Die behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815 [Photomechanischer Nachdruck 1965 ed.]


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German Pages 651 [673] Year 1919

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Table of contents :
Einleitung
Die Befreiung der Rheinlande und die Übergangsverwaltugen von 1813 bis 1815
Der Anfall des Rheinlandes an Preussen
Die Einrichtung und Entwickelung der preussischen Verwaltung
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Die behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815 [Photomechanischer Nachdruck 1965 ed.]

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PUBLIKATIONEN

DER

GESELLSCHAFT

FÜR

RHEINISCHE

GESCHICHTSKUNDE

XXXV

DIE BEHÖRDENVERFASSUNG DER RHEINPROVINZ SEIT 1815

BONN P. HANSTEINS VERLAG 1919

DIE

BEHÖRDENVERFASSUNG

DER

RHEINPROVINZ

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1815

VON

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Photomechanischer Nachdruck 1965

BONN P. HANSTEINS VERLAG

1919

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Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Herstellung: Anton Hain KG, Meisenheim

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Vorbemerkung. Der vorliegende Abriss einer Behördenverfassung der Rheinprovinz war ursprünglich als ein Beitrag bestimmt zur Erinnerung an die hundertjährige Zugehörigkeit des Rheinlandes zum preussischen Staate. Der Krieg hat die Erfüllung dieses Zweckes gehindert. Für die jetzige Herausgabe durch die Gesellschaft für Rheinische

Geschichtskunde sind nur Gegenstand und Ziel der Arbeit massgebend gewesen. Die Arbeit will durch Vermittelung der aktenmässigen Nachrichten über die Einrichtung der preussischen Verwaltung, über das Werden und den Wechsel der Behörden, über die Umschreibung ihrer Geschäfts- und Wirkungskreise und über die Zeit ihres Bestehens einen Leitfaden der verwaltungsgeschichtlichen Entwickelung der Provinz seit dem Jahre 1815 bieten . Diesem Ziele entsprechend wird dem Werdegang der älteren preussischen Verwaltungseinrichtungen gegenüber die Einrichtung der beutigen und namentlich der grossen Provinzialbehörden nur knapp und lediglich in einer Übersicht gegeben, da nicht die Absicht bestand , von der gegenwärtigen Behördenverfassung ein vollkommene Darstellung zu bieten . In demselben Masse will auch die Einleitung nach einem allgemeinen Rückblick auf die geschichtliche Entwickelung nur in gedrängter Kürze einen Überblick geben über die Verfassung der bedeutenderen rheinischen Herrschaftsgebiete des alten Reiches und über den Zustand der Länder zur Zeit der fremden Herrschaft. Nur für wenige Gebiete der preussischen Verwaltungseinrichtungen stand gedruckte Literatur

zur Verfügung.

In weit über-

wiegendem Masse gründet sich die Darstellung auf die Bearbeitung der Akten, vornehmlich der Akten des Staatsarchives zu Koblenz, des Geheimen Staatsarchives in Berlin und des hiesigen Oberpräsidiums. Wo die Darstellung sich auf archivalische Quellen gründet, ist sie etwas breiter angelegt als in den Fällen , wo Vor-

SOMOL

II

arbeiten, die in den Anmerkungen angegeben sind, zur Verfügung standen. Im allgemeinen aber bietet die Arbeit Neues, und für viele Gebiete stellt sie sich als eine erstmalige Behandlung dar. Die Annahme,

dass die Arbeit als ein Handbuch

für den

heutigen Verwaltungsbeamten angesprochen werden möge, gerät bei der Unsicherheit und Unübersehbarkeit unserer gegenwärtigen politischen Verhältnisse fast ins Wanken.

Immerhin wird jene Annahme

doch für einen Teil der dargestellten Entwickelung Wirklichkeit bleiben. Und jedenfalls darf der Gedanke begründet erscheinen, dass die zahlreichen Freunde der rheinischen Geschichte dieses Ergebnis aktenmässiger Forschung auch dann willkommen heissen werden, wenn aus den Ruinen des Umsturzes neues Leben und neue Verwaltungsgebilde erwachsen. Die Arbeit war am Schlusse des Jahres 1914 abgeschlossen, und auf diese Zeit beziehen sich auch die Bezugnahmen auf die Gegenwart im Laufe der Darstellung. der Drucklegung

sind

einige

Nur kurz vor und während

Ergänzungen,

namentlich

bei den

Beamtenreihen, eingefügt worden.

Koblenz, im Februar 1919.

Dr. Max Bär, Geh. Archivrat, Archivdirektor.

Inhalt

999

Seite I. Einleitung 1 1. Rückblick auf die historische Entwickelung . 2. Die rheinischen Herrschaftsgebiete am Ende des 18. Jahrhunderts 16 Allgemeine Übersicht S. 16 Verfassungseinrichtungen der grösseren Gebiete : Kurfürstentum Trier S. 19. Kurfürstentum Köln S. 25. Der preussische Besitz am Niederrhein (Kleve, Mörs, Geldern, Essen Werden und Elten) S. 32. Die kurpfälzischen Landesteile (Jülich, Berg und die pfälzischen Oberämter) S. 37. 40 3. Die Länder links vom Rhein zur Zeit der Fremdherrschaft 58 4. Die Länder am rechten Rheinufer • Das Herzogtum Nassau S. 59. Das Grossherzogtum Berg S. 63. Der Staat des Reichserzkanzlers S. 66. II . Die Befreiung der Rheinlande und die Übergangsverwaltungen von 1818 bis 1815 . Das Generalgouvernement Berg S. 70. Das Gouvernement zwischen Weser und Rhein S. 73. Das Generalgouvernement vom Mittelrhein S. 74. Das Generalgouvernement vom Niederrhein S. 76. Das Österreichisch - Bayerische Gouvernement S. 79. Das Generalgouvernement vom Niederund Mittelrhein S. 82. Das Generalgouvernement Frankfurt S. 84. III. Der Anfall des Rheinlandes an Preussen 1. Die Besitznahmen durch Preussen in den Jahren 1815 und 1816

86

88888

A. Die früher preussischen Gebiete, das Herzogtum Berg und das Grossherzogtum Niederrhein S. 86. B. Die Gebiete der österreichisch - bayerischen Verwaltung S. 91 . C. Die von Frankreich abgetretenen Gebiete der Departements Mosel und Saar S. 92. D. Das rechtsrheinische, vormals nassauische Gebiet S. 94. E. Die Stadt Wetzlar S. 96. F. Neutral-Moresnet S. 97. 2. Die Huldigung zu Aachen · 3. Die späteren Erwerbungen des Fürstentums Lichtenberg und des Oberamtes Meisenheim und deren Verfassungen Das Fürstentum Lichtenberg S. 103. Das Oberamt Meisenheim S. 107.

69

98

108

IV

Seite IV. Die Einrichtung und Entwickelung der preussischen Verwaltung · 1. Vorläufige Verwaltungseinrichtungen · 2. Die Organisation . · 3. Die Oberpräsidenten . 4. Das Konsistorium und Provinzialschulkollegium 5. Das Medizinalkollegium 6. Die Königlichen Regierungen und die ihnen angegliederten Behörden 7. Die Standesherren und die Fürstlichen Regierungen 8. Die Kreise und die Kreisbehörden 9. Die Städte und die Landgemeinden 10. Die Rheinschiffahrtsverwaltung und die Rheinstrombauverwaltung 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten gehörige Behörden, Kammern und Anstalten . •

112 124 134 153 169

171 200 219 271 292

309

A. Ärzte- und Apothekerkammern S. 309. B. Die Aufsicht über die Massregeln gegen die Verbreitung der Reblaus S. 312. C. Die Eichungsinspektion für die Rheinproviuz und die Eichämter S. 313. D. Die Handelskammern S. 315. E. Die Kommissare für die bischöfliche Vermögensverwaltung katholischer Diözesen S. 318. F. Die Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn S. 320. G. Besondere Anstalten S. 321. 12. Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen und . unter deren Aufsicht stehende Anstalten . A. Polizeibehörden S. 323. B. Bauämter und Baubeamte S. 339. C. Fabrikeninspektion. Gewerbeinspektoren S. 342. D. Die Königlichen Gefängnisse und Strafanstalten S. 343. E. Das Gesundheitswesen S. 344. F. Die Gewerbegerichte und die Kaufmannsgerichte S. 348. G. Die Handwerkskammern S. 351. H. Die Königliche Münze zu Düsseldorf S. 351. I. Die Schiffahrtskommissionen S. 352. K. Der Staatskommissar bei der Börse in Köln S. 353. L. Die Schulaufsicht und die Kreisschulinspektoren S. 353. M. Die Behörden für die Verwaltung der direkten Steuern S. 354. N. Domänen- und Forstverwaltung S. 360. O. Besondere Anstalten S. 364. 13. Die Standesämter und die Standesregisterführung • 14. Die Provinzialsteuerdirektion, seit 1908 Oberzolldirektion zu • Köln und ihre Unterbehörden • 15. Die Gerichtsbehörden A. Das Gebiet des rheinischen Rechtes bis 1879 S. 884. B. Die rechtsrheinischen Gebiete des preussischen und gemeinen Rechtes bis 1849 : 1. Das rechtsrheinische Kleve bis 1849 S. 415.

2. Der ostrheinische Teil des Regierungs-

323

367

375 381

V Seite bezirkes Koblenz bis 1849 S. 417. 3. Die preussische Gerichtsverfassung vom Jahre 1849 S. 429. C. Die Gerichtsbehörden der Rheinprovinz seit dem Jahre 1879. 1. Die ordentlichen Gerichtsbehörden S. 434. 2. Die besonderen Gerichte S. 440. D. Zusammenstellung der Vorstandsbeamten der ordentlichen Gerichtsbehörden S. 444. 16. Die Bergverwaltung . 17. Die Ablösungs-, Regulierungs- und Tei'ungsbehörden , die Generalkommissionen und die Rentenbank 18. Die Militärverwaltung · Die Kommandobehörden und die Heereseinteilung S. 459. Die General- und Militärgouverneure S. 462. Die Militärverwaltungsbehörden S. 464. Die Militärgerichtsbarkeit S. 467. Das Militärkirchenwesen S. 469. Landwehrbezirke und Bezirkskommandos S. 470. Die Gendarmerie S. 473. 19. Die Postverwaltung · 20. Die Verwaltung der Eisenbahnen . 21. Das Kultuswesen A. Die evangelische Kirche S. 499. B. Die katholische Kirche S. 512. C. Die Altkatholiken 534. D. Die Juden S 535. 22. Das Hochschulwesen . Die Universität zu Bonn S. 542. Die Landwirtschaftliche Akademie in Poppelsdorf S. 549. Die Kunstakademie zu Düsseldorf S. 550. Die Technische Hochschule zu Aachen S. 552. Die Städtiscbe Handelshochschule in Köln S. 554. Die Kölner Akademie für praktische Medizin S. 555. Die Düsseldorfer Akademie für praktische Medizin S. 555. D'e Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung in Köln S. 556. Die Akademie für kommunale Verwaltung in Düsseldorf S. 556. 23. Die Provinzialstände und die Provinzialverwaltung Einrichtung und Verfassung der Provinzialstände S. 556. Provinzialverwaltungsrat S. 566. Landesdirektor (Landeshauptmann) S. 567. Provinzialausschuss S. 568. Ständische Anstalten S. 570. Landesbeamte S. 579. Anlage A · Die Rittergüter der Rheinprovin Matrikel der landtagsfäbigen Rittergüter S. 580. Matrikel der zum alten und zum befestigten Grundbesitze gehörenden Rittergüter S. 601. Anlage B : Der Adel der Rheinprovinz S. 606. Anlage C : Das Wappen und die Farben der Rheinprovinz S. 608. 24. Die Staatsarchive für die Rheinprovinz zu Düsseldorf und Koblenz und das Reichskammergerichtsarchiv (Staatsarchiv) zu Wetzlar ·

447 452 459

477 488 499

542

556

612

1.

Einleitung.

1. Rückblick auf die historische Entwickelung¹) . Das Rheinland vor der französischen Revolution bietet das schärfste Abbild der deutschen Viel- und Kleinstaaterei.

Auf dem

Boden der heutigen Rheinprovinz bestanden damals 4 Kurfürstentümer, 9 Herzogtümer, Reichsstifter,

3 Fürstentümer,

3 Reichsstädte,

18

6 gefürstete Abteien und

reichsunmittelbare Grafschaften ,

38 Herrschaften, dazu Stifter und Klöster, die gleichfalls mit vielen Hoheitsrechten ausgestattet waren,

und

endlich die vielen kleinen

Herrschaften, Städte und Flecken der jeder Landesherrschaft entrückten Reichsritterschaft. Unter den Kurfürsten befanden sich drei geistliche.

Und nicht

selten und gerade im 18. Jahrhundert war ein Erzbischof zugleich Landesherr in mehreren Bistümern . Der Herzog Klemens August von Bayern, Kurfürst von Köln, war zugleich Bischof von Münster, Paderborn, Hildesheim und Osnabrück, und der letzte Trierische Kurfürst zugleich Bischof von Augsburg. Dadurch war die Regierungstätigkeit dieser geistlichen Landesherren nicht selten geteilt, überdies aber abhängig von ihren Domkapiteln. Denn von den Domkapiteln wurden sie, oft nicht ohne Bestechung, gewählt.

Die

1) Vortrag, gehalten am Jahresschlusse 1913 aus Anlass der Eröffnung der Jahrhundertausstellung Koblenz-Ehrenbreitstein 1814-1914; benutzt sind v. Sybel , Preussen und Rheinland . Bonn 1865 ; R. Koser , Die Rheinlande und die preussische Politik in Westd. Zeitschr. Bd . 11 , S. 187-203 ; Perthes , Politische Zustände und Personen in Deutschland zur Zeit der französischen Herrschaft, 1862 ; Akten des Staatsarchives zu Koblenz. Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

1

2

Rückblick

I, 1.

Domkapitel beeinflussten das wechselnde Regiment der Erzbischöfe und übten es nach deren Tode bis zur Neuwahl selbst aus. Auf diesem Wege und durch ihre Wahlkapitulationen waren die Domkapitel, die sich nur aus stiftsmässigem Adel zusammensetzten, dazu gelangt,

sich als Mitinhaber

betrachtet zu werden. ein mildes Regiment,

der Landeshoheit zu betrachten und

Im allgemeinen galt ja der Krummstab als aber als ein schwaches.

Und die Tatsache,

dass geistliche Landesherren, „ Pfaffenfürsten " , wie sie Josef Görres nannte, und ihre geistlichen Minister und Räte die höchste Militärund Polizeigewalt ausgeübt, Richter und Beamte angestellt und das gesamte Gebiet der Verwaltung beherrscht haben, heutigen politischen Empfinden

mag unserem

doch fast erscheinen als ein Bild

aus sagenhaften Tagen. Geradezu als ein Zerrbild von Staatsgebilden stellten sich die kleinen Fürstentümer und namentlich die Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften mit ihren Souveränen dar, die sich , wie die grossen Fürsten "19 Wir, von Gottes Gnaden " nannten : War solch kleiner Souverän ein verständiger, haushälterischer Herr, so konnten die Verhältnisse seinen Untertanen behaglich erscheinen . Andernfalls aber griff jede kostspielige Neigung der kleinen Landesherren tief in die Verhältnisse der Regierten ein . Und auf jeden Fall mussten die Kosten des Hofhaltes und der nach dem Vorbilde der grösseren Staaten vielfach eingerichteten Landesbehörden mit Ministern und kleinen Exzellenzen die Untertanen aufs schwerste bedrücken . Die Reichsstädte des Rheinlandes, Köln und Aachen,

hatten

ihre einstige Bedeutung längst verloren , seit die Hansa verfallen und die Sicherheit des Verkehrs kraftvollen Selbstschutz entbehrlich gemacht hatte.

Zwar dem Anschluss an landesherrliche Territorien

waren sie entgangen.

Aber eine Staatenbildung hatte sich in ihnen

aus Mangel eines Landgebietes nicht vollziehen können .

Der Handel

von Köln war gegenüber dem übermächtigen Holland zum Kommissionsgeschäft und zur Krämerei geworden,

Handwerk und Kunst

verkommen; die Bauwerke verfielen ; vor den Türen der zahlreichen Kirchen und Kapellen zahllose Bettler. fassung,

Mit altersschwacher Ver-

unter fortgesetzten Bürgerkämpfen und Missbräuchen in

der Verwaltung, ohnmächtig sich selbst zu regieren, waren beide Reichsstädte zu kraftlosen Gemeinwesen herabgesunken. Mit Ausnahme der niederrheinischen Landesteile,

welche ge-

wissermassen als Provinzen mit anderen Staaten, mit Preussen und

3

auf die historische Entwickelung.

Kurpfalz, verbunden waren, waren alle die oben aufgeführten selbständigen rheinischen Staatsgebilde überlebte und verkümmerte politische Kleinexistenzen.

Einst gehörten die Länder am Rhein zu

den Pflegestätten der nationalen Kultur. hältnisse,

Bei der Enge der Ver-

der Zersplitterung und der Abgeschlossenheit der geist-

lichen Staaten gegen geistige Einflüsse von aussen her war das im 18. Jahrhundert schon längst nicht mehr der Fall . staatenbildende Lebenstrieb,

der

Vollends der

politische Fortschritt hatte sich

nach dem fernen Osten zurückgezogen. In harter Arbeit schufen dort deutsche Kolonisten, Söhne desselben Westens und des Südens , Dörfer und Städte.

Die Mark, der Staat des Deutschen Ordens,

das Königreich Preussen erstand als die Voraussetzung einer späteren politischen Auferstehung des deutschen Volkes. Denn im deutschen Osten wurden die grossen Fragen der nationalen Zukunft gestellt und gelöst, die grossen Gegensätze ausgekämpft. In stille Beschaulichkeit waren die kraft- und wehrlosen Kleinstaaten des deutschen Westens versunken. In dieser Kleinstaaterei überwucherte das engste Privatinteresse jeden nationalen Gemeinsinn.

Wichtige

Staatsaufgaben konnten weder gestellt noch gelöst werden und der Sinn dafür verlor sich bei den Regierungen und bei den Regierten. Die Landesverteidigung und die nationale Selbständigkeit aussen mussten dadurch zur Ohnmacht verkümmern.

nach

Nur wenige Truppen hielten die Kurstaaten Köln und Trier. Trier etwa 1200 Mann . Und in Trier wurden

Köln etwa 1000,

die Soldaten alsbald nach der Exerzierzeit beurlaubt, um sich durch Handwerk und Landarbeit den Unterhalt zu verdienen und das, was ihnen an Kleidung fehlte ausser der Montur, die sie alle drei Jahre , und dem Hemde, die sie alle anderthalb Jahre erhielten. Nur die Offizierstellen waren gut besetzt und der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz , zugleich Herzog von Jülich und Berg, hatte für seine Länder nach dem Staatskalender vom Jahre 1787 nicht weniger als 65 Generale . Truppen .

Die ganz kleinen Staaten hielten überhaupt keine

Man müsse das heilige römische Reich

erfinden,

wenn

es nicht schon bestünde, so hat sich Napoleon ob dieser Wehrlosigkeit geäussert . In jedem bedeutenden Gemeinwesen verschaffen sich die verschiedenen Interessen der Gesamtheit Geltung. Die Bedürfnisse der Gesamtheit ersticken den Sondervorteil des Einzelnen und lehren ihn sich einfügen in das Wohl des Ganzen. Mit dem Umfange eines Staates erweitert sich die Möglichkeit des Wirkens,

kräftigt sich

4

I, 1.

Rückblick

der Gemeinsinn, der Freiheitssinn, der Rechtssinn, das Vaterlands-, das Nationalgefühl. Das Gegenteil von alledem war in den kleinen und kleinsten Staaten am Rhein der Fall. Wo die Gesamtheit klein ist, hat der Machthaber wenig Antrieb, ihren Bedüfnissen Rechnung zu tragen, den eignen Vorteil dem der Gesamtheit unterzuordnen . Kostspielige Privatgeluste führten zum Missbrauch der landesherrlichen Gewalt. So schlimm wuchs das Übel , dass die Reichsgerichte einschritten und einen Grafen zu Sayn-Wittgenstein und einen Wildund Rheingrafen zu Geld- und Freiheitsstrafe verurteilten. Heinrich von Sybel hat einmal gesagt

wo der Staat so gross ist wie eine

Feldmark, kann man sich nicht wundern, wenn die Regierung den politischen Gesichtskreis eines Dorfschulzen bat. " Die landesväterliche Fürsorge, wo sie vorhanden war, wurde dann eben ähnlich der Liebe des Wollzüchters zu seinen Schafen. Wenn es wahr ist, dass die geistige Bildung eines Volkes aus den Quellen des Unterrichts und der Literatur die Nahrung nimmt, dann war es schlecht damit bestellt in unseren rheinischen Kleinstaaten.

Der Unterricht war mangelhaft, auch wenn man dem letzten

feingebildeten und kunstliebenden Kurfürsten von Trier mit Recht Verdienste um die Hebung der Schulen nachrühmen darf. Aber gerade er hat es ausgesprochen, dass sich die Dorfschulen seines Staates in einer elenden Verfassung befänden. Gerade er wurde durch das Vorbild seines östlichen Heimatlandes zur Schulverbesserung veranlasst.

Aber selbst er übertrug

schliesslich wieder aus

Angst vor der Revolution die Aufsicht über das gesamte Schulwesen, also auch über die Universität in Trier, den rein geistlichen Behörden, dem Generalvikariat und dem Offizialat, mit der Befugnis , Professoren und Lehrer, welche sich gefährlicher Lehren und sonstiger Äusserungen ausserhalb der Lehrstunden schuldig machten , vom Amte zu suspendieren.

Sie hatten auch die Aufsicht über die

Buchläden wegen ärgerlicher Bücher zu führen. Abhandlungen und Thesen durften nur dann gedruckt und verteidigt werden, wenn sie vorher von der geistlichen Aufsichtsbehörde gutgeheissen worden waren.

So standen in Trier und ebenfalls im heiligen Köln die

Universitäten ganz unter geistlicher Bevormundung .

Nur in der erst

1777 als Akademic gegründeten Universität Bonn wurde ein Jahrzehnt hindurch bis zur französischen Revolution für die Aufklärung gearbeitet, aber in einem auffallend übertriebenen Gegensatz gegen den päpstlichen Stuhl und die wirklichen oder vermeintlichen Missbräuche der katholischen Kirche.

5

auf die historische Entwickelung.

Aus dem gleichen Grunde der geistlichen Bevormundung war die Verbreitung der literarischen Erzeugnisse gehemmt, weniger im Kurstaat Köln, mehr in Trier. Der Weihbischof Nikolaus von Hontheim musste seine Febronianischen Gedanken widerrufen. In Trier durfte kein Student ohne Erlaubnis seiner Vorgesetzten ein Buch kaufen. Eine Trierer Regierungsverordnung von 1789 bestimmte, dass alle zu veröffentlichenden Verzeichnisse verkäuflicher Bücher einem Zensor zur Prüfung vorgelegt werden sollten .

Und schon

1767 wurden zur Ausrottung von Druckschriften gegen Religion und Sitten selbst in Häusern und Privatbibliotheken Nachsuchungen befohlen, um diejenigen bestrafen zu können, bei denen verdächtige Bücher vorgefunden wurden oder die solche Bücher ins Erzstift Trier einführten, andern mitteilten oder auch selbst lasen . Die Werke der damals hoben Blüte der deutschen Literatur konnten von der Strenge der Zensur getroffen werden . Es hielt nicht schwer, auf diesem Wege den Untertanen ziemlich genau das Mass der Bildung und der Kenntnisse und die Richtung der religiösen und politischen Ansichten zu bestimmen.

Man ertrug das willig und lebte

dahin ohne den starken Wellenschlag geistiger Bewegung, ohne Berührung mit grossen nationalen Interessen . Die Quelle des Wohlstandes, der Verkehr war gehemmt.

Wenn

ein Schiff von Mainz bis zur Grenze des Herzogtums Kleve fuhr, so musste es 20 Zollstätten durchfahren und nach verschiedenen Tarifen unter Zank und Streit zwischen Schiffsführer und Zöllner Zoll bezahlen. Das Stapelrecht in Köln erschwerte vollends den weiteren Verkehr. Und die Landstrassen waren trotz der Bemühungen des letzten Kurfürsten von Trier so schlecht beschaffen , dass ihre Herstellung zu französischer Zeit geradezu als ein Ruhmeştitel des Präfekten Lezay-Marnesia galt. Die Abgeschlossenheit gegen den geistigen Verkehr und gegen den Austausch von Meinungen wurde auch dadurch verdichtet, dass die kirchliche Herrschaft in den geistlichen Gebieten von Protestanten von je verhindert hat.

den Zuzug

Selbst in den freien Reichs-

städten Aachen und Köln wurden sie zu keinen Ämtern zugelassen , sie durften nicht Hausbesitzer werden und ihren Gottesdienst nicht innerhalb der Stadt ausüben.

Noch im Jahre 1797 musste sich die

Stadt Köln die berechtigten Vorwürfe des französischen Generals Hoche wegen ihrer Unduldsamkeit gegen die Protestanten gefallen lassen. Trier hatte nur in den Landesteilen, die es mit anderen Fürsten gemeinschaftlich besass , evangelische Untertanen und wachte

6

I, 1.

Rückblick

so eifrig über der Reiuhaltung seines übrigen Gebietes , dass im Jahre 1783 die öffentlichen Blätter es als ein ausserordentliches Ereignis mitteilten,

dass ein Protestant aus Trarbach

die Erlaubnis

erhielt,

sich in Koblenz cum privato religionis exercitio niederzu-

lassen.

Die Duldung,

zu

der sich

der letzte Kurfürst in jenein

Jahre herbeiliess, um durch Niederlassung reicher Handelsleute und Gewerbetreibenden dem Lande zu nutzen , wurde freilich schon einige Jahre später wieder beschränkt, damit das katholische Religionswesen nicht Nachteil erleide. Das war ein halbes Jahrhundert nachdem Preussens grösster König

erklärt

hatte :

die Religionen

müssen alle tolorieret werden und jeder nach seiner Facon selig werden. Die Vielheit der Staaten hatte zur Folge eine Verschiedenheit des Rechtes und der Rechtspflege. Also auch dies Band nationaler Einheit hat hier gefehlt. Ein Jurist jener Zeit hat es ausgesprochen : was in einem Lande in Hinsicht der Erbschaften, der Famiwar im

lienrechte und der Verträge vom Gesetze geheiligt war, Nachbarstaate oft bares Unrecht ' ) .

Die Handhabung der Polizei, unter der das damalige Staatsrecht das gesamte Gebiet der inneren Verwaltung verstand , in diesen kleinen Staaten leicht sein müssen,

hätte

wenn sie nicht eben

dadurch auch in ihrem Erfolge erschwert worden wäre. Leicht, Iweil die kleinen Gebiete um so besser übersehen werden konnten ; schwer,

weil die Ausführung aller polizeilichen Massnahmen ein

grösseres Gebiet zur Voraussetzung hat,

weil es keinen Sinn hat,

zu verbieten, was jenseit der auf allen Seiten nahen Landesgrenzen erlaubt ist. Vollends erschwert war dadurch die Sicherheitspolizei . Wer in Koblenz sich vergangen, konnte mit rüstigen Füssen schnell in die Herrschaft Bassenheim, von da in das kurkölnische Amt Andernach oder in die Grafschaft Wied -Neuwied oder in die Grafschaft Wied-Runkel oder nach Isenburg gelangen oder wenn es ihn nach Süden zog, war das kurkölnische Rhens, dann das rheingräfliche und hessische Gebiet cine ebenso leicht erreichbare Zuflucht vor den trierischen Landjägern. Eben die Folge davon war das Überhanduehmen der Diebes- und Räuberbanden am Rhein. Der kurfürstlich trierische Kriminal - Oberhof in Koblenz

sah sich 1762

veranlasst, eine Liste der von ihm durch eine neuerliche Inquisition entdeckten und gesuchten Diebes- und Räuberbanden mit genauer

1) Trierisches Archiv, Heft 17/18 S. 169.

7

auf die historische Entwickelung.

Beschreibung der einzelnen nach Figur und Kleidung im Druck zu veröffentlichen. Dieser Gesamtsteckbrief umfasste 86 Personen. Und das war doch nur ein einzelnes Gericht und nur für den kleinen Bezirk des Niedererzstifts

des Kurfürstentums Trier.

In den fol-

genden Jahrzehnten, namentlich im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, begünstigt durch die politische Lage, vermehrten sich diese Banden noch mehr. Was es anderswo in der Literatur meines Wissens nicht gibt, für diese Provinz ist 476 Seiten stark eine eigene Geschichte der Räuberbanden am Rhein im Jahre 1804 erschienen. Und der berüchtigte Jobann Bückler, noch heute ,

110 Jahre nach

seiner Hinrichtung bekannt unter dem Namen Schinderhannes, konnte mit seiner Bande viele Jahre hindurch am Rhein sein Wesen treiben. Zur Vielheit der rheinischen Staaten kam ,

dass es darüber

hinaus eine ganze Anzahl von grösseren und kleineren Gebieten gab, sogenannte Kondominien, die nicht einem , sondern mehreren Herren untertan waren. Ein geradezu ergötzliches Beispiel für diese verworrenen, hältnisse

zu vielen Rechtsstreitigkeiten Anlass gebenden Ver-

bot die Gemeinde Lötzbeuren im heutigen Kreise Zell.

Sie gehörte Kurtrier, Pfalzzweibrücken, dem Grafen von Oberstein und dem

Herrn von Schmidtburg.

Diese vier Staatsoberhäupter

besassen den Ort nicht gemeinschaftlich.

Die Einwohnerfamilien

waren vielmehr geteilt. Vierzig von ihnen standen unter dem trierischen Amte Zell, 36 unter dem zweibrückischen Oberamte Trarbach, 14 unter Oberstein und eine unter Schmidtburg.

Den Zehnten

aus diesem Orte bezog der Prinz von Oranien zu zwei Drittel und ein Drittel der Pfarrer.

Kollatoren der dortigen lutherischen Pfarrei

aber waren abwechselnd

der Graf von der Leyen und der Graf

von Bassenheim. Und das Bestätigungsrecht hatten Trier und Zweibrücken. Und noch ein anderes Beispiel. n Was Schultheiss und Schöffen ibren grossgebietenden sieben Landesherren samt und sonderlich für Hoch- , Ober- und Gerechtigkeit zuweisen. " So lautet es im Weistum des Dorfes Lautershofen im Kreise Ahrweiler. Die Einwohner dieses Ortes hatten wirklich 7 Landesherren, von einer siebenfach entwickelten Vaterlandsliebe, von einem ihr entsprechenden Nationalgefühl müssen sie erfüllt gewesen sein. Über diese obnmächtigen Kleinstaaten und ihre

und weltlichen Staatsoberhäupter,

geistlichen

über diese idyllischen,

vielfach

behaglichen, politisch aber ganz überlebten Zustände ergoss sich im Jahre 1794 der Strom der französischen Revolution , der in wei-

8

I, 1.

Rückblick

terer Folge das linksrheinische Land unter der französischen Herrschaft begrub. Durch diesen Strom wurde alles hinweggeschwemmt, die Fürsten, Grafen und Herren, der Adel, die Prälaten, die Stadträte , die vielartigen Gerichte, die Zünfte. Die Fürsten und ihre Minister taten unter den wehrlosen Verhältnissen das Klügste , was sie tun konnten :

sie flohen .

Der Kurfürst Max Franz von Köln

verliess, nachdem er schon im Dezember 1792 einmal gefloben, im Oktober 1794 dauernd sein Land . Sobald er aus Bonn abgereist war, zerstreuten sich der Hof und die vornehmen geistlichen und weltlichen Räte und Beamten nach allen Seiten . Bis auf einen, den Domherrn Caspers, flüchtete auch das Kölner Domkapitel . Klemens Wenzeslaus von Trier,

der sich

nicht gescheut hatte ,

der

Sittenlosigkeit des französischen Adels in seinem Lande und in seiner Hauptstadt Koblenz eine Freistatt zu bieten,

Klemens Wenzeslaus

war gleichfalls schon zwei Jahre früher , am 21. Oktober 1792 , ohne Not einmal geflohen . Er setzte zwei Domherren als Statthalter in Koblenz ein mit der Erlaubnis, auch ihrerseits zu fliehen, wenn der Feind sich nähern sollte, und sich durch andere vertreten zu lassen. Von dieser freundlichen Erlaubnis haben sie noch selbigen Tages Gebrauch gemacht. sein Land,

feierlich

Ein Jahr später kam der Kurfürst zurück in empfangen in seiner Hauptstadt Koblenz von

seinen in legitimistischer Treue ihm so sehr ergebenen Untertanen , dass sie selbst sich vor seinen Wagen spannten. Als im Januar die Gefahr feindlicher Annäherung sich erneute, ordnete der Kurfürst die Errichtung einer Miliz an. Das Land war bereit zur Gegenwehr und opferwillig. Die Regierung sprach öffentlich ihren Dank dafür aus und die Aufforderung, mit deutschem Mute die Schwärme entnervter Franzosen zu Boden zu treten .

Aber gleich-

zeitig mit diesen tönenden Redensarten erging der Befehl, die kurfürstlichen Weine in Sicherheit zu bringen, Schatz und Archiv und Möbel zu retten . Bis in den Herbst dauerte der unsichere Zustand . Am 5. Oktober verliess der Kurfürst für immer sein Land. hinterher flüchtete die ganze Statthalterschaft.

Gleich

Wer etwas zu ver-

lieren hatte , Adel und hohe Geistlichkeit, folgte dem Beispiel .

Das

zurückbleibende Volk hatte um so schwerer das Ungemach und die Not der folgenden Jahre zu tragen. Schwere Lasten brachte in diesen folgenden drei Jahren die wechselreiche französische Verwaltung der eroberten Länder.

Der

Plan einer zisrhenanischen Republik war trotz der Unterstützung durch die französischen Behörden an der gänzlichen Abneigung der

9

auf die historische Entwickelung.

weit überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung gescheitert, so sehr auch der jugendliche Republikaner Josef Görres in Freiheitsdrang und Revolutionsfreude und in Hass gegen

die katholische Hierar-

chie in Wort und Schrift sich dafür eingesetzt hatte . Im Jahre 1797 wurde ohne Unterschied alles linksrheinische Land mit dem neuen Frankreich verschmolzen,

nur von Görres und der kleinen

Zahl seiner Kompatrioten" freudig begrüsst. Und nun erfolgte ein Niederbruch aller Verhältnisse . Vorrechte und Privilegien des Adels, auch

Alle

in Beziehung auf Ab-

gaben und öffentliche Lasten , wurden aufgehoben .

Mit der Aufbebung des Adelstitels und der Feudalrechte verschwanden alle gutsherrlichen Rechte, insbesondere Gerichtsbarkeit, Polizei, Jagd , Zehnten und Frohnden. Wie der Adel verlor auch der Klerus die Vorrechte, die er besessen , und die reichen Einkünfte.

Die Bauern

wurden, soweit sie noch leibeigen , frei .

Durch Aufhebung der lehns herrlichen und gutsherrlichen Rechte wurde bäuerlicher Besitz in Eigentum verwandelt unter Befreiung von Zehnten und Frobuden

und sonstigen bäuerlichen Lasten . Die Güter der Erzbischöfe , dann die Güter des hohen Klerus wurden den Nationaldomänen einverleibt.

Jedes bisherige politische Band der Einwohner wurde zerrigsen, die Landstände, die Behörden, Beamte , Gerichte, Zünfte und

Zunftzwaug aufgehoben, allen Religionsgesellschaften gleiche Rechte Über die Gesamtheit der nun gleichgemachten neuen

gegeben.

„ Bürger “ wurde das Netz der französischen Präfektur- und Gerichtsverfassung gespannt. Tiefe Wunden riss der plötzliche Umschwung allen denen, die bisher die Macht gehabt, sie gebraucht oder gemissbraucht. Aber die grosse Masse der Einwohner wurde doch in den ersten Bedingungen des Daseins befreit, befreit in Arbeit und Erwerb. Bürgerliche Gleichheit und Freiheit des Gewerbes und Grundbesitzes wurden ihr zuteil, eine vollkommene soziale Unabhängigkeit. Den weitaus grössten Vorteil hatte der Landmann. Die Güter der toten Hand und der adlige Besitz waren in den allgemeinen Verkehr geworfen. Jeder konnte aus den Domänenverkäufen Kleinbesitz erwerben , wer Kleinbesitz besass ihn erweitern . Die Last des Zehnten war von wenigIn jedem Dorfe und in jeder Stadt das gleiche Recht, stens nach Einführung des Kodex Napoleon

ihnen genommen.

einheitlich und rasch das Gerichtsverfahren, gleichartig die Durchführung der gesetzlichen Ordnung. Bald aber wurden dem rheinischen Volke auch die Nachteile

1

10

I, 1.

Rückblick

der neuen Herrschaft offenbar.

In erster Reihe die unverdeckte Von der ersten Besetzung im

Raubsucht der neuen Gewalthaber.

Jahre 1794 an bis 1797 wurden durch Kontributionen und Naturallieferungen Geldsummen und Werte von unberechneter Höhe erpresst.

Dann trat das französische Steuersystem an die Stelle der

regellosen Plünderungen.

Die neuen Steuern,

schon an sich hart,

drückten noch härter durch die Rücksichtslosigkeit ihrer Beitreibung. Der Übermut und die Quälerei der französischen, zu jeder Unredlichkeit geneigten Beamten erbitterte nicht weniger als die Schonungslosigkeit,

mit welcher

die Einführung der französischen

Sprache als Geschäftssprache , die Einführung der neuen Münze, des neuen Kalenders und der neuen Feste in die alten Gewohnheiten des täglichen Lebens eingriff.

Art,

Nach den christlichen Festen regelte der Bauer Geschäfte aller Feldarbeit und Zinszahlung ; sie hatten für das bürgerliche

Leben die gleiche Bedeutung wie für das kirchliche.

Die Einfüh-

rung des republikanischen Kalenders brachte für die Monate neue Namen, teilte den Monat in drei Dekaden , die Dekade in zehn Tage. Statt mit Christi Geburt musste der Bauer auf dem Hunsrück und in der Eifel mit dem Gründungstage der Republik seine neue Zeitrechnung beginnen und statt 1799 Jahr VII der Republik sagen und statt Neujahr, Ostern, Pfingsten die Tage der Volkssouveränität,

des Sturuns

auf die Bastille feiern.

An den Sonntagen

blieben die Behörden in Tätigkeit und die Kinder gingen zur Schule, wenn die Eltern nach bisheriger Sitte die Kirche und nachmittags die Felder besuchten .

An den Dekadentagen aber musste alle Ar-

beit ruhen. Auf dem Lande erweckte der republikanische Kalender der Republik mehr Feinde als der Druck der Abgaben. Die Einführung der französischen Geschäftssprache erschwerte jeden Verkehr mit den Behörden. In Stadt und Land herrschte bald die gleiche Missstimmung, so allgemein, dass selbst Görres , zwar noch nicht geheilt von seiner Jugendliebe zur Republik, aber abgekommen von seiner Neigung für ihre Vertreter, mit kühnen Worten in seinem

"„ Roten Blatt “ die Brutalitäten, die Fälschungen, die Bestechlichkeit und die Erpressungen der Franzosen und ihrer Helfershelfer ans Licht zog. Der öffentliche Rechtszustand des linken Rheinufers, der von den Franzosen zerstört worden war, punkte aus ganz

hatte vom nationalen Stand-

gewiss keinen Anspruch auf Erhaltung gehabt.

Die geistlichen Fürsten

und die

verweltlichten

Domherren ,

die

11

auf die historische Entwickelung.

Adelsherrschaft,

Verwaltung und Gericht,

Landtage und Städte,

Heer und Finanzen waren schon lange politisch tot. Ausräumung dieses politischen Schuttes,

Aber weil die

weil die Zerstörung des

altbergebrachten politischen Zustandes die schwersten Drangsale und Bedrückungen zur Begleitung hatte,

wurden der Bevölkerung die

Zerstörer und das Zerstörungswerk verhasst und manches Zerstörte lieb gemacht.

So trat die Bevölkerung, ohne republikanischen Sinn

in sich entwickelt zu haben, aus der Umwälzungszeit von 1794 bis 1802 heraus und in die Napoleonische Zeit hinein . Mit den alten Verhältnissen war so gründlich aufgeräumt, dass die Alleinherrschaft Napoleons nichts mehr zu ändern fand . Er schloss die Willkürherrschaft der Vielen aus, indem er die eigene Willkür zur Geltung brachte. Immerhin war seiner Herrschaft mehr die Eigenschaft des Aufbauens eigen. Er stellte die katholische Hierarchie wieder her und sicherte ihr freien Gottesdienst . Die kirchlichen Feste erkannte er wieder an und führte auch die christliche Zeitrechnung wieder ein. Das gänzlich verwahrloste Schulwesen stellte er unter rein staatlicher Aufsicht wieder her . Aber es durfte nur gelehrt werden,

was und wie der Kaiser es wollte .

Am 21. März 1804 erfolgte die Einführung des Kodex Napoleon. Mit besonderem Nachdruck sorgte er für die Herstellung polizeilicher Sicherheit. Während die deutschen Länder jenseits des Rheines und zumal der Osten das ganze Elend des Krieges zu tragen hatten, blieb das linke Rheinufer als französisches Land vom Luneviller Frieden an bis 1814 von den unmittelbaren Kriegsdrangsalen frei. Die Truppendurchzüge legten zwar manche Lasten auf, aber sie brachten auch manchen Gewinn . Der Wohlstand der Bauern hob sich während der Friedensjahre und Sicherheit und Ruhe.

in den Städten herrschte

Eine Erbitterung gegen die neue Regierung

machte sich nicht bemerkbar,

um so weniger, als man die Napo-

leonische Herrschaft nicht mit der alten Zeit verglich, sondern mit den näher liegenden Umwälzungsjahren von 1794-1802 .

Wohltuend

wirkte auch in einigen Bezirken die redliche Verwaltung einiger Präfekten, namentlich die des Rhein- Mosel - Präfekten Lezay - Marnesia.

In demselben Jahre,

in dem man in Preussen

nach dem

blutigen Zusammenbruch die Kräfte des Staates und diesen selbst in harter, schwerer Arbeit auf neue Grundlagen zu stellen begann, hatte man am Rhein in Koblenz Neigung und Lust, die Kasinogesellschaft und das Musikinstitut zu gründen .

Trotz alledem :

Zu-

neigung der Gesamtbevölkerung oder allgemeine Begeisterung für

12

I, 1.

Rückblick

Napoleon und für Frankreich zeigte sich nirgends in den rheinischen Departements . Aber man ertrug die Fremdherrschaft willenlos und gelassen, weil Vaterlandsgefühl und nationaler Sinn durch die Kleinstaaterei verkümmert worden war, weil hohe Ziele fehlten. Dann aber empfand man immer stärker und schwerer die Gewaltherrschaft fremder Zunge, die militärischen Lasten und die steigende Rücksichtslosigkeit, mit der der Kaiser Kirche und Schule lediglich als politische Werkzeuge in den Dienst seiner Weltherrschaft stellte. Zu dem gleichen Zwecke machte er hier wie überall die gesamte Presse dienstbar oder tot . Schriften jeder Art wurden auf das strengste durch die Zensur überwacht. Buchhändler und Buchdrucker wurden vereidigt, den Zensurvorschriften zu genügen . Nur durch Schmuggel oder durch Nachlässigkeit der Beamten gelangten verbotene deutsche Schriften über den Rhein. Nur vereinzelt erfuhr man hier, was drüben auf deutsch gebliebener Erde geschab, was in Preussen die Stein und Hardenberg und Scharnhorst schufen.

Der Grimm, der aus der Gewalt gegen die Gewaltherrschaft erwuchs, erweiterte sich durch die immer steigenden Aushebungen, er ward allgemein, als der russische Feldzug den Druck

in furchtbarem Masse vergrösserte und die Söhne des Landes auf die Eisfelder Russlands entführte. In Russland wandte sich das Glück des Unersättlichen. Die Nachricht von dem arbeiter im

Geschick verleitete die Bauern und Fabrik-

Bergischen zu

einem

blutig unterdrückten Aufstand .

Sonst herrschte Ruhe am Rhein, halb Lähmung und halb Besonnenheit.

Erst als der Sieg von Leipzig die Franzosen für immer aus

den eroberten Ländern verjagte, als der Feldmarschall Blücher in der ewig denkwürdigen Neujahrsnacht bei Kaub den Rhein überschritt, die Russen auf dem Kastorhofe in Koblenz standen, da lobte auch in rheinischen Herzen der Jubel der Befreiung auf.

Noch während des Krieges wurden die Rheinlande der sogenannten Provisorischen Verwaltung der verbündeten Mächte unterstellt, dann aber mit dem Preussischen Staate vereinigt. Der Preussische Staat hat nicht aus eigenen Antrieb, nicht mit eigenem Willen , nicht ohne Bedenken die neue Provinz erworben, obwohl die Beziehungen dieses Staates zum rheinischen Lande schon fast zweihundert Jahre alt waren, obwohl die Erhalhaltung und Mehrung des niederrheinischen Besitzes einst Streben der brandenburgisch-preussischen Politik gewesen war.

das Mit

schwerem Herzen ging der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-

13

auf die historische Entwickelung.

burg mit dem Pfalzgrafen von Neuburg den Erbvergleich von 1666 ein, der die bisher vorläufige Teilung des niederrheinischen Besitzes in eine endgiltige verwandelte. Der Nachfolger des grossen Kurfürsten fügte dem preussischen Kleve den Erwerb von Mörs und Geldern hinzu.

Und des Königs Friedrichs Wilhelms I. Sinnen war

dauernd darauf gerichtet, dereinst aus dem Neuburgischen Nachlass das Herzogtum Berg zu gewinnen . König Friedrich der Grosse hat dann aber unter gänzlicher Abkehr

von

dieser westwärts gerichteten Politik

auf das Herzogtum Berg für Schlesien geopfert. der staatlichen Aufgaben,

den

Anspruch

Die Steigerung

die Einheitlichkeit der Verwaltung, die

Übersichtlichkeit, die Verteidigungsfähigkeit vor allem forderten die möglichste Zusaminenschliessung des Staatsgebietes. ist der König

Im Jahre 1759

nicht abgeneigt gewesen, den rheinischen Besitz

gegen Mecklenburg zu vertauschen. Im Baseler Frieden zwang dann die Not unter Trauer der davon betroffenen Untertanen zur Abtretung des linksrheinischen Preussen. Damals erstrebten französische Politiker das Ziel , die beiden deutschen

Grossstaaten

Osten zurückzudrängen,

Österreich und um

Preussen

möglichst

nach

zwischen ihnen und Frankreich ein

drittes Deutschland einzuschieben. Der preussische Minister Hardenberg selbst war bereit, durch Ländertausch eine sogenannte intermediäre Masse zur Trennung des französischen und preussischen Macbtbereiches zu schaffen. Wieder schuf die Not solch neuen Zustand.

Das Königreich Westfalen verschlang den preussischen

Besitz nicht nur links der Weser,

auch den links der Elbe .

Und

der Sieger von Austerlitz und Jena schuf dann wirklich ein drittes Deutschland durch die Gründung des Rheinbundes . Auch nach der Leipziger Schlacht und den weiteren Siegen über den Feind blieb der Plan intermediärer Staatenbildung bestehen. England, Russland und Österreich strebten die Schaffung von Mittelstaaten an Frankreichs Grenzen an. Auch Preussens Staatsmänner wünschten einen neuen Zwischenstaat als eine Vormauer gegen den natürlichen Feind zu gründen . Von diesem Standpunkte verlangte Preussen zur Abrundung seines Staatskörpers von Anfang an bis zuletzt das nach Kriegsrecht gewonnene Königreich Sachsen in seinem ganzen Umfange. Als das aussichtslos erschien, als Österreich und England unterstützt von Frankreich die Wiederherstellung des Königreichs Sachsen wenigstens in einem Teile seiner Erblande forderten, suchte

14

I, 1.

Rückblick

Hardenberg den gefangenen König von Sachsen durch einen neuen Staat am Rhein mit der Hauptstadt Bonn schadlos zu halten . Am letzten Tage des Jahres 1814 legten Russland und Preussen einen solchen Plan den Kongressmächten vor. England und Österreich

1

aber trugen doch Bedenken,

1

einen von Frankreich so abhängigen

Fürsten wie den Sachsenkönig in die Verteidigungslinie am Rhein hineinzustellen . In diesem Widerstreit der Meinungen hat sich der Vertreter Frankreichs am Wiener Kongress, Talleyrand, das grösste Verdienst um den preussischen Staat erworben,

indem

er sich aus Legiti-

mitätsrücksichten auf die Seite der Gegner Preussens stellte und diesem Staate das im letzten Augenblick wieder verschmähte linke Rheinufer aufdrängen half. So erhielt Preussen ein viel reichlicheres Los an rheinischem Land, als es jemals begehrt . Spätere französische Staatsmänner haben Talleyrands Politik scharf verurteilt, weil die Verpflanzung des Hauses Sachsen an den Rhein einen Ersatz geschaffen haben würde für die bequeme Nachbarschaft der vormaligen geistlichen Kurfürsten . Aber auch in Preussen hat es noch lange nachher nicht an Stimmen gefehlt, welche die Erwerbung der Rheinlande als einen politischen Fehler bezeichneten . Und in den Rheinlanden selbst ist in den ersten Jahren nach dem Anfall an Preussen mehrfach die Beunruhigung, als stünde

ein nochmaliger Wechsel der Herrschaft durch einen

Ländertausch bevor, so laut geworden, dass der Oberpräsident Sack den Auftrag erhielt, die Befürchtung amtlich als grundlos zu erklären. Die Beunruhigung war unbegründet.

Preussen war auf die

Wacht am Rhein gestellt worden und hat sie im Vorgefühl neuer Kämpfe und schweren Herzens, aber als eine ernste , hohe Pflicht übernommen.

Schon das Königliche Besitznahmepatent vom 5. April

1815 sprach es aus : Preussen habe die Pflicht und den eltrenvollen Anspruch erworben, die Rheinlande zu schützen wachen.

und für sie zu

Die begehrlichen Augen des westlichen Nachbars haben

bei mehreren politischen Anlässen und zumal zur Zeit des dritten Napoleon verlangend auf das Land an seiner Ostgrenze geschaut. Aber lange bevor im Jahre 1870 der Ruf wie Donnerhall brauste, hat der Prinzregent von Preussen im Jahre 1860 bei seinem Besuche des Saargebietes das Wort gesprochen : Preussen werde niemais zugeben, dass auch nur ein Fuss breit deutschen Landes verloren gehe.

Und noch um zwei Jahrzehnte früher zurück liegt ein

auderes Bekenntnis des nachmaligen ersten Kaisers.

In Familien-

1 1

15

auf die historische Entwickelung.

besitz hat sich die eigenhändige Abschrift erhalten, die sich Prinz Wilhelm von dem Beckerschen Rheinliede angefertigt hatte. Die Schlusszeilen aber hatte sich der Prinz mit nachdrücklicher Hand unterstrichen, die Schlusszeilen : Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein, bis seine Flut begraben des letzten Manns Gebein ¹). Die Einfüigung der Rheinlande in den preussischen Staat, die Vereinheitlichung und Verschmelzung mit ihm war eine schwierige Aufgabe, eine Aufgabe,

die nur eine lange Zeit gemeinsamer Ar-

beit, gemeinsamer Kämpfe und Siege zu lösen vermochte.

Der

Staat Preussen war grundverschieden von den Ländern am Rhein . Dort war in bewusster Weise ein in allem auf das Gesamtwohl aller gerichtetes Staatsbewusstsein

ausgebildet

worden

und

aus

diesem Staatsbewusstsein eine opferbereite Vaterlandsliebe erwachsen. Auch in den preussischen Landesteilen am Niederrhein war das nach den neuesten Forschungen in reichem Masse der Fall 2 ) .

Das übrige

Rheinland hatte weder das eine noch das andere, weder ein Staatsbewusstsein, noch eine Vaterlandsliebe ;

es konnte sie nicht haben,

weil es zu viele Staaten und zu viele Vaterländer gehabt hat. Und als es unter französischer Herrschaft einem wirklichen Staate angehörte, hatte es, wie Heinrich von Sybel sagt, kein Vaterland mehr. In Preussen waren längst die elementarsten Freiheitsrechte verkündet,

die Freiheit des religiösen Bekenntnisses und die Unab-

hängigkeit der Rechtspflege , dann in den Tagen der Wiedergeburt die Freiheit des Gewerbes und des Grundbetitzes und die Grundlagen der Selbstverwaltung. Wenige Wochen nach der ersten Einnahme von Paris eröffnete man dem Lande die Aussicht auf ein gemeinsames System der Zölle und des Handels,

auf die Einrichtung einer wirklichen Uni-

versität und nnmittelber nach der Huldigung der Rheinprovinz die Verheissung einer reichsständischen Verfassung. Nun zum ersten Male war dem Rheinlande

das Bewusstsein

politischen Lebens geschenkt, die Möglichkeit zu politischem Leben und zu politischer Selbstbestimmung nun zum ersten Male gegeben . Dass der bewegliche Sinn seiner Einwohner die Früchte schnell zu ernten meinte, heit.

war nur ein Zeichen ihrer politischen Unerfahren-

Man hatte noch nicht erfahren ,

schritt reaktionäre

Widerstände

findet,

dass jeder politische Fortdie

überwunden werden

1) Koser , a. a. O. 2) Hashagen , Das Rheinland und die französische Herrschaft S. 109.

16

I, 2.

wollen,

Die rheinischen Herrschaftsgebiete

dass auch in der Politik einem solchen

Völkerfrühling,

wie ihn das Rheinland in jenen Befreiungstagen ohne eigenes Zutun genoss, die Nachtfröste folgen.

Zwar die Wirtschaftspolitik

des preussischen Staates schuf bald eine erste volle Verständigung mit den Vertretern rheinischen Erwerbslebens. Aber die preussische Sorge für das preussische Heer, die Notwendigkeit, das Schwert zu schmieden und dauernd scharf zu halten, wurde anfangs verkannt, bis

man auch hier gewahr wurde,

"9 dass die Wehrhaftigkeit des

Volkes die Gewähr seiner Entwickelung, die Hoffnung seiner Zukunft ist ¹). " Und auch die gegensätzlichen Strömungen in der Verfassungsfrage und in der deutschen Frage haben in Widerstand und Kampf Ausgleich und Lösung in vollem Erfolg gefunden. Dieses gemeinsame Ringen zwei Menschenalter hindurch auf der Lebensbahn des preussischen Staates hat dann die neue Provinz um so fester mit dem Staate Preussen verkittet. Und dieser Kitt : im Feuer der Schlachten ist

er geschmolzen und hat zusammenge-

schweisst beide, Preussen und die Rheinprovinz . Denn als dann wirklich im Jahre 1870 der Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr und Wogenprall das deutsche Vaterland durchbrauste, da haben Rheinlands Söhne als vorderste in Preussens Heer treu ihre Pflicht erfüllt als Wacht am Rhein . aus Rachedrang, Eroberungssucht und

Und als in unseren Tagen Neid der

brannte, als die Wacht am Rhein nicht nur,

Weltkrieg ent-

auch die Wacht an

der Weichsel und an unseren Meeren zum Daseinskampf des deutschen Volkes aufgerufen wurde,

erklang

in

den

begeisternden

Tagen des Kriegsaufrufs aus den Reihen der rheinischen Jungmannschaft neben dem Deutschland , Deutschland über alles " auch das Preussenlied.

2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete am Ende des 18. Jahrhunderts . Abgesehen von einigen Gebieten an der Saar

Busendorf und Saarlouis) , hörten,

und

(Teilen von

die als lothringisch zu Frankreich ge-

den früher zu den

Niederlanden gehörigen

Orten,

1) Ansprache Mevissens bei der Eröffnung der Koblenzer Rheinbrücke ; Hansen , Gustav von Mevissen, Bd . 1 S. 742.

17

am Ende des 18. Jahrhunderts.

Festung Schenkenschanz

und Teilen

des

Kirchspiels

Emmerich,

waren alle die heutige Rheinprovinz bildenden Landgebiete am Ende des 18. Jahrhunderts Bestandteile des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Innerhalb des alten Reiches verteilte sich die heutige Rheinprovinz auf vier Reichskreise mit über einem halben Hundert landesherrlicher Gebiete, auf 30 nicht zu bestimmten Kreisen gehörige Herrschaften, auf die zahlreichen Besitzungen der Reichsritterschaft und auf 39 sogenannte Kondominien . Ein nach der alten Kreiseinteilung gegliederter Überblick veranschaulicht die vielgestaltige Zerrissenheit und staatliche Zugehörigkeit der zur heutigen Rheinprovinz vereinigten Landesteile ¹ ) . ihr gehören : I. Vom Burgundischen Kreise : Luxemburg, Limburg und Geldern . II. Vom

Zu

Teile von den Herzogtümern

Kurrheinischen Kreise :

die

Kurfürstentümer

Köln

und Trier, Teile der Kurfürstentümer Pfalzgrafschaft bei Rhein und Mainz, die Herrschaft Elsen, Teile des Herzogtums Aremberg und der Grafschaft Nieder- Isenburg und die Burggrafschaft Rheineck. III.

Vom Niederrheinisch -Westfälischen Kreise : die

Herzog-

tümer Kleve, Jülich und Berg, das Reichsstift Fürstentum Essen, Reichsabtei Kornelimünster, Fürstentum Reichsabtei Stablo-Malmedy, Reichsabtei Werden, Fürstentum Mörs, Reichsgrafschaften Blankenheim und Gerolstein, Reichsherrschaft Gimborn -Neustadt , Grafschaft Sayn bzw. Sayn-Altenkirchen, Sayn- Hachenburg und Homburg vor der Mark, die Grafschaften Virneburg und Wied , die Reichsherrschaft Winneburg und Beilstein, die Reichsgrafschaft Kerpen und Lommersum, die Reichsherrschaft Mylendonk und die Herrschaft Schönau , Reichsherrschaft Wickerath und Schwanenberg und die Reichsstädte Aachen und Köln. IV. Vom Oberrheinischen Kreise : Teile des Herzogtums PfalzZweibrücken,

der Landgrafschaft

Hessen-Kassel,

Nassau-Weilburg und der Grafschaft Kriechingen ,

der

Grafschaft

das Fürstentum

Simmern, die Grafschaft Nassau- Saarbrücken und Herrschaft Ottweiler, die Grafschaften Solms, Sponheim und Veldenz, die Wildund

Rheingrafschaft,

die

Herrschaft

Dagstuhl,

die

Reichsherr-

1) Für Umfang und Einteilung dieser Gebiete ist zu vergleichen Fabricius , Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz Bd. 2. Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

2

18

I, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete.

schaften Bretzenheim, Oberstein und Ollbrück und die Reichsstadt Wetzlar. V. Von den nicht zu einem Reichskreise gehörigen Territorien : 1. Die Reichsabteien Burtscheid und Elten und die den geistlichen Körperschaften gehörigen Herrschaften Aach und Altenhof bei Aach, Butzweiler, Dreis, Franzenheim, Neunkirchen, Perl, Pluwig, Schillingen und Schwarzenholz und das Reichsdorf Michelbach. 2. Die kleinen weltlichen Herrschaften Bausendorf und Burg Lösnich, Gelsdorf, Hörstgen, Merl, und die Grafschaft Dyck. 3.

Die

Arembergischen

Pirmont,

reichsunmittelbaren

Kasselburg, Kerpen, Kommern, Saffenburg, Gillenfeld. 4.

Styrum, Villip , Wald

Herrschaften

Fleringen und Vogtei

Die Reichsherrschaft Reifferscheid.

VI. Die reichsritterschaftlichen Herrschaften, Städte , Flecken, Dörfer Weiler, Schlösser, Höfe und kleineren Grundstücke ¹ ) . VII.

Die

sogenannten

Kondominien

oder gemeinherrschaft-

lichen Gebiete, in denen also die Hoheitrechte mehreren Personen in Gemeinschaft zustanden. Von ihnen gab es im Jahre 1789 noch 39.

Die grösseren waren die Herrschaften Breisig, Mecher-

nich, Tomburg, die Hochgerichte Kellenbach, Lebach, Nalbachertal, der Hof Pronsfeld und das Kröver Reich. Auf den folgenden Seiten mögen die am Schlusse des 18. Jahrhunderts bestehenden Verfassungseinrichtungen und Behörden einiger grösserer Staatengebilde des Rheinlandes in einem kurzen Überblick behandelt werden.

1) Die unmittelbare Reichsritterschaft war auf Schwaben, Franken und den Rhein beschränkt und bestand aus gräflichen, meistens aber aus freiherrlichen und adligen Häusern . Sie hatte die Territorialhoheit in ihren kleinen Gebieten, stand unmittelbar unter Kaiser und Reich , hatte aber nicht Sitz und Stimme auf dem Reichstage. Die Besitzungen waren keinem der Reichskreise zugeteilt, sondern bildeten für sich selbst die drei besonderen Kreise Schwaben, Franken und Rhein, von denen jeder in Kantone, das Rheinland in die Kantone Niederrhein und Mittelrhein, zerfiel. An der Spitze stand ein Generaldirektorium, das aus einem Ritter hauptmann und mehreren Ritterräten bestand und unter den drei Kreisdirektorien wechselte . Jeder Ritterkreis hatte einen besonderen Direktor und jeder Ort oder Kanton gleichfalls.

19

Das Kurfürstentum Trier.

Das Kurfürstentum Trier.

Der Erzbischof und Kurfürst, vom Domkapitel gewählt, vom Papste bestätigt, vom Kaiser mit den weltlichen Rechten belehnt, war das Oberhaupt des geistlich -weltlichen Staates, der Landesberr. In der Ausübung der Regierung war er beschränkt durch das Domkapitel als Berater in wichtigen Angelegenheiten und durch die Landstände, als welche die Steuern beschlossen und erhoben. Die Beamten wurden neben dem Landesherrn auch den Mitträgern der Regierung, dem Domkapitel und den Landständen , durch Eid verbunden.

Das Domkapitel Geburt seiner Mitglieder

mit der Aufnahmebedingung adliger ---

übte zur Zeit der Erledigung

des

bischöflichen Stuhles die Regierungsrechte des Landesherrn

aus.

Es war selbständig in der Verwaltung seiner Grundherrlichkeit und der ihr anhaftenden Polizeigewalt und Rechtspflege unter Ernennung eigener Beamten, Meier, Vögte und Schultheissen und Haltung des domkapitularischen Sankt Petersgerichts .

Das Domkapitel bestand

aus dem Dompropst, dem Domdechanten , aus , fünf Archidiakonen (Chorbischöfen) zu Sankt Peter zu Trier , Sankt Mauritius zu Tholey, Sankt Kastor zu Karden , Sankt Lubentius zu Dietkirchen und Sankt Agatha zu Longuion, aus dem Domscholaster , Domkustos und Domkantor, ferner aus weiteren 6 Kapitularen und einer grossen Zahl Domizellarstellen , 24 im Jahre 1794 . Die Landstände setzten sich, nachdem die Ritterschaft 1729 die Anerkennung ihrer Reichsunmittelbarkeit erlangt hatte und damit aus dem Landesverband ausgeschieden war, aus der Geistlichkeit -den Vorstehern der Abteien und Stifter und den Landdechanten -und den landtagsberechtigten Städten ober- und niedererzstiftische Kollegien.

zusammen,

geschieden

als

Demgemäss hatten die geist-

lichen Landstände und die weltlichen Landstände je ein ober- und ein niedererzstiftisches

Direktorium

schäfte gebildet, jene unter

zur Wahrnehmung ihrer

dem Vorsitze des Abtes

Ge-

von Sankt

Maximin bzw. des Abtes von Laach, diese unter den Bürgermeistern der Hauptstädte Trier bzw. Koblenz. Die Geistlichen Landstände im Obererzstift wurden gebildet durch die Äbte von Sankt Maximin , ad Martyres,

Sankt Mathias, Sankt Maria

Sankt Martin und von Himmerode, den Propst zu

Klausen, die Dechanten der Kollegiatstifter Sankt Paulin bei Trier, Sankt Simeon in Trier,

zu Pfalzel,

Karden ,

Prüm und Kyllburg,

20

1, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete.

den Prior der Karthause bei Trier, den Administrator des Hospitals zu Kues und durch die Dechanten der Landkapitel zu Sankt Peter in Trier, zu Zell, Piesport, Irminen in Trier.

Kyllburg,

Zu den Geistlichen Landständen die Äbte von Laach, Kollegiatstifter

Perl, Wadrill und zu Sankt

im Niedererzstift gehörten

Rommersdorf und Sayn , die Dechanten der

Sankt Kastor

und

Sankt Florin

zu

Koblenz,

zu

Münstermaifeld, Limburg, Dietkirchen, Mayen und Oberwesel, der Prior der Karthause bei Koblenz und die Dechanten der Landkapitel

zu

Ochtendung,

Dietkirchen,

Boppard

und

Kunostein-

Engers. Die Weltlichen Landstände des Obererzstiftes waren die Vertreter der Hauptstadt Trier und der Landstädte Zell, Kochem , Bernkastel , Wittlich, Saarburg und Pfalzel, die des Niedererzstiftes die Vertreter der Hauptstadt Koblenz und der Landstädte Boppard, Oberwesel, Montabaur, Limburg, Mayen und Münstermaifeld . Die vier Ständekollegien hielten je einen Syndikus, einnehmer und Sekretär.

General-

Für die Ausübung der geistlichen Verwaltung und eines Teiles der Rechtspflege bestand das Erzbischöfliche General vikariat zu Trier, aus dem Generalvikar, Provikar,

Offizial und geistlichen

Räten bestehend , und das Erzbischöfliche Konsistorium zu Trier, in dem der Weihbischof als Generalvikar und an seiner Stelle der Offizial den Vorsitz führte , mit dem aus Mitgliedern des Konsistoriums zur Schaffung einer ersten Instanz der geistlichen Gerichtsbarkeit für das Obererzstift noch 1788 gebildeten Geistlichen Justizsenate. Neben dem Konsistorium in Trier war für das Niedererzstift im Jahre 1719 das Erzbischöfliche OffizialatsKommissariat zu Koblenz eingerichtet worden . waren alle geistlichen Korporationen,

Diesen Behörden

die Dechanten, die Pfarrer

und die Sendgerichte unterstellt. Der weltliche Staat des Kurfürstentunis wurde durch die erzstiftischen Erbämter des Erbmarschalls , des Erbkämmerers , des Erbtruchsess und des Erbschenken ,

durch die Beamten

des Hofstaates und die staatlichen für die Landesverwaltung eingerichteten Behörden gebildet. Die Amtstellen des Hofstaates waren der Landhofmeister, das Obristkämmereramt, das Ober- und Hofmarschallamt, dem die Mehrzahl der Hof- und Hausbeamten unterstand , amt und das Oberjägermeisteramt.

das Obriststallmeister-

21

Das Kurfürstentum Trier.

An der Spitze der Verwaltung stand das Staats- und Kabinettsministerium zu Koblenz mit einem Geistlichen, Landschaftlichen,

Regierungs-,

Kammer-

und

Ausländischen

Departement.

Die eigentliche Verwaltung wurde durch das Kurfürstliche Hofratskollegium oder, wie die Behörde zuletzt hiess, die Kurfürstliche Landesregierung wahrgenommen, welche in der Residenz des Kurfürsten, also zuletzt in Ehrenbreitstein und dann zu Koblenz, ihren Sitz hatte.

Zu ihrem Bereiche gehörten die Hoheitsrechte

und Grenzsachen, die Territorialgerechtsame, die Militärsachen, die Lehnssachen, das gesamte Gebiet der Polizei, Regalien und Steuersachen und die Aufsicht über die Justiz. In Rechtssachen, die die Finanzverwaltung berührten, übte die Regierung eine extrajudiziale Gerichtsbarkeit aus, teils selbst, teils , und zwar im Obererzstifte, durch das Hofratskommissariat in Trier. Für die eigentliche Finanzverwaltung,

d . h.

für die Verwal-

tung und Vereinnahmung der Renten, Gefälle, Regalien , Zölle und hatte sich aus anderer Einkünfte - mit Ausnahme der Steuer der älteren Landrentmeisterei die Kurfürstliche Hofkammer , letzt in Koblenz,

zu-

entwickelt, welcher das Forstwesen, die Zoll-

beamten, das Hütten- und Bergwesen, das Hofbauamt und kleinere Finanzverwaltungen unterstanden. Der Landesregierung waren in den Amtsbezirken ¹ ) die Amtmänner und ihre sie in Abwesenheit vertretenden Amtsverwalter und die übrigen Beamten als Kellner, Amtschreiber, Vögte und die Schultheissen untergeordnet, der Hofkammer aber in den Kellereibezirken, die, früher abweichend, zuletzt mit den Amtsbezirken nahezu zusammenfielen,

im besondern die für die untere Finanz-

verwaltung und Rechnungführung bestellten Kellner. Die untersten Behörden in Dörfern und Städten waren die Vorsteher ,

Heimbürger ,

Schöffen

und

Geschworenen.

Ihnen waren in verschiedenartiger Entwickelung

und Benennung

die landesherrlichen Oberamtmänner, Amtmänner und deren Amtsverwalter, Vögte und Schultheissen übergeordnet.

In den Städten

führten ein Bürgermeister und Ratsschöffen meist unter einem landesherrlichen Stadtschultheiss die Verwaltung. In Koblenz stand an der Spitze der Verwaltung ein Amtmann als Vertreter des Kur-

1) Eine genaue Aufzählung der Amter und ihres Umfanges findet sich bei Fabricius , Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Bonn 1898, S. 110ff.

22

I, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete.

fürsten und der Stadtschultheiss,

und

zum Rate gehörten ausser

den zwei Bürgermeistern, von denen nur einer die Geschäfte führte, die Schöffen des Hochgerichts, acht Bürger und acht Mitglieder der Zünfte und früher auch acht Ritter. In gleicher Weise stand in Trier an der Spitze

der Stadtverwaltung ein kurfürstlicher Beamter, der Stadthalter oder der ihn vertretende Stadtschultheiss. Dieser und die Schöffen des Hochgerichts und 20 Amtmeister bildeten den Stadtrat, aus dem zwei Bürgermeister gewählt wurden, ein regierender und der andere als sein Nachfolger. In der kurtrierischen Justizverfassung bildeten die unterste

Instanz der Rechtspflege die Dorfgerichte und die städtischen meist unter Vorsitz oder Aufsicht der Amtmänner, Vögte oder Schultheissen, ferner die grundherrlichen Grund-, Schöffengerichte ,

Hofgerichte und die ihre Gerichtsbarkeit vom Könige herleitenden alten Hochgerichte und seit 1719 die Gerichtsbarkeit der Amtmänner. Die Städtischen vollbesetzten Schöffen-

Mittel- und

gerichte übten eine mit der der Amtleute konkurrierende Gerichtsbarkeit aus. Vor den übrigen Gerichten des Amtsbezirkes fand seit 1719 nur noch die freiwillige Gerichtsbarkeit statt, unter Verweisung der Streitsachen der Parteien vor die städtischen Schöffengerichte und die unter Zuziehung des Amtsverwalters, des Kellners, der Amtsschultheissen und des Schreibers von den Amtleuten abzuFür alle diese Untergerichte war den haltenden Amtverhöre. Schöffengerichten zu Trier und Koblenz für das Ober- und Niedererzstift schon früh die Eigenschaft von Oberhöfen beigelegt worden, ihrer Entschei-

dergestalt, dass jene Untergerichte in schwierigen,

dung unterworfenen Rechtsstreitigkeiten das von den Oberhöfen geholte Urteil zu verkünden hatten . Auch wurde 1719 die Urteilfällung in Kriminalfällen den beiden Schöffengerichten für ihre Bezirke auf Grund der von den Amtleuten einzusendenden Akten ausschliesslich übertragen. Das Präsidium in den Städtischen Schöffengerichten , auch als Kurfürstliche Weltliche Hochgerichte und Oberhöfe bezeichnet, führte zu Trier der Oberamtmann oder der Stadtschultheiss oder der dazu bestellte Hofrat, in Koblenz der Amtmann oder der Stadtschultheiss. Neben diesen weltlichen Gerichten übten auch die Geistlichen Gerichte eine früher sogar uneingeschränkte unterste Instanz aus. Nach Sonderung geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit erhielt 1719 der Klerus in allen Personal- und Realklagen seinen Gerichtsstand vor den erzbischöflichen Offizialatgerichten zu Trier and

23

Das Kurfürstentum Trier. Koblenz.

Und endlich war für die eximierten weltlichen Personen

als erste Instanz das Regierungskollegium zu Koblenz bzw. das Hofratskommissariat zn Trier und an deren Stelle 1783 bzw. 1791 zwei weltliche Justizsenate zu Koblenz und zu Trier für das Nieder-

und Obererzstift angeordnet, vor die auch alle

Klagen gegen die Hofkammer und die Lehnsachen gewiesen wurden. Die zweite Instanz für die Berufungen gegen die weltlichen Untergerichte war das Hofgericht zu Koblenz ,

früher für das

ganze Erzstift, später von 1640 bis 1652 ein zweites Hofgericht zu Trier und seit 1722 auch das II ofratskommissariat oder der Hofrat zu Trier für das Oberstift¹ ) .

An dieselben Gerichte gingen

auch die Berufungen gegen die Urteile der obererzstiftischen Offizialatgerichtskommissarien bzw. des Geistlichen Justizsenates zu Trier und des Offizialatgerichtes zu Koblenz bei Klagen gegen Weltliche und bei Realklagen gegen Geistliche, im übrigen aber war bei Personalklagen gegen Geistliche das erzbischöfliche Konsistorium ( Offizialatgericht ) zu Trier die zweite Instanz . Die Berufungen gegen die Urteile in Sachen der Eximierten gingen gleichfalls an das Hofgericht zu Koblenz und an den Kurfürstlichen Hofrat zu Trier.

Ausgenommen wurden die gegen die

Urteile der Untergerichte eingelegten Berufungen in Polizei- , Zunftund Handwerkssachen, welche nicht an die beiden Gerichte zweiter Instanz, sondern unmittelbar an den Kurfürsten und dessen Regierung gelangen sollten .

Übrigens hatte das Hofgericht in gewissen,

durch die Hofgerichtsordnung vom 21. Januar Fällen auch in erster Instanz zu urteilen.

1719 bestimmten

Die dritte weltliche Rechtsinstanz bei Berufungen gegen das Hofgericht zu Koblenz und den Hofrat zu Trier war das Kurfürstliche Revisionsgericht zu Ehrenbreitstein, dann in Koblenz . Endlich bestand die besondere, von der Truppe selbst ausgeübte Militärgerichtsbarkeit unter dem als Verwaltungs- und Rechnungsbehörde eingerichteten, aus fünf Mitgliedern bestehenden Kurfürstlichen Hofkriegsrat zu Koblenz. Ausser dem Gebiete des Kurfürstentums Trier stand unter der Landeshoheit des Kurfürsten auch das Gebiet der seit 1575 mit

1) Im Jahre 1782 wurden die Ämter Zell , Kochem, Daun, Ulmen und Hillesheim zum Bezirke des Hofgerichts in Koblenz gelegt, 1790 aber wurden die Ämter Kochein, Ulmen und Zell wieder zum obererzstiftischen Gerichte zweiter Instanz geschlagen.

24

I, 2.

Die -rheinischen Herrschaftsgebiete.

Trier vereinigten Reichsabtei

Prum.

Seine Verwaltung war der

Trierischen eingegliedert worden, wenngleich als Weltlicher Staat noch ein besonderes Prümisches Erbkämmereramt, ein Lehngericht und ein Land-

und

Obergericht geführt wurde .

Die Amts- und

Ortsverwaltung entsprach ganz der Ämterverfassung des Kurstaates.

Als durch den Einfall der Franzosen und die Besetzung des linken Rheinufers die ostrheinischen Diözesanen und Untertanen von den westrheinischen geistlichen und weltlichen Behörden getrennt waren und schliesslich durch den Friedensvertrag von Luneville vom 9. Februar 1801 infolge der Abtretung des westrheinischen Teiles an Frankreich der Umfang des Kurstaates Trier auf sein rechtsrheinisches Gebiet beschränkt wurde, wurden auch neue Einrichtungen für die Regelung der geistlichen und weltlichen Verwaltung und Rechtsprechung erforderlich. In Hinsicht der geistlichen Verwaltung wurde 1794 einem erzbischöflichen Offizial unter Anweisung seines Sitzes in Limburg und unter Beiordnung einiger geistlichen Räte die Ausübung der geistlichen Gerichtsbarkeit in dem Umfange übertragen , wie sie bisher vom Offizialatskommissariat in Koblenz wahrgenommen worden war. Später wurde dieses Offizialat zu Limburg zum Erzbischöflichen Generalvikariat erhoben. In Hinsicht der weltlichen Verwaltung hatte der Kurfürst schon 1792 eine Landstatthalterschaft zu Koblenz angeordnet. Im Jahre 1794 übertrug er die Geschäfte der Regierung und der Hofkammer zu Koblenz der Kurfürstlichen Landstatthalterschaft mit dem Sitze in Montabaur¹). Kurfürsten

angeordnete

Später ist an ihre Stelle die vom

Oberlandes kommission

getreten, deren Wirksamkeit im Jahre kommission in Thal-Ehrenbreitstein

1801

überging.

in

Limburg

an die OberlandesDamals,

nachdem

fast der ganze Kurstaat an die Französische Republik abgetreten worden war, sah sich der Kurfürst veranlasst, für den ihm verbliebenen rechtsrheinischen Teil unterm 8. August 1801 neue und vorläufige Anordnungen zu treffen.

Zunächst beauftragte er die Ober-

landeskommission mit einer Zusammenberufung der geistlichen und weltlicheu Stände, der Prälaten, Stifts- und Landechanten und der 1 ) Die kurtrierische Regierung ist auf der linken Rheinseite durch den Beschluss des Volksrepräsentanten Bourbotte vom 11. Brumaire III (1. November 1794) aufgehoben worden. Archiv f. d . Zivil- und Kriminalrecht der Rheinprovinzen Bd. 12 I S. 209.

25

Das Kurfürstentum Köln.

Amtsverwalter sowie der Stadtschultheissen und Bürgermeister von Montabaur und

Limburg.

Eine

November 1801 stattgefunden,

solche

ohne

Zusammenkunft

hat

im

dass eine neue Organisation

der Stände zu Stande gekommen wäre.

Im übrigen bestätigte er

den bereits unterm 5. September 1796 zum Landeskommissar ernannten Geheimen Rat und Regierungskanzler Eschermann für die Leitung der Regierungsangelegenheiten und für die der Kameralgeschäfte den Geheimen Rat Kalt. Für die Verwaltung des Gerichtswesens hatte schon die Landstatthalterschaft in Montabaur für die ostrheinischen Untertanen eine besondere Appellationskommission in Limburg niedergesetzt, Berufung bei

von deren Urteilen die weitere

der Landstatthalterschaft

eingelegt

werden

sollte.

Nunmehr verlegte der Kurfürst das Hofgericht nach Limburg, und das Revisionsgericht und Kriminalgericht nach Montabaur. Und für die Eximierten richtete er unterm 31. Mai den vormaligen weltlichen Justizsenat und zwar zu Ehrenbreitstein wieder ein und übertrug ihm die Befugnisse der bisherigen Oberhöfe zu Trier und Koblenz als Rechtshilfe für die Untergerichte . Unterm 29. November 1802 verbliebenen

rechtsrheinischen

entband der Kurfürst die ihm

Untertanen

und

Behörden

ihrer

Pflichten und wies sie an den Fürsten von Nassau-Weilburg, der durch einen Erlass vom 18. Dezember 1802 vorläufig

eine Regie-

rung in Ehrenbreitstein unter der Leitung des bisherigen Kanzlers Eschermann und eine Hofkammer unter Leitung des bisherigen. Kameralkommissars Kalt anordnete .

Das Kurfürstentum Köln ¹) . Die Grundzüge der Verfassung des Kurfürstentums Köln stimmten mit der des Kurstaates Trier überein . Auch in Köln war der vom Domkapitel gewählte, vom Papste bestätigte und vom Kaiser mit den weltlichen Rechten belehnte Erzbischof der Landesherr, gleichfalls in seiner Regierung beschränkt durch das Domkapitel als solches und als vornehmstes Glied der Landstände und durch diese selbst. Der Hofstaat des Kurfürsten war in vier Hauptstäbe

ein-

1) Walter , Das alte Erzstift und die Reichsstadt Köln. Bonn 1866 ; Kurfürstlich Kölnischer Hofkalender 1779 ; Almanac de la cour de Cologne 1794.

26

I , 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete .

geteilt : Obristhofmeister, Obristkämmerer, unter ihm 129 Kammerherren, Obristmarschall and Obriststallmeister. Und von alter Ordnung her bestanden vier Erbämter : Erbhofmeisteramt, Erbmarschallamt, Erbschenkeьamt, Erbkämmereramt. Das Domkapitel war die politisch wichtigste Körperschaft. Es war der Wächter der Verfassung und hatte in allen wichtigen Landesangelegenheiten mitzuberaten und mitzubeschliessen. Zur Zeit der Erledigung des erzbischöflichen Stubles übte es die Rechte des Landesherrn aus. Es bestand aus 50 Kanonikaten und den damit verbundenen Präbenden, halb Kapitular-, halb Domizellarpfründen. Unter jenen die sieben Prälaturen :

Dompropst, Domdechant, Vize-

dekan, Chorbischof, Scholaster, Diakonus senior und junior . Kapitel ergänzte sich selbst .

Das

Mit Ausnahme der acht Priesterprä-

benden war adlige Herkunft erforderlich . In der Regel setzte sich das Kapitel aus Fürsten und Grafen zusammen. Ausserdem umfasste es 25 Domvikare, 7 Kapläne und eine Anzahl Prediger und Beamte . Die an der Landesregierung beteiligten Landstände bestanden aus vier besonderen , aber untereinander verbundenen Kollegien : Domkapitel, Grafenstand, Ritterschaft und Städte. Sie berieten über alle wichtigen Regierungs- und Verwaltungsangelegenheiten und batten namentlich die Landsteuern zu bewilligen. Ihre Rechte waren durch die Erblandesvereinigungen von 1463 und 1550 verbrieft. Die gewöhnlichen Landtage wurden vom Kurfürsten mit Vorwissen des Domkapitels jährlich ausgeschrieben und zu Bonn im Kapuzinerkloster gehalten , wo die einzelnen Kollegien gesonderte Sitzungssäle hatten, gesondert berieten und miteinander sich verständigten . Zur Besorgung ihrer Geschäfte hatten die Landstände Beamte : einen Sekretär, einen Landkommissar, cinen Oberlandeseinnehmer und einen Baumeister.

Das Domkapitel wurde auf dem Landtage durch vier Abgeordnete aus seiner Mitte und durch den Syndikus des Domkapitels vertreten. Die Geistlichkeit des Erzstifts hatte im übrigen keine Vertretung auf dem Landtage.

Der Sitz im Grafenkollegium war an elf bestimmte Herrensitze gebunden . Die Mitglieder erschienen in Person oder durch Bevollmächtigte, ausserdem der Syndikus . Die Teilnahme an der landständischen Ritterschaft war bedingt durch den Besitz eines der eingeschriebenen 227 Rittersitze und durch Aufschwörung und Aufnahme unter die Ritterschaft nach der im Ritterkonvent geleisteten Ahnenprobe von 16 Ahnen. Stellvertretung war nicht zulässig . Das Kollegium hatte einen

Das Kurfürstentum Köln.

273 27

Direktor und einen Syndikus. Das vierte landständische Kollegium bestand aus 17 Städten : Andernach, Neuss , Bonn, Ahrweiler, Linz, Kempen, Rheinberg, Zülpich, Brühl, Lechenich, Unkel, Zons, Linn, Ürdingen, Rheinbach, Meckenheim, Rhens. Andernach führte das Direktorium für die Städte des oberen, Neuss für die des niederen Erzstiftes. Jede Stadt schickte zwei Abgeordnete. Das Kollegium hatte einen Syndikus . Die Verwaltungsbehörden.

Die oberste Landesbehörde

war die Geheime Staatskanzlei , früher konferenz und der Geheime Rat bezeichnet. Staats- und Konferenzminister und

als die Hohe StaatsSie bestand aus dem

zwei Geheimen Referendarien.

In ihr wurden die auswärtigen und Kabinettsachen und die an den Kurfürsten gerichteten Bittschriften erledigt.

Ihr waren das diplomatische Korps und die Geheimrätc, im Jahre 1794 35 adlige und 31 gelehrte , untergeordnet. Der 1597 eingerichtete Hofrat , auch als Regierungskollegium bezeichnet, war eine gemischte Regierungs-

und Justizbehörde. Er war die regelmässige Regierungs- und Polizeibehörde und die Vertretung des Landesherrn zur Gewährung von Rechtshilfe in aussergerichtlichen und rechtshängigen Sachen . Der Hofrat bestand aus einem Präsidenten, einem Direktor und den teils adligen, teils gelehrten Wirklichen Räten im Gegensatz zu den Titularräten. Seine letzte Einrichtung erhielt der auch für die Lebussachen zuständige Hofrat durch die Hofkanzleiordnung vom 11. August

1724. Der 1587 eingesetzten Hofkammer lag die Verwaltung der Einkünfte der bischöflichen Tafelgüter, der Zölle und der Münze obr. Sie bestand aus einem Präsidenten und einem Direktor mit zuletzt etwa 20 Räten und einem advocatus camerae et fisci. Zur Hofkammer gehörte für die Kassenfübrung auch das Amt des Landrentmeisters . Die Erhebung der landesherrlichen Einkünfte stand in den Ämtern den Kellnern zu , welche wie die Zöllner, Rentmeister und ähnliche Beamtungen der Hofkammer unterstellt waren und ihr Rechnung zu legen hatten. Militärbehörden waren der Kriegsrat , aus einem Präsidenten und vier Räten bestehend , und für das Militärrechnungswesen das Kriegskommissariat. Für das Unterrichtswesen war 1778 ein Akademierat , für das Gesundheitswesen 1779 ein Medizinalrat eingesetzt worden,

die aber bald darauf mit der in Bonn errichteten

Universität vereinigt wurden. Für das untere Schulwesen bestand eine Landschulkommission . Das Bergwesen wurde durch das Bergamt zu Altenwied verwaltet, das Münzwesen durch die Münz-

28

I, 2. Die rheinischen Herrschaftsgebiete.

kommission und die Zölle durch die Zollämter zu Andernach, Bonn, Linz und Ürdingen . Zum Zwecke der örtlichen Verwaltung zerfiel das in ein Oberund Niedererzstift geschiedene Land in kleinere Bezirke, die einem Amtmann oder einem Vogt oder Schultheiss untergeben waren und gemeinhin als Ämter bezeichnet wurden. An der Spitze der grossen Ämter stand eiu Amtmann oder in dessen Stellvertretung meist ein Amtsverwalter. Für die Rechtspflege gab es in jedem Amt einen Vogt oder Schultheiss,

häufig

mehrere.

Für die Er-

hebung der landesherrlichen Renten und Gefälle und die damit zusammenhängenden Kammergeschäfte waren in den meisten Ämtern Kellner bestellt.

Ausser den 38 grossen und kleinen Ämtern, Ge-

richten und Kellnereien gab

es einige 80 sogenannte Unterherr-

schaften, die mit eigener Gerichtsbarkeit unterster Instanz versehen, aber der Landeshoheit des Kurstaates unterworfen waren. Die Städte hatten eine vom platten Lande

verschiedene Verfassung,

in der Regel einen erwählten Bürgermeister und Rat. Ihnen lag die Sorge ob für die Gemeindeinteressen, namentlich für das städtische Vermögen und Armenwesen, für die Verwaltung der Polizei und die Aufsicht über die Zünfte. Auch stand ihnen eine beschränkte Gerichtsbarkeit und Strafgewalt zu.

Die Landgemeinden zer-

fielen in ländliche Gemeinheiten und Bauerschaften, an deren Spitze Vorsteher und Schöffen standen.

Die Gemeinheiten entsprachen in

der Regel einem Kirchspiel. Ein Kirchspiel umfasste gewöhnlich mehrere Dorfschaften unter besonderen Vorstehern . Aus älteren Gerichtszusammenhängen schrieb sich die Einteilung in Dingstühle her, die

gewöhnlich

mehrere Kirchspiele umfassten.

In

einigen

Gegenden wurden die ländlichen Gemeinden Honnschaften genannt, ihre Vorsteher Hunnen . Polizeiunterbeamte in den Landgemeinden waren die Schützen. Die Gerichtsbehörden . Die Anzahl der Untergerichte war gross und von verschiedener Benennung. Die Vorsteher hiessen. Greve, Schultheiss, Vogt und Richter. Schöffen gefunden.

Das Urteil wurde von den

Zivil- , Kriminal- und freiwillige Gerichtsbarkeit

wurden von den Untergerichten ausgeübt . Herkunft nicht den Ämtern.

Sie entsprachen als älterer

Erst später wurde über diese Gerichts-

bezirke die Gerichtsbarkeit der Amtleute

eingeführt,

die aber

nur dann die Schlichtung von Rechtshändeln übernehmen durften, wenn der Beklagte es wünschte. Neben diesen landesherrlichen Gerichten und den Gerichten der Städte stand die Gerichtsbarkeit

29

Das Kurfürstentum Köln.

der Unterherren in den oben erwähnten Unterherrschaften. Über den Untergerichten standen als Berufungsgerichte - jedoch mit Ausnahme der Kriminalsachen

das Hohe Weltliche Gericht

zu Bonn und das Hohe Weltliche Gericht zu Köln für das obere und

niedere Erzstift

Sie waren auch

erste Instanzen für

bestimmte Bezirke. Das zu Bonn bestand aus einem Vogt und 7 Beisitzern, das zu Köln aus einem Greven und 10 Schöffen . Beide waren auch Kriminalgerichte. Das Geistliche Hofgericht in Köln oder das Offizialat war ursprünglich ein geistliches Gericht, dessen Zuständigkeit sich zunächst auf alle geistlichen Sachen erstreckte, dann aber auch auf reine Zivilsachen ausgedehnt hatte. Es konkurrierte seitdem mit allen weltlichen Gerichten des Erzstiftes in erster Instanz. Das Offizialat setzte sich aus dem Offizial und teils geistlichen , teils weltlichen Assessoren zusammen . Das Weltliche Hofgericht zu Köln war für die Sachen eingerichtet worden, in denen der Landesherr selbst um Rechtshilfe angerufen wurde und die er anfangs durch seinen Hofrichter, später unter Zuziehung von Personen aus der Ritterschaft als Urteiler zu entscheiden pflegte .

Als der Kurfürst seinen Wohnsitz nach Bonn ver-

legte, wurde auch dort ein zweites Hofgericht eingerichtet, das dann aber mit dem 1597 errichteten ständigen Hofrate vereinigt wurde . Das Hofgericht in Köln aber blieb bestehen und entwickelte. sich schliesslich zu einem selbständigen Appellationsgericht für das ganze Erzstift gegen die Urteile der Untergerichte erster und die Urteile der Hohen Weltlichen Gerichte zu Bonn und Köln zweiter Instanz .

Durch die Übernahme der Zuständigkeit des Hofgerichtes

zu Bonn war der als Regierungsbehörde 1597 eingerichtete Hofrat zu Bonn zugleich Gerichtsbehörde geworden das höchste Berufungsgericht des Erzstiftes.

und

zwar

bis 1786

Er war demnach Be-

rufungsstelle gegen die von den Unterherren selbst gesprochenen Urteile, gegen die Urteile der Hohen Weltlichen Gerichte zu Bonn und Köln, gegen die Urteile der Amtmänner, Amtsverwalter und Stadtgerichte und gegen die weltlichen Entscheidungen des Offizialatgerichtes . Endlich hat der Kurfürst Maximilian Franz im Jahre 1786 ein Oberappellationsgericht eingerichtet als Revisionsgericht und zur Vermeidung des Rechtszuges an die Reichsgerichte und zur Änderung des bisherigen Zustandes, dass in Sachen , in denen der Hofrat in erster Instanz entschied,

auch die übrigen

Rechtszüge bei demselben Gerichte stattfander. Das Oberappellationsgericht bestand aus einem Präsidenten, einem Direktor und acht Räten.

30

I, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete .

Mit der Ankunft der Franzosen brach der Kurstaat zusammen. Nur die rechtsrheinischen Landestefle verblieben noch unter kurkölnischer Regierung. Schon am 4. Dezember 1792 hatte der Kurfürst bei der drobenden aber vorübergehenden Gefahr

einen

Teil des Regierungskollegiums nach Recklinghausen, am 3. Februar 1793 aber wieder nach Bonn zurückverlegt. Am 29. September 1794 verfügte er endgiltig die Übersiedelung der Regierung nach Recklinghausen und wenig später auch die des Oberappellationsgerichtes und des Offizialatgerichtes nach Arnsberg. Dorthin siedelte auch das Domkapitel und zwar in die bei der Stadt gelegene Prämonstratenserabtei Weddinghausen über, während die kurfürstliche Hofkammer nach Brilon kam. Im Jahre 1802 wurde der Kurstaat durch die Beschlüsse der Reichsdeputation aufgelöst.

Der preussische Besitz am Niederrhein : Kleve , Mörs, Geldern, Essen, Werden und Elten . Infolge des Todes des Herzogs Johann Wilhelm von Jülich , Kleve und Berg im Jahre 1609 und durch das in demselben Jahre geschlossene Abkommen der das Erbe beanspruchenden Fürsten, des Kurfürsteu von Brandenburg und des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm zu Neuburg, wurde eine gemeinschaftliche Verwaltung der hinterlassenen Länder eingerichtet.

Eine endgiltige Schlichtung des

in der Folge entstandenen Erbschaftstreites erfolgte erst unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch den Abschluss eines Vertrages mit dem Hause Pfalz - Neuburg am 9. September 1666, der die Erbschaft unter beide Anwärter teilte : Pfalz-Neuburg erhielt die Herzogtümer Jülich und Berg, an Brandenburg fielen das Herzogtum Kleve und in Westfalen die Grafschaften Mark und Ravensberg . Einen weiteren Erwerb in den Rheinlanden machte im Jahre 1702 der König Friedrich I. von Preussen als Miterbe nach dem Tode Wilhelms von England aus dem Hause Oranien durch den Heimfall des Fürstentums Mörs als eines Klevischen Lehns.

Sein Nachfolger

König Friedrich Wilhelm I. vermehrte den preussischen Besitz am Rhein im Utrechter Frieden ( 1713 ) Geldern mit

durch den grössten Teil von

der Landschaft Kessel

und dem Amte Kirchberg.

Und endlich gelangten durch die infolge des Friedens von Luneville zwischen Preussen und Frankreich geschlossenen Verträge vom 23. und 24. Mai 1802 und durch den Reichsdeputationshauptschluss

31

Der preussische Besitz am Niederrhein .

die drei rheinischen Abteien Essen , Elten und Werden an die Krone Preussen. Das westrheinische Kleve, Mörs und Geldern wurden alsbald von den Heeren der französischen Revolution erobert und 1798 mit dem Roerdepartement vereinigt. Und im Jahre 1806 ging auch der ostrheinische Besitz Preussens an Frankreich bzw. an das Grossherzogtum Berg verloren. Die preussischen Landgebiete

am Rhein wurden in gleicher

Weise verwaltet wie die übrigen Provinzen des Staates : durch die beiden obersten Landesbehörden der Regierung und der Kriegsund Domänenkammer.

König Friedrich Wilhelm I.

Provinzialbehörden für die innere Landesverwaltung, für das Finanzwesen und die Polizei, kammern eingerichtet,

welche

die Kriegs-

hatte

als

insbesondere

und Domänen-

dem Generaldirektorium in Berlin,

nach seiner vollen Bezeichnung dem General- Ober- Finanz- Kriegsund Domänen -Direktorium, unterstellt waren . Sie bestanden aus einem Präsidenten , einem oder mehreren Direktoren und aus einer Anzahl von Räten,

Assessoren

und Auskultatoren ( Referendarien ) .

Von dem Wirkungskreise der Kammern waren mehrere Verwaltungsgegenstände ausdrücklich ausgeschlossen, namentlich die sogenannten Landeshoheitssachen , als Grenzsachen, Huldigungs- , Inkolat- , Auswanderungs- und Abschosssachen ; es waren ferner ausgeschlossen die Kirchen- und Schulsachen. Diese Verwaltungsgegenstände waren den Justizkollegien, nämlich den Regierungen, übertragen. War so den Landesjustizbehörden ein erheblicher Teil von Verwaltungsgeschäften mitübertragen , so griffen andererseits auch die Kriegs- und Domänenkammern in das Gebiet der Rechtsprechung ein durch die ihnen überwiesene sogenannte Kammerjustiz. Sie erstreckte sich auf alle Klagen von Privaten und Gemeinden untereinander oder mit dem Fiskus und auf gewisse Straffälle, insoweit jene und diese die Königlichen und Staatsinteressen und namentlich die Domänen berührten. Die anderen Landeskollegien, die Regierungen, waren die eigentlichen Gerichtsbehörden , denen ausser dieser ihrer wesentlichen Aufgabe der Rechtsprechung und Justizaufsicht die oben genannten Verwaltungsgegenstände, die Hoheitssachen und das Kirchen und Schulwesen, übertragen waren . Dieser allgemeinen 4. März 1723

eine

Behördenverfassung

Kriegs-

gemäss

wurde

am

und Domänenkammer für das

Herzogtum Kleve in Kleve errichtet und die dortige Regierung 1749 mit dem früheren dortigen Hofgericht zu einem alleinigen obersten

32

I, 2.

Landesjustizkolleg

Die rheinischen Herrschaftsgebiete. vereinigt.

Der

Geschäftsbezirk

der

Kammer

Die wurde später auch auf das Fürstentum Mörs ausgedehnt. Kriegs- und Domänenkammer setzte sich zusammen aus einem Präsidenten, zwei Direktoren, deren erster im Jahre 1794 der Freiherr vom Stein war, einem Oberforstmeister und acht Räten. Massgebend für die Zuständigkeit der Kammer wurde das sogenannte Ressortreglement vom 13. November 1749. Danach war ihre Aufgabe die Verwaltung der Finanzen, also der Domänen und Forsten und der Steuer , Kontributions- und Akziseangelegenheiten.

Für die Akzise-

und Zollsachen wurde später die dem General - Akzise- und Zolldepartement des Generaldirektoriums unmittelbar unterstellte Provinzialzolldirektion in Emmerich errichtet. Der Kammer war ferner zugewiesen die Wahrnehmung der Landespolizei, zu deren weitem Umfange die Aufsicht über den Nahrungsstand, über das Handwerk, Manufakturen, Fabriken und Handel , Anlegung von Kolonien, Strassen, Brücken und Kanälen , die Vorflutsachen, die Schiffahrt, die Aufsicht über Mass und Gewicht und Lebensmittel, die Marsch , Einquartierungs- und Vorspannsachen und die Aufsicht über die Städte in Finanz-, 2 Polizei- und Handelssachen und insgesamt alle Massnahmen zur Hebung des Landes gerechnet wurden. Endlich war die Kammer die Trägerin eines Teiles der Rechtspflege in dem oben erwähnten Umfange, der sogenannten Kammerjustiz. Mit ihr waren die Kollegien der Kriegs- und Domänenkammern betraut.

Im Jahre 1782

aber wurde

sie den Kollegien

entzogen und den neu errichteten Kammerjustiz deputationen übertragen. Es waren Verwaltungsgerichte, aber durch das Richterpersonal mit den Kammern verbunden, ausmachen" .

von welchen sie einen Teil

Massgebend für diese neue Einrichtung war die Ord-

nung vom 13. Februar 1782 und ein Erläuterungserlass vom 25. April 1782. Auch bei der Kammer in Kleve war eine Kammerjustizdeputation

eingerichtet.

Den Vorsitz führte der zur Justiz

mit-

vereidete Kammerpräsident oder ein Direktor, Mitglieder waren der für die vorliegende Sache zuständige Kammerdepartementsrat und zwei Assistenzräte . Der Kriegs- und Domänenkammer war auch die örtliche Verwaltung unterstellt.

Das Land

zerfiel früher in 30 Ämter und

27 Herrlichkeiten, in welchen letzteren die niedere Gerichtsbarkeit, Steuerverwaltung und Polizei lassen war. Später wurde Friedrichs

bestimmten adligen Familien überdurch die Verwaltungseinrichtung

des Grossen die Einteilung in Drostämter und Ämter

33

Der preussische Besitz am Niederrhein. 1753 aufgehoben,

eine Trennung der Verwaltung von der Recht-

sprechung durchgeführt und das Land in drei Kreise, Kleve, Emmerich und Wesel eingeteilt, in denen Landräte nach dem Muster der östlichen Provinzen die Verwaltung im Umfange der Kammerzuständigkeit zu führen hatten. Diese landrätliche Verwaltung bezog sich aber nur auf das platte Land. Die Städte gehörten nicht zu den landrätlichen Kreisen . Sie waren vielmehr zu den besonderen vier Städtekreisen

oder

steuerrätlichen

Kreisen

Xanten,

Kleve ,

Emmerich und Wesel zusammengelegt und der Aufsicht von vier Kriegs- und Steuerräten unterstellt.

Name und Amt der Steuer-

räte hingen zusammen mit der Verschiedenheit der Abgabenverhältnisse von Stadt und Land, da dort die Akzise, auf dem Lande durch die Kreiseinnehmer die Kontribution erhoben wurde. Die Steuerräte, für die im allgemeinen die Dienstanweisung vom 1. August 1766 massgebend war, führten die Aufsicht über das städtische Kämmereiwesen, über die Handels- , Gewerbe- und Polizeisachen im weitesten Sinne und

über

die Militärangelegenheiten .

über alle Anträge und Eingaben der Städte

Sie

hatten

an die Kammer gut-

achtlich zu berichten . Aber auch allgemein war die Sorge für das Gedeihen der Städte ihre Aufgabe,

die Mehrung der Einwohner,

die Hebung ihrer Steuerfähigkeit, die Ausdehnung aller Erwerbszweige und die Förderung der Feld- und Gartenwirtschaft. Unabhängig von der landrätlichen und steuerrätlichen Verwaltung bestanden für die Domänen die Renteien . Die Regierung zu Kleve verwaltete, wie oben erwähnt, die Hoheits-, Justiz-, Lehns-, Kirchen- und Schulsachen . Als Oberlandesjustizkollegium

führte sie die

Aufsicht

über die Gerichts-

verwaltung der Untergerichte und entschied durch ihren ersten und zweiten Senat die Berufungen und Revisionen . Der erste Senat war zugleich erste Instanz in den Personalsachen der Eximierten. Revisionen gingen in gewissen Fällen an die Regierung zu Minden bzw. an das Obertribunal in Berlin . Die Untergerichte waren die obenerwähnten Herrlichkeiten,

die

Stadtgerichte ,

die

durch

die

Aufhebung der kleineren Richterämter im Jahre 1753 gebildeten Landgerichte zu Kleve , Xanten, Wesel und Dinslaken und die auf dem bisherigen Fusse verbliebenen

Königlichen Gerichte Sevenar,

Lymers und Huissen, Emmerich und Lobith, Rees, Hetter, Grietherbusch und Isselburg,

Schermbeck und das Stadtgericht Duisburg.

Das Landgericht in Wesel war zugleich Kriminalgericht zur Führung der Untersuchung. Die Akten wurden zum Erkenntnis an Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

3

34

I, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete.

Regierung eingesandt.

Auch in den erst 1803 an Preussen gefal-

lenen und mit Kleve vereinigten Gebieten der Reichsabteien Werden und Elten und des Stiftes Essen war die Gerichtsbarkeit preussisch und der Regierung unterstellt, da die preussischen Könige als Grafen von der Mark Vögte der Reichsabtei Werden und als Herzöge von Kleve Vögte von Essen und Elten waren und übrigens die Landeshoheit in jenen Gebieten beanspruchten. Zur Verwaltung der reformierten und lutherischen Kirchensachen bildete die Regierung durch die Mitglieder ihres Hoheitsenates das Kleve - Märkische Konsistorium¹). Die Regierung zu Kleve bestand im Jahre 1794 aus einem Präsidenten, einem Direktor, neun Räten, einem Assistenzrat und einem Regierungsassessor. Die Stände des Herzogtums Kleve setzten sich aus der Ritterschaft und den Vertretern der Städte zusammen. Die auf den Landtagen vertretenen Städte waren Kleve , Kalkar, Duisburg, Xanten und Rees.

Wesel,

Emmerich,

Das kleine Fürstentum Mörs hatte die gleiche Verfassung wie Kleve und gehörte nach Aufhebung einer für Geldern und Mörs gemeinsam errichteten und vom 1. Juni 1765 bis zum 1. Juni 1770 bestehenden n Kombinierten Gelder- und Mörsischen Kriegs- und Domänenkammer" in Mörs insofern zum Bezirk der Kriegs- und Domänenkammer in Kleve, als die für Mörs allein eingerichtete Kriegs- und Domänenkammerdeputation von ihr abhing. Dagegen bestand zu Mörs eine besondere aus einem Direktor und zwei Regierungsräten bestehende Regierung mit der gleichen Zuständigkeit wie die der Regierung zu Kleve. Als Landesjustizkollegium führte sie die Aufsicht über die Rechtspflege bei den Untergerichten und erkannte selbst in den Rechtssachen der Eximierten und in Berufungen gegen die Erkenntnisse der Untergerichte. Der Rechtzug ging von ihr an den ersten Senat der Regierung zu Kleve und an das OberAls Untergerichte bestanden das Holzgericht der Heesen-Busch- Sozietät zu Mörs, das Landgericht zu Krefeld , die Gerichte zu Friemersheim und Ossenberg und das Samtgericht zu tribunal in Berlin.

Budberg, das mit einem preussischen und einem kurkölnischeu Richter besetzt war. Die Berufungen gegen seine Erkenntnisse gingen wechselweise an die Regierung zu Mörs und an den Hofrat zu Bonn .

1) Über die Kirchenverfassung in Kleve vgl . unten Abschnitt IV 21 A.

Der preussische Besitz am Niederrhein.

35

Im Anteil von Geldern wurde die Verwaltung im Anfang des 18. Jahrhunderts zunächst von einer „ Interimskommission" geführt, die später meist den Titel „Kriegs- und Domänenkommission " Später wurde das Gebiet der mit dem 1. Juni 1765 in Mörs errichteten „ Geldern -Mörsischen Kriegs- und Domänenkammer" unterstellt und vom 1. Juni 1770 an dem nach einer Vereinbarung mit den Geldrischen Landständen gemeinschaftlich zusammen-

führte .

gesetzten Landesadministrationskollegium , das aus sechs Mitgliedern, drei königlichen und drei ständischen Räten , bestand. Im Jahre 1794 führte das Präsidium der Kammerpräsident in Kleve, die Geschäfte ein Direktor, ein Geheimer Kriegsrat, vier Kriegsund Domänenräte und ein Kammerassessor. Das Landesadministrationskolleg hatte die gleiche Zuständigkeit wie die Kriegs- und Domänenkammern. Ausserdem unterstauden ihm aber auch die Kirchen- und Schulsachen. Als Landesjustizkolleg und Justizaufsichtsbehörde bestand seit Einrichtung der preussischen Verwaltung das aus einem Kanzler und vier Justizräten zusammengesetzte Geldernsche Justizkollegium , das auch die Lehnsachen verwaltete. Es war die zweite Instanz bei Berufungen gegen die Die Revision ging an fünf zu Erkenntnisse der Untergerichte . " , die aus Mitgliedern Revisionsräte Kleve bestellte n Geldrische der dortigen Regierung ernannt wurden. Und die Regierung zu Kleve selbst urteilte auch in Verlöbnis- und Ehesachen der geldernschen Protestanten . Die Untergerichte waren die Hauptgerichte der Städte und der Ämter zu Geldern, Straelen und Wachtendonk , aus je einem Vorsitzenden, dem Drossard oder Amtmann, und fünf bis sechs Schöffen bestehend, und die Jurisdiktionsgerichte der Vogtei Geldern und vom Niederamte Geldern . Im Jahre 1794 gerieten die westrheinischen Länder in die Gewalt der französischen Heere . mussten ihre Sitze verlassen und zurückziehen .

Am 4.

Oktober

Die preussischen Oberbehörden sich auf die rechte Rheinseite 1794

machte die Regierung zu

Kleve bekannt, dass sie ihren Sitz in Wesel genommen habe .

Vom

Februar bis September 1795 war sie in Hamm und von Anfang Oktober 1795 an in Emmerich .

Die Kriegs- und Domänenkammer

ist seit der Flucht vor den Franzosen dauernd in Wesel gewesen . Beide Behörden, Regierung und Kammer, wurden 1803 aufgelöst und das rechtsrheinische Kleve , Elten, Essen und Werden der Regierung in Münster und der Kriegs- und Domänenkammer in Hamm unterstellt. Zugleich wurde die Justiz von der Verwaltung

36

getrennt.

I, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete.

Die Regierung wurde auf die Justiz- und Lehnsachen

beschränkt, der Kammer die Hoheits-, Polizei-, Kriegs-, Geistliche, Schul- und Armensachen, die innere Landesverwaltung und die der Finanzen

und Regalien

mit

Ausnahme

der

Bergwerks-,

Post-,

Medizinal-, Salz- und Zollsachen überwiesen ¹). Zu den Entschädigungsländern, welche Preussen für die Abtretung seines

linksrheinischen Besitzes im Frieden von Lunéville

1801 versprochen und durch den Geheimvertrag zwischen Preussen und Frankreich vom 23. Mai 1802 festgesetzt worden waren, gehörten die Abteien Essen , Werden und Elten. Bereits durch Patent vom 6. Juni 1802 nahm der König von ihnen Besitz.

Die wirkliche

Besitznahme, die militärische und Zivilbesitznahme, erfolgte Anfang August 1802. Zur vorläufigen Verwaltung und Organisation der Entschädigungsländer war in Hildesheim eine Hauptorganisationskommission unter dem Staatsminister Grafen von SchulenburgKehnert eingesetzt und ihr für das Gebiet der drei Stifter eine Unterkommission unterstellt worden, die aus dem Regierungsrat Engels von der früheren Regierungsdeputation zu Mörs und dem Kriegs- und Domänenrat von Rappard von der Kammer in Wesel bestand. An des letzteren Stelle trat Anfang Januar 1803 der Kriegs- und Domänenrat von Erdmannsdorff aus Hamm.

Die Auf-

gabe dieser n Zur Zivilbesitzergreifung und interimistischen Verwaltung der Länder Elten, Essen und Werden verordneten Kommission " war, an Stelle der bisherigen obersten landesherrlichen Behörden, der Regierungskanzleien, die Verwaltung zu leiten bzw. die vor läufige Fortführung der Verwaltung durch die bisherigen Behörden Durch die Sie nahm ihren Sitz in Essen. zu beaufsichtigen . Kabinettsorders vom 18. Dezember 1802 und 18. April 1803 wurden die Stifter Werden und Essen aufgehoben und Renteien unter Beschränkung ihrer Tätigkeit auf die reiner Domanialbehörden eingerichtet. Nach Erledigung der vorbereitenden Organisationsgeschäfte und der durch die Säkularisation gebotenen Massnahmen wurde die Organisationskommission unterm 8. Dezember 1803 aufgelöst und die Gebiete mit Kleve vereinigt und zwar Elten mit dem landrätlichen Kreise Wesel , das flache Land der Abteien Essen und Werden mit dem landrätlichen , die Städte mit dem steuerrätlichen Kreise Duisburg.

Die nach preussischen Muster angeordneten Gerichte -

1 ) Die bezüglichen Verordnungen sind bei Scotti, Jülich-Kleve- Berg, gedruckt.

37

Die kurpfälzischen Landesteile.

mit dem 1. Juni 1803 war die preussische Gerichts- und Kriminalordnung, mit dem 1. Juni 1804 das preussische Landrecht eingeführt worden traten unter die Regierung zu Münster, die Verwaltungsbehörden unter die Kammer zu Hamm. Für Essen und Werden wurde eingerichtet, wurde¹).

ein unter einem Oberförster stehendes

das der Kammer

zu

Hamm unmittelbar

Forstamt unterstellt

Die kurpfälzischen Landesteile : die Herzogtümer Jülich und Berg und die pfälzischen Oberämter. Die kurpfälzischen Staaten bestanden aus dem Hauptlande, der Pfalzgrafschaft bei Rhein, mit welcher die Kurwürde verbunden war, und aus einigen Nebenlanden,

die zeitweilig von besonderen

Linien regiert im 18. Jahrhundert unter die Regierung des Kurfürsten Karl Theodor gekommen waren. Vom eigentlichen Kurfürstentum Pfalz und vom altpfalzgräflichen Besitz kommen für die Rheinprovinz nur ein Teil des Oberamtes Alzey, das Oberamt Bacharach und das Fürstentum Simmern in Betracht, von den Nebenlanden ein Teil der Grafschaft Sponheim und die Grafschaft Veldenz und am Niederrhein die Herzogtümer Jülich und Berg . Die Herzogtümer Jülich und Berg waren durch den Vertrag vom 9. September 1666 an das Haus Pfalz-Neuburg gefallen. Jahre 1742 gelangten die

Herzogtümer

an den Kurfürsten

Im Karl

Theodor von der Pfalz, der 1777 auch Kurfürst von Bayern wurde und bis 1799 regierte . Sein Nachfolger war Maximilian Josef . Beide Herzogtümer wurden durch besondere, in Düsseldorf eingerichtete Regierungs- und Justizbehörden verwaltet. Die Jülich-

Bergische Rechtsordnung von 1555 und die Dienstordnung für die Amtleute vom 31. Oktober 1558 war für die örtliche Verwaltung Die Beamtungen griffen in beide und Rechtspflege massgebend . Gebiete über. Die Richter, Schultheissen, Vögte und Schöffen der Haupt- und Untergerichte waren auch mit Geschäften der Verwal befasst und die Amtleute übten in ihren regelmässig stattfindenden Amtverhören auch eine aussergerichtliche Rechtsprechung aus. Das Herzogtum Jülich war in 23 Ämter eingeteilt , die aus

tung

1) Die Massnahmen für diese Gebiete behandelt Körholz , Die Săkularisation und Organisation in den preussischen Entschädigungsländern Essen, Werden und Elten 1802-1806 . Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung, Münster 1907.

38

I, 2.

Die rheinischen Herrschaftsgebiete .

gesonderten Gerichten, Dingstühlen, Herrlichkeiten, Herrschaften und Unterherrschaften sich zusammensetzten. Die Unterherrschaften hatten ihre eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit.

Das Herzogtum

Berg umfasste 16 Ämter, in denen sich Unterabteilungen nach Landund Hauptgerichten, Gerichten,

Vogteien, Herrschaften und Kirch-

spielen fanden ¹ ) . Die in Düsseldorf durch die kurfürstliche Regierung bestellten Oberbehörden der beiden Herzogtümer waren folgende * ) : 1. Der Jülich- Bergische Geheime Rat , bestehend aus einem Kanzler und Vizekanzler und 10 adligen und 11 gelehrten Räten. Ihm waren die allgemeine Verwaltung, im besonderen auch die Landeshoheitsachen und die Regalien zugewiesen. Im Jahre 1716 wurden ihm

unter

Aufhebung des

bis

dahin bestehenden

Geistlichen Rates auch die Verwaltung der Religions- und geistlichen Sachen übertragen . In streitigen Kameralsachen hatte er sich mit der Hofkammer in Verbindung zu setzen. Im Jahre 1769 wurde der Geschäftskreis seiner Verwaltung und Aufsicht wie folgt umschrieben : die Religions- und geistlichen Sachen , Jurisdiktionalien und Regalien, darunter das Münzwesen und Streitigkeiten mit benachbarten Herrschaften ; die Reichs-,

Kreis-, Landtags- und Landes-

verfassung ; die Lebnssachen mit Ausnahme der vor den Hofrat gehörigen Streitigkeiten und Jülichschen Mannhäuser ;

des Kreises der

Zuständigkeit der

Landsteuern , Kontributionen und Kriegs-

sachen ; Beamtensachen ; Privilegiensachen, Vormundschaftsachen der Ritterbürtigen und der Räte.

2. Das Steuer- , Finanzen- und Kriegsdepartement , aus einem Präsidenten und vier Räten zusammengesetzt . 3. Das nach Erwirkung des Kaiserlichen Privilegs de non appellando errichtete Jülich-Bergische Ober appellationsgericht setzte sich nach der ihm unterm 12. Juli 1769 erteilten Gerichtsordnung aus einem Präsidenten , einem Vizepräsidenten und 11 Räten in zwei Senaten zusammen . 4. Der Jülich- Bergische Hofrat oder das Hofratsdikasterium mit einem Präsidenten, mit 8 adligen und 18 gelehrten Räten als eigentliche Gerichtsbehörde .

Er war erste Instanz für die Exi-

1) Nach Fabricius , Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2 S. 259 ff. und 306 ff. 2) Nach dem Hof- und Staatskalender für das Jahr 1787.

39

Die kurpfälzischen Landesteile.

mierten und für die Lehnsprozesse und zweite Instanz bei Berufungen gegen die Urteile der Untergerichte . 5. Die Jülich-Bergische Hofkammer , denten,

einen

Vizepräsidenten,

4

15 Räte und 2 Bergräte gebildet. Zoll- und Münzverwaltung . 6. Das Jülich - Bergische Direktor und fünf Räten.

adlige

durch einen

Räte,

einen

Präsi-

Direktor,

Ihr unterstand die Domänen-,

Concilium medicum

mit einem

7. Erst im Jahre 1792 war ein Ober - Jagd- und Forstamt angeordnet worden, dem auch die der Hofkammer und dem Geheimen Rat bisher zustehende Verwaltung und Polizeipflege in Forst- und Jagdsachen übertragen wurde. Berufungen gegen die Erkenntnisse des Forst- und Jagdamtes mussten beim Geheimen Rate angebracht werden.

Die in die Hoheitrechte und die Strafrechtspflege ein-

schlägigen Angelegenheiten verblieben dem Geheimen Rat bzw. dem Hofrate.

treten

An der Spitze der Ämter standen die Amtmänner, meist verdurch die Amtsverwalter. Vögte , Kellner, Rentmeister,

Steuereinnehmer, Schultheissen, Landdinge" Richter, Gerichtschreiber, Advokaten, Prokuratoren, Physici war die für die Verwaltung und Rechtspflege in den Ämtern bestellten Landbeamten . Über die Zuständigkeit einiger dieser Behörden erging unter dem 12. Juli 1769 das Jülich- Bergische Justizerläuterungsedikt . An der Regierung des Landes war durch Aufsicht über die Gesetzgebung und durch die Steuerbewilligung der gemeinschaftliche Landtag für Jülich und Berg beteiligt . Er setzte sich aus vier Kollegien zusammen, aus der Jülicher Ritterschaft (mit einem Direktor, 59 Mitgliedern und einem Syndikus) , den Jülicher Städten (mit einem Syndikus und je zwei Ratsverwandten der Städte Jülich, Düren, Münstereifel und Euskirchen), (mit einem Erbdirektor,

der Bergischen Ritterschaft

einem Kanzler,

40 ritterschaftlichen Mit-

gliedern und zwei Syndiken) und den Bergischen Städten (mit einem Syndikus und je zwei Ratsverwandten der Städte Lennep, Ratingen, Düsseldorf und Wipperfürth) . Unvertreten auf den Landtagen waren die Besitzer der über vierzig Unterherrschaften, die Unterherren. Sie versammelten sich zum Zwecke der Steuerbewilligungen auf den sogenannten Unterherrentagen . Während die Herzogtümer Jülich

und

Berg durch die im

Lande selbst eingerichteten Oberbehörden verwaltet wurden, waren die oben erwähnten kurpfälzischen Gebiete zwischen Rhein, Nahe

40

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

und Mosel den älteren Landesteilen des Kurfürtentums angegliedert und den früher in Heidelberg, dann in Mannheim befindlichen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden unterstellt worden. Diese Behörden Geheime Staatskonferenz ( Ministerium), die Re-

waren die

gierung, das Concilium medicum , das Obe rappellationsgericht , das Hofgerichtsdikasterium , die Hofkammer , die Münzkommission , das Salinen departement , das Oberbergamt. Nur die Behörden der geistlichen Verwaltung befanden sich zu Heidelberg : der Reformierte Kirchenrat , das EvangelischLutherische Konsistorium , das Ehegericht und die Geistliche Administration. Den Oberbehörden waren die Verwaltungs- , Gerichts- und Kammerbeamten in den Oberämtern Diese Oberämter waren Alzey, von dem jedoch nur der Ort Münster bei Bingen zur Rheinprovinz gehört, und das Oberamt Bacharach, die Oberämter Simmern und Stromberg (früher das unterstellt.

Fürstentum

Simmern),

die

Oberämter

Veldenz

und

Lauterecken

(Grafschaft Veldenz) und als der an Kurpfalz gelangte Anteil der vormaligen Grafschaft Sponheim das Oberamt Kreuznach mit dem Unteramt Böckelheim. Eine landständische Verfassung Pfalz nicht.

gab

es im Kurfürstentum

Das Herzogtum Jülich und die eben genannten pfälzischen Oberämter teilten seit 1794 das Schicksal der linksrheinischen Landesteile : Besitzname durch die französischen Heere und Anfall an Frankreich .

Und das Herzogtum Berg wurde durch Bekannt-

machung vom 15. März 1806 an Napoleon abgetreten.

3.

Die Länder links vom Rhein zur Zeit der Fremdherrschaft.

Über die haltlosen Staatengebilde des Rheinlandes ergoss sich der Strom der französischen Revolution . Seit 1792 besetzten die Franzosen in zunächst wechselndem, dann dauerndem Kriegsglück die Länder auf der linken Rheinseite. Vom Herbste 1794 an blieben diese Gebiete fast zwei Jahrzehnte in französischem Besitz . Ein Teil dieser eroberten Länder, die österreichischen Provinzen Geldern, Limburg und Luxemburg und die zwischen ihnen liegenden geistlichen Gebiete, sind bereits durch das Gesetz vom

41

zur Zeit der Fremdherrschaft.

9. Vendemiaire IV (1. Oktober 1795) mit Frankreich vereinigt und bald

auch der

französischen Verwaltung unterworfen

worden ¹ ).

Erst sehr viel später wurden die übrigen linksrheinischen Gebiete mit Frankreich vereinigt. Auch von Einrichtung einer Verwaltung nach französischem Muster war hier zunächst keine Rede. Ausbeutung des Landes für Heereszwecke war das alleinige Ziel . dem Zwecke liess man die Länder zunächst durch die Generale und die bei der Armee befindlichen Volksvertreter (Les représentants du peuple envoyés près les armées) verwalten und beliess auch die alten Beamten nach Möglichkeit in ihren Stellungen.

Wo

sie verdächtig oder entflohen waren, stellte man neue an oder errichtete neue Amtstellen. Dann wurde in Aachen durch eine Verordnung vom 24. Brumaire III ( 14. November 1794) eine Zentralverwaltung (Administration centrale ) als oberste Regierungsbehörde für die Länder zwischen Maas und Rhein

eingerichtet ,

deren Mitglieder am 11. Dezember ernannt und am 12. Dezember eingeführt wurden . Unter ihr standen 7 Bezirksverwaltungen mit den Sitzen zu Mastricht, Geldern, Aachen, Bonn, Blankenheim, Limburg und Spaa mit je 7 Kantonen . sich

aus 14 Mitgliedern

zusammen,

Jede Bezirksbehörde setzte

von

denen 7

am Hauptorte,

7 in den Kantonen wohnten. Eine wenig später am 8. Pluviôse III (27. Januar 1795) auch für die linksrheinischen Lande des vormaligen Erzstifts Trier durch den Volksrepräsentanten Neveu eingerichtete Generaldirektion der National - Domänen (Direction génénerale des domaines ) zu Trier mit

10 Spezialdirek-

toren 2 ) wurde schon vom 30 Germinal III ( 19. April 1795 ) ab als 1) Die heute zur Rheinprovinz gehörigen Gebiete dieser ersten Eroberung wurden den neben anderen damals neu gebildeten Departements de la Meuse inférieure, de l'Ourthe und des Forêts zugewiesen. Zu dein erstgenannten Departement gehörte der Kanton Niederkrüchten und ein Teil des Kantons Herzogenrath. Der Hauptort dieses Departements war Mastricht. Von den 26 Kantonen des Ourthe- Departements mit dem Hauptorte Lüttich kommen als heute rheinländische Gebiete die folgenden damaligen Kantone in Betracht : Malmedy, Büttgenbach, Kronenburg, Eupen, Reuland, Sankt Vith, Schleiden, Walhorn . Und zum Wälder- Departement, Hauptort Luxemburg, gehörten die Kantone Arzfeld, Bitburg, Dudeldorf, Neuerburg und heute preussische Teile der Kantone Grevenmacher, Remich, Clervaux, Echternach und Vianden . -- Noch früher, durch Dekret des Nationalkonvents vom 14. Februar 1793, waren die Gemeinden des Oberamts Tholey mit Frankreich vereinigt worden. 2) Zu Trier, Wittlich, Prüm, Hillesheim, Kochem, Koblenz , Oberstein , Grimburg, Bernkastel, Zell.

42

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

Bezirksverwaltung der Aachener Zentralverwaltung überwiesen. Bereits nach einem Jahre, unterm 28. Floréal IV ( 17. Mai 1796 ), wurden diese Verwaltungen durch das Direktorium in Paris aufgehoben und das gesamte von den französischen Heeren besetzte Land in zwei Generaldirektionen eingeteilt, von denen eine zu Koblenz ihren Sitz hatte und für die Länder zwischen Rhein und Mosel und für das übrige vormalige Kurfürstentum Trier links der Mosel zuständig war, die andere zu Aachen für das Land zwischen Maas und Rhein.

Zur Leitung dieser Behörden wurde je ein Ge-

neraldirektor (directeur général) bestellt, in Koblenz Bella, in Aachen Pruneau. Der Wechsel und das Durcheinander der neuen und der zum Teil noch vorhandenen

alten Behörden erzeugten Verwirrung und

lähmten die auf die Verpflegung des Heeres vornehmlich abzielenden Einrichtungen. Aus diesem Grunde übertrug das Direktorium unterm 6. Ventôse V

( 14. Februar

1797)

waltung der eroberten Länder. durch zu steuern,

dem General Hoche die Ver-

Hoche suchte der Unordnung da-

dass er vom 1. Germinal V (21. März 1797) an

alle französischen Verwaltungen aufhob und Verwaltungs- und

Gerichtsbehörden

der

die alten

deutschen

vormaligen Staaten

zur

Wiederaufnahme ihrer Amtsführung verpflichtete. Sie wurden einer mit dem Sitze in Bonn errichteten und dann bis zum 4. November 1797 bestehenden Mittelkommission (Commission intermédiaire) unterstellt, welche durch französische Kommissare die Tätigkeit der höheren Verwaltungsstellen, namentlich die Erhebung der Abgaben, zu überwachen, erledigte Stellen neu zu besetzen hatte. Am 30. März 1797 wurde die Mittelkommission unter Vorsitz von Shée in Bonn eingeführt. in die 6 Geldern.

Für den Zweck der Überwachung teilte sie das Land Bezirke Kreuznach,

Zweibrücken,

Trier,

Köln,

Jülich ,

Inzwischen war durch die allgemeine politische Lage, durch Friedens- und Staatsverträge der Anfall des linken Rheinufers an Frankreich immer wahrscheinlicher geworden. zisrhenauischen Republik war

Auch der Plan einer

trotz der Unterstützung durch die

französischen Behörden am Widerstande der weit Mehrzahl der Bevölkerung gescheitert . in Paris auf den

Anfall des

überwiegenden

Die Sicherheit, mit der man

Landes rechnete,

veranlasste

das

Direktorium, nunmehr bereits für das Land eine Behördenverfassung nach französischem Muster einzuführen und mit deren Einrichtung den bisherigen Richter am Kassationshofe Rudler am 4. November

43

zur Zeit der Fremdherrschaft.

1797 unter Ernennung zum Generalkommissar der Regierung (Commissaire général du gouvernement) in den eroberten Ländern zwischen Maas und Rhein und Rhein und Mosel zu beauftragen.

Rudler nahm seinen Sitz in Bonn und vom Anfang 1798

an in Mainz nach der Kapitulation der Festung am 30. Dezember 1797. Er richtete die verschiedenen Verwaltungs- und Gerichtsbehörden ein und teilte das Land ohne Rücksicht auf alte historische Grenzen in die vier Departements de la Roer mit dem Hauptort in Aachen, de la Sarre mit dem Hauptort in Trier, de Rhin et . Moselle mit dem Hauptort in Koblenz und ausserhalb der heutigen Rheinprovinz gelegen -- du Mont Tonnerre mit dem Hauptort in Mainz. Mit dem 23. Januar 1798 trat die Neueinteilung in Kraft. Sie war nur eine vorläufige. Noch im Laufe desselben Jahres fanden Änderungen statt. Danach stellten sich die Departements in folgendem, bis zum Ende der französischen Herrschaft dauerndem Umfange dar : 1. Das Roerdepartement mit 42 Kantonen : Aachen, Burtscheid, Düren, Eschweiler, Froitzheim, Geilenkirchen, Gemünd , Heinsberg, Linnich , Montjoie, Sittard mit dem Zuchtpolizeigericht in Aachen ; Bergheim, Brühl , Dormagen, Elsen , Jülich, Kerpen , Köln , Lechenich, Weiden, Zülpich mit dem Zuchtpolizeigericht in Köln ; Bracht, Erkelenz, Kempen , Krefeld , Mörs , Neersen ,

Neuss,

Odenkirchen , Rheinberg, Uerdingen , Viersen mit dem Gericht in Krefeld ; Geldern , Gemert, Goch, Horst, Kalkar, Kleve, Kranenburg, Ravenstein, Wankum, Xanten mit dem Gericht in Kleve . Im Jahre 1808 wurde Wesel als besonderer Kanton mit dem Roerdepartement vereinigt. 2. Das Rhein- und Moseldepartement mit 31 Kantonen : Adenau, Ahrweiler, Bonu - Stadt, Bonn-Land , Remagen, Rheinbach, Ulmen, Virneburg, Wehr mit

dem

Zuchtpolizeigericht in Bonn ;

Andernach, Boppard , Kaisersesch , Koblenz , Kochen , Lutzerath, Mayen, Münstermaifeld, Polch, Rübenach, Treis, Zell mit dem Gericht in Koblenz ; Bacharach, Kastellaun , Kirchberg, Kirn , Kreuznach, Sankt Goar, Simmern, Sobernheim, dem Gericht in Simmern.

Stromberg, Traben mit

3. Das Saardepartement mit 34 Kantonen : Blankenheim, Daun, Gerolstein, Kyllburg, Lissendorf, Manderscheid, Prüm, Reifferscheid, Schönberg mit dem Zuchtpolizeigericht

in Prüm ;

Bern-

kastel, Budlich, Konz , Pfalzel, Saarburg, Schweich , Trier, Wittlich

44

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

mit dem Gericht in Trier ; Arnual ¹ ), Blieskastel "), Lebach, Merzig, Ottweiler, Saarbrücken, Sankt Wendel, Waldmohr ) , mit dem Gericht

in Saarbrücken ;

Baumholder, Birkenfeld ¹ ) ,

Grumbach ¹),

Hermeskeil, Herrstein, Kusel ¹ ) , Meisenheim, Rhaunen, Wadern mit dem Gericht in Birkenfeld . 4. Das Departement Donnersberg mit 36 Kantonen ausserhalb der heutigen Rheinprovinz. Durch den Frieden von Lunéville vom 9. Februar 1801 erfolgte die völkerrechtliche Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich und durch das Gesetz

vom 8. Ventôse IX (9. März 1801 )

demgemäss die Erklärung der eroberten Länder des linken Rheinufers als integrierender Bestandteil der französischen Republik.

Die

bisherige Sonderstellung der vier Departements erreichte damit ihr Ende und mit dem 1. Vendemiaire XI (23. September 1802 ) hörte auch das Amt des dem Justizminister unterstellten Generalkommissars auf.

Mit diesem Amte wurde anfangs Rudler, dann vom 16. März

bis August 1799 Marquis, vom August bis Ende Dezember Lacanal, betraut . Ihm folgte Anfang 1800 der vormalige Präsident der Mittelkommission Shée, für den der Gouvernementssekretär Daigrefenille die Geschäfte führte, dann vom September 1800 bis Ende Februar 1802 Jollivet und schliesslich Jeanbon St. André . Als Rudler das Generalkommissariat übernahm, hatte die französische Verwaltung nach der Konstitution vom 5. Fructidor III (22. August 1795) und durch das Gesetz vom 21. Fructidor III (7. September 1795) folgende Gestalt. in Kantone, die Kantone in Gemeinden.

Die Departements zerfielen An der Spitze der Depar-

tements stand eine Zentralverwaltung (Administration centrale) , die sich aus 5 Mitgliedern zusammensetzte, von denen einer durch Wahl der Mitglieder selbst zum Präsidenten bestimmt wurde. Ihm war ein Generalsekretär beigegeben. Ausserdem befand sich bei der Zentralverwaltung ein Regierungskommissar zur Aufsicht über die Ausführung der Gesetze .

Der Zentralverwaltung der Departe-

ments unterstanden in vollkommener Abhängigkeit

die Munizipal-

verwaltungen der Kantone, die selbst aus den verschiedenen zu ihnen gehörigen Gemeinden als untersten Verwaltungskörpern sich zusammensetzten. Man unterschied Gemeinden über und unter 5000 Seelen.

In den ersteren bestand eine eigene, in ihrer Zabl

1 ) Zum Teil ausserhalb der heutigen Rheinprovinz. 2) Ausserhalb der Rheinprovinz .

45

zur Zeit der Fremdherrschaft.

der Grösse der Gemeinden entsprechende Munizipalverwaltung mit einem aus ihrer Mitte gewählten Präsidenten. In den Gemeinden unter 5000 Seelen führte ein Munizipalagent mit einem Adjunkten die Verwaltung.

Die Gesamtheit der Munizipalagenten eines Kan-

tons bildete die Kantonmunizipalität.

Ein aus der Mitte der Agenten

gewählter Präsident mit einem Sekretär als Unterstützung leitete die Munizipalverwaltung in staatlichen und in Gemeindeangelegenheiten. Diese Verwaltungsform wurde durch die Generalkommissare auch in den rheinischen Departements eingeführt . nur bis zum Mai 1800.

Sie bestand aber

Das Gesetz vom 28. Pluviôse VIII nämlich, schluss vom

6. Prairial VIII

Departements verkündet

das durch Be-

(26. Mai 1800 ) in den rheinischen

wurde,

setzte

an die Stelle

dieser bis-

herigen kollegialen Verwaltung das Präfektursystem. Die Departements unterstanden nunmehr einem Präfekten.

Zu

seiner Unterstützung waren zwei Körperschaften berufen, der Präfekturrat und der Departementsrat.

Die Kantonal- und Munizipal-

verwaltungen und die kollegialen Munizipalitäten der Städte wurden aufgehoben und die einzelnen Gemeinden zu grösseren Verbänden, zu Gemeindebezirken (Arrondissements communaux ) zusammengeschlossen. An der Spitze dieser Arrondissements standen Unterpräfekten, die von einem Arrondissementsrat unterstützt wurden. Die Verwaltung der einzelnen Gemeinden führte der Maire, neben ihm ein der Seelenzahl der Gemeinde entsprechender Gemeinderat. Demnach stellte sich das Bild der Verfassung zu Ende der französischen Herrschaft wie folgt dar : An der Spitze jedes Departements stand als Beauftragter des Kaisers und von diesem ernannt ein Präfekt (Préfet) , an der Spitze der Arrondissements ein Unterpräfekt ( souspréfet) , an der Spitze der Gemeinden ein Maire. Unterpräfekt und Maire waren die Untergebenen der Präfekten .

Die Verwaltung in den Departe-

ments und in deren Bezirken entsprach in ihrer Gliederung der des Staates. Wie dem Kaiser der Staatsrat zur Seite stand zur Entscheidung in wichtigen Fragen, ein Staatssekretär zur Geschäftsführung und Zeichnung der kaiserlichen Erlasse und eine Volksvertretung zur Aufrechterhaltung der Verfassung , zur Gesetzgebung und Festsetzung des Staatshaushaltes, so dem Präfekten jedes Departements ein Präfekturrat, ein Generalsekretär und ein Departementsrat, dem Unterpräfekten ein Arrondissementsrat, Gemeinderat.

dem

Maire

ein

46

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

Der Präfekt¹) führte ausschliesslich die gesamte Verwaltung des Departements und war der Vorgesetzte aller Verwaltungsbeamten.

In seiner Abwesenheit vom Departement pflegte ihn ein

Mitglied des Präfekturrates, im Falle seiner Abwesenheit vom Hauptorte des Departements ebenfalls ein Mitglied jener Körperschaft oder der Generalsekretär zu vertreten. Der vom Kaiser ernannte Generalsekretär ) (secrétaire général de préfecture) versal die allgemeine Geschäftsführung. die Eingänge geöffnet, befördert.

In

seinem Bureau wurden

eingetragen und verteilt und die Ausgänge

Er zeichnete die Ausfertigungen des Präfekten ,

an den Vereidigungen der Beamten teil,

nahm

führte und verwahrte die

Registratur und war der Archivar des Departements. Im übrigen waren die Geschäfte der Präfektur auf verschiedene Bureaus oder Divisionen verteilt 3) .

Der Präfekturrat (conseil de préfec-

ture) bestand aus drei vom Kaiser ernannten Mitgliedern.

Bei den

Sitzungen führte der Präfekt, wenn er anwesend, den Vorsitz . Der Präfekturrat entschied als ein Verwaltungsgericht in strittigen Domänensachen,

bei Steuerbeschwerden , bei Entschädigungsgesuchen

infolge öffentlicher Arbeiten, bei Streitigkeiten über den Besitz von

1 ) Die Reihe der Präfekten siehe am Schlusse dieses Abschnittes. 2) Die Reihe der Generalsekretäre siehe am Schlusse dieses Abschnittes. 3) Es waren beispielsweise im Rhein-Mosel-Departement die Präfekturgeschäfte folgendermassen verteilt : Erste Division : Einkünfte, Eigentum und Rechnungswesen der Gemeinden und Mairien ; Schuldenwesen, direkte Steuern, Oktroi , Meliorationen . Zweite Division : Öffentliche Arbeiten ; Fuhr-, Schiffahrt- , Wegepolizei ; Landwirtschaft, Domänen, Waldberechtigungen ; Kultussachen ; Gendarmeriekasernen ; Gefängnisse . Dritte Division : Oberaufsicht der Verwaltung ; Kantonal- und Wahlversammlungen; Ernennung der Gemeinderäte, Maires und Adjunkten ; Handel, Gewerbe, Masse, Gewichte, Schauspiele und Feste ; Statistik, Archive ; Militärwesen ; Ausrottung schädlicher Tiere ; Briefwechsel mit der Domänenverwaltung ; Passwesen ; Bildung der Geschworenenlisten ; Bergund Hüttenwesen ; Feld-, Munizipal- und Oberpolizei. Vierte Division : Rechnungswesen des Departements ; Beamtengehälter ; Justizunkosten. Fünfte Division : Arbeitshäuser ; Unterstützungswesen ; Wohltätigkeitsanstalten ; Viehzucht ; Gesundheitswesen ; Unterrichtswesen ; Begräbnispolizei ; Kirchengüter ; Staatsschuldenwesen ; Witwen- und Waisenkassen ; Gemeindeschulden der Juden.

zur Zeit der Fremdherrschaft.

Gemeindegütern,

47

über Beiträge zu öffentlichen Arbeiten und über

die Bezahlung von Wasserzollgebühren. Er begutachtete die Nutzung von Gemeindegütern und entschied über die den Gemeinden zu erteilende Erlaubnis zur Erhebung

von Prozessen.

Die Entscheide

(prononcés) des Präfekturrates erhielten vollstreck bare Kraft durch einen Beschluss des Präfekten . Der Departementsrat (Conseil général du département) versammelte sich jährlich einmal . Er beriet die Regierung über die Bedürfnisse des Departements, verteilte die direkten Steuern auf die Gemeindebezirke (Arrondissements) ,

verfügte auf die Gesuche der Bezirksräte

oder einzelner

Gemeinden um Verminderung des Steuerbetrages ; er bestimmte die Anzahl der für die Bedürfnisse des Departements nötigen sogenannten Zusatzzentimen (centimes additionels) und prüfte die Rechnungen über die Verwendung dieser Zuschlagsteuer. Der Departementsrat hatte das Recht, seine Meinung über den Zustand und die Bedürfnisse des Departements dem Minister des Innern vorzutragen. Vorsitzender und Schriftführer wurden aus den Mitgliedern gewählt. Er bestand aus 15 vom Kaiser ernannten Mitgliedern, die von der Departementswahlversammlung (collége électoral de département) in Vorschlag gebracht wurden. Diese Wahlversammlungen traten zum Zeitpunkte der Erneuerung des Departementsrates auf Berufung des Kaisers zusammen . Ihre Teilnehmer wurden aus den 600 höchstbesteuerten Bürgern des Departements in einer Anzahl entnommen, dass auf etwa tausend Einwohner ein Vertreter kam und die Gesamtzahl nicht über 300 und nicht unter 200 betrug.

Die Departementswahlversammlung brachte ausserdem

bei jedem Zusammentritt zwei Kandidaten für den Senat und zwei für den gesetzgebenden Körper in Vorschlag. Die Gemeindebezirke (arrondissements communaux ) , in welche jedes Departement eingeteilt war, deckten sich mit den oben aufgeführten Bezirken der Zuchtpolizeigerichte . Es bestanden also im Saardepartement die Arrondissements Trier, Saarbrücken , Birkenfeld und Prüm, im Rhein- Moseldepartement Koblenz , Bonn und Simmern und im Roerdepartement die Arrondissements Aachen , Köln, Kleve und Krefeld . An der Spitze der Arrondissements stand der Unterpräfekt (souspréfet) . In den Arrondissements, in denen der Hauptort des Departements und damit der Sitz des Präfekten lag, also in Trier, Koblenz und Aachen, war dieser zugleich Unterpräfekt. Später, 1812, war eine Änderung eingetreten . In Koblenz und Aachen waren neben den Präfekten besondere Unterpräfekten

48

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

bestellt. Die Unterpräfekten wurden vom Kaiser ernannt. Sie waren Untergebene des Präfekten und führten unter seiner Aufsicht alle Massnahmen aus, die der Präfekt für den Bezirk des Departements zu treffen hatte . Jede Unterpräfektur hat einen Bezirksrat oder einen Arrondissementsrat (conseil d'arrondissement) . Er bestand aus 11 vom Kaiser ernannten Mitgliedern, die alle fünf Jahre zu einem Drittel erneuert und von den Arrondissementswahlversammlungen (colléges électoraux d'arrondissement) in Vorschlag gebracht wurden. Der Bezirkrat wurde alle Jahre zusammenberufen und wählte aus seiner Mitte einen Vorsitzenden und einen Schriftführer. meinden ,

Er verteilte die direkten Steuern auf die Ge-

begutachtete

deren

Anträge

auf

Herabsetzung

ihres

Steueranteils, prüfte die Rechnungen über die zur Bestreitung der Bezirksausgaben verwandten Zusatzzentimen und durfte Meinungen und Wünsche über den Zustand und die Bedürfnisse des Bezirkes dem Präfekten vortragen. Die Verwaltung der einzelnen Gemeinden , die Munizipalverwaltung , führte ausschliesslich der vom Präfekten abhängige Maire als Organ der unmittelbaren Staatsverwaltung und auch der Selbstverwaltung.

In letzterer Beziehung war der Maire ganz un-

abhängig von dem unten zu nennenden Gemeinderate. In den Gemeinden bis zu 2500 bezw. 5000 Einwohnern waren dem Maire ein bezw. zwei Beigeordnete oder Adjunkten als von ihm beliebig heranzuziehende Gehilfen und im Falle der Behinderung des Maire als Vertreter beigegeben, in grösseren Gemeinden ein oder mehrere Polizeikommissare und mehrere Adjunkten . Maires und Adjunkten in den Städten über 5000 Einwohner ernannte der Kaiser aus den Mitgliedern der Gemeinderäte, diese und die Maires und Adjunkten in kleineren Städten der Präfekt. Ausser der Gemeinde- und Ortspolizeiverwaltung hatten die Maires die Listen der Ausgehobenen und die Steuerrollen und seit 1798 auch die Zivilstandsregister für den Bezirk der Mairien zu führen . waltung und

Zur Vereinfachung der Ver-

infolge des Mangels an geeigneten Maires für die

grosse Zahl der Einzelgemeinden wurde bald nach Einführung der neuen Verfassung in den Einzelgemeinden zu

Grenzdepartements

Samtgemeinden,

eine

Mehrzahl von

ebenfalls Mairien genannt,

und zwar in der Regel innerhalb der bisherigen Kantone,

zusam-

mengelegt, so dass innerhalb der Kantongrenzen eine oder mehrere Mairien bestanden. Dadurch behielten die Kantone auch für die Verwaltung eine gewisse Bedeutung , die ihnen bezüglich der Rechts-

49

zur Zeit der Fremdherrschaft.

pflege und der kirchlichen Verwaltung überhaupt erhalten blieb. Es blieb demnach der Kanton mit einem Kantonpräsidenten für die letzteren Zwecke bestehen und innerhalb des Kantons bestanden für die Zwecke der Verwaltung die aus einer Anzahl von Einzelgemeinden, Höfen und Weilern gebildeten Mairien .

Die 90 Mairien

des Rhein-Moseldepartements setzten sich aus 645 Einzelgemeinden zusammen. Grössere Städte, wie die Mairien von Trier, Koblenz und Bonn, bildeten einen einzelnen Kanton .

Der Gemeinderat

(conseil municipal ), der in Städten bis zu 2500 , 5000 und 10000 Einwohnern aus 10,

20 und 30 Mitgliedern sich zusammensetzte,

versammelte sich gesetzlich nur einmal im Jahre oder, wenn nötig , auf Befehl des Präfekten . Er hatte vom Gemeindehaushalt Kenntnis zu nehmen, die Rechnung zu prüfen,

die der Maire dem Unter-

präfekten ablegen musste, und die Verteilung des Holzes, der Weide, der Ernte und anderen Gemeindeeinkommens zu regeln. Er verteilte die öffentlichen Arbeiten und hatte über die Bedürfnisse der Gemeinde zu beraten. Bei den Tagungen des Gemeinderates führte der Maire den Vorsitz. Die Mitglieder des Gemeinderates in Städten über 5000 Einwohner wurden von den Kantonalwahlversammlungen (assemblées cantonales)

aus

der Liste

der

100 höchstbesteuerten

Bürger gewählt und vorgeschlagen und von der Regierung ernannt. Diese Kantonalversammlungen setzten sich aus allen im Kanton wohnhaften Bürgern zusammen . War die straffe Präfekturverwaltung gegenüber der vorfranzösischen rheinischen Behördenverfassung in deren aristokratischer und kollegialer Gestaltung tatsächlich ein Fortschritt, die sogenannte Munizipalverfassung kann als

Gegenteil

einer wirklichen Selbst-

verwaltung nur als ein Rückschritt gegenüber der städtischen Gemeindeverwaltung selbst vor der französischen Zeit bezeichnet werden. Die Finanzbehörden .

Zur Erhebung der direkten Steuern ,

d. h. der Grundsteuer, der Personal- und Mobiliarsteuer, der Türenund Fenstersteuer und der Steuer auf die zum Gewerbebetrieb erforderlichen Patente war in jedem Departement am Hauptorte eine eigene Steuerdirektion (direction des contributions oder direction de l'assiette des impositions directes) eingerichtet, welche sich aus einem Direktor, einem Inspektor und einer Anzahl von Kontrolleuren zusammensetzte . Die letzteren hatten die Mutterrollen abzufassen,

Steuerbeschwerden zu untersuchen und die Ge-

schäftsführung der Einnehmer in den Gemeinden zu beaufsichtigen. Der Steuerinspektor beaufsichtigte die Kontrolleure und die Bezirks4 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

50

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

einnehmer. Der Steuerdirektor selbst besorgte die Ausfertigung aller Stenerrollen bis zur Unterzeichnung durch den Präfekten, er bereitete die Steuerverteilungen vor und leitete die Arbeiten der Landesvermessung zum Zwecke der Aufstellung eines Katasters. Zur Erhebung war in jeder Mairie ein Steuereinnehmer ( percepteur) lebenslänglich angestellt, der nach den vom Präfekten für exekutorisch erklärten Rollen die Steuern in den einzelnen Gemeinden erhob und an den Bezirkseinnehmer receveur particulier) abzuführen hatte. Die Einnehner des Bezirks (arondissement) lieferten ihre Kassen monatlich an den Generaleinnehmer (receveur général) des Departements ab . Der Generaleinnehmer hatte auch die Einkünfte aus den Domänen und dem Enregistrement für die Zentralkasse zu vereinnahmen. Zu den indirekten Steuern gehörten die Stempel- , Einregistrierungs- und Hypothekengebühren, die Zölle und namentlich die sogenannten Vereinigten Gebühren (droits réunis ), als welche die Auflagen auf Getränke und deren Bereitung, auf Tabak, auf Spielkarten, Gold- und Silberwaren und auf das öffentliche Beförderungswesen zu Wasser und zu Lande bezeichnet wurden . Sie unterstanden der zu Paris befindlichen Administration des droits réunis , die auch über die zum Besten der Gemeinden eingeführte Verbrauchssteuer, den octroi municipal, die Oberaufsicht führte. In jedem Departement gab es für die Erhebung der Vereinigten Gebühren einen Direktor und unter ihm einen Inspektor und die nötigen Kontrolleure, Einnehmer und Kommis zu Pferde und zu Fuss.

Die Direktion der Vereinigten Gebühren zu Koblenz beauf-

sichtigte auch den Moselzoll zu Kochem und dessen Erhebung. Für die Rheinzölle waren besondere Bureaus eingerichtet und ebensolche für die Domänen, die im übrigen von einem in jedem Departement befindlichen Domänendirektor unter Aufsicht des Präfekten verwaltet wurden. Auch die Einregistrierung von Kauf- , Pachtund Mietverträgen zum Zwecke öffentlichen Glaubens, die Erhebung der Gebühren dafür

und die Hypothekenbewahrung waren dem Domänendirektor des Departements unterstellt und dessen Inspektoren und Verifikatoren und den für bestimmte, durch Zusammenlegung

mehrerer Mairien gebildeten Bezirke eingerichteten Bureaus . Die Eintragung der Hypotheken, gleichfalls zum Zwecke öffentlichen Glaubens und der gerichtlichen Wirkung, und die Führung der Register darüber waren in jedem Bezirk einem besonderen Beamten der Verwaltung der Domänen und des Enregistrements übertragen ,

51

zur Zeit dor Fremdherrschaft.

der den Titel eines Hypothekenbewahrers (conservateur des hypothèques ) führte . Auch die Regie

der Kohlenbergwerke im Saardepartement

gehörte zur Domänenverwaltung.

Für diesen Zweck waren dem

Domänendirektor des Saardepartements Ortsbeamte unterstellt, ein Hauptdirektor zu Saarbrücken mit einem Kontrolleur, einem Ingenieur, einem Arbeitleiter, einem Rechnungsführer und mit vier Unterdirektoren im Bezirke. Die Verwaltung der Grenzzölle , der Douanen (Mautverwaltung) führten die Direktionen zu Köln und Mainz , deren zwischen Rhens und Osterspai verlief.

Grenze

Den Direktionen unterstanden

Inspektionen zu Neuss und Koblenz und zu Bingen und die Haupteinnehmerei-Bureaus und die zahlreichen Mautvorsteber. Im Saardepartement gab es keine Douanen. Die Forstverwaltung und zwar sowohl die Verwaltung der Nationalwaldungen als auch die Fürsorge für die Waldungen der Gemeinden, der öffentlichen Anstalten und der Privatleute wurde. durch die der Generaladministration zu Paris untergeordneten Konservatoren gehandhabt.

Das ganze Reich war in Konservationen

(conservations des eaux et forêts ) eingeteilt, deren jede mehrere Departements umfasste . Den Konservatoren unterstanden Inspektoren, Unterinspektoren und Waldhüter zu Pferde und zu Fuss . Die Departements Rhein-Mosel und Saar gehörten zur 28. Forst-Konser vation, die ihren Sitz in Koblenz hatte, das Roerdepartement zur 23. Konservation in Lüttich. Als Administrations spéciales bezeichnete die französische Verwaltung die der ponts et chaussées , der poids et mesures und die der mines et usines .

Der Bau und

die

Unterhaltung

von Brücken und Wegen unterstand der besonderen, von einem Staatsrat in Paris geleiteten Verwaltung mit mehreren hundert Ingenieuren und Kondukteuren.

Das Land war in Divisionen geteilt,

deren jede mehrere Departements umfasste und einem inspekteur divisionaire unterstellt war. Jedes Departement hatte einen Chefingenieur mit einem Ingenieur und einer Anzahl von Kondukteuren. Die Überwachung der für ganz Frankreich einheitlichen Masse und Gewichte und ihrer Richtigkeit wurde von Inspektoren ausgeübt, deren Bezirke mehrere Departements umfassten . Ihnen waren für jedes Departement einige Prüfer (vérificateurs) unterstellt, die jährliche Untersuchungen

vornahmen und

Zuwiderhandlungen der

52

I, 3.

Polizei anzeigten.

Die Länder links vom Rhein

Für die vier rheinischen Departements war ein

besonderer Inspekteur in Trier bestellt ¹ ) . Zur Aufsicht und zur Anleitung des Betriebes

im Erzbau

und Hüttenwesen waren für die vier Departements ingenieur und ein Ingenieur in Saarbrücken bestellt.

ein Chef-

Die Postverwaltung stand unter einer von einem Staatsrat als Generaldirektor geleiteten Generaladministration

zu Paris und

die vier rheinischen Departements unter einem Postinspektor mit dem Sitze in Aachen.

In den Departements waren Postbureaus

(bureaux ordinaires de poste aux lettres ) eingerichtet, welche die Briefe anzunehmen und auf den ihnen zugewiesenen Strecken zu befördern hatten.

In

Rhein-Mosel-Departement gab es solche

Postbureaus zu Koblenz , Andernach, Bonn , Trarbach und Kreuznach und

ausserdem

gewisse

von

der

Generalverwaltung

Distributionsbureaus (bureaux secondaires)

anerkannte

zu Lutzerath,

Boppard

und Simmern. Im Saardepartement befanden sich die Bureaus zu Trier, Saarbrücken, Birkenfeld und Prüm und die Distributionsbureaus zu Merzig und Wittlich ;

im Roerdepartement zu Aachen,

Köln , Neuss, Krefeld , Kleve, Geldern, Jülich, Düren , Dahlen, Mörs , Rheinberg und Wesel. Die französische Gerichtsverfassung gründet sich auf das Dekret sur l'organisation judiciaire vom 16. August 1791 und einige darauf folgende Dekrete. Im Pluviôse des Jahres VI wurde sie nach den Grundsätzen der Konstitution vom Jahre III in den rheinischen Departements eingeführt. giltigen

und

Ich übergehe die vor der end-

dauernden Einführung der

französischen

verfassung stattgehabte wechselweise Errichtung Erwähnt behörden in der Zeit von 1795 an.

von sei

GerichtsGerichtsnur das

Revisions tribunal zu Trier für die vier rheinischen Departements, das im November 1799 eröffnet wurde und bis zu seiner Aufhebung am 23. September 1802 bestanden hat. Vorher hatte vom 19. April 1795 an bis zum 18. März 1797 ein Appellationsgericht seinen Sitz zu Trier, diese ältere Gerichtsverfassung wurde durch das

Gesetz vom

18.

März

1800 beseitigt,

das

mit dem

1. September 1802 am Rheine zur Geltung kam. In jedem Kanton gab es einen Friedensrichter (juge de paix ) , in Städten fiber 10000 Einwohner mehrere nach Verhältnis

1 ) Es war Delamorre, der Verfasser des Annuaire topographique et politique du département de la Sarre pour 1810.

53

zur Zeit der Fremdherrschaft.

der Bevölkerung.

Die Gerichte wurden je nach ihrer Tätigkeit in

Sachen der Straf- oder Ziviljustiz auch als Polizeigerichte (tribunaux de police simple) und als Friedensgerichte (justices de paix) bezeichnet. Jedes Friedensgericht bestand aus einem Friedensrichter, der vom Kaiser aus zwei von der Kantonversammlang erwählten Kandidaten

ernannt

wurde,

aus

einem Gerichts-

schreiber (greffier) und einem Gerichtsboten (huissier).

In Behin-

derungsfällen wurde der Friedensrichter durch einen seiner beiden Stellvertreter (suppléants ) ersetzt.

In Strafsachen urteilten die

Friedensrichter bei kleinen Polizeiübertretungen, welche eine Geldoder Gefängnisstrafe von höchstens 15 Franken oder 5 Tagen nach sich zogen, im besondern über Polizeivergehen, die im Umfange der Gemeinde begangen, wo der Friedensrichter als dem Hauptorte des Kantons seinen Sitz hatte, oder in anderen Gemeinden des Kantons , wenn die Beschuldigten nicht auf frischer Tat crtappt oder sie und die Zeugen in der Gemeinde nicht wohnhaft oder nicht anwesend waren. In den Fällen, wo diese Bedingungen nicht zutrafen, übten in den übrigen Gemeinden des Kantons die Maires über kleine Übertretungen die Polizeigerichtsbarkeit aus. Die Friedensrichter urteilten ferner über Forstfrevel auf Klage von Privatpersonen und über Wortbeleidigungen.

Gegen

gerichte fand keine Berufung statt.

die

Strafurteile

der Friedens-

Sie konnten nur auf dem Wege

der Kassation, also vor dem kaiserlichen Kassationshofe in Paris, angefochten werden. Das Amt des öffentlichen Ministeriums übte vor dem Polizeigerichte des Friedensrichters in Städten der Polizeikommissar aus, in anderen Gemeinden der Maireadjunkt des Hauptortes.

In Zivilsachen urteilte der Friedensrichter über Klagen

bis zum Betrage von 100 Franken, über Ackerschäden, Besitzklagen, Miet- und Lohnklagen. Berufungen gingen an die Tribunale erster Instanz. Die Friedensrichter waren endlich Vermittler der Parteien vor Erhebung einer Klage vor den Tribunalen erster Instanz und übten als ministerielle Beamte eine Art freiwilliger Gerichtsbarkeit in beschränktem Umfange aus. In den

Hauptorten der

Arrondissements,

also in

Koblenz ,

Bonn und Simmern, in Trier, Saarbrücken, Prüm und Birkenfeld , in Aachen, Köln, Krefeld und Kleve, bestanden die Tribunale erster Instanz ( tribunaux de première instance) , mit Rücksicht auf ihre Straf- und Zivilgerichtsbarkeit auch als Zuchtpolizeigerichte (tribunaux correctionnels) und Instanzengerichte bezeichnet. Die Instanzengerichte urteilten in erster

54

I, 3.

Instanz

Die Länder links vom Rhein

in Rechtsstreitigkeiten,

die

über

die

Zuständigkeit der

Friedensrichter hinausgingen, und über Handelssachen, soweit nicht in grösseren Städten, wie in Aachen, Köln und Krefeld und zuletzt auch in Trier und Koblenz, eigene Handelsgerichte (tribunaux de commmerce) eingerichtet waren ; in zweiter Instanz bei Bcrufungen gegen die Zivilurteile der Friedensgerichte. Die Berufungen gegen die Urteile erster Instanz der Instanz- und Handelsgerichtc gingen im Rhein-Mosel- Departement und im Saardepartement an den Appellationshof (cour d'appel) in Trier und

im Roer-

departement seit dem 24. Januar 1804 an den zu Lüttich, vorher ebenfalls nach Trier.

Die Instanzengerichte bildeten für ihre Be-

zirke zugleich die sogenannten Zuchtpolizeigerichte und waren für alle Vergehen zuständig, die weder vor die untersten Polizeigerichte noch vor die Peinlichen Gerichtshöfe gehörten. Die Berufungen gegen diese Urteile der Zuchtpolizeigerichte gingen an den Peinlichen Gerichtshof des Departements .

Bei den Zuchtpolizeigerichten wurden die sogenannten Anklagekammern gebildet. Sie bestanden aus einem Direktor (directeur du jury), der aus den Mitgliedern des Instanzengerichtes genommen wurde, und aus einer Jury von acht durch das Los bestimmten Bürgern, die über die vom Substituten des Generalprokurators bei dem Peinlichen Gerichtshofe, dem sogenannten Sicherheitsbeamten (magistrat de sûreté) , vertretene Anklage zu befinden und über die weitere Verfolgung oder die Aussetzung der Anklage zu beschliessen hatten. Die Instanzengerichte bestanden aus einem Präsidenten, aus 3 bis 4 und mehr Richtern und aus einer Anzahl von Stellvertretern (suppléants).

Als Vertreter des

jedem Instanzengericht ein

öffentlichen Ministeriums war bei

Kaiserlicher Prokurator (procu-

reur impérial) bestellt. Dem Gerichte gehörte die nötige Anzahl Gerichtschreiber (greffiers), Anwälte (avoués) und Gerichtsvollzieher (buissiers) an. Im ganzen Reiche gab es d'appel ,

cours impériales).

36 Appellationshöfe Sie

(cours

bestanden der Grösse ihres

Bezirkes entsprechend aus einem Präsidenten und 12 bis 30 Richtern and je 4 bis 6 juges auditeurs.

Die Appellationshöfe erkannten in

zweiter und letzter Instanz über die angefochtenen Instanz- und Handelsgerichte.

Urteile der

Der am 13. Januar 1803

eröffnete

Appellationshof in Trier umfasste die Departements Saar, RheinMosel und Donnersberg. Er bestand aus einem Präsidenten, 12 Richtern,

4 juges and teurs.

zur Zeit der Fremdherrschaft.

55

Für das anfangs gleichfalls

zu Trier gehörige

Roerdepartement war seit dem 24. Januar 1804 der Appellationshof zu Lüttich zuständig . Für jedes Departement bestand

ein Peinlicher Gerichts-

hof (cour de justice criminelle), der sich aus einem Präsidenten, 2 Richtern und 2 Stellvertretern (suppléants) und einem Gerichtsschreiber zusammensetzte. Der Peinliche Gerichtshof war zuständig für alle Kriminalsachen, deren Verfolgung die Anklagegeschworenen für zulässig erklärt hatten, und als Appellationsgericht in den Berufungen gegen die Zuchtpolizeigerichte des Departements . Verbrechen, welche nicht vor die Spezialgerichtshöfe gehörten, wurden, wie oben erwähnt, vor die Anklagekammer bei den Zuchtpolizeigerichten gebracht. Wurde die Anklage zugelassen, so wurde der Angeklagte auf Betreiben des Generalprokurators vor die aus dem Departement entnommenen und beim Peinlichen Gerichtshofe zusammenberufenen Geschworenen (Assisen) gestellt, die über dic Schuldfrage zu erkennen hatten , während die den Gerichtshof bildenden Richter das Strafmass bestimmten. In den Departements, in denen die Regierung in Interesse der öffentlichen Sicherheit besondere Vorkehrungen gegen Räuberei , Unruhen,

Brandstiftung und Münzverbrechen für nötig

erachtete ,

wurden Peinliche Spezialgerichtshöfe ( cours de justice spéciale) eingerichtet und aus dem Präsidenten und den beiden Mitgliedern des Peinlichen Gerichtes,

drei Offizieren

mindestens

vom Range eines Hauptmanns, und zwei Bürgern zusammengesetzt . Der Generalprokurator und der Gerichtsschreiber

des

Peinlichen

Gerichtshofes waren auch für den Spezialgerichtshof bestellt.

Vor

diese Gerichte gehörten die von Landstreichern und ausgebrochenen Sträflingen verübten Verbrechen, ferner schwere Diebstähle, Gewalttätigkeiten mit Waffenführung , Mordbrennerei, Falschmünzerei und Aufruhr.

Solche Peinlichen Spezialgerichtshöfe bestanden seit dem

23. September 1802 zu Koblenz, Trier und seit dem 10. September 1801 zu Aachen .

Die Fälschung öffentlicher Siegel, Warenstempel

und Schriftstücke war einem Peinlichen Spezial - Exzeptionsgerichtshofe (cour de justice spéciale d'exception) überwiesen, der durch Vereinigung der Richter des Peinlichen Gerichtshofes und dreier Richter des Instanzengerichtes gebildet wurde . Bei und neben diesen Gerichten, mit Ausnahme der Friedensgerichte, bestand die Einrichtung des sogenannten Öffentlichen Ministeriums (ministère public) .

Das Öffentliche Ministerium ist

56

I, 3.

Die Länder links vom Rhein

eine alte französische Einrichtung, deren Beamte das Interesse der Regierung und der bürgerlichen Gesellschaft zu vertreten hatten . Sie vertraten den Staat und den Justizminister bei den Gerichten , beobachteten die Handhabung der Gesetze, die Unparteilichkeit der Rechtsprechung in Kriminal- und Zivilsachen, die Vollstreckung der Urteile ; sie rügten die Gesetzesübertretungen und zogen die Übertreter als öffentliche Ankläger vor Gericht.

Sie waren die geborenen

Anwälte und Vormünder aller derer, die ihre Geschäfte nicht selbst wahrnehmen können ; als Bevollmächtigte und Agenten der Regierung unterstützten sie den Justizminister in der Aufsicht über das ganze Justizwesen. Das Öffentliche Ministerium hatte auch die Aufsicht über die Führung der Standesregister.

Bei dem Kassationshofe in

Paris, bei jedem Appellhofe und bei jeden Peinlichen Gerichtshofe gab es einen Generalprokurator (procureur général impérial). Bei den Tribunalen erster Instanz waren Staatsprokuratoren (procureurs impériaux) bestellt. Die Generalprokuratoren und Staatsprokuratoren hatten Substitute , die bei den Peinlichen Gerichtshöfen als magistrats de sûreté bezeichnet wurden. Die letzteren standen unter der Aufsicht der Generalprokuratoren an den Peinlichen Gerichtshöfen . Der Generalprokurator

am Kassationshofe, beaufsichtigte

die

übrigen

Generalprokuratoren. Der Generalprokurator am Appelhofe hatte die Aufsicht über die Beamten des Öffentlichen Ministeriums bei den Tribunalen erster Instanz

seines

Bezirkes .

Bei den Polizei-

gerichten versah der Polizeikommissar des Ortes oder, wo es einen solchen nicht gab, der Bürgermeister Stelle des öffentlichen Anklägers .

oder dessen Substitut die

Im Oktober 1810 waren durch Kaiserliches Dekret besondere Douanengerichte (tribunaux ordinaires des douanes ) eingerichtet worden und zwar zu Mainz, Köln und Wesel. Der Obergerichtshof in Douanensachen (cour prévôtale) für Berufungen gegen Urteile von Köln und Mainz war zu Nancy, für Wesel zu Valenciennes. Die zur obrigkeitlichen Beurkundung und Beglaubigung von Rechtsgeschäften und rechtlichen Vorgängen bestellten Kaiserlichen Notare wurden vom Kaiser auf Lebenszeit auf Vorschlag der Prokuratoren bei den Instanzengerichten nach Ablegung eines Examens ernannt. Der Geschäftskreis der Notare bei einem Appellhofe erstreckte sich auf die zu ihm gehörigen Departements, im übrigen nur auf den Bezirk des Instanzengerichtes oder Friedensgerichtes, für die sie bestellt waren.

57

zur Zeit der Fremdherrschaft.

Der Einführung dieser einheitlichen Gerichtsverfassung folgte die Vereinheitlichung des Rechtes durch die Einführung des Code Civil (Code Napoléon), des Code de Commerce und des Code Pénal in den Jahren 1804, 1808 und 1811 . Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Durchführung der Gesetze mit der Aufgabe einer dauernden Aufsicht zum Zwecke der Sicherheit auf dem Lande und auf den Strassen war die Gendarmerie impériale eingerichtet worden . Sie bestand im ganzen Reiche aus 29 Legionen, 58 Eskadrons, 123 Kompagnien und 1865 berittenen Brigaden und 930 Brigaden zu Fuss , deren jede in der Regel einen Unteroffizier und 5 Gensdarmen zählte. Departement war

eine Kompagnie

Für jedes

Die Kompagie für

bestimmt.

das Saardepartement bestand aus 24 Brigaden,

davon 6 zu Fuss ,

die für das Roerdepartement aus 32 Brigaden, davon 4 zu Fuss und die für das Rhein- Mosel- Departement aus 27 Brigaden, davon 9 zu Fuss.

Übersicht über die Präfekten der rheinischen Departements und ihre Generalsekretāre . Rhein-Mosel - Departement : bis 1803 ;

Präfekten :

Mouchard - Chaban 1803-1805 ;

Boucqeau

Lameth

1800

1805-1806 ;

Lezay-Marnesia 1806-1810 ; Doazan 1810-1813 . Generalsekretäre : Zegowitz 1800 ; Masson 1800-1807 ; Reichensperger 1807-1814 . Roerdepartement : Präfekten : Simon (in der zweiten Hälfte des Jahres 1802 durch Jacobi und Cogels vertreten) 1800-1802 ; Méchin 1802-1804 ; Laumond 1804-1806 ; Lameth (vom März bis Mai 1809 durch Jacobi vertreten) 1806-1809 ; de Ladoucette 1809-1814. Generalsekretäre : Jourdan (im August und September durch Lebas vertreten) 1800-1801 ; Pocholle 1801-1804 ;

1801

Koerfgen 1804-1813. Saardepartement : Präfekten : d'Ormechville 1800-1803 ; Keppler 1803-1810 ; Bruneteau de sainte Suzanne 1810-1814 . Generalsekretäre : 1803-1814.

Leseurre 1800 ,

Zegowitz 1800-1803 ;

Karsch

58

I, 4. Die Länder am rechten Rheinufer.

4.

Die Länder am rechten Rheinufer.

Infolge des Friedens zu Luneville batten mehrere deutsche Fürsten linksrheinische Besitzungen verloren .

Ihre Entschädigung

erfolgte durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803.

Für das Gebiet der heutigen Rheinprovinz kamen Preussen,

die Fürsten von Nassau- Usingen, Nassan-Weilburg, Wied -Runkel und Solms und der Reichserzkanzler in Betracht. Preussen erhielt damals die Abteien Elten,

Essen und Werden ,

die mit dem

ost-

rheinischen Kleve vereinigt wurden . Der Fürst von Nassau - Usingen erbielt die früher kurkölnischen Ämter Linz, Schönstein, Königswinter,

Deutz ,

Vilich und die Unterherrschaft Lahr,

Abteien Sayn und Rommersdorf,

die seit

1791

ferner

die

preussische Graf-

schaft Sayn-Altenkirchen mit den Ämtern Bendorf, Altenkirchen, Almersbach, Freusburg und Friedewald ; endlich das früher hessendarmstädtische

Amt

Kleeberg.

Der

Fürst von

Nassau-Weilburg

erhielt die rechtsrheinischen Ämter des vormaligen Kurfürstentums Trier, nämlich Ehrenbreitstein , Sayn , Herschbach , Hammerstein , die Herrschaft Vallendar und Engers. wurden die vormals

Dem Fürsten von Wied - Runkel

kurkölnischen Ämter Altwied und Neuerburg

überwiesen und deu Fürsten von Solus die Abteien Arensburg und Altenberg. Endlich erhielt der Reichserzkanzler die Reichsstadt Wetzlar als eine Grafschaft mit den im Gebiet gelegenen Stiftern und Klöstern ¹) . Weitere Veränderungen brachte das Jahr 1806.

Durch Ver-

trag vom 15. Februar musste Preussen das ostrheinische Kleve mit der Festung Wesel und Bayern durch Bekanntmachung vom 15. März das Herzogtum Berg an Napoleon abtreten, der beide Herzogtümer seinem Schwager Joachim Murat als nunmehrigem Herzoge von Berg und Kleve übergab, bald darauf aber infolge der Rheinbundsakte vom 12. Juli 1806 durch Erweiterung zum Grossherzogtum Berg umgestaltete.

Die Erweiterungen bestanden in der Zuweisung

der erst 1802 in nassauischen Besitz gelangten Städte und Ämter Deutz , Königswinter und Vilich und durch Übertragung der Souveränität über die Herrschaften Limburg- Styrum, Broich, Hardenberg , 1) Die meisten dieser Gebiete wurden gemäss den Beschlüssen der Reichsdeputation bereits im Herbst 1802 in Besitz genommen.

Das Herzogtum Nassau.

59

Gimborn-Neustadt, Wildenburg und Homburg an den Grossherzog von Berg. Als Ersatz für die Abtretung an Berg erhielten die Fürsten von Nassau-Usingen und Nassau -Weilburg durch die Rheinbundsakte die Souveränität über die nunmehr mediatisierten Fürsten Wied-Runkel, Wied -Neuwied und Solms , also die Ämter Dierdorf, Altwied, Neuerburg, die Grafschaft Wied- Neuwied und die Ämter Hohensolms, Solms- Braunfels und Greifenstein.

Das Herzogtum Nassau. Der Fürst von Nassau- Usingen unterstellte die durch den Reichsdeputationsbauptschluss im Jahre 1803 ihm zu Teil gewordenen und bereits im Dezember 1802 in Besitz genommenen vormals kurkölnischen Landesteile der Regierung in Wiesbaden. Für die gleichfalls im Dezember 1802 in Besitz genommene Grafschaft SaynAltenkirchen blieb die bisherige saynische Regierungskanzlei als nunmehrige Fürstlich Nassau- Usingensche Regierungskanzlei zu AltenSie wurde im Dezember 1806 aufgehoben. Der

kirchen bestehen.

Fürst von Nassau- Weilburg behielt die Regierungen zu Weilburg und die für Sayn- Hachenburg in Hachenburg bestehende bei und errichtete für die vormals Trierischen Landesteile im Dezember 1802 die neue Regierung zu Ehrenbreitstein. Die 1806 erworbenen Gebiete der Mediatisierten, Wied und Solms, wurden der

Verwaltung einer eigens errichteten AdministrationsKommission in Wiesbaden unterstellt, nachdem beide Fürsten

ihre Besitzungen zu einem Herzogtum Nassau unteilbar zu gemeinschaftlicher Regierung vereinigt hatten ¹) .

1 ) Nach dem Anfall von Wied und der Besitznahme durch den Regierungsrat Vigelius wurde Ende September 1806 der Regierungsrat v. Coll in Ehrenbreitstein von der nassauischen Administrations- Kommission beauftragt, die nassauische Verwaltung in der Grafschaft einzurichten . Er bildete die Herzogliche Hofkommission , für die er auch zeichnete. Sein Auftrag erstreckte sich auf die Zeit vom 23. September 1806 bis zum 29. Mai 1808. Er unterstand der Herzoglichen Administrations-Kommission (später in die Regierung in Wiesbaden aufgegangen) und lieferte an diese auch seine Akten ab. Daneben erhielten durch fürstlichen Erlass vom 30. Juni 1807 er und der Regierungsrat Ibell den Sonderauftrag zu Verhandlungen mit dem Fürsten von Wied betreffend die Trennung der Hoheitsrechte des Herzogs von den Patrimonalrechten des Fürsten, insbesondere die Trennung der beiderseitigen Einkünfte aus der Grafschaft Wied-Neuwied. Diese Kommission nannte sich Organisations-

60

I, 4.

Die Länder am rechten Rheinufer.

Durch die Edikte vom 25. Juli und 1. August 1809 ¹ ) wurden die Administrationskommission zu Wiesbaden und die Regierung und das Konsistorium zu Hachenburg aufgehoben und die dahin gehörigen Ämter den Regierungen zu Wiesbaden

und Ehrenbreitstein

über-

wiesen, und zwar der Regierung zu Wiesbaden unter anderen die Ämter Braunfels ,

Greifenstein und Hohensolms, der Regierung zu

Ehrenbreitstein aus dem bisherigen Wirkungskreise der Administrationskommission die Ämter Altenwied , Dierdorf,

Heddesdorf, Mai-

scheid, Neuerburg und Neuwied, aus dem Wirkungskreise der Regierung zu Wiesbaden die Ämter Altenkirchen, Freusburg, Friedewald,

Linz

und

Schönstein

und

aus

dem

Wirkungskreise

der

Hachenburger Regierung unter andern das Amt Schöneberg. Die obere Verwaltung der Hoheitseinkünfte wurde damals in den heute zur Rheinprovinz gehörigen Ämtern Altenwied , Dierdorf, Maischeid, Neuerburg, Heddesdorf, Neuwied , Hohensolms, Braunfels, Greifenstein und Schönstein der Hofkammer zu Weilburg übertragen, die übrigen zur Rheinprovinz gehörigen damals nassauischen Ämter waren der Hofkammer zu Wiesbaden unterstellt. V.om 1. Januar 1812 an wurden auch die Rezepturen zu Linz, Altenkirchen, Frensburg, Friedewald zum Bezirk der Hofkammer in Weilburg gelegt, ebendahin gleichzeitig auch die Bergämter zu Linz und Kirchen in Sachen der Kammerverwaltung, während sie rücksichtlich der bergamtlichen Polizeiverwaltung Ehrenbreitstein unterstanden.

der

Regierung

in

kommission. Für sie zeichneten v. Coll und Ibell ; sie führte ihre Geschäfte bis zum 14. Januar 1808 und unterstand dem Staatsministerium . Ähnlich wie für die Grafschaft Wied - Neuwied sind auch für die Solmser Herrschaft und die Ämter Braunfels, Greifenstein und Hohensolms Kommissare zur Übernahme und Einrichtung der nassauischen Verwaltung ernannt worden, und zwar wurde, nachdem am 6. September 1806 der nassauische Generalkommissar, Geheimrat Vigelius, von den drei genannten Ämtern in Braunfels bzw. Hohensolins Besitz ergriffen hatte, durch Vollmacht vom 14. September 1806 für die Ämter Braunfels und Greifenstein der Regierungsrat Langsdorf in Weilburg, für das Amt Hohensolms der Amtmann Müller in Atzbach zu Spezialkommissaren ernannt. Beide unterstanden der Administrationskommission (Regierung) in Wiesbaden. Ausserdem wurde für die Organisation der Verwaltung, insbesondere die Ausscheidung der Haus- von den Landeseinkünften in den 3 Amtern durch Vollmacht vom 6., 10. Mai 1808 Geheimrat Ibell ernannt, der in dieser Eigenschaft dem Staatsministerium unterstand und seine Aufgabe in Hohensolms im Oktober 1809 beendet hat. 1) Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen IV, S. 1792.

61

Das Herzogtum Nassau.

Die Regierungen zu Wiesbaden , Ehrenbreitstein und Weilburg bildeten die Provinzialbehörden für die gesamte Polizei , sie führten die Oberaufsicht über die Gemeindeverwaltung und hatten in den katholischen Ämtern die weltlichen Religionsrechte der Landesherrschaft zu vertreten. Für das Gemeindewesen war im Gebiet der Regierung zu Wiesbaden und ihr unterstellt

durch

fürstliche

Verordnung vom 28. April 1804 die Gemeinde - Ökonomie - Deputation eingerichtet, unterm 7. April 1809 aber wieder aufgehoben worden.

Besondere Verwaltungsbehörden bildeten die Wege- und

Uferbau - Direktion , die dem Staatsministerium . untergeordnete, von 1813 bis 1816 bestehende Marsch- und Einquartierungs . kommission und die im Jahre 1803 zunächst nur für die nassauusingenschen Lande eingerichtete ,

1807 aber auf den Bereich des

Herzogtums erweiterte Sanitätskommission unter der Leitung des Staatsministeriums . Neben den Verwaltungsbehörden bestanden die sogenannten Finanzbehörden . Es waren der Lehnhof zu Wiesbaden und

die Hofkammern zu Wiesbaden und Weilburg

für die Verwaltung der Domanialgüter und Waldungen , der Regalien, der herrschaftlichen Berg und Hüttenwerke und des Kameralbauwesens. und

Ihnen waren die Amtsrenteien,

Hüttenbeamten

ministerium

unterstellt.

Dem

die

Forst- , Bau , Berg-

Herzoglichen

zu Wiesbaden als der obersten Behörde

Staatsfür

alle

Zweige der Staatsverwaltung unmittelbar untergeordnet waren die Generaldirektion der direkten Steuern und die Generaldirektion der indirekten Katastrierung

der

Steuern.

direkten Steuern,

Die

erstere

hatte die

namentlich der Grund-

und

Gewerbesteuer und die Steuererhebung durch die Amtsteuerdirektoren zu leiten. Der letzteren war der An- und Verkauf des Salzesi für Rechnung des Staates , die Verrechnung des Stempelpapiers und ; und die Tabakvertriebverwaltung übertragen . Zur Prägung der Münzen, Einkauf des Metalls und Rechnungsführung darüber bestand das Münzamt zu Ehrenbreitstein . Unmittelbar unter den Landesherren standen das Weilburger Kabinett und das ihm entsprechende Kabinett zu Biebrich, letzteres als „ Geheime Konferenz " bezeichnet. Sie war keine selbständige Behörde mit eigener Registratur, sondern eine Beratungsstelle unter dem Vorsitze des Landesherrn ,

deren Eingänge in die Ministerial-

registratur gelangten. Die Aufsicht über die protestantischen Kirchen und Schulen führten die Konsistorien zu Weilburg und Wiesbaden,

zugleich

62

I, 4.

Die Länder am rechten Rheinufer.

erste Instanz für Zivilklagesachen gegen Geistliche und Berufungsbehörde in Ehesachen . Den Konsistorien unterstanden die Konsistorialkon vente in den Ämtern, die zugleich Untergerichte waren und sich als solche aus dem am Konventsorte befindlichen Justizbeamten als Vorsitzenden, dem ersten Ortsgeistlichen als Beisitzer und dem Amtsaktuar oder Konventssekretär zusammensetzten . Die Zuständigkeit der katholischen geistlichen Gerichtsbarkeit war durch die weilburgische bzw. usingensche Verordnung von 10. bzw. 31. August 1803 bestimmt worden. Danach blieben den geistlichen Gerichten nur die die Amtsverrichtungen der Geistlichen und die die kirchliche Disziplin betreffenden Sachen vorbehalten und Ehesachen nur dann , wenn die Ehe als Sakrament, nicht als bürgerlicher Vertrag in Betracht kam . Alle anderen Gegenstände streitiger und freiwilliger Gerichtsbarkeit, namentlich auch Zehnt und Patronatsachen, gehörten vor die weltlichen Gerichte. Die weltlichen Gerichtsbehörden waren

das Oberappella-

tionsgericht zu Diez , 1804 in Hadamar begründet, 1806 nach Diez verlegt. Es war dritte und letzte Instanz für die bürgerlichen Die zweite Instanz bildeten das Hofgericht zu Wiesbaden und der Justizsenat zu Ehrenbreitstein, der gewissermassen als Nachfolger des dortigen vormaligen trierischen JustizRechtsstreitigkeiten .

senates durch Verordnung vom 11. November 1806 wiederhergestellt worden war, zugleich zu dem Zwecke, den seit 1806 unter nassauische Staatshoheit getretenen bisher unmittelbaren Reichsständen einen Ersatz zu schaffen für den bisherigen befreiten Gerichtsstand . Demnach gehörten nach der Einrichtungsurkunde vom 11. November 1806 vor den Justizsenat alle Zivilklagen gegen vormals unmittelbare Reichsangehörige, gegen den Adel und gegen alle Personen, welche unter früheren Regierungen einen bevorzugten Gerichtsstand ge nossen hatten.

Zugleich war verordnet worden, dass das Hofgericht

in Wiesbaden künftig für das ganze Herzogtum Nassau die zweite Instanz in eximierten und nicht eximierten Sachen bilden solle , nachdem die Standesherren dem ihnen durch die Rheinbundakte vorbehaltenen Rechte der zweiten Instanz entsagt hatten. Das Hofgericht zu Wiesbaden und der Justizsenat zu Ehrenbreitstein waren auch die Kriminalgerichtshöfe für das obere bzw. untere Herzogtum , insofern an sie die von den Kriminalkommissionen zu Wiesbaden und Ehrenbreitstein instruierten Kriminalprozesse zum Urteilsspruch gelangten . Endlich war der Justizsenat die erste , das Hof gericht die zweite Instanz in Lebnstreitigkeiten, nachdem im Jahre

I

63

Das Grossherzogtum Berg.

1811 der bisher dafür zuständige Lehnhof auf die Tätigkeit einer Verwaltungsbehörde beschränkt worden war. Die Bergämter zu Linz,

Kirchen und Waldbreitbach

waren

zugleich Berggerichte und als solche die untere Instanz für berggerichtliche Streitigkeiten . Für Justiz und Verwaltung,

auch für die Rechnungführung

zuständig waren die Ämter , im Jahre 1813 an Zahl 42 , die für den Kreis ihrer Zuständigkeit den Regierungen, Finanz- und Justizbehörden unterstellt waren . Von den heute ganz oder teilweise zur Rheinprovinz gehörigen vormals nassauischen Ämtern gehörten zur Regierung in Wiesbaden die Ämter Braunfels , Greifenstein und Hohensolms, zur Regierung in Weilburg das Amt Atzbach und

zur Regierung in Ehrenbreit-

stein folgende Ämter : Altenkirchen ,

Altenwied, Dierdorf, Ehren-

breitstein, Freusburg, Friedewald , Hachenburg, Hammerstein, Heddesdorf, Herschbach, Linz , Neuerburg, Neuwied , Schöneberg , Schönstein, Vallendar. Der den Ämtern untergeordneten

sogenannten

Voluntär-

gerichte zur Aufnahme und Erledigung der Handlungen der frei willigen Gerichtsbarkeit, nämlich der Schöffengerichte Landschreibereien , wird unten Erwähnung geschehen .

und

Die Verordnungen des Herzogtums sind veröffentlicht in dem seit 1809 erschienenen

Verordnungsblatt des Herzogtums Nassau".

