Die Epitome Ulpiani des Codex Vaticanus Reginae 1128 [Reprint 2019 ed.] 9783111607474, 9783111232317


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German Pages 74 [80] Year 1926

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Vorwort
Inhalt
Abkürzungen
Einleitung
Die Epitome Ulpiani
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Die Epitome Ulpiani des Codex Vaticanus Reginae 1128 [Reprint 2019 ed.]
 9783111607474, 9783111232317

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Zur Einführung,

D

ie Sammlung will ein juristisches Gegenstück sein zu Hans Lietzmanns bekannten (im gleichen Verlag erscheinenden) „Kleinen Texten für Vorlesungen und Übungen". Auch der Rechtsunterricht, soweit er der Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung gewidmet ist, bedarf solcher „Kleinen Texte", wenn er wirklich einen unmittelbaren Einblick in die Rechtsentwicklung vermitteln will: ohne eine vielseitige Sammlung leicht beschaffbarer und dem Lehrzweck angepaßter Quellenhefte ist dieses Ziel nicht zu erreichen. Unsere Texte sind teils zum Selbststudium im Anschluß an die Vorlesung bestimmt, teils zum Studium unter Leitung des Dozenten in akademischen Übungen. Mit kurzem Kommentar oder wenigstens mit Literaturangaben ausgestattet wollen sie den Zugang zu den Quellen erleichtern, die akademischen Übungen umfassender und abwechslungsreicher gestalten und zum selbständigen Quellenstudium anregen.

Fritz Schulz

Claudius Frh. v. Schwerin

Bonn a. Rh., Wittelsbacher R i n g

Freiburg i. Br., Sternwaldstrafie 26.

1.

Bisher

erschien:

1. Texte zu Übungen im römischen Privatrecht. I. Ausgewählt von F r i t z S c h u l z . 32 S. RM 1.40 2. Quellen zur Geschichte der Eheschließung. I. Ausgewählt von C l a u d i u s F r h . v. S c h w e r i n . RM 3.20 72 s.

JURISTISCHE TEXTE FÜR V O R L E S U N G E N UND Ü B U N G E N HERAUSGEGEBEN VON FRITZ SCHULZ UND CLAUDIUS FRH. VON SCHWERIN —

3

DIE EPITOME ULPIANI DES CODEX VATICANUS REGINAE 1128 HERAUSGEGEBEN VON

FRITZ SCHULZ

A. M A R C U S UND E. W E B E R ' S V E R L A G / BONN DR. JUR. A L B E R T AHN 1926

Alle Rechte vorbehalten. Copyright 1925 by A. Marcus & E. Weber's Verlag, Bonn. Made in Germany.

Vorwort. Die folgende neue Ausgabe der kleinen Schrift, der man am besten den Namen „Epitome Ulpiani" gibt, unterscheidet sich von den vorhandenen Ausgaben in folgenden Punkten: An die Stelle der lateinischen Praefationes, die stets nur wenige Leser fanden, ist eine d e u t s c h e E i n l e i t u n g getreten, die ausfuhrlich über die kritischen Fragen unterrichtet, denen das Interesse der heutigen Romanistik hauptsächlich zugewandt ist. Die genannten Praefationes behandeln diese Fragen, wenn überhaupt, allzu kurz, sind auch durch die romanistische Forschung der letzten Jahrzehnte überholt. Auch was darüber unsre Darstellungen der Geschichte der römischen Rechtsquellen bringen, befriedigt nicht. Was den T e x t angeht, so konnte nicht einfach eine der vorhandenen Textkonstitutionen übernommen werden. Ich habe mich gegenüber der handschriftlichen Ueberlieferung konservativer verhalten, als die bisherigen Herausgeber; die veränderte Gesamteinstellung zu dem Werk, die ich in der Einleitung zu rechtfertigen versucht habe, ergab das ganz von selbst. Durch die gütige Vermittlung des Herrn Präfekten der Vaticanischen Bibliothek, Monsignore M e r c a t i , habe ich die ganze Handschrift photographieren lassen und diese Photographie, die ausgezeichnet gelungen ist, bei der Feststellung meines Textes ständig benutzt. Bei einer Handschrift, die so leicht lesbar wie diese ist, und die so sorgfältige Bearbeiter wie H e i n r i c h B r u n n und P a u l K r ü g e r gefunden hat, war freilich von vornherein zu erwarten, daß die Photographie nichts wesentlich Neues bringen werde. Immerhin beseitigt sie da und dort kleine Unklarheiten und Unrichtigkeiten des kritischen Apparats unsrer Ausgaben; es erscheint mir

IV aber auch grundsätzlich unrichtig, eine Handschrift wie diese auch heute noch statt nach der Photographie nach dem Apographum zu bearbeiten. Die Photographie verschafft uns eine so unbedingte Klarheit und Gewißheit über die Ueberlieferung, wie sie auch das beste Apographum nicht zu verschaffen vermag. Interessenten stelle ich die Photographie gern zur Verfügung. — Um Raum zu sparen, ist der Text nicht so stark wie in den früheren Ausgaben durch Absätze gegliedert worden; die Uebersichtlichkeit wird dadurch kaum gelitten haben. Der k r i t i s c h e A p p a r a t der Ausgabe P. K r ü g e r s ist nicht wiederholt worden, ebensowenig der der SeckelK ü b l e r ' s c h e n Ausgabe. Auch G i r a r d und B a v i e r a haben in ihren Ausgaben den kritischen Apparat weggelassen; m. E. mit Recht. Die Emendationsarbeit an diesem Text dürfte abgeschlossen sein, was sie leisten konnte, hat sie geleistet. Die fortlaufende Buchung der unzähligen Schreibfehler ist heute nicht mehr erforderlich; wer sich über sie unterrichten will, möge Krügers Ausgabe einsehen oder noch besser die Photographie. Auch die laufende Anführung der Verfasser glücklicher Konjekturen würde heute die Ausgabe nur unnütz belasten. Wo die richtige Lesart wirklich zweifelhaft ist, und der Text von der Handschrift abweicht, ist selbstredend in der Anmerkung über die Lesart der Handschrift berichtet worden. Auch in der Anfuhrung von P a r a l l e l s t e l l e n bin ich (um Raum zu sparen) etwas zurückhaltender gewesen als Seckel-Kübler und Baviera; nur die Stellen der GaiusInstitutionen, die m. E. die Hauptquelle unsrer Schrift sind, sind stets angeführt. Auf diese Weise wurde Raum gewonnen für das, was heute die Hauptsache ist: für die k r i t i s c h e Bet r a c h t u n g d e s T e x t e s im S i n n e d e r m o d e r n e n R o m a n i s t i k . Die Anmerkungen wollen dazu anregen und anleiten. Sie machen auf die Arbeit des Epitomators aufmerksam und notieren fortlaufend, was im Text inhaltlich oder sprachlich nachklassisches Gepräge zeigt. Die weitere Forschung wird hier sicherlich Ergänzungen bringen. L i t e r a t u r a n g a b e n schienen im allgemeinen entbehrlich ; nur die moderne kritische Literatur ist angeführt.

V Vielleicht regt diese neue Ausgabe dazu an, die Epitome Ulpiani auch im Rechtsunterricht wieder zu verwenden, aus dem sie durch die Institutionen des Gaius mehr und mehr verdrängt worden ist. Das Schriftchen, das durch die Entwicklung unsrer Wissenschaft neues Interesse gewonnen hat, verdient auch noch neben den Gaius-Institutionen einen Platz. Bonn a. Rh., im Februar 1926.

Fritz Schulz.

E M I L SECKEL zum Gedächtnis

Inhalt. Seite i

Einleitung I. Entdeckung und Wiederentdeckuag der Handschrift. Ausgaben D i e editio princeps S. I. — Spätere Ausgaben (16. bis 18. Jahrh.) S. I. — H u g o u. Savigny S. 2. — D i e moderne Recensio S. 3. — Ausgaben S. 4.

i

II. Geschichte der Handschrift Inhalt des C o d . Vat. Reg. 1 1 2 8 S. 4. — Entstehungszeit S. 5. — Entstehungsort S. 6. — Schreiber S. 6 — L ü c k e n S. 6. — Schreibfehler S. 7. — Textverwirrung S. 7. — Keine Benutzung im Mittelalter S. 8.

4

III. D i e literaturgeschichtlichen Fragen 1. D i e Epitome Auszug S. 8. — Bruchstück S. 9. — Verfasser S. 9 — Entstehungszeit S. 9. — Bewertung S. 10. — Nachgeschichte S. 10. 2. D i e Q u e l l e n der Epitome Stellung der Literatur S. 10. — Nachklassisches G e präge des Textes S. I I . — D i e Institutionen des Gaius S. 12. — Ulpiani liber singularis regularum S. 14. — Modestins Pandecten S. 17. — Ulpians R e g e l n und Institutionen S. 1 7 . — D i e Zwischenquelle S. 18.

8 8

10

IV.

D i e wissenschaftliche A u f g a b e Textkonstitution S. 2 1 . — Ermittelung der nachklassischen Arbeit S. 2 1 .

21

D i e Epitome Ulpiani I. D e libertis II. D e statu libero vel statu liberis III. D e latinis IV. D e his qui sui iuris sunt V . D e his qui in potestate sunt VI. D e dotibus VII. D e iure donationum inter virum et uxorem . . . VIII. D e adoptionibus IX. D i his qui in manu sunt X . Qui in potestate mancipiove sunt quemadmodum eo iure liberentur XI. D e tutelis XII. D e curatoribus XIII. D e caelibe orbo et solitario patre

22 22 26 28 29 29 30 32 33 34 34 35 38 39

X XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. XXIX.

De poena legis Iuliae De decimis De solidi capacitate inter virum ct uxorem De caducis Qui habeant ius antiquum in caducis . . De dominiis et adquisitionibus rerum . . De testamentis Quemadmodum heres instituí debeat Qui heredes instituí possunt Quemadmodum testamenta rumpuntur . . De legatís De fideicommissis De legitimis heredibus De libertorum successionibus vel bonis . . De possessionibus dandis De bonis libertorum

. . . . .

. .

. .

.

4o 4o 40 41 42 42 44 46 46 50 52 56 57 59 59 61

Abkürzungen. Die Rechtsquellen sind nach der philologischen Methode zitiert. C . oder C. J . = Codex Justinianus. C . T h . = Codex Theodosianus. Coli. = Mosaicarum et romanarum legum collatio. Consult. = Consultalo veteris cuiusdam iurisconsulti. D. = Digesta Justiniani. Dosith. oder Fr. Dosith. = Fragmentum quod dicitur Dositheanum. G . = Gaius. Inst. Just. = Institutiones Justiniani. Paul. Sent. = Pauli Sententiae. Fr. Vat. oder Vat. = Fragmenta Vaticana. Arch. giur. = Archivio giuridico. Atti Torino = Atti della R . Accademia delle scienze di Torino. Balog, Skizzen = Balog, Skizzen aus der römischen Rechtsgeschichte, Études d'histoire juridique offertes à P. F. Girard 2 ( 1 9 1 3 ) S. 3 3 7 ff. Bonfante, Ist. = Bonfante, Istituzioni di diritto romano 7. ed. 1 9 2 1 . Bull. = Bullettino dell' istituto di diritto romano. C o d . = Codex Vaticanus Reginae 1 1 2 8 . Collectio = Collectio librorum iuris anteiustiniani ed. Krüger, Mommsen, Studemund. Conrat, Geschichte = Max Conrat (Cohn), Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts im früheren Mittelalter I. 1891. Conrat, Westgoth. Gaius = Max Conrat (Cohn), Die Entstehung des westgothischen Gaius. Verhandelingen der Akademie ran Wetenschapen te Amsterdam, Afdeeling Letterkunde, N. R . Deel 6 Nr. 4. 1905. Guarneri Citati = Guarnen Citati, Indice delle parole e frasi ritenute interpolate nel corpus iuris. Bull. 3 3 , 79 fr. Isidor, Orig. = Isidori Etymologiae sive origines ed. Lindsay. Krüger, Geschichte == Paul Krüger, Geschichte d. Quellen und Literatur d. röm. Rechts 2. Aufl. 1 9 1 2 . Lenel, Edictum = Otto Lenel, Das edictum perpetuum 2. Aufl. 1907. Lenel, Paling. = Otto Lenel, Palingenesia iuris civilis. L e v y , Ehescheidung = Ernst L e v y , Der Hergang der römischen Ehescheidung 1925. R W . = Rechtswissenschaft.

XII R a b e l , Grundzüge = Ernst Rabel, Grundzüge des römischen Privatrechts (Holtzendorff-Kohler, E n z y k l o p . d. Rechtswissenschaft B d . l). R e n d . L o m b . = R . Istituto L o m b a r d o di scienze e lettere ; Rendiconti. R i v . ital. = Rivista italiana per le scienze giuridiche. S e c k e l - K ü b l e r = Seckel-Kübler, Jurisprudentia antejustiniana Bd. i . SitzBer. Berlin = Sitzungsberichte der Berliner A k a d e m i e der Wissenschaften, phil.-hist. Classe. Tijdschrift = Tijdschrift voor Rechtgeschiedenis. V o c . Jur. = Vocabularium jurisprudentiae romanae. Z. = Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte r o m a n i s t i c h e Abteilung. Z. in Zusammensetzungen (z. B . Z. f. gesch. R W . ) = Zeitschrift.

