in the same contexts. As in Kent they appear in burials, not in hoards as in Scandinavia. The Nordic-type brooches on the Continent appear in general as a small number of probably imported brooches, representing a number of different designs. Around these probable imports it is possible, typologically, to identify a group of brooches that imitate the supposed Scandinavian imports. 39 In a further step, local copies were developed on basis of those imitations. If this model holds true, any copy and imitation will be later than the original Scandinavian brooch; a fact which is important in relation to a group of finds with few well-dated members. Characteristic of the Nordic-type great square-headed brooches in Thuringia is that they concentrate typologically around the "Great Beast" motif, das Große Tier, including both brooches belonging to Haseloff's Great Beast group and derivatives based on this, especially Type Rittersdorf. 40 These are not only found in Thuringia but also in neighbouring areas 37 38 39 40
Timpel 1980; 2006, 41-43. Timpel 2006, 42. Haseloff 1981, especially volume II; Hoilund Nielsen 2009. Esp. Haseloff 1981, 363-417, 509-517.
L u n d e b o r g — Gispersleben
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such as the Middle Rhine area, the Saxon area and Alamannia. What, however, specifically links this brooch-group with Thuringia is its very early appearance there. Direct imitation Great Beast brooches appear in Thuringia and probably also in the Saxon cemetery at Liebenau as early as (late) Phase MD3. 4 1 An imitation-level brooch f r o m Belleben also belongs in Phase M D 3 , while otherwise brooches of these types generally belong to Phase M D 4 . N o n e of the Great Beast brooches, be they possible imports, imitations or copies, found outside Thuringia and the Saxon area are deposited earlier than Phase MD4. Some are later still and in Alamannia considerably later. There is therefore reason to believe that the Continental Great Beast group was originally a Thuringian p h e n o m e n o n which then spread. 42 T h e Great Beast brooch which is most likely to be of Scandinavian origin is the brooch f r o m the Alamannic Gönningen. 4 3 Closely related to the Great Beast group and probably also of Scandinavian origin are two of the brooches f r o m the Miilhofen group. 4 4 Another very probably genuinely Scandinavian brooch f o u n d in a Thuringian context in the Middle Rhine area is Eltville. T h e Eltville brooch 4 5 is not directly related to the Great Beast group or the Miilhofen group, but it does share more characteristics with these than with other Continental groups of Nordic-type brooches, and is fairly well-dated. A comparative analysis of the Continental Nordic-type brooches and the southern Scandinavian finds has previously been carried out, 46 based on the brooches' stylistic elements in the animal art of Style I. For southern Scandinavia a firm stylistic and relative-chronological sequence (SBS) was established and the Continental brooches compared to this. T h e brooches f r o m Gönningen, Eltville, Miilhofen and Oberweimar fit into this sequence well (Fig. 3). T h e Great Beast on the foot-plate of the brooches appears already on early Scandinavian brooches such as Gummersmark, but the
41
42
43 44
« 46
In Hansen 2004 all Nordic-type brooches are dated to M D 4 , but Belleben actually include a ceramic vessel f r o m M D 3 and the girdle hangers are f o u n d in b o t h M D 3 and M D 4 . Beuchte is dated to M D 4 on basis of the b r o o c h and the runes on the b r o o c h only. T h e grave group however also contains a pin of the same type as the one f o u n d in Erfurt-Gispersleben 41 f r o m M D 3 and girdle hangers like in Belleben. Therefore, it is likely that the Nordic-type brooches appear in Thuringia f r o m (later) Phase M D 3 onwards. T h e analysis and interpretations of b o t h the Thuringian brooches as the other Continental Nordic-type brooches are presented and discussed in detail in Hoilund Nielsen 2009. Hasseloff 1981, 363-379. For M ü h l h o f e n itself see Haseloff 1981, 433-439; for Oberweimar grave 8 see BehmBlancke 1973, Tf. 92. Blaich 2005; Haseloff 1981, 417-432. Hoilund Nielsen 2009.
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Objects o n 1. and 2. principal a x e s •
SBS-1
SBS-5
•
A
Γ SBS-2
A
• Eltville 144
^ SBS-3 • Rivjeland « ^Gönnlngen
SBS-4
• Mülhofen - Oberweimar 8
Gönningen
Fig. 3. Seriation plot of the objects of the SBS with Eltville grave 144, Rivjeland, Gönningen, Mülhofen and Oberweimar grave 8 added, showing the close relationship between these brooches and the SBS. Brooches after Behm-Blancke 1973, Haseloff 1981 and Hougen 1967. M. 1:3.
Lundeborg — Gispersleben
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actual way of presenting the animal is closer to that seen on the Rivjeland brooch 47 which has also been added into the sequence and appears close to the Gönningen brooch. There is no reason to doubt that, not just the animal elements separately, but also the motif itself derived from Scandinavia, from brooches belonging to the Scandinavian Phase SBS-3. Furthermore, it is clearly seen that Eltville, Gönningen and Oberweimar/Mülhofen are closely related to or part of the southern Scandinavian sequence; they were most probably produced in southern Scandinavia. The remaining Great Beast brooches appear outside the sequence although not especially far away (Fig. 4). They comprise brooches from Belieben, Weimar 51 and Gispersleben (representing also the brooch from Lundeborg) all from Thuringia, whereas Täbingen, Solany and Schretzheim 70 48 are found in other areas. Gispersleben is a sort of representative of the Rittersdorf Type as they share a larger number of stylistic elements. This means that the brooches are unlikely to be Scandinavian, although they were produced in a style closely related to and dependent on the southern Scandinavian style. What we may call the first-generation copy-level brooches comprise both the Rittersdorf Type, including the Gispersleben brooches, 49 and a group of quite diverse and large brooches. 50 Both appear as early as from late Phase MD3 and onwards, and no matter where they are found they can only have developed from the Great Beast brooches in Thuringia as those are the only models with which these brooches share a number of animal elements. The larger brooches are all found inside Thuringia, while the smaller Type Rittersdorf brooches are spread over a large area: primarily the eastern Frankish area, Liebenau in the Saxon area, and one in Saxon England. 51 Furthermore one has been found in Skâne, and there is, of course, the related brooch from Lundeborg. The close relationship of the Gispersleben and Lundeborg brooches (Fig. 5) to the other Thuringian brooches proves also that the Lundeborg brooch is an import from Thuringia.
47 48
49
50 51
Sjovold 1993, N45. Haseloff includes the brooches from Schretzheim grave 70 in his Great Beast group (Haseloff 1981, 391). I have argued elsewhere that it is more likely that the brooch belongs to Haselof's group Langweid A (Hoilund Nielsen 2009, 80-81), but as it does have remnants of the Great Beast left on the foot-plate I have kept it within the group here. Gispersleben (var); Liebenau M l 1 /B4; Liebenau J10/B2; Rittersdorf 90; Hellmitzheim 17; Champagne?; East Shefford; Skâne. Cf. Cosack 1982; Hässler 1985; Haseloff 1981; Kühn 1965. Oberweimar 8; Beuchte 1; Schafstädt; Laucha. Cf. Haseloff 1981; Kühn 1981. Kühn 1965, 333.
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Objects on 1. and 2. principal axes
• •
SBS-5
aa
α
Δ
•
A
• Δ
Δ SBS-4
Δ A
•
d 3 SBS-2 -Eltville 144
SBS-3 Rivieland
m Gönningen - Mülhofen - Oberweimar 8
- Täbingen -Weimar 51 - Gispersleben - Belleben - Schretzheim 70 - Solany
Weimar
Gispersleben
Belleben
Schretzheim
Solany
Täbingen
Fig. 4. Seriation plot of the objects as in Figure 3 together with Täbingen, Weimar grave 51, Gispersleben, Belleben, Schretzheim grave 70 and Solany, showing the less intimate relationship between these brooches and the SBS. Brooches after Haseloff 1981 and Kühn 1981. M. 1:3.
Fig. 5. One of the brooches from Gispersleben and the brooch from Lundeborg. After Kühn 1981 and © Svendborg Museum. M. 1:1.
The second generation of descent comprises two types of brooches that must be two different developments on the basis of Type Rittersdorf. One has lost most of the Type Rittersdorf features but some can still be identified. 52 The other type has a number of the Rittersdorf features but diese have turned very abstract and geometrical. With one exception, however, none of those have been found in Thuringia but in Frankish and Alamannic areas.53 Neither of these two brooch-types is dated earlier than Phase MD4. A small number of brooches of Nordic type with a probable origin in the Middle Rhine area have also appeared in Thuringia. 54 Moreover in Haverlah, Lkr. Wolfenbüttel, a fragment of a Scandinavian brooch with close parallels in both Sweden and in Norway has been found. 55 Type Rositz is a locally developed brooch-type which, unlike the Nordic type of bow brooches, has a semicircular head-plate. It has been suggested that the type represents an amalgamation of the foot-plate of the 32
53
34 55
Straubing-Bajuwarenstrasse 535; Anderlecht 54; Obermöllern 9. Cf. Geisler 1998; Haseloff 1981; Schmidt 1976. Triviéres 213; Westhofen II; Lavoye 227; Hünningen 6. Cf. Faider-Feytmans 1970; Haseloff 1981; Joffroy 1974; U. Koch 2001; Kühn 1974. Copies of Type Kirchheim: Obermöllern grave 13; Mühlhausen grave 4; Stössen grave 59. Bemmann 2003.
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Fig. 6. Gold bracteate of the m o t h e r goddess type f r o m Oberwerschen. After Behm-Blancke 1973. M. 2:1.