Das Grossherzogtum Berg . Das Herzogtum Berg, das rechtsrheinische Kleve und die durch die Rheinbundsakte 1806 mit diesen Landen vereinigten Gebiete hatte der Kaiser Napoleon,

wie

oben erwähnt ,

Joachim Murat am 15. März 1806 übertragen .

seinem Schwager Am 26. März fand

die Eidesleistung in Düsseldorf seitens der bergischen Landstände, des Geheimen Rates, der Regierung und des Hofgerichtes statt und zur selben Zeit wurden auch die Klevischen Stände und bisherigen Behörden in Pflicht genommen Mit der oben angeführten , durch die Rheinbundakte vom

12. Juli 1806

erfolgten Erweiterung ver-

band Napoleon die Erhebung des Landes zum Grossherzogtum Berg. Im April 1806

wurden die

Gebiete

unter

eine Verwaltung

vereinigt und zu ihrer Oberleitung drei Minister bestimmt,

ein

Kanzler-Staatssekretär, zugleich für die Justiz zuständig, ein Finanzminister (Agar, ein früheres Mitglied des Gesetzgebenden Körpers, der auch die Stelle des Staatssekretärs vertrat) und

ein Minister

64

I, 4.

Die Länder am rechten Rheinufer.

des Innern (der Graf von Nesselrode-Reichenstein). Überdies wurde ein aus 10 Mitgliedern bestehender Staatsrat eingerichtet und der bisherige Herzogliche Geheime Rat und Regierung aufgehoben .

Die

Gerichtsbehörden blieben zunächst bestehen . Nur zur Entscheidung der Rechtsstreitigkeiten zwischen Gemeinden oder Privaten über öffentliche Auflagen wurde aus drei Räten des Finanzministeriums eine sogenannte Finanzkommission gebildet , gegen deren Erkenntnisse an den Staatsrat Berufung eingelegt werden konnte . Auch die Ständische Verfassung blieb zunächst erhalten . Zum 1. September 1806 traten die bisher dazu berechtigten Mitglieder des Adels

und die Abgeordneten der Städte

Düsseldorf zusammen . anlassten die

zu

einem

Landtage in

Einige besondere Verwaltungszweige ver-

Einrichtung

Forstadministration ,

eigener Oberbehörden : der Generalder

General - Domänenadministra

tion , der General - Zolladministration , der Generaldirektion für

die

direkten

Steuern ,

der

Generaldirektion

des

Strassenbaues , der General - Postdirektion und des von altbergischer Zeit her beibehaltenen Medizinalkollegiums . Nach Beseitigung der alten Ämterverfassung wurde im August 1806 das vormalige Herzogtum Berg in vier Arrondissements : Siegburg, Mülheim, Elberfeld und Düsseldorf geteilt, Kleve in die zwei Arrondissements Duisburg und Wesel ; dazu kamen später noch Steinfurt und Dillenburg . An die Spitze dieser Bezirke trat als Leiter der Verwaltung ein Provinzialrat. Im übrigen wurde durch Erlass vom 13. Oktober 1807 in den Gemeinden die bureaukratische französische Munizipalverwaltung mit ihren Maires , Adjunkten , Polizeikommissaren und Munizipalräten eingeführt ¹). In der Hauptstadt Düsseldorf selbst aber war schon unterm 27. Oktober 1806 an Stelle des aufgehobenen Magistrats die Munizipalverwaltung und Polizei einem Stadtdirektor anvertraut worden und ihm ein Beigeordneter, ein Polizeikommissar und ein Stadtsekretär beigegeben . Ausserdem wurde als beratende Behörde und zur Rechnungsführung ein Stadtrat von 12 Mitgliedern eingerichtet, der wenigstens zweimal im Jahre mit Wissen des Ministers zusammenberufen werden durfte. Die Polizeikommissare standen unter der besonderen Aufsicht eines General - Polizeikommissars. Der Vertrag vom 3. Januar des Jahres

1808 brachte dem

Grossherzogtum die sehr bedeutende Vergrösserung durch die Stifter

1) Vgl. unten Abschnitt IV, 9.

65

Das Grossherzogtum Berg.

Elten, Essen und Werden, die übrigens schon im November 1806 in Besitz genommen waren, die Grafschaft Mark, den preussischen Anteil des Bistums Münster und die Grafschaften Tecklenburg und Lingen. Aber schon am 15. Juli 1808 wurde der Grossherzog Joachim Murat von Napoleon zum Könige von Neapel ernannt. Das Grossherzogtum , dessen Einwohner der bisherige Grossherzog unterm 7. August Napoleon über,

1808 ihrer Untertanenpflicht entliess , ging an

der das

Land

zunächst

durch

die Kommissare

Beugnot und dann Belleisle verwalten liess und es am 3. März 1809 an seinen Neffen Louis Napoleon übertrug, sich selbst aber die Verwaltung bis zu dessen Grossjährigkeit vorbehielt. Der Graf Beugnot

übernahm im Auftrage

des Kaisers die

Regierungsgeschäfte des bisherigen Ministers Agar in Düsseldorf. Ihm blieb der bisherige Minister von Nesselrode beigeordnet.

Der

nunmehrigen Grösse des Landes entsprechend fand am 14. November 1808 eine neue Einteilung in vier Departements statt :

Rhein ,

Sieg, Ruhr und Ems und in 12 Arrondissements , von denen für die heutige Rheinprovinz die folgenden in Betracht kommen : im Departement Rhein mit der Hauptstadt Düsseldorf die Arrondissements Düsseldorf, Elberfeld , Mülheim a. Rhein und Essen und im Departement Sieg mit der Hauptstadt Dillenburg das Arrondissement Siegen. Die Einrichtung der Provinzialverwaltungsbehörden entsprach nunmehr vollkommen der französischen Verfassung durch die Anordnung von Präfekten , Präfekturräten und General departements räten für die Departements, Unterpräfekten und Arrondissementsräten für die Arrondissements. Auch die Gerichtsverfassung wurde, jedoch erst durch das Kaiserliche Dekret vom 17. Dezember 1811 , nach französischem Muster unter Aufhebung aller früheren Gerichtsbarkeiten eingerichtet. Die 79 Kantone, in welche die Arrondissements für diesen Zweck eingeteilt waren, bildeten die unteren Gerichtsbezirke der Friedensgerichte. Für die Verwaltung kamen die Kantone nicht in Betracht. Hierfür wurden die Arrondissements in Mairien eingeteilt, so jedoch, dass

die Mairiegrenzen

griffen.

nicht in fremde

Kantongrenzen binüber-

Die Arrondissements dagegen waren,

wie linksrheinisch,

sowohl Verwaltungs- wie Gerichtsbezirke. Für den Bereich jedes Arrondissements wurde ein Tribunal erster Instanz in der Bezirkshauptstadt eingerichtet. Nur für die Arrondissements Düsseldorf und Elberfeld bestand ein gemeinsames Tribunal erster Instanz zu Düsseldorf.

Und das Siegdepartement hatte nur ein Tribunal 5

Bär , Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

66

1, 4.

Die Länder am rechten Rheinufer.

erster Instanz mit dem Sitze in Dillenburg, wo auch der Präfekt seinen Sitz hatte.

Der Rechtzug von allen Gerichten des Gross-

herzogtum ging an den am 6. Februar 1812 tionsgerichthof in Düsseldorf. urteilung der

Zollvergehen

eröffneten Appella-

Einen Sondergerichtshof zur Ab-

bildete

das Spezial - Zolltribunal ,

das anı 4. März 1812 eröffnet wurde.

Die Einführung der fran-

zösischen Gerichtsverfassung hatte auch die der Geschworenengerichte zur Folge, die im Sommer 1812 erstmalig eröffnet wurden . Endlich wurde im Mai 1812 die Errichtung

einer vorläufigen General-

Depositen- Kommission in Düsseldorf verfügt zur Verwaltung sämtlicher

bei

den

aufgehobenen

Gerichten

vorgefundenen und

künftig zu hinterlegenden Gelder. Den Schluss in den Verwaltungseinrichtungen dieses kurzlebigen Staatswesens bildete die vom Kaiser unter dem 15. März 1812 befohlene Neueinrichtung des Grossherzoglichen Staatsrates in zwei gesonderten Abteilungen für streitige und für Rechnungsangelegenheiten und unter Aufhebung departements-, Arrondissements- und Präfekturräte ¹) .

der General-

Eine spätere Gebietsveränderung hat für die zur heutigen Rheinprovinz gehörigen Gebiete nur insofern Bedeutung gehabt, als dadurch gelegenen drei Kantone Ringenberg, Rees

die nördlich der Lippe

and Emmerich als Arrondissement Rees zu dem neuen Departement Lippe geschlagen wurden.

Im übrigen bestand das Grossherzogtum im Jahre 1813 infolge jener Veränderungen aus drei Departements mit zusammen 9 Arrondissements , vou denen zur heutigen Rheinprovinz folgende gehören : Im Departement Rhein die Arrondissements Essen mit den Kantonen Essen, Werden, Duisburg, Dinslaken ; Düsseldorf mit den Kantonen Düsseldorf, Ratingen , Velbert, Mettmann, Richrath, Opladen ; Elberfeld mit den Kantonen Elberfeld , Barmen, Ransdorf, Lennep, Wipperfürth, Wermelskirchen, Solingen ; Mülheim mit den Kantonen Mülheim a. Rhein, Bensberg, Lindlar, Siegburg, Hennef, Königswinter. Im Departement Sieg das Arrondissement Siegen mit den Kantonen Eitorf, Gummersbach , Homburg, Waldbroel und einem Teil von Siegen . Der Staat des Reichserzkanzlers . Zu diesem 1803 geschaffenen Staate gehörte vom Gebiete der heutigen Rheinprovinz die vormalige Reichsstadt Wetzlar mit ihrem 1 ) Die bezüglichen Dekrete sind abgedruckt bei Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen im Grossherzogtun Berg Bd. 2 und 3.

67

Der Staat des Reichserzkanzlers. Gebiete unter dem Namen ciner Grafschaft Wetzlar. wurde durch Artikel 22

der Rheinbundakte

die

Im Jahre 1806 Stadt Frankfurt

mit diesem Staate vereinigt und gleichzeitig mit einer weiteren Vergrösserung wurde der Staat am 16. Februar 1810 zum Grossherzogtum Frankfurt erhoben. Ganz in französischer Weise fand nun eine Einteilung in vier Departements statt. Zum Departement Frankfurt gehörte auch Wetzlar. In Frankfurt hatten die drei das Staatsministerium bildenden Minister ihren Sitz . Sie bildeten auch nebst 6 Staatsräten unter Vorsitz Staatsrat.

Jedes

Präfekturrat .

des

Departement

Grossherzogs

hatte

von Dalberg den

einen Präfekten und

einen

Unterpräfekten gab es nicht ; an ihrer Stelle Distrikts-

maires. Nur in der Stadt Wetzlar wurde ein Unterpräfekt bestellt. Die Stadt Wetzlar hatte im Jahre 1803 ihre reichsständische Selbständigkeit und ihre alte Verfassung verloren .

Zwar der Ma-

gistrat der Stadt blieb als Stadtrat erhalten und der bisherige ältere Syndikus oder Ratskonsulent Münch wurde dem aus 12 Mitgliedern und dem Stadtschreiber bestehenden Stadtrate mit dem Titel eines fürstlichen Direktorialrates als Stadtschultheiss beigegeben. Das Polizei- und Finanzwesen wurde einer besonderen Polizeiund Finanzdirektion unter Leitung des

Hofrates von Mulzer

übertragen. Auch das bisherige evangelische Konsistorium wurde beibehalten, nur dass es nunmehr durch den Stadtschultheiss als fürstlichen

Kommissar,

die

beiden lutherischen

Geistlichen

und

die beiden ältesten Mitglieder des Stadtrates gebildet wurde. Eine spätere Verordnung vom 28. Januar 1812 hob es auf und begründete ein allgemeines lutherisches und ein reformiertes Konsistorium für das ganze Grossherzogtum zu Hanau ¹ ) .

Die Rechtspflege aber

schied der neue Landesherr durch eine Verordnung vom 26. Juni 1803 aus dem bisherigen Geschäftskreise des Magistrates aus und richtete ein besonderes aus dem Stadtschultheissen und einem Stadtschreiber bestehendes Stadtamt für die Rechtssachen erster Instanz und für die Baupolizei ein und eine aus drei Richtern bestehende Justizkommission als Appellationsgericht für die Rechtssachen zweiter Instanz und die Strafgerichtsbarkeit.

Der dritte Rechtzug

ging an das Oberappellationsgericht in Aschaffenburg 2 ) . Nach der

1) Vgl. über deren Zuständigkeit unten Abschnitt IV, 15 B 2 und Scotti, V Nr. 229. 2) Die bezüglichen Verordnungen vom 26. Juni und 29. November 1803 sind abgedruckt bei Scotti, V Nr. 111 und 121.

68

I, 4.

Die Länder am rechten Rheinufer.

Erhebung

des Staates zu einem Grossherzogtum fand mit dem 1. Januar 1811 die Einführung des Kodex Napoleon statt und die

oben schon erwähnte Bestellung eines Unterpräfekten für die Stadt Wetzlar und eines Munizipalrates. Die bisherigen Gerichte blieben zunächst bestehen ¹ ). Eine Änderung der Gerichtsverfassung fand erst durch die Verordnung vom 5. Oktober 1812 statt. Danach wurden vom

1. Januar

1813 an das aus dem Grossherzoglichen

Staatsrate bestehende Kassationsgericht , zwei Appellationshöfe zu Frankfurt und Aschaffenburg und vier ordentliche Gerichte erster Instanz , welche ihren Sitz in den Hauptorten der Departements erhielten, und ein besonderes Stadtgericht für Wetzlar eingerichtet und dem Stadtamte die Zuständigkeit eines Friedensgerichts in streitigen Sachen und die einer voluntärgerichtlichen Unterbehörde übertragen 2 ) . von den Appellhöfen ausgeübt.

Die Strafgerichtsbarkeit wurde

1 ) Erlass vom 16. August 1810, Scotti, V Nr. 182. Zur Vorbereitung der Einführung des französischen Gesetzbuches war schon durch Erlass vom 7. Juli 1808 die Errichtung einer Rechtsschule in Wetzlar verfügt worden. Scotti, V Nr. 170. 2) Scotti, V Nr. 244.

II.

Die

Befreiung

der

Rheinlande

Übergangsverwaltungen

und

die

1813–1815 .

In der Leipziger Konvention vom 21. Oktober 1813 waren die verbündeten Mächte übereingekommen, die wiedereroberten Länder einem Zentralverwaltungsdepartement unter Leitung des Freiherrn vom Stein zu unterstellen und gouverneure zu ernennen.

für gewisse

Gebiete

General-

Den Generalgouverneuren wurde eine Instruktion erteilt, nach der zu ihren Obliegenheiten namentlich die Polizeiverwaltungen, d . h. die gesamte Landesverwaltung, die Finanzverwaltung und in weitestem Umfange die Beschaffung der Bedürfnisse für die verbündeten Armeen gehörte.

Zur Wahrnehmung der Geschäfte wurden dem

Generalgouverneur ein aus mehreren Mitgliedern bestehender Gouvernementsrat beigeordnet, für jedes Departement ein in dessen Hauptstadt wohnender Gouvernementskommissar und ein im Hauptquartier des Kommandierenden Generals sich aufhaltender Armeekommissar. Der Gouvernementsrat sollte bestehen aus einem Generalsekretär, aus einem Präfekturrat von jedem Departement und aus einem mit der Verfassung der Armee, ihrer Ökonomie und Verpflegung vertrauten Militär. Demnach wurde vom 25. November 1813 an das Generalgouvernement

Berg

unter

dem

russischen

Staatsrat

Justus

Gruner und gleichzeitig das Generalgouvernement Frankfurt , zu dem die Stadt Wetzlar mit Gebiet gehörte, eingerichtet. Durch Beschluss der verbündeten Mächte zu Basel vom 12. Januar 1814 folgte die Einrichtung der Generalgouvernements für das linke Rheinufer und im Gebiete der heutigen Rheinprovinz der beiden Generalgouvernements des Mittelrheins mit dem Sitze in Trier und des Niederrheins mit dem Sitze in Aachen.

Zu jenem gehörten

die Departements Rhein-Mosel, Saar, Donnersberg und später auch das Wälderdepartement ; das Generalgouvernement Niederrhein setzte sich aus den Departements Roer, Nieder-Maas und Oarthe zusammen .

70

II. Die Übergangsverwaltungen 1813-1815.

Infolge des Pariser Friedens wurden die Länder zwischen Rhein, Mosel und der französischen Grenze und damit ein Teil des Generalgouvernements Mittelrhein Österreich und Bayern zur vorläufigen gemeinsamen Verwaltung überwiesen. Die seit dem 16. Juni 1814 zu dem Zwecke eingerichtete Österreichisch - Bayerische gemeinschaftliche Landesadministration nahm ihren Sitz in Kreuznach.

Unabhängig von dem Zentralverwaltungsdepartement

dagegen wurden die wiedereroberten

Gebiete,

die vor 1805 den

verbündeten Mächten gehört hatten, sogleich wieder von den bisherigen Landesherren besetzt und für eigene Rechnung verwaltet.

Das Generalgouvernement Berg war zunächst der Verwaltung des russischen Staatsrates Justus Gruner unterstellt worden, weil der zum Generalgouverneur ernannte preussische Generalmajor

Prinz Alexander

zu

Solms-Lich

seinen Posten vorläufig nicht antreten konnte. Gruner machte die Übernahme seines Amtes als Provisorischer Generalgouverneur am 25. November 1813 bekannt.

Ihm zur Seite trat nach Auflösung

der drei Ministerien ¹ ) , des Staatsrates und der übrigen Oberbehörden zunächst ein

in vier Abteilungen geteilter Gouvernementsrat ,

der aus zwei im Bergischen geborenen und in bergischem Dienst gross gewordenen Staatsräten, Georg Arnold Jacobi und Peter Linden, und aus zwei prenssischen Regierungsräten , Sack ) und Minuth bestand. Zum Direktor des Gouvernementsrates hatte Gruner den bergischen Staatsrat und Generalprokurator Sethe vorgeschlagen, dessen Nachfolger im Mai 1814 der preussische Kriegs- und Domänenrat von Pestel wurde. Das Generalgouvernement umfasste

nicht das ganze Gebiet

des vormaligen Grossherzogtums , weil sofort die ehemals preussischen Besitzungen und die vormals oranischen

Gebiete davon getrennt

und der früheren Landesherrschaft zurückgegeben worden waren. Demnach umfasste das Generalgouvernement Berg nur das

alte

Herzogtum Berg mit den darin eingeschlossenen Herrschaften. Dadurch wurde

eine Änderung

der Verwaltungsbezirke

notwendig .

1 ) Bei Gruners Ankunft befand sich nur noch der Minister des Innern Graf von Nesselrode-Reichenstein in Düsseldorf, da Graf Beugnot geflohen war und der Minister-Staatssekretär Graf Roederer ständig in Paris weilte 2) Sack, Ernst mit Vornameu , war der Bruder des Generalgouverneurs vom Niederrhein, Johann August Sack.

1

71

Das Generalgouvernement Berg.

Gruner teilte das Land durch Verfügung vom 27. Januar 1814 in die vier Kreise Düsseldorf, Elberfeld , Mülheim a. Rhein und Wipperfürth . Jedem dieser Kreise wurde ein Kreisdirektor vorgesetzt, dem mit Ausnahme der Polizei die Geschäfte übertragen wurden , die bisher von den Präfekten 1 ) und Unterpräfekten wahrgenommen worden waren " ) .

Die Kreisdirektoren standen unmittelbar unter

dem Generalgouvernement. Der Kreisdirektor in Düsseldorf führte den Titel Landesdirektor und als solcher das Präsidium des Medizinalrates und die Verwaltung der Brandassekuranzkasse. Die Finanzsachen wurden durch zwei Generaldirektionen , die eine für Domänen , Forsten und Bergwerke , die andere für Steuern und Zölle , das Kassenwesen durch eine Landes-Haupt - Steuer- und Domänenkasse verwaltet. Und an die Spitze der Polizei, die von den Kreisdirektionen und den Bürgermeistereien getrennt wurde, nements - Polizeidirektor

in

hatte Gruner einen Düsseldorf

gestellt ³),

Gouverdem

die

Polizeivögte in den Kantonen untergeordnet waren, die zugleich die Bürgermeister zu beaufsichtigen hatten. Den Polizeivögten war für jede Samtgemeinde ein unbesoldeter Beigeordneter zugeteilt, der aus ihrer Mitte gewählt die Polizei der Gesamtgemeinde

leitete,

und für jeden Kanton ein Polizeiwachtmeister und die nötigen Polizeisoldaten. Die Kreisdirektoren und die 73 Bürgermeister 4) des Generalgouvernements hatten lediglich eine Kontrolle über die Dienstführung der Polizeibeamten auszuüben. Ende Januar 1814 verliess Gruner 5 ) seinen Wirkungskreis,

um das Generalgouvernement des Mittelrheins zu übernehmen , und

1) Die Ämter der Präfekten und Unterpräfekten hatten bis zu diesem Zeitpunkte der Änderung weiterbestanden unter den Amtbezeichnungen Präsidenten und Kreisdirektoren . 2) Die Kreisdirektoren waren im Juni 1815 für Düsseldorf Graf von Spee, für Elberfeld Graf von Seyssel, für Mülheim Freiherr von Spiess, für Wipperfürth Cappé. 3) Es war der Gouvernementsrat Heinrich Schuabel. 4) Schon unterin 3. Dezember 1813 hatte Gruner deutsche Amtbezeichnungen, also Bürgermeister, in Düsseldorf Oberbürgermeister, Stadträte, Schöffen, eingeführt. 5) Über die achtwöchige Tätigkeit Gruners liegt ein Bericht von ihm an den König aus Düsseldorf, vom 16./28. Januar 1814, vor. Mit einer anerkennenden Kabinettsorder, Chaumont, 2. März 1814, wurde ihm der Rote Adlerorden 3. Klasse verliehen . Geheines Staatsarchiv Berlin, Rep. 74 H II Nr. 1.

72

II. Die Übergangsverwaltungen 1813–1815.

der Prinz Alexander zu Solms - Lich übernahm am 4. Februar das Amt des Generalgouverneurs . In der Verfassung der Justiz waren bisher keine Änderungen getroffen worden.

Erst unterm 11. Februar 1814 wurde in Gemein-

schaft mit dem damaligen Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein für den Wirkungskreis des Appellationshofes zu Düsseldorf ein Kassationshof zu Düsseldorf errichtet, zu welchem auch die Bezirke der bergischen Tribunale erster Instanz zu Düsseldorf, Mülheim und Essen gehören sollten und dessen Zuständigkeit durch die Verordnung vom 22. Juni 1814 geregelt wurde. Durch einen Erlass vom 28. Februar hat dann der Generalgouverneur die Geschworenengerichte abgeschafft und zur Aburteilung der Kriminalsachen einen Kriminalgerichtshof in Düsseldorf eingerichtet, der in der Zahl von acht Mitgliedern mit Einschluss des Präsidenten aus der Mitte des Appellationshofes zusammengesetzt werden und die Zuständigkeit der Geschworenengerichte und Spezialgerichtshöfe in sich vereinigen sollte. Für die Verwaltung des Schuldenwesens errichtete der Prinz Solms eine besondere Kommission , für die Protestanten ein gemeinschaftliches Oberkonsistorium in Düsseldorf und zur Leitung des öffentlichen Unterrichts eine Schulkommission ( Schulrat) ¹) . Infolge des Pariser Friedens und der Bestimmung, dass das Generalgouvernement Berg künftig für preussische Rechnung verwaltet werden sollte, legte der Prinz Solms sein Amt mit dem Ende des Juni 1814 nieder. Sein Nachfolger wurde sein Vorgänger Justus Gruner, der durch Auflösung des Generalgouvernements Mittelrhein von dessen Verwaltung entbunden worden war. Am 1. Juli trat Gruner sein Amt an.

In die Zeit seiner zweiten Amtsführung

fiel die von ihm vereinfachte Verwaltungseinrichtung für streitige Verwaltungsgegenstände. Er bildete aus den Mitgliedern des Gerichtes erster Instanz zu Düsseldorf unter dem Vorsitze des Kreisdirektors (Landesdirektors) eine Verwaltungsdeputation , von deren Erkenntnissen an das Generalgouvernement Berufung eingelegt werden konnte. Die amtlichen Bekanntmachungen wurden in dem „ Bergischen Gouvernementsblatt" veröffentlicht.

1 ) Eine Übersicht über die zahlreichen Verwaltungsbeamten gewährt der in den „ Beiträgen zur Geschichte des Niederrheins " , Bd. 7 ( 1893) S. 225 ff. veröffentlichte Personal- Etat der Beamten des Generalgouvernements Berg v. J. 1815.

73

Das Gouvernement zwischen der Weser und dem Rhein.

Nach dem Anfall des Landes an Preussen und der Huldigung verliess Gruner seinen Wirkungskreis und der Generalgouverneur vom Mittel- und Niederrhein , Sack, übernahm am 15. Juni 1815 auch die Verwaltung von Berg bis zur endgiltigen Einrichtung der preussischen Verwaltungsbehörden im April 1816.

Das Gouvernement zwischen der Weser und dem Rhein. Die bis

1805 preussischen Landesteile, das rechtsrheinische

Kleve und die Abteien Elten,

Essen und Werden gehörten,

vorher erwähnt, nicht zum Generalgouvernement Berg.

wie

Sie wurden

vielmehr noch im November 1813 von preussischen Truppen besetzt und auch der Kanton Wesel wurde mit ihnen vereinigt. Unmittelbar nach der Besitznahme des Lippedepartements nämlich veranlasste der Generalmajor Staal am 7. November den Präfekturrat von Korff und den Generalsekretär von Druffel zu Münster eine Administrationskommission für das Lippe departement zu errichten. Am 10. November verkündete der Major von Arnim im Auftrage des Generals von Bülow von Hamm aus, dass die Beamten ihre Ämter fortführen sollten und zwar die Maires als Bürgermeister, die Unterpräfekten als Landräte und die Präfekten als Landesdirektoren. Am 25. November trat der Generalkommissar für die westfälischen Provinzen,

von Vincke,

an die Spitze der

unterm 18. November vom General von Bülow ernannten „Königl. Preuss. Provisorischen Regierungskommission " zu Münster und errichtete hier in Verbindung mit dem Militärgouverneur Generalmajor von Heister das Generalgouvernement der Provinzen zwischen der Weser und dem Rhein , dem auch das Lippedepartement mit den Kantonen Emmerich, Rees und Ringenberg nebst Wesel untergeben waren. Dadurch wurde für die vormals klevischen Gebiete und die dort zunächst weiter bestehenden vormals französischen und bergischen Gerichte und die Tribunale zu Rees und Essen das Königliche Tribunal in Münster die Berufungsinstanz . Der Einrichtung eines Kassations hofes in Düsseldorf ist

oben

schon

gedacht

worden.

Durch

Kabinettsorder

20. November 1814 wurde zur weiteren Organisation

vom

des Justiz-

wesens eine Oberlandesgerichtskommission in Emmerich angeordnet und unterm 8. April 1815 die Einrichtung

der Unter-

gerichte im Emmericher Bezirke zu Essen, Werden, Mülheim a. d . Ruhr, Duisburg, Dinslaken, Wesel, Rees und Emmerich bekannt gemacht.

74

II . Die Übergangsverwaltungen 1813-1815.

Die Landräte der Kreise Rees und Wesel waren der Regierungskommission in Münster, der Landrat des Kreises Essen der Landesdirektion zu Dortmund unterstellt. Am

19. April

1816

machte Vincke als nunmehriger Ober-

präsident von Westfalen das Aufhören der provisorischen Verwaltung und die Eröffnung der Regierung zu Kleve bekannt.

Das Generalgouvernement vom Mittelrhein.

Am 2. Februar 1814 erliess der zum Generalgouverneur ernannte russische Staatsrat Justus Gruner eine Bekanntmachung über die Bildung des Gouvernements Mittelrhein. Zu ihm gehörten die Departements Rhein-Mosel, Saar und Donnersberg. Am 9. März wurde auch das Wälderdepartement mit ihm vereinigt. Den zu Basel am 12. Januar 1814 für die vorläufige Verwaltung aufgestellten allgemeinen Grundsätzen gemäss ernannte Gruner als Nachfolger der entflobenen Präfekten Generalgouvernementskommissare und zwar für das Rhein- Moseldepartement den Freiherrn von Vincke und nach dessen Abgang den Regierungsrat Sack in Koblenz ¹ ) , für das Departement Donnersberg den Freiherrn von Ottertstädt mit dem Sitze in Mainz und für das Saardepartement den vormaligen Intendanten Athenstädt, dann den Regierungsrat von Motz mit dem Sitze in Trier. Zum Sitze des Generalgouvernements wurde Trier bestimmt. Anfang April verlegte Gruner seinen Sitz nach Koblenz, Mitte Mai nach Mainz . einigung des

Bei der Ver-

Wälderdepartements

Mittelrhein wurde Athenstädt

mit dem Generalgouvernement als Generalgouvernementskommissar

für das neue Departement ernannt und der Sitz der Verwaltung, da Luxemburg noch nicht erobert war, vorläufig nach Echternach gelegt.

Bald darauf wurde Athenstädt abberufen .

Sein Nachfolger

1) Bis zur Einrichtung der Behörden durch die Generalgouverneure führten die Intendanten der Armee die Verwaltung. In Koblenz war aut Blüchers Befehl durch den Generalkommissar Ribbentrop der Intendant Frandorf damit beauftragt worden, der durch eine Bekanntmachung vom 22. Januar 1814 die Geschäfte des entflohenen Präfekten des Rhein-MoselDepartements übernahm und an Stelle des bisherigen Präfekturrates drei Intendanzräte ernannte und zwar den bisherigen Präfekturrat Simon , den Prokurator Nell und den Generalsekretär von Stramberger. Bereits am 1. Februar wurde Frandorf von Gruner aufgefordert, die Geschäfte an Vincke abzugeben. Das ist dann nicht ohne Anwendung von Zwang geschehen. St -A. Koblenz, Akten des Gen.- Gouv. II, 2 Nr. 2.

Das Generalgouvernement vom Mittelrhein. wurde der Freiherr von Schmitz-Grollenburg. die

Im allgemeinen wurde

bisherige Verwaltung, aber unter Einführung

bezeichnungen, beibehalten . ordnung.

75

deutscher Amt-

Gruner erliess darüber eine eigene Ver-

Es sollten künftig heissen : der Unterpräfekt Kreisdirektor,

maire Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister, adjoint Beigeordneter , Munizipalrat Stadtrat und Schöffen , greffier Gerichtsschreiber, avoué Anwalt, suppléant Ergänzungsrichter, commis Stellvertreter, hussier Gerichtsbote, concierge Gefangenenaufseher, conservateur Oberforstmeister, inspecteur Forstmeister, sous-inspecteur Oberförster, forestier Revierförster, garde-champêtre Feld- und Flurschütz, arpenteurforestier Feld- und Waldmesser. Da Mainz zunächst noch in Feindes Hand und die Verbindung mit den dortigen Gerichten unterbrochen war, bestimmte Gruner das Appellationsgericht in Trier als Berufungsinstanz für die und Friedensgerichte des Departements Donnersberg und später durch Verordnung vom 17. März 1814 auch für die des Kreis-

Wälderdepartements bis zur Übergabe von Mainz und Luxemburg . Als Ersatz für die dritte Instanz des Kassationshofes in Paris errichtete Gruner am 6. Mai 1814 einen Revisionshof zu Koblenz unter dem Präsidenten von Meusebach und aus 9 Mitgliedern bestehend . Auf dem Gebiete der kommunalen Verwaltung zur Behebung der zahlreichen Beschwerden gegen unfähige und unredliche Gemeindevorsteher ordnete Gruner für jedes Departement eine aus zuverlässigen Richtern und Verwaltungsbeamten gebildete Kommission an, die alle Beschwerden der Gemeinde zu untersuchen und beim Generalgouverneur die begründeten Anträge zu hatte . Die Präfekturräte wurden aufgelöst. Die Ernennung von Kreisdirektoren ¹ ) die provisorische Verwaltung

stellen

entsprach den für

allgemein vorgeschriebenen

Grund-

sätzen. Für die einheitliche Verwaltung der Polizei wurde eine Generalpolizeidirektion ) errichtet und für die Kreise Kreispolizeiinspektoren ernannt.

Unter dem 28. Mai erliess Gruner

eine Forstordnung und ordnete einen Oberforstmeister und an den Sitzen der Generalgouvernementskommissare Departementsforstmeister an, denen die Kreisforstmeister, Oberförster, Revier1 ) In den vormaligen Arrondissements Koblenz, Bonn , Simmern ; Tier, Saarbrücken , Prüm ; im übrigen ausserhalb der heutigen Rheinprovinz in Mainz, Speier, Kaiserslautern und Zweibrücken. 2) Generalpolizeidirektor wurde Graf von Seyssel.

76

II. Die Übergangsverwaltungen 1813-1815.

förster, Feld- und Flurschützen und Feld- und Waldmesser unterstanden ¹). In den letzten Tagen seiner Tätigkeit hat Gruner noch der Pflege des Schulwesens eine Organisation geschaffen durch Ernennung des Publizisten Joseph Görres zum Direktor des öffentlichen Unterrichts in Koblenz

und durch Ansetzung von zwei

Inspektoren der vier Departements, durch Wiederherstellung der Normalschule in Koblenz und Umwandlung des bisherigen Lyzeums in Bonn in ein Schulkollegium . Für die amtlichen Bekanntmachungen wurde ein „ Öffentliches Blatt für die allgemeinen im Generalgouvernement des Mittelrheins erscheinenden Verordnungen" druckt wurde.

herausgegeben,

das in Koblenz ge-

Infolge des am 30. Mai 1814 zu Paris geschlossenen Friedens, durch welchen Frankreich im allgemeinen auf die Grenzen von 1792 beschränkt wurde, und infolge eines Beschlusses der verbündeten Mächte vom 31. Mai sollten die

abgetretenen Departements nicht

fernerhin im Auftrage des Zentralverwaltungsdepartements, sondern im Namen und für Rechnung von Preussen, Österreich und Bayern verwaltet werden.

Demnach wurde das bisherige Generalgouver-

nement vom Mittelrhein aufgelöst und mit Ausnahme der Länder zwischen Rhein und Mosel mit dem gleichfalls aufgelösten Generalgouvernement vom Niederrhein vereinigt. Das Generalgouvernement vom Niederrhein umfasste bei seiner Anordnung vom 12. Januar 1814 die drei Departements Roer, Nieder-Maas und Ourthe.

Zum Generalgouver-

neur wurde vom Zentralverwaltungsdepartement der vereinigten Mächte der preussische Geheime Staatsrat Sack ernannt. Bis zu seiner Ankunft wurde der bergische Generalgouverneur mit der einstweiligen Verwaltung beauftragt.

Am 10. März trat Sack sein Amt

an. Da es bei dieser provisorischen Verwaltung vornehmlich darauf ankam , die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Hilfsquellen des Landes unter Schonung der Einwohner zum Vorteil der verbündeten Heere nutzbar

zu machen, so wurden Änderungen an den Ein-

richtungen der Verwaltung nach Möglichkeit vermieden. Da die höheren französischen Beamten sich entfernt hatten, war es die erste Sorge des Generalgouverneurs, einsichtsvolle Deutsche an ihre 1) St.-A. Koblenz, Abt. 537, 9 Nr. 140.

12

77

Das Generalgouvernement vom Niederrhein.

Stelle zu bringen. An die Stelle der Präfekten und Unterpräfekten traten die von Sack ernannten Gouvernementskommissare und Kreisdirektoren . Auch die bisherige Kommunalverfassung blieb erhalten, nur dass die Maires nunmehr Bürgermeister hiessen und die Munizipalräte in den Städten gemeinden Schöffen.

Stadträte und

in den Land-

Zu Gouvernementskommissaren ernannte Sack für das Roerdepartement den Appellationsrat Bölling aus Düsseldorf, für das Ourthedepartement den Appellationsrat Könen aus Lüttich, für das Niedermaasdepartement den Kammerassessor Koppe und bis zu des letzteren Ankunft den Generalsekretär Mertens aus Roermond. Zu Kreisdirektoren wurden ernannt :

im Roerdepartement für den Bezirk Aachen der Tribunalsrichter Biergans, für den Bezirk Köln der bisherige Unterpräfekt von Merken, für den Bezirk Krefeld der Appellationsrat Bene und für den Bezirk Kleve der bisherige Receveur Synsteden ; im Ourthedepartement für die Bezirke Lüttich , Huy und Malmedy der Landrat von Weichs , der Appellationsrat Dupont und der Maire Micols van Aubel ; im Niedermaasdepartement für den Bezirk Roermond Oeligschläger, dann van der Maesen, für den Bezirk Hasselt Cox und für den Bezirk Mastricht der Kreisdirektor von Roermond. Den Kreisdirektoren zur Hilfe und zur Aufsicht über die Bürgermeister ordnete Sack für jeden Kanton einen besonderen Kommissar an, die sogenannten Kantonskommissare , als Ehrenstellen aus der Mitte der Bevölkerung zur gleichmässigen Verteilung der Lasten und zur Prüfung der Beschwerden der Einwohner.

Die vormaligen

Präfekturräte, welche wegen ihrer Verbindung mit dem Abgabensystem und der Domäneneinrichtung nicht abgeschafft werden durften, Die vorerbielten die Benennung Landesdirektorialräte. maligen Departementsräte (conseils généraux ) traten nicht wieder in Tätigkeit.

An ihrer Stelle ernannte Sack für den Umfang der drei

Departements

Landesdeputierte ,

Berufung in Aachen zu versammeln

die sich

auf

hatten, um

ausdrückliche

über allgemeine

Landesangelegenheiten und die Aufbringung der Abgaben zu beraten. Die vormaligen Arrondissementsräte wurden aufgehoben . Auf dem Gebiete der Polizeiverwaltung plante Sack anfangs

die An-

ordnung einer Generalpolizeidirektion in Aachen , deren Einrichtung aber unterblieb.

Er beauftragte die Gouvernementskommissare und

Kreisdirektoren mit der Verwaltung der Polizei unter seiner Leitung

78

II. Die Übergangsverwaltungen 1813-1815.

und Unterstützung durch Polizeikommissare und Bürgermeister.

Zur

Vereinigung der Forsten und zur Aufsicht über die vier Kreisförster , die Oberförster, die reitenden und Revierförster und die Waldmesser bestellte Sack einen Oberforstmeister. Auch in der Steuer- und Domänenverwaltung schloss sich Sack unter Änderung der Amtsbezeichnungen der bisherigen französischen Verfassung an.

Dem

Generalfinanzdirektor , dem er zwei Inspektoren , einen für die direkten Abgaben, den andern für die Domänen und die indirekten Abgaben beiordnete, unterstellte er einen Steuer - Oberaufscher für jedes Departement, die Steueraufseher in den Kreisen und die Steuerempfänger in den Geneinden . verwaltung

erhielt jedes

Departement

Und in der Domänen-

einen Rentei - Oberauf-

scher , für mehrere Kreise zusammen einen Renteiaufseher und an Orten mit Domänenbureaux die Rentmeister als Empfänger. Auch die Gerichtsverfassung wurde beibehalten und die Wiederbesetzung der an den nunmehrigen Kreisgerichten erledigten Stellen angeordnet. Als Appellationshof für die drei Departements wurde der zu Lüttich bestimmt und zu dem Zwecke dort eine besondere deutsche Abteilung neben der französischen eingerichtet. Als Ersatz für den Kassationshof in Paris trat das Kassationsgericht zu Düsseldorf für die deutschen Sachen des Generalgouvernements und für die französischen ein am obersten Justizhofe zu Lüttich besonders errichtetes Kassationsgericht. Die Kasseneinrichtungen blieben bestehen.

Die Ortsempfänger

hatten die Einnahmen an einen in jedem Arrondissement befindlichen Kreisempfänger einzuschicken. An Stelle der bisherigen Zentralempfänger in den Departements aber .trat nun die in Aachen eingerichtete Generalhauptkasse für das ganze Gebiet des Generalgouvernements. Das Postwesen wurde Mächte

der

auf

Verordnung

der

Verbündeten

Fürstlich - Thurn- und Taxisschen Verwaltung in den

provisorisch regierten Landesteilen übertragen. Die amtlichen Bekanntmachungen wurden in dem des Niederrheins" veröffentlicht.

„ Journal

Mit dem 15. Juni 1814 begann der neue Zeitabschnitt in der provisorischen Verwaltung.

Es erfolgte die oben

erwähnte Auf-

lösung des Generalgouvernements vom Niederrhein und vom Mittelrhein, nachdem Teile beider an Belgien und an die Österreichisch Bayerische Verwaltung übergegangen waren.

Das Österreichisch -Bayerische Gouvernement.

79

Das Österreichisch-Bayerische Gouvernement. Infolge des Pariser Friedens vom 30. Mai 1814 und der Vereinbarung der Mächte vom 31. Mai wurden die Länder zwischen Rhein, Mosel und der französischen Grenze Österreich und Bayern zur gemeinsamen Verwaltung überwiesen. Diese neue französische Grenze verlief von Perl an der Mosel auf Fremersdorf an der Saar, von da rechts der Saar unter Berührung der Kantongrenzen von Rehlingen, Tholey, Saarlouis, unter Durchquerung des Kantons Lebach bis zum Berührungspunkt dieses Kantons mit den Kantonen Arnual und Ottweiler ; von hier folgte sie der Linie, welche die Kantone Arnual und Ottweiler und Arnual und Blieskastel von einander trennt in der Richtung auf Saargemünd bis zur Blies . Dadurch verblieben die Kantone Saarbrücken, Arnual und ein Teil des Kantons Lebach bei Frankreich. Aus ihnen wurden die neuen Kantone Saarbrücken und Sankt Johann gebildet und mit dem französischen Moseldepartement vereinigt . Demnach war dieser Verwaltungsbezirk zusammengesetzt aus dem ganzen Departement Donnersberg mit Ausnahme von Mainz ¹ ),

aus den auf dem rechten Moselufer gelegenen Teilen des Saar- und Rhein- Moseldepartements mit Ausnahme von Koblenz 2 ), einem kleinen Teile des Wälderdepartements und des Kantons Tholey und einigen Gemeinden des Kantons Saarlouis vom Moseldepartement. Zur Verwaltung der Länder zwischen Rhein , Mosel und dieser neuen französischen Grenze richteten Österreich und Bayern eine gemeinschaftliche Behörde ein unter dem Namen : " K. K. Österreichische und K. Bayerische Gemeinschaftliche LandesAdministrationskommission " mit dem Sitze in Kreuznach und seit dem 15. Juni 1815 in Worms.

Unterm 16. Juni 1814 wurde

den Bewohnern die Einrichtung der Behörde bekannt gegeben. Den Vorsitz in ihr führte alle 14 Tage wechselnd das älteste österreichische oder bayerische Mitglied . Die beiden Präsidenten waren der österreichische Geheimrat Freiherr von Hess und der bayerische Geheimrat Freiherr von Zwackh. Sie trafen erst im September in Kreuznach ein. Bis dahin führten als Mitglieder der Kommission von Drosdick und von Sonnleithner österreichischer-, und von Knopp , 1 ) Stadt und Festung Mainz wurden gemeinsam von österreichischen und preussischen Truppen besetzt. 2 ) Koblenz wurde als Brückenkopf betrachtet und von preussischen Truppen besetzt.

80

II. Die Übergangsverwaltungen 1813-1815.

Graf von Armansperg und später noch von Stengel bayerischerseits die Regierungsgeschäfte . von Hess als Präsident.

Drosdick wurde später der Nachfolger

Die Sitze der Departementalbehörden verblieben zunächst in Mainz, Trier und Koblenz.

An Stelle der aufgelösten Mittelrheini-

schen Gouvernementskommissariate wurden Departemental direktionen für die Departements Saar und Rhein-Mosel ernannt und das Departement Donnersberg von der Administrationskommission unmittelbar verwaltet.

Diese Art

der Verwaltung wurde später

durchgängig eingeführt, so dass nach Aufhebung dieser vorläufigen Departementalverwaltungen die Kreuznacher Behörde in unmittelbarer Verbindung mit den beibehaltenen Kreisdirektoren und mit den Domänendirektionen stand . Zur Beschaffung der Militärbedürfnisse

und

Regelung des

Schuldenwesens

setzte

die

Administrationskommission eine Liquidationskommission ein , die aus 9 Mitgliedern bestand, je einem Deputierten aus den 9 Kreisen des Bezirkes. An Stelle des französisch gewordenen Kreisgerichts Saarbrücken wurde ein solches zu Sankt Wendel errichtet und der Bezirk des Kreisgerichtes zu Trier auf das rechte Moselufer beschränkt. Der bisher zum Kreisgericht in Koblenz gehörige Bezirk des Verwaltungsgebietes wurde an das Kreisgericht in Simmern gewiesen, die Zuständigkeit des Revisionshofes in Koblenz für das Gebiet rechts der Mosel aufgehoben und der Appellationshof in Trier als Berufungsinstanz und zur Aburteilung der Kassationsgesuche bestimmt. Kongresses

Nachdem durch die Bestimmungen des Wiener

ein Teil des rechten Moselufers

an Preussen unterm

28. Mai 1815 übergeben war, richtete die Administrationskommission für die unter ihrer Verwaltung verbliebenen Landesteile am 15. August einen Appellhof in Kaiserslautern ein . An Stelle der früheren französischen Präfekturräte, die während der Zeit des Mittelrheinischen Generalgouvernements aufgehoben waren,

ordnete die

Administrationskommission zur Wahr-

nehmung der Verwaltungsjustizgeschäfte am 29. September 1814 eine Administrative Justizkommission" in Kreuznach an. Die Berufung gegen die Aussprüche dieser Kommission gingen an die Landesadministration selbst. Noch am 9. September 1815 ordnete die Administrationskommission ein Generalkonsistorium in Worms an mit weltlichen und geistlichen Räten und tibertrug ihm alle Gegenstände der

81

Das Österreichisch-Bayerische Gouvernement.

äusseren Kirchengewalt und die inneren Angelegenheiten der evangelischen Kirche. Die amtlichen Verordnungen wurden in dem K. K. Österreichischen und K. Bayerischen Landes-Administrationskommission " erlassen. Die

österreichisch - bayerische

Amtsblatt der

Gemeinschaftlichen

gemeinschaftliche

Verwaltung

erreichte am 21. Mai 1816 ihr Ende, nachdem Bayern von seinen rheinischen Erwerbungen Besitz ergriffen hatte. Der österreichische Hofrat

von Drosdick

verwaltete weiterhin für

Hofes die Teile des Saardepartements,

Rechnung

seines

die dann am 1. Juli 1816

an Preussen abgetreten wurden. Demnach haben unter der Österreichisch-Bayerischen Landesadministrationskommission im Bezirke der heutigen Rheinprovinz folgende Behörden gestanden : A.

In Hinsicht der Verwaltung, Polizei und Finanzen : Die Kriegsschulden Liquidationskommission in Kreuznach . Die Administrative Justizkommission zu Kreuznach.

Die Kreisdirektionen zu Trier, Birkenfeld, Ottweiler, Simmern, Koblenz. Die Generalkasse in Kreuznach und die Kreiskassen zu Trier, Birkenfeld,

Ottweiler,

Simmern und für den Kreis

Koblenz

zu

Boppard. Das Oberforstamt zu Kreuznach mit den Kreisforstmeistereien und Oberförstereien . Die Oberbaudirektion zu Mainz mit den Kreisbauverwaltungen für die Kreise Trier, Birkenfeld und Ottweiler zu Trier und für die Kreise Simmern und Koblenz zu Koblenz . Die Generalinspektion der Berg- und Hüttenwerke zu Kreuznach . Die Verwaltung der Salinen in Kreuznach. Die Domänendirektion zu Trier für die fünf genannten Kreise.

Die Hypothekenbewahrer zu Trier für den Kreis Trier, zu Kusel für den Kreis Birkenfeld , zu Sankt- Wendel für den Kreis Ottweiler, zu Simmern für den Kreis Simmern und zu Koblenz für die zum Verwaltungsbezirk gehörigen Kantone des Kreises Koblenz. Die Steuerdirektion in Trier für die Kreise Trier, Birkenfeld und Ottweiler und zu Koblenz für die Kreise Simmern und Koblenz. B. In Hinsicht der Rechtspflege : Der Appellationshof in Trier. Die Kreisgerichte zu Trier, zu Kusel für den Kreis Birken6 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

82

II. Die Übergangsverwaltungen 1813-1815.

feld, zu Sankt-Wendel für den Kreis Ottweiler, zu Simmern, letzteres für die Kreise Simmern und Koblenz. Das Handelsgericht zu Trier. Die Friedensgerichte im Kreise Trier zu Konz, Merzig, Neumagen, Ruver und Saarburg ;

Trier,

Bernkastel,

im Kreise Birken-

feld zu Kusel, Baumholder, Birkenfeld , Grumbach, Hermeskeil, Herrstein, Meisenheim, Rhaunen, Wadern ; im Kreise Ottweiler zu Sankt Wendel, Blieskastel, Lehbach, Ottweiler, Tholey, Waldmohr ; im Kreise Simmern zu Simmern, Bacharach, Kastellaun, Kreuznach, Kirchberg, Kirn, Sankt Goar, Sobernheim, Stromberg und Trarbach ; im Kreise Koblenz zu Boppard, Treis und Zell .

C. In Hinsicht der evangelisch-kirchlichen Angelegenheiten : Das Generalkonsistorium in Worms. Die lutherischen Konsistorien von Wirschweiler, Kusel, Birkenfeld, Meisenheim , Idar, Ottweiler, Trarbach, Kastellaun, Sobernheim, Kreuznach.

Die reformierten Konsistorien von Kusel , Meisenheim , Limbach, Simmern, Sobernheim, Stromberg, Kirchberg und Kreuznach .

Das Generalgouvernement vom Nieder- und Mittelrhein. Es umfasste die Länder zwischen Rhein, Maas und Mosel und setzte sich aus Teilen von sieben Departements zusammen : Roer, die rechts gelegenenen Teile der Departements Nieder-Maas, Ourthe, Sambre und Maas,

die nördlich der Mosel liegenden Teile der

Departements Saar und Rhein -Mosel und den grössten Teil des Wälderdepartements. Die Stadt Koblenz auf dem rechten Moselufer wurde gleichfalls mit dem Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein vereinigt . Zum 3. Juni

Generalgouverneur

1814

der

Sack ernannt,

bisherige

wurde

durch

Kabinettsorder

Generalgouverneur

vom

des Niederrheins

nunmehr in preussischem Auftrage.

Das Militär-

kommando und die obere Leitung der Militärangelegenheiten erhielt der General der Infanterie von Kleist.

Die Verwaltung wurde jetzt

nach den Bestimmungen des Pariser Vertrages vom 31. Mai 1814, also für preussische Rechnung geführt. Sack stand nunmehr unter der Aufsicht der preussischen Ministerien . Der Sitz der Verwaltung verblieb in Aachen. neue Verwaltung.

Mit dem 15. Juni 1814 begann die

Die Gouvernementsräte Sacks waren der Geheimrat

Das Generalgouvernement vom Nieder- und Mittelrhein.

83

von Reiman ¹ ), der Geheime Oberrechnungsrat Jacobi, der Ritterschaftsrat von Bandemer und der Kammerassessor Koppe. Durch die Zerreissung der bisherigen Departements wurde eine Neueinteilung des Verwaltungsgebietes notwendig.

Sack verfügte

sie unterm 12. September 1814 unter Bildung von vier neuen, in ibrem Umfange von den bisherigen meist gänzlich abweichenden Departements : 1. Das Roerdepartement, welches allein im ganzen seine Bestandteile behalten hat.

2. Das Maas- und

Ourthe- Departement mit dem Hauptort

Lüttich umfasste die Teile der Departements Ourthe und Niedermaas nebst dem hinzugekommenen Teile des Sambre- und Maasdepartements und bestand aus den Kreisen Lüttich, Huy, Malmedy oder Verviers , Dinant, Marche. 3. Das Wälderdepartement mit den Kreisen Luxemburg, Diekirch, Bitburg und Neufchateau. 4. Das Rhein und Moscldepartement bestand aus den Kreisen Koblenz, Bonn und Prüm und zum Prümer Kreise wurden auch die bisher zum Trierer Kreise gehörigen Kantone Wittlich, Schweich und Pfalzel gelegt. Es bestand also aus den auf dem linken Moselufer belegenen Teilen des vormaligen Rhein-Mosel und Saardepartemerts und der Stadt Koblenz . Für die letzten drei Departements ernannte der Generalgouverneur Sack

oder bestätigte

Gouvernementskommissare , für

das Maas-Ourthe- Departement den vormaligen Präfekten Piautaz, für das Wälderdepartement den Freiherrn von Schmitz- Grollenburg und für das Rhein-Moseldepartement den bisherigen Gouvernementskommissar Sack . Im Roerdepartement blieb, wie bisher, der Appellationsrat Bölling Gouvernementskommissar in Aachen 2). Wesentliche Verwaltungsänderungen fanden nicht statt, da die 1 ) Georg Johann Gerhard August v. R. entstammte einer 1786 geadelten klevischen Familie. Im Jahre 1793 war er bei der klevischen Kammer als Referendar eingetreten , wurde 1797 deren Mitglied und 1805 zum Deputatus camerae für das Fürtentum Paderborn ernannt. Nach der feindlichen Besitznahme wurde er 1808 Präfekt des Werradepartements , in demselben Jahre zur Präfektur des Fuldadepartements nach Kassel berufen und 1812 als Präfekt nach Braunschweig versetzt. Im Jahre 1816 erfolgte seine Ernennung zum Regierungspräsidenten in Aachen . Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 J III Nr. 28 I. 2) Die Gouvernementskommissare bezogen das hohe Gehalt von 12000 Franken und an Repräsentationskosten ausserdem noch 8000 Franken.

84

II. Die Übergangsverwaltungen 1813-1815 .

beiden bisher getrennten Gouvernements nach gleichen Grundsätzen und Formen verwaltet waren. Das Justizwesen behielt seinen Gang und die Geschworenen- und Kriminalgerichte hielten zu den vorgeschriebenen Zeiten ihre Sitzungen.

Auch der Revisionshof zu

Koblenz blieb für die bisher zum Generalgouvernement Mittelrhein gehörigen Landesteile bestehen. einzelner

Bezirksgerichte

1. Oktober

Abänderungen der Geschäftskreise

wurden

1814 verfügt.

durch

eine

Zur Handhabung

Verordnung

vom

der Polizei wurden

besondere Kreispolizeiinspektoren ernannt und zur Aufsicht über das Gesundheitswesen im besonderen zwei Medizinal polizeiinspektoren , für das

Mosel-

und Roerdepartement Dr. Bölling,

für das Maas- und Ourthe- und Wälderdepartement

Dr. Merrem .

Die bedeutende Erweiterung der Forstverwaltung nötigte zu einer durch die Verordnung vom 17. August 1814 erfolgten Einrichtung einer Zentralforstdirektion , welcher die vier Gouvernementsforstmeister, die 12 Kreisforstmeister, die 42 Oberförster und 751 Förster unterstanden . Der Vorsitzende der neuen Forstdirektion blieb der bisherige Oberforstmeister in Aachen ¹ ). - Für die Organisation des Schul- und Erziehungswesens schuf Sack zwei Abteilungen, eine mittelrheinische und eine niederrheinische , denen er je einen Direktor des öffentlichen Unterrichts vorsetzte, in Koblenz, wie bisher, Görres ; nach Aachen berief er den bisherigen Rektor des Prenzlauer Gymnasiums Dr. Grashof.

Jedem der Direk-

toren wurde ein Schulinspektor unterstellt. Um die Forderungen der Untertanen gegen Frankreich geltend zu machen und der Pariser Liquidationskommission vorzuarbeiten, richtete Sack in Aachen eine eigene Liquidationskommission für das Generalgouvernement ein. Die amtlichen Verordnungen sind in dem „Journal des Niederund Mittelrheins" erschienen.

Das Generalgouvernement Frankfurt. Am 3. November 1813 war der österreichische FeldmarschallLeutnant Prinz Philipp von Hessen-Homburg zum Generalgouverneur des Grossherzogtums Frankfurt ernannt worden. Die Zivilverwaltung übernahm der österreichische Geheime Rat Freiherr von Hügel, der früher in kurtrierischen Diensten gestanden hatte. Aus den bisherigen grossherzoglichen Ministern und einigen Staatsräten wurde 1) Journal des Mittel- und Niederrheins, 1814 S. 219 ff.

Das Generalgouvernement Frankfurt. ein Verwaltungsrat gebildet.

85

Durch Edikt vom 21. Dezember 1813

wurden alle bisherigen Zentralbehörden aufgehoben und durch einen Gouvernementsrat ersetzt, der in drei Abteilungen zerfiel. Unter dem 6. November 1813 hatte der Prinz Philipp zu Hessen-Homburg im Namen der Verbündeten Mächte vom Grossherzogtum Frankfurt und damit auch von der Stadt Wetzlar und ihrem Gebiete Besitz ergriffen.

Er wies die Behörden an,

die Verwaltung und Recht-

sprechung unter seiner Oberleitung fortzuführen . Nur wenige Änderungen folgten der Besitznahme. Mit dem 1. Januar 1814 verfiel das Enregistrement der Aufhebung. Durch Beschluss vom 8. Januar 1814 wurde der Polizeikommissar von Bostel in Wetzlar angewiesen, die Berichte in Justiz- und Strafpolizeisachen an das Gericht erster Instanz zu Wetzlar, die in Sachen der verwaltenden Polizei aber an die Unterpräfektur zu Wetzlar zu erstatten. Am 16. Januar 1814 hob der Ende Dezember 1813 zum Generalgouverneur ernannte Fürst Heinrich XIII. von Reuss- Greiz die französischen Gesetze auf und führte die vordem giltigen deutschen Gesetze und Verordnungen wieder ein. Der Aufhebung verfielen namentlich das französische Bürgerliche und Strafgesetz vom 1. Februar 1814 an und die seit 1811 bewirkte bürgerliche Beurkundung des Personenstandes unter Wiedereinführung der Kirchenbücber. Unterm 6. April 1814 verkündete der Direktorialrat Münch zu Wetzlar die Anordnung eines Konsistoriums und Ehegerichtes

für den evangelischen Teil der Bevölkerung, das wie früher aus ihm selbst, zwei lutherischen Pre-

digern und den beiden ältesten Munizipalräten bestehen sollte. Und am 23. April 1814 wurde das Appellationsgericht in Frankfurt beauftragt, über Berufungen gegen die Erkenntnisse des Stadtgerichtes zu Wetzlar zu erkennen ¹) . Am 27. Juli 1815 fand die preussische Besitznahme statt. 1) Die bezüglichen Bekanntmachungen sind abgedruckt bei Lottner, Sammlung usw. Bd. 3, S. 735 ff., und bei Scotti V S. 2367 ff.

III. Der Anfall des Rheinlandes an Preussen .

1.

Die Besitznahmen durch Preussen in den Jahren 1815 und 1816 . Der Kongress zu Wien, der im November 1814 eröffnet wurde,

entschied über das künftige Schicksal der durch die Waffen der verbündeten Mächte vom französischen Joche befreiten Rheinlande. Damals erwarb Preussen den grössten Teil provinz.

der heutigen Rhein-

Dem glücklichen Feldzuge des Jahres 1815 folgten weitere

Abtretungen Frankreichs. Über sie wurden in der Verhandlung der vier Mächte England, Österreich , Preussen und Russland am 3. November 1815 zu Paris Bestimmungen getroffen und durch Artikel 2 jener Verhandlung Gebiete der Departements Mosel und Saar gleichfalls mit den Staaten des Königs von Preussen vereinigt.

Demnach

vollzog sich die Erwerbung des Rheinlandes durch Preussen nicht vollkommen einheitlich. Aus diesem und anderen Gründen konnte auch die Besitznahme des Landes nicht auf einmal erfolgen . sind vielmehr mehrere Besitznahmen zu unterscheiden .

A.

Es

Auf Grund der Zuweisungen des Wiener Kongresses erliess

König Friedrich Wilhelm III . von Preussen von Wien aus dem 5. April 1815 zwei Besitzergreifungspatente ¹ ),

unter

in denen die

neuen preussischen Landesteile nach der französischen Verwaltungseinteilung aufgeführt wurden .

Das eine dieser Patente bezog sich

auf die bereits früher preussischen Gebiete und auf das Herzogtum Berg und umschrieb die in Besitz zu nehmenden Landesteile in folgender Weise : 1 ) Sie sind abgedruckt im Journal des Nieder- und Mittelrheins 1815, S. 357 und 355 und Ges . S. 1815, S. 21 und 23.

III, 1. Die Besitznahmen durch Preussen in den Jahren 1815 u. 1816. 87 1. Von dem ehemaligen Departement Nieder-Maas den Kanton Krüchten oder Nieder-Krüchten und denjenigen kleinen Teil des Kantons Roermond, der östlich einer Linie liegt, welche aus dem einspringenden Winkel bei Melich gegen die nordwestlichste Ecke des Kantons Krüchten gezogen wird. 2. Von dem ehemaligen Departement Roer die Kantone Odenkirchen, Elsen, Dormagen, Neuss, Neersen, Viersen, Bracht, Kempen, Krefeld , Ürdingen, Mörs, Rheinberg, Xanten, Kalkar , Kleve ganz , und die Kantone Kranenburg,

Goch, Geldern und Wankum

mit

Anschluss derjenigen Ortschaften, welche weniger als eine halbe deutsche Meile oder eintausend rheinländische Ruten von dem Strombette der Maas entfernt liegen. 3. Auf dem rechten Rheinufer die Kantone Emmerich, Rees, Ringenberg, Dinslaken, Duisburg mit den zugeschlagen gewesenen Gemeinden der Ämter Broich

und Styrum ;

ferner die

Kantone

Werden, Essen, Düsseldorf, Ratingen, Velbert, Mettmann, Richrath, Opladen, Elberfeld, Barmen, Ronsdorf, Lennep, Wipperfürth, Wermelskirchen und Solingen. Der König vereinigte diese Landesteile mit dem preussischen Staate unter Wiederherstellung der alten Benennungen der Herzogtümer Kleve, Berg und Geldern , des Fürstentums Mörs und der Grafschaften Essen und Werden und fügte die genannten Titel dem Königlichen Titel hinzu . Das zweite der genannten Patente bezog sich auf folgende Gebiete :

1. Das ganze ehemalige Departement Rhein und Mosel, aus den Kantonen Bonn, Rheinbach, Ahrweiler, Remagen, Wehr, Adenau, Ulmen, Virneburg, Mayen, Andernach, Rübenach, Koblenz, Polch, Münster(maifeld), Kaisersesch, Kochem, Lutzerat, Zell, Treis, BopStromberg, Kreuznach, Sobernheim, Kirn, Kirchberg und Trarbach bestehend .

pard,

Sankt Goar,

Kastellaun,

Simmern,

Bacharach,

2. Von dem vormaligen Departement Saar die nachfolgenden Kantone : Reiferscheid , Blankenheim , Lissendorf, Schönberg, Prüm, Kyllburg, Gerolstein , Daun, Manderscheid, Wittlich , Schweig, Pfalzel, Trier, Konz , Hermeskeil, Büdlich, Bernkastel, Rhaunen, Herrstein, Meisenheim und

diejenigen

Teile

der Kantone Grumbach,

Baumholder und Birkenfeld , welche nordwärts einer Linie liegen, die von Medart über Merzweiler, Langweiler, Nieder- und OberJeckenbach, Ellenbach, Breunchenborn, Ausweiler, Kronweiler, Niederbrambach, Burbach, Böschweiler, Heubweiler, Hambach und Rinzen-

88

III, 1.

Die Besitznahmen durch Preussen

berg an die Grenzen des Kantons Hermeskeil gezogen wird.

Die

eben genannten Ortschaften mit ihren Feldmarken und Zubehör sind in die gedachte Linie mit eingeschlossen und sind zu Unsern Staaten gehörige Grenzörter. 3. Von dem ehemaligen Departement der Wälder denjenigen Teil, der auf dem linken Ufer der Our oder Ouren bis zu ihrem Einflusse in die Sure oder Saure, dann von da auf dem linken Ufer der Sure bis zu ihrem Einflusse in die Mosel und von da bis zum Einflusse der Saar auf dem linken Ufer der Mosel liegt, folglich die Kantone Dudeldorf, Bitburg, Neuerburg und Arzfeld ganz und von den Kantonen Grevenmacher, Echternach, Vianden und Clervaux diejenigen Teile , welche die gedachten Flüsse in der eben erwähnten Art abschneiden. 4.

Von dem

ehemaligen Departement

Ourthe die

Kantone

Sankt Vith, Malmedy, Kronenburg, Schleiden und Eupen und den kleinen Teil des Kantons Aubel,

welchen die grosse Landstrasse

zwischen Hergenraed und Aachen durchschneidet, dieser Strasse selbst zwischen den genannten Orten .

mit

Inbegriff

5. Von dem ehemaligen Departement Nieder-Maas denjenigen Teil des Kantons Rolduc oder Herzogenrath, welcher auf dem östlichen oder rechten Ufer des Baches Worm liegt. 6. Von dem ehemaligen Departement Roer die Kantone Aachen, Burtscheid, Eschweiler, Montjoie, Düren, Froitzheim, Gemünd , Zülpich,

Lechenich,

Brühl, Köln, Weiden,

Kerpen, Jülich,

Linnich,

Geilenkirchen, denjenigen Teil des Kantons Sittard , der östlich (im Text steht westlich) von einer Linie über Hillensberg , Wehr, Millen , Havert auf Waldfeucht, sämtliche vorgenannte Orte mit ihren Feldmarken zu Preussen einschliessend , liegt, dann die Kantone Heinsberg, Erkelenz und Bergheim . 7. Von dem ehemaligen Grossherzogtum Berg die Kantone Mülheim, Bensberg, Lindlar, Siegburg, Hennef, Königswinter, Eitorf, Waldbroel, Wildenburg, Homburg und Gummersbach . Diese Länder vereinigte der König unter der Benennung das Grossherzogtum Niederrhein und fügte den Titel eines Grossherzogs vom Niederrhein dem Königlichen Titel hinzu. Gleichzeitig aber erliess der König nAn die Einwohner der mit der preussischen Monarchie vereinigten Rheinländer" folgenden Zuruf ¹) :

1) Gedruckt im Journal des Nieder- und Mittelrheins 1815 , S. 353 und Ges.-S. 1815, S. 25 .

in den Jahren 1815 und 1816.

89

„Als Ich dem einmütigen Beschluss der

zum Kongress ver-

sammelten Mächte, durch welchen ein grosser Teil der deutschen Provinzen des linken Rheinufers Meinen Staaten einverleibt wird , Meine Zustimmung gab, liess Ich die gefahrvolle Lage des deutschen Reiches und die schwere Pflicht ihrer Verteidigung nicht unerwogen. Aber die höhere Rücksicht auf das gesamte deutsche Vaterland entschied Meinen Entschluss . Diesc deutschen Urländer müssen mit Deutschland vereinigt bleiben ; sie können nicht einem anderen Reich angehören, dem sie durch Sprache, heiten, durch Gesetze fremd sind .

durch Sitten, durch GewohnSie sind die Vormauer der

Freiheit und Unabhängigkeit Deutschlands ;

und Preussen,

dessen

Selbständigkeit seit ihrem Verluste hart bedroht war, hat eben so sehr die Pflicht, als den ehrenvollen Auspruch erworben, sie zu beschützen und für sie zu wachen. Dieses erwog Ich und auch, dass ich meinen Völkern verbrüdere,

ein treues,

männliches,

welches alle Gefahren freudig

um seine Freiheit,

deutsches Volk

mit ihnen

so wie sie und mit ihnen,

teilen wird,

in entscheidenden

Tagen zu behaupten. So habe Ich denn im Vertrauen auf Gott und auf die Treue und den Mut meines Volkes diese Rheinländer in Besitz genommen und mit der preussischen Krone vereinigt .

n Und so,

Ihr Einwohner dieser Länder, Eurem

trete Ich jetzt mit

Vertrauen unter Euch ,

gebe Euch

einem alten deutschen Preussen !

Fürstenstamme wieder,

„Kommt Mir mit redlicher, treuer und lichkeit entgegen .

deutschen Vaterlande, und

nenne

Euch

beharrlicher Anhäng-

77 Ihr werdet gerechten und milden Gesetzen gehorchen.

n Eure Religion, das Heiligste, was dem Menschen angehört, werde Ich ehren und schützen . Ihre Diener werde Ich auch in ibrer äusseren Lage zu verbessern suchen, ihres Amtes behaupten. Ich werde

die Anstalten

des

damit sie die Würde

öffentlichen Unterrichts für

Euere Kinder herstellen, die unter den Bedrückungen der vorigen Regierung so sehr vernachlässigt wurden.

Ich werde einen bischöf-

lichen Sitz, eine Universität und Bildungsanstalten für Euere Geistlichen und Lebrer unter Euch errichten . „Ich weiss, welche Opfer und Anstrengungen der fortgedauerte Kriegszustand Euch gekostet.

Die Verhältnisse der Zeit gestatteten

nicht, sie noch mehr zu mildern, als geschehen ist. Aber Ihr müsst es nicht vergessen, dass der grösste Teil dieser Lasten noch aus

90

III, 1.

Die Besitznahmen durch Preussen

der früheren Verbindung mit Frankreich hervorging, dass die Losreissung von Frankreich nicht ohne die unvermeidlichen Beschwerden und Unfälle des Krieges erfolgen konnte, und dass sie notwendig war, wenn Ihr Euch und Euere Kinder in Sprache, Sitten und Gesinnungen deutsch erhalten wolltet. „ Ich werde durch eine regelmässige Verwaltung des Landes den Gewerbfleiss Eurer Städte und Eurer Dörfer erhalten und beleben.

Die veränderten Verhältnisse werden einem Teil Eurer Fa-

brikate

den bisherigen Absatz

entziehen ;

Ich werde ,

wenn der

Friede vollkommen hergestellt sein wird , neue Quellen für ihn zu eröffnen bemüht sein.

F Ich werde Euch nicht durch die öffentlichen Abgaben bedrücken.

Die Steuern sollen

mit Eurer Zuziehung

reguliert und

festgestellt werden, nach einem allgemeinen , auch für Meine übrigen Staaten zu entwerfenden Plan . „ Die Militärverfassung wird , wie in Meiner ganzen Monarchie , nur auf die Verteidigung des Landes gerichtet sein, und durch die Organisation einer angemessenen Landwehr werde Ich in Friedenszeiten dem Lande die Kosten der stehenden Heeres ersparen .

Unterhaltung

n Im Kriege muss zu den Waffen greifen,

eines grösseren

wer sie zu tragen

fähig ist. Ich darf Euch hiezu nicht aufrufen . Jeder von Euch kennt seine Pflicht für das Vaterland und für die Ehre. „ Der

Krieg

droht Euren

Grenzen .

Um ihn zu entfernen ,

werde Ich allerdings augenblickliche Anstrengungen von Euch fordern . Ich werde einen Teil Meines stehenden Heeres aus Eurer Mitte wählen, die Laudwehr aufhieten und den Landsturm einrichten lassen, wenn die Nähe der Gefahr es erfordern sollte. „Aber gemeinschaftlich mit Meinem tapfern Heer, mit Meinen andern Völkern vereinigt , werdet Ihr den Feind Eures Vaterlandes besiegen und teilnehmen an dem Ruhm, die Freiheit und Unabhängigkeit des deutschen Reiches auf lange Jahrhunderte dauernd gegründet zu haben.

Wien , den 5. April 1815.

Friedrich Wilhelm . “

Mit der Besitzergreifung und Entgegennahme der Huldigung hatte der König gleichfalls von Wien aus durch eine Vollmacht vom 5. April 1815 den Generalleutnant Grafen von Gneisenau und den Generalgouverneur, Geheimen Staatsrat Sack, beauftragt. Die Besitzergreifung vollzogen die beiden Beauftragten durch eine gemeinsame, von Aachen aus erlassene Bekanntmachung vom 15. April 1815¹) . 1 ) Gedruckt im Journal des Nieder- und Mittelrheins 1815 S. 351 .

91

in den Jahren 1815 und 1816.

Die Bürgermeister werden darin angewiesen, die Besitznahmepatente öffentlich zu verlesen und an den Rat- und Gemeindehäusern anzuschlagen, an ersteren auch zum Zeichen der Landeshoheit

den

preussischen Adler zu befestigen, Wappen einer fremden Oberherrschaft aber ohne Zerstörung öffentlicher Denkmäler der Kunst oder des Altertums zu entfernen.

Für einen Teil der abgetretenen und

zum Grossherzogtum Niederrhein vereinigten Gebiete konnte jedoch die Besitznahme nicht sofort vollzogen werden,

wie sich aus fol-

gendem ergibt.

B.

Die Besitznahme musste vorläufig ausgesetzt bleiben in

den Gebieten der erworbenen Länder, die bisher nicht bereits durch preussische Truppen besetzt und für preussische Rechnung verwaltet waren. Es waren das die erworbenen Gebiete auf dem rechten Moselufer mit Ausnahme von Koblenz , die unter der gemeinsamen österreichisch-bayerischen Verwaltung standen . Die ÖsterreichischBayerische Landesadministrationskommission, die mit einem Mangel an Entgegenkommen auch der Verteilung preussischer Truppen und der Veröffentlichung der Besitznahmepatente Schwierigkeiten gemacht hatte, erhielt erst im Mai von ihren Regierungen die Weisung zur Übergabe des an Preussen gefallenen Landes rechts der Mosel . Die beiden preussischen Besitznahmekommissare beauftragten sofort, am 14. Mai , den Gouvernementskommissar des Wälderdepartements , Freiherrn von Schmitz- Grollenburg in Luxemburg , zur Übernahme des Landes .

Diese Übergabe hat dann am 28. Mai 1815

statt-

gefunden. Dabei wurde eine zwischen den beiderseitigen Kommissaren bestehende Meinungsverschiedenheit über den Verlauf der Grenze bezüglich der Kantone Hermeskeil und Konz infolge der Abweichung der betreffenden Stelle im Besitzergreifungspatent von dem Wortlaut des Artikels 23 der Wiener Kongressverhandlung unter Aufstellung einer behalten ¹).

vorläufigen

Grenze

späterer

Entscheidung

vor-

Unter dem Datum des 28. Mai entliess die Kreuznacher Administrationskommission das Land

seiner Pflicht und unter dem

gleichen Datum veröffentlichte der preussische Kommissar ein Besitznahmepatent n An die mit der Preussischen Monarchie vereinigten Bewohner des rechten Moselufers " . Es wurde in allen Gemeinden

1) Schultheis , Erläuterungen zum geschichtlichen Atlass der Rheinprovinz S. 131 , 132.

92

III, 1.

Die Besitznahmen durch Preussen

bekannt gemacht und zugleich die vorangegangenen Patente vom 5. April veröffentlicht. Unter dem Publikandum der Administrationskommission findet sich auch die vorläufige Übereinkunft wegen der Grenze abgedruckt.

In den folgenden Tagen wurden die weiteren

Übergabebestimmungen vereinbart und am 2. Juni unterzeichnet. Bezüglich der vorläufigen Grenzübereinkunft bestimmte dann ein Vertrag zwischen Preussen und Österreich vom 12. Juni, dass Preussen in jenen Kantonen Konz und Hermeskeil noch ein Gebiet von 3000 Seelen erhalten solle. Hierüber wurde zwischen der österreichisch-bayerischen Verwaltung und dem von Sack beauftragten Oberlandesgerichtsassessor Neigebaur zu Worms unterm 9. Oktober eine Übereinkunft getroffen, dann aber von der anderen Seite unmittelbar darauf als irrtümlich widerrufen, weil Preussen durch das Gebiet des einen Kantons Besitz auf dem linken Saarufer erhalten haben würde, was man auf österreichischer Seite vermeiden wollte. Auch die in jenem Vertrage vom 12. Juni vereinbarte Abtretung von 69000 Seelen im Saardepartement an Preussen, zu deren Übernahme Neigebaur gleichfalls beauftragt war, blieb zunächst unausgeführt, vermutlich , weil der Abschluss des zweiten Pariser Friedens bevorstand und neue Änderungen in Aussicht stellte ¹ ).

C.

Noch vor Abschluss des zweiten Pariser Friedens, als seine

Bestimmungen bereits feststanden, unterzeichneten die vier verbündeten Mächte eine Verhandlung vom 3. November 1815, durch welche über die von Frankreich abzutretenden Gebietsteile Verfügung getroffen wurde.

Nach Artikel 2 sollten die Gebiete der

Departements Mosel und Saar, welche Frankreich abtrat, einschliesslich der Festung Saarlouis mit nach Artikel 6

Preussen vereinigt werden.

Und

verpflichtete sich der Kaiser von Österreich die

Gebiete im Saardepartement, welche nach Artikel 51

der Wiener

Schlussakte zu seiner Verfügung gestellt waren, an Preussen abzutreten. Mit der Besitznahme und Verwaltung der ersteren Erwerbung beauftragte der Staatskanzler Fürst von Hardenberg bereits am 27. November 1816 von Saarbrücken aus den Oberappellationsrat Mathias Simon. Rathause zu

Am 30. November ergriff der Bevollmächtigte im des Oberbürgermeisters

Saarbrücken in Gegenwart

Zimmermann von Saarbrücken und der Bürgermeister und Vorsteher

1) St.-A. Koblenz, Abt. 350 Nr. 2 und 3.

93

in den Jahren 1815 und 1816.

von 50 weiteren Gemeinden Besitz von diesem später von ihm zu den Kantonen Saarbrücken und Sankt Johann vereinigten Gebiete . Am 2. Dezember übernahm Simon in der Hauptkirche die Stadt und Festung Saarlouis und die übrigen Orte der Kantone Saarlouis, Rehlingen und Sierck, die er später zu den Kantonen Saarlouis und Rehlingen vereinigte

.

Die Besitznahme in beiden Städten

hat Simon mit aller Feier vollzogen.

Das preussische Militär war

unter Gewehr getreten, in Saarlouis war auch der Generalmajor von Steinmetz anwesend und in Saarbrücken auf der Durchreise der General Graf Bülow von Dennewitz . Zugleich verpflichtete Simon die Bürgermeister eidlich dem neuen Landesherrn und befahl die Anbringung des preussischen Wappens an allen Rat- und Gemeindehäusern 2) . Die Besitznahme der zweiten Erwerbung nach Artikel 6 des Vertrages vom 3. November 1815 verzögerte sich bis zum Sommer des nächsten Jahres durch die Verhandlungen zwischen Österreich und Bayern über die Abtretung der Pfalz.

Nach ihrem Abschluss

konnte die Übergabe der übrigen Landesteile des Saardepartements an Preussen erfolgen .

Mit der Besitznahme war der Oberpräsident

von Ingersleben beauftragt, der seinerseits dem Koblenzer Regierungsdirektor Freiherrn von Schmitz- Grollenburg das Geschäft der Besitznahme übertrug.

Zwischen ihm und dem Kaiserlichen Hofrat von

Drosdick wurde am 1. Juli 1816 zu Worms die Übergabe und Übernahme vollzogen .

Sie erstreckte sich auf die Reste des Kantons

Konz , ferner auf die Kantone Hermeskeil, Saarburg, Merzig, Wadern , Tholey, Ottweiler, Lebach, Birkenfeld , Baumholder und auf die Teile der Kantone Grumbach, Sankt Wendel und Kusel . Bezüglich dieser auf dem rechten Moselufer von Preussen zu erwerbenden Länder hatte bereits der Artikel 49 der Schlussakte des Wiener Kongresses die Bestimmung getroffen,

dass im

ehe-

maligen Saardepartement an den Grenzen des preussischen Gebietes ein Bezirk von 69000 Seelen vorbehalten bleiben sollte, um daraus den Herzögen

von Sachsen - Koburg und

Oldenburg,

ferner

dem

Herzoge von Mecklenburg - Strelitz und dem Landgrafen von HessenHomburg und endlich dem Grafen von Pappenheim Landzuwendungen 1) Die Besitzergreifungsprotokolle sind abgedruckt in der Ges . S. 1816 S. 74 und 75. 2 ) Über die Bemühungen der Stadt Saarbrücken , mit Preussen vereinigt zu werden, vgl . Schmitz, Politische Zustände und Personen in Saarbrücken in den Jahren 1813, 1814 und 1815, Saarbrücken 1865 .

94

III, 1.

Die Besitznahmen durch Preussen

von 20000 bzw. 10000 und 9000 Seelen zu machen. der mehrfach

erwähnten, zu Paris

am 3. November

Auf Grund 1815

abge-

schlossenen Verhandlung der vier Mächte England , Österreich, Preussen und Russland ist dann die Ausschneidung der den genannten Häusern

vorbehaltenen und bis dahin von Preussen ver-

walteten Gebiete erfolgt : Im September 1816

erhielt der Herzog von Sachsen-Koburg

ein aus Teilen der Kantone Ottweiler, Sankt Wendel , Tholey, Kusel , Baumholder und Grumbach gebildetes Landgebiet. Am 9. September 1816 entband Preussen die Bewohner ihrer Untertanenpflicht und am 11. September 1816 ergriff der Herzog Besitz von dem Lande , dem er durch Erlass vom 24. Februar 1819 den Namen eines Fürstentums Lichtenberg beilegte. Ebenfalls am 9. Sepember 1816 trat Preussen an den Landgrafen von Hessen-Homburg den Kanton Meisenheim ab und die Gemeinden Bärenbach , Becherbach, Otzweiler and Hoppstädten. Sie bildeten innerhalb der hessen-homburgischen Verwaltung das Oberamt Meisenheim . Am 9. April 1817 erfolgte die Übergabe des für Oldenburg ausgemittelten Gebietes. Es bestand aus dem Kanton Birkenfeld und aus einzelnen Gemeinden der Kantone

Herrstein,

Hermeskeil ,

Wadern, Sankt Wendel, Baumholder und Rhaunen . Am 16. April 1817 nahm der Herzog von Oldenburg von dem Ländchen unter dem Namen eines Fürstentums Birkenfeld Besitz . Für den Herzog von Mecklenburg- Strelitz waren die in der Eifel gelegenen

Kantone

Reifferscheid

grössere Teil des Kantons Kronenburg

und

Schleiden

und

der

bestimmt und von Seiten

des Grossherzogs im Vertrage vom 18. September 1816 auch angenommen worden.

Der Vertrag war aber nur ein vorläufiger. In

einem weiteren Vertrage vom

21. bzw. 31. Mai

1819 verzichtete

der Grossberzog auf das Gebiet gegen eine Geldentschädigung von einer Million Taler. Der Graf von Pappenheim endlich verzichtete auf eine Landeszuweisung und wurde durch Domänen innerhalb der preussischen Monarchie entschädigt.

D. Die Erwerbung des rechtsrheinischen, vormals nassauischen Gebietes durch Preussen gründete sich auf zwei Verträge vom 31. Mai 1815, die Preussen und die übrigen verbündeten Mächte mit dem Könige der Niederlande bzw. Preussen mit Nassau zu Wien

95

in den Jahren 1815 und 1816.

abgeschlossen hat.

In dem ersteren der Verträge verzichtete der

inzwischen zum König der Niederlande erhobene Prinz von Oranien zugunsten des

Königs

von Preussen

auf seine nassau- oranischen

Besitzungen in Deutschland, nämlich unter anderen auf die Fürstentümer Dillenburg, schaft Beilstein.

Diez,

Siegen und Hadamar und auf die Herr-

In dem andern mit Nassau abgeschlossenen Ver-

trage, der den Zweck einer Abrundung des preussischen Gebietes hatte, verpflichtete sich Preussen, Diez, Hadamar, Dillenburg mit Beilstein, aber ohne die Ämter Burbach und

Neunkirchen, vom

Fürstentum Siegen und den Ämtern Burbach und Neunkirchen 12000 Seelen und ausserdem die Herrschaften Westerburg und Schadeck und den vormals bergischen Anteil des Amtes Runkel an Nassau abzutreten. Preussen erhielt dagegen von Nassau die Ämter Hohensolms,

Greifenstein

und

Braunfels,

die Ämter

Freusberg,

Friedewald, Schönstein, Schönberg, Altenkirchen, Altenwied, Dierdorf, Neuerburg, Linz, Hammerstein nebst Irlich und Engers , Heddesdie Stadt und Gebiet Neuwied , das Kirchspiel Hamm, das

dorf,

Kirchspiel Horhausen und die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Teile der Ämter Vallendar und Ehrenbreitstein, nämlich die Gemeinden Gladbach,

Heimbach, Weiss ,

Sayn,

Mühlhofen,

Bendorf,

Weitersburg, Vallendar und Mallendar und Niederwerth, Niederberg, Urbar, Immendorf, Neudorf, Pfaffendorf und Horchheim .

Arenberg,

Ehrenbreitstein,

Arzheim ,

Durch Patent vom 21. Juni 1815 ergriff der König Besitz von den oranischen Erbländern und den dafür tauschweise erhaltenen Gebieten ¹ ) . Der Generalgouverneur Sack erhielt vom Staatskanzler den Auftrag zur Übernahme des Landes,

zur Entgegennahme der

Huldigung und zu seiner Verwaltung. Sack beauftragte als seine Kommissare für die Besitznahme und Übergabe den Oberappellationspräsidenten Fuchsius und den Staatsrat Grafen von Borcke, denen. der vom Staatskanzler für die Grenzregelung bestimmte Oberlandforstmeister Staatsrat Hartig beigeordnet wurde.

Die tatsächliche

Übergabe der nassauischen Besitzungen an Preussen erfolgte am 3. Juli

durch

eine Verhandlung

zu

Ehrenbreitstein

und

erst am

28. Juli zu Dillenburg von Seiten Preussens die Abgabe der oranischen Besitzungen und des vereinbarten Bezirkes von 12000 Seelen an Nassau. Dieser Bezirk umfasste die Ämter Burbach und Neunkirchen und eine Anzahl von Gemeinden aus den Ämtern Siegen,

1) Ges . S. 1815 S. 126.

96

III, 1.

Die Besitznahmen durch Preussen

Netpben und Irmgarteichen. fand am 29. Juli statt.

Die förmliche Besitznahme in Siegen

Unterm 8. August 1815 erliess dann der

Oberpräsident Sack von Koblenz aus eine Bekanntmachung über die Besitznahme unter gleichzeitiger Veröffentlichung der Königlichen Patente vom 5. April und 21. Juni ¹). Die Übergabe des obigen Bezirkes , nämlich der Ämter Burbach und Neunkirchen und des Teiles von Siegen, an Nassau war aber nur eine vorläufige . In einem Sonderartikel zu dem Vertrage vom 31. Mai 1815 war nämlich zwischen Preussen und Nassau vereinbart worden, dass, falls es Preussen gelänge , die Niedergrafschaft Katzenelnbogen von Kurhessen zu erwerben, Preussen diese Grafschaft an Nassau abtreten sollte ;

dagegen sollte Nassau den ihm

zukommenden Anteil am Fürstentum Siegen, die Ämter Burbach und Neunkirchen und ausserdem das nassauische Amt Atzbach an Preussen überlassen. Nachdem Preussen in dem Vertrage mit Hessen vom 16. Oktober 1815 die Niedergrafschaft Katzenelnbogen erworben, trat es sie an Nassau ab und erhielt dafür den vereinbarten Ersatz. Am 24. Oktober 1816 nahm der Staatsrat von Hatzfeld als preussischer Kommissar das Amt Atzbach durch Verhandlung im dortigen Amtshause und am 26. Oktober die Ämter Burbach und Neunkirchen und den Anteil des Fürstentums Siegen durch eine Verhandlung im Rathause zu Siegen in Besitz und erliess unter demselben Datum ein Besitznahmepatent. Das Amt Atzbach wurde mit dem Kreise Wetzlar, die übrigen Gebiete mit dem Kreise Siegen vereinigt. Kreis Siegen aber

Der

wurde nach erstmaliger Vereinigung mit dem

Regierungsbezirke Koblenz im Jahre 1817 von diesem abgetrennt und zum Regierungsbezirk Arnsberg geschlagen. E.

Die Stadt Wetzlar gehörte bis zum Jahre 1813 zum Gross-

herzogtum Frankfurt und gelangte dann unter die provisorische Durch den Verwaltung des Generalgouvernements Frankfurt. 42. Artikel der Schlussakte des Wiener Kongresses wurde sie mit Preussen vereinigt. Am 27. Juli 1815 übernahm der vom Staatskanzler mit der Besitznahme und Verwaltung beauftragte Regierungsrat Sotzmann aus Potsdam die Stadt Wetzlar mit Gebiet, nachdem sie der österreichische Wirkliche Geheime Rat von Hügel, der die Zivilverwaltung des Generalgouvernements Frankfurt geleitet, am 25. Juli aus dem Verbande der bisherigen Verwaltung 1 ) St.-A. Koblenz, Abt . 350 Nr. 4.

97

in den Jahren 1815 und 1816.

entlassen hatte ¹) .

Die Übergabe selbst erfolgte im Rathause zu

Wetzlar vor den versammelten weltlichen und geistlichen Beamten durch den von Hügel dazu bevollmächtigten Gouvernementsrat Karl Ludwig Boehmer.

Der bisherige Unterpräfekt und Direktorialrat

Münch in Wetzlar wurde von Sotzmann beauftragt,

die

Pflicht-

entlassungs- und Besitznahmepatente anschlagen zu lassen und die nicht bereits bei der Besitznahme selbst in Pflicht genommenen Staatsbeamten für den neuen Landesherrn zu verpflichten.

F. Neutral-Moresnet . In den verschiedenen auf die Abtretung und Übernahme von Gebietsteilen bezüglichen Verträgen war die genaue Festsetzung der Grenzen besonderen Vertretern der beteiligten Staaten vorbehalten worden. Ihre Tätigkeit hat im Jahre 1816 begonnen. Die Ergebnisse sind von Schultheiss in seinen Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas

der Rheinprovinz

behandelt worden 2 ) .

Für die Verwaltung von Bedeutung und deshalb hier erwähnenswert ist nur der eigenartige Zustand, in den durch die Grenzregelung gegen das Königreich der Niederlande die Gemeinde Moresnet im Regierungsbezirke Aachen geraten

ist.

Über die Abgrenzung

vermochten sich die Vertreter der beiden Staaten nicht zu einigen , weil dort das Galmeibergwerk, der „ Altenberg " , lag, dessen Besitz beide Teile anstrebten. Man kam schliesslich im Grenzvertrage von 26. Juni 1816

überein,

den Teil der Mairie Moresnet,

der un

stritten niederländisch war, und den unbestritten preussischen Te durch gerade Linien gegen das strittige,

nur 1088 Morgen gross

Gebiet abzugrenzen und für das letztere bis zur endgiltigen Entscheidung eine gemeinschaftliche Verwaltung zu errichten . Eine Aufteilung ist aber weder mit dem Königreiche noch nachher mit Belgien erfolgt.

der

Niederlande

Das Gebiet wird als

Neutral-

Moresnet" in dem Sinne bezeichnet, dass die Landeshoheit keinem von beiden Staaten allein

zusteht,

sondern von beiden vorläufig

gemeinsam ausgeübt oder, da die Gesetzgebung dort seitdem vollständig geruht hat, eigentlich nicht ausgeübt wird und dass die Einwohner weder zu Preussen, noch zu Belgien gehören.

Das neutrale

Gebiet steht aber im Gemeindeverbande mit dem preussischen und belgischen Teile von Moresnet.

Die daraus sich ergebenden einzig-

1) Das Entlassungspatent und das Übernahmepatent sind abgedruckt im Wetzlarischen Wöchentlichen Intelligenzblatt 1815 , Nr. 31. 2) Erster Band, Bonn 1895, S. 151 ff. 7 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

98

III, 2.

Die Huldigung zu Aachen

artigen Verhältnisse der Verwaltung und Rechtsprechung sind vom Gerichtsassessor Dr. Müller im Jahre 1858 in einer eigenen Darstellung behandelt worden ¹)

2.

Die Huldigung zu Aachen am 15. Mai 1815 . Durch die Königlichen Besitznahmepatente vom 5. April für

das Grossherzogtum Niederrhein und für die Herzogtümer Kleve, Berg und Geldern, das Fürstentum Mörs und die Grafschaften Essen und Werden waren der Generalleutnant Graf von Gneisenau und der Generalgouverneur

vom

Nieder-

Mittelrhein,

und

Geheimer

Staatsrat Sack, mit der Entgegennahme der Huldigung beauftragt worden. Da Gueisenau sich bei der Armee im Hauptquartier zu konnte er sich an den Vorbereitungen nicht beteiligen. Auch zur Huldigung selbst vermochte er schliesslich nicht Lüttich befand,

zu erscheinen und übertrug. seine Stellvertretung dem Generalmajor von Dobschütz. Noch am Abend vor der Huldigung beanspruchte Dobschütz, inzwischen zum Militärgouverneur ernannt, bei den Feierlichkeiten den Vorrang vor Sack, den ihm dieser, um das Fest nicht zu stören, zugestanden hat. Die gesamten Vorbereitungen, die Anordnung des Planes der Huldigung

und die Geschäfte am

Huldigungstage selbst ruhten auf den Schultern Sacks , dem hierbei die Tatsache zustatten kam, dass er bereits an früheren Huldigungen in Kleve und Berlin teilgenommen und bei

der Besitznahme der

Entschädigungsprovinzen im Jahre 1803 die Huldigung zu Hildesheim mitbesorgt hatte. In einem Berichte an den Fürsten Staatskanzler vom 17. April 1815 hat Sack seine Vorschläge über Ort,

Zeit und Art der Hul-

digung zum Vortrag gebracht 2 ). Als Ort der Huldigung schlug Sack Aachen vor. n Keine Stadt motiviert die Wahl besser als

"7 Kaiser-Krönungsstadt" vereinige sich mit ihrem Alter und ihrer Grösse und übertreffe die geringeren Ansprüche, welche Kleve, Geldern, Düsseldorf, Köln, Bonn, Koblenz Aachen."

Ihre Eigenschaft

als

1 ) Müller, das neutrale Gebiet von Moresnet, Archiv für Lande kunde der preussischen Monarchie, Bd . 5 , 1858, S. 319 ff.; neuerdings von Fr. Spandau, Zur Geschichte von Neutral-Moresnet. Aachen 1904, S. 19-37. 2) Geh. Staatsarchiv Berlin , Rep. 74 HII Nr. 3.

99

am 15. Mai 1815.

Als Tag der Huldigung brachte Sack

und Trier erheben könnten.

den 15. Mai in Vorschlag. Es sei der zweite Pfingstfeiertag, der nach der noch in Kraft befindlichen Verfassung als Feiertag zwar nicht mehr bestehe, sich aber nach Rücksprache mit dem Generalvikar gerade dazu eigne, weil er dem Volke als Wiedereinführung eines ungemein entbehrten Festtages merkwürdig sein werde. Schwieriger war der Entscheid der Frage,

welche Vertreter

aus dem Lande als Abgeordnete zur Huldigung zu berufen seien. Die alten

verfassungsmässigen

Zustände

konnten

nicht

berück-

sichtigt werden, weil sie vor der französischen Zeit zu verschieden und durch die Fremdherrschaft vollständig verwischt worden waren. Auch schien es bedenklich,

sie wieder aufzufrischen.

Es empfahl

sich daber, die Abgeordneten nach der jetzigen Verfassung der Länder auszuwählen und zwar so, dass sie aus allen Klassen der Einwohner und aus denen entnommen wurden, die nach Aufhebung der französischen Wahlkollegien am ersten als die Vertreter des Volkes angesehen werden konnten.

Demnach schlug Sack zur Ein-

berufung folgende vor : a) Die Bürgermeister der Kantonorte mit je cinem angesehenen Einwohner des Kantons, der von den vereinigten Bürgermeistern ohne Unterschied des Standes zu wählen sei, zu welchem Zwecke sie sich von der Gemeindevertretung lassen hätten .

eine Vollmacht erteilen

zu

b) Aus den Hauptorten der Kreise überdies ein Mitglied des Gemeinderates

und aus der

Huldigungsstadt

Aachen den

Ober-

bürgermeister mit seinen Beigeordneten und sechs Mitgliedern des Stadtrates. c) Von jeder Handlungskammer den Präsidenten und ein Mitglied . d) Von der Geistlichkeit und dem Schulstande die Generalvikare von Aachen, Köln und Trier, die Dechanten und zwei Kanoniker von Aachen ,

Köln und Trier ;

Bezirk und den Dompfarrer

von Köln ;

15 Hauptpfarrer aus dem die Präsidenten der pro-

testantischen Konsistorien oder die Inspektoren oder Senioren der Synoden ; einen Menouitenprediger aus Krefeld ; vom Schulstande Professoren aus Düsseldorf, Mörs, Köln, Bonn, Koblenz, Trier und Aachen. e) Die Präsidenten der Obergerichtshöfe zu Koblenz und Trier und die Generalstaatsprokuratoren . Der Staatskanzler war im allgemeinen mit Sacks Vorschlägen

100

Die Huldigung zu Aachen

einverstanden. Die Einladung des von Sack gleichfalls genannten deutschen Präsidenten des Lütticher Gerichtshofes lehnte er aber in einem Erlass vom 26. April als unzulässig ab und verbot auch die Teilnahme der Geistlichkeit bei einer vorzunehmenden Eidesschärfung, die Sack in Anregung gebracht hatte, das Vortreten einer einzelnen Konfession. Aachen verfügte Hardenberg,

wie

überhaupt

Bezüglich der Wahl von

dass er es " besonders in Rücksicht

auf die ehemaligen Verhältnisse der Stadt Aachen und auf die jetzt beschränkte Zeit des Herrn Generalleutnants von Gneisenau ganz angemessen finde, die Huldigung in Aachen einnehmen zu lassen , woraus jedoch keine Berechtigung dieser Stadt für die Folge herzuleiten ist." Als Sack seinen Bericht über die Vornahme der Huldigung erstattete, durfte er noch annehmen, dass das ganze im Besitznahmepatent vom 5. April umschriebene Grossherzogtum Niederrbein daran teilnehmen werde . Von dieser Annahme aus hat er auch der Vertreter aus Trier namentlich Erwähnung getan.

Die Annahme

aber sollte sich nicht erfüllen, weil das ganze Land rechts der Mosel mit Ausnahme von Koblenz noch unter der Verwaltung der österreichisch-bayerischen Administrationskommission zu Kreuznach stand und diese Behörde auf ein höfliches Schreiben Sacks es ablehnte, die Einladungen zur Huldigung in dem noch nicht förmlich in Besitz genommenen Lande verbreiten zu lassen, und das Erscheinen von Abgeordneten in Aachen auf Anfragen , die an sie ergingen, geradezu verbot. Die Huldigung in Aachen ist also nicht von der ganzen Rheinprovinz geleistet worden, auch nicht einmal von allen zur Zeit der Huldigung

bereits

vertragsmässig an Preussen gefallenen Landes-

teilen, sondern nur von den Herzogtümern Kleve, Berg und Geldern , vom Fürstentum Mörs, von den Grafschaften Essen und Werden und im Grossherzogtum Niederrhein lediglich von dem Teile, der nordwärts der Mosel liegt, und von der Stadt Koblenz. Unter dem 22. April erliessen Gneisenau und Sack in einer ausserordentlichen Beilage zum Journal des Mittel- und Niederrheins (Nr. 53 ) eine Bekanntmachung über die Huldigung ¹ ) . unter anderem

eine Kundgabe

Sie enthielt

der Vertreter,

die zur Huldigung nach Aachen berufen werden sollten, und eine Anweisung über die

1 ) Sie war also vor dem oben erwähnten Erlass des Staatskanzlers vom 26. April ergangen , wodurch sich einige Unstimmigkeiten erklären .

101

am 15. Mai 1815.

Wahl der aus den Kantonen zu entsendenden Abgeordneten.

Gleich

im Eingang der Bekanntmachung aber fand man nötig, die Wahl der Stadt Aachen als Ort der Huldigung noch besonders zu begründen : „ Die Huldigung und Eidesablegung durch die Deputierten des Grossherzogtums Niederrhein, der Herzogtümer Kleve, Berg und Geldern, des Fürstentums Mörs und der Grafschaften Essen und Werden wird zu Aachen am 15. Mai geschehen. Zwar haben andere mehrere Städte der preussischen Rheinländer Ansprüche verschiedener Art, nach welchen der feierliche Huldigungsakt auch in ihren Mauern geschehen könnte. Allein die Stadt Aachen vereinigt mit Alter,

Grösse und schicklichem Lokal

auch noch die

ehrwürdige

Eigenschaft einer Krönungsstadt der erhabensten deutschen Regenten, indem nach Kaiser Karl dem Grossen allein 35 deutsche Kaiser darin gekrönt wurden, und sie verdient es also, nachdem seit 1717 keine Huldigung mehr daselbst stattgefunden, dass in ihren Maueru ein biederes deutsches Volk dem biedersten Könige den Eid der Treue schwöre." Im Journal des Nieder- und Mittelrheins vom 11. Mai machte der für die Huldigungsfeierlichkeiten niedergesetzte Ausschuss , bestehend aus von Bandemer, Heuberger, Körfgen, von Pranghe und Dr. Solders , das Programm der Festlichkeit bekannt. vor der Huldigung

Und am Tage

erschien in einer ausserordentlichen

Beilage

desselben Journals als Einleitung des Festes ein „ Die Huldigung in Aachen" überschriebener und E. M. A. unterzeichneter Aufsatz von Ernst Moritz Arndt, der mit der Zuversicht schloss , dass unter dem starken Schirm des deutschen Namens in diesen Gauen jetzt und in allen künftigen Jahrhunderten ein

freies,

tapferes

und glück-

liches Geschlecht wohnen und nimmer fremde Tyranei die heilige deutsche Erde entweihen werde. Am

15. Mai 1815 hat

dann

die

Huldigung

stattgefunden.

Über ihren Verlauf erstattete bereits am Tage darauf der Generalgouverneur Sack einen eingehenden Bericht an den Staatskanzler ¹ ) . Es ist oben schon bemerkt worden, dass ein erheblicher Teil 1 ) Geh. Staatsarchiv Berlin , Rep. 74 HII 3 Bl . 17 ff. - Ich habe den Bericht veröffentlicht in den Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jahrg. 9 ( 1915) Heft 1 , S. 10 ff. Eine in anderer Rücksicht noch eingehendere Beschreibung der Huldigungsfeierlichkeiten unter Abdruck der dabei gehaltenen Ansprachen findet sich im Journal des Nieder- und Mittelrheins in mehreren Fortsetzungen in den Nummern 59 bis 64 des Jahrgangs 1815.

102

III, 2.

Die Huldigung zu Aachen am 15. Mai 1815.

der in den Jahren 1814 und 1815 erworbenen Rheinprovinz an der Huldigung in Aachen nicht beteiligt war.

Nicht beteiligt waren im

einzelnen folgende Gebiete : 1.

Die unter österreichisch -bayerischer Verwaltung stehenden

Teile des ehemaligen Saar- und Rhein- Mosel - Departements mit Ausnahme von Koblenz, welche erst nach der Huldigung am 28. Mai 1815 durch den Freiherrn von Schmitz -Grollenburg in Besitz genommen worden sind . 2. Die von Frankreich im zweiten Pariser Frieden abgetretenen Gebiete des Mosel- und Saardepartements, welche als nachmalige Kantone Saarbrücken , Sankt Johann, Saarlouis und Reblingen der Oberappellationsrat Mathias Simon am 30. November und 2. Dezember 1815 in Besitz genommen hat. 3.

Die Gebiete im Saardepartement, welche nach Artikel 6

der Verbandlung vom 3. November 1815 an Preussen abgetreten worden sind und deren Besitznahme durch den Freiherrn von SchmitzGrollenburg am 1. Juli 1816 bewirkt worden ist. 4. Die vormals nassauischen Gebiete, die am 3. Juli 1815 und 5. die ebenfalls nassauischen und oranischen Gebiete , die am 24. Oktober 1816 durch die Kommissare Hartig, Fuchsius und Graf von Borcke bzw. durch den Staatsrat von Hatzfeld in Besitz genonimen worden sind . 6. Die durch den Regierungsrat Sotzmann am 27. Juli 1815 in Besitz genommene Stadt Wetzlar. 7. Endlich die Fürstlich Sayn-Wittgenstein- Berleburgische Herrschaft Homburg, die vormals dem Grafen von Walmoden gehörigen Herrschaften Gimborn und Neustadt und die gräflich Hatzfeld sche Herrschaft Wildenburg . Eine Huldigung dieser Landesteile hat überhaupt nicht stattgefunden ¹ ). Durch eine Kabinettsorder an den Minister v. Schuck-

1 ) An Anregungen dazu hat es nicht gefehlt. Sack beantragte sie im August und Oktober 1815 und im Januar 1816, im Jahre 1817 die Landräte von Kreuznach, Sankt Goar, Simmern und Zell . Die zeitweilig noch flüssige südliche Grenze des Grossherzogtums Niederrhein, die noch nicht festgestellten Verhältnisse der Standesherren in den vormals nassauischen Gebieten und die noch nicht endgiltig geregelten Grenzen gegenüber den Staaten an der Nahe hinderten zunächst ein Eingehen auf die Anträge Und noch 1822 schrieb die Regierung zu Koblenz an dic Standesherren : Es wird übrigens vorerst von der Einnehm ung einer solennen Huldigung von den Einsasseu in den Standesgebieten ebenso

103

III, 3. Die späteren Erwerbungen.

mann vom 16. Februar 1823 bestimmte der König : „ Ich bin mit dem in Ihrem Bericht vom 10. d. Mts enthaltenen Sentiment einverstanden und bestimme hierdurch, dass die Angelegenheit wegen der in einigen Landesteilen bis jetzt unterbliebenen Huldigung auf sich beruhen soll " 1) .

3. Die späteren Erwerbungen des Fürstentums Lichtenberg

und

des

Oberamtes

Meisenheim

und deren Verfassungen . Das Fürstentum Lichtenberg und das Oberamt Meisenheim , deren Gebiete am 9. September 1816 von Preussen an den Herzog von Sachsen-Koburg bzw. an den Landgrafen von Hessen- Homburg nach Artikel 49 der Schlussakte des Wiener Kongresses und gemäss dem Pariser Vertrage vom 3. November 1815 übergeben worden waren, sind in den Jahren 1834 bzw. 1866 von Preussen erworben und mit der Rheinprovinz vereinigt worden.

1.

Das Fürstentum Lichtenberg .

Am 11. September 1816 nahm der Herzog von Sachsen- Koburg von dem Gebiete Besitz, am 13. Oktober fand die Huldigung in Sankt Wendel statt und durch Erlass vom 24. Februar 1819 wurde dem Lande der Name eines Fürstentums Lichtenberg beigelegt. Die Verwaltung wurde zunächst durch eine bezeichnete Behörde geführt.

als

Landeskommission"

Die Verordnung vom 12. Mai 1821 richtete für das Land eine obere Landesbehörde unter der Benennung

„ Herzoglich Säch-

sische Regierung des Fürstentums Lichtenberg" mit zwei nunmehr abstrahiert, als bei den übrigen Einsassen der von Nassau abgetretenen Landesteile. " Geh. St.-A. Berlin , Rep. 74 H II Nr. 3 ; St.-A. Koblenz , Abt. 350 Nr. 4 und Abt. 441 Nr. 9893. 1 ) Bezüglich der Standesherren hatte sich die Huldigung dadurch erledigt , dass in §3 der inzwischen erschienenen Instruktion vom 30. Mai 1820 eine Urkunde vorgeschrieben war, welche die Standesherren statt der Huldigung zu unterschreiben hatten. Am 10. Februar 1823 berichtete Schuckmann an den König und beantragte, von einer nachträglichen Huldigung der Hintersassen der Standesherren und der Einwohner aller übrigen Gebiete abzusehen. Akten des Oberpräsidiums IV, 4 Nr. 3b.

104

III, 3. Die späteren Erwerbungen .

Abteilungen in Sankt Wendel ein.

Die erste Abteilung führte den

Namen „Regierung als Landeshoheits- und Verwaltungskollegium " , die zweite Abteilung „ Regierung als Apellationsgericht" . Zum Geschäftskreise der Ersten Abteilung gehörten alle

Verwaltungs- und Finanzangelegenheiten und zwar die Landeshoheitssachen, die Aufsicht über das Kirchen- und Schulwesen, die allgemeine Landespolizei und die Aufsicht über die Gemeinden und öffentlichen Institute, die Militärangelegenheiten in Bezug auf die Konskription und Militärökonomie, das Strassenbauwesen, die Aufsicht über die Verwaltungsbeamten, das Gesundheitswesen, die Verwaltung der Finanzen, die Aufsicht über die öffentlichen und Gemeindekassen und schliesslich über die Geschäfte in Beziehung auf das Zollwesen. -- Der Geschäftsgang der Behörde war kollegialisch. Sie hatte einen Präsidenten, der in beiden Abteilungen den Vorsitz führte, zwei Räte und einen Assessor. Für die Zwecke der Verwaltung war das Fürstentum in die drei Kantone Baumholder,

Grumbach und Sankt Wendel und in

sieben Bürgermeistereien eingeteilt ¹ ) .

In der Stadt Sankt Wendel

bestanden zwei Bürgermeistereien, eine Oberbürgermeisterei, welche den

Stadtbezirk,

und

eine

Bürgermeisterei,

welche

die

Land-

gemeinden umfasste . Die Stelle als Oberbürgermeister scheint als Ehrenstelle betrachtet worden zu sein, da nur 450 Gulden Verwaltungskosten damit verbunden waren . Daraus war es auch zu erklären,

dass

nach dem Tode des

Oberbürgermeisters

Jochem,

dessen Hauptgeschäft eine Gastwirtschaft war, sich niemand zur Übernahme des Amtes bereit fand und es daher dem Bürgermeister der Landgemeinden mit übertragen werden musste. Als 1832 die Unruhen in Sankt Wendel

ausbrachen,

legte

der Bürgermeister

Conrad die Stelle nieder, mit deren Wahrnehmung dann der AdvokatAnwalt Stephan beauftragt wurde. Die Bürgermeister wurden auf 5 Jahre bestellt. Die Schöffenräte überwachten den Gemeindehaushalt und die Gemeinderechnungen. In jeder Bürgermeisterci war ein Steuer- und ein Gemeindeeinnehmer bestellt. Unter der Ersten Abteilung der Regierung standen ausserdem die Landesbauinspektion, die Medizinalbeamten,

die Forstbeamten,

1 ) Nach den Verordnungen vom 22. und 29. September 1823, gedruckt im Herzoglich - Sachsen - Koburgischeu Amts- und Intelligenzblatt 1823 Nr. 19 und 22.

105

Das Fürstentum Lichtenberg .

die Strassenbau- und Aufsichtsbeamten, ferner die Zentralkasse und die Landeskassen oder Rentverwaltungen,

eine in jedem Kanton.

In jedem Kanton befand sich auch eine Domänenkasse, welche von den Rechnungsführern der Landeskassen mitverwaltet wurden. Der Geschäftskreis der Zweiten Abteilung der Regierung umfasste die Entscheidung der Zivil- und Strafsachen in zweiter und in der Kassationsinstanz, die Anordnung und Leitung der Geschworenengerichte, die Aufsicht über das Landgericht , die Friedensgerichte und die Notarien und die Revision der Gesetze. Die Zweite Abteilung bestand aus dem mit der Ersten Abteilung gemeinsamen Präsidenten, zwei Räten und einem Generalprokurator . Unter ihr standen das Landgericht zu Sankt Wendel und die drei FriedensDas gerichte zu Baumholder, Grumbach und Sankt Wendel. Landgericht urteilte in Zivil- und Strafsachen

nach französischen

Gesetzen, es war Berufungsinstanz für die Friedensgerichte in Zivil-, Polizei- und Forstsachen und Kassationsinstanz gegen die friedensgerichtlichen Erkenntnisse. Es setzte sich aus einem Landgerichtsdirektor, zwei Richtern und einem Staatsprokurator zusammen. Die Lutheraner und Reformierten des Fürstentums hatten sich auf Grund einer unterm 21. Juli 1820 genehmigten Vereinigungsurkunde zu der „Protestantisch- Evangelischen Christlichen Kirche " zusammengeschlossen .

Zwei Inspektionen,

eine für die Pfarreien

der Kantone Baumholder und Sankt Wendel , Kanton Grumbach , führten die Aufsicht. Die Katholiken standen unter dem

die andere für den

Dekanat Sankt Wendel

des Bistums Trier. Durch eine Verordnung vom 27. April 1821 war im Fürstentum eine ständische Verfassung durch Einrichtung eines Landesrats eingeführt worden.

Der Landesrat setzte

sich

aus

7 Mit-

gliedern zusammen, wovon drei der Kanton Sankt Wendel, je zwei die übrigen Kantone wählten .

Seine Befugnisse bestanden in der

Beratung und Begutachtung der Gesetze , Beratung des Haushalts, Bewilligung der erforderlichen Mehrausgaben und deren Verteilung auf das Land. Auch konnte der Landesrat Wünsche und Beschwerden dem Landesherrn vortragen ¹). Die Verwaltung des im Jahre 1834 rund 35 000 Einwohner

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 253 und 255 ; v. Plänckner, Die deutschen Rheinlande, Gotha 1833, S. 80 ff.; der Kreis Sankt Wendel“ im Adresskalender des Regierungsbezirks Trier, 1851 , S. 607 ff.

106

III, 3. Die späteren Erwerbungen.

zählenden Landes war durch den Behördenaufwand teuer.

Auch

sonst führte die Verwaltung eines vom Sitze des Herzogs weit entfernten Gebietes für Regierung und Untertanen Schwierigkeiten mit sich .

Diese Erwägungen veranlassten den Herzog

von Sachsen-

Koburg- Gotha mit Preussen wegen Abtretung des Ländchens in Verhandlung zu treten.

Am 31. Mai 1834 , kam ein Staatsvertrag

zustande, durch den der Herzog das Fürstentum Lichtenberg mit allen Souveränitätsrechten und dem ihm darin zustehenden Eigentum an den König von Preussen abtrat.

Der König von Preussen

überliess dagegen dem Herzoge eine Entschädigung,

welche ihm

eine reine jährliche Rente von 80000 Talern gewähren und ihn in Stand setzen sollte, durch Übernahme von preussischen Domänen oder Ankauf von Gütern Grundeigentum zu erwerben ¹ ) . Unter dem 15. August 1834 wurde das Königliche Patent wegen Besitznahme des Fürstentums erlassen und der Oberpräsident von Bodelschwingh beauftragt, die Besitznahme auszuführen, die Huldigung entgegen zu nehmen und das Land den Ministerialbehörden zur verfassungsmässigen Verwaltung zu überweisen *) . Unterm 9. September beauftragte der Oberpräsident den Oberregierungsrat Cramer in Trier, sich nach Sankt Wendel zu begeben und die Übernahme vorzubereiten . Am 22. September 1834 hat dann der Oberpräsident selbst in Sankt Wendel von dem Fürstentum Lichtenberg für die Krone Preussen Besitz ergriffen und durch eine Bekanntmachung vom 24. September die dortige bisherige Regierung mit der

vorläufigen Weiterführung der

Geschäfte unter

Leitung des Oberregierungsrates Cramer beauftragt. An Cramers Stelle übernahm dann auf Weisung des Oberpräsidenten vom 5. November an der Landrat Görtz in Merzig die Leitung der Regierung und die Vorbereitung zur künftigen Verwaltungseinrichtung. Eine Kabinettsorder vom 25. März 1835 bestimmte alsdann , dass die unter Benennung des Fürstentums Lichtenberg mit Preussen vereinigten Teile

der vormaligen

Kantone

Sankt Wendel,

Baum-

holder, Grumbach , Kusel, Tholey und Ottweiler vom 1. April an dem Regierungsbezirk Trier einverleibt und in ihm einen besonderen landrätlichen Kreis unter den Namen des Kreises

Sankt Wendel

bilden sollten. Die Benennung des Fürstentums Lichtenberg sollte aufhören und Sankt Wendel Sitz der landrätlichen Behörde werden.

1) Ges.-S. 1834 S. 159. 2) Ges.-S. 1834 S. 161.

107

Das Oberamt Meisenheim.

Demnach wurde am 30. April 1835 die Regierung zu Sankt Wendel aufgelöst und der Regierungsassessor Engelmann in Trier unter Ernennung zum Regierungsrat kommissarisch mit der Verwaltung des Landratsamtes betraut .

Mit der Einsetzung der landrätlichen Be-

hörde übernahm die Regierung zu Trier die Verwaltung des Kreises . Die bisherige Zentralkasse

zu Sankt Wendel trat gegen die Re-

gierungshauptkasse in Trier in das Verhältnis einer Kreiskasse ¹ ) . 2.

Das Oberamt Meisenheim .

Am 9. September 1816 war der Kanton Meisenheim und die Gemeinden Bärenbach , Becherbach, Otzweiler und Hoppstädten vertragsmässig von Preussen an den Landgrafen von Hessen-Homburg zu Händen

des

Hessen-Homburgischen

Kammerdirektors

Bausch

übergeben worden.

Mit der vorläufigen Verwaltung beauftragte der Landgraf Friedrich Ludwig den Hofrat Jung und den Justizrat Radaug und als Sekretär den Kammerassessor Stäubesandt. Durch eine Verordnung vom 12. Mai 1817 richtete der Land-

graf für die obersten Angelegenheiten seiner Länder und

zur Auf-

sicht über die übrigen Behörden einen Geheimen Rat in Homburg ein,

den

" Landgräflich Hessischen

Geheimen Rat " , als

beratende Behörde des Landgrafen und unter seinem Vorsitz. Unterm 18. Februar 1818 folgte die Anordnung einer Landesregierung in Homburg, zu welcher die bisherigen Landeskollegien Regierung, Hofgericht, Konsistorien , Kammer, Forstkollegium und Collegium Medicum als in eine Zentralstelle vereinigt wurden. Sie teilte sich in drei Deputationen. Die Erste Deputation war für die Justizverwaltung bestimmt. Sie behandelte die Ziviljustizsachen einschliesslich der Ehesachen und der von den Konsistorien ausgeübten Gerichtsbarkeit.

Ihrer Rechtssprechung wurden in

erster

Instanz die Rechtssachen der Kanzleisässigen (Privilegierten , zweiter Instanz

die der Amtsässigen zugewiesen ;

sie

in

behandelte

ferner die peinlichen Fälle, die nichtstreitige Gerichtsbarkeit und die Vormundschaften.

Der Wirkungskreis der

Zweiten Depu-

tation umfasste die Landesverwaltung, der der Dritten Deputation die Finanz- und Kameralsachen. Für die oben genannten im Jahre 1816 erworbenen Gebiete wurde durch die Verordnung vom 29. Dezember amt Meisenheim

1817 das Ober-

eingerichtet, dem ein Oberbeamter vorgesetzt

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 253.

108

III, 3. Die späteren Erwerbungen.

wurde mit einem Amtssekretär und dem erforderlichen übrigen Personal . Als Geschäftskreis des Oberbeamten sind in der genannten Verordnung folgende Gegenstände bezeichnet : 1. 2. 3.

Die Erhaltung der Hoheitsrechte. Die Verhältnisse mit den benachbarten Staaten. Die eigentliche

innere Landesverwaltung,

Aufsicht über die Landesökonomie,

nämlich die

über die Gewerbe,

über das Gemeindevermögen und den Gemeindehaushalt, über das öffentliche Bauwesen, Postwesen. 4.

den Wegbau und das

Die an die Landesregierung zu erstattenden Anträge auf Annahme oder Entlassung von Untertanen .

5.

Die Erteilung der Heiratserlaubnis .

6.

Die Bestätigung der Ortsvorstände .

7.

Die Aufsicht über ihre Geschäftsführung der Gemeindediener.

8.

Die Polizei in ihrem ganzen Umfange.

9.

Das Kirchen- und Schulwesen .

10.

Die

Aufsicht über

die

Finanz-,

und

Kameral-

über

und

die

Forst-

verwaltung.

11.

Die Landwehr und die Militärkonskription.

12.

Die Aufsicht schaften.

13.

Die Leitung der Verwaltung der willkürlichen Gerichtsbarkeit und Aufsicht über die Notarien.

14.

Die bürgerliche Rechtspflege in der ersten Instanz, einschliesslich der Ehesachen.

über

die

Vormundschaften

und

Pflege-

15. Die Untersuchung in peinlichen Fällen ¹ ) . Anfänglich war das Oberamt nur mit einem Beamten besetzt. Später erfolgte eine Verteilung der Geschäfte auf zwei Beamte und es wurde danach unterschieden ein Verwaltungsoberamt und ein gleichmässig als Friedensgericht, Handelsgericht und Tribunal tätiges Justizoberamt. Beim Anfall an Preussen führte die ersteren Geschäfte der Geheime Regierungsrat Reinhardt mit dem Oberamtsassessor Schaffner ; die Beamten des Justizoberamtes waren der Geheime Justizrat Linn, der Oberamtsassessor Albert und 1) Die oben angezogenen Verordnungen sind im Archiv der Landgräflich Hessischen Gesetze und Verordnungen S. 2-7 abgedruckt.

109

Das Oberamt Meisenheim. als

Stellvertreter

der

Staatsanwaltschaft

der

Oberanitsassessor

Schaffner ¹). Für den Bezirk des Oberamtes Meisenheim bestand ein Lokalkonsistorium für die Protestanten.

Es wurde mit dem 1. Oktober

1835 aufgehoben und an seiner Stelle ein Evangelisch Protestantisches Konsistorium des Oberamtes Meisenheim eingerichtet,

welches aus dem Oberbeamten und zwei Geistlichen

bestand und

der Zweiten Deputation der Landesregierung unter-

geordnet war.

Mit dem Tode des Landgrafen Ferdinand Heinrich Friedrich am 24. März 1866

erlosch die Hessen- Homburgische

Linie.

Erb-

vertragsmässig ging das Land in den Besitz des Grossherzogs von Hessen-Darmstadt über. Nur für wenige Monate. Durch den Friedensvertrag vom 3. September 1866 trat der Grossherzog von Hessen unter anderm Hessen- Homburg und damit auch den Bezirk des Oberamtes Meisenheim an Preussen ab. Das preussische Gesetz vom 24. Dezember

1866

preussischen Monarchie.

vereinigte den Oberamtsbezirk mit der Und im Anschluss daran erging das Patent

wegen Besitznahme vormals Grossherzoglich Hessischer Landesteile vom 12. Januar 1867 ). Schon nach der Besetzung der hessischen Provinz Oberhessen und der Landgrafschaft Hessen - Homburg durch preussische Truppen im Juli 1866 war eine vom General der Infanterie von Werder als Generalgouverneur geführte Verwaltung, dann an deren Stelle durch Königlichen Befehl vom 15 , Oktober eine preussische Zivilverwaltung eingerichtet worden. Als Ziviladministrator führte der Staatsminister a. D. von

Patow in Frankfurt a. M. die Geschäfte eines

Oberpräsidenten, unter ihm als Zivilkommissar in Homburg der Landrat von Briesen . Unter seiner Aufsicht blieb die Landesregierung zu Homburg auch weiterhin bestehen, auch nach der vertragsmässigen Abtretung an Preussen. Als amtliches Verordnungsblatt wurde das Regierungsblatt für den Bezirk des Königlichen Zivilkommissariats zu Homburg begründet. Die bergbaulichen Angelegenheiten des Oberamtsbezirkes sind bereits am 9. November 1866 dem Oberbergamt in Bonn übertragen worden.

Ein

1) Über die Justizverfassung ist zu vergleichen Reinhardt und Beck , Beschreibung des Oberamtes Meisenheim, Neunkirchen 1868, S. 83. 2) Ges.-S. S. 137.

110

III, 3. Die späteren Erwerbungen .

allerhöchster Erlass vom 2. Februar überwies

das Oberamt dem

Oberpräsidenten der Rheinprovinz bzw. der Königlichen Regierung zu Koblenz

zur einstweiligen

Administration nach

Massgabe der

für das diesseitige Staatsgebiet bestehenden Verwaltungsvorschriften. " Gleichwohl führte die Landesregierung in Homburg auch weiterhin Mit diesem Zeitpunkte bis zum Juni 1867 die Geschäfte fort. wurden sie dem Kommissar des Oberpräsidenten , dem Regierungsrat von Duisberg, übergeben . Die Einwohner des Landes hatten den Wunsch ausgesprochen, es möchte von einer Vereinigung des Oberamtsbezirkes mit einem der benachbarten Kreise Kreuznach und Sankt Wendel abgesehen und aus der neuen Erwerbung ein eigener landrätlicher Kreis gebildet werden. Und die Gemeinden des vormaligen Kantons Grumbach wünschten zu dem Zwecke vom Kreise Sankt Wendel getrennt und der geringeren Entfernung wegen mit einem künftigen Kreise Meisenheim vereinigt zu werden.

Hiergegen sprachen die wichtigen

Bedenken der bisher gemeinsamen Kreiseinrichtungen . Einwohnerzahl des Oberamtsbezirkes - 10600 Seelen zur Kreisbildung zu gering.

So entschied

Und die erschien

sich der Minister des

Innern den gutachtlichen Berichten des Oberpräsidenten und der Koblenzer Regierung gemäss für den Anschluss an den Kreis Kreuznach. Dem Provinziallandtag wurde eine entsprechende Verordnung zur Begutachtung vorgelegt, durch welche der Oberamtsbezirk als besonderes 77 Amt" in der Art der nassauischen Ämter mit dem Kreise Kreuznach vereinigt werden sollte . Man wünschte auf diese Weise den bisherigen mit der Fortführung der Geschäfte beauftragten hessischen Verwaltungsbeamten (Landrat), den Geheimen Regierungsrat Reichardt, dem Bezirke als Amtmann zu erhalten. Der rheinische Provinziallandtag sprach sich aber am 28. März 1868 dagegen aus, dass man mit der Rücksicht auf einen verdienten Beamten die Verwaltung eines Landesteiles in Verbindung bringe, und trug dem Könige die Bitte vor, aus dem Oberamt einen eigenen Kreis zu bilden . Unterm 15. September 1869 erging dann ein Königlicher Erlass, dass aus dem Oberamt Meisenheim unter Vereinigung mit der Rheinprovinz und der Regierung zu Koblenz ein besonderer landrätlicher Kreis gebildet und die Stadt Meisenheim zum Sitze des Landratsamtes bestimmt werde ¹ ).

1 ) Bekanntmachung der Regierung vom 14. Oktober 1869 im Amtsblatt der Regierung zu Koblenz, 1869 S. 266.

Das Oberamt Meisenheim.

111

Schon früher war die Änderung der Gerichtsverfassung durchgeführt worden.

Nach Aufhebung des Justizoberamtes wurde ein

Friedensgericht eingerichtet und dem Landgericht in Koblenz bzw. dem Untersuchungsamt in Simmern zugewiesen. 15. Juli 1867

Durch Erlass vom

war das Hypothekenamt in Meisenheim aufgehoben

und mit dem zu Simmern vereinigt worden. Und durch Verordnung vom 20. September 1867 wurden vom 1. Oktober 1867 an für den bisherigen Oberamtsbezirk alle seit dem 5. April 1815 für den westrheinischen Teil des Regierungbezirks Koblenz ergangenen Gesetze eingeführt ').

1) Akten des Oberpräsidiumis VII, 4 Nr. 54.

IV.

Die Einrichtung

und

Entwickelung

der preussischen Verwaltung.

1.

Vorläufige Verwaltungseinrichtungen .

Da die preussische Rheinprovinz nicht auf einmal erworben worden ist und die Besitznahme der einzelnen Teile nach und nach im Laufe des Jahres 1815 und zum Teil sogar erst im Laufe des Jahres 1816 stattgefunden hat , so war es nicht möglich, die preussische Behördenverfassung sofort nach der ersten Besitznahme in der neuen Provinz gleichmässig einzuführen . Dazu kam, dass man innerhalb der preussischen Regierung selbst noch im Zustande der Erwägungen und Beratungen sich befand und Einrichtungen der Fremdherrschaft, soweit sie gut waren, dem Rheinlande zu erhalten wünschte. Dazu kam ferner, dass es sich bei der Einrichtung der Verwaltung überhaupt nicht nur um die Rheinprovinz handelte, dass vielmehr die geplante 17 verbesserte Einrichtung der Provinzialbehörden" in allen Provinzen der Monarchie eingeführt werden sollte. So sehr die dadurch herbeigeführte Verzögerung dem allseitigen der rheinischen Bevölkerung, der sogenannten provi-

Wunsche

sorischen Verwaltung enthoben zu werden, wiedersprach , es musste auch weiterhin noch Jahr und Tag eine vorläufige Verwaltung teils fortgeführt, teils eingerichtet werden. Die zuerst vollzogene

Besitznahme

auf Grund der Patente

vom 5. April 1815 umfasste mit Ausnahme des Landes rechts der Mosel aber einschliesslich der Stadt Koblenz alle die Landesteile, die bisher als Generalgouvernement vom

Nieder-

und Mittelrhein

vom Generalgouverneur Sack für preussische Rechnung verwaltet worden waren . Diese Verwaltung wurde nun in gleicher Weise von Sack als preussische Verwaltung fortgeführt.

Sie bezog sich jedoch

IV, 1.

113

Vorläufige Verwaltungseinrichtungen.

nicht ferner auf die Gebietsteile, die am 11. und 12. Mai an das neue Königreich der Niederlande abgetreten worden waren. Die dadurch notwendig gewordenen Kreisveränderungen machte Sack Demnach durch eine Verfügung vom 6. Juni 1815 bekannt¹ ) . wurden die vom ehemaligen

Roermonder Kreise bei Preussen ge-

bliebenen Gemeinden mit dem Kreise Krefeld , der preussische Anteil der Kantone Sittard und Heinsberg und der preussisch gebliebene obere Teil des

Niedermassdepartements mit dem

vereinigt.

den Kantonen Malmedy,

Aus

Kreise Aachen

Sankt Vith,

Schleiden,

Kronenburg, Eupen und dem preussischen Teile des Kantons Aubel wurde der neue Kreis Malmedy gebildet und mit dem Roerdepartement vereinigt. Wenige Wochen nach der Huldigung wurde Sack auch das bisher von Gruner verwaltete Generalgouvernement Berg und zwar vom 15. Juni 1815 an unterstellt. Am 16. Juni übernahm Sack in Düsseldorf persönlich die Geschäfte von Gruner.

Mit der Regierung

dieser Gebiete bevollmächtigte er den bisherigen Gouvernementsrat in Düsseldorf,

dessen Vorsitz er dem Staatsrate Linden übertrug.

Alle übrigen Beamtenstellen wurden beauftragt, ihre

Geschäfte in

der bisherigen Art fortzuführen ') .

Am 28. Mai 1815 genommen worden.

war das Land rechts der Mosel in Besitz

Auch seine Verwaltung wurde Sack unterstellt.

Aus diesem bisher von der österreichisch-bayerischen Landesadministration verwalteten Gebiete zwischen Mosel und Nahe bildete Sack ein neues Saardepartement und unterstellte es dem bisherigen Luxemburger

Gouvernementskommissar

von

Schmitz- Grollenburg.

Schmitz-Grollenburg nahm seinen Sitz zunächst in Kreuznach und schlug die Einrichtung eines eigenen Gouvernementskommissariats in Kreuznach vor. Sack wies ihn aber an, bis zur endgiltigen Einrichtung n die Maschine vorläufig nur in Gang zuerhalten " , sich nur mit dem unbedingt nötigen

Personal zu umgeben und

seinen Verwaltungssitz nach Trier zu verlegen.

übrigens

Davon musste zu-

nächst abgesehen werden, da nach Mitteilung des Generalleutnants Grafen Kleist von Nollendorf die Gegend an der Saar und bei Trier von Truppen entblösst war. Nach dem Siege bei Belle- Alliance ist dann am 29. Juni das Kommissariat von Kreuznach nach Trier 1) Journal des Nieder- und Mittelrheins vom 8. Juni 1815 Nr. 68. 2) Bekanntmachung Sacks vom 16. Juni 1815 im Journal des Niederund Mittelrheins vom 22. Juni 1815 Nr. 74. Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz

114

IV, 1.

verlegt worden ¹) .

Vorläufige

Die Kreiseinteilung in diesem neuen Departement

verblieb wie bisher, nur für den preussisch gewordenen Teil des Birkenfelder Kreises wurde eine neue Kreisverwaltung eingerichtet und ihr Bezirk an das Kreisgericht in Trier gewiesen.

Durch die Abtretungen an die Niederlande und durch die Besitznahme des neuen Saardepartements wurden auch vorläufige Änderungen auf dem Gebiete der Gerichtsverfassung nötig. Sack verfügte sie unterm 27. Juni 1815.

Die Sprengel einiger Friedenswelche nur zum Teil zu den preussischen Provinzen gehörten, wurden anderen Friedensgerichten beigelegt, nämlich der Rest des Kantons Sittard zum Kanton Heinsberg, der obere Teil

gerichte,

des Nieder-Maas- Departements zum Kanton Geilenkirchen, die Reste der Kantone Aubel, Klerveaux und Vianden zu den Kantonen Eupen, Arzfeld und Neuerburg, die Reste der Kantone Echternach, Grevenmacher und Birkenfeld zu den Kantonen Bitburg, Pfalzel und Herrstein , die Reste der Kantone Grumbach und Baumholder wurden zu einem

neuen Friedensgericht in Sien und der Rest des ehe-

maligen Bezirks Roermond wurde zum Kanton Krüchten vereinigt. Bezüglich der Kreisgerichte traf Sack die Anordnung, dass die Kantone Krüchten und Heinsberg, deren bisherige Kreisgerichte im Ausland lagen, mit den Kreisgerichten zu

Krefeld bezw. Aachen

vereinigt wurden .

Die Kreisgerichte zu Koblenz und Trier stellte er in ihrem früheren Umfange wieder her und das Kreisgericht zu

Echternach verlegte er nach Bitburg. Der Kreis Malmedy wurde dem Geschworenengericht zu Aachen beigelegt. Den Sprengel des Appellationshofes zu Trier dehnte Sack wie früher auf das Saarund Rhein-Mosel-Departement mit Ausschluss des Bezirkes Bonn aus. In Köln aber richtete er aus der bisher zu Lüttich bestandenen deutschen Abteilung einen Appellationshof ein für das Roerdepartement, die mit ihm vereinigten Teile des Ourthe und Nieder -MaasDepartements und für den Bezirk Bonn. Endlich dehnte er den Sprengel des Revisionshofes in Koblenz auf die auf dem rechten Moselufer

in Besitz genommenen Teile des ehemaligen RheinMosel- und Saardepartements, also auf das nunmehrige neue - Saardepartement aus ) .

1 ) Amtsblatt für das Saardepartement 1815 , S. 85. 2) St.-A. Koblenz , Abt. 350 Nr. 2 und 3 ; Bekanntmachung Sacks vom 6. Juni 1815 im Journal des Nieder- und Mittelrheins vom 8. Juni

115

Verwaltungseinrichtungen.

Am 3. Juli 1815 waren die vormals nassauischen Gebiete in Besitz genommen worden. Auch sie wurden mit dem Verwaltungsbezirke Sacks vereinigt. Auch hier beauftragte Sack die bisherigen nassauischen Behörden mit der Weiterführung der Verwaltung und bestätigte zu dem Zwecke auch die nassauische Regierung zu Ehrenbreitstein und den dortigen Justizsenat als nunmehr preussische Behörden mit der Verwaltung aller übernommenen Landesteile , auch derjenigen, die bisher nicht zu ihrem Geschäftsbezirke gehört hatten. Zur Überwachung

der Verwaltung bestellte Sack bei der Ehren-

breitsteiner Regierung, die als preussische Behörde noch

bis zum

20. Mai 1816 bestanden hat, einen Kommissar in der Person des Staatsrates Grafen von Borcke ¹ ) und überdies für das Kassenwesen einen General-Finanzinspektor. Als letzte Instanz in Justizsachen wurde der Revisionshof in Koblenz bestimmt ). Eine in dieser Weise die Verwaltung und die Rechtspflege regelnde

Verfügung

hatten bereits am Tage der Besitznahme, am 3. Juli , die drei Sie hatte folgenden preussischen Besitznahmekommissare erlassen. Inhalt : 1. Die Ämter Braunfels, Greifenstein und Hohensolms werden der Regierung zu Ehrenbreitstein vom 1. Juli an einstweilen und bis zur weiteren Bestimmung untergeordnet. „2. Diejenigen Administrationszweige , welche bis dahin nach Wiesbaden oder Weilburg, nämlich an die Regierung, an das Kriegskollegium, an die Generaldirektionen der direkten und der indirekten Steuern, an die Wege- und Uferbaudirektion , an die Sanitätskommission und an die Hofkammer gebracht werden, werden von der Regierung zu Ehrenbreitstein ebenso provisorisch übernommen , wie die zum Konsistorium gehörig gewesenen protestantischen Kirchen- , Schul- und milden Stiftungssachen .

n 3. Dem Justizsenate zu Ehrenbreitstein wird die von den Ämtern bis dahin an das Hofgericht und die von dem Militärgericht des unteren Herzogtums Nassau an das Kriegskollegium gegangene zweite Instanz provisorisch zugewiesen. 4. Für die privilegierten Sachen wird der Justizsenat in zwei Sektionen dergestalt geteilt, dass drei Mitglieder die erste und fünf 1815 Nr. 68 ; Bekanntmachung Sacks vom 27. Juni ebenda in der Beilage Nr. 12 vom 30. Juni 1815. 1) Am 27. März 1816 erhielt die Regierung zu Ehrenbreitstein vom Grafen von Borcke die Mitteilung, dass sein Auftrag aufgehoben sei . 2) St.-A. Koblenz, Abt. 350 Nr. 4.

116

IV, 1.

Vorläufige

Mitglieder die zweite Instanz in solchen privilegierten Sachen bilden. Um die dabei erforderliche Zahl der Votanten zu ergänzen, können die zum Kriminalgericht gehörenden

Untersuchungs- Kommissarien

einstweilen dabei supplieren. ,,5. Der Justizsenat wird ebenfalls einstweilen die Appellationsbehörde für die vor die geistlichen Konvente gehörigen Zivil-, Klage-, Ehe- und Schwängerungs- Sachen bilden. " 6. Die Kriminalsachen aus den Ämtern Braunfels,

Greifen-

stein und Hohensolms werden provisorisch an das Kriminalgericht zu Ehrenbreitstein und die Militärsachen an das Militärgericht zu Ehrenbreitstein gebracht.

" 7. Die sonst dem Oberappellationsgericht zu Diez zugestandene dritte Instanz geht jetzt provisorisch

an das Revisionsgericht zu

Koblenz, welches diesem Revisionsgericht von Kommissionswegen bekannt gemacht werden wird .

n 8. Derjenige abgesonderte Teil des Amtes Herschbach , welcher an Altenkirchen stösst, wird mit den Verhältnissen, in welchen derselbe bis dahin mit dem nassauisch bleibenden Amte Herschbach stand, provisorisch an das Amt Altenkirchen gewiesen . " 9. Ebenso werden die zu dem Amte Hachenburg gehörig gewesenen Teile der beiden Ortschaften Hommelsburg und Seelbach mit dem Amte und der Rezeptur Altenkirchen vereinigt ¹ ) . "

Am 27. Juli 1815 wurde durch den Regierungsrat Sotzmann die Stadt Wetzlar nebst Gebiet in Besitz genommen . Durch Erlass des

Staatskanzlers

worden,

vom

3.

Juli

1815

war

Sotzmann

beauftragt

die Verwaltung der neuen Erwerbung zu leiten und die

Aufsicht über die Behörden auszuüben, gewiesen wurden ,

ihre

die sämtlich zunächst an-

Geschäfte fortzuführen.

Er zeichnete

als

Königlich Preussischer zur Verwaltung von Wetzlar bevollmächtigter Kommissarius " und wurde im übrigen den Ministerien in Berlin unmittelbar unterstellt ) . Sotzmann trat nunmehr zu den bestehenden Behörden in dasselbe Verhältnis,

in dem bisher das Frankfurter

Generalgouvernement zu ihnen gestanden hatte, und erteilte ihnen eine entsprechende Anweisung . Demnach blieb der Stadtmagistrat, wie bisher, bestehen und als preussische Behörden das Stadtgericht

1 ) St.-A. Koblenz, Abt. 350 Nr. 4. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 374 Nr. 1 .

117

Verwaltungseinrichtungen . und Stadtamt¹ ) .

Für die Wahrnehmung der Polizeigeschäfte wurde

eine „Polizeikommission " (1816 Polizeidirektor), ebenso eine „ Schulkommission" und ein „ Armenkollegium " eingerichtet.

Und als nun-

mehr „ Königlich Preussischer Unterpräfekt " führte auch der Direktorialrat Münch die Geschäfte im bisherigen Umfange weiter, bis er durch Erlass des Oberpräsidenten vom 14. Mai 1816 den Auftrag erhielt, die Besorgung der Geschäfte einer Kreiskommission des Kreises Wetzlar zu übernehmen.

Inzwischen war am 22. April

1816 die Regierung zu Koblenz eröffnet worden und unter demselben Datum hatte Sotzmann durch das Wetzlarische Wöchentliche Intelligenzblatt bekannt gemacht, dass die ihm übertragene Leitung der Verwaltung der Stadt Wetzlar und ihres Gebietes an die Koblenzer Regierung übergegangen sei. Geschäfte als solcher bis

zum

Der Kreiskommissar Münch hat die 14. November 1816

geführt.

Vereinigung der Stadt Wetzlar mit dem Amte Atzbach zu

Die einem

eigenen Kreise wird später behandelt werden . Am 30. November und

2. Dezember 1815

hatte

der Ober-

appellationsrat Mathias Simon die durch den zweiten Pariser Frieden abgetretenen Gebiete an der Saar in Besitz genommen. nunmehrigen Kantone Saarbrücken , Rehlingen wurde eine

besondere,

Sankt Johann,

Für diese

Saarlouis

und

unmittelbar unter dem Staats-

kanzler stehende Verwaltung eingerichtet.

Mit ihr beauftragte der

Staatskanzler den Oberappellationsrat Simon und erteilte ihm zu dem Zwecke unterm 30. November eine eigene Dienstanweisung . Da der abgetretene Landesteil teils zum französischen Bezirk Saargemünd, teils zu dem von Thionville gehört hatte, in beiden Bezirken aber die Einteilung in Mairien verschieden war, indem im Saarbrückenschen mehrere Gemeinden eine Mairie bildeten, in dem vom Moseldepartement abgetretenen Landesteil aber nicht,

so hat

der Kommissar zunächst eine einheitliche Einteilung in die oben genannten vier Kantone und 22 Bürgermeistereien bewirkt 2) . Die Kommunalverfassung behielt Simon bei.

Dagegen sah er

davon ab, die Tätigkeit der vormaligen Präfekturräte, des Generaldepartementsrates und des Arrondissementsrates wieder aufleben za lassen. An ihre Stelle liess er eine Landes deputation treten, 1) Über die Anderungen in der Gerichtsverfassung vgl. unten Abschnit IV, 15 B. 2. 2) Die Bürgermeistereien sind aufgeführt bei Schultheis, Erläuterungen S. 143 f.

118

IV, 1.

Vorläufige

in die er rechtliche und erprobte Männer berief und ihnen die Militärsachen übertrug, die Kirchen- und Schulsachen, die Wegesachen und für

letzteren Zweck die Vorschläge

der Zusatzzentimen . brücken.

Der Kommissar

für Verwendung

hatte seinen

Sitz in

Saar-

Wegen der besonderen Verhältnisse von Saarlouis fand

er nötig, dort eine Mittelbehörde einzurichten, um in den Kantonen Saarlouis und Rehlingen unter seiner Leitung die Geschäfte einer Kreisdirektion , wie solche in den übrigen Landesteilen bestanden, auszuüben. Die Anwesenheit einer militärischen Oberbehörde und anderer Militäreinrichtungen in Saarlouis und deren vielfache Berührung mit der Zivilbehörde machte ihm jene Einrichtung umsomehr rätlich , als die deutsche Sprache dort fast ganz verdrängt worden war und die dortigen Ortsbeamten nur waren, deutsche Berichte zu erstatten .

unzulänglich im

Stande

Die Städte Saarbrücken und Saarlouis wurden durch je einen Oberbürgermeister nebst zwei Beigeordneten und einen städtischen Magistrat von 20 Mitgliedern verwaltet : die Landbürgermeistereien durch einen Bürgermeister, dem für jede Gemeinde ein eingesessener Beigeordneter und für die ganze Bürgermeisterei ein Schöffengericht von 10 bis 15 Mitgliedern zugeordnet war. Für die

Steuerverwaltung

stellte

kontrolleure und Einnehmer an,

der für

Kommissar

die

Steuer-

Domanialeinkünfte

einen Domänenrentmeister ; die Bergwerke unterstellte er einer Bergamtskommission und

die Forsten ,

damals die

schönsten

auf dem linken Rheinufer, einem Forstamt mit einem Forstmeister an der Spitze und drei Oberförstern und 33 Forstrevieren. Für die Verwaltung der Rechtspflege traf Simon nur eine vorläufige Einrichtung, weil er annahm, dass die Einführung einer preussischen Gerichtsverfassung in Aussicht stände.

Er erweiterte

die Zuständigkeit der vier Friedensrichter als Polizeirichter auf die Bestrafung von Wald- und Jagdfrevel aller Art und auf die Massnahmen

der Voruntersuchung.

Zum Entscheid

über

die

Be-

rufungen gegen die Friedensgerichte und über Vergehen von der Zuständigkeit der Zuchtpolizeigerichte richtete er für die Kantone Saarbrücken und Sankt Johann und ebenso für die Kantone Saarlouis

und

Rehlingen

Provisorische

Zuchtpolizeitribunale

ein , die er aus den Friedensrichtern und ihren Suppleanten zusammensetzte. Berufungen gegen diese beiden Gerichte wurden zunächst bis zur vermuteten baldigen Einrichtung der preussischen Gerichte ausgesetzt, dann aber an das Appellationsgericht in Trier gewiesen ,

119

Verwaltungseinrichtungen.

nachdem der Kommissar noch unterm 12. März 1816 statt der beiden provisorischen Zuchtpolizeitribunale allein das zu Saarbrücken für alle vier Kantone als zuständig bestimmt hatte. Für die Veröffentlichung der Regierungsverordnungen erschien das n Amtsblatt von Saarbrücken " . Simon hat die Verwaltung bis zum 22. April 1816 geführt ¹). An diesem Tage trat die Regierung zu Trier in Wirksamkeit und Simon war durch einen Erlass des Staatskanzlers vom 10. April beauftragt worden, wegen der Übergabe seiner Verwaltung an den Regierungspräsidenten Delius Einleitung zu treffen und die Verwaltung der Berg- und Hüttenwerke der Oberbergamtskommission in Bonn zu überweisen. Am 22. April wies Simon die Bürgermeister an, ibre Amtsberichte an den Präsidenten der Landesdeputation Dern einzusenden, den er als provisorischen Kreiskommissar zur Ausübung des landrätlichen Amtes in den vier Kantonen anordnete. Am 17. Mai berichtete Simon an den Staatskanzler, dass er die Übergabe endet habe .

Mit

der Geschäfte an die Regierung zu Trier be-

Ausnahme

der

oben behandelten vier

Kantone

Saar-

brücken, Sankt Johann, Saarlouis und Rehlingen, welche von Simon verwaltet wurden, mit Ausnahme der Stadt Wetzlar, welche gleichfalls unter gesonderter Verwaltung stand, und mit Ausnahme des rechtsrheinischen Kleve und der Abteien Elten, Essen und Werden , welche im November 1813 zum Gouvernement zwischen der Weser und dem Rhein geschlagen worden waren, standen die gesamten damaligen Erwerbungen am Rhein unter der Verwaltung des Geheimen Staatsrates Sack, zunächst in seiner Eigenschaft als Gouverneur,

dann seit dem 1. Juli 1815

als Oberpräsident .

Als

solcher war er nämlich für einen der beiden Oberpräsidialbezirke, in welche das Rheinland später eingeteilt worden ist, ausersehen . Da diese Organisation erst im folgenden Jahre durchgeführt worden ist, zeichnete Sack seine Erlasse seit dem 1. Juli 1815 als „ Oberpräsident der preussischen Provinzen am Rhein". Schon vorher war die Verwaltungstätigkeit Sacks als Generalgouverneur in gewissem Masse eingeschränkt worden , nachdem

1) Über seine Verwaltungstätigkeit hat er unterm 8. Februar 1816 dem Staatskanzler einen eingehenden Bericht erstattet. Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 HII Nr. 4.

120

IV, 1.

Vorläufige

ihm durch eine Kabinettsorder vom 7. April 1815 bekannt gemacht war, dass neben ihm ein Militärgouverneur in der Person des Generalmajors von Dobschütz ernannt worden sei und der Oberstleutnant Rühle von Lilienstern zum Generalstabschef. Das Verhältnis der beiden Gouverneure blieb zunächst ungetrübt .

Als aber

Dobschütz im Mai 1815 auf eine Anfrage beim Könige von Wien aus die Weisung erhielt, dass die über das Verhältnis zwischen Militär- und Zivilgouverneuren ergangenen allgemeinen Bestimmungen auch für die Rheinlande und für seine Beziehungen zu Sack Anwendung fänden, war Dobschütz genötigt, in Anspruch zu nehmen.

den Vorrang vor Sack

Am Tage vor der Huldigung und

dieser selbst kam das erstmalig zum Ausdruck.

bei

Sack hat sich,

obwohl ihm eine Minderung seiner bisherigen Stellung als Generalgouverneur nicht eröffnet worden war, damals gefügt. Er hielt aber die Massnahme den Stimmungen und Anschauungen gegenüber, die im Rheinlande über eine militärische Leitung herrschten, für schädlich.

Auf seine Vorstellung eröffnete ihm der Staatskanzler

die geplante Teilung des Rheinlandes in zwei Oberpräsidenturen, von denen ihm, Sack, die eine mit dem Sitze in Düsseldorf zugedacht sei.

Da diese Einrichtung jedoch

vorläufig noch nicht

durchgeführt werden könne, solle er als Oberpräsident die Verwaltung in seinem Geschäftsbereiche einschliesslich des ihm gleichzeitig übertragenen Gouvernements Berg fortführen, während der Generalmajor von Dobschütz in das Verhältnis eines in der Provinz kommandierenden Generals mit gewissen Geschäften eines Militärgouverneurs zurücktreten werde. Und unterm 10. Juni wurde auch Dobschütz vom Staatskanzler eröffnet, dass seine bisherige Teilnahme an der Verwaltung aufhöre, dass er jedoch ausser seinen Geschäften als Kommandierender General auch solche eines Militärgouverneurs zusammen mit dem Oberpräsidenten als Zivilgouverneur in allen Angelegenheiten zu übernehmen habe, welche nach der Anweisung, die der König für die Militärgouvernements in den Provinzen zwischen der Weser und der Memel vollzogen habe, zu den Obliegenheiten der Militärgouvernements gehörten . Unter dem

1. Juli 1815 haben

dann beide,

der

Komman-

dierende General und der Oberpräsident, eine gemeinsame Bekanntmachung erlassen über ihre vorläufige gemeinschaftliche Verwaltung. Danach hatte der Kommandierende General während des Krieges die rein militärischen Angelegenheiten allein, die in die Landesverwaltung

eingreifenden

militärischen Angelegenheiten aber mit

121

Verwaltungseinrichtungen.

dem Oberpräsidenten gemeinsam zu erledigen, während die Leitung der Zivilangelegenheiten dem letzteren allein verblieb ¹). Diese Bekanntmachung gründete sich auf die Bestimmungen, welche durch eine Kabinettsorder an das Gesamte Staatsministerium vom 21. Juni 1815 für die Dauer des damaligen Krieges getroffen und wodurch die Militärgouvernements aufgehoben worden waren ) . Die im nächsten Abschnitt zu behandelnde Organisation der Provinz hat zu ihrer Teilung in zwei Oberpräsidialbezirke und zur Einrichtung von 6 Regierungen geführt. Dass Sack als Oberpräsident für einen dieser Bezirke in Aussicht genommen worden war, ist oben schon erwähnt. Es ist aber anders darüber beschlossen worden.

Sack wurde

als Oberpräsident

nach Pommern

versetzt und der bereits als künftiger Regierungspräsident für Aachen ernannte von Reiman durch einen Erlass Hardenbergs vom 15. März

1816 aufgefordert, sich

seinen neuen Posten baldmöglichst lassen.

die Geschäfte von Sack ,

der

antreten sollte, übergeben zu

Diese Übergabe der Geschäfte an Reiman hat am 23. März 1816 stattgefunden .

Damit beschloss Sack seine zweijährige Tätig

keit am Rhein, die er am 9. März 1814 begonnen hatte.

Es war

eine rühmliche Tätigkeit, reich an Erfolg und noch reicher an Arbeit.

Natürlich hat es ihm auch an Gegnern nicht gefehlt .

Auch

in Berlin hatte er solche³) . Die Folge war seine Abberufung. Dem

1) Journal des Nieder- und Mittelrheins vom 1. Juli 1815 Nr. 78. 2) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H III Nr. 4 vol. I. - Das Verhältnis zwischen Sack und Dobschütz blieb getrübt . Das Gleiche war übrigens zwischen dem Oberpräsidenten von Vincke und dem Kommandierenden General, Generalleutnant von Heister, in Münster der Fall. Im Dezember 1815 wurde Dobschütz seines Posters enthoben. 3) Einer von ihnen, der Finanzminister von Bülow, musste später sein Misstrauen gegen Sacks Kassenverwaltung selbst als ungerecht zugeben und erklären, " dass er derzeit bloss irregeführt und ungerecht gegen Sack gehandelt habe und gegen seine Verwaltung nicht nur nichts zu sagen, vielmehr sie überall zu beloben gewesen sei " . Vollheim, Die provisorische Verwaltung am Nieder- und Mittelrhein , Bonn 1912, S. 49. Unter den Vorwürfen, die gegen Sack erhoben wurden, kehrt auch der immer wieder, dass er seine Verwandtschaft bei den Anstellungen in seinem Geschäftskreise zu sehr berücksichtigt habe . Sack selbst hat diesen Vorwurf des Nepotismus Hardenberg gegenüber widerlegt. Sein Schwager, der Geheimrat von Reiman, war ihm vom obersten Verwaltungsausschuss zugewiesen und sein Bruder, der Gouvernementskommissar in Koblenz, war von Gruner angestellt worden. An solchem

122

IV , 1.

Vorläufige

Könige und dem Staatskanzler trug er seine Beschwerde über seine Versetzung vor.

Sein Gesuch um Ausserdienststellung mit Warte-

geld konnte natürlich nicht berücksichtigt werden. Nicht ohne Bitterkeit und ungern ist er zum Bedauern der rheinischen Bevölkerung aus seinem Wirkungskreise geschieden ¹ ) . Am 23. März 1816 hat der Regierungspräsident von Reiman die Geschäfte

übernommen.

Bekanntmachung, dass er

An demselben Tage

erliess er eine

vom Staatskanzler beauftragt sei,

die

bisher vom Oberpräsidenten Sack geführte Verwaltung in ihrem ganzen Umfange bis zur Einführung der neuen Organisationsbestimmungen und bis zur Einrichtung der Regierungen fortzusetzen . Da die Tätigkeit der bisherigen Gouvernementskommissare sofort eingestellt werden sollte, hob er sie auf und veranlasste alle Behörden , namentlich die Kreisdirektionen, wichtige Anträge und und anderen Vorwürfen hat sich auch Max von Schenkendorf in einer Eingabe an den Staatskanzler vom 18. November 1815 beteiligt. Erklärlich ist es, dass dem schwärmerischen Dichter der nüchterne, liberale Staatsmanu Sack wesensfremd war. Beweise bringt er übrigens für seine Behauptungen nicht bei, wie er denn am Schlusse selbst sagt, dass er zu einer mit Beweismitteln verschenen Denunziation ebensowenig gerüstet als geneigt und geeignet" sei . Er bezog seine Nachrichten, soweit sie die Beziehungen Sacks zum Militär betrafen, vermutlich vom Obersten Rühle von Lilienstern in Aachen, im übrigen ausser durch persönliche Erfahrungen in Aachen vermutlich von dem zum Oberpräsidenten für den zweiten Oberpräsidialbezirk der Rheinprovinz ausersehenen Grafen zu Solms- Laubach, der den Sack zugedachten Oberpräsidialbezirk lieber übernommen hätte und ihn übrigens dann auch erhielt. Er hat wenige Tage vor Schenkendorfs Eingabe gleichfalls dem Staatskanzler seine Bedenken gegen Sack und zugleich seinen Wunsch nach dessen Oberpräsidialbezirk vorgetragen. Geh. St.-A. Berlin , Rep . 92 (Hardenberg) H 13 ; vgl. dazu Vollheim, a. a. O. S. 250. An dem Sturm gegen Sack hat sich damals und gleichzeitig mit Schenkendorf und gleichfalls von Frankfurt aus, wo damals auch Solms weilte, auch ein Freiherr von Mirbach , Rittmeister im 11. Husarenregiment, beteiligt. Er machte als niederrheinischer Landsmann " den Staatskanzler auf die übelen Folgen der Verfügung aufmerksam, nach welcher Sack statt Solms zum Oberpräsidenten am Niederrhein ernannt sei. Man könne die Leitung der Provinz nicht in die Hände von Personen legen, die zur Zeit des Provisoriums die Verwaltung geführt. Die provisorische Regierung sei im Lande wegen der Anstellung so vieler Franzosen geradezu verhasst. Geh. St.-A. Berlin, Rep . 74 H II Nr. 6 vol. 1. Bl. 72. 1) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H II Nr. 6 vol . 2. -- Hierin finden sich aus dem Januar 1816 Eingaben niederrheinischer Stadtgemeinden und Handelskammern mit der Bitte um Beibehaltung Sacks .

123

Verwaltungseinrichtungen . Berichte einstweilen an ihn unmittelbar gelangen zu lassen .

Nur

der Königliche Gouvernementsrat in Düsseldorf blieb bis zum Eintritt der Organisation bestehen.

Reiman unterzeichnete

seine

Be-

kanntmachung als „Der mit der einstweiligen Oberverwaltung der Königlichen Reiman ¹ )" .

Rheinprovinzen beauftragte Regierungspräsident von Da der Sitz des Generalkommandos inzwischen nach

Koblenz verlegt worden war und dort die meisten Militärsachen zu bearbeiten waren, so ersuchte Reiman zur Vermeidung einer Stockung der Geschäfte den dortigen Gouvernementskommissar Sack, der die Kreisdirektion in Koblenz mitverwaltete, in vorkommenden Militärsachen auch weiterhin zu verfügen.

Eine entsprechende Be-

nachrichtigung erging an den Kommandierenden General, Grafen von Gneisenau. Die Gouvernementskommissare zu Aachen, Koblenz, Trier und Ehrenbreitstein aber wies Reiman an, sofort eine Trennung ihrer Registraturen nach den künftigen Regierungsbezirken zu veranlassen² ). Bis zum

21. April 1816 hat

der Regierungspräsident

von

Reiman die Verwaltung geführt. Schon am 18. April erliess er im Journal des Mittel- und Niederrheins eine Bekanntmachung über die Niederlegung seines Amtes und die Ankündigung, dass mit dem Mit 22. April die Regierungen in Wirksamkeit treten würden . deren Eröffnung würden der Gouvernementsrat in Düsseldorf, die Regierung zu Ehrenbreitstein, die übrigens tatsächlich darüber hinaus, nämlich bis zum 20. Mai 1816 bestanden hat, die Forstdirektion in Aachen, der Direktorialrat des Roerdepartements, die Kreisdirektionen, die Domänen- und die Steuerdirektionen eingehen³ ) . An die Stelle der Kreisdirektoren würden vorläufig Landrätliche Kreiskommissionen treten . Das Journal des Nieder- und Mittelrheins, in dessen vorletzter Nummer diese Bekanntmachung erfolgte,

schloss sein Erscheinen

und wurde durch die nunmehr herausgegebenen einzelnen Regierungen ersetzt.

Amtsblätter

der

1) Journal des Nieder- und Mittelrheins 1816 Nr. 36. 2) Geh. St.-A. Berlin , Rep . 74 RIX Nr. 1a vol . 1. Bl . 5. 3) Unter den eingehenden Behörden sind die Direktionen des öffentlichen Unterrichts nicht aufgeführt worden. Dieses Versäumnis veranlasste Görres bei der späteren Abgabe der Geschäfte an das Konsistorium Schwierigkeiten zu machen. Vgl . darüber unten, Abschnitt IV, 4.

124

IV, 2. Die

2.

Die Organisation.

Zu Wien hat der König die n Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden “ vom 30. April 1815 vollzogen. Als Einleitung schickt sie folgende definitiven Besitznahme der mit

Bemerkung voraus:

Unserer Verwaltung

Provinzen sind wir zugleich darauf bedacht gewesen , zialbehörden

in dem ganzen Umfange Unserer

„Bei der

vereinigten den Provin-

Staaten eine ver-

einfachte und verbesserte Einrichtung zu geben, ihre Verwaltungsbezirke zweckmässig einzuteilen und in dem Geschäftsbetriebe selbst mit der kollegialischen Form, welche Achtung für die Verfassung, Gleichförmigkeit des Verfahrens, Liberalität und Unparteilichkeit sichert, alle Vorteile der freien Benutzung des persönlichen Talents und eines wirksamen Vertrauens zu verbinden. " Eine Veröffentlichung dieser Verordnung bat zunächst wegen der „ auf dem Kongress stattfindenden Territorialdifferenzen “ nicht stattgefunden. Erst im August wurde der Oberpräsident Sack dazu ermächtigt.

Durch

das Journal des Nieder- und Mittelrheins vom 7. September 1815 erfuhren die Einwohner der Rheinlande den Inhalt der Verordnung. Sie bestimmte wie folgt : Der preussische Staat wird in zehn Provinzen geteilt. Eine oder mehr Provinzen zusammen werden eine Militärabteilung bilden, deren überhaupt fünf sein sollen. Jede Provinz wird in zwei oder mehr Regierungsbezirke ge-

teilt, deren überhaupt fünfundzwanzig sein werden . Iu jeder Provinz wird ein Oberpräsident die Verwaltung derjenigen allgemeinen Landesangelegenheiten führen , welche zweckgemässer der Ausführung einer Behörde anvertraut werden, deren Wirksamkeit nicht auf einen einzelnen Regierungsbezirk beschränkt ist. Zu diesen Gegenständen gehören :

1. alle ständischen Angelegenheiten, soweit der Staat verfassungsmässig darauf einwirkt ; 2. die Aufsicht auf die Verwaltung aller öffentlichen Institute, die nicht ausschliesslich

für einen einzelnen

Regierungs-

bezirk eingerichtet und bestimmt sind . Die Kreditsysteme sind hiervon ausgenommen, da die Hauptdirektionen derselben unmittelbar dem Minister des Innern untergeordnet bleiben ;

125

Organisation. 3.

allgemeine Sicherheitsmassregeln in dringenden Fällen, soweit sie sich über die Grenze eines einzelnen Regierungs-

4.

alle Massregeln in ausserordentlichen Fällen , in welche die

bezirks hinaus erstrecken ;

Zivilverwaltung gesetzlich einwirkt, soweit sie die ganze Oberpräsidentur betreffen.

Der Oberpräsident handelt in

solchen Fällen gemeinschaftlich mit dem Kommandierenden General der Militär- Division ; 5.

die obere Leitung der Angelegenheiten des Kultus, des öffentlichen Unterrichts und des Medizinalwesens in der Oberpräsidentur.

Für diese wichtigen Zweige der inneren

Verwaltung finden wir nötig, am Hauptort jeder Oberpräsidentur besondere Behörden zu bilden, in welchen der Oberpräsident den Vorsitz führen soll. Die Oberpräsidenten bilden keine Mittelinstanz zwischen den Ministerien und den Regierungen , sondern sie leiten die ihnen anvertrauten Geschäfte unter ihrer besonderen Verantwortlichkeit, als beständige Kommissarien des Ministeriums. tion,

Eine besondere Instrukwelche die Lokalität jeder Provinz berücksichtigt, soll die

Gegenstände, in welche die Wirksamkeit der Oberpräsidenten eingreift, noch näher auseinandersetzen . In jedem Regierungsbezirk besteht der Regel nach ein Oberlandesgericht für die Verwaltung der Justiz und eine Regierung für die Landespolizei und für die Finanzangelegenheiten . Einige Regierungsbezirke werden indessen vorerst vereint mit einem anderen ein Oberlandesgericht besitzen. Den Oberlandesgerichten verbleibt die gesamte Rechtspflege, das Vormundschafts-, Privat-, Lehns- und Hypothekenwesen ;

die

Abnahme der verfassungsmässig üblichen Huldigungen bei Besitzerwerben und die Bekanntmachung der Gesetze , welche die Ergänzung und Berichtigung des Land- und Provinzial- Rechts und der Gerichtsordnungen betreffen, oder sich auf den Geschäftsbetrieb bei den gerichtlichen Behörden beziehen . Die den Regierungen zugeteilten Geschäfte der inneren Verwaltung werden in

zwei Hauptabteilungen bearbeitet, die unter einem Präsidenten vereinigt sind und nur bei Gegenständen, die eine gemeinschaftliche Beratung eine Behörde bilden.

erfordern ,

zusammen treten und

Die Direktoren und Räte beider Abteilungen heissen Regierungsdirektoren und Regierungsräte.

126

IV, 2.

Die

Die erste Hauptabteilung bearbeitet

sämtliche

von den Mi-

nistern der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern, des Krieges und der Polizei in Gemässheit der Ordre vom 3. Juni 1814 abhängenden Angelegenheiten. Sie ist daher das Organ dieser Minister. Die erste Abteilung der Regierung verwaltet : 1.

die inneren Angelegenheiten der Landeshoheit als : ständische, Verfassungs-, Landes-, Grenz-, Huldigungs-, Abfahrtund Abschosssachen, Zensur, Publikation der Gesetze durch das Amtsblatt ;

2.

die Landespolizei , als : die Polizei der allgemeinen Sicherheit, der Lebensmittel und anderer Gegenstände, das Armenwesen, die Vorsorge zur Abwendung allgemeiner Beschädigungen, die Besserungshäuser, die milden Stiftungen und sämtliche

öffentlichen Anstalten,

die Aufsicht auf Kom-

munen und Korporationen, die keinen gewerblichen Zweck haben; 3.

die Militärsachen , bei

denen

die Einwirkung der Zivil-

verwaltung stattfindet, als Rekrutierung, Verabschiedung, Mobilmachung, Verpflegung , Märsche, Servis , Festungsbau . Ausgenommen von der Bearbeitung der ersten Hauptabteilung der Regierung sind : 1.

die den Oberpräsidenten zugeteilten Gegenstände ;

2. die den Oberlandesgerichten beigelegten Publikationen der Gesetze ; 3.

die von der zweiten Regierungsabteilung verwaltete Polizei der Gewerbe mit Einschluss der Aufsicht auf die Korpora-

tionen, die einen gewerblichen Zweck haben. Für die Kirchen- und Schulsachen besteht im Hauptort jeder Provinz ein Konsistorium, dessen Präsident der Oberpräsident ist. Dieses übt in Rücksicht auf die Protestanten die Konsistorialrechte aus ; in Rücksicht auf die Römisch Katholischen hat es die landesherrlichen Rechte circa sacra zu verwalten .

In Rücksicht auf alle

übrigen Religionsparteien tibt es diejenige Aufsicht aus, die der Alle Staatszweck erfordert und die Gewissensfreiheit gestattet. Unterrichts- und Bildungsanstalten stehen gleichfalls unter diesen Konsistorien mit Ausnahme der Universitäten , welche unmittelbar dem Ministerium des Innern untergeordnet bleiben . Jeder Oberpräsident ist jedoch als beständiger Kommissarius dieses Ministeriums Kurator der Universität, befindet.

die sich in der ihm anvertrauten Provinz

127

Organisation.

In jedem Regierungsbezirk, worin kein Konsistorium ist, besteht eine Kirchen- und Schulkommission von Geistlichen und Schulmännern,

die unter

der Leitung

und

nach Anweisung des Kon-

sistoriums diejenigen Geschäfte desselben besorgt, die einer nähern persönlichen Einwirkung bedürfen . Für die Medizinalpolizei besteht im Hauptort jeder Provinz ein Medizinalkollegium, unter Leitung des Oberpräsidenten . In jedem Regierungsbezirk , worin kein Medizinalkollegium ist, besteht eine Sanitätskommission von Ärzten , Chirurgen und Apothekern, die unter der Leitung und nach Anweisung des Medizinalkollegiums alle Geschäfte desselben besorgt , die einer nähern persönlichen Einwirkung bedürfen . Die zweite Hauptabteilung der Regierung verwaltet sämtliche Geschäfte , welche nach der Order vom 3. Juni 1814 der oberen Leitung des Finanzministers anvertraut sind . dieses Ministers.

Sie ist das Organ

Diese zweite Abteilung der Regierung verwaltet : 1.

das gesamte Staatseinkommen ihres Bezirkes, insofern nicht für einzelne Zweige besondere Behörden ausdrücklich bestellt sind, namentlich für Bergwerks- und Salzangelegenheiten, also sämtliche Domänen, säkularisierte Güter, Forsten, Regalien, Steuern, Akzise und Zölle ;

2.

die Gewerbepolizei in Rücksicht auf Handel , Handwerke und gewerbliche Korporationen ;

Fabriken,

3. das Bauwesen, sowohl in Rücksicht auf Land- als Wasserbau. Der Geschäftsbetrieb bei den Abteilungen der Regierung ist in allen Angelegenheiten , worin ein Anderes nicht ausdrücklich festgesetzt wird, kollegialisch ,

doch so,

dass jede Abteilung in der

Regel ihre eigenen abgesonderten Vorträge hat. Der Präsident,

unter dessen Vorsitz die beiden Abteilungen

der Regierung vereinigt sind , ist das Organ des Staatsministeriums, welches über seine Anstellung gemeinschaftlich an Uns berichtet. Der Präsident bestimmt, wann und zu welchem Zwecke beide Hauptabteilungen der Regierung zu gemeinsamer Beratung zusammentreten. Der Präsident der Regierung an dem Hauptort der Provinz ist der jedesmalige Oberpräsident und führt diesen Titel. Die Organe, deren sich die erste Abteilung der Regierung zur Vollziehung ihrer Verfügungen bedient, sind die Landräte.

128

IV, 2.

Die

Jeder Kreis hat einen Landrat. Jeder Regierungsbezirk wird in Kreise geteilt. Alle Ortschaften,

die in den Grenzen

eines Kreises liegen,

gehören zu ihm und sind der landrätlichen Aufsicht untergeordnet ; doch sollen alle ansehnlichen Städte mit derjenigen Umgebung, die mit ihren städtischen Verhältnissen in wesentlicher Berührung stehen, eigene Kreise bilden .

Die Organisations-Kommissarien müssen die

hierzu geeigneten Städte in dem Regierungsbezirk bestimmen und die Umgebung festsetzen. Der Polizeidirigent in einer solchen Stadt vertritt die Stelle des Landrats. Die Organe der zweiten Abteilung sind : 1.

die Landräte und behörden

behufs

die ihre

der

Stelle

vertretenden Polizei-

Aufsicht auf die

direkte

Steuer-

erhebung und die Angelegenheiten der Gewerbepolizei ; 2. die für die einzelnen Zweige der Verwaltung des öffentlichen Einkommens angestellten Unterbehörden und Finanzbedienten ; 3.

die Baubedienten, Fabriken- Kommissarien und andere technische Beamte.

Die Organe der Oberpräsidenten sind : die Regierungen , die Konsistorien, die Medizinalkollegien. Die Organe der Konsistorien

sind : der Schulenrat

des Re-

gierungsbezirks und die geistlichen und Schulinspektoren. Das Organ des Medizinalkollegiums ist : der Medizinalrat des Regierungsbezirks, der sich wiederum der Landräte als seines Organs bedient. -

Nach der der Verordnung beigefügten Einteilung in Militärabteilungen, Provinzen und lande

zur

Regierungsbezirke sollten die Rhein-

Militärabteilung „ Niederrhein -Westfalen "

gehören ,

die

sich aus der Provinz Westfalen, der Provinz Kleve und Berg und der Provinz Grossherzogtum Niederrhein zusammensetzte.

Dadurch

war eine Teilung der Rheinlande in zwei Provinzen und für KleveBerg die Regierungen zu Kleve herzogtum gesehen¹ ).

und Düsseldorf, für

das Gross-

Niederrhein die Regierungen zu Köln und Koblenz vorFür jene war als Oberpräsident Sack,

für diese

der

1) Diese Einteilung hatte Sack bereits durch das Journal des Niederund Mittelrheins vom 15. August (Nr. 97) bekannt gemacht.

129

Organisation .

Graf zu Solms-Laubach ¹ ) in Aussicht genommen und alsbald ernannt worden. Es erübrigt sich , die Bezirke dieser Regierungen im einzelnen zu umschreiben, weil die Einteilung in dieser Weise nicht zur Ausführung gekommen ist und die Erweiterung des Staatsgebietes, die der zweite Pariser Friede zur Folge hatte, eine Änderung verursacht hat.

Zunächst allerdings wurde nach der durch die Ver-

ordnung vom 30. April bestimmten Einteilung gearbeitet und zur näheren Feststellung des Umfanges der Regierungsbezirke und der zugehörigen Kreise Organisationskommissare ernannt, und zwar für Düsseldorf Sack, für Kleve der Regierungspräsident von Erdmannsdorf, für die Regierung zu Köln der Oberpräsident Graf zu SolmsLaubach,

für

die

Regierung

des

Geheime Kriegsrat von Pestel 2 ) .

Mosellandes

zu

Koblenz

der

Mit der Verwaltung selbst hatten

sich übrigens die Organisationskommissare nicht zu befassen .

Sie

wurde vielmehr für den weitaus grössten Teil der beiden Provinzen

1 ) Friedrich Ludwig Christian Graf zu Solms-Laubach war am 29. August 1769 zu Laubach in Oberhessen geboren . Er hat in Giessen studiert. Im Juli 1791 wurde ihn von Kaiser eine protestantische Reichshofratstelle übertragen, die er bis 1798 bekleidet hat. In dieser Stellung war er als Vertreter der Wetterauischen Grafenbank und des evangelischen Teiles des westfälischen Grafenkollegiums auf dem Rastatter Kongress tätig. Auch in Paris ist er als Vertreter seiner Standesgenossen einige Male gewesen . Nach dem Befreiungskampfe wurde er vom Freiherrn vom Stein im Zentralverwaltungsdepartement in Frankfurt a . M. beschäf tigt und gleichzeitig auch als Verwalter des Rheinoktrois. In Steins Auttrage hat er dann auch die Vorarbeiten für die Wiener Rheinschiffahrtskommission übernommen und hatte den Hardenbergschen Reichs - Verfassungsentwurf in Wien zu vertreten . Dann hat er im Jahre 1815 dem Könige von Preussen seine Dienste angeboten, worauf an ihn eine Kabinettsorder vom 25. April 1815 erging : „ Da Sie in Ihrem Schreiben vom 18. v. Mts. Ihre Taleute und Einsichten Meinem Dienst zu widmen sich bereit erklären, so habe Ich . . . . . beschlossen, Sie bei der nunmehr eingeleiteten Organisation einem wichtigen Teil der inneren Verwaltung in der Eigenschaft eines Oberpräsidenten im Grossherzogtum Niederrhein vorzusetzen und Ihnen zugleich das Spezialpräsidium der Regierung zu Köln zu übertragen." St.-A. Koblenz, Abt . 401 Nr. 76. Vgl. im übrigen Allg. Deutsche Biographie, Bd. 54 S. 383 ff. und erweitert A. Herrmann, Graf zu Solms-Laubach, Annalen des Hist. Ver . f. d . Niederrhein , Heft 87 S. 138-161 . Am 2. Dezember 1815 wurde Solms vom Geheimen Staatsrat Staegemann in Frankfurt a. M. auf Befehl des Staatskanzlers vereidigt. Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 J III Nr. 32 Bd. 1 Bl . 1 . 2) Philipp von Pestel, der spätere Oberpräsident der Rheinprovinz. Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

9

130

IV, 2.

Die

von Sack, für das rechtsrheinische Kleve von Vincke in Münster, später für Wetzlar von Sotzmann und für Saarbrücken-Saarlouis von Simon geführt ¹ ) . Für die Tätigkeit der Organisationskommissare

erliess

der

Staatskanzler eine eigene Anweisung * ) . Danach sollten Änderungen der Regierungsbezirke im allgemeinen nicht mehr stattfinden und nur im einzelnen durch

nähere Feststellungen

Verhältnisse begründet werden dürfen.

der

örtlichen

Die Kommissare erhielten

die Aufgabe, zu prüfen, welche Städte zur Bildung eigener Kreise und welche benachbarten Ortschaften zur Unterordnung unter die städtische Polizei geeignet seien.

Hierbei wurden die Kommissare

angewiesen, weitzügig und mit Rücksicot darauf zu verfahren, dass weniger Nachteil entstehen könne, wenn ein Nachbarort ohne Not der städtischen Polizei angeschlossen werde, als wenn eine Ortschaft, deren Anschluss an die städtische Polizei erhebliche Vorteile gewähren könne, ihr entzogen bleibe . Für die Wahl von kreisfreien Städten sollte ibre Grösse,

ihre Wohlhabenheit, die Zahl der mit

Handel und Gewerbebetrieb beschäftigten Bevölkerung oder der Sitz von Provinzialbehörden und Universitäten und ihre Eigenschaft als Festungen massgebend sein. Erst nach Ausscheidung der Städtekreise sollte die Einteilung der unter Landräten stehenden Kreise bearbeitet werden. Als erwünscht wurde bezeichnet, dass die Kreise nicht über 36 000 und nicht unter 20000 Einwohner umfassten, und dass die alten Kreisgrenzen und die Grenzen der Kantone und Ämter erhalten blieben. Auch für die Anstellung der Räte bei den Regierungen und der übrigen Beamten sollten die Organisationskommissare Vorschläge machen und darauf sehen, dass neben einigen vorzüglich zuverlässigen, des preussischen Geschäftsganges kundigen Beamten vorzüglich auch solche Eingeborenen angestellt würden, welche Landeskenntnis hätten, das Vertrauen ihrer Landsleute besässen und dadurch geeignet wären, die preusssische Regierung beliebt zu machen. Die Organisationskommissare haben ihre Aufgabe sofort in Angriff genommen . Am 10. August traten sie in Koblenz zu einer Beratung zusammen und entwarfen im einzelnen die Einteilung der Regierungsbezirke.

Für die

Stellenbesetzung sahen sie für jede

1) Vgl. den vorigen Abschnitt. 2) Diese Instruktion vom 3. Juli 1815 findet sich im St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 22 .

131

Organisation. Regierung einen Präsidenten vor,

für jede Erste Abteilung

einen

Direktor und je einen Referenten für Polizei , für Militärsachen, für geistliche und Schulsachen, für Kommunalsachen, und zwei Referenten für die Bau-,

Fabriken- und Manufaktursachen ;

für jede

Zweite Abteilung gleichfalls einen Direktor, einen Oberforstmeister und je einen Referenten für die direkten Steuern, für die indirekten Steuern, für die Domänen- und für Kassen- und Rechnungssachen ; ausserdem für beide Abteilungen einen Justitiar und nach Erfordernis Assessoren . Zu Beamten mit Direktorialgeschäften sollten Altpreussen genommen, im übrigen aber vorzüglich die Eingeborenen berücksichtigt werden. Für die Räte und die technischen Beamten wurde das verordnete Examen vorbehalten .

Hiergegen sprach sich

übrigens der Graf von Solms-Laubach aus : in langjährigem Dienste ergrauten und bewährten Männern könne man das nicht zumuten und würde sie dadurch fernhalten . Als die Kommissare ihre Arbeiten teils fertiggestellt, nahezu vollendet hatten,

trat die durch den

teils

Gebietzuwachs auf

beideu Rheinufern infolge des zweiten Pariser Friedens veranlasste Änderung der früheren Bestimmung über die Abgrenzung der beiden Rheinprovinzen und über Zahl und Umfang der Regierungsbezirke ein.

Es

wurde die Einrichtung zweier weiterer Regierungen , in

Aachen und Trier, in Aussicht genommen , auch eine andere Zusammenlegung der Regierungen : Koblenz und Trier sollten unter dem

Oberpräsidenten

Solms- Laubach mit

dem Siz in

Koblenz ,

Düsseldorf, Köln , Aachen und Kleve unter dem Oberpräsidenten Sack mit dem Sitz in Düsseldorf stehen. Der neue Plan hatte auch

eine Neuernennung und einen Wechsel

der

Organisations-

kommissare zur Folge . Pestel und Solms mussten tauschen und jener nunmehr Köln, dieser Koblenz bearbeiten, Erdmannsdorf und Sack blieben für Kleve und Düsseldorf und für Aachen wurde der Kammerpräsident von Bernuth in Aurich, für Trier endlich der Geheimrat von Reiman in Aachen ernannt . Unter dem 9. November 1815 machte ein Erlass Hardenbergs an Sack and Solms den neuen Plan bekannt 1).

Die Änderung hatte Unzuträglichkeiten zur Folge . Die bisherige Arbeit war zum Teil vergeblich geleistet und konnte den

1) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 90 II Nr. 3. Die Berichte der Organisationskommissare finden sich im Geh. St.-A. Berlin, R. 74 JIII Nr. 28, 30, 32-35.

132

IV, 2. Die

folgenden Bearbeitern nur als

Die

Material dienen .

Entziehung

Reimans von seiner Tätigkeit in Aachen erschwerte Sacks dortige Verwaltung.

Dadurch dass Teile der Provinz Kleve- Berg, nämlich

die nassauischen Gebiete, nunmehr mit dem Grossherzogtum Niederrhein, Teile vom Niederrhein , nämlich Köln und Aachen, mit der Provinz Kleve Berg vereinigt werden sollten,

waren die Namen

dieser Provinzen noch weniger angemessen geworden als vorher. Solms schlug dem Staatskanzler ohne

Erfolg vor, dass

die Re-

gierungen Düsseldorf, Kleve, Aachen und Köln passender als Oberpräsidentur vom Niederrhein und Koblenz und Trier als die vom Mittelrhein bezeichnet würden ¹ ) . Und Solms persönlich war gekränkt, dass Sack vier und er nur zwei Regierungsbezirke erhalten, dass er statt in Köln nunmehr in Koblenz seinen Sitz nehmen und dadurch die Kuratel der künftigen Landesuniversität in Bonn verlieren sollte * ) . Aber die Änderung war auch unzweifelhaft von Vorteilen begleitet. Nach der alten Einteilung waren die Regierungsbezirke zu umfangreich gefasst. Vor allen aber sollte nun fortfallen, was bisher zum Schaden der Einheitlichkeit der Fall war : der Rhein war nicht mehr als Grenze der Regierungsbezirke Köln und

Koblenz

vor-

gesehen, die nunmehr beide über den Strom hinausgreifen sollten . Die Einwendung von Solms gegen die

ungleiche Verteilung der

Regierungsbezirke ist dann im Zusammenhang inzwischen getroffenen Entscheidung, setzen , berücksichtigt worden.

mit der in

Berlin

Sack nach Stettin zu ver-

Durch die Versetzung Sacks konnte

auch der mehrfach ausgesprochene Wunsch des Grafen Solms , Kölner Oberpräsidentur

zu erhalten ,

erfüllt

werden.

die

Unter dem

10. Januar 1816 erging eine Kabinettsorder an Solms, welche „ nach genauer Erwägung aller Verhältnisse" die früher beabsichtigte Einteilung der Rheinprovinzen bei der nun bevorstehenden Organisation abänderte und zugleich bezüglich der Ernennung der Oberpräsidenten eine Veränderung traf³).

Danach sollte die Provinz Grossherzogtum

Niederrhein aus den drei Regierungsbezirken Koblenz , Trier und Aachen bestehen. Zum Oberpräsidenten wurde der Freiherr von Ingersleben mit dem Sitze in Koblenz ernannt ).

Die nunmehr als

1 ) Bericht des Grafen Solms an Hardenberg vom 26. Nov. 1815, ebenda Rep . 74 HII Nr. 6 vol. I. 2 ) Solins an Hardenberg vom 23. November 1815 , ebenda Rep . 92 (Hardenberg) H 132 ; vom 28. Dezember, ebenda Rep . 74 H II Nr. 6 vol. I. 3) Ausfertigung im St - A. Koblenz , Abt . 401 , Nr . 75 Bl. 3. 4) Karl Heinrich Ludwig von Ingersleben wurde am 1. April 1753

133

Organisation.

