Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Maritime Labour Convention, 2006 [1 ed.] 9783428552566, 9783428152568

Seeleute verrichten ihre Dienste fernab der Heimat und auf engem Raum. Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen bedürfen dahe

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German Pages 510 Year 2019

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Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Maritime Labour Convention, 2006 [1 ed.]
 9783428552566, 9783428152568

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Schriften zum Völkerrecht Band 234

Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Maritime Labour Convention, 2006

Von

Robert Cornelius Peetz

Duncker & Humblot · Berlin

ROBERT CORNELIUS PEETZ

Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Maritime Labour Convention, 2006

Schriften zum Völkerrecht Band 234

Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Maritime Labour Convention, 2006

Von

Robert Cornelius Peetz

Duncker & Humblot · Berlin

Die Bucerius Law School – Hochschule für Rechtswissenschaft Hamburg hat diese Arbeit im Jahre 2017 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten

© 2019 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Satz: L101 Mediengestaltung, Fürstenwalde Druck: CPI buchbücher.de gmbh, Birkach Printed in Germany ISSN 0582-0251 ISBN 978-3-428-15256-8 (Print) ISBN 978-3-428-55256-6 (E-Book) ISBN 978-3-428-85256-7 (Print & E-Book)

Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Vorwort Die Idee zur vorliegenden Dissertation entstand zu Beginn meiner Zeit beim Verband Deutscher Reeder e.V. Als Referent für Arbeitsrecht begleitete ich teilweise die Umsetzung der Maritime Labour Convention, 2006 in deutsches Recht und nahm an Sozialpartnergesprächen teil. Der Eindruck, dass nicht alle Regelungen des Völkerrechtsübereinkommens korrekt umgesetzt würden, verfestigte sich und gab den Anlass zu einer tieferen Untersuchung. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Matthias Jacobs, der die Arbeit begleitete und dessen wertvolle Hinweise zum Gelingen des Projekts beitrugen, sowie Herrn Professor Dr. Bernd Waas, dem Zweitkorrektor der Arbeit. Hamburg, im Juni 2019

Robert Cornelius Peetz

Inhaltsübersicht A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 B. Gang der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 II. Systematik und Auslegung der ILO-Übereinkommen . . . . . . . . . . . 67 III. Systematik und Auslegung des anwendbaren Rechts . . . . . . . . . . . . 69 IV. Der Umgang mit völkerrechtswidrigen Normen . . . . . . . . . . . . . . . . 100 D. Artikel der Konvention und ihre Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 I. Allgemeine Verpflichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 II. Artikel II, Begriffsbestimmungen und Geltungsbereich . . . . . . . . . . 115 III. Artikel III–IV, Wesentliche Aspekte des Arbeitnehmerschutzes . . . . 143 IV. Artikel V, Verantwortlichkeit für die Durchführung und Durchsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 V. Artikel VI, VII, Flexibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 VI. Artikel VIII, Inkrafttreten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 VII. Artikel IX–XVI, Kündigung, Änderung und verbindliche Sprachfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 VIII. Ergebnis zur Umsetzung der Artikel der Konvention  . . . . . . . . . . . 145 E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . 146 I. Mindestalter  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 II. Ärztliches Zeugnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 III. Ausbildung und Befähigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 IV. Anwerbung und Arbeitsvermittlun / recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 V. Beschäftigungsverträge für Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 VI. Heuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 VII. Arbeits- und Ruhezeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 VIII. Urlaubsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 IX. Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 X. Entschädigung für Seeleute bei Schiffsverlust oder Schiffbruch . . . 266 XI. Besatzungsstärke der Schiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 XII. Berufliche Entwicklung und Qualifizierung sowie Beschäftigungschancen der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 XIII. Unterkünfte und Freizeiteinrichtungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

8 Inhaltsübersicht XIV. Verpflegung einschließlich Bedienung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 XV. Medizinische Betreuung an Bord und an Land . . . . . . . . . . . . . . . . 317 XVI. Verpflichtungen der Reeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 XVII. Schutz und Gesundheit und Sicherheit und Unfallverhütung  . . . . . 354 XVIII. Zugang zu Sozialeinrichtungen an Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360 XIX. Soziale Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362 XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC . . . . 435 F. Änderungsvorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446 I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . 446 II. Änderungsbefehle zu Verordnungen, die die MLC umsetzen . . . . . 457 III. Weitere Änderungen und Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458 IV. Änderungen der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil 1 . . . . . . . . 458 V. Änderung des amtlichen Musters des Überprüfungsberichts . . . . . . 459 VI. Mitteilung der Zweige der sozialen Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 459 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Mari­ time Labour Convention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502

Inhaltsverzeichnis A. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 B. Gang der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 1. Umsetzungsverpflichtung und Umsetzungsnotwendigkeit . . . . . . 40 a) Völkerrechtliche Umsetzungsnotwendigkeit . . . . . . . . . . . . . . 40 aa) Rechtscharakter der ILO-Übereinkommen . . . . . . . . . . . 41 bb) Stellungnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 cc) Bedeutung für die Umsetzung der MLC  . . . . . . . . . . . . 44 b) Europarechtliche Umsetzungsnotwendigkeit . . . . . . . . . . . . . . 45 c) Ergebnis zur Umsetzungsnotwendigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 2. Umsetzungsumfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3. Gesetzgebungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 a) Beteiligung von Verbänden im Gesetzgebungsprozess  . . . . . 53 b) Beteiligung der Sozialpartner im Gesetzgebungsprozess . . . . 55 aa) Sozialpartnergespräche während der Erstellung des Referentenentwurfs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 bb) Abschließendes Sozialpartnergespräch zum Referentenentwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 cc) Änderungen am Referentenentwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 dd) Anhörung im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Änderungen am Entwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 ee) Notwendiger Umfang und Ergebnis zur Beteiligung der Sozialpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 II. Systematik und Auslegung der ILO-Übereinkommen . . . . . . . . . . . 67 III. Systematik und Auslegung des anwendbaren Rechts . . . . . . . . . . . . 69 1. Stellung der MLC im deutschen Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 a) Verhältnis zwischen MLC-Vertragsgesetz und SeeArbG . . . . 74 b) Verhältnis zwischen MLC-Vertragsgesetz und Verordnungen . 76 2. Auslegung des deutschen Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 3. Überwindung des Völkerrechtsverstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 a) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 aa) Analogie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 bb) Teleologische Reduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 b) Unmittelbare Anwendung des MLC-Normtextes . . . . . . . . . . 86

10 Inhaltsverzeichnis

IV.

aa) Unmittelbare Anwendbarkeit der MLC . . . . . . . . . . . . . . 87 bb) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Vertragsgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 cc) Unmittelbare Anwendbarkeit der RL 2009 / 13 / EG . . . . 90 dd) Ergebnis zur unmittelbaren Anwendung des MLCNormtextes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 c) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . 95 aa) Bezugspunkte im nationalen Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 bb) Bezugspunkte im Europarecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 4. Ergebnis zur Systematik und Auslegung des anwendbaren Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Der Umgang mit völkerrechtswidrigen Normen . . . . . . . . . . . . . . . . 100 1. Anwendungspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 2. Rechtsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 a) Völkerrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 aa) Berichtspflichten der Mitgliedstaaten . . . . . . . . . . . . . . . 101 bb) ILO-Sachverständigenausschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 cc) Beschwerde, Klage und gerichtliche Überprüfung im Verfahren nach der ILO-Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . 104 dd) Zwischenergebnis zum völkerrechtlichen Rechtsschutz  . 105 b) Europarecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 aa) Vertragsverletzungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 bb) Vorabentscheidungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 cc) Europarechtlicher Staatshaftungsanspruch . . . . . . . . . . . . 109 dd) Zwischenergebnis zum europarechtlichen Rechtsschutz  . 110 c) Nationales Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 d) Kollision der verbindlichen Auslegungen . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3. Ergebnis zum Umgang mit völkerrechtswidrigen Normen . . . . . 113

D. Artikel der Konvention und ihre Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 I. Allgemeine Verpflichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 II. Artikel II, Begriffsbestimmungen und Geltungsbereich . . . . . . . . . . 115 1. Sachlicher Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 2. Persönlicher Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 a) Seeleute  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 b) Reeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 aa) Umsetzung der Reederhaftung in § 4 Abs. 1–3 SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 bb) Haftung für Zahlungsverpflichtungen wie ein Bürge . . . 124 (1) Akzessorietät der Bürgschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 (a) Einreden des Hauptschuldners  . . . . . . . . . . . . . 125 (aa) Reederhaftung nach Art. II Abs. 1 lit. j) . . 128 (bb) Einheitliches Arbeitsverhältnis . . . . . . . . . 129

Inhaltsverzeichnis11 (cc) Zwischenergebnis zu den Einreden des Hauptschuldners . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 (b) Ausschluss der Einrede der Vorausklage . . . . . 132 (c) Nicht wirksam entstandene Hauptforderung . . . 133 (d) Schiffsgläubigerrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 (e) Zwischenergebnis zur Bedeutung der Akzessorietät der Bürgschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 (2) Verständnisprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 (a) Notwendigkeit eines Bürgschaftsvertrages . . . . 135 (b) Alternative Regelungsmöglichkeiten . . . . . . . . . 136 (c) Zwischenergebnis zu den vorgebrachten Verständnisproblemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 (3) Geltendmachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 (4) Zwischenergebnis zur Haftung für Zahlungsverpflichtung wie ein Bürge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 cc) Haftung in sonstigen Fällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 (1) Zivilrechtliche Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 (2) Öffentlich-rechtliche Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 (3) Zwischenergebnis zur Haftung in sonstigen Fällen . 142 dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Reederhaftung, Art. II Abs. 1 lit. j) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 c) Weitere Definitionen und Regelungen des Art. II . . . . . . . . . 143 3. Ergebnis zur Umsetzung des Art. II, Begriffsbestimmungen und Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 III. Artikel III–IV, Wesentliche Aspekte des Arbeitnehmerschutzes . . . . 143 IV. Artikel V, Verantwortlichkeit für die Durchführung und Durch­ setzung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 V. Artikel VI, VII, Flexibilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 VI. Artikel VIII, Inkrafttreten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 VII. Artikel IX–XVI, Kündigung, Änderung und verbindliche Sprachfassung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 VIII. Ergebnis zur Umsetzung der Artikel der Konvention  . . . . . . . . . . . 145 E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . 146 I. Mindestalter  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 1. Regel 1.1, Mindestalter 16 Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 2. Norm A1.1, Mindestalter, Nachtarbeitsverbot, Gesundheitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 3. Leitlinie B1.1, Besondere Beachtung Jugendlicher . . . . . . . . . . . 149 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zum Mindestalter . . . . 149 II. Ärztliches Zeugnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 1. Regel 1.2, Keine Tätigkeit ohne ärztliches Zeugnis . . . . . . . . . . . 150 2. Norm A1.2, Anforderungen an das ärztliche Zeugnis . . . . . . . . . 151 a) Norm A1.2 Abs. 1, 2, Bescheinigung der Tauglichkeit . . . . . 151

12 Inhaltsverzeichnis

III.

IV.

b) Norm A1.2 Abs. 3, Vorausetzungen des ärtztlichen Zeug­ nisses  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 156 (1) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . 156 (2) Unmittelbare Anwendung des MLC-Normtextes . . 157 (3) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . 158 (4) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 cc) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 c) Norm A1.2 Abs. 4–10, Verfahren der Zeugniserteilung, Gültigkeitsdauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 . . . . . . . . . 162 3. Leitlinie B1.2, Berücksichtigung internationaler Richtlinien . . . . 162 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zum ärztlichen Zeugnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Ausbildung und Befähigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 1. Regel 1.3 Abs. 1, Qualifikationserfordernis . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 2. Regel 1.3 Abs. 2, Schiffssicherheitslehrgang . . . . . . . . . . . . . . . . 163 3. Regel 1.3 Abs. 3, Ausbildungen nach IMO-Regularien . . . . . . . . 165 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Ausbildung und Befähigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Anwerbung und Arbeitsvermittlung / recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 1. Regel 1.4, Wirksame Regulierung der recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 b) Übereinkommenskonforme Umsetzung? . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 aa) Regel 1.4 Abs. 1, Zugang zu recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 (1) Norm A1.4 Abs. 1, Öffentliche Arbeitsvermittlungsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 (2) Norm A1.4 Abs. 2, Einbeziehung der Sozialpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 (a) Zulassungssystem für Anwerbungs- und Arbeitsvermittlungsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 (b) Auslegung der Begrifflichkeit recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 (aa) Wortlaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 (bb) ILO-Übereinkommen zu recruitment and placement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 (α) Placing of Seamen Convention, 1920 (No. 9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 (β) Recruitment and Placement of Seafarers Convention, 1996 (No. 179)  177

Inhaltsverzeichnis13 (γ) Private Employment Agencies Convention, 1997 (No. 181) . . . . . . . . 177 (δ) Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . 179 (cc) Sinn und Zweck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 (dd) Zwischenergebnis zur Auslegung der Begrifflichkeit recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 (c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 (d) Überwindung des Völkerrechtsverstoßes . . . . . 181 (e) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . 184 (f) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 (3) Norm A1.4 Abs. 3, Betrieb durch Seeleuteverband . 184 (4) Norm A1.4 Abs. 4, Schutz bestehender öffentlicher recruitment and placement services  . . . . . . . . . . . . 185 (5) Norm A1.4 Abs. 5, Anforderungen an Private . . . . 186 (a) Norm A1.4 Abs. 5 lit. a), Keine Hinderung der Arbeitsaufnahme  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 (b) Norm A1.4 Abs. 5 lit. b), Kostentragung . . . . . 187 (c) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c), Weitere Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 (aa) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) i), Überprüfungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 (bb) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 1, Information der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . 189 (α) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . 189 (β) Überwindung des Völkerrechtsver­ stoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 (αα) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 (ββ) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes . . . . . . . . . . . . 192 (γγ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 (γ) Änderung des SeeArbG notwendig . . 193 (δ) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 1 . . . 193 (cc) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 2, Vertragsprüfung vor Unterzeichnung . . . . 194 (dd) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iii) Hs. 1, Überprüfung der Qualifikation . . . . . . . . . 194 (ee) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iii) Hs. 2, Gewähr für Inhalt des Heuervertrags . . . . 195

14 Inhaltsverzeichnis (α) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . 195 (β) Überwindung des Vökerrechtsver­ stoßes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 (αα) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 (ββ) Unmittelbare Anwendung des MLC-Normtextes . . . . . . . . . . . . 196 (γγ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 (γ) Änderung des SeeArbG notwendig . . 197 (δ) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iii) Hs. 1 . . . 197 (ff) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iv), Finanzielle Mittel zur Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . 197 (gg) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) v), Umgang mit Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 (hh) Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) vi), Versicherung  198 (α) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . 199 (β) Überwindung des Völkerrechtsver­ stoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 (αα) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 (ββ) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes . . . . . . . . . . . . 200 (γγ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 (γ) Änderung des SeeArbG notwendig . . 201 (δ) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) vi) . . . . . . . . 201 (ii) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 (6) Norm A1.4 Abs. 6, Überwachung und Kontrolle . . 202 (7) Norm A1.4 Abs. 7, Berücksichtigung von Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 (8) Norm A1.4 Abs. 8, Information der Allgemeinheit . 203 (9) Norm A1.4 Abs. 9, Umgang mit recruitment and placement services aus Nicht-MLC-Staaten . . . . . . 203 (10) Norm A1.4 Abs. 10, Keine Absenkung des Schutzniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 (11) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 1.4 . . 204 bb) Regel 1.4 Abs. 2, Tätigkeitsverbot bei Missachtung der Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 cc) Regel 1.4 Abs. 3, Schriftliche Versicherung . . . . . . . . . . 205 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 1.4 . . . . . . . . . . 205

Inhaltsverzeichnis15 2. Norm A1.4, Anforderungen an recruitment and placement services . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 3. Leitlinie B1.4, Organisatorische und operative Leitlinien . . . . . . 205 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur Anwerbung und Arbeitsvermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 V. Beschäftigungsverträge für Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 1. Regel 2.1, Anforderungen an Beschäftigungsverträge . . . . . . . . . 206 a) Regel 2.1 Abs. 1, Schriftform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 aa) Norm A2.1 Abs. 1, Mindestanforderungen . . . . . . . . . . . 208 (1) Norm A2.1 Abs. 1 lit. a)–d), Abschluss und weitere Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 (2) Norm A2.1 Abs. 1 lit. e), Dienstbescheinigung  . . . 210 (a) Umsetzung im SeeArbG  . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 (b) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . 212 (aa) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . 212 (bb) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLCNormtextes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 (cc) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . 214 (c) Änderung des SeeArbG oder Tätigwerden des Gesetzgebers notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 (d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.1 Abs. 1 lit. e) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 bb) Norm A2.1 Abs. 2, 3, Tarifverträge, Anforderungen an Dienstbescheinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 cc) Norm A2.1 Abs. 4, Mindestinhalt des Beschäftigungs­ vertrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 dd) Norm A2.1 Abs. 5, 6, Kündigungsfristen . . . . . . . . . . . . 217 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.1 Abs. 1 . 218 b) Regel 2.1 Abs. 2, 3, Überprüfungsmöglichkeit, Gesamt­ arbeitsverträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.1 . . . . . . . . . . 220 2. Norm A2.1, Spezifische Anforderungen an den Beschäftigungsvertrag  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 3. Leitlinie B2.1, Dienstbescheinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu den Beschäftigungsverträgen für Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 VI. Heuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 1. Regel 2.2, Heueranspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 2. Norm A2.2, Modalitäten des Heueranspruchs . . . . . . . . . . . . . . . 221 a) Norm A2.2 Abs. 1, Monatliche Zahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 b) Norm A2.2 Abs. 2, Abrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 c) Norm A2.2 Abs. 3–6, Auszahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.2 . . . . . . . . . 224

16 Inhaltsverzeichnis 3. Leitlinie B2.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 4. Ergebnis zur Umsetzung der Heuerregelungen . . . . . . . . . . . . . . 225 VII. Arbeits- und Ruhezeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 1. Regel 2.3, Regelung der Arbeits- und Ruhezeiten . . . . . . . . . . . . 225 a) Norm A2.3, Festlegung der Arbeits- und Ruhezeiten . . . . . . 226 aa) Norm A2.3 Abs. 1, Arbeitszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 bb) Norm A2.3 Abs. 2, Höchstarbeitszeit oder Mindest­ ruhezeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 (1) Norm A2.3 Abs. 5–8, Konkretisierung der Arbeitszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 (2) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.3 Abs. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 cc) Norm A2.3 Abs. 3, Achtstundentag . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 (1) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . 234 (a) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . 234 (b) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLCNormtextes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 (c) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . 237 (d) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 (3) Änderung des SeeArbG und Tätigwerden des Gesetzgebers notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 dd) Norm A2.3 Abs. 4, Übermüdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 ee) Norm A2.3 Abs. 5–8, Konkretisierung der Arbeitszeit . . 238 ff) Norm A2.3 Abs. 9, Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 gg) Norm A2.3 Abs. 10, 11, 12, Information der Seeleute . . 239 hh) Norm A2.3 Abs. 13, Abweichungsmöglichkeiten . . . . . . 240 ii) Norm A2.3 Abs. 14, Befugnisse des Kapitäns . . . . . . . . 241 jj) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.3  . . . . 241 b) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.3 . . . . . . . . . . 241 2. Norm A2.3, Festlegung der Arbeits- und Ruhezeiten . . . . . . . . . 241 3. Leitlinie B2.3, Berücksichtigung Jugendlicher . . . . . . . . . . . . . . . 242 4. Ergebnis zur Umsetzung der Arbeits- und Ruhezeiten . . . . . . . . 242 VIII. Urlaubsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 1. Regel 2.4, Bestimmung des Urlaubsanspruchs . . . . . . . . . . . . . . . 242 a) Regel 2.4 Abs. 1, Bezahlter Urlaub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 aa) Norm A2.4, Konkretisierung des Urlaubsanspruchs . . . . 243 (1) Norm A2.4 Abs. 1, Berücksichtigung der Bedürfnisse der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 (2) Norm A2.4 Abs. 2, Mindesturlaub  . . . . . . . . . . . . . 243 (3) Norm A2.4 Abs. 3, Kein Verzicht . . . . . . . . . . . . . . 245 (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.4  . 245

Inhaltsverzeichnis17 bb) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.4 Abs. 1 . 245 b) Regel 2.4 Abs. 2, Landgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.4 . . . . . . . . . . 246 2. Norm A2.4, Konkretisierung des Urlaubsanspruchs . . . . . . . . . . 246 3. Leitlinien B2.4, Regelungsmöglichkeiten des Urlaubsanspruchs  246 4. Ergebnis zur Umsetzung des Urlaubsanspruchs . . . . . . . . . . . . . . 246 IX. Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 1. Regel 2.5, Voraussetzungen der Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . 247 a) Regel 2.5 Abs. 1, Anspruch auf Heimschaffung . . . . . . . . . . . 247 aa) Norm A2.5, Kosten der Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . 247 (1) Norm A2.5 Abs. 1, Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 (2) Norm A2.5 Abs. 2, Konkretisierung des Heimschaffungsanspruchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 (3) Norm A2.5 Abs. 3, Grundsätzlich keine Voraus­ zahlung durch Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 (b) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . 254 (aa) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . 255 (bb) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLCNormtextes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 (cc) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung  . 257 (dd) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 257 (c) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . 257 (4) Norm A2.5 Abs. 4, Erstattung der Kosten durch Dritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 (5) Norm A2.5 Abs. 5, Unterlassen der Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 (6) Norm A2.5 Abs. 6, Sanktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 259 (7) Norm A2.5 Abs. 7, Erleichterung der Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 (b) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . 262 (c) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . 263 (8) Norm A2.5 Abs. 8, Keine Verweigerung der Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 (b) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . 264 (c) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . 264 (9) Norm A 2.5 Abs. 9, Information der Seeleute . . . . 264 (10) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.5  . 264 bb) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.5 Abs. 1 . 265

18 Inhaltsverzeichnis

X.

XI.

XII.

b) Regel 2.5 Abs. 2, Finanzielle Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 2.5 . . . . . . . . . . 265 2. Norm A2.5, Kosten der Heimschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 3. Leitlinien B2.5, Regelungsmöglichkeiten der Heimschaffung . . . 266 4. Ergebnis zur Umsetzung des Heimschaffungsanspruchs . . . . . . . 266 Entschädigung für Seeleute bei Schiffsverlust oder Schiffbruch . . . 266 1. Regel 2.6, Entschädigungsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 a) Umsetzung im deutschen Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 b) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 267 aa) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . 268 bb) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes . . . . 268 cc) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . 269 dd) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 c) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 2. Norm A2.6, Entschädigung bei Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . 269 a) Norm A2.6 Abs. 1, Arbeitslosigkeit wegen Schiffsverlusts . . 269 aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 271 (1) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . 271 (2) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 (3) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . 272 (4) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 cc) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 b) Norm A2.6 Abs. 2, Keine Auswirkungen auf sonstige Ansprüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A2.6 . . . . . . . . . 272 3. Leitlinie B2.6, Entschädigungsberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 4. Ergebnis zur Umsetzung der Entschädigungsregelungen der Seeleute bei Schiffsverlust oder Schiffbruch . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Besatzungsstärke der Schiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 1. Regel 2.7, Ausreichende Besatzungsstärke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 2. Norm A2.7, Qualifizierte Besatzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 3. Leitlinie B2.7, Beilegung von Streitigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 275 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur Besatzungsstärke der Schiffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Berufliche Entwicklung und Qualifizierung sowie Beschäftigungschancen der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 1. Regel 2.8, Förderung der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 2. Norm A2.8, Konkretisierung der Förderungspflicht . . . . . . . . . . . 277 3. Leitlinien B2.8, Regelungsmöglichkeiten zur Förderung der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277

Inhaltsverzeichnis19 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen über die rechtliche Entwicklung und Qualifizierung sowie über die Beschäftigungschancen der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 XIII. Unterkünfte und Freizeiteinrichtungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 1. Regel 3.1, Angemessene Unterkünfte- und Freizeiteinrichtungen . 278 a) Regel 3.1 Abs. 1, Instandhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 b) Regel 3.1 Abs. 2, Regelungen nur für Neubauten . . . . . . . . . 279 c) Regel 3.1 Abs. 3, Künftige Änderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 3.1 . . . . . . . . . . 280 2. Norm A3.1, Detaillierte Vorgaben  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 a) Norm A3.1 Abs. 1 lit.a), Sicherheit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 aa) Norm A3.1 Abs. 1 lit. b), Regelmäßige Kontrollen durch Kapitän . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 bb) Norm A3.1 Abs. 2, Gesundheitsschutz und Unfallver­ hütung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 cc) Norm A3.1 Abs. 3, Kontrolle durch zuständige Stelle . . 281 dd) Norm A3.1 Abs. 4, Konkrete Anforderungen . . . . . . . . . 282 (1) Norm A3.1 Abs. 6–17, Technische Vorgaben . . . . . 282 (a) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 6 lit. a)–e), Allgemeine Anforderungen  . . . . . . . . . . . . . . . 282 (b) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 6 lit. f), Zweckmäßige Materialien  . . . . . . . . . . . . . . . . 283 (c) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 6 lit. g)–8, Lüftung, Heizung, Beleuchtung  . . . . . . . . . . . . 284 (d) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 9 lit. a), Einzelkammer  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 (aa) Umsetzung in der SeeUnterkunftsV . . . . . 286 (bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 286 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes  . . . . . . . . . . . . . . . . 287 (γ) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . 287 (cc) Tätigwerden des Gesetzgebers sinnvoll . . 287 (e) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 9 lit. b)–m), Schlafräume  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 (f) Norm A3.1 Abs. 9 lit. n), Verschließbarer Kleiderspind  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 (aa) Umsetzung in der SeeUnterkunftsV . . . . . 290 (α) Ausnahme nach Art. II Abs. 6 . . . . . . 290 (β) Ausnahme nach Art. VI Abs. 3 . . . . . . 291 (γ) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 9 lit. n) . . . . . . . . . . . 293

20 Inhaltsverzeichnis (bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 294 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes  . . . . . . . . . . . . . . . . 295 (γ) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . 295 (cc) Tätigwerden des Gesetzgebers sinnvoll . . 295 (g) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 9 lit. o), Tisch und Sitzgelegenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 (h) Norm A3.1 Abs. 10 lit. a), Notwendigkeit einer Messe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 (aa) Umsetzung in der SeeUnterkunftsV . . . . . 296 (bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 298 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes  . . . . . . . . . . . . . . . . 298 (γ) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . 298 (cc) Tätigwerden des Gesetzgebers sinnvoll . . 299 (i) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 10 lit. b), 11 lit. a), Messe, Sanitär  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 (j) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 11 lit. b), Zugang zu Sanitäreinrichtungen  . . . . . . . . . . . 300 (k) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 11 lit. c)–f), 12, Sanitär, Krankenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 (l) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 13, Wäschepflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 (m) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 14, Freizeit­ bereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 (n) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 15, Büro­ räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 (o) Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 16, 17, Moskitoschutz, Erholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 (p) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 6–17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 (2) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 1 lit. a) im Hinblick auf Norm A3.1 Abs. 6–17 . . .   305 ff) Norm A3.1 Abs. 18–21, Überprüfung, Ausnahmemöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 gg) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.1 Abs. 1 lit. a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306

Inhaltsverzeichnis21 b) Norm A3.1 Abs. 1 lit. b) – Norm A3.1 Abs. 21 . . . . . . . . . . . 306 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.1 . . . . . . . . . 306 3. Leitlinien B3.1, Regelungsmöglichkeiten zu Entwurf, Bau, Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Unterkünften und Freizeiteinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 XIV. Verpflegung einschließlich Bedienung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 1. Regel 3.2, Verpflegung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 2. Norm A3.2, Anforderungen an Verpflegung und Trinkwasser . . 308 a) Norm A3.2 Abs. 1, Qualitative und Quantitative Festlegung . 308 aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 310 cc) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 b) Norm A3.2 Abs. 2, Weitere Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . 310 c) Norm A3.2 Abs. 3, Ausgebildete Schiffsköche . . . . . . . . . . . . 311 d) Norm A3.2 Abs. 4, Qualifikation der Schiffsköche . . . . . . . . 311 aa) Umsetzung in der SchBesV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 313 (1) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . 313 (2) Unmittelbare Geltung der Norm A3.2 Abs. 4 . . . . . 314 (3) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . 314 (4) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 cc) Änderung der SchBesV notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.2 Abs. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 e) Norm A3.2 Abs. 5, Geringe Besatzungsstärke . . . . . . . . . . . . 315 f) Norm A3.2 Abs. 6, Ausnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 g) Norm A3.2 Abs. 7, Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 h) Norm A3.2 Abs. 8, Mindestalter Schiffskoch . . . . . . . . . . . . . 316 i) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A3.2  . . . . . . . . 317 3. Leitlinien B3.2, Regelungsmöglichkeiten zu Verpflegung und Trinkwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Verpflegung einschließlich Bedienung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 XV. Medizinische Betreuung an Bord und an Land . . . . . . . . . . . . . . . . 317 1. Regel 4.1, Unverzügliche medizinische Betreuung . . . . . . . . . . . 318 a) Regel 4.1 Abs. 1, 2, Kostenfreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 b) Regel 4.1 Abs. 3, Zugang zu medizinischen Einrichtungen an Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 323 cc) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323

22 Inhaltsverzeichnis c) Regel 4.1 Abs. 4, Vergleich mit Arbeitnehmern an Land . . . . 324 d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.1 . . . . . . . . . . 324 2. Norm A4.1, Anforderungen an die medizinische Betreuung . . . . 324 a) Norm A4.1 Abs. 1, Zahnbehandlung, Vorbeugende Maß­ nahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 327 cc) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 b) Norm A4.1 Abs. 2, Ärztliches Berichtsformular  . . . . . . . . . . 328 c) Norm A4.1 Abs. 3, Anforderungen an Räume, Ausrüstung und Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 d) Norm A4.1 Abs. 4, Apotheke, Schiffsarzt . . . . . . . . . . . . . . . . 329 e) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.1  . . . . . . . . 329 3. Leitlinien B4.1, Regelungsmöglichkeiten zur Medizinischen Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 4. Ergebnis zur Umsetzung der medizinischen Betreuung an Bord und an Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 XVI. Verpflichtungen der Reeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 1. Regel 4.2, Finanzielle Absicherung der Seeleute . . . . . . . . . . . . . 330 a) Regel 4.2 Abs. 1, Geeignete Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 330 aa) Regel 4.2 Abs. 2, Weitere Rechtsmittel der Seeleute . . . 331 bb) Norm A4.2, Konkrete Vorgaben zur finanziellen Absicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 (1) Norm A4.2 Abs. 1, Verantwortung des Reeders . . . 331 (a) Norm A4.2 Abs. 1 lit. a), Generelle Kosten­ tragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 (aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . 331 (bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 332 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung  332 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit . . . . . . . 333 (γ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 (cc) Tätigwerden des Gesetzgebers notwendig . 334 (dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.2 Abs. 1 lit. a) . . . . . . . . . . . . . . 335 (b) Norm A4.2 Abs. 1 lit. b), Finanzielle Sicherheit  335 (c) Norm A4.2 Abs. 1 lit. c), d), Kostentragung bis zur Genesung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 (d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.2 Abs. 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 (2) Norm A4.2 Abs. 2, Beschränkung der Fürsorge­ leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337

Inhaltsverzeichnis23 (aa) Gesetzliche Krankenversicherung . . . . . . . 337 (bb) Private substitutive Krankenversicherung  . 339 (cc) Unfallversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 (b) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . 340 (aa) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . 341 (bb) Unmittelbare Anwendbarkeit . . . . . . . . . . . 341 (cc) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung  . 341 (dd) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 342 (c) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . 342 (d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.2 Abs. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 (3) Norm A4.2 Abs. 3, Heuerfortzahlung im Krankheitsfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 (4) Norm A4.2 Abs. 4, Beschränkung des Anspruchs  . 344 (5) Norm A4.2 Abs. 5, Ausnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 345 (a) Norm A4.2 Abs. 5 lit. a), Verletzung außerhalb der Tätigkeit für das Schiff . . . . . . . . . . . . . . . . 345 (aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . 345 (bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 348 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit . . . . . . . 348 (γ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 (cc) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . 349 (dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.2 Abs. 5 lit. a) . . . . . . . . . . . . . . 349 (b) Norm A4.2 Abs. 5 lit. b), c), Vorsätzliches Fehlverhalten der Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . 349 (aa) Umsetzung im deutschen Recht . . . . . . . . 349 (bb) Überwindung des Völkerrechtsverstoßes  . 350 (cc) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . 351 (dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.2 Abs. 5 lit. b), c) . . . . . . . . . . . 351 (c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.2 Abs. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 (6) Norm A4.2 Abs. 6, Übernahme durch staatliche Stellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 (7) Norm A4.2 Abs. 7, Zurückgelassenes Eigentum  . . 352 (8) Zwischenergebnis zu Norm A4.2 . . . . . . . . . . . . . . 353 cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.2 Abs. 1 . 353 b) Regel 4.2 Abs. 2, Kein Einfluss auf sonstige Rechtsmittel . . 353

24 Inhaltsverzeichnis c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.2 . . . . . . . . . . 353 2. Norm A4.2, Konkrete Vorgaben zur finanziellen Absicherung . . 353 3. Leitlinie B4.2, Regelungsmöglichkeiten zu den Verpflichtungen der Reeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 4. Ergebnis zur Umsetzung der Verpflichtungen der Reeder . . . . . . 353 XVII. Schutz und Gesundheit und Sicherheit und Unfallverhütung  . . . . . 354 1. Regel 4.3, Arbeitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 a) Regel 4.3 Abs. 1, 2, Arbeitsschutzsystem, Hygiene . . . . . . . . 354 b) Regel 4.3 Abs. 3, Geeignete Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 355 aa) Norm A4.3, Anforderungen an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 (1) Norm A4.3 Abs. 1, 2, 5–8, Umfangreiche Fest­ legungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 (2) Norm A4.3 Abs. 3, Beteiligung der Sozialpartner  . 358 (3) Norm A4.3 Abs. 4, Internationale Vorgaben . . . . . . 358 (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.3  . 359 bb) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.3 Abs. 3 . 359 c) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.3 . . . . . . . . . . 359 2. Norm A4.3, Anforderungen an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 3. Leitlinie B4.3, Regelungsmöglichkeiten zum Arbeitsschutz . . . . 359 4. Ergebnis zu Schutz und Gesundheit und Sicherheit und Unfallverhütung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360 XVIII. Zugang zu Sozialeinrichtungen an Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360 1. Regel 4.4, Norm A4.4, Leitlinien B4.4, Diskriminierungsfreier Zugang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360 2. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zum Zugang zu Sozialeinrichtungen an Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362 XIX. Soziale Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362 1. Regel 4.5, Generelle Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362 a) Regel 4.5 Abs. 1, Zugang zum Sozialsystem . . . . . . . . . . . . . 362 aa) Regel 4.5 Abs. 2, Umfassender Schutz . . . . . . . . . . . . . . 363 bb) Regel 4.5 Abs. 3, Vergleich mit Arbeitnehmern an Land  363 (1) Norm A4.5, Anforderungen an das System der sozialen Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 (a) Norm A4.5 Abs. 1, Neun Zweige des sozialen Sicherungssystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 (b) Norm A4.5 Abs. 2, Absicherung der Seeleute in drei Zweigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 (c) Norm A4.5 Abs. 3, Weitergehender Schutz . . . 366 (d) Norm A4.5 Abs. 4, Handlungsmöglichkeiten der Mitgliedstaaten  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 (e) Norm A4.5 Abs. 5, Verantwortlichkeit der Mitgliedstaaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367

Inhaltsverzeichnis25 (f) Norm A4.5 Abs. 6–11, Umsetzungsmittel, Mitteilung an ILO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 (g) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A4.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 (2) Vergleich der Regelungen mit denen der Land­ arbeitnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 (3) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.5 Abs. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.5 Abs. 1 . 370 b) Regel 4.5 Abs. 2, Umfassender Schutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 c) Regel 4.5 Abs. 3, Vergleich mit Arbeitnehmern an Land . . . . 371 d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 4.5 . . . . . . . . . . 371 2. Norm A4.5, Anforderungen an das System der sozialen Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 3. Leitlinie B4.5, Regelungsmöglichkeiten zur sozialen Sicherheit . 371 4. Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur sozialen Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 1. Allgemeine Grundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 a) Regel 5.1.1, Einhaltung der MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 b) Norm A5.1.1, Beurteilung des Überprüfungs- und Zertifi­ zierungssystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374 c) Leitlinie B5.1.1, Regelungsmöglichkeiten zur Einhaltung der MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 d) Ergebnis zur Umsetzung der allgemeinen Grundsätze . . . . . . 375 2. Ermächtigung anerkannter Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 a) Regel 5.1.2, Fähig und Unabhängig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 b) Norm A5.1.2, Anforderungen, Befugnisse, Kontrolle . . . . . . 376 aa) Norm A5.1.2 Abs. 1, Sachverstand, Handlungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 bb) Norm A5.1.2 Abs. 2, Befugnisse der anerkannten Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 (1) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 (2) Bindung der Berufsgenossenschaft aufgrund unmittelbarer Geltung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 (3) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . . . . 379 (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.2 Abs. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 cc) Norm A5.1.2 Abs. 3, Kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 dd) Norm A5.1.2 Abs. 4, Mitteilung an ILO . . . . . . . . . . . . . 380 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.2 . . . 381 c) Leitlinie B5.1.2, Regelungsmöglichkeiten zur Ermächtigung . 381 d) Ergebnis der Umsetzung der Regelungen bezüglich der Ermächtigung anerkannter Organisationen . . . . . . . . . . . . . . . 381

26 Inhaltsverzeichnis 3. Seearbeitszeugnis und Seearbeits-Konformitätserklärung . . . . . . 381 a) Regel 5.1.3, Generelle Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 b) Norm A5.1.3, Detaillierte Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 aa) Norm A5.1.3 Abs. 1–10, Gültigkeit, Verfahren  . . . . . . . 383 bb) Norm A5.1.3 Abs. 11, Aufzeichnung und Mitteilung . . . 385 (1) Umsetzung in der SeeArbÜV . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . 386 (a) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . 387 (b) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLCNormtextes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 (3) Änderung des amtlichen Musters notwendig . . . . . 388 (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.3 Abs. 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.3 . . . 388 dd) Norm A5.1.3 Abs. 12–17, Mitführung, Sprache, Entzug . 389 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.3 . . . 390 c) Leitlinie B5.1.3, Regelungsmöglichkeiten zum Erfüllen der Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 d) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Seearbeits­ zeugnis und Seearbeits-Konformitätserklärung . . . . . . . . . . . . 390 4. Überprüfung und Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 a) Regel 5.1.4, Kontrolle der Einhaltung der MLC . . . . . . . . . . 391 aa) Norm A5.1.4, Detaillierte Anforderungen . . . . . . . . . . . . 391 (1) Norm A5.1.4 Abs. 1–9, Überprüfungssystem, Überprüfungsintervalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 (2) Norm A5.1.4 Abs. 10  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 (b) Übereinkommenskonformität durch unmittel­ bare Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 (c) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . 394 (d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.4 Abs. 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 (3) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 (4) Norm A5.1.4 Abs. 11–17, Inspektoren, Berichte  . 395 bb) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.4 . . . . . 396 b) Norm A5.1.4, Detaillierte Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . 396 c) Leitlinie B5.1.4, Regelungsmöglichkeiten zur Kontrolle der MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 d) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur Überprüfung und Durchsetzung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 5. Beschwerdeverfahren an Bord  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 a) Regel 5.1.5, Generelle Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396

Inhaltsverzeichnis27 aa) Regel 5.1.5 Abs. 1, Beschwerdeverfahren . . . . . . . . . . . . 396 (1) Beschwerderecht bei Verstößen gegen das See­ arbeitsübereinkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 (b) Überwindung des Völkerrechtsverstoßes . . . . . 398 (c) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . 399 (d) Zwischenergebnis zum Beschwerderecht bei Verstößen gegen das Seearbeitsübereinkommen  399 (2) Beschwerde über behauptete Verstöße . . . . . . . . . . 400 (a) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400 (b) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . 402 (c) Zwischenergebnis zum Beschwerderecht bei behaupteten Verstößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 (3) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.5 Abs. 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 bb) Regel 5.1.5 Abs. 2, 3, Keine Benachteiligung aufgrund einer Beschwerde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 (1) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . 403 (3) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . 404 (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.5 Abs. 2, 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.5 . . . . . 404 b) Norm A5.1.5, Detaillierte Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . 404 aa) Norm A5.1.5 Abs. 1, Reichweite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 bb) Norm A5.1.5 Abs. 2, Beilegung auf möglichst niedriger Stufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 cc) Norm A5.1.5 Abs. 3, Begleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 dd) Norm A5.1.5 Abs. 4, Vertrauensperson . . . . . . . . . . . . . . 406 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.5 . . . 406 c) Leitlinie B5.1.5, Regelungsmöglichkeiten des Beschwerdeverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 d) Ergebnis der Umsetzung des Beschwerdeverfahrens an Bord  406 6. Seeunfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 a) Regel 5.1.6, Untersuchungspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 b) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Seeunfällen . . . 408 7. Ergebnis zur Umsetzung der Regel zur flaggenstaatlichen Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 1. Überprüfung im Hafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409 a) Regel 5.2.1, Grundsätze der Hafenstaatkontrolle  . . . . . . . . . 409 b) Norm A5.2.1, Detaillierte Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . 412 aa) Norm A5.2.1 Abs. 1–3, Maßnahmen bei Verstößen . . . . 412

28 Inhaltsverzeichnis (1) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412 (a) Überprüfungsmaßstab  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 (aa) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 413 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit . . . . . . . 414 (bb) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . 414 (cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1.. Abs. 2, 3 in Bezug auf den Überprüfungsmaßstab . . . . . . . . . . . . . . . . 415 (b) Beschwerden von Seeleuten . . . . . . . . . . . . . . . 415 (aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . 415 (bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 418 (cc) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . 418 (dd) Zwischenergebnis zur Beschwerde von Seeleuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 (c) Überprüfung von Beschwerden von Personen, die keine Seeleute sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 (aa) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit  . 419 (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 (β) Unmittelbare Anwendbarkeit . . . . . . . 419 (γ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420 (δ) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . 420 (bb) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . 420 (cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1. Abs. 2, 3 in Bezug auf Personen, die keine Besatzungsmitglieder sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 (2) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 bb) Norm A5.2.1 Abs. 4, 5, Informationen bei Verstößen . . 421 cc) Norm A5.2.1 Abs. 6, Festhalten des Schiffes . . . . . . . . . 422 (1) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . 423 (a) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung . . . . . . . 423 (b) Unmittelbare Anwendbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . 423 (3) Änderung des SeeArbG sinnvoll . . . . . . . . . . . . . . . 424 (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1 Abs. 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 dd) Norm A5.2.1 Abs. 7, 8, Ausbildung der Kontrolleure, Schadensersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424

Inhaltsverzeichnis29 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1 . . . 425 c) Leitlinie B5.2.1, Regelungmöglichkeiten zur Hafenstaat­ kontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 d) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur Überprüfung im Hafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 2. Verfahren für die Behandlung von Beschwerden von Seeleuten an Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 a) Regel 5.2.2, Beschwerderecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 aa) Behauptung eines Verstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 bb) Beschwerderecht über vermeintliche Verstöße gegen die MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 cc) Beschwerderecht aller Seeleute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 (1) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . 428 (3) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 dd) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.2.2 . . . . . 430 b) Norm A5.2.2, Ausgestaltung des Beschwerderechts  . . . . . . . 430 c) Leitlinie B5.2.2.2, Regelungsmöglichkeiten zum Beschwerdeverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 d) Ergebnis zur Umsetzung des Verfahrens für die Behandlung von Beschwerden von Seeleuten an Land . . . . . . . . . . . . . . . 431 3. Verantwortlichkeit im Bereich der Vermittlung von Arbeits­ kräften  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 a) Regel 5.3, Einbeziehung von Staatsbürgern des Mitglied­ staates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 aa) Umsetzung im SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit . . . . . . . . . . . . 433 cc) Änderung des SeeArbG notwendig . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.3 . . . . . . 434 b) Norm A5.3, Durchsetzung auch gegenüber Staatsange­ hörigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 c) Leitlinie B5.3, Regelungsmöglichkeiten bei der Vermittlung von Arbeitskräften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 d) Ergebnis zur Umsetzung der Verantwortlichkeiten im Bereich der Vermittlung von Arbeitskräften . . . . . . . . . . . . . . 435 4. Ergebnis zur Umsetzung der hafenstaatlichen Verantwortlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC . . . . 435 1. Übersicht über die völkerrechtswidrig umgesetzten Regelungen der MLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 2. Umgang mit den fehlerhaft umgesetzten Regeln der MLC . . . . 441

30 Inhaltsverzeichnis F. Änderungsvorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446 I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG . . . . . . . . . . . . . . . 446 II. Änderungsbefehle zu Verordnungen, die die MLC umsetzen . . . . . 457 III. Weitere Änderungen und Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458 IV. Änderungen der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil 1 . . . . . . . . 458 V. Änderung des amtlichen Musters des Überprüfungsberichts . . . . . . 459 VI. Mitteilung der Zweige der sozialen Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 459 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Mari­ time Labour Convention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502

A. Einleitung Weltweit gibt es ca. 1,5 Millionen Seeleute, die durch ihre Arbeit auf Handelsschiffen einen wesentlichen Beitrag zum globalen Handel leisten.1 See­ arbeitsverhältnisse unterscheiden sich dabei erheblich von Landarbeitsverhältnissen: Das Schiff ist sowohl Arbeitsplatz der Seeleute als auch der Ort, an dem sie ihre Freizeit verbringen. Das hieraus resultierende Zusammenleben auf engem Raum und die Abwesenheit von der Familie sind nur zwei der psychischen Besonderheiten, denen sie ausgesetzt sind.2 Hinzu kommen die weiteren Anforderungen der Seefahrt, die sich unter anderem in einer hohen körperlichen Belastung bei der täglichen Arbeit3 niederschlagen: Es wird in einem Schichtsystem gearbeitet, und die täglichen Arbeitszeiten an Bord betragen bis zu 14 Stunden4. Aufgrund der besonderen Umstände auf See ist für diese Arbeit eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit zwingende Voraussetzung, da die medizinische Betreuung im Vergleich zu Landarbeitsverhältnissen nur eingeschränkt gewährleistet werden kann: Der nächste Hafen mit medizinischer Infrastruktur kann mehrere Tagesreisen entfernt liegen.5 Mit den gesetzlichen Regelungen, die auf Landarbeitsverhältnisse zugeschnitten sind, lassen sich diese Besonderheiten der Seeschifffahrt nicht hinreichend berücksichtigen: Ein Sonderarbeitsrecht zur Regelung der Arbeits- und Lebensbedingungen auf See ist notwendig.6

1  ILO, Basic facts on the Maritime Labour Convention 2006, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / global / standards / maritime-labour-convention / what-it-does /  WCMS_219665 / lang--en / index.htm, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 08:49 Uhr. 2  Vgl. Int. Arbeitsregulierung / Dirks, S. 167 f. zum Problem der Isolation an Bord. 3  Den schweren Anforderungen, denen die Seeleute ausgesetzt sind, wird in Deutschland dadurch Rechnung getragen, dass aus der Seefahrt ausgeschiedene Besatzungsmitglieder unter gewissen Voraussetzungen bereits ab dem 56. Lebensjahr in „Seemannsrente“ gehen können, indem sie ein Überbrückungsgeld bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt bekommen, §§ 11 ff. Satzung der Seemannskasse der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See als Träger der allgemeinen Rentenversicherung. 4  Die international zulässige tägliche Höchstarbeitszeit von 14 Stunden ergibt sich aus Norm A2.3 Abs. 5 lit. a) i) sowie Norm A2.3 Abs. 5 lit. b) i). 5  BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 11 Rn. 2. 6  Bauer, The Maritime Labour Convention: An Adequate Guarantee of Seafarer Rights, or an Impediment to True Reforms? Volume 8, Number 1, Chicago Journal of International Law, 2007, S. 644.

