Die Deutsche und Preußische Strafgesetzgebung: Eine Sammlung aller gegenwärtig geltenden Strafprozeß und Strafrecht betr. Gesetze des Deutschen Reichs, sowie sämmtlicher wichtigeren strafrechtlichen Gesetze und Verordnungen Preußens. Ergänzungsheft 1883–1885. Textausg. mit Anmerkungen [Reprint 2018 ed.] 9783111541815, 9783111173672


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German Pages 1109 [1108] Year 1886

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Erklärung der Abkürzungen a
Erster Theil. Strafprozeßordnung mit Neben- und Ergänzungsgesetzen
Zweiter Theil. Strafgesetzbuch mit den dasselbe unmittelbar betreffenden Neben-, Abänderungs- und Ergänzungsgesetzen
Dritter Theil. Die übrigen Strafgesetze
I. Abtheilung. Gesetze- betreffen) Gewerbe- und Verkehrswesen
II. Abtheilung. Boll-, Steuer- und Stempelgesetze
III. Abtheilung. Gesetze, betreffend Schutz des geistigen Eigenthums und der Handelsmarke
IV. Abtheilung. Gesetze, betreffend Medizinal- und Veterinärweseu
V. Abtheilung. Gesetze, betreffend Seeangelegenheiten
VI. Abtheilung. Gesetze, betreffend Vereins- und Gesellschastswesen
VII. Abtheilung. Gesetze, betreffend Militärweseu, Presse und Sozialdemokratie
Anhang. Die preußischen Strafgesetze
Verzeichniß derjenigen preußischen Gesetze, welche in der vorstehenden Sammlung außer den unter besonderen Nummern chronologisch aufgeführten Gesetzen sei es ganz, sei es ganz, fei es theilweise noch enthalten sind
Nachtrag. Zusätze und Berichtigung
Chronologisches Register der in der Strafgesetzgebung (ganz oder im Auszuge) enthaltenen Reichsgesetze bzw. Verordnungen
Sachregister
Orgänzungsheft enthaltend Gesetze und Verordnungen 1883 –1885
Inhalt
I. Reichsgesetze
II. Preußische Gesetze
Zusätze und Berichtigungen
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Die Deutsche und Preußische Strafgesetzgebung: Eine Sammlung aller gegenwärtig geltenden Strafprozeß und Strafrecht betr. Gesetze des Deutschen Reichs, sowie sämmtlicher wichtigeren strafrechtlichen Gesetze und Verordnungen Preußens. Ergänzungsheft 1883–1885. Textausg. mit Anmerkungen [Reprint 2018 ed.]
 9783111541815, 9783111173672

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Die

Deutsche und Preußische

Strafgesetzgebung. Eine Sammlung aller gegenwärtig geltenden

Strafprozeß und Strafrecht betreffenden Gesetze des Deutschen Deichs, sowie sämmtlicher wichtigeren strafrechtlichen Gesetze und Verordnungen Preußens-

Text-Ausgabe mit Anmerkungen, einem vollständigen chronologischen und Sachregister von

A. Hellweg,

„»»

Richter am Caubstcucfjt zu Hannover.

Dr. A. Arndt, Justitiar ant Obcrbergamt zn Halle a/L.

Zweite, bis ans die neueste Zeit fortgeführte Ausgabe.

Berlin und Leipzig. Verlag von I. Guttentag (D. Collin).

1886.

Vorwort M Metten Ausgabe. Seit dem Abschlüsse der ersten Ausgabe dieses Werkes im Sommer

1882 ist )ie Gesetzgebung ganz besonders wieder auf den das Strafrecht berührend« Gebieten thätig gewesen. Um dem Werke seine Brauchbarkeit für die P:axis zu erhalten, sind daher die seit dieser Zeit erschienenen neuen strcfrechtlichen Gesetze in einem Ergänzungsheft beigefügt, und sind fernei die durch die gesummte neuere Gesetzgebung auch innerhalb der bereite früher aufgenommenen Gesetze und ihrer Anmerkungen viel­ fach nöthig gewordenen Aenderungen in einer nach der Seitenzahl des Buches fortlaufenden Zusammenstellung mitgetheilt, wobei zugleich auch einzelne tt der ersten Ausgabe nicht vermiedene Versehen Berichtigung erfahren haben.

Eine vollständige Neubearbeitung des Werkes erschien

zur Zeit richt angemessen, weil einmal noch eine fernere Reihe straf­ rechtlich bkdeutsamer Gesetze in nächster Zeit zu erwarten steht, und weil ferner

auf dem eingeschlagenen Wege, besonders

da das Er-

gänzungshkft auch einzeln verkäuflich ist, der ersten Ausgabe ihr Werth erhalten bleibt. Hannover und Halle a. S. im April 1886.

Hellweg.

Arndt.

Inhalt. Erster Theil.

Strafprozeßordnung mit

Neben- und Ergänzungsgesetzen. Seite

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Einführungsgesetz zum Gerichtsversassungsgesetze. Vom 27. Januar 1877 1 Gerichtsverfassungsgesetz. Vom 27. Januar 1877 ....................................... 4 Einführungsgesetz zur Strafprozeßordnung. Vom 1. Februar 1877 . . 33 Strafprozeßordnung. Vom 1. Februar 1877 .................................................. 37 Rechtsanwaltsordnung. Vom 1. Juli 1878. (Auszug.)................................ 142 Gerichtskostengesetz. Vom 18. Juni 1878. (Auszug.)................................ 144 Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher. Vom 24. Juni 1876. (Auszug.) 154 Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige. Vom 30. Juni 1878 157 Gebührenordnung für Rechtsanwälte. Vom 7. Juli 1879. (Auszug.) . 160 Militair-Strasgerichts-Ordnung. Vom 3. April 1845. (Auszug.) . . 163 Gesetz über den Belagerungszustand. Vom 4. Juni 1851........................... 171 Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit. Vom 10. Juli 1879. (Auszug.) 176

Zweiter Theil.

Strafgesetzbuch mit den dasselbe unmittelbar betreffenden

Neben-, Abänderungs- und Ergänzungsgesetzen. (Vgl. S. 184.)

13. Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund. Vom 31. Mai 1870 ....................................................................................... 14. Gesetz, betreffend die Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetz­ buchs für das Deutsche Reich vom 6. Mai 1871 und die Ergänzung desselben. Vom 26. Februar 1876 ............................................................ 15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Vom 15. Mai 1871 ....

185

187 188

X

Inhalt. Seite

16. Konkursordnung. Vom 10. Februar 1877. (Auszug.)..........................266 17. Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung. Vom 6. Februar 1875. (Auszug.)........................................................268

Dritter Theil.

Die übrigen Strafgesetze. I. Abtheilung.

Gesetze- betreffen) Gewerbe- und Verkehrswesen. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.

27. 28. 29.

30.

31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38.

Gewerbeordnung. Vom 21. Juni 1869 279 Gesetz, betreffend die Jnhaberpapiere mit Prämien. Vom 8. Juni 1871 317 Gesetz über das Postwesen des-Deutschen Reichs. Vom 28. Oktober 1871 319 Gesetz, betreffend die Einführung von Telegraphen-Freimarken. Vom 16. Mai 1869. (Auszug.).......................................................................326 Münzgesetz. Vom 9. Juli 1873. (Auszug.)..................................................327 Bankgesetz. Vom 14. März 1875 .................................................................. 328 Gesetz, betreffend die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zoll­ gebiets mit dem Auslande. Vom 20. Juli 1879 ............................... 337 Gesetz, betreffend die Bezeichnung des Raumgehaltes der Schankgefäße. Vom 20. Juli 1881 ................................................................................. 342 Bahnpolizei-Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands. Vom 4. Januar 1875. (Auszug.)........................................................................................... 344 n. Abtheilung. Holl-, Steuer- uu) Ltempelgesetze. Vereinszollgesetz. Vom 1. Juli 1869 Gesetz, betreffend den Zolltarif des Deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabacksteuer. Vom 15. Juli 1879 ......................... Gesetz, betreffend die Sicherung der Zollvereinsgrenze in den vom Zoll­ gebiete ausgeschlossenen Hamburgischen Gebietstheilen. Vom 1. Juli 1869 ............................................................................................................... Gesetz, betreffend die Sicherung der gemeinschaftlichen Zollgrenze in den vom Zollgebiete ausgeschlossenen bremischen Gebietstheilen. Vom 28. Juni 1879 Gesetz, betreffend die Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die österreichisch-ungarischen Zollgesetze. Vom 17. Juli 1881 .... Gesetz, betreffend die Erhebung einer Abgabe von Salz. Vom 12. Ok­ tober 1867 ..................................................................................................... Gesetz, die Besteuerung des Zuckers betreffend. Vom 26. Juni 1869 . Gesetz wegen Abänderung der Verordnung, die Besteuerung des im Jnlande erzeugten Rübenzuckers betreffend. Vom 2. Mai 1870 . . . Verordnung, die Besteuerung des im Jnlande erzeugten Rübenzuckers betreffend. Vom 7. August 1846 ............................................................ Gesetz wegen Erhebung der Brausteuer. Vom 31. Mai 1872 .... Gesetz, betreffend die Besteuerung des Tabacks. Vom 16. Juli 1879 . Gesetz, betreffend die Besteuerung des Branntweins in verschiedenen zum Norddeutschen Bunde gehörenden Staaten und Gebietstheilen. Vom 8. Juli 1868 ................................................................................................

348 390

418

423 424 426 433 436 437 445 459

473

Inhalt.

XI Seite

39. Gesetz, betreffend die subsidiarische Haftung des Brennerei-Unternehmers für Zuwiderhandlungen gegen die Branntweinsteuer-Gesetze durch Ver­ walter, Gewerbsgehülfen und Hausgenossen. Vom 8. Juli 1868 . 40. Gesetz, betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerblichen Zwecken. Vom 19. Juli 1879 .................................................................. 41. Gesetz, betreffend die Erhebung einer Abgabe von der Branntweinbereitung in den Hohenzollernschen Landen. Vom 4. Mai 1868 . . 42. Gesetz, betreffend die Wechselstempelsteuer. Vom 10. Juni 1869 . . . 43. Gesetz, betreffend den Spielkartenstempel. Vom 3. Juli 1878 .... 44. Gesetz, betreffend die Erhebung von Reichsstempelabgaben. Vom 1. Juli 1881 ..............................................................................................................

489 491 493 496 502 507

III. Abtheilung.

Gesetze, betreffend Schutz des geistigen Eigenthums und der Handelsmarke. z 45. Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musi­ kalischen Kompositionen und dramatischen Werken. Vom 11. Juni 1870 46. Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste. Vom 9. Januar 1876 ............................................................... ......................... 47. Gesetz, betreffend den Schutz der Photographien gegen unbefugte Nach­ bildung. Vom 10. Januar 1876 ............................................................. 48. Gesetz, betreffend das Urheberrecht an Mustern und Modellen. Vom 11. Januar 1876 ...................................................................................... 49. Gesetz über den Markenschutz. Vom 30. November 1874 .................... 50. Patentgesetz. Vom 25. Mai 1877 .............................................................

518 532 537 539 543 547

IV. Abtheilung.

Gesetze, betreffend Medizinal- und veterinarweseu. 61. Gesetz. Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend. Vom 7. April 1869 52. Jmpfgesetz. Vom 8. April 1874 ................................................................. 63. Gesetz, betreffend die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Vieh­ beförderungen auf Eisenbahnen. Vom 25. Februar 1876 .... 54. Gesetz, betreffend Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinder­ pest erlassenen Vieh-Einfuhrverbote. Vom 21. Mai 1878 .... 55. Gesetz, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genutzmitteln und Gebrauchsgegenständcn. Vom 14. Mai 1879 .................................... 56. Gesetz, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen. Vom 23. Juni 1880 ...........................................................................................

556 558 561 563 565 569

V. Abtheilung.

Gesetze, betreffend Leeangelegenheiten. 57. Gesetz, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischiffe und ihre Befugniß zur Führung der Bundesflagge. Vom 25. Oktober 1867 . . 581 58. Gesetz, betreffend die Registrirung und die Bezeichnung der Kauffahrtei­ schiffe. Vom 28. Juni 1873 .................................................................. 585 59. Noth- und Lootsen-Signalordnung für Schiffe auf See und auf den Küstengewässern. Vom 14. August 1876 .............................................. 586 60. Verordnung über das Verhallen der Schiffer nach einem Zusammenstoß von Schiffen auf See. Vom 15. August 1876 .................................... 588

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Inhalt. Seite

61. Verordnung zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See. Vom 7. Januar 1880 ....................................................................................... 62. Seemannsordnung. Vom 27. Dezember 1872 ............................................ 63. Strandungsordnung. Vom 14. Mai 1874 .................................................. 64. Gesetz, betreffend die Verpflichtung Deutscher Kauffahrteischiffe zur Mit­ nahme hülfsbedürftiger Seeleute. Vom 27. Dezember 1872 . . . 65. Gesetz, betreffend die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten des Deutschen Reichs? Vom 25. März 1880 ....................................................................... 66. Verordnung, betreffend die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten des Deutschen Reichs. Vom 28. Juli 1880 .................................................. 67. Gesetz, betreffend die Küstenfrachtfahrt. Vom 22. Mai 1881 ....

689 594 610 614 616 617 618

VI. Abtheilung.

Gesetze, betreffend Vereins- und Gesellschastswesen. 68. Gesetz, betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften. Vom 4. Juli 1868 ............................................ 619 69. Gesetz, betreffend die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktien­ gesellschaften. Vom 11. Juni 1870 ............................................................ 627 70. Gesetz über die eingeschriebenen Hülfskaffen. Vom 7. April 1876 . . 635 VII. Abtheilung.

Gesetze, betreffend Militärweseu, Presse und Sozialdemokratie. 71. Gesetz über die Presse. Vom 7. Mai 1874 ................................................. 639 72. Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie. Vom 21. Oktober 1878 .................................................................................. 647 73. Gesetz, betreffend die authentische Erklärung und die Gültigkeitsdauer des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878. Vom 31. Mai 1880 ............................................ 654 74. Gesetz, betreffend die Beschränkungen des Grundeigenthums in der Um­ gebung von Festungen. Vom 21. Dezember 1871 ................................. 655 75. Gesetz über die Kriegsleistungen. Vom 13. Juni 1873. (Auszug.) . . 660 76. Reichs-Militärgesetz. Vom 2. Mai 1874. (Auszug.)................................. 661

Anhang.

Die preußischen Strafgesetze. 1. Allgemeine Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten. Vom 6. Juli 1793. (Auszug, Bestimmungen gegen das Queruliren betreffend.) . 667 2. Gesinde-Ordnung für sämmtliche Provinzen der Preußischen Monarchie. Vom 8. November 1810. (Auszug.)................................................................668 3. Gesetz wegen des Wasserstaues bei Mühlen, und Verschaffung von Vorfluth. Vom 15. November 1811. (Auszug.)................................................ 672 4. Gesetz wegen Besteuerung des inländischen Branntweins, Braumalzes, Weinmostes und der Tabaksblätter. Vom 8. Februar 1819. (Auszug.) 672 5. Ordnung zum Gesetz wegen Besteuerung des inländischen Branntweins, Braumalzes, Weinmostes und der Tabaksblätter. Vom 8. Februar 1819. (Auszug.).................................................................................................674 6. Gesetz wegen Entrichtung der Gewerbesteuer. Vom 30. Mai 1820. (Auszug.) 681

Inhalt.

xm Seite

7. Regulativ des Königl. Finanzministeriums, wegen anderweitiger Be­ steuerung des inländischen Branntweins. Vom 1. Dezember 1820 . 685 8. Gesetz wegen der Stempelsteuer. Vom 7. März 1822. ...... 688 9. Kabinets-Ordre, die Erhebung der Maischbottich-Steuer betreffend. Vom 10. Januar 1824 . . !.......................................................................713 10. Regulativ des Königl. Finanzministeriums zur Hebung und Kontrole der Steuer von der Branntweinfabrikation aus Obst, Beeren, Wein und aus den Abfällen davon. Vom 21. August 1826 .............................. 714 11. a. Gesetz wegen Ausstellung von Papieren, welche eine Zahlungsverpflich­ tung an jeden Inhaber enthalten. Vom 17. Juni 1833 .................... 720 11. b. Verordnung, betreffend die Einführung des Gesetzes wegen Ausstellung von Papieren, welche eine Zahlungsverpflichtung an jeden Inhaber enthalten, vom 17. Juni 1833 in die durch die Gesetze vom 20. Sep­ tember und 24. Dezember 1866 der Preußischen Monarchie einverleibten Landestheile. Vom 17.September 1867 721 12. Gesetz über das Mobiliar-Feuer-Versicherungswesen. Vom 8. Mai 1837 722 13. Gesetz wegen Untersuchung und Bestrafung der Zollvergehen. Vom 23. Januar 1838 ................................................................................. 726 14. Verordnung, betreffend den Verkehr auf Kunststraßen. Vom 17. März 1839 ............................................................................................................... 732 15. Kabinets-Ordre, betreffend den Tarif zur Erhebung des Chausseegeldes auf den Staats-Chausseen. Vom 29. Februar 1840 ......................... 737 16. Regulativ, betreffend das Verfahren bei Chausseepolizei- und Chausseegeld-Uebertretungen. Vom 7. Juni 1844 .................... .... . . . . 742 17. a. Verordnung, betreffend das Spiel in auswärtigen Lotterien, sowie die Unternehmung öffentlicher Lotterien oder Ausspielungen durch Privat­ personen. Vom 6. Juli 1847 ..................................................................................................... 748 17. b. Verordnung, betreffend das Strafrecht und das Strafverfahren in den durch das Gesetz vom 20. September 1866 und die beiden Gesetze vom 24. Dezember 1866 mit der Preußischen Monarchie vereinigten Landestheilen, mit Ausnahme des vormaligen Oberamisbezirks Meisenheim und der Enklave Kaulsdorf. Vom 25. Juni 1867. (Auszug. Art. IV.) 748 18. Gesetz über das Deichwesen. Vom 28. Januar 1848. (Auszug.). , . 749 19. Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit. Vom 12. Februar 1850. (Auszug.)......................................................................................................... 750 20. Jagdpolizei-Gesetz. Vom 7. März 1850 ................................................... 751 21. Verordnung über die Verhütung eines die gesetzliche Freiheit und Ord­ nung gefährdenden Mißbrauchs des Versammlungs- und Vereinigungs­ rechtes. Vom 11. März 1850 ................................................................. 757 22. Gesetz über die Polizei-Verwaltung. Vom 11. März 1850 ..................... 763 23. Gesetz, betreffend die Einführung einer Klassensteuer und einer klassifizirten Einkommensteuer. Vom 1. Mai 1851. (Auszug.).................................... 769 24. Gesetz über die Presse. Vom 12. Mai 1851. (Auszug.)......................... 770 25. Gesetz über den Belagerungszustand. Vom 4. Juni 1851 .................... 771 26. Gesetz über die vorläufige Straffestsetzung wegen Uebertretungen für die­ jenigen Landestheile, in welchen die Verordnung vom 3. Januar 1849 über die Einführung des mündlichen und öffentlichen Verfahrens in Untersuchungssachen Gesetzeskraft hat. Vom 14. Mai 1852 .... 771 27. Gesetz, betreffend die Beförderung von Auswanderern. Vom 7. Mai 1853 773

XIV

Inhalt.

Sette 28. Gesetz, betreffend den Geschäftsverkehr der Versicherungs-Anstalten. Vom 17. Mai 1853 ..................................................................................................... 775 29. Gesetz, betreffend die Verletzungen der Dienstpflichten des Gesindes und der ländlichen Arbeiter. Vom 24. April 1854 ....................................... 776 30. Gesetz über die Bestrafung unbefugter Gewinnung oder Aneignung von Mineralien. Vom 36. März 1856 .............................................................. 778 31. Gesetz, betreffend die Einführung einer allgemeinen Gebäudesteuer. Vom 21. Mai 1861. (Auszug.)................................................................................... 779 32. Einführungsgesetz zum Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch. Vom 24. Juni 1861. (Auszug.)...................................................................................780 33. Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten. Vom 24. Juni 1865. (Auszug.)....................................................................................................782 34. Gesetz, betreffend die Bestrafung der unbefugten Aneignung von Bernstein, und die Abänderung der Bestimmungen im Zusatz 228 des Ostpreußi­ schen Provinzialrechtes. Vom 22. Februar 1867 786 35. Gesetz, betreffend die Errichtung öffentlicher, ausschließlich zu benutzender Schlachthäuser. Vom 18. März 1868 ........................................................ 787 36. Gesetz, betreffend die Genehmigung zu Schenkungen und letztwilligen Zu­ wendungen, sowie zur Uebertragung von unbeweglichen Gegenständen an Korporationen und andere juristische Personen. Vom 23. Februar 1870 ........................................................................................................................... 789 37. Gesetz über die Schonzeiten des Wildes. Vom 26. Februar 1870 . . 790 38. Gesetz, betreffend die Erhebung von Marktstandsgeld. Vom 26. April 1872 792 39. Gesetz, den Betrieb der Dampfkessel betreffend. Vom 3. Mai 1872 . . 793 40. Gesetz über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen. Vom 11. Mai 1873 .......................................................................................................................... 794 41. Gesetz über die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Königl. Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten. Vom 12. Mai 1873. (Auszug.)....................................................................................................................797 42. Gesetz über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf- und Zuchtmittel. Vom 13. Mai 1873 ................................................................... 797 43. Gesetz, betreffend die Erbschaftssteuer. Vom 30. Mai 1873 ...................... 799 44. Gesetz über die Verwaltung erledigter katholischer Bisthümer. Vom 20. Mai 1874 ....................................................... .................................................................. 814 45. Gesetz wegen Deklaration und Ergänzung des Gesetzes vom 11. Mai 1873 über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen. Vom 21. Mai 1874 815 46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat. Vom 30. Mai 1874 ... 816 47. Gesetz, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch-katholischen Bisthümer und Geistlichen. Vom 22. April 1875. (Auszug.)................................................................................................................... 826 48. Gesetz, betreffend Schutzwaldungen und Waldgenossenschasten. Vom 6. Juli. 1875. (Auszug.)................................................................................................... 827 49. Gesetz, betreffend die Besteuerung des Gewerbebetriebes im Umherziehen und einige Abänderungen des Gesetzes wegen Entrichtung der Gewerbe­ steuer vom 30. Mai 1820. Vom 3. Juli1876 ......................................... 828 50. Gesetz, betreffend die Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grundstückstheilungen und die Gründung neuer Ansiedelungen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Westfalen. Vom 25.August 1876.(Auszug.)................................................ 837

Inhalt.

CT Seite

öl. Gesetz, Maßregeln gegen die Verbreitung der Reblaus betreffend. Vom 27. Februar 1878. (Auszug.)...................................................................... 838 52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl. Vom 15. April 1878 ..................... 839 53. Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz. Vom 24. April 1878 ............................................................................................................... 846 54. Schiedsmannsordnung. Vom 29. März 1879 854 65. Gesetz, betreffend die Besteuerung des Wanderlagerbetriebes. Vom 27. Fe­ bruar 1880 860 66. Feld- und Forstpolizeigesetz. Vom 1. April 1880 .................................... 862 57. Gesetz, betreffend Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze. Vom 14. Juli 1880 876 58. Gesetz über gemeinschaftliche Holzungen. Vom 14. März 1881. (Auszug.) 877 59. Gesetz, betreffend Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze. Vom 31. Mai 1882 878 Verzeichniß derjenigen preußischen Gesetze, welche in der vorstehenden Samm­ lung außer den unter besonderen Nummern chronologisch aufgeführten Gesetzen sei es ganz, sei es theilweisenoch enthalten sind................................880 Nachtrag. Zusätze und Berichtigungen................................................................. 881 Chronologisches Register der Reichsgesetze............................................................ 885 Sachregister................................................................................................................... 889

Erklärung der Abkürzungen ic. Die Zuständigkeit der Gerichte ist für iedes Strafgesetz durch hinter der Paragraphenzahl in Klammern gesetzte Buchstaben angegeben, und zwar bedeutet- (A.) Zuständigkeit des Schöffengerichts bzw. des Amtsgerichts, (L.) Zuständigkeit der Strafkammer des Landgerichts, (Sw.) Zuständigkeit des Schwurgerichts, (L. bzw. A.) Zuständigkeit der Strafkammer des Landgerichts bzw. des Schöffen­ gerichts in den Fällen, wo die Zuständigkeit durch die Höhe der in concreto verwirkten Strafe ab­ hängig oder die Sache in Gemäßheit des § 75 G-B.G. an das Schöffengericht verweisbar ist. Die Marginalien des Gesetzestextes sind der Raumersparniß halber m Klammern hinter den Paragraphenzahlen m gleicher Schrift, wie der Gesetzestext selbst gebracht. Arabische Zahlen ohne Zusatz bezeichnen die Seite, römische den Band des citirten Werkes. Paragraphencitate ohne Zusatz beziehen sich auf das gerade vorliegende Gesetz. Ferner ist: Abs. = Absatz. A.C.Bl. = Centralblatt für die preuß. Abgaben­ gesetzgebung 2C. A.E. = Allerhöchster Erlaß. A.L.R. — Allgemeines Landrecht für die Preußi­ schen Staaten. Anm. — Anmerkung. A. O. = Allerhöchste Ordre. Ausf.G. = Ausführungsgesetz. B. — Bekanntmachung. B. G.Bl. — Bundesgesetzblatt. C. P.O. — Civilprozehordnung. d. i. = das ist. d. s. = das sind. E. — Entscheidungen des Reichsgerichts in Straf­ sachen. Herausgegeben von den Mit­ gliedern des Gerichtshofes. E.G. = Einführungsgesetz. Entsch. = Entscheidungen. G. — Gesetz. G.A. — Goltdammer's Archiv. Gew.O. — Gewerbe-Ordnung. G.K.G. = Gerichtskostengesetz. G.O. f. G. — Gebührenordnung für Gerichtsvoll­ zieher. G.O. f. R. — Gebührenordnung für Rechtsan­ wälte. G.O. f. Z. u. S. — Gebührenordn, für Zeugen und Sachverst. G.S. — Gesetz-Samml. G. u. B.Bl. — Gesetz- und Verordnungs-Blatt. G. B.G. — Gerichtsverfassungsgesetz. H. G.B. — Handelsgesetzbuch, i. £, = in fine. J.M.BI. = Justiz-Mimsterial-Blatt. Jnstr. — Instruktion. J.B. — Verfügung des Justtzministers.

K.G. = Kammergericht. K.O — Kabmets-Ordre. Komm.Ber. — Kommissionsbericht des Reichstags bzw. des Herren- oder Abgeordneten­ hauses. 1 c. — loco citato. M. oder Mot. — Motive des betreffenden Gesetzes. M.St.G B. — Militär-Strafgesetzbuch. M.B. — Ministerial-Verfügung. Ob Trib. — Ober-Tribunal. O.R. — Oppenhoff's Rechtsprechung des OberTnbunals. O.V.G. — Ober-Verwaltungsgericht. Prot. — Protokolle der Justizkommission des Reichs­ tags. R. — Rechtsprechung des Reichsgerichts m Straf­ sachen. Herausgegeben von den Mit­ gliedern der Reichsanwaltschaft. R.E.Bl. — Centralblatt für das Deutsche Reich. R.G.Bl. = Reichs-Gesetzblatt. R.O.H.G. — Entsch. des Reichs-Oberhandels­ gerichts. Herausgegeben von den Mitgliedern des Gerichtshofes. R. Verf. — Reichs-Verfaffung. S oder s. — Sieh' oder sieh'. S. mit Zahl — Seite. Sten.Ber = Stenographischer Bericht der Verhandl. des Reichstages bzw. des Herren- oder Abgeordneten-Hauses. St.G B. = Strafgesetzbuch. St.P.O. = Strafprozeßordnung. Strreth.Arch. — Striethorst's Archiv für Rechts­ fälle d. Ob.Trtb. B. = Verordnung. vgl. = vergleiche. V.M.BI. — Mmisterial-Blatt für die innere Ver­ waltung.

Elfter Theil:

Strafprozeßordnung mit Neben- und Ergänzungsgesetzen.

Uebersicht. 1. Einsührungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetze. 2. Gerichtsverfassungsgesetz.

3. Einsührungsgesetz zur Strafprozeßordnung. 4. Strafprozeßordnung.

Vom 1. Februar 1877.

Vom 1. Februar 1877.

5. Rechtsanwaltsordnung. 6. Gerichtskostengesetz. Auszug.)

Vom 27. Januar 1877.

Vom 27. Januar 1877.

Vom 1. Juli 1878.

Vom 18. Juni 1878.

7. Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher. G. v. 29./6. 81. Auszug.)

(Auszug.) (Fassung d. G. v. 29./6. 81.

Vom 24. Juni 1878.

8. Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige. 9. Gebührenordnung für Rechtsanwälte. 10. Militair-Strafgerichts-Ordnung.

Vom 30. Juni 1878.

Vom 7. Juli 1879.

Vom 3. April 1845.

11. Gesetz über den Belagerungszustand. 12. Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit.

(Fassung d.

(Auszug.)

(Auszug.)

Vom 4. Juni 1851. Vom 10. Juli 1879.

(Auszug.)

1. Einführungsgesetz zum

Gerichtsverfassung»^ setze. Vom 27. Januar 1877 (R.G.Bl. 77). Gesetzeskraft seit l. Oktober 1879.

§ 1. Das Gerichtsverfassungsgesetz tritt im ganzen Umfange des Reichs an einem durch Kaiserliche Verordnung1 mit Zustimmung des Bundesraths festzu­ setzenden Tage, spätestens am 1. Oktober 1879, gleichzeitig mit der im § 2 des Einführungsgesetzes der Civilprozeßordnung vorgesehenen Gebührenordnung ^ in Kraft. 1 nicht erschienen. 2 Gerichtskosteng. v. 18./6. 78 (R.G.Bl. Hl), Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher v. L4./6. 78 (R.G.Bl. 166), für Zeugen und Sachverständige v. 30./6. 78 (R.G.Bl. 173), für Rechtsanwälte v. 7./7. 79 (R.G.Bl. 176), G. (betr. Abänderung des G.K.G. und der G.O. f. G.) v. 29./6. 81 (R.G.Bl. 178). — Für Preußen : Ausf.G. v. 10./3. 79 (G-S. 145) und v. 2./2. 80 (G.S. 43).

§ 2. Die Vorschriften des Gerichtsverfassungsgesetzes finden nur auf die ordentliche1 streitige Gerichtsbarkeit und deren Ausübung Anwendung. 1 d. i. die den ordentlichen Gerichten (§ 12 G.B.G.) zugewiesene (§ 13 G.B.G.).

§ 3. Die Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und Strafsachen, für welche besondere Gerichte zugelassen sind,1 kann den ordentlichen Landesgerichten durch die Landesgesetzgebung übertragen werden. ^ Die Uebertragung darf nach anderen als den durch das Gerichtsverfassungsgesetz vorgeschriebenen Zuständigkeits­ normen erfolgen.3 Auch kann die Gerichtsbarkeit letzter Instanz in den vorerwähnten Sachen auf Antrag des betreffenden Bundesstaates mit Zustimmung des Bundesraths durch Kaiserliche Verordnung dem Reichsgerichte übertragen werden. Insoweit für bürgerliche Rechtsstreitigkeiten ein von den Vorschriften der Civilprozeßordnung abweichendes Verfahren gestaltet ist, kann die Zuständigkeit der ordentlichen Landesgerichte durch die Landesgesetzgebung nach anderen als den durch das Gerichtsverfassungsgesetz vorgeschriebenen Normen bestimmt werden. 1 § 14 G.B.G. 2 für Strafsachen vgl. Preußen: § i G. v. 8./3. 79 (G.S. 129), § l G. v. 9./3. 79 (G.S. 132) (Rheins chifffahrts- und Elbzollgerichte betr.). — Bayern: Art. 9 G. v 23./2. 79 (G. u. B.Bl. 273), B. v. 18 ,‘6. 79 (G. u. B.Bl. 661) (Rheinschifffahrtsg. betr.). 8 siehe auch § 3 Abs. 2 E.G. zur St.P.O. Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

1

1. Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetze.

2

§§ 4—11.

§ 4. Durch die Vorschriften des Gerichtsverfassungsgesetzes über die Zu­ ständigkeit der Behörden wird die Landesgesetzgebung nicht gehindert, den be­ treffenden. Landesbehörden1 jede andere Art der Gerichtsbarkeit, sowie Geschäfte der Justizverwaltung zu übertragen. Andere Gegenstände der Verwaltung dürfen den ordentlichen Gerichten nicht übertragen werden. 1 d. s. Gerichte und Staatsanwaltschaften. M. 210.

§ 5. In Ansehung der Landesherren und der Mitglieder der landesherrlichen Familien, sowie der Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern finden die Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes nur insoweit Anwendung,1 als nicht besondere Vorschriften der Hausverfassungen oder der Landesgesetze2 abweichende Bestimmungen enthalten.3 1 d. h. innerhalb des Bundesstaats, in welchem die besonderen Vorschriften erlassen sind. M. 211 2 Preußen- § 18 Ausf.G. v. 24/4. 78 (G.S. 230), Art. III. G. v. 26/4. 51 (G.S. 181) und § 2 b.

V. v. 26./7. 79 (R G Bl. 287). — Bayern: Art. 1 G. v. 23-/2. 79 (G. u. V-Bl. 63). 8 vgl. auch 4 d. EG. zur St.P.O.

§ 6. Unberührt bleiben die bestehenden landesgesetzlichen1 Vorschriften über die Zuständigkeit der Schwurgerichte für die durch die Presse2 begangenen straf­ baren Handlungen.3 1 Bayern. Art. 35 G. v 23./2. 79 (G. u. B.Bl. 273). — Württemberg Art. 12 G. v. 24./1. 79 (Reg.Bl. 3). — Baden § 6 G. o. 3./3. 79 (G. u. V.Bl. 91). - Oldenburg. Art. 29 G. v. 10/4. 79 (G.Bl. 330). 2 Vgl. § 2 des Preßg. v. 7,/5 74 (R.G Bl. 65). 3 § 136 Nr. l G.V G. fitst ledoch allgemein.

§ 7. Die Militärgerichtsbarkeit,1 sowie das landesgesetzlich den Standesherren gewährte Recht2 auf Austräge werden durch das Gerichtsversassungsgesetz nicht berührt. 1 Beschränkt auf Strafsachen - § 39 Abs. 1 des Mtl.G. v. 2./5. 74 (R.G-Bl 45). Vgl. die Mil.Strafgerichtsordnung unten unter Nr io. 2 Nur dieses, sonstige Privilegien namentlich auch hinsichtlich des Gerichtsstands sind beseitigt Hinsichtlich der AuSträge vgl. für Preußen Jnstr. v. 30/5. 20 § 17 (G S. 81), G. v. 10./6. 64 (G.S. 363) und B. v. 12 111. 55 (G.S. 688). § 8.

(Oberste Landesgerichte in Civilsachen )

§ 9. Durch die Gesetzgebung eines Bundesstaates, in welchem mehrere Ober­ landesgerichte errichtet werden, kann die Verhandlung und Entscheidung der zur Zuständigkeit der Oberlandesgerichte gehörenden Revisionen und 93cfd)toCTt>cn1 in Strafsachen ausschließlich einem der mehreren Oberlandesgerichte zugewiesen werden? 1 Also Nicht die Thätigkeit m den Fällen §§ 4, 12, 13, 14, 15, 19, 27, 170 St.P.O., § 160 G.V.G. 8 Preußen: G. v. 24./4. 78 (G.S. 230) § 60. Bayern G. v 23./2. 79 (G. u. B.Bl. 273) Art. 41. § 10.

(Oberste Landesgerichte in Civilsachen.)

§ 11. Die landesgesetzlichen Bestimmungen, durch welche die strafrechtliche oder civilrechtliche Verfolgung öffentlicher Beamten wegen der in Ausübung oder in Veranlassung der Ausübung ihres Amts vorgenommenen Handlungen an be­ sondere Voraussetzungen gebunden ist, treten außer Kraft. Unberührt bleiben die landcsgesetzlichen Vorschriften, durch welche die Ver­ folgung der Beamten1 entweder im Falle des Verlangens einer vorgesetzten Be­ hörde oder unbedingt an die Vorentscheidung einer besonderen Behörde gebunden ist, mit der Maßgabe: 1. daß die Vorentscheidung aus die Feststellung beschränkt ist, ob der Beamte sich einer Ueberschreitung ferner Amtsbefugnisse oder der Unterlassung einer ihm obliegenden Amtshandlung schuldig gemacht habe; 2. daß in den Bundesstaaten, in welchen ein oberster Verwaltungsgerichts-

1. Einführungsgesetz zum Gerichlsverfassungsgesetze.

§§ 12—22.

3

Hof besteht, die Vorentscheidung diesem, in den anderen Bundesstaaten dem Reichsgerichte zusteht.2 1 Nicht der Reichsbeamten. Vgl. für diese § 13 des Reichsbeamt.G. v. 31./3. 73 (R.G.Bl. 63). 9 Für Preußen gilt zur Zelt noch mit den durch diesen § n gebotenen Modifikationen das G. v. 13./2. 54 (G.S. 86). - Für Bayern vgl. G. v. 8./8. 78 (G. U. V.Bl. 369) Art. 7 Abs. 2.

§ 12. Die für Elsaß-Lothringen geltenden Bestimmungen über die Gerichts­ sprache werden durch die Vorschrift des § 186 des Gerichtsverfassungsgesetzes nicht berührt.1 1 G. v. 14./7 ,71 sG.Bl. für Elsaß-Lothr. 165) §§ li, 14; B. v. 17./9. 74 (G.Bl. s. Elsaß-Lothr. 31) § 1.

§§ 13—16.

(Nicht mehr interessirende Uebergangsbestimmungen.)

§ 17. Auf Antrag eines Bundesstaates und mit Zustimmung des Bundes­ raths kann durch Kaiserliche Verordnung die Verhandlung und Entscheidung der im § 17 des Gerichtsverfassungsgesetzes bezeichneten Streitigkeiten dem Reichs­ gerichte zugewiesen werden.1 Für diejenigen Bundesstaaten, in denen die im § 17 des Gerichtsverfassungs­ gesetzes bezeichneten Behörden bestehen und nach Maßgabe der Vorschriften im § 17 Nr. 1—4 einer Veränderung ihrer Einrichtung und des Verfahrens bedürfen, kann die Veränderung, sofern sie nicht bis zum Inkrafttreten dieses Gesetzes landes­ gesetzlich getroffen ist, durch landesherrliche Verordnung eingeführt werden.2 1 Bremen: B. v. 26./9. 79 (R.G.Bl. 298).

§§ 18—21.

3 Preußen V. v. 1./8. 79 (G.S. 573).

(Nicht mehr interessirende Uebergangsbestimmungen.)

§ 22. Die Bestimmungen des § 2 des Gerichtsverfassungsgesetzes über die Fähigkeit zum Richteramte finden auf diejenigen, welche vor dem Inkrafttreten des Gesetzes die erste Prüfung in einem Bundesstaate zurückgelegt haben, nur insoweit Anwendung, als nicht in dem Bundesstaate abweichende Vorschriften bestehen. Der für den Vorbereitungsdienst vorgeschriebene Zeitraum kann für die ersten vier Jahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes in den einzelnen Bundesstaaten bis auf zwei Jahre abgekürzt werden.

2. Oerichtsverfassurrgsgeseh. Vom 27. Januar 1877 (R.G.BI. 41). Gesetzeskraft feit l. Oktober 1879.

Erster Titel. AichLeramt. § 1. Die richterliche Gewalt wird durch unabhängige, nur dem Gesetze unter­ worfene Gerichte ausgeübt. § 2. Die Fähigkeit zum Richteramie wird durch die Ablegung zweier Prü­ fungen erlangt. Der ersten Prüfung muß ein dreijähriges Studium der Rechtswissenschaft auf einer Universität vorangehen. Von dem dreijährigen Zeitraume sind mindestens drei Halbjahre dem Studium auf einer deutschen Universität zu widmen. Zwischen der ersten und zweiten Prüfung muß ein Zeitraum von drei Jahren liegen, welcher im Dienste bei den Gerichten und bei den Rechtsanwälten zu ver­ wenden ist, auch zum Theil bei der Staatsanwaltschaft verwendet werden kann. x In den einzelnen Bundesstaaten kann bestimmt werden, daß der für das Universitätsstudium oder für den Vorbereitungsdienst bezeichnete Zeitraum ver­ längert wird, oder daß ein Theil des letzteren Zeitraums, jedoch höchstens ein Jahr, im Dienste bei Verwaltungsbehörden zu verwenden ist oder verwendet werden darf. § 3. Wer in einem Bundesstaate die erste Prüfung bestanden hat, kann in jedem anderen Bundesstaate zur Vorbereitung für den Justizdienst und zur zweiten Prüfung zugelassen werden. Die in einem Bundesstaate auf die Vorbereitung verwendete Zeit kann in jedem anderen Bundesstaate angerechnet werden. § 4. Zum Richteramte befähigt ist ferner jeder ordentliche öffentliche Lehrer des Rechts an einer deutschen Universität. § 5. Wer in einem Bundesstaate die Fähigkeit zum Richteramte erlangt hat, ist, soweit dieses Gesetz keine Ausnahme bestimmt, zu jedem Richteramte innerhalb des Deutschen Reichs befähigt. §§ 6—9. (Ernennung auf Leb enszeit, Gehalt, Versetzung und dergl.) § 10. Die landesgesetzlichen Bestimmungen über die Befähigung zur zeit­ weiligen Wahrnehmung1 richterlicher Geschäfte bleiben unberührt.2 1 Die §§ 2 ff. leiden hier nicht unbedingte Anwendung. E. HI. 231. R. II. 508. * Für Preußen: § 2 G. v. 24./4. 78 (G.S. 230). J.V. v. 9./12. 79 (J-M-Bl. 466).

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

§§ 11—17.

5

§ 11. Auf Handelsrichter, Schöffen und Geschworene finden die Bestimmungen der §§ 2—9 keine Anwendung.

Zweiter Titel. HerichtsvarKeit. § 12. Die ordentliche streitige Gerichtsbarkeit wird durch Amtsgerichte und Landgerichte, durch Oberlandesgerichte und durch das Reichsgericht ausgeübt. § 13. Vor die ordentlichen Gerichte gehören alle bürgerlichen Rechtsstreitig­ keiten und Strafsachen,1 für welche nicht entweder3 die Zuständigkeit von Ver­ waltungsbehörden oder Verwaltungsgerichten begründet ist3 oder reichsgesetzlich besondere Gerichte bestellt * oder zugelassen3 sind. 1 Vgl. über d. Begriff der Strafsachen Anm. i zu § 3 d. E.G. zur St.P.O. 8 Reichs- oder landesgesetzlich. Beschränkungen der Landesgesetzgebung §§ 453 ff., 459 ff. St.P.O.; § 11 E.G. z. G.B.G. 8 Verwaltungsstrafverfahren nach Rerchsgesetzen vgl. Prehg. v. 28./10. 71 (RGBl. 347) §§ 34 ff.; Seemannsord. v. 27./12. 72 (R.G.Bl. 409) §§ 101 ff., vgl. § 5 Abs. 2 E.G. zur St.P.O.; G. (betr. Mitnahme hülfsbedürftrger Seeleute) v. 27./12. 72 (R.G.Bl. 432) § 8; vgl. auch Beremszollg. v. 1./7. 69 (B.G.Bl. 317) § 165 tit Verbindung (für Preußen) mit G. wegen Untersuchung und Bestrafung der Zollvergehen v. 23 /i. 38 (G.S. 76) §§ 28 ff., G., betr. die Erhebung einer Abgabe von Salz v. 12./1. 67 (B.G.BI. 41) § 18; G., betr. die Besteuerung des Branntweins rc. v. 6/7. 68 (B.G.Bl. 364) § 68; G. wegen Erhebung der Brausteuer v. 31./5. 72 (R.G.Bl. 153) § 41; G., betr. die Besteuerung des Tabacks v. 16./7 79 (R.G.Bl. 246) § 46, G., betr. die Wechselstempelsteuer v. 10/6. 69 (B.G.Bl. 193) § 18; G., betr. den Spielkartenstempel v. 3./7. 78 (R.G.Bl. 133) § 19; G., betr. die Statistik des Waarenverkehrs rc. v. 20./7. 79 (R.G.Bl. 261) § 17; G., betr. die Erhebung von Reichsstempelabgaben v. 1./7 81 (R.G.Bl. 185) § 24, G., betr. Zuwiderhandl. gegen österr. ungarisch. Zollg. v. 17./7. 81 (R.G.Bl. 247) § 7. - Vgl. noch § 17 4 Rcichsgesetzlich bestellte Sondergerichte m Strafsachen sind: a) Militärgerichte. Siehe § 7 E.G und Anm. l daselbst. b) Konsulargerichte. G v. 10 /7 79 (R.G.Bl. 197) siehe unten Nr. 12. c) Vgl. § 16 und Anm. 6 § 14 für Strafsachen Nr. 1 und 4. — Vgl. außerdem § 5 unb § 7 (Austrägalgerichte) E.G. — Alle sonstigen Sondergerichte sind aufgehoben.

§ 14. Als besondere Gerichte werden zugelassen i1 1. die auf Staatsverträgen beruhenden Rheinschifffahrts-3 und Elbzoll­ gerichte;3 2. (Gerichte in Auseinandersetzungssachen und dergl. und 3. Gemeindegerichte. nur Civilsachen betr.)

4. Gewerbegerichte. 1 Vgl. E.G. § 3, E.G. zur St.P.O. § 3 Abs. 2. 2 Revid. Rheinschifffahrtsakte v. 17./10. 68 (Preuß. G.S. 1669 S. 814) Art. 33—40. — Preußen: G. v. 8./3. 79 (G.S. 129), G. v. 9./3. 70 (G.S. 177), B. v. 1./9. 79 (G.S. 609). — Bayern. G. v. 23/2. 79 (G. u. B.Bl. 273), B. v. 18./6. 79 (G. u. B.Bl. 661). — Baden. V. v. 24./6. 79 (G. u. B.Bl. 313). 3 Elbschifffahrtsakte v. 2Z./6. 21 (G.S. 1822 S. 20) Art. XXVI.; Additionalakte v. 13/4. 44 (G.S. 466) §§ 46 ff., G. v. 11./6. 70 (B.G.Bl. 417). — Preußen: G. v. 9./3. 79 (G.S. 132).

§ 15. (Aufhebung der Prrvatgerrchtsbarkeit. bürgerliche Wirkungslosig­ keit der geistlichen Gerichtsbarkeit) § 16. Ausnahmegerichte sind unstatthaft. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden. Die gesetzlichen Bestimmungen über Kriegsgerichte und Standrechte werden hiervon nicht berührt. 1 1 Reichsverfassung Art. 68, Preuß. G. v. 4./6. 51 (G.S. 451) siehe unten unter Nr. li. — Vgl. f. Bayern B.G.Bl. 1871 S. 9.

§ 17. Die Gerichte entscheiden über die Zulässigkeit des Rechtswegs. Die Landesgesetzgebung1 kann jedoch die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen

6

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

§§ 18—21.

den Gerichten und den Verwaltungsbehörden oder Verwaltungsgerichten über die Zulässigkeit des Rechtswegs besonderen Behörden nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen übertragen: 1. Die Mitglieder werden für die Dauer des zur Zeit ihrer Ernennung von ihnen bekleideten Amts oder, falls sie zu dieser Zeit ein Amt nicht bekleiden, auf Lebenszeit ernannt. Eine Enthebung vom Amte kann nur unter denselben Voraussetzungen wie bei den Mitgliedern des Reichs­ gerichts stattfinden. 2. Mindestens die Hälfte der Mitglieder muß dem Reichsgerichte oder dem obersten Landesgerichte oder einem Oberlandesgerichte angehören. Bei Entscheidungen dürfen Mitglieder nur in der gesetzlich bestimmten An­ zahl mitwirken. Diese Anzahl muß eine ungerade sein und mindestens fünf betragen. 3. Das Verfahren ist gesetzlich zu regeln. Die Entscheidung erfolgt in öffentlicher Sitzung nach Ladung der Parteien. 4. Sofern die Zulässigkeil des Rechtswegs durch rechtskräftiges Urtheil des Gerichts feststeht, ohne daß zuvor auf die Entscheidung der besonderen Behörde angetragen war, bleibt die Entscheidung des Gerichts maß­ gebend. 1 Vgl. § 17 E.G. — Preußen: V. v. 1/8. 79 (G.S. 573). — Bayern: ®. v. 18./8. 79 (G. u. V.Bl. 991).

§ 18. Die inländische Gerichtsbarkeit erstreckt sich nicht auf die Chefs und Mitglieder der bei dem Deutschen Reiche beglaubigten Missionen. Sind diese Personen Staatsangehörige eines der Bundesstaaten, so sind sie nur insofern von der inländischen Gerichtsbarkeit befreit, als der Staat, dem sie angehören, sich der Gerichtsbarkeit über sie begeben hat.* Die Chefs und Mitglieder der bei einem Bundesstaate beglaubigten Missionen sind der Gerichtsbarkeit dieses Staates nicht unterworfen. Dasselbe gilt von den Mitgliedern des Bundesraths, welche nicht von demjenigen Staate abgeordnet sind, in dessen Gebiete der Bundesrath seinen Sitz hat.2 1 Daher auch Zustellungen an sie, wie int Auslande; Befreiung vom Zeugnihzwang. M. 66. 2 Art. 10 d. Reichsverfassung. — St.P.O. § n.

§ 19. Auf die Familienglieder, das Geschäftspersonal der im § 18 erwähnten Personen und auf solche Bedienstete derselben, welche nicht Deutsche sind, finden die vorstehenden Bestimmungen Anwendung. §

20.

(Civilsachen.)

§ 21. Die im Deutschen Reiche angestellten Konsuln sind der inländischen Gerichtsbarkeit unterworfen, sofern nicht in Verträgen1 des Deutschen Reichs mit anderen Mächten Vereinbarungen über die Befreiung der Konsuln von der in­ ländischen Gerichtsbarkeit getroffen sind. 1 Es bestehen z. Z. folgende Konsularverträge: mit Italien v. 21./12. 68 (B.G.Bl. 1869 S. H3) und 7./2. 72 (R-G.Bl. 134); mit Spanien v. 22./2. 70 (B.G.Bl. 99) und 12/1. 72 (R.G.Bl. 211); mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika v. 11./12. 71 (R.G.Bl. 1872 S. 95); mit Rußland v. 8./12. bzl. 26./11. 74 (R.G.Bl. 1875 S. 145); mit den Hawaiischen Inseln v. 25./Z. 79 (R.G.Bl. 1880 S. 121). — Entsprechende Bestimmungen enthalten auch die nachfolgenden Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertr.: mit San Salvador v. 13.J6. 70 (R.G.Bl. 1872 S. 377); mit Portugal v. 2./3. 72 (R.G.Bl. 254); mit Persien v. 11./6. 73 (R.G.Bl. 351); mit Costa Rica v. 18./5. 75 (R.G.Bl. 1877 S. 13); mit China v. 31./3. 80 (R.G.Bl. 1881 S. 261); mit Oesterreich-Ungarn v. 23./5. 81 (R.G.Bl. 123).

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

§g 22—27.

7

Dritter Met. Amtsgerichte. Ausführungsbestlmmungen: Preußen: Ausf.G. v. 24./4. 78 (G S. 230) §§ 21 ff. — Sitz und Bezirk: B. v. 26/7. 78 (G.S. 275), B. v. 5./7. 79 (G.S. 393), V. v. 10./11. 79 (G.S. 627), B. v. 26./2. 80 (G.S. 84). — Bayern: Ausf.G. v. 23./2. 79 (G. u. B.Bl. 273). Sitze: B. v. 2./4. 79 (G. u. B.Bl. 355) § 4.

§ 22. Den Amtsgerichten stehen Einzelrichter vor. Ist ein Amtsgericht mit mehreren Richtern* besetzt, so wird einem derselben von der Landesjustizverwaltung die allgemeine Dienstaufsicht übertragen. Jeder Amtsrichter erledigt die ihm obliegenden Geschäfte als Einzelrichter. 1 Preußen: Geschäftsvertheilung: Ausf.G. § 23. J.B. v. 21./7. 79 (J.M.Bl. 198, 212). — Ver­ tretung: Ausf.G. § 24, J.P. v. 10./9. 79 (J.M.Bl. 340). — Bayern: Ausf.G. Art. 17, 18, 20, 69, B. v. 16./9. 79 (J.M.Bl. 928).

§ 23.

(Zuständigkeit rn Crvilsachen.)

§ 24. Im Uebrigen wird die Zuständigkeit und der Geschäftskreis der Amts­ gerichte durch die Vorschriften dieses 1 und der Prozeßordnungen ^ be­ stimmt. 1 In Strafsachen: §§ 25-57, 78, 85—89, 158. 2 In Strafsachen: §§ 98 Abs. 2, 100 Abs. 3. 105, 125, 126, 128, 129, 132, 157, 160, 163, 164, 171 Abs. 3, 183, 184, 197, 200, 211 Abs. 2, 447, 448, 455, 463 Abs. 2, 483 Abs. 3, 489 Abs. 3, 494, 501.

Vierter Mel. Schöffengerichte. Ausführungsbestimmungen: Preußen: Ausf.G. v. 24./4. 78 (G.S. 230) §§ 33 ff. — Bayern: Art. 23—25 Ausf.G. v. 23,/2. 79 (G. u. B.Bl. 273).

§ 25. Für die Verhandlung und Entscheidung von Strafsachen werden bei den Amtsgerichten Schöffengerichte gebildet.1 1 Vgl. § 30. — Hauptverhandlung ohne Schöffen: St.P.O. § 211 Abs. 2., E.G. z. St.P.O. § 3 Abs. 3 Preuß. Forstdiebstahlsg. v. 15./4. 78 § 19 (G.S. 222), Preuß. Feld- u. Forstpolizeig. v. 1./4. 80 § 53 (G.S. 230).

§ 26. Die Schöffengerichte bestehen aus dem Amtsrichter als Vorsitzenden und zwei Schöffen. § 27 Die Schöffengerichte sind zuständig: 1. für alle Uebertretungen;1 2. für diejenigen Vergehen, welche nur mit Gefängniß von höchstens drei Monaten oder Geldstrafe von höchstens sechshundert Mark, allein oder neben Haft oder in Verbindung mit einander oder in Verbindung mit Einziehung bedroht ftttb,2 mit Ausnahme der im § 320 des Straf­ gesetzbuchs und der im § 74 dieses Gesetzes bezeichneten Vergehen/ 3. für die nur auf Antrag zu verfolgenden Beleidigungen und Körper­ verletzungen/ wenn die Verfolgung im Wege der Privatklage geschieht/ 4. für das Vergehen des Diebstahls im Falle des § 242 des Strafgesetzbuchs, wenn der Werth des Gestohlenen fünfundzwanzig Mark nicht übersteigt/ * 5. für das Vergehen der Unterschlagung im Falle des § 246 des Straf­ gesetzbuchs, wenn der Werth des Unterschlagenen fünfundzwanzig Mark nicht übersteigt/ 6. für das Vergehen des Betruges im Falle des § 263 des Strafgesetzbuchs, wenn der Schaden fünfundzwanzig Mark nicht übersteigt/

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

8

§§ 28—32.

7. für das Vergehen der Sachbeschädigung im Falle des § 303 des Straf­ gesetzbuchs, wenn der Schaden fünfundzwanzig Mark nicht übersteigt;9 8. für das Vergehen der Begünstigung" und für das Vergehen der Hehlerei in den Fällen des § 258 Nr. 1 und des § 259 des Straf­ gesetzbuchs, wenn die Handlung, aus welche sich die Begünstigung oder die Hehlerei bezieht, zur Zuständigkeit der Schöffengerichte gehört.11 1 St.G.B. §§ 360—370 und § i und demgemäß die entsprechenden Vorschriften in allen Reichs­ oder Landesgesetzen. 8 St.G.B. §§ 121 Abs. 2, 123 Abs. l, 148, 276, 292, 299, außerdem andere Reichs- und Landes­ gesetze. Vgl. aus der GO. §§ U7, 153. * Vgl. auch § 75 Nr. 14. 15. * St.G.B. §§ 185—187, 189, 194, 223 (nicht 223 a), 230 Abs. 1, 232. 6 SL.P.O. §§ 414, 416 vgl. auch G.V.G. § 75 Nr. 4. 6. 6 Vgl. § 28 und § 75 Nr. 6. 7 Vgl. § 28 und § 75 Nr. 7. 8 Vgl. § 28 und § 75 Nr. 10. 0 Vgl. § 28 und§ 76 Nr. 12. 10 § 257 St.G.B. n Nr. 1—7 dieses §. — Vgl. auch § 75 Nr. 8.9.

§ 28. Ist die Zuständigkeit des Schöffengerichts durch den Werth einer Sache oder den Betrag eines Schadens bedingt1 und stellt sich in der Hauptverhandlung heraus, daß der Werth oder Schaden mehr als fünfundzwanzig Mark beträgt, so hat das Gericht seine Unzuständigkeit nur dann auszusprechen, wenn aus anderen Gründen2 die Aussetzung der Verhandlung geboten scheint.3 1 § 27 Nr. 4—8.

8 §§ 145, 216, 245, 261, 264 St.P.O.

8 Vgl. § 270 St.P.O.

§ 29. Vordie Schöffengerichte gehören auch diejenigen Strafsachen, deren Verhandlung und Entscheidung ihnen nach den Bestimmungen des fünften Titels von den Strafkammern der Landgerichte überwiesen wird.1 i § 75.

§ 30. Insoweit das Gesetz nicht Ausnahmen1 bestimmt, üben die Schöffen während der Hauptverhandlung das Richteramt im vollen Umfange und mit gleichem Stimmrechte wie die Amtsrichter aus und nehmen auch an denjenigen, im Laufe einer Hauptverhandlung zu erlassenden Entscheidungen Theil, welche in keiner Beziehung zu der Urtheilsfällung stehen, und welche auch ohne vorgängige mündliche Verhandlung erlassen werden können. Die außerhalb der Hauptverhandlung erforderlichen Entscheidungen werden von dem Amtsrichter erlassen. i Nur § 31 Abs. 2 St.P.O. — Vgl. jedoch §§ 52—56 G.V.G., auch Sinnt. 1 zu § 25.

§ 31. Das Amt eines Schöffen ist ein Ehrenamt.1 Dasselbe kann nur von einem Deutschen 2 versehen werden.3 i Vgl. jedoch § 56. 8 G. über Erwerb, u. Verl. d. Staatsangehör. v. 1./6. 70 (B.G Bl. 355), Reichs-Verfassung Art. 3. 3 Andernfalls Nichtigkeit. Prot. 218, StP.O. § 377 Nr. l. Vgl. auch Sinnt, i zu § 32.

§ 32. Unfähig * zu dem Amte eines Schöffen sind: 1. Personen, welche die Befähigung in Folge strafgerichtlicher Verurtheilung verloren haben;2 2. Personen, gegen welche das Hauptverfahren wegen eines Verbrechens oder Vergehens eröffnet ist,3 das die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folge haben tonn;1 3. Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt fint).6 i Mitwirkung Ntchtigkeit — vgl. § 377, l St.P.O. — vorausgesetzt, daß die Unfähigkeit zur Zeit der thatsächlichen Ausübung des Nichteramts (nicht zur Seit der Bildung der Listen) besteht, E. n. 241, R. EL 225. — Vgl. auch § 62 Abs. 1 G.V.G.

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

§§ 33—35.

* §§ 31, 33—35, 358 St.G.B. 8 § 201 St.P.O. 4 Verschwender und Gemeinschuldner. M. 79.

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4 §§ 31, 32 St.G.B.

§ 33. Zu dem Amte eines Schöffen sollen nicht berufen werdend 1. Personen, welche zur Zeit der Aufstellung der Urliste das dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2. Personen, welche zur Zeit der Aufstellung der Urliste2 den Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 3. Personen, welche für sich oder ihre Familie Armenunterstützung aus öffentlichen Mitteln empfangen oder in den drei letzten Jahren, von Aufstellung der Urliste zurückgerechnet, empfangen haben; 4. Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet sind; 5. Dienstboten. 1 Mitwirkung keine Nichtigkeit. — Vgl. auch § 52 Abs. 2.

2 §§ 36, 57.

§ 34. Zu dem Amte eines Schöffen sollen ferner nicht berufen werdend 1. Minister; 2. Mitglieder der Senate der freien Hansestädte; 3. Rcichsbeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden tonnen;2 4. Staatsbeamte, welche auf Grund der Landesgesetze jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 5. richterliche Beamte 3 und Beamte der Staatsanwaltschaft;^ 6. gerichtliche6 und polizeiliche Vollstreckungsbeamte; 7. Religionsdicner; 8. Volksschullehrer; 9. dem aktiven3 Heere oder der aktiven Marine angehörende Militär­ personen. 7 Die Landcsgcsetze können außer den vorbezeichneten Beamten höhere Berwaltungsbeamte bezeichnen, welche zu dem Amte eines Schöffen nicht berufen werden sollen.8 1 Vgl. Aum. 1 zu § 33. 2 § 25 G. v 31 /3. 73 (R.G.Bl. 61), § 2 G. v. 27 /6. 73 (R.G.Vl. 164). 3 Auch Handelsrichter, vgl. § 116. 4 Auch Amisanwälte, vgl. § 143. 6 § 155. 6 § 38 v. 2./5. 74 (R.G.Bl. 45), vgl. auch §§ 2, 8. 12, 13, 15 G. v. 9.,11. 67 (B.G.Bl. 131). 7 § 4 des M.St.G.D. und das demselben beigefügte Verzeichniß (R.G.Bl. 1872 S. 173, 204). Militärbeamte: V. v. 29/6.60 (R.G.Bl. 169). Nicht die Civilbeamten der Militärverwaltung § 38 c Mil.G. v. 2.15. 74 (R.G.Bl. 46). 8 Preußen: Ausf.G. v. 24/4. 78 (GS. 230) § 33. Bayern: Ansf.G. v. 23./2. 79 (G. u. V.Bl. 273) Art. 23 und die meisten übrigen Ausführungsgesetze.

mm.

§ 35. Die Berufung zum Amte eines Schöffen dürfen ablehnen:* 1. Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung; 2. Personen, welche im letzten Geschäftsjahre die Verpflichtung eines Ge­ schworenen, oder an wenigstens fünf Sitzungstagen die Verpflichtung eines Schöffen erfüllt haben; 3. Aerzte; ^ 4. Apotheker, welche keine Gehülfen haben; 5. Personen, welche das fünfundsechzigste Lebensjahr zur Zeit der Auf­ stellung der Urliste3 vollendet haben oder dasselbe bis zum Ablaufe des Geschäftsjahres^ vollenden würden; 6. Personen, welche glaubhaft machen, daß sie den mit der Ausübung des Amts verbundenen Aufwand zu tragen nicht vermögen.

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

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§§ 36—42.

1 Vgl. § 63. 2 Auch Zahn- und Threrärzte; vgl. § 29 G.O 4 Preußen: = Kalenderjahre. J.V. v. 28./6. 79 (J.M Bl. 209) § i.

8 §§ 36, 67.

§ 36. Der Vorsteher einer jeden Gemeinde oder eines landesgesetzlich der Gemeinde gleichstehenden Verbandes hat alljährlich1 ein Verzeichniß der in der Gemeinde wohnhaften Personen, welche zu dem Schöffenamte berufen werden können, aufzustellen (Urliste). Die Urliste ist in der Gemeinde eine Woche lang zu Jedermanns Einsicht auszulegen. Der Zeitpunkt der Auslegung ist vorher öffentlich bekannt zu machen.2 1 § 67.

2 Vgl. § 39.

§ 37. Gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Urliste kann innerhalb der einwöchigen Frist schriftlich oder zu Protokoll Einsprache erhoben werden.* 1 Von Jedermann.

M. 82, Prot. 230.

§ 38. Der Gemeindevorsteher sendet die Urliste nebst den erhobenen Ein­ sprachen und den ihm erforderlich erscheinenden Bemerkungen an den Amtsrichter des Bezirks. Wird nach Absendung der Urliste die Berichtigung derselben erforderlich, so hat der Gemeindevorsteher hiervon dem Amtsrichter Anzeige zu machen. § 39. Der Amtsrichter stellt die Urlisten des Bezirks zusammen und bereitet den Beschluß über die Einsprachen gegen dieselben vor. Er hat die Beachtung der Vorschriften des § 36 Abs. 2 zu prüfen und die Abstellung etwaiger Mängel zu veranlassen.1 1 Vgl. für Preußen J.Verf. v. 22./7 79 sJ.M.Bl 195).

§ 40. Bei dem Amtsgerichte tritt alljährlich ein Ausschuß zusammen. Der Ausschuß besteht aus dem Amtsrichter als Vorsitzenden und einem von der Landesregierung zu bestimmenden Staatsverwaltungsbcamten,1 sowie sieben Vertrauensmännern als Beisitzern. Die Vertrauensmänner werden aus den Einwohnern des Amtsgerichtsbezirks gewählt. Die Wahl erfolgt nach näherer Bestimmung der Landcsgesetzc2 durch die Ver­ tretungen a der Kreise, Aemter, Gemeinden oder dergleichen Verbände; wenn solche Vertretungen nicht vorhanden sind, durch den Amtsrichter. Letzterer hat die Vertrauensmänner vornehmlich aus den Vorstehern der vorbezcichnetcn Verbände zu wählen. Zur Beschlußfähigkeit des Ausschusses genügt die Anwesenheit des Vorsitzenden, des Staatsverwaltungsbeamten und dreier Vertrauensmänner. Der Ausschuß faßt seine Beschlüsse nach der absoluten Mehrheit der Stimmen. Bei Stimmengleich­ heit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. 1 Preußen: Ausf.G. v. 24./4. 78 (G.S. 230) § 34. 2 Preußen- Ausf.G. § 35. Bayern- Ausf.G. v. 23./2. 79 (G. u. V.Bl. 273) Art. 24. 8 gewählte. Prot. 241.

§ 41. Der Ausschuß entscheidet über die gegen die Urliste erhobenen Ein­ sprachen. Die Entscheidungen sind zu Protokoll zu vermerken. Beschwerde findet nicht statt. § 42. Aus der berichtigten Urliste wählt1 der Ausschuß für das nächste Geschäftsjahr:2 1. die erforderliche Zahl^ von Schöffen; 2. die erforderliche Zahl derjenigen Personen, welche in der von dem Aus­ schüsse festzusetzenden Reihenfolge an die Stelle wegfallender Schöffen

2. Gerichtsversassungsgesetz.

§§ 43—50.

11

treten (Hülfsschöffen). * Die Wahl ist auf Personen zu richten, welche am Sitze des Amtsgerichts oder in dessen nächster Umgebung wohnen. 1 Dabei zu beachten § 87, § 97.

2 Anm. 4 zu § 35.

8 § 43.

4 §§ 48 Abs. 2, 49.

§ 43. Die für jedes Amtsgericht erforderliche Zahl von Hauptschöffen und Hülfsschöffen wird durch die Landesjustizverwaltung bestimmt.1 Die Bestimmung der Zahl der Hauptschöffen erfolgt in der Art, daß voraus­ sichtlich Jeder höchstens zu fünf ordentlichen Sitzungstägen im Jahre herange­ zogen wird. 1 Preußen: J.Verf. v. 22./7. 79 (J.M.Bl. 195) § 3.

§ 44. Die Namen der erwählten Hauptschöffen und Hülfsschöffen werden bei jedem Amtsgerichte in gesonderte Verzeichnisse aufgenommen (Jahreslisten). § 45. Die Tage der ordentlichen Sitzungen des Schöffengerichts werden für das ganze Jahr im voraus festgestellt.1 Die Reihenfolge, in welcher die Hauptschöffen an den einzelnen ordentlichen Sitzungen des Jahres Theil nehmen, wird durch Ausloosung in öffentlicher Sitzung des Amtsgerichts bestimmt.2 Das Loos zieht der Amtsrichter. Ueber die Ausloosung wird von dem Gerichtsschreiber ein Protokoll aufge­ nommen. 1 Preußen: J.V. v. 22./7. 79 (J.M.Bl. 195) § 5. 2 Theilnahme der Staatsanwaltschaft nicht erforderlich. M. 87.

§ 46. Der Amtsrichter setzt die Schöffen von ihrer Ausloosung und von den Sitzungstagen, an welchen sie in Thätigkeit zu treten haben, unter Hinweis auf die gesetzlichen Folgen des Ausbleibens1 in Kenntniß. In gleicher Weise werden die im Laufe des Geschäftsjahres einzuberufenden Schöffen benachrichtigt. 1 § 66.

§ 47. Eine Aenderung in der bestimmten Reihenfolge kann auf überein­ stimmenden Antrag der betheiligten Schöffen von dem Amtsrichter bewilligt werden, sofern die in den betreffenden Sitzungen zu verhandelnden Sachen noch nicht bestimmt finb.1 Der Antrag und die Bewilligung sind aktenkundig zu machen. 1 Vgl. § 64.

§ 48. Wenn die Geschäfte die Anberaumung außerordentlicher Sitzungen erforderlich machen, so werden die einzuberufenden Schöffen vor dem Sitzungstage in Gemäßheit des § 45 ausgeloost. Erscheint dies wegen Dringlichkeit unthunlich, so erfolgt die Ausloosung durch den Amtsrichter lediglich aus der Zahl der am Sitze des Gerichts wohnenden Hülfsschöffen. Die Umstände, welche den Amtsrichter hierzu veranlaßt haben, sind aktenkundig zu machen. § 49. Wird zu einzelnen Sitzungen die Zuziehung anderer als der zunächst berufenen Schöffen erforderlich, so erfolgt dieselbe aus der Zahl der Hülfsschöffen nach der Reihenfolge der Jahresliste. Würde durch die Berufung der letzteren eine Vertagung der Verhandlung oder eine erhebliche Verzögerung ihres Beginnes nothwendig, so sind die nicht am Sitze des Gerichts wohnenden Hülfsschöffen zu übergehen. § 50. Erstreckt sich die Dauer einer Sitzung über die Zeit hinaus, für welche der Schöffe zunächst einberufen ist, so hat er bis zur Beendigung der Sitzung seine Amtsthätigkeit fortzusetzen.

12

2. Gerichtsverfassungsgesetz.

§§ 51—55.

§ 51. Die Beeidigung der Schöffen erfolgt bei ihrer ersten Dienstleistung in öffentlicher Sitzung? Sie gilt für die Dauer des Geschäftsjahres. Der Vorsitzende richtet an die zu Beeidigenden die Worte: „Sie schwören bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Schöffen getreulich zu erfüllen und Ihre Stimmen nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben." Die Schöffen leisten den Eid, indem Jeder einzeln die Worte spricht: „ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Der Schwörende soll bei der Eidesleistung die rechte Hand erheben. Ist ein Schöffe Mitglied einer Religionsgesellschaft, welcher das Gesetz den Gebrauch gewisser Betheuerungsformeln an Stelle des Eides gestattet,2 so wird die Abgabe einer Erklärung unter der Betheuerungsformel dieser Religionsgesell­ schaft der Eidesleistung gleich geachtet. Ueber die Beeidigung wird von dem Gerichtsschreiber ein Protokoll aufge­ nommen. 61 zu bewirkende Zustellung erfolgt mittels Ersuchens der zuständigen Behörde des fremden Staates oder des in diesem Staate residirenden Konsuls oder Gesandten des Reichs. 1 Vgl. Anm. 1 zu 8 9.

§ 183. Zustellungen an Deutsche, welche das Recht der Exterritorialität1 genießen, erfolgen, wenn dieselben zur Mission des Reichs gehören, mittels Ersuchens des Reichskanzlers; wenn dieselben zur Mission eines Bundes­ staates gehören, mittels Ersuchens des Ministers der auswärtigen Ange­ legenheiten dieses Bundesstaates. Zustellungen an die Vorsteher der Reichskonsulale erfolgen mittels Ersuchens des Reichskanzlers. 1 Vgl. Anm. 1 zu § 11.

§ 184. Zustellungen an Personen, welche zu einem im Auslande be­ findlichen oder zu einem mobilen Truppentheile oder zur Besatzung eines in Dienst gestellten Kriegsfahrzeuges gehören, können mittels Ersuchens der vorgesetzten Kommandobehörde erfolgen. § 185. Die erforderlichen Ersuchungsschreiben werden von dem Vor­ sitzenden 1 des Prozeßgerichts erlassen. Die Zustellung wird durch das schriftliche Zeugniß der ersuchten Be­ hörden oder Beamten, daß die Zustellung erfolgt sei, nachgewiesen. 1 bzl. dem Staatsanwalt.

§ 186. Ist der Aufenthalt einer Partei unbekannt, so kann die Zu­ stellung durch öffentliche Bekanntmachung erfolgend Die öffentliche Zustellung ist auch dann zulässig, wenn bei einer im Auslande zu bewirkenden Zustellung die Befolgung der für diese bestehenden Vorschriften unausführbar ist oder keinen Erfolg verspricht. 1 Die §§ 186—189 gelten nicht für den Beschuldigten, für welchen § 40 St.P.O. be­ sondere Vorschriften enthält, sondern nur für andere Betheiligte, z. B. Privatkläger, Bürgen des Beschuldigten u. s. w.

§ 187. Die öffentliche Zustellung wird, nachdem sie auf ein Gesuch der Partei vom Prozeßgerichte bewilligt ist, durch den Gerichtsschreiber von

48

4. Strafprozeßordnung.

§§ 38—40.

Amtswegen besorgt. Die Entscheidung übet das Gesuch kann ohne vor­ gängige mündliche Verhandlung erlassen werden. "Die öffentliche Zustellung erfolgt durch Anheftung einer beglaubigten Abschrift des zuzustellenden Schriftstücks an die Gerichtstasel. Enthält das Schriftstück eine Ladung, so ist außerdem die zweimalige Einrückung eines Auszugs des Schriftstücks in dasjenige Blatt, welches für den Sitz des Prozeßgerichts zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen be­ stimmt ist, sowie die einmalige Einrückung des Auszugs in den Deutschen Reichsanzeiger erforderlich. Das Prozeßgcricht kann anordnen, daß der Auszug noch in andere Blätter und zu mehreren Malen eingerückt werde. § 188. In dem Auszuge des Schriftstücks müssen das Prozeßgericht, die Parteien, der Gegenstand des Prozesses, der Antrag, der Zweck der Ladung und die Zeit, zu welcher der Geladene erscheinen soll, bezeichnet werden. § 189. Das eine Ladung enthaltende Schriftstück gilt als an dem Tage zugestellt, an welchem seit der letzten Einrückung des Auszugs in die öffentlichen Blätter ein Monat verstrichen ist. Das Prozeßgericht kann bei Bewilligung der öffentlichen Zustellung den Ablauf einer längeren Frist für erforderlich erklären. Enthält das Schriftstück keine Ladung, so ist dasselbe als zugestellt an­ zusehen, wenn seit der Anheftung des Schriftstücks an die Gerichtstafel zwei Wochen verstrichen sind. Auf die Gültigkeit der Zustellung hat es keinen Einfluß, wenn das anzuheftende Schriftstück von dem Orte der Anheftung zu früh entfernt wird. § 190. Wird auf ein Gesuch, welches die Zustellung eines demselben beigefügten Schriftstücks mittels Ersuchens anderer Behörden oder Beamten oder mittels öffentlicher Bekanntmachung betrifft, die Zustellung demnächst bewirkt, so treten, insoweit durch die Zustellung eine Frist gewahrt und der Lauf der Verjährung oder einer Frist unterbrochen wird, die Wirkungen der Zustellung bereits mit der Ueberreichung des Gesuchs ein. § 38. Die bei dem Strafverfahren betheiligten Personen, denen die Befugniß beigelegt ist, Zeugen und Sachverständige unmittclbat1 zu laden, haben mit der Zustellung der Ladung den Gerichtsvollzieher zu beauftragen. i §§ 193, 219, 364, 426, 437, 466, 467.

§ 39. Für das die öffentliche Klage vorbereitende Verfahren, für die Vor­ untersuchung und für das Verfahren bei der Strafvollstreckung können durch An­ ordnung der Landesjustizverwaltung einfachere Formen für den Nachweis der Zustellung zugelassen werden.1 i Preußen: JV. v 16./7. 79 (J.M.Bl. 194).

Bayern: J.B v. 29/8. 79 (J.M.Bl. 554).

