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German Pages 137 [140] Year 1885
Die Erziehung
Friedrichs des Großen.
Die Erziehung
Friedrichs des Großen. Aus dem Nachlaß von
Ernst Sratuschcck.
Mit
einem
Vorwort
von
Professor Dr. Ed. Mahner.
Berlin. Druck und Verlag von Georg Reimer. 1885.
Vorwort. Die Blätter, welche hier der Öffentlichkeit übergeben werden, fanden sich in dem Nachlasse eines edlen Mannes der Wissenschaft, welcher frühe den Seinen und der Wissen schaft durch den Tod entrissen wurde. Ernst Karl Ludwig Bratuscheck, geboren am 8. März
1837 zu Auleben bei Nordhausen, der Sohn eines Steuer einnehmers, bezog nach einer in Dürftigkeit verlebten trü
ben Jugend, im Oktober 1856
die Berliner Universität,
ward nach einander als Studiosus der Theologie, der Me dizin, und nach der Ableistung seiner einjährigen Dienstzeit im Heere, vom 1. Oktober 1861 bis 1. Oktober 1862, als
Studiosus der Philosophie immatrikulirt, und besuchte die
Hochschule bis zum Herbste 1865, wo er auf Grund einer Dissertation
über Platos
Phädrus in Berlin die philo
sophische Doktorwürde erlangte.
Theil an dem Feldzuge Oktober
Im Jahre 1866 nahm er
gegen Österreich, ward aber im
als Invalide entlassen.
Nachdem er
int März
1867 in der Prüfung pro facultate docendi ein Zeugnis
Borwort.
VI
ersten Grades
erhalten hatte,
trat er als Lehrer in die
Friedrich-Werdersche Gewerbeschule,
aus welcher
er nach
Ableistung seines Probejahres als ordentlicher Lehrer schied,
um im April 1870 eine Oberlehrerstelle an der Luisen-
schule zu übernehmen.
als Privatdozent in der philosophischen Fakultät
zugleich
in Berlin,
und ward im Oktober 1873 als ordentlicher
der Philosophie an die Universität Giessen be
Professor rufen.
Im Herbst 1871 habilitirte er sich
Zehn Jahre hat er
in diesem Berufe erfolgreich
gewirkt, bis ihn am 15. Januar 1883 plötzlich eine tödliche
Krankheit abrief. Seine
vielseitige
wissenschaftliche
Tüchtigkeit
hat
er
nicht blos als Lehrer an höheren Lehranstalten und Uni versitäten,
thätigt.
sondern
auch in schriftstellerischen Arbeiten be
Nach einer Bearbeitung der „Germanischen Göt
tersage" 1869, wovon 1878 eine zweite Auflage erschien, hat
er
neben
kleineren Abhandlungen,
insbesondere die
„Philosophischen Monatshefte" mit Bergmann und Ascherson von 1872 bis 1877 herausgegeben.
In pietätvoller Hin
gebung beschäftigte er sich lange Zeit mit der Herausgabe und Bearbeitung der „Encyklopädie und Methodologie der
philologischen Wissenschaften" seines
hochverehrten Lehrers
August Böckh 1877, wovon eine zweite Auflage demnächst
erscheinen wird, wie er sich auch bei der Herausgabe der „Kleinen Schriften" Böckh's in 7 Bänden von 1858—1874
lebhaft betheiligte.
Bei seinen geschichtsphilosophischen Vor
trägen in Giessen interessirte ihn die philosophische Welt ansicht des
großen Königs,
dessen Leben und glorreiche
Vorwort.
Thaten in
den Jahrbüchern
VII
Preussens
und Deutschlands
mit unverlöschlichen Zügen eingegraben stehen.
Bratuscheck
hielt eine öffentliche Vorlesung über die „Philosophie Frie
drichs des Großen".
Dabei faßte
er zugleich den Plan,
das Jugendleben des hohen Mannes mit besonderer Rück
sicht auf die allmähliche Entwicklung und festere Gestaltung seiner Weltansicht durch eine gründliche Forschung festzustellen, wozu ihn eben die tiefste Ehrfurcht leitete. sollte eine
Vorläuferin
eines
größeren
Diese Arbeit
Werkes
über die
Philosophie eines Heldenkönigs sein. Unter
völlig
seinen
nachgelassenen Papieren
findet sich die
ausgearbeitete kleine Schrift, welche hier abgedruckt
folgt, während von dem größeren Werke nur Fragmente vorhanden sind.
Möge diese mit Liebe gepflegte
anspruchlose
Arbeit
die Züge des größten Fürsten des achtzehnten Jahrhunderts im Einzelnen zu vervollständigen geeignet gefunden werden. Die Freunde des Heimgegangenen werden darin leicht den
treuen Mann wieder erkennen, dessen Adel der Gesinnung ihnen stets unverkümmerte Achtung einflößte.
Berlin d. 13. März 1885.
Ed. Mätzner.