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A. Einleitung

Wie in kaum einer anderen Branche stehen Reeder mit ihren Schiffen und die Seefahrer im internationalen Wettbewerb. Da Schiffe weltweit im Einsatz sein können und es für den Warentransport keinen Unterschied macht, aus welchem Land Reeder und Seeleute kommen, besteht eine direkte Vergleichbarkeit der Kosten und damit ein hoher Kostendruck. Um Ausgaben zu senken und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, ist es üblich, dass der Unternehmenssitz eines Reeders in einem Staat liegt, das Schiff dieses Reeders die Flagge eines anderen Staates führt und sich die Besatzung aus Seeleuten verschiedener Nationen zusammensetzt.7 Auch die Staaten untereinander stehen im Wettbewerb um die zu registrierenden Schiffe. Staaten können sowohl ein politisches8 als auch ein wirtschaftliches9 Inte­ resse daran haben, dass Schiffe in ihrem Staat registriert sind. Der Kostendruck der Reeder, die Austauschbarkeit der Seeleute und das Interesse der Staaten an einer großen Handelsflotte können in Verbindung mit dem ohnehin vorhandenen unterschiedlichen Grad an Arbeitnehmerschutz dazu führen, dass den Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord nicht die höchste Priorität beigemessen wird.10 Aufgrund der Internationalität der Branche, des damit verbundenen Wettbewerbs, der zum Teil auch über die zu gewährenden Arbeits- und Lebensbedingungen ausgetragen wird, und des Interesses der Staaten daran, Schiffe zu registrieren, erfordert die Schifffahrt zur Gewährleistung des Arbeitnehmerschutzes in besonderem Maße internationale Regelungen. Aus diesem Grunde begann schon 1920 die internationale Rechtssetzung in der Seeschifffahrt. Ein Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) legte das Mindestalter für die Arbeit auf See fest. In den folgenden Jahrzehnten schenkte die ILO den Arbeitsund Lebensbedingungen der Seeleute stets besondere Beachtung.11 Es wurde eine Vielzahl einzelner Übereinkommen erarbeitet, die sich mit zentralen Aspekten des Lebens und Arbeitens auf See befassen. Der hinter der internationalen Rechtssetzung stehende Gedanke lautet zusammengefasst: Werden fundamentale Arbeitnehmerrechte allen Seeleuten gewährt und unabhängig davon beachtet, unter welcher Flagge sie gerade ihren Dienst tun, führt Arbeitsregulierung / Dirks, S.  131 ff. etwa BVerfG, Urteil vom 10.01.1995 – 1 BvF 1 / 90, 1 BvR 342 / 90, 1 BvR 348 / 90, Rn. 64 (juris): „Die Zugriffsmöglichkeit auf deutsche Handelsschiffe in Krisenfällen mag zwar derzeit nicht dringlich erscheinen, doch kann auch ein solches Ziel legitimerweise vom Gesetzgeber angestrebt werden.“ zu Art. 27 GG („Alle deutschen Kauffahrteischiffe bilden eine einheitliche Handelsflotte“). 9  Stopford, S.  671 ff. 10  Int. Arbeitsregulierung / Dirks, S.  132 f. 11  Martinez / Dürler, S. 298; auch zu den zuvor genannten Entwicklungen des internationalen Seearbeitsrechts durch ILO-Übereinkommen. 7  Int.

8  Siehe



A. Einleitung33

die Unabhängigkeit der Arbeitnehmerrechte von der Flagge des jeweiligen Dienstschiffes aufseiten der Reeder zu angeglichenen Wettbewerbsbedingungen. Es zeigt sich, dass die tatsächliche Gewährung der in den internationalen Übereinkommen der Seeschifffahrt festgelegten Rechte zum Teil daran scheitert, dass die Übereinkommen nur einseitig12 kontrolliert werden können. Für die Kontrolle der Einhaltung der auf dem Schiff geltenden Arbeitsund Lebensbedingungen war bei den vor der MLC verabschiedeten ILOÜbereinkommen zum Seearbeitsrecht lediglich der Staat zuständig, dessen Flagge das Schiff führt und der dem Übereinkommen beigetreten ist13: Es ist zunächst die Aufgabe des Flaggenstaates, sicherzustellen, dass die nationalen Gesetze, an die sich der Reeder zu halten hat, die internationalen Verpflichtungen des Flaggenstaates abbilden.14 Die Flagge ist maßgeblich für das auf dem Schiff anzuwendende Recht,15 auch wenn das Schiff kein schwimmendes Staatsgebiet ist16. Den rechtlichen Rahmen für die Verpflichtung des Flaggenstaates bildet das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ).17 Nach Art. 94 SRÜ übt der Flaggenstaat seine Hoheits­ gewalt und Kontrolle in verwaltungsmäßigen, technischen und sozialen An­ gelegenheiten über die seine Flagge führenden Schiffe wirksam aus. Eine effektive Kontrolle ist teilweise schwierig, da es vorkommen kann, dass ein Schiff nur sehr selten oder niemals einen Hafen des Staates anläuft, dessen Flagge es führt. Einige Flaggenstaaten erfüllen ihre Verpflichtungen aus dem SRÜ wissentlich nicht vollständig, und Reeder registrieren ihre Schiffe bewusst in Staaten, die ihre Schiffe nicht allen internationalen Regelungen ent12  Im Unterschied hierzu würde die Kontrolle durch andere Staaten ein höheres Maß an Rechtssicherheit gewähren. Um eine Einhaltung der Regelungen möglichst unabhängig vom Flaggenstaat zu gewähren, finden sich in der MLC Regelungen zur Kontrolle der Arbeits- und Lebensbedingungen durch den Staat, dessen Hafen angelaufen wird (siehe Regel 5.2.1, 5.2.2). 13  Zimmer, Umsetzung des Seearbeitsübereinkommens der Internationalen Arbeitsorganisation, EuZA Bd. 8 (2015), S. 309; siehe beispielhaft auch das Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung von Kindern zur Arbeit auf See, 1921, insb. Art. 5 Abs. 1, abzurufen unter http: /  / www.ilo. org / wcmsp5 / groups / public / ---ed_ norm / ---normes / documents / normativeinstrument / wcms_ c007_de.htm, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 08:50 Uhr, und im Vergleich Regel 5.1.1 MLC. 14  Ohne speziellen Bezug zu ILO-Übereinkommen: König, The Enforcement of the International Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 3 f. 15  HdbSeeR / Wolfrum, S.  302 f.; Pineiro, S. 15; PraxisHdbSeeArbR / Vatankhah, I. Rn. 3; zur Möglichkeit der Rechtswahl im Heuerverhältnis: Lindemann, § 1 Rn. 24 ff. 16  Allgemein: HdbSeeR / Wolfrum, Kapitel 4 Rn. 30 ff. Bezogen auf das deutsche Recht: NK-StGB / Böse, vor § 3 Rn. 17. 17  König, The Enforcement of the International Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 3; Zimmer, Umsetzung des Seearbeitsübereinkommens der Internationalen Arbeitsorganisation, EuZA Bd. 8 (2015), S. 309; Pineiro, S.  14 f.

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A. Einleitung

sprechend kontrollieren, um der Einhaltung der Vorschriften weitestmöglich zu entgehen.18 Neben den Übereinkommen zu Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute ist die Schifffahrt durch weitere internationale Übereinkommen reguliert. Die wichtigsten dieser Übereinkommen sichern den Schutz des menschlichen Lebens (SOLAS)19, die Verhütung von Meeresverschmutzung (MARPOL)20 sowie einheitliche Ausbildungsstandards (STCW)21. SOLAS, MARPOL und STCW werden nicht nur durch die Flaggenstaaten kontrolliert. Hinzu kommt eine Überprüfung durch die Hafenstaaten. In den Häfen, die das Schiff anläuft, kann es vom Hafenstaat daraufhin kontrolliert werden, ob die Vorgaben der internationalen Übereinkommen tatsächlich eingehalten werden.22 Erfüllt ein Schiff beispielsweise geltende Umweltvorschriften nicht, kann der Hafenstaat das Schiff unabhängig vom Flaggenstaat „an die Kette legen“, also ihm das Auslaufen aus seinem Hafen verweigern (Art. 219 SRÜ, Maßnahmen betreffend die Seetüchtigkeit von Schiffen zur Vermeidung von Verschmutzung). Da die Verpflichtung und Verantwortung für die Einhaltung der internationalen Regularien nach ­SOLAS, MARPOL und STCW sowohl bei den Flaggen- als auch bei den Hafenstaaten liegt, ist eine Übereinstimmung mit diesen Regularien wei18  Int. Arbeitsregulierung / Dirks, S. 132; König, The Enforcement of the Interna­ tional Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 4. 19  International Convention for the Safety of Life at Sea (SOLAS 74), Internationales Übereinkommen vom 1.11.1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS 1974), in Kraft seit 25.5.1980 (Verordnung über die Inkraftsetzung des Internationalen Übereinkommens zum Schutz des menschlichen Lebens auf See, BGBl. 1979 Teil II Nr. 8, ausgegeben zu Bonn am 21. Februar 1979, S. 141 ff.), nebst Protokollen, aktuelle Fassung in der Form der Siebzehnten Verordnung über die Änderung des Internationalen Übereinkommens von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See und des Protokolls von 1988 zu diesem Übereinkommen (17. SOLAS-­ Änderungsverordnung – 17. SOLAS-ÄndV, BGBl. 2005 Teil II Nr. 22, ausgegeben zu Bonn am 26. September 2005, S. 1034 ff.). 20  International Convention for the Prevention of Marine Pollution from Ships (MARPOL 73 / 78), ratifiziert durch das Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen von 1973 zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe und zu dem Protokoll von 1978 zu diesem Übereinkommen vom 23. Dezember 1981, BGBl. 1982 Teil II Nr. 1, ausgegeben zu Bonn am 7. Januar 1982, S. 2 ff. 21  International Convention on Standards of Training, Certification and Watchkee­ ping for Seafarers (STCW 78 / 95), Internationales Übereinkommen vom 7.7.1978 über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten (STCW 1978), in Kraft seit 28.4.1984 (BGBl. 1982 Teil II Nr. 14, ausgegeben zu Bonn am 1. April 1982, S. 297 ff.). 22  König, The Enforcement of the International Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 4 ff.; vgl. Lindemann, Einführung Rn. 86 f. zur Überprüfung des Öltagebuchs.



A. Einleitung35

testgehend sichergestellt.23 Um die Effektivität der Überprüfungen in den Hafenstaaten zu erhöhen, schlossen sich die maritimen Behörden der Hafenstaaten in verschiedenen Teilen der Welt zusammen (so beispielsweise zum Paris Memorandum of Understanding [Paris MOU]), um einheitliche Verfahren zu den Hafenstaatkontrollen zu nutzen.24 Diese Zusammenschlüsse bestehen weltweit und sind grundsätzlich freiwillig.25 Innerhalb der EU sind die Hafenstaatkontrollen allerdings durch eine Richtlinie26 vereinheitlicht.27 Die doppelte Kontrolle durch Flaggen- und Hafenstaat führt einerseits zum Erreichen der in den Übereinkommen grundgelegten Ziele – Sicherheit der Seefahrer (SOLAS), Schutz der Umwelt (MARPOL) und einheitliche Ausbildung (STCW) –, andererseits zu gleichen Wettbewerbsbedingungen, da alle Reeder dieselben internationalen Auflagen erfüllen müssen. Durch die Maritime Labour Convention, 2006 (MLC)28, deren Umsetzung die vorliegende Arbeit behandelt, wurden erstmals weltweit gültige, umfassende Mindeststandards für die Arbeits- und Lebensbedingungen von Seeleuten auf Kauffahrteischiffen29 in einem Übereinkommen festgelegt. Die MLC wurde am 23. Februar 2006 von der Internationalen Arbeitskonferenz angenommen. Für das Inkrafttreten waren zwei Voraussetzungen notwendig (Art. VIII Abs. 3): Zum einen musste das Übereinkommen von dreißig Mitgliedstaaten der ILO ratifiziert werden. Zum anderen war es notwendig, dass die Staaten, die die MLC ratifiziert hatten, über eine kumulierte Bruttoraumzahl (BRZ)30 von mindestens 33 % der Welthandelsflotte verfügten. Nachdem Staaten mit einer Vielzahl von Schiffen unter ihrer Flagge die Konvention 23  König, The Enforcement of the International Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 6, 8. 24  König, The Enforcement of the International Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 8. 25  Richtlinie 2009 / 16 / EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 über die Hafenstaatkontrolle (Neufassung). 26  Richtlinie 2009 / 16 / EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 über die Hafenstaatkontrolle (Neufassung). 27  König, The Enforcement of the International Law of the Sea by Coastal and Port States, ZaöRV 2002, S. 8. 28  2006 Consolidated Maritime Labour Convention of the International Labour Organization (MLC), ratifiziert durch das Gesetz zu dem Seearbeitsübereinkommen 2006 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Februar 2006, BGBl. 2013 Teil II Nr. 17, ausgegeben zu Bonn am 2. Juli 2013, S. 763 ff. 29  Der Begriff des Kauffahrteischiffes ist weit zu verstehen und umfasst alle Seeschiffe, die dem Erwerb durch Seefahrt dienen, Maunz / Dürig / Herdegen, Art. 27 GG Rn. 17 sowie zum SeeArbG BeckGKSeeArbG / Noltin, § 1 Rn. 3; Lindemann, § 1 Rn. 4 f.; PraxisHdbSeeArbR / Bubenzer, I. Rn. 18 ff. 30  Die Bruttoraumzahl ist eine Maßeinheit für die Größe eines Schiffes.

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A. Einleitung

ratifiziert hatten, war das 33 %-Quorum im Jahr 2009 erreicht.31 Die dreißigste Ratifikation32 ging am 20. August 2012 beim Generalsekretär des ­Internationalen Arbeitsamtes in Genf ein,33 sodass das Übereinkommen entsprechend Art. VIII Abs. 3 zwölf Monate später in Kraft treten konnte. Die wesentlichen ILO-Übereinkommen zur Schifffahrt (insgesamt 36 Stück, siehe Art. X MLC34) wurden neu gefasst und in einem zentralen Übereinkommen, der MLC, zusammengeführt.35 Um die Durchsetzbarkeit der MLC zu gewährleisten, ist auch in diesem Übereinkommen das Prinzip der doppelten Kontrolle durch Flaggen- und Hafenstaat eingeführt worden. Die Durchsetzbarkeit wird weiterhin dadurch gefördert, dass alle Schiffe, unabhängig davon, ob sie die Flagge eines Staates führen, der die MLC ratifiziert hat, oder nicht, an den Kriterien der MLC zu messen sind.36 Das Prinzip, dass alle Schiffe unabhängig ihrer Flagge die Anforderungen der MLC erfüllen müssen, führt dazu, dass die in der MLC festgelegten Arbeits- und Lebensbedingungen sogar den Seeleuten zugutekommen, die auf einem Schiff fahren, dessen Flaggenstaat die MLC nicht ratifiziert hat.37 Für Reeder bedeutet die effektive Kontrolle, dass die mindestens zu gewährenden Arbeitsund Lebensbedingungen weltweit angeglichen sind und somit ähnliche 31  ILO, Basic facts on the Maritime Labour Convention 2006, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / global / standards / maritime-labour-convention / what-it-does /  WCMS_219665 / lang--en / index.htm, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 08:51 Uhr. 32  Mit Stand vom 27.05.2016 haben 73 Staaten die MLC ratifiziert; die Liste der Vertragsstaaten ist abzurufen unter: http: /  / www.ilo.org / global / standards / maritimelabour-convention / database-ratification-implementation / lang--en / index.htm, zuletzt abgerufen am 27.05.2016, 08:51 Uhr. 33  ILO, Mitteilung vom 20. August 2012: Philippines ratification marks global milestone for decent work for seafarers, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / global /  standards / maritime-labour-convention / WCMS_187712 / lang--en / index.htm, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 08:52 Uhr. 34  Wenn im Folgenden Artikel, Regel, Normen und Leitlinien ohne Angaben eines Gesetzes oder eines Übereinkommens angegeben werden, handelt es sich um solche der MLC. 35  Blanck, Reflections on the Negotiation of the Maritime Labor Convention 2006 at the International Labor Organization, Tulane Maritime Law Journal, Volume 31, Number 1, 2006, S. 36, mit einer verständlichen Kurzdarstellung der Verhandlungshistorie, S.  37 ff. 36  Zum Grundsatz des no more favourable treatment, Art. V Abs. 7; s. u. unter D. IV., S. 143. 37  Hinzuweisen ist auf die Möglichkeit, dass ein Schiff mit der Flagge eines Staates, der die MLC nicht ratifiziert hat, einen Hafen anläuft, der in einem Staat liegt, der die MLC ebenfalls nicht ratifiziert hat. Eine Kontrolle der Arbeits- und Lebensbedingungen unter Berücksichtigung der MLC wird hier nicht stattfinden. Durch die wachsende Anzahl der Staaten, die die MLC ratifizieren, und die Tat­sache, dass die allermeisten Schiffe regelmäßig Staaten anlaufen, die die MLC ratifiziert haben, handelt es sich in den meisten dieser Fälle um eine Übergangserscheinung.



A. Einleitung37

Wettbewerbsbedingungen herrschen.38 Für Seeleute bedeutet die effektive Kontrolle, dass ihre fundamentalen Rechte stets weltweit anerkannt werden und weltweit durchsetzbar sind. Die MLC wird daher auch als „seafarers’ Bill of rights“ bezeichnet.39

38  ILO, Maritime Labour Convention, 2006, Frequently Asked Questions, Fourth edition, 2015, A2, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / wcmsp5 / groups / public / --ed_norm / ---normes / documents / publication / wcms_238010.pdf, 27.05.2016, 08:55 Uhr; den Flaggenstaaten steht es frei, über die MLC hinausgehende Regelungen zu erlassen, sodass hierdurch die Wettbewerbsgleichheit zum Teil aufgehoben wird. Da dies ein Abweichen zugunsten der Seeleute darstellt, wird der von der MLC bezweckte Arbeitnehmerschutz auch so erreicht. 39  ILO, Basic facts on the Maritime Labour Convention 2006, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / global / standards / maritime-labour-convention / what-it-does /  WCMS_219665 / lang--en / index.htm, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 08:56 Uhr.

B. Gang der Arbeit In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwieweit das deutsche Recht den Anforderungen der MLC genügt. Werden zunächst einige allgemeinere Überlegungen zur Frage der Umsetzung der MLC in deutsches Recht angestellt, beschäftigt sich der Hauptteil der Arbeit mit den Artikeln, Regeln und Normen der Konvention und deren jeweiliger Entsprechung im deutschen Recht. Der Fokus der Arbeit liegt hierbei auf den Aspekten der Konvention, welche durch das am 1. August 2013 in Kraft getretene Seearbeitsgesetz und die auf diesem beruhenden Verordnungen umgesetzt wurden. Das Seearbeitsgesetz löst das aus dem Jahr 1957 stammende und vielfach überarbeitete Seemannsgesetz (SeemG) ab, enthält die maßgeblichen Bestimmungen zur Umsetzung der MLC und übernimmt die Regelungen des SeemG, die auch heute noch erforderlich sind.1 Der Hauptteil der Arbeit folgt in seiner Untergliederung dem Aufbau der Konvention. Diese besteht aus zwei Teilen: den Artikeln und dem Code. Der Code wiederum besteht aus Regeln, Normen (Teil A.) und Leitlinien (Teil B.). Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt hierbei auf den Artikeln, Regeln und Bestimmungen des Teils A des Codes, den Normen, da diese im Gegensatz zu den Leitlinien für die Mitgliedstaaten verbindlich sind (Art. VI Abs. 1). Einzelne Bereiche des Übereinkommens bedurften keiner Umsetzung in deutsches Recht, da entsprechende Regelungen bereits existieren. An den jeweiligen Stellen wird hierauf eingegangen und die bestehenden Regelungen werden darauf überprüft, ob sie der MLC entsprechen oder weiterer Umsetzungsbedarf besteht. Zur Erleichterung der Lesbarkeit und der Verständlichkeit wird die Umsetzung der MLC im deutschen Recht sofern möglich (auch) tabellarisch dargestellt.  Stellt sich bei der Überprüfung heraus, dass die vom Gesetzgeber gewählte Art der Umsetzung nicht der MLC entspricht, wird untersucht, ob die Übereinstimmumg mittels gesetzesimmanenter Rechtsfortbildung erreicht werden kann. Dies ist der Fall, wenn sich Normen analog anwenden oder teleologisch reduzieren lassen und dadurch erreicht werden kann, dass sie der MLC entsprechen. Ist das deutsche Recht nicht durch gesetzesimmanente 1  Lindemann, Einführung Rn. 1, Einleitung Rn. 1 ff.; Schäffer, Das Seearbeitsübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (2006), TranspR 2008, S. 296; vgl. Gesetzesbegründung zum SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 1; BeckGRSeeArbG / Noltin, Einleitung Rn. 2 f.



B. Gang der Arbeit39

Rechtsfortbildung in Einklang mit der MLC zu bringen, stellt sich die Frage, ob sich die Übereinstimmung durch eine unmittelbare Geltung der MLC erreichen lässt. Ist die MLC nicht unmittelbar anwendbar, widerspricht das deutsche Recht der MLC, sofern nicht mittels gesetzesübersteigender Rechtsfortbildung ein Gleichlauf zwischen der MLC und dem deutschen Recht hergestellt werden kann. Nachdem alle Regelungen der MLC daraufhin untersucht wurden, ob sie im deutschen Recht abgebildet sind wird aufgezeigt, welche Schritte der Gesetzgeber konkret unternehmen muss, um eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit den Regelungen der MLC zu erreichen, die das deutsche Recht noch nicht völkerrechtskonform abbildet. Hierzu werden Vorschläge zur Änderung des SeeArbG sowie der auf dem SeeArbG beruhenden Verordnungen erarbeitet, bei denen eine Änderung notwendig ist, um eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC herzustellen. Als Fazit werden die Regelungen der MLC und etwaige im deutschen Recht entsprechende Vorschriften einander tabellarisch gegenübergestellt. Sofern eine Umsetzung fehlt oder fehlerhaft ist, wird die fehlende Übereinstimmung der MLC mit dem deutschen Recht kenntlich gemacht.

C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC Die Art und Weise, wie die Konvention zu interpretieren und auszulegen ist, ist maßgeblich für die Bestimmung der Reichweite der Konvention und damit für die Frage, ob das deutsche Recht der MLC entspricht, darüber hinausgeht oder dahinter zurückbleibt und inwieweit es gegen Völkerrecht verstößt, wenn das deutsche Recht die MLC nicht oder nicht vollständig abbildet.

I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht Bei der Umsetzung der MLC in deutsches Recht ist zu fragen, ob eine Umsetzung rechtlich zwingend war oder ob die Bundesrepublik Deutschland von einer Umsetzung hätte absehen können. Bei einer Umsetzungsverpflichtung ist darüber hinaus zu klären, in welchem Umfang die MLC umgesetzt werden musste. Die Reichweite der Umsetzungsverpflichtung ist maßgeblich dafür, wie eine Umsetzung, die der MLC nicht entspricht, zu bewerten ist: Verstößt die Bundesrepublik gegen ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen oder nicht? 1. Umsetzungsverpflichtung und Umsetzungsnotwendigkeit In der MLC selbst findet sich keine Verpflichtung der ILO-Mitgliedstaaten, die MLC in nationales Recht umzusetzen. Auch nach der Verfassung der ILO besteht für den Mitgliedstaat keine Verpflichtung, alle ILO-Übereinkommen anzuwenden. Ob die Bundesrepublik verpflichtet war, die MLC in deutsches Recht umzusetzen, kann sich daher nur unter Berücksichtigung des ILOspezifischen Völkerrechts oder aus europarechtlichen Vorgaben ergeben. a) Völkerrechtliche Umsetzungsnotwendigkeit Die Umsetzung der MLC in deutsches Recht hätte entbehrlich sein können, wenn ILO-Übereinkommen ohnehin Gesetzescharakter hätten. Sollten die ILO-Übereinkommen allerdings nicht wie Gesetze gelten, sondern als völkerrechtliche Verträge oder als völkerrechtliche Rechtsakte eigener Natur angesehen werden, wäre eine Umsetzung der MLC notwendig gewesen, um ihr in Deutschland Geltung zu verschaffen.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht41

Für diese Arbeit ist der rechtliche Charakter der ILO-Übereinkommen insbesondere deshalb von Bedeutung, da für den Fall, dass die ILO-Übereinkommen als Gesetze anzusehen sind, eine trotz des Gesetzescharakters erfolgte mangelhafte Umsetzung automatisch dazu führen würde, dass ein Völkerrechtsverstoß vorläge. Sollten die ILO-Übereinkommen völkerrecht­ liche Verträge oder völkerrechtliche Rechtsakte eigener Natur sein, würde eine evtl. fehlerhafte Umsetzung nur dann völkerrechtswidrig sein, wenn eine entsprechende Verpflichtung der Bundesrepublik bestünde, die Übereinkommen zu befolgen. Des Weiteren ist die Frage der Rechtsnatur der ILO-Übereinkommen maßgeblich für die Auslegung der MLC. Ob ILO-Übereinkommen als Gesetze, völkerrechtliche Verträge oder sonstige Rechtsakte einzuordnen sind, ist umstritten. Hierzu bestehen unterschiedliche Theorien, die ihren Ursprung im dreigliedrigen Charakter der ILO haben.1 Im Gegensatz zu klassischen völkerrechtlichen Verträgen sind nicht nur Staaten an der Entstehung der Übereinkommen beteiligt. Die Übereinkommen werden gem. Art. 3 Abs. 1, 4 Abs. 1, 17 Abs. 2 ILO-Verfassung sowohl von Staaten als auch von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer beschlossen. Die Staaten haben dabei ebenso viele Stimmen wie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter zusammen (Art. 3 Abs. 1 ILO-Verfassung), sodass ­ ohne Stimmen der Arbeitgeber- oder Arbeitnehmervertreter ein Übereinkommen nicht beschlossen werden kann (Art. 17 Abs. 2 ILO-Verfassung). aa) Rechtscharakter der ILO-Übereinkommen Nach den Gesetzestheorien ist die Internationale Arbeitskonferenz gesetzgebungsbefugt und kann durch die Annahme eines Übereinkommens internationales Recht setzen.2 Dieses Recht ist entweder bis zur Ratifikation durch einen Mitgliedstaat aufschiebend bedingt,3 oder die Ratifikation ist eine bloße Beitrittserklärung zu einem bereits bestehenden Gesetz.4 Für die Annahme der ILO-Übereinkommen als Gesetze spricht der historische Hintergrund:5 In einem ursprünglichen Vorschlag zur Erarbeitung der 1  Wagner,

S. 27 in Bezug auf Gesetzes- und Vertragstheorien. S. 35; Wagner, S. 28; Zimmer, S. 67 verweisen u. a. auf Scelle, L’Orga­ nisation Internationale du Travail et le B.I.T., Paris 1930, S. 181 ff. 3  Fried, S.  63 ff. 4  Wagner, S. 28 verweist auf Basdevant, La conclusion et la rédaction des traités et des instruments diplomatiques autres que les traités, RdC, Tome V, 1926, S. 597 ff. (598) sowie Scelle, Théorie juridique de la révision des traités, S. 89. 5  Wagner, S. 29, der die ILO-Übereinkommen im Ergebnis als zum Teil gesetz­ liche und zum Teil vertragliche Regelungen ansieht, sie jedoch als völkerrechtliche Verträge einordnet. 2  Ruchti,

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

ILO-Verfassung im Rahmen des Versailler Vertrages von 1919 war angedacht, dass angenommene ILO-Übereinkommen, ungeachtet ihrer Ratifika­ tion, binnen eines Jahres für alle Mitgliedstaaten verbindlich werden sollten, wenn sie mit einer 2 / 3-Mehrheit beschlossen würden.6 Hiergegen spricht, dass sich der Vorschlag nicht durchsetzen konnte und in der ILO-Verfassung nicht festgelegt ist, dass die Übereinkommen ohne Ratifizierung Geltung erlangen. Für eine Annahme der ILO-Übereinkommen als Gesetze wird ebenfalls angeführt, dass Staaten bei der Ratifizierung im Gegensatz zu sonstigen völkerrechtlichen Verträgen keine Vorbehalte geltend machen können.7 Ferner kann auch der Entstehungsprozess der Übereinkommen herangezogen werden, um die Einordnung als Gesetze zu begründen: So üben die Delegierten der Internationalen Arbeitskonferenz ein freies Mandat aus und können die Übereinkommensentwürfe inhaltlich gestalten.8 Des Weiteren spricht für diese Ansicht, dass bereits mit der Verabschiedung eines Übereinkommens gewisse Pflichten für die Mitgliedstaaten, unabhängig von einer eventuellen Ratifizierung, bestehen.9 Nach Art. 19 Abs. 5 lit. b) ILO-Verfassung sind die Mitgliedstaaten beispielsweise unabhängig von einer Ratifikation verpflichtet, die verabschiedeten Übereinkommen der zuständigen nationalen Stelle vorzulegen.10 Im Gegensatz zu der Einordnung der ILO-Übereinkommen als Gesetze handelt es sich bei diesen nach überwiegender Auffassung11 um völkerrechtliche Verträge zwischen den Mitgliedstaaten. Nach der jeweiligen Ratifikation werden sie für die Mitgliedstaaten bindend und begründen die völkerrechtliche Verpflichtung, die Übereinkommen einzuhalten.12 Die ILO-Übereinkommen enthalten grundsätzlich alle Merkmale völkerrechtlicher Verträge, die zwischen Staaten abgeschlossen werden:13 Somit sind die Staaten nicht 6  ILO Official Bulletin, Volume I, April 1919 – August 1920, Genf 1923, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / public / libdoc / ilo / P / 09604 / 09604(1919-1920-1).pdf, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 08:57 Uhr, S. 51. 7  Zimmer, S.  67, die ILO-Übereinkommen im Ergebnis als völkerrechtliche Rechtsakte eigener Natur ansieht; vgl. zum Vorbehalt nach Art. 2 Abs. 1d) VtrRKonV bei der Ratifikation völkerrechtlicher Verträge Maunz / Dürig / Nettesheim, Art. 59 GG Rn.  119 ff. 8  Hamburger, S. 170. 9  Ruchti, S. 35; Wagner, S. 30. 10  Wagner, S. 30; Bundesregierung in der Beantwortung einer kleinen Anfrage, BT-Drs. 12 / 3495, S. 10. 11  BAG, Urteil vom 10.06.1980  – 1 AZR 822 / 79, Rn. 51, 55 (juris); MüHdb /  Kohte, § 288 Rn. 44; Wagner, S. 30. 12  Wagner, S. 30. 13  Schnorr, S. 107; zum völkerrechtlichen Vertragsbegriff siehe Maunz / Dürig / Net­ tesheim, Art. 59 GG Rn. 63 ff.; ILO-Übereinkommen können allerdings nicht mit einem Vorbehalt erklärt werden: Zimmer, S. 67.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht43

im Verhältnis zur ILO, sondern untereinander, und damit anderen Staaten gegenüber, an ratifizierte Übereinkommen gebunden.14 Das Argument für die Gesetzestheorie, wonach die Mitgliedstaaten die Übereinkommen nur vorbehaltslos ratifizieren können, wird zum Teil durch entsprechende Regelungen in ILO-Übereinkommen infrage gestellt: In vielen Übereinkommen ist ausdrücklich vorgesehen, dass bei oder kurz nach der Ratifikation angegeben werden muss, auf welche Art und Weise das Übereinkommen umgesetzt wird und welche Vertragspflichten der Ratifizierungsstaat erfüllt.15 Für die Annahme der ILO-Übereinkommen als völkerrechtliche Verträge spricht weiterhin, dass es der ILO nicht möglich ist, die Mitglieder gegen deren Willen an Übereinkommen zu binden.16 Die fehlende Durchsetzbarkeit aller Aspekte eines Übereinkommens17 gegen den Willen eines ILO-Mitglieds führt dazu, dass die Ratifikation der Mitgliedstaaten notwendige Zustimmung ist, um das Übereinkommen verbindlich werden zu lassen.18 Auch dass die Übereinkommen eine Mindestanzahl an Ratifikationen benötigen, um gültig zu werden, spricht für die Annahme eines völkerrechtlichen Vertrages19 und gegen die Annahme eines Gesetzes. Die dritte Auffassung ordnet die ILO-Übereinkommen als völkerrechtliche Rechtsakte eigener Natur ein, die sowohl gesetzliche als auch vertragliche Elemente enthalten.20 Hierfür wird angeführt, dass die ILO-Übereinkommen in ihrer Entstehung einem Gesetzgebungsprozess folgen und auch unabhängig von einer Ratifikation Verpflichtungen entfalten.21 Trotz dieser Ähnlichkeit zu Gesetzen ist eine Ratifikation notwendig, um den wesentlichen Aspekten der Übereinkommen Gültigkeit zu verleihen.22 Im Gegensatz zu völkerrechtlichen Verträgen ist keine Einstimmigkeit beim Zustandekommen erforderlich.23

14  Wagner,

S. 30. S. 68, die ILO-Übereinkommen im Ergebnis als völkerrechtliche Rechtsakte eigener Natur ansieht. 16  Wagner, S. 32. 17  Im Falle der MLC können einige Aspekte der Konvention auch gegen den Willen eines Staates durchgesetzt werden, siehe zum no more favourable treatment Art. V Abs. 7 unter D. IV., S. 143. 18  Wagner, S. 32. 19  Wagner, S. 32. 20  Zimmer, S 69 f. m. w. N.; siehe auch Morhard, S. 99, 165, der zwar zur Annahme eines völkerrechtlichen Vertrages gelangt, jedoch zwischen dem Normgefüge und der Verbindlichmachung des Übereinkommens unterscheidet. 21  Zimmer, S. 69. 22  FS Lörcher / Zimmer, S. 35. 23  FS Lörcher / Zimmer, S. 35. 15  Zimmer,

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

bb) Stellungnahme Der Rechtscharakter der ILO-Übereinkommen ist sowohl von Aspekten geprägt, die üblicherweise Gesetze ausmachen, als auch von solchen, die typischerweise bei Verträgen vorzufinden sind. Die Unterwerfung der Mitgliedstaaten unter der ILO-Verfassung hat gesetzesähnlichen Charakter, ebenso die damit verbundenen Pflichten der Mitgliedstaaten gegenüber der ILO und die Befugnisse der ILO gegenüber den Mitgliedstaaten. Für den völkervertraglichen Charakter der ILO-Übereinkommen spricht vor allem, dass die Übereinkommen ausgehandelt werden und erst nach ihrer Ratifizierung verbindlich werden. Weder die Vertrags- noch die Gesetzestheorien beachten in besonderem Maße die besondere Gestaltung der ILO als dreigliedrige Organisation. Gerade, dass Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Internationalen Arbeitskonferenz über die Verabschiedung eines Übereinkommens entscheiden, macht die Besonderheit der ILO-Übereinkommen aus. Diese Besonderheit sowie für das Zustandekommen der Übereinkommen und die für die Mitgliedstaaten unabhängig von einer Ratifizierung bestehenden Verpflichtungen einerseits und die Inhaltsverpflichtungen gegenüber der ILO und den Vertragsstaaten andererseits sprechen für die Einordnung der ILO-Übereinkommen als völkerrechtliche Rechtsakte eigener Natur.24 cc) Bedeutung für die Umsetzung der MLC Für die Umsetzung der MLC bedeutet die Einordnung der MLC als Völkerrechtssubjekt eigener Natur, dass die gesetzesähnlichen Elemente der ILO-Verfassung und des Übereinkommens, wie beispielsweise die Berichtspflichten nach Art. 19 Abs. 5 lit. b), Art. 22 S. 1 ILO-Verfassung, den Mitgliedstaat direkt treffen. Diese Verpflichtungen treffen also die Bundesrepu­ blik Deutschland unabhängig von einer Ratifikation der MLC. Der weit überwiegende Teil der MLC25 hat völkervertraglichen Charakter und bedarf daher der Ratifikation. Durch das Gesetz zu dem Seearbeitsüber­ einkommen 2006 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 23. Februar 24  Der Absatz entspricht Zimmer, S. 69 f.; siehe auch Ruchti, S. 35 f., der ILOÜbereinkommen im Ergebnis als völkerrechtlichen Vertrag ansieht, sobald sie von genügend Mitgliedstaaten ratifiziert wurden. 25  Nahezu die gesamte MLC hat völkervertraglichen Charakter. Neben den angesprochenen Pflichten aus der ILO-Verfassung haben lediglich die Regelungen der MLC, die sich mit administrativen Regelungen gegenüber bzw. innerhalb der ILO befassen, keinen völkervertraglichen Charakter: Art. XI (Verwahrstellenfunktion der ILO), Art. XII (Übermittlung der Ratifikationen an die UN), Art. XIII (dreigliedriger Sonderausschuss der ILO zur Überwachung des Übereinkommens).



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht45

200626 (MLC-Vertragsgesetz) schuf der Deutsche Bundestag am 16. Mai 2013 die Grundlage für die Ratifikation der MLC. Am 16. August 2013 ging die deutsche Ratifikationsurkunde der MLC beim Generaldirektor des Internationalen Arbeitsamtes ein.27 Mit der Ratifikation verpflichtet sich die Bundesrepublik, die MLC in deutsches Recht umzusetzen.28 Damit besteht die völkerrechtliche Notwendigkeit, das deutsche Recht so anzupassen, dass es der MLC genügt. Ohne die Ratifikation hätte diese Verpflichtung nicht bestanden, die Bundesrepublik hätte lediglich den gesetzesähnlichen Verpflichtungen aus der MLC und der ILO-Verfassung nachkommen müssen. b) Europarechtliche Umsetzungsnotwendigkeit Die MLC deckt ein breites Spektrum an Themen ab, die in vielfältiger Weise bereits auf EU-Ebene geregelt waren.29 Eine europarechtliche Umsetzungsnotwendigkeit wesentlicher Vorschriften der MLC ergibt sich für die Mitgliedstaaten der EU aus Richtlinie 2009 / 13 / EG zur Durchführung der Vereinbarung zwischen dem Verband der Reeder in der Europäischen Ge­ meinschaft (ECSA) und der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) über das Seearbeitsübereinkommen 2006 und zur Änderung der Richt­ linie 1999 / 63 / EG.30 Die europäischen Sozialpartner können gemäß Art. 155 Abs. 2 AEUV einen Antrag darauf stellen, dass eine von ihnen getroffene Vereinbarung durch eine Richtlinie verbindlich wird.31 Von dieser Möglichkeit wurde Gebrauch gemacht. Die Sozialpartnervereinbarung und die sie umsetzende RL 2009 / 13 / EG übernehmen eine Vielzahl der Mindestanforde26  BGBl. 2013

Teil II Nr. 17, ausgegeben zu Bonn am 2. Juli 2013, S. 763 ff. Meldung des BMAS vom 16.  August 2013, abzurufen unter https: /  /  www.bmas.de / DE / Themen / Arbeitsrecht / Meldungen / ratifizierung-seearbeitsueber einkommen.html, zuletzt aufgerufen am 09.11.2014, 12:06 Uhr. 28  Generell zu ILO-Übereinkommen: Ruchti, S. 40 f., allgemein zu völkerrecht­ lichen Verträgen: BeckOKGG / Pieper, Art. 59 Rn. 20; Maunz / Dürig / Nettesheim, Art. 59 GG Rn. 76; speziell zur MLC vgl. Gesetzesbegründung zum SeeArbG, BTDrs. 17 / 10959 S. 1; PraxisHdbSeeArbR / Vatankhah, I Rn. 7. 29  Lavelle / Abel, Rn. 1.9. 30  Zum Richtlinienvorschlag KOM / 2008 / 0422 endg. und der Sozialpartnervereinbarung siehe Schäffer / Kaplijc, Richtlinie zur Durchführung der Sozialpartnervereinbarung über das Seearbeitsübereinkommen – neue Entwicklung im Arbeits- und Sozialrecht der Seeleute, ZESAR 2009, S. 170 ff. 31  Anhang zu RL 2009 / 13 / EG, Präambel; die Durchführung der Sozialpartnervereinbarung bedarf keiner Beteiligung des Europäischen Parlaments im Gesetzgebungsprozess; die Sozialpartner ersetzen das Parlament; näher Arnold, die Stellung der Sozialpartner in der europäischen Sozialpolitik, NZA 2002, 1261–1268, S. 1261 f. zu den entsprechenden Vorgängernormen Art. 137 ff. des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft. 27  Aktuelle

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

rungen der MLC32 und erzielen somit einen weitgehenden Gleichlauf zwischen dem unionsrechtlichen und dem sonstigen internationalen Seearbeitsrecht.33 Einige34 der in der MLC festgelegten Regelungen finden sich auf europarechtlicher Ebene in RL 1999 / 63 / EG. In diesen Fällen verweist RL 2009 / 13 / EG auf RL 1999 / 63 / EG. Ein unabhängiges, neues EU-See­ 32  Nicht im Anhang zu RL 2009 / 13 / EG enthalten sind die Artikel der MLC, die Regelungen zu recruitment and placement services, die Regelungen zu Heuern, die detaillierten technischen Regelungen zu Unterkünften und Freizeiteinrichtungen sowie die Regelungen zur Flaggen- und Hafenstaatkontrolle. Flaggen- und Hafenstaatkontrollen werden europarechtlich durch Art. 2013 / 54 / EU und 3013 / 38 / EU reguliert. Im Einzelnen sind folgende Regelunen und Normen der MLC in RL 2009 / 13 / EG übernommen: Regel 1.1 Abs. 1, 2; Regel 1.3 Abs. 1–3; Regel 2.1; Norm A2.1; Regel 2.4 Abs. 2; Regel 2.5; Norm A2.5; Regel 2.6; Norm A2.6; Regel 2.8; Norm A2.8; Norm A3.1 Abs. 16–19; Regel 3.2; Norm A3.2; Regel 4.1 Abs. 1, Regel 4.1 Abs. 3–4; Norm A4.1 Abs. 1 lit. a)–c); Norm A4.1 Abs 1. lit. e); Norm A4.1 Abs. 2–4; Regel 4.2; Norm A4.2; Regel 4.3; Norm A4.3 Abs. 1 lit. a); Norm A4.3 Abs. 1 lit. c)–d); Norm A4.3 Abs. 2 lit. a); Norm A4.3 Abs. 2 lit. c)–d); Norm A4.3 Abs. 3–8; Regel 4.4 Abs. 1; Norm A4.4; Regel 5.1.5; Norm A5.1.5. 33  Maul-Sartori, Das neue Seearbeitsrecht – auch für Landratten von Interesse, NZA 2013, 821–827, S. 822. Keine Entsprechung in RL 1999 / 63 / EG und RL 2009 / 13 / EG haben neben den Vorschriften zur Flaggen- und Hafenstaatkontrolle folgende Regelungen und Normen der MLC: Regel 1.1 Abs. 3, Regel 1.1 Abs. 3; Regel 1.4; Norm A1.4; Regel 2.2; Norm A2.2; Norm A2.3 Abs. 4; Norm A2.4 Abs. 1; Regel 2.7 Abs. 1; Norm A2.7 Abs. 1, 3; Regel 3.1; Norm A3.1 Abs. 1–15; Norm A3.1 Abs. 20, 21; Regel 4.1 Abs. 2; Norm  A4.1 Abs. 1 lit. d); Norm  A4.3 Abs. 1 lit. b); Norm A4.3 Abs. 2 lit. b); Regel 4.4 Abs. 2. Zum Teil handelt es sich hierbei lediglich um Verweise, deren Abbildung im Europarecht eine unnötige Wiederholung bedeutet hätte (etwa Regel 1.1 Abs. 3 wonach für bestimmte Tätigkeiten an Bord ein höheres Mindestalter als 16 Jahre gilt), zum Teil wurden aber gesamte Regelungsbereiche der MLC nicht übernommen, etwa Regel 2.2 und Norm A2.2 zu den Modalitäten der Heuerzahlung. 34  Folgende Regelungen und Normen der MLC finden sich in RL 1999 / 13 / EG wieder: Norm A1.1; Regel 1.2, Norm A1.2; Regel 2.3; Norm A2.3 Abs. 1–3, Norm A2.3 Abs. 5,6; Norm A2.3 Abs. 7 mit der Änderung, dass an die Stelle von „Sicherheitsübungen“ (Norm A2.3 Abs. 7 MLC) „Musterungen“ (§ 5 Abs. 3 Anhang zu RL 1999 / 63 / EG) so durchzuführen sind, dass sie die Ruhezeiten möglichst wenig stören und keine Müdigkeit verursachen; Norm A2.3 Abs. 8–14; Regel 2.4 Abs. 1; Norm A2.4; Norm A2.7 Abs. 2. Zum Teil hat der europäische Gesetzgeber bereits den in der MLC angelegten Beurteilungsspielraum ausgeübt, so ist es nach Norm A2.4 Abs. 2 MLC beispielsweise möglich, dass der Urlaubsanspruch der Seeleute nicht mindestens 2,5 Kalendertagen für jeden Dienstmonat beträgt, wenn bestehende Gesamtarbeitsverträge oder Rechtsvorschriften eine geeignete Berechnungsmethode vorsehen, bei der die speziellen Bedürfnisse der Seeleute berücksichtigt werden. Nach § 16 Anhang zu RL 1999 / 63 / EG ist eine solche Abweichung nicht möglich, der Urlaubsanspuch beträgt zwingend mindestens 2,5 Kalendertage je Dienstmonat bei anteiliger Berechnung von anteiligen Dienstmonaten. Auf diese Unterschiede wurde im Rahmen dieser Übersicht nicht gesondert eingegangen. Dargestellt sind die Regelunen und Normen der MLC, die eine Entsprechung im Europarecht haben.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht47

arbeitsrecht sollte durch RL 2009 / 13 / EG nicht geschaffen werden.35 Durch die Übernahme von Teilen der MLC in das Europarecht wurde aber eine weitere Rechtsschutzmöglichkeit für die der RL 2009 / 13 / EG unterfallenden Seeleute eröffnet (s. u., S. 105 ff.36). Nach Art. 7 RL 2009 / 13 / EG, der das Inkrafttreten der Richtlinie an das Inkrafttreten der MLC knüpft, ist die RL 2009 / 13 / EG am 20. August 2013 in Kraft getreten. Die Richtlinie selbst sieht keine separate Umsetzungsfrist vor. Die Umsetzung der RL 2009 / 13 / EG war gem. der in Art. 7 RL 2009 / 13 / EG getroffenen abstrakten Umsetzungsfrist von der Ratifikation der MLC abhängig. Da kein Anspruch auf eine Mindestfrist zur Umsetzung besteht,37 ist die ungenaue Umsetzungsfrist nicht zu beanstanden. Die Einhaltung der lediglich abstrakten Umsetzungsfrist war den Mitgliedstaaten der EU insbesondere auch deshalb möglich, da das Datum des Inkrafttretens der MLC zwölf Monate zuvor bekannt gegeben wurde38. Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union mussten die Richtlinie am 20. August 2013 umgesetzt haben. Diese Umsetzungsverpflichtung besteht unabhängig davon, ob ein Mitgliedstaat der Europäischen Union die MLC bereits ratifiziert hat oder nicht. Durch RL 2009 / 13 / EG ist die Bundesrepublik verpflichtet, die meisten der nicht der Durchsetzung dienenden Regelungen der MLC in deutsches Recht umzusetzen.39 Gleiches gilt im Hinblick auf die Richtlinie 2013 / 54 / EU über bestimmte Verantwortlichkeiten der Flaggenstaaten für die Einhaltung und Durchsetzung des Seearbeitsübereinkommens 2006 sowie Richtlinie 2013 / 38 / EU zur Änderung der Richtlinie 2009 / 16 / EG über die Hafenstaat­ kontrolle. Die RL 2009 / 13 / EG, RL 2013 / 54 / EU und RL 2013 / 38 / EU führen zu einer Übereinstimmung der europarechtlichen Vorschriften mit denen der MLC und setzen die gesamte MLC in europäisches Recht um.40 Sie ver35  Wurmnest, Law Applicable on the Continental Shelf and in the Exclusive Economic Zone: The German Perspective, 25 Ocean Yearbook 25, Dalhousie Univer­sity, S. 339. 36  Siehe unten unter C. IV. 2. b), S. 105. 37  Grabitz / Hilf / Nettesheim / Nettesheim, Art. 288 AEUV Rn. 114. 38  ILO, Mitteilung vom 20. August 2012: Philippines ratification marks global milestone for decent work for seafarers, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / global /  standards / maritime-labour-convention / WCMS_187712 / lang--en / index.htm, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 09:10 Uhr. 39  Siehe zur Umsetzungsverpflichtung in Bezug auf das Recht der EU Lavelle /  Abel, Rn. 1.16 mit einer Auseinandersetzung einer möglichen Ratifizierungsobliegenheit nach den Voraussetzungen des EuGH. 40  Zimmer, Umsetzung des Seearbeitsübereinkommens der Internationalen Arbeitsorganisation, EuZA Bd. 8 (2015), S. 300.