Einleitung. I. Entdeckung und Wiederentdeckung der Handschrift. Ausgaben. Im Jahre 1549 gab in Paris der französische Bischof Die . e d i t i o und Humanist J e a n D u T i l l e t (latinisiert Johannes Tilius) P rlnce P s zum ersten Male unsre Epitome heraus unter dem Namen Tituli XXVIIII ex corpore Ulpiani 1 ). Die Grundlage seiner Ausgabe war, wie er selbst im Vorwort sagt 2 ), eine einzige Handschrift, die er, wir wissen nicht wo, gefunden hatte. E r besaß die Handschrift 1549 schon wenigstens fünf Jahre; er hatte mit der Ausgabe gezögert, weil er noch andre weniger fehlerhafte Handschriften des Werks zu finden hoffte 3 ). Eine genaue Beschreibung seiner Handschrift gibt uns Tilius leider nicht; er hebt nur hervor, daß sie sehr fehlerhaft war 4) und mit der Lex Romana Visigothorum (dem Breviarium Alaricianum) verbunden war 6 ). Seit 1576 konnte C u i a c i u s die Handschrift benutzen 0 ), gegen Ende Spätere Ausdes 16. Jahrhunderts aber geriet sie in Verschollenheit. g j g e n J j j ^ s l s Die Ausgaben des Werks, die nach der Erstausgabe des T i l i u s vom 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen, brauchen hier nicht aufgeführt zu werden. Hervorzuheben ist allein die Ausgabe des C u i a c i u s von 1586, die aufs Neue auf die Handschrift des T i l i u s zurückgeht 7 ), und zwei Ausgaben des C h a r o n d a s von t) Die sehr seltene Ausgabe (Brunet, Manuel du libraire 5 5 , 1007) war mir nicht erreichbar. Das Vorwort ist auch in Schultings Jurisprudentia Vetus Antejustinianea abgedruckt z. B. ed. Lipsiae 1737 S. 539. 2) 'Sperabam certe aliquando fore, ut emendatius exemplar in manus veniret, cuius ope huius depravatio mutilatioque sarciretur. Quod cum diu frustra speraverim . . 3) Quanquam hic Domitii Ulpiani libellus, cuius te ante annos quinque partieipem feci, ita permultis scatet raendis, ut edendus minime fuisse videri possit: tarnen assiduis amicorum efflagitationibus contra nostram utriusque sententiam eum publicare hoc tempore cogor. Sperabam certe rei.'; siehe Note 2. 4) Siehe Note 3. 5) 'Adde quod hic libellus coniunctus erat ei satyrae, quam Alaricus Gothorum olim rex de legibus Romanis collegerat . . 6) Savigny, Verm. Schriften 3, 68 ff. 7) Savigny 5, 84. S c h u l z , Epitome Ulpiani.

1

2

Hugo u. Savigny.

1555 u n d 1578, die noch zwei weitere Handschriften benutzten x), Handschriften, die gleichfalls in Verschollen heit gerieten 2). So besaß man am Anfang des 19. Jahrhunderts von unsrer Epitome nur eine trübe, verworrene Ueberlieferung. Ueber Handschriften verfügte man überhaupt nicht; sieht man von den Mitteilungen ab, die C u i a c i u s über Lesarten des Codex Tilianus gemacht hatte, so war man ausschließlich angewiesen auf gedruckte Ausgaben aus einer Zeit, der die peinlich genaue Arbeitsweise der modernen Philologie noch unbekannt war. Die historische Schule schuf auch hier rasch und gründlich Wandel. Schon 1 8 1 1 behauptete H u g o in der 2. Auflage seiner Ausgabe 3 ), j j e beiden von Charondas benutzten Handschriften nur (mit Konjekturalkritik bearbeitete) Abschriften der Handschrift des Tilius waren. S a v i g n y erwies in der Rezension der Ausgabe Hugos die Richtigkeit dieser Auffassung ( 1 8 1 2 ) *), tat aber alsbald einen weiteren entscheidenden Schritt. E r hatte 5 ) in M o n t f a u c o n s Bibliotlieca Bibliothecarum 6 ) bei der Beschreibung der Handschriften der Königin Christine von Schweden (der Tochter Gustav Adolfs, die 1655 zum Katholizismus übertrat und bei ihrem Tode in Rom 1689 ihre Bibliothek dem Vatican hinterließ) folgende Angabe gefunden: Nr. 377. Codicis Theodosiani Lib. 16. Novellae Theodosii, Valentiniani, Marciani, Maioriani, Severi. Institutiones Gaii. Pauli sententiarum libri 5. Tituli ex corpore Gregoriani Codicis. Papiniani responsum inter virum et uxorem. T i t u l i e x c o r p o r e V u l p i n i a n i . Notae iuris explicatae. Leges Burgundionum, Ripuariorum et Alemannorum.

Auf Anfrage Savignys stellte der damalige Bibliothekar der Vaticana Abbate M a r i n i fest, daß die von Montfaucon beschriebene Handschrift als Nr. 1 1 2 8 Bibliothecae Reginae Christinae in der Vaticanischen Bibliothek vorhanden war'). S a v i g n y ersah bereits aus den ihm aus der Handschrift mitgeteilten Probestellen, d a ß d i e s e 1) Savigny 1. c. 3, 31. — Charondas (Le Caron) ist ein französischer Jurist des 16. J a h r h . ; über ihn Hugo, Geschichte d. Rom. Rechts seit Justinian (1830) S. 266. 2) Ueber zwei weitere verschollene Handschriften siehe Savigny 3, 76 ff. Auch sie sind nur Abschriften des Codex Tilianus gewesen. 3) Domitii Ulpiani fragmenta libri regularum singularis p. V : . . codicem Tilianum, non m o d o primum sed et solum veterem, 4) Verm. Schriften 5, 81 ff. 5) Siehe Savigny 1. c. 86. 6) 1, 22 Nr. 377 (Paris. 1739). 7) Savigny 1. c. 87.

3 H a n d s c h r i f t e b e n d i e s e l b e w a r , d i e T i l i u s zu s e i n e r A u s g a b e b e n u t z t h a t t e 1 ) . Nachdem er sich eine vollständige Abschrift der ganzen Handschrift verschafft hatte 2 ), wies er 1 8 1 3 in einem ausführlichen Aufsatz 8 ) die Identität der beiden Handschriften nach. Er wies insbesondre hin auf die große Zahl von Schreibfehlern der Vaticanischen Handschrift, die nach der gedruckten Ueberlicferung auch der Codex des Tilius enthielt; er zeigte ferner, 'daß nicht eine einzige ganz schlechte, charakteristische Lesart in die Ausgaben des 16. Jahrhunderts gekommen ist, die nicht aus der Vaticanischen Handschrift unmittelbar oder durch leicht erklärliche Umbildung entstanden sein könnte' 4 ). Daß es noch eine andre Handschrift gegeben haben sollte, die mit dem Codex Tilianus so weitgehend wie die Vaticanischc Handschrift übereinstimmte, hielt er mit Recht für ganz unwahrscheinlich. Ein weiteres entscheidendes Argument für die Identität der beiden Handschriften hatte S a v i g n y noch nicht verwertet. T i l i u s hat nachweislich den Vaticanischen Codex (in dem sich ja, wie gesagt, auch der westgothische Auszug aus dem Theodosianus befand) für seine Ausgabe des Theodosianus benutzt 5 ). Diese Ausgabe, die 1550 erschien, kündigte er bereits in dem Vorwort seiner Ausgabe der 'Tituli ex corpore Ulpiani' an, das vom I. Dezember 1549 datiert ist 6 ). Im Dezember 1549 hatte sicherlich T i l i u s bereits alle diejenigen Codices in der Hand, die in der Ausgabe von 1550 benutzt sind, unter diesen also auch unsern Cod. Vat. 1128. Da nun in diesem Codex die 'Tituli ex corpore Ulpiani' stehen, andrerseits Tilius in dem genannten Vorwort vom X. Dezember 1549 erklärt, daß er für seine Ausgabe der Tituli nur eine einzige Handschrift zur Verfügung gehabt habe, so muß er diese Tituli aus unserm Vaticanischen Codex ediert haben. Mit untauglichen Mitteln versuchte G. E. H e i m b a c h Savignys These zu erschüttern 7 ); ein Eingehen auf seine Ausführungen, die mit Recht allgemeine Ablehnung gefunden haben, erübrigt sich 8 ).

Die verworrene Ueberlieferung

der Drucke

konnte

1) Savigny 1. c. 87 ff. 89. 2) Angefertigt 1812 in Rom vom Bibliotheks-Sekretär Glöckle; Savigny, Verm. Schriften 3, 39. 3) Savigny, Verm. Schriften 3, 43 ff. 4) Savigny 1. c. 58. 5) Haenel, Cod. Theodosian. p. XXVII, 160; P. Krüger, Geschichte der Quellen 281 N. 28, Mommsen, Theodosianus I , I (Prolegomena) p. CVII. 6) Nach Schilderung des Inhalts des Breviarium Alaricianum fahrt er fort: 'Quod volumen dcpravatum admodum sub 'Theodosiani Codicis' nomine superioribus annis Germani publicarunt (er meint die Ausgabe Sichardts von 1528; siehe Stintzing, Geschichte d. deutsch. RechtsW. I, 212 ff. 217, Mommsen 1. c.) . . . Quae omnia inter paucos menses a nobis emendatissima edentur, cum magna Theodosiani Codicis parte, qualis olim a Theodosio promulgatus erat, in quo veterum imperatorum constitutiones longe ampliores licebit agnoscere . . .' 7) Ueber Ulpians Fragmente 1834. Siehe Landsberg, Gesch. d. deutschen RechtsW. 3, 2 Notenband S. 214. 8) Gegen ihn Savigny selbst, Verm. Schriften 3, 57 fr. Siehe im übrigen die Einleitungen zu den im folgenden angeführten Ausgaben; P. Krüger, Geschichte 281, Kübler, Geschichte des Rom. Rechts 1925 S. 281.



Di

¿ e ™°^ c o r n c

4 jetzt beiseite gelegt und der T e x t ausschließlich auf der Vaticanischen Handschrift aufgebaut w e r d e n D e r abweichende T e x t der bisherigen Ausgaben durfte nunmehr bestenfalls als glückliche Konjektur gewertet werden 2 ). A u f dieser Grundanschauung ruhen alle modernen Ausgaben unsrer Epitome. Ausgaben.

Die erste moderne Ausgabe ist die 3. Auflage der Ausgabe H u g o s von 1814, die auch bereits ein, freilich unvollkommenes, Apographum der Vaticanischen Handschrift enthält. Einen wesentlichen Fortschritt zeigte die 4. Auflage der Ausgabe von Eduard B ö c k i n g 1855, a n d e r Th. M o m m s e n mitgearbeitet hatte 3 ). Sie gründete sich auf ein genaues Apographum der Handschrift, das Heinrich B r u n n (der spätere Direktor der Münchner Glyptothek, 1822—1894) angefertigt hatte, und das der Ausgabe beigegeben wurde; sie trug auch eine Fülle von Parallelstellen zusammen. Die maßgebende kritische Ausgabe schuf P. K r ü g e r 1878, im wesentlichen auf Grund des Brunnschen Apographum; nur wegen einiger schwierigerstellen hat er 1868 in Rom die Handschrift eingesehen 1 ). H u s c h k e s Ausgabe in seiner Jurisprudentia Antejustiniana (zuerst 1861, zuletzt 1886, 5. Auflage) mit ihrem durch fantastische Konjekturen entstellten Text bedeutete einen Rückschritt; erst in der Bearbeitung von S e c k e l und K ü b l e r (1908) wurde sie eine brauchbare und schätzenswerte Schulausgabe. Die Vaticanische Handschrift ist für diese Ausgabe nicht aufs neue eingesehen worden. Die Ausgaben G i r a r d s 6 ) und B a v i e r a s 6 ) wollen ausschließlich dem Unterricht dienen und haben keine selbständige wissenschaftliche Bedeutung.

Inhalt des Codex.

Der Cod. Vat. R e g . 1 1 2 8 enthält 7 ) zunächst, wie ihn j a a u c j 1 Tilius beschrieb, das Breviarium Alaricianum, auf 190 Blättern; auf jeder Seite ist der T e x t in zwei Spalten geschrieben, so daß also jedes Blatt vier Spalten enthält. A u f der Rückseite von Bl. 190, etwa im ersten Viertel der zweiten Spalte, endet das Breviar. In derselben Spalte schließt sich unmittelbar, ohne daß vorher ein Abschlußvermerk stünde 8), der T e x t unsrer Epitome an mit den in

II. Geschichte der Handschrift.

1) Kantorowicz, Einführung in die Textkritik (1921) S. 23. 2) Kantorowicz 1. c. 3) Mommsens Beiträge findet man jetzt auch in seinen Jurist. Schriften 2, 45 ff.; nach diesem Abdruck sind sie im folgenden zitiert. 4) Collectio librorum juris anteiustiniani ed. Krüger, Mommsen, Studemund 2 S. 4. — Die Ausgabe des großen Philologen Johannes Vahlen 1856 bringt im ganzen gegenüber der Ausgabe Böckings wenig Neues. 5) In seinen 'Textes de droit romain' 5. ed. 1922. 6) In den 'Fontes iuris romani anteiustiniani' ed. Riccobono, Baviera, Ferrini, Florenz 1909. 7) Siehe G. Haenel in seiner Ausgabe der Lex Romana Visigothorum p. XLV. 8) Die gegenteilige Behauptung Haenels 1. c. p. XIV ist offenbar unrichtig.

5 Unzialschrift geschriebenen Worten: Clncip(iunt) tituli ex corpore Ulpiani\ Der Schreiber hielt offenbar unsre Epitome für einen Bestandteil des Breviars 1 ), denn auf der Rückseite von Bl. 202, wo die Epitome in der 7. Zeile der 2. Spalte endet, hat er einen Schlußvermerk (explicit) geschrieben und den noch übrigen Raum der 2. Spalte leer gelassen. Von Bl. 203 an folgen andre Texte, die hier nicht interessieren: Notae iuris, die L e x Burgundionum, Ripuaria, Salica und Alamannorum 2). Was das A l t e r d e s C o d e x angeht, so steht so viel fest, daß er spätestens im 1 1 . Jahrhundert vollendet worden sein muß 8 ). Genaueres über die Entstehungszeit des g a n z e n Codex läßt sich deshalb nicht sagen, weil eine ausreichende paläographische Beschreibung des Codex fehlt 4 ) und mir nur die Photographie unsrer Epitome und der zwei letzten Spalten des vorausgehenden Breviars vorliegt. Die verschiedenen Teile des Codex sind möglicherweise von verschiedenen Schreibern und zu verschiedener Zeit geschrieben worden 6 ). Der Schluß des Breviars, wenn nicht das ganze Breviar, ist aber anscheinend von derselben Hand wie unsre Epitome geschrieben. Was nun diese Epitome angeht, so weist der Schriftcharakter m. E. auf eine Entstehungszeit um das Jahr 900; die Entstehung erst im 1 1 . Jahrhundert ist in hohem Maße unwahrscheinlich. Die Schrift ist eine außerordentlich regelmäßige karolingische Minuskel 6 ). Nur die Titelüberschriften und die Eingangsworte: 'Incipiunt tituli ex corpore Ulpiani 1 sind mit Unzialbuchstaben geschrieben. Bezüglich der Form der Minuskelbuchstaben ist hervorzuheben; 'a' tritt in t) Conrat, Geschichte d. Quellen u. Literatur des röm. Rechts im früheren Mittelalter 1, 86. 2) Die Inhaltsangabe Montfaucons (oben S . 2) ist also auch hier wieder einmal nicht genau. 3) Pertz (Arch. d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichte 5, 205) stellt unsre Abschrift der L e x Burgundionum in das ausgehende 1 0 . oder beginnende I I . Jahrh. Pardessus, L o i Salique p. L V L , L V I und L I , die Abschrift der L e x Salica in das ausgehende 9. oder beginnende 10. Jahrh. Die Handschrift unsrer Epitome setzt man allgemein ins 10. Jahrh. Haenel 1. c. p. X L V , Krüger, Geschichte 2 8 1 , Seckel-Kübler 436 und andre. 4 ) Mir sind nur die wenig befriedigenden Ausführungen von Pertz (oben N. 3) bekannt, die sich aber nur auf die in unserm Codex enthaltenen Volksrechte beziehen. 5) Siehe die auseinandergehenden Urteile von Pertz und Pardessus in Note 3 . 6) E s genügt hier, auf Bretholz, Lateinische Paläographie (Meisters Grundriß d. Geschichtswissenschaft I, I 2. Aufl. 1 9 1 2 ) S. 89 ff. zu verweisen, wo weitere Literatur angeführt ist.