Nordic-type b r o o c h and the semicircular Continental head-plate, 5 6 but the relationship to Type Lützen and to the m u c h earlier b r o o c h f r o m Rutsker, Bornholm, 5 7 cannot be ignored either. Outside Thuringia the type has been f o u n d at Issendorf and Liebenau in the Saxon area, and in small n u m b e r s in the Middle Rhine area plus a few f r o m the Alamannic and Bavarian areas. 58 T h e bracteates in Thuringia also appear in Phases M D 3 and M D 4 . T h e only bracteate (buried in Phase MD4) that may be an import is the one f r o m Obermöllern grave 20, which has close relatives at Wörrstadt in the Middle Rhine area and to some extent at Schretzheim in the Alamannic area. 59 T h e bracteate f r o m Schönebeck seems to imitate a bracteate like that f r o m Obermöllern grave 20. More intriguing is what may be a locally developed bracteate-type. T h e Oberwerschen bracteate-type depicts a woman in full-face view, and is represented by one bracteate f r o m Oberwerschen and three die-identical bracteates f r o m Grossfahner (Fig. 6).60 Another example has been found at Gudme, Funen, and two in SW Germany, of which one is without provenance and the other f r o m Welschingen. 61 A slighdy different version has been f o u n d at Issendorf. 6 2 T h e SW G e r m a n examples are stylistically better products, but their date and precise contexts are unknown. T h e Issendorf 5
" Haseloff 1981,313. Klindt-lensen 1957, 97 Fig. 75.3. 5 " A. K o c h 1998, Karte 27. 59 Hauck 1986. Schmidt 1970. M Hauck 1986. Hässler 2002, 254 Abb. 4.1. 57
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Fig. 7. Belleben grave 1. After Schmidt 1976 and Behm-Blancke 1973. M. 2:3 (pots in 2:9).
bracteate differs slightly in design as it looks more like the woman depicted on the Eschwege phalerae, sitting with a bow in her lap. 63 The Nordic-type brooches, the whole Great Beast family in particular, together with the bracteates, constitute a distinctly southern Scandinavian element in Thuringian material culture. Only a few objects are probable imports; most were locally made. The graves in which they have been found do not seem to differ from the other graves in the area in terms of grave goods and construction (Fig. 7). However, it is quite clear that a group of people in Thuringia cultivated Scandinavian traditions. The finds also show production and development over an extended period. It has been argued 64 that local development on basis of imported types is only likely to take place when the imported types actually represent an immigrant community large enough to reproduce its own material culture for a couple of generations, until intermarriage with the local population makes the tradition fade. Both w M
Sippel 1987, Tf. 55.1. Hoilund Nielsen 2009, 102-107.
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the quantity and the local development of gold bracteates and Nordic-type large bow-brooches indicate that this is plausibly the situation in Thuringia. The spread of the Thuringian-made Nordic-type brooches to other areas, often in quite late burials, is, however, more likely to reflect long-distance marriages, even though some of the second generation copy-level could perfecdy well be a further development among Thuringians who migrated to other areas. In Thuringia, by far the majority of the bracteates and brooch-types mentioned are concentrated in the area between Harz and Thüringerwald. Only Schönebeck, Aschersleben and Beuchte lie north of the Harz. The closest Continental contact areas otherwise, all taken together, seem to have been the Saxon and the Middle Rhine areas. At Liebenau the Thuringian objects cluster in a limited area of the cemetery, 65 as is also the case in some of the Alamannic and Bavarian cemeteries, 66 implying that they represent a small émigré community. It is thus possible that the background for the Great Beast family brooches is a small group of immigrant Scandinavians coming from an area with which, based on the drinking horn from Gispersleben grave 41, the elite was also in contact. However, they seem not to have established themselves with own workshops but rather had their brooches made by local craftsmen, who, over time added a more Continental style to the decoration, leading the animal elements to dissolve and to some extent to be substituted by antique geometrical patterns. 67 On the other hand it seems to have been important to keep a tradition, a myth of origin, alive. The women, as bearers of tradition, 68 and the brooches and bracteates, which were probably elements of their marriage portions, 69 were the media used to transfer the origin myth — and to cause the spread of the brooches outside Thuringia. The southern Scandinavian brooches and bracteates that formed the basis for this development in the Thuringian material are, as noted, dated within the second half of the fifth century, whereas the finds in Thuringia cover perhaps two or three generations after this. This means that a group of southern Scandinavians may have settled in Thuringia in the late fifth century and have been able to keep the tradition alive for a couple of generations, while some of them moved on to other areas.
65
Brieske 2001, 272. U. Koch 1999, 180; 2004, 567; Hakenbeck 2006. 67 Heilund Nielsen 2009, 1 0 5 - 1 0 7 . 6 * Heilund Nielsen 2008, 308, 321. 69 H0ilund Nielsen 2009, 1 0 3 - 1 0 4 . 66
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Fig. 8. Small equal-armed brooches (from Aken), beak brooch and fish/bird brooch (from Wulfen) and S-brooch (from Aderstedt). After Schmidt 1976. M. 1:2.
Fig. 9. Strap-end with Animal Style II from Bartschendorf/Michaelisbruch. After Biermann 2003. M. 1:1.
Changing societies (Phase MD5 and later, AD 560/70—650) The Scandinavian material found in Thuringia from Phase MD5 and later is very different from the large bow-brooches and gold bracteates of the previous periods signalling status and origin. Now the brooches are small plain bronze brooches in various shapes, some with tinned or gilt surfaces. The brooch-types are primarily small equal-armed brooches, beak brooches with punched decoration, early fish/bird brooches and S-brooches (Fig. 8). They are in many cases found as stray finds at cemeteries, and only a few S-brooches have been found in actual burials. There are as yet no indications that any of the stray finds come from other types of context than cemeteries. For a long time, only a small number of finds was known, primarily from the area north-east of the Unstrut region, but in recent years a considerable number of new finds have come to light, primarily through metal-detecting, especially in the Altmark. 70 Slightly further east a strap-end of a typical long profiled Scandinavian type and with very early animal Style II decoration has been found in Bartschendorf/Michaelisbruch (Fig. 9).71 Strap-ends of this type are primarily from horse harness in Scandinavia.
70
71
Biermann 2003, 353; Laser & Ludwig 2003, 49 Abb. 4; Pöppelmann 2004, 408; Schäfer et al 2002, 205-206, 209. Biermann 2003.
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Types such as small equal-armed brooches, beak brooches with punched decoration and early fish/bird brooches, are not found in datable contexts in Thuringia. These brooch-types all belong to Phase SK-A in Scandinavia. The S-brooches of southern Scandinavian types which also belong to Phase SK-A are found in Phase MD5-burials in Thuringia. It may therefore tentatively be assumed that this whole group of southern Scandinavian brooches in Thuringia belongs to Phase MD5. No Scandinavian brooch-types of the seventh century (Phase SK-B) seem to have been found in Thuringia so far. The small equal-armed brooches, the beak brooches and the S-brooches are common in southern Scandinavia, while the fish/bird brooches of the early plain version as found in Thuringia are rarer.72 In southern Scandinavia they are found in burials and at central places. Burial finds in southern Scandinavia are rare except on Bornholm, while the central places are more evenly distributed. 73 These central places seem to be the main centres for production of these types, but some of the centres clearly also functioned as a sort of seasonal market places, 74 where brooches were produced but where they were also lost, in the crowds, by the women who wore them. These southern Scandinavian central places take on a new character and increase in number in the second quarter of the sixth century,75 when the earlier, exclusive character of the places was largely superseded by the intensive production of characteristically plain brooches. The southern part of Jutland seems, however, to be entirely void of such sites in this period. They are only found in northern Judand, Funen, Sjaslland, Skáne and Bornholm. Thus contacts with Thuringia are more likely have passed via the western Baltic than via southern Jutland and the Elbe. The beak brooches with a tunnel for the spiral wire also suggest an easterly route.76 Of the three grave finds from Thuringia with S-brooches only two, Gröbzig grave 1 and Lützen grave 2, include other grave goods. In both these burials the brooches were accompanied by necklaces of glass beads. Lützen grave 2 (Fig. 10) contains beads of purely Continental types,77 and the same is probably the case for Gröbzig grave l. 7 8 Compared with contemporary graves on Bornholm the associated beads are entirely different, 79 72
H0ilund Nielsen 1991.
73
Hoilund Nielsen 2005. Hoilund Nielsen & Loveluck 2007, 7 2 - 7 4 .
74
75
H0ilund Nielsen 2005.
76
Hârdh 1999.
Schmidt 1976, Tf. 108.1. 7* Schmidt 1976, Tf. 61.1. 77
" Compare, for example, the colour plates in Jorgensen & Norgârd Jorgensen 1997.
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Fig. 10. Lützen grave 2. After Schmidt 1976. M. 2:3.
After Schmidt 1970. M. 2:3.
which suggest that the women in these two graves at least did not come with a full southern Scandinavian set of jewellery. One brooch-type is of Continental shape, but found in Thuringia with Scandinavian decoration (Fig. 11): four running Style II animal heads — the neck of the animal grows out of the centre, so they are not really running. The brooches are shield-shaped and cast. The four brooches found in Thuringia are from no datable context, although disc brooches of the same shape but different decoration are dated to Phase NR6 (and later) in the lower Rhineland area. The type as such is unknown in Scandinavia except for a detector-find from Uppâkra, 80 which resembles the brooch from Weimar. From a Scandinavian context the motif is otherwise known from some shield-board mounts: from Högsbro in Halla Parish, Gotland, and Sutton Hoo Mound 1 in East Anglia some of the hemispherical rivet heads for the shields have collars with the same motif, albeit with more heads. 81 Grips from Scandina80 81
Photograph on the cover of Uppákrastudier 7, Lund 2003. Bruce-Mitford 1978, 68; Nerman 1969, Abb. 668.
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Fig. 12. „Dreirundelfibeln" f r o m Uppàkra. After H à r d h 2002. M. 1:1.
vian shields also sometimes have such heads along their extensions. 82 T h e only Continental parallel seems to be the pressed-foil brooch f r o m Eisingen, Bavaria. 83 There seems no doubt that the motive belongs in a Scandinavian context, but the brooch itself is a local form. Only a few Thuringian brooches have been f o u n d in southern Scandinavia. F r o m Funen there is a Zangen fibula f r o m Gudme, 8 4 and die brooch f r o m Lundeborg discussed above of the same type as the Gispersleben pair. 85 F r o m Skâne there is a fragment of a Type Rittersdorf brooch, 8 6 and f r o m Uppâkra five Dreirundelfibeln, some of which are only fragments. 8 7 In Thuringia all belong to chronological phases preceding the middle of the sixth century. T h e traditional Thuringian Dreirundelfibeln are dated to Phases M D 3 and early M D 4 . T h e brooches f r o m Uppâkra are slighdy different f r o m the Thuringian ones in that they are longer and have a more arched bow (Fig. 12). T h e brooches f r o m Uppâkra are, however, unique in Scandinavia. 88 There are rare occurrences of this larger variant in Thuringia. O n e was f o u n d in Farsleben and a slightly smaller pair in Weimar Nordfriedhof. 8 9 Unfortunately none of die brooches has been found in a datable context, but it may be assumed that they belong to late Phase M D 4 or M D 5 on
82 83 84 85 8ft 87 88 89
Bruce-Mitford 1978, 76. Klein-Pfeuffer 1993. Hoilund Nielsen & Vang Petersen 1993, 226. T h o m s e n 1993, 72. Strömberg 1961, Tf. 56.5. H à r d h 2002, 45 Fig. 6. Hàrdh 2002, 44-46. In Schmidt's records the brooches are not mentioned in the context of Weimar grave 61, but they are in the Berlin records: cf. Bertram (ed) 1995, 37 Tf. 9.