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

pflichten die Mitgliedstaaten der Europäischen Union nicht dazu, die MLC zu ratifizieren und sich völkerrechtlich an sie zu binden. c) Ergebnis zur Umsetzungsnotwendigkeit Hätte die Bundesrepublik die MLC nicht ratifiziert, wäre sie völkerrechtlich nicht zur Umsetzung verpflichtet gewesen. In diesem Fall hätten völkerrechtlich lediglich einige sich aus der ILO-Verfassung und der MLC ergebende Informations- und Berichtspflichten bestanden. Um den europarecht­ lichen Vorgaben zu genügen, mussten die Inhalte der MLC in deutsches Recht umgesetzt werden. Eine Verpflichtung, die MLC zu ratifizieren, ergab sich weder aus europa- noch aus völkerrechtlichen Verpflichtungen. 2. Umsetzungsumfang Durch die Ratifikation der MLC hat sich Deutschland völkerrechtlich verpflichtet, die Anforderungen der MLC umzusetzen. Der notwendige Umsetzungsumfang ergibt sich aus der Konvention selbst. Die MLC gliedert sich in Artikel und den Code. Der Code wiederum setzt sich aus Regeln, Normen (Teil A) und Leitlinien (Teil B) zusammen. Nach Art. VI Abs. 1 sind die Regeln und die Bestimmungen des Teils A des Codes verbindlich, die aus Teil B des Codes hingegen nicht. Eine Umsetzungsverpflichtung besteht daher nur für die Regeln und die Normen der MLC, nicht aber für die unverbindlichen Leitlinien. Die in den Leitlinien dargelegten Aspekte müssen zwar nicht umgesetzt, jedoch gebührend in Erwägung gezogen werden (Art. VI Abs. 2). Gebührend in Erwägung gezogen ist eine Leitlinie, wenn sie im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens beachtet wurde, unabhängig davon, ob sie umgesetzt wurde oder nicht. Spiegeln sich alle Inhalte einer Leitlinie im nationalen Recht wider, kann der Mitgliedstaat sicher sein, die verbind­ lichen Regeln und Normen übereinkommenskonform umgesetzt zu haben.41 Zu berücksichtigen ist, dass weder Art. VI Abs. 2 S. 2 noch eine sonstige Regelung der MLC vorschreibt, dass der Umsetzungsgesetzgeber im Zweifelsfall besonders darlegen muss, dass er die Leitlinien in Erwägung gezogen hat. Da die Leitlinien nicht umgesetzt, sondern nur in Erwägung gezogen werden müssen, ist bei der Kontrolle des deutschen Rechts hinsichtlich dessen Übereinstimmung mit der MLC zunächst die Übereinstimmung mit den Re41  EXPLANATORY NOTE TO THE REGULATIONS AND CODE OF THE MARI­ TIME LABOUR CONVENTION, abzurufen unter http: /  / www.ilo.org / dyn /  normlex / en / f?p=NORMLEXPUB:91:0::::P91_SECTION: MLC_N1, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 09:11 Uhr.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht49

geln und Normen zu überprüfen. Nur wenn die Regeln und Normen nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurden und sich darüber hinaus weitere Anhaltspunkte ergeben, dass die Leitlinien nicht berücksichtigt wurden, kann ein Verstoß gegen die Berücksichtigungspflicht nach Art. VI Abs. 2 S. 2 vorliegen. Anders stellt es sich bei der Umsetzung der Regeln und Normen dar. Hier ist der Gesetzgeber zu einer Umsetzung verpflichtet. Gleichwohl hat er bei der Umsetzung der Regeln und Normen verschiedene Möglichkeiten, seine Verpflichtung zu erfüllen. Zum einen können die Regelungen der Konvention durch solche Regelungen ersetzt werden, die denen der Konvention gleichwertig sind. Zum anderen besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, die Art des Umsetzungsaktes zu wählen. Ein Mitgliedstaat, der nicht in der Lage ist, die in den Normen festgelegten Regelungen umzusetzen, kann diese durch Bestimmungen oder sonstige Maßnahmen ersetzen, die den vorgegebenen im Wesentlichen gleichwertig sind (Art. VI Abs. 3). Eine solche Gleichwertigkeit ist gegeben, wenn sich der Mitgliedstaat vergewissert hat, dass die von ihm getroffene Maßnahme für die volle Erreichung des allgemeinen Ziels und Zwecks der Bestimmung förderlich ist und sie die entsprechende Bestimmung durchführt (Art. VI Abs. 4). Macht ein Mitgliedstaat von der Möglichkeit nach Art. VI Abs. 3, 4 Gebrauch, hat er dies dem Internationalen Arbeitsamt gem. Art. 22 ILOVerfassung mitzuteilen. Abweichungen nach Art. VI Abs. 3, 4 sind darüber hinaus in der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I aufzunehmen. Die Seearbeits-Konformitätserklärung bildet die Grundlage für die Untersuchung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Hafenstaaten und ermöglicht es den Inspektoren, die nationalen Besonderheiten des Flaggenstaates bei der Kontrolle der Schiffe zu berücksichtigen.42 Hat der Gesetzgeber eine Regelung getroffen, die der jeweiligen Regelung der MLC widerspricht, die aber die Erfordernisse der wesentlichen Gleichwertigkeit gem. Art. VI Abs. 3, 4 erfüllt, entspricht das materielle Recht der MLC. Die entsprechende Norm des deutschen Rechts ist dennoch völkerrechtswidrig. Der Gesetzgeber hat lediglich zufällig eine mit der MLC in Einklang stehende Regelung getroffen. Dies widerspricht Art. VI Abs. 4, der festlegt, dass sich der Gesetzgeber vergewissert haben muss, dass die Regelungen im Wesentlichen gleichwertig sind. Die Völkerrechtswidrigkeit der materiell im Einklang mit der MLC stehenden Vorschrift des nationalen Rechts ergibt sich aus dem Zweck der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I. Diese soll bei 42  Zum Prüfungsmaßstab bei der Hafenstaatkontrolle siehe PraxisHdbSee­ ArbR / Bubenzer, VI Rn. 51: Grundsätzlich wird die Übereinstimmung mit der MLC überprüft, die nationalen Besonderheiten sind dort zu berücksichtigen, wo die MLC Spielraum für nationale Festlegungen und Konkretisierungen lässt.

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

Hafenstaatkontrollen eine Überprüfung ermöglichen und den Reeder davor schützen, dass bei der Kontrolle festgestellt wird, sein Schiff stünde nicht im Einklang mit der MLC, obwohl alle Voraussetzungen erfüllt sind. Fehlt die Angabe der wesentlichen gleichwertigen Regelung in der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I, ist für den Hafenstaatkontrolleur nicht ersichtlich, dass eine Abweichung von den Regeln und Normen der MLC zulässig ist. Dadurch, dass der Gesetzgeber die wesentliche Gleichwertigkeit anerkennt und die Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I entsprechend ändert, kann der Völkerrechtsverstoß geheilt werden. Ein weiterer Aspekt, der den Umsetzungsumfang regelt, ist die an vielen Stellen der Konvention zu findende Wahlmöglichkeit hinsichtlich des Umsetzungsaktes. Grundsätzlich kann der Mitgliedstaat seine Verpflichtung zur Umsetzung dadurch erfüllen, dass er in der Praxis eine Befolgung der jeweiligen Regelung des Übereinkommens sicherstellt. Das Sicherstellen der Regelungen kann nicht nur dadurch geschehen, dass er innerstaatliche Rechtsvorschriften erlässt, sondern auch dadurch, dass konkrete Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise ein Hinwirken darauf, dass die Regelung in geltenden Tarifverträgen43 vereinbart wird (Art. IV Abs. 5). Abhängig von der nationalen Rechtsordnung stehen dem Umsetzungsgesetzgeber nicht alle Umsetzungsmöglichkeiten zur Verfügung. In Deutschland ist die auf die verbindliche Aufnahme bestimmter Regelungen in Tarifverträge gerichtete Einflussnahme des Gesetzgebers mit der Tarifautonomie unvereinbar. Die grundsätzliche Wahlfreiheit der Umsetzungsmethode wird dort durchbrochen, wo die Konvention für unterschiedliche Anforderungen unterschiedliche Umsetzungsakte vorsieht. Alle Umsetzungsmöglichkeiten stehen beispielsweise bei der Umsetzung des Mindestalters der Seeleute (Regel 1.1) zur Verfügung. Hier muss lediglich sichergestellt werden, dass dieses eingehalten wird. Dass alle Seeleute ein ärztliches Zeugnis benötigen, das ihnen die Tauglichkeit für ihre Tätigkeit bescheinigt (Norm A1.2 Abs. 1), muss hingegen zumindest die zuständige Stelle vorschreiben. Es bedarf somit eines Hoheitsaktes, um Norm A1.2 Abs. 1 umzusetzen. Wenn die Konvention eine Umsetzung verlangt, in der die zuständige Stelle etwas vorzuschreiben hat, kann die Umsetzung in Deutschland durch Verwaltungsakt geschehen. Wer zuständige Stelle i. S. d. MLC ist, richtet sich nach der jeweiligen Intention der Norm. Zuständige Stelle meint nicht, dass es eine zentrale staatliche Stelle geben muss, die für alle Aspekte der Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute zuständig ist.

43  Die Konvention spricht von „geltenden Gesamtarbeitsverträgen“. Zum Begriff des Gesamtarbeitsvertrags siehe Ruchti, S. 120 in Bezug auf das ILO-Übereinkommen Nr. 94.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht51

Nach Norm A2.1 Abs. 1 müssen beispielsweise die Mindestinhalte des Heuervertrages durch innerstaatliche Rechtsvorschrift festgelegt werden. Diese Hierarchisierung der einzelnen Umsetzungsmöglichkeiten führt dazu, dass es für den Umsetzungsgesetzgeber stets möglich ist, seine Umsetzungsverpflichtung durch innerstaatliche Rechtsvorschriften (Art. IV Abs. 5) zu erfüllen. Ob auch andere Umsetzungsformen gewählt werden können, hängt von der jeweiligen Regelung ab. Die Umsetzung durch Gesetzesnormen hat für den Rechtsanwender den Vorteil, dass die Regelungen zugänglicher sind und ihre Einhaltung kontrollierbarer wird. Da in der MLC nicht definiert ist, was eine innerstaatliche Rechtsnorm ausmacht, kann der Gesetzgeber aus völkerrechtlicher Sicht sowohl Gesetze im formellen und materiellen Sinne als auch lediglich materielle Gesetze (Verordnungen) erlassen. Maßgeblich für die Frage, welches Rechtsinstrument zur Umsetzung herangezogen wird, ist die innerstaatliche Rechtsordnung. Deutlich wird das Abstellen auf die innerstaatliche Rechtsordnung bei dem zu wählenden Umsetzungsinstrument auch an den unterschiedlichen Sprachfassungen der Konvention. In der englischen Sprachfassung werden die innerstaatlichen Rechtsnormen als national laws or regulations bezeichnet.44 In der französischen Sprachfassung sind es droits et principes45, welche die législation nationale46 ausmachen. Stets kommt es auf die Rechtsordnung des Umsetzungsgesetzgebers an. Wenn nach dieser Rechtsordnung unterschiedliche Umsetzungsakte möglich sind, um eine Rechtsnorm zu erlassen, kann der Umsetzungsgesetzgeber aus diesen Möglichkeiten wählen. Die Notwendigkeit, die Regelungen der MLC in eine innerstaatliche Rechtsnorm umzusetzen, besteht nur in den Fällen, in denen die Konvention die Umsetzung durch eine Rechtsnorm ausdrücklich vorschreibt. In allen anderen Fällen kann der Umsetzungsgesetzgeber auch andere Umsetzungs­ akte wählen,47 ist hierbei an die nationalen Vorgaben gebunden. Nach deutschem Recht müssen Eingriffsbefugnisse wie das Betreten eines Schiffes durch eine Behörde gesetzlich geregelt sein.48 Die in § 143 Seearbeitsgesetz 44  Vgl.

Art. IV Abs. 5. Abs. 3. 46  Art. IV Abs. 5. 47  Dies ergibt sich zum einen aus Art. V. Abs. 1, der zwischen Rechtsvorschriften und sonstigen Maßnahmen differenziert, zum anderen aus der Systematik der MLC, die teilweise einen bestimmten Umsetzungsakt vorschreibt (beispielsweise müssen die Mindestinhalte des Heuervertrags durch Rechtsvorschriften vorgeschrieben werden, Norm A2.1 Abs. 1, wohingegen die Mitgliedstaaten lediglich vorzusehen haben, dass Seeleute ihre Heuern erhalten, Norm A2.2 Abs. 1). 48  Lindemann, § 143 Rn. 4; vgl. BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; allgemein zum Vorbehalt des Gesetzes BVerfG, Urteil vom 14.07.1998 – 1 BvR 1640 / 97, Rn. 132 (juris); Beschluss vom 28.10.19752  – BvR 883 / 73 u. a., Rn. 34 (juris); zum 45  Art. VI

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

(SeeArbG) normierten Eingriffsbefugnisse sind daher notwendig, um dem deutschen Recht zu genügen. Eine aus der MLC resultierende völkerrecht­ liche Verpflichtung, die Eingriffsbefugnisse gesetzlich festzuschreiben, gibt es nicht. Entscheidet sich der Umsetzungsgesetzgeber dafür, eine Regelung durch eine Gesetzesnorm umzusetzen, die nach der MLC auch auf andere Weise umgesetzt werden kann, muss diese Gesetzesnorm die entsprechende Regelung der MLC korrekt und umfassend umsetzen. Die Notwendigkeit der vollständigen und völkerrechtskonformen Umsetzung folgt aus der Überlegung, dass der Rechtsanwender zunächst das gesetzlich normierte Recht heranzieht, um sich über seine Rechte und Pflichten zu informieren. Wenn eine Gesetzesnorm ihm nun ein Recht abspricht, das er nach der MLC hätte, wird ihm dieses Recht nicht in dem Maße zugutekommen, wie es die MLC vorsieht. Selbst wenn der Umsetzungsgesetzgeber auf andere Weise sicherstellt, dass der Adressat der Norm durch andere Maßnahmen von dem Recht profitieren kann, kann die Gesetzesnorm dazu führen, dass der Adressat überhaupt nicht mit der Möglichkeit rechnet, sein Recht zugestanden zu bekommen, da er von der Vollständigkeit der Regelung ausgeht. Das Vertrauen darauf, dass die Gesetzesnorm die Regelung der MLC korrekt und umfassend wiedergibt, kann zur Folge haben, dass er tatsächlich nicht zu seinem Recht kommt. Ist es möglich, dass der Normadressat durch den widersprüchlichen, unvollständigen oder falschen Wortlaut einer Norm seine Rechte nicht geltend macht, kann dieser Umsetzungsfehler regelmäßig nicht korrigiert werden. Weder mittels gesetzesimmanenter Rechtsfortbildung noch durch die unmittelbare Anwendbarkeit der MLC noch durch gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung kann der Wortlaut einer Vorschrift geändert werden.49 Anders ist ein Auseinanderfallen von innerstaatlicher Gesetzesnorm und MLC zu bewerten, wenn der Adressat einer Regelung der MLC nicht Reeder oder Seeleute, sondern Sozialpartner sind. Durch die Beteiligung der Sozialpartner im nationalen Gesetzgebungsprozess (s. u., S. 53 ff.50) und ihre besondere Rolle im Rahmen der ILO ist sichergestellt, dass die Sozialpartner die ihnen aus der MLC erwachsenden Rechte kennen.

behördlichen Handeln siehe Verwaltungsrecht / Kyrill-Alexander Schwarz, § 35 Vw­ VfG Rn.  8 ff. 49  Zu den Möglichkeiten, trotz völkerrechtswidriger Umsetzung der MLC eine Übereinstimmung zwischen dem deutschen Recht und der MLC herzustellen, siehe unten unter C. III. 3., S. 81 ff. sowie bei der Überprüfung der Regeln und Normen der Konvention im Verlauf dieser Arbeit. 50  Siehe unten unter C. I. 3. b), S. 55 ff.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht53

Bei der Bestimmung des Umsetzungsumfangs ist schließlich noch zu berücksichtigen, dass die MLC lediglich Mindeststandards51 setzt. Abweichungen von der MLC zugunsten der Seeleute sind daher möglich und stellen keine fehlerhafte Umsetzung der Konvention dar. 3. Gesetzgebungsprozess Von der Umsetzung der MLC in das Seearbeitsgesetz sind unterschiedliche Branchen betroffen. Im Gesetzgebungsprozess gab es widerstreitende Inte­ ressen und unterschiedliche Auffassungen, wie die Konvention in deutsches Recht umzusetzen sei.52 Die betroffenen Interessengruppen versuchten jeweils, den Gesetzgeber von ihrer Sichtweise zu überzeugen. a) Beteiligung von Verbänden im Gesetzgebungsprozess Nach Artikel 20 Abs. 2 S. 1 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG) geht alle Staatsgewalt vom Volk aus. Der einzelne Staatsbürger hat die Möglichkeit der demokratischen und unmittelbaren Machtausübung53 durch seine Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen, Art. 20 Abs. 2 S. 2 GG. Daneben hat er die Möglichkeit, direkt auf Abgeordnete zuzugehen, oder er kann sich bemühen, einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen im Rahmen von Petitionen eine Änderung der gegenwärtigen Lage herbeizuführen, Art. 17 GG. Der Einzelne wird eher wenig Erfolg haben, seine Interessen durchzusetzen: Die wenigsten Einzelpetitionen haben Erfolg.54 Erfolgversprechender ist es, sich mit anderen Individuen zusammenzuschließen und gemeinsam mit diesen die Änderung der gegenwärtigen Lage anzustrengen. Massenpetitionen sind hierzu meist ungeeignet, da sie oft nur mittel- oder langfristig Erfolge verbuchen können, wenn eine der politischen Parteien das Anliegen übernimmt.55 Vielversprechender als der Zusammenschluss einzelner Individuen zur Unterzeichnung einer Massenpetition ist der Zusammenschluss zu einer Interessenvertretung, einer Lobby.56 In der politischen Diskussion kann eine solche, durch das Bestehen gemeinsamer Interessen unter51  Gesetzesbegründung zum SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 1; Lindemann, Einleitung Rn. 1; Maul-Sartori, Das neue Seearbeitsrecht – auch für Landratten von Interesse, NZA 2013, 821–827, S. 826 f.; PrxHdbSeeArbR / Vatankhah, I Rn. 7. 52  Siehe die unterschiedlichen Stellungnahmen der Sachverständigen zum Gesetzentwurf des Seearbeitsgesetzes, Ausschussdrucksache 17(11)1004. 53  Maunz / Dürig / Grzeszick, Art. 20 Rn. 108. 54  Maunz / Dürig / Klein, Art. 17 Rn. 1. 55  Maunz / Dürig / Klein, Art. 17 Rn. 2; zur Abgrenzung von Sammel-, Massen- und Mehrfachpetitionen siehe Epping / Hillgruber / Brocker, Art. 17 GG Rn. 5 ff. 56  Maunz / Dürig / Klein, Art. 17 Rn. 2.

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

stützte Gruppenbildung in Interessenverbänden57 einfacher und effektiver ein Gegengewicht zur Staatsmacht bilden und diese beeinflussen58. Interessenverbände haben hierbei das Ziel, konkrete Anliegen gegenüber Parlament, Regierung und Verwaltung Gehör zu verschaffen und Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen.59 Gerade die Kommunikation mit großen gesellschaftlichen Gruppen, die sich in Verbänden organisieren, ermöglicht es der Politik, nicht den Überblick über die tatsächlichen Gegebenheiten zu verlieren.60 Daneben führen die komplexer werdenden Themen und Wirtschaftsstrukturen dazu, dass der Gesetzgeber vielfach über zu wenige Ressourcen verfügt, um sich selbstständig einen umfassenden Einblick in die jeweilige Thematik zu erarbeiten, sodass er auch daher die Hilfe der Interessenvertreter sucht.61 Ein solcher Austausch von Interessenverbänden und Politik ist wenig transparent62 und führt dazu, dass die öffentliche Meinung der Arbeit der Interessenverbände skeptisch gegenübersteht.63 Die Bedenken der Öffentlichkeit bestehen auch deshalb, da die Einflussnahme der Verbände auf politische Entscheidungen eher die Regel als die Ausnahme64 ist. Interessenverbände verfügen daher nur über eine geringe Reputation.65 Gleichwohl ist eine Einwirkung auf politische Entscheidungsträger nicht generell unzulässig, wie das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) feststellte: „Es läßt sich nicht bezweifeln, daß außerparlamentarische Aktionen vielfältiger Art denkbar sind, die einer legitimen Einwirkung auf das Parlament dienen können, vor allem soweit sie dazu bestimmt sind, die Abgeordneten über die bei den Wählern zu bestimmten politischen Fragen vorhandenen Meinungen zu unterrichten. An sich ist es daher verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, daß „Interessentengruppen“ auf die Mitglieder des Parlaments einzuwirken suchen […]“66

57  Sodan,

Lobbyregister als Verfassungsproblem, LKV 2012, 196. S. 551. 59  Hndlex EU / Hrbek, Lobbying. 60  Merz, Friedrich, zum Zeitpunkt der Aussage MdB, in der Podiumsdiskussion „Zukunft der Verbände“ am 12. März 1999 in Köln, abgedruckt in: Unternehmerverbände und Staat, 165–187, S. 170. 61  Geiger / Santomauro, Lobbying – Anwaltliches Beratungsfeld der Zukunft?, NJW 2003, 2878–2881, S. 2878. 62  HStR III / Horn, § 41, Rn. 29. 63  Streeck, Verbände als soziales Kapital: von Nutzen und Nutzung des Korporatismus in einer Gesellschaft im Wandeln, in: Unternehmerverbände und Staat, 53–62, S. 53. 64  Anderl, S. 40. 65  Streeck, Verbände als soziales Kapital: von Nutzen und Nutzung des Korporatismus in einer Gesellschaft im Wandeln, in: Unternehmerverbände und Staat, 53–62, S. 53. 66  BVerfG, Urteil vom 17. August 1956 – 1 BvB 2 / 51 – Rn. 601 (juris). 58  Stern,



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Die Einwirkungsmöglichkeiten der Interessenverbände sind mannigfaltig. Abgeordnete sehen sich einem Ansturm der Vertreter der Interessenverbände ausgesetzt.67 Neben den informellen Einflussnahmemöglichkeiten gibt es auch institutionalisierte, rechtsförmliche Möglichkeiten, als Interessenverband in den Entscheidungsprozess mit einbezogen zu werden.68 Eine solche Einbeziehung der Interessenverbände kann dadurch geschehen, dass diese als Sachverständige in öffentlichen Anhörungen in Parlamentsausschüssen angehört werden. Im Falle von Bundesgesetzen ist es Sache des einzelnen Ausschusses zu entscheiden, ob er von dem Grundsatz abweicht, dass Ausschusssitzungen grundsätzlich nicht öffentlich sind (§ 69 Abs. 1 Geschäftsordnung des Bundestages, GOBT). Ist die Ausschuss­sitzung öffentlich, kann der Ausschuss zur Information über einen Gegenstand […] öffentliche Anhörungen von Sachverständigen, Interessenvertretern und an­ deren Auskunftspersonen vornehmen, § 70 Abs. 1 S. 1 GOBT. Ein Anspruch darauf, in einen Gesetzgebungsprozess eingebunden zu werden, haben Inte­ ressenverbände nach der GOBT grundsätzlich nicht.69 Im Gesetzgebungsprozess zum Seearbeitsgesetz fand am 26. November 2012 eine öffentliche Anhörung von Sachverständigen statt, welche den Gesetzentwurf, den Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Seearbeitsüber­ einkommens 2006 der Internationalen Arbeitsorganisation – BT-Drucksache 17 / 10959 zum Gegenstand hatte. Die Mitglieder des Ausschusses für Arbeit und Soziales befragten die geladenen Sachverständigen zu wesentlichen ­Aspekten des Gesetzentwurfes und den damit verbundenen praktischen Implikationen. Nach deutschem Recht (§ 70 GOBT) lag die Einbeziehung der Sachverständigen im Ermessen des Ausschusses. b) Beteiligung der Sozialpartner im Gesetzgebungsprozess Die MLC sieht eine Beteiligung der Sozialpartner im Gesetzgebungsprozess zwingend vor. An vielen Stellen wird festgelegt, dass die zuständige Stelle eine Entscheidung erst treffen kann, wenn sie diese mit den Verbänden der Reeder und der Seeleute beraten bzw. diese angehört hat. Beispielsweise sind nach Art. II Abs. 1 lit. f) grundsätzlich alle Seeleute vom Anwendungsbereich der Konvention umfasst, d. h. alle Personen, die in irgendeiner Eigenschaft an Bord beschäftigt sind. Allerdings können nach Art. II Abs. 3 bestimmte Personengruppen vom Begriff der Seeleute ausgenommen werIV / Fassbender, § 76, Rn. 118. III / Horn, § 41, Rn. 28. 69  Hingewiesen sei auf §§ 69 Abs. 5, 70 Abs. 4 GOBT. Hiernach besteht ein Beteiligungsrecht der kommunalen Spitzenverbände, wenn wesentliche Belange von Gemeinden und Gemeindeverbänden betroffen sind. 67  HStR 68  HStR

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C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

den. Eine Herausnahme aus der Gruppe der Seeleute ist nur möglich, wenn die Ausnahmen zuvor mit den entsprechenden Verbänden besprochen wurden. Die Beratung mit den Verbänden der Reeder und Seeleute in den in der Konvention vorgeschriebenen Fällen hat innerhalb der Konvention einen besonders hohen Stellenwert. Der hohe Stellenwert der Beratungsgespräche zeigt sich daran, dass selbst dann, wenn in einem Mitgliedstaat keine Verbände der Reeder und Seeleute existieren, dieser Mitgliedstaat nicht ohne Weiteres alleine entscheiden kann, wie er die entsprechende Regelung umsetzt. Vor der Umsetzung hat er ein internationales Gremium anzuhören (Art. VII). aa) Sozialpartnergespräche während der Erstellung des Referentenentwurfs Bei den Verbänden der Reeder und der Seeleute, die zur Beratung bestimmter Fragen hinzuzuziehen sind, handelt es sich in Deutschland auf Reederseite um den Verband Deutscher Reeder e. V. (VDR) sowie aufseiten der Seeleute um die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Um eine übereinkommenskonforme Umsetzung der MLC erreichen zu können, mussten also sowohl ver.di als auch VDR (die Sozialpartner) in bestimmten Bereichen beratend hinzugezogen werden. Die Konvention sieht hierbei nicht vor, dass die Sozialpartner zu einer gemeinsamen Auffassung gelangen müssen, oder dass der Gesetzgeber einen evtl. zwischen den Sozialpartnern bestehenden Konsens umsetzen muss. Allein die Beratung mit und die Anhörung der Sozialpartner ist ausreichend. Die endgültige Entscheidung über die Art und Weise der Umsetzung, beispielsweise also über die Frage, welche Personengruppen nicht als Seeleute angesehen werden, trifft der Gesetzgeber. Im Gesetzgebungsverfahren zum Seearbeitsgesetz wurden ver.di und VDR in verschiedenen Stadien angehört. Bereits im Entstehungsprozess des Referentenentwurfes wurden regelmäßig Sozialpartnergespräche durchgeführt. Der Referentenentwurf entstand unter Federführung des Referats IIIa2 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Daneben waren das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und das Bundesministerium der Justiz (BMJ) sowie externe Sachverständige an der Entstehung des Referentenentwurfes beteiligt. Die so erarbeiteten Passagen wurden dann mit Vertretern der Sozialpartner besprochen. Die vom BMAS gewählte Vorgehensweise der regelmäßigen Sozialpartnergespräche stellt grundsätzlich eine Beratung und Anhörung mit den in Betracht kommenden Verbänden der Reeder und Seeleute i. S. d. MLC dar.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht57

Im Einzelnen sind es die folgenden Regeln, nach denen die Sozialpartner beteiligt werden müssen und die ggf. bei Sozialpartnergesprächen besprochen wurden: 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80

MLC (Art., Regel, Norm)

Anhörung der Sozialpartner zu / zum / zur

Sozialpartner­ gespräch

Art. II Abs. 3

Seeleutebegriff

27.01.201270 20.12.201171 14.11.201172 29.09.201173 06.05.201174 31.03.201175 22.02.201176 02.02.201077 08.05.200978

Art. II Abs. 5

Schiffsbegriff

29.09.201179 27.01.201180 (Fortsetzung nächste Seite)

70  BMAS, Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 27.02.2012, S. 4, nicht veröffentlicht (n. v.). 71  BMAS, Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 20.12.2011, S.  1 f., n. v. 72  BMAS, Entwurf des Ergebnisvermerks der Besprechung mit den Sozialpartnern am 14.11.2011, S. 5–7, n. v. 73  BMAS, Kurzer Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 29.09.2011, S. 2, n. v. 74  Internes Stichpunktepapier, n.V. 75  Internes Stichpunktepapier, n.V. 76  BMAS, Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 22.02.2011, S.  1 f., n. v. 77  BMAS, Gesprächsnotiz zur Umsetzung des Seearbeitsübereinkommens 2006 am 02.02.2010, n. v. 78  BMAS, Ergebnisprotokoll zur Umsetzung des Seearbeitsübereinkommnens 2006, Begriff „Seeleute / Besatzungsmitglied“  – Gesamtverantwortung des Reeders, 08.05.2009, n. v. 79  BMAS, Kurzer Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 29.09.2011, S. 2, n. v. 80  BMAS, Entwurf des Ergebnisprotokolls zur Besprechung mit den Sozialpartnern am 27.01.2011, S. 2 f., n. v.

58

C. Umsetzung, Auslegung und Rechtsnatur der MLC

(Fortsetzung Tabelle) MLC (Art., Regel, Norm)

Anhörung der Sozialpartner zu / zum / zur

Sozialpartner­ gespräch

Art. II Abs. 6

Ausnahme von MLC-Vorschriften für Schiffe < 200 BRZ in nationaler Fahrt

Ausnahmemöglichkeit wurde nicht wahrgenommen

Norm A1.1 Abs. 3 lit. b)

Ausnahmen vom Nacht­ arbeitsverbot für Jugendliche

Keine Anhörung im Rahmen der regelm. Gespräche

Norm A1.1 Abs. 4

Arbeitsverbote für jugendliche Keine Anhörung im Seeleute Rahmen der regelm. Gespräche

Norm A1.2 Abs. 2

Anforderungen an Zeugnis und Seediensttauglichkeit

Norm A1.4 Abs. 2

Arbeitsvermittlung: Ausnahmen für einzelne Unternehmen

20.12.201181 11.02.2014 (schrift­ liche Anhörung) 82 Ausnahmemöglichkeit wurde nicht wahrgenommen. Arbeitsvermittlung besprochen am: 06.05.201183 31.03.201184 22.02.201185

Norm A1.4 Abs. 3

Anforderungen an Arbeitsvermittlung durch einen Seeleuteverband

Keine Umsetzung, Besprechungen zur Arbeitsvermittlung, siehe zu Norm A1.4 Abs. 2

81 82 83 84 85

81  BMAS, Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 22.02.2011, S.  4 f., n. v. 82  Die Sozialpartner wurden durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit E-Mail vom 11. Februar 2014 über den Verordnungsentwurf der Verordnung über Maritime Medizin unterrichtet und ihnen wurde die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Diese Verordnung befasst sich detailliert mit den Anforderungen an Seediensttauglichkeit und See-diensttauglichkeitszeugnis. 83  Internes Stichpunktepapier, n. V. 84  Internes Stichpunktepapier, n. V. 85  BMAS, Ergebnisvermerk der Besprechung mit den Sozialpartnern am 22.02.2011, S. 2 f., n. v.



I. Umsetzung der MLC in deutsches Recht59 MLC (Art., Regel, Norm)

Anhörung der Sozialpartner zu / zum / zur

Sozialpartner­ gespräch

Norm A2.1 Abs. 5

Kündigungsfristen

22.02.201186

Norm A2.8 Abs. 3

Ausbildung der Seeleute

27.02.201287

Norm A3.1 Abs. 2

Vorschriften zu Unterkünften und Freizeiteinrichtungen

27.02.201288 14.11.201189 29.09.201190

Norm A3.1 Abs. 9 lit. a)

Ausnahme vom Grundsatz der 14.11.201191 Einzelkammer auf Schiffen 29.09.201192 500 BRZ in internationaler Fahrt

§§ 130 Abs. 1 Nr. 1552, 132 Abs. 1 SeeArbG

Abs. 1 lit. b)

§§ 130 Abs. 1 Nr. 2553, 132 Gilt für Schiffe > 500 BRZ, die Fahrten von einem Hafen oder zw. Abs. 1 SeeArbG Häfen in einem anderen Land durchführen

Abs. 2

Gilt bei Beantragung durch den Reeder auch für alle sonstigen Schiffe

Abs. 3 Hs. 1

Mitführung des Seearbeitszeugnis- § 130 Abs. 1 SeeArbG556 ses

Abs. 3 Hs. 2

Mindestinhalt: Bestätigung der Einhaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen sowie Maßnahmen für künftige Einhaltung

§ 8 Abs. 1 SeeArbÜV i. V. m. Muster des Seearbeitszeugnisses557

Abs. 4

Mitführung DMLC Part I, DMLC Part II

§ 132 Abs. 1, 2 SeeArbG558

§§ 130 Abs. 8554, 132 Abs. 5555 SeeArbG

552  Gesetzesbegründung zu § 130 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 106; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1. 553  Gesetzesbegründung zu § 130 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 106; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1. 554  Gesetzesbegründung zu § 130 Abs. 8 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 107; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1. 555  Gesetzesbegründung zu § 132 Abs. 5 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 109; nach BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1 wird Regel 5.1.3 Abs. 2 durch § 130 SeeArbG umgesetzt. 556  Gesetzesbegründung zu § 130 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 106 f.; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1. 557  Muster des Seearbeitszeugnisses, VkBl. Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 884 ff. 558  Gesetzesbegründung zu § 132 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108; entgegen der Gesetzesbegründung zu § 130 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 106 und BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1 wird das Erfordernis der Mitführung der DMLC nicht durch § 130 SeeArbG umgesetzt.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates383 Regel 5.1.3

Inhalt der Regel 

Umsetzung

Abs. 5

Seearbeitszeugnis und DMLC müssen MLC-Muster entsprechen

Muster Seearbeitszeugnis und DMLC559

Abs. 6

Zeugnis ist zu erteilen, wenn Voraussetzungen vorliegen; öffentlich zugänglicher Nachweis über Erteilung muss aufbewahrt werden

§§ 129 Abs. 3, 130 Abs. 9560 SeeArbG

Abs. 7

Detaillierte Anforderungen in Norm A5.1.3

Umsetzung von Regel 5.1.3 Abs. 7 nicht erforderlich

Soweit eine Umsetzung notwendig war, entsprechen die §§ 129–134 i. V. m. den nach § 8 Abs. 1 SeeArbÜV zu veröffentlichenden Mustern561 Regel 5.1.3.562 559 560

b) Norm  A5.1.3, Detaillierte Vorgaben Die deklaratorische Verweisung in Regel 5.1.3 Abs. 7 benötigte zwar keine direkte Umsetzung, gleichwohl musste Norm A5.1.3 übereinkommenskonform umgesetzt werden, um den Verpflichtungen der MLC zu entsprechen. Die Umsetzung findet sich weitestgehend im SeeArbG sowie der SeeArbÜV. aa) Norm A5.1.3 Abs. 1–10, Gültigkeit, Verfahren

563

Norm A5.1.3 Inhalt der Norm

Umsetzung

Abs. 1

§ 130 Abs. 5 SeeArbG563, §§ 130 Abs. 2, 129 Abs. 1 SeeArbG

Gültigkeit des Seearbeitszeugnisses max. 5 Jahre; Überprüfungsinhalt gemäß Anlage A5-I

(Fortsetzung nächste Seite) 559  VkBl.

Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 884 ff. zu § 130 Abs. 9 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 107. 561  VkBl. Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 883 ff. 562  Vgl. Denkschrift, BT-Drs. 17 / 13059, S. 170 f.; die die Anforderungen der Regel 5.1.3 und Norm A5.1.3 durch die §§ 130–134 und die SeeArbÜV umgesetzt sieht. 563  Gesetzesbegründung zu § 130 Abs. 5 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 107; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1. 560  Gesetzesbegründung

384

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Fortsetzung Tabelle) Norm A5.1.3 Inhalt der Norm

Umsetzung

Abs. 2

Mind. eine Zwischenüberprüfung

§ 5 Abs. 1 SeeArbÜV564

Abs. 3, 4

Gültigkeit des Zeugnisses nach Zwischenprüfung

§ 5 Abs. 2 SeeArbÜV565

Abs. 5

Vorläufiges Seearbeitszeugnis möglich

§ 131 Abs. 1 SeeArbG566

Abs. 6

Max. Gültigkeit des vorläufigen Seearbeitszeugnisses

§ 131 Abs. 4 SeeArbG567

Abs. 7

Prüfungsumfang vorläufiges Seearbeitszeugnis

z. T. § 131 Abs. 2 SeeArbG568

lit. a)

Soweit möglich Überprüfungsinhalt gem. Anlage A5-I

§ 6 Abs. 1 See­ArbÜV569,

lit. b)

Nachweis angemessener Verfahren zur Einhaltung MLC

§ 6 Abs. 1 Nr. 1 See­ ArbÜV570

lit. c)

Kapitän vertraut mit MLC

§ 6 Abs. 1 Nr. 2 See­ ArbÜV571

lit. d)

Informationen zum Erstellen der DMLC wurden vorgelegt

§ 6 Abs. 1 Nr. 3 See­ ArbÜV572

§ 129 Abs. 1 SeeArbG,

564 565 566 567 568 569 570 571 572

564  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 5 Abs. 1 nach BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1 wird Norm A5.1.3 Abs. 2 durch § 130 SeeArbG umgesetzt. 565  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 5 Abs. 2; nach BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1 wird Norm A5.1.3 Abs. 3, 4 durch § 130 SeeArbG umgesetzt. 566  Gesetzesbegründung zu § 131 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108. 567  Gesetzesbegründung zu § 131 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108. 568  Nach der Gesetzesbegründung zu § 131 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108 setzt dieser die Norm A5.1.3 Abs. 5 bis 8 um. Entgegen dieser Darstellung wird der von Norm A5.1.3 Abs. 7 festgelegte Prüfungsumfang nicht gänzlich durch § 131 SeeArbG geregelt; siehe die Übersicht zu Norm A5.1.3 Abs. 7 lit. a)–d). 569  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 6 Abs. 1. 570  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 6 Abs. 1. 571  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 6 Abs. 1. 572  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 6 Abs. 1.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates385 Norm A5.1.3 Inhalt der Norm

Umsetzung

Abs. 8

Vollständige Überprüfung vor Ablauf des vorläufigen Zeugnisses; keine Verlängerung des vorläufigen Zeugnisses möglich; kein DMLC während der Dauer des vorläufigen Zeugnisses

§ 6 Abs. 4 SeeArbÜV573

Abs. 9

Form der Zeugnisse gemäß Muster Anlage A5-II

§ 8 Abs. 1 SeeArbÜV575 i. V. m. Mustern576

Abs. 10

DMLC Part I, DMLC Part II,

§ 132 Abs. 2 SeeArbG577

Beglaubigung DMLC Part II

§ 132 Abs. 3 SeeArbG578

Abs. 11

§ 131 Abs. 4 SeeArbG § 6 Abs. 3 SeeArbÜV574

Aufzeichnung der Überprüfungser- z. T. in § 7 SeeArbÜV gebnisse muss in DMLC aufgenom- i. V. m. Muster des Überprümen werden oder auf andere Weise fungsberichts579 zugänglich gemacht werden

573 574 575 576 577 578 579

bb) Norm A5.1.3 Abs. 11, Aufzeichnung und Mitteilung Norm A5.1.3 Abs. 11 verlangt zusätzlich zur Aufzeichnung und Mitteilung der Überprüfungsergebnisse auch eine Übersetzung des Überprüfungsberichts ins Englische. (1) Umsetzung in der SeeArbÜV Eine Verpflichtung zur Übersetzung der Überprüfungsergebnisse fehlt in § 7 SeeArbÜV. Die Verordnungsbegründung führt aus, dass durch die Verwendung des nach § 8 vorgeschriebenen Musters das Spracherfordernis erfüllt sei.580 Das im Verkehrsblatt veröffentlichte Muster des Überprüfungsprotokolls581 entspricht dem Spracherfordernis nicht. 573  Verordnungsentwurf

des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 6 Abs. 4. des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 6 Abs. 3. 575  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 8 Abs. 1. 576  VkBl. Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 884 ff. 577  Gesetzesbegründung zu § 132 Abs. 1–3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108. 578  Gesetzesbegründung zu § 132 Abs. 1–3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108. 579  VkBl. Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 904 ff. 580  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 7 Abs. 1. 581  VkBl. Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 904 f. 574  Verordnungsentwurf

386

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

Nach § 8 Abs. 2 SeeArbÜV dürfen anerkannte Organisationen auch eigene Vordrucke für ihre Überprüfungsberichte verwenden, solange die in § 8 Abs. 2 SeeArbÜV aufgezählten Mindestanforderungen enthalten sind. Entgegen Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 müssen die Überprüfungsberichte nach § 8 Abs. 2 SeeArbÜV nicht (auch) in englischer Sprache abgefasst sein. Nicht eindeutig ist, ob das Spracherfordernis der Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 von der zuständigen Stelle oder der anerkannten Organisation erfüllt werden muss oder ob nicht auch der Reeder für eine Übersetzung sorgen kann. Aus der Systematik der flaggenstaatlichen Verantwortlichkeit und insbesondere aus Norm A5.1.3 ergibt sich, dass es sich bei den Überprüfungen um staatliche Überprüfungen handelt, die ggf. von ermächtigten Organisationen durchgeführt werden. Den Überprüfungsberichten kommt im Rahmen der Hafenstaatkontrollen ein hoher Beweiswert zu (Regel 5.1.3, 5.2.1). Es ist daher unerlässlich, dass die Überprüfungsberichte die tatsächlichen Gegebenheiten widerspiegeln. Entsprechend darf nicht jede Organisation, sondern nur eine anerkannte und ermächtigte Organisation, die Überprüfungen durchführen. Um die Richtigkeit des Überprüfungsberichts gewährleisten zu können, ist es erforderlich, dass die Übersetzungen nach Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 von der staatlichen Stelle oder der anerkannten Organisation vorgenommen werden. Die Überprüfungsberichte müssen an Bord ausgehängt werden (Norm A5.1.3 Abs. 12, § 7 Abs. 2 S. 3 SeeArbÜV) und sollen den Besatzungsmitgliedern als Informationsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Wenn nun Teile der Besatzung die Überprüfungsberichte nicht lesen können, da sie nicht in englischer Sprache abgefasst sind, beschneidet sie die mangelnde Lesbarkeit in ihren Rechten. Die Abweichung von der Sprachenvorschrift der Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 ist für die Besatzungsmitglieder somit nachteilig. Eine mögliche Abweichung zugunsten der Besatzungsmitglieder liegt nicht vor. Norm A5.1.3 Abs. 11 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da das veröffentlichte, amtliche Muster das Spracherfordernis nicht erfüllt. (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Der Überprüfungsbericht der anerkannten Organisation muss nach §§ 7, 8 Abs. 2 SeeArbÜV nicht in englischer Sprache abgefasst sein, was wiederum Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 widerspricht. Fraglich ist, ob das Spracherfordernis durch Rechtsfortbildung oder die unmittelbare Anwendbarkeit des MLCNormtextes erreicht werden kann.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates387

(a) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung Es mangelt an einer Vorschrift, die analog angewendet werden könnte, um das Spracherfordernis mittels einer Analogie zu erfüllen: Es gibt bereits keine Vorschrift, die das Spracherfordernis zumindest für die Überprüfungs­ berichte der Berufsgenossenschaft festlegt. Ein gesetzlich normiertes Spracherfordernis wäre jedoch der Mindestregelungsinhalt, der dann analog angewendet werden könnte. Da das Spracherfordernis nicht einmal in dem veröffentlichten Muster582 erfüllt wird, ist eine analoge Anwendung nicht möglich. Eine analoge Anwendung des Musters scheidet aus, da § 8 Abs. 2 SeeArbÜV eine Abweichung vom im Bundesanzeiger veröffentlichten Muster des Überprüfungsberichts zulässt und entsprechend keine Regelungslücke vorliegt. Eine Änderung des im Verkehrsblatt veröffentlichten Musters ist mittels Rechtsfortbildung nicht möglich. (b) Unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes Eine Verpflichtung, das Spracherfordernis zu erfüllen, kann daher nur vorliegen, wenn Norm A5.1.3 Abs. 11 hinreichend bestimmt ist. Als einfaches Gesetzesrecht steht Norm A5.1.3 Abs. 11 MLC-Vertragsgesetz in der Normenhierarchie über §§ 7, 8 SeeArbÜV. Wenn das Spracherfordernis in Norm A5.1.3 Abs. 11 MLC-Vertragsgesetz hinreichend bestimmt ist, würde es die Nichtfestlegung im nach § 8 Abs. 1 SeeArbÜV veröffentlichten Muster und die Nichterwähnung in § 8 Abs. 2 SeeArbÜV verdrängen. Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 verlangt, dass der Überprüfungsbericht der zuständigen Stelle / anerkannten Organisation in englischer Sprache vorliegen muss. Die Regelung verlangt weiter, dass der Überprüfungsbericht den See­ leuten, den Inspektoren des Flaggenstaats, den ermächtigten Bediensteten in den Hafenstaaten und den Reeder- und Seeleutevertretern zugänglich gemacht wird. Die Regelung ist in Bezug auf das Spracherfordernis konkret und hinreichend bestimmt. Inhalt und Zweck der Norm ist es, allen relevanten Personen Zugang zum Überprüfungsbericht zu ermöglichen. Unter Zugang ist dabei nicht nur das körperliche Verfügbarmachen zu verstehen. Zugänglich gemacht wird der Überprüfungsbericht nur, wenn er (auch) in englischer Sprache vorliegt und die tatsächliche Möglichkeit der Kenntnisnahme besteht. Nur so ist sichergestellt, dass die Dokumente von allen Beteiligten (insb. Hafenstaatkontrolleure, Reeder- und Seeleutevertreter) verstanden ­werden.583 Im Gegensatz zu Norm A3.1 Abs. 10 lit. a), Abs. 13, 14 soll Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 eine Pflicht begründen. Wenn eine staatliche Stel582  VkBl.

Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 905 f. S. 532.

583  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry,

388

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

le / anerkannte Organisation eine MLC-Überprüfung durchführt, kann sie dies nur innerhalb der Grenzen der Konvention tun. Sie soll gezwungen sein, die Konvention anzuwenden und entsprechend den Überprüfungsbericht (auch) in englischer Sprache auszufertigen. Mit dieser direkten Verpflichtung korreliert das nach Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 eingeführte Recht aller Seeleute des entsprechenden Schiffes, sich über das Ergebnis der Überprüfung zu informieren. Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 MLC-Vertragsgesetz ist ihrem Zweck, Inhalt und in ihrer Anwendung nach geeignet, das hinreichend bestimmte Recht auf Kenntnisnahme des Überprüfungsberichts sowie die Pflicht zur Übersetzung des Überprüfungsberichts zu begründen. Sie ist unmittelbar anwendbar. (3) Änderung des amtlichen Musters notwendig Aufgrund der Bestimmtheit von Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 verpflichtet diese sowohl die Berufsgenossenschaft als auch die anerkannte Organisation, die Ergebnisse der Überprüfungen (auch) in englischer Sprache abzufassen. Das deutsche Recht widerspricht Norm A5.1.3 Abs. 11 S. 2 dennoch, da das amtliche Muster des Prüfberichts ausschließlich in deutscher Sprache abgefasst ist. Um die Verpflichtung, die Prüfergebnisse (auch) in englischer Sprache zur Verfügung zu stellen, ohne Weiteres für alle Rechtsanwender deutlich zu machen, sollte die SeeArbÜV geändert werden. Das amtliche Muster muss geändert werden. (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm  A5.1.3 Abs. 11 Da Norm A5.1.3 Abs. 11 unmittelbar anwendbar ist, besteht auch im deutschen Recht die Verpflichtung, den Überprüfungsbericht ins Englische zu übersetzen. Auch wenn Norm A5.1.3 Abs. 11 durch §§ 7, 8 SeeArbÜV nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurde, sind die anerkannten Organisa­ tionen zur Übersetzung verpflichtet. cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.3 Das deutsche Recht entspricht Norm A5.1.3. Die SeeArbÜV sollte angepasst werden, um das Spracherfordernis auch in der Verordnung festzuschreiben und nicht auf das MLC-Vertragsgesetz zurückgreifen zu müssen. Das amtliche Muster ist zu ändern.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates389

dd) Norm A5.1.3 Abs. 12–17, Mitführung, Sprache, Entzug

584 585 586

Norm A5.1.3 Inhalt der Norm

Umsetzung

Abs. 12

Mitführungs- und Aushängepflicht Seearbeitszeugnis, DMLC, jedenfalls in englischer Sprache

§§ 130 Abs. 7584, 132 Abs. 5 SeeArbG i. V. m. §§ 7, 8 Abs. 1 SeeArbÜV i. V. m. Mustern585

Abs. 13

Kein Spracherfordernis in rein nationaler Fahrt

Keine Ausnahme für nat. Fahrt

Abs. 14

Gültigkeitsverlust des Zeugnisses

§§ 130 Abs. 6586, 131 Abs. 5 SeeArbG

Abs. 15

Nach Gültigkeitsverlust neues Zeugnis nur nach Vergewisserung, dass Voraussetzungen vorliegen

§§ 130 Abs. 2 SeeArbG

Abs. 16

Entzug des Zeugnisses

§§ 130 Abs. 6 S. 2, 131 Abs. 5 SeeArbG

Abs. 17

Bei der Entscheidung über den Entzug des Zeugnisses müssen Schwere und Häufigkeit berücksichtigt werden

§§ 130 Abs. 6, 131 Abs. 5 SeeArbG

Neben dem Seearbeitszeugnis und dem vorläufigen Seearbeitszeugnis sieht die Konvention keine sonstigen Zeugnisse vor. Im Unterschied dazu kann ein Reeder nach § 131 Abs. 2 auch ein sog. Kurzzeitzeugnis beantragen. Das Kurzzeitzeugnis ist notwendig, um auch dann ein Zeugnis ausstellen zu können, wenn der Zeitraum bis zum Ablauf des bisherigen Zeugnisses zur Ausstellung und Übermittlung eines neuen Seearbeitszeugnisses vonseiten der Behörde nicht ausreicht.587 Die Überprüfung wird in aller Regel von einer anerkannten Organisation durchgeführt. Diese sendet der Berufsgenossenschaft einen Überprüfungsbericht, welcher dann wiederum durch die Behörde

584  Gesetzesbegründung zu § 130 Abs. 7 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 107 nach BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 1 wird Norm A5.1.3 Abs. 12 durch § 130 SeeArbG umgesetzt. 585  Die Muster des Seearbeitszeugnisses und der DMLC sind (auch) in englischer Sprache, VkBl. Amtlicher Teil 2013, Heft 17, S. 884 ff. 586  Gesetzesbegründung zu § 130 Abs. 6 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 107. 587  Gesetzesbegründung zu § 131 Abs. 2 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 131 Rn. 4 f.