Entstehung«, zeit-

6 drei Formen a u f 1 ) : sog. offenes a, das an zwei c erinnert; daneben findet sich eine geschlossene Form dieses a, sowie die aus der Unziale stammende, in der karolingischen Minuskel schließlich durchdringende Form, ' d ' hat stets einen senkrechten Schaft 2 ). V caudata ist sehr selten 8 ). 'g' ist stets mit oben geschlossener unten offener Rundung geschrieben 4 ). D i e von Pertz (aus den Handschriften der in unserm C o d e x enthaltenen Volksrechte) beschriebene Form, die oben und unten offen ist und einer 3 ähnelt 6 ), findet sich in unsver Epitome nur einmal, nämlich in der gleich näher zu betrachtenden, mit größeren (aber nicht unzialen) Buchstaben geschrieben, Ueberschrift (im Wort 'longa'). D e r Schaft von 'i' ist mitunter leicht nach rechts gebogen. D i e Schäfte von 'm' sind leicht schräg nach innen gestellt, der letzte Schaft ist mitunter nach innen, mitunter leicht nach außen g e b o g e n 6 ) . Mitunter findet sich noch Majuskel-N, aber nur am Anfang oder Schluß eines Wortes oder in 7 L i g a t u r ) . Rundes 's' (über der Zeile angefangen und unter die Zeile heruntergezogen) findet sich selten und nur am Wortanfang. D i e Schäfte von b, d, h, 1 sind leicht keulenförmig 8 ). Abkürzungen sind verhältnismäßig sparsam verwandt 9 ). Verschwindend klein ist die Zahl der Ligaturen 1 0 ) ; 'et' in Ligatur ist in unsrer Epitome bei dem W o r t e 'et' geschrieben ; nur sehr selten im W o r t e 1 1 ). Entstehungsort.

Schreiber.

Handschrift

ist vo stan Lücken,

Der E n t s t e h u n g s o r t der Handschrift ist unbekannt. G. H a e n e 1 nahm an, sie sei in dem durch seine Handschriften berühmten Kloster Fleury an der Loire entstanden und zwar auf Grund von andern ähnlich geschriebenen Handschriften dieses Klosters 1 2 ). Die Angabe bedarf der Nachprüfung. D a ß die Handschrift in Frankreich entstanden ist, darf als sicher gelten, denn in Frankreich herrscht in dieser Zeit das Breviar 1 S ), während es in Spanien keine, in Italien kaum noch eine Rolle spielt 1 1 ). Der S c h r e i b e r war kein Jurist, wie die vielen sinnlosen Schreibfehler zeigen; auch ein rechtskundiger Korrektor scheint nicht tätig gewesen zu sein. D i e Handschrift unsrer Epitome ist v o l l s t ä n d i g erhalten d. h. wir besitzen alles, was der Schreiber von diesem Werke abgeschrieben hat. Der T e x t weist einige kleine L ü c k e n auf, die der Schreiber frei ließ, entweder weil er diese Lücken bereits in seiner Vorlage vorfand, 1) V g l . Pertz 1. c. 205, Bretholz 83, 84, 90, 9 1 . 2) V g l . Bretholz 84, 91. 3) V g l . Bretholz 9 1 . 4) V g l . Bretholz 90. 5) Siehe Pertz 1. c., Bretholz 90. 6) V g l . Bretholz 83, 90. 7) Bretholz 83, 9 1 , 84. 8 ) V g l . Bretholz 84, 90. 9) V g l . Bretholz 91. 10) Bretholz 1. c. 11) D i e Ligaturen häufen sich in dem größer geschriebenen (siehe unten) § 4 unsrer A u s g a b e ; hier ist in den W o r t e n 'consuetudine' und 'inueteratus' 'et' in Ligatur geschrieben ; bei 'consensus' 'en' in Ligatur, und bei 'inueteratus' 'er'. 12) Leipziger Repertorium d. deutsch, u. ausländ. Literatur 1834 I p. 3 5 1 , V a h l e n p. XIII. 13) Conrat, Geschichte I , 41 ff. 14) Conrat 46.

7 oder weil er an diesen Stellen seine Vorlage nicht lesen konnte. Von den zahlreichen S c h r e i b f e h l e r n war Schreibfehler. schon die Rede; sie sind zum Teil nachweislich aus der Vorlage übernommen worden 1 ). Gleich am Anfang zeigt Text" unsre Handschrift eine schwere Textverwirrung. °

Unmittelbar auf die Worte: 'lncip(iunt) tituli ex corpore Ulpiani' folgen in größeren Minuskelbuchstaben als sonst gebraucht sind, die Worte des § 4 unsrer Ausgabe: 'Moris sunt tacitus consensus populi longa consuetudine inveteratus'. Darauf folgt ein Titelverzeichnis, das bis auf die Schreibfehler genau den später im Text folgenden Titelüberschriften entspricht. Nach einem kleinen Absatz beginnt nun der 1. Titel unsrer Ausgabe mit der Ueberschrift: 'I. Tit(ulus) de libertis'; es folgt der Text unsrer § § 5—9. Ohne Absatz oder Lücke schließen sich die §§ I — 3 unsrer Ausgabe an, und nun erst wird der Titel de libertis mit dem § 1 0 unsrer Ausgabe fortgesetzt. Th. M o m m s e n hat diese Verwirrung einleuchtend erklärt 2 ). Der Mann, der zuerst unsre Epitome mit dem Breviar verband (also nicht der Schreiber unsrer Handschrift, denn der hielt die Epitome schon für einen Teil des Breviars), hatte ein Exemplar der Epitome vor sich, dessen 1. Blatt auf der Vorderseite §§ 1—3, auf der Rückseite §§ 4 — 9 enthielt. Dieses 1. Blatt war entweder verheftet, so daß die Rückseite zur Vorderseite wurde, oder es war lose, und der die Epitome zuerst hinter dem Breviar eintragende Schreiber hielt irrtümlich die Rückseite für die Vorderseite. Nun erschienen also die §§ 4—9 als der Anfang des Werks. Da jetzt vor der Rubrik de libertis, die in dem Exemplar nicht numeriert war und daher als erste Rubrik angesehen werden mußte, nur ein einziger Satz, unser § 4, stand, so nahm der Schreiber diesen Satz als eine Art Prolog für das ganze Werk, schrieb ihn mit größeren Buchstaben an den Anfang und trug unmittelbar dahinter das Titelverzeichnis ein. — Ordnet man die Stücke dieser Hypothese entsprechend richtig, so ergibt sich zweierlei: I . das genannte erste Blatt des benutzten Exemplars der Epitome war in Wahrheit das 2. Blatt; das wirklich I . Blatt war verloren gegangen. 2. Das Ende des zweiten Stücks (§ 9) schließt nicht an das folgende (§ 10) an; wieviel fehlt, wissen wir nicht, wahrscheinlich nur etwa zwei Zeilen ®). Diese zwei Zeilen waren entweder in dem benutzten Exemplar nicht mehr lesbar, oder (wahrscheinlicher) sie waren, weil am unteren Rande des Blatts stehend abgestoßen worden 4 ). Im letzteren Fall müßte man dann freilich auch am Schluß des I. Stücks (§ 3), der an der entsprechenden Stelle auf der andern Seite desselben Blatts stand, einen Textverlust annehmen 6 ). 1) Im Titelverzeichnis steht unter X I I I : 'De cele' statt 'de celibe'; unter I I : 'De statuliberum' statt 'de statulibero'. Beide Fehler kehren später in den Titelrubriken im Text wieder. Da nun der Schreiber unsrer Handschrift zuerst das Titelverzeichnis und dann erst den Text geschrieben hat, so müssen diese Fehler bereits in seiner Vorlage gestanden haben. 2) In der 4. Aufl. der Böckingschen Ausgabe S. 1 1 7 = Jur. Schriften 2, 53 fr. 3) Mommsen, Jur. Schrift. 2, 54. 4) SeckelKübler 440 gegen Mommsen 1. c. 5) Siehe unten zu § 3 unsrer Ausgabe.

Verwirrung.

8 Keine BeUnsre Abschrift der E p i t o m e scheint während des Mittelauel" S a n z e n Mittelalters kaum einen Leser gefunden zu haben, jedenfalls keinen, der sie ernsthaft studiert hätte. Jede Spur einer mittelalterlichen Beschäftigung mit der Handschrift, jede Randbemerkung fehlt 1 ). V o n der Benutzung der Handschrift durch die französischen Humanisten war bereits oben die R e d e 2 ) . Nach ihrer Benutzung durch Cuiacius ist sie dadurch entstellt worden, daß jemand, wir wissen nicht wer, die kleinen Lücken ausfüllte, von denen oben®) berichtet worden ist 4 ). D i e Handschrift gelangte später in die berühmte Bibliothek des Alexander Petau (Petavius), der 1647 seinen Namen in den C o d e x eintrug 5 ); er hatte ihn w o h l von seinem V a t e r Paul Petau geerbt, der ein großer Handschriftensammler war 8 ). Mit andern W e r k e n dieser Bibliothek gelangte auch unser C o d e x in die S a m m l u n g der K ö n i g i n Christine und von dort endlich in den Hafen der Vaticanischen Bibliothek.

III.

Auszug.

Was

Die literaturgeschichtlichen

Fragen.

1. D i e E p i t o m e . die literarische F o r m unsrer Schrift angeht, so

ist sie offenbar ein A u s z u g aus einer größeren Schrift oder, was vorläufig noch unentschieden bleiben soll, eine Kompilation von Auszügen aus verschiedenen Werken. D a s zeigt die sprunghafte, Zwischen- und Schlußglieder auslassende Darstellung auf Schritt und Tritt. 6, 9 werden die Fälle des Zurückbehaltungsrechts gegenüber der Dotalklage aufgeführt und im folgenden erörtert, in den §§ 14—17 auch die retentio propter impensas. Dabei werden aber nur die drei klassischen Gruppen der Aufwendungen erwähnt; wegen welcher Aufwendungen aber die Retention zulässig ist (also gerade das Entscheidende!), wird nicht gesagt. — 3, I werden die Fälle aufgezählt, in denen ein Latiner das quiritische Bürgerrecht erwirbt; diese Fälle werden in den 1) Conrat, Geschichte 86. 2) Oben S. I ff.. 3) Oben S. 6. 4) Zu 24, 14 bemerkt Cuiacius, Observ. 17, 28: 'hac in parte tria habet spatia vacua exemplar'; zu dieser Zeit waren also diese drei Lücken noch nicht, wie jetzt in unsrer Handschrift, ausgefüllt. Vgl. Vahlen, Praef. XIII. Bei der Lückenausfüllung hat der Unbekannte die Ausgabe des Tilius benutzt, ohne ihr stets zu folgen (wie Tilius 24, 14; abweichend 24, 18; siehe Krüger zu diesen Stellen). 5) 'Alexander Pauli filius Petavius Senator Parisiensis anno 1647.' Haenel, Lex Rom. Vis. p. XLV. 6) Savigny, Verm. Schrift. 3, 45.

9 §§ 2 ff. erläutert, dabei fallen aber zwei sehr erklärungsbedürftige Fälle (aedificio, pistrino) ganz unter den Tisch.

S o schreibt niemand, der in einem Zuge eine wenn auch noch so elementare Darstellung gibt; solche T e x t e sind vielmehr das typische Ergebnis einer flüchtigen Epitomierung. Bezeichnend sind auch manche Titelrubriken. Rubrik 10 verspricht eine Erörterung der in maneipio stehenden Personen, die aber der Text nicht bringt. Von dem, was in der Rubrik 13 steht, enthält der Text überhaupt nichts. Diese Rubriken müssen aus einer Vorlage stammen, die diese Themata in der Tat erörterte ').

Unsre Handschrift überliefert uns von dieser Epitome Bruchstück, nur ein B r u c h s t ü c k . Daß der A n f a n g fehlt, wurde schon hervorgehoben; aber auch der Schluß ist nicht überliefert, denn daß in der Epitome das Schuldrecht und Aktionenrecht ganz gefehlt haben sollte, ist von vorn herein unglaubwürdig. D e r Mann, der unsern Auszug mit dem Breviar verband (und der ja, wie wir schon feststellten 2), nicht der Verfasser der Epitome war), besaß eben nur ein einziges arg verstümmeltes E x e m p l a r des Auszugs 3). Der V e r f a s s e r des Auszugs war ein Jurist. E r Verfasser, kannte offenbar Konstantins Gesetz von 320, das die Strafen der Ehe- und Kinderlosigkeit beseitigte (C. T h . 8, 16, 1) und war bestrebt, in seinen Auszug nichts diesem Gesetz widersprechendes aufzunehmen 4). Daß seine Rechtskenntnisse freilich nur bescheiden waren, zeigt schon das Mißverständnis der Sätze 13, 1 und 14, 1. Die E n t s t e h u n g s z e i t der Epitome ist also nach Entstehungszeit 320 anzusetzen. Terminus ante quem ist das Jahr 342, denn das Gesetz dieses Jahres (C. Th. 3, 12, 1), das die E h e mit der Bruderstochter verbietet, ist unserm Verfasser 5, 6 offenbar noch unbekannt 5 ). Auch die Götterliste in 2 2 , 6 weist den Auszug in diese Zeit 6 ). 1) Mommsen, Jur. Sehr. 2, 50. 2) Oben S. 7. 3) Mommsen 55: 'epitomam vel potius eius reliquias breviarii librarius aliquis huic adiunxit'. 4) Siehe Tit. 1 3 — 1 7 . Mommsen 50. 5) Freilich berücksichtigt auch Coli. 6, 2 dieses Gesetz nicht, aber der Verfasser der Collatio war kein Jurist! 6) Mommsen 55. C. J . (6, 23) 15, 1 (nicht benutzt Epit. 21) ist unsicheren Datums. Daß in der Schrift noch zwischen cives, latini und peregrini geschieden wird, gibt für die Datierung keinen Anhalt: Kubier, Geschichte 227, ganz falsch Fitting, Alter u. Folge d. Schriften Rom. Juristen (2. Aufl.) S. 1 1 6 .

