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German Pages 208 [230] Year 1968
DIE DOPPELURKUNDEN AUS DER WÜSTE JUDA
STUDIES ON THE TEXTS OF THE DESERT OF JUDAH EDITED BY
J. VAN DER PLOEG, O.P.
VOLUMEV
LEIDEN
E.
J. BRILL 1968
DIE DOPPELURKUNDEN AUS DER WÜSTE JUDA RECHT UND PRAXIS DER JüDISCHEN PAPYRI DES 1. UND 2. JAHRHUNDERTS N. CHR. SAMT üBERTRAGUNG DER TEXTE UND DEUTSCHER üBERSETZUNG
VON
ELISABETH KOFFMAHN Mit 11 Faksimile-Tafeln und 3 Kartenskizzen
LEIDEN
E.
J. BRILL 1968
Copyright 1968 by E.
J. Brill, Leiden, Netherlands
All rights reserved. No part of this book may be reproduced or translated in any form, by print, photoprint, microfilm or any other means without written permission from the publisher PRINTED IN THE NETHERLANDS
INHALT EINLEITUNG
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1
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Die Fundstellen der jüdischen Urkunden - Jüdisches Recht und jüdische Verträge während des 1. und 2. Krieges gegen Rom - Der rechtshistorische und der juristische Wert der Vertrags urkunden. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.
GEMEINSAME CHARAKTERISTIKA DER JÜDISCHEN VERTRAGS•
10
§ 1 Prinzip und Verbreitung der Doppelurkunde .
10
§ 2 Die Datierung der jüdischen Papyri.
30
§ 3 Sprache und Schrift der Urkunden .
56
URKUNDEN AUS DER WÜSTE JUDA.
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A. Die Sprachen: Hebräisch - Reichsaramäisch Griechisch - Nabatäisch . ..........
56
B. Die Schrifttypen der Urkunden . . . . . . .
59
hebräisch/aramäischen
§ 4 Stil und Schema der Urkunden.
H.
61 61
A. Der Stil der Urkunden und die Rolle der Zeugen B. Das Schema der Urkunden in Ehepakten und Kaufverträgen - Die Formel "mit freiem Willen"
64
§ 5 Die Haftungsklausel in Schuldscheinen und Ehepakten - die Schadloshaltungserklärung in Kaufverträgen
67
§ 6 Die jüdische Restitutionsklausel . . . . . . . . . .
70
Der Begriff der "Ersatzurkunde" - Die Ananeosis der griechischen Papyri. . . . . . . . . . . . . . . .
70
DER TEXT DER URKUNDEN, ÜBERSETZUNG UND AUSFÜHR-
Vorbemerkungen .
77 77
1. Gruppe: Die schuldrechtlichen Urkunden. Mur 18 Schuldschein (aramäisch, 54/55 n. Chr.) Mur 114 Schuldschein (griechisch, 1/2. Jh. n. Chr.) 5/6 I:Iev 1 gr. Schuldschein vom 6. Mai 124 n. Chr.
79 80 90 95
LICHE ERKLÄRUNG.
VI
INHALT
5/6 J:Iev 10 gr. Auszug aus einem Vormundschaftsakt 96 der Stadtverwaltung von Petra (124 n. ehr.) . . . 5/6 J:Iev 11 gr. Sicherstellungserklärung vom 12. Okt. 125 n. ehr.. . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5/6 J:Iev15 gr. IIAPA0HKHvom20. Februar128n. ehr. 100 5/6 J:Iev 27 gr. Quittung vom 19. August 132 n. ehr. 100 101 5/6 J:Iev A nab. Schuldvertrag (ca. 60 n. ehr.). 2. Gruppe: Die eherechtlichen Urkunden . . . . . Die Institutionen des ehelichen Güterrechtes und deren Bezeichnungen. I. Die Kethuba. . . . . . . . . II. Der Scheidebrief . . . . . . Mur 20 Ehepakt (aramäisches Fragm. 1. Jh. n. ehr.) Mur 21 Ehepakt (aramäisches Fragm. 1. Jh. n. ehr.) Mur 115 Ehepakt in Griechisch, 124 n. ehr. . . . . Mur 116 Fragment eines Ehepaktes in griechisch, 1/2. Jh. n. ehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5/6 J:Iev 1 nab. Ehepakt vom 10. September 93 n. ehr. 5/6 .f:Iev 6 ar. Schenkung unter Ehegatten vom 13. Juli 120 n. ehr.. . . . . . . . . . . . . . . . . . 5/6 J:Iev 7 ar. Ehepakt, Doppelurkunde?um 128 n. ehr. 5/6 J:Iev 26 gr. Ehepakt, Doppelurkunde? vom 5. April 128 n. ehr.. . . . . . . . . . . . . . . Mur 19 Scheidebrief in Aramäisch, 71 n. ehr. .
104
3. Gruppe: Kaufverträge von Liegenschaften . . . Einige Vorbemerkungen. . . . . . . . . . Mur 22 Kaufvertrag einer Liegenschaft (Mischna-Hebr. 132 n. ehr.). . . . . . . . . . . . . . . . . . Mur 23 Fragment eines Kaufvertrages (aramäisch, 133 n. ehr.). . . . . . . . . . . . . . . . . , Mur 25 Fragmentarischer Kaufvertrag (aramäisch, 134 n. ehr.). . . . . . . . . . . . . . . Mur 26 Ende eines Kaufvertrages (aramäisch, 1. Jh. n. ehr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mur 28 Fragmente eines Kaufvertrages (aramäisch, 1/2. Jh. n. ehr.). . . . . . . . . . . . . .
156 156
104 110 114 120 126 138 143 143 145 146 148
158 163 164 166 169
INHALT
VII
Kaufvertrag betreffend einen Feigenhain (aramäisch, 1. Jh. n. Chr.). . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Mur 29 Kaufvertrag aus Jerusalem (Mischna-Hebr. 134 n. Chr.). . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Mur 30 Kaufvertrag einer Liegenschaft samt Wohnhaus (Mischna-Hebr., 135 n. Chr.) . . . . . . . . . . 182 5/6 Uev 2 nab. Kaufvertrag betreffend einen Palmenwald vom 19. November 99 n. ehr. . . . . . . . 188 5/6 Bev 3 nab. Kaufvertrag vom 18. Dezember 99 n. ehr.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 5/6 Bev 8 ar. Kaufvertrag betreffend einen Weinberg (122. n. ehr.). . . . . . . . 191 BIBLIOGRAPHISCHER ANHANG (AUSWAHL)
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Papyri und andere Textfunde . . Geschichte und Rechtsgeschichte Zur Doppelurkunde . . . . . . Zur Chronologie . . . . . . . Jüdische Freiheitsmünzen und einschlägige Geldsorten. Sprache und Schrift, Stil und Schema. . Restitutionsklausel und Ananeosis. . . Jüdisches Schuld- und Hypothekenrecht Ehe- und Scheidungsrecht Liegenschaftsrecht .
INDICES
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A. Datierungen. . . . 1. Jahresbezeichnungen. 2. Monatsbezeichnungen 3. Tagesbezeichnungen . B. Sprachen. . . ; . . . C. Geographische Bezeichnungen. D. Eigennamen. . . . . . . . . 1. Römische und griechische Namen . 2. Hebräische und aramäische Namen 3. Die Familie der Babatha . . . . .
192 192 193 194 195 196 196 197 197 197 198 199 199 199 200 201 201 201 202 202 203 204
INHALT
VIII
AUTORENREGISTER .
205
STELLENREGISTER .
207 207 208 208 208 208
Altes Testament. Neues Testament Mischna . . . . Babylon. Talmud . Palästin. Talmud .
VERZEICHNIS DER TAFELN UND QUELLENNACHWEISE I P. Mur 18, Rekto - Originalgräße, ex DJD II Planches XXIX. II P. Mur 114, Rekto, ex Studi in onore di A. Calderini e R. Paribeni II p. 261. III Nabatäischer Schuldschein 5/6 Bev A, ex Revue Biblique 61 (1954) Planche I. IV P. Mur 20, Rekto - Originalgräße, ex D JD II Planches XXX. V P. Mur 115, Rekto, ex DJD II Planches LXXXVI. VI P. Mur 19, Rekto, ex DJD II Planches XXX. VII P. Mur 23, Rekto - Originalgräße, ex DJD II Planches XXXIV. VIII P. Mur 26, Rekto, ex D JD II Planches XXXIX. IX Kaufvertrag betr. einen Feigenhain, Rekto - Originalgräße, ex Biblica 38 (1957) Planches II. X P. Mur 29, Rekto - Originalgräße, ex D JD II Planches XLI. XI P. Mur 30, Rekto, Zeile 1-11, ex DJD II Planches XLI bis.