§ 40. Kann eine Zustellung an einen Beschuldigten,1 welchem eine Ladung zur Hauptverhandlung2 noch nicht zugestellt war, nicht in der vorgeschriebenen Weise im Deutschen Reich bewirkt werden, und erscheint die Befolgung der für Zustellungen im Auslande bestehenden Vorschriften3 unausführbar oder voraus­ sichtlich erfolglos, so gilt die Zustellung als erfolgt,4 wenn der Inhalt des zuzu­ stellenden Schriftstücks durch ein deutsches oder ausländisches Blatt bekannt gemacht worden ist und seit dem Erscheinen dieses Blattes zwei Wochen3 verflossen sind. Die Auswahl des Blattes steht dem die Zustellung veranlassenden Beamten6 zu. War die Ladung zur Hauptverhandlung dem Angeklagen schon vorher zu­ gestellt, so gilt eine weitere Zustellung^ an denselben, wenn sie nicht in der vor-

4. Strafprozeßordnung.

§§ 41—45.

49

geschriebenen Weise int Deutschen Reich bewirkt werden kann, als erfolgt, sobald das zuzustellende Schriftstück zwei Wochen an der Gerichtstafel des Gerichts erster Instanz8 angeheftet gewesen ist. Von Urtheilen und Beschlüssen wird nur der entscheidende Theil angeheftet. 1 Vgl. Anm. 1 zu § 186 C.P.O. 2 § 215, nicht etwa auch § 199, § 214. » §§ 182 ff. C.P.O. 4 Besondere Vorschriften s. in den §§ 320, 321, 473. — Abs. 2 dieses § gilt jedoch auch in diesen Fällen. Vgl. § 323, § 476. 6 Vgl. § 43. 6 Staatsanwalt oder Richter (§ 36). 7 Ohne Ausnahme. Daher auch eine Ladung zu einer etwaigen zweiten Hauptverhandlung. 8 Sollte auch die Sache in höherer Instanz anhängig sein.

§ 41. Zustellungen an die Staatsanwaltschaft erfolgen durch Vorlegung der Urschrift des zuzustellenden Schriftstücks. Wenn mit der Zustellung der Lauf einer Frist beginnt, so ist der Tag der Vorlegung von der Staatsanwaltschaft auf der Urschrift zu vermerken.

Fünfter Abschnitt. Irrsten und Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. § 42. Bei der Berechnung einer Frist, welche nach Tagen bestimmt ist, wird der Tag nicht mitgerechnet, auf welchen der Zeitpunkt oder das Ereigniß fällt, nach welchem der Anfang der Frist sich richten soll.1 1 Vgl. den auch hier anwendbaren Abs. 2 des § 43. — DieFerien sind einflußlos. §§ 201 ff. G.V.G.

§ 43. Eine Frist, welche nach Wochen oder Monaten bestimmt ist, endigt mit Ablauf desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder Zahl dem Tage entspricht, an welchem die Frist be­ gonnen hat; fehlt dieser Tag in dem letzten Monate, so endigt die Frist mit Ablauf des letzten Tages dieses Monats. Fällt das Ende einer Frist auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag/ so endigt die Frist mit Ablauf des nächstfolgenden Werktages. 1 Nach Landesrecht zu bestimmen.

Vgl. E. IV. 240.

R. III. 365.

§ 44. Gegen die Versäumung1 einer Frist2 kann die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand3 beansprucht werden/ wenn der Antragsteller durch Naturereignisse oder andere unabwendbare Zufälle8 an der Einhaltung der Frist verhindert worden ist. Als unabwendbarer Zufall ist es anzusehen, wenn der Antragsteller von einer Zustellung ohne sein Verschulden keine Kenntniß erlangt hat/ 1 Maßgebend ist der Zeitpunkt des Eingangs m die Hände eines zur Empfangnahme zuständigen Beamten, nicht etwa in einen im Gerichtsgebäude befindlichen Briefkasten. 2 933. i d. v. St. gegen Versäumung von Terminen siehe in den §§ 234, 370, 431, 452. 8 Spezialbestimmungen siehe noch in den §§ 356, 382, 431, 462, 466, 461. 4 Von jedem Betheiligten, daher auch z. B. der Staatsanwaltschaft, dem Bürgen im Fall des § 122 Abs. 2. 6 Dahin gehören namentlich auch Unregelmäßigkeiten im Geschäftsbetriebe, überhaupt Ver­ schulden einer Behörde, vgl. E. II. 271. R. I. 179; unter Umständen auch des Vertheidigers. 6 Mit Rücksicht auf §§ 166—169 C.P.O. (Anm. zu § 37), aber auch § 186 das. und § 40 St.P.O.

§ 45. Das Gesuch um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand muß binnen einer Woche1 nach Beseitigung des Hindernisses bei demjenigen Gerichte, bei welchem die Frist wahrzunehmen gewesen wäre, unter Angabe und Glaubhaft­ machung2 der Versäumungsgründe angebracht werden/ Mit dem Gesuch ist zugleich die versäumte Handlung selbst nachzuholen. 1 § 43. 2 Vgl. Anm. 3 zu § 26. 8 Eine besondere Form ist an sich nicht vorgeschrieben, sie kann jedoch nach Abs. 2 erforderlich sein und ist dann insoweit auch für Zulaffung der Wiedereinsetzung nothwendig. Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

4

50

4. Strafprozeßordnung.

§§ 46—49.

§ 46. Ueber das Gesuch entscheidet1 dasjenige Gericht, welches bei rechtzeitig erfolgter Handlung zur Entscheidung in der Sache selbst berufen gewesen wäre. Die dem Gesuche stattgebende Entscheidung unterliegt keiner Anfechtung. Gegen die das Gesuch verwerfende Entscheidung findet sofortige Beschwerde2 statt.3 1 Durch Beschluß. Vgl. auch § 33. 2 § 353. — § 346 Abs. 3 gilt aber auch hier. Vgl. Sinnt. 1 zu § 28. 3 Hinsichtlich der Kosten s. § 605 Abs. 3 und G-K.G. § 66 Nr. l.

§ 47. Durch das Gesuch um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wird die Vollstreckung einer gerichtlichen Entscheidung nicht gehemmt. Das Gericht1 kann jedoch einen Aufschub der Vollstreckung anordnen. 1 des § 46. Für eine einstweilige Aussetzung m dringenden Fällen wtrd jedoch auch das Gertcht des § 45 und die Staatsanwaltschaft für befugt zu erachten sein. Vgl. auch § 349 Abs. 2 int Falle des § 46 Abs. 3.

Sechster Abschnitt. Zeugen. § 48. Die Ladung * der Zeugen geschieht2 unter Hinweis auf die gesetzlichen Folgen des Ausbleibens.3 Die Ladung * einer dem aktiven3 Heere oder der aktiven3 Marine angehören­ den Person des Soldatenstandes6 als Zeugen erfolgt durch Ersuchen der Militär­ behörde. 7 1 Regelmäßig schrtftltche; mündliche und telegraphische ist jedoch nicht ausgeschlossen. 2 § 36 und Sinnt, l das., direkte Ladung Settens des Gertchts jedoch mcht unzulässig. — S. auch § 38. 3 § 50. — Im Uebrigen ist der Inhalt der Ladung nicht vorgeschrieben. * Dte Vernehmung erfolgt durch das Ctvil- und ntcht durch das Militärgericht auch im Fall auswärttger Vernehmung. 6 Anm. 6 zu tz 34 G.V.G. 6 G. v. 9.111. 67 (B.G.Dl. 131) §§ 6, 7, 15. — M.St.G.B. §§ 4—6 und Verzeichmß A. in der Beilage desselben. Militär-Beamte gehören nicht zum Soldatenstande. 7 Die betreffenden Mtlitär-Behörden sind bezetchnet R.C Bl. 1880 Nr. 26, auch preuß. J.M.Bl. 1880 S. 167.

§ 49. Der Reichskanzler, die Minister eines Bundesstaates, die Mitglieder der Senate der freien Hansestädte, die Vorstände der obersten Reichsbehörden 1 und die Vorstände der Ministerien sind an ihrem Amtssitze2 oder, wenn sie sich außer­ halb desselben aufhallen, an ihrem Aufenthaltsorte2 zu vernehmen. Die Mitglieder des Bundesraths sind während ihres Aufenthalts am Sitze des Bundesraths an diesem Sitze, und die Mitglieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung während der Sitzungsperiode und ihres Aufenthalts am Orte der Versammlung an diesem Orte zu vernehmen. Zu einer Abweichung von den bevorstehenden Bestimmungen bedarf es: in Betreff des Reichskanzlers der Genehmigung des Kaisers, in Betreff der Minister und der Mitglieder des Bundesraths der Genehmigung des Landesherrn, in Betreff der Mitglieder der Senate der freien Hansestädte der Genehmigung des Senats, in Betreff der übrigen vorbezeichneten Beamten der Genehmigung ihres un­ mittelbaren Vorgesetzten, in Betreff der Mitglieder einer gesetzgebenden Versammlung der Genehmigung der letzteren.3

4. Strafprozeßordnung.

§§ 50, 51.

51

1 Verzeichniß I. zur V. v. 23./11. 74 (R.G.Bl. 136), ferner: Reichsbank-Drrektorium B. v. 19./12. 75 (R.G.Bl. 378), Reichspostamt B. v. 22./12. 76 (R G.Bl. 379), A.E. v. 23./2. 80 (R.G.Bl. 25), Reichs­ justizamt Etat Pro 1877/78 (R.G.Bl. 446), Reichsamt f. d. Berw. b. Reichsersenbahnen A.E. v. 27/6. 78 (R.G.BI. 1879 S. 193), Rerchsschatzamt A.E. v. 14./7. 79 (R.G.Bl. 196), Reichsgericht (G.V.G. §§ 125 ff.), Rerchsamt des Innern A.E. v. 24./12. 79 (R.G.Bl. 321). 2 d. i. Ort (Ortschaft) des Amtssitzes oder Aufenthaltsortes, nicht am Orte des betreffenden Gerichts­ sitzes, andererseits aber auch nicht in der Wohnung. 3 Nur im Fall der Versagung der Genehmigung liegt § 222 vor. Die Nachsuchung der Ge­ nehmigung liegt dem die Ladung Veranlassenden ob.

§ 50. Ein ordnungsmäßig 1 geladener Zeuge, welcher nicht erscheint, ist in die durch das Ausbleiben verursachten Kosten, sowie zu einer Geldstrafe bis zu dreibundert Mark, und für den Fall, daß diese nicht beigetrieben werden kann, zur Strafe der Haft bis zu sechs Wochen2 zu verurtheilen. ^ Auch ist die zwangs­ weise Borführung des Zeugen zulässig.* Im Falle wiederholten Ausbleibens kan die Strafe noch einmal6 erkannt werden. ° Die Berurtheilung in Strafe und Kosten unterbleibt, wenn das Ausbleiben des Zeugen genügend entschuldigt ist.7 Erfolgt nachträglich genügende Ent­ schuldigung, so werden die gegen den Zeugen getroffenen Anordnungen wieder aufgehoben. Die Befugniß zu diesen Maßregeln steht auch dem Untersuchungsrichter, dem Amtsrichter im Vorverfahren, 8 sowie dem beauftragten und ersuchten Richterd Die Festsetzung und die Vollstreckung der Strafe gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson10 erfolgt auf Ersuchen durch das Militärgericht, die Vorführung einer solchen Person durch Ersuchen der Militärbehörde.1112 1 unter Beobachtung der §§ 48, 49, 71. — Die Berechtigung zur Verweigerung des Zeugnisses (§§ 51—54) schließt dre Pflicht zum Erscheinen nrcht aus. — Uebrigens gilt der § auch für unmittelbar geladene Zeugen. § 219. 2 § 29 St.G.B. also mcht anwendbar. 3 Durch Beschluß. Anhörung der Staatsanwaltschaft: § 33. Anfechtung: § 346. Vollstreckbar­ keit: § 349. 4 Fakultativ neben der Zwangsvorschrift Satz l. 5 Nur noch einmal, auch wenn die Maximalhöhe der Strafe nicht erreicht ist. 6 Gebührenfrei. Vgl. G.K.G. § 47 Nr. 8. Aber auch Abs. 3 das. für die Beschwerdeinstanz. 7 Unwahre Entschuldigungsgründe: § 138 St G.B. 8 §§ 160, 163, 164, 183. — § 211 Abs. 2 fällt schon unter Abs. 1. Im Schöffengericht nehmen die Schöffen Theil. § 30 G.V.G. 9 Der ,,beauftragte" Richter gehört dem mit der Sache befaßten, der ,,ersuchte" einem andern Gericht an. 10 Nicht bloß Person des Soldatenstandes. Vgl. Anm. 7 zu § 34 G.V.G. und Anm. 6 zu § 46. 11 Anm. 7 zu § 48. is S. auch § 69.

§ 51. Zur Verweigerung des Zeugnisses1 sind berechtigt: 1. der Verlobte2 des Beschuldigten-/ 2. der Ehegatte des Beschuldigten/ auch wenn die Ehe nicht mehr besteht; 3. diejenigen, welche mit dem Beschuldiglend in gerader Linie verwandt, verschwägert oder durch Adoption verbunden, oder in der Seitenlinie bis zum dritten Grade verwandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert sind, auch wenn die Ehe, durch welche die Schwägerschaft begründet ist, nicht mehr besteht. Die bezeichneten Personen* sind vor jeder Vernehmung über ihr Recht zur Verweigerung des Zeugnisses zu belehren.6 Sie können den Verzicht auf dieses Recht auch während der Vernehmung widerrufen.6 7 1 Beerdigung: § 57.

52

4. Strafprozeßordnung.

§§ 52—55.

2 Nur thatsächliches Verlöbniß, nicht auch gesetzliche Form desselben ist erforderlich. Vgl. auch § 55. 3 Auch des Mitbeschuldigten, selbst wenn dieser bereits rechtskräftig verurtheilt ist. E. I. 207, in. 161. R. I. 347. 4 Auch wenn sie nach § 56 nur unbeeidigt vernommen werden können. E. II. 228. R. II. 208. 6 Durch das Protokoll zu beurkunden. § 273. Verletzung Revisionsgrund, selbst wenn im Vor­ verfahren Belehrung erfolgt ist. E. II. 192. R. II. 161. — Vgl. auch § 157 Nr. 2 St-G.B. 6 Auch die Verweigerung des Zeugnisies ist widerruflich. E. II. 53. — Ausdrücklicher Verzicht übrigens nicht erforderlich. E. III. 325. 7 Vgl. auch § 251.

§. 52. Zur Verweigerung des Zeugnisses sind ferner1 berechtigt: 1. Geistliche in Ansehung desjenigen, was ihnen bei Ausübung der Seel­ sorge anvertraut2 ist; 2. Vertheidiger3 des Beschuldigten in Ansehung desjenigen, was ihnen in dieser ihrer Eigenschaft anvertraut ist; 3. Rechtsanwälte * und Aerzte3 in Ansehung desjenigen, was ihnen bei Ausübung ihres Berufs anvertraut ist.6 Die unter Nr. 2, 3 bezeichneten Personen dürfen das Zeugniß nicht verweigern, wenn sie von der Verflichtung zur Verschwiegenheit entbunden finb.7 1 Belehrung hier nicht vorgeschrieben. R. III. 350. Vorschriften, wie in § 57 für § 61, hier nicht gegeben. 2 — mittheilen. Von wem, ist gleichgültig, nicht 3 §§ 138, 144. 4 Nicht Notare. Prot. 807. 6 Einschließlich der Wund-, Zahn-, Thierärzte, § Hebeammen. Prot. 807. 6 Vgl. § 300 St.G.B. 7 Nur von dem, welcher die Mittheilung gemacht

Auch sind hinsichtlich der Beeidigung besondere bloß vom Beschuldigten.

S. auch Anm. 6.

29 der G.O., nicht aber der Apotheker oder

hat.

S. Anm. 2.

§ 53. Oeffentliche Beamte, auch wenn sie nicht mehr im Dienste sind, dürfen über Umstände, auf welche sich ihre Pflicht zur Amtsverschwiegenheit bezieht, als Zeugen nur mit Genehmigung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde oder der ihnen zuletzt vorgesetzt gewesenen Dienstbehörde vernommen werden.1 Für den Reichs­ kanzler bedarf es der Genehmigung des Kaisers, für die Minister der Genehmigung des Landesherrn, für die Mitglieder der Senate der freien Hansestädte der Ge­ nehmigung des Senats. Die Genehmigung darf nur versagt werden, wenn die Ablegung des Zeugnisses dem Wohle des Reichs oder eines Bundesstaates Nachtheil bereiten würde. 1 Im Uebrigen sind, z. B. hinsichtlich der Pflicht zum Erscheinen, der Beeidigung, besondere Bestimmungen nicht gegeben. Damit ist auch die Versicherung auf den Diensteid fortgefallen. Prot. 59 f., 819. S. jedoch E.G. § 3 Abs. 2, 3 und preuß. Forstdiebstahlsg. v. 15./4. 78 (G.S. 222), §§ 23 ff. Vgl. auch Preuß. F. und Forstpolizeig. v. 1./4. 80 (G.S. 230) § 66.

§ 54. Jeder Zeuge» kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihm selbst oder einem der im § 51 Nr. 1-3 bezeichneten An­ gehörigen die Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung 1 zuziehen würde.2 3 1 disziplinargerichtliche genügt nicht. Prot. H30. Ebensowenig die Gefahr der Unehre oder eines Vermögensnachtherls, unbeschadet natürlich der richterlichen Verpflichtung, auf solche Umstände Rücksicht zu nehmen. Auch muß die „Verfolgung" noch möglich sein; verjährte Strafthaten genügen daher nicht. Vgl. auch § 56 Nr. 3. 2 Vgl. § 157 Nr. 1 St.G.B. 3 Anm. i zu § 52 gilt auch hier. R. III. 360.

§ 55. Die Thatsache, auf welche der Zeuge die Verweigerung des Zeugnisses in den Fällen der §§ 51, 52, 54 stützt, ist auf Verlangen glaubhaft zu machen.1 Es genügt die eidliche2 Versicherung des Zeugen.

4. Strafprozeßordnung.

§§ 56—60.

53

1 Sinnt. 3 zu § 26. 2 nicht eidesstattliche. Die §§ 64, 66 gelten auch hier, nicht aber § 65.

§ 56.1

Unbeeidigt sind zu vernehmen:

1. Personen, welche zur Zeit der Vernehmung das sechzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet oder wegen mangelnder Verstandesreife oder wegen Berstandesschwäche von dem Wesen und der Bedeutung des Eides keine genügende Vorstellung haben; 2. Personen, welche nach den Bestimmungen der Strafgesetze unfähig sind, als Zeugen eidlich vernommen zu werden;2 3. Personen, welche hinsichtlich der den Gegenstand der Untersuchung bildenden That3 als Theilnehmer,4 Begünstiger oder Hehler 3 verdächtig oder bereits verurtheilt ftnb.6 1 In den §§ 66, 57 sind die Gründe der Nichtbeeidigung erschöpfend aufgeführt. Aus ihnen in Verbindung mit § 60 folgt, daß jedes andere Zeugniß beeidigt werden muß, mag es auch ohne Beeidigung völlig glaubhaft (R. I. 359), oder mit Beeidigung unglaubwürdig sein, oder mögen die Prozeßbethetligren auf die Vereidigung verzichten (R. I. 400). Vgl. jedoch § 65. — Die Nicht­ beeidigung ist zu beschließen und ebenso wie die Beeidigung durch das Protokoll festzustellen. §§ 273, 274. R. I. 631. Begründung: vgl. E. IV. 324. R. III. 422. 2 § 161 SL.G.B. und für Verurtheilungen aus früherer Zeit (vor Einführung des St.G.B.) bie damals geltenden Landesgesetze. Vgl. für Preußen A.O. v. 28./2. 72 (G.S. 259), auch E. IV. 335. 3 Umfassend den ganzen Vorfall, wenn auch nicht das gleiche Delikt in Frage steht. R. I. 623. 4 §§ 47 ff. St.G.B. 6 §§ 257 ff. St.G.B. Vgl. auch E. II. 217. R. II. 177. 6 Vgl. noch Sinnt. 4 zu § 51.

§ 57. Stehen Personen zu dem Beschuldigten1 in einem Verhältnisse, welches sie nach § 51 zur Verweigerung des Zeugnisses berechtigt, so hängt es von dem richterlichen Ermessen2 ab, ob sie unbeeidigt zu vernehmen3 oder zu beeidigen sind. Dieselben können auch nach der Vernehmung die Beeidigung des Zeugnisses verweigern und sind über dieses Recht zu belehren.4 1 Sinnt. 3 zu § 61. 2 Zunächst des Vorsitzenden. Vgl. § 237. E. III. 46. 8 Selbst wenn sie im Vorverfahren bereits eidlich vernommen sein sollten R. I. 358. 4 Vgl. auch § 251.

§ 58. Jeder Zeuge ist einzeln und in Abwesenheit der später abzuhörenden Zeugen zu vernehmen.12 Eine Gegenüberstellung mit anderen Zeugen oder mit dem Beschuldigten findet im Vorverfahren3 nur dann statt, wenn sie ohne Nachtheil für die Sache nicht bis zur Hauptverhandlung ausgesetzt bleiben kann. 1 Seine Anwesenheit läßt jedoch seine spätere Vernehmung nicht unstatthaft erscheinen. E. I. 366, II. 53. R. I. 603. 2 Hinsichtlich der Anwesenheit anderer Prozeßbetheiligter vgl. §§ 167, 191, 192, 223, 409 und für die Hauptverhandlung §§ 226, 230—232, 246, 319 ff. 8 d. i. vorbereitendes Verfahren und Voruntersuchung.

§ 59. Vor der Leistung des Eides hat der Richter den Zeugen in angemessener Weise auf die Bedeutung des Eides hinzuweisen. § 60. Jeder Zeuge ist1 einzeln und vor seiner Vernehmung2 zu beeidigen. Die Beeidigung kann jedoch aus besonderen Gründen,3 namentlich wenn Bedenken gegen ihre Zulässigkeit obwalten, bis nach Abschluß der Vernehmung4 ausgesetzt werden. 1 Vgl. Sinnt. 1 zu § 56. 2 Zur Vernehmung gehören auch die Fragen § 67. E. III. 79. R. II. 685. Nicht aber etwaige Erklärungen, in Folge deren auf die Vernehmung verzichtet wird. E. II. 267. R. II. 253.

4. Strafprozeßordnung.

54

§§ 61—66.

3 Ihre Verkündigung und Protokollirung ist nicht erforderlich. Ebensowenig besonderer Gerichts­ beschluß. Vgl. § 237. E. m. 370. 4 Schluß der Beweisaufnahme. E. II. 219.

§ 61.

Der vor der Vernehmung zu leistende Eid lautet: daß Zeuge nach bestem Wissen die reine Wahrheit sagen, nichts ver­ schweigen und nichts hinzusetzen werde; der nach der Vernehmung zu leistende Eid lautet: daß Zeuge nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt, nichts ver­ schwiegen und nichts hinzugesetzt habe.1 1 Vgl. § 85.

§ 62.

Der Eid beginnt mit den Worten: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden" und schließt mit den Worten: „So wahr mir Gott helfe." § 63. Der Eid wird mittels Nachsprechens oder Ablesens der die Eidesnorm enthaltenden Eidesformel geleistet.1 Der Schwörende2 soll3 bei der Eidesleistung die rechte Hand erheben. Stumme, welche schreiben können, leisten den Eid mittels Abschreibens und Unterschreibens der die Eidesnorm enthaltenden Eidesformel. Stumme, welche nicht schreiben sönnen,4 leisten den Eid mit Hülfe eines Dolmetschers durch Zeichen. ^ 1 S. § 190 G.V.G. 2 Mann oder Frau. 8 Nur instrukttonell. Ber. b. R.T.K. 20. 4 Vgl. hier auch § 56 Nr. i. 6 S. auch § 71 Abs. 2.

§ 64. Der Eidesleistung wird gleichgeachtet, wenn ein Mitglied einer Rcligionsgesellschaft, welcher das Gesetzt den Gebrauch gewisser Betheuerungsformeln an Stelle des Eides gestattet, eine Erklärung unter der Betheuerungsformel dieser Religionsgesellschaft abgiebt.2 1 Preußen: V. v. 11./3. 27 (G.S. 28) Mennoniten. K.O. v. 19./H. 36 (Jahrb. Bd. 49 S. 175) Philipponen. 2 Vgl. auch § 155 Nr. 1 St.G.B.

§ 65. Die Beeidigung der Zeugen erfolgt, vorbehaltlich der Bestimmungen des § 222, in der Hauptverhandlung.1 Sie kann schon in der Voruntersuchung2 erfolgen, wenn3 voraussichtlich der Zeuge am Erscheinen in der Hauptverhandlung verhindert oder sein Erscheinen wegen großer Entfernung besonders erschwert sein wird, oder wenn die Beeidigung als Mittel zur Herbeiführung einer wahrheitsgemäßen Aussage erforderlich erscheint. In dem vorbereitenden Verfahren4 ist die Beeidigung nur zulässig, wenn3 Gefahr im Verzug obwaltet, oder wenn die Beeidigung als Mittel zur Herbei­ führung einer wahrheitsgemäßen Aussage über eine Thatsache, von der die Er­ hebung der öffentlichen Klage abhängig ist, erforderlich erscheint. Erfolgt die Beeidigung im Vorverfahren,6 so ist der Grund in dem Protokolle anzugeben. 1 S. jedoch § 328 Abs. 2. 2 §§ 176 ff. 3 Die Entscheidung über die Voraussetzungen ist Sache des Richters, waltschaft. 4 §§ 156 ff. 6 d. h. vorbereitendes Verfahren und Voruntersuchung.

nicht der Staatsan­

§ 66. Wird der Zeuge, nachdem er eidlich vernommen worden ist, in dem­ selben Vorverfahren1 oder in demselben Hauptverfahren2 nochmals vernommen,

4. Strafprozeßordnung.

§§ 67—69.

55

so samt3 der Richter statt der nochmaligen Beeidigung den Zeugen die Richtigkeit seiner Aussage unter Berufung auf den früher geleisteten Eid versichern lassen.46 1 Anm. 5 zu § 65. 2 Nicht bloß Hauptverhandlung. R. I. 398. Also auch, wenn § 222 angewandt oder ein zweiter Hauptverhandlungstermin anberaumt ist. E. IV. 437. R. HI. 490. „Dasselbe" Hauptverfahren umfaßt auch die nach Aufhebung des ersten Urtheils nothwendig gewordene neue Hauptverhandlung. E. II. 234. 3 fakultativ. 4 Bei einer wiederholten Vernehmung in demselben Termin ist beim promissorischen Eide, falls die Vernehmung nicht bereits ausdrücklich für beendet erklärt war, auch diese Versicherung nicht nöthig. R. I. 756. Anders beim assertorischen Eide. R. I. 398. » S. auch § 165 Nr. 2 St.G.B.

§ 67. Die Vernehmung beginnt damit, daß der Zeuge über Vornamen und Zunamen, Alter, Religionsbekenntniß, Stand oder Gewerbe und Wohnort befragt wird. Erforderlichenfalls sind dem Zeugen Fragen über solche Umstände, welche seine Glaubwürdigkeit in der vorliegenden Sache betreffen, insbesondere über seine Beziehungen zu dem Beschuldigten oder dem Verletzten, vorzulegen.1 1 Die Frage nach Vorbestrafungen ist dem Ermesien des Richters überlassen. M. 51. Vgl. jedoch § 56 Nr. 2. Eine Nothwendigkeit der Frage liegt aber auch dort nicht vor. E. III. ioo.

§ 68. Der Zeuge ist zu veranlassen, dasjenige, was ihm von dem Gegen­ stände seiner Vernehmung bekannt ist, im Zusammenhange anzugeben. Vor seiner Vernehmung ist dem Zeugen der Gegenstand der Untersuchung und die Person des Beschuldigten, sofern ein solcher vorhanden ist, zu bezeichnen. Zur Aufklärung und zur Vervollständigung der Aussage sowie zur Erforschung des Grundes, auf welchem die Wissenschaft des Zeugen beruht, sind nöthigenfalls weitere Fragen zu stellen.1 1 Verhandlung mit der deutschen Sprache nicht Mächtigen, Tauben, Stummen: §§ 187 ff. V.B.G. — Protokollirung: §§ 186, 166, 273. — Vernehmungsweise: §§ 237—241.

§ 69.1 Wird das Zeugniß oder die Eidesleistung ohne gesetzlichen Grund verweigert, so ist der Zeuge in die durch die Weigerung verursachten Kosten sowie zu einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und für den Fall, daß diese nicht beigetrieben werden kann, zur Strafe der Haft bis zu sechs Wochen ^ zu verurtheilen.8 Auch kann4 zur Erzwingung des Zeugnisses6 die Haft angeordnet werden,3 jedoch nicht über die Zeit der Beendigung des Verfahrens in der Instanz, auch nicht über die Zeit von sechs Monaten, und bei Uebertretungen nicht über die Zeit von sechs Wochen hinaus. Die Befugniß zu diesen Maßregeln steht auch dem Untersuchungsrichter, dem Amtsrichter im Vorverfahren, sowie dem beauftragten und ersuchten Richter0 zu.7 Sind die Maßregeln erschöpft, so können sie in demselben oder in einem anderen Verfahren, welches dieselbe That8 zum Gegenstände hat, nicht wiederholt werden. Die Festsetzung und die Vollstreckung der Strafe gegen eine dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehörende Militärperson8 erfolgt auf Ersuchen durch das Militärgericht.10 , 1 Vgl. § 60. 2 Anm. 2 zu § 50. 3 Anm. 3 zu § 50. — Die Verurtheilung zur Strafe des Abs. l darf nur einmal stattfinden, auch wenn die Maximalhdhe nicht erreicht ist. Anders bei dem Zwangsmittel des Abs. 2, welches von Neuem angewandt werden darf. bis die höchste Zeitdauer erschöpft ist. 4 Anm. 4 zu § 50. 6 hier zugleich die Beeidigung umfassend, wie sich aus Entw. § 61, Prot. 77, 828 ergibt. 0 Anm. 9 zu § 50. 7 Anm. 6 zu § 50.

56

4. Strafprozeßordnung.

§§ 70—75.

8 d. t. denselben Vorfall, wenn auch ein anderes Delikt oder eine andere Person in Frage steht. 9 Sinnt, io zu § 60. 10 Die Vollstreckung erfolgt auch bei der Zwangshaft (Abs. 2) durch Ersuchen der Militär­ behörde.

§ 70. Jeder von dem Richter oder der Staatsanwaltschaft gclabene1 Zeuge hat nach Maßgabe der Gebührenordnung2 Anspruch auf Entschädigung aus der Staatskasse für Zeitversäumniß und, wenn sein Erscheinen eine Reise erforderlich macht, auf Erstattung der Kosten, welche durch die Reise und den Aufenthalt am Orte der Vernehmung verursacht werden.3 1 Hinsichtlich der unmittelbar geladenen s. § 219. 2 G.O. f. Z. u. S. v. 30./6. 78 (R.G.BI. 173).

8 Vgl. auch § 166 G.V.G.

§ 71. Die Landesherren und die Mitglieder der landesherrlichen sowie die Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern sind in ihrer zu vernehmen. Den Eid leisten dieselben mittels Unterschreibens der die Eidesnorm den Eidesformel. Zur Hauptverhandlung werden sie nicht geladen. Das Protokoll gerichtliche Vernehmung ist in der Hauptverhandlnng zu verlesen.1

Familien, Wohnung enthalten­ über ihre

1 Gebührenordnung für Rechtsanmülte. Vom 7. Juli 1879 (R.G.Bl. 176). Gesetzeskraft fett i. Oktober 1879.

(Auszug.)

Vierter Abschnitt. Gebühren in Strafsachen. § 63. In Strafsachen erhält der Rechtsanwalt als Vertheidiger in der Hauptverhandlung erster Instanz: 1. vor dem Schöffengerichte............................................................. 12 Mark; 2. vor der Strafkammer..................................................................20 Mark; 3. vor dem Schwurgericht oder dem Reichsgerichte .... 40 Mark? 1 Anderwerte Vereinbarung ist zulässig: § 93, jedoch nur für den Auftraggeber, nicht auch den erstaUungspflichtigen Gegner brndend: § 94.

§ 64. Erstreckt sich die Verhandlung auf mehrere Tage, so erhöhen sich die im § 63 bestimmten Gebühren für jeden weiteren Tag der Vertheidigung um fünf Zehntheile. Im Verfahren auf erhobene Privatklage findet diese Bestimmung nicht An­ wendung. § 65. Findet in den auf Privatklage verhandelten Sachen eine Beweis­ aufnahme statt, so erhöht sich die im § 63 bestimmte Gebühr um 6 Mark. § 66. In der Berufungsinstanz sowie in der Revisionsinstanz stehen dem Rechtsanwälte die in den §§ 63 bis 65 bestimmten Sätze zu. Die Stufe bestimmt sich nach der Ordnung des Gerichts, welches in erster Instanz erkannt hat. § 67. Für die Vertheidigung im Vorverfahren1 erhält der Rechtsanwalt: 1. in den zur Zuständigkeit der Schöffengerichte gehörigen Sachen 6 Mark; 2. in den zur Zuständigkeit der Strafkammer gehörigen Sachen 10 Mark; 3. in den zur Zuständigkeit der Schwurgerichte oder des Reichs­ gerichts gehörigen Sachen........................................................ 12 Mark. 1 Vorbereitendes Verfahren u. Voruntersuchung.

Vgl. §§ 137, 142 St.P.O.

§ 68. Fünf Zehntheile der im § 63 bestimmten Sätze stehen dem Rechts­ anwälte ju1 für Anfertigung 1. einer Schrift zur Rechtfertigung einer Berufung 2. einer Schrift zur Begründung einer Revision;3 3. eines Antrags auf Wiederaufnahme des Verfahrens; 4. eines Gnadengesuchs.

9. Gebührenordnung für Rechtsanwälte.

§§ 69—77.

161

Die Stufe bestimmt sich nach der Ordnung des Gerichts, welches in erster Instanz erkannt hat. 1 Vgl. jedoch § 70. 3 Vgl. § 71.

2 Der Anfertigung steht die Unterzeichnung gleich. § 5.

§ 69. Für Einlegung eines Rechtsmittels1 sowie für Anfertigung ^ anderer, als der im § 68 bezeichneten Anträge, Gesuche und Erklärungen erhält der Rechts­ anwalt je 2 Mark? 1 Beschwerde, Berufung, Revision 2 Vgl. Anm. 2 zu § 68. 3 Vgl. jedoch § 70, auch § 73 Abs. 2.

§ 70. Die in den §§ 63 bis 66 sowie die im § 67 bestimmten Gebühren um­ fassen die Anfertigung der zu derselben Instanz oder zu dem Vorverfahren gehörigen Anträge, Gesuche und Erklärungen, sowie die Einlegung von Rechts­ mitteln gegen Entscheidungen oder Verfügungen derselben Instanz oder des Vor­ verfahrens. § 71. Auf die Gebühr für Rechtfertigung der Berufung (§ 68 Nr. 1) und auf die Gebühr für Begründung der Revision (§ 68 Nr. 2) wird die Gebühr für Einlegung des Rechtsmittels (§ 69) angerechnet. § 72. Im Falle der Vertheidigung mehrerer Beschuldigter durch einen gemeinschaftlichen Vertheidiger erhöhen sich die Gebühren um fünf Zehntheile? 1 Nur einmal, auch bet einer Vertheidigung von drei und mehreren.

§ 73. In Ansehung der Gebühren für Vertretung eines Privatklägers, eines Nebenklägers oder einer Verwaltungsbehörde (Strafprozeßordnung § 464) kommen die Bestimmungen über bie Gebühren für die Vertheidigung zur entsprechenden Anwendung. Die Anfertigung 1 einer Privatklage begründet für den Rechtsanwalt die im § 67 Nr. 1 bestimmte Gebühr? 1 Vgl. Anm. 2 zu 8 68

2

Bgl. jedoch § 70.

§ 74. Für Anfertigung * eines Antrags auf gerichtliche Entscheidung im Falle des § 170 der Strafprozeßordnung erhält der Rechtsanwalt die im § 67 bestimmten Sätze. 1 Vgl. Anm. 2 zu § 66.

§ 75. Nach Maßgabe der Vorschriften des zweiten Abschnitts (§ 23)1 stehen dem Rechtsanwälte Gebühren besonders zu für die Vertretung: 1. in dem Verfahren behufs Festsetzung der zu erstattenden Kosten (Straf­ prozeßordnung 8 496 Abs. 2.); 2. in der Zwangsvollstreckung aus Entscheidungen, welche über eine Buße oder über Erstattung von Kosten ergangen sind (Strafprozeßordnung §§ 495, 496). 1 3/io der nach dem Werthe abgestuften Gebührensätze in Civilsachen.

Fünfter Abschnitt. Austagen. § 76. Für die Höhe der dem Rechtsanwälte zustehenden Schreibgebühren sind die Vorschriften des § 80 des Gerichtskostengesetzes maßgebend. § 77. Für Verpackung von Briefen und Akten dürfen Auslagen nicht berechnet werden. Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

162

9. Gebührenordnung für Rechtsanwälte.

§§ 78—83.

§ 78. Bei Geschäftsreisen erhält der Rechtsanwalt, vorbehaltlich der Be­ stimmungen in den §§ 18, 37, 39 Abs. 2 der Rechtsanwaltsordnung: I. an Tagegeldern....................................................................... 12 Mark — Ps.; II. für ein Nachtquartier...............................................................5 Mark — Pf.; III. an Fuhrkosten einschließlich der Kosten der Gepäck­ beförderung: 1. wenn die Reise auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen gemacht werden kann,für dasKilometer .... — Mark 13 Pf. und für jeden Zu- undAbgang....................................... 3 Mark — Pf.; 2. anderenfalls...................................................................— Mark 60 Pf. für das Kilometer der nächsten fahrbaren Straßenverbindung. Haben höhere Fuhrkosten aufgewendet werden müssen, so werden diese erstattet? 1 Hinsichtlich der Erstattung vom Privatgegner vgl. § 503 Abs. 5 Anm. 7, § 504.

Sl.P.O.

§ 79. Die Fuhrkosten werden für die Hin- und Rückreise besonders berechnet. Hat ein Rechtsanwalt Geschäfte an verschiedenen Orten unmittelbar nach ein­ ander ausgerichtet, so ist der von Ort zu Ort zurückgelegte Weg ungetheilt der Berechnung der Fuhrkosten zu Grunde zu legen. Bei einer Reise zur Ausführung der Aufträge mehrerer Auftraggeber findet die Vorschrift des § 31 entsprechende Anwendung. 1 Danach haftet jeder Auftraggeber für den vollen Betrag, welcher bei abgesonderter Ausführung seines Auftrags erwachsen sein würde.

§ 80. Für Geschäfte am Wohnorte stehen dem Rechtsanwälte weder Tage­ gelder noch Fuhrkosten zu; dasselbe gilt von Geschäften außerhalb des Wohnortes in geringerer Entfernung als zwei Kilometer von demselben. War der Rechtsanwalt durch außergewöhnliche Umstände genöthigt, sich eines Fuhrwerks zu bedienen, oder waren sonstige nothwendige Unkosten, wie Brücken­ oder Fährgeld, aufzuwenden, so find die Auslagen zu erstatten. Für einzelne Ortschaften kann durch die Landesjustizverwaltung bestimmt werden, daß den Rechtsanwälten bei den nicht an der Gerichtsstelle vorzunehmenden Geschäften die verauslagten Fuhrkosten zu erstatten sind. § 81. Bei Berechnung der Entfernungen wird jedes angefangene Kilometer für ein volles Kilometer gerechnet. § 82. Der Rechtsanwalt, welcher seinen Wohnsitz verlegt, kann bei Fort­ führung eines ihm vorher ertheilten Auftrags Tagegelder und Reisekosten nur insoweit verlangen, als sie ihm auch bei Beibehaltung seines Wohnsitzes zuge­ standen haben würden. § 83. Hat ein Rechtsanwalt seinen Wohnsitz an einem Orte, an welchem sich kein Gericht befindet, so kann die Landesjustizverwaltung bestimmen, daß ihm Tagegelder und Reisekosten nur insoweit zustehen, als er solche auch verlangen könnte, wenn er seinen Wohnsitz an dem Orte des Amtsgerichts, in dessen Bezirk er wohnt, genommen hätte.

10. Militair-Ktrafgerichts-Ordnung. Vom 3. April 1845 (G.S. 329, B.G.Bl. 1867 S. 229). Die preuß. Militär-Strafgerichtsordnung v. 3./4. 45 gilt gegenwärtig außer in Bayern und Württemberg (Reichsverfassung, Schlußbest, zum XI. Abschnitt) im gesammten Reichsgebiet. B. v. 29./12. 67 (B.G.Bl. 185), Reichsverfassung Art. «l. V. v. 24 /11. 71 (R.G Bl. 401), G. v. 6./12 73. G.Bl. für Elsaß-Lothr. 331). Das tm Mtl.G. v. 2./5. 74 (R.G.Bl. 45) vorbehaltene Reichsgesetz ist noch nicht erschienen.

Auszug, soweit die Bestimmungen die Civilstrafgcrichtsbarkcit berühren.

(Grenzen der Militärgerichtsbarkeit.)

§ 1. Der Mililairgerichtsbarkcit sind unterworfen: 1) sämmtliche zum ©0^0101^6^01 gehörende Personen ohne Unterschieds 2) die Beamten der Militairverwaltung, welche in dem diesem Gesetzbuch unter Littr. A. beigefügten Vcrzeichniß ^ als Militairbeamte aufgeführt ' sind;' 3) alle mit Jnaktivitätsgchalt entlassene, alle zur Disposition gestellte und alle mit Pension verabschiedete Offiziere; 4) die Militairlehrer und Zöglinge der militairischen Bildungsanstalten, soweit darüber durch besondere Vorschriften nichts anderes bestimmt ist. 1 Vgl. Anm. 6 zu tz 48 St.P.O. — Vgl. auch §§ 6 ff. 2 auch die Offiziere & la suite tu den tm § 2 Abs. 3 E.G. zum M.St.B G. vorgesehenen Fällen; hinsichtlich der Landgendarmen entschetden die Landesgesetze. Vgl. § 2 E.G. z. M.St.G.B. In Preußen unterstehen sie der Militärgertchtsbarkett. Vgl. § 16 Nr. 2. 3 Vgl. statt dessen jetzt V. v. 29./G. 80 (R.G.Bl. 169). 4 auch die dem Militärstande ntcht angehörigen Personen, welche auf einem Schiff der Kaiserlichen Marine angestellt find. § 166 Abs. 1 M.St.G.B.

§ 2. Die Militärgerichtsbarkeit umfaßt die Strafsachen, mit Einschluß der Injurien, soweit letztere der gerichtlichen Bestrafung unterliegen. § 3. Den Civilbehörden bleibt die Untersuchung und Entscheidung der Kon­ traventionen gegen Finanz- und Polizeigesetze/ und gegen Jagd- und FischereiVerordnungen in dem Fall überlassen, wenn die Kontravention im Gesetz nur2 mit Geldbuße oder Konfiskation bedroht ist. Ist dagegen im Gesetz die Kontravention nur oder alternativ mit Freiheitsstrafe bedroht, oder trifft mit der Kontravention ein anderes Verbrechen3 zusammen, so steht die Untersuchung und Entscheidung ausschließlich den Militairgerichten zu.

11*

164

10. Militair-Strafgerichts-Ordnung. §§ 4—6.

1 nicht militärpolizeiliche. A.O. v. 19./8. 47 (G S. 334). 2 Event. Freiheitsstrafe für den Unvermögensfall schließt die Zuständigkeit der Civilbehörde nicht aus. O.R. XVII. 624. Hinsichtlich der Vollstreckung und Umwandlung bestimmen:

§ 269. Geldbußen, welche von den Civilbehörden in den zu ihrer Kompetenz gehörenden Fällen wider Militairpersonen verhängt sind, müssen durch das betreffende Militärgericht eingezogen und an die Civilbehörde abgeliefert werden. Kann die Geldbuße nicht erlegt werden, so ist dieselbe von den Militairgerichten (§ 162) in verhältnißmäßige Freiheitsstrafe umzuwandeln. Von der Vollstreckung der Strafe ist der Civilbehörde Nachricht zu geben. § 182. Wenn nach Vorschrift der Gesetze eine rechtskräftig erkannte Strafe in eine andere umzuwandeln ist, so geschieht dies durch ein Resolut des kompetenten Militairgerichts. 3 „Verbrechen" jede strafbare Handlung.

§ 4. Durch Beurlaubung auf bestimmte Zeit, oder durch einstweilige Be­ schäftigung im Civil-Staatsdienst oder im Kommunaldienst wirb der Militairgerichtsstand der im § 1 gedachten Personen nicht geändert. Betrifft jedoch die Anschuldigung lediglich ein Amisverbrechen oder Vergehell im Civil-Staats- oder Kommunaldienst, und gehört der Angeschuldigte nicht dem Offizierstande an, so steht es den Militairgerichten frei, die Untersuchung und Be­ strafung den Civilbehörden zu überlassen, welchen letzteren in jedem Fall das Disziplinarverfahren wegen kleiner Dienstvergehen verbleibt. Die Vollstreckung der Strafen erfolgt aber durch die Militairgerichte,1 welche sie im geeigneten Fall zuvor in militairische Strafen umzuwandeln habend 1 Ausnahme: § 15 Abs. 3 MSt.GB. Sieh demselben in Anm. 2 zu tz 184 (unten S. 169). 2 Eine Umwandlung in militärische Strafen findet nicht mehr statt. M St.G.B.

§ 5. Der Militairgerichtsstand beginnt für die Personen des Soldatenstandes: 1) wenn sie zur Ergänzung des Heeres aus der militairpflichtigen Mann­ schaft ausgehoben werden, a) mit dem Zeitpunkt, wo sie zur Einstellung in einen bestimmten Truppentheil von Seilen der Ersatzbehörde dem zu ihrem Empfang beauftragten Kommando übergeben werden, und b) bei denen, welche nicht durch ein Militairkommando den Truppentheilen zugeführt werden, mit dem Tage, wo ihre Verpflegung durch die Militairverwaltung beginnt; 2) wenn sie freiwillig, sei es zur Ablösung ihrer gesetzlichen Militair-Verpflichtung oder zum dauernden Militairdienst eintreten, mit dem Zeitpunkt ihrer Einstellung in den Truppentheil. Für die Militairbeamten beginnt derselbe mit ihrer definitiven Anstellung oder vertragsmäßigen Annahme. § 6. Alle zum Beurlaubtcnstande gehörende Personen1 des Soldatenstandes sind während der Beurlaubung in Strafsachen den Civilgerichten unterworfen. Von diesen Strafsachen sind ausgenommen und gehören vor die Militairgerichte:2 1) Ungehorsam und Widersetzung gegen Befehle, die den Beurlaubten von ihren Vorgesetzten in Gemäßheit der Dienstordnung erhellt werden; 2) Desertion; 8) wenn Beurlaubte in der Militairuniform a) bei dem Zusammentreffen mit höheren gleichfalls in Uniform befind-

10. Militair-Strafgerichts-Ordnung.

§§ 7.

165

lichen oder mit den in Ausübung des Dienstes begriffenen Personen des Soldatenstandes sich eines Verbrechens schuldig machen, wodurch die Achtung gegen diese verletzt wird, b) an einem von Personen des Soldatenstandes verübten militairischen Verbrechen Theil nehmen, oder c) sich eines Mißbrauchs militairdienstlicher Autorität schuldig machen; 4) Insubordination bei Anbringung von Gesuchen und Beschwerden in militairischen Dienstangelegenheiten; 5) Herausforderungen und Zweikämpfe beurlaubter Landwehr-Offiziere und der mit Vorbehalt der Dienstverpflichtung aus dem stehenden Heere aus­ geschiedenen Offiziere. Trifft ein Verbrechen ^ der 1. bis 5. bezeichneten Art mit einem gemeinen4 Verbrechen zusammen, so ist der Militairgerichtsstand auch wegen des letzteren be­ gründet. 6 1 Militär-G. v. 2. Mar 1874 (R.G.Bl. 45) § 56. Zum Beurlaubtenstande gehören: 1. bte Offiziere, Aerzte, Beamten und Mannschaften der Reserve und Landwehr; 2. die vorläufig in dre Hermath beurlaubten Rekruten und Frerwilliqen (§ 34); 3. die brs zur Entscheidung über ihr ferneres Mrlitärverhältnrß zur Disposition der Ersatzbehördcn entlassenen Mannschaften (§ 54); 4. die vor erfüllter aktiver Drenstpflicht zur Drsposition der Truppentheile beurlaubten Mann­ schaften. * Die nachfolgenden Nummern sind durch das M.St.G.B. und das Mrl.G. v. 2./5. 74 wesentlich modrfizirt und zwar bahrn: 1. Ungehorsam und Widersetzung gegen einen rechtmäßigen Befehl rn dienstlichen Angelegen­ heiten. § 113 M St.G.B. 2. Nichtgestellung im Falle des § 68 M.St.G.B. und Fahnenflucht (Desertion) im Falle der §§ 68 u. 69 das.; für dre sub 2—4 (nicht auch für die sub l; vgl. für diese §§ uo u. 360 Nr. 3 St.G.B., §§ 470—476 St.P.O.) des in Sinnt, l citrrten § 56 aufgeführten Personen auch unerlaubte Entfernung in den Fällen der §§ 64—67 M.SL.G.B. und lebe Fahnenflucht in den Fällen des § 69 M.St.G.B. § 60 Nr 3, G. v. 2./5. 74. — Für diese Fälle (§§ 64—69 M.St.G.B.) unterliegen bei Mobilmachungen und bei beginnender Bildung von Ersatztruppentheilen auch die Ersatzreservrsten l. Kl. der Militärgerichtsbarkeit. § 69 Nr. 6, G. v. 2./5. 74. 3. Strafbare Handlungen gegen die Pflichten militärischer Unterordnung (6. Abschnitt d. M.St.G B.) und Mißbrauch der Dienstgewalt (7. Abschn. M.St.G.B.), wenn dieselben rm dienst­ lichen Verkehr mit den Vorgesetzten, bzw. Untergebenen oder in der Mrlitäruniform begangen worden. . § 113, § 126 M.St.G.B. 4. Unbefugte Veranstaltung von Versammlungen, gemeinsamen Beschwerden u. bergt, im Fall des § 101 M.St.G.B. 5. Herausforderungen und Zweikämpfe beurlaubter Reserve- und Landwehr-Offiziere und der mit Vorbehalt der Dienstverpflrchtung aus dem stehenden Heere ausgeschiedenen Offiziere. 6. Selbstbeschädrgung und Vorschützung von Gebrechen (Simulation) (§§ 81—83 M.St.G.B.), jedoch mir für die sub 2—4 des § 56 Mil.G. aufgeführten Perionen. § 60 Nr. 3 Mrl.G. v. 2./5.74. 3 Vgl. Anm. 3 zu § 3. * b. t nicht militärischen. » Vgl. auch noch § 42 Abs. 2 M.St.G.B.

§ 7. Wenn die zum Beurlaubtenstande gehörenden Personen des Soldatenstandes zu dienstlichen Zwecken einberufen werden, so haben sie während dieser Einberufung den Militairgerichtsstand. Derselbe beginnt: 1) wenn die Einberufung zum Kriege oder wegen außerordentlicher Zu­ sammenziehung der Reserve oder der Landwehr erfolgt, mit dem Em­ pfang der Einberufungsorder; , 2) wenn die Einberufung zu den größeren Uebungen stattfindet, mit dem Anfang des in der Einberufungsordcr bezeichneten Gestellungstages. In beiden Fällen hört dieser Gerichtsstand mit dem Ablauf des Tages der Wieder­ entlassung auf.

166

10. Mililair-Slrafgerichts-Ordnung. §§ 8—13. Erfolgt dagegen 3) die Einberufung zu den kleineren Uebungen1 oder zu anderen dienstlichen Zwecken, so findet der Militairgerichtsstand nur für die Dauer der An­ wesenheit des Beurlaubten im dienstlichen Verhältniß statt.

1 Kleinere Uebungen im Sinne der Nr. 3 finden nicht mehr statt. zu diesem §.

Anm. im Text des B.G.Bl.

§ 8. Die Militärgerichte dürfen jedoch in den Fällen des § 7 ju 2 und 3 das Verfahren den Civilgerichten überlassen und den Angeschuldigten dazu aus­ liefern, wenn ein gemeines Verbrechen1 vorliegt und damit kein militairisches Ver­ brechen 2 zusammentrifft. 1 Vgl Anm. 4 j« § 6 u. Anm. 3 zu § 3 2 d. s. Verbrechen und Vergehen tnt Sinne des § 1 M-St.G.B.

§ 9. Kommen Verbrechen,1 welche Personen des Soldatenstandes vor dem Eintritt in den Dienststand verübt haben, erst nach deren Eintritt zur Sprache, so steht die Untersuchung dem Militairgericht nur in dem Falle zu, wenn die wahrscheinlich zu erwartende Strafe eine dreimonatliche2 Gefängnißstrafe nicht übersteigt. Ist eine längere Freiheitsstrafe zu erwarten, so muß der Angeschul­ digte entlassen und die Untersuchung dem kompetenten Civilgericht überwiesen werden. 1 Vgl. Anm. 3 zu § 3. 2 jetzt ..sechswöchentliche", da nach der Allg.V. v. 26./9. 72 (Armee-BBl. Nr. 173) Freiheits­ strafen nur bis zu dieser Dauer in Militär-Arrestlokalen vollstreckt werden dürfen. Cirk.Schr. des Gen.Aud. v. 2S./9. 72 (Fleck, Mil.Strafgerichtsordnung S. 281). Vgl. auch die Anm. im Text des B.G.Bl. zu diesem §.

§ 10. Dieses Verfahren (§ 9) findet auch statt, wenn die Untersuchung bei dem Civilgericht eingeleitet und das Erkenntniß erster Instanz dem Angeschuldigten vor dem Eintritt in den Dienststand noch nicht publizirt ist.1 1 Vgl. dazu § 276 dieses Gesetzes:

§ 276. Wenn gegen einen Angeschuldigten, dem die Kostenfreiheit Nach §§ 273, 274 zusteht, vor dessen Eintritt in den Dienststand eine Unter­ suchung bei den Civilgerichten geführt wird und auf die Militairgerichte übergeht (§ 10), so ist seine Kostenpflichtigkeit bis zu diesem Zeitpunkt nach den Gesetzen zu beurtheilen, welchen er bis dahin unterworfen war. § 11. War das Erkenntniß erster Instanz dem Angeschuldigten vor dem Eintritt in den Dienststand bereits publizirt, so verbleibt die fernere Verhandlung und die Entscheidung in zweiter Instanz dem Civilgericht, von welchem das Ur­ theil, sobald es die Rechtskraft erlangt hat, dem Militairgericht zuzufertigen ist. § 12. Ist von dem Civilgericht- rechtskräftig erkannt und übersteigt die er­ kannte Freiheitsstrafe nicht eine Gefängnißstrafe von drei Monaten,1 so ist dieselbe durch das Militairgericht in eine verhältnißmäßige Militairstrafe umzuwandeln2 und zur Vollstreckung zu bringen; übersteigt aber die Freiheitsstrafe eine dreimonatliche1 Gefängnißstrafe, so muß der Angeschuldigte zur Disposition der Aushebungs­ behörde entlassen und an das Civilgericht zur Vollstreckung der Strafe abgeliefert werden. 1 Jetzt: „sechs Wochen", „sechswöchentliche". Vgl. Anm. 2 zu § 9. 2 Die Umwandlung in eine MUitärstrafe findet nicht mehr statt.

§ 13. Gegen Personen des Beurlaubtenstandes, welche zum Kriege, zu einer außerordentlichen Zusammenziehung der Truppen, oder zur größeren Uebung (§ 7 Nr. 1 und 2) einberufen werden, müssen die bei den Civilgerichten einzuleitenden oder bereits eingeleiteten Untersuchungen, sowie die Strafvollstreckung, für die

10. Mililair-Slrafgerichls-Ordnung. §§14—18.

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Dauer dieser mililairischen Dienstleistung des Einberufenen in den Fällen suspendirt bleiben, wo nicht die Verhaftung entweder bereits erfolgt ist, oder bei der Unter­ suchung gesetzlich eintreten muß. § 14. Die Fortsetzung einer Untersuchung, welche beim Eintritt des Termins der Entlassung aus dem Dienststande noch schwebt, kann, wenn dieselbe ein ge­ meines $Ber&red)en1 zum Gegenstände hat, und kein gerichtlich zu bestrafendes militairisches Verbrechen2 damit zusammentrifft, insofern der Angeschuldigte nicht verhaftet ist, dem Civilgericht überlassen werden. 1 Vgl. Sinnt. 4 zu § 6, Sinnt. 3 zu § 3.

8 Vgl. Sinnt. 2 zu § 8.

§ 15. Kommt ein während des Dienststandes begangenes Verbrechen erst nach dem Uebertritt in den Beurlaubtenstand zur Sprache, so steht dessen Unter­ suchung und Bestrafung nur dann den Civilgerichten zu, wenn das Verbrechen zu den gemeinen gehört und mit keinem gerichtlich zu bestrafenden militairischen Verbrechen zusammentrifft.1 1 Vgl. die Sinnt, zum bongen §.

§ 16. Der Militairgerichtsstand hört auf 1) bei Offizieren: a) durch Verabschiedung ohne Pension, mit der Beschränkung, daß die­ jenigen ohne Pension verabschiedeten Offiziere, denen die Erlaubniß ertheilt worden ist, Militairuniform zu tragen, bei den nach der Ver­ ordnung vom 20. Juli 1843 zu bestrafenden Herausforderungen und Duellen den Militairgerichtsstand behalten;l b) durch Kassation, Entfernung aus dem Offizierstande2 und Dienst­ entlassung ; 2) bei Unteroffizieren und Gemeinen: mit dem Ausscheiden aus den Militairverhältnissen durch Verabschiedung, Entlassung oder Ausstoßung aus dem Soldatenstande 9 (bei Gendarmen: mit Entlassung oder Ausstoßung aus der Gendarmerie); 3) bei Militairbeamten: durch Verabschiedung, Entlassung, Kassation und Amtsentsetzung;2 4) wenn Militairpersonen im Civil-Staatsdienst oder im Kommunaldienst definitiv angestellt werden. 1 Die Verordn. II. v. 20./7. 43 ist aufgehoben; § 2 E.G. z. M.St.G.B. u. K.O. v. 24./4. 73; Offiziere, welche ohne Pension entlassen sind, haben den Militärgerichtsstand nicht. 2 Sin die Stelle der fortgefallenen Strafen der Kassation, Entfernung aus dem Offizierstande und Ausstoßung aus dem Soldatenstande ist die ,,Entfernung aus dem Heer oder der Marine" und an Stelle der Kassation und Amtsentsetzung iad 3) ,,Amtsverlust" getreten. M.St.G.B. §§ 14—45.

§ 17. Kommt ein von einer Militairperson begangenes militairisches oder ge­ meines Verbrechen erst nach dem gänzlichen Ausscheiden aus den Militairverhältnissen zur Sprache, so gehört die Sache ausschließlich vor die Civilgerichte. Wegen Fortsetzung einer vor diesem Ausscheiden bei den Militairgerichten be­ gonnenen Untersuchung kommen die Bestimmungen des § 14 zur Anwendung. § 18. In Kriegszeilen haben außer den im § 1 bezeichneten Personen den Militairgerichtsstand: 1) alle Personen, welche den kriegführenden Truppen zugetheilt sind oder zu deren Gefolge gehören; 2) die zu den kriegführenden Truppen des Preußischen Heeres zugelassenen fremden Offiziere und deren Gefolge;

168

10.. Militair-Strafgerichts-Ordnung.

§§ 214, 39—41.

3) die Kriegsgefangenen; 4) alle Unterthanen des Preußischen Staats, oder Fremde, welche auf dem Kriegsschauplätze den Preußischen Truppen durch eine verrätherische Hand­ lung Gefahr oder Nachtheil bereiten. In dem unter Nr. 4 angegebenen Fall tritt dieser außerordentliche Gerichts­ stand nur von dem Zeitpunkt ein, wo der König oder in dessen Namen der Feld­ herr solches verordnet und öffentlich bekannt macht? 1 Nach dem M.St.G.B. haben jetzt in Kriegszeilen den Milrtärgerichtsstand: a) alle Personen, welche sich m irgend einem Dienst- oder Vertragsverhältnih bei dem krieg­ führenden Heere befinden oder sonst sich der demselben aufhalten oder ihm folgen. § 155 M.SL.G.B.; b) ausländische Offiziere, welche zu dem kriegführenden Heere zugelafien sind, sofern der Kaiser nicht ein Anderes bestimmt hat, und deren Gefolge. § 157 1. c.; c) die Kriegsgefangenen. § 158 1. c. x d) Ausländer oder Deutsche in den in den §§ 160. 161 1. c. vorgesehenen Fällen; e) die im § 166 Abs. 2 1. c. gedachten Personen.

§ 214. Wird ein auf Kündigung angestellter Militairbeamter während der Untersuchung aus dem Beamtenverhältniß entlassen, und verbleibt derselbe unter der Militairgerichtsbarkeit, so ist das Verfahren nach Maaßgabe seines Militairverhältnisses fortzusetzen. Tritt der Entlassene unter die Civilgerichtsbarkeit, so ist die Untersuchung an das zuständige Civilgericht abzugeben. War aber vor der Entlassung'bereits ein Erkenntniß in erster Instanz ergangen und publizirt, so hat in den vorstehend genannten Fällen das Militairgericht die Sache nach den Vorschriften dieses Ab­ schnitts fortzusetzen. iRechtshülfe)

§ 89. Werden bei Truppenteilen, welche ihre Garnison an einem Orte haben, wo sich kein Militairgericht befindet, Verbrechen1 verübt, die schleunige Maaßregeln erfordern, so ist der daselbst kommandirende Offizier befugt, das Civilgericht des Orts zu requiriren, alle Ausmittelungen vorzunehmen, die am Orte selbst oder sonst im Bezirk des Gerichts erfolgen müssen und keinen Aufschub leiden, bis entweder ein Inquirent von dem kompetenten Militairgericht gesandt oder der Verbrecher nach dem Sitz des Militairgerichts gebracht werden kann. In den Fällen, wo weder das eine noch das andere zulässig ist, kann von Seiten des kompetenten Militairgerichts auch das Civilgericht zur Führung der Untersuchung requirirt werden. 1 Vgl. Anm. 3 zu 8 3.

§ 40. Militairbefehlshaber, denen zur Ausübung ihrer gerichtsherrlichen Be­ fugnisse ein Auditeur oder untersuchungsführender Offizier nicht zugetheilt ist, haben die ihnen zustehenden Untersuchungen durch Requisition des nächsten Militair- oder, bei beträchtlicher Entfernung desselben, des Civilgerichts führen zu lassen. § 41. Die Obduktion der Leichname von Militair- oder Civilpersonen gehört vor die Militairgerichte, wenn Verdacht vorhanden ist, daß eine Militairperson an dem Tode des Entleibten Schuld ist. Die äußere Besichtigung des Leichnams einer Militairperson, welche durch Selbstmord oder einen Unglücksfall ums Leben gekommen ist, sowie die Ermittelung der Todesursache und der Veranlassung zum Selbstmord, gebührt den Militairgerichten. Befindet sich kein Militairgericht am Ort, so ist das Civilgericht um Aufnahme der Verhandlungen zu requiriren.1

10. Mililair-Strafgerichts-Ordnung.

§§ 51,183, 184,187, 52.

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Die aufgenommenen Verhandlungen sind wie bisher an das General-Auditoriat einzusenden. 1 Vgl. preuß. J.V v. 2Z./7. 59 (J.M.Bl. 258).

§ 51. Werden Untersuchungen gegen Personen des Soldatenstandes auf Re­ quisition durch die Civilgerichte geführt, so ist unter Berücksichtigung der Rangverhältnisse des Angeschuldigten (§ 46) ein Offizier1 zuzuziehen, insofern dies ohne Schwierigkeit und Kostenaufwand geschehen kann. 1 Die Bestimmung des betr. Offiziers erfolgt durch die Militärbehörde.

§ 183. Zur Vollstreckung der wegen militairischer Verbrechen verwirkten Todesstrafe-----------Die Vollstreckung der bürgerlichen Todesstrafe erfolgt durch die Civilgerichte. Der Verurtheilte ist hierzu nach der Bestätigung des Erkenntnisses an das LandesJustizkollegium, in dessen Gerichtsbezirk er sich befindet, abzugeben und durch das­ selbe die $uMifcition1 und Vollstreckung 2 des Erkenntnisses zu bewirken. 1 Vgl. § 177 Abs. 3 M.St.P.O.:

Urtheile, welche die bürgerliche Todesstrafe wegen gemeiner Verbrechen verhängen, werden stets durch die Civilgerichte publizirt (§ 183). 2 Vgl. § 13 St G.D., §§ 485, 486 St.P.O.

§ 184. Wenn auf Zuchthausstrafe erkannt, oder wenn die erkannte Bau­ gefangenschaft 1 als Zuchthausstrafe zu vollstrecken ist,2 so muß der rechtskräftig Verurtheilte zur Strafvollziehung durch das betreffende Generalkommando der Civilbehörde überwiesen werden. 1 Die Strafe der Baugefangenschast existirt nicht mehr. 2 Jetzt § 15 Abs. 3 M.SL.G.B.:

M.St.G.B.

Ist Zuchthaus verwirkt, oder wird auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine, oder auf Dienstentlassung erkannt, oder wird das militärische Dienstverhältniß aus einem anderen Grunde aufgelöst, so geht die Voll­ streckung der Strafe auf die bürgerlichen Behörden über. Vgl. tm Uebrigen auch Abs. l dieses § 16, wonach prinzipiell, d. h. außer diesem Falle des Abs. 3 Freiheitsstrafen, welche eine Person des Soldatenstandes vor oder nach ihrem Eintritt in den Dienst verwirkt hat, von den Militärbehörden vollstreckt werden.

§ 187. Allen in Hast befindlichen Angeschuldigten, welche zu einer härteren Freiheitsstrafe als Arrest verurtheilt worden, ist die Strafe vom Tage der Ab­ fassung des Erkenntnisses zu berechnend Erfolgt die Verhaftung erst nach Abfassung des Erkenntnisses, so ist die Strafe vom Tage der Verhaftung zu berechnen. 1 Anders: St.P O. § 482.

(Gemischte Untersuchungen)

§ 52.1 Wenn zwischen Militair- und Civilpersonen Beleidigimgen oder Thät­ lichkeiten wechselseitig vorfallen, oder wenn ein Verbrechen2 von Militair- und Civilpersonen gemeinschaftlich verübt wird, so muß die Untersuchung von einem aus Militair- und Civilgerichtspersonen zusammengesetzten Gericht geführt werden. 'Der kompetente Gerichtsherr ernennt die Militairmitglieder. Der höchste kommandirte Offizier hat in diesem gemeinschaftlichen Untersuchungsgericht den Vorrang. Die Verhandlungen, welche die Mitangeschuldigten des Militairstandes be­ treffen, sind zu besonderen Akten zu nehmen.

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10. Militair-Strafgerichts-Ordnung. §§ 63, 277.

1 Vgl. Beschl. des preuh. O.Trib. v. 6./5. 68 (J.M.Bl. 186), wonach bie Vorschriften §§ 52, 53 noch als bestehend zu erachten sind. * Vgl. Anm. 3 zu § 3. 3 b. h. das Vorverfahren. Vgl. § 63 u. eit. O.Trib.Beschl.

§ 53. Nach beendigter Untersuchung ist zuerst gegen die angeklagten Militair­ personen von dem Militairgericht zu erkennen. Wenn besondere Umstände ein An­ deres erfordern, so ist darüber die Entscheidung des Königs durch das GeneralAuditoriat einzuholen. § 277. In den gemeinschaftlich von Militair- und Civilgerichten geführten Untersuchungen findet für die mitangeschuldigten Militairpersonen eine solidarische Verpflichtung, die Kosten zu tragen, nicht statt. Sofern dergleichen Militairpersonen nach den Vorschriften dieses Abschnitts in Kosten verurtheilt werden müssen, sind ihnen nur diejenigen zur Last zu legen, welche auf ihren Antheil fallen.

11, Gesetz Mer den KelagernngSfnstand. Vom 4. Juni 1851 (Preuß. G.S. 451). Nach Art. 68 der Reichsverfassung auch als Reichsgesetz von Bedeutung. Art. 68 bestimmt:

Der Kaiser kann, wenn die öffentliche Sicherheit in dem Bundesgebiete be­ droht ist, einen jeden Theil desselben in Kriegszustand erklären. Bis zum Erlaß eines die Voraussetzungen, die Form der Verkündung und die Wirkungen einer solchen Erklärung regelnden Reichsgesetzes gelten dafür die Vorschriften des Preußischen Gesetzes vom 4. Juni 1851 (Gesetz-Samml. für 1851 S. 451 ff.).

§ 1. Für den Fall eines Krieges ist in den, von dem Feinde bedrohten oder theilweise schon besetzten Provinzen jeder Festungskommandant befugt, die ihm anvertraute Festung mit ihrem Rayonbezirke, der kommandirende General aber den Bezirk des Armeekorps oder einzelne Theile desselben zum Zweck der Vertheidigung in Belagerungszustand zu erklären. § 2. Auch für den Fall eines Aufruhrs kann, bei dringender Gefahr für die öffentliche Sicherheit, der Belagerungszustand sowohl in Kriegs- als in Friedens­ zeilen erklärt werden. Die Erklärung des Belagerungszustandes geht alsdann vom Staats-Ministerium aus, kann aber provisorisch und vorbehaltlich der sofortigen Bestätigung oder Be­ seitigung durch dasselbe, in dringenden Fällen, rücksichtlich einzelner Orte und Distrikte, durch den obersten Militärbesehlshaber in denselben, auf den Antrag des Verwaltungschefs des Regierungsbezirks, wenn aber Gefahr im Verzüge ist, auch ohne diesen Antrag erfolgen. In Festungen geht die provisorische Erklärung des Belagerungszustandes von dem Festungskonlmandanten aus. § 3. Die Erklärung des Belagerungszustandes ist bei Trommelschlag oder Trompetenschall zu verkünden, und außerdem durch Mittheilung an die Gemeinde­ behörde, durch Anschlag an öffentlichen Plätzen und durch öffentliche Blätter ohne Verzug zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. — Die Aushebung des Belagerungs­ zustandes wird durch Anzeige an die Gemeindebehörde und durch die öffentlichen Blätter zur allgemeinen Kenntniß gebracht. § 4. Mit der Bekanntmachung der Erklärung des Belagerungszustandes geht die vollziehende Gewalt an die Militärbesehlshaber über. Die Civilverwaltungs-

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11. Gesetz über den Belagerungszustand.

§§ 5—9.

und Gemeindebehörden haben den Anordnungen und Aufträgen der Militärbefehls­ haber Folge zu leisten. Für ihre Anordnungen sind die betreffenden Militärbefehlshaber persönlich verantwortlich. § 5. Wird bei Erklärung des Belagerungszustandes für erforderlich erachtet, die Artikel 5, 6, 7, 27, 28, 29, 30 und 36 der Verfassungs-Urkunde, oder einzelne derselben, zeit- und distriktweise außer Kraft zu setzen, so müssen die Bestimmungen darüber ausdrücklich in die Bekanntmachung über die Erklärung des Belagerungs­ zustandes aufgenommen, oder in einer besonderen, unter der nämlichen Form (§ 3) bekannt zu machenden Verordnung verkündet werden. Die Suspension der erwähnten Artikel oder eines derselben ist nur für den Bezirk zulässig, der in Belagerungszustand erklärt ist und nur für die Dauer des Belagerungszustandes. § 6. Die Militärpersonen stehen während des Belagerungszustandes unter den Gesetzen, welche für den Kriegszustand ertheilt sind. — Auch finden auf die­ selben die §§ 8 und 9 dieser Verordnung Anwendung. § 7. In den, in Belagerungszustand erklärten Orten oder Distrikten hat der Befehlshaber der Besatzung (in den Festungen der Kommandant) die höhere Militärgerichtsbarkeit über sämmtliche zur Besatzung gehörende Militärpersonen. Auch steht ihm das Recht zu, die wider diese Personen ergehenden kriegs­ rechtlichen Erkenntnisse zu bestätigen. Ausgenommen hiervon sind nur in Friedenszeitcn die Todesurtheile; diese unterliegen der Bestätigung des kommandirenden Generals der Provinz. Hinsichtlich der Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit verbleibt es bei den Vorschriften des Militär-Strafgesetzbuches. § 8. Wer in einem in Belagerungszustand erklärten Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung, der vorsätzlichen Verursachung einer Ueberschwemmung, oder des Angriffs oder des Widerstandes gegen die bewaffnete Macht oder Ab­ geordnete der Civil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann, statt der Todesstrafe, auf zehnbis zwanzigjährige Zuchthausstrafe erkannt werden.1 1 Vgl. § 4 E.G. z. St.G B.

§ 9. Wer in einem in Belagerungszustand erklärten Orte oder Distrikte a) in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung oder angeblichen Siege der Feinde oder Aufrührer wissentlich falsche Gerichte ausstreut oder verbreitet, welche geeignet sind, die Civil- oder Militärbehörden hinsicht­ lich ihrer Maaßregeln irre zu führen, oder b) ein bei Erklärung des Belagerungszustandes oder während desselben vom Militärbesehlshaber im Interesse der öffentlichen Sicherheit er­ lassenes Verbot übertritt, oder zu solcher Übertretung auffordert oder anreizt, oder c) zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der thätlichen Widersetzlichkeit, der Befreiung eiwes Gefangenen, oder zu andern § 8 vorgesehenen Ver­ brechen, wenn auch ohne Erfolg, auffordert oder anreizt, oder d) Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen gegen die Subordination oder Vergehungen gegen die militärische Zucht und Ordnung zu ver­ leiten sucht,

11. Gesetz über den Belagerungszustand.

§§ 10—12.

173

soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit Ge­ fängniß bis zu Einem Jahre bestraft werden. § 10. Wird unter Suspension des Artikels 7 der Verfassungs-Urkunde zur Anordnung von Kriegsgerichten geschritten, so gehört vor dieselben die Unter­ suchung und Aburtheilung der Verbrechen des Hochverraths, des Landesverrats, des Mordes, des Aufruhrs, der thätlichen Widersetzung, der Zerstörung von Eisenbahnen und Telegraphen, der Befreiung von Gefangenen, der Meuterei, des Raubes, der Plünderung, der Erpressung, der Verleitung der Soldaten zur Un­ treue, und der in den §§ 8 und 9 mit Strafe bedrohten Verbrechen und Ver­ gehen, insofern alle genannten Verbrechen und Vergehen nach der Erklärung und Bekanntmachung des Belagerungszustandes begangen oder fortgesetzte Ver­ brechen sind. ___ ___ ___i

Ist die Suspension des Art. 7 der Verfassungs-Urkunde nicht vom Staatsministcrium erklärt, so bleibt in Friedenszeiten bei den von dem Kriegsgerichte eingeleiteten Untersuchungen die Vollstreckung des Urtheils ausgesetzt, bis die Sus­ pension vom Staatsministcrium genehmigt ist. 1 Abs. 2, eine vorläufige Bestimmung bis zur Einführung eines Strafgesetzbuchs für die ganze Monarchie, ist seit Geltung des preuß. St.G.B. obsolet.

§ 11. Die Kriegsgerichte bestehen aus fünf Mitgliedern, unter denen zwei von dem Vorstande des Civilgerichtes des Ortes zu bezeichnende richterliche Civilbeamte, und drei von dem Militärbefchlshaber, welcher am Orte den Befehl führt, zu ernennende Offiziere sein müssen. Die Offiziere sollen mindestens Hauptmannsrang haben; fehlt es an Offizieren dieses höheren Ranges, so ist die Zahl aus Offizieren des nächsten Grades zu ergänzen. Sofern in einer vom Feinde eingeschlossenen Festung die erforderliche Zahl von richterlichen Civilbeamten nicht vorhanden ist, soll dieselbe von dem kommandirenden Militärbefchlshaber aus den Mitgliedern der Gemeindevertretung ergänzt werden. Ist kein richterlicher Civilbeamte in der Festung vorhanden, so ist stets ein Auditeur Civilmitglicd des Kriegsgerichts. Die Zahl der Kriegsgerichte richtet sich, wenn eine ganze Provinz oder ein Theil derselben in Belagerungszustand erklärt ist, nach dem Bedürfniß, und den Gerichtssprengel eines jeden dieser Gerichte bestimmt in derartigen Fällen der kommandirende General. § 12. Den Vorsitz in den Sitzungen der Kriegsgerichte führt ein richterlicher Beamte. Von dem Vorsitzenden werden, bevor das Gericht seine Geschäfte beginnt, die zu Mitgliedern desselben bestimmten Offiziere und eintretenden Falls diejenigen Civilmitglieder, welche dem Richterstande nicht angehören, dahin vereidigt, daß sie die Obliegenheiten des ihnen übertragenen Richteramtes mit Ge­ wissenhaftigkeit und Unparteilichkeit, den Gesetzen gemäß, erfüllen wollen. Der Militärbefehlshaber, welcher die dem Offizierstande angehörigen Mit­ glieder des Kriegsgerichts ernennt, beauftragt als Berichterstatter einen Auditeur, oder in dessen Ermangelung einen Offizier. Dem Berichterstatter liegt ob, über die Anwendung und Handhabung des Gesetzes zu wachen, und durch Anträge die Ermittelung der Wahrheit zu fördern. Stimmrecht hat derselbe nicht. Als Genchtsschreiber wird zur Führung des Protokolls ein von dem Vor­ sitzenden des Kriegsgerichts zu bezeichnender und von ihm zu vereidigender Beamter der Civilverwaltung zugezogen.