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Fig. 13. The best preserved picture-stone from Hornhausen. After Behm-Blancke 1973. M. 1:15.
the basis of their increasing length and their resemblance to the small equalarmed brooches which are dated to Phase SK-A and in Thuringia probably Phase MD5. Thuringian finds have not been systematically searched for in southern Scandinavia, which means that more may remain hidden amongst the many metal detector finds made in this area within the last thirty years. But it is not to be expected that they will become much more common than we are so far aware. Furthermore, there are apparently no such finds amongst the detector finds from Jutland. 90 There seems in fact to be a tendency for these finds to concentrate in Skâne and to some extent on Funen. Compared with the types present in Thuringia, this more easterly orientation seems to agree with the fact that the pin-construction on the beak brooches is of a type primarily concentrated in the eastern parts of southern Scandinavia, cf. above. A final group of objects to discuss is one of a very different kind. From Hornhausen and nearby Morsleben a group of picture stones has been found. 91 The stone plates from Hornhausen relevant here have decoration consisting of a horse and rider in Scandinavian style below which there are animals in a double S-shape in Style II and above a number of feet from a row of persons now broken off (Fig. 13). The animal ornament clearly resembles the typical oval plate brooches of earlier seventh-century Scandinavia. 92 And the horse and rider is very similar to contemporary stones in Sweden and Gotland. 93 From a Scandinavian point of view the decoration of the stones belongs within the early or middle seventh century. The plate 90 91 92 93
These are those best known to the author. Böhner 1982. Böhner 1982, 112 Abb. 4. Lindqvist 1941-42; Olsén 1945, Abb. 357-358.
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Fig. 14. Detail of the picture-stone f r o m Smiss in Stenkyrka, Gotland. After Lindqvist 1942. M. 1:10.
f r o m Morsleben has the same double-S animals, but instead of the horseand-rider there is an unidentifiable animal. Böhner interpreted the plates as having originally been chancel rail plates and, as the whole setting seems to belong within a church, he identified the horse and rider as a „Reiterheiliger". 94 H e also interpreted the row of bodyless feet f r o m the upper panel as five saints in prayer, 95 but in a picture combined with an indisputably Scandinavian style of horse and rider and animal interlace they could as well be interpreted in a more Scandinavian way, especially considering the increasing number of Scandinavian artefacts found in this part of Thuringia. If a Scandinavian concept lies behind the combination of motifs, the feet at the top are more likely to have belonged either to a group of warriors like the motives on the Vendei helmet foils, 96 the picture stone f r o m Smiss in Stenkyrka parish, Gotland (Fig. 14),97 or on the recently found lyre f r o m Trossingen, 9 8 or to a group of persons with a woman with a drinking-horn in front welcoming the warrior. 99 T h e fragment including a banner was supposed by Böhner to belong to a horseman of the same type but carrying a standard instead of a spear. This sounds entirely plausible, except that the style of the horse and rider may perhaps have been less Scandinavian. Böhner's case for the horse being the
94 95 96 97 98 99
Böhner 1982, 101-109. Böhner 1982, 98 & 101-102. Vendei grave XIV, cf. Stolpe & A r n e 1912. Lindqvist 1941-42. T h e u n e - G r o s s k o p f 2006, 114 Abb. 18. Like on the picture stones f r o m Klinte and Garda, Gotland, standing to the right of the horse-and-rider: cf. Böhner 1982, Tf. 24.5-6.
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same is based on the small triangles f r o m the back of the horse, but even though this looks clear the decoration within the triangle is not exactly the same on the Scandinavian-type plate and on the fragment. It is therefore possible that this plate was more Continental in style — differences in the stone may support this idea. T h e spear is of a type with "barbs" which is known f r o m the Continent, while comparable pictures f r o m the Vendei helmets with horse and rider have spearheads with pronounced rivets which are also known f r o m burial finds f r o m the late sixth century. Moreover another helmet foil has a snake in front of the rider 100 that may be compared to the animal interlace below the horse-and-rider f r o m Hornhausen. There may be a much more Scandinavian world-view embodied in the designs of these two plates than accepted by Böhner, w h o saw the images as Christian with a Scandinavian touch. T h a t the artist was not perfectly Scandinavian in the details may either be due to the lack of a genuinely Scandinavian training, or to a lack of training with this type of stone and the technique used. T h e stones f r o m H o r n h a u s e n were found in a cemetery f r o m the eighth century next to which a St Mary Chapel is reported to have existed. Some of the stone fragments had been re-used in the stone frame of a double burial. 101 T h e stone plate f r o m Morsleben was re-used in the local church. 102 There is little doubt that when the stones fell into disuse they were standing either in a church or in a churchyard: Scandinavian imagery in a Christian context, something which Boniface complained about in a letter to Cuthbert of Canterbury in 747, when he was doing missionary work amongst the Saxons — a thing hateful to God. 1 0 3 T h e finds discussed belong primarily in the areas north of the Thuringia of the previous periods. They comprise fairly ordinary brooches and traces of an elite level in a few cases. Brooches of local types combined with Scandinavian Style II also appear in the area. T h e new finds f r o m the Altmark suggest that the whole history of the Scandinavian influence in northern Thuringia is far f r o m fully uncovered. It will be important to establish whether there was local production of the Scandinavian-type brooches and it will be important to be able to assess the proportion of Scandinavian to local finds to identify the relative size of the hypothetical foreign popu-
100 101 102 103
Vendei grave I, cf. Stolpe & Arne 1912. Böhner 1982, 96-97; Schmidt 1980, 441. Schmidt 1976, 25. Hoilund Nielsen 2002, 8 - 1 0 . Boniface referred in particular to the use of animal ornaments on dress.
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lation in the area. The Style II strap-end and especially the Hornhausen and Morsleben picture stones are rare but clear indications of the presence of an elite with origins in Scandinavia or very closely related to that area.
Conclusion For the third and fourth centuries, no written records offer any account of the situation in Thuringia. The paramount graves from the HasslebenLeuna group, however, make it clear that some leading families in the area were establishing themselves. This became even clearer with the appearance of the immensely rich weapon grave from Gommern, SE of Magdeburg and north of the traditional Hassleben-Leuna area, in 1990. 104 The grave's furnishings of tableware and other objects are of a number and quality rarely seen. These families are believed to have earned their wealth and learned about Roman manners when they and their retainers were leading their troops against Gallienus (ingenita auxilia Germanorum).105 From at least the middle of the fifth century a kingdom was established in Thuringia, the most powerful and largest Germanic kingdom north of the former borders of the Roman Empire, with close contacts to the courts of the Ostrogoths, the Langobards and Byzantium. 106 With this background, it is no surprise that the Thuringian elite was a valuable partner for an emerging kingdom in southern Scandinavia, with its centre initially on Funen, apparently. Much of the mobility of various foreign peoples in the fifth century was a result of the movements of Germanic warriors that were part of the Roman Army. When the Empire collapsed in 476 they settled with their families in the areas of the castellae where they had done their service. 107 The first appearances of Nordic-type brooches and bracteates on the Continent fits chronologically into the period just after the collapse of the Empire, as in Thuringia, and it may be suggested that they belonged to the families of a few southern Scandinavian warriors and their retinues in the area. The connexions to southern Scandinavia seem to have been there all the time although evidence from the early fifth century is scarce. The Type Lützen brooches are, however, an indication. The Nordic-type brooches and the bracteates were imitated and copied probably by an immigrant
104 105 106 107
Sailer 2000. Werner 1973. Heinemeyer 2006, 21; Pohl 2000, 312. Wieczoreck 1996, 242-247.
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group of people from southern Scandinavia. In addition the drinking horn in the rich female grave from Gispersleben suggest that elite connexions between southern Scandinavia and Thuringia were still cultivated in the later fifth century. In southern Scandinavia, such brooches and bracteates are found together in hoards, mostly of sacrificial character. The brooches are often of high quality and the bracteates may appear in larger numbers. Altogether, these seem to represent the elite too. Therefore the brooches and bracteates in Thuringia may not be a measure for the proportion of Scandinavian population, but only for the size of the immigrant elite, whose retainers will hardly be recognizable in the finds. There is apparently as yet no material evidence of any new Scandinavian input into Thuringia during the first half of the sixth century. This is a period which saw many changes in southern Scandinavia reflected in changes in the setdement structure including the character, number and distribution of the central places, which were linked to pronounced social changes causing the centre on Funen to diminish and give way to a larger number of centres spread over most of southern Scandinavia, and a very uniform range of brooch-types; almost a systemic shift. 108 In Thuringia too the situation changed due to the political situation. The kingdom was conquered by the Franks in 531, although the Franks occasionally had to send military forces to the area subsequendy. 109 When the next wave of Scandinavian material culture appeared, therefore, the political situation in Thuringia was different. This was no longer an attractive, powerful kingdom, but a Frankish vassal state. It is therefore to be expected that the presence of Scandinavian material culture would now have another background. The plainer Scandinavian brooches appearing, now in larger numbers it seems, in the northern parts of Thuringia, the presence of Scandinavian horse equipment and later the Hornhausen and Morsleben picture stones, suggest increasing connexions with southern Scandinavia, especially the eastern parts. The social range seems different now. The plain brooches may not represent the elite; they are represented by the horse harness and the picture stones. As long as it is not clear whether any production of Scandinavian types took place in Thuringia it is hard to assess the situation. A type like the small equal-armed brooches is quite common in southern Scandinavia; some central places have produced 50—120 of these brooches (Fig. 15). This means that they are run-of-the-mill jewellery and more likely to represent the farmer families in general. It is therefore unlikely that the 108
Hoilund Nielsen 2005.
109
Heinemeyer 2006, 23.
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Fig. 15. Fifty small equal-armed brooches from Stavnsager, eastern Jutland. Photo: K. Hoilund Nielsen.
brooches in Thuringia represent an elite. However the Hornhausen picture stones in particular indicate that a Scandinavian elite is likely to have been present in the northern part of the area. The horse harness may indicate the same.110 It has been suggested that in the northern area a regional group with Thuringian, Saxon and Scandinavian characteristics established itself in the second half of die sixth century, possibly as a result of die collapse of the Thuringian kingdom, 111 which also meant that some Thuringians left the kingdom and setded in Alamannia. 112 However it seems impossible as yet to identify the character of a possible Scandinavian settlement in northern Thuringia. As die places of contact in southern Scandinavia always seem to be central places such as Uppâkra and Gudme/Lundeborg it would be tempting to expect comparable sites to appear in the northern parts of Thuringia, especially if (some of) the brooches were produced in Thuringia. The southern Scandinavian settlers must have known about the central places from home and could be expected to attend these to obtain such products or to establish central places diemselves; with die Scandinavian elite present in the area there ought to have been an appropriate economic background. So far no workshop has been found producing these brooches and the centres in which the elite would supposedly have lived and enter110 111 112
Cf. also Biermann 2003, 354-355. Pöppelmann 2004, 407-408; Schäfer et al 2002, 213. U. Koch 1999.