EINLEITUNG Unerhört rasch haben die Papyrusfunde aus dem Vorderen Orient zugenommen. Seit nunmehr 20 Jahren sind hunderte Rollen und tausende Fragmente - auch aus Leder - in den Schluchten und Höhlen der judäischen Wüste entdeckt worden. Die am Nordwestufer des Toten Meeres gelegenen Fundstellen - drei hiervon befinden sich in J ordanien, während eine vierte Stelle als "unbekannter Fundort" bezeichnet wird - werden in vier Regionen eingeteilt: 1) das Gebiet des Wadi Qumran mit dem alten Essenerkloster, etwa 12 km südostlich von Jericho gelegen, das nicht nur die berühmt gewordenen "Schriftrollen vom Toten Meer" geliefert hat, sondern vor allem auch wegen der zahlreichen Funde alttestamentlicher Bücher aus dem 2. und 1. Jh. v. ehr. eine nicht abzuschätzende Bedeutung erlangt hat 1). 2) das Gebiet von Khirbet Mird, etwa 4 km nordöstlich des Klosters von Mar Saba im Wadi en-Nar gelegen, das außer Teilen des Alten und Neuen Testaments griechische und syrische Manuskripte aus 1) Die Literatur zu den Schriftrollen aus den Höhlen von Qumran hatte bereits 10 Jahre nach dem ersten Fund (1947) einen solchen Umfang angenommen, daß sie selbst von Fachleuten nur schwer überblickt werden konnte. 1957 erschien deshalb eine "Bibliographie zu den Handschriften vom Toten Meer" von Ch. Burchard, (Beiheft 76 der Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, Berlin 1957), die 1556 Werke und Artikel in 22 Sprachen aufzählt. 1965 folgte der 2. Band (Beiheft 89 der Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, Berlin 1965). Er enthält 2903 neue Arbeiten in 30 Sprachen, die sich auf den Gesamtkomplex aller Textfunde aus der Wüste Juda beziehen. Seit 1958 hat ferner die in Paris erscheinende "Revue de Qumran", eine Zeitschrift, die sich ausschließlich mit den Manuskripten aus der judäischen Wüste befaßt, mehr als 2000 Veröffentlichungen in ihrer laufenden Bibliographie verzeichnet. Es kann daher an dieser Stelle nur auf die vom "Jordan Department of Antiquities" in Verbindung mit der "Ecole Biblique Frans;aise" und dem "Palestine Archeological Museum" herausgegebene offizielle Textausgabe der "Discoveries in the Judaean Desert" I, Qumran Cave I, Ed. D. Barthelemy and J. T. Milik (Oxford 1955) und III, Les petites Grottes de Qumran 2, 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, Ed. M. Baillet, J. T. Milik et R. de Vaux O.P. (Oxford 1960) sowie IV, The Psalms Scroll of Qumran Cave 11, Ed. J. A. Sanders (Oxford 1965) verwiesen werden. Zu nennen sind ferner die offiziellen Textausgaben jenel Rollen aus Qumran-Höhle 1, die sich im Besitze der hebräischen Universität von Jerusalem befinden und von E. L. Sukenik, O~ar Hammegillot Haggenuzot (Jerusalern 1954) (dasselbe Werk mit englischer Einleitung: The Dead Sea Scrolls of the Hebrew University) und M. Burrows, The Dead Sea Scrolls of Saint Mark's Monastery, 2 Bde. (New Haven 1950/51) publiziert wurden. Studies Desert of ] udah, V
2
EINLEITUNG
dem 5. bis 8. Jh. n. Chr., ferner arabische und aramäische Fragmente literarischen Stils geliefert hat 1). 3) das Wadi Murabba 'at, das sich ungefähr 25 km südöstlich von Jerusalem erstreckt und 18 km südlich von Qumran gelegen ist und von R. de Vaux als "une gorge sinueuse, etroite et abrupte, profonde de 200 metres" beschrieben wird, und in 5 Höhlen 173 verschiedene Texte in Hebräisch, Aramäisch, Griechisch, Lateinisch und Arabisch geborgen hatte 2), darunter ca 20 jüdische Vertragsurkunden nebst vielen Fragmenten. 4) ein Gebiet, das als "unbekannter Fundort" bezeichnet wird und aus dem Verträge in Aramäisch, Hebräisch, Griechisch und in Nabatäisch bekannt geworden sind 3). Die Texte wurden 1952 von Beduinen nach Jerusalem gebracht und sind erst zum Teil publiziert. 5) Zu diesen am Nordwestufer des Toten Meeres gelegenen Regionen gesellt sich noch eine 5. Fundstelle in J ordanien und zwar ein Massengrab, das man 14 km nördlich von Jericho (12 km westlich des Jordans) entdeckte. Neben 128 Siegeln, 2 goldenen Siegelringen und mehreren Münzen des 4. vorchristlichen Jahrhunderts wurden 40 juristische Papyri - leider in einem sehr fragmentarischen Zustand - gefunden. Sie sind in den Jahren 375 bis 325 v. Chr. in Samaria datiert und noch nicht publiziert 4'). 6) Die im israelischen Teil der Wüste Juda westlich von En-Gedi gelegenen Täler (Na1;tal Se>elim, Hardorf, Mismar, I:Iever, David, 'Asahel, 'Arugot) haben neben einer historisch hochinteressanten 1) G. R. H. Wright, The Archeological Remains at EI Mird in the Wilderness of Judaea, Biblica 42 (1961) p. 1-21 u. einem Anhang von J. T. Milik, The Monastery of Kastellion p. 21-27; J. T. Milik, Revue Biblique 60 (1953) p. 85 und 69 (1962) p. 97; ferner: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 2 (1953) 90; H. Bardtke, Die Handschriftenfunde in der Wüste Juda (Berlin 1962) p. 51-53. 2) P. Benoit O.P., J. T. Milik and R. de Vaux O.P., Discoveries in the Judaean Desert n, Les Grottes de Murabba'at, I Texte, n Planches (Oxford 1960) - im weiteren abgekürzt D JD n. 3) J. Starcky, Un conttat nabateen sur papyrus, Revue Biblique 61 (1954) p. 161-181, sowie J. T. Milik, Un contrat juif de l'an 134 apres J.-c., ebendort p. 182-190; derselbe: Deux documents inedits du Desert de Juda, Biblica 38 (1957) p. 245-268; derselbe: Vetus Testamentum, Suppl4 (1957) 20 ff.; D. Barthelemy, Revue Biblique 60 (1953) 18-29; H. Bardtke, Die Handschriftenfunde in der Wüste Juda, p. 54 f. verweist auch auf einige biblische Manuskripte mit unbekanntem Fundort. 4) F. M. Cross, The Discovery of the Samaria Papyri, The Biblical Archeologist 26 (1963) p. 110-121; P. W. Lapp, The Samaria Aramaic Papyrus from a cave near Kh. Fasayib, about 375 B.C., Archeologie 26 (1963) p. 204-206.
EINLEITUNG
3
Korrespondenz, den sogenannten Bar-Kochba Briefen, eine Anzahl von 50 bis 60 weiteren Vertragsurkunden freigegeben 1). 7) Über die Textfunde von Masada hat Y. Yadin in seinem "Preliminary Report": The Excavation of Masada - 1963/64 berichtet 2). Außer einer Reihe biblischer Fragmente (Fragment einer Psalmenrolle aus dem 1. Jh. n. ehr., Fragment von Leviticus 4,3-9 und Genesis 46, 7-11) werden mehrere apokryphe Sektenschriften und eine Anzahl Papyri nichtreligiösen Inhalts erwähnt. Der bedeutendste Fund dieser Stelle ist jedoch eine Rolle des deutero-kanonischen Buches Ben Sirach (Ecclesiasticus) in hebräischer Sprache 3). 8) Endlich ist auf die Funde vom Tel )Arad hinzuweisen, unter denen sich zehn Dokumente befinden, deren Publikation noch aussteht 4). In dieser Arbeit sollen nun jene jüdischen Vertrags urkunden dargestellt und kommentiert werden, die aus den FundsteIlen des Wadi Murabba(at, des Beduinenfundes von 1952 (unbekannter Fundort) und aus den israelischen Tälern stammen, soweit diese bereits publiziert sind und soweit es sich um Doppelurkunden handelt. Eine eingehende Besprechung aller Urkunden aus dem Nal;al Bever soll in einem zweiten separaten Teil erfolgen, nicht nur weil die noch ausstehende endgültige Publikation dieser Urkunden abgewartet werden muß, sondern weil vor allem ein Großteil dieser Dokumente insofern eine Einheit bildet, als diese aus dem Archiv ein und derselben Familie entstammen und somit im Zusammenhang gesehen eine historisch sehr interessante Familienchronik bilden, die durch eine systematische Darstellung nicht zerrissen werden soll. Die Bezeichnung der einzelen Papyri erfolgt nach den allgemein bekannten Regeln: Die dem Fundort vorangestellte Ziffer bedeutet die Fundhöhle (bei den Papyri von Murabba(at ist diese nicht angegeben); es folgt die Nummer oder Bezeichnung des Papyrus und 1) The Expedition to the Judean Desert 1960 bzw. 1961, Israel Exploration Journal 11 (1961) 1-2 und 12 (1962) 3-4; Y. Yadin, The Finds from the Bar Kokhba Period in the Cave of Letters, Judean Desert Studies I (Jerusalern 1964); Y. Yadin and H. ]. Polotsky, The Documents from the Bar Kokhba Period in the Cave of Letters, Judean Desert Studies lI-im weiteren abgekürzt JDS - wird die Publikation der Texte bringen. 2) Israel Exploration Journal 15 (1965) 1-2 p. 1-120 mit 24 Tafeln p. 103-110. 3) Y. Yadin, The Ben Sira Scroll from Masada (Jerusalern 1965) HebräischEnglische Ausgabe. ') Israel Exploration Journal 13 (1963) p. 334-337 und 14 (1964) p. 280-283.
4
EINLEITUNG
schließlich die Sprache. 5/6 I:Iev 10 ar. = Höhle 5/6 (mit 2 Eingängen) des Nal,1al I:Iever, Papyrus Nr. 10, aramäisch, oder 4Q Jer = Höhle 4, Qumran, Jeremias. Die Bezeichnungen lassen nicht erkennen, ob es sich um Fragmente oder ganze Stücke handelt. Schließlich sei hinzugefügt, daß bei vielen Papyri aus dem Nal,1al I:Iever eine endgültige Numerierung noch aussteht; an Stelle der Nummer wird deshalb ein "x" gesetzt; ein vorangestelltes "x" bedeutet, daß der Fundort unbekannt ist. Sämtliche dieser Papyri gewähren nun nicht nur einen unerwarteten Blick in das Rechtsleben der palästinensischen Judenschaft des ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, besonders für die Zeit des jüdischen Aufstandes gegen Hadrian, sondern sind vor allem auch wegen des Fundgebietes selbst als einmalige Dokumente zu bezeichnen. Während nämlich alle bisher gefundenen jüdischen Papyri oder solche, die in Zusammenhang mit dem Judaismus stehen, aus Ägypten stammen 1) und uns somit nur Aufschluß über das Rechtsleben der ägyptischen Judenschaft gewährten, haben wir es hier erstmals mit einer größeren Zahl von Originalurkunden beziehungsweise Fragmenten aus dem palästinensischen Mutterland selbst zu tun, die uns gestatten, das jüdische Privatrecht innerhalb eines Zeitabschnitts von mehr als hundert Jahren genau zu verfolgen 2). Diese Urkunden spiegeln das Leben des Judentums in einer der kritischsten Perioden der Jüdischen Geschichte in seiner ganzen Wirklichkeit wider und sind ein faktischer Beweis dafür, wie sich das Rechtsleben 1) V. A. Tcherikover-A. Fuks, Corpus Papyrorum Judaicarum, I. (Cambridge 1957); H. (Cambridge 1960) gibt alle diesbezüglichen Papyri in griech. Sprache wieder, während E. G. Kraeling, The Brooklyn Museum Aramaic Papyri, New Documents of the Fifth Century B.C. from the Jewish Colony at Elephantine (New Haven 1953), 17 aramäische Papyri, durchwegs Verträge aus dem Archiv einer jüdischen Familie in Elephantine, beschreibt, die, obwohl bereits 1893 gefunden, erst 1947 vom BrooklynMuseum gekauft u. dann publiziert werden konnten und hier gelegentlich als Vergleichsmatetial herangezogen werden sollen. Ferner sind zu nennen die von G. R. Driver in "Aramaic Documents of the Fifth Century B.C."(Oxford 1954) beschriebenen Papyri, die jene halbamtliche Korrespondenz darstellen, welche die Satrapen von Ägypten mit den ihnen unterstellten jüdischen Beamten geführt haben. Außerdem muß aber auf die schon längst bekannten aramäischen Papyri von Elephantine, ediert by A. H. Sayce with the assistence of A .. E. Cowley (London 1906), die A. E. Cowley dann nochmals in einer übersichtlichen Gesamtausgabe, "Aramaic Papyri of the Fifth Centut"y B.C." (London 1923) herausgegeben hat, hingewiesen werden. 2) Die in Süd palästina gefundenen Nessana Papyri gehören einer viel späteren Zeit an (6.-8. Jh. n. Chr.) und sind hier als Vergleichsmaterial kaum heranzuziehen. Sie liegen in einer neuen Gesamtausgabe von C. J. Kraemer jr., Excavation at Nessana, vol. 3: Non-Literary Papyri (Princeton, New Jersey 1958) vor.