Jülich-Kleve- Berg bezeichnete Provinz sollte die Regierungsbezirke Köln, Düsseldorf und Kleve umfassen und an ihre Spitze der Graf von Solms- Laubach als

Oberpräsident mit dem Sitze in

Köln¹ )

treten 2) . Gemäss der Verordnung vom 30. April 1815 sollten die Oberpräsidenten zugleich Präsidenten der an ihrem Sitz befindlichen Regierungen sein, für die übrigen vier Regierungen präsidenten ernannt werden.

aber Chef-

Inzwischen waren die Organisationsarbeiten soweit gefördert worden, dass die neue Verwaltung beginnen und ihre Behörden eröffnet werden konnten. Auf einer Versammlung der Oberpräsidenten und der vier Chefpräsidenten am 15. April 1816

zu

Köln einigte

man sich auf den 22. April als den Zeitpunkt der Eröffnung, nachdem schon unter dem 23. März im Journal des Nieder- und Mittelrheins die neue Einteilung der Provinz und die Namen der

Ober-

geboren . Er schlug zunächst die militärische Laufbahn ein, nahm aber 1786 den Abschied und wurde 1787 Landrat, dann 1795 Präsident der Kriegs- und Domänenkammer in Halberstadt und 1798 in Stettin. Hier hat er das grosse Werk der Befreiung der pommerschen Domänenbauern init reichem Erfolge durchgeführt. Im Jahre 1806 übertrug ihm der König die Zivilverwaltung in Hannover, deren Führung ihm die Ernennung zum Staatsminister einbrachte. Nach dem Unglück bei Jena verliess Ingersleben Hannover und kehrte nach Stettin zurück, wo er mit Königlicher Ermächtigung die Geschäfte übernahm, da der inzwischen zum dortigen Kammerpräsidenten ernannte Schuckmann abwesend war. Hier liess er die Übergabe der Festung seitens des fassungslosen Gouverneurs an die Franzosen ohne Gegenvorstellungen geschehen . Durch dieses kraftlose Verhalten hat sein Ruf gelitten . Eine Untersuchung freilich hat ihn , wie der Staatskanzler Fürst Hardenberg erklärte , „ völlig von aller Beschuldigung freigesprochen " So wurde er im Juli 1815 zum Oberpräsidenten von Pommern ernannt, wenig später aber für den Westen bestimmt, um im Tausche mit Sack das eine der rheinischen Oberpräsidien als ein Mann von gefälligen Formen und guten Geschäftskenntnissen zu übernehmen. Vgl. über ihn Allg. Deutsche Biographie, Bd . 50 S. 669 ff. 1 ) Für Köln als Sitz des Oberpräsidenten war auch Solins eingetreten. Der Oberbürgermeister und die Beigcorneten von Köln hatten in einer Eingabe darum gebeten, um den Bemühungen der Stadt Düsseldorf entgegenzuwirken . St.-A. Koblenz, Abt. 401. Nr. 75 . 2) Dass Solis das Kölner Oberpräsidium erhielt, war, wie oben erwähnt, sein Wunsch. Der Minister von Schuckmann hatte übrigens schon lange vor dieser Entscheidung an dem Rande eines Berichtes von Solms vom 18. Dezember 1815 vermerkt, dass man ihn wegen etwaiger Schwierigkeiten mit seiner standesherrlichen Verwandtschaft im Koblenzer Regierungsbezirk das Oberpräsidium in Köln gönuen könne . Geh . St.-A. Berlin, Rep. 74 J III Nr. 33, Bd . 1 Bl. 264.

134

IV, 3.

Die

präsidenten und Chefpräsidenten bekannt gemacht worden waren. Als letztere waren ernannt worden für Aachen der bisherige Geheime Regierungsrat v. Reiman, für Trier der bisherige Geheime Regierungsrat Delius, für Düsseldorf der bisherige

Geheime

Re-

gierungsrat von Pestel und für Kleve der bisherige Liegnitzer Regierungspräsident von Erdmannsdorf. Der Übersichtlichkeit wegen mag schon hier vermerkt werden, dass nach dem Tode des Oberpräsidenten Grafen zu Solms-Laubach die beiden Oberpräsidialbezirke Jülich- Kleve- Berg und Grossherzogtum Niederrhein durch Kabinettsorder vom 27. Juni 1822 zu einem rheinischen Oberpräsidium in Koblenz " vereinigt worden sind ¹ ) und dass die Regierung zu Kleve mit dem Ende des Jahres 1821 aufgelöst und ihr Bezirk vom 1. Januar 1822 an mit dem der Regierung zu Düsseldorf vereinigt wurde .

3. Die Oberpräsidenten. Mit dem 22. April 1816 haben die beiden Oberpräsidenten Freiherr von Ingersleben und Graf zu Solms-Laubach als solche und als Chefpräsidenten der Regierungen zu Koblenz und Köln ihre Verwaltungstätigkeit begonnen .

Eine

Dienstanweisung aber war

ihnen nicht gleichzeitig erteilt worden.

Massgebend konnte dem-

nach für sie lediglich die Verordnung vom 30. April 1815 sein, die für diesen Zweck nur eine Umschreibung ihres Geschäftskreises und die Bestimmung enthielt, dass die Oberpräsidenten keine

Mittel-

instanz zwischen den Regierungen und den Ministerien bilden, sondern die ihnen anvertrauten Geschäfte unter ihrer besonderen Verantwortlichkeit als beständige Kommissarien des Ministeriums leiten sollten.

Eine

Anweisung,

wie

ibre

Wirksamkeit gegenüber den

Regierungen, wie ihre eigene Geschäftsführung sich gestalten und welches Mass von Selbständigkeit ihnen beigelegt werden enthielt die Verordnung nicht.

sollte,

Eine solche nähere Anweisung war

zwar in Aussicht, aber bis zur Eröffnung der oberpräsidialen Tätigkeit nicht fertig gestellt worden .

In der gleichen Lage wie

Oberpräsidenten befanden sich auch die Regierungen,

dic

auch ihnen

konnte bei Eröffnung ihrer Tätigkeit am 22. April 1816 noch keine Dienstanweisung erteilt werden . 1 ) St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 43.

135

Oberpräsidenten.

Die Oberpräsidenten und die Regierungen befanden sich dadurch in einer überaus schwierigen Lage. Barg das Verhältnis der Behörden zu einander schon an sich eine Fülle von Möglichkeiten zu abweichender Auffassung der beiderseitigen Geschäftstätigkeit, so wurden beim Mangel einer Dienstweisung diese Möglichkeiten vermehrt und verwirklicht. Schon die Organisationskommissare hatten die nötigen Dienstanweisungen erbeten, weil ohne solche ihre Arbeit erschwert wurde und auch das Personalbedürfnis nicht übersehen werden

konnte.

Der Staatskanzler

selbst freilich war

während des Jahres 1815 durch die wichtigsten Staatsaufgaben in Anspruch genommen.

Aber auch im Jahre 1816 gelang die Fertig-

stellung der Dienstanweisungen noch nicht, die im Ministerium des Innern bearbeitet wurden. Immer und immer wieder drängten die Oberpräsidenten und Regierungen auf ihren Erlass. Endlich am 7. Januar 1817 reichten die Minister des Innern und der Finanzen, von Schuckmann und von Bülow, dem kanzler die Entwürfe ein ¹ ) .

Staats-

Und nun drängten die Minister um

ihre Vollziehung, weil sie mit Anfragen und Beschwerden der Regierungen aus allen Provinzen geradezu " überschwemmt" würden . Die Fertigstellung der Dienstanweisungen, namentlich der für die Oberpräsidenten, ist dann unter vielfachem Beraten und Überlegen, nach mancherlei Begutachtungen, Berichten und Änderungen zustande gekommen, begleitet von den vereinten und überall einhelligen Bemühungen der Oberpräsidenten aller Provinzen durch Gesamteingaben an Hardenberg.

Im Ministerium des Innern waren

die Anweisungen entworfen, im Finanzministerium geändert.

Der

Kern der Schwierigkeiten, um nicht in die Einzelheiten einzugehen , beruhte darin, dass die Regierungen eine grösstmögliche Selbstständigkeit gegenüber den Oberpräsidenten anstrebten, und dass dieses Streben die Unterstützung des Ministers fand, dessen unmittelbare Einwirkung dadurch vergrössert wurde . Die Oberpräsidenten dagegen, um sich die Möglichkeit einer Aufsicht und Übersicht über die gesamte Provinzialverwaltung zu schaffen,

suchten ihren

Einfluss gegenüber den Regierungen zu verstärken und sich einen ibrer Stellung angemessenen

Wirkungskreis

zu erringen.

Dieses

Streben wurde erschwert, der Erfolg verringert und verzögert durch den Umstand, dass der Minister von

Schuckmann überhaupt ein

Gegner der Einrichtung von Oberpräsidien und deshalb nicht geneigt

1) Geh. St.-A. Berlin, Rep . 74 H III Nr. 5 vol. 1 .

136

IV, 3. Die

war, ihnen einen angemessenen und den Regierungen gegenüber einflussreichen Wirkungskreis zu schaffen. In einem Bericht an den Staatskanzler vom 23. Januar hat er geradezu erklärt, er würde , wenn er vor der Verkündigung der Verordnung vom 30. April 1815 gefragt worden

wäre,

sich

gegen

die

Einrichtung

von Ober-

präsidenten ausgesprochen haben . Demgemäss hat er in seinem Entwurfe die Befugnisse der Oberpräsidenten nach Möglichkeit beschnitten. Hardenberg gab den Entwurf Schuckmann -Bülow dem Wirklichen Geheimen Oberfinanzrat Rother zur Begutachtung, der ihn sehr wesentlich umänderte und die Befugnisse der Oberpräsidenten erweiterte . Klewiz ;

Dann erhielt ibn der Minister und Staatssekretär von

auch Humboldt hat sich in einem späteren Stadium dazu

äussern müssen. Klewitz vertrat den Standpunkt, dass Provinzialbehörden, also auch die Oberpräsidenten , ohne Selbstständigkeit von geringer oder gar

schädlicher Wirksamkeit seien¹) .

Schliesslich

1) Dem Minister von Klewiz hatte der Staatskanzler gelegentlich einer Reise nach der Rheinprovinz aufgetragen, über seine dortigen Beobachtungen zu berichten . Klewiz äusserte sich in seinem Bericht vom 20. Februar 1817 zu Frage der Oberpräsidenturen wie folgt: „Wenn der Zuwachs an Bekanntschaft mit noch zwei Oberpräsidenturen und 6 Regierungen meine früheren Ansichten über ihre schädliche Stellung ohne alle Selbständigkeit und über die Ministerialverfassung bestätigt, so ist es wohl erlaubt und sogar Pflicht , darauf zurückzukommen . „Provinzialbehörden ohne Selbständigkeit können wenig und nirgends weniger wirken, als in neuen Provinzen. Nur sie zeugt von Vertrauen ihrer Vorgesetzten , nur dieses und die Selbständigkeit flösst Vertrauen beim Publikum ein. Durch stete Anfragen und schon der Entfernung wegen späte Antworten verlieren sie an Achtung ebensosehr, als an Zeit. Ein solches Verhältnis macht sie auch täglich mechanischer, verschlechtert sie fortwährend, indess Selbständigkeit mit entsprechender Verantwortlichkeit sie stets hebt und verbessert. Der Beweis hiervon ist vormals mit den kur- und neumärkischen, pommerschen und südpreussischen Kammern geführt worden. „Wie beschränkt sind die Regierungen und Oberpräsidenturen. Jene durch die Königlichen Ministerien und Oberpräsidenten, diese von oben herab und von unten herauf durch die Ministerien und die Regierungen ; von beiden Seiten wird die Grenze ihres Wirkungskreises den Oberpräsidenturen beengt ; sie vermögen garnicht die Einheit und das Provinzialband zu werden, welches sie sein sollten . Die Tatsache bestätigt in grösserem Umfange, was schon Theorie besagen liess. Fragen Euere Durchlaucht alle Oberpräsidenten ; sie können nicht anders sprechen." Und weiter sagt er zur Frage des kollegialen Geschäftsbetriebes :

137

Oberpräsidenten .

wurde der Entwurf den Oberpräsidenten zugestellt, die schon vorher in einer gemeinsamen Vorstellung gebeten hatten, dass sie vor Erlass der Dienstanweisungen gehört werden möchten. Die Oberpräsidenten waren damals sämtlich in Berlin anwesend . Keiner der beiden Entwürfe fand ihren Beifall.

Ihre allgemeine Anschauung

legten sie in einer Denkschrift über die

obere Staatsverwaltung

nieder, welche sie gemeinsam dem Könige unterm 20. Juni 1817 einreichten ¹ ) . Schon vorher aber hatten sie dem Staatskanzler im April 1817 am Schlusse ihrer gleichfalls gemeinsamen Ausführung erklärt, dass wenn einer der beiden Entwürfe notwendig vollzogen werden solle, dass sie sich dann für den Rotherschen Entwurf aussprechen müssten.

Auch in Beziehung auf Satzbau und Sprache

baten sie um eine Umarbeitung. Eine solche Umarbeitung wurde vom Staatskanzler dem Potsdamer Regierungsrat Kerll übertragen, der zu dem Zwecke nach Berlin berufen wurde

und unter An-

leitung von Klewiz , Friese und Rother, welchem letzteren Hardenberg seine Ansichten und Absichten mündlich

eröffnet hatte , die

Bearbeitung vollzogen hat. Am 1. August 1817 reichten Klewiz, Friese und Rother die umgearbeiteten Entwürfe der vier Dienstanweisungen für die Oberpräsidenten, für die Konsistorien, für die

Regierungen ein .

In

für die

ihrem

Medizinalkollegien und

Begleitbericht

finden sich

folgende Ausführungen : „ Die Regierungen erhalten danach einen selbständigen und gewiss heilsamen Wirkungskreis . „ Bei den Oberpräsidenten, Konsistorien und Medizinalkollegien hat unsere individuelle

Überzeugung

sich

dem Umstande unter-

Die Rheinprovinzen haben unter dem französischen Druck doch das Glück genossen, oft sehr wohlwollende, rastlose, kräftige und einsichtsvolle Präfekten zu haben . Ein Lezay-Marnesia z. B. hat davon die sicht. barsten Spuren zurückgelassen . Ein so gesinnter Mann konnte mit der grossen Gewalt, die ihm anvertraut war, ungleich mehr und ungleich rascher leisten , als unsere beschränkten Oberpräsidenturen und Regierungskollegien bei bestem Willen und Einsicht. Das durch Erfahrungen gewandte Publikum bemerkt dies sehr wohl ; und insofern schon möchte dort die kollegialische Verfassung doch noch zu früh gekommen sein. “ St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 84. 1 ) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 86. - Die gesamten Verhandlungen und Entwürfe und die nachträglichen Beurteilungen der erlassenen Dienstanweisungen finden sich im Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H III Nr. 5, vol. 1-6 ; einiges auch im St A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 97-99.

138

IV, 3. Die

ordnen müssen,

dass sie einmal bestehen und dass

es

also

nur

darauf ankommt, sie auf die möglichst nützliche Weise bestehen zu lassen . " Den Oberpräsidenten haben Euere Durchlaucht, weil sie wirklich sonst unnütz und schädlich werden könnten, einen höheren Wirkungskreis bestimmt.

Wir haben ihn nicht bloss nach der von

ihnen selbst vorgelegten Idee , wägung zu normieren gesucht.

sondern nach unserer eigenen ErSo nützlich sie danach sein können,

so ist es doch möglich, dass teils 10 Oberpräsidenten von sehr verschiedener Art die Instruktion sehr ungleich ausführen,

teils die

Ministerien hieraus noch mehr als an sich schon Klagen über Einmischungen der Oberpräsidenten vernehmen werden.

n Die geistlichen und Schulsachen wurden vormals ungeteilt und eben darum besser durch die besondere geistliche und Schuldeputation der Regierungen geführt,

als es jetzt geteilt durch die

Konsistorien und Regierungen geschehen kann .

Letztere können

ohne Nachteil für die Sache nicht ausgeschlossen werden.

Die Art

der Teilung ist bei dem Ministerium des Innern entworfen und aus dem Ministerialentwurf übernommen . „ Die Medizinalkollegien

können,

wenn nicht

die

nützliche

Wirksamkeit der Regierungen in Medizinal- und Sanitätssachen verloren gehen soll, nur einen wissenschaftlichen Geschäftskreis erhalten und darauf ist unser Instruktionsentwurf sowie der frühere Ministerialแ entwurf gerichtet." Demnach war die Aussicht auf eine Erfüllung des von den Oberpräsidenten erstrebten Geschäftsumfanges Einflusses auf die Provinzialverwaltung gering. richtung der Oberpräsidien einmal bestand ,

und selbständigen Nur weil die Ein-

musste ihnen ein ge-

wisser Geschäftskreis zugewiesen werden, die Notwendigkeit ihres Bestehens war dabei keine Voraussetzung. Unter dem 23. Oktober 1817 ergingen die Dienstanweisungen für die Oberpräsidenten, für die Provinzialkonsistorien, für die Provinzial-Medizinalkollegien und für die Regierungen ¹ ) . Die Dienstanweisung für die Oberpräsidenten hat den Geschäftsumfang, der ihnen durch den § 4 der Verordnung vom 30. April 1815 zugewiesen war, nicht berührt, obwohl eine nähere Auseinandersetzung darüber in Aussicht gestellt war und obwohl die Oberpräsidenten schon 1816 die Aufforderung erhalten hatten, über die

1) Ges. S. 1817 S. 230 ff.

139

Oberpräsidenten. unter den § 4 fallenden Geschäftsgegenstände zu berichten ¹ ) .

Die

Dienstanweisung behandelte vielmehr in der Hauptsache das Verhältnis der Oberpräsidenten zu den Regierungen ihrer Provinz . Ihr Inhalt ist folgender : Die Oberpräsidenten führen in den ihnen anvertrauten Provinzen die obere Leitung, Aufsicht und Kontrolle der gesamten Provinzialverwaltung bezüglich des den Regierungen beigelegten Wirkungskreises. Die Regierungen und deren Unterbehörden sind ihnen in dieser Hinsicht untergeordnet. Mit Ausnahme der ständischen,

Konsistorial- und Medizinal-

angelegenheiten müssen die Oberpräsidenten alle Gegenstände der ihnen übertragenen Provinzialverwaltung durch die Regierungen zur Ausführung bringen lassen und sind nicht befugt, die den Regierungen beigelegte Selbständigkeit zu ändern oder zu schmälern . Ihre obere Leitung und Aufsicht beschränkt sich darauf zu sehen, dass von den Regierungen den bestehenden Gesetzen und Vorschriften gemäss verwaltet werde, dass in dem Geschäftsgange Einheit, Ordnung, Gründlichkeit

und

Beschleunigung herrsche,

waltungsgegenstände,

welche auch

andere

und

dass die

Regierungsbezirke

Verhe-

rühren können , aus dem richtigen Gesichtspunkte gewürdigt und behandelt werden ; sie dürfen Mängeln und Verstössen, die sie bemerken, abhelfen und Beschwerden gegen die Geschäftsführung der Regierungen prüfen und erledigen. Die Oberpräsidenten sind zu

dem Zwecke verpflichtet,

die

Regierungsbezirke zu bereisen, die Verwaltung der Regierungen zu prüfen, ihren Sitzungen beizuwohnen und die Gegenstände, die ihnen dabei vorgetragen werden sollen, zu bestimmen . Sie dürfen sich keine

Abänderungen der von

den

Regierungen

innerhalb

ihres

Wirkungskreises erlassenen Verfügungen erlauben, wenn diese nicht wider ergangene Vorschriften verstossen oder die Einheit der Provinzialverwaltung schädigen. Im letzteren Falle sind die Regierungen mit allgemeinen Anweisungen zu versehen, immer aber zu berücksichtigen, dass deren amtliches Ansehn bei den Unterbehörden und den Eingesessenen nicht gefährdet werde. Alle Berichte der Regierungen an die Ministerien gehen durch die Hand der Oberpräsidenten, die sie mit Gutachten begleiten können. Nur wenn Gefahr im Verzuge ist und bei Berichten an den König und an den Staatskanzler und bei den Zeitungsberichten

1) St.-A. Koblenz , Abt. 401 Nr. 76.

140

IV, 3. Die

tritt eine unmittelbare Berichterstattung ein unter Übersendung der Abschriften an den Oberpräsidenten. gelangen gleichfalls

Die Bescheide der Ministerien

durch die Hand der Oberpräsidenten an die

Regierungen, ausser wenn Gefahr im Verzuge ist. Die Oberpräsidenten sind in gewissen Fällen befugt, namens der Ministerien die Regierungen mit Anweisungen und Genehmigungen zu versehen.

Auch

steht es ihnen frei,

Beamte wegen Pflicht-

widrigkeit zu suspendieren. Und Beschwerden in Post-, Bergwerks-, Hütten- , Salz-, Lotterie-, Münz- und Gestütsangelegenheiten dürfen sie durch Anweisung der Beamten abhelfen . Die

Oberpräsidenten

sind

für ihre

Dienstverwaltung

Staatskanzler und den Ministerien verantwortlich .

dem

Sie haben jähr-

lich bis Ende September einen Verwaltungsplan der Provinz für das nächste Jahr und einen Kostenetat jedem Minister für seinen Geschäftskreis einzureichen und nach Ablauf des Jahres bis Ende Januar einen Hauptbericht über die Ergebnisse des vorjährigen Verwaltungsplanes. Im Falle eines Krieges und feindlicher Betretung der Provinz sind die Oberpräsidenten verpflichtet, auf eigene Verantwortung in Sachen der Zivilverwaltung zu verfügen . Die Oberpräsidenten werden von den Spezialpräsidien der an ihrem Sitze befindlichen Regierungen

entbunden .

Für die Ober-

präsidialgeschäfte wird ihnen ein der Regierung zu entnehmender Rat und das nötige Subalternpersonal überwiesen . Alsbald nach Erlass der Dienstanweisungen setzten die Erörterungen über ihre Zweckmässigkeit cin .

Vollkommen genehm

war den Oberpräsidenten nur die Entbindung von den Spezialpräsidien. Ingersleben legte das der Koblenzer Regierung am 29. November, Solms das der Kölner amn 6. Dezember 1817 nieder ¹). Schon früher hatten sie deren Übertragung abzuwenden gesucht. Vincke in Münster hatte für diesen Fall sogar seine Entlassung erbeten . Und eine bezügliche Eingabe von Solms war vom Staatskanzler abschläglich beschieden worden, nachdem der Minister von Schuckmann sich dazu in dem Sinne geäussert hatte, dass gerade in den Geschäften eines Regierungspräsidiums der Kreis der wahren

1 ) Ingersleben übertrug das Präsidium der Koblenzer Regierung vorläufig dem Vizepräsidenten von Schmitz- Grollenburg, Solms in Köln vorläufig dem Vizepräsidenten Freiherrn vom Hagen. St.-A. Koblenz, Abt. 101 Nr. 98.

141

Oberpräsidenten.

Wirksamkeit und Gemeinnützigkeit eines Oberpräsidenten liege¹ ) . Dann allerdings war die ganze Einrichtung überflüssig .

Ingersleben

äusserte sich in einem Berichte an den Staatskanzler zur Regierungsinstruktion , dass sie ihm mit der Absicht entworfen zu sein scheine, die Regierungen gegen den Einfluss

der Oberpräsidenten zu

ver-

wahren und sie mehr in unmittelbarer Abhängigkeit von den Ministerien erhalten zu wollen.

Der den Oberpräsidenten zugewiesene

Wirkungskreis erscheine mehr negativ als positiv ) .

Und zur Ober-

präsidialinstruktion bemerkte er im Dezember 1818 , dass seine anfängliche Meinung von der geringen Wirksamkeit der Oberpräsidenten ihm auch jetzt noch völlig richtig scheine und dass, wenn das Verhältnis derselben nicht wesentlich geändert werde, der Nutzen dieser Stellen den Kosten nicht entspreche³ ) . Der Oberpräsident von Auerswald in Königsberg hatte schon im November 1817 , also unmittelbar nach dem Erlass der Dienstanweisung , an Ingersleben geschrieben, dass der nur scheinbar erweiterte Wirkungskreis

der

Oberpräsidenten sie in eine schwierige Lage bringe, denn die Instruktion gebe ihnen Befugnisse mit solcher Beschränkung, dass sie nur wenig Nutzen würden stiften können , „ besonders da wir in den beiden Ministern entschiedene Gegner haben, die von allen Seiten Hemmketten aufspannen werden, um unsere Kräfte zu lähmen und selbst unsern guten Willen zu schwächen¹ ) . “ Den Regierungen wiederum schienen die Befugnisse der Oberpräsidenten zu weit gefasst. Nach der Verordnung vom 30. April 1815 sollten sie keine Mittelinstanz zwischen den Ministerien und Regierungen bilden und lediglich als ersteren wirken .

beständige Kommissarien der

In der neuen Dienstanweisung war dieser Grund-

satz, der übrigens aus der früheren preussischen Organisation von 1808 übernommen war, allerdings verlassen und durch die den Oberpräsidenten zugewiesene obere Leitung und Aufsicht der gesamten Provinzialverwaltung in Absicht des den Regierungen beigelegten Wirkungskreises eine Mittelinstanz hergestellt. Neben dieser grundsätzlichen Frage nahmen die Regierungen auch daran Anstoss , dass die Berichterstattung an die Ministerien den Umweg durch die Oberpräsidien nehmen sollte, und sagten Missstände und

1) 2) 3) 4)

St.-A. Koblenz, Abt . 401 Geh. St.-A. Berlin, Rep . St.-A. Koblenz, Abt. 401 St.-A. Koblenz , Abt. 402

Nr. 76. 74 H III Nr. 5 vol. 3. Nr. 99, Bl . 38. Nr. 86 .

142

IV, 3. Die

Verzögerungen voraus.

Von der anderen Seite aber wurde gerade

diese Art der Berichterstattung als ein sehr wesentliches Mittel bezeichnet, um den Oberpräsidenten eine fortlaufende Übersicht über den Verwaltungszustand der Provinz zu ermöglichen. Gleichwohl hatte Ingersleben die Regierungen seines Bezirks bereits für eine grosse Zahl von unbedeutenden Berichten zu unmittelbarer Einsendung an die Minister ermächtigt. Die Unzufriedenheit mit der Dienstanweisung hatte zur Folge, dass der Staatskanzler durch einen Erlass vom 27. Juni 1818 die beteiligten Behörden um gutachtliche Äusserungen über die Dienstanweisungen ersuchte ¹ ) und später, als bereits von ihrer Revision die Rede war, bei dieser Gelegenheit auch das inzwischen erwachsene Bedürfnis nach einem eigenen Etat und eigenen Personal der Oberpräsidenten zu behandeln versprach . Ingersleben hatte schon im Jahre 1817 angeregt, den Oberpräsidien als nunmehr für sich bestehenden Behörden auch ein eigenes Personal zu gewähren, statt solches, wie bisher, aus der Zahl der Regierungsbeamten zu entnehmen. Er hielt das Ausscheiden der für den Oberpräsidenten tätigen Beamten aus dem Verband der Regierung für erwünscht, weil sie genügend beschäftigt seien und eine zweifache Stellung leicht Anlass zu Gegensätzen und Missständen geben könne. Solms beantragte geradezu die Ernennung eines Oberpräsidialrates mit dem Range eines Regierungsdirektors und hat diesen Antrag einigemale wiederholt. Und Ingersleben ging insofern noch weiter, als er den Staatskanzler bat, bei der Revision der Dienstanweisung zu veranlassen, dass der Oberpräsidialrat auch zum Mitglied des Konsistoriums und Medizinalkollegiums ernannt werde, um in Fällen der Behinderung den Oberpräsidenten zu vertreten 2) . Für die Stellung der Oberpräsidenten und für

eine

grössere

Selbständigkeit der Provinzialbehörden überhaupt hat dann ingersleben in einem Bericht an den Staatskanzler vom 20. November 1821 bemerkenswerte Ausführungen und Vorschläge gemacht.

Es

handelte sich damals un die Vereinfachung des Geschäftsganges und um eine Verbilligung der Verwaltung. Der Staatskanzler hatte zur Beratung darüber eine Kommission in Berlin niedergesetzt , von der Ingersleben wusste, dass ihre Mehrheit dem Oberpräsidialinstitut nicht geneigt sei und von der er befürchtete, dass der

1) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 19. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 104 , Abt. 402 Nr. 17.

143

Oberpräsidenten.

Stab über die Beibehaltung der Oberpräsidenturen werde gebrochen werden ". Eine Vereinfachung der Verwaltung, so

führte Ingersleben

damals aus, könne nur durch Verminderung der Behörden herbeigeführt werden.

Das Ministerium sei zu zahlreich,

Ministerialräte zu gross.

richtungen zustande gebracht. Oberpräsidenten und

Vor vier Jahren seien von den drei

den Regierungen der

vinzen Vorschläge zu einer Wegeordnung bisher etwas erfolgt sei.

drei

westlichen Pro-

eingereicht,

ohne dass

Auf den von den rheinischen Oberpräsi-

denten 1819 eingereichten Entwurf einem Entscheide

die Zahl der

Trotzdem würden wenige allgemeine Ein-

bisher vergeblich

einer Schulordnung sebe man entgegen .

Die Anträge

auf

Bildung einer Feuerversicherungsgesellschaft seien seit 1816 „ dilatorisch" behandelt.

Die Menge der Beamten in den Ministerien sei

also nicht das Mittel gewesen, die Verwaltung in den Provinzen zu vervollkommnen und zu beschleunigen . Es sei oft die Frage

aufgeworfen,

ob die Sach- oder Pro-

vinzialministerien den Vorzug verdienten .

Da jene

eine

leichtere

Übersicht der Staatsverwaltung gewährten, sei er für die ersteren . Allein wenn die sobald

erworbene Anhänglichkeit Schlesiens

an

Preussen vorzüglich als ein Werk der früheren dortigen Provinzialminister anzusehen sei, so spräche schon die Erfahrung dafür, dass obere , mit der erforderlichen Selbständigkeit angestellte Beamte in neu erworbenen Provinzen von grossem Nutzen sein könnten . Immer aber

erscheine

der Überfluss

an Ministerialbeamten,

an Regierungsmitgliedern, an Landräten zu gross und zu kostspielig. Die Verwaltung sei viel zu schwerfällig und schleppend ; nirgends sei sie selbständig . Die Landräte seien nur Organe der Regierungen und diese wieder an ein unaufhörliches Berichten an die Ministerien gebunden. Häufig gingen erst Entscheide auf Anfragen ein, wenn Zeit oder Umstände den Gegenstand derselben bereits ganz verändert hätten.

Wären die Gegenstände der Zuständigkeit einer

jeden Instanz fest bestimmt, so würde die Zahl der Beamten aller Behörden ohnfehlbar sich vermindern lassen. Ingersleben hat dann seine Vorschläge zur Vereinfachung der Verwaltung dahin zusammengefasst, dass wenn eine der Regierungen eingehen und die Zahl der Räte verringert werden solle, dass dann die Selbständigkeit der Regierungen vermehrt und

ihnen in den

Oberpräsidenten eine Instanz gegeben werden müsse, durch die der grösste Teil der Regierungsanträge eine

endgiltige

Genehmigung

144

IV, 3. Die

erhalten könne ,

Die landrätlichen

Bezirke seien zu vergrössern,

die Bürgermeistereien abzuschaffen und durch eine Gemeindeverwaltung mit Schöffen oder Gemeindevertretung zu ersetzen. Für beide Rheinprovinzen

sei nur

ein Oberpräsident

erforderlich, der

jedoch mit keinem Regierungspräsidium belastet werden dürfe. Für die Ministerien aber dürften nur die wichtigsten Sachen und hinsichtlich der Provinzialverwaltung der Rekurs gegen die Entscheidungen der Oberpräsidenten verbleiben . Sie würden alsdann , befreit von dem ermüdenden Kleinkram der Verwaltung, ihre Aufmerksamkeit dem Ganzen widmen zu können ¹ ) .

Ingersleben berief

sich hierbei auf Ausführungen, die er bereits drei Jahre zuvor dem Staatskanzler vorgetragen hatte. Schon damals fasste er seine Vorschläge dahin zusammen, dass die Regierungen diejenige grössere Selbständigkeit erhalten müssten, die man von ihrem Umfange und ihrer grossen Beamtenzahl erwarten könne , und dass die Oberpräsidenten durch Überweisung eines Teiles der oberen Verwaltung zu wirklichen Stellvertretern der Ministerien gemacht würden , so dass diesen eine wirkliche Erleichterung gewährt würde und Gegenstände von höherer Bedeutung

zu

nur die

ihrer Entscheidung

ge-

langten 2). 1821

Einer der Ingerslebenschen Vorschläge vom 20. November Am fand fast unmittelbar darauf seine Verwirklichung .

24. Februar 1822 starb der Oberpräsident Graf zu Solms- Laubach . Das Staatsministerium beantragte beim Könige die Vereinigung der beiden rheinischen Oberpräsidien. Durch Kabinettsorder vom 27. Juni 1822 wurde genehmigt, dass die erledigte Oberpräsidentenstelle für Provinz Jülich-Kleve- Berg mit der des Oberpräsidenten des

die

Grossherzogtums Niederrhein zu einem rheinischen Oberpräsidium แ zusammengezogen werde. Demnach wurde Ingersleben

in Koblenz

ermächtigt, die Kölner Oberpräsidialgeschäfte endgiltig und ebenso die besondere Leitung der Rheinschiffahrtsangelegenheiten und des

1 ) St.-A. Koblenz , Abt. 402, 80 2) Ingersleben an Hardenberg vom 30. Dezember 1818, St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 99 Bl. 46 und Abt. 402 Nr. 19. - Übrigens hatte Ingersleben schon unterm 7. Dezember 1817 dem Staatskanzler eine Denkschrift über die Dienstanweisung der Oberpräsidenten und Regierungen eingereicht und darin nachgewiesen, dass von den wenigen den Oberpräsidenten zugewiesenen Obliegenheiten mehrere ganz gegenstandslos seien. St.-A. Koblenz, Abt . 402 Nr. 19. Ebenda findet sich auch der in gleichem Sinne abgefasste Kölner Oberpräsidialbericht.

145

Oberpräsidenten. Brauweiler Arbeitshauses gierungsrat Gossler

zu übernehmen und den Geheimen Re-

in Köln

unter Entbindung von

der ferneren

Teilnahme an den Oberpräsidialgeschäften zur dortigen Regierung zurücktreten zu lassen ¹ ) . Erst seit der Vereinigung der beiden Oberpräsidien und der einige Zeit später stattgehabten Vereinigung der beiden Konsistorien und der beiden Medizinalkollegien fand die Bezeichnung „ die Rheinprovinzen " und seit 1830 die Bezeichnung „Rheinprovinz “ Eingang ²) . Es ist oben bereits der Kommission Erwähnung geschehen, welche infolge einer Order an den Staatskanzler vom 26. März 1821 aus Mitgliedern der Ministerien und Provinzialbehörden niedergesetzt worden war, um über eine Vereinfachung des Geschäftsganges und eine Verbilligung der Verwaltung zu beraten . Hierbei wurden auch die Fragen über Sach- und Provinzialminister und über Beibehaltung oder Aufhebung der Oberpräsidenten behandelt. Die Arbeiten dieser Kommission sind dann von einer Nachfolgerin, die zur Untersuchung der Lage der Finanzen und des Staatshaushalts niedergesetzt worden war, fortgeführt. Die Meinung der letzteren Kommission ist in ihrer Verhandlung vom 16. Dezember 1823 niedergelegt. Danach war sie der Ansicht, dass bei der Stellung der Oberpräsidenten alles zu vermeiden sei,

was sie in den Angelegenheiten,

welche

zum

Geschäftskreise der Regierungen gehören, zu einer eingreifenden Mittelinstanz zwischen ihnen und den Ministerien machen könnte. Eine solche Mittelinstanz verursache nur Weiterungen und Reibungen. Allein das hindere nicht,

die Oberpräsidenten

in den Angelegen-

heiten, welche sich nicht auf einen einzelnen Regierungsbezirk be-

1 ) St.-A. Koblenz , Abt. 403 , 43. 2) Einen Einfluss auf die einheitliche Benennung hat die Vereinigung der beiden Oberpräsidialbezirke Jülich-Kleve-Berg und Grossherzogtum Niederrhein zunächst nicht gehabt. Die getrennten Benennungen blieben vorerst in Gebrauch . Wenig später wurde die Benennung Rheinprovinzen üblich . In den ersten beiden Landtagsabschieden vom 13. Juli 1827 und 15. Juli 1829 ist vom Landtage „der Rheinprovinzen" die Rede. Die Kreisordnung vom 13. Juli 1827 braucht denselben Ausdruck. Er bleibt bis in den Mai 1830 in Gebrauch. Erst in einem Königlichen Erlass an das Staastministerium vom 25. Mai 1830 betreffend das Armenrecht habe ich zum erstenmal die Bezeichnung „ die Rheinprovinz “ gefunden. Das darauf ausgegebene Staatshandbuch von 1831 hat sie dann gleichfalls aufgenommen. von Rönne, Das Staatsrecht der Preussischen Monarchie , 1863, Bd. 2 S. 14 erwähnt als Grundlage der Vereinigung eine Kabinettsorder vom 3. Dezember 1829, die ich nicht habe ermitteln können . 10 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

146

IV, 3. Die

schränkten, sondern die ganze Provinz beträfen und zweckmässig einer Behörde anvertraut würden, als wirkliche,

der Ausführung

mit den Attributen

einer verfügenden Behörde versehene Instanz

zu betrachten. Hiernach werde sich die Stellung der Oberpräsidenten schr scharf auffassen lassen, ohne sie mit den Regierungen und Ministerien in ein schwankendes Verhältnis zu bringen . Der Oberpräsident sei sonach eine verfügende Behörde und zwar nach § 3 der Verordnung vom 30. April 1815 in allen ständischen Angelegenheiten , in Bezug auf die Aufsicht über die Verwaltung aller Institute, die nicht ausschliesslich für einen einzelnen Regierungsbezirk bestimmt seien,

bei

allen Sicherheitsmassregeln,

die sich über die Grenze eines Regierungsbezirkes hinaus erstreckten , und bei allen die ganze Provinz betreffenden Militärmassregeln. In allen diesen Fällen werde der Oberpräsident selbständig erscheinen. Daraus folge, dass er gleich den Ministerien befugt sein müsse, die Regierungen in diesen Beziehungen

als seine Organe zu

be-

trachten und pünktliche Erfüllung seiner Anordnungen von ihnen zu verlangen . Ausserdem aber sei er wegen seiner höheren Stellung in der Provinz

geeignet, in Sachen, welche die besondere Verwaltung der Regierungen beträfen, als Kommissar von den Ministerien durch jedesmaligen besonderen Auftrag gebraucht zu werden. Aus dem gleichen Grunde und weil er in der Lage sei, die Bedürfnisse der Provinz und etwaige Mängel der Verwaltung kennen zu lernen, sei es angemessen, dass er die Regierungen und andere Behörden davon unterrichte oder nach Befinden höheren Orts Anzeige erstatte. Auch werde darauf zu halten sein, dass von den Ministerien keine

neuen Einrichtungen in der Provinz getroffen würden, ohne zuvor das Gutachten des Oberpräsidenten vernommen zu haben . Auf diese Weise werde das Verhältnis der Oberpräsidenten mehr auf den Stand der Verordnung vom 30. April 1815 zurückgeführt. Indem die Oberpräsidenten dadurch aufhörten , eine Mittelinstanz zwischen den Ministerien und den Regierungen zu sein, falle die Notwendigkeit hinweg, dass die Berichte der Regierungen an die Ministerien und die Bescheide der letzteren durch die Oberpräsidenten gingen, wodurch lediglich Verzögerungen verursacht würden . Endlich sprach sich die Kommission dafür aus , dass die Oberpräsidenten zugleich ein Regierungspräsidium zu übernehmen vollkommen in der Lage seien, da andernfalls ihre gesamte Tätigkeit nicht in Anspruch genommen würde . Der König war mit den Vorschlägen im allgemeinen einver-

147

Oherpräsidenten.

standen und bestimmte durch eine Kabinettsorder an das Staatsministerium vom 31. August 1824 die Beibehaltung der Oberpräsidenturen und ihre zahlenmässige Festsetzung auf acht, entsprechend den durch die neue verbänden.

Bei

ständische Einrichtung

gebildeten Provinzial-

der grossen Verschiedenheit der

bisherigen An-

sichten über die Stellung der Oberpräsidenten überliess es der König dem Staatsministerium, den Gegenstand nochmals zu beraten und darüber Bericht zu erstatten. Unterm

14. November 1824 hat das Staatsministerium

die

inzwischen fertiggestellten Entwürfe zu den neuen Dienstanweisungen für die Provinzialbehörden dem Oberpräsidenten von Ingersleben übersandt und ihn zugleich aufgefordert, sich nach Berlin zu begeben, wo die Einzelheiten der neuen Verwaltungsart mit den sämtlichen Oberpräsidenten beraten werden sollten.

Der Entwurf zur

Oberpräsidialinstruktion wies ausser den oben angeführten , von der Kommission vorgesehenen Geschäften den Oberpräsidenten weiterhin zu die jura circa sacra, die Zensur, die Einwirkung auf die Steuerdirektionen, die Vermittlung bei Kollisionen der Behörden , die Mitteilung von Bedürfnissen der Provinz an Regierungen und Behörden , Regelung von Beschwerden in Post- , Bergwerks- u . a. Sachen, die Beschwerden in Regierungssachen und im Falle eines Krieges die Verfügung über die gesamte Zivilverwaltung, ausserdem den Vorsitz im Konsistorium, der unter den Vorschlägen der Kommission fehlte , weil sie sich für die Aufhebung dieser Behörde ausgesprochen hatte. Ingersleben hat sich in Berlin gegen den Entwurf ausgesprochen . Ihm war der Wirkungskreis nicht weit genug und nicht entschieden genug gefasst.

Die Geschäfte seien, äusserte er sich , sämtlich von

der Art, dass sie füglich jedem anderen Beamten kommissarisch übertragen werden könnten . Er hat dann selbst eine Instruktion eigenhändig entworfen .

Der § 1 lautet da : Der Oberpräsident ist

der oberste Beamte für die Verwaltung der ihm anvertrauten Provinz ; er führt die Oberaufsicht über

die gesamte Provinzialverwaltung

der Regierungen , ohne jedoch in ihren eigenen Wirkungskreis einzugreifen und die ihnen beigelegte Selbständigkeit zu schmälern . Zu dem Zwecke wollte er dem Oberpräsidenten die Befugnis beigelegt. wissen, die Verwaltung und den Geschäftsgang der Regierungen revidieren, sie auf Mängel aufmerksam machen und solche erforderlichen Falls auf eigene Verantwortung abstellen zu dürfen und wenn Gefahr im Verzuge, pflichtvergessene Beamte zu suspendieren . Der Oberpräsident müsse ermächtigt sein, den Sitzungen der Regierungen

148

IV, 3. Die

beizuwohnen und Gegenstände zum Vortrag zu bestimmen. Er solle Beschwerden über Regierungsverfügungen entgegennehmen dürfen , sie prüfen und Abhilfe bei den Regierungen veranlassen und nötigen Falls sie unter Vorbehalt des Rekurses der Regierungen an die Minister selbst

anordnen.

In der

gleichen

Weise,

wie die

Re-

gierungen, müssten den Oberpräsidenten auch die übrigen Provinzialbehörden unterstellt sein. Alle Entscheidungen in Kommunalangelegenheiten in höherer Instanz sollten zu seinen Befugnissen gehören. In Verwaltungsangelegenheiten, auch in Kirchen- und Schulsachen, wo nach der Regierungsinstruktion eine höhere Einwirkung eintrete, solle diese, insofern sie nicht ausschliesslich den Ministerien vorbehalten werde, vom Oberpräsidenten ausgehen.

Der Oberpräsident

müsse ferner in dem in seiner Dienstanweisung ihm zugewiesenen Wirkungskreise in den Grenzen der vorhandenen gesetzlichen Vorschriften und Verwaltungsgrundsätze selbst und ohne Anfrage verfügen dürfen. Er müsse gegen Ende des Jahres einen Verwaltungsplan für das folgende Jahr jedem Ministerium einreichen und nach Ablauf eines Jahres

einen Hauptbericht

über die Ergebnisse des

vorjährigen Verwaltungsplanes erstatten und zur Prüfung der Staatsverwaltungspläne jährlich nach Berlin berufen werden ¹ ) . Die Verhandlungen und die weiteren Arbeiten ministeriums bezüglich wurden dann

im

des

Staats-

der Neuordnung der Provinzialverwaltung

folgenden Jahre

zum Abschluss gebracht.

Sie

führten zur Aufhebung der Dienstanweisung vom 23. Oktober 1817. Unterm 31. Dezember 1825 erging eine neue Dienstanweisung für die Oberpräsidenten .

Ihr Inhalt ist folgender :

Der Wirkungskreis der Oberpräsidenten umfasst 1.

die eigene Verwaltung aller Angelegenheiten ,

ganze Provinz

betreffen

hinausgehen ; 2. die Oberaufsicht

oder über

über den Bezirk

welche die

einer Regierung

die Verwaltung der Regierungen,

der Provinzialsteuerdirektionen und der Generalkommissionen ; 3.

die Stellvertretung der obersten Staatsbehörden in beson-

sonderem Auftrage und bei ausserordentlicher Veranlassung . Zu den zuerst genannten Angelegenheiten, für die die Oberpräsidenten die unmittelbare Instanz bilden und sich der Regierungen als ihrer Organe bedienen, gehören die ständischen Angelegenheiten, alle für mehrere Regierungsbezirke eingerichteten Institute ,

1 ) Akten des Oberpräsidiums II , 2 D Nr. 15.

149

Oberpräsidenten.

Sicherheitsanstalten , Meliorations-, Strom- und Strassenanlagen, die das ganze Armeekorps betreffenden Verhandlungen mit den Kommandierenden Generalen , die Wahrnehmung des jus circa sacra catho licorum und die Aufsicht über die Zensur. In den Konsistorien, Schul- und Medizinalkollegien haben die Oberpräsidenten Vorsitz und Leitung der Geschäfte. Die Regierungen, Provinzialsteuerdirektionen und kommissionen sind den Oberpräsidenten untergeordnet.

GeneralBei der

ihnen übertragenen Aufsicht ist es aber nicht die Absicht, sie an der Verwaltung dieser Behörden teilnehmen zu lassen , sondern nur deren Tätigkeit im ganzen zu beobachten und für die Übereinstimmung der Verwaltungsgrundsätze mit den Ausführungsmassregeln zu wirken, die Präsidenten und Direktoren auf Mängel und Unregelmässigkeiten aufmerksam zu machen und solche abzustellen. Die Berichte dieser Behörden,

welche das Allgemeine der Ver-

waltung, Abänderung der bestehenden Einrichtungen oder Anstellung und Entlassung von Beamten betreffen , die Führungslisten und alle von den Oberpräsidenten besonders bezeichneten Berichte gehen durch deren Hände an die Ministerien und auf demselben Wege gelangen auch die Entscheide der Minister an die Behörden . Die Oberpräsidenten sind zuständig für Beschwerden gegen die ihnen unterstellten Behörden und auch für solche, die in Post- , Bergwerks- , Lotterie-,

Salz-,

Münz- und Gestütsachen an sie ge-

langen ¹ ). Bei

bedeutenden

Anschaffungen

für

die

Militärverwaltung

haben die Oberpräsidenten mitzuwirken und die angemessene Zivilversorgung der Invaliden zu überwachen . Als Stellvertreter der obersten Staatsbehörden sind die Oberpräsidenten die nächste Instanz

bei

Konflikten

der Regierungen

unter sich und mit anderen Behörden ; sie sind ausserordentlichen

Ereignissen

und

Gefahren

die

ermächtigt,

bei

augenblicklich

erforderlichen Anordnungen zu treffen und im Kriegsfall die gesamte Zivilverwaltung zu übernehmen.

Ausserdem sind ihnen besondere

einzelne Verwaltungsgegenstände übertragen, wie Entscheidung in gewissen Kommunalangelegenheiten, die Genehmigung zur Anlegung neuer Apotheken, zur Abbaltung von Märkten ,

zur Gründung und

Erweiterung gemeinnütziger Anstalten, zur Veranstaltung von nichtkirchlichen

Kollekten,

die

Konzessionen

für

Schauspielergesell-

1 ) Verschiedene dieser Gebiete sind dem Wirkungskreise der Oberpräsidenten später entzogen worden.

150

IV , 3. Die

schaften und die Bewilligung längeren Urlaubs für die Mitglieder der Regierungen. Endlich aber wurde durch die Dienstanweisung der Zustand wieder hergestellt,

dass der Oberpräsident in der Regel zugleich

das Präsidium der Regierung seines Amtsitzes zu übernehmen hatte . Er durfte es aber ganz tragen.

oder teilweise dem Vizepräsidenten über-

Das ist in Koblenz auch alsbald geschehen ' ).

richtung hat dann

bis

Diese Ein-

zum Inkrafttreten des Landesverwaltungs-

gesetzes vom 30. Juli 1883 in der Rheinprovinz, also bis zum 1. Juli 1888 bestanden, durch welches die Spezialpräsidien beseitigt wurden.

Erst jetzt wurde dem von der Verbindung mit der Re-

gierung befreiten und zur selbständigen Aufsicht- und Beschwerde. stelle gewordenen Oberpräsidenten ein Stellvertreter in der Person eines Oberpräsidialrates ) und die nötige Zahl eigener Räte und Hilfsarbeiter und seit dem 1. April 1908

auch

ein eigener

Oberregierungrat beigegeben ³). 1 ) Akten des Oberpräsidiums II 2 A Nr. 46 2) Oberpräsidialräte waren von Estorff bis 1894. Scheffer bis 1896, Dr. zur Nedden bis 1899, Dr. Freiherr Coels von der Brügghen bis 1903, Wallraf bis 1907 , von Hagen bis 1914, Dr. Momm bis 1918, seitdem Dr. Brandt. 3) Schon 1858 hat der Regierungsvizepräsident Schede in Koblenz seine Bedenken über die Vertretung des Oberpräsidenten durch den Regierungspräsidenten geltend gemacht. Es sei dem Dienst nachteilig, dass der Vizepräsident bei jeder Stellvertretung des Oberpräsidenten unvorbereitet und ohne Kenntnis von der Lage der Geschäfte, also gewissermassen neu in die Verwaltung eintrete . Und nach der Rückkehr des Oberpräsidenten scheide der Vizepräsident wieder ganz aus und der Oberpräsident entbehre einer Hilfe in der Leitung der Verwaltung. Ein Übelstand sei es auch , dass der Vizepräsident seiner Stellung nach unter den übrigen Regierungspräsidenten stehe, tatsächlich aber im Vertretungsfalle eine Stellung über ihnen habe, sein Urteil über ihre Berichte abgeben und oft auf ihre Anträge entscheiden müsse. Es sei ein Hauptgewicht auf eine dauernde Beteiligung des Stellvertreters an den Geschäften des Oberpräsidenten zu legen. Dazu bedürfe es eines eigenen Beamten, etwa eines Oberpräsidialdirektors. Wegen des Umfanges der Geschäfte sei das in der Rheinprovinz durchaus nötig . „ Möglieb , dass erst nach abermals 30 Jahren diese Änderung der vor 30 Jahren getroffenen Organisation überall als Bedürfnis erscheinen wird . Sollte deshalb hier die Hilfe 30 Jahre zu spät oder um des toten Schematismus willen dort sie 30 Jahre zu früh gewährt werden ! Kein Einsichtiger würde dies verteidigen wollen. " - Sachlich und mit der Zeitspanne von 30 Jahren bis zur Bestellung eines Oberpräsidialrates hat Schede Recht gehabt. Akten des Oberpräsidiums II 2 A Nr. 19.

151

Oberpräsidenten.

Die weitere Entwickelung hat die Stellung der Oberpräsidenten und ihren Geschäftskreis zur heutigen Bedeutung besonderen sind ihnen worden : die

durch

spätere

erweitert,

Bestimmungen

in

übertragen

Genehmigung zur Einrichtung von Sparkassen,

von

Witwen-, Sterbe- und Aussteuerkassen, die Genehmigung zu Synagogensatzungen und zu Ausspielungen , die Ernennung der Standesbeamten, die Aufsicht über die Staatsarchive, über die Handels-, Landwirtschafts-, Ärzte- und Apothekerkammern , über das Eichungswesen und die Reblausbekämpfung. Das Gebiet der dem Oberpräsidenten zugewiesenen Militärsachen wurde dadurch erweitert, dass ihm mit dem Kommandierenden General zusammen die dritte Instanz in Ersatzangelegenheiten übertragen wurde.

Er erhielt das

Polizeiverordnungsrecht über alle im Interesse der Provinz mehrerer Regierungsbezirke

zu

regelnden Gegenstände

oder

unter Zu-

stimmung des Provinzialrates . Scine ständischen und provinziallandtaglichen Obliegenheiten wurden erweitert durch die von ihm ausgeübte Staatsaufsicht über den Provinzialverband und die gesundheitpolizeiliche Aufsicht über die Provinzialanstalten und die Schulaufsicht über die Provinzialerziehungsanstalten. Die vom Oberpräsidenten wahrzunehmenden Rechte des Staates gegenüber der katholischen Kirche wurden durch eine Königliche Verordnung vom 27. Juni 1845 dadurch erweitert, dass ihnen auch die Bestätigung der zu Stellen bischöflicher Kollation oder Privatpatronats berufenen Geistlichen,

soweit sie

bisher

den Regierungen

demselben Umfange auch die Ausübung des

zustand ,

und

in

landesherrlichen Er-

nennungsrechtes übertragen wurde 1) . Die Wahrnehmung des Rechtes circa sacra verringerte sich durch die der Kirche in dem später aufgehobenen Artikel 15 der Verfassungsurkunde gewährte Selbständigkeit.

Dagegen traten durch die neue Kirchengesetzgebung neue

Aufsichtsrechte hinzu, wie der Einspruch bei Anstellung von Geistlichen, die Anzeige kirchlicher Bestrafung von Geistlichen und Befugnisse bezüglich der geistlichen Demeritenanstalten. Zur Mitwirkung bei den Geschäften der allgemeinen Landesverwaltung in dem gesetzlich vorgeschriebenen Umfange wurde am Amtsitze des Oberpräsidenten der Provinzialrat eingerichtet , der neben unmittelbarer Einwirkung bei einigen wichtigeren, die ganze Provinz betreffenden Angelegenheiten auch über Beschwerden gegen Beschlüsse des Bezirksausschusses zu entscheiden hat. Der Pro-

1) Ges.-S. 1845 S. 443.

152

IV, 3.

Die Oberpräsidenten.

vinzialrat setzt sich aus dem Oberpräsidenten als Vorsitzenden, aus einem

vom Minister des Innern

ernannten höheren Verwaltungs-

beamten und aus fünf Mitgliedern zusammen, welche vom Provinzialausschuss aus der Zahl der zum Provinziallandtag wählbaren Provinzialangehörigen gewählt werden. Der Tätigkeit des Oberpräsidenten als Vorsitzenden des Konsistoriums,

des Provinzialschulkollegiums, des Medizinalkollegiums und der Strombauverwaltung wird unten gedacht werden . Die Oberpräsidenten der Rheinprovinz ¹) : A. Die Rheinprovinz in der Übergangsverwaltung. Geheimer Staatsrat Sack ,

Oberpräsident der

preussischen

Provinzen am Rhein, vom 1. Juli 1815 bis 23. März 18162) .

B. Provinz Jülich-Kleve- Berg. Graf zu Solms - Laubach vom 22. April 1816 bis 24. Februar 1822 ³). C. Provinz Grossherzogtum Niederrhein . Staatsminister Freiherr von Ingersleben , von 22. April 1816 bis 18224) .

D. Die Rheinprovinz. 1.

Staatsminister Freiherr von Ingersleben vom 27. Juni

1822 bzw. vom Tage der Bekanntmachung , dem 5. September 1822 bis 13. Mai 1831 , an welchem Tage er gestorben ist ;

Ingersleben

war vorher Oberpräsident von Pommern . 2. von Pestel , vom Juli 1831 bis 10. Juni 1834 ; am 6. Juli 1835 gestorben ; er war vorher Regierungspräsident in Düsseldorf. 3.

von Bodelschwingh , vom 10. Juni 1834 bis Juli 1842 ;

er war vorher Regierungspräsident in Trier 5). 4.

von Schaper, vom 7. Juli 1842 bis 14. Juli 1845, dann

zum Oberpräsidenten von Westfalen

ernannt ;

er war vorher Re-

gierungspräsident in Trier. 5. Eichmann , vom 16. Juli 1845 bis September 1848, dann zum Minister ernannt, durch Kabinettsorder vom 8. November 1848

1) Die nennung. 2) Vgl. 3) Vgl. 4) Vgl. 5) Vgl.

Daten beziehen sich auf den Dienstantritt, nicht auf die Er-

oben oben oben Allg.

S. 119 ff. S. 129. S. 132. Deutsche Biographie, Bd . 3, S. 3.

153

IV, 4. Das Konsistorium und Provinzialschulkollegium.

wieder zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt, bis 31. August 1850 ; vom September 1848 bis 8. November 1848 wurden die Geschäfte durch den Regierungspräsidenten von Möller wahrgenommen; Eichmann war vorher Wirklicher Geheimer Legationsrat und Direktor im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten. 6.

von Auerswald , vom 3. September 1850 bis Juli 1851 ;

vorher Regierungspräsident in Trier, und Minister ¹). 7.

Oberpräsident von

Preussen

von Kleist - Retzow , vom 6. Juli 1851 bis 22. November

1858 ; vorber Landrat des Kreises Belgard ). 8. von Pommer - Esche , vom 1. Dezember 1858 bis 7. Dezember 1871 , (an diesem Tage gestorben) ; vorher Unterstaatssekretär im Ministerium für Handel , Gewerbe und öffentliche Arbeiten . 9.

Dr. von Bardeleben , vom 8. August 1872 bis 1. Oktober

1889 ; vorher Regierungspräsident in Aachen . 10. Freiherr von Berlepsch , vom 19. Oktober 1889 bis 1. Februar 1890 ; er war vorher Regierungspräsident in Düsseldorf . 11.

Nasse , vom

3. März

1890

bis August

1905 ;

vorher

Unterstaatssekretär im Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten . 12.

Dr. Freiherr von Schorlemer, vom 1. September 1905.

bis 20. Juni 1910 ; vorher Oberpräsidialrat a . D. auf Lieser a. d. Mosel. 13. Dr. med . und Dr. Ing. Freiherr von Rheinbaben, vom 4. Juli 1910 bis 31. März 1918 ; vorher Finanzminister. 14. von Groote , seit dem des Kreises Rheinbach.

1. Mai 1918 :

vorher Landrat

4. Das Konsistorium

und Provinzialschulkollegium . Die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 hatte für die Kirchen- und sachen am Hauptorte jeder

Provinz ein unter

Schul-

dem Vorsitze des

Oberpräsidenten stehendes Konsistorium angeordnet. Es sollte in Rücksicht auf die Protestanten die Konsistorialrechte ausüben und

1) Vgl. Allg. Deutsche Biographie Bd. 1 S. 651 ff. 2) Vgl. von Petersdorff, Kleist- Retzow. Ein Lebensbild . 1907.

154

IV, 4. Das Konsistorium

in Rücksicht auf die Katholiken die landesberrlichen Rechte circa sacra verwalten, in Rücksicht auf alle übrigen aber die vom Staatszweck erforderte, von der gestattete Aufsicht ausüben .

Religionsparteien Gewissensfreiheit

Mit Ausnahme der Universitäten sollten

den Konsistorien alle Unterrichts- und Bildungsanstalten unterstehen. In jedem Regierungsbezirk, in dem kein Konsistorium bestand , sollte nach derselben Verordnung bei den Regierungen eine Kirchenund Schulkommission eingerichtet werden, bestehend aus Geistlichen und Schulmännern , die

unter Leitung und nach Anweisung des

Konsistoriums die einer näheren persönlichen Einwirkung bedürfenden Geschäfte zu bearbeiten hatte. Die Direktion dieser Kommission sollte ein Mitglied der Regierung führen, welches jährlich wenigstens einmal im Konsistorium zu erscheinen und als Rat mit Sitz und Stimme über die besonderen Konsistorialangelegenheiten seines Regierungsbezirkes zu berichten hatte. Auf Grund dieser allgemeinen Anordnungen wurden in Koblenz und Köln Konsistorien errichtet. Das Konsistorium zu Koblenz wurde am 22. April 1816 eröffnet ) , das zu Köln trat am 27. August 1816 in Wirksamkeit . In Koblenz wurden die evangelischen Räte

1) Mit der Einrichtung des Konsistoriums zu Koblenz und der Übernahme der Leitung der Schulgeschäfte hörte die Tätigkeit des von Gruner als Generalgouverneur des Mittelrheins eingesetzten Direktors des öffentlichen Unterrichtes Görres in Koblenz von selbst auf. Das gab zu Weiterungen Anlass, weil Görres eine besondere Entlassung aus seinem Amte durch eine obere Behörde, durch das Ministerum, ausgesprochen wünschte, da die Aufhebung seines Amtes in der Bekanntmachung Reimans vom 18. April 1816 nicht, wie die anderer Direktionen , ausdrücklich ausgesprochen worden war. Der Minister verfügte dann seine Entlassung als Direktor des öffentlichen Unterrichts und Görres übergab seine Akten an das Konsistorium . St.-A. Koblenz, Abt . 402 Nr. 329. Vgl. oben S. 123 Anm. 3. Der Graf Solms hatte in einem Organisationsbericht am 18. Dezember 1815 die weitere Verwendung von Görres beantragt. Der Minister von Schuckmann - die Richtigkeit seines Urteils bleibe dahingestellt vermerkte am Rande des Berichtes : „ Görres ist auf keine Weise zum Schulrat qualifiziert Das Gouvernement hat ihn zwar einstweilen als Studiendirektor angesetzt, er hat aber als solcher nichts geleistet und ist selbst vom Geheimen Staatsrat Sack dazu für die Folge nicht geeignet erachtet. Er kann daher in dieser Eigenschaft nicht in die Regierung treten. " Und der Finanzminister von Bülow schrieb darunter : „Wegen des Görres ganz einverstanden, da der Staat die Erziehung der Jugend keinem ehemaligen französischen Jakobiner, und wenn er auch noch so kenntnisreich sein soll , anvertrauen kann . Geb. St.-A. Berlin, Rep. 74 J III Nr. 33, Bd. 1 BI . 272.

und Provinzialschulkollegium .

155

Cunz , Schulze¹ ) und der Assessor Lange dazu bestellt, welcher letztere im November 1817 zum Konsistorialrat befördert wurde, ferner die katholischen Räte Milz ) , Schwarz 3) und Dominicus ). Das Konsistorium in Köln bestand aus den Räten Dr. Grashof 5) , Dr. Bruch, Kraft, Poll und Recbc. Da die Verordnung vom 30. April 1815 nur ganz allgem cin gehalten war und die Wirksamkeit der Konsistorien nur kurz angedeutet hatte, so herrschte lange Zeit eine Verschiedenheit der Ansichten über Natur und Bestimmung der neuen Behörde, namentlich auch darüber, ob es eine nur beratende oder eine verwaltende Behörde sein sollte . Unsicherheit des Geschäftsbetriebes und Reibungen mit anderen Behörden waren die Folgen. Die Unklarheit veranlasste denn auch bald nach der Eröffnung der Konsistorien den Generalvikar Fonck in Aachen zu einer Anfrage an die beiden Oberpräsidenten über den Umfang der landesherrlichen Rechte gegenüber der katholischen Kirche. Es konnte ihm lediglich geantwortet werden, dass, da die Verhältnisse der Konsistorien gegenüber der katholischen Kirche durch den Landesdurch ein neues mit dem Papste abzuschliesendes Konkordat noch näher bestimmt werden würden , dass

herrn und vermutlich

bis dahin das bisherige Verhältnis

des Generalgouvernements auch

auf die Konsistorien übergegangen sei "). Dieses Verhältnis hatte kurz vorher der Regierungspräsident von Reiman in Aachen noch als damaliger Gouvernementsrat zur Kenntnis der Oberpräsidenten dabin umschrieben, dass von dem Verkehr mit den Generalvikarien alle Gegenstände des forum- conscientiae ausgenommen gewesen seien, ausser wenn Beschwerden darüber vorliefen, wie bei den Zumutungen der katholischen Geistlichkeit in Sachen der gemischten Ehen. Die Generalvikariate hätten die Kantonspfarrer zur Bestätigung präsentiert, die Sukkursalpfarrer aber, Vikarien und Kapläne selbständig eingesetzt. Umgekehrt habe die Zivilbehörde die

1 ) Über Johannes Schulze s . Allg. Deutsche Biographie 33 S. 5 . 2) Pfarrer von St. Kastor in Koblenz . 3 ) Professor an der Rechtsschule in Koblenz. 4) Bisher Professor an der aufgehobenen Universität Erfurt. Dominicus war übrigens der Nachfolger des vor ihm bestellten Schulrats Windischmann . St.-A. Koblenz , Abt . 401 Nr. 1435 . 5) Über Karl Friedrich August Grashof s . A. D. B. 9 S. 587. 6 ) Fonck an die Oberpräsidenten, 6. Mai 1816, St.-A. Koblenz , Abt . 402 Nr. 311.

156

IV, 4. Das Konsistorium

Schullehrerstellen allein besetzt und nur wenn Küsterdienste damit verbunden waren

auf Präsentation der

Generalvikariate

die

Be-

stätigung erteilt. Endlich sei die kirchliche Polizei ein Gegenstand des Benehmens mit den Generalvikariaten gewesen, also z. B. Wallfahrten, neue wechselseitige

klösterliche Einrichtungen, Teufelaustreibungen und Verketzerungen. Der Fall einer Veröffentlichung

päpstlicher Bullen sei nicht vorgekommen. Man würde sie nach den bestehenden Grundsätzen des französischen Konkordates behandelt haben, d . h. die Bulle hätte ohne landesherrliche Erlaubnis nicht veröffentlicht werden dürfen ¹ ). Über den Umfang der landesherrlichen Rechte gegenüber der katholischen Kirche erliess dann noch im August 1816 ster des Innern präsidenten.

eine vorläufige Anweisung

der Mini-

an die beiden

Da die sehr umfangreiche Anweisung nur

Ober-

eine

vor-

läufige war und sehr bald durch die Dienstanweisung für die Konsistorien hinfällig wurde, erübrigt sich ein Eingehen auf sie . im Allgemeinen verdient

die Stellungnahme

des Ministeriums

Nur zu

der wichtigen Frage herausgehoben zu werden . Danach wird die Oberherrlichkeit des Staates über die Kirche insofern behauptet, als sie ein gesellschaftliches Institut auf dem Grund und Boden des Staates ist. Der Staat mischt sich nicht in ihre inneren Angelegenheiten.

Er tritt nur dann ein, wenn die äusserlichen Handlungen

nach vernünftigem Ermessen erkannt werden .

für ungerecht oder gemeinschädlich

Aus der Oberherrlichkeit des Staates ergibt sich

seine Befugnis, die Kirche bei ihrer Verfassung und bei ihren Besitzungen zu schützen, seine

Berechtigung

verhüten, dass von Seiten der Kirche

und Verpflichtung,

kein

seiner Bürger Rechtsgebiet geschehe , die

zu

Eingriff in sein und

Notwendigkeit der

Zu-

stimmung des Staates zu neuen bleibenden Einrichtungen und zur Veröffentlichung päpstlicher Bullen, insofern sie das forum externum betreffen. Schriftwechsel der letzteren Art mit dem päpstlichen Stuhl geht durch die staatlichen Behörden auf diplomatischem Wege und die päpstlichen Verfügungen werden auf demselben Wege zurückbefördert. Für bleibende Anstellungen als Pfarrer, Erzpriester usw. ist die landesherrliche Genehmigung erforderlich. Die Ehe anlangend ist bis zur Einführung des Landrechts und bis auf weitere Verordnung so

zu verfahren, dass wenn

der katholische Pfarrer

Aufgebot und Trauung aus keinem anderen Grunde verweigert, als

1 ) Reiman an Solms, 2. März 1816 , St.-A. Koblenz, Abt 402 Nr. 311.

157

und Provinzialschulkollegium .

weil ein Teil protestantisch ist,

dass alsdann auf Begehren des

Brautpaares die Vollziehung der

Handlung

dem protestantischen

Prediger aufgetragen wird . Zur Erwerbung und Veräusserung von Grundstücken und zur Annahme von Vermächtnissen, die den Betrag von 500 Talern übersteigen, ist die Genehmigung des Staates erforderlich.

Der Staat beansprucht ein Mitaufsichtsrecht über die

Verwaltung der Kirchenvermögen, über die Seminarien und deren Vermögen und über die katholischen Volksschulen, deren nächste Aufseher die Dechanten sind. Der Landesherr ernennt die Professoren der Theologie mit Zustimmung des Bischofs .

Bei den Pro-

zessionen und Wallfahrten ist unter Beratung mit den bischöflichen Behörden zu sorgen, dass ihnen in Bezug auf Dauer und äusseres Gepränge ein angemessenes Ziel gesetzt und alles vermieden werde , was den gegenseitigen Religions hass aufreizen kann ¹ ) . Die Oberpräsidenten haben über mehrere Bestimmungen dieses Erlasses ihre Bedenken nicht zurückgehalten . nis des Staates zum Schutze

Die aus der Befug-

der Kirchenverfassung vom Minister

weiter gefolgerte Pflicht, die Kirche auch gegen unruhige Kinder ihres eigenen Schosses, die sich ihren Satzungen , ihrer Zucht, den Anordnungen und

Entscheidungen

ihrer rechtmässigen

Gewalten

nicht unterwerfen wollen, zu schützen, nannte Ingersleben zutreffend eine Beschränkung der Gewissensfreiheit. Unterm 23. Oktober 1817 erhielten die Konsistorien die lange erwartete

Dienstanweisung ').

Standpunkte aus verfasst ,

Auch sie war lediglich

dass die Konsistorien

von dem

nun einmal be-

stünden und es also darauf ankomme, sie auf möglichst nützliche Weise bestehen zu lassen . An sich waren die Verfasser der Dienstanweisung der Meinung, dass die Kirchen- und Schulsachen früher ungeteilt und darum besser durch die Geistlichen- und Schuldeputationen der Regierungen verwaltet worden seien,

als es jetzt ge-

teilt durch die Konsistorien und Regierungen geschehen könne³). Nach dem Inhalt dieser Dienstanweisung ist den Konsistorien die allgemeine Leitung des evangelischen Kirchenwesens und der Schulangelegenheiten in der Provinz in reingeistlicher und wissenschaftlicher Hinsicht übertragen .

Die Verwaltung der äusseren An-

gelegenheiten der Kirchen und Schulen verblieb den Regierungen . 1 ) Erlass des Ministers d . I. v. 12. Aug. 1816, St.-A. Koblenz , Abt. 402 Nr. 311 . 2) Ges.-S. 1817 S. 237. 3) Vgl. oben S. 138.

158

IV, 4. Das Konsistorium

In den Kirchenangelegenheiten der evangelischen Koufessionen sind dem Konsistorium im besonderen aufgetragen die Sorge für die Einrichtung der Synoden und die Prüfung ihrer Beschlüsse ; die Aufsicht über den Gottesdienst in dogmatischer und liturgischer Beziehung ; die Prüfung der Kandidaten ; die Bestätigung der von den Regierungen vermöge des Königlichen Patronatrechtes anzustellenden oder von Privatpatronen präsentierten und von ihnen genehmigten Geistlichen, falls nämlich die letzteren aus dem Auslande berufen werden ; der Vorschlag der anzustellenden Superintendenten an das Ministerium und deren Einführung ; die Aufsicht über die geistlichen Seminarien und über die Führung der Geistlichen, Einleitung von Strafverfahren gegen sie und Anträge auf Absetzung ; die Erteilung von Dispensationen ; die Anordnung kirchlicher Feste und die Zensur kirchlicher, religiöser und pädagogischer Schriften . Die Elementar- und Bürgerschulen , die Privaterziehungs- und Unterrichtsanstalten bleiben der Aufsicht und Verwaltung der Regierungen unterworfen .

Das Konsistorium führt hier nur die obere

Leitung in wissenschaftlicher Hinsicht und in Beziehung auf die innere Verfassung und hat für die Ausbildung der Elementarschullehrer zu sorgen . Alle gelehrten Schulen dagegen, also diejenigen, welche zur Universität entlassen, stehen unter unmittelbarer Aufsicht und Verwaltung des Konsistoriums, welchem auch die Prüfung pro facultate docendi, die Anstellung, zusteht.

Beförderung und Entlassung

der Lehrer

Bei dem katholischen Unterrichtswesen bleibt den Bischöfen cin Einfluss auf den Religionsunterricht dadurch gewahrt, dass sie zu den Prüfungen der Lehrer, die für den katholischen Religiousunterricht mitbestimmt sind, Kommissarien abordnen. Die Angelegenheiten der landesherrlichen Rechte circa sacra der katholischen Kirche verwaltet der Oberpräsident. Das Konsistorium ist hierfür nur eine beratende Behörde und es ist dem Oberpräsidenten überlassen , welche dieser Angelegenheiten er durch die katholischen Räte des Konsistoriums zum Vortrag bringen lassen will.

Die Verfügungen des Oberpräsidenten in diesen katholischen

Kirchensachen werden nur in seinem Namen ausgefertigt und nur von ihm vollzogen. Sie tragen also die Unterschrift : „ Der Oberpräsident der Provinz N" , während die Ausfertigungen in protestantischen Kirchen- und in allen Schulsachen unter der Benennung „ Königliches Konsistorium der Provinz N " ausgefertigt werden .

und Provinzialschulkollegium.

159

Die dem Oberpräsidenten zugewiesenen Angelegenheiten der katholischen Kirche werden wie folgt umschrieben : Die Erörterung über die Zulässigkeit päpstlicher Bullen und Breven oder Verordnungen anderer auswärtiger geistlicher Oberen, die Besorgung der Gesuche an den Papst um kanonische Bestätigung der von Seiten des Staates erteilten geistlichen Würden und um Dispensation von Eheverboten, die Erledigung von Streitigkeiten mit anderen Religionsparteien über Gegenstände des öffentlichen Kultus , die Erörterungen über Änderung der Kirchengesetze, welche ohne Genehmigung der Ministerialbehörde nicht bekannt gemacht werden dürfen, die Beaufsichtigung der Prüfungen ,

welchen die Kandidaten des

geistlichen Standes seitens der geistlichen

Behörden unterworfen

werden, und alle im ersten Absatz der Inhaltsangabe der Dienstanweisung aufgeführten Religionsangelegenheiten ,

soweit sie ihrer

Natur nach unter dem Jus circa sacra begriffen werden können. Alle übrigen Religionsparteien endlich sind gleichfalls in Ansehung des eigentlichen Kultus, soweit es der Staatszweck erfordert und die Gewissensfreiheit gestattet, der Aufsicht des Konsistoriums unterworfen. Die bei den Kirchen- und Schulkommissionen der Regierungen angestellten geistlichen und Schulräte sind ebenfalls Mitglieder des Konsistoriums und haben bei ihrer Anwesenheit Sitz und Stimme. Sie sollen vom Oberpräsidenten jährlich wenigstens einmal ins Konsistorium berufen werden , um über die Verhältnisse ibres Bezirkes Die Organe der Konsistorien sind die Superintendenten und auch die geistlichen und Schulräte bei den ReAuskunft zu geben .

gierungen. Endlich wurde durch die Dienstanweisung unter Abänderung der früheren Bestimmung vom 30. April 1815 angeordnet, dass auch bei den Regierungen, an deren Sitz sich das Konsistorium befindet, eine Kirchen- und Schulkommission eingerichtet werde . Zu geistlichen und Schulräten bei diesen Kommissionen sollten jedoch nur Mitglieder des Konsistoriums genommen werden . Der Gleichartigkeit wegen wurde allen geistlichen Räten der bei den Regierungen eingerichteten Kirchen- und Schulkommissionen durch eine Kabinettsorder vom 22. Januar 1819 der Amtstitel 77 Konsistorialräte " beigelegt ¹ ) . Der obigen Anordnung gemäss wurden vom Anfang des Jahres

1) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 312.

160

IV, 4. Das Konsistorium

1818 an auch bei den Regierungen zu Koblenz und Köln Kirchenund Schulkommissionen eingerichtet. Schon nach wenigen Jahren fand eine bedeutsame Änderung in der Organisation der Konsistorien statt, und zwar im Anschluss an die damalige Neuordnung der Provinzialverwaltung .

Die Kom-

mission freilich , die damals zur Vorbereitung einer Vereinfachung der Behörden niedergesetzt war, hat sich einstimmig für Aufhebung der Konsistorien ausgesprochen und darauf angetragen, die gesamte Kirchen- und Schulverwaltung

an die Regierungen zu verweisen,

von welchen sie in einer besonderen Abteilung unter der Form eines Konsistoriums bearbeitet werden sollte . Inzwischen war aber die Frage wegen Schaffung evangelischer Bischöfe rege geworden und über die Bestimmung ihres Wirkungskreises in Verbindung mit den Konsistorien hatte der König dem Staatsministerium die Erstattung eines Gutachtens befohlen . Man ist dann dazu gelangt, die Konsistorien beizubehalten, ihre Verfassung aber abzuändern . Durch die Kabinettsorder vom 31. Dezember 18251 ) wurden die Kollegien der Konsistorien in zwei gesonderte Abteilungen geschieden. Die eine sollte unter dem Namen Konsistorium " die evangelischen geistlichen Sachen bearbeiten, die andere unter dem Namen

Provinzial - Schulkollegium "

anweisung vom legenheiten.

23. Oktober 1817

die

durch die

zugewiesenen

Dienst-

Unterrichtsange-

Den Oberpräsidenten wurde es überlassen,

die Mit-

glieder zu den Arbeiten der einen oder der anderen Abteilung oder beider Abteilungen zuzuziehen . Für die Wahrnehmung der landesherrlichen Rechte circa sacra der katholischen Kirche aber schied das Konsistorium gänzlich aus . Im einzelnen wurde den Konsistorien ausser der Prüfung der evangelischen geistlichen Kandidaten auch deren Ordination übertragen ; die Konsistorien haben die Berichte der Regierungen an den Minister über Änderung oder Einführung der Stolgebühren zu begutachten , die Zusammenziehung und Verteilung von Parochien und die Umpfarrung von Ortschaften zu genehmigen. Und den Provinzialschulkollegien wurde die bisher den Regierungen zugewiesene gesamte Vermögensverwaltung und das Kassen- und Rechnungswesen der Gymnasien, der gelehrten Schulen und der Schullehrerseminarien 2 ) sowie der mit diesen Anstalten in

1) Ges.-S. 1826, S. 5. 2 ) Die Einrichtung der Schullehrerseminare zu Neuwied , Mörs und Brühl hatte bisher der Oberpräsident geleitet und durchgeführt . Infolge der nenen Dienstanweisung und nachdem das Ministerium durch eine Ver-

161

und Provinzialschulkollegium .

unmittelbarer Verbindung stehenden anstalten übertragen.

Erziehungs- und Unterrichts-

Demnach war durch die Kabinettsorder vom 31. Dezember 1825 das Konsistorium in die zwei gesonderten Abteilungen Konsistorium und Provinzialschulkollegium geschieden und die Tätigkeit des Konsistoriums als einer nunmehr rein evangelisch-kirchlichen Verwaltungsbehörde auf die Angelegenheiten der evangelischen Kirche beschränkt. Den Zusammenhang beider Abteilungen wahrte lediglich das Präsidium des Oberpräsidenten. Gleichzeitig mit dem Erlass der obigen Kabinettsorder trat für die Rheinprovinz eine bedeutsame Änderung bezüglich der beiden Konsistorien ein.

Nach dem Tode des Oberpräsidenten Grafen zu

Solms- Laubach hatte der Oberpräsident von Ingersleben in Koblenz mit der Übernahme der Kölner Oberpräsidialgeschäfte auch die Leitung des dortigen Konsistoriums übernehmen müssen, die er dem Konsistorialrate Dr. Grasshof übertrug. Eine Kabinettsorder vom 31. Dezember 1825 hat dann verfügt,

dass statt

der bisherigen

beiden Konsistorien zu Köln und Koblenz künftig für die gesamte Rheinprovinz nur ein Konsistorium und Provinzialschulkollegium in Koblenz bestehen solle . Damit war das Konsistorium zu Köln aufgelöst .

Es hat seine Geschäfte noch bis zum 15. Februar

1826

fortgeführt ¹ ) . Das Konsistorium und Provinzialschulkollegium hat in dieser Verfassung zweier unter dem Vorsitze

des

Oberpräsidenten ver-

einigter Abteilungen zwei Jahrzehnte bestanden. Die Vertretung des Oberpräsidenten im Vorsitz durfte auf dessen Antrag durch einen Staatsministerialerlass vom 30. April 1826 der Regierungspräsident Fritsche übernehmen . Im Jahre 1834 wurde die Vertretung, da der Regierungspräsident Freiherr von Spiegel katholisch war, für das Konsistorium dem Oberregierungsrat Heuberger und für das Provinzialschulkollegium dem Regierungs- und Schulrat Brüggemann übertragen. Die Verordnung vom 27. Juni 1845 trennte dann den Vorsitz im Konsistorium grundsätzlich vom Amte des Oberpräsidenten durch die Bestimmung, dass der Vorsitz mit dem

fügung vom 1. Juni 1826 dein Provinzialschulkollegium auch die Prüfungen bei den Seminarien übertragen hatte, überwies der Oberpräsident unmittelbar darauf die gesamte Leitung des Seminarwesens den Provinzialschulkollegien. St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 33. 1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 25. 11 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovina.

162

IV, 4. Das Konsistorium

Amte des Oberpräsidenten in Zukunft nicht von selbst und unmittelbar verbunden sein solle und die Krone sich vorbehalte, in jedem einzelnen Falle wegen der Ernennung des Vorsitzenden besondere Bestimmung zu treffen. Dadurch wurden das Konsistorium und das Provinzialschulkollegium zwei von einander unabhängige Behörden. Die Stellung der Konsistorien als rein evangelische Kirchenbehörden trat stärker hervor.

Die innere Verwaltung der

evangelischen Kirche ging vollständig auf die Konsistorien über, die Tätigkeit der Regierungen wurde fast ausschliesslich auf das polizeiliche Gebiet beschränkt. Den Regierungen verblieb nur die Aufsicht über die Kirchenbücher,

die Sorge für Anlegung und Unter-

haltung der Kirchhöfe, die Anordnung und Vollstreckung der zur Aufrechterhaltung der äusseren kirchlichen Ordnung erforderlichen polizeilichen Vorschriften, die Aufsicht über die Vermögensverwaltung und die Ernennung oder Bestätigung der für die kirchliche Vermögensverwaltung anzustellenden weltlichen Kirchenbedienten und die Aufsicht über sie und gemeinsam

mit dem Konsistorium

Veränderung bestehender und Einführung

die

neuer Stolgebührentaxen

und die Veränderung bestehender und Bildung neuer Pfarrbezirke ¹ ). Trotz der grundsätzlichen Trennung des Vorsitzes

im Kon-

sistorium vom Amte des Oberpräsidenten trat zunächst in Koblenz hierin noch keine Änderung ein, weil ein Bedürfnis zur Ernennung eines eigenen Konsistorialpräsidenten nicht vorlag. Der Oberpräsident Eichmann behielt den Vorsitz und auch dessen Nachfolger von Auerswald wurde mit den Präsidialgeschäften des Konsistoriums durch Königliche Order vom

13.

November 1850 betraut.

Erst

nach des letzteren Abgang im Jahre 1851 wurde der Vorsitz nicht wieder dem Oberpräsidenten übertragen. sitzenden führte vielmehr Jahre hindurch,

Die Geschäfte des Vorwie seit 1836 die Stell-

vertretung, der Generalsuperintendent, nachdem sie der Minister im Einverständnis 14. Juli 1851

mit

dem

Evangelischen

Oberkirchenrate

unterm

erstmalig dem Generalsuperintendenten Schmidtborn

übertragen hatte 2 ) . Ein Königlicher Erlass vom 4. September 1854 traf dann die Bestimmung ,

dass in den Provinzen,

in denen der

Vorsitz im Konsistorium dem Oberpräsidenten nicht übertragen sei,

1) Ges.-S. 1845 S. 440. 2) Oberpräsidialakten II 2 A Nr. 46. Im Jahre 1854 wurde dem Justitiar Konsistorialrat de la Croix eine Mitwirkung bei den Präsidialgeschäften aufgetragen. Oberpräsidialakten II 2 B Nr. 44.

163

und Povinzialschulkollegium.

von allen im Geschäftskreise des Konsistoriums ergehenden Generalerlassen abschriftlich Mitteilung gemacht werden solle, dass zweitens die Konsistorien und deren Vorsitzende verbunden sein ihm

sollten, in solchen Angelegenheiten, die nach ihrem Ermessen für den Oberpräsidenten von Wichtigkeit seien, gleichfalls Mitteilung zu machen und drittens überhaupt auf Verlangen des Oberpräsidenten Auskunft zu erteilen . Bei Oberpräsidenten katholischer Religion solle sich aber die Anwendung dieser Bestimmung auf die zuletzt genannten beiden Punkte beschränken ¹). Das Amt der Generalsuperintendenten mit dem Zwecke der persönlichen Beaufsichtigung der evangelischen Kirchen und der Geistlichkeit ihres Bezirkes in Bezug auf Gottesdienst, Lehre und Wandel war durch die Kabinettsorder vom 7. Februar

1828 ge-

schaffen und ihre amtliche Stellung, Rechte und Pflichten durch die Dienstanweisung vom 14. Mai sollten keine Zwischeninstanz sistorien beigeordnet und

1829 bestimmt worden 2 ) .

bilden,

hatten

sondern

Sie

wurden den Kon-

als Direktoren der Konsistorien

deren Präsidenten in Behinderungsfällen zu vertreten .

Zum ersten

Generalsuperintendenten der Rheinprovinz und zugleich der Provinz Westfalen wurde durch Kabinettsorder vom 7. Februar 1826 der Wirkliche Oberkonsistorialrat,

Propst Dr. Ross in Berlin unter Er-

teilung der bischöflichen Würde und Belassung in Berlin ernannt. Ihm wurde zugleich die Verpflichtung auferlegt,

sich wenigstens

drei Monate jährlich in den beiden Provinzen aufzubalten. Zu seinem Stellvertreter und als Mitglied des Konsistoriums wurde gleichzeitig der Konsistorialrat Küpper in Trier zum Vize-Generalsuperintendenten ernannt. Er wurde 1846 auch sein Nachfolger ³ ) . Die folgenden Inhaber des Amtes nach dem am 1. April 1850 erfolgten Tode des Dr. Küpper waren seit 29. März 1851 Dr. Schmidtborn, seit 26. Oktober 1860 D. Wiesmann, seit 19. Dezember 1862 D. Eberts, seit 6. April D. Baur, seit 1. April

1877

D. Nieden ,

seit

1. Oktober 1883

1898 D. Umbeck, seit 3. Juli

1911

Liz.

Rogge und seit 18. Februar 1913 D. Klingemann . Bis zum Jahre 1877 unbesetzt gebliebene Stelle

haben die Generalsuperintendenten des

Konsistorialpräsidenten

die

vertreten.

Erst 1877 wurde Snethlage zum Präsidenten des Koblenzer Kon-

1) Akten des Oberpräsidiums II 2 A Nr . 51 . 2) v. Kamptz, Annalen 13 S. 279. 3) Akten des Oberpräsidiums II 2 B Nr. 45.

164

IV, 4. Das Konsistorium

sistoriums ernannt.

Seine Nachfolger waren seit

1892 D. Grund-

schöttel , seit 1905 Peter, seit 1911 Dr. Groos.

Im Jahre 1836 erscheint auch der damalige Militäroberprediger des 8. Armeekorps D. Groos als Mitglied des Konsistoriums, als Organ und Vertreter für die die militärisch-kirchlichen Verhältnisse betreffenden Angelegenheiten.

Zwei Jahre später ist Groos wirklicher

Konsistorialrat geworden und sein Nachfolger Möllhausen erhielt als Militäroberprediger Sitz und Stimme im Konsistorium. Seitdem sind die jedesmaligen Militäroberpfarrer glieder des Konsistoriums.

des 8. Armeekorps Mit-

Die Befugnisse der Konsistorien in betreff der Verwaltung der Angelegenheiten der evangelischen Landeskirche erfuhren durch das Gesetz vom 3. Juni

1876

und

durch

die Verordnung vom

5. September 1877 ) eine Erweiterung und durch das Gesetz vom 7. Januar 1852 wurde die Verwaltungstätigkeit des Koblenzer Konsistoriums auch auf die Hohenzollernschen Lande ausgedehnt ³) .

Im Provinzialschulkollegium hat seit dessen Trennung vom Konsistorium im Jahre 1845 der Oberpräsident dauernd den Vorsitz behalten. Sein Vertreter im Vorsitz war grundsätzlich der Regierungspräsident.

Da dieser aber neben der Vertretung des

Oberpräsidenten in den eigentlichen Oberpräsidialgeschäften die wachsenden Geschäfte des Provinzialschulkollegiums nicht mitübernehmen konnte, trat eine Vertretung durch den ältesten technischen Rat ein. Auch als ein Staatsministerialbeschluss vom 6. Dezember 1852 die Vertretung durch die technischen Räte untersagte, musste dieser Zustand in Koblenz beibehalten werden und der Regierungsund Schulrat Landfermann auch weiterhin den Oberpräsidenten vertreten und seit 1854 eine Zeit lang gemeinsam mit dem Justitiar der Behörde, dem Konsistorialrat de la Croix . Im Jahre 1874 wurde dann der stellvertretende Vorsitz im Provinzialschulkollegium dem Regierungsvizepräsidenten Konopacki als Direktor der Behörde übertragen und erst 1910 kam die Teilnahme des Regierungspräsidenten in Fortfall durch die Ernennung eines eigenen Direktors in der Person des Ober- und Geheimen Regierungsrates Dr. Buschmann. Die Zuständigkeit der Provinzialschulkollegien wurde erweitert,

1) Ges.-S. 1876 S. 125 und 1877 S. 215. 2) Ges.-S. 1852 S. 35.

und Provinzialschulkollegium . als durch

den Erlass vom 26. August 1859

165

die

zu Entlassungs-

prüfungen berechtigtigten Realschulen von der Verwaltung der Regierungen in die der Provinzialschulkollegien übergingen ¹ ). Durch den Erlass vom 27. Juli 1885 erhielten sie die Schulaufsicht über die Blinden- und Taubstummenanstalten ). Im Jahre 1908 wurden ihnen auch die Höheren Töchterschulen (Lyzeen) allgemein überwiesen. Und bereits durch die Verordnung vom 7. Januar 1852 war die Verwaltungstätigkeit des Provinzialschulkollegiums zu Koblenz auch auf die mit dem Preussischen Staate vereinigten Hohenzollernschen Lande ausgedehnt worden ³) . Demnach unterstehen heute der

Leitung

Provinzialschulkollegiums 63 Gymnasien ),

und Aufsicht des

37 Realgymnasien,

16

Oberrealschulen, 9 Progymnasien, 31 Realschulen, 13 Realprogymnasien, 32 Oberlyzeen, 101 Lyzeen, 28 Schullehrerseminare ( 18 katholische, 9 evangelische, ein jüdisches ), 12 Volksschullehrerseminare, 5 Präparandenanstalten, 9 Taubstummenanstalten, 2 Blindenanstalten, im ganzen 358 Schulanstalten.

Dem Königlichen Provinzial- Schulkollegium ist auch die Aufsicht über die Verwaltung der Kölnischen „Gymnasial- und Stiftungsfonds"

übertragen,

die von dem n Verwaltungsrat der Gym-

nasial- und Stiftungsfonds " in Köln wahrgenommen wird 5) . Bei der Besitznahme der Stadt Köln durch die Franzosen bestanden dort neben der Universität

drei Gymnasien,

das Gym-

nasium Montanum, das Gymnasium Laurentianum und das vormalige Jesuiten- Gymnasium Tricoronatum. Diese Anstalten hatten erhebliches

eigenes Vermögen.

Und ausserdem waren bei ihnen

eine grosse Zahl von Studien- und anderen Stiftungen errichtet, die als pia corpora ebenfalls von den Regenten der Gymnasien ver1) Ges.-S. 1859 S. 535. 2) Ges.-S. 1885 S. 350. 3) Ges.-S. 1852 S. 35. 4) Im Jahre 1822 gab es in der ganzen Provinz nur 14 Gymnasien, nämlich die katholischen Gymnasien zu Köln , Bonn, Trier, Koblenz und Düren, die evangelischen zu Wesel, Duisburg, Saarbrücken , Kreuznach und Wetzlar und die gemischten zu Düsseldorf, Essen , Kleve und Aachen. St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 1000. 5) Akten des Provinzial-Schulkollegiums betr. den Verw.- Rat der Schul- und Stiftungsfonds zu Köln , Band 7 ; Schoenen, Die kölnischen Studienstiftungen . Westdeutsche Zeitschrift 11 ( 1892) S. 146 ff.

166

IV, 4. Das Konsistorium

waltet wurden ¹) .

Die

Gymnasialregenten bestimmten auch über

den Genuss der Stipendien. Einer Aufsichtsbehörde waren sie nicht unterstellt. Die in manchen Stiftungsurkunden zu einer gewissen Mittätigkeit berufenen „Familieninspektoren", " Patrone“ und „Administratoren sollten die Regenten in ihren Verwaltungsgeschäften lediglich unterstützen und beraten, nicht beschränken. Nach der Vereinigung der Stadt Köln mit Frankreich wurden im Jahre 1798 die alten Kölner Schulanstalten aufgehoben und eine Zentralschule errichtet.

Nach einigem Schwanken liess die fran-

zösische Verwaltung die Gymnasial- und Stiftungsfonds ähnlich, wie bisher, durch das Professorenkollegium der Zentralschule verwalten. Aber diese Professorenverwaltung erwies sich der Aufgabe nicht gewachsen, zumal sie sich herbeiliess, die Stipendienstiftungen zum Teil zum Nutzen der Schulen selbst zu verwenden und dadurch zu schädigen.

Demnach wurde

im

Jahre 1800

an Stelle der Pro-

fessorenverwaltung eine aus angesehenen Bürgern Kölns zusammengesetzte, vom Präfekten ernannte n Commission administrative " von 5 Mitgliedern berufen, welche die Verwaltung unter Aufsicht des Präfekten zu führen hatte. Durch die ihr vorgeschriebenen Geschäftsanweisungen und den napoleonischen Erlass vom 13. November 1805 waren alle auf die Vermögensverwaltung bezüglichen Anordnungen der alten Stiftungsurkunden aufgehoben und an Stelle der früheren Privatverwalter eine staatliche Verwaltung getreten. Nach Aufhebung der Zentralschule traten dann an ihre Stelle die in Köln errichteten Sekundärschulen als für die Stipendienempfänger besuchpflichtige Anstalten .

Die Stiftungen selbst wurden also von

der französischen Verwaltung

als

fortbestehend

Einverleibung in das Staatsvermögen fand

nicht

anerkannt. statt.

Eine

Nur die

Verwaltung dieser zu öffentlichem Unterrichtsgut gewordenen Vermögensmasse übernahm der Staat durch die neugeschaffene Behörde , der die Pflicht auferlegt war,

die Stipendien an die nach

den

Stiftungsurkunden berufenen Anwärter und in der vorgeschriebenen Weise zu verteilen.

Nach der Befreiung von der Fremdherrschaft übernahm der Generalgouverneur Sack die Aufsicht über die Verwaltung. gingen die Sekundärschulen

Später

ein und die preussische Regierung

1) v. Bianco, Die ehemalige Universität und die Gymnasien zu Köln , sowie die an diese Lehranstalten geknüpften Studienstiftungen . Teil 2, Köln 1850.

167

und Provinzialschulkollegium.

errichtete zwei Gymnasien,

ohne dass eine besondere Anordnung

getroffen wurde, durch die der Stiftungsgenuss an das neue Schulwesen angeknüpft wurde.

Lediglich auf dem Verwaltungswege hat

die preussische Regierung den Fortbestand des Gegebenen geregelt. Sie berief zur Aufsicht zunächst das Generalgouvernement, das Konsistorium bzw. das Provinzial- Schulkollegium ¹ ).

dann

Schon der Generalgouverneur Sack hob durch eine Verfügung vom 4. Dezember 1814 das bisherige,

von der französischen Re-

gierung eingerichtete Verwaltungsbureau auf und setzte an dessen Stelle zwei verschiedene Behörden ein : einen neuen Verwaltungsrat und einen Stiftungsrat , über deren Zusammensetzung die Dienstanweisungen vom 28. Januar 1815 das nähere enthielten. Der Verwaltungsrat der Schul-

und Stiftungsfonds wurde aus 10

ehrenamtlichen Mitgliedern zusammengesetzt, welche mit Ausnahme eines von dem Gemeinderat gewählten Mitgliedes von dem Generalgouverneur ernannt wurden. Sie hatten aus ihrer Mitte den Vorsitzenden, 2 Sekretäre, einen Archivar und einen Schatzmeister zu wählen. In gleicher Weise wurde der aus 10 Mitgliedern bestehende Stiftungsrat

vom Generalgouverneur ernannt.

Dem Ver-

waltungsrate war die ganze Verwaltung der Schul- und Stiftungsfonds übertragen, wogegen der Stiftungsrat sich der Rechnungsprüfung und der schriftlichen Begutachtung aller Beschlüsse über die Verleihung der Stiftungen unterziehen sollte. Die Wirksamkeit dieses Stiftungsrates hörte aber schon 1818 wieder auf und wurde einem aus dem Verwaltungsrate gebildeten Ausschusse überwiesen. Aber auch der Verwaltungsrat war in seiner damaligen Zusammensetzung nicht im

Stande , die ihm

friedigender Weise zu führen. und Unordnungen machten

obliegenden Geschäfte in be-

Die eingerissenen Verschleppungen

eine Neueinrichtung notwendig.

Das

Königliche Provinzialschulkollegium teilte demnach unterm 8. Juni 1831 mit, dass bezüglich dieser Neueinrichtung des Ministerium der Geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten durch Erlasse vom 31. Dezember 1830 und 23. März 1831 folgende Bestimmungen erlassen habe : 1. dass der bisherige Verwaltungsrat aufgelöst

und die Ver-

waltunng der Gymnasialfonds von der Verwaltung der fonds getrennt werden solle ;

Stiftungs-

2. dass der Verwaltungsrat der Gymnasialfonds, welcher aus

1) Kabinettsorder vom 31. Dezember 1825, Ges.-S. 1826 S. 6 unter B 9.

168

IV, 4. Das Konsistorium und Provinzialschulkollegium .

zwei Beauftragten des Provinzial-Schulkollegiums, den beiden Gymnasialdirektoren und ans zwei vom Gemeinderat zu wählenden Bürgern der Stadt Köln bestehen solle, die unmittelbare Aufsicht über die Verwaltung der Gymnasialkassen zu führen und alle äusseren Geschäfte der Gymnasien zu besorgen habe ;

3. dass ein Stiftungsverwaltungsrat, zusammengesetzt aus einem Bevollmächtigten des Provinzial- Schulkollegiums als Leiter, einem Rechtskundigen, einem in Kassen- und Rechnungssachen erfahrenen Geschäftsmanne,

einem

angesehenen

Geistlichen

und

aus

zwei

Bürgern der Stadt, alle Stiftungen mit gleichen Befugnissen wie der bisherige Verwaltungsrat zu verwalten und zu verteilen und in jedem Falle eines Widerspruches gegen eine Verleihung die Entscheidung der Provinzialbehörde einzuholen habe . Unterm 28. November 1832 wurden sodann von den Provinzial - Schulkollegium

zwei

Entwürfe zu

Dienstanweisungen für die

beiden Verwaltungsräte ohne Datum und Unterschrift mit dem Bemerken mitgeteilt, dass das Ministerium diese Dienstanweisungen für den Verwaltungsrat der Stiftungsfonds und für den Gymnasialverwaltungsrat bestätigt habe. Beide Behörden wurden als von einander getrennte, in keiner Verbindung mit einander stehende Stellen angesehen und angewiesen, auch die verwahren.

Akten getrennt zu

Diese beiden Dienstanweisungen sind bis 1868 in Kraft geblieben. Schon 1863 haben die Verwaltungsräte eine Neuordnung in Anregung gebracht.

Anlass dazu gab vor allem eine wünschens-

werte Erweiterung des Kreises der von den Stipendienempfängern zu besuchenden Gymnasien und Universitäten, da die Beschränkung auf kölnische Lehranstalten einzelnen stiftungsberechtigten Familien als eine bei

den ganz

veränderten Zeit- und Unterrichtsverhält-

nissen nicht mehr zulässige wurde.

Minderung ihrer Rechte empfunden

Ein allerhöchster Erlass vom 25. Mai 1868 ) ordnung verfügt.

hat die Neu-

Durch ihn wurde die auch weiterhin gesondert

zu haltende Verwaltung der in der Stadt Köln bestehenden Gymnasialfonds und der dortigen Studienstiftungen unter Aufhebung des Gymnasial-Verwaltungsrates und des Verwaltungsrates der Stiftungsfonds einer neuen gemeinschaftlichen Behörde übertragen , die den Titet

führt :

n Verwaltungsrat der

1) Ges.-S. 1868 S. 539 ff.

Gymnasial- und

Stif-

169

IV , 5. Das Medizinalkollegium . tungsfonds" .

Er besteht aus einem Vorsitzenden und fünf Mit-

gliedern. Der Vorsitzende und vier dieser Mitglieder, welche sämtlich katholischen Bekenntnisses sein und unter denen sich ein Rechtsverständiger und ein Geistlicher befinden müssen, werden Das von dem Provinzialschulkollegium auf Lebenszeit ernannt. Mitglied ist der jedesmalige Oberbürgermeister der Stadt Köln, der sich jedoch dauernd durch einen Beigeordneten vertreten lassen kann. Ausserdem sind die Direktoren der kölnischen Gym-

fünfte

nasien bei der Beratung und Beschlussnahme über die Angelegenheiten der unter ihrer Leitung stehenden Anstalten jedesmal mit vollem Stimmrecht zuzuziehen . Der Erlass regelte ferner die Verfassung des Verwaltungsrates und gewisse grundsätzliche Fragen seiner Geschäftsführung. Insbesondere traf er die Bestimmung : Studienstiftungen, welche bei den ehemaligen Gymnasien der Stadt Köln gegründet und

deren

Genuss an fhren Besuch gebunden war, können fortan bei allen katholischen Gymnasien und Progymnasien des Inlandes, sowie bei allen inländischen Gymnasien und Progymnasien genossen werden, bei denen für die Erteilung katholischen Religionsunterrichts und für katholische Seelsorge der Zöglinge gesorgt ist. Und Stiftungen, deren Genuss von dem Besuche der ehemaligen Universität Köln abhängig gemacht worden war, können fortan bei dem Besuche jeder inländischen Universität und der Akademie zu Münster und des Braunsberger Lyzeums genossen werden .

5. Das Medizinalkollegium. Durch die Verordnung über die Einrichtung der

Provinzial-

behörden vom 30. April 1815 war für jede Provinz in deren Hauptort und unter Leitung

des Oberpräsidenten

zur Handhabung der

Medizinalpolizei ein Medizinalkollegium angeordnet werden und in den Regierungsbezirken,

in denen kein Medizinalkollegium be-

stand, aus Ärzten, Chirurgen und Apothekern bestehende Sanitätskommissionen.

Sie sollten

unter der Leitung

weisung des Medizinalkollegiums alle Einwirkung bedürfenden Geschäfte solchen Kommission wurde Medizinalrat, übertragen.

und nach An-

einer näheren

besorgen.

persönlichen

Die Leitung einer

einem Mitgliede der Regierung, dem

170

IV, 5. Das Medizinalkollegium. Dieser Verordnung gemäss sind im Jahre 1816 die Medizinal-

kollegien zu Koblenz und Köln und bei den übrigen Regierungen Sanitätskommissionen eingerichtet worden¹). Die Sanitätskommissionen wurden übrigens bereits durch die Kabinettsorder vom Das Medizinalkollegium 31. Dezember 1825 wieder aufgehoben. zu Köln hat nur wenige Jahre Oberpräsidenten Grafen

bestanden.

zu Solms- Laubach

Nach dem Tode übertrug

des

der mit der

Wahrnehmung der Kölner Oberpräsidialgeschäfte betraute Oberpräsident von Ingersleben dem Regierungs und Medizinalrat Dr. Merrem in Köln

die

Leitung

des

Kollegiums,

von dessen etats-

mässigen Stellen damals nur die des Medizinalrates Dr. Günther besetzt war. Schon im folgenden Jahre wurde das Medizinalkollegium in Köln durch die

Kabinettsorder vom 4. April 1823 vom

1. Juli an aufgehoben und seine Geschäfte wiesen *).

dem in Koblenz über-

Unterm 23. Oktober 1817 erging die Dienstanweisung für die Auch diese Dienstanweisung hat den Umfang des Geschäftskreises, wie ihn die Verordnung vom 30. April 1815 Nach Nach ihr sollten die Medizinalvorgesehen hatte, verringert.

Medizinalkollegien 3) .

kollegien die Medizinalpolizei handhaben.

Dies Gebiet aber wurde

ihnen durchaus entzogen und den Regierungen ungeteilt zugewiesen . rein wissenschaftliche und technisch ratgebende Behörden für

Als

die Regierungen und Gerichte im Fache der polizeilichen und gerichtlichen Medizin " wurden sie nunmehr eingerichtet. Eine VerIhre waltungstätigkeit wurde ihnen ausdrücklich abgesprochen. Obliegenheiten sind nach der Dienstanweisung folgende : Die Angabe

und

Begutachtung allgemeiner Massregeln zur

Beförderung der medizinischen Wissenschaft, Medizinalpersonen und

zur

zur

Ausbildung der

Einrichtung und Vervollkomnung der

Medizinalanstalten ; die Entwerfung oder Beurteilung allgemeiner Pläne zur Vervollkommnung des Medizinalpolizeiwesens der Provinz und die Prüfung der Medizinálordnungen und Taxen, die Prüfung der Medizinalpersonen, soweit sie überhaupt den Provinzialbehörden übertragen ist, mit Ausschluss der den Regierungen verbleibenden Prüfung der Hebammen ; die Beurteilung gerichtlich-medizinischer

1) Das Medizinalkollegium zu Koblenz ist am 22. April, das zu Köln am 8. August in Wirksamkeit getreten. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 26 und 51 . 3) Ges.-S. 1817 S. 245.

IV, 5. Die Königl. Regierungen u. d. ihnen angegliederten Behörden.

171

Fälle, die Abfassung und Begutachtung medizinischer Gutachten und Obduktionsverhandlungen ; die Angabe und Prüfung allgemeiner Heilungs- und Sicherheitsmassregeln beim Ausbruch von Seuchen ; Untersuchungen chemischer Art ; die Zusammenstellung übersichtlicher Berichte über das Gesundheitswesen nach den von den Regierungen mitzuteilenden Unterlagen.

Die Medizinalkollegien bestehen aus wenigstens 5 Mitgliedern, Räten und Beisitzern, unter denen sich ein Wundarzt, ein Pharmazeut, ein in der Entbindungskunst erfahrenes Mitglied und ein Tierarzt befinden muss. Die Ärzte haben volle Stimme ; die übrigen Mitglieder nur bei Gegenständen ihres besonderen Faches . Der erste Rat des Medizinalkollegiums ist der bei der Regierung des Amtssitzes angestellte Regierungs- und Medizinalrat. Der Präsident des Medizinalkollegiums ist der Oberpräsident. Seine Vertretung führte bis zum Erlasse vom 6. Dezember 1841 der Regierungsuud Medizinalrat, seitdem der Stellvertreter des Oberpräsidenten, der Regierungsvizepräsident , später der Oberpräsidialrat. In einem Dienstverhältnis zu den Regierungen stehen die Medizinalkollegien nach der Dienstanweisung nicht. Die Regierungen wurden nur zur Einholung der Gutachten verpflichtet und zur Mitteilung der für die allgemeinen Berichte nötigen Unterlagen. Durch das Gesetz vom 7. Januar 1852 wurde der Geschäftskreis auf die Hohenzollernschen Lande ausgedehnt. In einzelnen, vom Vorsitzenden des Kollegiums zu bestimmenden Fällen treten den Medizinalkollegien zwei Mitglieder der Ärztekammer bei, die von dieser selbst gewählt werden ¹ ) .

6. Die Königlichen Regierungen und

die ihnen

angegliederten Behörden. Es ist oben bereits ausgeführt worden,

dass

für die

beiden

rheinischen Provinzen sechs Regierungen vorgesehen waren : für die Provinz Niederrhein die Regierungen zu Koblenz, Trier und Aachen und für die Provinz Julich-Kleve- Berg die Regierungen zu Köln, Düsseldorf und Kleve ) .

Der Staatskanzler Fürst Hardenberg hatte

1) Verordnung vom 25. Mai 1887, Ges.-S. S. 169 . 2) Vergl. oben Abschn . 2.

172

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

bestimmt, dass sämtliche Regierungen an einem und demselben Tage eröffnet werden sollten. Der Oberpräsident Graf Solms-Laubach wurde angewiesen, mit den übrigen Präsidenten das Nötige darüber zu verabreden¹). Zu diesem Zwecke und zur Besprechung eines übereinstimmenden Verfahrens in den verschiedenen Regierungsbezirken schlug Reiman in Aachen eine Zusammenkunft der Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten in Köln vor . Eine solche Zusammenkunft hat dann am 15. April 1816 in Es wurden folgende Beschlüsse gefasst. Der Zeitpunkt der Eröffnung der Regierungen wurde auf den 22. April festgesetzt. Reiman sollte wegen der Auflösung seiner bisherigen Köln stattgefunden.

Verwaltung und des Eintritts der neuen Regierungen eine Veröffentlichung erlassen, welche jede der neuen Regierungen in Begleitung einer eigenen Bekanntmachung in den neuen Amtsblättern kundzumachen hatte. Unmittelbar darauf sollten die Regierungen auch die vorläufig bestimmten Kreiseinstellungen zur allgemeinen Kenntnis bringen und auch die statt der bisherigen Kreisdirektoren und Landräte angeordneten vorläufigen Kreiskommissionen einrichten. Der Geschäftsführung der Regierungen wurde die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzial- und Finanz-

künftigen

behörden und die preussische Geschäftsinstruktion für die Regierungen, beide vom 8. Dezember 1808, deren Drucklegung der Graf Solms übernahm, zugrundegelegt. Entwurf und Drucklegung einer Kanzleiordnung übernahm der Regierungspräsident v. Erdmannsdorf, um bis zum Erlass neuer Anweisungen auch hierin eine Einförmigkeit des Verfahrens beobachten zu können. Die bisherigen Kreisund Kantonkassen sollten überall mit dem 30. April geschlossen werden, die Rendanten jedoch vorläufig mit der Hebung der öffentlichen Einkünfte nach den bisherigen Empfangsbezirken fortfahren, die Gefälle für 1816 aber an die Regierungshauptkassen, die öffentlichen Einkünfte bis zum 30. April 1816 an die Hauptkassen zu Aachen, Düsseldorf und Ehrenbreitstein abführen und berechnen. Wegen der Rückstände aus dem Jahre 1815 wurde bestimmt, dass sie teils in die besondere „ Arreragekasse " zu Aachen, teils in die zu Düsseldorf fliessen sollten, je nachdem sie aus dem bisherigen Generalgouvernement vom Nieder- und Mittelrhein oder aus dem Grossherzogtum Berg erwachsen waren 2). 1) Hardenberg an Solms, 17. März 1816, St.-A. Koblenz, Abt. 401 , I, 3 Nr. 2. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 74.

173

und die ihnen angegliederten Behörden .

Für sämtliche Regierungen waren durch sechs ensprechende, an den Staatskanzler gerichtete Kabinettsorders vom 13. März 1816 allgemeine und gesonderte Bestimmungen getroffen worden¹ ) .

All-

gemein wurde bestimmt, dass die Regierungen bis zum Eintritt der landrätlichen Verwaltung Kreiskommissionen bilden sollten. • Dagegen sei es nötig, die unteren Behörden, als Domänen- und Steueraufseher, Steuereinnehmer, Polizeiinspektoren, Baubeamte und Landphysici vorläufig noch fortbestehen zu lassen . Die bisherigen Direktoren der Steuern und Domänen aber sollten mit der Eröffnung der Regierungen in Fortfall kommen und ihre Verrichtungen an die Sie durften jedoch zweiten Regierungsabteilungen übergehen. nötigenfalls vorläufig noch als Hilfsarbeiter der Regierungen verwendet werden. Zum Abschluss des älteren Kassen- und Rechnungwesens des vormaligen Generalgouvernements für den Niederund Mittelrhein für die Jahre 1814 und 1815 ordnete der König eine besondere Kommission in Aachen unter Reimans Vorsitz an 2). Soweit die Akten der Generalverwaltungsregistratur zu dieser Rechnungsabwickelung erforderlich, sollten sie zunächst in Aachen verbleiben, im übrigen aber ebenso, wie die bei den Gouvernementskommissariaten verhandelten Akten an die Regierungen abgeliefert werden.

Im einzelnen

Änderungen bezüglich

trafen die

Kabinettsorders

des Umfanges

einige

geringe

der Regierungsbezirke

und

der Kreise. Die Kreiseinteilung des Trierer Bezirkes musste der noch ausstehenden Abtretungsverhandlungen wegen vorläufig überhaupt ausgesetzt werden. Am 22. April 1816 wurden die sechs Regierungen eröffnet ³ ) . 1. Die Königliche Regierung zu Koblenz. Als Chefpräsident trat an die

Spitze

der Regierung der Ober-

1 ) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H II Nr. 6 vol. 1. 2) Der Präsident Reiman hat diese Kommission unter der Firma „General - Tilgungs- Kommission" unterm 21. April 1816 gebildet. Koblenzer Amtsblatt 1816, S. 32. Hier findet sich der Geschäftsumfang der Kommission im einzelnen aufgeführt. Die Untersuchung und Berichtigung der abgelegten Rechnungen und die Entlastung der Rechnungführer ist durch die im Jahre 1817 besonders angeordnete RechnungsRevisionskommission erfolgt. Mit Ende Februar 1822 wurde die Generaltilgungskommission aufgehoben. Ebenfalls im April 1816 wurde zur Geltendmachung der Privatforderungen der Einwohner an Frankreich die General- Liquidationskommission in Aachen niedergesetzt. 3) Die nachfolgenden Personalien sind den Akten des Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H II Nr 6 und J. III Nr. 28 ff. entnommen.

174

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

präsident, Staatsminister Freiherr von Ingersleben.

Zum Direktor

der ersten Abteilung wurde der bisherige Gouvernementskommissar in Trier Freiherr zweiten

von Schmitz-Grollenburg ¹), zum

Abteilung der

Stettin ernannt. forstmeister

bisherige

Direktor der

Regierungsrat Aschenborn

aus

Als Räte traten in das Kollegium ein der Ober-

Freiherr

von Münchhausen,

bisher Forstmeister

in

Düsseldorf, der Geheime Regierungsrat Fritsche, bisher Regierungsrat in Frankfurt a. O. , Heuer, bisher Regierungsrat in Stettin, Schirmer, bisher Forstrat in Altenkirchen, Lebens, bisher Professor an der Rechtsschule in Koblenz , der bisherige Hauptman Wablert, der bisherige Ehrenbreitsteiner Regierungsrat John ,

der bisherige Ober-

bauinspektor in Berlin Schauss (Wasserbaurat), der Küstriner Landbaumeister Frank (Landbaurat), der nassauische Regierungsrat Eberhard, der Koblenzer Professor Wegeler (Medizinalrat) und der Rittmeister von Bonin. Zwei Stellen blieben unbesetzt. Die eine von ihnen erhielt im November 1816 der Regierungsrat Max von Schenkendorf *). Als Geschäftsgebäude der Regierung war anfangs der Metternicher Hof auserseben. Als er sich zu klein erwies, wurde die Regierung im alten Dikasterialgebäude untergebracht. Den Umfang ihres Bezirkes machte die Regierung unter dem 14. Mai 1816 im Amtsblatt bekannt. Danach bestand der Bezirk aus 16 Kreisen : aus dem Stadtkreise Koblenz, dem Landkreise Koblenz und aus den Kreisen Sankt Goar, Simmern, Kreuznach, Zell, Kochem , Mayen , Ahrweiler, Adenau, Linz, Altenkirche, Siegen, Wetzlar, Neuwied und Braunfels. Der Bezirk erfuhr schon im

1 ) Nach Niederlegung der Präsidialgeschäfte seitens des Oberpräsidenten wurde er Regierungsvizepräsident . 2) Der Oberpräsident Graf von Solms- Laubach hatte in seinem Organisationsbericht Schenkendorf bereits für Köln und dann auch für Koblenz vorgeschlagen. Bei der Beratung darüber in Berlin wurde von seiner Anstellung abgesehen, weil Schenkendorf „ vor mehreren Jahren im Examen durchgefallen sein soll" . Solms versicherte in einem Schreiben an die Minister, dass Schenkendorfs Talent für die Dichtkunst ihn nicht abgehalten habe, Fleiss und Sorgfalt auf seine Arbeiten zu verwenden , und machte ferner geltend, dass Schenkendorf inzwischen bei dem Gouvernement in Aachen gearbeitet und den preussischen Geschäftsgang kennen gelernt habe, und dass sich annehmen lasse, dass er bei seinen unbezweifelten Talenten, was ihm früher gefehlt haben mag, seit dieser Zeit nachgeholt habe " . Geh. St.-A. Berlin , Rep. 74 J. III Nr. 34, Bd . 1 S. 116. Schenkendorf wurde am 19. November vereidigt.

175

und die ihnen angegliederten Behörden . folgenden Jahre eine Veränderung .

Der Kreis Siegen umfasste das

Fürstentum Siegen und in den drei Bürgermeistereien Niederdresselndorf, Neunkirchen und Burbach die vormaligen nassauischen Ämter Burbach und Neunkirchen¹ ) .

Der Kreis eignete sich nach seiner

Lage besser als Bestandteil des westfälischen Regierungsbezirkes Arnsberg.

Durch Kabinettsorder vom 23. Februar 1817 bestimmte

der König die Vereinigung des Fürstentums Siegen, gleich

mit dem

zu-

die beiden Grafschaften Wittgenstein und Berleburg ver-

bunden wurden, mit dem Regierungsbezirk Arnsberg ") . Auf Antrag der Regierung zu Koblenz wurden dann auch die genannten drei Bürgermeistereien durch Ministerialerlass vom 3. Mai 1817 dem. selben Regierungsbezirk überwiesen . Und in demselben Jahre wurden auch Stadt- und Landkreis Koblenz zu einem Kreise vereinigt, so dass der Regierungsbezirk Koblenz zu dieser Zeit 14 Kreise umfasste. Im Jahre 1869 wurde der Kreis Meisenheim mit den Koblenzer Regierungsbezirk vereinigt ³) . 2. Die Königliche Regierung zu Aachen. Zum

Chefpräsidenten

wurde

von

Reiman ,

direktoren der bisherige Landgerichtsdirektor

zu

Abteilungs-

zu Höxter von Por-

beck und der bisherige Regierungsrat Meding aus Stettin ernannt. Als Räte traten ein der bisherige

Gouvernementskommissar Sack

als Geheimer Regierungsrat, von Erdmannsdorf,

früher sächsischer

Oberforstmeister in Sorau, der Schaumburgsche Oberkammerrat von Beermann,

der Domänendirektor

Cramer in Paderborn, der Re-

gierungsrat Schiebel aus Breslau , der westfälische Generalinspektor der indirekten Steuern, dann zum preussischen Regierungsrat ernannte von Görschen, der Generalsekretär des Präfekten und zuletzt Generalsekretär beim Gouvernementskommissariat in Aachen Dr. Hoestermann, der frühere Unterpräfekt, dann Dirigent der Regierungskommission in Bielefeld von Bernuth, der Baurat von Heinz, der Bureauchef im Finanzministerium zu Düsseldorf Ritz, der Regierungsassessor Barth aus Gumbinnen, der Arzt Dr. Boelling aus Aachen als Medizinalrat, der Generalvikar Klingenberg in Aachen als Schulrat, der evangelische Prediger Besserer in Burtscheid als Konsistorialrat und der Pfarrer Hüsgen als Schulrat. blieben noch unbesetzt.

1) Vgl. oben S. 95. 2) Koblenzer Amtsblatt 1817, S. 169. 3) Vgl. oben S. 110.

Zwei Stellen

176

IV, 6. Die Königlichen Regierungen Als Geschäftsgebäude hat der König die vorgeschlagene Er-

werbung des von Lammertsschen Hauses im der Kleinkölnstrasse (heute Nr. 18 ) genehmigt,

das

zur Zeit der Fremdherrschaft be-

reits als Präfektur gedient hatte ¹ ). Den Umfang

ihres

Bezirkes machte die Regierung unterm

24. April 1816 im Amtsblatt bekannt. Er bestand aus dem Stadtkreise Aachen und den Landkreisen Aachen, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz , Jülich, Düren, Eupen, Montjoie , Gemünd, Blankenheim, Malmedy und Sankt Vith. 3. Die Königliche Regierung zu Trier. Als Chefpräsident wurde der Geheime Regierungsrat und Mitglied des Gouvernements zu Aachen Delius berufen, als Direktoren der bisherige Fürstlich neuwiedsche Geheime Rat von Gaertner und der bisherige Regierungsrat Carow aus Potsdam. Zu Räten wurden ernannt :

als

meister im Westphalen,

Oberforstmeister

der

bisherige Gouvernementsforst-

Saardepartement Jaeger, der kurtrierische

der bisherige Landrat von

Hofrat,

bisherige Tribunalsrichter

Cardon, der Forstmeister von Beulwitz,

der bisherige Zolldirektor

im Saardepartement Handel,

der

bisherige

Domänendirektor

zu

Luxemburg Pelzer, der kurtrierische Hofrat und Mitglied des Justizsenats,

zuletzt Mitglied

der

Verwaltung

in

Aachen

Hetzrodt,

der Kammerrat Stengel, der bisherige Bauinspektor in Potsdam Quednow als Baurat und der Dr. med . Stockhausen als Medizinalrat. Wenig später traten ein Küpper (Schulrat) und Castello (Konsistorialrat). Die Regierung wurde in dem Dompropsteigebäude, Domfreihof 1 , untergebracht. Eine Bekanntmachung über den Umfang

ihres Bezirkes hat

die Regierung infolge der noch schwebenden Verhandlungen über die Gebietsabtretungen nicht erlassen. Der Bezirk umfasste die Kreise Trier - Stadt, Trier-Land , Prüm, Daun, Bitburg, Wittlich, Bernkastel , Saarburg, Merzig , Saarlouis, Saarbrücken und Ottweiler. Im Jahre 1835 wurde der Kreis Sankt Wendel mit dem Regierungsbezirke Trier vereinigt * ) . 4. Die Königliche Regierung zu Köln. Als Chefpräsident . trat der Oberpräsident

Graf

von Solms-

1) Im Jahre 1829 bezog die Regierung den für sie errichteten Neubau Theaterplatz 14. 2) Vgl. oben S. 106.

177

und die ihnen angegliederten Behörden. Laubach an die Spitze der Regierung ,

zu Direktoren wurden der

nachherige Vizepräsident Baron vom Hagen ¹ ) Regierungsrat Sotzmann aus Potsdam ernannt.

und der bisherige Als Räte traten ein

der frühere Legationsrat von Caesar, der bisherige Domänendirektor in Aachen Gossen, der Zollrat Schlaefke aus Neisse, der Forstinspektor von Stolzenberg

aus

Barby

als Oberforstmeister,

der

Kriegs- und Domänenrat Sombart aus Heiligenstadt, der bisherige Professor in Landshut Dr. Butte, der frühere

Kammerreferendar

und nachmalige Major von Haxthausen, der bisherige Baumeister in Halberstadt Redtel als Baurat, der bisherige Advokat und kurkölnische Hofrat Fuchs, der Präfekturrat und zuletzt Mitglied der Rheinischen Schiffahrtskommission von Auer und der Arzt Dr. D'hame in Köln als Medizinalrat. Als Geschäftshaus der Regierung wurde das frühere Gymnasium Montanum eingerichtet 2 ). Umfang und Einteilung des Bezirkes machte die Regierung unterm 20. April 1816 im Amtsblatte bekannt. in 11 Kreise :

Der Bezirk zerfiel

Stadtkreis Köln, Landkreis Köln , Bergheim, Leche-

nich, Rheinbach,

Bonn, Siegburg,

fürth und Mülheim .

Uckerath ,

Waldbroel, Wipper-

Bezüglich der standesherrlichen Herrschaften

Gimborn und Homburg, von denen vorläufig die erstere dem Kreise Wipperfürth, die letztere dem Kreise Waldbroel zugeteilt war, behielt sich die Regierung die Entscheidung darüber vor, ob sie bei diesen Kreisen verbleiben oder besondere Kreise bilden sollten. Durch

die

Bekanntmachungen

vom

14. Mai

und 5. Juli

wurden aus Gimborn-Neustadt und aus Homburg

1816

besondere Kreise

gebildet ³). 5. Die Königliche Regierung zu Düsseldorf. Zum Chefpräsidenten wurde der Geheime Regierungsrat von Pestel ernannt,

zu Direktoren der

vormalige

bergische

Staatsrat

Linden und der bisherige Regierungsrat Dedekind aus Frankfurt a. O. Als Räte traten ein der Oberforstmeister von Mülmann, bisher in gleicher Stellung in Marienwerder, der Geheime Regierungsrat Jacobi, bisher Staatsrat und Direktor des Strassen und Wasser baues in Düsseldorf, der Geheime Regierungsrat von Rappard, bis

1) Durch K.-O. vom 22. Februar 1817 wurde er zum Vizepräsidenten ernannt. 2) Es trug damals die Hausnummer Unter Sachsenhausen 6/8. 3) Sie wurden 1825 zum Kreise Gummersbach vereinigt. 12 Bar, Die Bebördenverfassung der Rheinprovinz

178

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

her Staatsrat und Steuerdirektor in Düsseldorf,

der Geheime Re

gierungsrat Vetter, bisher. Staatsrat und Domänendirektor in Düsseldorf, der Geheime Regierungsrat nassauischen Appellationshofes ;

von

Motz,

Hauptmann der Landwehr von

Bülow,

inspektor Bauer als Baurat, der

frühere

Kleve Sybel, das frühere

bisher

Direktor des

ferner der frühere Präfekt,

Mitglied

der

der frühere

dann

Oberdeich-

Oberlandesgerichtsrat zu Gouvernementskommission

in Halberstadt Klinge, der frühere Generalsekretär und Mitglied des Gouvernementsrates in Düsseldorf Ruppenthal, der frühere Regierungsund Schulrat in Königsberg Delbrück,

der

bisherige Assessor bei

der Oberbaudeputation in Berlin Moser als Baurat, der Düsseldorfer Arzt Jacobi als Medizinalrat und der bisherige evangelische Prediger und Konsistorialrat in Düsseldorf Pithan als Schulrat. Als Geschäftshaus wurde der Regierung das vormalige Je-

suitenkollegium in der Mühlenstrasse, in dem auch die früheren bergischen Landesbehörden untergebracht waren, überwiesen ¹ ) . Den Umfang ihres Bezirkes machte die Regierung unter dem 24. April 1816 im Amtsblatt bekannt. Er umfasste die Kreise Krefeld, Gladbach, Grevenbroich und Neuss auf der linken und die Kreise Stadtkreis Düsseldorf, Landkreis Düsseldorf, Essen,

Elber-

feld, Mettmann, Lennep, Solingen und Opladen auf der rechten Rheinseite. 6. Die Königliche Regierung zu Kleve. Zum Chefpräsidenten wurde der bisherige Liegnitzer Regierungspräsident von Erdmannsdorf ernannt, zu Direktoren der bisherige

Kammerpräsident in Kalisch

von Prittwitz und der

gierungsrat von Rodenberg aus Frankfurt a. O.

Re-

Als Räte traten

ein der Geheime Regierungsrat Bislinger, bisher Staatsrat in Düsseldorf, und die Regierungsräte von Rosenberg, und Domänenrat in Liegnitz , Düsseldorf,

zuletzt

pensionierter Kriegs-

Bene, früher Oberappellationsrat in

Kreisdirektor in Krefeld,

der bisherige Forst-

inspektor in Hoerde Zimmermann ( Forstmeister), der Wasserbauinspektor in Rees Eversmann (Baurat), der frühere westfälische Kriminalrat von Coeverden, Staatsrat, zuletzt

der frühere Auditor

Prokurator

in

Salzwedel

im westfälischen

Cuny, der bisherige

Generalsekretär bei der Generalverwaltung in Düsseldorf Dr. Pauls, der bisherige Konsistorialrat zu Hamm Schultheis (Konsistorialrat), 1 ) Erst 1911 hat die Regierung ein neues Gebäude bezogen. Vgl. Festschrift zur Einweihung des neuen Regierungsgebäudes zu Düsseldorf.

und die ihnen angegliederten Behörden.

179

der bisherige Landrat des Kreises Rees Fettich und der bisherige praktische Arzt in Dortmund Dr. Ebermeier (Medizinalrat). Als Geschäftshaus

sollte das den von Hymmenschen Erben

gehörige Grundstück am kleinen Markt eingerichtet werden ¹) . Nach der Bekanntmachung der Regierung vom 23. April 1816 im Amtsblatt umfasste der Bezirk die Kreise Dinslaken und Rees auf der rechten, Kleve, Geldern, Rheinberg und Kempen auf der linken Rheinseite. Ein Teil der Regierungsbezirke Kleve und Düsseldorf, nämlich die Kreise Rees, Dinslaken und Essen, hatte bisher zum Verwaltungsgebiet des Zivilgouverneurs der Länder zwischen Weser und Rhein gehört.

Der bisherige Zivilgouverneur und nunmehrige

Oberpräsident von Westfalen, von Vincke, hat unter dem 19. April 1816 den Übergang dieser Kreise an die Regierungen zu Kleve und Düsseldorf vom 22. April an bekannt gemacht 2). Gemäss der Verordnung vom 30. April 1815 wurden gleichzeitig bei den Regierungen zu Trier, Aachen, Düsseldorf und Kleve Kirchen- und Schulkommissionen und Sanitätskommissionen eingerichtet ³). Bei der ersten Einrichtung der preusischen Verwaltungsbehörden in der neuen Provinz verstand es sich von selbst, dass eine grosse Zahl altpreussischer Beamten dorthin versetzt werden

1) Nach der Festschrift zur Einweihung des neuen Regierungsgebäudes in Düsseldorf S. 39 wurden die Geschäfte der Regierung zu Kleve in dem jetzigen Hauptzollamtsgebäude, einem ehemaligen Kloster, und dessen Nebengebäuden bei der katholischen Kirche geführt. 2) Scotti, Kleve-Märk. Prov. Ges. 5 B Nr. 3258. 3) Vgl. darüber und über die spätere Einrichtung der Kirchen- und Schulkommissionen in Koblenz und Köin S. 154 u . 159. Die Kirchen- und Schulkommission in Köln berichtete über ihre Einrichtung an den Oberpräsidenten : Es sei nach Erlass der Instruktion vom 31. Oktober 1817 auch bei der Regierung in Köln eine Kirchen- und Schulkommission als integrierender Teil der ersten Abteilung eingerichtet worden, bestehend aus dem Konsistorialrat Grashof, dem katholischen Geistlichen Rat Poll, dem Konsistorialrat Bruch und den Konsistorialassessoren von Groote und Schmitz. Für die Kommission sei ein eigenes Journal und eigene Sitzungen eingerichtet worden, an denen von der Regierung regelmässig die Departementsräte für das Kommunalwesen und für die Armensachen und milden Stiftungen , ohne andere Mitglieder auszuschliessen, unter Vorsitz des Direktors der ersten Abteilung beiwohnten. St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 1435.

180

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

musste.

Trotsdem war das Zahlenverhältnis der Eingeborenen zu

den Nichtrheinländern nicht in dem Masse auffallend , wie vielfach behauptet worden ist . Von den Räten und Assessoren der sechs Regierungen sind nach einer Aufstellung vom Jahre 1822 54 Rheinländer und in den Rheinlanden 45 dorthin versetzt worden .

vorgefundene Beamte angestellt,

Auf die einzelnen

teilen sich diese Zahlen wie folgt :

Regierungen ver-

Koblenz 6 und 12 , Trier 10

und 6, Aachen 10 und 7 , Köln 10 und 5, Düsseldorf 10 und 7, Kleve 8 und 8. Die Subaltern- und Unterbeamten entstammten zum weit überwiegenden Teil den westlichen Provinzen ¹). In noch stärkerem Masse war das bei den Landräten Fall .

der

Unter den Kreiskommissaren und nachmaligen Landräten des

Regierungsbezirkes Koblenz befand sich nicht ein einziger Altpreusse. Mit Ausnahme eines Nassauers und zweier Ansbacher waren alle Rheinländer. Von den sechs rheinischen Regierungen ist eine, die zu Kleve, bereits einige Jahre später wieder aufgehoben worden. Die Aufhebung war eine Folge des Strebens, eine Verbilligung der Verwaltung herbeizuführen ) . Durch eine Kabinettsorder vom 26. Mai 1821 befahl der König die Auflösung der Regierung . Ein Erlass der Minister des Innern und der Finanzen vom 19. November 1821 ordnete darauf die Vereinigung des ganzen Klevischen RegierungsAm bezirks mit dem von Düsseldorf zum 1. Januar 1822 an. 29. Dezember 1821 fand die letzte Sitzung des Plenums der Regierung zu Kleve statt und unter demselben Tage zeigte die Regierung dem Oberpräsidenten den Schluss ihrer Geschäftsführung an ³) . Der Regelung des Kassen- und Rechnungwesens im allgemeinen ist oben schon Erwähnung geschehen.

Im besonderen wurden bei

den sechs Regierungen Regierungshauptkassen eingerichtet,

1) Geh. St.-A., Rep . 92 (Hardenberg) H 13. Ilgen, Organisation der staatlichen Verwaltung in die Rheinprovinz 1815-1915" S. 95 gibt für die erste Einrichtung und für die sämtlichen Beamten der Regierungen folgende Verhältniszahlen über die Eingeborenen und Auswärtigen : Aachen 44 und 19, Düsseldorf 39 und 18, Kleve 25 und 21 , Koblenz 39 und 18, Köln 27 und 32, Trier 29 und 23. 2) Vgl. oben S. 145 3) St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 1476. In Köln hatte sich schon im Juni 1820 das unbegründete Gerücht verbreitet, dass die dortige Regierung aufgehoben werden solle. Die Stadt wandte sich mit einer Eingabe an den Staatskanzler. Abt. 401 , Nr. 1442.

181

und die ihnen angegliederten Behörden

deren Rechnung mit dem 1. Mai 1816 begann. Das älterere Rechnungswesen wurde der Kasse der Generaltilgungskommission in Aachen überwiesen .

Für die Regierungshauptkassen blieb die Ein-

richtung derjenigen in den älteren Provinzen vorgeschrieben . Sie vereinigten in sich die Verwaltung aller landesherrlichen und staatlichen Einnahmen, indem die künftig einzurichtenden Spezial- oder Kreiskassen und vorläufig noch die bis auf weiteres beizubehaltenden bisherigen interimistischen Kreis- und Zentralkassen, die Renteikassen , Hauptzollkassen, Steuerkassen und sonstigen Empfänger die Überschüsse an die Hauptkassen abführten . Von ihrer Verwaltung blieben alle Kommunalfonds und alle nicht königlichen Fonds getrennt.

Diese sollten durch die unter dem Namen „ Instituten- und

Kommunalkasse " eingerichtete Kassenführung durch einen Rendanten gesondert verwaltet werden . Die Regierungen eröffneten

ihre Tätigkeit auf

Grund der

Bestimmungen, welche die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden ständigkeit getroffen hatte . wiedergegeben ¹ ) .

vom 30. April 1815 für ihre ZuSie sind oben bereits ausführlich

Es mag daher nur wiederholt werden, dass die

im allgemeinen kollegial eingerichteten Regierungen die Geschäfte in zwei Hauptabteilungen bearbeiten sollten, in der ersten die Landeshoheits-, Polizei- und Militärsachen, in der zweiten die Finanz-, die Gewerbe- und Bausachen. Die Kirchen- und Schulsachen wurden durch die Kirchen- und Schulkommissionen, die Medizinalpolizei

durch

die

Sanitätskommissionen

der

Regierungen

Leitung und Anweisung der Konsistorien und wahrgenommen .

unter

Medizinalkollegien

Der Tätigkeit der Regierungen trat vom ersten Anfang an erschwerend

und

hemmend

der

Mangel

anweisung und der Umstand entgegen,

einer

eigenen

Dienst-

dass im übrigen die fran-

zösischen Einrichtungen, namentlich auf dem die Verwaltung vielfach berührenden Gebiete der Rechts- und Gerichtsverfassung, stehen blieben.

be-

Den Regierungen erwuchs die Aufgabe, in einem

im übrigen noch ganz französisch organisierten Lande nach preussischem Geschäftsgange und zwar nach der alten Anweisung von 1808, die vorläufig zur Richtschnur genommen werden musste , zu verwalten.

Der Stellung gegenüber den Oberpräsidenten ist oben

schon gedacht worden ). 1) Vgl. oben S. 125 ff. 2) Vgl. oben S. 141 .

Und vollends den Einwohnern gegenüber

182

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

befanden sich die Regierungen in einer schwierigen Einwohner waren

bei allen

ihren

Lage.

Die

vorgetragenen Wünschen und

Klagen auf das Ende der sogenannten Provisorischen Verwaltung des Generalgouvernements vertröstet worden. Selbst in öffentlichen Bekanntmachungen ist das geschehen. Als die Regierungen und durch diese die landrätlichen Kommissarien eingerichtet waren, war zwar die Möglichkeit erleichtert worden, bei den örtlich näher gerückten Behörden Hilfe

zu

suchen .

Aber die

gewünschten Er-

leichterungen, vor allem in dem Einquartierungswesen der Städte , traten nicht ein . Und auch äusserlich wurde das Volk keiner wesentlichen Änderung gewahr.

In den

Augen

der Rheinländer

war an die Stelle des Generalgouvernements und seiner Kommissare lediglich eine vermehrte Beamtenzahl von zwei Oberpräsidenten, vier Präsidenten, 12 Direktoren und 60 bis 70 Räten getreten. Und da die Regierungen

nicht die

Gewalt des Gouvernements

hatten, fiel der Vergleich rein äusserlich nicht einmal zum Vorteil der neuen Einrichtung aus . Die Regierungen vermochten häufig in Fragen von Militär-, Domänen-, Justiz- und Polizeisachen nicht zu entscheiden ohne in Streitigkeit mit Justiz- und Polizeibehörden zu geraten oder sich verantwortlich von Mittelwegen und

zu machen.

Hinausschieben

der

Durch Einschlagen Entscheidungen

aber

mussten sie bei den Regierten den Eindtuck der Unmassgeblichkeit erwecken zum Schaden ihres Ansehens . Überdies wurde die Verwaltung erschwert durch die Verschiedenheit der Verfassung auf dem ehemals französischen linken Rheinufer und in den bergischen und in den vormals nassauischen Gebieten der rechten Rheinseite. Auf alle diese Missverhältnisse hat der Oberpräsident Graf Solms-Laubach schon einen Monat nach der Eröffnung der Regierungen in einem Berichte an die Minister der Finanzen und des Innern hingewiesen . erstattet.

Einen Bericht gleichen Inhalts hat auch Ingersleben

Beide Oberpräsidialberichte haben dann zur Einsetzung

der Immediatjustizkommission geführt 1 ) .

Solms forderte in seinem

Berichte im besonderen eine gleichlaufende Dienstanweisung für die rheinischen Regierungen, eine Organisation der Justiz , um die Ressort verhältnisse festzusetzen und eine Einheit der Verwaltung schaffen zu können, Abschaffung der noch bestehenden

französischen Ver-

1) Geh. St -A. Berlin, Rep. 74 H. II Nr. 6 vol . II . Vgl. meine Besprechung von Landsberg, Die Gutachten der Rheinischen Immediat-Justizkommission usw. in der Westd . Zeitschr. , 32, S. 482.

183

und die ihnen angegliederten Behörden .

fassungs- und Verwaltungsformen in allen Verwaltungszweigen , die Regelung der katholischen Kirchenverfassung, die Errichtung einer Landesuniversität

und

zur Erleichterung

der Untertanen

die Ein-

führung der preussischen Serviseinrichtung. Die Antwort der Minister erkannte an, dass die Ausführungen des Oberpräsidenten begründet seien und dass das einstweilige Fortbestehen der französischen Verwaltung und Verwaltungsformen die Geschäfte der Regierungen

erschweren müsse.

ordentliche Wichtigkeit der Sache

Aber die

ausser-

gestatte nicht, so rasch vorzu-

gehen, wie es von den Bewohnern der Rheinprovinzen erwartet zu werden scheine.

Mit der allgemeinen Organisation dürfe aber die

Einsetzung der Provinzialbehörden nicht verwechselt werden,

die

vielmehr nur als Mittel zur Erreichung des Zweckes anzusehen sei, indem jene eben erst durch die Vermittlung dieser Behörden eingeleitet werden solle .

Immerhin

empfing der Oberpräsident die

Eröffnung, dass die neuen Dienstanweisungen im Entwurf fertiggestellt und bei den übrigen Ministerien in Umlauf seien ¹). Der Gang, den die Aufstellung der Dienstanweisungen genommen, ist oben schon behandelt worden 2 ) . Erst fünf Monate später, Anfang Januar 1817 , gelangten die Entwürfe an Hardenberg und erst nach weiteren neun Monaten, unterm 23. Oktober 1817 , wurde die n Instruktion

zur Geschäftsführung

der Regierungen in

den Königlich Preussischen Staaten " erlassen 3) . Die Instruktion behandelt in einem ersten Abschnitt den Geschäftskreis der Regierungen und ihrer beiden Abteilungen.

Vor

die Erste Abteilung sollen gehören : die Angelegenheiten der Landeshobeit,

die Sicherheits-

und

Ordnungspolizei,

die

Medizinal- und

Gesundheitsangelegenheiten in polizeilicher Rücksicht, die landwirtschaftliche Polizei, das gesamte Kommunalwesen, das Mennonitenund Judenwesen , sämtliche Militärsachen, die Sammlung aller statistischen Nachrichten , die Zensur, die Aufsicht über die Institutskasse bei der Regierung,

das

auf den Geschäftskreis

der ersten

Abteilung sich beziehende Bauwesen und die geistlichen und Schulangelegenheiten, soweit sie nicht zum Geschäftsbereiche des Konsistoriums gehören . In Ansehung dieser geistlichen und Schulange-

1) Die Minister an Solms, 8. August 1816, in Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H. II Nr. 6 vol. 2 ; Ausfertigung im St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 121. 2) Vgl. oben S. 135 ff. 3) Ges.-S. 1817 , S. 248.

184

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

legenheiten bildet die erste Abteilung mit Inbegriff der bei ihr angestellten geistlichen und Schulräte die Kirchen- und Schulkommission der Regierung.

Sie ist also keine besondere Behörde, sondern ein

zugehöriger Bestandteil der ersten Abteilung ¹ ). Zur Zweiten Abteilung der Regierungen gehören alle Angelegenheiten, welche sich auf das Staatseinkommen und Steuerwesen beziehen,

also die Domänen, Forsten und Regalien ;

die gesamte

Gewerbepolizei, insbesondere alle Gewerbesachen, die Münz- , Massund Gewichtspolizei , das Verkehrswesen, Land- und Wasserstrassen, Strom-, Deich- und Brückenbau ;

die Forst- und Jagdpolizei,

die zweite Abteilung angehende Bauwesen,

das

die Aufsicht über die

Regierungshauptkasse, das Etats-, Kassen- und Rechnungswesen. Da die Sonderung der Regierungen in zwei Abteilungen lediglich zur Vereinfachung und Erleichterung der Geschäfte angeordnet war, so sollten die Abteilungen in den zu ihren Geschäftskreisen gehörigen Angelegenheiten ausschliesslich verfügen, aber keine gesonderten Behörden darstellen, sondern ein gemeinschaftliches Kollegium bilden.

In ihren gemeinschaftlichen Versammlungen sollten

alle Gesetzentwürfe und allgemeinen Einrichtungen, die Aufstellung der Grundsätze über die Ausschreibung allgemeiner Landeskosten, Berichte an die Ministerien über allgemeine Angelegenheiten , Gegenstände, die nicht ausschliesslich einer Abteilung zugehörten oder bei denen

beide

Abteilungen

interessiert

waren,

gewisse

Beamten-

personalien, allgemeine Verfügungen der Oberpräsidenten und alle vom Präsidenten dazu bestimmten Angelegenheiten vorgetragen und beraten werden. Der zweite Abschnitt der Instruktion (§ 6-21 ) handelt im einzelnen von den Befugnissen und Obliegenheiten der Regierungen und ihrer Abteilungen in dem ihnen angewiesenen Geschäftskreise. Der dritte Abschnitt (§ 22-33) behandelt den Geschäftsgang und der vierte Abschnitt (§ 34-50) die Rechte und Pflichten der Regierungsbeamten. Hiernach ist das Regierungspräsidium aus dem Präsidenten und den beiden Direktoren kollegialisch unter Vorsitz des Präsidenten zusammengesetzt. Es ist in dieser Verbindung wie in seinen einzelnen Gliedern die vorgesetzte Stelle des Kollegiums. Zu seinem Wirkungskreise gehören die Aufsicht über die Beamten und über die Geschäftsführung und die Verteilung der Geschäfte.

1) Der Geschäftskreis der Kirchen- und Schulkommission ist in § 18der Instruktion eingehend umschrieben.

185

und die ihnen angegliederten Behörden.

Der Präsident wird als der Mittelpunkt der ganzen Verwaltung der Regierung bezeichnet, der für die Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften und die lebendige Tätigkeit der Regierung an erster Stelle verantwortlich ist. Er führt den Vorsitz im Plenum und in den einzelnen Abteilungen,

wenn er anwesend

ist.

Er führt die

allgemeine Aufsicht über die gesamte Beamtenschaft, sorgt für die Stellvertretung, erteilt Urlaub, beruft das Plenum, ordnet ausserordentliche Landes- und Kassenvisitationen an, ernennt die Kommissarien zu auswärtigen Geschäften und hat für die Erstattung der regelmässigen Berichte und statistischen Zusammenstellungen und Verwaltungsberichte zu sorgen. Die Direktoren führen die besondere Aufsicht über das Personal und den Geschäftsgang ihrer Abteilung und haben in Beziehung auf sie alle Rechte und Pflichten, welche dem Präsidenten und Präsidium über das Ganze zustehen. Bezüglich aller Regierungsmitglieder wird festgestellt, dass sie für ihre Geschäftsführung verantwortlich seien, und dass sie von dieser Verantwortlichkeit auch durch den Beitritt des Kollegiums Vorträgen nicht befreit würden. Über eine sehr wichtige, von gierungen mehrfach

den Oberpräsidenten

angeregte Frage hat die

zu ihren

und Re-

Instruktion keinen

Bescheid getroffen. Nachdem nämlich in den Rheinprovinzen die vormaligen Präfekturräte ausser Tätigkeit gesetzt worden waren, waren Zweifel darüber

entstanden,

wie

deren den Gebieten der

Verwaltung und der Justiz gleichmässig angehörige Befugnisse in Spruchsachen ¹ ) nunmehr geschieden und auf die Verwaltungs- und Justizbehörden verteilt werden sollten . Die Verschiedenheit der Meinungen darüber muste zu Zuständigkeitsstreitigkeiten führen, denen für die Zukunft nur durch eine staatsministerielle Anweisung vorgebeugt werden konnte.

Erst nachdem die Immediatjustizkom-

mission für die Rheinprovinzen eingerichtet

worden war,

hat das

Staatsministerium nach Vernehmung des Gutachtens dieser Kommission die von den Behörden mehrfach erbetene Bestimmung darüber unterm 20. Juli 1818 erlassen und die Streitfälle, früher vor die Präfekturräte gehörten, der

einzelnen

Gegenstände

auf

welche

nach der Verschiedenheit

die Regierungen

und Gerichte,

übrigens unter Beschränkung der gerichtlichen und Erweiterung der Diese Verwaltungstätigkeit nach preussischem Muster, verteilt. „Anweisung für die

1) Vgl. oben S. 46.

Regierungen und Gerichte in den Rheinpro-

186

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

vinzen über die bis auf anderweite Verordnung von denselben zu beobachtenden Grenzen ihrer gegenseitigen Amtsbefugnisse " wurde im August 1818 in den Amtsblättern der Regierungen teils durch die letzteren, teils durch die Immediat- Justizkommission veröffentlicht ¹ ).

Nur eine kurze Reihe von Jahren hat diese erste Verfassung der Regierungen Bestand gehabt .

Das

besonders betonte Verant-

wortungsgefühl der einzelnen Beamten konnte doch nur ein geringes sein in einer Behörde, die bewusst auf dem Grundsatze einer kollegialen Verfassung aufgebaut war. Die kollegiale Bearbeitung verlangsamt überdies die Geschäfte und verteuert sie . Und vollends war die Tätigkeit der Regierungspräsidenten

beschränkt und ge-

hemmt durch die Einrichtung des kollegialen Präsidiums. Es konnte nicht fehlen, dass solche Bedenken

auch bei den

obersten Staatsbehörden alsbald zur Geltung kamen. Das trat zu Tage bei den Arbeiten der Kommissionen , die der König im März 1821 und nochmals zwei Jahre später zur Untersuchung

der

Finanzen und des Staatshaushalts angeordnet hatte. ihres Zweckes haben beide Kommissionen untersucht,

Lage der

Zur Erfüllung ob die Ver-

waltungen nicht mit einem geringeren Kostenaufwande und unter grösserer Vereinfachung geführt werden könnten . Aus ihren Verhandlungen erhellt, dass sie

zwar für die

durch Fachministerien eintraten,

bisherige Verwaltung

es aber für

geboten erachteten,

dass die Ministerien ihren Beruf hauptsächlich in der Aufsicht und Leitung der Provinzialbehörden suchen, sich aber von der Verwaltung im einzelnen fern halten und diese den Regierungen überlassen sollten, um auf diese Weise deren Verantwortlichkeit zu begründen, die Geschäftsführung zu vereinfachen und Kosten und Beamtenzahl zu vermindern .

Besonders die erste Kommission batte

auf die Schwerfälligkeit des Geschäftsganges bei den Regierungen hingewiesen

und

auf das

mangelnde

Beide Kommissionen schlugen

Verantwortlichkeitsgefühl.

daher eine Veränderung der kolle-

1 ) Koblenzer Amtsblatt 1818 S. 221 ; Trierer Amtsblatt 1818 S. 357. Düsseldorfer Amtsblatt 1818 S. 269, hier durch die Immediat-Justizkommission veröffentlicht. Der Entwurf der Anweisung war im Ministerium des Grosskanzlers von Beyme unter Zuziehung des Geheimen Staatsrats Daniels und des Legationsrats Eichhorn entworfen worden. Vgl. Geh. St.-A. Rep. 74 R IX Nr. 5 und St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 948 .

187

und die ihnen angegliederten Behörden . gialen Regierungsverfassung vor. wichtige Gegenstände

Nur

auf wenige und besonders

sollte die kollegiale

Beratung beschränkt,

alle übrigen, die dem gewöhnlichen Geschäftsgange angehörten, an bürokratisch eingerichtete Unterabteilungen verwiesen und nur in der Abteilung für die Polizei- und inneren Verwaltungssachen die Durch die Befreiung der kollegiale Form beibehalten werden. Ministerien von der Detailverwaltung" und durch deren Übertragung auf die Regierungen würde, so führte die zweite Kommission aus, deren Verantwortlichkeitsgefühl gestärkt und ständigkeit erhöht werden.

ihre Selb-

Durch Abzweigung der einzelnen Ver-

waltungsgegenstände auf besondere Abteilungen , dadurch, dass die Dirigenten z. B. in Steuer- und Domänensachen auf eigene Verantwortung arbeiten müssten, werde die Verantwortlichkeit nicht unbestimmt auf ein zahlreiches

Kollegium ,

sondern auf einzelne

Beamte gerichtet, die dann nicht mehr in der Lage seien, sich mit den Beschlüssen eines Kollegiums schützen zu können . Die Selbständigkeit der Regierungen werde sich daher für die Zukunft im allgemeinen dahin bestimmen lassen, n dass sie innerhalb der gesetzlichen Vorschriften und der Etats auf Verantwortlichkeit des Präsidenten und der Dirigenten in Beziehung auf die Detailverwaltung sich so frei bewegen können, als die vorgesetzten Ministerien zum Behufe der ihnen obliegenden Leitung der Verwaltung und zu deren gehöriger Übersicht solches zu gestatten vermögen. " Im besonderen trat die Kommission dafür ein , die bisherigen aus dem Präsidenten und den Regierungsdirektoren bestehenden Präsidien aufzuheben und die Präsidenten der Regierungen zu machen.

Dadurch, dass die Dirigenten die be-

deutendsten Verwaltungszweige wortung besorgten,

zu den alleinigen Chefs

bürokratisch

auf eigene

wenig beschwert und im Stande sein, das Ganze Die

Bestimmung

Verant-

würde der Chefpräsident mit dem 11 Detail "

der Abteilungsdirigenten

darauf beschränken,

dürfe

zu übersehen .

sich aber nicht

diesen Abteilungen vorzustehen, sondern

wichtigen Sachen selbst zu bearbeiten, die anderen unter hilfen der Abteilung zu verteilen, denen

für die

die Ge-

bürokratisch be-

arbeiteten Sachen, die der Dirigent allein zu vertreten habe, kein Votum zustünde.

die

Für die Ausführung des Planes

auch

schlug die

Kommission als für grosse Regierungen geeignet die Bildung von acht Abteilungen vor : 1. für innere Verwaltung, Polizei- und Militärsachen, 2. für Geistliche

und Schulsachen, 3. für die

Do-

mänen, 4. für die Forstsachen, 5. für die direkten und indirekten

188

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

Steuern, 6. für die Kassensachen, Präsidenten besonders.

7. im allgemeinen,

8. für den

Die grundsätzlichen Vorschläge der Kommission hat der König gebilligt und durch eine Kabinettsorder

vom 31. August

1824 an

die Minister im besondern bestimmt, dass die Regierungen möglichst selbständig und auf persönliche Verantwortlichkeit gestellt werden, dass demnächst die Oberpräsidenten das Präsidium einer Regierung übernehmen und die Präsidenten allein die

dem

bisherigen kolle-

gialen Präsidium übertragenen Amtsbefugnisse in sich vereinigen sollten. Die Minister aber sollten Bedacht darauf nehmen, nicht nur den Regierungen

selbst

die Detailverwaltung

zu

überlassen,

sondern auch dabin streben, dass die den Regierungen unterstellten Behörden namentlich die Landräte, selbständiger gestellt würden, um auch hier die gehörige Verantwortlichkeit zu begründen und die Schreiberei " zu vermindern ¹). Nach diesen Grundsätzen baben dann die Minister die neue Dienstanweisung für die Regierungen bearbeitet.

Als Ergebnis er-

schien die Kabinettsorder betreffend eine Abänderung in der bisherigen Organisation der Provinzialverwaltungsbehörden Dezember 1825 ) und unter gleichem Datum Geschäftsführung.

vom 31 .

eine Anweisung zur

Nunmehr wurde bestimmt : An der Spitze jeder

Regierung

steht ein Präsident, zu dessen Wirkungskreise alles gehört, was in der Dienstanweisung vom Jahre 1817 für das Präsidium und den Chefpräsidenten angeordnet ist. Statt der bisherigen Geschäftsbearbeitung in zwei Regierungsabteilungen können , zumal bei Regierungen von grösserem Umfange, zur schnelleren Förderung der Geschäfte eine grössere Zahl von Abteilungen gebildet werden uud zwar eine Abteilung des Innern, eine für das Kirchen- und Schulwesen, eine für die Verwaltung der direkten Steuern und Domänen und Forsten, eine Abteilung für die Verwaltung der indirekten Steuern soweit nicht Steuerdirektoren für die ganze Provinz bestellt werden, und eine Abteilung für die Kassen-, Etats- und Rechnungsangelegenheiten .

Die

Dirigenten

Charakter als Oberregierungsrat .

der

Abteilungen erhalten den

zum Vorstande ihrer Abteilung.

Die Oberforstmeister gehören mit Da die Oberpräsidenten in der

Regel zugleich die

der

Präsidenten

Regierung

ihres Wohnortes

1 ) Akten des Oberpräsidiums zu Koblenz II D Nr. 15. 2) Ges.-S. 1826, S. 5.

189

und die angegliederten Behörden.

sein sollen, so wird bei diesen Regierungen ein Vizepräsident bestellt.

Die Plenarversammlungen der Regierungen bestehen unter

dem Vorsitz des

Präsidenten

aus den Oberregierungsräten,

dem

Oberforstmeister, den Regierungsräten , den technischen Mitgliedern und den Assessoren.

Die technischen Mitglieder, die geistlichen

Räte, Schul-, Medizinal- und Bauräte und die technischen Forstbeamten haben nur in den Angelegenheiten, welche

zu ihrem Ge-

schäftskreise gehören, ein volles Votum, die Assessoren nur in den von ihnen selbst bearbeiteten Sachen. Auch in den einzelnen Abteilungen

erfolgen

die

Dem

Beschlüsse nach Stimmenmehrbeit.

Vorgesetzten der Abteilung gebührt aber nicht blos im Falle der berechtigt,

den

wider seine Ansicht gefassten Beschluss der Mehrheit durch

Stimmengleichheit die Entscheidung,

er ist auch

Be-

rufung auf den Präsidenten zu suspendieren . Vom Präsidenten hängt es alsdann ab zu bestimmen, ob nach der Ansicht des Vorsitzenden oder der Stimmenmehrheit der Mitglieder verfahren oder .ob die Sache zur Entscheidung an das Plenum verwiesen werden soll. Gleichzeitig mit dieser Kabinettsorder erging eine Anweisung zur Geschäftsführung. Soweit die neuen Bestimmungen denen der Regierungsinstruktion vom 23. Oktober 1817 entgegenstanden , wurde die letztere aufgehoben. Massgebend für die

Im

Organisation

übrigen blieb

und

sie

in

Kraft.

Geschäftsführung der Re-

gierungen sind demnach seitdem die Dienstanweisung vom 23. Oktober 1817 , die Kabinettssorder und die Anweisung zur Geschäftsführung vom 21. Dezember 1825 . Nach dem Inhalt der Kabinettsorder vom 21. Dezember 1825 wurden schon Anfang desselben dungsetats der

Monats die Personal-

Regierungen aufgestellt.

Der

und Besol-

Oberpräsident von

Ingersleben nahm anfangs die Einrichtung einer Mehrzahl von Abteilungen für die rheinischen Regierungen in Aussicht.

Das wurde

aber als nur für ganz grosse Regierungen vorgesehen abgelehnt und selbst die Schaffung einer besonderen Abteilung für Kirchen- und Schulwesen, die er beantragt hatte, kam nicht zur Ausführung, weil die Minister die Einrichtung mit Rücksicht auf die Kleinheit der rheinischen Regierungen für unzulässig erklärten. Auch für Düsseldorf hielt man sie für unhegründet.

Nur in Köln wurde eine dritte

Abteilung eingerichtet, hier aber lediglich mit der vorübergehenden Rücksicht auf die Person des alten Geheimen Regierungsrates Gossler. wegfallen.

Nach dessen Abgang sollte die dritte Abteilung auch hier Ini übrigen verblieb es bei den rheinischen Regierungen

190

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

bei zwei Abteilungen, da sie von der Verwaltung der indirekten Steuern durch die Schaffung einer besonderen Provinzialsteuerdirektion sehr erheblich entlastet wurden ¹ ). Eine besondere Abteilung für Kirchen- und Schulsachen wurde

von der Düsseldorfer

Regierung erst im August 1876 beantragt und vom Oberpräsidenten zur Verminderung der übermächtig angewachsenen Geschäftslast bei der Abteilung des Innern befürwortet.

Diese dritte Abteilung wurde

dann auch im folgenden Jahre eingerichtet. Im Jahre 1888 ist dann bei allen rheinischen Regierungen die gleiche Einrichtung getroffen worden. Die Personal- und Besoldungsetats der Regierungen für das Jahr 1826 waren wie folgt gestaltet ): In Koblenz bezog der Oberpräsident

Freiherr von Ingers-

leben zugleich als Präsident der Regierung neben freier Wohnung ein Gehalt von 6000 Talern und 2000 Talern persönlicher Zulage, da sein bisheriges Gehalt 8000 Taler betragen hatte.

Regierungs-

vizepräsident wurde Fritsche (2500 Taler) . Das Regierungskollegium setzte sich zusammen aus dem Oberforstmeister von Münchhausen, den Oberregierungsräten Lebens und John ³ )

( 1600 Taler

und 300 Taler Dirigentenzulage) und den Regierungsräten Höstermann, Wablert, Pauls, During , Heuberger, Suevern und Schmelzer Die technischen

(Gehälter 800 bis 1600 Taler) .

Regierungsräte

waren Baurat Franck, Geheimer Medizinalrat Wegeler ( 1200 Taler) , zugleich beim Medizinalkollegium, Schulrat Lange ( 1200 Taler) ; eine Schulratstelle war unbesetzt. An übrigem Personal zählte die Regierung 13 Regierungssekretäre (600 bis 1000 Taler), 6 Bureauassistenten (500 Taler), 6 Kanzlisten (400 bis 600 Taler) , 6 Hilfsschreiber (240 Taler).

An

der Regierungshauptkasse waren an-

gestellt der Landrentmeister Zweifel ( 1400 Taler) , ein Kontrolleur , ein Kassierer, 2 Taler).

Buchhalter,

2

Kassenschreiber

(500 bis 1000

Unterbediente waren ein Botenmeister, 5 Boten, ein Kassen-

diener, 2 Aufwärter (200 bis 300 Taler) .

Der Normalbesoldungs-

1) Akten des Oberpräsidiums II 2 D Nr. 11 Bd . 1 . 2) St.-A. Koblenz , Abt. 403 Nr. 74-77 und Akten des Oberpräsidiums II 2 D Nr. 190 Bd . 1. 3) John lehnte in bescheidener Weise die bereits ausgesprochene Beförderung ab, weil er sich der Stelle nicht gewachsen fühlte. Er blieb Regierungsrat und wurde zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Die Stelle des Oberregierungsrates erhielt darauf Heuberger. St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 74.

191

und die ihnen angegliederten Behörden.

etat für das Oberpräsidium und die Regierung zu Koblenz betrug 52550 Taler.

Für Köln wurde

der

bisherige Trierer Regierungspräsident

Delius zum Chefpräsidenten ernannt (3500 Taler) . Zum Kollegium gehörten die Oberregierungsräte Gossler, Gossen, Westphal und der Oberforstmeister Jaeger ; die Regierungsräte Sombard , von Auer, von Ladenberg, Münch von Bellinghausen ; eine Stelle war unbesetzt ; die technischen Räte Baurat Schauss, Medizinalrat Dr. Merrem , Schulrat Dr. Grashof, die evangelischen geistlichen Räte Bruch und Kraft ; die Stelle des katholischen geistlichen Rates war unbesetzt. Subalternbeamte : 12 Regierungssekretäre, 5 Bureauassistenten , 5 KanzBeamte der Regierungshauptkasse je ein Landrentmeister, Kontrolleur, Kassierer, 3 Buchhalter, 2 Kassenschreiber, 2 Kassendiener. Unterbediente : ein Botenmeister, 5 Kanzleilisten, 4 Hilfsschreiber.

diener, ein Aufwärter, ein Ofenheizer. besoldungsetats 43 330 Taler. In Aachen war

Gesamtbetrag des Normal-

der Chefpräsident von

Direktor der ersten Abteilung .

Zum Kollegium

Reiman

zugleich

gehörten der Re-

gierungs vizepräsident Mallinkrodt als Direktor der zweiten Abteilung und die Regierungsräte Beermann,

Bene,

Cramer, von Görschen ,

Ritz, Heyse. Die technischen Regierungsräte waren Baurat von Heinz, evangelischer geistlicher und Schulrat Besserer, Forstmeister Koppstadt, Medizinalrat Dr. Höpfner und der katholische geistliche und Schulrat Classen. Subalterne : 12 Regierungssekretäre, 4 Bureauassistenten, 5 Kanzlisten , 4 Hilfsschreiber. Unterbediente : ein Botenmeister, 4 Boten, ein Ofenheizer. Bei der Regierungshauptkasse waren ein Landrentmeister, ein Kontrolleur, ein Kassierer, 3 Buchhalter, 2 Kassenschreiber und 2 Kassendiener angestellt.

Der Normal-

gebaltsetat betrug 41030 Taler. In Düsseldorf war

von Pestel Regierungspräsident .

Zum

Kollegium gehörten : die Oberregierungsräte Bisslinger und Fettich, der Oberforstmeister von Mülmann , die Regierungsräte Jacobi , Hatzfeld,

Cuny,

Sybel, Klinge,

von

Druffel,

Schönwald, Fasbender,

Arndts, die technischen Räte Geheimer Oberbaurat Bauer, Eversmann,

Baurat

von

Vagedes,

evangelischer

Baurat

geistlicher Kat

Pithan, katholischer geistlicher und Schulrat Bracht, Schulrat Kortum und der Medizinalrat, dessen Stelle unbesetzt war. Die Regierungshauptkasse war wie in Aachen besetzt.

Die Subalternen

zählten 16 Regierungssekretäre und 6 Bureauassistenten , die Kanzlei 6 Kanzlisten und 8 Hilfsschreiber. Als Unterbediente waren ein

192

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

Botenmeister und 7 Boten bestellt. 54800 Taler.

Der Normalgehaltsetat betrug

Nach Trier war von Schmitz- Grollenburg als Regierungschefpräsident versetzt worden. Zum Kollegium gehörten der Vizepräsident von Gaertner, der Oberregierungsrat Kuhlmeyer und der Oberforstmeister von Beulwitz, die Regierungsräte von Westphalen, Handel, Pelzer, von Coeverden,

Linz,

Quednow ( Baurat),

Küpper (evan-

gelischer geistlicher und Schulrat), Dr. Gratz (katholischer geistlicher und Schulrat) und später Dr. Tobias (Medizinalrat).

Bei der

Hauptkasse : ein Hauptrendant, ein Kontrolleur und Oberbuchhalter, ein Kassierer, 2 Buchhalter, 2 Kassenschreiber und 2 Kassendiener. Subalterne : 11 Regierungssekretäre, 4 Büreauassistenten, 5 Kanzlisten, 4 Hilfsschreiber. Unterbediente : ein Botenmeister, 5 Kanzleidiener.

Der Normalgehaltsetat betrug 40130 Taler.

Durch die neuen Besoldungssätze war eine erhebliche Ersparnis herbeigeführt worden. Die Gehälter der Regierungspräsidenten wurden von 4000 Talern auf 3500 Talern berabgesetzt. freie Wohnung oder

eine

Dazu trat

entsprechende Mietentschädigung.

Die

Gebälter der Regierungsräte betrugen 800 bis 1600 Taler. Oberregierungsräte bildeten keine besondere Gehaltsklasse.

Die Sie

bezogen das ihrem Dienstalter entsprechende Ratsgehalt und die Dirigentenzulage von 300 Talern. Der Oberregierungsrat Fettich in Düsseldorf bezog ausser der letzteren das Gehalt der fünften Ratstelle von 1400 , der Oberregierungsrat Heuberger in Koblenz sogar das der siebenten Ratstelle von 1200 Talern. Die früher höheren Gehälter einzelner Beamten wurden, soweit sie die Normalbesoldung

überstiegen,

durch persönliche,

gesetzte Zulagen zunächst beibehalten.

auf den

Aussterbeetat

Der Vizepräsident Mallink-

krodt in Aachen, der bisher 3000 Taler bezogen hatte, Inhaber der Stelle

eines Oberregierungsrates

das

erhielt als

höchste

Rats-

gehalt von 1600 Talern, als Abteilungsdirigentenzulage 300 Taler, als Stellvertreter des Präsidenten 300 Taler und zum Ausgleich 800 Taler als persönliche Zulage auf dem Aussterbeetat. Der frühere Etat hatte für die Besoldungen der Regierungen zu Koblenz , Köln, Aachen, Düsseldorf und Trier 71950 , 62180 , 56 000 , 72950 und 57 650 Taler ausgesetzt. Die neuen Normalgehälter erforderten 52550, 4330, 41030, 54880 und 40130 Taler. Die Gesamtersparnis bei den 5 rheinischen Regierungen betrug demnach die erhebliche Summe von 88810 Talern. Auf die

beiden

Abteilungen

der

rheinischen

Regierungen

193

und die ihnen angegliederten Behörden . wurden mit dem Jahre 1826 verteilt :

die

Geschäfte

in folgender Weise

Die Erste Abteilung einer Regierung hat zu bearbeiten 1.

die inneren Angelegenheiten der Landeshoheit, als : Verfassungs-, ständische, Landesgrenz-, Huldigungs-, Abfahrtsund Abschosssachen ; Erteilung von Pässen zu Reisen ausserhalb des Landes ; Auslieferung fremder Untertanen ; Zensursachen ;

die

Publikation der Gesetze

und Verord-

nungen durch das Amtsblatt ; 2.

die gesamte Sicherheits- und Ordnungspolizei , mithin Erhaltung der

öffentlichen Ruhe,

Sicherheit und Ordnung ;

Vorbeugung und Stillung von Aufläufen ; Ausmittelung und Ergreifung von Verbrechern ;

General- Landes-Visitationen ;

Gefängnisse ; Straf- und Korrektionsanstalten ; Vorbeugung von Feuersbrünsten und polizeiwidrigen Bauten ; Wiederherstellung der abgebrannten Gebäude ; Landarmenanstalten, Hospitäler und Armenwesen und

was sonst mit diesen

Gegenständen zusammenhängt ; 3. Medizinal- und Gesundheits-Angelegenheiten in polizeilicher Rücksicht,

z. B. Verkehr mit Medikamenten ; Verhütung

von Kuren durch unbefugte Personen ; Ausrottung von der Gesundheit

nachteiligen

Vorurteilen

und Gewohnheiten ;

Vorkehrungen gegen ansteckende Krankheiten und Seuchen unter Menschen und Tieren ;

Kranken- und Irrenhäuser ;

Rettungsanstalten ; Unverfälschtheit und Lebensmittel usw.; 4.

Gesundheit

der

die landwirtschaftliche Polizei , folglich alle Landes- KulturAngelegenheiten ; Abbaue und Zerschlagung grösserer Güter ; Verwandlung von Diensten in Geldabgaben ; Abfindung von Servituten; Vorflut ; Entwässerung und Landes- Meliorationen , insoweit diese Gegenstände nicht

der

zweiten Abteilung

der Regierung oder besonderen Behörden beigelegt sind ; 5.

das gesamte Kommunalwesen,

insoweit dem Staate

eine

Einmischung darüber vorbehalten worden ; ferner die Aufsicht über alle Korporationen, Gesellschaften, Verbindungen, öffentliche Institute

und Anstalten,

sofern selbige nicht

bloss einen gewerblichen Zweck haben, folglich auch über die Brand- und andere Versicherungsanstalten und Gesellschaften ; 6.

das Mennoniten- und Judenwesen, überhaupt die Angelegen13 Bär , Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

194

IV, 6. Die Königlichen Regierungen heiten solcher Eingesessenen in ihrer bürgerlichen Beziehung, die wegen Verschiedenheit der Religionsmeinung nicht alle bürgerlichen Rechte und Pflichten haben ; 7. sämtliche Militärsachen, bei welchen neben den Intendanten

eine Einwirkung der Zivilverwaltung stattfindet ; 8.

Sammlung aller statistischen Nachrichten, ihr Ordnen und Zusammenstellen zu Generalwerken ;

9. die Aufsicht und Verwaltung über die Institutenkasse bei der Regierung ; 10. 11.

die gesamte Polizei ; die gesamte Gewerbepolizei , folglich : a) alle Gewerbe-, Fabriken-, Handels-, Schiffahrts-,

Ge-

werk- und Innungssachen ; Erteilung von Konzessionen, Dispensationen und Legimationen in dieser Hinsicht ; Freiheit des Marktverkehrs ; geschickter Gewerksleute und

Anstalten

Aufsicht über alle Korporationen, Anstalten,

welche

bloss

zur

Bildung

Künstler, so wie die Gesellschaften und

einen gewerblichen Zweck

haben ; b) die Münz- Mass- und Gewichtspolizei , Brack- und Schauanstalten ; Komtoirs zu Ajustierung der Masse und Gewichte ; c) die öffentliche Kommunikation , Land- und Wasserstrassen ; Chaussee-Anlagen ; Strom-, Deich- und Brücken-

12.

Bauten ; Fähren und Hafenbauten ; das Bauwesen, soweit es sachlich zum Geschäftskreise

der ersten Abteilung gehört. Die Erste Abteilung hat ferner die kirchlichen und Schulangelegenheiten , soweit diese nicht dem Konsistorium und ProvinzialSchul-Kollegium zugewiesen sind zu bearbeiten. Demnach gehören zu dem Geschäftskreise der Ersten Abteilung ferner : Aufsicht über die Kirchen, Schulen, Erziehungsanstalten und deren fundationsmässige innere sowohl als Vermögens- Verwaltung, ferner über literarische Gesell-

1. die

schaften, soweit diese Gegenstände nicht zum Ressort des

2.

Konsistorium und Schulkollegium gehören ; die Besetzung sämtlicher dem Patronatsrechte unterworfenen Geistlichen- und Schullehrerstellen , sowie die Bestätigung der von Privatpersonen und Gemeinden dazu

195

und die ihnen angegliederten Behörden.

erwählten Subjekte, die Prüfung und Einführung derdie Aufsicht über ihre Amts- und moralische

selben,

3.

Führung und Urlaubserteilung für selbige ; die Aufrechterhaltung. der äusseren Kirchenzucht

und

Ordnung, sowie die Aufsicht und Verwaltung sämtlicher äusseren Kirchen- und Schulangelegenheiten, mithin auch die Regulierung des Schulwesens und Schulgeldes ; 4. die Oberaufsicht über die Verwaltung des Kirchen- , Schul-

und Stiftungs - Vermögens ; 5. die Dispensation in den Fällen, wo sie nicht von dem Konsistorium ausgeht ; 6. die polizeiliche Oberaufsicht über alle literarischen Institute, Gesellschaften und Unternehmungen ; 7.

die Einrichtung und Verteilung von Schulen, sowie die Zusammenziehung und Verteilung von Parochien und Umpfarrung von Dorfschaften, wenn Gemeinden und Patrone darein willigen .

In allen diesen Angelegenheiten kommt es bebufs der Kompetenz der Regierung auf die Verschiedenheit der Religion und des Kultus an. Die Zweite Abteilung der Regierung bearbeitet sämtliche Angelegenheiten, welche sich auf das Staatseinkommen aus den Grund- und Personalsteuern und auf die Verwaltung der Domänen, Forsten und

solcher

Regalien beziehen,

welche

bisher mit der

Domänen- und Forstverwaltung verbunden waren, ferner die landesherrliche Jagd- und Forstpolizei und die Aufsicht über die Forstbeamten. Der Einrichtung einer besonderen Abteilung für Kirchen- und Schulsachen bei der Regierung in Düsseldorf im Jahre 1877 und bei den übrigen rheinischen Regierungen im Jahre 1888 ist oben schon Erwähnung geschehen .

Seitdem werden die drei Abteilungen

nach dem Inhalt der Geschäfte bezeichnet I. als Präsidialabteilung für die Angelegenheiten des Innern,

II .

als Kirchen und Schul-

abteilung und III. als Abteilung für direkte Steuern , Domänen und Forsten. Die Einführung einer dritten , seitdem als Abteilung II bezeichneten Abteilung im Jahre 1888 hing zusammen mit der in demselben Jahre erfolgten Ausdehnung des Landesverwaltungsgesetzes vom 30. Juli 1883 auf die Rheinprovinz. Durch die Einführung dieses Gesetzes in der Rheinprovinz erfuhr die bisherige kollegialische Abteilung des Innern eine wesent-

196

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

liche Änderung .

Die Bearbeitung der eine kollegialische Behand-

lung erheischenden Geschäfte wurde dem Bezirksausschuss , die der übrigen dem Regierungspräsidenten allein übertragen und ihm für diesen Zweck

ein Oberregierungsrat ¹ )

und

die

erforderliche

Anzahl von Räten beigegeben. Für die Verwaltung der übrigen Geschäfte wurde , soweit sie nicht bereits bestand, eine zweite Abteilung für Kirchen- und Schulsachen eingerichtet und die Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten beibehalten .

In beiden

letzteren Abteilungen werden die Geschäfte, wie früher, unter dem Regierungspräsidenten kollegialisch bearbeitet, dem überdies die Befugnis beigelegt ist, auch in den Angelegenheiten dieser Abteilungen Regierungsbeschlüsse ausser Kraft zu setzen und in eiligen Sachen unter persönlicher Verantwortung selbständig zu verfügen. Übrigens war das Ministerium bei der nach § 22 des Landesverwaltungsgesetzes vorgeschriebenen Bildung der Kirchen- und Schulabteilungen in Koblenz, Köln, Aachen und Trier der Meinung, dass es nicht erforderlich sei, für diese Abteilungen neue Oberregierungsratsstellen einzurichten,

dass

dieser Abteilungen

es

vielmehr möglich sein werde, die Leitung

den den Regierungspräsidenten beizugebenden

Oberregierungsräten in derselben Weise mitzuübertragen, auch bei anderen Regierungen geschehen sei . verfahren worden .

wie das

Danach ist zunächst

Erst mit der Mehrung der Geschäfte wurden

auch bei den Regierungen in Düsseldorf, Trier, Koblenz und Köln eigene Oberregierungsräte für die zweiten Abteilungen bestellt³) . Infolge des Inkrafttretens des Landesverwaltungsgesetzes in der Rheinprovinz wurde auch das Spezialpräsidium des Oberpräsidenten bei der Koblenzer Regierung aufgehoben und hier statt des

bis-

herigen Vizepräsidenten ein Regierungspräsident bestellt. Die Regierungskollegien haben in der Folge eine Vergrösserung erfahren durch die Vermehrung der technischen Mitglieder, nämlich durch die Bestellung der Katasterinspektoren, der Gewerberäte und der Gewerbeschulräte ³ ). Geistliche Räte sind seit 1845 , seitdem der grösste Teil der kirchlichen Angelegenheiten auf die Konsistorien übergegangen, bei den Regierungen nicht mehr angestellt worden. 1) In Düsseldorf nach Ausweis des Staatshandbuches seit 1898 zwei Oberregierungsräte . 2 ) Nach Ausweis der Staatshandbücher in Düsseldorf 1895, in Trier 1900, in Koblenz 1904, in Köln 1907 . 3) Über diese technischen Räte wird unten gehandelt werden.

197

und die ihnen angegliederten Behörden. Das Landesverwaltungsgesetz vom

30. Juli 1883 ist in der

Rheinprovinz vom 1. Juli 1888 an in Kraft getreten ¹) . Von diesem Zeitpunkte an wurden auch in der Rheinprovinz in engster Verbindung mit den Regierungen die neuen Behörden der Bezirksausschüsse eingerichtet zur Erledigung

der

sachen und der Verwaltungsbeschlusssachen .

Verwaltungsstreit-

Der Bezirksausschuss

vereinigt also in sich mit Geschäften der Landesverwaltung auch die eines Bezirksverwaltungsgerichts .

Der Bezirksausschuss besteht

unter dem Vorsitze des Regierungspräsidenten aus 6 Mitgliedern . Von ihnen werden zwei auf Lebenszeit ernannt und vier vom Provinzialausschusse aus den Bezirkseingesessenen gewählt.

Zu ihrer

Vertretung werden Stellvertreter ernannt und gewählt.

Von den

ernannten Mitgliedern muss einer zum Richteramt, der andere zum höheren Verwaltungsdienst befähigt sein. Aus ihnen wird der Stellvertreter des Regierungspräsidenten im Vorsitze des Bezirksausschusses

vom

Könige

mit

dem

Titel Verwaltungsgerichts-

direktor ernannt. Als erste Verwaltungsgerichtsdirektoren wurden zum 1. Juli 1888 berufen für den Bezirksausschuss in Aachen der bisherige Landrat Frowein in Wesel,

für Köln

der Regierungsrat

Schommer in Koblenz, für Düsseldorf der Regierungsrat Büsgen in Düsseldorf, für Trier der Regierungsrat Hoppe in Trier und für Koblenz der Regierungsrat von Rosenberg- Gruszczynski in Koblenz.

In Angliederung an die Regierungspräsidien sind in neuester Zeit die Oberversicherungsämter cingerichtet worden. Das Deutsche Reich hat seit der Kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 eine umfassende öffentliche Versicherung der sogenannten besitzlosen

Volksklassen

für

Fälle

der Krankheit ,

des

Unfalls, des Alters und der Invalidität durchgeführt. Die verschiedenen zu diesen Zwecken erlassenen Gesetze sind neuerlich durch die Reichsversicherungsordnung vom

19. Juli

1911

weiter

ausgebaut, auf die Hinterbliebenenversicherung ausgedehnt und einheitlich zusammengefasst worden . Als Träger der Arbeiterversicherung erscheinen die Berufsgenossenschaften

für die Unfallversicherung,

die Krankenkassen und die Anstalten für Alters- , Invaliditäts- und Hinterbliebenenversicherung . Als Behörden für die Reichsversicherung sind

unter dem Reichsversicherungsamt als Aufsichtsbehörde

des

1) Nach § 101 und § 104 der Kreisordnung für die Rheinprovinz . Ges.-S. 1887, S 109.

198

IV, 6. Die Königlichen Regierungen

Reichsversicherungswesens in den Provinzen die Versicherungsämter und die Oberversicherungsämter eingerichtet worden. Die Versicherungsämter, bei der unteren Verwaltungsbehörde errichtet. aus deren Leiter als Vorsitzendem und aus wenigstens 12 Versicherungsvertretern bestehend, sind auf die Kranken- und Unfallversicherung

beschränkt und

Spruchbehörden.

entscheiden

als Beschluss- und

als

Die Oberversicherungsämter an den Sitzen der

Regierungen sind die höheren Beschluss-, Spruch- und die Aufsichtsbehörden. Sie bestehen aus dem vorsitzenden Direktor, dessen ständigem Vertreter und mindestens einem weiteren ständigen Mitgliede , ausserdem aus

ehrenamtlichen, je zur Hälfte aus Arbeit-

gebern und Versicherten gewählten Mitgliedern ¹ ) . Eine noch neuere

Ergänzung

hat die

Arbeiterversicherung

durch das Reichsversicherungsgesetz für Angestellte vom 20. Dezember 1911 gefunden .

Als Organe der Reichsversicherungsanstalt für An-

gestellte in Berlin sind in den Provinzen angeordnet die Rentenausschüsse, Bezirken .

die Vertrauensmänner und die Schiedsgerichte in den

Die Präsidenten der rheinischen Regierungen : 1. Regierung zu Aachen : von Reiman 1816-1834 ; - Graf von Wedel von Arnim 1834-1837 ; - von Cuny 1837-1844 ; 1844-1848 ; Kühlwetter 1848-1866 ; ― Dr. von Bardeleben 1866-1873 ; 1878-1892 ;

--

1907-1917 ; ―

-

von Leipziger 1873-1878 ; von Hartmann 1892-1907 ;

von

Hoffmann

Dr. von Sandt

Freiherr von Dalwigk 1917-

2. Regierung zu Düsseldorf : von Pestel 1816-1831 ; Freiherr von Schmitz-Grollenburg 1831-1834 ; - Graf zu Stolberg — 1834-1837 ; Freiherr Spiegel von Borlinghausen 1837-1850 ; von Massenbach 1850-1866 ; --- von Kühlwetter 1866-1871 ; von Götz 1871-1872 ; -- Freiherr von Ende 1872-1876 ; -

Bitter 1876-1877 ; - von Hagemeister 1877-1883 ; Freiberr von Berlepsch 1884-1890 ; - Freiherr von der Recke 1890-1895 ; Freiherr von Rheinbaben 1896-1899 ; - von Holleufer 1899-1902 ; Schreiber 1903-1909 ; Dr. Kruse 1909-

1) Reichsversicherungsordnung vom 19. Juli 1911 , § 35 ( RG BI. 1911 , S. 509) und Verordnung über Geschäftsgang und Verfahren der Oberversicherungsämter vom 24. Dezember 1911 (RG Bl. 1911 , S. 1095).

und die ihnen angegliederten Behörden.