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tained their retainers have not been found either.113 So far the only way of identifying the elite has been through their graves. 35 years ago in Denmark no central places had been found. Within a decade it was clear that they were there: the metal detectors had identified them.
Acknowledgements I am indebted to a number of people for directing my attention to important literature and finds, helping me finding the relevant literature, lending me their unpublished theses, and giving me access to unpublished finds. My sincere thanks therefore to Jan Bemmann, Wolfram Brandes, Susanne Hakenbeck, Gisela Höhn, Lisbeth Imer, Hans Frede Nielsen, Heike Pöppelmann, Dieter Quast, Birgit Rasmussen, Volker Schimpff and Wolfgang Timpel. Special thanks to Per Orla Thomsen and Svendborg Museum for providing the picture of the brooch from Lundeborg and to John Hines for checking the English text.
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Die Frühzeit der Thüringer - RGA-E Band 63 - Seiten 37-62 © 2009 Walter de Gruyter · Berlin · New York
Bemerkungen zu thüringischen Funden aus frühmittelalterlichen Gräbern im Rhein-Main-Gebiet MARKUS C . BLAICH
... gehen von drei stillschweigenden Voraussetzungen aus: erstens, dass es ausdrücklich und eindeutig als solche zu erkennende (merowingerzeitliche) thüringische Funde (und Befunde) gibt — also aus (frühmittelalterlichen) Gräbern, die in Thüringen liegen, zweitens, dass entsprechende Funde auch aus dem Rhein-Main-Gebiet bekannt sind — dort also als fremd auffallen, und drittens, dass eine Erklärung für diesen Umstand gefunden werden sollte bzw. auch kann. 1 Das archäologische Bild der frühmittelalterlichen Thüringer ist nicht zuletzt durch die Forschungsgeschichte, insbesondere die der Nachkriegszeit bis 1989, geprägt: die merowingerzeidichen Funde aus dem heutigen Thüringen sowie Sachsen-Anhalt werden beinahe ausschließlich aufgrund ihrer Verbreitung mit den in den zeitgenössischen Quellen überlieferten „Thuringi" gleichgesetzt. 2 Dabei ist das Bild, das anhand der spärlichen schriftlichen Überlieferung gewonnen werden kann, ausgesprochen bruchstückhaft; dies wird nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass nur wenige zeitgenössische Berichte vorliegen, die zudem alle nur die Sicht auf das Thüringerreich von außen haben. 3 Ferner ist festzuhalten, dass das Bild des archäologischen Fundbestandes im Wesentlichen durch eine 1961 vorgelegte Dissertation geprägt ist;
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Nur geringfügig überarbeitete und mit Anmerkungen versehene Fassung meines Vortragsmanuskriptes, dessen Duktus im wesendichen beibehalten wurde. Unter den Tagungsteilnehmern danke ich insbesondere H. Ament, W. Haubrichs,J. Jarnut und H. Steuer für ihre Anregungen. W Schwarz verdanke ich Hinweise auf bisher unpubliziertes Fundmaterial, U. Schäfer eine kritische Diskussion der chronologischen Fragen. Vgl. zum Beispiel Schmidt 1979; Schmidt 1988, 4 7 4 - 4 7 5 . - D i e entsprechende methodische Kritik knapp zusammengefasst bei Springer 2005, 5 2 7 - 5 2 8 . - Vergleichbares gilt auch für die gerne vorgenommene, letztlich aber abzulehnende Gleichsetzung mit den (älteren) Hermunduren (zum Beispiel Schmidt 1999). Vgl. hierzu Udolph 2005; Springer 2005, 522-524. Noch immer grundlegend Schlesinger 1968.- Zur dünnen Quellenlage und den daraus resultierenden Schwierigkeiten vgl. zuletzt Grahn-Hoek 2001 bzw. Grahn-Hoek 2002 sowie Joye 2005 und Springer 2005, 525-527.
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die zugehörige Vorlage des Fundstoffes erschien in zwei Bänden 1971 bzw. 1976, allerdings ohne wesentliche Nachträge. 4 Zwar sind in den Jahren nach 1965 weitere frühmittelalterliche Gräberfelder ergraben und auch in Vorberichten publiziert worden 5 , eine Gesamtschau jüngeren Datums, die auch das bisher unpublizierte Material berücksichtigt, steht aber aus6. So beruhen beispielsweise die Überlegungen zur gesellschafdichen Gliederung der Thüringer nach wie vor auf der Analyse zweier größerer Friedhöfe. 7 Vergleichbares gilt für eine Betrachtung zum überregionalen Güteraustausch. 8 Nicht zuletzt im Rhein-Main-Gebiet, in Südwestdeutschland sowie in den Landschaften zwischen Niederrhein und Somme hingegen sind in den letzten 30 Jahren zahlreiche Gräberfelder archäologisch untersucht und entweder in Vorberichten oder gar monographisch vorgelegt worden. Dieser ungleiche Forschungsstand hat drei gravierende Folgen. Für Mitteldeutschland sind bisher nur sehr wenige elb-germanische Funde bzw. Grabfunde des frühen 5. Jh. bekannt geworden, die archäologisch bereits eindeutig als thüringisch zu bezeichnen wären. 9 Ferner ist unklar, welche archäologischen Fundgruppen für die Thüringer des 7. Jh. definierend sein könnten, es fehlen die „spezifisch thüringischen Gegenstände". 10 Hinter diesem Bild könnten sich tatsächliche historische Entwicklungen verbergen, d.h. für die Archäologie wären sowohl die Ethnogenese der Thüringer im 4./5. Jh. als auch ihre weitere Entwicklung im 7. Jh. noch zu entschlüsseln. 11 Schmidt 1961; Schmidt 1970; Schmidt 1975.-Verzichtet wurde auf den Nachweis verschiedener kleinerer Grabungen, deren Ergebnisse meist nur als knappe Vorberichte vorliegen. 3 Zu erwähnen sind so wichtige Friedhöfe wie Deersheim im Nordharzvorland (Schneider 1983; Dresely/Schwarz 1998) oder Gispersleben bei Erfurt (Timpel 1980), ferner ärmlichere Nekropolen wie beispielsweise Dachwig (Will 1994) oder die wenigen Gräber von Halle/Queis (Petzschmann 2003) bzw. Ammern (Sachenbacher 1993). 6 Zur Forschungsgeschichte Hansen 2004, 11—15. Als älteres Uberblickswerk ist zu nennen Behm-Blancke 1973. 7 Behm-Blancke 1970.- Schneider 1991. Vgl. auch Theune 2005, 541. » Pause 2001. 9 In diesem Zusammenhang erscheint es aufschlussreich, dass B. Schmidt nur bedingt eine Diskussion des älteren, hier zu berücksichtigenden Fundstoffes gewagt hat. Zudem ist die Betrachtung der wenigen Funde stark von der Interpretation der spärlichen Schriftquellen geprägt (vgl. Schmidt 1982; Schmidt 1985). Insgesamt lassen sich nach wie vor kaum entsprechende Grabfunde namhaft machen, wie die Zusammenstellung von Hansen 2004, 127-128 zeigt. Zur Ethnogenese der Thüringer aus Sicht der Namen- und Mundartkunde vgl. Rosenkranz 1990. 10 Hansen 2004, 119. 11 Vgl. zum Beispiel Walther 1 9 9 7 / 9 8 - T h e u n e 2005, 536. Die weitere Besiedlungsgeschichte des thüringischen Raumes ist nicht Gegenstand dieser Ausführungen. Vgl. hierzu Gringmuth-Dallmer 1985; Gringmuth-Dallmer 1991; Gringmuth-Dallmer/Lange 1988; Volkmann 2005; Schimpff 2007. 4
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Und schließlich ist festzuhalten, dass für einige der als kennzeichnend thüringisch angesehenen Fundgruppen mittlerweile mehr Vertreter aus Südwestdeutschland oder Nordfrankreich vorliegen denn aus Mitteldeutschland — auch dies ein Sachverhalt, den es bei der Bewertung der Funde im Rhein-Main-Gebiet zu berücksichtigen gilt. 12 Beispielhaft sei dies dargestellt an der Verbreitung der Bügelfibeln vom Typ Rositz, der nach gängiger Ansicht in das mittlere Drittel des 6. Jhs. datiert wird 13 und gerne als archäologischer Beleg für die Umsiedlung vornehmer Damen aus Mitteldeutschland herangezogen wird (Abb. I). 14 Eine ethnische Deutung archäologischer Funde muss, sofern sie überhaupt möglich ist, m. E. auf der Kombination verschiedener Merkmale bzw. Kriterien beruhen. 15 So können beispielsweise (metallene) Bestandteile der Kleidung (Fibeln/Gürtel und ihre Trageweise, sofern die Trachtlage überliefert ist) Hinweise geben. Ferner ist der handgemachten Keramik große Bedeutung beizumessen, wurde sie doch für den örtlichen Verbrauch und nicht für den Fernhandel hergestellt. Und schließlich sind Eigenheiten des Totenrituals (Grabbrauchs) zu berücksichtigen. Die Schwierigkeiten, archäologische Befunde des frühen 5. Jh. namhaft zu machen, die als thüringisch zu bezeichnen wären, wurden bereits angedeutet. Beschränkt man sich auf das späte 5. Jh. und die erste Hälfte des 6. Jh. — um gewissermaßen sicheren Boden zu betreten — so können verschiedene Fundgruppen und bzw. oder Formen des Totenrituals als kennzeichnend „thüringisch" angesehen werden. 16 Aus den Gräbern der Frauen kennt man beispielsweise so genannte Dreirundelfibeln, Fibeln mit zangenförmig gelappter Kopfplatte oder charakteristische Bügelfibeln 17 ; zudem finden sich gelegentlich — wohl auch als Zeichen ihres Standes — Webschwerter in den Frauengräbern. 18 Der Katalog entsprechender Kriterien für Männergräber fällt vergleichsweise schmal aus, nicht zuletzt, da den verschiedenen Fibeltypen der Frauenkleidung vergleichbare metallenen Bestandteile der Männerkleidung fehlen.19 Anzuführen ist die — insgesamt aber doch seltene — Beigabe von Bratspießen.
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Anschaulich das Diagramm bei Hansen 2004, 39 Abb. 25. U. Koch 1977, 50-52; A. Koch 1998, 411-412; Hansen 2004, 46. Grundlage der Verbreitungskarte sind die publizierten Funde; nicht zuletzt für die Altmark wird eine grundlegende Änderung des Bildes zu erwarten sein (freundl. Mitt. W. Schwarz). Ausführlich Blaich 2006, 248-250. Theune 2005, 535. Zuletzt A. Koch 1998, Karten 24-27; Theune 2005, 538-540, mit 539 Abb. 46. Erstmals Behrens 1950. Theune 2005, 538.