EINLEITUNG
5
der Juden unter römischer Herrschaft abgespielt hat beziehungsweise, daß sowohl im 1. wie im 2. Krieg gegen die Römer weiterhin jüdisches Recht praktiziert wurde, daß trotz größter Bedrängnis 1) Pacht- und Kaufverträge abgeschlossen und Ehen eingegangen und geschieden wurden. Sie sind weiters ein Beweis dafür, daß sich das jüdische Recht in Palästina - trotz jahrhundertelanger Fremdherrschaft - reiner erhalten hat als in der ägyptischen Judenschaft 2)und es scheint, daß das jüdische Gemeindeleben in Palästina und damit die Organisation der Selbstverwaltung auch noch nach der großen Katastrophe vom Jahre 70 bis zum Ende des zweiten jüdischen Aufstandes gegen die Römer, also bis 135 n. ehr., funktioniert haben muß 3). 1) "Hadrian hatte seit seiner letzten Reise (131 n. Chr.) den Wiederaufbau Jerusalems befohlen, dessen Trümmer ihm, dem Friedensfreund, wie eine schwere Narbe am Leib des Reiches erscheinen mußten; auch dieser Wiederaufbau sollte in der Gestalt einer herrlichen griechisch-römischen Stadt die Verschmelzung von Römerturn u. Griechentum versinnbildlichen, von der auch Palästina nicht ausgeschlossen sein durfte. Den Juden war dieses fürstliche Geschenk die schwerste Kränkung: die heilige Stadt des Judentums sollte durch großartige Bauten, heidnische Tempel, Bäder, Theater u. durch die Umtaufe in das frevelhafte Aelia Capitolinia zu einer griechisch-römischen Hauptstadt erniedrigt werden. Der religiöse Fanatismus griff um sich u. unter einem volkstümlichen Messias namens Simon Barkoceba oder Barkosiba erhoben sich die Juden. Hadrian legte der Bewegung zuerst kein großes Gewicht bei; aber während er 132 von Griechenland aus eine neue Wanderfahrt durch die östlichen Reichsprovinzen antrat, ging die Provinz Judäa dem Reich verloren. Die römischen Heere, die den Aufstand unterdrücken sollten, erlitten nacheinander schwere und wiederholte Niederlagen. Schließlich mußte einer der fähigsten Feldherrn mit der Führung betraut werden: Sextus Julius Severus; er schritt mit erbarmungsloser Strenge ein. Er soll die Häupter des Aufstandes unter Foltern hingerichtet haben; 50 feste Städte u. gegen 1000 Dörfer sollen zerstört worden sein u. die Zahl der Gefallenen auf jüdischer Seite soll nicht weniger als 600.000 betragen haben. Erst nach diesem Blutbad (134) konnte Hadrian nach J erusalem ziehen u. die Arbeiten an der neuen Stadt wieder aufnehmen lassen". So der Bericht von: G. Ferrero-c. Barbagallo, Das alte Rom (Stuttgart 1927) p. 667 f. 2) R. Yaron, Aramaie Marriage Contracts from Elephantine, in Journal of Semitic Studies 3 (1958) p. 1-39 spricht p. 36 f. von einer "mixture of the law and practice of Judea on the one hand, and of Egypt on the other", woraus sich eine starke Beeinflussung der jüdischen Rechtspraxis in Elephantine durch das ägyptische Recht ergibt; vgl. auch R. Yaron, Aramaie deeds of Conveyance in Biblica 41 (1960) p. 248-274 u. 379-394. 3) L. Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht in den östl. Provinzen des röm. Kaiserreiches (Leipzig 1891), vertritt p. 33 f. bereits die Ansicht, daß den Juden in Sachen der Verwaltung eine Selbständigkeit zugebilligt war, wie sie anderen Untertanen des Römischen Reiches niemals gewährt wurde; vgl. auch E. Koffmahn, Die staatsrechtliche Stellung der essenischen Vereinigungen in der griechisch-römischen Periode, in Biblica 44 (1963) p. 46-61.
6
EINLEITUNG
Während nämlich über den Verlauf des 1. jüdischen Krieges durch FI. J osephus eine hinlängliche Berichterstattung vorlag, so sind die Nachrichten über die Führung und Organisation des 2. jüdischen Krieges, des sogenannten Bar-Kochba-Aufstandes, bisher mehr als spärlich gewesen. Über die Art dieses letzten Ringens der Juden gegen die römische Herrschaft sind erstmals 1961 einzelne Dokumente publiziert worden 1), weitere Papyrusfunde ab 1962 geben aber nunmehr einen größeren Einblick in diese Auseinandersetzung, die nicht nur eine rein kriegerische gewesen war. Das Judentum hat sich nämlich durch diese beiden Kriege gegen Rom - wenn auch als Besiegter - nicht nur aus der antiken Rechtsgemeinschaft, sondern vor allem auch aus der antiken Schicksalsgemeinschaft herausgehalten, insofern es als einzige der im Altertum lebenden Nationen den Untergang der antiken Welt überlebt hat. Das ist nach M. Avi-Yonah 2) die Frucht dieser letzten verzweifelten und schmerzlichen Aufstände der Juden gegen Rom, es ist aber auch Grund einer Sonderstellung der Juden innerhalb der antiken Völker überhaupt. Die Vertragsurkunden aus der Wüste Juda haben somit nicht nur rechtshistorischen Wert, da sie geeignet sind, die großen historischen Zusammenhänge neu aufzuzeigen, aus denen sie einst hervorgegangen sind, d.h.im Bereich der antiken Rechtsgeschichte die jüdische Selbstverwaltung innerhalb des Imperium Romanum bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. nachzuweisen, ferner neue Erkenntnisse über den 1., ins besonders aber über die militärische Führung des 2. jüdischen Krieges gegen Rom zu liefern, darüber hinaus aber auch andere Völker der Antike zu beleuchten, so z.B. das dem Imperium Romanum benachbarte Königreich der Nabatäer, das lange Zeit in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Rom gestanden hatte, und schließlich die bisher sehr lückenhafte Liste der Legati Augusti pro praetore der römischen Provinz Arabia, welche Rom im Jahre 106 n. Chr. auf dem ehemaligen Gebiet des Nabatäerreiches errichtet hatte, zu ergänzen und zu vervollkommnen. Diese Dokumente sind somit geeignet für den His toriker Fragen der inneren Verwaltung zu beantworten, sie sind aber vor allem auch für den Juristen aufschlußreich, da hier erstmals vollständige Formulare beziehungsweise Verträge des jüdischen Familien- und Bestandsrechtes gefunden wurden und durch diese neuerlich bestätigt wird, daß die Juden und somit das jüdische Recht 1) Vgl. P. Mur 24, sowie 42-48 und die sogenannten Bar-Kochba Briefe, die Y. Yadin in Israel Exploration Journal 11 (1961) p. 40-52 publiziert hat. 2) Geschichte der Juden im Zeitalter des Talmud (Berlin 1962) p. 14 f.
EINLEITUNG
7
in der ganzen antiken Welt eine Sonderstellung eingenommen haben 1). Diese bestand nicht nur in der den Juden zugestandenen eigenen Jurisdiktion - wenn auch in gewissen Grenzen -, da das jüdische Recht ein Bestandteil der jüdischen Religion war, sondern auch darin, daß der römische Staat seinerseits in eigenen Verordnungen auf diesen Umstand in ausgedehntem Maß Rücksicht genommen und daher Sonderbestimmungen getroffen hatte. Die Rechtspapyri aus der Wüste Juda sind daher nicht nur von Interesse für das jüdische Privatrecht, sondern auch für die antike Rechtsgeschichte. Bevor nun die einzelnen Urkunden besprochen und in Übersetzung wiedergegeben werden, sind verschiedene Probleme und Fragen zu erörtern, die alle zu beschreibenden Papyri gemeinsam betreffen, so insbesondere Form, Datierung, Stil, Beglaubigung der Urkunden durch Zeugen und einige in fast allen Verträgen wiederkehrende Vertragsklauseln, und daher im I. Abschnitt dieser Arbeit behandelt werden. 1) Vgl. J. Juster, Les Juifs dans l'Empire Romain (Paris 1914) p. 424 f. Vgl. auch Th. Mommsen, Römische Geschichte v. 6 p. 491 ff.
LAGEPLAN DER FUNDSTELLEN
=
Straße -==-Eiscnbahn ~\'i 'adi
---
o
5
10
15
20 Km
Fundstellen und Vertragsorte in Jordanien (Nordwestufer des Toten Meeres)
LAGEPLAN DER FUNDSTELLEN
Anstalt: Nal;l. 'Nrugot, lies: Nal;l . 'Arugot AnstaU: Nal;l. Mischmar, lies : Nal;l. Mismar
FundsteIlen in Israel (Ausschnitt der Westküste des Toten Meeres)
1. ABSCHNITT
GEMEINSAME CHARAKTERISTIKA DER JÜDISCHEN VERTRAGSURKUNDEN AUS DER WÜSTE JUDA § 1. Prinzip und Verbreitung der Doppelurkunde Da es sich bei den zu beschreibenden Rechtspapyri um sogenannte Doppelurkunden handelt, - P. Mur 18, 19,20,21,23,25,26 und 28 in Reichsaramäisch, P. Mur 22,29 und 30 in Mischna-Hebräisch und P. Mur 114, 115 und 116 in Griechisch 1) - und außerdem P. Benolt in D JD II Texte p. 247 angibt, daß sich mindestens noch fünf weitere Exemplare von Doppelurkunden in aramäischer Sprache und zwei Exemplare in griechischer Sprache unter den noch nicht publizierten Funden aus der Wüste Juda befinden, ferner ein Kaufvertrag dieser Form ohne Datum in Biblica 38 (1957) p. 255 ff. veröffentlicht wurde und nach Angabe Prof. Y. Yadin 23 Doppelurkunden 1961 in der sogenannten "Cave of the Letters" des Nal;al J:Iever unter anderen Dokumenten gefunden wurden, so soll an erster Stelle diese wahrscheinlich auf das israelitische Recht zurückgehende Einrichtung beschrieben und einige sich hieraus ergebende Fragen erörtert werden. Das Prinzip der Doppelurkunde, das uns dank einer Reihe gräkoägyptischer Urkunden sowie einiger demotischer Papyri 2) wie auch aus dem Bericht Jeremias 32, 10 ff. schon längst bekannt war,
1) Die anderen in Murabba'at gefundenen Verträge stellen keine Doppelurkunden dar und sollen deshalb nur anschlußweise betrachtet werden, wie: P. Mur 24 ein gut erhaltenes a~&cr't"pWfL()( aus dem Jahre 134 n. ehr., das wegen der Datierung für alle Papyri aus Murabba 'at von größter Wichtigkeit erscheint; P. Mur 27 ein fragmentarisch erhaltener Kaufvertrag in Aramäisch (DJD II Texte p. 138 f.), ebenso P. Mur 31 bis 40, aramäisch-hebräische Vertragsfragmente (DJD II Texte p. 148 ff.); sie alle sind wegen ihrer Lückenhaftigkeit weniger von Bedeutung, möglicherweise aber stellen sie Teile von Doppelurkunden dar. 2) Pauly-Wissowa's RE sub signum p. 2408 ff.; L. Wenger, Zeitschrift der Savigny-Stiftung 42 (1921) p. 526 ff.; F. Bilabel, Zur Doppelausfertigung ägyptischer Urkunden, Aegyptus V (1924) p. 152-173 u. VI (1925) p. 93-113; sowie W. Kunkel, Zur gräko-ägyptischen Doppelurkunde, in Studi in onore di S. Riccobono I (1936) p. 415-433, der die Liste der Doppelurkunden Bilabel's weitergeführt hat; ferner L. Mitteis, Zwei griechische Rechtsurkunden aus Kurdistan, Zeitschrift der Savigny-Stiftung 36 (1915) p. 425-429 Perg. Avroman 1 u.·2.