199

3. Regierung zu Kleve : von Erdmannsdorf 1816-1822. 4. Regierung zu Koblenz : Präsident von 1816-1817 der Oberpräsident Freiherr von Ingersleben ; Vizepräsident, seit 29. November 1817 Präsident Freiherr von Schmitz-Grollenburg 1816-1825 ; - von 1825-1888 waren Chefpräsidenten die Oberpräsidenten, unter ihnen die Vizepräsidenten Fritsche 1825-1834 ; Freiherr von Freiherr von Spiegel-Borlinghausen 1834-1837 ; Schleinitz 1837-1842 ; - von Massenbach 1842-1850 ; - von Schede 1854-1859 ; - Delius 1859Spankeren 1850-1854; 1861 ; -Günther 1861-1863 ; - Graf von Villers 1863-1873 ; -

Freiherr Konopacki 1873–1878 ; - von Neefe 1878-1881 ; von Berlepsch 1881--1883 ; von Sydow 1883-1884 ; von die Puttkamer, seit 1888 Regierungspräsident, 1884-1890 ; Regierungspräsidenten von Itzenplitz 1890-1895 ; ― Dr. Wentzel Freiherr von 1895-1898 ; - von Trott zu Solz 1898-1899 ; Hövel 1899-1910 ; - Dr. Prinz von Ratibor und Corvey, Prinz zu Hohenlohe Schillingsfürst 1910-1911 ;

Scherenberg 1911-

1917 : - von Gröning 19175. Regierung zu Köln :

Chefpräsident war von 1816-1817

der Oberpräsident Graf zu Solms-Laubach ; unter ihm als Regierungs . direktor, dann als Präsident Freiherr vom Hagen 1816-1825 ; Delius 1825-1834 ; -- Ruppenthal 1834--1839 ; - von Gerlach 1839--1844 ; - (Freiherr von Patow 1844) ; von Bonin 18441845 ; ―

von Raumer 1845-1848 ; - von Wittgenstein 1848 ; von Bernuth 1867-1884 ; - von Sydow von Möller 1849-1867 ; Freiherr von Richthofen 1894-1901 ; -- von Balan 1884-1894 ; 1901-1905 ; Steinmeister 1905-1917 ; ―― von Stark 19176. Regierung zu Trier: Delius 1816-1825 ; Freiherr von Freiherr von Bodelschwingh Schmitz-Grollenburg 1825-1831 ; 1832-1834 ; von Ladenberg 1834-1837; -- von Schaper 1837-1842 ; - R. von Auerswald 1842-1848 ; - Sebaldt 1849von Gaertner Freiherr von Schleinitz 1863-1866 ; 1863 ; -

1866-1870 ; - von Ernsthausen 1870-1874 ; - von Wolff 18741881 ; - Nasse 1881-1888 ; --- von Pommer- Esche 1888-1890 ; Dr, zur Nedden 1899-1903 ; - von von Heppe 1890-1899 ; Bake 1903-1908 ; -- Dr. Baltz 1908-1918 ; - Dr. Momm 1918-

200

IV, 7. Die Standesherren

7.

Die Standesherren und die Fürstlichen Regierungen.

Die Rheinbundsakte vom 12. Juli 1806 hat eine Anzahl bis dahin reichsunmittelbarer Fürsten und Grafen mittelbar gemacht und der Landeshoheit der Rheinbundfürsten unterworfen. Nach Auflösung des Rheinbundes hat dann der 14. Artikel der Deutschen Bundesakte diesen ehemaligen Reichsständen und Reichsangehörigen gewisse Vorrechte zugesichert, namentlich die Zugehörigkeit der fürstlichen und gräflichen Häuser zu dem hohen Adel und das Recht der Ebenbürtigkeit, die Aufrechterhaltung der Familienverträge und die Verfügungsfähigkeit über ihre Güter und Familienverhältnisse , den sogenannten privilegierten Gerichtsstand und die Befreiung von Militärpflicht für sich und ihre Familien, die Ausübung der Gerichtsbarkeit in erster und bei genügend grossen Besitzungen in zweiter Instanz , die Ortspolizei und Aufsicht in Kirchenund Schulsachen und über milde Stiftungen nach Vorschrift der Landesgesetze und unter Oberaufsicht der Landesregierungen. Mit der Erwerbung der Rheinprovinzen übernahm der Staat Preussen die folgenden vormals reichsunmittelbaren und dann mittelbar gewordenen Fürsten und Grafen : den Fürsten von WiedNeuwied wegen der niederen Grafschaft Wied mit Ausnahme des Amtes Grenzhausen, den Fürsten von Wied-Runkel wegen der oberen Grafschaft Wied mit Ausnahme des Amtes Runkel und wegen der Ämter Altenwied und Neuerburg, den Fürsten von Solms- Braunfels wegen der Ämter Braunfels und Greifenstein und den Fürsten von Solms- Hohensolms-Lich wegen des Amtes Hobensolms, sämtlich in der Provinz Niederrhein und seit 1806 der Landeshoheit des Herzogtums Nassau untergeben ; ferner in der Provinz Jülich- Kleve- Berg den Grafen von Wallmoden

wegen Neustadt-Gimborn

und

den

Fürsten von Wittgenstein-Berleburg wegen der Herrschaft Homburg ¹ ). Zur Regelung

der Verhältnisse

der

preussischen vormals Reichs-

unmittelbaren erging die Verordnung vom 21. Juni 1815 ), welche ihre Rechte nicht nur gemäss der Bundesakte festgestellt, sondern 1 ) Der Graf von Wallmoden und der Fürst von Wittgenstein - Berleburg haben in den Jahren 1819 bzw. 1821 ihren standesherrlichen Gerechtsamen entsagt und kommen also hier nicht mehr in Betracht. Vgl . unten Abschnitt 8 die Kreise Gimborn und Homburg. 2) Ges.-S. 1815 , S. 105.

201

und die Fürstlichen Regierungen .

bei dem grossen Entgegenkommen, welches

die

preussische Re-

gierung gegen die Standesherren damals wie in der Folgezeit bewies, darüber hinaus noch erweitert hat. Es wurden ihnen nämlich gewährleistet der Besitz der Domänen und der davon herrührenden Einkünfte und die direkten Steuern vorbehaltlich der Verwendung zu des Landes Besten, die Freiheit von Personal- und Grundsteuern, jedoch nicht von ausserordentlichen und von Kriegssteuern und nicht von indirekten Steuern, die Nutzung der Jagd und der Berg- und Hüttenwerke, die Haltung von Ehrenwachen, das Recht der Ausübung der Gerichtsbarkeit in erster und zweiter Instanz und der bevorzugte Gerichtsstand vor den Obergerichten für sich und ihre Familien, die Ausführung und Vollstreckung der Staatsgesetze und Anordnungen durch ihre Behörden. Diese Grundsätze bedurften weiterer Bestimmungen , um die Rechte der Standesherren in Wirksamkeit zu setzen. Zu dem Zwecke mussten die Rechtsverhältnisse der einzelnen Standesherren aufgeklärt und danach geprüft werden, wie und in welchem Umfange diese Rechte mit Rücksicht auf das Staatsinteresse weiter bestehen könnten oder geändert werden müssten .

Für diesen Zweck

waren Verhandlungen mit jedem Standesherrn zur Aufklärung ihrer Verhältnisse angeordnet und den beiden Oberpräsidenten übertragen worden, unter denen ein Mitglied

der zuständigen Regierung

Unterhändler die Verhandlungen zu führen batte.

als

In der Provinz

Niederrhein führte der Koblenzer Regierungsdirektor von SchmitzGrollenburg die Verhandlungen,

in der Provinz Jülich-Kleve- Berg

die Regierungsräte von Auer und Gosen .

Daneben war der Teil

der aufklärenden Verhandlungen, welcher die Bestimmung der Gerichtsbarkeit und Hausverträge betraf, dem Oberlandesgerichtspräsidenten Sethe und der Immediat-Justiz - Kommission überwiesen worden. Da aber die Regierungen zu Koblenz und Köln mit Rücksicht auf ibre übrigen Geschäfte in jenen arbeitreichen Jahren der ersten Einrichtungen durch einen solchen Sonderauftrag ihrer Mitglieder belastet wurden, so verfügte der Staatskanzler unter 30. September 1817 , dass die Regelung der standesherrlichen Verhältnisse durch den Wirklichen Geheimen Legationsrat Klüber als

unmittelbaren

Königlichen Vertreter verhandelt und bearbeitet werden sollte .

In

einer Anweisung, die der Staatskanzler Klüber erteilte, wurde dieser noch besonders angewiesen, dass der Zweck seiner Aufgabe nicht der sei, mit den Standesherren wie mit Unabhängigen über strittige Rechte zu verhandeln, als welche vielmehr durch die Bundesakte

202

IV, 7. Die Standesherren

und durch den Erlass vom 21. Juni 1815 umschrieben seien. Diese Grenze solle

nicht

überschritten werden.

Nur innerhalb

dieser

Grenze solle das Verhältnis der Standesherren und ihr Rechtszustand so gebildet werden, wie sich ihr Interesse mit dem des Staates am besten vereinigen lasse.

Zu dem Zwecke sollten die Standesherren

über alles gehört und es solle mit ihnen zu gegenseitiger Belehrung und Berichtigung verhandelt werden, bis auf Grund der aufgeklärten Sachlage vom Könige die zur Ausführung des Erlasses vom 21. Juni 1815 nötigen Bestimmungen getroffen werden könnten.

Mit Aus-

schluss der Einrichtung der Gerichte und der Feststellung des Verfahrens wurde auch die

bisherige

übrige Aufgabe der Immediat-

justizkommission Klüber zugewiesen, der im übrigen mit ihr und mit den beiden Oberpräsidenten in Verbindung bleiben sollte ¹ ) . Auf Grund der von Klüber in den Jahren 1817 bis 1820 geführten Verhandlungen ist

dann

die Königliche Verordnung vom

30. Mai 1820 " wegen Ausführung des Edikts vom 21. Juni 1815 betreffend die Verhältnisse der vormals unmittelbaren deutschen Reichsstände in der preussischen Monarchie" erlassen worden *). Inbalt

besagt :

Die

Standesherren

sind der

Hoheit

der

Ihr

Krone

Preussen und den allgemeinen Landesgesetzen unterworfen und geniessen für ihre Personen, Familien und standesherrlichen Besitzungen die bundesrechtlich zugesicherten Rechte und Vorzüge .

Die Häupter

der Familien haben dem Könige bei jedem Regierungswechsel und beim Wechsel in der Standesherrschaft zu huldigen .

Die Mitglieder

der Familien sind berechtigt, ihre früheren Titel und Wappen zu führen, jedoch mit Hinweglassung solcher Worte und Symbole, durch welche ihr Verhältnis zum deutschen Reiche oder ihre vormalige Eigenschaft reichsständischer regierender Landesherren bezeichnet wird.

Für den Kanzleistil

wird

den fürstlichen und gräflichen

Häusern das Prädikat „„ Herr“ und „ Frau “ , „ Durchlaucht " und n Erlaucht " erteilt und den die Standesherrlichkeit ausübenden Häuptern und Vormündern überlassen, in ihren Kanzleischriften, wenn solche nicht an Königliche Hof- , Staats- und Militärbehörden gerichtet sind, von sich durch 17 Wir " und " Uns" zu sprechen.

Es

darf der standesherrlichen Familien in den Kirchengebeten Erwähnung geschehen und öffentliche Trauer bei Todesfällen stattfinden. Die Häupter der standesherrlichen Familien dürfen Ehrenwachen halten.

1) St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 200 und Abt, 402 Nr. 117. 2) Ges.-S. 1820, S. 81-100 .

und die Fürstlichen Regierungen .

203

Sie und die Mitglieder ihrer Familien sind frei von Militärpflicht und von ordentlichen Personalsteuern, nicht aber von indirekten Steuern.

Sie haben einen bevorzugten Gerichtsstand vor dem Ober-

landesgericht. Stamm- oder Familienausträge und Austräge in peinlichen Sachen werden in beschränktem Masse anerkannt. Sie dürfen mit Königlicher Genehmigung Verfügungen über ihre Familienverhältnisse und Güter treffen . Den Standesherren verbleibt in ihren standesherrlichen Bezirken die Benutzung der Jagd- und Fischereigerechtigkeit, der Berg- , Hütten- und Hammerwerke.

Die

Standesherren geniessen für ihre althergebrachten Domänen Freiheit von der Grundsteuer, nicht jedoch von ausserordentlichen, namentlich Kriegssteuern, und für ihre Schlösser und Wohnhäuser Freiheit von der Einquartierung .

Die Erhebung der vor dem 21. Juni

1815

bestandenen direkten Steuern geschieht durch die Einnehmer der Standesherren unter Aufsicht des Kreislandrats . Aus dem jährlichen Einkommen sind die Entschädigungsrenten, die Verzinsung und Tilgung der auf das Standesgebiet übernommenen Staatsschuld, die Kosten für die Verwaltung der Justiz , der Polizei und der Aufsicht, über Kirchen und Schulen zu bestreiten und ein Überschuss an die Regierungshauptkasse abzuführen .

Die Standesherren können für

ihre Person und Familie in Absicht aller persönlichen Beziehungen und Leistungen aus der Verbindung mit den Gemeinden ausscheiden . Für die Erhebung und Beitreibung der von den Standesherren zu beziehenden Steuern , Nutzungen und Domänengefälle geniessen die standesherrlichen Behörden dieselben Rechte wie die Königlichen Behörden, (also auch das Recht der Zwangsbeitreibung) . Nach § 38 ff . der Verordnung steht den Standesherren die Ausübung bestimmter Regierungsrechte nach den Landesgesetzen und unter Aufsicht der Königlichen Behörden zu . Und zwar sind diese Rechte folgende :

lichen

1. Die Ausübung der bürgerlichen und peinlichen, der polizeiund der Forstgerichtsbarkeit in ihren Standesherrschaften

unter Aufsicht des Oberlandesgerichts in erster und, we sie hergebracht, in zweiter Instanz, wenn die Kosten durch die Steuern oder durch Zuschuss der Standesherren gedeckt werden . Königliche Beamte und eximierte Personen sind von der standesherrlichen Gerichtsbarkeit ausgenommen . 2. Die niedere Polizei . Die Standesherren üben sie aus durch Ortspolizeibeamte und durch einen unter Leitung und Aufsicht der Königlichen Regierung stehenden Oberbeamten, welcher unter dem-

204

IV, 7. Die Standesherren

Titel eines Polizei- oder Regierungsrates die Aufsicht und Leitung der Polizeiämter führt und die Gewalt ausübt, welche den Landräten zusteht.

Wollen

die Standesherren von

der Befugnis

zur

Anstellung eines solchen Oberbeamten keinen Gebrauch machen, so geht die Ausübung der Polizei auf den Königlichen Landrat über. Für das Gesundheitswesen und die niedere Forstpolizei können von den Standesherren eigene Beamte bestellt werden. 3.

Den Standesherren gebührt

die

Aufsicht

über Kirchen ,

Schulen, Erziehungsanstalten und milde Stiftungen durch besondere geistliche und Schulinspektoren.

Das Kirchenpatronatrecht und die

Bestellung der Schullebrer steht ihnen in hergebrachter Weise zu . 4. Für die Ausübung der Gerichtsbarkeit, der Polizeiverwaltung und der Konsistorialgerechtsame bilden die Standesherrschaften eigene Bezirke, jedoch mit Vorbehalt solche für sich oder

des Rechtes

durch Verbindung

mit

der

Staatsregierung,

einem

unmittelbaren

Gebiete, wiewohl für die obigen Verwaltungszweige als abgesonderte Bezirke bestehend , zu landrätlichen Kreisen zu vereinigen, falls das Interesse der höberen Verwaltung oder das der Untertanen es ratsam macht.

Der Königliche Landrat übt in dem standesherrlichen Ge-

biete alle den Standesherren nicht zugestandenen Königlichen Re gierungsrechte aus ¹). Die standesherrlichen Behörden sind verpflichtet, ihn dabei zu unterstützen . 5. Die Publikation der Gesetze

und der Verordnungen der

Königlichen Oberbehörden geschieht durch die Gesetzsammlung und durch die Amtsblätter. 6. Die Beamten, welche die Standesherren für die Ausübung der ihnen überlassenen Regierungsrechte ernennen, sind zugleich als Staatsdiener zu betrachten und werden in ihrem Amts- oder Diensteide vor den Standesherren dem Könige verpflichtet. Eine unmittelbare Einwirkung in die sachliche Geschäftsführung ihrer Beamten steht den Standesherren nicht zu. 7.

Die Kosten der überlassenen

obrigkeitlichen Verwaltung

sind durch die besonderen, einzelnen Verwaltungszweigen gewidmeten Einnahmen und durch die direkten Steuern zu bestreiten. Das Fehlende ist von den Standesherren aus eigenen Mitteln zuzuschiessen.

1 ) Dazu rechnet der § 55 die Militäraushebungsgeschäfte und die der Landesbewaffnung, sowie die Steuersachen. Es gehörten aber vor allen dazu die Landeshoheitsachen und die allgemeine Landespolizei.

205

und die Fürstlichen Regierungen .

8. Die Standesherren können für ihren Hausstaat, für die Verwaltung ihrer Domänen und Gerechtsame, für ihre Privat- und Familienangelegenheiten aus ihren Mitteln eigene Diener anstellen, ihnen angemessene Titel beilegen und sie zu einem Kollegium als Rentkammer oder Domänenkanzlei vereinigen.

Auf Grund dieser Bestimmungen der Verordnung vom 30. Mai 1820 haben die Standesherren alsbald die ihnen überlassene, bisher von

den

Königlichen

standesherrlichen

Landräten

Gebiete

geführte

durch Ernennung

Verwaltung von

für

ihre

Oberbeamten

eingerichtet. Der Fürst zu Wied-Neuwied ernannte zu dem Zwecke den Kreissekretär Hans Karl Heuberger zum Regierungs- und Polizeirat. Er wurde

vom

Ministerium

unter Vorbehalt der Ablegung eines

Examens bestätigt und durch einen Kommissar der Regierung zu Koblenz am 25. April 1822 in die Geschäfte seiner Verwaltung eingeführt.

Auch die Verwaltung des Dorfes Irlich ) in Justiz- und

Polizeisachen und in Sachen der Steuererhebung wurde ihm auftragweise übertragen und der Ort in diesem Masse mit dem Standesgebiete Wied-Neuwied verbunden 2 ).

Da der fürstliche Regierungs-

und Polizeirat Heuberger in einigen Regierung an den Minister berichtete,

Fällen, wie die Koblenzer das Staatsinteresse und das

von Gemeinden berücksichtigt und dadurch erst die Umgebung des Fürsten und dann diesen selbst gegen sich eingenommen hatte , wurde er als Landrat nach Adenau versetzt und der Fürst ernannte an seiner Stelle den bisherigen Kreissekretär Jakob Duill zu Neuwied zum standesherrliehen Regierungs- und Polizeirat, der am 25. August 1825 in sein Amt eingeführt wurde ³ ) .

1 ) Irlich war zwischen Kurtrier und Wied streitig gewesen und wurde preussischerseits unter Vorbehalt der Hoheitsrechte in der obigen Weise mit dem Standesgebiet vereinigt. 2) Damals wurden die Kreise Linz und Neuwied unter der Benennung Kreis Neuwied vereinigt und die zum Kreise Koblenz gehörige Bürgermeisterei Engers mit den Orten Irlich, Gladbach, Weiss, Heimbach und der vormaligen Abtei Rommersdort mit dem Kreise Neuwied, der Ort Irlich aber unter Ausscheidung aus der Bürgermeisterei in obiger Weise mit dem Standesgebiet verbunden. 3) St.-A. Koblenz, Abt. 441 Nr. 4654. Die Koblenzer Regierung berichtete bei dieser Gelegenheit, dass die Stellung der standesherrlichen Oberbeamten eine sehr schwierige sei , da es ihnen auch bei der strengsten

206

IV, 7. Die Standesherren Der Fürst zu Wied-Runkel

zu Dierdorf präsentierte im Fe-

bruar 1821 den Hauptmann und vormaligen Kreiskassenrendanten Michael Josef Pasch zu Dierdorf zuni standesherrlichen Polizei- und Regierungsrat.

Erst am 1. Februar 1823 wurde

er vorbehaltlich einer Wiederholung des misslungenen Examens probeweise auf ein halbes Jahr durch den Landrat von Hilgers in die Geschäfte mit dem Amtsitze in Dierdorf eingeführt und ihm auch die Verwaltung des Königlichen, vormals gräflich von Walderdorfschen Anteils vom Kondominat Maischeid ¹ ) übertragen ³) . Für das Standesgebiet Solms-Braunfels wurde auf Antrag des Fürsten Wilhelm zu Solms der solmsische Geheime Rat und zeitweilige Kreiskommissar zu Braunfels Stephan ) als standesberrlicher Oberbeamter bestätigt. Am 28. Juni 1822 bewirkte ein Kommissar der Regierung zu Koblenz seine Einführung als „ Fürstlich Solmsischer Regierungsrat" im Standesgebiet von Solms-Braunfels mit dem Sitze zu Braunfels ). In dem standesherrlichen Gebiete von Solms-Hohensolms wurde am 28. September 1822 der Polizeirat Brühl als Oberbeamter mit dem Amtsitze in Hohensolms eingeführt 5).

Er übernahm später

Unparteilichkeit unmöglich sei, nicht hin und wieder eine standesherrliche Anmassung unsanft zu berühren. 1 ) Die Kirchspiele Maischeid und Isenburg oder das Amt Maischeid gehörte vor 1806 dem Fürsten von Wied-Runkel und dem Grafen von Walderdorf gemeinschaftlich. Dieses Gebiet war weder reichsritterschaftlich, noch ruhte darauf eine reichsgräfliche Stimme. Im Jahre 1806 kam es unter nassauische Hoheit. Der Graf von Walderdorf überliess die Ausübung seiner hoheitlichen Rechte in Polizei- und Gerichtsachen der nassauischen Regierung, welche den wied- runkelschen Beamten zu Dierdorf damit beauftragte. Preussen erkannte zwar demnächst das Gebiet, da es keine reichsständische Stimme gehabt hatte, nicht als standesherrlich an, überliess jedoch durch Kabinettsorder vom 29. November 1821 die Wahrnehmung der niederen Polizei und der Justiz in erster Instanz in diesem Kondominat Maischeid , wie in dem wirklichen Standesgebiete, dem Fürsten von Wied-Runkel ebenso , wie dem Fürsten von Wied-Neuwied diese Rechte im Orte Irlich überlassen worden waren . Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 11 Bd . 1. 2) St.-A. Koblenz , Abt. 441 Nr. 4655 ; Amtsblatt 1823, S. 94. 3) Stephan Josef Stephan war als bisheriger solmsischer Geheimrat von der preussischen Regierung als Kreiskommissar für den Kreis Braunfels bestellt worden . 4) St.-A. Koblenz, Abt. 441 , Nr. 4656. 5) Amtsblatt der Koblenzer Regierung 1822, S. 377.

207

und die Fürstlichen Regierungen.

auch noch die Geschäfte als Bürgermeister.

Und weil das kleine

Gebiet nur 3200 Seelen zählte , beantragte der Fürst i. J. 1837 , mit der Polizeiverwaltung auch noch die der Justiz in der Hand eines Beamten zu vereinigen.

Als der Polizeirat Brühl in Ruhestand

versetzt wurde , genehmigte das Staatsministerium eine solche Regelung in der Weise, dass der Amtmann Diesterweg in Atzbach beauftragt wurde, die Geschäfte des standesherrlichen Oberbeamten von Atzbach aus mit zu versehen . Am 12. März 1840 wurde Diesterweg durch den Landrat von Wetzlar in sein Amt eingeführt ¹). Auch in der Standesherrschaft Wildenburg-Schönstein wurde ein Oberbeamter bestellt, obwohl hier auf standesherrliche Gerechtsame auf Grund der deutschen Bundesakte keine Ansprüche erhoben werden konnten. Hier lagen die Verhältnisse folgendermassen.

Die

Standesherrschaft Wildenburg- Schönstein bestand aus zwei aneinander grenzenden,

aber früher getrennten Herrschaften Widenburg und

Schönstein. Jene gehörte zur mittelrheinischen Reichsritterschaft. Ihre Besitzer waren die Grafen von Hatzfeld- Schönstein, jetzt Trachenberg und 1803 in den preussischen Fürstenstand erhoben, und die Grafen von Hatzfeld-Weisweiler. Wildenburg gelangte durch die Rheinbundsakte unter bergische Hoheit und fiel 1815 an Preussen. Die Herrschaft Schönstein war der kurkölnischen Landeshoheit als sogenannte Unterherrschaft untergeben und gehörte den HatzfeldSchönstein allein zu. Im Jahre 1803 fiel sie an Nassau, 1815 an Preussen.

Beide

Herrschaften

geschlagen und bildeten

wurden

zum Kreise

Altenkirchen

hier die Bürgermeistereien Friesenhagen

und Wissen. Auf das Gesuch des Fürsten von Hatzfeld-Trachenberg wurden beide Herrschaften durch Kabinettsorder vom 9. Juni 1821 vereinigt und

unter dem Namen Wildenburg- Schönstein

zu

einer

Standesherrschaft erhoben, jedoch unter einigen Beschränkungen der standesherrlichen Rechte, die den vormaligen Reichsständen durch die Kabinettsorder vom 21. Juni 1815 und die Verordnung vom 30. Mai 1820 zugestanden waren. Immerhin wurden der standesherrlichen Familie gleichfalls

die Ausübung gewisser Regierungs-

rechte durch von ihnen zu ernennende Beamte bewilligt. Zum Justizbeamten erster Instanz wurde nunmehr Josef Wachter bestellt und zufolge einer Bekanntmachung des Justizministeriums vom 28. August 1826 war der Standesherrschaft auch gestattet worden, mit dem

1) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 39 und St.-A. Koblenz . Abt. 386, Nr. 9.

208

IV, 7. Die Standesherren

Amte des Richters auch das eines polizeilichen Oberbeamten in einer Person zu verbinden. Unterm 7. März 1831 wurden dem Oberbeamten Wachter die niedere Polizei und die Kommunalangelegenheiten übertragen ¹). Als aber Wachter sein Amt i. J. 1839 niederlegte,

nachdem er schon einige Zeit vorher die

Geschäfte

abgegeben, wurde die Verwaltung nach einer Bekanntmachung der Regierung zu Koblenz vom 19. Juni 1839 vom Landrat in Altenkirchen geführt "). Ganz ohne Reibungen hat sich die neue Verwaltungsart nicht eingeführt. Die Fürsten zu Wied und zu Solms fühlten sich durch einige Verfügungen der Regierung zu Koblenz,

in denen sie eine

Beschränkung der ihnen verliehenen standesherrlichen Gerechtsame zu finden glaubten,

beschwert und trugen diese Beschwerde dem

Könige mit dem Antrage auf Auslegung einiger Bestimmungen der Verordnung vom 30. Mai 1820 vor.

Bei der Erörterung darüber

ist das Staatsministerium zu der Überzeugung gelangt, dass es zwar bei den bisher

ergangenen Bestimmungen über die Verhältnisse

der vormals Reichsunmittelbaren verbleiben müsse,

dass

es

aber

sich empfehlen dürfte, auch für Wied und Solms eine kollegial eingerichtete Verwaltungsbehörde zu schaffen, wie solche kurz vorher der Grafschaft Wernigerode bewilligt worden war. In einem Berichte an den König vom 20. April 1824 ministerium die Grundlage

entwickelte das Staats-

einer solchen Verfassung.

Darch eine

Kabinettsorder vom 31. Mai 1825 hat sie der König genehmigt und gleichzeitig den heiden Fürsten gestattet,

eine solche Einrichtung

ihrer Verwaltungsbehörden einzuleiten. Diese Allerhöchste

Bewilligung hat

zunächst

den

Fürsten

zu Wied veranlasst, beim Staatsministerium die Mitteilung der für eine anderweitige Einrichtung

seiner Verwaltungsbehörden mass-

gebenden Grundsätze im Juni 1825 nachzusuchen ³ ) .

Darauf wurde

1) St.-A. Koblenz, Abt. 441 , Nr. 4901 . 2) Amtsblatt der Regierung zu Koblenz , 1839, S. 256. Wachter hat damals auch das Amt eines Richters für die Standesherrschaft Wildenburg und die Justizamtmannstelle in Schönstein niedergelegt. Sein Nachfolger in diesen Stellen wurde der bisherige Landgerichtsreferendar Sames, dessen Ernennung durch den Standesherrn vom Minister unterm 20. September 1839 genehmigt wurde. 3) Die beiden Grafschaften Wied-Runkel und Wied-Neuwied waren seit 1824 in einer Hand vereinigt. Am 28. April 1824 nämlich war der Fürst Friedrich Ludwig zu Wied-Runkel, nachdem er erst kurz zuvor seinem am 9. März verstorbenen Bruder Karl Ludwig gefolgt war, ge-

209

und die Fürstlichen Regierungen .

der Oberpräsident beauftragt, mit dem Fürsten in Verbindung zu treten, ihn mit den Grundsätzen bekannt zu machen und unter Prüfung und Erörterung der Ausführbarkeit oder der für die

ört-

lichen Verhältnisse nötigen Änderungen einen Einrichtungsplan mit dem Fürsten zu entwerfen und einzureichen. Im besonderen empfahl das Staatsministerium die Frage zu prüfen, ob bei der Einrichtung einer kollegialen Behörde die Vereinigung der Polizeiverwaltung mit der Justizpflege ausführbar sei. Das widersprach zwar den preussischen Verwaltungsgrundsätzen. Schon die Aufstellung der Frage war daher ein Entgegenkommen gegen die Standesherrschaft. Für den Fall der Nichtdurchführbarkeit empfahl das Staatsministerium , die künftige Fürstliche Regierung ausschliesslich für die Polizeiverwaltung und die Ausübung der Konsistorialgerechtsame zu bilden , deren Einrichtung im übrigen dem Fürsten zu überlassen sei. Die weiteren Verhandlungen wurden durch den Regierungspräsidenten Fritsche in Koblenz als Beauftragten des Oberpräsidenten mit dem Bevollmächtigten des Fürsten zu Wied , dem Kabinettsrat Pasch,

geführt.

Bereits am 29. Mai 1826 wurde die

Urkunde über die Einrichtung der Verwaltungsbehörden im Fürstlich Wiedschen Gebiet abgeschlossen und vom Könige unter 13. November 1826 genehmigt. Durch

diese

Verfassungsurkunde

wurden

Standesherren keine neuen Rechte bewilligt.

Sie

dem bezog

fürstlichen sich

nur

auf die Einrichtung seiner neuen Verwaltungsbehörden, denen innerhalb des Umfanges der früher verliehenen Rechte die Ausführung aller auf die gesetzliche Art

bekannt

gemachten

oder ihnen von

den Königlichen Behörden mitgeteilten Gesetze und Verordnungen übertragen wurde. Die Wahrnehmung der königlichen Gerechtsame der Landeshoheit, der allgemeinen Landespolizei, der Militärgewalt, der direkten und indirekten Steuern und aller übrigen Regalien und Monopole, die Untersuchung und Bestrafung von Übertretungen der in dieser Hinsicht bestehenden Gesetze und Verordnungen und die Einziehung der fiskalischen Strafen verblieb den landesherrlichen

storben.

Dadurch war die ältere Linie des fürstlichen Gesamthauses er-

loschen und nach den bestehenden Haus- und Familiengesetzen fiel WiedRunkel an das fürstliche Haus Wied-Neuwied. Unter dem 1. Mai erklärte der Prinz Maximilian zu Wied , dass er im Namen seines abwesenden Bruders, des Fürsten Johaun August Karl zu Wied, die Regierung des Fürstlich Wied-Runkelschen Gebietes angetreten habe. St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 4207. Bar, Die Bebördenverfassung der Rheinprovinz.

14

210

IV, 7. Die Standesherren

Behörden, denen es überlassen wurde, ob sie sich dabei der königlichen oder standesherrlichen Unterbehörden bedienen wollten . Die Aufsicht über die Ausübung

der Rechte

durch den Fürsten und

seine Regierung führten die Ministerien durch den Oberpräsidenten. Zur Ausübung der dem Fürsten überlassenen Regierungsrechte im Umfange des Standesgebietes wurde unter den

eine kollegiale

Behörde

Namen „ Fürstlich Wiedsche Regierung"

einge-

richtet, deren Personal aus einem Direktor, zwei Justizräten, zwei Regierungsräten, einem Kirchen- und einem Schulrat, einem Forstrat, einem Medizinalrat und einem Assessor gebildet wurde.

Ihre An-

stellung hing unter Voraussetzung der gesetzlichen Befähigung allein vom Fürsten ab. Die fürstliche Rentkammer und Domänenverwaltung blieben von der Regierung getrennt und die Beamten jener Verwaltung konnten nicht Mitglieder der Regierung sein.

Die letz-

teren blieben Staatsdiener und wurden dem Könige und dem Fürsten verpflichtet.

Sie hatten den Verfügungen des Fürsten, welche nach

ihrer gewissenhaften

Überzeugung den Gesetzen

nicht

entgegen

waren, bei allen die Justizpflege nicht betreffenden Gegenständen ihrer Verwaltung Folge zu leisten . In Justizsachen beschränkte sich die Teilnahme des Fürsten lediglich auf eine Einwirkung bei Beschwerden über verzögerte Justiz. Für die Bearbeitung der Justizsachen, der Polizei- und Kommunalsachen und der Kirchen- und Schulangelegenheiten bildete die Fürstliche Regierung drei Abteilungen . Die Ausfertigungen aber hatten in allen Fällen unter dem Titel der Fürstlichen Regierung zu geschehen. Der Direktor der Regierung musste stets der Direktor der Justizabteilung, also zur Justiz verpflichtet sein. Der Justizabteilung 1 ),

in welcher nur die

zur

pflichteten Mitglieder der Regierung Stimme hatten,

Justiz

ver-

wurden alle

1 ) Diese Justizabteilung war schon früher eröffnet worden als die Gesamtregierung und zwar als Fürstlich Wiedsches Standesherrliches Obergericht am 3. Juli 1826 durch den damit beauftragten Landgerichtspräsidenten Wurzer aus Koblenz. Dadurch war die von dein Staatsministerium zur Frage gestellte Vereinigung von Justiz und Verwaltung in einer Behörde wenigstens äusserlich vermieden, gegen die sich übrigens der Präsident Wurzer in einem Gutachten vom 17. Dezember 1825 ausgesprochen hatte. Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 11 Bd . 1. - Die Eröffnung des Standesherrlichen Obergerichts ist im Amtsblatt der Koblenzer Regierung 1826 , S. 314 bekannt gemacht worden. Über die Zuständigkeit wird unten Abschnitt 15 gehandelt werden .

211

und die Fürstlichen Regierungen .

Justizsachen mit Ausnahme der zur katholischen geistlichen Gerichtsbarkeit gehörigen im zweiten und

ersten Rechtszuge

überwiesen .

Die Berufung von der Regierung im zweiten Rechtszuge ging an den Appellationshof in Köln, dem auch das Recht der Oberaufsicht übertragen wurde . Die Königlichen Beamten und die Eximierten ¹) wurden von der Gerichtsbarkeit der Regierung ausgenommen. Von den Erkenntnissen der Regierung

in Ehescheidungssachen

ersten

Rechtszuges ging die Berufung nach Köln und im dritten Rechtszuge an den Revisionshof in Berlin .

Die Rechtspflege im zweiten

Rechtszuge erstreckte sich auch auf das Dorf Irlich.

Die dortigen

Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit sollten unter Leitung und Aufsicht des fürstlichen Justizbeamten stehen . Die Befugnis der Fürstlichen Regierung hinsichtlich der Polizeiverwaltung umfasste die Beaufsichtigung der Ortspolizeibehörden und die Ausübung der in den unmittelbaren Landesteilen den Landräten zustehenden Polizeigewalt.

Die allgemeine Landespolizei sollte

jedoch auch ferner von den Königlichen Behörden ausgeübt werden und die Ortsbehörden verpflichtet sein, die dazu nötigen landrätlichen Befehle anzunehmen und zu befolgen. Im übrigen sollten alle Polizeiangelegenheiten,

auch die Gewerbepolizei und das Ge-

meindewesen, von der Regierung und die Gesundheits-, Forst- und Jagdpolizei im besonderen durch die technischen Räte werden .

bearbeitet

Die der Regierung nicht überwiesenen Hoheitsrechte hatte.

der Landrat unter Leitung der Königlichen Regierung zu verwalten und dabei die Fürstlichen Behörden in Anspruch zu nehmen. Die Angelegenheiten der Kirchen anstalten und milden Stiftungen wurden

und Schulen ,

Erziehungs-

der Kirchen- und Schul-

abteilung der Fürstlichen Regierung in dem Umfange überwiesen, in welchem die Kirchen- und Schulkommissionen der Königlichen Regierungen damit betraut waren . Dem Fürsten wurde die Berechtigung erteilt, mit Beachtung der Gesetze und mit Ausnahme der einer landesherrlichen Teil-

nahme bedürfenden Gegenstände im Umfange seiner Rechte selbstständig und im eigenen Namen Verordnungen zu erlassen . Für alle öffentlichen Bekanntmachungen ausser den in der Gesetzsammlung und im Regierungsamtsblatt erscheinenden Gesetzen und Verord-

1 ) Durch Kabinettsorder vom 7. Januar 1828 wurde der Regierung in der Eigenschaft eines standesherrlichen Obergerichts auch die Gerichtsbarkeit über Eximierte übertragen . Akten des Oberpräsidiums III 2 C Nr . 10.

212

IV, 7. Die Standesherren

nungen wurde unter dem Titel

„Fürstlich Wiedsches Regierungs-

und Intelligenzblatt " ein amtliches Blatt für das fürstliche Gebiet eingeführt. Am 30. April 1827 ist die Fürstliche Regierung in Neuwied im Auftrage des Oberpräsidenten durch den Regierungspräsidenten Fritsche eingeführt worden.

Als Beamte sind damals vom Fürsten

bestellt worden : der Regierungsdirektor Johann Christoph Becker ¹), die Justizräte Karl Pasch und Bausch und der Assessor Linz, als Regierungsräte Michael Josef Pasch und Duill, die bisherigen Oberbeamten der oberen und niederen Grafschaft, als Oberforstmeister von Egloffstein, Mess 2).

als Medizinalrat

Dr.

Jung

und

als

Kirchenrat

Unterm 29. Juni 1825 kam auch der Fürst zu Solms- Braunfels um

eine

anderweite Einrichtung seiner Verwaltung auf der

Grundlage der Kabinettsorder vom 31. Mai 1825 ein .

Von der

Errichtung eines Obergerichts sah der Fürst im Laufe der vom Oberpräsidenten mit dem Fürstlichen Geheimrat Stephan geführten Verhandlungen vorläufig ab und beschränkte seinen Antrag auf die Bildung einer Oberbehörde für Polizei und Verwaltung in weltlichen und geistlichen Sachen. Das Staatsministerium war damit unter der Voraussetzung einverstanden, dass der jedesmalige Regierungsdirektor die Befähigung zur Justiz nachweise .

Am 26. April und

3. Mai wurde die Verfassungsurkunde über die Einrichtung der Verwaltungsbehörde unterzeichnet und vom Könige unterm 9. August 1827 bestätigt.

Ihr Inhalt entsprach durchaus derjenigen, die mit

1 ) Sein Nachfolger wurde im November 1836 der Geheime Regierungsrat Pasch. 2) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 10. In diesen Akten finden sich auch zwei Anträge des Fürsten zu Wied , die Ausserlichkeiten betrafen. Er hatte Anstoss an der von den Behörden häufig gebrauchten Bezeichnung Standesherrschaft Wied " genommen . Da das vormals reichsunmittelbare Gebiet keine Herrschaft, sondern eine Grafschaft gewesen, empfahl er die Bezeichnung als Grafschaft Wied Die Behörden wurden danach vom Staatsministerium unterm 31. Juli 1828 angewiesen. - Und im Dezember 1837 trug der Fürst zu Wied darauf an, seine Regierung in Erlassen und Schreiben entweder als „Fürstliche Regierung " ohne Prädikat, wie es Ingersleben getan, oder, wenn mit Prädikat, mit „hochlöblich und nicht wie Pestel und Bodelschwingh, mit „ wohllöblich “ anzureden, weil das das Ansehen bei den Unterbehörden vermindern könne. Der Minister des Innern verfügte an den Oberpräsidenten unterm 27. März 1838, den Kurialstil ohne Prädikat wieder einzuführen .

213

und die Fürstlichen Regierungen . dem Fürsten zu Wied abgeschlossen worden war ¹).

Die

Aus-

übung der dem Fürsten zustehenden Polizei-, Verwaltungs- und Konsistorialrechte wurde einer kollegialisch eingerichteten Behörde unter dem Namen " Fürstlich Solms - Braunfelsische Regierung

übertragen, deren Personal sich aus

einem Direktor,

zwei Regierungsräten, dem Superintendenten und einem zweiten Geistlichen als Kirchen- und Schulräten, einem Forstrat und dem fürstlichen Physikus als Medizinalrat zusammensetzen sollte.

Für

den Fall, dass der Fürst später die Regierung zugleich als standesherrliches Obergericht einzurichten wünschen sollte, wurde die Bestimmung getroffen, dass ausser dem Direktor auch die beiden Regierungsräte ihre Fähigkeit zum Richteramt nachweisen müssten , und dass ausserdem ein Justizassessor zu bestellen sei . Am 1. Juli 1828

fand die Einführung der Fürstlich Solms-

Braunfelsischen Regierung mit dem Sitze in Braunfels Mitgliedern bestellte

der Fürst

Zu

als Regierungsdirektor Stephan ),

als Regierungsräte von Gruben und Dr. Forstrat Doerr,

statt.

Held ( Medizinalrat) , den

die Kirchen- und Schulräte Wetz und Emmelius

und den Regierungsassessor Hofmann , Konsistorium 3).

zugleich als Justitiar beim

Später hat dann der Fürst zu Solms den Wunsch ausgesprochen, von der ihm zustehenden Befugnis, seine standesherrliche Regierung zugeich als Obergericht zu bestellen, Gebrauch zu machen. Nach Abschluss der Verbandlungen darüber ist das Obergericht zu Braunfels am 15. April 1842 eingerichtet und als Braunfelsische Regierung , eröffnet worden ) .

Fürstlich Solms-

Abteilung für Justizsachen "

Seine Zuständigkeit entsprach der des Ober-

gerichts zu Neuwied und durch Kabinettsorder vom 15. September 1842 wurde ihm auch die Gerichtsbarkeit über die Eximierten mit

1 ) Amtsblatt der Regierung zu Koblenz 1828, S. 235. 2) Im Jahre 1837 beantragte der Fürst zu Solms beim Könige, ihm zu gestatten, seinem Regierungsdirektor Geheimen Rat Stephan den Titel eines Regierungspräsidenten beilegen zu dürfen . Der Oberpräsident konnte den Antrag nicht empfehlen , zumal bei dem geringen Umfange des Gebietes. Das Entgegenkommen des Königs aber genehmigte den Wunsch des Fürsten , der dem Oberpräsidenten unterm 16. Mai 1838 mitteilte , dass er Stephan den Titel eines „Fürstlich Solms- Braunfelsischen Präsidenten" erteilt habe. Stephan ist im Jahre 1844 gestorben. Sein Nachfolger als Regierungsdirektor wurde Hofmann. 3) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 13 Bd . 1 . 4) Amtsblatt der Regierung zu Koblenz , 1842, Nr. 22.

214

IV, 7. Die Standesherren

Ausnahme der Königlichen Beamten verliehen.

Die damals

für

die Justiz bestellten Beamten waren ausser dem alten Regierungsdirektor

Stephan der Regierungs-

und Obergerichtsrat Hofmann,

der Regierungsrat Larenz und der Assessor Springmühl¹ ). In dieser Zeit der bestehenden fürstlichen Regierungen erging

dann infolge eines Erlasses des Ministeriums des Innern vom 13. Juli 1842 eine Anweisung an die Behörden, die vormals unmittelbaren, seit 1806 mediatisierten deutschen Reichsstände nicht ferner mit dem Ausdruck

Standesherren " zu bezeichnen und demnach auch

die Bezeichnung „standesherrlich “ und „ Standesherrlichkeit" zu vermeiden. Statt dessen solle, so verfügte die Regierung zu Koblenz, an die Landräte zu Neuwied und Wetzlar unterm 3. August 1842, die Bezeichnung dem Familien- oder Besitznamen entnommen , also „ Fürst von Wied " , „ Gebiet des Fürsten von Wied " und insgesamt ,mediatisierte vormals reichsständische und reichsunmittelbare Häuser" gesagt werden 2) .

Die Herrlichkeit der Fürstlichen Regierungen zu Neuwied und zu Braunfels

hat nur reichlich zwei Jahrzehnte Bestand gehabt.

Beide Regierungen gaben der Königlichen Regierung mehrfach Anlass Gerechtsame .

zu Koblenz

zu Auseinandersetzungen über den Umfang der

Je kleiner ein Territorium, desto grösser will viel-

fach seine Regierung sein .

Schon 1828 berichtete die Koblenzer

Regierung dem Oberpräsidenten, wie eifersüchtig die beiden fürstlichen Regierungen ihre Befugnisse geltend zu machen bestrebt seien 3 ) . Namentlich war das bei der in Braunfels der Fall. Ihre Geschäftsführung unter Leitung des Regierungsdirektors Stephan gestaltete sich bei Gelegenheit der Entlassung der beiden Schulzen von Oberquembach und Bixkirchen im Jahre 1838 zu offenbarer Widersetzlichkeit gegen die Verfügungen des Oberpräsidenten.

Auch

das Geschäftsverhältnis zum Landrat in Wetzlar blieb nicht ungetrübt durch eifersüchtige Neigungen .

Schlimmer war, dass die

Regierungen kein Vertrauen bei den Regierten fanden, das Recht der selbständigen Erhebung der Grundsteuer

beiden

und dass und

der

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 13 Bd . 2 . 2) St.-A. Koblenz, Abt. 386, Nr. 9. Min. Bl. f. d . i. V. 1842, S. 248. 3) Akten des Oberpräsidiums II D Nr. 26. Vgl . auch die die Einheitlichkeit erschwerenden Regelungen bei der Einrichtung der Kreisversammlungen im folgenden Abschnitt.

215

und die Fürstlichen Regierungen .

Zwangsbeitreibung der Domänengefälle ein Misstrauen der Einsassen hervorrief, dass in dieser engen Verschmelzung der fürstlichen Regierungsrechte und der Privatvermögensrechte seinen vorzüglichsten Grund fand. Dazu kam endlich, dass beide Fürsten die Opfer und die Verantwortlichkeit, welche die Verwaltung der Gebiete mit sich brachte in ciner Zeit, in der sich die Einkünfte verminderten und das Ansehn ihrer Behörden auch durch die politischen Verhältnisse geschwächt wurde, in drückender Weise empfanden ¹ ) . Die Folge war, ledigt zu werden

dass beide Fürsten

und ihre

ihrer Regierungen

Regierungsrechte

in die Hände

entdes

Staates zurückzugeben wünschten. Als

erster

sprach der Fürst

zu Wied

diesen Wunsch aus .

Schon im Januar 1846 kam er darum ein, dass das fürstliche Obergerichts- und Regierungskollegium aufgelöst werde und deren Geschäfte von den Staatsbehörden übernommen werden möchten. Durch eine Kabinettsorder vom 30. Januar 1846 erklärte sich der König damit einverstanden. Der Oberpräsident wurde angewiesen, mit dem Fürsten darüber zu verhandeln . Bedenklich war dabei, dass der Fürst das Abkommen nur für seine Lebenszeit treffen wollte. Er wünschte auf die Ausübung der Kriminalgerichtsbarkeit und der bürgerlichen Gerichtsbarkeit zweiten Rechtszuges und auf die Handhabung der oberen Verwaltung zu verzichten. Nur zur Verwaltung der unteren Polizei und der Kommunalsachen wollte er wieder einen Oberbeamten einsetzen und daneben

einen Physikus,

einen Ober-

forstbeamten und einen Kirchen- und Schulrat. Da der König inzwischen durch eine Kabinettsorder vom 23. Dezember 1846 den Wunsch kundtat, den beiden Fürsten zu gestatten, in ihren Gebieten eigene landständische Verfassungen einzurichten, gerieten die Verhandlungen über den Wunsch des Fürsten zu Wied ins Stocken. Er beantragte wiederholt die Regelung seiner obrigkeitlichen Verhältnisse . Um die wiederholten Beschwerden und die vielfachen Kundgebungen von Unzufriedenheit zu beschwichtigen , verkündete er eine Ermässigung der Zehnten und deren Ablösung, Ablösung der bestehenden Frucht- und Geldzinsen, die Aufhebung der Jagdfrohnden. Weiter erniedrigte er die Ablösung vom Fünfundzwanzigfachen auf das Achtzehnfache und erklärte den gesetzlich steuerfreien Grundbesitz seines Hauses gleich dem jedes anderen Privaten der Gemeindegrundsteuer unterworfen. Die beiden Bekanntmachungen

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 13, Bd . 2 .

216

IV, 7. Die Standesherren

waren unterm 12. und 22. März 1848 ergangen.

Im Mai bat der

Fürst den Oberpräsidenten, die Geschäfte sofort an die Königliche Regierung und an den Landrat abgeben zu dürfen, um die Wünsche der Eingesessenen zu erfüllen.

Bezüglich der Grundsteuerverwaltung

und -Erhebung ist das sofort geschehen ¹ ) .

Im übrigen erhielt im

August 1848 der Oberlandesgerichtsrat Sprickmann-Kerkering in Arnsberg den Auftrag, mit dem Fürsten wegen der Übernahme der gesamten Justiz-, Polizei- und Konsistorialverwaltung zu verhandeln. Am 26. Oktober 1848 kam ein vorläufiger Vertrag zustande, vorläufig,

weil es

bedenklich

erschien ,

der

damals bevorstehenden

allgemeingesetzlichen Regelung der standes- und gerichtsherrlichen Verhältnisse durch einen endgiltigen Vertrag vorzugreifen . Demnach verzichtete der Fürst

zu Wied

endgiltig und unwiderruflich

auf

seine Justiz-, Polizei- und Konsistorialverwaltungsrechte und willigte in die sofortige Übernahme durch den Staat . Am 30. Oktober 1848 wurde die Fürstliche Regierung

zu

Neuwied aufgelöst. Sprickmann-Kerkering als Vertreter der Minister für Justiz, Finanzen, des Innern und der Geistlichen, Unterrichtsund Medizinalangelegenheiten übernahm die gesamte Verwaltung für den Staat und übertrug sie auf den Landrat des Kreises Neuwied bzw. auf die Königliche Regierung zu Koblenz, die von der Justizabteilung der bisherigen Fürstlichen Regierung ausgeübte Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit und Justizaufsichtsrechte auf den Justizsenat zu Ehrenbreitstein . Die bisherigen Fürstlichen Justizämter zu Neuwied , Heddesdorf, Dierdorf, Waldbreitbach und Asbach sowie das Berggericht zu Neuwied wurden als Königliche Staatsbehörden übernommen ") . Später als der Fürst zu Wied , aber weit dringlicher, kam der Fürst Ferdinand zu Solms- Braunfels, übrigens auch der zu Hohensolms- Lich, um die Abtretung der Regierungsrechte an den Staat ein. Die Gährung unter den Braunfelser Bauern hatte den letzten Anstoss dazu gegeben.

Auch Braunfels hatte seine Märztage 3 ).

Der

1) Bekanntmachung vom 26. Mai 1848 im Koblenzer Amtsblatt. 2) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 11. Amtsblatt der Regierung zu Koblenz, 1848, S. 706. 3) Über jene Unruhen gibt kurz ein Bericht des Oberpräsidenten an den Minister des Innern vom 23. Mai 1848 Auskunft. Die mit vielen Realabgaben belasteten und anscheinend auch von den fürstlichen Renteibeamten nicht immer human behandelten Bauern" hatten sich vereinigt und durch neun Abgeordnete insgesamt 19 Forderungen an den Fürsten

und die Fürstlichen Regierungen .

217

Regierungsassessor von Larisch war mit den Verhandlungen wegen der Übernahme der Verwaltung auf den Staat, Sprickmann -Kerkering wegen der Rechtspflege beauftragt.

Hier musste wegen der vor-

gefallenen Unruhen sofort gehandelt werden. Am 26. April 1848 wurde das Obergericht zu Braunfels durch Sprickmann- Kerkering aufgelöst und die Beamten der Justizämter zu Braunfels und Ehringhausen aus dem Dienstverhältnis des Fürsten entlassen. In der Stadt Wetzlar wurde ― unter Vereinigung mit dem bisherigen Stadtgericht - ein Königliches Kreisgericht errichtet und mit dessen Leitung vorläufig der Landgerichtsrat Larenz beauftragt.

Auf das Kreisgericht gingen die bisher dem Fürstlichen

Obergericht zugestandene

Zivilgerichtsbarkeit

ersten Rechtszuges

gegen Eximierte und die Kriminaluntersuchungen über, auf den Justizsenat zu Ehrenbreitstein der bisherige obergerichtliche zweite Rechtszug.

In Braunfels und Ehringhausen wurden statt der bis-

herigen Fürstlichen

Justizämter

Gerichtskommissionen

des

Kreis-

gerichts eingerichtet . Am 28. April 1848 wurde die Fürstliche Regierung zu Braunfels durch den Regierungsassessor

von Larisch aufgelöst und

die

Geschäfte dem Justizrat Diesterweg in Atzbach, der schon vorher vom

Kreistag einstimmig

zum

Landrat

vorgeschlagen war ,

als

Landratsamtsverweser übertragen, soweit jene Geschäfte nicht an die Koblenzer Regierung übergingen.

Der Kirchen- und Schulrat

gerichtet. Der Fürst lud die sämtlichen Bürgermeistereiabgeordneten der 44 Gemeinden am 18. März zu sich , um über die den Abgabenpflichtigen zu machenden Zugeständnisse zu verhandeln. Es wurden indessen von den Abgeordneten und zahlreichen Bauern die fürstlichen Zugeständnisse zurückgewiesen und schliesslich der Fürst durch Drohungen bewogen, " unter die Petition die Erklärung zu setzen , dass er „ freiwillig die nachgesuchten Forderungen genehmige. Da der Fürst natürlich nicht gesonnen war, jene erzwungene Erklärung in vollem Umfange zu halten, noch auch die Zugeständnisse geradezu zurücknehmen wollte, vielmehr einen Rechtszustand im Vergleichswege herzustellen wünschte, so wandte er sich an das Staatsministerium mit der Bitte, um Entsendung eines Vertreters. Das geschah. Die Bemühungen des Vertreters waren aber erfolglos. Nur einzelne Gemeinden waren mit den Bewilligungen des Fürsten zufrieden. Die anderen gerieten durch das Nichthalten der dem Fürsten abgezwungenen Zugeständnisse in grosse Aufregung. Es kam zu Unruhen, Verhaftungen und Seitens der Bauern fast sämtlicher Gemeinden des Staatsgebietes zu einem Angriff auf die Stadt und das Schloss Braunfels , der schliesslich mit Waffengebrauch des Militärs und unter Tötung mehrerer Aufrührer endete. - Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 13, Bd. 2.

218

IV, 7. Die Standesherren und die Fürstlichen Regierungen .

Hofmann, der Oberforstmeister von Löw und der Medizinalrat Susewind wurden ersucht, ihre Geschäfte vorläufig fortzuführen .

Der tatsächlichen Übernahme der Verwaltung folgte unmittelbar darauf unterm 6. Mai 1848 der Abschluss des förmlichen Vertrages mit dem Fürsten zu Solms wegen Abtretung der fürstlichen Regierungsrechte in den Grafschaften Braunfels und Greifenstein. Der Vertrag desselben Inhalts bezüglich des Hohensolmsischen Gebietes wurde am 11. Mai 1848 mit dem Fürsten Ludwig zu Solms Lich abgeschlossen. Demnach wurde auch das bisherige Justizamt in Hohensolms unterm 15. Mai aufgelöst und als Gerichtskommission des Kreisgerichts Wetzlar eingerichtet . Die Verwaltungsgeschäfte in jenem Gebiete gingen an den Landrat zu Wetzlar über¹ ).

Kurze

Zeit

nach

diesen

Verzichtleistungen

hat

dann

die

preussische Verfassungsurkunde vom 5. Dezember 1848 und weiterhin die spätere Gesetzgebung den bundesrechtlich und durch die preussischen Bestimmungen von 1815 und 1820 festgestellten Rechten der Mediatisierten mehrfachen und grundlegenden Abbruch getan. Namentlich wurden die hier in Betracht kommenden obrigkeitlichen Rechte beseitigt und durch die Verordnung vom 2. Januar 1849 der eximierte Gerichtsstand und die standesherrliche Gerichtsbarkeit . Die darauf eintretende reaktionäre Strömung hat einen Teil jener Gesetzgebung rückgängig gemacht. Das Verfassungsänderungsgesetz vom 10. Juni 1854 ebnete der Wiederherstellung aufgehobener Rechte der Mediatisierten durch die Bestimmung den Weg, dass eine solche Wiederherstellung des bundesrechtlich gewährleisteten Rechtszustandes durch Königliche Verordnung erfolgen solle. Durch die Verordnung vom 12. November 1855 wurde die Feststellung des Umfanges und die Verhandlungen zur Herstellung des verletzten Rechtszustandes einem Kommissar - in der Person des Oberpräsidenten von Düesberg in Münster - übertragen. Infolge dieser Verhandlungen sind die Rechtsverhältnisse der mediatisierten vormals Reichsunmittelbaren durch besondere Verträge geordnet worden ³) .

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 13, Bd . 2. Eine allgemeine Bekanntmachung des Oberpräsidenten über die Regelung der Verhältnisse in den beiden Solmsischen Ländchen vom 3. November 1848 findet sich im Koblenzer Amtsblatt 1848, S. 706. 2) Mit dem Fürsten zu Wied durch Vertrag vom 25. Juni und 5. Oktober 1860, Koblenzer Amtsblatt 1861 , S. 101 ; mit dem Fürsten zu Solms- Braunfels durch Vertrag vom 22. November 1861 und 26. April 1862,

219

IV, 8. Die Kreise und die Kreisbehörden .

Einige der in diesen Verträgen gewährten, gesetzlich nicht einmal einwandfreien ¹) Rechte sind durch die spätere Gesetzgebung beseitigt worden.

Die Häupter der fürstlichen Häuser seit dem Jahre 1806 : 1. Das Haus Wied - Runkel : Fürst Karl Ludwig 1791-1824 (geboren

29. September

1763,

gestorben

9.

März

1824) ;

Fürst

Friedrich Ludwig vom 9. März bis 28. April 1824. 2. Das Haus Wied (-Neuwied) : Fürst Johann August Karl 1803-1836 (geboren 26. Mai 1779, gestorben 24. April 1836 ) ; Fürst Hermann

1836-1864 (geboren 22.

5. März 1864) ;

Fürst Wilhelm 1864--1907

1845, gestorben 22. Oktober

1907 ) ;

Mai

1814,

(geboren

gestorben 22.

August

Fürst Friedrich seit

1907

(geboren 27. Juni 1872 ) . 3. Das Haus Solms- Braunfels : Fürst Wilhelm 1783-1837 ; Fürst Ferdinand 1837-1873 ; Fürst Ernst 1873-1880 ; Fürst Georg 1880-1891 ;

Fürst Georg Friedrich seit 1891.

Für ihn

führten

da er erst am 3. Dezember 1911 grossjährig wurde, die Verwaltung Prinz Albrecht von 1891-1901 und Prinz Friedrich von 1901-1911 . 4. Das Haus Solms - Hohensolm - Lich : Fürst Karl Ludwig August 1798-1807 ; Fürst Karl 1807-1824 unter Vormundschaft seiner Mutter,

der Fürstin Henriette Sophie zu Solms - Hohensol ms-

Lich, geborenen 1824-1880, bis

Gräfin von Bentheim - Steinfurt ; Fürst Ludwig 1828 unter Vormundschaft seiner vorgenannten

Mutter ; Fürst Hermann Adolf 1880-1899 ; Wilhelm 1899- .

8.

Fürst Karl Ferdinand

Die Kreise und die Kreisbehörden .

Nach der für die Behörden verfassung der Rheinprovinz massgebenden Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April

1815 wurden die Regierungsbezirke in

Amtsblatt 1862, S. 153 ; mit dem Fürsten zu Solms-Hohensolms-Lich durch Vertrag vom 22. Juli und 1. Dezember 1862, Amtsblatt 1863 , S. 23. 1) Vgl. v. Rönne, das Staatsrecht der Preussischen Monarchie, 5. Aufl. Bd. 2, S. 55 ff.

220

IV, 8. Die Kreise

Kreise eingeteilt und an die Spitze der Kreisverwaltung zunächst landrätliche Kommissarien, dann Landräte gestellt.

Mit der Kreis-

einteilung waren die sechs Organisationskommissare für die Bildung der Regierungsbezirke beauftragt.

Die möglichste Berücksichtigung

früherer Verhältnisse und die Übereinstimmung mit den Gerichtsbezirken war ihnen vorgeschrieben .

Alle Ortschaften, die in den

Grenzen eines Kreises licgen, gehören zu dem Kreise und sind der landrätlichen Aufsicht untergeordnet, so bestimmte die Verordnung ¹ ). Doch sollten alle ansehnlichen Städte mit der mit den städtischen Verhältnissen in wesentlicher Berührung stehenden Umgebung eigene Kreise bilden . Die Polizeidirigenten solcher Städte sollten die Stelle der Landräte vertreten. In der Anleitung zur Ausführung der obigen Verordnung, die der Staatskanzler unterm 3. Juli 1815

erlassen

bat ) , bestimmte er als Regel für die Grösse der Kreise eine Einwohnerzahl von 20000 bis 36 000 Séelen und eine Abrundung, die eine leichte Erreichbarkeit des Sitzes der Kreisbehörde

den Ein-

gesessenen ermöglichte. Und für die Wahl der Landräte sollte das altpreussische Verhältnis beibehalten werden, nach dem angesehenen, mit dem öffentlichen Vertrauen beehrten, im Kreise angesessenen Gutsbesitzern die landrätliche Polizeiverwaltung in erster Linie übertragen wurde .

Und in den eigene Kreise bildenden Städten wurde

die Verbindung der Polizeiverwaltung mit dem bürgermeisterlichen Amte vorgesehen. Über die Wahl der Landräte traf dann die Kabinettsorder an den Staatskanzler vom 11. Juni 1816 eingehendere Bestimmungen. In der Regel ist danach der Landrat aus den Gutsbesitzern des Kreises zu wählen . Die Kreisstände haben den Regierungen drei geeignete Kandidaten zur Königlichen Ernennung in Vorschlag zu bringen.

Es ist darauf zu sehen,

dass

durch Dienstleistungen als Gehilfen

solche Personen,

der Landräte

oder bei

welche einer

Landesbehörde ihre Befähigung einigermassen bekundet haben, vorzugsweise berücksichtigt werden.

Bei Wahlen von nicht genügend

1 ) Diese Bestimmung erscheint so selbstverständlich, dass sie auffällt. Sie ist dadurch zu erklären, dass nach der altpreussischen Kreis verfassung zu den landrätlichen Kreisen lediglich die adligen Güter und Dörfer gehörten , nicht jedoch die Domänen und die Städte, welche zu besonderen Amterbezirken und steuerrätlichen Kreisen zusammengefasst waren. Vgl. Bär, die Behördenverfassung in Westpreussen, Danzig 1912, S. 211. 1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 22.

1

221

und die Kreisbehörden.

geeigneten Personen können die Regierungen noch ausserdem einen Nichtgutsbesitzer, der mit den zu einer Landratstelle nötigen Erfordernissen ausgerüstet ist, dem Minister benennen. Da zumal bei der ersten Einrichtung ein solcher Mangel sich herausstellen konnte, gestattete der König die Berücksichtigung ausgedienter Offiziere. Dieselbe Kabinettsorder bestimmte auch als weitere Kreisbeamte die Bestellung eines Kreissekretärs und eines Boten und für die Kreiskasse die eines Rendanten und bei grösseren Kassen auch die eines Kontrolleurs 1 ) . Als Gesundheitsbeamte sollten ein Kreispbysikus und Kreischirurgus für jeden Kreis bestellt werden. Wegen der Gehälter der eigentlichen Kreisbeamten bestimmte die Kabinettsorder als Regel für Landräte

auf

dem Lande

nach

der Verschiedenheit der Gegend 600 bis 800 Taler, in den Städten 800 bis 1000 und nur in grossen Städten bis

1200 Taler .

Nach

den gleichen Massgaben wurden für den Kreissekretär 400 bis 600, für den Boten 120 bis 150, für den Kreiskassenrendanten 600 bis 900 Taler in Aussicht genommen. Für die Ärzte

wurde

ohne

Abstufung

200 bzw. 100 Taler

festgesetzt. Ausserdem bewilligte die Kabinettsorder dem Landrat zu Reisen 150 bis 200 Taler, zu Schreibbedarf 50 bis 80 , zur Haltung eines Schreibers 200 Taler ) . Unmittelbar nach der Eröffnung der Regierungen sind von diesen die Kreiseinteilungen der Bezirke bekannt gemacht und Kreiskommissare bestellt worden. Eine Dienstanweisung haben die Kreiskommissare, die dann nach und nach zu Landräten ernannt wurden, von allgemeinen Umschreibungen des Umfanges ihrer Geschäfte abgesehen, zunächst nicht erhalten . Die Koblenzer Regierung erliess unterm 23. September 1816 eine vorläufige, gleichfalls nur allgemeine Dienstanweisung für ihre Kreiskommissare und bestimmte

1 ) Kreiskassen wurden anfangs nicht überall für jeden Kreis, sondern vielfach gemeinsam für zwei Kreise eingerichtet. In der Regel sollten die Kreiskassen alle Staats- und Provinzialgefälle einziehen und sie der Hauptkasse monatlich überweisen und jährlich berechnen . Ausgenommen wurden die Zollabgaben und Verbrauchsteuern , welche von den Zollämtern erhoben wurden und durch sie in die Hauptkasse flossen, sowie die Bergwerks- und Salzeinnahmen, welche durch eigene Empfänger erhoben und an die Oberbergamtskasse zu Bonn abgeführt wurden. St.-A. Koblenz, Abt. 441 Nr. 10565. 2) Geh . St.A. Berlin, Rep. 74 JV Nr. 18. Die K.-O. vom 11. Juni 1816 ist gedruckt bei Meier, Reform der Verwaltungsorganisation S. 444 .

222

IV, 8. Die Kreise

die Kommunalverwaltung,

die

Polizeiverwaltung,

die Militär- und

Finanzangelegenheiten als die Hauptgegenstände ihrer Wirksamkeit. Für jene waren sie die Organe der ersten ,

für die Finanzsachen

die der zweiten Abteilung der Regierungen, in letzterer Beziehung einschliesslich des gesamten Staatseinkommens, der Gewerbepolizei und des Bauwesens ¹). Inzwischen liessen auch

die Minister des

Innern

und der

Finanzen den Entwurf zu einer vorläufigen Geschäftsanweisung für die Landräte ausarbeiten 2 ).

Diesen Entwurf sandten sie unterm

31. Dezember 1816 an die Regierungen mit der Aufgabe, ihn den Landräten als vorläufige Anweisung vorzuschreiben . Die Landräte sollten nach Verlauf von sechs Monaten und die Regierungen selbst demnächst sich über den Entwurf gutachtlich äussern. Und Hardenberg hat den Entwurf auch den in Berlin versammelten Oberpräsidenten unterm 18. April 1817

zur Begutachtung übersandt.

Bei

den vielerlei Ausstellungen der Oberpräsidenten an Form und Inhalt der Anweisung

ist sie

dann aber nicht

vollzogen worden ³ ) .

trägt seitdem das Datum des 31. Dezember der Übersendung an die Regierungen

und

Sie

1816 als des Tages

diente

fortan mangels

einer endgiltigen Dienstordnung gleichwohl als vorläufige Geschäftsanweisung für die Landräte und ihre Gehilfen *).

1) St.-A. Koblenz, Abt. 441 , Nr. 10564. 2) Sie waren damit durch die oben erwähnte Kabinettsorder vom 11. Juni 1816 beauftragt worden 3) Die Oberpräsidenten sprachen sich durchaus gegen die Instruktion aus . Sie vermissten Klarheit und Bestimmtheit. Zur Anordnung des Ganzen bemerkten sie, dass jede Dienstanweisung mit der Bezeichnung des Umfanges der Dienstpflichten beginnen müsse. Der § 1 aber konstruiere den Landrat nicht. Man erhalte also im Westen, wo Landräte unbekannt, keinen Begriff von deren Wirkungskreise . Dass der Anzustellende ein Mann von Lebensbildung, Rechtschaffenheit und Ansehn unter den Kreiseingesessenen sein müsse, sei ein Erfordernis bei anderen Beamtenanstellungen auch. Bis § 10 sei immer noch nicht vom Amt, sondern nur von der Befähigung und den persönlichen Verhältnissen des Landrates die Rede und erst in § 10 bis 33 werde der Geschäftskreis des Landrats und seiner Gehilfen bestimmt. Der Entwurf des Berichtes der Oberpräsidenten erhielt dann noch eine Einfügung des Danziger Oberpräsidenten von Schön, der sich dagegen wandte, dass die Bürgermeister und Schulzen nur im Auftrage des Landrates und nicht selbständig unter seiner Aufsicht die Polizei ausüben sollten . St.-A. Koblenz, Abt . 401 Nr. 1454. 4) Ministerialerlass vom 24. November 1822 in v. Kamptz , Annalen 6, S. $99.

223

und die Kreisbehörden. Danach unfasste der Geschäftskreis

der Landräte

alle

zur

ersten Abteilung der Regierungen gehörigen Gegenstände der allgemeinen Verwaltungs-, Landespolizei- und Militärsachen und von den Geschäftszweigen der zweiten Abteilung die ihnen übertragenen Gegenstände, namentlich die Gewerbeangelegenheiten , die Aufsicht über die Regalien und das Abgabewesen und über die Kreiskassen. Die zum Kreise gehörigen Städte und das platte Land stehen unter dem Landrat und die Ortsobrigkeiten müssen seinen Verfügungen Folge leisten. Bei geringen Polizeivergehen steht ihm ein Strafrecht bis zu 5 Talern oder bis zu zweitägiger Gefängnisstrafe zu.. Die Bildung von Kreisständen und die Bestellung von Kreisdeputierten zu seiner Unterstützung

blieb besonderer Verordnung vor-

behalten. Scine Gehilfen sind der Kreissekretär, der Kreisbote und die Kreiskassenbeamten. Der Kreispbysikus und Kreischirurgus hängen zwar in ihren persönlichen Dienstverhältnissen und rücksichtlich der allgemeinen Aufsicht über das Verhalten der Medizinalpersonen im Kreise, der Ärzte, Apotheker und Hebammen , von der ersten Regierungsabteilung ab . Sie sind aber in allen gesundheitspolizeilichen Angelegenheiten die Gehilfen und technischen Berater des Landrates und verpflichtet, bei seuchenmässigen Krankheiten Aufträge von ihm entgegenzunehmen . Im einzelnen bestimmte die Anweisung die Obliegenheiten der Landräte in Sachen der Sicherheits-, Feuer- und Baupolizei, des Gesundheitswesens, der Militärangelegenheiten, des Kommunal- , Armen , Gewerbe- und Ackerbauwesens, der Forst- und Jagdpolizei, der Getreidepreise, der Aufsicht über Mass und Gewicht, des Landstrassenwesens und der Aufsicht über das Staatseigentum, der Regalien und des Steuerwesens. Die vorbehaltene Verordnung über die Bildung von Kreisständen und Einrichtung von Kreistagen ist dann erst ein Jahrzehnt später nach Begutachtung durch die Provinzialstände durch den . Erlass der Kreisordnung für die Rheinprovinzen und Westfalen vom 13. Juli 1827 verwirklicht worden ¹ ) .

Ihr Inhalt besagt :

Die Kreisversammlungen haben den Zweck, die Kreisverwaltung des Landrats in Kommunalangelegenheiten zu begleiten und zu unterstützen und die Kreiskörperschaft zu vertreten. Sie haben kreisweise aufzubringende staatliche Abgaben zu verteilen, solche zu Kreisbedürfnissen zu begutachten , die Rechnungen darüber zu prüfen

1 ) Veröffentlicht in den Regierungsamtsblättern ; Koblenzer Amtsblatt 1828, S. 21. Ges.-S. 1827, S. 16 .

224

IV, 6. Die Kreise

und die Beamten für die ständische Verwaltung von Kreiskommunalangelegenheiten zu wählen ') . Die kreisständische Versammlung besteht : 1. Aus den Besitzern der im Kreise belegenen vormals reichsunmittelbaren Landesteile, welche auf die den Standesherren zugestandenen Regierungsrechte verzichtet haben, und aus denen, welchen der König aus dem Stande der Fürsten und Herren Einzelstimmen verliehen 2) . 2. Aus sämtlichen Besitzern der in die Matrikel der Ritterschaft aufzunehmenden Güter ). 3. Aus einem Abgeordneten von jeder im Kreise gelegenen, an der Wahl der städtischen Deputierten zu dem Provinzial - Landtage teilnehmenden Stadt unter Vorbehalt der Absendung mehrerer Abgeordneten für grössere Städte. 4. Aus einem Abgeordneten jeder sammengesetzten Bürgermeisterei.

aus

Landgemeinden zu-

Dic Abgeordneten der Städte sollen nur aus den Magistrats-

i ) Durch Kabinettsorder von 17. Januar 1830 (Ges.-S. S. 19) ererhielten die Kreisstände das Recht der Beteiligung bei der Klassensteuerverwaltung und durch Verordnung vom 9. April 1846 (Ges.-S. S. 161 ) die Befugnis, Ausgaben zu beschliessen und die Kreiseiugesessenen dadurch zu verpflichten. 2) Zu ihnen gehörte z. B. im Kreise Altenkirchen auch der Graf von Hatzfeld-Weisweiler, der zwar Regierungsrechte ausübte, aber nicht. zu den vormals Reichsunmittelbaren gehörte. 3) Vgl. unten S. 228 Anm. 1. - Wie künstlich diese Wieder-

erweckung der ständischen Gliederung war, beweist der Umstand, dass in vielen Kreisen nicht einmal fünf solcher Besitzer sich vorfanden . Es wurde daher durch die Verordnung vom 26 März 1839 (Ges.-S. S. 102) bestimmt: wenn in einem Kreise nicht wenigstens fünf stimmfähige Besitzer von immatrikulierten Rittergütern vorhanden sind , sollen der Kreisversammlung so viele Abgeordnete derjenigen meistbegüterten ländlichen Grundeigentümer hinzutreten , denen nach dem Reglement vom 17. März 1828 (von Kamptz, Annalen 12, S. 32) und dessen näherer Bestimmung im Landtagsabschiede vom heutigen Tage die Wählbarkeit zum Landratsamte verliehen ist, dass der grössere ländliche Grundbesitz mit Einschluss der vorhandenen ritterschaftlichen Kreistagsmitglieder fünf Vertreter erWie gering im allgemeinen der Rittergutsbesitz in den rheinischen hält. Kreisen war, davon findet sich ein Beispiel in der Statistischen Darstellung des Kreises Gladbach vom Jahre 1863 , S. 354. Hier stellten nach dem Berichte des Landrats die Rittergutsbesitzer ein Drittel der Kreisvertretung, während sie nur 1/32 des ganzen Grundbesitzes und 1/7 der gesamten Prinzipalgrundsteuer des Kreises vertraten .

225

und die Kreisbehörden. personen oder

Gemeindevertretern, die Abgeordneten der Landgemeinden nur aus den Verwaltungsbeamten oder den Vertretern der Samtgemeinden gewählt werden ¹ ) . Die Wahlen der Abgeordneten der Städte und Landgemeinden werden von den in ein Wahlkollegium zu vereinigenden Mitgliedern der städtischen oder länd-

lichen Verwaltungsbehörden und Repräsentanten der ländlichen Samtgemeinde vollzogen (§ 12 und 13) .

Stadt

oder

Der Landrat beruft die Stände zum Kreistage und führt den Vorsitz, in seiner Behinderung der älteste Kreisabgeordnete. Landrat als solcher hat keine Stimme.

Der

In den Kreisen, welche aus Mediatgebieten bestehen, in denen ehemalige Reichsstände die ihnen vorbehaltenen Regierungsrechte ausüben, hat der Landrat die Beschlüsse der Kreistage vor der Bestätigung durch die Regierung zunächst dem Besitzer des Gebietes vorzulegen (§ 24) *).

1) Die Kabinettsorder vom 5. April 1836 ( Ges.-S. S. 171 ) bestimmte hierzu, dass für die Stadtgemeinden nur solche Personen, die in der Stadt ein Haus, und für die Landgemeinden nur solche zu den Kreistagen abgeordnet werden sollen . die innerhalb ihres Wahlbezirkes ein Haus mit einem ländlichen Grundstücke eigentümlich besitzen. 2) Der Fürst zu Wied wünschte in einem Schreiben an den Oberpräsidenten vom 4. November 1827, dass für sein Standesgebiet die Genehmigung seiner Regierung vorbehalten und eine besondere Kreisversammlung gebildet werde . Der Minister des Innern entschied darauf unterm 28. Dezember 1827 : Die Standesherren, welche ihre Regierungsrechte ausüben, stehen über den Kreisständen, nehmen also nicht daran Teil und haben nach § 24 das Recht, gegen deren Beschlüsse Erinnerungen zu machen , wenn sie ihre Gerechtsame beeinträchtigt finden. Die Kreisstände vertreten nach § 3 der Kabinettsorder die Kreiskörperschaft in allen den ganzen Kreis betreffenden Kommunalangelegenheiten . Sind nun Standesgebiete mit andern Landesteilen nur un gewisser Zwecke willen zu einem Kreise vereinigt, so versteht es sich von selbst, dass sie auch in Beziehung auf diese Zwecke in Kommunalangelegenheiten mit den andern Kreisteilen Gemeinschaft haben und dass nur in Ansehung dieser letzteren allgemeine Kreisbeschlüsse gefasst werden können . Dann tritt das durch die Kabinettsorder bestimmte Ressortverhältnis um so unbedenklicher ein, als die Standesherren, wenn sie Regierungsrechte besitzen, sich durch die ihnen § 24 nachgelassenen Erinnerungen gegen Beeinträchtigung schützen können. Im entgegengesetzten Falle stehen ihre Besitzungen allen anderen grösseren Gütern gleich und werden durch den Standesherren oder dessen Bevollmächtigten vertreten, welchem nach § 22 ein Seperatvotum zusteht. Wenn ein Standesgebiet, dessen Besitzer Regierungsrechte ausübt, 15 Bar Die Behördenverfassung der Rheinprovinz .

226

IV, 8. Die Kreise Gleichzeitig mit dieser Kreisordnung erging der

Landtags-

abschied für die Rheinprovinz. Durch ihn bestimmte der König, dass die vollständige Ausführung der Kreisordnung - nämlich bezüglich der Wahlen der Gemeindeabgeordneten (§ 12 und 13) erst nach Erlass der Städte- und Landgemeindeordnung ausfübrbar sei, dass jedoch schon jetzt nach Anleitung der ergangenen Bestimmungen vorläufige Kreisversammlungen gebildet werden sollten. Der Minister des

Innern wurde mit dem Erlass der bezüglichen

Vorschriften beauftragt und liess durch den Oberpräsidenten bekannt machen,

dass

die zur Einführung einer Kommunalordnung

zum

Zwecke der Kreisabgeordnetenwahlen in den Städten die Bürgermeister mit den Beigeordneten und den Mitgliedern des Stadtrates sowie mit den Schöffen der der Stadtbürgermeisterei beigelegten Landgemeinden das Wahlkollegium bilden sollten und ebenso für die Landgemeinden die

Bürgermeister mit den Beigeordneten, den

Gemeindevorstehern oder Schöffenräten jeder Bürgermeisterei , welche keinen Abgeordneten zum dritten Stande zu wählen habe. Von der Ein-

noch besondere Kommunalverhältnisse abzuwickeln hat, so steht nach § 20 den Deputierten desselben ein besonderer Zusammentritt zu. Über die Leitung solcher Zusammenkünfte ist in der Kabinettsorder nichts bestimmt und es versteht sich daher von selbst, dass der Standesherr und dessen Regierung oder Beamter hierbei alle die Rechte ausüben, welche ihnen nach der Instruktion vom 30. Mai 1820 oder den abgeschlossenen besonderen Rezessen zustehen. Akten des Oberpräsidiums III 3 Nr. 12, Bd . 1. - Nach Abhaltung des ersten Kreistages erhoben die Fürsten zu Wied und Solms einige weitere Ansprüche. Sie wurden durch eine Ministerialverfügung vom 31. Dezember 1828 geregelt, die der Oberpräsident unterm 28. Februar 1829 im Amtsblatt der Regierung zu Koblenz S. 68 bekannt machte . Sie betraf die Befugnis der Standesherren, für die das Standesgebiet allein angehenden Angelegenheiten besondere Versammlungen unter Leitung eines standesherrlichen Beamten zusammentreten zu lassen. Auch die Veranstaltung der Wahlen zum allgemeinen Kreistag und die Zusammenberufung der Abgeordneten sollte für das Standesgebiet den standesherrlichen Oberbehörden zustehen . Und die Ausführung der auf den allgemeinen Kreistagen gefassten Beschlüsse wurde gleichfalls den standesherrlichen Behörden überlassen. - Endlich hat dann noch eine Kabinettsorder vom 7. Februar 1829 (Ges - S. 1829, S. 17) die Standesherren berechtigt, ein Mitglied ihrer Regierung oder ihren Oberbeamten als Bevollmächtigten zu den Kreisversammlungen abzuordnen, um sich zu überzeugen, dass nichts gegen ihre Rechte vorgenommen werde, und um die etwaigen Erinnerungen im Namen des Standesherrn zu machen. In diesem Falle bedurfte es dann keiner besonderen Vorlegung der Kreistagbeschlüsse an die Standesherren.

227

und die Kreisbehörden.

richtung von Kreisversammlungen in den beiden Stadtkreisen Aachen und Köln wurde abgesehen, weil sie ihre volle Vertretung in den Der ministeriellen Anweisung gemäss Gemeinderäten besassen. teilte der Oberpräsident diese Bestimmungen unterm 15. Februar 1828 den Regierungen mit.

Die Landräte wurden angewiesen, die

Wahlen ungesäumt einzuleiten.

Überdies wurde jeder Regierung

die Liste der Städte mitgeteilt, die zur Wahl von Abgeordneten für den dritten Stand berechtigt sein sollten. wie erwähnt, nicht in Betracht. wenige Städte wählen,

Aachen und Köln kamen,

Zwei Abgeordnete durften nur

nämlich im Regierungsbezirk Koblenz nur

Koblenz und Kreuznach, im Trierer Bezirk nur Trier, im Aachener Malmedy, Eupen, Düren und Julich, im Bezirk Köln nur Bonn und im Regierungsbezirk Düsseldorf die Städte Düsseldorf, Elberfeld , Barmen,

Krefeld,

Duisburg,

Mülheim a. d . Ruhr,

Kleve,

Wesel,

Solingen und Remscheid . Die übrigen Städte batten, zum Teil in Gemeinschaft mit einer benachbarten Stadt, je einen Abgeordneten zum

dritten Stande zu

wählen ¹ ) .

Im Frühjahr 1828 haben die

1) Im Regierungsbezirk Koblenz die Städte Kirn , Sobernheim, Sankt Goar, Boppard, Oberwesel, Bacharach, Stromberg, Trarbach, Zell, Kochem, Mayen, Andernach, Ahrweiler, Sinzig, Remagen, Simmern, Ehrenbreitstein, Vallendar, Bendorf, Neuwied, Linz, Wetzlar und Braunfels. Im Regierungsbezirk Trier Saarlouis, Saarbrücken mit Sankt Johann, Ottweiler, Merzig, Prüm, Bitburg, Wittlich, Bernkastel und Saarburg. Im Regierungsbezirk Aachen Montjoie, Sankt Vith, Gemünd , Stolberg, Burtscheid, Eschweiler, Heinsberg, Erkelenz und Geilenkirchen. Im Regierungsbezirk Köln Münstereifel, Euskirchen, Zülpich, Deutz, Mülheim a. Rh., Gladbach, Gummersbach, Wipperfürth, Siegburg und Königswinter. Im Regierungsbezirk Düsseldorf Ratingen, Kaiserswerth , Angermund und Gerresheim, Mettmann , Hardenberg und Langenberg, Wülfrath, Velbert, Kronenberg, Essen, Kettwig, Werden, Ruhrort, Dinslaken, Emmerich , Rees, Isselburg, Goch, Geldern, Rheinberg, Mörs, Orsoy, Xanten, Neuss, Grevenbroich, Wevelinghoven, Gladbach, Viersen, Dahlen, Odenkirchen, Rheydt, Ürdingen, Kempen, Süchteln , Dülken, Kaldenkirchen , Lennep, Ronsdorf, Lüttringhausen, Radevormwald, Hückeswagen, Dorp, Grefrath, Wald, Hochscheid und Merscheid , Burscheid und Leichlingen, Opladen mit Neunkirchen, Hittorf. Die Teilnahme der Städte und die Abgeordnetenzahl sind später im Verlaufe ihrer Entwickelung geändert worden . So wurde schon durch die Verordnung vom 26. März 1839 ( Ges.-S. S. 102) den Städten Elberfeld , Barmen, Düsseldorf und Krefeld die Befugnis erteilt 3 Abgeordnete, den Städten Neuss , Saarbrücken mit Sankt Johann, und Lennep 2 Abgeordnete zum Kreistage zu senden. Durch Erlass vom 23. August 1858 (Ges.-S.

228

IV, 8. Die Kreise

Wahlen der Abgeordneten zu den vorläufigen Kreisversammlungen in der ganzen Provinz stattgefunden ¹ ) . Durch den Landtagsabschied vom 13. Juli 1827 wurde den neuerrichteten Kreisversammlungen auch die oben bereits behandelte „ Beiwirkung bei Besetzung erledigter Landratsstellen " bewilligt. Sie wurde durch das Reglement wegen der Wahl der Landratsamtskandidaten und geordnet ) .

Kreisdeputierten vom 17. März

1828 näher

Danach sollten in jedem Kreise in der Regel zwei

Kreisdeputierte sein und zu jeder erledigten Landratsstelle in der Regel drei Kandidaten gewählt werden und zwar aus den Rittergutsbesitzern oder aus den notabelnsten ländlichen Grundbesitzern des Kreises .

Sechs Jahrzehnte ist die Kreisordnung für die Rheinprovinz und Westfalen vom 13. Juli 1827 in Kraft gewesen. Die Reorganisation der Verwaltung durch die neueste Gesetzgebung hatte den Erlass der Kreisordnung für die Rheinprovinz vom 30. Mai 1887 zur Folge³) . dem

Sie trat mit dem 1. April 1888 in

Kreistage ,

Kraft.

Neben

dessen

Wahl unter Beseitigung des früheren ständischen Prinzips nach den drei Wahlverbänden des allein auf die Höhe der Grundsteuer begründeten grösseren Grundbesitzes, der Landbürgermeistereien und

der

Städte

erfolgt,

und

neben

dem

Landrate ) und den vom Kreistage als Stellvertreter gewählten zwei Kreisdeputierten ist nun als drittes Organ der Kommunalverwaltung und der allgemeinen Landesverwaltung des Kreises der Kreisausschuss eingeführt, aus dem Landrat und sechs von der

S. 520) erhielten dann Essen, durch Erlass von 27. August 1866 (Ges.-S. S. 551) auch Gladbach und Viersen das Recht auf 2 Abgeordnete. 1 ) Akten des Oberpräsidiums III 3 Nr. 12, Bd . 1. Hier findet sich auch die Nachweisung der Rittergutsbesitzer in den 5 Regierungsbezirken , welche bei der ersten Wahl der ritterschaftlichen Abgeordneten zum Provinziallandtage als stimmfähig anerkannt worden sind. 2) von Kamptz, Anualen 12, S. 32. Vgl. ferner von Kamptz, Annalen 1832 S. 10 und Bd. 20, S. 518. 3) Ges.-S. S. 209. 4) Der Landrat wird vom Könige ernannt. Der Kreistag ist befugt, geeignete Personen, welche seit mindestens einem Jahre dem Kreise durch Grundbesitz oder Wohnsitz angehören, in Vorschlag zu bringen ( § 30 ). Das Erfordernis der Landsässigkeit war damit aufgegeben. Die Landräte der Kreise Neuwied und Wetzlar werden unbeschadet des Vorschlagsrechts der Kreistage nach Anhörung des Fürsten zu Wied bzw. der Fürsten zu Solms-Braunfels und zu Solms-Hohensolms - Lich ernaunt (§ 99).

229

und die Kreisbehörden.

Kreisversammlung

aus der Zahl der Kreisangehörigen gewählten

Mitgliedern bestehend . Auf dem Gebiete der Kommunalverwaltung des Kreises ist der Kreistag das beschliessende, der Kreisausschuss das ausführende Organ. Für die allgemeine Landesverwaltung des Kreises zieht der Staat den Landrat und den Kreisausschuss unmittelbar heran, ersteren als das allgemein zuständige Organ für die innere Verwaltung des Kreises und als Aufsichtsbehörde, den Kreisausschuss als Verwaltungsausschussbehörde und als Verwaltungsgericht. Für die landrätlichen Geschäfte und für die des Kreisausschusses hat eine Scheidung der beiderseitigen Geschäftsund

Registraturführung stattgefunden.

Für jene ist der Kreis-

sekretär , für diese der Kreisausschusssekretär bestellt. Während sich also die Registratur des Landrats nur auf Angelegenheiten der allgemeinen Landesverwaltung bezieht,

sind in der des Kreis-

ausschusses sowohl diese wie auch die Angelegenheiten der Kreiskommunalverwaltung behandelt. Dagegen ist die Kassenführung grundsätzlich, je nachdem es sich um die kommunale oder die staatliche Kasse handelt, getrennt,

und zwar in eine Kreiskom-

munalkasse und eine unmittelbar unter der Regierung stehende, je nach der Lage und Umständen gleichzeitig für mehrere Kreise eingerichtete Kreiskasse . Die Kreisordnung hat endlich in § 4 bestimmt, dass Städte mit einer Einwohnerzahl von mindestens 40000 Seelen befugt sein sollen, aus den Kreisverbänden auszuscheiden und für sich eigene Kreisverbände , Stadtkreise , zu bilden.

Die Geschäfte des Land-

rats werden in den Stadtkreisen , mit Ausnahme der Stadtkreise Aachen, Koblenz und Köln, von den Oberbürgermeistern wahrgeIn den drei genannten Stadtkreisen sind sie und zwar

nommen.

in Aachen und Köln bis 1888 von den Polizeidirektionen verwaltet worden, seitdem von den Oberbürgermeistern und von den Polizeidirektionen (Polizeipräsidenten ) ¹ ) .

Als das dem Kreisausschuss ent-

sprechende Organ der allgemeinen Landesverwaltung und als Verwaltungsgericht unterster Instanz wurde für den Stadtkreis der Stadtausschuss begründet.

Er besteht unter dem Vorsitz des

Bürgermeisters aus 4 Mitgliedern,

die vom Magistrate aus

seiner

Mitte, und, wo dieser fehlt, von der Gemeindevertretung, den Stadtverordneten, gewählt werden.

Die . Zuständigkeit

des

Stadtaus-

schusses beschränkt sich aber im Gegensatze zum Kreisausschusse

1) Vgl. unten Abschnitt 12 A.

230

IV, 8. Die Kreise

auf Angelegenheiten der allgemeinen Landesverwaltung,

da die

Geschäfte der Kreiskommunalangelegenheiten von den städtischen Behörden wahrgenommen werden.

Die Kreiseinteilung der Rheinprovinz

ist von deu einzelnen

Regierungen alsbald nach ihrer Eröffnung in den Amtsblättern im April und Mai 1816 bekannt gemacht worden ¹ ) . Nur die Regierung in Trier war dazu nicht in der Lage, weil in ihrem Bezirke die Grenz- und Territorialverhältnisse noch nicht geregelt und gewisse Landesteile zu jener Zeit noch nicht einmal an Preussen übergeben waren.

Hier hat die Einteilung der Kreise erst im weiteren Ver-

laufe des Jahres 1816 und im Jahre 1817 stattgefunden.

Von den

übrigen Regierungen wurde auch sofort die Ernennung der für die einzelnen Kreise bestellten Kreiskommissare durch die Amtsblätter bekannt gemacht.

Für ihre Bestellung hatten die für die Einrich-

tung der Regierungen massgebenden Kabinettsorders vom 13. März 1816

den Grundsatz

aufgestellt,

dass

die

erste

Anstellung ohne

förmliches Examen geschehen könne und hauptsächlich darauf za sehen sei, dass

möglichst geeignete

und

versorgungsberechtigte

Personen, besonders solche Beamte bevorzugt würden, denen ihr früheres Einkommen durch das Besitzergreifungspatent zugesichert sei"). Die erstmalig bestellten Kreiskommissarien waren folgende : Im Regierungsbezirk Aachen³) : Kreis Aachen-Stadt : wie bisher Oberbürgermeister von Guaita, Kreis Aachen- Land : von Strauch, früber Mitglied des Direktorialrates des Roerdepartements , Kreis Blankenheim : von Coels , vormals Unterpräfekt zu Köln, Kreis Düren: von Lommessen, vormals Unterpräfekt, Kreis

Erkelenz : von Bataillonschef,

Dewall,

Gutsbesitzer

im

Klevischen

und

Kreis Eupen : von Scheibler, Bataillonschef der Bürgermiliz,

1) Vgl. oben S. 174 ff. 2) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H II Nr. 6 Bd. 1. Im übrigen wurden überall Rheinländer vorzugsweise berücksichtigt. Im Regierungsbezirk Koblenz wurden als Kreiskommissare und spätere Landräte bestellt einer aus Nassau, 2 aus Ansbach, 4 aus der Rheinprovinz rechten Ufers und 7 vom linken Rheinufer. 3) Amtsblatt der Regierung zu Aachen 1816, S. 13.

und die Kreisbehörden.

231

Kreis Geilenkirchen : von Fürth, früher Mitglied des Direktorialrates des Roerdepartements und Major, Kreis Gemünd : von Syberg-Eicks, Gutsbesitzer und vormals Kölnischer Regierungsbeamter, Kreis Heinsberg: von der Straeten, Gutsbesitzer und vormals Bürgermeister, Kreis Jülich : von Bülow, Major a. D., Kreis Malmedy: von Negri, Gutsbesitzer, vormals Hauptmann in Österreichischen Diensten, Kreis Montjoie : Boecking, vormals Kantonkommissar und Bataillonschef der Bürgermiliz , Kreis Sankt Vith : Weiss, Regierungsrat und Kriegskommissar. Im Regierungsbezirk Düsseldorf¹ ) :

Kreis Düsseldorf- Stadt : Oberbürgermeister Schramm, Kreis Düsseldorf- Land : Oberst von Lasberg, Kreis Elberfeld : Kreisdirektor Graf von Seyssel . Kreis Essen: Kreisdirektor Stemmer, Kreis Gladbach : Kreisdirektor von Macrcken, Kreis Grevenbroich : von Proepper,

Kreis Krefeld : Rittmeister Heydweiler, Kreis Lennep : Geheimrat Freiherr von Ritz ,

Kreis Mettmann : Kreisdirektor Cappe, Kreis Neuss : Rittmeister von Bolschwingh, Kreis Opladen : Domänenrentmeister von Hauer, Kreis Solingen : auftragweise Graf von Seyssel zu Elberfeld . Im Regierungsbezirk Kleve³) : Kreis Dinslaken :

Gebeimer Kriegs- und vormaliger Landrat von

Buggenhagen, Kreis Geldern : bisheriger Kantonkommissar Freiherr von Eerde auf Eyl, Kreis Kempen: von Monschaw auf Dückenhaus, Kreis Kleve : bisheriger Kantonkommissar von der Mosel auf Rosenthal, Kreis Rees : Staatsrat Graf von Borcke auf Hueth, Kreis Rheinberg : bisheriger Kreisdirektor Freiherr von der Rhoer auf Ossenberg.

1) Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf 1816, S. 12. 2) Amtsblatt der Regierung zu Kleve 1816, S. 5.

232

IV, 8. Die Kreise Im Regierungsbezirk Koblenz¹) :

Kreis Adenau : Notar Köller, Kreis Ahrweiler : von Gruben,

Kreis Altenkirchen : Regierungsrat Koch, Kreis Braunfels : Solmsischer Geheimrat Stephan , Kreis Koblenz-Stadt : Polizeidirektor Weber in Militär- und Polizeiangelegenheiten, in Kreiskommunalangelegenheiten Kreisdirektor

Burret, Kreis Koblenz -Land : Kreisdirektor Burret, Kreis Kochem : Bürgermeister Otter, Kreis Kreuznach : Staatsprokurator Bitter, Kreis Linz : Landhauptmann von Hilgers, Kreis Mayen : Bürgermeister Hartung, Kreis Neuwied : von Gaertner , Kreis Sankt Goar : Regierungsrat Würz, Kreis Siegen : Direktorialrat von Schenk, Kreis Simmern: Friedensrichter Schmidt, Kreis Wetzlar : Justizrat Furkel , Kreis Zell : von Cohausen . Im Regierungsbezirk Köln² ) : Kreis Bergheim : Graf von Beissel zu Frenz, ausschusses,

Präsident des Kreis-

Kreis Bonn : Bürgermeister Graf von Belderbusch, Kreis Gimborn : Garenfeld , Kreis Homburg : Pollmann, Kreis Köln- Stadt : der kommissarische Oberbürgermeister Präsident von Mylius, Kreis Köln- Land : Advokat Gymnich , Präsident des Kreisausschusses , Kreis Lechenich : Freiherr von Weichs, bisher Generalempfänger in Aachen, Kreis Mülheim : Kreisdirektor von Spies,

Kreis Rheinbach : Jordans , Bürgermeister in Ollheim , Kreis Siegburg : von Hymmen, Kreis Uckerath : Scheven, Domänen- und Forstrat, Kreis Waldbroel : Joesten, bisher Friedensrichter in Waldbroel, Kreis Wipperfürth : Schumacher, Domänen- und Forstrat.

1) Amtsblatt der Regierung zu Koblenz 1816, S. 54. 2) Amtsblatt der Regierung zu Köln 1816 , Nr. 2.

233

und die Kreisbehörden.

Im Regierungsbezirk Trier¹) : Kreis Bernkastel : Der ehemalige Divisionschef des Gouvernementskommissariats Liessen, Kreis Bitburg : der vormalige Kreisdirektor Simonis, Kreis Daun : der vormalige Hauptmann Avenarius , Kreis Merzig : landrätlicher Kommissar Werner, Kreis Ottweiler : der Kreisdirektor Schönberger, Kreis Prüm : der Kreisdirektor Cattrein, dann der frühere Regierungssekretär Rosbach, dann der landrätliche Kommissar Fürer, Kreis Saarbrücken : der Staatsprokurator Dern , Kreis Saarburg : der kurtrierische Amtmann , Notar Staadt, Kreis Saarlouis : der bisherige Regierungssekretär Schmeltzer, Kreis Trier-Stadt : der Oberbürgermeister Recking , Kreis Trier-Land : der landrätliche Kommissar Perger, Kreis Wittlich : der vormalige zweibrückensche Beamte Schum . In der Anweisung für die Kreisbildung vom 3. Juli 1815 batte der Staatskanzler für die Grösse der Kreise eine Seelenzahl von 20000 bis 36 000 Seelen bestimmt ).

Diese Vorschrift ist zwar im

allgemeinen, aber doch nicht in allen Fällen befolgt worden.

In

11 von den 70 Kreisen wurde die obere, in 18 Kreisen die untere Grenze überschritten.

Die folgende Übersicht aus dem Jahre 1817

gibt über die Einwohnerzahl der neu gebildeten Kreise Auskunft³) : Regierungsbezirk Aachen mit 13 Kreisen : Gemünd 16213 Aachen-Stadt 32015

Aachen-Land 43349 Blankenbeim 12582 Düren 37 187 Erkelenz

29909

17419 Eupen Geilenkirchen 20922

Heinsberg Jülich

27522 29757

Malmedy

12919

16984 Montjoie Sankt Vith 10529

Regierungsbezirk Düsseldorf mit 12 Kreisen : 36094 Krefeld Düsseldorf Stadt 22358 Düsseldorf Land 28500

Elberfeld

40663

Essen

37 146

Gladbach

39 208

Grevenbroich

28113

41551 Lennep Mettmann 25544 27369 Neuss

Opladen Solingen

22 835 26387

1 ) Nach den Akten des Geh . St.-A. Berlin, Rep. 74 H II Nr. 6 Bd. 2. 2) Vgl. oben S. 130. 3) Nach St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 23 und Abt. 402 , Nr. 85.

234

IV, 8. Die Kreise Regierungsbezirk Kleve mit 6 Kreisen : Dinslaken 32 254 Kleve 36 895 Geldern 37 750 Rees 26876

40442

Kempen

Rheinberg 35 930

Regierungsbezirk Koblenz mit 14 Kreisen : Adenau 18 907 Linz 11181 24992 Ahrweiler 39512 Mayen Altenkirchen 26335 Neuwied 26 994 Braunfels 17761 Sankt Goar 25863 Koblenz Kochem

39 698

Simmern

27563

22 393

Wetzlar

13902

Kreuznach

30 685

Zell

21304

Regierungsbezirk Köln mit 13 Kreisen : Mülheim 26.829 28 032 35 250 Rheinbach 22 343

Bergheim Bonn Gimborn

13754

Siegburg Uckerath

27 821

9734 Homburg Köln -Stadt 45500

Waldbroel

15022

Köln-Land 30083

Wipperfürth 19863

27161

Lechenich 23427 Regierungsbezirk Trier mit 12 Kreisen : Bernkastel 31 924 Saarburg 20877 Bitburg 27 844 Saarbrücken 23106 Daun 17 354 Saarlouis 30094

Merzig Ottweiler

21 105

Trier-Stadt

14278

16 066

Trier-Land

38649

Prüm

19491

Wittlich

25472

Die Einwohnerzahlen der Regierungsbezirke : Aachen • · Düsseldorf

·

307 306 375948



347 090



Kleve Koblenz ·

210 740

Köln .

324 819

Trier .

286 260 1 851 570

Die im Jahre 1816 gebildeten Kreise sind mehrfach geändert worden. Der Wechsel der nur auf fremdes Urteil angewiesenen Organisationskommissare und die Eile, mit der sie schliesslich ihre

235

und die Kreisbehörden.

Vorschläge über die Kreisbildung ausarbeiten und einreichen mussten, hatten Unvollkommenheiten zur unvermeidlichen Folge¹ ) . Dazu kam , dass einige Kreise sehr klein waren. So wurden schon in den allernächsten Jahren von den

70 Kreisen

gelegt: Düsseldorf - Stadt und

Land,

Opladen und Solingen,

22 Kreise

zusammen-

Koblenz - Stadt und

Mettmann und Elberfeld,

Land,

Rheinberg und

Geldern, Essen und Dinslaken, Blankenheim und Gemünd, Siegburg und Uckerath, Gimborn und Homburg, Linz und Neuwied, Braunfels und Wetzlar, Sankt Vith und Malmedy.

Diesen früheren Zu-

sammenlegungen sind dann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder zahlreiche Teilungen gefolgt,

die durch die Zunahme der

Bevölkerung, namentlich infolge des gewaltigen Aufschwunges der Industrie, veranlasst worden sind .

Diese Kreisteilungen stellen sich

in der weitüberwiegenden Mehrzahl als Folge der Bildung von Stadtkreisen dar. Die wachsenden Stadtgemeinden schieden aus ihren bisherigen Kreisverbänden aus : zuerst Barmen und Elberfeld 1861 , Düsseldorf und Krefeld 1872 ,

Essen 1873 ,

Duisburg 1874,

Bonn

und Koblenz 1887 , München- Gladbach und Remscheid 1888 , Solingen 1896, Mülheim am Rhein und Oberhausen 1901 ,

Mülheim an der

Rubr 1904, Rheydt 1907 , Saarbrücken 1909, Hamborn 1911 , Neuss 1913, Sterkrade 1917.

Weitaus am meisten wurde der Regierungs-

bezirk Düsseldorf von den Kreisveränderungen berührt . Die 13 Kreise , die der Bezirk nach Vereinigung mit dem Regierungsbezirk Kleve und im Jahre 1823 umfasste, haben sich durch diese Entwickelung auf 30 Kreise vermehrt.

In der ganzen Provinz stehen den 70 Kreisen des Jahres 1816 und den 60 Kreisen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts heute 84 Land- und Stadtkreise gegenüber , die Einwohnerzahl der Kreise ist von 1851570 Seelen im Jahre 1817 auf 7121 140 Einwohner nach der Volkszählung vom Jahre 1910 gewachsen. In der nachstehenden Übersicht soll durch Behandlung der einzelnen Kreise versucht werden, ein Bild über ihre

erste Ein-

richtung ) und weitere Entwickelung, über ihre Zusammenlegungen 1 ) Vgl. oben S 131 und einen Bericht des Oberpräsidenten Grafen zu Solins an den Minister des Innern vom 13. März 1818 im St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 1454. 2) Die Zusammensetzung der im Jahre 1816 gebildeten Kreise des Regierungsbezirks Düsseldorf nach Bürgermeistereien ist nach dem Amtsblatt von 1816 aufgeführt. In den Amtsblättern der übrigen Regierungen ist die Zusammensetzung der Kreise nur nach vormaligen Kantonen, nach

236

IV, 8. Die Kreise

und Teilungen zu geben .

Den einzelnen Landkreisen ist eine Über-

sicht über die Landräte und deren Dienstzeit angeschlossen worden ¹ ). Regierungsbezirk Aachen : Der Stadtkreis Aachen wurde 1816 eingerichtet. Er umfasst jetzt die Stadt Aachen, die frühere Stadt Burtscheid und die Ortschaft Forst. Die Stadtgemeinde Burtscheid wurde am 1. April 1897 , die Landgemeinde Forst am 1. April 1906 mit der Stadt Aachen auf Grund der Eingemeindungsgesetze 31. März 1906 vereinigt.

vom 29. März

1897

und

Die Geschäfte des Landrates im Stadt-

kreise Aachen nahmen wahr der Landrat von Coels 1818-1848, bis 1830 zugleich Polizeidirektor , der Staatsprokurator Stürtz 18481850 ; scitdem sind die Polizeidirektoren 2 ) bis 1888 zugleich Landräte des Stadtkreises gewesen, bis die landrätlichen Geschäfte mit dem 1. April 1888 auf den Oberbürgermeister übergingen.

Seitdem

werden sie vom Oberbürgermeister bzw. von Polizeipräsidenten verwaltet. Der Landkreis Aachen wurde 1876 gebildet aus den 22 Bürgermeistereien Alsdorf, Bardenberg, Brand, Broich , Burtscheid , Busbach, Eschweiler, Forst, Gressenich , Haaren, Herzogenrath, Höngen , Kornelimünster, Laurensberg, Merkstein, Pannesheide, Richterich, Rimberg, Stolberg, Walheim, Weiden, Würselen. Die Stadt Burtscheid und die Ortschaft Forst sind zu Aachen eingemeindet. Rimberg gehört zur Bürgermeisterei Merkstein, Pannesbeide ist heute nicht

Bürgermeistereien nur dann angegeben, wo Teilkantone in Betracht kommen. Für die übrigen Bezirke sind daher für die Aufführung der Bürgermeistereien die ältesten Bezirksbeschreibungen herangezogen worden und zwar : „ Gebietseinteilung des Regierungsbezirks Aachen 1817 “, „ Statistisch topographische Beschreibung des Regierungsbezirks Trier ( 1820) ", „Übersicht der Gebietseinteilung des Regierungsbezirks Köln (1817)", 3 Beschreibung des Regierungsbezirks Kleve 1818 " und n der Regierungsbezirk Koblenz nach seiner Lage, Begrenzung, Grösse, Bevölkerung und Einteilung 1817 " . In diesen Beschreibungen finden sich auch die zu den einzelnen Bürgermeistereien gehörigen Ortschaften aufgeführt. 1 ) Als Quelle der Landratsreihen dienten die von den Landratsämtern erbetenen Aufstellungen. Sie waren in der Mehrzahl brauchbar ; einige Landratsämter konnten keine Angaben machen, von einem habe ich einer wiederholten Anfrage unerachtet überhaupt keine Antwort erhalten. Viele Angaben waren lückenhaft und auch unrichtig. Sie sind, soweit möglich, aktenmässig oder nach den Amtsblättern ergänzt und berichtigt. 2) Die Reihe der Polizeidirektoren s. unten IV, 12 A.

237

und die Kreisbehörden .

mehr Bürgermeistereisitz, als solche gehören jetzt ausser den obigen die Bürgermeistereien Eilendorf, Keise.

Kinzweiler und Kohlscheid zum

Landräte : von Strauch 1816--1836 ; Hasslacher 1836-1850 ; Hasenclever 1850-1882 ; von Coels von der Brügghen 1883-1899 ; Pastor 1899Der Kreis

Blankenheim

wurde

1816

12 Bürgermeistereien Blankenheim, Dahlheim,

gebildet

aus den

Dollendorf, Hellen-

thal, Hollerath, Kronenburg, Lommersdorf, Marmagen , Reifferscheid , Tondorf, Udenbreth, Wahlen.

Durch Kabinettsorder vom 16. März

1818 wurde der Kreis Blankenheim aufgehoben und vom 15. Juni 1818 an mit dem Kreise Gemünd vereinigt (Bekanntmachung der Regierung zu Aachen vom 20. Mai 1818, Amtsblatt 1818, S. 218) . Landrat : von Coels 1816-1818 . Der Kreis Düren wurde 1816 gebildet aus den 27 Bürgermeistereien Arnoldsweiler, Bergstein,

Binsfeld, Birgel,

Birkesdorf,

Burvenich, Drove, Düren, Echtz, Froitzheim, Füssenich , Kelz , Lamersdorf, Langerwehe, Merken, Merzenich, Nideggen, Niederzier, Nörvenich, Nothberg, Ollesheim, Pier, Siervenich , Stockheim, Straass, Weisweiler,

Wollerheim.

änderungen erfahren.

Die inuere Einteilung hat einige Ver-

Viehöven ist von der Bürgermeisterei Birkes-

dorf getrennt und mit Schophoven in der Bürgermeisterei Pier verbunden. Oberschneidhausen ist von der Gemeinde Winden, Bürgermeisterei Stockheim, getrennt und mit Uedingen, Bürgermeisterei Drove, verbunden, Rath von Drove getrennt und mit Nideggen verbunden , Brück - Hetzingen von Bergstein getrennt und mit Nideggen verbunden und der übrige Teil der Bürgermeisterei Bergstein mit der von Strass zu einer Bürgermeisterei Strass - Bergstein verschmolzen. Die Bürgermeistereien Nörvenich und Ollesheim wurden gleichfalls Der Kreis umfasst heute die gleichen zu Nörvenich vereinigt. Bürgermeistereien wie 1816 mit Ausnahme von Ollesheim. Landräte : von Lommessen 1816-1825 ; von Ripperda 18251837 ; von Egidy 1837-1841 ; Stürtz 1841-1887 ;

von Breuning

1887-1909 ; Kesselkaul 1909— Der Kreis Erkelenz wurde 1816 gebildet aus den 15 Bürgermeistereien Beeck, Beckerath, Doveren , Elmpt, Erkelenz, Gerderath , Grevenich, Immerath, Keyenberg, Klein- Gladbach , Körrenzig, Lövenich , Niederkrüchten, Schwanenberg, Wegberg . Die innere Einteilung hat einige Veränderungen erfahren . dem

Kreise Grevenbroich zugewiesen .

Der Ort Kuckum wurde

Die Bürgermeisterei Holz-

238

IV, 8. Die Kreise

weiler wurde mit der Bürgermeisterei Immerath, Gevenig mit Die Gemeinde Körrenzig, Beckerath mit Keyenberg vereinigt. Kückhoven wurde mit Erkelenz verbunden,

dann aber wieder als

selbständige Bürgermeisterei 1858 getrennt. Mit Ausnahme von Beckerath und Gevenig sind heute die Bürgermeistereien die gleichen wie 1816 , hinzugekommen ist die Bürgermeisterei Kückhoven. Landräte : von Dewall 1816-1826 ; Beermann 1826-1850 ; Claessen 1850-1876 ;

Strom 1876-1877 ;

Dombois 1877-1885 ;

Dr. Geble 1885-1895 ; von Reumont 1895Der Kreis Eupen wurde 1816 gebildet aus den 8 Bürgermeistereien Eupen, Eynatten, Hergenraed , Kettenis, Lontzen, Moresnet, Raeren, Walborn. meistereieinteilung.

Der Kreis hat heute noch dieselbe Bürger-

Landräte : von Scheibler 1816-1837 ; von Reiman 1837-1849 ; von Harrenne 1849-1866 ; von der Heydt 1866-1868 ; Edwin Gülcher 1868-1870 ; Sternickel 1871-1883 ; Alfred Gülcher 18831909 ; The Losen 1909-1916 ; Dr. von Kesseler 1917Der Kréis Geilenkirchen wurde 14 Bürgermeistereien Baesweiler,

Birgden,

1816 gebildet aus den Brachelen,

Frelenberg,

Gangelt, Geilenkirchen, Immendorf, Puffendorf, Randerath , Scherpenseel, Schümmerquartier, Teveren, Uebach, Würm. Die Zahl der Bürgermeistereien ist inzwischen verringert, Birgden, Puffendorf und Uebach sind aufgehoben .

Landräte : Freiherr von Fürth 1816-1844 ; Regierungsassessor Contzen auftragweise 1844-1847 ; Freiherr von Eynatten 1847-1875 ; Dr. Freiherr von der Goltz 1875-1891 ; Freiherr von WredeMelschede 1891Der Kreis Gemünd wurde 1816 gebildet aus den 14 BürgerDreiborn, Eicks, Gemünd , Heimbach, Holzmülheim, Kall , Keldenich, Noethen , Schleiden, Vussem, Wallenthal,

meistereien Bleybuir,

Weyer, Wollseifen. Durch Kabinettsorder vom 16. März 1818 wurde mit dem Kreise Gemünd der aufgehobene Kreis Blankenheim vom 15. Juni 1818 an vereinigt ( Bekanntmachmang der Regierung zu Aachen vom 20. Mai 1818 im Amtsblatt 1818, S. 218 ) . Im Jahre 1829 wurde durch Ministerialerlass vom 11. Dezember dem Kreise Gemünd der Name " Kreis Schleiden " beigelegt und Schleiden zum Hauptort des Kreises und Sitze des Landratsamtes bestimmt (Bekanntmachung der Regierung zu Aachen vom 24. Dezember 1829 im Amtsblatt 1830, S. 3) .

239

und die Kreisbehörden. Landrat: Freiherr von Syberg 1816-1829 .

Der Kreis Heinsberg wurde 1816 gebildet aus den 22 Bürgermeistereien Aphoven, Birgelen, Braunsrath, Breberen , Dremmen, Haaren, Havert, Heinsberg, Herkenbusch, Hilfarth, Karken, Kirchhoven, Millen, Myhl, Oberbruch, Ratheim, Waldenrath, Waldfeucht, Wassenberg, Wehr. Bürgermeistereisitzen werden Herkenbusch, nicht mehr, neu Unterbruch aufgeführt.

Säffelen, Tudderen, Unter den jetzigen Millen

und Tüdderen

Landräte : van der Straeten 1816-1853 ; Hardt 1853-1854 ; Claessen 1854-1860 ; Janssen 1860-1877 ; Löwe 1877-1885 ; Freiherr von Scheibler 1885-

Der Kreis Jülich wurde 1816 gebildet aus den 20 Bürgermeistereien Aldenhoven, Barmen, Birkesdorf, Dürwiss, Ederen, Freialdenhoven, Hambach, Hottorf, Hoengen-Inden, Jülich, Kirchberg, Koslar, Linnich, Rödingen, Roerdorf, Setterich, Siersdorf, Steinstrass, Titz, Weltz . Unter den heutigen Bürgermeistereien werden Birkesdorf, Setterich und Steinstrass nicht mehr aufgeführt. Landräte : von Bülow 1816-1848 ; von 1848-1850 Verwaltung durch mehrere Kommissare ; Freiherr von Hilgers 1850-1871 ; Naumann auftragweise 1871-1872 ; Freiherr von Wenge- Wulffen auftragweise 1872-1875 ; Freiherr von Holler 1875-1880 ; von Trott zu Solz 1880-1892 ; Dr. Vüllers 1892Der Kreis Malmedy wurde 1816 gebildet aus den 5 Bürgermeistereien Bellevaux, Büllingen, Bütgenbach , Malmedy, Weismes. Im Jahre 1821 wurde der Kreis Sankt Vith mit dem Kreise MalDie heutigen Bürgermeistereien sind Amel, Bevercé, Bellevaux, Büllingen , Büttgenbach, Krombach, Lommersweiler, Mal-

medy vereinigt .

medy, Manderfeld , Meyerode, Recht, Reuland , Sankt Vith , Schönberg, Weismes. Landräte : Freiherr von Negri 1816-1840 ; Freiherr von Montigny 1841-1853 ; von Frühbuss 1854-1865 ; Freiherr von Broich 1865-1876 ;

Freiherr von der Heydt 1876-1883 ;

von Frühbuss

1883-1889 ; Wallraf 1889-1893 ; Pastor 1884-1899 ;

Kaufmann

1899-1907 ; Freiherr von Korff 1907Der Kreis Montjoie wurde 1816 gebildet aus den 12 Bürgermeistereien Dedenborn, Eicherscheid, Höfen , Imgenbroich, herberg, Kesternich, Schmidt, Simmerath .

Kalter-

Lammersdorf, Montjoie, Rötgen, Ruhrberg, Unter den heutigen Bürgermeistereien fehlen

Dedenborn und Lammersdorf.

Den Kreis bilden heute die übrigen

Bürgermeistereien und Zweifall.

Montjoie heisst seit 1918 Monschau.

240

IV, 8. Die Kreise

Landräte : Böcking 1816-1824 ; Zoepfel 1824-1846 ; Hardt 1847-1855 ; von Scheibler 1856-1866 ; Hasse 1867-1872 ; Freiherr von Ayx 1873-1876 ; Rennen 1877-1889 ; Sasse 1889-1898 ; von Guérard 1898-1905 ; Dr. von Kesseler 1905-1917 ; Heimann 1917Der Kreis Sankt Vith wurde 1816 gebildet aus den 10 Bürgermeistereien Amel, Krombach, Lommersweiler, Manderfeld, Meyrode, Recht, Reuland, Sankt Vith, Schönberg, Thommen. Im Jabre 1821 wurde der Kreis Sankt Vith mit dem Kreise Malmedy vereinigt. Die Verwaltung des Kreises führte von 1816-1821 der Kreiskommissar und nachherige Landrat Weiss . Der Kreis Schleiden wurde 1829 gebildet, indem durch Ministerialerlass vom 11. Dezember 1829 dem Kreise Gemünd der Name

Kreis Schleiden " ,

beigelegt und

der Ort Schleiden

Sitze des Landratsamtes bestimmt wurde

zum

( Bekanntmachung der

Regierung zu Aachen vom 24. Dezember 1829 im Amtsblatt 1830, S. 3).

Der Kreis besteht heute aus den Bürgermeistereien Blanken-

heim , Bleibuir , Dollendorf, Dreiborn , Eicks, Gemünd , Harperscheid, Heimbach, Hellenthal, Hollerath , Holzmülheim-Tondorf, Kall, Keldenich, Kronenburg, Lommersdorf, Marmagen, Nöthen , Schleiden, Udenbreth, Mechernich, Wahlen , Wellenthal, Weyer. Landräte

Freiherr von Syberg 1818-1829 , als Landrat des

Kreises Gemünd ; Graf Beyssel von Gymnich 1829-1863 ; Freiherr von Harff 1863-1895 ; Dr. von Schlechtendal 1895-1906 ; Dr. Kreuzberg 1906-1916 ; Graf von Spee 1916-

Regierungsbezirk Düsseldorf. Der Stadtkreis Barmen wurde am

1. Juni 1861

gebildet,

nachdem durch Kabinettsorder vom 21. September 1860 die Ausscheidung der Städte Barmen und Elberfeld aus dem Verbande des Landkreises Elberfeld und die Bildung eigener Stadtkreise unter Verwaltung des für beide gemeinschaftlich als Landrat zu bestellenden Polizeidirektors von Elberfeld genehmigt worden war (Bekanntmachung der Regierung zu Düsseldorf vom 8. Juni 1861 im Amtsblatt 1861 , S. 250 ) .

Die Ortspolizeiverwaltung, welche dem-

nach vom Polizeidirektor im Namen des Staates geführt wurde, ist unterm 11. April 1863 Seitens der Staatsbehörde an die städtische Verwaltung zurück überwiesen und am 1. Juni 1863 sind auch die landrätlichen Funktionen für den Stadtkreis Barmen dem Ober-

241

und die Kreisbehörden.

bürgermeister der Stadt tibertragen haben nicht stattgefunden.

Eingemeindungen

worden.

Der Kreis Dinslaken wurde 1816 gebildet aus den 7 Bürgermeistereien Dinslaken, Dreisburg, Gablen, Götterswickerham, Holten, Ruhrort, Schermbeck. Er wurde 1823 mit dem Kreise Essen zu dem Kreise Duisburg vereinigt.

Der Kreis Dinslaken wurde von

1816-1823 von dem Landrat von Buggenhagen verwaltet. Im Jahre 1909 wurde ein neuer Kreis Dinslaken insofern gebildet, als nach dem durch Gesetz vom 26. Juli 1905 erfolgten Ausscheiden der Städte Ruhrort und Meiderich aus dem Verbande des Kreises Rubrort der Landratssitz dieses Kreises mit dem 1. April 1909 von Duisburg Rubrort nach Dinslaken verlegt wurde.

Der

Kreis erhielt die Bezeichnung Kreis Dinslaken ( Min.-Bl. f. d . i . V. 1909 , S. 195 ). Der Landkreis

Dinslaken

umfasst

beute

die

Stadtbürger-

meisterei Dinslaken und die Landbürgermeistereien Gahlen , Hiesfeld , Voerde, Walsum. Die bisher dazu gehörige Landgemeinde Sterkrade wurde durch Erlass vom 17. März 1913 zur Stadt erhoben und schied 1917 aus dem Kreise aus. Landrat : Dr. von Wülfing 1907-

Der Stadtkreis Düsseldorf wurde 1816 eingerichtet, aber bereits im August 1820 mit dem Landkreise Düsseldorf zu einem Kreise vereinigt .

Im Juli 1848 wurde die Polizei- und Kommunal-

verwaltung der Stadt unmittelbar

unter die Regierung gestellt . Durch Kabinettsorder vom 20. April 1872 wurde dann das Ausscheiden des Stadtbezirks Düsseldorf und die Bildung eines besonderen Stadtkreises genehmigt. Der Stadtkreis erhielt seine frühere Begrenzung, umfasste also die damalige Oberbürgermeisterei Düsseldorf. Die Funktionen des Landrats für den Stadtbezirk gingen auf den Oberbürgermeister über ( Amtsblatt 1872 , S. 168). Durch Verordnung vom 16. November 1907 wurde die Ortschaft Wersten von der Landgemeinde Himmelgcist mit Wirkung vom 1. April 1908 ab abgetrennt und der Stadtgemeinde Düsseldorf einverleibt. Ferner wurden auf Grund des Gesetzes vom 21. Mai 1999 vom 1. April 1909 ab mit der Stadtgemeinde Düsseldorf vereinigt die Stadtgemeinde Gerresheim, die Landgemeinden Himmelgeist, Eller, Rath und Heerdt, die Ortschaft Stockum und Teile der Landgemeinde Ludenberg und der Ortschaft Lobausen. Der Kreis Düsseldorf- Land wurde 1816 gebildet aus den 8

Bürgermeistereien

Angermund,

Benrath,

Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

Gerresheim, Hilden, 16

242

IV, 8. Die Kreise

Hubbelrath, Kaiserswerth, Mintard, Ratingen. Im August 1820 wurde die 1816 nicht mit in den Kreisverband einbezogene Stadt Düsseldorf mit dem Kreise vereinigt, im Juli 1848 jedoch die Polizei- und Kommunalverwaltung der Oberbürgermeisterei Düsseldorf vom Kreise getrennt und unmittelbar unter die Regierung gestellt. Durch Kabinettsorder vom 20. April 1872 wurde das Ausscheiden des Stadtbezirks Düsseldorf aus dem Verbande des bisherigen Kreises Düsseldorf und die Stadtkreises genehmigt.

Bildung eines besonderen

Der übrige Teil des Kreis blieb als Land-

kreis Düsseldorf mit der Kreisstadt Düsseldorf bestehen (Amtsblatt 1872 , S. 168 ) . Der Kreis ist heute eingeteilt in die Stadtbürgermeistereien Angermund , Hilden, Kaiserswerth, Ratingen und in die Landbürgermeistereien Benrath, Eckamp, Erkrath, Hubbelrath, KaiserswerthLand, Mintard. Landräte : von Lasberg 1816-1837 ; Freiherr Reitz von Frentz 1839-1863 ;

Graf von Spee

1864-1873 ;

Küpper 1874-1880 ;

von Kühlwetter 1881-1904 ; Ebbinghaus 1904-1905 ; von Beckerath 1905Der Stadtkreis

Duisburg wurde im Jahre 1884 gebildet,

nachdem durch Kabinettsorder vom 27. Juni 1873 genehmigt wor den war, dass die Stadt Duisburg aus dem bisherigen Kreisverbande Duisburg ausscheide und einen besonderen Stadtkreis bilde.

Der

Stadtkreis Duisburg umfasste nach der Bekanntmachung der Regierung vom 24. Januar 1874

das Gebiet der Stadtbürgermeisterei

Duisburg und die Geschäfte des Landrats für den Stadtkreis gingen auf den Bürgermeister über, der sich in Ausübung dieser Tätigkeit der Unterschrift Duisburg , der

„ Das

Königliche

Bürgermeister “

zu

Landratsamt des bedienen hatte

Regierung zu Düsseldorf 1874 , S. 59) .

Stadtkreises

(Amtsblatt der

Durch Erlass vom 5. März

1902 ist mit Wirkung vom 1. April 1902

ab die Landgemeinde

Wanheim-Angerhausen mit der Stadtgemeinde Duisburg vereinigt worden . Ferner wurden durch Gesetz vom 26. Juli 1905 vom 1. Oktober 1905 ab die Stadtgemeinden Ruhrort und Meiderich mit dem Stadtkreis Duisburg vereinigt. Der Kreis Duisburg wurde 1823 gebildet durch Vereinigung Kreise Dinslaken und Essen unter Bestimmung der beiden der Bei dieser Gelegenheit wurde die Stadt Duisburg zum Kreisorte. bisher zum Kreise Dinslaken gehörige Bürgermeisterei Schermbeck zum Kreise Rees geschlagen.

In dieser Zusammensetzung verblieb

243

und die Kreisbehörden. der Kreis , bis im

Jahre

1859

Bestandteile

die

des

vormaligen

Kreises Essen mit Ausschluss der Bürgermeistereien Mülheim vom und

zu

einem

neuen Kreise

Kreise Duisburg wieder

abgetrennt

Essen vereinigt wurden.

Infolge Verleihung der Städteordnung an

die Städte Duisburg, Ruhrort und Dinslaken bildeten diese Städte getrennte Bürgermeistereien, indem sie 1857 aus dem früheren Bürgermeistereiverbande mit den Landgemeinden ausgeschieden waren . Die Stadt Mülheim an der Ruhr, welche gleichfalls die Städteordnung erhielt, war schon 1847 von der gleichnamigen Landbürgermeisterei getrennt worden. Im Jahre 1862 fand die Bildung der Bürgermeisterei Oberhausen statt aus verschiedenen Gemeinden des Kreises Duisburg und aus den vom Kreise Essen abgetretenen Ortschaften Lippern und Lirich . Duisburg

Zu dieser Zeit bestand der Kreis

aus den Bürgermeistereien

Dinslaken-Stadt, Dinslaken-

Land, Duisburg- Stadt, Duisburg- Land, Gablen,

Götterswickerham ,

Holten, Mülheim- Stadt, Mülheim-Land, Oberhausen, Rubrort- Stadt, Rubrort-Land. Im Jahre

1874 schied die Stadt Duisburg aus dem Kreis-

verbande aus und bildete den besonderen Stadtkreis Duisburg. übrige Teil des Kreises wurde als Landkreis weitergeführt .

Der Ihm

wurde mit Allerhöchster Genehmigung vom S. Dezember 1873 Mülheim an der Ruhr als Kreisstadt bestimmt und dem Kreise nunmehr der Name n Kreis Mülheim an der Ruhr" beigelegt. Landräte : von Buggenhagen 1823-1828 ; Devens 1829-1846 ; Regierungsreferendar Hammer auftragweise 1847-1848 ; Regierungsassessor Dittmer auftragweise 1848-1849 ; von Arnim auftragweise 1849-1850 ; Dittmer 1850-1851 ; Kessler 1851-1870 ; von Rosenberg-Gruszcynski der Rubr.

1870-1874 ;

Fortsetzung s . Kreis Mülheim an

Der Stadtkreis Elberfeld wurde am 1. Juni 1861

gebildet ;

nachdem durch Kabinettsorder vom 21. September 1860 die Ausscheidung der Städte Elberfeld und Barmen aus dem Verbande des Landkreises Elberfeld und die Bildung eigener Stadtkreise unter Verwaltung des für beide gemeinschaftlich als Landrat zu bestellenden Polizeidirektors von Elberfeld genehmigt worden war (Bekanntmachung der Regierung zu Düsseldorf vom 8. Juni 1861 im Amtsblatt 1861 , S. 250) . Einige Jahre später ist die Ortspolizeiverwaltung und dann auch die landrätlichen Funktionen auf den Oberbürgermeister in Elberfeld übertragen . Der Stadtkreis Elberfeld ist durch folgende Eingemeindungen erweitert worden : am 1.Juli 1888

244

IV, 8. Die Kreise

wurde infolge Königlichen Erlasses vom

17. April 1888 ein Teil

der Gemeinde Sonnborn und am 1. April 1890 infolge Erlasses vom 18. November 1889 ein Teil der Gemeinde Vohwinkel (Gut Buchenhofen) mit Elberfeld vereinigt. Der Kreis Elberfeld wurde 1816 gebildet aus den 2 Bürgermeistereien Barmen und Elberfeld . Gelegentlich der Vereinigung

der Kreise Opladen und Solingen im Jahre 1819 wurde die bisher zu letzterem Kreise gehörige Bürgermeisterei Kronenberg mit dem Kreise Elberfeld vereinigt ( Bekanntmachung vom 30. Oktober 1819 im Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf 1819, S. 558) . Durch Erlass vom 1. November 1858 fand eine Trennung der Stadtgemeinde Hardenberg in die Stadtbürgermeisterei Langenberg und die Landbürgermeisterei Hardenberg statt. Infolge der Kabinettsorder vom 21. September 1860 schieden vom 1. Juni 1861 an die Städte Barmen und Elberfeld aus dem Verbande des Kreises Elberfeld aus und bildeten eigene Stadtkreise . Der übrig bleibende Teil des Kreises Elberfeld wurde als Kreis Mettmann mit der Kreisstadt dieses Namens eingerichtet ( Bekanntmachung vom 8. Juni 1861 im Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf 1861 , S. 250) . Landräte : Graf von Seyssel 1816-1848 ; Kreissekretär Melbeck auftragweise 1848-1851 ; von Diest 1851--1859 ; Regierungsassessor Favreau 1859 ; Polizeidirektor Hirsch auftragweise 18591861 . Der Stadtkreis Essen wurde 1873 gebildet, nachdem durch Kabinettsorder vom 3. Februar 1873 das Ausscheiden der Stadtgemeinde Essen aus dem Verbande des Landkreises Essen und die Bildung eines selbständigen Stadtkreises Essen vom 28. Februar 1873 als dem Tage der Regierungsbekanntmachung an genehmigt worden war (Amtsblatt der Düsseldorfer Regierung 1873 , S. 78 ). Mit dem Stadtkreise Essen sind in der Folge vereinigt worden die Vororte Altendorf am 1. August 1901 durch Erlass vom 19. Juni 1901 , Rüttenscheid am 1. Juli 1905 durch Gesetz vom 21. Juni 1905 , Huttrop am 1. April 1908 durch Gesetz vom 13. April 1908 und Rellinghausen am 1. April 1910 durch Gesetz vom 21. März 1910. Ausserdem sind durch Erlass vom 29. September 1896 bzw. 11. September 1897 mit Wirkung vom 1. April 1897 bzw. 1. April 1898 an einige Teile der Gemeinde Altenessen (Altenbergshof) bzw. der früheren Gemeinde Huttrop (Bernewäldchen) in den Stadtkreis Essen eingemeindet worden und

ebenso einige Teile der Land-

gemeinden Heissen , Fulerum und Winkhausen anlässlich der Auf-

245

und die Kreisbehörden.

lösung des Landkreises Mülheim a. d. Ruhr durch Gesetz vom 21 . März 1910 vom

1. April 1910 ab .

Landgemeinden Bredeney worden.

Am 1. April 1915 sind die

und Haarzopf nach Essen eingemeindet

Der Kreis Essen wurde 1816 gebildet aus den 7 Bürgermeistereien Altenessen, Borbeck, Essen, Kettwig, Mülheim a. d . Ruhr, Steele, Werden . Er wurde 1823 mit dem Kreise Dinslaken zu dem Kreise Duisburg vereinigt. 1816-1823 Stemmer.

Verwalter des Kreises Essen war von

Im Jahre 1859 wurden gemäss Kabinettsorder vom 10. August 1857

die obigen Bestandteile

des vormaligen

Kreises Essen mit

Ausschluss der Bürgermeistereien Mülheim a. d . Rubr-Stadt und -Land vom Kreise Duisburg wieder getrennt und als n Kreis Essen" wiederhergestellt.

Der Kreis bestand nunmehr

aus

den

Stadtbürgermeistereien Essen, Werden , Steele und Kettwig und aus den Landbürgermeistereien Werden , Steele, Kettwig, Borbeck , Altenessen.

Im Jahre 1862 wurden die Ortschaften Lippern und Lirich

an den Kreis Duisburg überwiesen. Durch Kabinettsorder vom 3. Februar 1873 wurde das Ausscheiden der Stadt Essen aus dem Kreisverbande und die

Bildung eines

selbständigen

Stadtkreises

Essen vom 28. Februar 1873 als dem Tage der Regierungsbekanntmachung an genehmigt (Amtsblatt der Düsseldorfer Regierung 1873 , S. 78) .

Bei der durch Gesetz vom 21. März 1910 erfolgten Auf-

lösung des Landkreises Mülheim a. d . Ruhr wurden die zu diesem Kreise gehörigen Landgemeinden Menden, Raadt und Haarzopf mit dem Landkreise Essen vereinigt.

Den Landkreis Essen bilden heute die Stadtbürgermeistereien Kettwig, Steele, Werden und die Landbürgermeistereien Altenessen , Borbeck, Bredeney, Heisingen, Kettwig- Land, Kupferdreh, KrayLeithe, Menden, Rotthausen, Stoppenberg, Überruhr, Werden - Land. Landräte : Devens 1859-67 ; Freiherr von der Heydt 1868-70 ; Freiherr von Hövel 1870-99 ; Rötger 1899-1901 ; Snethlage 19011909 ; von Eynern 1910-14 ; Dr. Brandt 1914-18 ; Dr. Schön 1918Der Kreis Geldern wurde 1816 gebildet aus den 16 Bürgermeistereien Aldekerk , Geldern, Hinsbeck, Issum, Kapellen, Kervenheim , Kevelaer, Leuth, Nieukerk, Pont, Sevelen, Straelen , Wachtendonk, Walbeck, Wankum, Weeze . Im Jahre 1823 wurde der Kreis Rheinberg mit dem Kreise Geldern unter dem Namen und -Hauptorte Geldern vereinigt.

Der Landkreis Geldern umfasst heute die Stadtbürgermeisterei

246

IV, S. Die Kreise

Geldern und die Landbürgermeistereien Aldekerk , Hinsbeck, Issum, Kapellen, Kervenheim, Kevelaer, Leuth, Nieukerk , Pont, Sevelen, Straelen, Wachtendonk , Walbeck, Wankum, Weeze. Landräte : Freiherr Friedrich von Eerde 1816-1848 ; Kreissekretär Engehard

auftragweise

1848-1849 ;

von Arnim auftragweise 1850-1851 ;

Regierungsassessor

Graf von Loë auftragweise

1851-1854 ; Graf von Schaesberg auftragweise 1854 ; Kreissekretär Schwartz auftragweise 1854 ;

Regierungsassessor von Ernsthausen

auftragweise 1854-1859 ; Freiherr Georg von Eerde 1859--1876 ; von Cossel 1876-1890 ; von Nell 1890-1913 ; von Kesseler 1913- . Der Kreis Gladbach wurde 1816 gebildet aus 14 Bürgermeistercien Dabien, Gladbach, Kleinenbroich, Kleinkempen, Korschenbroich, Liedberg, Obergeburth , Oberniedergeburt, Odenkirchen , Rheydt, Schelsen , Schiefbahn , Unterniedergeburth, Viersen. Durch Ministerialerlass vom 5. März 1819 wurde die bis dahin zum Kreise Krefeld gehörige Gemeinde Necrsen nach Abzweigung der Gemeinde Anrath, welche bei dem Kreise Krefeld verblieb, mit dem Kreise Gladbach vereinigt, dagegen die Bürgermeisterei Kleinkempen unter Abtrennung vom Kreise Gladbach dem Kreise Krefeld überwiesen. Gleichzeitig wurden auch die in der Bürgermeisterei Neersen als Enklaven

liegenden

Teile

der

Gladbach vereinigt.

Bürgermeisterei

Schiefbahn

mit

dem

Seit dem 18. März 1835 wurden die

Gemeinden Gladbach , Ober-, Obernieder- und Unterniedergeburth in die Bürgermeistereien Gladbach (mit Gladbach, Obergeburth und Oberniedergeburth ),

Hardt und Neuwerk vereinigt und durch Kabinetts-

order vom 28. Oktober 1857 die Landgemeinde Oberniedergeburth mit einem

Teile

verschmolzen.

von

Vom

1.

Obergeburth mit Januar

1888

der Gemeinde Gladbach

an ist

die

Stadtgemeinde

München -Gladbach zur Bildung eines eigenen Stadtkreises aus dem Kreise Gladbach ausgeschieden

(Min . Bl. f. d . i . V. 1887 , S. 270)

und mit dem 1. April 1907 schied auch die Stadtgemeinde Rheydt aus dem Landkreise Gladbach aus und hat einen eigenen Stadtkreis gebildet (Min.-Bl. f. d . i . V. 1907 , S. 33) . Der Landkreis Gladbach umfasst heute die StadtbürgermeisteOdenkirchen, Rheindahlen, Viersen und die Landbürgermeistereien Hardt, Kleinenbroich, Korschenbroich, Liedberg, MünchenGladbach-Land, Neersen, Neuwerk , Schelsen, Schiefbahn .

reien

Landräte : von Maerken 1816-1833 ; von der Straeten 1833– 1850 ; Rumschöttel 1850-1853 ; von Wissmann 1853-1859 ; Schubarth 1859-1870 ; Kreisdeputierte und der Referendar Kiesel 1870 ;

247

und die Kreisbehörden .

Simons 1871-1873 ; Boedicker 1873-1881 ; Schmitz 1881--1895 ; Dr. von Bönninghausen 1895Der Kreis Grevenbroich wurde 1816 gebildet aus den Bürgermeistereien Bedburdyck, Elsen, Evinghoven, Frimmersdorf, GarzGrevenbroich, Gustorf, Hemmerden, Hülchrath, Jüchen,

weiler,

Kelzenberg, Neukirchen, Wanlo , Wevelinghoven, Wickrath (mit Ausnahme der Gemeinde Buchholz) und aus den Gemeinden Spenrad und Kuckum von der Bürgermeisterei Immrath. Durch MinisterialErlass vom 13. Mai 1818 wurde auch die zum Aachener Regierungsbezirk geschlagene Gemeinde Buchholz wieder mit der Bürgermeisterei Wickrath vereinigt . Der Landkreis Grevenbroich ist heute eingeteilt in die Stadtbürgermeistereien Grevenbroich und Wevelinghoven und die Landbürgermeistereien Grevenbroich- Land, Hochneukirch und die oben aufgeführten mit Ausnahme von Wevelinghoven und Neukirchen , welche letztere Landgemeinde mit Hülchrath vereinigt ist. Landräte :

von

Pröpper

1816-1839 ;

Freiherr von

Vorst-

Gudenau 1840-1850 ; von Heinsberg 1851-1876 ; Auffarth 18761877 ; von Bonin 1877-1880 ;

von Oertzen 1880-1889 ;

Brüning

1889-1912 ; Scherer 1912-1914. Der Stadtkreis Hamborn wurde vom 1. Mai 1911 an gebildet durch Ausscheiden der Stadt Hamborn aus dem Verbande des Kreises Dinslaken ( Bekanntmachung vom 16. April 1911 im Min.Eingemeindungen haben nicht statt-

Bl. f. d . i . V. 1911 , S. 132) . gefunden.

Der Kreis Kempen warde 1816 gebildet aus den 19 Bürgermeistereien Amern Sankt Anton, Amern Sankt Georg, Boisheim ; Bracht, Breyell , Brüggen,

Burgwaldniel,

Dülken, Grefrath,1

Hüs,

Kaldenkirchen, Kempen, Kirspelwaldniel , Lobberich, Oedt, Sankt Hubert, Sankt Tönis, Tönisberg, Vorst. Durch Ministerialerlass vom 25. September 1818 wurde die bis dahin zur Bürgermeisterei Neersen gehörige Bauerschaft Kehn vom 1. Jannar 1819 ab vom Kreise Krefeld getrennt und als Bestandteil der Bürgermeisterei Vorst mit dem Kreise Kempen vereinigt. Die Bürgermeistereien des Landkreises Kempen sind heute die der Städte Dülken, Kaldenkirchen, Landbürgermeistereien Dülken-Land ,

Kempen, Süchteln und die Schmalbroich und die oben

aufgeführten mit Ausnahme von Kaldenkirchen und Kempen. Landräte: von Monschaw 1816-1838 ; Förster 1839-1876 ,

248

IV, 8. Die Kreise

von Bönninghausen 1877-1903 ; Strahl 1904-1917 ; von HartmannKrey 1917Der Kreis Kleve wurde 1816 gebildet aus den 16 Bürgermeistereien Appeldorn, Asperden, Goch, Grieth, Griethausen, Kalkar, Keeken, Keppeln, Kessel, Kleve, Kranenburg, Materborn, Niel, Pfalzdorf, Till, Uedem. Durch den am 7. Oktober 1816 mit der Niederländischen Regierung abgeschlossenen Grenzvertrag wurden die Gemeinden Leuth, Keckerdom, Hulhuysen, die Thornsche Mühle und die Bauerschaften Veen und Dam an Holland abgetreten und dafür der an Preussen gefallene Ort Schenkenschanz dem Kreise Kleve zugelegt. Der Kreis umfasst heute die Stadtbürgermeistereien Goch und Kleve und die übrigen obengenannten 14 Landbürgermeistereien. Landräte :

von der Mosel 1816-1846 ;

Hasenclever auftragweise 1846 ;

Regierungsreferendar

von Haeften 1847-1858 ;

rungsreferendar Jungbluth auftragweise

1858 ;

Regie-

Freiherr von

Loë

Regierungsassessor von Hymmen auftragweise 1868 ; Devens 1869-1875 ; Assessor Frowein auftragweise 1875-1876 ; Eich 18761859-1867 ;

Der Stadtkreis Krefeld wurde 1872 gebildet, nachdem durch Kabinettsorder vom 14. Oktober 1872 das Ausscheiden der Stadt aus dem bisherigen Kreisverbande und die Herstellung eines selbständigen Stadtkreises Krefeld genehmigt worden war . Bekanntmachung der Regierung zu Düsseldorf vom 12. November 1872 im Amtsblatt 1872, S. 425. In den Stadtkreis Krefeld sind cingemeindet worden die Gemeinden Linn durch das Gesetz vom 10 April 1901 und Bockum, Verberg und Oppum durch das Gesetz vom 19. Juni 1907.

Der Kreis Krefeld wurde 1816 gebildet aus den 13 Bürgermeistereien Bockum, Fischeln, Friemersheim, Krefeld , Langst, Lank, Linn, Neersen, Osterath, Süchteln, Strümp , Ürdingen, Willich . Zur besseren Abrundung des Krcises wurde durch Ministerialerlass vom 25. September 1818 die bis dahin noch zur Bürgermeisterei Neersen gehörige Bauerschaft Kehn mit dem

1. Januar 1819 vom Kreise Krefeld getrennt und Süchteln als selbständige Bürgermeisterei , Kehn als Bestandteil der Bürgermeisterei Vorst dem Kreise Kempen

zugeteilt.

Durch Ministerialerlass vom 5. März 1819 wurde die Bürgermeisterei Neersen mit Ausschluss der Gemeinde Anrath vom Kreise Krefeld abgetrennt und mit dem Kreise Gladbach vereinigt, dagegen die Bürgermeisterci Klein- Kempen vom Kreise Gladbach

und die Kreisbehörden.

249

abgenommen und mit der Gemeinde Anrath vereinigt unter dem Namen der Bürgermeisterei Klein-Kempen dem Kreise Krefeld überwiesen. Durch Ministerialerlass vom 11. August 1840 erhielt diese Der Ministerialerlass vom Bürgermeisterei den Namen Anrath. 16. Februar 1841

vereinigte vom

1.

Januar

1842

an die

drei

Bürgermeistereien Lank, Langst und Strimp unter dem Namen Lank. Vom 1. Januar 1858 ab wurde die Bürgermeisterei Friemersheim vom Kreise Krefeld getrennt und dem Kreise Mörs einverleibt (Amtsblatt 1857 , S. 819) . Durch Kabinettsorder vom 14. Oktober 1872 wurde das Ausscheiden der Stadtgemeinde Krefeld aus dem bisherigen Kreisverbande und die Bildung eines selbständigen Stadtkreises genehmigt. Die übrigen blieben als Landkreis verbunden.

Gemeinden des Kreises Krefeld (Bekanntmachung der Regierung

zu Düsseldorf vom 12. November 1872 im Amtsblatt 1872 , S. 425.) Die heutigen Bürgermeistereien des Landkreises Krefeld sind die Stadtbürgermeisterei Ürdingen und die Landbürgermeistereien Anrath , Fischeln, Lank, Osterath, Traar, Willich. Landräte : Heydweiler 1816-1817 ; Cappe 1817-1833 ; Melsbach 1833-1841 ; Freiherr von Raesfeld 1845-1880 ;

Herberz

1880-1881 ;

1841-1844 ;

Freiherr

von

Leysner

Uslar- Gleichen

1881-1888 ; Dr. Limbourg 1888-1892 ; Eichhorn 1912Der Kreis Lennep wurde 1816 gebildet aus den 9 Bürgermeistereien Burg (mit Ausnahme der Gemeinde Burg),

Dabring-

hausen, Hückeswagen, Lennep, Lüttringhausen, Radevormwald , Remscheid, Rousdorf, Wermelskirchen. Im Jahre 1819 wurde gelegentlich der Vereinigung der Kreise Opladen und Solingen die zu letzterem gehörige Bürgermeisterei Burg mit dem Kreise Lennep vereinigt (Bekanntmachung der Regierung zu Düsseldorf vom 30 . Oktober 1819 im Amtsblatt 1819, S. 558) . Infolge des Königlichen Erlasses

vom

16. November 1887

ist

die

Stadt Remscheid am

1. Januar 1888 aus dem Kreisverbande ausgeschieden und aus ihr ein eigener Stadtkreis gebildet worden (Min.-Bl. f. d . i . V. 1887 , S. 270).

Die heutige Einteilung des Landkreises Lennep ist : die StadtBurg, Hückeswagen, Lennep, Lüttringhausen, Radevormwald, Ronsdorf, Wermelskirchen, die Landbürgermeistereien

bürgermeistereien

Dabringhausen, Neuhückeswagen. Landräte : Freiherr von Ritz 1816-1817 ; Heydweiler 18171823 ; von Bernuth 1823-1866 ; Rospatt 1866-1882 : vom 30. März

250

IV, 8. Die Kreise

1871 bis 19. Februar 1872 durch Regierungsassessor Jentzsch vertreten ; Koenigs 1882-1900 ; Hentzen 1900Der Kreis Mettmann wurde 1816 gebildet aus den 6 Bürgermeistereien Haan, Hardenberg, Mettmann, Sonnborn , Velbert, WülfIm Jahre 1817 wurde die zum Kreise Elberfeld gehörige

rath .

Gemeinde Sonnborn zur Bürgermeisterei Haan gelegt. Am 2. Oktober 1820 wurde der Kreis Mettmann mit dem Kreise Elberfeld vereinigt.

Landrat : Cappe 1816Der Kreis Mettmann wurde unter diesem Namen wiederhergestellt, als infolge der Kabinettsorder vom 21. September 1860 die Städte Elberfeld und Barmen aus dem Kreisverbande ausschieden und für den übrig bleibenden Teil des Elberfelder Kreises die Stadt Mettmann als Kreisstadt bestimmt wurde.

Die

gesonderte

Verwaltung der einzelnen Teile nahm am 1. Juni 1861 ihren Anfang (Düsseldorfer Amtsblatt 1861 , S. 250) . Im Jahre 1877 wurde der Sitz des Laudratsamtes nach Vohwinkel verlegt. Der heutige Landkreis Mettmann umfasst die Stadtbürgermeistercien Kronenberg, Langenberg,

Mettmann,

Velbert,

Wülfrath

und

die

Landbürger-

meistereien Gruiten, Haan, Hardenberg- Neviges, Heiligenhaus, Vohwinkel. Landräte

von der Goltz 1861-1872 ; von Tiedemann 1872-

1876 ; von Bonin 1876-1877 ;

von Estorff 1877-1884 ;

Röhrig

1884-1891 ; Scherenberg 1891-1904 ; Dr. zur Nieden 1904Der Kreis Mörs wurde vom 3. Dezember 1857 an gebildet, indem die Bürgermeistereien des vormallgen Kreises Rheinberg, der 1823 mit dem Kreise Geldern vereinigt war,

von

diesem wieder

getrennt und unter Hinzufügung der zum Kreise Krefeld gehörigen Bürgermeisterci Friemersheim zu dem neuen Kreise Mörs mit der Stadt Mörs als Landratssitz vereinigt wurden .

Der heutige Land-

kreis Mörs umfasst die Stadtbürgermeistercien Mörs, Orsoy, Rheinberg, Xanten und die Landbürgermeistereien Alpen, Budberg, Büderich , Friemersheim,

Hochemmerich ,

Kapellen, Labbeck, Marienbaum ,

Hoerstgen,

Neukirchen ,

Homberg,

Kamp,

Orsoy- Land, Ossen-

berg, Repelen-Baerl, Rheinberg- Land , Rheurdt, Schaephuysen, Sonsbeck, Veen, Vierquartieren , Vluyn, Wardt. Landräte :

von Ernsthausen 1857-1865 ;

von Pommer- Esche

1867-1870 ; von Hochwächter 1872-1882 ; von Haniel 18821895 ; von Lacr 1895Der Stadtkreis Mülheim a. d . Ruhr wurde vom 1. Januar 1904

251

und die Kreisbehörden.

an gebildet durch Ausscheiden der Stadt aus dem Landkreise Mülheim a. d. Ruhr (Bekanntmachung vom 18.

November 1903 im

Min.-Bl. f. d . i. V. 1903, S. 263) . Gleichzeitig, am 1. Januar 1904 , wurden die Gemeinden Broich, Speldorf, Saarn, hausen mit der Stadt Mülheim vereinigt.

Styrum und Holt-

Infolge der durch Gesetz

vom 21. März 1910 erfolgten Auflösung des Landkreises Mülheim wurden am 1. April 1910 die Ortschaften Heissen und Winkhausen ganz, Dümpten und Fulerun teilweise dem Stadtbezirk einverleibt. Aus demselben Anlass wurden einige Parzellen der Stadt Mülheim (Teile von Styrum und . Nordstyrum ) an Oberhausen abgetreten . Der Kreis Mülheim a. d . Ruhr ist 1874 gebildet worden. Nachdem infolge der Kabinettsorder vom 27. Juni 1873 die Stadt Duisburg aus dem Kreisverbande des Kreises Duisburg 1874 ausgeschieden war,

wurde dem übrigen Teile des Kreises Duisburg

der Name n Kreis Mülheim a. d. Ruhr" beigelegt.

Durch Erlass

vom 20. April 1887 ( Min.-Bl. f. d . i . V. 1887 , S. 137 ) wurde vom Kreise Mülheim vom 1. Juli 1887 an der Kreis Ruhrort abgezweigt und der Kreis Mülheim bestand fortan aus den Städten Mülheim und Oberhausen und aus den Landbürgermeistercien Broich, Heissen und Styrum mit dem Sitze des Landratsamtes in Mülheim . Die Städte Oberhausen und Mülheim schieden mit dem 1. April 1901 bzw. dem 1. Januar 1904 aus dem Kreisverbande aus. Und der Kreis Mülheim wurde durch Gesetz vom 21. März 1910 aufgehoben und aufgeteilt und die Gemeinden des Kreises mit dem Landkreise. Essen und mit den Stadtkreisen Mülheim a. d. Ruhr,

Oberhausen

und Essen vereinigt (Gesetz - S. 1910 , S. 25 ) . Landräte : von Rosenberg-Gruszczynski 1874-1879 ; Haniel 1879-1892 ; Dr. Conze 1893-1899 ; Dr Lembke 1900-1903 ; von Bemberg Flamersheim 1904-1909 ; Moritz auftragweise 1910 . Der Stadtkreis München- Gladbach wurde vom 1. Januar 1888 an gebildet,

nachdem durch Order vom 12. Dezember 1887

das Ausscheiden der Stadtgemeinde aus dem Kreise Gladbach und die Bildung eines

eigenen

Stadtkreises genehmigt

(Min.-Bl. f. d . i . V. 1887, S. 270).

worden war

Eingemeindungen haben nicht

stattgefunden. Der Kreis Neuss wurde 1816 gebildet aus den 15 Bürgermeistereien Büderich, Büttgen, Dormagen , Glehn, Grefrath, Grimlinghausen, Heerdt, Holzheim, Karst, Nettesheim , Neuss , Nievenheim, Norf, Rommerskirchen , Zons.

Nach Ausscheiden der Stadt

Neuss im Jahre 1913 umfasst der Landkreis Neuss heute mit Aus-

252

IV, 8. Die Kreise

nahme von Neuss und der anderweit verbundenen Bürgermeisterei Heerdt die obigen Landbürgermeistereien. Landräte : von Bolschwingh 1816-1843 ; Loerick 1843—1850 ; Seul 1850-1874 ; von Briese 1874-1876 ; von Heinsberg 18761888 ; Freiherr von Schorlemer 1888-1897 ; Freiherr von der Leyen 1897-1906 ; Dr. von Brandt 1906Der Stadtkreis Neuss wurde durch Erlass des Ministers des Innern vom 7. März 1913 gebildet, welcher die Stadt Neuss vom 1. April 1913 ab für ausgeschieden aus dem Verbande des Landkreises erklärte und die Bildung eines eigenen Stadtkreises vom gleichen Zeitpunkte ab bestimmte. Der Stadtkreis Oberhausen wurde vom 1. April 1901 an durch Ausscheiden aus den Verbande des Landkreises Mülheim a. d. Ruhr gebildet (Bekanntmachung vom 18. März 1901 im Min.-Bl. f. d. i. V. 1901 , S. 75) .

Durch Eingemeindungen sind mit dem

Stadtkreise verbunden worden durch Erlass vom 20. April 1909 ein Teil der Landgemeinde Buschhausen ¹ ) , durch Gesetz vom 21. März 1910 die Landgemeinde Alstaden bis auf einen kleinen, infolge Grenzbegradigung an die Stadt Mülheim a. d . Ruhr gefallenen Teil, ein Teil der Stadt Mülheim und ein Teil der Landgemeinde Dumpten, welche letztere aufgelöst und an die Städte Oberhausen und Mülheim aufgeteilt wurde. Der Kreis Opladen wurde 1816 gebildet aus den 6 Bürgermeistereien Burscheid , Witzhelden.

Monheim ,

Opladen,

Richrath,

Schlebusch,

Er wurde im Jahre 1819 laut Bekanntmachung der

Regierung zu Düsseldorf (Amtsblatt 1819 , S. 558) mit dem Kreise Solingen unter dem Namen Kreis Solingen verbunden. Landräte : von Hauer 1816-1819, wurde Landrat in Solingen. Der Kreis Rees wurde 1816 gebildet aus den 8 Bürgermeistereien Elten, Emmerich, Haldern , Isselburg, Rees, Ringenberg, Vrasselt, Wesel.

Bei Gelegenheit der Vereinigung der Kreise Dins-

laken und Essen zum Kreise Duisburg im Jahre 1823 wurde die bisher zum Kreise Dinslaken gehörige Bürgermeisterei Schermbeck zum Kreise Rees geschlagen.

Infolge des Grenzvertrages mit der

Niederländischen Regierung sind die Gemeinden

Klein - Netterden,

Spelberg, Leegmer und Borghees an Preussen abgetreten und mit

1) Infolge der gleichzeitigen Regelung der Nordgrenze von Oberhausen fielen drei kleine Zipfel der Stadt Oberhausen an die Gemeinde Sterkrade.

253

und die Kreisbehörden.

dem Kreise Rees verbunden worden.

Die Besitzergreifung dieser

Gemeinden vollzog am 1. März 1817 der damalige Kreiskommissar, Referendar Westermann. Das Landratsamt für den Kreis Rees ist durch Kabinettsorder vom 25. April 1842 von Rees nach Wesel verlegt worden . Die heutigen Bürgermeistereien des Landkreises Rees sind die der Städte Emmerich , Isselburg, Rees , Wesel und die Landbürgermeistereien Elten, Emmerich-Land, Haldern , Millingen, Obrighoven, Rees-Land, Ringenberg, Schermbeck , Vrasselt. Landräte : Graf von Borke 1816-1817 ; Regierungsreferendar

Westermann 1817 ; von Bernuth 1818-1859 ; Dönhoff 1859-1876 ; Frowein 1876-1888 ; Regierungsassessor Königs auftragweise 18881889 ; Gescher 1889-1895 ; Graf von Spee 1895Der Stadtkreis Remscheid wurde am 1. Januar 1888 gebildet, nachdem durch Königlichen Erlass vom 16. November 1887 das Ausscheiden der Stadt aus dem Kreisverbande Lennep und die Herstellung eines besonderen Stadtkreises Remscheid genehmigt worden (Min.-Bl. f. d . i. V. 1887 , S. 270). Auf Grund Erlasses vom 21. November 1892 wurden durch Ausscheiden aus Lennep und Lüttringhausen der sogenannte Neuenkamp und Hohenhagen nebst einzelnen kleinen Örtlichkeiten eingemeindet. Schon vor Bildung des Stadtkreises waren durch Königlichen Erlass vom 20. Januar 1873 die bis dahin zu Wermelskirchen gehörigen Höfe Struck , Gross- und Wüstberghausen mit Remscheid vereinigt worden. Der Kreis Rheinberg wurde 1816 gebildet aus den 15 Bürgermeistereien Alpen, Baerl, Budberg, Büderich , Emmerich, Heurstgen , Homberg, Kamp, Kapellen, Labbeck , Marienbaum, Mörs , Neukirchen , Orsoy, Ossenberg, Repelen, Reurdt, Rheinberg, Schaephuysen, Sonsbeck, Veen, Vierquartieren , Vluyn , Wardt, Xanten. Im Jahre 1823 wurde der Kreis mit dem Kreise Geldern vereinigt. Kreiskommissar, dann Landrat des Kreises war seit 1816 Freiherr v. d . Später sind die beiden Kreise wieder getrennt worden und aus den Bürgermeistereien des vormaligen Kreises Rheinberg unter Hinzufügung der zum Kreise Krefeld gehörigen Bürgermeisterei Friemersheim vom 3. Dezember 1857 an den Kreis Mörs

Rhoer.

gebildet worden . Der Stadtkreis Rheydt wurde

am

1. April 1907

gebildet

durch Ausscheiden aus dem Landkreise Gladbach (Bekanntmachung vom 27. Dezember 1906 im Min.-Bl. f. d . i. V. 1907 S. 33) . Durch Erlass vom 24. Juni 1908 ist

eine 45 Hektar grosse Fläche

der

254

IV, 8. Die Kreise

Stadtgemeinde Rheindahlen zwecks Anlegung eines Stadtwaldes mit dem Stadtkreise Rheydt vereinigt worden . Der Kreis Ruhrort wurde infolge Erlasses vom 20. April 1887 vom 1. Juli 1887 an durch Abzweigung vom Kreise Mülheim a. d . Ruhr gebildet. Vgl. Min.-Bl. f . d . i . V. 1887 , S. 137. Der Kreis mit dem Sitze des Landratsamtes in Ruhrort umfasste die Städte Ruhrort und Dinslaken und die Landbürgermeistereien Dinslaken Land , Beek , Sterkrade, Meiderich, Götterswickerham, Gahlen und Duisburg -Land . Infolge Gesetzes vom 26. Juli 1905

( Ges.-S. S. 325)

schieden

die

Stadtgemeinden Rubrort und Meiderich aus dem Kreisverbande aus und wurden mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Duisburg vereinigt. Der Sitz des Landratsamtes verblieb zunächst in Duisburg- Ruhrort, wurde dann aber mit dem 1. April 1909 nach Dinslaken verlegt und dem Kreise die Bezeichnung Kreis Dinslaken beigelegt (Min.-Bl. f. d . i . V. 1909 , S. 195) . Landräte : Hammacher 1887-1899 ; Kötter 1900-1906 ;

Dr.

von Wülfing 1907Der Stadtkreis Solingen wurde vom

1. April 1896 an ge-

bildet durch Ausscheiden der Stadt Solingen aus dem Verbande des Landkreises Solingen (Bekanntmachung vom 11. Februar 1896 im Min.-Bl. d. i. V. 1896, S. 22) . Mit der Stadt Solingen war schon am 1. Januar 1889 die Gemeinde Dorp vereinigt worden. Der Kreis Solingen wurde 1816 gebildet aus den Bürgermeistereien

Dorp,

Solingen, Wald, Regierung

zu

Grefrath,

und

Höhscheid ,

Kronenberg,

aus der Gemeinde Burg.

Düsseldorf

genehmigte

der

11. März 1819 die Auflösung des Kreises

Merscheid ,

Auf Antrag der

Staatskanzler

unterm

und dessen Verteilung

auf die benachbarten Kreise Opladen und Mettmann .

Auf eine Ein-

gabe der Stadt Solingen und der Kreiseingesessenen an den König wurde dann aber laut Bekanntmachung der Regierung vom 30. Oktober 1819 der bisherige Kreis Opladen mit dem Kreise Solingen unter dem Namen des Kreises Solingen verbunden und die Stadt Solingen als Sitz des Landratsamtes erklärt. Jedoch wurden die beiden Bürgermeistereien des Kreises Solingen Burg und Kronenberg, erstere mit dem Kreise Lennep, letztere mit dem Kreise Elberfeld vereinigt (Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf 1819 , S. 558) . Im Jahre 1896 schied laut Bekanntmachung vom 11. Februar die Stadt Solingen vom 1. April 1896 an aus dem Kreisverbande aus und bildete den eigenen Stadtkreis Solingen (Min.-Bl. f. d . i . V. 1896,

255

und die Kreisbehörden.

S. 22). Vom 15. April 1914 an wurde der Sitz des Landratsamtes nach Opladen verlegt. Den Landkreis Solingen bilden

heute die Städte Burscheid ,

Gräfrath, Hitdorf, Höhscheid , Leichlingen, Neukirchen (Berg), Opladen, Wald und die Landbürgermeistereien Küppersteg, Monheim, Rheindorf, Richrath-Reusrath, Schlebusch, Witzhelden . Landräte : von Hauer 1816-1836 ;

Graf von dem Busche-

Kessell 1836-1850 ; Melbeck 1851-1886 ; Möllenhoff 1886-1892 ; Dönhoff 1892-1900 ; Lucas 1900Der Stadtkreis Sterkrade ist 1917 gebildet worden . Unterm 25. Mai 1917 erklärte der Minister des Innern die Stadt Sterkrade vom 1. Juli 1917

ab für ausgeschieden

Kreises Dinslaken . eigenen Stadtkreis.

aus dem Verbande des

Sie bildet von demselben Zeitpunkte ab einen

Regierungsbezirk Koblenz : Der Kreis Adenau wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 5 Bürgermeistereien Adenau, Antweiler, Kelberg, Kempenich, Virneburg. Er besteht heute unverändert aus den 6 Bürgermeistereien

Adenau ,

Aremberg (zu

Antweiler) ,

Brück,

Kelberg,

Kempenich und Virneburg. Landräte : Köller 1816-1825 ;

Kreissekretär Haas auftrag-

Heuberger 1825-1829 ;

Kreisdeputierter Metten auf-

weise 1825 ;

tragweise 1829 ; Gattermann 1829-1848 ; Regierungsassessor Jäger Kreissekretär Thüring auf-

auftragweise 1848 ; Fouk 1848-1867 ;

tragweise 1867 ; Halm 1867-1872 ; Regierungsassessor Strom auftragweise 1872 ; Dillenburger 1872--1874 ; Heckmann 1874-1884 ; von Doemming 1884-1891 ; von Kruse 1891-1898 ; Scherer 1899-1912 ; Dr. Schellen 1912-1917 ; Dr. Klausener 1917Der Kreis Ahrweiler wurde

1816

gebildet und

umfasste

1817 die 7 Bürgermeistereien Ahrweiler, Altenahr, Gelsdorf, Königsfeld , Niederbreisig, Remagen, Sinzig .

Die heutigen Bürgermeistereien

sind Ahrweiler, Altenahr, Gelsdorf (in Ringen) , Königsfeld ( in Niederzissen),

Neuenahr,

Niederbreisig,

Remagen- Stadt,

Remagen-Land ,

Sinzig- Stadt, Sinzig- Land . Landräte :

von

Gruben

1816-1821 ;

Freiherr von Hilgers

1821-1822 ; von Gärtner 1822-1841 ; Schraut 1841-1849 ; Freiherr von Hövel 1889-

1850-1859 ;

von Groote

1859-1889 ;

Heising

256

IV, 8. Die Kreise

Der Kreis Altenkirchen wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 9 Bürgermeistereien Altenkirchen, Daaden, Flammersfeld , Friesenhagen, Gebhardshein, Hamm , Kirchen , Weyerbusch, Wissen. Er besteht heute aus denselben und der durch Teile der Bürgermeisterei Kirchen neugebildeten Bürgermeisterei Betzdorf. Landräte : Koch 1816-1844 ; Freiherr von Hilgers 1845-1851 ; von Ernsthausen auftragweise 1852 ; Kampers 1852-1875 ; 1876-1882 ; Böhm 1882-1902 ; Busch 1912-

Kiesel

von Görschen 1902-1912 ;

Dr.

Der Kreis Braunfels wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 5 Bürgermeistereien Aslar, Braunfels, Greifenstein, Hohensolms, Schöpfengrund .

Er wurde zunächst durch den bisherigen Solms-

Braunfelsischen Geheimrat Stephan verwaltet. lichen Dienste

entbunden zu

Als dieser vom König-

werden wünschte,

wurde die Ver-

waltung des Kreises vom 1. Oktober 1820 an dem Landrat Furkel in Wetzlar mit übertragen (Amtsblatt 1820, S. 123 , 145, 341 ) . Im Jahre 1822 wurde der Kreis Braunfels aufgehoben und mit dem Kreise Wetzlar vereinigt ( Bekanntmachung vom 21. August 1822 im Amtsblatt S. 319 ) .

Der Stadtkreis Koblenz wurde 1816 gebildet aus der Bürgermeisterei Koblenz (Koblenz, Neuendorf, Berghof, Karthause, Kempershof, Laubachsmühle, Petersberg, Remsteck, Oberwerth, Moselweiss) und der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein . Schon im Jahre 1817 wurde der Stadt- mit dem Landkreise Koblenz vereinigt. Durch Allerhöchsten Erlass vom 29. Juni 1887 (Min.-Bl. f . d . i . V. 1887 , S. 137 ) wurde das Ausscheiden des Stadtbezirkes Koblenz aus dem Kreisverbande und die Bildung eines eigenen Stadtkreises vom 1. Oktober 1887 an genehmigt . Die Geschäfte des Landrates im Stadtkreise werden von dem Polizeidirektor bzw. von dem Oberbürgermeister wahrgenommen .

Seitdem sind in die Stadtgemeinde

Koblenz eingemeindet worden die Landgemeinde Neuendorf einschliesslich Lützel Koblenz durch Gesetz vom 19. Mai 1891 vom 1. Juli 1891

ab und die Landgemeinde Moselweiss durch Erlass

von 6. Januar 1902 vom 1. April 1902 an . Der Landkreis

Koblenz

wurde

1816

gebildet

aus

den

Bürgermeistereien Bassenheim , Rhens, Sankt Sebastian, Winningen und aus den Gemeinden Dieblich und Lay von der Bürgermeisterei Niederfell, ferner aus der Bürgermeisterei Vallendar und den Gemeinden Engers und Irlich . Schon 1817 wurde mit dem Landkreise der Stadtkreis Koblenz vereinigt. Infolgedessen umfasste

257

und die Kreisbehörden. der Kreis im

Jahre

die

1817

9 Bürgermeistereien

Bassenheim,

Koblenz, Rhens, Sankt Sebastian und Winningen auf der linken und Bendorf, Ehrenbreitstein, Engers und Vallendar auf der rechten Rheinseite . Die Bürgermeisterei Engers und das zum standesherrlich Wiedschen Gebiete geschlagene Dorf Irlich wurden vom 1. Mai 1822 an mit dem Kreise Neuwied vereinigt (Amtsblatt 1822 , S. 172 ) . Mit dem 1. Oktober 1887 schied der Stadtbezirk Koblenz aus dem Kreise aus (vgl. Stadtkreis Koblenz).

Seitdem besteht der

Landkreis Koblenz aus den Bürgermeistereien Bassenheim (in Weissenthurm), Bendorf, Koblenz- Land (in Koblenz- Lützel) , Ehrenbreitstein, Vallendar Stadt, Vallendar-Land und Winningen. Landräte : Burret 1816-28 ; Graf von Boos-Waldeck 1830-57 ; Kreisdeputierter Freiherr von Bleuel auftragweise 1857 ; Regierungsreferendar

von

Hymmen

referendar

von

Nostiz

auftragweise

auftragweise

Blancke auftragweise 1859 ;

1857-1859 ;

1859 ;

Regierungs-

Regierungsreferendar

Raitz von Frentz 1859-1884 ;

Graf

Beissel von Gymnich 1884-1889 ; Graf von Brühl 1889-1896 ; von Barton genannt von Stedmann 1896Der Kreis Kochem wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 7 Bürgermeistereien Eller, Kaisersesch, Karden , Kochem, Lutzerath, Pommern, Treis . Der Kreis hat heute die gleiche Zusammensetzung. Die Bürgermeisterei Kochem ist geschieden in KochemStadt und Kochem-Land (in Sehl),

die

Bürgermeisterei von Eller

ist in Ediger, die von Pommern in Klotten. Landräte : Oster 1816-1841 ; Schönberger 1841-1849 ; Jaeger 1849-1888 ; Dr. Langen 1888-1894 ; Gerbaulet 1894-1908 ; Freiherr von Hammerstein 1908-18 ; von Lettow- Vorbeck 1918Der Kreis Kreuznach wurde 1817

die

12

Bürgermeistereien

1816

gebildet und

Hüffelsheim,

Kirn,

umfasste

Kreuznach,

Langenlonsheim, Mandel, Monzingen, Sobernheim, Stromberg, WaldDie heutigen algesheim, Wallhausen, Windesheim, Winterburg. Bürgermeistereien sind Bad Münster a. St. , Kirn - Stadt, Kirn- Land, Kreuznach- Stadt, Langenlonsheim, Monzingen, Rüdesheim, heim-Stadt,

Stromberg- Stadt,

Stromberg-Land,

Sobern-

Waldalgesheim (in

Bingerbrück) , Waldböckelheim, Wallhausen, Windesheim, Winterburg . Landräte : Bitter 1816-1818 ; Hout 1818-1846 ; von Jagow 1846-1861 ; Agricola 1861-1902 , von Nasse 1903Der Kreis Linz wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 3 Bürgermeistereien Leutesdorf, Linz, Unkel. Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

Er wurde vom 1. Mai 17

258

IV, 8. Die Kreise

1822 an mit S. 172) .

dem

Neuwied

Kreise

vereinigt

1822,

(Amtsblatt

Landrat : von Hilgers 1816-1822, seitdem in Neuwied. Der Kreis Mayen wurde 1816 gebildet und umfasste

1817

die 6 Bürgermeistereien Andernach, Burgbrohl, Mayen, Münstermaifeld, Polch, Sankt Johann . Der Kreis begreift jetzt die Bürgermeistereien Andernach Stadt,

Andernach- Land, Burgbrohl, Mayen-

Stadt, Mayen-Land, Münstermaifeld, Niedermendig, Polch. Landräte : Hartung 1816-1844 ; Delius 1844-1852 ; Steuerrat Lenné auftragweise

1852 ;

Graf von Keller 1852-1857 ;

Delius

(derselbe) 1859-1886 ; Linz 1886-1900 ; Kesselkaul 1900-1909 ; Dr. Peters 1909-

Der Kreis Meisenheim wurde durch Königlichen Erlass vom 15. September 1869 mit dem Regierungsbezirk Koblenz vereinigt ¹) . Er umfasste damals die Bürgermeistereien Becherbach, Meddersheim, Meisenheim, Merxheim, Staudernheim, heute bei dem gleichen Umfange die vergrösserten Bürgermeistereien Becherbach, Meddersheim und Meisenheim. Landräte : Reinhardt

1866-1872 ;

Freiherr von Schroetter

1872-1874 ; von Salmuth 1875 ; Vowinkel 1876-1879 ; von Klewitz 1879-1885 ; Schlenther Hüchtenbruck 1907-

1885-1907 ;

Freiherr Quadt-Wyckradt-

Der Kreis Neuwied wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 10 Bürgermeistereien Altenwied , Anhausen, Asbach, Dierdorf, Heddesdorf, Neuerburg, Neustadt, Neuwied , Niederwambach, Puderbach. Vom 1. Mai

1822 an wurde der Kreis Linz und die zum

Kreise Koblenz gehörige Bürgermeisterei Engers mit der Dorfschaft Irlich mit dem Kreise Neuwied vereinigt (Amtsblatt 1822, S. 172) . Der Kreis besteht jetzt aus den Bürgermeistereien Anhausen (in Rengsdorf), Asbach, Dierdorf, Engers, Heddesdorf, Leutesdorf (in Hönningen), Linz-Stadt, Linz Land,

Neuerburg (in Waldbreitbach ) ,

Neustadt, Neuwied - Stadt, Niederwambach (in Steimel), Puderbach, Unkel. Landräte : von Gaertner 1816-1822 ; von Hilgers 1822-1851 ; von Runkel 1851-1906 ; Dr. von Elbe 1906Der Kreis Sankt Goar wurde 1817 die 10 Bürgermeistereien

1) Vgl. oben S. 107 ff.

1816 gebildet und umfasste

Bacharach, Boppard ,

Brodenbach,

259

und die Kreisbehörden.

Halsenbach, Niederheimbach, Obergondershausen, Oberwesel, Pfalzfeld, Sankt Goar, Wiebelsheim.

Der Kreis ist gegenwärtig in die-

selben Bürgermeistereien eingeteilt, jedoch unter Teilung in Bacharach-Stadt und -Land, Boppard-Stadt und -Land und Sarkt GoarStadt und -Land . Landräte :

Wirz 1816-1827 ;

Leutnant a. D. Pietzach auf-

tragweise 1827-1828 ; Kreisdeputierter Hoerter auftragweise 18281829 ;

Heuberger 1829-1848 ; Movius 1848-1890 ;

Oberamtmann

von Weiher auftragweise 1890-1891 ; Dr. Wieland Wallraf 1894-1898 ; von Kruse 1898-

1891-1894 ;

Der Kreis Siegen wurde 1816 gebildet aus den 5 Bürgermeistereien Burbach, Hilchenbach, Netphen, Neunkirchen, Siegen. Durch die Kabinettsorder vom 23. Februar 1817 und den Ministerialerlass vom 3. Mai 1817 wurde der ganze Kreis Siegen an die Regierung zu Arnsberg überwiesen ¹ ) . Der Kreis Simmern wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 6 Bürgermeistereien Gemünden, Kastellaun, Kirchberg , Ohlweiler, Rheinböllen, Simmern. Nachdem 1817 die Gebiete von Birkenfeld, Sankt Wendel und Meisenheim von Preussen abgetreten waren, wurden die Gemeinde Schwarzerden von der Bürgermeisterei Monzingen und die Gemeinden Bruschied, Kellenbach, Königsau und Schneppenbach vom vormaligen Kanton Kirn mit dem Kreise Simmern und zwar mit der Bürgermeisterei Gemünden vereinigt. Der Kreis zerfällt heute in dieselben Bürgermeistereien, jedoch bei den beiden Städten geteilt in Kirchberg- Stadt und Kirchberg-Land , Simmern- Stadt und Simmern-Land. In Simmern ist auch die Bürgermeisterei für Ohlweiler. Landräte : Schmidt 1816-1839 ; von Möller 1840-1844 ; von Arnim 1844-1852 ; von Ernsthausen 1852-1854 ; Hardt 1854-1867 ; Bach 1867-1872 ; Jentzsch 1872-1875 ; Wenderhold 1875-1894 ; von Beckerath 1894-1905 ; Dr. Brandt 1905-1914 ; Böhme 1914Der Kreis Wetzlar wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 5 Bürgermeistereien Atzbach, Launsbach, Lützellinden , Rechtenbach,

Wetzlar.

Durch

Bekanntmachung

vom

21. August 1822

(Amtsblatt 1822 , S. 319) wurde der Kreis Braunfels mit dem Kreise Wetzlar infolge der Kabinettsorder vom 28. März 1822 vereinigt. Die Bürgermeistereien Lützellinden und Rechtenbach wurden seit dem

12. November

1872 zu

1) Vgl. oben S. 175.

Rechtenbach

vereinigt .

Der

Kreis

260

IV, 8. Die Kreise

besteht demnach heute aus den Bürgermeistereien Aslar (in Ehringshausen), Atzbach (in Krofdorf) , Launsbach (in Krofdorf), BraunfelsStadt, Braunfels- Land , Greifenstein (in Ulm), Hohensolms, Rechtenbach (in Gross Rechtenbach) , Schöffengrund (in Schwalbach), WetzlarStadt. Landräte : Furkel 1816-1822 ; von Sparre 1822-1846 ; Regierungsassessor von Dewitz auftragweise 1846-1848 ; Justizrat Diesterweg auftragweise 1848 ;

Regierungsassessor Kessler,

auftragweise, dann als Landrat 1848-1851 ;

zuerst

Groos 1851-1858 ;

von Diest 1858-1866 ; Forster 1866-1867 ; von Helldorf 1867-1874 ; von Tieschowitz 1874-1888 ;

Stackmann 1888-1896 ;

Goedecke

1896-1900; Dr. Sartorius 1900Der Kreis Zell wurde 1816 gebildet und umfasste 1817 die 4 Bürgermeistereien Senheim, Sohren, Trarbach , Zell.

Er ist jetzt

eingeteilt in die Bürgermeistereien Blankenrath, Enkirch, Senheim, Sohren (in Büchenbeuren), Traben- Trarbach , Zell- Stadt und Zell-Land . Landräte : von Cohausen 1816 ; Moritz 1817-1850 ; Regierungsreferendar Kaufmann auftragweise 1850-1851 ; Ulrich 1851-1860 ; Hüger 1860-1867 ; Knebel 1867-1875 ; Grothusen 1875-1878 ; Steinmann 1878-1885 ; Dr. von 1889-1909 ; Dr. von Stein 1909-

Woyna

1885-1889 ;

König

Regierungsbezirk Köln : Der Kreis Bergheim wurde 1916 gebildet aus den 14 Bürgermeistereien Bedburg, Bergheim, Blatzheim, Buir, Esch, Heppendorf, Hüchelhoven, Kaster, Kerpen, Königshoven, Paffendorf, Pütz, Sindorf, Türnich. Der Kreis ist in seiner Zusammensetzung und Einteilung unverändert geblieben . Landräte : Graf Beissel von Gymnich 1816-1837 ; Freiherr Raitz von Frentz 1837-1865 ; Rintelen 1865-1868 ; Birk 18681876 ;

Herwarth von

Bittenfeld

1876-1891 ;

Gymnich 1891Der Stadtkreis Bonn ist vom

Graf

Beissel von

1. Oktober 1887

an gebildet

worden, nachdem durch Order vom 29. Juni 1887 das Ausscheiden des Stadtbezirkes aus dem Kreise Bonn und die Herstellung eines eigenen Stadtkreises genehmigt worden war (Min.-Bl. f. d . i . V. 1887 , S. 137) . Durch Gesetz vom 1. Juni 1904 sind die Landgemeinden Poppelsdorf, Kessenich, Endenich und Dottendorf vom 1. April 1904 ab mit dem Stadtkreise Bonn vereinigt worden .

Der Landkreis Bonn wurde 1816 gebildet aus den 9 Bürger-

261

und die Kreisbehörden.

meistereien Bonn, Godesberg, Hersel, Oedekoven, Poppelsdorf, Sechtem, Vilich, Waldorf. Mit dem 1. Oktober 1887 ist die Stadtgemeinde Bonn aus dem Kreisverbande ausgeschieden und hat einen eigenen Stadtkreis gebildet (Min -Bl. f. d . i . V. 1887 , S. 137 ) . Die heutigen Bürgermeistereien sind

Duisdorf,

Godesberg,

Hersel,

Oedekoven, Sechtem, Vilich, Villip, Waldorf. Landräte : Graf von Belderbusch 1816-1819 ; von Hymmen

1820-1854 ; von Sandt 1854-1888 ; Dr. von Sandt 1888-1903 ; Graf von Galen 1903-1912 ; von Nell 1913Der Kreis Euskirchen wurde unter diesem Namen 1827 gebildet, indem durch Kabinettsorder vom 17. Februar 1827 dem Kreise Lechenich der Name „ Kreis Euskirchen " beigelegt und die Stadt Euskirchen zum Hauptorte des Kreises und Sitze der Kreisbehörden bestimmt wurde (Bekanntmachung der Regierung zu Köln vom 7. August 1827 im Amtsblatt 1827 , S. 129) .

Als die Städte

Euskirchen und Zülpich im Jahre 1856 die Städteordnung annahmen, wurden die Landgemeinden Billig bzw. Bessenich, die mit ibnen im Bürgermeistereiverbande gestanden hatten, mit den Bürgermeistereien Wachendorf bzw. Nemmenich vereinigt. Die heutigen Bürgermeistereien sind : Enzen , Euskirchen, Erp , Frauenberg, Friesheim, Gymnich , Kommern, Lechenich , Liblar, Lommersum, Nemmenich,

Satzvey,

Siuzenich,

Wachendorf,

Weilerswist,

Wichterich ,

Zülpich. Landräte : Freiherr von Weichs 1816-1826 ; Bielefeld 1826-1830 ; Regierungsreferendar Müller und Regierungsassessor von Ehrenberg auftragweise 1830-1832 ; Schröder 1832-1874 ; Premierleutnant Freiherr von der Heydt auftragweise 1874-1876 ; Freiberr von Ayx 1876-1906 ; Regierungsassessor von Hartmann Krey auftragweise 1906-1907 ; Dr. Kaufmann 1907Der Kreis Gimborn wurde 1816 gebildet aus den 5 Bürgermeistereien Gimborn, Gummersbach, Marienheide, Neustadt, RündeDer Kreis umfasste die ehemalige reichsunmittelbare Herr-

roth .

schaft Gimborn- Neustadt, seit 1782 der Gräflich von Wallmodenschen Familie gehörig . Der Graf von Wallmoden hat im Jahre 1819 durch Vertrag seinen standesherrlichen Gerechtsamen entsagt. Der Kreis wurde durch den Landrat Garenfeld verwaltet. Im Februar 1819 wurde der Sitz des Landratsamtes unter Mitverwaltung des Kreises Homburg nach Gummersbach verlegt (Amtsblatt der Regierung zu Köln 1819, S. 75) .

Durch Kabinettsorder vom 17. Februar 1825 wurden

262

IV, 8. Die Kreise

beide Kreise zum Kreise Gummersbach vereinigt (Amtsblatt 1825, S. 91) . Der Kreis Gummersbach wurde tatsächlich 1819, förmlich durch die Kabinettsorder vom

17. Februar 1825

(Amtsblatt Köln

1825, S. 91 ) durch Vereinigung der beiden Kreise Gimborn und Homburg gebildet und umfasste die Bürgermeistereien Drabenderhöhe, Gimborn, Gummersbach, Marienberghausen, Marienheide, Neustadt (Stadt), Neustadt (Land), Nümbrecht, Ründeroth, Wiel. Die Einteilung ist heute die gleiche.