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11. Gesetz über den Belagerungszustand.

§ 13.

§ 13. Für das Verfahren vor den Kriegsgerichten gelten folgende Bestimmimgeit: 1) Das Verfahren ist mündlich und öffentlich; die Oeffentlichkeit kann vom Kriegsgerichte durch einen öffentlich zu verkündigenden Beschluß ausge­ schlossen werden, wenn es dies aus Gründen des öffentlichen Wohls für angemessen erachtet. 2) Der Beschuldigte kann sich eines Vertheidigers bedienen. — Wählt er keinen Vertheidiger, so muß ihm ein solcher von Amiswegen von dem Vorsitzenden des Gerichts bestellt werden, insofern es sich um solche Verbrechen oder Vergehen handelt, bei welchen nach dem allgemeinen Strafrecht eine^ höhere Strafe, als Gefängniß bis zu Einem Jahre, eintritt. 3) Der Berichterstatter trägt in Anwesenheit des Beschuldigten die dem­ selben zur Last gelegte Thatsache vor. Der Beschuldigte wird aufgefordert, sich darüber zu erklären, dem­ nächst wird zur Erhebung der anderweilen Beweismittel geschritten. Sodann wird dem Berichterstatter zur Aeußerung über die Resultate der Vernehmungen und die Anwendung des Gesetzes, und zuletzt dem Beschuldigten und seinem Vertheidiger das Wort gestattet. Das Urtheil wird Lei sofortiger nicht öffentlicher Berathung des Ge­ richts nach Stimmenmehrheit gefaßt und unmittelbar darauf dem Be­ schuldigten verkündigt. 4) Das Gericht erkennt auf die gesetzliche Strafe, oder auf Freisprechung, oder Verweisung an den ordentlichen Richter. Der Freigesprochene wird sofort der Hast entlassen. Die Verwei­ sung an den ordentlichen Richter findet statt, wenn das Kriegsgericht sich für nicht kompetent erachtet; es erläßt in diesem Falle über die Fortdauer oder Aufhebung der Haft im Urtheile zugleich besondere Ver­ fügung. 5) Das Urtheil, welches den Tag der Verhandlung, die Namen der Richter, die summarische Erklärung des Beschuldigten über die ihm vorgehaltene Beschuldigung, die Erwähnung der Beweisaufnahme und die Entschei­ dung über die Thatfrage und den Rechtspunkt, sowie das Gesetz, auf welches das Urtheil begründet ist, enthalten muß, wird von den sämmt­ lichen Richtern und dem Gerichtsschreiber unterzeichnet. 6) Gegen die Urtheile der Kriegsgerichte findet kein Rechtsmittel statt. Die auf Todesstrafe lautenden Erkenntnisse unterliegen jedoch der Bestätigung des im tz 7 bezeichneten Militärbefehlshabers, und zwar in Friedens­ zeiten der Bestätigung des kommandirenden Generals der Provinz. 7) Alle Strafen, mit Ausnahme der Todesstrafe, werden binnen 24 Stun­ den nach der Verkündung des Erkenntnisses, Todesstrafen binnen gleicher Frist, nach Bekanntmachung der erfolgten Bestätigung an den Ange­ schuldigten zum Vollzug gebracht. 8) Die Todesstrafe wird durch Erschießen vollstreckt. Sind Erkenntnisse, welche auf Todesstrafe lauten, bei Aufhebung des Belagerungszustandes noch nicht vollzogen, so wird diese Strafe von den ordentlichen Gerichten in diejenige Strafe umgewandelt, welche, abgesehen von dem Belagerungs­ zustände, die gesetzliche Folge der von dem Kriegsgerichte als erwiesen angenommenen That gewesen sein würde.

11. Gesetz über den Belagerungszustand.

§§ 14—18.

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§ 14. Die Wirksamkeit der Kriegsgerichte hört mit der Beendigung des Be­ lagerungszustandes auf. § 15. Nach aufgehobenem Belagerungszustände werden alle vom Kriegsge­ richte erlassenen Urtheile sammt Belagstücken und dazu gehörenden Verhandlungen, sowie die noch schwebenden Untersuchungssachen an die ordentlichen Gerichte abge­ geben; diese haben in den von dem Kriegsgerichte noch nicht abgeurtelten Sachen nach den ordentlichen Strafgesetzen, und nur in den Fällen des § 9 nach den in diesem getroffenen Strafbestimmungen zu erkennen. § 16. Auch wenn der Belagerungszustand nicht erklärt ist, können im Falle des Krieges oder Aufruhrs, bei dringender Gefahr für die öffentliche Sicherheit die Artikel 5, 6, 27, 28, 29, 30 und 36 der Verfassungs-Urkunde oder einzelne derselben vom Staatsministerium zeit- und distriktweise außer Kraft gesetzt werden. § 17. Ueber die Erklärung des Belagerungszustandes, sowie über jede, sei es neben derselben (§ 5) oder in dem Falle des § 16 erfolgte Suspension auch nur eines der §§ 5 und 16 genannten Artikel der Verfassungs-Urkunde, muß den Kammern sofort, beziehungsweise bei ihrem nächsten Zusammentreten, Rechenschaft gegeben werden. § 18. Alle diesem Gesetze entgegenstehenden Vorschriften werden aufgehoben. Das gegenwärtige Gesetz tritt an die Stelle der Verordnung vom 10. Mai 1849 und der Deklaration vom 4. Juli 1649 (Gesetz-Sammlung Seite 165 und 250).

12. Gesetz über die Konsnlargerichtsbarbeit. Vom 10. Juli 1879 (R.G.Bl. 197). Gesetzeskraft seit l. Oktober 1679.

(Auszug.) Vgl. Instruktion zur Ausführung des Gesetzes über die Konsulargcrichtsbarkeit. Vom 10. September 1879 (R.C.Bl. 575).

I. Allgemeine Bestimmungen. § 1. Die Konsulargerichtsbarkeit wird in den Ländern ausgeübt, in welchen ihre Ausübung durch Herkommen oder durch Staatsvcrtrag gestaltet ist. Der Konsulargerichtsbarkeit sind die in den Konsulargerichtsbezirken wohnen­ den oder sich aufhaltenden Reichsangehörigen1 und Schutzgenossen ^ unterworfen. 1 G. v. 1./6. 70 (33 0.93t. 355). Reichsverfassung Art. 3.

2 Jnstr. zu § 1.

§ 2. Die Konsulargerichtsbezirke werden von dem Reichskanzler nach Ver­ nehmung des Ausschusses des Bundesraths für Handel und Verkehr bestimmt.1 1 Daher mcht stets übereinstimmend mit den Konsulatsbezirken.

M. 14.

§ 3. (In Betreff des bürgerlichen Rechts ist anzunehmen, daß in den Kon­ sulargerichtsbezirken die Reichsgesetze, das preußische Allgemeine Landrecht und die das bürgerliche Recht betreffenden allgemeinen Gesetze derjenigen preußischen Landestheile, in welchem das Allgemeine Landrecht Gesetzeskraft hat. gelten. In Handelssachen kommt zunächst das in dem Konsulargerichtsbezirke gel­ tende Handelsgewohnheitsrecht zur Anwendung.)

§ 4. In Betreff des Strafrechts ist anzunehmen, daß in den Konsular­ gerichtsbezirken das Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich und die sonstigen Straf­ bestimmungen der Reichsgesetze gellen. Die in den Konsulargerichtsbezirken geltenden Strafgesetze der Landesregierungen bleiben außer Anwendung, insofern nicht durch Staatsverträge oder Herkommen etwas Anderes bestimmt ist. Der Konsul ist befugt, für seinen Gerichtsbezirk oder einen Theil desselben polizeiliche Vorschriften1 mit verbindlicher Kraft für die seiner Gerichtsbarkeit unterworfenen Personen zu erlassen und die Nichtbefolgung derselben mit Geld­ strafen bis zum Betrage von einhundertfünfzig Mark^ zu bedrohen. Diese Vor­ schriften sind sofort in Abschrift dem Reichskanzler mitzutheilen. ^

12. Gesetz über die Konsulargerichlsbarkeit. §§ 5—9.

177

Der Reichskanzler ist befugt, die von dem Konsul erlassenen polizeilichen Vor­ schriften aufzuheben. Die Verkündung der polizeilichen Vorschriften sowie die Verkündung der Auf­ hebung derselben erfolgt in der für konsularische Bekanntmachungen ortsüblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafel. 1 nicht nur zur Ausführung bestehender deutscher Gesetze, sondern auch zur Ergänzung derselben für bte eigenthümlichen Bedürfnisse des Bezirks. M. 14. 2 Eventuell Haft gemäß §§ 28, 29 St.G.B. M. 15. 3 Auch dem Kaiserlichen Gesandten, falls ein solcher in dem betreffenden Lande beglaubigt ist. Jnstr. zu § 4.

§ 5. Die Konsulargerichtsbarkeil wird durch den Konsul (§ 2 des Gesetzes, betreffend die Organisation der Bundeskonsulale, vom 8. November 1867 — Bundes-Gesetzbl. S. 1871 —) und durch das Konsulargericht ausgeübt. Der Konsul ist zur Ausübung der Gerichtsbarkeit befugt, wenn er dazu von dem Reichskanzler ermächtigt ist. Der Reichskanzler kann neben dem Konsul, sowie an Stelle desselben einem anderen Beamten die Befugnisse des Konsuls bei Ausübung der Gerichtsbarkeit übertragen.2 1 Die dortige Bezeichnung ..Vorsteher" umfaßt auch den gesetzlich ernannten Stellvertreter. M.16 Jnstr. zu § 5. 2 Nach der Jnstr. zu § 5 kann auch der Konsul einzelne richterliche Geschäfte (jedoch nicht die Urtheilsfällung, die Entscheidung über Durchsuchungen, Beschlagnahmen und Verhaftungen, sowie die Geschäfte der §§ 7, 8, 10, li) einem Beamten seines Konsulats, welcher zum deutschen Nichteramt befähigt ist, übertragen.

§ 6. Das Konsulargericht besteht aus dem Konsul als Vorsitzenden und zwei Beisitzern, insoweit dieses Gesetz1 nicht die Zuziehung von vier Beisitzern vorschreibt. Den Beisitzern steht ein unbeschränktes Stimmrecht zu. 1 § 28.

Vgl. jedoch auch § 9.

§ 7. Der Konsul ernennt für die Dauer eines jeden Jahres aus den acht­ baren Gerichtseingcsessenen1 oder in Ermangelung solcher aus sonstigen achtbaren Einwohnern seines Bezirks vier Beisitzer und mindestens zwei Stellvertreter.2 1 § 1 Abs. 2.

2 Anzeige derselben beim Reichskanzler.

Jnstr. zu §§ 7—9.

§ 8. Die Beeidigung der Beisitzer erfolgt bei ihrer ersten Dienstleistung in öffentlicher Sitzung. Sie gilt für die Dauer des Geschäftsjahres. Der Vorsitzende richtet an die zu Beeidigenden die Worte.' „Sie schwören bei Gott dem All­ mächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Beisitzers des deutschen Konsular­ gerichts getreulich zu erfüllen und Ihre Stimme nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben." Die Beisitzer leisten den Eid, indem Jeder einzeln, unter Erhebung der rechten Hand, die Worte spricht: „Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Ist ein Bei­ sitzer Mitglied einer Religionsgesellschaft, welcher das Gesetz den Gebrauch gewisser Bctheuerungsformeln an Stelle des Eides gestattet, so wird die Abgabe einer Er­ klärung unter der Betheuerungsformel dieser Religionsgesellschaft der Eidesleistung gleich geachtet.1 Ueber die Beeidigung wird ein Protokoll aufgenommen.2 1 Vgl. Anm. 2 zu § 61 G.V.G. 2 Verhandlungen über Ernennung und Beeidigung sind zu besonderen Akten zu nehmen. zu §§ 7-9.

§ 9.

Jnstr.

Ist die Zuziehung von vier Beisitzern in den Fällen, in welchen sie 12

Hellweg und Arndt. Strafgesetzgebung.

178

12. Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit.

§§ 10—13.

durch dieses Gesetz vorgeschrieben ist, nicht ausführbar, so genügt die Zuziehung von zwei Beisitzern.1 (Ist in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten die Zuziehung von zwei Beisitzern nicht ausführbar, so tritt an die Stelle des Konsulargerichts der Konsul.)

Die Gründe, aus welchen die Zuziehung von Beisitzern nicht ausführbar war, müssen in dem Sitzungsprotokoll bemerkt werden. 1 Sind auch diese oder der Konsul und sein gesetzlicher Vertreter verhindert, so tritt § 15 St.P.O. ein. M. 17.

§ 10. Der Konsul hat die Personen zu bestimmen, welche die Verrichtungen der Gerichtsschreiber und der Gerichtsvollzieher1 (Zustellungs- und Vollstreckungs­ beamten) auszuüben haben. Sofern diese Personen nicht bereits den Diensteid als Konsulatsbeamte abgelegt haben, sind sie vor ihrem Amtsantritte auf die Erfüllung der Obliegenheiten des ihnen übertragenen Amtes eidlich zu ver­ pflichten. Das Verzeichniß der Gerichtsvollzieher ist in der für konsularische Bekannt­ machungen ortsüblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtstafel bekannt zu machen. 1 Vgl. Jnstr. zu § 10.

§ 11. Der Konsul hat die Personen, welche zur Ausübung der Rechtsanwalt­ schaft zuzulassen sind, zu bestimmen.1 Die Zulassung ist widerruflich. Gegen die Verfügung des Konsuls, durch welche der Antrag einer Person auf Zulassung zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft abgelehnt oder die Zulassung zurückgenommen wird, findet Beschwerde an den Reichskanzler statt. Das Verzeichniß der zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft zugelassenen Per­ sonen ist in der für konsularische Bekanntmachungen ortsüblichen Weise, jedenfalls durch Anheftung an die Gerichtslasel bekannt zu machen. 1 Unter Anzeige beim Reichskanzler. Jnstr. zu § li.

§ 12. Soweit dieses Gesetz nicht abweichende Vorschriften enthält,1 ist für die durch das Gerichtsverfassungsgesetz und die Konkursordnung den Amts­ gerichten 2 zugewiesenen Sachen der Konsul, für die den Schöffengerichten, ^ sowie für die den Landgerichten in erster Instanz * zugewiesenen Sachen das Konsulargericht zuständig. ^ (In den zu der streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehörenden Angelegenheiten, welche in den im § 3 Abs. l bezeichneten preußischen Landestherlen in erster In­ stanz zur Zuständigkeit der Amtsgerichte oder der Landgerichte gehören, ist der Konsul zuständig.) 1 Oder durch Herkommen oder Staatsvertrag Einschränkungen getroffen sind. § l. M. 18. 2 Vgl. § 24 G.V.G. nebst Anm. und § 21. — Für Strafsachen ist danach der Konsul, abgesehen vom Vorverfahren und der Strafvollstreckung, zuständig im Fall des § 211 Abs. 2 und § 447 St.P.O. Vgl. § 22. 3 § 27 G.V.G. 4 §§ 72 (vgl. jedoch § 23 dieses Gesetzes), 73, 74 G.V.G. 5 Die den Schwurgerichten und dem Reichsgericht überwiesenen Sachen (§§ 80, 136 Nr. 1 G.V.G.) sind der Konsulargerichtsbarkeit entzogen. Vgl. § 31.

§ 13. Die Vorschriften der Titel 13 bis 16 des Gerichtsverfassungsgesetzes finden auf die Ausübung der streitigen Gerichtsbarkeit mit der Maßgabe ent­ sprechende Anwendung, daß die im § 183 vorgesehene Frist zwei Wochen be­ trägt. 1 1 und an Stelle des Oberlandesgerichts das Reichsgericht tritt. § 36.

12. Gesetz über die Konsulargerichlsbarkeit.

§§ 21—28.

179

II. Verfahren in bürgerlichen Uechtsstreitigkeiten und in Konknrssachen. §§ 14-20.----------III. Verfahren in Strafsachen. § 21. Auf Strafsachen finden die Vorschriften der Strafprozeßordnung und des Einführungsgesetzes zu derselben nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen entsprechende Anwendung.1 1 Als Verglcichsbehörde des § 420 St.P.O. ist der Vorsteher des Konsulats bestellt. zu § 21.

Jnstr.

§ 22. Der Konsul übt die Verrichtungen des Amtsrichters und des Vor­ sitzenden der Strafkammer aus. § 23. Auf die Zuziehung der Beisitzer findet die Vorschrift des § 30 des Gerichtsverfassungsgesetzes entsprechende Anwendung.1 1 Es sind danach auch die der Strafkammer außerhalb der Hauptverhandlung zugewiesenen Entscheidungen (vgl. §§ 201 ff., 407 ff., 494 St.P.O.) vom Konsul allein zu erlaffen. Vgl. jedoch § 35.

§ 24. Eine Mitwirkung der Staatsanwaltschaft findet nicht statt. Die Zustellungen, die Vollstreckung von Beschlüssen und Verfügungen sowie die Strafvollstreckung werden durch den Konsul veranlaßt.1 1 Zustellungen an nicht aus freiem Fuß bestndliche Beschuldigte können durch den Gerichtsschreiber erfolgen. Im Vorverfahren und bei der Strafvollstreckung ist vereinfachte Zustellung (ohne Mit­ theilung einer Abschrift der Zust.Urk und ohne Bezeichnung des Auftraggebers) zugelaflen. Jnstr. zu § 24 Abs. 2.

§ 25. Soweit nach der Strafprozeßordnung die Staatsanwaltschaft wegen einer gerichtlich strafbaren und verfolgbaren Handlung einzuschreiten hat, ist der Konsul hierzu von Amtswegen verpflichtet.1 Er hat insbesondere die der Staats­ anwaltschaft im vorbereitenden Verfahren obliegenden Ermittelungen anzustellen.2 1 Vgl. § 152 Abs. 2, aber auch § 416 St.P.O.

2 § 158 St.P.O., vgl. auch § 22.

§ 26. Eine Voruntersuchung findet nicht statt. Die Bestimmungen des § 126 der Strafprozeßordnung bleiben außer An­ wendung. Die Beeidigung eines Zeugen im vorbereitenden Verfahren ist auch aus den im § 65 Absatz 2 der Strafprozeßordnung bezeichneten Gründen zulässig. § 27. An die Stelle der öffentlichen Klage tritt in den Fällen, in welchen nicht sofort das Hauptverfahren eröffnet wird, die Verfügung des Konsuls über die Einleitung des Strafverfahrens gegen den Beschuldigten. Diese Verfügung hat die dem Angeschuldigten zur Last gelegte That unter Hervorhebung ihrer gesetzlichen Merkmale und des anzuwendenden Strafgesetzes zu bezeichnend Der Beschluß, durch welchen das Hauptverfahren eröffnet wird,2 hat auch die Beweismittel anzugeben. 1 Vgl. § 177 St.P.O.

2 § 205 St.P.O.

§ 28. In der Hauptverhandlung sind vier Beisitzer zuzuziehen, wenn der Beschluß über die Eröffnung des Hauptversahrens ein Verbrechen oder ein Ver­ gehen zum Gegenstände hat, welches weder zur Zuständigkeit der Schöffengerichte,1 noch zu den in den §§ 74, 75 des Gerichtsverfassungsgesetzes bezeichneten Hand­ lungen gehört.2 1 § 27 Nr. 2—8 G.V.G.

Vgl. jedoch § 9 Abs. 1.

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12. Gesetz über die Konsulargerichlsbarkeit.

§§ 29—39.

§ 29. Den Umfang der Beweisaufnahme bestimmt das Gericht, ohne hierbei durch Anträge, Verzichte oder frühere Beschlüsse gebunden zu feilt.1 1 Vgl. § 244 Abs. 2 St-P-O.

§ 30. In das Protokoll über die Hauptverhandlung sind die wesentlichen Ergebnisse der Vernehmungen aufzunehmen.1 1 Vgl. §§ 271 ff., insbesondere § 273 Abs. 2 St.P.O.

§ 31. Ist die strafbare Handlung ein zur Zuständigkeit des Reichsgerichts oder der Schwurgerichte gehöriges Verbrechens so hat der Konsul die zur Straf­ verfolgung erforderlichen Sicherheitsmaßregeln zu treffen, sowie die Untersuchungs­ handlungen, in Ansehung deren Gefahr im Verzug obwaltet oder die Voraus­ setzungen des § 65 Absatz 2 der Strafprozeßordnung vorliegen, vorzunehmen und demnächst die Akten der Staatsanwaltschaft bei dem zuständigen Gerichte des In­ lands, im Falle des § 9 Absatz 1 Satz 2 der Strafprozeßordnung dem OberReichsanwalt zu übersenden.2 1 §§ 80, 136 Nr. l G.V.G. 2 Der Konsul kann auch zum Untersuchungsrichter bestellt werden. und § 22. M. 28.

Vgl. §§ 183, 184 SL.P.O.

§ 32. In den Fällen der §§ 45, 449 der Strafprozeßordnung beträgt die Frist zwei Wochen. § 33. Gegen die in Strafsachen wegen Uebertretungen1 erlassenen Ent­ scheidungen sind Rechtsmittel nicht zulässig.2 1 § 1 Abs. 3 St.G.B. 2 Auch Beschwerde nicht, soweit mcht § 346 Abs. 2 St.P.O. vorliegt.

§ 34. In anderen Strafsachen findet gegen die Urtheile des Konsulargerichts das Rechtsmittel der Berufung1 statt.2 1 §§ 354 ff. St.P.O. — Vgl. § 40 Abs. 4. 2 Jedoch nur, da eine Staatsanwaltschaft nicht vorhanden, Seitens des Angeklagten, Privat- und Nebenklägers. M. 29.

§ 35. Ueber Beschwerden gegen Entscheidungen des Konsuls entscheidet das Konsulargericht. Die Bestimmung des § 23 Absatz 1 der Strafprozeßordnung findet hierbei keine Anwendung. In den Fällen des § 353 der Strafprozeßordnung ist der Konsul zur Ab­ änderung seiner durch Beschwerde angefochtenen Entscheidung befugt. § 36. Zur Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Be­ schwerde gegen die Entscheidungen des Konsulargerichts1 sowie über das Rechts­ mittel der Berufung ist das Reichsgericht zuständig. Gegen die Entscheidungen des Reichsgerichts findet ein weiteres Rechtsmittel nicht statt. 1 Das sind die Fälle §§ 347, 362 St.P.O.

§ 37. In den Fällen der §§ 353, 355, 358, 360 der Strafprozeßordnung beträgt die Frist zwei Wochen. § 38. Die Frist zur Anfechtung einer Entscheidung beginnt für den Neben­ kläger im Falle des § 439 der Strafprozeßordnung mit der Bekanntmachung der Entscheidung an den Beschuldigten. § 39. Der Konsul kann Zeugen und Sachverständige, welche zur Recht­ fertigung der Berufung benannt sind, vernehmen und beeidigen,1 wenn die Voraus­ setzungen des § 65 Absatz 2 der Strafprozeßordnung vorliegen. Die Protokolle

12. Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit.

§§ 40—46.

181

über diese Vernehmungen sind demnächst dem Ober-Reichsanwalt zu übersenden. Die Vorschriften der §§ 223, 250 Absatz 2 der Strafprozeßordnung finden ent­ sprechende Anwendung. 1 aus eigener Initiative. § 40. Der Angeklagte kann in der Hauptverhandlung vor dem Berufungs­ gericht erscheinen oder sich durch einen mit schriftlicher Vollmacht versehenen Ver­ theidiger vertreten lassen. Der nicht auf freiem Fuße befindliche Angeklagte hat keinen Anspruch auf Anwesenheit. Insoweit der Angeklagte die Berufung eingelegt hat, ist über dieselbe auch dann zu verhandeln, wenn weder der Angeklagte noch ein Vertreter desselben erschienen ist. Im Uebrigen finden die im dritten Abschnitt des dritten Buchs der Straf­ prozeßordnung gegebenen Vorschriften Anwendung. § 41. Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urtheil geschlossenen Verfahrens kann von Amiswegen erfolgen.1 1 Entsprechend den §§ 405. 338 Abs. 2 St.P.O. § 42. In Strafsachen, in welchen der Konsul oder das Konsulargericht in erster Instanz erkannt hat, steht das Begnadigungsrecht dem Kaiser zu. IV. Zerfahren *n ^ett Angelegenheiten- welche zu der streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören. § 43.-----------V. Schtußbestirnrnungen. § 44. In den Rechtssachen, auf welche die Civilprozeßordnung, die Straf­ prozeßordnung oder die Konkursordnung Anwendung findet, gellen das Gerichtskostengesctz und die Gebührenordnungen für Gerichtsvollzieher, für Zeugen und Sachverständige, sowie für Rechtsanwälte. (In den Angelegenheiten, welche zu der streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören, sind in Betreff des Gebührenwesens, soweit reichsgesetzliche Vorschriften nicht bestehen, die Bestimmungen der in den im § 3 Absah i bezeichneten preußischen Landestheilen geltenden Landesgesetze maßgebend.) Soweit die Gebühren der Rechtsanwälte durch Ortsgebrauch geregelt sind, kommt dieser zunächst zur Anwendung. § 45. Die Einrückung einer öffentlichen Bekanntmachung in den ReichsAnzeiger 1 ist nicht erforderlich. 1 Vgl. die §§ 326, 333. 335, 411, 480 St.P.O. § 46.

Geldstrafen fließen zur Reichskasse.

§ 47. Neue Gesetze erlangen, soweit nicht reichsgesetzlich etwas Anderes be­ stimmt wird, in den Konsulargerichtsbezirken nach Ablauf von vier Monaten, von dem Tage gerechnet, an welchem das betreffende Stück des Reichs-Gesetzblatts oder der preußischen Gesetzsammlung in Berlin ausgegeben worden ist, verbindliche Kraft. § 48. Dieses Gesetz tritt für alle Konsulargerichtsbezirke gleichzeitig mit dem Gerichtsverfassungsgesetz in Kraft.1 Mit demselben Zeitpunkte werden die Be­ stimmungen der §§ 22 bis 24 des Konsulargesetzes vom 8. November 1867

12. Gesetz über die Konsulargerichlsbarkeit.

182

§§ 49—51.

(Bundes-Gesetzbl. S. 137) und die Zusatzbestimmung des § 3 des Gesetzes vom 22. April 1871 (Bundes-Gesetzbl. S. 87) aufgehoben. 1 § 1 E.Ä. z. G.V.G.

§ 49.

Die Militärgerichtsbarkeit wird durch dieses Gesetz nicht berührt.

§ 50. Soweit die am Tage des Inkrafttretens des Gesetzes anhängigen Rechtssachen nach den bisherigen Gesetzen zu erledigen sind, tritt an die Stelle des Appellaiionsgerichts in Stettin das Reichsgericht. Die an dem bezeichneten Tage bei dem Appellationsgericht in Stettin anhängigen Sachen gehen in der prozes­ sualischen Lage, in welcher sie sich befinden, auf das Reichsgericht über. Auf die Entscheidungen des Reichsgerichts findet die Bestimmung des § 18 Absatz 3 und des § 36 Absatz 2 Anwendung. § 51. Der Reichskanzler hat die zur Ausführung des Gesetzes erforderlichen Anordnungen zu erlassen. 1 1 Val. die Jnstr. v. 10./9. 79 (R.C.BI. 675).

Zweiter Theil:

Strafgesetzbuch mit den dasselbe unmittelbar betreffenden

Neben-, Abänderungs- und Ergänznngsgesetzen.

Uebersicht. 13. Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (den Nord­ deutschen Bund). Vom 31. Mai 1870. 14. Gesetz, betreffend die Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich vom 15. Mai 1871 und die Ergänzung desselben. Vom 26. Februar 1876. 15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. geltende Fassung.)

Vom 15. Mai 1871.

16. Konkursordnung. Vom 10. Februar 1877. der §§ 281-283 St.G.B.)

(Gegenwärtig

(Auszug. Unter Anderem Ersatz

17. Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und der Eheschließung. Vom 6. Februar 1875. (Auszug. Unter Anderem Ersatz des § 337 St.G.B.) Außerdem innerhalb obiger Nummern: Gesetz, betreffend die Redaktion des Strafgesetzbuchs für den Norddeutschen Bund als Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Vom 15. Mai 1871. (Siehe dasselbe in den Notizen zur Ueberschrift des E.G. in Nr. 13.) Gesetz, betreffend die Ergänzung des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich. Vom 10. Dezember 1871. (Siehe den § 130 a. Abs. 1 St.G.B. in Nr. 15.) Gesetz, betreffend den Wucher. Vom 24. Mai 1880. (Siehe die §§ 302 a.—ä., 360 Nr. 12 St.G.B. in Nr. 15.) Als Ersatz des § 287 St.G.B. würde endlich auch das Gesetz über den Markenschutz vom 30. November 1874 in diesen Theil gehören. Dasselbe ist jedoch wegen seines Zusammenhangs mit den Gesetzen, betreffend das Urheberrecht, im dritten Theil unter diesen gebracht.

13. Einführungsgesetz zum

Strafgesetzbuch für das Deutsche Kelch (den Norddeutschen Sund). Vom 31. Mai 1870 (B.G.Bl. 195). Gesetzeskraft im Nordd. Bundesgebiet einschließt. Süd-Hessen seit 1. Januar 1871. Gesetzeskraft im ganzen Reiche (mit Ausnahme von Elsaß-Lothringen) seit l. Januar 1872. Das Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund ist Uebst dem Einführungsgesetz durch das G. betr. die Vers, des Deutschen Reichs vom 16./4. 71 (B.G.Bl. 63) ausdrücklich zum Reichsgesetz erhoben, und sind darauf durch G. v. 16/5. 71 (R.G.Bl. 127), welches wörtlich lautet:

Einziger Paragraph. Das Strafgesetzbuch für den Nordd. Bund vom 31. Mai 1870 erhält unter der Bezeichnung als „Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich" vom 1. Januar 1872 an die beiliegende Fassung, die erforderlichen Fassungsänderungen für das Strafgesetzbuch ausdrücklich festgestellt. Für das Emführungsgesetz. für welches ein Gleiches nicht geschehen ist, sind diese Aenderungen nach Maßgabe des § 2 Abs. 2 des cit. G. v. 16./4. 71 in dem Text ergänzt, und zwar sind die Aenderungen gesperrt, der ursprüngliche Wortlaut klein und in Klammern gedruckt.

§ 1. Das Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) tritt.im ganzen Umfange des Bundesgebietes mit dem 1. Januar 1872 (i87i) in Kraft. § 2. Mit diesem Tage tritt das Reichs- (Bundes.) und Landesstrafrecht, insoweit dasselbe Materien betrifft, welche Gegenstand des Strafgesetzbuchs für d a s Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) sind, außer Kraft.1 In Kraft bleiben die besonderen Vorschriften des Reichs- (Bundes-) und Landesstrafrechts, namentlich über strafbare Verletzungen der Preßpolizei-, Post-, Steuer-, Zoll-, Fischerei-, Jagd-, Forst- und Feldpolizei-Gesetze, über Mißbrauch des Vereins- und Versammlungsrechts und über den Holz- (Forst-)Diebstahl.2 __________ 3 1 Abs. 1 enthält nichts Neues; er gibt den Grundsatz: daß das neue Gesetz das ältere aufhebt, für das Reichs- und Landesstrafrecht wieder und überläßt das Weitere der Landesgesetzgebung. Weder das Pr. St.G.B. noch ein anderes wird durch das St.G.B. formell beseitigt. 2 Abs. 2 schränkt den Abs. l nicht ein, sondern gibt nur Beispiele der nicht behandelten Materien. In Kraft geblieben sind z. B. auch die Vorschriften betr. das Spielen in auswärtigen Lotterien. E. I. 219, 274. N. I. 380, 460; nicht dagegen auch die Disziplinargesetze über die StudentenDuelle. E. I. 443. R. II. 14. Soweit das St.G.B. abweichende Vorschriften enthält, sind auch die besond. Ges. aufgehoben, z. B. § 23 des Wechs.Stemp.Ges. v. 10./6. 69 durch die §§ 276, 276.

186

13. E.G. z. Strafgesetzbuch f. d. Deutsche Reich (d. Nordd. Bund). §§ 3—8.

8 Abs. 3 — in Folge der Einführung der Reichskonkursordnung vom 10./2. 77 weggefallen — lautete: „Bis zum Erlasse eines Reichs- (Bundes-) gesetzes über den Konkurs bleiben ferner diejenigen Strafvorschriften in Kraft, welche rücksichtlich des Konkurses in Landesgesetzen enthalten sind, insoweit dieselben sich auf Handlungen beziehen, über welche das Straf­ gesetzbuch für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) nichts bestimmt." Vgl. unten Bemerkungen zu Abschn. 24 des St.G.B. (§§ 281 ff.) und Nr. 16.

§ 3. Wenn in Landesgesetzen auf strafrechtliche Vorschriften, welche durch das Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) außer Kraft gesetzt sind, verwiesen wird, so treten die entsprechenden Vorschriften des letzteren an die Stelle der ersteren. § 4. Bis zum Erlasse * der in den Artikeln 61 und 68 der Verfassung des Deutschen Reichs (Norddeutschen Bundes) vorbehallenen Reichs-(Bundes-)gesetze sind die in den §§ 81, 88, 90, 307, 311, 312, 315, 322, 323 und 324 des Straf­ gesetzbuchs für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) mit lebenslänglichem Zuchthaus bedrohten Verbrechen mit dem Tode zu bestrafen, wenn sie in einem Theile des Bundesgebietes, welchen der Kaiser (Bundesfeldherr) in Kriegszustand (Art. 68 der Verfassung) erklärt hat, oder während eines gegen das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) ausgebrochenen Krieges auf dem Kriegsschauplätze begangen werden. 2 1 Inzwischen ist das in Art. 61 vorbehaltene Reichs-Militärgesetz am 2./5.74 (R.G.Bl. 45) ergangen, das in Art. 68 vorbehaltene Gesetz steht noch aus, so daß § 4 noch gilt. 2 § 4 gilt nicht für Bayern. G. v. 22 /4. 71 (B.G.Bl. 87) § 7 Abs. 2.

§ 5. In landesgesetzlichen Vorschriften über Materien, welche nicht Gegen­ stand des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) sind, darf nur Gefängniß bis zu zwei Jahren, Haft, Geldstrafe, Einziehung einzelner Gegenstände und die Entziehung öffentlicher Aemter angedroht werden.1 1 § 5 bezieht sich nur auf künftige Landesgesetze. Dw bestehenden bleiben nach Maßgabe des § 6 in Geltung, selbst wenn sie höhere Strafandrohungen enthalten, z. B. die noch geltende preuß. V. v. 8./7. 44 wegen Bestrafung des Handels mit Negersklaven (G.S. 899).

§ 6. Vom 1. Januar 1872 (i8?i) ab darf nur aus die im Strafgesetzbuche für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) enthaltenen Strafarten1 erkannt werden. Wenn in Landesgesetzen anstatt der Gefängniß- oder Geldstrafe Forst- oder Gemeinde-Arbeit angedroht oder nachgelassen ist, so behält es hierbei sein 'Be­ wenden. 1 St.G.B. §§ 13-42, 57, 362.

§ 7. Vom 1. Januar 1872 (i87i) ab verjähren Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Entrichtung der Branntweinsteuer, der Biersteuer und der Postgefälle in drei Jahren.1 1 Vgl. bezügl der Bier- und Branntweinsteuer die Bundesges. v. 4. u. 8./7. 68 § 37 bez. 68 (B.G.Bl. 383. 401) und das G. betr. die Erhebung der Brausteuer v. 31./5. 72 (R.G.Bl. 153) § 40.

§ 8. Der Landesgesetzgebung bleibt vorbehalten, Uebergangsbestimmungen zu treffen, um die in Kraft bleibenden Landesstrafgesetze mit den Vorschriften des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund) in Ueber­ einstimmung zu bringen.1 1 Solche Uebergangsgesetze smd in sämmtlichen Bundesstaaten — allerdings in sehr verschiedenem Umfange — erlaffen, mit Ausnahme von Preußen nebst Lauenburg und Waldeck.

14. Oefetz > betreffend die Abänderung von Westimmungen des Strafgesetz­ buchs für das Deutsche Weich vom 15. Mai 1871 und die Ergänzung dessetven. Vom 26. Februar 1876 (R.G.Bl. 25). Gesetzeskraft seit 20. März 1876.

Art. I. Die §§ 4, 55, 64, 70 Nr. 2 und 3, 88, 95, 102, 103, 104, 113, 114, 117, 130a, 135, 140, 144, 145, 176, 177, 178, 183, 194, 200, 208, 223, 228, 232, 240, 241, 247, 263, 275 Nr. 2, 292, 296, 303, 319, 321, 360 Nr. 3, 4, 7 und 12, 361 Nr. 6, 363, 366 Nr. 3, 8, 9 und 10, 367 Nr. 5, 6 und 10, 369 und 370 des Strafgesetzbuchs in der durch die Gesetze vom 15. Mai 1871 und 10. Dezember 18711 festgestellten Fassung werden durch nachstehende, den bisherigen Zifferzahlen entsprechende Bestimmungen ersetzt: 1 S. § 130 a St?G.B. (Die abgeänderten §§ srnd in der neuen Fassung an betreffender Stelle im St.G.B. eingeschaltet und ist dies zu jedem betr. § in den An in. erwähnt.)

Art. H. Hinter die §§ 49, 103, 223, 296, 353 und 366 des Strafgesetzbuchs werden die folgenden neuen §§ 49a., 103a., 223a., 296a., 353a. und 366a., hinter die Nr. 8 des § 361 wird die neue Nr. 9 eingestellt: (Die neuen §§ sind an betreffender Stelle im St.G.B. eingeschaltet und als solche in den Anrn. erkennbar gemacht.)

Art. III. Bei den Handlungen, welche vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes begangen sind, wird das Erforderniß des Antrages auf Verfolgung, sowie die Zulässigkeit der Zurücknahme nach den bisherigen Gesetzen beurtheilt. Art. IV. Mo in dem Strafgesctzbuche der Betrag einer Geldstrafe oder einer Buße in der Thalerwährung ausgedrückt ist, tritt de- entsprechende Betrag in Reichswährung an die Stelle. Art. V. Der Reichskanzler wird ermächtigt, den Text des Strafgesetzbuchs, wie er sich aus den in den Artikeln I., II. und IV. festgestellten Aenderungen der Fassung ergibt, unter Weglassung der §§ 287 und 337 durch das ReichsGesetzblatt bekannt zu machen.1 1 Die Bekanntmachung des neuen Textes ist erfolgt mittels Erlasses des Reichskanzlers v. 26/2. 76 (R.G.Bl. 39 ff.).

15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Deich. Vom 15. Mai 1871. (Gegenwärtig geltende Fassung.) Gesetzeskraft im ganzen Reiche seit i. Januar 1872, im Nordd. Bundesgebiet einschließt. Süd-Hessen bereits seit l. Januar 1871. (Vgl. die Notizen zur Überschrift zum E.G. und die Uebersicht S. 184.)

Einleitende Bestimmungen. § 1. Eine mit dem Tode, mit Zuchthaus, oder mit Festungshaft von mehr als fünf Jahren bedrohte Handlung ist ein Verbrechen. Eine mit Festungshaft bis zu fünf Jahren, mit Gefängniß oder mit Geld­ strafe von mehr als einhundertfunfzig Mark bedrohte Handlung ist ein Vergehen. Eine mit Hast oder mit Geldstrafe bis zu einhundertfunfzig Mark bedrohte Handlung ist eine Uebertretung.1 1 Für die Qualifizrrung einer strafbaren Handlung ist im Einzelnen bte schwerste Art (bei Festungshaft und Geldstrafe das höchste Maß) der angedrohten Strafe maßgebend. R. II. 647.

§ 2. Eine Handlung kann nur dann mit einer Strafe belegt werden, wenn diese Strafe gesetzlich bestimmt war, bevor die Handlung begangen wurde.1 Bei Verschiedenheit der Gesetze von der Zeit der begangenen Handlung bis zu deren Aburtheilung ist das mildeste Gesetz anzuwenden.^ 1 Selbstverständlich muß auch zur Zeit der Aburtheilung die Strafbestimmung noch gelten. E. II. 402.. Bei einem Wechsel der Strafgesetzgebung ist eine Feststellung nach beiden Gesetzen zur Bestrafung erforderlich. E. I. 191. 2 Besteht der Thatbestand der Strafthat aus mehreren Akten, so ist allein die Zeit der Vollendung entscheidend. E. II. 337. R. II. 210, 277. 3 Wegen des Antrages vgl. auch Art. III. des Gesetzes vom 26. Febr. 1876 (s. oben Nr. 14).

§ 3. Die Strafgesetze des Deutschen Reichs finden Anwendung auf alle im Gebiete desselben1 begangenen strafbaren Handlungen, auch wenn der Thäler ein Ausländer ist. 1 Deutsche Konsulargerichtsbezirke gelten als deutsches Gebiet im Sinne des § 3; vgl. G. über die Konsularg. v. 10./7. 79 (R.G.Bl. 197).

§ 4.1 Wegen der im Auslande2 begangenen Verbrechen und Vergehen findet in der Regel keine Verfolgung stall. Jedoch kann nach den Strafgesetzen des Deutschen Reichs verfolgt werden: 1) ein Deutscher ^ oder ein Ausländer, welcher im Auslande eine hochverrätherische Handlung gegen das Deutsche Reich oder einen Bundes-

15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich.

§§ 5—9.

189

staat, oder ein Münzverbrechen, oder als Beamter des Deutschen Reichs oder eines Bundesstaats eine Handlung begangen hat, die nach den Gesetzen des Deutschen Reichs als Verbrechen oder Vergehen im Amte anzusehen ist;4 2) ein Deutscher, ^ welcher im Auslande eine landesverrätherische Handlung gegen das Deutsche Reich oder einen Bundesstaat, oder eine Beleidigung gegen einen Bundesfürstcn begangen hat/ 3) ein Deutscher,3 welcher im Auslande eine Handlung begangen hat, die nach den Gesetzen des Deutschen Reichs als Verbrechen oder Vergehen anzusehen und durch die Gesetze des Orts, an welchem sie begangen, wurde, mit Strafe bedroht ist. Die Verfolgung ist auch zulässig, wenn der Thäter bei Begehung der Handlung noch nicht Deutscher war. In diesem Falle bedarf es jedoch eines Antrages der zuständigen Behörde des Landes, in welchem die strafbare Handlung begangen worden, und das ausländische Straf­ gesetz ist anzuwenden, soweit dieses milder ist. 1 Fassung des G. v. 26./2. 76 (R G.Bl. 25). 2 Ausland? vgl. § 8 und Ausnahmen in §§ 102, 298, Seemannsordn. v. 27./12. 72 § ioo und M.St.G.B. § 161, sowie wegen Mrlitärpersonen allgemein M.St.G.B. § 7. Wegen des Gerichtsstandes St.P.O. §§ 9, io. 3 Vgl. Rerchsangehörrgkeitsg. v. 1./6. 70 (R.G.Bl. 365). 4 Vgl. §§ 80—86, 146, 147, 149, 331 ff. — Daß das Münzverbrechen gegen das Reich oder einen Bundesstaat begangen wird, ist nicht erforderlich. M. 19. R Vgl. §§ 87—93, 94, 95, 98. 99.

§ 5. Im Falle des § 4 Nr. 3 bleibt die Verfolgung ausgeschlossen, wenn 1) von den Gerichten des Auslandes über die Handlung rechtskräftig er­ kannt und entweder eine Freisprechung erfolgt oder die ausgesprochene Strafe vollzogen/ 2) die Strafverfolgung oder die Strafvollstreckung nach den Gesetzen des Auslandes verjährt oder die Strafe erlassen, oder 3) der nach den Gesetzen des Auslandes zur Verfolgbarkeit der Handlung erforderliche Antrag des Verletzten nicht gestellt worden ist. 1 Vgl. § 37.

§ 6. Im Auslande begangene Uebertretungen sind nur dann zu bestrafen, wenn dies durch besondere Gesetze oder durch Verträge angeordnet ist. § 7. Eine im Auslande vollzogene Strafe ist, wenn wegen derselben Handlung im Gebiete des Deutschen Reichs abermals eine Verurtheilung erfolgt, auf die zu erkennende Strafe in Anrechnung zu bringen/ 1 Vgl. §§ 3, 4 Nr. 1, 2 u. 3

§ 8. Ausland im Sinne dieses Strafgesetzes ist jedes nicht zum Deutschen Reich gehörige Gebiet.^ 1 Bayern, Württemberg und Baden galten tm ehem. Norddeutschen Bundesgebiet (einsckil. Süd-Hessen) schon vom 4./5. 71, dem Tage der Rechtskraft des Gesetzes vom 16./4. 71 als In­ land, — dagegen galt das ehem. Nordd. Bundesgebiet m jenen südd. Staaten erst mit dem l./l. 72, dem Tage der Einführung des St.G.B. als Reichsgesetz in jeife Staaten, strafrechtlich als Inland. Vgl. unten § 244. 2 Schiffe: vgl. St P.O. § 10. E. II. 17. N. I. 642, IL 261.

§ 9. Ein Deutscher darf einer ausländischen Regierung zur Verfolgung oder Bestrafung nicht überliefert werdend 1 Die AusUeferungsverträge des Deutschen Reichs s. Anm. 3 zu § 318 St.P.O.

15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich.

190

§§ 10—15.

§ 10. Auf Deutsche Militärpersonen1 finden die allgemeinen Strafgesetze des Reichs insoweit Anwendung, als nicht die Militärgesetze2 ein Anderes bestimmen. 1 Ueber den Begriff „Militärpersonen" vgl. M.St.G.B. § 4 und das dem M.St.G.B. beigegebene Verzeichniß (R.G.Bl. 1872 S. 204 jetzt auch 1880 S. 169) in Verbindung mit dem Wehrg. v. 9./11. 67 (B.G.BI. 131) § 15 und dem Militärg. v. 2./5. 74 (R.G.Bl. 46) bes. § 56; vgl. auch E.G. zum M.St.G.B. § 2. 2 Für Militärpersonen gilt im ganzen Reich jetzt das Militär-Strafgesetzbuch v. 20./6. 72 (R.G.Bl. 173).

§ 11. Kein Mitglied eines Landtags oder einer Kammer eines zum Reich gehörigen Staats darf außerhalb der Versammlung, zu welcher das Mitglied gehört, wegen seiner Abstimmung oder wegen der in Ausübung seines Berufes gethanen Aeußerung zur Verantwortung gezogen werden. ^2 1 Vgl. Art. 30 der Reichs-Verf.

2 Daher auch § 199 nicht anwendbar.

E. IV. 14.

§ 12. Wahrheitsgetreue Berichte über Verhandlungen eines Landtags oder einer Kammer eines zum Reich gehörigen Staats bleiben von jeder Verant­ wortlichkeit frei.1 1 Art. 22 der Reichs-Verf.

Erster Theil.

Von der Bestrafung der Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen im Allgemeinen.

Erster Abschnitt. Strafe«. § 13.

Die Todesstrafe ist durch Enthauptung zu vollstrecken.1

1 Vgl. St.P.O. §§ 485, 486.

§ 14.

Die Zuchthausstrafe ist eine lebenslängliche oder eine zeitige.

Der Höchstbetrag der zeitigen Zuchthausstrafe ist fünfzehn Jahre,1 ihr Mindest­ betrag Ein Jahr.2 Wo das Gesetz die Zuchthausstrafe nicht ausdrücklich als eine lebenslängliche androht, ist dieselbe eine zeitige. 1 Vgl. auch § 74 Abs. 3. — Dieser Höchstbetrag gilt jedoch nicht für mehrfache Bestrafungen, soweit § 79 nicht zutrifft. E. IV. 53. 2 Nach § 19 Abs. 2 darf die Dauer einer Zuchthausstrafe nur nach vollen Monaten bemeffen werden.

§ 15. Die zur Zuchthausstrafe Verurtheilten sind in der Strafanstalt zu den eingeführten Arbeiten anzuhalten. Sie können auch zu Arbeiten außerhalb der Anstalt, insbesondere zu öffent­ lichen oder von einer Staatsbehörde beaufsichtigten Arbeiten verwendet werden. Diese Art der Beschäftigung ist nur dann zulässig, wenn ‘ die Gefangenen dabei von anderen freien Arbeitern getrennt gehalten werden.1 1 Vgl. preuß. G. v. 11./4. 64 (G.S. 143).

15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich.

§§ 16—23.

191

§ 16. Der Höchstbetrag der Gefängnißstrafe ist fünf Jahres ihr Mindestbetrag Ein Tag. Die zur Gefängnißstrafe Verurtheilten können in einer Gefangenanstalt auf eine ihren Fähigkeiten und Verhältnissen angemessene Weise beschäftigt werden; auf ihr Verlangen sind sie in dieser Weise zu beschäftigen. Eine Beschäftigung außerhalb der Anstalt (§ 15) ist nur mit ihrer Zustimmung zulässig.2 1 Vgl. jedoch §§ 57 Nr. l, 3, 74 Abs. 3. 2 Vgl. für Preußen: Allg. Verf. des Min. d. I. u. des Just.-Min. betr. die Untersuchungshaft und den Vollzug der Gefängnißstrafe und Haft v. 19./2. 76 (J.M.Bl. 38; V.M.Bl. 30). Für die Gefäng­ nisse der Justizverwaltung ist an deren Stelle die J.V. ö; 16./4. 81 (J.M.Bl. 50) getreten.

§ 17.

Die Festungshaft ist eine lebenslängliche oder eine zeitige.

Der Höchstbetrag der zeitigen Festungshaft ist fünfzehn Jahre, ihr Mindest­ betrag Ein Tag. Wo das Gesetz die Festungshaft nicht ausdrücklich als eine lebenslängliche androht, ist dieselbe eine zeitige. Die Strafe der Festungshaft besteht in Freiheitsentziehung mit Beauf­ sichtigung der Beschäftigung und Lebensweise der Gefangenen; sie wird in Festungen oder in anderen dazu bestimmten Räumen vollzogen. 1 1 Für Preußen vgl. J.V. v. 2 /li. 73 (J.M.BI. 302).

§ 18. Der Höchstbetrag der Haft ist sechs Wochen,1 ihr Mindestbetrag Ein Tag. Die Strafe der Haft besteht in einfacher Freiheitsentziehung. 1 Vgl. jedoch §§ 77, 78.

§ 19. Bei Freiheitsstrafen wird der Tag zu vierundzwanzig Stunden, die Woche zu sieben Tagen, der Monat und das Jahr nach der Kalenderzeit gerechnet.1 Die Dauer einer Zuchthausstrafe darf nur nach vollen Monaten,2 die Dauer einer anderen Freiheitsstrafe nur nach vollen Tagen bemessen werden. 1 Berechnung der Strafbouer vgl. St.P.O. §§ 492, 493; Berechnung der Strafzeit vgl. St.P.O. § 462 (Untersuchungshaft nach dem Urtheil) und unten St.G.B. § 60 (Untersuchungshaft vor dem Urtheil). 2 Dies gilt nicht für den Fall der Umwandlung einer Gefängnißstrafe in Zuchthaus. §§ 74, 79. E. TV. 161.

§ 20. Wo das Gesetz die Wahl zwischen Zuchthaus und Festungshaft ge­ stattet, darf auf Zuchthaus nur dann erkannt werden, wenn festgestellt wird, daß die strafbar befundene Handlung aus einer ehrlosen Gesinnung entsprungen ist. Vgl. §§ 81, 83-86, 88, 89, 94, 96. 96, 100, 105 u. 106.

§ 21. Achtmonatliche Zuchthausstrafe ist einer einjährigen Gefängnißstrafe, achtmonatliche Gefängnißstrafe einer einjährigen Festungshaft gleich zu achten. § 22. Die Zuchthaus- und Gefängnißstrafe können sowohl für die ganze Dauer, wie für einen Theil der erkannten Strafzeit in der Weise in Einzelhaft vollzogen werden, daß der Gefangene unausgesetzt von anderen Gefangenen ge­ sondert gehalten wird. Die Einzelhaft darf ohne Zustimmung des Gefangenen die Dauer von drei Jahren nicht übersteigen. § 23. Die zu einer längeren Zuchthaus- oder Gefängnißstrafe Verurtheilten können, wenn sie drei Vieriheile, mindestens aber Ein Jahr der ihnen auferlegten

192

15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich.

§§ 24—29.

Strafe verbüßt, sich auch während dieser Zeit gut geführt haben, mit ihrer Zu­ stimmung vorläufig entlassen werden.1 1 Vgl. zu §§ 23—26 preuh. J.V. v. 21./1. 71 (J.M.Bl. 35), v. 23./12. 71 (J.M.Dl. 1872 S. 7) und V. 14./8. 79 (J.M.Bl. 237).

§ 24. Die vorläufige Entlassung kann bei schlechter Führung des Entlassenen oder, wenn derselbe den ihm bei der Entlassung auferlegten Verpflichtungen zu­ widerhandelt, jederzeit widerrufen werden. Der Widerruf hat die Wirkung, daß die seit der vorläufigen Entlassung bis zur Wiedereinlieferung verflossene Zeit auf die festgesetzte Strafdauer nicht ange­ rechnet wird. § 25. Der Beschluß über die vorläufige Entlassung, sowie über einen Wider­ ruf ergeht von der obersten Justiz-Aufsichtsbehörde. Vor dem Beschluß über die Entlassung ist die Gefängnißverwaltung zu hören. Die einstweilige Festnahme vorläufig Entlassener kann aus dringenden Gründen des öffentlichen Wohls von der Polizeibehörde des Orts, an welchem der Ent­ lassene sich aufhält, verfügt werden. Der Beschluß über den endgültigen Widerruf ist sofort nachzusuchen. Führt die einstweilige Festnahme zu einem Widerrufe, so gilt dieser als am Tage der Festnahme erfolgt. § 26. Ist die festgesetzte Strafzeit abgelaufen, ohne daß ein Widerruf der vorläufigen Entlassung erfolgt ist, so gilt die Freiheitsstrafe als verbüßt. § 27. Der Mindestbetrag der Geldstrafe ist bei Verbrechen und Vergehen drei Mark, bei Uebertretungen Eine Mark. § 28. Eine nicht beizutreibende Geldstrafe ist1 in Gefängniß und, wenn sie wegen einer. Uebertrctung erkannt worden ist, in Haft umzuwandeln.2 . Ist bei einem Vergehen Geldstrafe allein oder an erster Stelle, oder wahl­ weise neben Haft angedroht, so kann die Geldstrafe in Haft umgewandelt werden, wenn die erkannte Strafe nicht den Betrag von sechshundert Mark und die an ihre Stelle tretende Freiheitsstrafe nicht die Dauer von sechs Wochen übersteigt. War neben der Geldstrafe auf Zuchthaus erkannt, so ist die an deren Stelle tretende Gesängnißstrafe nach Maßgabe des § 21 in Zuchthausstrafe umzuwandeln. Der Verurtheiltc kann sich durch Erlegung des Strafbctrages, soweit dieser durch die erstandene Freiheitsstrafe noch nicht getilgt ist, von der letzteren' freimachen. 1 Der Grundsatz gilt auch für die besonderen Reichs- oder Landesgesetze, soweit sie nicht abweichende Bestimmungen enthalten. Eine Umwandlung findet nicht statt nach den Reichsg. v. 10./6. 69 (Wechselstemp.) § 15 (B.G.Bl. 193), v. 11./6. 70 (Nachdruck) § 24 und zwar im Falle des § 7a (B.G.Bl. 339), v. 1./7. 81 (Stempelabgaben) § 25 (R.G.Bl. 185), ferner nach d. preuß. K.O. v. 24./5. 44 (G.S. 238) (Stempelstrafen). — Besondere Bestimmungen siehe noch: Postg. v. 28/10. 71 (R.G Bl. 347) § 31, Gew.O. § 147, stets Haft; preuß. Forstdiebstahlsg. v. 15/4. 78 (G.S. 222) § 13, stets Gefängniß. — Für Ordnung?-, Disciplinar- und Exekutivstrafen gilt § 28 an sich nicht. Vgl. z. B. §§ 56, 179, 160 G.V.G., §§ 50, 69, 77 St.P.O., § 66 Abs. 3 Personcnstandsg. v. 6/2. 75 (R.G.Bl. 23). 2 Vgl. St.P.O. §§ 491 (nachträgliche Umwandlung), 495 (Vollstreckung)

§ 29. Bei Umwandlung einer wegen eines Verbrechens oder Vergehens erkannten Geldstrafe ist der Betrag von drei bis zu fünfzehn Mark, bei Um­ wandlung einer wegen einer Uebertrctung erkannten Geldstrafe der Betrag von Einer bis zu fünfzehn Mark einer eintägigen Freiheitsstrafe gleich zu achten.1 Der Mindestbetrag der an Stelle einer Geldstrafe tretenden Freiheitsstrafe ist Ein Tag, ihr Höchstbetrag bei Haft sechs Wochen, bei Gefängniß Ein Jahr.2

15. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich.

§§ 30—34.

193

Wenn jedoch eine neben der Geldstrafe wahlweise angedrohte Freiheitsstrafe ihrer Dauer nach den vorgedachten Höchstbetrag nicht erreicht, so darf die an Stelle der Geldstrafe tretende Freiheitsstrafe den angedrohten Höchstbetrag jener Freiheitsstrafe nicht übersteigen. 1 Abweichend: preuh. Forstdiebstahlsg. v. 15./4. 78 (G.S. 222) § 13. 2 Vgl. jedoch § 78 Abs. 2. — Bereinszollgesetz § 162 und ähnlich die meisten Zoll- und Steuergesetze.

§ 30. In den Nachlaß fcqm eine Geldstrafe nur dann vollstreckt werden, wenn das Urtheil bei Lebzeiten des Verurtheilten rechtskräftig geworden war? 1 Wegen der Kosten vgl. St.P.O. § 497 Abs. 2; Privatklüger St.P.O. § 433. ^

§ 31. Die Verurteilung zur Zuchthausstrafe hat die dauernde Unfähigkeit zum Dienste in dem Deutschen Heere und der Kaiserlichen Marine, sowie die dauernde Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter von Rechtswegen zur Folge? Unter öffentlichen Aemtern im Sinne dieses Strafgesetzes sind die Advokatur, die Anwaltschaft und das Notariat, sowie der Geschworenen- und Schöffendienst milbegriffen? 1 Vgl. §§ 33, 35. 2 Wegen der im St.G.B. gemachten Unterscheidung zwischen öffentlichem Amt und Beamten vgl. § 359.

§ 32. Neben der Todesstrafe und der Zuchthausstrafe kann1 auf den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt worden, neben der Gcfängnißstrafe nur, wenn die Dauer der erkannten Strafe drei Monate erreicht und entweder das Gesetz den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ausdrücklich zuläßt ^ oder die Gefängnißstrafe wegen Annahme mildernder Umstände an Stelle von Zuchthausstrafe ausge­ sprochen wird? Die Dauer dieses Verlustes beträgt bei zeitiger Zuchthausstrafe mindestens zwei und höchstens zehn Jahre, bei Gcfängnißstrafe mindestens Ein Jahr und höchstens fünf Jahre? 1 Bei Meineid (§ 16t), schwerer Kuppelei (§ 181) und gewerbs- oder gewohnheitsmäßigem Wucher (§ 302 ä) muß auf Verlust der bürgert. Ehrenrechte erkannt werden. 2 Neben Gefängnißstrafe läßt das St.G.B. diesen Verlust ausdrücklich zu in den §§ 49 a, 108, 109, 133, 142, 143, 160, 160, 161, 164, 168, 173, 175, 180, 183, 248, 266, 262, 263, 266, 280, 284, 289. 294, 302, 304, 329, 333, 350. 3 Bei Versuch vgl. § 45, ber Jugend § 67 Nr. 5, bei Konkurrenz § 76. * Die meisten Einfllhrungsgesctze haben die vor Geltung des St.G.B. auf Lebenszeit erkannten oder von Rechtswegen an die Verurtheilung geknüpften Ehrenstrafen nach Maßgabe des § 32 auf 10 bez. 5 Jahre herabgesetzt. Für Preußen vgl. den generellen Gnadenerlaß v. 28./2. 72 (®. einer tzinsstfixirten Einkommensteuer. Vom 1. Mai 1851 (G.S. 193).

(Auszug.) S. hierzu G. v. 30./5. 20 wegen Einführung einer Klassensteuer (G.S. 140) und die das G. v. 1./5. 61 abändernden G. v. 2S./6. 73 (G.S. 213) u. 16./6. 75 (G.S. 234). Alle auf die Klaffen- und klassifizirte Einkommensteuer Bezug habenden Vorschriften gelten, abgesehen von hier nicht in Betracht kommenden unerheblichen Bestimmungen, zufolge der V. v. 2B./4. 67 in Hannover (G.S. 533), Schleswig-Holstein (G.S. 643), Kurhessen (G.S. 638), zuf. B. v. n./ß. 67 (G.S. 693) in Nassau, Hessen-Homburg und Grohh. Hess. Theilen, zuf. B. v. 24./6. 67 (G.S. 642) in vormals Bahr. Theilen, zuf. G. v. 23./3. 73 (G.S. 107) § 6 im Jadegebiete und zuf. G. v. 23./6. 76 (G.S. 169) § 9 in Lauenburg.

§ 33. (L. bzw. A.)1 Wer bei der Erörterung einer von ihm erhobenen Reklamation auf die dieserhalb an ihn ergangene besondere Aufforderung wissentlich einen Theil seines Einkommens verschwiegen oder zu gering angegeben hat, ver­ fällt in eine Strafe zur Höhe des vierfachen Jahresbetrages der Steuer,2 um welche der Staat verkürzt worden ist oder verkürzt werden sollte. Die Entscheidung hierüber gebührt dem Gericht,1 insofern der Steuerpflichtige sich nicht freiwillig zur Bezahlung der verkürzten Steuer, des vierfachen Jahres­ betrages derselben und der durch das Verfahren gegen ihn entstandenen Kosten bereit erklärt. 3 Eine solche in verbindlicher Form vor dem Landrathe oder dem Gemeindevorstande abgegebene Erklärung hat im Nichtzahlungsfalle die Wirkung eines gerichtlichen Erkenntnisses? 1 G.V.G. §§ 27 Nr. 1, 2; 73 Nr. 1; 76 Nr. 15. 2 Berechnung der Steuer nach den G. v. 1./5. 61 u. 26./5. 73, s. auch V.M.Bl. 1877 S. 44. 3 Verfahren: (s. oben Anh. Nr. 5) Steuerordnung v. 8./2. 19 §§ 91—95 nebst Anm., und St.P.O. §§ 459-469. * S. endlich zu § 33 auch E. VI. 196; strafrechtliche Verjährung 6 Jahre, Art. V. G. v. 22./5. 62 (G.S. 250). Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

49

24. Gesetz über die Presse v. 12. Mai 1851.

770

34. O-f-tz nbtv dr- Pr-fse. SBom 12. Mai 1851 (G.S. 273). Gültig zunächst für den damaligen Umfang der Monarchie.

Eingeführt in den neuen Landestheilen

(außer Lauenburg) durch V. v. 25/6. 67 (G.S. 921). Das Gesetz ist im Wesentlichen beseitigt durch das Gesetz über die Presse v. 7./5. 74 (R G Bl. 65); auf­ recht erhalten sind nur gemäß § 30 Abs. 2 u. 3 desselben (vgl. Entsch. d. Kammerger. II. 242) nachfolgende §§.

§

6.

(An der bisherigen Verpflichtung

des Verlegers,

zwei Exemplare

seiner Verlagsartikel, und zwar eines an die Königliche Bibliothek in Berlin, das andere an die Bibliothek der Universität derjenigen Provinz, in welcher er wohnt, unentgeltlich einzusenden, wird nichts geändert.*) 1 Strafrechtlich ohne Bedeutung.

§ 9.

Anschlagezettel und Plakate/ welche einen anderen Inhalt haben,

als

Ankündigungen über gesetzlich nicht verbotene Versammlungen, über öffentliche Vergnügungen, über gestohlene, verlorene oder gefundene Sachen, über Verkäufe oder andere Nachrichten für den gewerblichen Verkehr, dürfen nicht angeschlagen, angeheftet oder in sonstiger Weise öffentlich2 ausgestellt werden. Auf

die amtlichen Bekanntmachungen öffentlicher Behörden sind die vor­

stehenden Bestimmungen nicht anwendbar. 1 Auch geschriebene, nicht bloß auf mechanischem Wege hergestellte. II. 242. 8 Vgl. O.R. VI. 201.

§ 10. deren

Entsch. des Kammerger.

Niemand darf auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an an­

öffentlichen Orten Druckschriften1

oder

andere Schriften

oder

Bildwerke

ausrufen, verkaufen, vertheilen, anheften oder anschlagen/ ohne daß er dazu die Erlaubniß der Ortspolizei-Behörde erlangt hat, und ohne daß er den Erlaubniß­ schein, in welchem sein Name ausgedrückt sein muß, bei sich führt.

Die Erlaubniß

kann jederzeit zurückgenommen werden. 1 Einschließlich der in § 9 erwähnten Anschlagezettel und Plakate. 8 Wenn die Handlungen ,,gewerbsmäßig" geschehen, ist jetzt § 43 Gew.O. maßgebend.

§ 41.

(A.)

Wer den Vorschriften der §§ 8, 9 und 10 zuwiderhandelt, hat

eine Strafe bis fünfzig Thaler oder eine Gefängnißstrafe1 bis zu sechs Wochen verwirkt.2 1 Jetzt Haft.

Vgl. E.G. z. preuß. St.G.D. Art. VIII. preuß. St.G.B. § 333.

(J.M.Dl. 380). 8 Im Fall der Anm. 2 zu § 10 gilt die Strafbest. § 148 Gew.O.

J.B. v. 28./12. 70

26. Gesetz über die vorläufige Straffestsetzung rc. v. 14. Mai 1852.

771

25. Gesetz über de« Kelagerungsprstand. Vom 4. Juni 1851 (G.S. 451). Gültig zunächst für den damaligen Umfang der Monarchie. Eingeführt in den neuen Provinzen (außer Lauenburg) durch B. b. 25-/6. 67 (G.S. 921). Art. II. H Vgl. dasselbe oben S. 171 ff.

26. Gesetz «der die v«rlä«fige Straffestsetzung wegen Uedertret««gen für diesenigen Kandesttzette» i« weiche« die Uerordttnug vom ß. Januar 1849 «der die Ein­ führung des mündliche« «nd öffentlichen Uerfahreus i« Unterfnchungsfache« Gesetzeskraft hat. Vom 14. Mai 1852 (G.S. 245). Vgl. E.G. z. St.P.O. § 6 Abf. 2 Nr. 3, St.P O. §§ 453—458, J.M.Bl. 1879 S. 361, B.M.Bl. 1879 S. 261. Die Verordnung vom 3. Januar 1849 über die Einführung des mündlichen und öffentlichen Verfahrens in Untersuchungssachen hatte (G.S. 1849 S. 14, 1852 S. 208) ttn ganzen damaligen Um­ fang der Monarchie mit Ausschluß des früheren Appellationsgerichts zu Cöln, ferner in Hohenzollern d. G. b. 30/4. 51 § l (G S. 188) Gesetzeskraft. Das G. b. 14./5. 52 ist eingeführt in den 1866 er­ worbenen Probinzen d. V. b. 25./6. 67 (G.S. 921) Art. II, in Lauenburg d. G. b. 4./12. 69 (vgl. Off. Wochenbl. 1870 S. 124).

§ 1. Wer die Polizeiverwaltung in einem bestimmten Bezirke auszuüben hat,1 ist befugt, wegen der in diesem Bezirke verübten,2 sein Ressort betreffenden Uebertretungen die Strafe vorläufig durch Verfügung festzusetzen. Wird Geldbuße fest­ gesetzt, so ist zugleich die für den Fall des Unvermögens des Verurtheilten in Gemäßheit § 335 des Strafgesetzbuches 2 an die Stelle der Geldbuße tretende Ge­ fängnißstrafe 4 zu bestimmen. Die vorläufig festzusetzende Strafe darf fünf Thaler Geldbuße oder dreitägiges Gefängniß nicht überschreiten. * Erachtet der Polizeiverwalter eine höhere Strafe für gerechtfertigt, so muß die Verfolgung dem Polizeianwalte überlassen werden. 1 S. Regl. b. 30./9. 62 (J.M.Bl. 342, V.M.Vl. 259) § 2, G. b. 11./3. 60 (oben Anhang Nr. 22) §§ l, 2. In den Krersordnungsprovrnzen Kr.O. b. 13/12. 72 (in der Fass. G.S. 1881 S. 179) § 63 ist der Amtsborsteher zuständig. S. ferner §§ 10 u. 11 und bezüglich Chausseepolizelübertretungen B.M.Bl. 1874 S. 161, Strompolizeiübertretungen B.M.Bl. 1862 S. 27 und der Verletzung der Dienst­ pflichten des Gesindes rc. b. 24 /4. 54 (G.S. 214) § l. 2 Anm. 1 zu 209 d. Bergg. (unten Nr. 34). 3 jetzt St.G.B. §§ 28 ff. 4 jetzt Haftstrafe. 6 S. oben S. 131 die Anm. zu St.P.O. § 453.

8 2.

In der § 1 gedachten Verfügung muß angegeben feilt:1

a) die Beschaffenheit der Uebertretung, sowie die Zeit und der Ort ihrer Verübung;2 b) die Straffestsetzung unter Anführung der Strafvorschrift, auf welche die­ selbe sich gründet; c) die Bedeutung, daß der Angeschuldigte, wenn er sich durch die Straf­ festsetzung beschwert findet, innerhalb einer zehntägigen Frist, 3 vom Tage der Insinuation derselben an, bei dem Polizeiverwalter, dem Polizei49*

772

26. Gesetz über die vorläufige Straffestsetzung re. v. 14. Mai 1852. richter oder dem Polizeianwalte* schriftlich oder zu Protokoll auf gericht­ liche Entscheidung antragen könne, daß aber, falls in dieser Frist ein solcher Antrag nicht erfolge, die Strafberfügung gegen ihn vollstreckbar würde; d) die Kasse, an welche die Geldbuße gezahlt werden soll.

1 Vgl. St.P.O. § 453, wodurch ein weiterer Inhalt der Verfügung, namentlich die Bezeichnung der Kaste, an welche die Strafe einzuzahlen, nicht ausgeschlosten ist, Prot. 696. 2 jetzt auch die Beweismittel. § 453 Abs. 3 St.P O. 8 jetzt einer Woche. St.P.O. § 453. 4 jetzt nur noch bei der Polizeibehörde, welche die Verfügung erlassen hat, oder bei dem zu­ ständigen Amtsgericht. § 453 Abs. 3 St.P.O.

§ 3. Diese Verfügung ist unter Beobachtung der für gerichtliche Insinua­ tionen vorgeschriebenen Formen, wobei vereidete Verwaltungsbcamte den Glauben der Gerichtsboten haben, dem Angeschuldigten zu insinuiren. § 4. Für dieses Verfahren sind weder Stempel noch Gebühren anzusetzen; die baaren Auslagen aber fallen dem Angeschuldigten in allen Fällen zur Last, in welchen endgültig eine Strafe gegen ihn festgesetzt wird. § 5. Gegen eine solche Strafverfügung (§ 1) findet die Beschwerde bei der vorgesetzten Behörde nicht Statt; es steht dem Angeschuldigten frei, innerhalb zehn Sage,1 vom Tage der Insinuation der Verfügung an. bei dem Polizeiverwalter, dem Polizeirichter oder dem Polizeianwalte^ auf gerichtliche Entscheidung an­ zutragen. 3 Ist dieser Antrag bei dem Polizeirichter oder bei dem Polizeianwalte gemacht worden, so haben diese hiervon dem Polizeiverwalter, welcher die Straf­ verfügung erlassen hat, zu benachrichtigen. Dem Antragenden muß eine Be­ scheinigung über die erfolgte Anmeldung kostenfrei ertheilt werden. 1 jetzt einer Woche, St.P.O. § 453. 2 jetzt nur bei der Polizeibehörde und dem Amtsgerichte, St.P.O. § 454. 8 bei der Polizeibehörde schriftlich oder mündlich, bei dem Amtsgericht schriftlich oder zum Pro­ tokoll des Gerichtsschrerbers, St.P O. § 454.

§ 6. Erfolgt ein solcher Antrag (§ 5) innerhalb der zehntägigen Frist,1 so tritt dadurch die Straffestsetzung außer Kraft. Die Sache wird alsdann dem Polizeirichter^ vorgelegt,3 welcher, ohne daß es der Einreichung einer Anklageschrift bedarf und ohne vorgängigen Beschluß über die Eröffnung der Untersuchung, einen Termin zur Verhandlung angesetzt.^ Die Erlassung eines Mandats findet nicht Statt. Im Uebrigen kommt das bei Uebertretungen vorgeschriebene Verfahren zur Anwendung. Der Richter ist befugt, auch auf eine andere Strafe zu erkennen, als in der Sträfverfügung bestimmt war.6 1 Sinnt. 1 zu § 5. Wegen der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand s. St.P.O. §§ 455, 44, 45, 46 Abs 2, 3. 2 durch Vermittelung der Staatsanwaltschaft, d. i. des Amtsanwalts. St.P.O. § 464 Abs. 2. 8 falls die Polizeibehörde die Strafverfügung nicht zurücknimmt. St.P.O. § 454. 4 vor dem Schöffengericht, St.P.O. § 456. 6 Dem Angeschuldigten steht frei, den Antrag auf gerichtliche Entscheidung bis zum Beginne der Hauptverhandlung zurückzunehmen. § 456 Abs. 2 St.P O.

§ 7. Wenn innerhalb der zehntägigen Frist kein Antrag auf gerichtliche Entscheidung (§ 5) erfolgt, * so ist die Strafe zu vollstrecken.2 1 Anm. 1 zu § 6.

2 Vgl. St.P.O. § 450.

§ 8. Ist die Strafverfügung des Polizeiverwalters vollstreckbar geworden, so findet wegen der nämlichen Handlung eine fernere Anschuldigung nicht Statt, es sei denn, daß die Handlung keine Uebertretung, sondern ein Vergehen oder Ver­ brechen darstellt, und daher der Polizeiverwalter seine Kompetenz überschritten hat.

27. Gesetz, betr. die Beförderung v. Auswanderern, v. 7. Mai 1853.

773

§ 9. Durch Erlaß der polizeilichen Strafverfügung wird die Verjährung der Übertretung unterbrochen (§ 339 des Strafgesetzbuches). * Ist der Polizeianwalt eingeschritten, bevor die vorläufige Strafverfügung dem Angeschuldigten insinuirt worden, so ist die letztere wirkungslos. 1 jejjt St.G.B. § 68, s. auch St.P.O. § 453 letzter Abs.

§ 10. In Betreff der von Militärpersonen begangenen Uebertretungen behält es bei den Bestimmungen der §§ 3 und 269 Theil II. des Strafgesetzbuchs für das Heer das Bewenden. § 11. Insoweit wegen Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle, insbesondere der Steuern, Zölle, Post­ gefälle und Kommunikations-Abgaben, ein administratives Strafverfahren vor­ geschrieben ist, finden die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes auf dergleichen Zuwiderhandlungen keine Anwendung. § 12. Unsere Minister der Justiz und des Innern haben die zur Aus­ führung dieses Gesetzes erforderlichen reglementarischen Bestimmungen zu erlassen. 1 S. des. V. v. 15./9. 79 (B.M.Bl. 261, J M.Bl. 361).

27. Gesetz, betreffend die Beförderung non Auswanderern. Vom 7. Mai 1853 (G.S. 729). Gültig für den damaligen Umfang der Monarchie. Das Gesetz ist durch die Gew.O. nicht berührt. Vgl. § 6 Gew O.