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bestand kurz gesagt darin 1), daß derselbe Text zweimal untereinander auf ein und denselben Papyrus geschrieben wurde, U.z. so, daß zwischen den beiden Texten ein leerer Raum von ca 2-3 cm Breite gelassen war; der obere Schrifttext wurde dann zusammengerollt, mit Papyrusfäden, die durch einen Einschnitt oder einige Löcher in der Mitte des Spatiums gezogen waren, gebunden und versiegelt, während der untere Text nur zusammengefaltet wurde, damit er leicht nachgelesen werden konnte 2). Die Texte konnten aber auch nebeneinander geschrieben werden und dann wurde das Dokument horizontal gefaltet, beziehungsweise der erste Text eingerollt, wie es bei P. Mur 18 vermutet wird 3). Der Zweck dieser Institution lag nicht nur in der jederzeitigen Einsicht in den offenen Text, durch welche sich jede Partei über den Vertragsinhalt orientieren konnte, sondern verhinderte vor allem durch die Siegelung des verschlossenen Teiles, d.h. der scriptura interior, jede Fälschung und bewahrte vor unbefugten Eingriffen. Die Doppelurkunde war ferner dadurch charakterisiert, daß die Unterschriften der Zeugen stets am Verso des Dokuments, und zwar entweder auf dem versiegelten Teil oder in späterer Zeit auf dem offenen Teil, gestanden sind. Damit war von vornherein verhindert, etwa zu versuchen, die Doppelurkunde in eine einfache Urkunde zu verwandeln, denn bei dieser standen die Zeugen unterschriften stets am Rekto. Diese Form ist durch eine ansehnliche Zahl demotischer und gräko-ägyptischer Urkunden bewiesen, was insbesondere die Listen bei F. Bilabel und W. Kunkell.c. aufzeigen; sie muß aber auch den Juden geläufig gewesen sein, denn wir finden in der Mischna, Baba Bathra X, 12, eine Beschreibung dieser Doppelurkundform, was nicht nur beweist, daß diese Institution bei den Juden des 1. und 2. nachchristlichen Jahrhunderts Gang und Gebe gewesen sein muß, sondern bereits vorher, da die Mischna das traditionelle Gesetz, d.h. die seit Jahrhunderten geübte mündliche Überlieferung darstellt, die nunmehr schriftlich fixiert wurde und somit eine Auslegung der 1) L. Mitteis, Grundzüge u. Chrestomatie der Papyruskunde 11. 1. Hälfte, p. 77; W. Schubart, Einführung i.d. Papyruskunde, p. 294 ff.; L. Wenger, Quellen d. Röm. Rechtes (Wien 1953) p. 80, Anm. 13. R. de Vaux, Les Institutions de l'Anden Testament 2 I (Paris 1961) p. 257. 2) P. Mur 23, 29 u. 115 zeigen solche Löcher und Spuren eines Fadens (D JD 11. Texte p. 121 bzw. p. 141 Hg. 28 u. p. 246); vgl. auch Perg. Dura 101 bei B. C. Welles, in Archives d'Histoire du Droit Oriental I (1937) p. 261-284 bzw. 265. 3) D JD 11. Texte p. 100; vgl. auch P. Mur 114, der horizontal gefaltet war.
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alttestamentlichen Gesetzesvorschriften war. Damit sei auf die im Buche Jeremias 32, 10 ff. beschriebene Doppelurkunde hingewiesen, die noch eingehender behandelt werden soll. Vorher sei aber noch der Talmud erwähnt, der sich ebenfalls mit der Doppelurkundform auseinandergesetzt hat und der, wie auch die Mischna, bisher in keiner der diesbezüglichen Abhandlungen auch nur Erwähnung gefunden hat. Der babylonische Talmud beschreibt zwei Arten von Doppelurkunden. Die erste, die sogenannte ,tl."P~ ~l wie sie in Baba Bathra 160 b bezeichnet wird, wurde gänzlich zusammengerollt, d.h. beide Texte bildeten zusammen eine Rolle. Die Zeugen unterschrieben am Verso des ersten Textes, und zwar in den Zwischenräumen der Textzeilen des Recto, d.h. gegenüber der leeren Linie. Es hatten daher soviele Zeugen zu unterschreiben als Textzeilen am Recto standen, meist waren es drei Zeugen, da der wesentliche Teil des Textes nicht länger war und drei Zeugen als Mindestzahl vorgeschrieben waren. Diese Art der Doppelurkunde erinnert an die bei F. Bilabel Aegyptus VI. p. 97 beschriebene alte Art der demotischen Doppelurkunden, die darin bestand, daß jeder Zeuge den ganzen Text schreiben und unterschreiben, d.h. also bestätigen mußte, während bei den Juden nur jeweils eine Zeile durch einen Zeugen bestätigt wurde, indem nach jeder Zeile auf dem Rekto, je ein Zeuge auf dem Verso unterschrieb. Diese Art der Ausfertigung war sowohl bei den demotischen Urkunden als auch bei den Juden eine mehr oder minder komplizierte Angelegenheit. Bei den Juden mußte man nämlich nach jeder Zeile das Blatt umdrehen und nach erfolgter Zeugenunterschrift einrollen und zusammennähen, dann erst konnte die nächste Zeile geschrieben werden und der nächste Zeuge unterschreiben. Man ist daher von dieser Art abgegangen - der Zeitpunkt ist nicht nachzuweisen, weil sich bisher Urkunden dieser Form nicht gefunden haben - und hat eine einfachere Ausfertigung vorf;ezogen, die jener der gräko-ägyptisehen Doppelurkunde sehr ähnelt. Diese zweite Art der im babylonischen Talmud Baba Bathra 161 a und in einem Zusatz zur Mischna, der Tosephta Baba Bathra 11, 1, beschriebenen Doppelurkunde war ebenfalls von 3 Zeugen am Verso unterschrieben, deren Unterschriften aber senkrecht zur Beschriftung der scriptura exterior liefen, und zwar von der letzten zur ersten Zeile reichend, was als Beweismittel galt, daß von der scriptura exterior nichts fehlte. Bei dieser Urkunde wurde nur die scriptura interior zusammengerollt, zusammengebunden und versiegelt, wie es auch bei den gräko-ägyptischen Urkunden üblich war.
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Wir können also - wie aus dem Talmud ersichtlich eine Entwicklung der Doppelurkundform innerhalb der jüdischen Tradition feststellen, denn bei der zuerst beschriebenen Form galt die scriptura interior als Original, während bei der zweiten Art die scriptura exterior als Hauptschrift angesehen wurde, sie trug ja auch die Unterschriften der Zeugen, und die scriptura interior nur mehr sekundäre Bedeutung hatte. Dieser Beweis liegt nunmehr auf der Hand, da unter den Papyri von Murabba (at sogar einige mit stark verkümmerter scriptura interior gefunden wurden. Die Subsumierung der Doppelurkunden von Murabba (at unter diesen Typus ist also bewiesen erstens dadurch, daß einige Papyri - wie bereits gesagt noch Spuren von Löchern aufwiesen, durch die der Bastfaden gezogen war, der die scriptura interior zusammenhielt und abschloß, zweitens durch die vertikal zur scriptura exterior auf dem Verso stehenden Unterschriften und drittens durch die sich hieraus ergebende Tatsache, daß in jener Zeit die scriptura exterior als Original galt. Außer diesen im Talmud beschriebenen 2 Arten der Ausfertigung von Doppelurkunden - in gleicher Weise wie der babylonische Talmud erwähnt auch der Jerusalemer Talmud die Form der Doppelurkunde - erfahren wir nunmehr durch die Funde aus der Wüste Juda noch von einer dritten Art, die uns insbesondere durch 6 nabatäische Dokumente aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., die in der "Cave of the Letters" des Nal;al I:Iever gefunden wurden, bekannt geworden ist. Hier begann, wie Y. Yadin 1) mitteilt, der Text der scriptura interior auf dem Verso, und zwar am Ende des Verso. Der Urkundenschreiber schrieb dort 2-3 Zeilen, drehte das Papyrusblatt dann um und setzte den Text der scriptura interior auf dem oberen Rand des Rekto fort. Auf diese Weise erschien ein Teil der scriptura interior auf der Rückseite der scriptura exterior und gab den Hauptteil des Vertrages offen wieder, auch dann, wenn das Dokument zusammengerollt war. Auf welchem Teil des Verso die Zeugen ihre Unterschriften setzten, gibt Y. Yadin leider nicht genau an, ebenso wie er die technischen Details der Verknüpfung und Versiegelung dieser 6 nabatäischen Dokumente erst in seinem "Final Report" genauer beschreiben und durch Reproduktionen erläutern will. Jedenfalls aber müssen diese Dokumente zur Gänze zusammengerollt gewesen sein. Die Beschreibung der äußeren Form der nabatäischen Dokumente erinnert sofort an P. Lonsdorfer 1, einen demotischen Ehever1) Israel Exploration Journal 12 (1962) p. 237 ff.
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trag aus dem Jahre 363 v. ehr., den H. Junker in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften in Wien 1) publiziert und als Doppelurkunde bezeichnet hat. Dieser Papyrus, 242 cm lang, - der nabatäische Vertrag N° 1 ist 81 cm lang - trägt die Unterschriften der Zeugen ebenfalls am Verso vom rechten Rand aus gemessen bei ca 78 cm, ungefähr in der Höhe, bei welcher der Text am Rekto begann, d.h. also, daß ein beträchtlicher Teil dieses Papyrusblattes unbeschrieben war. Am sogenannten Schutzstreifen, der von rechts aus gemessen - nach Junkers Beschreibung - 16 cm breit war, stand in kursiver Schrift ein Auszug aus dem eigentlichen Text, der es ermöglichen sollte, den Hauptinhalt der Urkunde zu lesen, ohne den Papyrus aufrollen zu müssen. Einen ähnlichen Auszug am Anfang der Rolle weist auch P. Lonsdorfer 2 auf, was bereits darauf hindeutet, daß es sich hier um ein System und nicht nur um einen individuellen Einfall eines Schreibers handeln kann, wie W. Kunkel meinte 2) und daher P. Lonsdorfer 1 aus der Reihe der Doppelurkunden ausgeschieden wissen wollte. Was nun die Ähnlichkeit mit den neugefundenen nabatäischen Papyri betrifft, so liegt diese erstens in der Tatsache der Zeugenunterschriften am Verso, (die aber wohl bei allen Doppelurkunden nachgewiesen ist), zweitens in der jederzeitigen Einsicht in den Hauptteil der Urkunde, der am Anfang der Rolle stand, wenn auch bei P. Lonsdorfer 1 auf dem Rekto und bei den nabatäischen Urkunden auf dem Verso, aber der Zweck war derselbe - nämlich Einsicht in den Hauptteil ohne Aufrollung -, und drittens in der Art der Rollung überhaupt, d.h. es war in beiden Fällen der ganze Papyrus zusammengerollt und nicht nur die scriptura interior. Bei beiden war der "sekundäre" Text in kursiver Schrift geschrieben und das Original in großen und festen Linien. Der Unterschied aber zwischen P. Lonsdorfer 1 und den nabatäischen Papyri lag darin, daß bei ersterem die scriptura interior noch als Originaltext zu betrachten ist, was der Auffassung des 4. Jahrhunderts v. ehr. entsprach, im zweiten Fall aber die scriptura exterior das Original war, was mit der Entwicklung für die spätere Zeit, also auch für das 2. Jahrhundert n. ehr., übereinstimmt. 1) Philosophisch-historische Klasse Band 197, 2. Abhandlung (1921). Vgl. auch die Dura Pcrg. 29 und 32 (bei denen die scriptura interior in verkürzter Form ebenfalls am Verso stand) in: The Excavation at Dura-Europos, Final Report V, Patt 1: The Parchements and Papyri (New Haven 1959). 2) Zur gräko-ägyptischen Doppelurkunde, Studi in onore di S. Riccobono I. (1936) p. 418.