Neustadt heisst seit dem 7. Juni

1884 Bergneustadt (Min.-Bl. f. d. i . V. 1884, S. 160) . Landräte :

Garenfeld 1819-1825 ;

von Ernsthausen 1825-

1847 ; von 1847-1850 wurde das Landratsamt wechselnd auftrag weise

verwaltet ;

Kayser

1850-1874 ;

von Sybel

Haldy 1885-1899 ; Dr. Kirschstein 1899-1907 ; 1910 ; Dr. Haarmann 1911-

1874-1885 ;

Fischer 1907—

Der Kreis Homburg wurde 1816 gebildet aus den 4 Bürgermeistereien Drabenderhöhe , Marienberghausen, Nümbrecht, Wiehl. Der Kreis Homburg umfasste die dem Fürstlichen Hause SaynWittgenstein- Berleburg gehörige Herrschaft Homburg. Anf die Wahrnehmung der standesherrlichen Rechte hatte der Fürst durch den Vertrag vom 16. Juli 1821 Verzicht geleistet. Der Kreis wurde verwaltet durch den Landrat Pollmann. Nach dessen Tode am 26. November 1818 wurde dem Landrat Garenfeld in Gimborn die Mitverwaltung des Kreises unter Zustimmung des Fürsten übertragen unter dem Vorbehalt, dass er sich in auf Homburg beziehenden Ausfertigungen als „Landrat der Kreise Gimborn und Homburg" bezeichne. Mit Ende Februar 1819 wurde das Landratsamt für beide Kreise von Gimborn nach Gummersbach verlegt (Amtsblatt der Regierung zu Köln 1819, S. 75) . Durch Kabinettsorder vom 17. Februar 1825 wurden beide Kreise zum Kreise Gummersbach vereinigt (Amtsblatt 1825 , S. 91 ). Der Stadtkreis Köln wurde 1816 gebildet. Es sind eingemeindet worden durch Erlass vom 20. Februar 1888 vom 1. April 1888 an die Gemeinden Müngersdorf, Ehrenfeld, Nippes, Longerich, Deutz, Poll, Rondorf (teilweise), Efferen (teilweise) und Kriel, durch Gesetz vom 21. März 1910 vom 1. April 1910 an die Gemeinden Kalk und Vingst und durch Gesetz vom 10. Juni 1914 vom 1. April 1914 an die Gemeinden Mülheim a. Rh. und Merheim. Die landrätlichen Geschäfte wurden von 1816 bis zum 31. März

263

und die Kreisbehörden.

1888 von den Polizeidirektoren¹ ) bzw. Polizeipräsidenten in Köln, seitdem von den Oberbürgermeistern und Polizeipräsidenten wahrgenommen. Der Landkreis Köln wurde 1816 gebildet aus den 13 BürgerHürth,

Effern,

Frechen,

Freimersdorf,

Lötenich, Longerich, Müngersdorf,

Pulheim,

Rondorf, Stommelen,

meistereien

Brühl,

Deutz,

Mit Ausnahme von Deutz, Longerich und Müngersdorf, die in Köln eingemeindet, bestehen heute die obigen Orte als Sitze der Bürgermeistereien . Brühl ist in die Bürgermeistereien BrühlStadt und Brübl-Land geteilt. Die Ortschaften Bayental, Bicken-

Worringen.

dorf,

Bocklemünd,

Braunsfeld,

Ehrenfeld ,

Kalk,

Komar,

Kriel,

Lindenthal, Melaten , Merheim, Niebl, Nippes, Poll, Raderthal, Riehl, Sülz, Vingst, Volkhoven, Zollstock sind in Köln eingemeindet. Landräte : Gymnich 1816-1836 ;

Simons 1836-1867 ;

von

Wittgenstein 1868-1884 ; Landrat Steinmann in Zell auftragweise ; Graf von Nesselrode- Ehreshoven 1885-1887 ; Dr. Dreyse 18881902 ; Minten 1903Der Kreis Lechenich wurde 1816 gebildet aus den 17 Bürger-

meistereien Entzen, Erp, Euskirchen , Frauenberg, Friesheim, Gymnich, Kommeren, Lechenich, Liblar, Lommersum, Nemmenich, Satzfey, Sinzenich, Wachendorf, Weilerswist , Wichterich , Zülpich. Durch Kabinettsorder vom 17. Februar 1827 wurde die Stadt Euskirchen zum Hauptorte des Kreises und Sitze der Kreisbehörden bestimmt und dem Kreise der Name „ Kreis Euskirchen"

beigelegt (Bekannt-

machung der

Regierung zu Köln vom 7. August 1827 im Amtsblatt 1827 , S. 129) . Landräte : Freiherr von Weichs 1816-1826 ; Bielefeld 18261830 ; Fortsetzung 8. unter Kreis Euskirchen. Der Stadtkreis Mülheim am Rhein ist vom 1. Mai 1901 an

gebildet durch Ausscheiden der Stadt aus dem Verbande des Landkreises Mülheim a. Rh. (Bekanntmachung vom 30. April 1901 im Min.-Bl. f. d . i . V. 1901 , S. 131 ). Durch Gesetz vom 10. Juni 1914 ist die Stadtgemeinde und Stadtkreis Mülheim vom 1. April 1914 an mit dem Stadtkreise Köln vereinigt worden. Der Kreis Mülheim am Rhein wurde 1816 gebildet aus den 9 Bürgermeistereien Bensberg,

Gladbach,

Heumar, Merheim,

Mülheim a. Rh. ,

Odenthal, Overath, Rösrath, Wahn. Mit dem 1. Mai 1901 ist die Stadt Mülheim aus dem Kreisverbande ausge-

1 ) Die Reihe der Polizeidirektoren s. unten IV, 12 A.

264

IV, 8. Die Kreise

schieden und hat seitdem bis zu ihrer Vereinigung mit der Stadt Köln den Stadtkreis Mülheim a. Rh. gebildet. Der nunmehrige Landkreis umfasst unverändert die obigen Bürgermeistereien. Landräte : Freiherr von Spies-Büllesheim 1816-1820 ; Schnabel 1821-1852 ;

Danzier

1852-1862 ;

Regierungsassessor Forst auf-

tragweise 1863 ; Graf von Nesselrode- Ehreshoven 1863-1867 ; von Niesewand 1868-1907 ; von Schlechtendal 1907Der Kreis Rheinbach wurde 1816 gebildet aus den 5 Bürgermeistereien Adendorf,

Kuchenheim,

Münstereifel,

Ollheim,

Rhein-

bach. Seitdem sind nur die Bürgermeistereien Münstereifel und Rheinbach in solche für Stadt und Land geschieden. Landräte :

Jordans

1816-1818 ;

von

Imhoff

1819-1848 ;

Wolff 1848-1888 ; von Groote 1888-1918. Der Kreis Siegburg wurde 1816 gebildet aus den 9 Bürgermeistereien Königswinter,

Lohmar,

Menden ,

Niederkassel,

Ober-

kassel, Oberpleis, Siegburg, Sieglar, Wahlscheid . Mit ihm wurde durch Kabinettsorder vom 1. Oktober 1820 der Kreis Uckerath vereinigt und die Verwaltung dem

Landrat Scheven übertragen

(Amtsblatt Köln 1820 , S. 336). Die vereinigten Kreise erhielten im Jahre 1825 die Benennung Siegkreis. Landräte : von Hymmen 1816-1820 ; Scheven 1820-1825 , er war vorher Landrat des Kreises Uckerath und weiterhin Landrat des Siegkreises . Der Siegkreis wurde 1825 gebildet,

indem den durch Ka-

binettsorder vom 1. Oktober 1820 vereinigten Kreisen Siegburg und Uckerath unter Erhebung von Siegburg zum Hauptorte die Bezeichnung Siegkreis beigelegt wurde (Bekanntmachung der Regierung zu Köln vom 24. März 1825 im Amtsblatt 1825, S. 91 ) . Der Kreis umfasst heute die Bürgermeistereien Eitorf, Hennef, Herchen, Honnef, Königswinter-Stadt, Königswinter- Land , Lauthausen, Lohmar, Menden, Much, Neunkirchen, Niederkassel , Oberkassel, Oberpleis, Ruppichteroth , Siegburg , Sieglar, Troisdorf, Uckerath, Wahlscheid . Landräte : Scheven 1816 bzw. 1820 bzw. 1825-1837 ; Freiberr von Loë 1837-1848 ; Regierungsassessor Kessler auftragweise 1848-1849 ; Wülffing 1849-1869 ; Freiherr von Loë 1869-1904 ; Freiherr von Dalwigk 1904-1917 ; Strahl 1917Der Kreis Uckerath wurde 1816 gebildet aus den 9 Bürgermeistereien

Eitorf,

Hennef,

Herchen,

Lauthausen,

Much ,

Neun-

kirchen, Ruppichteroth, Uckerath. Der Kreis wurde durch Kabinettsorder vom 1. Oktober 1820 (Amtsblatt Köln 1820 , S. 336) mit dem

265

und die Kreisbehörden .

Kreise Siegburg vereinigt. von 1816-1820 Scheven .

Verwalter des Kreises Uckerath war Durch Kabinettsorder vom 17. Februar

1825 wurden den vereinigten Kreisen mit dem Hauptorte Siegburg die Benennung Siegkreis beigelegt ( Bekanntmachung der Regierung zu Köln vom 26. März 1825 (Amtsblatt 1825 , S. 91 ). Der Kreis Waldbroel wurde 1816 gebildet aus den 5 Bürgermeistereien Dattenfeld , Denklingen , Eckenhagen , Morsbach, Waldbroel. Der Kreis hat in der Bürgermeistereieinteilung keine Veränderung erfahren. Landräte : Joesten 1816-1829 ; Sonoré 1830-1848 ; Danzier 1848-1852 ; Maurer 1852-1878 ; in der Zwischenzeit 1878-1880 wurde das Amt auftragweise wechselnd verwaltet ; Köppen 1880— 1888 ; Dr. Sander 1888-1891 ; Lindenberg 1891-1895 ; Springorum 1895-1903 ; Gerdes 1903Der

Kreis

Wipperfürth

wurde

1816

gebildet

aus

den

6 Bürgermeistereien Engelskirchen, Klüppelberg, Kürten, Lindlar, Olpe, Wipperfürth .

Der Kreis hat bezüglich der Bürgermeisterei-

sitze keine Veränderung erfahren . Landräte : Schumacher 1816-1845 ;

Wiethaus 1846-1851 ;

Mersmann 1852-1855 ; Graf Maximilian von Nesselrode- Ehreshoven 1856-1864 ; Freiherr Egon von Fürstenberg 1865–1887 ; Graf Franz von Nesselrode- Ehreshoven 1888-1892 ; Dr.Porcher 1893-1894 ; Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels 1895-1904 ; Dr. Knoll 1904-

Regierungsbezirk Trier : Der

Bernkastel

Kreis

wurde

1816

gebildet

aus

den

11 Bürgermeistereien Bernkastel, Lieser, Merscheid, Morbach, Mulheim, Neumagen, Rhaunen, Talling, Thalfang, Wirschweiler, Zeltingen. Die heutigen Bürgermeistereien sind Bernkastel- Kues- Stadt, Bernkastel - Land , Kempfeld, Lieser, Morbach, Mülheim, Neumagen, Rhaunen, Thalfang, Zeltingen . Landräte :

Liessem 1816-1832 ;

von Bardeleben 1846-1848 ; haus 1852-1863 ; wetter 1864-1881 ;

von Gärtner 1832-1846 ;

von Steinäcker 1848-1852 ;

von Puttkamer, auftragweise 1863 ; Rintelen 1881-1903 ;

Wiet-

von Kübl

Freiherr von Hammer-

stein-Loxten 1903-1910 ; Dr. von Nasse 1910Der Kreis Bitburg wurde 1816 gebildet aus den 43 Bürgermeistereien Ammeldingen, Auw, Alsdorf, Baustert, Bettingen, Bickendorf, Biersdorf, Bitburg, Bollendorf, Dockendorf, Dudeldorf, Ernzen, Fliessem,

Geichlingen,

Gindorf, Idenheim, Irrel , Karlshausen, Kör-

266

IV, 8. Die Kreise

perich, Koxhausen,

Kruchten, Kyllburg, Lahr,

Malberg, Meckel,

Messerich, Mettendorf, Metterich, Neuerburg, Nusbaum, Oberweis, Ordorf,

Outscheid,

Peffingen,

Rittersdorf,

Roth,

Schankweiler,

Seffern, Speicher, Stockem, Wallendorf, Weydingen, Wismansdorf. Durch Zusammenlegung von Bürgermeistereien setzt sich der Kreis jetzt aus folgenden vielfach durch Personalunion verbundenen Bürgermeistereien zusammen : Bitburg- Stadt, Bitburg-Land mit Fliessem, Rittersdorf, Idenheim und Meckel, Baustert, Bickendorf, Bollendorf,

Dudeldorf,

Körperich mit Mettendorf und

Nusbaum ,

Kyllburg mit Malberg, Neuerburg- Stadt und -Land, Speicher, Alsdorf mit Dockendorf, Peffingen und Schankweiler. Landräte

Simonis 1816-1821 ; von Westphalen 1822-1831 ;

Hesse 1831-1837 ; Thilmany 1838-1850 ;

Sprenger 1850-1871 ;

Borchert 1871-1877 ; Eckard 1877-1889 ; Schrakamp 18991900 ; von Kesseler 1900-1913 ; Graf Adelmann 1913Der Kreis Daun wurde 1816 gebildet aus den 12 Bürgermeistereien Daun, Dockweiler, Gerolstein,

Gillenfeld ,

Hillesheim,

Kerpen, Lissendorf, Rockeskill, Sarmersbach, Strohn, Uedersdorf, Weidenbach. Bis auf die eingegangene Bürgermeisterei Strohn besteht heute die gleiche Einteilung . Landräte : Avenarius 1816-1839 ; von Selasinsky 1839-1851 ; Dr. Aschenborn 1851-1865 ; Foerster 1865-1871 ; Eich 18711876 ; Rintelen 1876-1881 ; Dr. Gehle 1881-1885 ; Graf von Brühl 1885-1889 ; von Ehrenberg 1889-1907 ; Weismüller 1907Der Kreis Merzig wurde 1816 gebildet aus den 9 Bürgermeistereien Besseringen, Hausbach, Haustadt, Hilbringen

Losheim,

Merzig, Wadern, Wahlen, Weierweiler. Die heutigen Bürgermeistereien sind Haustadt, Hilbringen, Losheim, Mettlach, Wadern, Weiskirchen. Landräte : Werner

1816-1825 ;

Merzig- Stadt,

Merzig-Land,

Schönberger

1825-1829 ;

Goertz 1829-1840 ; Fuchs 1840-1850 ; von Briesen 1850-1869 ; von Louisenthal 1869-1875 ; Knebel 1875-1890 ; Böninger 18901894 ; Eichhorn 1894-1912 ; Haniel 1912-

Der Kreis Ottweiler wurde 1816 gebildet aus den 7 Bürgermeistereien Dirmingen, Eppelborn , Neunkirchen, Ottweiler, StennDie heutigen Bürgermeistereien sind

weiler, Tholey, Uchtelfangen.

Eppelborn mit Dirmingen, Illingen, Neunkirchen, Ottweiler, Schiffweiler, Tholey, Wiebelskirchen. Landräte : Schönberger 1816-1825 ; von Rohr 1825-1842 ; Lintz

1842-1851 ;

von Wittenhorst- Sonsfeld

1851-1860 ;

von

267

und die Kreisbehörden . Schlechtendahl

1860-1871 ; von Helldorf 1871-1876 ; Freiherr

von Richthofen 1876-1883 ; Dr. von Voss 1883-1886 ; Tenge 1886-1892 ; von Harlem 1892-1896 ; Freiherr Laur von Münchhofen 1896-1909 ; Dr. von Halfern 1909-1916 ; Moritz 1916Der Kreis Prüm wurde 1816 gebildet aus den 29 Bürgermeistereien Arzfeld, Auw, Dasburg,

Dingdorf,

Bleialf, Büdesheim, Burbach, Daleiden,

Eschfeld,

Habscheid ,

Hallschlag,

Harspelt,

Leidenborn, Lichtenborn, Lünebach , Mürlenbach, Niederprüm, OlmOlzheim, Pronsfeld, Prüm, Ringhuscheid , Rommersheim ,

scheid,

Schönecken, Stadtkyll, Stefflen, Wallersheim, Waxweiler, Winterscheid. Die heutigen Bürgermeistereien sind : Bleialf, Daleiden, Leidenborn, Mürlenbach, Niederprüm - Pronsfeld, Prüm- Stadt, Land, Schönecken, Stadtkyll, Waxweiler. Landräte: Cattrein auftragweise 1816-1817 ; tragweise 1817 ; 1834 ;

Fürer auftragweise 1817-1819 ;

Prüm-

Rosbach aufBärsch 1819-

Rumschöttel auftragweise 1834-1835 ; Moriz 1835-1850 ;

von Holleufer auftragweise 1850-1851 ; Sprenger (Landrat in Bitburg) auftragweise 1851 ; Bornye 1851-1858 ; Timme auftragweise 1858-1859 ;

Graeff 1859-1873 ;

auftragweise 1876 ; 1886 ;

Brasch

Strom 1873-1876 ;

von Harlem 1876-1882 ;

1886-1890 ;

Dombois

Schommer

von Dewitz 1882-

1890-1900 ;

Graf

Galen

1900-1903 ; Dr. Lancelle 1903-1907 ; Dr. Burggraef 1908Der

Kreis

Saarbrücken

wurde

1816

gebildet

aus

den

10 Bürgermeistereien Arnual, Bischmisheim, Dudweiler , Gersweiler, Heusweiler, Kleinblittersdorf, Ludweiler, Saarbrücken,

Sellerbach,

Völklingen. Nach Verleihung der Städteordnung an die Städte Saarbrücken und Sankt Johann durch Erlass vom 3. Mai 1859 wurden die Gemeinden Malstadt und Brebach,

mit denen sie im Bürger-

meistereiverbande gestanden hatten, von ihnen getrennt,

Malstadt

eine besondere Bürgermeisterei und Brebach mit der Bürgermeisterei Bischmisheim vereinigt. Seit Ausscheiden der Stadtgemeinde Saarbrücken (Saarbrücken , Sankt Johann und Malstadt-Burbach) aus dem bisherigen Kreisverbande im Jahre 1909 besteht der nunmehrige Landkreis Saarbrücken aus den Bürgermeistereien Brebach, Dudweiler, Friedrichsthal, Gersweiler, Heusweiler, Kleinblittersdorf, Ludweiler, Püttlingen, Quierschied, Riegelsberg, Sulzbach, Völklingen . Landräte : Dern 1816-1837 ; Hesse 1837-1850 ; Rennen 1850-1855 ;

von Gärtner 1856-1872 ;

Regierungsrat Ulrich aus

Trier auftragweise 1872-1873 ; von Geldern 1873-1883 ; Freiherr von Richthofen 1883-1885 ; von Voss 1885-1888 ; zur Nedden

268

IV, 8. Die Kreise

1888-1891 ; Bake 1891-1899 ; von Fidler 1899-1903 ; Bötticher 1903-1909 ; von Miquel 1909-1916 ; Dr. von Halfern 1916Der Stadtkreis Saarbrücken. Die früheren Städte Saarbrücken¹ ) und Sankt Johann und Malstatt- Burbach wurden durch Gesetz vom 29. März

1909

am

1. April

1909 zu einer Stadt-

gemeinde mit dem Namen Saarbrücken vereinigt.

Laut Bekannt-

machung vom 7. September 1909 (Min.-Bl. f. d . i . V. 1909, S. 196) ist die Stadt Saarbrücken aus dem Verbande des nunmehrigen Landkreises ausgeschieden und hat einen eigenen Stadtkreis gebildet. Der Kreis Saarburg wurde 1816 gebildet aus den 12 Bürgermeistereien Borg, Freudenburg, Irsch, Kanzem, Meurich, Nennig, Nittel, Orschholz, Perl,

Saarburg , Sinz ,

chingen und

der Bürgermeistereien

Dreisbach

Zerf.

Die Dörfer KeuOrscholz

wurden

schon 1817 an den Kreis Merzig abgetreten, 1834 das Dorf Oberleuken an die Bürgermeisterei Perl überwiesen , das Dorf Mandern von der letzteren an Frankreich abgetreten.

Die Bürgermeistereien

Borg und Perl wurden 1840, Sinz- und Nennig 1860 vereinigt.

Die

Stadt Saarburg bildete 1857 eine eigene Bürgermeisterei, die Landgemeinden wurden mit der Bürgermeisterei Meurich zur Bürgermeisterei Saarburg- Land vereinigt . Demnach begreift der Kreis heute folgende Bürgermeistereien ; Freudenburg und Orscholz , IrschBeurig, Perl, Saarburg- Stadt, Saarburg-Land , Sinz-Nennig , Tawern , Zerf. Landräte : Staadt 1816--1818 ; Kreissekretär Goertz auftragweise 1818 ; von Cohausen 1818-1847 ; Spangenberg auftragweise 1847-1848 ; von Nell 1848-1854 ; Landrat von Bricsen in Merzig auftragweise 1854-1855 ; Mersmann 1855-1877 ; Tobias 18771885 ; Mohr 1885-1893 ; Pfeffer von Salomon 1893-1901 ; Frings 1901 ; Brügman 1901Der Kreis Saarlouis wurde 1816 gebildet aus den 17 Bürgermeistereien Berus, Bettingen , Differten , Fraulautern, Hüttersdorf, Ihn, Ittersdorf, Lebach, Lisdorf, Nalbach, Oberesch, Rehlingen, Saarlouis ,

Saarwellingen,

Im Jahre 1827 Kottendorf,

Schwalbach ,

wurden die

Schrecklingen ,

Frankreich abgetreten.

Überherrn, Wallerfangen.

Dörfer Merten und Biblingen,

Willingen und das

1829

Gut Burgesch an

In der heutigen Bürgermeistereieinteilung

1 ) Mit Allerhöchster Genehmigung vom 9. Dezember 1896 (Trierer Amtsblatt 1897 , S. 3) war die Landgemeinde Sankt Arnual vom 1. April 1897 ab mit der Stadtgemeinde Saarbrücken vereinigt worden .

269

und die Kreisbehörden.

erscheinen Hüttersdorf, Ihn, Ittersdorf und Überherrn nicht mehr, dagegen Dillingen und Kerlingen. Landräte : Schmeltzer 1816-1821 ;

Jesse 1821-1851 ;

von

Selasinsky 1851-1874 ; Devens 1874-1881 ; von Dewitz -1882 ; von Harlem -1888 ; Dr. von Renvers -1890 ; Helfferich -1905 ; Freiherr Schütz von Leerodt 1905-1917 ; Schellen 1917— Der Kreis Sankt Wendel , das bisherige Fürstentum Lichtenberg¹ ) , wurde nach seiner Erwerbung durch Kabinettsorder vom 25. März 1835 als Kreis unter jenem Namen mit dem Regierungsbezirk Trier vereinigt.

Damals bestand der neue Kreis aus den

Kantonen Sankt Wendel, Baumholder und Grumbach und innerhalb derselben aus der Oberbürgermeisterei Sankt Wendel und den Bürgermeistereien Sankt Wendel, Bliesen, Baumholder, Burglichtenberg, Grumbach und Sien.

Bald nach der Besitznahme wurden einige

Landgemeinden mit der Stadt Sankt Wendel zur Bürgermeisterei dieses

Namens vereinigt und aus den

übrigen

Ortschaften des

Kantons die Bürgermeistereien Alsweiler und Oberkirchen gebildet. Nach Vereinigung nach Alsfassen-Breiten mit dem Gemeindeverbande von Sankt Wendel und Verleihung der Städteordnung an diese Stadt teilt sich der Kreis heute in die Bürgermeistereien : Alsweiler, Baumholder,

Burglichtenberg,

Grumbach,

Oberkirchen ,

Sankt Wendel- Stadt, Sankt Wendel-Land, Sien. Landräte : Engelmann 1835-1848 ; Spangenberg auftragweise 1848 ; Rumschöttel 1848-1884 ; von Hagen 1884-1900 ; Dr. Momm

1900-1906 ; Aschoff 1906-1917 ; Dr. Sommer 1917Der Landkreis Trier wurde 1816 gebildet aus den 24 Bürgermeistereien Aach, Beuren , Farschweiler, Heidenburg, Hermeskeil , Konz, Leiwen, Longuich, Mehring, Oberemmel, Otzenhausen , Pfalzel, Ralingen, Ruwer, Schleidweiler, Schöndorf, Igel, Irsch,

Kell,

Schweich, Trierweiler, Trittenheim , Wasserlisch, Welschbillig. Infolge der Einführung der Gemeindeordnung vom 11. März 1850 und der dadurch notwendigen Trennung der bisher vom Oberbürgermeister der Stadt Trier geführten landrätlichen Geschäfte des Stadtkreises wurden diese dem Landrate des Landkreises mitübertragen. Die Übernahme dieser Verwaltung hat am 1. November 1851 stattgefunden (Amtsblatt 1851 , S. 464) . In demselben Jahre wurde neben der Stadtbürgermeisterei Trier eine solche für die Vororte gebildet.

Die Bürgermeistereien Aach-Igel-Trierweiler waren schon

1) Vgl. oben S. 103 ff.

270

IV, 8. Die Kreise und die Kreisbehörden .

vorher 1850 vereinigt worden und 1858 wurden Konz, Oberemmel und Wasserlisch zur Bürgermeisterei Konz

vereinigt.

Durch die

Kreisordnung für die Rheinprovinz vom 30. Mai 1887 wurde die bis dahin zum Stadtkreise gehörig gewesene Landbürgermeisterei der Vororte von Trier mit Ausnahme von Sankt Barbara, Löwenbrücken, Maar, Sankt Paulin und Zurlauben zum Landkreise Trier gelegt.

Er umfasst heute folgende Bürgermeistereien : Aach-Igel-

Trierweiler, Beuren, Farschweiler, Heidenburg, Hermeskeil , IrschSchöndorf, Kell, Konz, Leiwen, Longuich, Mehring, Otzenhausen, Pfalzel, Ralingen, Ruwer, Schleidweiler, Schweich,

Trier-Vororte,

Trittenheim, Welschbillig. Landräte :

Perger

1816-1847 ;

Spangenberg

1847-1885 ;

Tobias 1885-1894 ; Freiherr von Troschke 1894Der Stadtkreis Trier wurde 1816 gebildet aus der Stadt Trier und den Ortschaften Euren, Feyen, Heiligkreuz , Kürenz, Löwenbrücken, Maar, Olewig, Pallien, Sankt Barbara, Sankt Marien, Sankt Mathias, Sankt Medard, Sankt Paulin, Zewen , Zurlauben und deren Zubehör. Infolge der Einführung der Gemeindeordnung vom 11. März 1850 wurden die bisher vom Oberbürgermeister geführten landrätlichen Geschäfte dem Landrate des Landkreises mitübertragen und gleichzeitig eine besondere Polizeidirektion für die Stadt Trier und die Vororte eingerichtet. Diese wurde am 1. März 1863 aufgelöst und die Geschäfte

gingen auf den Bürgermeister der

Stadt und den der Vororte über (Amtsblatt 1863 , S. 56) .

Es war

nämlich schon 1850 neben der Stadtbürgermeisterei eine solche für die Vororte gebildet worden.

Von diesen wurden durch die Kreis-

ordnung vom 30. Mai 1887 die Gemeinden Sankt Barbara, Löwenbrücken, Maar, Sankt Paulin und Zurlauben mit dem Bezirke der Stadtgemeinde vereinigt, die übrigen dem Landkreise zugeteilt. Weiterhin wurden durch Gesetz vom 19. Juni 1912 die Gemeinden Pallien, Heiligkreuz und Sankt Mathias, Sankt Medard und Feyen mit dem Stadtkreise vereinigt. Der Kreis Wittlich wurde 1816 gebildet aus den 19 Bürgermeistereien Bengel, Bettenfeld , Eisenschmitt, Gransdorf, Heidweiler, Hetzerath, Kröv, Landscheid, Niederöfflingen, Oberkail,

Laufeld,

Osann,

Manderscheid ,

Salmenrohr,

Sehlem,

Neuerburg, Seinsfeld ,

Spang, Wittlich. In der heutigen Bürgermeistereieinteilung fehlen Gransdorf, Bettenfeld und Seinsfeld, dagegen ist Bombogen Bürgermeistereibezirk geworden.

271

IV, 9. Die Städte und die Landgemeinden. Landräte : Schumm

1816-1839 ;

Hisgen 1839-1849 ;

von

Forstner 1849-1857 ; Aldringen 1857-1884 ; Wagner 1884-1891 ; Mannkopff 1891-1903 ; Semper 1903-1916 ;

9.

Dr. Simons 1917–

Die Städte und die Landgemeinden .

Mit dem Jahre 1798 war in den zu Frankreich gehörenden Rheinlanden die französische Munizipalverfassung eingeführt worden. Auf dem Grundsatze der staatsbürgerlichen Gleichheit aufgebaut kannte sie keine rechtlichen Unterschiede zwischen Stadt- und Landgemeinden.

Das Streben nach Zentralisierung führte

dass nicht nur die Gemeindebeamten,

dann dazu,

sondern auch die Vertreter

der Gemeinden von der Regierung ernannt wurden und demnach nur der Schatten einer kommunalen Selbstverwaltung übrig blieb. Die Gemeinden wurden abhängige Organe der Staatsverwaltung . Über diese linksrheinische in Stadt und Land gleiche Gemeindeverfassung zur Zeit der französischen Herrschaft ist oben bereits mit einigen Worten gehandelt worden ¹) . Ihr glich auch die auf dem rechten Ufer des Niederrheins im Herzogtum Berg und den dazugeschlagenen Landesteilen geltende Verfassung nach grossherzoglich bergischen Gesetzen .

Nach ihr erhielt jede Gemeinde

einen Bürgermeister und einen Beigeordneten und eine Vertretung der Gemeinde im Gemeinderate. In grösseren Städten wurden entsprechend der Bevölkerungszahl mehrere Beigeordnete und ein oder mehrere Polizeikommissare eingesetzt. Alle Gemeindebeamten wurden von der Regierung ernannt. Die Verwaltung lag wesentlich in der Hand des Bürgermeisters.

Er hatte die Verwaltung der Gemeinde-

güter und Einkünfte der Städte und Dörfer zu führen ,

er leistete

die Ausgaben, wie sie von der vorgesetzten Behörde genehmigt waren, liess die der Gemeinde nach dem Vorschlage des Gemeinderates und der Bewilligung der Regierung auferlegten öffentlichen Arbeiten ausführen, er übte die Aufsicht über die Gemeindeanstalten aus und handhabte die Polizei . Er war Mitglied und Vorstand des Gemeinderates, der 8 bis 20 von der Regierung ernannte Mitglieder zählte und Berufung des Präfekten tagte.

1) Vgl. oben S. 48f.

im November regelmässig

und auf

Beratung der Gemeindebedürfnisse,

272

IV, 9. Die Städte

Verteilung der Lasten und Prüfung der Rechnungen waren seine Aufgaben ¹ ) . Nach den Grundsätzen der links- und rechtsrheinischen französischen und der französischen nachgebildeten Gemeindeverfassung sollte jede Gemeinde für ihre innere Verwaltung einen Vorstand aus ihrer Mitte haben . Aber dieser Grundsatz hat sich nicht rein zur Anwendung bringen lassen , teils, weil die einzelnen Gemeinden zu klein waren und die besonderen Verwaltungskosten nicht bestreiten konnten , teils, weil man nicht überall für die Vorsteherschaft taugliche Persönlichkeiten fand .

Aus diesen Gründen ent-

fernte man sich in den einzelnen Departements mehr oder weniger von dem ursprünglichen Grundsatze und setzte vielfach für eine Mehrzahl von Gemeinden nur einen Maire ein. Dieses an sich ungesetzliche Verfahren

der Zusammenziehung

mehrerer Gemeinden

zu einer Mairie ist der geschichtliche Ursprung der noch bestehenden rheinischen Samtgemeinden.

heute

Aus der Verschiedenheit

der Departements nach Lage und Grösse der Gemeinden ist es daher zu erklären, dass bei Beginn der preussischen Verwaltung das Saardepartement bei einer Seelenzahl von 152 964 Einwohnern 97 Bürgermeistereien, das Rheinmoseldepartement bei 235 752 Einwohnern nur 81 Bürgermeistereien zählte . Der Grundsatz, von welchem die französische Verfassung ausging, war unstreitig gut.

Und

der Nutzen für die Gemeindemit-

glieder, wenn die Obrigkeit in ihrer Mitte wohnte, unverkennbar. Die Nachteile, die dann vielfach hervorgetreten sind, waren keine Folge eines fehlerhaften Grundsatzes, sie waren die Folge der Abweichung von ihm und der Ausartung . Die Ämter der Maires waren ursprünglich als unbesoldete Ehrenämter gedacht.

Dies ur-

sprüngliche Verhältnis änderte sich nach und nach , weil stärker belastete Geschäftsmänner nicht ohne Diensteinkommen bestehen Man fand die Mittel ihrer Entschädigung unter dem können. Namen von Büreaukosten und nun erschien der Posten eines Maire auch selbst den Fremdlingen begehrenswert. Die erlaubte Einnahme blieb zwar immer unbedeutend . Dennoch lebten viele Maires auch ohne Vermögen mit Bequemlichkeit. Weise Gelegenheit,

Sie hatten eben auf vielerlei

den Beutel der Gemeindemitglieder von oben

unbemerkt in Anspruch zu nehmen.

Und selbst in Fällen der Offen-

1) Rolef, die rheinische Landgemeindeverfassung seit der französischen Zeit. Berlin- Leipzig 1912/13. S. 28 f.

273

und die Landgemeinden.

kundigkeit fanden sie in den Präfekten und Unterpräfekten milde Richter, weil diese ein Interesse daran hatten, ihnen genehme Geschöpfe einzuschieben und die Anhänger der Regierung in diesen immerhin einflussreichen Stellen zu vermehren ¹) . Während der Übergangsverwaltung haben die Generalgouverneure in der Verfassung der Städte und Landgemeinden keine Änderungen getroffen. Nur dass die Maires die Bezeichnung Bürgermeister erhielten. Und auch die preussische Verwaltung hat die vorgefundene, Stadt und Land gemeinsame Verfassung beibehalten und den Bürgermeisteru die Verwaltung der heiten

der zu

Bürgermeistereien

Gemeindeangelegen-

zusammengeschlossenen

Einzel-

gemeinden unter Aufsicht der Kreiskommissare und nachherigen Landräte überlassen. Es konnte auch schon aus dem Grunde keine Änderung getroffen werden, weil die Bürgermeister nach der französischen Verfassung zugleich Beamte der gerichtlichen Polizei und des Personenstandes waren und in diesen Eigenschaften der Justizverwaltung unterstanden, von deren künftiger Verfassung es abbing, ob diese Verhältnisse eine Änderung erfahren würden oder nicht. Dazu kam, dass die preussische Verwaltung weit mehr zur Erhaltung als zur Änderung bestehender Verhältnisse neigte, zumal da die Verfassung sich im allgemeinen bewährt hatte und nach Ausscheidung ungeeigneter Bürgermeister auch weiterhin bewährte *) . Und die Regierung zu Koblenz ging sogar dazu über, die gleiche Verfassung auch in dem rechtsrheinischen Teile ihres Bezirkes , in dem sie nicht bestand, einzuführen .

Dort waren von nassauischer

Zeit her noch Verwaltung und Rechsprechung verbunden und den Gerichtsbeamten unterstellt.

Die Regierung hat unter nachträglicher

Genehmigung der Minister

diese Einrichtung

geändert,

Bürger-

meistereien nach dem linksrheinischen Vorbilde eingerichtet und dadurch eine Gleichheit der Gemeindeverfassung in der ganzen Rheinprovinz herbeigeführt.

Auch

die

ehrenamtliche Verwaltung

wurde zunächst beibehalten, indem die Bürgermeister lediglich für die Verwaltungskosten einen bestimmten Satz der Bürgermeisterei

nach der Kopfzahl

erhielten und nur in den grösseren Städten

1) Aus einem Berichte Pestels vom 11. Oktober 1815 im Geb. St.-A. Rep. 74 J III Nr. 33 Bd. 1. 2) Schon v. Pestel hatte sich in seinem Organisationsbericht vom 18. Dezember 1815 über den Regierungsbezirk Köln sehr für Beibehaltung der Bürgermeistereien ausgesprochen . St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 1486. 18 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz

274

IV, 9. Die Städte

Aachen, Düsseldorf, Köln, Koblenz und Trier darüber hinaus gewisse Aufwandgelder . Durchaus im Gegensatz zur französischen Verfassung und ihrem Mangel kommunaler Selbstverwaltung hatte in Preussen die Städteordnung vom Jahre

1808 die

Durchführung gebracht.

Selbstverwaltung vollkommen zur

Aber nur für die Städte.

Auf die Land-

gemeinden war sie nicht ausgedehnt worden. Zwar die Absicht hatte bestanden. Dann aber war man davon tatsächlich und schliesslich auch grundsätzlich zurückgekommen . Als daher die

preussische Regierung

nach Einrichtung der

Verwaltung in den Rheinprovinzen eine einheitliche Gestaltung der kommunalen Verfassung im Osten und Westen der Monarchie begründen wollte, wünschte sie den östlichen Zustand der kommunalen Selbständigkeit

der

Städte,

der

minderen

Freiheit

der

Land-

gemeinden, auch im Westen einzuführen . Hier offenbarte sich aber sofort ein scharfer Gegensatz der Regierungsabsichten zu der öffentlichen Meinung der Rheinprovinz .

Hier hatte sich inzwischen die

Auffassung von der politischen Gleichheit aller Staatsbürger, die Abneigung gegen alles Ständewesen, fest eingewurzelt. Man befürchtete, wenn eine Scheidung zwischen Stadt und Land einträte, für die Landgemeinden den Verlust ihrer Organisation und die Einräumung von Rechten an den im Westen bedeutungslos gewordenen Adel und dessen Kräftigung, wie sie im Osten bestand . Und nicht nur bei den Landeseingesessenen hartnäckigen Widerstande , der

begegnete

die Regierung

einem

sich später durch alle Landtags-

verhandlungen hinzog, auch die Bezirksregierungen und die Oberpräsidenten haben damals Widerstand

geleistet.

Die

rheinischen

Regierungen waren aufgefordert worden, sich das über zu äussern , ob die Bürgermeistereien nicht ganz entbehrt und die Landräte unmittelbar mit den Ortsvorständen verhandeln könnten. Aber wie die allgemeine Meinung war auch die der rheinischen Regierungen dagegen. Zwar erkannten sie übereinstimmend an , dass die Einzelgemeinden durch die

Bürgermeistereiverwaltung

zu

französischer

Zeit an ihrer Selbständigkeit eingebüsst hätten, dass die Bürgermeister von vielen Gemeinden zu weit entfernt seien, um rechtzeitig einzugreifen.

Aber die Vorzüge

scien

doch nicht

zu ver-

kennen, weil die Vereinigung zu Samtgemeinden die Verwaltungskosten, die Armen- und Schullasten erleichtere und überdies geeignete Gemeindevorsteher in genügender würden.

Zahl garnicht zu

finden sein

Die Bürgermeister seien eine durchaus geeignete Zwischen-

275

und die Landgemeinden .

behörde zwischen Landräten und Gemeinden. So sprachen sich die Regierungen am Schlusse des Jahres 1816 gegen eine Abschaffung der Bürgermeistereiverfassung und der bisherigen im ganzen bewährten Übereinstimmung Land aus¹ ).

der Gemeindeverfassung in Stadt und

Auch die Übertragung der preussischen Städteordnung

von 1808 auf die neue Provinz , die der Minister 1816 in Vorschlag brachte, fand bei ihnen übereinstimmenden Widerspruch. Der Minister hatte in Unkenntnis der rheinischen Verhältnisse eine besondere revidierte Städteordnung für die Städte der Rheinprovinz ausarbeiten lassen.

Man wies darauf hin, dass es hier überhaupt keine

Städte in gesetzlichem Sinne gebe ,

keine Stadtbürger ,

keine

Einwohner im Gegensatz zu jenen,

keine Vorzüge der Städte,

keine privilegierten Personen, keine privilegierten Grundstücke und andere in dem Entwurf enthaltene und hier unbekannte Begriffe 2). Und auch die drei westlichen Oberpräsidenten Ingersleben, Solms und Vincke in Münster haben sich in einem gemeinsamen Gutachten an den Minister des Innern von Schuckmann vom 31. Mai

1817

für

fassung und für

eine

für Stadt und

ein Fortbestehen der

Land

gemeinsame Ver-

Bürgermeistereien

ausge-

sprochen ³ ) . So ist die von der Fremdherrschaft her übernommene Gemeindeverfassung in ihrem Geltungsbereich bestehen geblieben und in ihrer rein äussern Verfassung auch im rechtsrheinischen Teile des Regierungsbezirks Koblenz eingeführt worden. Die Regierungen haben dann die Bürgermeister unter gewissen äusserlichen Änderungen einheitlich mit Anweisungen über die Organisation und den Geschäftsbetrieb versehen. Die Koblenzer Regierung hat eine solche AnweiDanach soll jede sung unter dem 19. Mai 1817 erlassen. Bürgermeisterei aus

einer

Anzahl von Einzelgemeinden bestehen .

Jeder Bürgermeister erhält 2 Beigeordnete, die Bürgermeister und Beigeordnete , von der Regierung auf 5 Jahre ernannt werden und wozu der Landrat für jede Stelle schlägt.

drei Kandidaten vor-

Jeder Gemeinde steht ein Schöffe vor,

dessen Wahl der

Gemeinde überlassen wird, dessen Bestätigung aber durch den Bürgermeister beim Landrat nachgesucht werden muss. In den Städten versieht der Bürgermeister zugleich die Geschäfte

1) St.-A. Koblenz, Abt. 402, Nr. 85 Bl. 162. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 175. 3) St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 923.

eines

276

IV, 9. Die Städte

Schöffen . Gehilfe,

In Gemeinden bis zu 300 Seelen wird den Schöffen ein in grösseren

Gemeinden werden ihnen 2 Gehilfen oder

Beistände beigegeben, welche auf gleiche Weise wie die Schöffen , und zwar auf 3 Jahre, gewählt und bestätigt werden. unter 3000 Einwohnern werden 6 , in grösseren wählt.

In Städten

12 Beistände ge-

Der Stadtbürgermeister und die städtischen Beistände bilden

mit den ländlichen Schöffen den Schöffenrat.

Ist in der Bürger-

meisterei keine Stadt belegen, so besteht der Schöffenrat bloss aus den Schöffen der die Bürgermeisterei bildenden ländlichen Gemeinden nnter Vorsitz des Bürgermeisters. Die Bürgermeister, Beigeordneten und Ortsvorstände müssen vor Antritt ihres Dienstes den Diensteid ablegen.

Erstere beiden werden vom Landrat, die letz-

teren von den Bürgermeistern in Eid und Pflicht genommen. Jeder Bürgermeister ist die erste unmittelbare Verwaltungsbehörde der Bürgermeisterei und dem Landrate des Kreises untergeordnet.

Die

Aufgaben der Kommunalverwaltung sind Vermögensverwaltung¹ ), Rechnungs- und Etatswesen. Der Etat muss nach den verschiedenen Gemeinden angelegt und auch die Rechnung danach abgeteilt geführt werden. Wie das Gemeindevermögen wird auch das Schulvermögen durch den Bürgermeister verwaltet. Und an der Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens ist der Bürgermeister als Mitglied des Kirchenrates beteiligt.

Die Schöffen und Beistände

haben alle ihnen zugebenden Verfügungen der Bürgermeister und die Amtsblätter zur Kenntnis der Gemeinde zu bringen und für die Durchführung zu sorgen. Von allen die Ordnung und Sicherheit der Gemeinde gefährdenden Vorgängen haben sie den Bürgermeistern Anzeige zu erstatten .

Die vorkommenden Polizeivergehen zeigt der

Bürgermeister dem Richter zur Untersuchung und Bestrafung an. Im Gebiete des französischen Rechtes ist der Bürgermeister, wenn in

der

Bürgermeisterei sich kein

Polizeirichter in

Polizeigericht

befindet ,

selbst

den gesetzlich bestimmten Fällen und der Bei-

geordnete versieht die Stelle des öffentlichen Anklägers. Endlich führen die Bürgermeister auf der linken Rheinseite die Zivilstandregister, auf der rechten Rheinseite haben sie nur die Geburten, Heiraten und Sterbefälle der Juden zu verzeichnen2). 1) Auch die Verwaltung der Gemeidewaldungen, die ihnen zu französischer Zeit entzogen worden war. Verordn. vom 24. Dezember 1816, Ges - S. 1817, S. 57. 2) St.-A. Koblenz , Abt. 403 Nr. 373 und Abt. 441 Nr. 10562. Übrigens scheint die obige Anweisung im standesherrlich Braunfelsischen Gebiete

277

und die Landgemeinden .

Die Regierung zu Koblenz war die erste, welche eine solche Anweisung über die Gemeindeverfassung erliess. Der Minister war allerdings mit diesem einseitigen Vorgehen nicht ganz zufrieden, weil der Erlass einer allgemeinen Gemeindeordnung in Aussicht genommen und nach einer Kabinettsorder vom 17. Januar 1820 bald zu erwarten war. Das teilte Ingersleben dem Oberpräsidenten Solms mit und empfahl ihm, die Verwaltung der Kommunalangelegenheiten in seinem Bezirk einstweilen wie bisher geschehen zu lassen¹ ) . Da die bald zu erwartende Gemeindeordnung nach vollen 26 Jahren wirklich erlassen wurde, ist in dieser Zwischenzeit die französische Gemeindeverfassung, mehr oder weniger äusserlich geändert, in der Rheinprovinz in Kraft geblieben. Nur in den grossen Städten, wie Aachen und Köln, führten die Oberbürgermeister die Kommunalverwaltung unmittelbar unter den Regierungen, aber unter Trennung von der Polizeiverwaltung, für die besondere Staatsbeamte bestellt wurden. Seit der Zusammenkunft der drei westlichen Oberpräsidenten und der Regierungspräsidenten in Godesberg ) und dann besonders vom Jahre 1820 an fanden Beratungen statt über den Erlass einer rheinischen Gemeindeordnung.

Aus

einer solchen Beratung beim

Oberpräsidium in Koblenz ging der Entwurf hervor, der der Staatsregierung eingereicht wurde . Von 1826 an haben sich die ersten sechs rheinischen Landtage damit beschäftigt. der Revidierten Städteordnung vom

17.

März

Auch der Erlass 1831

ist für die

Rheinprovinz ohne Bedeutung geblieben, weil deren Einführung durch die Kabinettsorder vom 14. November 1831 suspendiert wurde, bis die Bearbeitung einer Landgemeindeordnung für die westlichen Provinzen beendet sein werde. Die in den folgenden Jahren auf den rheinischen Provinziallandtagen geführten Verhandlungen vertraten im wesentlichen eine entschiedene Stellungnahme der Provinzialvertretung gegen die Einführung gesonderter Gemeinde-

nicht eingeführt gewesen zu sein, wenigstens bemerkt das die Regierung zu Braunfels in einem Berichte an den Oberpräsidenten vom 19. Februar 1834 mit dem Bemerken, dass in ihrem Verwaltungsbezirke Schöffenräte nicht bestünden. 1) St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 923. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 188. Über die infolge der dortigen Beratung von Vincke entworfene Gemeindeordnung vgl. Ilgen, Organi. sation der staatlichen Verwaltung und der Selbstverwaltung in „ Die Rheinprovinz 1815-1915" S. 118.

278

IV, 9. Die Städte

ordnungen für Städte und Landgemeinden. erklärte

sich dagegen,

weil

die

Auch der Oberpräsident

Bewohner der Städte und der

Landgemeinden hier weder gesetzlich noch tatsächlich geschieden seien, ausser durch das Wahlgesetz der Provinzialstände, das aber eben deshalb gleichfalls keinen

Beifall gefunden habe.

dann doch gleichzeitig mit dem Entwurfe

Und als

einer Landgemeinde-

ordnung für die Rheinprovinz vom Jahre 1840 der Entwurf eines Gesetzes über die Verfassung der Städte vorgelegt wurde, hat der König das Staatsministerium unter Zurückweisung dieser Entwürfe

beauftragt,

den

Gesetzentwurf

ordnung dergestalt einzurichten,

für die Landgemeinde-

dass er als Gemeindeordnung für

die Rheinprovinz sowohl in den Landgemeinden als auch in den Städten eingeführt werden könne ¹) . lungen, die dann zum Erlass

Es folgten weitere Verhand-

der Gemeindeordnung vom 23. Juli

1845 geführt haben, ' von deren Geltungsbereich nur die Stadt Wetzlar ausgenommen wurde, für welche es bei der bereits verliehenen revidierten Städteordnung verbleiben sollte.

Und es wurde

überdies der Vorbehalt getroffen, dass nach Befinden auch anderen auf dem Provinziallandtage im Stande der Städte vertretenen Gemeinden auf ihren Antrag die Revidierte Städteordnung verliehen werden könne³) . Die Gemeindeordnung von 1845 erkannte die einzelne Dorfschaft wieder als Gemeinde an, hielt aber daneben die grössere Samtgemeinde aufrecht. Es blieb also im wesentlichen auch die bisherige Einteilung und Umgrenzung der Gemeinden und Gemeindeverbände bestehen . Alle Ortschaften, Städte und Dörfer mit eigenem Haushalt bilden eine Gemeinde,

vertreten durch den Gemeinderat

(Schöffenrat) und einen Bürgermeister oder einen Gemeindevorsteher mit

Ausnahme

solcher

Einzelgemeinden ,

in

denen

der

Bürgermeister der Samtgemeinde wohnt und zugleich das Amt des Vorstehers übernommen hat. Mehrere Gemeinden werden unter einem Bürgermeister zu einer Bürgermeisterei vereinigt. Die Bürgermeisterei kann auch aus einer Gemeinde bestehen, wenn sie von dem Umfange ist,

dass sie den Zwecken

verbandes genügen kann.

dieses

Bürgermeisterei-

Die Bürgermeisterei stellt

für die An-

gelegenheiten, welche für die vereinigten Gemeinden ein gemein-

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 4 A Nr. 26a Bd. 15.

Über die

Stellung des Königs vgl. Hansen, Gustav von Mevissen I S. 271 . 2) Ges.-S. 1845, S. 523.

279

und die Landgemeinden.

sames Interesse haben, einen Kommunalverband mit den Rechten einer Gemeinde dar. Aber es wurde den Ortschaften, die früher besondere Gemeinden gebildet hatten, die Möglichkeit gegeben, bei Vorhandensein erheblicher Sonderinteressen ihre frühere Selbständigkeit auf Antrag wiederzuerlangen .

Die Standesherren schie-

den für sich und ihre Familien und bezüglich ihres Grundbesitzes aus dem Gemeindeverbande aus. In Gemeinden bis zu 18 zur Ausübung des Gemeinderechtes berechtigten Mitgliedern

bilden

diese

sämtlich den Gemeinderat,

während in allen übrigen ein aus gewählten Vertretern bestehender Gemeinderat die öffentlichen Interessen wahrnimmt. Er tritt auf Berufung des Bürgermeisters zusammen oder auf Antrag des vierten Teiles der Mitglieder. Gemeindeverordneten,

Der Gemeinderat besteht aus den

die von den zur Ausübung des Gemeinde-

rechts befähigten Gemeindegliedern auf 6 Jahre gewählt und vom Landrat bestätigt werden. In grösseren Städten werden sie auch als Stadträte bezeichnet , deren Zahl nach der Grösse der Gemeinden bis zu 1000 , 3000 und 10000 Einwohnern auf 6, 12 und 18 bestimmt wurde.

Ausser diesen Gemeindeverordneten gehören in

den Landgemeinden auch die meistbegüterten Grundeigentümer mit einem bestimmten Grundsteuerbetrage zum Gemeinderate. Der Gemeindevorsteher wird auf Vorschlag des Bürgermeisters vom Landrat auf 6 Jahre ernannt, stand) .

Die Stellen sind Ehrenämter.

Aufsicht des Bürgermeisters Organ die Verwaltung heiten .

ebenso ein Stellvertreter (BeiDer Vorsteher handhabt unter

die Ortspolizei und versieht als sein

der die Gemeinde betreffenden Angelegenin ihren KommunalSie Bürgermeisterei versammlung.

Die Vertretung der Bürgermeisterei

ist die sich aus den Gemeindevorstehern der Sondergemeinden, aus den geborenen Gemeindeverordneten und aus den von den einzelnen Gemeinden gewählten Vertretern zusammen. In den nur aus einer angelegenheiten setzt

Gemeinde bestehenden

Bürgermeistereien,

also

besonders

in den

Stadtbürgermeistereien, ist die Bürgermeistereiversammlung vom Gemeinderate nicht verschieden. Der Bürgermeister vereinigt in seiner Person die Befugnisse in allen Gemeinde- und Bürgermeistereiangelegenheiten. Er wird - die Wahl wurde den Gemeinden nicht bewilligt ― in den Landbürgermeistereien auf Vorschlag des Landrates

von der Regierung auf Lebenszeit ernannt

und für solche Bürgermeistereien, welche eine Stadt von mehr als 10000 Einwohnern enthalten, auf Vorschlag der Regierung durch

280

IV, 9. Die Städte

den König

unter Vorbehalt der Beilegung

des

Titels

als

Ober-

bürgermeister. Für jede Bürgermeisterei sind von der Regierung zwei oder mehrere Beigeordnete zu ernennen. Der Bürgermeister leitet die Verwaltung der

Kommunalangelegenheiten der Bürger-

meisterei, führt die Polizeiverwaltung in seinem Bezirk, soweit dazu nicht besondere Behörden bestellt sind, und die laufenden Geschäfte der Landesverwaltung.

Er hat den Vorsitz im Gemeinderat

und in der Bürgermeistereiversammlung.

Zur Verwaltung einzelner

Geschäftszweige darf er mit Genehmigung der Regierung aus geeigneten Gemeindemitgliedern Ausschüsse bilden. Die Oberaufsicht des Staates wird durch die Regierungen und die Landräte ausgeübt. In denjenigen Städten, welche der Aufsicht des Landrates bisher nicht unterworfen waren, ferner bestehen.

blieb dies Verhältnis auch

Demnach bestanden in der Rheinprovinz 1. Einzelgemeinden unter Gemeindevorstehern und Gemeinde-

2.

räten, als unselbständige Teile der Bürgermeistereien, die Landbürgermeistereien unter einem Bürgermeister und einer Bürgermeistereiversammlung als die aus jenen ländlichen und in

einigen Fällen auch

städtischen Einzel-

gemeinden bestehenden Samtgemeinden, 3. Stadtbürgermeistereien für Städte und Vororte ohne Zusammenschluss von Landgemeinden unter einem Bürgermeister (Oberbürgermeister) und dem Gemeinderat (Stadtrat) . 4.

Die Städte Wetzlar, Essen und Mülheim a. d . Ruhr. ihnen war Wetzlar bereits durch Kabinettsorder

Von vom

22. Juli 1839 die Revidierte Städteordnung vom 17. März 1831 verliehen worden. Essen und Mülheim a. d . Ruhr hatten von der durch die Gemeindeordnung von 1845 als Ausnahme gestatteten Annahme der Revidierten Städte . ordnung Gebrauch gemacht, die ihnen durch die Kabinettsorders vom 28. August bzw. 14. September 1846 verlieben wurde und demnach alsbald bei ihnen zur Einführung gelangte . In sehr vielen Fällen wurden übrigens die durch Zusammenlegungen im Laufe der Zeit an Zahl verminderten Landbürgermeistereien durch einen Stadtbürgermeister mitverwaltet oder ebenso die Verwaltung von zwei

Landbürgermeistereien durch Personal-

union einem Beamten übertragen . Nach einer Aufstellung von etwa 1865 waren von 127 Städten 51 durch Personalunion mit Land-

281

und die Landgemeinden.

bürgermeistereien verbunden¹ ).

Und im Kreise Bitburg waren bei-

spielsweise die 42 Bürgermeistereien des Jahres 1816 bis zum Jahre 1863 zu 22 zusammengelegt worden, 12 Bürgermeistern verwaltet wurden,

die

in jenem Jahre

von

Die Gemeindeordnung vom 23. Juli 1845 ist vom Jahre 1846 an in anderhalb Jahren überall in der Rheinprovinz eingeführt worden.

Sie besteht noch heute.

Sie hat jedoch im Jahre 1850

für eine Reihe von Jahren eine Unterbrechung erfahren. Unter dem revolutionären Einfluss der bewegten Jahre von 1848 an entstand die gleichfalls ohne Rücksicht auf Stadt und Land erlassene Gemeindeordnung vom 11. März 18502) .

Sie unterschied sich sehr

wesentlich von der vom Jahre 1845. Die bevorzugte Stellung des Grundbesitzes in der Gemeindeverwaltung wurde beseitigt. Mit der französischen Mairieverfassung wurde vollkommen aufgeräumt. Der bureaukratische Bürgermeister wich einer kollegial eingerichteten Gemeindebehörde und die Gemeinden selbst erhielten eine grössere Freiheit bei der Ordnung ihrer Angelegenheiten und bei der Wahl ihrer Beamten. Die Gemeinden waren Körperschaften, denen die Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten zugesichert wurde. Alle zu einem zu bildenden Gemeindebezirke gehörigen Grundstücke und Einwohner sollten die reale und persönliche Grundlage der Gemeinde bilden. Jede Gemeinde erhielt zu ihrer Vertretung einen Gemeindevorstand und einen Gemeinderat.

Ersterer

war die Ortsobrigkeit und verwaltete die Gemeindeangelegenheiten . Hinsichtlich der Verfassung unterschied man aber doch Gemeinden über und unter 1500 Einwohnern.

In jenen bestand der Gemeinde-

rat aus 12 bis 60 nach einer Dreiklasseneinteilung gewählten Mitgliedern und in Gemeinden über 12000 Einwohner traten für je 50000 Einwohner weitere 6 Gemeindevertreter hinzu.

Das zweite

Organ der Gemeindeverwaltung, der Gemeindevorstand , wurde aus einem zu besoldenden Bürgermeister,

einem

zu

entschädigenden

Beigeordneten und mehreren Schöffen und Ratsherren gebildet, deren Zahl von 2 in Gemeinden unter 2500 Einwohnern bis zu 10 und mehr in grösseren Orten

steigen durfte.

Hierzu traten die

besoldeten Mitglieder, Syndikus, Kämmerer, Schulrat, Baurat. Bürgermeister und sonstige Gemeindebeamte wurden auf 12 , Beigeordnete und Schöffen auf 6 Jabre erwählt. Die Wahl der Bürgermeister

1) Akten des Oberpräsidiums III 4 A Nr. 26 a Gen. Bd . 12. 2) Ges.-S. 1850, S. 213.

282

IV,1 9. Die Städte

und Beigeordneten wurde in Städten über 10000 Einwohner durch den König, im übrigen durch den Regierungspräsidenten bestätigt. Der Gemeinderat, der sich jährlich seinen Vorsitzenden und dessen Stellvertreter wählte, versammelte sich so oft es die Geschäfte erDer Gemeindevorstand unter Vorsitz des Bürgermeisters war eine kollegiale Behörde und hatte die laufende Verwaltung zu führen und die Beschlüsse des Gemeinderates auszuführen . Seine

forderten.

Tätigkeit erstreckte sich auch auf die Verwaltung der Polizei durch die Bestimmung, dass die örtliche Polizeiverwaltung durch die Vorsteher der Kommunalverbände, die Bürgermeister, im Namen des Königs geführt werden solle mit der Verpflichtung, die ihnen von der vorgesetzten Staatsbehörde in Polizeiangelegenheiten erteilten Aufträge zur Ausführung zu bringen. Dem Staate war damit die freie Wahl der Polizeibehörden genommen. Nur in Gemeinden von mehr als 10000 Einwohnern oder in solchen , in denen sich eine Regierung oder ein Mittelgericht befand , oder in Festungen durfte der Minister die örtliche Polizei besonderen Staatsbeamten übertragen. In den Gemeinden unter

1500 Einwohnern bestand der Ge-

meinderat aus dem Gemeindevorsteher und 6 bis 12 gewählten Mitgliedern und

den Grundeigentümern,

die Gemeindewähler waren

und mehr als ein Viertel der gesamten Gemeindeabgaben aufbrachten. Der Gemeindevorstand bestand aus dem Gemeindevorsteher und zwei Schöffen zur Unterstützung und Vertretung. Kleinere Gemeinden konnten sich mit benachbarten zu Samtgemeinden vereinigen, die von einem Vorsteher und

einem Samt-

gemeinderat vertreten wurden. Als

diese

Gemeindeordnung vom

11.

weitaus grössten Teile der Rheinprovinz

März

1850 in

eingeführt war,

dem erging

der Königliche Erlass vom 19. Juni 1852 , durch den der weiteren Einführung

Einhalt getan wurde ¹).

24. Mai 1853 erklärte

Ein besonderes Gesetz vom

die Gemeindeordnung,

wie

übrigens

auch

die Kreis , Bezirks- und Provinzialordnung vom 11. März 1850 für aufgehoben und liess die Gemeindeordnung nur da, führung bereits vollendet war, als

wo ihre Ein-

einen Übergangsstand bis zur

Neuregelung bestehen 2). Drei Jahre später folgte die Neuregelung. Die grundsätzliche

1) Ges.-S. S. 388. 2) Ges.-S. 1853, S. 238.

283

und die Landgemeinden.

Frage, ob für die Rheinprovinz die seit der Fremdherrschaft hergebrachte, für

Stadt

und

Land

gleichmässige Gemeindeordnung

weiterhin beizubehalten oder eine Scheidung von Stadt und Land vorzunehmen sei, wurde durch die beiden Gesetze vom 15. Mai 1856 beantwortet.

Unter diesen Daten erging die Städteordnung für die

Rheinprovinz ¹) und für die Landgemeinden das Gemeindeverfassungsgesetz ), letzteres als Ergänzung der Gemeindeordnung vom 23. Juli 1845. Die letztere ist demnach seitdem wieder in Kraft getreten . Die wenigen Änderungen und Erweiterungen betrafen die Gemeindemitgliedschaft,

die Geldbeiträge der Gemeinden zur Deckung der

Lasten, die Art der Wahlen, die Umgrenzung der Geschäfte des Bürgermeistereirates, die Pflichten der Gemeindeverordneten. Als auf dem Gebiete der Verfassung von Bedeutung wurde Gemeinden , die verschiedenen Kommunalverbänden angehörten, bei denen aber gewisse Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse eine gemeinsame Behandlung erwünscht machten , die Möglichkeit geboten, sich zu besonderen Verbänden zusammenzuschliessen . Für solche gemeinsamen Angelegenheiten mehrerer Gemeinden verschiedener Bürgermeistereien sollte

ein Bürgermeistereirat

aus

den beteiligten Ge-

meinden gebildet werden können und der Bürgermeister, in dessen Bezirk der Gegenstand des gemeinsamen Interesses belegen , andernfalls der ältere Bürgermeister den Vorsitz führen. Nach dem Gemeindeverfassungsgesetz vom 15. Mai 1856 wurde die ältere Gemeindeordnung von 1845 nunmehr wieder eingeführt in den Gemeinden,

in

denen

die

rheinische Städteordnung vom

15. Mai 1856 nicht zur Anwendung kommen würde . Sie ist also in allen Landgemeinden eingeführt worden und ausserdem in den. sieben Städten Angermund, Baumholder, Bendorf, Brühl ), Ehrenbreitstein, Geilenkirchen und Grevenbroich. Die

rheinische

Landgemeindeordnung

von

1845/1856

hat

einige Änderungen und Erweiterungen erfahren durch die späteren Gesetze der Jahre 1887 und 1883, die in der Rheinprovinz am 1. April bzw. am 1. Juli 1888 in Kraft getreten sind, nämlich die Kreisordnung vom 30. Mai 1887 , die Provinzialordnung vom 1. Juni 1887 , das Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 und das

Zuständigkeitsgesetz

vom 1.

1) Ges.-S. 1854, S. 433. 2) Ges.-S. 1856, S. 443. 3) Brühl nahm 1910 die Städteordnung an.

August

1883.

Die

284

IV, 9. Die Städte

Grundlagen der Gemeindeverfassung sind durch diese Gesetze nicht berührt. Die sieben nach der Landgemeindeordnung verwalteten Städte wurden nunmehr den Landgemeinden gleichgeachtet (§ 21 der Kreisordnung) .

Die Landgemeinden

auf ihren Antrag nach Anhörung des Königliche Verleihung (§ 21

erlangen

das

Stadtrecht

Provinziallandtages

der Kreisordnung,

Abs . 2 ).

durch

Die Zu-

ständigkeit des Gemeinderates hat eine geringe Erweiterung erfahren (S. 108).

Der Gemeindevorsteher und sein Stellvertreter (Beistand)

werden auf 6 Jahre aus der Zahl der stimmberechtigten Gemeindemitglieder von dem Gemeinderate gewählt.

Der Bürgermeisterei-

versammlung ist jetzt ein gewisser Einfluss auf die Ernennung der wichtigen Beamten der Bürgermeisterei eingeräumt, da ihre Wünsche vom Kreisausschuss zu hören sind,

ehe dieser Bürgermeister oder

Beigeordnete dem Oberpräsidenten in Vorschlag bringt.

Die Auf-

sicht des Staates über die Gemeinden und Bürgermeistereien wird in erster Instanz vom Landrat in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kreisausschusses ausgeübt (§ 24 Z. G. ) und vom Kreisausschusse selbst, die Aufsicht in zweiter Instanz vom Regierungspräsidenten. Der Oberpräsident ernennt die Bürgermeister und Beigeordneten.

Die Städteordnung für die Rheinprovinz vom 15. Mai 1856 bestimmt: Zum Stadtbezirke gehören alle innerhalb seiner Grenzen gelegenen Grundstücke, alle Einwohner des Stadtbezirkes mit Ausnahme der aktiven Militärpersonen gehören zur Stadtgemeinde . Die Stadtgemeinden sind Körperschaften mit dem Rechte der Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten.

Der Bürgermeister und die

Stadtverordnetenversammlung sind die Vertretung der Stadtgemeinde. Der Bürgermeister ist die Obrigkeit der Stadt und hat die Gemeindeangelegenheiten zu verwalten. Die Stadtverordnetenversammlung besteht aus 12 , 18 , 24 und 30 Mitgliedern in Städten bis zu 2500, 10000 , 30000 und über 30000 Einwohnern . Sie werden von den stimmfähigen Bürgern in drei durch die Drittelung des Steuertrages sich ergebenden Klassen auf 6 Jahre gewählt. Die Hälfte der von jeder Abteilung zu. wählenden Stadtverordneten müssen Hausbesitzer sein . Neben dem Bürgermeister sind zwei oder nach Bedürfniş mehr Beigeordnete zu wählen.

Die Beigeordneten haben die von dem Bürgermeister ihnen

aufgetragenen Amtsgeschäfte zu Reihenfolge zu vertreten .

besorgen und ihn in

bestimmter

Der Bürgermeister wird auf 12 Jahre ,

die Beigeordneten auf 6 Jahre

und die besoldeten Beigeordneten

285

und die Landgemeinden.

gleichfalls auf 12 Jahre von der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Bürgermeister und besoldete Beigeordnete können auch auf Lebenszeit gewählt werden. Sie werden in Städten über 10000 Einwohnern vom Könige, in den übrigen von der Regierung bestätigt. Die Stadtverordnetenversammlung hat über alle Gemeindeangelegenheiten zu beschliessen , soweit sie nicht ausschliesslich dem Bürgermeister überwiesen sind . Den Vorsitz in ihren Sitzungen Der Bürgermeister führt der Bürgermeister oder sein Vertreter. hat als Ortsobrigkeit und Gemeindeverwaltungsbehörde die Gesetze und Verordnungen und die Verfügungen der vorgesetzten Behörden auszuführen und den Geschäftsgang der städtischen Verwaltung zu leiten und zu beaufsichtigen,

die Beschlüsse der Stadtverordneten

vorzubereiten und, wenn er sie nicht förmlich beanstandet, auszuführen. Er hat die Gemeindeanstalten, die Einkünfte und das Eigentum der Stadtgemeinde zu verwalten und sie nach aussen zu vertreten. Für einzelne Geschäftszweige können dem Bürgermeister untergeordnete Ausschüsse gewählt werden. Ausserdem hat der Bürgermeister,

wenn die Handhabung der Ortspolizei nicht König-

lichen Behörden übertragen ist, diese und die Verrichtungen eines Hilfsbeamten der gerichtlichen Polizei und die eines Polizeianwalts zu übernehmen, wenn nicht auch hierfür andere Beamte beauftragt werden. Er hat endlich alle örtlichen Geschäfte der Kreis-, Bezirks- , Provinzial- und allgemeinen Verwaltung, namentlich auch das Fübren der Personenstandsregister zu übernehmen , sofern nicht andere Behörden oder mit letzterem andere Gemeindebeamte beauftragt sind . Neben dieser gewissermassen bureaukratischen Stadtverwaltung gewährte die Städteordnung in ihrem Titel VIII auch die Möglichkeit der Einrichtung einer städtischen Verfassung mit kollegialischem Magistrat.

Sie kann auf Antrag der Stadt mit Genehmigung der

Regierung eingeführt werden. In solchem Falle ist der kollegialische Magistrat die Obrigkeit der Stadt.

Er nimmt an der Vertretung

der Stadtgemeinde Teil und verwaltet die städtischen Gemeindeangelegenheiten.

Er besteht aus

dem Bürgermeister,

einem Bei-

geordneten oder zweiten Bürgermeister als Stellvertreter, einer Anzahl von Schöffen (Stadträte, Ratsherren, Ratsmänner) und nach Bedürfnis noch aus einem oder mehreren besoldeten Mitgliedern (Syndikus, Kämmerer,

Schulrat,

Baurat usw.).

Es gehören zum

Magistrat 2, 4, 6 Schöffen in Stadtgemeinden bis zu 10000, 20000 und über 20000 Einwohnern. Stadtverordnete können nicht Magistratspersonen sein.

Der Bürgermeister und die besoldeten Ma-

286

IV, 9. Die Städte

gistratsmitglieder werden auf 12 Jahre oder auf Lebenszeit, die unbesoldeten Beigeordneten und Schöffen auf 6 Jahre von der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Die Stadtverordnetenversammlung wählt ihren Vorsitzenden und dessen Stellvertreter aus ihrer Mitte. Die Aufsicht des

Staates

über die

städtischen

Gemeinde-

angelegenheiten wird bei Städten von mehr als 10000 Einwohnern durch die Regierung, bei den übrigen in erster Instanz durch den Landrat, in zweiter durch die Regierung ausgeübt. Gegen die Entscheidungen der Regierung ist ein Rekurs an den Oberpräsidenten zulässig. Der durch die neueren

Verwaltungsgesetze und durch die

Kreisordnung veranlassten Änderungen ist oben schon Erwähnung getan ¹). Über die Einführung der Städteordnung vom 15. Mai 1856 hat diese selbst Bestimmungen getroffen.

Sie gelangt nach § 1

zur Anwendung für die auf dem Provinziallandtage im Stande der Städte vertretenen Gemeinden von mehr als 10000 Einwohnern sowie für diejenigen Städte von geringerer Einwohnerzahl, in denen zur Zeit der Verkündigung der Gemeindeordnung

vom

11. März

1850 die Revidierte Städteordnung vom 17. März 1831 gegolten hat. Die Städteordnung kann nach Befinden auch anderen auf dem Provinziallandtage im Stande der Städte vertretenen Gemeinden auf ihren Antrag verliehen werden. Für die der Städteordnung von selbst unterworfenen Städte von mehr als 10000 Einwohnern trifft der Titel XI die folgenden Ausführungsbestimmungen : In allen nicht im Bürgermeistereiverbande mit anderen Gemeinden befindlichen Städten, in denen die Gemeindeordnung vom 11. März 1850 bereits eingeführt ist, tritt die Städteordnung sogleich nach ihrer Verkündigung in Kraft. Die auf Grund der Gemeindeordnung

gewählten

Bürgermeister,

Beigeordneten

und

Gemeinderatsmitglieder, letztere als Stadtverordnete, verbleiben in ihren Stellen . Für die mit anderen Gemeinden im Bürgermeistereiverbande befindlichen Städte kommen diese Vorschriften gleichfalls zur Anwendung, ausgeschieden.

nachdem

sie

aus

dem Bürgermeistereiverbande

Wo die Einführung der Gemeindeordnung von 1850

noch nicht beendigt ist,

die von 1845 also noch in Wirksamkeit

sich befindet, tritt an Stelle der letzteren die Städteordnung eben-

1) Vgl. oben S. 283.

287

und die Landgemeinden.

falls nach ihrer Verkündigung in Kraft.

Und durch einen Erlass

an das Staatsministerium vom 15. Mai 1856 gab der König dem Wunsche Ausdruck , allen auf dem Rheinischen Provinziallandtage im Stande der Städte vertretenen Gemeinden von weniger als 10000 Einwohnern die Städteordnung unter möglichster Förderung und Erleichterung durch die Behörden gleichfalls zu verleihen. Zur Ausführung der Städteordnung und über das Verfahren bei Beantragung ihrer Verleihung an die auf dem Provinziallandtage im Stande der Städte vertretenen Gemeinden unter 10000 Einwohnern hat dann der Minister des Innern unterm 18. Juni 1856 eine Anweisung erlassen .

Nach ihr und

den Bestimmungen

der Städteordnung selbst regelte sich die Einführung in folgender Weise : A. Die Städteordnung trat mit dem Tage der Verkündigung , also mit dem 13. Juni 1856 als dem Tage der Ausgabe des die Städteordnung veröffentlichenden Gesetzblattes, in Kraft in den Städten Aachen, Barmen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld , Eupen, Köln , Krefeld , Kreuznach , Langenberg mit Hardenberg, Neuss, Remscheid , Trier, Viersen und Wesel . B. Die Städteordnung trat gleichfalls vom Tage der Verkündigung an in Kraft in den Städten Essen, Mülheim a. d . Ruhr und Wetzlar, wo bisher die Revidierte Städteordnung von 1831 eingeführt war. C. In Duisburg und Koblenz , hörig, ist die Städteordnung

als

an sich zur Klasse A ge-

unmittelbar nach ihrem Ausscheiden

aus dem Bürgermeistereiverbande ,

in dem sie sich mit anderen

Gemeinden befanden , in Kraft getreten. Das war für Koblenz vom 15. Mai 1857 an der Fall, nachdem die zum Bürgermeistereiverbande gehörigen Orte Moselweiss und Neuendorf mit der Bürgermeisterei Sankt Sebastian, Kapellen mit Rhens vereinigt waren¹ ) . In Duisburg trat die Städteordnung laut einer Regierung vom 27. Oktober 1857

Bekanntmachung der

in Kraft, nachdem die

Stadt

nach Massgabe eines Ausscheidungsplanes vom 28. März 1857 aus dem Bürgermeistereiverbande ausgeschieden war. D. In den folgenden Städten unter 10 000 Einwohnern wurde die Städteordnung nach Ausscheiden

aus dem Bürgermeistereiver-

bande und auf Antrag durch Königliche

Erlasse nach und nach

eingeführt und zwar in Ahrweiler ( durch Erlass vom 9. 2. 1857 ) ,

1) Koblenzer Amtsblatt 1857, S. 179.

288

IV, 9. Die Städte

Andernach (2. 3. 1857),

Bacharach (2. 3. 1857),

Bergisch

Glad-

bach (9. 8. 1856) , Bergisch Neukirchen (24. 8. 1857 ) , Bergneustadt (4. 1. 1858), Bernkastel (9. 11. 1857), Bitburg (9. 11. 1857). Boppard (23. 2. 1857 ), Braunfels ( 20. 7. 1857 ) , Brühl ( 12. 4. 1910), Burg a. d . Wupper ( 18. 8. 1856), Burscheid ( 18. 8. 1856 ) , Burtscheid (4. 9. 1856) ,

Dahlen

(24. 9. 1856)

Deutz

(9. 11. 1857 ) ,

Dinslaken (25. 5. 1857), Dorp (4. 9. 1856), Dülken ( 29. 6. 1857 ) , Düren (4.9. 1856), Emmerich ( 24. 8. 1857 ) , Erkelenz (26. 4. 1858), Eschweiler (26. 4. (18. 8. 1856) ,

1858 ) ,

Gemünd

Gladbach, Bergisch

(24.

Euskirchen

(4. 9. 1856),

( 9. 8. 1856 ) ,

Goch

(4. 9. 1856), Gummersbach (18. 5. 1857 ) , Heinsberg (9. 11. 1857 ),

1856),

11.

Gerresheim

Geldern

( 16. 1. 1858),

( 18. 8. 1856),

Gräfrath

Hamborn (20. 3. 1911 ) ,

Hilden ( 18. 11. 1861 ) ,

Hitdorf (26. 10 .

1857) , Höhscheid (4. 9. 1856) , Honnef ( 14. 7. 1862 ) , Hückeswagen (4. 4. 1859), Isselburg ( 10. 5. 1858) , Jülich ( 19. 8. 1867) , Kaiserswerth ( S. 3. 1858 ) , Kaldenkirchen (4. 9. 1856) , Kalk (2. 6. 1881 ) . Kempen (7. 2. 1859), Kettwig (25. 5. 1857 ) , Kirchberg (23. 8. 1858 ) , Kirn ( 1. 6. 1857 ) , Kleve ( 18. 8. 1856 ) , Kochem (29. 12. 1856 ) , Königswinter ( 17. 6. 1889 ) , Kronenberg (23. 10. 1856) , Leichlingen (4. 9. 1856),

Lennep ( 17. 8. 1857 ) ,

Linnich ( 7. 3. 1864) ,

Linz

(25. 5. 1857 ) , Lüttringhausen ( 18. 8. 1856) , Malmedy (4. 9. 1856 ), Mayen (20. 7. 1857 ) , Merscheid (24. 9. 1856 ), Merzig (25. 5. 1857), Mettmann (23. 10. 1856), Mörs ( 24. 8. 1857 ) , Montjoie (4. 9. 1856) , Mülheim am Rhein ( 9. 8. 1856) , München Gladbach (26. 5. 1859) , Münstereifel (2. 11. 1856), Neuerburg (26. 4. 1859), Neukirchen, Bergisch (24. 8. 1857 ) , Neustadt, Berg- (4. 1. 1858 ) , Neuwied ( 18. 8. 1856) , Oberbausen ( 10. 9. 1874 ) , Oberwesel (3. 10. 1856 ) , Odenkirchen (24. 9. 1856) , Ohligs (24. 9. 1856 ), Opladen ( 27. 12. 1858 ), Orsoy (23. 5. 1859) , Ottweiler ( 9. 11. 1857 ), Prüm ( 11. 9. 1856) , Radevormwald (24. 9. 1856 ) , Ratingen ( 18. 8. 1856) , Rees ( 9. 11 . 1857) , Remagen (2. 2. 1857 ), Rheinbach (17. 5. 1862 ),

Rheinberg

(16. 1. 1858 ) , Rheindahlen s . Dablen , Rheydt ( 24. 9. 1856 ) , Ronsdorf ( 18. 8. 1856 ), Ruhrort (25. 5. 1857) , Saarbrücken (3. 5. 1859), Saarburg (25. 5. 1857 ) , Saarlouis (4. 9. 1856), Sankt Goar (23. 2 . 1857 ) , Sankt Johann (3. 5. 1859) , Sankt Vith (4. 9. 1856 ) , Sankt Schleiden (25. 5. 1857 ) , Siegburg (25. 6. ) , Sinzig ( 2. 2. 1857 ) , Sobernheim ( 1. 6 . 1857 1857 ) , Simmern (2. 2. 1857 ) , Solingen ( 18. 8. 1856 ), Steele (25. 5. 1857 ), Sterkrade ( 17. 3. 1913 ) , Stolberg bei Aachen (4. 9. 1856), Stromberg (1. 6.

Wendel ( 19. 4. 1858),

1857) , Süchteln ( 23. 10. 1856 ), Trarbach (29. 12. 1856 ) , Ürdingen

289

und die Landgemeinden. ( 18. 8. 1856),

Vallendar (2. 11. 1856), Velbert (23. 10. 1856) , Wald (4. 9. 1856), Werden (25. 5. 1857), Wermelskirchen (2. 7 . 1873),

Wevelinghoven (24. 9. 1856 ), Wipperfürth (23. 10. 1856 ) , Wülfrath (23. 10. 1856), Xanten ( 18. 8.

Wittlich (20. 4. 1857 ),

1856) , Zell (29. 12. 1856 ) , Zülpich (24. 11. 1856) . Die Städteordnung ist also auch heute noch nicht eingeführt in den Städten Angermund , Baumholder, Geilenkirchen und Grevenbroich.

Bendorf, Ehrenbreitstein,

Die Beschränkung der Einführung der Städteordnung auf die im Provinziallandtag im Stande der Städte vertretenen Gemeinden ist inzwischen hinfällig geworden durch die rheinische Kreisordnung vom 30. Mai und die Provinzialordnung vom 1. Juni 1887 , welche die Stäudegliederung des Provinziallandtags beseitigt haben. nach vermögen jetzt

Dem-

auch Landgemeinden auf Antrag und nach

Anhörung des Provinziallandtags der Städteordnung teilhaftig zu werden .

Von der

nach

Titel VIII der Städteordnung freigestellten

Einrichtung der städtischen Verfassung mit einem kollegialischen Magistrat haben nur die Städte Mülheim a. d . Ruhr, Rheinberg, Werden, Wetzlar und Wülfrath Gebrauch gemacht. Diese fünf Städte haben jedoch gemäss den Beschlüssen der Stadtverordneten und mit Genehmigung der

Regierungen die kollegialische Magistratsverfassung im Verlaufe der Zeit wieder aufgegeben und zwar Wetzlar seit dem 15. August 1869 , Mülheim a. d . Ruhr seit 1873 , Wülfrath seit

1878 , Werden infolge Beschlusses des Bezirksausschusses vom 18. Oktober 1892 und Rheinberg mit Genehmigung des Bezirksausschusses vom 13. November 1906 .

Die Bürgermeister und Oberbürgermeister der grossen , kreisfreien rheinischen Städte seit dem Anschluss an Preussen bzw. seit ihrer Einrichtung als Stadtbürgermeistereien waren folgende : Aachen : 1821-1831

Oberbürgermeister

war die

Dr. med. Solders und

von

Guaita

Verwaltung der

Stadt

1815-1820 ; den

von

Beigeordneten

Notar Daniels¹ ) auftragweise bis zur Ein-

führung der künftigen Gemeindeordnung anderweitige Verfügung übertragen * ) ;

oder

bis

auf

sonstige

Oberbürgermeister Emundts

1) Die Geschäfte wurden überwiegend von Daniels geführt. 2) Kabinettsorder vom 27. Januar 1820, St.-A. Koblenz , Abt . 402 Nr. 191. Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

19

290

IV, 9. Die Städte

1832-1848 ; Pelzer 1848-1851 ; Contzen 1851-1875 ; von Weise 1875-1883 ; Pelzer 1884-1896 ; Veltmann 1896-1916 ; Farwick 1916Barmen : Bürgermeister : Brüninghausen 1814--1830 ; Wilkhaus 1830-1848 ; Windhorn 1849-1855 ; Bredt 1855-1879, seit 1857 Oberbürgermeister ;

Oberbürgermeister : Wegner 1879-1898 ;

Lentze 1898-1906 ; Voigt 1906-1912 ; Dr. Hartmann 1912— Bonn : Oberbürgermeister : Graf von Belderbusch 1804-1816 ; Windeck 1817-1839 ; Regierungsrat Oppenhof 1840-1850 ; Oberbürgermeister Kaufmann 1850–1875 ; Doetsch 1875-1891 ; Spiritus 1891Düsseldorf : Oberbürgermeister : Schramm 1815-1824 ; Klüber 1824-1828 ; Schöller 1828-1833 ; von Fuchsius 1833-1848 ; Dietze 1848-1849 ; Graf von Villers 1849 ; Hammers 1849-1876 ; Becker 1876-1886 ; Oehler 1911Duisburg :

Lindemann 1886-1899 :

Bürgermeister :

Maassen

1819-1834 ; Junkermann 1834-1851 ;

Marx 1899-1911 ;

1814-1819 ;

Davidis

Schlegtendal 1851-1863;

Keller 1863-1873 ; Oberbürgermeister : Wegener 1873-1879 ; Lebr 1879-1914 ; Dr. Jarres 1914Elberfeld :

Oberbürgermeister :

Brüning

1814-1837 ;

von

Carnap 1837-1851 ; Dr. Lischke 1851-1872 ; Jaeger 1873-1899 ; Funck 1900Essen: Bürgermeister : 1821 ;

Kopstadt

Huyssen 1813-1818 ; Klein 1818-

1821-1833 ;

1847-1858 ; Lindemann

Pfeiffer

1859-1868 ;

1833-1847 ;

Horstmann

Oberbürgermeister :

Hache

1868-1886 ; Zweigert 1886-1901 ; Holle 1901Hamborn : Oberbürgermeister Schrecker 1911Koblenz :

Oberbürgermeister :

Mazza

1811-1818 ; Maehler

1818-1847 ; Bachem 1847-1857 ; Cadenbach 1857-1867 ; Lottner 1867-1888 ; Schüller Clostermann 1915 Köln :

Mylius ,

hofe in Düsseldorf,

1888-1900 ;

Ortmann

1900-1914 ;

beurlaubter Senatspräsident am Appellationsauftragweise

Oberbürgermeister

1815-1819 ;

Beigeordneter von Monschaw auftragweise 1819-1823 ; Oberbürgermeister : Steinberger 1823-1848 ; Gräff auftragweise 1848-1851 ; Stupp 1851-1863 ; Bachem 1863-1875 ; Dr. Becker 1875-1885 ; von Becker 1886-1907 ; Wallraf 1907-1917 ; Adenauer 1917Krefeld : 1818-1833 ;

Bürgermeister:

Heydweiler 1815-1818 ; Jungblut

Leysner 1834-1845 ;

Beigeordneter de Greiff ver.

291

und die Landgemeinden.

tretungsweise 1845-1848 ;

Oberbürgermeister : Ondereyck 1848-

1872 ; Roos 1872-1881 ;

Küper 1882-1903 ; Dr. Hammerschmidt

1903-1905 ; Dr. Oehler 1905-1911 ; Dr. Johansen 1911Mülheim am Rhein : Bürgermeister : Bertoldi 1808-1815 ; Brüninghausen 1815-1819 ; Alster 1821-1830 ; Böcker 1831-— 1836 ; Massen 1836-1844 ; Bau 1844-1863 ; Blin 1863-1875 ; Kaifer 1875-1876 ; Oberbürgermeister : Clostermann 1909-1914.

Steinkopf

1876-1908 ;

Mülheim a. d . Ruhr: Bürgermeister: Maubach 1815-1820 ; Kniffter 1821-1822 ; Weuste 1823-1846 ; Fritsch 1847-1851 ; Öchelhäuser 1852-1856 ; Obertüschen 1857-1873 ; Bang 18731878 ; Oberbürgermeister : von Bock und Polach 1879-1902 ; Dr. Lembke 1904München- Gladbach : Bürgermeister : Lamberts 1800-1808 ; Bölling 1808-1814 ; Brinck 1814-1820 ; Rappard 1820-1822 ; Kühnhaus 1822-1844 ; Bacciocco 1844-1852 ; Oberbürgermeister : Rottlaender 1852-1871 ; Doetsch 1871-1875 ; Kaifer 1876-1900 ; Piecq 1900Neuss : Bürgermeister : Momm 1814-1822 ; weise

1823 ;

Reuter

1823-1828 ;

Lörick

Pithan auftrag-

1828-1843 ;

Breuer

1843-1849 ; Thywissen 1849-1851 ; Frings 1851-1858 ;

Ridder

1858-1882 ; Wenders 1882-1890 ;

Tilmann 1890-1902 ;

Ober-

bürgermeister : Gielen 1902Oberhausen : Bürgermeister : Schwartz 1862-1889 ; Haumann 1889-1894 ;

Wippermann

1894-1906 ,

seit

1903

Oberbürger-

meister ; Havenstein 1906-, seit 1910 Oberbürgermeister . Remscheid :

Bürgermeister :

Hering 1814-1852 ;

Pfeiffer

1852-1859 ; Oberbürgermeister Hoffmeister 1859-1875 ; von Bohlen 1875-1899 ; Nollau 1899-1910 ; Dr. Jarres 1910-1914 Rheydt :

Bürgermeister :

Dietrich

1823-1857 ; von Velsen 1857-1876 ;

1803-1823 ;

Büschgens

Oberbürgermeister : Pahlke

1877-1893 ; Dr. Strauss 1893--1901 ; Dr. Tettenborn 1901-1905 ; Lehwald 1906Saarbrücken :

Oberbürgermeister Köllner 1816- ; Bürger-

meister : Quien 1823- ; Böcking 1832-- ; Reuther 1838- ; Haldy 1842-; Wagner 1843- ; Kromayer 1854 ; Schmidtborn 1862- ; Kiefer 1871- ; Oberbürgermeister: Mangold 1909Solingen : Bürgermeister Grah 1813-1817 ; Leigeordneter

Korte 1817 ;

Bürgermeister : Hopmann 1817 ; Klönne 1817-1835 ;

Müller 1835-1843 ; Grund auftragweise 1. bis 17. Juni 1843 ; von

292

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

Keller 1843-1858 ; Trip 1858-1870 ; Bürgermeister später Oberbürgermeister van Meenen 1870-1894 ; Oberbürgermeister : Haumann 1894-1896 ; Dicke 1896Sterkrade : Oberbürgermeister Dr. Most 1916Trier:

Oberbürgermeister: Recking 1815-1818 ;

von Haw

1818-1841 ; Görtz 1841-1848 ; Buss 1849-1862 ; De Nys 18621904 ; von Bruchhausen 1904-

10.

Die Rheinschiffahrts- und Rheinstrombauverwaltung . Die Verhältnisse der Rheinschiffahrt im 18. Jahrhundert waren

für den Verkehr ungemein hinderlich.

Das alleinige Recht der

Schiffergilden, hobe Zölle und 32 Zollstätten von Strassburg bis zur holländischen Grenze, das verwahrloste Fahrwasser, der mangelhafte Zustand der Leinpfade, der Stapel zu Mainz und der zu Köln erschwerten, verteuerten und verlangsamten Schiffahrt und Warenverkehr.

Erst infolge der Fremdherrschaft kam es zu einer Neu-

ordnung, vor allem zu einer gleichmässigen Ordnung für den ganzen Rhein durch

eine

Deutschen Reiche.

Vereinbarung

zwischen

Frankreich

und

dem

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Fe-

bruar 1803 nahm eine solche Vereinbarung über die künftige Ġestaltung der Rheinschiffahrt in Aussicht. Er erklärte im 39. Artikel alle sowohl auf dem linken als dem rechten Rheinufer bisher erhobenen Rheinzölle für abgeschafft und behielt nur die Erhebung von Douanengebühren und eines Schiffahrtsoktrois vor. Bei der Gemeinsamkeit des Rheines zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich wurde ein Schiffahrtsoktroi errichtet, welches gemeinschaftlich vom Reiche und Frankreich erhoben werden sollte.

Das

Reich übertrug zu dem Zwecke seine Rechte den Kurfürsten-Erzkanzler von Dalberg, um mit Vollmacht des Reiches mit der französischen Regierung die Oktroiordnung festzusetzen.

Dabei wurde

bestimmt, dass der Generaldirektor des Oktroi gemeinschaftlich von Frankreich und dem Kurerzkanzler zu ernennen sei, und dass beide Teile gegenseitig Prüfer bei den Erhebungsstellen halten sollten.

und Rheinstrombauverwaltung.

293

Demgemäss wurde durch den Vertrag über das Rheinschiffahrtsoktroi vom 15. August 1804 die übrigens erst am 1. November 1805 in Kraft getretene Verwaltung folgendermassen eingerichtet. Das Oktroi erhielt einen Generaldirektor ¹ ), der beauftragt wurde, die Einrichtung und Erhebung des Schiffahrtsoktrois zu leiten und die Aufsicht darüber zu führen. Ihm wurden 4 Oktroiinspektoren unterstellt, welche den Zustand des Rheinbettes und die Hindernisse der Schiffahrt, die Gangbarkeit der Leinpfade und die Erhebungsstellen Der Generaldirektion (Oktroibureaus) zu beaufsichtigen hatten. wurde Mainz, 1808 Köln als Sitz angewiesen. Dort hatten auch die Inspektoren, wenn sie nicht auf Reisen, zu wohnen. Zur Erhebung wurden statt der früheren 32 Zollämter 12 Büreaus eingerichtet, sechs auf dem linken Ufer zu Neuburg, Mainz, Andernach, Köln, Homberg und Griethausen, auf dem rechten Ufer zu Mannheim , Welmich, Thal (Ehrenbreitstein), Linz , Düsseldorf und Wesel. Statt Griethausen, Welmich und Ehrenbreitstein wurden die Büreaus im folgenden Jahre zu Lobith, Kaub und Koblenz errichtet. Jede Erhebungsstelle bestand aus einem Einnehmer, zwei Besehern und einem Schreiber. Der Generaldirektor wurde von Frankreich und von dem Erzkanzler gemeinsam, von den Inspektoren wurden zwei von Frankreich, zwei vom Erzkanzler , die Einnehmer von dem beteiligten Uferstaate, die Beseher und Kanzlisten vom Generaldirektor, die Kontrolleure des linken Rheinufers wurden vom Erzkanzler, die des rechten von Frankreich ernannt. Das Stapelrecht zu Köln und Mainz, also das gezwungene Anbieten von Waren und Lebensmitteln zum Kauf blieb bestehen, da er für die Kontrolle vorteilhaft und ein nutzbares Vorrecht zweier französischer Städte war. Diese Verwaltungsart hat, abgesehen davon, dass Napoleon seit 1810 unter Berufung des Generaldirektors Eichhof nach Paris den Oktroi ganz im Sinne der französischen Douane verwalten liess, bis zum Jahre 1813 bestanden . Mit dem Ende dieses Jahres wurde die durch den Oktroivertrag eingesetzte Generaldirektion auch förmlich aufgehoben und vom Freiherrn vom Stein als dem Vorsitzenden der Zentralverwaltung der Verbündeten dem Grafen zu Solms- Laubach zu Beginn des Jahres 1814 die oberste Leitung der Rheinschiffahrts-

1) Als Generaldirektor wurde, nachdem der von Frankreich an den Rhein gesandte Generalkommissar Coquebert-Montbret die ersten Einrichtungen getroffen, der Maire von Bonn und frühere Oberkoch des letzten Kurfürsten von Köln, Josef Eichhoff, ernannt.

294

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

angelegenheiten übertragen.

Unter ihm führte eine

subdelegierte

Kommission" von drei Mitgliedern in Frankfurt die eigentliche Verwaltung, die bei ihren Massnahmen den Vorschriften des Vertrages von 1804 folgte. schuf dann

eine

Die Wiener Übereinkunft vom 24. März 1815 neue Regelung.

Zwölf Erhebungsämter sollten

zwischen Strassburg und der niederländischen Grenze bestehen, die Erhebung der Gebühren aber von jedem Uferstaate für seine Rechnung und durch seine eigenen Beamten bewirkt werden. Die Uferstaaten hatten auch die nehmen.

Unterhaltung

der Leinpfade

zu

über-

Und zur Untersuchung und Schlichtung der Streitsachen

in erster Instanz wurde bei jedem Erhebungsamt eine richterliche Behörde eingerichtet.

Zur Aufsicht über das ganze Werk und über

die Befolgung der zu erlassenden Anweisung und als gemeinsame, den amtlichen Austausch unter den Uferstaaten vermittelnde, berichtende und beratende Behörde tiber alle Schiffahrtsangelegenheiten wurde die „ Zentralkommission " in Mainz niedergesetzt , für welche jeder der beteiligten sieben Uferstaaten einen Vertreter ernannte. Die Zentralkommission, deren Vorsitzender jedesmal durch das Loos bestimmt wurde, hatte jährlich am 1. November und nach Bedarf auch im Frühjahr zusammenzutreten.

Der Zentralkommission

wurde auch eine zweite Instanz beigelegt, aber nur in dem Falle, dass nicht die Partei ihre Berufung an den höheren Gerichtshof des zuständigen Uferstaates einlegte. Um eine beständige Amtstelle zur Aufrechterhaltung der Verordnungen und zur Entgegennahme der Anträge und Beschwerden des Handelsstandes und der Schiffer zu schaffen ,

wurde

ein Oberinspektor und

drei Unterinspektoren

für den Ober-, Mittel- und Niederrhein eingesetzt. Den ersteren mit dem Sitze in Mainz ernannte die Zentralkommission, von den Unterinspektoren den einen Preussen, den zweiten abwechselnd Frankreich und die Niederlande,

den dritten die übrigen Uferstaaten ¹ ).

Im Anschluss an diese Bestimmungen wurden grundsätzlich , nicht tatsächlich, also nur als Anhalt und als künftige Grundlage für die zu bearbeitende Rheinschiffahrtsordnung die Stapelrechte und die

1 ) Herman, Sammlung der seit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 in Bezug auf Rheinhandel und Schiffahrt erschienenen Gesetze und Verordnungen . Mainz 1820. - Eckert, Rheinschiffahrt im 19. Jahrhundert. Leipzig 1900.- Gothein, Geschichtliche Entwicklung der Rheinschiffahrt im 19. Jahrhundert. Leipzig 1903. - Nasse, Der Rhein als Wasserstrasse in Schriften des Ver. f. Sozialpolitik 102 (1905) S. 1–299 .

295

und Rheinstrombauverwaltung.

Privilegien der Schiffergilden beseitigt. Der preussische Vertreter bei der Zentralkommission in Mainz war Johann Friedrich Jacobi ¹ ). Die Zentralkommission hatte neben ihrer Tätigkeit als leitende Verwaltungsbehörde die Aufgabe, eine neue Rheinschiffahrtsordnung nach den Grundsätzen der Wiener Übereinkunft und eine vorläufige Dienstanweisung auszuarbeiten. Trotz jahrelanger Beratungen hat die Zentralkommission für diesen Teil ihrer Aufgaben völlig versagt und eine solche Ordnung nicht zu Stande gebracht,

teils infolge

einer, wie preussischerseits behauptet wurde, unrichtigen Auffassung ihrer Aufgabe, teils infolge der Schwierigkeiten auf der niederländischen Rheinstrecke . Schon in einer Denkschrift vom Jahre 1821 hatte Preussen ausgeführt,

dass die Freiheit der Schiffahrt

und des Handels auf dem Rhein ein Traum bleibe, wenn den Niederlanden die Befugnis eingeräumt würde, die Bedingungen zu bestimmen, unter denen Schiffe und Waren seewärts weiter befördert werden könnten.

Jede Erleichterung, welche dem Handel und der

Schiffahrt auf dem Ober- und dem konventionellen Rheine

ver-

schafft würde, z. B. Aufhebung der Umschlagrechte von Mainz und Köln, würde ein Anreiz sein, die Bedingungen bis zu dem Grade zu spannen, als der Wettbewerb mit anderen Handelsstrassen und die Besorgnis, den Handel nur nicht vom Rheine zu verdrängen, es verstatte. Preussen habe in Absicht der Schiffahrt zur See ein besonderes Interesse und wenn es auf dem konventionellen Rheine Einräumungen machen solle, durch die es verliere, so könne es sie nur gleichzeitig gegen solche zugestehen, durch die es anderwärts entschädigt werde 2 ). Als dann auch weiterhin die Zentralkommission eine endgiltige Rheinschiffahrtsordnung nicht zu Stande zu bringen vermochte, haben die preussischen Minister bei der Weigerung der niederländischen Regierung,

die Freiheit der Schiffahrt und des

Warenzuges auf dem Rheine ins Meer in Gemässheit der Wiener Kongressverhandlungen anzuerkennen,

im Jahre 1824 beschlossen,

sich von der bisherigen Teilnahme an der Zentralkommission umsomehr loszusagen, als sie für die Rheinschiffahrtsverwaltung ohne

1 ) Er war seit 1800 Präfekturrat des Roerdepartements in Aachen gewesen, wurde 1804 Präsident des zu Köln errichteten Generalkonsistoriums der Augsburgischen Konfession und 1810 Vertreter des Roerdepartements im Gesetzgebenden Körper. Vgl. F. Oppenhoff, Die Beziehungen Friedrich Heinrich Jacobis und seiner Familie zu Aachen, Zeitschn des Aachener Gesch.-Ver. 16 S. 152 ff. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 402, 844.

296

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

Erfüllung der Wiener Verhandlungen und bei der inzwischen bereits eingeführten besonderen Verwaltung der einzelnen Uferstaaten entbehrlich geworden war ¹) .

Diese besondere Verwaltung war für die preussische Rheinstrecke dem Oberpräsidenten Grafen zu Solms -Laubach übertragen worden. Unter ihm und auf seine Anweisung hatten für die Instandhaltung der Ufer und Leinpfade die einzelnen Regierungen zu sorgen, bei denen je ein Regierungs- und Baurat die Arbeit überwachte, während die Leitung und Ausführung den Wasserbauinspektoren zu Koblenz, Köln, Düsseldorf, Xanten und Rees übertragen wurde. Die technische Aufsicht über die Erhaltung der Leinpfade im besondern war 1817 dem Regierungsrat Bauer in Düsseldorf aufgetragen worden ).

Als dann der Staatskanzler im Frühjahr 1818

in den

Rheinlanden anwesend war, haben ihm der Oberpräsident Graf Solms und der Präsident Jacobi als Bevollmächtigter für die Rheinschiffahrtsangelegenheiten in Mainz Vorschläge zur Regelung der Zuständigkeit und für den zu beobachtenden Geschäftsgang unterbreitet, die dann zu einer Anweisung geführt haben, die der Staatskanzler unterm 6. März 1818 von Engers aus erlassen hat. Die Rheinschiffahrtsangelegenheiten zerfielen in solche, welche in Gemeinschaft mit sämtlichen Uferstaaten nach den Wiener Festsetzungen durch die Zentralkommission in Mainz bebandelt werden mussten, und in solche, welche die preussische Rheinstrecke besonders anDie ersteren wurden sämtlich dem Geschäftskreise des

gingen.

Präsidenten Jacobi unter Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten überwiesen.

Bei den die preussische Rheinstrecke besonders angehenden Angelegenheiten waren zu unterscheiden 1. diejenigen Fälle, in denen neben der Verwaltung auf der preussischen Rheinstrecke auf die übrigen Uferstaaten Rücksicht zu nehmen war ; 2. solche,

die ohne

diese Rücksicht die preussische Rhein-

schiffahrtsverwaltung allein angingen ; 3. solche , wo die Rheinschiffahrtsverwaltung mit dem ordentlichen Geschäftskreis der Provinzialbehörden in Berührung trat. Die unter 1. genannten Geschäfte wurden teils dem Grafen

Solms, teils dem Präsidenten Jacobi überwiesen und zwar in folDas Kassenwesen bedurfte für die Auseinander-

gender Sonderung.

1) Ebenda Abt. 403 , 72. 2) Akten der Rheinstrombauverwaltung A II 8.

297

und Rheinstrombauverwaltung. setzung mit allen Uferstaaten einer übereinstimmenden Form

und

einer Beratung der Zentralkommission. Es wurde Jacobi zugewiesen. Im übrigen aber unterstand das Kassenwesen auf der preussischen Rheinstrecke, die Verrechnung der Einnahmen und Ausgaben und das Haftgeldwesen der Empfänger dem Grafen Solms.

Den Voranschlag der jährlichen Einnahmen und Ausgaben hatte Jacobi zu entwerfen und mit Solms zu vereinbaren. Die Anstellung neuer Beamten hatte Solms nach Benehmen mit Jacobi in Antrag zu bringen. Die Aufsicht über die Beamten, soweit sie übereinstimmend für den ganzen Rhein durch Beamte der Zentralkommission ausgeübt wurde, fiel an Jacobi, die besondere Aufsicht über die rich tige Kassenführung der preussischen Beamten an Solms . Die Aufsicht über den Leinpfad auf der preussischen Uferstrecke hatte Jacobi auszuüben und die nötigen Ausbesserungen bei Solms zu beantragen.

Die oben unter 2 und 3 genannten Geschäfte, namentlich die ausschliessliche Leitung des Wasserbanes an den Ufern und die Aufsicht über die Hafenpolizei und die einschlägigen Gemeindegerechtsame wurden dem Grafen Solms weiterhin als dem Mittelpunkt für die Besorgung der preussischen Rheinschiffahrtsangelegenheiten übertragen ¹ ) . Als solcher erteilte er nach einer weiteren Verordnung vom 4. Juli 1820 den Regierungen Aufträge bezüglich der Instandhaltung der Stromfahrt und der Leinpfade und empfing deren Berichte und die in Mainz oder bei dem Schiffahrtsinspektor eingegangenen Beschwerden.

Den Regierungen wurde zugleich die Pflicht auferlegt, auch ohne besonderen Auftrag durch die Wasserbaubeamten und die Ortspolizeibehörden

eine stete Aufsicht

über

Stromfahrt und Leinpfade zu führen und begründeten Beschwerden abzuhelfen *) . Als der Oberpräsident Graf zu Solms-Laubach gestorben war, wurden die Geschäfte dem Oberpräsidenten von Ingersleben übertragen. Nachdem Preussen sich, wie oben erwähnt, von der Teilnahme an der Zentralkommission in Mainz losgesagt hatte, wurden die Aufsicht und Leitung des preussischen Rheinschiffahrts- und Rheinoktroiwesens dem Provinzialsteuerdirektor von Schütz in Köln als Generalkommissar für die Rheinschiffahrtsangelegenheiten

in den preussischen

Rheinprovinzen “

1) St.-A. Koblenz, Abt. 402, 844. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 72.

übertragen .

298

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

Demnach ging die bisher vom Oberpräsidenten ausgeübte Tätigkeit auf den Provinzialsteuerdirektor über mit Ausnahme der Verhandlungen mit auswärtigen Regierungen über Beschwerden und Wünsche in Schiffahrtsangelegenheiten , die dem Oberpräsidenten, wie bisher, überlassen blieben.

Und bezüglich der Unterhaltung der Strombahn

und der Leinpfade verblieb es gleichfalls bei den Bestimmungen der Verordnung vom 4. April 1820, so dass die Provinzialregierung, wie bisher, die Aufsicht über die Instandhaltung der Strombahn und der Leinpfade durch die ihnen untergeordneten Wasserbauund Ortspolizeibeamten zu führen batten.

Eingehende Beschwerden

hatte der Oberpräsident den Regierungen zur Erledigung zu überweisen. Die Wirksamkeit der Zentralkommission in Mainz wurde dadurch für die preussische Rheinstrecke ausgeschlossen. Der Provinzialsteuerdirektor erhielt den Auftrag, die Dienstanweisungen für die Hauptzoll- und Hauptsteuerämter am Rhein und für die preussischen Oktroiämter unter Zugrundelegung des Vertrages vom 15. August 1804 über die Behandlung der

auf dem Rhein an-

kommenden, abgehenden und durchgehenden Schiffe und Güter zu entwerfen ¹ ) . Nach Verlauf eines Jahres beantragte der Oberpräsident,

die

Rheinschiffahrtsangelegenheiten dem Provinzialsteuerdirektor vollständig zu überweisen, weil die fernere Leitung durch zwei verschiedene Behörden die Geschäfte erschwere und Irrtümer veranDer Finanzminister verfügte darauf unterm 20. Februar 1826 , ,,dass bis dahin, wo über die beabsichtigte anderweite Einrichtung der Oberbehörde für die Rheinschiffahrtsverwaltung in den preus-

lasse.

sischen Rheinprovinzen das Nähere bestimmt werden kann, einstweilen schon alles, was die Verrichtung der einzelnen Rheinzollämter, das Rechnungs- und Kassenwesen, die Pensionierung und Bestallung der Beamten bei denselben betrifft, samt den früheren Verhandlungen darüber dem Provinzialsteuerdirektor von Schütz zu Köln überlassen ist" . Der Oberpräsident wies demnach sämtliche Rheinzollämter an, Berichte und Anträge in den obigen Angelegenvom 1. April 1826 an nicht mehr an ihn, sondern an den Provinzialstenerdirektor zu richten ").

1 ) Erlass des Finanzministers vom 26. Oktober 1824. St.-A. Koblenz Abt. 403, 72. 2 ) Im Mai 1826 wurden die Akten über die Rheinschiffahrtsverwaltung an den Provinzialsteuerdirektor übersandt. Darunter befanden sich

299

und Rheinstrombauverwaltung.

Die vieljährigen,

von den Vertretern der beteiligten Staaten

in Mainz gepflogenen Verhandlungen zur Vereinbarung einer Rheinschiffahrtsordnung auf Grund der Bestimmungen des Wiener Kongresses

hatten kein Ergebnis gehabt.

Die grundsätzliche Abwei-

chung der niederländischen Regierung in der Auslegung jener Bestimmungen und in ihren Ansprüchen auf die Staatshaheitsrechte über die als Rheinmündungen anzusprechenden Gewässer war einem Erfolge von Anfang an hinderlich gewesen.

Um nun eine Verein-

barung über die für die Rheinschiffahrt dringend nötigen Bestimmungen nicht länger zu entbehren, beschlossen die Uferstaaten des Rheines infolge eines Einlenkens der holländischen Regierung ohne Rücksicht auf die allgemeinen Grundsätze des Kongresses und die im Anschluss an die Wiener Akte erhobenen Streitfragen eine Übereinkunft zu treffen. Diese Übereinkunft wurde unterm 31. März 1831

als Rheinschiffahrtsakte in Mainz

unterzeichnet¹ ) .

Sie hat

die Forderungen des Wiener Kongresses im allgemeinen verwirklicht, Stapelrecht und Umschlagszwang in jeder Form

beseitigt.

Sie ist in ihren Grundzügen bis auf den heutigen Tag massgebend geblieben.

Ihre

zehn

Titel behandelten

die

verabredeten allge-

meinen Anordnungen und Zugeständnisse für die Rheinschiffahrt, die Ausgaben, die Anwendung der Steuergesetze der

Uferstaaten ,

das Recht, die Schiffahrt auszuüben, die Frachten und Rangfahrten , die polizeilichen Vorschriften zur Sicherheit der Schiffahrt und des Handels,

die

Hinterziehung der

Schiffahrtsabgaben,

die

Rhein-

schiffahrtsgerichtsbarkeit und die Einrichtung der Rheinschiffahrtsbehörden. Zur Durchführung der wurden folgende

vereinbarten Rheinschiffahrtsordnung

Behörden bestellt :

Die

Zentralkommission , der

Oberaufseher der Rheinschiffahrt, vier Aufseher und

die auf den

Zollstellen angestellten Zolleinnehmer . Zur Zentralkommission Vertreter ab 2). hatten sich

ordnete

jeder

Uferstaat

einen

Die Bevollmächtigten als Agenten der Unterstaaten

während des Monats Juli und,

im Herbst in Mainz zu versammeln .

wenn nötig, nochmals

Für die Dauer jeder Tagung

auch die wichtigen Einrichtungsakten, die sich jetzt nicht mehr bei der Oberzolldirektion befinden und deren Verbleib ich nicht habe feststellen können. St.-A. Koblenz, Abt. 403, 72. 1 ) Ges. S. 1831 , S. 71. 2) Von Preussen wurde der Geheime Regierungsrat Delbrück in Berlin zum Bevollmächtigten ernannt.

300

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

wurde der Vorsitz durch das Loos bestimmt.

Die Zentralkommis-

sion hat die Befolgung der Rheinschiffahrtsordnung im allgemeinen zu beobachten, nene Bestimmungen in Vorschlag zu

bringen, für

die Beschleunigung der im Fluss oder an den Ufern nötigen Arbeiten zu sorgen, den jährlichen Bericht über den Zustand der Schiffahrt zu entwerfen und in zweiter Instanz die Streitigkeiten zu entscheiden, die nach Wahl der Parteien vor die Kommission oder das dazu bestimmte höhere Gericht der einzelnen Uferstaaten gebracht werden konnten .

Die Beschlüsse der Zentralkommission

wurden mit Stimmenmehrheit gefasst. Von den im ganzen 72 Stimmen führte Preussen 24, Frankreich und die Niederlande je 12 und die Bevollmächtigten der übrigen Staaten Baden, Baiern, Nassau zusammen 24.

Hessen und

Die Zentralkommission hatte den Oberaufseher der Rheinschiffahrt mit dem Wohnsitze in Mainz zu ernennen ¹ ). Er besorgte den Schiffwechsel mit den Aufsehern und mit den von jedem Uferstaate bezeichneten Behörden . Seine Hauptaufgabe war , für schleunige Abhilfe der Beschwerden zu sorgen, die durch die Aufseher, die Handelsleute und die Schiffer an ihn gebracht wurden .

Zur

Erörterung der angezeigten Mängel durfte der Oberaufseher den Aufsehern und Rheinzollbeamten Aufträge erteilen, bei den Provinzialbehörden auf Abhilfe antragen und nötigenfalls die Entschliessung der Zentralkommission herbeizuführen. Zum Zwecke der Aufsicht wurde der Rhein in vier Bezirke geteilt bis zur Einmündung der Lauter, von da bis zur Mündung der Nahe, von der Nahe bis zur niederländischen Grenze und der vierte auf niederländischem Gebiete. Aufseher ernannt.

Für jeden Bezirk wurde ein

Frankreich und Baden ernannten den ersten,

Bayern , Hessen und Nassau den zweiten, Preussen den dritten ³) , die Niederlande den vierten. Die Aufseher hatten ihren Bezirk jährlich zweimal zu bereisen , die im Flusse entstandenen Schiffahrtshindernisse und die Leinpfade zu untersuchen und die Mängel ihrer Regierung anzuzeigen oder, falls sie dazu ermächtigt, abzustellen. Über den Erfolg ihrer Bemühungen hatten sie dem Oberaufseher zu berichten. Die Beamten für die Zollstellen ihrer Gebiete hatten die ein-

1 ) Ernannt wurde 1831 der preussische Regierungsrat von Auer. 2) Rheinschiffahrtsinspektor des dritten Bezirks wurde der frühere Lippeschiffahrtsinspektor Seib in Wesel.

301

und Rheinstrombauverwaltung. zelnen Uferstaaten zu ernennen.

Als Zollstellen wurden für die

preussische Rheinstrecke Kaub, Koblenz, Andernach, Linz, Düsseldorf, Ruhrort, Emmerich und Wesel bestimmt.

Köln,

An jedem Rheinzollamt und in den Häfen sollten von jedem Staate Rheinzollgerichte eingerichtet werden zur Entscheidung von Streitigkeiten über die Schiffahrtsordnung, die Höhe der Gebühren, die Hemmung des Leinpfads und über die durch die Zugpferde

oder durch

Schiffer

und

Flösser

angerichteten Schäden.

Zur Einrichtung der Rheinzollgerichte erging später die besondere preussische Verordnung vom 30. Juni 1834¹). Durch sie wurden als Rheinzollgerichte bestellt linksrheinisch die Friedensgerichte zu Sankt Goar, Boppard , Metternich zu Koblenz , Andernach, Sinzig, Bonn I , Köln I , Dormagen, Neuss , Ürdingen, Rheinberg und Xanten, rechtsseitig die Justizämter zu Ebrenbreitstein , Neuwied und Linz und die Friedensgerichte zu Königswinter, Mülheim, Düsseldorf und die Land- und Stadtgerichte Duisburg, Wesel und Emmerich .

Bei

den drei zuletzt genannten Gerichten wurde die Gerichtsbarkeit in Schiffahrtsangelegenheiten dem

Titel

durch

eine

besondere Deputation

Rheinzollgericht " verwaltet,

die

mit

sich aus einem vom

Oberlandesgericht zu ernennenden Gerichtsmitgliede und dem Gerichtsschreiber zusammensetzte . Den dritten Senat des Appellationsgerichts zu

Köln

bestimmte

die Verordnung

als Berufungs-

gericht, soweit nicht die Beteiligten die Entscheidung an die Rheinschiffahrts Zentralkommission brachten . Als Fiskal zum Betrieb der Strafsachen

wurde

für

jedes

Rheinzollgericht

beamter von der Regierung bestimmt. Verordnung die Zuständigkeit und

ein Verwaltungs-

Im übrigen behandelte die

das Verfahren der

Rheinzoll-

gerichte. Vom 1. Juli 1869 ab trat an die Stelle der Rheinschiffahrtsakte vom 31. März 1831 die zwischen Preussen, Baden, Bayern, Frankreich, Hessen und den Niederlanden unterm 17. Oktober 1868 abgeschlossene Revidierte Rheinschiffahrtsakte.

Durch sie wurde

die völlige Freiheit der Schiffahrt auf dem Rhein für Fahrzeuge aller Nationen erklärt und die Freiheit von allen lediglich auf die Beschiffung sich gründenden Abgaben .

In der Beamtenschaft und

Zuständigkeit sind keine Änderungen getroffen worden . schiffahrts-Zentralkommission trat, wie bisher schon

Die Rheintatsächlich,

nunmehr jährlich im August in Mannheim zusammen . Die bisherigen

1) Ges.-S. 1834, S. 136.

302

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

Rheinzollgerichte erhielten den Namen Rheinschiffahrtsgerichte. Sie wurden später durch das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz als zulässige besondere Gerichte ausdrücklich anerkannt und nachdem durch das Gesetz vom 8. März 1879 bestimmt worden war, dass als Rheinschiffahrtsgerichte ersten Rechtszuges durch Königliche Verordnung Amtsgerichte bestellt werden sollten, hat die Verordnung vom 1. September 1879 die Bestellung von 25 Amtsgerichten, welche ihren Sitz am Rhein oder in dessen Nähe haben, als Rheinschiffahrtsgerichte angeordnet.

Jedem dieser Gerichte wurde ein

entsprechender Teil des Rheinufers als Bezirk angewiesen und der zweite Rechtszug dem Oberlandesgerichte in Köln übertragen .

Die

wahlweise Berufungsinstanz der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt zu Mannheim blieb daneben bestehen. Die Geschäfte der Staatsanwaltschaft wurden von dieser bei den als Rheinschiffahrtsgerichte bestellten Gerichten wahrgenommen ' ). Durch die Rheinschiffahrtsordnung vom 31. März 1831 war die Stelle des Aufsehers des dritten Rheinbezirks, also eines preussischen Rheinschiffahrtsinspektors, neu geschaffen worden. Der Amtssitz

dieser

auf

dem Haushalt der

Provinzialsteuerdirektion

stehenden Beamten hat gewechselt. Der Nachfolger von Seib in Wesel wurde Butzke in Köln . Mit dem Jahre 1851 wurde er bei Gelegenheit der Neuregelung der Verwaltung des Bauwesens und der Schiffahrtspolizei am Rheinstrom auf den Haushalt des Oberpräsidiums übernommen . Schon im Jahre 1849 nämlich ist der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von der Heydt bestrebt gewesen, die bisherige Ausführung

der Strom- und Uferbauten durch die

drei Regierungen zu Koblenz , Köln und Düsseldorf zu vereinheitlichen. Um bei den Bauten übereinstimmend nach der Natur des Stromes verfahren und die ausgesetzten Gelder zweckentsprechend verteilen zu können, wünschte er die Leitung der gesamten Wasserbauten am Rhein in den drei Regierungsbezirken einem und demselben Beamten zu übertragen.

Hierfür

hatte er den Regierungs-

und Baurat Nobiling in Düsseldorf auserselien, die Bearbeitung jener Bausachen bei allen drei Wasserbaurat tätig sein sollte.

der demnach für Regierungen als

Die Regierung in Koblenz hat sich

1) Ver. v. 1. September 1879, Ges.-S. S 609 ; vgl . dazu die Verordnungen vom 20. August 1900 (Ges.-S. S. 314) und vom 28. September 1905 (Ges.-S. S. 371 ) für Ruhrort, Duisburg und Duisburg- Ruhrort.

303

und Rheinstrombauverwaltung.

damals aus sachlichen Gründen und im Interesse der Person des dortigen Wasserbaurates dagegen ausgesprochen. Auch der Oberpräsident war der Meinung, dass die Einheitlichkeit der Arbeiten auch durch gemeinsame Beratungen und Strombefahrungen erreicht werden könne.

Die Folge war,

dass der Minister seinen Plan zu

einer umfassenden Neuregelung des Wasserbauwesens am Rhein und zwar durch Verbindung mit dem Oberpräsidium nicht nur erweiterte, sondern auch die Schiffahrts- und Uferpolizei in diese Erweiterung einzubeziehen wünschte. Der Oberpräsident wurde angewiesen, mit den beteiligten Regierungspräsidenten und Räten den Plan zu beraten und die Beratung nicht nur auf die Ausführung der Stromund Uferbauten selbst und auf die Dienstaufsichtsverhältnisse der Wasserbaubeamten, Rechnungswesen,

sondern

auch

auf

das

Etats-,

Kassen- und

auf die Beaufsichtigung der Rheinbrücken und

Rheinfähren und auch auf die Schiffahrts- und Uferpolizei auszudehnen. Am 30. Juli 1849 wurde die Beratung unter Zuziehung des Baurates Nobiling in Koblenz abgehalten .

Der Oberpräsident reichte

die Verhandlung darüber an den Handels- und den Finanzminister ein und beantragte, die Ernennung eines Wasserbauinspektors für sämtliche schiffbaren Ströme der Provinz mit Ausnahme der Ruhr und Lippe zu erwirken ¹) . Am 12. Februar 1850 sandte der Handelsminister den Entwurf einer Verordnung über die künftige Verwaltung des Bauwesens am Rhein dem Oberpräsidenten zur Äusserung zu . Dieser beantragte nur eine Änderung bezüglich der Stellvertretung. wie der Entwurf vorsal, der Strombaudirektor,

Nicht ,

sondern der Stell-

vertreter des Oberpräsidenten solle ihn auch in Strombausachen vertreten 2) . Darauf erging unterm

11. September 1850

ein Königlicher

Erlass, durch den die Verwaltung der Bau- und Schiffahrtspolizeiangelegenheiten am Rheinstrom dem Oberpräsidenten und die beim Oberpräsidium neu zu errichtende Wasserbauratstelle dem Regierungsund Baurat Nobiling in Düsseldorf übertragen wurde . Zur Ausführung dieser Zuständigkeitsänderung wurden über den Umfang der Verwaltung und über die Verwaltungsbeamten

1) Es bestand eine besondere Ruhrschiffahrtsdirektion, deren technisches Organ der Regierungs- und Baurat Nobiling war. 2) Rheinstrombauverwaltung A IV 4.

304

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

unterm 24. Oktober 1850 durch den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiter und den Finanzminister folgende Bestimmungen erlassen : Zu den auf den Oberpräsidenten übergehenden Gegenständen gehören die Unterhaltung und Ergänzung der bestehenden Stromund Uferbauwerke, einschliesslich der nötigen Leinpfade , der vom Staate angelegten und zu unterhaltenden Sicherheitshäfen für die Rheinschiffe sowie auch der Stromdeichanlagen, soweit sie einen unmittelbaren Einfluss

auf die

Erhaltung und Verbesserung der

Schiffbarkeit ausüben, die Anlage und Ausführung neuer Wasserbauwerke für Regulierungs- und Schiffahrtszwecke , sowie die obere Leitung der Schiffahrtspolizei auf dem Rheinstrom.

Dagegen ver-

bleibt den Regierungen zu Koblenz, Köln und Düsseldorf innerhalb ihrer Bezirke die Verwaltung der Rheinfähren, der Rheinbrücken mit ihren Häfen , die obere Aufsicht über die von Gemeinden und anderen Körperschaften angelegten und zu unterhaltenden Sicherheitshäfen, die Verwaltung der Nebenflüsse des Rheines sowie der Kanäle mit ihren Brücken und Schleusen, der Vorfluts , Entwässerungs- und Stauanlagen und des gesamten Deichbauwesens einschliesslich der Verteidigung der Deiche bei Eisgang und Hochwasser. Zur ausschliesslichen Wahrnehmung der dem Oberpräsidenten wurden ihm ein Wasserbaurat mit dem

übertragenen Geschäfte

Amtstitel eines Strombaudirektors und der für die preussische Rheinstrecke bereits angestellte Schiffahrtsinspektor mit den nötigen Hilfsbeamten , namentlich einem Wasserbaumeister, untergeordnet . Dem Strombaudirektor wurde die technische Leitung der Bauten und die Aufsicht über die für den Rheinstrom angeDem Rheinschiffahrtsinspektor stellten Baubeamten übertragen . In verblieb die Bearbeitung der eigentlichen Schiffahrtsachen. seinem Verhältnis zum Oberinspektor in Mainz trat keine Änderung cin. Auch einzelne bauliche Geschäfte konnten ibm übertragen Die Dienstwerden . Den Baudirektor hatte er zu vertreten . aufsichtsbefugnisse über die sämtlichen Wasserbaubeamten am Rhein Den Regierungen wurde

gingen auf den Oberpräsidenten über. vorbehalten ,

sich für die ihnen verbliebene Wasserbauverwaltung

der Rheinstrombaubeamten unter Anzeige an den Oberpräsidenten zu bedienen ¹). 1 ) Akten der Rheinstrombauverwaltung A IV Nr. 4. Die Verordnung ist veröffentlicht im Amtsblatt der Koblenzer Regierung 1851 , S. 5 ff.

305

und Rheinstrombauverwaltung.

Am 5. Januar 1851 wurde der Regierungs-

und Baurat No-

biling als Strombaudirektor in Koblenz vom Oberpräsidenten von Auerswald eingeführt ¹ ) . Als zweiter Beamter trat der Rheinschifffahrtsinspektor Butzke zur Rheinstrombauverwaltung ) über. Die Verfassung der Rheinstrombauverwaltung wurde auf eine erweiterte Grundlage gestellt durch die auf Grund des Königlichen Erlasses vom 12. Dezember 1888 seitens der beteiligten Minister ergangene Allgemeine Verfügung über die Strombau- und Schiffahrtspolizei-Verwaltungen vom 22. Januar 1889 ³ ) .

Damals wurden die

nach dem rheinischen Muster für die Elbe, Oder und Weichsel eingerichteten Stromverwaltungen in einer einheitlichen Verordnung zusammengefasst.

An der Verwaltungseinrichtung der Rheinstrom-

bauverwaltung selbst wurde dadurch nichts geändert, die sachliche Zuständigkeit des Oberpräsidenten dagegen erweitert und wie folgt umschrieben : 1. die Beobachtung und Untersuchung der Hochwasserverhält-

nisse , 2. die Erhaltung und Ausbildung der Schiffahrtsstrassen und Schiffahrtsanlagen , 3. die Aufsicht über solche Schiffahrtsanlagen, vom Staate zu unterhalten sind ,

welche nicht

4. die Strom- und Schiffahrtspolizei , 5. die einheitliche Leitung von Massregeln

zur Abwendung

und zur Bekämpfung von Hochwasser- und Eisgefahren , 6. die technische Prüfung der ihm durch die Landespolizeibehörde vorzulegenden Entwürfe

zu Deichanlagen

und

zu Strom-

1) Akten des Oberpräsidius II 2 A Nr. 73. Am 1. April 1877 trat Nobiling in Ruhestand . Er ist bis zu seinem Ausscheiden gleichzeitig auch als Regierungs- und Baurat bei der Regierung geführt worden ; seine Nachfolger waren Berring bis 1894 , Schattauer bis 1896, Müller bis 1909. Rasch bis 1913, seitdem Stelkens. 2) In vollkommener Übereinstimmung mit dieser Einrichtung ist die Strombauverwaltung im Staatshandbuch unmittelbar hinter dem Oberpräsidium und als zu ihm gehörig aufgeführt und zwar in den Jahrgängen 1852 bis 1877. Erst seit dem Jahrgange 1878/79 findet sich die Rheinstrombauverwaltung ohne ersichtlichen Grund hinter den Regierungen und unter den zum unmittelbaren Ressort des Oberpräsidenten gehörigen Behörden", also vom Oberpräsidium gesondert, aufgeführt, obwohl sie doch nach ihrer Einrichtung nicht als eine besondere Behörde, sondern nur als eine Abteilung des Oberpräsidiums angesprochen werden kann. 3) Amtsblatt der Regierung zu Koblenz, 1889, Nr . 6. 20 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

306

IV, 10. Die Rheinschiffahrts-

and Uferbauten, welche zum Schutz von Deichanlagen erforderlich werden, im Strom- Schiffahrts- und Landeskulturinteresse, 7. die Überwachung der Stromdeiche und aller den Stromlauf beeinflussenden Anschlüsse sowie des Zustandes des Hochflutgebietes durch Deichschauen und andere geeignete Mittel. Den Regierungen verblieb übrigens innerhalb ihrer Bezirke die Verwaltung der Brücken, Fähren, Schleusen, Vorflut-, Entwässerungs- und Stauanlagen und das Deichwesen, insbesondere die Beaufsichtigung der eigentlichen Deichverteidigung bei Hochwasser und Eisgang. Die Verfügung trat mit dem

1. April

1889

in Kraft.

Die

bisher für den Rheinstrom giltige Verordnung vom 24. Oktober 1850 wurde dadurch aufgehoben . Eine Erweiterung der örtlichen Zuständigkeit

des Oberpräsi-

denten erfolgte durch den Erlass vom 29. Juli 1908, der den Geschäftsbereich der Rheinstrombauverwaltung vom 1. April 1909 an auf die Rheingaustrecke bis zur preussisch-hessischen Landesgrenze ausdehnte ¹). Der Rheinstrombauverwaltung unterstehen die Wasserbauämter zu Bingerbrück ,

für das rechte Ufer des Rheines von

der hessischen Grenze oberhalb Biebrich bis gegenüber der Nahemündung und für den Stromlauf von da bis Oberwesel, zu Koblenz für die Strecke von Oberwesel bis Andernach und für die Schiffbrücke bei Koblenz,

zu Köln für den Rheinstrom von Andernach

bis Niehl und für die Schiffbrücke bei Köln, zu Düsseldorf für den Rhein von Niel bis Haus Knipp, zu Wesel für den Rheinstrom von Haus Knipp bis zur niederländischen Grenze und für die Schiffbrücke bei Wesel 2).

Die Rheinschiffahrtskommission und der Rhein-Wasserstrassenbeirat.

Bei der im Jahre 1879 in öffentlichen Blättern

und in Vereinen geführten Erörterung der dem Landtage vorgelegten Denkschrift über die Regulierung der grösseren Ströme des preussischen Staates war wiederholt der Wunsch geäussert

worden,

es

möchte jeder Strombaudirektion ein Beirat zur Seite gestellt werden, 1 ) Amtsblatt der Kgl. Regierung zu Koblenz, 1908, Nr. 44. 2) Über die umfangreiche Tätigkeit der Rheinstrombauverwaltung auf dem Gebiete der gesamten Rheinregulierung ist zu vergleichen das aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der Behörde erschienene Werk : Jasmund , Die Arbeiten der Rheinstrombauverwaltung 1851-1900 (1901).

307

und Rheinstrombauverwaltung. rlich

bestehend aus erfahrenen, mit den Verhältnissen und Zwecken der Schiffahrt vertrauten Männern. Veranlasst durch diese Wünsche letes

empfahl der Minister der öffentlichen Arbeiten durch Erlass vom 11. Februar 1880, mit den Interessentenkreisen, als Handelskammern , Schiffahrts- und landwirtschaftlichen Vereinen, Fühlung zu nehmen,

irke Eat-

die

um über deren Wahrnehmungen und Ansichten bezüglich des Stromes und seiner Benutzung und der Wirkungen von Eisgang und Hochfluten fortlaufende Kenntnis zu erhalten und durch Belehrung und

sser Meinungsaustausch falsche Ansichten zu berichtigen , Anforderungen auf das richtige Mass zurückzuführen.

übertriebene

Die Auf Grund dieses Erlasses fand im September 1880 unter dem

350 Vorsitze des Oberpräsidenten der Rheinprovinz eine Beratung und Befahrung des Rheinstromes statt,

zu der ausser den beteiligten

Regierungspräsidenten , dem Provinzialsteuerdirektor, den Regierungsund Bauräten und den Ortsbaubeamten Abgeordnete des landwirt-

ze

1-

OD

1

schaftlichen Vereins für Rheinprenssen, des Vereins zur Wahrung der Rheinschiffahrtsinteressen und der Handelskammern hinzugezogen waren. Als Folge dieser ersten gemeinschaftlichen Bereisung wurde durch Erlass des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 5. Januar 1881 im Einvernehmen mit den Ministern für Handel und Gewerbe und für Landwirtschaft,

Domänen und Forsten die Errichtung der

preussischen Rheinschiffahrtskommission angeordnet. Nach dem gleichzeitig erlassenen Geschäftsplan sollten in den Geschäftssitzungen folgende Gegenstände behandelt werden : Besprechung der in Aussicht genommenen wichtigsten Unterhaltungs- und Stromlaufarbeiten ; Geltendmachung von Wünschen und Beschwerden in Bezug auf die Stromunterhaltung und Erörterung ihrer Berechtigung ; Besprechung aller für die Erhaltung und Verbesserung der Schiffbarkeit des Stromes und für die Hebung des Schiffahrtsverkehrs einflussreichen Umstände. Die Rheinschiffahrtskommission ist ab jährlich zu

einer

ordentlichen Sitzung

vom Jahre

zusammengetreten,

1881 mit

der in der Regel auch eine Strombefahrung verbunden worden ist. Für den Geschäftsgang in den Sitzungen war die vom Minister der öffentlichen Arbeiten erlassene Ordnung vom 14. Juli 1881 massgebend. Zur Rheinschiffahrtskommission gehörten : der Oberpräsident

als Vorsitzender,

die beiden

ersten Beamten der Rheinstrombau-

verwaltung, der Oberdeichinspektor in Düsseldorf, der Regierungs-

308

IV, 10. Die Rheinschiffahrts- und Rheinstrombauverwaltung.

und Baurat und der Abteilungsrat für Wasserbau der Regierungen zu Wiesbaden, ständige

Koblenz,

Köln

und Düsseldorf,

Mitglieder 7 Vertreter

ferner als nicht-

der Schiffahrt vom Verein zur

Wahrung der Rheinschiffahrtsinteressen zu Duisburg (6) und vom Partikulier-Schifferverband Jus et justitia zu Mannheim (1 ), zwei Vertreter des Bergbaues vom Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu Essen, zwei Vertreter wirtschaftlicher Verbände vom Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen zu Düsseldorf und vom Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln zu Köln , vier Vertreter der Landwirtschaft und Fischerei von den Landwirtschaftskammern zu Bonn und Wiesbaden und ein Fischereisachverständiger,

vier Vertreter von Deichverbänden,

ein

Vertreter des Hafens Duisburg- Ruhrort, ein Vertreter der Schifferbörse zu Duisburg- Ruhrort und 16 Vertreter von Handelskammern der Rheinprovinz und der Handelskammern zu Frankfurt a. M., Ausser diesen Limburg a. d. Lahn, Wiesbaden und Mannheim. 12 ständigen und 37 nichtständigen Mitgliedern wurden nach Bedarf zugezogen der Vorstand der Duisburg- Ruhrorter Hafenverwaltung, die Meliorationsbeamten zu Koblenz und Bonn und der Oberfischmeister zu Wiesbaden ¹). Neuerdings ist durch Königliche Verordnung vom 2. März 1914 mit Wirkung vom

1. April 1914 ab die Errichtung von Bezirks-

Wasserstrassenbeiräten angeordnet worden, die aus einem vom Minister der öffentlichen Arbeiten ernannten Vorsitzenden und dessen Stellvertreter bestehen und aus Mitgliedern , die nach näherer Anordnung der zuständigen Minister von kaufmännischen Körperschaften, Schiffahrt und anderen allgemeine wirtschaftliche Bestrebungen verfolgenden

Vereinen , Landwirtschaftskammern , Hafenstädten , Handwerkskammern und Provinziallandtagen, sowie von den an der Erhaltung und Entwickelung der Wasserstrassen mit Garantien beteiligten öffentlichen Verbänden gewählt werden. Demnach wurde durch Erlass des Ministers für öffentliche Arbeiten vom 21. März 1914 die Rheinschiffahrtskommission mit dem 31. März 1914 aufgehoben.

Ihre Aufgaben sind auf den Rhein - Wasserstrassen-

1 ) Über die Tätigkeit der Rheinschiffahrtskommission hat knapp und sehr lesbar der Strombaudirektor Oberbaurat Stelkens in einem Vortrage in der ersten Sitzung des untengenannten Wasserstrassenbeirates gehandelt : Stelkens, Die bisherige Tätigkeit der Rheinstrombauverwaltung und der Rheinschiffahrtskommission , 1914.

309

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich usw. beirat übergegangen.

Der Wasserstrassenbeirat ist in allen wich-

tigen Fragen, welche die Unterhaltung, den Ausbau und den Verkehr der ihm zugewiesenen natürlichen und künstlichen Wasserläufe betreffen, zu hören.

Seine Zuständigkeit erstreckt sich namentlich

auf folgende Gegenstände : Massnahmen an den Wasserläufen und ihren Ufern zur Erhaltung und Verbesserung der Schiffbarkeit und Vorflut sowie zur Beseitigung von Hindernissen des Hochwasserabflusses; Bauberichte über die Ausführung grösserer Bauten ; die allgemeinen Bedingungen für die Erlaubnis zur Anlage von Häfen und Anlegestellen ; die Bestimmungen über die Schiffahrtsabgaben ; die zu erlassenden Schiffahrtpolizeiverordnungen und sonstigen Vorschriften über Schiffahrt und Betrieb ; die soziale Fürsorge für die an den Wasserläufen beschäftigten Arbeiter und die schiffahrttreibende Bevölkerung.

Der Bezirkswasserstrassenbeirat kann im

Rahmen seiner Zuständigkeit selbständige Anträge an die Provinzialbehörde richten und von ihr Auskunft verlangen . Er wird im Jahre mindestens einmal berufen. Er ist befugt, Ausschüsse zu bilden, denen er die Vorbereitung seiner Beschlüsse wie auch die Wahrnehmung eines Teiles seiner Aufgaben übertragen kann. Der Rheinwasserstrassenbeirat ist

zuständig für den Rhein,

den Main, die Lahn , die Mosel, die Saar und den Spykanal.

11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten gehörige Behörden, Kammern und Anstalten.

A.

Ärzte-

und

Apothekerkammern .

Die

Ärzte-

kammer für die Rheinprovinz zu Koblenz . In den Kreisen der Ärzte hatte sich das Bestreben geltend gemacht, zu einer staatlich anerkannten Standesvertretung zu gelangen. Massgebend für diesen Wunsch war einerseits die Erkenntnis, dass es dem ärztlichen Stande nicht überall möglich gewesen ist, in Wege der freien Vereinsbildung

den

Gefahren zu

begegnen,

welche

die

Hervor-

kehrung der gewerblichen Seite des ärztlichen Berufes in der neueren Zeit für das Ansehen und die Ehre des ärztlichen Standes mit sich führen.

Andererseits erwartete man, dass das Ansehen , welches

die staatliche Anerkennung einer ärztlichen Standesvertretung ver-

310

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten

leihen musste,

es

ermöglichen würde,

Einrichtungen zu treffen,

welche, wie beispielweise die Versorgung der Witwen und Waisen, langgehegte Wünsche der Ärzte zu erfüllen geeignet waren. Dazu kam, dass es bei der wachsenden Bedeutung der öffentlichen Gesundheitspflege mehr und mehr als ein Mangel empfunden wurde, dass es an einem Zusammenschluss fehlte, mittels dessen die reichen Erfahrungen der nichtbeamteten Ärzte für die staatlichen Aufgaben auf dem Gebiete

der

öffentlichen Gesundheitspflege

unmittelbar

nutzbar gemacht werden konnten. Zur Erreichung dieser Ziele wurde durch die Verordnung vom 25. Mai 1887 eine ärztliche Standesvertretung geschaffen und die Errichtung einer Ärztekammer für jede Provinz an dem Amtsitze des Oberpräsidenten angeordnet¹ ) . Der Geschäftskreis der Ärztekammer umfasst die Erörterung aller Fragen und Angelegenheiten, welche den ärztlichen Beruf oder das Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege betreffen oder auf die Wahrnehmung und Vertretung der ärztlichen Standesinteressen gerichtet sind .

Die Ärzte-

kammern sind befugt, innerhalb ihres Geschäftskreises Vorstellungen und Anträge an die Staatsbehörden zu richten, von denen ihnen Gelegenheit gegeben werden soll, sich über Fragen auf dem Geder öffentlichen Gesundheitspflege gutachtlich zu äussern .

biete

Zu den Sitzungen der Medizinalkollegien und der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen,

in denen allgemeine Fragen

oder besonders wichtige Gegenstände der öffentlichen Gesundheitspflege zur Beratung stehen oder in denen über Anträge der Ärztekammern beschlossen wird, sind Vertreter der letztern als ausser ordentliche Mitglieder mit beratender Stimme zuzuziehen . Disziplinarbefugnisse über die Ärzte ihres Bezirkes wurden den Ärztekammern zunächst nicht beigelegt.

Es ist nur der Gefahr,

dass unwürdige Mitglieder des ärztlichen Standes an der neuen Einrichtung Anteil erhalten , dadurch vorgebeugt worden, dass den Vorständen der Kammern das Recht beigelegt ist, solchen Ärzten das Wahlrecht und die Wählbarkeit dauernd oder auf Zeit zu entziehen. Um den einzelnen gegen eine missbräuchliche Anwendung dieses Rechtes zu schützen, ist die Anwesenheit eines vom Oberpräsidenten zu ernennenden Staatskommissars bei der Beratung und Beschlussfassung vorgesehen und dem Betroffenen die Beschwerde an den Minister offen gehalten.

1) Ges.-S., S. 169.

311

gehörige Behörden, Kammern und Anstalten.

Die allgemeine Staatsaufsicht über die Kammer und ihren Vorstand ist dem Oberpräsidenten übertragen. Die Mitglieder der Ärztekammern werden nach Regierungsbezirken getrennt alle drei Jahre und auf eine Zeit von drei Jahren gewählt und zwar auf je 50 Wahlberechtigte ein Mitglied und ein Stellvertreter, mindestens aber zwölf Mitglieder und ebensoviel Stellvertreter. Der Vorstand der Ärztekammer für die Rheinprovinz in Koblenz besteht aus einem Vorsitzenden, einem Schrift- und Kassenführer und den Beisitzern ¹ ). Erst durch das Gesetz vom 25. November 1899 ) sind den Ärztekammern

ärztliche

Ehrengerichte

beigegeben

worden,

um den ärztlichen Stand vor den Gefahren einer schrankenlosen Gewerbefreiheit zu bewahren.

Diesen Ehrengerichten unterstehen

alle Ärzte mit Ausnahme der Militär- , Marine- und beamteten Ärzte. Sie haben über die gewissenhafte Ausübung der Berufstäti gkeit durch die Ärzte zu wachen sowie darüber, dass sie sieh in und ausserhalb ihres Berufes der Achtung würdig erweisen, die der Beruf fordert. Auf Grund dieser Vorschrift können die Ehrengerichte gegen Ärzte einschreiten . Das Ehrengericht dient zugleich als Ehrenrat bei Streitigkeiten unter Ärzten und mit dritten Personen n Bezug auf das ärztliche Berufsverhältnis. Das Ehrengericht besteht aus dem Vorsitzenden sowie drei von der Ärztekammer aus ihrer Mitte gewählten Mitgliedern und einem vom Vorstand der Ärztekammer

gewählten

Mitgliede

eines

ordentlichen

Die Staatsaufsicht führt der Oberpräsident,

Gerichtes.

der in jedem ehren-

gerichtlichen Verfahren durch einen Beauftragten, der die Anklage vertritt , vertreten sein muss. Die Strafen sind Warnung, Verweis, Geldstrafe und Entziehung des Wahlrechts . Die Apothekerkammer für die Rheinprovinz zu Koblenz. Nach dem Vorbilde und in Übereinstimmung mit der Ärztekammer ist durch die Verordnung vom 2. Februar 1901 ) auch eine Standesvertretung der Apotheker geschaffen worden. Zu dem Zwecke wurde für jede Provinz am Amtsitze und unter Aufsicht des Oberpräsidenten eine Apothekerkammer errichtet. Ihr Geschäftskreis umfasst die Erörterung aller Fragen und Angelegenheiten, welche

1) Akten des Oberpräsidiums III 9 Nr. 326. 2) Ges.-S., S. 565. 3) Ges.-S., S. 49.

312

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten

den Apothekerberuf oder die Arzeneiversorgung betreffen oder auf die Wahrnehmung und Vertretung der Standesinteressen gerichtet sind.

Die Apothekerkammern sind befugt, innerhalb ibres Geschäfts-

kreises Vorstellungen und Anträge an die Staatsbehörden zu richten. Und diese sollen ihnen Gelegenheit geben, sich über einschlägige Fragen gutachtlich zu äussern. Disziplinarbefugnisse sind den Kammern nicht beigelegt ; jedoch ist ihnen, wie den Ärztekammern, die Entziehung des Wahlrechts und der Wählbarkeit vorbehalten. Die Wahlen der Mitglieder geschehen innerhalb des Bezirkes getrennt nach Regierungsbezirken alle drei Jahre. Auf je 40 Wahlberechtigte sind ein Mitglied und ein Stellvertreter, mindestens aber 6 Mitglieder und 6 Stellvertreter zu wählen . Bei der Wahl des Vorstandes im Januar nach der Mitgliederwahl führt der Oberpräsident oder dessen Stellvertreter den Vorsitz¹). Die Tierärztekammer für die Rheinprovinz zu Koblenz, auf Grund der Verordnung vom 2. April 1911 ) durch die im November desselben Jahres stattgehabten Wahlen errichtet , entspricht nach ihren Aufgaben und ihrer Einrichtung vollkommen der Ärzte- und Apothekerkammer.

B. Die Aufsicht über die Massregeln gegen die VerDie Gefahren, welche dem Weinbau breitung der Reblaus. durch das Auftreten der Reblaus drohten, und die Erfahrungen, die in Frankreich durch Vernichtung umfangreicher Weinbaugebiete gemacht waren, haben zum Erlass des Reichsgesetzes betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit vom 3. Juli 1883 Vorausgegangen war das Gesetz betreffend die Massgeführt³ ). regeln gegen die Reblauskrankheit vom 6. März 18754 ), welches den Reichskanzler ermächtigte, Ermittelungen innerhalb der Weinbaugebiete der Bundesstaaten über das Auftreten der Reblaus anzustellen und Untersuchungen über die Mittel zur Vertilgung anzuordnen. Die damit Beauftragten erhielten die Befugnis , Zugang zu jedem mit Reben bepflanzten Grundstück in Anspruch zu nehmen, Rebstöcke zum Zwecke der Ermittelungen zu entwurzeln und die mit Reblaus behafteten entwurzelten Stöcke zu vernichten. Durch

1) 2) 3) 4)

Akten des Oberpräsidiums III 9 Nr. 334. Ges.-S. S. 61. R. G. Bl. S. 149. R. G. Bl . S. 175.

313

gehörige Behörden, Kammern und Anstalten .

raf das Reichsgesetz vom 3. Juli 1883 wurden alle Rebpflanzungen zum

ichtet

Zwecke der Weinbereitung unter die Überwachung der Landes-

häfts

regierungen gestellt und diese ermächtigt,

bten.

Verhinderung

gige

Reben zu treffen .

der Erkrankung

und

alle Verfügungen zur

zur Vernichtung

erkrankter

Zu dem Zwecke sollten alle Gemarkungen, in

den

denen Weinbau betrieben wird , in bestimmte Weinbaubezirke geteilt

nern.

und die Einführung von bewurzelten Reben in die einzelnen Bezirke

lten.

untersagt oder beschränkt und unter Aufsicht gestellt werden.

irkes

Tabl

Gesetz betreffend die Bekämpfung der Reblaus vom 6. Juli 1904 hat die Aufsicht und die Sicherheitsmassnahmen verschärft ¹) . Durch

aber

einen Ministerialerlass vom 29. Juni 1884 wurden die Weinbau-

des

bezirke im preussischen Staate bekannt gemacht.

ber-

provinz entfielen 20 Bezirke , je einer für die Regierungsbezirke Aachen und Köln , 11 für Koblenz , 7 für Trier.

enz.

Auf die Rhein-

Im übrigen wurden

für jeden Regierungsbezirk der Provinz ein Aufsichtskommissar und ein Sachverständiger ernannt, für den Regierungsbezirk Trier zwei



entder

Aufsichtskommissare und zwei Sachverständige und für den Koblenzer Bezirk schliesslich drei Aufsichtskommissare und drei Sachverständige. Schon vorher waren durch eine Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Mai 1893 die rheinischen Weinbaubezirke

er

neu eingeteilt und vergrössert worden , einer für Düren, einer für

30

Bonn, 6 für den Regierungsbezirk Koblenz und 4 für den Regierungsbezirk Trier. Die Regierungsbezirke Koblenz , Köln und

20. re

Trier sind dann infolge des Gesetzes vom 6. Juli 1904 in 31 weitere

nd

Aufsichtsbezirke geteilt und an deren Spitze Bezirkssachverständige

23

gestellt und in 532 Unterbezirke von geringer Ausdehnung, für welche Vertrauensmänner in Reblausangelegenheiten ernannt wurden. Für die Regierungsbezirke Aachen und Düsseldorf blieb die Beaufsichtigung durch je einen Aufsichtskommissar und einen Sachverständigen bestehen.

C. Die Eichungsinspektion für die Rheinprovinz und die Eichämter. Durch die Mase- und Gewichtsordnung vom 16. Mai 1816 ) wurde für jeden Regierungsbezirk am

Sitze der

Regierungen und ihnen unterstellt eine Eichungskommission eingerichtet. Sie war aus einem von der Regierung ernannten Direktor, vier bis sechs von den Stadtverordneten des Ortes aus der Bürger-

1) R. G. Bl. S. 261 . 2) Ges.-S. S. 142.

314

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten

schaft erwählten Beisitzern und einem von der Kommission erwählten

Mechanikus zusammengesetzt.

Diese Kommission war verpflichtet

sich von der dauernden Übereinstimmung des ihr übergebenen Satzes an Probemassen und Gewichten mit denen der Normal- EichungsKommission in Berlin durch Vergleichung und nötigenfalls Berichtigung zu versichern. Unter der Aufsicht der Provinzialeichungskommission standen die Eichungsämter in den Städten, die sich gleichfalls aus einem Direktor oder Vorsitzer, einem Mechanikus und zwei bis sechs Mitgliedern zusammensetzten. Sie waren Gemeindeanstalten und hatten die Verpflichtung , die ihnen von Behörden und Privaten vorgelegten Masse und Gewichte zu prüfen und zu stempeln.

Dieselbe Verpflichtung hatten auch die Provinzialeichungskommissionen , die überhaupt für ihren Ort die Stelle eines Eichungsamtes vertraten. Nachdem das Staatsgebiet durch die Erwerbung neuer Provinzen, in denen das Eichwesen verschiedenartig geregelt war, sich vergrössert hatte, fand durch das Gesetz vom 26. November 1869¹) eine einheitliche Regelung statt.

Danach blieben die Eichungsämter auch weiterhin Gemeindeanstalten , jedoch mit Ausnahme der am

Sitze der Eichungsinspektoren befindlichen Eichungsämter, welche Staatsanstalten sind und unter der unmittelbaren Leitung der Eichungsinspektoren

stehen .

Die städtischen Eichungsämter be-

stehen aus einem Vorsteher, dem die allgemeine Leitung der Geschäfte obliegt , und einem Sachverständigen als Eichmeister. Die Eichungsinspektoren, in der Regel einer für jede Provinz, sind Staatsbeamte und waren zunächst dem Minister für Handel und Gewerbe unmittelbar, seit dessen Erlass vom 26. April 1870 der Aufsicht der Oberpräsidenten unterstellt. Die Eichungsinspektion für die Rheinprovinz

erhielt ihren

Sitz in Köln . Der dortige Eichungsinspektor war zugleich Vorsteher des Königlichen Eichamtes in Köln . Ihm waren die etwa 100 Gemeindeeichungsämter in der Provinz unterstellt. Die Mass- und Gewichtsordnung vom 30. Mai 1908 ) hat die Gemeindeeigenschaft der

Eichungsbehörden

aufgehoben

und

be-

stimmt, dass die Eichämter wie die Aufsichtsbehörden staatliche Jedoch wurden die Landesregierungen erBehörden sein sollen. mächtigt,

Gemeinden, welche zur Zeit des Inkrafttretens des Ge-

1) Ges.-S. S. 1165 2) R. G. Bl. S. 349.

gehörige Behörden, Kammern und Anstalten.

315

setzes eigene Eichämter besassen, die Beibehaltung widerruflich zu gestatten. Durch den Königlichen Erlass vom 9. Juli 1912¹ ) wurde die Dienstaufsicht über die staatlichen Eichämter wie bisher den vom Minister für Handel und Gewerbe zu ernennenden Eichungsinspektoren

übertragen

und

diese selbst der

Dienstaufsicht der

Oberpräsidenten unterstellt, nachdem eine Ministerialbekanntmachung vom 26. März 1912 ) die Eichämter der Gemeinden mit Ablauf des Monats März aufgehoben und die Sitze der vom 1. April an eingerichteten staatlichen Eichämter bestimmt hatte. Der Eichungsinspektor behielt seinen Sitz auch weiterhin in Köln. Seiner Aufsicht unterstehen die Königlichen Eichämter in der Provinz zu 1. Köln, 2. Andernach, 3. Koblenz, 4. Kreuznach , 5. Barmen-Elberfeld in Barmen, 6. Krefeld, München-Gladbach,

7. Düsseldorf,

8. Duisburg, 9. Essen , 10. 12. Mettmann,

13. Wald,

14. Wesel, 15. Bonn, 16. Siegburg, 17. Saarbrücken, 19. Aachen, 20. Düren, (21. Sigmaringen).

18. Trier,

D.

11. Lüttringhausen,

Die Handelskammern.

Zur Wahrnehmung der Inter-

essen des Handels und der Gewerbetreibenden und zur Unterrichtung der Behörden auf diesem Gebiete bestanden von der Zeit der französischen Herrschaft her Handelskammern, jahrzehntelang die einzigen im preussischen Staate.

Im Anschluss an eine Verfügung

des Ministers des Innern Chaptal vom 3. Juni 1801 wurden Conseils de commerce (Kommerzräte) in einzelnen Städten errichtet . Der Kölner Conseil de commerce , auch für die Landwirtschaft zuständig, wurde am 22. Oktober 1801 durch den Unterpräfekten eingesetzt³ ) . Und im Januar 1802 hatte der Präfekt des Saardepartements, um Vorschläge zu Verbesserungen auf den Gebieten des Ackerbaues, der Industrie und des Handels entgegenzunehmen , eine Kommission unter seinem Vorsitz ernannt mit dem Auftrage, sich mit den für die vier Arrondissements des Saardepartements

1) Ges.-S. S. 192. 2) Koblenzer Amtsblatt 1912 S. 111. Hier sind auf Seite 113 auch die Bezirke der Königlichen Eichämter veröffentlicht. 3) Die Anfänge der Kölner Handelskammer reichen übrigens bis in die reichsstädtische Zeit zurück . Schon 1791 entstand der Plan zu einem „Handlungskollegium " . Freilich wurde der Plan erst 1797 , also anter französischer Herrschaft, Wirklichkeit durch die Einrichtung eines ,Handelsvorstands" , der dann 1802 sich in eine Handelskammer verwandelte. Vgl. M. Schwann, Geschichte der Kölner Handelskammer. Köln 1906.

316

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten

eingerichteten Unterkommissionen (commissions particulières) zu beraten. Diese Conseils de commerce waren aber nur die Vorstufe der späteren Entwickelung.

Am Weihnachtsabend 1802 folgte ein

Regierungserlass des ersten Konsuls, der in 22 französischen Städten amtliche Handelskammern schuf. Demzufolge wurde eine solche amtliche Handelskammer (Chambre de commerce ) mit einem ständigen Sekretär im April 1803 in Köln eingerichtet und im folgenden Jahre sogenannte Gewerbekammern oder Industriekammern (chambres consultatives de manufactures , fabriques, arts et métiers) in Aachen, Stolberg und Krefeld im Roerdepartement¹) , in Eupen und Malmedy im Ourtedepartement and in Trier im Saardepartement.

Zur Ein-

richtung einer Handelskammer in Wesel, die 1812 beschlossen war, ist es nicht mehr gekommen.

Durch ihre Verfassung und Bedeutung

war die Kölner Handelskammer lange Zeit die einzig hervorragende am ganzen Rhein, die später wesentlich durch ihre Arbeiten unter Leitung nambafter Präsidenten, z. B. seit 1839 Ludolf Camphausens, dazu beigetragen hat , der Stadt Köln den Weg zur Wiedergewinnung einer führenden Stellung in der Rheinprovinz zu bahnen . Die preussische Regierung hat die französische Einrichtung der Handelskammern und im besonderen die bestehenden Kammern zu Köln, Aachen, Krefeld , Eupen und Malmedy ) übernommen und weiter ausgebaut ³) . Zunächst wurden 1830 und 1831 Handelskammern zu Elberfeld für Elberfeld und Barmen und zu Düsseldorf, 1833 und 1837 zu Koblenz und Gladbach eingerichtet und beide 1836 bezw . 1847 erweitert.

Dann folgte die allgemeine Verordnung

über die Errichtung von Handelskammern vom 11. Februar 1848, die ihre Verfassung einheitlich für den damaligen Umfang des Staates regelte *). Zu dieser Zeit bestanden Handelskammern im Regierungsbezirk Köln zu Köln , im Regierungsbezirk Düsseldorf zu Düsseldorf, Elberfeld und Barmen, Duisburg , Essen-Werden- Kettwig,

1 ) Aachen für die Kantone Aachen, Burtscheid, Geilenkirchen , Linnich, Heinsberg und Sittard ; Stolberg für die Kantone Eschweiler, Düren, Froitzheim , Montjoie und Gemünd ; Krefeld für die Arrondissements Krefeld und Kleve 2) Die Kammer zu Eupen bestand in ihrer alten Verfassung bis 1858, die zu Malmedy sogar bis 1874. 3) Die Industriekammer zu Stolberg hatte ihre Tätigkeit Anfang der zwanziger Jahre eingestellt ; Trier überlebte die französische Zeit überhaupt nicht. 4) Ges.-S. S. 63.

gehörige Behörden, Kammern und Anstalten .

317

Gladbach, Krefeld, Lennep, Mülheim a. d . Ruhr, Solingen, Wesel , im Regierungsbezirk Koblenz zu Koblenz, im Regierungsbezirk Aachen zu Aachen-Burtscheid . Weiterhin wurden solche zu Stolberg, Trier, Eupen, Neuss und Saarbrücken errichtet, andere schon bestehende, wie die zu Trier, Essen, Krefeld und Mülheim a. d. Rubr, erweitert. Eine neue einheitliche Regelung hat dann das Gesetz vom 24. Februar 1870 geschaffen ¹ ) .

Es

bestimmte zugleich,

dass die Ver-

fassungen und Einrichtungen der bestehenden Handelskammern mit dem neuen Gesetze unter Genehmigung des Handelsministers, dem sie unterstellt waren, in Übereinstimmung gebracht werden könnten. „Die Handelskammern haben die Bestimmung, die Gesamtinteressen der Handel- und Gewerbetreibenden ihres Bezirks wahrzunehmen, insbesondere die Behörden in der Förderung des Handels und der Gewerbe durch tatsächliche Mitteilungen, Anträge und Erstattung von Gutachten zu unterstützen . " Mit diesen Worten umschreibt das Gesetz den Zweck der Einrichtung.

Die Mitglieder gehen aus

Wahlen der Handel- und Gewerbetreibenden hervor.

Zur Deckung

ihres Kostenaufwandes erhebt die Kammer Beiträge von den Wahlberechtigten nach einem jährlich aufzustellenden, vom Regierungspräsidenten zu genehmigenden Voranschlag. Kammer wählen jährlich einen Vorsitzenden. nennen die Handelsmäkler. dienende

öffentliche

Die Mitglieder der Die Kammern er-

Börsen und andere dem Handelsverkehr

Anstalten können ihnen unterstellt werden.

Und sie können selbst Einrichtungen zur Förderung des Handels und der Gewerbe und zu Ausbildungszwecken begründen und unterhalten. Die heutigen Handelskammern der Rheinprovinz bestehen zu Aachen ( 1850) 2 ) für den Stadtkreis Aachen und die Kreise Erkelenz,

Geilenkirchen und Heinsberg ; zu Barmen ( 1871 ) für den

Stadtkreis ;

zu Bonn ( 1891 ) für den Stadt- und Landkreis Bonn

und die Kreise Bergheim, Euskirchen , Rheinbach , Sieg und Waldbroel ; zu Düsseldorf ( 1831 ) für den Stadt- und Landkreis Düsseldorf ; zu Duisburg ( 1831 ) für die Stadtkreise Duisburg und Hamborn, den Landkreis Dinslaken und einen Teil des Kreises Mörs³ ) ;

1) Ges.-S. S. 134. 2) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das Jahr der ersten Einrichtung oder des Erlasses, auf Grund dessen die Einrichtung erfolgt ist. 3) Mit der Kammer zu Duisburg ist die unterm 22. November 1897

318

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten

zu Elberfeld (1830)

für den Stadtkreis

Elberfeld,

die Städte

Langenberg und Mettmann und einige Bürgermeistereien des Kreises Mettmann; zu Essen ( 1840) für den Stadt- und Landkreis Essen und die Stadtkreise Mülheim a. d. Ruhr und Oberhausen ¹ ) ; zu Eupen ( 1858) für die Kreise Eupen, Malmedy und Montjoie ; zu Koblenz ( 1833 ) für den Stadt- und Landkreis Koblenz und die Kreise Altenkirchen, Kochem, Kreuznach, Mayen, Neuwied , Sankt Goar und Zell ; zu Köln (1803) für den Stadt- und Landkreis Köln ; zu Krefeld ) ( 1804) für den Stadt- und Landkreis Krefeld, die Kreise Kleve und Geldern und Teile der Kreise Kempen und Mörs ;

zu

Lennep ( 1840) für den Stadtkreis Remscheid, die Kreise Gummersbach, Lennep und Wipperfürth, die Städte Kronenberg und Wülfrath und einen Teil des Kreises Mettmann ; zu Mülheim a. Rh. (1871 ) für den Stadt- und Landkreis Mülheim a. Rh. ) ;

zu München-

Gladbach ( 1837 ) für die Stadtkreise München- Gladbach und Rheydt, die Landkreise Gladbach und Grevenbroich und einen Teil des Kreises Kempen ; zu Neuss ( 1861 ) für den Kreis Neuss ; zu Saarbrücken ( 1863) für den Stadt- und Landkreis Saarbrücken und die Kreise Ottweiler, Saarlouis und Sankt Wendel ;

zu Solingen

(1840) für den Stadt- und Landkreis Solingen ; zu Stolberg ( 1850) für den Landkreis Aachen und die Kreise Düren und Jülich ; zu Trier (1855 ) für Stadt- und Landkreis Trier und die Kreise Bernkastel, Bitburg, Daun, Merzig, Prüm, Saarburg und Wittlich ;

zu

Wesel ( 1838) für den Kreis Rees und einige westfälische Gebiete ; zu Wetzlar ( 1900 ) für den Kreis Wetzlar.

E. Die Kommissare für die Bischöfliche Vermögensverwaltung katholischer Diözesen.

Das Gesetz über die Ver-

errichtete Handelskammer zu Ruhrort durch Ministerialerlass vom 18. September 1905 vom 1. Januar 1906 an vereinigt worden. 1) Seit dem 1. Januar 1911 ist mit der Essener Handelskammer die Handelskammer zu Mülheim an der Ruhr vereinigt worden. Auch sie war 1840 gegründet für den heutigen Stadtkreis Mülheim und die Gemeinden Styrum, Alstaden und Dümpten. Seit 1901 umfasste sie die Kreise Mülheim und Oberhausen . 2) Über die Kammer in Krefeld und die Tätigkeit der Handelskammern am Rhein liegt das ausführliche Werk vor : Zeyss, Die Entstehung der Handelskammern und die Industrie am Niederrhein während der französischen Herrschaft . Leipzig 1907. 3) Infolge der Eingemeindung Mülheims nach Köln ist 1914 auch die Handelskammer mit der zu Köln vereinigt worden .

319

gehörige Behörden , Kammern und Anstalten.

waltung erledigter katholischer Bistümer vom 20. Mai 1874¹ ) hat für gewisse Fälle der Erledigung von Bistümern die Bestellung eines durch den Minister der geistlichen Angelegenheiten zu ernennenden Kommissars angeordnet, der das dem bischöflichen Stuhle gehörige und das seiner Verwaltung oder der des jeweiligen Bischofs unterliegende bewegliche und unbewegliche Vermögen in Verwahrung und Verwaltung zu nehmen hat. Die durch das Gesetz vorgesehenen Fälle sind in den Diözesen Köln und Trier in den Jahren 1876 bezw . 1877 eingetreten . Der Erzbischof von Köln Dr. Paulus Melchers war durch das Erkenntnis des Königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten vom 28. Juni 1876 aus dem Amte als Erzbischof von Köln entlassen worden und dadurch der erzbischöfliche Stuhl erledigt. Nachdem das Domkapitel

zu Köln auf ergangene Aufforderung

innerhalb der gesetzlichen Frist

einen

Erzbistumsverweser nicht

gewählt hatte, wurde vom Minister der geistlichen Angelegenheiten durch Erlass vom 16. August 1876 der bisherige fürstbischöfliche Konsistorialrat Schuppe aus Breslau zum Kommissar ernannt, um das dem erzbischöflichen Stuhle gehörige Vermögen zu verwalten . Der Kommissar nahm seinen Sitz in Köln und begann seine Amtstätigkeit gemäss einer Bekanntmachung des Oberpräsidenten mit dem 22. August 1876 ) . Als Schuppes Nachfolger wurde mit dem Die Amts1. Juli 1882 der Regierungsassessor Kramer ernannt. tätigkeit

des

Kommissars

für die

erzbischöfliche Vermögensver-

waltung erlosch mit dem 15. Dezember 1885 , nachdem der seitherige Bischof von Ermland Dr. Krementz die landesherrliche Anerkennung als Erzbischof von Kölu erhalten hatte ³). Am 30. Mai 1876 war der Bischof von Trier Dr. Eberhard gestorben.

Da der erledigte bischöfliche Stuhl nach Jahresfrist mit

einem staatlich

anerkannten Bischofe nicht wieder besetzt

war,

ernannte der Minister der geistlichen Angelegenheiten durch Erlass vom 31. Mai 1877 den Regierungsrat Böttcher in Berlin zum Kommissar, um innerhalb der Diözese Stuhle gehörige Vermögen zu

Trier das

verwalten .

dem

bischöflichen

Der Kommissar

nahm

seinen Sitz in Trier und begann seine Amtstätigkeit gemäss einer

1) Ges.-S. S. 135. 2) Trierer Amtsblatt 1876, S. 279. 3) Bekanntmachung des Oberpräsidenten vom 2. Dezember 1885, Trierer Amtsblatt, S. 436.

320

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten

Bekanntmachung des Oberpräsidenten mit dem 9. Juni 1877 ¹ ) . Der Nachfolger des Regierungsrates Böttcher wurde im Mai 1879 der Regierungsrat Breden.

Die Amtstätigkeit des Kommissars für die

bischöfliche Vermögensverwaltung erlosch mit dem 23. September 1881 , nachdem der seitherige Domherr an der Kathedralkirche zu Strassburg Dr. Felix Korum die landesherrliche Anerkennung als Bischof von Trier erhalten und seine bischöfliche Tätigkeit mit dem genannten Tage begonnen hatte *).

F. Die Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz Die Einrichtung der Landwirtschaftskammer beruht auf dem Gesetz vom 30. Juni 1894 ") . Durch dieses Gesetz war bestimmt

in Bonn.

worden, dass zum Zwecke der körperschaftlichen Vereinigung des landwirtschaftlichen Berufsstandes durch Königliche Verordnung nach Anhörung des Provinziallandtages Landwirtschaftskammern errichtet werden können ,

die in der Regel das Gebiet einer Provinz um-

fassen sollen. Auf dieser Grundlage ist durch die Verordnung vom 15. März 18994 ) auch für die Rheinprovinz eine Landwirtschaftskammer zu Bonn unter gleichzeitigem Erlass ihrer Satzungen errichtet worden.

Die Landwirtschaftskammer hat die gesetzliche Bestimmung, die Gesamtinteressen der Land- und Forstwirtschaft ihres Bezirkes wahrzunehmen und zu diesem Behufe alle

auf die Hebung der Lage des ländlichen Grundbesitzes abzielenden Einrichtungen, insbesondere die weitere körperschaftliche Vereinigung des Berufsstandes der Landwirte und den technischen Fortschritt der Land-

wirtschaft zu fördern .

Auch hat sie das Recht , selbständige AnDie Landwirtschaftskammer hat ferner die Verwaltungsbehörden bei allen die Land- und Forstwirtschaft betreffenden

träge zu stellen.

Massuahmen durch

tatsächliche Mitteilungen und Erstattung von Gutachten zu unterstützen, bei allen die Regelung des ländlichen Kredits betreffenden Massnahmen mitzuwirken und ausserdem den technischen Fortschritt der Landwirtschaft durch zweckentsprechende Einrichtungen zu fördern. Zu diesem Zwecke soll sie die Anstalten, das Vermögen, sowie die Rechte und Pflichten des Landwirtschaft-

1) 2) 3) 4)

Trierer Amtsblatt, S. 159. Ebenda, 1881 , S. 198. Ges.-S. S. 126. Ges.-S. S. 31 .

321

gehörige Behörden , Kammern und Anstalten.

lichen Vereins für Rheinpreussen auf dessen Antrag zur bestimmungsmässigen Verwendung und Verwaltung übernehmen und mit dessen bisherigen örtlichen Gliederungen in einen Verband nach näherer Vereinbarung treten. Wählbar zu ordentlichen Mitgliedern der Kammer sind unter den im § 5 des Gesetzes bezeichneten Voraussetzungen die Eigentümer, Nutzniesser und Pächter land- oder forstwirtschaftlich genutzter Grundstücke mit einem Grundsteuerreinertrage von wenigstens 50 Talern oder

deren gesetzliche Vertreter und Bevollmächtigte,

ferner die in § 6 Ziffer 2 des Gesetzes bezeichneten Personen. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder der Kammer beträgt 117. Wahlbezirke sind die Landkreise. Die Stadtkreise sind mit den Landkreisen zu Wahlbezirken verbunden. Wahlbezirken

zu wählende Anzahl

Die von den einzelnen

der Mitglieder ist

Satzungen auf ein bis drei festgesetzt worden. Köln-Stadt und Land wählt

vier Mitglieder.

Kammer besteht aus dem Vorsitzenden,

durch

die

Nur der Wahlkreis Der Vorstand der

dessen Stellvertreter und

elf Mitgliedern . Die Landwirtschaftskammer ist am 15. November 1899 ins Leben getreten.

Durch einen alsbald mit dem Landwirtschaftlichen

Verein für Rheinpreussen abgeschlossenen Vertrag

übernahm

die

Kammer dessen Einrichtungen und Beamte, den Niessbrauch seines Vermögens und die Benutzung des Vereinsgebäudes. Sie war dadurch sofort in die Lage gesetzt, mit den Mitteln einer vorhandenen und bewährten Verfassung die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeiten aufzunehmen. Der erste Vorsitzende der Landwirtschaftskammer war Dr. Freiherr von Schorlemer zu Lieser. Seine Nachfolger wurden im Dezember 1905 der Landrat des Kreises Düren und Rittergutsbesitzer auf Boisdorf von Breuning, im Dezember 1907 der Landrat von Groote zu Rheinbach bis 1918 .

G. Endlich unterstanden und unterstehen der Oberaufsicht des Oberpräsidenten einige besondere Anstalten. 1. Die Provinzial - Irrenanstalt zu Siegburg. 2. Die Provinzial - Arbeitsanstalt zu Brauweiler. 3. Die Direktion der Rheinischen Provinzial - Feuersozietät zu Koblenz. 4. Das zu Köln . 5.

Hebammen- Lehr-

und

Entbindungsinstitut

Die Direktion der Provinzialhilfskasse in Köln .

Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

21

322

IV, 11. Zum Verwaltungsbereich des Oberpräsidenten usw.

Diese landständischen Anstalten sind im Jahre 1873 der provinzialständischen Verwaltung und Aufsicht unterstellt worden ¹) . 6. Die Rheinische Deputation für das Heimatwesen in Köln . Das Gesetz betreffend die Ausführung des Bundesgesetzes über den Unterstützungswohnsitz vom 8. März 1871 ) hat in § 40 zur Entscheidung von Streitigkeiten zwischen preussischen und anderen deutschen Armenverbänden für jede Provinz oder für mehrere Regierungsbezirke die Einsetzung einer Behörde unter dem Namen „ Deputation für das Heimatwesen" angeordnet. Sie setzte sich aus einem richterlichen Beamten, einem Verwaltungsbeamten und drei von der Provinzialverwaltung

zu wählenden Mitgliedern

zusammen. Eine solche Deputation wurde für das Gebiet der Rheinprovinz in Köln eingerichtet

und ihr

zur Ordnung

des

äusseren

Geschäftsganges eine Anweisung vom 1. Februar 1872 vorgeschrieben³). Die Rheinische Deputation für das Heimatwesen in Köln hat biszum 1. Juli 1888 bestanden. Mit der Einführung des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juni 1883 in der Rheinprovinz kam sie in Wegfall. 7. Die Fabrikeninspektionen.

Sie

sind

infolge

der

Reichsgewerbeordnung bestellt worden und später in der Gewerbeinspektion aufgegangen. Näheres darüber ist im folgenden Abschnitt 12 unter C zu ersehen. 8. Die Schutzpockenimpfanstalt für die Rheinprovinz in Köln. Nach § 9 des Reichsimpfgesetzes vom 8. April 1874 haben die Landesregierungen für eine angemessene Anzahl vom Impfanstalten zur Beschaffung und Erzeugung von Schutzpockenlymphe zu sorgen. Nach der diesen Anstalten erteilten Dienstanweisung vom 28. Dezember 1876 sind sie den Oberpräsidenten unterstellt. Ihr Zweck ist, die Obrigkeiten bzw. die Impfärzte oder Militärärzte der Provinz für die Einleitung des öffentlichen Impfbzw. der Truppenimpfungen mit dem erforderlichen Bedarf der Schutzpockenlymphe unentgeltlich zu versehen ). Die Schutzpockenimpfanstalt für die Rheinprovinz in Köln ist im Jahre

geschäftes

1875 eingerichtet worden. Der damalige Stadtpbysikus Sanitätsrat Die Anstalt in Dr. Bernay in Köln wurde zum Leiter ernannt 5) . 1) 2) 3) 4) 5)

Vgl. über diese Anstalten unten Abschnitt 23. Ges.-S. S. 130. Trierer Amtsblatt, 1872, S. 43. Min.-Bl. f. d. i . V. 1877, S. 9. Koblenzer Amtsblatt 1875, S. 258.

323

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten usw. in dieser Form hat bis zum 1. April 1890 bestanden.

Am 15. Juli

1889 wurde ebenfalls in Köln ein staatliches „ Impf- und Lympherzeugungsinstitut "

errichtet mit dem

Hauptzweck der Ge-

winnung und Lieferung tierischen Impfstoffes. wurde der Polizeiphysikus Dr. Vanselow ¹ ). anstalt in Köln wird

seit

1906

Leiter der Anstalt

Die Lympherzeugungs-

im Staatshandbuch als

„ Impf-

anstalt in Köln " im Anschluss an die der Regierung zu Köln unterstellten Kreisärzte aufgeführt. Die Verwaltung

9.

des Königlichen Schlossgartens

zu

dazugehörigen Friedrichsberges bei Sayn. Das Staatshandbuch führt diese Verwaltung für die Zeit von 1882 bis 1909 auf, in den Jahren 1910 und 1911 lediglich die Ver-

Engers und des

waltung der Königlichen Landesbaumschule in Engers.

12.

Die Organe der Regierungspräsidenten

und der Regierungen und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten . Ausser den Landräten und städtischen Verwaltungen , die oben bereits behandelt sind , sind die folgenden Amtsstellen und Anstalten als Organe der Regierungen bzw. als unter ihrer Aufsicht stehend aufzuführen.

A. Polizeibehörden.

Die Polizeiverwaltung in der Rhein-

provinz wurde unter völliger Trennung von der Polizeigerichtsbarkeit, die den gerichtlichen Behörden wie bisher überlassen blieb, von Anfang an durch die Regierungen und die ihr unterstellten Beamten durch die Landräte und Bürgermeister und in einigen Fällen durch Polizeipräsidenten und Polizeidirektoren in den Städten. Die Gesetzgebung der Jahre 1848 bis 1850, durch welche die Polizei-

ausgeübt,

verwaltung und Polizeistrafgerichtsbarkeit auf den Staat übergegangen ist, ist demnach für das Gebiet des rheinischen Rechtes ohne Bedeutung gewesen und hat erst festgestellt, was hier schon Rechtens war. Auch die weitere grundsätzliche Feststellung jener neueren Gesetzgebung,

dass die gesamte Polizeigewalt allein vom

1 ) Koblenzer Amtsblatt 1889, S. 183 ; Kölner Amtsblatt 1889 , S. 187.

324

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

Könige ausgeübt werde unter Beteiligung der Gemeinden in Betreff der Ortspolizeiverwaltung, wurde hier von Anfang gehandhabt. Nur auf der rechten Rheinseite hat unter dem Einfluss des preussischen Rechtes und der standesherrlichen Verhältnisse die Polizeiverwaltung bis zur Änderung durch die neuere Gesetzgebung eine abweichende Behandlung erfahren ¹). Die rheinische Gemeindeordnung vom 23. Juni 1845 hat dann unter Beibehaltung des rheinischen Zustandes bestimmt,

bisherigen links-

dass der für jede Bürgermeisterei

von der Regierung zu ernennende Bürgermeister zugleich die Polizeiverwaltung des Bürgermeistereibezirkes führen und dass er wie die Beigeordneten zugleich Hilfsbeamte der gerichtlichen Polizei und Vertreter des Öffentlichen Ministeriums bei den Polizeigerichten sein sollen ; ferner, dass die Ortspolizei in den einzelnen Gemeinden durch deren Vorsteher nach den Anordnungen des Bürgermeisters verwaltet werde. Und die Städteordnung vom 15. Mai 1856 bestimmte gleichfalls, dass der Bürgermeister, wenn die Handhabung der Ortspolizei nicht Königlichen Behörden übertragen ist, die Ortspolizei im Namen des Königs auszuüben habe, ferner die Verrichtungen eines Hilfsbeamten der gerichtlichen Polizei und die Verrichtungen eines Polizeianwalts vorbehaltlich der Befugnis der Behörde, mit den beiden letztgedachten Geschäften andere Beamte zu beauftragen. Die Fälle, in denen die Handhabung der Ortspolizei Königlichen Behörden übertragen werden konnte, waren schon durch das die Polizeiverwaltung betreffende Gesetz vom 11. März 1850 umschrieben worden 2). In Gemeinden nämlich, wo sich eine Bezirksregierung, ein Land-, Stadt- oder Kreisgericht befindet, sowie in Festungen oder Gemeinden von mehr als 10 000 Einwohnern kann die örtliche Polizeiverwaltung durch Beschluss des Ministers des Innern besonderen Staatsbeamten übertragen, auch kann in anderen Gemeinden aus dringenden Gründen dieselbe Einrichtung zeitweise eingeführt werden. Die Ortspolizeiverwaltung war von der Fremdherrschaft her mit der Gemeindeverwaltung verbunden. Städten angestellten geordnet.

Auch die in grösseren Polizeikommissare waren den Maires unter-

Während der Übergangsverwaltung wurde diese Ver-

bindung nicht grundsätzlich geändert, jedoch durch Anstellung von Kreispolizeiinspektoren und Polizeidirektoren unter nähere und ein-

1) Vgl. den Abschnitt IV, 7. 2) Ges.-S. 1850 , S. 265.

325

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten. heitliche Aufsicht gestellt.

Mit der Einrichtung der preussischen

An ihre Stelle Regierungen sind diese Beamtungen eingegangen. traten die Landräte und die Bürgermeister. Nur in einigen Städten and für besondere Verhältnisse hat die preussische Verwaltung abweichende Änderungen getroffen und unabhängig von der städtischen Aber schon nach Verwaltung staatliche Polizeidirektoren bestellt . des Innern in Minister der Erfahrung weniger Jahre erkannte der einem Erlass an den Oberpräsidenten an, dass aus der Trennung der Polizei von der Ortsverwaltung sich mehr Nachteile als Vorteile für den Dienst ergäben.

Reibungen zwischen den beiden Beamtungen

seien die regelmässige Folge. Die Trennung beider Gewalten lähme die eine wie die andere und erschwere den Dienst. Eine schnelle und umfassende Wirksamkeit sei nur da möglich, wo sie verbunden seien. Er habe sich daber mit dem Polizeiminister zur Wiederaufhebung noch bestehender Polizeidirektionen, zur Übertragung der Polizeigeschäfte auf die Bürgermeister und auch in den eigene Kreise bildenden Städten zur Vereinigung der landrätlichen und polizeilichen Geschäfte mit denen des Oberbürgermeisters geeinigt¹ ). In Düsseldorf und Koblenz war eine solche Wiederaufhebung schon 1818 erfolgt.

In anderen Städten wurde sie eingeleitet.

Wo die

Trennung beibehalten oder später wieder eingeführt wurde, besondere Verhältnisse vor.

lagen

Die Städte, in denen von Anfang an und dauernd eine staatliche Polizeiverwaltung unter Leitung eines Polizeidirektors eingerichtet wurde, sind Köln und Aachen, zeitweilig war sie eingerichtet in Wetzlar, Wesel, Trier,

Düsseldorf und Elberfeld- Barmen und

später, aber gleichfalls dauernd in Koblenz, Saarbrücken und Essen . Ausserdem sind in einigen Städten, aber nur für einige Jahre, staatliche Polizeikommissare und Polizeiinspektoren bestellt worden , so in Ehrenbreitstein, Kreuznach, Trier, Saarlouis und Saarbrücken von 1818 an, und in Krefeld von 1852 bis 1859. Köln. Im Januar 1814 war Köln nach der französischen Polizeiverfassung in vier Viertel eingeteilt.

Jedem stand ein Polizei-

kommissar vor mit zwei Polizeisergeanten.

Sie waren in Sachen

der Polizeiverwaltung der Munizipalität untergeordnet, im besonderen dem beim Oberbürgermeisteramt eingerichteten Polizeibureau. In Polizeigerichtssachen waren die Kommissare von der Verwaltungs-

1) Erlass des Ministers an den Oberpräsidenten vom 24. April 1818, Bt.-A. Koblens, Abt. 402, 191.

326

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

behörde unabhängig und vertraten als Hilfsbeamte des Öffentlichen Ministeriums vor dem Friedensrichter die Stelle des öffentlichen Anklägers. Der Generalgouverneur Sack bestätigte die vier Kölner Polizeikommissare . Er ernannte überdies Kreispolizeiinspektoren , die bei den Kreisdirektoren gewissermassen als Polizeiräte tätig sein sollten. Als der Graf zu Solms-Laubach Oberpräsident geworden war, fand er in Köln einen Polizeiinspektor und vier Kommissare vor. In einem Berichte an den Polizeiminister bezeichnete er diesen Beamtenstand in Köln als ganz unzureichend .

Er wandte sich auch

gegen die Trennung der Verwaltung von der Polizeigerichtsbarkeit. Eine Polizei müsse in der Lage sein, Strafen, welche das Gesetz für Vergehen bestimmt, sofort zu vollziehen. Das förmliche Verfahren vor dem Friedensgericht sei zu weitläufig und zu kostspielig. Strafen von geringer Höhe erforderten das Vielfache an Kosten. Aus diesem Grunde unterblieben auch viele Anzeigen. Vor allem aber dürften die Polizeibeamten in Köln nicht länger unter der Stadtverwaltung stehen, die ohne Besoldung bei überhäuften Geschäften minderwichtig scheinende Sachen den Subalternbeamten überlasse.

An die Spitze des Kölner Polizeiwesens müsse unbedingt

ein Polizeidirektor treten ' ).

Infolge dieses Antrages wurde der Polizeidirektor Struensee in Magdeburg unterm 8. November 1816 zum Polizeipräsidenten in Köln ernannt. Der frühere Senatspräsident am Appellhofe in Düsseldorf, Freiherr von Mylius, der auftragweise Oberbürgermeister in Köln war, und die Beigeordneten von Köln waren Gegner dieser Trennung der Polizei von der städtischen Verwaltung. Die Unstimmigkeiten und Reibungen, die sich daraus ergaben, veranlassten Mylius im Jahre 1818 in sein früheres Amt zurückzutreten ²).

Dem Polizeipräsidenten Struensee wurden übrigens nicht nur die von der Gemeindeverwaltung getrennten ortspolizeilichen, sondern auch die landrätlichen Geschäfte für den Stadtkreis Köln unabhängig vom Magistrat durch eine Verfügung des Ministers

1) Bericht des Oberpräsidenten an den Polizeiminister vom 24. Juni 1816, Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 JV Nr. 12. 2) Sie machten geltend, dass die Trennung den noch geltenden französischen Gesetzen widerspreche. Sie nahmen die Polizeiverwaltung auch deshalb in Anspruch, weil die Stadt sie vor der französischen Herrschaft als reichsunmittelbar gleichfalls ausgeübt habe. Aus gleichem Grunde könne die Stadt auch andere Rechte ihrer früheren Selbständigkeit in Anspruch nehmen. Der Minister des Innern von Schuckmann be. zeichnete diese Begründungen und Ansprüche als Rabulisterei. Ebenda.

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten . des Innern vom 27. Dezember 1816 übertragen ¹ ).