§ 1. Verträge mit Auswanderern, welche deren Beförderung nach außer­ deutschen Ländern zum Zwecke haben, dürfen nur von solchen Personen abge­ schlossen oder vermittelt werden, welche hierzu von der Bezirksregierung ihres Wohnortes eine Konzession erhalten haben. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob die Verträge in eigenem Namen oder im Namen und Auftrage dritter Personen1 abgeschlossen oder vermittelt werden. 1 wenn auch nur als Prokurist oder Geschäftsgehülfe derselben.

G.A. VI. 266.

J.M.BI. 1858

S. 107.

§ 2. Die Regierung darf die Konzession (§ 1) nur an Inländer, * und erst dann ertheilen, wenn sie sich von deren Unbescholtenheit und Zuverlässigkeit über­ zeugt hat; sie kann dieselbe jedoch nach ihrem Ermessen auch dann versagen, wenn der Bewerber dieser Bedingung entspricht. Agenten oder Unteragcnten müssen vor Erlheilung der Konzession nachweisen, daß ihre Vollmachtgeber konzessionirt sind. 1 d. s. im Sinne dieses Gesetzes nur Preußen. G.A. XIX. 709. G.A. XVIII. 267. O.R. XL 114.

O.R. XII. 355. Vgl. auch

§ 3. Die ertheilte Konzession hat nur für das laufende Kalenderjahr Gültigkeit. Die Verlängerung derselben muß von Jahr zu Jahr nachgesucht werden. § 4. Ueber die Gründe zur Versagung der Konzession oder der Verlänge­ rung derselben ist die Regierung nur den vorgesetzten Behörden Auskunft zu geben schuldig.

774

27. Gesetz, betr. die Beförderung v. Auswanderern, v. 7. Mai 1853.

§ 5. Die Ertheilung oder Verlängerung der Konzession kann von der vor­ gängigen Bestellung einer Kaution abhängig gemacht werden. Die näheren Bestimmungen darüber, namentlich: in welchen Fällen und bis zu welcher Höhe diese Kaution zu leisten und wieder zu ergänzen ist, und welche Bedingungen über deren Haftbarkeit in das Kautions-Instrument aufzunehmen sind, werden durch ein von dem Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu erlassendes Reglement1 getroffen. 1 Regl. v. 6./9. 63 (V.M.Bl 201).

S. auch V.M.Bl. 1854 S. 148, 1855 S. 6, 1858 S. 26.

§ 6. Das zu erlassende Reglement (§ 5) wird diejenigen Kontrolen vor­ schreiben, denen die konzessionirten Personen (§ 1) rücksichtlich ihrer Geschäftsführung unterworfen ftttb.1 1 Vgl. V.M.BI. 1854 S. 68

§ 7. Die Ertheilung der Konzession an Agenten auswärtiger Auswanderungs­ Unternehmer ist nur zulässig, wenn die Unternehmer die Erlaubniß des Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zur Bestellung von Agenten in Unseren Staaten erhallen haben (Allgemeine Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar 1845 § 18). Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten kann die Er­ theilung dieser Erlaubniß von der vorgängigen Bestellung einer Kaution abhängig machen, auch kann die Erlaubniß von ihm jederzeit widerrufen werden. § 8. Die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über die Zurücknahme der gewerblichen Konzessionen und das dabei zu beobachtende Verfahren (Allgemeine Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar 1845 §§ 71 bis 74) finden auch auf die, nach Inhalt des gegenwärtigen Gesetzes zu ertheilenden Konzessionen Anwendung.1 1 Vgl. Zuständigkeitsg. v. 26.17. 76 (G.S. 297) § 134 Nr. 2.

§ 9. Die Konzessionen der Agenten und Unteragenten erlöschen, wenn die Vollmacht von dem Machtgeber zurückgenommen ist, oder wenn die dem Voll­ machtgeber ertheilte Konzession (§ 1) oder Erlaubniß (§ 7) außer Kraft tritt. § 10. (A.) Wer ohne Konzession (§ 1) Verträge mit Auswanderern zum Zwecke deren Beförderung nach außerdeutschen Ländern abschließt oder vermittelt,1 oder wer ohne Konzession seine Vermittelung zur Abschließung solcher Verträge oder die Ertheilung von Auskunft über die Beförderung von Auswanderern an­ bietet, 2 hat Geldbuße bis zu zweihundert Thalern oder Gefängniß bis zu drei Monaten verwirkt. 1 Vgl. O.R. XIV. 28. 2 Die Ertheilung der Auskunft selbst ist nicht strafbar. V.M.Bl. 1872 S. 333. — Vgl. jedoch auch § 144 St.G.B.

28. Gesetz, belr. d. Geschäftsverkehr d. Versicherungs-Anstalten, v. 17. Mai 1853.

775

S8. Gesetz, betreffend de« Geschäftsverkehr der Ueestchernngs-Anstalten. Vom 17. Mai 1853 (G.S. 293). Gültig für den damaligen Umfang der Monarchie. — Das Gesetz ist durch die Gew.O. nrcht berührt. Vgl. § 6 Gew O. — Vgl. das G. über das Mobiliar-Feuer-Versicherungswesen v. 8./5. 37 (G.S. 102) oben S. 722.

§ 1. Die Vorschrift des § 340 Nr. 61 des Strafgesetzbuches vom 14. April 1851 findet auf Unternehmer von Versicherungsanstalten jeder Art,2 und ebenso auch auf diejenigen Anwendung, welche den Geschäftsbetrieb der vor dem 1. Juli 1851 errichteten, noch nicht genehmigten Anstalten fortsetzen.^ Die danach erforder­ liche Genehmigung der Staatsbehörde ist bei der Bezirksregierung des Wohnorts des Unternehmers nachzusuchen3 und darf nur ertheilt werden, wenn die Regierung sich von der Unbescholtenheit und Zuverlässigkeit des Unternehmers überzeugt hat.* 1 Jetzt § 360 Nr. 9 St.G.B. 8 Auch der auf Gegenseitigkeit beruhenden. — G.A. XXL 359. O.R. XIV. 207. 8 Die Entscheidung haben resp. die Negierungen, Oberpräsidenten und Ministerien, je nachdem der Wirkungskreis der Versicherungsanstalt sich auf die Grenzen eines Reg.Bezirks, einer Provinz oder weiter erstrecken soll. V.M.Bl. 1861 S. 103. * Vgl. die A.E. v. 2./7. 59 (G.S. 894) u. 16./9. 61 (G.S. 790).

§ 2. Ausländische1 Unternehmer von Versicherungsanstalten (§ 1) bedürfen,' wenn sie im Jnlande Agenten bestellen wollen (§ 3), dazu, sofern nicht durch Staatsverträge ein Anderes bestimmt ist, der Erlaubniß der Ministerien (§ 18 Allgemeine Gewerbeordnung vom 17. Januar 1845). 1 d. s. im Sinne dieses Ges. auch Deutsche, Kammerger. II. 213.

welche nicht Preußen sind.

Vgl. Entsch. d.

§§ 3, 4. (Versicherungsagenten betr., sind nebst den auf diese §§ bezüglichen Bestimmungen in den §§ 5, 6 «. 7 ausdrücklich aufgehoben durch G. v. 22./6. 61 (G.S. 441 Art. HI.)1 1 Vgl. jetzt § 14 Gew.O.

§ 5. Die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über die Zurücknahme ge­ werblicher Konzessionen und das dabei zu beobachtende Verfahren (Allgemeine Ge­ werbeordnung §§ 71 bis 74) finden auch auf die nach §§ 1 und 3 ertheilten Kon­ zessionen Anwendung.1 Die an Ausländer ertheilte Erlaubniß (§§ 2 und 4) kann zu jeder Zeit ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. 1 Vgl. letzt Zuständigkeitsg. v. 26./7. 76 (G.S. 297) § 134 Nr. 2.

§ 6. Die Vorschriften der §§ 3 und 5 finden auch auf Unteragenten, jedoch mit der Maaßgabe Anwendung, daß die denselben ertheilte Konzession von selbst erlischt, sobald ihr Machtgeber (der Agent) die Konzession verliert. Ein Gleiches findet hinsichts aller Agenten und Unteragenten einer solchen Anstalt Anwendung, welcher die Genehmigung nach §§ 1, 2 und 5 entzogen ist. Agenten und Unteragenten müssen vor Ertheilung der Konzession nachweisen, daß ihre Vollmachtgeber konzessionirt sind.1 1 Vgl. jetzt § 14 Gew.O., wonach für die Agenten und Unteragenten eine Konzession nicht mehr erforderlich ist.

7 76

29. Gesetz, betr. d. Verletzungen d. Dienstpflichten d. Gesindes rc., v. 24. April 1854.

§ 7. (A.) Wer für nicht konzessionirte Unternehmer von Versicherungs­ anstalten^ (ober für konzessionirte Unternehmer, aber ohne eigene Konzession,8) selbst oder durch Andere, gewerbweise oder doch gegen irgend einen Vortheil Versicherungsgeschäfte abschließt oder vermittelt, oder seine Vermittelung zur Ab­ schließung solcher Geschäfte oder die Erlheilung von Auskunft über dieselben anbietet, hat Geldbuße bis zu zweihundert Thalern oder Gefängniß bis zu drei Monaten verwirkt. 1 Auch der auf Gegenseitigkeit beruhenden. G.A. XXI. 359. O.R. XIV. 207. 8 Vgl. Anm. 1 zu § 6, wonach die in Klammern gesetzten Worte jefct bedeutungslos sind.

§ 8. Wer vor Erlaß dieses Gesetzes auf Grund des § 49 der Allgemeinen Gewerbeordnung eine Konzession als Agent oder Unteragent einer Versicherungs­ anstalt erhalten hat, bedarf, sofern der Unternehmer der Anstalt selbst nach Vor­ schrift der §§ 1 und 2 konzessionirt ist, keiner neuen Konzession.1 1 Vgl. Anm. 1 zu § 6.

§ 9. Die von inländischen Aktiengesellschaften errichteten oder zu errichtenden Versicherungsanstalten sind den vorstehenden Bestimmungen (§§ 1 bis 8) mit der Maaßgabe unterworfen, daß es in Betreff der Ertheilung und Entziehung der im Z 1 gedachten Genehmigung bei den dieserhalb bestehenden besonderen Vor­ schriften, namentlich den Bestimmungen des Gesetzes vom 9. November 1848 (Gesetz-Sammlung 1843 Seite 341)1 bewendet. 1 An die Stelle dieses Gesetzes ist jetzt das G. v. 11./6. 70 (B.G.Bl. 375) getreten. Das Er­ forderniß der staatlichen Genehmigung ist jedoch für Versicherungsanstalten dadurch nicht beseitigt. §§ 2, 3 das., V.M.Bl. 1871 S. 310.

§ 10. Das gegenwärtige Gesetz findet auch aus das Feuerversichcrungswesen, jedoch nur in soweit Anwendung, als das Gesetz vom 8. Mai 1837 Gesetz-Sammlung 1837 Seite 102)1 und die Ordre vom 30. Mai 1841 (Gesetz-Sammlung 1841 Seite 122)2 nicht abweichende Bestimmungen enthalten. 1 oben S. 722.

8 Vgl. Anm. i zu § 14 d. G. v. 8 /5. 37 oben S. 723.

29. Gesetz, betreffend die Uerletznngen der Dienstpflichten des Gesindes nnd der ländliche» Arbeiter. Vom 24. April 1854 (G.S. 214). Gültig für den damaligen Umfang der Monarchie mit Ausnahme der Hohenzollernschen Lande. Für Schleswig-Holstein vgl. G. v. 6 /2. 78 (G.S. 86).

§ 1. (A.) Gesinde, welches hartnäckigen Ungehorsam oder Widerspenstigkeit1 gegen die Befehle der Herrschaft oder der zu seiner Aufsicht bestellten Personen sich zu Schulden kommen läßt, oder ohne gesetzmäßige Ursache den Dienst versagt oder verläßt, hat auf den Antrag der Herrschaft, unbeschadet deren Rechts zu seiner Entlassung oder Beibehaltung, Geldstrafe bis zu fünf Thalern oder Ge­ fängniß2 bis zu drei Tagen verwirkt. Dieser Antrag kann nur innerhalb vierzehn Tagen seit Verübung der Uebertretung, oder, falls die Herrschaft wegen der letzteren das Gesinde vor Ablauf der Dienstzeit entläßt, vor dieser Entlassung gemacht werden.

29. Gesetz, belr. d. Verletzungen d. Dienstpflichten d. Gesindes re., v. 24. April 1854.

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Den Antrag aus Grund des Gesetzes vorn 14. Mai 1852 bei der LokalPolizeibehörde anzubringen, ist nur dann zulässig, wenn weder die Herrschaft, noch ein von ihr bestellter Stellvertreter oder ein Beamter der Herrschaft die Lokalpolizei verwaltet. An Stelle der Lokalpolizei tritt in diesem Falle der Landrath.8 Bis zum Anfang der Vollstreckung der Strafe ist die Zurücknahme des An­ trags zulässig. 1 Die gesammten einzelnen Ungehorsamsakte bilden eine Uebertretung; erst nach einmal er­ folgter Verurtheilung ist eine neue Uebertretung möglich. O.R VII. 5. 2 Jetzt Haft. Vgl. J.V. v. 28./12. 70 (J.M.Bl. 380). 8 Im Geltungsbereich der Kreisordnung der Stellvertreter des Amtsvorstehers, oder ein benach­ barter Amtsvorsteher nach Beschluß des Kreisausschusses. Kreisordn. § 67 Abs. 6 und Zuständigkeitsg. v. 26 /7. 76 (G.S. 297) § 54.

§ 2. Die Bestimmungen des § 1 finden auch Anwendung: a) auf die bei Stromschiffern in Dienst stehenden Schiffsknechte (Gesetz vom 23. September 1835, Gesetz-Sammlung Seite 222); b) auf das Verhältniß zwischen den Personen, welche von den zu Diensten verpflichteten bäuerlichen Besitzern zur Verrichtung dieser Dienste ge­ stellt werden, und den Dienstberechtigten oder den von ihnen bestellten Ausschern; . c) auf das Verhältniß zwischen dem Besitzer eines Landgutes oder einer andern Acker- oder Forstwirthschaft, sowie den von ihm zur Aufsicht über die Wirthschaftsarbeiten bestellten Personen und solchen Dienstleuten, welche gegen Gewährung einer Wohnung in den ihm gehörigen oder auf dem Gute befindlichen Gebäuden und gegen einen im Voraus bestimmten Lohn Behufs der Bewirlhschastung angenommen sind '(Jristleute, herrschaftliche Tagelöhner, Einlieger, Kathenleute u. bergt);1 d) auf das Verhältniß zwischen solchen Handarbeitern, welche sich zu be­ stimmten land-- und forstwirthschaftlichen Arbeiten, wie z. B. Erndtearbeiten auf Acker und Wiese, Meliorationsarbeiten, Holzschlagen u. s. w. verdungen haben, und dem Arbeitsgeber oder den von ihm bestellten Aufsehern. 1 Vgl. O.R VII. 528.

§ 3. (L.) Gesinde, Schiffskncchte, Dienstleute oder Handarbeiter der § 2 a, b, c, d bezeichneten Art, welche die Arbeitsgeber oder die Obrigkeit zu gewissen Handlungen oder Zugeständnissen dadurch zu bestimmen suchen, daß sie die Ein­ stellung der Arbeit oder die Verhinderung derselben bei einzelnen oder mehreren Arbeitsgebern verabreden, oder zu einer solchen Verabredung Andere ausfordern, haben Gefängnißstrafe bis zu Einem Jahre verwirkt.1 1 Vgl. § 152 Gew.O., der jedoch, da die Gew.O. auf die Landwirthschaft keine Anwendung findet, nur für die § 2 a genannten Personen von Bedeutung ist.

§ 4. Hausoffizianten (§ 177 seq. Titel 5. Theil II. des Allg. Landrechts) sind den Strafvorschriften dieses Gesetzes nicht unterworfen. § 5.

Die festgesetzten Geldstrafen fließen zur Orts-Armenkasse.

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30. Ges. über d. Bestrafung unbef. Gewinnung v. Mineralien v. 26. März 1856.

BO. Gesetz über die Kestrafimg mrl»efugtee Gewinnung oder Aneignung von Mineralien. Vom 26. März 1856 (G.S. 203). Erlasien zunächst für den damaligen Umfang der Monarchie. Eingeführt in den neuen Landestheilen durch die V. v. 22./2. 67 (G.S. 237) (Nassau), v. 22./2. 67 (G.S. 242) (Oberhesien, Hessen-Homburg, Meisenhetm), v. S./5. 67 (G.S. 601) (Hannover), v. 1./6. 67 (G.S. 770) (Kurhessen. Frankfurt, bayerisch. Landestheile), v. 21./3. 69 (G.S. 453) (Schleswig-Holstein).

§ 1. (A.) Wer ohne Befugniß bergbauliche Anlagen zur Gewinnung von Mineralien macht, welche der Staat sich vorbehalten hat,* oder zu deren Ge­ winnung cs einer Verleihung, einer Konzession, oder einer Erlaubniß der Be­ hörde bedarf,2 wird mit Geldbuße bis zu zweihundert Thalern oder Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft. (L. bzw. A.) Diese Strafe ist Geldbuße bis zu fünfhundert Thalern oder Gefängniß bis zu sechs Monaten, wenn die mittelst der Anlagen gewonnenen Mineralien weggenommen sind. 1 Seit Inkrafttreten des auch in den neuen Landestheilen eingeführten Bergg. v. 24./6. 65 (®.©i 705) ist das Vorbehalten (Neservtren) von Mineralien für den Staat nicht mehr statthaft (§ 2 d. gen. G.). Die früheren Reservationen bleiben tndeß in Kraft. 2 d. s. die dem Verfügungsrechte des Grundeigenthümers entzogenen; f. § l des Bergg.: ..Diese Mineralien sind: Gold, Silber, Quecksilber, Ersen mit Ausnahme der Naseneisenerze, Bler, Kupfer. Zinn. Zink, Kobalt, Nickel. Arsenik. Mangan, Antimon und Schwefel, gediegen und als Erze, Alaunund Vitriolerze, Steiykohle, Braunkohle und Graphit. Steinsalz nebst den mit demselben auf der nämlichen Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Soolquellen." Auch int Sinne des vorliegenden Gesetzes v. 26./3. 66 gehören danach Soolquellen und Kohlen zu den Mineralien. Vgl. O.R. VII 389. — Nach den oben (Ueberschrift) citirten Einführ. V. sind hinzugekommen für Nasiau der Dachschiefer, für die Herrschaft Schmalkalden der Schwerspath, in Wegfall gekommen für Hannover das Steinsalz nebst den mit demselben auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen und die Sool quellen. Vgl. außerdem die provinzialrechtlichen Bestimmungen §§ 210, 2u des Bergg. u. G. v 22./2. 69 (G.S. 401) für die vormals sächsischen Landestheile. 8 Hinsichtlich der unbefugten Aneignung des Bernsteins, auf welchen dieses G. lerne Anwendung findet (O.N. I. 316. G.A IX. 323. J.M.Bl. 1861 S. 96), vgl. G. v. 22 /2. 67 sG.S. 272) unter Nr. 34. hinsichtlich der unbefugten Aneignung anderer Mineralien und Bodenbestandtheile vgl. § 370 Nr. 2 St.G.B.

§ 2. (A.) Wer ohne Befugniß, jedoch ohne Errichtung bergbaulicher An­ lagen, anstehende1 Mineralien, welche der Staat sich vorbehalten hat, oder zu deren Gewinnung es einer Verleihung, einer Konzession, oder einer Erlaubniß der Behörde bedarf,2 in der Absicht wegnimmt, dieselben sich zuzueignen, wird mit Geldbuße bis zu fünfzig Thalern oder mit Gefängniß3 bis zu sechs Wochen bestraft. Der Versuch, die Theilnahme, die Hehlerei und die Begünstigung wird mit gleicher Strafe bestraft. 1 d. i. zu Tage kommende. Vgl. dazu G.A. V. 845. 2 Vgl Sinnt. 1 und 2 zu § 1. 8 Jetzt Haft. Vgl. J.M.Bl. 1870 S. 380

§ 3. (A.) Wer bei Benutzung seines Bergeigenthums sahrlässigerweise die Grenzen seines Grubenfeldes überschreitet,* hat Geldbuße bis zu fünfzig Thalern oder Gefängniß2 bis zu sechs Wochen verwirkt.

31. Gesetz, bctr. d. Eins. einer allgemeinen Gebäudesteuer, v. 21. Mai 1861.

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(L. bzw. A.) Geschieht eine solche Ueberschreitung der Grenze vorsätzlich, so finden die in dem § 1 angedrohten Strafen Anwendung. 1 Nicht bloß der Bergbauberechtigte selbst, sondern auch dessen Vertreter und Gehülfe. E. V. 182. 2 Jetzt Haft. Vgl. J.M.Bl. 1870 S. 380.

§ 4. Die rechtswidrige Zueignung schon gewonnener Mineralien ist nach den Bestimmungen des Strafgesetzbuchs über Diebstahl1 oder Unterschlagung * zu bestrafen. 1 §§ 242-245, 247, 248 St-G.B. 2 §§ 246-248 St.G.B.

Bl. Gesetz, betreffend die Ginführnng einer allgemeine« Gedandestener. Vom 21. Mai 1861 (G.S. 317). (Ailszu g.) Gesetzeskraft für den ganzen damaligen Umfang der Monarchie, eingeführt zufolge der drei B. v. 28./4. 67 in Hannover (G.S. 633), Schleswig-Holstein (G.S. 643), Kurhessen (G.S. 638), zuf. B. v. 11./5. 67 (G.S. 693) in Nassau, Hessen-Homburg u. Großh. Hess. Theilen, zuf. V. v. 24./6. 67 (G.S. 842) in vormals Bahr. Theilen, zuf. B. v. 23./3. 75 (G.S. 107) § 5 im Jadegebiet.

§ 17. (Absatz 1—3 ohne strafrechtliches Interesse.) Neu entstandene Gebäude (§ 15 zu 4),1 desgleichen wesentliche Verbesserungen von Gebäuden, sowie Vergrößerungen der zu ihnen gehörigen Hofräume u. s. w. (§ 15 zu 5),1 sind spätestens drei Monate vor dem Termine anzumelden, mit welchem sie zur Versteuerung gelangen müssen (§ 19 zu 1 und 2);2 Veränderungen in der Einrichtung oder Benutzung der int § 5 Nr. 23 gedachten Gebäude, wodurch dieselben in die § 5 Nr. 13 erwähnte Gebäudeklasse übertreten, sind'binnen drei Monaten nach Ablauf des Jahres, in welchem die Veränderung eingetreten ist, anzumelden. (L. bzw. A.4)5 Wer die Anmeldung unterläßt, verfällt, wenn dadurch dem Staate Steuer vorenthalten ist, in eine dem doppelten Betrage der vorent­ haltenen Steuer3 gleichkommende Geldbuße,3 in den übrigen Fällen (A.) in eine Geldbuße3 von zehn Silbergroschen bis fünf Thaler.3 Die Untersuchung und Entscheidung steht dem Gerichte4 zu, wenn nicht der­ jenige, welcher der Verletzung einer der vorstehenden Vorschriften beschuldigt wird, binnen einer von dem Landrath, beziehungsweise Gemeindevorstand zu bestimmenden Frist den ihm bekannt gemachten Strafbetrag nebst der etwa zu erlegenden Steuer und die durch das Verfahren gegen ihn entstandenen Kosten freiwillig zahlt. 1 § 16. Um die aufzustellenden Gebäudesteuerrollen bei der Gegenwart zu erhalten, müssen darin alle Veränderungen nachgetragen werden, welche dadurch entstehen, daß:

4) Gebäude neu entstehen oder gänzlich eingehen; 5) besteuerte Gebäude durch Veränderung in ihrer Substanz, namentlich durch das Aufsetzen oder Abnehmen eines Stockwerks, oder durch das Anbauen oder Abbrechen eines Gebäudetheils, durch Vergrößerung oder

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32. Einführungsgesetz z. Allg. Deutschen Handelsgesetzbuch v. 24. Juni 1861. durch gänzliche oder theilweise Abtrennung der dazu gehörigen Hofräume und Gärten, an Nutzungswerth gewinnen oder verlieren. 2 § 19:

1) Neuerbaule, oder vom Grunde aus wieder aufgebaute Gebäude werden erst nach Ablauf zweier Kalenderjahre seit dem Kalenderjahre, in welchem sie bewohnbar, beziehungsweise nutzbar geworden sind, zur Gebäude­ steuer herangezogen. 2) Ebenso treten Steuererhöhungen in Folge von Verbesserung der Gebäude (§ 15 zu 5) erst nach Ablauf zweier Jahre seit dem Kalenderjahre in Kraft, in welchen die Verbesserung vollendet worden ist. 3 § 6. Die Steuer beträgt jährlich:

1) für Gebäude, welche vorzugsweise zum Bewohnen und nur in Ansehung einzelner Räume zu gewerblichen Zwecken, z. B. zu Kauf- und Kram­ läden, Werkstätten u. s. w. benutzt werden; ferner für Schauspiel-, Ball-, Bade-, Gesellschaftshäuser und ähnliche Gebäude vier vom Hundert des Nutzungswerthes; 2) für solche Gebäude, welche ausschließlich oder vorzugsweise zum Ge­ werbebetriebe dienen, namentlich für Fabriken und Manufakturgebäude, Ziegel-, Kalk- und Gypsbrennereien, für Brauereien und Branntwein­ brennereien, für Hammer- und Hüttenwerke, Schmiede und Schmelzöfen, Dampf-, Wasser- und Windmühlen, desgleichen für solche, nicht zur Benutzung für die Landwirthschaft und Fabriken (§ 3 Nr. 7) bestimmte Keller, Speicher, Remisen, Scheunen und Ställe, welche als selbstständige Gebäude betrachtet werden müssen, zwei vom Hundert des Nutzungswerthes. Bei den genannten Gebäuden kommt jedoch nur der Miethswerth des räumlichen Gelasses, ohne Rücksicht aus die damit verbundenen Triebwerke oder die darin befindlichen Maschinen oder Geräthschaften, in Betracht. 4 G.V.G. §§ 27 Nr. l, 2, 73 Nr. l, 75 Nr. 15. 6 Umwandlung: St.G.B. §§ 28 ff. 6 Verfahren: (s. oben Anhang Nr. 6) Steuerordnung v. 8./2. 19 §§ 91—95 nebst Anm. und St.P.O. §§ 459—469; strafrechtliche Verjährung 5 Jahre, aber erst von Ablauf des Tages, an dem die Anmeldung erfolgt oder die Verbindlichkeit zur Anmelduiig wieder weggefallen, z. B. das Ge­ bäude wieder niedergerissen ist, (Art. V. G. v. 22/5. 62 (G.S. 260). Entsch. d. Kammerger. II. 240.

32. Cinfnhrnngsgeselk ftttu Allgemeinen Deutschen K andelsgeselchnch. Vom 24. Juni 1861 (G.S. 449). Gültig für den damaligen Umfang der Monarchie. Für Schleswig-Holstein vgl. den gleichlautenden § 29 der V. v. 5/7. 67 (G. S. 1133).

(Auszug.) Art. 9. § 5. (L. bzw. A.) Handelsmäkler, * welche eine der nach dem Artikel 69 des Handelsgesetzbuchs ^ ihnen obliegenden Pflichten verletzen, werden mit Geldbuße von fünfundzwanzig bis zu fünfhundert Thalern8 bestraft; (L.)

32. Einführungsgesetz z. Mg. Deutschen Handelsgesetzbuch v. 24. Juni 1861.

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im Rückfalle kann außerdem auch auf Entsetzung* erkannt werden. Durch diese Bestimmung wird die Anwendung einer härteren Strafe nicht ausgeschlossen, wenn dieselbe nach sonstigen Gesetzen durch die Handlung begründet ist. Die Verordnungen, nach welchen kaufmännische Korporationen befugt sind, die Handelsmäkler wegen Pflichtverletzungen anderer Art im Wege der Disziplin zu bestrafen, bleiben in Kraft. 1 Im Sinne des Art. 66 H.G.B., welcher lautet:

Die Handelsmäkler (Sensale) Handelsgeschäfte.

sind

amtlich bestellte Vermittler für

Sie leisten vor Antritt ihres Amtes den Eid, daß sie die ihnen ob­ liegenden Pflichten getreu erfüllen wollen. 2 Derselbe lautet:

Die Handelsmäkler haben insbesondere folgende Pflichten: 1) sie dürfen für eigene Rechnung keine Handelsgeschäfte machen, weder unmittelbar noch mittelbar, auch nicht als Kommissionaire, sie dürfen für die Erfüllung der Geschäfte, welche sie vermitteln, sich nicht verbind­ lich machen oder Bürgschaft leisten, alles dies unbeschadet der Gültigkeit der Geschäfte; 2) sie dürfen zu keinem Kaufmann in dem Verhältnisse eines Prokuristen, Handlungsbevollmächtigten oder Handlungsgehülfen stehen; 3) sie dürfen sich nicht mit anderen Handelsmäklern zu einem gemein­ schaftlichen Betriebe Ser Mäklergeschäfte oder eines Theiles derselben vereinigen; zur gemeinschaftlichen Vermittlung einzelner Geschäfte sind sie unter Zustimmung der Auftraggeber befugt; 4) sie müssen die Mäklerverrichtungen persönlich betreiben und dürfen sich zur Abschließung der Geschäfte eines Gehülfen nicht bedienen; 5) sie sind zur Verschwiegenheit über die Aufträge, Verhandlungen und Abschlüsse verpflichtet, soweit nicht das Gegentheil durch die Parteien bewilligt oder durch die Natur des Geschäfts geboten ist; 6) sie dürfen zu keinem Geschäfte die Einwilligung der Parteien oder deren Bevollmächtigten anders annehmen, als durch ausdrückliche und persön­ liche Erklärung; es ist den Mäklern weder erlaubt, von Abwesenden Aufträge zu übernehmen, noch sich zur Vermittlung eines Unterhändlers zu bedienen. 3 Umwandlung: §§ 28, 29 St.G.B. * jetzt Verlust des bekleideten Amtes.

Vgl. § 6 E.G. zum St.G.B. § 81 Abs. 3 St.G.B.

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33. Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten v. 24. Juni 1865.

33. Allgemeines Kenggeletz für die Preußischen Staaten. Vom 24. Juni 1865 (G.S. 705).

(Auszug.) Erlassen zunächst für den damaligen Umfang der Monarchie. Eingeführt in den neuen Landes­ theilen durch, die B. v. 22./2. 67 (G.S. 237) in Nassau; v. 22./2. 67 (G.S. 242) in Oberhessen, HessenHomburg , Meisenheim; v. 8./5. 67 (G.S. 601) in Hannover; v. 1/6. 67 (G.S. 770) m Kurhessen, Frankfurt a/M., bayer. Landestheilen; v. 21./3. 69 (G.S. 453) in Schleswig-Holstein. Das G. findet zunächst nur Anwendung auf die dem Verfügungsrechte des Grundeigenthümers entzogenen Mineralien; s. Anm. 2 zu § i des G. v. 26./3. 56 (oben Anhang Nr. 30). Die unten angeführten §§ 196—209. wie die zu § 207 eit, 66, 67, 69, 71, 71, 72. 73, 74, 80, 85, 93 gelten indeß auch für nachfolgende, in den bez. Gegenden dem Verfügungsrechte des Grund­ eigenthümers nicht entzogene Mineralien; a. Braunkohlen im Gebiete des Westpreußischen Pro­ vinzialrechts (Bergg. v. 24./6. 65 § 210), b. Stein- und Braunkohlen in den vormals Sächsischen Landestheilen d. G. v. 22 /2. 69 (G.S 401) und im Fürstenthum Calenberg einschließlich der Grafschaft Spiegelberg d. B. v. 8./5. 67 (G.S. 601) Art. XII., XIII.; c. Dachschieferbrüche, Trahbrüche, unter­ irdisch betriebene Mühlensteinbrüche m den linksrheinischen Landestheilen (Bergg. § 214).

IX. Titel. Aon der ZZergpotizer.

' Erster Abschnitt. Von dem Erlasse bergpolizeilicher Vorschriften. § 196. Der Bergbau steht unter der polizeilichen Aufsicht der Bergbehörden. Dieselbe erstreckt sich auf die Sicherheit der Baue, die Sicherheit des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter, den Schutz der Oberfläche im Interesse der persönlichen Sicherheit und des öffentlichen Verkehrs, den Schutz gegen gemeinschädliche Einwirkungen1 des Bergbaues. Dieser Aufsicht unterliegen auch die in den §§ 58 und 59 erwähnten Aufbereitungsanstalten, Dampfkessel und Triebwerke, sowie die Salinen. 1 Festzustellen durch das Ermessen der Verwaltungsbehörde nach Abwägung zwischen dem konkreten Schaden und Nutzen.

§ 197. Die Oberbergämter sind befugt, für den ganzen Umfang ihres Ver­ waltungsbezirks oder für einzelne Theile desselben Polizeiverordnungen1 über die im § 196 bezeichneten Gegenstände zu erlassen.2 Die Verkündigung dieser Verordnungen erfolgt durch das Amtsblatt der Regierungen, in deren Bezirk dieselben Gültigkeit erlangen sollen. 1 für eine Allgemeinheit von Fällen, wie die in § 5 b. Polizeiverwaltungg. v. 11./Z. 50 (oben Nr. 22) erwähnten Verordnungen; Gegensatz: Anm. 1 zu § 198. 2 Strafbest, in §§ 208 Abs. 1, 207.

§ 198. Tritt auf einem Bergwerke in Beziehung auf die im § 196 bezeich­ neten Gegenstände eine Gefahr ein, so hat das Oberbergami die geeigneten polizei­ lichen Anordnungen1 nach Vernehmung des Bergwerksbesitzers oder des Repräsen­ tanten durch einen Beschluß zu treffen.2 1 für einen bestimmten Einzelfall, wie bte in § 20 d. Polizeiverwaltungg. v. 11./3. 50 (oben Nr. 22) erwähnten Verfügungen. Bekanntmachung s. § 200. 2 Vgl. Strafbest, in §§ 208 Abs. 2, 207.

33. Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten v. 24. Juni 1865.

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§ 199. Ist die Gefahr eine dringende, so hat der Revierbeamte sofort und selbst ohne vorgängige Vernehmung des Bergwerksbesitzers oder des Repräsen­ tanten die zur Beseitigung der Gefahr erforderlichen polizeilichen Anordnungen1 zu treffen,2 gleichzeitig aber dem Oberbergamte hiervon Anzeige zu machen. Das Oberbergamt hat die getroffenen Anordnungen durch einen Beschluß zu bestätigen oder wieder aufzuhebend Vorher ist die Vernehmung der genannten Personen nachzuholen. 1 Anm. 1 zu § 198, Bekanntmachung s. § 200. 2 Anm. 2 zu § 198. 8 Bis zur erfolgten Aufhebung ist die revieramtliche Anordnung bei Vermeidung von Strafe, ungeachtet der Einlegung des Rekurses, zu befolgen; §§ 201, 207.

§ 200. Die Bekanntmachung der auf Grund der §§ 198 und 199 getroffenen polizeilichen Anordnungen an den Bergwerksbesitzer oder den Repräsentanten er­ folgt durch Zustellung des Beschlusses des Oberbergamts, beziehungsweise der Ver­ fügung des Revierbeamten. Die Bekanntmachung an den Betriebsführer und die Grubenbeamten wird von dem Revierbeamten oder auf dessen Anweisung durch Eintragung in das Zechenbuch bewirkt, welches zu diesem Zwecke auf jedem Bergwerke gehalten werden muß.1 Soweit eine Bekanntmachung an die Arbeiter erforderlich ist, geschieht dieselbe auf Anweisung des Revierbeamten durch Verlesen und durch Aushang auf dem Werkes 1 Strafbest, in § 207.

§ 201. In den Fällen des § 199 muß mit der Ausführung der polizeilichen Anordnungen des Revierbeamten ohne Rücksicht auf die vorbehaltene oberbergamt­ liche Bestätigung oder, Wiederaufhebung sofort begonnen werden.1 Die Ausführung dieser Anordnungen wird durch Einlegung des Rekurses nicht aufgehalten. 1 S. Anm. 3 zu § 199.

§ 202. Werden die auf Grund der §§ 198 und 199 getroffenen polizeilichen Anordnungen nicht in der bestimmten Frist durch den Bergwerksbesitzer ausgeführt, so wird die Ausführung durch den Revierbeamten auf Kosten des Bergwerks­ besitzers bewirkt. § 203. (Sobald auf einem Bergwerke eine Gefahr in Beziehung auf die im § 196 bezeichneten Gegenstände eintritt, hat der Betriebsführer und tnt Verhin­ derungsfälle der denselben vertretende Grubenbeamte dem Revierbeamten An­ zeige hiervon zu machen.) Zweiter Abschnitt. Von dem Verfahren bei Unglücksfällen. § 204. Ereignet sich auf einem Bergwerke unter oder über Tage ein Un­ glücksfall, welcher den Tod oder die schwere Verletzung einer oder mehrerer Per­ sonen herbeigeführt hat, so sind die im § 203 genannten Personen zur sofortigen Anzeige an den Revierbeamten und an die nächste Polizeibehörde verpflichtet.1 1 Strafbest, in § 207.

§ 205. Der Revierbeamte ordnet die zur Rettung der verunglückten Personen oder zur Abwendung weiterer Gefahr erforderlichen Maaßregeln an. Die zur Ausführung dieser Maaßregeln nothwendigen Arbeiter und Hülfs­ mittel hat der Besitzer des Bergwerks zur Verfügung zu stellend

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33. Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten v. 24. Juni 1865. Die Besitzer benachbarter Bergwerke sind zur Hülfeleistung verpflichtet? 1 Strafbest, in § 207.

§ 206.

(Kosten.)

Dritter Abschnitt. Von den Uebertretungen bergpolizeilicher Vorschriften. § 207. (A.) Uebertretungen der Vorschriften in den §§ 4,1 10,1 66,2 67,2 69,2 71,2 72,2 73,2 74,2 80? 85,4 93,5 163? 200, 201, 203, 204 und 205 werden mit Geldbuße bis zu fünfzig Thalern bestraft. In den Fällen der §§ 67 und 69, sowie 73 und 74 tritt diese Strafe auch dann ein, wenn auf Grund der §§ 70 und 75 der Betrieb von der Bergbehörde7 eingestellt wird. 1 unbefugtes Schürfen. 2 §§ 66—74 folgen nachstehend: § 66. Der Bergwerksbesitzer4 ist verpflichtet, der Bergbehörde von der beabsichtigten Inbetriebsetzung des Bergwerkes mindestens vier Wochen vorher Anzeige zu machen. 1 d. i. jeder Betreiber ohne Rücksicht auf seinen Titel. § 67. Der Betrieb darf nur auf Grund eines Betriebsplans geführt werden. Derselbe unterliegt der Prüfung durch die Bergbehörde und muß der letzteren zu diesem Zwecke vor der Ausführung vorgelegt werden. Die Prüfung hat sich auf die im § 196 festgestellten polizeilichen Ge­ sichtspunkte zu beschränken. § 68. (Erhebt die Bergbehörde nicht binnen vierzehn Tagen nach Vor­ legung des Betriebsplans Einspruch gegen denselben, so ist der Bergwerks­ besitzer zur Ausführung befugt. Wrrd dagegen innerhalb dieser Frist Einspruch von der Bergbehörde erhoben, so ist der Bergwerksbesitzer gleichzeitig zur Erörterung der bean­ standeten Betriebsbestimmungen zu einem Termine vorzuladen. Insoweit auf diesem Wege keine Verständigung erzielt wird, hat das Oberbergamt diejenigen Abänderungen des Betriebsplans, ohne welche derselbe nicht zur Ausführung gebracht werden darf, durch einen Beschluß festzusetzen.) § 69. Die §§ 67 und 68 finden auch aus die späteren Abänderungen der Betriebspläne Anwendung. Werden jedoch in Folge unvorhergesehener Ereignisse sofortige Abän­ derungen eines Betriebsplans erforderlich, so genügt es, wenn dieselben binnen den nächsten vierzehn Tagen der Bergbehörde durch den Betriebs­ führer angezeigt werden. § 70. (Wird ein Betrieb den Vorschriften der §§ 67 bis 69 zuwider ge­ führt, so ist die Bergbehörde befugt, nöthigenfalls einen solchen Betrieb einzustellen.) § 71. Will der Bergwerksbesitzer1 den Betrieb des Bergwerks einstellen, so hat derselbe der Bergbehörde hiervon mindestens vier Wochen vorher An­ zeige zu machen. Muß der Betrieb in Folge unvorhergesehener Ereignisse schon in kürzerer Frist oder sofort eingestellt werden, so ist die Anzeige binnen längstens vierzehn Tagen nach erfolgter Betriebseinstellung nachzuholen. 1 Sinnt. i zu § 66.

33. Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten v. 24. Juni 1865.

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§ 72. Der Bergwerksbesitzcr * hat auf seine Kosten ein Grubenbild in zwei Exemplaren durch einen konzessionirten Markscheider anfertigen und regelmäßig nachtragen zu lassen. In welchen Zeitabschnitten die Nachtragung stattfinden muß, wird durch das Oberbergamt vorgeschrieben. Das eine Exemplar des Grubenbildes ist an die Bergbehörde zum Gebrauche derselben abzuliefern, das andere auf dem Bergwerke oder, falls es daselbst an einem geeigneten Orte fehlt, bei dem Betriebsführer aufzubewahren. 1 Sinnt. i zu § 66.

§ 73. Der Betrieb darf nur unter Leitung, Aufsicht und Verantwort­ lichkeit von Personen geführt werden, deren Befähigung hierzu aner­ kannt ist.1 1 Strafbar ist ev. der Bergwerksbesitzer, Sinnt. 1 zu § 66.

§ 74. Der Bergwerksbesitzer hat die zur Leitung und Beaufsichtigung des Betriebes angenommenen Personen, wie Betriebsführer, Steiger, tech­ nische Aufseher rc., der Bergbehörde namhaft zu machen. Diese Personen sind verpflichtet, ihre Befähigung zu den ihnen zu übertragenden Geschäften nachzuweisen und sich zu diesem Zwecke auf Er­ fordern einer Prüfung durch die Bergbehörde zu unterwerfen. Erst nachdem letztere die Befähigung anerkannt hat, dürfen die ge­ nannten Personen die ihnen übertragenen Geschäfte übernehmen. 3 4 5 6 7 Regel

Anzeige der Arbeitsordnungen. Annahme von Bergarbettern nur nach Vorlegung des Abgangszeugnisses. Liste über die Arbetter. Wegnahme der Zimmerung tc. nach aufgehobenem Bergwerkseigenthum. Bergbehörden smd — § 187 — Revterbeamte, Oberbergamt, Minister d. öff. Arbeiten. In der (auch in den §§ 66—74) ist unter der Bergbehörde der Revierbeamte gemeint.

§ 208. Uebertretungen der von den Bergbehörden bereits erlassenen, sowie der von den Oberbergämtern aus Grund des § 197 noch zu erlassenden Polizei­ verordnungen unterliegen der Strafe des § 207. Dieselbe Strafe findet bei Uebertretungen der auf Grund der §§ 198 und 199 getroffenen polizeilichen Anordnungen Anwendung. § 209. Ueber die Uebertretungen der bergpolizeilichen Vorschriften (§§ 207 und 208) sind von dem Revierbeamten Protokolle aufzunehmen. Diese Protokolle werden der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung übergeben.1 Die Entscheidung steht den ordentlichen Gerichten zu. Dieselben haben hierbei nicht die Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit, sondern nur die gesetzliche Gültig­ keit der von den Bergbehörden erlassenen polizeilichen Vorschriften zu prüfen. ^ 1 Erlaß vorläufiger Straffestsetzungen durch die allgemeinen (nicht durch Berg-) Polizeibehörden statthaft nach Maßgabe d. G. v. 14./5. 52 (oben Anhang Nr. 26). 2 Vgl. § 17 Polizetverwaltungg. v. 11./3.50 (oben Nr. 22). Die Prüfung erstreckt fich insbesondere darauf, ob die (allgemeine oder besondere) Vorschrift nicht über die in § 196 aufgeführten Ausgaben der Bergpolizei hmausgreift und ob sie gehörig verkündet bzw. bekannt gemacht ist (§§ 197 Abs. 2, 198—200).

Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

50

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34. Ges., belr. d. Bestraf, d. unbef. Aneignung v. Bernstein rc., v. 22. Febr. 1867.

84. Gesetz, betreffend die Bestrafung der unbefugten Aneignung non Kernstein, und die Abandernng der Bestimmungen im Ansatz SS8 des (ststpeenstifchen Provinrialrechtes. Vom 22. Februar 1867 (G.S. 272). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie außer Lauenburg.

Art. I. (L. bzw. A.) Wer Bernstein, ohne zu dessen Gewinnung befugt1 zu sein, in der Absicht in Besitz nimmt,2 sich solchen rechtswidrig zuzueignen, wird mit Geldbuße bis zu Einhundert Thalern oder mit Gefängniß bis zu sechs Mo­ naten bestraft. Der Versuch, die Theilnahme, die Hehlerei und die Begünstigung wird mit gleicher Strafe bestraft. 1 Nach den Provmzralrechten verschieden. Vgl. § 80 II. 15 A.L.R., ferner Art. IV. dieses G., Westpreuß. Prov.R. §§ 73, 74, K.O. v. 25./4. 04 (Rabe, «Sammt, preuh. Ges. VIII. 51), v. 17./4. 05 (Rabe VIII. 271), G. v. 4/8. 65 (G.S. 673). 2 Gleichgültig, ob er zufällig gefunden oder gesucht ist. O.R. VIII. 751.

Art. II. So weit in einzelnen Landestheilen gegen das unbefugte Aneignen oder das Verheimlichen von Bernstein noch Strafbestimmungen in Geltung sind, treten dieselben außer Kraft. Art. III. Die rechtswidrige Zueignung schon gewonnenen Bernsteins ist nach den Bestimmungen des Strafgesetzbuches über Diebstahl oder Unterschlagung1 zu bestrafen. i §§ 242—248 St.G.B.

Art. IV. An die Stelle der §§ 1 bis 13 des Zusatzes 228 des Provinzial­ rechtes für Ostpreußen, Litthauen, Ermeland und den Marienwerderschen landräthlichen Kreis treten folgende Bestimmungen: § 1.

Der Bernstein, gleichviel ob er in der Ostsee und am Strande der­ selben, sowie im Frischen und im Kurischen Haffe gefunden wird, oder im Binnenlande vorkommt, ist ein vorbehaltenes Eigenthum des Staates.

§ 2.

Wer, ohne zum Bernsteinsammeln befugt zu sein, solchen zufällig auf­ fischt, findet oder gräbt, hat alle Rechte und Pflichten eines Finders (Allgemeines Landrecht Theil I. Titel 9. §§ 19 bis 22 und §§ 43 bis 72).

35. Gesetz, belr. die Errichtung öffentlicher Schlachthäuser, v. 18. März 1868.

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85. Gesetz, betreffend die Errichtung öffentlicher, aus­ schließlich rn benutzender Schlachthnulcr. Vom 18. März 1868 (G.S. 277). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie; m Lauenburg zuf. G. v. 25./2. 78 (G.S. 97) § 8 Nr. 2 Abgeändert durch G. v. 9./3 81 (G.S. 273).

§ 1. In denjenigen Gemeinden, in welchen eine Gemeindeanstalt zum Schlachten von Vieh (öffentliches Schlachthaus) errichtet ist, kann durch Gemeindebeschluß * angeordnet werden, daß innerhalb des ganzen Gemeindebezirks oder eines Theils des­ selben das Schlachten sämmtlicher oder einzelner Gattungen von Vieh, sowie ge­ wisse mit dem Schlachten in unmittelbarem Zusammenhange stehende, bestimmt zu bezeichnende Verrichtungen, ausschließlich in dem öffentlichen Schlachthause, resp. den öffentlichen Schlachthäusern, vorgenommen werden dürfen. In dem Gemeindebeschlusse kann bestimmt werden, daß das Verbot der ferneren Benutzung anderer als der in einem öffentlichen Schlachthause befindlichen Schlachtstälten: 1) auf die im Besitze und in der Verwaltung von Innungen oder sonstigen Korporationen befindlichen gemeinschaftlichen Schlachthäuser, 2) auf das nicht gewerbmäßig betriebene Schlachten keine Anwendung finde. 1 Vgl. § 3 Abs. 1.

§ 2.1 Durch Gemeindebeschluß2 kann nach Errichtung eines öffentlichen ' Schlachthauses angeordnet werden: 1) daß alles in dasselbe gelangende Schlachtvieh zur Feststellung seines Gesundheitszustandes sowohl vor als nach dem Schlachten einer Unter­ suchung durch Sachverständige zu unterwerfen ist; 2) daß alles nicht im öffentlichen Schlachthause ausgeschlachtete frische Fleisch in dem Gemeindebezirke nicht eher feilgeboten werden darf, bis es einer Untersuchung durch Sachverständige gegen eine zur Gemeinde­ kasse fließende Gebühr unterzogen ist; 3) daß in Gastwirthschaften und Speisewirthschaften frisches Fleisch, welches von auswärts bezogen ist, nicht eher zum Genusse zubereitet werden darf, bis es einer gleichen Untersuchung unterzogen ist; 4) daß sowohl auf den öffentlichen Märkten als in den Privatverkaussstätten das nicht im öffentlichen Schlachthause ausgeschlachtete frische Fleisch von dem daselbst ausgeschlachteten Fleisch gesondert feilzu­ bieten ist; 5) daß in öffentlichen, im Eigenthum und in der Verwaltung der Ge­ meinde stehenden Fleischverkaufshallen frisches Fleisch von Schlachtvieh nur dann feilgeboten werden darf, wenn es' im öffentlichen Schlachthause ausgeschlachtet ist; 6) daß diejenigen Personen, welche in dem Gemeindebezirk das Schlächter­ gewerbe oder den Handel mit frischem Fleisch als stehendes Gewerbe betreiben, innerhalb des Gemeindebezirks das Fleisch von Schlachtvieh, 50*

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35. Gesetz, betr. bie Errichtung öffentlicher Schlachthäuser, v. 18. März 1868.

welches sie nicht in dem öffentlichen Schlachthause, sondern an einer anderen innerhalb eines durch den Gemeindebeschluß festzusetzenden Um­ kreises gelegenen Schlachtstätte geschlachtet haben, oder haben schlachten lassen, nicht feilbieten dürfen. Die Regulative für die Untersuchung (Nr. 1, 2 und 3) und der Tarif für die zu erhebende Gebühr (Nr. 2 und 3) werden gleichfalls durch Gemeindebeschluß festgesetzt und zur öffentlichen Kenntniß gebracht. In dem Regulativ für die Unter­ suchung des nicht im öffentlichen Schlachthause ausgeschlachteten Fleisches (Nr. 2) kann angeordnet werden, daß das der Untersuchung zu unterziehende Fleisch dem Fleischbeschauer in größeren Stücken (Hälften, Vierteln) und, was Kleinvieh an­ belangt, in unzertheiltem Zustande vorzulegen ist; die in dem Tarife (Nr. 2 und 3) festzusetzenden Gebühren dürfen die Kosten der Untersuchung nicht übersteigen. Die Anordnungen zu Nr. 2 bis 6 können nur in Verbindung mit der An­ ordnung zu Nr. 1 und dem Schlachtzwang (§ 1) beschlossen werden, sie bleiben für diejenigen Theile des Gemeindebezirks und diejenigen Gattungen von Vieh, welche gemäß § 1 von dem Schlachtzwange ausgenommen sind, außer Anwendung. Im Uebrigen steht es den Gemeinden frei, die unter Nr. 2 bis 6 aufge­ führten Anordnungen sämmtlich oder theilweise, und die einzelnen Anordnungen in ihrem vollen, durch das Gesetz begrenzten Umfange oder in beschränktem Um­ fange zu beschließen. 1 Fassung des G. v. 9./3. 81 (G.S. 273).

2 Vgl. § 3 Abs. l.

§ 3. Die in den §§ 1 und 2 bezeichneten Gemeindebeschlüsse bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Genehmigung der Bezirksregierung? Das Verbot der Benutzung anderer als der im öffentlichen Schlachthause befindlichen Schlachtstätten (§ 1) tritt sechs Monate nach der Veröffentlichung des genehmigten Gemeindebeschlusses in Kraft, sofern nicht in diesem Beschlusse selbst eine längere Frist bestimmt ist. ^ Neue Privatschlachtanstalten dürfen von dem Tage dieser Veröffentlichung^ ab nicht mehr errichtet werden. 1 Im Geltungsbereich der Provinzialordnung letzt des Provrnzialraths. § 145 des Zuständigkeitsg. V. 26.17. 76 (G.S. 297). 2 Abs. 3 ist zugefügt durch das G. v. 9./3. 81 (G.S. 273) Art. 2. 3 d. i. 16./4. 81.

§§ 4—11.

(Pflichten und Befugnisse der Gemeinden,

Entschädigung der

Privatschlachtanstalten.)

§ 12. Die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes finden auch aus den Fall Anwendung, in welchem die Gemeinde das öffentliche, ausschließlich zu benutzende Schlachthaus nicht selbst errichtet, sondern die Errichtung desselben einem anderen Unternehmer überläßt. In diesem Falle verbleiben der Gemeinde die ihr in diesem Gesetzte auferlegten Verpflichtungen. Das gegenseitige Verhältniß zwischen der Gemeinde und dem Unternehmer ist durch einen Vertrag zu regeln, welcher der Bestätigung der 99eätTf§i:egienmg1 unterliegt. 1 S die auch hier geltende Anm. i zu § 3.

§ 13. Die in diesem Gesetze den Bezirksregierungen beigelegten Befugnisse stehen in der Provinz Hannover, so lange Bezirksregierungen daselbst nicht ein­ gesetzt sind, den Landdrosteien zu. § 14.1 (A.) Wer der nach § 1 getroffenen Anordnung zuwider außerhalb des öffentlichen Schlachthauses entweder Vieh schlachtet oder eine der sonstigen im Gemeindebeschlusse näher bezeichneten Verrichtungen vornimmt, ferner wer den Anordnungen zuwiderhandelt, welche durch die in § 2 erwähnten Gemeindebeschlüsse

36. Gesetz betr. die Genehmigung zu Schenkungen rc. v. 23. Febr. 1870.

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getroffen worden sind, wird für jeden Uebertretungsfall mit Geldstrafe bis zu einhunderlundfunfzig Mark oder mit Haft bestraft. 1 Fassung des G. v. 9./3. 81 (G.S. 273).

86. Gesetz, betreffend die Oenrtzmignng ftt Kchentznngen «nd letztmilligen Zuwendungen, sowie x»»r Uedertrngnng non «ndewegiichen Gegenständer» nn Korpsrationei» «nd a»»dere juristische Personen. Vom 23. Februar 1870 (G.S. 118). Gültig für den gesummten Umfang der Monarchie; in Lauenburg zuf. Ges. v. 2S./2. 78 (G.S. 97) § 7 Nr. 3.

§ 1. Schenkungen und letztwillige Zuwendungen bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Genehmigung des Königs: 1) insoweit dadurch im Anlande eine neue juristische Person ins Leben ge­ rufen werden soll, 2) insoweit sie einer im Anlande bereits bestehenden Korporation oder anderen juristischen Person zu anderen als ihren bisher genehmigten Zwecken gewidmet werden sollen. § 2. Schenkungen und letziwillige Zuwendungen an inländische oder aus­ ländische Korporationen und andere juristische Personen bedürfen zu ihrer Gültig­ keit ihrem vollen Betrage nach der Genehmigung des Königs oder der durch Königliche Verordnung ein für alle Mal zu bestimmenden Behörde, wenn ihr Werth die Summe von Eintausend Thalern übersteigt? Fortlaufende Leistungen werden hierbei mit fünf vom Hundert zu Kapital berechnet. 1 Hinsichtlich der Zuwendungen für kommunale Zwecke vgl. B.M.Bl. 1874 S. 287. § 3. (Die Genehmigung einer Schenkung oder letztwilligen Zuwendung in den Fällen der §§ i und 2 erfolgt stets unbeschadet aller Rechte dritter Personen. Mit dieser Maaßgabe ist, wenn die Genehmigung ertheilt wird, die Schen­ kung oder letztwillige Zuwendung als von Anfang an gültig zu betrachten, der­ gestalt, daß mit der geschenkten oder letztwillig zugewendeten Sache auch die in die Zwischenzeit fallenden Zinsen und Früchte zu verabfolgen sind. Die Genehmigung kann auf einen Theil der Schenkung oder letztwilligen Zu­ wendung beschränkt werden.) § 4. Die besonderen gesetzlichen Vorschriften, wonach es zur Erwerbung von unbeweglichen Gegenständen durch inländische oder ausländische Korporationen und andere juristische Personen überhaupt der Genehmigung des Staats bedarf, werden durch die vorstehenden Bestimmungen nicht berührt. Soweit es jedoch zu einer solchen Erwerbung nach gegenwärtig geltenden Vorschriften der Genehmigung des Königs oder der Ministerien bedarf, können statt dessen durch Königliche Verord­ nung die Behörden, denen die Genehmigung fortan zustehen soll, anderweitig be­ stimmt werden. § 5. (L. bzw. A.) Einer Geldstrafe bis zu 300 Thalern, im Unvermögens­ salle entsprechender1 Gefängnißstrafe unterliegen: 1) Vorsteher von inländischen Korporationen und anderen juristischen Per-

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37. Gesetz über die Schonzeiten des Wildes v. 26. Februar 1870. sonen, welche für dieselben Schenkungen oder letziwillige Zuwendungen in Empfang nehmen, ohne die dazu erforderliche Genehmigung inner­ halb vier Wochen nachzusuchen;^ 2) diejenigen, welche einer ausländischen Korporation oder anderen ju­ ristischen Person Schenkungen oder letztwillige Zuwendungen verabfolgen, bevor die dazu erforderliche Genehmigung ertheilt ist. 1 §§ 28, 29 St G.B.

2 Das Gesuch ist bei der Bezirksregrerung einzureichen, v. Kamptz, Arm. XVIII. 997. Vgl. auch B.M-Bl. 1872 S. 74.

§ 6. Die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes finden auf FamilienStiftungen und Familien-Fideikommisse keine Anwendung. § 7. Alle mit dem gegenwärtigen Gesetze nicht im Einklänge stehenden Be­ stimmungen, insbesondere das Gesetz vom 13. Mai 1833 (Gesetz-Samml. S. 49), diö Allerhöchste Order vom 22. Mai 1836 (Gesetz-Samml. S. 195), die Verord­ nung vom 21. Juli 1843 (Gesetz-Samml. S. 322), die in einem Theile der Provinz Hannover noch in Geltung stehenden §§ 197 bis 216 Theil II Titel 11 des All­ gemeinen Landrechts nebst dem § 125 des Anhangs zum Allgemeinen Landrecht, werden aufgehoben.

BV. Gesetz «der die Scho,»zettet» des Mildes. Vom 26. Februar 1870 (G.S. 120). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie, mit Ausschluß des Herzogtums Lauenburg und der Hohenzollernschen Lande. Für letztere vgl. G. v. 2./5. 53 (G.S. 178).

§ 1. Mit der Jagd zu verschonen sind: 1) das Elchwild in der Zeit vom 1. Dezember bis Ende August, 2) männliches Roth- und Dammwild in der Zeit vom 1. März bis Ende Juni, 3) weibliches Rothwild, weibliches Dammwild und Wildkälber in der Zeit vom 1. Februar bis 15. Oktober, 4) der Rehbock in der Zeit vom 1. März bis Ende April, 5) weibliches Rehwild in der Zeit vom 15. Dezember bis 15. Oktober, 6) Rehkälber das ganze Jahr hindurch, 7) der Dachs vom 1. Dezember bis Ende September, 8) Auer-, Birk-, Fasanenhähne in der Zeit vom 1. Juni bis Ende August, 9) Enten in der Zeit vom 1. April bis Ende Juni; für einzelne Land­ striche kann die Schonzeit durch die Bezirksregierungen (Landdrosteien)1 aufgehoben werden, 10) Trappen, Schnepfen, wilde Schwäne und alles andere Sumpf- und Wassergeflügel, mit Ausnahme der wilden Gänse und der Fischreiher, in der Zeit vom 1. Mai bis Ende Juni, 11) Rebhühner in der Zeit vom 1. Dezember bis Ende August, 12) Auer-, Birk- und Fasanenhennen, Haselwild, Wachteln und Hasen in der Zeit vom 1. Februar bis Ende August,

37. Gesetz über die Schonzeiten des Wildes v. 26. Februar 1870.

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13) für die ganze Dauer des Jahres ist es verboten, Rebhühner, Hasen und Rehe in Schlingen zu fangen. Alle übrigen Wildarten, namentlich auch Kormorane, Taucher und Säger, dürfen das ganze Jahr hindurch gejagt werden. Beim Roth-, Damm- und Reh­ wilde gilt das Jungwild als Kalb bis zum letzten Tage des auf die Geburt fol­ genden Dezembermonats. 1 Im Geltungsbereich der Provinzialordnung durch den Bezirksrath. 76 (G.S. 297) § 94.

ZuständigkeitZg. v. 26./?.

§ 2. Die Bezirksregierungen (Landdrosteien)* sind befugt, für die § 1 unter 7, 11 und 12 genannten Wildarien aus Rücksichten der Landeskultur und der Jagdpflege den Anfang und Schluß der Schonzeit alljährlich durch besondere Ver­ ordnung anderweit festzusetzen, so aber, daß Anfang oder Schluß der Schonzeit nicht über vierzehn Tage vor oder nach den § 1 bestimmten Zeitpunkten festgesetzt werden darf. 1 Vgl. bte auch hier geltende Anm. 1 zu § 1.

§ 3. Die in den einzelnen Landestheilen zum Schutze gegen Wildschaden in Betreff des Erlegens von Wild auch während der Schonzeit gesetzlich bestehenden Befugnisse werden durch dieses Gesetz nicht geändert. § 4. Auf Erlegung von Wild in eingefriedigten Wildgärten findet dieses Gesetz keine Anwendung. Der Verkauf des während der Schonzeit in solchen Wildgärten erlegten Wildes ist jedoch nach Maaßgabe der Bestimmungen des § 7 untersagt. § 5. (A.) Für das Todten oder Einfängen* von Wild während der vor­ geschriebenen Schonzeiten, sowie für das Fangen von Wild in Schlingen (§ 1 Nr. 13) treten folgende Geldbußen ein:2 1) für ein Stück Elchwild.................................................................50 Thaler, 2) für ein Stück Rothwild.................................................................30 3) für ein Stück Dammwild............................................................20 4) für ein Stück Rehwild.................................................................10 5) für einen Dachs............................................................................. 5 6) für einen Auerhahn oder Henne................................................... 10 7) für einen Birkhahn oder Henne.....................................................3 8) für einen Haselhahn oderHenne..................................................... 3 9) für einen Fasanen...................................................................... 10 10) für einen Schwan........................................................................... 10 11) für eine Trappe.............................................................................3 12) für einen Hasen.............................................................................4 13) für ein Rebhuhn............................................................................. 2 14) für eine Schnepfe, Ente oder sonstiges Stück jagdbares Sumpfund Wassergeflügel.........................................................................2 Wenn mildernde Umstände vorhanden sind, kann der Richter bei Festsetzung der Geldbuße bis auf ein Strafmaaß von Einem Thaler herabgehen. An Stelle der Geldbuße, welche wegen Unvermögens des Verurtheilten nicht beigetrieben werden kann, tritt Gefängnißstrafe nach Maaßgabe des § 335 des Strafgesetzbuchs.3 1 Auch das bloße Jagen (ohne Erfolg) während der Schonzeit ist strafbar — G.A. VIII. 819, XII. 381. O.R. IV. 484 — jedoch nur nach der Strafbestimmung des Jagdpollzeig. v. 7./3. 50 (G.S. 165) § 18 i. f. oben S. 754.

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38. Gesetz, betr. die Erhebung von Marktstandsgeld, v. 26. April 1872. 2 Für den Nichtjagdberechtigten vgl. § 293 St.G.B. 3 Jetzt Hast gemäß §§ 28, 29 St.G.B.

§ 6. (A.) Das Ausnehmen der Eier oder Jungen von jagdbarem Federwilde ist auch für die zur Jagd berechtigten Personen verboten; doch sind dieselben (namentlich die Besitzer von Fasanerien) befugt, die Eier, welche im Freien gelegt sind, in Besitz zu nehmen, um sie ausbrüten zu lassen. Desgleichen ist das Ausnehmen von Kibitz- und Möveneiern nach dem 30. April verboten. Wer diesen Verboten zuwiderhandelt, verfällt in die § 347 Nr. 12 des Straf­ gesetzbuchs * festgesetzte Strafe. 1 Jetzt § 368 Nr. 11 St.G.B.

§ 7. (A.) Wer nach Ablauf von 14 Tagen nach eingetretener Hege- und Schonzeit, während derselben Wild, rücksichtlich dessen die Jagd in dieser Zeit untersagt ist,1 in ganzen Stücken oder zerlegt, aber noch nicht zum Genusse fertig zubereitet, zum Verkaufe herumträgt, in Läden, auf Märkten, oder sonst auf irgend eine Art zum Verkaufe ausstellt, oder feilbietet, oder wer den Verkauf vermittelt,2 verfällt, zum Besten der Armenkasse derjenigen Gemeinde, in welcher die Uebertretung stattfindet, neben der Konfiskation des Wildes, ^ in eine Geldbuße bis 30 Thaler. Ist das Wild in den § 3 gedachten Ausnahmefällen erlegt, so hat der Ver­ käufer oder derjenige, welcher den Verkauf vermittelt, sich durch ein Attest der betreffenden Ortspolizeibehörde über die Befugniß zum Verkaufe zu legitimiren, widrigenfalls derselbe in eine Geldbuße-bis zu 5 Thaler verfällt. 1 Auch wenn das Wild in einem Gebiete. wo das Gesetz nicht gilt und etne Schonzeit nicht be­ steht, erlegt ist. G.A. XXL 679. O.R. XIV. 761. 2 Darunter fällt auch der Kauf zum Zweck des Wiederverkaufs. Entsch. d. Kammerger. II. 274. 8 Das konfiszirte Wild kann von der Obrigkeit natürlich verkauft werden. Weiterverkauf des­ selben durch den Käufer ist aber unstatthaft. Vgl. V.M.Bl. 1870 S. 148.

§ 8. Alle dem gegenwärtigen Gesetze entgegenstehenden Gesetze und Verord­ nungen sind aufgehoben.

88. Geselr, betreffend die Erhebung non Marktstnndsgeld. Vom 26. April 1872 (G.S. 513). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie; in Lauenburg zuf. Ges. v. 25./2. 78 (G.S. 97) § 8 Nr. 4.

§ 1. Für den Gebrauch öffentlicher Plätze und Straßen zum Feilbieten von Waaren auf Messen und Märkten darf eine Abgabe-(Marktstandsgeld) nur unter Zustimmung der Gemeinde und Genehmigung der Bezirksregierung1 (Landdrostei) nach Maßgabe dieses Gesetzes eingeführt oder, wo sie besteht, erhöht werden. 1 Im Geltungsbereich der Provinzialordnung des Provmzialraths. § 141 des Zuständigkeitsg. v. 26./7. 76 (G.S. 297).

§ 2.

(Normativbestimmungen für die Gemeindebeschlüsse.)

§ 3.

Unter den Marktstandsgeldern (§§ 1 und 2) ist die Miethe für Buden,

39. Gesetz, den Betrieb der Dampfkessel betreffend, v. 3. Mai 1872.

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Zelte, Tische, Unterlagen, Stangen oder sonstige Vorrichtungen, welche den Ver­ käufern zum Gebrauche überlassen worden, nicht begriffen. Es steht einem Jeden frei, ob er sich der ihm selbst zugehörigen Vorrichtungen bedienen oder solche von Anderen entnehmen will. §§ 4, 5. (Normativbestimmungen für die Gemeindebeschlüsse.) § 6. (A.) Wer Marktstandsgeld erhebt oder erheben läßt, von welchem er weiß, daß es gar nicht oder nur in geringerem Betrage zu entrichten ist, hat für jeden Uebertretungsfall eine Geldstrafe bis zu 50 Thalern oder im Unvermögens­ salle verhältnißmäßige1 Haft verwirkt. 1 § 29 St.G.B.

§ 7. Alle den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes entgegenstehenden all­ gemeinen und besonderen Vorschriften, insbesondere die Verordnung über die Marktstandsgelder vom 4. Oktober 1847 (Gesetz-Samml. S. 395), werden hierdurch außer Kraft gesetzt. Ueber die Ausführung dieses Gesetzes haben die Minister des Handels und der Finanzen nähere Slntoeifmtg1 zu ertheilen. 1 Anw.

v.

10./6. 72 (B.M.Bl. 185).

39. Gesetz, den Betrieb der Dampfkessel betreffend. Vom 3. Mai 1872 (G.S. 515). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie ; in Lauenburg zuf. Ges. v. 26./2.78 (G.S. 97) § 8 Nr. 6.

§ 1. Die Besitzer von Dampfkessel ^-Anlagen oder die an ihrer Statt zur Leitung des Betriebes bestellten Vertreter, sowie die mit der Bewartung von Dampf­ kesseln beauftragten Arbeiter sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß während des Betriebes ^ die bei Genehmigung 3 der Anlage oder allgemein* vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen bestimmungsmäßig benutzt, und Kessel, die sich nicht in gefahrlosem Zustande befinden, nicht im Betriebe erhalten werden. 1 Vgl. Anm. 2 zu § 24 Gew.O.

2 Ueber die Frage, wann ein Dampfkessel im Betriebe, vgl. V.M.Bl. 1876 S. 266. 3 Vgl. §§ 24, 26 Gew.O. * B. v. 29./5. 71 (R.G.Bl. 122) und dazu B.M.Bl. 1871 S. 260, 1877 S. 211, 1879 S. 39 u. 274.

§ 2. (A.) Wer den ihm nach § 1 obliegenden Verpflichtungen zuwider­ handelt, verfällt in eine Geldstrafe bis zu 200 Thalern oder in eine Gesängnißstrase bis zu drei Monaten. § 3. Die Besitzer von Dampfkessel-Anlagen sind verpflichtet, eine amtliche Revision des Betriebes durch Sachverständige zu gestalten, die zur Untersuchung der Kessel benöthigten Arbeitskräfte und Vorrichtungen bereit zu stellen und die Kosten der Revision zu tragen. Die näheren Bestimmungen über die Ausführung dieser Vorschrift hat der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu erlassen.1 1 Regul. v. 24./6. 72 (B.M.Bl. 182), dazu B.M.Bl. 1672 S. 258 u. 304, 1875 S. 285, 1876 S. 266, 1879 S. 39.

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40. Gesetz über d. Vorbildung u. Anstellung d. Geistlichen v. 11. Mai 1873.

§ 4. Alle mit diesem Gesetze nicht im Einklänge stehenden Bestimmungen, insbesondere das Gesetz, den Betrieb der Dampfkessel betreffend, vom 7. Mai 1856 (Gesetz-Samml. S. 295) werden aufgehoben.

40. Gesetz über die NorbUdimg itwb Anstellung der Geistlichen. Vom 11. Mai 1873 (G.S. 191). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie, einschließlich des Jadegebiets,- in Lauenburg zuf. G. v. 25./2. 78 (G.S. 97) § 5 Nr. 2. Vgl.G wegen Deklaration und Ergänzung des G. v. 11./5. 73 über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen v. 21./5. 74 (G.S. 139). G., betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze, v. 14./7. 80 (G.S. 285). G., betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze, v. 31./5. 82 (G.S. 307).

I. Allgemeine Bestimmungen. § 1. Ein geistliches * Amt^ bars* in einer der christlichen Kirchen nur einem Deutschen übertragen werden, welcher seine wissenschaftliche Vorbildung nach den Vorschriften dieses Gesetzes* dargethan hat und gegen dessen Anstellung kein Ein­ spruchs von der Staatsregierung erhoben worden ist.6 1 d. i. ein mit Seelsorge verbundenes, nicht jebe§ kirchliche. M. 17. Vgl. aber auch O.R. XV. G.A. XXII. 731. 2 Nicht bloß cme mit einem bestimmten Einkommen verbundene Stelle (beneficium), sondern überhaupt eine Summe geistlicher Befugnisse und Funktionen. Vgl. O.R. XVI 338, 679. G.A. XXIII. 475, 648. ‘ Strafbest. §§ 22 ff. 4 §§ 4 ff. dieses G. und Art. 3 d. G. v 31./5. 82 (G.S. 307). Die Bestimmungen sind hier fort­ gelassen, weil sie mit Rücksicht darauf, daß ste bei dem Einspruch (§ 16) regelmäßig ihre Erledigung finden werden, strafrechtlich kaum von Bedeutung werden können. 6 § 15. 6 Vgl. dazu die Deklaration v. 21./5. 74 (G.S. 139) Art. l. 634.

§ 2. Die Vorschriften des § 1 kommen zur Anwendung, gleichviel, ob das Amt dauernd oder widerruflich übertragen werden oder nur eine Stellvertretung oder Hülfsleistung in demselben statthaben soll? Ist Gefahr im Verzüge, so kann eine Stellvertretung oder Hülfsleistung einstweilen und vorbehaltlich des Einspruchs der Staatsregierung angeordnet werden. 1 Hinsichtlich der sog. Hauskapläne vgl. O.R. XVI. 149. G.A. XXIII 159.

§ 3. Die Vorschriften des § 1 kommen, vorbehaltlich der Bestimmungen des § 26, auch zur Anwendung, wenn einem bereits im Amte (§ 2) stehenden Geist­ lichen ein anderes geistliches Amt übertragen oder eine widerrufliche Anstellung in eine dauernde verwandelt werden soll.1 1 Vgl. dazu Art. 6 d. G. v. 14./7. 80 (G.S. 285).

II. Joröitdung zum geistlichen Amte. §§ 4—14.

(Vgl. Anm. 4 zu § 1.)

40. Gesetz über d. Vorbildung u. Anstellung d. Geistlichen v. 11. Mai 1873.

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III. Anstellung der Heisttichen. § 15. Die geistlichen Oberen ' sind verpflichtet, denjenigen Kandidaten, dem ein geistliches Amt übertragen werden soll, betn Oberpräsidenten unter Bezeichnung des Amtes zu benennen. Dasselbe gilt bei Versetzung eines Geistlichen in ein anderes geistliches Amt oder bei Umwandlung einer widerruflichen Anstellung in eine dauernde. Innerhalb dreißig Tagen nach der Benennung kann Einspruch gegen die An­ stellung erhoben werden. Die Erhebung des Einspruchs steht dem Oberpräsidenten zu. 1 Nur diejenigen, welchen die Verleihung eines Amtes (Ausfluß der sog. jurisdictio) bzl. auch die Approbation und Konfirmation nach von anderer Seite erfolgter Präsentation rc. zusteht; also nicht z. B. ein Pfarrer, der einen Geistlichen zur vorübergehenden Hülfsleistung anzunehmen befugt ist. O.R. XV 648. G.A. XXII. 621.

§ 16. (Fälle der Zulässigkeit des Einspruchs. Endgültige Entscheidung durch den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten.) § 17. (Wirkungslosigkeit einer Amtsübertragung gegen §§ul, 15.) § 18. Jedes Pfarramt ist innerhalb eines Jahres vom Tage der Erledigung, wo gesetzlich oder observanzmäßig ein Gnadenjahr besteht, vom Tage der Erledigung der Pfründe an gerechnet, dauernd zu besetzen. Die Frist ist vom Oberpräsidenten im Falle des Bedürfnisses auf Antrag angemessen zu verlängern. Nach Ablauf der Frist ist der Oberpräsident befugt, die Wiederbesetzung der Stelle durch Geldstrafett bis zum Betrage von 1000 Thalern zu erzwingen. Die Androhung und Festsetzung der Strafe darf wiederholt werden, bis dem Gesetze genügt ist.1 Außerdem ist der Minister der geistlichen Angelegenheiten ermächtigt, bis dahin Staatsmittel einzubehalten, welche zur Unterhaltung der Stelle oder des­ jenigen geistlichen Oberen dienen, der das Pfarramt zu besetzen oder die Besetzung zu genehmigen hat. 1 Vgl. die Strafbest. § 23 Abs. 2.

§ 19. Die Errichtung von Seelsorgeämtern, deren Inhaber unbedingt abbe­ rufen werden dürfen, ist nur mit Genehmigung des Ministers der geistlichen An­ gelegenheiten zulässig.1 Die Bestimmungen des § 18 beziehen sich auch auf die sogenannten Sukkursal-Pfarreien des Französischen Rechts mit der Maßgabe, daß die in Absatz 1 des § 18 vorgeschriebene Frist vom Tage der Publikation dieses Gesetzes an zu laufen beginnt. 1 Vgl. die Strafbest. § 22 Abs. 2.