10 Als w i s s e n s c h a f t l i c h e L e i s t u n g des Epitomators betrachtet ist der Auszug ein klägliches Machwerk, ungemein flüchtig incredibili socordia et stupiditate gearbeitet 1 ). NachUeber die N a c h g e s c h i c h t e des Auszugs läßt sich geschichte. nur wenig sagen. Benutzt und abgeschrieben wurde er (sonst wäre er ja nicht auf uns gekommen); manche in barbarischem Latein geschriebenen Rubriken werden spätere Zutat sein 2 ); auch der Text selbst erfuhr Veränderungen: einzelne Glossen drangen in den Text ein, wie wir noch erkennen können 3 ). Daß der (gallische) Verfasser des Gaius-Kommentars von Autun unsern Auszug benutzt hat, läßt sich nicht nachweisen 1 ); auch mittelalterliche Zitate aus ihm kann man nicht feststellen 6 ). Die Verbindung des Auszugs mit dem Breviar wird noch im 6. Jahrhundert erfolgt sein, denn das Breviar verdrängte in Gallien rasch die dort etwa noch vorhandenen Juristenschriften 6 ).

Bewertung.

2. D i e Q u e l l e n d e r E p i t o m e . Stellung d. Nach der seit langem herrschenden Lehre ist unsre Literatur, g ^ ^ f t e in Auszug aus einem e i n z i g e n , k l a s s i s c h e n Werk, nämlich dem liber singularis regularum des Ulpian '). Nach einer andern schon von T i 1 i u s 8 ), dann von H e i m b a c h 9 ) und neuerdings wieder von A l b e r t a r i o 1 0 ) vertretenen Lehre soll unsre Schrift vielmehr eine Kompilation von Auszügen aus verschiedenen klassischen Schriften sein; 1) Moramsen 50. 2) So 2, 7, 27, 28; Mommsen 52. 3) Siehe 1, 1 2 ; 6, 6; 8, 5 ; 13, I ; 16, 4 ; 24, 24. 4) Kniep, Gai Inst. 2, 2 S. 322 und Arangio Ruiz, Bull. 30, 192 behaupten, der Kommentator habe etwas andres vor sich gehabt, als den Text der Gaius-Institutionen, den wir besitzen, sind aber den Beweis dafür schuldig geblieben. Kommentar 2, 43 ff. erklärt sich aus Gaius allein, wie die Hinweise in Krügers Ausgabe ohne weiteres zeigen. 5) Conrat, Geschichte der Quellen und Lit. d. RömR. 1, 86f. Mommsen 55. 6) Conrat 60, 41, 141, 145. 7) Krüger, Geschichte d. Quellen 281, Praefatio zu seiner Ausgabe S. 1 u. 2. Seckel-Kübler, Jur. Antejust. 1, 436, 439. Kipp, Geschichte d. Quellen S. 143. Joers, Art. Domitius Ulpianus in Pauly-Wissowas Realencyklop. 5, 1448. Kübler, Geschichte d. Rom. Rechts (1925) 281 f. 8) "Ac ipsa quidem verba Ulpiani esse ut non dubito, ita affirmare audeo I n n o f i ^ v duntaxat esse quandam eorum, quae Ulpianus erat multis libris persecutus.' 9) G. E. Heimbach, Ueber Ulpians Fragmente 1834 S. 9 ff. 38 f. 10) Albertario, 'Tituli ex corpore Ulpiani', Bull. 32, 73 fr.

11

nach A r a n g i o R u i z 1 ) ein Auszug aus einer zweiten verbesserten Auflage der Institutionen des Gaius. Alle diese Ansichten sind m. E. unhaltbar. A r a n g i o R u i z ' s Lehre scheitert einfach schon an der Tatsache, daß die Veroneser Gaiushandschrift nicht die angenommene zweite Auflage, sondern die erste enthält, und daß auch der sog. westgothische Gaius und der Gaiuskommentar von Autun keine Spur einer Benutzung der angeblichen zweiten Auflage aufweist 2 ). Eine Neuauflage der Institutionen hätte sicher die alte Auflage ebenso vollständig verdrängt, wie das in ähnlichen Fällen im Altertum geschehen ist 3 ). Die beiden andern Ansichten bedürfen dagegen einer eingehenden Kritik. Auszugehen ist dabei von einem Satz, der sich sicher Nachklassierweisen läßt: d e r T e x t u n s r e r E p i t o m e t r ä g t T e x t e s " 6 w e i t h i n n a c h k l a s s i s c h e s G e p r ä g e . Nicht nur ist ein klassischer Text lückenhaft wiedergegeben, was bei einem Auszug ja selbstverständlich ist; nicht nur sind in einen klassischen Text nachklassische Glossen eingedrungen, womit natürlich hier wie überall zu rechnen wäre: auch in zahlreichen Stellen, in denen von einer Verunstaltung des Textes durch Streichung und Glossen keine Rede sein kann, erweist sich der Text deutlich als nachklassische Arbeit. U n s r e E p i t o m e i s t k e i n e S a m m l u n g klassischer F r a g m e n t e (weder einer einzigen Schrift noch m e h r e r e r Schriften), sondern eine nachklassische U m f o r m u n g klassischer Texte4). Mommsens günstiges Urteil über unsre Schrift bedarf der Be1) Arangio Ruiz, Sul Über singularis regularum', Bull. 30, 178 ff. 2) Daß die Westgothen die angebliche 2. Auflage nicht benutzt haben, hebt Arangio Ruiz 197 selbst hervor; daß der Kommentar von Autun sie benutzt habe, behauptet er (S. 192) im Anschluß an Kniep zu unrecht (siehe oben S. 10). 3) Siehe Birt, Kritik u. Hermeneutik nebst Abriß d. antiken Buchwesens (Iwan Müllers Handb. I, 3 1913) S. 218. Richtig auch Albertario 117 ff. Die Abhandlung von Arangio Ruiz kann hier nicht im einzelnen bekämpft werden; es genügt der Hinweis auf ihre Wiederlegung durch Albertario. Arangio Ruiz hat auch, soviel ich sehe, nirgends Beifall gefunden: Kübler, Geschichte d. Rom. R. 282 N. 2. Perozzi, Archivio giur. 86, 58. 4) Aehnlich schon Beseler, Beiträge 2, 105, Rotondi, Scritti giuridici 1,481 f., Collinet, Etudes historiques sur le droit de Justinien 2 (Histoire de l'école de droit de Beyrouth 1925) S. 265 f. Perozzi 1. c., Solazzi (unten zu tit. 11, 2 u. 12).

12 richtigung. Er schreibt (Jur. Sehr. 2 , 4 8 ) : 'Gaii sermo commodus et facilis est tamquam scholarum, ita ut interdum ad alia plane deveniat, quam quae initio sibi proposuerat; contra Ulpiani Regulae ea brevitate, perspieuitate, proprietate conscripta sunt, quam adhuc sccuti sumus omnes, assecutus est nemo*. Gewiß wirkt die k n a p p e Fassung unsers Textes günstig gegenüber der Redseligkeit der Gaius-Institutionen, aber mit der von Mommsen gerühmten perspieuitas und proprietas ist es oft schlecht bestellt. Oft genug ist die Darstellung ungeschickt 1 ), unlogisch, schief oder u n g e n a u 2 ) ; manche Sätze geben nachweislich nachklassisches Recht wieder, ohne daß man sie doch als eingedrungene Glossen abtun k ö n n t e 3 ) ; wiederholt macht sich auch ein Sprachgebrauch bemerkbar, den wir mit unsern heutigen Hilfsmitteln als unklassisch erweisen können 1 ). Auch ein systematischer Mangel darf nicht übersehen werden. Unser Auszug behandelt das Eherecht einschließlich des Dotalrechts im Personenrecht; dagegen ist nichts einzuwenden; nachweislich ging Ulpian in seinen Institutionen in dieser Weise vor 6 ). Aber daß ein Klassiker die Darstellung des Eherechts so ungeschickt in die Lehre von der potestas hineingeschoben haben sollte, daß er nach Erledigung des Eherechts noch einmal auf die Lehre vom Erwerb der potestas zurückkommen mußte 6 ), — das erscheint allerdings recht wenig glaublich. Die Quellen.

Die Institutionen des Gaius.

w i r versuchen nunmehr, die klassischen Q u e l l e n unsers nachklassischen Textes zu ermitteln, lassen es aber dabei zunächst dahingestellt, ob der Verfasser des Auszugs unmittelbar aus den klassischen Quellen oder aus einer nachklassischen Zwischenquelle geschöpft hat'). Benutzt sind zunächst sicher die I n s t i t u t i o n e n d e s G a i u s . Daß zwischen diesen und unsrer Epitome 1) Man sehe folgende Stellen und unsre Anmerkungen dazu: 1 , 4 ; I , 6 ; 1 , 2 1 (constat, wo es gerade nicht feststeht I); 3 , 3 ; 7 , 3 ; 1 0 , 4 ; I I , 11; I I , 2 2 ; 19, 6 ; 22, 29 u. 3 0 ; 24, 1 8 ; 24, 26; ü9, 1. 2) Siehe I , 14; I, 18; 6, 3 ; 7, 3 ; 8, 5 (divus Antoninus ohne Hervorhebung daß Pius gemeint ist); 8, 8 a ; 1 1 , 4 ; 1 1 , 1 7 ; 11, 1 9 ; n , 21 u. 2 3 ; 1 1 , 2 7 (unvollständiges Verzeichnis); 1 6 , 2 ; 2 0 , 7 (unvollständiges Verzeichnis); 22, 1 1 — 1 3 ; 22, 2 5 ; 23, 7; 24, 1 7 ; 24, 27, 2 8 ; 26, 1; 28, 2. 3) 7, 2 (a. rer. amotarum gegen den Mann); 12, 1—4 (cura); 22, 22 (nepotes postumi brauchen nur inter ceteros exherediert zu werden). 4) Unklassische Einteilungen: der tutelae 11, 2 ; der res (mobiles-immobiles) 19, 6 u. 8. Capacitas u. testamenti factio wird zusammengeworfen 16, I a ; 22, 3 u. 8 ; per eminentiam = xar' iioyfyv 1 1 , 3 ; fideicommittere ad rem praestandam 2, 9 ; hodie = heutzutage I , I 0 ; I I , 8 ; I 7 , 2 ; 2 0 , 2 ; iuxta = gemäß 2 3 , 6 ; male dissipare = dissipare 1 2 , 3 ; mater familiae = femina sui iuris 4, 1; maxime si 1, 1 8 ; medius = dimidius 26, 2 u. 29, 1; m o s quam = simulatque I, 2 2 ; legitima observatio 23, 1 0 ; porro 11, 7 ; potens = viri potens 5, 2 ; precativus 24, 1 u. 25, 1; repudium = divortium 14, 1; rumpitur testamentum bei anfänglicher Nichtigkeit 22, 1 8 ; voluptuosus statt voluptarius 6, 17. Man sehe schließlich n o c h : 'filius non patitur' in 22, 16 und 'intulerit' in 29, 3. 5) Lenel, Paling. 2, 928. Ebenso Florentin, Lenel 1 , 1 7 2 u. wohl auch Marcian, Lenel I, 653. 6) Siehe 7, 4. 7) Auf diese Frage wird unten S. 18 zurückzukommen sein.

13 ein enger Zusammenhang besteht, hat man längst erkannt. Da aber die Epitome als ein Auszug aus Ulpians liber singularis regularum galt, so konnten sich manche (mit Recht) nicht dazu entschließen, eine Benutzung des im 3. Jahrhundert noch obscuren Gaius durch Ulpian anzunehmen: sie meinten, Gaius und Ulpian hätten vielmehr dieselbe Quelle benutzt, nämlich ein Schulbuch der Sabinianer, dessen Vorhandensein wir freilich nur v e r m u t e n N a c h dem wir jetzt wissen, daß die Epitome keine Bruchstücke einer Ulpianschrift (oder mehrerer seiner Schriften) bietet, macht die Annahme einer Benutzung des Gaius keine Schwierigkeit mehr; umgekehrt darf die Benutzung eines alten unveröffentlichten Schulbuchs des 2. Jahrhunderts im 4. Jahrhundert als ausgeschlossen gelten. Daß die Gaius-Institutionen eine Quelle unsrer Epitome sind, ergibt sich aus der weitgehenden inhaltlichen zum Teil sogar wörtlichen Uebereinstimmung beider Texte 2 ), vor allem aber, was bisher noch nicht genügend beachtet worden ist, aus folgendem: g e w i s s e M ä n g e l d e s T e x t e s u n s r e r E p i t o m e finden sich auch bei Gaius: a n d r e M ä n g e l der E p i t o m e stehen zwar einem tadellosen Gaiustext gegenüber, finden aber g l e i c h w o h l i n d i e s e m i h r e e i n f a c h s t e u n d einleuchtendste Erklärung. 22, 1 7 vermiflt man vor 'scriptis heredibus' ein ' s e d ' ; genau an der entsprechenden Stelle bei Gaius 2, 124 fehlt 'sed' gleichfalls. 22, 30 steht 'paenitentia actus', das (statt des üblichen 'paenitentia acta') nach Voc. Jur. Rom. 1, 3 1 4 v. 22, 3 1 5 v. 1 1 nur hier und in der entsprechenden Stelle bei Gaius 2, 168 vorkommt. 24, 16 steht: 'in mortis autem heredis tempus legari potest velut: cum heres meus moriatur'. Ueblich ist 'heres meus' und jedenfalls müßte es 'morietur' statt 'moriatur' heißen. Genau wie in der Epitome lautet der Text bei Gaius 2, 2 3 2 : 'meus' ist 1) Bezüglich der älteren Literatur darf auf Joers, Art. Domitius Ulpianus (Pauly-Wissowa, Realencyclop. 5) Sp. 1449, vor allem aber auf die umfänglichen Literaturangaben bei Balog, Ueber das Alter der Ediktskommentare des Gaius ( 1 9 1 4 ) S. 145 f. verwiesen werden. Neuere Literatur: (außer den beiden bereits (oben S. 10) erwähnten Abhandlungen von Arangio Ruiz und Albertario) H. Kroll, Zur Gaius-Frage (Münster. Diss. 1 9 1 7 mit Beiträgen v. H. Krüger) S. 26 ff., Buckland, Did Ulpian use Gaius f (er bejaht die Frage) L a w Quarterly Review 38 (1922) S. 38 ff., Kübler, Geschichte d. Rom. R . (1925) S. 282. 2) Es genügt hier der Hinweis auf Grupe Z. 20, 90 fr., sowie auf die Abhandlung Bucklands.