327

Ihm sind bei

der Einrichtung der Polizeidirektion ein Polizeiassessor, 6 Bureaubeamte und für die ausübende Polizei ein Polizeiinspektor, vier Polizeikommissare und 11 Polizeisergeanten unterstellt worden. Als im Jahre 1831 infolge der Versetzung des 1820 geadelten Polizeipräsidenten von Struensee die Kölner Polizeipräsidentenstelle frei geworden und übrigens auch die des Polizeidirektors in Aachen frei gemacht worden war, nahm der Minister des Innern und der Polizei von Brenn daraus Veranlassung, die Frage der PolizeiverDie waltung in den grösseren Städten grundsätzlich zu erörtern. Möglichkeiten waren gänzliche Trennung der Polizei von der Gemeindeverwaltung, Vereinigung beider,

Teilung in der Art, dass

lediglich die Ortspolizei, also Feuer- und Armenpolizei und GesundDazu kam heitswesen, den Stadtverwaltungen überlassen würde . eine vierte Möglichkeit, für die der Minister sich aussprach :

den

Magistraten der grösseren Städte zwar die gesamte Polizei- und Gemeindeverwaltung zu überlassen, ihnen aber einen Polizeidirigenten vorzusetzen, der in einer besonderen Abteilung des Magistrats als dessen Mitglied und unter Aufsicht der Regierung die gesamten Polizeigeschäfte zu verwalten hätte . Der Oberpräsident von Pestel sprach sich gegen eine gänzliche Trennung der beiden VerwaltungsSie habe sich nicht als zweckgebiete in Köln und Aachen aus. mässig erwiesen.

Er erklärte sich daher für eine Vereinigung und

schlug nur vor, die Verbindung nicht endgiltig auszusprechen. damit später im Einklang mit den Grundsätzen der künftigen Städteordnung die nötigen Änderungen ohne Schwierigkeit bewirkt werden Und für Aachen bat er von einer Vereinigung vorläufig noch abzuseben, um die Ergebnisse der Einrichtung in Köln abzuwarten. Endlich sprach er sich gegen eine Änderung in den übrigen grösseren Städten, aus. In Koblenz habe früher eine eigene Polizeikönnten.

verwaltung bestanden . Sie sei 1818 als entbehrlich aufgelöst . Und auch in Trier, Düsseldorf, Elberfeld, Barmen und Krefeld habe sich bisher kein Bedürfnis gezeigt, die Polizeiverwaltung von der Stadtverwaltung zu trennen. Der Minister entschied , dass die augenblicklichen Polizeieinrichtungen in Köln und Aachen vorläufig und bis zur künftigen Neueinrichtung der Gemeindeverwaltung noch fortFür ihn hing die Fragestellung überhaupt mit bestehen sollten. seinem Plane der Einrichtung einer besonderen Sicherheitspolizei

1) Kölner Amtsblatt 1817, S. 78.

328

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

in der Hand eines eigenen Beamten, den er in der Person des Landrats Schnabel in Mülheim am Rhein gefunden zu haben glaubte, zusammen ¹).

An der Absicht, die Verwaltung der Polizei in Köln

einer besonderen Abteilung des Magistrats unter Oberaufsicht des Oberbürgermeisters, aber unter der besonderen Leitung und Verantwortlichkeit eines vom Staate zu ernennenden Polizeidirektors zu übertragen, hielt Brenn auch noch 1833 fest und erwirkte damals beim Könige die durch Kabinettsorder vom 29. April 1833 erfolgte Ernennung des bisherigen Kreispolizeiinspektors und Bürgermeisters Heister in Kleve zum Polizeidirektor in Köln . Demnach machte die Regierung zu Köln unterm 19. Oktober 1833 bekannt, dass die Polizeiverwaltung für die Stadt und den Stadtkreis Köln wieder mit der Gemeindeverwaltung und dem Oberbürgermeisteramte vereinigt worden sei.

Die Polizeiverwaltung bilde jedoch eine besondere

Abteilung, die unter Oberaufsicht des Oberbürgermeisters von einem beigeordneten Beamten wahrgenommen und dessen Leitung übergeben werden solle. Der dazu ernannte Polizeidirektor Heister werde den amtlichen Schriftwechsel und alle Geschäftsverhandlungen im eigenen Namen und unter seiner Firma führen , sich aber nach den näheren Bestimmungen seiner Dienstanweisung mit dem Oberbürgermeister benehmen *). Seitdem hat dauernd unter Trennung der Polizeiverwaltungsgeschäfte von denen der Stadtverwaltung, aber zunächst bis zum Jahre 1851 ) unter Aufsicht des Oberbürgermeisters, eine Polizeidirektion in Köln bestanden. Und die Kölner Polizeidirektoren bezw . Polizeipräsidenten haben von Anfang an bis zum 31. März 1888 auch die landrätlichen Geschäfte für den Stadtkreis Köln verwaltet, die erst zu jener Zeit zum Teil dem Oberbürgermeister übertragen wurden. Die Polizeidirektion in Köln erhielt durch Königlichen Erlass vom 17. Juni 1889 die Bezeichnung Polizeipräsidium .

Die Polizeidirektoren in Köln, mehrfach mit dem Titel

Polizeipräsidenten, waren: von Struensee 1816-1831 ; Heister 1833 bis 1846

Müller 1847-1848 ; Geiger 1848-1868 ;

Devens 1868

1 ) Bericht des Oberpräsidenten von Pestel vom 27. September 1831 , Geh. St.-A. Berlin, Rep . 77, 343 FI Nr. 1 Bd. 1 und Akten des Oberpräsidiums II 2D Nr. 37. 2) Kölner Amtsblatt 1833, S. 347. Auch die landrätlichen Geschäfte des Stadtkreises Köln und in besonderem Auftrage auch die polizeilichen Angelegenheiten der Stadt Deutz wurden Heister übertragen. 3) Durch Erlass des Ministers des Innern vom 2. Februar 1851 wurde der Oberbürgermeister yon der Aufsicht entbunden.

329

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten. bis 1875;

von Fischer-Treuenfeld auftragweise

1875-1876 ; von

König 1876-1898 ; von Weegmann 1898-1914 ; von Glasenapp 1914. Aachen. Wie in Köln, so ist auch in Aachen die Polizei von der Einrichtung der preussischen Verwaltung an durch einen staatlich ernannten Beamten verwaltet worden und zwar seit 1818 durch den bisherigen Landrat des damals aufgehobenen Kreises Blankenheim von Cöls, der sowohl die polizeilichen wie die landrätlichen Geschäfte des Stadtkreises als Landrat und Polizeidirektor führte.

Massgebend für die Trennung der Polizeigeschäfte von der

Gemeindeverwaltung war hier auch der Umstand, dass der damalige Oberbürgermeister für die Verwaltung jener nicht geeignet war ¹). Ende des Jahres 1830 hielt es der Minister des Innern zur Ausführung seines sicherheitpolizeilichen Planes " ) für angemessen, die Geschäfte des Polizeidirektors von denen des Landrats zu trennen. Die letzteren behielt von Cöls.

Mit der Verwaltung der Polizei-

geschäfte aber wurde mit dem Beginne des Jahres 1831 der Landrat Schnabel in Mülheim a. Rh. beauftragt .

Eine Bekanntmachung der

Regierung zu Aachen schied die Verwaltungsgeschäfte folgendermassen. Zu den Landratsgeschäften sollten gehören die Landeshoheitsachen, die land- und kreisständischen Sachen , die Geschworenenvorladungen, Lotterie-, Juden-, Mennoniten-, Militär-, Kirchen- und Schulsachen, Kollekten, die landwirtschaftliche und Gewerbepolizei ; Baubandwerkerprüfungen ,

Staatspensionssachen,

öffentliche

Ver-

dingungen, Versicherungswesen, Amtsblattsachen und Steuerwesen . Dem Polizeidirektor wurden zugewiesen : Sicherheits-, Ordnungs-, Pass-, Fremden-, Gesundheits-, Münz-, Mass- , Gewichts-, Markt- und Strassenpolizei, die Aufsicht über die Spielbank und das Gefängnis , Zensur, Gendarmeriesachen, Statistik und die Prüfung der Personen, die sich zum Gewerbebetrieb im Umherziehen melden ³ ) .

Im Jahre

1835 wurde der Landrat Schnabel seiner polizeilichen Tätigkeit enthoben. Seine beiden Nachfolger blieben gleichfalls auf die GeErst nach dem Abgange schäfte des Polizeidirektors beschränkt. des Landrates von Cöls im Jahre 1848 wurden die landrätlichen und Polizeigeschäfte wieder einem einzigen Beamten übertragen und zwar auftragweise dem Staatsprokurator Stürtz und nach dessen Rücktritt in den Justizdienst im Jahre 1850 dem bisherigen Land-

1) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 191. 2) S. unten. 3) Bekanntmachung vom 15. Januar 1831 , Aachener Amtsblatt 1831.

330

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

rate des Aachener Landkreises Hasslacher.

Hasslacher und seine

Nachfolger sind gleichzeitig Landräte und Polizeidirektoren des Stadtkreises Aachen bis zum Jahre 1888 gewesen. Seit dem 1. April 1888 werden die Geschäfte des Landrates teils vom Polizeidirektor, teils vom Oberbürgermeister wahrgenommen. Die Direktoren und in einigen Eällen Präsidenten der Aachener Polizeidirektion,

der durch Erlass vom 16. August 1907 die Be-

zeichnung Polizeipräsidium beigelegt worden ist, waren : von Cöls 1818-1830 ; Schnabel,

Landrat des Kreises Mülheim a. Rh ., auf-

tragweise 1830-1835 ; von Luedemann 1835-1843 ; Guisez 1843 bis 1848 ; Staatsprokurator Stürtz auftragweise 1848-1850 ; Hasslacher 1850-1863 ; Hirsch 1864-1886 ; von Funck 1887-1894 ; Graf von Matuschka Freiherr von Greiffenclau 1894-1898 ; Fromme 1898-1900 ; Wallraf 1900-1903 ; von Hammacher seit 1903. Koblenz. Als der Generalgouverneur des Mittelrheins Justus Gruner seinen Sitz von Trier nach Koblenz verlegte, übertrug er dem von ihm ernannten Generalpolizeidirektor Bein auch die Geschäfte eines Polizeidirektors des Rhein-Mosel- Departements. In dieser letzteren Eigenschaft war der Hofrat Bein zugleich „ Chef der Lokalpolizei in Koblenz “ , wie der Generalgouvernementskommissar von Vincke dem Oberbürgermeister von Koblenz unterm 18. Mai 1814 mitgeteilt hat. Als Gruner seinen Amtsitz nach Mainz verlegte, siedelte auch Bein dorthin über und die Stelle des Polizeidirektors des Rhein-Mosel Departements wurde dem Polizeisekretär Weber aus Berlin übertragen.

Der Polizeidirektor Weber hat die Geschäfte

bis zum März 1815 geführt, dann aber seinen Posten eigenmächtig verlassen . Nach dem Anfall des Landes an Preussen wünschte der Polizeiminister in Berlin die Wiederanstellung Webers in Koblenz. Weber ist daun auch tatsächlich und zwar bereits im Mai 1816 als Polizeidirektor von Koblenz und zwar für die Stadt und die zum Bezirke gelegten Dörfer Neuendorf, Moselweiss, Kapellen und die Bürgermeisterei Ehrenbreitstein mit der Stadt und den zugehörigen acht Landgemeinden tätig gewesen. Unter ihm stand ein Polizeikommissar. Mit dem 1. April 1818 aber wurde die gesonderte Polizeiverwaltung als entbehrlich aufgehoben, den damaligen Verwaltungsgrundsätzen gemäss für den Bezirk der Bürgermeisterei Koblenz mit der Stadtverwaltung verbunden und dem, Oberbürgermeister Maebler übertragen. unter

Beistand

einiger

Der Oberbürgermeister Maehler hat

Polizeiinspektoren

bis

1847

und

nach

ihm sein Nachfolger, der Oberbürgermeister Bachen , die Geschäfte

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

331

eines Polizeidirektors in Koblenz geführt. Erst während des letzteren Dienstzeit trat eine Änderung ein. Im Januar 1852 wurde zum Zwecke der Ausführung des § 2 des Gesetzes vom 11. März 185€ für die Stadt Koblenz und die zu dieser Bürgermeisterei gehörenden Gemeinden Neuendorf, Moselweiss und Kapellen sowie für die Stadt Ehrenbreitstein und die zu dieser Bürgermeisterei gehörenden acht Landgemeinden Pfaffendorf, Horchheim, Urbar, Neuendorf, Immendorf, Arenberg, Niederberg und Arzheim ein besonderer Polizeidirektor mit dem Sitze in Koblenz in der Person des bis dahin bei der Regierung in Düsseldorf beschäftigten Landrates Junker bestellt¹).

Dieser, unterm 30. April 1856 als Juncker von Oberconraid

geadelt, ist bis 1863 Polizeidirektor gewesen . Nach der Lage der Gesetzgebung konnte der Umfang des Polizeidirektionsbezirkes für die zur Bürgermeisterei Ehrenbreitstein gehörigen Landgemeinden und als 1856 durch Einführung der Städteordnung die Gemeinden Neuendorf, Moselweiss und Kapellen von der Oberbürgermeisterei Koblenz getrennt und die beiden ersteren mit der Bürgermeisterei Sankt Sebastian, die letztere mit Rhens vereinigt wurden , auch für diese drei Gemeinden nur als eine Ausnahmemassregel angesehen werden.

Demnach wurde die Polizeiverwaltung in den genannten

Landgemeinden den

Bürgermeistern

übertragen und so mit der

Kreisverwaltung wieder vereinigt und die Polizeidirektion in Koblenz auf die Stadt beschränkt. Der Polizeidirektor Juncker von Oberconraid wurde 1863 versetzt.

Seitdem ist das Amt eines Polizei-

direktors für Koblenz dem jedesmaligen Landrat des Landkreises Koblenz übertragen worden ²). Saarbrücken. Eine besondere Polizeidirektion für die nachmalig zur Stadt Saarbrücken vereinigten Gemeinden Saarbrücken, Sankt Johann und Malstatt-Burbach ist mit dem 1. Oktober 1902 eingerichtet worden ³). Auch hier wurde das Amt den Landräten des Kreises Saarbrücken übertragen, bis 1903 dem Landrat von Fidler, bis 1909 Bötticher und 1909 dem Landrat von Miquel. Essen. Die Polizeidirektion in Essen ist 1909 für das Gebiet der Sicherheitspolizei im weitesten Umfange eingerichtet¹ ) und der bisherige Landrat zu Mülheim a. d. Ruhr von Bemberg-Flamers1) Koblenzer Amtsblatt 1852, S. 13. 2) Seit dem 10. November 1918 ist die Ortspolizei mit der Stadtverwaltung verbunden. 3) Trierer Amtsblatt 1902, S. 334. 4) Regulativ vom 15. Mai 1909 im Amtsblatt S. 229.

332

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

heim zum Polizeidirektor (Polizeipräsidenten) ernannt worden. Die Polizeidirektion umfasst die Stadtkreise Essen und Oberhausen, die zum Landkreise Essen gehörige Stadtgemeinde Steele sowie die Landbürgermeistereien Borbeck, Altenessen, Stoppenberg, Rotthausen und Kray-Leithe. In einigen Städten wurde die Polizei nur zeitweilig durch staatliche Polizeibeamte verwaltet. Für Wesel ist im Jahre 1816 der bisherige Polizeidirektor Zöpfel in Schleusingen zum Polizeidirektor ernannt worden. Er ist bis 1820 im Amte gewesen¹ ). In Wetzlar hat von der Verwaltungseinrichtung her der Polizeidirektor von Bostel die Geschäfte geführt. Er wurde durch Kabinettsorder vom 26. Dezember 1826 in Ruhestand versetzt und im Anschluss daran die Polizeidirektion in Wetzlar vom 1. April 1827 an durch das Ministerium des Innern aufgelöst und die Geschäfte folgendermassen verteilt. Die Verwaltung der städtischen Polizeisachen wurde unter Aufsicht des Landrats dem Bürgermeister übertragen, die Polizeigerichtsbarkeit dem Landrat und auf das Stadtgericht zu Wetzlar gingen die Erkenntnisse über Polizeivergehen über, mit denen ein Verbrechen oder eine in privatrechtliche Verhältnisse eingreifende Rechtsverletzung verbunden war, und überdies die Gerichtsbarkeit in allen Fällen, in denen auf eine fünf Taler Geldbusse oder entsprechende Gefängnishaft übersteigende Strafe zu erkennen war ). In Trier wurde aus besonderem Anlass 3) im Jahre 1834 die obere Leitung der Polizei der Stadt und des Stadtkreises von der landrätlichen Verwaltung getrennt und einem eigenen Beamten in der Person des Bürgermeisters Schommer zu Bernkastel übertragen, der 1835 zum Königlichen Polizeiinspektor ernannt wurde. Dies Verhältnis hat bis 1840 bestanden. In diesem Jahre erscheint die Polizeiverwaltung wieder mit der Stadt verbunden und die obere Leitung der Polizei wurde dem neu ernannten Landrate und Oberbürgermeister übertragen ) . In Düsseldorf wurde die Ortspolizei anfänglich durch die Stadtbehörde verwaltet. Dann aber wurde infolge einer Kabinettsorder vom 8. Januar 1824 und durch Ministerialerlass vom 15. März 1824 ein Königlicher Polizeiinspektor angestellt.

Zur Regelung von Reibereien zwischen ihm

1) Das Staatshandbuch von 1821 führt ihn nicht mehr auf. 2) Koblenzer Amtsblatt 1827, S. 42. 3) Vgl. unten die Ausführung über den Plan einer besonderen Sicherheitsbehörde. 4) Bärsch, Beschreibung des Regierungsbezirks Trier, S. 274.

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

333

und dem Oberbürgermeisteramte wurde ersterem unterm 6. April 1837 eine Dienstanweisung erteilt und bestimmt, dass die Verwaltung der Staatspolizei dem Polizeiinspektor allein, die der Ortspolizei ihm zwar selbständig und unter eigener Verantwortung, jedoch unter Aufsicht des Oberbürgermeisters zustehen solle. Das hob die Reibungen nicht auf. Sie vermehrten sich, zumal in den unruhigen Monaten des Jahres 1848. Die Stadt wurde in Belagerungszustand erklärt und durch Verfügung vom 25. November 1848 von Falderen an die Spitze der Polizeiverwaltung berufen und im Dezember 1850 Auch ihm war von der Regierung zum Polizeidirektor ernannt. die Verwaltung der ausübenden Polizei selbständig überwiesen und nur für den Erlass neuer Ortspolizeiverordnungen die Zustimmung des Oberbürgermeisters aufrecht erhalten ¹ ). Im März 1855 wurde der im Juli 1856 zum Polizeidirektor ernannte Regierungsassessor Raffel sein Nachfolger.

Mit dem 1. Januar 1860 erfolgte dann die

Auflösung der Polizeidirektion in Düsseldorf und gleichzeitig auch Die Polizeidie der Königlichen Polizeiinspektion in Krefeld . verwaltung ging an die Bürgermeister der beiden Städte über '). Für Trier , Elberfeld und Barmen bot dann die Ausführung des § 2 des

Gesetzes

über die Polizeiverwaltung

vom

11. März 1850 dem Oberpräsidenten die Veranlassung , beim Minister die Anstellung von Polizeidirektoren und gleichzeitig auch für eine grössere Anzahl anderer rheinischer Städte zu beantragen . Die Einrichtung kam aber nur in den genannten Städten und nur zeitweilig zur Ausführung.

In Trier wurde eine Königliche Polizei-

inspektion, dann Polizeidirektion eingerichtet und der bisherige Polizeiinspektor Zillgen zum Polizeidirektor ernannt. Mit dem 1. März 1863 ist die Polizeidirektion wieder aufgelöst worden .

Die

Geschäfte gingen auf die Bürgermeister der Stadt und der Vororte Trier nach Massgabe der von ibnen verwalteten Bezirke über³). In Elberfeld wurde im Mai 1854 der bisherige Polizeirat und kommissarische Polizeidirektor Hirsch zum Polizeidirektor ernannt. Ihm war gleichzeitig auch die Verwaltung der Polizeigeschäfte in Barmen übertragen.

Schon im April bezw. im Juni 1863 wurde

er von dieser Tätigkeit entbunden und die Verwaltung der Polizei den Bürgermeistern von Barmen und von Elberfeld zurückgegeben¹ ). 1) St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 122. 2) Düsseldorfer Amtsblatt 1850, 1855 , 1859. 3) Trierer Amtsblatt 1863, S. 56. 4) Düsseldorfer Amtsblatt 1854 und 1863.

334

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen Endlich waren für die Zwecke der Landespolizei und gemäss

dem Königlichen Erlass vom 18. Januar 1899¹ ) dem Regierungspräsidenten in Düsseldorf besondere Königliche Bezirkskommissare Sie hatten ihren Sitz in den Jahren 1896 bis 1909 beigegeben. zu Düsseldorf für der zwar in Düsseldorf, Elberfeld und Essen und den Bezirk der Kreise Düsseldorf-Stadt und Rubrort und später Kempen,

Land, Duisburg-Stadt,

Krefeld-Stadt und -Land und Mörs ;

der Bezirkspolizeikommissar in Elberfeld für die Kreise Mettmann, Solingen-Stadt und Land, Lennep, Elberfeld, Barmen und Remscheid-Stadt ; der in Essen für die Kreise Essen-Stadt und -Land, Mülheim a. d. Ruhr-Stadt und -Land und später hausen-Stadt.

auch für Ober-

Plan einer besonderen SicherheitspolizeibeAus der Julirevolution des Jahres 1830 und dem Einfluss,

Der hörde.

den die damaligen politischen Verhältnisse auf einzelne Persönlichkeiten im Rheinland auszuüben schienen, schöpften militärische Kreise und hohe Beamte in Berlin den Argwohn, dass durch französische Wähler unter den Einwohnern der Rheinprovinz insgeheim eine revolutionäre Gesinnung verbreitet werde. Da am Rhein selbst davon nichts bemerkbar war, waren die Landespolizeibehörden, die Regierungen, auch nicht in der Lage, darüber zu berichten. Das brachte sie in den Verdacht, als seien die berufenen Polizeiorgane nicht scharfsichtig und achtsam genug, die Gefahren zu erkennen. Auch der damalige Minister des Innern, Freiherr von Brenn, teilte jenen Argwohn und fand in dem Landrat Schnabel zu Mülheim a. Rh. Ende des ein geeignetes Werkzeug zu geheimer Polizeitätigkeit. Jahres 1830 übertrug er Schnabel auftragweise die Geschäfte des Schon von dieser Stellung aus hat Polizeidirektors in Aachen . Schnabel beunruhigende Berichte nach Berlin erstattet. Ende 1832 wurde er als Zivilkommissar zur Verwaltung der Sicherheitspolizei den Beobachtungstruppen an der Maas unter dem General von Muffling beigegeben, den er sowohl von dem Vorhandensein geheimer Fäden zwischen Frankreich und dem Rheinland als auch von der ungenügenden Wachsamkeit der rheinischen Regierungsbehörden zu überzeugen verstand ) . Müffling vertrat diese Auffassung in Berlin und auch dem Oberpräsidenten gegenüber.

Die Einrichtung einer

1) Ges.-S. S. 23. 2) Hansen, Gustav von Mevissen Bd. 1 , S. 219

335

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

Sicherheitspolizei sei notwendig. Die Zivilbehörden verträten einen Der Landrat Schnabel verstehe eine beschränkten Standpunkt. solche Polizeiaufsicht mit Geschicklichkeit zu führen ¹) . Der Minister von Brenn ist darauf eingegangen .

Nicht der

Oberpräsident und die Regierungen und ihre den guten Siun der rheinischen Bevölkerung betonenden Berichte gewannen sein Vertrauen, sondern der als Spion ) in der ganzen Provinz bekannte Landrat Schnabel, der Hunderte von Geheimberichten erstattete über angeblich ermittelte verdächtige Beziehungen der Rheinländer zu Paris und Brüssel . Im April 1833 ging dann der Minister dazu über, beim Könige die Anstellung eines besonderen Beamten für die Wahrnehmung der Sicherheitspolizei in der Rheinprovinz zu beantragen und als solchen den Landrat Schnabel vorzuschlagen.

Der

König hat in einer Kabinettsorder vom 29. April 1833 die Anstellung eines besonderen Beamten und die Wahl Schnabels genehmigt, machte jedoch die Ausführung von einer Anzeige des Ministers über das Verhältnis, in welchem der Beamte zu den Provinzialbehörden stehen solle, und darüber abhängig, ob bereits eine Rücksprache mit dem Oberpräsidenten stattgefunden habe und dessen Einverständnis herbeigeführt sei. Der Minister war dadurch genötigt,

sich nachträglich mit dem Oberpräsidenten von Pestel in

Beziehung zu setzen . Er tat das in einer Verfügung vom 8. Mai 1833 . Die Verhältnisse der Provinz Rheinland und Westfalen, so führte er darin aus,

erforderten in Beziehung auf die allgemeine Sicher-

beitspolizei eine umsichtige und tätige Polizeiverwaltung, die nicht blos die inneren Verhältnisse, sondern namentlich die Rücksichten Dazu reichten aber auf das benachbarte Ausland ins Auge fasse. die verfassungsmässigen Behörden in der jetzigen tiefbewegten Zeit nicht aus . Denn die Regierungen wüssten die Forderungen, welche die jetzt allgemein verbreitete Aufregung in Anspruch nehme, nicht gehörig zu würdigen und täuschten sich selbst in der Hoffnung, dass im preussischen Staate von jener allgemeinen Aufregung kein Nachteil zu besorgen sei. Die Partei der Bewegung im Auslande babe auf die Rheinprovinz ihr vorzügliches Augenmerk gerichtet. Da die Partei bemüht sei, in der Provinz Verbindungen auzuknüpfen , so sei es nötig,

ihre Bewegungen im Auslande sowie ihre Ver-

bindungen mit dem Inlande fortwährend im Auge zu behalten.

1 ) St.-A. Koblenz , Abt. 403 , 93. 2) Hansen, a. a. O. S. 220.

Es

336

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

bedürfe bierzu keiner Geheimen Polizei, die ohnehin der preussischen Staatsverwaltung fremd sei, wohl aber einer zweckmässigen Einrichtung der Polizeibehörden.

Für die Rheinprovinz bedürfe es

dem Auslande gegenüber eines tätigen und umsichtigen Beamten, dem es obliegen würde, sicherheitspolizeilicher

alle Verhältnisse und Tatsachen,

die in

Hinsicht Aufmerksamkeit verdienten, sorg-

fältig zu ermitteln und ihn, den Minister, und die Provinzialbehörden fortwährend in Kenntnis zu setzen, Massregeln zu beantragen und Aufträge auszuführen.

Ausserdem bedürfe es einer zweckmässigen

Einrichtung der Polizei im Inlande, und Trier.

namentlich in Köln ,

Aachen

Der König habe daher bereits genehmigt, dass für die

Rheinprovinz und Westfalen zum Zwecke einer aufmerksamen Polizei in der Person des Landrates Schnabel ein besonderer Beamter angestellt werde ,

der mit ihm, dem Minister,

bindung bleibe und ihn,

ohne

in unmittelbarer Ver-

dadurch die Provinzial- und Orts-

behörden in ihrer vorschriftsmässigen Wirksamkeit

zu beeinträch-

tigen, ununterbrochen von seinen Ermittelungen erheblicher Gegenstände der Polizeiaufsicht unverzüglich in Beziehung auf das Ausland in Kenntnis erhalte. Man muss anerkennen, dass sich der Oberpräsident von Pestel in einer schwierigen Lage befand .

Er hat sich deshalb auch nicht

grundsätzlich gegen die Einrichtung ausgesprochen. Er erkannte den Plan vielmehr an als einen neuen Beweis der Fürsorge des Ministers für die schwierigste Aufgabe der Zeit und Verhältnisse und zweifelte nicht, dass die leitende Idee in der rechten Form und diese in den rechten Händen einem wesentlichen Bedürfnisse entsprechen werde " .

Wohl aber wandte

er sich

eingehend und

scharf gegen die Verwendung des Landrates Schnabel, in dem die ganze Provinz den geheimen Polizeibeamten sehe. Der Minister hat darauf die Bedenken des Oberpräsidenten beschwichtigt. habe bereits von Mülheim aus

Schnabel

ähnliche Aufträge ausgeführt.

Er

solle jetzt lediglich nach Aachen übersiedeln, um dort die Polizeigeschäfte, mit denen er bisher schon beauftragt gewesen, weiterhin zu leiten. Es bestehe nicht die Absicht, ihn an die Spitze der gesamten Sicherheitspolizei zu stellen. Die Bedenken Pestels schienen vermindert.

Er konnte aber bald darauf den Minister auf die Ver-

handlungen in der 12. Sitzung des vierten rheinischen Landtags hinweisen, wo über den Missbrauch der Polizei verhandelt und eine Zuschrift an den König beraten war, durch welche die Einrichtung einer Geheimen Polizei in der Rheinprovinz verbeten wurde.

Pestel

337

.

Anstalten

stehende

Aufsicht

ihrer

unter

und

20

hatte inzwischen den Auftrag vom Minister erhalten, eine DienstEin-

vorschrift für Schnabel zu entwerfen.

ten,

Ministers hat er im März 1834 einen Entwurf eingereicht. Inzwischen wirkte Schnabel weiter im Sinne des Ministers. Obwohl er Ende

=

org den und

gen ben die

Nach einer Erinnerung des

des Jahres 1832 seiner Tätigkeit in Aachen für den Zweck

des

oben erwähnten anderen Auftrags vorläufig enthoben worden war, durfte er sich , nachdem das Beobachtungskorps Ende Februar 1833 aufgelöst war, doch auch weiterhin nicht ohne Fug als Leiter des Polizeiwesens in Aachen aufführen und wurde Behörden als solcher angesehen . in Aachen ,

der

die Geschäfte

von den dortigen

Denn der Polizeiinspektor Guisez unter Aufsicht der

Regierung zu

lizei

führen hatte, erklärte, dass ihm Schnabel einen der Regierung nicht

Ver-

wirkung in den wichtigeren Polizeiangelegenheiten in Aachen auch

bekannten Ministerialerlass gezeigt habe, durch den ihm eine Ein-

rts

ferner übertragen worden war.

jeb-

in Aachen machte auf das Unpassende eines solchen, allen Regeln

zenAus-

widersprechenden Zustandes aufmerksam und bat den Minister um

stel

Teht

Abhilfe.

Der Regierungspräsident von Arnim

Auch der Oberpräsident

von Bodelschwingh, der

schon

vorher darauf hingewiesen hatte, dass die Tätigkeit Schnabels den Regierungen widerwärtig sei , wurde vorstellig. Es dürfte die höchste Zeit sein, das regelwidrige Verhältnis aufzulösen und den Landrat Schnabel entweder zum Polizeidirektor in Aachen zu er-

nte

des

nennen oder ihn von jeder Einwirkung auf die dortige Polizei zu entbinden. Inzwischen hatte der Freiherr von Brenn in von Rochow einen Nachfolger erhalten, der mit den Massnahmen seines Vorgängers

and

nicht einverstanden war und den ganzen Plan für bedenklich und unausführbar erklärte . Unterm 20. Mai 1835 teilte er das dem

die Oberpräsidenten mit . Das Ergebnis weiterer Bemühungen, die Orts-

bat

bel

polizeibehörden zu verstärken , war dann lediglich die Vermehrung der Beamten in Köln, Aachen, Düsseldorf und Koblenz und die

Er

ei his

bereits vorher erfolgte Anstellung eines Königlichen Polizeiinspektors zu Trier ¹).

der

Das

Schleichhandel - Polizei - Institut".

Auf Antrag

en

des Finanzministers war vom Könige das „Regulativ betreffend die

er

Passpflichtigkeit der in- und ausländischen Grenzbewohner und die

ne

1) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 77, 343 FI Nr . 1 ; St.-A. Koblenz, Abt. 403, 118 und 93 ; Akten des Oberpräsidiums II 2D Nr. 37. 22 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

338

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

polizeiliche Aufsicht über dieselben " vom 12. Januar 1839 erlassen worden. Um die durch die Ausführung dieser Anweisung den Ortspolizeibehörden erwachsenden Obliegenheiten zu übernehmen und die Ausrottung des Schleichhandels zu erzielen, genehmigte der König, dass auf den am meisten bedrohten Strecken der Landesgrenze besondere Landpolizeikommissariate errichtet würden mit der ausschliesslichen Bestimmung, die Vorschriften des Regulativs zur strengsten Anwendung zu bringen. Demgemäss wurden durch Verfügung des Ministers des Innern vom 18. Juni 1839 zunächst drei Landespolizeikommissariate errichtet und zwar im Kreise Kleve zu Goch, im Kreise Kempen zu Breyell und im Kreise Geldern zu Straden, je aus einem Polizeikommissar und einigen Sergeanten bestehend. Nach einem Erlass der beteiligten Minister sind diese Kommissariate vermehrt und auf weitere Kreise ausgedehnt worden. Im Oktober 1846 bestanden in den Regierungsbezirken Aachen und Düsseldorf

6 Landkommissariate zu Wassenberg, Geilenkirchen , Kleve, Sonsbeck, Geldern und Breyell. Unter jedem Kommissar standen 4 bis 8 Sergeanten . Zur Vereinheitlichung der Tätigkeit und zur Aufsicht war ihnen ein Polizeiinspektor übergeordnet worden , der seinen Sitz zunächst in Kaldenkirchen erhielt. Der nächste Vorgesetzte war nach der dem Polizeiinspektor

erteilten Dienst-

anweisung der Landrat. Die erlassenen Bestimmungen und die Tätigkeit der Landpolizeibeamten haben in der ersten Zeit dem Schleichhandel mit Erfolg entgegengewirkt,

im weiteren Verlaufe

sich aber nur von

geringem Nutzen erwiesen, weil die Schleichhändler nach und nach Mittel und Wege fanden, die Bestimmungen zu umgehen und den Erfolg zu vereiteln . Beim Fehlen des vollen Erfolges aber liessen sich die drückenden und gehässigen Beschränkungen der persönlichen Freiheit, die mit den

erlassenen Bestimmungen verbunden

waren, nicht einmal mehr vom Standpunkte der Nützlichkeit aus rechtfertigen.

Die Beschränkungen schienen vollends unvereinbar

zu sein mit der neuen Verfassung des Staates, wie solche die Gesetzgebung des Jahres 1848 zu bilden schien. Schon 1847 hatte der Provinzialsteuerdirektor Helmentag die Aufhebung der Landpolizeikommissariate vorgeschlagen und die Grenzüberwachung den Grenzaufsehern und Oberkontrolleuren übertragen wissen wollen . Als nun wiederholt dringende Beschwerden gegen landespolizeiliche Massregeln ergingen, hat der Oberpräsident im Einverständnisse mit dem Provinzialsteuerdirektor im April

1848

die Regierungen zu

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten .

339

Aachen und Düsseldorf angewiesen, die Handhabung

der Bestim-

mungen des Jahres 1839 vorläufig aufzuheben und die Landespolizeibeamten dem Provinzialsteuerdirektor zur Verstärkung seiner Grenzaufsichtsbeamten zu überweisen. Die Minister haben sich nachträglich mit dem Vorgehen des Oberpräsidenten einverstanden erklärt. Dadurch war das „Schleichhandelpolizeiinstitut" aufgehoben ¹) .

B. Bauämter und Baubeamte. Die bei den Regierungen angestellten Regierungs- und Bauräte führen die unmittelbare Aufsicht über das gesamte Bauwesen und über die Staatsbaubeamten, welche als Organe der Regierungen in Bauangelegenheiten dienen . Jeder Regierungsbezirk ist in mehrere, von der Kreiseinteilung ganz unabhängige Baukreise eingeteilt. Jedem Baukreise steht ein Bauinspektor vor. Die Zahl der Baukreise war früher erheblich geringer. Mit der Steigerung der staatlichen Bautätigkeit sind die Kreise verkleinert und vermehrt worden. Aus demselben Grunde wurden frather die Land-, Wasser- und Wegebaugeschäfte nicht selten von demselben Bauinspektor verwaltet. Nur in solchen Bezirken, wo die Chausseebauten oder die Wasserbauten , wie am Rheinstrom, umfangreich waren, waren von Anfang an hierfür besondere Wasserbaubeamte und Wegebaubeamte bestellt. hunderts war die Sonderung

Um die Mitte des Jahr-

schon vollständig

durchgeführt. Im Jahre 1846 gab es in den Regierungsbezirken Aachen, Düsseldorf,

Koblenz, Köln und Trier 1 , 4, 2, 2 und 2 Landbauinspektoren, 1 , 4, 2, 1 und 2 Wasserbau- und 1 , 11 , 1 , 5 und 6 Wegebaubeamte. Die Einrichtung besonderer Wegebauinspektoren ist seit

1852 in

Wegfall gekommen ²) . Zu dieser Zeit gab es in der Provinz 47 Kreisbaubeamte. Seit dem Jahre 1910 führen die Baukreise oder Kreisbauinspektionen die Wasserbauämter).

Bezeichnung

Bauämter

(Hochbauämter bzw.

Es bestehen zur Zeit folgende Bauämter : Im Regierungsbezirk Koblenz die Hochbauämter zu Andernach für

die

Kreise

Mayen,

Andenau

und

Ahrweiler,

zu

Koblenz für die Kreise Koblenz, Kochem, Sankt Goar und Zell, zu Kreuznach für die Kreise Kreuznach, Simmern und Meisenheim und zu Wetzlar für die Kreise Wetzlar, Neuwied und Alten-

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403, 145. 2) Rönne, Das Staatsrecht der Preussischen Monarchie, 5. Aufl., Bd. 2 S. 594.

340

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

kirchen; die Wasserbauämter za Koblenz I zum Geschäftskreise der Rheinstrombauverwaltung gehörig '), zu Koblenz II für die Mosel ; das Polizeibauamt zu Koblenz für die Baupolizeigeschäfte der Stadt Koblenz. Im Regierungsbezirk Düsseldorf für den

Düsseldorf die

gleichnamigen Stadt-

Hochbauämter zu und Landkreis,

zu

Duisburg für die Kreise Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr, Mettmann und Oberhausen, zu Elberfeld für die Kreise Elberfeld, Lennep, Solingen (Stadt und Land)

Barmen,

und Remscheidt (Stadt),

Essen für den Kreis Essen (Stadt und Land),

zu

zu Geldern für

die Kreise Kleve und Geldern, zu Krefeld für die Kreise Krefeld (Stadt und Land), für die Kreise

Kempen und Mörs, zu München - Gladbach

München-Gladbach (Stadt und Land),

Neuss

and

Grevenbroich, zu Wesel für die Kreise Dinslaken und Rees ;

die

Wasserbauämter zu Düsseldorf I und II , ersteres zur Rheinstrombauverwaltung gehörig, letzteres für die übrigen ingenieurbautechnischen Arbeiten des Regierungsbezirkes. Ausserdem gehört zur Verwaltung des Regierungspräsidenten in Düsseldorf die Königliche Ruhrschiffahrtsverwaltung und Verwaltung der DuisburgRuhrorter Häfen mit dem Sitze in Duisburg - Ruhrort. Von Anfang an war der Wasserbau an der Lippe und Ruhr dem westfälischen Oberpräsidenten Freiherrn von Vincke als Leiter der Ruhrschiffahrtsdirektion und der Lippeschiffahrtsdirektion

übertragen gewesen.

Nach Vinckes Tode 1845 ging die Verwaltung der Ruhrschiffahrt von Witten bis zur Rubrmündung in Düsseldorf über ¹).

auf den Regierungspräsidenten

Im Regierungsbezirk Köln die Hochbauämter zu

Bonn für die Kreise Bonn (Land) , Euskirchen, Rheinbach und für die Universität in Bonn, zu Köln für den Stadtbezirk Köln und die Kreise Köln- Land, Bergheim und Mülheim a. Rh. , zu Siegburg für die Kreise Sieg, Waldbroel , Gummersbach und Wipperfürth. Im Regierungsbezirk Trier die Hochbauämter zu Saar brücken für die Kreisc Saarbrücken (Stadt und Land) , Saarlouis, Ottweiler und Sankt Wendel mit Ausnahme der baupolizeilichen Angelegenheiten der Stadt Saarbrücken, zu Trier I für die Kreise Merzig, Saarburg, Trier (Stadt) und für den Kreis Trier-Land rechts

1) S. oben S. 306. 2) Der Wasserbau an der Lippe bis zur Mündung in den Rhein gehört zum Verwaltungsbereich des Regierungspräsidenten in Münster.

341

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

der Mosel einschliesslich der Bürgermeisterei der Vororte Trier links der Mosel, zu Trier II für die Kreise Bernkastel und Wittlich und die übrigen Teile des Landkreises Trier und der Bürgermeisterei der Vororte Trier, zu Trier III für die Kreise Bitburg, Prüm und Daun ; die Wasserbauämter zu Saarbrücken für die Saar und zu Trier für die Mosel von Perl bis Traben und die Sauer von Wallendorf bis Wasserbillig. Im Regierungsbezirk Aachen die Hochbauämter zu Aachen I für die Kreise Aachen (Land), Jülich und Erkelenz , zu Aachen II für die Kreise Aachen (Stadt), Geilenkirchen und Heinsberg, za Düren für die Kreise Düren und Schleiden, zu Montjoie für die Kreise Montjoie, Malmedy und Eupen. Ausserdem sind für grössere Neubauten für die Hafenverwaltung in Duisburg-Rubrort und für Ausgrabungen zu wissenschaftlichen Zwecken (Trier) besondere Baubeamte bestellt. Im Jahre 1912 sind auch die Meliorationsbauämter den Regierungspräsidenten

unterstellt

worden.

Die

Bearbeitung

der

Meliorationsangelegenheiten gehörte, soweit die Vorarbeiten und die Förderungen solcher Unternehmungen ein weitergehendes, über einen einzelnen Bezirk hinaus reichendes Interesse in Anspruch nehmen bereits nach der Dienstanweisung vom 31. Dezember

1825 zum ,

Geschäftsbereiche des Oberpräsidenten. Ihm waren die technischen Beamten für die Bearbeitung der Meliorationsangelegenheiten unterstellt, zuletzt die beiden Meliorationsbauämter zu Düsseldorf die damit beauftragten Beamten zu Aachen . Die

Verfügung

30. März 1912 hat

des

Koblenz,

Ministeriums

für

Bonn,

und

Trier und

Landwirtschaft

die Meliorationsbaubeamten (Vorstände

vom der

Meliorationsbauämter) als Ortsbaubeamte den Regierungspräsidenten dienstlich unterstellt" 1 ) . Die heutigen Meliorationsbauämter bestehen zu Koblenz, Köln, Aachen und Trier für die gleichnamigen Regierungsbezirke ; zu Düsseldorf bestehen die Meliorationsbauämter I und II; der Vorstand des ersteren ist zugleich Oberdeichinspektor für die Bezirke Düsseldorf und Köln und der Vorstand des letzteren zugleich Oberfischmeister für

die Bezirke

Düsseldorf,

Köln

und

Aachen. Für den Regierungsberzirk Trier ist ein besonderer Oberfischmeister in Trier, für den Koblenzer Bezirk ein solcher nebenamtlich in Koblenz bestellt. 1 ) Ministerialblatt der Verwaltung für Landwirtschaft usw. 1912 S. 139.

342

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

Im C. Fabrikeninspektion. Gewerbeinspektoren. Sinne der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 sind in der Rheinprovinz Fabrikeninspektoren bestellt worden. Sie hatten die Befolgung der über die Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter erlassenen Bestimmungen zu überwachen, die Aufsicht über Bestand und Betrieb der nach § 16 der Gewerbeordnung der vorgängigen Genehmigung bedürfenden gewerblichen Anlagen bei

der

Ausführung

auszuüben

und

und

Handhabung der Einrichtungen zur Sicherung der Arbeiter wider Gefahren für Leben und Gesundheit mitzuwirken . Der unmittelbare Vorgesetzte war der Oberpräsident ' ) . Seit 1877 werden die Fabrikeninspektoren als Beamte im Hauptamt im Staatshandbuch aufgeführt , je einer für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Aachen und einer für die übrigen drei Regierungsbezirke. Im Jahre 1880 sind die Regierungsbezirke Köln und Koblenz und die Regierungsbezirke Aachen und Trier unter einem Gewerberat als Fabrikinspektor zu Köln und zu Aachen vereinigt. Für Düsseldorf sind nicht nur ein Gewerberat, sondern unter ihm noch ein besonderer Fabrikeninspektor als Aufsichtsbeamte bestellt. Seitdem werden die Gewerberäte im Anschluss an das Kollegium der Regierungen unter den technischen Hilfsarbeitern aufgeführt. Der Allerhöchste Erlass vom 27. April 1891 *) versetzte die Gewerberäte als „ Regierungs- und Gewerberäte" in das Kollegium der Regierungen und ordnete die Einrichtung einer Gewerbeinspektion nach bestimmten Inspektionsbezirken an. Für die einzelnen Inspektionskreise, in welche die Regierungsbezirke geteilt wurden, sind zur Unterstützung der technischen Räte in der Wahrnehmung der Gewerbeinspektion nunmehr gewerbetechnische

Beamte

unter

dem Titel „Gewerbeinspektoren" angestellt worden. Die Stellen von Regierungs- und Gewerberäten wurden zunächst nur in Düsseldorf und Köln besetzt und die Geschäfte in Koblenz durch den zu Köln mit wahrgenommen. Für Aachen wurde 1) Dienstanweisung für die Fabrikeninspektoren vom 10/12. April 1877 im Koblenzer Amtsblatt 1877, S. 103. - Übrigens hat bereits der § 11 des Gesetzes betreffend einige Abänderungen des Regulativs vom 9. März 1839 über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken vom 16. Mai 1 ×53 (Ges.-S. S. 225 ) bestimmt, dass die Ausführung dieser Bestimmungen im Falle des Bedürfnisses durch Fabrikinspektoren als Organe der Staatsbehörden beaufsichtigt werden solle. Ob und in welchem Umfange damals bereits Fabrikeninspektoren in der Rheinprovinz bestellt worden sind, habe ich nicht feststellen können. 2) Ges -S. S. 165.

343

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

zunächst ein Gewerbeinspektor mit den Geschäften für die Bezirke Aachen und Trier beauftragt.

Bereits 1894 waren die Stellen bei

dien 5 Regierungen besetzt. Die Gewerbeinspektionsbezirke wurden zuerst im Düsseldorfer Bezirke zu Barmen, Düsseldorf, Duisburg und Krefeld eingerichtet, im Jahre 1894 war die Einrichtung auch Die heutigen in den übrigen Regierungsbezirken durchgeführt. Sitze der Gewerbeinspektoren sind im Regierungsbezirke Koblenz zu

Koblenz

Barmen,

und Neuwied,

Düsseldorf-Stadt,

im

Regierungsbezirke

Düsseldorf-Land,

Düsseldorf

Duisburg,

zu

Elberfeld ,

Essen, Krefeld , Lennep, Mörs , Mülheim a. d. Ruhr, München-Gladbach , Neuss, Solingen , Vohwinkel und Wesel ; im Regierungsbezirke Köln zu Bonn, Gummersbach, Köln (Nord) , Köln ( Süd ), Köln ( Land) ; im Regierungsbezirk Trier zu Merzig, Saarbrücken (als Sitz zweier Inspektionen) und Trier (als Sitz zweier Inspektionen) ; im Regierungsbezirke Aachen zu Aachen I und II, Düren und Jülich.

D. Die Königlichen Gefängnisse und Strafanstalten . Diese Anstalten unterstehen zum Teil dem Minister des innern, zum Teil dem Justizminister. Die Gerichtsgefängnisse der Justizverwaltung dienen in der Regel zur Aufnahme von Untersuchungsgefangenen , zur Vollstreckung von Gefängnis- und Haftstrafen

kürzerer Dauer,

ausnahmsweise zur Aufnahme von Polizeigefangenen und in Schutzhaft genommenen Personen . Für sie ist die allgemeine Verfügung des Justizministers vom 21. Dezember 1898 betreffend den Erlass einer Gefängnisordnung ergangen ¹) . Dagegen unterstehen in der Rheinprovinz

die Strafanstalten

und die grösseren seit 1894 bzw. 1896 als Königliche Gefängnisse bezeichneten früheren Arrest- und Korrektionshäuser, Zucht und Zwangsanstalten,

Kantongefängnisse und Straf- und Gefangenenanstalten den Königlichen Regierungen . Eine grössere Zahl von ibnen ist von der französischen Zeit her übernommen worden, namentlich die grösseren vormaligen Arrest- und Korrektionshäuser zu Koblenz und Simmern ,

die Strafanstalten zu Düsseldorf und Kleve , die Arresthäuser zu Bonn und Köln , die Strafanstalt für

Verbrecher und das Arresthaus ftir Untersuchungsgefangene zu Trier, die Gefangenenanstalt zu Aachen ") und die vormalige Zucht- und

1) Justizministerialblatt S. 292. 2) In Aachen bestand 1816 im Annunziatenkloster das sogenannte Repressionshaus zur Verwahrung aufgegriffener Bettler und Vagabunden

344 IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen Zwangs- und jetzige Strafanstalt zu Werden.

Die

Arrest-

und

Korrektionshäuser waren mit Ausnahme der Zuchthaussträflinge zur Aufnahme aller Arten von Gefangenen (Polizei-, Untersuchungs-, Schuldhaftgefangene und Gefängnissträflinge) bestimmt. Eine einheitliche Regelung der Verwaltung dieser Anstalten fand durch den Erlass der Hausordnung vom 23. Oktober 1827 statt. Die Zahl der Strafanstalten und Gefängnisse ist später ver

mehrt worden. Bald nach Errichtung des Landgerichtes in Saarbrücken wurde in den Jahren 1840 bis 1843 das dortige Justizarresthaus und Kantongefängnis, jetzige Gefängnis erbaut. Im Jahre 1877 ist in Andernach in den Räumen der dortigen Kaserneu eine Hilfsstrafanstalt eingerichtet worden, deren Wiederauflösung aber schon im Jahre 1886 eingeleitet wurde.

Im Jahre 1879 wurde

die Hilfsstrafanstalt in Siegburg durch Pachtung und spätere Erwerbung der bis dahin als Irrenanstalt benutzten Gebäude auf dem Michaelsberg eingerichtet. Die Gefängnisgefangenen sind dann im November 1896 nach der neuerbauten Zellenanstalt SiegburgBrückberg versetzt und Michaelsberg zur Aufnahme von Zuchthausgefangenen bestimmt worden. Diese letztere Anstalt wurde Ende März 1914 aufgehoben und an ihre Stelle ist am 1. April 1914 die neuerbaute Strafanstalt in Rheinbach getreten. Am 1. Oktober 1892 ist das Gefängnis in Düsseldorf - Derendorf , am 1. April 1902 das Gefängnis zu Wittlich, am 1. April 1904 unter Auflösung des in der Akademiestrasse in Düsseldorf befindlichen Zellengefängnisses das Gefängnis zu Anrath ,

1906

das zu Lüttring-

hausen und am 1. August 1912 das Jugendgefängnis in Wittlich eröffnet worden .

E.

Das Gesundheitswesen. Zur Zeit der Fremdherrschaft

bestand neben den Ärzten, die auf den Arzneischulen studiert hatten, pach der französischen Verfassung eine besondere Klasse von Medizinalbeamten, die sogenannten Officiers de santé, die Gesundheitsbeamten. Sie standen zwischen den studierten und promovierten Ärzten und den Chirurgen.

Für sie bedurfte es keines Studiums in

den medizinischen Spezialschulen, sondern lediglich eines fünf- bis und für leichtere Polizeivergehen im Bezirke der Stadt und das sogenannte Detentions- und Zuchthaus für den Bezirk ; ausserdem im Bezirk die Verhaftungs- und Strafanstalt in Malmedy und das Gefangenenhaus in Jülich für die zu Zwangsarbeit verurteilten Verbrecher. St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 265.

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

345

sechsjährigen Dienstes in Spitälern oder bei Ärzten, um zur Prüfung Jedes Departement war

und Anstellung zugelassen zu werden ¹ ) .

in ärztliche Bezirke eingeteilt und für jeden Bezirk ein Arzt mit Gehalt angestellt oder doch seine Anstellung vorgesehen. Denn es fehlte fast überall an ausgebildeten Ärzten und die Durchführung der auf dem Papier stehenden Anordnungen war dadurch überall erschwert. Über die Verrichtungen der Ärzte zur Behandlung und Verhütung von Krankheiten waren genaue Anweisungen erlassen, unter denen die über die Schutzpockenimpfung einen breiten Raum einnahmen. Arme sollten von den Distriktsärzten unentgeltlich behandelt werden ). Zur Prüfung der Kandidaten der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe versammelte sich alle Jahre am Hauptorte des Departements die Jury de médicine, die auch die Aufsicht über die Apotheken ausübte.

Sie bestand aus einem Professor der Medizin,

in der Regel aus Strassburg, zwei Ärzten und zwei Pharmazeuten . Auch Hebammenschulen hatte die französische Verwaltung eingerichtet, das institut d'accouchement in Trier und die école d'accouchement in Köln . Während der Übergangsverwaltung unter den Generalgouverneuren verblieb es, soweit es überhaupt durchführbar war, bei der Bestellung von Kreisphysikern und Distriktsärzten. Aber die Durchführung war ungemein erschwert. Bereisungen , die der Generalgouverneur Sack durch die Ärzte Dr. Merrem und Dr. Bölling ausführen liess, brachten die ganz unhaltbaren Zustände des Medizinalden Mangel einer oberen Medizinalbehörde, die Unzulänglichkeit der Gesundheitsbeamten französischer Zeit, Mangel an Wundärzten und Hebammen, in einigen Gegenden eine Vielzahl Der von Apotheken und überall eine Überzahl von Pfuschern ³). wesens zu Tage,

Generalgouverneur Prinz zu Solms ordnete für das Generalgouvernement Berg die Einsetzung von Kantonsphysikern zur besseren Handhabung der Sanitätspolizei an und erliess eine Dienstanweisung für sie "). Und der Generalgouverneur Gruner verband mit dem 1) St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 100. 2) Handbuch des Rhein-Mosel-Departements 1808, S. 331 ff. 3) Vollheim, Die provisorische Verwaltung am Nieder- und Mittelrhein, S. 182 ff. 4) Bekanntmachung vom 16. April 1814 im St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 701. Beim Antritt ihrer Stelle mussten die Kantonphysiker eine Darstellung der mit dem Gesundheitswesen zusammenhängenden Ortsverhältnisse einsenden. Eine solche medizinische Topographie für den Kanton Trier findet sich im St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 700.

346

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

Hospital in Koblenz eine Hebammenschule unter Leitung des Professors Wegeler. Die Prüfungskommissionen der französischen Zeit wurden beibehalten und zu ihrer Leitnng für das Roerdepartement Dr. Bölling, für das Rhein-Mosel-Departement der Professor Wegeler und für das Maas-Ourte- Departement Dr. Merrem berufen . Von ihnen wurden die ungeprüften Medizinalpersonen geprüft, soweit sie nicht auf deutschen Universitäten studiert hatten und promoviert waren oder sich anderweit über ihre Vorbildung ausweisen konnten. Auch das Apothekenwesen hat der Generalgouverneur Sack durch strenge Prüfung und nötigenfalls Schliessung der in einigen Gegenden in Überzahl bestehenden Apotheken zu regeln begonnen¹ ) . Bei der Einrichtung der preussischen Regierungen und der Kreisbehörden wurde auch die Bestellung der Kreismedizinalbehörden befohlen. waren,

Da die Stellen aber in der Zwischenzeit vielfach erledigt

konnte die Besetzung nur nach und nach erfolgen.

Eine

vorläufige Dienstanweisung für die Kreisphysiker und Kreischirurgen wurde für die Provinz Jülich-Kleve- Berg im Jahre 1819 erlassen ²) . Im übrigen führte nach der preussischen Anordnung bei Einrichtung der Regierungen der Regierungspräsident innerhalb des Regierungsbezirkes die Gesundheitsverwaltung mit Unterstützung des ibm beigegebenen Regierungs- und Medizinalrates. Die nächste Instanz war der Landrat und in Stadtkreisen die Polizeibehörde. Dem Landrat wurde anfangs nur ein Kreispbysikus, dann ein Kreischirurgus oder Kreiswundarzt und schliesslich noch ein Kreistierarzt beigeordnet. Nach der Geschäftsanweisung der Regierungen vom 31. Dezember 1825 wurden die Medizinalbeamten durch die Re-

1) Vollheim, a. a. O. S. 187. 2) Amtsblatt Köln Nr. 46. St.-A. Koblenz , Abt. 401 , Nr. 103 Bl. 156. Im übrigen scheint aber eine Dienstanweisung für die Provinz Niederrhein und nachher für die Rheinprovinz nicht erlassen zu sein. Im Jahre 1830 fragte die Fürstliche Regierung in Braunfels beim Oberpräsidenten an, ob eine solche erlassen. Das Medizinalkollegium berichtete aus diesem Anlass, dass eine Dienstanweisung für die Kreisphysiker und Kreischirurgen nicht vorgeschrieben, obwohl sie von ihm und der Regierung vor mehreren Jabren ausgearbeitet und dem Ministerium eingesandt worden sei. St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 57. Als im Jahre 1818 die Regierung zu Trier beim Oberpräsidenten wegen einer Dienstanweisung für die Kreisphysiker vorstellig wurde, antwortete er, sie sei beim Ministerium in Vorbereitung, bis dahin solle die Regierung den im Handbuche des Rhein-Mosel-Departements vom Jahre 1808 bekannt gemachten Beschluss über die Medizinalpolizei ihren Verfügungen zu Grunde legen. St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 466

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

347

gierungen, nach der Kabinettsorder vom 7. Dezember 1828 durch das Ministerium der Geistlichen- , Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten ernannt . Die Medizinalbeamten waren den Regierungen unmittelbar unterstellt und mussten von den Landräten um ihre Mitwirkung ersucht werden. Auch die Einrichtung der Distriktsärzte lebte für einige Zeit wieder auf, als im Jahre 1822 die Gemeinden veranlasst wurden, sich mit den vorhandenen Ärzten über die ärztliche Behandlung und Impfung der Armen gegen eine bestimmte Abfindung zu einigen . Bei der Mehrung der Ärzte bildete sich die Einrichtung so weit aus, dass die Regierung in Trier sich veranlasst sah, unterm 6. Juni 1834 eine besondere Anweisung für die Distriktsärzte zu erlassen ¹). Durch das Gesetz vom 16. September 1899 wurden die Kreisphysikats

und Kreiswundarztstellen aufgehoben und als der staat-

liche Gesundheitsbeamte jedes Kreises der

Kreisarzt "

bestellt,

dem erforderlichenfalls kreisärztlich geprüfte Ärzte als Assistenten beigegeben werden können .

Der Kreisarzt ist zugleich Gerichtsarzt

seines Amtsbezirkes, falls nicht eine Übertragung dieser Geschäfte an einen besonderen „ Gerichtsarzt " stattgefunden. Für jede Gemeinde mit mehr als 5000 Einwohnern muss nach dem Gesetz eine Gesundheitskommission gebildet werden. In Gemeinden unter 5000 Einwohnern kann eine solche Kommission gebildet werden .

In Städten muss die Bildung erfolgen, wenn der

Regierungspräsident es anordnet. In Landgemeinden kann sie vom Landrat im Einverständnisse mit dem Kreisausschusse angeordnet werden. Als technische Ratgeber in Veterinärangelegenheiten ist der Regierung ein Departementstierarzt beigegeben, aber ohne Der Departementstierarzt pflegt Sitz und Stimme im Kollegium . zu verwalten. Bezirk zugleich einen kreistierärztlichen Seit 1908 sind in Düsseldorf und Koblenz Medizinaluntersuchungsämter eingerichtet.

Sie sind erwachsen infolge der

deutschen und preussischen Gesetzgebung zur Bekämpfung von Seuchen. Da die geplante Errichtung provinzialer Untersuchungsämter nicht erreichbar war,

wurden zunächst die Kreisärzte am

Sitze derjenigen Regierungen, in deren Bezirke sich kein hygienisches 1) Trierer Amtsblatt 1834, S. 222. Schon im Jahre 1818 war das Medizinalkollegium in Koblenz nach günstigen Erfahrungen im Regierungsbezirk Koblenz für eine allgemeine Einführung von Distriktsärzten eingetreten. St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 467.

348

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

Universitäts- oder anderes staatliches Institut befand, mit den notwendigsten Geräten zur bakteriologischen Untersuchung ausgestattet und ihnen Kreisassistenzärzte zur Ausführung der Arbeiten zur Verfügung gestellt.

Die

bakteriologischen Untersuchungsstellen" , die

in der Rheinprovinz bei den Regierungen zu Düsseldorf, Koblenz und Trier im Jahre 1904 eingerichtet worden sind, genügten bald Auf Grund der Anweisungen zur den Bedürfnissen nicht mehr. Bekämpfung der seuchenartigen Krankheiten nahm die Zahl der erforderlichen Untersuchungen in steigendem Masse zu. Es mussten deshalb eigene leistungsfähige Anstalten zu unentgeltlichen bakteriologischen Untersuchungen bei übertragbaren Krankheiten geschaffen werden. Die Mittel wurden durch den Staatshaushalt von 1907 zur Verfügung gestellt. Die bakteriologischen Untersuchungsstellen zu Düsseldorf und Koblenz wurden 1907 in „Medizinaluntersuchungsämter" mit einem Kreisarzt an der Spitze verwandelt, die zu Trier blieb unter der Bezeichnung „ Medizinaluntersuchungsstelle" bestehen. Als Medizinaluntersuchungsanstalten im Nebenamt dienen das hygienische Universitätsinstitut in Bonn und einige städtische bakteriologische Untersuchungsanstalten , wie in Köln, Duisburg, Essen und an anderen Orten ¹).

und

Endlich besteht in der Provinz eine grössere Anzahl städtischer staatlicher Anstalten zur Untersuchung von Nahrungs and

Genussmitteln sowie Gebrauchgegenständen .

Von den staatlichen

Anstalten unterstehen die Untersuchungsämter für Auslandfleischbeschau zu Duisburg-Ruhrort, 1907 gegründet, zu Emmerich , Goch Die und Kleve, 1904 eingerichtet, der Regierung zu Düsseldorf. Nahrungsmittelchemische Abteilung des Chemischen Instituts zu Bonn, unter der Aufsicht des Kurators der Universität stehend, führt seit 1898 Untersuchungen zu genanntem Zwecke aus. Und die älteste Anstalt der Provinz ist die vom Landwirtschaftlichen Verein für Rheinpreussen 1855 gegründete, unter der Aufsicht des Vereinsvorstandes stehende Anstalt zur Untersuchung von Nahrungs- und Genussmitteln der Versuchstation des Landwirtschaftlichen Vereins zu Bonn .

F. Die Gewerbegerichte und die Kaufmannsg erichte Durch das napoleonische Gesetz vom 18. März 1806 war zuers .

1) Das preussische Medizinal- und Gesundheitswesen in den Jahren 1883-1908, Berlin 1908 , S. 211.

349

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

für Lyon ein Conseil de prud'hommes zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gegründet worden ¹ ). Diese Einrichtung der " Räte der Gewerbeverständigen", später auch als Fabrikengerichte bezeichnet, wurden durch die Dekrete vom 11. Juni 1809, 3. August 1810 und 26. April and 17. Dezember 1811 weiter ausgebaut als Ausnahmegerichte zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Fabrikanten und deren Aufsebern, Meistern , Gesellen und Lehrlingen auf dem Wege der Güte oder summarisch und kostenlos durch Erkenntnis . Solche Ausnahmegerichte wurden für mehrere Städte angeordnet, jedoch nur in Köln , Krefeld, Aachen und Burtscheid zur Ausführung gebracht ) .

Sie

waren ans Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesetzt.

Die

preussische Regierung hat diese Einrichtung übernommen.

Zunächst

hat eine Kabinettsorder vom 27. April 1830 die Zusammensetzung des Rates der Gewerbeverständigen zu Köln , wie sie durch Dekrete vom 26. April 1811 vorgeschrieben war, als für die inzwischen veränderten Gewerbeverhältnisse nicht mehr passend geändert, erweitert und auf eine grössere Zahl von Gewerben ausgedehnt. dann wurde durch Verordnung vom 14. November 1835 das brikengericht

in

München - Gladbach,

durch

Verordnungen

AlsFavom

31. Oktober 1840 die Fabrikengerichte zu Barmen, Elberfeld und Solingen,

durch Verordnung vom 18. November 1840

solche zu

Lennep und Remscheid, ferner 1841 und 1843 solche zu Krefeld ") und Burtscheid, 1844 das Gewerbegericht zu Düsseldorf und 1857 das zu Mülheim am Rhein errichtet ) .

Schon durch die Verordnung

vom 7. August 1846 war dem Rate der Gewerbeverständigen zu Aachen und allen übrigen Fabrikengerichten die Bezeichnung „ Königliche Gewerbegerichte " beigelegt worden. Sie wurden dazu bestimmt, Streitigkeiten zwischen Fabrikanten, Werkmeistern, Handwerkern und Gesellen , Lehrlingen und Arbeitern im Wege der Sühne zu schlichten und nötigenfalls durch Urteil zu entscheiden . Sie hatten ausserdem für die Feststellung des Tatbestandes zu sorgen, wenn strafbare Handlungen gegen die Gewerbepolizei , Veruntreuungen

1) St -A. Koblenz, Abt. 582 Nr. 364. 2) Noch 1813 war die Einrichtung von Gewerbegerichten in Gladbach, Kaldenkirchen, Düren, Stolberg und Montjoie beschlossen. Zur Ausführung der Dekrete ist es aber nicht mehr gekommen . 3) Der Krefelder Conseil de prud'hommes hatte nach 1813 seine Tätigkeit eingestellt. 4) Vgl. das Register zur Gesetzsammlung.

350

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

von Arbeitstoffen oder Gerätschaften durch Arbeiter oder wenn fälschliche Warenbezeichnungen oder Nachahmungen von Zeichnungen von Stoffen oder von Fabrikzeichen für Eisenwareu zu ihrer Kenntnis gelangten. Die Gewerbegerichte wurden gebildet aus Fabrikanten, Werkmeistern und Handwerkern. Die Zahl der Mitglieder und die Art der Zusammensetzung war für jedes Gericht unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse durch Verordnung besonders bestimmt. Die Zahl der Fabrikanten musste gesetzlich die der Werkmeister und Handwerker übersteigen.

Die Wahl der jährlich

zu einem Drittel ausscheidenden Mitglieder erfolgte unter Vorsitz eines Abgeordneten der Regierung in einer Versammlung der Beteiligten des Bezirkes. Die Mitglieder wählten aus sich einen Präsidenten auf ein Jahr. richtsschreiber.

Jedes Gewerbegericht hatte einen Ge-

Die Geschäfte des Gewerbegerichtes wurden teils

von einer Vergleichkammer (bureau particulier), teils von dem Gerichte selbst (bureau général) ausgeführt.

Streitigkeiten mussten

erst vor jene gebracht werden und erst bei Misslingen des Vergleiches entschied die Vollversammlung des Gerichtes. Für die Berufungen waren später die Landgerichte zuständig. Die Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 und das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz liessen die Gewerbegerichte bestehen. Nach dem Vorbilde dieser rheinisch-französischen Einrichtung ist dann auch die spätere Reichsgesetzgebung verfahren und bat durch das Gewerbegerichtsgesetz vom 29. Juli 1890, das Gesetz vom 30. Juli 1901 und die neue Redaktion vom 29. September 1901 einen der wichtigsten Bestandteile der neueren Sozialgesetzgebung geschaffen ¹) . Die Träger der heutigen reichsgesetzlich zur Entscheidung von gewerblichen Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Arbeitgebern und zwischen Arbeitern desselben Arbeitgebers bestimmten Gewerbegerichte sind unter ortssatzungsmässiger Anordnung die Gemeinden oder mehrere zur Errichtung eines Gewerbegerichtes vereinigte Gemeinden oder höhere Kommunalverbände. Die Gewerbegerichte bestehen aus

einem von der Gemeindevertretung bestellten und staatlich bestätigten Vorsitzenden und mindestens vier von den Beteiligten gewählten Beisitzern, die zur Hälfte Arbeitgeber, zur Hälfte Arbeiter sein müssen. Genau nach dem Muster der Gewerbegerichte sind dann durch Reichsgesetz vom 6. Juli 1904 Kaufmannsgerichte zur Ent-

1) Reichsgesetzblatt 1890, S. 141 , 1901 , S. 249 und 353.

Ingun

und unter ihrer Autsicht stehende Anstalten .

weon Ingen

scheidung von Streitigkeiten aus dem Dienst- oder Lehrverhältnis zwischen Kaufleuten und deren Handlungsgehilfen oder Lehrlingen errichtet worden¹). Auch sie werden durch Ortssatzung errichtet

oten,

und bestehen aus einem Vorsitzenden und mindestens vier, je zur

I die

Hälfte aus Kaufleuten und Handlungsgehilfen bestehenden Beisitzern. Vorsitzender und Stellvertreter sollen in der Regel die-

ück. ders der

rsitz

selben Personen sein, führen.

G.

351

die den Vorsitz in den Gewerbegerichten

Die Handwerkskammern.

Durch die Gewerbeordnung

물 Be

für das Deutsche Reich vom 26. Juli 1897 2) ist die Errichtung von

iDen

teils

Handwerkskammern zur Vertretung der Interessen des Handwerks verordnet worden. Die Mitglieder der Kammern deren Zahl durch das Statut bestimmt wird, werden von den Handwerkerinnungen,

Ge

welche im Bezirke der Handwerkskammer ihren Sitz haben, aus

sten

der Zahl der Innungsmitglieder oder von den Gewerbe und anderen Vereinen, welche die Förderung der gewerblichen Interessen des

Ge

Terdie

be ch

100

Handwerks verfolgen, aus der Zahl ihrer Mitglieder gewählt . Den Handwerkskammern liegt insbesondere ob : die nähere Regelung des Lehrlingswesens und die Überwachung der darüber erlassenen Vorschriften, die Unterstützung der Staats- und Gemeindebehörden in der Förderung des Handwerks durch tatsächliche Mitteilung, Erstattung von Gutachten und Einreichung von Anträgen und die

01

b-

Bildung von Prüfungsausschüssen zur Abnahme der Gesellenprüfungen. In allen wichtigen, die Interessen des Handwerks berührenden AnDie gelegenheiten sollen die Handwerkskammern gehört werden. Handwerkskammern haben ihren Sitz zu Koblenz, Düsseldorf, Köln

ad

und Aachen für die gleichnamigen Regierungsbezirke und zu Saarbrücken für den Regierungsbezirk Trier und das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld.

H.

Die

Königliche

Münze

zu

Düsseldorf³) .

Nach

e Auflösung der französischen Herrschaft, während der Zeit der Übergangsverwaltung und in der ersten Zeit der preussischen Herrschaft hatte sich ein sehr empfindlicher Mangel an Scheidemünze bemerk-

1) Reichsgesetzblatt, S. 266. 2) R. G. Bl. 1897, S. 685 § 103 ff. 3) Staatsarchiv Koblenz, Abt. 401 Nr. 1088, 403 Nr. 3263 ; St.-A. Düsseldorf, Akten der Regierung zu Düsseldorf III d 8 Nr. 1.

352

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

bar gemacht, der zu vielen Klagen Veranlassung gab. Die preussische Regierung musste daher darauf bedacht sein, dem Mangel durch Es bestand zuAusmünzung von kleineren Geldsorten abzuhelfen. nächst die Absicht, eine Münze in Köln neu einzurichten .

Zu dem

Zwecke erhielt der Oberpräsident Graf Solms- Laubach im Januar 1816 den Auftrag, unter Zuziehung von sachkundigen Beamten ein passendes Gebäude in Köln zu ermitteln.

Solms zog den bisherigen

Münzmeister Stockmar in Düsseldorf zu Rate.

Es gelang aber nicht,

in Köln ein für die Einrichtung der Münze geeignetes Gebäude ausfindig zu machen . Von älteren Münzstätten kamen die zu Ehrenbreitstein und Düsseldorf in Frage. Ehrenbreitstein aber schied aus, weil die nassauische Regierung die Übergabe der Münzgeräte ablehnte, da sie weiterhin in Limburg zu mfinzen beabsichtigte, und weil die Räume selbst inzwischen von der Militärverwaltung in Anspruch genommen waren . Für die Wiedereröffnung der Münze in Düsseldorf war bereits Gruner als Generalgouverneur eingetreten. Es wurde daber beschlossen, die Münzräume im Düsseldorfer Schlosse wieder in Stand zu setzen, und Regierungspräsident von Pestel in Düsseldorf beauftragt, die Aufstellung eines Planes und eines Kostenanschlages zu veranlassen. Der Plan dieser Wiederherstellung ist dann vom Baurat Redtel unter Zuziehung der bisherigen Münz beamten, des Münzmeisters Stockmar, des Münzwardeins Noelle und des Bauinspektors Felderhoff ausgearbeitet worden und hat die Billigung des Finauzministers gefunden.

Nach Fertigstellung der

Einrichtung ist die Münze im Jahre 1817 eröffnet worden: Die Oberaufsicht über die Münzanstalt war schon im Juli 1816 dem Regierungspräsidenten von Pestel übertragen worden und als Beanite wurden ein Rendant, ein Münzmeister und Wardein und ein Graveur bestellt . Als Pestel als Oberpräsident nach Koblenz übersiedelte hat er noch kurze Zeit die Oberaufsicht über die Münze weitergeführt, dann wurde sein Nachfolger von Schmitz Grollenburg in Düsseldorf im Januar 1833 auch sein Nachfolger als Kurator der Düsseldorfer Münze . Die Münze in Düsseldorf war in technischer Hinsicht der General-Münzdirektion in Berlin unterstellt.

Sie hat bis 1849 be-

standen ¹) . J. in

Die Schiffahrtskommissionen.

der Provinz

die

Hafenkommissare,

die

Als solche bestehen Schiffsuntersuchungs-

1) Vgl. v. Rönne, Staatsrecht, 4. Aufl. Bd . 3, S. 103.

353

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

kommissionen, die Rheinschiffseichämter, die Lotsenprüfungskommission und die Seemannsämter als Musterungsbehörden. Hafenkommissare als Königliche Beamte sind bestellt in Düsseldorf, Düsseldorf-Heerdt, Duisburg, Emmerich, Köln ( Hafendirektor) , Krefeld , Neuss, Ürdingen und Wesel. Schiffsuntersuchungskommissionen Emmerich, Koblenz und Köln .

in

Düsseldorf,

Duisburg,

Rheinschiffeichämter in Duisburg , Duisburg-Ruhrort, Koblenz und Köln .

Lotsenprüfungskommission in Düsseldorf. Seemannsämter bezw. Musterungsbehörden nach § 5 der Seemannsordnung vom 2. Juni 1902 für die Schiffahrt treibenden zur Gestellung verpflichteten Wehrpflichtigen zu Düsseldorf, Duisburg und Duisburg - Ruhrort .

K.

Der Staatskommissar bei der Börse in Köln .

Nach

dem Börsengesetz vom 22. Juni 1896¹ ) bedarf die Errichtung einer Börse der Genehmigung der Landesregierung. Und die Landesregierungen üben die Aufsicht über die Börsen aus.

Sie können

die unmittelbare Aufsicht den Handelskammern übertragen.

Als

ihre Organe aber bestellen die Landesregierungen Staatskommissare. Den Staatskommissaren liegt es ob, den Geschäftsverkehr an der Börse sowie die Befolgung der in Bezug auf die Börse erlassenen Gesetze und Verwaltungsbestimmungen nach näherer Anweisung der Landesregierung zu überwachen.

Sie sind berechtigt, den Beratungen

der Börsenorgane beizuwohnen und sie auf hervorgetretene Missbräuche aufmerksam zu machen . Sie haben endlich über die Mängel und über die Mittel zu deren Abstellung zu berichten.

Das Börsen-

gesetz ist mit dem 1. Januar 1897 in Kraft getreten . Seitdem ist bei der Börse in Köln ein Staatskommissar im Nebenamt und ein Vertreter bestellt.

L. Die Schulaufsicht und die Kreisschulinspektoren. Nachdem die früher der Aufsicht der Regierungen unterstellten Realschulen, Progymnasium und Höheren Bürgerschulen , die Blindenund Taubstummenanstalten und zuletzt auch die Höheren Töchterschulen (Lyzeen) der unmittelbaren

Aufsicht der Provinzialschul-

kollegien unterstellt worden sind 2 ) , üben die Regierungen jetzt nur 1) R. G. Bl . 1896, S. 157. 2) Vgl. oben S. 165. 223

Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

354

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

die Aufsicht über gewisse gewerbliche Lehranstalten und über die niederen Schulen aus.

In den industriereichen Gebieten der Provinz bestehen zablreiche Kunstgewerbe-, Handwerk-, Maschinenbau-, Baugewerk-, Textilund sonstige Fachschulen . Diese gewerblichen Lehranstalten unterstehen der Aufsicht der Regierungspräsidenten, denen durch Allerhöchsten Erlass vom 6. Dezember 1899 gewerbeschultechnische Räte beigegeben worden sind.

Seitdem sind Regierungs- und Ge-

werbeschulräte bei den Regierungen zu Düsseldorf und Aachen zugleich für die Regierungsbezirke Köln bezw. Trier bestellt. Für den Regierungsbezirk Koblenz werden die gewerblichen Schulangelegenheiten durch den Regierungs- und Gewerbeschulrat in Wiesbaden wahrgenommen. Die Aufsicht über die niederen Schulen wird im Auftrage der Regierungen durch die ihnen angehörigen technischen Räte, die Regierungs- und Schulräte, als Kommissare der Regierung und unmittelbar und ständig durch die Ortsschulinspektion und die Kreisschulinspektion geführt. Mit ihr waren früher die Ortsgeistlichen und in den evangelischen und katholischen Schulinspektionskreisen die Superintendenten und Dekane beauftragt. Das Gesetz betreffend die Beaufsichtigung des Unterrichts- und Erziehungswesens vom 11. März 1872¹ ) hat dann die Schulaufsicht grundsätzlich geregelt und bestimmt, dass die Ernennung der Orts- und Kreisschulinspektoren und die Abgrenzung ihrer Bezirke allein dem Staate zustehe,

dass also die Schulaufsicht nicht mehr ein Bestandteil des

geistlichen Amtes sei, sondern im Falle der Übertragung an einen Geistlichen ein jederzeit entziehbares Nebenamt. Seitdem sind in steigendem Masse weltliche Kreisschulinspektoren im Hauptamte bestellt worden. Das Verhältnis der ständigen zu den nebenamtlichen Kreisschulinspektoren stellt sich heute im Regierungsbezirk Koblenz 13 zu 3, Düsseldorf 28 zu 7 , in Köln 10 zu 4, in Trier 17 zu 5 und in Aachen 8 zu 2. In der Rheinprovinz sind demnach insgesamt 76 ständige und 21 nebenamtliche Kreisschulinspektoren bestellt, welche letzteren sich aus 8 evangelischen Pfarrern und 13 Stadtschulräten und Stadtschulinspektoren zusammensetzen. M. Die Behörden für die Verwaltung der direkten Steuern. Zur Zeit der Besitznahme bestanden in den vormals

1) Ges.-S. S. 183.

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

355

französischen Landesteilen an direkten Steuern die Grundsteuer, die Personal- und Mobiliarsteuer, die Tür- und Fenstersteuer, die Patentsteuer und die Bergwerksteuer. Die drei ersten Arten waren durch Sie wurden durch Departementalkontingente allgemein bestimmt. die Departements-, Bezirks- und Gemeinderäte weiter verteilt.

Der

Ertrag der Patentsteuer richtete sich nach der Anzahl der Gewerbetreibenden und nach der Art der Gewerbe und bestimmte sich nach den darüber verfertigten Rollen.

Der Ertrag der Bergwerksteuer

erhielt ebenfalls seine Bestimmung durch Rollen, welche jährlich Die Steuer selbst war

über die Bergwerke aufgenommen wurden.

teils eine bestimmte, teils eine verhältnismässige ; jene gründete sich auf den Quadratkilometer- Umfang der durch die Bergwerke eingenommenen Oberfläche, reinen Ertrage.

diese bestand in einer Abgabe vom

Den vier ersten Arten von direkten Steuern waren gewisse Zulage- oder Zuschlagzentimen zugelegt, deren Ertrag für die Departementalverwaltung bestimmt war. Auf der Grundsteuer und auf der Personal- und Mobiliarsteuer ruhten fest bestimmte Zuschlagzentimen auf den Frank für bestimmte Erfordernisse , die darüber hinaus erforderlichen Zuschläge wurden in den jährlichen Generalversammlungen des Departementrates beschlossen und in Paris festSie waren in den verschiedenen Departements verschieden, wogegen die festen Zuschlagzentimen in den rheinischen Departements

gesetzt.

gleich und zu den Kosten der Departementsverwaltung, namentlich zu den Kosten der Präfekturen und Unterpräfekturen, der Gerichtspflege, der Gefängnisse und Strafanstalten und zum Teil zu den Die weiteren Zuschlagzentimen Kultuskosten bestimmt waren ¹ ) . der einzelnen Departements wurden für Brücken- und Strassenbau , Katasterarbeiten usw. verwandt. Von den obengenannten, nach der Besitznahme zunächst weiter

erhobenen Steuern wurde die Tür- und Fenstersteuer 2) infolge der Kabinettsorder vom 27. April 1819 von dem Tage an, wo die neue Getränkesteuer zur Erhebung kam, nicht mehr als Abgabe an den Staat angesehen, sondern zunächst den Gemeinden zur Erhebung und Verwendung überlassen, dann aber durch das Gesetz vom 30. Mai 1820 ganz aufgehoben.

1) Geh. St.-A. Berlin , Rep. 74 J II Nr. 35 Bd. 1 Bl. 39. 2) Sie war nach dem Gesetz vom 13. Floreal X (3. Mai 1802) erhoben worden.

356

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen Die Personal- und Mobiliarsteuer machte nach der durch das

Gesetz von 3 Nivôse VII (23. Dezember 1798) vorgeschriebenen Verteilungsart nur eine zusammengefasste Steuer aus. Infolge des Gesetzes über die Einrichtung des Abgabenwesens vom 30. Mai 1820 und der Kabinettsorder vom 7. August 1820 wurde sie aufgehoben und dagegen die Klassensteuer und für die Städte Aachen, Bonn, Düsseldorf, Duisburg, Jülich,

Kleve, Koblenz mit Ehrenbreitstein,

Köln mit Deutz , Kreuznach , Saarbrücken, Saarlouis, Trier, Wesel und Wetzlar die Schlacht- und Mahlsteuer eingeführt. Durch das angeführte Gesetz vom 30. Mai 1820 wurde auch die Patentsteuer aufgehoben und vom 1. Januar 1821 ab die Ge, werbesteuer eingeführt. Dagegen ist die Grundsteuer¹), die etwa 18 bis 20 vom Hundert des reinen Ertrages ausmachte ), dauernd und zunächst nach der Erhebungsart der verschiedenen Landesteile beibehalten worden. Um ihre Verteilung auf eine gerechte Grundlage zu stellen, war bereits zu französischer Zeit eine Katastrierung des Landes begonnen worden. Soweit sie durchgeführt, wurde die Steuer auch nicht als lästig empfunden. Auf die nicht vermessenen Grundstücke wurde sie nach dem Gutachten von Kommissarien verteilt , wobei Überveranlagungen nicht ausgeschlossen waren . Das Jahr 1813 hatte die Katastrierungsarbeiten unterbrochen . Sie wurden im Jahre 1817 als ein Mittel nicht nur zur gleichmässigen Verteilung der Grundsteuer, sondern auch zur Sicherung der Grenzen des Eigentums wieder aufgenommen und durch einen Erlass des Finanzministers vom 5. August 1819 dem Oberpräsidenten Graf zu Solms-Laubach in der Eigenschaft eines kommissarischen Generaldirektors des Katasters unterstellt. Durch Kabinettsorder vom 26. Juli 1820 ) wurde die Aufnahme des Katasters auf die drei westlichen Provinzen des Staates ausgedehnt und für das Verfahren unterm 11. Februar 1822 eine allgemeine Anweisung erlassen ). Danach sollten die Leitung der gesamten Katasterarbeiten unter Oberaufsicht des Finanzministers einem der westlichen Oberpräsidenten als Generaldirektor übertragen werden. Dieser Generaldirektion des Grundsteuerkatasters

1) Vgl. über sie Schimmelpfennig, Die preussischen direkten Steuern , 1. Teil, Berlin 1842, S. 480 ff. 2) In den ehemals nassauischen Landesteilen betrug sie nur etwa 13 v. H. des Reinertrages der Grundstücke. 3) Trierer Amtsblatt 1820, S. 553. 4) Trierer Amtsblatt 1822, S. 258.

357

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten. für die rheinisch-westfälischen Provinzen in Münster -

der Ober-

präsident von Vincke war zum Generaldirektor des Katasters ernannt worden - wurden zwei Generalkommissarien beigegeben, denen die örtliche Prüfung der Vermessungs- und Abschätzungsarbeiten in den Regierungsbezirken oblag .

In jedem Regierungs-

bezirke wurde eine eigene der Regierung angeschlossene Katasterkommission gebildet, die aus einem zugleich die Abschätzungsarbeiten leitenden Dirigenten und einem Obergeometer bestand, dem Generaldirektor unmittelbar untergeordnet war und die ausführenden Beamten zu beaufsichtigen und deren Arbeiten zu prüfen hatte.

Nach

Vollendung des rheinisch-westfälischen Grundsteuerkatasters wurden die Katasterkommissionen im Jahre 1834 aufgelöst .

Die auf das

Katasterwesen sich beziehenden Geschäfte gingen vom 1. März 1834 an auf die Regierungen über, bei denen für diesen Zweck besondere Katasterbureaus eingerichtet wurden ¹ ), denen für örtliche Fortschreibung die Steuerkontrolleure und Fortschreibungskommissarien unterstellt waren. Eine neue Ordnung. schuf der Erlass vom 29. Januar 1855. Er übertrug namentlich im Hinblick auf die nach den Vorschriften der Verordnung vom 14. Oktober 18442 ) in Angriff zu nehmenden zeitlich wiederkehrenden Nachprüfungen des Grundsteuerkatasters die Leitung der Katasterverwaltung, die Sorge für den regelmässigen Betrieb des Fortschreibungsgeschäftes und die Aufsicht über die Beamten einem der Oberpräsidenten der beiden westlichen Provinzen als Generaldirektor des Katasters, ihm wurden ein Regierungsrat unter dem Titel Generalinspektor des Katasters und ein Vermessungsinspektor beigegeben. Diese n Generaldirektion des Grundsteuerkatasters für die rheinisch- westfälischen Provinzen "

mit dem Sitze in Münster ist mit dem 1. Juni 1855 in

Tätigkeit getreten ³). Durch die Geschäftsanweisung vom 8. Juni 18554 ) sind dem Generaldirektor als Organe für die Katasterverwaltung untergeordnet worden die an Stelle der Katasterbureaus bei den Regierungen getretenen Katasterinspektionen mit einem Katasterinspektor als Vorstand und die Fortschreibungs- und Geometerbeamten.

Mit den Katasterinspektionen wurden die Katasterarchive

1 ) Ges. vom 21. Januar 1839, Ges.-S. S. 30. 2) Ges.-S. S. 496. 3) Sie ist im Staatshandbuch von 1857 zum ersten Mal aufgeführt. Zum Generaldirektor war der Oberpräsident von Düesberg ernannt worden. 4) Min. Bl. f. d. i. V. S. 142.

358

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

verbunden.

Den an den Regierungssitzen befindlichen Kataster-

inspektionen waren die örtlichen Fortschreibungsbeamten (Steuerund Katasterkontrolleure) in den zahlreichen Steuer-, Kontroll- und Fortschreibungsbezirken unterstellt.

Die Regierungsbezirke Köln,

Düsseldorf, Koblenz, Aachen und Trier waren in 17, 9, 29, 12 und 32 solcher Distrikte eingeteilt. Die Obliegenheiten der Fortschreibungsbeamten sind durch die Geschäftsordnung der Generaldirektion des Katasters vom 1. März 1861 festgestellt. Diese Einrichtung und die Generaldirektion

des rheinisch-

westfälischen Katasters ist durch die Kabinettsorder vom 7. Juni 1871¹) wieder aufgehoben und die Verwaltung der Katasterangelegenheiten wiederum unter unmittelbarer Leitung des Finanzministers den Regierungen übertragen. Das Katasterwesen wird nunmehr durch besondere Katasterämter bearbeitet, die durch Katasterkontrolleure verwaltet werden. Die Aufgabe der Katasterämter ist die Vermessung der Grundstücke

und

die Ermittelung der für die Berechnung ihres

durchschnittlichen Reinertrages massgebenden Tatsachen zum Zwecke Zur Erhaltung der Veranlagung zur Grund- und Gebäudesteuer. der Übereinstimmung der Eintragungen mit der Wirklichkeit dient die Fortführung der Kataster. Diese Fortschreibung" hat besonders beim Wechsel in den Eigentumsverhältnissen der Grundstücke, beim Übergang grundsteuerfreier in die Klasse der steuerpflichtigen Grundstücke und umgekehrt und bei der Veränderung der Gemeindegrenzen stattzufinden. Die Katasterverwaltung

untersteht unmittelbar den Steuer-

abteilungen der Regierungen. Bei diesen führt ein Katasterinspektor die Leitung des Katasterbureaus. Er hat für das damit verbundene Katasterarchiv zu sorgen und die Prüfung der Fortschreibungs- und Vermessungsarbeiten und eine jährliche Musterung der Katasterkontrolleure vorzunehmen. Die Katasterkontrolleure verwalten die einzelnen Katasterämter ,

bei welchen die Fort-

schreibung der Grund- und Gebäudesteuerbücher sowie die Nachträge in den Karten vollzogen, Auszüge aus den Mutterrollen, Flurbüchern und Fortschreibungsprotokollen in beglaubigter Form erteilt und alle mit der Katasterführung verbundenen Geschäfte erledigt werden³ ).

1) Min. Bl. f. d. i. V. S. 318. 2) Geschäftsanweisung für die Katasterbüreaus der Regierungen in

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

359

Die Bezirke der Katasterämter decken sich entweder, aber in der Rheinprovinz nur in ganz seltenen Fällen, mit den Kreisen oder sind selbständig abgegrenzt.

Zur Zeit bestehen in den Re-

gierungsbezirken Koblenz 37 , Düsseldorf 44 , Köln 24, Trier 40 und Aachen 18 Katasterämter. Die Erhebung der Grundsteuer und übrigens auch der Klassenund Gewerbesteuer erfolgte durch die von

den Regierungen für

zahlreiche Empfangsbezirke ernannten Steuereinnehmer , welche die Einnahmen an die Kreiskassen und Kreis- und Renteikassen oder, wo solche nicht bestanden, unmittelbar an die Regierungshauptkasse abführten. Erst die heutige Steuerreform führte mit der Verpflichtung der Gemeinden zur Einzelerhebung aller direkten Steuern die Aufhebung besonderer Steuereinnehmer und Steuerkassen herbei. Eine neue Behördeneinrichtung hat das Einkommensteuergesetz vom 24. Juni 1891 ¹ ) in den Einkommensteuer- Veranlagungskommissionen geschaffen . gesetzes und nach

Nach § 34 des Einkommensteuer-

§ 35 der Fassung der Bekanntmachung vom

19. Juni 1906 ) ist für jeden Veranlagungsbezirk unter dem Vorsitze des Landrats oder eines von der Regierung zu ernennenden Kommissars eine Veranlagungskommission zu bilden .

Die Mitglieder der

Veranlagungskommissionen werden teils von der Regierung ernannt, teils von der Kreisvertretung und in den Stadtkreisen von der Gemeindevertretung aus den Einwohnern des Veranlagungsbezirkes auf die Dauer von 6 Jahren gewählt. Die Vorsitzenden haben innerhalb ihres Veranlagungsbezirkes die Geschäftsführung der Vorsitzenden der für die einzelnen Gemeinden oder vereinigten GeVoreinschätzungskommissionen meindeverbände bestehenden zu beaufsichtigen und die vorgeschlagenen Steuersätze der letzteren zu prüfen.

Berufungen gegen die Ergebnisse der Veranlagungen

werden von der

für jeden

Regierungsbezirk

eingerichteten Be-

rufungskommission entschieden, deren Mitglieder teils von der Regierung ernannt, teils von dem Provinzialausschusse aus den Einwohnern des Regierungsbezirkes gewählt worden. minister zu ernennender Regierungskommissar in der Berufungskommission .

Ein vom Finanzführt

den Vorsitz

den Provinzen Rheinland und Westfalen vom 16. August 1871 im St.-A. Koblenz, Abt. 441 Nr. 10563. 1 ) Ges.-S. S. 175. 2) Ges.-S. 1906, S. 277.

360

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen In der Rheinprovinz sind besondere Vorsitzende der Einkommen-

steuerveranlagungskommissionen ernannt für den Stadtkreis Koblenz, für sämtliche Stadtkreise des Regierungsbezirks Düsseldorf und für die Landkreise Essen, Gladbach und Lennep, für den Stadtkreis Köln, für den Kreis Saarbrücken, für die Kreise Aachen- Stadt und Land und für die Stadt Düren. In mehreren Fällen sind die Vorsitzenden für zwei bis drei Kreise ernannt.

N.

Domänen- und Forstverwaltung.

Der Domänen-

besitz in der Rheinprovinz ist von Anfang an sehr gering gewesen. Auf der linken Rheinseite war er durch

die französischen Ver-

äusserungen und Verschenkungen verschleudert worden. Bauernhöfe,

Ackerstücke,

waren hier übrig geblieben .

Weinberge

und Korn- und

Nur kleine Geldrenten

Einige der von der französischen Ver-

waltung verschenkten Güter, soweit sie sich noch in den Händen der Beschenkten befanden, konnten vom Generalgouverneur Sack noch wiedereingezogen werden . Auch auf der rechten Rheinseite waren die Domänen nicht umfangreich.

Neben kleineren Pacht-

stücken, Weinbergen und einigen Ackergütern war der Grundbesitz der vormaligen Abtei Rommersdorf die bedeutendste landwirtschaftliche Besitzung . Die Einrichtung von Domänenämtern nach der Weise des an staatlichem Grundbesitz reichen Ostens hat sich hier nicht gelohnt.

Zur Erhebung der

Pachtgefälle

waren lediglich

Domänenrenteien in den Regierungsbezirken eingerichtet und im Regierungsbezirk Trier war die Erhebung den Kreiskassen mitübertragen.

In der Folge hat sich dann der Staat des zersplitterten

Domänenbesitzes durch Verkauf entledigt.

Er besitzt heute nur

noch im Regierungsbezirk Aachen die Domänen Bertrath, Butgenbach, Lauscherbüchel und Rurhof, im Bezirk Koblenz Simmern und Kaffroth

und

die

Weinbergsanlage

Niederhausen- Thalböckelheim

und in Trier gleichfalls eine Domanialweinbauverwaltung . Erheblich umfangreicher als die Domänen war der staatliche Forstbesitz . Nach den Verwüstungen, unter denen die Waldungen nach der Flucht der Franzosen und bis zur Einrichtung der Gouvernementsverwaltungen zu leiden gehabt, hat der Generalgouverneur Sack eine ausgezeichnete Verwaltung für das Forstwesen eingeführt. Unter einer von einem Oberforstmeister geleiteten Forstdirektion wurden Kreisforstmeister angesetzt, denen die Oberförster und diesen wieder Revierförster, Förster und Waldschützen unterstellt waren ' ). 1 ) Vollheim, Die provisorische Verwaltung S. 191 und 200.

361

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

Auf dieser Grundlage konnte die preussische Verwaltung weiterbauen und den Oberforstmeistern bei den Regierungen die Oberförster unterstellen.

In Übereinstimmung mit den Sackschen Mass-

nahmen und mit der damaligen preussischen Forstverwaltung wurden in den einzelnen Regierungsbezirken die Oberförstereien zu Forstinspektionsbezirken zusammengelegt.

Die Inspektionen bildeten

eine Zwischenbehörde zwischen den Regierungen bezw. den Oberforstmeistern einerseits und den Oberförstern andererseits . Die Forstinspektoren, gewöhnlich mit dem Titel Forstmeister,

führten

die Aufsicht über die zu ihrem Bezirke gehörigen Oberförster und über die Forstkassen zur Erhebung der Holz- und Forstgefälle . Die Verwaltung der Forstkassen war in der Regel anderen Kassenbeamten mitübertragen . Für die Oberförster erging die Dienstanweisung vom 21. April 1817 , gleichzeitig auch eine solche für die ihnen unterstellten Revierförster,

Unterförster und Waldmeister ¹) .

Und durch die Verordnung vom 24. Dezember 1816 waren auch die Waldungen der Gemeinden und öffentlichen Anstalten der Aufsicht der Regierungen hinsichtlich des Betriebes und der Nutzung und bezüglich der Anstellung von Forstbeamten unterworfen worden ²) . Nach dem Forsthaushalt der Jahre 1826 bis 1828 bestanden im Regierungsbezirk Trier 4 Forstinspektoren mit 17 Oberförstern und 124 Revier- und Unterförstern ; im Regierungsbezirk Aachen lauten die Zahlen 2, 10 und 61 , im Koblenzer Bezirk 2 , 9, 81 , in dem Bezirke Köln 2, 4, 45 und im Regierungsbezirk Düsseldorf 3 , 8, 40. Demnach waren in der ganzen Provinz 13 Forstinspektoren, 48 Oberförster und 351 weitere Forstbeamte bestellt.

Zu derselben

Zeit betrug der Umfang der staatlichen Waldungen in der Rheinprovinz 703 050 Morgen, der sich auf die einzelnen Regierungsbezirke wie folgt verteilte : Trier 278948 Morgen, Aachen 126 908, Koblenz 125412 , Düsseldorf 108 655 und Köln 63127 Morgen. Dieser Flächeninhalt hatte sich aber schon damals durch Verkäufe , Abfindungen und durch Aussonderung

nicht zur Forstverwaltung

gehöriger Waldflächen um 76 731 Morgen verringert und zum Verkaufe waren damals weitere 57921 Morgen vorgeschlagen .

Zu den

1 ) von Kamptz, Annalen I, 2 S. 76 ff. und von Rönne, Das DomänenForst- und Jagdwesen I, 250. 2 ) Ges.-S. 1817, S. 57. Für die Ausführung der Verordnung ergingen noch die Anweisung der Regierung zu Koblenz vom 25. September 1819 (v. Kamptz , Annalen III , 671 ) und die Anweisung des Oberpräsidenten vom 31. August 1839.

362

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

bleibenden 568388 Morgen traten wieder 3323 Morgen hinzu, welche dem Staate aus den eingeleiteten Markenteilungen zufallen mussten, so dass der Forstverwaltung 571711 Morgen erhalten blieben ¹). Die Verkäufe waren veranlasst durch die zersplitterte Lage vieler Forststücke, deren Ertrag mit dem Verwaltungsaufwande in keinem Verhältnisse stand. Und aus dem gleichen Grunde der Ersparnis der König hatte durch eine Kabinettsorder vom 31. August 1824

die möglichste

Beschränkung der Ausgaben in

allen Zweigen der Staatsverwaltung befohlen und diese Bestimmung ausdrücklich auch auf die Verwaltungskosten der Forsten erstreckt wurde in jenen Jahren auch eine Verringerung der Beamtenzahl und damit eine Vergrösserung der Oberförstereibezirke herbeigeführt. Die Zahl der im Jahre 1826 bestehenden 48 Oberförstereien war im Jahre 1831 auf 38 gesunken , 1841 aber wieder auf 42 gestiegen. Und die 13 Forstinspektionen des Jahres 1826 waren auf 9 bezw. 10 in den Jahren 1831 bezw . 1841 verringert worden . Die Forstinspektionen selbst waren in ihrer Eigenschaft als Zwischenbehörde zwischen den Oberforstmeistern und den Oberförstern im Jahre 1829 aufgehoben worden ) . Die Einrichtung der Forstinspektoren selbst blieb bestehen . Aber sie sollten nur noch von Fall zu Fall Geschäfte der Regierungen besorgen und die Oberforstmeister in besonderem Auftrage unterstützen und vertreten.

Einige

Jahre später ist aber das frühere Verhältnis wiederhergestellt worden ³). Die Forstinspektoren blieben die unmittelbaren Vorgesetzten der Oberförster und Forstkassenrendanten und leiteten den Forsthaushalt nach allgemeinen Grundsätzen und den ihnen erteilten Vorschriften . Nach und nach vollzog sich dann aber die Änderung, dass die im Bezirke der Regierung wohnenden Forstinspektoren an die Regierung selbst gezogen wurden. Ein Allerhöchster Erlass vom 18. September 1850 bestimmte,

dass zur Bearbeitung der Forstsachen bei

den Regierungen, wo die Verhältnisse dazu geeignet, neben dem Oberforstmeister nicht mehr ein besonderer Forstrat¹ ) angestellt werden solle, sondern Forstinspektionsbeamte als Mitglieder in das Regierungskollegium eintreten dürften 5) .

Während vor diesem Er-

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 71. 2) von Kamptz, Annalen XIII, 35. 3) Erlass vom 26. März 1834, von Kamptz , Annalen XVIII , 37 . 4) Ges.-S. 1850, S. 489. 5) Bei den Regierungen mit grösserem Forstbesitz war von Anfang an zur Unterstützung und als Vertretung des Oberforstmeisters ein Re-

363

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten .

lass keiner der rheinischen Forstinspektoren den Regierungen angehörte, in den Bezirken Köln und Düsseldorf gab es keine , weil die dortigen wenigen Oberförstereien von den Oberforstmeistern selbst beaufsichtigt wurden zwei,

, sind schon Ende 1853 in Koblenz

in Aachen zwei und in Trier drei ,

also fast alle Forstin-

spektoren bei den Regierungskollegien selbst beschäftigt ; nur noch einer hatte seinen Sitz im Bezirk, der Forstinspektor in Saarbrücken. Damals, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, waren die Regierungsbezirke Aachen, inspektionen eingeteilt.

Koblenz und Trier in 2, 2 und 4 ForstIm Regierungsbezirk Aachen umfasste die

Forstinspektion Aachen die 3 Oberförstereien Eupen, Hambach , Schevenhütte, die Forstinspektion Gemünd die 5 Oberförstereien Heimbach, Mulartshütte, Hürtgen, Höfen, Reifferscheid .

Die Forst-

inspektion Koblenz I bildeten die 4 Oberförstereien Adenau , Kirchen , Koblenz, Krofdorf und die Forstinspektion Koblenz If die 4 Oberförstereien Entenpfuhl, Kastellaun, Kirchberg, Neupfalz. Im Regierungsbezirk Trier bestanden die Forstinspektionen Morbach, Saarbrücken, Trier und Wittlich. und zwar zu Morbach :

Es gehörten zu ihnen die Oberförstereien

Kempfeld , Morbach und Dhronecken ;

zu

Saarbrücken : Baumholder, Karlsbrunn, Holz, Lebach, Neunkirchen , Saarbrücken ; zu Trier : Osburg, Saarburg, Trier, Wadern ; zu Wittlich : Balesfeld, Daun , Wittlich.

Im Regierungsbezirk Köln wurden

die Oberförstereien Königsforst, Kottenforst , Siebengebirge und Ville und im Regierungsbezirk Düsseldorf die Oberförstereien Gerresheim , Hiesfeld, Kleve, Rheinwarden und Xanten von den Oberforstmeistern selbst beaufsichtigt. Die heutige Gliederung der Forstinspektionsbezirke und Oberförstereien wird durch folgende Übersicht verdeutlicht : Regierungsbezirk Koblenz ( 11 Oberförstereien). FIB. Koblenz-Soon : OF. Entenpfuhl, Neupfalz, Meisenheim . FIB. Koblenz- Hunsrück : OF. Kastellaun, Kirchberg. FIB. Koblenz- Eifel : OF. Adenau , Kaisersesch , Koblenz . FIB. Koblenz -Westerwald :

OF. Altenkirchen , Kirchen , Krofdorf.

Regierungsbezirk Düsseldorf (5 Oberförstereien).

gierungs- und Forstrat bestellt worden , bei Regierungen mit weniger umfangreicher Forstverwaltung ein Forstsekretär, jedoch nicht als Mitglied des Kollegiums, sondern in der Eigenschaft eines Forstreferendars, also nicht als Subalternbeamter. Erlass des Finanzministers vom 29. Oktober 1826 in St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 83.

364

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten und der Regierungen

OF. Benrath, Hiesfeld , Xanten, Kleve, Rheinwarden-Tiergarten . Regierungsbezirk Köln (4 Oberförstereien) . OF . Siebengebirge, Kottenforst, Ville , Königsforst. Regierungsbezirk Trier ( 18 Oberförstereien) . FIB. Trier - Saarbrücken : OF. Karlsbrunn, Saarbrücken, Neunkirchen , Fischbach, Saarlouis, Sankt Wendel. FIB. Trier-Hochwald : O F. Kempfeld , Morbach, Dhronecken, Hermeskeil, Wadern.

FIB. Trier- Saarburg : OF . Saarburg. FIB. Trier- Trier : OF. Osburg, Trier, Wittlich. FIB. Trier-Eifel : OF. Daun , Prüm, Gerolstein . Regierungsbezirk Aachen ( 10 Oberförstereien). FIB. Aachen-Aachen : OF. Eupen, Hambach. FIB. Aachen- Schleiden : OF . Hürtgen, Wenau , Gemünd, Schleiden. FIB. Aachen -Montjoie :

OF. Rötgen, Montjoie,

Höfen,

Büllingen.

Mit den Oberförstereien sind Forstkassen verbunden, deren Geschäftsführung, wie früher, in vielen Fällen anderen Kreis- und Gemeindekassenbeamten nebenamtlich übertragen ist.

O.

Endlich standen oder stehen unter der Aufsicht der Re

gierungspräsidenten bezw. der Regierungen die folgenden besonderen Anstalten : Im Regierungsbezirk Koblenz : Die Irrenaufbewahrungsanstalt zu Sankt Thomas zu Andernach. Sie ist am 21. Januar 1835 eröffnet worden. Das seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bekannte Bad Bertrich. Die Erziehungs- und Besserungsanstalt, seit 1896 Königliche Erziehungsanstalt zu Sankt Martin bei Boppard . 1. Mai 1867 eröffnet worden.

Sie ist am

Im Regierungsbezirk Düsseldorf : Das Waisenhaus in Steele. Es ist eine Stiftung der vorletzten Fürstäbtissin zu Essen und wurde 1769 durch Aufnahme der ersten aus dem Stifte Essen gebürtigen Waisenkinder eröffnet.

Die

Stiftungsurkunde ist erst unterm 15. September 1775 errichtet und im Anschluss daran unterm 16. Oktober 1775 eine Hausordnung erlassen. Auf Grund dieser Urkunden und einer Kabinettsorder vom 15. Februar 1848 wurde von der Regierung zu Düsseldorf am

365

und unter ihrer Aufsicht stehende Anstalten.

15. Mai 1848 eine Verwaltungsordnung erlassen und am 1. Juli 1849 vom Minister bestätigt, die noch heute giltig ist ¹). Die Landesbibliothek in Düsseldorf. Sie ist im Jahre 1770 auf Antrag des Bergischen Geheimen Rates gegründet worden und war zum Nutzen der Düsseldorfer Dienerschaft und der Studierenden" gewidmet.

Sie

führte wechselnd

die

Bezeichnungen

„Kurfürstliche Öffentliche Bibliothek “ , „” Kurfürstlicher Büchersaal " , „Kurfürstliche " und dann Grossherzogliche Hofbibliothek " , seit preussischer Zeit „Landesbibliothek " . In den letzten Jahren bergischer Selbständigkeit und zu französischer Zeit litt die Bibliothek unter dem Mangel an Mitteln . wurde

sie

auf

den

Nach der Übernahme durch Preussen

Jahreshaushalt

der

geistlichen

und

Schul-

verwaltung der Düsseldorfer Regierung mit einem mässigen jähr lichen Betrage übernommen und ihrer Aufsicht unterstellt.

Trotz

der Vermehrung der Mittel war die Ausstattung doch verhältnismässig gering. Infolgedessen mussten die Bücherankäufe immer in beschränktem Rahmen gehalten werden. Immerhin wurde für die historischen Fächer im weitesten Sinne mit Einschluss der Rechts-, Kirchen- , Kunst-

und Literaturgeschichte

wonnen, so dass gerade

die Gebiete

ein guter

Bestand ge-

berücksichtigt worden

sind,

für die erfahrungsmässig auch in nicht gelehrten Kreisen ein reges Interesse vorhanden ist. Die Landesbibliothek ist durch einen Vertrag der preussischen Staatsregierung mit der Stadt Düsseldorf vom 21./29 . Januar 1904 in das Eigentum der letzteren vom 1. April 1904 an übergegangen . Dadurch ist die volle Gewähr gegeben, dass sie ihrer Aufgabe als Landesbibliothek neben der Universitätsbibliothek zu Bonn und der Stadtbibliothek zu Köln in erweitertem Masse gerecht werden wird . Die Bibliothek führt seitdem die Bezeichnung „ Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf" ) . Die Erziehungsanstalt für katholische Mädchen in Gräfrath , Kreis Solingen, am 1. April 1898 eröffnet. Die Landwirtschaftsschule in Kleve ,

im Mai 1868 er-

öffnet und 1875 neugeordnet und ausgestaltet . Die Verwaltung des bergischen Schulfonds. Er ist entstanden aus den Gütern und Einkünften, die durch die Auf1) Gefällige Mitteilung der Waisenhausdirektion . 2) Pfannenschmidt, Die Kgl. Landesbibliothek im Archiv f. d . Gesch. des Niederrheins Bd. 7 (N. F. 2) S. 373 ff. Weitere Literatur in den Jahresberichten der Landes- und Stadtbibliothek Bd . 1 ff.

366

IV, 12. Die Organe der Regierungspräsidenten usw.

hebung der Klöster und geistlichen Stiftungen der Landesherrschaft zur Verfügung anheimfielen.

Der besseren Einrichtung und Unter-

haltung der Schulen gewidmet ist das Vermögen ohne Mitwirkung der Stände von der Regierung verwaltet worden . Ein Antrag des sechsten Provinziallandtages auf Teilnahme an der Verwaltung ist durch die Landtagsabschiede

vom

7.

November 1841

30. Dezember 1843 abgelehnt worden. Die Direktion der staatlichen Düsseldorf.

und vom

Zeichenkurse

in

Diese Zeichenlehrer- und Zeichenlehrerinnenanstalt

besteht seit dem Herbst 1904. Der Tiergarten zu Kleve , früher selbständig unter Aufsicht der Regierung verwaltet,

ist

der Oberförsterei

der Rhein-

warden angeschlossen worden.

Die bis 1909 bzw. 1912 bestehenden Schlossverwaltungen yon Jägerhof in Düsseldorf und zu Benrath sind nach Verkauf der Schlösser an die genannten Gemeinden aufgelöst worden. Die sogenannte Departemental - Irrenanstalt in Düsseldorf ist am 1. Juli 1912

aufgelöst worden.

Diese Stiftung

führt

seitdem den Namen „Wohltätigkeitsstiftung" (Departementalfonds) für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Sie hat ihren Sitz in Düsseldorf und verfolgt den Zweck, zugunsten tunlichst aller Teile des Regierungsbezirks entweder selbst Wohltätigkeit zu üben oder Wohltätigkeitsbestrebungen aus den Mitteln der Stiftung zu unterstützen. Zunächst ist sie - vorbehaltlich der noch näher festzustellenden Grundsätze darüber, welche Wohltätigkeitszwecke von der Stiftung sonst noch gefördert werden sollen und nach welchen Gesichtsdazu bestimmt, heilbare oder unheilpunkten dies geschehen soll bare Irre , welche weder auf öffentliche Armenpflege noch auf Geöffentlichen oder privaten Anstalten

währung von Freistellen in

einen Anspruch haben, durch Beihilfen an sie oder die den Unterhalt bestreitenden Angehörigen in geeigneten Fällen zu unterstützen. Die Verwaltung wird durch einen Vorstand geführt, an dessen Spitze zur Zeit der Senatspräsident Esch in Düsseldorf steht. Aufsichtsbehörde ist der Regierungspräsident . Das jetzige Statut datiert vom 29. September 1908 und hat, soweit dadurch der Stiftungszweck geändert worden ist, unterm 4. März 1909 die landesherrliche Genehmigung gefunden . Im Regierungsbezirk Köln : Die Verwaltung des Königlichen Schlosses zu Brühl .

IV, 13. Die Standesämter und die Standesregisterführung.

367

Im Regierungsberzirk Trier : Das am 1. April 1873 geschlossene Hebammenlehrinstitut in Trier¹) . Das im Jahre 1875 in die Provinzialständische Verwaltung übernommene Landarmenhaus in Trier 2). Die Landwirtschaftsschule in Bitburg. Diese am 28. April 1873 eröffnete Anstalt ist eine vom Staate, vom Provinzialverbande der Rheinprovinz und vom Kreise Bitburg unterstützte höhere Schule , eine sechsklassige lateinlose Realschule mit landwirtschaftlichem Fachunterricht. Sie untersteht dem Minister für Landwirtschaft und dem Regierungspräsidenten. Ihre Einrichtung ist begründet auf die Ministerialverordnung vom 10. August 1875. Seit dem Erlasse vom 20. Oktober 1877 besitzt sie die Berechtigung zur Ausstellung von Befähigungszeugnissen für den Militärdienst.

einjährig- freiwilligen

Im Regierungsbezirk Aachen : Die Erziehungs- und Besserungsanstalt

für jugendliche Ver-

brecher, seit 1894 Erziehungsanstalt in Steinfeld . am 20. Dezember 1853 eröffnet worden.

Sie ist

13. Die Standesämter und die Standesregisterführung . Durch das französische Gesetz vom 20. September 1792 , qui détermine le mode de constater

l'état

civil des citoyens , für die

Departements des linken Rheinufers durch das Reglement sur l'état civil vom 1. Mai 1798 verkündigt "), war die Führung der Zivilstandsregister eigenen, von den Munizipalbehörden aus ihrer Mitte zu wählenden Beamten anvertraut worden. Ein späteres Gesetz vom 18. Februar 1802 hat die Beurkundung des Personenstandes dem Maire und dessen Adjunkten übertragen. Diese Vorschriften sind dann in den Code civil übergegangen und haben für die rheinischen Departements und nachmals für das Grossherzogtum Berg die Grund-

1) Vgl. unten Abschnitt 23 2) Vgl. darüber unter Abschnitt 23. 3) Bormann und Daniels, Handbuch 2 , 287.

368

IV, 13. Die Standesämter

lage des Standesregisterwesens gebildet. Im besonderen war durch diese Gesetzgebung die bürgerliche Eheschliessung unabhängig von jeder kirchlichen Beteiligung eingeführt und es durfte die kirchliche Einsegnung

einer Ehe nur denen gewährt werden, welche vorher vor dem Standesbeamten die Ehe in bürgerlich giltiger Form geschlossen hatten. Nach der Wiedereroberung der Rheinlande und ihrem Anfall an Preussen hat es nicht an Versuchen gefehlt, die bürgerliche Eheschliessung zu Gunsten der kirchlichen, die standesamtliche Registerführung zu Gunsten der Kirchenbücher zu beschränken und abzuschaffen . Zuerst hat Justus Gruner als Generalgouverneur vom Grossherzogtum Berg durch eine Verfügung vom 6. September 1814 die kirchliche Eheschliessung neben der bürgerlichen wiederhergestellt . „ Die Verwirung der Meinungen und die mannigfachen ärgerlichen Vorgänge, welche durch die Bestimmungen des bürgerlichen Gesetzbuches über die bürglichen Heiraten zum Nachteil des deutschen Sinnes für Religion und Sitten veranlasst worden sind, machen es höchst nötig, den daher entstehenden tiefgreifenden Übeln auf eine Art zu begegnen, welche die Absicht jener noch bestehenden gesetzlichen Vorschriften mit den kirchlichen Satzungen in Übereinstimmung Mit dieser Begründung führte er eine Verbindung von kirchlicher und Zivilehe in der Art ein, dass zuerst das bürgerliche

bringen."

Aufgebot vorangehen , dann die kirchliche Einsegnung stattfinden und erst nachdem diese stattgefunden, die bürgerliche Ehelichungsgeschlossen werden musste ¹) . Dieses merkwürdige Doppelwerk ist für das bergische Land mit geringen Änderungen auch durch eine Kabinettsorder vom 23. Juni 1833 ) aufrechtverhandlung

einer neuen Zeit durch Verordnung des Wiedereintrittes der BestimGunsten zu vom 15. April 1848 erhalten und erst im Geiste

mungen des linksrheinischen Zivilgesetzbuches beseitigt worden ³ ) . Als dann der Anfall an Preussen erfolgt war, erscheint vor allen der Minister von Schuckmann eifrig bemüht , Eheschliessung wieder einzuführen.

die kirchliche

Er regte sogar eine Bestimmung

an, die zur nachträglichen kirchlichen Eheschliessung verpflichten sollte, wo man etwa bisher mit nur bürgerlich-rechtlichem Abschlusse

1) Lottner 1 , 72 ff. 2) Ebenda 3, 662. 3) Grotefend, Gesetzsammlung 1 , 793.

369

und die Standesregisterführung . sich benügt hatte .

Und er ging darin so weit , zu verlangen, dass

unter der Herrschaft des französischen Rechtes nur bürgerlich geschlossene Ehen ungiltig werden sollten, wenn die kirchliche Einsegnung nicht binnen einer bestimmten Frist nachgeholt werde. Selbst dem Justizminister von Kircheisen, der durchaus den Standpunkt der vollen Einführung preussischen Rechtes an Stelle des französischen vertrat, ging diese Ungeheuerlichkeit zu weit. Er setzte in seiner eingehenden Antwort auseinander,

wie man mit

solcher juristischen Unmöglichkeit alle anerkannten Regeln über Nichtrückwirkung der Gesetze und über wohl erworbene Rechte ins Gesicht schlagen würde ¹ ) .

Schon war auch der Oberlandesgerichts-

präsident Sethe, von Kircheneisen als Kommissar zur Vorbereitung der Einführung des preussischen Rechtes in den Rheinprovinzen bestellt, für die Fortführung der Standesamtsregister durch Staatsbeamte, d . h . im Grunde für die französische bürgerlich-rechtliche Regelung aller familienrechtlichen Verhältnisse gegen die überlieferte kirchenrechtliche Anschauung entschieden eingetreten, nicht nur weil dadurch

eine grössere

Zuverlässigkeit

der Registerführung

erzielt werde, sondern auch, weil die Führung dieser Bücher , durch welche

die wichtigsten bürgerlichen

Rechte beglaubigt

würden ,

nicht Sache der verschiedenen Kirchen, sondern Sache des Staates sei.

So hat denn auch das Koblenzer Konsistorium, also der Ober-

präsident von Ingersleben,

der gleichfalls durch eine Anordnung

über die ordnungsmässige Führung der Kirchenbücher nach den Bestimmungen des Preussischen Landrechts einzugreifen sich veranlasst fühlte, seine Anordnung sachlich so gut wie zurücknehmen müssen, indem er zur " Vermeidung von Missverständnissen " bekannt machte, dass es n ausserdem noch bei der den Zivilbeamten aufgetragenen Führung der Geburts , Heirats- und Sterberegister in allen Teilen sein Verbleiben behält❝ 2). Mit dem rheinischen Rechte sind dann auch die standesamtliche Registerführung

und die bürgerliche Eheschliessung in der

Rheinprovinz bestehen geblieben ³) .

1) Vgl. Landsberg, Die Gutachten der Rheinischen Immediatjustizkommission, Bonn 1914, S. XXXVII. 2) Koblenzer Amtsblatt 1816, S. 73 und 87. 3) An Unzuträglichkeiten hat es nicht gefehlt . Die Regierung in Köln beantragte 1832 die Grunersche Verordnung vom Jahre 1814 für Berg aufzuheben, weil die rechtsrheinischen Pfarrer die vorgeschriebenen Mitteilungen an die Zivilstandsbeamten unterliessen. Und der General24 Bär, Die Bebördenverfassung der Rheinprovinz.

370

IV, 13. Die Standesämter

Im rechtsrheinischen Teile der Rheinprovinz , also im ostrheinischen Teile des Regierungsbezirkes Koblenz , und - wie oben erwähnt - im landrechtlichen Teile des Regierungsbezirkes Düsseldorf bestand die kirchliche Registerführung, in jenem Landesteil allein,

in diesem in der Grunerschen Form bis 1848 ,

zu Recht.

Im ostrheinischen Teile des Regierungsbezirkes Koblenz wurden von den Bürgermeistern nur die Register über die Geburten, Eheschliessungen und Todesfälle der Juden geführt. Die neben der Zivilstandsregisterführung bestehende Führung von Kirchenbüchern hatte im Gebiete des rheinischen Rechtes keine öffentlich rechtliche Eigenschaft. Mit einer gesonderten Kirchbuchführung waren übrigens die Militärgeistlichen beauftragt. Sie gründete sich auf die Militärkirchenordnung vom 28. März 1811 ¹) . Hier wurde von den Militärpredigern vielfach Klage darüber geführt, dass von katholischen Geistlichen auf dem linken Rheinufer häufig bei Militärpersonen Taufen und Trauungen verrichtet würden, ohne dass der Militärgeistlichkeit die

durch die Militärkirchenordnung

vorgeschriebene Mitteilung zugestellt würde und jene dadurch ausser Stande sei, die Militärkirchenbücher gesetzlich zu führen.

Mit der

Anzeige davon an den Minister verband der Oberpräsident den Antrag, die Militärkirchenordnung auf die Rheinprovinz auszudehnen . Das ist dann,

da jene Ordnung nicht für bestimmte Provinzen,

sondern für einen bestimmten Stand gegeben war, auch geschehen und die Geistlichkeit wurde zur Befolgung jener Vorschrift angewiesen *). Der obige Zustand der zivilrechtlichen Registerführung nach französischen Formen im Gebiete des rheinischen Rechtes und seit 1848 auch im rechtsrheinischen Teile des Appellhofes zu Köln hat dauernd Bestand gehabt.

Die kirchliche Registerführung im ost-

rheinischen Teile des Regierungsbezirkes Koblenz und im landrechtlichen Teile des Regierungsbezirkes Düsseldorf hat bis zum 1. Oktober 1874 zu Recht bestanden. prokurator Ruppenthal in Köln machte in demselben Jahre den Oberpräsidenten auf die misslichen Folgen aufmerksam, die dadurch für die rechtliche Giltigkeit der Ehe und die Ehelichkeit der Kinder entstünden, dass unter Landrecht lebende Pfarrer des Düsseldorfer Bezirkes linksrheinische Leute trauten, ohne die vorgeschriebene Bescheinigung beibringen zu lassen, dass das zivilstandliche Aufgebot stattgefunden habe. Akten des Oberpräsidiums VIII 1 Nr. 33. 1 ) Ges.-S. 1811 , S. 170. 2) Akten des Oberpräsidiums III 6 Nr. 379 Bd . 1 .

und die Standesregisterführung.

371

Unterm 9. März 1874 wurde das Gesetz über die Beurkundung Personensta des ndes und die Form der Eheschliessung erlassen, welches unter Einführung der rechtsverbindlichen Zivilehe die Beglaubigung der Geburten, Heiraten und Sterbefälle ausschliesslich den vom Staate bestellten Standesbeamten mittels Eintragung in die dazu bestimmten Geburts-, Heirats- und Sterberegister übertrug. Von diesem Gesetze blieb der Bezirk des Appellationsgerichtes in Köln ausgeschlossen, weil hier die standesamtliche Registerführung bereits in der Form bestand, wie sie in den übrigen Landesteilen und damit in dem übrigen Teile der Rheinprovinz nunmehr eingeführt wurde. An die Stelle des preussischen Gesetzes ist dann mit den gleichen Bestimmungen das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 getreten.

Mit dem 1. Oktober 1874 trat das preussische Gesetz in Seitdem erfolgt die Bildung der Standesamtsbezirke sowie die Bestellung der Standesbeamten durch die höhere VerwaltungsKraft .

behörde , den Oberpräsidenten. In den Standesamtsbezirken, welche den Bezirk einer Gemeinde nicht überschreiten, hat, wenn von der höheren Behörde nicht ein besonderer Beamter bestellt wird , der Gemeindevorsteher die Geschäfte des Standesbeamten wahrzunehmen oder mit Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde anderen Gemeindebeamten widerruflich zu übertragen . Die Gemeindebehörde kann jedoch die Anstellung besonderer Standesbeamten beschliessen, in welchem Falle die Ernennung durch den Gemeindevorstand unter Genehmigung der höheren Verwaltungsbehörde erfolgt. Die durch den Gemeindevorstand ernannten besonderen Standesbeamten und deren Stellvertreter sind Gemeindebeamte.

Ist ein Standesamts-

bezirk aus mehreren Gemeinden gebildet, so werden der Standesbeamte und dessen Stellvertreter stets von der höheren Verwaltungsbehörde bestellt. Die Aufsicht über die Standesämter führten im Gebiete des rheinischen Rechtes wie bisher die Oberprokuratoren bei den Landgerichten und die Landgerichte selbst waren auch weiterhin befugt, Ordnungsstrafen gegen die Standesbeamten festzusetzen, die Berichtigung der Register zu verfügen und die Nebenregister aufzubewahren. Mit der Einführung der neuen Gerichtsverfassung am 1. Oktober 1879 traten an die Stelle der Oberprokuratoren und der Landgerichte die Staatsanwaltschaften und die neuen Landgerichte bis zum 1. Januar 1900¹). Auf der rechten Rheinseite in den nicht

1) Ausführungsgesetz vom 24. April 1878 zum deutschen Gerichts-

372

IV, 13. Die Standesämter

zum Bezirke des Appellationsgerichtes zu Köln gehörigen Kreisen wurde durch den Ministerialerlass vom 1. Dezember 1875 als die höhere Verwaltungsbehörde, welcher die Bildung der Standesamtsbezirke und die Bestellung der Standesbeamten zusteht, der Oberpräsident bestimmt, als die untere bezw. höhere Verwaltungsbehörde, welche nach § 7 des Reichsgesetzes die dem Standesbeamten von Aussengemeinden zu gewährende Vergütung festzusetzen bezw. über Beschwerden gegen die Festsetzung zu entscheiden hat, entsprechend dem § 5 des preussischen Gesetzes vom 9. März 1874 die Regierung bezw. der Oberpräsident and als die untere bezw. höhere Verwaltungsbehörde, welche nach § 11 des Reichsgesetzes die Aufsicht über die Amtsführung der Standesbeamten auszuüben hat, in den Landgemeinden und in den Stadtgemeinden die für die Aufsicht in Gemeindeangelegenheiten zuständige Behörde. Als Gerichte erster Instanz, welche wegen Beschwerden und Berichtigung der Standesregister zu entscheiden und die Nebenregister aufzubewahren haben, waren nach demselben Ministerialerlass die Kollegialgerichte erster Das ZuständigkeitsInstanz zuständig, also die Kreisgerichte¹ ) . gesetz vom 1. August 1885 hat dann durch § 154, Absatz 1 , die staatliche Aufsicht über die Amtsführung der Standesbeamten in den Landgemeinden dem Landrat als Vorsitzenden des Kreisausschusses und in höherer Instanz dem Regierungspräsidenten und dem Minister des Innern, in den Stadtgemeinden dem Regierungspräsidenten und in höherer Instanz dem Oberpräsidenten und dem Minister des Innern übertragen 2).

Und schon vorher waren mit der Ein-

führung der neuen Gerichtsverfassung am 1. Oktober 1879 auf der rechten Rheinseite im Gebiete des nichtrheinischen Rechtes für die nach dem Reichsgesetz

den Gerichten erster Instanz obliegenden

Verrichtungen und zur Aufbewahrung der Nebenregister die Amtsgerichte als zuständig erklärt worden ³). Seit dem

1. Januar 1900 ist die Zuständigkeit in Standes-

amtssachen für die ganze Rheinprovinz durch den Ministerialerlass vom 17. Oktober 1899 einheitlich geregelt worden¹) . Danach ist der Oberpräsident die höhere Verwaltungsbehörde, der die Bildung verfassungsgesetz, § 58. Ges.-S. 1878, S. 242 ; vgl. Gesetz vom 9. April 1879, § 2, Ges.-S. 1879, S. 346. 1) Min .-Erl . vom 1. Dezember 1875, Min . Bl . f. d . i . V. S. 275. 2) Ges.-S. 1885, S. 228. 3) Min.-Erl. vom 1. Juli 1879 ; Min . Bl. f. d . i. V. S. 146. 4) Min. Bl. f. d. i. V. S. 189.

373

und die Standesregisterführung.

der Standesamtsbezirke und die Bestellung der Standesbeamten zusteht ; die untere Verwaltungsbehörde, welche die von den Aussengemeinden zu tragenden Kosten festzusetzen hat, gemeinden

die

Gemeindevertretung,

in den

ist in den Stadt-

Landgemeinden der

Kreisausschuss ; die höhere Verwaltungsbehörde, die über die Beschwerden wegen dieser Festsetzung zu entscheiden hat, ist der Bezirksausschuss ; die untere bzw. höhere Behörde, die nach § 11 des Reichsgesetzes die Aufsicht über die Amtsführung der Standesbeamten auszuüben hat, ist in den Landgemeinden der Landrat als Vorsitzender des Kreisausschusses, in höherer Instanz der Regierungspräsident und der Minister des Innern, in den Stadtgemeinden der Regierungspräsident, in höherer Instanz der Oberpräsident und der Minister des Innern. Als Gerichte erster Instanz für die Anweisung der Standesbeamten zur Vornahme einer abgelehnten Amtshandlung, für die Anordnung von Berichtigungen und für die Aufbewahrung der Nebenregister sind die Amtsgerichte zuständig. Die von den Zivilstandsbeamten zu französischer und dann zu preussischer Zeit geführten Register wurden bei den Gemeinden , beglaubigte Abschriften davon, nachdem sie von den Öffentlichen Ministerien geprüft, bei den Gerichtsbehörden verwahrt. Und die vor Einführung

der

Zivilstandsregister

geführten

Kirchenbücher

mussten nach dem Gesetze vom 20. September 1792 in den rheinischen Departements mit dem Jahre 1798 an die Bürgermeistereien abgeliefert werden . Ausserdem war durch die französischen Zivilstandsgesetze die Führung von sogenannten Dezennaltabellen ,

nämlich

Zusammenstellungen der Eintragungen in die Zivilstandsregister in ABC- Folge für je einen zehnjährigen Zeitraum in doppelter Ausfertigung angeordnet worden ¹ ). Eine dieser die Aufsuchung sehr wesentlich erleichtender Ausfertigungen wurde bei den Gemeinden, die andere bei der Departementsdirektion und später bei den Präfekten aufbewahrt, der Register hatten .

die zunächst die Aufsicht über die Führung Das bürgerliche Gesetzbuch hat die Aufsicht

über das Zivilstandswesen als solches den Gerichten übertragen und die Hinterlegung der Abschriften der Register bei den Gerichtssekretariaten angeordnet.

Das Dekret vom 20. Juli 1807 hat dann

auch mit der Aufstellung der Dezennaltabellen die Sekretariate der 1) Die ABC- Verzeichnisse sollten jährlich angefertigt, alle zehn Jahre aber zu einem einzigen Verzeichnis für jede Gemeinde zusammengeschmolzen werden. Dekrete vom 20. Juli 1807 und 12. November 1809 bei Philippi, die Zivilstandsgesetze, Krefeld 1837 , S. 140 und 146.

374

IV, 13. Die Standesämter und die Standesregisterführung .

Gerichte erster Instanz beauftragt und eine dreifache Anfertigung angeordnet, eine für die Gerichtsschreibereien, eine für die Mairien und eine für die Präfekturen . Zu preussischer Zeit wurde dieses dritte Stück den Regierungen überwiesen ¹ ) . Da die Anfertigung des dritten Stückes als für die Bedürfnisse der Regierungen entbehrlich angesehen wurde, ordnete ein Erlass des Justizministers vom 12. November 1864 dessen Fortfall an. Die letzten Dezennaltabellen, die in die Registraturen der Regierungen gelangt sind, umfassen den Zeitraum von 1853 bis 1862 ). Nach der jetzigen Reichsgesetzgebung entstehen bei den Standesämtern drei Arten von Akten : die Standesregister, die Nebenregister und die Sammelakten. Die zuerst genannten Hauptregister werden dauernd bei den Standesämtern selbst aufbewahrt.

Die Nebenregister,

das sind die beglaubigten Abschriften der Hauptregister,

werden

nach § 14 des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes vom 6. Februar 1875 nach Prüfung durch die Aufsichtsbehörde der Gerichten erster Instanz zur Aufbewahrung übergeben, wo nötigenfalls die in den Hauptregistern nachträglich vorzunehmenden Eintragungen oder Änderungen auch in den Nebenregistern beigeschrieben werden müssen. Die Sammelakten endlich sind bestimmt, alle auf. die Registerführung bezüglichen Schriftstücke aufzunehmen, insbesondere die den Standesbeamten zugestellten schriftlichen Anträge, Anzeigen und Mitteilungen , die bei ihnen eingereichten Geburts- und Sterbeurkunden, die Verfügungen der Aufsichtsbehörde und der Gerichte . Von diesem Inhalt sind die wichtigsten die eingereichten Urkunden. Sie sind gewissermassen die urkundlichen Unterlagen für die Eintragungen in die Heiratsregister. ihre wesentlichen Angaben

in

die

Da aber

Register selbst aufgenommen

werden, so sind sie nur so lange als urkundliche Unterlagen von Bedeutung, als eine Anfechtung der Registerführung wegen Fälschung oder unrichtiger Eintragung vermutet werden kann. Aus diesem Grunde bedürfen die Sammelakten einer dauernden Aufbewahrung nicht. 1 ) Für den Bezirk des Fürstentums Lichtenberg, nachmaligen Kreises Sankt Wendel, hatte die Herzogliche Regierung durch Verfügung vom 5. Januar 1825 die dreifache Anfertigung von Dezennaltabellen aufgehoben und au ihrer Stelle nur Register in ABC-Folge für die Gemeinden angeordnet. Philippi, a . a. O. S. 197. 2) Die sämtlichen Dezennaltabellen der Regierungen zu Koblenz und Trier befinden sich im Staatsarchiv zu Koblenz.

375

IV, 14. Die Provinzialsteuerdirektion usw.

14.

Die Provinzialsteuerdirektion ,

seit 1908 Oberzolldirektion zu Köln und ihre Unterbehörden . Die Verwaltung der indirekten Steuern war im preussischen Staate bis zum Jahre 1808 von den Akzise- und Zolldirektionen geführt, dann den Regierungen übertragen worden. fassungsänderung von

Auch die Ver-

1815 überwies die indirekten Steuern den

zweiten Abteilungen der Regierungen.

Demnach wurde bei der Ein-

richtung der rheinischen Regierungen auch dieser Verwaltungszweig ihnen übertragen und wenig später durch den vom Finanzminister zum Organisationskommissar bestimmten Regierungspräsidenten Delius die Hauptzoll und Hauptsteuerämter und die Nebenzollämter eingerichtet ¹ ). Die Kabinettsorder vom 2. November 1822

aber hat

dann

den früheren Zustand grundsätzlich wiederhergestellt und unter Trennung der indirekten Steuern von dem Geschäftskreise der Regierungen deren Verwaltung durch besondere,

für den Bereich

mehrerer Regierungen anzustellende Provinzialsteuerdirektoren nachgegeben. In der Rheinprovinz ist diese Einrichtung zuerst getroffen worden.

Die Kabinettsorder vom

5. Juli

18232 ) genehmigte

die

Anstellung besonderer Provinzialsteuerdirektoren umsomehr, als dadurch eine Kostenersparung

erzielt

wurde,

und vollzog

die vom

Staatsministerium vorgelegte Dienstanweisung vom 26. Juni 1823 . Hierauf erhielt der Geheime Oberfinanzrat von Schütz vom Finanzminister den Auftrag,

sich in die Rheinprovinz

zu

begeben,

um

dort mit dem Oberpräsidenten die Bildung eines Steuerdirektorates vorzubereiten.

Zu den Beratungen wurden auch

die

Regierungs-

präsidenten hinzugezogen . Als Zeitpunkt der Einrichtung wurde der nächstbevorstehende Kassen- und Rechnungsabschluss der ReAus den Erörterungen ging gierungen in Aussicht genommen. übrigens hervor, dass den Regierungen der siebente Teil der Tätigkeit entzogen wurde und daher tatsächlich

eine Ersparnis zu ge-

wärtigen war³).

1) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 760. 2) Bekanntmachung des Oberpräsidenten vom 2. Januar 1824, v. Kamptz, Annalen, Bd . 8 S. 23 ; Koblenzer Amtsblatt 1824, S. 10 und 50 . 3) Geh. St.-A. Rep. 77, 213 Nr. 3. Die rheinischen Regierungen erforderten damals für Besoldungen und andere Bedürfnisse einen Aufwand

376

IV, 14. Die Provinzialsteuerdirektion,

Der vom Könige vollzogene Grundplan sah neben dem Provinzialsteuerdirektor mit einem Gehalte von 3000 Talern zwei Regierungsräte und einen Stempelfiskal am Sitze der Behörde vor, der überdies die reinen Justizsachen zu bearbeiten hatte. Tatsächlich sind dann aber nach dem auf den ermittelten Geschäftsumfang der Regierungen begründeten Antrage von Schütz drei Regierungsratstellen geschaffen worden.

Als Sitz

der Behörde

wurde Köln wegen seiner Bedeutung als Handelsplatz und wegen seiner mittleren Lage bestimmt. Am 3. März 1824 ist das Provinzialsteuerdirektorat zu Köln durch den Oberpräsidenten von Ingersleben eröffnet worden. Zum Provinzialsteuerdirektor wurde der Geheime Oberfinanzrat von Schütz ernannt, zu Räten Klüber, de l'Egret und Scheuermann. Durch die Dienstanweisung vom 26. Juni 1823 wurden den Provinzialsteuerdirektoren alle indirekten Steuern überwiesen , also die Ein-, Aus- und Durchgangsabgaben, die Getränke- und Tabaksteuer, die Mahl- und Schlachtsteuer,

die Stempelsteuer und

noch erhobenen älteren Zoll- und Ortsabgaben,

welche

die

die Stelle

jener Landesabgaben teils noch vertraten und herkömmlich waren . Die Provinzialsteuerdirektoren traten für diese Geschäfte vollkommen in die Stelle der Regierungen. untergeordnet.

Sie wurden

dem

Finanzininister

Zum Oberpräsidenten standen sie in demselben Ver-

hältnisse wie die Regierungen und diesen waren sie nebengeordnet. Den Hauptzoll- und Steuerämtern und den Stempelfiskalen wurden sie vorgesetzt. Andere von den Regierungen abhängige Kreis- und Ortsbehörden wurden verpflichtet, den Ersuchen in Steuersachen zu genügen. Berichte an den Minister und Bescheide sollten durch die Oberpräsidenten gehen und bei verschiedenem Wohnsitz jedenfalls Sorge getragen werden, dass die Oberpräsidenten in Kenntnis der wichtigeren Verwaltungsgeschäfte blieben ¹ ) . Ausser den obengenannten Geschäften in der Verwaltung der indirekten Steuern wurden dem Provinzialsteuerdirektor in Köln auch die Aufsicht über die Hypothekenämter (Hypothekenbewahrer), über

die

Verrechnung

der

Gerichtsschreibereigebühren

sogenannte Enregistrement übertragen 2 ) .

und

das

Nach den Bestimmungen

von 429 350 Talern ; der siebente Teil betrug 61335 Taler. Die Kosten der Steuerdirektion waren auf 30000 Taler angesetzt. 1 ) Akten des Oberpräsidium IID Nr. 71 . 2) Vgl. Bekanntmachung der Regierung zu Trier im Amtsblatt 1824 S. 137.

seit 1908 Oberzolldirektion zu Köln und ihre Unterbehörden.

377

der Kabinettsorder vom 31. Dezember 1825 ging auch die Verwaltung der Gefälle von Verkehrsanstalten mit Ausnahme der Chausseegelder vom 1. Januar 1826 an, vom

1. Januar 1827 an

auch die Verwaltung des Kalenderstempels und vom 1. Januar 1828 an auch die Chausseegeldverwaltung an den Provinzialsteuerdirektor über. Mit dem 1. Januar 1829 wurde das Provinzial Salz-Komtoir in Köln aufgehoben und auch diese Verwaltung der neuen Behörde unterstellt ¹ ) .

Dass dem Provinzialsteuerdirektor auch die Aufsicht

und Leitung des preussischen Rheinschiffahrtswesens

als „Generalkommissar für

und

Rheinoktroi-

die Rheinschiffahrtsangelegen-

heiten in den preussischen Rheinprovinzen “

übertragen wurde,

ist

oben schon näher ausgeführt worden ²) , Mit dem Anwachsen der Geschäfte ist die Behörde ständig erweitert worden. Die Zahl der Räte ist von drei bei der Einrichtung einschliesslich der Stempelfiskale auf etwa 20 gestiegen. Durch die Kabinettsorder vom 27. Februar 1846 wurde dem ältesten Rat und Vertreter des Provinzialsteuerdirektors der Rang und Charakter eines Oberregierungsrates beigelegt. Später wurde ein zweiter und dann ein dritter Oberregierungsrat bestellt. Durch das Gesetz vom 15. Januar 1908 erhielt die Provinzialsteuerdirektion die Bezeichnung „ Oberzolldirektion "

und der

Direktor die Amtsbezeichnung Präsident. Als Provinzialsteuerdirektoren in Köln waren angestellt : von Schütz 1824-1837 ; Helmentag 1837-1853 ; Dach ³) 1853-1859 ; Wohlers 1859-1877 ; Freusberg 1878-1890 ; Fehre 1890-1898 ; Steinbach 1898-1900 ; Triest 1900-1906 ; Dr. Köhn 1906-1907 ; Koreuber 1907-1913 ; Grieben 1913-.

Der Provinzialsteuerdirektion unterstanden die Hauptzoll- und Hauptsteuerämter,

Rheinzolleinnehmer und andere Einnahmeämter,

die Stempelfiskalate und die später mit ihnen vereinigten Erbschaftssteuerämter und die Hypothekenämter. 1 ) Für die Verwaltung des gesamten Salzdebitwesens in den westfälisch-rheinischen Provinzen , welche bis dahin dem Oberbergamt in Bonn beigelegt gewesen, war ein Provinzial - Salz-Komptoir in Köln unter der Direktion des Regierungsrates Heyer errichtet und am 2. Januar 1822 eröffnet worden . St.-A. Koblenz, Abt . 402 Nr. 828. 2) Vgl. oben S. 298. 3) Der zum Provinzialsteuerdirektor ernannte Geheime Finanzrat Dach war zunächst in Berlin nicht abkömmlich und hat die Geschäfte erst am 23. März 1854 übernommen.

378

IV, 14. Die Provinzialsteuerdirektion ,

1. Die Hauptzoll- und Hauptsteuerämter und andere Einnahmeämter. Bereits während der Verwaltung der indirekten Steuern durch die Regierungen waren Hauptzoll- und Hauptsteuerämter errichtet worden. Massgebend dafür wurde die Dienstanweisung vom 5. Mai 1819,

welche

das

Finanzministerium infolge

des

Gesetzes vom

8. Februar 1819 erlassen hatte. Diese Hauptämter bestanden aus einem Oberzoll- oder Steuerinspektor, einem Hauptamtsrendanten und einem Hauptamtskontrolleur.

Den Hauptämtern

waren

Ober-

kontrolleure, Spezialhehebeamte und Aufseher untergeordnet, auch als Nebenzoll- und Untersteuerämter bezeichnet.

Als die Provinzialsteuerdirektion

die Verwaltung übernahm ,

bestanden die Hauptzollämter zu Aachen, Bingerbrück , Emmerich, Kaldenkirchen, Koblenz, Kranenburg, Malmedy, Saarbrücken , Trier und Wassenberg und die Hauptsteuerämter zu Bonn, Düren, Düsseldorf, Duisburg, Elberfeld , Köln , Neuwied, Ürdingen und Wesel . Die Ämter waren mehrfach Veränderungen unterworfen. Schon in den nächsten Jahren wurden die zu Bonn, Bingerbrück und Urdingen aufgehoben, das letztere dann aber wieder eingerichtet und ebenso ein solches zu Kreuznach eröffnet. In den 1830er Jahren wurden zeitweilig besondere Rheinzolleinnehmer zu Andernach, Düsseldorf, Emmerich, Koblenz , Köln , Linz , Ruhrort und Wesel bestellt, später bestanden Rheinzollämter nur zu Koblenz und Emmerich . Das Hauptzollamt zu Koblenz wurde Hauptsteueramt, ebenso später das zu Trier. Zu Neuss und später zu Krefeld wurden gleichfalls Hauptsteuerämter und für die Ruhrschiffahrtsgefälle Einnehmeämter in Mülheim und Ruhrort eingerichtet.

Die Benennung der Ämter

als Hauptzoll- und Hauptsteuerämter ist bis zum Jahre 1908 geführt worden. Seitdem sind sie einheitlich als Hauptzollämter bezeichnet worden.

Solche bestehen heute zu Aachen (zwei),

Düren ,

Düssel-

dorf (zwei) , Duisburg, Elberfeld , Emmerich, Essen, Kaldenkirchen, Kleve , Koblenz , Köln ( zwei) , Krefeld , Kreuznach, Malmedy, Neuss, Neuwied, Saarbrücken, Solingen, Trier und Wesel. 2. Die Stempel- und Erbschaftssteuerämter. waltung des Stempelwesens

erfolgt

durch

die

Die Ver-

Hauptsteuerämter.

Zur besonderen Aufsicht waren aber von Anfang an gemäss dem Stempelgesetz vom 7. März 1822 ¹ ) Stempelfiskale angestellt.

Solche

Stempelfiskalate und Erbschaftsstempelämter bestanden bei der Über-

1) Ges . S. S. 70.

seit 1908 Oberzolldirektion zu Köln und ihre Unterbehörden .

379

nahme der Verwaltung durch die Provinzialsteuerdirekton zu Aachen, Duisburg, Koblenz, Köln , Krefeld und Trier, später, 1828 , zu Aachen, Duisburg, Koblenz , Köln , Krefeld und Trier. Das Amt zu Duisburg ist dann nach Düsseldorf und weiterhin die Stempelfiskalate nur an die Regierungssitze verlegt worden, das zu Krefeld also aufgehoben.

Durch das Gesetz vom 30. Mai 1873

Erbschaftssteuer ¹ ) wurden Erbschaftssteuerämter mit den Stempelfiskalaten vereinigt.

betreffend

die

eingerichtet und

Sie heissen heute

und Erbschaftssteuerämter und wurden eingerichtet

Stempel-

zu Koblenz

für den Regierungsbezirk Koblenz, später mit Ausnahme des Kreises Wetzlar ), zu Düsseldorf für die Stadt- und Landkreise Düsseldorf, Duisburg, Krefeld und die Kreise Kleve, Geldern , Mörs, Neuss , Rees und Ruhrort ; zu Elberfeld für die Stadtkreise Barmen , Elberfeld , Essen, den Landkreis Essen und die Kreise Mettmann, Solingen, Lennep, Wipperfürth,

Gummersbach und Waldbroel ;

zu Köln für

den Stadtkreis Köln , den Landkreis Köln und die Kreise Bergheim, Bonn, Euskirchen,

Mülheim am Rhein,

Rheinbach und

Siegkreis ;

zu Trier für den Regierungsbezirk Trier und zu Aachen für den Regierungsbezirk Aachen und die Kreise Gladbach, Grevenbroich und Kempen. 3. Die Hypothekenämter (Hypothekenbewahrer) . Im Bezirke des Appellationsgerichtshofes zu Köln bestand die französischrechtliche Einrichtung der Hypothekenbewahrer. Sie war nach dem Gesetze vom 21. Ventôse des Jahres 7 eingerichtet 3) und wurde von der preussischen Regierung mit dem französischen Rechte beihehalten, obwohl die Hypothekenbewahrer weder in Beziehung zu den Gerichten noch zu dem Öffentlichen Ministerium standen, sondern Beamte der Steuerverwaltung und hier im besondern des Enregistrements waren.

Ihre Hauptaufgabe war, durch Eintragung in die verschiedenen von ihnen zu führenden Register 4) die

bestellten Privilegien und

Hypotheken an Grundgütern und die Veränderungen des Eigentums 1) Ges.-S. S. 329. 2) Der Kreis Wetzlar gehört jetzt zum Stempel- und Erbschaftssteueramt Kassel II. 3) Bulletin des lois VII Nr. 266. 4) Die zu führenden Bücher waren : das Journal mit den kurzen Vermerken über die zur Eintragung eingegangenen Schriften , die Hauptbücher, nämlich für die Privilegien und Hypotheken das Inskriptionsregister , für die Eintragung der Erwerbsurkunden über Grundstücke das Transskriptionsregister und für die auf Grundstücke angelegten

380

IV, 14. Die Provinzialsteuerdirektion usw.

zn veröffentlichen und zu sichern.

Von diesen Hypothekeneinschrei-

bungen und von den Güter-Überschreibungen

hatten sie Abgaben

für den Staat zu erheben. Eine Prüfung der Eigentumsverhältnisse oder der Rechtmässigkeit der Eintragungsgesuche fand nicht statt. Insofern war die Tätigkeit eine rein äusserliche, mit förmlichen Erfordernissen verbunden hinsichtlich der Führung der Bücher, der Bewirkung und Löschung der Eintragungen und der Erteilung der verlangten Abschriften. Die Hypothekenämter waren ursprünglich je für den Bezirk einer Unterpräfektur und eines Gerichtes erster Inztanz eingerichtet. Durch die Einrichtung der Gerichtsbehörden im Jahre 1820 wurde diese Übereinstimmug

aufgehoben. Da die Bezirke der 14 bestehenden Hypothekenämter zu Aachen , Bonn , Düsseldorf, Kleve, Koblenz , Köln , Krefeld , Malmedy, Prüm, Saarbrücken , Sankt Wendel , Siegburg, Simmern und Trier zu gross waren, fand durch das Gesetz vom 11. März 1850 eine neue Einteilung statt, durch welche vom 1. Oktober 1850 an 21 Hypothekenämter errichtet wurden, deren Geschäftssprengel mit den Bezirken der Landgerichte und Friedensgerichte übereinstimmten ¹ ). Damals wurden die Hypothekenämter zu Bernkastel, Zell, Ahrweiler, Geilenkirchen, Mülheim, Elberfeld , Gladbach und Montjoie neu errichtet, das zu Malmedy aufgehoben und die übrigen unter Beibehaltung ihrer bisherigen Sitze neu abgegrenzt. Das bei der Übernahme des Oberamtes Meisenheim dort bestehende Hypothekenamt wurde durch Gesetz vom 28. Dezember 1868 ) aufgehoben und sein Bezirk mit dem des Hypothekenamtes in Simmern vereinigt. Auch von der preussischen Verwaltung sind die Hypothekenbewahrer nach französischem Vorgange als zu den Beamten der Steuerverwaltung gehörig angesehen und demnach durch Verfügung des Finanzministers vom 26. Januar 1824 dem Provinzialsteuerdirektor in Köln unterstellt worden 3 ) . Jahre 1888 bestanden.

Dies Verhältnis hat bis zum

Seit dem Rechnungsjahre 1888/89 gingen

die Hypothekenämter aus Anlass der Grundbucheinführung zum Geschäftsbereiche der Justizverwaltung über. Und durch das Gesetz

Arreste das Immissionsregister; ferner das Repertorium nebst der alphabetischen Tafel, das Taxregister und das ABC - Verzeichnis der eingetragenen Gläubiger. 1) Ges.-S. S. 284. 2) Ges.-S. S. 193. 3) Trierer Amtsblatt S. 137.

381

IV, 15. Die Gerichtsbehörden.

vom 18. Juli 1896 wurden sie nach Massgabe des Fortschreitens der Arbeiten zur Anlegung des Grundbuches im Gebiete des rheinischen Rechtes aufgehoben und ihre Geschäfte den Amtsgerichten übertragen ¹ ) .

15.

Die Gerichtsbehörden.

Als Preussen die Rheinprovinz in Besitz genommen und die Verwaltung eingerichtet hatte, bestanden von der Zeit der Fremdherrschaft her und durch die Massnahmen der Generalgouverneure in der Zeit der Übergangsverwaltung im Gebiete des französischen Rechtes, also auf dem linken Rheinufer und im Herzogtum Berg. folgende Gerichte : Der Revisionshof zu Koblenz und der Kassationshof zu Düsseldorf, am 6. Mai und

11. Februar 1814 eingerichtet 2 ) , ferner die

Appellationsgerichtshöfe zu Düsseldorf, Köln und Trier, von denen Düsseldorf dem dortigen Kassationshofe, Revisionshofe zu Koblenz unterstanden .

Köln

und

Trier dem

Zum Appellationsgerichtshofe zu Düsseldorf gehörten die Tribunale erster Instanz, nunmehrigen Kreisgerichte zu Düsseldorf und Mülheim am Rhein und das Handelsgericht zu Elberfeld, zum Appellationsgerichtshofe zu Köln die Kreisgerichte zu Aachen, Köln, Bonn , Malmedy, Krefeld und Kleve und die Handelsgerichte zu Köln, Aachen und Krefeld und zum Trierer Apellationsgerichtshofe die Kreisgerichte zu Trier, Echternach ( im Auslande), Kusel (im Auslande),

Sankt Wendel (im Auslande),

Saarbrücken,

Simmern ,

Koblenz und Prüm und die Handelsgerichte zu Koblenz und Trier. Bei dem Revisionshofe und dem Kassationshofe und bei den drei Appellhöfen nahmen von französischer Zeit ber die Beamten des Öffentlichen Ministeriums, des Staates wahr. Substituten ,

die Generalprokuratoren,

die bei den Anklagekammern

den Dienst der

das Interesse

Ihnen waren bei den Appellhöfen ausser einigen

öffentlichen

Anklage

und

versahen ,

den

Assisenhöfen

einige

General-

advokaten beigegeben, um den öffentlichen Sitzungen der verschie-

1) Ges.-S. 1896 , S. 165. 2) Vgl. oben S. 75 und 72.

382

IV, 15. Die

denen Senate und Kammern beizuwohnen. Den Generalprokuratoren bei den Appellhöfen waren die Staatsprokuratoren bei den Kreisgerichten unterstellt ¹ ). Die Kreisgerichte umfassten folgende Friedensgerichtsbezirke : Kreisgericht Düsseldorf :

Düsseldorf,

Ratingen, Mettmann,

Richrath, Opladen, Velbert, Elberfeld , Barmen, Ronsdorf,

Lennep ,

Wermelskirchen, Solingen , Wipperfürth. Kreisgericht Mülheim : Mülheim , Bensberg, Siegburg, Hennef, Königswinter, Lindlar, Gummersbach, Homburg, Waldbroel , Eitorf. Kreisgericht Aachen : Aachen , Burtscheid, Düren , Eschweiler, Froitzheim, Geilenkirchen, Gemünd, Heinsberg, Linnich, Herzogenrath, Sittard. Kreisgericht zu

Köln :

Köln ,

Bergheim,

Brühl,

Montjoie,

Dormagen,

Elsen, Jülich , Kerpen, Lechenich, Weiden, Zülpich . Kreisgericht Bonn : Bonn-Stadt, Bonn-Land, Rheinbach, Remagen, Ahrweiler, Adenau, Wehr, Virneburg, Ulmen. Kreisgericht Malmedy :

Malmedy, Eupen, Schleiden ,

Sankt

Vith, Kronenburg, Aubel. Kreisgericht Krefeld : Krefeld , Mörs , Neersen, Neuss, Odenkirchen, Ürdingen, Viersen , Bracht, Kempen, Rheinberg, Erkelenz, Niederkrüchten. Kreisgericht Kleve : Kleve, Kronenburg, Wankum, Geldern , Xanten, Goch, Kalkar. Kreisgericht Trier :

Trier, Konz, Pfalzel, Ruwer,

Schweich ,

Büdelich oder Neumagen, Bernkastel, Wittlich, Hermeskeil, Rhaunen, Herrstein. Kreisgericht Echternach (im Auslande) : Teil von Echternach) ,

Dudeldorf,

Bitburg

Neuerburg (und

(und ein

ein Teil von

Vianden) , Artzfeld (und ein Teil von Klerveaux) , Pfalzel. Kreisgericht Kusel (im Auslande) : Wadern, Merzig, Saarburg. Kreisgericht Sankt Wendelº) (im Auslande ) : Lebach, Tholey, Ottweiler, Rest von Sankt Wendel. Kreisgericht Saarbrücken ) : Saarbrücken ; Sankt Johann, Saarlouis, Rehlingen, Rest von Lebach für Teile der Kreise Saar-

1) Ein Verzeichnis aller von den General-Gouvernements und von der späteren Immediat-Justizkommission bei den Ober- und Untergerichten⚫ in den Rheinprovinzen angestellten Beamten, in ABC- Folge angeordnet, findet sich im Geh. St.-A. Rep. 84 I Nr. 163. 2) Bezüglich der Kreisgerichte zu Saarbrücken und Sankt Wendel waren bereits in der allerersten Zeit der preussischen Verwaltung Ände-

383

Gerichtsbehörden .

louis und Merzig , Rest von Bezounville für Teile der Kreise Saarlouis and Merzig, Rest von Sierck für Teile des Kreises Saarlouis. Kreisgericht

Simmern :

Simmern ,

Kreuznach,

Trarbach,

Bacharach, Sankt Goar, Stromberg, Sobernheim, Kastellaun, Kirn, Kirchberg . Kreisgericht Koblenz : Koblenz , Andernach, Boppard , Kochem , Kaisersesch, Lutzerath , Mayen, Münstermaifeld , Polch , Rübenach, Treis, Zell. Kreisgericht Prüm :

Prüm, Reiferscheid , Blankenheim , Kyll-

burg, Manderscheid , Gerolstein, Daun, Lissendorf, Schönberg ¹ ) . Auf der rechten Rheinseite im Bezirke Kleve war als in früher preussischem Gebiete wie in den wiedereroberten westfälischen Provinzen die preussische Gerichtsverfassung und das preussische Recht bereits wieder eingeführt worden .

Dort hatte man in der Erwartung

baldiger endgiltiger Bestimmungen das für die Herzogtümer Kleve , Geldern und Mörs bestimmte Oberlandesgericht zu Emmerich zu Ende des Jahres 1815 nach Kleve, also eigentlich ausserhalb seines Bezirkes verlegt ) .

Zu diesem Oberlandesgericht in Kleve gehörten

rungen notwendig geworden. Durch den ersten Pariser Frieden 1814, als Stadt und Gebiet Saarbrücken bei der Krone Frankreich verblieb, wurde der an Preussen fallende Teil des Kreises von seinem Hauptorte und Kreisgerichte getrennt Ebenso verhielt es sich mit einem Teile des Kreises Thionville. Daraus entstand die Notwendigkeit, ein neues Kreisgericht für diese Teile beider Kreise und zwar zu Sankt Wendel zu bilden. Als im zweiten Pariser Frieden Saarbrücken mit dem unterwärts gelegenen Saargebiet an Preussen fiel, war inzwischen durch die französische Regierung das Saarbrücker Tribunal nach Saargemünd verlegt, und es wurde daher vom Verwalter jenes Bezirkes, dem Appellationsrat Matthias Simon, vorläufig ein neues Kreisgericht zu Saarbrücken gebildet. Bei der darauffolgenden Abtretung von Sankt Wendel an Sachsen-Koburg wurde zunächst mit dieser Regierung vereinbart, die Gerichtsbarkeit des dortigen Kreisgerichts über die diesseitigen Gebiete ferner aufrecht zu erhalten. Als aber die Koburgische Regierung das Kreisgericht zu Sankt Wendel aufzuheben beschloss, wurden die zu den Verwaltungskreisen Ottweiler, Saarbrücken, Saarlouis und Merzig gehörigen bisher zum Kreisgericht Sankt Wendel gelegten Gemeinden zum Kreisgerichte Saarbrücken, die übrigen zum Kreisgerichte Trier gewiesen. Bericht der ImmediatJustizkommission vom 29. Januar 1817 im Geh. St.-A. Rep . 74 Nr. 1 a, Bd . 2. 1) Nach der Beilage eines Berichtes der Immediat- Justizkommission vom 28. Februar 1817 im Geh. St.-A. a. a. O. 2) Die Stadt Kleve war unterm 23. Juli 1815 um Verlegung des Oberlandesgerichts nach Kleve eingekommen , was durch Kabinettsorder vom 6. August 1815 genehmigt wurde. Geh. St.-A. Rep . 74 R 42 Nr. 1a Bd. 1. Ges.-S. 1815, S. 192.

384

IV, 15. Die

die rechtsrheinischen 5 Stadt- und Landgerichte zu Rees, Wesel , Emmerich, Dinslaken, Duisburg. In dem rechtsrheinischen Teile des Regierungsbezirkes Koblenz bestanden die von Nassau übernommenen und als preussische bestätigten Gerichtsbehörden, der Justizsenat zu Ehrenbreitstein und die oben aufgeführten Justizämter, ferner die oben aufgeführten Wetzlarschen Gerichte und die solmsischen Ämter¹ ).

A.

Das Gebiet des rheinischen Rechtes bis zum Jahre 1879. Die Gerichtsverfassung in dem linksrheinischen Gebiete und

im Herzogtum Berg, also in dem französisch-rechtlichen Teile der Provinz, befand sich in einer durch die stattgehabten Veränderungen verworrenen Lage.

Es

bestanden hier zwei Kassationshöfe und

drei Appellationsgerichte. Durch die Trennung von Frankreich hatten die Gerichtsbehörden ihre Oberbebörden, das Justizministerium und den Kassationshof in Paris, verloren . Den Übergangsverwaltungen der Generalgouverneure lagen die Justizverhältnisse fern und ihre Verfügungen wollten und konnten nur die augenblicklichen Bedürfnisse berücksichtigen . Als Ersatz waren in den beiden Generalgouvernements des Niederrheins zwei Kassationshöfe gebildet worden, der zu Düsseldorf und der Revisionshof zu Koblenz. Der Düsseldorfer wurde aus Mitgliedern des damaligen bergischen Staatsrates und des Appellationshofes unter Zuziehung des Präsidenten des Kreisgerichtes gebildet und die Zahl der Räte auf 15 einschliesslich des Präsidenten bestimmt. Der Koblenzer Revisionshof aber umfasste nur 8 Mitglieder. Und mit der französischen Gerichtsverfassung stand in Widerspruch, dass in Fällen, wo das Kassationsgesuch für begründet erkannt wurde, von demselben Kassationshofe auch in letzter Instanz geurteilt wurde, während der Kassationshof seinem Zwecke nach keineswegs eine letzte und dritte Instanz darstellen, sondern nur ein Wächter der Gesetze und der Richter sein sollte. Auch die Verfassung der Appellhöfe war mangelhaft. Schon ihre Dreizahl auf eine Bevölkerung von 1700 000 Seelen erschien als ein Übelstand , weil diese Behörden ihrer Einrichtung nach auf grössere Bezirke berechnet waren. Dazu waren sie ungleich verteilt. Der Apellhof zu Düsseldorf umfasste 350000 Seelen und hatte 17 Richter und 3 Beamte des Öffentlichen Ministeriums, der

1) Vgl. oben S. 63.

385

Gerichtsbehörden.

Trierer umfasste 500000 Seelen und hatte nur 13 Richter und 5 Beamte des Öffentlichen Ministeriums , der in Köln aber umfasste die Meistzahl von 800 000 Seelen und hatte die wenigsten Beamten, nämlich nur 5 Richter und 3 Auditoren und 2 Beamte des Öffentlichen Ministeriums ¹). Der Kölner Appellationshof war überhaupt lediglich eine durch die Zeitumstände entstandene Schöpfung des Generalgouvernements. Als das Niedermaas; und Ourtedepartement mit Belgien vereinigt wurden und dadurch der Appellationshof in Lüttich

dessen Gerichts-

bezirk sich über das ganze Generalgouvernement des Niederrheins erstreckte,

verloren ging,

sah

sich

das Generalgouvernement in

Aachen veranlasst, für den ihm verbliebenen Teil jenes Gerichtsbezirkes vorläufig den Appellationshof in Köln unter dem Präsidenten Koenen 2 ) zu bilden.

Aber er wurde von Anfang an nur schwach

besetzt, die erforderlichen Senate konnten nicht gebildet werden, der Appellhof konnte auch die Präsidenten der Assisenhöfe, wie gesetzlich vorgeschrieben, nicht stellen. Er erhielt auch keinen Generalprokurator und kein gehörig besetztes Öffentliches Ministerium, sondern dem Generaladvokaten des Düsseldorfer Appellhofes von Sandt wurden die Geschäfte des Öffentlichen Ministeriums auftragweise übertragen ³) . Auch die Kreisgerichte waren in mehreren Fällen mit einer zu geringen Richterzahl besetzt , die eine häufige Heranziehung von Advokaten als Hilfsrichter notwendig machte. Und die Besoldungen waren nach dem Urteil der Immediatjustizkommission zu gering. Abgesehen von den oben erwähnten Änderungen in der Justizverfassung, abgesehen ferner von der Abschaffung der GeschworenenGerichte im Generalgouvernement Berg und deren Ersetzung durch einen Kriminalgerichtshof zu Düsseldorf,

abgesehen von der Ab-

schaffung der napoleonischen Spezialgerichtshöfe war während der Übergangsverwaltung nichts an der französischen Gerichtsverfassung geändert worden. Es

lag

nahe,

zur

Herbeiführung

einer

Rechtseinheit

im

preussischen Staate das preussische Recht und die preussische Ge1) Bericht der Immediat-Justizkommission vom 28. Februar 1817 im Geh. St.-A. Rep. 74, R. 42 Nr. 1 a. Bd . 2. 2) Er war vorher Appellationsrat und nach Ankunft der Verbündeten General-Gouvernementskommissar in Lüttich. 3) Bericht Sethes an Hardenberg vom 18. Oktober 1817 im Geh. St.-A. Rep. 74, R. 42 Nr. 1a. Bd . 3. 25 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz

386

IV, 15. Die

richtsverfassung ohne weiteres in den wieder und neueroberten Landesteilen einzuführen. Die preussische Regierung hat es auch schon während der Befreiungskriege als selbstverständlich angenommen, dass mit der französischen Herrschaft auch das französische Recht aus Deutschland entfernt und, soweit die preussische Herrschaft an Stelle jener treten würde, durch das preussische Recht ersetzt werden müsse.

Der damalige preussische Justizminister von

Kircheisen hat auch von Anfang an diese Ansicht vertreten und dieses Ziel verfolgt ¹ ) .

Demgemäss erging noch bevor der Gebiets-

erwerb völkerrechtlich geregelt war,

das n Patent wegen Wieder-

einführung des Allgemeinen Landrechts und der Allgemeinen Gerichtsordnung in die von den preussischen Staaten getrennt gewesenen, mit demselben wiedervereinigten Provinzen" vom 9. September 1814 "). Dass infolge dieses Patentes vom 1. Januar 1815 an in den nachmaligen Kreisen Duisburg, Essen und Rees als dem rechtsrheinischen, früher preussischen Gebiete das preussische Recht unter Errichtung eines Oberlandesgerichtes zu Emmerich, dann zu Kleve, wiedereingeführt worden ist, ist oben schon erwähnt worden .

Dann versuchte

Kircheisen den Generalgouverneur Sack zu bewegen, das preussische Recht auch in den linksrheinischen, früher preussischen Gebieten Aber Sack machte von Kleve, Mörs und Geldern einzuführen . geltend, dass ein solches Vorgehen gegen die ihm vom Staatskanzler erteilte Dienstanweisung verstossen würde, dass er ohne Hardenbergs Genehmigung darin nicht vorgehen könne. Er machte auch auf die Nachteile aufmerksam , die sich wegen der Enklaven in jenen Gebieten ergeben würden und wegen der Verschiedenheit des Verfahrens, wenn den Gerichten die Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit übertragen würden.

Und dem Staatskanzler trug Sack

unterm 29. Oktober 1814 vor , dass das Verlangen des Justizministers verfrüht sei , weil die vormals preussischen Gebiete staatsrechtlich noch garnicht wieder mit dem preussischen Staate vereinigt seien. Kircheisen hat denn auch die Zustimmung des Staatskanzlers damals nicht erreicht und das Oberlandesgericht in Kleve blieb demnach ein Gericht in fremdem Rechtsgebiete ³). Als dann die neuerworbenen Landesteile mit dem preussischen

1 ) Aufsatz des Justizministers von Kircheisen vom 18. Juli 1814 im Geh. St.-A. Rep. 74 R 1 Nr. 16. 2) Ges.-S. S. 89. 3) Geh. St.-A. Rep. 74 R IX Nr. 4a.

Gerichtsbehörden.

387

Staate vereinigt waren, bestand die Absicht , auch auf diese neuen Gebiete das preussische Recht auszudehnen und schon die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 hatte die Einrichtung von Oberlandesgerichten in Düsseldorf, Emmerich, Koblenz und Köln vorgesehen.

Der Entwurf

zu einem Patente über die Einführung des preussischen Rechtes Vorher aber schon war der lag schon im September 1815 vor. frühere Staatsrat und Generalprokurator des Appellationshofes zu Düsseldorf,

dann

Präsident

des

Oberlandesgerichts

zu Münster,

Christoph Wilhelm Heinrich Sethe ¹ ) unterm 18. Juli 1815 angewiesen worden, als Justizorganisationskommissar für die Rheinprovinzen die Einführung der preussischen Gesetze und der preussischen Gerichtsordnung vorzubereiten und besonders durch Errichtung von Stadtund Landgerichten preussischen Stils, wie es im rechtsrheinischen Kleve schon geschehen war, in die Wege zu leiten. Sethe, bereits bekannt mit den rheinischen Verhältnissen , hat seine Kenntnis damals durch Umherreisen noch erweitert und in seinen Berichten Gelegenheit genommen, auf mehrere Vorzüge des rheinischen Rechtes gegenüber dem preussischen, namentlich gegenüber dem preussischen Strafprozess, hinzuweisen und vollends die Einführung der preussischen eximierten und der Patrimonialgerichtsbarkeit als im Rheinlande Während nun trotzdem das Einganz unmöglich zu schildern . führungspatent für das Preussische Landrecht und seine spätere Ausführung von Kircheisen vorbereitet wurde, erging auf Hardenbergs Veranlassung die Kabinettsorder vom 20. Juni 1816 , welche die Errichtung der „ Immediat - Justizkommission " für die Rheinlande anordnete, damit durch sie die Schwierigkeiten und die Verhältnisse geprüft werden könnten, um an die Frage der Einführung des preussischen Rechtes mit der nötigen Vorsicht und Überlegung heranzugehen. Zum Erlass der Kabinettsorder vom 20. Juni 18162) haben Zunächst hat der Regierungspräsident mehrere Vorgänge geführt. von Reiman in Aachen in dem Monat, als er als Nachfolger Sacks die Oberpräsidialgeschäfte für beide Rheinprovinzen führte, durch einen Bericht an den Staatskanzler vom 22. März 1816 darauf hin-

1) Vgl. über ihn Allg. Deutsche Biographie Bd . 34, S. 45. 2) Gedruckt bei Neigebaur, Darstellung der Provisorischen Verwaltungen am Rhein S. 237 ff. und bei Lottner, Sammlung der für die Rheinprovinz ergangenen Gesetze, Verordnungen usw. Bd . 1 , S. 414.

388

IV, 15. Die

gewiesen, dass es nötig sei, für die vorläufige Dauer der französischen Gesetze eine Behörde zu wahrgenommenen

schaffen, welche die von Sack bisher Geschäfte zu übernehmen habe.

gerichtlichen

Solche Geschäfte seien die Vollmacht zur Ausschreibung der Geschworenengerichte , die Dispenserteilungen bei Heiraten u. a. m. Der Geheime Oberfinanzrat Rother war der Meinung, den Antrag dem Justizminister zu überweisen . Der Geheime Staatsrat Stägemann aber machte geltend , dass der Justizminister darüber nicht bestimmen könne, da die Gegenstände nicht zu seiner Zuständigkeit gehörten und von Sack als Landeshoheitsachen wahrgenommen worden seien . Er war dafür , sie vorläufig den Oberpräsidenten zu überweisen. Inzwischen hatte dann Sethe in Düsseldorf unterm 26. März 1816 beim Justizminister angeregt, ob er nicht verordnen wolle, dass nun nach Auflösung des Generalgouvernements und Einrichtung der Regierungen die Präsidenten und Generalprokuratoren aller rheinischen Gerichtshöfe an ihn als an den Justizminister berichten sollten. Kircheisen übersandte Sethes

Bericht an Hardenberg und führte

dazu aus , dass es nötig sei , wegen der vom Generalgouvernement bisher besorgten Mitaufsicht über die dortigen Gerichte eine vorläufige Anordnung zu treffen. Er werde daher die Gerichte nach Sethes Vorschlag anweisen, künftig an ihn, den Justizminister, zu berichten. Wünschenswert sei es, dass der Zustand nicht von langer Dauer sei und die preussische Justizverfassung bald eingeführt werde. In einem Gutachten hierzu führte nun der Geheime Staatsrat Stägemann am 28. April 1816 aus, er sei dagegen, dass dem Justizminister die Aufsicht über die rheinischen Gerichte übertragen werde, so lange dort noch die französische Verfassung bestehe. Er halte es vielmehr für nötig , dass diese Aufsicht von einem besonderen Kommissar zur Stelle geführt werde und finde es wünschenswert, wenn der vormalige, jetzt in Brüssel angestellte Generalprokurator Daniels dafür gewonnen würde. Neben dieses Gutachten Stägemanns hat dann später, am 16. Juli, der Geheime Legationsrat Eichhorn geschrieben : nZu den Akten, da der Inhalt des Voti durch die Anordnung der Immediatjustizkommission erledigt ist. "

Danach scheint

der Vorschlag eines besonderen Kommissariates in erster Linie von Stägemann herzurühren. In denselben Tagen, als Stägemann seine Ausführung niederschrieb, war weiter ein Bericht Reimans in Aachen vom 21. April 1816 beim Staatskanzler eingegangen, in dem er gleichfalls auf eine Entscheidung drängte. Die noch bestehende französische Prozess- und

389

Gerichtsbehörden.

Kriminalordnung führe einen mannigfachen und verwickelten Schriftwechsel mit den verschiedenen Ober- und Untergerichten herbei, der den Regierungen ganz fremd und von der französischen Departementaleinteilung unzertrennlich sei.

So wenig diese Geschäfte

von den Regierungen bisher hätten übernommen werden können, Er habe sich daher genötigt so wenig litten sie einen Aufschub. gesehen,

sich

der

einstweiligen

Fortsetzung

dieser

Arbeit,

um

Stockungen zu vermeiden, bis zum Eingang einer Verfügung zu unterziehen. Die Entscheidung möge ausfallen wie sie wolle, so veranlasse, doch die mit der französischen Gerichtsordnung unzertrennliche Vermischung mit der Verwaltung, welche mit den preussischen Regierungen unverträglich , eine solche Menge von Unzuträglichkeiten, dass die Einführung der preussischen Gerichtsverfassung immer dringender werde¹) Endlich aber liefen

Anfang Juni die Berichte

der beiden

rheinischen Oberpräsidenten, namentlich ein solcher des Oberpräsidenten Grafen zu Solms-Laubach an die Minister der Finanzen und des Innern vom 31. Mai 1816 in Berlin ein

Solms verbreitet sich

in diesem Berichte über die Erfahrungen, die die am 22. April eingerichteten Regierungen in nunmehr vierwöchiger Tätigkeit gemacht hatten.

Er stellt dar, wie die Regierungen überall durch die Tat-

sache gehindert würden, dass sie in einem noch ganz französisch eingerichteten Lande nach preussischem Geschäftsgange verwalten sollten .

Er belegt das mit Beispielen und gelangt zu der zwingenden

Forderung , dass die baldige Einrichtung der Justiz unumgänglich nötig sei. 17 Vorher können die rheinischen Regierungen nicht gleichförmig instruiert, kann kein Ressortverhältnis festgesetzt , keine Es sei deshalb nötig, Einheit in die Verwaltung gebracht werden. " dass die Vollendung der Justizeinrichtung durch eine ÜbergangsGesetzgebung schnell vorbereitet und der Tag bestimmt werde, wo Preussen aufhören würden,

nach französischen Gesetzen in fran-

zösischen Formen in peinlichen, bürgerlichen und polizeilichen Händeln gerichtet zu werden und dass sich die Abschaffung der noch bestehenden französischen Verfassung auf alle Verwaltungszweige erstrecke, welche jetzt schon eine Abänderung erleiden könnten ²) . Unmittelbar nachdem diese Berichte im Staatskanzleramt bekannt geworden,

hat

der

Wirkliche

Geheime Oberjustizrat von

1 ) Geh. St.-A. Rep. 74 R 9 Nr. 1a. Bd. 1 . 2) Geh. St.-A. Rep. 74 H II Nr. 6. Bd. 2.

390

IV, 15. Die

Diedrichs auf die nake bevorstehende Abreise Hardenbergs ins Bad hingewiesen und betont, dass noch vorher etwas wegen der Justizverfassung in den Rheinprovinzen geschehen müsse. Und am 14. Juni schreibt er,

innig überzeugt von der Notwendigkeit,

wegen der

Justizeinrichtung in der Rheinprovinz etwas zu tun " den Entwurf einer Kabinettsorder an Hardenberg nieder ¹ ).

Diesen Entwurf hat

dann Eichhorn umgearbeitet und in einem Aufsatze an den Staatskanzler dazu bemerkt, dass man auf diesem Wege den Rheinländern zeige, n dass eine ernste hochwichtige Sache mit Ernst genommen werde". In der Form, die Eichhorn dem Entwurfe gegeben, ist dann die Kabinettsorder wegen Einrichtung

der Immediatjustiz-

kommission unterm 20. Juni 1816 an Hardenberg ergangen *).

Die

Einführung des preussischen Rechtes in der Rheinprovinz war dabei das Ziel, die Einsetzung der Kommission zur Untersuchung der Verhältnisse und der Möglichkeiten nur der Weg, um eine Rechtsgleichheit im preussischen Staate herbeizuführen. Der Inhalt der Kabinettsorder ist folgender : Die Berichte der Oberpräsidenten, namentlich der des Oberpräsidenten Grafen Solms , über den Zustand des Justizwesens in den Rheinprovinzen und das gegenwärtige Verhältnis der neuen Verwaltungsbehörden zu den Justizstellen hätten die Aufmerksamkeit des Königs erregt. Die neue Einrichtung der Justizverfassung in den gedachten Provinzen erfordere die sorgfältigste Rücksicht auf den früheren Rechtszustand und auf die Veränderungen, welche eine vieljährige Herrschaft der französischen Gesetze und Einrichtungen dort hervorgebracht habe. Ehe daher über sie Beschluss gefasst werden könne, müsse ihr eine gründliche Untersuchung und Prüfung der früheren und dermaligen Verhältnisse und eine mehrseitige Beratung vorausgehen, was davon als notwendig und nützlich beizubehalten und in welcher Art der Übergang in die neue Rechtsverfassung einzuleiten sei. So sehr

1 ) Der Diedrichsche Entwurf ist etwas kürzer als der nachherige Eichhornsche. Er nimmt als Sitz der Kommission Düsseldorf an, lässt die Person des Vorsitzenden noch offen und stellt die Kommission doch unter die obere Leitung des Justizministers. 2) Geh. St.-A. Rep. 74 R 9 Nr. 1a. Bd. 1 , Bl. 24. Die obigen Vorgänge, die zur Einrichtung der Kommission geführt haben, und der Bericht des Grafen Solms sind in der Landsbergschen unten S. 393 angeführten Darstellung nicht verwertet, weil er natürlich nur die auf die Justizeinrichtung bezüglichen Akten des Geheimen Staatsarchives benutzt hat.

Gerichtsbehörden.

391

dieses Geschäft der Vorbereitung beschleunigt werden müsse, so lasse sich doch voraussehen , dass darüber noch einige Zeit vergehen werde,

während welcher

der jetzige Zustand noch fortbestehen

müsse. Bis zur endgiltigen Einrichtung sei es aber nötig, dass für alle Fälle der Berührung zwischen den bereits eingerichteten preussischen Verwaltungsbehörden und den Justizbehörden eine vorläufige Anordnung getroffen werde. Es sei ferner nötig , dass für alle Geschäfte, welche nach der französischen Verfassung zu den Aufgaben des Justizministers gehörten, namentlich für die vorläufige Besetzung erledigter Stellen, für die Beschwerden über die Gerichtshöfe, für den amtlichen Verkehr mit den Generalprokuratoren und Staatsanwälten bis zur endgiltigen Justizeinrichtung eine Behörde bestellt werde, nachdem das Generalgouvernement, welches diese Geschäfte bisher ausgeübt habe, aufgelöst worden sei. Für diese verschiedenen Zwecke werde eine besondere Kommission unter der Benennung „ Immediat-Justiz - Kommission für die น Rheinprovinzen niedergesetzt mit dem Sitze in Köln¹ ) und unter dem Präsidium

des Oberlandesgerichtspräsidenten

Sethe und der

Mitgliedschaft des Appellationsrates zu Düsseldorf und bisherigen Gouvernementskommissars zu Aachen Boelling und des Justizkommissars beim Kammergericht Simon. Die Wahl der übrigen Mitglieder werde dem Staatskanzler überlassen . Wegen der Anordnungen zur Vermeidung von Befugnisstreitigkeiten zwischen den Verwaltungs- und Gerichtsbehörden solle sich die Kommission mit den Oberpräsidenten beraten und die Vorschläge zum Erlass einer vorläufigen Ordnung beim Staatskanzler einreichen . Anlässlich der endgiltigen Einführung der Justizverfassung, der Gesetze und Einrichtungen wurde die Kommission dem Staatskanzler unter Mitwirkung des Grosskanzlers von Beyme und des Justizministers von Kircheisen für die Kommissionsberichte untergeordnet und ihm die Erteilung einer Geschäftsanweisung für die weiteren Arbeiten überlassen. „Ich will, dass das Gute überall, wo es sich findet, benutzt

1) Die Wahl von Köln begründete die spätere Instruktion damit, dass die Stadt als Sitz eines Oberpräsidiums und mehrerer Verwaltungsund Gerichtsbehörden und als Mittelpunkt eines grossen bürgerlichen und geistigen Verkehrs der Kommission Ansichten, Bedürfnisse und Wünsche unmittelbarer und vernehmlicher zutragen und zu einer vielseitigen Beratung und Rücksprache Gelegenheit bieten werde. Sethe hat Düsseldorf, wo er ein Haus besass, vorgeschlagen, was abgelehnt wurde.

392

IV, 15. Die

und das Rechte anerkannt werde ¹ )" .

Mit diesen Worten schliesst

die Kabinettsorder und weist die Kommission an, ohne vorgefasste Meinung zu Werke zu geben und mit allen Gerichtshöfen und mit rechtsgelehrten Männern sich in Verbindung zu setzen.

Einrichtungen

der Justizverwaltung, welche aus der Lage der dortigen Verhältnisse sich als notwendig oder überwiegend nützlich ergäben, sollten deshalb, weil sie sich in dieser Art in dem übrigen Staatsgebiete nicht vorfänden, nicht verworfen, gebracht werden,

sondern nur in eine solche Richtung

wie sie der Zusammenhang

mit dem Ganzen

vertrüge. Unterm 8. Juli 1816 erging dann die dem Staatskanzler überlassene Geschäftsanweisung, die von Eichhorn entworfen worden ist ) . Sie wurde mit der Kabinettsorder vom 20. Juni den beiden Oberpräsidenten, sowie Beyme und Kircheisen übersandt, letzterem mit dem Bemerken, der Staatskanzler würde sie gern vorher mit ihm beraten haben, wenn die Sache nicht so äusserst dringend gewesen wäre. Nach der Kabinettsorder und der Geschäftsanweisung war die Aufgabe der Kommission eine dreifache. 1. Sie war Justizministerialbehörde für die beiden Rheinprovinzen

mit

Ausnahme

des

rechtsrheinischen

Kleve,

wo wo

die

preussische Justizverfassung bereits wieder eingeführt war, jede Für die Fälle, weitere Einführung aber auch ausgesetzt wurde. wo die Kommission die Obliegenheiten des französischen Justizministers wahrzunehmen hatte,

wurde sie dem Justizminister , im

übrigen aber allein dem Staatskanzler untergeordnet . 2. Die Kommission hatte eine vorläufige Anweisung auszu-

arbeiten zur Vermeidung

von

Streitigkeiten zwischen den Ver-

waltungs- und Gerichtsbehörden .

Sie sollte Vorschriften aufstellen , welche Gegenstände der Justiz, welche der Verwaltung zu überweisen seien und sollte ermitteln, welche Grundsätze wegen der 1 ) Dieser berühmt gewordene Satz findet sich auch bereits im Diederichsschen Entwurf. Landsberg schreibt das Wort Hardenberg zu . Dazu ist aber zu bemerken , dass sich bei Neigebaur in dessen „Darstellung der Provisorischen Verwaltungen am Rhein“ S. 216 folgender Satz findet : Dass man das Gute sich aneignen wollte, darüber hatte sich am 30. Juli 1812 die preussische Regierung in einem sehr wichtigen Gesetze hinreichend ausgesprochen." Ich weiss zwar nicht, auf welches Gesetz er damit abzielt. Ist seine Angabe aber irgendwie zutreffend , so muss man den Satz doch wohl als älter ansprechen. 2) Sie ist von Landsberg veröffentlicht in der Zeitschrift für Politik Bd. 6 Heft 1 S. 171 ff.

393

Gerichtsbehörden.

nach der französischen Verfassung den vormaligen Präfekturräten zustehenden Rechtspflege eintreten sollten ¹). 3.