§ 20. (Vermögensrechtliche Ansprüche.) § 21. Die Verurteilung zur Zuchthausstrafe, die Aberkennung der bürger­ lichen Ehrenrechte und der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter hat die Erledigung der Stelle, die Unfähigkeit zur Ausübung des geistlichen Amtes und den Verlust des Amtseinkommens zur Folge.

IV. Strafbestimmungen. § 22. (L.) Ein geistlicher Oberer, * welcher den §§ 1 bis 3 zuwider ^ cm geistliches Amt überträgt oder die Uebertragung genehmigt,3 wird mit Geldstrafe von 200 bis zu 1000 Thalern* bestraft?

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40. Gesetz über d. Vorbildung u. Anstellung d. Geistlichen v. 11. Mai 1873.

Dieselbe Strafe trifft denjenigen, welcher der Vorschrift des § 19 Abs. 1 zuwiderhandelt. 1 Vgl. Sinnt. i zu § 15. 2 Vgl. die Deklaration v. 21./5. 74 (©.©. 139) Slrt. l. 3 wenn auch nur stillschweigend. O.R. XV. 332, 335, XVII. 152, 363. XXIV. 256, 492. > Umwandlung: §§ 28, 29 St.G.B. 6 Vgl. auch Art. 5 d. G. v. 14./7. 80 (G.S. 285).

G.A. XXII. 374, 735,

§ 23. (A.) Wer geistliche Amtshandlungen1 in einem Amte vornimmt, welches ihm den Vorschriften der §§ 1 bis 3 zuwider übertragen worden ist,2 wird mit Geldstrafe bis zu 100 Thalern8 bestraft.4 Dieselbe Strafe trifft denjenigen, der geistliche Amtshandlungen in einem von ihm nicht dauernd verwalteten Pfarramte vornimmt, nachdem er von dem Ober­ präsidenten benachrichtigt worden ist, daß das Zwangsverfahren Behufs Wieder­ besetzung der Stelle in Gemäßheit der Vorschrift in § 18 Abs. 2 eingeleitet fei.5 1 Nicht jede geistliche Funktion, zu welcher die Priesterweihe befähigt, sondern nur diejenige, welche sich als Ausfluß eines Amtes darstellt. Vgl. O.R. XVI. 149, XVII. 190. G.A. XXIII. 157, XXIV. 261. Ueber „stille Messe" insbesondere O.R. XV. 353, 867, XVI. 164, 638. G.A. XXII. 737, XXIII. 380, 643. 2 Vgl. dazu Deklaration v. 21./5. 74 (G.S. 139) Art. 2. 3 Umwandlung: §§ 28, 29 St.G.B. * Ausnahme: Art. 5 des G. v. 14./7. 80 (G.S. 285). 6 Vgl. auch § 132 St.G.B.

§ 24. (A.) Wer geistliche Amtshandlungen1 vornimmt, nachdem er in Folge gerichtlichen Strafurtheils die Fähigkeit zur Ausübung des geistlichen Amtes ver­ loren hat (§ 21), wird mit Geldstrafe bis zu 100 Thalern2 bestraft.3 1 Sinnt. 1 zu § 23.

2 Stunt. 3 zu tz 23.

3 Vgl. auch § 132 St.G.B.

V. Zleöergangs- und Schlußöestirmnungen. §§ 25—27. (Uebergangsbestrmmung für angestellte Ausländer. tionen der §§ 4—14.)

Modifika­

§ 28. Die Vorschriften dieses Gesetzes über das Einspruchsrecht des Staats (§§ 1, 3, 10, 12, 15 und 16) finden in den Fällen keine Anwendung, in welchen die Anstellung durch Behörden erfolgt, deren Mitglieder sämmtlich vom Könige ernannt werden. § 29. Soweit die Mitwirkung des Staats bei Besetzung geistlicher Aemter auf Grund des Patronats oder besonderer Rechtstitel anderweit geregelt ist, behält es dabei sein Bewenden. Desgleichen werden die bestehenden Rechte des Staats bezüglich der Anstellung von Geistlichen beim Militair und an öffentlichen Anstalten durch das vorliegende Gesetz nicht berührt. § 30. Der Minister der geistlichen Angelegenheiten ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt.

41. Gesetz über die kirchliche Disziplinargewalt rc. v. 12. Mai 1873.

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4L Gesetz über die Kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Königliche« Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten. Vom 12. Mai 1873 (G.S. 198). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie, einschließlich des Jadegebiets; m Lauenburg zuf. G. v. 25./2. 78 (G.S. 97) § 5 Nr. 3. Vgl. die G. betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze vom 14./7. 80 (G.S. 285) und 31./5. 82 (G.S. 307).

(Auszug.) § 24. Kirchendiener, welche die auf ihr Amt oder ihre geistlichen Amtsver­ richtungen bezüglichen Vorschriften der Staatsgesetze oder die in dieser Hinsicht von der Obrigkeit innerhalb ihrer gesetzlichen Zuständigkeit getroffenen Anordnungen so schwer verletzen, daß ihr Verbleiben im Amte mit der öffentlichen Ordnung un­ verträglich erscheint, können aus Antrag der Staatsbehörde durch gerichtliches Ur­ theil aus ihrem Amte entlassen werdend Die Entlassung aus dem Amte hat die rechtliche Unfähigkeit zur Ausübung des Amtes, den Verlust des Amtseinkommens und die Erledigung der Stelle zur Folge? 1 Durch den Königlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten. 2 Abgeändert durch Art. l des G. v. u /7. 80.

§ 30.

Vgl. auch Art. 2 des G. v. 31./5. 82.

Für das Verfahren finden die Bestimmungen der §§ 17, 18, 20, 21

22 sinnentsprechcnde Anwendung. In dem Urtheil ist entweder die Freisprechung oder die Entlassung des Ange­ schuldigten aus den von ihm bekleideten kirchlichen Aemtern1 auszusprechen. 1 Jetzt auf Unfähigkeit zur Bekleidung ihres Amtes.

Art- l des Ä. v. 14./7. 80.

§ 31. (A.) Kirchendiener, welche Amtshandlungen vornehmen, nachdem sie in Gemäßheit des § 30 aus ihrem Amte entlassen worden fmb,1 werden mit Geldbuße zu bis 100 Thalern, (L.) im Wiederholungsfälle bis zu 1000 Thalern2 bestraft.3 1 Vgl. Anm. 1 zu § 30. -> Vgl. auch § 132 St.G.B.

2 Umwandlung: §§ 28, 29 St.G.B.

42. Gesetz über die Grenze« de« Recht« mm Gebrauche kirchlicher Straf- und Znchtmittel. Vom 13. Mai 1873 (G.S. 205). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie, 'einschließlich des Jadegebiets, jedoch ausschließlich Lauenburgs.

§ 1. Keine Kirche oder Religionsgesellschaft ist befugt, andere Straf- oder Zuchtmittel anzudrohen, zu verhängen oder zu verkünden, als solche, welche dem rein religiösen Gebiete angehören oder die Entziehung eines innerhalb der Kirche

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42. Gesetz über d. Gebrauch kirchl. Straf- und Zuchtmittel v. 13. Mai 1873.

oder Religionsgesellschaft wirkenden Rechts oder die Ausschließung aus der Kirchen­ oder Religionsgesellschaft betreffen. Straf- oder Zuchtmittel gegen Leib, Vermögen, Freiheit oder bürgerliche Ehre sind unzulässig.1 1 Hinsichtlich der excommunicatio major vgl. O.R. XVII. 70. G.A. XXIV. 161.

§ 2. Die nach § 1 zulässigen Straf- und Zuchtmittel dürfen über ein Mit­ glied einer Kirche oder Religionsgesellschaft nicht deshalb verhängt oder verkündet werden: 1) weil dasselbe eine Handlung vorgenommen hat, zu welcher die Staats­ gesetze oder die von der Obrigkeit innerhalb ihrer gesetzlichen Zuständig­ keit erlassenen Anordnungen verpflichten; 2) weil dasselbe öffentliche Wahl- oder Stimmrechte in einer bestimmten Richtung ausgeübt oder nicht ausgeübt hat. § 3. Ebensowenig dürfen derartige Straf- oder Zuchtmittel angedroht, ver­ hängt oder verkündet werden: 1) um dadurch zur Unterlassung einer Handlung zu bestimmen, zu welcher die Staatsgesetze oder die von der Obrigkeit innerhalb ihrer gesetzlichen Zuständigkeit erlassenen Anordnungen verpflichten; 2) um dadurch die Ausübung oder Nichtausübung öffentlicher Wahl- und Stimmrechte in bestimmter Richtung herbeizuführen. § 4. Die Verhängung der nach diesem Gesetz zulässigen Straf- und Zuchtmittel darf nicht öffentlich bekannt gemacht werden. Eine auf die Gemeindemitglieder beschränkte Mittheilung ist nicht ausge­ schlossen. Die Vollziehung oder Verkündung derartiger Straf- oder Zuchtmittel darf auch nicht in einer beschimpfenden Weise erfolgen. § 5. (L.) Geistliche, Diener, Beamte oder Beauftragte einer Kirche oder Religionsgesellschaft, welche den Vorschriften dieses Gesetzes (§§ 1—4) zuwider Straf- oder Zuchtmittel androhen, verhängen oder verkünden, werden mit Geld­ strafen bis zu 200 Thalern oder mit Haft oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre und in schwereren Fällen mit Geldstrafen bis zu 500 Thalern oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft. § 6. Die besonderen Disziplinarbefugnisse der Kirchen oder Neligionsgesellschaften über ihre Diener und Beamten und die darauf bezüglichen Rechte des Staats werden durch dieses Gesetz nicht berührt. Insbesondere findet das dem Staat in solchen Gesetzen vorbehaltene Recht der Entlassung von Kirchendienern wegen Verletzung der öffentlichen Ordnung unab­ hängig von den in tz 6 enthaltenen Strafbestimmungen statt.

43. Gesetz, betreffend die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873.

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43. Gesetz, betreffend die Grbfchnftsstener. Vom 30. Mai 1873. Gesetzeskraft feit l. Januar 1874 für den damaligen Umfang der Monarchie mit Einschluß des Jade­ gebietes, jedoch mit Ausschluß der Hohenzollernschen Lande. Das G. ist mit Ausnahme der §§ 2 u. 4 durch Art. i § 3 G. v. 22 /6. 75 (G.S. 235) in den Hohen­ zollernschen Landen eingeführt.

In Lauenburg gilt es nicht.

Allgemeine Ausführungsbestimmungen: bes. A.C.Bl. 1874 S. 19, 25, 28 f; auch J.M.Bl. 1874 S. 3.

§ 1. (Gegenstand der Erbschaftssteuer.) Der Erbschaftssteuer sind nach Vor­ schrift dieses Gesetzes und des anliegenden, von Uns vollzogenen Tarifes unter­ worfen, ohne Unterschied, ob der Anfall Inländern oder Ausländern zukommt: 1) Erbschaften,' Vermächtnisse und Schenkungen von Todeswegen (mit Ein­ schluß der remuneratorischen und der mit einer Auflage belasteten Schenkungen); 2) Lehns- und Fideikommißanfälle^ 3) die Anfälle von Hebungen aus Familienstistungen, welche in Folge Todesfalles ^ auf den vermöge stiftungsmäßiger oder gesetzlicher Succes­ sionsordnung Berufenen übergehen. 1 auch herrenlosen Sachen. A.L.N. II 16, § 20. 2 auch bei Lebzeiten des Vorbesitzers. § 3, Striethorst, Arch. LXXXXIX. 266. 3 wenn unter Lebenden: s. „Familienfideikommisse" im Tarif z. G. v. 22./4. 22 oben Nr. 8.

§ 2. (Fideikommiß- und Familienstiftungen.) In Betreff der von Fideikommißund von Familienstistungen zu entrichtenden Werthstempelabgabe bewendet cs bei den bestehenden 23orf Christen1 mit folgenden Maßgaben: 1) die Ermittelung des stempc,lpflichtigen Werthes erfolgt nach den Be­ stimmungen in den §§ 12 bis 19 dieses Gesetzes, jedoch ohne Abzug der Schulden; ^ 2) bei Fideikommiß- und Familienstistungen von Todeswegen ist der Werth­ stempel binnen 6 Monaten nach dem Todesfall beizubringen und kommen wegen der Verhaftung für die Entrichtung desselben die Bestimmungen der §§ 27 und 28 dieses Gesetzes zur Anwendung. 1 Sinnt. 3 zu 8 1. 3 Beim weiteren Anwachsen des Grundvermögens s. A.C.Bl. 1877 S. 79, B M.Bl. 1877 S. 177.

§ 3. Als Fideikommißstiftungen im Sinne dieses Gesetzes sind alle von Todes­ wegen oder unter Lebenden getroffene Anordnungen anzusehen, kraft deren ge­ wisse Vermögensgegenstände der Familie für immer oder für mehr als zwei Ge­ nerationen erhalten bleiben sollen. § 4. (Schenkungen unter Lebenden.) Schenkungen unter Lebenden — ins­ besondere auch die remuneratorischen und die mit einer Auflage belasteten* Schenkungen — unterliegen, wenn eine schriftliche Beurkundung2 derselben statt­ findet, einer Werthstempelabgabe von dem Betrage der Schenkung. Der erforderliche Werthstempel bestimmt sich nach den Vorschriften des an­ liegenden Tarifes und der §§ 9 bis 19 dieses Gesetzes, indem an Stelle der Verhältnisse des Erblassers, beziehungsweise des Erwerbers des Anfalles, die Verhältnisse des Gebers, beziehungsweise des Beschenkten berücksichtigt werden.

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43. Gesetz, betreffend die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873.

Im Uebrigen finden auf die Werthstempelabgabe von Schenkungen» die Be­ stimmungen wegen des Urkundenstempels Anwendung. 1 z. B. mit der Verpflichtung, eine bestimmte Person zu heirathen. 2 selbst privatschriftliche. aus der nicht geklagt werden kann. Entsch. d. O.Tr. LXXXIL 189.

§ 5. (Erbschaftssteuerpflichtige Masse.) Die Erbschaftssteuer wird von dem Betrage entrichtet, um welchen diejenigen, denen der Anfall zukommt, durch den­ selben reicher werden? Es sind daher der steuerpflichtigen Masse alle zu derselben gehörige aus­ stehende Forderungen, auch die, welche der Erwerber selbst zur Masse schuldet, oder die ihm erst mit dem Anfall erlassen werden, hinzuzurechnen. Dagegen kommen von der steuerpflichtigen Masse in Abzug alle Schulden und Lasten, welche mit und wegen derselben übernommen werden. Hierzu werden bei Erbschaften auch gerechnet die Kosten der letzten Krankheit und des Begräb­ nisses des Erblassers, die gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten der Nachlaßregulirung und der im Interesse der Masse geführten Prozesse, nicht aber der Betrag der Erbschaftssteuer selbst und nicht die Kosten der zwischen den Erbinteref] ent eit in deren besonderem Interesse geführten Prozesse. 1 d. h. nach den Gesetzen reichen werden, Vergleiche über die Theilung kommen nicht in Betracht.

§ 6. (Zuwendungen zur Vergeltung übernommener Leistungen.) Insoweit eine Zuwendung zur Vergeltung für Leistungen bestimmt ist, welche mit dem Anfall übernommen werden und welche im Geldwerth zu veranschlagen sind, kommt der Werth dieser Leistungen von der Zuwendung in Abzug. § 7. (Stiftungen.) Vermögen, welches zur Begründung einer angeordneten oder einem Erben, Vermächtnißnehmer u. s. w. aufgetragenen Stiftung — mit Ausschluß der Fideikommiß- und der Familienstistungen (§ 2) — gewidmet ist, wird hinsichtlich der Versteuerung ebenso behandelt, als ob dasselbe bet schon be­ gründeten Stiftung angefallen wäre, vorbehaltlich der anderweiten Feststellung und Nachforderung oder Erstattung der Steuer, Falls die Stiftung nicht, oder nicht in der angeordneten Weise zur Ausführung gelangt. Für die eintretenden Falles nachzuerhebenden Steuerbeträge kann Sicherheitsbestellung gefordert werden. § 8. (Zuwendungen zu milden re. Zwecken.) Sind ohne Begründung einer Stiftung Zuwendungen zu milden, gemeinnützigen oder öffentlichen Zwecken an­ geordnet oder einem Erben, Vermächtnißnehmer re. Leistungen zu gleichen Zwecken aufgetragen, so werden dieselben hinsichtlich der Versteuerung ebenso behandelt, als ob zu demselben Zwecke eine Stiftung im Betrage der Zuwendung beziehungsweise Leistung angeordnet wäre. Die auf solche Zuwendungen entfallende Steuer ist von den mit der Zuwendung Belasteten zu entrichten und kann, wenn dieserhalb keine andere Anordnung ge­ troffen ist, auf die Zuwendung beziehungsweise Leistung selbst angerechnet werden. § 9. (Im Auslande befindliches Vermögen.) Grundstücke1 und Grundgcrechtigteiten,1 welche außerhalb Landes liegen, gehören nicht zur steuerpflichtigen Masse. Anderes im Auslande befindliches Vermögen eines Erblassers, welcher bei seinem Ableben Inländer war, unterliegt der Versteuerung, Falls davon im Auslande keine, oder eine geringere Erbschaftssteuer, als nach Vorschrift dieses Gesetzes, zu entrichten ist. Im letzteren Falle findet die Anrechnung der im Auslande erweis­ lich gezahlten Erbschaftssteuer auf die diesseitige Steuer statt? 1 Darunter sind nicht alle unbeweglichen Sachen z. B. nicht unbewegliche Kuxe zu verstehen. 2 S. auch Konvention zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten v. 11./12. 71 (R.G.Bl. 1872 S. 95).

43. Gesetz, betreffend die Erbschaftssteuer, v. 30. Mai 1873.

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§ 10. (Im Jnlande befindliches Vermögen.) Von dem Anfall inländischer Grundstücke, Grundgerechtigkeiten oder deren Nutzungen ist die Erbschaftssteuer zu erheben ohne Unterschied, ob der Erblasser Inländer oder Ausländer war, und ob derselbe seinen Wohnsitz im Jnlande hatte oder nicht. Anderes im Jnlande befindliches Vermögen eines Erblassers, welcher bei seinem Ableben Ausländer war, unterliegt der Versteuerung nicht, wenn in dem Staate, wohin dasselbe verabfolgt werden soll, die gleiche Rücksicht hinsichtlich des Nachlasses diesseitiger Angehöriger beobachtet tobt).1 1 S. auch Anm. 2 zu § 9.

§ 11. (Vertheilung der Schulden und Lasten.) Schulden und Lasten, welche nur auf einem nach §§ 9 und 10 steuerfreien oder steuerpflichtigen Theile der Masse hasten, kommen bei Berechnung der Steuer nur bei demjenigen Theile in Abzug, aus welchem sie haften. Schulden und Lasten, welche sowohl auf dem steuerfreien, als auf dem steuer­ pflichtigen Theile der Masse haften, kommen von letzterem nur nach dem Ver­ hältniß dieses Theiles zur gesammten Masse im Abzug. Hypothekarische Schulden, für welche der Eigenthümer zugleich persönlich haftet, gelten als zunächst das Grundstück belastend, und kommen nur rücksichtlich des durch das Grundstück nicht gedeckten Betrages bei der übrigen Masse in An­ rechnung. § 12. (Ermittelung des Werthes der Masse.) Die Ermittelung des Betrages der Masse ist, ohne Rücksicht aus die für andere Zwecke vorgeschriebenen Ab­ schätzungsgrundsätze, auf den gemeinen Werth zur Zeit des Anfalles zu richten. § 13. Bei immerwährenden Nutzungen und Leistungen wird das Zwanzig­ fache ihres einjährigen Betrages, bei Nutzungen und Leistungen von unbestimmter Dauer, sofern nicht die Vorschriften in den §§ 14 und 15 Anwendung finden, oder anderweile die längste Dauer begrenzende Umstände nachgewiesen werden, das Zwölsundeinhalbfache des einjährigen Betrages als Kapitalwerth angenommen. § 14. Der Werth von Leibrenten, Nießbrauchsrechten auf Lebenszeit und anderen aus die Lebenszeit des Berechtigten, oder einer anderen Person be­ schränkten Nutzungen oder Leistungen bestimmt sich nach dem zur Zeit des An­ falles erreichten Lebensalter der Person, bei deren Tode die Nutzung oder Leistung erlischt, und wird'bei einem Lebensalter derselben von 15 Jahren ober weniger auf das 16 fache über 15 Jahre bis zu 25 Jahren „ 15 „ .. 14 „ 25 „ „ „ 35 „ 35 „ „ „ 45 ,; 12'/-', 45 „ „ „ 55 „ .. 10 „ ,, ,, 65 ,, „ .. 55 „ 7 65 „ „ „ 75 „ " 5 „ 3 „ 75 „ „ „ 80 „ „ „ „ — 80 „ .. 2 „ des Werths der einjährigen Nutzung beziehungsweise Leistung angenommen. Ist jedoch die Nutzung oder Leistung schon innerhalb eines Jahres nach dem Anfalle erloschen, so wird der Werth derselben nur nach Maßgabe ihrer wirklichen Dauer bestimmt, und das Zuvielgczahlte erstattet.

%,

§ 15. Ist die Dauer der Nutzungen oder Leistungen von der Lebenszeit mehrerer Personen dergestalt abhängig, daß beim Tode der zuerst versterbenden die Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

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Nutzung oder Leistung erlischt, so ist für die nach § 14 vorzunehmende Werthermittelung das Lebensalter der ältesten Person maßgebend. Wenn die Nutzung oder Leistung bis zum Tode der letziversterbenden Person fortdauert, erfolgt die Berechnung nach dem Lebensalter der jüngsten Person. § 16. Bei auf bestimmte Zeit eingeschränkten Nutzungen oder Leistungen ist der Kapitalwerth der gesammten Nutzungen beziehungsweise Leistungen für den Zeitpunkt des Anfalls unter Zugrundelegung eines fünfprozentigen Zins­ fußes nach der als Anlage beigefügten Hülfstabelle zu ermitteln. Ist jedoch die Dauer der Nutzung oder Leistung noch außerdem durch die Lebenszeit einer oder mehrerer Personen bedingt, so darf der nach §§ 14 und 15 zu berechnende Kapitalwerth nicht überschritten werden. § 17. Nutzungen eines Kapitals sind zu fünf vom Hundert jährlich zu ver­ anschlagen, soweit nicht eine die anderweite Verfügung über das Kapital aus­ schließende Beschränkung auf einen geringeren Prozentsatz nachgewiesen wird. § 18. Den Werth aller anderen Gegenstände anzugeben, liegt den Steuer­ pflichtigen beziehungsweise den im § 35 bezeichneten Verpflichteten ob. Wer der Verpflichtung zur Angabe des Werthes aus ergangene Aufforderung der Steuer­ behörde nicht genügt, hat die durch amtliche Ermittelung desselben entstehenden und mit der Steuer einzuziehenden Kosten zu tragen. § 19. Trägt die Steuerbehörde Bedenken, die Werthangabe (§ 18) als richtig anzunehmen, und findet eine Einigung hierüber mit den Steuerpflichtigen nicht statt, so ist die Steuerbehörde befugt, selbstständig den Werth zu ermitteln und danach die Steuer zu erheben. Die Kosten der Werthsermittelung fallen dem Steuerpflichtigen zur Last, wenn der ermittelte Werth den von dem Steuerpflich­ tigen angegebenen Werth um mehr als 10 Prozent übersteigt. Die etwa gezahlten Kosten werden erstattet, wenn im Verwaltungswege oder im Rechtswege (§ 40) die Ermäßigung des Werthes auf einen nicht zum Kostenersatz verpflichtenden Betrag erfolgt. § 20. (Bedingter Erwerb.) Vermögen, dessen Erwerb von dem Eintritt einer aufschiebenden Bedingung abhängt, unterliegt der Besteuerung erst bei dem Ein­ tritt der Bedingung. Die Steuerbehörde kann jedoch Sicherstellung der alsdann zu entrichtenden Steuer fordern. Unter einer auflösenden Bedingung erworbenes Vermögen — mit Ausnahme der Nutzungen von unbestimmter Dauer, welche lediglich nach den Bestimmungen in den §§ 13 bis 16 zu behandeln sind — ist wie unbedingt erworbenes zu versteuern. Beim Eintritt der Bedingung wird aber die gezahlte Steuer bis aus den der wirklichen Bereicherung entsprechenden Betrag erstattet. § 21. (Bedingte Belastung.) Den Werth der steuerpflichtigen Masse ver­ minderte Lasten und Leistungen werden, soweit sie vom Eintritt einer aufschiebenden Bedingung abhängen, nicht berücksichtigt. Beim Eintritt der Bedingung ist das Zuvielgezahlte von der Steuerbehörde zu erstatten. Lasten, deren Fortdauer von einer auflösenden Bedingung abhängt — mit Ausnahme der Leistungen von unbestimmter Dauer, deren abzuziehender Werth nach den Bestimmungen in den §§ 13 bis 16 sich berechnet — werden wie un­ bedingte in Abzug gebracht. Beim Eintritt der Bedingung ist derjenige Steuerbetrag nachzuerheben, welcher mehr zu entrichten gewesen sein würde, wenn der Zeitpunkt des Eintritts der Bedingung bei Berechnung der Steuer bekannt gewesen wäre. Die Steuerbehörde kann Sicherstellung dieses Anspruchs fordern.

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§ 22. Die in den §§ 20 und 21 enthaltenen Bestimmungen sind gleichmäßig auch auf die von einem Ereigniß, welches nur hinsichtlich des Zeitpunktes seines Eintrittes ungewiß ist, abhängigen Erwerbungen, Lasten und Leistungen an­ zuwenden. § 23. (Unsichere Forderungen.) Unsichere Forderungen und andere zur so­ fortigen Werthermittelung nicht geeignete Gegenstände kommen mit einem muthmaßlichen Werthe in Rechnung, den der Steuerpflichtige in Vorschlag bringt. Findet keine Einigung statt, so kann die Steuerbehörde von dem angegebenen Werthe die Steuer einziehen und die Berichtigung des Werthansatzes, sowie die entsprechende Nachsorderung oder Erstattung der Steuer bis zum Ausgange der­ jenigen Verhandlungen vorbehalten, von welchen die Bezahlung der Forderung beziehungsweise die Werthsermittelung abhängt. (sind bei Berechnung der Steuer ungewisse oder noch unbekannte Ansprüche an die Masse außer Berücksichtigung geblieben, so wird, wenn dieselben später zur Verwirklichung gelangen, das Zuvielgezahltc von der Steuerbehörde zurück­ erstattet § 24. (Betrag der Lehns- und Fideikommiß-Anfälle.) Lehns- und Fideikommißanfällc, sie mögen in Gütern oder Kapitalien bestehen, sowie Anfälle aus Familienstiftungen werden nach Maßgabe des Werthes der einjährigen Nutzung und des Lebensalters des Erwerbenden nach Vorschrift des § 14 versteuert. § 25. (Erwerb der Substanz ohne die Nutzung.) Ist einem Erben, Vermächtnißnehmer u. s. w. Vermögen angefallen, dessen Nutzung einem Dritten zu­ steht, so wird dasselbe um den nach Vorschrift der §§ 13 ff. berechneten Werth der Nutzung geringer angeschlagen, wenn der Erwerber der Substanz die Ver­ steuerung bei dem Ansall bewirkt. Wird die Aussetzung der Versteuerung der Substanz bis zur Vereinigung der Nutzung mit der Substanz beantragt, so findet der vorstehend angeordete Abzug nicht statt. Vielmehr erfolgt alsdann die Be­ steuerung nach Maßgabe der bei Beendigung der Nutznießung des Dritten ob­ waltenden Verhältnisse, und wenn inzwischen eine weitere Vererbung der Substanz eingetreten sein sollte, ohne Entrichtung einer Steuer für die dazwischen liegenden Anfälle dergestalt, als ob der in die Nutzung eintretende Erwerber der Substanz das Eigenthum unmittelbar von dem ursprünglichen Erblasser erworben hätte. Bei Aussetzung der Versteuerung ist die Steuer auf Verlangen der Steuerbehörde aus der Masse auf Kosten des Erwerbes der Substanz sicher zu stellen. Bei fideikommissarischen Substitutionen wird der Fiduziar als Nießbraucher und der Fideikommissar als Substanzerbe des herauszugebenden Vermögens be­ handelt. Ist jedoch das Fideikommiß auf dasjenige beschränkt, was beim Tode des Fiduziars noch vorhanden sein werde (quidquid supererit), so haben sowohl der Fiduziar von dem vollen Betrage des Anfalles, als der Fideikommissar von dem vollen Betrage des an ihn herausgegebenen Vermögens, nach ihrem Verwandtschastsverhällniß zum Erblasser die Erbschaftssteuer zu entrichten. § 26. (Berechnung der Steuer.) Die Erbschaftssteuer wird nach dem ganzen Antheile jedes einzelnen Erwerbers eines Anfalles für diesen besonders berechnet. Haben Ehegatten in einer gemeinschaftlichen letztwilligen Verfügung Verwandte des einen oder beider Ehegatten zu Erben eingesetzt oder mit Zuwendungen be­ dacht, und bleibt zweifelhaft, von welchem der beiden Ehegatten der Anfall erfolgt ist, so wird angenommen, daß der Ansall von dem dem Steuerpflichtigen am nächsten verwandten Ehegatten erfolgt sei, soweit der Nachlaß des letzteren reicht. 51*

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Kann der' Betrag des Nachlasses des zuerst verstorbenen Ehegatten nicht ermittelt werden, so ist derselbe behufs Berechnung der Steuer auf die Hälfte des beim Tode des lctztlebenden Gatten vorhandenen Vermögens anzunehmen. Bleibt jedoch nur in Betreff einzelner Vermögensgegenstände zweifelhaft, zu welchem Nachlaß sie gehören, so wird angenommen, daß dieselben zum Nachlaß jedes Ehegatten zur Hälfte gehören. § 27. (Haftung für die Steuer.) Die Erbschaftssteuer trifft den Erwerber des steuerpflichtigen Anfallest Für dieselbe hastet die ganze steuerpflichtige Masse (§ 5), aus welcher auch auf Erfordern für die Versteuerung bedingter Anfälle Sicherheit' bestellt werden muß (§§ 20 und 21). Erben und Miterben sind bis aus Höhe des aus der Erbschaft Empfangenen für die von allen den Nachlaß betreffenden Anfällen zu entrichtende Erbschafts­ steuer solidarisch verpflichtet. Hinsichtlich der in diesem Gesetze den Erben und Milerben ausgelegten Ver­ pflichtungen werden Erwerber eines Universalvermächtnisses oder eines Vermächt­ nisses unter einem Universaltitel den Erben und Miterben gleichgeachtet. 1 bei Erbschaftskäufen den Erbschaftskäufer.

Präj. d. O.Tr. I. S- 343.

§ 28. Gesetzliche Vertreter und Bevollmächtigte der Erbinteressenten, Testa­ mentsexekutoren und Nachlaßverwalter, sowie die Verwalter von Familien­ stiftungen, dürfen die Erbschaft, einzelne Erbtheile, Vermächtnisse oder Schenkungen, beziehungsweise die Hebungen aus der Familienstiftung, nur nach Berichtigung oder Sicherstellung der daraus treffenden Erbschaftssteuer ausantworten und bleiben im entgegengesetzten Falle für die Steuer verhaftet. § 29. (Verwaltung der Steuer.) Die Verwaltung des Erbschaftssteuerwesens wird unter Leitung des Finanzministers von den Provinzial - Steuerbehörden durch die Erbschafts-Steuerämter geführt, welchen innerhalb der ihnen von dem Finanzminister anzuweisenden Geschäftsbezirke die Feststellung und Einziehung der zu erhebenden Erbschasts-Stcuerbeträge und die Aufsicht über die Beobachtung der Vorschriften dieses Gesetzes obliegt. Dieselben erhallen nach Vorschrift der betreffenden Ministerien von denjenigen, welchen die Führung der Todtenlistcn obliegt (Pfarrern, Bürgermeistern u. s. w.), periodische Auszüge aus letzteren nach Maßgabe der für diesen Zweck anzuordnenden Formulare, ingleichen von den Gerichten beglaubigte Abschriften der eröffneten letztwilligen Verfügungen und der Todeserklärungen. § 30. (Anmeldung des Anfalles.) Jeder, dem 'ein steuerpflichtiger Anfall (§ 1) zukommt, ist verpflichtet, denselben binnen drei Monaten, nachdem er davon Kenntniß erlangt hat, dem zuständigen Erbschasts-Steueramt schriftlich anzumelden, ohne Unterschied, ob die Erwerbung des Ansalles bereits stattgefunden hat oder nicht. Ist der Verpflichtete in außereuropäischen Ländern oder Gewässern ab­ wesend, so werden die vorstehende und die im § 33 bestimmte zweimonatliche Frist auf sechs Monate verlängert^ Es wird vermuthet^ daß spätestens am 30sten Tage nach dem Eintritt des Anfalles der zur Anmeldung Verpflichtete, wenn er in Europa sich aufhält, Kenntniß von dem Anfalle erlangt hat, vorbehaltlich des der Steuerbehörde obliegenden Beweises eines früheren und des dem Steuerpflichtigen obliegenden Beweises eines späteren Zeitpunktes. 1 Strafbest, in § 41, Ausnahme in § 31. - Strikter Gegenbeweis wird nicht gefordert, s. auch St.P.O. § 260.

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§ 31. Theilnehmer an einer Erbschaft, sowie die zu Hebungen aus einer Familienstistung Berufenen werden von der Anmeldungspflicht (§ 30) befreit, wenn die ihnen zukommenden Anfälle von einer der im § 28 bezeichneten Personen oder einem Mitberechtigtcn rechtzeitig angemeldet werden. § 32. Der Empfang der Anmeldung ist von dem Erbschafts-Steueramt auf Verlangen auf einem vorzulegenden Duplikate kosten- und stempelfrei zu be­ scheinigen. § 33. (Verzeichniß und Deklaration.) Innerhalb einer ferneren zweimonatlichen Frist nach Ablauf der Anmeldungsfrist (§ 30) muß dem zuständigen ErbschastsSteueramte ein vollständiges und richtiges, zugleich die erforderlichen Werthangaben enthaltendes Verzeichniß (Inventarium) über die gesammte steuerpflichtige Masse und alle derselben zuzurechnende oder davon in Abzug zu bringende Gegenstände vorgelegt werdend Hiermit ist eine schriftliche Deklaration der die Festsetzung der Erbschaftssteuer bedingenden Verhältnisse zu verbinden und einzureichen? Eine Verlängerung der Frist ist auf Antrag zu bewilligen, sofern besondere Gründe es erforderlich machen, und muß insbesondere gewährt werden, wenn der Berufene den Anfall noch nicht erworben hat und dies anzeigt. Hinsichtlich der Einrichtung des Verzeichnisses und der Deklaration sind bie nach Bedürfniß von dem Finanzminister zu erlassenden näheren Vorschriften zu beobachten. 1 Von wem s. § 35, Strafbest, in § 41.

§ 34. Bei Erbschaften, an denen kein steuerpflichtiger Erbe Theil nimmt, sondern bei denen nur steuerpflichtige Vermächtnisse, Schenkungen u. s. w. vor­ kommen, kann das Verzeichniß und die Deklaration (§ 33) auf die, steuerpflichtige Anfälle betreffenden, Gegenstände und Verhältnisse beschränkt werden. § 35. Die Verpflichtung zur Vorlegung des Verzeichnisses und der Deklaration liegt ob: 1) bei Erbschaften in Bezug auf alle den Nachlaß betreffenden steuerpflich­ tigen Anfälle — wenn ein Testamentsvollzieher oder Nachlaßverwalter vorhanden ist, diesem, sonst den Erben, ohne Unterschied, ob sie selbst von den ihnen zukommenden Anfällen Erbschaftssteuer zu entrichten haben oder nicht. Andere Theilnehmer (Vermächtnißnehmer u. s. w.) sind in Betreff des ihnen zukommenden Anfalles zur Vorlegung des Verzeich­ nisses und der Deklaration nur auf Aufforderung des Erbschafts-Steueramts innerhalb der ihnen bekannt zu machenden Frist verpflichtet; 2) bei den im § 1 unter 2 und 3 bezeichneten Anfällen — jedem Steuer­ pflichtigen hinsichtlich des ihm zukommenden Anfalles. Für Bevormundete, unter Kuratel oder väterlicher Gewalt stehende oder juristische Personen und für Konkursmassen ist die vorerwähnte Verpflichtung und die Verpflichtung zur Anmeldung (§ 30 ff.) von deren gesetzlichen Vertretern zu erfüllen. § 36. (Fernere Ermittelungen.) Das Erbschafts-Steueramt hat die Richtigkeit und Vollständigkeit der vorgelegten Verzeichnisse und Deklarationen zu prüfen und die Verpflichteten (§ 35) zur Erledigung der ihnen bekannt gemachten Erinnerungen innerhalb der zu bestimmenden Frist anzuhalten. Jeder, dem ein der Erbschafts­ steuer unterworfener Anfall (§ 1) zukommt, ist zur Ertheilung der von dem Erb­ schafts-Steueramt erforderten Auskunft über die auf den Anfall bezüglichen that­ sächlichen Verhältnisse, soweit sie auf die Festsetzung der Steuer für den an ihn

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selbst oder an andere Theilnehmer an der Erbschaft u. s. w. gelangenden Anfall von Einfluß sein können, verpflichtet. Auf Verlangen müssen dem Erbschafts-Steueramte die den Anfall betreffenden Urkunden zur Einsicht vorgelegt werden, insbesondere letztwillige Verfügungen, Erwerbsdokumente und die Beweismittel über die von der Masse abzuziehenden Schulden und andere Ansprüche, auf Grund deren Abzüge von der Masse gemacht, oder Theile derselben ausgeschieden werden sollen. Wird in den vorgedachten Fällen den Aufforderungen des Erbschafts-Steueramts nicht genügt, so kann dasselbe die Säumigen durch Festsetzung und Einziehung von Ordnungsstrafen bis zu dem Betrage von zwanzig Thalern zur Befolgung seiner Anordnungen anhalten, auch das zur Erledigung derselben Nöthige auf Kosten der Säumigen beschaffen. § 37. (Eidesstattliche Versicherungen.) Das Erbschafts-Steueramt ist berechtigt, denjenigen, welchen ein nach § 1 der Erbschaftssteuer unterworfener Anfall zu­ kommt, eine Versicherung an Eidesstatt* über die Richtigkeit und Vollständigkeit des vorgelegten Verzeichnisses und der Deklaration oder einzelner Theile derselben (§§ 33 und 34), und der erforderten ferneren Angaben (§ 36), abzunehmen. Die eidesstattliche Versicherung ist nach näherer Bestimmung des Erbschafts-Steuer­ amtes vor ihm selbst oder der deshalb requirirtcn Behörde schriftlich oder münd­ lich abzugeben. 1 Vgl. §

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§ 38. (Aversional-Versteuerung.) Der Finanzminister ist ermächtigt, aus­ nahmsweise von der Vorlegung des Verzeichnisses (§ 33) auf Antrag der Steuer­ pflichtigen ganz oder zum Theil abzusehen und ein Aversionalquantum für die Erbschaftssteuer anzunehmen, auch die Aversionalversteuerung solcher Anfälle, deren Versteuerung sonst noch ausgesetzt bleiben müßte, zu gestatten. Wenn ein überlebender Ehegatte mit mehreren Kindern die ehelichen Güter­ gemeinschaft fortsetzt, so wird die Versteuerung des beim Tode eines Kindes an dessen Geschwister oder deren Descendenten gelangenden Anfalles bis zur Auflösung der Gütergemeinschaft ausgesetzt und erfolgt nach Maßgabe des alsdann vorhan­ denen Vermögens. § 39. (Feststellung der Steuer.) Ist die Erbschaftssteuer berechnet, so ertheilt das Erbschafts-Steueramt eine kosten- und' stempelsreie Bescheinigung, welche den Betrag der steuerpflichtigen Masse, die einzelnen Anfälle, das Verwandtschaftsverhältniß, die Beträge der von den einzelnen Steuerpflichtigen zu entrichtenden Steuer angiebt und zugleich die Anweisung zur Entrichtung der Steuer enthält. Die Verzögerung der Auseinandersetzung der Erben darf die Entrichtung der Steuer nicht aufhalten, soweit der Nachlaß zu deren Zahlung liquid ist. § 40. (Zulässigkeit des Rechtsweges.) Die Bestimmungen in den §§ 11 bis 14 des Gesetzes, betreffend die Erweiterung des Rechtsweges, vom 24. Mai 1861 (Gesetz-Samml. S. 241) und im Artikel 5 der Verordnung vom 16. Sep­ tember 1867 (Gesetz-Samml. S. 1515) finden auch auf die nach Vorschrift dieses Gesetzes zu entrichtende Erbschaftssteuer Anwendung. Eines Vorbehaltes bei Zahlung der Erbschaftssteuer (§ 12 des Gesetzes vom 24. Mai 1861) bedarf es nicht. Insoweit die gänzliche oder theilweise Erstattung der erlegten Steuer wegen eines nach deren Festsetzung eingetretenen Ereignisses verlangt werden kann, ist

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die Klage bei Verlust des Klagerechts binnen Jahresfrist nach dem Eintritt des Ereignisses anzubringen. § 41. (Strafbestimmungen.) (L. bzw. A.1) Wer die gesetzliche Verpflichtung zur Anmeldung eines steuerpflichtigen Anfalles, oder zur Vorlegung des Verzeich­ nisses und der Deklaration (§ 33) innerhalb der vorgeschriebenen, beziehungsweise auf Antrag verlängerten Frist nicht erfüllt, hat die durch die amtlichen Ermitte­ lungen entstehenden Kosten zu tragen, die in Folge seiner Säumigkeit etwa aus­ fallenden Steuerbeträge zu ersetzen und verfällt außerdem in eine dem doppelten Betrage der Erbschaftssteuer von dem betreffenden Anfalle gleiche Geldstrafe, 2 wenn aber der Betrag der Erbschaftssteuer nicht ermittelt werden kann, in eine Geldstrafe2 bis zu Eintausend Thalern. ^ (A.) Ist jedoch nach den obwaltenden Umständen anzunehmen, oder kann der Angeschuldigte nachweisen, daß die rechtzeitige Erfüllung der Verpflichtung nicht in der Absicht, die Erbschaftssteuer zu hinterziehen, unterlassen sei, so tritt statt der vorgedachten Geldstrafe nur eine Ordnungsstrafe2 bis zu fünfzig Thalern ein. , Diese Ordnungsstrafe kann ohne vorgängige Einleitung eines Strafverfahrens von dem zuständigen Erbschafts-Steueramte bis auf Höhe von zwanzig Thalern durch besonderen, die Entscheidungsgründe enthaltenden Bescheid 4 festgesetzt werden, gegen welchen dem Angeschuldigten der Rekurs oder die Berufung auf den Rechts­ weg wie gegen ein Strafresolut der Steuerbehörden (§ 45) zustehen. Die Ein­ ziehung der Steuer erfolgt unabhängig von der Bestrafung.^ 1 G.B.G. §§ ‘27 Nr. 1, 2, 73 Nr. l, 75 Nr. 15. 2 Keine Umwandlung: § 44. ' Verjährung: § 47 letzt. Abs. * Verfahren: § 45. ' Darauf ist im Strafverfahren nicht zu erkennen.

§ 42. Die Bestimmungen des § 41 finden gleichmäßig Anwendung auf den­ jenigen, welcher wissentlich zu einem steuerpflichtigen Anfalle gehörige Gegenstände, zu deren Angabe er verpflichtet ist, verschweigt, oder über die Thatsachen, welche die Steuerpflichtigkeit, die Höhe des Steuersatzes oder des Steucrbetrages bestimmen, wissentlich unrichtige Angaben macht.4 Eine Bestrafung findet jedoch nicht statt, wenn der Pflichtige auf erforderte eidesstattliche Versicherung seine Aügaben berichtigt.2 Auch fällt die hier vor­ geschriebene Bestrafung hinweg, wenn die Täuschung mittelst Urkundenfälschung oder eidesstattlicher Versicherung unternommen ist und wegen dieser Vergehen Be­ strafung eintritt. 1 auch wenn er dieselben für unerheblich erachtet, O.R. XVII. 656, A.C.Bl. 1877 S. 77. 2 im Laufe des Steuerermittelungsverfahrens, O.R. XVII. 565, A.C.BI. 1877 S. 77.

§ 43. (L.) Wer der Verpflichtung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung aus wiederholte Aufforderung (§ 37) innerhalb der zu bestimmenden Frist nicht genügt, wird mit einer Geldstrafe4 von fünfundzwanzig bis Eintausend Thalern bestraft.2 1 Keine Umwandlung, s. § 44.

2 Verjährung s. § 47 letzt. Abs., Verfahren § 45.

§ 44. Die Umwandlung der in den §§ 41, 42 und 43 bestimmten Geld­ strafen, zu deren Zahlung der Verurtheilte unvermögend ist, in eine Freiheits­ strafe findet nicht statt. Auch darf zur Beitreibung von Geldstrafen ohne Zu­ stimmung des Verurtheilten, insofern dieser ein Inländer ist, kein-Grundstück subhastirt werden. § 45. In Betreff des administrativen und gerichtlichen Strafverfahrens kommen — vorbehaltlich der Bestimmung im dritten Absätze des § 41 — dieselben

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Vorschriften zur Anwendung, nach welchen sich das Verfahren wegen Zollvergehen1 bestimmt. 1 Vereinszollg. § 165 nebst Sinnt. G. v. 17./1. 38 oben Anhang Nr. 13.

§ 46. (Kosten.) Die Verhandlungen in Erbschaftssteuer-Angelegenheiten — mit Ausnahme derjenigen in Strafprozessen, hinsichtlich deren es bei den be­ stehenden Vorschriften bewendet — sind kosten- und stempelfrei. (Die Steuerpfltchttgen und bte in den 35 und 36 bezeichneten sonstigen Ver­ pflichteten sind zur Tragung des durch die Verhandlungen mit ihnen erwachsenden Porto verbunden.)

§ 47. (Verjährung.) Die Erbschaftssteuer — mit Ausnahme der bereits zur Hebung gestellten Steuerbcträge — verjährt in zehn Jahren nach Ablaus des Kalenderjahres, in welchem der steuerpflichtige Ansall erworben, oder, wenn schon amtliche, auf die Ermittelung der Steuer gerichtete Handlungen vorgenommen sind, nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem die letzte derartige Handlung vorgenommen ist. Zur Hebung gestellte Steuerbeträge verjähren in vier Jahren nach Ablauf desjenigen Kalenderjahres, in welches der letzte Tag der Zahlungs- oder Stundungsfrist fällt, beziehungsweise in welchem die letzte auf die Beitreibung des Rückstandes gerichtete amtliche Handlung vorgenommen ist. Die Verjährung sichergestellter Steuersorderungen kann nicht vor Ablauf des­ jenigen Jahres, in welchem die Sicherheit erloschen ist, beginnen. Die Strafverfolgung von Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieses Gesetzes verjährt in drei Jahren, die Vollstreckung der rechtskräftig dieserhalb er­ kannten Strafen verjährt in fünf Jahren. § 48. (Uebergangsbestimmungen.) Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1874 in Kraft. Hinsichtlich der Besteuerung der vor dem bezeichneten Tage voll­ zogenen Urkunden über die in den §§ 2 und 3 gedachten Gegenstände, beziehungs­ weise der vor dem bezeichneten Tage eingetretenen, der Erbschaftssteuer unter­ worfenen Anfälle, kommen noch die bisherigen Gesetze zur Anwendung. Der Finanzminister ist jedoch ermächtigt, auch für die letzterwähnten Fälle die Fest­ stellung und Einziehung der Steuer den im § 29 gedachten Behörden zu über­ tragen und in Betreff des Verfahrens die erforderliche Anordnung zu erlassen. Die in dem anliegenden Tarife vorgeschriebene Befreiung der Ehegatten findet schon auf alle nach dem heutigen Tage eintretenden Anfälle, beziehungsweise auf die nach dem heutigen Tage beurkundeten Schenkungen an Ehegatten Anwendung. § 49. Die bisherigen Vorschriften über den Erbschaftsstempel und die Erbschastsabgabe, insbesondere die §§ 9, 16, 17, 18 und 25 des Gesetzes wegen der Stempelsteuer vom 7. März 1822 und die Positionen: „Donationen, Erbschaften, Fideikommißanfälle, Legate, Lehnsanfälle, Schenkungen, Vermächtnisse" des Stempeltariss von demselben Tage, die Kabinetsorder vom 1. Dezember 1822 (Gesetz-Samml. für 1823 S. 1), die Kabinetsorder vom 27. April 1824 (GesetzSamml. S. 85), das Gesetz vom 7. Juli 1833 wegen des Erbschaftsstempcls von Lehns- und Fideikommißanfällen (Gesetz-Samml. S. 82), die Verordnung vom 16. September 1837 (Gesetz-Samml. S. 145) und die Verordnung, betreffend die Erhebung der Erbschaftsabgabe, vom 5. Juli 1867 (Gesetz-Samml. S. 1120) werden vorbehaltlich der Anwendung auf frühere Fälle vom 1. Januar 1874 ab außer Kraft gesetzt.

Erbschaftssteuer-Tarif.

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Tarif, nach welchem die Erbschaftssteuer zu erheben ist.

Assgemeine Vorschriften. 1) Die Steuer beträgt mindestens 5 Sgr. und steigt von 5 Sgr. zu 5 Sgr. 2) Bei Bestimmung des Steuersatzes kann nicht auf ein Verhältniß zurück­ gegangen werden, welches durch richterliches Erkenntniß1 oder Vertrag schon vor dem Eintritt des Ansalles zu bestehen aufgehört hat, namentlich werden Anfälle, die nach erfolgter Trennung einer Ehe oder nach auf­ gehobener Einkindschaft eintreten, lediglich nach demjenigen Steuersätze versteuert, welcher ohne Rücksicht auf das aufgehobene Verhältniß an­ wendbar ist. 1 wohl aber wenn durch Tod (z. B. Schwiegersohn des Erblassers nach dem Tode der Tochter!)

3) Der Steuersatz von Lehns- und Fideikommiß-Anfällen, ingleichen von Hebungen aus Familienstiftungen (§ 1 Nr. 2 und 3 des Gesetzes) wird nach dem Verwandtschaftsverhältniß zwischen dem letzten Inhaber des Lehns oder Fideikommisses, beziehungsweise der Hebungen aus der Familienstistung und dem Steuerpflichtigen bestimmt. 4) Zu den Descendenten einer Frau werden auch uneheliche Kinder der­ selben und deren Descendenten gerechnet. 5) Vor der Ehe geborene uneheliche Kinder einer Frau werden — außer im Fall der Legitimation durch nachfolgende Ehe — zu den Stiefkindern des Ehemannes derselben gerechnet. 6) Den legitimirten Kindern eines Mannes werden diejenigen außer der Ehe erzeugten Kinder glcichgeachtet, welche erweislich gegen denselben die Rechte ehelicher Kinder in anderer Art als durch nachfolgende Ehe er­ worben haben. 7) Eheliche und uneheliche Kinder derselben Mutter, ingleichen eheliche und legitimirte Kinder desselben Vaters werden als halbbürtige Geschwister angesehen. Der Anfall wird versteuert: A. mit Einem vom Hundert des Betrages, wenn er gelangt an Personen, welche dem Hausstande des Erblassers angehören und in demselben in einem Dienstverhältniß gestanden haben, sofern der Anfall in Pensionen, Renten oder anderen auf die Lebenszeit der Bedachten beschränkten Nutzungen besteht, die ihnen mit Rücksicht auf dem Erblasser geleistete Dienste zugewendet werden; B. mit Zwei vom Hundert des Betrages, wenn er gelangt an: a) adoptirte oder in Folge der Einkindschaft zur Erbschaft berufene Kinder und deren Descendenten, b) voll- oder halbbürtige Geschwister und deren Descendenten; C. mit Vier vom Hundert des Betrages, wenn er gelangt an: a) vorstehend nicht benannte Verwandte bis einschließlich zum sechsten Grade der Verwandtschaft, b) Stiefkinder und deren Descendenten und Stiefeltern, c) Schwiegerkinder und Schwiegereltern,

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Erbschaftssteuer-Tarif. d) natürliche, aber von dem Erzeuger erweislich anerkannte Ätnber,1 1 d. h nicht bloß die nach § 13 d.G. v. 14./4. 54 (G.S 193) anerkannten. Entsch. d. O.Tr. LXXXII 222.

e) außerdem sind mit Vier vom Hundert des Betrages zu versteuern alle Anfälle und Zuwendungen, welche ausschließlich zu wohlthätigen, gemein­ nützigen oder Unterrichts-Zwecken bestimmt sind, insofern solche nicht einzelne Familien oder bestimmte Personen betreffen, und die wirkliche Verwendung zu dem bestimmten Zwecke gesichert ist; D. mit Acht vom Hundert des Betrages: in allen anderen Fällen.

Befreiungen. Von der Erbschaftssteuer befreit ist: 1) jeder Anfall, welcher den Betrag von 50 Thlrn. nicht erreicht, mit Aus­ nahme des Falles, daß lediglich in Folge des Abzuges des Werthes der einem Dritten zustehenden Nutzung (§ 25 des Gesetzes) der Werth der Substanz sich unter den Betrag von 50 Thlrn. vermindert; 2) jeder Anfall, welcher gelangt an: a) Ascendenten, b) Descendenten, sofern dieselben aus gültigen Ehen abstammen oder legitimirt sind.1 Auch uneheliche Kinder haben von dem Nachlasse ihrer Mutter oder deren Ascendenten keine Erbschaftssteuer zu entrichten, 1 wenn auch nicht durch subsequens matrimonium.

c) Ehegatten, d) Personen, welche dem Hausstande des Erblassers angehört und in dem­ selben in einem Dienstverhaltniß gestanden Habens sofern der Anfall den Betrag von 300 Thlrn. nicht übersteigt. Bei einem höheren Betrage ist die von dem ganzen Betrage zu berechnende Steuer nur soweit zu ent­ richten, als dieselbe aus dem die Summe von 300 Thlrn. übersteigenden Betrage entnommen werden kann, 1 d. s. nur Hausoffizianten und gemeine Dienstboten, A.L R. II 5 §§ 1—186, ferne Gesell­ schafterinnen, Buchhalter, Werkführer.

e) den Fiskus und alle öffentlichen Anstalten und Kassen, welche für Rech­ nung des Staates verwaltet werden oder diesen gleichgestellt sind, f) Orts- oder Land-Armenverbände zur Verwendung für Hülfsbedürftige, g) öffentliche Armen-, Kranken-, Arbeits-, Straf- und Besserungsanstalten; ferner Waisenhäuser, vom Staate genehmigte Hospitäler und andere Versorgungsanstalten oder andere milde Stiftungen, welche vom Staate als solche ausdrücklich oder durch Verleihung der Rechte juristischer Per­ sonen anerkannt sind, h) öffentliche Schulen und Universitäten, öffentliche Sammlungen für Kunst oder Wissenschaft, i) Deutsche Kirchen und andere Deutsche Religionsgesellschaften, denen die Rechte juristischer Personen zustehen. k) Insoweit noch außerdem nach den bestehenden Bestimmungen subjektive Befreiungen vom Erbschaftsstempel, beziehungsweise von der Erbschafts­ abgabe bestehen, welche nach den Landesgesetzen nur gegen Entschädigung aufgehoben werden können, oder aus besonderem landesherrlich verliehenen Privilegium beruhen, finden dieselben gleichmäßig auch aus die fernerhin zu entrichtende Erbschaftssteuer Anwendung.

Tabelle über

den gegenwärtigen Werth einer gewissen Rente oder Nutzung auf eine bestimmte Anzahl von Jahren, behufs Festsetzung der davon zu entrichtenden Erbschaftssteuer.

Renten-Tabelle beh. Festsetzung der Erbschaftssteuer.

812

Metrag der Kahres .Uente Anzahl der

1 Thlr.

Jahre.

2 Thlr. S!

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 68 69 60 61 62 63 und mehr

1 1

4 Thl:r.

6 Thlr.

5 Thlr.

1

7 Thl r.

_

28 7 2 25 9 3 21 8 4 16 5 6 9 11 6 2 3 6 23 7 7 13 11 8 3 3 8 21 8 9 9 2 9 25 11 10 11,10 10 26 11 11 11 5 11 25 2 12 8 3 12 20 8 13 2 7 13 13 10 13 24 9 14 4 11 14 14 8 14 23 11 15 2| 10 15 111i 3 15 19 3 15 26 11 16 4 3 16 11 2 16 17 9 16 24 1 17 1 17 5 9 17 11 2 17 16 5 17 21 4 17 26 18 6 18 4 9 18 8 10 18 12 8 18 16 5 18 19 11 18 23 3 18 26 6 18 29 6 19 2 4 19 6 1 19 7 8 19 10 1 19 12 7 19 14 10 19 16 11 19 19 19 20 11 19 22 10 19 24 7 19 26 3 19 27 11 19 29 5 20

2 3 5 7 9 10 12 13 14 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

27 2 21 7 13 5 2 9 19 9 4 7 17 2 27 10 6 6 13 4 18 5 21 10 23 8 23 11 22 9 20 3 16 5 11 6 6 2

3 6 8 11 13 15 18 20 22 24 26 27 29 31 32 34 35 36 38 39

25 9 17 4 5 1 19 2 29 8 6 10 10 9 11 8 9 8 4 11 27 7 17 8 5 5 20 10 4 2 15 5 24 8 2 1 7 9

4 7 11 14 16 21 24 27 29 32 34 37 39 41 43 45 47 49 50 52

24 3 13 2 26 9 6 6 9 6 9 1 4 4 25 7 12 11 26 7 6 9 13 7 17 3 17 10 15 7 10 6 2 11 22 9 10 4

5 9 14 18 22 26 30 33 37 40 43 46 49 51 54 56 59 61 63 65

e! 22 6 18 21 19 11 27 9 16 18 16 9 29 14 26 5 11 13 12

10 11 6 11 5 4 11 0 2 3 6 9 11 8 1 5 10

_

11 21 5 171 4 8 22 10 2 27 8 3 31 29 4 36 13 8 40i21 7 44 23 6 48 19 5 52 9 11 55 25 2 59 5 5 62 10 10 65 11 9 68 8 4 71 10 73 19 4 76 4 2 78 15 5

8 2:hlr.

ff\s?

1

7 13 20 26 31 37 42 47 52 56 61 66 69 72 76 79 82 65 88 91

8 15 22 29 L6 42 48 54 59 64 69 74 78 63 87 91 94 98 101 104

ff

s i 2

3 Lhlr.

|

20 1 24 9 15 15 7 22 1 4 1 22 8 19 25 27 24 18

6 10 8 2 11 2 3 8 7 4 4 8 8 9 11 7 10

9 2Wc.

.1 .

_l 18 7 26. 3 23 7 H 19 1 18 2 8, 9 21 2 25110 23! 2 13 6 27! 2 4 6 5! 8 ll 2 21, 1 5 9 15 6 20 7 j i 1 1 1 1 •1 i i i

i

1 1

10 Thl[r. L>.

ff

bi

9 17 25 33 40 47 54 61 67 72 78 83 88 93 98 102 106 110 114 117

10 17 2 19 15 9 22 28 17 10 37 7 15 3 45 13 1) 27 5 53 8 10 29 20 6 60 22 9 2 4 67 25 11 5 1 74 19 29 1 81 2 4 14 10 87 6 6 22 9 93 1 11 23 1 96 19 16 3 103 28 1 2 7 108 29 7 12 6 113 23 11 16 2 118 11 4 122 22 3 14 6 2 126 26 11 23 2 130 25 9 134 18 8 138 6 4 141 20 5 144 26 7 147 29 7 150 28 2 153 22 7 156 12 11 158 29 5 161 12 4 163 21 9 165 27 10 10 168 9 170 171 27 10 173 22 3 175 14 1 177 3 5 178 20 4 180 6 1 181 17 9 182 28 4 184 7 185 13 9 186 18 10 187 22 3 188 24 189 24 4 190 23 2 191 20 7 192 16 9 193 10 10 194 6 5 194 28 195 19 6 196 10 1 196 29 7 197 18 2 198 6 10 198 22 9 199 8 9 199 24 1 200

Renten-Tabelle beh. Festsetzung der Erbschaftssteuer.

30 Thlr.

295 27 311 24 326,28 341ill 380 20 392 17

100 Thlr.

60 Thlr.

40 — 78' 2 114j11 148 27 181 25 213 5 2431— 271|13 298|15 324 9 348:26 372 7 394116 41522 435,28 455 5 473i16 490; 28 607;18 523 13

97118 142,29 186' 4 2271 9 266 14 303'23 339] 9 3731 4 405 11

544] 27 613,21

60; — 117 4 171 16 223,11 272|22 319]23 364 16 407 5 447 23 486 14 523 9 558 11 591 23 623 18 653 27 682 23 710 8 736 13

813

70—1 136:20

1001—

285'28

4751 1 7,463 651113 690 12 727'16 762 27

,803, 9 10,393 18 11,379 20

761 11

765 4

1,479 1,564] 9 1,589 24 1,6141 3 1,637, 7 1,659 8 1,680 8 1,700' 7 1,737 12 1,754 20 1,771 3 1,786,23 1,815 27 1,829=12

1,941

1,987

814

44. Gesetz über d. Verwaltung erledigter kathol. Bisthümer v. 20. Mai 1874.

44. Gesetz über die Vermattung erledigter Katholischer Kiothümer. Vom 20. Mai 1874 (G.S. 135). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie ausschließlich Lauenburgs. Vgl. die ©., bett*. Abänderungen der klrchenpolitischen Gesetze v. 14./7. 80 (G.S. 285) und v. 31./6. 82

(G.S. 307).

§ 1. In einem katholischen Bisthume, dessen Stuhl erledigt ist, dürfen die mit dem bischöflichen Amte verbundenen Rechte und geistlichen Verrichtungen, ins­ gesammt oder einzeln, soweit sie nicht die Güterverwaltung betreffen, bis zur Ein­ setzung eines staatlich anerkannten Bischofs nur nach Maßgabe der folgenden Be­ stimmungen dieses Gesetzes ausgeübt werden. § 2. Wer bischöfliche Rechte oder Verrichtungen der im § 1 bezeichneten Art ausüben will, hat dem Oberpräsidenten der Provinz, in welcher sich der erledigte Bischofssitz befindet, hiervon unter Angabe des Umfangs der auszuübenden Rechte schriftliche Mittheilung zu machen, dabei den ihm ertheilten kirchlichen Auftrag darzuthun, sowie den Nachweis zu führen, daß er die persönlichen Eigenschaften besitzt, von denen das Gesetz vom 11. Mai 1873 (Gesetz-Samml. 1873 S. 191) die Uebertragung eines geistlichen Amtes abhängig macht. Zugleich hat er zu erklären, daß er bereit sei, sich eidlich zu verpflichten, dem Könige treu und gehorsam zu sein und die Gesetze des Staates zu befolgen.1 1 Vgl. jetzt auch Art. 2 des G. v. 14./7. 80 und Art. l des G. v. 31./5. 82

§ 3. Innerhalb zehn Tagen nach Empfang der Mittheilung kann der Ober­ präsident gegen die beanspruchte Ausübung der im § 1 genannten bischöflichen Rechte oder Verrichtungen Einspruch erheben. Auf die Erhebung des Einspruchs finden die Vorschriften des § 16 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 (Gesetz-Samml. S. 191) mit der Maßgabe Anwendung, daß die Berufung bei dem Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten nur innerhalb zehn Tagen zulässig ist. Wenn kein Einspruch erhoben oder der Einspruch von dem Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten verworfen worden ist, erfolgt die im § 2 vorgeschriebene eidliche Verpflichtung vor dem Oberprüsidenten oder einem von demselben ernannten Kommissarius. § 4. (L.> Wer vor der eidlichen Verpflichtung bischöfliche Rechte oder Ver­ richtungen der im § 1 bezeichneten Art ausübt, wird mit Gefängniß von sechs Monaten bis zu zwei Jahren bestraft. Dieselbe Strafe trifft den persönlichen Vertreter oder Beauftragten eines Bischofs (Generalvikar, Offizial u. s. w.), welcher nach Erledigung des bischöflichen Stuhles fortfährt, bischöfliche Rechte oder Verrichtungen auszuüben, ohne anderweit in Gemäßheit der §§ 2 und 3 die Befugniß zur Ausübung derselben erlangt zu haben. Die vorgenommenen Handlungen sind ohne rechtliche Wirkung. § 5. (L.) Kirchendiener, welche auf Anordnung oder im Auftrage eines staatlich nicht anerkannten oder in Folge gerichtlichen Erkenntnisses aus seinem Amte ent­ lassenen Bischofs oder einer Person, welche bischöfliche Rechte oder Verrichtungen

45. Deklaration d. Ges. üb. d. Vorbildung rc. d. Geistl. v. 21. Mai 1874.

815

den Vorschriften dieses Gesetzes zuwider ausübt, oder eines von diesen Personen ernannten Vertreters Amtshandlungen vornehmen, werden mit Geldstrafe bis zu Einhundert Thalern oder mit Haft oder mit Gefängniß bis zu Einem Jahre und wenn aus Grund eines solchen Auftrags bischöfliche Rechte oder Verrichtungen ausgeübt sind, mit Gefängniß von sechs Monaten bis zwei Jahren bestraft. §§ 6—12. waltung.)

(Staatliche Kommissarren für die bischöfliche Vermögensver­

§§ 13—18. (Befugniß der Präsentationsberechtigten und Gemeinden zur Wiederbesetzung eines erledigten geistl. Amtes, aufgehoben durch Art. 4 des G. v. 31.,5 82). § 19. Wenn vor dem Tage, an welchem dieses Gesetz in Kraft tritt \ die Stelle eines Bischofs in Folge gerichtlichen Urtheils erledigt worden'ist, so finden die Vorschriften dieses Gesetzes ebenfalls Anwendung. 1 dem 9. Junr 1874. § 20. Wo in diesem Gesetze von einem Bischöfe, bischöflichen Stuhle, Amte, Sitze u. s. w. oder einem Bisthumc die Rede ist, sind darunter auch ein Erzbischof, Fürstbischof, sowie deren Stühle, Aemter. Sitze, Bisthümer u. s. w. zu verstehen. Unter den mit dem bischöflichen Amte verbundenen Rechten und geistlichen Verrichtungen im Sinne dieses Gesetzes sind sowohl die in dem bischöflichen Amte als solchen enthaltenen, als auch die aus Delegation beruhenden Rechte und Ver­ richtungen begriffen. § 21. Der Minister der geistlichen Angelegenheiten ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt.

45. Gesetz wegen Deklaration nnfr Grgiirnnng des Gesetze« vom 11. Ittrtt 1878 über die Uorfrilfrimg nnd Anstellung frei* Geistlichen. Vom 21. Mai 1874 (©.©. 191). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie. Vgl. die G., betr. Abänderungen der kirchenpo Mischen Gesetze, v. 14./7. 80 (G-S. 285) und v. 31./5. 82 (G.S. 307).

Art. 1. Das Gesetz vom 11. Mai 1873 wird dahin deklarirt, daß die Uebertragung eines geistlichen Amtes, sowie die Genehmigung einer solchen Uebertragung auch dann den Vorschriften der §§ 1 bis 3 des Gesetzes zuwider sind, wenn die­ selben ohne die im § 15 daselbst vorgeschriebene Benennung des Kandidaten oder vor dieser Benennung oder vor Ablauf der im § 15 für die Erhebung des Ein­ spruchs gewährten Frist erfolgen. Art. 2. Die Strafe des § 23 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 trifft einen jeden Geistlichen, welcher Amtshandlungen vornimmt, ohne den Nachweis führen zu können, daß er zu einem hierzu ermächtigenden Amte oder zur Stellvertretung oder zur Hülfsleistung in einem solchen Amte unter Beobachtung der §§ 1 bis 3 des genannten Gesetzes berufen worden fei.1 1 Vgl. retzt Art. 5 des G. v. 14./7. 80.

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46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

Art. 3. (Beschlagnahme des Vermögens einer geistlichen Amtsstelle durch den Oberpräsidenten.) Art. 4—11. (Befugniß der Prä sentations berechtigten und Gemeinden zur Wiederbesetzung eines geistlichen Amtes, beseitigt durch Art. 4 des G. v. 31./5. 82).

46. Fischereigeselr für den Prcnfiischen Staat. Vom 30. Mai 1874 (G.S. 197). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie.

In Lauenburg eingeführt durch G. v. 4 /4. 77

(G.S. 122). Abgeändert durch

G.

v. 30./3. 80

(G.S.

228).

Ausführungsverordnungen j. Anm. 2 zu § 22.

§ 1. (Geltungsbereich.) Das nachfolgende Fischereigesetz findet Anwendung auf die Küsten- und Binnenfischerei in allen unter Unserer Hoheit befindlichen Gewässern., § 2. Zu dem Fischfänge im Sinne dieses Gesetzes gehört auch der Fang von Krebsen, Austern, Muscheln und anderen nutzbaren Wasserthieren, soweit sie nicht Gegenstand des Jagdrechts sind. Wo in diesem Gesetz der Ausdruck „Fische" gebraucht ist, sind darin die vorbezeichneten Thiere mitbegriffen. § 3. Unter Küstenfischerei im Sinne dieses Gesetzes ist diejenige Fischerei verstanden, welche in den Unserer Hoheit unterworfenen Theilen der Nord- und Ostsee, in den offenen Meeresbuchten, den Haffen und in den größeren Strömen vor ihrer Einmündung in das Meer betrieben wird. Binnenfischerei im Sinne dieses Gesetzes ist diejenige Fischerei, welche in den übrigen Gewässern, in den Flüssen bis abwärts zu dem Punkte, wo die Küsten­ fischerei beginnt, betrieben wird. Die Grenzen der Küsten- und Binnenfischerei werden für jede der betheiligten Provinzen nach Anhörung der Provinzialvertretung im Wege landesherrlicher Verordnung1 festgestellt. 1 Vgl. die Verord. in Anm. 2 zu § 22. § 4. Geschlossene Gewässer im Sinne dieses Gesetzes sind: 1) alle künstlich angelegten Fischteiche, mögen dieselben mit einem natürlichen Gewässer in Verbindung stehen oder nicht; 2) alle solche Gewässer, denen es an einer für den Wechsel der Fische ge' eigneten Verbindung fehlt; wenn in denselben (Nr. 1 und 2) der Fischfang Einem Berechtigten zusteht. Streitigkeiten über die Frage, ob ein Gewässer im Sinne dieser Vorschrift als ein geschlossenes anzusehen ist, werden mit Ausschluß des Rechtsweges im Ver­ waltungswege 1 entschieden. 1 S. § 120 Nr. 1 des Zuständigkeitsg. v. 2G./7. 76 (G.S. 297). §. 5. (Einschränkung der Fischerciberechtigungen und Beseitigung der wilden Fischerei.) Die bestehenden Fischereibercchtigungen unterliegen den einschränkenden Vorschriften dieses Gesetzes.

46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

817

Gegen vollständige Entschädigung der Berechtigten kann in nicht geschlossenen Gewässern eine weitere Beschränkung oder gänzliche Aufhebung solcher Berechtigungen erfolgen, welche auf die Benutzung einzelner bestimmter Fangmittel oder ständiger Fischereivorrichtungen1 (Wehre, Zäune, Selbstfänge für Lachs und Aal, feststehender Netzvorrichtungen, Sperrnetze u. s. w.) gerichtet sind. Eine solche weitere Beschränkung oder Aufhebung kann beansprucht werden: 1) vom Staate im öffentlichen Interesse; 2) von Fischereiberechtigten und Fischereigenossenschaften in dem oberen oder unteren Theil der Gewässer, wenn von denselben nachgewiesen wird, daß die Berechtigung der Erhaltung und Verbesserung des Fischbestandes dauernd nachtheilig ist und einem wirthschaftlichen Betriebe der Fischerei in den betreffenden Gewässern entgegensteht. Ueber den Antrag (Ziffer 2) entscheidet die Bezirksregierung (Landdrostei) nach Anhörung der Betheiligten und vorgängiger Untersuchung durch Sach­ verständige. Gegen die Entscheidung derselben kann binnen drei Wochen, vom Tage der Behändigung an gerechnet, der Rekurs an den Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten verfolgt werden. Die zu gewährende Entschädigung, welche in Ermangelung gütlicher Einigung im Rechtswege festzustellen ist, muß im ersten Falle (oben Nr. 1) vom Staate, im zweiten (oben Nr. 2) von demjenigen geleistet werden, welcher die Aufhebung der Berechtigung beansprucht. Die bestehenden Vorschriften über die Ablösung von Dienstbarkeiten zur Fischerei werden durch die vorstehenden Bestimmungen nicht berührt. 1 Vgl. §§ 20, 28; dlese gelten ohne Weiteres.

§ 6. Fischereiberechtigungen, welche, ohne mit einem bestimmten Grundbesitze verbunden zu sein, bisher von allen Einwohnern oder Mitgliedern einer Gemeinde ausgeübt werden konnten, sollen künftig in dem bisherigen Umfange der politischen Gemeinde zustehen. § 7. Das Recht zur Ausübung der Binnenfischerei1 in solchen Gewässern, welche bisher dem freien Fischfänge unterlagen, soll den politischen Gemeinden in den innerhalb ihrer Gemarkung belegenen Gewässern zustehen. Wenn derartige Gewässer die Grenzen zweier oder mehrerer Gemeinden bilden, ohne der einen oder anderen Gemarkung ganz oder zu bestimmten Theilen anzu­ gehören, sollen die Gemeinden in der Erstreckung, auf welcher ihr Bezirk das Ge­ wässer begrenzt, gleichberechtigt sein. Die im Gebiete des Französischen Rechts Jedermann zustehende Befugniß, auf den Strömen und schiffbaren Flüssen die Angelfischerei zu betreiben, wird auf­ gehoben. 2 1 § 3 Abs. 2.

- Abs. 3 tft Zusatz des G. v. 30./3. 80 (G.S. 228).

§ 8. Gemeinden können die ihnen zustehende Binnenfischerei nur durch be­ sonders angestellte Fischer oder durch Verpachtung nutzen. Das Freigeben des Fischfanges ist verboten. Die Dauer der Pachtverträge darf in der Regel nicht unter sechs Jahren bestimmt werden; Ausnahmen von dieser Bestimmung können unter besonderen Umständen von der Aufsichtsbehörde1 zugelassen werden. Die Trennung der einer Gemeinde zustehenden zusammenhängenden Fisch­ wasser irr einzelne Pachrbezirke bedarf der Genehmigung der Aufsichtsbehörde, Hellw'eg und Arndt, Strafgesetzgebung.

62

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46. Fischercigcsetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

welche darauf zu sehen hat, daß einer unwirthschaftlichen Zerstückelung der Fischerei vorgebeugt wird. Die Aufsichtsbehörde ist befugt, zu bestimmen, welche Zahl der zulässigen Fanggcräthe in jedem Pachtbezirke nicht überschritten werden fcarf.2 Sind zwei oder mehrere Gemeinden in den ihre Gemarkung begrenzenden Gewässern gemeinsam berechtigt, so können sie die Fischerei nur auf gemeinschaft­ liche Rechnung nutzen. Ist eine Einigung der Gemeinden über die Art der Nutzung nicht zu erreichen, so steht die Entscheidung darüber der Aufsichtsbehörde zu. i § 4G.

2 Für Zuwiderhandlungen s. die Strafbest, in § 60 Nr. l.

§ 9. (Genossenschaften.) Behufs geregelter Aufsichtsführung und gemein­ schaftlicher Maßregeln zum Schutze des Fischbestandes und, sofern die im § 10 bezeichneten Voraussetzungen zutreffen, auch Behufs gemeinschaftlicher Bewirthschastung und Benutzung der Fischwasser können die Berechtigten eines größeren zusammenhängenden Fischercigebiets auf Grund eines landesherrlich zu ge­ nehmigenden Statuts zu einer Genossenschaft vereinigt werden, welche durch einen von sämmtlichen Berechtigten nach näherer Vorschrift des Statuts zu wählenden Vorstand vertreten wird. Ueber die Genoffenschaftsbildung und das Genossenschaftsstatut sind die Be­ rechtigten und im Falle des Widerspruchs auch nur Eines derselben die Kreisstände des oder der Kreise, in welchen das Genossenschaftsgebiet belegen ist, vor der Ge­ nehmigung des Statuts zu hören. Die Bekanntmachung des landesherrlichen Erlasses erfolgt nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz-Samml. S. 357). Im Falle freiwilliger Uebereinkunft aller Berechtigten genügt die Genehmigung des vereinbarten Statuts durch den Oberpräsidentcn der betreffenden Provinz oder, insofern der Bezirk in mehreren Provinzen belegen ist, des Ministers für die landwirthschaftlichcn Angelegenheiten.1 1 Vgl. §§ 118, 119 ZuständigkeitSg. v. L6./7. 76 (G.S. 297).