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Beiden Geschlechtern gemeinsam ist die Beigabe von Gefäßen aus Buntmetall oder Keramik; bei den letztgenannten überwiegen die handgemachten Buckel- oder Rippengefäße, beispielsweise vom Typ Obermöllern. 20 Und schließlich sind noch drei Besonderheiten des Bestattungsrituals anzuführen: grundsätzlich sind die Friedhöfe der Thüringer im Vergleich zu den Reihengräberfeldern aus Süddeutschland oder vom linken Niederrhein sehr klein; meist zählen sie keine 200 Gräber. Zudem sind neben Körpergräbern auch Brandgräber nachgewiesen bzw. kann bei Körpergräbern mehrfach eine Nord-Süd-Ausrichtung beobachtet werden. 21 Allerdings gilt auch hier die schon oben getroffene Einschränkung: Bisher sind vor allem mitteldeutsche Gräberfelder bis einschließlich der zweiten Hälfte des 6. Jh. bekannt, jüngere Funde nicht zuletzt des 7. Jh. hingegen sind beinahe unbekannt. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass bislang eine anderswo immer wieder festgestellte Zunahme von Grabfunden im späteren 6. und frühen 7. Jh. für die Thüringer nicht beurteilt werden kann. Die thüringischen Gräberfelder zeichnen sich in ihrem Aufbau, ihrer inneren Struktur durch die lockere, unregelmäßige Streuung der Grabgruben aus; auffällig ist zudem die Belegung in Familienverbänden bzw. in nach Geschlechtern getrennten Gruppen (Abb. 2).22 Während die Beigabe von Gänse- und Hühnereiern in ihrer Aussagekraft umstritten ist23, können die Bestattungen von Pferde(n) und Hunde(n) in einer Grube wohl zu recht als elbgermanisch-thüringisch gedeutet werden. 24 Vor diesem, skizzenhaft umrissenen Hintergrund zum Totenritual der elbgermanisch-thüringischen Bevölkerung gilt es, entsprechende Befunde aus dem Rhein-Main-Gebiet anzuführen und zu bewerten. 25 Als erstes Beispiel sei der Friedhof von Langenlonsheim im Nahetal bei Bad Kreuznach angeführt. Dieser Friedhof wurde 1975—1977 ergraben, mehrere Vorberichte erlauben mittlerweile eine erste Einschätzung zumin20
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Theune 2005, 540. Zur Gesamtverbreitung der handgemachten Keramik in Südwestdeutschland vgl. Gross 1997, 233 Abb. 1. Zu den Buckel- und Rippengefäßen vom Typ Obermöllern zuletzt Blaich 2006, 181-184; 183 Abb. 40. Theune 2005, 537; Blaich 2006, 209 Abb. 43. Beispielhaft dargestellt für die Gräberfelder von Stößen, Weimar (Nord), Obermöllern und Rathewitz bei Hansen 2004, 155-168. Mittermeier 1986, 182-199, mit der Bemerkung, dass im Verbreitungsbild die „optischen Dichtezentren" irreführend seien, da sie einzig durch den Forschungsstand bedingt sind (S. 182). Demgegenüber betont Jentgens (2001, 166-173) die Bindung an einzelne Familien; beiden Überlegungen widersprechend Blaich 2006, 207-210. Blaich 2006, 48-51. Unberücksichtigt bleibt hier die Diskussion um die Ausdehnung bzw. mögliche Südgrenze des Thüringischen Machtbereiches. Hier bieten gerade neuere Funde Anlass zur Diskussion, beispielsweise der Friedhof von Geichsheim (Haas 1989/90).
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künstlich deformierter Schädel Grenzen der nach Geschlecht Ν getrennten Gräbergruppen ι 0
ι 5
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Abb. 2. Kartierung der nach Geschlecht getrennten Gräbergruppen. Ergänzend sind Skelette mit künstlich deformiertem Schädel eingetragen. (Nach Hansen 2004,165 Abb. 158, verändert und korrigiert vom Verfasser).
dest der ältesten Belegungsphase. 26 Dabei kommt gerade den beiden Frauengräbern 22 und 87 besondere Aussagekraft zu (Abb. 3).27 Diese Gräber wurden nach Ausweis ihrer Inventare im ersten Viertel des 6. Jh. bzw. in der ersten Hälfte des 6. Jh. angelegt. Während der größte Teil der Inventare in den ördichen Rahmen passt, stechen in beiden Gräbern die paarweise getragenen Bügelfibeln hervor: es handelt sich um Zangenfibeln bzw. eine Variante der Bügelfibeln vom Typs Rositz. 28 Bereits in ihrem ersten Vorbericht wiesen die Ausgräber auf die zahlreichen Funde thüringischen Charakters hin: Polenz/Stümpel 1976/77. ^ Zeller 2000. 2ii Zeller 2000, 205 Abb. 1,2.7; 207 Abb. 2,5. 26
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Betrachtet man die Verbreitung der handgemachten Keramik auf dem Gräberfeldplan, so ist eine bemerkenswerte Konzentration im nordwestlichen Bereich zu verzeichnen (Abb. 4). 29 Es handelt sich um den ältesten Teil der Nekropole, der in der Zeit um 500 bzw. in der ersten Hälfte des 6. Jh. belegt wurde. Die lockere Streuung der Gräber schließlich entspricht dem Bild, das man von mitteldeutschen Bestattungsplätzen kennt. Verknüpft man beide Beobachtungen, so erscheint die elbgermanischthüringische Herkunft der ersten im frühen 6. Jh. auf dem Ortsfriedhof von Langenlonsheim bestatteten Personen glaubhaft. Deutlicher ist der Befund für den Friedhof von Eltville im Rheingau. Bei den ersten Siedlern handelte es sich um eine kleine Gemeinschaft. Insgesamt 17 Gräber können der Belegungsphase I, d.h. der Zeit zwischen 470/80 und 510/20 zugeordnet werden. Den anthropologischen Bestimmungen zufolge handelt es sich um drei Männer und sieben Frauen; bei drei erwachsenen Individuen war eine Geschlechtsbestimmung unmöglich. Hinzu kommen noch vier Kinder. Es bietet sich an, diese Gruppe als zwei, vielleicht sogar drei Familien zu deuten. 30 Welche Hinweise lassen sich auf die Herkunft dieser Siedler gewinnen? Die in Grab 144 bestattete Frau verstarb zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr. 31 Sie wurde in einem hölzernen Sarg bestattet, der in einer auffällig großen, W-O ausgerichteten Grube stand (Abb. 5). Auch der Trachtschmuck aus Edelmetall (Bügelfibel, Kleinfibeln, Ohrring, Perlenkette), das aus dem heute belgischen Gebiet importierte Glasgefäß und vor allem die ungewöhnlich umfangreiche Gefäßbeigabe sprechen dafür, dass es sich bei dieser Person um die Angehörige einer wohlhabenden Familie handelt. 32 Neben der aus Jüdand stammenden Bügelfibel verdienen vor allem die zwei so genannten Rippenschalen besondere Aufmerksamkeit. Gefäße dieser Form sind aus Gräbern der Zeit zwischen 480 und 550 n. Chr. bekannt; ihr Vorkommen reicht vom heutigen Thüringen bis nach Südwestdeutschland. 33 Sie werden in der Forschung meist als Hinweis auf mitteldeutsche Siedler gesehen, d. h. als Personen, die im Laufe der genannten Zeit in den südwestdeutschen Raum eingewandert sind oder aber nach der Zerstörung des Thüringerreichs durch die Franken (531 n. Chr.) zwangsweise umgesiedelt wurden. 34 Für die Gefäße aus Eltville sind, wenn man Form und Ziermuster genauer betrachtet, unmittelbare Vergleichsfunde beinahe aus29 30 31 32 33 34
Zeller 2002, 157; 159 Abb. 6. Blaich 2006, 271; 232; dazu Taf. XV. Blaich 2006, 419-421. Blaich 2006, 223-224. Blaich 2006, 183 Abb. 40; vgl. die in Anm. 20 genannte Literatur. Zuletzt Blaich 2006, 181-182.
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Abb. 3. Langenlonsheim: Grab 22 (1) mit Dreirundelfibel und zwei Zangenfibeln und Grab 87 (r) mit zwei Bügelfibeln vom Typ Rositz. (Zeller 2000, 205 Abb. 1 bzw. 207 Abb. 2).
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Θ ] und germ, [t] beziehungsweise [d] streng geschieden blieben. Die Schreiben des Bonifatius (Winfred) und seines angelsächsischen Schülers Lull (Nr. 26, 27, 28), auch die ,Vita Bonifatii', des Angelsachsen Willibald (Nr. 29) haben dementsprechend nur die Graphie (th). Der altenglische ,Widsith' (8./9. Jh.) bringt sogar das runische Graphem (£>) der altenglischen Schrift: Pyringum ,den Thüringen' (D. Pl.), mid HastPyringum (D. Pl.) ,mit den Ostthüringen'. Zum romanischen Charakter der Graphie (t) statt (th) kann man die Gegenprobe machen. Was passiert, wenn die romanische Schreibung nach Deutschland kommt? Paulus Diaconus bietet um 787 in seiner ,Historia Langobardorum' stets Turingi, Turing(i)a, doch die deutsche Handschriftengruppe G (9. Jh.) ersetzt mit heimischen (th). 24 Im 8. und 9. Jahrhundert bildet sich immer stärker eine graphische Dichotomie aus. Die west-fränkische Romania mit Prudentius von Troyes (Nr. 45), dem Astronomus genannten aquitanischen Biographen Ludwigs des Frommen (Nr. 46) und Hinkmar von Reims (Nr. 48, 51, 52, 53, 54, 55, 56) schreibt (t). Die ,Lex' Thuringorum (Nr. 38), Fuldaer Zeugnisse (Nr. 40, 41 etc.), Traditionen (a. 850/77) aus Corvey (Nr. 57, 71), Urkunden aus Gandersheim (Nr. 60, 74) und andere Quellen aus der ostfränkischen Ger-
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Vgl. Waitz 1878.