Die Hauptaufgabe der Kommission war die gesetzgeberische,

die Beratung und Ausarbeitung von Entwürfen und Vorschlägen zur Bestimmung

der

Gerichtsverfassung

in

den

Rheinprovinzen .

Diesen Vorschlägen über die Gesetzgebung und Gerichtsverfassung hatte eine genaue Vergleichung der preussischen und französischen Gesetze in allen Zweigen des bürgerlichen Rechtes und des Strafrechtes und der beiderseitigen Gerichtsverfassungen und ferner eine Prüfung der Abweichungen beider Rechts- und Gerichtssysteme sowohl nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen als nach der Eigentümlichkeit der Rheinprovinzen vorauszugehen. Erst unterm 11. September machte Sethe die Einrichtung der Immediat- Justizkommission in den Regierungsamtsblättern bekannt ). Am 13. September ist sie zusammengetreten.

Ihre Mitglieder waren

ausser Sethe, Boelling und Simon³ ) zunächst der Tribunalpräsident Fischenisch zu Aachen und später noch der Appellationsrat Schwarz in Trier, der Justizrat beim Justizsenat in Ehrenbreitstein Müller und der frühere Referendar bei der Regierung zu Münster Ritters. Und gelegentlich hausen, die letzteren beiden als Hilfsarbeiter 4 ). oder kraft besonderen Auftrags, nicht als Mitglied der Kommission, bat dann bei grossen Entscheidungen der Generalprokurator des Brüsseler Appellhofes Heinrich Gottfried Wilhelm Daniels mitgewirkt, der von Hardenberg als Mitglied des Staatsrates nach Berlin gezogen worden war. Nunmehr begann die Tätigkeit der Kommission 5).

Für ihre

gesetzgeberische Aufgabe war der Justizminister von Kircheisen vom

1) Vgl. oben S. 185 . 2) Infolge einer Erkrankung Sethes. 3) Dr. August Heinrich Simon war gerade damals zum Oberlandesgerichtsrat in Glogau ernannt worden. Er war Altländer und da bei ihm ein Umschlag zu Gunsten des französischen Rechtes mehrfach eintrat, ist seine Tätigkeit in der Kommission von besonderer Bedeutung gewesen. 4) Der Kriegsminister von Boyen trug beim Staatskanzler darauf an, dass auch ein Stabsoffizier bestimmt werde, um die Kommission in den das Militär berührenden Fragen zu beraten. Das ist auch geschehen. 5) Über die Tätigkeit der Immediat-Justizkommission hat eingehend gehandelt Landsberg, Die Gutachten der Rheinischen Immediat- Justizkommission und der Kampf um die rheinische Rechts- und Gerichtsverfassung. Bonn 1914. Seiner aktenmässigen, mit meinem Aktenstudium übereinstimmenden Darstellung bin ich auf den nächsten Seiten gefolgt.

394

IV, 15. Die

Staatskanzler dadurch ganz

ausgeschaltet

worden,

dass

er dem

früheren Grosskanzler Karl Friedrich von Beyme ein besonderes

nMinisterium für die Revision der Gesetzgebung" übertrug und ihn Im übrigen so auch im Dienstwege der Kommission vorordnete. aber hat Eichhorn den Schriftwechsel des Staatskanzleramtes mit der Kommission geführt und unter Hardenbergs Unterschrift deren Geschäfte in Anknüpfung an ihre Monatsberichte bis ins Einzelne hinein geleitet, vielfache Erläuterungen der Geschäftsanweisung gegeben und sogar Änderungen verfügt. Denn so unzweifelhaft die Kabinettsorder es aussprach und die Geschäftsanweisung es vertrat, dass der Endzweck der Arbeit die Einführung des , wenn auch den rheinischen Verhältnissen, wo nötig, angepassten preussischen Rechtes sein sollte : die Kommission ist in ihren Arbeiten immer mehr dazu gelangt, dem französischen Rechte den Vorzug zu geben. Zwar war sie einig in der Übernahme der preussischen Hypothekenordnung. Im übrigen aber und namentlich in einigen grundlegenden Fragen, in der Beibehaltung des Öffentlichen Ministeriums , in der Öffentlichkeit des Verfahrens und in der Erhaltung der Geschworenengerichte stellte sie sich auf die Seite der französischen Gerichtsverfassung. Zwar war die Kommission angewiesen, das französische Recht nicht aus nationalen Gründen von vornherein abzuweisen. Als aber Eichhorn nun aus den fortlaufenden Berichten ersah, dass die Kommission vielmehr im Begriffe stehe, überwiegend unter die Herrschaft der französischen Rechtsgedanken zu geraten, hob er durch eine Erläuterung den preussischen Standpunkt stärker hervor in dem

Satze :

nDas Allgemeine Landrecht und die Allgemeine

Gerichtsordnung sollen eingeführt werden, jedoch mit den nötigen Modifikationen . " Aber der Gang , den die grundlegenden Arbeiten der Kommission genommen, war nicht mehr aufzuhalten, nicht mehr in eine andere Richtung zu bringen .

In klarer Sprache lagen bis zum Sommer 1818

die inhaltreichen Gutachten als Ergebnisse der gründlichen Arbeiten vor. Durch diese Gutachten glaubte Hardenberg die Justizeinrichtung in

den Rheinlanden

nunmehr

genügend

vorbereitet.

Mit grossem,

bei ihm ungewöhnlichen Eifer drängte er auf Be-

schleunigung,

auf Abschluss des Werkes,

dringender ist,

" da kein Gegenstand man mag auf das Interesse der Verwaltung oder

auf die Erwartung der Rheinlande sehen ." Mit diesen Worten wies er Beyme an, die Ergebnisse der Immediat-Justizkommission in seinem Ministerium unter Heranziehung von Daniels und Eichhorn

395

Gerichtsbehörden. durcharbeiten zu lassen.

Dieser Entwurf sollte alsdann einer grossen Versammlung zu berufender Staatsratsmitglieder und Vertreter aller Ministerien vorgelegt und von ihr zur Vorlage an den König reifgestellt werden.

Beyme, Daniels und Eichhorn haben diesen Plan weiter entwickelt und das Ganze in die Form einer an Beyme zu

erlassenden Weisung ungeformt, die dann als Gesetzgebungs- und Einrichtungsplan durch eine auf sie verweisende Kabinettsorder die Königliche Bestätigung erhalten haben würde , wenn nicht nach der Beratung in der grossen Versammlung der Justizminister von Kircheisen mit einem umfangreichen Gegengutachten zu Gunsten der EinDaführung des preussischen Rechtes dazwischen getreten wäre. durch war der Weg, schnell zum Ziele zu gelangen, verlegt¹ ). In dieser Lage kam Daniels mit einem gewandten Eingriff zu Hilfe. Er schlug einen Umgehungsweg ein und hat dadurch zu Gunsten des französischen Rechtes in einem Masse entschieden , das über Beymes Entwurf noch weit hinaus führte .

Daniels knüpfte

in seinem Berichte vom 14. Juli 1818 äusserlich an den Auftrag an, für Beyme Personalvorschläge zur Besetzung der Gerichtstellen auszuarbeiten, was doch nur möglich sei, wenn zuvor der Gerichts einrichtungsplan festgestellt sei .

Inhaltlich knüpfte er an die Zer-

rüttung an, die in der Justizverwaltung der Rheinprovinzen bis zur Unerträglichkeit eingerissen sei , so dass schleunige Abhilfe zur Vermeidung

eines

wendig sei.

Darüber hatte die Immediat- Justizkommission schon im

vollständigen Zusammenbruches

Februar 1817 berichtet 2 ) . dings trostlos.

dringend

not-

Und die Zustände waren danach aller-

Durch Mangel an Justizbeamten war die Tätigkeit Die drei Appellhöfe waren un-

der Gerichte geradezu gelähmt . genügend besetzt.

Ergänzungsrichter mussten aus der Anwaltschaft

und dem Notariat herangezogen werden.

Auch die Kreisgerichte

klagten über mangelhafte Besetzung. Dazu kam , dass die Einteilung dieser Gerichte sich mit der neuen Verwaltungseinteilung mannigfach kreuzte und Reibungen verursachte.

Und durch die

Unsicherheit über die künftige Gestaltung der Rechts- und Gerichtsverfassung war das Personal in Verwirrung und Unruhe, in Dienstlässigkeit und Unmut geraten. Auf Grund dieses älteren Berichtes suchte Daniels nun eine beschleunigte Notmassregel zu erreichen.

Diese aber müsse zugleich

1 ) Vgl. darüber Landsberg a. a. O. S. XCIII ff. 2) Vgl. oben S. 385.

396

IV, 15. Die

eine wenigstens vorläufige Entscheidung über Prozess und Verfahren , Recht und Gesetz enthalten. Die „Provisorienunrube " müsse ein Ende finden. Die Rechtsklitterung, die man vorhabe, durch Vermischung von

französischem

und

preussischem Recht,

teils Beiteils Einführung des anderen, sei organisch Am bedenklichsten aber würde es sein , die Rheinprovinzen

behaltung des einen, unerhört.

mit dem ihnen ganz fremden preussischen Allgemeinen Landrecht zu beglücken, das überdies selbst schon wieder in der Revision begriffen sei, was abermals zu einem Provisorium führen würde .

So

gelangte Daniels zu dem gewandten, aber wohl nicht ganz ehrlich gemeinten Vermittelungsvorschlag, möglichst rasch die in Giltigkeit bleibenden französischen Rechtsquellen ins Deutsche zu übertragen, sie den neuen staatlichen und politischen Bedürfnissen anzupassen und als formal neue Quellen verkündigen zu lassen . Später möge man, wenn die Revision des Landrechtes und der Gerichtsordnung in Preussen abgeschlossen sei , an ihre Einführung in die Rheinprovinzen unter Abschaffung des französischen Rechtes herantreten. Vorher aber und vor allem sei eine neue Gerichtsverfassung einzuführen.

Ihre Grundzüge hat dann Daniels im wesentlichen bereits in ihrer künftigen Gestaltung entworfen¹). Diese Gedanken von Daniels hat sich Beyme durchaus angeeignet und teilweise wörtlich in sein an das Gesamtministerium gerichtetes Gutachten vom 3. August 1818 hinübergenommen ). Sein Mit dem Vorschlag wurde von allen Ministern angenommen . Ministerialbeschluss ausgestattet reiste Beyme in die Rheinprovinz zu Beratungen mit der Immediatjustizkommission und entwarf nun die an ihn selbst zu richtende, durch Kabinettsorder zu bestätigende Vorschrift. Sie hat den ganzen Plan von Daniels mit wenigen Änderungen - besonders Verlegung des rheinischen Revisionshofes nach Berlin -- in sich aufgenommen und dabei namentlich die neue Gerichtsverfassung bis in die Einzelheiten ausgearbeitet. tember

1818 fand

dann

darüber

eine

Beratung

zu

zwischen Hardenberg, Beyme, Eichhorn und Daniels.

Am 9. SepKöln statt Der Staats-

kanzler bestätigte die Grundzüge des Planes ³) . Er konnte dem Könige vorgelegt werden, während dieser selbst in den damit zu erfreuenden Rheinprovinzen weilte .

Nur einige unbedeutende Ände-

1) Landsberg a. a. O. S. 353. 2) Landsberg a. a. O. S. 360. 3) Die Niederschrift dieser Beratung bei Landsberg a. a. O. S. 364.

397

Gerichtsbehörden .

rungen wurden im Kabinett auf Anregung von Eichhorn und mit Zustimmung Beymes noch herbeigeführt. Man hatte Bedenken, die Aufhebung des Ausnahmegerichtsstandes ohne Vorbehalt für die Reichsunmittelbaren auszusprechen. Und man griff statt der Beymeschen Bezeichnung „Land- und Friedensgerichte " auf den kurzen Namen Friedensgericht trotz seines französischen Ursprungs zurück . Dann erfolgte die Billigung der Vorschrift für Beyme durch die zu Aachen gezeichnete Kabinettsorder vom 19. November 1818¹ ) . Die " Instruktion für den Staatsminister von Beyme als Plan zu den Vorbereitungen zur definitiven Einrichtung der Rechts- und Gerichtsverfassung

in

den

Rheinprovinzen

und

zur

vorläufigen

Organisation der Gerichtsbehörden in denselben" hat folgende Bestimmungen getroffen. Die Immediat-Justizkommission für die Rheinprovinzen soll aufgelöst werden. Die Leitung der Justizangelegenheiten dieser Provinzen geht bis zur endgiltigen Justizeinrichtung an den Staatsminister von Beyme über. Die in den Rheinprovinzen bestehende Gesetzgebung namentlich in

Beziehung

auf

die

dortige

Gerichtsverfassung

soll zwar im

wesentlichen noch so lange beibehalten werden , bis die mittels Kabinettsbefehl vom 23. Oktober 1817 allgemein angeordnete Revision der ganzen preussischen Rechts und Gerichtsverfassung eine darauf zu gründende allgemein giltige Gesetzgebung

und

vollendet sein wird .

Die fremden,

in einer fremden Sprache ver-

fassten Gesetze dürfen aber so lange nicht bestehen bleiben, sondern sie sollen sofort in dem Geiste des Publikationspatentes des Allgemeinen Landrechts vom 5. Februar 1794 sorgfältig geprüft, mit den Gesetzen der Monarchie

verglichen und

darnach dergestalt

umgearbeitet werden, dass von den ersteren nur das beizubehalten , was die Eigentümlichkeit besonderer Provinzial- und Sachverhältnisse notwendig macht,

aus den preussischen Gesetzen

aber alles das-

jenige aufzunehmen ist, was durch jene Eigentümlichkeit nicht aus-

1 ) Geh. St.-A. Rep. 74 RIX Nr. 1 Bd . 1. Abdruck der Vorschrift und der Kabinettsorder bei Lottner, Sammlung der für die Rheinprovinz seit dem Jahre 1813 ergangenen Gesetze, Berlin 1834, Bd. 1, S. 523 und bei Landsberg a. a. O. S. 367. Den auf die Beibehaltung des bisherigen Rechtszustandes und auf die Einrichtung bezüglichen Teil der Vorschrift liess Beyme durch die Immediat-Justizkommission unter 27. Januar 1819 in den Amtsblättern veröffentlichen .

398

IV, 15. Die

geschlossen wird .

Dieses Geschäft, wodurch die Bahn zur Einheit,

und Gleichförmigkeit der Gesetzgebung für die ganze Monarchie gebrochen werden soll, ist sogleich vorzunehmen und so eifrig zu betreiben, dass der Entwurf binnen Jahresfrist beendigt sein kann. Der mangelhafte Zustand der Gerichte in den Rheinprovinzen erlaubt aber nicht, die notwendige Verbesserung bis dahin auszusetzen.

Die Gerichtsverfassung in den Rheinprovinzen muss daher

sogleich so eingerichtet und die Gerichtshöfe müssen durch Ausschliessung alter oder untauglicher Beamten so vollständig besetzt werden, dass eine gute Rechtspflege zu erwarten ist. Demgemäss sollen die Revisions- und Kassationshöfe zu Koblenz und Düsseldorf aufgelöst und an deren Stelle ein Revisionshof zu Berlin errichtet werden. Die Appellationshöfe zu Trier, Köln und Düsseldorf sollen in einen einzigen Appellationsgerichtshof zusammengezogen und dieser mit einem Präsidenten, 26 Richtern und 6 Beisitzern besetzt werden. Das Öffentliche Ministerium bei diesem Gerichtshofe soll aus einem Generalprokurator und drei Generaladvokaten und ebensoviel Stellvertretern bestehen .

Die bisherigen 13 Bezirkstribunale

(Kreisgerichte) sind in 6 Gerichte erster Instanz zusammenzuziehen , die ihre Sitze an den Hauptorten der Regierungsbezirke erhalten. Ihre Gerichtsbarkeit erstreckt sich auf den ganzen Regierungsbezirk,

mit Ausnahme der rechtsrheinischen Teile von Kleve und

Düsseldorf, wo die preussischen Gesetze eingeführt sind,

und vor-

läufig auch mit Ausnahme von Koblenz wegen des ostrheinischen Teiles . Die fünf grösseren dieser Gerichte zu Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier sollen aus einem Präsidenten, 12 Richtern und

drei Beisitzern , die Öffentlichen Ministerien aus einem Ober-

prokurator und vier Stellvertretern, das Gericht zu Kleve aus einem Präsidenten und 5 Richtern bezw. aus einem Oberprokurator und zwei Stellvertretern bestehen .

An jedem Sitze der einzuziehenden

Distriktsgerichte zu Krefeld , Mülheim, Bonn, Simmern, Saarbrücken , Prüm und Malmedy soll beständig ein Mitglied des Gerichtes erster Instanz als Instruktionsrichter, ein Stellvertreter des Oberprokurators zur Wahrnehmung des Öffentlichen Ministeriums und schreiber anwesend sein . Es

soll bei sämtlichen Gerichten

richtung getroffen werden,

erster

ein Gericht-

Instanz

eine Ein-

dass über Berufungen von den zucht-

polizeigerichtlichen Urteilen eine aus anderen Mitgliedern als denjenigen, die im ersten Rechtszuge gesprochen haben, Kammer zu 5 Mitgliedern sprechen kann.

bestehende

An diese Kammer sollen

399

Gerichtsbehörden.

auch die Sachen gewiesen werden,

in denen keine Berufung von

den Urteilspruche des Gerichtes erster Instanz stattfindet. Die Bezirke der Friedensgerichte sollen mit den Grenzen der landrätlichen Kreise in Übereinstimmung gebracht werden . Die einfachen Forstfrevel und geringe Tätlichkeiten ohne

körperliche

Verletzung sind an die Friedensgerichte zu weisen.

Sitze

In jedem Bezirke eines Gerichtes erster Instanz soll an seinem ein Assisengericht unter Vorsitz eines Appellationsrichters

gehalten werden.

Die Verordnung des Bergischen Generalgouvernements vom 28. Februar 1814, wodurch die Geschworenenanstalt aufgehoben worden, ist ausser Wirkung zu setzen. In dem ostrheinischen Teile des Regierungsbezirkes Koblenz ist das bisher geltende gemeine deutsche Recht bis nach Verkündigung der umzuarbeitenden Gesetzbücher für die Rheinprovinzen vorläufig noch beizubehalten . Es soll aber bei Revision und Umarbeitung der in den Rheinlanden geltenden Gesetze darauf gesehen dass solche als gemeines Recht auch in jenem rechts-

werden,

rheinischen Gebiete zugleich mit der rheinischen Gerichtsverfassung eingeführt werden können. Das soll aber nicht hindern , auch hier sogleich mit Einrichtung von Friedensgerichten statt der bisherigen Justizämter und von Gerichten erster Instanz vorzuschreiten¹ ) . Der Justizsenat zu Ehrenbreitstein und die ihm untergeordnete Kriminalkommission zu Koblenz sind zu einem solchen Gerichte erster wobei aber nicht aus dem Auge zu verlieren ist , dass dieses Gericht erster Instanz mit dem für das linke Rhein-

Instanz umzuformen,

ufer einzurichtenden Instanzgerichte künftig nur einen Gerichtshof bilden soll. Die abgesonderte Lage von Wetzlar und dem Amte Atzbach macht es notwendig, einstweilen für diese Gegend ein Gericht erster Instanz zu Wetzlar bestehen zu lassen, welches aber Dur aus drei Mitgliedern zusammengesetzt werden darf. Die Verhandlung und Entscheidung streitiger Lehnssachen, welche bisher dem Justizsenate zu Ehrenbreitstein zustand, wird künftig von anderen Zivilsachen sich nicht unterscheiden. Die Lehnshoheitsachen aber verbleiben der Regierung zu Koblenz . Gerichtsbarkeit in Ehesachen wurde aufgehoben.

Die geistliche

So war durch die Kabinettsorder und die Vorschrift für Beyme vom 19. November 1818 der Wunsch des überwiegenden Teiles der Rheinländer und der rheinischen Juristen erreicht : Beibehaltung der

1) Das ist bekanntlich nicht geschehen.

400

IV, 15. Die

Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Straf- und Zivilverfahren , Beibehaltung des Öffentlichen

Ministeriums

und

der

Geschworenen-

gerichte, freilich nur bis zur endgiltigen Erledigung der preussischen Gesetzesrevision, aber damit eben auf unabsehbare Dauer. Und die Geschworenengerichte wurden sogar im Bergischen wieder eingeführt, die Ausnahme- Gerichtsbarkeit, von einem Vorbehalt für die Standesherren abgesehen, die Patrimonialgerichtsbarkeit und die geistige Gerichtsbarkeit blieben beseitigt. Und auch mit der vorgeschriebenen Revision und Umarbeitung oder auch nur mit der Übersetzung der französischen Gesetze ist nicht einmal ein Anfang gemacht worden, von einer teilweisen Übertragung preussischen Rechtes auf die Rheinprovinz war keine Rede mehr, obwohl es die ausgesprochene Absicht des königlichen Willens war, zunächst die französische Rechtssprache, beseitigen.

dann das französische Recht selbst zu

Mit der Aufnahme dieser Absicht hatte Daniels seinen ganzen Plan annehmbar gemacht. ernstlich gehabt.

Er selbst hat diese Absicht wohl nicht Und in der Voraussicht ihres Unterbleibens hat

wohl auch Beyme

die bezüglichen Bestimmungen der Vorschrift, als lediglich eine Form für ihn darstellend und als die Einrichtung selbst nicht berührend, von der Veröffentlichung in den rheinischen Amtsblättern ausgeschlossen¹ ) . Als man dann mit der Revision

und Umarbeitung und Übersetzung der französischen Gesetzbücher hätte beginnen können, gegen verhalten.

hat sich Daniels geradezu ablehnend da-

Die Immediat- Justizkommission hat ihre Geschäfte als rheiniAls Sethe sche Justizministerialbehörde vorläufig weitergeführt. zum

1. Juli 1819 als Präsident des neuen Rheinischen Revisions-

hofes nach Berlin berufen wurde, übernahm Bölling seine Stelle als Vorsitzender der Kommission. Am 21. Juni 1819 erging die Kabinettsorder über ihre endgiltige Auflösung, nicht ohne den Ausdruck der

n vorzüglichen Zufriedenheit mit ihrer Amtsführung“ 2).

Am 1. September 1819 hat sie ihre Wirksamkeit eingestellt. Für die Durchführung der rheinischen Gerichtsverfassung wurde dann

1) Nach seiner Rückkehr nach Berlin beauftragte Beyme die ImmediatJustizkommission mit der Veröffentlichung, die dann unterm 27. Januar 1819 erfolgt ist. 2) Lottner, Sammlung der für die Rheinprovinz ergangenen Gesetze, Verordnungen usw. I S. 587.

Gerichtsbehörden.

401

nach Beymes am 31. Dezember 1819 erfolgten Rücktritt in Berlin eine neue n Rheinische Immediat-Justiz-Organisationskommission " eingesetzt, die unter Hardenbergs Leitung aus Daniels, von Diederichs und dem Geheimen Oberfinanzrat Rother gebildet wurde . arbeiter war Simon tätig.

Als Mit-

Sie hat dann die noch ausstehenden

Einrichtungsmassregeln zur Ausführung gebracht. Die Einrichtung der rheinischen Gerichte hat sich danach folgendermassen vollzogen : Zunächst wurde durch Kabinettsorder vom 21. Juni 1819 die Auflösung des Revisionshofes zu Koblenz und des Kassationshofes zu Düsseldorf für den 14. bezw. 15. Juli und die Errichtung eines rheinischen Revisions- und Kassationshofes in Berlin angeordnet ¹ ). Am 15. Juli 1819 fand seine feierliche Eröffnung statt. Im Jahre 1852 ist er dem Obertribunal angegliedert worden 2) . Eine zweite Kabinettsorder vom 21. Juni 1819 befahl die Auflösung der bisherigen Appellationshöfe zu Düsseldorf, Köln und Trier zum 31. August und

an ihrer Stelle die Errichtung eines

Appellationsgerichtshofes für die Rheinprovinz und zwar zu Köln³) . In der Vorschrift für Beyme war der Sitz dieser Behörde noch offen gelassen.

Nach eingehenden Beratungen und trotz

der leb-

haften Bemühungen der Stadt Düsseldorf und übrigens auch der Städte Koblenz und Trier entschied der König durch Befehl vom 9. März 1819 für Köln¹) .

Düsseldorf wurde durch ein erweitertes

1) Ges.-S. S. 162. 2) Durch das Gesetz vom 17. März 1852. 3) Ges.-S. S. 209. 4) Geh. St.-A. Rep . 74 R IX Nr. 1 Bd. 2 nud Rep . 84 I Nr. 152. Die Entschädigung von Düsseldorf gründete sich auf den Verlust, den die Stadt durch Aufhebung des Kassationshofes und des Appellationshofes erlitten hatte. Gegen Düsseldorf sprach übrigens auch nach einem Berichte des Ministers von Beyme an das Staatsministerium vom 1. Februar 1819 der schlechte Ruf, in dem die bergische Justiz allgemein und seit lange und mit Recht gestanden habe . Die Stellen seien zu bergischer Zeit käuflich gewesen und noch jetzt seien solche Justizbeamte in Dienst. Koblenz kam wegen des engen Raumes und der Überfüllung mit anderen Behörden nicht in Betracht ; gegen Trier sprach seine Lage fast an der Grenze. Schon in Aachen hatte der König entschieden, dass nur Köln oder Düsseldorf in Betracht kommen könnten. Der Immediatbericht des Staatsministeriums vom 24. Januar 1819 sprach sich für Köln aus. Die Stadt sei bereits Sitz der obersten Behörden, werde vermutlich Sitz eines Bischofs werden und, wenn die Zahl der Oberpräsidenten vermindert würde, wahrscheinlich das einzige rheinische Oberpräsidium und wohl 26 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

402

IV, 15. Die

Gericht erster Instanz und durch zwei Friedensgerichte entschädigt. Überdies kündigte der König die Errichtung einer Kunstschule und eines polytechnischen Institutes in Düsseldorf an. Der Appellationsgerichtshof in Köln wurde am 1. September 1819 eröffnet. Um eine Stockung in den Geschäften zu verhüten, hatte die Kabinettsorder vorgeschrieben, dass alle Mitglieder des bisherigen Appellhofes in Köln und auch die Beamten des Öffentlichen Ministeriums vorläufig zu dem neuen Gerichtshof übertreten und erst nach und nach , nachdem sie durch die neuen Appellationsräte und die neuen Mitglieder des Öffentlichen Ministeriums ersetzt worden, ausscheiden sollten. Und die bisher zur Kompetenz des Revisionshofes zu Koblenz gehörigen Rechtssachen aus dem ostrheinischen Teile des Koblenzer Regierungsbezirks wurden vom 1. September an an den Appellationsgerichtshof zu Köln gewiesen. Als Mitglieder des Appellationsgerichtshofes wurden ernannt :, Zum Präsidenten der Geheime Staatsrat Daniels, zu Räten der ehemalige Präfekt des Siegdepartements Schmitz, der bisherige Generaladvokat in Düsseldorf Baumeister, der Düsseldorfer Senatspräsident und kommissarische Oberbürgermeister in Köln von

Mylius, der

Senatspräsident in Trier Schmidt, der bisherige Appellationsrat zu Köln Hartmann, die Appellationsräte zu Trier Mathieu und Umbscheiden, der Rat am Revisionshofe zu Koblenz Schreiber, die Oberlandgerichtsräte zu Kleve Wiendahl und Rieve, die Düsseldorfer Appellationsräte Schramm, Lenzen, Haugh und Sybenius , die bisherigen Mitglieder der Immediatjustizkommission Geheimer Justizrat Schwarz und Justizrat Müller, der Kreisgerichtspräsident zu Malmedy de Lassaulx, der

bisherige Appellationsrat in Köln

Effertz, der bisherige Revisionsrat zu Koblenz von Breuning, der Kreisgerichtspräsident zu Koblenz von Herrestorff, der KreisgerichtsVizepräsident zu Düsseldorf Müller, der Oberlandesgerichtsrat zu Frankfurt a. O. Graun, der Stadtrichter zu Münsterberg in Schlesien Oswald. Zum ersten Generaladvokaten und später zum Generalprokurator wurde ernannt der Geheime Ober- Revisionsrat Bölling, zum dritten Generaladvokaten der bisherige Generaladvokat in Köln von Sandt, zu Prokuratoren der bisherige Staatsprokurator in Aachen Sybertz, der bisherige Sustitut des Generalprokurators in Köln Hanf und der Oberlandesgerichtsrat zu Magdeburg Leist. Mit der Umwandlung der 13 Kreisgerichte in die 6 Landgerichte waren zunächst ihrer

Auflösung

die

die

Immediatjustizkommission und nach

Vorstandsbeamten des

Appellationsgerichtes,

403

Gerichtsbehörden.

der Präsident Daniels und der Generaladvokat und spätere Generalprokurator Bölling beauftragt. Das Kreisgericht zu Bonn wurde mit dem 15. Juli 1819 aufgehoben. die Kreisgerichte

zu Koblenz

Sein Gerichtssprengel ging an

und Köln nach ihrer Belegenheit in

den beiden Regierungsbezirken über¹) .

Die Auflösung der Kreis-

gerichte zu Mülheim am Rhein und Saarbrücken erfolgte mit dem 1. Oktober. Ihre Bezirke gingen an die Kreisgerichte zu Köln und Trier über 2).

Die Kreisgerichte

zu Prüm und Malmedy wurden

mit dem 10. und 15. Oktober eingezogen . Ihre Gerichtsbarkeit ging an die Kreisgerichte zu Trier und Aachen bezw. an das zu Aachen über³) .

Mit dem

20. Juli

1829 wurde das Kreisgericht

zu Krefeld aufgelöst. Sein Gerichtsbezirk fiel an die neuen Landgerichte zu Düsseldorf, Kleve und Aachen ) . Eine einheitliche Verordnung vom 17. Juni 1820 hat dann die übrigen 7 Kreisgerichte, darunter das zu Simmern, mit dem 31. Juli aufgehoben und übergeführt in die mit dem 1. August 1820 ins Leben tretenden Landgerichte an den 6 Regierungssitzen zu Aachen, Düsseldorf, Kleve, Koblenz ,

Köln und

Trier5).

Die

Sprengel

dieser Landgerichte

wurden planmässig mit den Regierungsbezirken zusammengelegt . Dabei wurde aber der rechtsrheinische Teil von Kleve , die Kreise Essen, Duisburg und Rees, als preussisch-rechtlich aus dieser Organisation ausgeschlossen , der ostrheinische Teil des Regierungsbezirkes Koblenz blieb dem Justizsenate zu Ehrenbreitstein und der mit ihm verbundenen Kriminal-Kommission und das Wetzlarsche Gebiet und das Amt Atzbach dem neuorganisierten Stadtgerichte zu Wetzlar auch das Generalkommando aufnehmen. Die letzteren Voraussetzungen trafen freilich nicht zu. Das Staatsministerium betonte aber weiter, dass Köln grösser als Düsseldorf sei, die grösste Stadt am Rhein und recht eigentlich als das Herz der Rheinprovinz zu betrachten sei. 1) Verfügung der I.-J.-K. v. 30. Juni 1819 bei Lottner a. a. O. I S. 579. 2) Bekanntmachung von Daniels und Bölling vom 14. September 1819 bei Lottner I S. 592. 3) Bekanntmachungen vom 20. bzw. 30. September 1819 bei Lottner I S. 599 bzw. 608. Vor dem Kreisgerichte zu Malmedy wurden , wie die Immediatjustizkommission berichtete , alle Verhandlungen in französischer Sprache geführt, obgleich von den 51 108 Einwohnern sich nur im Kanton Malmedy etwa 9000 befanden , von denen die wallonische und zum Teil die französische Sprache als Muttersprache gesprochen wurde. Der Staatskanzler verfügte 1818 die Einführung der deutschen Sprache. Geh. St.-A. Rep. 74 R. IX Nr. 1 Bd. 1. 4) Bekanntmachung vom 4. Juli 1820, Lottner II , S. 45. 5) Lottner II. S. 35.

404

IV , 15. Die

unterstellt.

Als Präsidenten dieser Gerichte sind damals ernannt

worden : Zum Präsidenten des Landgerichts in Aachen der Präsident des vormaligen Kreisgerichts zu Mülheim Hoffmann, für Düsseldorf nicht sofort, sondern erst am 30. Dezember

1820 der bisherige

Oberlandesgerichtsrat in Paderborn von Voss, für Kleve der Staatsprokurator beim vormaligen Kreisgerichte zu

Mülheim Oppenhof,

für Koblenz zugleich als Präsident des Landgerichts und des damals nach

Koblenz

verlegten Ehrenbreitsteiner

Justizsenates

der

Hof-

gerichtsdirektor Wurzer aus Arnsberg, für das Landgericht in Köln der Geheime Ober-Revisionsrat Blanchard, für Trier der bisherige dortige Staatsprokurator Birk.

Als Direktor des Stadtgerichtes in

Wetzlar ist der vormalige dortige Stadtgerichtsrat Kraus ernannt worden.

Für das Landgericht in Kleve wurden 5 Räte bestellt,

für die Landgerichte in Aachen, Räte und für das zu Koblenz

Düsseldorf, Köln und Trier 12

wegen des Justizsenates 16 Räte,

ausserdem an jedem Landgericht ein Oberprokurator und vier Prokuratoren, in Kleve jedoch nur zwei Prokuratoren ¹ ) . Die Zahl der Landgerichte ist später vermehrt worden ²) . An den Sitzen der sieben aufgehobenen und nicht als Landgerichte wiederhergestellten Kreisgerichte, also zu Bonn, Krefeld , Malmedy , Mülheim am Rhein, Prüm, Saarbrücken und Simmern , wurden Untersuchungsämter belassen, die den zuständigen Landgerichten unterstellt waren. Es wurden hier ein Landgerichtsrat als Untersuchungsrichter, ein Staatsprokurator als öffentlicher Ankläger und

ein Landgerichtssekretär als Protokollführer bestellt.

Einige dieser Untersuchungsämter sind sehr bald wieder aufgehoben worden. Durch Kabinettsorder vom 16. September 1821 wurde die bereits am 9. Juni erfolgte Aufhebung des Untersuchungsamtes in Mülheim genehmigt . Seine Friedensgerichtsbezirke Mülheim , Bensberg, Lindlar, Gummersbach und Wipperführt waren zum Untersuchungsamte Köln, Königswinter, Eitorff, Siegburg, Hennef, Homburg und Waldbroel zu Bonn geschlagen³ ) . vom

13. Mai

1825 hob das

Eine Kabinettsorder

Untersuchungsamt in Krefeld

auf,

dessen Geschäfte das Landgericht in Düsseldorf schon im Jahre

1 ) Die Namen der Räte und der Oberprokuratoren sind aufgeführt im Archiv für das Zivil- und Kriminalrecht der Rheinprovinzen Bd. 2, Abt. 2 S. 18 ff. 2) S. unten S. 409 . 3) St.-A. Koblenz, Abt . 582 Nr. 96.

405

Gerichtsbehörden. 1821

einmal an sich gezogen hatte¹ ).

Und am 15. Oktober 1875

ist schliesslich auch das Untersuchungsamt in Malmedy aufgehoben worden ") . Die bisherigen Handelsgerichte blieben bestehen.

Sie waren

von der französischen Regierung eingerichtet und als erstes am 1. April 1798 das zu Köln eröffnet worden. Nur das am 16. Dezember 1813 eingesetzte und am 1. Januar 1814 eröffnete Handelsgericht zu Elberfeld verdankte seine von den Kaufleuten in Elberfeld und Barmen beantragte Bildung dem Generalgouverneur Gruner ³). Den Sprengel ihrer Gerichtsbarkeit hat ein Erlass des Staatskanzlers vom 25. Mai 1821 bestimmt. Danach sollte die Gerichtsbarkeit der Handelsgerichte zu Köln , Aachen, Koblenz und Trier

sich

erstrecken.

über die gleichnamigen neuen Landgerichtsbezirke Im Düsseldorfer Bezirk bestanden die Handelsgerichte

zu Elberfeld und Krefeld , ersteres für den Bezirk des vormaligen Arrondissements Elberfeld, letzteres für den bisherigen Kreisgerichtsbezirk Krefeld. Und das Landgericht zu Düsseldorf übte die Gerichtsbarkeit in Handelssachen in dem auf der rechten Rheinseite belegenen Teile seines Bezirkes in der bisherigen Weise aus. Im Landgerichtsbezirk Kleve bestand kein Handelsgericht. Hier sollte gleichfalls das Landgericht selbst die Gerichtsbarkeit in Handelssachen wahrnehmen und zwar auch über den Teil seines Bezirkes, der bisher dem Handelsgericht in Krefeld unterstellt war. Zur Wahl der Präsidenten und Richter der Handelsgerichte waren die Notabeln des Handelsstandes aus dem ganzen Bezirke einzuladen, deren Listen die Regierungen aufstellten ). Die Zahl der Handelsgerichte ist später vermehrt worden "). Zuletzt wurde die Einrichtung der Friedensgerichte bewirkt. Hierfür hatte die Kabinettsorder vom 19. November 1818 bestimmt, dass die Grenzen der Landratskreise berücksichtigt werden sollten. Die Immediatjustizkommission hatte bereits einen Plan von Friedensgerichten

entworfen,

also

eine

erhebliche

101

Verringerung

gegenüber den damals bestehenden 135 Friedensgerichten beabsichtigt. Sethe hat dann

die

Zahl vorschlagweise auf 103

erhöht.

Die

1) Ebenda, Abt. 582 Nr. 85. 2) Ebenda, Abt. 582 Nr. 105. 3) St.-A. Koblenz, Abt. 582 Nr. 78. 4) Bekanntmachung vom 7. Juli 1821 bei Lottner II, S. 133. St.-A. Koblenz, Abt. 401 , IX 1 Nr. 5. 5) S. unten S. 410 f.

406

IV, 15. Die

Rheinische Immediat-Justiz-Organisationskommission in Berlin hat aber dagegen ausgeführt, dass die angenommene Zahl von 20bis 30 000 Seelen für ein Friedensgericht, zumal bei der Erweiterung ihrer künftigen Zuständigkeit, zu gross sei .

Eine durchaus zweck-

mässige Einteilung hätte überhaupt nur bewirkt werden können, wenn man zuerst die Friedensgerichtsbezirke, dann die Kreise und Regierungsbezirke gebildet hätte . Nun sei das umgekehrte Verfahren eingetreten . Die Kommission schlug eine Vermehrung auf 121 Friedensgerichte vor. Dieser Vorschlag ist durch Kabinettsorder vom 9. Juni

1821

genehmigt worden .

Ihr zufolge haben

Daniels und Bölling durch Bekanntmachung vom 25. Juli die bisher in der Rheinprovinz bestandenen Friedensgerichte und die in Aachen und Köln bestehenden besonderen Polizeigerichte mit dem 31. August aufgehoben und an ihrer Stelle mit dem 1. September 1821 die neuen Friedensgerichte treten lassen ¹ ) . Dabei wurde die Anordnung von periodischen Gerichtssitzungen in entfernten Teilen einzelner Friedensgerichtsbezirke und die Auswahl der Gemeinden , welche daran teilnehmen sollten, der näheren Bestimmung des Justizministers vorbehalten 2) . Es sind damals folgende Friedensgerichte eingerichtet worden : Im Landgerichtsbezirk Köln 22 : Köln I , II , III , IV, Bonn I , II,

Rheinbach (mit Gerichtssitzungen in Münstereifel) , Lechenich ,

Zülpich, Bergheim , Kerpen, Mülheim, Bensberg, Wipperfürth, Lindlar, Siegburg, Königswinter, Hennef, Eitorf, Waldbroel, Homburg, (standesherrlich), Gummersbach. Im Landgerichtsbezirk Düsseldorf 23 : Düsseldorf, Gerresheim, Ratingen, Elberfeld I , Richrath, Opladen,

II , Barmen, Velbert, Mettmann, Solingen ,

Ronsdorf,

Lennep,

Wermelskirchen,

Krefeld ,

Ürdingen, Neersen, Gladbach , Odenkirchen, Bedburdick , broich, Neuss , Nievenheim. Im

Landgerichtsbezirk

Kleve

10 :

Kleve,

Goch,

Greven-

Geldern,

Wachtendonk, Rheinberg , Mörs , Xanten , Kempen , Dülken, Lobberich . Im Landgerichtsbezirk Koblenz 22 : Ahrweiler, Sinzig, Adenau , Virneburg,

Mayen,

Andernach,

Münstermaifeld ,

Kochem,

Treis,

Lutzerath, Zell , Trarbach, Simmern . Kirchberg , Kastellaun, Kreuz-

1) Lottner II , S. 136. Geh. St.-A. Rep. 74 R IX Nr. 7. In der Bekanntmachung sind die zu den einzelnen Friedensgerichten gehörigen Gemeinden aufgeführt . 2) Verordnung vom 16. April 1822 bei Lottner II , S. 243.

407

Gerichtsbehörden.

nach, Stromberg, Kirn (mit Gerichtssitzungen in Sobernheim), Sankt Goar (mit Gerichtssitzungen Metternich.

in

Bacharach),

Boppard,

Koblenz,

Im Landgerichtsbezirk Aachen 18 : Aachen I, II, Burtscheid, Eschweiler, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Wegberg (mit Gerichtssitzungen in Niederkrüchten) , Jülich, Aldenhoven (mit Gerichtssitzungen zu Linnich), Düren, Niedeggen, Montjoie, Eupen, Malmedy, Sankt Vith, Gemünd, Blankenheim . Im Landgerichtsbezirk

Trier

26 :

Daun, Hillesheim, Prüm,

Waxweiler, Bitburg, Dudeldorf, Neuerburg, Wittlich, Manderscheid , Bernkastel, Rhaunen (mit Gerichtssitzungen in Morbach), Neumagen, Trier-Stadt, Trier-Land , Hermeskeil, Schweich, Saarburg, Freudenburg, Merzig, Wadern , Saarlouis, Lebach, Wallerfangen. Saarbrücken, Duttweiler, Ottweiler. der Friedensgerichte

war

durch einen Königlichen Erlass vom 7. Juni

Die Zuständigkeit

1821

erweitert worden.

schon

vorher

geregelt und

In streitigen , ohne Berufung zu erkennenden

Rechtssachen wurde die Summe erhöht. In ihrer Eigenschaft als Polizeirichter hatten die Friedensrichter auch über geringe Forst-, Jagd- und Fischereivergehen mit begrenzter Gefängnis- oder Geldstrafe zu urteilen.

Die Ladungen wurden durch die Friedensrichter

erlassen und

Amtsverwaltung

die

des

Öffentlichen Ministeriums

durch die Polizeikommissare, Bürgermeister oder deren Beigeordnete wahrgenommen ¹ ) . Die Zuständigkeit der Landgerichte, des Appellationsgerichtshofes zu Köln und des Revisions- und Kassationshofes zu Berlin und der mit diesen Gerichtshöfen verbundenen Öffentlichen Ministerien verblieb im allgemeinen, wie sie zur Zeit der Fremdherrschaft ausgebildet worden war ? ).

Der Revisions- und Kassationshof zu Berlin

erkannte im dritten Rechtszuge über die Berufung gegen die Urteile zweiten Rechtszuges des

Appellationsgerichtshofes und bestätigte

die Urteile der Geschworenengerichte oder bestimmte deren Nichtigkeit. Der Appellationsgerichtshof in Köln bildete die zweite Instanz für alle Urteile der Land- und Handelsgerichte, die dritte für die Urteile der Friedensgerichte. Die Landgerichte erkannten in erster Instanz in allen Zivilstreitsachen, die über die Zuständigkeit der Friedensgerichte hinausgingen, und in allen Zuchtpolizeisachen , in

1) Ges.-S. 1821 , S. 101 ; Lottner 2, S. 115. 2) Vgl. oben S. 52 ff.

408

IV , 15. Die

zweiter Instanz über die Berufungen gegen friedensgerichtliche Urteile. Bei dem Appellhofe waren als Vertreter des Öffentlichen Ministeriums ¹) der Generalprokurator und die Generaladvokaten und Prokuratoren bestellt, um den öffentlichen Sitzungen der Senate und Kammern beizuwohnen und den Dienst kammern und Geschworenenhöfen zu versehen.

bei den AnklageUnter der Aufsicht

des Generalprokurators standen die Oberprokuratoren und Staatsprokuratoren bei den Landgerichten und die übrigen Beamten des Öffentlichen Ministeriums, die Sekretäre , die Anwälte ( avoués), die Notarien, die Gerichtsvollzieher, nicht aber die Advokaten. Die Aufsicht des Generalprokurators Justizverwaltung .

erstreckte

sich

auf die

ganze

Auch die Geschworenengerichte sind seit Oktober 1819 wieder eingerichtet worden .

Sie wurden durch fünf Richter, von denen

einer Rat beim Appellationshofe war und das Präsidium führte, und 12 Geschworene gebildet.

Zur Wahl der letzteren hatten die

Regierungspräsidenten eine Liste von 60 angesehenen Einwohnern des Bezirkes anzufertigen, von denen der Assisenpräsident 36 einberief. Aus ihnen wurden 12 ausgelost. Von den Öffentlichen Ministerien und werden.

von

den

Angeklagten

durften je

12

abgelehnt

Die Assisen wurden vierteljährlich am Sitze des Land-

gerichtes gehalten. Auch die auf dem Gesetz vom 16. März 1903 beruhende Einrichtung des französischen Notariates blieb der Rheinprovinz erhalten . Danach stand die öffentliche Beurkundung den dem Öffentlichen Ministerium Fast

ohne

worden.

Änderung

ist

unterstellten Notaren ausschliesslich das

französische

System

zu .

übernommen

Nur die Vorbildung und Prüfung wurde nach deutschem

Brauche geregelt und auf eine höhere Stufe gestellt. Die Notare wurden als öffentliche Beamte erklärt mit dem Berufe, schriftliche Verhandlungen jeder Art auf Verlangen der Beteiligten aufzunehmen, ihnen die Eigenschaft öffentlicher Urkunden zu erteilen, deren Dat m zu sichern, sie bei sich aufzubewahren und Ausfertigungen davon zu erteilen. Die Zahl der Notare wurde nach dem Bedürfnisse in der Art bestimmt, dass in einem friedensgerichtlichen Bezirke nicht mehr als fünf Notare bestellt werden sollten.

Im übrigen durften

sie ihr Amt im ganzen Landgerichtsbezirk ihres Wohnortes ausüben.

1) Über das Öffentliche Ministerium vgl. oben S. 55 und ausführlicher unten S. 413.

409

Gerichtsbehörden .

Sie erhielten ihre Bestallungsurkunden vom Oberprokurator.

Die

Notariatskammern der französischen Zeit wurden aufgehoben und die Aufsicht über die Amtsführung den Gerichten übertragen. Die Registraturen der aufgehobenen Notariatskammern wurden an die Oberprokuratoren abgeliefert ¹ ) . Mit der Einrichtung der Friedensgerichte war die Gerichts-

verfassung des französisch rechtlichen Teiles der Rheinprovinz abgeschlossen. Man darf sagen, dass sie in grosszügiger Weise gedacht war, denn sie hat sich über die verschiedenen Gerichtverfassungsänderungen hinaus bis heute erhalten mit der Einschränkung, dass aus den Friedensgerichten die jetzigen Amtsgerichte erwachsen sind . Die Landgerichte, teils überlastet, teils mit zu grossem Bezirk, und die Handelsgerichte sind im Laufe der folgenden Jahrzehnte vermehrt worden. Schon im Jahre 1820 hatte die Stadt Saarbrücken den Antrag gestellt, auch dort ein Landgericht einzurichten .

Sie begründete

den Antrag mit der weiten Entfernung von Trier.

Die Einrichtung

würde den damals

aufgestellten Grundsatz ,

für jeden Regierungs-

bezirk ein Landgericht anzuordnen , durchbrochen haben, und die Immediatkommission zur Justizorganisation schlug daher vor, erst noch die künftige Erfahrung abzuwarten 2 ). Im Jahre 1833 und dann im September 1834 beantragten erneut die Städte Saarbrücken und Sankt Johann die Errichtung eines Landgerichtes. Die weite Entfernung von Trier verursache Versäumnis und Kosten. Die Reise erfordere für einen Fussgänger hin und zurück fünf Tage . Anfangs handelte es sich nur um die Einrichtung eines vom Landgerichte Trier abhängigen Zuchtpolizeigerichtes für den Sprengel des Untersuchungsamtes in Saarbrücken,

also einer korrektionellen

Kammer, wie sie bei den Landgerichten bestanden .

Eine solche

Einrichtung war schon durch eine Kabinettsorder vom 28. SepDann aber hat eine spätere tember 1834 genehmigt worden ³). Kabinettsorder vom 21. Januar gerichtes genehmigt.

1835 die Errichtung eines Land-

Weiterungen verursachte die Erwägung,

ob

1 ) Verordnung für die Notarien vom 25. April 1822, Ges. S. S. 109 und bei Lottner 2, S. 245. Über den Bestand der Notariatsarchive, d . h. über die Aufbewahrungsorte der Notariatsurkunden , hat der Rheinische Notariatsverein 1860 begonnen, Übersichten zusammenzustellen . Vgl. Kockerols, Bestand der Notariatsarchive im Landgerichtsbezirk Koblenz ; Weisweiler, Geschichte des rheinpreussischen Notariates I (1916). 2) Geh. St.-A. Rep. 74 R 42 ad Nr . 1 Bd. 3. 3) St.-A. Koblenz, Abt. 582 Nr. 89.

410

IV, 15. Die

der Kreis Merzig mit Saarbrücken zu vereinigen sei, wie der Oberpräsident und die Vorstandsbeamten des künftigen Landgerichtes wünschten, oder bei Trier zu belassen, wofür Landrat und Regierung und das Trierer Landgericht sich aussprachen. Am 2. November 1835 wurde das Landgericht zu Saarbrücken feierlich eröffnet und zwar für die Kreise Saarbrücken, Saarlouis , Ottweiler und Sankt Wendel ¹). Schon früher als Saarbrücken, unterm 8. Mai 1834 war die Stadt Elberfeld um Einrichtung eines Landgerichtes vorstellig geworden. Am 9. Mai genehmigte der König persönlich den Wunsch der Stadt. Am 24. November 1834 wurde das Landgericht in Elberfeld für die Kreise Elberfeld, Lennep und Solingen eröffnet 2) . Das Vorgehen von Elberfeld und Saarbrücken veranlasste auch die Stadt Simmern zu der Bitte um Einrichtung eines Landgerichtes, etwa für den Bezirk des dort befindlichen Untersuchungsamtes. Der Justizminister von Kamptz lehnte aber im Jahre 1835 den Antrag ab und ebenso der Justizminister von Mühler die Wiederholung des Antrages im Jahre 18399). Dagegen ist durch Kabinettsorder vom 2. Februar 1850 die Errichtung eines Landgerichtes in Bonn für die Kreise Bonn, Euskirchen , Rheinbach, Sieg und Waldbroel genehmigt worden .

Seine

Eröffnung erfolgte am 1. Oktober 1850. Schon vor der Eröffnung war mit seinem künftigen Bezirke auch das von Wildenburg nach Eckenhagen verlegte Friedensgericht vereinigt worden¹) . Auch die Handelsgerichte erfuhren eine Vermehrung .

Zunächst

bestimmte ein Ministerialerlass vom 4. August 1834 , dass die Kreise Kempen und Geldern mit Ausnahme der unter dem Landgericht zu Kleve verbleibenden Stadt Xanten in allen zur Gerichtsbarkeit der Handelsgerichte gehörigen Sachen mit dem Handelsgericht zu Krefeld wieder vereinigt werden sollten 5 ) .

Und der Gerichtsbezirk

des Elberfelder Handelsgerichtes wurde durch Kabinettsorder vom 22. Oktober 1834 auf den Bezirk des neuen Landgerichtes in Elberfeld erstreckt "). 1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 3957. 2) St.-A. Koblenz , Abt . 403 Nr. 3959. Düsseldorf versuchte den Nachteil der Trenuung von sich abzuwenden und Barmen nahm für sich selbst den Sitz des Gerichts in Anspruch. Ebenda Nr. 3954. 3) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 3960. Im Jahre 1837 hat auch Kreuznach ein Landgericht beantragt. Ebenda Nr. 3971 . 4) Ges.-S. 1850, S. 325 und 326. 5) Lottner, IV S. 107. 6) Lottner, IV S. 167.

411

Gerichtsbehörden .

Im Jahre 1845 trug die Handelskammer zu Gladbach auf Errichtung eines Handelsgerichtes für die Kreise Gladbach und Grevenbroich und einige Gemeinden des Kreises Kempen an. Durch Kabinettsorder vom 11. Dezember 1845 wurde der Antrag genehmigt und das Handelsgericht zu Gladbach am 30. Dezember 1846 eröffnet. Seinen Bezirk bildeten die Kreise Gladbach und Grevenbroich und die Gemeinden Grefrath, Lobberich, Breyel , Kaldenkirchen, Oed , Süchteln, Dülken, Waldniel, Brüggen, Amern Sankt Anton, Amern Sankt Georg und Bracht vom Kreise Kempen.

Mit

dem obigen Zeitpunkte hörte die Zuständigkeit des Handelsgerichtes zu Krefeld über die genannten Kreise und Gemeinden auf. Durch Erlass vom 4. Dezember 1848 wurde auch noch die Gemeinde Boisheim im Kreise Kempen mit dem Handelsgericht zu Gladbach vereinigt ') . Im Jahre 1855 hat die Handelskammer in Düsseldorf die Errichtung eines eigenen Handelsgerichtes beantragt.

Der Präsident

und Oberprokurator des Landgerichtes, vor dem bisher die handelsrechtlichen Sachen abgehandelt waren, sprachen sich dagegen aus, da Düsseldorf keine Handels- und Fabrikstadt von Bedeutung sei. Diesem Berichte haben sich aber der Appellationsgerichtspräsident und der Generalprokurator in Köln nicht angeschlossen und den Antrag aus gesetzlichen Gründen befürwortet . Sie betonten, dass bei der Errichtung der Handelsgerichte in Krefeld , Koblenz und Trier im Jahre 1809 der dortige Haudel ganz gewiss nicht erheblich gewesen sei und wiesen nach , dass die Zahl der vom Landgericht in Düsseldorf bisher erledigten Handelssachen grösser sei als die bei den Handelsgerichten in Koblenz, Trier und Gladbach . So wurde die Errichtung des Handelsgerichts in Düsseldorf durch Erlass vom 16. Dezember 1861 für den Kreis Düsseldorf und den im Kreise Solingen belegenen Friedensgerichtsbezirk Opladen genehmigt . Am 1. Oktober 1862 ist es eröffnet worden ).

Die handelsgericht-

liche Zuständigkeit des Landgerichts zu Düsseldorf hörte mit diesem Zeitpunkte auf. Endlich haben 1864 der Oberbürgermeister und die Stadtverordneten von Barmen ein Handelsgericht und zwar im Einverständnisse mit dem zu Elberfeld für die Kreise Barmen und Lennep beantragt. Durch Königlichen Erlass vom 12. August 1865 wurde

1) St.-A. Koblenz, Abt. 582 Nr. 71 : Lottner, IX S. 62 und 349. 2) St.-A. Koblenz, Abt . 582 Nr. 70 ; Lottner, Bd . 12 S. 339.

412

IV, 15. Die

der Antrag genehmigt und das Handelsgericht am 4. Januar 1866 eröffnet ¹). Weitere Gerichtsbarkeiten als die oben aufgeführten und die bereits früher behandelten Rheinzollgerichte " ) hat es im Gebiete des rheinischen Rechtes nicht gegeben. Auch keine Berggerichte, Als der Oberbergwie im rechtsrheinischen Teile der Provinz. hauptmann Gerhard ihre Einführung in einem Teile des Herzogtums Berg im Jahre 1820 beantragte und die Immediatkommission zur Justizorganisation in den neuen Provinzen diesen Antrag dem Generaladvokaten zur gutachtlichen Äusserung übersandte, hat dieser sich durchaus gegen eine solche Einführung von zweierlei Gesetz und Gerichtsverfassung ausgesprochen und geltend gemacht, dass bei der auf dem linken Rheinufer geltenden Bergwerksgesetzgebung kaum die Möglichkeit zu einem Bergwerksprozess vorhanden sei³) . Die sogenannten Fabrikengerichte unterstanden der Verwaltung und sind oben bereits behandelt worden ). Und über das Universitätsgericht zu Bonn wird unten in Abschnitt 22 gehandelt werden. Demnach bestanden bis zum Jahre 1879 , als in welchem Jahre die durch die Reichsgesetze vereinheitlichte Gerichtsverfassung in Kraft getreten ist, im Gebiete des rheinischen Rechtes folgende Gerichtsbehörden und Gerichtspersonen : 1. Der Appellationsgerichtshof zu Köln für die Rheinprovinz mit nicht vollkommener Ausnahme des ostrheinischen Teiles des Regierungsbezirkes Koblenz, für den der Justizsenat zu Ehrenbreitstein und für einige Zeit auch die standesherrlichen Obergerichte zu Neuwied und Braunfels die Obergerichte bildeten 5) und mit Ausnahme der Kreise Rees, Essen und Duisburg, welche zum Bezirke des Appellationsgerichtes zu Hamm gehörten. 2. Die Landgerichte zu Aachen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld, Kleve, Koblenz, Köln, Saarbrücken und Trier und die an ihren Sitzen gehaltenen Assisenhöfe oder Geschworenengerichte. Die Landgerichte bestanden in der Regel aus zwei Zivilkammern und einer Zuchtpolizeikammer.

Die erste Zivilkammer bildete zugleich

1) St.-A. Koblenz, Abt. 582 2) Vgl. oben S. 301. 3) St.-A. Koblenz , Abt 582 4) Vgl. oben S. 349. 5) Über die im Jahre 1819 die ostrheinischen Sachen des S. 418.

Nr. 78. Nr. 84. erfolgte Bildung einer „Abteilung für s. unten Regierungsbezirkes Koblenz

413

Gerichtsbehörden.

die Zuchtpolizei- Appellationskammer und die Kammer zur Aburteilung gewisser Disziplinarsachen . Ausserdem bildete eine Zivilkammer die sogenannte Ratskammer für Untersuchungssachen . 3. Die Handelsgerichte zu Aachen, Barmen, Düsseldorf, Elberfeld, Gladbach, Koblenz, Köln, Krefeld und Trier¹ ). 4. Die Beamten des Öffentlichen Ministeriums, also der Generalprokurator,

die

Generaladvokaten,

Oberprokuratoren und

Staats-

prokuratoren beim Appellationsgericht bzw. bei den Landgerichten . Da diese Behörde eine Zuständigkeit gehabt hat, die weit hinausging über die ihrer heutigen Nachfolgerin, der Staatsanwaltschaft, so seien ihre Obliegenheiten noch besonders aufgeführt. Das Öffentliche Ministerium übte eine zivilrechtliche, strafrechtliche und eine Verwaltungstätigkeit aus .

Allgemein führte es die Aufsicht über

die Handhabung der Gesetze .

Die zivilrechtliche Tätigkeit bestand

in der Mitwirkung bei den öffentlichen Sitzungen der Zivilgerichte durch Beiwohnung und Antragstellung namentlich in Sachen,

die

öffentliche Angelegenheiten betrafen, in Zivilstand- , Vormundschaftund Ehesachen . Das Öffentliche Ministerium war Pfleger und Berater der unmündigen und der Vormundschaft bedürftigen Personen und Anstalten,

der Anwalt des Staates in Zivil- und Strafsachen .

In letzterer Beziehung hat das Öffentliche Ministerium die Vergehen und Verbrechen zu verfolgen, die Anklage zu vertreten und die Seine Vollstreckung der strafrechtlichen Urteile zu veranlassen. Verwaltungstätigkeit beruhte in der Disziplinaraufsicht über den Geschäftsbetrieb der Gerichte, der Notare, der Advokaten, der Anwälte, der Gerichtsvollzieher und der die Personenstandsregister Das Öffentliche Ministerium war der Mittelführenden Beamten. punkt der gerichtlichen

Geschäftsführung

Verwaltungsangelegenheiten ,

auch in

und

Personal- ,

der gerichtlichen Besoldungs-

und

Versetzungssachen . Die letzteren Verwaltungsangelegenheiten wurden mit den Präsidenten gemeinschaftlich behandelt. - Übrigens hat die im Jahre 1849 für den übrigen Teil der Monarchie eingeführte Gerichtsverfassung und die Einrichtung der Staatsanwaltschaft im besondern insofern auch die rheinische Gerichtsverfassung berührt, als in der Gesetzessprache nicht mehr vom Öffentlichen Ministerium seitdem die Rede war, sondern von der Staatsanwaltschaft ) .

Für

1 ) Seit der Einrichtung des Landgerichts zu Saarbrücken nur für den Landgerichtsbezirk Trier zuständig. 2) Das Staatshandbuch von 1852 führt zuerst an Stelle der Öffentlichen Ministerien die Staatsanwaltschaft beim Appellationsgerichtshofe

414

IV, 15. Die

das gerichtliche Verfahren im Gebiete des rheinischen Rechtes blieb die Bezeichnung Öffentliches Ministerium bis 1879 in Gebrauch.

5. Die Notare. handelt worden ¹).

Über ihre Obliegenheiten ist oben schon ge-

6. Die Anwälte und Advokaten. von dem des Advokaten getrennt.

Das Amt des Anwalts war

Jede Partei,

die vor Gericht

mit Ausnahme der Handels- und Friedensgerichte verhandeln wollte, musste sich eines Anwalts bedienen, der sie in allen prozessualen Der Anwalt war Staatsbeamter, Handlungen zu vertreten hatte. der jedem, der ihn darum anging, seine Dienste leihen musste, der Advokat war nicht Beamter und hatte als Rechtsgelehrter und Redner die Entwicklung und Begründung der ihm vom Anwalt übergebenen Sachen in Denkschriften und mündlichen Vorträgen zu übergeben. In preussischer Zeit war dann aber der Grundsatz angenommen, dass nur Advokaten zu Anwälten ernannt wurden . Endlich wurde nicht zwar als eine Gerichtsbehörde, aber aus dem Bedürfnis des rheinischen Rechtes die Depositenkasse in Köln durch das Gesetz vom 24. Juni 1861 ) für den Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Köln errichtet zur Hinterlegung von barem Gelde seitens eines Schuldners, um sich von seiner Verbindlichkeit zu befreien, oder nach richterlicher Anordnung oder überDie Depositenkasse war dem haupt nach Vorschrift der Gesetze. Finanzminister untergeordnet

und

ihre Leitung einer aus einem

Direktor und zwei Mitgliedern bestehenden Behörde übertragen. Die Stelle des Direktors konnte nur einem zum höheren Verwaltungsdienst, die des zweiten Mitgliedes , des Justitiars, nur einem zum höheren Justizdienst im Gebiete des rheinischen Rechtes befähigten Beamten übertragen werden.

Das dritte Mitglied führte

den Amtstitel „Rendant und Depositenkasse: " trolleur beigegeben. minister. Die

Ihm wurde ein Kon-

Die Ernennungen erfolgten durch den Finanz-

Behörde ist am 25.

Januar 1861

zusammengetreten ³) .

zu Köln und die Staatsanwaltschaften bei den Landgerichten auf, die Amtstitel Generalprokurator, Oberprokurator und Staatsprokurator blieben bestehen. Vgl. auch das Gesetz vom 22. Mai 1852, Art. VI, Ges.-S. 1852 , S. 251. ) 1) Vgl. oben S. 408. 2) Ges.-S. 1862, S. 1 . 3) Koblenzer Amtsblatt 1862 , S. 36.

415

Gerichtsbehörden.

Am 1. Oktober 1879 wurde sie auf Grund des § 92 der Hinterlegungsordnung vom 14. März 1879 (Ges.-S. S. 266 ) aufgelöst.

B. Die rechtsrheinischen Gebiete des preussischen und gemeinen Rechtes bis zum Jahre 1849. 1.

Das rechtsrheinische Kleve bis 1849 .

Es ist oben schon erwähnt worden, dass die früher preussischen rechtsrheinischen Landesteile, das rechtsrheinische Kleve und die Abteien Elten, Essen und Werden , nach der Wiederbesitznahme dem preussischen Gouvernement zwischen der Weser und dem Rhein zugeteilt worden waren.

Das Patent vom 9. September 1814 führte

das Allgemeine Landrecht und die preussische Gerichtsverfassung vom 1. Januar 1815 an in diesem Bezirke wieder ein. Durch die Kabinettsorder vom 20. November 1814 wurde für diese und die benachbarten westfälischen Landesteile die Oberlandesgerichtskommission zu Emmerich angeordnet ¹) .

Zu ihrem Bezirke sollten ge-

hören Kleve, Mark , Geldern, Mörs, Elten, Essen, Werden, Limburg, Dortmund, Recklinghausen, Broich, Lippstadt.

Eine Bekanntmachung

vom 8. April 1815 verkündigte als Untergerichte des Oberlandesgerichtsbezirkes Emmerich folgende Land- und Stadtgerichte : Essen für die Bürgermeistereien Essen,

Steele,

Altenessen und Borbeck,

Werden ) für die Bürgermeistereien Werden und Kettwig, Mülheim a. d. Ruhr für die Stadt Mülheim und die zur Herrschaft Broich gehörigen Ortschaften, Duisburg für die Bürgermeistereien Duisburg und Ruhrort, Dinslaken für sämtliche zu dem bisherigen Kanton gehörigen Ortschaften, Wesel für die Bürgermeistereien der Kantone Wesel und Ringenberg, Rees , Emmerich , Zevenaar , Dorsten und Recklinghausen für die bisherigen gleichnamigen Kantone³ ) .

Die Kabinettsorder vom 6. August 1815 ) verlegte den

Sitz des Oberlandesgerichtes unter Abänderung der Verordnung vom 30. April 1815 von Emmerich nach Kleve " ) , also ausserhalb seines 1 ) Scotti, Kleve-Märk. Prov. Ges. Bd . 5 Nr. 3068. 2 ) Bereits mit dem 1. Juli 1822 wurde das Land- und Stadtgericht Werden aufgelöst und sein Bezirk mit dem zu Essen vereinigt . Büscher, Festschrift zur Feier der Einweihung des neuen Justizgebäudes in Essen, 1913, S. 18. 3) Scotti, ebenda Nr. 3136 . 4) Ges.-S. S. 192.. 5) Durch eine Bekanntmachung der Oberlandesgerichtskommission wurde der Sitz von Emmerich mit Ende November 1815 nach Kleve verlegt. Scotti, Kleve-Mark, Bd . 5 S. 2919 .

416

IV, 15. Die

Bezirkes, da eine Verkündigung der preussischen Gesetze für die linke Rheinseite des Bezirkes nicht stattgefunden hat, der Bezirk des Oberlandesgerichtes also tatsächlich auf die rechte Rheinseite beschränkt worden ist. Das Oberlandesgericht zu Kleve bestand aus einem Chefpräsidenten ¹ ) und einem Vizepräsidenten und 13 Räten, welche zwei Senate, ein Pupillenkollegium und einen Kriminalsenat bildeten. Seine Zuständigkeit

entsprach der preussischen Gerichtsverfassung und

gründete sich auf die Verordnung vom 26. Dezember 1808 und vom 30. April 1815. Sie umfasste die gesamte Rechtspflege, das Vormundschafts , Privatlehns- und Hypothekenwesen, die Abnahme der verfassungsmässig üblichen Huldigungen bei Besitzerwerben und die Bekanntmachung der auf das Land- und Provinzialrecht und Das Oberlandesauf die Gerichtsverfassung bezüglichen Gesetze. gericht übte demnach die Gerichtsbarkeit über die eximierten Personen und Grundstücke in erster Instanz aus, es verwaltete die Strafrechtspflege gleichfalls in erster Instanz, war Berufungsbehörde gegen die Erkenntnisse der Untergerichte und als Pupillenkolleg die vormundschaftliche Behörde für die Eximierten und Aufsichtsbehörde über die vormundschaftliche Tätigkeit der Untergerichte. Das Oberlandesgerieht war die Justizaufsichtsbehörde über das Inquisitoriat und die Untergerichte seines Bezirkes. Zur Voruntersuchung in Strafsachen gegen Eximierte und auf Ersuchen der

Gerichte

zur Untersuchung aller

begangenen Ver-

brechen war gemäss den Vorschriften der Kriminalordnung vom 11. Dezember 1805 als Organ des Oberlandesgerichts im März 1815 ein Inquisitoriat eingerichtet, welches seinen Sitz zu Werden erhielt und mit einem Kriminaldirektor und zwei Richtern besetzt wurde. Als Untergerichte gehörten zum Bezirke des Oberlandesgerichtes zu Kleve die Königlichen Land- und Stadtgerichte zu Emmerich, Rees, Wesel , Dinslaken, Duisburg, Essen, Werden und 14 weitere in der Provinz Westfalen und ausserdem das fürstlich hessische Patrimonialgericht der Herrschaft Broich zu Broich.

An den Sitzen

1) Präsident der Oberlandesgerichtskommission zu Emmerich und dann des Oberlandesgerichts in Kleve war von Müntz 1816-19; seine Nachfolger in Kleve bezw. Hamm waren von Rappard 1819-1830; von Scheibler 1831-1840 ; Lent 1840-1868 ; Hartmann 1868-1882 ; Dr. Falk 1882-1900 ; Dr. Holtgreven 1900-.

417

Gerichtsbehörden .

dieser Untergerichte waren die Justizkommissare bestellt zu Rechtsbeiständen der Parteien für deren gerichtliche, nichtprozessualen Geschäfte als Ratgeber und Bevollmächtigte und als Notare. Das Oberlandesgericht zu Kleve ist am 1. Juni 1820¹ ) nach Hamm verlegt worden. keine Änderung statt.

In der Gerichtsverfassung fand im übrigen

Nur das Inquisitoriat wurde am 1. Januar 1826

von Werden nach Hamm verlegt, und die Land- und Stadtgerichte zu Rees, Werden und Dinslaken waren aufgehoben worden und an ihrer Stelle Gerichtskommissionen eingerichtet und zwar beim Landund Stadtgericht zu Emmerich eine solche für Rees, bei dem zu Essen für Werden und bei dem zu Wesel für Dinslaken. Auch das Berggericht zu Essen wurde dem Oberlandesgericht in Hamm unterstellt.

2.

Der ostrheinische Teil des Regierungsbezirkes Koblenz bis zum Jahre 1849.

Der ostrheinische Teil des Regierungsbezirkes Koblenz bildete den Gerichtsbezirk

eines

besonderen

Obergerichtes,

des Justiz-

senates zu Ehrenbreitstein 2) . Diese Gerichtsbehörde war zu herzoglich nassauischer Zeit im Jahre 1806 eingerichtet ) und im Jahre 1815 bei der Übernahme durch Preussen bestätigt und in seiner Der Justizsenat trat damals zuZuständigkeit erweitert worden¹) . gleich an die Stelle des nassauischen Hofgerichtes zu Wiesbaden Demnach war er als Berufungsbehörde für die Nichteximierten. Berufungs- und Rekursbehörde in allen streitigen und nichtstreitigen Rechtssachen der Nichteximierten und erste Instanz für die eximierten Sachen 5) .

Es waren ihm anfangs auch die Berufungssachen der

1) von Kamptz, Jahrbücher 15 , S. 310. 2) Ausgenommen von seinem Bezirk blieb nur die dem Fürsten von Hatzfeld gehörige Herrschaft Wildenburg. Sie wurde 1820 bei der Einrichtung der rheinischen Landgerichte dem Landgericht zu Koblenz zugeteilt. 3) Vgl. oben S. 62. 4) Vgl. oben S. 115. Die damligen Massnahmen wurden bestätigt durch den die Einrichtung der rheinischen Landgerichte betreffenden Erlass vom 17. Juli 1820, Koblenzer Amtsblatt 1820, S. 216. 5) Vor dem Justizsenat hatten auch die regierenden Standesherren und die Mitglieder ihrer Familien in Zivilrechtsangelegenheiten Recht zu nehmen, letztere auch in Strafsachen. Dem Justizsenat waren ferner auch die Militärpersonen und deren Familien in bürgerlichen Rechtssachen unterworfen. 27

Bär. Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

27

418

Eximierten übertragen.

IV, 15. Die

Bei seiner schwachen Besetzung aber wurden

sie durch Verordnung des Generalgouvernements vom 9. November 1815 an die erste Abteilung des Revisionshofes zu Koblenz gewiesen, der für alle übrigen Berufungen als dritte Instanz durch jene Verordnung bestimmt worden war. Als dann im Jahre 1819 der Koblenzer Revisionshof aufgehoben und nach Berlin verlegt wurde, setzte die Kabinettsorder vom 21. Juni 1819 fest, dass die bisher zur Zuständigkeit des Revisionshofes gehörigen Rechtssachen zweiter Instanz aus dem ostrheinischen Teile vom 1. September 1819 ab an den Appellationsgerichtshof zu Köln gelangen sollten.

Infolge dieser

Anordnung wurde beim Appellationsgerichtshofe eine eigene „ Abteilung für die ostrheinischen Sachen des Regierungsbezirks Koblenz " gebildet. In seiner Eigenschaft als Appellationsbehörde stand dem Justizsenate die Instruktion aller in Berufungswege an ihn gelangenden nicht privilegierten bürgerlichen Rechtstreitigkeiten zu, in denen von den ihm unterstellten Justizämtern und vom Stadtgericht in Wetzlar im ersten Rechtszuge erkannt worden war. Er hatte ferner die Rekurssachen bei Beschwerden über verweigerte oder verzögerte Justiz und über richterliche Beschlüsse in nichtstreitigen Rechtssachen wahrzunehmen.

In seiner Eigenschaft als

Strafgerichtshof war ihm die Königliche

Kriminalkommission in

Koblenz beigeordnet, welche durch die nassauische Verordnung vom 6. Dezember 1810 für den justizsenatlichen Gerichtsbezirk eingerichtet und mit zwei Untersuchungsbeamten (Kriminalkommissarien) besetzt, dann aber auf einen Untersuchungsrichter und einen Aktuar verringert worden war. Die Berufungen gegen Urteile des Justizsenates in Sachen der Eximierten ging an die beim Appellationshofe in Köln eingerichtete ostrheinische Abteilung als zweite Instanz und gegen deren Urteile zweiten Rechtszuges an den Revisionshof in Koblenz bzw. seit 1819 in Berlin. Der Justizsenat war endlich Aufsichtsbehörde für die ihm nachgeordneten Gerichte und Gerichtsverwaltungsbehörde¹ ) für seinen Bezirk. Ibm war in Aufsichts- und Justizverwaltungssachen die Abteilung des Appellationshofes in Köln für ostrheinische Sachen vorgeorduet.

Dieses Verhältnis des Appel-

lationsgerichtshofes zu Köln zum Justizsenat hat aber nur bis zum Jahre 1831 gewährt.

Die Kabinettsorder vom 11. November 1831

bestimmte an seiner Stelle nach Einführung der preussischen Kri-

1 ) Für die Depositalverwaltung, die erste Prüfung angehender Rechtsgelehrten und bei Anstellung von Beamten .

Gerichtsbehörden.

419

minalordnung in die gemeinrechtlichen Gebiete das Hofgericht zu Arnsberg als höhere Instanz für die dem Justizsenat überwiesenen Rechtsangelegenheiten der ostrheinischen Landesteile des Koblenzer Bezirkes und wies die Oberaufsicht über ihn an das Justizministerium. Ein Ministerialerlass vom 24. November 1831 Kabinettsorder dabin,

erläuterte dann die

dass sie sich auf den ganzen Umfang jener

ostrheinischen Landesteile erstrecke, ohne Unterschied, ob diese unter der Gerichtsbarkeit des Justizsenates oder eines standesherrlichen Obergerichts stünden. Auf Antrag des Fürsten zu Wied bestimmte eine Kabinettsorder vom 7. Mai 1832 , dass an Stelle des Hofgerichtes zu

Arnsherg der Revisionshof in Berlin die Ober-

berufungsinstanz auch für die Nichteximierten in der Standesherrschaft Wied bilden solle.

Im übrigen aber wurde der Justizsenat

zum landesherrlichen Obergericht im ostrheinischen Landesteile erhoben ¹). Die Zuständigkeit des Justizsenates wurde in den Jahren 1826 und 1842 eingeschränkt durch die Einrichtung der standesherrlichen Obergerichte in Neuwied und Braunfels während der Zeit ihres Bestehens bis zum Jahre 1848. Der Justizsenat zu Ehrenbreitstein mit der ihm beigeordneten Kriminalkommission ist, wie bereits die Vorschrift für Beyme vom 19. November 1818 in Aussicht genommen hatte und die Kabinettsorder vom 4. Mai 1820 ) genehmigte, im Januar 1821 nach Koblenz verlegt und mit dem dortigen Landgerichte, jedoch mit Beibehaltung seiner bisherigen Benennung und Verfassung als besondere Abteilung , aber unter demselben Präsidenten, vereinigt worden ³) . Diese besondere Abteilung sollte aus mehreren jährlich zum Teil wechselnden Räten des Landgerichtes gebildet werden. Diese Vereinigung mit dem Landgericht hat über zwei Jahrzehnte bestanden.

1 ) Koblenzer Amtsblatt 1831 , S. 668 und 735 und 1832, S. 261 ; Lottner, Sammlung usw. Bd. 3, S. 398 und 468. 2 ) Rheinisches Archiv Bd . 2 Abt. 2 S. 18 ff. 3) Bekanntmachung im Amtsblatt der Regierung zu Koblenz, 1821 , S. 10. Die Einrichtung als Abteilung des Landgerichts trat mit dem 1. Dezember in Wirksamkeit. Damals wurde der Hofgerichtsrat Koch aus Arnsberg als Direktor des Senates für ostrheinische Sachen bestellt und der Justizrat Hertel, der Kriminalkommissar Müller und der Assessor Lehmann als Landgerichtsräte. Amtsblatt 1821 , S. 538. Kochs Nachfolger als Direktoren unter dem Präsidenten des Landgerichts waren Liel, Frech und Nettekoven .

420

IV, 15. Die

Die Stadt Ehrenbreitstein, die überhaupt nur durch die Verlegung der kurtrierischen Behörden von Trier an den Rhein entstanden war, hat unter dem Verlust der einstigen trierischen, dann der nassauischen Behörden, namentlich der Regierung und Justizkanzlei, mehr als eine andere Gemeinde gelitten und war verarmt. Sie bemühte sich mehrfach um die Zurückverlegung des Justizsenates und Eine Kabinettsorder vom hat es dann auch endlich erreicht. 17. März 1842 ordnete die Überführung des Justizsenates für den 1. Oktober nach Ehrenbreitstein an¹ ), wo er bis zur vollständigen Einrichtung des Justizgebäudes im Stadthause untergebracht worden ist "). Der Standes herrlichen Obergerichte zu Neuwied und Braunfels ist oben bereits in anderem Zusammenhange Erwähnung geschehen. Das Fürstlich Wiedsche Standesherrliche Obergericht" war unter landesherrlicher Bewilligung vom 29. Mai am 3. Juli 1826 eröffnet worden. Es hat diesen Namen nur kurze Zeit geführt, weil es bald darauf mit der am 30. April 1827 eröffneten Fürstlich Wiedschen Regierung als deren

Abteilung für

Justizsachen" vereinigt wurde³ ) . Das Obergericht zu Braunfels wurde am 15. April 1842 felsische Regierung,

eingerichtet und als

" Fürstlich Solms-Braun-

Abteilung für Justizsachen " eröffnet ).

Zuständigkeiten dieser

Obergerichte

waren folgende :

Sie

Die waren

die Aufsichtsbehörden über die standesherrlichen Untergerichte, die bis dahin unter dem Justizsenat gestanden hatten .

Die Oberaufsicht

über sie und die Obergerichte selbst führte die Ostrheinische Abteilung des Appellationsgerichtshofes zu Köln.

Die standesherrlichen

Obergerichte bildeten die erste Instanz in allen bürgerlichen Rechtssachen der Eximierten 5 ) und in den Ehescheidungssachen der Gerichtsuntergebenen.

Die Berufungen gingen bei Streitgegenständen

über 50 Gulden und in Ehescheidungssachen an die Ostrheinische Abteilung in Köln , weitere Berufungen bei Streitgegenständen über 1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 3956. 2) Amtsblatt 1842 S. 359. 3) Vgl, oben S. 210 und Koblenzer Amtsblatt 1827, S. 165. 4) Vgl. oben S. 213. 5) Ausgenommen blieben die im Standesgebiet wohnenden Königlichen Beamten und besonders privilegierte Personen sowie die Beamten der Obergerichte selbst. Sie waren dem Justizsenat in bürgerlichen und Strafsachen unterworfen. Dass auch die Standesherren selbst dem Justizsenat in Zivilrechtsangelegenheiten unterworfen waren ist oben schon erwähnt. Vgl. oben S. 417.

421

Gerichtsbehörden. 300 Gulden an den Revisionshof in Berliu.

Die fürstlichen Ober-

gerichte bildeten die zweite Instanz in den bürgerlichen Rechtsangelegenheiten der Nichteximierten, in denen die fürstlichen JustizDie Berufungen gingen ämter in erster Instanz erkannt hatten. nach Köln .

Und in Strafsachen, die die Zuständigkeit der Justiz-

ämter überschritten, mussten die abgefassten Erkenntnisse vor der Publikation dem Appellationsgerichtshofe zur Bestätigung vorgelegt werden . Die Justizabteilungen der beiden fürstlichen Regierungen sind mit diesen selbst erloschen. Die Veranlassung dazu ist oben dargestellt¹ ) .

Am 30. Oktober 1848 wurde die Regierung zu Neuwied ,

und schon am 26. April 1848 das Obergericht zu Braunfels aufgelöst. Die von der Justizabteilung zu Neuwied ausgeübte gesamte Gerichtsbarkeit und Justizaufsicht und die von der Justizabteilung zu Braunfels ausgeübte zweite Instanz gingen auf den Justizsenat in Ehrenbreitstein über. In Wetzlar aber wurde unter Vereinigung mit dem bisherigen Stadtgericht ein Königliches Kreisgericht eingerichtet und ihm die Zivilgerichtsbarkeit erster Instanz gegen Eximierte und die Strafuntersuchungen für das Braunfelsische Gebiet übertragen . Die bisherigen Fürstlichen wurden Königliche Justizämter und an Stelle der Solms-Braunfelsischen Justizämter zu Braunfels und Ehringhausen und des Solms-Lichschen Justizamtes zu Hohensolms Gerichtskommissionen des Kreisgerichtes zu Wetzlar eingerichtet ). Auch das bisherige Amt Atzbach wurde auf Grund einer Bestimmung des Justizministers dem neuen Kreisgerichte als Gerichtskommission zugeschlagen . Dem Königlichen Kreisgericht zu Wetzlar war seitdem die Gerichtsbarkeit im ganzen Umfange des Kreises Wetzlar übertragen ³) . Dem Justizsenat und den fürstlichen Obergerichten unterstanden unmittelbar die Untergerichte. Solche waren die Berggerichte, das Königliche Stadtgericht zu Wetzlar und die vormals nassauischen Änter, die seit 1815 nach Übergang der Verwaltung an die Landräte und Bürgermeister reine Justizämter geworden waren ) .

König-

1) Vgl. oben S. 214 ff. 2) Vgl. oben S. 217. 3) Bekanntmachung des Justizkommissars zur Auflösung und Übernahme der standesherrlichen Gerichtsbarkeiten, Oberlandesgerichtsrats Sprickmann-Kerkering aus Arnsberg, vom 16. Mai 1848 im Koblenzer Amtsblatt 1848. Akten des Oberpräsidiums III 2C Nr. 13, Bd . 2. 4) Trotzdem hatte die Regierung zu Koblenz die rechtsrheinischen Justizbeamten noch vielfach für Verwaltungs- nnd Polizeigeschäfte in

422

IV, 15. Die

liche Justizämter bestanden in Atzbach, Altenkirchen, Freusburg, Friedewald, Linz, Ehrenbreitstein, Hammerstein

(später mit dem

Sitze zu Bendorf), standesherrliche zu Neuwied, Heddesdorf (später mit dem Sitze zu Neuwied), Dierdorf, Altenwied (später mit dem Sitze zu Asbach), Neuerburg (später mit dem Sitze zu Waldbreitbach), Braunfels, Greifenstein, Hohensolms und Schönstein . Königliche Berggerichte waren die zu Kirchen und Linz, standesherrlich das zu Waldbreitbach. Im Jahre 1848 wurden die standesherrlichen als königliche Gerichte übernommen. Den Justizämtern stand in streitigen Zivilsachen,

welche

weder hinsichtlich der Person des Verklagten noch in Bezug auf die Sache an ein höheres oder an ein Sondergericht gehörten, Vorerörterung und Entscheid zu. Bei peinlichen Sachen hatten sie dem Obergericht Anzeige

zu

erstatten,

zugleich

aber zur Fest-

stellung des Tatbestandes, Ergreifung des Täters und zur Sammlung der Beweismittel die unaufschiebbaren Verfügungen zu treffen. Die Justizämter waren mit einem Einzelrichter oder Amtmann und einem Aktuar oder Amtsekretär

besetzt.

Nach Einrichtung der

standesherrlichen Obergerichte zu Neuwied und Braunfels traten die Justizämter unter deren Aufsicht. Dagegen verblieben die standesherrlichen Justizämter zu Hohensolms und zu Schönstein unter dem Justizsenat, während ein drittes standesherrliches Gericht zu Wildenburg, wo nicht, wie in Schönstein, das gemeine, sondern bergisches Recht galt, seit der Neuordnung dem Landgericht zu Koblenz untergeordnet war.

Zu derselben Zeit, als der Justizsenat von Koblenz

nach Ehrenbreitstein zurück verlegt wurde, im Jahre 1842, wurde auch das Gericht zu Wildenburg

mit dem Landgericht

und später mit dem zu Bonn vereinigt.

Beide ,

zu Köln

das Gericht zu

Wildenburg und das Justizamt zu Schönstein, wurden übrigens als einem Standesherrn, dem Fürsten von Hatzfeld gehörig, von einem und demselben Beamten und zuletzt bis 1849 vom Friedensrichter Schlechter verwaltet ¹).

Anspruch genommen. Erst infolge eines Antrages der Immediat-Justizkommission an den Staatskanzler vom 28. Juli 1817 haben die Minister des Innern und der Finanzen die Regierung angewiesen, die vormals nassauischen Justizbeamten von allen Verwaltungs- und namentlich Polizeigeschäften zu entbinden und die Ortspolizeigeschäfte durch die inzwischen eingerichteten Bürgermeistereien wahrnehmen zu lassen. Geh . St.-A. Rep. 74 R 42 Nr. 1a., Bd. 3. 1) St,-A. Koblenz, Abt. 582 Nr. 521. Wildenburg war nach der Um-

423

Gerichtsbehörden.

Das Königliche Stadtgericht zu Wetzlar bildete die erste Instanz für die Rechtssachen der Privilegierten und Nichtprivilegierten in allen Zivil- und Strafsachen und war zuständig in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Die Stadt Wetzlar batte als frühere freie Reichsstadt die volle Landeshoheit und damit auch die richterliche Gewalt besessen, die sie durch ihren Stadtrat und ihr Schöffengericht in erster bezw . zweiter Instanz ausüben liess. Der Veränderungen auf dem Gebiete des städtischen Gerichtswesens zur Zeit der Zugehörigkeit zum Grossherzogtum Frankfurt und der Einrichtung und eines Stadtgerichtes

eines Stadtamtes

ist oben schon Erwähnung geschehen ¹ ).

Bei der Auflösung des Grossherzogtums Frankfurt wurden durch das unterm 6. November 1813 erlassene Besitznahmepatent die Wetzlarschen Gerichte bestätigt. Frankfurter Generalgouvernements

Und auch durch Verordnung des vom

16. Januar

1814 wurde

zwar statt der französischen die vormalige deutsche Gesetzgebung wieder eingeführt, in der Gerichtsverfassung der Stadt aber nichts geändert.

Als dann Wetzlar an die Krone Preussen gelangte, hat

eine Verordnung

des Justizministeriums vom 23. November 1815

ausdrücklich bestimmt, dass die dortige Gerichtsverfassung bis zur künftigen allgemeinen Gerichtsneuordnung in ihrem bisherigen Zustande verbleiben und der Koblenzer Revisionshof für die Stadt Wetzlar das Berufungsgericht bilden solle 2) .

Und die Neuordnung

vom Jahre 1820 hat das Stadtgericht in Wetzlar beibehalten und ihm die Zuständigkeit des Stadtamtes mitübertragen ) .

Inzwischen

waren bereits einige Veränderungen getroffen worden.

Die Imine-

diatjustizkommission bestimmte durch Verordnung am 31. Okt. 1817 den Justizsenat als Berufungsgericht für die stadtgerichtlichen Erkenntnisse und als Aufsichtsbehörde und liess durch Verordnung bildung der Friedensgerichte durch das Friedensgericht zu Waldbroel mitverwaltet worden. Die Grafschaft Schönstein dagegen hatte in der Person des Justizamtmanns Busch ihren eigenen Gerichtshalter und wurde seit dessen Tode im Jahre 1824 vom Justizamte Freusburg verwaltet. Bei der Einrichtung der standesherrlichen Verwaltung wurde die Wahrnehmung der Justizgeschäfte dem standesherrlichen Oberbeamten Wachter übertragen . Vgl. darüber und über die beiden Grafschaften Wildenburg und Schönstein oben S. 207 f. 1) Vgl. oben S. 67 u. 85. 2) Hertel, über die Rechts- und Gerichtsverfassung der ostrheinischen Landesteile I S. 69 ff. 3) Verordnung vom 7. Juni 1820 bei Lottner II S. 35.

424

IV, 15. Die

vom 9. April 1818 die streitige Gerichtsbarkeit des Stadtamtes und des Wetzlarer Konsistoriums an das Stadtgericht übergehen ¹). Eine Anordnung des Appellationsgerichtshofes zu Köln hat dann auch die Kuratelkommission zu Wetzlar aufgelöst und deren Geschäfte,

wie wenig später auch die freiwillige der Gerichtsbarkeit

des Stadtamtes , dem Stadtgericht überwiesen ). Die Verordnung vom 17. Juli 18203 ) hat das Personal des nunmehr auch für das Amt Atzbach als Zivil und Strafbehörde zuständigen Stadtgerichtes auf einen Direktor und zwei Räte festgesetzt. hat bis zu seiner Einrichtung standen. Die

Das Stadtgericht

als Kreisgericht im Jahre 1848 be-

Berggerichtsbarkeit

im

ostrheinischen

Teile

des

Regierungsbezirkes Koblenz wurde durch die landesherrlichen Berggerichte

ausgeübt.

Sie waren

lediglich

für

die

Bergwerk-

streitigkeiten zuständig , also für solche Sachen, welche den Betrieb des Berg- und Hüttenwesens , die streitigen Bergverleihungen , deren Umfang und Grenzen, die Dauer des Betriebes, die Ausführung der durch die Verwaltungsbehörden geschriebenen Arbeiten,

oder

durch die

Bergämter vor-

die Verhältnisse der Gewerkschaften und

die Amts- und Dienstverhältnisse der Angestellten betrafen und ein rechtliches Erkenntnis erforderten. erster Instanz. Die Berufungen

Die Berggerichte erkannten in gingen an die Obergerichte.

Seitdem durch königliche Verleihungsurkunde vom 16. Juni 18284) dem Fürsten von Wied für den Umfang seines Standesgebietes ein Teil der Berghoheit und darunter namentlich die Berggerichtsbarkeit übertragen war, teilten sich auch diese Gerichte in königliche und standesherrliche . Es bestanden die Königlichen Berggerichte zu Kirchen und Linz, jenes für die Ämter Altenkirchen, Freusburg , Friedewald und Schönstein , dieses für das Amt Linz, und das Standesherrliche Berggericht zu Waldbreitbach für die Grafschaft Wied .

Sie wurden in der Regel aus einem Bergrichter und einem

Protokollführer gebildet.

In den übrigen ostrheinischen Landes-

teilen waren die in Bergwerksachen einschlagenden Rechtssachen an die ordentlichen Gerichte verwiesen. Infolge der Justizneuordnung des Jahres 1849 wurden die Berggerichte aufgehoben

1) Vgl. Lottner, Sammlung usw. Bd . 3, S. 746 ff. 2) Verordnungen vom 12. Juli und 23. Oktober 1820. a. a. O. S. 168. 3) Koblenzer Amtsblatt 1820, S. 280. 4) Koblenzer Amtsblatt 1828, S. 425.

Vgl. Hertel,

425

Gerichtsbehörden .

und der Gerichtsstand für Bergwerksachen den ordentlichen Gerichten übertragen . Auch für die Lehnssachen bestand zu nassauischer Zeit ein eigener Lehnshof zur Behandlung der streitigen und nichtstreitigen Lehnsachen. abgeändert worden,

Im Jahre 1811 war die Einrichtung dahin

dass der Lehnhof nur die Eigenschaft einer

Verwaltungsbehörde behielt, die Lehnstreitigkeiten dagegen an den Justizsenat als erste,

an das Hofgericht zu Wiesbaden als zweite

und an das nassauische Oberappellationsgericht zu Diez als dritte Instanz gewiesen wurden . Demgemäss wurde auch durch die Immediat-Justizkommission und zwar infolge eines Erlasses des Justizministers vom 7. November 1817 der Justizsenat mit der Verhandlung der Lehnssachen beauftragt und ihm aufgegeben , sich Eine Ministerialverordnung vom als Lebnskurie zu erklären ¹) . 13. Januar 1819 hat dann aber die Einrichtung getroffen, dass die Entscheidung streitiger Lehnssachen , die bis dahin dem Justizsenate ausschliesslich zustand , sich künftig von anderen Zivilsachen nicht mehr unterscheiden sollte , dass dagegen die Behandlung der Lehnshoheitsachen der Regierung in Koblenz übertragen wurde ) . Die Regierung zu Koblenz hat sich dann durch Bekanntmachung vom 2. November 1820 ) für alle rechtsrheinischen, von der Krone Preussen abhängigen Lehne als Lehnshof erklärt. der

standesherrlichen Obergerichte

wurden

Nach Einrichtung

auch

diese

für

die

streitigen Lehnssachen zuständig. Die geistliche Gerichtsbarkeit.

Die zur Ausübung der

katholischen geistlichen Gerichtsbarkeit zuständigen Behörden waren bis zum Jahre 1821 die beiden apostolischen Vikariate der Diözesen Trier und Köln zu Ehrenbreitstein und Deutz. Mit der Neubesetzung der Bischofstühle kam die Wirksamkeit jener Vikariate in Wegfall .

Die bischöfliche Zuständigkeit blieb unverändert .

Sie

ist oben bereits behandelt worden¹ ). Auch die Tätigkeit der Sendgerichte ist an anderer Stelle erwähnt 5). Sie haben, obwohl durch die nassauischen Verordnungen vom 16. und 31. August 1803 bis zu weiterer landesherrlicher

1) 2) 3) 4) 5)

Willensäusserung

Staatsarchiv Koblenz, Abt. 591 Nr. 209. Koblenzer Amtsblatt 1819, S. 58. Koblenzer Amtsblatt 1820, S. 478. Vgl. oben S. 62. Vgl. Abschnitt 21 B.

aufgehoben,

doch

426

IV, 15. Die

tatsächlich weiterbestanden und eine

sehr beschränkte und milde

Strafgewalt bei Vergehen gegen die Kirchenzucht ausgeübt¹). Die Ausübung der oberen geistlichen Gerichtsbarkeit in Sachen der evangelischen Glaubensgenossen war zu nassauischer Zeit einem Konsistorium übertragen. Seine Zuständigkeit wurde durch die Verfügung der Besitznahmekommissare vom 3. Juli 1815 auf den Justizsenat übertragen. Die in seinem Bezirke bestehenden Konsistorialkonvente aber blieben als geistliche Untergerichte bestehen ). Solche Konsistorialkonvente bestanden im Bezirke des Justizsenates : zu Altenkirchen für die Ämter Altenkirchen, Freusburg und Friedewald, zu Braunfels für die Ämter Braunfels und Greifenstein und zu Hohensolms für das Amt Hohensolms.

Die in

der Grafschaft Wied vorhandenen Konvente zu Dierdorf und Neuwied wurden bei

der Errichtung des Obergerichtes

zu Neuwied

aufgehoben und die zu ihrer Zuständigkeit gehörigen Sachen an das Obergericht bezw. an die dortigen Justizämter gewiesen. Die Konsistorialkonvente ³) bildeten als Justizbehörden die erste Instanz in allen Ehe- und Schwängerungssachen, in ersteren mit Ausnahme der Scheidungsklagen, in letzteren nur dann, wenn beide Teile evangelisch waren. Ferner gehörten vor die Konvente alle Zivilklagen gegen Geistliche und deren persönliche Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Der Justizsenat als Konsistorialbehörde bildete die zweite Instanz und in den zu seiner unmittelbaren Zuständigkeit gehörigen die erste Instanz.

Dispensations- und Ehescheidungssachen

In Wetzlar bestand zur Zeit der reichstädtischen Verfassung Stadtrate eine besondere evangelische Konsistorial-

im Wetzlarer

deputation. Unter der erzkanzlerischen Regierung wurde zunächst für Wetzlar ein eigenes evangelisches Konsistorium angeordnet, aus dem Stadtschultheissen als landesherrlichen Kommissar, den beiden ältesten evangelischen Pfarrern und den beiden ältesten Mitgliedern des Stadtrates bestehend . Eine spätere Verordnung vom 28. Januar 1812 aber begründete ein allgemeines lutherisches und ein reformiertes Konsistorium für das ganze Grossherzogtum. Beide hatten

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 1356. 2) Vgl. über sie oben S. 62. 3) Sie waren gleichzeitig geistliche Verwaltungsbehörden . solchen lag ihnen die erste Aufsicht über das gesamte Kirchen- und Schulwesen ob, die ihnen nach dem Anfall von Preussen abgenommen und den Superintendenten bezw. den Landräten übertragen wurden .

427

Gerichtsbehörden. ihren Sitz in Hanau .

Ihnen stand die Gerichtsbarkeit über die

Geistlichkeit in Disziplinar- und geistlichen Sachen zu, nicht aber bei Vergehen, die nicht das geistliche Amt betrafen, und nicht bei persönlichen Zivilsachen. Auch in Ehesachen hatten sie keine Gerichtsbarkeit.

Durch die Verordnung des Generalgouvernements

vom 16. Januar 1814 und die Bekanntmachung des Direktorialrates Münch vom 6. April 1814 wurde dann zwar das ältere Konsistorium wiederhergestellt ¹ ) .

Seine

Gerichtsbarkeit

in

streitigen

Sachen

wurde ihm aber durch die Verordnung der Immediatjustizkommission vom 9. April 1818 entzogen und an das Stadtgericht in Wetzlar gewiesen2 ). Eine besondere Eigentümlichkeit dieses ostrheinischen Landesteiles war die Wahrnehmung der freiwilligen Gerichtsbarkeit durch eine grössere Zahl von Niedergerichten , die den königlichen und standesherrlichen Justizämtern untergeordnet waren.

Solche Nieder-

gerichte zur Besorgung der, wie man hier sagte, voluntärgerichtlichen Angelegenheiten waren die Schöffengerichte, die Landschreibereien und einige gemischte Gerichte³). 1. Die Vogtei- oder Schöffengerichte entstammten der alten Dorfverfassung kurtrierischer und kurkölnischer Zeit. In den von daher überkommenen Ämterbezirken haben sie sich bis in die neue und neueste Zeit erhalten und bestanden ihrer ursprünglichen Verfassung gemäss aus einem vorsitzenden Schultheissen , einem Gerichtschreiber und etwa sieben beisitzenden Schöffen . Die Gerichtschreiber waren zuletzt rechtskundige Männer. Da solche aber bei

der geringen Besoldung nur

schwer

erreichbar waren,

half man sich durch Zusammenlegung der Gerichtschreiberstellen mehrerer Schöffengerichte eines Amtsbezirkes . Zur Zuständigkeit dieser Schöffengerichte gehörte , die

ihnen

früher

zugestandene

konkurrente

streitigen Zivilsachen aufgehört hatte,

nachdem

Gerichtsbarkeit

in die Aufnahme von Testa-

menten und Inventarien, das Vormundschafts- und Hypothekenwesen, die Aufnahme von Kauf-, Tausch- und sonstigen Verträgen über liegende Güter und deren Eintragung in die dafür angelegten Kontraktenbücher, die Aufnahme aller sonstigen zur Giltigkeit einer gerichtlichen Bestätigung bedürfenden

freiwilligen

1) Lottner, Sammlung usw. Bd . 3, S. 741 . 2) Ebenda, S. 749. 3) Über sie handelt Hertel, a. a. O. I S. 132.

Verträge,

die

428

IV, 15. Die

Besorgung der öffentlichen Versteigerungen und die Erhebung und Verwahrung gerichtlich einzuziehender Gelder. 2. Die Landschreibereien .

Sie waren

eine nassauische

Einrichtung, nach welcher die nichtstreitige Gerichtsbarkeit durch sogenannte Landschreiber oder Landoberschultheissen verwaltet wurde.

Diese Einrichtung sollte 1815 im ganzen Herzogtum Nassau

eingeführt werden.

Sie ist aber infolge des Anfalls an Preussen

nicht durchgeführt worden und bestand demnach nur in dem Amte Altenkirchen , Atzbach,

wo damit der Anfang gemacht war,

und im Amte

ausserdem aus besonderer Veranlassung schon seit 1807

im Amte Freusburg .

Der Landschreibereiverfassung selbst lag die

nassauische Kontraktenordnung vom

21. März 1774 zu

Grunde.

Für jeden Amtsbezirk sollte danach ein dem Justizamte untergeordneter rechtskundiger Landschreiber oder Landoberschultheiss bestellt werden, dem in jeder Gemeinde der Schultheiss und zwei Feldgeschworene zur Seite standen. Die Landschreiber hatten die Aufsicht über die dem Dorfschultheissen anvertraute Führung der Hypothekenbücher,

sie waren ferner zuständig für die Aufnahme

der gerichtlichen Schuld-, Kauf und Tauschverträge, Erbteilungen, Güterübergaben, Alimenten- und Leibrentenverträge, Eheberedurgen, Güterschenkungen, das Vormundschaftwesen und im Amte Atzbach, nicht jedoch in Altenkirchen, auch für Aufnahme von Testamenten . Im Amte Freusburg war diese Verfassung schon 1807 gelegentlich des Absterbens des dortigen Justizbeamten vorläufig durch Ernennung eines Landschreibers eingeführt worden. Zu seiner Zuständigkeit gehörten die Aufnahme von Inventarien, die Kauf- und Tauschverträge über liegende Güter und die Führung von Kontraktenbüchern, Aufnahme von Testamenten und das Vormundschaftwesen.

Das Hypothekenwesen wurde dagegen vom dortigen Justizamte besorgt. 3. Gemischte

Gerichte.

Im

standesherrlichen

Amte

Schönstein bestand für die voluntärgerichtlichen Geschäfte ein besonderes, aus dem Justizbeamten, dem Aktuar und drei Gerichtschöffen bestehendes Gericht. In der Stadt Neuwied wurde diese Gerichtsbarkeit früher vom Stadtrate, dem der dortige Justiz- und Verwaltungsbeamte in seiner Eigenschaft als Stadtschultheiss vorstand, besorgt.

Nach der

preussischen Besitznahme wurde der Stadtrat als reine Verwaltungsbehörde eingerichtet . Die Voluntärgerichtsbarkeit ging an das

429

Gerichtsbehörden.

dortige Justizamt über, welches sie unter Mitwirkung der dortigen Gerichtschöffen bewirkte. Auch im Amte Heddesdorf gehörten die voluntärgerichtlichen Geschäfte

welches sie

zur Zuständigkeit des Justizamtes,

unter Mitwirkung

der dazu

eingerichteten Kirchspielsgerichte be-

arbeitete. Diese Kirchspielsgerichte setzten sich aus dem Kirchspielsschultheissen und einer der Grösse des Pfarrbezirks angemessenen Zahl von Gerichtschöffen zusammen. Sie bestanden auch in dem standesherrlichen,

vormals wied- runkelschen Amte Dierdorf , wo

sie die ihnen überwiesenen

ohne

voluntärgerichtlichen Geschäfte

Das Kirchspiel-

Mitwirkung des dortigen Justizamtes besorgten. gericht zu Dierdorf nannte sich Stadtgericht.

In den fürstlich solmsischen Ämtern Braunfels , stein and Hohensolms wurden

die

Greifen-

voluntärgerichtlichen

An-

gelegenheiten von dem Justizpersonal unter Mitwirkung der Ortsschultheissen und Ortsfeldgeschworenen besorgt. Nur im Amte Greifenstein hatte

die

französische

Kolonie

Daubhausen und

Greifenthal vermöge ihres Schutzbriefes ihr eigenes, aus einem Gerichtschultheissen,

einem Gerichtschreiber und einigen Schöffen

zusammengesetztes Voluntärgericht. 3. Die preussische Gerichtsverfassung vom Jahre 1849. Die Bewegung des Jahres 1848 schuf eine neue Gerichtsverfassung. Die oktroyierte Verfassung vom 5. Dezember 1848 sprach die dass

Aufhebung

die richterliche

der Privatgerichtsbarkeit Gewalt nur

aus,

im Namen des

bestimmte,

Königs

durch

unabhängige Gerichte ausgeübt werden solle, beseitigte alle Standesvorrechte auf dem Gebiete

der Rechtsverfassung,

also auch den

eximierten Gerichtstand , und sicherte die Öffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen in Zivil- und Strafsachen und für die letzteren die Einrichtung von Schwurgerichten zu . Die Aufhebung des eximierten Gerichtstandes war bereits vor Erlass der oktroyierten Verfassung durch das Gesetz vom 11. August 1848 ausgesprochen worden und fand daher noch vor der Änderung der Gerichtsverfassung sofort ibre Erledigung. Für die Neuordnung wurde die Verordnung vom 2. Jan. 1849 massgebend¹ ) . In ihr wurden zunächst die beiden Grundbestimm1) Verordnung über die Aufhebung der Privatgerichtsbarkeit und des eximierten Gerichtsstandes sowie über die anderweitige Organisation der Gerichte vom 2. Januar 1849. Ges.-S. 1849, S. 6.

430

IV, 15. Die

ungen wiederholt,

die

Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit

und die Aufhebung des eximierten Gerichtstandes, mit jener auch die Aufhebung der geistlichen Gerichtsbarkeit in allen weltlichen Angelegenheiten, namentlich auch in Prozessen über die zivilrechtliche Trennung, Ungiltigkeit oder Nichtigkeit einer Ehe. Jegliche Rechtsangelegenheiten wurden vor die ordentlichen Gerichte gewiesen. Als solche wurden die Stadt- bezw. Kreisgerichte mit ihren Deputationen und Kommissionen für den ersten Rechtszug , die Appellationsgerichte für den zweiten eingerichtet und das Obertribunal in Berlin für den dritten Rechtszug . Zur Mitwirkung beim Gerichtswesen gehörten ferner die Staatsanwaltschaften , Neben diesen ordentlichen die Notare und Rechtsanwälte. Gerichten blieben teils für gewisse Gattungen von Rechtsstreitigkeiten ( Handels- und Schiffahrtssachen und Ablösungs- und Teilungsachen) , teils für gewisse Klassen von Personen (Militär und Studierende) besondere Gerichte bestehen. Als Gerichte erster Instanz wurden die Stadt- und Kreisgerichte bestimmt.

Da die ersteren nur in den wenigen Städten

mit über 50000 Einwohnern eingerichtet werden sollten und Städte dieser Grösse in dem rechtsrheinischen Teile der Rheinprovinz deutschen Rechtes nicht vorhanden waren, wurden in diesem Bezirke nur Kreisgerichte errichtet. Sie bestanden aus einem Direktor und einer angemessenen Zahl von fünf und mehr richterlichen Mitgliedern, Kreisgerichtsräten und Kreisrichtern, und zerfielen in zwei Abteilungen, von denen der ersteren die streitige Gerichtsbarkeit in Zivil- und Strafsachen, einschliesslich der Kredit und Subbastationssachen, der zweiten alle übrigen Gegenstände der Justizverwaltung zugewiesen wurden. In der Regel sollte sich der Bezirk eines Kreisgerichtes mit dem des Landratskreises decken. Die Zuständigkeit der Kreisgerichte war in Zivil- und Strafsachen unbeschränkt. Sämtliche in ihren Bezirken befindliche Personen und

Sachen waren

ihrer

Gerichtsbarkeit

unterworfen.

Ausgenommen waren von den Mitgliedern des Königlichen Hauses, den früheren Reichsunmittelbaren und den Gesandten abgesehen die Militärpersonen in Strafsachen und in beschränktem Umfange die Studierenden , ferner dem Gegenstande nach die Lehns- und Familienfideikomissachen . Mit den Kreisgerichten wurden die Gerichtskommissionen und Gerichtsdeputationen verbunden.

Sie waren dazu bestimmt,

den vom Sitze des Kreisgerichtes entfernt wohnenden Parteien den

431

Gerichtsbehörden.

Zutritt zum Richter zu erleichtern und die einfachen und schleunigen Rechtsangelegenheiten, bei denen meist eine persönliche Verhandlung mit den Gerichtseingesessenen stattfand, wie Vormundschafts- , Nachlass- und Hypothekensachen , zu erledigen . Jede Gerichtskommission bestand aus einem Richter nebst dem Ihr Geschäftskreis beschränkte erforderlichen Subalternpersonal .

Sachen sowie die

sich auf ihren Sitz und dessen nächste Umgebung. Die Gerichtskommissarien waren Mitglieder des Kreisgerichtes und standen unter Leitung und Aufsicht des Kreisgerichtsdirektors . Ihre Zuständigkeit war durch die

Höhe des Streitgegenstandes oder das Strafmass

beschränkt. Die Gerichtsdeputationen unterschieden sich von den Kommissionen dadurch, das sie auch solche Rechtsangelegenheiten bearbeiteten, scheidung bedurften.

die

einer kollegialischen Beratung und Ent-

Sie bestanden

daher mindestens

aus drei

Mitgliedern. Sie waren entweder beständige oder wurden zeitweilig in der Weise gebildet, dass von Zeit zu Zeit mehrere Gerichtskommissarien an einem bestimmten Orte zusammentraten und kollegialisch zu erledigende Angelegenheiten als Deputation des Die Deputationen Kreisgerichtes verhandelten und entschieden. hatten im allgemeinen die gleiche Zuständigkeit wie die Kreisgerichte. Ausgenommen waren nur die Ehesachen, die Beschlüsse über Zwangversteigerungen und Zwangverwaltung solcher Güter, deren Hypothekenbuchführung der Deputation nicht übertragen war , und die Führung der Schiffsregister. Endlich war noch die Einrichtung der sogenannten Gerichtstagskommissionen getroffen worden .

Sie bestanden aus einem

Mitgliede des Kreisgerichtes und einem Gerichtschreiber und wurden von Zeit zu Zeit zur Abhaltung eines Gerichtstages an solche Orte entsandt, wo das Bedürfnis vorhanden war. Zur Aburteilung von Verbrechen,

d . h. solcher strafbaren

Handlungen, die mit Todes- oder Zuchthausstrafen oder mit Gefängnis von mehr als 5 Jahren bedroht waren, wurden die Schwurgerichte eingeführt¹ ) . Sie bestanden aus einem Vorsitzenden , vier Richtern und einem Gerichtschreiber und zwölf Geschworenen. Die letzteren hatten nur über die Tatfrage zu entscheiden . Die Richter bestimmten die Anwendung des Gesetzes . Die Schwur-

1) Verordnung über die Einführung des mündlichen und öffenlichen Verfahrens mit Geschworenen in Untersuchungssachen vom 3. Januar 1849. Ges.-S. 1849, S. 14.

432

IV, 15. Die

gerichte wurden bei bestimmten Kreisgerichten und in bestimmten, aus dem Umfange der Geschäfte sich ergebenden Zeitabschnitten abgehalten. Die

Gerichte

zweiter

Instanz,

die

bisherigen

preussischen

Oberlandesgerichte , erhielten mit Ausnahme des Justizsenates zu Ehrenbreitstein, der gleichfalls bestehen blieb , die Bezeichnung Appellationsgerichte .

Sie bildeten für den Umfang ihrer Bezirke die Berufungs- und Rekursinstanz und die Aufsichts- und Beschwerdeinstanz für die Untergerichte. Zu ihrer Zuständigkeit

gehörten die Lehns- ,

Fideikommiss- und gewisse Stiftungssachen,

Beglaubigung von Urkunden für das Ausland , die Aufsicht über die Schiedsmänner und die Angelegenheiten der im Bezirk wohnenden vormaligen Reichsunmittelbaren. Die herigen

Verordnung vom 3. Januar 1849 Inquisitionsprozesses

Anklageprozess ein. Anklagebehörde,

den

führte statt des bisund mündlichen öffentlichen und

Die Folge war die Einführung einer eigenen

der Staatsanwaltschaft ,

deren Beamte als

Organe der Regierung das öffentliche Interesse in den durch das Gesetz bezeichneten Angelegenheiten wahrzunehmen hatten, im besouderen bei strafbaren Handlungen die Täter zu ermitteln und vor Gericht zu verfolgen.

In Zivilangelegenheiten hatten sie das öffent-

liche Interesse nur bei Eheprozessen zu vertreten . Zu den Beamten der Staatsanwaltschaft innerhalb der Appellationsgerichtsbezirke gehörten

der Oberstaatsanwalt ,

die

Staatsanwälte

bei

den

Schwurgerichten und den grösseren Kreisgerichten, die Staatsanwaltsgehilfen als zweite Beamte und bei kleineren Gerichten und die Polizeianwälte zur Verfolgung von Übertretungen und kleineren Vergehen . Der Oberstaatsanwalt beim Appellationsgericht war der Vorgesetzte der Staatsanwaltschaft seines Bezirkes . Die Staatsanwaltschaften und die Gerichte waren gleichgeordnete Behörden. Zur Aufnahme und Ausfertigung von Verträgen, Vollmachten und Erklärungen mit der Kraft öffentlicher Urkunden wurden die Notare bestellt. Das Amt eines Notars war in der Regel mit dem eines Rechtsanwaltes verbunden . beamte.

Die Notare waren Staats-

Die bisherigen preussischen Justizkommissarien erhielten durch die Verordnung vom 2. Januar 1849 den Amtstitel Rechtsanwalt. Sie waren dazu

bestimmt,

den Parteien

in ihren Prozessen als

Rechtsbeistände zu dienen, sie als Bevollmächtigte zu vertreten, in

433

Gerichtsbehörden.

Untersuchungen ihre Verteidigung zu übernehmen und sie in allen Als Disziplinarbehörde für Rechtsangelegenheiten zu beraten. sämtliche Rechtsanwälte und Notare eines Bezirkes bestand bei jedem Appellationsgericht ein Ehrenrat , dessen Mitglieder von den Rechtsanwälten und Notaren, dessen Vorsitzender von den Mitgliedern gewählt wurden. Die neue Ordnung trat mit dem 1. Juli 1849 in Kraft. Die rechtsrheinischen Teile von Kleve verblieben wie bisher beim Oberlandesgericht in Hamm, das nunmehr die Bezeichnung Appellationsgericht erhielt.

Die bisherigen Land- und Stadtgerichte

zu Duisburg , Emmerich , Essen und Werden und das Berggericht zu Essen wurden aufgehoben und die neuen Kreisgerichte Duisburg, Essen und Wesel eingerichtet.

zu

Mit dem Kreisgericht zu

Duisburg wurden Gerichtskommissionen in Mülheim a . d . Ruhr verbunden, mit dem zu Essen eine solche in Werden und mit dem zu Wesel die Gerichtskommissionen in Dinslaken, Emmerich und Rees. Das Schwurgericht für die drei Kreisgerichte tagte zu Wesel . Im Jahre 1868 wurde auch zu Essen ein Schwurgericht eingerichtet für die Bezirke der Kreisgerichte zu Essen und Bochum. Der Justizsenat zu Ehrenbreitstein blieb als Obergericht für den ostrheinischen Teil des Regierungsbezirks Koblenz mit Ausnahme eines Teiles des Kreises Altenkirchen bestehen. Er behielt auch den Namen Justizsenat und stand unmittelbar unter der Oberaufsicht des Justizministeriums.

Die Justizämter und Berggerichte wurden

aufgehoben, soweit nicht an Stelle der ersteren Gerichtskommissionen eingerichtet wurden .

Die Kreisgerichte wurden

chen und Neuwied eingerichtet.

in Altenkir-

Und das schon 1848 eingerichtete

Kreisgericht in Wetzlar blieb bestehen .

Mit

dem Kreisgericht in

Altenkirchen, das für den gleichnamigen Kreis mit Ausnahme des kleinen der Gerichtsbarkeit des Appellationshofes zu Köln unterworfenen Teiles

zuständig

war,

wurden Gerichtskommissionen in

Freusburg und Friedewald und Gerichtstage in Kirchen und Schönstein, später Gerichtskommissionen in Daaden und Kirchen und Gerichtstage in Gebhardshain,

Horhausen und Schönstein verbunden.

Das Kreisgericht zu Neuwied umfasste den gleichnamigen Kreis und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz. Die Gerichts. kommissionen bestanden in Asbach , Dierdorf, Ehrenbreitstein, Linz und Waldbreitbach, Gerichtstage wurden später in Bendorf, Isenburg und Waldbreitbach wurde auch

eingerichtet.

Bei dem Kreisgericht

das Schwurgericht für die

Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

Neuwied

beiden Kreisgerichte zu 28

434

IV, 15. Die

Altenkirchen und Wetzlar abgehalten. Den Bezirk des Kreisgerichts zu Wetzlar bildete der Kreis Wetzlar. Gerichtskommissionen bestanden in Atzbach, Braunfels und Ehringhausen, Gerichtstage in Hohensolms und Krofdorf ¹) . Die Geschäfte der Staatsanwaltschaft wurden von einem für den Bezirk des Justizsenates angestellten Oberstaatsanwalt, der seinen Sitz zunächst in Ehrenbreitstein, seit 1852 in Neuwied hatte, zugleich für das Kreisgericht in Altenkirchen, wo ein Staatsanwaltsgehilfe bestellt war,

mitwahrgenommen.

In Wetzlar war zunächst

ein Staatsanwalt, zuletzt wurden die Geschäfte von Dillenburg aus versehen. Die Polizeianwälte ihres ostrheinischen Bezirkes machte die Regierung zu Koblenz unterm 1. Juli 1849 bekannt 2) . Die Schöffengerichte und Landschreibereien blieben als sogenannte Voluntärgerichte auch weiterhin unter dem Vorbehalt der Regelung ihrer Zuständigkeit bestehen ³ ) .

Erst das Ausführungs-

gesetz zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetz vom 24. April 18784) hat ihre Aufhebung nach Massgabe des Fortschreitens der Grundbuchregulierung ausgesprochen 5) .

C. Die Gerichtsbehörden der Rheinproviuz seit dem Jahre 1879 . 1.

Die ordentlichen Gerichtsbehörden .

Nachdem die deutsche Reichsregierung die gemeinsame Gesetzgebung auch auf das Recht und das gerichtliche Verfahren ausgedehnt hatte, fand auch die Verfassung der Gerichtsbehörden eine neue und nunmehr einheitliche Regelung. Zwar blieben auch die neuen Gerichtsbehörden Landesgerichte, aber ihre Einrichtung und Zuständigkeit richteten sich nach den vom Reiche erlassenen Bestimmungen. Diese Bestimmungen sind in dem unterm 27. Januar erlassenen Gerichtsverfassungsgesetze vorgeschrieben 6). Die Gerichtsbarkeit soll danach durch Amtsgerichte und Land-

1877

gerichte,

durch Oberlandesgerichte und durch das Reichs-

1) Vgl. Bekanntmachung im Koblenzer Amtsblatt 1849, S. 159. 2 ) Amtsblatt 1849, S. 158 . 3 ) Das ist durch die Instruktion vom 5. Juri 1852 (Justiz-Min . -Bl. S. 234), die Instruktion vom 15. Dezember 1853 ( Justiz-Min . Bl .) und das Gesetz vom 2. Februar 1864 (Ges.-S. 34) geschehen . 4) Ges.-S. 1878 S. 232. § 14. 5) Vgl. über sie und ihre Nachfolgerinnen , die Ortsgerichte , unten S. 442. 6) R.-G.-Bl. 1877 , S. 41 .

435

Gerichtsbehörden .

gericht innerhalb der diesen Gerichten durch das Gesetz vorgeschriebenen Zuständigkeit ausgeübt werden. Für die Entscheidung in Strafsachen wurden bei den Amtsgerichten Schöffengerichte und bei den Landgerichten Schwurgerichte gebildet für die Verbrechen, die nicht zur Zuständigkeit der Strafkammer der Landgerichte oder des Reichsgerichtes gehören.

Bei den Landgerichten

können nach Bedürfnis Kammern für Handelssachen gebildet werden.

An den Amtsgerichten wirken ein oder mehrere Einzel-

richter.

Die Landgerichte werden mit einem Präsidenten und der

erforderlichen Anzahl von Direktoren und Mitgliedern , die Oberlandesgerichte mit einem Präsidenten und der erforderlichen Anzahl von Senatspräsidenten und Räten

besetzt .

Die Besetzung

dieser

Gerichte und die Abgrenzung ihrer Gerichtsprengel verblieb den Einzelstaaten. Für Preussen sind hierfür das Gesetz betreffend die Einrichtung der Oberlandesgerichte und Landgerichte vom 4. März 1878, das Ausführungsgesetz zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetz vom 24. April 1878 , die Verordnung betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 und die Verordnung betreffend die

Bildung der

massgebend geworden ¹ ). ordnung vor Erhebung erfolglose Sühneversuch

Amtsgerichtsbezirke vom 5. Juli 1879

Da nach § 420 der deutschen Strafprozesseiner Privatklage vor

einem

wegen Beleidigung

der

Schiedsmann nachgewiesen

werden muss, so ist hier auch noch die Schiedsmannordnung vom 29. März 1879 zu erwähnen 2) . Die Einrichtung der neuen Behörden ist mit dem 1. Oktober 1879 in Kraft getreten .

Durch die obigen Gesetze sind die bis-

herigen ordentlichen Gerichte, also im Gebiet der Rheinprovinz der Appellationsgerichtshof zu Köln , die Land-, Handels- und Friedensgerichte,

der Justizsenat zu Ehrenbreitstein und die Kreisgerichte

aufgehoben worden. Aufgehoben wurden auch die bisherigen staatsanwaltschaftlichen Behörden und damit auch die Einrichtung des rheinischen Öffentlichen Ministeriums mit seiner umfangreichen Zuständigkeit und dafür Staatsanwaltschaften bei den Oberlandes-

1 ) Ges.-S. 1878 , S. 109, 230 , 275 ; 1879 , S. 39 . 2) Ges - S. S. 321. Zur Sühneverhandlung über streitige Rechtsangelegenheiten in Vermögenssachen und bei Beleidigungen und Körperverletzungen ist für jede Gemeinde ein Schiedsmann zu bestellen, der von der Gemeinde gewählt, vom Landgerichtspräsidenten bestätigt wird. Kleinere Gemeinden können zu einem Schiedsamtsbezirke vereinigt, grössere in mehrere Bezirke geteilt werden .

436

IV, 15. Die

gerichten und Landgerichten unter einem Oberstaatsanwalt bzw Ersten Staatsanwalt und bei den Amtsgerichten Amtsanwälte eingerichtet . Als Organe der Justizverwaltung wurden die Vorstände der Gerichte und der Staatsanwaltschaften bestimmt. Durch das Gesetz betreffend die Errichtung der Oberlandesgerichte und Landgerichte vom 4. März 1878 ¹) wurde landesgericht zu Köln errichtet und

das Ober-

innerhalb seines unverändert

gebliebenen Bezirkes die Landgerichte zu Aachen, Bonn, Düsseldorf, Elberfeld, Kleve, Koblenz, Köln , Saarbrücken und Trier. Auch die Bezirke dieser Landgerichte sind im allgemeinen nicht worden.

geändert

Es umfassen nach den damaligen Kreisen :

das Landgericht Aachen den gleichnamigen Regierungsbezirk ; das Landgericht Bonn die Kreise Bonn , Euskirchen, bach,

Sieg, Waldbroel

und vom Kreise Altenkirchen

Rhein-

die Bürger-

meistereien Friesenhagen und Wissen rechts der Sieg ; das Landgericht Düsseldorf die Kreise Düsseldorf- Stadt und -Land, Gladbach, Grevenbroich, Krefeld-Stadt und -Land, Neuss und vom

Kreise

Solingen die

Bürgermeistereien Opladen

(Stadt und

Land), Hitdorf, Monheim, Neukirchen, Richrath, Burscheid , Leichlingen, Schlebusch und Witzhelden ; das Landgericht Elberfeld die Kreise Elberfeld- Stadt,

Bar-

men-Stadt, Lennep, Mettmann und Solingen mit Ausnahme des zu Düsseldorf gelegten Teiles ; das

Landgericht

Kleve

die

Kreise

Kleve,

Geldern,

Kem-

pen, Mörs ; das Landgericht Koblenz den Regierungsbezirk Koblenz mit Ausnahme des rechtsrheinischen Teiles ; das Landgericht Köln die Kreise Köln-Stadt und Land, Bergheim, Gummersbach, Mülheim am Rhein, Wipperfürth ; das Landgericht Saarbrücken die Kreise Saarbrücken , Ottweiler, St. Wendel , Saarlouis ; das

Landgericht Trier die Kreise Trier- Stadt

und

-Land,

Daun, Prüm, Bitburg, Wittlich, Bernkastel, Saarburg, Merzig. Auch der zum bisherigen Appellationsgericht Hamm gehörige Teil der Rheinprovinz verblieb bei dem nunmehr dort errichteten Oberlandesgericht. Hier wurden für das rheinische Gebiet die Landgerichte zu Duisburg und Essen errichtet, für die damaligen Kreise Duisburg ,

1) Ges.-S. 1878, S. 109.

das

zu Duisburg

Mülheim a. d . Ruhr und Rees,

437

Gerichtsbehörden.

das zu Essen für die Kreise Essen -Stadt und -Land und für Teile von Westfalen. Der ostrheinische Teil des Regierungsbezirks Koblenz wurde unter Aufhebung des Justizsenates zu Ehrenbreitstein mit dem Oberlandesgericht zu Frankfurt a. M. vereinigt. das Landgericht zu Neuwied

errichtet

Im Bezirke selbst wurde für den Kreis Neuwied,

den Kreis Altenkirchen mit Ausnahme der Bürgermeistereien Friesenhagen und Wissen rechts der Sieg und für den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz, ausserdem für ausserhalb der Rheinprovinz liegende Landesteile. Der Kreis Wetzlar aber wurde zum Bezirke des in Limburg a. d. L. errichteten Landgerichtes gelegt. Die Verordnung vom 26. Juli 1878 führt die in den Bezirken

der Landgerichte zu errichtenden Amtsgerichte wie folgt auf : A.

Bereich des Oberlandesgerichtes zu Köln .

Im Bezirke des Landgerichtes zu Aachen : zu Aachen, Aldenhoven, Blankenheim, Düren,

Erkelenz ,

Eschweiler, Eupen, Geilen-

kirchen, Gemünd, Heinsberg, Jülich, Malmedy, Montjoie, Sankt Vith, Stolberg, Wegberg ; im Bezirke des Landgerichtes zu Bonn : zu Bonn, Eitorf, Euskirchen, Hennef, Königswinter, Rheinbach, Siegburg , Waldbroel ; im Bezirke des Landgerichtes zu Düsseldorf :

zu Düsseldorf,

Gerresheim, Gladbach, Grevenbroich , Krefeld , Neuss , Odenkirchen , Opladen, Ratingen, Rheydt, Uerdingen, Viersen ; im Bezirke des Landgerichtes zu Elberfeld : zu Barmen, Elberfeld, Langenberg, Lennep, Mettmann, Remscheid , Solingen, Wermelskirchen ; im Bezirke des Landgerichtes zu Kleve : zu Dülken, Geldern, Goch, Kempen, Kleve, Lobberich, Mörs, Rheinberg, Xanten ; im Bezirke des Landgerichtes zu Koblenz :

zu Adenau,

Abr-

weiler, Andernach, Boppard , Kastellaun, Kirchberg, Koblenz, Kochem , Kreuznach, Mayen, Meisenheim, Münstermaifeld , Sankt Goar,

Sim-

mern, Sinzig, Sobernheim, Stromberg, Trarbach, Zell ; im Bezirke des Landgerichtes zu Köln :

zu Bensberg,

Berg-

heim, Gummersbach, Kerpen, Köln, Lindlar , Mülheim a. Rh ., Wiehl, Wipperfürth ; im Bezirke des Landgerichtes zu Saarbrücken : zu Baumholder, Grumbach, Lebach, Neunkirchen, Ottweiler, Saarbrücken, Saarlouis, Sankt Wendel, Sulzbach, Tholey, Völklingen ;

438

IV, 15. Die

im Bezirke des Landgerichtes zu Trier :

zu Bernkastel,

Bit-

burg, Daun , Hermeskeil , Hillesheim, Merzig, Neuerburg, Neumagen, Perl, Prüm , Rhaunen, Saarburg, Trier, Wadern, Waxweiler, Wittlich.

B. Im

Bereich des Oberlandesgerichtes zu Hamm.

Bezirke des

Landgerichtes

zu Duisburg :

zu Dinslaken,

Duisburg, Emmerich, Mülheim, Oberhausen, Rees, Ruhrort, Wesel ; im Bezirke des Landgerichtes zu Essen : Steele, Werden.

C.

zu Borbeck, Essen,

Bereich des Oberlandesgerichtes zu Frankfurt a. M.

Im Bezirke des Landgerichtes zu Limburg a. d. L .: zu Braunfels, Ehringhausen, Wetzlar ; im Bezirke des Landgerichtes zu Neuwied :

zu Altenkirchen,

Asbach, Daaden, Dierdorf, Ehrenbreitstein , Kirchen , Linz, Neuwied, Wallmenroth, Wissen. Die Bezirke der Amtsgerichte, sind umschrieben in der Verordnung betreffend 5. Juli 1879¹ ) .

die

Bildung

Seit dem Jahre 1879 sind

der

Amtsgerichtsbezirke

mehrere Änderungen in der Ver-

fassung der Gerichtsbehörden getroffen worden Errichtung

vom

eines neuen Oberlandesgerichtes,

und einiger Amtsgerichte, sowie gerichtsbezirke.

und

zwar durch

zweier Landgerichte

durch Änderung

einiger Amts-

Durch das Gesetz von . 2. Januar 1905 wurde die Errichtung des Oberlandesgerichtes zu Düsseldorf beschlossen und durch zwei Gesetze vom 23. April 1906 die Errichtung von Landgerichten zu Krefeld und zu München - Gladbach. Die drei Gesetze traten am 16. September 1906

in Kraft 2) .

Dem

Oberlandesgericht zu

Düsseldorf wurden unter Abtrennung vom Oberlandesgerichte Köln die Bezirke der Landgerichte zu Düsseldorf,

in

Elberfeld und

Kleve und unter Abtrennung vom Oberlandesgerichte in Hamm der Bezirk des Landgerichtes in Duisburg und im übrigen die beiden neuen Landgerichte zu Krefeld und München- Gladbach zugewiesen. Der Bezirk des Landgerichtes zu Krefeld wurde unter Abtrennung

1) Ges.-S. 1879 S. 393 ; Hier finden sich aufgeführt die Amtsgerichte der Landgerichtsbezirke Duisburg S. 542, Essen S. 525, Limburg S. 547, Neuwied 549 und die des Oberlandesgerichtsbezirks Köln S. 553 ff. 2) Ges.-S. 1905 , S. 5 ; 1906, S. 173 und 174.

439

Gerichtsbehörden .

vom Landgerichte in Düsseldorf durch die Bezirke der Amtsgerichte Krefeld , Uerdingen und Viersen gebildet.

Das Landgericht in Mün-

chen- Gladbach erhielt vom Landgerichtsbezirk Düsseldorf die Amtsgerichte in München-Gladbach, Grevenbroich, Rheydt und Odenkirchen und vom Landgerichtsbezirk Aachen die Amtsgerichte in Erkelenz und Wegberg. Neue Amtsgerichte

sind

in Kirn , Velbert,

und Lechenich errichtet worden.

Ohligs,

Ronsdorf

Das Amtsgericht zu Kirn wurde

am 1. April 1892 errichtet für die Bürgermeisterei Kirn

und

die

zur Bürgermeisterei Monzingen gehörigen Gemeinden Brauweiler, Horbach, Martinstein , Seesbach, Simmern unter Dhaun, Weiler und Weitersborn ¹).

Der Bezirk des am 1. April 1893 errichteten Amts-

gerichts zu Velbert umfasst die Bürgermeisterei Velbert 2) , das am 1. April 1895

eröffnete

Amtsgericht

zu Obligs den

Bezirk

der

Stadtgemeinde Ohligs ³ ) und das mit dem 1. April 1896 eingerichtete Amtsgericht zu dorf ) .

Ronsdorf den Bezirk der Stadtgemeinde Rons-

Das Amtsgericht Lechenich wurde für die vom Amts-

gericht Euskirchen abgetrennten Bürgermeistereien Lechenich, Gymnich, Liblar, Erp und Friesheim am 1. Juli 1897 eröffnet 5) . Auch einige Änderungen bezüglich der Bezirke und der Namen der Amtsgerichte sind getroffen worden.

Der zur Bürgermeisterei

Rhaunen gehörige Gemeindebezirk Horbruch wurde vom 1. Oktober 1888 an vom Amtsgericht Bernkastel getrennt und zum Amtsgericht Rhaunen 6) und der zur Bürgermeisterei Polch gehörige Gemeindebezirk Ochtendung unter Trennung vom Amtsgericht Münstermaifeld zum Amtsgerichte Andernach gelegt 7).

Die Bürgermeisterei Frie-

senhagen und der rechts der Sieg gelegene Teil der Bürgermeisterei Wissen ist unter Abtrennung vom Amtsgericht Waldbroel mit dem Amtsgericht Wissen und die Gemeinden Steineroth , Kausen, Molz-

1) Ges. vom 4. März 1891 , Ges.-S. S. 31. 2) Ges. vom 2. Juni 1890 und Ver. vom 14. November 1892, Ges.-S. 1890, S. 133 une 1892 , S. 293. 3) Ges. vom 30. Mai 1893 und Ver. vom 28. Januar 1895, Ges.-S. 1897, S. 96 und 1895, S. 10. 4) Ges. vom 8. April 1894 und Ver. vom 23. März 1896, Ges.-S. 1894, S. 33 und 1896 , S. 41. 5) Ges. vom 20. April 1892 und Ver. vom 20. April 1897 , Ges.-S. 1892, S. 81 und 1897, S. 104. 6) Ges. vom 7. Mai 1888 , Ges. S. S. 37. 7) Ges. vom 12. Juli 1896, Ges.-S. S 161.

440

hain,

IV, 15. Die

Dickendorf,

Elkenroth

und Elben vom Amtsgericht Wissen

getrennt und mit dem Amtsgericht Kirchen vereinigt worden. Änderungen traten mit dem 1. Oktober 1901 in Kraft ¹ ).

Beide Infolge

der Vereinigung von Ruhrort mit Duisburg erhielt das Amtsgericht an ersterem Orte vom 1. Oktober 1905 an die Bezeichnung Duisburg-Ruhrort 2 ).

Die

durch

Gesetz

vom 21. Mai 1909 zur Stadt

Düsseldorf eingemeindeten Bezirke wurden mit dem Amtsgericht Düsseldorf unter Abtrennung von den Amtsgerichtsbezirken Düsseldorf- Gerresheim, einigt ³).

Neuss und Ratingen vom 1. April 1910 ab ver-

Durch Gesetz vom 15. Juni 1905 sind vom 1. April 1911

an die Gemeinden Brachtendorf, Düngenheim, Eppenberg, Eulgen , Gamlen, Hambuch, Hauroth, Kaifenheim , Kaisersesch, Kahlenborn, Laubach,

Masburg,

Müllenbach,

Urmersbach und Zettingen unter

Trennung vom Amtsgericht Kochem mit dem Amtsgerichte Mayen und die Gemeinden Beilstein , Briedern und Mesenich unter Abtrennung vom Amtsgerichte Zell einigt worden 4 ) .

mit dem Amtsgerichte Kochem ver-

Endlich wurden die infolge des Gesetzes vom

21. März 1910 zu den Städten Oberhausen und Essen eingemeindeten Bezirke vom 1. April 1912 ab mit den Amtsgerichten zu Oberhausen und Essen vereinigt 5). 2.

Die besonderen Gerichte.

Neben den ordentlichen Gerichten bestehen in der Rheinprovinz von früher her und gemäss § 14 des deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes noch besondere Gerichte zur Ausübung einer Gerichtsbarkeit, die an sich den ordentlichen Gerichten zustehen würde, durch besondere gesetzliche Vorschriften aber an deren Stelle anderen besonderen Gerichten übertragen worden ist. Als solche besonderen Gerichte bestehen in der Rheinprovinz folgende : Sie sind bereits oben 1. die Rheinschiffahrtsgerichte. in dem Abschnitt über die Rheinschiffahrts- und Rheinstrombauverwaltung behandelt worden 6); 1) Ges. vom 24. Mai 1901 , Ges.-S. S. 129. 2) Gcs. vom 26. Juli 1905, Ges.-S. S. 325. 3) Ver. v. 7. Februar 1910, Ges.-S. S. 9. 4) G s. v. 15. Juni 1905, Ges.-S. S. 246 und Ver. vom 19. Dezember 1910, Ges.-S. S. 322. 5) Verordnung vom 12. Februar 1912, Ges.-S. S. 13. 6) Vgl oben S. 301

441

Gerichtsbehörden .

2. die Gewerbegerichte ; vgl . S. 349 f.; 3. die Kaufmannsgerichte ; vgl. S. 349 ; 4. das Oberversicherungsamt und die Versicherungsämter; vgl. S. 191 f.; 5. die Generalkommissionen ; deren Abschnitt 17 behandelt werden ; 6.

die Militärgerichtsbarkeit ;

sie werden in dem beson-

über sie werden im Ab-

schnitt 18 einige Angaben gemacht werden ; 7. das Schiedsgericht schen Adels zu Düsseldorf.

des ritterbürtigen RheiniDie Rheinische Ritterschaft hatte

nach ihrer eigenen Angabe vor der fremden Gesetzgebung die Befugnis ausgeübt, die Erbfolge in ihren Nachlass unter ihren Kindern durch Verträge und gegenseitige oder einfache Testamente abweichend von gemeinen Rechte und insonderheit ohne Rücksicht auf den Pflichtteil zu ordnen . Auf die Anträge der Mitglieder der ritterbartigen Ritterschaft hat der König durch Kabinettsorder vom 16. Januar 1836 diese mit dem Namen Autonomie bezeichnete Dispositionsbefugnis auf Grund der beigebrachten urkundlichen Nachweise anerkannt und wiederhergestellt. Und durch Kabinettsorder vom

16. Februar 1836

wurde

das

Staatsministerium

von

dieser

Wiederherstellung und der Absicht der Ritterschaft verständigt, eine besondere Stiftung zum Besten der von der Nachfolge in das Grundeigentum ausgeschlossenen Söhne und Töchter zu errichten ¹) . Zugleich wurde die Berechtigung zu der bewilligten Dispositionsbefugnis auf die Besitzer landtagsfähiger Rittergüter und die Teilnehmer an der Stiftung beschränkt.

Die Verordnung vom 21. Januar 1837 hat

dann die autonomische Sukzessionsbefugnis der rheinischen Ritterschaft und das darüber stattfindende schiedsrichterliche Verfahren geregelt. Die Wiederherstellung jenes Rechtes und die eben angeführte Verordnung haben nun allerdings die Grundsätze der rheinischen Gesetzgebung und Gerichtsverfassung durch die Bestimmung durchbrochen, dass Streitigkeiten über die Bevorzugung des erstgeborenen Sohnes und über die Abfindung oder Aussteuer der benachteiligten nachgeborenen Kinder des autonomieberechtigten Adels oder wegen Versorgung der überlebenden Ehegatten von einem standesmässigen Schiedsgerichte mit Ausschluss der ordentlichen Gerichte geschlichtet werden sollten.

Das ritterschaftliche Schiedsgericht war folgender-

1) Lottner, Bd 5, S. 315 ff.

442

IV, 15. Die

massen zusammengesetzt. Zur Leitung der Angelegenheiten des autonomischen Adels bestand in Düsseldorf ein von der Ritterschaft gewählter Ausschuss , dessen Direktor und Mitglieder als Ritterhauptmann und Ritterräte bezeichnet wurden. Dem Ausschuss war nach dem Statut vom 28. Februar 18371 ) ein Rechtsgelehrter als Syndikus beigegeben. Bei Erbstreitigkeiten im obigen Sinne stand dem Ausschuss zunächst der Versuch der Sühne zu. Beim Misslingen hatten die Parteien Schiedsrichter aus der Zahl der Autonomen zu wählen. Das Schiedsgericht bestand aus dem Ritterhauptmann , dem Syndikus und den beiden Schiedsrichtern . Diese letzteren beiden waren allein stimmberechtigt. Ihnen trat im Falle der Nichteinigkeit ein von den Parteien oder dem Ausschuss erwählter Obmann hinzu. Eine Revisionsinstanz bildete dasselbe Gericht unter Hinzuziehung von Hier entschied die vier neuen, ebenso gewählten Schiedsrichtern. Mehrheit der Stimmen, wobei dem Ritterhauptmann im Falle der Stimmengleichheit die Entscheidung zustand. Die noch heute zu Recht bestehende Einrichtung fand übrigens von Seiten der anderen Stände und auch aus dem Stande der RitterDer fünfte rheinische Provinschaft selbst heftigen Widerspruch ziallandtag vom Jahre 1837 beantragte sogar eine Aufhebung , da die Befugnis in dem behaupteten Umfange in den Rheinlanden zu keiner Zeit stattgehabt habe, die Königliche Bestätigung der Satzung also gleichsam durch Erschleichung erlangt sei . Der Landtagsabschied hat den Antrag indessen mit der Begründung abgelehnt, dass durch die gedachten Verordnungen die Rechte dritter Personen in keiner Weise verletzt würden und dass sie keine Bevorzugung eines Standes auf Kosten eines andern enthielten 2).

8.

Die Ortsgerichte.

Im

Bereiche des

Justizsenates

zu

Ehrenbreitstein bestanden, wie oben bemerkt 3), für das platte Land örtliche Einrichtungen,

welche als Vogtei-,

Feldgerichte bezeichnet,

Schöffen-,

Dorf- oder

seit alters Aufgaben der freiwilligen Ge-

richtsbarkeit wahrnahmen.

Diese örtlichen Niedergerichte blieben

1) Ges.-S. 1837 S. 79. 2) Vgl. v. Rönne , Das Staatsrecht der Preussischen Monarchie, 5. Aufl , Bd . 2, S. 74 und Hansen, Gustav von Mevissen, Bd . 1 S. 223. Hier wird erwähnt, dass der Oberpräsident von Bodelschwingh garnicht um sein Gutachten über die Massregel gefragt worden ist und am 30. März 1836 vergebens auf ihren bedenklichen Charakter hingewiesen hat . 3) Vgl. oben S. 427 ff.

443

Gerichtsbehörden .

über die Neueinrichtung des Justizwesens hinaus bestehen und sind erst durch Artikel 119 des Gesetzes vom 21. September 1899 aufgehoben worden ¹ ) . Es wurde aber gleichzeitig gestattet, sie durch Königliche Verordnung in verschiedenen Gebieten, darunter im Bezirke

des

ehemaligen Justizsenates zu Ehrenbreitstein,

einheitlich

wieder einzurichten ). Von dieser gesetzlichen Befugnis wurde durch die Königliche Verordnung vom 20. Dezember 1899 ) Gebrauch gemacht und Ortsgerichte eingerichtet. Die Ortsgerichte bestehen aus dem Ortsgerichtsvorsteher, in der Regel dem Gemeindevorsteher, und drei bis fünf Gerichtsmännern nach Vorschlag der Gemeinde . Jener wird vom Landgerichtspräsidenten,

diese vom

gericht führt die Dienstaufsicht zirkes.

Amtsgericht ernannt.

Das Amts-

über die Ortsgerichte seines Be-

Die Mitwirkung der Ortsgerichte in Sachen der freiwilligen

Gerichtsbarkeit findet hauptsächlich statt bei Sicherung des Nachlasses durch Anlegung von Siegeln, Verwahrung und Aufnahme von Vermögensverzeichnissen im Auftrage des Amtsgerichtes, willigen

öffentlichen

pachtungen,

bei

Versteigerungen

Vermögensteilungen ,

bereitung von Ehe- und Erbverträgen ,

und

bei

bei frei-

öffentlichen

Übergabeverträgen,

VerVor-

Beglaubigung von Unter-

schriften u . a . m.; die Ortsgerichte sind ferner zuständig, bei der Feststellung und Erhaltung der Grenzen der Grundstücke und der Gemeindebezirke mitzuwirken und auf Ersuchen der behörden zu gutachtlichen landwirtschaftlichen Polizei.

Äusserungen

über

Ortspolizei-

Gegenstände

der

Durch die Verordnung vom erhebliche Zahl von Ortsgerichten worden.

20. Dezember 1899 ist eine eingerichtet im ganzen 102 Ihre Bezirke umfassen eine grössere Gemeinde oder eine

Mehrzahl von kleineren Gemeinden .

Sie verteilen sich zahlenmässig

auf die Amtsgerichtsbezirke wie folgt : im Bezirke der Amtsgerichte Altenkirchen 16,

Asbach

8,

Braunfels 2 ,

Daaden 4, Dierdorf 8,

Ehrenbreitstein 9 , Ehringshausen 2 , Kirchen 11 , Linz 9 , Neuwied 21 , Wetzlar 6 , Wissen 6. Die Sitze und Bezirke der Ortsgerichte sind in den Anlagen A und B der Verordnung vom 20. Dezember 1899 aufgeführt 4) .

1) 2) 3) 4)

Ges.-S. Ges.-S. Ges.-S. Ges.-S.

S. 273. S. 274, Artikel 122. S. 640. 1899 S. 646 ff.

444

IV, 15. Die D. Die Vorstandsbeamten der Gerichtsbehörden¹ ).

Die Präsidenten des Appellationsgerichtshofes , seit 1879 Oberlandesgerichtes zu Köln :

war

Daniels 1819-1832 ; Schwarz 1832-1851 ; von 1851-1855 die Stelle unbesetzt ; Broicher 1855-1870 ; Heimsoeth

1870-1886 ;

Vierhaus

1887 ;

Struckmann

1887-1899 ;

Hamm

1899-1905 ; Ratjen 1905-1908 ; Morkramer 1909-1913 ; Nückel 1914-1916 ; Dr. Frenken 1916-

Die

Generalprokuratoren

und

seit

1879

Oberstaats-

anwälte beim Appellationsgerichtshofe , seit 1879 Oberlandesgerichte zu Köln : Bölling, Geheimer Ober- Revisionsrat, als erster Generaladvokat auftragweise seit 1819, als Generalprokurator seit dem 10. April 1823-1824 ; Ruppenthal 1825-1834 ; Biergans 1834-1840 ; Berghaus 1840-1846 ; Dr. Nicolovius 1847-1871 ; Dr. Freiherr von Seckendorf 1871-1879 ; die Oberstaatsanwälte: Günther 18791881 ; Hamm 1881-1896 ; Rabe 1896-1913 ; Dr. Pult 1913-1915 ; Rust 1915-

Die Direktoren des Justizsenates zu Ehrenbreitstein : Wurzer, als Präsident des Landgerichtes zu Koblenz, mit dem der

Justizsenat

verbunden,

1820-1843 ;

Direktoren :

Schepers

1843-1846 ; Grundschöttel 1847-1851 ; von Schwartzkoppen, seit 1868 mit dem Charakter als Präsident, 1851-1870 ; Dr. von Beughem mit dem Charakter als Präsident 1870-1879 ; Die Oberstaatsanwälte beim Justizsenat : Neuenburg 1849-1865 ; seit 1852 mit dem Sitze in Neuwied ; von Moers gleichfalls in Neuwied 1865-1879.

Die Präsidenten des Oberlandesgerichtes zu Düsseldorf : Hartmann 1906-1908 ; 1916-

Ratjen 1909-1916 ;

Dr. von Staff

1 ) Für diese Zusammenstellung hat mir die Mehrzahl der Gerichtsbehörden zum grösseren Teil lückenlose Beamtenreihen geliefert. Einige Gerichte waren dazu nicht in der Lage, die Mitteilungen anderer waren lückenhaft. In vielen Fällen war daher eine sehr mühsame Aufstellung nach Akten und gedruckten Hilfsmitteln nachzuholen oder zu ergänzen.

445

Gerichtsbehörden.

Die Oberstaatsanwälte beim Oberlandesgericht zu Düsseldorf: Wilhelm 1906-1909 ; Riehle 1909-

Die Präsidenten der Landgerichte : Aachen :

Hoffmann 1820-1851 ; von Druffel 1852-1854 ;

Scherer 1855-1884 ; Oppenhoff 1884-1895 ; Weyer 1895-1905 ; Schmitz 1906-1917 ; Reichartz 1917Bonn: Merrem 1850-1879 ; Collig 1879-1890 ; Klein 18911908 ; Junkermann 1908Düsseldorf :

von Voss 1821-1847 ;

1856 ; Hellweg 1856-1879 ;

Dr. Hoffmann 1848-

Becker 1879-1883 ;

Frantz 1883-

1887 ; Göllner 1887-1891 ; Witte 1892-1903 ; Ratjen 1903-1905 ; Wolff 1905-1909 ; von Hinüber 1910Duisburg : Simons 1879-1885 ; Hosius 1886-1898 ; Müller 1898-1914 ; Jerusalem 1914Elberfeld :

Hoffmann

Paschen 1875-1884 ;

1834-1848 ;

Polch 1884-1887 ;

Philippi

1848-1875 ;

Hücking 1887-1895 ;

Stomps 1895-1900 ; Beitzke 1900-1905 ; Heimsoeth 1905Essen : Pelizaeus 1879-1886 ; Korn 1886-1899 ; Dr. Büscher 1900Kleve : Oppenhoff 1820-1842 ; Bessel 1843-1871 ; Schild 1871-1879 ; Freiherr von Neukirchen genannt von Nyvenheim 1879-1883 ; Schlinck 1883-1899 ; Ritter 1900— Koblenz : Wurzer 1820-1843 ; von Olfers 1844-1874 ; von Breuning 1874-1882 ; Crome 1883-1894 ; Hücking 1894-1902 ; Hilgers von Reichensperger 1905-1908 ; Wolff 1902-1905 ; 1908-1910 ; Dr. Mallmann 1910Köln: Blanchard 1820-1823 ; Oswald 1824-1825 ; von 1839-1868 ; Oppen 1826-1838 ; Heintzmann von Breuning 1868-1874 ; Maus 1874-1885 ; Lützeler 1886-1902 ; Dr. Nückel 1902-1906 ; von Erkelenz 1907Krefeld : Kitz 1906Limburg : Brandt 1888 ; Niem 1907-

Schröder

Cramer

München- Gladbach :

1914-

1879-1885 ;

1889-1893 ;

Koppen

Hagemann

Jerusalem

1885-1888 ;

1894-1906 ;

1906-1914 ;

Dr.

de

Pahl

446

IV, 15. Die Gerichtsbehörden. Neuwied : Arndts 1879-1882 ; Schönstedt 1883-1884 ; Dr.

Köhler

1884-1889 ;

Meinck

1890-1891 ;

Stomps

1892-1894 ;

Denhard 1894-1899 ; Mencke 1899-1904 : Wilhelm 1904-1906 ; Bacmeister 1906Saarbrücken:

Bessel

1835-1848 ;

Deuster 1850 ; Zweiffel 1851-1876 ;

Merrem

1848-1850 ;

Kewenig 1876-1888 ;. Cor-

mann 1888-1906 ; Junkermann 1906-1908 ; Reuter 1908--1913 ; Majert 1914Trier: 1833-1851 ;

Birck

1820-1830 ;

Artois

Gräff 1851-1875 ;

1831-1833 ;

Eichhorn

1876

Dr.

1886 ;

Rive Pleuss

1886-1887 ; Polch 1887-1899 ; Freiherr von Hilgers 1900-1908 ; Wette 1908-1915 ; Knapp 1915Die Oberprokuratoren und seit 1879 Ersten Staatsanwälte bei den Landgerichten : Aachen :

Biergans

1820-1834 ;

Packenius

1834-1855 ;

Freiherr von Mylius 1856-1862 ; Kewenig 1862-1864 ; Vierhaus 1864-1868 ; Oppenhoff 1869-1884 ; Rabe 1884-1896 ; von Heusinger 1896-1903 ; Wette 1903-1908 ; Dr. Ziegner 1908-1912 ; Mantell 1912Bonn: von Breuning 1850-1851 ; P. H. K. H. von Ammon 1851-1872 ; Buss 1873-1879 ; Werner 1879-1888 ; Dr

Hupertz

1888-1894 ; Viebig 1894-1898 ; Müller 1898-1903 ; Pult 1903— 1913 ; Schloesser 1913Düsseldorf: 1832 ;

Friedrich

1835-1848 ;

Rittershausen 1820-1828 ;

Ferdinand

Köster

von

Hundrich 1828-

von Ammon 1832-1835 ;

Kösteritz 1848-1855 ;

Schnaase

Georg Wilhelm

Theodor von Ammon 1855-1867 ; Sommer 1868 ; Vierhaus 1868-1870 ; von Guérard 1870-1883 ; Jaenisch 1883-1892 ; Dr Salomon 1893-1894 ; Voswinkel 1894-1899 : Lautz 1899-1913 ; Seel 1913-1917 ; Goedicke 1917Duisburg :

Weyer

1879-1887 ;

Dr.

Gordan 1888-1903 ;

Boelling 1903-1912 ; Rust 1913-1915 ; Bötzow 1916Elberfeld : Wingender 1834-1843 ; von Koesteritz 18441848 ;

Hecker

1856-1866 ;

1848-1849 ;

von

Ammon I 1849-1855 ;

Ebermeyer. 1866-1875 ;

Scriba

Lützeler 1875-1886 ;

Dr.

Hupertz 1886-1888 ; von Winckler 1888-1890 ; Viebig 1890-1894 ; Ehrenberg 1894-1898 ; Jonen 1899-1917 ; Dröge 1917Essen: Schlüter 1879-1893 ; Peterson 1893-1899 ; Zeppen-

feld 1900-1904 ; Dr. Eger 1904-1916 ; Friedheim 1916-.

447

IV, 16. Die Bergverwaltung. Kleve : 1831-1843 ;

Lombard Zweiffel

1820-1823 ;

Hanf

1843-1847 ;

1823-1831 ;

Wever

Bessel

1847-1855 ;

Buss

1855-1873 ; Ringe 1873-1880 ; Baumgard 1880-1901 ; Melchers 1901-1904 ; Zeppenfeld 1904-1917 ; Dr. Grossmanu 1917Koblenz : von Oppen 1820-1823 ; Lombard 1823-1831 ; von Olfers 1831-1843 ; Leue 1843-1846 ; von Runkel 18471851 ;

von Breuning 1851-1868 ;

Sommer 1868-1885 ;

1885-1891 ; Schumacher 1891-1904 ; von Brewer 1912Köln :

Berghaus 1820-1831 ;

Fischer

Heckelsberg 1905-1912 ;

von Collenbach 1831-1836 ;

Grundschöttel 1837-1846 ; Zweiffel 1847-1849 ; John 1849-1851 ; Dr. Freiherr von Seckendorf 1851-1856 ; Crome

1875-1883 ;

Hücking

Boelling 1856-1875 ;

1883-1887 ;

Weyer 1887-1890 ;

von Winckler 1890-1893 ; Dr. Hupertz 1894-1897 ; Viebig 1898-1902 ; Kitz 1902-1906 ; Nacke 1906-1909 ; Dr. Spelthahn 1909Krefeld : Harder 1906Limburg: Heinzemann 1879-1900 ; Settegast 1901-1910 ; Greffrath 1910-1911 ; Dr. Bacmeister 1911München- Gladbach: Mantell 1906-1912 ; van Hees 19121916 ; Müller 1916Neuwied : Richter 1879-1889 ;

Lautz 1890-1899 ; Hagen

1899-1903 ; Chrzescinki 1903-1909 ; Dr. Knecht 1910Saarbrücken : Deuster 1835-1839 ; Leue 1839-1844 ; Matzerath 1844-1850 ; von Ammon 1850-1874 : Pattberg 1874– 1888 ; Hepner 1888-1893 ;

Krobitzsch 1893-1897 ;

Heckelsberg

1897-1905 ; Figge 1905-1911 ; Dr. Daniels 1912Trier : Heintzmann 1820-1838 ; Deuster 1839-1850 ; Oppenhoff 1841-1853 ; von Holleben 1853-1868 ; Kewenig 1869-1876 ; Pleuss 1877-1884 ; Schulte 1902—

16.

Fischer 1884-1886 ;

Mallmann 1886-1902 ;

Die Bergverwaltung.

Die frühere Berggesetzgebung und nach einer Abweichung schliesslich auch die französische des Code de mines stimmten im allgemeinen

darin

umfangreiche Berg- ,

überein,

dass

sie

das

in der Rheinprovinz

Hütten- und Salinenwesen als ein Regal der

448

IV, 16. Die

Landeshoheit vorbehielten.

Das schloss nicht aus, dass die Nutzung

selbst in der Regel gegen jährliche Konzessionsgelder an Private überlassen wurde. Nach der französischen Gesetzgebung wurde eine feste Abgabe nach dem Umfange festgesetzt, 10 Franken für den Quadratkilometer. Überdies mussten vom Ertrage der Gruben 5 v. H. gezahlt werden. Die Ausmittelung dieser Abgabe erfolgte jährlich durch die Bergbeamten . Die darüber aufgestellten Rollen wurden an den Präfekten gesandt und von ihm die Erhebung mit dem Zuschlage der Zusatzzentimen an die Empfänger verordnet. Die Hütten- und Hammerbesitzer wurden nur für die gewöhnliche Patentsteuer herangezogen ¹). Die preussische Verwaltung hat von Anfang an eine gesonderte Verwaltung des Berg-, Hütten- und Salinenwesens unter Trennung von dem Geschäftskreise der Regierungen eingerichtet . Zu dem Zwecke wurde vom Finanzminister eine Rheinische Oberbergamtskommission " 24. November 1815

erliess

in der

Bonn

angeordnet .

Oberpräsident

Sack,

Unter

dem

der schon

vorher dem Bergkommissar Nöggerath in Bonn die Aufsicht über das Bergwesen in den ihm unterstellten Generalgouvernements übertragen hatte 2 ) , eine Bekanntmachung über die finanzministerielle Anordnung. Danach sollte der Bezirk der Oberbergamtskommission zu Bonn sämtliche auf dem linken Rheinufer belegenen preussischen Besitzungen umfassen ; auf der rechten Rheinseite wurde der Geschäftsbezirk von dem einen Teil der Rheinprovinz mitumfassenden Bezirke der Oberbergamtskommission zu Dortmund ) so getrennt, dass die Lenne bei Limburg in der Gegend von Hagen die Grenze bildete und alles, was vom Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Mark auf dem rechten Leuneufer liegt, zum Dortmunder , das Gebiet auf dem linken Ufer aber zum Bonner Bezirke gehörte. Bei Limburg verlief die Grenze der Chaussee nach,

welche von

dort über Hagen nach Schwelm führt und bei Wipperfürth das bergische Gebiet erreicht, an welchem sie ununterbrochen fortläuft bis sie am Rhein die Linie trifft, welche die Regierungsbezirke von Kleve und Düsseldorf scheidet,

sodass die Grenze des Klevi-

1) St.-A. Koblenz , Abt. 401 Nr. 1087 . 2 ) St - A. Koblenz, Abt. 401 , 1087. 3) Die Dortmunder Kommission wurde bereits mit dem 1. Januar 1816 als Oberbergamt eingerichtet . Ihr unterstanden die Bergämter zu Essen und Bochuin.

Bergverwaltung.

449

schen Regierungsbezirkes auch die Grenze zwischen beiden Oberbergamtskommissionen bildete ¹ ) . Die Rheinische Oberbergamtskommission ist am 1. Jan. 1816 eröffnet worden . Sie erliess am 9. Februar 1816 eine Bekanntmachung über die Einrichtung der ihr unterstellten drei Bergamtskommissionen zu Düren, Siegen und Saarbrücken und der Bergzehntkassen an denselben Orten zur Empfangnahme der zu entrichtenden Abgaben. Der Bezirk der Bergamtskommission zu Düren umfasste die linksrheinischen Landesteile von der Grenze des westfälischen Oberbergamtes bis an die Mosel ; der Bezirk Siegen das rechte Rheinufer begrenzt durch den Dortmunder Bezirk und die Landesgrenzen ; der Bezirk von Saarbrücken umfasste das Land jenseits der Mosel 2) . Infolge einer Kabinettsorder vom 16. Juni 1816 wurde die Kommission zu Bonn

aufgelöst und unter dem nicht ganz zutreffenden Namen Königliches Oberbergamt für die Niederrheinischen Provinzen eine neue Behörde zu Bonn zur Leitung des ganzen Berg-, Hütten-, Salinen- und Salzdebitwesens angeordnet. Ihr blieben die nunmehrigen Bergämter zu Düren , Saarbrücken und Siegen mit den bisherigen Bezirken untergeordnet, dazu die Hüttenämter zu Lohe, Sayn, Hamm, zur Abrenberger Stahlhütte und zu Geislautern³) . Später sind noch die Salinenverwaltung in Münster am Stein,

das Fürstlich Wiedsche Bergamt in Neuwied und die Gräflich Wildenburgsche Berg- und Hüttenverwaltung in Friesenhagen hinzugekommen. Durch das Gesetz betreffend die Zuständigkeit der Oberbergämter vom 10. Juni 1861 und den Ausführungserlass vom

1 ) Journal des Nieder- und Mittelrheins 1815 S. 1129. Sack war übrigens ein Gegner dieser Einteilung. In seinem Organisationsbericht vom 12. Dezember 1815 schrieb er : Indessen dürfte es bei der grossen Wichtigkeit dieser Partie in den Rheinprovinzen und bei ihrer innigen Verbindung mit dem ganzen Gewerbestand und allen übrigen Landesangelegenheiten von Nachteil sein, wenn diese willkürliche Einteilung bestehen bleibt, überhaupt diese Partie ausser aller Verbindung mit den Provinziallandesbehörden tritt, was selbst die französische Regierung nicht getan, sondern den Präfekten den nötigen Einfluss gelassen hat. Geh. St.-A. Rep. 74J III Nr. 28 Bd . I. 2) Ebenda 1816, S. 222. 3) Bekanntmachung des Oberbergamts vom 3. August 1816, Trierer Amtsblatt 1816 , S. 192. Nöggerath, Sammlung von Gesetzen und Verordnungen in Berg- usw. Angelegenheiten, Bd. 1 S. 5. 29 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

450

IV, 16.

29. Juni 1861

wurden die Bergämter vom 1. Oktober 1861

an

aufgehoben ¹) .

Ihre Befugnisse gingen auf die Oberbergämter über.

Als Bezirk des Oberbergamtes zu Bonn wurde bestimmt die Rheinprovinz mit Ausnahme der Kreise Rees, Duisburg, Essen und der nördlich der Düsseldorf- Schwelmer Staatsstrasse belegenen Teile der Kreise Düsseldorf und Elberfeld ) und ferner das Herzogtum Westfalen, die Grafschaften Wittgenstein-Wittgenstein und Wittgenstein-Berleburg, das Fürstentum Siegen und die Ämter Burbach und Neunkirchen.

Die oben ausgenommenen Teile der Rheinprovinz

wurden zum Oberbergamt Dortmund geschlagen. Gesetz bestimmt,

dass in den Landesteilen,

Weiter hatte das

wo die preussische

Hypothekenordnung galt, die bisher von den bei den Bergämtern angestellten Bergamtsjustitiaren geführten

Berggegen- und Hypo-

thekenbücher künftig von besonderen Berghypothekenkommissionen Eine solche Berghypothekenfortgeführt werden sollten. kommission ist für den rechtsrheinischen Landesteil in Siegen errichtet und ihr auch nach Massgabe des Gesetzes vom 18. April 1855 die Befugnis zur Aufnahme von Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit übertragen worden.

Die Verwaltung der Königlichen

Steinkohlenbergwerke bei Saarbrücken ging mit der Aufhebung des dortigen Bergamtes auf die ebenda errichtete, dem Oberbergamt in Bonn unterstellte Königliche Bergwerksdirektion über, die sich aus einem Direktor, dem Oberbergrat Serlo, einem Justitiar und sieben Berginspektoren zusammensetzte³) . Demnach waren dem Oberbergamt in Bonn unterstellt die Berghypothekenkommission in Siegen, die Bergwerksdirektion in Saarbrücken, das Hüttenamt in Sayn, die Salinenverwaltung in Münster am Stein,

das Fürstlich

Wiedsche Bergamt in Neuwied, die Gräflich Wildenburgsche Berg und Hüttenverwaltung in Friesenhagen, Beamten der Bergreviere.

die Baubeamten und die

Der Geschäftskreis des Oberbergamtes zu Bonn ist durch die Verordnung vom 7. Juli 18524 ) auch auf die mit dem preussischen 1) Ges.-S. 1861 , S. 425 und 430. 2) Nach der heutigen Kreiseinteilung sind ausgenommen die Kreise Rees, Ruhrort , Mülheim a. d . Ruhr, Essen (Stadt- und Landkreis) und Duisburg (Stadtkreis) und die nördlich der Düsseldorf-Schwelmer Strasse belegenen Teile der Kreise Düsseldorf (Stadt- und Landkreis), Mettmann, Elberfeld (Stadtkreis) und Barmen (Stadtkreis). 3) Bekanntmachung des Oberbergamtes vom 20. September 1861 im Koblenzer Amtsblatt S. 238. 4) Ges.-S. S. 35.

451

Die Bergverwaltung. Staate vereinigten

Hohenzollernschen Lande ausgedehnt

worden.

Und durch die Verordnung vom 6. März 1867¹ ) wurden ihm auch vom

1. April

1867

an

das Gebiet des

bisherigen Herzogtums

Nassau und die mit der Monarchie vereinigten Teile von Oberhessen,

die

Landgrafschaft

Hessen-Homburg

einschliesslich

des

Oberamtes Meisenheim, und durch die Verordnung vom 24. Juni 18672) auch das Gebiet der vormaligen freien Stadt Frankfurt beigelegt . Die Oberbergämter stehen unter der Oberleitung der Abteilung für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in der Eigenschaft als Provinzialbehörden . Sie bilden die Aufsicht und Rekursinstanz für die Bergrevierbeamten, welche für die ihnen überwiesenen Bezirke die erste Instanz in den nach dem Berggesetze vom 24. Juni 1865³ ) ihnen obliegenden Geschäfte bilden.

Sie handhaben insbesondere die Bergpolizei und

die Wahrnehmung der Rechte des Staates hinsichtlich der Bergwerksabgaben. bergpolizeilicher

Die Oberbergämter haben die Befugnis zum Erlass Verordnungen

und

Strafandrohungen

und

die

Wahrnehmung der durch das Berggesetz vorgeschriebenen Geschäfte¹). Überdies führen sie die Aufsicht über die Markscheider. Infolge der Bestimmung des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 , dass die bisher von den Berghypothekenkommissionen geführten Hypothekenbücher an die ordentlichen Gerichte abgegeben werden sollen ,

wurde die Berghypothekenkommission zu

Siegen durch die Verordnung vom 9. August 1867 aufgehoben³). Heute bestehen demnach in der Rheinprovinz folgende Bergbehörden und Einrichtungen :

1. Das

Oberbergamt

zu

Bonn

bestehend

aus

dem

Berg-

hauptmann und 7 Oberbergräten . 2. Das Knappschaftsoberversicherungsamt zu Bonn. 3. Die Bergrevierbeamten für Bergreviere Aachen , Kirchen,

Deutz- Ründeroth,

Düren,

Koblenz ,

Köln -Ost und -West, Krefeld , Neunkirchen, -West, Wetzlar und Wied .

Daaden-

Koblenz-Wiesbaden, Saarbrücken- Ost und

1) Ges.-S. S. 351 . 2) Ges.-S. S. 884. 3) Ges. -S S. 705. 4) Die Hüttenwerke gehören zum Ressort der Regierungen und unterliegen den Bestimmungen der Gewerbegesetze. Ges.-S. 1861 S. 428. 5) Ges.-S. S. 1425.

452

IV, 17. Die Ablösungs-, Regulierungs- und Teilungsbehörden,

4. Die Bergvor- und Steigerschule zu Wetzlar und die Bergschule in Aachen. 5. Die Bergwerksdirektion in Saarbrücken und die ihr unterstellten Berginspektionen, die Bergfaktorei Kahlwage, das Hafenamt Malstatt, die Verwaltung der bergfiskalischen Kraft- und Wasserwerke in Saarbrücken und die Bergschule in Saarbrücken¹). 6. Die dem

Oberbergamt zu

Dortmund

unterstellten Berg-

revierbeamten und Revierberginspektoren für die Bergreviere Duisburg, Essen- Ost, -Süd und -West, Oberhausen und Werden a. Ruhr und die Bergschulen zu Essen a. Ruhr und Hamborn. Das Oberbergamt zu Bonn bestand bei seiner Einrichtung aus einem

Direktor

(Berghauptmann),

einem Geheimen Bergrat als

Justitiar und drei Oberbergräten, von denen zwei zugleich Bergamtsdirektoren in Siegen und Düren waren. Als erster Berghauptmann wurde Dr. Graf von Beust ") berufen. Er hat die Stelle bis zum Jahre 1840 bekleidet. Seine Nachfolger waren Dr. von Dechen 1841-1863 ; Freiherr von Hövel 1864 ; Dr. Brassert 1864-1892 ; Eilert 1892-1901 ; von Ammon 1901-1903 ; Vogel 1904-1906 ; Baur 1906-1911 ; Krümmer 1911-.

17. Die Ablösungs-, Regulierungs- und Teilungsbehörden, Generalkommissionen und Rentenbank. Zur Zuständigkeit dieser Behörden gehören die Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse, die Ablösung von Reallasten, Gemeinheitsteilungen ( Servitutbefreiungen, Teilung ge1) Für das Bergschulwesen im Saarbrücker Bergwerksdistrikt waren und sind die Bestimmungen über die Einrichtungen der Bergschulen im Bezirke der Bergwerksdirektion zu Saarbrücken vom 1. Januar 1898 und vom 1. April 1907 massgebend . 2) Von ihn liegt ein übersichtlicher Bericht über den Zustand des rheinischen Berg-, Hütten- und Salinenwesens für das Jahr 1817 vor. Dazu hat Alexander von Humboldt eine Denkschrift unter dem Datum des 23. November 1818 verfasst, in der er sich für die von Beust geforderte Unterstützung des Bergbaues ausspricht. Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 K 17, zu Nr. 17 Bd. 2.

Generalkommissionen und Rentenbank. meinschaftlich benutzter Grundstücke),

453

wirtschaftliche Zusammen-

legungen (Verkoppelungen) , Auseinandersetzungen, Teilungen, Landeskultursachen und die im Zusammenhange mit Gemeinheitsteilungen notwendigen Meliorationen sowie die Ausführung der Gesetze über das Anerbenrecht. Das Bedürfnis nach diesen Massnahmen war auf

der rechten und linken Rheinseite verschieden gross.

Ohne jede

Entschädigung hatte die französische Revolution und die ihr folgende Gesetzgebung alle Grundbesitzer von allen gutsherrlichen Lasten befreit. Nur die zersplitterten, zuganglosen und meistens der veralteten Dreifelderwirtschaft unterworfenen und daher einer Zusammenlegung bedürftigen Grundstücke waren geblieben. Und vielfach bestand das Recht zum Bezug von Nutzholz, Brennholz, Weiderecht und Streunutzung in den Waldungen des Staates und der Gemeinden. Und die Teilung gemeinschaftlicher Äcker und Ödländer und namentlich von Waldungen, der sogenannten Gehöferschafts- und Erbenwaldungen und der Lohhecken, erwies sich mehr und mehr auch auf linksrheinischer Seite als ein Bedürfnis . Stärker aber traten alle jene Bedürfnisse auf der rechten Rheinseite hervor.

Die Folge

war, dass hier die Gesetzgebung zuerst eingriff und überhaupt einen links

und rechtsrheinisch abweichenden Weg einschlagen und den

verschiedenen Rechtsgebieten entsprechend eine getrennte Einrichtung der Ablösungs- , Regulierungs- und Teilungsbehörden herbeiführen musste. Zuerst wurde durch das Gesetz vom 25. September 1820¹) zur Ausführung des gleichzeitig erlassenen Gesetzes betreffend die gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse in den vormals zum Grossherzogtum Berg, zum Königreich Westfalen und zu den vormaligen Hanseatischen Departements gehörenden Landesteilen die Generalkommission zu Münster begründet und ihr auch die zur Rheinprovinz gehörigen Landesteile des Grossherzogtums Berg überwiesen. Derselben Generalkommission wurde dann auch unter Einrichtung

des

durch

das

Gesetz

vorgeschriebenen

Revisions-

kollegiums die Ausführung der für die landrechtlichen Gebiete giltigen Gemeinheitsteilungsordnung vom 7. Juni 1821 ) für die landrechtlichen Gebiete der Rheinprovinz übertragen ³).

1) Ges.-S. S, 185 und 169. 2) Ges.-S. S. 83. 3) Schon im August 1821 hat die Regierung in Düsseldorf bei den Ministern des Innern und der Finanzen beantragt, die Gemeinheitsteilungs-

454

IV, 17. Die Ablösungs-, Regulierungs- und Teilungsbehörden, Das oben genannte Gesetz vom 25. September 1820 wurde

bald darauf einer Nachprüfung unterzogen und durch die drei Gesetze vom 21. April 18251) über die den Grundbesitz betreffenden Rechtsverhältnisse und über die Realberechtigungen in den erwähnten Landesteilen aufgehoben und die Ausführung der drei Gesetze und der Ablösungsordnung vom 13. Juli 1829 ) gleichfalls der Generalkommission in Münster übertragen. Unterm 4. Juli 1840 ) erging das Gesetz wegen Ablösung der Reallasten in den vormals nassauischen Landesteilen und in der Stadt Wetzlar mit Gebiet. Es bezog sich also auch auf die Grafschaft Wied und auf das solmsische Gebiet. Mit der Ausführung abgesehen von den Ämtern Burbach und dieses Gesetzes wurde Neunkirchen, die an die Generalkommission in Münster gewiesen wurden - die Regierung zu Koblenz , und zwar deren Abteilung des Innern, beauftragt und bei ihr zur Entscheidung über Streitigkeiten in Auseinandersetzungssachen ein Spruchkolleg geDieses Spruchkolleg bestand aus drei zum Richteramte geeigneten und aus zwei der landwirtschaftlichen Gewerbelehre kun-

bildet.

digen Mitgliedern der Regierung.

Die Leitung der Instruktion der

Streitfälle, die Verkündung der Erkenntnisse, das Verfahren wegen der dagegen zulässigen Rechtsmittel und die Ausführung nach beschrittener Rechtskraft verblieb der Regierung. Das Spruchkolleg stand unter gemeinschaftlicher Leitung der Minister des Innern und der Justiz, von denen auch die juristischen Mitglieder gemeinschaftDie Berufungen gingen an das Revisionslich ernannt wurden. kolleg zu Münster. Zum Zwecke allgemeiner Ermittelungen und Festsetzungen über Preise bestimmte das Gesetz vom 4. Juli 1840 die Einrichtung von Distriktskommissionen , die nach vorgängiger Aussonderung angemessener Bezirke durch gewählte sachkundige Eingesessene,

ordnung auch in den ehemals bergischen Landesteilen einzuführen, um den Widerstand der Servitutberechtigten gegen die Einleitung von Markenteilungen zu brechen. Der vom Justizminister zu einem Gutachten aufgeforderte Generaladvokat Bölling in Köln hat sich damals dagegen ausgesprochen und die Einführung mit Rücksicht auf die rheinische Justizverfassung und die Verschiedenheit der Verhältnisse als unzulässig bezeichnet. St.-A. Koblenz Abt. 582, Nr. 409. 1) Ges.-S. S. 74 ff. 2) Ges.-S. S. 65. 3) Ges.-S. S. 195.

455

Generalkommissionen und Rentenbank.

an Zahl zwei bis vier, und einen Abgeordneten der Auseinandersetzungsbehörde zusammengesetzt sein sollten. Das Spruchkolleg zu Koblenz und die Tätigkeit der dortigen Regierung als Auseinandersetzungsbehörde hat bis zum 1. Juli 1875 Durch das Gesetz vom 14. Juni 1875¹ ) wurde Bestand gehabt. nämlich das Spruchkolleg zu Koblenz aufgehoben und bestimmt , dass die bisher zur Zuständigkeit der Regierung zu Koblenz als Auseinandersetzungsbehörde und die zur Zuständigkeit des aufgehobenen Spruchkollegs gehörigen Angelegenheiten für den Kreis Wetzlar der Generalkommission in Kassel , für die übrigen zum Bezirke des Justizsenates zu Ehrenbreitstein gehörigen Landesteile der General kommission zu Münster zu übertragen seien . Endlich erging unterm 19. Mai 1851 ) die Gemeinheitsteilungsordnung für die Rheinprovinz mit Ausnahme der damaligen Kreise Duisburg und Rees.

Sie betraf die Ablösung der als Dienstbarkeit

(Servitut) auf dem Grundeigentum lastenden Nutzungsberechtigungen und die Teilung von Grundstücken, welche von mehreren Miteigentümern ungeteilt besessen und durch gemeinsame Ausübung von Nutzungen an Weide, Wald, Torf u. a. benutzt wurden , namentlich In den zum also die Teilung von Marken und Erbenwaldungen. ehemaligen Grossherzogtum Berg gehörig gewesenen Landesteilen des rheinischen Appellationshofes ist durch das Gesetz die Ausführung dieser Geschäfte an die Generalkommission zu Münster überwiesen worden.

Im ostrheinischen Teile des Regierungsbezirks

Koblenz mit Ausnahme der Herrschaft Wildenburg im Kreise Altenkirchen wurden die Geschäfte auf die Regierung zu Koblenz und das dortige Spruchkolleg, in den übrigen Landesteilen des linken Rheinufers aber wurde ein beschränktes Vorverfahren in Teilungsund Ablösungssachen auf die Regierungen und die Entscheidung der Streitigkeiten auf die Landgerichte übertragen.

Die Rechts-

mittel gegen die Entscheidungen der Landgerichte gingen an dieselbe Instanz,

wie in anderen bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten ³) .

Von der obenerwähnten Aufbebung des Spruchkollegs in Koblenz und der Tätigkeit der dortigen Regierung als Auseinandersetzungsbehörde im Jahre 1875 abgesehen hat dieser Stand der behördlichen Zuständigkeit bis zum Jahre 1885 bestanden.

1) Ges.-S. S. 233. 2) Ges.-S. S. 371. 3) Ges. vom 24. März 1879, § 30,"Ges.-S. S. 289.

Durch

456

IV, 17. Die Ablösungs- , Regulierungs- und Teilungsbehörden .

das Gesetz betreffend die Zusammenlegung der Grundstücke im Geltungsbereiche des rheinischen Rechtes vom 24. Mai und die Vollziehungsordnung vom 20. Juni 1885¹ ) wurde für die Rheinprovinz im früheren Geltungsbereiche des rheinischen Rechtes und im Bezirke des vormaligen Justizsenates in Ehrenbreitstein die besondere Generalkommission in Düsseldorf vom 1. April 1886 an errichtet.

Sie trat für den Bezirk des vormaligen Justizsenates

zu Ehrenbreitstein an die Stelle der bisher mit der Bearbeitung der Auseinandersetzungsgeschäfte

betrauten

Generalkommissionen

zu

Münster und Kassel, für das Geltungsgebiet des rheinischen Rechtes an die Stelle der Bezirksregierungen . Die Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte auf der linksrheinischen Seite war davon zunächst unberührt geblieben ) .

Erst weiterhin wurde auch hier der gleiche

Rechtszustand und Rechtszug wie in den alten Provinzen - Generalkommission und Oberlandeskulturgericht - eingerichtet ³). Kurz zusammengefasst kamen demnach als Auseinandersetzungsbehörden für die Rheinprovinz bis 1886 in Betracht : Die Generalkommission in Münster für die vormals grossherzoglich bergischen Gebiete für die gutsherrlich-bäuerliehen Verhältnisse und die Ablösung der Reallasten von 1820 bzw. 1821 bis 1886 , für die Gemeinheitsteilungen von

1851-1886 , für den rechtsrheinischen

Teil des Regierungsbezirks Koblenz

mit Ausschluss

des Kreises

Wetzlar in Auseinandersetzungssachen von 1875-1886 und für die landrechtlichen Kreise in Gemeinheitsteilungssachen von 1821 bis heute ; die Regierung zu Koblenz und das dortige Spruchkolleg für die vormals nassauischen Landesteile der Rheinprovinz und Wetzlar in Ablösungssachen von 1840 bis 1875 und für den ostrheinischen Teil des Regierungsbezirks mit Ausnahme der vormals bergischen Herrschaft Wildenburg in Gemeinheitsteilungssachen von 1851 bis 1875 ; die Generalkommission in Kassel für den Kreis Wetzlar in Auseinandersetzungssachen von 1875 bis 1886 ; die linksrheinischen Regierungen für die Gebiete des rheinischen Rechtes in Teilungs- und Ablösungssachen von 1851--1886 und die Landgerichte jenes Gebietes von 1851-1902 .

1) Ges.-S. S. 156 § 24 und S. 304. 2) Vgl. das besondere Gesetz für den linksrheinischen Teil der Provinz vom 24. Mai 1885 , Ges.-S. S. 156. 3) Ges. vom 12. Mai 1902 , Ges.-S. S. 139, das das Gesetz vom 19. Mai 1851 aufhob.

Generalkommissionen und Rentenbank.

457

Die hiernach gegenwärtig für die Rheinprovinz in Betracht kommenden Generalkommissionen sind die zu Düsseldorf mit dem eben umschriebenen Bezirke, also für den nichtlandrechtlichen

Teil

der

Rheinprovinz,

und

die

Generalkommission

zu

Münster für die ehemals landrechtlichen Kreise der Rheinprovinz. Der Wirkungskreis der Generalkommissionen ist im Eingange dieses Abschnittes umschrieben worden . Sie sind zu allen Entscheidungen über Auseinandersetzungsstreitigkeiten in erster Instanz befugt und demnach als Gerichtshöfe eingerichtet. Die Berufungen gehen an das Oberlandeskulturgericht in Berlin. Die Generalkommissionen haben eine kollegiale Verfassung und bestehen mit Einschluss des Präsidenten aus wenigstens 5 Mitgliedern, von denen Die übrigen die Mehrzahl zum Richteramte befähigt sein muss. werden aus solchen Beamten entnommen, welche bei allgemeiner wissenschaftlicher und geschäftlicher Ausbildung der Landwirtschaft vorzugsweise kundig sind. Die ersteren führen den Titel Regierungsräte, die letzteren den Titel Regierungs- und Landesökonomieräte. Ausser dem Entscheid der Streitigkeiten erster Instanz haben die Generalkommissionen auch die allgemeine Verwaltung und Leitung der zu ihrem Geschäftskreise gehörigen Angelegenheiten und die Bestätigung der Auseinandersetzungsvergleiche . Als Verwaltungsbehörden stehen die Generalkommissionen unter dem Minister für Landwirtschaft. Die Regulierungen selbst sowie die Verhandlungen mit den Beteiligten werden nach der Verordnung vom 20. Juni 18171 ) durch Einzelbeamte bewirkt, durch die „Spezialkommissarien " , welche die Auseinandersetzungen an Ort und Stelle zu betreiben haben und für Die einzeine Bezirke , Kreise oder Geschäfte ernannt werden 2). Auseinandersetzungsbehörden sind auch berechtigt, die Leitung der Regulierungsgeschäfte richterlichen Beamten zu übertragen, welche bei ökonomischen Fragen und Streitigkeiten einen Ökonomiekommissar mit seinem Gutachten vernehmen müssen. Auch Landräten und Kreisverordneten, wenn sie dazu geneigt sind, und anderen 1) Ges.-S. S. 161 . 2) Die Bezirke und Sitze der Spezialkommissare haben demgemäss dauernd gewechselt. Die heutigen Sitze im Bezirke der Generalkommission in Düsseldorf sind in Aachen, Adenau , Altenkirchen, Bernkastel, Bonn , Düren I, II, III, Düsseldorf, Euskirchen, Jülich , Köln , Mayen, Neuwied, Prüm, Remagen, Siegburg, Simmern, Trier, Waldbroel, Wetzlar I und II ; im Bezirke der Generalkommission zu Münster in Essen und Wesel.

458

IV, 17. Die Ablösungs-, Regulierungs- und Teilungsbehörden usw.