§ 10. Eine Ausdehnung des Genossenschastszwecks auf die gemeinschaftliche Bewirthschaftung und Benutzung der Fischwasser kann nur auf Antrag eines oder mehrerer Betheiligten erfolgen. Dieselbe ist zulässig: 1) wenn die sämmtlichen betheiligten Berechtigten zustimmen; 2) bei der Binnenfischerei1 und zwar in der Beschränkung auf die der Ge­ nossenschaft angehörigen nicht geschlossenen Gewässer,2 wenn die Fischerei tu denselben ausschließlich den Besitzern der anliegenden Grundstücke zu­ steht und der selbstständige Fischereibctrieb der einzelnen Anlieger mit einer wirthschaftlichen Fischereinutzung der Gewässer im Ganzen unvereinbar ist. In diesem Falle ist bei dem Widersprüche auch nur Eines Berechtigten die Zustimmung der Kreisstände erforderlich. Wird über den Maßstab für die Vertheilung der Auskünfte aus der gemein­ schaftlichen Fischereinutzung eine Vereinbarung unter den Beiheiligten nicht erzielt, so ist derselbe durch Schätzung der einzelnen Antheile am Fischwasser zu ermitteln. Das Nähere hierüber bestimmt das Genossenschaftsstatut. Unter denselben Voraussetzungen (Ziffer 1 und 2) kann innerhalb der größeren Genossenschaft (§ 9) für einen Theil der Berechtigten eine engere Genossenschaft zur gemeinschaftlichen Bewirthschaftung und Benutzung der Fischwasser gebildet werden? 1 § 3 Abs. 2. 2 § 4. 8 Vgl. §§ 118, 119 Zust.G v. 26.11. 76 (G.S. 297).

46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

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§ 11. (Erlaubnißscheine.) Wer die Fischerei in den Revieren anderer Be­ rechtigter oder über die Grenzen der eigenen Berechtigung, beziehungsweise des freien Fischfangs* hinaus betreiben will, muß mit einem nach Vorschrift der fol­ genden Paragraphen ausgestellten und beglaubigten Erlaubnißscheine versehen sein, welchen er bei Ausübung der Fischerei zu seiner Legitimation stets mit sich zu führen und auf Verlangen des Aufsichtspersonals und der Lokalpolizeibeamten vorzuzeigen hat. * 1 Kommt bei der Binnenfischerei nicht mehr vor. Vgl. § 7. 2 Strafbest, in § 49 Nr. l.

§ 12. Zur Ausstellung eines Erlaubnißscheins sind nur der Fischereiberechtigte und der Fischereipächter innerhalb der Grenzen ihrer Berechtigung befugt.1 Soweit in genossenschaftlichen Revieren eine gemeinschaftliche Bewirthschaftung und Nutzung der Fischwasser stattfindet, tritt der Vorstand der Genossenschaft an die Stelle der einzelnen Berechtigten. Der Erlaubnißschein muß aus die Person, auf ein oder mehrere bestimmt be­ zeichnete Gewässer und auf bestimmte Zeit, welche den Zeitraum dreier Jahre nicht überschreiten darf, lauten. Er kann Beschränkungen in Beziehung auf die Art und die Zahl der Fanggeräthe und die Zahl der beim Fischfänge zu verwendenden Fahrzeuge enthalten. Die Zahl der auszustellenden Erlaubnißscheine (Legitimationsschcine) kann für nicht geschlossene Gewässer von der Aufsichtsbehörde bestimmt werden? 1 Vgl. die Strafbest, in § 60 Nr. 2. 2 Abs. 4 ist Zusatz des G. v. 30./3. 80 (G.S. 228).

§ 13. Fischerei-Erlaubnißscheine bedürfen der Beglaubigung und zwar: 1) für den Fischereibetrieb in den zu genossenschaftlichen Revieren gehörigen Gewässern durch den zur Handhabung der Fischereiaufsicht berufenen Ge­ nossenschaftsvorstand (§ 9); 2) für den Fischcreibetrieb in den übrigen Gewässern durch diejenige Orts­ polizeibehörde, 1 in deren Bezirke der Aussteller wohnt. Ausgenommen von dieser Vorschrift sind, soweit nicht für genossenschaftliche Reviere durch das Statut etwas Anderes bestimmt wird, diejenigen FischereiErlaubnißscheine, welche von einer öffentlichen Behörde, von einem öffentlichen Beamten innerhalb seiner Amtsbefugnisse, einem Gemeindevorstande oder dem zur Beglaubigung der Erlaubnißscheine berufenen Vorstande einer Fischereigenossenschaft ausgestellt sind. 1 Im Geltungsbereich derKreis-O. der Amtsvorsteher. § 59 Nr. 1 Kreis-O. Entsch. d. Kammerg. II 280.

§ 14. Die Beglaubigung des Erlaubnißscheins bezicht sich nur auf die Unter­ schrift des Ausstellers und enthält kein Anerkenntniß für die Berechtigung desselben. § 15.

(Stempel- und Kostenfreiheit der Beglaubigung. Ausnahme.)

§ 16. Wer die Fischerei aus eigenem Rechte oder als Pächter in nicht ge­ schlossenen Gewässern (§ 4) betreiben will, hat davon der Aufsichtsbehörde,* in genossenschaftlichen Revieren (§ 9) dem Vorstände derselben vorher Anzeige zu machen, erhält hierüber kosten- und stempelfrei eine Bescheinigung und hat dieselbe beim Fischen stets bei sich zu führen. 1 § 46.

2 Strafbest, in § 49 Nr. l.

§ 17. Das bei dem Fischen in Gegenwart des Fischereiberechtigten, des Fischereipächters oder des Inhabers eines Erlaubnißscheins beschäftigte Hülfspersonal bedarf keiner Legitimation.

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46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

§ 18. An Stelle der vorstehenden §§11 bis 17 bleibt der § 41 der Fischerei­ ordnung für die in der Provinz Pommern belegenen Theile der Oder, das Haff und dessen Ausflüsse vom 2. Juli 1859 (Gesetz-Samml. S. 453) und der § 49 der Fischereiordnung für den Regierungsbezirk Stralsund vom 30. August 1865 (Gesetz-Samml. S. 941) für den Geltungsbereich dieser Gesetze in Kraft; es können jedoch die darin bestimmten Obliegenheiten des Königlichen Fischmeisters (Oberfischmeisters) in genossenschaftlichen Revieren auf den zur Handhabung der Fischereiaufsicht berufenen Genossenschaftsvorstand (§ 9) durch das Statut übertragen werden; in diesem Falle findet auf die Ausstellung und Bescheinigung der Le­ gitimationsscheine (Willzettel, Fischzettel) der zweite Absatz des § 15 dieses Gesetzes Anwendung.1 Die Zahl der auszustellenden Erlaubnißscheine (Legitimationsscheine) kann für nicht geschlossene Gewässer von der Aufsichtsbehörde bestimmt werden? 1 Vgl. die Strafbest. § 49 Nr. 1 und § 60 Nr. 2. ^ Abs. 2 ist Zusatz des G. v. 30./3. 80 (G.S. 228).

§ 19. (Bezeichnung der zum Fischfänge ausliegenden Fischerzeuge.) Die ohne Beisein des Fischers zum Fischfänge ausliegenden Fischerzeuge müssen mit einem Kennzeichen versehen sein, durch welches die Person des Fischers ermittelt, werden kann. Ueber die Art der Kennzeichnung sind die näheren Vorschriften für genossen­ schaftliche Reviere durch das Genossenschaftsstatut, für andere Reviere im Wege der Polizeiverordnung zu erlassen.1 1 Strafbest. § 49 Nr. 2.

§ 20. (Beseitigung der Hindernisse für den Wechsel der Fische.) Die Breite der Gewässer darf zum Zwecke des Fischfanges durch ständige Fischereivorrichtungen niemals auf mehr, als auf die Hälfte der Wasserfläche, bei gewöhnlichem niedrigen Wasserstande vom Ufer aus gemessen, für den Wechsel der Fische versperrt werden. Solche Vorrichtungen dürfen nicht so nahe aneinander gebracht sein, daß der Zug der Fische dadurch behindert wird.1 Diese Vorschriften finden in Grenzgewässern nur soweit Anwendung, als in dem Nachbarlande ein gleiches Vorgehen beobachtet wird; auch ist der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten ermächtigt, dieselben zeitweilig für solche Gewässer außer Kraft zu setzen, welche streckenweise Unserer Hoheit nicht unterworfen sind. Die bereits bestehenden ständigen Fischereivorrichtungen unterliegen diesen Vor­ schriften nicht, wenn mit denselben eine auf dieses besondere Fangmittel gerichtete Fischereiberechtigung verbunden ist;2 im anderen Falle müssen dieselben, soweit sie den Vorschriften dieses Paragraphen nicht entsprechen, längstens innerhalb zweier Jahre nach Erlaß dieses Gesetzes von den Besitzern, welche dazu erforderlichenfalls im Verwaltungswege anzuhalten sind, abgeändert werden.3 1 Strafbest. § 50 Nr. 4.

- Vgl. § 6.

» Vgl. noch § 28.

§ 21. (Verbot schädlicher Fangmittel.) Beim Fischfänge ist die Anwendung schädlicher oder explodirender Stoffe (giftiger Köder oder Mittel zur Betäubung oder Vernichtung der Fische, Sprengpatronen oder anderer Sprengmittel u. s. w.) verboten.1 1 Strafbest. § 50 Nr. 3.

§ 22. (Fischereipolizeiliche Vorschriften.) Im Wege landesherrlicher Verordnung wird nach Anhörung der betreffenden Provinzialvertretung vorgeschrieben:

46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

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1) welche Fische mit Rücksicht auf ihr Maaß oder- Gewicht nicht gefangen werden dürfen; 2) zu welchen Tages- und Jahreszeiten die Fischerei überhaupt oder in ge­ wissen Erstreckungen der Gewässer oder bezüglich gewisser Fangarten oder Fischgattungen verboten sein soll;1 3) welche Fangarten und welche Arten von Fanggeräthen beim Fischfänge nicht angewendet werden dürfen. Berechtigungen auf die Benutzung ständiger Fischereivorrichtungen (§§ 6 und 20) können durch diese Vorschriften nicht getroffen werden; ebensowenig unterliegen denselben Berechtigungen auf den Gebrauch anderer bestimmter Fangmittel, wenn der Berechtigte nur mit diesem Fangmittel die Fischerei ausüben darf; 4) von welcher Beschaffenheit die erlaubten Fanggeräthe sein müssen, und mit welchen Beschränkungen die letzteren zum Fischfänge gebraucht werden können; 5) welche Ordnung von den Fischern zur Vermeidung gegenseitiger Störungen, ferner im Interesse des öffentlichen Verkehrs und der Schiffahrt und endlich gegenüber den Aufsichtsbeamten und zur Erleichterung der Aufsichtsführung zu beobachten ist; 6) in welchen Jahreszeiten und an welchen Orten die Werbung der See­ gewächse verboten sein soll. Für Uebertretungen kann eine Geldstrafe bis zu 150 Mark Reichsmünze oder Haft und die Einziehung der bei der Ausübung der Fischerei verwandten uner­ laubten Fanggeräthe angedroht werden. Bis zum Erlasse der in diesem Paragraphen vorgesehenen landesherrlichen Verordnungen ^ bleiben die bezüglichen, zur Zeit bestehenden, auf Gesetz oder Ver­ ordnung beruhenden Vorschriften in Kraft. 1 Vgl. § 23. 2 Dieselben sind für den ganzen Umfang der Monarchie erlassen und zwar: für die Provinz Preußen v. n /5. 77 (G.S. 141), Pommern v. 12 /5. 77 (G.S. 149), Posen v. 20./5. 77 (G.S. lGi), Brandenburg v. 2./H. 77 (G.S. 235), Schlesien v. 2 /li. 77 (G.S. 240), Sachsen v. 2./H. 77 (G.S. 246), Schleswig-Holstein v. 2./11. 77 (G.S. 251), Hannover v. 2./H. 77 (G.S. 257) und Abänderung v. 12/1. 80 (G.S. 7), Westfalen v. 2./11. 77 (G.S. 264), Rheinprovinz v. 2./11. 77 (G.S. 269), Regierungs­ bezirk Kassel v. 2/11. 77 (GS. 274). Wiesbaden v. 2/11. 77 (G.S. 260), für dieHohenzollernschenLande v. 2./11. 77 (G.S. 285).

§ 23. (Vorschrift über Schonzeiten und den Schutz der jungen Fische.) In den nach § 22 Nr. 2 anzuordnenden Schonzeiten soll die Fischerei nicht über das Maaß hinaus-beschränkt werden, welches zur Erhaltung des Fischbestandes unter Berücksichtigung der durch dieses Gesetz gegebenen, anderweiten Schonungsmittel unbedingt geboten ist. Insbesondere soll dieselbe in denjenigen Strecken der, Gewässer, wo die Rück­ sicht aus Erhaltung des Fischbestandes es gestattet, außer an den Sonn- und Fest­ tagen, höchstens an drei Tagen in der Woche untersagt werden dürfen. Der Fang einzelner Fischgattungen und der Gebrauch bestimmter Fangmittel kann auch in diesem Falle für die ganze Dauer der Schonzeit verboten werden. § 24. Gelangen Fische, deren Fang zur Zeit oder mit Rücksicht auf ihr Maaß oder Gewicht überhaupt verboten ist, lebend in die Gewalt des Fischers, so sind dieselben sofort wieder in das Wasser zu setzen.1 1 Strafbest.

§ 51.

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46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

§ 25. Die Vorschriften der §§ 19 bis 24 finden auf geschlossene Gewässer (§ 4) keine Anwendung. § 26. Ist der Fang von Fischen unter einem bestimmten Maaße oder Ge­ wichte verboten, so dürfen solche Fische im Geltungsbereiche des Verbots unter diesem Maaße oder Gewichte weder feil geboten, noch verkauft, noch versandt werden? 1 Strafbest. § 51.

§ 27. Auf die in den Fischzucht-Anstalten vorhandene junge Fischbrut finden die Vorschriften der §§ 24 und 26 keine Anwendung. Auch kann die Aufsichtsbehörde im Interesse wissenschaftlicher Untersuchungen oder gemeinnütziger Versuche und für Zwecke der künstlichen Fischzucht, soweit er­ forderlich, unter geeigneten Kontrolmaßregeln Ausnahmen von den Vorschriften der §§ 24 und 26 gestatten. Den Besitzern geschlossener Gewässer (§ 4) ist der Verkauf und Versandt von jungen Satzungen zu Zuchtzwecken gestaltet. § 28. Während der Dauer der Schonzeiten müssen die durch dieses Gesetz nicht beseitigten ständigen Fischereivorrichtungen (§§ 5 und 20) in nicht geschlossenen Gewässern hinweggeräumt oder abgestellt sein.1 Die Besitzer derselben sind dazu erforderlichen Falls im Verwaltungswege anzuhalten. Soweit die Rücksicht auf Erhaltung des Fischbestandes es gestattet, kann der Regierungspräsident (Landdrost) Ausnahmen von der im ersten Absatz getroffenen Bestimmung zulassen.2 1 Strafbest. § 60 Nr. 4.

2 Abs. 3 ist Zusatz des G. v. 3O./3. 80 (G.S. 228).

§ 29. (Schonreviere.) Nach Anhörung der betheiligten Fischereiberechtigten und in genossenschaftlichen Revieren nach Anhörung des Genossenschastsvorstandes können zu Schonrevieren erklärt werden: 1) solche Strecken der Gewässer, welche nach sachverständigem Ermessen vor­ zugsweise geeignete Plätze zum Laichen der Fische und zur Entwickelung der jungen Brut bieten (Laichschonrevicre); 2) solche Strecken der Gewässer, welche den Eingang der Fische aus dem Meere in die Binnengewässer beherrschen (Fischschonreviere). Die Feststellung der Schonreviere erfolgt durch Verfügung des Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten und zwar, wenn solche Strecken der Ge­ wässer zu Schonrevieren erklärt werden sollen, in welchen dem Staate die Fischerei­ gerechtigkeit zusteht, im Einverständnisse mit dem Finanzminister. Die betreffende Verfügung ist durch öffentliche Bekanntmachung zur Kenntniß der Betheiligten zu bringen; auch sind die Schonreviere, soweit es die Oertlichkeit gestattet, durch Aufstellung besonderer Zeichen erkennbar zu machen. § 30. In Schonrevieren ist jede Art des Fischfangs untersagt,1 welche nicht für Zwecke der Schonung oder andere gemeinnützige oder wirthschaftliche Zwecke von der Aufsichtsbehörde angeordnet oder gestattet wird. 1 Strafbest. § 50 Nr. 6.

§ 31. In Laichschonrevieren (§ 29 Nr. 1) muß die Räumung, das Mähen von Schilf und Gras, die Ausführung von Sand, Steinen, Schlamm u. s. w. und jede anderweite, die Fortpflanzung der Fische gefährdende Störung während der Laichzeit der vorherrschenden Fischgaltungen unterbleiben, soweit es die Interessen der Vorfluth und der Landeskultur gestatten. Das Nähere hierüber, über die

46. Fischereigesetz für den Preußischen Staat v. 30. Mai 1874.

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Beaufsichtigung und den Schutz der Schonreviere ist erforderlichen Falls durch ein von der Bezirksregierung1 zu erlassendes Regulativ festzustellen.2 1 Im Geltungsbereich der Provinzialordnung jetzt dem Provinzialrath. 21 bezeichneten strafbaren Handlungen im Aufträge1 und für Rechnung1 einer anderen Person ausgeübt sind, so ist gegen den Auftrageber2 auf die gleiche Strafe, wie gegen den Beauftragten zu erkennen, und haften Beide solidarisch für die Strafbeträge, die Kosten und die vorenthaltene Steuer. ' Vgl. G.A. XXVII. 403. 2 auch wenn er nicht gewußt hat, daß der Beauftragte keinen Gewerbeschein eingelöst habe. G.A. XXVIII. 66.

§ 24. (A.) Wird festgestellt, daß in den Fällen der §§ 18, 19 und 21 der thatsächlich ausgeübte Gewerbebetrieb bei rechtzeitiger Beobachtung der Vorschriften in den §§ 6, 7 und 11 steuerfrei? beziehungsweise ohne Erhöhung des schon ent­ richteten Steuersatzes hätte stattfinden dürfen? so tritt an die Stelle der in den §§ 18 bis 21 bestimmten Geldstrafen eine solche zum Betrage von 1 bis 30 Mark. 1 ©. § 28 Abs 2.

• § 25. (A.) Für jede Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften des § 8 trifft bei Inhaber eines Gewerbescheines eine Geldstrafe1 von l bis 30 Mark, sofern nicht wegen Verbindung des Legitimationsscheines mit dem Gewerbescheine auf dieselbe Handlung oder Unterlassung schon die Strafbestimmungen im § 149 unter Nr. 2, 4, 5 der Reichs-Gewerbeordnun g Anwendung finden. 1 Umwandlung: § 26, Verjährung s. Anm. 5 zu § 17, wegen des Verfahrens vgl. § 30.

§ 26.1 Die auf Grund dieses Gesetzes festzusetzenden, aber nicht beizutreibenden Geldstrafen sind nach Maßgabe der für Uebertretungen geltenden Bestimmungen des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich (§§ 28 und 29) in Haft umzuwandeln. 1 Zu §§ 26—30 f. ANW. v. 30./8. 76 (V.M.Bl. 1877) S. 16 ff.

§ 27? (Strafverfahren.) Die Untersuchung und Entscheidung in Betreff der in den §§ 17 bis 24 bezeichneten strafbaren Handlungen steht dem Gerichte zu, wenn nicht der Beschuldigte die von der Regierung2 vorläufig festzusetzende Geldstrife nebst den durch das Verfahren gegen ihn entstandenen Kosten binnen einer ihn bekannt gemachten Frist freiwillig zahlt. Die Regierungen sind ermächtigt, hierbei eine mildere als die in den §§ 17 bis 21 vorgeschriebene Strafe in Anwendung zu bringen. Ist der Beschuldigte in Haft oder hat derselbe in Preußen keinen Wohnsitz, so erfolgt das Einschreiten des Gerichts ohne vorläufige Festsetzung der Strafe durch die Regierung. Dasselbe findet statt, wenn die Regierung aus sonstigen Gründen von der vorläufigen Festsetzung der Strafe Abstand zu nehmen erklärt obir der Angeschuldigte hierauf verzichtet. Bei den gerichtlichen Untersuchungen kommen auch ferner die bestehenden Vcrschriften in Anwendung, welche ein administratives Strafverfahren voraussetzen. 1 Vgl. E.G. z. St.P.O. § 6, St.P.O. §§ 459—469; s. auch Sinnt. 1 zu § 26. 2 § 30 u. Anm. 2 dazu.

§ 28? Bei den gerichtlichen Entscheidungen ist hinsichtlich der Höhe der in der §§ 17, 18, 19 und 21 vorgeschriebenen Geldstrafen die von der Regierung2 festzusetzende Jahressteuer zum Grunde zu legen.

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49. Ges., betr. d. Besteuer. d. Gcwerbebetr. im Umherziehen rc., v. 3. Juli 1876.

Jngleichsn ist für die im § 24 bezeichnete Feststellung im gerichtlichen Ver­ fahren die einzuholende Erklärung der Regierung maßgebend. Die Entscheidung wegen der vorenthaltenen Steuer (§ 22) verbleibt in allen Fällen der Regierung? 1 Anm. 1 zu § 26.

2

S. auch § 31.

§ 29.1 In den in den §§ 18 bis 21 gedachten Fällen können die zum Ge­ werbebetriebe im Umherziehen mitgeführten Gegenstände, soweit es zur Sicher­ stellung der Steuer, Strafe und der Kosten oder zum Beweise der strafbaren Handlung erforderlich ist, in Beschlag genommen werden. 1 Anm. 1 zu § 26.

§ 30? Bei der Untersuchung und Entscheidung wegen der im § 25 dieses Gesetzes und int § 39 unter a. des Gesetzes wegen Entrichtung der Gewerbesteuer vorn 30. Mai 1820 bezeichneten strafbaren Handlungen (Unterlassen der Anmel­ dung eines nicht steuerpflichtigen Gewerbes und des Aushörens eines Gewerbes) findet eine Festsetzung der Strafe durch die Regierung (§ 27) nicht statt? 1 Anm. 1 zu § 26. 2 Ebenso nicht, wenn ein Gewerbepolizeivergehen konkurirt, G.A. XXVII. 558.

§ 31. (Allgemeine Bestimmungen.) Die in diesem Gesetze den Regierungen zugewiesenen Befugnisse und Obliegenheiten kommen gleichmäßig der Finanzdirektion für die Provinz Hannover und der Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin für deren Geschäftsbezirk zu. § 32. (Civilrechtlicher Verjährung.) 1 strafrechtliche s. Anm. 5 zu § 17.

§ 33. (Übergangsbestimmungen.) Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Oktober 1876 in Kraft. Die bisherigen Vorschriften über die Besteuerung des Gewerbe­ betriebes im Umherziehen, insbesondere die §§ 7, 8, 20 bis 24, 34 unter b., 40 und 42 unter a. des Gewerbesteuergesetzcs vom 30. Mai 1820 (Gesetz - Samml. S. 147), die Bestimmungen der Beilage B. zu demselben Gesetze unter Littr. L., der § 20 und der § 21 unter 3 des Gesetzes vom 19. Juli 1861, betreffend einige Abänderungen des Gesetzes wegen Entrichtung der Gewerbesteuer vom 30. Mai 1820 (Gesetz-Samml. S. 697), das Regulativ über den Gewerbebetrieb im Um­ herziehen vom 2i lat 1824 (Gesetz-Samml. S. 125), das Regulativ vom 4. Dezember 1836, den Gewerbebetrieb im Umherziehen betreffend (Gesetz-Samml. für 1837 S. 14), die Allerhöchsten Kabinets - Ordres vom 6. Oktober 1829 (Gesetz-Samml. für 1830 S. 1), vom 30. Juni 1833 (Gesetz-Samml. S. 81), vom 14. Oktober 1833 (Gesetz-Samml. S. 126), vom 31. Dezember 1836 (Gesetz-Samml. 1837 S. 13), der § 4 des Gesetzes vom 6. Juni 1874, betreffend einige Abänderungen der Vorschriften über die Besteuerung der Gewerbe der Bäcker, Fleischer, Brauer, der Agenten der Versicherungsgesellschaften, der Klein­ händler und des Gewerbebetriebes im Umherziehen (Gesetz-Samml. S. 219), das Gesetz, betreffend den Gewerbebetrieb im Umherziehen in den Hohenzollernschen Landen vom 14. September 1857 (Gesetz-Samml. für 1858 S. 9) und die §§ 4 und 5 des Gesetzes vom 25. März 1875, betreffend einige Aenderungen der direkten Steuern in den Hohenzollernschen Landen (Gesetz-Samml. S. 181), werden vom 1. Oktober 1876 ab, vorbehaltlich der Anwendung auf frühere Fälle, außer Kraft gesetzt. § 34. Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt.

50. Ges,bctr. d. Vertheil, d. offcntl. Lasten b. Grundstückstheil. 2C., v. 25. Aug. 1876. 83 7

50. Gesetz, betreffend die Uerttzeilung der öffentlichen Küsten bei Grnndstncksttzeilnngen nnd die Gründung «euer Ansiedelungen in den Provinzen Preußen, Krnndendnrg. Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen nnd Mestfolen. Vom 25. August 1876 (G.S. 405). Gültig für bte in der Ueberschrist genannten Lartdesthetle.

(Auszug.)

II. Gründung neuer Anstedelungen. § 13. Wer außerhalb einer im Zusammenhange gebauten Ortschaft ein Wohn­ haus errichten oder ein schon vorhandenes Gebäude zum Wohnhause einrichten will, bedarf einer von der Ortspolizeibehörde zu ertheilenden Ansiedelungsgenehmi­ gung. Vor deren Aushändigung darf die polizeiliche Bauerlaubniß nicht ertheilt werden.1 Die Ansiedelungsgenchmigung ist nicht erforderlich für Wohnhäuser, welche in den Grenzen eines nach dem Gesetz vom 2. Juli 1875 festgestellten Bebauungs­ plans , oder welche auf einem bereits bebauten Grundstücke im Zusammenhange mit bewohnten Gebäuden errichtet oder eingerichtet werden sollen. 1 Gegen bte Versagung findet Klage tm Verwa ltungsstt ettverfahren statt § 17 b. ©. Das rechts­ kräftige Urtheil ersetzt jedoch nicht bte polizeiliche Genehmigung, sondern bildet nur die Grundlage für dieselbe. Jnstr. v. 10/3. 77 (D M.Bl. 105) § 14.

§ 18. Wer außerhalb einer im Zusammenhange gebauten Ortschaft eine Kolonie anlegen will, hat dazu die Genehmigung des Kreisausschusses,1 in Stadt­ kreisen der Ortspolizeibehörde, zu beantragen. Mit dem Antrage ist ein Plan vorzulegen und darin nachzuweisen, in welcher Art die Gemeinde-, Kirchen- und Schulverhältnisse der Kolonie geordnet werden sollen. 1 § 23 Abs. 1 bestimmt:

In den Provinzen Posen und Westfalen werden bis zur Errichtung von Kreisausschüsscn und Bezirksverwaltungsgerichten die in diesem Gesetze dem Kreisausschusse beigelegten Befugnisse von dem Landrathe und die Befugnisse des Bezirksverwaltungsgerichts von der Bezirksregierung wahr­ genommen. § 20. (A.) Wer vor Ertheilung der vorgeschriebenen Genehmigung mit einer neuen Ansiedelung oder der Anlegung einer Kolonie beginnt, wird mit Geldstrafe bis Einhundert und fünfzig Mark oder Haft* bestraft. (Auch kann die Ortspolizei­ behörde bte Weiterfuhrung der Ansiedelung oder Kolonie verhindern und die Wrgschaffung der errtchteten Anlagen anordnen.) 1 Bis zu 6 Wochen.

§ 18 St.G B.

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51. Gesetz, Maßregeln gegen d. Verbreitung d. Reblaus betr., v. 27. Febr. 1878.

51. Gesetz» Maßregel« gegen die Uerlrreitmrg der Redtaus betreffend. Vom 27. Februar 1878 (G.S. 129). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie.

§ 1 Wenn das Vorhandensein der Reblaus (Phylloxera vastatrix) aus einem zur Rebkultur benutzten Grundstück oder an einzeln stehenden Rebstöcken von den durch das Reichsgesetz vom 6. März 1875 bestimmten Organen oder anderen Sachverständigen festgestellt worden ist, kann der Obcrpräsidenl solche Ver­ fügungen treffen, welche eine Verschleppung der Reblaus zu verhindern geeignet erscheinen, namentlich: 1) verbieten, daß Reben und Rebtheile sowie andere Pflanzen und Pflanzentheile, gleichviel ob bewurzelt oder unbewurzelt, von dem bezüglichen Grundstück abgegeben oder überhaupt entfernt werden, 2) die Vernichtung der infizirtcn Rcbkulturen und die Desinfektion des Bodens anordnen und ausführen lassen, auch 3) die Benutzung des desinfizirten Bodens zur Rebkultur für einen be­ stimmten Zeitraum untersagen. Die vorbezeichneten oder sonst erforderlichen Maßregeln können einzeln oder in Verbindung angeordnet, auf einzelne Theile des Grundstücks beschränkt, anderer­ seits — sofern die Reblauskrankheit räumlich einen größeren Umfang erreicht — auf einen ganzen Gemeinde- (Guts-) Bezirk oder mehrere solche Bezirke ausge­ dehnt werden. Alle Rebkulturen unterliegen jederzeit der Beaufsichtigung und Untersuchung durch vom Oberpräsidenten zu ernennende Sachverständige. § 2. Die nach § 1 erlassenen Anordnungen sind, sofern sie einzelne Grund­ stücke betreffen, den Eigenthümern oder Nutzungsberechtigten schriftlich mitzutheilen; wenn sie einen Bezirk betreffen, wie polizeiliche Verordnungen bekannt zu machen. Die Anordnungen werden jedoch für den Einzelnen schon durch mündliche Mit­ theilung wirksam. § 3. Die im § 1 Nr. 1 vorgesehenen Anordnungen können von der Ortspolizeibehörde vorläufig ausgesprochen werden. Hiervon ist dem Oberpräsidenten unverzüglich Anzeige zu erstatten, welcher die getroffenen Maßregeln sofort zu be­ stätigen, abzuändern oder außer Kraft zu setzen hat. §§ 4—6. (Beschwerde, ad Nr. 2. des § l von aufschiebender Wirkung. zeigepslicht bet Verlust der Entschädigung. Entschädigung)

An-

§ 7. (A.) Zuwiderhandlungen gegen die auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Anordnungen werden mit einer Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu.vier Wochen bestraft. § 8. Mit der Ausführung dieses Gesetzes ist der Minister für die landwirth- schastlichen Angelegenheiten beauftragt.

52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878.

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52. Gesetz» betreffend den Forstdtetzstatzt. Vom 15. April 1878 (G.S. 222). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie.

§ 1. Forstdiebstahl im Sinne dieses Gesetzes ist der in einem gorst1 oder auf einem anderen hauptsächlich zur Holznutzung1 bestimmten Grundstücke verübte Diebstahl: ^ 1) an Holz, welches noch nicht vom Stamme oder vom Boden getrennt ist; 2) an Holz, welches durch Zufall abgebrochen oder umgeworfen, und mit dessen Zurichtung3 noch nicht der Anfang gemacht worden ist; 3) an Spänen/ Abraum* oder Borke/ sofern dieselben noch nicht in einer umschlossenen Holzablage sich befinden, oder noch nicht geworben oder eingesammelt sind; 4) an anderen Walderzeugnissen, insbesondere Holzpflanzen, Gras, Haide, Plaggen/ Moos, Laub, Streuwerk, Nadelholzzapfen, Waldsämereien, Baumsast und Harz, sofern dieselben noch nicht geworben oder einge­ sammelt sind. Das unbefugte Sammeln von Kräutern/ Beeren und Pilzen unterliegt forst­ polizeilichen Bestimmungen.7 1 Andernfalls gelten die Vorschriften des Feld- und Forstpolizei-G. v. 1./4. 80 (G.S. 230) (vgl. insbesondere §§ 18, 19, 20 das.) und wo dieses nicht zutrifft, insbesondere bei Werthen über 10 M. (§ 6 das.), der § 242 St.G.V. Vgl. auch § 370 Nr. 2 das. 2 Der Thatbestand des § 242 St.G.B. wird also vorausgesetzt. 3 Dazu genügt schon die Bezeichnung mit Nummern. Vgl. G.A. XVIII. 121. ^ Zufällige Abfälle der Holzbearbeitung. Vgl. O.R. X. 805. Rinde von stehenden Söuntyt : § 3 Nr. 8. 5 Hinsichtlich anderer Erdbestandtheile vgl. § 370 Nr. 2 St.G.B. 0 Nicht Futte'rkräuter, die unter „Gras" (Nr. 4) zu subsumiren. Vgl. Komm.Der. des Abg.H. 6. 7 Das F. u. Forstpol.G. enthält eine betreffende Bestimmung nicht. Die Regelung ist PolizeiVerordnungen überlassen. Vgl. M.V. v. 12 /6. 80.

§ 2. (A.*) Der Forstdiebstahl wird mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem fünffachen Werthe des Entwendeten gleichkommt und niemals unter einer Mark^ betragen bars.3 1 regelmäßig (d. i. außer den Fällen §§ 6 u. 8) ohne Schöffen: § 19. 2 Umwandlung: § 13. 3 Vgl. außerdem § 9 (Werthersatz), § 15 (Einziehung).

§ 3. (A.) Die Strafe soll gleich dem zehnfachen Werthe des Entwendeten und niemals unter zwei Mark* sein: 1) wenn der Forstdiebstahl an einem Sonn- oder Festtage oder in der Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang begangen ist; 2) wenn der Thäter Mittel angewendet hat, um sich unkenntlich zu machen; 3) wenn der Thäter dem Bestohlenen oder der mit dem Forstschutz be­ trauten Person seinen Namen oder Wohnort anzugeben sich geweigert hat, oder falsche Angaben über seinen2 oder seiner Gehülfen Namen oder Wohnort gemacht, oder auf Anrufen des Bestohlenen oder der mit dem Forstschutz betrauten Person, stehen zu bleiben, die Flucht ergriffen, oder fortgesetzt hat;

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52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878. 4) wenn der Thäter in den Fällen Nr. 1—3 § 1 zur Begehung des Forstdiebstahls sich eines schneidenden Werkzeuges, insbesondere der Säge, der Schecrc oder des Messers ^ bedient hat; 5) wenn der Thäter die Ausantwortung der zum Forstdiebstahl bestimmten4 Werkzeuge verweigert; 6) wenn zum Zwecke des Forstdiebstahls ein bespanntes Fuhrwerk, ein Kahn oder Lastthier mitgebracht ist; 7) wenn der Gegenstand der Entwendung in Holzpflanzen besteht; 8) wenn Kien, Harz, Saft, Wurzeln, Rinde oder die Haupt- (Mittel-) Triebe von stehenden Bäumen entwendet sind; 9) wenn der Forstdiebstahl in einer Schonung, in einem Pflanzgarten oder Saatkampe begangen ist.

1 Umwandlung: § 13. - Diese Spezialbesttmmung schließt den § 360 Nr. 8 St.G-B. aus. 3 Im Gegensatz zu Hauwerkzeugen, Siegten, Berlen und bergt. Komm.Ber. d. Abg.H. 12. Komin. Ber. d. H.H. 6. 4 nicht nothwendig auch benutzten. Vgl. § 15 Abs. l, § 16.

§ 4. Der Versuch * des Forstdiebstahls und die Theilnahme (Mitthäterschaft, Anstiftung, Beihülfe) ^ an einem Forstdiebstahl oder an einem Versuche desselben werden mit der vollen Strafe des Forstdiebstahls ^ bestraft. 1 § 43 Abs. 1 St.G.V., s. auch § 46 Nr. 1 das. 2 §§ 47—49, 50 St.G B. 3 Falls der Objektswerth nicht festzustellen, mit l (§ 2) bzl. 2 M. (§ 3).

§ 5. (A.1) Wer sich in Beziehung auf einen Forstdiebstahl der Begünstigung^ oder der Hehlerei ° schuldig macht, wird mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem fünffachen4 Werthe des Entwendeten gleichkommt und niemals unter einer Mark5 betragen darf. Die Bestimmungen des § 257 Abs. 2 und 3 des Reichs-Strafgesetzbuchs finden Anwendung. 1 ohne Schöffen § 19. a § 257 St.G.B. 3 §§ 258 Nr. l, 259 St G.B. 4 Auch wenn der Hauptthäter nach § 3 oder § 6 strafbar ist; anders jedoch im Fall des § 267 Abs. 3 St G B. 6 Umwandlung: § 13.

§ 6. (A.1) Neben der Geldstrafe kann auf Gefängnißstrafe bis zu sechs Monaten erkannt werden: 1) wenn der Forstdiebstahl von drei oder mehr Personen in gemeinschaft­ licher Ausführung ^ begangen ist; 2) wenn der Forstdiebstahl zum Zwecke der Veräußerung des Entwendeten oder daraus hergestellter Gegenstände begangen ist; 3) wenn die Hehlerei gewerbs- oder gewohnheitsmäßig betrieben worden ist. 1 mit Schöffen § 19.

2 § 47 St.G.B.

§ 7. (A.1) Wer, nachdem er wegen Forstdicbstahls oder Versuchs eines solchen, oder wegen Theilnahme (§ 4), Begünstigung oder Hehlerei in Beziehung auf einen Forstdicbstahl2 von einem Preußischen Gerichte rechtskräftig verurtheiltb worden ist, innerhalb der nächsten zwei Jahre abermals eine dieser Handlungen4 begeht, befindet sich im Rückfalle und wird mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem zehnfachen Werthe des Entwendeten gleichkommt und niemals unter zwei Mark b betragen darf.6 1 ohne Schöffen § 19 2 nicht auch gemäß §§ ll, 12, 17. 3 Strafverbüßung nicht erforderlich. 4 Gleichgültig, ob gemäß § 2 oder § 3 5 Umwandlung: § 13. 6 Vgl. I V. v. 12./9. 81 (J.M.Bl. 182) Kontrole der Rückfälle betr.

52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878.

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§ 8. (A.1) Neben der Geldstrafe ^ ist auf Gefängniß bis zu zwei Jahren zu erkennen, wenn der Thäter sich im dritten oder ferneren Rückfalle3 befindet. Be­ trägt die Geldstrafe weniger als zehn Mark, so fontt4 statt der Gefängnißstrafe auf eine Zusatzstrafe bis zu einhundert Mark^ erkannt werden. 1 mit Schöffen § 19. 2 § 7. 3 Begehung innerhalb zwer Jahren feit der letzten Verurteilung (§ 7) ist auch hier Voraus­ setzung. Ebenso, daß in den Ernzelfällen der Vorstrafen das vorher ergangene Urtheil die Rechtskraft beschirrtten hatte. Entsch. d. Kammerger. II. 278 4 Auf eine Zusatzstrafe muß aber erkannt werden. 6 Mrndestbetrag 3 Mark § 27 St G.B.

§ 9. In allen Fällen1 ist neben der Strafe die Verpflichtung des Schuldigen zum Ersätze des Werthes des Entwendeten an den Bestohlenen auszusprechen. Der Ersatz des außer dem Werthe des Entwendeten verursachten Schadens kann nur im Wege des Civilprozesscs geltend gemacht werden. Der Werth des Entwendeten wird sowohl hinsichtlich der Geldstrafe als hin­ sichtlich des Ersatzes, wenn die Entwendung in einem Königlichen Forste verübt worden, nach der für das betreffende Forstrevier bestehenden Forsttaxe, in anderen Fällen nach den örtlichen Preisen abgeschätzt. 1 Auch wenn das Entwendete dem Bestohlenen ganz oder theilweise verblieben ist. Vgl. G.A. II. O.R. I. 433.

417, IX. 561, XVII. 206, 285.

§ 10. Die im § 57 des Strafgesetzbuchs bei der Verurtheilung1 von Personen, welche zur Zeit der Begehung der That das zwölfte, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatten, vorgesehene Strafermäßigung findet bei Zuwider­ handlungen gegen dieses Gesetz keine Anwendung. ^ 1 Für den Fall der Freisprechung vgl. § 12 Abs. 2.

2 Wohl aber § 56 St.G.B.

§ 11. Für die Geldstrafe, den Werthcrsatz und die Kosten, zu denen Personen verurtheilt worden, welche unter der Gewalt > der Aufsicht oder im 3)ic.ift1 eines Anderen stehen und zu dessen Hausgenossenschaftcn gehören, ist letzterer im Falle des Unvermögens der Verurtheilten für haftbar ^ zu erklären/ und zwar unab­ hängig von der etwaigen Strafe, zu welcher er selbst auf Grund dieses Gesetzes oder des § 361 Nr. 9 des Strafgesetzbuchs verurtheilt wird. Wird festgestellt,4 daß die That nicht mit seinem Wissen verübt ist, oder daß er sie nicht verhindern konnte, so wird die Haftbarkeit nicht ausgesprochen. 1 Ob eme Gewalt, Aufsicht rc. vorliegt, ist nicht sowohl nach positiven gesetzlichen Vorschriften, als nach den bestehenden thatsächlichen Verhältnissen zu beurtheilen. Vgl. G.A. XI. 348. O.R. III. 298. Vgl. auch I M.Bl. 1853 S. 424 2 subsidiär im Gegensatz zu § 12. 3 Auf Grund auch wider ihn erhobener öffentlicher Klage. 4 Vgl. § 260 St.P.O. Eine ausschließliche Beweislast liegt ihm nicht ob.

§ 12. Hat der Thäter noch nicht das zwölfte Lebensjahr vollendet,1 so wird derjenige, welcher in Gemäßheit des § 112 haftet, zur Zahlung der Geldstrafe, des Werthersatzes und der Kosten als unmittelbar haftbar verurtheilt. ^ Dasselbe gilt, wenn der Thäter zwar das zwölfte, aber noch nicht das acht­ zehnte Lebensjahr vollendet hatte und wegen Mangels der zur Erkenntniß der Strafbarkeit seiner That erforderlichen Einsicht4 freizusprechen ist, oder wenn der­ selbe wegen eines seine freie Willensbestimmung ausschließenden Zustandes ^ straf­ frei bleibt. 1 Vgl. § 53 St.G.B. nebst Amn. 3 das. 2 Abs. 2 desselben grlt also auch hier. 3 Eme gleichzeitige Bestrafung auf Grund des § 361 Nr. 9 ist nicht ausgeschlossen. Vgl. auch § 36. 4 § 56 St.G.B. » § 51 St.G.B.

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52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878.

§ 13. An die Stelle einer Geldstrafe, welche wegen Unvermögens des Verurtheilten mtb1 des für haftbar Erklärten nicht beigetrieben werden kann, tritt Gefängnißstrafe. Dieselbe kann vollstreckt werden, ohne daß der Versuch einer Bei­ treibung der Geldstrafe gegen den für haftbar Erklärten gemacht ist, sofern dessen Zahlungsunfähigkeit gerichtskundig ist.2 Der Betrag von einer bis zu fünf Mark ist einer eintägigen Gefängnißstrafe gleich zu achten. Der Mindestbetrag der an die Stelle der Geldstrafe tretenden Gesängnißstrafe ist ein Tag, ihr Höchstbetrag sind sechs Monate. Kann nur ein Theil der Geld­ strafe beigetrieben werden, so tritt für den Rest derselben nach dem in dem Urtheile festgesetzten Verhältnisse die Gefängnißstrafe ein. Gegen die in Gemäßheit der §§ 11 und 12 als haftbar Erklärten tritt an die Stelle der Geldstrafe eine Gesängnißstrafe nicht ein. 1 Durch Zahlung des Haftbaren wird also der Verurtheilte von der Gesängnißstrafe befreit. 2 Gegen den Verurtheilten muß dagegen zuvor die Vertreibung versucht werden.

§ 14. Statt der in dem § 131 vorgesehenen Gesängnißstrafe kann während der für dieselbe bestimmten Dauer der Verurtheilte, auch ohne in einer Gesangenanstalt eingeschlossen zu werden, zu Forst- oder Gemeindcarbeiten, welche seinen Fähigkeiten und Verhältnissen angemessen sind, angehalten werden.2 Die näheren Bestimmungen wegen der zu leistenden Arbeiten werden mit Rücksicht auf die vorwaltenden Lohn- und örtlichen Verhältnisse von dem Re­ gierungspräsidenten (Landdrosten) in Gemeinschaft mit dem Ersten Staatsanwalt beim Oberlandesgerichte erlassen. Dieselben sind ermächtigt, gewisse Tagewerke dergestalt zu bestimmen, daß die Verurtheilten, wenn sie durch angestrengte Thätig­ keit mit der ihnen zugewiesenen Arbeit früher zu Stande kommen, auch früher entlassen werden. 1 Nicht aber auch statt der in den §§ G, 8 vorgesehenen zusätzlichen Gesängnißstrafe. 2 Vgl. § 34 Abs. 2.

§ 15. Aexte, Sägen, Messer und andere zur Begehung des Forstdiebstahls geeignete Werkzeuge, welche der Thäter bei der Zuwiderhandlung bei sich geführt1 hat, sind einzuziehen, ohne Unterschied, ob sie dem Schuldigen gehören oder nicht. Die Thiere, und andere zur Wegschaffung des Entwendeten dienenden Gegen­ stände, welche der Thäler bei sich führt, unterliegen nicht der Einziehung.2 1 Nicht nothwendig auch gebraucht.

2 Abweichung von § 40 St.G.B.

§ 16. Wird der Thäter bei Ausführung eines Forstdiebstahls, oder gleich nach derselben betroffen oder verfolgt, so sind die zur Begehung des Forstdiebstahls geeigneten Werkzeuge, welche er bei sich führt (§ 15), in Beschlag zu nehmen.1 1 Unter den Voraussetzungen dieses § auch von einem Nrchtbeamten. Im Uebrigen vgl. §§ 94, 95, 98 St.P.O. — J.B. v. 6 /10. 63 (J.M.Bl. 370) U. V. 28./2. 60 (I M.Bl. 94).

§ 17. (A.1) Wird in der Gewahrsam eines innerhalb der letzten zwei Jahre wegen einer Zuwiderhandlung gegen dieses Gesetz rechtskräftig Verurtheilten2 frisch gefälltes, nicht forstmäßig zugerichtetes Holz gefunden, so ist gegen den Inhaber auf Einziehung des gefundenen Holzes zu erkennen/ sofern er sich über den red­ lichen Erwerb des Holzes nicht ausweisen kann. Die Einziehung erfolgt zu Gunsten der Armenkasse des Wohnorts des Verurtheilten. 1 ohne Schöffen § 19. 2 Eine Verurtherlung gemäß §§ ll, 12 genügt nicht. 3 Verfahren: §§ 477, 478 St.P.O. und § 21 Abs. 3, §§ 27 ff.

52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878.

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§ 18. Die Strafverfolgung * von Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz verjährt, sofern nicht einer der Fälle der §§ 6 und 8 vorliegt,2 in sechs Monaten. 1 Hinsichtlich der Verjährung der Strafvollstreckung s. §§ 70—72 St.G.B. 2 in diesen Fällen gilt § 67 Abs. 2 St.G.B.

§ 19. Für die Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz sind die Amtsgerichte zuständig.1 Dieselben verhandeln und entscheiden, sofern nicht einer der Fälle der §§ 6 und 8 vorliegt, ohne die Zuziehung von Schöffen.2 Das Amt des Amtsanwalts kann verwaltenden Forstbeamten übertragen werden.8 Für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Berufung sind die Strafkammern zuständig; dieselben entscheiden in der Besetzung mit drei Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden. 1 § 2 SL.P.O. gilt aber auch hrer. 2 Auch im Fall des § 86. 3 Vgl. § 63 Ausf.G. z G.V.G. v. 24 /4 78 (G.S. 230). — Geschäftsanwersung für Amtsanwttlte V. 28./8. 79 (J.M.Bl. 261) Art. 129.

§ 20. Für das Verfahren gellen, soweit nicht in diesem Gesetze abändernde Bestimmungen getroffen sind, die Vorschriften der Strafprozeßordnung über das Verfahren vor den Schöffengerichten. § 21. Der Gerichtsstand ist mir1 bei demjenigen Amtsgerichte begründet, in dessen Bezirk die Zuwiderhandlung begangen ist. Ist der Ort der begangenen Zuwiderhandlung nicht zu ermitteln, oder ist die Zuwiderhandlung außerhalb des Preußischen Staatsgebietes begangen, so bestimmt der Gerichtsstand sich nach den Vorschriften der Strafprozeßordnung.2 Im Falle des § 17 ist der Gerichtsstand bei demjenigen Amtsgerichte be­ gründet, in dessen Bezirke das Holz gefunden worden ist.8 1 Abgesehen von den Fällen der Konnexität. § 2 St.P.O. gilt auch hier. E. III. 167. R. II. 693. 2 §§ 8, 9 St.P-O. 3 Die Vorschriften §§ 13—21 St.P O. gelten auch für Forstdiebstahlssachen

§ 22. In dem Verfahren vor dem Amtsgerichte1 werden sämmtliche Zu­ stellungen durch den Amtsrichter unmittelbar veranlaßt. Die Formen für den Nachweis der Zustellungen werden durch die Justizverwaltung bestimmt.2 1 Also nicht in den höheren Instanzen.

2 J.V. v. 16./7. 79 (J.M.Bl. 194).

§ 23. Personen, welche mit dem Forstschutze betraut sind, können, sofern die­ selben eine Anzeigegebühr nicht empfangen, ein- für allemal gerichtlich beeidigt werden/ wenn sie 1) Königliche Beamte sind, oder 2) vom Waldeigenthümer aus Lebenszeit, oder nach einer vom Landrath (Amtshauptmann, Oberamimann) bescheinigten dreijährigen tadellosen Forstdienstzeit auf mindestens drei Jahre mittels schriftlichen Vertrages angestellt sind, oder 3) zu den für den Forstdienst bestimmten, oder mit Forstversorgungsschein entlassenen Militärpersonen gehören. In den Fällen der Nr. 2 und 3 ist die Genehmigung des Bezirksraths er­ forderlich. In denjenigen Landestheilen, in welchen das Gesetz vom 26. Juli 1876 (Gesetz-Samml. S. 297) nicht gilt, tritt an die Stelle des Bezirksraths die Re­ gierung (Landdrostei). 1 § 24.

Beschwerden tm Aufsichtswege zu erledigen.

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62. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878.

§ 24. Die Beeidigung erfolgt bei dem Amtsgerichte, in dessen Bezirk der zu Beeidigende seinen Wohnsitz hat, dahin: daß er die Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz, welche den seinem Schutze gegenwärtig anvertrauten oder künftig anzuvertrauenden Bezirk betreffen, gewissenhaft anzeigen, bei seinen gerichtlichen Vernehmungen über dieselben nach bestem Wissen die reine Wahrheit sagen, nichts ver­ schweigen und nichts hinzusetzen, auch die ihm obliegenden Schätzungen unparteiisch und nach bestem Wissen und Gewissen bewirken werde. Eine Ausfertigung des Beeidigungsprotokolls wird den Amtsgerichten, mit­ getheilt, in deren Bezirke der dem Schutze des Beeidigten anvertraute Bezirk liegt. § 25. Ist eine in Gemäßheil der vorstehenden Bestimmungen oder nach den bisherigen gesetzlichen Vorschriften zur Ermittelung von Forstdiebstählen beeidigte Person als Zeuge oder Sachverständiger zu vernehmen, so wird es der Eides­ leistung gleich geachtet, ^ wenn der zu Vernehmende die Richtigkeit seiner Aussage unter Berufung auf den ein- für allemal geleisteten Eid versichert. Diese Wirkung der Beeidigung hört auf, wenn gegen den Beeidigten eine die Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter nach sich ziehende Verur­ teilung ergeht, oder die in Gemäßheit des § 23 ertheilte Genehmigung zurück­ gezogen wird. 1 Körperliche Eidesleistung, wenn das Gericht sie für angezeigt erachtet, ist aber nicht aus­ geschlossen. Komm.Ver. d. AbgH. 26

§ 26. Die mit dem Forstschutze betrauten Personen erstatten ihre Anzeigen an den Amtsanwalt schriftlich und periodisch. Sie haben zu diesem Zwecke Ver­ zeichnisse zu führen, in welchen die einzelnen Fälle unter fortlaufenden Nummern zusammenzustellen sind. Die Verzeichnisse werden dem Amtsanwalt in zwei Aus­ fertigungen eingereicht. In diese Verzeichnisse können von dem Amisanwalt auch die anderwärts1 eingehenden Anzeigen eingetragen werden. Die näheren Vorschriften über die Aufstellung und die Einreichung der Ver­ zeichnisse werden von der Justizverwaltung erlassen. ^ 1 d. h. von Anderen, als den Forstschutzbeamten.

2 J.V. v. 29./7. 79 (J.M.Bl. 221).

§ 27. Der Amisanwalt erhebt die öffentliche Klage, indem er1 bei Über­ reichung einer Ausfertigung des Verzeichnisses (§ 26) den Antrag auf Erlaß eines richterlichen Strafbefehls stellt ^ und die beantragten Strafen nebst Werthersatz neben den einzelnen Nummern des Verzeichnisses vermerkt. Der Erlaß eines Strafbefehls ist für jebc3 Geldstrafe und die dafür im Un­ vermögensfalle festzusetzende Gefängnißstrafe, sowie für den Werthersatz und die verwirkte Einziehung zulässig. ^ Der Strafbefehl muß die Eröffnung enthalten, ^ daß er vollstreckbar werde, wenn der Beschuldigte nicht in einem, sogleich in dem Strafbefehle anzuberaumen­ den, eintretendenfalls zugleich zur Hauptverhandlung bestimmten Termine vor dem Amtsrichter erscheine6 und Einspruch erhebe. ? Die in dem Strafbefehle getroffene Festsetzung ist von dem Amtsrichter neben jeder Nummer des Verzeichnisses einzutragen und dem Angeklagten mit einem Auszuge aus dem Verzeichnisse zuzustellen. ^ Die mit dem Forstschutz betrauten9 Personen, welche nach den Anzeigen als Beweiszeugen auftreten sollen, sind durch ihre Vorgesetzten zu veranlassen, in dem anberaumten Termine zu erscheinen.10 Die sonst erforderlichen Zeugen sind zu demselben zu laben.8 11

52. Gesetz, betreffend den Forstdiebstahl, v. 15. April 1878.

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1 Abgesehen von den Fällen des § 30. 2 Schriftlich unter Beantragung emer bestimmten Strafe. §§ 447 Abs. 1. 448 Abs. 1 St.P.O. ' Abweichung von § 447 Abs. 2 St.P.O. * § 448 Abs. 2 gilt auch hier. 5 Fernerer nothwendiger Inhalt: §§ 449 Abs. l (abgesehen von der dort vorgeschriebenen Er­ öffnung) und 496. 6 Persönlich oder durch emen Vertheidiger. Vgl. § 451 Abs. 2 St.P.O. und §§ 231, 233 das. 7 Eiii außer diesem Termine schriftlich oder zu Protokoll des Gerlchtsschreibers gestellter Ein­ spruch ist wirkungslos. 8 § 22. o wenn auch nur im Privatdienst. Komm.Ber. d. H.H. 16. 10 Hinsichtlich ihrer Reisekosten jc. vgl. J.B. v. 6./12. 70 (J.M.Bl 373). 11 Gebühren: § 42. Ausf.G. z. G.K.G. — Vgl. auch J.B. v. 23 /6. 80 (J.M.Bl. 153).

§ 28. Auf den Einspruch kann vor dem Termine verzichtet werden. Auf die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung des Termins finden die §§ 44, 45 Abs. 1, 46 und 47 der Strafprozeßordnung ent­ sprechende Anwendung. Wird dem Gesuche stattgegeben, so ist ein neuer Straf­ befehl unter Aushebung des früheren zu erlassen. § 29. Ueber alle Einsprüche, sowie über alle Anträge, welche der Amtsrichter unter Ablehnung des Strafbefehls zur Hauptverhandlung gebracht hat, kann in einer Hauptverhandlung verhandelt und entschieden werden. Das Protokoll über dieselbe wird nach den Nummern des Verzeichnisses geführt. Von einem auf Verwerfung des Einspruchs lautenden -Urtheile1 wird dem Verurteilten nur die Uriheilsformel zugestellt. 1 Gemäß § 452 St.PO.; hier also nur möglich beim Ausbleiben in einem zweiten Hauptverhandlungsternnn.

§ 30. In den Fällen der §§ 6 und 8 findet der Erlaß eines Strafbefehls nicht statt. Der Amtsanwalt erhebt die öffentliche Klage durch Einreichung einer Anklageschrift,1 welcher ein Auszug aus dem Verzeichnisse (§ 26) beizufügen ist. Die Hauptverhandlung kann ohne Anwesenheit des Angeklagten erfolgen.2 1 §§ 197, 198 St.P.O.

2 Vertheidiger: § 233 St.P.O. — § 235 das. gilt auch hier.

§ 31. Wird gegen ein von dem Amtsrichter ohne die Zuziehung von Schöffen erlassenes Urtheil die Berufung eingelegt, so sind zum Zwecke der Bildung be­ sonderer Akten durch den Gerichtsschreiber beglaubigte Auszüge aus den Akten erster Instanz zu fertigen. § 32. Die Revision * gegen die in der Berufungsinstanz erlassenen Urtheile findet nur statt, wenn eine der in den §§ 6 und 8 vorgesehenen strafbaren Hand­ lungen den Gegenstand der Untersuchung bildet. 1 An das Kammergericht.

§ 50 Nr. 2.

Ausf.G. z. G.V.G. v. 24 /4. 78 (G.S. 230).

§ 33. Die Vollstreckung der Strafbefehle und der Urtheile1 erfolgt durch den Amtsrichter.2 1 Auch hinsichtlich des Werthersatzes. Vgl. § 9 und I B. v. 23./1. 54 (I M.Bl. 29) 2 Begnadigung: A.O. v. 16./12. 80 (I M.Bl. 1881 S. 31).

§ 34. Eine auf Grund dieses Gesetzes ausgesprochene und eingezogene Geld­ strafe fließt dem Beschädigten zu.1 Diese Bestimmung bezieht sich nicht auf eine im Falle des § 8 erkannte Zusatzstrafe. Weist der Beschädigte im Falle der Nichteinziehbarkeit der Geldstrafe Ar­ beiten, welche den Erfordernissen des § 14 entsprechen, der Behörde nach, so soll der Verurtheilte zu deren Leistung angehalten werden. Diese Nachweisung ist nicht mehr zu berücksichtigen, sobald mit der anderweiten Vollstreckung der Strafe begonnen ist. 1 neben dem Werthersatz.

§ 9.

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53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz v. 24. April 1878.

§ 35. Der Amtsrichter ist befugt, wenn der Verurtheilte zu der Gemeinde gehört, welcher die erkannte Entschädigung und Geldstrafe zufällt, die Beitreibung dieser Entschädigung und Geldstrafe nebst den Kosten1 der Gemeindebehörde in der Art aufzutragen, daß sie die Einziehung auf dieselbe Weise zu bewirken-hat, wie die Einziehung der Gemeindegefälle. Es dürfen jedoch dem Verurtheilten keine Mehrkosten erwachsen. 1 Die Kosten sind jedoch an die Staatskasse herauszuzahlen.

§ 36. Steht mit einer Zuwiderhandlung gegen dieses Gesetz ein nach § 361 Nr. 9 des Strafgesetzbuches strafbares Nichtabhalten1 von der Begehung von Forstdiebstählen im Zusammenhange, so findet auch auf diese Uebertretung das in diesem Gesetze vorgeschriebene Verfahren Anwendung. 1 Vgl. auch §§ n, 12.

§ 37. Für das weitere Verfahren in den am Tage des Inkrafttretens dieses Gesetzes anhängigen Sachen finden die Vorschriften der §§ 8 und ff. des Ein­ führungsgesetzes zur Strafprozeßordnung entsprechende Anwendung. § 38. Dieses Gesetz tritt mit dem in dem § 39 bezeichneten Zeitpunkte an die Stelle des Gesetzes vom 2. Juni 1852, den Diebstahl an Holz und anderen Waldprodukten betreffend (Gesetz-Samml. 1852 S. 305). Wo in einem Gesetze auf die bisherigen Bestimmungen über den HolzVorst-) Diebstahl verwiesen ist, treten die Vorschriften des gegenwärtigen Ge­ setzes an deren Stelle. § 39. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Gerichtsvcrfassungsgesetze1 in Kraft. 1 § l.

E.G. z. G.B.G.

58. Ailsfilhrimgsgelclr ftrot Deutschen GerrchtsnerfaMmgsgesetz. Vom 24. April 1878 (G.S. 230). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie

Erster Titel. Ilichleraml. § 1. Die Prüfungen, durch deren Ablegung die Fähigkeit zum Richteramt erlangt wird, und der Vorbereitungsdienst der Referendare erfolgen nach den Vor­ schriften des Gesetzes vom 6. Mai 1869. An die Stelle der Appellaiionsgerichte treten die Oberlandesgerichte. Die Dauer des Vorbereitungsdienstes bleibt eine vierjährige. § 2. Referendare, welche im Vorbereitungsdienste seit mindestens zwei Jahren beschäftigt sind, können im Falle des Bedürfnisses durch die Justizverwaltung 1 mit der zeitweiligen Wahrnehmung richterlicher Geschäfte bei den«Amtsgerichten ^ beauftragt werden. Denselben kann nach näherer Anordnung der Justizverwaltung3 durch den

53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsverfassungsgcsetz v. 24. April 1878.

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Amtsrichter, welchem sie zur Ausbildung überwiesen sind, die Erledigung einzelner richterlicher Geschäfte übertragen werden. Zur Urtheilssällung, zur Aufnahme letziwilliger Verfügungen, zur Ent­ scheidung über Durchsuchungen, Beschlagnahmen und Verhaftungen/ sowie zu den Geschäften des Amtsrichters bei Bildung der Schöffengerichte und Schwur­ gerichte^ sind Referendare nicht befähigt. 1 Vgl. §§ 77 ff. 8 Bei den Landgerichten überhaupt nicht. - I V. v. 9./12. 79 (J.M Bl. 466). 4 §§ 105, 98—100, 114, 116, 124—126, 128, 129 St.P.O. 5 §§ 38—42, 45—49, 52—54, 87 G.V.G.

§ 3. Die Gerichtsassessoren werden nach ihrer Ernennung einem Amtsgericht oder Landgericht oder mit ihrer Zustimmung einer Staatsanwaltschaft zur un­ entgeltlichen Beschäftigung überwiesen. Die Bezeichnung des Gerichts oder der Staatsanwaltschaft erfolgt durch den Justizminister. Die Versetzung der Gerichtsaffessoren von dem Orte, an welchem sie einem Gericht oder einer Staatsanwaltschaft zur unentgeltlichen Beschäftigung über­ wiesen sind, ist, vorbehaltlich der Vorschriften in § 4, nur mit ihrer Zustim­ mung zulässig. § 4. Die Gerichtsassessoren sind verpflichtet, aus Anordnung des Justizministers die Verwaltung einer Amisrichterstelle, die Stellung eines Hülfsrichters1 oder eines Hülfsarbeiters bei der Staatsanwaltschaft zu übernehmen. In diesen Fällen ist ihnen eine Entschädigung nach allgemein festzustellenden Grundsätzen sowie Ersatz der Reisekosten nach Maßgabe der Verordnung vom 15. April 1876 (Gesetz-Samml. S. 107) zu gewähren. Nach Beendigung des ihnen ertheilten Auftrags treten sie bei demjenigen Gerichte oder derjenigen Staatsanwaltschaft wieder ein, wohin sie vor dem er­ haltenen Aufträge überwiesen waren. 1 Vgl. § 69 Abs. 2 G.V.G.

§ 5. Bei den Landgerichten und bei den Strafkammern an den Sitzen der Amtsgerichte sind die Gerichtsassessoren zur Wahrnehmung richterlicher Geschäfte nur befugt, wenn sie als Hülfsrichter1 bestellt sind. 1 Vgl. § 4 Abs. 1 nebst Anm. 1 da-s. § 6. (Befugniß der Gerichtsassessoren, sich als Rechtsanwälte niederzulassen.) 88 ^—11. (Ernennung der Richter, Titel, Gehalt.)

Zweiter Titel. Gerichtsbarkeit. 88 12—23. (Aufhebung der bisherigen Gerichte. Uebertragung der durch das G.VG. nicht betroffenen Angelegenheiten an die neuen Gerichte.)

Dritter Eitel. Amtsgerichte. 88 21. 22.

(Sitze und Bezirke, Gerichtstage.)

8 23. Bei den mit mehreren Richtern besetzten Amtsgerichten werden die Geschäfte nach örtlich abgegrenzten Bezirken oder, wenn das Interesse der Rechts-

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53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz v. 24. April 1878.

pflege dies erfordert, nach Gattungen oder nach Gattungen und Bezirken vertheilt. Die Verkeilung erfolgt durch das Präsidium des £cmbgertdi)t31 im Voraus auf die Dauer eines Geschäftsjahres nach den von dem Justizminister festgestellten Grundsätzen.2 Die Gültigkeit der Handlung eines Amtsrichters wird dadurch nicht berührt, daß die Handlung nach der Geschäftsvertheilung von einem der anderen Amtsrichter vorzunehmen gewesen wäre. 1 § 63

G.V.G.

2 J.B.

v. 21./7. 79

(J.M.Bl.

198, 212).

§ 24. Mehrere Richter desselben Amtsgerichts vertreten sich wechselseitig in der durch das Präsidium des Landgerichts im Voraus bestimmten Reihenfolge. Die Vertretung der Amtsrichter durch Richter benachbarter Amtsgerichte kann von der Justizverwaltung im Voraus angeordnet werden. Eine solche Anordnung muß erfolgen bei Amtsgerichten, welche nur mit einem Richter besetzt sind.1 Diese Vertretung erstreckt sich nicht auf den Fall der rechtlichen Verhinderung eines Richters in Angelegenheiten, auf welche der § 36 der Deutschen Civilprozeßordnung oder der § 15 der Deutschen Strafprozeßordnung Anwendung findet. Angelegenheiten, auf welche die bezeichneten Bestimmungen der Deutschen Prozeßordnungen keine Anwendung finden, können, wenn die Vertretung nicht durch Richter desselben Amtsgerichts geschehen kann, von dem Oberlandesgericht einem anderen Amtsgerichte zugewiesen werden. 1 J.D.

v. 10./9. 79

§§ 25—32.

(J.M.Bl.

340).

(Zuständigkeit in nicht strafrechtlichen Angelegenheiten.)

Vierter Titel. Schöffengerichte. § 33. Zu dem Amte eines Schöffen sollen außer den im § 34 des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes bezeichneten Beamten nicht berufen werden: 1) die vortragenden Räthe der Ministerien, einschließlich des General­ inspektors des Katasters; 2) die Provinzialsteuerdirektoren; 3) der Dirigent der Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin; 4) die Mitglieder des Oberverwaltungsgerichts, sowie die ständigen Mit­ glieder der Bezirksverwaltungsgerichte und des Verwaltungsgerichts für die Stadt Berlin. § 34. Der als Beisitzer des Ausschusses für die Auswahl der Schöffen ein­ tretende Staatsverwaltungsbeamte wird von dem Regierungspräsidenten (Land­ drosten) bestellt. Zugleich ist ein Stellvertreter zu bestellen. § 35. Die Vertrauensmänner des Ausschusses werden durch die Kreisverttetungen,1 in den Hohenzollernschen Landen durch die Amtsvertrctungen,2 in der Provinz Hannover durch die Amtsvertretungen3 und durch die zu einem Kollegium vereinigten Magistrale und Bürgervorsteher der einem Amtsverbande nicht un­ gehörigen Städte* gewählt. Erstreckt sich der Bezirk des Amtsgerichts über mehrere wahlberechtigte Verbände, so ist die von jedem einzelnen Verbände zu wählende Anzahl der

53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz v. 24. April 1878.

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Vertrauensmänner unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl durch den Amts­ richter zu bestimmen. Die Vorschriften der §§ 32—35 des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes über die Berufung zum Schöffen- und Geschworenenamte finden auf die zu wählenden Vertrauensmänner entsprechende Anwendung. Die Wahl erfolgt nach der absoluten Mehrheit der Stimmen. 1 Kreisord. v. 13./12. 72 (Fassung v. 19./3 81, G.S. 180) §§ 84 ff., für Posen Kreisord. v. 20/12. 26 (G.S. 1829 S. 3), für Westfalen und Rheinprovrnz Kreisord. v. 13./7. 27 (G.S. H7), für SchleswigHolstein V. v 22./S. 67 (G.S. 1587), Reg.Bez. Kassel V. v. 9.19. 67 (G.S. 1473). Reg.Bez. Wiesbaden B v. 26./9. 67 (G.S. 1653), Lauenburg G. v. 23./6. 76 (G.S. 169) § 8, G. v. 5./2. 60 (G S. 45). 2 G. v. 2 /4. 73 (G.S. 145). 3 B. v. 12./9. 67 (G.S. 1497), G. b. 26./4. 59 (Hannov. G.S. 484i. * Städteord. v. 24 ,/6. 58 (Hannov. G.S. 141)

§ 36. Den Vertrauensmännern und den Schöffen werden, sofern sie außerhalb ihres Aufenthaltsorts einen Weg bis zur Entfernung von mehr als zwei Kilo­ metern zurückzulegen haben, an Reisekosten gewährt: 1) bei Reisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen gemacht werden können, für jedes angefangene Kilometer des Hinweges und des Rück­ weges zehn Pfennige; 2) bei Reisen, welche nicht aus Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurück­ gelegt werden können, für jedes angefangene Kilometer des Hinweges und des Rückweges zwanzig Pfennige; im Ganzen jedoch mindestens drei Mark. Mußte der Vertrauensmann oder Schöffe innerhalb seines Aufenthaltsorts einen Weg bis zur Entfernung von mehr als zwei Kilometern zurücklegen, so sind ihm als Reiscentschädigung für jedes angefangene Kilometer des Hinweges und des Rückweges zwanzig Pfennige zu gewähren.

Fünfter Titel. Landgerichte. § 37. (Sitze und Bezirke.) § 38. Die Amtsrichter sind verpflichtet, bei dem Landgerichte, in dessen Bezirk sie angestellt sind, die Vertretung eines Richters für einzelne Sitzungen oder Ge­ schäfte zu übernehmen. Die Einberufung der Vertreter erfolgt durch den Präsidenten des Landgerichts nach einer jährlich vor Beginn des Geschäftsjahres durch das Präsidium des Landgerichts festzusetzenden Reihenfolge. Für Einberufungen, welche während der Gerichtsferien erfolgen, ist die für das Geschäftsjahr festgestellte Reihenfolge nicht maßgebend. Die Einberufung ist nur dann statthaft, wenn die Vertretung des verhinderten Mitgliedes durch ein Mitglied des Landgerichts nicht möglich ist. §§ 39—43.

(Zuständigkeit in nicht strafrechtlichen Angelegenheiten.)

Sechster Titel. Schwurgerichte. § 44. Die Vorschriften des § 33 über die Berufung zum Schöffenamte finden auch auf das Geschworencnamt Anwendung. Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

64

850

53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsversassungsgesetz v. 24. April 1878.

§ 45. Den Geschworenen werden Reisekosten nach Maßgabe der Vorschriften des § 36 Absatz 1 gewährt.

Siebenter Titel. Kammern für Handelssachen. § 46.------------

Achter Titel. Höertandesgerichte. § 47. (Sitze und Bezirke.) § 48. Die Amtsrichter und die Landrichter sind verpflichtet, bei dem Ober­ landesgerichte, in dessen Bezirk sie angestellt sind, die Vertretung eines Richters für einzelne Sitzungen oder Geschäfte zu übernehmen. Die Einberufung der Vertreter erfolgt durch den Präsidenten des Ober­ landesgerichts nach einer jährlich vor Beginn des Geschäftsjahres durch das Präsidium des Oberlandesgerichts festzusetzenden Reihenfolge. Für Einberufungen, welche während der Gerichtsferien erfolgen, ist die für das Geschäftsjahr festgestellte Reihenfolge nicht maßgebend. Die Einberufung ist nur dann statthaft, wenn die Vertretung des verhinderten Mitgliedes durch ein Mitglied des Oberlandcsgerichts nicht möglich ist. § 49. (Zuständigkeit in Nicht strafrechtlichen Angelegenheiten.) § 50.1 Das Oberlandesgericht in Berlin2 ist ausschließlich zuständig für die Verhandlung und Entscheidung: 1) über die nicht zur Zuständigkeit des Reichsgerichts gehörenden Revi­ sionen gegen Urtheile der Strafkammern in erster Instanz 2) über die Revisionen gegen Urtheile der Strafkammern in der Berufungs­ instanz * und über alle Beschwerden gegen Entscheidungen der Straf­ kammern,^ sofern eine nach Landesrecht6 strafbare Handlung den Gegen­ stand der Untersuchung bildet.^ In den unter Nr. 2 bezeichneten Beschwerdesachen findet bei Zweifeln über die Zuständigkeit der § 388 der Deutschen Strafprozeßordnung entsprechende Anwendung. 1 Vgl. § 9 E.G. z. G.V.G. 2 „Kammergericht". A.E. v. 1./9. 79 (G.S. 587). 3 Vgl. § 123 Nr. 3 und § 136 Nr. 2 G.V.G. — Maßgebend ist, auf welche Rechtsnorm die Revision gestützt ist. 4 Vgl. § 123 Nr. 2 G.V.G. 5 seien sie in erster oder zweiter Instanz erlassen. Vgl. § 123 Nr. 5, § 72 G.V.G. 6 wenn auch provinziellen, nur im Bezirke eines andern Oberlandesgerichts geltenden. Komm. Ber. d. H.H. 36. 1 Auch wenn, anders als in den Fällen Anm. 3, die Revision nur auf Verletzung des Reichs­ rechts gestützt wird. Entsch. d. Kammerger. II. m. Maßgebend ist das den Gegenstand der Unter­ suchung bildende Delikt, und zwar dasjenige, welches das anzufechtende Urtheil festgestellt, nicht etwa, welches die Anklage oder das erstinstanzliche Urtheil als vorliegend angenommen hat. Entsch. d. Kammerger. II. 198.

§ 51—57.

(Weitere Beschwerde in nicht strafrechtlichen Angelegenheiten.)

Neunter Titel. Staatsanwaltschaft. § 58. Die bestehenden staalsanwaltschafllichen Behörden werden aufgehoben. Die Zuständigkeit derselben in den Angelegenheiten, welche durch die Deutschen

53. Aussührungsgeseh z. Deutschen Gerichtsversassungsgesetz v. 24. April 1878.

851

Prozeßordnungen nicht betroffen werden, geht, insoweit nicht besondere Bestimmungen gegeben sind, in dem Umfange, in welchem sie in den einzelnen Landestheilen bisher bestanden hat, auf die Staatsanwaltschaften bei den ordentlichen Landes­ gerichten über. § 59. Die ersten Beamten der Staatsanwaltschaft bei den Oberlandesgerichten führen den Amtstitel Oberstaatsanwalt, die ersten Beamten der Staatsanwalt­ schaft bei den Landgerichten den Amistitel Erster Staatsanwalt. Die übrigen Beamten der Staatsanwaltschaft bei den Oberlandesgerichten und den Landgerichten führen den Amtstitel Staatsanwalt. § 60. ernannt.

Die Oberstaatsanwälte und die Staatsanwälte werden vom Könige

§ 61. Beamte.

Die Oberstaatsanwälte und die Staatsanwälte sind nicht rid)terlid^e1

1 Vgl. jedoch § 149 Abs. 2 G.VG.

§ 62.

Die Amtsanwälte werden auf Widerruf ernannt.1

1 Disziplin: G. v. 9..'4. 79 (G.S. 345) § 15. Geschäftsanweisung: J.B. v. 26/8. 79 (J.M.Bl. 260). Tagegelder und Reisekosten: J.B. v. 20./2. 80 (J.M.Bl. 38).