390

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

umfassend geprüft wird.588 Erst dann wird ein Seearbeitszeugnis ausgestellt. Sollte dieses behördliche Verfahren zu lange dauern, könnte ohne die Möglichkeit des Kurzzeitzeugnisses nicht gewährleistet werden, dass das Schiff stets ein gültiges Zeugnis vorweisen kann.589 Das Kurzzeitzeugnis erfüllt alle Voraussetzungen, die die Konvention an ein Seearbeitszeugnis stellt,590 insbesondere darf es erst nach einer Überprüfung ausgestellt werden, § 131 Abs. 2 S. 1.591 Es erleichtert lediglich das mit der Erteilung einhergehende Verwaltungsverfahren. Die Möglichkeit des Kurzzeitzeugnisses widerspricht Regel 5.1.3 und Norm A5.1.3 nicht, da ein Kurzzeitzeugnis alle Anforderungen erfüllt, die die Konvention an ein Seearbeitszeugnis stellt.  ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.3 Norm A5.1.3 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da der Überprüfungsbericht der anerkannten Organisation nicht (auch) in englischer Sprache abgefasst sein muss. c) Leitlinie B5.1.3, Regelungsmöglichkeiten zum Erfüllen der Vorgaben Für eine Nichtbeachtung der Leitlinie B5.1.3 (Seearbeitszeugnis und Seearbeits-Konformitätserklärung) liegen keine Anhaltspunkte vor. d) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Seearbeitszeugnis und Seearbeits-Konformitätserklärung Da Norm A5.1.3 nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurde, entsprechen die deutschen Regelungen zum Seearbeitszeugnis und zur Seearbeits-Konformitätserklärung nicht der MLC. 4. Überprüfung und Durchführung Neben dem Erteilen der Zeugnisse ist die laufende Überprüfung und Durchführung der Bestimmungen der Konvention maßgeblich dafür, dass an Bord aller unter der Flagge eines Mitgliedstaates fahrenden Schiffe die festgesetzten Mindeststandards hinsichtlich der Arbeits- und Lebensbedingungen eingehalten werden. 588  BeckGRSeeArbG / Bubenzer,

§ 130 Rn. 4, 12 ff. § 131 Rn. 4 f. 590  BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 130 Rn. 4. 591  Gesetzesbegründung zu § 131 Abs. 2 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 108. 589  BeckGRSeeArbG / Bubenzer,



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates391

a) Regel 5.1.4, Kontrolle der Einhaltung der MLC Nach Regel 5.1.4 muss jedes Mitglied ein wirksames und koordiniertes System unterhalten, um sicherzugehen, dass die Anforderungen des Übereinkommens eingehalten werden. Hierzu müssen regelmäßig Überprüfungen, Überwachungs- und sonstige Kontrollmaßnahmen stattfinden. Die detaillierten Anforderungen dieses Systems ergeben sich aus Norm A5.1.4. Wenn Norm A5.1.4 übereinkommenskonform umgesetzt wurde, bedeutet die übereinkommenskonforme Umsetzung, dass ein der Regel 5.1.4 entsprechendes wirksames und koordiniertes System geschaffen wurde. aa) Norm A5.1.4, Detaillierte Anforderungen Norm A5.1.4 spezifiziert die Anforderungen an den Flaggenstaat hinsichtlich der Überprüfung und Durchsetzung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute. (1) Norm  A5.1.4 Abs. 1–9, Überprüfungssystem, Überprüfungsintervalle Die Anforderungen wurden wie folgt umgesetzt:

592 593 594 595

Norm A5.1.4 Inhalt

Umsetzung

Abs. 1

Überprüfungssystem

Ergibt sich aus Umsetzung Norm A5.1.4

Abs. 2

Bestellung einer ausreichenden Anzahl qualifizierter Inspektoren durch zuständige Stelle;

§ 2 SeeArbÜV592, §§ 135, 143 Abs. 1593 SeeArbG

Falls anerkannte Organisationen ermächtigt werden: Personal muss befähigt und bevollmächtigt sein Abs. 3

Angemessene Vorkehrungen zur Sicherstellung der Qualifikation der Inspektoren

§ 2 SeeArbÜV594, §§ 135, 143 Abs. 1595 SeeArbG (Fortsetzung nächste Seite)

592  Verordnungsentwurf

des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 2. zu § 143 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 112; BeckGR­ SeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1. 594  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 2. 595  Gesetzesbegründung zu § 143 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 112; BeckGR­ SeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1. 593  Gesetzesbegründung

392

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Fortsetzung Tabelle) Norm A5.1.4 Inhalt

Umsetzung

Abs. 4

Überprüfungsabstand < 3 Jahre

§ 5 SeeArbÜV, §§ 129 Abs. 2, 134596 SeeArbG

Abs. 5

Untersuchungsverpflichtung bei Verdacht auf Mängel und ggf. Mängelbeseitigung

§§ 128 Abs. 7, 8, 129, 143 SeeArbG

Abs. 6

Stellung und Dienstverhältnisse Ist gegeben597 der Inspektoren müssen von Änderungen der Regierung und unzulässigen äußeren Einflüssen unabhängig sein

Abs. 7

Befugnisse der Inspektoren

§ 143 Abs. 1, 3 SeeArbG598

Abs. 8

Einspruchsmöglichkeit gegen eine Maßnahme der Inspektoren bei Gericht oder Behörde

§§ 68, 42 Abs. 1 Alt. 1 ­VwGO599

Abs. 9

Ermessen der Inspektoren auch § 143 Abs. 1, 2 SeeArbG600 dahingehend, lediglich Ratschläge zu erteilen

Abs. 10

Inspektoren müssen Beschwerdequelle vertraulich behandeln

(2) Norm  A5.1.4 Abs. 10

z. T. §§ 128 Abs. 5601, 139 Abs. 2 SeeArbG

596 597 598 599 600 601

Nach Norm A5.1.4 Abs. 10 muss die Quelle einer Beschwerde von den Inspektoren vertraulich behandelt werden.

596  Gesetzesbegründung

zu § 134 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 109. Status des öffentlichen Dienstes: Hailbronner, der öffentliche Dienst als „pouvoir neutre“, ZaöRV 2009, 267–274, S. 267 ff. 598  Gesetzesbegründung zu § 143 Abs. 1, 3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 112; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1. 599  AA BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1, die Norm A5.1.4 Abs. 8 durch § 143 umgesetzt sehen. § 143 Abs. 6 regelt jedoch nur, dass Widerspruch und Anfechtungsklage in gewissen Fällen keine aufschiebende Wirkung haben. Das Recht zu Widerspruch und Anfechtungsklage ergibt sich aus der VwGO. 600  Gesetzesbegründung zu § 143 Abs. 3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 112; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1. 601  Gesetzesbegründung zu § 128 Abs. 5 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 106. 597  Zum



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates393

(a) Umsetzung im SeeArbG §§ 128 Abs. 5, 139 Abs. 2 SeeArbG stellen die Vertraulichkeit der Beschwerde für die Fälle sicher, in denen sich ein Besatzungsmitglied beschwert. Die Verpflichtung aus Norm A5.1.4 Abs. 10 bezieht sich nicht nur auf Beschwerden von Besatzungsmitgliedern, sondern auf jegliche Beschwerdequelle. Es ist möglich, dass eine Beschwerde von einer Person eingereicht wird, die kein Besatzungsmitglied ist. In dem Fall, dass die ­ ­Beschwerde einen Inspektor der Berufsgenossenschaft erreicht, ergibt sich die Verpflichtung zur Verschwiegenheit aus dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Einer ausdrücklichen Regelung der Verschwiegenheit hätte es nicht bedurft. Solange die Vertraulichkeit sichergestellt ist, ist Norm A5.1.4 Abs. 10 erfüllt. Eine Umsetzungsverpflichtung ergibt sich aus der Norm nicht. Anders ist es zu beurteilen, wenn die Beschwerde einer anerkannten Organisation zugeht. Geht die anerkannte Organisation der Beschwerde im Rahmen ihrer Tätigkeit zur Überprüfung eines Schiffes gem. § 131 Abs. 3 SeeArbG nach, ist der Inspektor der anerkannten Organisation nach den Vorschriften des SeeArbG nicht verpflichtet, die Beschwerdequelle vertraulich zu behandeln. Nach § 136 Abs. 3 SeeArbG kann das BMAS Rechtsverordnungen erlassen, die die Rechte und Pflichten der anerkannten Organisationen regeln. In einer solchen Rechtsverordnung könnte die Verschwiegenheitspflicht der Inspektoren der anerkannten Organisationen festgeschrieben werden oder eine entsprechende vertragliche Verpflichtung als Zulassungs­ voraussetzung eingeführt werden. Eine solche Regelung findet sich aktuell weder im SeeArbG noch in der SeeArbÜV. Norm A5.1.4 Abs. 10 wurde im SeeArbG und der SeeArbÜV nicht übereinkommenskonform umgesetzt. (b) Übereinkommenskonformität durch unmittelbare Anwendung Dass die Beschwerde von den Inspektoren der Berufsgenossenschaft vertraulich behandelt wird, ergibt sich aus §§ 1, 5 BDSG. Eine entsprechende Verpflichtung trifft die Inspektoren der anerkannten Organisationen nicht, sodass Norm A5.1.4 Abs. 10 und dadurch Norm A5.1.4 Abs. 1 und Regel 5.1.4 nicht durch das BDSG, das SeeArbG oder die SeeArbÜV übereinkommenskonform umgesetzt sind. Eine analoge Anwendung der Regelungen des BDSG auf die Inspektoren der anerkannten Organisation ginge zu weit, da das BDSG seinem Anwendungsbereich nach nicht einschlägig ist, vgl. § 2 BDSG. Eine Analogie ist daher nicht möglich. Eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC wäre daher nur gegeben, wenn Norm A5.1.4 Abs. 10 als einfaches Gesetzesrecht hinreichend bestimmt wäre und nicht von spezifischeren Regelungen des SeeArbG ver-

394

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

drängt würde. Das SeeArbG trifft keine Regelung hinsichtlich der Verschwiegenheitspflicht der Inspektoren der anerkannten Organisation. Eine speziel­ lere Regelung zu Norm A5.1.4 Abs. 10 findet sich nicht. Norm A5.1.4 Abs. 10 ist hinreichend bestimmt und begründet eine Verschwiegenheitspflicht für die Inspektoren der anerkannten Organisationen. Norm A5.1.4 Abs. 10 begründet eine Verpflichtung. Der Adressat der Verpflichtung ist mit den Inspektoren ebenso genau und eindeutig beschrieben wie die Verpflichtung selbst, die Vertraulichkeit der Beschwerde zu wahren. Norm A5.1.4 Abs. 10 verpflichtet die Inspektoren der anerkannten Organisationen, die Beschwerden vertraulich zu behandeln. (c) Änderung des SeeArbG sinnvoll Das deutsche Recht entspricht der MLC. Die Verpflichtung, die Beschwerden vertraulich zu behandeln, ergibt sich unmittelbar aus Norm A5.1.4 Abs. 10. Da die Gewährleistung der Vertraulichkeit einer Beschwerde für die effektive Gewährung der in der MLC und im SeeArbG festgelegten Arbeits- und Lebensbedingungen von zentraler Bedeutung sind, sollte sie im SeeArbG normiert werden. Hierbei kann direkt eine allgemeine Verschwiegenheitspflicht aller Inspektoren festgeschrieben werden, sodass auch der Rückgriff auf das BDSG für die Inspektoren der Berufsgenossenschaft nicht mehr nötig ist. Die Verschweigenheitspflicht der Inspektoren hinsichtlich der Beschwerden von Besatzungsmitgliedern ist in §§ 128 Abs. 5, 139 Abs. 2 SeeArbG für alle Inspektoren normiert. Es ist sinnvoll, diese Regelungen beizubehalten, da das Besatzungsmitglied so direkt erkennen kann, dass seine Beschwerde vertraulich zu behandeln ist. Innerhalb dieser Normen sollte daher klargestellt werden, dass nicht nur die Beschwerden von Besatzungsmitgliedern, sondern von allen Quellen vertraulich behandelt werden. (d) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.4 Abs. 10 Das deutsche Recht entspricht Norm A5.1.4 Abs. 10. Eine zusätzliche Normierung der Verschwiegenheitspflicht der Inspektoren im SeeArbG ist sinnvoll. (3) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm  A5.1.4 Soweit eine Umsetzung erforderlich war, wurde Norm A5.1.4 übereinkommenskonform umgesetzt. Die Verschwiegenheitspflicht der Inspektoren sollte im SeeArbG normiert werden.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates395

(4) Norm  A5.1.4 Abs. 11–17, Inspektoren, Berichte

602 603 604 605

Norm A5.1.4 Inhalt

Umsetzung

Abs. 11

Sicherstellung der wirksamen Arbeit, der Unabhängigkeit und des Ansehens der Inspektoren

SeeArbÜV

lit. a)

Keine Beteiligung an den zu überprüfenden Tätigkeiten

§ 2 SeeArbÜV

lit. b)

Verschwiegenheitspflicht auch nach Ende der Dienstzeit; Sanktionen bei Verstößen

BDSG; allg. Verschw. pflicht602

Abs. 12

Berichtspflicht hinsichtlich jeder Überprüfung

§ 7 SeeArbÜV603

Abs. 13

Aufzeichnungen über die Überprüfungen und Jahresbericht über Überprüfungstätigkeiten

§ 7 Abs. 1, 3, 5604 SeeArbÜV

Abs. 14

Vorlage des Berichtes bei größerem Vorfall unverzüglich, spätestens nach einem Monat

§ 7 Abs. 3 SeeArbÜV

Abs. 15

Es sind alle angemessenen Anstrengungen zu unternehmen, ein Schiff nicht über Gebühr festzuhalten

§ 143 Abs. 2 SeeArbG, Ermessen der Behörde605

Abs. 16

Schadensersatz bei unrechtmäßiger Ausübung der Befugnisse des Inspektors; Beweislast obliegt Beschwerdeführer

§ 839 BGB i. V. m. Art. 34 GG

Abs. 17

Angemessene Zwangsmaßnahmen und sonstige Abhilfemaßnahmen bei Verstößen gegen MLC und Behinderung der Inspektoren

§§ 143 Abs. 2, 145 f. SeeArbG

602  Zur Verschwiegenheitspflicht als allgemeiner Nebenpflicht des Arbeitnehmers: Schaub / Linck, § 53 Rn. 47  ff. Der Unterschied zur fehlerhaften Umsetzung der Norm A5.1.4 Abs. 10 in Bezug auf die Inspektoren anerkannter Organisationen besteht darin, dass diese – wenn sie einer Verschwiegenheitsverpflichtung unterliegen, dieser auch nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses unterliegen. Unterliegen sie erst gar keiner Verschwiegenheitsverpflichtung, liegt ein Verstoß gegen Norm A5.1.4 Abs. 10 vor. 603  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 7 Abs. 1–3. 604  Verordnungsentwurf des BMVBS zur SeeArbÜV, Begründung zu § 7 Abs. 5. 605  Die Behörde muss ihr Ermessen fehlerfrei ausüben. Die Ermessensentscheidung der Behörde ist gerichtlich überprüfbar.

396

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

bb) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.4 Da sich alle Anforderungen der Norm A5.1.4 im deutschen Recht widerspiegeln, wurde ein wirksames und koordiniertes System i. S. d. Regel 5.1.4 etabliert. Die deutschen Gesetze setzen Regel 5.1.4 um. b) Norm  A5.1.4, Detaillierte Anforderungen Wie bei Regel 5.1.4 aufgezeigt, entspricht das deutsche Recht Norm A5.1.4. c) Leitlinie B5.1.4, Regelungsmöglichkeiten zur Kontrolle der MLC Für eine Nichtbeachtung der Leitlinie B5.1.4 (Überprüfung und Durchsetzung) liegen keine Anhaltspunkte vor. d) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur Überprüfung und Durchsetzung Die deutschen Regelungen zur Überprüfung und Durchsetzung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Besatzungsmitglieder an Bord entsprechen denen der MLC nicht. 5. Beschwerdeverfahren an Bord Um Missstände an Bord abstellen zu können, ist es erforderlich, dass über diese Missstände informiert wird. Daher soll nach Regel 5.1.5, Norm A5.1.5 und Leitlinie B5.1.5 ein Beschwerdeverfahren an Bord eingerichtet werden, welches es den Seeleuten ermöglicht, Missstände aufzuzeigen, ohne deswegen Repressalien ausgesetzt zu sein. a) Regel 5.1.5, Generelle Anforderungen Die allgemeinen Anforderungen an dieses Beschwerdeverfahren werden in Regel 5.1.5 festgelegt. aa) Regel 5.1.5 Abs. 1, Beschwerdeverfahren Nach Regel 5.1.5 Abs. 1 muss ein Verfahren vorgeschrieben werden, um eine gerechte, wirksame und zügige Behandlung der eingehenden Beschwerden zu gewährleisten (Regel 5.1.5 Abs. 1).



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates397

(1) Beschwerderecht bei Verstößen gegen das Seearbeitsübereinkommen Das Beschwerderecht muss nach Regel 5.1.5 Abs. 1 in all jenen Fällen bestehen, in denen die Seeleute der Meinung sind, dass ein Verstoß gegen die Anforderungen des Seearbeitsübereinkommens vorliegt. (a) Umsetzung im SeeArbG Ein an Regel 5.1.5 Abs. 1 angelehntes Beschwerdesystem wurde in § 128 SeeArbG normiert, das korrespondierende Beschwerderecht in § 127 SeeArbG. Besatzungsmitglieder können sich nach § 127 Abs. 1 SeeArbG beschweren, wenn ein Verstoß gegen das SeeArbG oder eine Rechtsverordnung vorliegt oder sie benachteiligt oder ungerecht behandelt werden. Besatzungsmitglieder können sich demnach nicht direkt über MLC-Verstöße beschweren.606 Da das SeeArbG und die Rechtsverordnungen nicht alle Aspekte der MLC umfassen, kann es vorkommen, dass sich ein Besatzungsmitglied nicht nach § 127 Abs. 1 SeeArbG beschweren kann, obwohl ihm ein Recht, das ihm nach der Konvention zusteht, nicht gewährt wird. Wurde z. B. einem unkündbaren Besatzungsmitglied außerordentlich mit sozialer Auslauffrist gekündigt, kann der Reeder nach § 76 Abs. 2 S. 3 SeeArbG die Heimschaffungskosten aufrechnen oder sie vom Besatzungsmitglied ersetzt verlangen, § 76 Abs. 5 S. 1 SeeArbG. Nach Norm A2.5 Abs. 3 haben Seeleute auch in diesem Fall einen Anspruch auf kostenfreie Heimschaffung, ohne dass sie die Kosten erstatten müssen oder dass eine Aufrechnungsmöglichkeit besteht. Das Erstattungsverlangen bzw. die Aufrechnung des Reeders stellen keinen Verstoß gegen das SeeArbG dar. Dem sich hierdurch benachteiligt fühlenden Besatzungsmitglied steht kein Beschwerderecht nach § 127 Abs. 1 SeeArbG zu. Insbesondere kann in einem gesetzeskonformen Verhalten des Reeders keine ungerechte Behandlung i. S. d. § 127 Abs. 1 SeeArbG liegen, die eine Beschwerde ermöglichen würde. Nach Regel 5.1.5 Abs. 1 müsste es in diesem Fall aber ein Beschwerderecht geben, da Verstöße gegen die Rechte der Seeleute aus der MLC stets ein Beschwerderecht begründen. Eine übereinkommenskonforme Auslegung der Begrifflichkeit Verstoß ge­ gen dieses Gesetz, mit der entsprechend Regel 5.1.5 Abs. 1 eine Beschwerde bei einem Verstoß gegen dieses Gesetz oder das Seearbeitsübereinkommen gerügt werden könnte, ist nicht möglich, da sie die Grenze des Wortlauts nicht beachten würde. Durch die klare Unterscheidung in § 127 SeeArbG 606  Vgl. BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 127 Rn. 2; Lindemann, § 127 Rn. 4, wonach eine Beschwerde nur gegen das SeeArbG sowie die auf ihm beruhenden Verordnungen möglich ist.

398

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Verstoß gegen dieses Gesetz bei Beschwerden von Besatzungsmitgliedern auf deutschflaggigen Schiffen) und § 139 SeeArbG (Verstoß gegen das See­ arbeitsübereinkommen bei Beschwerden von Besatzungsmitgliedern auf ausländisch geflaggten Schiffen) wird deutlich, dass die Wortwahl des § 127 SeeArbG bewusst getroffen wurde und eine übereinkommenskonforme Auslegung nicht möglich ist. Regel 5.1.5 Abs. 1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da das Beschwerderecht nicht in jedem Fall besteht, wenn Anforderungen der Konvention nicht erfüllt werden. (b) Überwindung des Völkerrechtsverstoßes Das Beschwerderecht und die Regelungen zum Beschwerdeverfahren an Bord bestehen nach §§ 127, 128 SeeArbG nur, wenn tatsächlich ein Verstoß gegen das SeeArbG vorliegt. Fraglich ist, ob dieser Verstoß gegen Regel 5.1.5 Abs. 1 durch Rechtsfortbildung oder eine unmittelbare Anwendung der Regel 5.1.5 Abs. 1 überwunden werden kann. Da das SeeArbG und die erlassenen Verordnungen nicht alle Aspekte der Konvention umsetzen, müsste eine analoge Anwendung des § 127 auch in all den Fällen ein Beschwerderecht zusichern, in denen ein Verstoß nur behauptet wird und sich gegen einen Aspekt der Konvention richtet, um Regel 5.1.5 und Norm A5.1.5 zu genügen. Eine vergleichbare Interessenlage ist aus Sicht der Besatzungsmitglieder gegeben. Ob eine tatsächliche oder nur eine vermutete Beschwerde vorliegt, wird sich ohne eine entsprechende Überprüfung oft nicht feststellen lassen. Auch ob sich die Beschwerde gegen Verstöße gegen das SeeArbG oder gegen die MLC richtet, ist kaum zu trennen. Nur wenn auch ein Verstoß gegen die MLC das Beschwerderecht begründet, erfüllt die Norm ihren Zweck. Ohne eine solche Regelung würde das Ausüben des Beschwerderechts stets eine korrekte juristische Subsumtion voraussetzen, ob nun ein Verstoß gegen das SeeArbG oder die MLC vorliegt. Daher ist von einer planwidrigen Regelungslücke auszugehen. Zwar hat der Gesetzgeber die Entscheidung, in § 127 SeeArbG nur Verstöße gegen das SeeArbG zuzulassen, bewusst getroffen (vgl. § 139 SeeArbG), er ging aber davon aus, die Anforderungen der Regel 5.1.5 Abs. 1 zu erfüllen.607 § 127 SeeArbG ist analog auch auf Beschwerden anzuwenden, die sich gegen ein Vorgehen richten, das gegen die MLC verstößt. So lässt sich auch die Vertraulichkeit der Beschwerde bei einem Verstoß gegen das SeeArbG oder einem Verstoß gegen die MLC gewähren.

607  Gesetzesbegründung

zu § 127 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 104.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates399

Die analoge Anwendung des § 127 SeeArbG auf Verstöße gegen die MLC führt zwar dazu, dass materiellrechtlich eine Übereinstimmung zwischen § 127 SeeArbG und Regel 5.1.5 Abs. 1 hergestellt werden kann. Die Analogie beseitigt die fehlerhafte Umsetzung der Regel 5.1.5 Abs. 1 aber nicht vollkommen. Durch den eindeutigen Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG werden Besatzungsmitglieder möglicherweise davon abgehalten, sich über Verstöße gegen die MLC zu beschweren. Nur über eine Analogie werden auch Beschwerden über Verstöße gegen das Seearbeitsübereinkommen von § 127 Abs. 1 SeeArbG umfasst. Dass Besatzungsmitglieder davon abgehalten werden könnten, sich über Verstöße gegen die MLC zu beschweren, widerspricht der Intention von Regel 5.1.5, den Seeleuten die Wahrnehmung ihrer Rechte möglichst einfach zu machen. Dieser Verstoß kann auch nicht durch eine unmittelbare Anwendbarkeit oder gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung überwunden werden. Auch in diesen Fällen bleibt die Gefahr, dass Besatzungsmitglieder davon abgehalten werden, ihre Rechte geltend zu machen. Der Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG kann durch die unmittelbare Anwendung der Regel 5.1.5 Abs. 1 oder eine gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung nicht geändert werden. (c) Änderung des SeeArbG notwendig Auch wenn eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit Regel 5.1.5 Abs. 1 durch eine analoge Anwendung des § 127 SeeArbG auf Verstöße gegen die MLC hergestellt werden kann, ist das SeeArbG anzupassen. Nur wenn für alle Besatzungsmitglieder direkt aus der Norm heraus verständlich wird, gegen welche Verstöße sie sich beschweren können, wird sich eine weitestmögliche Durchsetzung der in der Konvention geregelten Arbeits- und Lebensbedingungen erreichen lassen. (d) Z  wischenergebnis zum Beschwerderecht bei Verstößen gegen das Seearbeitsübereinkommen Regel 5.1.5 Abs. 1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. § 127 SeeArbG lässt das Beschwederecht nur bei Verstößen gegen das SeeArbG zu, nicht bei Verstößen gegen die MLC. Das SeeArbG muss geändert werden, damit die Übereinkommenskonformität nicht durch eine für Besatzungsmitglieder nicht ohne Weiteres erkennbare Analogie hergestellt werden muss.

400

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(2) Beschwerde über behauptete Verstöße Eine weitere Voraussetzung von Regel 5.1.5 Abs. 1 ist, dass das Beschwerderecht Seeleuten auch dann zusteht, wenn Verstöße lediglich behauptet wer­ den. (a) Umsetzung im SeeArbG Im Gegensatz zu Regel 5.1.5 Abs. 1 ist nach dem Wortlaut von § 127 Abs. 1 SeeArbG ein tatsächlicher Verstoß erforderlich, um eine Beschwerde einlegen zu können. Der Unterschied zwischen Regel 5.1.5 Abs. 1 und dem SeeArbG liegt darin, dass die Rechte, die an das Beschwerderecht geknüpft sind, nur dann eintreten können, wenn tatsächlich ein Grund zur Beschwerde besteht. Die Quelle einer Beschwerde ist nach § 127 Abs. 5 SeeArbG vertraulich zu behandeln. § 127 Abs. 5 SeeArbG trifft diese Regelung wiederum lediglich im Hinblick auf § 127 Abs. 1 SeeArbG, also auf tatsächliche Verstöße. Sollte sich bei der Überprüfung der Beschwerde herausstellen, dass kein Verstoß vorliegt, besteht das Verbot, dass die Beschwerde vertraulich zu behandeln ist, nach der Systematik des § 127 Abs. 1, 5 SeeArbG nicht. In diesem Fall besteht nämlich kein Recht zur Beschwerde nach deutschem Recht. Eine Beschwerde, mit der ein Besatzungsmitglied keinen tatsäch­ lichen Verstoß gegen das SeeArbG bzw. das Seearbeitsübereinkommen rügt, muss nicht vertraulich behandelt werden, das Besatzungsmitglied ist nicht von § 128 Abs. 5 SeeArbG Abs. 2 S. 1 SeeArbG geschützt. Die Regelung des § 127 SeeArbG hat zur Folge, dass im Falle des Bestreitens der Beschwerde durch den Reeder ggf. ein gerichtliches Verfahren durchzuführen ist, um das Bestehen des Beschwerderechts festzustellen. Erst dann herrscht Klarheit darüber, ob es sich um eine bloß behauptete Beschwerde nach dem SeeArbG oder um eine materiellrechtlich berechtigte Beschwerde handelt und die damit verbundenen Rechtsfolgen eintreten. § 127 Abs. 1 SeeArbG widerspricht Regel 5.1.5 Abs. 1. Etwas anderes könnte sich daraus ergeben, dass mit der Regelung des § 127 SeeArbG die Regel 5.1.5 Abs. 1 umgesetzt werden soll.608 Eine übereinkommenskonforme Auslegung des §§ 127 Abs. 1, 128 Abs. 5 SeeArbG könnte ergeben, dass Besatzungsmitglieder als Quelle einer Beschwerde von § 128 Abs. 5 SeeArbG geschützt sind, unabhängig davon, ob ein tatsäch­ licher oder lediglich ein behaupteter Verstoß gegen das SeeArbG bzw. das Seearbeitsübereinkommen vorliegt.

608  Gesetzesbegründung

zu § 127 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 104.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates401

Jede Beschwerde stellt aus Sicht der Behörde zunächst einen behaupteten Verstoß609 gegen die MLC dar. Dem Wortlaut nach lässt sich Beschwerde i. S. d. § 128 Abs. 5 SeeArbG auch so verstehen, dass jegliche Beschwerde gemeint ist und nicht nur eine solche, die unter § 127 Abs. 1 SeeArbG fällt. Eine übereinkommenskonforme Auslegung des § 128 Abs. 5 SeeArbG ist möglich.610 Allerdings könnte das im Umfang reduzierte Beschwerderecht nach § 127 Abs. 1 SeeArbG dann nachteilig für die Besatzungsmitglieder sein, wenn sich die Berufsgenossenschaft oder eine deutschen Auslandsvertretung (vgl. § 128 Abs. 4 Nr. 3, 4) einer Beschwerde nicht annehmen würde, der kein tatsächlicher Verstoß zugrunde liegt. Eine bei der Berufsgenossenschaft oder einer deutschen Auslandsvertretung eingehende Beschwerde muss nach § 128 Abs. 6 ff. SeeArbG durch die Berufsgenossenschaft überprüft werden. Da es sich bei jeder Beschwerde für die Berufsgenossenschaft erst einmal um einen behaupteten Verstoß handelt, muss sie sich mit jeglichem an sie herangetragenen Verstoß auseinandersetzen. Wenn sie dann zu dem Ergebnis kommt, dass ein Beschwerderecht eigentlich nicht besteht, da kein tatsächlicher Verstoß vorliegt, hat sie sich bereits mit der Beschwerde beschäftigt und diese überprüft. Somit überprüft die Berufsgenossenschaft alle eingehenden Beschwerden, unabhängig von der Frage, ob diese tatsächliche Verstöße gegen die MLC betreffen oder nicht. Für das Einlegen der Beschwerden dürfen die Besatzungsmitglieder nicht benachteiligt werden (§ 127 Abs. 4 SeeArbG, im Falle der behaupteten Beschwerde mittels übereinkommenskonformer Auslegung). Im Hinblick auf das Beschwerderecht von Besatzungsmitgliedern ist Regel 5.1.5 Abs. 1 übereinkommenskonform umgesetzt worden sein, da auch ein nur behaupteter Verstoß gegen das SeeArbG bzw. das Seearbeitsübereinkommen nach § 128 Abs. 6 ff. SeeArbG von der Behörde untersucht wird und auch bei einer nur behaupteten Verletzung des SeeArbG bzw. des Seearbeitsübereinkommens gesichert ist, dass das Besatzungsmitglied als Quelle der Beschwerde vertraulich behandelt wird. Die Formulierung in § 127 Abs. 1 SeeArbG ist jedoch geeignet, Besatzungsmitglieder davon abzuhalten, sich zu beschweren. Ein Beschwerderecht bei nur vermeintlichen Verstößen steht ihnen nach § 127 SeeArbG nicht zu. Die möglichen Folgen, die das Einreichen einer Beschwerde haben kann, sind für die Besatzungsmitglieder nicht abzuschätzen. Obwohl die Vertraulichkeit auch beim Einlegen einer solchen Beschwerde nach § 128 Abs. 5 BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 127 Rn. 2. § 127 Rn. 5 geht ebenfalls davon aus, dass es für eine Beschwerde nach § 127 SeeArbG genügt, dass sich das Besatzungsmitglied in seinen Rechten verletzt fühlt, das tatsächliche Vorliegen eines Rechtsverstoßes ist unerheblich. 609  Vgl.

610  Lindemann,

402

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

SeeArbG gewahrt ist, kann § 127 SeeArbG Seeleute davon abhalten, eine Beschwerde einzulegen, da ihnen nach dem Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG kein Beschwerderecht zusteht. Die Möglichkeit, dass Besatzungsmitglieder sich nicht aufgrund der Formulierung des § 127 Abs. 1 SeeArbG beschweren, führt dazu, dass die Norm nicht korrekt umgesetzt wurde. Die Völkerrechtswidrigkeit kann auch nicht durch eine unmittelbare Anwendung der Norm oder durch gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung behoben werden (s. o., S. 48 f.611). (b) Änderung des SeeArbG notwendig Auch wenn §§ 127 Abs. 1, 128 Abs. 5 SeeArbG so ausgelegt werden kann, dass es zu keiner faktischen Benachteiligung von Besatzungsmitgliedern, die vermeintliche Verstöße rügen, kommen kann, wurde Regel 5.1.5 Abs. 1 nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Eine Änderung des SeeArbG ist notwendig. (c) Zwischenergebnis zum Beschwerderecht bei behaupteten Verstößen Da die Vorschrift des § 127 Abs. 1 SeeArbG von einem Besatzungsmitglied sehr leicht so verstanden werden kann, dass ihm kein Beschwerderecht zusteht, wenn ein Verstoß gegen das SeeArbG nur behauptet wird, tatsächlich aber ein Verstoß nicht festgestellt werden kann, ist § 127 Abs. 1 SeeArbG völkerrechtswidrig. Entgegen der Gesetzesbegründung wird durch die Regelung des § 127 SeeArbG612 der Umfang des Beschwerderechts nicht erweitert, sondern verkürzt. (3) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.5 Abs. 1 Regel 5.1.5 Abs. 1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Das SeeArbG ist zu ändern. bb) Regel 5.1.5 Abs. 2, 3, Keine Benachteiligung aufgrund einer Beschwerde Nach Regel 5.1.5 Abs. 2 dürfen den Seeleuten durch ihre Beschwerde keine Nachteile entstehen. Regel 5.1.5 Abs. 3 legt fest, dass Regel 5.1.5 und 611  Siehe

oben unter C. I. 2., S. 48 f. zu § 127 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 104.

612  Gesetzesbegründung



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates403

Norm A5.1.5 die Rechte der Seeleute, eine Entschädigung zu verlangen, nicht einschränken. (1) Umsetzung im SeeArbG Durch Regel 5.1.5 Abs. 3 und ihre Umsetzung in § 127 Abs. 5 SeeArbG ist festgelegt, dass die Ausübung des Beschwerderechts andere Rechtsmittel sowie Entschädigungen (beispielsweise nach dem Betriebsverfassungsgesetz oder dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz)613 nicht ausschließt. Nach Regel 5.1.5 Abs. 2 dürfen den Seeleuten durch ihre Beschwerde keine Nachteile entstehen. In den Bereichen, in denen das Beschwerderecht nach § 127 SeeArbG besteht, ist die Vorschrift in § 127 Abs. 4 SeeArbG umgesetzt. Da der Schutz der Whistleblower614 seinem Wortlaut nach nur in den Fällen gewährleistet ist, in denen tatsächlich eine Beeinträchtigung der durch das SeeArbG geschützten Rechtspositionen besteht, wurde auch Regel 5.1.5 Abs. 2 nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Zwar ist eine übereinkommenskonforme Auslegung möglich, nach der auch behauptete Verstöße von § 127 Abs. 1 SeeArbG erfasst sind, die Formulierung sich über einen Verstoß gegen dieses Gesetz […] zu beschweren in § 127 Abs. 1 SeeArbG ist jedoch geeignet, Besatzungsmitglieder davon abzuhalten, ihre Rechte wahrzunehmen (s. o., S.  400 ff.615). Die Vorschrift ist völkerrechtswidrig. (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Die analoge Anwendung auf Verstöße gegen die MLC ist möglich (s. o., S.  398 f.616), der Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG hindert die Besatzungsmitglieder aber daran, effektiv ihre Rechte einzufordern (s. o., S. 398 f., 400 ff617). § 127 Abs. 1 SeeArbG suggeriert Besatzungsmitgliedern, dass ihnen aus einer Beschwerde gegen die MLC Nachteile entstehen können. Auch durch eine unmittelbare Anwendung der Norm oder durch gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung kann der Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG nicht geändert werden (s. o., S. 48 f.618). 613  Gesetzesbegründung

zu § 127 Abs. 5 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 105. S. 545; kritisch zum Begriff des Whistleblowings im Zusammenhang mit dem Beschwerderecht nach § 127 SeeArbG: BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 127 Rn. 5. 615  Siehe oben unter E. XX. 5. a) aa) (2) (a), S. 400 ff. 616  Siehe oben unter E. XX. 5. a) aa) (1) (b), S. 398 ff. 617  Siehe oben unter E. XX. 5. a) aa) (1) (b), S. 398 f.; E. XX. 5. a) aa) (2) (a), S.  400 ff. 618  Siehe oben unter C. I. 2., S. 48 f. 614  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry,

404

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(3) Änderung des SeeArbG notwendig Da die bei Regel 5.1.5 Abs. 1 festgestellte Völkerrechtswidrigkeit auch bei Regel 5.1.5 Abs. 2 relevant ist, ist das SeeArbG zu ändern. Andernfalls ist für Besatzungsmitglieder nicht ohne Weiteres zu erkennen, dass ihnen auch dann keine Nachteile entstehen dürfen, wenn sie sich über Verstößge gegen die MLC sowie über lediglich vermutete Verstöße gegen das SeeArbG und die MLC beschweren. (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.5 Abs. 2, 3 Das SeeArbG entspricht Norm A5.1.5 Abs. 3, nicht jedoch Regel 5.1.5 Abs. 2. Das SeeArbG muss geändert werden, um im Einklang mit Regel 5.1.5 Abs. 2 zu stehen. cc) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.1.5 Regel 5.1.5 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Das SeeArbG ist zu ändern. b) Norm  A5.1.5, Detaillierte Anforderungen Norm A5.1.5 führt die näheren Bestimmungen aus, welche bei der Errichtung und Einhaltung des Beschwerdeverfahrens an Bord zu berücksichtigen sind. aa) Norm A5.1.5 Abs. 1, Reichweite Norm A5.1.5 Abs. 1 konkretisiert die Reichweite des Beschwerderechtes und stellt heraus, dass ein Beschwerderecht bereits dann besteht, wenn die Seeleute der Meinung sind, dass ein Verstoß gegen die Anforderungen der Konvention vorliegt. Das tatsächliche Vorhandensein eines Verstoßes wird nicht gefordert. Im Unterschied hierzu besteht das Beschwerderecht nach § 127 Abs. 1 SeeArbG nur bei Verstößen, Benachteiligungen oder ungerechten Behandlungen. Es muss also zu einer tatsächlichen Beeinträchtigung einer Rechtsposition der Besatzungsmitglieder gekommen sein. Diese Abweichung könnte für die Seeleute nachteilig sein und somit einen Verstoß gegen die Konvention darstellen. Wenn ein Beschwerderecht nur bei einem tatsächlichen Vorfall besteht, besteht auch der Schutz nach § 127 Abs. 4 SeeArbG (dem Besatzungsmitglied dürfen durch die Beschwerde keine Nachteile entstehen) nur bei tatsächlichen Vorfällen.



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates405

Die Formulierung des § 127 SeeArbG kann das Besatzungsmitglied davon abhalten, sich überhaupt zu beschweren, da es dem Wortlaut der Vorschrift nach zur Vermeidung vor Erhebung einer Beschwerde immer gesichert wissen müsste, ob ein Verstoß, eine Beeinträchtigung oder ungerechte Behandlung tatsächlich vorliegt. Da ein Besatzungsmitglied entgegen Norm A5.1.5 Abs. 1 bereits dann Nachteilen ausgesetzt sein kann, wenn kein Verstoß, keine Beeinträchtigung und keine ungerechte Behandlung gegeben ist, sondern das Besatzungsmitglied diese nur annimmt, widerspricht § 127 Abs. 1 SeeArbG Norm A5.1.5 Abs. 1. Norm A5.1.5 Abs. 1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Dass § 127 Abs. 1 SeeArbG so ausgelegt werden kann, dass auch behauptete Beschwerden der Regelung unterfallen, beseitigt die Völkerrechtswidrigkeit nicht (s. o., S. 400 ff.619). Die Völkerrechtswidrigkeit lässt sich auch nicht durch Rechtsfortbildung oder die unmittelbare Anwendbarkeit der Norm beheben, da diese den Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG nicht ändern können (s. o., S. 48 f.620). Entsprechendes gilt für die völkerrechtswidrige Festlegung in § 127 Abs. 1 SeeArbG, nach der nur Beschwerden gegen das SeeArbG, nicht aber gegen die MLC das Beschwerderecht begründen. Das SeeArbG muss geändert werden. bb) Norm A5.1.5 Abs. 2, Beilegung auf möglichst niedriger Stufe Das in Norm A5.1.5 Abs. 2 festgelegte Ziel, Beschwerden auf der niedrigst möglichen Ebene zu klären, findet sich in § 128 Abs. 1 SeeArbG. Das Recht, sich trotzdem in allen Fällen auch bei externen Stellen beschweren zu können (Norm A5.1.5 Abs. 2 S. 3), findet seine Umsetzung in § 128 Abs. 4 SeeArbG. Norm A5.1.5 Abs. 2 wurde übereinkommenskonform umgesetzt.621 cc) Norm A5.1.5 Abs. 3, Begleitung Das in Norm A5.1.5 Abs. 3 S. 1 zugesprochene Recht der Seeleute, sich während des Beschwerdeverfahrens begleiten zu lassen, findet sich in § 127 Abs. 3 SeeArbG.622 Dass Seeleuten durch die Einreichung einer Beschwerde keine Nachteile entstehen dürfen, solange die Beschwerde nicht offensichtlich missbräuchlich war oder mit bösartiger Absicht erhoben wurde (Norm A5.1.5 619  Siehe

oben unter E. XX. 5. a) aa) (2) (a), S. 400 ff. oben unter C. I. 2., S. 48 f. 621  Gesetzesbegründung zu § 128 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 105. 622  Gesetzesbegründung zu § 127 Abs. 4 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 105. 620  Siehe

406

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

Abs. 3 S. 2), wird teilweise in § 127 Abs. 4 SeeArbG geregelt. Nach dem Wortlaut von § 127 Abs. 1 SeeArbG können Besatzungsmitgliedern bereits dann Nachteile entstehen, wenn kein Verstoß, keine Beeinträchtigung oder keine ungerechte Behandlung vorliegt. Dies kann sie davon abhalten, ihre Rechte geltend zu machen. Norm A5.1.5 Abs. 3 S. 2 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Die völkerrechtswidrige Umsetzung, die darauf zurückzuführen ist, dass Seeleute vom Wortlaut einer Norm abgeschreckt werden können, ihre Rechte geltend zu machen, kann nicht durch Rechtsfortbildung oder die unmittelbare Anwendbarkeit des MLC-Normtextes überwunden werden (s. o., S. 48 f.623). dd) Norm A5.1.5 Abs. 4, Vertrauensperson Norm A5.1.5 Abs. 4 setzt voraus, dass an Bord eine Vertrauensperson bestimmt ist, die bei Beschwerden zurate zu ziehen ist. Umgesetzt wird dieses Erfordernis in § 127 Abs. 2 SeeArbG. Um die Arbeitnehmer über das Beschwerdeverfahren zu informieren, ist ihnen mit ihrem Arbeitsvertrag auch eine Übersicht über das Beschwerdeverfahren an Bord auszuhändigen (Norm A5.1.5 Abs. 4, § 127 Abs. 6). ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.1.5 Norm A5.1.5 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Das SeeArbG muss geändert werden. c) Leitlinie B5.1.5, Regelungsmöglichkeiten des Beschwerdeverfahrens Für eine Nichtbeachtung der Leitlinie B5.1.5 (Beschwerdeverfahren an Bord) liegen keine Anhaltspunkte vor. Insbesondere entspricht die Regelung des § 127 Abs. 3 SeeArbG, dass sich das Besatzungsmitglied nicht nur von der vom Reeder bestimmten Vertrauensperson, sondern von jeder Person an Bord während des Beschwerdeverfahrens begleiten oder vertreten lassen kann, der Leitlinie B5.1.5 Abs. 2 lit. d).624 d) Ergebnis der Umsetzung des Beschwerdeverfahrens an Bord Die Regelungen zum Beschwerdeverfahren an Bord wurden nicht übereinkommenskonform umgesetzt. 623  Siehe

oben unter C. I. 2., S. 48 f. zu § 127 Abs. 3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 105.

624  Gesetzesbegründung



XX. Verantwortlichkeit des Flaggenstaates407

6. Seeunfälle Um aus den Unglücken der Vergangenheit und evtl. gemachten Fehlern zu lernen und um daraus die nötigen Schritte ableiten zu können, liegt es in der Verantwortlichkeit der Staaten, Seeunfälle zu untersuchen.625 Entgegen den sonstigen Bestimmungen der Konvention enthalten sowohl Norm A5.1.6 als auch Leitlinie B5.1.6 keinerlei Regelungen. Die fehlenden Regelungen lassen sich damit erklären, dass Seeunfälle bereits durch Instrumente der IMO geregelt werden.626 a) Regel 5.1.6, Untersuchungspflicht Regel 5.1.6 Abs. 1 verlangt von den Mitgliedstaaten, dass alle schweren Seeunfälle amtlich untersucht werden, an denen unter ihrer Flagge fahrende Schiffe beteiligt waren. Schwere Seeunfälle sind dabei solche, bei denen Menschen zu Schaden kamen. Über den Unfall muss ein Abschlussbericht verfasst werden, der im Normalfall zu veröffentlichen ist. Eine Umsetzung dieser Regel in deutsches Recht war nicht notwendig, da Seeunfälle in Deutschland durch die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (Bundesoberbehörde im BMVBS) untersucht werden. Nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetz (SUG) sind alle jene Vorfälle zu untersuchen, die den Tod, eine schwere Verletzung oder das Verschwinden eines Menschen zur Folge haben. Regel 5.1.6 Abs. 1 verlangt, dass alle Seeunfälle untersucht werden, in denen Menschen verletzt wurden. Im Unterschied hierzu führen lediglich schwere Verletzungen zwingend zu einer Untersuchung nach dem SUG.627 Hierbei ist zu beachten, dass das SUG einer anderen Systematik folgt als Regel 5.1.6. Das SUG geht von schaden- oder gefahrverursachenden Vorkommnissen aus und definiert diese durch die Aufzählung in § 1 Abs. 2 SUG.628 Falls es zu einer schweren Verletzung gekommen ist, ist nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 Alt. 3 ein schadensverursachendes Vorkommnis gegeben. Dieses löst dann die Untersuchungspflicht aus.629 Regel 5.1.6 verlangt Untersuchungen nur, wenn es sich um schwere Seeunfälle handelt. Wann ein solcher schwerer Seeunfall vorliegt, wird nicht 625  Ehlers,

Einleitung Rn. 1, § 1a Rn. 11. S. 545, die auf die IMO Code of Interna­ tional Standards and Recommended Practices for a Safety Investigation into a M ­ arine Casualty or Marine Incident und weitere Instrumente wie SOLAS und MARPOL verweisen. 627  Ehlers, § 1 Rn. 2. 628  Ehlers, § 1 Rn. 1 f. 629  Ehlers, § 11 Rn. 2. 626  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry,

408

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

definiert. Daher widerspricht die Lösung im SUG, ein schaden- oder gefahrverursachendes Vorkommnis anhand genauerer Kriterien zu definieren, Regel 5.1.6 nicht. Das SUG legt (ohne die Begrifflichkeit zu verwenden) fest, dass u. a. dann ein schwerer Seeunfall vorliegt, wenn es zu schweren Verletzungen eines Menschen gekommen ist. Ist es nur zu leichten Verletzungen gekommen und ansonsten nichts geschehen, gibt es nach dem SUG kein schadensverursachendes Vorkommnis und somit keinen schweren Seeunfall. Da der Begriff des schweren Seeunfalls in Regel 5.1.6 nicht definiert ist, steht eine Festlegung mit Regel 5.1.6 im Einklang, die für das Vorliegen ­eines schweren Seeunfalls nicht jede Verletzung ausreichen lässt. Neben der Untersuchungspflicht begründet Regel 5.1.6 Abs. 1 auch die Pflicht, einen Untersuchungsbericht abzufassen und im Normalfall zu veröffentlichen. Für das deutsche Recht ergibt sich die Pflicht zum Abfassen eines Untersuchungsberichts aus § 27 SUG, die Pflicht zur Veröffentlichung aus § 28 SUG. Die deutschen Regelungen entsprechen Regel 5.1.6 Abs. 1.630 Regel 5.1.6 Abs. 2 verlangt die Zusammenarbeit der Mitglieder bei der Untersuchung schwerer Seeunfälle. Da sie sich an die Mitgliedstaaten direkt richtet, bedurfte sie keiner Umsetzung. b) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zu Seeunfällen Die deutschen Regelungen zur Handhabung von Seeunfällen erfüllen die Vorgaben der MLC. 7. Ergebnis zur Umsetzung der Regel zur flaggenstaatlichen Verantwortung Regel 5.1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da die deutschen Gesetze nicht vollständig den Regeln 5.1.2 (Ermächtigung anerkannter Organisationen), 5.1.3 (Seearbeitszeugnis und Seearbeits-Konformitätserklärung) und 5.1.5 (Beschwerdeverfahren an Bord) entsprechen.

XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates Neben der Verantwortlichkeit für die Schiffe, die unter seiner Flagge fahren, beschäftigt sich der 5. Titel der MLC auch mit der Verantwortlichkeit des Mitgliedstaates gegenüber den Schiffen, die in seinen Häfen liegen. Re630  Denkschrift,

BT-Drs. 17 / 13059, S. 171.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates409

gel 5.2 befasst sich mit den Verantwortlichkeiten des Hafenstaates und ist in zwei Regeln unterteilt. 1. Überprüfung im Hafen Aus Sicht des Flaggenstaates ist es ausreichend, wenn er die Schiffe im Fünfjahresrhythmus zertifiziert, zwischen dem 2. und 3. Jahr eine Zwischenüberprüfung durchführt und Beschwerden nachgeht (Regel 5.1.1–5.1.5). Um ein engmaschiges Kontrollsystem zu etablieren, ist es angebracht, dass Hafenstaaten auch die Arbeits- und Lebensbedingungen kontrollieren.631 Eine generelle Pflicht, jeder Beschwerde nachzugehen, besteht für den Hafenstaat nicht.632 a) Regel 5.2.1, Grundsätze der Hafenstaatkontrolle Regel 5.2.1 legt dabei die allgemeinen Grundsätze der Hafenstaatkontrollen fest. Nach Regel 5.2.1 Abs. 1 und ihrer Umsetzung in §§ 137 Abs. 1633, 138 Abs. 1, 7, 143634 SeeArbG besteht die Möglichkeit zur Überprüfung der Arbeits- und Lebensbedingungen auch gegenüber ausländischen Schiffen. Bei einer solchen Überprüfung gelten Seearbeitszeugnis und DMLC als ­Anscheinsbeweis dafür, dass die Anforderungen der MLC eingehalten sind (Regel 5.2.1 Abs. 2 S. 1, übereinkommenskonform umgesetzt in §§ 137 Abs. 2, 138 Abs. 3 SeeArbG635). Nach Regel 5.2.1 Abs. 2 S. 2 ist daher lediglich in den im Code genannten Fällen eine umfänglichere Überprüfung durchzuführen. Ob Regel 5.2.1 Abs. 2 S. 2 übereinkommenskonform umgesetzt wurde, richtet sich danach, ob eine umfassende Überprüfung nach dem SeeArbG nur in den Fällen vorgenommen werden kann, in denen eine umfassende Überprüfung von der Konvention vorgesehen ist.636 Norm A5.2.1 Abs. 1 nennt 631  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry,

S. 548. Critical Review of the Consolidated Maritime Labour Convention (2006) of the International Labour Organization: Limitations and Perspectives, Journal of Maritime Law and Commerce, Volume 43, Number 1, 2012, S. 484. 633  Gesetzesbegründung zu § 137 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 110. 634  Gesetzesbegründung zu § 143 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 112; BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1. 635  Gesetzesbegründung zu §§ 137 Abs. 2, 138 3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 110; siehe aber Lindemann, § 138 Rn. 5, der Regel 5.2.1 Abs. 2 in § 138 Abs. 2 S. 1 SeeArbG umgesetzt sieht. 636  Zur praktischen Durchführung der Hafenstaatkontrolle, insbesondere zur ­Auswahl der Schiffe: BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 138 Rn. 6 ff.; Lavelle / Ntovas, 632  Christodoulou-Varotsi,

410

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

vier Fälle, in denen eine genauere Überprüfung durchgeführt werden kann. Nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. a) und § 138 Abs. 3 Nr. 1 SeeArbG ist eine genauere Überprüfung möglich, wenn Seearbeitszeugnis und / oder DMLC nicht vorgelegt werden oder ungültig sind. Weiterhin ist eine genauere Überprüfung nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. b) und § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG möglich, wenn es wahrscheinlich ist, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen nicht den zwingenden Aspekten der Konvention genügen. Nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. c) und § 138 Abs. 3 Nr. 3 SeeArbG ist eine genauere Überprüfung zulässig, wenn es wahrscheinlich ist, dass das Schiff die Flagge gewechselt hat, um die Einhaltung der MLC-Anforderungen zu umgehen. Schließlich ist eine genaue Überprüfung nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d) möglich, wenn eine Beschwerde vorliegt, dass spezifische MLC-Anforderungen nicht berücksichtigt werden. Im Gegensatz hierzu regelt § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG, dass eine gründliche Überprüfung dann möglich ist, wenn eine Beschwerde nach § 139 SeeArbG vorliegt. § 139 SeeArbG regelt das Beschwerdeverfahren auf Schiffen unter ausländischer Flagge und spricht den Besatzungsmitgliedern ein Beschwerderecht zu. Die Beschwerde nach § 139 SeeArbG stellt unzweifelhaft eine Beschwerde nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d) dar. Gleichwohl ist der zur Beschwerde berechtigte Personenkreis in Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d) weiter gefasst als der in § 139 SeeArbG. Norm A5.2.1 Abs. 3 S. 2 definiert: Im Sinne von Absatz 1 Buchstabe d) die­ ser Norm  gilt als „Beschwerde“ jede Mitteilung, die von Seeleuten, einer Berufsvereinigung, einem Verband, einer Gewerkschaft oder allgemein jeder Person gemacht wird, die ein Interesse an der Sicherheit des Schiffes hat, insbesondere im Zusammenhang mit etwaigen Gefahren für die Sicherheit oder Gesundheit der Seeleute an Bord. Entgegen der Regelung in § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG kann nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d) eine genaue Überprüfung also auch dann stattfinden, wenn eine Beschwerde eingereicht wurde, die nicht von einem Besatzungsmitglied stammt. Die genaue Überprüfung im Falle der Beschwerde, die nicht von einem Besatzungsmitglied kommt, könnte eine fehlerhafte Umsetzung der Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d) darstellen. Allerdings ist zu beachten, dass nach § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG eine genaue Überprüfung durchgeführt werden kann, wenn es Grund zu der Annahme gibt, dass keine MLC-Konformität gegeben ist. Woraus sich dieser Grund ergeben kann, ist nicht festgelegt. Auch nach Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. b) besteht die Möglichkeit einer genauen Überprüfung, ohne dass aufgezeigt wird, woher der Hafenstaatkontrolleur die Kenntnisse besitzt, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen offensichtlich nicht eingehalten werden. Sollte sich also ein Nichtbesatzungsmitglied mit Rn. 8.11 im Hinblick auf die Notwendigkeit einer angemessenen Anzahl an Kontrolleuren.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates411

einer Beschwerde an die Berufsgenossenschaft wenden, kann der Hafenstaatkontrolleur eine genauere Überprüfung zwar nicht auf § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG (Beschwerde durch Besatzungsmitglied nach § 139 SeeArbG) stützen, wohl aber auf die generelle Formulierung des § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG. Die Berufsgenossenschaft hat bei der Überprüfung der Beschwerde neben den Regelungen des SeeArbG auch europarechtliche Vorgaben zu beachten. Nach Art. 18 RL 2009 / 16 / EG ist sichergestellt, dass sich eine Behörde mit der Beschwerde beschäftigt.637 § 138 Abs. 3 Nr. 2, 4 SeeArbG können unter Berücksichtigung von Art. 18 RL 2009 / 16 / EG so ausgelegt werden, dass sie Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d) entsprechen. Norm A5.2.1 Abs. 1 wurde übereinkommenskonform umgesetzt.638 Da eine umfassende Überprüfung nach dem SeeArbG nur in den Fällen vorgenommen werden kann, in denen die umfassende Überprüfung von der Konvention vorgesehen ist, wurde Regel 5.2.1 Abs. 2 S. 2 übereinkommenskonform umgesetzt639. Nach Regel 5.1.2 Abs. 3 und §§ 138 Abs. 1, 137 Abs. 1 SeeArbG wird die Hafenstaatkontrolle durch einen ermächtigten Bediensteten durchgeführt, der das Schiff im Hinblick auf die Einhaltung der Artikel, Regeln und Normen der MLC kontrolliert, nicht jedoch auf die Beachtung der Leitlinien hin. Nach Regel 5.2.1 Abs. 4 muss ein wirksames Hafenstaatkontroll- und Überwachungssystem etabliert werden. Ein solches findet sich in §§ 137, 138, 143 SeeArbG. Regel 5.2.1 Abs. 3, 4 wurden übereinkommenskonform umgesetzt.640 Regel 5.1.2 Abs. 5 stellt eine weitere Informationsverpflichtung der Mitgliedstaaten dar, die nicht umgesetzt werden muss. Soweit eine Umsetzung erforderlich war, wurde Regel 5.1.2 übereinkommenskonform umgesetzt.

637  Zu den weiteren europarechtlichen Anforderungen an die Hafenstaatkontrolle siehe: BeckGRSeeArbR / Bubenzer, § 139 Rn. 1 ff.; zur Durchführung der Hafenstaatkontrollen und der Auswahl der Schiffe anhand des Risikoprofils: PraxisHdbSee­ ArbR / Bubenzer, VI Rn.  50 ff. 638  Gesetzesbegründung zu § 138 Abs. 3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 110; generell zu Norm A5.2.1: Denkschrift, BT-Drs. 17 / 13059, S. 172. 639  Gesetzesbegründung zu § 137 Abs. 2 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 110; generell zu Regel A5.2.1: Denkschrift, BT-Drs. 17 / 13059, S. 171 f. 640  Gesetzesbegründung zu § 137 Abs. 1 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 110; generell zu Regel A5.2.1: Denkschrift, BT-Drs. 17 / 13059, S. 171 f.; siehe aber BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 143 Rn. 1; Lindemann, § 143 Rn. 1, die Regel 5.2.1 Abs. 3, 4 durch § 143 SeeArbG umgesetzt sehen.

412

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

b) Norm  A5.2.1, Detaillierte Anforderungen Norm A5.2.1 konkretisiert die Anforderungen, die im Rahmen der Hafenstaatkontrolle zu erfüllen sind. aa) Norm A5.2.1 Abs. 1–3, Maßnahmen bei Verstößen Norm A5.2.1 Abs. 1–3 regeln, in welchen Fällen bei festgestellten Verstößen welche Maßnahmen zu ergreifen sind. (1) Umsetzung im SeeArbG Wie bei Regel 5.2.1 aufgezeigt, wurde Norm A5.2.1 Abs. 1 übereinkommenskonform umgesetzt. Den Umfang der genaueren Überprüfung regelt Norm A5.2.1 Abs. 2. In den Fällen der Nichtvorlage oder der Ungültigkeit von Dokumenten (Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. a), § 138 Abs. 3 Nr. 1 SeeArbG), bei Grund zur Annahme, dass die MLC-Anforderungen nicht eingehalten werden (Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. b), § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG) und bei Flaggenwechsel zur Umgehung der MLC-Anforderungen (Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. c), § 138 Abs. 3 Nr. 3 SeeArbG) soll die Überprüfung die im Anhang A5-III aufgeführten Angelegenheiten umfassen. In diesem Anhang sind die 14 wesentlichen Punkte aufgeführt, die die Konvention regelt. Gewollt ist in diesen Fällen eine umfassende Überprüfung der Arbeits- und Lebens­ bedingungen, da sich alle verbindlichen Regelungen der Konvention unter diese 14 Punkte subsumieren lassen bzw. als Verstoß gegen die Anforderungen der Konvention angesehen werden können,641 die dann gemäß Norm A5.2.1 Abs. 1 wieder eine gründliche Überprüfung zulassen.642 Nach Norm A5.2.1 Abs. 2 gibt es für die Überprüfung der möglichen Fehler somit ein abgestuftes System: Nur in den in Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. a)–c) genannten Fällen soll eine genaue Überprüfung der 14 Punkte vorgenommen werden. Im Falle der Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. d), d. h. im Falle einer Beschwerde, ist der Überprüfungsmaßstab ein anderer. Im Allgemeinen ist die Prüfung in diesen Fällen auf die Angelegenheiten im Rahmen der Beschwerde zu beschränken.643

641  BeckGRSeeArbG / Bubenzer,

§ 138 Rn. 8, 13. Rn. 8.39; McConnell / Devlin / Doumbia-Henry, S. 556. 643  Lavelle / Ntovas, Rn. 8.48  f. mit dem Hinweis, dass sich aus der limitierten Überprüfung der Beschwerde Anhaltspunkte für eine weitere Überprüfung ergeben können. 642  Lavelle / Ntovas,



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates413

§ 138 Abs. 3 SeeArbG sieht in den in Norm A5.2.1 Abs. 1 lit. a)–c) genannten Fällen eine gründliche Überprüfung vor. (a) Überprüfungsmaßstab Nach § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG kann die Berufsgenossenschaft oder können die von ihr beauftragten Personen bei Beschwerden nach § 139 SeeArbG eine gründlichere Überprüfung vornehmen. Diese Festlegung lässt Norm, A5.2.1 Abs. 3 außer Acht. Nach Norm A5.2.1 Abs. 3 ist die Überprü­ fung [von Beschwerden] im Allgemeinen auf Angelegenheiten im Rahmen der Beschwerde zu beschränken. Aus den Anhaltspunkten, die bei der Überprüfung der Beschwerde gemacht werden, kann sich ergeben, dass eine genauere Überprüfung notwendig ist, Norm A5.2.1 Abs. 3. Eine solche abgestufte Überprüfung sieht § 138 Abs. 3 SeeArbG nicht vor. Hiernach ist für alle festgestellten Defizite des § 138 Abs. 3 SeeArbG der gleiche Überprüfungsmaßstab anzulegen. Der nicht abgestufte Überprüfungsmaßstab in § 138 Abs. 3 SeeArbG widerspricht Norm, A5.2.1 Abs. 2, 3 und ist völkerrechtswidrig. In § 138 Abs. 3 SeeArbG kann auch keine zulässige Abweichung von der MLC zugunsten der Seeleute gesehen werden. Die Regel 5.2 dient zwar zum einen dem Schutz der Seeleute, zum anderen setzt sie nach der Ratifikation den verbindlichen Rahmen für die Überprüfung fremdflaggiger Schiffe. Die Regelungen zur Hafenstaatkontrolle in der MLC zeigen, dass sich die ILOMitgliedstaaten darauf verständigt haben, eine Überprüfung durch die Hafenstaaten nur in den in der Konvention festgelegten Fällen und in dem in der Konvention festgelegten Umfang zu gestatten. Wäre eine Abweichung zugunsten der Seeleute auch in den Fällen der Hafenstaatkontrolle möglich, wäre die Regelung der Norm A5.2.1 Abs. 3 unnötig. Denn dann könnten Hafenstaatkontrolleure direkt eine umfassende Überprüfung durchführen und wären nicht zunächst darauf beschränkt, nur der Beschwerde nachzugehen. (aa) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Fraglich ist, ob durch gesetzesimmanente Rechtsfortbildung, die unmittelbare Geltung der Norm A5.1.2 Abs. 2, 3 oder durch gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 erreicht werden kann.

414

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung Eine gesetzesimmanente Rechtsfortbildung ist nicht möglich. Der Gesetzgeber hat in § 138 Abs. 3 SeeArbG klar geregelt, dass die Berufsgenossenschaft eine umfassende Überprüfung durchführen kann. Eine abgestufte Prüfung sieht der Gesetzgeber nicht vor. Der Gesetzgeber hat die Fälle, in denen einer Beschwerde nachgegangen wird, die ein Besatzungsmitglied erhoben hat, in § 138 Abs. 3 Nr. 4 geregelt und dafür eine konkrete Rechtsfolge, die Möglichkeit einer gründlichen Überprüfung, vorgesehen. Eine Regelungslücke liegt nicht vor. (β) Unmittelbare Anwendbarkeit Dass der Berufsgenossenschaft oder der von ihr beauftragten Person nach § 138 Abs. 3 S. 2 SeearbG Ermessen eingeräumt wurde, führt jedoch dazu, dass das deutsche Recht hinsichtlich des abgestuften Überprüfungsmaßstabs bei Besatzungsmitgliedern Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 entspricht. Durch die Ermessensvorschrift ist § 138 Abs. 3 SeeArbG offen für eine kumulative Anwendung der Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz. Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz ordnet eindeutig und bestimmt an, dass die Überprüfung aufgrund einer Beschwerde zunächst darauf zu beschränken ist, dass der Beschwerde nachgegangen wird. Da sich Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz und § 138 Abs. 3 nicht widersprechen und auf der­ selben Ebene der Normenhierarchie stehen, sind sie nebeneinander anwendbar. Im Falle des § 138 Abs. 3 Nr. 4 ist das Ermessen im Einklang mit Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz auszuüben, sodass sich die Überprüfung in diesen Fällen zunächst auf die Überprüfung der Beschwerde zu beschränken hat. (bb) Änderung des SeeArbG sinnvoll Auch wenn die unmittelbare Geltung der Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 MLCVertragsgesetz dazu führt, dass die Überprüfung der Beschwerde von Besatzungsmitgliedern zunächst auf die Überprüfung der Beschwerde beschränkt ist, sollte das SeeArbG entsprechend geändert werden. So ist es sowohl für die beteiligten Besatzungsmitglieder als auch für die Reeder und die Berufsgenossenschaft eindeutig, welcher Überprüfungsmaßstab anzulegen ist.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates415

(cc) Z  wischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1. Abs. 2, 3 in Bezug auf den Überprüfungsmaßstab Hinsichtlich des Überprüfungsmaßstabes wurde Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 völkerrechtswidrig umgesetzt. Durch eine unmittelbare Anwendbarkeit der Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz kann die Völkerrechtswidrigkeit überwunden werden. Eine Änderung des SeeArbG ist sinnvoll. (b) Beschwerden von Seeleuten Nach Regel 5.2.1 Abs. 3 ist für die Anwendung des geringeren Prüfungsmaßstabes (Prüfung im Allgemeinen beschränkt auf die Angelegenheiten im Rahmen der Beschwerde) maßgeblich, ob die Beschwerde von Seeleuten vorgetragen wurde. (aa) Umsetzung im SeeArbG Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 könnte völkerrechtswidrig umgesetzt sein, weil § 139 SeeArbG auf die Beschwerden von Besatzungsmitgliedern abstellt und § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG auf § 139 SeeArbG verweist. § 139 SeeArbG spricht allen Besatzungsmitgliedern ausländisch geflaggter Schiffe ein Beschwerderecht zu. Besatzungsmitglieder i. S. d. § 139 SeeArbG sind all jene, die das SeeArbG in § 3 SeeArbG als Besatzungsmitglieder definiert. Hiernach dürfen sich bestimmte Personengruppen nicht bei der ­ zuständigen Stelle beschweren, da sie keine Besatzungsmitglieder i. S. d. des SeeArbG sind und ihnen ein Beschwerderecht nach § 139 SeeArbG nicht zusteht. Norm A5.2.1 Abs. 3 verlangt, dass sich alle Seeleute, die einen Hafen des Mitglieds anlaufen, beschweren können müssen. Die Definition des Begriffes Seeleute findet sich in Artikel II Abs. 1 lit. f) und wurde in § 3 SeeArbG übereinkommenskonform umgesetzt (s. o., S. 315 f.644). Gleichwohl stellt sich die Frage, ob die Beschränkung in § 139 SeeArbG auf Besatzungsmitglieder i. S. d. § 3 SeeArbG Norm A5.2.1 Abs. 3 entspricht. Nach § 139 SeeArbG steht einem Offshorearbeiter auf einem liberianisch geflaggten Schiff kein Beschwerderecht zu, da er nach § 3 Abs. 3 Nr. 7 SeeArbG kein Besatzungsmitglied ist, obwohl er auf dem Schiff als seafarer gilt.645. Norm A5.2.1 Abs. 3 spricht den Seeleuten ein Beschwerderecht zu, 644  Siehe

oben unter D. II. 2. a), S. 315 f. von der Republik Liberia gemachten Ausnahmen bezüglich der Personen, die als Seeleute gelten, sehen keine Ausnahme für Offshorearbeiter vor, sodass diese als Seeleute anzusehen sind; vgl.: The Republic of Liberia, Liberia Maritime Author­ 645  Die

416

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

die sich auf Schiffen befinden, welche einen Hafen im Gebiet des Mitglieds anlaufen. Im Unterschied hierzu wird das Beschwerderecht der Seeleute, die unter der Flagge des Mitgliedstaates fahren, in Regel 5.1.5 separat aufgeführt. Zwar haben beide Beschwerderechte Überschneidungen, funktionell behandeln sie jedoch unterschiedliche Bereiche:646 einerseits die Verantwortung des Flaggenstaates (Regel 5.1.5), andererseits die Verantwortung des Hafenstaates (Regel 5.2.2). Die unterschiedlichen Bereiche des Beschwerderechts sprechen dafür, dass das Beschwerderecht, auf das sich Norm A5.2.1 Abs. 3 bezieht, all jenen Seeleuten zustehen soll, die nach der Regelung des Flaggenstaates ihres Schiffes Seeleute sind. Dafür spricht auch, dass die zuständige Behörde nach Regel 5.2.1 auf Schiffen, die ihren Hafen anlaufen, Kontrollen durchführen kann. Hierbei wird überprüft, ob die Vorgaben der MLC eingehalten werden. In Zweifelsfällen, kann der Hafenstaat nach Norm A5.2.1 Abs. 1 eine genaue Überprüfung durchführen. Wenn einem Offshorearbeiter, der nach dem Recht des Flaggenstaates den Umsetzungsregelungen der Konvention unterfällt, nicht die Arbeits- und Lebensbedingungen gewährt werden, auf die er einen Anspruch hat, kann die zuständige Behörde des Hafenstaates diesen Rechtsverstoß ahnden.647 Ob der Offshorearbeiter aber den jeweiligen Regelungen unterfällt oder nicht, ist keine Entscheidung des Hafenstaates. Ob eine Person unter die MLC fällt, da er zu den Seeleuten zählt oder nicht, ergibt sich aus der MLC-Umsetzung in das Recht des Flaggenstaates. Der Hafenstaat kon­ trolliert die nationalen Festlegungen des Flaggenstaates.648 Wenn sich beispielsweise ein Wissenschaftler, der dauerhaft an Bord von Schiffen tätig ist und somit nicht unter die Ausnahme des § 3 Abs. 3 Nr. 6 SeeArbG fällt, bei der Berufsgenossenschaft beschwert, kann er seine Beschwerde auf § 139 SeeArbG stützen, da er nach deutschem Recht ein Besatzungsmitglied ist. Wenn dieser Wissenschaftler dagegen auf einem Schiff mit der Flagge Zyperns fährt, ist er nach der Definition des Flaggenstaates kein Seefahrer.649 Wenn die Berufsgenossenschaft der Beschwerde dieses Wissenity, Marine Notice MLC-001, Rev. 02 / 11, S. 4; abzurufen unter http: /  / www.liscr. com / liscr / Portals / 0 / MLC-001.pdf, zuletzt abgerufen am 09.11.2014, 12:25 Uhr; Liberia – National Determinations, http: /  / www.ilo.org / dyn / normlex / en / f?p= 1000:800 23:0::NO:80023:P80023_COUNTRY_ID:102742; zuletzt abgerufen am 27.05.2016, 09:41 Uhr. 646  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry, S. 556. 647  Vgl. BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 138 Rn. 7, § 139 Rn. 2. 648  BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 138 Rn. 7. 649  Republic of Cyprus, Ministry of Communications and Works, Department of Merchant Shipping, Circular No. 24 / 2012, S. 2, abzurufen unter http: /  / www.mcw. gov.cy / mcw / dms / dms.nsf / All / 17DF4373026A65E2C2257A17003C7118 / $file / 242012 %20 %2808-06-2012 %29.pdf, zuletzt aufgerufen am 09.11.2014, 12:28 Uhr;



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates417

schaftlers nun nachgeht (§ 139 SeeArbG findet Anwendung, da der Wissenschaftler Besatzungsmitglied i. S. d. § 3 SeeArbG ist), kann sie einen vermeintlichen Verstoß gegen die Regelungen der MLC zu den Arbeits- und Lebensbedingungen dieses Wissenschaftlers nicht ahnden. Nach dem nationalen Recht des Flaggenstaates Zypern unterfällt der Wissenschaftler nicht den Bestimmungen zur Umsetzung der MLC. Sollten von Norm A5.2.1 Abs. 3 ausschließlich Beschwerden von Seeleuten umfasst sein, die nach dem Recht des Hafenstaates Seeleute sind, hätte diese Einschränkung des Beschwerderechts zur Konsequenz, dass sich unter Umständen Arbeitnehmer nicht beschweren könnten, obwohl sie auf dem Schiff, auf dem sie Dienst tun, Seeleute sind. Selbst wenn die Arbeits- und Lebensbedingungen dieser Seeleute aufs Gröbste missachtet würden, wäre ein Einschreiten der Behörde nach dieser Auslegung der MLC nicht möglich. Eine solche Auslegung würde dem Sinn der Hafenstaatkontrollen widersprechen. Überprüft werden soll die Einhaltung der nationalen Festlegungen des Flaggenstaates zur Umsetzung der MLC.650 Mit Beschwerden nach Norm A5.2.1 Abs. 3 sind also Beschwerden von Personen gemeint, die auf dem Schiff, auf dem sie tätig sind, als Seeleute gelten. Die Zuordnung zu den Seeleuten richtet sich nach den Rechtsvorschriften des Flaggenstaates. Da § 139 SeeArbG nur den Seeleuten ein Beschwerderecht zubilligt, die zugleich Besatzungsmitglieder i. S. d. § 3 SeeArbG sind, wurde Norm A5.2.1 Abs. 3 auch bezüglich der Definition des Begriffs Seeleute nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Eine übereinkommenskonforme Auslegung des Begriffs Besatzungsmitglied in § 139 SeeArbG ist aufgrund der klaren Definition in § 3 Abs. 3 SeeArbG nicht möglich. Dass dem Gesetzgeber die Notwendigkeit einer Differenzierung zwischen Seeleuten und Besatzungsmitgliedern bekannt war, zeigt § 119 SeeArbG. Hiernach haben alle Seeleute Zugang zu den Sozialeinrichtungen an Land und nicht nur Besatzungsmitglieder i. S. d. § 3 SeeArbG. Dass nach § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG nur bei Beschwerden von Besatzungsmitgliedern den geringeren Prüfungsmaßstab zur Anwendung bringt und nicht bei von Seeleuten vorgebrachten Beschwerden, ist völkerrechtswidrig. Cyprus – National determinations, http: /  / www.ilo.org / dyn / normlex / en / f?p=1000:80 023:0::NO:80023:P80023_COUNTRY_ID:103070, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 09:41 Uhr. 650  Siehe BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 138 Rn. 2 mit dem zutreffenden Hinweis, dass grundsätzlich von den Hafenstaaten nur die Einhaltung der MLC überprüft wird, überall dort, wo die MLC durch die Flaggenstaaten konkretisiert werden kann (etwa beim Seeleutebegriff), die nationalen Gesetze des Flaggenstaates den Prüfungsmaßstab bilden.

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E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Norm A5.2.1 Abs. 3 ist fehlerhaft umgesetzt. Die fehlerhafte Umsetzung ist, wie bei der fehlerhaften Umsetzung der Regel 4.1 Abs. 3, darauf zurückzuführen, dass in § 138 Abs. 3 Nr. 4 eine Regelung nur für Besatzungsmitglieder und nicht für alle Seeleute erlassen wurde. Es gibt keinen Grund, weshalb die Beschwerden von Besatzungsmitgliedern nicht deutschflaggiger Schiffe und den Personen, die nicht unter den Besatzungsmitgliedsbegriff fallen, nach der Gesetzgebung des Flaggenstaates aber Seeleute sind, unterschiedlich behandelt werden sollten. Es ist davon auszugehen, dass die Begrenzung der Regelung des § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG auf Besatzungsmitglieder ein Versehen des Gesetzgebers war. Eine analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf alle Seeleute in den Fällen des § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG ist geboten. Die analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf alle Seeleute führt dazu, dass bei Beschwerden von Seeleuten nach § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG stets zunächst der geringere Prüfungsmaßstab anzulegen ist. (cc) Änderung des SeeArbG sinnvoll In den Fällen, in denen eine Person eine Beschwerde erhebt, die nach dem Recht des Flaggenstaates zu den Seeleuten zu zählen ist, ist die Überprüfung dieser Beschwerde zunächst auf Angelegenheiten im Rahmen der Beschwer­ de zu beschränken. Dies ergibt sich aus § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG i. V. m. Norm A5.2.1 Abs. 3 MLC-Vertragsgesetz i. V. m. § 139 SeeArbG analog. Um § 139 SeeArbG nicht analog anwenden zu müssen, ist eine Klarstellung sinnvoll, dass bei allen Beschwerden von Seeleuten gem. § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG zunächst der abgestufte Prüfungsmaßstab anzuwenden ist. (dd) Zwischenergebnis zur Beschwerde von Seeleuten Durch eine analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf Beschwerden a­ ller Seeleute kann im Falle des § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG sichergestellt werden, dass der reduzierte Prüfungsmaßstab angewendet wird. Das SeeArbG sollte geändert werden. (c) Überprüfung von Beschwerden von Personen, die keine Seeleute sind Für die Überprüfung infolge einer Beschwerde sieht Norm A5.2.1 Abs. 3 einen reduzierten Überprüfungsumfang vor. Der reduzierte Überprüfungsum-



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates419

fang ist unabhängig davon, von wem die Beschwerde eingereicht wurde. Beschwerden von Personen, die keine Seeleute sind, können nach dem SeeArbG nur im Rahmen der allgemeinen Klausel des § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG überprüft werden. In den Fällen des § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG ist ein abgestufter Überprüfungsmaßstab nicht vorgesehen. Hinsichtlich der Beschwerde von Personen, die keine Besatzungsmitglieder sind, wurde Norm A5.2.1 Abs. 2 nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Es wird nicht der von Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 geforderte Überprüfungsmaßstab angelegt. (aa) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Fraglich ist, ob die Völkerrechtswidrigkeit auch in dem Fall überwunden werden kann, in dem die Beschwerde nicht von Seeleuten erhoben wurde. (α) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung Eine gesetzesimmanente Rechtsfortbildung ist nicht möglich. Es besteht keine Regelungslücke. § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG verweist auf § 139 SeeArbG, der nur Beschwerden von Besatzungsmitgliedern und Seeleuten umfasst. Beschwerden anderer Personen fallen unter die Regelung des § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG und sind damit auch vom Regelungssystem des § 138 Abs. 3 SeeArbG umfasst. (β) Unmittelbare Anwendbarkeit Norm A5.2.1 Abs. 3 MLC-Vertragsgesetz kann § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG nicht so konkretisieren, dass auch für Beschwerden von Personen, die keine Besatzungsmitglieder sind, zunächst der abgeschwächte Überprüfungsmaßstab gilt.  § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG ist eindeutig nur auf Beschwerden von Seeleuten nach § 139 SeeArbG anzuwenden. Das Ermessen der Berufsgenossenschaft nach § 138 Abs. 3 SeeArbG bezieht sich nur auf den Überprüfungsmaßstab, den die Behörde anwendet, nicht darauf, welche Vorschrift des § 138 Abs. 3 Nr. 1–4 SeeArbG den Auslöser für die Überprüfung gegeben hat. Ob eine Beschwerde § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG oder § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG unterfällt, hat der Gesetzgeber eindeutig geregelt. Für alle Fälle des § 138 Abs. 3 Nr. 2 sieht Norm A5.2.1 Abs. 1 Nr. b) die Möglichkeit einer genaueren Überprüfung vor. Eine unmittelbare Anwendung der Norm A5.2.1 Abs. 1 Nr. b), Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz könnte nur dazu führen, dass in den Fällen des § 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG eine genauere Überprüfung möglich ist. Die genaue Überprüfung sieht § 138 Abs. 3 See-

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E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

ArbG gerade vor. Durch eine unmittelbare Anwendung der Norm A5.2.1 Abs. 1 MLC-Vertragsgesetz kann nicht die vom Gesetzgeber in § 138 Abs. 3 Nr. 1–4 SeeArbG vorgenommene Aufteilung verändert werden. Diesbezüglich ist § 138 Abs. 3 Nr. 1–4 SeeArbG die speziellere Norm. Ein Anwendungsvorrang des Europarechts, der der vom deutschen Gesetzgeber vorgenommenen Einteilung in § 138 Abs. 3 Nr. 1–4 SeeArbG vorrangig sein könnte, besteht nicht. Die Hafenstaatkontrolle ist nicht Bestandteil der RL 2009 / 13 / EG. Die Richtlinie zur Hafenstaatkontrolle (RL 2009 / 16 / EG) enthält keine Norm A5.2.1 Abs. 1–3 entsprechenden Regelungen. Insbesondere legt Artikel 18 RL 2009 / 16 / EG im Falle von Beschwerden keinen besonderen Überprüfungsmaßstab fest, sondern überlässt es der zuständigen Behörde, wie sie angemessen mit der Beschwede umgeht. (γ) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung Der Gesetzgeber hat in § 138 Abs. 3 SeeArbG die Regelungen getroffen, die er für erforderlich hielt, um die Überprüfung von Schiffen unter ausländischer Flagge durchführen zu können. Der Rechtsverkehr bedarf keiner hiervon abweichenden Regelungen, da alle Fälle von § 138 Abs. 3 Nr. 1–4 SeeArbG erfasst sind, in denen eine Hafenstaatkontrolle und eine genauere Überprüfung möglich sein soll. Es besteht – außer der Beseitigung des Völkerrechtsverstoßes – keine Notwendigkeit für eine abweichende Regelung. Einzig zur Herstellung der Völkerrechtskonformität kann die gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung nicht herangegzogen werden (s. o., S. 92 ff.651). (δ) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Es ist in § 138 Abs. 3 Nr. 2 nicht sichergestellt, dass Beschwerden von Personen, die keine Seeleute sind, zunächst mit dem reduzierten Überprüfungsmaßstab nachgegangen wird. Dieser Völkerrechtsverstoß kann nicht durch Rechtsfortbildung oder die unmittelbare Anwendbarkeit der Norm A5.2.1 Abs. 1–3 überwunden werden. (bb) Änderung des SeeArbG notwendig Da Norm A5.1.2 Abs. 2, 3 nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurden, ist das SeeArbG zu ändern. § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG könnte so geändert werden, dass auch die Beschwerden von Nichtbesatzungsmitgliedern unter die Norm fallen. 651  Siehe

oben unter C. III. 3. c), S. 92 ff.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates421

(cc) Z  wischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1. Abs. 2, 3 in Bezug auf Personen, die keine Besatzungsmitglieder sind Bei Beschwerden von Personen, die keine Besatzungsmitglieder sind, kann stets der genauere Überprüfungsmaßstab des § 138 Abs. 3 S. 2 SeeArbG angewendet werden. Die Untersuchung ist nicht zunächst darauf zu beschränken, dass lediglich der Beschwerde nachgegangen wird. Da sich die völkerrechtswidrige Umsetzung nicht durch Rechtsfortbildung oder die unmittel­ bare Anwendbarkeit der Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 überwinden lässt, ist das SeeArbG zu ändern. (2) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm  A5.2.1 Abs. 2, 3 Norm A5.2.1 Abs. 2, 3 wurden nicht übereinkommenskonform umgesetzt. In den Fällen, in denen sich ein Nichtbesatzungsmitglied beschwert, ist nach § 138 Abs. 3 Nr. 2 eine gründliche Überprüfung durchzuführen. Nach Norm A5.2.1 Abs. 3 ist der Überprüfungsmaßstab in allen Fällen, in denen die Überprüfung aufgrund einer Beschwerde erfolgt, zunächst auf die Überprüfung der Beschwerde beschränkt. Da Norm A5.1.2 Abs. 2, 3 nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurden, ist das SeeArbG zu ändern. § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG könnte so geändert werden, dass auch die Beschwerden von Nichtbesatzungsmitgliedern unter die Norm fallen. Um nicht auf die Anwendung von Norm A5.1.2 Abs. 3 MLC-Vertragsgesetz zurückgreifen zu müssen, sollte der abgeschwächte Prüfungsmaßstab bei Überprüfungen von Beschwerden in das SeeArbG aufgenommen werden. Zusätzlich sollte im SeeArbG klargestellt werden, dass der reduzierte Prüfungsmaßstab bei Beschwerden aller Seeleute Anwendung findet und nicht nur bei Beschwerden von Besatzungsmitgliedern. bb) Norm A5.2.1 Abs. 4, 5, Informationen bei Verstößen Norm A5.2.1 Abs. 4 S. 1 und § 138 Abs. 4 SeeArbG regeln die Verpflichtung der zuständigen Stelle, bei Vorliegen eines Verstoßes den Kapitän zu informieren und diesem ggf. eine Frist zur Mängelbeseitigung aufzugeben. Bei schwerwiegenden Mängeln oder bei Mängeln, die durch eine Beschwerde aufgezeigt wurden, sind die Sozialpartner zu unterrichten (Norm A5.2.1 Abs.  4 S.  2, §  138 Abs.  5 S.  1 SeeArbG). Die Übereinstimmung mit Norm A5.2.1 Abs. 4 richtet sich künftig danach, ob die Sozialpartner ent­ sprechend unterrichtet werden. Der Flaggenstaat und die zuständige Stelle des nächsten Anlaufhafens können über den Verstoß informiert werden (Norm A5.2.1 Abs. 4 S. 2, § 138 Abs. 5 S. 2 SeeArbG). Soweit eine Umset-

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E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

zung notwendig war, wurde Norm A5.2.1 Abs. 4 übereinkommenskonform umgesetzt652. Das Recht des Hafenstaates, eine Kopie des Überprüfungsberichts an das Internationale Arbeitsamt weiterzuleiten (Norm A5.2.1 Abs. 5), ergibt sich zwar zum Teil  aus Art. 18 RL 2009 / 16 / EG, bedurfte aber auch keiner Umsetzung, da es ein Recht der Mitgliedstaaten untereinander und gegenüber der ILO darstellt. cc) Norm A5.2.1 Abs. 6, Festhalten des Schiffes Norm A5.2.1 Abs. 6 legt fest, dass bei besonders gravierenden oder wiederholten Mängeln Maßnahmen bis hin zum Festhalten des Schiffes ergriffen werden können. (1) Umsetzung im SeeArbG § 143 Abs. 3 SeeArbG regelt die Maßnahmen, die die Berufsgenossenschaft ergreifen kann, wenn erhebliche Mängel festgestellt werden: Sie kann das Auslaufen oder die Weiterfahrt des betroffenen Schiffes so lange untersagen, bis der Verstoß beseitigt wurde. Im Falle der Hinderung des Auslaufens hat die zuständige Stelle den Flaggenstaat und die Sozialpartner hierüber zu unterrichten (Norm A5.2.1 Abs. 6, § 138 Abs. 3 SeeArbG). Nach Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2 muss die Berufsgenossenschaft einen Vertreter des Flaggenstaates hinzubitten und ihn ersuchen, innerhalb einer Frist zu antworten. Im Gegensatz zu Norm A5.2.1 Abs. 4 ist die Beteiligung des Flaggenstaates keine Ermessensentscheidung, sondern eine zwingende Vorgabe. Eine Regelung, dass der Flaggenstaat zu beteiligen ist, wenn ein Schiff am Auslaufen gehindert wird, gibt es im SeeArbG nicht. Nach § 138 Abs. 6 SeeArbG hat die Berufsgenossenschaft einen Vertreter des Flaggenstaates zu unterrichten. Dass ein Vertreter des Flaggenstaates lediglich zu unterrichten ist, entspricht nicht den Vorgaben der Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2. Die Verpflichtung, den Vertreter hinzuzubitten sowie dem Flaggenstaat die Gelegenheit zur schriftlichen Stellungnahme zu geben, kann in die Verpflichtung zur Unterrichtung nicht hineininterpretiert werden. Norm A5.2.1 Abs. 6 wurde nicht übereinkom­ menskonform umgesetzt.653 652  Gesetzesbegründung zu § 133 Abs. 3 SeeArbG, BT-Drs. 17 / 10959, S. 110; generell zu Norm A5.2.1: Denkschrift, BT-Drs. 17 / 13059, S. 172; Lindemann, § 138 Rn. 5; siehe aber auch Lindemann, § 143 Rn. 1, der Norm A5.2.1 Abs. 4 zusätzlich in § 143 SeeArbG umgesetzt sieht. 653  Siehe aber Lindemann, § 143 Rn. 1, § 138 Rn. 5, der Norm A5.2.1 Abs. 6 in §§ 143, 138 Abs. 2 S. 3 SeeArbG umgesetzt sieht.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates423

(2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Fraglich ist, ob die völkerrechtswidrige Umsetzung der Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2 in § 138 Abs. 6 SeeArbG durch Rechtsfortbildung oder die unmittelbare Anwendbarkeit der Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2 überwunden werden kann. (a) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung Bei besonders gravierenden Mängeln hat die Berufsgenossenschaft nach § 138 Abs. 6 SeeArbG einen Vertreter des Flaggenstaates zu unterrichten. Eine von Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2 vorgeschriebene Hinzuziehung eines Vertreters und die Möglichkeit der Stellungnahme des Flaggenstaates finden sich im SeeArbG nicht. Eine analoge Anwendung des § 138 Abs. 6 SeeArbG, der den Anwendungsbereich auf die Hinzuziehung eines Vertreters des Flaggenstaates vorschreiben sowie dem Flaggenstaat die Möglichkeit der Stellungnahme einräumen würde, ist nicht möglich. Die Interessenlage der Berufs­genossenschaft ist in den jeweiligen Fällen nicht vergleichbar. Die Hinzu­ ziehung oder die Möglichkeit zur Stellungnahme erfordern von der Berufs­genossenschaft ein besonderes Vorgehen. Der Arbeitsaufwand der Berufsgenossenschaft wird im Vergleich zur bloßen Unterrichtung deutlich erhöht. (b) Unmittelbare Anwendbarkeit Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2 ist hinreichend bestimmt genug, um unmittelbar anwendbar zu sein. Sie soll dem Vertrter des Flaggenstaates die Möglichkeit eröffnen, umfassend informiert zu sein und die berechtigten Interessen des Flaggenstaates zu wahren. Norm A5.2.1 Abs. 6 S. 2 lässt dem Umsetzungsgesetzgeber auch keinen Umsetzungsspielraum. Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz steht zu § 138 Abs. 6 SeeArbG nicht im Widerspruch. Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz regelt weitere Pflichten der Berufsgenossenschaft als die in § 138 Abs. 6 SeeArbG geregelte Unterrichtungspflicht. Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz ergänzt § 138 Abs. 6 SeeArbG. Beide Normen sind anzuwenden und von der Berufsgenossenschaft zu beachten. Die Verpflichtung der Berufsgenossenschaft, einen Vertreter des Flaggenstaates hinzuzuziehen und den Flaggenstaat um Stellungnahme zu bitten, ergibt sich unmittelbar aus Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz.

424

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(3) Änderung des SeeArbG sinnvoll Auch wenn das deutsche Recht durch Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz, § 138 Abs. 6 SeeArbG festlegt, dass ein Verteter des Flaggenstaates nicht nur unterrichtet werden muss, sondern der Flaggenstaat auch zu ersuchen ist, nach Möglichkeit anwesend zu sein und innerhalb einer angemessenen Frist zu antworten, sollte auch das Hinzuziehen des Vertreters des Flaggenstaates im SeeArbG festgeschrieben sein. Andernfalls könnte es leichter dazu kommen, dass die Rechte des Flaggenstaates nicht beachtet werden. Schließlich sieht § 138 Abs. 6 SeeArbG ausdrücklich nur die Unterrichtung des Vertreters des Flaggenstaates vor. (4) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm  A5.2.1 Abs. 6 Durch das MLC-Vertragsgesetz wurde Norm A5.2.1 Abs. 6 einfaches Bundesrecht. Da § 138 Abs. 6 SeeArbG durch Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz ergänzt wird, entspricht das deutsche Recht den Vorgaben der Norm A5.2.1 Abs. 6. dd) Norm A5.2.1 Abs. 7, 8, Ausbildung der Kontrolleure, Schadensersatz Nach Norm A5.2.1 Abs. 7 müssen die Hafenstaatkontrolleure Anleitungen erhalten, die aufzeigen, wann das Festhalten eines Schiffes gerechtfertigt ist. Mit dem Verweis auf Leitlinie B5.2.1 wird deutlich, dass die Mitgliedstaaten den Kontrolleuren die nötigen Fähigkeiten vermitteln müssen, um aufgrund einheitlicher Grundsätze Entscheidungen zu treffen. Nach Art. 15 Abs. 1 i. V. m. Anhang VI RL 2009 / 16 / EG laufen die Kontrollen nach festgelegten Verfahren ab und die Kontrolleure haben bestimmte Leitlinien zu befolgen. Norm A5.2.1 Abs. 7 wird erfüllt.  Der von Norm A5.2.1 Abs. 8 geforderte Schadensersatzanspruch für den Fall, dass ein Schiff festgehalten oder seine Weiterfahrt über Gebühr verzögert wird,654 ergibt sich im deutschen Recht aus § 839 BGB i. V. m. Art. 34 GG.655 Norm A5.2.1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da die deutschen Regelungen Norm A5.2.1 Abs. 2, 3, 6 nicht entsprechen.