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mania bieten stets (th). Hierher sind dann auch Originalurkunden aus der Kanzlei Ottos I. (948-956) mit (th) zu stellen. Ganz anders sieht es bei Otto II. und Otto III. aus, in deren Kanzlei Romanen wirkten. Dort finden wir - es ist stets der Ländername (Nr. 79, 80, 83, 85, 86, 87, 88, 89) - in Originalurkunden die Graphie (t). Die Ausnahme davon macht die ethnonymische Doppelformel Saxones et Thurìngìì a. 979 (Nr. 84). Die kopialen Urkunden von 975 für Fulda (Nr. 81, 82) restituieren bezeichnenderweise das heimische (th). Die Dichotomie zwischen germanisch-deutscher (th)-Schreibprovinz und romanischem (t) ist eine Folge des romanischen Lautersatzes für das dem eigenen Lautsystem fremde []d], der sich natürlich keineswegs auf unser Ethnonym beschränkt, sondern sich auch sonstwo findet, z.B. in häufigem Ted-ricus stat Theode-ricus etc., oder in it. tedesco < lat. theodiscus. Guten Anschauungsunterricht über die graphischen Folgen dieses merowingischromanischen Lautersatzes gibt der Stamm *theod(a)~ bei den merowingischen Münzmeisternamen, in der die Lautersatzschreibung (t) die Traditionsschreibung überwiegt: 25 [T]EOD[... TEODEGISIL ? ... TEODELINO TEODENO TEODERICO TEODERICVS TEODI+NO TEODIRICO TEODIRICVS TEODO[... TEODOALDO TE0D0LE(N)0 TEODOLENO TEODOMARIS TEODOMERES TEODOVALD TEODVLFO TEOVLFVS = *TEO(D)VLFVS TEVDAHARIO TE VD CHARIVS TEVDDOLEN TEVDE[... J. J _ i V i-j . . TEVDEGISILVS
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Felder 2003, 698 f.
TEVDEG [I] SILVS TEVDEGVSOLVS TEVD(E)NO ? TEVD[E]NV ? TEVDERICVS TEVDIN(O) ? TEVDIRICO TEVD O MARE TEVDOMARES TEVDOMERE TEVDOMERIS TEVDORICI TEVDORICI oder TIVDORICI TEVDOSINDO TEVDOVALDO TEVDVLFO TEVDWLFO THCCTVLFO statt *THEVDVLFO ? THEDEBERTVS THEDVLBVS TH(E0DEBERT)0 THEOD(EBER)T(V)S THEODEBERTVS
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THEODEDERTVS THEODEGISILVS [T]HEODICISIRO THEODOAL(DO) THEODOBERTI THE[ODOBERTI] [THEO] DOBERTI THEODOBERTO THEODOLENO THEVALD THEVDEBERTI THEVDECISILVS [THE]VDECISILVS
THEVDEICNVS = *THEVDELENVS THEVDEILENVS THEVDE(LE)NVS THEVDELINVS THEVDEMARO THEV(D)EN[VS] ? THEVDVLFV THIDAIO = *THI(V)D(0)AL(D)0 THIVDVLFVS THVEVALDO THVODIBERTVS TIEODEB(E)RTVS
N u n begegnen freilich seit dem 8. J a h r h u n d e r t auch Schreibungen mit :26 (90)
8. Jh. 2. H. Duringorum genti: Arbeo von Freising, Vita Haimhrammi episcopi; Ü: 10. Jh. (91) a. 902 Duringi, Duringos·. Ann. Fuldenses (Fortsetzung von Niederaltaich) (92) a. 939 or. Nord-duringa·. D. Otto I Nr. 21; vgl. Nr. 73 a. 945 K. 10. Jh.: Duringi comitis-, Nr. 77 a. 946 Or. Thuringi comitis (93) a. 966 K. Nort-duringom D. Otto I Nr. 327 (94) a. 1021 Nord-duringon (Förstemann 1967, 422) (95) a. 1036 Nort-duringun (Förstemann 1967, 422) (96) a. 1051 North-duringen (Förstemann 1967, 422) (97) Duringe (Mhd. Kaiserchronik, a. 1130/40) (98) die Düringe und die Sahsen dienten also dâ, da^ e^ den wisen miieste ivolgevallen (Walther von der Vogelweide 19,5: Magdeburger Weihnacht) a. 1197 (99) den hof Düringen (Walther von der Vogelweide 20,4) a. 1201/05 (100) derDiirnge bluome (ebd., 35,7) a. 1214/15 (101) lantgrâf von Dürngen (Wolfram, Willehalm 417,22) a. + 1210 etc. Diese ( d ) - S c h r e i b u n g e n spielen in der noch zu besprechenden etymologischen Theorie von J ü r g e n U d o l p h z u m N a m e n der Thüringer von 2001 eine bedeutsame Rolle. 2 7 Er vertritt eine Ableitung des E t h n o n y m s beziehungsweise C h o r o n y m s von einem rekonstruierten, außerhalb des Nordg e r m a n i s c h e n schwach belegten g e r m . *dur- mit der B e d e u t u n g ,Hügel'. Er n i m m t zum A u s g a n g s p u n k t seiner Schlussfolgerungen (neben m o d e r n e n Familiennamen wie Düring etc.) die (d)-Belege. Die alten Schreibungen mit ( t h ) , ( t ) sind dagegen für ihn aus antiker Tradition (ohne nähere Erläute26
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Zu den Quellen vgl. Anm. 23; ferner Schröder 1895; Walther von der Vogelweide 1986, 37; 38; 67. Wolfram von Eschenbach 1926, 619. Vgl. auch ahd. Glossenbelege Duringa, Düringen, Duringen bei Schützeichel 2004, II, 322. Udolph 2001; Udolph 2005.
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rung) zu erklärende Besonderheiten, die man — so nimmt er an — demnach vernachlässigen kann. Die (d)-Schreibungen sind nach ihm niederdeutsch, norddeutsch, enthielten also die ursprüngliche germ. Lautung. Die späten (t)-Schreibungen, die ja immerhin auch vorkommen, erklärt er als hochdeutsch (nach dem Modell der Entwicklung von germ. *duhtar, engl. daughter > dt. Tochter). Leider passt die empirische Wirklichkeit der Belege nicht zu dieser Theorie. Es gibt nämlich konträr dazu eine beachtliche Anzahl von oberdeutschen (d)-Belegen, z.B. im 8. Jh. (kop. 10. Jh.) bei Arbeo von Freising (Nr. 90), im 10. Jh. in der bairischen (Niederaltaicher) Fortsetzung der ,Annales Fuldenses' (Nr. 91), in der mittelhochdeutschen ,Kaiserchronik' (a. 1130/40) aus Regensburg (Nr. 97), die Düringe und die Sahsen bei Walther von der Vogelweide (Nr. 98, 100), das Choronym Düringen bei Walther und Wolfram von Eschenbach (Nr. 99, 101). Wenn nun beim ThüringerNamen altes germ, [d] vorläge, dann müsste dies im Süden zu [t] werden. Dafür gibt es jedoch keine Belege im Oberdeutschen. Richtig aber sowohl für Oberdeutsch und Mitteldeutsch (also auch für das ostmitteldt. Thüringische) ist die Schreibung (d) als Resultat des ahd. Wandels von germ. []D] > [d].28 Damit ist die Anlautfrage für das Thüringer-Ethnonym beantwortet: es ist [JJ] anzusetzen. Es ist jedoch auch auf der Grundlage der Belege der Stammvokal des Namen zu erörtern. Es wechseln dort (u) (z.B. Nr. 8, 13) und (o) (z.B. Nr. 1,2,10 u.ä.). Die Erörterung kann kurz gehalten werden. Es handelt sich erneut um einen Romanismus, nämlich um den Reflex der vulgärlateinischen Senkung von kurzen [i] > [e] und [u] zu [o].29 Gerade deshalb finden wir die Schreibung Tor- schon in den allerfrühesten Belegen. Dies kann an einem geradezu klassischen Beispiel gut demonstriert werden: Nr. 17 Fredegar: Toringia docem instetuit... statt *Thuringia ducem instituit. Hier stehen nebeneinander die Senkung von [u] > [o] in Toringia und docem, und die Senkung von [i] > [e] in -stetuit. Dagegen haben wir in den ostfränkischen Quellen durchweg (u). Aufschlussreich ist es, wenn ostfränkische Handschriften romanisch gefärbte Vorlagen bessern. Das ist der Fall bei Nr. 12 (Gregor von Tours); wo Thor- in der Lorscher Handschrift Cl (8./9. Jh.) in Thür- umgeschrieben wird. Interessant ist auch das Verhalten der angelsächsischen beziehungsweise deutsch-angelsächsischen Quellen Nr. 26 bis 30 aus dem Kreis um Wynfrid Bonifatius und im ,Widsith'. Sie schreiben stets (y) oder (i). Hier handelt es 28 29
Vgl. Braune/Reiffenstein 2004, § 165-167. Vgl. Wolf/Hupka 1981, § 116; Kiesler 2006, 42.
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Wolfgang Haubrichs
sich um Grapheme, welche die altenglische Palatalisierung von [u] zu [y] (ü-Umlaut) aufweisen, die germ, [u] und nicht [o] voraussetzt. 30 Damit ist für den Stamm *pur- anzusetzen. Und nun zu den Etymologien: Die älteste, schon von Kaspar Zeus s im frühen 19. Jahrhundert 31 und danach von Maurits Schönfeld 1911 gegebene 32 Etymologie behandele ich zuletzt. Vorwego stehe eine von Ernst Förstemann,>dem eigentlichen Pionier der o 33 deutschen Onomastik, in einem frühen Werk profilierte Idee; in der er Thüringen an den einheimischen Gewässernamen Tjra (Thüringen, ^ Helme Unstrut) anschließen wollte. Er hat jedoch in späteren Auflagen seines Ortsnamenbuches (1872 und 1900) diese Ansicht revidiert und deutlich ausgesprochen: 34 „so ist es jetzt doch sicher, dass ihm [dem thüringischen Choronym] th, nicht ¿/zukommt. Für Thjra, in dem (th) rein graphisch ist, nahm er als Grundlage einen Gewässernamen idg. *Durja an, wie er auch bei der schweizerischen Thür vorliegt. 35 Jürgen Udolph hat 2001 und wieder 2005 — wie bereits erörtert — germ. *Dur-ing < *dus-/*dur-,Hügel, Erhebung' (vgl. an. dys < *dusj-, norw. dussa ,ungeordneter Haufen', westfäl. dus), d.h. ,Ort, Land, wo Hügel sind' als Basis des Völkernamen angesetzt. 36 *During- wäre nach ihm ein ursprüngliches Toponym wie andere Namen auf -ing- auch. Dieser Ansatz ist nicht haltbar, da die Beleglage eindeutig germ. [Jj] im Anlaut voraussetzt. Die von Zeuss und Schönfeld gegebene Etymologie erfüllt dagegen die Anforderungen der Überlieferung. Sie stellen zu germ. *pur-a^ (an. pori ,größerer Teil, Hauptteil') < idg. *thur- (Sanskrit turâ ,stark, machtvoll, reich'; hierher auch der keltische Völkername Turones ,die Kraft-, Machtvollen'). 37 Der PN des gotischen Heerführers Thuro, 3. Jh. (bei Jordanes), und manche anderen ostergermanischen Namen gehören hierher. 38 o o Für die Ermittlung der speziellen Bedeutungen des Stamms im Germanischen stehen zwei Entwicklungslinien zur Verfügung: a) Ableitung germ. *purman sw. Verb (an. pora,wagen, von ,Großes tun' (?);39 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39
Brunner 1965, § 1 0 2 . Zeuss 1837, 102. Schönfeld 1965, 239. Förstemann 1863, 245 f. Förstemann 1872, 1457; 1967, 1063. Vgl. Greule 1973, 91-93; 159-160; 191-194. Udolph 2001; 2005. Vgl. Grahn-Hoek 2002, 9-12. Vgl. Pokorny 1959, 1083. Schönfeld 1965, 239; Reichert 1987, 659. Orel 1003, 429.