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Was ganz allgemein gesehen das Verhältnis der beiden scripturae anlangt, so waren diese ursprünglich gleichwertig gewesen, denn sie bestätigten sich sozusagen gegenseitig, doch der versiegelte Teil hat als zeitlich und virtuell primär gegolten und wurde daher als Original bezeichnet, während der offene Text, die scriptura exterior, als sekundär galt 1). Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. aber wendete sich das Verhältnis der beiden scripturae, wie E. Schön bauer 2) durch die Publikation von P. 11773 der Berliner Sammlung, einer Urkunde aus dem Jahre 215(4 v. Chr., nachgewiesen hat. Hier und in zahlreichen anderen Fällen hellenistischer Doppelurkunden wurde nämlich die scriptura exterior zur Hauptschrift, d.h. zum Original, während die versiegelte Innenschrift verkümmerte und nur mehr ein Exzerpt der Außenschrift darstellte, das als Beweis der Unverfälschtheit des Originals zu dienen hatte. Auch unter den Papyri von Murabba 'at finden sich drei Urkunden (P. Mur 21, 23 und 28) mit verkümmerter scriptura interior, die in wenigen Zeilen das Datum, die Namen der Beteiligten sowie den Vertrags grund angibt. Bei P. Mur 21 beträgt die scriptura interjor nur 5 Zeilen gegenüber einer scriptura exterior von 20 Zeilen. P. Mur 23, ein Kaufvertragsfragment, weist eine scriptura interior von nur 2 Zeilen auf, ebenso wie in P. Mur 28 eine Innenschrift von 3 Zeilen einer Außenschrift von 10 Zeilen gegenübergestanden haben muß. Doppelurkunden mit verkümmerter Innenschrift sind also ab dem 3. vorchristlichen Jahrhundert bis ins 2. und 3. nachchristliche Jahrhundert neben solchen mit voller Innen- und Außenschrift nachzuweisen, was insbesondere auch noch an Hand der Urkunden aus Dura-Europos im weiteren aufgezeigt werden soll. Wir sehen also, daß die Form der Doppelurkunde, besonders was dje Anordnung und Stellung der beiden Texte betraf, im Laufe der Jahrhunderte gewechselt hat, daß aber das Prinzip trotz vieler Varianten immer gleich geblieben ist und der Sinn, der in dieser Form lag, nämlich Unversehrtheit des Originals bei gleichzeitiger Zugängigkeit des wesentlichen Inhalts der Urkunde, immer gewahrt geblieben ist. Dies ist auch das ausdrückliche Anliegen eines römischen Senatsbeschlusses aus der Zeit Neros, der detaillierte Vorschriften für die äußere Form von Doppelurkunden aufstellt, um jegliche Fälschungen hintanzuhalten. Im Bericht des Juristen Paulus (Sent. 5, 25, 6) heißt 1) U. Wilcken, Archiv für Papyrusforschung 6 (1913/20) p. 387. 2) Zeitschrift der Savigny-Stiftung 39 (1918) p. 224 ff.
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es, daß dieser Senatsbeschluß sich auf öffentliche und privatrechtliche Verträge jeglicher Art bezieht: "Amplissimus ordo decrevit eas tabulas, quae publici vel privati contractus scripturam continent, adhibitis testibus ita signari, ut in summa marginis ad mediam partem perforatae triplici lino constringantur atque impositae supra linum cerae signa imprimantur, ut exteriori scripturae fidem interior servet. Aliter tabulae prolatae nihil momenti habent". Außerdem ist dieser Senatsbeschluß ein Beweis dafür, daß die Doppelurkundform im 1. nachchristlichen Jahrhundert in Rom und damit im ganzen Römerreich praktiziert worden ist, selbst wenn wir feststellen müssen, daß der zitierte Senatsbeschluß sich anscheinend nur auf Wachstäfelchen bezogen hat, von denen bisher allerdings keine gefunden worden sind. Einige Papyri aus der bereits erwähnten "Cave of the Letters", V erträge des öffentlichen und privaten Rechtes aus der Zeit 124-132 n. Chr., die innerhalb der römischen Provinz Arabia ausgestellt worden sind, werden möglicherweise neues Licht auf die von den römischen Magistratsbehörden geübte Praxis werfen. Es ist hier besonders ein Auszug aus einem Vormundschaftsakt der Stadtverwaltung von Petra aus dem Jahre 124 n. Chr. zu erwähnen, der wahrscheinlich das Original einet im römischen Formularprozeß notwendigen Urkunde darstellt, dessen endgültige Publikation aber noch abgewartet werden muß 1). Das älteste Zeugnis eines solchen Doppel-Textes ist uns nun durch Jeremias 32, 10-15 überliefert 2), wo es anläßlich eines Ackerkaufes zwischen Jeremias und dem Sohne seines Oheims Chanameel, der einen Acker in Anathoth im Stammbesitz Benjamin besaß, folgender1) Siehe 11. Abschnitt, 5/6 Bev 10 gr. 2) Die ältesten babylonischen Doppelurkunden, die M. San Nicole, auf 2900 v. ehr. datiert hat (Zeitschrift der Savigny-Stiftung 48 (1928) p. 23 Anm. 3), die sogenannten Hüllentafeln oder auch case-tablets, die später auch in Assyrien gefunden wurden, in neubabylonischer Zeit aber nicht mehr begegnen, sind Tontäfelchen gewesen und bleiben deshalb in dieser Arbeit außer Betracht; vgl. auch Pauly-Wissowa's RE sub signum sowie L. Wen ger, der in den "Quellen des Röm. Rechtes" diese Tonurkunden mit Doppeltext p. 98 als ein sehr kompliziertes System bezeichnet u. folgend beschreibt: "Der Text wird zuerst auf eine Tafel geschrieben, diese dann getrocknet oder gebrannt, mit Lehmpulver bestrichen und mit einer Tonhülle umgeben, in deren Außenseite dann der Text nochmals geschrieben und die Siegel eingedrückt werden. Endlich wird auch diese Umhüllung getrocknet, bzw. gebrannt. Jener erste Text bildet dann, in unserer römischen Terminologie gesprochen, die scriptura interior, die zweite Schrift die exterior." Man sieht also, daß die Hüllentafeln mit der Doppelurkunde sehr wenig gemeinsam haben und höchstens die Idee des 2fachen Textes, niemals aber das System der Doppelurkunde als solches, hieraus entsprungen sein könnte.
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maßen heißt: 10 Ich (Jeremias) schrieb die Urkunde, siegelte sie, ließ sie durch Zeugen bestätigen und wog auf der Waage das Silber ab. n Dann nahm ich den Kaufbrief, den nach Recht und Gesetz versiegelten und den offenen, 12 und übergab den Kaufbrief Baruch dem Sohn des Neriah, des Sohnes Machsejah, in Gegenwart Chanamels des Sohnes meines Oheims und in Gegenwart der Zeugen, die den Kaufbrief unterschrieben hatten, sowie in Gegenwart aller Judäer, die sich im Wachthof aufhielten. 13 In ihrer Gegenwart gab ich Baruch den Auftrag: 14 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Nimm diese Urkunden - C'!'t9iJ -, den Kaufbrief - i1~PlpiJ
'!?Q -, den versiegelten '~9
C~I1r;rry
-, und den offenen Brief -
'~~~iJ
- , und lege sie in ein Tongefäß, damit sie sich lange Zeit halten.
15 Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Man wird in diesem Lande viele Häuser, Äcker und Weinberge kaufen." Der erste Text wurde c~nr;rry genannt, - es handelt sich um das
Partizipium Passivum des Verbums cn" -, was soviel wie "der Versiegelte" heißt; der zweite auf derselben Rolle geschriebene Text hieß '~'~iJ, Partizipium Passivum des Verbums i1'~ (aufdecken, offenbaren) - , und bedeutet soviel wie "der Offene". Die ganze Rolle mit beiden Textausfertigungen hieß i1~PlpiJ '!?Q = Kauf-Brief = eine Singularform. Man konnte aber diesen Kaufbrief, da er eben zwei Ausfertigungen enthielt einfach auch C'!'tQ = Schriftstücke oder Urkunden nennen. Es ist daher in Jeremias 32, 14 zuerst mit einer Singularform - i1~PlpiJ '~Q - und dann mit einer Pluralform
-
c'!"?9iJ -
ein und dieselbe Doppelurkunde bezeichnet 1). Und
hieraus ergibt sich die Zusammengehörigkeit der beiden Texte. Die alttestamentlichen Kommentare sind hinsichtlich der Exegese Jeremias 32, 10-15 praktisch alle einhelliger Meinung, nämlich daß es sich hier um das System der Doppelurkunde handelt, das beschrieben wird 2), u.z. in einer Art und Weise, die nicht eine neue Rechtsform 1) V gl. L. Fischer, Die Urkunden in Jeremias 32, 11-14, Zeitschrift f.d. alttestamentliche Wissenseh. (1910) p. 136-142. 2) F. Nötscher, Bonner-Bibel VII/2 (Bonn 1934): Das Buch Jeremias, p. 239; A. Weiser, Das Buch Jeremias II (Göttin gen 1955) p. 303; W. Rudolph, Jeremias (Tübingen 1958) p. 191 f. U.2 .m.; vgl. auch E. Hammershaimb, Same observations an the Aramaic Elephantine Papyri, Vetus Testamentum 7 (1957) p. 24 f. und bes. R. de Vaux, Les Institutions de l'Anden Testament 2 I p. 256 f. und G. Perrin, Trois textes bibliques sur les techniques d'acquisition immabiliere, Revue Histoire de Droit Franc. Etr. 41 (1963) p. 1-19; 177-195; bes. 387-417, bes. 416. Studies Desert of Judah, V
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einführen wm, sondern eine schon längst bekannte Urkundenform an Hand eines biblisch bedeutsamen Kaufvertrages beschreibt. F. Bilabel hat versucht, den alttestamentlichen Text anders zu deuten 1) und wollte in den beiden Textausfertigungen zwei verschiedene Urkunden sehen, d.h. er bezeichnete den offenen Vertrag als eine für den täglichen Gebrauch bestimmte Abschrift des Versiegelten. Dies widerspricht aber nicht nur dem Wortlaut des ersten Teiles von Vers 14, da '~i;1~iJ '!?Q "offener Brief" oder "offene Urkunde" heißt und niemals Abschrift bedeuten kann (hebr. :ll1!1) , sondern auch dem zweiten Teil des Verses 14 "und lege sie (pI.) in ein Tongefäß". Eine Abschrift für den täglichen Gebrauch hätte man nicht mit dem Original zusammen in ein Tongefäß zur Aufbewahrung gegeben. Auch der an die Jeremiasperikope anschließende Vers 32, 16 bestätigt nochmals, daß es sich um eine Kaufurkunde handelt, die - wie beschrieben - zwei Textausfertigungen enthielt und nicht um zwei separate Vertragsurkunden. Der Ansicht Bilabels, der also den Jeremiasvertrag aus der Reihe der Doppelurkunden ausschließt, hat sich in der jüngsten die Doppelurkundform betreffenden Abhandlung E. Volterra insofern angeschlossen 2), als er den Standpunkt vertritt, die beiden Textausfertigungen des Jeremiasvertrages waren auf zwei von einander getrennten Papyrusblättern oder Lederfragmenten geschrieben. Er begründet diese Meinung nicht nur mit einem Hinweis auf den Wortlaut der Septuaginta - es wird im folgenden noch darauf eingegangen - sondern auch damit, daß unter den aramäischen Elephantine-Papyri des 5. vorchristlichen Jahrhunderts sich zwei Verträge befinden, welche "in duplici copie separate" (I.c. p. 1196) ausgefertigt sind. Hiezu sei bemerkt, daß der von E. V olterra angeführte aramäische Lieferungsvertrag (484 v. ehr.) AP Nr. 3, der dem Vertrag AP Nr. 2 sehr ähnelt und vom selben Tage datiert ist 3), sich in einem derart fragmentarischen Zustand befindet, daß eine tatsächliche Übereinstimmung nicht festgestellt werden kann. Das Verhältnis der beiden Urkunden bleibt unbestimmbar. In AP Nr. 3 könnte es sich außerdem um eine weitere Proviantlieferung handeln, die am selben Tage von den selben Parteien (des Vertrages AP Nr. 2) vereinbart wurde. Auch 1) Aegyptus VI (1925) p. 98. 2) Sulla Redazione dei contratti nell'antico diritto ebraico, Synteleia Vinzenzo Arangio-Ruiz (1964) p. 1190-1197. 3) AP = Zählung nach: A Cowley, Aramaic Papyri of the fifth Century B.C. (Oxford 1923).