654  Zur Eingriffsbefugnis der Berufsgenossenschaft und dem auszuübenden Ermessen: BeckGR / Bubenzer, § 143 Rn. 3. 655  Allgemein zum Amtshaftungsanspruch: BeckOKGG / Grzeszick, Art. 34 Rn. 1 ff.; Maunz / Dürig / Papier, Art. 34 Rn. 1 ff.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates425

ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Norm A5.2.1 Norm A5.2.1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Eine Änderung des SeeArbG ist notwendig, da in den Fällen, in denen sich eine Person beschwert, die nicht zu den Seeleuten zählt, nicht zunächst der Beschwerde nachgegangen werden muss, bevor eine gründliche Überprüfung des Schiffes durchgeführt wird. Der abgeschwächte Prüfungsmaßstab bei Überprüfungen von Beschwerden sollte in das SeeArbG aufgenommen werden. Auch sollte § 138 Abs. 6 SeeArbG um die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Vertreters des Flaggenstaates und die Möglichkeit zur Stellungnahme für den Flaggenstaat ergänzt werden. c) Leitlinie B5.2.1, Regelungmöglichkeiten zur Hafenstaatkontrolle Für eine Nichtbeachtung der Leitlinie B5.2.1 (Überprüfung im Hafen) liegen keine Anhaltspunkte vor. d) Ergebnis zur Umsetzung der Regelungen zur Überprüfung im Hafen Die Regelungen zur Hafenstaatkontrolle wurden nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Das SeeArbG ist zu ändern, da Beschwerden, die nicht von Besatzungsmitgliedern erhoben werden, direkt eine genauere Überprüfung hervorrufen. Darüber hinaus sollte das SeeArbG geändert werden, um auch im SeeArbG die Verpflichtung festzuschreiben, die Überprüfung im Falle einer Beschwerde zunächst auf die Beschwerde zu beschränken. Auch § 138 Abs. 6 SeeArbG sollte angepasst werden, um die Verpflichtungen gegenüber dem Flaggenstaat einheitlich im SeeArbG festzuschreiben. 2. Verfahren für die Behandlung von Beschwerden von Seeleuten an Land Wie bereits in Norm A5.2.1 Abs. 1, 3 aufgezeigt, können sich Seeleute beim Hafenstaat über die Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord beschweren. Im Unterschied zum Beschwerderecht gegenüber den Arbeits- und Lebensbedingungen auf Schiffen unter der Flagge des Mitgliedstaates (Regel 5.2.1, Norm A5.2.1) können sich nur Seeleute und keine sonstigen Personen beschweren.656

656  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry,

S. 556.

426

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

a) Regel 5.2.2, Beschwerderecht Dass allen Seeleuten das Recht zusteht, eine Beschwerde einzureichen (Regel 5.2.2), ist in § 139 Abs. 1 SeeArbG für Besatzungsmitglieder auf Schiffen unter ausländischer Flagge und in § 127 Abs. 1 SeeArbG für Besatzungsmitglieder auf deutschflaggigen Schiffen geregelt. § 139 SeeArbG soll Regel 5.2.2 umsetzen.657 aa) Behauptung eines Verstoßes Wie auch beim Beschwerdeverfahren an Bord (Regel 5.1.5) muss die Beschwerde an Land bereits möglich sein, wenn ein Verstoß lediglich behauptet wird (Regel 5.2.2). Im Gegensatz hierzu ist sowohl nach § 139 Abs. 1 SeeArbG als auch nach § 127 Abs. 1 SeeArbG ein tatsächlicher Verstoß erforderlich, um eine Beschwerde einlegen zu können. Etwas anderes könnte sich daraus ergeben, dass mit der Regelung des § 139 SeeArbG die Regel 5.2.2 umgesetzt werden soll.658 Eine übereinkommenskonforme Auslegung des § 139 SeeArbG könnte ergeben, dass jegliche Beschwerde vertraulich zu behandeln ist. Aus Sicht der Behörde stellt jede Beschwerde zunächst einen behaupteten Verstoß659 gegen die MLC dar. Dem Wortlaut nach lässt sich Beschwerde i. S. d. § 139 Abs. 2 S. 1 SeeArbG auch so verstehen, dass jegliche Beschwerde gemeint ist und nicht nur eine solche, die unter § 139 Abs. 1 SeeArbG fällt. Eine übereinkommenskonforme Auslegung des § 139 Abs. 2 S. 1 SeeArbG ist möglich. Daneben besteht die Verpflichtung zur Vertraulichkeit auch aus dem BDSG in Bezug auf die persönlichen Daten des Beschwerdeführers. Der Unterschied zwischen dem in § 139 Abs. 1 SeeArbG geforderten tatsächlichen Verstoß und dem nach Regel 5.2.2 ausreichenden behaupteten Verstoß kann sich also nur dann auswirken, wenn an das Vorliegen des Beschwerderechts besondere Rechte geknüpft sind und diese den Arbeitnehmern nach dem SeeArbG nicht zustehen. Im Falle der Vertraulichkeit der Beschwerde sind keine weiteren Rechte an das Vorliegen der Beschwerde geknüpft, da § 139 Abs. 2 S. 1 SeeArbG übereinkommenskonform ausgelegt werden kann. Allerdings könnte das im Umfang reduzierte Beschwerderecht nach § 139 Abs. 1 SeeArbG nachteilig für die Arbeitnehmer sein, wenn sich 657  Denkschrift,

BT-Drs. 17 / 13059, S. 172. folgenden Ausführungen entsprechen denen zu Regel 5.1.5 Abs. 2 (siehe oben unter E. XX. 5. a) bb), S. 402 ff.). Um die Lesbarkeit der Arbeit zu erleichtern, werden sie hier wiederholt und an Regel 5.2.2 sowie die für Regel 5.2.2 relevanten Aspekte bei § 139 SeeArbG angepasst. 659  Vgl. BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 127 Rn. 2. 658  Die



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates427

die Behörde einer Beschwerde nicht annehmen würde, der kein tatsächlicher Verstoß zugrunde liegt. Eine bei der Behörde eingehende Beschwerde muss nach § 139 SeeArbG überprüft werden. Da es sich bei jeder Beschwerde für die Behörde erst einmal um einen behaupteten Verstoß handelt, muss sie sich mit jeglichem an sie herangetragenen Verstoß auseinandersetzen. Wenn sie zu dem Ergebnis kommt, dass ein Beschwerderecht eigentlich nicht besteht, da kein tatsächlicher Verstoß vorliegt, hat sie sich bereits mit der Beschwerde beschäftigt und diese überprüft. Somit überprüft die Behörde alle eingehenden Beschwerden, unabhängig von der Frage, ob diese tatsächliche Verstöße gegen die MLC betreffen oder nicht. Diese Beschwerden sind vertraulich zu behandeln (§ 139 Abs. 2 S. 1 SeeArbG, im Falle der behaupteten Beschwerde mittels übereinkommenskonformer Auslegung). An das Beschwerderecht als solches sind in Regel 5.2.2 und Norm A5.2.2 keine weiteren Rechte der Seeleute geknüpft. Hierin unterscheidet sich das Beschwerderecht ausländischer Besatzungsmitglieder vom Beschwerderecht an Bord gem. Norm A5.1.5.660 Im Hinblick auf das Beschwerderecht von Besatzungsmitgliedern auf nicht deutschflaggigen Schiffen könnte Regel 5.2.2 übereinkommenskonform umgesetzt worden sein, da auch ein nur behaupteter Verstoß gegen MLC nach § 139 SeeArbG von der Behörde untersucht wird und die Vertraulichkeit auch dieser Beschwerden gewahrt bleibt. Die Formulierung in § 139 Abs. 1 SeeArbG könnte Seeleute davon abhalten, sich bei der Behörde zu beschweren. Ein Beschwerderecht bei nur vermeintlichen Verstößen steht ihnen nach § 139 SeeArbG nicht zu. Die möglichen Folgen, die das Einreichen einer Beschwerde haben kann, sind für die Seeleute nicht abzuschätzen. Obwohl das Einlegen einer solchen Beschwerde nach dem SeeArbG keine negativen Folgen für die Seeleute hat, kann § 139 SeeArbG demnach Seeleute davon abhalten, eine Beschwerde einzulegen, da ihnen nach § 139 SeeArbG kein Beschwerderecht zusteht. Dass Seeleute davon abgehalten werden könnten, Beschwerden einzulegen, führt dazu, dass Regel 5.2.2 nicht korrekt umgesetzt wurde: Auch wenn § 139 SeeArbG so ausgelegt werden kann, dass es zu keiner faktischen Benachteiligung von Seeleuten kommen kann, die vermeintliche Verstöße rügen, wurde Regel 5.2.2 nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Dieser Umsetzungsfehler lässt sich nicht durch Rechtsfortbildung oder die unmittelbare Anwendbarkeit der Regel 5.2.2 überwinden. Eine Änderung des SeeArbG ist notwendig. 660  So dürfen Besatzungsmitgliedern gem. Norm A5.1.5 Abs. 3, § 127 Abs. 4 SeeArbG keine Nachteile aus einer Beschwerde entstehen. Das deutsche Recht gewährt den Schutz dem Wortlaut des § 127 Abs. 1 SeeArbG nach nur beim tatsächlichen Vorliegen eines Verstoßes, die MLC garantiert dieses Recht bereits bei einer lediglich vermuteten Beschwerde.

428

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

bb) Beschwerderecht über vermeintliche Verstöße gegen die MLC Die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, dass sich Seeleute in ihren Häfen über mögliche Verstöße gegen die MLC bei einer Institution des Mitgliedstaates beschweren können müssen, bezieht sich auf alle Seeleute, ungeachtet der Flagge des Schiffes, auf dem sie arbeiten. § 139 SeeArbG regelt für Besatzungsmitglieder ausländisch geflaggter Schiffe das Beschwerderecht bei Verstößen gegen die MLC. Nach § 127 SeeArbG dürfen sich Besatzungsmitglieder auf deutschen Schiffen nur bei Verstößen gegen das SeeArbG beschweren. Eine Beschwerde bei Verstößen gegen die MLC ist für Besatzungsmitglieder auf deutschflaggigen Schiffen nach dem Worlaut des § 127 SeeArbG nicht vorgesehen. Auch dies kann die Ausübung des Beschwerderechts einschränken und widerspricht Regel 5.2.2. Das SeeArbG ist zu ändern. cc) Beschwerderecht aller Seeleute Das Beschwerderecht nach Regel 5.2.2 steht all den Personen zu, die auf dem Schiff, auf dem sie tätig sind, als Seeleute gelten (s. o. S. 414 ff.661). (1) Umsetzung im SeeArbG § 139 SeeArbG spricht allen Besatzungsmitgliedern ausländisch geflaggter Schiffe ein Beschwerderecht zu. Da § 139 Abs. 1 SeeArbG nur den Seeleuten ein Beschwerderecht zubilligt, die zugleich Besatzungsmitglieder i. S. d. § 3 SeeArbG sind, wurde Regel 5.2.2 bezüglich der Definition des Begriffs Seeleute nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Die Formulierung in § 139 SeeArbG kann dazu führen, dass Seeleute von ihrem Recht keinen Gebrauch machen. Daher kann in diesem Fall ein schlichtes Verwaltungshandeln, das im Einklang mit der Konvention steht, die Übereinkommenswidrigkeit nicht beseitigen. § 139 Abs. 1 SeeArbG ist völkerrechtswidrig. (2) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Regel 5.2.2 und Norm A5.2.2 sind nur zum Teil in § 139 SeeArbG umgesetzt. Die fehlerhafte Umsetzung ist, wie bei der fehlerhaften Umsetzung der Regel 4.1 Abs. 3, darauf zurückzuführen, dass nur Regelungen für Besatzungsmitglieder und nicht für alle Seeleute erlassen wurden.

661  Siehe

oben unter E. XXI. 1. b) aa) (1) (b), S. 414 ff.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates429

Die Interessenlage zwischen den Besatzungsmitgliedern nicht deutschflaggiger Schiffe und den Seeleuten nicht deutschflaggiger Schiffe, sich an Land über Missstände beschweren zu können, ist gleich. Die Regelungslücke, dass § 139 SeeArbG nicht für alle Seeleute gilt, sondern nur für Besatzungsmitglieder, ist auch planwidrig. Es ist auch hier davon auszugehen, dass die Begrenzung des Anspruchs aus § 139 SeeArbG auf Besatzungsmitglieder ein Versehen des Gesetzgebers war. Eine analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf alle Seeleute ist geboten. Die analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf alle Seeleute führt dazu, dass die Rechtsfolgen des § 139 SeeArbG nicht nur für Besatzungsmitglieder, sondern für alle Seeleute gelten. Die Berufsgenossenschaft kann sich nicht darauf berufen, dass eine Beschwerde nach § 139 SeeArbG nicht von einem Besatzungsmitglied abgegeben wurde. Sie muss der Beschwerde dennoch nach § 139 SeeArbG nachgehen. Die analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf alle Seeleute beseitigt die völkerrechtswidrige Umsetzung der Regel 5.2.2 nicht. Die Möglichkeit, dass Seeleute durch die Formulierung in § 139 SeeArbG davon abgehalten werden, ihre Rechte einzufordern, kann weder durch gesetzesimmanente Rechtsfortbildung, noch durch die unmittelbare Anwendbarkeit der Regel 5.2.2 noch durch gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung verhindert werden. (3) Zwischenergebnis zur Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Die völkerrechtswidrige Nichteinbeziehung aller Seeleute in § 139 SeeArbG lässt sich durch eine analoge Anwendung des § 139 SeeArbG auf alle Seeleute überwinden. Die Völkerrechtswidrigkeit des § 139 SeeArbG besteht aber fort, da die Formulierung geeignet ist, Seeleute davon abzuhalten, überhaupt eine Beschwerde zu erheben. dd) Änderung des SeeArbG notwendig Da Seeleute auch bei einer analogen Anwendung des § 139 SeeArbG davon abgehalten werden könnten, Beschwerden einzulegen, muss das SeeArbG geändert werden. Hierbei muss klargestellt werden, dass § 139 SeeArbG für alle Seeleute gilt und dass ein Beschwerderecht auch für alle vermeintlichen Verstöße gegen die MLC besteht.

430

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

ee) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.2.2 Regel 5.2.2 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Das SeeArbG ist zu ändern. b) Norm  A5.2.2, Ausgestaltung des Beschwerderechts Da bereits Regel 5.2.2 nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurde, finden sich viele der bei der Umsetzung der Regel 5.2.2 gemachten Fehler auch bei der Überprüfung der Umsetzung der Norm A5.2.2 wieder. Für die Bewertung der Übereinstimmung des deutschen Rechts mit Norm A5.2.2 werden diese zunächst außer Acht gelassen. Norm A5.2.2 Abs. 1 ermöglicht es den Seeleuten, eine Beschwerde bei einem ermächtigten Bediensteten einzureichen. Dieser muss der Beschwerde nachgehen. Nach § 139 Abs. 1 SeeArbG kann sich ein Besatzungsmitglied bei der Berufsgenossenschaft beschweren. Die Beschwerdemöglichkeit bei der Berufsgenossenschaft setzt Norm A5.2.2 Abs. 1 um, da auch die Überprüfung der Beschwerde in § 139 Abs. 2–6 SeeArbG geregelt ist. Nach Norm A5.2.2 Abs. 2 können die Seeleute zuerst an das Beschwerdeverfahren an Bord verwiesen werden, sodass § 139 Abs. 3 SeeArbG der MLC entspricht. Die Möglichkeit, aufgrund der Beschwerde eine Überprüfung des Schiffes durchzuführen, ergibt sich aus Norm A5.2.2 Abs. 2 S. 2 sowie § 139 Abs. 4 SeeArbG. Die durch Norm A5.2.2 Abs. 3 angestrebte vorrangige Beilegung der Beschwerde an Bord ergibt sich aus § 139 Abs. 3, 4, 5 SeeArbG. Norm A5.2.2 Abs. 4 verweist für Verstöße nach Norm A5.2.1 Abs. 6 auch hinsichtlich der Rechtsfolgen auf diese Norm. Nach Norm A5.2.1 Abs. 6 kann das Auslaufen des Schiffes verzögert werden, bis ein rechtmäßiger Zustand hergestellt ist. Die entsprechende Regelung findet sich in § 139 Abs. 4 SeeArbG, der auf § 138 Abs. 3 S. 2 SeeArbG verweist. Da das deutsche Recht in diesem Punkt Norm A5.2.1 Abs. 6 entspricht (s. o., S. 422662), steht das deutsche Recht auch mit Norm A5.2.2 Abs. 4 im Einklang. Falls die Beschwerde nicht an Bord beigelegt werden konnte, muss der Flaggenstaat unterrichtet werden und dieser muss innerhalb einer angemes­ senen Frist Lösungsmöglichkeiten unterbreiten, Norm A5.2.2 Abs. 5. Völkerrechtswidrig regelt § 138 Abs. 5 SeeArbG, dass die Berufsgenossenschaft den Flaggenstaat in diesen Fällen unterrichten kann. Eine Verpflichtung zur Unterrichtung ist in § 138 Abs. 5 SeeArbG nicht normiert. Diese völker662  Siehe

oben unter E. XXI. 1. b) cc), S. 422.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates431

rechtswidrige Umsetzung kann nicht mittels Rechtsfortbildung oder unmittelbarer Geltung des MLC-Normtextes geheilt werden. Insbesondere ist eine unmittelbare Anwendung der Norm A5.2.2 Abs. 5 MLC-Vertragsgesetz ausgeschlossen, da § 138 Abs. 5 SeeArbG im Vergleich zu Norm A5.2.2 Abs. 5 MLC-Vertragsgsesetz die speziellere Regelung ist. Im Europarecht gibt es eine Norm A5.2.5 Abs. 5 entsprechende Regelung nicht. Die Berichtspflichten an die Sozialpartner ergeben sich aus Norm A5.2.2 Abs. 6 und § 138 Abs. 5 SeeArbG. Nicht erwähnt ist in § 138 Abs. 5 SeeArbG die Verpflichtung der Berufsgenossenschaft, der ILO regelmäßig über beigelegte Beschwerden zu berichten (Norm A5.2.2 Abs. 6 S. 4). Da es sich hierbei um eine Verpflichtung gegenüber der ILO handelt, musste diese nicht im SeeArbG festgeschrieben werden. Die Pflicht, die Beschwerde vertraulich zu behandeln, ergibt sich aus Norm A5.2.2 Abs. 7 und § 139 Abs. 2 S. 1 SeeArbG. Aufgrund der bereits unter Regel 5.2.2 aufgeführten Fehler ist Norm A5.2.2 nicht übereinkommenskonform umgesetzt worden.663 c) Leitlinie B5.2.2.2, Regelungsmöglichkeiten zum Beschwerdeverfahren Dafür, dass Leitlinie B5.2.2 (Verfahren für die Behandlung von Beschwerden von Seeleuten an Land) nicht beachtet wurde, liegen keine Anhaltspunkte vor. Insbesondere entspricht die Regelung in § 139 Abs. 5 S. 2 SeeArbG, wonach von einer weiteren Behandlung der Beschwerde abgesehen werden kann, wenn der Flaggenstaat über ein wirksames Beschwerdeverfahren verfügt, einen Aktionsplan vorlegt und die Behandlung der Beschwerde übernimmt, der Leitlinie B5.2.2 Abs. 5. d) Ergebnis zur Umsetzung des Verfahrens für die Behandlung von Beschwerden von Seeleuten an Land Das Verfahren für die Behandlung von Beschwerden von Seeleuten an Land wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Im SeeArbG muss klargestellt werden, dass das Beschwerderecht nach § 139 SeeArbG allen Seeleuten zusteht und es auch bei lediglich behaupteten Verstößen gegen die MLC besteht.

663  BeckGRSeeArbG / Bubenzer, § 139 ist insoweit zuzustimmen, als § 139 SeeArbG grundsätzlich im Einklang mit Norm A5.2.2 steht. Die fehlerhafte Umsetzung der Regel 5.2.2 führt jedoch dazu, dass Norm A5.2.2 nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurde.

432

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

3. Verantwortlichkeit im Bereich der Vermittlung von Arbeitskräften In Regel 1.4 und Norm A1.4 legt die Konvention die Mindeststandards fest, die recruitment and placement services erfüllen müssen, um für Reeder und Seeleute tätig sein zu dürfen. Bereits diese Umsetzung verlangte ein Tätigwerden des Gesetzgebers. Um die Verantwortung des Mitgliedstaates im Bereich der Arbeitsvermittlung deutlich zu machen, wurde sie in Regel 5.3 und Norm A5.3 ausdrücklich festgeschrieben.664 Im Unterschied zu Regel 1.4 und Norm A1.4 stellen Regel 5.3 und Norm A5.3 keine Anforderungen auf, die die recruitment and placement services befolgen müssen und die den Seeleuten auf den Schiffen des Mitgliedstaates zugutekommen. Regel 5.3 und Norm A5.3 beschäftigen sich insbesondere mit dem Zugang der im Mitgliedstaat ansässigen Seeleute zu den recruitment and placement ser­ vices. Ähnlich wie beim Beschwerdesystem wurde zunächst geregelt, welche Anforderungen zu erfüllen sind und dass diese Anforderungen jenen zugutekommen müssen, die auf den Schiffen, die die Flagge des Mitgliedstaates führen, tätig sind. All diese Aspekte werden durch den Flaggenstaat überprüft. Neben diesen Verpflichtungen hat auch der Hafenstaat dafür zu sorgen, dass die Vergünstigungen den Seeleuten zugutekommen, die in seinem Gebiet ansässig sind. a) Regel 5.3, Einbeziehung von Staatsbürgern des Mitgliedstaates Regel 5.3 Abs. 1 verlangt, dass Seeleute, die Staatsbürger des Mitgliedstaates sind oder in diesem wohnen oder sonst ansässig sind, im Hinblick auf recruitment and placement sowie den sozialen Schutz den Vorschriften der Konvention unterfallen. aa) Umsetzung im SeeArbG Die Regelungen des SeeArbG zur Arbeitsvermittlung (§§ 24 ff. SeeArbG) und der sozialen Sicherheit (insb. §§ 99 ff. SeeArbG) differenzieren ihren Anwendungsbereich nicht danach, ob sie für die Besatzungsmitglieder gelten, die ihren Dienst auf einem deutschflaggigen Schiff verrichten, oder für solche, die deutsche Staatsangehörige sind bzw. in Deutschland ansässig sind. Einige Regelungen zur sozialen Sicherheit, die in den Sozialgesetz­ büchern niedergelegt sind, differenzieren hingegen nach dem Wohnsitz der Besatzungsmitglieder, z. B. die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung, § 6 Abs. 1 Nr. 3 SGB VI. Da eine solche Differenzierung nach Regel 5.3 Abs. 1 vorgesehen ist, wurde Regel 5.3 Abs. 1 diesbezüglich 664  McConnell / Devlin / Doumbia-Henry,

S.  559 ff.



XXI. Verantwortlichkeit des Hafenstaates433

übereinkommenskonform umgesetzt. Die Einschränkung in Regel 5.3 Abs. 1, wonach der Schutz nur zu gewähren ist, soweit die Konvention diesen Schutz vorsieht, ist deklaratorisch, da die Umsetzung der entsprechenden Regelungen gerade die Einbeziehung dieser Seeleute beinhaltet. Dem Grundsatz nach entsprechen die deutschen Regelungen daher Regel 5.3 Abs. 1. Da Regel 1.4 und Norm A1.4 (recruitment and placement) nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurden (s. o., S. 166 ff.665), ist auch die Einbeziehung der in Deutschland lebenden Besatzungsmitglieder in die betreffenden Regelungen nicht ausreichend, um ihnen den Schutz der Konvention zu gewähren. Regel 5.3 Abs. 1 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Regel 5.3 Abs. 2 besagt lediglich, dass die genauen Anforderungen zur Erfüllung der Regel 5.3. Abs. 1 in der Konvention genannt sei müssen. Einer expliziten Umsetzung bedurfte Regel 5.3 Abs. 2 nicht. Nach Regel 5.3 Abs. 3 muss jedes Mitglied ein wirksames Überwachungsund Überprüfungssystem einrichten, um seine Verantwortlichkeiten im Hinblick auf labour-supplying zu erfüllen. Da das Verständnis des SeeArbG, was unter labour-supplying zu verstehen ist, nicht alle Fälle der Konvention ­umfasst (keine Berücksichtigung der Arbeitnehmerüberlassung bei der Umsetzung der Regel 1.4 und Norm A1.4), besteht kein wirksames Überwachungs- und Überprüfungssystem. Dieses würde neben der Einbeziehung der Arbeitnehmerüberlassung auch eine völkerrechtskonforme Umsetzung der Norm A1.4 im Hinblick auf die Arbeitsvermittlung verlangen. Da Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii HS1, iii) Hs. 2, c) vi) bereits in Bezug auf die Arbeitsvermittlung nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurden, besteht auch für die Kontrolle der Arbeitsvermittlung kein wirksames Überwachungs- und Überprüfungssystem. Regel 5.3 Abs. 3 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Die in Regel 5.3 Abs. 4 festgeschriebene Informationspflicht gegenüber der ILO bedurfte keiner Festlegung im nationalen Recht. Regel 5.3 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. bb) Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit Die fehlerhafte Umsetzung der Regel 5.3 und Norm A5.3 liegt zum Teil daran, dass der Umsetzungsgesetzgeber keine Regelungen zur Arbeitnehmerüberlassung getroffen hat. Wie bereits aufgezeigt, sind die §§ 24 ff. SeeArbG analog anzuwenden, um Regel 1.4 und Norm A1.4 zu genügen.

665  Siehe

oben unter E. IV. 1., S. 166 ff.

434

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

Die fehlerhafte Umsetzung der Regelungen zur Arbeitsvermittlung (Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 1, iii) Hs. 2, iv)) kann nicht im Wege der Rechtsfortbildung oder der unmittelbaren Anwendbarkeit der Norm korrigiert werden (s. o., S.  191 ff., 195 ff., 198 f.666). Eine Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit ist nicht möglich. cc) Änderung des SeeArbG notwendig Um die §§ 24 ff. SeeArbG nicht analog auf Arbeitnehmerüberlassungsagenturen anwenden zu müssen, sollte das SeeArbG geändert werden, um im Einklang mit Regel 5.3 zu stehen. Um die fehlerhafte Umsetzung der Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 1, iii) Hs. 2, iv) zu korrigieren, muss das SeeArbG geändert werden, um eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit Regel 5.3 zu erreichen. dd) Zwischenergebnis zur Umsetzung der Regel 5.3 Regel 5.3 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Die Völkerrechtswidrigkeit kann nur zum Teil durch gesetzesimmanente Rechtsfortbildung überwunden werden. Das SeeArbG muss geändert werden. b) Norm  A5.3, Durchsetzung auch gegenüber Staatsangehörigen Norm A5.3 verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Durchsetzung des Verfahrens, das sie zur Umsetzung der Norm A1.4 (recruitment and placement) entwickelt haben, auch im Hinblick auf die Seeleute, die die Staatsangehörigkeit des Mitglieds besitzen bzw. in diesem ansässig sind. Da die Arbeitnehmerüberlassungsagenturen nicht anhand der Konvention bzw. des SeeArbG überprüft werden, kann es diesbezüglich auch keine Durchsetzung der Kontrollverfahren geben. In Bezug auf die Arbeitsvermittlungsagenturen sichert das in § 26 SeeArbG festgelegte Verfahren sowie der Ordnungswidrigkeitstatbestand des § 145 Abs. 1 Nr. 4 grundsätzlich die Durchsetzung der Regelung der §§ 24 ff. SeeArbG. Einer Übereinstimmung des deutschen Rechts hinsichtlich der Regelungen zur Arbeitsvermittlung mit Norm A5.3 steht entgegen, dass Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 1, iii) Hs. 2, iv) nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurden. Norm A5.3 wurde nicht übereinkommenskonform umgesetzt. Eine Überwindung der Völkerrechtswidrigkeit ist nicht möglich. 666  Siehe oben unter E. IV. 1. b) aa) (5) (c) (bb) (β), S. 191 ff.; E. IV. 1. b) aa) (5) (c) (ee) (β), S. 195 ff.; E. IV. 1. b) aa) (5) (c) (hh) (β), S. 198 f.



XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC435

c) Leitlinie B5.3, Regelungsmöglichkeiten bei der Vermittlung von Arbeitskräften Für eine Nichtbeachtung der Leitlinie B5.3 (Verantwortlichkeiten im Bereich der Vermittlung von Arbeitskräften) liegen keine Anhaltspunkte vor. Insbesondere ist nicht von einem bewussten Verstoß gegen Leitlinie B5.3 auszugehen, da der deutsche Gesetzgeber offenkundig davon ausging, Regel 1.4 und in der Konsequenz auch Regel 5.3 übereinkommenskonform umgesetzt zu haben. d) Ergebnis zur Umsetzung der Verantwortlichkeiten im Bereich der Vermittlung von Arbeitskräften Die Verantwortlichkeiten im Bereich der Vermittlung von Arbeitskräften (labour-supplying responsibilities) wurden nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da Regel 1.4 zu recruitment and placement services nicht übereinkommenskonform umgesetzt wurde. Das SeeArbG ist zu ändern. 4. Ergebnis zur Umsetzung der hafenstaatlichen Verantwortlichkeit Die Regeln zur Verantwortung des Hafenstaates wurden nicht übereinkommenskonform umgesetzt.

XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC Die Regeln und Normen der Konvention finden sich zum Teil im SeeArbG wieder, zum Teil wurden sie in den begleitenden Verordnungen umgesetzt. Einige Vorschriften der MLC werden durch bereits existierende Normen erfüllt, andere bedürfen keiner Umsetzung, da sie beispielsweise Verpflichtungen der Mitgliedstaaten gegenüber der ILO begründen oder den Mitgliedstaaten Rechte einräumen, in bi- oder multilateralen Abkommen Weiteres zu regeln. Es wurden jedoch nicht alle Regeln und Normen übereinkommenskonform umgesetzt.

436

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

1. Übersicht über die völkerrechtswidrig umgesetzten Regelungen der MLC Regel / Norm

Inhalt

Gewählte Umsetzung

Norm A1.2 Abs. 3 Anerkennung ausländischer Seediensttauglichkeitszeug­ nisse

§ 12 Abs. 7 SeeArbG

Regel 1.4 Abs. 1

Recruitment and placement

Nicht gesamt notwendig, z. T. § 25 SeeArbG

Regel 1.4 Abs. 2

Anforderungen

§ 24 Abs. 1, § 25 Abs. 1 SeeArbG

Regel 1.4 Abs. 3

Anforderungen an ausl. Dienstleister

§ 24 Abs. 3 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 2 Zulassungssystem

§ 26 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Verbot, Seeleute an der lit. a) Aufnahme einer Beschäftigung zu hindern

§ 25 Abs. 1 Nr. 1 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Regeln zur Kostentragung lit. b) i. V. m. der Dienstleistung

§§ 25 Abs. 1 Nr. 2, 31 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Verzeichnis der Seeleute lit. c) i)

§ 25 Abs. 1 Nr. 4 SeeArbG, §§  24 ff. SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Information der Seeleute über lit. c) ii) Hs. 1 Rechte und Pflichten

§ 25 Abs. 1 Nr. 6 i. V. m. §§ 28, 29 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Vorkehrungen zur Information §§ 25 Abs. 1 Nr. 6 i. V. m. lit. c) ii) Hs. 2 der Seeleute §§ 28, 29 SeeArbG Norm A1.4 Abs. 5 Überprüfung der Qualifika­ lit. c) iii) Hs. 1 tion der Seeleute

§ 25 Abs. 1 Nr. 3 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Überprüfung der Arbeitsverlit. c) iii) Hs. 2 träge

Keine Regelung

Norm A1.4 Abs. 5 Vergewisserung über lit. c) iv) Heimschaffungsmittel des Reeders

§ 25 Abs. 2 Nr. 3 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Auseinandersetzung mit lit. c) v) Beschwerden

§ 25 Abs. 1 Nr. 5 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 Versicherung für Seeleute lit. c) vi) durch recruitment and placement service auch für Fehler des Reeders

§ 25 Abs. 1 Nr. 8 SeeArbG



XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC437 Regel / Norm

Inhalt

Gewählte Umsetzung

Norm A1.4 Abs. 6 Überwachung der Dienstleister

§ 26 Abs. 1 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 7 Berücksichtigung von Beschwerden durch zuständige Stelle

§ 26 Abs. 1 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 8 Informationspflicht

§ 26 Abs. 4 SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 9 Sicherstellung des Schutzes auch bei ausl. Dienstleistern

§ 24 Abs. 3 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 1 Dienstbescheinigung lit. e)

§ 33 SeeArbG

Regel 2.3 Abs. 2

Richtet sich nach Umsetzung der Norm A2.3

Deklaratorischer Verweis auf den Code

Norm A2.3 Abs. 3 Achtstundentag

§§ 43 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 S. 1, Abs. 3 S. 1, 44 Abs. 1 S. 1, Abs. 3 SeeArbG; § 3 ArbZG

Norm A2.3 Abs. 3 Achtstundentag Service­ personal

Neunstundentag möglich: § 43 Abs. 3 S. 2 SeeArbG

Regel 2.5 Abs. 1

Richtet sich nach Umsetzung der Norm A2.5

Heimschaffungsanspruch, deklaratorischer Verweis auf den Code

Norm A2.5 Abs. 3 Kostenfreie Heimschaffung; Ausnahmen nur bei Pflichtverstoß

§ 76 Abs. 2 S. 3, Abs. 5 S. 2 SeeArbG

Norm A2.5 Abs. 3 Kostenfreie Heimschaffung; Ausnahmen nur bei Verstoß beruflicher Pflichten

§ 76 Abs. 2 S. 3, Abs. 5 S. 2 SeeArbG

Norm A2.5 Abs. 7 Erleichterung der Heimschaffung

z. T. §§ 77, 140 SeeArbG

Norm A2.5 Abs. 8 Heimschaffungsanspruch gegen Staat unabhängig vom Reeder

z. T. §§ 77, 140 SeeArbG

Regel 2.6

z. T. in § 70 SeeArbG, nur Entschädigung für Arbeits­ losigkeit

Entschädigungsanspruch, wenn Verletzung / Schaden /  Arbeitslosigkeit infolge von Schiffsverlust oder Schiffbruch

(Fortsetzung nächste Seite)

438

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Fortsetzung Tabelle) Regel / Norm

Inhalt

Gewählte Umsetzung

Norm A2.6 Abs. 1 Entschädigung Arbeitslosigkeit wg. Schiffsverlust oder Schiffbruch

z. T. in § 70 SeeArbG

Norm A3.1 Abs. 1 Unterkünfte und Freizeiteinlit. a) richtungen sicher und angemessen

§ 93 SeeArbG, richtet sich im Übrigen nach der Umsetzung der gesamten Norm A3.1

Norm A3.1 Abs. 4 Berücksichtigung Norm A3.1 Abs. 6–17

Richtet sich nach der Umsetzung von Norm A3.1 Abs. 6–17

Norm A3.1 Abs. 9 Schlafräume, Ausnahme lit. a) möglich, wenn sie mit Sozialpartnern beraten wurden

§ 15 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 9 Ausstattung, auch Verschlusslit. n) vorrichtung zur Wahrung der Privatsphäre

§ 17 Abs. 6 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 10 lit. a)

Messe getrennt von Schlafräumen; Ausnahme für BRZ < 3000 möglich, wenn Beratung mit Sozialpartnern

z. T. § 19 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 13

Leicht zugängliche Einrichtungen zum Waschen, Trocknen und Bügeln der Wäsche

z. T. § 26 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 14

Freizeitbereich an Deck unter Berücksichtigung der Besatzungsstärke und Schiffsgröße

z. T. § 28 Abs. 1 SeeUnterkunftsV

Norm A3.2 Abs. 1 Verpflegung und Trinkwasser qualitativ und quantitativ festgelegt

§§ 93 Abs. 2, 97 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Norm A3.2 Abs. 4 Schiffskoch: Lehrgang mit praktischen Kenntnissen

Keine Regelung

Regel 4.1 Abs. 3

z. T. durch § 99 Abs. 4, § 141 SeeArbG

Zugang zu den medizinischen Einrichtungen an Land

Norm A4.1 Abs. 1 Auch vorbeugende Maßnahlit. e) men müssen ergriffen werden

z. T. in § 99 Abs. 1 S. 2 SeeArbG



XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC439 Regel / Norm

Inhalt

Gewählte Umsetzung

Regel 4.2 Abs. 1

Verpflichtungen der Reeder müssen dem Code entsprechen

Richtet sich nach Umsetzung Regel 4.2 Abs. 2, Norm A4.2

Norm A4.2 Abs. 1 Kostentragung für med. lit. a) Betreuung durch Reeder

z. T. § 99 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Norm A4.2 Abs. 2 Zeitliche Beschränkung der Fürsorgeleistung: 16 Wochen

§§ 100 Abs. 1, 103 SeeArbG

Norm A4.2 Abs. 5 Ausnahme für Verletzungen lit. a) und Erkrankungen außerhalb der Tätigkeit für das Schiff

z. T. in § 99 Abs. 5 Nr. 1 SeeArbG

Norm A4.2 Abs. 5 Ausnahmen: vorsätzliches lit. b), c) Fehlverhalten

§ 99 Abs. 5 Nr. 2, 3 SeeArbG iV.m. § 3 Abs. 1 EntgFG

Norm A4.2 Abs. 6 Übernahme der Kosten durch staatliche Stelle führt zur Befreiung des Reeders

§§ 100, 103 Abs. 1 SeeArbG

Regel 5.1.1 Abs. 2

Wirksames Überprüfungsund Zertifizierungssystem

Richtet sich nach der Umsetzung der Regel 5.1.3 und Regel 5.1.4

Norm A5.1.2 Abs. 2 Hs. 1

Befugnis der Organisation, Mängelbeseitigung zu verlangen

Nicht ausreichend in § 130 Abs. 3 geregelt

Norm A5.1.3 Abs. 11

Aufzeichnung der Überprüfungsergebnisse muss in DMLC aufgenommen werden oder auf andere Weise zugänglich gemacht werden, Spracherfordernis

z. T. in § 7 SeeArbÜV i. V. m. Muster des Überprüfungsberichts

Regel 5.1.4

Wirksames System, dass MLC eingehalten wird

Ergibt sich aus Umsetzung Norm A5.1.4

Norm A5.1.4 Abs. 1

Wirksames System, dass MLC eingehalten wird

Ergibt sich aus weiterer Umsetzung Norm A5.1.4

Norm A5.1.4 Abs. 10

Inspektoren müssen Beschwerdequelle vertraulich behandeln

z. T. §§ 128 Abs. 5, 139 Abs. 2 SeeArbG, BDSG

Regel 5.1.5 Abs. 1

Beschwerdeverfahren an Bord z. T. in §§ 127, 128 SeeArbG (Fortsetzung nächste Seite)

440

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Fortsetzung Tabelle) Regel / Norm

Inhalt

Gewählte Umsetzung

Regel 5.1.5 Abs. 2

Keine Nachteile durch Beschwerde

z. T. in § 127 Abs. 4 SeeArbG

Norm A5.1.5 Abs. 1

Beschwerderecht auch bei der Keine Regelung Annahme von Verstößen etc.

Norm A5.1.5 Abs. 3 S. 2

Keine Nachteile durch Beschwerde

z. T. in § 127 Abs. 4 SeeArbG

Norm A5.2.1 Abs. 2, 3

Unterschiedlicher Überprüfungsmaßstab

§ 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG

Norm A5.2.1 Abs. 2, 3

Beschwerde aller Seeleute

§ 139 SeeArbG

Norm A5.2.1 Abs. 2, 3

Überprüfung von Beschwerden, die nicht von Seeleuten stammen

§ 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG

Norm A5.2.1 Abs. 6

Maßnahmen; auch Festhalten des Schiffes möglich; Stellungnahmemöglichkeit des Flaggenstaates

z. T. in §§ 138 Abs. 6, 143 Abs. 3 SeeArbG

Regel 5.2.2

Beschwerderecht für Seeleute fremdflaggiger Schiffe

z. T. in § 139 SeeArbG

Regel 5.2.2

Beschwerderecht über vermeintliche Verstöße gegen die MLC

z. T. in §§ 127, 139 SeeArbG

Norm A5.2.2 Abs. 1

Beschwerde bei ermächtigtem z. T. in. § 139 SeeArbG Bediensteten

Norm A5.2.2 Abs. 2

Verweis auf Beschwerdeverfahren an Bord

z. T. in § 139 Abs. 3, 4 SeeArbG

Norm A5.2.2 Abs. 3

Vorrangige Beilegung an Bord

z. T. in § 139 Abs. 3, 4, 5 SeeArbG

Norm A5.2.2 Abs. 4

Verstöße und Rechtsfolgen

§ 139 Abs. 4 SeeArbG i. V. m. § 138 Abs. 3 S. 2 SeeArbG

Norm A5.2.2 Abs. 5

Unterrichtung des Flaggenstaates

z. T. in § 138 Abs. 5 SeeArbG

Norm A5.2.2 Abs. 7

Vertraulichkeit der Beschwerde

§ 139 Abs. 2 S. 1 SeeArbG

Norm A5.3

Durchsetzung des Verfahrens zu recruitment and placement

z. T. in §§ 24 ff. SeeArbG



XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC441

2. Umgang mit den fehlerhaft umgesetzten Regeln der MLC Die folgende Tabelle zeigt auf, wie mit den völkerrechtswidrigen Umsetzungen zu vefahren ist. Wie bei den einzelnen Regelungen aufgezeigt, ist es zum Teil möglich, mittels Rechtsfortbildung oder der unittelbaren Anwendbarkeit des MLC-Vertragsgesetzes eine Übereinstimmung mit dem deutschen Recht und der MLC zu erreichen. In anderen Fällen sind die völkerrechtswidrigen Vorschriften des deutschen Rechts anzuwenden: Regel / Norm

völkerrechtswidrige Umsetzung

Rechtsanwendung

Norm A1.2 Abs. 3 § 12 Abs. 7 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Regel 1.4 Abs. 1, Norm A1.4

§§ 24 ff. SeeArbG analog auf Arbeitnehmerüberlassung, nicht aber § 145 Abs. 1 Nr. 4 SeeArbG

§§  24 ff. SeeArbG

Norm A1.4 Abs. 5 § 25 Abs. 1 Nr. 6 i. V. m. lit. c) ii) Hs. 1 §§ 28, 29 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A1.4 Abs. 5 Keine Regelung lit. c) iii) Hs. 2

Nichtbeachtung des völkerrechtlich gebotenem

Norm A1.4 Abs. 5 § 25 Abs. 1 Nr. 8 lit. c) vi) SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A2.1 Abs. 1 § 33 SeeArbG lit. e)

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A2.3 Abs. 3 §§ 43 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 S. 1, Abs. 3 S. 1, 44 Abs. 1 S. 1, Abs. 3 SeeArbG; § 3 ArbZG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A2.3 Abs. 3 Neunstundentag möglich: § 43 Abs. 3 S. 2 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A2.5 Abs. 3 § 76 Abs. 2 S. 3, Abs. 5 S. 2 SeeArbG

Teleologische Reduktion des § 76 Abs. 5 SeeArbG: Beteiligung an Kosten der Heimschaffung nur bei Pflichtverstoß

Norm A2.5 Abs. 3 § 76 Abs. 2 S. 3, Abs. 5 S. 2 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift: Kostentragung auch, wenn keine berufliche Pflicht verletzt wurde (Fortsetzung nächste Seite)

442

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Fortsetzung Tabelle) Regel / Norm

völkerrechtswidrige Umsetzung

Rechtsanwendung

Norm A2.5 Abs. 7 z. T. §§ 77, 140 SeeArbG

§ 140 SeeArbG analog auf alle Seeleute

Norm A2.5 Abs. 8 z. T. §§ 77, 140 SeeArbG

§ 140 SeeArbG analog auf alle Seeleute

Regel 2.6, z. T. in § 70 SeeArbG, nur Anwendung der völkerrechtswidNorm A2.6 Abs. 1 Entschädigung für rigen Vorschrift Arbeitslosigkeit Norm A3.1 Abs. 9 § 15 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV lit. a)

Wird durch Norm A3.1 Abs. 9 lit. a) MLC-Vertragsgesetz verdrängt, keine Doppelbelegung zulässig

Norm A3.1 Abs. 9 § 17 Abs. 6 SeeUnterlit. n) kunftsV

Wird durch Norm A3.1 Abs. 9 lit. n) MLC-Vertragsgesetz verdrängt, abschließbarer Kleiderspind o. ä. zwingend für jedes Besatzungsmitglied

Norm A3.1 Abs. 10 lit. a)

z. T. § 19 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV

Werden durch Norm A3.1 Abs. 10 lit. a) MLC-Vertragsgesetz verdrängt, Messen müssen immer vorhanden sein, unabhängig davon, ob die Betriebsumstände sie erfordern

Norm A3.1 Abs. 13

z. T. § 26 SeeUnterkunftsV

Wird durch Norm A3.1 Abs. 13 MLC-Vertragsgesetz verdrängt, auf jedem Schiff müssen Einrichtungen zum Waschen etc. vorhanden sein

Norm A3.1 Abs. 14

z. T. § 28 Abs. 1 See­ UnterkunftsV

Wird durch Norm A3.1 Abs. 14 MLC-Vertragsgesetz ergänzt: Auch die Besatzungsstärke ist bei der Festlegung der Freizeitbereiche an Deck zu berücksichtigen

Norm A3.2 Abs. 1 §§ 93 Abs. 2, 97 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschriften

Norm A3.2 Abs. 4

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift des § 7 Abs. 1 Nr. 2 SchBesV, kein Lehrgang mit praktischen Kenntnissen notwendig



XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC443 Regel / Norm

völkerrechtswidrige Umsetzung

Rechtsanwendung

Regel 4.1 Abs. 3

z. T. durch § 99 Abs. 4, § 141 SeeArbG

§ 141 SeeArbG analog auf alle Seeleute

Norm A4.1 Abs. 1 z. T. in § 99 Abs. 1 S. 2 lit. e) SeeArbG

§ 99 Abs. 1 S. 2 SeeArbG analog auf alle Besatzungsmitglieder, deren Schiff in einem ausländischen Hafen liegt

Norm A4.2 Abs. 1 z. T. § 99 Abs. 1 S. 1 lit. a) SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A4.2 Abs. 2 §§ 100 Abs. 1, 103 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschriften

Norm A4.2 Abs. 5 z. T. in § 99 Abs. 5 Nr. 1 lit. a) SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Norm A4.2 Abs. 5 § 99 Abs. 5 Nr. 2, 3 lit. b), c) SeeArbG iV.m. § 3 Abs. 1 EntgFG

Teleologische Reduktion des § 3 Abs. 1 EntgFG im Seearbeitsverhältnis: Anspruch nur dann ausgeschlossen, wenn Krankheit / Verletzung durch das Besatzungsmitglied vorsätzlich herbeigeführt

Norm A4.2 Abs. 6 §§ 100, 103 Abs. 1 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschriften

Norm A5.1.2 Abs. 2 Hs. 1

Nicht ausreichend in § 130 Abs. 3 geregelt

Berufsgenossenschaft ist unmittelbar aus Norm A5.1.2 Abs. 2 Hs. 1 verpflichtet, die Anerkannte Organisation zu ermächtigen, die Beseitigung von Mängeln verlangen zu können

Norm A5.1.3 Abs. 11

z. T. in § 7 SeeArbÜV i. V. m. Muster des Überprüfungsberichts

Unmittelbare Anwendung Norm A5.1.3 Abs. 11 MLC-Vertragsgestz: Überprüfungsberichte (auch) in englischer Sprache, amtliches Muster ist gesetzeswidrig

Norm A5.1.4 Abs. 10

z. T. §§ 128 Abs. 5, 139 Abs. 2 SeeArbG, BDSG

Unmittelbare Anwendung Norm A5.1.4 Abs. 10 MLC-Vertragsgesetz: Quelle der Beschwerde muss vertraulich behandelt werden (Fortsetzung nächste Seite)

444

E. Einzelne Regelungen der MLC und ihre Umsetzung

(Fortsetzung Tabelle) Regel / Norm

völkerrechtswidrige Umsetzung

Rechtsanwendung

Regel 5.1.5 Abs. 1, 2, Norm A5.1.5 Abs. 1, Abs. 3 S. 2

z. T. in §§ 127, 128 SeeArbG

§ 127 SeeArbG analog auf Beschwerden, die sich gegen Verstöße gegen die MLC richten

Norm A5.2.1 Abs. 2, 3

§ 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG

Ergänzende Anwendung der Norm A3.2.1 Abs. 2, 3 MLCVertragsgesetz: Bei Beschwerden nach § 138 Abs. 3 Nr. 4 SeeArbG ist zunächst der reduzierte Überprüfungsmaßstab anzulegen

Norm A5.2.1 Abs. 2, 3

§ 139 SeeArbG

§ 139 SeeArbG analog auf alle Seeleute

Norm A5.2.1 Abs. 2, 3

§ 138 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG

Anwendung des völkerrechtswidrigen Prüfungsmaßstabs

Norm A5.2.1 Abs. 6

z. T. in §§ 138 Abs. 6, 143 Ergänzende Anwendung der Abs. 3 SeeArbG Norm A5.2.1 Abs. 6 MLC-Vertragsgesetz führt zur Verpflichtung, einen Vertreter des Flaggenstaates hinzuzuziehen und dem Flaggenstaat die Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben

Regel 5.2.2, Norm A5.2.2 Abs. 1–4, 7

z. T. in § 139 SeeArbG

§ 139 SeeArbG analog auf alle Seeleute

Regel 5.2.2

z. T. in §§ 127, 139 SeeArbG

§ 127 SeeArbG analog auf Beschwerden, die sich gegen Verstöße gegen die MLC richten; § 139 SeeArbG analog auf alle Seeleute

Norm A5.2.2 Abs. 5

§ 138 Abs. 5 SeeArbG

Anwendung der völkerrechtswidrigen Vorschrift

Regel 5.3 Abs. 1, 3, Norm A5.3

z. T. in §§ 24 ff. SeeArbG, §§  99 ff. SeeArbG

§§ 24 ff. SeeArbG analog auf Arbeitnehmerüberlassung



XXII. Ergebnis zur Umsetzung der einzelnen Regelungen der MLC445

Nicht wenige der völkerrechtswidrigen Normen können so, wie sie normiert sind, zwar angewendet werden, stellen die Besatzungsmitglieder aber schlechter als im Falle einer übereinkommenskonformen Umsetzung. Hierunter fallen insbesondere die mangelnde Umsetzung der Normen zur medizinischen Betreuung und Entschädigungszahlungen im Falle von Schiffsverlust oder Schiffbruch. In der praktischen Anwendung steht es dem Reeder jedoch frei, diese Nachteile des Besatzungsmitglieds auszugleichen, also das Besatzungsmitglied im Einklang mit der MLC zu behandeln und zu entschädigen. Verpflichtet ist er hierzu nicht. Da die Einhaltung der Konvention auch von den Hafenstaaten kontrolliert wird (Art. V Abs. 4, Regel 5.2.1, Norm A5.2.1), sollten Reeder diese Nachteile allerdings ausgleichen, um eine Strafe zu vermeiden. Nur einige wenige Umsetzungsfehler wirken sich nicht direkt nachteilig auf das Besatzungsmitglied aus, etwa die Regelung zur Dienstbescheinigung in § 33 SeeArbG oder die fehlenden quantitativen Angaben bei der Verpflegung. Im Falle der Dienstbescheinigung ist die Gleichwertigkeit der getroffenen Regelung maßgeblich. Im Falle der Verpflegung muss diese auch nach dem SeeArbG angemessen und ausreichend (§ 97 Abs. 1 S. 1 SeeArbG) sein. Ob eine qualitative Angabe im Gesetz festgeschrieben ist oder nicht, ändert nichts an der Angemessenheit der Verpflegung. Gleichwohl fordert die MLC eine entsprechende Regelung. Gerade dieser Umsetzungsfehler des deutschen Gesetzgebers zeigt deutlich, dass sich nicht jeder Umsetzungsfehler negativ auf die Besatzungsmitglieder auswirken muss. Die in § 97 Abs. 1 SeeArbG getroffene Regelung setzt den Zweck der Konvention ausreichend um. Gleichwohl genügt sie der Konvention nicht, da sie die zur Verfügung gestellten Mengen nicht quantifiziert. Die Vorschriften, die zum Nachteil des Besatzungsmitglieds von den Vorschriften der MLC abweichen, können in der praktischen Anwendung teilweise so angewandt werden, dass die Vorgaben der MLC erfüllt werden: So kann der Reeder weitestgehend sicherstellen, bei Hafenstaatkontrollen keinen vermeidbaren Beanstandungen ausgesetzt zu sein und den Besatzungsmitgliedern werden die durch die MLC vorgesehenen Lebens- und Arbeitsbedingungen zumindest faktisch gewährt.