14 weggelassen, 'moriatur' statt 'morietur'. D i e Epitome behandelt das sog. prätorische Testament an zwei Stellen 23, 6 und 28, 6 ; die gleichc Doublette findet sich bei Gaius 2, 147 und 1 1 9 . D i e Mängel der Darstellung, in 1 , 2 4 ; 3 , 3 ; 2 0 , 3 — 6 erklären sich ungezwungen, wenn man eine ungeschickte Umformung der Gaianischen V o r l a g e annimmt (siehe unsre Anmerkungen). 8, 5 wird ein Erlaß des Pius als 'constitutio divi Antonini' zitiert: im 3. Jahrhundert ein mehrdeutiges Zitat, das sich ohne weiteres erklärt, wenn man flüchtiges Abschreiben aus Gaius i , 102 annimmt, für den 'Antoninus' eindeutig war. D a s unmotivierte 'vero' in 8, 8 a, 'quoque' in 22, 18 ist b e i Gaius 1, 1 0 4 ; 2, 130 am Platze, und wird von dem flüchtigen nachklassischen Arbeiter unbedacht übernommen worden sein. 29, 2 übersieht offenbar das senatus consultum Orfitianum, w e i l bei Gaius 3, 43 (vor diesem Senatsbeschluß geschrieben!) davon nicht gesprochen wird '). — D a s alles kann kein Zufall sein, die GaiusInstitutionen müssen eine Quelle unsers Auszugs sein.

Sehr eigentümlich ist die Art und Weise, in der die Gaius-Institutionen in unserm Auszug benutzt worden sind. Der Gaius-Text ist, oft recht wenig glücklich, zusammengezogen und sprachlich, wohl mit Rücksicht auf den Wandel des Sprachgebrauchs, verändert. Oft genug aber finden sich zwecklose und mißlungene Umformungen der Vorlage wie in der Epitome Gai 2 ). Auch daraus ergibt sich, daß Ulpian nicht der Verfasser des Textes unsers Auszugs ist. Man schlage die in der A u s g a b e angeführten Stellen aus Gaius nach und sehe selbst. W e n n unser Verfasser 23, 6 'iuxta tabulas bonorum possessionem' an Stelle des 'secundum tabulas' seiner V o r l a g e schrieb, so mochte ihm das moderner klingen und daher den V o r z u g zu verdienen scheinen. In den von Grupe Z. 20, 93 ff. behandelten Stellen ist andrerseits deutlich das Streben nach kurzer Zusammenfassung erkennbar. Z w e c k l o s e schlechte Variation z. B. I I , 23. Ulpiani liber singulans regu arum.

Die Institutionen des Gaius sind nicht die einzige Q u e l l e unsers Auszugs; dies schon einfach deshalb nicht, leges w e j j g a n z e Materien wie das Dotalrecht und die Julia et Papia Poppaea bei Gaius überhaupt nicht erörtert werden. Als eine weitere Quelle läßt sich zunächst eine 1) Nicht berufen möchte ich mich auf die Ausführungen B a l o g s (S. 147) zu 8, 5. Er tadelt, daß Ulpian nicht erwähne, daß Frauen ex rescripto principis arrogiert werden können, o b w o h l dieser Satz schon Gaius (D. 1, 7, 21 libro singulari regularum) bekannt s e i ; Ulpian habe flüchtig die Institutionen des Gaius I, 101 abgeschrieben, in dene¿ v o n der arrogatio per rescriptum noch nicht die R e d e war. D o c h D . ( 1 , 7 ) 21 dürfte interpoliert sein: G . Castelli, Scritti giuridici (herausg. v. Albertario und Bonfante 1923) S. 165 fr. Bonfante, Istituzioni' § 48 S. 145 N. I . 2) V g l . Conrat, Entstehung d. westgoth. Gaius S. 13.

IS Schrift erkennen, die unter dem Namen T J l p i a n i ü b e r s i n g u l a r i s r e g u l a r u r n 1 in nachklassischer Zeit umlief und auch von dem Verfasser der Collatio und den Kompilatoren der Digesten benutzt worden ist. D i e Collatio zitiert den liber singularis an drei Stellen: 2, 2 ; 6, z ; 16, 4 ; die Digesten an z w e i : D . (22, 5) 17 und (44, 7) 2 5 ' ) . Von diesen Stellen behandeln zwei, Coli. 2, 2, I und D . (44, 7) 25, Materien, die in dem verloren gegangenen T e i l unsers Auszugs Erörterung fanden 2 ). D i e drei andern Stellen aber kehren in unsrer Epitome wieder. Im folgenden werden die T e x t e einander gegenübergestellt; Abweichungen sind kursiv gedruckt. Collatio 6, 2.

Epitome Ulpiani 5, 6 u. 7.

Ulpianus libro regularum singulari sub titulo de nuptiis.

Tit. : De his qui in potestate sunt.

Inter parentes et liberos, cuiuscumque gradus sit, conubium non est. inter cognatos autem ex transverso gradu olim quidem usque ad quartum gradum matrimonia contraili non poterant: nunc autem ex tertio gradu licet uxorem ducere, sed tantum fratris filiam, non etiam sororis, nec amitam nec materteram, quamvis eodem gradu sint. eam quae noverca vel privigna vel quae nurus vel socrus fuit, uxorem ducere non possumus. si quis eam, quam non licet, uxorem duxerit, incestum matrimonium contrahit : ideoque liberi in potestate eius non iìunt, sed quasi v u l g o concepti spurii sunt.

Inter parentes et liberos infinite cuiuscumque gradus conubium non est. inter cognatos autem ex transverso gradu olim quidem usque ad quartum gradum matrimonia contraili non poterant: nunc autem etiam ex tertio gradu licet uxorem ducere, sed tantum fratris filiam, non etiam sororis filiam aut amitam •vel materteram, quamvis eodem gradu sint. eam, quae noverca vel privigna vel nurus vel socrus nostra fuit, ducere non possumus. si quis eam, quam non licet, uxorem duxerit, incestum matrimonium contrahit: ideoque liberi in potestate eius non fiunt, sed quasi v u l g o concepti spurii sunt.

D . (22, 5) 17.

Epitome Ulpiani 20, 6.

Ulpianus libro singulari regularum. Pater et filius, qui in potestate eius est, item duo fratres, qui in eiusdem patris potestate sunt, testes utrique in eodem testamento vel eodem negotio fieri possunt, quoniam nihil nocet ex una domo plures testes alieno negotio adhiberi.

1) Siehe L e n d , Paling. 2, 1016. und Aktionenrecht.

Pater et qui in potestate eius est, item duo fratres, qui in eiusdem patris potestate sunt, testes utrique,

vel alter testis alter libripens fieri possunt, alio familiam emente ; quoniam nihil nocet ex una domo plures testes alieno negotio adhiberi. 2 ) Nämlich

Deliktsobligatioueu

i6 Collatio 16, 4. Ulpianus libro singularum regularum sub titulo de legitimis hereditatibus. Intestatorum gentiliciorum hereditates pertinent primum ad suos heredes, id est liberos qui in potestate sunt ceterosque qui liberorum loco sunt: si sui heredes non sunt, ad consanguíneos, id est fratres et sorores ex eodem pâtre : si nec hi sunt, ad reliquos agnatos proximos id est cognatos virilis sexus per mares descendentes eiusdem familiae. id enim cautum est lege duodecim tabularum bac : si intestatus moritur, cui suus heres nec est, agnatus proximus familiam habeto. si agnatus defuncti non sit, eadem lex duodecim tabularum gentiles ad hereditatem vocat his verbis : si agnatus nec escit, gentiles familiam [hàbento. nunc nec ullus est] heres hinc nec gentilicia iura in usu sunt.

Epitomc Ulpiani 26, 1. Tit. De legitimis

heredibus.

Intestatorum ingenuorum hereditates pertinent primum ad suos heredes, id est liberos qui in potestate sunt ceterosque, qui in liberorum loco sunt ; si sui heredes non sunt, ad consanguineos, id est fratres et sorores ex eodem pâtre: si nec hi sunt, ad reliquos agnatos proximos id est cognatos virilis sexus per mares descendentes eiusdem familiae. id enim cautum est lege duodecim tabularum hac: si intestato moritur, cui suus heres nec est, agnatus proximus familiam habeto.

Die kleinen Abweichungen, die die Texte der ersten Stelle zeigen, lassen sich verschieden erklären. Entweder benutzten der Verfasser der Collatio und unser Epitomator je ein Exemplar des liber singularis, das zu verschiedenen Gruppen von Handschriften dieses Werks gehörte, oder aber der eine von ihnen hat den Text seiner Vorlage leicht verändert'). 'infinite' wird einein den Text gedrungene Glosse sein 2 ). Die Digestenstelle ist von den Byzantinern verändert worden, die die Erwähnung des Manzipationstestaments nicht stehen lassen durften und den Text für ihren allgemeinen Titel de testibus nutzbar machen wollten 3 ). In der dritten Stelle hat der Epitomator das Gentilerbrecht als veraltet gestrichen *). Wie es mit der Divergenz zwischen 'ingenuorum' und 'genti1) Wer die Ueberlieferung juristischer Werke des Mittelalters kennt, wird beides ohne weiteres für möglich halten. Sicher auf die Verschiedenheit der benutzten Handschriften geht die Divergenz der Titel zurück: der Verfasser der Collatio benutzte einen Text, in dem innerhalb des Titels über die potestas noch einmal ein Untertitel 'de nuptiis' eingefügt war. Derartige Rubriken sind für die alte Ueberlieferung nichts festes. Vgl. Lachmann, Z. f. gesch. RW. 9, 180. 2) Albertario, Bull. 32, 87. 3) Anders haben den Text die Verfasser der Institutionen (2, 10, 8 de testamentis ordinandisl) gestaltet: Pater nec non is, qui in potestate cius est, item duo fratres, qui in eiusdem patris potestate sunt, utrique testes in unum testamentum fieri possunt; quia nihil nocet ex una domo plures testes alieno negotio adhiberi. 4) Er fand bereits in der Vorlage eine Bemerkung, die ihn dazu anregte; sie ist uns nur verstümmelt überliefert; die eingeklammerten Worte sind von Mommsen (schwerlich richtig) ergänzt.

i ; liciorum' steht, ob der Verfasser der C o l l a t i o ' ) oder unser Epitomator 2 ) seine Vorlage geändert hat, läßt sich nicht entscheiden, ist aber auch unerheblich ; beides ist möglich 8 ). Jedenfalls ergibt diese Vergleichung unzweideutig: der liber singularis war eine Quelle unsrer Epitome.

Eine d r i t t e Quelle scheinen die l i b r i p a n d e c t a r u m M o d e s t i n s gewesen zu sein. D- (41, 3) 3 1 )Modest, lib. 5 pandect.

Epitome Ulpiani 19, 8.

Usucapió est adicctio dominii p e r continuationem possessionis temporis lege definiti.

Usucapio est autem dominii adeptio per continuationem possessionis anni vel biennii.

D . (28,6) I, pr. 5 ). Modest, lib. 2 pandect.

Epitome Ulpiani 22, 33.

Heredes aut instituti dicuntur aut substituti: instituti primo gradu, substituti secundo vel tertio.

Heredes aut instituti dicuntur aut substituti : instituti, qui primo gradu scripti sunt ; substituti, qui secundo gradu vel sequentibus heredes scripti sunt.

D. (38, 7) 5, 1 ')• Modest, lib. 3 pandect.

Epitome Ulpiani 26, 3.

Quamdiu spes est suum heredem aliquem defuncto existere, tamdiu consanguineis locus non est: puta si defuncti uxor praegnas sit aut defuncti Alius apud hostes sit.

Quamdiu suus heres speratur heres fieri posse, tamdiu locus agnatis non est: velut si uxor defuncti praegnans sit aut filius apud hostes sit.

D. (38, 15) 1 , 2 ' ) . Modest, lib. 6 pandect.

Epitome Ulpiani 28, 8.

Intestati patris liberis bonorum possessio datur non tantum his, qui in potestate parentis usque in mortis tempus fuerunt, sed emancipatis.

Liberis bonorum possessio datur tarn his, qui in potestate usque in mortis tempus fuerunt, quam emancipati;.

Weitere Quellen lassen sich nicht sicher feststellen, doch ist es möglich und wahrscheinlich, daß Elementar1) Dafür P. Krüger, Geschichte d. Quellen 282 N. 33. Praef. zu seiner Ausgabe S. 2. Arangio Ruiz, Bull. 30, 182 N. 3. 2) Dafür Lachmann, Z. f. gesch. R W . 9, 180, Mommsen, Jur. Schrift. 2, 52, Kniep, Gai Inst. 3, I S. 49. 3) Die Differenz in den Titeln wird wieder auf eine Verschiedenheit der benutzten Handschriften zurückgehen. 4) ' a d iectio' ist sicher in 'adeptio' zu emendieren (Isidor, Orig. 5, 25, 30); 'temporis-definiti' ist Interpolation der Byzantiner, für die die klassischen Ersitzungsfristen nicht mehr paflten. Vgl. Albertario, Bull. 32, 82. 5) Albertario 1. c. 6) Albertario 1. c. 7) Albertario 83. S c h u l z , Epitome Ulpiani.

-

Mo destin s Pandecten.