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die in Murabba 'at gefundene Serie von Pachtverträgen (P. Mur 24) ist ein Beweis für gleichartige aber nicht gleiche Urkunden. Auch ein Vergleich von AP N r. 30 und 31 - es handelt sich hier wahrscheinlich um zwei Entwürfe der Bittschrift der jüdischen Gemeinde von Jeb-Sewan an den persischen Statthalter Bagaos in Jerusalem - mit der Jeremiasurkunde scheint nicht angebracht, weil die Doppelausfertigung der Urkunde durch Jeremias einzig und allein der Beweissicherung diente, ein Moment, das bei der oben genannten Bittschrift gänzlich außer acht fällt. Man muß daher zugeben, daß sich unter den aramäischen Elephantine-Papyri keine Doppelurkunden gefunden haben, auch nicht in einer anderen, das heißt von der gräko-ägyptischen Form abweichenden Gestalt 1). Außer Bilabel und Volterra scheidet auch W. Kunkel in seiner bereits erwähnten Abhandlung 2) den Jeremiastext aus seiner Betrachtung aus, da der Text nach seiner Ansicht zu wenig klar sei, so daß man nicht entscheiden könne, ob es sich um eine Doppelurkunde oder um Original und Abschrift handle. Auch sei der Schriftstoff nicht angegeben. Was diesen letzten Einwand betrifft, so haben nunmehr die neuen Papyri einen klassischen Beweis geliefert, da der unter P. Mur 17 publizierte Papyrus 3) ein Palimpsest aus dem 8. Jahrhundert vor ehr. in hebräischer Sprache darstellt, was als Beweis diene, daß zur Zeit des Jeremias dieser Schreibstoff in Israel bereits gebräuchlich war. Außerdem wird das hebräische Wort '!;l!;l immer nur für Briefe oder Dokumente auf Pergament, Papyrus oder Leder gebraucht und kann keinen anderen Stoff wie z.B. Ton bezeichnen. In letzterem Fall hätte man die Urkunde auch nicht noch separat in ein Tongefäß legen lassen. Was den Einwand der Unklarheit des Textes betrifft, so ist die Wortstellung zugegebenermaßen in den Versen 10-12 etwas verwirrt, was aber den Sinn des Textes nicht ändern kann. W. Rudolf hat nämlich nachgewiesen 4), daß bei dem, sicherlich auch W. Kunkel vorgelegenen Septuagintatext mit innergriechischen Schreibfehlern stärker zu rechnen ist, als man es früher annahm, und außerdem die LXX an vielen Stellen frei übersetzt, ihre hebräische Vorlage aber dem Masoretentext viel näher steht als man dachte. Dem muß ferner noch hinzugefügt werden, daß nunmehr 1) V gl. auch W. Staerk, Alte und neue aramäische Papyri, übersetzt und erklärt, Kl. Texte v. H. Lietzmann 94 (Bonn 1912) p. 24 f. 2) Zur gräko-ägyptischen Doppelurkunde l.c. p. 417. 3) D JD II Texte p. 93 ff. 4) Zeitschrift f.d. alttestamentliche Wissensch. 50 (1930) p. 272 ff.
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die ältesten hebräischen Exemplare des Buches Jeremias in mindestens 5 Handschriften beziehungsweise Fragmenten aus Qumran-Höhle 4 vorliegen und aus dem 2. Jahrhundert vor ehr. stammen dürften. Leider sind diese Exemplare zur Zeit noch nicht publiziert, so daß eine genaue Überprüfung noch nicht vorgenommen werden kann. Es ist aber möglich, daß durch diese alten Versionen einige Ungenauigkeiten des Masoretentextes Aufklärung finden. Schließlich sei noch hervorgehoben, daß bereits der hl. Hieronymus in seinem Kommentar zum Buche Jeremias auf die Doppelurkundform hingewiesen hat. Es muß sich daher in Jeremias 32, 10 ff. um eine Doppelurkunde handeln, selbst wenn man nicht mehr sagen kann, ob die Versiegelung und Rollurrg der scriptura interior nach dem selben System erfolgte wie bei den jüdischen Verträgen von Murabba'at oder jenen aus dem Nal;1al Bever. Und wenn auch die Jeremiasurkunde selbst nicht auf uns gekommen ist, so bietet die beschriebene Perikope doch einen strikten Beweis für die Gebräuchlichkeit der Doppelausfertigung von Urkunden im Israel des 7. vorchristlichen Jahrhunderts. Da nämlich Jeremias, wie aus 1,6 zu entnehmen ist, im 13. Regierungsjahr des Königs Josia von Juda (639-609), also 627 v. ehr. zum Propheten berufen wurde und seine Wirksamkeit sich auf ungefähr 40 Jahre erstreckte, so muß das geschilderte Ereignis, d.h. der Kauf des Ackers in Anathoth auch in diesen Zeitraum fallen und den Israeliten daher bereits vorher, mindestens aber seit diesem Datum, die Einrichtung der Doppelurkunde bekannt gewesen sein. Es scheint daher gerechtfertigt, - besonders auch angesichts der vielen neu gefundenen jüdischen Doppelurkunden - nochmals die Frage aufzuwerfen, ob die Doppelurkunde semitischen Ursprungs ist oder ob sie gleichzeitig und unabhängig auch bei anderen orientalischen Völkern aufgetreten ist und wie sie vor allem in die hellenistische Welt Eingang gefunden hat. Um aber diese Frage einer Klärung zuzuführen, ist es notwendig, einen kurzen Überblick über die Erscheinungsgegenden der Doppelurkunde im antiken Recht überhaupt zu geben. An erster Stelle sei Ägypten genannt, wo die Form der Doppelurkunde seit dem 4. Jahrhundert v. ehr. unter den verschiedensten Arten ägyptischer und griechischer Papyri des Ptolemäerreiches nachzuweisen ist, wie F. Bilabel an Hand von 4 Listen 1) übersichtlich aufgezeigt hat. Eine 1. Liste von 42 "Sechszeugenurkunden", deren älteste die in 1) Aegyptus V (1924) p. 156 f. und VI (1925) p. 94, 102, u. 105.
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griechischer Sprache abgefaßten Papyri 1-4 aus Elephantine (ed. Rubensohn) darstellen, (P. Eleph. 1 reingriechischer Ehevertrag aus dem Jahre 311/10 v. Chr.!), P. Eleph. 2 Erbvertrag unter griechischen Eheleuten 285/4 v. Chr. 2), P. Eleph. 3 u. 4 Scheinloskauf aus dem Jahre 284/3 v. ehr. -)zeigt, daß diese Einrichtung in ganz Ägypten verbreitet gewesen sein muß und bis ins erste Jahrhundert v. ehr. vertreten war. Aus diesem Grund und vielleicht auch deshalb, weil die in aramäischer Sprache abgefaßten Papyri aus Elephantine aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert, die jüdisches Recht darstellen, (wenn auch verwässert!) nicht die Form der Doppelurkunde aufweisen, sondern einfache Urkunden sind, hat Bi label 3) die Doppelurkunde für eine ägyptische Erfindung erklärt, die in hellenistischer Zeit nach dem Osten ins Seleukidenreich gekommen ist und damit der Ansicht U. Wilckens und G. A. Gerhards 4) widersprochen, nämlich, daß die Doppelurkunde durch den Alexanderzug aus dem semitischen Orient in die hellenistische Welt verpflanzt wurde. Aus dieser Einstellung Bilabels ist wahrscheinlich auch seine oben aufgezeigte Interpretation der Stelle Jer 32, 10 ff. zu verstehen, die in jenem doppelt ausgefertigten Kaufvertrag des Alten Testaments nur eine Abschrift gesehen hat. Zu Gunsten Wilckens und Gerhards, nämlich, daß die Doppelurkunde aus der semitischen Welt stammt und nicht eine ägyptische Erfindung ist, sprechen aber gerade die aramäischen Papyri von Elephantine insofern, als sie ihrem Inhalt nach stark vom ägyptischen Recht beeinflußt sind. Man kann also folgern: wäre die Doppelurkunde eine ägyptische Institution gewesen, dann hätten auch die ägyptischen Juden des 5. vorchristl. Jahrhunderts sich dieser Form bedient, wie sie sich auch in materiell-rechtlicher Hinsicht in ihren Verträgen stark vom ägyptischen Recht beeinflussen ließen, was schon eingangs angedeutet wurde 5). Die Form der Doppelurkunde findet sich aber erst unter den hellenistischen Papyri aus Elephantine (4. Jh. v. ehr.), was doch stark darauf hinweist, daß die Doppelurkunde erst durch 1) V gl. L. Mitteis, Grundzüge und Chrestomatie der Papyruskunde H. 2. Hälfte, p. 317, Nr. 283; P. M. Meyer, Jurist. Papyri p. 43, Nr. 18 ebenso auch W. Schubart, Einführung i.d. Papyruskunde p. 215. 2) P. M. Meyer, o.c. p. 58, Nr. 23. 3) Aegyptus VI (1925) p. 100. 4) U. Wilcken, Archiv für Papyrusforschung 6 (1913/20) p. 370; G. A. Gerhard, Zeitschrift der Savigny-Stiftung 25 (1904) p. 382. 5) V gl. Anm. 2 Seite 5.
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griechischen Einfluß nach Agypten gekommen sein mag und im Agypten des 5. vorchristl. Jahrhunderts noch unbekannt war. Ob nun die Griechen ihrerseits die Doppelurkundform aus dem Semitischen übernommen haben, kann strikte nicht bewiesen werden, weil eine Zeitlücke von mehr als 3 Jahrhunderten klafft und eine Verbindung zwischen der Urkunde in Jer 32, 10 ff. und den griechischen Papyri von Elephantine nicht gut hergestellt werden kann. Daß sich die Juden in Elephantine in ihren aramäischen Verträgen aber nicht an die Form der Doppelurkunde gehalten haben, spricht jedenfalls nicht gegen einen semitischen Ursprung, sondern besagt nur, daß sie im 5. Jahrhundert v. ehr. in Agypten nicht gebräuchlich war. Es bleibt daher nur mehr die Frage zu klären, ob die Doppelurkunde griechischen Ursprungs ist oder zumindest gleichzeitig (wie bei den Juden) auch in Griechenland gebräuchlich war und von dort nach Agypten eingeführt worden ist 1), denn die ältesten Doppelurkunden (P. Elephantine 1-4) stellen rein griechisches Recht dar. Da wir aber im griechischen Mutterland bisher keine Doppelurkunden gefunden haben, kann ein direkter Beweis in dieser Richtung nicht geführt werden und alles scheint für einen semitischen Ursprung zu sprechen. Was die von W. Kunkel (Studi in onore di S. Riccobono l.c.) angebotenen indirekten Beweise für eine griechische Herkunft der Doppelurkundform betrifft -ein direkter Beweis ist wie gesagt, nicht möglich, - so ist folgendes zu sagen: 1) Wenn die Doppelurkunde semitischen Ursprungs ist, und Griechenland nur als Traditionsglied auftritt, dann bleibt die Ansicht Kunkels, daß das römische Urkundenwesen kein selbständiges Gewächs, sondern ein Zweig der hellenistischen Rechtspraxis war, - indirekter Beweis dafür, daß die Doppelurkunde hellenist. Ursprungs war - voll und ganz bestehen und es soll nicht an dieser Theorie gerüttelt werden. Es soll mit oben Gesagtem nur daran erinnert werden, daß die Möglichkeit besteht, daß die Griechen ihrerseits die Form der Doppelurkunde aus dem Semitischen übernommen haben. 2) Was die aus Persisch-Kurdistan stammenden Papyri A vroman 1 u. 2 anbetrifft, die Kunkel als zweiten indirekten Beweis für seine "hellenistische Theorie" anführt, da diese Papyri einen hellenistischen, d.h. mit dem Griechischen sehr nahe verwandten Urkundenstil aufweisen, so scheinen diese Urkunden m. Erachtens viel zu jung (88 u. 1) L. Wen ger, Pauly-Wissowa's RE sub signum Sp. 2415.