sich trauen' im Sinne
Der „Name" der Thüringer
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b) Ableitung germ. *pur(ï)s-a% Subst. m. (an. purs ,Riese'; ae. djrs ,Riese'; as. thuris im Toponym Thuris-ld[h]un ,Riesenwald'; Runenname thuris im ,Abecedarium Nordmannicum' (9. Jh.); ahd, thuris, duris ,übler Geist', in Glossen ,Riese' für cyclops, aber auch für einen Gott, speziell Pluto, Gott der Unterwelt, und Orcus\ mhd. dürse,Riese'; vgl. Lehnwörter finn, tursas ,Meerungeheuer'; estn. Tursas, eine Meeresgottheit): 40 hierzu ostgerm. PN Torisa < *purisa 6. Jh.; Gepidenkönig Θορισιν a. 549; römischer dux Thorisarius < puris-harja^,Riesenkrieger' QZ a. 511; Ostgotenkönig Thorismud a. 453; Westgotenkönig Thorismodus ab a. 453; Θουριμοΰθ a. 544 Leibwächter Beiisars, alle im Sinne von ,Riesen-Gesinnung'. 41 Die älteren Deutungen nehmen für das Ethnonym *pur-ing7)^ die Bedeutung ,die Wagenden' an.42 Die oben gegebenen Erläuterungen zeigen jedoch, das diese Bedeutung ebenso wie die von ,Riese' sich Weiterentwicklungen verdanken. Für das Ethnonym scheint es dagegen sinnvoll, die zugrunde liegende Bedeutung im Sinne von ,stark, groß, machtvoll' zugrunde zu legen, so dass der ursprüngliche Sinn des Völkernamen der Thüringer in etwa die ,Starken' bedeutet haben mag. Es ist noch die Morphologie zu prüfen: Im Spektrum der germanischen Wortbildung werden mittels Suffix -ing- Täterbezeichnungen, nomina actoris abgeleitet, zunächst im appellativen Wortschatz: an. vitringr,Weiser'; blindingr,Blinder'; lgb. adiling, ae. epiling, ahd. editing ,Adliger'; ahd. arming,Armer'; ahd. ae. bearding, ahd. herting ,Held' zu germ. *hardu-,kräftig'; ahd. mahting ,mächtiger Geist'; ahd. grising ,Graukopf, an. mildingr freigebiger Mensch'; ahd. PN Fradinc zu frad ,strenuus, tüchtig'.
Völkernamen auf -ing- kennen diese deadjektiven Bildungen auch: 43 (102) Tulingi 1. Jh. < *pul-ingd^,die Geduldigen' {got.pulan, ae. polian, ahd. dolori) (103) Λάκριγγοι, Lacringes 2. Jh. < *Lakr-ingö% ,die Übermütigen' zu *lakra- a u s gelassen, übermütig' (104) Σαβαλίγγοι 2. Jh. < *Sabal-ingö% ,die Verständigen' zu *sabala- ,wahrnehmend, verständig, scharfsinnig' (105) ae. Myrg-ingas (,Widsith' 8. Jh.) zu ae. myrge ,lustig, erheiternd, kurzweilig' (106) Reudingi (hs. Reudigm) a. + 100 < *Reud-ingd% ,die Roten' zu germ. *reuda ,rot' (got. -riuds, ae. réod)
40 41 42 43
Orel 2003, 429 f. Vgl. Förstemann 1967, 1067; Schützeichel 2004, II, 322. Reichert 1987, 697-699. Stellvertretend Schönfeld 1965, 239; Neumann 1997, 3. Vgl. auch Springer 2005, 521 ff. Vgl. Schönfeld 1965, 149; 188; 199; 243; Wagner 1998. Die Ausführungen bei Zimmer 2006 berücksichtigen Wagners Analyse nicht.
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Wolfgang Haubrichs
Hier fügt sich das Ethnonym *pur-ingö^ ,die Starken' ausgezeichnet ein. Aber fügen sich die „Thüringer" auch semantisch in die Typologie der Völkernamen ein? In der Tat gehört die Benennung von gentes nach zugesprochenen guten Qualitäten, seien es körperliche Eigenschaften oder Geistes- und Charaktereigenschaften, zu den häufigeren Erscheinungen: 44 1. Bezeichnungen nach körperlichen Eigenschaften: 1.1. Nach guten Eigenschaften, z.B. gall. Calet-es ,die Harten, die Helden' zu air. calath ,heroisch', gall, caled ,hart'; germ. Sturii < *Stür-ß% ,die Kräftigen' zu ahd. stür.; mndl. stuur, an. stórr < germ. *stür-,stark, kräftig, störrisch': Hronan im ,Widsith' ,die Rauhen' zu isl. brani,Polterer, rauher Mensch'; Var-isti ,die Allerwehrhaftesten' mit Superlativsuffix; später War-asci ,die Wehrhaften' mit anderem Suffix zu got. warjan, an. verja, ahd. werien, as. ae. werian < germ. *war-ija ,wehren'; analog mit anderem Suffix Vanni, Varni, Warni, Werini, ae. Waernas (Widsith) < germ. *War-inö^,die Wehrhaften'; Vand-ali, die Wandalen ,die Gewandten, Beweglichen, Raschen' zu germ. *wand- ,wenden, sich drehen'; westgotische Königssippe der Balthae ,die Schnellen, Kühnen' zu germ. *balpa- ,schnell, eifrig, kühn'. 2. Bezeichnungen nach Geistes- und Charaktereigenschaften 2.1. Nach guten Eigenschaften, z.B. kelt. Brigant-es ,die Hohen, Erhabenen' zu kelt. brigant- als Entsprechung zu ai. brhánt-, avest. ber-e-^ant- ,erhaben, hoch, groß'; entsprechend vielleicht germ. Burgundi-ones < *Burgund-e£ mit Ableitungssuffix; gali. Rèmi < idg. *prei-mo ,die Ersten' (oder im Sinne von ,Ur-Menschen'; kelt. Galli ,die Wilden, Ungestümen' zu air. gal,vapeur, fureur'; kelt. Aduatuci zu idg. *uuät- ,in Ekstase befindlich'; germ, latinisiert Frana, ahd. Franchón, Franken, ae. Frakkar wohl zu einer nasalierten Nebenform von germ. *fraka- (vgl. a e. frac ,eager, bold, daring', anorw. frakkr,mutig, rasch 1 ), verwandt mit a n . f r e k r , ae.frec, vhà.freh ,gierig' < germ. *freka-, Sciri < *Skirö% < germ. *Skeir-ö% ,die Reinen, Hellen, Glänzenden' zu got. sheirs ,hell, klar', as. skïr(i), ae. scïr, afries. skïre < germ. *skeira- ,rein, lauter'; (H)eruli < *Er(u)la% ,die Vornehmen, Adligen'; Chauken ,die Hohen, Erhabenen' zu got. hauhs, ahd. höh < germ. *hauha-\ entsprechend kelt. Kaukoi (bei Ptolemäus); germ. Batavi ,die Guten' zu germ. *bat- ,gut'; (H)Hrminones ,die Großen, Gewaltigen, Erhabenen' zu germ. *ermina% ,groß, erhaben'; Wigmödi ,die Kampfmutigen'; Lacringes < *Lakr-ing-ö% ,die Übermütigen, Heiteren' zu germ. *lakra-,ausgelassen, übermütig'; Myrgingas im ,Widsith' zu ae. myrge ,lustig, erheiternd'; Fagana ,die Frohen', bair. genealogia der ,Lex Baiuwariorum'; Sabalingoi bei Ptolemäus zu germ. *sabala- ,verständig'. Prunknamen sind die sekundären qualifizierenden Zusammensetzungen nebst ihren Kurzformen wie in ae. Flrêdgotan, an. Hreid-gotar ,die reinen, auserlesenen Goten' neben ags. Hradas (?) zu germ. *hreid- ,rein, auserlesen'; oder in Wisigothae ,Edel-Goten' neben Visi zu germ. *msu- ,edel '; Austrogothi, Ostrogothi,Glanz-Goten' zu germ. *austa-ra M o r genröte, Licht, Osten'; ags. Heatho-beardan ,Kampf- (Lango-)Barde'; Beorht-dene ,Glanz-Däne' usw.
44
Vgl. hierzu Haubrichs 2002, 24 f. mit weiteren Literaturangaben.