Ulpians Regeln u. Institutionen.

i8 Schriften Ulpians wie seine Regulae in 7 Büchern und seine Institutionen in 2 Büchern benutzt worden sind 2 ). Die ZwischenNunmehr läßt sich auch eine Antwort auf die Frage quelle. geben, die wir früher 3 ) ausdrücklich zurückgestellt haben: benutzte unser E p i t o m a t o r die soeben ermittelten Quellen unmittelbar oder durch V e r m i t t l u n g einer n a c h k l a s s i s c h e n Zwischenq u e l l e ? Bedenkt man nämlich die notorische große Flüchtigkeit und Trägheit unsers Epitomators *), so wird man ihm kaum die immerhin umfängliche Arbeit des Auswählens (aus verschiedenen Schriften), Zusammenstellens und Umformens zutrauen dürfen, die er nach unsrer Betrachtung der Quellen der Epitome doch geleistet haben müßte, wenn er aus diesen unmittelbar geschöpft haben würde. Wahrscheinlich ist vielmehr (Gewißheit läßt sich freilich nicht erbringen Í), daß der Epitomator diese Arbeit in einer nachklassischen Zwischenquelle bereits getan fand und sich darauf beschränkte, diese zu kürzen und da und dort einen Zusatz anzubringen. Nimmt man dies an und bedenkt man nun weiter, daß der Verfasser dieser Zwischenquelle seine klassischen Vorlagen grundsätzlich nicht auf weite Strecken wörtlich übernahm, sondern sie umformte, daß aber die uns erhaltenen Bruchstücke des angeblich Ulpianschen liber singularis regularum, soweit sie überhaupt Materien unsers Epitomefragments behandeln, in diesem wörtlich wiederkehren, so ist der Wahrscheinlichkeitsschluß gerechtfertigt: d i e v o n u n s g e f o r d e r t e nachklassische Zwischenquelle w a r d e r liber s i n g u l a r i s r e g u l a r u m , der fälschlich dem Ulpian z u g e s c h r i e b e n wurde. Der unbekannte nachklassische Verfasser dieser S c h r i f t w a r es, der aus den I n s t i t u t i o n e n des G a i u s s o w i e aus S c h r i f t e n des U l p i a n und Modestin (möglicherweise auch noch aus andern Schriften) den T e x t h e r s t e l l t e , den d a n n d e r E p i t o m a t o r d e s 4. J a h r h u n d e r t s v e r k ü r z t e . Für die Richtigkeit dieser Ansicht spricht, daß auch die beiden Fragmente des liber singularis, die uns 1) D. (25, 1) 14 scheint in Epit. 6, 14—17 benutzt zu sein wegen 'voluptuosus'! Siehe unsre Bemerkungen zu der Stelle. 2) Albertario Si, 94. 3) Siehe oben S. 12. 4) Siehe oben S. 10.

19 nicht zugleich durch unsre E p i t o m e überliefert sind, unverkennbare Spuren nachklassischer A r b e i t a u f w e i s e n 1 ) . D e r liber singularis regularum tritt damit in eine Reihe mit den Ps. Ulpianschen Opiniones 2 ) und den Ps. Paulinischen Sententiae s ). D e r Z w e c k , den der Verfasser des liber singularis verfolgte, w a r offenbar, die Institutionen des Gaius, die jetzt (Ende des 3. oder A n f a n g des 4. Jahrhunderts) immer größere Bedeutung g e w a n n e n , zu verbessern, sie zu verkürzen und zu ergänzen. D a ß man derartige W e r k e unter der F l a g g e eines der beiden letzten großen Klassiker (Ulpian und Paulus) segeln ließ, ist ohne weiteres verständlich; die Literaturgeschichte des römischen R e c h t s im Mittelalter weist zahlreiche ähnliche Erscheinungen auf. Immerhin bandelt es sich nur um Wahrscheinlichkeitsschlüsse. Doch hat die ganze Frage für die praktische rechtsgeschichtliche Arbeit nur eine bescheidene Bedeutung. Mag nun unser Epitomator eine nachklassische Zwischenquelle benutzt oder aus den klassischen Quellen selbst geschöpft haben, die Hauptsache ist: unsre Epitome bietet nicht klassische Fragmente, sondern einen durch Umformung klassischer Vorlagen gewonnenen nachklassischen Text. Diesen Satz darf auch der skeptische Forscher als bewiesen ansehen. Nicht gegen die hier vertretene Auffassung spricht jedenfalls die Ueberschrift: 'Incipiunt tituli ex corpore Ulpiani', auf die Albertario so viel Gewicht legt 4 ). Er meint, schon aus diesen Worten ergebe sich, dafl die Epitome eine Ulpianantologie sei, nicht ein Auszug aus dem liber singularis des Ulpian. Das Argument überzeugt nicht. Wir wissen nicht, ob mit den genannten Worten 1) Der Text in Collatio 2, 2 ist sicher nachklassische Arbeit (Arangio Ruiz, Bull. 30, 182 N. 3). Selbst wenn man von der seltsamen indirekten Rede absieht, rein inhaltlich betrachtet ist das, was gesagt werden sollte (Gaius 3, 224, 225), der Art mißverständlich, um nicht zu sagen unverständlich ausgedrückt, daß ein Klassiker nicht der Verfasser sein kann. Wir begegnen hier der gleichen Umformung des Gaiustextes, die uns in unsrer Epitome so oft entgegentritt. — Was D. (44, 7) 25 angeht, so hat man die Stelle schon wiederholt für unecht erklärt: siehe zum pr. Savigny, System 5, 593, Pflüger, Z. 43, 159; zu § 1 H. Krüger, Grünhuts Z. 27, 472, Erman Z. 23, 447, Perozzi, Le obligazioni romane (1903) S. 42, Arangio Ruiz, Bull. 30, 191. 2) Die Opiniones sind schon lange verdächtig (vgl. Schulz, Einführung in d. Studium d. Digesten S. 40 N. 3) und dürfen heute wohl mit Rotondi, Scritti giuridici 1, 453 ff. dem Ulpian abgesprochen werden. So auch Collinet, Etudes historiques sur le droit de Justinien 2, 266, Siber, Rom. Rechtsgesch. 58 ; a. M. anscheinend Kübler, Gesch. d. röm. R. 280. 3) Die Sententiae des Paulus sind kein Werk des Paulus; diese Erkenntnis bricht sich immer mehr Bahn; siehe Literaturangaben bei Schulz Z. 43, 203, dazu Rotondi und Collinet 1. c., Perozzi, Archivio giuridico 86, 58. Siber 1. c. A. M. Kübler, Geschichte 285. 4) Bull. 32, 76.

2*

20 der Name der Epitome angegeben, oder nur das alsbald folgende Titelverzeichnis überschrieben werden s o l l t e ' ) . Jedenfalls aber muß die Worte schon der Mann geschrieben haben, der zuerst den Auszug mit 2 dem Breviar v e r b a n d ) . Woher konnte dieser etwas über den Namen des Verfassers und des Werks wissen? Nicht aus dem Titelblatt, denn dieses fehlte in dem defekten Exemplar, das er allein b e s a ß 3 ) ; die Seitenüberschriften werden aber, wie üblich 4 ), den Namen des Verfassers und des Werks genannt haben. Diese Seitenüberschriften müßten also nach Albertario gelautet h a b e n : 'Corpus Ulpiani', dieser Titel müßte auch auf dem Titelblatt der vollständigen Epitome-Exemplare gestanden haben. Ich halte das für ausgeschlossen: ein derartiger Buchtitel ist für das Altertum und besonders für das 4. Jahrhundert unmöglich. 'Corpus' im übertragenen, literarischen Sinne 6 ) bezeichnet einfach das Ganze gegenüber seinen Teilen: 'corpus iuris 3 die Gesamtheit des Rechts 6 ), 'corpus Homeri' den ganzen H o m e r 7 ) , 'corpus Theodosiani' den ganzen codex Theodosianus 8 ), 'corpus Pauli sententiarum' 9 ) das vollständige Sentenzenwerk des Paulus, 'corpus Papiniani' im Zitiergesetz 1 0 ) die Gesamtheit der Schriften Papinians; und wenn es in der westgothischen Interpretatio zu diesem Gesetz heißt: 'Scaevola, Sabinus, Julianus atque Marcellus in suis corporibus n o n inveniuntur, sed in praefatorum opere tenentur inserti', so heißt das einfach: wir besitzen von den Schriften dieser Juristen keine Exemplare mehr, sondern kennen sie nur noch aus Zitaten. 'Corpus Ulpiani' würde also die Gesamtheit der Ulpianschen Schriften bezeichnen, nicht aber eine Sammlung von Exzerpten aus Ulpianschriften. Es ist daher klar, daß unsre kleine Epitome sich nicht 'corpus Ulpiani' nennen konnte u ) ; wie sie sich nannte, wissen wir nicht. Albertario meint 1 2 ), wenn etwa die Seitenüberschriften gelautet hätten: 'Ulpiani liber singularis regularum', so hätte der Mann des 6. Jahrhunderts, der die Epitome dem Breviar anfügte, schreiben müssen: 'Tituli ex corpore libri singularis regularum Ulpiani'. Aber vielleicht war ihm das einfach zu l a n g ; wie ja auch der Verfasser der Consultatio 7, 6 (was Albertario nicht beachtet) ruhig zitiert: 'Item ex corpore Pauli de pactis :t conventis' statt, wie er es nach Albertario hätte tun müssen, 'ex corpore sententiarum Pauli'. Möglich aber auch, daß unser Gallier des 6. Jahrhunderts den vielleicht stark abgekürzten Titel auf den abgestoßenen Seitenüberschriften nicht mehr lesen konnte. Kurzum: dieses Argument Albertarios scheidet fortan aus der Debatte aus. 1) Im letzteren Sinne Lachmann, Z. f. gesch. R W . 9, 179, Mommsen, Jur. Sehr. 2, 54. 2) Ein Späterer konnte über Autor und Werk nichts mehr wissen und wird schwerlich gewagt haben, den vorgefundenen Namen zu ändern. 3) Siehe oben S. 7. 4) Birt, Kritik u. Hermeneutik nebst Abriß d. antiken Buchwesens (1913) S. 358 f., Mommsen 54. In den Wiener Bruchstücken der Institutionen Ulpians ist uns eine solche Seitenüberschrift erhalten: 'LIB. Ins ULP. INST.' Siehe Seckel-Kübler, Jur. Antejust. i, 492. 5) Siehe zum folgenden Thes. Ling. Lat. 4, 1020. 6) C. (5, 13) 1 pr. 7) D. (32) 52, 2. 8) Z. B. Consult. 8, 2 u. 5. 9) Siehe Haenel. Lex Rom. Visig. S. 338 im krit. Apparat. 10) C. T h . (I, 4) 3 = Breviar C. T h . (1, 4) 1. 11) Man beachte auch, daß man Werke zwar als 'corpus' bezeichnet und zitiert, deshalb aber doch der Buchtitel das W o r t 'corpus' nicht enthält. Es gab kein Buch, das sich auf dem Titelblatt als 'Corpus Theodosianum' oder 'Corpus Pauli sententiarum' bezeichnet hätte. 12) Bull. 32, 77.

21

I V . Die wissenschaftliche Aufgabe. Nunmehr ist auch Klarheit gewonnen über die wissenschaftlichen Aufgaben, vor die uns unsre Epitome stellt, vor allem über die Aufgabe einer Ausgabe. Eine Rekonstruktion des liber singularis regularum Textverbietet sich schon aus Mangel an Material; Phantasien k o n s t l t u t l o n über den möglichen Inhalt dieses Buches sind zwecklos, denn es war ein nachklassisches Werk, und wir wissen durchaus nicht, ob es alles das enthielt, was w i r zu einer einigermaßen abgerundeten Darstellung für erforderlich halten. Zu edieren ist die Epitome und nur diese 1 ). Nach Möglichkeit ist der T e x t zu ermitteln, wie er aus der Hand des Epitomators hervorging. Dabei ist aber stets die große Flüchtigkeit und Inkonsequenz des Epitomators zu berücksichtigen und festzuhalten, daß der zu ermittelnde Text ein von einem Nachklassiker geformter Text ist. Wir dürfen daher den überlieferten Text nicht preisgeben, auch wenn er uns nach Form oder Inhalt unklassisch erscheint, wenn er nur noch einem mittelmäßigen Juristen des 4. Jahrhunderts zuzutrauen ist 2 ). Die Textkritik ist also streng konservativ zu handhaben, alle konjekturalen klassizistischen Verschlimmbesserungen sind abzuweisen. Eine weitere Aufgabe der Ausgabe ist es, die nach- Ermittelung klassische Arbeit im einzelnen als solche zu kennzeichnen. ,d.er na s t a t u über appellato. 2. Statu liber quamdiu pendei condicio, seruus heredis est. 3. Statu liber seu alienetur ab herede, sive usu capiatur ab aliquo, libertatis condicionem secum trahit. 4. Sub hac condicione liber esse iussus: csi decern milia heredi dederit 3 etsi ab herede abalienatus sit, emptori dando pecuniam ad libertatem perueniet; idque lex duodecim tabularum iubet. 5. Si per heredem factum sit, quo minus statu liber condicioni pareat, proinde fit liber, atque si condicio expleta fuisset. 6. Extraneo pecuniam dare iussus et liber esse, si paratus sit dare, et is, cui iussus est dare, aut nolit accipere, aut antequam acceperit, moriatur, proinde fit liber, ac si pecuniam dedisset. 7. Libertas et directo potest dari hoc modo c liber estoJ, c liber sit3, liberum esse iubeo 3 , et per fideicommissum, ut puta c rogo, fidei committo heredis mei, ut Stichum seruum manumittat 1 . 8. Is, qui directo liber esse iussus est, orcinus fit libertus ; is autem, cui per fideicommissum data est libertas, non testatoris, sed manumissoris fit libertus. 9. Cuius fidei committi potest ad rem aliquam praestandam, eiusdem etiam libertas fidei committi potest. 10. Per fideicommissum libertas dari potest tam proprio seruo testatoris, 25) G . 2, 239. — I I . R u b r i k : Spät zugefügte Rubrik von barbarischer Form, die auch sachlich unpassend ist; sie paßt allein für § I—6. 1) G . a, 200. 2) G . 2, 200. In unsrer Handschrift ist 'statu liber' nachträglich über 'quamdiu' geschrieben, und hinter 'condicio' ein Punkt gesetzt, 'est' fehlt. 3) D . (40, 7) 2 pr. 4) D . (40, 7) 6, 3. 5) D . (40, 7) 3, I ; (50, 17) 161 und dazu Vassalli, Bull. 27, I 9 4 f . 6) D . (40, 7) 3, 10 u. 20, 3. 7) Unten 25, 18. G . 2, 263. 8) G . 2, 266, 267. Inst. Iust. (2, 24) 2. 9) Die Ausdrucksweise 'fidei committi potest ad rem praestandam' (statt 'ut rem praestet') ist anscheinend ganz sing u l a r : Tgl. V o c . Iur. 1, 172, 7. 10) G . 2, 264. 'aut . . . vel' stimmt mit Gaius überein!