§ 63. Die Geschäfte des Amtsanwalts können von dem Justizminister einem Staatsanwalt, einem Gerichtsaffeffor, sofern derselbe nicht gleichzeitig mit richter­ lichen Geschäften in Strafsachen betraut wird, oder einem Referendar übertragen werden. Insoweit diese Befugniß nicht zur Anwendung kommt, erfolgt die Er­ nennung des Amtsanwalts durch den Oberstaatsanwalt nach Anhörung des Re­ gierungspräsidenten (Landdrosten). § 64. Vorsteher der Gemeindeverwaltung am Sitze des Amtsgerichts sind verpflichtet, die Geschäfte eines Amtsanwalts zu übernehmen, sofern nicht die örtliche Polizeiverwaltung Königlichen Behörden übertragen ist. Wird von der Gemeindebehörde eine andere geeignete Person in Vorschlag gebracht, welche zur Uebernahme dieser Geschäfte bereit ist, so fällt die Verpflichtung des Vorstehers der Gemeindeverwaltung fort. Neben dem Vorsteher der Gemeindeverwaltung ist auf Antrag der Gemeinde­ behörde eine von dieser vorgeschlagene geeignete Person zum Stellvertreter des Amisanwalts zu bestellen. Ueber die Vertheilung der Geschäfte entscheidet der Vorsteher der Gemeindeverwaltung. § 65. Die Kosten, welche aus der Führung der Amtsanwaltsgeschäfte er­ wachsen, fallen in jedem Falle dem Staate zur Last. Die nach § 64 ernannten Amtsanwälte erhalten für ihre persönliche Mühwaltung und zur Deckung der sächlichen Kosten eine als Pauschquantum festzusetzende Entschädigung. § 66. Im Falle der Verhinderung eines Beamten der Staatsanwaltschaft ist für Geschäfte, welche keinen Aufschub gestatten, nöthigenfalls von dem Vorstande des Gerichts ein Vertreter zu bestellen. Zur Uebernahme einer solchen Vertretung sind die Beamten des Gerichts, einschließlich der Richter, verpflichtet. § 67. Mit der einstweiligen Wahrnehmung von Geschäften der Staats­ anwaltschaft bei den Oberlandesgerichten und den Landgerichten können nur zum Richteramte befähigte1 Personen beauftragt werden. 1 §§ 2—5 G.V.G.

§§ l, 2 dieses Ges.

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53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz v. 24. April 1878.

Zehnter Titel. Kerictztsschreiöer. §§ 68—72.

(Strafrechtlich ohne Interesse)

(Elfter Titel. Kerrchlsvoetzieher. §§ 73—76

(Strafrechtlich ohne Interesse).

Zwölfter Titel. Justizverwatlung. § 77. Die Vorstände der Gerichte und der Staatsanwaltschaften sind nach näherer Bestimmung des Justizministers die Organe desselben bei den Geschäften der Justizverwaltung. Sie können bei Erledigung dieser Geschäfte die Mitwirkung der ihrer Aussicht unterstellten Beamten in Anspruch nehmen. § 78. Das Neckst der Aussicht1 steht zu: 1) dem Justizminister hinsichtlich sämmtlicher Gerichte und Staatsanwalt­ schaften; 2) dem Präsidenten des Oberlandesgerichts hinsichtlich dieses Gerichts, sowie der Gerichte des Bezirks; 3) dem Präsidenten des Landgerichts hinsichtlich dieses Gerichts, sowie der Gerichte des Bezirks; 4) dem Oberstaatsanwalt und dem Ersten Staatsanwalt hinsichtlich der Slaatsanwaltschasten ihres Bezirks; 5) dem ersten Beamten der Staatsanwaltschaft bei einem Amtsgerichte hin­ sichtlich dieser Staatsanwaltschaft. Das Recht der Aufsicht erstreckt sich auf alle bei den bezeichneten Behörden angestellten oder beschäftigten Beamten. V.

1 Vgl. § 80, und im Uebngen die Diszrplinargesetze v. 7./5 51 (G.S 250), v. 21 /7. 52 (G.S. 495), 26./3. 56 (G.S. 643), V. 9./4. 79 (G.S. 345).

§ 79. Bei den nur mit einem Richter besetzten Amtsgerichten steht dem Amtsrichter die Aufsicht über die bei dem Amtsgerichte angestellten oder beschäftigten Beamten zu. Bei den mit mehreren Richtern besetzten Amtsgerichten ist die Aufsicht über die bei denselben angestellten oder beschäftigten nicht richterlichen Beamten durch den Justizminister einem der Richter zu übertragen. § 80. In dem Recht der Aussicht liegt die Befugnis;, gegenüber nicht richter­ lichen Beamten die ordnungswidrige Ausführung eines Amtsgcschäfts zu rügen und die Erledigung eines Amisgeschäfts durch Ordnungsstrafen bis zum Gesammtbetrage von einhundert Mark zu erzwingen. Der Festsetzung einer Strafe mus; die Androhung derselben vorausgehen. Ob und in welchem Umfange gleichartige Befugnisse gegenüber richterlichen Beamten zur Anwendung gelangen, bleibt der Bestimmung des ^§§^1^1:= gesetzes * vorbehalten. 1 Vgl. § 23 G. v. 9./4. 79 (G.S. 345).

53. Ausführungsgesetz z. Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz v. 24. April 1878. § 81.

853

Die int § 80 bezeichnete Befugniß steht ferner zu:

1) den Staatsanwaltschaften bei den Oberlandesgerichten und bei den Landgerichten hinsichlich derjenigen Beamten des Polizei- und Sicher­ heitsdienstes, welche Hülfsbcamte der Staatsanwaltschaft ftitb,1 mit Ausnahme solcher Beamten, welche ihr Amt als Ehrenamt versehen 2) den in Gemäßheit des § 73 zu bestimmenden Beamten hinsichtlich der Gerichtsvollzieher.3 1 § 153 © V.G., MV. v. 15 /9. 79 (I M.Bl. 349). 2 Vgl. hinsichtlich letzterer § 61 G. v. 26./7. 76 (G.S. 297). 3 § 39 Gerichtsvollzieherordnung v. 14./7. 79 (Anl. z. J.M.Bl. Nr. 30).

§ 82. Die Bestimmungen, nach welchen Gerichtsbeamte zum Ersatz von Schäden und Kosten im Aufsichtswege angehalten werden können, werden aufge­ hoben. Die Vorschriften über die Feststellung und den Ersatz der Äaffcnbcfefte1 bleiben unberührt. 1 V. v. 24 /l. 44 (G.S. 52), V. 23./9. 67 (G.S. 1619).

§ 83.

(Aufsicht über besondere Gerichte.)

§ 84. (Verpflichtung der Gerichte und Staatsanwaltschaften, Gutachten ab zugeben.)

§ 85. Beschwerden, welche Angelegenheiten der Justizverwaltung, insbesondere den Geschäftsbetrieb und Verzögerungen betreffen, werden im Aufsichtswege erledigt. § 86. (Vertretung des Fiskus in bürgerlichen Rechts st rertigkeiten, welcheAng elegenHerten der Justizverwaltung betreffen.)

Dreizehnter Titel. Aechlshülfe. § 87. (Angelegenheiten, welche zur ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören.)

Vierzehnter Titel. HeffenMchkeit und Sihungspotizer. § 88. (Angelegenheiten, welche zur oroentlichen streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören.)

§ 89. Richter, Staatsanwälte und Gerichtsschreiber tragen in den öffentlichen Sitzungen eine von dem Justizminister zu bestimmende Amtsiracht.1 Dieselbe Vorschrift findet Anwendung auf die in den öffentlichen Sitzungen der Oberlandesgcrichte und Landgerichte auftretenden Rechtsanwälte. 1 A.O. v. 4./7. 79 und J.V. v. 12.,'7. 79 (J.M.Bl. 172).

Fünfzehnter Titel. ZZerathung und Abstimmung. § 90. (Angelegenheiten, welche zur ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören.)

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54.- Schiedsmannsordnung v. 29. März 1879.

Sechzehnter Titel. Kerichtsferien. § 91. (Angelegenheiten, welche zur ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit nicht gehören.)

Liebenzehnter Titel. Schlußvestimrnungen. §§ 92—105. (Anhängige Sachen, Verwendung der vorhandenen Beamten) §§ 106—109.

(Abänderung strafrechtlich nicht interessirender Gesetze.)

§ 110. Die Gerichtsbarkeit der Disziplinargerichte und der Militärgerichte, sowie die gesetzlichen Bestimmungen über Kriegsgerichte werden von den Vor­ schriften dieses Gesetzes nicht berührt. § 111. (Freiwillige Gerichtsbarkeit der Auditeure.) § 112. Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Deutschen Gerichtsverfassungs­ gesetze in Kraft.1 1 § 1 E.G. z. G.V.G.

54. Schtedsnmnnsordmrttg. Vom 29. März 1879 (G.S. 321). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie Ausführungsbestimmungen: M.B. v. 27,/s 79 (J.M.Bl. 304. B.M Bl. 209). S- auch J.M.Bl. 1880 S. 62, 1881 S. 42, 1882 S. 87.

Erster Abschnitt. Aas Amt der Schiedsmänner. § 1. Zur Sühnevcrhandlung * über streitige Rechtsangelegenheiten2 ist für jede Gemeinde ein Schiedsmann zu bestellen. Kleinere Gemeinden können mit anderen Gemeinden zu einem Schiedsmannsbezirke vereinigt, größere Gemeinden in mehrere Bezirke getheilt werden. Selbstständige Gutsbczirke werden den Gemeinden gleichgeachtet. Abs. 3: (Verwaltungsbehörden für die Abgrenzung d>r Bezirke.) 1 Zur gütlichen Schlichtung; im Gegensatz zu den Schiedsrichtern also nicht zur Entscheidung. 1 In Strafsachen nur im Fall des § 33.

§§ 2—6. (Befähigung, Bestellung der Schiedsmänner, haben bei Aus­ übung des Amtes die Rechte der Beamten.) § 7. Das Recht der Aussicht über einen Schiedsmann steht zu: 1) dem Justizminister hinsichtlich sämmtlicher Schiedsmänner; 2) dem Oberlandesgerichts-Präsidenten hinsichtlich der in dem Oberlandes­ gerichtsbezirk wohnenden Schiedsmänner; •

54. Schiedsmannsordnung v. 29. März 1879.

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3) dem Präsidenten des Landgerichts hinsichtlich der in' dem Landgerichts­ bezirk wohnenden Schiedsmänner. In dem Rechte der Aufsicht liegt die Befugniß, die ordnungswidrige Aus­ führung eines Schiedsmannsgeschästes zu rügen.1 Beschwerden, welche den Geschäftsbetrieb oder Verzögerungen betreffen,2 werden int Aufsichtswege erledigt. 1 Wertere Ordnungsstrafen sind also ausgeschlossen. 4 Vgl. auch § 22 Abs. 3.

§§ 8—10.

Komm.Ber. d. AH. 1707.

(Ablehnung oder Niederlegung des Amtes. Enthebung.)

§ 11. Jeder Schiedsmann erhält einen Stellvertreter. Die Stellvertretung kann dahin geordnet werden, daß bestimmte Schiedsmänner sich wechselseitig vertreten. Bei vorübergehender Behinderung oder gleichzeitiger Erledigung des Amtes des Schiedsmanns und des Stellvertreters ist die Aufsichtsbehörde1 ermächtigt, die einstweilige Wahrnehmung der Geschäfte einem benachbarten Schiedsmanne oder Stellvertreter zu übertragen. Aus die Stellvertreter finden die §§ 2 bis 10 entsprechende Anwendung. 1 § 7.

Zweiter Abschnitt. Are Sühneverhandlung über bürgerliche1 Nechtsstrerligketten. 1 Vgl. § 34.

§ 12.

Deshalb ist auch dieser Abschnitt hier aufgenommen.

(In bürgerlichen Nechtsstreitigkeiten findet eine Sühneverhandlung

Der Schiedsmann hat sich der Sühncverhandlung auf Antrag einer oder beider Parteien zu unterziehen. Zur Stellung dieses Antrages ist keine Partei verpflichtet.1

nur über vermögenLrechtliche Ansprüche statt.)

(In Nechtsstreitigkeiten. deren Entscheidung den Auseinandersetzungsbe« Hörden zusteht, findet eine Sühneverhandlung durch Schiedsmänner nicht statt.) 1 Nothwendige Stthneverhandlung nur im Fall des § 420 St.P.O.

§ 13. Für die Sühneverhandlung ist der Schiedsmann zuständig, in dessen Bezirk der Gegner des Antragstellers seinen Wohnsitz hat. Ein an sich unzuständiger Schiedsmann wird jedoch durch ausdrückliche oder stillschweigende Vereinbarung der Parteien zuständig.1 1 Im Fall der nothwendigen Sühne (§ 420 St.P.O.) ist Abs. 2 unanwendbar.

§ 35.

§ 14. Zu einer amtlichen Thätigkeit außerhalb seines Amtsbezirks ist der Schiedsmann nur im Falle der Stellvertretung (§ 11) befugt. § 15. Der Schiedsmann ist von der Ausübung seines Amtes kraft Gesetzes ausgeschlossen: 1) in Sachen, in welchen er selbst Partei ist oder in Ansehung welcher er zu einer Partei in dem Verhältniß eines Mitberechtigten, Mitverpflichteten oder Regreßpflichtigen steht; 2) in Sachen seiner Ehefrau, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht; 3) in Sachen einer Person, mit welcher er in gerader Linie verwandt, ver­ schwägert oder durch Adoption verbunden, in der Seitenlinie bis zum dritten Grade verwandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert ist, auch wenn die Ehe, durch welche die Schwägerschaft begründet ist, nicht mehr besteht;

54. Schiedsmannsordmmg v. 29. März 1879.

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4) in Sachen, in welchen er als Prozeßbevollmächtigter oder Beistand einer Partei bestellt oder als gesetzlicher Vertreter einer Partei aufzutreten berechtigt ist oder gewesen ist. § 16.

Der Schiedsmann soll die Ausübung seines Amtes ablehnen:

1) wenn er der Sprache der Parteien nicht mächtig ist; 2) wenn zur Gültigkeit der Willenserklärung der Parteien dem Gegen­ stände nach die gerichtliche oder notarielle Form ausschließlich er­ fordert wird; 3)1 wenn die Parteien dem Schiedsmanne nicht bekannt sind und auch nicht nachweisen können, daß sie diejenigen sind, wofür sie sich ausgeben; 4)1 wenn Bedenken gegen die Geschäfts- oder Verfügungsfähigkeit der Parteien oder gegen die Legitimation der gesetzlichen Vertreter der­ selben bestehen; 5) * wenn eine Partei blind oder taubstumm ist; 6)1 wenn eine Partei taub oder stumm ist und mit derselben eine schristliche Verständigung nicht erfolgen kann. 1 Nr. 3—6 nicht anwendbar tm Fall der nothwendigen Luhneverhandlung.

§ 36.

§ 17. Der Schiedsmann kann die Ausübung seines Amtes ablehnen: 1) wenn seine Zuständigkeit lediglich auf der Vereinbarung der Parteien beruht; 2)1 wenn ihm die streitige Angelegenheit zu weitläufig oder zu schwierig erscheint. Beschwerde gegen die Ablehnung findet nicht statt. 1 Nr. 2 nicht anwendbar tm Fall der nothwendigen Sühneverhandlung.

§ 36.

§ 18. Die Vertretung der Parteien durch Bevollmächtigte ist unzulässig. Gemeinden und Korporationen dürfen sich jedoch durch Bevollmächtigte aus ihrer Mitte vertreten lassen. § 19. Beistände der Parteien, mit Ausnahme der Beistände von Personen, welche des Lesens oder Schreibens nicht mächtig sind,1 können vom Schiedsmanne in jeder Lage der Verhandlung zurückgewiesen werden. 1 Vgl. § 27 Abs. 2.

§ 20. Der Antrag auf Sühneverhandlung kann bei dem Schiedsmanne schriftlich eingereicht- oder mündlich zu Protokoll gegeben werden.1 Derselbe muß den Namen, Stand und Wohnort der Parteien, eine allgemeine Angabe des Gegen­ standes der Verhandlung und die Unterschrift des Antragstellers enthalten. 1 Die Parteien können auch ohne Weiteres persönlich zur Sühne erscheinen.

Mot. 27.

§ 21. Der Schiedsmann vermerkt auf dem Antrage oder einer Anlage des­ selben Zeit und Ort des Termins zur Verhandlung unter Androhung der Strafe für unentschuldigtes Ausbleiben (§ 22) und übergiebt das Schriftstück dem An­ tragsteller zur Behändigung an den Gegner oder läßt diesem das Schriftstück — unter entsprechender Benachrichtigung des Antragstellers — in zuverlässiger Weise zustellen.1 1 Für den Fall der nothwendigen Sühneverhandlung vgl. § 37 Abs. l.

§ 22. Eme Partei, welche vor dem zuständigen Schiedsmanne in dem an­ beraumten Termine nicht erscheinen will oder kann, muß solches spätestens an dem dem Terminstage vorhergehenden Tage bei dem Schiedsmanne anzeigen.

54.

Schiedsmannsordnung v. 29. März 1879.

857

Ist eine solche Anzeige nicht erstattet, so kann der Schiedsmann gegen die im Termine ausgebliebene Partei eine Geldstrafe von fünfzig Pfennigen bis zu einer Mark festsetzen. Beschwerden gegen die Festsetzung werden im Aussichrswege1 erledigt. 1 § 7.

§ 23. Die Verhandlung der Parteien vor dem Schiedsmanne ist eine münd­ liche. Der Schiedsmann hat Sorge zu tragen, daß dieselbe ohne Unterbrechung zu Ende geführt werde; erforderlichenfalls hat er den Termin zur Fortsetzung der Verhandlung sofort zu bestimmen. § 24. Der Schiedsmann kann im Einverständnisse mit den Parteien Zeugen und Sachverständige, welche freiwillig vor ihm erschienen sind, hören. Zur Beeidigung eines Zeugen oder Sachverständigen und zur Abnahme eines Parteieides ist der Schiedsmann nicht befugt. § 25. Kommt ein Vergleich zu Stande, so ist derselbe zu Protokoll fest­ zustellen. Das Protokoll wird in der Sprache der Parteien, und wenn nur eine Partei der deutschen Sprache mächtig ist, in dieser und der fremden Sprache aufgenommen. Das Protokoll enthält: 1) den Ort und die Zeit der Verhandlung; 2) die Namen der erschienenen Parteien, gesetzlichen Vertreter, Bevoll­ mächtigten und Beistände, sowie die Angabe, wie dieselben ihre Legiti­ mation geführt haben; 3) den Gegenstand des Streits; 4) die Verabredung der Parteien. Kommt ein Vergleich nicht zu Stande, so hat der Schiedsmann hierüber einen kurzen Vermerk aufzunehmen. § 26. Das Protokoll ist den Parteien vorzulesen oder zur Durchsicht vorzu­ legen. In dem Protokolle ist zu bemerken, daß dies geschehen und die Geneh­ migung erfolgt sei. § 27. Das Protokoll ist von den Parteien und dem Schiedsmanne durch Namensunterschrift zu vollziehen. Jede Partei, welche nicht unterschreiben kann, muß einen Beistand wählen, welcher für sie die Verhandlung mit seiner Namensunterschrist vollzieht oder die von ihr beigefügten Handzeichen beglaubigt. Der Schiedsmann hat dabei zu vermerken, von welcher Partei und aus welchem Grunde die eigenhändige Unter­ schrift unterblieben ist. § 28. Die Protokolle werden der Zeitfolge nach in ein ausschließlich dazu bestimmtes Buch (Protokollbuch) eingeschrieben und mit einer fortlaufenden Nummer versehen. Vollgeschriebene Protokollbücher sind an das Amtsgericht, in dessen Bezirk der Schiedsmann wohnt, zur Aufbewahrung abzugeben. § 29. Die Parteien oder deren Rechtsnachfolger erhallen auf Verlangen Ab­ schrift oder Ausfertigung des Protokolls. § 30. Die Ausfertigung besteht aus der mit dem Ausfertigungsvermerke versehenen Abschrift des Protokolls. Der Ausfertigungsvermerk muß die Angabe des Orts und der Zeit der Aus-

54. Schiedsmannsordnung v. 29. März 1879.

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fertigung und die Bezeichnung Desjenigen, für welchen die Ausfertigung ertheilt wird, enthalten und mit der Unterschrift und dem Amtssiegel des Schiedsmanns versehen sein. § 31. Die Ausfertigung wird von dem Schiedsmanne ertheilt, welcher die Urschrift des Protokolls verwahrt. Derselbe hat vor der Aushändigung auf der Urschrift des Protokolls zu vermerken, wann und für wen die Ausfertigung ertheilt worden ist. Befindet sich das Protokollbuch in der Verwahrung des Amtsgerichts (§ 28), so wird die Ausfertigung von dem Gerichtsschreibcr desselben ertheilt. § 32. Aus den vor einem Schiedsmanne geschlossenen Vergleichen findet die gerichtliche Zwangsvollstreckung statt. Die Vorschriften der Deutschen Civilprozeßordnung über die Zwangsvoll­ streckung aus notariellen Urkunden finden hierbei entsprechende Anwendung. In den Fällen der §§ 664, 665 der Deutschen Civilprozeßordnung ist die vollstreckbare Ausfertigung nur auf Anordnung des Amtsgerichts zu ertheilen, in dessen Bezirke' der Schiedsmann den Wohnsitz hat.

Dritter Abschnitt. Ire Sühneverhandlurig üöer Beleidigungen und Körperverletzungen. § 33. Bei den nur auf Antrag zu verfolgenden Beleidigungen1 und Körper­ verletzungen 2 ist der Schiedsmann die zum Zwecke der Sühneverhandlung zuständige Vergleichsbehörde.3 1 §§ 185—187, 189 (vgl. § 194) St.G.B. * §§ 223, 230 Abs. 1 (vgl. § 232) St.G.B. 3 Kommt der Vergleich zu Stande, so ist damit das Recht des Verletzten, die Privatklage zu erheben, beseitigt. Das Recht der öffentlichen Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft, sowie der hierzu erforderliche Antrag des Verletzten bleiben dagegen an sich unberiihrt. Es gelten die all­ gemeinen Vorschriften §§ 61, 64. 194, 232 St.G.B. — Das selbstständige Recht dritter Personen auf Strafverfolgung (vgl. §§ 189, 195, 196, 232 Abs. 3 St.G.B.) bleibt natürlich gänzlich unberührt.

§ 34. Auf die Sühneverhandlung über Beleidigungen und Körperverletzungen finden die Vorschriften des zweiten Abschnitts mit den in den nachfolgenden Para­ graphen enthaltenen Abweichungen1 entsprechende Anwendung. 1 Die Abweichungen betreffen nur den Fall der nothwendigen Sühneverhandlung (§ 420 St.P.O.), nicht also die Fälle, wenn Körperverletzungen oder § 196 St.G.B. in Frage stehen.

§ 35. Soweit nach der Vorschrift des § 420 der Deutschen Strafprozeß­ ordnung vor Erhebung der Privatklage wegen Beleidigungen nachgewiesen werden muß, daß die Sühne erfolglos versucht worden, ist für diesen Vergleichsversuch' der Schiedsmann, in dessen Bezirk der Beschuldigte wohnt, ausschließlich2 zuständig. 1 Hat die Sühne Erfolg, so gilt auch hier § 13 Abs. 2; ebenso allgemein bei Körperverletzungen und im Fall des § 196 St.G.B.

2 S. aber § ll.

§ 36. Bei der nach § 420 der Deutschen Strafprozeßordnung erforderlichen Sühncverhandlung1 darf der zuständige Schiedsmann die Allsübung seines Amtes aus den in § 16 Nr. 3 bis 6 und § 17 Nr. 2 angegebenen Gründen nicht ablehnen. Er hat, wenn bei einer Partei einer der im § 16 Nr. 3 bis 6 angegebenen Umstände vorliegt, dies in dem Protokolle zu vermerken.2 Gegen eine solche Partei findet die Zwangsvollstreckung aus einem aufgenommenen Vergleiche nicht statt.

54. Schiedsmannsordnung v. 29. März 1879.

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1 Anders bei Körperverletzungen und Int Fall des § 196 St G.B. 2 Etwaige Einwendungen z. B. hinsichtlich der Identität (§ 16 Nr. 3) sind bei der gerichtlichen Verlhandlung zu prüfen.

§ 37. Die Ladung * zu der nach § 420 der Deutschen Strafprozeßordnung erforderlichen Sühneverhandlung2 ist den Parteien durch den Schiedsmann oder in (anderer zuverlässiger Weise zuzustellen.3 Erscheint der Antragsteller in dem Termine nicht, so findet eine Sühneverhandlung nicht statt. Erscheint der Beschuldigte nicht, so wird angenommen, daß er sich auf die Sühnevcrhandlung nicht einlassen wolle. 1 schriftliche oder mündliche. Komm.Ber. d. A.H. 1713. — § 22 gilt aber nur im Fall der Be­ obachtung des § 21. 2 Ber Körperverletzungen und im Fall des § 196 St.G.B. gelten ausschließlich die §§ 21, 22. 3 Die dreimonatige Antragsfrist wird dadurch nicht gewahrt. Annalen des Reichsgerichts II. 291.

§ 38. Eine Bescheinigung über die Erfolglosigkeit des Sühneversuchs kann nur ertheilt werden, wenn der Antragsteller im Termine erschienen ist. Die Bescheinigung muß mit der Unterschrift und dem Amtssiegel des Schiedsmanns versehen sein. Sie soll die Angabe der Zeit der Beleidigung und der Anbringung des Antrags, sowie des Orts und der Zeit der Ausstellung enthalten. Ueber die Verhandlung und die Ausstellung der Bescheinigung hat der Schieds­ mann im Protokollbuche einen Vermerk aufzunehmen. § 39. Für Privatklagen gegen Studirende kann der Justizminister im Ein­ verständnisse mit dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheitcn bestimmen, daß der nach § 420 der Deutschen Strafprozeßordnung erforderliche Sühneversuch nicht von dem Schiedsmanne, sondern von einer anderen Vergleichsbehörde1 vorzunehmen sei. 1 Dem Rektor (Prorektor) und in dessen Vertretung von dem Universitätsrichter (Syndikus). J.V. v. 22./S. 79 (J.M.Bl. 251).

Vierter Abschnitt. Kosten und Stempel. §§ 40—47.

(Strafrechtlich ohne Interesse.)

Fünfter Abschnitt. Schtußvestimmungen. § 47. Die Vorschriften dieses Gesetzes, welche sich auf die Ausfertigung und Vollstreckung der abgeschlossenen Vergleiche beziehen, finden auch auf solche Ver­ gleiche Anwendung, welche vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes von einem Schiedsmanne zu Protokoll genommen worden sind. § 48. Die aus Grund der bisherigen Vorschriften berufenen Schiedsmänner haben bis zum Ablaufe ihrer Amtspcriode ihre Thätigkeit in Gemäßheit des gegenwärtigen Gesetzes fortzusetzen. In denjenigen Landestheilen, in welchen das Institut der Schiedsmänner bisher nicht eingeführt worden ist, haben bis zum Amtsantritte der in Folge dieses Gesetzes zu berufenden Schiedsmänner die Amtsgerichte die Geschäfte der Vergleichsbehörde bei Beleidigungen (§ 420 der Strafprozeßordnung) wahrzu­ nehmen. § 49.

Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Deutschen Gerichtsverfassungs-

860

55. Gesetz, betr. d. Besteuerung d. Wanderlagerbetriebes, v. 27. Febr. 1880.

gesetze in Kraft. Mit der Ausführung werden der Justizminister und der Minister des Innern beauftragt.1 1 Vgl. Sinnt, zur Ueberschrift.

55. Gesetz» betreffend die Sestenerimg des Manderlngrrdetriedes. Vom 27. Februar 1880 (©.©. 174). Gesetzeskraft für den ganzen Umfang der Monarchte.

§ 1.1 Wer außerhalb seines Wohnortes und ohne Begründung einer gewerb­ lichen Niederlassung die Waaren eines Wanderlagers 2 von einer festen Verkaussftätte2 aus feilbieten will. hat^ vom 1. April 1880 ab neben und unabhängig von der Steuer für beit Gewerbebetrieb im Umherziehen (Gesetz vom 3. Juli 1876, Gesetz-Samml. S. 247) in jedem Orte, an welchem er das Geschäft betreibt oder durch Vermittelung eines daselbst einheimischen Verkäufers oder Auktionators betreiben läßt, eine nach den folgenden Vorschriften für die Gemeinden beziehungs­ weise Kreise zu erhebende Steuer^ zu entrichten. ^ Durch die Erfüllung der gesetzlichen Förmlichkeiten der Begründung des Wohnsitzes oder einer gewerblichen Niederlassung wird der Inhaber eines Wander­ lagers von der Entrichtung der Steuer nicht befreit, wenn die begleitenden Um­ stände erkennen lassen, daß die Förmlichkeiten behufs Verdeckung des Wanderlagerbetriebes erfüllt sind. * Das Veranstalten einer Auktion von Waaren eines Wanderlagers wird dem Feilbieten derselben gleich geachtet. ^ 1 Gew.O. § 65 (oben S. 292) nebst Anm. 2 S. insbes. Anm. 9 zu § 55 Gew.O. u. Entsch. d. Kammerger. II. 236. 8 auch wenn der Verkäufer die feilgebotenen Sachen (z. V. Brillen) zum Gebrauche erst zurichtet und dem Bedürfnisse der Abnehmer anpaßt. Entsch. d Kammerger II 238. 4 § 4, Ausnahme § 3 6 > des Belage­ rungszustandes 171. Trunkenbolde 269, 260. Trunkenheit im Schiffsdienst 603. Trunksucht, Versagung des Legitimationsscheins 293. Truppenbewegung, Verbot der Veröffentlichung 642. Truppenzusammenziehung, Feilbieten von Waa­ ren bei T. 829. Tuchwaaren, Zoll 416. Turnunterricht, Gewerbe 287. Tusche, Zoll 397.

ir. Übergangsbestimmungen, landesgesetzliche zum Strafgesetzbuch 186. Überschwemmung 238, 249. Uebertragung von Geschäften auf die ordentlichen Gerichte 1, 2; unbeweglicher Gegenstände an Kor­ porationen und andere juristische Personen 789. Uebertretung 188; zuständiges Gericht 7, 257; Umwandlung von Geldstrafen in Haft 208; von Verboten beim Belagerungszustände 172; von Polizeiverordnungen 261, 316, durch die Presse 695; bei Kriegsleistungen 660; bett. Brannt­ weinsteuer 680; der Zollgesetze 727, 728, 731; der Vorschriften betr. Verkehr auf Kunststraßen 736; betr. Hege- und Schonzeit 756; bergpolizeilicher Vorschriften 784, 765; fischereipolizeilicher Vorschriften 821; des Feld- und Forstpolizeigesetzes 864; vorläufige Straffestsetzung 771. Ueberversicherung 724. Ueverweisung von Sachen seitens der Straf­ kammern an Schöffengerichte 16. Uhren, Zoll 405. Umherlaufen von Hunden 674. Umherziehen, Gewerbebetrieb im U. 292, 293, 828, 828, 633; Strafbestimmung 314; Handel mit Druckschriften im U. 651. Umladung von Eisenbahn-Frachtgütern m Leichter­ schiffe 367. Umsturz der Staats- und Gesellschaftsordnung 647; Umwandlung von Geldstrafen m Freiheitsstrafe 132, 238, 164, 203, 807. Unanfechtbare Entscheidungen 10, 12, 16, 19, 41, 78, 81, 83, 97, 108, 116. Unbescholtenheit 773, 775. Unbewegliche Gegenstände, s. Uebertragung. Unbrauchbarmachung von Gegenständen 60; von Brücken und Eisenbahnen 206.

923

Unfähigkeit zum Eisenbahn- und Telegraphendienst 260; s. a. Schöffen und Geschworene. Unfug, grober 258; an Hoheitszeichen und Zeichen der Autorität 209, 216; in Kirchen 221; an einem Grabe 221. Ungehorsam gegen Gesetze und Verordnungen 210; beurlaubter Militärpersonen bei Militärgerichten 164. Unglücksfälle von Militärpersonen 168; Unter­ brechung des Fabrikbetriebs 310; bei Bergwerken 763. Universaltitel bei Vermächtnissen 804. Universalvermächtniß 804. Universitäten, Erbfall 810. Universitätslehrer, Befähigung zum Richteramt 4. Unkraut, Werfen auf Chauffeen 740. Unrath, Werfen von Unrath 261; auf Chauffeen 740; auf Grundstücke 868. Unsittlichkeit, Förderung 286. Unteragent für Beförderung von Auswanderern 773. Unterbrechung der Hauptverhandlung 86; bei Schwurgerichten 99. Unterdrückung wahrer Thatsachen 239. Unterkommen, Verschaffung binnen einer Frist 269. Unternehmer öffentlicher Versammlungen 760, 761; von Versicherungsanstalten 775; öffentl. Schlacht­ häuser 786. Unternehmungen, gemeinschädliche und gemein­ gefährliche 765. Unteroffiziere, Zustellung an diese 43; s. a. Militärpersonen und Soldatenstand. Unterrichtswesen untersteht nicht der Gewerbe­ ordnung 280. Untersagung der Benutzung gewerblicher Anlagen 291. Unterscheidungssignal der Schiffe 288; Anzeige 617. Unterschiebung von Kindern 221. Unterschlagung 236; durch Beamte 256; Zu­ ständigkeit der Schöffengerichte 7. Unterschleife von Steuergefällen 676; von Stem­ peln u. a. 700. Unterschrift der Urtheile 97; kriegsgerichtlicher Urtheile 174; für Genossenschaften 621; durch den Liquidator 623; bet Aktiengesellschaften 631; des schiedsmännischen Protokolls 667. Unterstützung von Wittwen und Waisen der Zoll­ beamten 732; der Polizei- und Steuerbeamten 747. Untersuchung, Eröffnung 72, 73; in Mllitärsachen 167 ff.; Abgabe an die ordentlichen Gerichte 175; Anwendung von Zwangsmitteln 254; bei Postund Portodefraudationen 324, 325; im Postver­ waltungswege 324; durch das Seemannsamt 699, 606; von Steuervergehen 680; in Zollstrafsachen 728; bei unbefugtem Handel mit Stempelpapier u. a. 700; bei Chausseepolizeiübertretungen 745; bei Jagdpolizeiilbertretungen 755; bei Gewerbe­ steuerübertretungen 835, 836; — u. von Schlacht­ vieh und frischem Fleisch 787; zur Fischzucht 832, 826; der Rebkulturen 838.

Sachregister.

924

Verbrechen, Begriff 188; Zuständigkeit der Straf­ Untersuchungsarten, s. Akten. kammern 15; Schwurgerichte 17; Untersuchungs­ Untersuchungshaft 64 ff., 82; Anrechnung aus Freiheitsstrafen 136, 199; Kosten ho.

Untersuchungshandlungen 75, 78. Untersuchungsrichter, Bestellung 13, 14; darf nicht Mitglied des erkennenden Gerichts fein 40; Ablehnung 41; Beschwerde gegen dessen Ver­ fügung 14; Bestrafung von Zeugen wegen Aus­ bleiben? 61; Justizverweigerung 55; Erlaß von Haftbefehlen und Auferlegung der Sicherheits­ leistung 67: Ermittelungen 76; Vorunter­ suchung 78. Untreue 240. Unzucht von Beamten mit ihnen anvertrauten Personen 223; durch Aerzte und Medlzinalpersonen in Gefängnissen und Anstalten 223; wider­ natürliche zwischen Mensch und Thier 223; an Frauenspersonen 223; mit Personen unter 14 Jahren 223; Borschubleistung 224; Zuständigkeit der Strafkammern 15. Unzuständigkeit, Einwand 39; Erklärung 95. Unzuverlässigkeit emes Unternehmers 205. Urheberrecht bei Schriftwerken 618ff.; bei Werken der bildenden fünfte 532 ff. Urkunden, Verlesung in der Hauptverhandlung 90; Verfälschung als Grund zur Wiederaufnahme 117, 118; Mittheilung und öffentliche Bekanntmachung geheimzuhaltender R. 206; Vernichtung, Ver­ fälschung und Unterdrückung 242, 207, 216; durch Beamte 255; Fälschung 241,807; Gebrauch falscher 1L 242; unbefugte Oeffnung 246; der Gerichts­ vollzieher, Stempelpflicht 711; über Erbschaftsanfall 806. Urlaubsertheilunge«, stempelfrei 7ii. Urlisten für Schöffen 10; für Geschworene 18. Urtheile 92 ff.; Unterzeichnung und Ausfertigung 97; Verlesung der U. I. Instanz in der Be­ rufungsinstanz in; Aenderung durch Berufung 112, Revision li. S./7. 73 (N-G.Bl. 233). Es ist nicht strafbar, über die gesetzliche Maximalgrenze Scheidemünze, oder in Banknoten oder Reichskassenscheinen zu zahlen — wenn der Arbeiter damit einverstanden ist; da in diesen Fällen immerhin Baarzahlung in Neichswährung vorliegt. 5 nicht unbedingt stets an die Arbeiter, die Zahlung an den Cessionar oder an den Vater des jugendlichen Arbeiters ist nicht strafbar, E. VII. 197; auch die Kompensation ist nicht unbedingt verboten. 0 wohl aber gegen Baarzahlung verkaufen. 7 nicht bloße Genußmittel. b S. zu § 115 auch Anm. 3 zu § 106.

§ 116? Arbeiter, deren Forderungen in einer dem §. 115 zuwiderlaufenden Weise berichtigt worden sind, können zu jeder Seit2 Zahlung nach Maßgabe des §. 115 verlangen, ohne daß ihnen eine Einrede aus dem an Zahlungsstatt Ge­ gebenen entgegengesetzt werden kann. Letzteres fällt, soweit es noch bei dem Em­ pfänger vorhanden oder dieser daraus bereichert ist, derjenigen Hülfskasse zu, welcher der Arbeiter angehört, in Ermangelung einer solchen einer anderen zum Besten der Arbeiter an dem Orte bestehenden, von der Gemeindebehörde zu be­ stimmenden Kasse und in deren Ermangelung der Ortsarmenkasse. 1 S. auch § 154 Abs. 3. 2 solange Bewährung mcht eingetreten ist. §§

117, 118.

(Crvilrechtliche Folgen des Verbots von § HB.)

§ 119. Den Gewerbetreibenden im Sinne der §§. 115 bis 118 sind gleich zu achten deren1 Familienglieder, Gehülfen, Beauftragte, Geschäftsführer, Aussetzer und Faktoren, sowie andere Gewerbetreibende, bei deren Geschäft eine der hier erwähnten Personen unmittelbar oder mittelbar betheiligt ist. Unter den in §§. 115 bis 118 bezeichneten Arbeitern werden auch diejenigen Personen verstanden, welche für bestimmte Gewerbetreibende außerhalb der Arbeits­ stätten der letzteren mit der Anfertigung gewerblicher Erzeugnisse beschäftigt sind.2 1 d. h. die Familienglieder u. s/w. der selbstständigen Gewerbetreibenden Anm, 2 zu 8 H6, nicht die Familienglieder u. s. w. der Familienglieder, Gehülfen u. s. w., E. VI. 126. 2 wenn auch nur thatsächlich, ohne besonderen Dienstvertrag, E. XII. 428.

§ 120.1 Die Gcwerbcunternchmer sind verpflichtet, bei der Beschäftigung von Arbeitern2 unter achtzehn Jahren die durch das Alter derselben gebotene besondere Rücksicht auf Gesundheit und Sittlichkeit zu nehmen. Sie haben ihren Arbeitern unter achtzehn Jahren, welche eine von der Ge­ meindebehörde oder vom Staate als Fortbildungsschule 3 anerkannte Unterrichtsanstalt besuchen, hierzu die, erforderlichenfalls von der zuständigen Behörde fest­ zusetzende Zeit zu gewähren. ^ Für Arbeiter unter achtzehn Jahren kann die Ver­ pflichtung zum Besuche einer Fortbildungsschule, soweit die Verpflichtung nicht landesgesetzlich6 besteht, durch Ortsstatut (§. 142) begründet werden. Die Gewerbeunternehmer sind endlich verpflichtet,6 alle diejenigen Einrichtungen herzustellen und zu unterhalten, welche mit Rücksicht auf die besondere Beschaffen-

2. Gewerbeordnung.

§§ 120 a—128.

59

heit des Gewerbebetriebes und der Bctriebsstätte zu thunlichster Sicherheit gegen Gefahr für Leben und Gesundheit nothwendig sind.7 Darüber, welche Einrichtungen für alle Anlagen einer bestimmten Art herzustellen sind, können durch Beschluß des Bundesraths Vorschriften erlassen werden.8 Soweit solche nicht erlassen sind, bleibt es den nach den Landesgesetzcn9 zuständigen Behörden überlassen, die er­ forderlichen Bestimmungen zu treffen. 1 Vql. Strafbest. § 147 Nr. 4 u. § 144, vgl. auch E. X. 6. 2 auch Lehrlingen. 8 Vgl. hierüber Sten. Ber. 108, Motive 606. 4 doch ist er nicht strafrechtlich verpflichtet, den Arbeiter zum Besuche anzuhalten. G.A. XXVI. 540 5 bzw. durch gesetzliche Verordnung.

6 in Ansehung aller Arbeiter, auch der über 18 Jahre alten. 7 es ist hierbei unerheblich, ob die Arbeiter selbst diese Einrichtungen nicht haben wollen. 8 abgesehen von Anlagen zur Zündhölzer-Fabrikation R.C.Bl. 1884 S. 195 noch nicht geschehen. 0 S. in Preußen G. v. ll /3. 50 (G.S. 265).

§ 120a.

(Civilstreitig leiten.)

2. Verhältnisse der Gesellen und Gehülfen. §§ 121—125. (Strafrechtlich ohne Bedeutung.) 3.

Lehrlingsverhältnisse. Vgl. §§ 134, 154 Abs. 1,

§ 126.1 Der Lchrherr 9 ist verpflichtet, den Lehrling in den bei seinem Be­ triebe vorkommenden Arbeiten des Gewerbes in der durch den Zweck der Ausbil­ dung gebotenen Reihenfolge und Ausdehnung zu unterweisen. Er muß entweder selbst oder durch einen geeigneten, ausdrücklich dazu bestimmten Vertreter die Aus­ bildung des Lehrlings leiten. Er darf dem Lehrling die zu seiner Ausbildung und zum Besuche des Gottesdienstes an Sonn- und Festtagen erforderliche Zeit und Gelegenheit durch Verwendung zu anderen Dienstleistungen nicht entziehen. Er hat den Lehrling zur Arbeitsamkeit und zu guten Sitten anzuhalten und vor Ausschweifungen zu bewahren. 1 Vgl. die Strafbest, in § 148 Nr. 9 2 D. i. hier auch dessen gewerblicher Stellvertreter.

G.A. XXIII. 668; s. auch § 106.

§ 127. Der Lehrling ist der väterlichen Zucht des Lehrherrn unterworfen. Demjenigen gegenüber, welcher an Stelle des Lehrherrn seine Ausbildung zu leiten hat, ist er zur Folgsamkeit verpflichtet. § 128. Das Lehrverhältniß kann, wenn eine längere Frist nicht vereinbart ist, während der ersten vier Wochen nach Beginn der Lehrzeit durch einseitigen Rücktritt aufgelöst werden. Eine Vereinbarung, wonach diese Probezeit mehr als drei Monate betragen soll, ist nichtig. Nach Ablauf der Probezeit kann der Lehrling vor Beendigung der verabredeten Lehrzeit entlassen werden, wenn einer der im §. 123 vorgesehenen Fälle auf ihn Anwendung findet. Von Seiten des Lehrlings kann das Lehrverhältniß nach Ablauf der Probe­ zeit aufgelöst werden: 1. wenn einer der im §. 124 unter Nr. 1, 3 bis 5 vorgesehenen Fälle vorliegt; 2. wenn der Lehrherr seine gesetzlichen Verpflichtungen gegen den Lehrling in einer die Gesundheit, die Sittlichkeit oder die Ausbildung des Lehr­ lings gefährdenden Weise vernachlässigt, oder das Recht der väterlichen

2. Gewerbeordnung.

60

§§ 129—135.

Zucht mißbraucht, oder zur Erfüllung der ihm vertragsmäßig obliegenden Verpflichtungen unfähig wird. Der Lehrvertrag wird durch den Tod des Lehrlings aufgehoben. Durch den Tod des Lehrherrn gilt der Lehrvertrag als aufgehoben, sofern die Aufhebung innerhalb vier Wochen geltend gemacht wird. § 129.1 Bei Beendigung des Lehrverhältnisses hat der Lehrherr dem Lehr­ ling unter Angabe des Gewerbes, in welchem der Lehrling unterwiesen worden ist, über die Dauer der Lehrzeit und die während derselben erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten, sowie über sein Betragen ein Zeugniß auszustellen, welches von der Gemeindebehörde kosten- und stempelfrei zu beglaubigen ist. An Stelle dieser Zeugnisse können, wo Innungen oder andere Vertretungen der Gewerbetreibenden bestehen, die von diesen ausgestellten Lehrbriefe treten. 1 Vgl. die Strafbest, in § 148 Nr. 9.

§ 130. Verläßt der Lehrling in einem durch dies Gesetz nicht vorgesehenen Falle ohne'Zustimmung des Lehrherrn die Lehre, so kann letzterer den Anspruch auf Rückkehr des Lehrlings nur geltend machen, wenn der Lehrvertrag schriftlich geschlossen ist. Die Polizeibehörde kann in diesem Falle auf Antrag des Lehrherrn den Lehrling anhalten, so lange in der Lehre zu verbleiben, als durch gerichtliches Urtheil das Lehrverhältniß nicht für aufgelöst erklärt ist. Der Antrag ist nur zu­ lässig, wenn er binnen einer Woche nach dem Austritte des Lehrlings gestellt ist. Im Falle der Weigerung kann die Polizeibehörde den Lehrling zwangsweise zurückführen lassen, oder durch Androhung von Geldstrafe1 bis zu fünfzig Mark oder Haft bis zu fünf Tagen zur Rückkehr ihn anhalten. 1 lediglich Exekutivstrafe. auch Sten. Ber. 1132 ff. 1419.

Rechtsweg in Preußen ausgeschloffen.

G. v. ll./B. 42 (G.S. 192); s.

§ 131. Wird von dem Vater oder Vormund für den Lehrling, oder, sofern der letztere großjährig ist, von ihm selbst dem Lehrherrn die schriftliche Erklärung abgegeben, daß der Lehrling zu einem anderen Gewerbe oder anderen Berufe übergehen werde, so gilt das Lehrverhältniß, wenn der Lehrling nicht früher ent­ lassen wird, nach Ablauf von vier Wochen als aufgelöst. Den Grund der Auf­ lösung hat der Lehrhcrr in dem Arbeitsbuches zu vermerken. Binnen neun Monaten nach der Auslösung darf der Lehrling in demselben Gewerbe von einem anderen Arbeitgeber ohne Zustimmung des früheren Lehr­ herrn nicht beschäftigt werden.2 1 sofern der Lehrling ein solches hat und haben muß. § 107. 2 Zu Abf. 2 f. Strafbest, in § 148 Nr. 10. §§

132, 133.

(Entschädigung wegen Auflösung des Lehrverhältnisses.)

4. Verhältnisse der Fabrikarbeiter. Vgl. § 154 Abs. 2, 3.

§ 134. Auf Fabrikarbeiter finden die Bestimmungen der §§ 121 bis 125 oder, wenn die Fabrikarbeiter als Lehrlinge anzusehen sind, die Bestimmungen der §§ 126 bis 1331 Anwendung.2 1 Vgl. Strafbcst. in § 148 Nr. 9. 2 Die §§ 135 ff. finden desgleichen auf Lehrlinge Anwendung. E. VII. 105.

§ 135.1 werden.4

Kinder unter zwölf Jahren dürfen in2 Fabriken^ nicht beschäftigt

2. Gewerbeordnung.

§§ 136, 137.

61

Die Beschäftigung von Kindern unter vierzehn Jahren darf die Dauer von sechs Stunden täglich ^ nicht überschreiten.6 Kinder, welche zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind, dürfen in Fa­ briken nur dann beschäftigt werden, wenn sie in der Volksschule oder in einer von der Schulaufsichtsbehörde genehmigten Schule und nach einem von ihr genehmigten Lehrplane einen regelmäßigen Unterricht von mindestens drei Stunden täglich genießen.6 Junge Leute zwischen vierzehn und scchszehn Jahren dürfen in Fabriken nicht länger als zehn Stunden täglich beschäftigt werden. ? Wöchnerinnen dürfen während drei Wochen nach ihrer Niederkunft nicht be­ schäftigt werden. 1 Strafbest. § 146 Nr. 2. Die m den §§ 135—139 a enthaltenen Vorschriften sind, soweit nicht gemäß §§ 139 und 139a tm Voraus Dispensationen stattgefunden haben, absolute. Es ist un­ erheblich , ob der Arbeiter auf die Befolgung derselben verzichtet. Der Fabrikinhaber ist für deren Befolgung strafrechtlich verantwortlich, auch wenn er sich um die Arbeitsverhältnisse nicht kümmert, E.II. 321, VI. 111, IX. 102. R. II. 396, III. 411. Auch für Lehrlinge gilt § 135, E. VII. 105. 2 wobl aber für Fabriken. In Fabriken bedeutet mt Fabrikbetriebe, der auch außer­ halb der Fabrikräume möglich ist. E. IX. 264; s. auch E. X. 433. 8 Bei der Unterscheidung zwischen Handwerk und Fabrik kommt es vorzugsweise auf die Größe und auch darauf an, ob für den Handel oder auf bestimmte Emzelbestellung gearbeitet wird, vgl. auch E. VII. 105, VIII 124. 4 auch die vorübergehende Beschäftigung fällt unter § 135. Von Abs. l findet Dispens Nicht statt. 5 und zwar an keinem einzigen Tage, Sten. Ber. d. N.T. 1878 S. 1168. 6 Dispensationen sind statthaft nach §§ 139 u. 139a Abs. 2. 7 d. i. an federn einzigen Werktage, s. Anm. 5.

§ 136.1 Die Arbeitsstunden der jugendlichen Arbeiter (§. 135) dürfen nicht vor 572 Uhr Morgens beginnen und nicht über 8Vs Uhr Abends dauern? Zwischen den Arbeitsstunden müssen an jedem Arbeitstage regelmäßige ^ Pausen* gewährt werden. ^ Die Pausen müssen für Kinder eine halbe Stunde, für junge Leute zwischen vierzehn und scchszehn Jahren Mittags eine Stunde, sowie Vormittags und Nachmittags je eine halbe Stunde mindestens betragen. ^ Während der Pausen darf den jugendlichen Arbeitern eine Beschäftigung in dem Fabrikbetriebe überhaupt nicht und der Aufenthalt in den Arbeitsräumcn nur dann gestattet werden, wenn in denselben diejenigen Theile des Betriebes, in welchen jugendliche Arbeiter beschäftigt sind, für die Zeit der Pausen völlig ein­ gestellt werden.6 An Sonn- und Festtagen, sowie während der von dem ordentlichen Seelsorger für den Katechumenen- und Konfirmanden-, Beicht- und Kommunion-Unterricht bestimmten Stunden dürfen jugendliche Arbeiter nicht beschäftigt werden. 1 2 3 4 6

S. Anm. 1 bis 4 zu § 135 11. §§ 139 u. 139 a Abs. 2. Anm. 6 zu § 135. b. t im Voraus festgesetzte. In die Arbeitszeit sind die Pausen nicht einzurechnen. Dispense gemäß § 139a.

§ 137.1 Die Beschäftigung eines Kindes ^ in Fabriken3 ist nicht gestattet, wenn dem Arbeitgeber nicht zuvor für dasselbe eine Arbeitskarte eingehändigt ist. Dasselbe gilt hinsichtlich der noch zum Besuche der Volksschule verpflichteten jungen Leute zwischen vierzehn und sechszehn Jahren. Eines Arbeitsbuches bedarf es in diesem Falle nichts Die Arbeitskarten werden auf Antrag oder mit Zustimmung des Vaters oder Vormundes durch die Ortspolizeibehörde6 kosten- und stempelfrei ausgestellt; ist die Erklärung des Vaters nicht zu beschaffen, so kann die Gemeindebehörde ^ die

62

2. Gewerbeordnung.

§§ 138, 139.

Zustimmung desselben ergänzen. Sie haben den Namen, Tag und Jahr der Geburt, sowie die Religion des Kindes, den Namen, Stand und letzten Wohnort des Vaters oder Vormundes und außerdem die zur Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht (§. 135) getroffenen Einrichtungen anzugeben. Der Arbeitgeber hat die Arbeitskarte zu verwahren, auf amtliches Verlangen jederzeit vorzulegen und am Ende des Arbeitsvcrhältnisses dem Vater oder Vor­ mund wieder auszuhändigen. Ist die Wohnung des Vaters nicht zu ermitteln, so erfolgt die Zustellung der Arbeitskarte an die Mutter oder den sonstigen nächsten Angehörigen des Kindes. 1 Fass. d. G. v. 1./7. 83 (R.G.Bl. 159), Strafbest, in § 150 Nr. 2; s. auch Anm. 1 u. 4 zu § 136. 8 zwischen 12 u. 14 Jahren, s. § 135 Abs. l u. 2. 8 Anm. 2 u. 3 zu § 135. * Vgl. § 107 Abs. 2. 5 croO O gvo1-1 tu *0 0 r» £ ® 0 Is-S CttuS> O O SV N sä JQ Sä jq o Ost äs E: g«ä.S.3 _ £ ° .§ 'S 3— — -£ 5Er g 5? >b ö O a> 03

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14. Bahnpolizei-Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands. §§ 53—55.

131

14. Saljirpolixei-Reglernent für dir Eisenbahnen Deutschlands. Vom 30. November 1885 (R.G.Bl. 289). Gesetzeskraft feit l. April 1886. Das auf Grund der Art. 42, 43 der Neichsverf. ff. auch Art. 7 Nr. 2 das.) vom Bundesrcith in der Sitzung vom 26. November 1885 erlassene Reglement ist an die Stelle des Reglements vom 4. Januar 1875 getreten und gilt mit Ausnahme der m § 74 bezeichneten Bahnen für das ganze Deutsche Reich ff. § 74). Für die Gültigkeit des Bahnpolizei-Reglements vgl. R O.H G. XXI 60 und Arndt. Ver­ ordnungsrecht des Deutschen Reichs S. 102 f. gegen Laband, Deutsches Staatsrecht II S. 89, 365 und Hänel, organisatorische Entwickelung S. 81 f.

§ 53. (Allgemeine Bestimmungen.) Die Eisenbahnreisenden und das sonstige Publikum müssen den allgemeinen Anordnungen nachkommen, welche von der Bahnverwaltung behufs Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb des Bahn­ gebiets und beim Transport der Personen und Effekten getroffen werden, und haben den dienstlichen Anordnungen der in Uniform befindlichen oder mit einem Dienstabzeichcn oder mit einer besonderen Legitimation versehenen Bahnpolizei­ beamten (§. 66) Folge zu leisten.1 1 Strafbest. § 62.

§ 54. (Betreten der Bahnanlagen.) (1) Das Betreten des Planums der Bahn, der dazu gehörigen Böschungen, Dämme, Gräben, Brücken und sonstigen Anlagen ist ohne Erlaubnißkarte nur der Aufsichtsbehörde und deren Organen, den in der Ausübung ihres Dienstes befindlichen Beamten der Staatsanwalt­ schaften, Forstschutz-, Zoll-, Steuer-, Telegraphen- und Polizeibeamten, sowie den zur Rekognoszirung dienstlich entsendeten Offizieren gestattet; dabei ist jedoch die Bewegung wie der Aufenthalt innerhalb der Fahr- und Rangirgeleise zu ver­ meiden. Die bezeichneten Personen, sowie die nach §. 55 zum Betreten der dem übrigen Publikum nicht geöffneten Stalions- und Dicnsträume berechtigten Beamten haben, sofern sie nicht durch ihre Uniform als solche kenntlich sind, sich durch eine Bescheinigung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde auf Erfordern auszuweisen. (2) Das Publikum darf die Bahn nur an den zu Ueberfahrten oder Uebergängen bestimmten Stellen überschreiten, und zwar nur so lange, als die letzteren nicht durch Barrieren verschlossen sind. Die mit Drehkreuzen oder sich selbst ver­ schließenden Fallthüren versehenen Uebergänge (§. 4 Abs. 3) dürfen nur passirt werden, wenn kein Zug in Sicht ist. (3) In allen Fällen ist jeder unnöthige Verzug zu vermeiden. (4) Die Gewährung von Erlaubnißkarten zum Betreten der vorstehend be­ zeichneten Bahnanlagen bedarf der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. (5) Es ist untersagt, die Barrieren oder sonstigen Einfriedigungen eigen­ mächtig zu öffnen, zu überschreiten oder zu übersteigen, oder etwas darauf zu legen oder zu hängend 1 Strafbest. § 62.

§ 55. (Betreten der Stationen.) (1) Außerhalb der bestimmungsmäßig dem Publikum für immer oder zeitweise geöffneten Räume darf niemand die Station 9*

132

14. Bahnpolizei-Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands. §§ 56—61.

ohne Erlaubnißkarte betreten, mit Ausnahme der in Ausübung ihres Dienstes befindlichen Chefs der Militär- und Polizeibehörde, sowie der im §. 54 gedachten und der Postbeamten. (2) Den Festungskommandanten,

Fortifikationsosfizieren und den durch ihre

Uniform als solche kenntlichen Fortifikationsbeamten ist gestattet,

auch den Bahn­

körper wie die Stationen innerhalb des Festungsrayons zu betreten. (3)

Für das Anhalten von Wagen behufs Aufnahme oder Absetzung von

Personen, sowie zur Abholung oder Zufuhr von Gütern sind nur die dafür be­ stimmten Stellen aus den Vorplätzen der Stationen und auf den Plätzen an den Räumen für die Lagerung der Güter zu benutzen. (4)

Die Ueberwachung der Ordnung auf diesen für die Fuhrwerke bestimmten

Plätzen steht den Bahnpolizeibeamten zu, insofern in dieser Beziehung nicht be­ sondere Vorschriften ein Anderes bestimmen.1 1 Strafbest. § 62.

§ 56.

(Hinüberschaffen von Gegenständen über die Bahn.)

Das Hinüber­

schaffen von Pflügen und Eggen, sowie von Baumstämmen und anderen schweren Gegenständen über die Bahn darf, sofern solche nicht getragen werden, nur auf Wagen oder untergelegten Schleifen erfolgen.1 1 Strafbest. § 62.

§ 57. und

der

(Betreten der Bahn durch Vieh.) dazu gehörigen Anlagen durch

(1)

Für das Betreten der Bahn

Vieh bleibt derjenige verantwortlich,

welchem die Aufsicht über dasselbe obliegt. (2)

Das Treiben

von

größeren Viehherden

über die Bahnübergänge ist

innerhalb zehn Minuten vor dem erwarteten Eintreffen eines Zuges nicht mehr gestaltet.1 1 Strafbest. § 62.

§ 58.

(Benutzung von Privatübergängen.)

Privatübergänge dürfen nur von

den Berechtigten unter den von der Aufsichtsbehörde genehmigten Bedingungen benutzt werden.1 1 Strafbest. § 62.

§ 59.

(Geschlossene Uebergänge.)

So lange die Uebergänge geschlossen sind,

müssen Fuhrwerke, Reiter, Treiber von Viehherden und Führer von Lastthieren bei den aufgestellten Warnungstafeln halten.

Das Gleiche gilt, sobald die Glocken

an den mit Zugbarrieren versehenen Uebergängen ertönen.

Fußgänger dürfen

sich den geschlossenen Barrieren nähern, dieselben aber nicht öffnen.1 1 Strafbest. § 62.

§ 60.

(Bahnbeschädigungen und Betriebsstörungen.)

Alle Beschädigungen

der Bahn und der dazu gehörigen Anlagen, mit Einschluß der Telegraphen, sowie der Betriebsmittel nebst Zubehör, imgleichen das Auslegen von Steinen, Holz und sonstigen Sachen auf das Planum, oder das Anbringen sonstiger Fahrhindernisse sind verboten, ebenso die Erregung falschen Alarms, die Nachahmungen von Signalen, die Verstellung von Ausweichevorrichtungen und überhaupt die Vornahme aller, den Betrieb störenden Handlungen.1 1 Strafbest. § 62.

§ 61. Züge.)

(Verbot des

Ein-

und

Aussteigens

während

der

Bewegung

der

Das Einsteigen in einen bereits in Gang gesetzten Zug, der Versuch,

sowie die Hülfeleistung dazu, imgleichen das eigenmächtige Oeffnen der Wagen-

14. Bahnpolizei-Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands. §§ 62—66.

133

thüren oder Aussteigen, während der Zug sich noch in Bewegung befindet, ist verboten.1 1 Slrafbest. § 62

§ 62. (Bestrafung von Übertretungen.) (A.) Wer den Bestimmungen der §§. 53 bis 61 und den nachfolgenden Bestimmungen des Betriebs-Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands zuwiderhandelt, welche also lauten: „Feuergefährliche Gegenstände, sowie alles Gepäck, welches Flüssigkeiten und andere Gegenstände enthält, die auf irgend eine Weise Schaden verursachen können, insbesondere geladene Gewehre, Schießpulver, leicht entzündbare Präparate und andere Sachen gleicher Eigenschaft, dürfen in den Personenwagen nicht mitgenommen werden. Das Eisenbahn­ dienstpersonal ist berechtigt, sich in dieser Beziehung die nöthige Ueber­ zeugung zu verschaffen. Jägern und im öffentlichen Dienste stehenden Personen ist jedoch die Mitführung von Handmunition gestattet." wird mit einer Geldstrafe1 bis zu einhundert Mark bestraft, sofern nicht nach den allgemeinen Strafbestimmungen eine härtere Strafe verwirkt ist.2 1 Umwandlung: St.G.B. §§ 28 ff. 2 Vgl. §§ 03, 64

§ 63. (Befugnisse der Bahnpolizeibeamten.) (1) Die Bahnpolizeibeamten sind befugt, einen Jeden vorläufig festzunehmen, der auf der Uebertretung der im §. 62 gedachten Bestimmungen betroffen oder unmittelbar nach der Uebertretung verfolgt wird und sich über seine Person nicht auszuweisen vermag. Derselbe ist mit der Festnahme zu verschonen, wenn er eine angemessene Sicherheit bestellt. Die Sicherheit darf den Höchstbetrag der angedrohten Strafe nicht übersteigen. (2) Enthält die strafbare Handlung ein Verbrechen oder Vergehen, so kann sich der Schuldige durch eine Sicherheitsbestellung der vorläufigen Festnahme nicht entziehen. (3) Jeder Festgenommene ist ungesäumt an die nächste Polizeibehörde oder an den Staats- oder Polizeianwalt abzuliefern.1 1 Vgl. E.G. z. St.P.O. § 5.

§ 64. (Verfahren im Falle einer Festnahme.) Den Bahnpolizeibeamten ist gestattet, die festgenommenen Personen durch Mannschaften aus dem auf der Eisenbahn befindlichen Arbeitspersonal in Bewachung nehmen und an den Be­ stimmungsort abliefern zu lassen. In diesem Falle hat der Bahnpolizeibeamte eine mit seinem Namen und mit seiner Dienstqualität bezeichnete Festnehmungs­ karle mitzugeben, welche vorläufig die Stelle der aufzunehmenden Verhandlung vertritt, die in der Regel an demselben Tage, an dem die Uebertretung konflatirt wurde, spätestens aber am Vormittage des folgenden Tages an die Polizeibehörde oder den Staats- oder Polizeianwalt eingesendet werden muß.1 1 S. Sinnt. 1 zu § 63.

§ 65. (Ein Abdruck der §§. 53 bis 65 dieses Reglements und der §§. 13, H, 22 Absatz 2 und 6 und §. 23 des Betriebs-Reglements ist in jedem Warteraum auszu­ hängen und ferner auf ;eder Station ent dem Publikum zugängliches Beschwerde­ buch im Stationsbüreau auszulegen.) § 66. (Bezeichnung der Bahnpolizeibeamten.) (1) Zur Ausübung der Bahn­ polizei sind zunächst folgende Eisenbahnbeamte berufen: 1. Betriebsdirektoren und Oberingenieure,

134

14. Bahnpolizei-Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands.

§ 74.

2. Oberbetriebsinspektoren, 3. Bctriebsinspcktoren und Berricbs-Bauinspektoren (Transport-Oberinspek­ toren, Transportinspektorcn und deren Assistenten), 4. Eisenbahnbaumeister, Abthcilungsbaumcistcr und Ingenieure, 5. Bahnkvntrolörc und Betriebskontrolöre, ferner: 6. Stationsvorsteher (Stationsmcister, Bahnhofsinspektoren, Bahnhofs­ verwalter), 7. Stationsaufscher (Bahnhofsaufseher) und Stationsassistenten (BahnhofsJnspektionsassistenten), 8. Bahnmeister und Hulfsbahnmeister, 9. Weichensteller (Weichenwärter, Stalionswärter und Hülfsweichenwärter). 10. Oberbahnwärtcr, Bahnwärter (Brücken-, Schlag-, Signal-, Strecken­ wärter) und Hülfsbahnwärter (Beiwärter), 11. Obcrzugmeister und Zugmeister (Zugführer, zugführende Schaffner, Oberschaffncr), 12. Packmeistcr (Gütcrschaffner, Gcpäckschaffner), 13. Schaffner (Personenschaffncr, Kondukteure), 14. Rangirmeister (Oberkopplcr, Schirrmeister), 15. Wagenwärter und Bremser (Schmierer, Zugsöler), 16. Thürhüter (Portiers, Perrondiener), 17. Nachtwächter. (2) Die Bahnpolizeibeamten müssen bei Ausübung ihres Dienstes die vor­ geschriebene Dicnstuniform oder das festgestellte Dicnstabzeichen tragen oder mit einer Legitimation versehen sein. § 74. (1) Dieses Reglement tritt mit dem 1. April 1886 an Stelle des bisher gellenden Bahnpolizei-Reglements in Kraft und findet Anwendung auf allen Eisenbahnen Deutschlands mit Ausnahme derjenigen, für welche nach der Ent­ schließung der zuständigen Landcsbchörde mit Zustimmung des Reichs-EisenbahnAmts die Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung maßgebend ist. (2) Dasselbe wird durch das Reichs-Gesetzblatt und das Centralblatt für das Deutsche Reich, sowie außerdem von den Bundesregierungen publizirt. (3) Die von den Bundesregierungen oder Eiscnbahnverwaltungen erlassenen Aussührungsbestimmungen sind dem Reichs-Eiscnbahn-Amt mitzutheilen.

II. Preußische Gesetze.

L Gesetz, betreffend den Gelaß polireittcher Steafveefügnngen wegen Medretretnngen. Vom 23. April 1883 (©.©. 65). Gesetzeskraft seit l. Juli 1883. Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie. Vgl. E.G. z. St.P.O. § 6 Abs. 2 Nr. 3, St.P.O. §§ 453—458. Ausführungs-Anweisung v. 8./6. 63 (J.M.Bl. 223, V M.Bl. 152) u. J.V. v. 2./7. 83 (J.M.Bl. 223. V M.Bl. 175).

§ 1. Wer die Polizciverwaltung in einem bestimmten Bezirke auszuüben fyat,1 ist befugt, wegen der in diesem Bezirke verübten, in seinen Verwaltungsbereich fallenden2 Übertretungen b die Strafe durch Verfügungen festzusetzen, sowie eine etwa verwirkte Einziehung zu verhängen. Die polizeiliche Strafverfügung ist auch gegen Beschuldigte im Alter von 12 bis 18 Jahren zulässig. Wird Geldstrafe festgesetzt, so ist zugleich die für den Fall des Unvermögens an die Stelle der Geldstrafe tretende Haft zu bestimmen. * Die festzusetzende Geldstrafe darf den Betrag von dreißig Mark, die Haft, auch wenn sie an die Stelle einer nicht beizutreibenden Geldstrafe tritt, die Dauer von drei Tagen nicht überschreiten. Erachtet der Polizeiverwalter eine höhere Strafe für gerechtfertigt, so muß die Verfolgung dem Amtsanwalte überlassen weiden. 1 Vgl. G. v. U./3. 50 (G.S. 265, unten Nr. 6) §§ l, 2 nebst Aum., in den Kreisordn. Prov. (außer Hannover und Hessen-Nassau) der Amtsvorstcher, Kreisordnung § 63. 2 Sind für einzelne Gegenstände, wie die der Hafen-, Strom- Fischerei- und Schifffahrtspolizei, Deich-. Eisenbahn- und Chaussee-Polizei, besondere Behörden bestellt, so steht nur diesen die Straf­ verfügung zn. § 1 der Anw. v. 8/6. 83, s. Näheres bei v. Branchitsch Anm. 177 zu § 69 der Kreisordnung. 2 § i Abs 3 St.G.B. Daher nicht in Forstdiebstahlssachen. Für diese vgl. §§ 26 ff. des Forstdiebstahlsges. v 15./4. 78 (G.S. 222 oben S. 814). 4 Nach Maßgabe der §§ 27—29 St.G.B. unter Berücksichtigung des Abs. 3 dieses § l. Also auch nicht unter i Mark, falls nicht das betr. Ges. ausdrücklich eine geringere Strafe zuläßt. Vgl. § 9 der Anw. v. 8./6. 83.

§ 2. Die Festsetzung einer Strafe durch die Polizeibehörde findet nicht statt: 1) bei Uebertretungen, für deren Aburtheilung die Rheinschifffahrtsgerichte, die Elbzollgerichte oder die Gewerbegerichte zuständig ftnb;1

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1. Ges., betr. den Erlaß polizeil. Strafverf. wegen Uebertretungen. §§ 3—8. 2) bei Uebertretungen der Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Ab­ gaben oder Gefälle; 3) bei Uebertretungen bergpolizeilicher Vorschriften.2

1 Vgl. G. Rheinschifff. betr. v. 8./3. 79 (©.©. 129), Elbzollg. betr. v. 9./3. 79 (G.S. 132), Ge­ werbegerichte in der Rheinprovm- betr. v. 7 /8. 46 (G.S. 403). 2 Vgl. § 209 des Bergg. v. 24./7. 65 (G.S. 705).

§ 3. Der Beschuldigte kann gegen die Strafverfügung binnen einer Woche1 nach der Bekanntmachung in Gemäßheit der Strafprozeßordnung2 auf gerichtliche Entscheidung antragen. Ist gegen einen Beschuldigten im Alter von 12 bis 18 Jahren eine Straf­ verfügung erlassen, so kann binnen der für den Beschuldigten laufenden Frist auch der gesetzliche Vertreter desselben auf gerichtliche Entscheidung antragen. 1 Vgl. § 43 St.P.O. Wegen der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand f. St.P.O. §§ 455, 44, 45, 46 Abs. 2, 3 UNd ANW. v. 8./6. 63 § 12. 2 § 454 St.P.O.: bei der Polizeibehörde schriftlich oder mündlich, bei dem Amtsgericht schriftlich oder zu Protokoll des Gerichtsschreibers.

§ 4. Die Strafverfügung muß außer der Festsetzung der Strafe die strafbare Handlung. Zeit und Ort derselben, die angewendete Strafvorschrift und die Beweis­ mittel. sowie die Kasse bezeichnen, an welche die Geldstrafe zu zahlen ist. Sie muß die Eröffnung enthalten: a) daß der Beschuldigte binnen einer Woche nach der Bekanntmachung auf gerichtliche Entscheidung antragen könne; b) daß der Antrag entweder bei der Polizeibehörde, welche die Strafver­ fügung erlassen hat, oder bei dem zuständigen Amtsgericht anzubringen sei; c) daß die Strafverfügung, falls innerhalb der bestimmten Frist ein An­ trag auf gerichtliche Entscheidung nicht erfolge, vollstreckbar werde.1 1 Vgl. §§ 7—9 der Anw. v. 8./6. 63.

§^5. Die polizeiliche Strafverfügung ist nach Maßgabe der zu erlassenden ^§{1^11^366^0^^9011 (§. 13) dem Beschuldigten durch einen öffentlichen Beamten zu behändigen. 1 Vgl. § 10 der Anw. v. 8./0. 83.

§ 6. Für dieses Verfahren (§§. 1 bis 5) sind weder Stempel noch Gebühren anzusetzen, die baaren Auslagen aber fallen dem Beschuldigten nach näherer Maß­ gabe der zu erlassenden Ausführungsbestimmungen1 (§. 13) in allen Fällen zur Last, in welchen eine Strafe endgültig gegen ihn festgesetzt ist. 1 Vgl. § 20 der Anw. v. 8./6. 83.

§ 7. Die in Gemäßheil dieses Gesetzes endgültig festgesetzten Geldstrafen, so­ wie die eingezogenen Gegenstände fallen Demjenigen zu, welcher die sächlichen Kosten der Polizeiverwaltung zu tragen hat. Der Letztere ist dagegen verpflichtet, die durch Festsetzung und Vollstreckung der Strafen entstehenden, von dem Beschuldigten nicht beizutreibenden Kosten zu tragen. Insoweit besondere Vorschriften bestehen, nach welchen Geldstrafen oder ein­ gezogene Gegenstände einem anderen Berechtigten zufallen, findet die Vorschrift des ersten Absatzes keine Anwendung. Desgleichen bleiben vertragsmäßige Bestimmungen unberührt. § 8. Ist der Amtsanwalt eingeschritten, bevor die polizeiliche Strafverfügung dem Beschuldigten behändigt worden, so ist die letztere wirkungslos.

1. Ges., betr. den Erlaß Polizei!. Slrafverf. wegen Uebertretungen. §§ 9—13.

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§ 9. Wird bei dem Amtsgericht auf gerichtliche Entscheidung angetragen, so ist dem Antragsteller eine Bescheinigung hierüber kostenfrei zu ertheilend 1 Durch den Gerichtsschreiber.

J.V. v. 2./7. 83 (J.M.Bl. 223) Nr. 1.

§ 10. Ist die polizeiliche Strafverfügung vollstreckbar geworden, so findet wegen derselben Handlung eine fernere Anschuldigung nicht statt, es sei denn, daß die Handlung keine Uebertretung, sondern ein Vergehen oder Verbrechen darstellt und daher die Polizeibehörde ihre Zuständigkeit überschritten hat. In diesem Falle ist während des gerichtlichen Verfahrens die Vollstreckung der Strafverfügung einzustellen; erfolgt eine rechtskräftige Verurteilung wegen eines Vergehens oder Verbrechens, so tritt die Strafverfügung außer Kraft. § 11. Gegen Militairpersonen * dürfen die Polizeibehörden Strafen nur wegen solcher Uebertretungen festsetzen, zu deren Aburiheilung im gerichtlichen Ver­ fahren die ordentlichen Gerichte zuständig ftnb.2 Eine Festsetzung von Hast für den Fall des Unvermögens (§. 1 Absatz 2) findet durch die Polizeibehörde nicht statt. 1 Nach § 22 der Anw. v. 8 /6. 83 aktive Milrtärpersonen d. h. alle nicht zum Beurlaubtenstande gehörende Personen des Soldatenstandes. Vgl. auch Anm. 7 zu § 34 G.V.G. Anm. 10 zu § 60 St.P.O. 8 d. i.. wenn tue Uebertretung bloß mit Geldstrafe oder Einziehung bedroht ist. Vgl. § 22 der Anw. v. 8./6. 83 und § 3 der Mrl.Strafgerichtsordnung v. 3./4. 45 (G.S. 329 oben S. 163).

§ 12. Das gegenwärtige Gesetz tritt am 1. Juli 1883 in Kraft und in den­ jenigen Landestheilen, in welchen zur Zeit das Gesetz vom 14. Mai 1852 Geltung hat, an die Stelle dieses Gesetzes und der dasselbe ergänzenden Bestimmungen. Von diesem Tage ab sind für das weitere Verfahren in denjenigen Sachen, in welchen eine polizeiliche Strafverfügung noch nicht behändigt ist, die Vorschriften des gegenwärtigen Gesetzes maßgebend. § 13. Die Minister des Innern und der Justiz haben die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen reglementarischen Bestimmungen zu erlassen? 1 Das ist geschehen durch die Anw. v. 8./6. 83 (J.M.Bl. 223, B.M.Bl. 162).

140

2. Gesetz, betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze.

Art. 1—5.

2. Gesetzt betreffend Abänderungen -er birchenpoiitischen Gesetze. Vom 11. Juli 1883 (©.©. 109). Gesetzeskraft seit 31. Juli 1883.

Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie.

Art. 1. Die Verpflichtung der geistlichen Oberen zur Benennung des Kan­ didaten für ein geistliches Amt/ sowie das Einspruchsrecht des Staates werden aufgehoben: 1) für die Uebertragung von Seelsorgeämtern, deren Inhaber unbedingt abberufen werden dürfen, 2) für die Anordnung einer Hülssleistung oder einer Stellvertretung in einem geistlichen Amte, sofern letztere nicht in der Bestellllng des Ver­ wesers eines Pfarramts (Administrators, Provisors re.) besteht. 1 § 15 deS G. v. II./S. 73 (G.S. 191).

Art. 2. Die Zuständigkeit des Königlichen Gerichtshofes für kirchliche An­ gelegenheiten zur Entscheidung auf Berufungen gegen die Einspruchserklärung des Oberpräsidenten bei 1) Uebertragung eines geistlichen Amts (§. 16 des Gesetzes vom 11. Mai 1873, Gesctz-Samml. S. 191), 2) Anstellung als Lehrer oder zur Wahrnehmung der Disziplin bei kirch­ lichen Anstalten, welche der Vorbildung der Geistlichen dienen (§. 12 des Gesetzes vom 11. Mai 1873), 3) Ausübung von bischöflichen Rechten oder Verrichtungen in erledigten katholischen Bisthümcrn (§. 3 des Gesetzes vom 20. Mai 1874, GesetzSamml. S. 135) wird aufgehoben. Die beiden letzten Absätze des §. 16 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 werden aufgehoben. Art. 3. Die Vorschrift des Artikel 5 im Gesetz vom 14. Juli 1880 (GesetzSamml. S. 285) wegen Straffreiheit der Vornahme geistlicher Amtshandlungen in erledigten oder solchen Pfarreien, deren Inhaber an der Ausübung des Amtes verhindert ist, kommt für alle geistlichen Aemter, und ohne Rücksicht darauf, ob das Amt besetzt ist oder nicht, zur Anwendung. Art. 4. Die Strafbestimmung des §. 4 im Gesetze vom 20. Mai 1874 (GesetzSamml. S. 135) findet nicht Anwendung auf die Vornahme einzelner Weihe­ handlungen, welche von staatlich anerkannten Bischöfen in erledigten Diözesen voll­ zogen werden. Art. 5. Die den Bestimmungen der Artikel 1 und 2 dieses Gesetzes entgegen­ stehenden Vorschriften der Gesetze vom 11. Mai 1873, vom 20. Mai 1874 und 21. Mai 1874 (Gesetz-Samml. S. 139) werden aufgehoben.

. 3. Ges., bctr. d. Befugnisse d. Strombauverwaltung gegenüber d. Uferbesitzern.

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3. Gesetz, betreffend die Befugnisse der KtromdanvermnUnng gegen­ über den Uferbesitzern mit öffentlichen Flüssen. Vom 20. August 1883 (©.©. S. 333). Gesetzeskraft seit 13. Oktober 1893. Gültig für den ganzen Umfang der Monarchie. Abgeändert in § 13 Abs. 2 durch G. v. 31./5. 84 (G.S. 303). (B.M.Bl. 237).

Ausführnngsanw. v. 7./9. 83

§ 1. Dieses Gesetz findet Anwendung auf alle öffentlichen Flüsse, soweit deren Schiffbarkeil reicht. Ueber die Schiffbarkeit im Sinne dieses Gesetzes entscheidet im Zweifclsfalle mit Ausschluß des Rechtsweges, jedoch vorbehaltlich des Rekurses an den zuständigen Minister, der Oberpräsident. § 10. Die Bepflanzung oder anderweitige Befestigung, sowie die gänzliche oder thcilweise Beseitigung dieser Grundstücke (§§. 6 und 8)1 unterliegt der Ge­ nehmigung der Strombauverwaltung. , 1 Anlandungen, Sandbänke, Felsen, Inseln oder vortretende Uferstrecken.

§ 13. Zur Ausübung der der Strombauverwaltung in diesem Gesetze bei­ gelegten Befugnisse sind deren Lokalbaubeamtcn zuständig. Gegen die von ihnen getroffenen Anordnungen findet unbeschadet der im §. 4 vorgesehenen Entscheidung des Landraths:c.1 die Beschwerde in denjenigen Be­ zirken, für welche die Strombauverwaltung einer besonderen Behörde übertragen ist. an den dieser vorgesetzten Obcrpräsidenten, im Uebrigen an die Regierungs­ präsidenten beziehungsweise Landdrosten, gegen den auf die Beschwerde erlassenen Bescheid unter den Voraussetzungen des §. 63 Absatz 3 und 4 des Gesetzes über die Organisation der allgemeinen Landcsverwaltung vom 26. Juli 1880 (GesetzSamml. S. 291)2 innerhalb zwei Wochen die Klage bei dem Oberverwaltungs­ gericht oder die Beschwerde an den zuständigen Minister statt.3 1 betrifft den in § 14 behandelten, strafrechtlich allein in Betracht kommenden Fall nicht. 2 Vstl. jetzt § 127 Abs. 3, 4 des G. über die alldem. Landesverwaltung v. 30./7. 83 (G.S. 195). 3 Abs. 2 ist Fassung des G. y. 31./5. 84 (G.S. 303). Es ist auffallend, daß dieses G. das damals bereits aufgehobene G. v 2G./7. 80 noch in Bezug nimmt.

§ 14. (A.) Wer ohne Genehmigung der zuständigen SBcfprbc1 oder unter eigenmächtiger Abweichung von dem genehmigten Aussührungsplane Anlandungen, Sandbänke, Felsen, Inseln oder vortretende Ufcrstrccken, letztere, soweit deren Ab­ treibung in den endgültig festgestellten Regulirungsplänen vorgesehen ist, bepflanzt oder anderweitig befestigt, ganz oder theilwcise beseitigt oder künstliche Anlandungen ungeachtet der Untersagung durch die zuständige Behörde in einer den Strom­ regulirungswerken schädlichen Weise benutzt, wird, sofern er nicht nach den all­ gemeinen Strafgesetzen eine höhere Strafe verwirkt, mit Geldstrafe bis zu cinhundertsünszig Mark oder Haft bestraft.2 1 Vgl. §§ 13, 10. * Vgl. § 366 a St.G.B.

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4. Ges., betr. d. Abänder, d. Ges. z. Verhüt, d. Weilerverbreitung d. Reblaus.

4. Gesrh. betreffend die Abänderung des Gesetzes zur Uerhntung der Metternerdrettnng der Meblnns vom S7. Fedr. 1878. Vom 23. März 1885 (G.E. 97). Gesetzeskraft seit 21. April 1885.

Einziger Artikel. An die Stelle der §§. 2, 3 und 4 des Gesetzes, Maßregeln gegen die Verbreitung der Reblaus betreffend, vom 27. Februar 18781 treten die nachstehenden Bestimmungen: 1 S. oben S. 836.

§ 2. Die nach §. 1 erlassenen Anordnungen sind wie polizeiliche Verordnungen bekannt zu machen. Für den Einzelnen werden diese Anordnungen, mit Ausschluß der im §. 1 unter Ziffer 2 und 3 bezeichneten, schon durch mündliche Mittheilung wirksam. In geeigneten Fällen kann der Oberpräsidcnt die Zustellung einer schriftlichen Mittheilung der im §. 1 unter Ziffer 2 und 3 aufgeführten Anordnungen an die Eigenthümer oder Nutzungsberechtigten der infizirten Rebkulturcn an die Stelle der öffentlichen Bekanntmachung treten lassen. Wird von dieser Befugniß Ge­ brauch gemacht, so ist in der betreffenden Mittheilung besonders zum Ausdruck zu bringen, daß dieselbe an die Stelle der öffentlichen Bekanntmachung tritt. § 3. Die im §. 1 vorgesehenen Anordnungen, mit Ausschluß der unter Ziffer 2 und 3 aufgeführten, können von der Ortspolizeibehörde vorläufig aus­ gesprochen werden. Hiervon ist dem Oberpräsidenten unverzüglich Anzeige zu er­ statten, welcher die getroffenen Maßregeln sofort zu bestätigen, abzuändern oderäußer Kraft zu setzen hat. § 4. Gegen die auf Grund des §. 1 von dem Oberpräsidenten erlassenen Verfügungen findet die Beschwerde an den Ressortminister statt. Die Beschwerde gegen die, auf Vernichtung von Rebkulturen und Desinfektion des Bodens gehenden Anordnungen muß innerhalb einer Frist von zehn Tagcn nach der Bekanntmachung oder Zustellung der Anordnung bei dem Oberpräsidenten eingelegt werden. Bis zum Ahlauf dieser Frist und bis zur Erledigung der recht­ zeitig eingelegten Beschwerde bleibt die Ausführung der angeordneten Maßregeln ausgesetzt. Jedoch kann der Oberpräsident in Fällen dringender Gefahr der Weiterverbreitung der Reblaus die bezüglichen Anordnungen sofort für vorläufig voll­ streckbar erklären.

5. Gesetz, betreffend das Spiel in außerpreußischen Lotterien.

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5. Oeseh, betreffend da» Spiel in antzerprentzischen Lotterien. Vom 29. Juli 1885 (©.©. 317). Gültig für den ganzen Umfang der Monarchle. Gesetzeskraft seit 10. September 1885.

§ 1. (A.) Wer in außerpreußischen Lotterien, die nicht mit Königlicher Ge­ nehmigung 1 in Preußen zugelassen sind,3 spielt, wird mit Geldstrafe bis zu sechs­ hundert Mark bestraft.8 1 delegirt an den Minister des Innern. A.E. v. 2./11. 59 (G.S. 660). 2 nicht Unkenntnrß der Nichtzulassung (und selbstverständlich nicht Unkenntniß dieses Strafgesetzes), sondern nur die Annahme (der Glaube) der Zulassung entschuldigt. E. XI. 108. 8 Mlndestbetrag und Umwandlung: §§ 27ff. St.G.B.

§ 2. (L. bzw. A.) Wer sich dem Verkaufe1 von Loosen zu dergleichen Lotterien unterzieht oder einen solchen Verkauf als Mittelsperson befördert,3 wird mit Geld­ strafe bis eintausendfünshundert Mark bestraft.3 1 wenn auch an Ausländer. G.A. III. 255. 2 wenn auch von auswärts brieflich nach Preußen; Gerichtsstand auch an dem Orte. wo die Loose untergebracht werden sollen. E. I 274. N. I. 460. 3 Mindcstbetrag und Umwandlung: §§ 27 ff. St.G.B.

§ 3. (A.) Die Veröffentlichung der Gewinnresultate von dergleichen Lotterien in den in Preußen erscheinenden Zeitungen wird mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark bestraft.1 1 Mindestbetrag und Umwandlung: §§ 27 ff. St.G.B.

§ 4. Den Lotterien sind alle außerhalb Preußens öffentlich veranstalteten Ausspielungen beweglicher oder unbeweglicher Sachen gleich zu achten.

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6. Gesetz über die Polizei-Verwaltung v. 11. März 1850. (Anhang.)

itfoer die Polher-Uerwaltimg. (Anhang.) Vom 11. März 1850 (G.S. 265). Gesetzeskraft für den ganzen damaligen Umfang der Monarchie, ausgedehnt durch V. v. 24 /l. 59 (G.S. 72) auf das Jadegebict. Für die Hohenzollernschen Lande gelten nur §§ li, 12, vgl. v. Rönne. Preuß. Staatsr. Aufl. 4 S. 381 Anm. 4. Für die 1866 erworbenen Landestheile gilt die dem G. v. 11./3. 63 tut Wesentlichen gleichlautende V. v. 20./9. 67 (G.S. 1529), für Lauenburg das dem G. gleichfalls im Wesentlichen gleichlautende G. D 7/1. 70 (Off. Wochenblatt für Lauenburg 13). S. ferner G- v. 30./7. 83 über die allgemeine Landesverwaltung (G.S. 193) §§ 136—145, welches im Wesentlichen, insbes. in den §§ 136—145 gemäß §§ 154, 155 zunächst (und zwar seit 1./4. 84) nur für Ost-, Westpreußen, Brandenburg, Pommern. Schlesten und Sachsen (sog. Kretsordnungsprovinzen) Geltung hat. Mtt dem 1. April 1885 tritt tue Kreisordnung für Hannover v. 6./5. 64 (G.S. 181) § 119 in Kraft. Nach § 120 derselben tritt auch das G. über die allgemeine Landesverwaltuug v. 30. Juli 1883 (G.S. 195) mit l. Juli 1885 m Geltung. Von dem letztgenannten Tage gilt also für Hannover, was für bte KreisordnungsProvinzen gtlt, insbes. die §§ 136—145 des G. v. 30./7. 83. Nur das Institut der A m t s v o r st e h e r ist vorerst in Hannover nicht aufgenommen (§ 25 der Kretsordnung für Hannover); § 62 der KretSordnung v. 13./12. 72 gilt daher vorerst nicht in Hannover. Mit dem l. Jult 1886. gilt das G. v. 30 /7. 83 auch ttt Hessen-Nassau, Kreisordnung für Hessen-Nassau v. 7./6. 85 (G.S. 193) § 119; das Institut der Amtsvorsteher ist ttt Hessen-Nassau nicht eingeführt. Ueber Poltzeiverordnungen vor dem G. v. H./3. 50 s. § 19.

§ 1. Die örtliche * Polizei-Verwaltung wird von den nach den Vorschriften der Gemeinde-Ordnung ^ dazu bestimmten Beamten (Bürgermeistern, Krcis-Amtmännern, Oberschulzen)3 im Namen des Königs geführt — vorbehaltlich der im §. 2. des gegenwärtigen Gesetzes vorgesehenen Ausnahme. Die Ortspolizci-Beamten sind verpflichtet, die ihnen von der vorgesetzten Staatsbehörde in Polizei-Angelegenheiten ertheilten Anweisungen zur Ausführung zu bringen. Jeder, der sich in ihrem Verwaltungs-Bezirke aushält oder daselbst ansässig ist, muß ihren polizeilichen Anordnungen Folge leisten. 1 Einen Gegensatz zur örtlichen bildet die Landespolizei, welche der Regierung bzw. in den Kretsordnungsprovinzen dem Negierung?-Präsidenten zusteht. Einen ferneren Gegensatz bilden die Spezial-Poltzetverwaltnngen. z. B. die Etsenbahnpoltzei. 2 gemeint ist die Gemeinde-Ordn. v. li. März 1850 (G.S. 213), welche durch G. v. 24. Mai 53 (G.S. 238) Art. 1 aufgehoben wurde. 3 d. s. a. in den Städten: nach Städte-Ordn. für die östl. Prov. v. 30./5. 63 (G.S. 261) § 62, für Westfalen v. 19./3. 66 (G.S. 237) § 62. für Rheinprovinz v. 15./5. 66 (G.S. 406) § 67: der Bürger­

meister, (es fallen indeß in Westfalen und der Rheinprovinz nicht alle Städte unter die Städteordn.); in Hannover der Magistrat (G.S. für Hannover 1858 I. S. 141 § 71) s. auch Kreisordn. v. 6 /5. 84 (G.S. 181) § 27; in Schleswig-Holstein der Bürgermeister (G. v. 14./4. 69 (G.S. 589) §89; desgl. in Laucnburg, G. v. 16./12. 70 (Off. Wochenbl. für Lauenb. 521); für bte Provinz Hessen-Nassau s. Kreis­ ordnung v. 7./6. 85 (G.S. 193) § 27; s. auch § 30 das. b. in den Landgemeinden (d. s. in Rhetnprov. u. Wests, auch der Regel nach bte Stadtgemeinden mttu* 10,000 Einw.): in den Kr.Ordn.Prov. (mit Ausnahme von Hannover und Hessen-Nassau) der Amtsvorsteher (Anm. 8 A. ju § 5); für Westfalen der Amtmann s. Landgem.Ordn. v. 19./3. 66 (G.S 265) § 74; für Rhetnprov. der Landbürgermetster Rheinische Gem.Ordn. v. 23/7. 45 (G.S. 623), s. auch I M Bl. 1852 S. 251; in Posen regelmäßig der Polizeidistrikts-Kommissar, s. § 4 u. Amtsbl. des Reg.-Bez. Posen 1836 S. 556 u. Bromberg 1836 S. 665; für Hannover bis auf Weiteres der Landrath. Kreisordn. v. 6/5. 84 (G.S. 181) §§ 24, 25, 28—30, Heffen-Nassan s. Kretsordnung v. 7/6. 65 (GS. 193) §§ 27—29; Schleswig-Holstein s. B. v. 20/9. 67 (G.S. 1529) § 4, für Lauenburg s. G. v. 6./12. 72, Wochenbl. 367).

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(Anhang.)

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§ 2. In Gemeinden, wo sich eine Bezirksregierung, ein Land-, Stadt- oder Kreisgericht befindet, so wie in Festungen und in Gemeinden von mehr als 10,000 Einwohnern, kann die örtliche Polizei-Verwaltung durch Beschluß des Ministers des Innern besonderen Staatsbeamten übertragen werden. Auch in anderen Ge­ meinden kann aus dringenden Gründen dieselbe Einrichtung zeitweise eingeführt werden? 1 Besondere König!. Polizeibehörden, aber zuweilen nur für die Sicherheitspolizei, bestehen in Berlin, Breslau. Königsberg, Frankfurt a. M., Köln, Danzig, Stettin, Posen, Potsdam, Magdeburg, Hannover, Aachen, Wiesbaden, Kassel, Celle, Gdttingen, Koblenz. Marburg, Hanau, Fulda. §

3. (Kosten.)

§ 4. Ueber die Einrichtungen, welche die örtliche Polizei-Verwaltung er­ fordert. kann btc Vezirksregrerung besondere Vorschriften erlassen. Die für den Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Köln bestehenden gesetzlichen Bestim­ mungen wegen Anstellung von Polizei-Kommissarien werden hierdurch nicht berührt. Ebenso bleiben vorläufig die Distrikts-Kommissarien in der Provinz Posen in Wirksamkeit. Die Ernennung aller Polrzei-Deamten, deren Anstellung > den GemeindeBehörden zusteht, bedarf der Bestätigung der Staatsregierung.

§ 5. Die mit der örtlichen Polizei-Verwaltung beauftragten Behörden1 sind befugt, nach Berathung2 mit dem Gemcindevorstande ortspolizeiliche, für den Umsang der Gemeinde gültige Vorschriften * zu erlassen und gegen die Nichtbefolgung derselben Geldstrafen bis zum Betrage von 3 Rthlr.* anzudrohen. Die Strafandrohung kann bis zu dem Betrage von 10 Rthlr. gehen, wenn die Bezirksregierung0 ihre Genehmigung dazu ertheilt hat. Die Bezirksregierungen7 haben über die Art der Verkündigung der orts­ polizeilichen Vorschriften, so wie über die Formen, von deren Beobachtung die Gültigkeit derselben abhängt, die erforderlichen Bestimmungen zu erlassen? 1 @. §§ 1 und 2. * Zustimmung des Gemeindevorstandes ist in den Nichtkreisordnungsprovinzen zur Rechtsver­ bindlichkeit nicht erforderlich, J.M.BI. 1854 S. 268, G.A. II. 684, vgl. noch J.M.Bl. 1868 S. 366, G.A. VI. 828. In den Kreisordnungsprovinzen ist dagegen die Zustimmung der bzw. Selbstverwaltungsbehdrden zur Rechtsverbindlichkeit auch nach Außen hin erforderlich. Ob die Zustimmung gehörig erfolgt ist, haben die Gerichte zu prüfen; s. § 17. S. indeß Anm. 8 A.2 Vgl. endlich Anm. 8B. 3 wenn eilt solcher vorhanden ist. 4 d. t. über die in dem § 6 genannten Gegenstände. S. auch § 16. » in Stadtkreisen der Kr.Ordn.Prov. bis 30 Mk.. G. v. 30./7. 83 (G.S. 195) § 144 Abs. l. ö in den Kr.Ordn.Prov. der Regierungsprästdent, G. v. 30./7. 83 (G.S. 195) § 144 Abs. l. 2 in den Kr.Ordn.Prov. u. zwar auch in Ansehung kreispoltzetlrcher Vorschriften der RegierungsPräsident, G. v. 30/7. 83 (G.S. 195) § 144 Abs. 2. 8 Für die Kr.Ordn.Prov., nicht aber vorerst in Hannover (auch nicht in Hessen-Nassan), kommen hier folgende Bestimmungen zur Anwendung: A. Kreisordnung v. 13./12. 72 in der Fass, der B. v. 19./3. 81 (G.S. 1881 S. 179):

§ 62. Das durch die §§. 5 ff. des Gesetzes vom 11. März 1850 (GesetzSamml. S. 265) der Ortspolizeibehörde für den Umfang einer Gemeinde ertheilte Recht zum Erlasse von Polizeistrafverordnungen wird auf den AmtsVorsteher 1 mit der Maßgabe übertragen, daß er nicht nur für den Umfang einer einzelnen Gemeinde oder eines einzelnen Gutsbezirks, sondern auch für den Umfang mehrerer Gemeinden oder Gutsbezirke und für den Umfang des ganzen Amtsbezirks unter Zustimmung2 des Amtsausschusscs, ^ auch im Falle des §. 7 des Gesetzes, derartige Verordnungen zu erlassen be­ fugt ist. 10 Hellweg und Arndt, Strafgesetzgebung.

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Versagt der Amtsausschuß die Zustimmung, so kann dieselbe auf Antrag des Amisvorstehers durch Beschluß des Kreisausschuffcs* ergänzt werden. Der Beschluß ist endgültig. 1 §§ 56 ff. das. 2 diese Zustimmung ist also zur Rechtsverbindlichkeit erforderlich. 9 § 51 das., in den Gemeinden, die einen eigenen Amtsbezirk bilden, des Gemeindevoistandes. O.R. XVII. 440. G A. XXIV. 678. J.M.Bl. 1876 S. 203. 4 §§ 130 ff. das. B. G. v. 30./7. 63 (G.S. 195) (seit l. Juli 1865 auch in Hannover, seit l. Juli 1886 auch in Heffen-Nassau gültig):

§ 143. Ortspolizeiliche Vorschriften (§§. 5 ff. des Gesetzes vom Jl. März 1850) beziehungsweise der Verordnung vom 20. September 1867 und des Lauenburgischen Gesetzes vom 7. Januar 1870), soweit sie nicht zum Ge­ biete der Sicherheitspolizei1 gehören, bedürfen in Städten der Zustimmung 3 des Gemeindevorstandes. Versagt der Gemeindevorstand die Zustimmung, so kann dieselbe auf Antrag der Behörde durch Beschluß des Bezirksaus­ schusses 8 ergänzt werden. In Fällen, welche keinen Aufschub zulassen, ist die Ortspolizeibehvrde befugt, die Polizeivorschrift vor Einholung der Zustimmung des Gemeinde­ vorstandes zu erlassen. Wird diese Zustimmung nicht innerhalb vier Wochen nach dem Tage der Publikation der Polizeivorschrift ertheilt, so hat die Be­ hörde die Vorschrift außer Kraft zu setzen. 1 Ueber den Begriff der Sicherheitspolizei s. K.O. v. 24/4. 12 (G.S. 43 Abs 5), Nosin. Polizei­ verordnungsrecht Sinnt. 69 '@.162, v. Brauchitsch Amu. 250 zum G. v. 30./7. 83. 1 Diese Zustimmung ist also zur Rechtsverbindlichkeit erforderlich. - §§ 28 ff. das.

§ 6. Zu den Gegenständen der ortspolizeilichen Vorschriften gehören: a)1 der Schutz der Personen3 und des Eigenthums;8 b) Ordnung/ Sicherheit* und Leichtigkeit* des Verkehrs auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen, Brücken, Ufern und Gewässern; c) der Marktverkehr8 und das öffentliche Feilhalten8 von Nahrungsmitteln; d) Ordnung und Gesetzlichkeit bei dem öffentlichen Zusammensein einer größeren Anzahl von Personen; e) das öffentliche Interesse in Bezug auf die Aufnahme und Beherbergung von Fremden; die Wein-, Bier- und Kaffee-Wirthschaften und sonstige . Einrichtungen zur Verabreichung von Speisen und Getränken; f) Sorge für Leben und Gesundheit; g) Fürsorge gegen Feucrsgcfahr bei Bau-Ausführungen, so wie gegen gemeinschädliche und gemeingefährliche Handlungen, Unternehmungen und Ereignisse überhaupt/ h) Schutz der Felder, Wiesen, Weiden, Wälder, Baumpflanzungen, Wein­ berge u. s. w.; i) alles andere,' was im besonderen8 Interesse der Gemeinden und ihrer Angehörigen polizeilich geordnet werden muß. 1 a—h sind Beispiele. S. indeß O.R. VI. 91. Die Aufgaben der Polizei ergeben sich aus A.L.R. IL 17 § io; i auch Reg.-Jnstr. v. 23/10. 17 (G.S. 248) § 7. 3 daher sind Polizeiverordnungen gegen Anpreisung von Heilmitteln statthaft, O.R. VII. 5561 IX. 449. 9 daher Polizeiverordnung gegen Werfen mit Steinen nach Gebäuden, Verunreinigung, unbe­ fugtes Betreten von Grundstücken statthaft.

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4 daher Polizeiverordnung gegen zu schnelles Fahren, Zusammenstehen auf den Straßen u. s. tu. statthaft. 6 Gew.O. §§ 64 ff. 6 selbst positive Dienstleistungen Behufs Abwendung einer Gemeingefahr, O.N. X. 207, auch Beschränkungen in der Ausübung des Eigenthums, trotz Berf.Urt. v. 3I./1. 60 Art. 9 G.O. II. 477, III. 264, VII. 166, XI. 236, J.M.Bl. 1863 S. 102, oder eines Gewerbes, s. Anm. 2 zu § 1 Gew.O. 7 S. hierzu O.N. VI. 91. Eine Polizeiverordn, zur Anwendbarerklärung eines Reichsg. auf Fälle, für welche es nicht gegeben, ist ungültig. E. I. 214. 8 S. hierzu Erk. d. Kammerger. v. n./7. 8), E. d. R.G. IV. 256 (Sonntags-Polizeiverordnung).

§ 7. Zu Verordnungen über Gegenstände der landwirthschastlichen Polizei1 ist die Zustimmung der Gemeindevertretung erforderlich. ^ Die Berathung erfolgt unter dem Vorsitze des mit der örtlichen Polizei-Verwaltung beauftragten Beamten.3 1 d. h. nur solchen, tvelche, wenn auch bloß theiltveise, aus landwirthschaftlich-polizeilichen Nücksichten hervorgegangen sind. O.N. III. 487.

1 auch zur Rechtsverbindlichkeit. 8 Für die Kr.Ordn.Prov. s. für den Umfang des Amtsbezirks Kr.Ordn. § 62 (Anm. 8 A. zu § 6), sonst s. §§ ii u. 12 nebst Anm.

§ 8. Von jeder ortspolizeilichen Verordnung ist sofort eine Abschrift an die zunächst vorgesetzte Staatsbehörde einzureichen.1 1 Ob dem § 8 genügt ist, haben die Gerichte nicht zu prüfen.

O.N. VII. 490. G.A. XIV. 776.

§ 9. Der Regierungspräsident * ist befugt, jede ortspolizeiliche * Vorschrift durch einen förmlichen Beschluß unter Angabe der Gründe außer Kraft zu setzen.3 Dem Beschlusse muß, mit Ausnahme dringender Fälle, eine Berathung mit dem Bezirksrathe* vorhergehen. Die Erklärung des Letzteren ist entscheidend: 1) wenn eine ortspolizeiliche Vorschrift außer Kraft gesetzt werden soll, weil sie das Gemeindewohl verletzt;

2) wenn es sich darum handelt, eine Verordnung über Gegenstände der landwirthschastlichen Polizei wegen ihrer Unzweckmäßigkeit aufzuheben. 1 Nach V. v. 20/9. 67 (G.S. 1629) für Hanuover, Heffen-Nassau, Schleswig-Holstern, und nach G. v. 7./1. 70 für Lauenburg die Negierung (Landdrostei). Auch der Munster des Innern, § 16. 8 auch kreispolizeiliche für die Kr.Ordn.Prov., s. G. v. 30 /7. 83 (G.S. 195) § 145 Abs. l. 3 indeß m den Kr.Ordn.Prov. nur mit Zustimmung des Bezirksausschusses, außer in Fällen, die keinen Aufschub zulaffen, G. v. 30/7. 83 (G.S. 195; § 145 Abs. l. 4 Der in § 9 genannte Bezirksrath besteht Nicht mehr. G. v. 24./S. 53 (G.S. 228). G.A. VIII. 818, J.M.Bl. 1860, 410. Für die Kreisordnungs Provinzen s. indeß Anm. 3.

§ 10. Die Bestimmungen der §§. 8. und 9. finden auch auf die Abänderung oder Aufhebung ortspolizeilicher Vorschriften Anwendung. § 11. Die Bezirksregicrungcn1 sind befugt, für mehrere Gemeinden ihres Ver­ waltungs-Bezirks oder für den ganzen Umfang desselben gültige Polizei-Vorschriften * zu erlassen und gegen die Nichtbefolgung derselben Geldstrafen bis zu dem Betrage von 10 Rthlr. anzudrohen. Der Minister des Innern hat über die Art der Verkündigung solcher Vor­ schriften, so wie über die Formen, von deren Beobachtung die Gültigkeit derselben abhängt, die erforderlichen Bestimmungen3 zu erlassen.* 1 In Hannover früher die Landdrosteien, V. v. 20./9. 67 (G.S. 1629) § 19, mit l. Juli 1885 der Regierungspräsident, Kr.Ordn. für Hannover v. 6./6. 84 § 120. 2 S. §§ 12, 16. 8 v. 6./6. 60 (B.M.BI. 176), für die neuen Provinzen v. 16./11. 67 (B.M.Bl. 364), für Lauenburg s. Off. Wochenbl. 1870 S. 41. S. auch Entsch. d. O.Tr. LXVII. 203. 1 Für die Kr.Ordn.Prov., mit l. Juli 1885 also auch für Hannover, Kr.Ordn. für Hannover v. 6 /6. 84 § 120, desgl. mit 1. Juli 1886 auch für Hessen-Nassau (Kreisordnung für Hessen-Naffau v. 7./6. 85 G.S. 193).

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§ 136. Soweit die Gesetze ausdrücklich auf den Erlaß besonderer polizei­ licher Vorschriften (Verordnungen, Anordnungen, Reglements rc.) durch die Centralbehörden verweisen, sind die Minister befugt, innerhalb ihres Ressorts dergleichen Vorschriften für den ganzen Umfang der Monarchie oder für einzelne Theile derselben zu erlassen und gegen die Nichtbefolgung dieser Vorschriften Geldstrafen bis zum Betrage von einhundert Mark anzudrohen. Die gleiche Befugniß steht zu: 1) dem Minister der öffentlichen Arbeiten in Betreff der Uebertrctung der Vorschriften des Eisenbahnpolizei-Reglements;*■ 2) dem Minister für Handel und Gewerbe in Betreff der zur Regelung der Strom-, Schifffahrts- und Hafenpolizei zu erlassenden Vorschriften, sofern dieselben sich über das Gebiet einer einzelnen Provinz hinaus er­ strecken sollen. Zum Erlasse der im §. 367 Nr. 5 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich gedachten Verordnungen sind auch die zuständigen Minister befugt. 1 S. oben Nr. 26.

§ 137. Der Oberpräsident ist befugt, gemäß §§. 6, 12 und 15 des Ge­ setzes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 (Gesetz-Samml. S. 265) beziehungsweise der §§. 6, 12 und 13 der Verordnung vom 20. Sep­ tember 1867 (Gesetz-Samml. S. 1529) und des Lauenburgischen Gesetzes vom 7. Januar 1870 (Offizielles Wochenblatt S. 13) für mehrere Kreise, sofern dieselben verschiedenen Regierungsbezirken angehören, für mehr als einen Regierungsbezirk oder für den Umfang der ganzen Provinz gültige Polizeivorschriften zu erlassen und gegen die Nichtbefolgung derselben Geld­ strafe bis zum Betrage von sechszig Mark anzudrohend Die gleiche Befugniß steht dem Regierungspräsidenten für mehrere Kreise oder für den Umfang des ganzen Regierungsbezirks 511.1 Die Befugniß der Regierung zum Erlasse von Polizeivorschriften wird aufgehoben. 1 S. weiter unten §§ 139 ff.

§ 138. Die Befugniß, Polizeivorschriften über Gegenstände der Strom-, Schifffahrts- und Hafcnpolizei zu erlassen, steht vorbehaltlich der Bestim­ mungen des §. 136 Absatz 2 Nr. 2, ausschließlich dem Regierungspräsidenten1 und, wenn die Vorschriften sich auf mehr als einen Regierungsbezirk oder auf die ganze Provinz noch erstrecken sollen, dem Oberpräsidenten, soweit aber mit der Verwaltung dieser Zweige der Polizei besondere, unmittelbar von dem Minister für Handel ressortirende Behörden beauftragt sind, den Letzteren zu. Die Befugniß des Regierungspräsidenten erstreckt sich auch auf den Erlaß solcher Polizeivorschriften für einzelne Kreise oder Theile derselben.2 Für Zuwiderhandlungen gegen diese Verordnungen können Geldstrafen bis zu sechszig Mark angedroht werden.2 Bei den Vorschriften des Gesetzes vom 9. Mai 1853, betreffend die Er­ leichterung des Lootsenzwangcs in den Häfen und Binnengewässern der Provinzen Preußen und Pommern (Gesetz-Samml. S. 216), behält es mit der Maßgabe sein Bewenden, daß an die Stelle der Bezirksregierung der Regierungspräsident tritt.2 1 also in den Kr.Ordn.Prov. niemals der Ortspolizeibehörde oder dem Landrathe. 2 S. weiter unten §§ 139—141, ferner Anm. 1 zu § 16.

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§ 139. Die gemäß §§. 137, 138 von dem Oberpräsidenten zu erlassenden Polizeivorschriften bedürfen der Zustimmung des Provinzialraths,1 die von dem Regierungspräsidenten zu erlassenden Polizeivorschriften der Zustim­ mung des Bezirksausschusses.^ In Fällen, welche keinen Ausschub zulassen, ist der Oberpräsident sowie der Regierungspräsident befugt, die Polizeivorschrift vor Einholung der Zustimmung des Provinzialraths beziehungs­ weise des Bezirksausschusses zu erlassen. Wird diese Zustimmung nicht innerhalb drei Monaten nach dem Tage der Publikation der Polizeivorschrift ertheilt, so hat der Oberpräsident beziehungsweise der Regierungspräsident die Vorschrift außer Kraft zu setzen. 1 Für die vom Oberpräsidenten m Berlin erlassenen Pollzeiverordnungen fällt die Zu­ stimmung des Provinzialraths aus, weil der Oberpräsident selbst an die Stelle des Pro­ vinzialraths tritt. G. V.30./7. 83 § 43 Abs. l, v. Brauchitsch Anm. 244. 2 An Stelle des Bezirksausschusses für Berlin tritt der Oberpräsident, G. v. 30./7. 83 § 43 Abs. 3.

§ 140. Polizeivorschriften der in den §§. 136, 137 und 138 bezeichneten Art sind1 unter der Bezeichnung „Polizeiverordnung" und unter2 Bezugnahme auf die Bestimmungen des §. 136 beziehungsweise der §§. 137 oder 138, sowie in Fällen des §. 137 auf die in demselben angezogenen gesetzlichen Bestimmungen durch die Amtsblätter derjenigen Bezirke bekannt zu machen, in welchen dieselben Geltung erlangen sollen. 1 widrigenfalls sie ungültig sind. E. d. O.B.G. VIII. 313, V.M.Bl. 1882 S. 72. Für die Kreis- und Lokal-Polizeiverordnungen bestimmt die Bezeichnung und die sonstigen Formen der Regierungspräsident, G. v. 30./7. 83 § 144 Abs. 2. 2 Die bez. §§ müssen speziell bezeichnet sein.

§ 141. Ist in einer gemäß §. 140 verkündeten Polizeiverordnung der Zeitpunkt bestimmt, mit welchem dieselbe in Kraft treten soll, so ist der Anfang ihrer Wirksamkeit nach dieser Bestimmung zu beurtheilen, enthält aber die verkündete Polizeiverordnung eine solche Zeitbestimmung nicht, so beginnt die Wirksamkeit derselben mit dem achten Tage nach dem Ablaufe desjenigen Tages, an welchem das betreffende Stück des Amtsblatts, welches "die Polizeiverordnung verkündet, ausgegeben worden ist.1 1 Für tue Kreis- und Lokal-Poltzeiverordnungen bestimmt ev. den Anfangstermin der Regierungspräsident, G. v. 30./7. 83 § 144 Abs. 2.

§ 142. Der Landrath ist befugt, unter Zustimmung des Kreisausschusses nach Maßgabe der Vorschriften des Gesetzes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 beziehungsweise der Verordnung vom 20. September 1867 und des Lauenburgischen Gesetzes vom 7. Januar 1870 für mehrere Orts­ polizeibezirke oder für den ganzen Umfang des Kreises gültige Polizeivor­ schriften zu erlassen und gegen die Nichtbesolgung derselben Geldstrafen bis zum Betrage von dreißig Mark anzudrohen.1 1 Anm 7 zu § 5.

§ 12. Die Vorschriften der Bezirksregierungen (§. 11) können sich auf die im §. 6 dieses Gesetzes angeführten und alle anderen Gegenstände beziehen, deren polizeiliche Regelung durch die Verhältnisse der Gemeinden oder des Bezirks er­ fordert tohrb.1 1 Vgl. auch Anm. i—8 zu § 6.

§ 13.1

Zum Erlasse solcher Vorschriften der Bezirksrcgierungen, welche die

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landwirtschaftliche Polizei betreffen, ist die Zustimmung des Bezirksrathes2 er­ forderlich. 1 §§ 13, 14 gelten nicht in den 1866 erworbenen Provinzen; für die Kr.Ordn.Prov. vgl. §§ 137, 139, 142 des G. v. 3017. 83 in Sinnt. 4 zu § 11. 2 Die hier gemeinten Bezirksräthe bestehen nicht mehr, vgl. G. v. 24./5. 63 (G.S. 223), G.A. VIII. 818, J.M.Bl. 1860 S. 410.

§ 14.1 Die Besugniß der Bezirksregierungen, sonstige allgemeine Verbote und Strafbestimmungen in Ermangelung eines bereits bestehenden gesetzlichen Ver­ botes mit höherer Genehmigung zu erlassen, ist ausgehoben? 1 Sinnt. 1 zu § 13. 2 Vgl. §§ 40 u. 45 V. v. 26./12. 1808 (Nabe's Sammt. IX. 486), § 11 Abs. 2 der Reg.-Jnstr. V. 23./10. 17 (G.S. 248).

§ 15. Es dürfen in die polizeilichen Vorschriften (§§. 5 und 11) keine Be­ stimmungen aufgenommen werden, welche mit den Gesetzen* oder den Verord­ nungen einer höheren Instanz im Widersprüche stehen. 1 insbesondere nicht mit § 6. Mit § 6 steht eine Orts-, Kreis- oder Regierungspolizei-Berordnung in Widerspruch, wenn sie sich auf einen nicht in ihm vorgesehenen Gegenstand erstreckt. An sich enthält es keinen Widerspruch gegen etn Gesetz, wenn mit Rücksicht auf zeitliche oder örtliche Ver­ hältnisse gesetzliche Polizeivorschriften (z. B. des § 345 Nr. 9 St G.B ) verschärft oder ergänzt werden, O.R. X. 27. G.A. XVII. 488; vgl. auch O.R. XI 375, XII. 397, G.A. XV. 69, XVII. 347. S. endlich § 17, wie Sinnt, l u. 7 }u § 6.

§ 16.1 Der Minister des Innern ist befugt, so weit Gesetze nicht entgegen­ stehen, jede polizeiliche Vorschrift durch einen förmlichen Beschluß außer Kraft zu setzen. Die Genehmigung des Königs ist hierzu erforderlich, wenn die polizeiliche Vorschrift von dem Könige2 oder mit dessen Genehmigung erlassen war. 1 S. hierzu für die Kr.Ordn.Prov.: O.G. v. 30/7. 83 (G.S. 196) § 145 Abs. 2:

„Bei der Befugniß des Ministers des Innern, jede (orts-, kreis-, bezirksoder provinzial-) polizeiliche Vorschrift, soweit Gesetze nicht entgegenstehen, außer Kraft zu setzen----------- behält es mit der Maßgabe sein Bewenden, daß diese Besugniß hinsichtlich der Strom-Schiffahrts- und Hafenpolizeivorschristen (§. 138) aus den Minister für Handel und Gewerbe übergeht." 2 In den 1866 erworbenen Landestheilen von dem Landesherrn, V. v. 20 /9. 67 (G.S. 1529) § 14.

§ 17. Die Polizeirichter1 haben über alle Zuwiderhandlungen gegen polizei­ liche Vorschriften (§§. 5 und 11) zu erkennen, und dabei nicht die Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit, sondern nur die gesetzliche Gültigkeit2 jener Vorschriften nach den Bestimmungen der §§. 5,3 11 und 15 dieses Gesetzes^ in Erwägung zu ziehen? 1 jetzt die Schöffengerichte, G.V.G. § 27 Nr. l. 2 Art. 106 der Preuß. Vers. bezieht sich nur auf Königliche, nicht auf Polizei-Verordnungen, G.A. II. 685, J.M.Bl. 1854 S. 268. 3 Vgl. O.R. III. 290, V. 237, VI. 91, VII. 410, IX. 438. G.A. XIII. 642. 4 also auch nach der gehörig erfolgten Veröffentlichung. 5 Doch darf das Gericht einer gesetzwidrigen Polizelverordnung nur im gegebenen Falle die An­ wendbarkeit versagen, nicht aber die Aufhebung derselben aussprechen.

§ 18. Für den Fall des Unvermögens des Angeschuldigten ist auf vcrhältnißmäßige Gesängnißstrafe* zu erkennen. (Das höchste Maß derselben ist 4 Tage statt 3 Rthlr. und 14 Tage statt 10 Rthlr.) 1 Umwandlung: St.G.B. §§ 28 ff.

§ 19. Die bisher erlassenen polizeilichen Vorschriften bleiben so lange in Kraft, bis sie in Gemäßheit dieses Gesetzes aufgehoben werden.1 1 Vor dem G. v. n./3. 50 konnten die Bezlrksregierungen mit ministerieller Genehmigung (V.

6. Gesetz über die Polizei-Verwaltung v. 11. März 1850. (Anhang.)

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v. 26./12. 1808 in Rabe's (Sammt. IX. 486) und die Ministerien (J.M.Bl. 1846 S. 34, 1856 S. 153; B.M.Bl. 1845 S. 40), in der Nheinprov. die Bürgermeister (J.M.Bl. 1852 S. 251) Strafpoltzetverordnungen ertasten. S. auch A.L N. II. 13 § o. Für die 1666 erworbenen Prov. s. B. v. 25./6. 67 (G.S. 921) Art. VI Nr. l, 2.

§ 20.1 Die den Polizeibehörden nach den bisherigen Gesetzen zustehende Exekutionsgewalt wird durch die vorstehenden Bestimmungen nicht berührt. Jede Polizeibehörde ist berechtigt, ihre polizeilichen Verfügungen durch An­ wendung der gesetzlichen Zwangsmittel durchzusetzen. Wer es unterläßt, dasjenige zu thun, was ihm von der Polizeibehörde in Ausübung dieser Befugnih geboten worden ist, hat zu gewärtigen, daß es auf seine Kosten zur Ausführung gebracht werde — vorbehaltlich der etwa verwirkten Strafe und der Verpflichtung zum Schadenersatzes 1 S. für die Kr.Ordn.Prov. G. v. 30/7. 83 (G.S. 195) § 132. 2 Rechtsweg in Ansehung dieser Exekutivmaßregeln ausgeschlosten. G. v. 11./5. 42 (G.S. 192), B.M.Bl. 1854 S. 69, J.M.Bl. 1856 S. 206. O.R. X. 42, XIII. 91. § 21. Alle diesem Gesetze entgegenstehenden Bestimmungen sind aufgehoben.

Zusätze und Berichtigungen

zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen. (Nach den Seitenzahlen fortlaufend.)

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6 sind in Amn. 1 ju § 21 nachfolgende Verträge zuzufügen: mit Japan v. 20./2. 69 (B.G.Bl. 1870 S. 1), mit den Niederlanden v. ll./l. 72 bzw. 16./6. 56 (R.G.Bl. 67), mit Samoa v. 24./1. 79 (R.G.Bl. 1881 S. 29), mit Marokko v. 3./7. 80 (R.G.Bl. 1881 S. 103), mit Griechen­ land v. 26./11. 81 (R.G.Bl. 1882 S. 101), mit Brasilien v. 10./1. 82 (R.G.Bl. 69), mit Mexiko v. 5./12. 82 (R.G.Bl. 1883 S. 247), mit Serbien v. 6./1 83 (R.G.Bl. 62), mit Korea v. 26./11. 83 (R.G.Bl. 1884 S. 221), mit Madagaskar v. 15./5. 83 (R.G.Bl. 1885 S. 166) mit der Dominikanischen Republik v. 30./1. 85 (R.G.Bl. 1886 S. 3). 7 sind in der Anm. zur Ucbcrschrist zum dritten Titel für Preußen zuzu­ fügen: B. v. 9./11. 81 (G.S. 341), B. v. 26./4. 82 (G.S. 223), B. v. 21./6. 82 (G.S. 325), B. v. 1./7. 82 (G.S. 332), B. v. 21./9. 82 (G.S. 347), B. v. 22./9. 82 (G.S. 348), G. V. 7./4. 85 (G.S. 107), G. v. 10./3. 86 (G.S. 41), G. v. 7./4. 86 (G.S. 113). 13 ist in Anm. 1 zu Z 37 zuzufügen: M.B. v. 18./2. 82 (J.M.Bl. 18). 13 sind in der Anm. zur Ueberschrift zum fünften Titel hinsichtlich der Sitze und Bezirke der Landgerichte in Preußen zuzufügen: G. v. 12./2. 84 (G.S. 63), G. v. 7./4. 85 (G.S. 107. 15 ist als Anm. 2 zu Nr. 2 des § 74 zuzufügen: Nr. 2 ist nach dem G. v. 18./7. 84 (R.G.Bl. 123) obsolet geworden. Die Vergehen gegen dieses G. gehören schon nach den allgemeinen Vorschriften vor die Straf­ kammern. 17 sind in Anm. 1 zu 8 78 zuzufügen: J.B. v. 21./2. 82 (J.M.Bl. 31), J.B. v. 19./8. 82 (J.M.Bl. 274), J.B. v. 21./10. 82 (J.M.Bl. 321) J.B. v. 14./1. 85 (J.M.Bl. 32). 22 hat 8 137 durch das G. v. 17./3. 86 (R.G.Bl. 61) folgende Fassung erhalten: 8 137. Will in einer Rechtsfrage ein Civilscnat von der Entscheidung eines anderen Civilsenats oder der vereinigten Civilscnate, oder ein Straf­ senat von der Entscheidung eines anderen Strafsenats oder der vereinigten

Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

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Strafsenate abweichen, so ist über die streitige Rechtsfrage im ersteren Falle eine Entscheidung der vereinigten Civilsenate, im letzteren Falle eine solche der vereinigten Strafsenate einzuholen. Einer Entscheidung der Rechtsfrage durch das Plenum bedarf es, wenn ein Civilsenat von der Entscheidung eines Strafsenats oder der vereinigten Strafsenate, oder ein Strafsenat von der Entscheidung eines Civilsenats oder der vereinigten Civilsenate, oder ein Senat von der früher eingeholten Entscheidung des Plenums abweichen will. Die Entscheidung der Rechtsfrage durch die vereinigten Senate oder das Plenum ist in der zu entscheidenden Sache bindend. Sie erfolgt in allen Fällen ohne mündliche Verhandlung. Vor der Entscheidung der vereinigten Strafsenate oder derjenigen des Plenums, sowie in Ehe- und Entmündigungssachen ist der Ober-Reichsanwalt mit seinen schriftlichen Anträgen zu hören. Soweit die Entscheidung der Sache eine vorgängige mündliche Ver­ handlung erfordert, erfolgt dieselbe durch den erkennenden Senat auf Grund einer erneuten mündlichen Verhandlung, zu welcher die Prozeßbetheiligten von Amiswegen unter Mittheilung der ergangenen Ent­ scheidung der Rechtsfrage zu laden sind. sind in Anm. 1 für Preußen zuzufügen: J.V. v. 9./10. 82 (J.M.Bl. 312), J.V. v. 2./2. 83 (J.M.Bl. 28), M.B. v. 27./2. 86 (J.M.Bl. 78). muß es in der Anm. zur Ueberschrift zum elften Titel anstatt J.B. v. ö./9. 79 (J.M.Bl. 317) jetzt heißen: Gerichtsschreiberordnung v. 10./2. 86 J.M.Bl. 38). muß es nunmehr in Anm. 1 zu § 155 heißen: Gerichtsvollzieherordnung v. 23./2. 85 (J.M.Bl. 56) nebst Abänderung v. 13./2. 86 (J.M.Bl. 36), Geschäftsanweisung v. 24./7. 79 (Anl. zum J.M.Bl. Nr. 31) nebst Ab­ änderung v. 23./2. 85 (J.M.Bl. 68). ist zum Abs. I des § 165 als Anm. zuzufügen: Vgl. J.V. v. 21./4. 65 (J.M.BI. 152). ist in Anm. 1 zu § 173 im Citat des § 174 noch § 175 Abs. 2 zuzu­ fügen. muß cs in Anm. 2 zu § 187 jetzt heißen: Dolmetschcrordnung v. 24./4. 86 (J.M.Bl. 98). muß Anm. 4 zu § 56 lauten: Nicht bloß in dem engeren Sinne der §§ 47 ff. St.G.B. E. VIII 299. R. V. 341. — Ein in demselben Ver­ fahren Mitangeklagter ist überhaupt nicht — auch nicht uneidlicher — Zeuge. E. VI. 279. R. IV. 455.



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61 muß es in Anm. 4 zu 8 99 heißen: Tclegr. O. v. 13./8. 80 (R.C.Bl. 560) § 2.



91 ist in Anm. 2 zu 8 251 hinzuzufügen: Dagegen jetzt E. X. 374. R. VI. 337.

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98 ist in Anm. 4 zu 8 280 hinzuzufügen: Dagegen E. VI. 170. 104 sind in Anm. 3 zu 8 318 nachfolgende Verträge zuzufügen: mit Uruguay v. 12./2. 80 (R.G.Bl. 1883 S. 287), mit Serbien v. 6./1. 83 (R.G.Bl. 70) Art. XXV.



110 muß Anm. 2 zu 8 355 heißen: d. i. auch durch Telegramm. E. IX. 38. R. V. 480. Vgl. auch E. VIII. 92. R. V. 161.

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Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

Seite Nö muß Anm. 6 zu § 385 heißen: auch durch Telegramm. E. X. 166. Vgl. auch Anm. 2 zu § 355. „ 122 muß die Anm. 5 zu 8 417 lauten: Das Schöffengericht ist alsdann nicht mehr zuständig (§ 27 Nr. 3G.V.G.) und das Privatklageverfahren analog dem § 429 St.P.O. einzustellen. E. X. 237. R. VI. 200. „ 131 muß es in Anm. 1 zu 8 453 jetzt heißen: Preußen: G. v. 23./4. 83 (G S. 65) und dazu JB. v 2./7. 83 nebst Anw. v. 8./6. 83 (J.M.Bl. 233). „ 131 muß Anm. 4 zu Z 453 jetzt heißen: In Preußen nur Geldstrafe bis 30 Mark oder Hast bis zu drei Tagen. § 1 G v. 23./4. 83 (G.S. 65). „ 138 ist als Anm 3 zu 8 492 zuzufügen: Für die Vollstreckung, falls mehrere Bundesstaaten bethciligt sind, vgl. den Bundcsraths-Beschluß v. 11./6. 85 (prcuß.. J.M.Bl. 309). „ 144 muß die Anm 4 zu 8 1 jetzt lauten: Das Verfahren bei der Erhebung ist rcglemcntarischer Ordnung überlassen. Für die beim Reichsgericht erwachsenden Kosten vgl. Dienstweisung v. 8./7. 79 (R.C.Bl. 473), für Preußen die Justruktion für die Verwaltung der Kassen bei den Justiz­ behörden v. 17 /12. 84 (Beil. zum J.M Bl. Nr. 45), Anw. für die Gcrichtskasse I zu Berlin v. 27./1. 85 (Beil. zum J.M.Bl. Nr 5). „ 145 muß die Anm. 1 zu 8 4 jetzt lauten: Ueber die Wahrnehmung der Rechte der Staatskasse vgl. J.V v. 28./2 85 (I M.Bl. 90) „ 153 ist zu Abs. 3 des 8 98 als Anm 3 hinzuzufügen: V. v. 24/12 83 (N.G.Bl 1884 S. 1.) „ 154 muß cs jetzt in der Anm. zu 8§ 4—12 heißen: Gcrichtsvollzieherordnung v. 23 /2. 65 (J.M.Bl. 56) 8 19 und 88 24, 25. „ 156 muß es jetzt in Anm. 2 zu 8 24 heißen: Gerichtsvollzieherordnung v. 23./2. 85 (J.M.Bl. 56). „ 159 ist in Anm. 1 zu 8 14 hinsichtlich der Marincbeamten hinzuzufügen: die V. v. 22 /6 84 (R G.Bl 65) und hinsichtlich der Eisenbahnbcamten für Preußen die J.V. v 17./10. 84 (I M Bl. 242). „ 159 ist zu Abs. 3 des 8 17 als Anm. 1 hinzuzufügen: Vgl. J.V. v. 27./3. 85 (J.M.Bl. 128). „ 188 ist in der Anm. zur Ucberschrift zuzufügen: in Elsaß-Lothringen seit 1. Oktober 1871. „ 192 ist in Anm. 1 zu 8 28 am Schlüsse des zweiten Satzes hinzuzufügen: ferner nicht nach den prcuß. V. betr. Stcmpclabgabcn v. 19./7. 67 (G.S. 1191) 8 15, v.7./8. 67 (G.S. 1277) 8 15 und dem preuß. G. betr. Erbschaftssteuer v. 30./5. 73 (G.S. 329) 8 44. „ 195 sind in Anm. 1 zu 8 40 hinzuzufügen: G. v. 14./5. 79 (N.G.Bl. 145) 815 (Nahrungsmittel), G. v. 22./5. 81 (N.G.Bl. 97) 83 (Küstenfracht­ fahrt), G. v. 30./4. 84 (R.G.Bl. 48) 8 2 (Fischerei in der Nordsee), G. v. 13./5. 84 (N.G.Bl. 49) 8 3 (Zündhölzer), G. v. 9./6.-S4 (R.G.Bl. 61) 8 11 (Sprengstoffe), G. v. 16./7. 84 (R.G.Bl. 120) 8 9 (Feingehalt), G. v. 20./5. 85 (R.G.Bl. 165) 8 3 (Papier zu Reichskassenscheinen). „ 198 ist in Anm. 3 zu 8 55 hinzuzufügen: G. v. 23./6. 84 (G.S. 306). „ 200 muß in Anm. 1 zu 8 61 der 8 293 ausgeschieden werden. „ 201 muß in Anm. 1 zu 8 68 der Schlußsatz: „Ebenso u. s.w." fort­ fallen.

Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

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Seite 202 ist in Anm. 2 zu 8 73 am Schlüsse zuzufügen: Dagegen jetzt E. VIII. 84. R. V. 92. „ 205 muß in § 87 und § 88 die Zuständigkeitsbezeichnung (Sw.) fortfallen, weil gemäß der Anm. zur Ueberschrift' nur das Reichsgericht zuständig sein kann. „ 206 muß in § 89, § 90 und § 91 die Zuständigkcitsbezeichnung (Sw.) fort­ fallen, weil gemäß der Anm. zur Ueberschrift nur das Reichsgericht zu­ ständig sein kann. „ 210 muß in § 111 die Zuständigkeitsbezeichnung in Abs. 1 (R. (Reichs­ gericht) bzw. Sw. bzw. L. bzw. A.), in Abs. 2 (L. bzw. A.) heißen. „ 212 muß in § 119 die Zuständigkeilsbezeichnung (L. bzw. Sw.) heißen. „ 220 ist in § 160 in der dritten Zeile hinter „und" die Zuständigkeitsbe­ zeichnung (L. bzw. A.) einzuschalten. „ 220 ist in Anm. 1 zu § 161 hinter „Theilnahme" innerhalb der Klammern einzuschieben: Dagegen E. XIII. 76. „ 233 ist in § 236 in der dritten Zeile hinter „und" die Zuständigkeitsbe­ zeichnung (L.) einzuschalten. „ 241 ist in Anm. 2 zu § 267 der Satz „Absendung eines inhaltlich falschen Telegramms keine Urkundenfälschung. R. I. 793" zu streichen und statt dessen aufzunehmen: Ueber Urkundenfälschung durch Telegramm vgl. E. VIII. 92. R. V. 161. „ 242 ist in § 273 in der dritten Zeile hinter „und" die Zuständigkeitsbe­ zeichnung (Sw.) einzuschalten. „ 251 muß die Anm. 1 zu 8 326 lauten: wenn auch nur an Sachen. E. VIII. 218. Es muß aber für das Leben bzw. Gesundheit eines Menschen Gefahr vorhanden gewesen sein. E. II. 85. „ 256 muß es in Anm. 1 zu 8 355 heißen: Telegraphenordn. v. 13./8. 80 (R.C.Bl. 560) 8 2. „ 258 ist am Schlüsse der Nr. 12 des 8 360 hinzuzufügen: insbesondere den durch Landesgesetz oder Anordnung der zuständigen Behörde bestimmten Zinsfuß überschreitet; OL „ 259 ist als Anm. 9» zu 8 360 einzuschieben: Zus. des G. v. 24./5. 80 (R.G.Bl. 109). Vgl. das prcuß. G. v. 17./3. 81 (G.S. 265). „ 263 ist als Anm. zu Nr. 4 und 5 des 8 367 hinzuzufügen: Für Spreng­ stoffe gilt jetzt 8 9 des G. v. 9./6. 64 (R.G.Bl. 61). „ 264 muß die Anm. 2 zu 8 369 jetzt lauten: Vgl. Maaß- und Gewichtsordnung v. 17./8. 68 (B G.Bl. 473) nebst Abänd. v. 7./12. 73 (R.G.Bl. 377) und 11./7. 84 (R.G.Bl. 115), Anordnung v. 27./12. 84 (Beil. zu Nr. 5 R.G.Bl. 185) und B. betr. die äußersten Grenzen der noch zu duldenden Abweichungen 2C. v. 27./7. 85 (R.G.Bl. 263). „ 279 ff. s. jetzt Gewerbeordnung in der Fass, der B. v. 1./7. 63 (R.G.Bl. 177) in dem Ergänzungsheft. „ 319 ist zur Ueberschrift zu Nr. 20 zu bemerken: s. zu d. Postordnung v. 9./3. 79 auch die diese theilweise abändernde B. v. 8./7. 82 (R.C.Bl. 337) . u. v. 16./1 86 (R.C.Bl. 15). „ 322 ist zu Anm. 10 zu 8 27 hinzuzusetzen: wenn dieselben überhaupt zur Beförderung durch die Post geeignet sind. E. X. 45. „ 332, 333 vgl. zu §8 44, 45 des Bankges. d. B. v. 18./5. 85 betr. d. Ein­ lösung der Banknoten der Kommerzbank Lübeck (R.G.Bl. 108).

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Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

Seite 337 ist in der Ueberschrift zu Nr. 24 hinzuzufügen: s. auch R.C.Bl. 1883 S. 146, 267, 371, 1884 S. 178, und 319 besonders R.C.Bl. 1885 S. 298. „ 342 ist in der Ueberschrift zu Nr. 25 hinzuzufügen: Vgl. für Preußen die Ausf.V. v. 27./4. 63 (V.M.Bl. 123) u. v. 23./4. 84 (B.M.Bl. 162). „ 348 ist in der Anm. zur Ueberschrift hinzuzufügen: R.C.Bl. 1884 S. 155 und 1885 S. 26 und 193 betr. Einschluß von Zollausschlüssen (Reichenau, bzw. Bremen und Cuxhafen) in das Zollgebiet. „ 350 ist in Anm. 1 zu 8 12 hinzuzufügen R.C.Bl. 1882 S. 151, und in Anm. 2 das.: Dagegen: E. XII. 1. „ 365 ist in Anm. 1 zu §73 hinzuzufügen: B.R.Beschl. v. 11./4.83 (R.C.Bl. 91). „ 380 zu § 136 s. E. X. 406. „ 390 ist zu Nr. 28 zu bemerken: S. jetzt die neue Fassung des G. nach der B. V. 24./5. 85 (R.G.Bl. 111) in dem Ergänzungsheft. „ 418 S. R.C.Bl. 1885 S. 193 betr. Einschluß hamburgischer — und „ 423 S. R.C.Bl. 1885 S. 26 betr. Einschluß bremischer Gebietstheile in das Zollgebiet. „ 432 tu Anm. 2 zu § 20 s. auch R.C.Bl. 1884 S. 178. „ 434 zu § 3. Nach dem G. betr. die Steuervergütung für Zucker vom7./7. 83 (R.G.Bl. 157), verlängert durch G. v. 13./5. 85 (R.G.Bl. 91), beträgt vom 1. Sept. 1883 bis 1. August 1886 die Ausfuhrvergütung für Zucker statt 3 Rthlr. 4 Sgr. 9 Mk., statt 3 Rthlr. 25 Sgr. 11 Mk. und statt 3 Rthlr. 18 Sgr. 10,40 Mk. S. ferner zu § 3 R.C.Bl. 1882 S. 441 und 1885 S. 232. „ 445 zu § 1: Bier ist jedes Getränk, dessen Bereitung in der Brauerei unter Verwendung eines oder mehrerer der im § 19. a. a. O. bezeichneten Stoffe erfolgt (auch Nachbier, Kofent). E. XI. 382; s. auch zu § 1 E. X. 107. „ 459 ist zur Ueberschrift hinzuzufügen: Das G. ist in den §§ 12, 16, 19 abgeändert durch G. v. 5/4. 85 (R.G.Bl. 83), s. auch R.C.Bl. 1882 S. 436, 1883 S. 333, 1884 S. 106, 113, 1885 S. 157. 229 1886 S. 71. „ 461 in Anm. 2 zu § 9, s. auch B.R.Beschl. v. 24./3. 84 (R.C.Bl. 113). „ 462—464 s. G. betr. Abänderung der §§ 12, 16 und 19 d. G. betr. die Be­ steuerung des Tabacks vom 5./4. 85 (R.G.Bl. 83). Insbesondere ist die in den §8 16 und 19 auf den 15. Juli jeden Jahres erstreckte Frist ausgedehnt worden: „bis zum Ablauf der für die Entrichtung der Steuer festgesetzten Frist". Die Festsetzung der letzteren steht den obersten Landes­ finanzbehörden zu. „ 467 zu§ 30 s. B.R.Beschl. v. 24./4. 64 (R.C.Bl. 125). „ 467 zu § 31 s. B.R.Beschl. v. 23./11. 82 (R.C.Bl. 436), v. 22./11. 63 (R.C.Bl. 333). „ 488 ist in Anm. 5 zu § 68 hinzuzufügen: und jetzt E.G. zum St.G.B.§ 7. „ 491 f. zur Ueberschrift auch R.C.Bl. 1885 S. 139 u. 533. „ 493 ist zur Ueberschrift zu Nr. 41 zuzufügen: Abgeändert durch G. v. 15./11.74. (R.G.Bl. 133). S. Seite 681. „ 496 muß Anm. 7 zu § I lauten: Befreit bleiben von der Stempelabgabe auch die im Auslande ausgestellten und im Auslande zahlbaren eigenen Wechsel, E. XI. 109. Daß und wann Wechselb tanket 1s stempelpflichtig sind, s. E. X. 27. „ 502 ist zur Ueberschrift zuzufügen: s. auch R.C.Bl. 1882 S. 342, 1883 S. 333, 1886 S. 59.

Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

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Seite 504 ist in Sinnt. 4 zu Z 10 hinzuzufügen: vgl. E. LI. 402, wonach das unverschuldete Feilhalten u s. w. straffrei ist. „ 504 ist zu § 14 die Zuständigkeitsbezeichnung (L. bzw. A.) und ferner die Sinnt, hinzuzufügen: Vgl. B. v. 6./7. 78 (R.C.Bl. 403) u. E. XI. 96. „ 507 ff. s. jetzt die neue Fassung in Gemäßheit d. G. v. 29./5. 85, bctr. Ab­ änderung des Gesetzes wegen Erhebung von Reichsstempelabgaben v. 1./7. 85 (R.G.Bl. S. 171) in dem Ergänzungsheft. „ 525 ist zu Sinnt. 4 zu 8 31 hinzuzufügen: B., bctr. Slbänderung der Be­ stimmungen über die Zusammensetzung re. der Sachverständigen-Bereine v. 23./10. 82 (R.C.Bl. 417). Vgl. auch preuß. J.B. v. 5./7. 82 (J.M.B1. 199). „ 531 ist in Sinnt. 2 zu 8 62 hinzuzufügen: s. auch R.C.Bl. 1884 S. 317 wegen des Vertrages mit Frankreich, R.G.Bl. 1884 S. 173, R.C.Bl. 1884 S. 327 wegen des Vertrages mit Belgien. „ 541 ist in Sinnt. 1 zu89 hinzuzufügen: nebst Nachtrag v. 23./7.76 (R.C.Bl. 404). Abgeändert durch B. v. 12/11. 83 R.C.Bl. 325. „ 542 ist in Sinnt. 2 zu 8 16 hinzuzufügen: für Belgien R.G.Bl. 1884 S. 188, für Spanien R.G.Bl. 1883 S. 312 für Rumänien R.G.Bl. 1861, S. 209, Serbien R.G.Bl. 1883 S. 45, 61. „ 545 ist in Sinnt. 2 zu 8 14 hinzufügen: Es genügt das Wissen um die that­ sächlichen Voraussetzungen, in denen das G. den Thatbestand der straf­ baren Handlung findet, E. XI. 90. „ 546 zu 8 20. Die Eintragung in Leipzig genügt selbst dann, wenn nach dem ausländischen Recht diese Eintragung unverbindlich sein würde, E. XI. 233. „ 546 ist in Sinnt. 2 zu 8 20 hinzuzufügen: Venezuela (R.G.Bl. 1883 S. 339). Für Spanien vgl. jetzt R.G.Bl. 1883 S. 312, 326. „ 547 zu 8 4 s. E. X. 349. „ 553 zu 8 34 s. E. XL 24, 266. „ 566 ist in Sinnt. 1 zu 8 5 hinzuzufügen: und dazu V. v. 6./3. 83 (R.G.Bl. 3). „ 567 zu 8 12 s. E. V. 389, XI. 375. „ 569 zur Ueberschrift s. auch B. v. 2./5. 84 (R.C.Bl. 215). „

581 hätte zunächst der Vollständigkeit wegen das G.. betr. die Schonzeit für den Fang von Robben, v. 4./12. 76 (R.G.Bl. 223) Aufnahme finden müssen.



561 ist in der Sinnt, zur Ueberschrift zuzufügen: s. auch G. betr. Befugniß von Seefahrzeugen, welche der Gattung der Kauffahrteischiffe nicht an­ gehören, zur Führung der Reichsflagge v. 15./4. 85 (R.G.Bl. 69). 581 ist in Sinnt. 1 zu 8 3 zuzufügen: Vgl. R.C.Bl. 1880 S. 169.

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611 zu 8 7 s. E. X. 84.



618 ist zu 8 2 als Sinnt. 1 zuzufügen: Ist geschehen durch die V. v. 29./12. 81 (R.G.Bl. 275) für die Schiffe von Belgien, Brasilien, Däne­ mark, Großbritannien, Italien und Schweden-Norwegen. Vgl. auch den internationalen Vertrag betr. polizeiliche Regelung der Fischerei in der Nordsee außerhalb der Küstengewässer v. 6./5. 84 (R.G.Bl. 1864 S. 25 nebst Slusführungsbestimmungen v. 30./4. 84 (R.G.Bl. 48).



627 ist zu Nr. 69 zu bemerken: Das G. v. 11./6. 70 ist durch das in das Ergänzungsheft aufgenommene G. v. 18./7. 84 (R.G.BI. 123) beseitigt.

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Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

Seite 635 ist zu Nr. 70 zu bemerken: Das G. v. 7./4. 76 ist abgeändert durch das G. v. 1./6. 84 (R.G.Bl. 64). Vgl. die neue Fassung im Ergänzungsheft. „ 639 ist in Anm. 3 zu 8 2 zuzufügen: Wahlzcttel gelten nicht als Druck­ schriften. G. v. 12./3. 84 (R.G.Bl. 17). „ 641 ist zu 8 5 zu bemerken: An Stelle des hier angezogenen 8 57 sind nach Art. 7 Abs. 6 des G. v. 1./7. 83 (R.G.Bl. 159) die 88 57 Nr. 1, 2, 4, 57 a., 57 b. Nr. 1 und 2 der Gewerbeordnung getreten. „ 642 ist zu Anm. 1 zu 8 18 hinzuzufügen: Vgl. jedoch E. IX. 269, R. V. 764 (hinsichtlich der Fahrlässigkeit abweichend). „ 643 ist zu 8 20 als Anm. 7 hinzuzufügen: Vgl. eine Ausnahme in Art. 249 d Abs. 4 des G. v. 18./7. 84 (R.G.Bl. 123). „ 646 ist zu Abs. 2 des 8 29 als Anm. 2 hinzuzufügen: Vgl. jetzt 8 142 G.V.G. „ 649 ist am Schluß der Anm. 1 zu 8 11 hinzuzufügen: jedoch nicht Wahlzettel. G. v. 12./3. 84 (R.G.Bl. 17). „ 651 muß Anm. 3 zu 8 24 jetzt heißen: Im weitesten preßgesetzlichen Sinne. Jedoch nicht Wahlzettel. G. v. 12./3. 84 (R.G.Bl. 17). „ 653 ist in Anm. 1 zu 8 30 hinzuzufügen: und G. v. 28./5. 84 (R.G.Bl. 53), wonach die Geltung nunmehr bis zum 30. September 1886 verlängert ist. „ 654 ist als Anm. 1 zu 8 2 hinzuzufügen: Nunmehr bis zum 30. September 1886. G. v. 28.,'5. 84 (R.G.Bl. 53). „ 661 ist in der Anm. zur Ueberschrist zuzufügen: und das den hier nicht ab­ gedruckten 8 30 betreffende G. v. 31. März 1885 (R.G.Bl. 81). „ 748 sind die unter Nr. 17a und Nr. 17b aufgenommenen Verordnungen nunmehr beseitigt durch das in das Ergänzungsheft aufgenommene G. v. 29./7. 85 (G.S 317). „ 749 muß die Anm. 1 zu 8 1 jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung des Bezirksausschusses. Zust.G. v. 1./8. 63 (G.S. 237). „ 750 ist in der Anm. zur Ueberschrist hinzuzufügen: 8 6 gilt jetzt auch in Hannover. G. v. 6./5. 84 (G.S. 181) 8 35. „ 751 ist in Anm. 4 zu 8 2 hinzuzufügen: In Stadtkreisen tritt an Stelle des Landraths die Ortspolizeibehörde. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 103. „ 752 muß die Anm. 2 zu 8 4 jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung der Kreisausschuß bzw. Bezirksausschuß. Vgl. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 104. „ 752 muß die Anm. 3 ju § 7 jetzt lauten: Vgl. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) § 105. „ 753 muß die Anm. 2 zu 8 9 jetzt lauten: 8 103 des Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) für den Geltungsbereich der Krcisordnung. „

763 muß die Anm. 1 zu 8 12 jetzt lauten: I./8. 83 (G.S. 237).

Vgl. 8 103 des Zust.G. v.



753 ist zu Abs. 2 des 8 12 als Anm. 2 hinzuzufügen: Der Abs. 2 findet auf Angehörige des Deutschen Reichs fortan keine Anwendung. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 104 Abs. 2.



755 ist in Anm. 3 zu 8 17 zuzufügen: Dagegen jetzt E. VIII. 402, R. V. 466.



756 muß die Anm. 1 zu 8 23 jetzt lauten: Vgl. 8 103 des Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237).



763 ist zu Nr. 22 zu bemerken: Das Gesetz über die Polizei-Verwaltung v. II./3. 50 befindet sich in neuer Bearbeitung in dem Ergänzungshcst.

Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

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Seite 771 ist zu Nr. 26 zu bemerken: Das G. v. 14./5. 52 ist beseitigt durch das in das Ergänzungshest aufgenommene G. v. 2B./4. 83 (G.S. 65). „ 785 muß die Anm. 1 zu § 209 jetzt lauten: Eine vorläufige polizeiliche Straf­ festsetzung findet nicht statt, tz 2 G. v. 23./4. 83 (G.S. 65). „ 788 muß die Anm. 1 zu § 3 jetzt lernten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung des Bezirksausschusses. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) § 131. „ 791 muß die Anm. 1 zu § l jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreisordnung durch den Bezirksausschuß. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) § 107. „ 792 muß die Anm. 1 zu § 1 jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreisordnung des Bezirksausschusses. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) § 130. „ 793 ist in Anm. 4 zu § 1 zuzufügen: B. v. 18./7. 83 (R.G.Bl. 245). „ 794 ist der Anm. zur Ueberschrift zuzufügen. G, betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze, v. 11./7. 83 (G.S. 109). „ 794 ist in Anm. 6 zu § 1 hinzuzufügen: und G. v. 11./7. 83 (G.S. 109) Art. 1, 5. „ 795 ist zu § 16 der Satz zu streichen: Endgültige Entscheidung durch den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten. „ 814 ist zu Abs. 1 des 8 3 als Anm. 1 hinzuzufügen: Die Kompetenz des Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten ist fortgefallen. G. V. 11./7. 83 (G.S. 109) Art. 2. 814 ist zu Z 4 als Anm. 1 hinzuzufügen: Vgl. jetzt Art. 4 des G. v. 11./7. 83 (G.S. 109). „ 815 ist in Anm. 1 zu 8 2 hinzuzufügen: und Art. 1 u. 5 des G. v. 11.,7 83 (G.S. 109). „ 816 muß die Anm. 1 ju § 4 jetzt lauten: S. 8 102 Nr. 1 des Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237). „ 817 ist zu Abs. 3 des 8 5 als Anm. 2 hinzuzufügen: Im Geltungsbereich der Kreisordnung der Bezirksausschuß. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 102 Nr. 2. „ 818 muß die Anm. 1 zu 8 9 jetzt lauten: Vgl. 88 100, 111 des Zuständ.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237). „ 818 muß die Anm. 3 zu 8 10 jetzt lauten: Vgl. 88 100, 111 des Zuständ.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237). „ 823 muß die Anm. 1 zu 8 31 jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung dem Bezirksausschuß. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 58 Nr. 1. „ 823 muß die Anm. 1 zu 8 42 jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung dem Bezirksausschuß. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 98 Nr. 3. „ 824 muß die Anm. 2 zu 8 43 jetzt lauten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung durch den- Bezirksausschuß. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) 8 99 Nr. 1. „ 824 muß die Anm. 4 zu 8 43 jetzt lauten: Abs. 2 der Nr. 1 des 8 99 Zuständ.G. v. 1./8. 83 bestimmt:

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Zusätze und Berichtigungen zu den in der ersten Ausgabe enthaltenen Gesetzen.

Seite 824 muß die Amn. 2 zu § 44 jetzt lernten: Im Geltungsbereich der Kreis­ ordnung der Bezirksausschuß. Zust.G. v. 1./8. 83 (G.S. 237) § 99

Nr. 2. „ „



825 muß die Anm. 2 zu § 46 jetzt lauten: Vgl. § 134 Abs. 1 des G. über d. allg. Landesverw. v. 30./7. 83 (G.S. 195). 838 ist zur Ueberschrift hinzuzufügen: Abgeändert durch G. V. 23./3.85 (G.S. 97). Vgl. auch das G. v. 3./7. 83 (R.G.Bl. 149). Diese beiden Gesetze sind in dem Ergänzungsheft mitgetheilt. 877 ist zu Abs. 1 des Art. 5 als Anm. 2 hinzuzufügen: Ausgedehnt auf alle geistlichen Aemter ohne Rücksicht, ob das Amt besetzt ist oder nicht, durch Art. 3 des G. v. 11./7. 83 (G.S. 109).