Der „Name" der Thüringer
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Wie leicht aus dem Material zu ersehen, fügt sich semantisch das Ethnonym *pur-ingöti auf das beste in die Typologie germanischer Personengruppennamen wie etwa Sturii ,die Starken, Kräftigen', wie Hrmin-ones ,die Großen, Erhabenen', 45 oder wie Balthae (zu germ. *balda-) ,die Schnellen, Kühnen' ein. 46 Damit dürfte der etymologische Ansatz des Thüringer-Ethnonyms sowohl phonologisch und morphologisch als auch semantisch gesichert sein.47 Exkurs: Thurìngì und Terwingi
In neuerer Literatur 48 ist die Frage aufgeworfen worden, ob nicht der Name der Thuringt identisch mit dem der ostgermanischen (gotischen) Terwingi sein könnte und damit die sprachlich westgermanisch einzuordnenden Thüringer in gewisser Weise als Nachfolger der Terwingen zu betrachten wäre. Die Entscheidung dieses Problems kann auch hier nur unter Würdigung der überlieferten Namenzeugnisse vorgenommen werden: (107) Τερβίται: Eutropius, Breviarium ab urbe condita, griech. Übersetzung a. 376 (zum Suffix -ida-, -ita vgl. zum Beispiel den Gepidenkönig Fast-ida) (108) Tervingi. Eutropius: lat. Fassung a. 364 (109) Tervingi (2x) als pars Gothorunr. Panegytici Latini zu a. 291 (110) Tervingi (2x): Notitia dignitatum Orientis a. 425 (111) Thervingi, Thervingorum (3x zu a. 378): Ammianus Marcellinus a. 378 (XXXI 3, 4; 5, 1 u. 8: dort auch sonst etymologisch [d, t, F] mit ahd. Hildibert, Chlodwig > Hludwig, wo er die Gleichungen zwischen Westfränkisch und Althochdeutsch kannte. 53 Aber auch ohne das Zeugnis des Ammianus lässt sich das Problem des etymologischen Ansatz für die Terwingen einer einwandfreien Lösung zuführen, bei der man erneut Norbert Wagner folgen darf. 54 Zunächst einmal hat die griechische Ubersetzung des Eutropius (Nr. 107) im Anlaut Tau, was auf lat. (t) zurückweist. Dann haben alle sonstigen frühen Belege (Nr. 108, 109, 110) germ. *Ar-la/*Arnia > aso. * Or-la/* On la > dt. Orla. Der Name muss also vor den Slawen bei den germanischen Nutzern des Orla-Raumes bekannt gewesen sein und an die Slawen etwa im 8. Jh. weiter vermittelt worden sein. Die Schreibweise *Or-la soll zum Ausdruck bringen, dass zwischen r und 1 noch ein Zwischenvokal gestanden haben muss. Die Form *Arula ergibt sich dabei als sehr wahrscheinliches Rekonstrukt, da sie gewissermaßen Voraussetzung ist für slawisch *Or~bla (gesprochen etwa [orala]) als Ausgangsform für dt. Orla. Ohne diesen Zwischenvokal hätte sich sonst nach den sprachlichen Gesetzmäßigkeiten des frühen Altsorbischen eine Form *Rola aus der ogerm. Form ergeben müssen. o Ganz östlich — vom Orla-Gau aus gesehen — ist ein weiterer Zeuge im Sinne eines Sprachdenkmals aus gleichfalls vorslaw. Zeit. Nach dem Gewässer ist auch der weit jüngere Ort, die heutige Stadt Auma, benannt. Der Fluss ist bezeugt 1351 (an der) Hume, 1495 (an der) Awme, der Ort hingegen schon mit Formen wie 1237, 1248 Albertus de Uma, 1328 Uma, 1 / m a , 1443 IJhama, 1565 Ahuma. Als ursprüngliche Ausgangsform ist möglich voreinzelspr. *Auma zu einer Wurzel *au- etwa ,Wasser' beziehungsweise ,Flusslauf' + -/»-Erweiterung > germ. *Auma > aso. *Uma > ahd. *Uma > nhd. Auma. Vgl. dazu zum Beispiel den ß w - B a c h (rechts z. Lahn): 880 in Aument(u als voreinzelspr. -»/-Ableitung < *Aumantia. Auch dieser Name fügt sich in ein altes über Europa verbreitetes Gewässernamennetz mit weiteren vergleichbaren Namen zur gleichen ide. Wurzel ein.8 Somit können wir konstatieren: Im hier zu betrachtenden geographischen Raum tragen nicht nur die „benachbarten" beiden großen Flüsse, die Saale im Westen und die Weiße Hlster 'vca Osten, ganz sicher vorslawische Namen, sondern auch die vergleichsweise kürzeren Flüsse sind 8
Ich vertrete zum Namen Auma eine etwas andere Auffassung. Wegen des norwegischen Parallelnamens ist Auma eher germanisch und aus *Ag"ma entstanden, vgl. Greule 2004, 94.
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Albrecht Greule
Zeugen aus deutlich vorschriftsprachlicher Zeit. Orla und Auma sind damit die ältesten Sprachdenkmäler im Untersuchungsgebiet. Sie sind weit über 2000 Jahre nur mündlich tradiert worden, bevor — gleichsam zusätzlich — die ersten uns erhaltenen Aufzeichnungen erfolgten. Damit bekunden diese Namen auch, dass in der Nähe der Flüsse über die gesamte Zeit kontinuierlich Menschen gelebt haben müssen, also die Gewässernamen nie in Vergessenheit geraten konnten. Beachtenswert ist dabei, dass wir die in germanischer Zeit gebräuchlichen Formen für die beiden Flüsse, nämlich *Arula und *Auma, nicht in ihrer direkten Fortführung durch deutsche Sprecher wie bei den Flüssen mit den Formen Saale und Rister überliefert oder gar bis in deutsche Zeit verwendet vorfinden. Das liegt ganz sicher daran, dass beide Flüsse nach dem Untergang des Thüringer Reiches und dem Einzug der Slawen seit dem 7. Jh. n. Chr. nicht mehr zu jenem unmittelbaren Kommunikationsraum gehörten, dessen geographische Namen weiter gebraucht wurden. So gerieten bei den Menschen westlich der Saale quasi diese beiden alten Flussnamen in Vergessenheit und wurden später dann erneut als Namen in ihrer von den Slawen gebrauchten Form übernommen und weitergeführt als Orla und Uma mit Diphthongierung des langen u-Anlauts im hohen Mittelalter T.\xAuma."
IV. Altthüringische Siedlungsnamen-Schichten Bei der folgenden Schichtung der Siedungsnamen resümiere ich die Ergebnisse der sehr verdienstvollen Forschungen von Hans Walther, die er in dem Kapitel „Das ältere Namengut des Saale- und Mittelelbegebietes als Zeugnis der Siedlungsgeschichte" ausbreitet. 9 Das „älteste Namengut" ist nach Walther allerdings nicht im Bereich der Siedlungsnamen, sondern im Bereich der Flussnamen aufzuspüren. Wegen der Aussagekraft dieses Namengutes, das bis in das letzte vorchristliche Jahrtausend zurückreichen dürfte, widme ich der altthüringischen Hydronymie unten ein eigenes Kapitel (siehe unten Kapitel 5). Die „älteren Siedlungsnamentypen westlich der Saale" 10 präsentiere ich in einer morphologischen Gliederung; das heißt: zuerst kommen die Siedlungsnamen, die Suffix-Bildungen sind, und dann diejenigen, die Komposita sind. Innerhalb der Klasse der Komposita ist wiederum die Scheidung in Namen wichtig, deren Bestimmungswort — das ist die linke Kompo9 10
Walther 1971, 117 ff., Walther 2003. So Walther 1971, 137-171.
Die ältesten Ortsnamenschichten in Thüringen
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nente — ein Personenname oder ein Gattungswort beziehungsweise ein Naturname ist. Ferner ist die Information wichtig, die das Grundwort — das ist die rechte Komponente — liefert. So deutet das Grundwort -heim auf eine Wohnstätte hin, -fürt hingegen zunächst auf einen Flussdurchgang, an dem sich mit der Zeit Menschen angesiedelt haben. a) Derivate: 1) -ingf-ung, zum Beispiel Meiningen, Bodungen usw. Von den 104 Namen dieses in Thüringen häufigen Typs sind nur 27 von Personennamen deriviert. Es handelt sich um Bewohner- beziehungsweise Insassennamen. Die ältesten dürften bis auf den Germanen-Einzug im 2./1. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen. 2) -idi. Namen wie *Geisl-idi, heute Geisleden, die mit dem Suffix -idi abgeleitet sind, sind ursprünglich Ortlichkeitsbenennungen. Die Produktivität der Bildungsweise scheint nach dem 5./6. Jh. n.Chr. erloschen zu sein. 3) -äre/-ere. Mit diesem Suffix derivierte Namen, wie zum Beispiel Keßlar (ahd. *Ke^iläre ,Talkesselbewohner') sind ursprünglich Insassennamen. Die Produktivität des Typus soll etwa vom 3.-7. Jh. n. Chr. am größten gewesen sein.11 b) Komposita mit den Grundwörtern: 4) -furt. Die mit dem Grundwort -furt zusammengesetzten Namen wie Erfurt „gehen auf eine Zeit zurück, als der flußüberschreitende Verkehr noch keine künstlichen Ubergänge kannte". 12 5) -mar. Sofern diese Namen, wie zum Beispiel Geismar; Weimar, als Grundwort tatsächlich ahd. mari/meri ,stehendes Gewässer' enthalten, handelt es sich um Stellenbezeichnungen, die bis ins 3. Jh. v. Chr. zurückreichen können und die erst sekundär zu Siedlungsnamen wurden. 13 6) -bogi. Namen, die als Grundwort -bogi mit der Bedeutung ,Biegung' enthalten, zum Beispiel Barby, 961 Barbogi, schließen an ältere Gewässerstellen an. Die im Altsiedelland anzutreffende Benennungsweise tritt mit dem heraufziehenden Feudalzeitalter in den Hintergrund. 14 7) -l()/-lä. Das Grundwort ist aus ahd. loh ,lichtes Gehölz' entstanden und bildet demgemäß zunächst Waldnamen, die zu Siedlungsnamen 11 12 13 14
Walther Walther Walther Walther
1971, 1971, 1971, 1971,
142. 144 f. 140; vgl. auch Udolph 1994, 330-364. 145.
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Albrecht Greule
wurden, wenn in ihrer N ä h e wie im Falle von Bücheloh u.a. Wohnplätze entstanden. D e r Namentypus deutet auf ersten Landesausbau hin. 15 8) -feld. Die N a m e n mit dem G r u n d w o r t -feld waren ursprünglich wie Friesenfeld, Warnenfeld usw. Landschaftsnamen mit größerer Raumerstreckung, die erst durch spätere Ansiedlung zu Siedlungsnamen wurden. Der Schwerpunkt der Namenbildung liegt für Thüringen im 8. Jh. 1 6 9) Bei der folgenden Zusammenfassung dessen, was wir zu den thüringischen O r t s n a m e n mit den siedlungsbezeichnenden G r u n d w ö r tern -leben, -stedt, -heim, -hausen und -dorfwissen, stütze ich mich erneut auf die Ausführungen von Hans Walther. 17 Mit der Entwicklung von Herrengefolgschaften seit ca. 4 8 0 / 5 0 0 n. Chr. war nach Walthers Meinung eine „modellhafte Siedlungsbenennung unter Einbezieh u n g der N a m e n der Siedlungsherren" verbunden. So wird das thüringische Siedlungsnamenbild von den personalen Bildungen auf -leben, im Sinne von ,Bleibe, Erbbesitz', und -stedt bestimmt. Personale Ortsnamentypen auf -heim fehlen in Thüringen ganz. Die Stelle der fehlenden -heim-Namen nehmen die r u n d 270 landschaftstypischen - j / i ^ - N a m e n ein, von denen 170 mit Personennamen gebildet sind. Die -¿w».r