E p i t o m e U l p i a n i 2, I l — 1 2 .

27

quam heredis aut legatarii, uel cuiuslibet extranei seruo. 11. Alieno seruo per fideicommissum data liberiate si dominus eum iusto pretio non uendat, extinguitur libertas, quoniam nec pretii computatio pro liberiate fieri potest. 12. Libertas sicut dari, ita et adimi tam testamento quam codicillis testamento confirmatis potest; ut tamen eodem modo adimatur, quo et data est. 11) 'iusto p r e t i o ' f e h l t b e i G . 2, 2 6 5 ; h a u p t s ä c h l i c h d e s h a l b w e r d e n diese W o r t e v o n italienischen R o m a n i s t e n als n a c h k l a s s i s c h e r Zusatz ang e s e h e n (Albertario Bull. 3 1 , 2, Solazzi daselbst S. 83, D o n a t u t i , Iustus, j u s t o , justitia nel l i n g u a c c i o d e i giuristi classici 1 2 ) ; d o c h h a b e n sie d i e s c h w i e r i g e n Q u e l l e n s t e l l e n , zu d e n e n u n s e r T e x t g e h ö r t , k e i n e s w e g s a u f g e k l ä r t . E s ist richtig, d a ß 'iustus' = ' a e q u u s ' u n d i n s b e s o n d r e ' i u s t u m p r e t i u m ' = ' a n g e m e s s e n e r Preis' in u n s e r n Q u e l l e n vielfach i n t e r p o l i e r t sind ( D o n a t u t i 1. c. S. 7 ff., A l b e r t a r i o Bull. 3 1 , 1 ff.), d a ß sie stets u n echt sind, ist n i c h t erwiesen (Levy Z. 43, 534). Es ist a u c h richtig, d a ß die Belege, in d e n e n b e i m D a m n a t i o n s l e g a t die F r a g e erörtert w i r d : wie, w e n n der B e s c h w e r t e die v e r m a c h t e S a c h e v o m E i g e n t ü m e r n u r zu einem unverhältnismäßig hohen Preis erwerben kann?' — interpoliert sind. So D . (30) 7 1 , 3 (dazu A l b e r t a r i o Bull. 3 3 , 68, Beseler Z. 45, 456); D . ( 3 5 , 2 ) 6 1 (dazu Betti, Atti d e l Istituto V e n e t o 1 9 1 4 / 1 5 S. 1464, Litis a e s t i m a t i o I , S u. 48). A n s c h e i n e n d h a t die v o n d e n K l a s s i k e r n in diesen T e x t e n erörterte Litiskreszenz ( G a i u s 4, 9) zu d e n I n t e r p o l a t i o n e n g e f u h r t . Im k l a s s i s c h e n R e c h t k o n n t e sich d e r B e s c h w e r t e w a h r s c h e i n l i c h , w e n n die S a c h e n u r zu u n v e r h ä l t n i s m ä ß i g h o h e m Preis zu e r w e r b e n w a r , d u r c h confessio in iure vor der V e r u r t e i l u n g zum D o p p e l t e n r e t t e n ; er h a t t e d a n n n u r d e n w a h r e n W e r t d e r S a c h e zu z a h l e n . Auch L a b e o - J a v o l e n in D . (32) 30, 6 s t e h e n d e m n i c h t e n t g e g e n ; sie w o l l e n w o h l n u r s a g e n , d a ß , selbst w e n n d i e S a c h e ü b e r h a u p t n i c h t zu e r w e r b e n war, (bei vorh e r i g e r confessio) d e r W e r t zu leisten ist. Vgl. G a i u s 2, 262. D . (42, 2) 3 u. 5- U e b r i g e n s ist auch diese Stelle u n d zwar n i c h t erst von ' i d e m q u e ' a b interpoliert, wie s c h o n ' h e r e s ' statt ' t u ' zeigt (Ferrini L e g a t i 288 ist s c h o n d e s h a l b u n h a l t b a r , weil J a v o l e n , d e r V e r f . v o n D . (35, 2) 61 in D . (32) 30, 6 n i c h t eine a n t i q u i e r t e L a b e o - E n t s c h e i d u n g w i e d e r g e g e b e n h a b e n w i r d ) . — Beim V e r s c h a f f u n g s - F i d e i k o m m i ß k a n n u n m ö g l i c h d e r Beschwerte g e w u n g e n w o r d e n sein, d i e S a c h e zu b e l i e b i g h o h e m P r e i s e zu e r w e r b e n . In D . (32) 14, 2 sind freilich d i e W o r t e 'vel — i u s t a m ' sicher u n e c h t (Albertario Bull. 3 1 , 2, D o n a t u t i 22). G a i u s k a m es d a r a u f a n zu b e t o n e n , daß, selbst w e n n die S a c h e ü b e r h a u p t n i c h t zu b e s c h a f f e n w a r , d e r W e r t zu leisten sei, n i c h t etwa d a s F i d e i k o m m i ß h i n f a l l i g w e r d e (so a u s d r ü c k l i c h G a i u s 2, 262). E b e n d a r u m läßt die Stelle keinen U m k e h r s c h l u ß zu f ü r d e n F a l l , d a ß die S a c h e z w a r verk ä u f l i c h ist, a b e r zu u n v e r h ä l t n i s m ä ß i g h o h e m Preise (wie Solazzi u n d A l b e r t a r i o g l a u b e n ) . O b in D . (40, 5) 3 1 , 4 a u c h d i e W o r t e ' i d e m q u e — velit' u n e c h t sind, läßt sich n i c h t e r w e i s e n ; a u s G a i u s 2, 2 6 2 f o l g t n a c h d e m e b e n G e s a g t e n g a r n i c h t s (unrichtig Albertario Bull. 3 1 , 3, D o n a t u t i 24). — E r g e b n i s : u n s e r T e x t e n t h ä l t m. E . klassisches R e c h t ; m ö g l i c h a b e r , d a ß die K l a s s i k e r diesen Satz, weil i h n e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h , n i c h t a u s s p r a c h e n , u n d d a ß i h n erst die N a c h k l a s s i k e r a k z e n t u i e r t e n .

28 III. De latinis.

Epitome Ulpiani 3, I — 4 .

j. Latini ius Quiritium consequuntur his modis: beneficio principali, liberis, iteratione, militia, naue, aedificio, pistrino; praeterea et senatus consulto mulier, quae sit ter enixa. 2. Beneficio principali Latinus ciuitatem Romanam accipit, si ab imperatore ius Quiritium impetrauerit. 3. Liberis ius Quiritium consequitur Latinus, qui minor triginta annorum manumissionis tempore fuit: nam lege Iunia cautum est, ut, si ciuem Romanam uel Latinam uxorem duxerit, testatione interposita, quod liberorum quaerendorum causa uxorem duxerit, postea filio filiaue nato nataue et anniculo facto, possit apud praetorem uel praesidem prouinciae causam probare et fieri ciuis Romanus, tam ipse quam filius filiaue eius et u x o r ; scilicet si et ipsa Latina sit ; nam si uxor ciuis Romana sit, partus quoque ciuis Romanus est ex senatus consulto, quod auctore diuo Hadriano factum est. 4. Iteratione fit ciuis Romanus, qui post Latinitatem, quam acceperat, maior triginta annorum iterum iuste manumissus est ab eo, cuius e x iure Quiritium seruus fuit. sed huic concessum est ex senatus consulto, I I I . 1) Die Handschrift hat 'senatus consulto uulgo quaesit te re nexa'. — 'praeterea — enixa' ungeschickt weil unlogisch angefügt: die Civität wird hier doch offenbar 'liberis 1 erworben I Vgl. Paul. Sent. 4, 9, 8. Zum Erwerb 'aedificio' G. I, 33, 'pistrino' G. 1, 34. 3) G. 1, 29fr. Ein ungemein nachlässig stilisierter Text. I. Zu 'possit . . . probare et fieri civis Romanus' ist'Latinus'Subjekt; dann ist aber die Anknüpfung mit 'tam —• quam' verfehlt. Man kann nicht sagen: unter den und den Voraussetzungen kann e r Bürger werden, sowohl er selbst wie seine Kinder. 2. 'anniculo facto': vorher waren Maskulin- und Femininformen gewählt! G . 1, 29 sprach ausschließlich vom filius und stellte erst später 1, 32 a die Tochter den Sohn gleich. Unser Verf. hat in die Erörterung des Gaius i, 29 die filia eingeschoben, aber vergessen, auch von der annicula zu sprechen. So erklärt sich auch 3. 'si et ipsa Latina sit'. ipsa' s o l l sich nur auf die uxor beziehen, könnte aber auch auf filia mitbezogen werden. Der Satz ist aus G. I, 29 abgeschrieben, der aber hatte, wie gesagt, hier die Tochter noch gar nicht erwähnt. 4. 'scilicet si' soll sich nur auf das für Frau und Kinder Gesagte beziehen, bezieht sich tatsächlich aber (verfehlterweise) auch auf den Latinus selbst. — Der Hinweis auf die lex Iunia muß falsch sein. Die fraglichen Rechtssätze stammen aus der lex Aelia Sentia, daß sie die lex Iunia wiederholt haben sollte ist nicht glaublich (a. M. Steinwenter, Pauly-Wissowa Realencyclop. 12, I Sp. 920, Balog, Skizzen 488ff.). Gaius I, 29 u. 66; 3, 5 u. 73 zitiert auch nur die lex Aelia Sentia (ebenso unten 7, 4). G. I, 80 wird freilich neben der lex Aelia Sentia auch die lex Iunia erwähnt; aber die Worte 'et Iuniam' zerstören die Logik der Stelle und sind wohl ein Glossem. Vielleicht regte gerade diese Gaiusstelle unsern Verf. dazu an, nur das spätere Gesetz, die lex Iunia, zu zitieren. 4) G. I, 35 u. 31.

Epitome Ulpiani 3, 5 — 6 ; 4, I — 2 ; 5, I — 6 .

etiam liberis ius Quiritium consequi. 5. Militia ius Quiritium accipit Latinus, si inter uigiles Romae sex annis militauerit, ex lege Visellia. postea ex senatus consulto concessum est ei, ut, si triennio inter uigiles militauerit, ius Quiritium consequatur. 6. Naue Latinus ciuitatem Romanam accipit, si non minorem quam decern milium modiorum nauem fabricauerit, et Romam sex annis frumentum portauerit, ex edicto diui Claudii. I. Sui iuris sunt familiarum suarum principes, id est I V ; P e . h i s i u i pater familiae, itemque mater familiae. 2. Qui matre quidem SU1 l u n s sunt " certa, patre autem incerto nati sunt, spurii adpellantur. I. In potestate sunt liberi parentum ex iusto matri- v ; D e his qui monio nati. 2. Iustum matrimonium est, si inter eos, qui i n ^°'netstate nuptias contrahunt, conubium sit, et tam masculus pubes quam femina potens sit, et utrique consentiant, si sui iuris sunt, aut etiam parentes eorum, si in potestate sunt. 3. Conubium est uxoris iure ducendae facultas. 4. Conubium habent ciues Romani cum ciuibus Romanis; cum Latinis autem et peregrinis ita, si concessum sit. 5. Cum seruis nullum est conubium. 6. Inter parentes et liberos [infinite] cuiuscumque gradus conubium non est. inter cognatos autem ex transuerso gradu olim quidem usque ad quartum gradum matrimonia contraili non poterant: nunc autem etiam ex tertio gradu licet uxorem ducere; 5) G. I, 32 b. 6) G. 32 c. — D i e Ausführungen über den Erwerb der Civität aedificio und pistrino hat der Epitomator gestrichen. Siehe zu III, 1. — I V . 1) Der Satz, daß die raater familias sui iuris sei, ist ganz sicher unklassisch, 'materfamilias' w i r d mitunter von den Klassikern gebraucht, um den Gegensatz zur filia familias zu bezeichnen (siehe Heumann-Seckel, H a n d W B . v. mater familias), nicht aber zur Bezeichnung der femina sui iuris. W ä r e unser Text klassisch, so konnte die uxor in manu (die nicht sui iuris ist Gaius I, 49) von den Klassikern nicht als materfamilias bezeichnet worden sein. Daß das falsch ist, geht schon aus der Stelle aus Ulpians Institutionen hervor, deren Inhalt Boethius a d Cic. top. 3, 14 berichtet. (Abgedruckt Collectio 2, 160, Seckel-Kübler i , 494, Lenel Paling 2, 928, Bruns Fontes 7 2, 73. Siehe ferner Cic. top. 3, 14, Bruns 1. c. und die weitern bei Bruns angeführten B e l e g e ; Non. Marc, bei Bruns 2, 65. Siehe auch D. (50, 16) 195, 2. — M e r k w ü r d i g ist, daß die unklassische Bemerkung unsers Textes in der interpolierten Ulpianstelle D. (1, 6 ) 4 (dazu Lenel Paling 2, 928) wiederkehrt ! 2 ) G. I, 64. — V . 1) G. i , 55. 2 ) G. I, 56, Inst. Iust. ( 1 , 1 0 ) pr. 'potens' = viri potens' ist anscheinend ganz singulär. 4 ) G. l , 56. 5 ) Paul. Sent. 2, 19, 6. 6 und 7 ) Auch überliefert Coli. 6, 2 ; siehe Einleitung S . 15 f. G. 1, 59—64. 'olim . . . poterant': unter Verwandten 4. Grades war die Ehe erlaubt (Weiß Z. 29, 355).