F. Änderungsvorschläge Die aufgezeigten Mängel bei der Umsetzung in deutsches Recht können durch eine Änderung des SeeArbG bzw. der entsprechenden Verordnungen behoben werden. Im Folgenden finden sich Änderungsvorschläge, deren Umstzung eine Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC gewährleistet. Die Vorschläge orientieren sich stark am SeeArbG und bemühen sich um geringstmögliche Änderungen. Wo die Übereinstimmung zwischen dem deutschen Recht und der MLC zurzeit nur aufgrund von Rechtsfortbildung oder der unmittelbaren Anwendung des MLC-Vertragsgesetzes besteht, sollten die entsprechenden Vorschriften angepasst werden. Auch hierfür werden Vorschläge unterbreitet. Um die Lesbarkeit der Änderungsbefehle1 zu erleichtern, wird im Anschluss an eine vorgeschlagene Änderung der geänderte Gesetzestext dargestellt. Da sich die meisten Änderungen auf das SeeArbG beziehen wird hierzu ein Änderungsgesetz entworfen. Bei den zu ändernden Verordnungen werden lediglich die vorgeschlagenen Änderungsbefehle und die geänderten Regelungen dargestellt. Wo bereits jetzt eine im Wesentlichen gleichwertige Regelung besteht, ist eine Änderung der jeweiligen Vorschrift nicht erforderlich. Notwendig ist, dass diese Regelungen der ILO mitgeteilt werden und die Seearbeits-Konformittäserklärung Teil 1 geändert wird. Die im Wesentlichen gleichwertigen Regelungen werden in diesem Zusammenhang zusammenfassend dargestellt. Ebenso ist es notwendig, dass der ILO die Zweige der sozialen Sicherheit mitgeteilt werden, in denen ein Schutz der Besatzungsmitglieder besteht.

I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG Zweites Gesetz zur Änderung des Seearbeitsgesetzes Artikel 1 Das Seearbeitsgesetz vom 20. April 2013 (BGBl. I S. 868; 2014 I S. 605), das zuletzt durch Gesetz vom 22. Dezember 2015 (BGBl. I S. 2569) geändert worden ist, wird wie folgt geändert: 1. Die Inhaltsübersicht wird wie folgt geändert: 1  Vergleiche zu den Änderungsbefehlen: Handbuch der Rechtsförmlichkeit, Bekanntmachung vom 22. September 2008, BAnz, 22.10.2008, Nr. 160a.



I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG447

a) Die Angabe zu Abschnitt 2, Unterabschnitt 4 wird wie folgt gefasst: „Unterabschnitt 4 Arbeitsvermittlung und Arbeitnehmerüberlassung“ b) Nach der Angabe zu § 27 wird die folgende Angabe eingefügt: „§ 27a Arbeitnehmerüberlassung“ c) Die Angabe „8“ in Abschnitt 3, Unterabschnitt 8 wird durch die Angabe „9“ ersetzt. d) Nach § 78 wird ein neuer Unterabschnitt eingefügt: „Unterabschnitt 8 Entschädigung wegen Schiffsverlustes oder Schiffbruchs“ e) Nach dem in Abschnitt 3 neu eingefügten Unterabschnitt 8 wird die folgende Angabe eingefügt: „§ 78a Entschädigung wegen Schiffsverlustes oder Schiffbruchs“ f) In der Angabe zu § 140 wird das Wort „Besatzungsmitgliedern“ durch das Wort „Seeleuten“ ersetzt. g) In der Angabe zu § 141 wird das Wort „Besatzungsmitgliedern“ durch das Wort „Seeleuten“ ersetzt. 2. Nach § 12 Abs. 7 wird folgender Absatz 8 angefügt: „(8) Die Seediensttauglichkeitszeugnisse von Seeleuten, die nicht in den Geltungsbereich des STCW fallen, stehen einem Seediensttauglichkeitszeugnis nach Absatz 1 gleich, wenn sie den Anforderungen des STCW im Wesentlichen entsprechen. Über die Gleichwertigkeit entscheidet die Berufsgenossenschaft auf Antrag der Seeleute.“ § 12 Seediensttauglichkeitszeugnis (Gesetzestext neu) (1) Das Besatzungsmitglied hat vor Aufnahme seiner Tätigkeit seine Seediensttauglichkeit durch eine Bescheinigung eines zugelassenen Arztes nachzuweisen (Seediensttauglichkeitszeugnis). Der Reeder darf ein Besatzungsmitglied ohne ein gültiges Seediensttauglichkeitszeugnis auf Schiffen nicht beschäftigen. […] (7) Ein Seediensttauglichkeitszeugnis, das von der zuständigen Einrichtung eines anderen Staates ausgestellt ist, steht einem Seediensttauglichkeitszeugnis nach Absatz 1 gleich, wenn das Zeugnis den Anforderungen des STCW-Übereinkommens genügt. (8) Die Seediensttauglichkeitszeugnisse von Seeleuten, die nicht in den Geltungsbereich des STCW fallen, stehen einem Seediensttauglichkeitszeugnis nach Absatz 1 gleich, wenn sie den Anforderungen des STCW im Wesentlichen entsprechen. Über die Gleichwertigkeit entscheidet die Berufsgenossenschaft auf Antrag der Seeleute.

448

F. Änderungsvorschläge

3. Die § 24 vorangestellte Überschrift des Abschnitts 2, Unterabschnitt 4 wird wie folgt gefasst: „Unterabschnitt 4 Arbeitsvermittlung und Arbeitnehmerüberlassung“ 4. Nach § 27 wird der folgende § 27a eingefügt: „§ 27a Arbeitnehmerüberlassung Die Vorschriften dieses Unterabschnitts gelten entsprechend für Arbeitgeber, die als Verleiher Dritten Besatzungsmitgliedern im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zur Arbeitsleistung überlassen sowie für Reeder, denen Besatzungsmitglieder überlassen werden. Die Vorschriften des Arbeitnehmer­ überlassungsgesetzes bleiben unberührt.“ § 27a Arbeitnehmerüberlassung (Gesetzestext neu) Die Vorschriften dieses Unterabschnitts gelten entsprechend für Arbeitgeber, die als Verleiher Dritten Besatzungsmitgliedern im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zur Arbeitsleistung überlassen sowie für Reeder, denen Besatzungsmitglieder überlassen werden. Die Vorschriften des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes bleiben unberührt.

5. § 25 Abs. 1 wird wie folgt geändert: a) Die bisherige Nummer 8 wird Nummer 9 und wie folgt geändert: Nach den Wörtern „von dem Vermittler“ werden die Wörter „oder dem Reeder“ eingefügt. b) Folgende Nummer 8 wird eingefügt: „8. sicher stellt, dass die Beschäftigungsverträge der zu vermittelnden Person den gesetzlichen Bestimmungen einschließlich den anwendbaren Tarifverträgen entsprechen und die zu vermittelnde Person vor oder während der Einstellung über ihre Rechte und Pflichten aus dem Heuervertrag informiert wird,“ § 25 Anforderungen an Vermittler (Gesetzestext neu) (1) Ein Vermittler darf Personen, die an Bord eines Schiffes tätig werden sollen, nur vermitteln, wenn er […] 8. sicher stellt, dass die Beschäftigungsverträge der zu vermittelnden Person den gesetzlichen Bestimmungen einschließlich den anwendbaren Tarifverträgen entsprechen und die zu vermittelnde Person vor oder während der Einstellung über ihre Rechte und Pflichten aus dem Heuervertrag informiert wird,



I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG449 9. eine Versicherung abgeschlossen hat, um Personen, die an Bord eines Schiffes vermittelt worden sind, für finanzielle Verluste zu entschädigen, die ihnen infolge einer von dem Vermittler oder dem Reeder zu vertretenen Pflichtverletzung entstehen. […]

6. Nach § 51 Absatz 1 Satz 1 wird ein neuer Satz eingefügt: „Satz 1 gilt auch, wenn ein Besatzungsmitglied innerhalb einer Woche an sieben Tagen beschäftigt ist für die am siebten Tag geleisteten Arbeitsstunden. § 51 V  ergütung für Mehr- und Nachtarbeit sowie Sonntags- und Feiertags­ arbeit (Gesetzestext neu) (1) Werden Besatzungsmitglieder über die in den §§ 43, 44 und 53 Absatz 2 bestimmten Grenzen der täglichen Arbeitszeit hinaus mit Mehrarbeit beschäftigt, so ist ihnen, abgesehen von den Fällen des § 47 Absatz 1 und 2, für jede Stunde eine Vergütung in Höhe von mindestens einem Zweihundertstel der Grundheuer sowie ein angemessener Zuschlag zu zahlen. Satz 1 gilt auch, wenn ein Besatzungsmitglied innerhalb einer Woche an sieben Tagen beschäftigt ist für alle am siebten Tag geleisteten Arbeitsstunden. Ist die Höhe des Zuschlages nicht durch Tarifvertrag festgelegt, so beträgt er für die ersten 60 Mehrarbeitsstunden des Monats sowie für Mehrarbeit bei Wachdienst im Hafen je ein Viertel, für die folgenden 30 je die Hälfte eines Zweihundertstels der Grundheuer und für jede weitere Mehrarbeitsstunde ein Zweihundertstel der Grundheuer. Abweichend von Satz 1 gilt in den Fällen des § 46 die dort bestimmte Grenze der täglichen Arbeitszeit. […]

7. In § 76 Abs. 5 Satz werden nach den Worten „beendet worden“ die Wörter „und beruht die Kündigung auf einer beruflichen Pflichtverletzung“ eingefügt. § 76 Durchführung und Kosten der Heimschaffung (Gesetzestext neu) (1) Der Reeder hat die Vorkehrungen für die Durchführung der Heimschaffung zu treffen. Er stellt sicher, dass das Besatzungsmitglied den Pass und sonstige für die Heimschaffung erforderliche Ausweispapiere erhält. Die Beförderung des Besatzungsmitglieds erfolgt grundsätzlich auf dem Luftweg. Für die Zeit vom Verlassen des Schiffes bis zum Eintreffen am Bestimmungsort hat das Besatzungsmitglied Anspruch auf Fortzahlung der Heuer. (2) Der Anspruch auf Heimschaffung umfasst 1. die Beförderung an den Bestimmungsort, 2. die Unterkunft und Verpflegung,

450

F. Änderungsvorschläge

3. d  ie Beförderung von bis zu 30 Kilogramm persönlichem Gepäck an den Bestimmungsort der Heimschaffung und 4. ä rztliche Behandlung, soweit das Besatzungsmitglied dieser bedarf, um zum Bestimmungsort reisen zu können. Der Reeder trägt die notwendigen Kosten der Heimschaffung. Die Aufrechnung der Kosten der Heimschaffung mit der Heuer oder anderen Ansprüchen des Besatzungsmitglieds ist unwirksam. Eine Vorauszahlung zur Deckung der Kosten der Heimschaffung darf der Reeder nicht verlangen; eine entsprechende Vereinbarung ist unwirksam. […] (5) Ist das Heuerverhältnis durch eine Kündigung nach § 67 beendet worden und beruht die Kündigung auf einer beruflichen Pflichtverletzung, kann der Reeder vom Besatzungsmitglied die Erstattung der Kosten der Heimschaffung verlangen. Absatz 1 Satz 4 und Absatz 2 Satz 3 gelten nicht. […]

8. Die Angabe „8“ in Abschnitt 3, Unterabschnitt 8 wird durch die Angabe „9“ ersetzt. 9. Nach § 78 wird ein neuer Unterabschnitt eingefügt: „Unterabschnitt 8 Entschädigung wegen Schiffsverlustes oder Schiffbruchs“ 10. Nach dem neu eingefügten Unterabschnitt 8 wird eingefügt: „§ 78a Entschädigung bei Verletzungen oder Schäden wegen Schiffsverlustes oder Schiffbruchs Erleidet ein Besatzungsmitglied infolge Schiffsverlustes oder Schiffbruchs eine Verletzung oder einen sonstigen Schaden, so hat es gegen den Reeder einen Anspruch auf eine angemessene Entschädigung in Geld.“ § 78a E  ntschädigung bei Verletzungen oder Schäden wegen Schiffsverlustes oder Schiffbruchs (Gesetzestext neu) Erleidet ein Besatzungsmitglied infolge Schiffsverlustes oder Schiffbruchs eine Verletzung oder einen sonstigen Schaden, so hat es gegen den Reeder einen Anspruch auf eine angemessene Entschädigung in Geld.

11. Nach § 97 Satz 2 wird ein neuer Satz eingefügt. „Die dem Besatzungsmitglied zur Verfügung stehende Verpflegung darf täglich ANZAHL kcal sowie ANZAHL Liter Trinkwasser2 nicht unterschreiten.“



I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG451 § 97 Anspruch auf Verpflegung, Unterweisung (Gesetzestext neu) (1) Das Besatzungsmitglied hat für die Dauer des Heuerverhältnisses Anspruch auf kostenfreie, angemessene und ausreichende Speisen und Getränke (Verpflegung) sowie Trinkwasser. Angemessen ist die Verpflegung, wenn sie hinsichtlich Nährwert, Güte und Abwechslung eine geeignete und ausgewogene Ernährung gewährleistet. Die dem Besatzungsmitglied zur Verfügung stehende Verpflegung darf täglich XYZ kcal sowie ZYX Liter Trinkwasser nicht unterschreiten. Hierbei sind die Anzahl der Besatzungsmitglieder an Bord, ihre kulturellen Eigenheiten und religiösen Gebräuche sowie die Dauer und Art der Reise angemessen zu berücksichtigen. […]

12. In § 99:

2

a) Werden im Absatz 1 die Wörter „Sofern das Schiff in einem inländischen Hafen liegt, hat das Besatzungsmitglied“ durch die Wörter „Das Besatzungsmitglied hat“ ersetzt. b) Werden in Absatz 1 nach Satz 1 folgende Sätze 2, 3 eingefügt: „Der Anspruch nach Satz 1 besteht auch in den Fällen, in denen eine Erkrankung oder Verletzung, die eine Folge der Tätigkeit des Besatzungsmitglieds ist, im Zeitraum bis zur Beendigung des Heuerverhältnisses, auftritt. Endet das Heuerverhältnis, bevor das Besatzungsmitglied heimgeschafft wurde, besteht der Anspruch nach Satz 1, 2 bis das Besatzungsmitglied heimgeschafft ist, § 76 Absatz 5 bleibt unberührt.“ c) Werden in Absatz 5 Nr. 1 die Wörter „Erkrankung oder“ gestrichen.

2  Die Entscheidung, welche Anzahl an kcal und Litern reinem Trinkwasser pro Besatzungsmitglied und Tag zur Verfügung stehen soll, ist eine politische Entscheidung, solange sie eine ausreichende Ernährung gewährleistet. Keinesfalls angemessen ist eine Versorgung der Besatzungsmitglieder mit weniger als 2100 kcal pro Tag, da eine Durchschnittsperson diese Menge benötigt und hierbei die zum Teil schwere körperliche Arbeit an Bord eines Schiffes noch nicht berücksichtigt ist, vgl. zum täglichen Mindestaklorienbedarf: World Food Programm: What is hunger? abzurufen unter http: /  / www.wfp.org / hunger / what-is, zuletzt aufgerufen am 27.05.2016, 09:42 Uhr; keinesfalls angemessen ist eine Verpflegung des Besatzungsmitglieds mit weniger als 2,5 Litern pro Tag (einschließlich des zum Kochen verwendeten Wassers), da dies zum Überleben notwendig ist, vgl.: World Health Organization: How much water is needed? S. 2, abzurufen unter: http: /  / www.who.int / water_sanitation_health / publi cations / 2011 / WHO_TN_09_How_much_water_is_needed.pdf?ua=1, zuletzt abgerufen am 27.05.2016, 09:42 Uhr.

452

F. Änderungsvorschläge

§ 99 Anspruch auf medizinische Betreuung (Gesetzestext neu) (1) Das Besatzungsmitglied hat für die Dauer des Heuerverhältnisses im Falle einer Erkrankung oder Verletzung auf Kosten des Reeders Anspruch auf unverzügliche und angemessene medizinische Betreuung, wie sie im Allgemeinen den Arbeitnehmern an Land zur Verfügung steht, bis es wieder gesund ist oder bis die Krankheit oder Erwerbsunfähigkeit als dauernd eingestuft ist, soweit die §§ 100, 102 und 103 nichts anderes bestimmen. Der Anspruch nach Satz 1 besteht auch in den Fällen, in denen eine Erkrankung oder Verletzung, die eine Folge der Tätigkeit des Besatzungsmitglieds ist, im Zeitraum bis zur Beendigung des Heuerverhältnisses, auftritt. Endet das Heuerverhältnis, bevor das Besatzungsmitglied heimgeschafft wurde, besteht der Anspruch nach Satz 1, 2 bis das Besatzungsmitglied heimgeschafft ist, § 76 Absatz 5 bleibt unberührt. Das Besatzungsmitglied hat entsprechend Satz 1 Anspruch auf vorbeugende Maßnahmen, die zur Verhütung und Früherkennung von Krankheiten und deren Verschlechterung notwendig sind und die Programme zur Gesundheitsförderung und Gesundheitserziehung umfassen. […] (5) Der Anspruch nach Absatz 1 besteht nicht, wenn 1. das Heuerverhältnis im Ausland begründet worden ist und das Besatzungsmitglied die Reise wegen einer bei Beginn des Heuerverhältnisses bereits vorhandenen Erkrankung oder Verletzung nicht antritt, 2. das Besatzungsmitglied eine Krankheit oder ein Gebrechen bei Abschluss des Heuervertrages vorsätzlich verschwiegen hat oder 3. das Besatzungsmitglied sich die Krankheit oder Verletzung durch eine von ihm vorsätzlich begangene Straftat zugezogen hat.

13. In § 104 Absatz 1 Satz 2 werden nach den Wörtern „des Entgeltfortzahlungsgesetzes“ die Wörter „mit der Einschränkung, dass der Anspruch nach Satz 1 nur ausgeschlossen ist, wenn die Krankheit oder Verletzung durch das Besatzungsmitglied vorsätzlich herbeigeführt wurde“ eingefügt. § 104 Fortzahlung der Heuer im Krankheitsfall (Gesetzestext neu) (1) Ein infolge Krankheit oder Verletzung arbeitsunfähiges Besatzungsmitglied hat Anspruch auf Fortzahlung der Heuer vom Beginn der Arbeitsunfähigkeit mindestens bis zu dem Tage, an dem es das Schiff verlässt. Im Übrigen gelten die Vorschriften des Entgeltfortzahlungsgesetzes mit der Einschränkung, dass der Anspruch nach Satz 1 nur ausgeschlossen ist, wenn die Krankheit oder Verletzung durch das Besatzungsmitglied vorsätzlich herbeigeführt wurde. Solange das Besatzungsmitglied sich an Bord eines Schiffes auf See oder im Ausland aufhält, ist jedoch § 5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes nur insoweit anzuwenden, als das Besatzungsmitglied zur Mitteilung seiner Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtlicher Dauer verpflichtet ist. […]



I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG453

14. In § 127 Absatz 1 wird eingefügt: a) Nach den Wörtern „sich über einen“ das Wort „vermeintlichen“. b) Nach dem Wort „gegen“ die Wörter „das Seearbeitsübereinkommen oder“. § 127 Beschwerderecht (Gesetzestext neu) (1) Das Besatzungsmitglied hat das Recht, sich über einen vermeintlichen Verstoß gegen das Seearbeitsübereinkommen oder dieses Gesetz und die auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen oder über eine Benachteiligung oder ungerechte Behandlung bei den in § 128 Absatz 1, 2 und 4 genannten Stellen zu beschweren (Beschwerde). […]

15. In § 128 Abs. 5 wird folgender Satz 2 eingefügt: „Dies gilt auch, wenn sich eine andere Person als ein Besatzungsmitglied beschwert hat.“ § 128 Beschwerdeverfahren (Gesetzestext neu) (5) Die in Absatz 4 Nummer 3 bis 5 genannten Stellen sowie die von ihnen beauftragten Personen haben die Quelle einer Beschwerde nach § 127 Absatz 1 vertraulich zu behandeln. Dies gilt auch, wenn sich eine andere Person als ein Besatzungsmitglied beschwert hat. Es ist ihnen ohne Einwilligung des Beschwerdeführers untersagt, den Reeder oder von ihm beauftragte Personen darüber zu unterrichten, dass eine Untersuchung infolge einer Beschwerde stattfindet. Satz 2 gilt nicht, soweit die Unterrichtung im Einzelfall erforderlich ist, um eine konkrete Gefahr für Leben und Gesundheit von Menschen oder das Schiff oder seine Ladung abzuwehren. […]

16. In § 135 Abs. 2 wird: a) In Nr. 4 der Punkt durch ein Komma ersetzt. b) Folgende Nummer 5 eingefügt: „5. die Befugnis der anerkannten Organisation, das Abstellen eines Verstoßes zu verlangen.“ § 135 Ermächtigung anerkannter Organisationen (Gesetzestext neu) […] (2) Die Ermächtigung erfolgt durch eine schriftliche Vereinbarung zwischen der Berufsgenossenschaft und der anerkannten Organisation, in der die von der Organisation wahrzunehmenden Aufgaben und Funktionen im Einzelnen aufgeführt sind. Die Vereinbarung muss enthalten:

454

F. Änderungsvorschläge

1. die Bestimmungen des Anhangs 2 der Richtlinien für die Beauftragung anerkannter Organisationen, die für die Verwaltung handeln, vom 4. November 1993 (VkBl. 2008 S. 508), die nach Maßgabe der Bekanntmachung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom 20. Mai 2009 (VkBl. 2009 S. 354) geändert worden sind, 2. Bestimmungen über die finanzielle Haftung der anerkannten Organisation, 3. ergänzende Bestimmungen zu den Befugnissen der Berufsgenossenschaft nach diesem Gesetz über die regelmäßige Kontrolle der von den anerkannten Organisationen für die Verwaltung wahrgenommenen Aufgaben, 4. Bestimmungen für die Übermittlung wesentlicher Angaben über die von einer anerkannten Organisation klassifizierte Flotte sowie über Klassenwechsel, Aussetzung oder Entzug der Klasse, nur soweit personenbezogene Daten nicht betroffen sind, 5. die Befugnis der anerkannten Organisation, das Abstellen eines Verstoßes zu verlangen. […]

17. In § 138: a) Wird in Absatz 3 Nr. 4 die Angabe „nach § 139“ gestrichen. b) Wird an Absatz 3 folgender Satz 4 angefügt: „Im Falle einer Beschwerde nach Nr. 4 ist die Überprüfung im Allgemeinen auf Angelegenheiten im Rahmen der Beschwerde zu beschränken.“ c) Werden in Absatz 6 folgende Sätze angefügt: „Der Vertreter des Flaggenstaates ist zu ersuchen nach Möglichkeit anwesend zu sein. Der Flaggenstaat ist zu ersuchen, innerhalb einer vorgeschriebenen Frist zu antworten.“ § 138 Überprüfung von Schiffen unter ausländischer Flagge (Gesetzestext neu) […] (3) Die Berufsgenossenschaft und die bei ihr beschäftigten Personen überprüfen die Einhaltung der in § 137 Absatz 1 bezeichneten Anforderungen zunächst durch Prüfung des vom Kapitän vorzulegenden Seearbeitszeugnisses und der Seearbeits-Konformitätserklärung. Stellt die Berufsgenossenschaft oder die von ihr beauftragte Person fest, dass 1. ein Schiff unter ausländischer Flagge kein Seearbeitszeugnis und keine Seearbeits-Konformitätserklärung hat oder eine oder beide Urkunden ungültig oder gefälscht sind, 2. es Grund für die Annahme gibt, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Schiff nicht den Anforderungen des § 137 Absatz 1 genügen, 3. es Grund für die Annahme gibt, dass das Schiff die Flagge gewechselt hat, um die Einhaltung der Anforderungen des § 137 Absatz 1 zu umgehen, oder



I. Entwurf eines Änderungsgesetzes zum SeeArbG455 4. eine Beschwerde nach § 139 vorliegt, wonach spezifische Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Schiff den Anforderungen des Seearbeitsübereinkommens nicht genügen, kann sie eine über die Prüfung des Seearbeitszeugnisses hinausgehende gründlichere Überprüfung durchführen, um Aufschluss über die Arbeits- und Lebensbedingungen an Bord des Schiffes zu erhalten. Eine solche Überprüfung ist insbesondere dann durchzuführen, wenn die begründete Annahme oder Behauptung mangelhafter Arbeits- und Lebensbedingungen eine Gefahr für die Sicherheit des Schiffes oder der Besatzung oder für die Gesundheit oder den Schutz der Besatzungsmitglieder darstellen könnte oder wenn Grund zu der Annahme besteht, dass der Verstoß eine schwerwiegende Verletzung der in § 137 Absatz 1 bezeichneten Anforderungen darstellt. Im Falle einer Beschwerde nach Nr. 4 ist die Überprüfung im Allgemeinen auf Angelegenheiten im Rahmen der Beschwerde zu beschränken. […] (6) Soweit eine Anordnung nach § 143 Absatz 3 ergeht, hat die Berufsgenossenschaft einen Vertreter des Flaggenstaates und die für den Hafen zuständigen Verbände der Reeder und der Seeleute unverzüglich zu unterrichten. Der Vertreter des Flaggenstaates ist zu ersuchen nach Möglichkeit anwesend zu sein. Der Flaggenstaat ist zu ersuchen, innerhalb einer vorgeschriebenen Frist zu antworten. […]

18. In § 139: a) Werden in Absatz 1 die Wörter „Das Besatzungsmitglied“ durch das Wort „Seeleute“ ersetzt. b) Werden in Absatz 1 die Wörter „hat das Recht“ durch die Wörter „haben das Recht“ ersetzt. c) Wird in Absatz 1 nach den Wörtern „sich über einen“ das Wort „vermeintlichen“ eingefügt. d) Wird in Absatz 2 nach Satz 1 folgender Satz eingefügt: „Dies gilt unabhängig davon, ob sich Seeleute oder sonstige Personen beschwert haben.“ e) Wird in Absatz 4 das Wort „Besatzungsmitglieder“ durch das Wort „Seeleute“ ersetzt. § 139 Beschwerden auf Schiffen unter ausländischer Flagge (Gesetzestext neu) (1) Seeleute auf einem Schiff unter ausländischer Flagge, das einen inländischen Hafen anläuft oder den Nord-Ostsee-Kanal befährt, haben das Recht, sich über einen vermeintlichen Verstoß gegen das Seearbeitsübereinkommen bei der Berufsgenossenschaft zu beschweren. (2) Die Beschwerde ist vertraulich zu behandeln. Dies gilt unabhängig davon, ob sich Seeleute oder sonstige Personen beschwert haben. Kapitän, Reeder und jeder in der Beschwerde benannten Person ist unverzüglich Gelegenheit zu geben, binnen einer angemessenen Frist Stellung zu nehmen.

456

F. Änderungsvorschläge

[…] (4) Die Berufsgenossenschaft kann bei Beschwerden nach Absatz 1, insbesondere wenn diese alle Seeleute auf dem Schiff betreffen, eine Überprüfung im Sinne des § 138 Absatz 3 Satz 2 durchführen. […]

19. In § 140 werden ersetzt: a) Das Wort „Besatzungsmitgliedern“ durch das Wort „Seeleuten“. b) Die Wörter „eines Besatzungsmitglieds“ durch die Wörter „von Seeleuten“. c) Die Wörter „das im Inland“ durch die Wörter „die im Inland“. d) Die Wörter „worden ist“ durch die Wörter „worden sind“. e) Die Wörter „des Besatzungsmitglieds“ durch die Wörter „der Seeleute“. §  140 Heimschaffung von Seeleuten auf Schiffen unter ausländischer Flagge (Gesetzestext neu) Verzögert sich die Heimschaffung von Seeleuten auf einem Schiff unter ausländischer Flagge, die im Inland zurückgelassen worden sind, unterrichtet die Berufsgenossenschaft unverzüglich den konsularischen Vertreter des Flaggenstaates und des Staatsangehörigkeitsstaates oder des Aufenthaltsstaates der Seeleute. […]

20. In § 141 werden ersetzt: a) Das Wort „Besatzungsmitgliedern“ durch das Wort „Seeleute“. b) Die Wörter „Bedarf ein erkranktes oder verletztes Besatzungsmitglied“ durch die Wörter „Bedürfen erkrankte oder verletzte Seeleute“. c) Die Wörter „des Besatzungsmitglieds“ durch die Wörter „der Seeleute“. § 141 M  edizinische Betreuung von Seeleuten auf Schiffen unter ausländischer Flagge (Gesetzestext neu) Bedürfen erkrankte oder verletzte Seeleute auf einem Schiff unter ausländischer Flagge, das einen inländischen Hafen anläuft oder den Nord-Ostsee-Kanal befährt, der unverzüglichen medizinischen Betreuung, hat die Berufsgenossenschaft, unbeschadet ausländerrechtlicher Vorschriften, für einen ungehinderten Zugang der Seeleute zu den medizinischen Einrichtungen an Land zu sorgen.

Artikel 2 Dieses Gesetz tritt am TT.MM.JJJ. in Kraft.



II. Änderungsbefehle zu Verordnungen457

II. Änderungsbefehle zu Verordnungen, die die MLC umsetzen 1. An § 28 Abs. 1 SeeUnterkunftsV wird folgender Satz angefügt: „Die Freizeitbereiche sind entsprechend der Größe des Schiffes und der Anzahl der an Bord befindlichen Seeleute zu bemessen.“ SeeUnterkunftsV: § 28 Freizeitbereiche und Freizeiträume (Gesetzestext neu) (1) Auf dem Schiff sind für Besatzungsmitglieder ein oder mehrere Freizeitbereiche an Deck vorzusehen. Die Freizeitbereiche müssen so gelegen oder abgeschirmt sein, dass die erholungssuchenden Besatzungsmitglieder möglichst gegen Wind, Spritzwasser, Abgase und Abluft von Absauganlagen geschützt sind. Die Freizeitbereiche sind entsprechend der Größe des Schiffes und der Anzahl der an Bord befindlichen Seeleute zu bemessen. […]

2. An § 7 Abs. 1 SeeArbüV wird folgender Satz angefügt: „Der Überprüfungsbericht ist in deutscher und englischer Sprache abzufassen.“ SeeArbÜV: § 7 Aufzeichnung der Überprüfungen, Aufbewahrungspflichten (Gesetzestext neu) (1) Die in § 2 bezeichneten Inspektoren haben die Ergebnisse aller Überprüfungen an Bord eines Schiffes in einem Überprüfungsbericht aufzuzeichnen und dem Kapitän unverzüglich zwei Ausfertigungen zu übergeben. Der Überprüfungsbericht ist in deutscher und englischer Sprache abzufassen. […]

3. In § 7 Abs. 1 Nr. 2 SchBesV werden nach den Wörtern „nach gaststättenrechtlichen Vorschriften“ die Wörter „sowie eine Bescheinigung über die Teilnahme an einem von der Berufsgenossenschaft anerkannten Kurs, der praktische Kenntnisse in der Zubereitung von Speisen, Nahrungsmittelund persönlicher Hygiene, der Nahrungsmittellagerung, der Kontrolle des Lagerbestands, dem Umweltschutz und der Gesundheit und Sicherheit bei der Verpflegung befasst“ eingefügt. 4. An § 7 Abs. 1 wird folgender Satz angefügt: „Die Berufsgenossenschaft erkennt einen Kurs nach Absatz 1 Nr. 2 auf Antrag an, wenn die in Absatz 1 Nr. 2 aufgezählten Kursinhalte vermittelt werden.“

458

F. Änderungsvorschläge

SchBesV: § 7 Schiffskoch (Gesetzestext neu) (1) Auf jedem Schiff muss ein Schiffskoch vorhanden und für die Zubereitung von Speisen ausgebildet und qualifiziert sein. Für diese Tätigkeit können Besatzungsmitglieder eingesetzt werden, die 1 im Besitz des Zeugnisses über die Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf Koch oder eines anderen einschlägigen Ausbildungsberufes nach innerstaatlichem Recht sind oder 2. eine Bescheinigung einer Industrie- und Handelskammer über die Teilnahme an einer Gaststättenunterrichtung nach gaststättenrechtlichen Vorschriften sowie eine Bescheinigung über die Teilnahme an einem von der Berufsgenossenschaft anerkannten Kurs, der praktische Kenntnisse in der Zubereitung von Speisen, Nahrungsmittel- und persönlicher Hygiene, der Nahrungsmittellagerung, der Kontrolle des Lagerbestands, dem Umweltschutz und der Gesundheit und Sicherheit bei der Verpflegung befasst, nachweisen oder […] Besatzungsmitglieder unter 18 Jahren dürfen nicht als Schiffskoch eingesetzt werden. Die Berufsgenossenschaft erkennt einen Kurs nach Absatz 1 Nr. 2 auf Antrag an, wenn die in Absatz 1 Nr. 2 aufgezählten Kursinhalte vermittelt werden.

III. Weitere Änderungen und Mitteilungen Neben der Änderung des SeeArbG, der SeeUnterkunftsV, der SeeArbÜV und der SchBesV sind auch die Seearbeits-Konformitätserklärung Teil 1 sowie das amtliche Muster des Überprüfungsberichts nach der SeeArbÜV zu ändern. Alle diese Änderungen müssen der ILO ebenso mitgeteilt werden, welche Zweige der sozialen Sicherheit den Besatzungsmitgliedern gewährt werden.

IV. Änderungen der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil 1 Die Seearbeits-Konformitätserklärung Teil 1 ist so zu ändern, dass sie die Regelungen des deutschen Rechts, die Regelungen der MLC im Wesentlichen gleichwertig sind, wiedergibt und aufführt. Dies sind: Regelung

Gleichwertig Unterschied im deutschen Recht mit Norm

§ 33 Abs. 1 S. 3 Norm A2.1 SeeArbG Abs. 1 lit. e)

Dienstbescheinigung wird nicht immer direkt nach der Tätigkeit ausgestellt, sondern nur bei Beendigung und auf Nachfrage wenn häufige Besatzungswechsel oder regelmäßig dieselben Häfen angelaufen werden



VI. Mitteilung der Zweige der sozialen Sicherheit459 Regelung

Gleichwertig Unterschied im deutschen Recht mit Norm

§ 43 Abs. 3 S. 2 Norm A2.3 SeeArbG Abs. 3

Bei Besatzungsmitgliedern des Servicepersonals ist Neunstundentag möglich, wenn in die Arbeitszeit regelmäßig und in erheblichem Umfang Arbeitsbereitschaft fällt

§ 15 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 9 lit. a)

Doppelbelegung einer Kammer mit Auszubildenden zulässig, wenn zusätzlich eigenes Bad und eigene Toilette

§ 17 Abs. 6 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 9 lit. n)

Kein Kleiderspind erforderlich, wenn dies nicht möglich ist und sichergestellt ist, dass persön­ liche Kleidungsstücke und Gegenstände angemessen verstaut werden können.

§ 19 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Messen müssen nur dann vorahnden sein, wenn Abs. 10 lit. a) sie durch die Betriebsumstände erforderlich sind

§ 26 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 13

Einrichtungen zur Wäschepflege nur, wenn die Betriebsumstände sie erfordern

§§ 100 Abs. 2, 103 Abs. 1 SeeArbG

Norm A4.2 Abs. 2

Die private substitutive Krankenversicherung übernimmt die Versorgung der Besatzungsmitglieder, Versorgung ist sichergestellt auch wenn keine staatliche Stelle die Versorgung üernimmt.

V. Änderung des amtlichen Musters des Überprüfungsberichts Das nach § 8 Abs. 1 SeeArbÜV veröffentliche Muster des Prüfberichts der Berufsgenossenschaft muss ergänzt werden. Der Prüfbericht muss auch in englischer Sprache verfasst weden.

VI. Mitteilung der Zweige der sozialen Sicherheit Der Gesetzgeber hat der ILO gemeldet, dass die Besatzungsmitglieder in den Zweigen ärztliche Betreuung, Krankengeld, Leistungen bei Alter und Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten abgesichert seien. Diese Meldung ist fehlerhaft. Nicht alle Besatzungsmitglieder haben Anspruch auf Krankengeld und Leistungen bei Alter. Alle Besatzungsmitglieder unterfallen den Regelungen zur ärztlichen Betreuung, zu Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sowie zu Leistungen bei Invalidität und Leistungen an Hinterbliebene.

G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der Maritime Labour Convention Ganz überwiegend entspricht das deutsche Recht der MLC. Dort wo keine Entsprechung vorliegt, lassen sich die einzelnen Umsetzungsfehler auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen. Einige der Umsetzungsfehler beruhen auf einer zu engen Übersetzung. So wurden die Regelungen zu recruitment and placement wohl deshalb nicht übereinkommenskonform umgesetzt, da die amtliche deutsche Übersetzung Arbeitsvermittlung die Arbeitnehmerüberlassung nicht mit einschließt. Andere Umsetzungsfehler beruhen darauf, dass der nationale Gesetzgeber sinnvollere Regeln schaffen wollte, da die Regelungen der MLC zu unflexibel oder zu detailliert sind. Dass nach Norm A3.1 Abs. 10 lit. a) auf allen Schiffen über 3000 BRZ eine Messe zwingend erforderlich ist und nicht nur, wenn die Betriebsumstände eine Messe erfordern (so die Umsetzung in § 19 Abs. 1 SeeUnterkunftsV), ist unverständlich. Ebenso unverständlich ist das Erfordernis in Norm A3.2 Abs. 1, die Festlegung der Verpflegung der Seeleute müsse nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ erfolgen. Als weiteres Beispiel für eine sinnvolle Abweichung des SeeArbG von der MLC ist die Regelung zu nennen, dass die Heuerfortzahlung auf Kosten des Reeders endet, wenn die private substitutive Krankenversicherung die Leistungen zu erbringen hat. Im letzteren Fall wäre eine Übereinstimmung bereits dadurch zu erzielen, dass der Gesetzgeber die getroffene Regelung als wesentlich gleichwertig erkennt und die Gleichwertigkeit entsprechend mitteilt. Der weit überwiegende Teil der fehlerhaften Umsetzung liegt in einer zu unpräzisen Umsetzung der Vorgaben. So wäre beispielsweise zu erklären, weshalb der Umsetzungsgesetzgeber entgegen seiner klaren Verpflichtung aus Norm A2.5 Abs. 3 die Heimschaffungskosten auch dem Besatzungsmitglied auferlegt, wenn dessen Heuerverhältnis aufgrund einer außerordentlichen Kündigung endet und sich der Kündigungsgrund aus außerdienstlichem Verhalten ergibt. Gleiches gilt wohl für das Nichtbestehen des Heuerfortzahlungsanspruchs für den Zeitraum der Heimschaffung, wenn das Besatzungsmitglied länger als sechs Wochen erkrankt an Bord war. Auch wenn einigen der fehlerhaft umgesetzten Regelungen durch eine analoge Anwendung oder teleologischen Reduktion der entsprechenden Vorschrift Geltung verschafft werden kann, besteht in diesen Fällen dennoch die Gefahr, dass Seeleute und Besatzungsmitglieder ihre Rechte nicht wahrneh-



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC461

men, da sie von der Richtigkeit des klaren entgegenstehenden Wortlauts der Normen ausgehen könnten. So spricht eine analoge Anwendung der §§ 127, 128 zwar allen Besatzungsmitgliedern das Recht zu, sich auch über nur vermutete Verstöße zu beschweren, wenn der Wortlaut jedoch dazu verleitet, anzunehmen, dass die Beschwerde nur vertraulich behandelt wird, wenn sie auch begründet ist, können Besatzungsmitglieder davon abgehalten werden, ihr Recht auszuüben. 1

Gewählte Umsetzung

ok?1

Art. II Abs. 1 Schiffsbegriff lit. i)

§ 1 Abs. 1, 2 SeeArbG

Ja

Art. II Abs. 1 Definition Seeleute lit. f)

§ 3 Abs. 1, 3 SeeArbG

Ja

Art. II Abs. 1 Definition Reeder lit. j)

§ 4 Abs. 1–4 SeeArbG

Ja

Regel 1.1 Abs. 1, 2

Mindestalter

§ 10 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 1.1 Abs. 3

Mindestalter

Nicht notwendig

Ja

Norm A1.1 Abs. 1

Mindestalter

§ 10 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A1.1 Abs. 2

Nachtarbeitsverbot für Minderjährige

§ 53 Abs. 4, 6 SeeArbG

Ja

Ausnahmen vom NachtarNorm A1.1 Abs. 3 lit. a), beitsverbot b)

§ 53 Abs. 6 S. 3 SeeArbG

Ja

Norm A1.1 Abs. 4 S. 1

Beschäftigungsverbote für Minderjährige

§ 117 SeeArbG

Ja

Norm A1.1 Abs. 4 S. 2

Festlegung der Beschäftigungsverbote

§ 117 Abs. 2, 3 SeeArbG

Ja

Regel 1.2 Abs. 1

Ärztliches Zeugnis

§ 11 S. 1 SeeArbG

Ja

Regel 1.2 Abs. 2

Ärztliches Zeugnis

Nicht notwendig

Ja

Regel / 

Inhalt

Norm

(Fortsetzung nächste Seite) 1  Entspricht

das deutsche Recht der MLC?

462 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A1.2 Abs. 1

Tätigwerden nur mit Zeugnis

§ 11 S. 1 SeeArbG

Ja

Norm A1.2 Abs. 2

Festlegung der Anforderungen §§ 12–19 SeeArbG, MariMedV

Norm A1.2 Abs. 3

Anerkennung ausländischer Seediensttauglichkeitszeug­ nisse

§ 12 Abs. 7 SeeArbG

Nein

Norm A1.2 Abs. 4

Anforderungen an Ärzte

§ 12 Abs. 1, § 16 SeeArbG

Ja

Norm A1.2 Abs. 5

Möglichkeit der Zweitunter­ suchung

§ 13 Abs. 1 Nr. 2, 3, § 15 SeeArbG

Ja

Norm A1.2 Abs. 6

Mindestangaben des ärzt­ lichen Zeugnisses

§§ 5, 20 MariMedV, Muster des Zeugnisses

Ja

Norm A1.2 Abs. 7

Maximale Gültigkeitsdauer des ärztlichen Zeugnisses

§ 12 Abs. 5 SeeArbG

Ja

Norm A1.2 Abs. 8

Gültigkeitsverlängerung in dringenden Fällen

Nicht umgesetzt

Ja

Norm A1.2 Abs. 9

Weitergeltung des ärztlichen Zeugnisses

§ 12 Abs. 6 SeeArbG

Ja

Norm A1.2 Abs. 10

Zeugnis mind. auf Englisch

§ 5 MariMedV i. V. m. verbindlichem Muster

Ja

Regel 1.3 Abs. 1

Schiffsbesetzung

§ 23 S. 1 SeeArbG

Ja

Regel 1.3 Abs. 2

Schiffssicherheitslehrgang

§ 23 SeeArbG

Ja

Regel 1.3 Abs. 3

Anforderungen Schiffssicherheitslehrgang

§ 44 Abs. 2 See-BV

Ja

Regel 1.4 Abs. 1

Recruitment and placement

Nein2 Nicht gesamt notwendig, z. T. § 25 SeeArbG

Norm

Ja

2

2  Die völkerrechtswidrige Umsetzung der Regel 1.4 Abs. 1 kann zum Teil dadurch überwunden werden, dass die §§ 24–27 SeeArbG analog auch auf die Arbeitnehmerüberlassung angewandt werden.



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC463 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Regel 1.4 Abs. 2

Anforderungen

§ 24 Abs. 1, § 25 Abs. 1 SeeArbG

Nein3

Regel 1.4 Abs. 3

Anforderungen an ausl. Dienstleister

§ 24 Abs. 3 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 1

Öffentliche Dienstleister

SGB III

Ja

Norm A1.4 Abs. 2

Zulassungssystem

§ 26 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 3

SonderRegel für Dienstleister, der von einem Seeleuteverband betrieben wird

Umsetzung nicht notwendig

Ja

Norm A1.4 Abs. 4

Auslegungshilfe

Umsetzung nicht notwendig

Ja

Norm A1.4 Abs. 5 lit. a)

Verbot, Seeleute an der Aufnahme einer Beschäftigung zu hindern

§ 25 Abs. 1 Nr. 1 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 5 lit. b)

Regeln zur Kostentragung i. V. m. der Dienstleistung

§§ 25 Abs. 1 Nr. 2, 31 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) i)

Verzeichnis der Seeleute

§ 25 Abs. 1 Nr. 4 SeeArbG, §§  24 ff. SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 1

Information der Seeleute über Rechte und Pflichten

§ 25 Abs. 1 Nr. 6 i. V. m. §§ 28, 29 SeeArbG

Nein

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) ii) Hs. 2

Vorkehrungen zur Information §§ 25 Abs. 1 Nr. 6 der Seeleute i. V. m. §§ 28, 29 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iii) Hs. 1

Überprüfung der Qualifikation § 25 Abs. 1 Nr. 3 der Seeleute SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm

34

(Fortsetzung nächste Seite)

3  Die völkerrechtswidrige Umsetzung der Regel 1.4 Abs. 2 kann zum Teil dadurch überwunden werden, dass die §§ 24–27 SeeArbG analog auch auf die Arbeitnehmerüberlassung angewandt werden. 4  Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC ergibt sich für die Arbeitsvermittlung direkt aus den angegebenen Normen, in Bezug auf die Arbeitnehmerüberlassung auf einer analogen Anwendung der angegebenen Normen.

464 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iii) Hs. 2

Überprüfung der Arbeitsverträge

Keine Regelung

Nein

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) iv)

Vergewisserung über Heimschaffungsmittel des Reeders

§ 25 Abs. 2 Nr. 3 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) v)

Auseinandersetzung mit Beschwerden

§ 25 Abs. 1 Nr. 5 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 5 lit. c) vi)

Versicherung für Seeleute durch recruitment and placement service auch für Fehler des Reeders

§ 25 Abs. 1 Nr. 8 SeeArbG

Nein

Norm A1.4 Abs. 6

Überwachung der Dienstleister

§ 26 Abs. 1 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 7

Berücksichtigung von Beschwerden durch zuständige Stelle

§ 26 Abs. 1 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 8

Informationspflicht

§ 26 Abs. 4 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 9

Sicherstellung des Schutzes auch bei ausl. Dienstleistern

§ 24 Abs. 3 SeeArbG

Ja, Analogie4

Norm A1.4 Abs. 10

Auslegungsregel

Nicht notwendig

Ja

Regel 2.1 Abs. 1

Heuervertrag bedarf der Schriftform

§ 28 Abs. 1 S. 4, § 82 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Ja

Regel 2.1 Abs. 2

Überprüfungsmöglichkeit des Vertrages

§ 28 Abs. 1 S. 3, § 82 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Ja

Regel 2.1 Abs. 3

Einbeziehung der Gesamt­ arbeitsverträge

§ 28 Abs. 2 Nr. 11, § 82 Abs. 3 Nr. 12 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 1 lit. a)

Heuervertrag bedarf der Schriftform

§ 28 Abs. 1 S. 4, § 82 Abs. 1 S. 1, § 148 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 1 lit. b)

Überprüfungsmöglichkeit des Vertrages

§ 28 Abs. 1 S. 3, § 82 Abs. 1 S. 2 SeeArbG

Ja

Norm



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC465 Regel / 

Inhalt

Norm

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A2.1 Abs. 1 lit. c)

Unterschriebene Originale der § 28 Abs. 1 S. 5, § 82 Verträge Abs. 1 S. 4 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 1 lit. d)

Information über geltende Bedingungen während der Reise

§ 29 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 1 lit. e)

Dienstbescheinigung

§ 33 SeeArbG

Nein5

Norm A2.1 Abs. 2

Tarifverträge an Bord verfügbar

§ 29 Abs. 2, 3 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 3

Inhalt der Dienstbescheinigung

§ 33 Abs. 2, 4 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. a)

Persönliche Daten der Seeleute

§§ 28 Abs. 2 Nr. 2, 82 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. b)

Name und Anschrift des Reeders

§§ 28 Abs. 2 Nr. 1, 82 Abs. 3 Nr. 1 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. c)

Ort und Datum des Vertragsschlusses

§§ 28 Abs. 2 Nr. 13, 82 Ja Abs. 3 Nr. 15 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 4 lit. d)

Beschreibung der zu leistenden Tätigkeit

§§ 28 Abs. 2 Nr. 3, 82 Abs. 3 Nr. 4, Nr. 6 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. e)

Höhe oder Zusammensetzung der Heuer

§§ 28 Abs. 2 Nr. 6, 82 Abs. 3 Nr. 9 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. f)

Urlaubsanspruch

§§ 28 Abs. 2 Nr. 8, 82 Ja Abs. 3 Nr. 10 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 4 lit. g) i)

Kündigungsmöglichkeiten und §§ 28 Abs. 2 Nr. 9, 82 -fristen Abs. 3 Nr. 11 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. g) ii)

Vertragsende bei befristetem Vertrag

Ja

§§ 28 Abs. 2 Nr. 5, 82 Abs. 3 Nr. 5 SeeArbG

Ja

5

(Fortsetzung nächste Seite)

5  Es besteht eine im Wesentliche gleichwertige Regelung, der Gesetzgeber könnte sich dies bewusst machen und entsprechend Handeln (Mitteilung an das Internationalen Arbeitsamt und Änderung der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I), um die Völkerrechtswidrigkeit zu beseitigen.