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22(21 v. Chr.), als daß sie hier ins Treffen geführt werden könnten. Was nun weiterhin die Erscheinungsgegenden anlangt, so hat Bilabel dann schließlich in drei weiteren Listen 2. die demotischen Doppelurkunden Ägyptens aufgezeigt 1), u.Z. 10 Stück, die alle aus dem 3. Jh. v. Chr. stammen und mit den "Sechszeugenurkunden" insofern parallel gehen, als sie teilweise eine vollentwickelte Innen- und Außenschrift aufzeigen, andererseits aber den unter der 3. Liste publizierten agoranomischen Urkunden ähneln, besonders in Bezug auf das Siegel, das die Innenschrift verschließt und das von einem Beamten, dem fLovOyp&qlO~ - dem berufsmäßigen Schreiber der ägyptisch-demotischen Urkunden - aufgedrückt werden mußte 2). Diese Papyri in griechischer Sprache zeigen fast alle (32 an der Zahl) eine mehr oder minder verkümmerte Innenschrift und stammen aus dem 2. und 1. Jh. v. Chr. 4. Bilabel führt noch eine letzte Liste von 37 ptolemäischen Doppelurkunden an, meist Quittungen aus dem 3. Jh. v. Chr., worunter mehrere wieder eine verkümmerte Innenschrift aufweisen 3). Diese Listen hat W. Kunkel in seinem Artikel in: Studi in onore di S. Riccobono I (1936) p. 431 ff. ergänzt, indem er weitere Doppelurkunden anführte, u.z.: ad 1: 3 Sechszeugenurkunden, alle aus dem 3. Jh. v. Chr. ad 2: 10 Demotische Papyri, ebenfalls 3. Jh. v. Cl).r. u. ad 3: 4 agoranomische Doppelurkunden, durchwegs Kaufverträge, Ende des 2. Jh. v. Chr. verfaßt. ad 4: 25 sonstige Doppelurkunden aus dem 3. Jh. v. Chr., worunter sich hauptsächlich Papyri der Sammlung Cair.Zen. I u. II befinden. In einer weiteren Liste führt Bilabel 5. 16 sichere und 5 wahrscheinliche Doppelurkunden an, welche Königseide zum Gegenstand haben. 1) Aegyptus VI (1925) p. 94. 2) Aegyptus VI (1925) p. 102. 3) Aegyptus VI (1925) p. 105; vg!. auch F. Preisigke, Griech. Papyrus aus der kaiser!. Universitäts- u. Landesbibliothek zu Straßburg II. (1920), der u.a. auch zahlreiche Doppelurkunden beschreibt. Ferner E. Schänbauer, Zeitschrift der Savigny-Stiftung 39 (1918), p. 224-247.
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Zu dieser kurzen Zusammenstellung, der aus Ägypten stammenden Doppelurkunden, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern nur einen Überblick geben sollte, kommen 6. noch verschiedene Doppelurkunden hinzu, die außerhalb Ägyptens gefunden oder zumindest verfaßt worden sind und deshalb besonders hervorgehoben werden sollen. Es sind hier außer den beiden schon erwähnten Doppelurkunden aus Persisch Kurdistan Perg. A vromann 1 u. 2 aus den Jahren 88 u. 22/21 v. Chr. vor allem einige Papyri aus dem syro-palästinensischen Raum und aus Mesopotamien zu nennen wie: P. Zenon 3, Kauf einer Sklavin, Sechszeugenurkunde 259/8 v. Chr., aus Araq-el-Emir im Ostjordanland (Syrien) - aber in Ägypten gefunden 1), und besonders die von W. Kunkel l.c. angeführten römisch-rechtlichen Doppelurkunden : P.Brit.Museum 229 (ed. Tompson), römischer Sklavenkauf in lat. Sprache aus dem Jahre 166 n. Chr., Vierzeugenurkunde, abgeschlossen im Winterquartier einer Abteilung römischer Flottensoldaten in Seleukia in Pierien (Syrien), aber im Faijumgefunden 2); PSI VI, 729 Pferdekauf zwischen römischen Soldaten in lat. Sprache aus dem Jahre 77 n. Chr., ebenfalls in Ägypten gefunden 3); PSI IX, 1026 4), Bittgesuch 22 römischer Soldaten der legio X Fretensis aus Cesarea in Palästina an den legatus augusti pro praetore der Provinz Syria, in lateinischer Sprache, verfaßt 150 n. Chr.; P. Oxy. XVII 2131, Bittgesuch (Sechszeugenurkunde) aus dem Jahre 207 n. Chr., in griechischer Sprache;
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P. BGU II 525 (scriptura exterior) 970 (scriptura interior), die zusammen eine Doppelurkunde bilden (177 n. Chr.) und wie der vorgenannte Papyrus in griechischer Sprache abgefaßt sind 5), aber auch wie dieser zu den römisch-rechtlichen Urkunden zu zählen sind, ferner 1) A. Tcherikover-A. Fuks, Corpus Papyrorum Judaicarum (Cambridge 1957) 1. p. 118, N° 1 u. die dort verzeichnete Lit.; ebenso ist dieser Papyrus schon in der Liste der Sechszeugenurkunden von Bilabel erwähnt, Aegyptus l.c. p. 156. 2) L. Wenger, Zeitschrift der Savigny-Stiftung 42 (1921) p. 628 Anm. 3 und Que len des Röm. Rechtes, p. 780; P. M. Meyer, Jurist. Papyri, N°. 37, p. 124. 3) L. Wenger, Quellen des Röm. Rechtes, p. 780 und die dort verzeichnete Lit. bes. Anm. 500. 4) L. Wenger, Quellen des Röm. Rechtes p. 445. 5) L. Wenger, o.c. p. 445 sowie U. Wilcken, Archiv f. Papyrusforschung 9 (1928/30) p. 80 u. 95.
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P. Berol. 13877, Kaisereid in griechischer Sprache, römisch-rechtlicher Natur, vom 11. Februar 153 n. ehr. 1). Bei diesem Papyrus sowie bei den vorhergenannten stehen die Zeugenunterschriften senkrecht zur Beschriftung des Rekto, am Verso; endlich P. Mich. Inv. 508a + 2217 + 508b, römisch-rechtlicher Ehebegründungsvertrag aus dem 1/2. Jh. n. ehr. in lateinischer Sprache, den H. J. Wolff teilweise und A. Sanders dann vollständig publiziert hat 2); und schließlich 7. eine Serie von Doppelurkunden aus Dura-Europos in griechischer Sprache, die, da sie aus dem 1. bis 3. Jh. n. ehr. stammen und Dura bekanntlich eine gemischte Bevölkerung aufzuweisen hatte, die verschiedenen Rechtskreisen angehörte, besonderes Interesse verdienen. Es sind dies im einzelnen 3) : Perg. 18 (alte N° 21) griechisch rechtlicher Schenkungsvertrag, 87 n. ehr. mit voller Innen- u. Außenschrift. Perg. 19 (alte N° 40) Teilungsvertrag a~a[pE(nc;, 88/89 n. ehr. Perg. 20 (alte N° 10) Darlehnsvertrag aus d. Jahre 121 n. ehr. Perg. 21 (alte N° 3) Darlehnsvertrag aus der ersten Hälfte des 2. Jh. n. ehr. Perg. 22 (alte N° 13) Darlehnsvertrag, 133/4 n. ehr. Perg. 23 (alte N° 32) Darlehnsvertrag, 134 n. ehr. Perg. 24 (alte N° 26) Darlehnsvertrag, 159/60 n. ehr., erhalten ist die linke Seite bei der Texte (volle Innen- u. Außenschrift). Perg. 25 (alte N° 23) griechisch rechtlicher Kaufvertrag, 180 n. ehr. mit voller Innen- u. Außenschrift. 1) H. Kortenbeutel, Kaisereid vom 11. Februar 153 n. Chr. in Aegyptus XII (1932) p. 129-140. 2) Aegyptus XVII (1937) p. 463 bzw. 472; vgl. auch U. Wilcken, Archiv f. Papyrus forschung 13 (1938/39) p. 144 f. und L. Wenger, Quellen des Röm. Rechtes, p. 180, insbes. Anm. 839, in welcher die gesamte Literatur zu dieser Urkunde verzeichnet ist. 3) Vgl. F. Cumont, Fouilles de Dura-Europos (Paris 1926) u. neuestens: The Excavation at Dura-Europos, Final Report V, Part 1. by C. B. Welles, Robert O. Fink et J. Frank Gilliam, The Parchment and Papyri (New Haven 1959), welche Gesamtausgabe der Dura Pergamente eine neue Numerierung eingeführt hat, weshalb bei jedem Dokument die alte Nummer bei den folgenden angeführten Pergamenten und Papyri in Klammer gesetzt ist. Im besonderen sei auf die angegebene, außerordentlich umfangreiche Literatur hingewiesen, weshalb eine Literaturangabe zu den einzelnen Dura Urkunden sich an dieser Stelle erübrigt.
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P. 26 (alte N° 101) Weingarten kauf eines römischen Veteranen, der sich in M esopotamien niedergelassen hatte und zur Vergrößerung seines Besitzes das Grundstück eines Einheimischen im Jahr 227 n. Chr. dazuerwarb ; starker griechisch rechtlicher Einfluß; die 5 Zeugenunterschriften befinden sich am Verso, wie bei Perg. Dura 28 und P. Dura 30. Die Innenschrift ist verkümmert und beträgt nur 3 Zeilen. P. 27 (alte N° 88) Fragment eines Kaufvertrages bzw. einer scriptura exterior, ca 225-240 n. Chr. Perg. 28 (alte N° 20) Kaufvertrag in Syrisch, 243 n. Chr.,mit stark verkürzter Innenschrift. Die 5 Zeugenunterschriften betreffend heißt es bei C. B. Welles ... in the Excavations at Dura-Europos p. 145: "The signoteries of the witnesses are handled in a curious fashion, for which the Dura documents afford no parallel. The practice of signing on the verso opposite knots in the string tying shut the upper text came to Dura with the Roman occupation. " P. 29 (alte N° 73) Verwahrungsvertrag, 251 n. Chr., bei welchem die verkürzte scriptura interior auf dem Verso stand, wie auch bei P. Dura 32, was an die bereits erwähnten nabatäischen Vertragsurkunden erinnert. P. 30 (alte N° 74) Ehekontrakt mit verkürzter scriptura interior (232 n. Chr.) zwischen einem Soldaten der Legio Duodecima Palestinorum und einer Witwe 1). Perg. 31 (alte N° 22) Ehetrennungsvertrag einer griechischen "schriftlosen Ehe", 204 n. Chr., mit voller Innen- u. Außenschrift. P. 32 (alte N° 90) Ehekontrakt, mit verkürzter scriptura interior, eines römischen Soldaten der Legio Quarta aus dem Jahre 254 n. Chr. Dieser Vertrag ist nicht nur der jüngste unter den Doppelstücken aus Dura-Europos, sondern dürfte überhaupt die jüngste unter allen bisher bekannten Doppelurkunden sein. P. 129 (alte N° 93) Quittung; Fragment aus dem Jahr 225 n. Chr. Dura-Europos hat also die Liste der Doppelurkunden um 15 vermehrt. Bei den Pergamenten 19, 20 und 129 ist nur mehr die scriptura interior erhalten, während bei den Pergamenten 21, 22, 1) H. J. WoHr, nennt diesen Vertrag "Mitgifthomologie", Revue d'Histoire du Droit, XX (1952) p. 173.
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23 und 27 nur die exterior gefunden wurde. Dies wird bewiesen durch den Schrifttypus, der bei der scriptura interior durchwegs viel schmäler war als bei der exterior. Die Unterschriften der Zeugen befanden sich bei all diesen Urkunden am Verso, nur P. Dura 29 war am Rekto gezeichnet. 8. Hierzu tritt nun die Liste der Doppelurkunden aus Murabba (at und der Gegend des Nal).al I:Iever. P. P. P. P. P. P. P. P. P. P. P. P. P.