Epitome Ulpiani 5, 7 — i o ; 6, l—7.

scd tantum fratris filiam, non etiam sororis filiam, aut amitam uel materteram, quamuis eodem gradu sint. eam, quae nouerca uel priuigna uel nurus uel socrus nostra fuit, ducere non possumus. 7. Si quis eam, quam non licet, uxorem duxerit, incestum matrimonium contrahit ideoque liberi in potestate eius non fiunt, sed quasi uulgo concepti spurii sunt. 8. Conubio interueniente liberi semper patrem sequuntur: non interueniente conubio matris conditioni accedunt, excepto eo, quod ex peregrino et ciue Romana peregrinus nascitur, quoniam lex Minicia ex alterutro peregrino natum deterioris parentis condicionem sequi iubet. 9. E x ciue Romano et Latina Latinus nascitur, et ex libero et ancilla seruus; quoniam, cum his casibus conubia non sint, partus sequitur matrem. 10. In his, qui iure contracto matrimonio nascuntur, conceptionis tempus spectatur: in his autem, qui non legitime concipiuntur, editionis; ueluti si ancilla conceperit, deinde manumissa pariat, liberum parit ; nam quoniam non legitime concepii, cum editionis tempore libera sit, partus quoque liber est. VI. De doti1. Dos aut datur, aut dicitur, aut promittitur. 2. Dobustem dicere potest mulier, quae nuptura est, et debitor mulieris, si iussu eius dicat; item parens mulieris uirilis sexus per uirilem sexum cognatione iunctus, uelut pater, auus paternus. dare, promittere dotem omnes possunt. 3. Dos aut c profecticia J dicitur, id est quam pater mulieris dedit; aut 'aduenticia', id est ea, quae a quouis alio data est. 4. Mortua in matrimonio muliere dos a patre profecta ad patrem reuertitur, quintis in singulos liberos in infinitum relictis penes uirum. quod si pater non sit, apud maritum remanet. 5. Aduenticia autem dos semper penes maritum remanet, praeterquam si is, qui dedit, ut sibi redderetur, stipulatus fuit ; quae dos specialiter Crecepticia3 dicitur. 6. Diuortio facto, si quidem sui iuris sit mulier, ipsa habet actionem, [id est dotis repetitioném ;] quodsi in potestate patris sit, pater adiuncta filiae persona habet actionem rei uxoriae ; nec interest, aduenticia sit dos, an profecticia. 7. Post 8) G. i, 78. 9) G. 1, 67, 82. 10) G. i, 89. — VI. 2) G. 3, 95 a. 3) D. (23, 3) 5 pr. § 11. Unser Text ist ungenau, da er allein von der dos data spricht. 4) Fr. Vat. 108. 6) id est dotis repetitionem' scheint eine spätere Glosse zu 'actionem' zu sein, nachdem durch Nachlässigkeit des Verfassers oder eines Abschreibers vor 'actionem' die Worte rei uxoriae' ausgefallen waren.

Epitome Ulpiani 6, 8 — 1 7 .

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diuortium defuncta muliere, heredi eius actio non aliter datur, quam si moram in dote mulieri reddenda maritus fecerit. 8. Dos si pondere, numero, mensura contineatur, annua, bima, trima die redditur; nisi si ut praesens reddatur, conuenerit. reliquae dotes statim redduntur. 9. Retentiones ex dote fiunt aut propter liberos, aut propter mores, aut propter inpensas, aut propter res donatas, aut propter res amotas. 10. Propter liberos retentio fit, si culpa mulieris aut patris, cuius in potestate est, diuortium factum sit; tunc enim singulorum liberorum nomine sextae retinentur ex dote; non plures tarnen quam tres. sextae in retentione sunt non in petitione. 1 1 . Dos quae semel functa est, amplius fungi non potest, nisi aliud matrimonium sit. 12. Morum nomine grauiorum quidem sexta retinetur, leuiorum autem octaua. grauiores mores sunt adulterium tantum; leuiores omnes reliqui. 13. Mariti mores puniuntur in ea quidem dote, quae annua die reddi debet, ita ut propter maiores mores praesentem dotem reddat, propter minores senum mensum die. in ea autem, quae praesens reddi solet, tantum ex fructibus iubetur reddere, quantum in ilia dote, quae triennio redditur, repraesentatio facit. 14. Inpensarum species sunt tres: aut enim necessariae dicuntur, aut utiles, aut uoluptuosae. 15. Necessariae sunt inpensae, quibus non factis dos deterior futura est, uelut si quis ruinosas aedes refecerit. 16. Vtiles sunt, quibus non factis quidem deterior dos non fuerit, factis autem fructr.osior effecta est, ueluti si uineta et oliueta fecerit. 17. Voluptuosae sunt, quibus neque 8) D . (23, 4) 1 4 ; C. (S, 1 3 ) I , 7. 9) C. (s, 13) I , 5- aut propter liberos' fehlt in der Handschrift w o h l infolge Abirrung. 10) Fr. Vat. 1 0 7 ( L e v y , Ehescheidung 7). 11) Der Sinn ist: die Ehefrau hat den Mann verlassen, die dos ist ihr nach Abzug der Kinderteile zurückgegeben worden, später kehrt die Ehefrau zurück, und nach einer weiteren Zeit des Zusammenlebens wird die E h e geschieden. W a r bei der ersten Trennung der Gatten die E h e trotz R ü c k g a b e der dos nicht geschieden worden, so können bei der Scheidung nicht noch einmal Kinderteile abgezogen werden, da idem matrimonium est ( L e v y , Ehescheidung 8 8 1 , 135» u n " richtig Albertario, Bull. 3 2 , 128). Wenn damit der Sinn der Stelle getroffen ist, so ist er in ganz unklassischer Weise ausgedrückt. Nach V o c . Jur. 2, 390, 5 1 findet sich 'dos fungitur' nur hier, 'dotis functio' nach V o c . Jur. 2, 3 9 5 , 38 nur in den Ps. Paulinischen Sentenzen I, 6. 14—17) D . (50, 16) 79, (25, 1) I u. 1 4 . Der korrekte Ausdruck ist 'impensae voluptariac' (Lust verschaffende Aufwendungen). impensae voluptuosae' (lustvolle Aufwendungen) findet sich in der Rechtssprachc

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Epitome Ulpiani 7, I—4.

omissis deterior d o s fieret, ñ e q u e factis fructuosior efifecta e s t ; q u o d euenit in uiridiariis et picturis s i m i l i b u s q u e rebus, v n . D e iure 1. Inter u i r u m et u x o r e m d o n a t i o non ualet, nisi certis i n t e " v l r u m ^ t e x c a u s ^ s ' ^ e s t m o r t i s causa, diuortii causa, serui m a n u m i t uxorem. tendi gratia. H o c a m p l i u s p r i n c i p a l i b u s constitutionibus c o n c e s s u m est mulieri in h o c d o n a r e uiro suo, ut is a b i m p e r a t o r e lato c l a u o uel e q u o p u b l i c o similiue h o n o r e honoretur. 2. S i m a r i t u s diuortii c a u s a res á m o u e r i t , r e r u m q u o q u e a m o t a r u m a c t i o n e tenebitur. 3. S i m a r i t u s p r o m u l i e r e s e obligauerit uel in r e m eius inpenderit, diuortio f a c t o eo n o m i n e c a u e r e sibi solet stipulatione tribunicia. 4 . In p o t e s t a t e p a r e n t u m s u n t e t i a m hi liberi, q u o r u m c a u s a p r o b a t a est, p e r e r r o r e m c o n t r a c t o m a t r i m o n i o inter disparis c o n d i c i o n i s p e r s o n a s : n a m seu ciuis R o m a n u s L a t i n a m aut p e r e g r i n a m uel e a m , q u a e d e d i t i c i o r u m n u m e r o e s t , quasi per i g n o r a n t i a m u x o r e m d u x e r i t , siue ciuis R o m a n a p e r e r r o r e m p e r e g r i n o uel ei, qui dediticiorum (auch der Berliner Wortindex ist eingesehen) außer in unserm Text nur noch in D . (25, i) 14, 2, Ulp. lib. 5. reg. D a aber Ulpian sonst die übliche Terminologie verwendet (D. 50, 16, 79, 2 ; 25, 1, 1 pr.), so ist wohl voluptuosus in D. (25, 1) 14, 2 ein Schreibfehler, den der Verf. unsers Textes übernahm. — V I I . K u b l ' i k . Diese Rubrik ist späte Zutat. Formell fallt 'iure donationum' statt 'donationibus' auf (Mommsen, Jur. Schriften 2, 52). Auch sind § 1 u. 2 die Reste der Erörterung der Retentiones propter res donatas und propter res amotas, die ja bisher (vgl. 6, 9 u. 6, 14—17) noch nicht behandelt worden sind. 1) D. (24, 1) I; 9, 2 ; t i , 1 1 ; 60—62; 7, S. Paul. Sent. 2, 2 3 , 2 . D. (24, 1) 40,42. 2) Im klassischen Recht ist die actio rerum amotarum allein dem Mann gegen die Frau gegeben. Das darf heute als erwiesen angenommen werden (Zanzucchi, Riv. ital. per le scienze giur. 42, 2 ff., Levy, Privatstrafe 132, Bonfante, Corso di diritto rom. I (1925) 209, Costa, Storia del diritto R o m a n o priv. 8 (1925) 24; a. M. freilich Rabel, Grundzüge 418 1 ). Unser Text darf aber nicht durch gewaltsame Emendationen mit dem klass. Recht in Einklang gebracht werden. Er mufl als Beleg dafür genommen werden, daß die byzantinischen Interpolationen an das nachklassische Recht anknüpften. 3) Um was es sich handelt, zeigt D. (24, 3) 25, 4 u. 55. Unser Text formuliert den klassischen Satz sehr ungeschickt, namentlich ist 'vel — impenderit' viel zu allgemein. Zur stipulatio tribunicia siehe Kübler, Festschrift f. Hirschfeld 1903 S. 52. Lefèvre, D u rôle des tribuns (Thèse Paris 1910) S. 161. Vgl. auch Kübler, Geschichte des Rom. Rechts 2 1 1 . 4) Hier wird die Erörterung der patria potestas (oben 5, i ) wieder aufgenommen (siehe Einleitung S. 12). Unsre Ausgaben wollen (nach G. I, 67, 68) schreiben: 'quasi [civem Romanam] per ignorantiam . . . [aut quasi civi Romano] aut etiam quasi Latino' . . . Es ist aber nicht glaublich, daß ein Schreiber zweimal hintereinander den gleichen Fehler gemacht haben sollte. Der cachklassische Verf. unsers Textes wird ungeschickt gekürzt haben.

Epitome Ulpiani 8, l — 8 \

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numero est, aut etiam quasi Latino e x lege A e l i a Sentia nupta fuerit, causa probata, ciuitas R o m a n a datur tarn liberis quam parentibus, praeter eos, qui dediticiorum numero sunt, et ex eo fiunt in potestate parentum liberi. i. Non tantum naturales liberi in potestate parentum sunt, sed etiam adoptiui. 2. A d o p t i o fit aut per populum aut per praetorem uel praesidem prouinciae. Illa adoptio, quae per populum fit, specialiter arrogatio dicitur. 3. Per populum qui sui iuris sunt arrogantur; per praetorem autem filii familiae a parentibus dantur in adoptionem. 4. Arrogatio R o m a e dumtaxat fit, adoptio autem etiam in prouincia apud praesides. 5- ? e r praetorem uel praesidem provinciae adoptari tarn masculi quam feminae, et tam puberes quam inpuberes possunt. per populum uero [Romanum] feminae quidem non arrogantur; pupilli autem quidem non poterant arrogari, nunc autem possunt e x constitutione diui Antonini. 6. Hi qui generare non possunt, uelut spado, utroque m o d o possunt adoptare; idem iuris est in persona caelibis. 7. Item is, qui filium non habet, in locum nepotis adoptare potest. 8. Si pater familiae arrogandum se dederit, liberi quoque eius quasi nepotes in potestate fiunt arrogatoris. 8 a . F e m i n a e uero neutro V I I I . 1—2) G. 1, 97, 98, 99- 3) G. 1,99. Es ist salopp, daß hier der Statthalter nicht erwähnt wird. 4) G. 1, 100, 5) G. I, 101, 102. 'Romanum' wird eine späte Glosse sein, da der Text vorher nicht für nötig befunden hat, hervorzuheben, daß es sich um das r ö m i s c h e Volk handeln muß. — Auch wenn man 'pupilli autem [olim] quidem rel.' liest, bleibt der Satz mit den zwei 'quidem' und 'autem' ungeschickt. — Der Kaiser ist Pius (G. 1, 102); die nach Marcus schreibenden Juristen zitieren ihn aber nicht als 'divus Antoninus', da diese Bezeichnung auch auf Marc Aurel passen würde (Mommsen, Jur. Schriften 2, 169). Der Vorschlag, das folgende 'hi' in 'Pii' zu ändern, ist gleichwohl abzulehnen. Unser nachklassischer Verf. schrieb G. I, 102 aus, wo der 'imperator Antoninus' genannt ist (der für Gaius nur Pius sein konnte). Er ersetzte 'imperator' durch 'divus' und war achtlos genug, nicht zu sehen, daß 'divus Antoninus' nun auf Pius, Marcus und Caracalla gehen konnte. Gegen die Konjektur spricht, daß 'hi qui' genau wie hier bei G. 1 > 103 steht! 6) G. 1, 103; hier auch 'hi qui'! D. (i, 7) 30. 7) Inst. Just, (x, 11) 5. 8) G. I, 107. 8') Huschke wollte § 8» vor § 8 stellen, um für das vero' in § 8" Anschluß an §§ 6, 7 z u gewinnen (vgl. G. 103, 104); verfehlt. Unser nachklass. Verf. unterbrach bei § 6 sein Abschreiben aus Gaius und schrieb den § 7 aus einer andern Quelle. Nun trug er zu diesem § 7, der von der Adoption als Enkel sprach, nach, was er darüber bei Gaius fand (§ 8 — G. I, 107). Dann fügte er zum Schluß aus G. I, 104 den § 8" über das Adoptieren durch Frauen an, das vero' übernahm er achtlos aus Gaius, der den Satz genau so (feminae vero) beginnt. S c h u l z , Epitome Ulpiani.

3

v i i i . De adoptloIllbus

-

Epitome Ulpiani 9—10, i—4.

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m o d o possunt adoplare, quoniam nec naturales liberos in potestate habent. IX. De his qui j . Farreo conuenitur in manum certis uerbis et testibus m manu sunt. ^ praesentibus et sollemni sacrificio facto, in quo panis quoque farreus adhibetur. 1. Liberi parentum potestate liberantur emancipatione, X. Qui in P

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