466 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A2.1 Abs. 4 lit. g) iii)

Abmusterungsbedingungen, wenn Befristung für nur eine Reise

§§ 28 Abs. 2 Nr. 5 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 4 lit. h)

Sozialleistungen und med. Betreuung

§§ 28 Abs. 2 Nr. 12, 82 Ja Abs. 3 Nr. 13 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 4 lit. i)

Heimschaffungsanspruch

§§ 28 Abs. 2 Nr. 10, 82 Ja Abs. 3 Nr. 14 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 4 lit. j)

Verweis auf anwendbares Kollektivrecht

§§ 28 Abs. 2 Nr. 11, 82 Ja Abs. 3 Nr. 12 SeeArbG

Norm A2.1 Abs. 4 lit. k)

Weitere Angaben, wenn diese zwingend sind

Nicht notwendig

Ja

Norm A2.1 Abs. 5

Mindestkündigungsfristen

§ 66 SeeArbG

Ja

Norm A2.1 Abs. 6

Ausnahme von den Mindestkündigungsfristen

§§ 67–69 SeeArbG

Ja

Regel 2.2

Anspruch auf Heuer, regel­ mäßige Zahlung

§§ 37 Abs. 1, 38 Abs. 2 Ja SeeArbG

Norm A2.2 Abs. 1

Monatliche Heuerzahlung

§ 38 SeeArbG

Ja

Norm A2.2 Abs. 2

Monatliche Abrechnung

§ 40 Abs. 1, 2 SeeArbG

Ja

Norm A2.2 Abs. 3, 4

Überweisung der Heuer an Dritte

§ 39 Abs. 2, 3 SeeArbG

Ja

Norm A2.2 Abs. 5

Gebühren für die Überweisung an Dritte

Nicht notwendig, in § 39 Abs. 3 SeeArbG explizit ausgeschlossen

Ja

Norm A2.2 Abs. 6

Deklaratorischer Hinweis auf Teil B des Codes

Nicht notwendig

Ja

Regel 2.3 Abs. 1

Regeln zu Arbeits- und Ruhezeiten

§§ 42–55 SeeArbG

Ja

Regel 2.3 Abs. 2

Deklaratorischer Verweis auf den Code

Richtet sich nach Umsetzung der Norm A2.3

Nein

Norm



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC467 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A2.3 Abs. 1

Definition Arbeitszeit

§ 2 Nr. 6 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 2

Höchstarbeits- und Mindest­ ruhezeiten

§§ 48, 32 Abs. 4 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 3

Achtstundentag

§§ 43 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 S. 1, Abs. 3 S. 1, 44 Abs. 1 S. 1, Abs. 3 SeeArbG; § 3 ArbZG

Nein

Norm A2.3 Abs. 3

Achtstundentag Servicepersonal

Neunstundentag möglich: § 43 Abs. 3 S. 2 SeeArbG

Nein6

Norm A2.3 Abs. 4

Berücksichtigung der Gefahren der Übermüdung

Nicht notwendig

Ja

Norm A2.3 Abs. 5

Höchstarbeits- und Mindest­ ruhezeiten

§ 48 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 6

Mindestruhezeit kann in zwei Zeiträumen aufgeteilt werden

§ 45 Abs. 3 S. 1, 2 See- Ja ArbG

Norm A2.3 Abs. 7

Ruhezeit möglichst nicht durch Übungen unterbrechen

§ 47 Abs. 2 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 8

Ausgleichszeiträume

§ 45 Abs. 4 S. 1 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 9

Eingriffsbefugnisse der zuständigen Stelle

§ 143 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 10

Aushang über Arbeitsorganisation

§ 50 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 11

Aushang muss Standard­ muster entsprechen

§§ 1, 2 Abs. 1, § 4, Anlage 1 See-ArbZNV

Ja

Norm

6

(Fortsetzung nächste Seite)

6  Die Regelung, dass Besatzungsmitglieder des Servicepersonals bis zu neun Stunden täglich arbeiten dürfen, wenn in die Arbeitszeit in erheblichem Umfang Arbeitsbereitschafft fällt, stellt eine Regel 2.3 Abs. 2 im Wesentlichen gleichwertige Regelung dar. Der Gesetzgeber könnte sich dies bewusst machen und entsprechend ­Handeln (Mitteilung an das Internationalen Arbeitsamt und Änderung der See­arbeitsKonformitätserklärung Teil I).

468 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A2.3 Abs. 12

Muster der täglichen Arbeitszeitnachweise

§ 50 Abs. 2 SeeArbG § 3, Anlage 2 SeeArbZNV

Ja

Norm A2.3 Abs. 13

Abweichung von den Höchstarbeits- und Mindest­ ruhezeiten

§ 42 Abs. 4, § 49 SeeArbG

Ja

Norm A2.3 Abs. 14

Auslegungsregel

Nicht notwendig

Ja

Regel 2.4 Abs. 1

Bezahlter Jahresurlaub,

Ja

deklaratorischer Verweis auf den Code

§ 56 Abs. 1 S. 1 SeeArbG, richtet sich im Übrigen nach der Umsetzung der Norm A2.4

Regel 2.4 Abs. 2

Anspruch auf Landgang

§ 35 SeeArbG

Ja

Norm A2.4 Abs. 1

Mindestnormen für den Jahresurlaub

§ 56 Abs. 2, §§ 57 ff. SeeArbG

Ja

Norm A2.4 Abs. 2

Mindesturlaub von 2,5 Kalen- § 57 Abs. 1 SeeArbG dertagen pro Dienstmonat

Ja

Norm A2.4 Abs. 3

Verbot von Vereinbarungen zum Urlaubsverzicht

§ 56 Abs. 2 SeeArbG i. V. m. § 13 Abs. 1 BUrlG

Ja

Regel 2.5 Abs. 1

Heimschaffungsanspruch, deklaratorischer Verweis auf den Code

Richtet sich nach Umsetzung der Norm A2.5

Nein

Regel 2.5 Abs. 2

Finanzielle Absicherung des Heimschaffungsanspruchs

§ 76 Abs. 8 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 1 lit.) a

Heimschaffungsanspruch, wenn Heuerverhältnis endet

§ 73 Nr. 2 Hs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 1 lit. b)

Heimschaffungsanspruch für den Fall einer Kündigung

§ 73 Nr. 2 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 1 lit. c)

§ 73 Nr. 1 SeeArbG Heimschaffungsanspruch, wenn Seeleute nicht mehr in der Lage sind, vertragliche Aufgaben zu erfüllen bzw. es von ihnen nicht mehr erwartet werden kann

Ja

Norm



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC469 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A2.5 Abs. 2 lit. a)

Festlegung, wann Abs. 1 lit. a)–c) erfüllt ist

§ 73 Nr. 1 SeeArbG i. V. m. § 105 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 2 lit. b)

Höchstdauer der Dienstzeit zwölf Monate

§ 58 Abs. 1 S. 2 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 3

Kostenfreie Heimschaffung; Ausnahmen nur bei Pflichtverstoß

§ 76 Abs. 2 S. 3, Abs. 5 Ja, tel. S. 2 SeeArbG Red.7

Norm A2.5 Abs. 3

Kostenfreie Heimschaffung; Ausnahmen nur bei Verstoß beruflicher Pflichten

§ 76 Abs. 2 S. 3, Abs. 5 Nein S. 2 SeeArbG

Norm A2.5 Abs. 4

Erstattung der Kosten von Dritten ist möglich

§ 76 Abs. 7 SeeArbG

Norm A2.5 Abs. 5 lit. a)

Regeln, wenn Reeder Heimschaffung unterlässt

§ 77 SeeArbG, Ja ansonsten keine Umsetzung notwendig

Norm A2.5 Abs. 5 lit. b)

Erstattungsanspruch gegen den Reeder

§ 77 S. 2 SeeArbG

Norm A2.5 Abs. 5 lit. c)

Seeleute dürfen nicht die Kos- Ergibt sich aus der ten der Heimschaffung tragen Systematik der §§ 76, 77 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 6

Festhalten des Schiffes, wenn Kosten nicht getragen werden

§ 140 S. 3 SeeArbG

Ja

Norm A2.5 Abs. 7

Erleichterung der Heimschaffung

z. T. §§ 77, 140 SeeArbG

Ja, Analogie8

Norm A2.5 Abs. 8

Heimschaffungsanspruch gegen Staat unabhängig vom Reeder

z. T. §§ 77, 140 SeeArbG

Ja, Analogie8

Norm A 2.5 Abs. 9

Information über Heimschaffungsanspruch

§ 29 SeeArbG

Ja

Norm

Ja

Ja

78

(Fortsetzung nächste Seite)

7  § 76 Abs. 5 SeeArbG ist teleologisch so zu reduzieren, dass das Besatzungsmitglied dann nicht an den Kosten der Heimschaffung beteiligt werden kann, wenn es keinen Pflichtverstoß begangen hat. 8  Die Normen sin analog auf alle Seeleute und nicht lediglich auf Besatzungsmitglieder anzuwenden.

470 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Norm

Gewählte Umsetzung

ok?

Regel 2.6

z. T. in § 70 SeeArbG, Entschädigungsanspruch, wenn Verletzung / Schaden / Ar- nur Entschädigung für Arbeitslosigkeit beitslosigkeit infolge von Schiffsverlust oder Schiffbruch

Nein

Norm A2.6 Abs. 1

Entschädigung Arbeitslosigkeit wg. Schiffsverlust oder Schiffbruch

z. T. in § 70 SeeArbG

Nein

Norm A2.6 Abs. 2

Kein Ausschluss weitergehender Rechte

Ausschluss liegt nicht vor

Ja

Regel 2.7

Ausreichende Anzahl an Seeleuten

§ 21 SeeArbG

Ja

Norm A2.7 Abs. 1

Besatzung ausreichend qualifiziert und Zeugnis über notwendige Besatzungsstärke

§§ 21, 23 SeeArbG, §§ 2, 3, 8 SchBesV

Ja

Norm A2.7 Abs. 2, 3

Anforderungen an die zuständige Stelle

Nicht notwendig

Ja, unmittelb. Anwendung9

Regel 2.8

Politik, um Qualifizierung, berufliche Entwicklung und größere Beschäftigungschancen zu fördern

Nicht notwendig

Ja

Norm A2.8 Abs. 1, 2

Ziele dieser Politik werden konkretisiert

Nicht notwendig

Ja

Norm A2.8 Abs. 3

Zielvorgaben für berufliche Beratung und Ausbildung

See-BV

Ja

Regel 3.1 Abs. 1

Angemessene und instand gehaltene Unterkünfte

§ 93 SeeArbG

Ja

Regel 3.1 Abs. 2

Regelung für Bestandsschiffe

§ 1 Abs. 1 Nr. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

9

9  Eine Umsetzung der Norm A2.7 Abs. 2, 3 war nicht notwendig. Dass sich die Berufsgenossenschaft an Norm A2.7 Abs. 2, 3 halten muss, ergibt sich unmittelbar aus Norm A2.7 Abs. 2, 3 MLC-Vertragsgesetz.



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC471 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Regel 3.1 Abs. 3

Änderungen des Codes gelten nur für Neubauten

Nicht notwendig

Ja

Norm A3.1 Abs. 1 lit. a)

Unterkünfte und Freizeiteinrichtungen sicher und angemessen

§ 93 SeeArbG, richtet sich im Übrigen nach der Umsetzung der gesamten Norm A3.1

Nein

Norm A3.1 Abs. 1 lit. b)

Kontrolle der Unterkünfte und § 130 Abs. 2, § 93 Freizeiteinrichtungen Abs. 3 SeeArbG

Ja

Norm A3.1 Abs. 2

Auch Regel 4.3 und Norm A4.3 müssen berücksichtigt werden

Richtet sich nach Umsetzung der Regel 4.3 und Norm A4.3

Ja

Norm A3.1 Abs. 3

Besonders wichtige Aspekte, die durch zuständige Stelle kontrolliert werden müssen

§ 5 Abs. 1 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 4

Berücksichtigung Norm A3.1 Abs. 6–17

Richtet sich nach der Umsetzung von Norm A3.1 Abs. 6–17

Nein

Norm A3.1 Abs. 6 lit. a)

Raumhöhe

§ 7 Abs. 1 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 6 lit. b)

Isolation der Unterkünfte

§ 8 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 6 lit. c)

Anordnung der Schlafräume generell

§ 15 Abs. 4 S. 1, 2 See- Ja UnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 6 lit. d)

Schlafräume Fahrgast & Spezialschiff

§ 15 Abs. 4 S. 3, 4 See- Ja UnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 6 lit. e)

Unzulässigkeit direkter Verbindungen; Materialbeschaffenheit der Trennwände

§§ 7 Abs. 2, 15 Abs. 5

Ja

Norm A3.1 Abs. 6 lit. f)

Zweckmäßige und eine gesun- § 114 SeeArbG, §§ 7, 14 SeeUnterkunftsV de Umgebung fördernde Materialien der Innenwände; Verschalungen; Fußböden; Verbindungsgänge

Ja

Norm A3.1 Abs. 6 lit. g)

Ausreichend (e) Beleuchtung; Wasserabflüsse

Ja

Norm

§§ 10 Abs. 2 S. 1, 7 Abs. 4 S. 4 SeeUnterkunftsV

(Fortsetzung nächste Seite)

472 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A3.1 Abs. 6 lit. h)

Schutz vor Lärm und Vibration, anderen Umweltfaktoren, Chemikalien

§§ 13, 14; 114 SeeArbG; GefStoffV; BetrSichV; LärmVibrationsArbSchV

Ja

Norm A3.1 Abs. 7 lit. a)

Schlafräume, Messe: angem. Lüftung

§ 11 Abs. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 7 lit. b)

Klimaanlage (Ausnahme möglich)

§ 11 Abs. 3 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 7 lit. c)

Sanitärbereiche: unabhängige Abluft ins Freie

§ 11 Abs. 1; 22 Abs. 3 Nr. 1 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 7 lit. d)

Heizungsanlage (Ausnahme möglich)

§ 12 Abs. 1 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 8

Tageslicht, künstl. Beleuchtung, Ausnahme für Fahrgastschiffe möglich

§ 10 Abs. 1, 2 See­ UnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. a)

§ 15 Abs. 1, 2 See­ Schlafräume, Ausnahme UnterkunftsV möglich, wenn sie mit Sozialpartnern beraten wurden

Ja, unmittelb. Anwendung10

Norm A3.1 Abs. 9 lit. b)

Getrennt nach Männern und Frauen

§ 15 Abs. 2 S. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. c)

Angemessene Größe; Behaglichkeit; leicht in Ordnung zu halten

§§ 7 Abs. 4, 15–17 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. d)

Einzelkojen

§ 17 Abs. 1 S. 1 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm

10

10  § 15 Abs. 2 Nr. 4 SeeUnterkunftsV ist Norm A3.9 Abs. 9 lit. a) im Wesentlichen gleichwertig, da eine Doppelbelegung einer Kammer bei Auszubildenden möglich ist, wenn ein eigenes Bad und eine eigene Toilette vorhanden ist. Der Verordnungsgeber wollte auch eine gleichwertige Regelung schaffen. Die im Wesentlichen gleichwertige Regelung muss dem Internationalen Arbeitsamt mitgeteilt werden. Die SeearbeitsKonformitätserklärung Teil I ist zu ändern. Bis dahin ist § 15 Abs. 2 Nr. 4 SeeUnterkunftsV völkerrechtswidrig und wird durch Norm A3.1 Abs. 9 lit. a) MLC-Vertragsgesetz verdrängt.



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC473 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A3.1 Abs. 9 lit. e)

Innenmaße der Koje mind. 198 x 80 cm

§ 17 Abs. 1 S. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. f)

Bodenfläche: Schlafräume mit § 16 Abs. 1 SeeUnterkunftsV Einzelkoje

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. g)

Ausnahmen bei BRZ < 3000, Fahrgast- und Spezialschiffen möglich

§ 16 Abs. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. h)

BRZ < 3000 max. 2 Personen § 15 Abs. 2 Nr. 1, § 16 Abs. 3 SeeUnterpro Kammer, Bodenfläche 7 m² kunftsV

Norm A3.1 Abs. 9 lit. i)

Fahrgast- und Spezialschiffe, Bodenfläche abhängig von Kammerbelegung

§ 16 Abs. 4 SeeUnterkunftsV

Norm A3.1 Abs. 9 lit. j)

Auf Spezialschiffen mehr als 4 Personen pro Kammer möglich; Bodenfläche entsprechend größer

Wurde nicht umgesetzt, Ja keine Verpflichtung zur Umsetzung

Norm A3.1 Abs. 9 lit. k)

Größe der Kammern für Schiffsoffiziere

§ 16 Abs. 5 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. l)

Größe der Kammern für Schiffsoffiziere auf Fahrgastund Spezialschiffen

§ 16 Abs. 6 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Zusätzlicher Raum für Abs. 9 lit. m) Kapitän, Leiter der Maschinenanlage, 1. naut. Offizier; Ausnahme für Schiffe BRZ < 3000 möglich

§ 16 Abs. 8 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 9 lit. n)

§ 17 Abs. 6 SeeUnterkunftsV

Ja, unmittelb. Anwendung11

Norm

11

Ausstattung, auch Verschlussvorrichtung zur Wahrung der Privatsphäre

Ja

Ja

(Fortsetzung nächste Seite)

11  Die getroffene Regelung in § 17 Abs. 6 SeeUnterkunftsV ist der in Norm A3.1 Abs. 9 lit. n) im Wesentlichen gleichwertig. Die im Wesentlichen gleichwertige Regelung muss dem Internationalen Arbeitsamt mitgeteilt werden. Die Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I ist zu ändern. Bis dahin ist § 17 Abs. 6 SeeUnterkunftsV völkerrechtswidrig und wird durch Norm A3.1 Abs. 9 lit. n) MLC-Vertragsgesetz verdrängt.

474 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A3.1 Abs. 9 lit. o)

Tisch oder Pult und Sitzgelegenheit

§ 17 Abs. 7 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 10 lit. a)

Messe getrennt von Schlafräumen; Ausnahme für BRZ < 3000 möglich, wenn Beratung mit Sozialpartnern

z. T. § 19 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV

Ja, unmittelb. Anwendung12

Norm A3.1 Abs. 10 lit. b)

Ausreichende Größe; ausreichender Komfort; ansprechend möbliert und ausgestattet; Vorrichtung für ständige Bereithaltung von Erfrischungen

§ 19 Abs. 3, 4, 5 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 11 lit. a)

Bequemer Zugang; geschlech- §§ 20, 21 SeeUntertergetrennt; kunftsV

Norm A3.1 Abs. 11 lit. b)

Leichter Zugang von Brücke, Maschinenraum; Ausnahmen für BRZ < 3000 möglich, wenn Beratung mit Sozialpartnern

Norm A3.1 Abs. 11 lit. c)

Für sechs Personen mind. Toi- § 20 Abs. 3 SeeUnterlette, Waschbecken, Badewan- kunftsV ne od. Dusche

Norm A3.1 Abs. 11 lit. d)

Waschbecken in jedem Schlafraum mit fließendem kalten und warmen Frischwasser; Ausnahme: Fahrgastschiffe

Norm

Ja

Gesundheits- und Hygieneanforderungen; angemessener Komfort z. T. § 20 Abs. 4 SeeUnterkunftsV

Ja

Ja

§§ 20 Abs. 2, 21 Abs. 1 Ja SeeUnterkunftsV

12

12  Die getroffene Regelung in § 19 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV ist der in Norm A3.1 Abs. 10 lit. a) im Wesentlichen gleichwertig. Die im Wesentlichen gleichwertige Regelung muss dem Internationalen Arbeitsamt mitgeteilt werden. Die Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I ist zu ändern. Bis dahin sind § 19 Abs. 1, 2 SeeUnterkunftsV völkerrechtswidrig und werden durch Norm A3.1 Abs. 10 lit. a) MLC-Vertragsgesetz verdrängt.



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC475 Regel / 

Inhalt

Norm

Gewählte Umsetzung

ok?

Sonderregelungen möglich für § 20 Abs. 7 SeeUnterFahrgastschiffe mit max. 4 h kunftsV Reisedauer

Ja

Norm A3.1 Warmes und kaltes Frischwas- § 21 Abs. 1 SeeUnterkunftsV Abs. 11 lit. f) ser an allen Waschstellen

Ja

Norm A3.1 Abs. 12

Krankenraum; unverzügliche und angemessene Betreuung

§§ 22, 23 SeeUnterkunftsV; § 99 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A3.1 Abs. 13

Leicht zugängliche Einrichtungen zum Waschen, Trocknen und Bügeln der Wäsche

z. T. § 26 SeeUnterkunftsV

Ja, unmittelb. Anwendung13

Norm A3.1 Abs. 14

Freizeitbereich an Deck unter Berücksichtigung der Besatzungsstärke und Schiffsgröße

z. T. § 28 Abs. 1 SeeUnterkunftsV

Ja, unmittelb. Anwendung14

Norm A3.1 Abs. 15

Büroräume; Ausnahme für BRZ < 3000 möglich, wenn Beratung mit Sozialpartnern

z. T. § 25 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 16

Schutz gegen Moskitos

§ 9 Abs. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 17

Angemessene Einrichtungen, Dienste und Angebote zur Erholung und Freizeitgestaltung

§ 28 Abs. 2 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 18

Überprüfungen der Unterkünfte

§§ 93 Abs. 3, 98 SeeArbG

Ja

Norm A3.1 Abs. 11 lit. e)

13 14

(Fortsetzung nächste Seite)

13  Die getroffene Regelung in § 26 SeeUnterkunftsV ist der in Norm A3.1 Abs. 13 im Wesentlichen gleichwertig. Die im Wesentlichen gleichwertige Regelung muss dem Internationalen Arbeitsamt mitgeteilt werden. Die Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I ist zu ändern. Bis dahin ist § 26 SeeUnterkunftsV völkerrechtswidrig und entsprechend Norm A3.1 Abs. 13 MLC-Vertragsgesetz muss auf jedem Schiff Einrichtungen zum Waschen etc. vorzusehen. 14  Dass auch die Besatzungsstärke bei der Festlegung der Freizeitbereiche an Deck zu berücksichtigen ist, ergibt sich unmittelbar aus Norm A3.1 Abs. 14 MLC-Vertragsgesetz.

476 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A3.1 Abs. 19

Ausnahmen möglich zur Beachtung unterschiedlicher religiöser und sozialer Bräuche, wenn Beratung mit Sozialpartnern und insgesamt nicht nachteilig

z. T. § 6 Abs. 1 SeeUnterkunftsV

Ja

Norm A3.1 Abs. 20

Ausnahmen für Schiffe < 200 BRZ möglich

Wurde nicht in Anspruch genommen

Ja

Norm A3.1 Abs. 21

Ausnahmen nur in den genannten Fällen zulässig

Nicht notwendig, wurde beachtet

Ja

Regel 3.2 Abs. 1

ausreichende Verpflegung

§ 97 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 3.2 Abs. 2

Verpflegung und Trinkwasser kostenfrei

§ 97 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 3.2 Abs. 3

Qualifizierte Schiffsköche

§ 7 Abs. 1 SchBesV

Ja

Norm A3.2 Abs. 1

Verpflegung und Trinkwasser qualitativ und quantitativ festgelegt

§§ 93 Abs. 2, 97 Abs. 1 Nein S. 1 SeeArbG

Norm A3.2 Abs. 2

Berücksichtigung kultureller § 97 SeeArbG und religiöser Besonderheiten, abwechslungsreiche und hygienisch unbedenkliche Mahlzeiten, Einsatz qualifizierten Personals

Ja

Norm A3.2 Abs. 3

Sicherstellung der Qualifizierung der Schiffsköche

Ja

Norm A3.2 Abs. 4

Schiffskoch: Lehrgang mit praktischen Kenntnissen

Norm A3.2 Abs. 5

Kein Koch bei weniger als zehn Seeleuten vorgeschrieben

§ 97 Abs. 2 S. 1, 2 See- Ja ArbG; § 7 Abs. 2 SchBesV

Norm A3.2 Abs. 6

In Ausnahmefällen können Aufgaben des Schiffskochs übertragen werden

§ 10 Abs. 5 SchBesV

Norm

§ 7 Abs. 1 SchBesV; § 4 Abs. 2 SeeArbG

Nein

Ja



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC477 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A3.2 Abs. 7

Regelmäßige Kontrolle der Verpflegungs- und Trinkwasservorräte

§ 98 SeeArbG

Ja

Norm A3.2 Abs. 8

Mindestalter von 18 Jahren für Schiffsköche

§ 10 Abs. 2 SeeArbG

Ja

Regel 4.1 Abs. 1, 2

Kostenloser Gesundheitsschutz

§ 99 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 4.1 Abs. 3

Zugang zu den medizinischen Einrichtungen an Land

z. T. durch § 99 Abs. 4, § 141 SeeArbG

Ja, Analogie15

Regel 4.1 Abs. 4

Nach Möglichkeit Gleichstellung der Seeleute mit Arbeitnehmern an Land

§ 99 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Ja

Norm A4. 1 Abs. 1

Auch Zahnbehandlung

§ 99 Abs. 3 S. 1. SeeArbG

Ja

Norm A4. 1 Abs. 1 lit. a)

Anwendung allgemeiner Bestimmungen des Gesundheitsschutzes und der medizinischen Betreuung

§§ 99–103, 143 Abs. 1 Nr. 1, 110 SeeArbG

Ja

Norm A4.1 Abs. 1 lit. b)

Unverzüglicher Zugang zu Notwendigem

§ 99 Abs. 3 S. 2 SeeArbG

Ja

Norm A4. 1 Abs. 1 lit. c)

Recht, Arzt im Anlaufhafen aufzusuchen

§ 99 Abs. 4 SeeArbG

Ja

Norm A4.1 Abs. 1 lit. d)

Kostenfreiheit

§ 99 SeeArbG

Ja

Norm A4.1 Abs. 1 lit. e)

Auch vorbeugende Maßnahmen müssen ergriffen werden

z. T. in § 99 Abs. 1 S. 2 Ja, SeeArbG Analogie16

Norm A4.1 Abs. 2

einheitliches Berichtsformular

Bekanntmachung, BAnz AT, 01.08.2013 B6, Anlage 5

Norm

15 16

(Fortsetzung nächste Seite)

15  Die Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC lässt sich durch die analoge Anwendung des § 141 SeeArbG auf alle Seeleute erreichen. 16  Eine analoge Anwendung des § 99 Abs. 1 S. 2 SeeArbG auf alle Besatzungsmitglieder, deren Schiff in einem ausländischen Hafen liegt, führt zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit Norm A4.1 Abs. 1 lit. e).

478 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Norm

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A4.1 Abs. 3

Festlegung der Anforderungen § 107 SeeArbG, an Räume und med. Personal MariMedV

Norm A4.1 Abs. 4 lit. a)

Ausstattung mit Schiffsapotheke etc., regelm. Überpr. der Ausstattung, Beachtung der Schiffsbesonderheiten

BAnz AT, 01.08.2013 B6, Anlage 1; § 109 Abs. 3 S. 1 SeeArbG

Schiffsarzt ab 100 Personen an Bord

§ 6 Abs. 1 SchBesV

Weitere Schiffe, die Schiffsarzt benötigen

keine

Verantwortl. Person, wenn kein Schiffsarzt vorhanden; qualifiziert durch Lehrgang

§ 109 Abs. 1 S. 3 SeeArbG

Norm A4.1 Abs. 4 lit. d)

Funk- oder satellitenärztliche Betreuung

§ 112 SeeArbG

Ja

Regel 4.2 Abs. 1

Verpflichtungen der Reeder müssen dem Code entsprechen

Richtet sich nach Umsetzung Regel 4.2 Abs. 2, Norm A4.2

Nein

Regel 4.2 Abs. 2

Verpflichtungen der Reeder lassen sonstige Rechtsmittel der Seeleute unberührt

Nicht notwendig

Ja

Norm A4.2 Abs. 1 lit. a)

Kostentragung für med. Betreuung durch Reeder

z. T. § 99 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Nein

Norm A4.2 Abs. 1 lit. b)

Finanzielle Sicherheiten für Erwerbsunfähigkeit oder Tod

Nicht notwendig, ergibt Ja sich aus §§ 56, 64 SGB VII

Norm A4.2 Abs. 1 lit. c)

Endpunkt der Kostentragung

in § 99 Abs. 1 S. 1, Abs. 3 SeeArbG

Ja

Norm A4.2 Abs. 1 lit. d)

Übernahme der Bestattungskosten durch Reeder

§ 79 Abs. 2 SeeArbG

Ja

Norm A4.2 Abs. 2

Zeitliche Beschränkung der Fürsorgeleistung: 16 Wochen

§§ 100 Abs. 1, 103 SeeArbG

Nein17

Norm A4.1 Abs. 4 lit. b)

Norm A4.1 Abs. 4 lit. c)

Ja Ja

§ 108 Abs. 1 S. 2 SeeArbG

§ 109 Abs. 1 S. 3, 4 SeeArbG; § 15 Abs. 2 MariMedV für Lehrgang



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC479 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A4.2 Abs. 3 lit. a)

Heuerfortzahlung im Krankheitsfall

z. T. § 104 Abs. 1 S. 1 SeeArbG

Ja

Norm A4.2 Abs. 3 lit. b)

Ende der Zahlung

§ 99 Abs. 2 SeeArbG

Ja

Norm A4.2 Abs. 4

Ende der Heuer bei abgemusterten Seeleuten

§ 99 Abs. 2 SeeArbG

Ja

Norm A4.2 Abs. 5 lit. a)

Ausnahme für Verletzungen und Erkrankungen außerhalb der Tätigkeit für das Schiff

z. T. in § 99 Abs. 5 Nr. 1 SeeArbG

Nein

Ausnahmen: vorsätzliches Norm A4.2 Abs. 5 lit. b), Fehlverhalten c)

§ 99 Abs. 5 Nr. 2, 3 SeeArbG iV.m. § 3 Abs. 1 EntgFG

Ja, tel. Reduktion18

Norm A4.2 Abs. 6

Übernahme der Kosten durch staatliche Stelle führt zur Befreiung des Reeders

§§ 100, 103 Abs. 1 SeeArbG

Nein19

Norm A4.2 Abs. 7

Rückgabe des Eigentums an Angehörige / Erkrankte

§§ 80, 106 SeeArbG

Ja

Regel 4.3 Abs. 1

Arbeitsschutzsystem

§ 114 SeeArbG, ArbSchG, ASiG, LärmVibrationsArbSchV, BetrSichV, GefStoffV, SGB VII

Ja

Norm

17 18 19

(Fortsetzung nächste Seite)

17  Es besteht eine im Wesentlichen gleichwertige Regelung, der Gesetzgeber könnte sich dies bewusst machen und entsprechend Handeln (Mitteilung an das Interna­ tionalen Arbeitsamt und Änderung der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I) um die Völkerrechtswidrigkeit zu beseitigen. 18  Im Seearbeitsverhältnis ist § 3 Abs. 1 EntgFG dahingehend teleologisch zu reduzieren, dass der Anspruch nur dann ausgeschlossen ist, wenn die die Arbeitsunfähigkeit begründende Krankheit und / oder Verletzung durch das Besatzungsmitglied vorsätzlich herbeigeführt wurde. 19  Es besteht eine im Wesentlichen gleichwertige Regelung, der Gesetzgeber könnte sich dies bewusst machen und entsprechend Handeln (Mitteilung an das Interna­ tionalen Arbeitsamt und Änderung der Seearbeits-Konformitätserklärung Teil I) um die Völkerrechtswidrigkeit zu beseitigen.

480 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Regel 4.3 Abs. 2

Arbeitsschutz-Managementsystem

§§ 114–118 SeeArbG, ArbSchG, AsiG, BetrSichV, LärmVibrationsArbSchV, PSA-BV, GefStoffV, LasthandhabV, ArbMedVV, SGB VII, UVV

Ja

Regel 4.3 Abs. 3

Vorschriften müssen dem Code entsprechen

Richtet sich nach der Umsetzung der Norm A4.3

Ja

Norm A4.3 Abs. 1 lit. a)

Politiken und Programme im Arbeitsschutz

ArbSchG, AsiG, BetrSichV, LärmVibrationsArbSchV, PSA-BV, GefStoffV, LasthandhabV, ArbMedVV, SGB VII, UVV

Ja

Norm

Risikobewertung, Ausbildung und Unterweisung

§§ 114 SeeArbG, 5, 12 ArbSchG Norm A4.3 Abs. 1 lit. b)

Vorkehrung zur Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten

ArbSchG, ASiG, §§ 114–117 SeeArbG

Ja

Norm A4.3 Abs. 1 lit. c)

Programme zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten; ständige Verbesserungen unter Einbeziehung interessierter Personengruppen

§§ 108, 115 SeeArbG

Ja

Norm A4.3 Abs. 1 lit. d)

Meldung bei unsicheren Arbeitsbedingungen

§§ 116, 127 SeeArbG, § 17 Abs. 2 ArbSchG, § 84 BetrVG

Ja

Überprüfung, Beseitigung

§§ 129, 143 SeeArbG



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC481 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A4.3 Abs. 2 lit. a)

Berücksichtigung der einschlägigen internationalen Instrumente und aller relevanten Faktoren, insbesondere derer, die nur an Bord vorkommen

ArbSchG, AsiG, BetrSichV, LärmVibrationsArbSchV, PSA-BV, GefStoffV, LasthandhabV, ArbMedVV, SGB VII, UVV, §§ 114–118 SeeArbG, 5, 12 ArbSchG

Ja

Norm A4.3 Abs. 2 lit. b)

Verpflichtung der Reeder, Vorschriften zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz einzuhalten, besonderer Schutz Jugendlicher

§§ 114, 117 SeeArbG

Ja

Norm A4.3 Abs. 2 lit. c)

Besondere Verantwortung des Kapitäns für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

§ 114 Abs. 1 S. 2 SeeArbG

Ja

Norm A4.3 Abs. 2 lit. d)

Einrichtung eines Schiffs­ sicherheitsausschusses

§ 115 SeeArbG

Ja

Befugnisse des Sicherheitsbeauftragten

§ 116 SeeArbG

Norm A4.3 Abs. 3

Beteiligung der Sozialpartner

§ 108 SeeArbG

Ja

Norm A4.3 Abs. 4

AuslegungsRegel zu Arbeitsschutzprogrammen

Nicht notwendig

Ja

A4.3 Abs. 5 lit. a)

Sicherstellung durch zuständi- §§ 193 SGB VII, 129, ge Stelle, dass Arbeitsunfälle 143 SeeArbG und Berufskrankheiten gemeldet werden, Berücksichtigung der ILO-Leitlinien20

Ja

A4.3 Abs. 5 lit. b)

Unfall- und Krankheitsstatisti- §§ 199, 207 SGB VII ken führen, auswerten und veröffentlichen21

Ja

Norm

20 21

(Fortsetzung nächste Seite)

20  Da für eine Nichtbeachtung der ILO-Leitlinien keine Anhaltspunkte vorliegen und diese gerade nur beachtet werden müssen, wird davon ausgegangen, dass §§ 193 SGB VII, 129, 143 SeeArbG diesen Leitlinien entspricht. 21  Die Auswertung und Veröffentlichung wird von der zuständigen Stelle durchgeführt und veröffentlicht, aufzurufen über die Website der BG-Verkehr, http: /  / www. bg-verkehr.de / bg-verkehr / statistik, zuletzt aufgerufen am 09.11.2014, 12:25 Uhr.

482 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

A4.3 Abs. 5 lit. c)

Untersuchung von Arbeitsunfällen

§§ 129, 143 SeeArbG

Ja

A4.3 Abs. 6

Wahrung des Datenschutzes in den Berichten, Berücksichtigung der ILO-Anleitungen22

§§ 199–204 SGB VII

Ja

Norm A4.3 Abs. 7

Information der Seeleute und Sozialpartner über Gefahren durch zuständige Stelle

Muss nicht gesetzlich geregelt sein, jedoch tatsächlich durchgeführt werden

Norm A4.3 Abs. 8

Risikobewertung muss statistische Informationen berücksichtigen

§ 5 ArbSchG

Ja

Regel 4.4, Norm A4.4

Diskriminierungsfreier Zugang zu Sozialeinrichtungen an Land; Förderung der Sozialeinrichtungen, Sozialbeirat, Beteiligung der Sozialpartner

§ 119 SeeArbG

Ja

Regel 4.5 Abs. 1

Zugang zum Sozialsystem, Beachtung des Codes

Richtet sich nach Umsetzung der sonstigen Regel 4.5 und Norm A4.5

Ja

Regel 4.5 Abs. 2

Umfassender Schutz sozialer Sicherheit muss erreicht werden

Nicht notwendig

Ja

Regel 4.5 Abs. 3

Sozialer Schutz der Seeleute nicht ungünstiger als bei Landarbeitnehmern

Richtet sich nach den Regeln für Seeleute und Vergleich mit Landarbeitnehmern

Ja

Norm A4.5 Abs. 1

Aufzählung der neun Zweige der sozialen Sicherheit

Nicht notwendig

Ja

Norm

22

22  Da auch hier die ILO-Anleitungen nur berücksichtigt werden sollen und der Datenschutz in Deutschland grundsätzlich gewahrt werden muss, wird davon ausgegangen, dass die deutschen Regelungen die ILO-Anleitungen hinreichend berücksichtigen.



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC483 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Schutz durch mindestens drei Zweige der sozialen Sicherheit

Angegeben sind:

Ja23

Norm Norm A4.5 Abs. 2

ärztliche Betreuung, Krankengeld, Leistungen bei Alter und Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten Tatsächlich (SGB VII): ärztliche Betreuung, Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, Leistungen bei Invalidität Leistungen an Hinterbliebene

Norm A4.5 Abs. 3

Weiterer Schutz für Seeleute, die im Mitgliedstaat ihren ständigen Aufenthalt haben

Nicht notwendig, SGB V, VI erfüllen die Voraussetzung z. T.

Ja

Norm A4.5 Abs. 4

Handlungsmöglichkeiten auf bi- und multilateraler Ebene

Nicht notwendig

Ja

Norm A4.5 Abs. 5

Deklaratorische Klarstellung, Nicht notwendig dass Mitgliedstaaten Regel 4.1 und Regel 4.2 beachten müssen

Ja

Norm A4.5 Abs. 6

Regelung, falls kein angemes- Nicht notwendig sener Schutz besteht

Ja

Norm A4.5 Abs. 7

Auswahlmöglichkeit der Mittel

Nicht notwendig, wurde beachtet

Ja

Norm A4.5 Abs. 8

Anerkennung von Ansprüchen Nicht notwendig und Anwartschaften im Bereich der sozialen Sicherheit

Ja

Norm A4.5 Abs. 9

Wirksames Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten

Ja

23

23  Ist

Allgemeines Verwaltungsrecht, Sozialgerichtsbarkeit

(Fortsetzung nächste Seite)

dem Internationalen Arbeitsamt gem. Art. 22 ILO-Verfassung mitzuteilen.

484 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Angabe der Zweige der sozialen Sicherheit

Nach Ansicht des Gesetzgebers:

Ja24

Norm Norm A4.5 Abs. 10

ärztliche Betreuung, Krankengeld, Leistungen bei Alter und Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten Es sind jedoch nach SGB VII: ärztliche Betreuung, Leistungen bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, Leistungen bei Invalidität sowie Leistungen an Hinterbliebene Norm A4.5 Abs. 11

Berichtspflicht an die ILO

Nicht notwendig

Ja

Regel 5.1.1 Abs. 1

Sicherstellung der dem Mitgliedstaat auferlegten Pflichten

Nicht notwendig

Ja

Regel 5.1.1 Abs. 2

Wirksames Überprüfungsund Zertifizierungssystem

Richtet sich nach der Umsetzung der Regel 5.1.3 und Regel 5.1.4

Nein

Regel 5.1.1 Abs. 3

Einbindung von Organisationen in die Überprüfung möglich, Staat muss letztverantwortlich sein

§ 130 Abs. 2 S. 3, §§ 135, 143 Abs. 1, § 144 Abs. 2 SeeArbG, § 839 BGB i. V. m. Art. 34 GG.

Ja

Regel 5.1.1 Abs. 4

Anscheinsbeweis

§ 137 Abs. 2. SeeArbG

Ja

Regel 5.1.1 Abs. 5

Informationspflichten ggü. ILO

Nicht notwendig

Ja

24

24  Ist

dem Internationalen Arbeitsamt gem. Art. 22 ILO-Verfassung mitzuteilen.



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC485 Regel / 

ok?

Norm

Gewählte Umsetzung

Norm A5.1.1 Verwaltung und Beurteilung Abs. 1 des Zertifizierungssystems

§§ 135, 142, 143, 144 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.1 Exemplar der MLC muss an Abs. 2 Bord vorhanden sein

§ 29 Abs. 1 S. 2 SeeArbG

Ja

Regel 5.1.2 Abs. 1

Unabhängigkeit der Organisationen und Einsatz nur im Rahmen, in dem MLC dies vorgibt

§ 135 Abs. 3 SeeArbG i. V. m. Art.  3 EG 391 / 2009, Anhang I, A. Nr. 6 EG 391 / 2009

Ja

Regel 5.1.2 Abs. 2

Informationspflichten

Nicht notwendig

Ja

Norm A5.1.2 Anforderung an Organisation: Abs. 1 lit. a) Sachverstand

§ 135 Abs. 3 Nr. 1, 2 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.2 Anforderung an Organisation: Abs. 1 lit. b) Wissenserhalt und Weiterbildung

§ 135 Abs. 3 Nr. 3 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.2 Anforderung an Organisation: Abs. 1 lit. c) Kenntnisse bzgl. MLC und nat. Recht

§ 135 Abs. 3 Nr. 2 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.2 Anforderung an Organisation: Abs. 1 lit. d) ausreichende Größe, Struktur, Erfahrung, Fähigkeit

§ 135 Abs. 1, 3 Nr. 1, 4 Ja SeeArbG i. V. m. EG 391 / 2009

Norm A5.1.2 Befugnis der Organisation, Abs. 2 Hs. 1 Mängelbeseitigung zu verlangen

Nicht ausreichend in § 130 Abs. 3 geregelt

Ja, unmittelb. Anwendung25

Norm A5.1.2 Verpflichtung der Organisa­ Abs. 2 Hs. 2 tion zur Durchführung von Überprüfungen auf Wunsch des Hafenstaates

Nicht notwendig

Ja

Norm A5.1.2 Überprüfung der Organisation Abs. 3

§ 143 SeeArbG, § 4 SeeArbÜV

Ja

Norm A5.1.2 Informationspflicht Abs. 4

Nicht notwendig

Ja

25

Inhalt

(Fortsetzung nächste Seite)

25  Die Berufsgenossenschaft ist unmittelbar aus Norm A5.1.2 Abs. 2 Hs. 1 verpflichtet, in die Ermächtigung der Anerkannten Organisation aufzunehmen, dass die anerkannte Organisation die Beseitigung von Mängeln verlangen kann.

486 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Regel 5.1.3 Abs. 1 lit. a)

Seearbeitszeugnis: Gilt für Schiffe > 500 BRZ in internationaler Fahrt

§§ 130 Abs. 1 Nr. 1, 132 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 5.1.3 Abs. 1 lit. b)

Seearbeitszeugnis: Gilt für Schiffe > 500 BRZ, die Fahrten von einem Hafen oder zw. Häfen in einem anderen Land durchführen

§§ 130 Abs. 1 Nr. 2, 132 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 5.1.3 Abs. 2

§§ 130 Abs. 8, 132 Seearbeitszeugnis: Gilt bei Abs. 5 SeeArbG Beantragung durch den Reeder auch für alle sonstigen Schiffe

Ja

Regel 5.1.3 Abs. 3 Hs. 1

Seearbeitszeugnis: Mitführung § 130 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Regel 5.1.3 Abs. 3 Hs. 2

Seearbeitszeugnis: Mindest­ inhalt

Ja

Regel 5.1.3 Abs. 4

Seearbeitszeugnis: Mitführung § 132 Abs. 1, 2 DMLC Part I, DMLC Part II SeeArbG

Regel 5.1.3 Abs. 5

Seearbeitszeugnis und DMLC müssen MLC-Muster entsprechen

Regel 5.1.3 Abs. 6

Zeugnis ist zu erteilen, wenn §§ 129 Abs. 3, 130 Abs. 9 SeeArbG Voraussetzungen vorliegen; öffentlich zugänglicher Nachweis über Erteilung muss aufbewahrt werden

Ja

Regel 5.1.3 Abs. 7

Detaillierte Anforderungen in Norm A5.1.3

Ja

Norm

§ 8 Abs. 1 SeeArbÜV i. V. m. Muster des Seearbeitszeugnisses

Muster-Seearbeitszeugnis und DMLC

Umsetzung von Regel 5.1.3 Abs. 7 nicht erforderlich

Ja Ja

Norm A5.1.3 Gültigkeit des Seearbeitszeug- § 130 Abs. 5 SeeArbG Abs. 1 nisses max. 5 Jahre; Überprü- §§ 130 Abs. 2, 129 fungsinhalt gemäß Anlage Abs. 1 SeeArbG A5-I

Ja

Norm A5.1.3 Mind. eine ZwischenüberprüAbs. 2 fung

Ja

§ 5 Abs. 1 SeeArbÜV



G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC487 Regel / 

Inhalt

Gewählte Umsetzung

ok?

Norm A5.1.3 Gültigkeit des Zeugnisses Abs. 3, 4 nach Zwischenprüfung

§ 5 Abs. 2 SeeArbÜV

Ja

Norm A5.1.3 Vorläufiges Seearbeitszeugnis Abs. 5 möglich

§ 131 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.3 Max. Gültigkeit des vorläufigen Seearbeitszeugnisses Abs. 6

§ 131 Abs. 4 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.3 Soweit möglich ÜberprüAbs. 7 lit. a) fungsinhalt gem. Anlage A5-I

§ 6 Abs. 1 SeeArbÜV,

Ja

Norm A5.1.3 Nachweis angemessener Abs. 7 lit. b) Verfahren zur Einhaltung MLC

§ 6 Abs. 1 Nr. 1 SeeArbÜV

Ja

Norm A5.1.3 Kapitän vertraut mit MLC Abs. 7 lit. c)

§ 6 Abs. 1 Nr. 2 SeeArbÜV

Ja

Norm A5.1.3 Informationen zum Erstellen Abs. 7 lit. d) der DMLC wurden vorgelegt

§ 6 Abs. 1 Nr. 3 SeeArbÜV

Ja

Norm

§ 129 Abs. 1 SeeArbG

Norm A5.1.3 Vollständige Überprüfung vor § 6 Abs. 4 SeeArbÜV Abs. 8 Ablauf des vorläufigen § 131 Abs. 4 SeeArbG Zeugnisses; keine Verlängerung des vorläufigen Zeugnis- § 6 Abs. 3 SeeArbÜV ses möglich; kein DMLC während der Dauer des vorläufigen Zeugnisses

Ja

Norm A5.1.3 Form der Zeugnisse gemäß Abs. 9 Muster Anlage A5-II

z. T. § 8 Abs. 1 SeeArbÜV i. V. m. Mustern

Ja

Norm A5.1.3 DMLC Part I, DMLC Part II, Abs. 10 Beglaubigung DMLC Part II

§ 132 Abs. 2 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.3 Aufzeichnung der ÜberprüAbs. 11 fungsergebnisse muss in DMLC aufgenommen werden oder auf andere Weise zugänglich gemacht werden, Spracherfordernis

z. T. in § 7 SeeArbÜV i. V. m. Muster des Überprüfungsberichts

26

§ 132 Abs. 3 SeeArbG Nein, unmittelb. Anwendung26

(Fortsetzung nächste Seite)

26  Das Erfordernis, die Überprüfungsberichte (auch) in englischer Sprache zur Verfügung zu stellen, ergibt sich unmittelbar aus Norm A5.1.3 Abs. 11. Das amtliche Muster erfüllt das Spracherfordernis nicht.

488 G. Ergebnis zur Übereinstimmung des deutschen Rechts mit der MLC (Fortsetzung Tabelle) Regel /  Norm

Inhalt

Gewählte Umsetzung

Norm A5.1.3 Mitführungs- und Aushängepflicht Seearbeitszeugnis, Abs. 12 DMLC, jedenfalls in englischer Sprache

Ja §§ 130 Abs. 727, 132 Abs. 5 SeeArbG i. V. m. §§ 7, 8 Abs. 1 SeeArb­ ÜV i. V. m. Mustern

ok?

Norm A5.1.3 Kein Spracherfordernis in rein Keine Ausnahme für Abs. 13 nationaler Fahrt nat. Fahrt

Ja

Norm A5.1.3 Gültigkeitsverlust des Abs. 14 Zeugnisses

Ja

§§ 130 Abs. 6, 131 Abs. 5 SeeArbG

Norm A5.1.3 Nach Gültigkeitsverlust neues §§ 130 Abs. 2 SeeArbG Ja Abs. 15 Zeugnis nur nach Vergewisserung, dass Voraussetzungen vorliegen Norm A5.1.3 Entzug des Zeugnisses Abs. 16

§§ 130 Abs. 6 S. 2, 131 Ja Abs. 5 SeeArbG

Norm A5.1.3 Bei der Entscheidung über Abs. 17 den Entzug des Zeugnisses müssen Schwere und Häufigkeit berücksichtigt werden

§§ 130 Abs. 6, 131 Abs. 5 SeeArbG

Ja

Regel 5.1.4

Ergibt sich aus Umsetzung Norm A5.1.4

Nein

Wirksames System, dass MLC eingehalten wird

Norm A5.1.4 Wirksames System, dass Abs. 1 MLC eingehalten wird

Ergibt sich aus weiterer Nein Umsetzung Norm A5.1.4

Norm A5.1.4 ausreichende Anzahl qualifiAbs. 2 zierter Inspektoren

§ 2 SeeArbÜV, §§ 135, 143 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.4 Sicherstellung der Qualifika­ Abs. 3 tion der Inspektoren

§ 2 SeeArbÜV, §§ 135, 143 Abs. 1 SeeArbG

Ja

Norm A5.1.4 Überprüfungsabstand