Mur 18 Schuldschein aus dem Jahr 54/55 n. Chr. (aramäisch) Mur 19 Scheidebrief, 71 n. Chr. (aramäisch) Mur 20 Ehepakt, 1. Jh. n. Chr. (aramäisch) Mur 21 Ehepakt, wahrscheinlich ebenfalls 1. Jh. n. Chr. (aramäisch) Mur 22 Kaufvertrag, 132 n. Chr. (hebräisch) Mur 23 Kaufvertragsfragment, 133 n. Chr. (aramäisch) Mur 25 Kaufvertrag, 134 n. Chr. (aramäisch) Mur 28 Vertragsfragment (aramäisch) Mur 29 Kaufvertrag, 134 n. Chr. (hebräisch) Mur 30 Kaufvertrag betr. eine Liegenschaft, 135 n. Chr. (hebräisch) Mur 114 Schuldschein, wahrscheinlich 2. Jh. n. Chr. (griechisch) Mur 115 Ehepakt zwischen einem geschiedenen Ehepaar, das sich wieder vereinigt, 124 n. Chr. (griechisch) Mur 116 Ehepakt (Fragment ohne Daten in Griechisch)
Kaufvertrag betr. ein Feigenhain, 1. Jh. n. ehr.? (aramäisch) 1) und weitere 7 Doppelurkunden mit unbekanntem Fundort darunter zwei in griechischer Sprache. 9. Die aus der Höhle 5/6 des Nal).al I:Iever, der sogenannten "Cave of the Letters", stammenden Doppelurkunden werden derzeit mit 23 an der Zahl angegeben. Hiervon sind 6 in nabatäischer Sprache, 2 in Aramäisch und 15 in Griechisch abgefaßt. Da ihre Publikation aber noch aussteht, können sie nur summa summarum angeführt werden. Die meisten dieser Urkunden stammen aus dem 2. Jh. n. Chr., worauf noch im folgenden Paragraph genauer eingegangen werden soll. Überblickt man also das weite Gebiet der Erscheinungsgegenden der Doppelurkunde, so wird deutlich, daß diese Form nicht nur in der 1) Siehe H. Abschnitt, Text samt Übersetzung Seite 170ff.
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hellenistisch-römischen Welt, sondern vielfach auch dort anzutreffen war, wo eine Berührung mit dem semitischen Element nachgewiesen werden konnte. Allein dieser letztgenannte Faktor scheint nicht zu genügen, um eine so spezielle Form des Vertragsrechtes im Judentum des 1. und 2. nachchristlichen Jahrhunderts voll zu rechtfertigen. Wir sehen nämlich nur einmal in israelitischer Zeit, lange vor dem babylonischen Exil, dieses System bei Kaufverträgen in Kraft und dann erst wieder in der jüdisch-römischen Periode und hier auch bei solchen Priwturkunden, wie Ehepakten, Scheidebriefen, Schuldscheinen U.a.m., über die uns das Alte Testament keine diesbezüglichen Formvorschriften überliefert hat. Es scheint daher, daß verschiedene Faktoren ihren Einfluß auf die Gestaltung des formellen Rechtes der Juden genommen haben. Sicher ist an erster Stelle, nach dem bisher Gesagten, das ursemitische Recht zu nennen, wie es uns durch Jeremias 32, 10 ff. überliefert ist. Auch mag hier die im Judentum besonders ausgeprägte Tradition eine gewisse Rolle gespielt haben. An zweiter Stelle ist das Recht der hellenistischen Welt anzuführen und in dritter Linie erst das Römische Recht. Es ist m.E. ohne Zweifel, daß das griechische Recht insbesondere in formeller Hinsicht einen gewissen und vor allem viel größeren Einfluß auf das jüdische Recht genommen hat als das Römische Recht. Denn es darf nicht übersehen werden, daß die jüdische Rechtsentwicklung zu Jener Zeit, als das Judentum mit dem Hellenismus in Berührung kam, sich noch in Fluß befand und zur Aufnahme äußerer Einflüsse daher geeignet war. Die griechische Kultur hat auch in vielen anderen Belangen des täglichen Lebens im Judentum Eingang gefunden. Römischer Geist und römische Kultur hingegen sind in Palästina niemals heimisch geworden. Von Anfang an brachten die Juden den römischen Eroberern starkes Mißtrauen entgegen, das sich, trotz mancher Bemühung von römischer Seite, ständig steigerte und schließlich zum offenen Krieg führte. Die Erbitterung mit der von Seiten der Juden in den beiden Aufständen unter Vespasian und Hadrian bis zum letzten gekämpft wurde, ist ein unübersehbarer Beweis dafür. Die römische Rechtswelt mag daher im Judentum des 1. und 2. nachchristlichen Jahrhunderts eine sehr geringe Rolle gespielt haben, und römisches Recht dürfte nur widerwillig beachtet worden sein. Aber ein anderer, vierter Faktor mag für die Verwendung der Doppelurkundform in jener Zeit noch ausschlaggebend gewesen sein, und das war der Krieg. Die Entwicklung und das Auftreten der Doppelurkunde ist nämlich immer auch mit der Entwicklung der
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Urkundensicherung in Zusammenhang gestanden. Als nach der Zerstörung des Tempels die Organisation des jüdisch-nationalen Lebens zerschlagen und vor allem in Jerusalem abgebrochen war und eine Registrierung von Urkunden daher nicht mehr möglich war, so kehrte man zur Doppelurkundform zurück. In den Kriegswirren des 1. und auch des 2. jüdisch-römischen Krieges, in denen ein offizieller Ort für die Beglaubigung und auch Aufbewahrung der Dokumente nicht mehr erreichbar war, bediente man sich der Doppelurkunde. Ein typisches Beispiel hierfür ist P. Mur 19, ein Scheidebrief aus der Festung Masada, die noch 3 Jahre nach dem Fall von Jerusalem, abgeschlossen vom übrigen Land, gegen die Römer standgehalten hatte. Hier und in vielen anderen Dokumenten aus der Zeit des 2. jüdisch-römischen Krieges finden wir deshalb auch eine noch volle scriptura interior, die eigentlich für diese Zeit schon außergewöhnlich war. Mehr noch als im 1. Krieg gegen die Römer haben die Juden im 2. Krieg gegen Rom die Form der Doppelurkunde verwendet und somit für sich ihr letztes nationales Rechtsleben aufrechterhalten. Sie haben ihre Dokumente offizieller und privater Art in den den Römern unzugänglichen Klüften und Höhlen der judäischen Wüste versteckt und verwahrt 1). Die Doppelurkundform wurde also mehr denn je als Sicherung betrachtet. Trotz Krieg und Bedrängnis dachte man nicht an den bevorstehenden Untergang, man schloß Kauf- und Pachtverträge. Das Prophetenwort Jeremias 32,44, scheint sich bewahrheitet zu haben: "Äcker wird man um Geld kaufen und Kaufbriefe ausstellen und siegeln und Zeugen beiziehen im Lande Benjamin, in der Umgegend von Jerusalem und in den Städten Judas, in den Städten des Gebirges, in den Städten der Niederung und in den Städten des Südlandes." Zusammenfassend ist also festzuhalten : Die Römer sind sicher nicht als Erfinder der Doppelurkunde anzusprechen, sondern haben diese aus der hellenistsehen Rechtswelt übernommen, denn die römischen Urkunden stellen nur Ausläufer dieses Systems dar, wie L. Wenger aufgezeigt hat 2). Unter den Papyri des griechischen Mutterlandes ist die Form der Doppelurkunde bisher nicht nachweisbar, so daß auch das sonst so schöpferische Griechenland kaum als Heimat der Doppelurkunde angesehen werden kann, wohl aber eine 1) Vgl. Jeremias 32,14; auch damals hat es kein Registrierungsamt gegeben, und der Krieg stand vor der Türe. 2) Vgl. L. Wenger, Die Quellen des Römischen Rechtes, p. 80 Anm. 13.
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gewisse Rolle als verbindendes Traditionsglied gespielt haben könnte. Solange außerdem keine demotischen Doppelurkunden vor dem 3. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar sind, scheidet auch Ägypten als Ursprungsland aus, und es muß zugegeben werden, daß alles auf einen semitischen Ursprung der Doppelurkundform hindeutet, und dies umsomehr, als durch die neuen Funde aus der Wüste Juda neuerlich auf die alttestamentl. Urkunde in Jer 32, 10 ff. eindeutig hingewiesen ist 1). Die innerjüdische Tradition kann allerdings direkt nicht nachgewiesen werden; wohl aber scheint sie durch die Mischna bekräftigt, wobei - wie aus dem Gesagten hervorgeht - noch eine Reihe anderer Faktoren ihren maßgeblichen Einfluß auf die Anwendung der Doppelurkundform im jüdischen Recht ausgeübt haben dürfte.
§ 2 Die Datierung der jüdischen Papyri In diesem Abschnitt soll die Art und Weise der Datierung der jüdischen Papyri von Murabba 'at und aus dem Nal).al Bever besprochen und auf alles hingewiesen werden, was zum Verständnis der jüdischen Chronologie notwendig ist, damit eine exakte Zeiteinordnung der gegenständlichen Urkunden vorgenommen werden kann. Da aber in einigen Papyri gerade das Datum defekt ist, insbesonders die am wichtigsten erscheinende Angabe des Jahres nicht erhalten war, so werden die Papyri Mur 21,26,28 u. 116 diesbezüglich nicht bestimmbar sein und daher in diesem Abschnitt außer Betracht bleiben. Die zu behandelnden Verträge beginnen alle mit dem Datum und stellen dieses an den Kopf der Urkunde. Es ist immer in gleicher Weise formuliert: Am (hebr.... ~) mit folgender Angabe des Tages, der entweder in Ziffern angegeben oder in Buchstaben ausgeschrieben ist; des (hebr.... ~) mit folgenden Namen des Monats; 1) Für orientalische Herkunft plädieren: H. Ermann, Archiv f. Papyrusforschung 1 (1901) p. 68 ff. u. Zeitschrift d. Savigny-Stiftung 26 (1905) p. 456 f; G. A. Gerhard, Zeitschrift d. Savigny-Stiftung 25 (1904) p. 386; P . .M. Meyer, Klio, Beiträge zur alten Geschichte VI (1906) p. 452 f.; E. Schönbauer, Zeitschrift d. Sav;gny-Stiftung 29 (1908) p. 243; U. Wilckcn, Archiv f. Papyrusforschung 6 (1913/20) p. 369. - F. Bilabel, Aegyptus V. und VI. l.c. (1924 und 25) erklärt sich für ägyptische Herkunft. - E. Volterra kommt in Synteleia V. Aranzio-Ruiz (Napoli 1964) p.1196 f. zu dem Ergebnis, daß die Doppelurkunde nicht aus Palästina stammt, ja nicht einmal bei den ägyptischen Juden in Verwendung war. ,,11 suo uso, sicuramente attesto all'epoca romana, deve essere dovuto ad influenza straniera" .
DATIERUNG
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im Jahre (hebr.... Tll!Z!') mit folgender Angabe einer Ära, d.h. eines römischen Kaisernamens in Mur 18, 20? u. 115 oder der Bezeichnung "der Befreiung oder Freiheit Israels" oder "Jerusalems" in Mur 22, 23, 25, 29 u. 30 1). Diese Datierung: Tag, Monat, Jahr ist uns schon aus dem Alten Testament durch Jeremias bekannt 2), vor allem aber durch Zacharias, wo es 1, 7 heißt: "Am 24. Tag des elften Monats, d.i. der Monat Schebat, im zweiten Jahr des Darius ... ", während in der Datierung 7, 1 die Reihenfolge der Datenelemente eine andere ist - Jahr, Tag, Monat 3) -, diese selbst aber dieselben geblieben sind. Ebenso ist in den aramäischen Papyri von Elephantine eine genaue Reihenfolge der Datierungselemente festzustellen 4), die jener von Murabba