Staats- und Gemeindebeamten kann die Auseinandersetzung mit Genehmigung des Ministers für Landwirtschaft übertragen werden. Die Spezialkommissare unterstehen der Leitung der Generalkommissionen. Sie werden teils aus dem Kreise der austibenden Landwirte bestellt, nachdem sie ihre Befähigung als Ökonomiekommissar nachgewiesen haben, teils aus dem Kreise der Regierungs- und Gerichtsassessoren, welche zuvor durch Beschäftigung beim Kollegium einer Auseinandersetzungsbehörde ihre Befähigung erwerben und nachweisen müssen. Den Spezialkommissaren stehen in der Regel Landmesser zur Seite, die die Weisungen der Kommissare zu vollziehen haben. Zu den Unterbehörden der Generalkommissionen gehören auch die durch die

Verordnung

vom

30. Juni

1834¹ ) eingerichteten

Kreisvermittelungsbehörden , deren Mitglieder von den Kreistagen aus den sachkundigen Kreiseingesessenen gewählt und von Sie der Provinzialauseinandersetzungsbehörde bestätigt werden. führen ihre Geschäfte unter der Leitung des Landrates und der Generalkommission. Jedoch müssen die Beteiligten über eine solche Vermittelung einverstanden sein. Die Generalkommission zu Düsseldorf besteht heute aus einem Präsidenten, räten.

elf Mitgliedern und sechs technischen Bei-

Die Präsidenten waren Grein 1886-1893 ; Küster 1894 bis

1903 ; Brümmer 1903-1911 ; Wissmann 1911-. Zur Beförderung der Ablösung der Reallasten und zur vollständigen Auflösung des Rechtsverhältnisses zwischen den bisherigen Berechtigten

und

Verpflichteten

wurde

durch

das

Gesetz

vom

2. März 18502) die Errichtung von Rentenbanken angeordnet. Dabei wurde bestimmt, dass die für die Rheinprovinz zu errichtende Rentenbank ihre Wirksamkeit nur auf die am rechten Rheinufer belegenen Teile der Provinz erstrecken und übrigens mit der Rentenbank der Provinz Westfalen in Münster vereinigt werden solle . Infolge des Allerhöchsten Erlasses vom 24. Juni 1850 wurde die Rentenbank zu Münster zugleich für den rechtsrheinischen Teil der Rheinprovinz eingerichtet. Seit 1891 erstreckt sich ihre Wirksamkeit auch auf den linksrheinischen Teil der Rheinprovinz. Diese erweiterte Wirksamkeit gründet sich auf das Gesetz betreffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern vom 7. Juli 1891 *) 1) Ges.-S. S. 96. 2) Ges.-S. S. 12. 3) Ges.-S. S. 279.

459

IV, 18. Das Militärwesen.

und beschränkt sich übrigens auch lediglich auf die Rentengüterbildung. Die Behörde führt die Bezeichnung „Königliche Direktion der Rentenbank" und besteht aus einem Direktor, zwei Mitgliedern, dem Rendanten und dem erforderlichen Hilfspersonal,

18. Die teilung.

Das Militärwesen .

Kommandobehörden

und

die

Heeresein-

Mit dem Beginne der preussischen Herrschaft in der

Rheinprovinz traten auch die in Preussen geltenden Gesetze über das Militärwesen in Kraft. Die Landwehrordnung vom 21. November 1815

und das

die allgemeine

Wehrpflicht begründende

Gesetz über die Verpflichtung zum Kriegsdienste vom 3. September 1814 wurden im Mai 1816 in den Amtsblättern veröffentlicht und dadurch die Heeresgliederung in Stehendes Heer, Reserve und Landwehr eingeführt . Schon

unmittelbar nach dem Erlass der Besitzergreifungs-

patente, durch die Kabinettsorder vom 7. April 1815 , ernannte der König den Generalmajor von Dobschütz zum Militärgouverneur der Rheinprovinzen und damit auftragweise zum „Kommandierenden General der Königlich Preussischen Provinzen am Rhein . " Nach dem Frieden wurde der Graf Gneisenau zum General der Infanterie ernannt und ihm das Generalkommando am Rhein übertragen .

Von

Koblenz aus, wo Gneisenau am 6. Dezember 1815 eingetroffen war, erliess der Brigadechef Generalmajor von Dobschütz unterm 8. Dezember die Bekanntmachung, dass der General der Infanterie Graf von Gneisenau das Generalkommando

der Rheinprovinzen

über-

nommen und ihn von der bisher geführten Verwaltung entbunden habe ¹). Bis zum Mai 1816 ist Gneisenau in dieser Stellung geblieben, dann aber auf seinen Wunsch zurückgetreten . Eine Kabinettsorder vom 20. Mai 1816 entband ihn vom Generalkommando im

Grossherzogtum Niederrhein .

Es wurde

dem Generalleutnant

von Hake übertragen ") . 1 ) Journal des Nieder- und Mittelrheins, 1815, S. 431 , 675 , 1202. 2) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74 H III Nr. 4 Bd. 1 ; Bekanntmachung Hardenbergs vom 30. Mai im Trierer Amtsblatt 1816, S. 113.

460

IV, 18. Zunächst als

Generalkommando am Rhein" amtlich bezeichnet

waren ihm 1817 die Truppenbrigaden in Koblenz, Trier und Mainz und die Artilleriebrigade unterstellt.

Die Truppenbrigade in Mainz

umfasste nur zwei Infanterieregimenter,

die Brigaden zu Koblenz

und Trier je zwei Infanterie- und zwei Kavallerieregimenter. Die Zugehörigkeit hat zunächst gewechselt. Im Jahre 1819 unterstanden dem Generalkommando am Rhein zu Koblenz die vier Divisionen zu Düsseldorf, Trier,

Köln und Koblenz mit je einer Infanterie-

und einer Kavalleriebrigade aus je zwei Infanterie- und zwei Kavallerieregimentern bestehend . An Stelle der bisherigen Truppenaufstellungen trat seit 1820 eine solche nach Armeekorps .

Das Heer zerfiel seitdem in 8 Armee-

korps, deren Bezirke sich im allgemeinen mit den Provinzen deckten. In der Rheinprovinz war das nicht der Fall .

Der nördliche Teil

gehörte seitdem zum 7. Armeekorps in Münster und bildete hier die 14. Division mit dem Sitze des Stabes in Düsseldorf ¹) . Zu ihr gehörten

eine

Infanterie-,

eine

Kavallerie-

und

eine Landwehr-

brigade. Die Standorte der aktiven Truppen waren für das 16. Infanterieregiment Düsseldorf, Jülich und Köln, für das 17. Infanterieregiment Düsseldorf und Wesel, für das 8. Husarenregiment Düsseldorf und Kleve, für das 5. Ulanenregiment Düsseldorf, Wesel und Emmerich. Der übrige Teil der Rheinprovinz bildete den Bezirk des 8. Armeekorps mit dem Sitze in Koblenz. Zu ihm gehörten die 15. Division in Köln und die 16. Division in Trier.

Die Standorte

des 25. und 28. Infanterieregiments waren Köln und Koblenz-Ehrenbreitstein, für das 4. Dragonerregiment Deutz, für das 7. Ulanenregiment Bonn, für das 29. und 30. Infanterieregiment Saarlouis bzw. Trier und Luxemburg, für das 9. Husarenregiment Saarbrücken und Saarlouis, für das 8. Ulanenregiment Trier. Zum 8. Armeekorps gehörten ferner die 8. Artilleriebrigade mit den Standorten in Koblenz, Deutz,

Trier,

Luxemburg, Mainz,

Saarlouis, Andernach und

die 8. Pionierabteilung mit den Standorten zu Saarlouis,

Mainz und Luxemburg, die 4. Schützenabteilung, die Garnisonkompagnien und die 15. und 16. Invalidenkompagnie. Aus Anlass der Ergänzung zum Reichshaushaltetat 1912 ist vom

1. Oktober 1912 an das 21. Armeekorps mit dem Sitze des

1) Während einiger Monate des Jahres 1839, vom Februar bis Juni, war auch der Stab des 7. Armeekorps nach Düsseldorf versetzt. Akten des Oberpräsidiums IV 1 Nr. 29.

461

Das Militärwesen .

Generalkommandos in Saarbrücken gebildet worden. Zu dem Zwecke sind vom 8. Armeekorps die Landwehrbezirke Saarbrücken, Kreuznach, Sankt Wendel an das

neue Armeekorps überwiesen.

Und

gleichzeitig wurde durch Kabinettsorder vom 29. Juni 1912 bestimmt, dass die Kreise Saarlouis, Merzig und Saarburg aus dem Bereiche des 8. Armeekorps in den des 16. Armeekorps übertreten sollten. Der Kreis Saarburg, der bis dahin zum Landwehrbezirk Trier I gehört hatte, trat infolgedessen zum Landwehrbezirk Saarlouis über ¹ ) . Der Kreis Wetzlar endlich gehört zum Bereiche des 18. Armeekorps . Durch die Königliche Verordnung vom 28. August 1814, die Instruktion vom 13. März 1816 und die Kabinettsorder vom 3. April 1820 wurde der Wirkungskreis der Kommandierenden Generale in den Provinzen umschrieben. Sie hatten den Oberbefehl zu führen über sämtliche Truppen und einzelne Militärpersonen ihres Kommandobezirkes.

Die Gouverneure und Kommandanten in den Hauptstädten Die und Festungen waren ihnen daher gleichfalls untergeordnet. Ausbildung und innere Ordnung in den einzelnen Truppenabteilungen blieb zwar den Divisionairs, Brigadiers und den Landwehrinspekteuren überlassen, aber unter Aufsicht der Kommandierenden Generale. Artillerie und Pioniere sollten zwar in Rücksicht ihrer Ausbildung unter besonderen Oberbefehlshabern stehen und nur mit deren Einverständnis zu den gemeinschaftlichen Truppenübungen herangezogen werden. Gleichwohl waren die Brigadiers dieser Truppengattungen zu monatlichen Berichten an die Kommandierenden Generale verbunden.

Mit den obersten Provinzialzivilbehörden sollten die Kom-

mandierenden Generale alle auf die Ergänzung der Armee und auf Entlassungen bezüglichen Angelegenheiten leiten. Zur Bearbeitung der Geschäfte erhielten die Kommandierenden Generale einen Offizier höheren Ranges als Chef des Generalstabes , die nötigen Offiziere des Generalstabes zur besonderen Bearbeitung der Verteidigungs-

und Verlegungsangelegenheiten ,

zwei General-

adjutanten zur Bearbeitung der Dienstgeschäfte unter dem Chef des Generalstabes, einen Registrator und drei Schreiber ). Später sind dann den Kommandierenden Generalen ausser dem Generalstabe und der Adjutantur nach und nach zugeteilt und mit dem Generalkommando verbunden worden die Korpsintendantur, die

1) Armeeverordnungsblatt 1912, S. 173 ff. und Anlagen. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 1186.

462

IV, 18.

richterlichen Beamten des Oberkriegsgerichtes, der evangelische und katholische Militäroberpfarrer und die Beamten des Korps- Sanitätsamtes und ausserdem ein Korpsstabsveterinär. Die Kommandierenden Generale des 8. Armeekorps waren :

Graf von Gneisenau 1815-1816 ; von Hake 1816-1820 ; Freiherr von Thielmann bis 1825 ; von Borstell bis 1840 ; von Thile bis 1848 ; Graf von Brandenburg bis

1849 ; von Hirschfeld bis 1860 ; von Herwarth von Bittenfeld bis 1870 ; von Goeben von Thile bis 1884; Freiherr von Loe bis 1895 ; von

Bonin bis 1865 ; bis 1880 ;

Bülow bis 1896 ; Vogel von Falckenstein bis 1897 ; Erbgrossherzog Friedrich von Baden bis 1902 ; von Deines bis 1906 ; von Ploetz bis 1913 ; Tülff von Tschepe und Weidenbach 1913-1914. Die zum Teil berühmt gewordenen Namen der Chefs des Generalstabes des 8. Armeekorps waren : von Clausewitz bis 1817; von Pfuel bis 1825 ; von Brandenstein bis 1834 ; von Wussow bis 1844 ; von Hoepfner bis 1848 ; von Roon bis 1850 ; von Alvensleben bis 1853 ; Schwartz bis 1856 ; von Bülow bis 1857 ; von Goeben bis 1862 ; von Kameke bis 1865 ; Freiherr von Schlotheim bis 1869 ; von Wright bis 1873 ; von Hänisch bis 1882 ; von Sobbe bis 1885 ; Edler von der Planitz bis 1888 ;

Köpke bis 1891 ;

von Holstein

bis 1893 ; von Voss bis 1896 ; von Beneckendorf und von Hindenburg bis 1900 ;

von Oven bis 1902 ; von Steuben bis 1903 ;

Berrer bis 1906 ; von Voigts-Rhetz bis 1908 ; von Cramon bis 1914.

von

Grünert bis 1911 ;

Die General- und Militärgouverneure .

Zweimal im

Laufe des Jahrhunderts liessen es die politischen Verhältnisse angezeigt erscheinen, die Militärgewalt auf die Zivilverwaltung auszudehnen . Das erste Mal im Jahre 1830, das andere Mal 1849. Unterm 24. September 1830 erging an den Oberpräsidenten von Ingersleben folgende Kabinettsorder : „Die jetzigen aussergewöhnlichen Zeitverhältnisse machen es dringend notwendig, dass die Verwaltung des westlichen Teils der Monarchie wegen der grossen Entfernung vom Mittelpunkte derselben für ausserordentliche Fälle von einer Person ressortiere, damit geeignete Massregeln, welche die Umstände erheischen , ohne Zeitverlust genommen werden können.

Ich habe daher beschlossen , die Provinzen Niederrhein und

Westfalen mit den darin dislozierten Truppen unter einen Generalgouverneur zu stellen und hierzu meinen Bruder, den Prinzen Wilhelm von Preussen, Königliche Hoheit, ernannt.

Indem ich Ihnen

solches hiermit bekannt mache, fertige ich Ihnen in der abschrift-

463

Das Militärwesen .

lichen Anlage die dem Generalgouverneur erteilte Instruktion zur Kenntnisnahme zu. Derselbe wird übrigens seinen Aufenthalt in Köln nehmen. " Unter demselben Datum,

wie die Kabinettsorder,

war auch

die " Instruktion für den Generalgouverneur der Provinzen Niederrhein und Westfalen " erlassen. Die laufende Militär- und Zivilverwaltung sollte zwar ihren bisherigen Gang gehen, der Generalgouverneur aber in allen die Sicherheit der Provinzen berührenden Fällen verfügen.

Alle Behörden sind in diesem Falle seinen Be-

fehlen zu folgen verbunden und verpflichtet, ihn von dem Eintreten aussergewöhnlicher Verhältnisse in Kenntnis zu setzen. Der Generalgouverneur kann Berichte einfordern, Veränderungen in den Standorten der Truppen vornehmen.

Die Regierungen haben ihm Ab-

schriften ihrer Zeitungsberichte einzusenden. Dem Prinzen- Generalgouverneur wurde der Wirkliche Geheime Kriegsrat Pomowitz beigegeben. 1832 gedauert.

Die Tätigkeit hat bis zum Juli

Durch Kabinettsorder vom 27. Juni 1832 bestimmte

der König, dass die Geschäfte des Generalgouvernements bis auf weiteres ruhen sollen ." Und am 17. März 1834 teilte der Prinz dem Oberpräsidenten von Pestel mit, dass der König ihn von seinem bisherigen Verhältnisse als Generalgouverneur entbunden habe ¹). Einen zweiten Anlass gaben die Unruhen des Jahres 1849 und der Kriegszustand in Baden . Unterm 15. September 1849 ernannte der König den ' Prinzen von Preussen zum Militärgouverneur in der Rheinprovinz und Westfalen. Der Prinz behielt zugleich den Oberbefehl über die unter dem Generalleutnant von Schreckenstein in Baden, Hohenzollern und Frankfurt a. M. verbleibenden Truppen. Die ihm erteilte Instruktion entsprach der des Jahres 1830 ,

sie

nahm jedoch auf die Zivilverwaltung keinen Bezug, sondern berührte nur das Verhältnis des Militärgouverneurs zur Befehlführung der Truppen. Mit dem 20. November 1850 hörte das Militärgouvernement auf 2). Durch Kabinettsorder vom 14. Juni 1859 hat dann der Prinzregent für künftige Fälle die Kommandierenden Generale der acht Armeekorps zugleich zu Militärgouverneuren der bezüglichen Provinzen ernannt³).

1) St.-A. Koblenz, Abt . 403 Nr. 21 . 2) Akten des Oberpräsidiums IV 1 Nr. 29 3) Ebenda.

464

IV, 18. Die

Militärverwaltungsbehörden.

Zu

der Zeit,

als

Preussen die Rheinprovinz erwarb, bestanden als Militärverwaltungsbebörden die Kriegskommissariate zur Besorgung der ökonomischen Bedürfnisse der Truppen. Für jede Truppenbrigade, die damalige Division, war ein Kriegskommissar bestellt. Die Garnisonangelegenheiten hatten nach dem Tilsiter Frieden durch eine allgemeine Ordnung über das Servis- und Einquartierungswesen vom 17. März Zu den Garnisoneinrichtungen 1810 ihre Regelung gefunden. gehörten ausser den Bürgerquartieren , Kasernen und Dienstwohnungen noch die Lazarette, Wachen, Arreste, Reitbahnen, Handwerkstuben, Montierungskammern, Schuppen, Proviantgebäude u. a. m. Die Verwaltung dieser Anstalten gehörte nicht zum Geschäftsbereiche der Militärverwaltung, sondern zu dem des Ministeriums des Innern, der Regierungen und der Magistrate der Garnisonorte bezw. der dort gebildeten Servisdeputationen . Für jede Garnison wurde vom Garnisonältesten ein Offizier zum Garnisonrepräsentanten ernannt, der die Garnison bei der Servisdeputation vertrat und mit ihr zu verhandeln hatte. Meinungsverschiedenheiten wurden vom Generalgouverneur der Provinz und der Regierung, nötigenfalls vom Allgemeinen Kriegsdepartement und

Minister des Innern

entschieden.

1813 die Kriegskommissariate erweitert , insofern jedem Generalkommando zur Leitung der Verpflegung ein Oberkriegskommissar beigegeben wurde als eine ZwischenÜbrigens wurden schon

instanz zwischen den Kriegskommissaren der Brigaden (Divisionen) und dem Generalkriegskommissar in Berlin, der den Titel eines Generalintendanten der Armee erhielt. Diese Verfassung wurde auch in der Rheinprovinz eingeführt und der Hauptmann Prescher als Oberkriegskommissar beim Generalkommando am Rhein bestellt. Im Jahre

1821

ist dann im Zusammenhang mit der neuen

Einteilung des Heeres in Armeekorps die Verwaltung durchgreifend Eine Kabinettsorder vom 1. November 1820 geändert worden . hat

die

neue

Ordnung

befohlen.

Die

Kommissariate

und

das

Generalkriegskommissariat wurden aufgehoben und die Militärverwaltung in der mittleren Instanz statt mit den Brigaden nunmehr endgültig mit den Armeekorps verbunden . Für jeden Armeekorpsbezirk wurde eine Provinzialbehörde für die Militärökonomie am Sitze des Generalkommandos eingerichtet, die den Namen „Intendantur erhielt. Sie hatte die Aufsicht über alle im Kommandobezirke befindlichen Zweige der Militärökonomie, namentlich über

Das Militärwesen.

465

die Proviantämter, Traindepots, Lazarette, Bekleidungsämter , über das Kassen- und Rechnungswesen bei den Truppen zu führen. Die Kabinettsorder gab dem Kriegsminister anheim, inwieweit er auch das Serviswesen, die Kasernen- und andere Militärgebäude der neuen Behörde unterstellen wolle. Der Intendantur wurde neben dem Truppenbefehlshaber die

Verantwortung

für die Bekleidung und

Feldausrüstung der Truppen auferlegt. Sie bildete die alleinige Zwischenbehörde zwischen dem Kriegsministerium und den Militärökonomiebehörden in der Provinz.

Eine vom Kriegsminister unterm

16. Januar 1821 erlassene Dienstanweisung wies die Intendanturen an,

die

Geschäfte

der bei

den Armeekorps bisher angestellten

Oberkriegskommissare und der Kriegskommissare zu übernehmen ¹) . Die bisherigen Oberkriegskommissare traten als Militärintendanten an die Spitze der neuen Behörden, für das 8. Armeekorps demnach der bisherige Oberkriegskommissar Prescher. Ihm waren die Intendanturräte beigegeben 2 ) .

Die Behörde bestand aus drei Abteilungen : 1. für Geldverpflegnng, Kassen- und Rechnungswesen ;

2. Naturalverpflegung, Versorgung der Festungen, der Magazine und Depots ; 3. Bekleidung und Ausrüstung, Montierung und Traindepots Für das eigentliche Servis- und Einquartierungswesen, die Kasernenund Garnisoneinrichtungsbauten und deren Verwaltung, die Landwehrzeughauseinrichtungen

und Flufentschädigungssachen blieben die Regierungen noch einige Jahre die Provinzialbehörden. Im Jahre 1824 wurde auch diese sogenannte Territorialverwaltung den Regierungen abgenommen und den Intendanturen übertragen, die nun eine vierte Abteilung für das Garnisonverwaltungsand Lazarettwesen erhielten und 1872 eine besondere fünfte Abteilung für das letztere bildeten. Als letzter Rest von der Leitung der sogenannten Territorialverwaltung durch die Zivilbehörden war die Bauverwaltung übrig geblieben.

Die Regierungs- und Bauräte

1) Akten des Oberpräsidiums IV, 1 Nr. 3 und St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 1193. In der Instruktion wurde der Behörde ein schneller Geschäftsgang und die Verminderung des Schreibwerks vorgeschrieben, um das Anschwellen der Registraturen zu vermeiden. Ausfertigungen sollen, wenn es nicht unerlässlich sei , Konzepte in den Akten zu behalten, gleich in Reinschrift gemacht werden ; jedenfalls sollen die Räte nicht etwa Dekrete schreiben und die Expidienten danach die Ausfertigungen besorgen lassen. 2) Die bisherigen Kriegskommissare in Düsseldorf, Koblenz und Glogau, nämlich Steinbarth, Eltester und Karsch. 30 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

466

bei

IV, 18. den Regierungen

und die Kreisbauinspektoren

blieben ver-

pflichtet, den Anforderungen der Intendantur zu entsprechen und sie bei der technischen Bauverwaltung zu unterstützen. Als danr die Verwaltung des Heeres auf den Reichshaushalt überging, wurden 1873 auch besondere Militärbaubeamte, die Intendantur- und Bauräte, bestellt und jeder Armeekorpsbezirk in mehrere Militärbaubezirke (Baukreise) mit je einem Militärbauinspektor eingeteilt. Die Standorte dieser Baubeamten in der Rheinprovinz sind Düsseldorf und Wesel im Bereiche des 7. Armeekorps, Aachen, Bonn, Koblenz I , II , Köln I , II , III und Trier im Bereiche des 8. und Saarbrücken im Bereiche des 21. Armeekorps. Wetzlar

Elsenborn,

gehört zum Militärbaukreis Frankfurt am Main. Nur für die Lokalinstanz der sogenannten Territorialverwaltung blieben auch nach ihrer Übernahme durch die Intendanturen die Magistrate der Garnisonorte zur Führung der Geschäfte nach der Servisordnung von 1810 verpflichtet. Die in den grösseren Garnisonen zur Verwaltung der Garnisonanstalten angestellten Beamten wurden jedoch als Zivilbeamte der Militärverwaltung auf den Militärhaushalt übernommen und aus ihnen „Garnisonverwaltungen" gebilIn kleineren Garnisonen blieb zwar die Lokalverwaltung bei den Magistraten und die Bürgermeister blieben für die Geschäfts-

det.

führung verantwortlich, doch erhielten sie in dieser Beziehung die Bezeichnung „ Städtische Garnisonverwaltungen" und wurden den Intendanturen untergeordnet. Gleichzeitig mit der Neuordnung des Heeres ist dann auf die

Einrichtung

von

Divisionsintendanturen

zurückgegriffen

Armeekorps wurden sie mit dem

worden.

1. Januar 1862 ein-

Beim 8. gerichtet und zwar eine Intendantur für die 15. Division zu Köln, die andere für die 16. Division zu Trier. Im rheinländischen Teile des 7. Armeekorps besteht die Divisionsintendantur zu Düsseldorf. Die Divisionsintendanturen wurden den Korpsintendanturen unterUnd bei den Korpsintendanturen wurden versuchsweise seit 1904, endgültig seit 1907 , Oberintendanturräte als ständige Vertreter der Militärintendanten bestellt. stellt.

Die Bildung des 21. Armeekorps mit dem Sitze des Generalkommandos in Saarbrücken veranlasste die Einrichtung der dortigen Korpsintendantur im Jahre 1912 und ebenda einer Divisionsintendantur. Die Nachfolger des

ersten Intendanten des 8. Armeekorps in

Koblenz, Prescher, der das Amt bis 1826

bekleidet hat, waren:

Das Militärwesen.

467

von Ribbentrop, der seit 1826 die Geschäfte wahrnahm, aber erst am 4. Mai 1829 vom Oberpräsidenten vereidigt wurde¹ ), bis 1843 ; Wettstein seit 1843 ; Köllner seit 1857 ; Sulzer seit 1865 ; von Massow seit 1872 ; von Schwedler seit 1880 ; Goldmann seit 1883 ; Guyet seit 1887 ; Goldmann zum zweitenmal seit 1892 ; Dornbach seit 1895 ; Riemann seit 1903 ; Helmke seit 1908 : Krüger seit 1910 ; Bartholdy seit 1912 . Die Militärgerichtsbarkeit. Nach der früheren preussisehen Heeresverfassung, wonach das Heer einen Staat im Staate bildete, war den Zivilgerichten die Ausübung der Rechtspflege bei den Truppen entzogen und eine besondere Gerichtsbarkeit zur Besorgung der Rechtsangelegenheiten

nicht nur der Militärpersonen

selbst,

sondern auch ihrer Angehörigen und ihres Gesindes, in Zivil- und Strafsachen errichtet. auditoriat

als

Die damaligen Gerichte waren das General-

oberster Gerichtshof,

das

Kriegskonsistorium

(für

Ehescheidungs- , Sponsalien- und Alimentensachen) und die unter Aufsicht des Generalauditoriats stehenden Gerichte bei den Gouvernements, Kommandanturen, Regimentern und Bataillonen. Diese Einrichtung hat bis 1809 bestanden.

Die Kabinetts-

order vom 19. Juli 1809 hob den Militärgerichtsstand in allen Angelegenheiten der bürgerlichen Gerichtsbarkeit und der obigen, vor das Kriegskonsistorium gewiesenen Sachen auf und behielt ihn nur noch in Straf- und Beleidigungssachen der aktiven Militärpersonen und der inaktiven und pensionierten Offiziere bei .

In Zivilsachen

verblieb den Militägerichten nur die Vollstreckung der Exekutionen. Zur Ausübung dieser Gerichtsbarkeit war eine Neuordnung der Militärgerichtsverfassung erforderlich, welche durch die Instruktion für die Militärgerichte

vom

15. September

1809

geschaffen

wurde .

Das Generalauditoriat blieb bestehen, das Kriegskonsistorium wurde aufgehoben,

die Gouvernements- und Kommandanturgerichte

Festungen wurden beibehalten.

der

Im übrigen aber wurden für jede

der damals bestehenden gemischten Brigaden Brigadegerichte errichtet und mit einem Oberauditeur und zwei Auditeuren besetzt. Ausserdem wurde bei jedem Regiment oder Bataillon ein Offizier bestellt, der unter Leitung des Kommandeurs die mit einer Arreststrafe von höchstens sechs Wochen bedachten Vergehen von Unteroffizieren und Gemeinen aburteilen, bei allen anderen Vergehen und bei Verbrechen die Untersuchung vorbereiten sollte.

1 ) Akten des Oberpräsidiums IV, 1 Nr. 3.

468

IV, 18. Diese Verfassung ist auch für die Rheinprovinz massgebend

geworden. An die Stelle der Brigadegerichte traten aber nach kurzer Dauer die Korps- und die Divisionsgerichte. Das Strafgesetzbuch für das Heer vom 3. April 1845 hat dann über die Einrichtung und Kompetenz

der Militärgerichte neue Bestimmungen getroffen,

welche lange Zeit die Grundlage ihrer Organisation gebildet haben. Danach blieben der Militärgerichtsbarkeit unterworfen alle Personen des Soldatenstandes in Heer und Marine,

die Militärbeamten,

in-

aktive und pensionierte Offiziere ¹ ) , Militärlehrer und Militärzöglinge und die auf einem Schiff der Marine angestellten Personen.

Die

Militärgerichte waren die Korps- , Divisions- , Gouvernementsoder

Garnison-

und die

Regiments- (Bataillons- ) Gerichte

und bestanden aus den mit der Militärgerichtsbarkeit versehenen Befehlshabern des Truppenteils (Gerichtsherren) und den zur Fübrung der Untersuchung ihnen beigeordneten Korps- , Divisions-, Gouvernements- und Garnisonauditeuren bzw. bei den Regimentern den untersuchungführenden Offizieren. Die Regimentsgerichte hatten die niedere, die Garnisongerichte die höhere und niedere und die Korpsund Divisionsgerichte die höhere Gerichtsbarkeit auszuüben.

Vor

die höhere Gerichtsbarkeit gehörten alle Strafsachen gegen Offiziere und obere Militärbeamte und gewisse mit einer härteren Strafe bedrohte Strafsachen der Unteroffiziere und Gemeinen . Die Militärgerichte waren

als Untersuchungs-

und

als Spruchgerichte tätig.

Sie waren nicht ständig, sondern für die einzelnen Fälle durch den Gerichtsherrn gebildet.

Die

Untersuchungsgerichte bestanden in

den zur höheren Gerichtsbarkeit gehörigen Sachen aus dem Auditeur und einem oder zwei zur Untersuchung kommandierten Offizieren, in den zur niedern Gerichtsbarkeit gehörigen Sachen aus dem Auditeur oder untersuchungführenden Offizier und einem Leutnant. Die Spruchgerichte waren Kriegs- oder Standgerichte, je nachdem die Straffälle zur höheren oder niederen Gerichtsbarkeit gehörten. Sie wurden von dem Gerichtsherrn angeordnet und aus fünf Richterklassen in verschiedener Rangordnung je nach dem Grade des Angeschuldigten zusammengesetzt. In Strafsachen gegen Militärbeamte hatten nicht die Kriegs- und Standgerichte, sondern die sogenannten Instanzengerichte zu erkennen.

Sie bestanden, wenn die Sache zur

1) Infolge Reichsgesetzes vom 3. Mai 1890 sind die verabschiedeten Offiziere der Militärgerichtsbarkeit nicht mehr unterworfen.

469

Das Militärwesen .

höheren Gerichtsbarkeit gehörte, je nach dem Range des Angeschuldigten aus einem General oder Stabsoffizier als Vorsitzenden, einem Stabsoffizier oder Hauptmann,

zwei Auditeuren und einem oberen

Militärbeamten, gehörte die Sache zur niederen Gerichtsbarkeit, aus einem Hauptmann oder Rittmeister als Vorsitzenden, einem Leutnant, zwei Militärunterbeamten oder Unteroffizieren und dem Auditeur oder untersuchungführenden Offizier. Das Erkenntnis zweiter Instanz erfolgte durch das Generalauditoriat. Durch die Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1898 ist auch die Organisation der Gerichte geändert. Die Militärstrafgerichtsbarkeit wird durch die Gerichtsherren und durch die erkennenden Gerichte ausgeübt. Erstere sind die Befehlshaber, welchen die niedere oder höhere Gerichtsbarkeit zusteht. Die niedere steht den Regimentskommandeuren zu und den Kommandeuren eines selbständigen Bataillons, eines Landwehrbezirks, kleiner Festungen, den Kommandeuren einer Matrosen- oder Werftdivision und eines selbständigen Bataillons oder einer Abteilung der Marine, die höhere Gerichtsbarkeit ist den Kommandierenden Generalen und Admiralen, den Divisionskommandeuren, den Gouverneuren und Kommandanten grosser Festungen und den Chefs einer heimischen Marinestation beigelegt.

Den Gerichtsherren der niederen Gerichtsbarkeit stehen

Gerichtsoffiziere zur Seite , denen der höheren wird die erforderliche Zahl von richterlichen Militärjustizbeamten zugeordnet. Die erkennenden Gerichte für die niedere Gerichtsbarkeit sind die Standgerichte, welche aus einem Stabsoffizier als Vorsitzenden,

einem

Hauptmann oder Rittmeister oder Kapitänleutnant und einem Oberleutnant oder Leutnant zur See bestehen. Für die höhere Gerichtsbarkeit

und

als Berufungsgerichte

sind

zuständig die

Kriegs-

gerichte, die Oberkriegsgerichte und das Reichsmilitärgericht. Die Kriegsgerichte bestehen aus fünf Richtern, einem Kriegsgerichtsrat und vier Offizieren oder, falls Todesstrafe oder Freiheitsstrafe von mehr als sechs Monaten nach der Annahme des Gerichtsherrn zu erwarten, aus zwei Kriegsgerichtsräten und drei Offizieren. Die Offizierrichter sind mit Rücksicht auf den Rang des Angeklagten zu bestimmen. Die Oberkriegsgerichte werden bei den Generalkommandos und bei dem Oberkommando der Marine gebildet und bestehen aus sieben Richtern, zwei Oberkriegsgerichtsräten und fünf Offizieren. Das Militärkirchenwesen.

Die in der Rheinprovinz ein-

geführte Militärseelsorge gründete sich auf das unterm 28. März 1811

470

IV, 17.

ergangene Militärkirchenreglement.

Bei den gemischten Brigaden ,

den späteren Divisionen, wurden Militärprediger angestellt, die unter Aufsicht des Konsistoriums und der Superintendenten standen, zu deren Kirchenkreisen die Garnisonorte gehörten ¹).

Die unter dem

12. Februar 1832 erlassene Militärkirchenordnung schuf die dauernde Einrichtung der Feldpropste 2).

Als unmittelbare Vorgesetzte der

Militärgeistlichen wurde ein evangelischer und ein katholischer Feldpropst bestellt.

Bei dem 8. Armeekorps steht ein evangelischer und

ein katholischer Militäroberpfarrer.

Der erstere nimmt der

Militärgeistlichkeit seines Armeekorps gegenüber die Stellung eines Superintendenten ein. Er hat Sitz und Stimme im Konsistorium. Die den Militäroberpfarrern unterstellten Geistlichen sind die Divisionspfarrer an den Sitzen der Divisionskommandeure, in grösseren Orten und Festungen die Garnisonprediger und in kleinen Garnisonen die Zivilgeistlichen, denen die Militärseelsorge übertragen ist. Landwehrbezirke und Bezirkskommandos. Die Ergänzung des stehenden Heeres erfolgte auf Grund des Gesetzes vom 3. September 1814 nach der Anweisung vom 30. Juni 1817 ) durch die Kreisersatzkommissionen und die Departements ersatzkommissionen . Die Kreisersatzkommissionen bestanden von militärischer Seite aus dem Kommandeur des Landwehrbataillons

im

Kreise und je einem Offizier der Infanterie und Kavallerie, vom Zivil aus dem Kreislandrat, zwei ländlichen und zwei städtischen Grundbesitzern.

Die Departementsersatzkommissionen setzten sich

zusammen vom Militär aus dem Landwehrinspekteur, aus je einem Offizier der Landwehr, der Infanterie, Kavallerie, Artillerie und des Pionierkorps, vom Zivil aus dem Militärdepartementsrat der Regierung, aus einem von sämtlichen Kreisen der Provinz gewählten gemeinschaftlichen Vorstand des platten Landes und einem von sämtlichen Städten der Provinz gewählten Vorstand jeder Kommission trat ein Arzt hinzu.

der Städte.

Za

Auch die heutige Einrichtung der Ersatzbehörden lehnt sich an die Einteilung des Reichsgebietes in Militärbezirke, also an die Armeekorpsbezirke, an. Jeder Armeekorpsbezirk bildet einen besonderen Ersatzbezirk . Jeder Ersatzbezirk zerfällt in Brigade1) St.-A. Koblenz, Abt. 402, Nr. 313. 2) Ein Feldpropst hatte auch bei der Besatzungsarmee în Frankreich gestanden. Seine Tätigkeit hatte mit dem Jahre 1819 aufgehört. Abt. 402, Nr. 313. 3) St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 492.

471

Das Militärwesen .

bezirke , jeder der letzteren besteht aus einer Anzahl von Landwehrbezirken , früher Landwehrbataillonsbezirke genannt.

Der

Landwehrbezirk zerfällt in mehrere Aushebungsbezirke .

Die

mit den ständigen Geschäften der Heeresergänzung betrauten Behörden sind : a) für den Aushebungsbezirk die Ersatzkommission , bestehend aus dem Landwehrbezirkskommandeur und einem Verwaltungsbeamten des Bezirkes oder einem besonders zu diesem Zwecke bestellten bürgerlichen Mitgliede ; b) für den Brigadebezirk die Oberersatzkommission , bestehend aus einem Brigadekommandeur und waltungsbeamten ;

einem

höheren Ver-

c) für den Armeekorpsbezirk der Kommandierende General in Gemeinschaft mit dem Chef einer Provinzial- oder Landesbehörde. Zur Entscheidung über gewisse Fragen, namentlich Befreiungen und Zurückstellungen, treten den obigen ständigen Mitgliedern der Ersatz- und Oberersatzkommissionen andere Mitglieder hinzu, welche aus den Bezirkseingesessenen von Kommunal- oder Landesvertretungen gewählt oder von den Landesverwaltungsbehörden ernannt werden. Die Rheinprovinz ist durch die deutsche Webrordnung nach der Bekanntmachung vom 22. Juli 1901 in 30 Landwehrbezirke eingeteilt und zwar : Im Bereiche des 7. Armeekorps : 1.

Der Bezirk

der 27. Infanteriebrigade in die Landwehr-

bezirke Barmen, Elberfeld , Lennep, Düsseldorf und Solingen mit den Aushebungsbezirken Barmen ; Stadt Elberfeld und Kreis Mettmann ;

Stadt Remscheid und Kreis Lennep ;

Stadt- und Landkreis

Düsseldorf; Stadt- und Landkreis Solingen. 2.

Der Bezirk der 28. Infanteriebrigade in die Landwehr-

bezirke Krefeld ,

Geldern, Wesel,

Essen I , Essen II

und Mülheim

a. d. Ruhr mit den Aushebungsbezirken Stadt- und Landkreis Krefeld ; Kreise Kleve, Mörs und Geldern ;

Kreise Rees und Ruhrort ;

Stadt Essen und Bürgermeistereien Altendorf,

Rellinghausen und

Rüttenscheid ; Landkreis Essen mit Ausschluss jener Bürgermeiste reien ; Städte Duisburg und Oberhausen und Landkreis Mülheim a. d. Ruhr.

Im Bereiche des 8. Armeekorps : 3.

Der Bezirk

der

29. Infanteriebrigade in die Landwehr-

bezirke Aachen, Montjoie, Jülich und Rheydt mit den Aushebungs-

472

IV, 17.

bezirken Stadt- und Landkreis Aachen ; Schleiden und Malmedy ;

Kreise Jülich,

Kreise Montjoie,

Eupen,

Düren und Geilenkirchen ;

Kreise Erkelenz, Heinsberg, Kempen, Gladbach und Stadt MünchenGladbach. 4.

Der Bezirk der 30. Infanteriebrigade

in die Landwehr-

bezirke Neuss, Köln, Deutz, Siegburg und Bonn mit den Aushebungsbezirken Kreise Neuss, Landkreis Köln ;

Grevenbroich und Bergheim ;

Stadt-

Stadt- und

und Landkreis Mülheim a. Rhein,

Kreise

Wipperfürth und Gummersbach ; Siegkreis und Kreis Waldbroel ; Stadt- und Landkreis Bonn und Kreise Euskirchen und Rheinbach. 5. Der Bezirk der 31. Infanteriebrigade in die Landwehrbezirke Neuwied und Andernach mit den Aushebungsbezirken der Kreise Neuwied und Altenkirchen ; Adenau und Ahrweiler. 6.

Der Bezirk der

der Kreise Mayen,

Kochem,

80. Infanteriebrigade in die Landwehr-

bezirke Koblenz und Kreuznach mit den Aushebungsbezirken Stadtund Landkreis Koblenz und Kreis Sankt Goar ; Kreise Kreuznach, Meisenheim , Simmern und Zell. 7.

Der Bezirk der

bezirke Sankt Wendel,

32. Infanteriebrigade in die Landwehr-

Sankt Johann,

Saarlouis,

Trier I,

Trier II

mit den Aushebungsbezirken Kreise Sankt Wendel, Ottweiler und Fürstentum Birkenfeld ; Kreis Saarbrücken ; Kreise Saarlouis und Merzig ; Stadt- und Landkreis Trier,

Kreise Saarburg

und Bern-

kastel ; Kreise Bitburg, Prüm, Daun und Wittlich . Im Bereiche des

18. Armeekorps gehört der Landwehrbezirk

Wetzlar und in ihm der Aushebungsbezirk Wetzlar zur 42. Infanteriebrigade. Aus Anlass der Ergänzung zum Reichshaushaltsetat 1912 und der Einrichtung des 21. Armeekorps in Saarbrücken haben in der obigen Zugehörigkeit und Einteilung Veränderungen stattgefunden . Die Landwehrbezirke Saarbrücken-Sankt Johann, Kreuznach und Sankt Wendel sind dem 21. Armeekorps, der Landwehrbezirk Saarlouis mit den Aushebungsbezirken der Kreise Saarlouis, Merzig und dem ihm

zugelegten Kreise Saarburg dem

wiesen worden.

16. Armeekorps über-

Demnach gehört heute die Rheinprovinz zu den

Bereichen des 7. , 8. , 16. , 18. und 21. Armeekorps. Die Bezirkskommandos. Die Kommandeure

der

vor-

genannten Landwehrbezirke leiten ausser dem Ersatzgeschäft die Kontrolle der Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes, die Einberufung und Gestellung bei der Mobilmachung und bei

473

Das Militärwesen .

Übungen, sowie die Aufbewahrung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke der im Bezirk aufzustellenden Landwehr- oder Reservebataillone.

Die Landwehrbezirke gliedern sich für das Kontroll-

geschäft in Kontrollbezirke mit Hauptmeldeämtern (an den Sitzen der Bezirkskommandos) und Meldeämtern , denen Bezirksoffiziere und Kontrolloffiziere vorgesetzt sind .

In der Rheinprovinz bildet der

Landwehrbezirk in der Regel nur einen Kontrolibezirk und hat demnach nur ein Hauptmeldeamt am Sitze des Bezirkskommandos .

Eine

Ausnahme machen nur die Landwehrbezirke Solingen mit einem Meldeamt in Opladen, Montjoie mit einem Meldeamt in Kall, Jülich mit einem Meldeamt in Düren und

dem Kompagniebezirk Geilen-

kirchen, Deutz mit dem Kompagniebezirk Gummersbach, Andernach mit dem Kompagniebezirk Kochem, Kreuznach mit dem Kompagniebezirk Zell, Sankt Wendel mit den Meldeämtern Birkenfeld und Neunkirchen, Trier II mit dem Meldeamt Prüm, sämtlich neben den Hauptmeldeämtern an den Sitzen der Bezirkskommandos. In Düsseldorf und Köln sind je zwei Hauptmeldeämter und die Kontrollbezirke des Landwehrbezirkes Geldern sind die Meldeämter Kleve und Mörs und die Kompagniebezirke Geldern und Xanten. Die Gendarmerie . vinzen erst

Die Vorgängerin der in den Rheinpro-

im Jahre 1821

eingeführten

militärisch

organisierten

preussischen Gendarmerie war die sogenannte Gouvernementsmiliz. Vor der Besitznahme des Landes bestand zu französischer Zeit für jedes Departement

eine Kompagnie Gendarmerie, deren

Stärke nach der Grösse und der Einwohnerzahl des Departements verschieden war. Diese Gendarmerie verliess zum grössten Teile beim Einrücken der Truppen der Verbündeten gleichzeitig mit den französischen Oberbeamten das Land . Es machte sich daher sehr bald das Bedürfnis nach Errichtung einer neuen bewaffneten Macht zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung dringend fühlbar.

Aus diesem Anlass und zur Durchführung der obrigkeit-

lichen Befehle haben die Generalgouverneure Gruner und Sack, jener für das Generalgouvernement des Mittelrheins, dieser für das des Niederrheins,

durch Verordnungen vom 18. Februar¹ )

bzw. vom

24. März 1814 ) eine Gouvernementsmiliz eingerichtet. 1) Öffentliches Blatt für die Verordnungen des Gen.-Gouv. des Mittelrheins Nr. 11. 2) Journal des Niederrheins 1814 Nr. 8 der Verordnungen. Mit der Gouvernementsmiliz ist nicht zu verwechseln die Bürgermiliz, die Sack damals gleichfalls und zwar durch Verordnung vom 6. April 1814

474

IV, 18. Die Gouvernementsmiliz war in Geschwader eingeteilt.

Für

die Departements Roer, Nieder-Maas und Ourthe waren zusammen drei Geschwader eingerichtet. Beim Übergang eines Teiles des Generalgouvernements vom Mittelrhein an das vom Niederrhein wurde das für das Rhein-Mosel- Departement von Gruner eingerichtete Geschwader der niederrheinischen Gouvernementsmiliz einverleibt und im Wälderdepartement ein neues Geschwader begründet.

Nach Ab-

tretung des grössten Teiles des Wälderdepartements an Belgien entliess der Generalgouverneur Sack die belgischen Untertanen, welche im 4. Geschwader dienten, und ersetzte sie durch die Abteilung der Landgendarmerie, welche sich als von der Landesadministration in Kreuznach eingerichtet ¹ ) in dem an das Generalgouvernement vom Nieder- und Mittelrhein abgetretenen Teile des Saardepartements vorfand . Jedes Geschwader bestand aus etwa 106 Fussgängern und 50 Reitern

und

wurde von einem Hauptmann,

einem Premier- und einem Sekondeleutnant und der nötigen Zahl Unteroffiziere befehligt 2) . Über den Dienst der Gouvernementsmiliz hatte Sack unterm 6. April 1814 eine Verorduung und unterm 18. April Dienstgesetze erlassen ) . Danach standen die Geschwader unter einem allein dem Generalgouverneur unterstellten Oberbrigadier in Aachen ), der zugleich verpflichtet wurde, die Anweisungen der Kommandierenden Generale zu befolgen, den Anforderungen der Gouvernementskommissare nachzukommen und auf Ersuchen der Kreisdirektoren und Ortsbehörden Hilfe zu leisten .

Die Hauptleute der Geschwader er-

hielten ihre Befehle zwar nur vom Oberbrigadier,

waren aber auf

Erfordern und Ersuchen der übrigen Behörden gleichfalls, wie auch die übrigen Offiziere, einzutreten verpflichtet. In der Regel sollte in jedem Departement sich ein Geschwader befinden und die Mannschaft nach dem Bedth fnis in den Städten und auf dem Lande verteilt werden.

Der Sitz des Stabes und einer grösseren Anzahl von

Mannschaften war Aachen, der des Hauptmanns in der Regel in

errichtete. Ebenda Nr. 20 der Verordnungen. Die Bürgermiliz ist nach der Organisation der Landwehr und des Landsturms und zumal nach Einrichtung der Gendarmerie eingegangen. St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 517. 1) Lottner, Sammlung der Gesetze Bd. 1 S. 289. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 528. 3) Ebenda Abt. 401 Nr. 534. 4) Als solcher wurde von Sack Heyder-Bruckner angestellt.

475

Das Militärwesen.

der Hauptstadt des Departements, also am Sitze des Gouvernementskommissars. Um ein Einbürgern und Schliessen von Verbindungen zu verhindern, fand in vorgeschriebenen Zeiten ein Wechsel der Standorte statt. Die Gouvernementsmiliz hatte auch eine

beschränkte eigene

Gerichtsbarkeit, zu deren Wahrnehmung in der Regel ein Auditeur im Nebenamte bestellt wurde. Sie erstreckte sich aber nur auf Verbrechen und Vergehen, welche auf die militärische Dienstpflicht und Disziplin Bezug hatten. Alle übrigen Verbrechen und auch Amtsvergehen gehörten vor die ordentlichen Gerichte ¹). Als ein unter bürgerlicher Autorität eingerichtetes Polizeiinstitut zur Vollziehung der gerichtlichen,

verwaltungsrechtlichen und rein

polizeilichen Befehle eingerichtet, hat sich die Gouvernementsmiliz nach dem Urteil der Behörden durchaus bewährt. In der kurz vor Einrichtung der Regierungen in Köln am 15. April 1816 abgehaltenen Präsidialberatung wurde daher beschlossen , die Miliz beizubehalten und die aus etwa 500 Mann bestehenden fünf Geschwader verhältnismässig auf die sechs Regierungsbezirke

zu

verteilen.

Der Ober-

brigadier sollte seinen Sitz in Köln nehmen, die fünf Hauptleute in den übrigen Regierungshauptstädten 2).

Schon vorher hatte man die

Frage der Auflösung der Miliz erwogen.

Mit Ausnahme des Ober-

1 ) In einer durch einen Sonderfall veranlassten allgemeinen Verordnung hat der im Jahre 1816 einige Zeit mit der einstweiligen Oberverwaltung der Justiz in den Rheinprovinzen beauftragte Regierungspräsident von Reiman " unterm 31. August 1816 das ausdrücklich festgestellt und dabei weiter bemerkt : „ Die Offiziere der Gendarmerie, worunter auch die Unteroffiziere begriffen sind, stehen aber ausserdem als Beamte der gerichtlichen Behörde und als Hilfsbeamte der Staatsprokuratoren in einem engeren Dienstverhältnis zu der gerichtlichen Behörde. Sie sind in dieser Beziehung gleich allen übrigen Beamten der gerichtlichen Polizei der Aufsicht des Generalstaatsprokurators des Appellationshofes untergeordnet. Überhaupt ist die Gendarmerie wesentlich ein der Verwaltungs- und gerichtlichen Behörde beigeordnetes Polizeiinstitut, was in dieser Beziehung den Ministerien der Justiz, des Innern und der Polizei untergeordnet ist und nur in Ansehung seiner militärischen Haltung und Disziplin von dem Kriegsministerio ressortiert. Dies ist nach den in den rheinischen Provinzen bestehenden Gesetzen und Verfassungen das Verhältniss der Gendarmerie, was im innigsten Zusammenhange mit dem System der Verwaltung und gerichtlichen Polizei steht und ohe Störung der darauf gegründeten Ordnung nicht verletzt werden darf". St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 534. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 528 und 74.

476

IV, 18. Das Militärwesen .

präsidenten Grafen Solms ¹ ) haben sich die Regierungen,

auch der

Oberpräsident von Ingersleben, in ihren Berichten an den Staatskanzler zunächst für die Beibehaltung ausgesprochen.

Das ist dann

auch geschehen. An die Stelle des Generalgouvernements traten aber nach einem Erlass des Polizeiministers vom 2. November 1816 binsichtlich des Polizeidienstes die Regierungen . Infolge des Gesetzes vom 30. Dezember, 1820 wurde mit Ende Februar 1821

die

rheinische Gouvernementsmiliz

zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit,

aufgehoben

und

Ruhe und Ordnung eine

für den ganzen Staat gleichförmig gestaltete Gendarmerie eingeführt. Über ihre Dienstpflichten und Dienstverhältnisse erging gleichzeitig die Dienstanweisung vom 30. Dezember 1820 ). Danach ist die Gendarmerie in Rücksicht auf Ökonomie, Disziplin, Ausbildung für den Zivildienst und innere Verfassung militärisch organisiert und unter dem Oberbefehle des Chefs der Landgendarmerie dem Kriegsministerium , in Ansehung ihrer Wirksamkeit und Dienstleistung aber den Zivilpolizeibehörden, dem Ministerium des Innern, den Regierungen und besonders den Landräten, denen sie zugeteilt sind, unterstellt. Als Beamte des Polizei- und Sicherheitsdienstes sind die Gendarmen Gerichte.

auch Hilfsbeamte

der Staatsanwaltschaft und der

Auch die Ortspolizeibehörden können die Gendarmen zur

Hilfeleistung

heranziehen.

Neben der Landgendarmerie bestand

früher ) als eine besondere Abteilung von ihr eine Grenzgendarmerie, welche zur Aufrechterhaltung der Zoll- und Steuergesetze und zur Verhütung der Unterschleife bestimmt,

ebenfalls dem Gendarmerie-

kommandeur untergeordnet war, im übrigen jedoch unter dem Finanzminister und den ihm untergebenen Zivilbehörden stand . Diese

1 ) Solms nahm Anstoss daran, dass die Mannschaft vielfach französisch sei und in französischen Formen organisiert, überdies unbeliebt, weil sie an die früheren französischen Gewalttätigkeiten erinnere . Abt. 401 , Nr. 528. Auch ein Bericht über die Verwaltung des Grossherzogtums Niederrhein vom Juli 1818 bezeichnete die Miliz als nach französischer Verfassung eingerichtet. Sie habe aber Vorzüge vor der Gendarmerie in den alten Provinzen, die zugleich Militärversorgungsanstalt sei und daher zum Teil aus zu alten Personen bestehe. Auch sei hier der Dienst weniger beschränkt und der Nutzen für den Staat sei nicht zu verkennen, wenn jedem mit öffentlicher Gewalt betrauten Beamten die Befugnis gegeben sei, die Hilfe der Miliz zu verlangen und diese auf seine Verantwortung ihm Hilfe leisten müsse. Abt. 402 Nr. 85, Bl . 163. 2) Ges.-S. 1821 , S. 1 und 10 . 3) Nach § 20 des Gesetzes vom 30. Dezember 1820.

477

IV, 19. Die Postverwaltung.

Grenzgendarmerie wurde bereits durch Kabinettsorder vom 14. No vember 1826 wieder aufgehoben ¹). Das Gendarmeriekorps gliedert sich in Brigaden.

Bei der Ein-

richtung bestand die Gendarmerie den Armeekorps und Provinzen entsprechend aus acht Brigaden. Jeder Brigade steht ein Brigadier vor. Dem Brigadier der achten Gendarmeriebrigade für die Rheinprovinz, mit dem Sitze in Koblenz, unterstehen sieben, ihre Bezirke selbständig verwaltende Distriktskommandeure in Aachen, Düsseldorf, Essen, Koblenz , Köln , Krefeld und Saarbrücken. Vom 1. Januar 1869 ab war übrigens der Kreis Wetzlar der leichteren Aufsicht der dortigen Gendarmen wegen der 11. Gendarmeriebrigade und im besonderen dem Bezirk Wiesbaden zugeteilt worden 2.)

19.

Die Postverwaltung.

Nur in den preussischen Landesteilen am Niederrhein war die Post eine eigene landesherrliche Einrichtung.

Das Postwesen in den

übrigen vormaligen Staaten der heutigen Rheinprovinz aber stand unter der Thurn und Taxisschen Reichspostverwaltung. Infolge des Luneviller Friedens im Jahre 1801 war die Thurn und Taxissche Reichspostverwaltung auf dem linken Rheinufer durch dessen Abtretung an Frankreich beseitigt und das fürstliche Haus durch den Reichsdeputationshauptschluss

vom 25. Februar

1803

für

diesen

Verlust entschädigt worden. Als die verbündeten Mächte das fran zösische Rheinland zurückerobert und dort die Übergangsverwaltung eingerichtet hatten,

kam sofort der „ Generaldirektor der Fürstlich

Thurn und Taxisschen Lehnsposten ", Freiherr von Vrints-Berberich, beim Freiherrn vom Stein als Generalintendanten der in Besitz genommenen Länder unterm 8. Januar 1814 darum ein, dass dem fürstlichen Hause die Verwaltung der Posten auf dem linken Rheinufer zugestanden werden möchte. Stein befürwortete in einem Antrage an Hardenberg dringend die sofortige Einrichtung des Postwesens ³).

So wurde die Leitung des Postwesens in jenen Gebieten

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 2045. 2) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 2041. 3) Geh. St.-A. Berlin, Rep. 74, 0 II Nr. 3.

478

IV, 19.

einstweilen und bis zu ihrer Überweisung an die künftigen Landesherren dem Fürsten von Thurn und Taxis mit der Bedingung übertragen, zwei Dritteile des Reinertrages an die Verwaltungskasse der verbündeten Mächte nach Frankfurt am Main abzuführen ¹). Der Leiter dieser zwischenzeitlichen Postverwaltung war der Fürstlich Thurn und Taxissche Oberpostamtsdirektor v. Groote zu Kendenich in Köln und ihm übergeordnet die Fürstliche Generalpostdirektion in Frankfurt a. M. Mit dem

1. Juli 1816

übernahm die

preussische Regierung

selbst die Verwaltung des Postwesens in den neuerworbenen Landesteilen auf der linken Rheinseite, wodurch die Thurn und Taxissche Verwaltung dem mit ihr getroffenen zeitlichen Abkommen gemäss von selbst aufhörte. Dagegen bestand diese Verwaltung von den Zeiten des alten Reiches her noch zu Recht in den auf der rechten Rheinseite belegenen und von Preussen neuerworbenen Landesteilen, im Grossherzogtum Berg, in Wetzlar und in den nassauischen Gebietsteilen 2). Zum Zwecke der Erwerbung dieser Rechte schloss Preussen mit dem Fürsten von Thurn und Taxis unterm 4. Juni 1816 einen Vertrag, in dem dieser dem Rechte der Ausübung des Postregals in jenen rechtsrheinischen Gebieten entsagte. Preussen übernahm die Taxisschen Beamten und den Ausstattungsbestand, die Befugnisse und Verpflichtungen, und entschädigte den Fürsten für die Abtretung des Postregals gemäss dem Artikel 17 der Deutschen Bundesakte, und zwar durch eine Abfindung in Gütern in der Provinz Posen, die zu einer Standesherrschaft unter dem Namen Fürstentum Krotoschin erhoben wurden. Auch in den erst später

mit

der Rheinprovinz

vereinigten

preussischen Erwerbungen, im Fürstentum Lichtenberg und im Oberamte Meisenheim, war das Postwesen durch Thurn und Taxis verwaltet worden.

In Lichtenberg übte die Thurn und Taxissche Post-

verwaltung auf Grund des Erbpostlehnvertrages mit Sachsen-Koburg vom 4. November 1827 das Postregal aus und in Sankt Wendel bestand eine Taxissche Postanstalt. Der Vertrag war aber für Lichtenberg nur für die Dauer seiner Vereinigung mit dem Herzogtum Koburg abgeschlossen worden . Als daher Preussen das Fürstentum

1 ) Stephan, Geschichte der Preussischen Post, Berlin 1859, S. 428. 2) Hier galten die Bergische Postordnung vom 25. Februar 1809, die Reichspostordnung vom 28. November 1768 und die Nassauische Postordnung vom 10. März 1807.

479

Die Postverwaltung.

durch den Staatsvertrag vom 31. Mai 1834 erworben hatte, zog die Taxissche Verwaltung ihr Postamt am 1. November 1834 ein und es trat in Sankt Wendel eine preussische Postexpedition in Wirksamkeit. Im Oberamtsbezirk Meisenheim gelangten die Taxisschen Postgerechtsame durch den mit dem Fürsten von Thurn und Taxis abgeschlossenen Staatsvertrag vom 28. Januar 1867 an Preussen . Endlich hat Preussen auch die Postverwaltung im oldenbur Auch dort war sie gischen Fürstentum Birkenfeld übernommen. infolge

eines Vertrages

der

oldenburgischen

Regierung mit dem

Fürsten von Thurn und Taxis vom 4. August 1817 an diesen übertragen worden. Der Vertrag lief nach einer Verlängerung im Jahre 1837 ab und wurde nicht erneuert; weil das Gebiet überall von preussischen Postanlagen umgeben war. Demnach hat Oldenburg in jenem Jahre die Verwaltung des Postregals in Birkenfeld vertragsmässig auf Preussen übertragen . Mit dem

1. Juli 1816

übernahm das Königlich Preussische

Generalpostamt in Berlin durch eine Bekanntmachung vom 8. Juli die Verwaltung des Postwesens in der Rheinprovinz , traf sofort die Einrichtungen zur Beförderung Paketen und setzte

die

von Personen,

Briefen,

preussischen Postgesetze,

Geld

und

namentlich die

Postordnung vom 26. November 1782, in Kraft ¹) . Zu jener Zeit war die preussische Postverwaltung durch die Verordnungen vom 16. Dezember 1808 und 27. Oktober 1810 in der Weise geregelt, dass das Generalpostamt unter dem Generalpostmeister dem Ministerium des Innern zugewiesen war. Diese Verbindung ist aber schon durch eine Kabinettsorder vom 3. Juni 1814 aufgehoben und die Postverwaltung dem Generalpostmeister allein Da untergeordnet worden unter Oberleitung des Staatskanzlers . nach Hardenbergs Tode die Stelle des Staatskanzlers unbesetzt blieb, wurde die Postverwaltung unter dem Generalpostmeister von Nagler ganz selbständig und stand unmittelbar unter dem Könige . Dem Generalpostamte unterstanden, und zwar unmittelbar, die Postämter in den Provinzen mit den ihnen rechnungsmässig untergeordneten

1) Koblenzer Amtsblatt 1816, S. 198. Mylius, N. C. C. VII , 1726. In Betracht kommt ferner die Verordnung vom 12. Juni 1804 zur Berichtigung und Erläuterung der Vorschriften des Allgemeinen Landrechts über Postregal und Postzwang. Mylius N. C. C. IX Nr. 27. Zur Vorbereitung der Einrichtungsmassnahmen war ein „ Postorganisationskommissar" aus Berlin , Chasté, nach den Rheinlanden entsandt worden.

480

IV, 19.

Postanstalten (Postwärterämtern und Briefsammlungen). Die Bezeichnung Oberpostamt für einige Postämter mit grösserem Geschäftsumfange war lediglich ein Titel und bedeutete zunächst keine Überordnung oder Provinzialinstanz für die übrigen Postämter. Man hat bei den Reformen des Jahres 1808 eine solche zu schaffen versucht, indem man den Regierungen die polizeiliche Aufsicht über das Postwesen beizulegen beabsichtigte. wirklicht worden.

Die Absicht ist

aber nicht ver-

Dagegen wurde insofern eine Art Provinzialinstanz

hergestellt, als den Oberpräsidenten durch die Dienstanweisung vom 23. Oktober 1817 eine Befugnis zur Untersuchung von Beschwerden gegen die Postverwaltung übertragen worden ist. Und vom Jahre 1825 an wurde dann durch einen Erlass des Generalpostmeisters vom 30. Dezember 1824 den Direktoren der Oberpostämter auch wirklich eine gewisse, aber sehr beschränkte Überordnung beigelegt, insofern sie angewiesen wurden, sich von der Dienstführung in der Provinz in Kenntnis zu erhalten und alle Mängel und Unachtsamkeiten im Dienste zur weiteren Veranlassung anzuzeigen und in dringenden Fällen

namens des Generalpostmeisters

einzuschreiten.

Zu diesem Zwecke wurden den Oberpostdirektoren in der Rheinprovinz bestimmte Bezirke Aachen der

zugewiesen :

Regierungsbezirk Aachen,

dem Oberpostdirektor in dem

Oberpostdirektor in

Koblenz die Regierungsbezirke Koblenz und Trier, dem Oberpostdirektor in Köln der Regierungsbezirk Köln und vom Düsseldorfer Regierungsbezirk Hückeswagen, Opladen,

die Postanstalten

Kronenberg,

Remscheid,

in

Langenfeld,

Ronsdorf,

Barmen, Lennep,

Solingen,

Born,

Elberfeld,

Lüttringhausen,

Strasserkoff, Wermels-

kirchen und Wupperfeld und eine Anzahl zum Regierungsbezirk Arnsberg gehöriger Postanstalten, dem Oberpostdirektor in Düsseldorf der Regierungsbezirk Düsseldorf mit Ausnahme der an Köln gewiesenen Postanstalten ¹). Die bei der ersten Einrichtung ernannten Oberpostdirektoren waren in Aachen Freiherr von Haysdorff, brecher, in Koblenz Mittag,

in Düsseldorf Mauren-

in Köln von Groote zu Kendenich 2).

Bei der Einführung der preussischen Postverwaltung in der Rheinprovinz wurden durch die 77 Königlich Preussische zur Organisation der Posten in den Rheinprovinzen ernannte Kommission " Postämter mit Direktoren an der Spitze in folgenden Städten ein-

1 ) St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 2568. 2) Staatshandbuch 1818.

481

Die Postverwaltung.

gerichtet : Aachen (mit 8 untergeordneten Postanstalten, d. h . Postwärterämtern, Briefsammlungen und Stationen), Bonn (6), Düsseldorf (5),

Duisburg (6),

Elberfeld

(5),

Emmerich (6),

Eupen ( 1 ) ,

Geldern (2), Jülich (0) , Kleve (3), Koblenz ( 14) , Köln (7) , Krefeld (5) , Kreuznach (7 ) , Lennep (7), Mörs ( 3), Mülheim a. Rh. ( 1 ) , Mülheim a. d . Ruhr ( 2) , Neuss ( 1 ) , Neuwied (4 ), Rees ( 0) , Saarbrücken ( 2) , Saarlouis (0) , Solingen ( 0) , Trier ( 14) , Wesel (4), Wetzlar (0) and Xanten (0 ) ¹ ) .

Die Anstalten zu Aachen,

Köln hiessen Oberpostämter.

Düsseldorf, Koblenz und

Die Postämter zu Mörs, Neuss , Rees

und Xanten wurden später aufgehoben, dagegen neue zu Barmen , München- Gladbach und Prüm eingerichtet. Eine Neuordnung des Postwesens, die durch eine 1822 eingesetzte Kommission vorbereitet werden sollte, ist damals nicht erreicht worden.

Den Plan Hardenbergs,

für jede Provinz eine

Oberpostdirektion mit Verwaltungsbefugnissen einzurichten, hatte die Kommission abgelehnt. Der zum Generalpostmeister ernannte Geheime Staatsrat von Nagler hat den Hardenbergschen Plan gleichfalls nicht übernommen . Er beschränkte seine Verbesserungen auf den innern Dienst ; die äussere Verfassung und die Leitung von Sämtliche Postämter, einer einzigen Stelle aus behielt er bei. einige grössere, mit dem wenig bedeutenden Namen Oberpostämter, und die sogenannten Postverwaltungen blieben gleichmässig und unmittelbar dem Generalpostamte unterstellt.

Nur bezüglich der

Rechnunglegung und Betriebsaufsicht wurde jedem Postamte eine Anzahl von Postanstalten geringeren Umfangs (Postexpeditionen, Briefsammlungen,

Posthaltereien) zugeordnet.

Die Aufsicht über

die Postämter und die übrigen Postanstalten führten als Kommissare des Generalpostamtes die Postinspektoren, welche für sieben, zuletzt zehn Aufsichtsbezirke bestellt waren. Aber auch sie übten keine selbständige Verwaltungsbefugnis aus . Die Folge dieser Verfassung war eine

immer stärkere Be-

lastung der obersten Behörde mit kleinlichen Verwaltungsgeschäften , die ihrer Beschaffenheit nach aus der Nähe ebenso sicher, jedenfalls kürzer und einfacher erledigt werden konnten. Als der Postverkehr, namentlich seit Entstehen der Eisenbahnen, wuchs, waren die Kräfte der Zentralpostverwaltung so in Anspruch genommen, dass sie schon durch die Wahrnehmung der laufenden Verwaltung

1) Nach Matthias, Darstellung des Postwesens in den Preussischen Staaten, Bd. 3, Berlin 1817, S. 231 ff. 31 Bär , Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

482

IV, 19.

erschöpft wurden und eine schaffende Tätigkeit nicht mehr entfaltet werden konnte¹). Nach

dem

Tode

Naglers

entwarf der

Generalpostdirektor

Schmtickert den Plan einer Neuordnung, der sich auf der Hardenbergschen Grundlage aufbaute und die Bewilligung des StaatsDas Postwesen wurde dem 1848 gebildeten ministeriums fand. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zugeteilt und für jeden Regierungsbezirk

eine Oberpostdirektion ein-

gerichtet, der sämtliche Postanstalten des Bezirkes gleichmässig Dem Vorsteher einer Oberpostdirektion untergeordnet wurden²). wurden im allgemeinen zugewiesen ein Bureauvorsteher (Postrat) , der den Oberpostdirektor zu vertreten hatte, ein Postinspektor, ein Postkassenkontrolleur und die nötige Anzahl von Büreaubeamten. Die rechtskundige Beratung wurde dem Justitiar der Regierung übertragen. Die bei jeder Oberpostdirektion eingerichtete Bezirkspostkasse bestand aus einem Rendanten, der den Oberpostdirektor als Vorstand des Ortspostamtes vertrat, aus einem Buchhalter und einem Kassierer, der zugleich die Kassengeschäfte der Ortspostanstalt besorgen musste. Über das Rechtsverhältnis des Publikums zur Post wurde das Gesetz vom 5. Juni 1852 erlassen ³) . Mit dem In Aachen,

1. Januar 1850 trat die neue Ordnung ins Leben.

Düsseldorf,

Koblenz,

Köln und Trier wurden Ober-

postdirektionen eingerichtet und in ihren Bezirken Postämter erster und zweifer Klasse mit Postdirektoren und Postmeistern an der Spitze und überdies in geeigneten kleineren Orten Postexpeditionen erster und zweiter Klasse, deren Vorsteher Postexpedienten bezw. Postexpediteure genannt, kündbar angestellte Beamte, die letzteren vielfach Ortseinwohner waren, welche die Postgeschäfte als Nebenberuf betrieben. Postämter waren :

Die erstmalig eingerichteten

Im Bezirk der Oberpostdirektion zu Aachen das Postamt 1. Kl. in Aachen, die Postämter 2. Kl. in Düren , Eupen und Jülich ; im Düsseldorfer Bezirk die P.-Ä. 1. Kl. zu Düsseldorf, Barmen, Elberfeld, Emmerich, Krefeld und Wesel , die P.-Ä. 2. Kl . zu Duisburg, Essen,

Kleve,

Lennep,

Mülheim a. d. Ruhr,

München-Gladbach,

Neuss und Rheydt ; im Bezirk Koblenz die P. Ä. 1. Kl . zu Koblenz ,

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 2568. 2) Allerh. Erlass vom 19. September 1849, Ges.-S. 1850, S. 299. 3) Ges.-S. 1852, S. 345.

Die Postverwaltung.

483

Kreuznach und Wetzlar, das P.-A. 2. Kl. zu Neuwied ; im Bezirk Köln die P.-Ä. 1. Kl .

zu

Bonn und

Köln ,

das P.-A. 2. Kl. zu

Deutz ; im Bezirk Trier die P.-Ä. 1. Kl . zu Saarbrücken und Trier und die P.-Ä. 2. Kl . zu Birkenfeld und Saarlouis. Im Laufe der folgenden beiden Jahrzehnte sind die Postanstalten verändert und vermehrt worden. Im Aachener Bezirk wurde ein Eisenbahnpostamt in Aachen und ein Postamt 2. Klasse in Montjoie errichtet. reichen Düsseldorfer

Eine grössere Veränderung fand im gewerbeEssen, Lennep , Mülheim, Bezirk statt.

München-Gladbach und Rheydt wurden Postämter erster Klasse, in Solingen wurde ein solches neu errichtet und Geldern, Oberhausen , Remscheid und Ruhrort erhielten Postämter zweiter Klasse . AusserIm dem wurde in Oberhausen ein Eisenbahnpostamt eröffnet. Koblenzer Bezirk wurde Neuwied zur ersten Klasse befördert. Kölner Bezirk sind in Mülheim am Rhein

Im

ein Postamt zweiter

Klasse und in Deutz und Köln Eisenbahnpostämter und im Bezirk Trier ein Eisenbahnpostamt in Trier errichtet worden. Diese Eisenbahnpostämter sind Anstalten, denen ausschliesslich die in den Eisenbahnzügen fahrenden Postämter, also die auf den Schienen mitlaufenden Postwagen (Bahnposten benannt), unterstellt sind . Sie haben sich also nur mit der Beförderung und Leitung der Postsendungen in den Eisenbahnzügen zu befassen, ohne mit dem Publikum in unmittelbare Beziehung zu treten. Die fahrenden Postämter wurden 1849 bei ihrer ersten Einrichtung „ Postspeditionsbureaus " , seit 1856 „ Eisenbahnpostbureaus " und erst seit 1875 mit der heutigen Benennung „ Bahnposten " bezeichnet. Dementsprechend hiessen die die Aufsicht über sie führenden Anstalten nacheinander „ Post- Speditions-Ämter" , ,,Bahnpostämter " ¹) . Die Gründung Reichsgründung

des

haben

„Eisenbahnpostämter“

Norddeutschen

die Verfassung

Bundes des

und

dann

Postwesens

in

und

die den

Provinzen insofern beeinflusst, als die obere Leitung des Post- und Telegraphenwesens als Bundes- und dann als Reichssache erklärt wurde.

Demnach sind seitdem die bei den Verwaltungsbehörden

der Post und Telegraphie erforderlichen oberen Beamten (Oberpostdirektoren, Räte und Oberinspektoren ) und die zur Wahr-

1 ) Über Zeit und Art der Einrichtung der Bahnpostämter handelt ausführlich Meissner, Zur Geschichte des Kaiserlichen Bahnpostamts 10 in Köln und des Bahnpostwesens im allgemeinen, Bonn (1902).

484

nehmung

IV, 19. des

Aufsichtsdienstes

in

den

einzelnen

Bezirken

als

Organe der genannten Behörden tätigen Post- und Telegraphenbeamten (Inspektoren, Kontrolleure) vom Bundespräsidium und dann vom Kaiser ernannt worden. Dagegen werden die Beamten für den örtlichen und techrischen Betrieb von den Landesregierungen angestellt. Die Verwaltung wurde vom 1. Januar 1868 ab unter Leitung des Bundeskanzlers vom ,,Generalpostamt des Norddeutschen Bundes " und von der „Generaldirektion der Telegraphen des Norddeutschen Bundes" geführt, denen die Oberpostdirektionen nebst sämtlichen Postanstalten bezw. die Obertelegrapheninspektionen später mit der Amtsbezeichnung Telegraphendirektionen, nebst den Telegraphenstationen unterstellt waren. Die Ämter als solche erhielten die Eigenschaft von Bundes- und später Reichsbehörden ¹ ) . Mit dem 1. Januar 1876 wurde die Verwaltung des Post- und Reichskanzleramt getrennt und dem Telegraphenwesens vom Generalpostmeister

übertragen,

unter

dessen

Leitung

die

Post-

angelegenheiten vom Generalpostamt, die Telegraphensachen vom Generaltelegraphenamt bearbeitet werden sollten. In den Bezirken aber traten an die Stelle der bisherigen Oberpostdirektionen und Telegraphendirektionen einheitliche Reichsbehörden mit der Amtsbezeichnung „ Oberpostdirektionen " , die mit den ihnen untergebenen Stellen ( Postämter,

Telegraphenämter,

Postagenturen) in

Angelegenheiten der Postverwaltung dem Generalpostamt, in Angelegenheiten der Telegraphenverwaltung dem Generaltelegraphenamt zunächst untergeordnet wurden " ). Beide obersten Behörden wurden im Jahre 1880 zum Reichspostamt zusammengezogen und dem Generalpostmeister der Titel eines Staatssekretärs beigelegt ³). Vom 1. Januar 1871 an bis zum 31. Dezember 1875 bestanden für die Rheinprovinz die Oberpostdirektionen zu Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier und die Telegraphendirektionen zu Köln und Frankfurt a. M. Der Regierungsbezirk Aachen gehörte in dieser Zeit zum Oberpostdirektionsbezirke Köln .

Mit dem 1. Januar

1876 wurden als einheitliche Oberpostdirektionen,

also für Post-

und Telegraphenwesen, solche zu Aachen, Düsseldorf, Koblenz , Köln und Trier für die gleichnamigen Regierungsbezirke eingerichtet 1 ) Präsidialerlass vom 18. Dezember 1867. B - Ges.-Bl . S. 328 ; Gesetz über das Postwesen des Norddeutschen Bundes vom 2. November 1867. B.-Ges.-Bl. S. 61. 2) Verordn. vom 22. Dez. 1875 , R. G. Bl. S. 879. 3) Allerh . Erlass vom 33. Februar 1880. R. G. Bl. S. 25.

485

Die Postverwaltung. und

Dur

der

Kreis

Wetzlar

war

Frankfurt a. M. zugewiesen worden .

der

Oberpostdirektion

in

Bei der Neuordnung im Jahre

1876 gab es in der Provinz 49 Postämter 1. Klasse unter Leitung Königlicher Postdirektoren. um etwa

140 v. H.

Diese Zahl ist inzwischen um 66, also

vermehrt worden,

und

die Zahl der unter

Telegraphendirektoren stehenden Telegraphenämter hat sich gar um 300 v. H. erweitert. Die dem Post-, Telegraphen- und Fernsprechwesen dienenden, den Kaiserlichen Oberpostdirektionen unterstellten Verkehrsanstalten scheiden sich heute nach Art und Umfang des Betriebes in Postämter erster, zweiter und dritter Klasse, Postagenturen und Hilfsstellen. Die Vorsteher der Ämter, Postdirektoren, Postmeister, Postverwalter, sind Königliche Beamte.

Die Postagenturen werden

von Postagenten im Nebenamt verwaltet.

Als Hilfsanlagen für den

Landbestelldienst und den Telegraphenverkehr erhalten kleine Orte Hilfsstellen, die gleichfalls von Ortseingesessenen nebenamtlich versehen werden.

Zu den Postämtern

Bahnpostämter,

die die

1. Klasse gehören auch die

Beförderung

und Bearbeitung

der Post-

sendungen in den Zügen auf den ihnen zugewiesenen Eisenbahnstrecken zu besorgen haben. Und für den Telegraphen- und Fernsprechdienst bestehen in Orten mit grossem Geschäftsumfange besondere Telegraphen- und Fernsprechämter. ämter sind in Köln vier, gerichtet.

Solcher Bahnpost-

in Aachen und Oberhausen je eins ein-

Und die Telegraphen- und Fernsprechämter sind in der

Rheinprovinz in steigender Entwickelung auf 19 gestiegen .

An

den übrigen Orten ist der Telegraphen- und Fernsprechbetrieb mit den übrigen Postanstalten verbunden. Die Grundlagen für die Regelung der Beziehungen der Post zum Verkehr bilden das Reichspostgesetz vom 28. Oktober 1871¹) , das Reichsgesetz über das Telegraphenwesen vom 6. April 1892 *) , die Postordnung vom 20. März 1900 %) ,

die Telegraphenordnung

vom 13. August 1880 ) und die Fernsprechgebührenordnung vom 20. Dezember 18995) .

Die Personenbeförderung, einst eine wichtige

Aufgabe der Post , ist durch den Ausbau der Eisenbahnverbindungen fast vollkommen ausgeschaltet worden. 1) 2) 3) 4) 5)

R. R. Z. Z. R

Es blieben der Post von

G. Bl. 1871 , S. 347. G. Bl. 1892, S. 467. Bl. f. d. Deutsche Reich 1900. Bl. f. d. Deutsche Reich 1880, S. 560. G. Bl. 1899, S. 711.

486

IV, 19.

ihrem alten Betriebe zunächst lediglich der Brief , Paket- und Geldverkehr. In immer steigendem Masse ist dann das Telegraphenund Fernsprechwesen hinzugetreten . zur Einschränkung

des

Barverkehrs

Und die Geldversendung bat und

zur Erleichterung

der

Zahlungen eine neue Regelung durch die seit dem 1. Januar 1909 erfolgte Einführung erfahren .

der Post-Überweisungs- und Scheckverkehrs

Für diesen Zweck ist für das Gebiet der Rheinprovinz

und die beiden Oberpostdirektionsbezirke Dortmund und Münster das Postscheckamt in Köln errichtet worden. Schon vorher ist übrigens die Postverwaltung als bedeutendste und geeignetste Verkehrsanstalt zu einigen, ihrem Betriebe an sich ganz fernliegenden

Geschäften

der

Wohlfahrtspflege,

der

Alters-

und

Invaliditätsversicherung und der Unfallversicherung durch den Beitragsmarkenvertrieb und durch die

Auszahlung von Renten und

Entschädigungsgeldern herangezogen werden. Die Anzahl der heutigen, am Ausgang des Jahres 1914 bestehenden Postanstalten in der Rheinprovinz ergibt sich aus folgender Zusammenstellung . Es bestehen im Oberpostdirektionsbezirk Aachen 10 Postämter 1. Klasse, 1 Telegraphenamt 1. Klasse, 9 Postämter 2. Klasse, 4 selbständige Stadtpostanstalten, 48 Postämter 3. Klasse, 165 Postagenturen, 146 Post- und 207 Telegraphenhilfsstellen .

Im

Oberpostdirektionsbezirk

Düsseldorf

57

Postämter

1. Klasse , 13 Telegraphenämter 1. Klasse, 28 Postämter 2. Klasse, 134 Postämter 3. Klasse,

164 Postagenturen,

und 84 Telegraphenhilfsstellen ;

ausserdem 1

183 Posthilfsstellen Stadtfernsprechamt,

1 Bahnpostamt, 3 selbständige nichtetatsmässige Stadtpostanstalten und 44 nichtselbständige Postanstalten (Zweigstellen anderer Postanstalten) . Im Oberpostdirektionsbezirk Koblenz 11 Postämter 1. Klasse, 1 Telegraphenamt 1. Klasse, 11 Postämter 2. Klasse, 70 Postämter 3. Klasse, 217 Postagenturen, 312 Posthilfsstellen mit Telegraphenbetrieb,

28

Posthilfsstellen

ohne

Telegraphenbetrieb,

343

Tele-

graphenhilfsstellen. Im Oberpostdirektionsbezirk Köln 23 Postämter 1. Klasse, 15 Postämter 2. Klasse, 71 Postämter 3. Klasse, 200 Postagenturen , 366 Posthilfsstellen, darunter 187 mit Telegraphenbetrieb, 36 Telegraphenhilfsstellen, ferner 1 Postscheckamt, 4 Bahnpostämter, 2 Telegraphenämter, 1 Fernsprechamt, 8 selbständige Postanstalten

Die Postverwaltung.

487

und 14 nichtselbständige Stadtpostanstalten als Zweigstellen anderer Anstalten. Im Oberpostdirektionsbezirk

Trier 13 Postämter

1. Klasse,

2 Telegraphenämter 1. Klasse, 14 Postämter 2. Klasse, 63 Postämter 3. Klasse, 245 Postagenturen, 767 Post- und Telegraphenhilfsstellen . Im Kreise Wetzlar des Oberpostdirektionsbezirkes Frankfurt ein Postamt 1. Klasse, 3 Postämter 3. Klasse, 20 Postagenturen, 45 Posthilfsstellen und 7 Telegraphenhilfsstellen . Die Gesamtzahl der rheinischen Postanstalten démnach am Ende des Jahrts 1914 auf 4216. die Neueinrichtung des Postwesens

mit

dem

beläuft sich

Zu der Zeit,

als

1. Januar 1850 ins

Leben trat, bestanden im preussischen Staate 236 Postämter, darunter 2 Hofpostämter und 12 Oberpostämter, 62 sogenannte Postverwaltungen und 1404 Postexpeditionen, im ganzen also 1702 Postanstalten¹ ) . zehnten

Welch ein Aufstieg des Verkehrs in sechs Jahr-

in der einen Rheinprovinz bestehen heute zwei und ein halb

mal soviel Postanstalten als um die Mitte des vorigen Jahrhunderts im ganzen preussischen Staate. Die Namen der rheinischen Oberpostdirektoren und die Zeit ihrer Diensttätigkeit gibt folgende Übersicht : Bezirk Aachen : zur Hosen 1850-1952 ; Giessel 1852 ; Hasse 1853-1870 ; Richter 1876-1879 ;

Deininger 1880-1886 ;

Clavel

1887-1888 ; zur Linde 1888-1902 ; Pfähler 1903-1911 ; Gunsenheimer 1911-1912 ; Büscher 1912— Bezirk Düsseldorf :

Friedrich 1850-1879 ; Lehmann 1879-

1884 ; Köhne 1884-1894 ; Deyl 1894-1900 ; Granzow 1900-1901 ; Grosskopf 1901-1910 ; Senger 1910-1916 ; Sönsken 1916— Bezirk Koblenz : Windmüller 1850-1861 ; Handtmann 18611881 ; Allstädt 1881-1886 ; Schwerd 1886-1896 ; Tasche 18961900 ; Rebbock 1900-1902 ; Rehan 1902Bezirk Köln : Waldeyer 1850-1863 ;

Eickholt 1863-1883 ;

Heinss 1883-1889 ; Fabricius 1889-1891 ; Wagener 1891-1898 ; Landbeck 1898-1903 ; Kriesche 1903-1912 ; Gunsenheimer 1912— Bezirk Trier:

Giessel 1850-1852 ;

Rosshirt 1867-1875 ; Halke 1884-1886 ; Gentzsch 1912-

Meyer 1852-1867 ;

Schwerd 1876-1879 ; Theusner

1886-1903 ;

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 2568.

Dr.

Kühne 1879-1884 ; Klihm

1904-1912 ;

488

IV, 20.

20.

Die Eisenbahnverwaltung .

Den Bau und Betrieb von Eisenbahnen hat der preussische Staat zunächst den sich bildenden Eisenbahngesellschaften überlassen, trotzdem die bedeutenden Männer der rheinischen Kaufmannswelt und der rheinische Provinziallandtag einer selbständigen Teilnahme des Staates an diesen Verkehrsunternehmungen das Wort redeten. Immerhin hat der Staat von Anfang an die Rechte und Pflichten der sich bildenden Gesellschaften durch das noch heute geltende Eisenbahngesetz vom 3. November 1838 geregelt ¹ ) . Zu den Pflichten gehörten zwei wichtige Bestimmungen : die unentgeltliche Beförderung der Postsachen als Folge der Aufgabe eines Teiles des Postder staatliche Vorbehalt, monopols und — in weiser Voraussicht die Bahnen nach einem bestimmten Zeitablaufe gegen Entschädigung zu erwerben . Dann aber hat der Staat schon nach dem Bau der ersten Bahnen in der Erkenntnis ihrer Bedeutung die Eisenbahnunternehmungen durch Hergabe von Mitteln , durch Zinsgewähr und Darlehne nnd Übernahme von Aktien gefördert und schliesslich auch selbst gebaut oder die Bauausführung und auch die Verwaltung und den Betrieb von Privatbahnen übernommen . Die zuerst eröffnete Eisenbahn in der Rheinprovinz war die von Düsseldorf nach Elberfeld . In der Zeit von 1838 bis 1841 wurde sie streckenweise dem Verkehr übergeben.

Es folgten 1841

die Strecken

1845 bis

Köln--Aachen,

1844

Köln - Bonn,

1847

Köln -Düsseldorf-Duisburg- Minden, 1847 und 1848 die BergischMärkische Eisenbahn. Diese , die Bergisch- Märkische, die Rheinische und die Köln - Mindener Eisenbahngesellschaft waren die damaligen grössten Unternehmungen ) . Der Betrieb der BergischMärkischen Eisenbahn wurde schon 1850 vom Staate übernommen und zum Zwecke ihrer Verwaltung am 15. Oktober 1850 die Königliche Bergisch-Märkische Eisenbahndirektion in Elberfeld eröffnet.

Die erste eigene Bautätigkeit in der Provinz entwickelte

der Staat durch die Einsetzung der „ Königlichen Kommission für den Bau der Saarbrücker Bahn " im Jahre 1847. Eine ebensolche Königliche Kommission wurde 1853 auch in Köln eingesetzt, nach1) Ges.-S. 1838, S. 505. 2) Über die Geschichte dieser und der anderen rheinischen Eisenbahnunternehmungen 8. v. Mayer, Geschichte und Geographie der deutschen Eisenbahnen, Bd. 1 , Berlin 1891 .

Die Eisenbahnverwaltung.

489

dem der Staat den Bau einer Eisenbahn von Köln über Neuss nach Krefeld durch einen Vertrag vom 28. September 1853 übernommen hatte. Als im Jahre 1856 die Strecke an das Rheinische Eisenbahnunternehmen

überging, wurde

die Kommission in Köln

auf-

gelöst. Der gewaltige Aufschwung der Industrie und des Handels in

den siebziger Jahren hatte bewirkt, dass am Ende dieses Jahrzehnts in der Rheinprovinz ein ausgedehntes Bahnnetz bestand, von einer ganzen Anzahl von Gesellschaften gegründet, unter der Verwaltung der Staatsbahndirektion in Saarbrücken , der Direktion der BergischMärkischen Eisenbahn zu Elberfeld und der Direktion der KölnMindener und der Rheinischen Eisenbahngesellschaft zu Köln. Die Gesellschaften standen in starkem Wettbewerb gegeneinander. Dem Wettbewerb entsprangen ihre Massnahmen in Tarifen und Verkehrsbestimmungen, nicht dem Verkehrsbedürfnis. Die unhaltbaren Zustände nötigten zur Verstaatlichung, wenn anders die Eisenbahnen als Vermittler des öffentlichen Verkehrs lediglich dem Gemeinwohl dienen sollten. Die Möglichkeit der Verstaatlichung war durch das Eisenbahngesetz bereits festgelegt und später bei allen den Bahnunternehmungen gewährten Unterstützungen durch besondere Bedingungen vorbereitet. In den Jahren 1879 bis 1883 wurden namentlich die KölnMindener Bahn ( 1879) , die Rheinische Eisenbahn ( 1880) , die BergischMärkische ( 1882), die Rhein- Nahebahn ( 1883 ) verstaatlicht. Nur ein kleiner Bruchteil Privatbahnen ist heute noch in der Rheinprovinz vorhanden.

Der Verstaatlichung folgte ein umfangreicher

Bau neuer Bahnen aus rein wirtschaftlichen Gründen, namentlich sogenannter Nebenbahnen in der Eifel, auf dem Hunsrück und Westerwald und im Sauerland ; überdies Ausgestaltung und Vervollkommnung aller Anlagen und Einrichtungen durch Geleisvermehrung, Über- und Unterführungen, Verbesserung des Oberbaues, Verlegung und Vergrösserung der Bahnhöfe ¹ ).

Die Verwaltung der Eisenbahnangelegenheiten war anfänglich dem Finanzministerium, seit 1848 dem neuen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten unterstellt und in beiden Ministerien bis 1851 mit der Verwaltung des öffentlichen Bauwesens vereinigt.

1) Drilling, Die Eisenbahnen in : Heimat- und Wirtschaftskunde für Rheinland und Westfalen, her. von Brandt und Most I. S. 577 ff.

490

IV, 20.

Die Vergrösserung des Umfanges der Geschäfte, besonders seit dem Bau von Staatsbahnen, machte dann die Errichtung einer besonderen Nach Schaffung eines eigenen Abteilung im Ministerium nötig. Ministeriums für Handel und Gewerbe verblieb das Eisenbahnwesen 1878 dem Ministerium für Öffentliche Arbeiten.

Vom Finanzministerium wurden zunächst dem Eisenbahngesetz gemäss Kommissare für die unter Beteiligung des Staates ausgeführten Eisenbahnen ernannt. Solche Kommissare waren seit 1846 der Landrat a. D. von Möller für die Köln-Mindener, Düsseldorf- Aachener, hausen-Weseler

Ruhrort- Krefelder,

Aachen-Maastrichter und OberEisenbahngesellschaften ; der Regierungspräsident

von Raumer in Köln für die Bonn- Kölner, der Regierungspräsident Freiherr von Spiegel in Düsseldorf für die Düsseldorf-Elberfelder , der Regierungsrat Freiherr von Mirbach in Düsseldorf für die BergischMärkische und Prinz Wilhelm-Eisenbahn und der Regierungspräsident von Wedel in Aachen für die Rheinische Eisenbahn .

Als dann im

Ministerium eine besondere Abteilung für die Verwaltung der Eisenbahnangelegenheiten eingerichtet worden war, wurden ihr als eigene Organe die Eisenbahnkommissariate und die Eisenbahndirektionen unterstellt. Die Eisenbahnkommissariate waren lediglich Fortbildungen der bisherigen Einzelkommissare durch Zuordnung mit dem EisenSie wurden einbahnwesen vertrauter technischer Kommissare. gerichtet zur Ausübung des Aufsichtsrechtes des Staates über die Privatbahnen auf Grund des Gesetzes vom 3. November 1838. Im besonderen hatten sie die Rechte des Staates gegenüber den Eisenbahngesellschaften und die Interessen der Eisenbahnbauunternehmungen als gemeinnütziger Anstalten und auch die Interessen des die Eisenbahnen benutzenden Publikums zu wahren. Die Wahrung der Rechte des Publikums gegenüber den Eisenbahngesellschaften Ein solches Eisenbahnkommissariat verblieb den Regierungen ¹) . wurde damals in Köln errichtet und der Vorsitz dem dortigen Regierungspräsidenten von Möller übertragen, dem der Regierungsund Baurat Hübener zugeordnet war. Infolge Erlasses vom 7. Dezember 1870 wurde es nach Koblenz verlegt ) . Mit dem 15. August 1880 ist es zufolge eines Königlichen Erlasses vom 16. Juli 1880

1 ) Ministerialbekanntmachung vom 24. November 1848, Trierer Amtsblatt 1848, S. 395. 2) Ges. S. 1870, S. 654.

491

Die Eisenbahnverwaltung.

aufgelöst worden . Die Geschäfte gingen an das Eisenbahnkommissariat in Berlin über. Als dieses durch Erlass vom 15. Dezember 1894 aufgelöst wurde, ist die Wahrnehmung des staatlichen Aufsichtsrechtes den Präsidenten der Königlichen Eisenbahndirektionen übertragen worden. Die Eisenbahndirektionen hatten die ihnen zugewiesenen Bahnstrecken sowohl bezüglich des Betriebes, als auch bezüglich

der Aufsicht und Einrichtung,

und zwar sowohl die Staatsbahnen wie die unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, zu verwalten. Die Errichtung von Eisenbahndirektionen in der Rheinprovinz folgte dem Entwickelungsgange des Eisenbahnwesens in seinem Verhältnisse zum Staate, Demgemäss wurde als erste durch Allerhöchsten Erlass vom 4. März 1850 die „ Königliche Direktion der AachenDüsseldorf- Ruhrorter Eisenbahn" als eine gemeinsame Behörde in Aachen eingesetzt behufs des Fortbaues, der Verwaltung und des Betriebes der Aachen- Düsseldorfer und der Ruhrort- KrefeldKreis Gladbacher Eisenbahn ¹ ) .

Die Behörde wurde aufgelöst, nach-

dem die genannten Strecken mit dem Jahre 1866 an die BergischMärkische Eisenbahngesellschaft käuflich überlassen worden waren. Verwaltung und Betrieb gingen an die Direktion in Elberfeld über. Nachdem die Übernahme der Verwaltung der Bergisch-Märkischen Eisenbahn durch den Staat erfolgt war, höchsten Erlass

vom

14.

September

1850

wurde durch Aller-

die Einrichtung

der

„Königlichen Direktion der Bergisch - Märkischen Eisenbahn " genehmigt .

Die Behörde trat mit dem 15. Oktober in

Elberfeld in Tätigkeit. Als Direktor wurde das technische Mitglied des Eisenbahnkommissariats in Köln , Regierungs- und Baurat Hübener, beauftragt 2). Diese , seit 1854 als Königliche Eisenbahndirektion in Elberfeld bezeichnete Behörde hat in der damaligen Verfassung bis zum 1. April 1895 bestanden. Zum Bau der Saarbrücker Staatsbahn war durch Erlass vom 28. November 1847 eine „ Kommission für den Bau der Saarbrücker Eisenbahn " eingesetzt worden .

Sie wurde nach Fertig-

stellung des Baues durch Kabinettsorder vom 22. Mai 1852 aufgelöst und zur Verwaltung und Leitung des Betriebes eine neue Behörde unter der

Firma „ Königliche Direktion der Saar-

1) Ges.-S. 1850, S. 291 . 2 ) Trierer Amtsblatt 1850, S. 291 .

492

IV, 20.

Sie ist am brücker Eisenbahn" in Saarbrücken eingerichtet. Zum Vorstande waren der 15. September 1852 eröffnet worden. Eisenbahndirektor Hähner und als Mitglied und Justitiar der Landrat Rennen ernannt ¹) . Die infolge der Kabinettsorder vom 1. Juli 18592) vom 1. August 1859 an als Königliche Eisenbahndirektion in Saarbrücken bezeichnete Behörde ist durch Allerhöchsten Erlass vom 21. Februar 1880 mit dem 1. April 1880 aufgelöst und ihr Verwaltungsbezirk mit dem der Eisenbahndirektion zu Frankfurt a. M. vereinigt worden ³). Als letzte in der Zeit des älteren Eisenbahnwesens ist zum Zwecke der staatlichen Verwaltung der Rhein- Nahe-Eisenbahn die „ Königliche Kreuznach

Direktion der Rhein - Nahe - Eisenbahn in Zum Vorim Jahre 1856 eingesetzt worden " ).

sitzenden wurde der Landrat Dittmer, zum bautechnischen Mitgliede der Eisenbahnbauinspektor Cuno ernannt 5).

Diese Direktion hat nur

wenige Jahre bestanden und bei ihrer Auflösung am 1. August 1859 dem Königlichen Erlasse vom 1. Juli 1859 gemäss ihre Rechte und Geschäfte

an die

Königliche

Eisenbahndirektion

in Saarbrücken

abgegeben ") . Der Geschäftsumfang der Eisenbahndirektion in Elberfeld , die das Bergisch-Märkische Eisenbahnunternehmen verwaltete, war mit der Zeit erheblich vergrössert worden . Die Gesellschaft hatte andere Betriebe übernommen. Die Düsseldorf-Elberfelder Gesellschaft war schon 1856 mit ihr verschmolzen worden ?).

Verwaltung und Be-

trieb der Prinz- Wilhelm Eisenbahn (Steele-Vohwinkel) war ihr gleichfalls übertragen 8). Der Erwerb der Aachen- Düsseldorfer und der Ruhrort-Krefeld - Kreis Gladbacher Eisenbahnen im Jahre 1864 ist oben schon erwähnt worden.

Dazu kamen die in Bau befindlichen

Zweigstrecken und die gepachteten Bahnstrecken. dieser umfangreichen

Verwaltung

wurden

für

Zur Bewältigung die

Direktion in

Elberfeld, übrigens in Übereinstimmung mit den Massnahmen in anderen Teilen des Staates , Eisenbahnkommissionen eingerichtet .

1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)

Trierer Amtsblatt, 1852, S. 374. Ges.-S. 1859, S. 356. Ges.-S. 1880, S. 49. Allerh. Erlass vom 4. September 1856, Ges.-S. S. 804. Koblenzer Amtsblatt 1856, S. 361 .. Ges.-S. 1859, S. 356. Ges. S. 1857 , S. 475. Ges.-S. 1854, S. 108 .

493

Die Eisenbahnverwaltung .

Sie hatten als Abteilung der Direktion alle Geschäfte der laufenden Bau- und Betriebsverwaltung ihres Bezirkes zu erledigen, insbesondere über sämtliche Beschwerden und Entschädigungsansprüche aus dem Personen- und Güterverkehr zu entscheiden. Solche der Eisenbahndirektion in Elberfeld unterstellte Eisenbahnkommissionen wurden in Aachen, Düsseldorf, Essen , Altena und Kassel durch Königlichen Erlass vom 25. September 1872 eröffnet¹ ) . Die Eisenbahnkommissionen haben bis zum Jahre 1880 bestanden .

Durch Erlass vom

21. Februar 1880 wurden sie vom 1. April 1880 an aufgehoben und an ihrer Stelle eingerichtet,

die

" Königliche Eisenbahnbetriebsämter “ gleichfalls den Eisenbahndirektionen unterstellt

waren und zwar der zu Elberfeld

die Betriebsämter zu Aachen,

Düsseldorf, Essen, Hagen, Kassel und Altena und der Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M. wurden die neuen Betriebsämter zu Saarbrücken und Trier angeschlossen 2) . Mit dem Jahre 1879 begannen rheinischen Eisenbahnunternehmungen .

die

Verstaatlichungen der

Durch das Gesetz vom 20. Dezember 1879 war das KölnMindener Eisenbahnunternehmen auf den Staat übergegangen.

Zu

seiner Verwaltung wurde durch Erlass vom 29. Dezember 1879 eine Behörde in Köln unter der Firma „ Königliche Direktion der Köln - Mindener Eisenbahn " eingesetzt ³) . Dem Erwerb der Köln-Mindener Bahn folgte im Jahre darauf die Erwerbung des grossen Rheinischen Eisenbahnunternehmens und infolge Erlasses vom 25. Februar 1880 die Einrichtung der Königlichen Direktion der Rheinischen Eisenbahn in Köln ). Die Direktionen bestanden aus drei Abteilungen :

1. für Etats- und Rechnungswesen,

Justiziariat und allgemeine Verwaltungssachen ; 2. für Betriebs- und Verkehrswesen ;

3. für Bau- und Werkstättenverwaltung.

Bei der

Rheinischen Eisenbahndirektion bestand noch eine vierte Abteilung für die Leitung der Neubauten.

Der Beamtenstand der drei Direk-

tionen setzte sich zusammen aus einem Eisenbahndirektionspräsidenten , drei bis vier Abteilungsdirigenten, sechs bis zehn Mitgliedern und einer grossen Zahl von technischen und Verwaltungsbeamten . Ein Jahr später hat dann der Königliche Erlass vom 23. Februar 1881 1) 2) 3) 4)

die Staatseisenbahnbezirke abgeändert und allgemein

Ges.-S. Ges.-S. Ges.-S. Ges.-S.

1872, 1880, 1880 , 1880 ,

S. S. S. S.

627. 49. 1. 86.

494

IV, 20.

die Errichtung von Betriebsämtern für die in den Besitz des Staates übergegangenen Privateisenbahnunternehmungen angeordnet ¹ ) .

Die

Änderung der Bezirke hatte das Ziel , die Staatsbahn- und vom Staate verwalteten Privatbahnstrecken mit den durch die Gesetze vom 20. Dezember 1879 und 14. Februar 1880 in Verwaltung und Betrieb des Staates übergegangenen bisherigen Privateisenbahnunternehmungen der Köln Mindener und der Rheinischen Eisenbahngesellschaft zu einer gemeinsamen Verwaltung zu vereinigen . Zu dem Zwecke bestimmte der Erlass, dass die im Jahre zuvor eingesetzten Königlichen Direktionen der Köln-Mindener und der Rheinischen Eisenbahn vom 1. April 1881 ab die Firma „ Königliche Eisenbahndirektion ( rechtsrheinische ) zu Köln" und Königliche Eisenbahndirektion ( linksrheinische ) zu Köln “ führen sollten. Der ersteren wurden als Verwaltungsbezirk überwiesen die 11 Strecken des Köln-Mindener- Eisenbahnunternehmens, die vier Staatsbahn- und vom Staate verwalteten Privatbahnstrecken Emden - Münster- Hamm- Soest, Dortmund - Sterkrade, DortmundWelver und Münster - Gronau - Landesgrenze und ausserdem 10 Strecken des Rheinischen Eisenbahnunternehmens. Die Direktion (linksrheinisch) zu Köln erhielt als Verwaltungsbezirk die übrigen 17 Strecken des Rheinischen Eisenbahnunternehmens und die Staatsbahn- und vom Staate verwalteten Privatbahnstrecken KoblenzTrier -Perl - Landesgrenze, Konz,

Trier - Konz,

Wasserbillig - Karthaus,

Karthaus-

Konz - Saarbrücken - Neunkirchen - Landes-

grenze, Saarbrücken - Saargemünd, Saarbrücken - Scheid - Landesgrenze, Saarbrücken - Kamphausen - Neunkirchen und Bingerbrück— Neunkirchen 2). Dadurch waren die am 1. April 1880 mit dem Eisenbahndirektionsbezirk Frankfurt a. M. vereinigten Strecken der Betriebsämter Saarbrücken und Trier von jenem Direktionsbezirk wieder getrennt und der linksrheinischen Eisenbahndirektion überwiesen worden . Ausserdem wurden in den Bezirken der beiden Direktionen in Köln ebenso wie im Jahre vorher für die Elberfelder Eisenbahndirektion neue Eisenbahnbetriebsämter errichtet und zwar im Bezirke der rechtsrheinischen Eisenbahndirektion solche zu Münster, Essen, Düsseldorf, Wesel und Köln und im Bezirke der linksrheinischen Eisenbahndirektion solche zu Koblenz,

Köln und

1) Ges.-S. 1881 , S. 34. 2) Die genauen Angaben finden sich auf der Anlage zum Erlass Ges.-S. 1881 , S. 38 und 39.

1

495

Die Eisenbahnverwaltung. Krefeld.

Die Eisenbahnbetriebsämter hatten für die ihnen über-

tragenen Geschäfte innerhalb ihrer streckenweise abgegrenzten Verwaltungsbezirke alle Befugnisse und Pflichten öffentlicher Behörden. Ihnen lag nach Massgabe der durch den Erlass vom 24. November 1879 genehmigten Einrichtung der Staatseisenbahnverwaltung die Erledigung der Geschäfte der laufenden Bau- und Betriebsverwaltung ob. Sie vertraten den Staat auch ohne besonderen Auftrag durch ihre Rechtshandlungen, Verträge, Rechtsstreite und Vergleiche .

Sie

übten die Bahnpolizeiverwaltung aus und entschieden über Beschwerden und Entschädigungsansprüche aus dem Personen- , Gepäck- und Güterverkehr. Beschwerden über ihre Anordnungen gingen an die übergeordnete Direktion.

Die Betriebsämter bestanden aus

einem Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor Hilfsarbeitern amten.

und

den nötigen technischen

als Direktor, und

einigen

Verwaltungsbe-

Im Laufe der folgenden Jahre traten bezüglich der Eisenbahnbetriebsämter einige Änderungen ein. Das Betriebsamt zu Aachen mit den seinen Bezirk bildenden linksrheinischen Strecken des Bergisch-Märkischen Eisenbahnunternehmens wurde vom 1. April 1883 an mit dem Bezirk Köln (linksrheinisch) vereinigt. Im Jahre 1885 wurde ein neues Betriebsamt zu Neuwied errichtet und der rechts, rheinischen Eisenbahndirektion in Köln unterstellt ¹ ) .

Und das zum

Elberfelder Bezirk gehörige Betriebsamt Essen wurde mit dem an demselben Ort befindlichen Betriebsamt der Direktion Köln (rechtsrheinisch) am 1. April 1890 vereinigt 2) . Die obige Gliederung der Eisenbahnbehörden und ihre Geschäftsverteilung beruhte auf der durch den landesherrlichen Erlass

vom 24. November 1879 genehmigten „Organisation der Verwaltung der Staatseisenbahnen und der vom Staate verwalteten Privatbahnen " ³). Diese Behördenverfassung wurde durch den Erlass betreffend die Umgestaltung der Eisenbahnbehörden vom 15. Dezember 1894 aufgehoben und an ihrer Stelle vom 1. April 1895 an eine neue „ Verwaltungsordnung für die Staatseisenbahnen " eingeführt ). Die bisherigen Eisenbahndirektionen und Eisenbahnbetriebsämter wurden aufgelöst und neue Eisenbahn direktionen eingerichtet, denen 1) Ebenda 1885, S. 79. 2 ) Staatshandbuch 1891 . 3) Der Erlass ist in der Gesetzsammlung nicht abgedruckt, aber im Reichs- und Staatsanzeiger vom 26. Februar 1880 bekannt gemacht. 4) Ges.-S. 1895, S. 11 .

496

IV, 20.

mit den den Provinzialbehörden zugewiesenen Rechten und Pflichten die volle Verwaltung aller zu ihren Bezirken gehörigen, im Betriebe oder im Bau befindlichen Eisenbahnstrecken und die Vertretung des Staates innerhalb ihres Geschäftsbereiches übertragen wurde. Auf die Präsidenten der Eisenbahndirektionen und ihre ständigen beiden Vertreter ging auch die Ausübung des staatlichen Aufsichtrechtes über die Privateisenbahnen über, wie solche bisher vom Eisenbahnkommissariat in Berlin ausgeübt worden war. Die Eisenbahndirektionen bestehen aus einem Präsidenten, den mit seiner ständigen Vertretung beauftragten beiden Mitgliedern (Oberregierungsrat, Oberbaurat) und der erforderlichen Anzahl weiterer Mitglieder. Die

neuen Eisenbahndirektionen

in

der Rheinprovinz

wurden unter Verkleinerung der bisherigen Bezirke und unter Anpassung an die Wirtschaftsgebiete zu Essen a. d. Ruhr und Saarbrücken , wie bisher eine solche zu Elberfeld und in Köln statt der bisherigen beiden Direktionen nur eine Eisenbahndirektion errichtet. Ausserdem griffen mit einigen ihnen zugeteilten Strecken die Eisenbahndirektionen zu Münster bis 1899 und Frankfurt a. M. in das Gebiet der Rheinprovinz hinüber, seit 1897 auch die PreussischHessische Eisenbahndirektion zu Mainz. Mit der Aufhebung der Eisenbahnbetriebsämter gingen deren Geschäfte zum Teil an die Direktionen über.

Für die eigentlichen

Betriebsgeschäfte jedoch und für die Ausführung und Überwachung des örtlichen Dienstes nach den Anordnungen der Eisenbahndirektionen wurden in jedem Bezirk die erforderliche Anzahl von Betriebs- , Maschinen- , Verkehrs- , Werkstätten- und Telegrapheninspektionen eingerichtet und für die Leitung der Neubauten nach den Anordnungen der Direktionen und nach Bedürfnis Bauabteilungen vorgesehen. Die Telegrapheninspektionen wurden übrigens durch Erlass vom 23. Dezember 1901 vom 1. April 1902 ab aufgehoben und ihre Geschäfte den Betriebsinspektionen mitübertragen . Und die Inspektionen führen seit dem November 1910 die Bezeichnung als Ämter, also Betriebsämter , Maschinen ämter , Sie sind Organe Werkstättenämter und Verkehrsämter. der Eisenbahndirektionen.

Jedes Amt hat nur einen Oberbeamten

als Vorstand mit selbständigen Befugnissen innerhalb seines Bezirkes und für seinen Geschäftsbereich. Dem Betriebsamt unterstehen Betrieb, Bau, Bahnunterhaltung, Bahnpolizei, Telegraphen-, Signalund elektrische Anlagen, dem Maschinenamt die Betriebsmittel und Maschinenanlagen, dem Verkehrsamt der Verkehrs-,

Abfertigungs-

497

Die Eisenbahnverwaltung.

und Kassendienst und in beschränktem Masse die Erledigung von Anträgen auf Erstattung von Fahrgeld und Fracht und sonstige Entschädigungen. Unter den Ämtern stehen die ausführenden Dienststellen : Stationen (Bahnhöfe erster bis vierter Klasse), Bahnmeister, Werkmeister u. a. Die neue Behördenverfassung ist mit dem 1. April 1895 in Die Beamtenzahl ist geKraft getreten und besteht noch heute. stiegen. Die anfangs vorgesehene Zahl von einem Oberregierungsrat und einem Oberbaurat hat sich nur in Saarbrücken erhalten. In Elberfeld, Essen und Köln sind jetzt 5 Oberräte.

In Saarbrücken

zählt die Direktion 16 Mitglieder und 12 sonstige höhere Beamte, in Elberfeld 20 und 12 , in Essen 20 und 20 und in Köln 24 Mitglieder und 26 sonstige höhere Beamte.

Die Zahl der Betriebs-,

Maschinen-, Verkehrs- und Werkstättenämter in der Rheinprovinz verteilt sich auf die Direktionen wie folgt : Saarbrücken 9 , 4, 3, 6; Elberfeld 6 , 2, 3, 4; Essen 7, 5, 3, 2 ; Köln 12, 5, 5, 5.

Die Be-

triebsämter in Betzdorf, Neuwied und Wetzlar und das Werkstättenamt zu Betzdorf gehören zum Direktionsbezirk Frankfurt, das Betriebsamt Kreuznach zum Direktionsbezirk Mainz ¹) .

Eine Übersicht über die Vorsitzenden und seit 1880 Präsidenten der rheinischen Königlichen Eisenbahndirektionen gibt folgende Zusammenstellung . Eisenbahndirektion Elberfeld (1850-1895) : Hübener 1850 bis 1852 ; Dihm 1853 ; Ostermann bis 1856 ; Danco bis 1875 ; Jonas bis 1882 ; Thielen bis 1887 ; Dieck bis 1895 (s . unten Elberfeld) . Eisenbahndirektion in Aachen ( 1850-1865) ; Prange 1850 bis 1854 ; von Düring bis 1864 ; Lentze 1864-1865 . Eisenbahndirektion Saarbrücken ( 1852-1880) ; Hähner 1852 bis 1853 ; Wernich bis 1864 ; von Düring bis 1869 ; Pape bis 1871 ; Gehlen bis 1872 ; Jecklin bis 1880. Eisenbahndirektion Kreuznach ( 1856-1859) : Landrat Dittmer. Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn bzw. Eisenbahndirektion (rechtsrheinisch) zu Köln ( 1880-1895 ) : Offermann 1880-1895 . Direktion der Rheinischen Eisenbahn bzw. Eisenbahndirektion (linksrheinisch) zu Köln ( 1880-1895 ) : Rennen 1880-1895 . Eisenbahndirektion Elberfeld (seit 1895 ) :

Dieck (s. oben

Elberfeld) bis 1903 ; Hoeft seit 1903. 1 ) Die genaue Angabe der Direktionsbezirke und der darin befindlichen Amter ist aus der Staatshandbüchern zu ersehen. Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

32

498

IV, 20. Die Eisenbahnverwaltung .

Eisenbahndirektion Essen

(seit

1895) :

Todt

1895-1899 ;

Becher bis 1905 ; Dr. Kieschke bis 1908 ; seitdem Lehmann. Eisenbahndirektion

Köln (seit

1895) :

Hoeter

1895-1897 ;

Stieger bis 1903 ; Breitenbach bis 1906 ; Schmidt bis 1910 ; Martini bis 1917 , seitdem von Schaewen. Eisenbahndirektion Saarbrücken (seit 1895) ; Naumann 1895 bis 1898 ; Schwering 1898-1913 ; Breusing 1913-17 ; Brosche 1917- .

Neben den staatlichen Eisenbahnverwaltungsbehörden sind durch das Gesetz vom 1. Juli 1882 die Bezirkseisenbahnräte als Beirat einer jeden Eisenbahndirektion für Eisenbahnverkehrsfragen und ein Landeseisenbahnrat als Beirat der Zentralverwaltung errichtet worden ¹ ). Die Bezirkseisenbahnräte setzen sich aus Vertretern des Handels, der Industrie und der Land- und Forstwirtschaft zusammen, die von den Handelskammern und anderen entsprechenden Körperschaften nach Anweisung und zahlenmässiger Bestimmung der Minister der öffentlichen Arbeiten, für Handel und Gewerbe und für Landwirtschaft, Domänen und Forsten gewählt werden.

Wo der Bezirk einer Eisenbahndirektion ausserpreussisches

inländisches Gebiet umfasst,

können auf Wunsch der beteiligten

wirtschaftlichen Kreise unter Zustimmung der betreffenden Regierung auch aus einem solchen Gebiet Vertreter zugelassen werden. In der Rheinprovinz ist von dieser Bestimmung Gebrauch gemacht. Ausserdem aber gab das Gesetz nach, dass auf Anordnung der beteiligten Minister ausnahmsweise auch für mehrere Eisenbahndirektionsbezirke ein gemeinsamer Bezirkseisenbahnrat errichtet werden könne. Nachdem der in der Rheinprovinz errichtete Bezirkseisenbahurat anfangs nur den Kölner Bezirk umfasste, wurde er schon ein Jahr später auf die Direktionsbezirke Köln rechts- und linksrheinisch und Elberfeld ausgedehnt. Er besteht heute mit dem Sitze in Köln für den Umfang der Eisenbahndirektionsbezirke Köln, Elberfeld , Essen und Saarbrücken. Seine Mitgliederzahl und das zahlenmässige Verhältnis der Vertreter der beteiligten Wirtschaftskreise hat nach den wechselnden Bestimmungen der drei Minister gewechselt.

Nach der letzten bezüglichen Anordnung setzt er sich

aus 30 Vertretern des Handels, 19 Vertretern der Industrie und 30 Vertretern aus der Land- und Forstwirtschaft zusammen . 1) Ges.-S. 1882 , S. 313.

499

IV, 21. Das Kultuswesen,

Das Kultuswesen.

21. A.

Die evangelische Kirche ¹ ) .

Die protestantische Kirche in den Rheinprovinzen schied sich bei der Besitznahme durch Preussen in lutherische und reformierte Gemeinden, letztere vorzüglich am Niederrhein, jene in den mittleren und oberen Landen der Provinz, namentlich in den nassauischen, sponheimischen und pfälzischen Landesteilen .

Die lutherischen Ge-

meinden waren hier landeskirchlich zusammengefasst und unter landesherrlichen Konsistorien durch sogenannte Konsistorialkonvente bzw. Klassenkonvente gegliedert. Auch über die Reformierten übten hier die Landesherren die volle kirchliche Oberaufsicht aus. Reicher entwickelt und tiefer begründet war die Verfassung der reformierten Gemeinden am Niederrhein. In den katholischen Kurstaaten Köln und Trier wurden Andersgläubige nicht geduldet.

Trotz einer zeitweiligen Milderung in den

letzten Jahren des Bestehens dieser geistlichen Staaten war hier eine umfassende Gemeindebildung ganz ausgeschlossen . In den den südlichen Teil des Regierungsbezirks Koblenz umfassenden Gebieten des vormaligen Kurfürstentums Pfalz war anfangs das lutherische,

dann das reformierte Bekenntnis und damit

der Heidelberger Katechismus von 1652 eingeführt.

Die Gemeinden

wurden von einem Kirchenkollegium (Presbyterium) unter Vorsitz des Pfarrers verwaltet. Mehrere Gemeinden bildeten einen Kreis (Diözese) unter einem Inspektor ( Superintendent). Pfarrer und Inspektoren versammelten sich zu jährlichen Klassenkonventen und zu Generalsynoden, beide nur mit beratender Stimme und ohne Zuziehung von Laienältesten.

Die Gesamtheit der Gemeinden wurde.

durch den Kirchenrat in Heidelberg vertreten als der höchsten Behörde der Landeskirche . Das Wesen dieser Verfassung war also eine landesherrlich - konsistoriale Kirchenregierung in Verbindung mit einer presbyterialen Gemeindeordnung. Beim Anfall des Landes an Frankreich bestanden die Inspektionen in den Oberämtern Bacha-

1 ) Hierüber ist erschienen das eingehende Werk von Lüttgert, Die evangelische Kirchenverfassung in Rheinland und Westfalen, Gütersloh 1905. Seinen Angaben bin ich, für die ältere Zeit zum Teil gefolgt. Andere Angaben sind den Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz von Fabricius, Bd. 5, Zweite Hälfte, S. 465 ff. entnommen.

500

IV, 21.

rach, Simmern, Stromberg und in den vorder-sponheimischen Ober ämtern Kirchberg und Kreuznach. Auch die lutherische Kirche in Kurpfalz war seit dem Westfälischen Frieden eine vom Staate anerkannte Freikirche geworden. Zunächst waren die lutherischen Pfarrer den reformierten, dann eigenen Inspektoren untergeordnet , die gleichfalls unter dem Konsistorium in Heidelberg standen.

Die

für die Rheinprovinz in Betracht kommenden Inspektionen waren die zu Kreuznach und zu Veldenz . In der hinteren Grafschaft Sponheim bildeten die lutherischen Gemeinden Klassen mit jährlichen Konventen unter dem Vorsitze ihrer Inspektoren.

Ihnen war das 1672 errichtete Konsistorium in

Trarbach übergeordnet.

Als die bisher gemeinsam verwaltete Graf-

schaft 1776 zwischen Baden-Durlach und Pfalz Zweibrücken geteilt wurde, traten an die Stelle der Trarbacher landesherrlichen Kirchenbehörde

das Konsistorium zu Karlsruhe und das Oberkonsistorium

zu Zweibrücken,

unter dem das Konsistorium zu Trarbach schon

seit 1734 als Zwischenbehörde gestanden hatte . Die an Zweibrücken gefallenen Pfarrgemeinden bildeten drei Konsistorialkonvente nach den Ämtern Trarbach, Kastellaun und Allenbach. Die an Baden gefallenen Pfarreien wurden den Superintendenturen Birkenfeld und Winterburg unterstellt. Das lutherische Konsistorium zu Zweibrücken war bereits 1708 für die lutherische Landeskirche in Pfalz -Zweibrücken eingerichtet worden. Auch für die Reformierten des Landes bestand dort ein Oberkonsistorium, zu dem die vier Inspektionen des Herzogtums gehörten, von denen die Bezirke von Lichtenberg und Meisenheim zum Teil zur Rheinprovinz gehören . In dem Gebiet der Wild- und Rheingrafen an der Nahe und Blies hatte das lutherische Bekenntnis Eingang gefunden und unter Erlass der rheingräflichen Kirchenordnung eine konsistoriale Verwaltung,

die von dem

1763 von einigen Linien des regierenden

Hauses errichteten gemeinschaftlichen Konsistorium in Kirn gehandhabt wurde. Von den altnassauischen Landen gehören nur Teile der heutigen Kreise Wetzlar, Saarbrücken und Ottweiler zur Rheinprovinz. Für die lutherischen Gemeinden des zum jetzigen Kreise Wetzlar gehörigen vormaligen Amtes Atzbach und deren Synoden war das landesberrliche Konsistorium in Weilburg zuständig. Die lutherischen Gemeinden in der Herrschaft Ottweiler bildeten einen Konsistorialkonvent unter dem Landeskonsistorium in Ottweiler und

die

der

Das Kultuswesen .

501

Grafschaft Saarbrücken die beiden Inspektionen Saarbrücken und Sankt Johann, gleichfalls unter einem landesherrlichen Konsistorium in Saarbrücken, das später auch für Ottweiler zuständig wurde. In der Grafschaft Sayn war die kirchliche Verwaltung der reformierten Gemeinden konsistorial unter landesherrlicher Ernennung Infolge der Erbteilung des Landes im Jahre 1652 wurde für Sayn-Altenkirchen die Regierungskanzlei in Altenkirchen, für Sayn-Hachenburg das landesherrliche Konsistorium in Hachenburg für beide Bekenntnisse zuständig. Die Verfassung in

der Kirchenvorstände.

Sayn- Altenkirchen blieb auch bestehen, als das Ländchen 1741 an den Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg- Ansbach gekommen und den war.

1792 mit dem Preussischen Staate vereinigt wor-

In der Grafschaft Wied- Neuwied herrschte eine vollkommene Duldung aller Bekenntnisse.

Zur Reformationszeit war das refor-

mierte Bekenntnis eingeführt worden .

Pfarrer und Älteste dieser

Gemeinden wurden auf Vorschlag der Presbyterien vom Landesherrn Über ihnen stand das Konsistorium zu Neuwied . In der

ernannt.

Grafschaft Wied Runkel bestand die gleiche Verfassung unter Leitung des Konsistoriums in Runkel. Auch in der Grafschaft Solms- Braunfels herrschte das reformierte Bekenntnis.

Die Pfarreien waren zu den Inspektionen Braun-

fels, Gambach, Greifenstein und Hungen vereinigt.

Klassenkonvente

und Synoden standen unter dem landesherrlichen Konsistorium in Braunfels. In gleicher Verfassung waren die lutherischen Gemeinden der Grafschaft Solms-Hohensolms Lich dem hessischen Konsistorium in Giessen untergeordnet . In der Reichsstadt Wetzlar bestand eine lutherische und eine reformierte Gemeinde.

Der lutherischen stand ein Presbyterium vor

unter einem stadträtlichen Konsistorium .

Die niederrheinischen Herzogtümer Jülich,

Kleve

und Berg

hatten eine einheitliche Kirchenverfassung. In diesen Gebieten hatten französische und namentlich niederländische Flüchtlinge seit 1545 reformierte Gemeinden gebildet, die sich in presbyterialer Verfassung zu synodalen Gemeinschaften vereinigten. Diese auf einer grossen Selbständigkeit der Gemeinden aufgebaute Verfassung der reformierten Freikirche war dadurch geeignet,

unter der katholischen Herrschaft und den damit verbundenen Verfolgungen den Bestand der Kirche zu erhalten. Auch auf die dortigen in geringerer Zahl bestehenden lutherischen Gemeinden hat sich die gemeinderechtliche

502

IV, 21.

freie presbyterial- synodale Verfassung übertragen.

Die Vereinigung

von Kleve mit dem brandenburgisch-preussischen Staate hat die äussere Verfassung dieser Synodalkirchen unberührt gelassen, obwohl die klevischen Gemeinden sich seitdem dem landesherrlichen Einfluss in Kirchensachen nicht ganz entziehen konnten. Die niederrheinischen reformierten Gemeinden gliederten sich in Klassen und Provinzen . Mehrere Gemeinden bildeten eine Klasse, mehrere Klassen eine Provinz und mehrere Provinzen die Nationalkirche.

Die Klassikalkonvente, die Provinzialsynoden und die Ge-

neralsynode waren ihre beschliessenden und ausführenden Stellen. Die Emdener Synode vertrat die Reformierten der Provinzialkirchen Deutschland, Niederlande und England . Die Provinz Deutschland wurde in die vier Klassen Jülich, Kleve, Pfalz und Emden geteilt, wozu später die bergische Klasse kam.

In weiterer Entwickelung

ist die niederrheinische Kirche infolge der Rückkehr vieler Niederländer in ihre Heimat deutsch und unabhängig von den ausserdeutschen Kirchen geworden.

Die bisherigen Klassen Jülich, Kleve

und Berg wurden zu Provinzen. In Jülich und Berg beschränkte sich der Einfluss des katholischen Landesherrn auf das Recht circa sacra, das Bestätigungsrecht für Kirchenordnungen und die Aufsicht über die Verwaltung des Kirchengutes. In Kleve traten die Presbyterien und Synoden unter die Aufsicht des Landesherrn und das Bestätigungsrecht der Synodalbeschlüsse.

Die Rechte des Landesherrn wurden nach der preussi-

schen Verfassung durch die Regierung Regierung zu Kleve

bildete

zu Kleve

ausgeübt.

Die

durch ihren Hoheitssenat das Kleve-

Märkische Konsistorium zur Beaufsichtigung der reformierten und lutherischen Geistlichen- und Kirchensachen. Auch führte es die Aufsicht über das zum Nutzen der reformierten Prediger in den vier vereinigten Provinzen Jülich, Berg, Kleve und Mark 1682 gestiftete kirchliche Vermögen (aerarium ecclesiasticum).

Und die Prüfungen

wurden von den dazu ernannten Geistlichen gehalten . mierten Gemeinden jeder

der

Die refor-

vier vereinigten Kirchenprovinzen

Jülich, Kleve, Berg und Mark hatten ihr besonderes Presbyterium und dieses mehrere , aus verschiedenen Gemeinden bestehende Klassen unter sich. Jede Klasse versammelte sich jährlich und wählte einen Präsiden für ein Jahr. Die Klassen einer Provinz machten die Provinzialsynode aus und wählten gemeinschaftlich aus der Klasse, an welcher die Reihe war,

einen Präses der Synode unter Bei-

ordnung eines Assistenten und zweier Scribae.

Aus den Synoden

503

Das Kultuswesen.

der vier Provinzen wurden alle drei Jabre Abgeordnete zur Generalsynode gesandt, die sich wechselweise in Duisburg, Düsseldorf oder Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Elberfeld versammelte. Präses der General synode aus der Provinz, an welcher die Reihe war, gewählt und ihm ein Assessor und zwei Scribae beigegeben. Trotz der politischen Trennung war demnach den niederrheinischen Reformierten ihre kirchliche Einheit erhalten geblieben Im Jahre 1610 bereits war die erste Generalsynode der reformierten Gemeinden in den Herzogtümern Jülich, Berg und Kleve zu Düsseldorf gehalten worden. Auf einer solchen im Jahre 1654 wurde eine vom Kurfürsten für Kleve und die Grafschaft Mark 1662 bestätigte Kirchenordnung zusammengestellt, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Geltung geblieben und auch von den Gemeindeu in Jülich und Berg, wenn auch ohne Gesetzeskraft, zur Richtschnur genommen worden ist . Zur Klevischen Provinzialsynode hielt sich auch das Fürstentum Mörs ¹ ) und zur Jülicher die Gemeinden einiger Herrschaften und der Reichsstadt Aachen . Die weit weniger Niederrhein haben

entwickelten lutherischen Gemeinden am die presbyteriale Gemeindeverfassung

vielfach

von ihren reformierten Nachbarn angenommen.

Im 18. Jahrhundert

finden sich allgemein Presbyterien. Aber zu den Synoden wurden die Ältesten nur vereinzelt hinzugezogen . Eine Generalsynode gab es nicht. gebalten.

Erst seit 1665 wurden in Jülich- Berg gemeinsame Synoden Auf einer solchen wurde 1677

zur Ergänzung

der un-

zureichenden kirchlichen Gesetzgebung der sogenannte „ Summarische Begriff" angenommen. In Jülich - Berg und ebenso in Kleve bildeten die Geistlichen ein „ Ministerium " spektor an der Spitze.

mit

einem

selbstgewählten In-

Die 1687 vereinbarte Kirchenordnung wurde

für Kleve und Mark die Grundlage der weiteren Entwickelung. Durch den Anfall des linken Rheinufers an Frankreich erhielten die Protestanten

eine vollkommene Religionsfreiheit.

Das

Gesetz vom 18. Germinal X (8. April 1802) regelte die Verfassung der beiden protestantischen Bekenntnisse 2) . Nach den Bestimmungen dieses auf der linken Rheinseite erst 1805 vollkommen zur Ausführung gebrachten Gesetzes wurden für 1) Die evangelischen Gemeinden des Fürstentums Mörs bestanden bis dahin für sich allein und machten eine eigene Klasse aus, ohne eine andere Verbindung mit der Generalsynode der Länder Jülich-Kleve-BergMark zu haben als die der gegenseitigen Mitteilung ihrer Akten. 2) Bulletin des lois, An 10 , Nr. 171 .

504

IV, 21.

die Reformierten Prediger, Lokalkonsistorien und Synoden bestellt. Auf 6000 Seelen sollte eine Konsistorialkirche kommen und deren fünf eine Synode bilden. Die Lokalkonsistorien bestanden aus dem Pfarrer oder sechs bis zwölf Ältesten oder Notabeln . Sie hatten für die Aufrechterhaltung der Kirchenordnung und die Vermögensverwaltung zu sorgen. Die Pfarrer konnten nur mit Zustimmung der Regierung an- und abgesetzt werden.

Die Synode bestand aus

dem Pfarrer und je einem Ältesten der zugehörigen Kirchen. Die Beschlüsse der für Kultus, Lehre und äussere Kirchenangelegenheiten zuständigen Synoden unterlagen der Genehmigung der Regierung.

Konsistorialkirchen bzw. Lokalkonsistorien gab es im Saar-

departement drei mit 20 Pfarreien, im Rhein-Moseldepartement fünf mit 36 Pfarreien und im Roerdepartement fünf mit 62 Pfarreien. Es waren :

Im Saardepartement : 1. Kusel mit neun Pfarreien : Websweiler, Achtelsbach, Altenglan, Baumholder, Pfeffelbach, Ulmet , Berschweiler, Konken, Kusel. 2. Meisenheim mit drei Pfarreien : Meisenheim, Becherbach , Hundsbach. 3. Saarbrücken mit acht Pfarreien : Saarbrücken, Ludweiler, Waldmohr, Allenbach, Breitenbach, Niederkirchen, Limbach, Obermisan.

Im Rhein-Moseldepartement : 1. Simmern mit sieben Pfarreien

Argenthal, Horn, Neuer-

kirch, Pleizenhausen, Sargenroth, Simmern, Holzbach . 2. Kirchberg

mit sechs Pfarreien :

Büchenbeuren,

Dicken-

schied, Gemünden, Kirchberg , Oberkostenz , Würrich . 3. Kreuznach mit acht Pfarreien : Kreuznach, Flamersheim, Heddesheim, Langenlonsheim, Laubenheim, Oberwinter, Remagen, Roxheim. 4. Sobernheim mit sieben Pfarreien : Bockenau, Kellenbach, Monzingen, Niederhausen , Sobernheim, Waldböckelheim, Weinsheim. 5. Stromberg mit acht Pfarreien : Bacharach , Ellern, Sankt Goar, Mannebach, Oberdiebach, Rheinböllen, Steeg, Stromberg. Im Roerdepartement : 1. Stolberg mit

achtzehn Pfarreien :

Aachen,

Burtscheid,

Düren, Eschweiler, Gemünd, Heinsberg, Linnich, Hünshoven, Randerath, Urmond, Röttgen, Kölu , Frechen , Jülich, Kirchherten , Weiden, Wevelinghoven, Sittard .

505

Das Kultuswesen.

2. Mörs mit zwölf Pfarreien : Alpen, Baerl, Budberg, Homberg, Hörstgen, Mörs, Wallach.

Neukirchen,

Orsoy,

Repelen, Rheinberg, Vluyn,

3. Krefeld mit neun Pfarreien : Burgwaldniel, Kapellen , Krefeld, Emmerich, Friemersheim, Gladbach, Kaldenkirchen , Süchteln, Viersen. 4. Odenkirchen mit acht Pfarreien : Jüchen,

Hückelhoven,

Kelzenberg, Loevenich, Otzenrath, Rheydt, Schwanenberg , Wickrath. 5. Kleve mit fünfzehn Pfarreien :

Kleve, Büderich, Kranen-

burg, Gennep, Goch, Issum, Keeken, Moyland , Pfalzdorf, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Weeze, Wesel , Xanten ¹ ) . Die Kirchen der Lutheraner hatten in Ansehung der Prediger

und Lokalkonsistorien die gleiche Verfassung wie die Reformierten. Über ihnen standen die Inspektionen und Generalkonsistorien. Fünf Konsistorialkirchen bildeten eine Inspektion, aus dem Prediger und einem Ältesten jeder Kirche des Inspektionsbezirkes bestehend, Aus ihrer Mitte wurde ein Prediger als Inspektor und zwei Älteste als Beisitzer gewählt . Sie wurden von der Regierung bestätigt. Der Inspektor hatte unter Zuziehung der Beisitzer die Kirchenvisitationen abzuhalten und über Lehre und Wandel der Geistlichkeit zu wachen. Die Generalversammlung der Inspektion fand unter Beisein des Präfekten oder Unterpräfekten statt . Ihre Beschlüsse mussten von der Regierung bestätigt werden. Drei lutherische Generalkonsistorien wurden errichtet,

zu Strassburg

für die Departements Ober- und

Niederrhein,

zu Köln für die Departements Roer und Rhein- Mosel und zu Mainz für Saar und Donnersberg. Diese Konsistorien bestanden aus einem weltlichen Präsidenten, zwei geistlichen Inspektoren und einem Abgeordneten aus jeder Inspektion. Präsidenten and Inspektoren wurden vom Kaiser ernannt . Die Generalkonsistorien waren keine ständigen Behörden . mit Genehmigung der Regierung.

Für

die

Sie versammelten sich zwischen diesen Ver-

sammlungen liegende Zeit bestand ein aus dem Präsidenten, dem ältesten der beiden Inspektoren und drei Laien zusammengesetztes Direktorium 2) .

1) Nach dem Annuaire des Saardepartements für 1810 von Delamorre, dem Handbuch des Rhein-Moseldepartements für 1812, der Statistik des Roerdepartements von Dorsch und Schultheiss, Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, S. 47. 2) In dem Organisationsbericht Reimans über den Regierungsbezirk Trier vom 10. Januar 1816 bemerkt der Verfasser, dass das Kaiserliche

506

IV, 21. Lutherische

Lokalkonsistorien

waren

eingerichtet

im

Saar-

departement acht mit 60 Pfarreien, im Rhein-Moseldepartement vier mit 40 Pfarreien, waren :

im Roerdepartement zwei mit 15 Pfarreien.

Es

Im Saardepartement : 1. Birkenfeld mit 7 Pfarreien : Birkenfeld, Leisel, Niederbrompach, Nohen, Züsch, Sötern, Nohfelden. 2. Kusel mit 8 Pfarreien : Weierbach * 1 ), Baumholder, Reichenbach, Kirchenbollenbach, Sankt Julian, Kusel, Burglichtenberg, Theisbergstegen*. 3. Idar mit 13 Pfarreien : Herrstein, Niederwörresbach, Hosenbach, Veitsroth, Oberstein, Bergen, Wickenrodt, Weierbach, Veldenz , Mülheim-Mosel, Wolf, Kleinich, Idar . 4. Meisenheim mit 13 Pfarreien : Meisenheim, Kappeln , Sien, Sulzbach, Grumbach, Offenbach, Meckenbach, Hundsbach , Abtweiler, Staudernheim, Meddersheim, Bärweiler, Merxheim. 5. Ottweiler mit 6 Pfarreien :

Ottweiler, Niederlinxweiler,

Dörrenbach, Wiebelskirchen, Waldmohr * , Münchweiler * . 6. Sankt Johann mit 6 Pfarreien : Sankt Johann, Heusweiler, Dudweiler, Völklingen, Dirmingen , Neunkirchen. 7. Saarbrücken mit 5 Pfarreien : Saarbrücken, Arnual, Malstadt, Bischmisheim, Köln . 8. Wirschweiler mit 6 Pfarreien : Wirschweiler , Hottenbach , Rhaunen, Allenbach, Sensweiler, Thalfang. Dekret von 1802 im Saardepartement erst 1805 in Vollzug gesetzt und dass für Mainz nur ein Oberkonsistorialpräsident von der Regierung bestellt worden sei, der sich schon seit 1812 aller Geschäfte enthalten habe. Geh. St.-A. Rep. 74 JIII Nr. 35 Bd . 1. Übrigens haben die durch die jülich-bergische Kirchenordnung und den sogenannten Summarischen Begriff gebildeten Presbyterien auf der linken Rheinscite durch die Bildung der Lokalkonsistorien nur geringe Veränderung erlitten, da das französische Gesetz in die Einzelheiten nicht einging und der französische Minister selbst der Meinung war, es seien des affaires purement domestiques St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 4050. - Eine lebendige Darstellung über die Behandlung der Kirche zu französischer Zeit findet sich in einem Berichte des evangelischen Pfarrers Medicus zu Merxheim vom 11. Juni 1816. Die Darstellung ist nach einem Urteil des Konsistorialrates Schulze in Koblenz vom 3. September 1816 im ganzen wahr und richtig, obgleich im einzelnen manches übertrieben und in zu grellen Farben dargestellt sei. St.-A. Koblenz Abt. 402 Nr. 369. 1) Die mit einem Stern bezeichneten Pfarreien liegen ausserhalb der Rheinprovinz .

507

Das Kultuswesen . Im Rhein- Moseldepartement :

1. Kastellaun mit 10 Pfarreien : Alterkülz, Bell, Biebernheim, Kastellaun,

Koblenz,

Sankt Goar,

Gödenroth,

Pfalzfeld,

Werlau,

Winningen. 2. Trarbach mit 8 Pfarreien : Dill, Enkirch, Irmenach, Laufersweiler, Lötzbeuren, Raversbeuren, Traben, Trarbach. 3. Simmern unter Dhaun mit 12 Pfarreien : Burgsponheim, Eckweiler, Gebroth, Hausen, Hennweiler, Johannisberg, Kirn, Pferdsfeld, Simmern unter Dhaun, Sobernheim, Weiler, Winterburg. 4. Kreuznach mit 10 Pfarreien : Kreuznach, Hüffelsheim, Mandel,

Bacharach,

Bretzenheim,

Münster am Stein ,

Seibersbach,

Waldalgesheim, Waldlaubersheim, Windesheim.

Im Roerdepartment : 1. Köln mit

7 Pfarreien:

Krefeld,

Kleve,

Köln,

Geldern ,

Neuss, Pfalzdorf, Wesel. 2. Stolberg mit 8 Pfarreien : Stolberg , Montjoie, Menzerath, Düren, Aachen, Jülich, Gemünd, Zweifall ¹). Auf der Ostseite des Niederrheins blieb im Grossherzogtum Berg die Verfassung der beiden evangelischen Bekenntnisse unverändert. Im Herzogtum Nassau wurden die Konsistorien der Grafschaften Wied, Sayn und Solms aufgehoben und die Presbyterien und KirchenVorstände der evangelischen Gemeinden dem Konsistorium in Wiesbaden unterstellt. Unter dem Konsistorium in Wiesbaden standen die ganz oder zum Teil zur heutigen Rheinprovinz gehörlgen Konsistorialkonvente zu Altenkirchen, Braunfels , Dierdorf, Hachenburg, Heddesdorf, Hohensolms, Neuwied , Runkel. Die Konsistorialkonvente waren Verwaltungs- und Gerichtsbehörden 2) .

Für das Amt

Atzbach blieb das Konsistorium in Weilburg zuständig. Während der Übergangsverwaltung nach der Besitznahme des Landes durch die Verbündeten wurden zunächst keine Änderungen in der Kirchenverfassung verfügt. Bergischen Generalgouvernement

Nur am Niederrhein erfolgte im für

beide Bekenntnisse

unterm

17. März 1814³) gegen den Willen der meisten Pfarrer und Ge-

1) Die Quellen sind die gleichen, wie die für die Aufzählung der reformierten Lokalkonsistorien. 2) Über die Konsistorialkonvente und ihre Zuständigkeit vgl. oben Abschnitt 15, S. 426 3) Scotti, Sammlung der Gesetze für Jülich -Berg Bd . 3, Nr . 3494.

508

IV, 21.

meinden die Einrichtung eines Oberkonsistoriums in Düsseldorf, das die bisherigen Klassen und Synoden vorläufig aufhob und die Gemeinden in vier Inspektionen, und zwar Düsseldorf, Elberfeld , Lennep und Mülheim für die Reformierten und Düsseldorf, Elberfeld,

Mülheim

und Gummersbach für die Lutherischen einteilte.

Das aus zwei weltlichen und zwei geistlichen Räten bestehende Oberkonsistorium

in

Düsseldorf

preussischen Regierungen ein.

ging

mit

der

Errichtung

der

Der Generalgouverneur Sack hat

von irgendwelchen Änderungen in der Verfassung der protestantischen Kirchen abgesehen und solche grundsätzlich der künftigen preussischen Verwaltung vorbehalten. Als der preussische Staat das Rheinland übernahm,

fand er

demnach eine dreifache Verfassung der protestantischen Kirchen vor : die französischen Lokalkonsistorien auf der linken Rheinseite, die niederrheinische Presbyterial- und Synodaleinrichtung und in den bis dahin nassauischen Landesteilen die landesherrliche Konsistorialverfassung . Ohne zuvor eingehende Erhebungen über den



bisherigen und früheren Zustand und die darauf begründeten Wünsche der Einwohner anzustellen, hat die preussische Regierung sofort bei der Einrichtung der Behörden die altpreussische Konsistorialverwaltung eingeführt. politischen

Freiheit "

n Im ersten Freudentaumel der wiedererrungenen hat man

sich dem

auch nicht widersetzt.

Später wurden am Niederrhein die Wünsche für die Wiederherstellung der alten Synodalverfassung immer stärker zum Ausdruck gebracht,

und da man auch ihre Mängel nicht verkannte,

einer

zweckmässigen Verschmelzung mit der Konsistorialverfassung von der Mehrzahl das Wort geredet ¹ ) .

So ist dann im Verlaufe der

weiteren Entwickelung einer Berücksichtigung der niederrheinischen Kirchenverfassung Raum gegeben worden. Die geistlichen Staatsbehörden, denen die Leitung des Kirchenwesens in rein geistlicher und wissenschaftlicher Hinsicht übertragen wurde, waren, wie oben unter Umschreibung des Geschäftskreises dargestellt, die beiden Konsistorien zu Koblenz und Köln und nach Aufhebung des letzteren im Jahre 1826 das Konsistorium zu Koblenz allein. Die Verwaltung der äussern Angelegenheiten aber fiel den Regierungen zu . Als oberste Kirchenbehörde war 1817 das Ministerium der Geistlichen , Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten gebildet

1 ) Grasshof in einem Bericht vom 31. Dezember 1816 im St.-A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 121.

1

509

Das Kultuswesen.

worden.

Neben dieser für den gesamten Staat einheitlichen Kon-

sistorialverwaltung tat die preussische Regierung einen zweiten Schritt durch die Herbeiführung der kirchlichen Union zwischen Reformierten und Lutheranern .

Sie ist in den Rheinprovinzen ohne

Schwierigkeit erreicht worden, weil hier schon vor und während der französischen Herrschaft eine Neigung dazu vorhanden war und in einigen Fällen eine Vereinigung auch wirklich herbeigeführt worden ist. Als daher der König Friedrich Wilhelm III. durch die Kabinettsorder vom 27. September 1817 die förmliche Vereinigung der reformierten und lutherischen Kirche in Preussen aussprach, fand das Einigungswerk in den einzelnen Gemeinden und auf den rheinischen Kreis- und Provinzialsynoden alsbald vollkommene Zustimmung¹ ) .

Durch die Einführung der einheitlichen. Agende und

die Einsetzung von Generalsuperintendenten wurde der König recht eigentlich der Gründer der peussischen Landeskirche . Der Einführung der preussischen Konsistorialverwaltung folgte unmittelbar die Einteilung in Synodalbezirke. Im Bereiche des Koblenzer Konsistoriums wurden eingerichtet die Synoden zu Koblenz, Simmern, Kreuznach, Sobernheim, Trarbach, Saarbrücken , Aachen, Neuwied, Altenkirchen, Braunfels und Wetzlar, im Bereiche des Konsistoriums zu Köln die Synoden Kleve , Krefeld, Duisburg, Düsseldorf, Elberfeld , Gladbach , Lennep, Mörs , Mülheim am Rhein, Mülheim an der Ruhr und Wesel. Bei der Einteilung in Kreissynodalbezirke hielt das Konsistorium zu Köln die vom vormaligen Düsseldorfer Oberkonsistorium durchgeführte Anordnung der Inspektionen aufrecht,

so jedoch,

dass es

in Förderung der Union für die lutherischen und reformierten Bezirke gemeinsame Synodalversammlungen der Geistlichkeit ausschrieb , um eine Beratung über die Einteilung und über die künftige Verfassung herbeizuführen. Zu letzterem Zwecke hatte das Kultusministerium den n Entwurf einer Synodalordnung für die Kirchenvereinigung beider evangelischen Konfessionen im preussischen Staate " im Jahre 1817/ ausgearbeitet und zwar auf der Grundlage der bestehenden Konsistorialverwaltung, aber unter Einfügung presbyterialer

1) Auch in dem erst später erworbenen Fürstentum Lichtenberg hat damals die Vereinigung der beiden protestantischen Konfessionen stattgefunden. Sie wurde vollständig auf der im Februar 1820 zu Baumholder gehaltenen Synode herbeigeführt und vom Herzog von SachsenKoburg am 21. Juni 1820 genehmigt. Bärsch, Beschreibung des Regierungsbezirks Trier, S. 174.

510

IV, 21.

und synodaler Zugeständnisse .

Nach diesem Entwurfe sollten die

Pfarrer des Kreissynodalbezirkes zu Kreis- oder Diözesansynoden unter einem vom Könige auf Lebenszeit ernannten Superintendenten zusammentreten, die Superintendenten wiederum zu Provinzialsynoden unter einem Generalsuperintendenten . Beiden Synoden war nur eine beratende Eigenschaft beigelegt. Die Kreissynoden des Kölner Konsistorialbezirkes sprachen sich einmütig gegen den Entwurf aus, weil er die Teilnahme der Ältesten ausschliesse und den Synoden keine kirchliche Regierungsgewalt verleihe.

Die im folgenden Jahre

1818 tagende Provinzialsynode trat dem Urteil der Kreissynoden vollkommen bei. Sie forderte überdies für die Kirche selbst das jus in sacra, gestand dem Staate und den staatlichen Kirchenbehörden nur das jus circa sacra zu,

verlangte ferner die Mitwirkung der

Ältesten auf beiden Synoden, die Wahl der Superintendenten und des Generalsuperintendenten

durch sie und die Anerkennung der

Provinzialsynode als Kirchen- und Regierungskollegium der Provinz. Im Bezirke des Koblenzer Konsistoriums hat der Entwurf der Synodalordnung sowohl bei den Kreissynoden wie bei der 1819 tagenden Provinzialsynode nur vereinzelt Widerspruch gefunden. Infolge des Gegensatzes am Niederrhein blieb der Entwurf der Synodalordnung vom Jahre 1817 zunächst unausgeführt.

Erst die Verbindung der Agendenfrage mit ihr brachte die Regierung den Wünschen nach Ausdehnung der Synodalverfassung näher. Als Vermittler zwischen beiden Auffassungen wirkte damals der spätere Generalsuperintendent Ross . Die Beratungen mit den Kreis- und Provinzialsynoden haben dann zum Erlass der Kirchenordnung für die evangelischen Gemeinden der Provinz Westfalen und der Rheinprovinz vom 5. März 1835 geführt ¹ ) .

Sie verlieh den Gemeinden

die Handhabung der Kirchenzucht und die Verwaltung des Vermögens , den Kreissynoden die Wahl des Superintendenten und die Gemeindeaufsicht, der Provinzialsynode die Wahl eines eigenen Präsidenten, die Beschlussfassung über die inneren kirchlichen Angelegenheiten der Provinz, die Aufsicht über das Vermögen der

1) Die Kirchenordnung ist in den Jahrgängen 1835 der Regierungsamtsblätter veröffentlicht. Der Kultusminister beauftragte den Oberpräsidenten in den Gemeinden, die noch keine Presbyterien hätten, solche nach der Vorschrift wählen zu lassen. Die Kreissynoden sollten darauf im Mai sich versammeln und die Abgeordneten zur Provinzialsynode wählen. Akten des Oberpräsidium III 6 Nr. 127.

511

Das Kultuswesen.

Kreissynoden und eine Teilnahme an den theologischen Prüfungen. Die erteilten Rechte fanden aber eine starke Beschränkung in den Dienstanweisungen der die sistorien und Regierungen.

kirchliche Aufsicht

ausübenden Kon-

Die Kirchenordnung bestimmt : Jede Ortsgemeinde wird durch ein aus dem Pfarrer als Vorsitzenden und aus den von der Gemeinde gewählten Ältesten, Kirchenmeistern und Diakonen zusammengesetztes Presbyterium vertreten und daneben von den ganz ― kleinen Gemeinden abgesehen durch eine grössere Gemeindevertretung.

Eine Mehrzahl von Ortsgemeinden wird zu einer Kreis-

gemeinde unter einem gemeinschaftlichen Presbyterium oder der Kreissynode zusammengefasst. Sie besteht aus den Pfarrern des Kreises und je einem Ältesten aus jeder Gemeinde und tagt in der Regel jährlich unter einem auf 6 Jahre von ihr selbst gewählten, aus dem Superintendenten, einem Assessor und dem Skriba bestehenden Direktorium . Die in derselben Provinz zu einem kirchlichen Verbande vereinigten Kreisgemeinden bilden die Provinzialgemeinde.

Ihr Presbyterium ist die Provinzialsynode, die aus den

Superintendenten der Provinz und je einem Pfarrer und einem Ältesten der einzelnen Kreissynoden sich zusammensetzt. Die in der Regel alle 3 Jahre zusammentretende Provinzialsynode wählt aus den Geistlichen ihres Bezirkes den Präses der Provinzialsynode " den Assessor und den Skriba auf die Dauer von 6 Jahren. Die Kirchenordnung behandelt

im übrigen die Zuständigkeit der Ge-

meinde-Presbyterien und Vertretungen ,

der Kreis- und Provinzial-

synoden, die Pfarrer wahl und die Pflichten der Pfarrer, den Gottesdienst, die durch die Ortspfarrer Schulaufsicht,

die

und Superintendenten ausgeübte

Kirchendisziplin,

die

unteren Kirchenbeamten ,

die durch die Superintendenten wahrzunehmenden Kirchenvisitationen, die kirchliche Vermögensverwaltung und die Staatsaufsicht über das Kirchenwesen.

Die letztere wird durch das Ministerium , die Kon-

sistorien, die Regierungen und neben ihnen durch einen von Könige ernannten Generalsuperintendenten ausgeübt, der als dirigierendes Mitglied des Konsistoriums nach der ihm erteilten Dienstanweisung die Superintendentursprengel der Provinz beaufsichtigt und den Verhandlungen der Provinzialsynode beiwohnt . Die weitere Entwickelung hat dann an den durch die preussische Verfassungsurkunde ausgesprochenen Grundsatz der Trennung des kirchlichen vom staatlichen Gebiete angeknüpft und zu dem heutigen Grundgesetz der landeskirchlichen Verfassung , zu der Generalsynodal-

512

IV, 21.

ordnung vom 20. Januar 1876 und zu dem Trennungsgesetze vom 3. Juni 1876 geführt¹). Zum Verwaltungsbereich des Konsistoriums gehören heute : 1. der Provinzialsynodalvorstand, aus dem Präses und 4 Beisitzern zusammengesetzt ; 2. die Prüfungskommission für die Kandidaten des evangelischen Pfarramtes in Koblenz, aus dem Generalsuperintendenten als Vorsitzenden und 5 Mitgliedern bestehend ; 3. die unter den Superintendenten stehenden 32 Kreissynoden und zwar : Im Regierungsbezirk

Aachen die Synoden Aachen (mit 18

Kirchengemeinden) und Jülich ( 13) . Im

Regierungsbezirk

Düsseldorf

die

Synoden

Barmen (5 ),

Duisburg (21 ), Düsseldorf ( 17 ) , Elberfeld (7 ) , Essen ( 13) , Gladbach (23), Kleve (20) , Lennep ( 17 ) , Mörs ( 18) , Niederbergische Synode (13 ), Synode an der Ruhr ( 17), Solingen ( 18) , Wesel ( 11 ). Im Regierungsbezirk Koblenz die Synoden Altenkirchen (15). Braunfels (38 ) ,

Koblenz

Simmern (42), Wied (16).

Sobernheim

(26) ,

Kreuznach (23 ) ,

(25) ,

Trarbach

Meisenheim ( 17 ) ,

( 14),

Wetzlar

(26 ) ,

Im Regierungsbezirk Köln die Synoden An der Agger (26), Bonn ( 19 ) , Köln (13 ). Im Regierungsbezirk Trier die Synoden Saarbrücken (20) , Sankt Johann ( 19 ), .Sankt Wendel (20) , Trier (29). Die Gesamtzahl der Kirchengemeinden beträgt 629. Die

Militärgeistlichkeit ist oben bereits aufgeführt worden 2) . B.

Die katholische Kirche 3).

Das Gebiet der heutigen Rheinprovinz gehörte am Ausgang des 18. Jahrhunderts zu den geistlichen Sprengeln einer Mehrzahl

1) Ges.-S. 1876, S. 7 und 125. - Für die Scheidung der Befugnisse der Staats- und kirchlichen Behörden kommen ferner in Betracht die Verordnungen vom 9. September 1876 über die Ausübung der Rechte des Staates gegenüber der evangelischen Landeskirche (Ges.-S. S. 395) und die Verordnung vom 5. September 1877 betr. den Übergang der Verwaltung der Angelegenheiten der evangelischen Landeskirche auf den Evangelischen Oberkirchenrat und die Konsistorien (Ges.-S. S. 215) . 2) Vgl. oben S. 469 3) Nach Fertigstellung dieses Abschnittes sind erschienen : Ulrich Stutz, die katholische Kirche (und ihr Recht) in „ Die Rheinprovinz 1815-1915",

513

Das Kultuswesen.

von Erzbistümern und Bistümern .

Die Hauptländermasse wurde von den Erzbistümern Köln und Trier begriffen, im Süden die Gebiete an Glan und Nahe und ein Teil des Hunsrücks vom Erzbistum Mainz,

Teile der heutigen Kreise Saarbrücken, Ottweiler, Sankt Wendel und Saarlouis vom Bistum Metz und die Grenzgebiete

im Westen und Norden von den Diözesen Lüttich , Roermond , Utrecht und Deventer. Innerhalb der Diözesen hatte die kirchliche Verfassung zu Gliederungen in Archidiakonate , Dekanate und Pfarreien geführt. Und daneben bestanden viele Hundert Stifter, und Klöster.

Abteien

Die Umwälzung der französischen Herrschaft traf die letzteren Die Stifter und Klöster und andere kirchliche Genossen-

zuerst.

schaften, die weltgeistlichen Kapitel, Benefizien und Seminare wurden aufgehoben, ihre Güter als Nationaleigentum erklärt und grösstenteils durch Versteigerung verschleudert ¹ ) . Das von der französischen Regierung mit dem Papste abgeschlessene Konkordat vom 15. Juli 1801 regelte die Verhältnisse zwischen Staat und Kirche, kündigte eine neue Umschreibung der neueinzurichtenden bischöflichen Diözesen und Pfarrbezirke an und veranlasste das grosse Kultusgesetz Durch die „ Organischen vom 18. Germinal X, (8. April 1802 ) ) . Artikel " dieses Gesetzes wurden nach Aufhebung der alten Bistümer Der Karmit Genehmigung des Papstes neue Bistümer errichtet. dinallegat Caprara machte am 9. April 1802 die päpstliche Zirkumskriptionsbulle bekannt und unterdrückte die bisherigen Pfarreien . Die neue Einteilung liess alle bisherigen Diözesanzusammenhänge gänzlich unberücksichtigt . Der kirchlichen wurde vielmehr die staatliche Einteilung zugrunde gelegt.

Die Departementsgrenzen

bildeten auch die Grenzen der neuen Bistümer.

Die grossen Erz-

bistümer Köln und Trier wurden erheblich verkleinert.

Der Kölner

Bd. 2 ( 1917) S. 161-196 und L. Kaas, Die geistliche Gerichtsbarkeit der katholischen Kirche in Preussen in Vergangenheit und Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung des Westens der Monarchie. Kirchenrechtl. Abhandlungen, Hefte 84/85, 1915. 1) Gesetze vom 15. und 17. Fructidor IV ( 1. und 3. September 1796) und vom 5. Frimaire VI (25. November 1797), v. Daniels, Handbuch usw Bd. 3 S. 400, 408 und 577. Am 20. Prairial X ( 9. Juni 1802) erging der Beschluss, durch den auch in den linksrheinischen Departements das gesamte katholische Kirchengut für den Staat säkularisiert, für Staatsgut erklärt und der Verwaltung der französischen Nationaldomänen überwiesen wurde. 2 ) Bulletin des lois, An 10, Nr. 171. 33 Bär , Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

514

IV, 21.

Stuhl verlor nicht nur seinen Metropolitancharakter, er wurde auch nach Aachen verlegt. Trier behielt zwar den Bischofssitz, aber die erzbischöfliche Würde wurde auch ihm genommen. Die neuen, für die heutige Rheinprovinz in Betracht kommenden Bistümer waren : das Bistum Metz für das Mosel- und das Wälderdepartement, das Bistum Trier für das Saardepartement, das Bistum Aachen für das Rhein-Mosel- und das Roerdepartement¹ ) und das Bistum Lüttich für die Departements Ourthe und Nieder-Maas *). Wie bei der Umschreibung der neuen Bistümer die Departementsgrenzen, so wurden bei der Neueinrichtung der Pfarreien die Kantongrenzen zugrunde gelegt. Für jeden Kanton wurde nur eine sogenannte Kantonalpfarrei

errichtet ,

ausserdem

nach Bedürfnis

Hilfskirchen, sogenannte Sukkursalpfarreien, Annexkirchen und Kapellen. Da das Vermögen der bisherigen Pfarreien grösstenteils eingezogen war, erhielten die Kanton- und die zu blossen Hilfsgeistlichen herabgewürdigten Sukkursalpfarrer ein Gehalt von 1000 bzw. 500 Franken aus der Staatskasse. Die rechtsrheinischen Landesteile der bisherigen beiden Erzdiözesen wurden durch das erzbischöflich trierische und das erzbischöflich kölnische Generalvikariat zu Limburg bzw. zu Deutz verwaltet, beide Behörden also als solche bezeichnet, obwohl die erzbischöflichen Stühle selbst nicht mehr bestanden. In Limburg wurde das Amt durch den Generalvikar Beck versehen. Für den rechtsrheinischen Teil

der Erzdiözese Köln

hatte das Domkapitel

1801 den Freiherrn von Caspars zu Weiss zum Kapitularvikar erwählt,

der sein Amt anfangs von Arnsberg,

aus bis 1822 verwaltete. Protonotar Schmitz.

seit 1805 von Deutz

Sein Nachfolger wurde bis

1825 der

An diesem Zustande der kirchlichen Verfassung ist auch während der Übergangsverwaltung durch die Generalgouverneure nichts geändert worden.

Der Generalgouverneur Sack hat vielmehr den

1) Unterm 8. März 1808 wurde auch die Stadt Wesel durch den Kardinal Caprara mit der Diözese Aachen vereinigt. Handbuch der Erzdiözese Köln, 1911 , S. VIII . 2) Zu Bischöfen wurden ernannt : für Trier Mannay 1802-1814 bzw. 1816 ; für Aachen Berdolet 1802-1809 ; le Camus 1809-1814 ; für Metz Bienaimé 1802-1805 ; Jauffret 1806-1823 ; für Lüttich Zäpfel 1802-1808 ; die bischöflichen Obliegenheiten wurden hier weiterhin durch Kapitularvikare und zuletzt zur Zeit der preussischen Besitznahme durch den Generalvikar Barret verwaltet.

515

Das Kultuswesen .

Grundsatz einer möglichsten Beibehaltung der bestehenden VerhältDie nisse in allen Kultusangelegenheiten streng durchgeführt. Bischöfe von Trier, Aachen und Lüttich waren als geborene Franzosen bei der Ankunft der Verbündeten geflohen .

Die bischöflichen

Stühle von Aachen und Lüttich erklärte Sack für erledigt.

Zwischen-

zeitlich wurden Generalvikare eingesetzt, in Lüttich der Kanonikus Barret , in Aachen Fonck. Im Wälderdepartement vertrat den Bischof von Metz

ein Provikar in Luxemburg .

Mannay von Trier war im

Oktober 1814

Und der Bischof

zurückgekehrt,

wurde

dann aber als französischer Staatsrat durch die Verwaltungen in Aachen und Kreuznach veranlasst, sich aus dem Lande zu entfernen und hat 1816 dem Bistum entsagt.

Als die preussische Regierung die Verwaltung des Rheinlandes übernahm , fand sie demnach drei verschiedene katholisch-kirchliche Verfassungen vor : die Verfassung der Landesteile links vom Rhein , die der rechtsrheinischen, zu den Regierungsbezirken Köln , Düsseldorf und Kleve gehörigen vormals grossherzoglich bergischen Landesteile und die des ostrheinischen, vormals herzoglich nassauischen Teiles des Regierungsbezirkes Koblenz ¹ ) . Die bischöfliche Verwaltung in diesen Landesteilen wurde wie bisher während der Übergangsverwaltung

von Generalvikaren

wahrgenommen .

Als

solche

waren bestellt auf der linken Rheinseite für den Sprengel des unbesetzten Bistums Trier, und übrigens nach Verfügung des aposto-

1 ) Über die bisherige kirchliche Verfassung und zumal über das Verhältnis der bischöflichen Behörden zu den Staatsbehörden in Beziehung auf die Verwaltung des Kirchenwesens hat die preussische Staatsregierung noch 1823 eine besondere Erhebung veranlasst . Die Frage betraf namentlich die Mitwirkung des Staates bei der Anstellung und Beaufsichtigung der Geistlichkeit, die Verwaltung des Kirchen-, Pfarr- und Stiftungsvermögens, das Rechnungswesen , die gottesdienstlichen Anordnungen und den Einfluss der Geistlichkeit auf die Lehranstalten. Die fünf Regierungen haben damals sehr eingehende und umfangreiche Berichte an den Oberpräsidenten erstattet, der sie am 8. April 1824 dem als guten Arbeiter bekannten Konsistorialrat Poll in Neuss mit dem Auftrage übersandte, die Berichte ineinanderzuarbeiten und Vorschläge für die künftige allgemeine Regelung der Verhältnisse zu entwerfen. Es handelte sich damals namentlich um eine für die katholische und evangelische Kirche gemeinsame Verordnung über die Verwaltung des Kirchenvermögens. Poll hat seinen Bericht unterm 6. Juli 1824 dem Oberpräsidenten eingereicht. Akten des Oberpräsidiums III 6 Nr. 24, Bd . 1 .

516

IV, 21.

lischen Stubles auch für die Pfarreien des Bistums Metz ¹ ) , Kreisen Bitburg

in den

und Saarlouis der Generalvikar Cordel in Trier,

für den Sprengel des unbesetzten Bistums Aachen die Generalvikare Fonck und Klinkenberg in Aachen und eine besondere Ordinariatskommission in Koblenz,

für den preussischen Anteil des Lütticher

Bistums durch ein päpstliches Breve vom 26. Januar 1820 gleichfalls der Generalvikar Fonck . Unter ihnen standen unmittelbar die Kantonpfarrer, welche mit beschränkter Befugnis die Geschäfte der früheren Landdechanten verrichteten. die Kantonpfarreien Malmedy, Eupen, Kronenburg und Sankt Vith .

Zur Diözese Lüttich gehörten Niederkrüchten ,

Schleiden ,

Auch ihre Verwaltung war dem Ka-

pitularvikariat zu Aachen vom apostolischen Stuhle übertragen worden. Auf der rechten Rheinseite im Sprengel des vormaligen Erzbistums Trier versahen die bischöflichen Geschäfte im Auftrage des apostolischen Stuhles der Generalvikar von Hommer in Ehrenbreitstein, im Sprengel der vormaligen Erzdiözese Köln der Generalvikar von Caspars in Deutz für die zum alten Kölner Sprengel gehörigen Pfarreien des Regierungsbezirks Koblenz und die Christianitäten Siegburg,

Deutz,

Düsseldorf und

für die erzbischöflichen

Kommissariate Essen, Rees und Kleve rechtsrheinisch . In jenen übten Landdechanten, in diesen erzbischöfliche Kommissare die Aufsicht aus. Endlich war unter dem Titel der Utrechter Mission der Internuntius Ciamberlani in Münster als Generalvikar für die Bürgermeistereien Elten und Emmerich bestellt, priester zu Emmerich stand .

unter dem ein Erz-

Für das linksrheinische , vormals französische Gebiet galten das zwischen der Konsularregierung und dem päpstlichen Stuhle abgeschlossene Konkordat vom 15. Juli 1801 , das organische Gesetz vom 18. Germinal X ( 8. April 1802 ) und die entsprechenden Verordnungen des bürgerlichen Gesetzbuches. Die Bischöfe wurden hier vom Landesherrn ernannt, erhielten vom Papste die kanonische Einsetzung und wurden vom Metropolitan oder in dessen Vertretung von dem ältesten Bischofe im Metropolitanbezirk konsekriert und installiert .

Für den

Fall, dass der Landesherr nicht katholischer Religion sein sollte, war 1) Durch das Konkordat zwischen Frankreich und der Kurie und durch die Bulle vom 27. Juli 1817 waren infolge der Umschreibung des Bistums Metz , das über die französischen Grenzen nicht hinausgriff, eine grosse Zahl Pfarreien des Regierungsbezirks Trier ohne bischöfliche Leitung. Die päpstiichen Breve an Cordel und Fonck tragen beide das Datum des 25. August 1818. St.-A. Koblenz, Abt. 402 Nr. 348 und 389.

517

Das Kultuswesen .

wegen der Ernennung die Vereinbarung einer neuen Übereinkunft vorgesehen.

Die Ernennung der Generalvikarien hatte die französische

Gesetzgebung den Bischöfen überlassen. Auch nach dem Tode des Bischofs durften die Generalvikare ihre Verrichtungen bis zur Wiederbesetzung fortsetzen .

Später aber hat ein Kaiserliches Dekret

vom 28. Februar 1810 den Domkapiteln die Befugnis zugestanden , nach den Bestimmungen des kanonischen Rechtes

einen Admini-

strator zu ernennen, welcher der landesherrlichen Genehmigung bedurfte.

Die Kantonpfarrer wurden von den Bischöfen ernannt und

unterstanden ihnen auch rücksichtlich ihrer Amtsverrichtungen ohne Zwischenbehörde unmittelbar.

Die Ernennungen durften jedoch erst

nach der landesherrlichen Genehmigung bekannt gemacht werden. Und dle Ernannten mussten vor Antritt ihres Amtes vor dem Präfekten den Eid der Treue ablegen .

Die Sukkursalpfarrer, welche

ihren Dienst unter Aufsicht der Kantonpfarrer verrichteten, wurden ebenfalls von dem Bischofe ernannt. bedurfte es hierbei nicht.

Einer Genehmigung des Staates

Und die Vereidigung fand vor dem vom

Präfekten damit beauftragten Maire statt. hatte es mit den Geistlichen,

Die gleiche Bewandnis

welche die Annexkirchen bedienten.

Sie standen unter Aufsicht des Kanton- oder Sukkursalpfarrers , zu dessen Bezirk sie gehörten.

Ausserdem aber nahm der Staat für

sich selbst das Recht in Anspruch, über die Geistlichkeit und selbst über ihre kirchlichen Amtsverrichtungen

eine Aufsicht

zu

führen .

Das Gesetz¹ ) verordnete , dass man sich in allen Fällen von Missbräuchen der Geistlichkeit an den Staatsrat zu wenden habe und dass das, wenn kein anderer Ankläger vorhanden, durch die Präfekten zu geschehen habe. Und der Staat konnte die Sache an die geistlichen Oberen abgeben oder nach Befinden der Umstände ohne Teilnahme des Bischofs selbst die Absetzung aussprechen . Auf der rechten Seite des Niederrheins bestand noch der sogenannte Provisionsvergleich

zwischen dem Erzbischof von Köln

und dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, Herzog zu Jülich-KleveBerg, vom 28. Juli 1621 zu Recht und mehrere zwischen Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg abgeschlossene Religionsvergleiche sowie die grossherzoglich bergischen Verordnungen. Ernennungen von Bischöfen und Generalvikarien kamen hier nicht in Betracht. Die Landdechanten hörigen Landesteilen,

in den zum

ehemaligen Herzogtum Berg ge-

welche bis zur Einführung des bürgerlichen

1) Artikel 6 des Organischen Gesetzes .

518

IV, 21.

Gesetzbuches im Grossherzogtum Berg auch Gerichtsbarkeit ausübten , die sich anfangs auch auf weltliche Gegenstände ausdehnte, nachher aber auf geistliche Angelegenheiten beschränkt wurde, wurden von den zum Landkapitel gehörigen Pfarrern gewählt und vom bischöflichen Ordinariat bestätigt. Sie erhielten vom Landesherrn das Plazet. In den zu Kleve und den Stiftern Essen, Elten und Werden gehörigen Landesteilen hatten statt der Landdechanten die bischöflichen Kommissarien die Aufsicht über die Geistlichkeit auszuüben . Der bei weitem grösste Teil der Pfarreien und Benefizien unterlag dem Patronatsrechte, welches entweder dem Landesherrn oder Privaten zustand. Auf den ersteren sind auch die Patronatsrechte der aufgehobenen Stifter und Klöster übergegangen. Bei einigen Tochterkirchen, Vikarien und Frühmesserstellen hatten auch die Gemeinden das Recht, den Pfründner zu wählen. Die von Privatpatronen präsentierten Pfarrer mussten vor Besitznahme ihrer Pfründe das landesherrliche Plazet nachsuchen und sich durch eine Prüfung vor den von Seiten der Staatsbehörde beauftragten Geistlichen ausweisen. Unter der französischen Herrschaft war diese Prüfung in Abgang gekommen und die Prüfungskommission eingegangen .

Das General-

gouvernement hat sie dann unter dem 6. Juli 1814 wiederhergestellt, ohne dass ihr Bestand von Dauer gewesen wäre. und Pfarrer wurden übrigens nicht vereidigt,

Landdechanten

jedoch mussten jene

sich schriftlich zur Erfüllung gewisser Pflichten verbindlich machen. Für den ostrheinischen Teil des Regierungsbezirkes Koblenz waren neben den Trierischen Verordnungen und Synodalsatzungen die Bestimmungen der nassauischen Verordnung vom 16. August 1803 massgebend . Durch sie war das Verhältnis der Kirche zum Staate dabin bestimmt worden, dass

die Kirchenvisitationen ,

die

Zusammenberufung der Synoden und die Bestellung der Sendgerichte bei den Pfarrämtern zwar nach dem Gutdünken der Bischöfe, jedoch nicht ohne landesherrliche Genehmigung geschehen konnten. und Vereinigung von Pfarreien

und

Ausführung

von

Teilung

Strafverfü-

gungen durften nur mit Zustimmung der landesherrlichen Regierung erfolgen. Die Ernennung zu Benefizien und Pfarreien war, sofern sie nicht Privaten zustand, landesherrliches Recht. Die von deu Patronen Vorgeschlagenen hatten beim Vikariat ihre Einführung nachzusuchen, die dann durch einen Vikariatskommissar in Gegenwart des Amtmanns erfolgte.

Fastenverordnungen, Wallfahrten, die

Zeit des Gottesdienstes und ähnliche Massnahmen unterlagen der Zustimmung der Landespolizei. Die bischöfliche Gerichtsbarkeit

519

Das Kultuswesen.

über die Geistlichen wurde auf die Amtsachen beschränkt , bürgerliche Rechtsachen, Ehesachen, soweit sie nicht das Sakrament oder die Religionsgesetze berührten, Patronat- und Zehntsachen wurden ausschliesslich den weltlichen

Gerichten

überwiesen.

Der Land-

dechant und zwei Definitoren führten die Aufsicht über Amtführung und Wandel der Geistlichkeit und der Gemeinden. Den Pfarrern war zur besseren Verwaltung der Pfarrei ein Kollegium unter dem Namen „Send " (Sendschöffen, synodales) beigegeben, welche an der Aufsicht über das Leben in der Gemeinde teilnahmen, bei Vergehen gegen die Kirchenzucht mässige Strafen verhängten und die Einkünfte und Gerechtsame verwalteten. Demnach bestand nicht nur eine den geschäftlichen Verkehr erschwerende Mehrzahl von Bistumsverwaltungen, z. T. solcher auswärtiger Bischöfe , sondern auch eine Verschiedenheit der kirchlichen Verfassung und der Beziehungen der Kirche zum Staate.

Überdies

lagen auch äusserlich die Verhältnisse so , dass eine Änderung und Vereinheitlichung als ein dringendes Bedürfnis für beide Teile, für Staat und Kirche, sich geltend machte .

Im besonderen drohte die

geringe Besoldung der Geistlichkeit eine Schädigung der Seelsorge herbeizuführen . Zwar die katholischen Pfarreien der rechten Rheinseite in den vormals nassauischen Landesteilen

hatten

ihre

alten

Rechte und Besitzungen behalten und waren mit angemessenen Einkünften versehen . Auf der linken Rheinseite aber hatte Frankreich das Vermögen der Pfarreien grösstenteils eingezogen und den Pfarrern ein Gehalt von 500 Franken und nur den wenigen Kantonpfarrern ein solches von 1000 Franken auf die Staatskasse angewiesen. Diese Gehälter waren zur Führung einer angemessenen Lebensweise zu gering. Die katholische Geistlichkeit erwartete daber mit Sehnsucht die verheissene Verbesserung ihrer Lage, die auch bereits vom Generalgouverneur Sack als ein Mittel, das Vertrauen dieses Standes zu gewinnen, empfohlen worden war. Die Geistlichkeit hoffte um so mehr auf eine Erhöhung ihres Einkommens, als in Frankreich und in den Niederlanden eine solche bereits erfolgt war. Mangels

Bei einer Verzögerung war überdies der Eintritt eines

an geistlichen Anwärtern

war bereits fühlbar.

vorauszusehen.

im Jahre 1817 nicht weniger als 28 Pfarreien leer. hilfe ,

Dieser Mangel

Allein im Regierungsbezirk Koblenz standen

die durch Geistliche

Auch die Aus-

aus den aufgehobenen Klöstern

nicht

immer zum Vorteile des Pfarramtes geleistet wurde, verringerte sich mit deren Absterben immer mehr.

Die Verbesserung der Lage der

520

IV, 21.

Geistlichkeit war also dringend, wenn andernfalls eintretende Nachteile verhütet werden sollten. Eine Änderung und Vereinheitlichung erforderte auch die Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens . Sie war besonderen Kirchenräten anvertraut und der Aufsicht der Generalvikariate und der Oberaufsicht der Staatsbehörde unterstellt.

Da es aber nach

der französischen Verfassung den Generalvikariaten gänzlich an den Zwischenbehörden fehlte,

die

die deutsche Kirche

in den Land-

kapiteln, Landdechanten oder Erzpriestern besass , war die Aufsicht mangelhaft gewesen und das Kirchenrechnungswesen in Unordnung geraten. Manche Kirchenrechnungen waren seit Jahrzehnten nicht abgehört worden. Der Mangel an Zwischenbehörden war auch die Ursache, dass von den bischöflichen Behörden nicht die nötige Aufsicht über den Lebenswandel der Geistlichkeit geführt werden konnte.

Ein Ober-

präsidialbericht wies darauf hin, dass " nicht selten arge Exzesse " vorfielen und dass Zwischenbehörden und wohleingerichtete geistliche Bildungsanstalten erforderlich seien, um mit strenger Zucht der auch im geistlichen Stande durch die Revolutionszeit eingerissenen Verwilderung entgegentreten zu können . Da einer Änderung mit Verbesserung dieser und anderer Missstände infolge des Umstandes ,

dass alle Bistümer erledigt waren,

nicht nähergetreten werden konnte,

erschien eine gänzliche Neu-

ordnung des katholischen Kirchenwesens und bei den veränderten Landeshoheitverhältnissen eine Neueinteilung der Bistümer und ihre Besetzung mit dem preussischen Staate ergebenen Bischöfen dringend erforderlich. Die Regelung

der rheinischen Diözesanverhältnisse

hängig von der damals im Werke

war ab-

begriffenen Umschreibung der

katholischen Diözesaneinteilung im ganzen preussischen Staate.

Über

sie wurde im Auftrage der preussischen Regierung durch den Gesandten Niebuhr seit dem Jahre 1816 in Rom verhandelt ¹). Die Verhältnisse der katholischen Kirche zum preussischen Staate sind nicht durch einen förmlichen Vertrag zwischen Preussen und dem päpstlichen Stuhl geregelt worden. Die Verhandlungen beschränkten sich schliesslich nur auf die Einrichtung, Ausstattung und Begrenzung der Erzbistümer und Bistümer im Westen und Osten der Mon-

1) Über diese Verhandlungen vgl . Mejer, Die Propaganda, ihre Proviuzen und ihr Recht, Bd. 2, S. 444 ff.

521

Das Kultuswesen.

archie.

Ihr Ergebnis ist die päpstliche Bulle De salute animarum

vom 16. Juli 1821 , die durch Kabinettsorder vom 23. August 1821 als nbindendes Statut der katholischen Kirche " bestätigt wurde ¹ ) . An die Bestimmungen der Bulle haben sich noch Verträge mit dem päpstlichen Stuhle angereiht, welche sich auf die Besetzungen der Kanonikate und namentlich auf die Bischofswahlen beziehen , die durch ein besonderes Breve vom 16. Juli 1821 ( Quod de fidelium ") näher geregelt wurden ²). Durch die Bulle De salute animarum wurde, auf die Rheinprovinz bezieht,

soweit sie sich

das Bistum Aachen aufgehoben und

sein Domkapitel in ein aus einem Propst und sechs Kanonikaten bestehendes Kollegiatstift verwandelt. Das Erzbistum Köln wurde wiederhergestellt und ihm die Bistümer Trier, Münster und Paderborn als suffragan unterstellt.

Das Domkapitel zu Köln sollte be-

stehen aus

einem Dechanten, zehn wirklichen

einem Dompropst,

und vier Ehren- Domherren und acht Vikarien ,

die Domkapitel zu

Trier und Münster aus je einem Dompropst , einem Dechanten, acht wirklichen und vier Ehren-Domherren und sechs bzw. acht Vikarien. Für jedes Bistum wurde überdies die Stelle eines Weihbischofs vorgesehen. Die erstmalige Bestellung der Mitglieder der Domkapitel, soweit deren Würden erledigt, wurde dem mit der Vollziehung der Bulle beauftragten Bischof von Ermland übertragen . Bei künftigen Erledigungen ging die Verleihung der Propstei und der in den ungeraden Monaten erledigten Domberrenstellen - übrigens mit Vorbehalt der königlichen Genehmigung - auf den Papst , die der Dechanei, der in den geraden Monaten erledigten Domherrenstellen und die der Vikarien auf den Erzbischof und die Bischöfe über . Die Domkapitel erhielten das Recht , den Erzbischof bzw. die Bischöfe aus dem Bereiche der preussischen Geistlichkeit -- übrigens nur solche Personen, die dem Könige genehm ― zu wählen. Der Sprengel des Erzbistums Köln setzte sich aus 680 Pfarreien zusammen, und zwar sind ihm überwiesen worden am linken Rheinufer alle Pfarreien des aufgelösten Bistums Aachen ,

die zu

den Regierungsbezirken Aachen, Köln und Düsseldorf gehören , die Kantonpfarreien des Bistums Lüttich und deren Hilfskirchen im

1) Ges.-S. 1821 , S. 113 ff. 2) Dadurch wurden die wahlberechtigteu Domkapitel angewiesen, nur solche Männer zu Bischöfen zu wählen , die dem Könige genehm seien.

522

IV, 21.

preussischen Gebiete und die Hilfspfarreien der in den Niederlanden gelegenen Kantonkirche Herkerad, die im Regierungsbezirk Aachen belegenen, bisher zum Bistum Trier gehörigen Kantonpfarreien Allendorf, Blankenheim, Dollendorf, Hollerath, Lommersdorf, Manderfeld , Marmagen, Mülheim , Nettersheim , Reifferscheid , Rescheid , Rigsdorf, Rohr, Schmittheim,

Schönberg , Steinfeld , Tondorf, Wellhofen und

Wildenburg mit ihren Hilfspfarreien . Auf der rechten Rheinseite wurden dem Erzbistum überwiesen alle in den Regierungsbezirken Köln, Düsseldorf und Koblenz täten Deutz ,

Düsseldorf,

gelegenen Pfarreien der Christiani-

Essen und Siegburg mit den zugehörigen

Kirchen, jedoch mit Ausnahme der Pfarrei Römershagen, die an das Bistum Paderborn , und der Pfarreien Hachenberg und Marienstädt, die 1825 an das Bistum Limburg gewiesen wurden ¹). Der Sprengel des Bistums Trier sollte innerhalb des preussischen Gebietes 634 Pfarreien umfassen . Er wurde gebildet aus allen Pfarreien des Regierungsbezirks Trier und den bisher zum

auf-

gehobenen Bistum Aachen gehörigen Pfarreien des Regierungsbezirks Koblenz , aus den Kantonal- und Hilfskirchen in den Kreisen Saarlouis und Bitburg,

die nach der Umschreibung vom Jahre 1801

zum Bistum Metz gehörten,

und aus allen Pfarreien des rechts-

rheinischen preussischen Gebietes, Trier gehörten,

im Jahre 1801

die früher zum alten Erzbistum davon getrennt und

zuletzt der

Verwaltung des apostolischen Vikariates zu Ehrenbreitstein unterstellt waren . Endlich verblieben der Trierer Kirche die Pfarreien in den koburgischen, homburgischen und oldenburgischen Gebieten , also im Fürstentum Lichtenberg, Birkenfeld 2) .

im Oberamt Meisenheim und in

1 ) An der Umschreibung der Erzdiözese sind seit ihrer Einrichtung folgende Veränderungen vorgenommen worden : am 5. Februar 1848 wurde die Gemeinde Rolandswerth mit Ausnahme der Insel Nonnenwerth, die bei Trier verblieb, an Köln gewiesen : im Jahre 1894 wurde die Gemeinde Oberbonsfeld von der Pfarrei Hattingen in der Diözese Paderborn getrennt und mit der Pfarrei Langenberg vereinigt. Unbedeutende Veränderungen führt das Handbuch der Erzdiözese Köln, 1911 , S. XII auf. 2) An der Umschreibung des Bistums sind seit seiner Einrichtung folgende Änderungen vorgenommen worden : am 11. Januar 1825 wurden die ehemals koburgischen Pfarreien Alsweiler, Bliesen , Marpingen, Oberthal und Namborn, die in der Bulle nicht erwähnt waren, durch päpstliche Entscheidung vom 11. Dezember 1824 der Diözese Trier überwiesen : am 28. Oktober 1829 wurden die Ortschaften Merten und Villingen bei der Verhandlung über die Grenzberichtigung zwischen Preussen und Frank

523

Das Kultuswesen.

Mit dem Sprengel des Bistums Münster wurden von Pfarreien der Rheinprovinz vereinigt die früher zur alten Erzdiözese Köln gehörigen Gebiete

Sterkerad und

Rees,

von der

aufgehobenen

Diözese Aachen die Kantonpfarreien Dülken , Geldern, Goch, Kalkar, Kempen,

Kleve,

Kranenburg,

Mörs,

Rheinberg, Wankum,

Wesel

and Xanten mit ihren Hilfspfarreien und die bisher zur holländischen Mission gehörigen Pfarreien Elten und. Emmerich mit ihren Tochterkirchen.

Kurz und nach der damaligen politischen Einteilung zusammengefasst begriffen die drei Sprengel folgende Gebiete : der Sprengel des Erzbistums Köln umfasste die Regierungsbezirke Aachen, Köln und Düsseldorf mit Ausnahme der damaligen Kreise Kleve, Geldern , Rheinberg, Kempen , Rees und Dinslaken. Vom Regierungsbezirk Koblenz gehörte zum Kölner Sprengel der Dekanat Erpel und die Pfarreien Hahlschlag und Stefflen . Das Bistum Trier erstreckte sich innerhalb der Rheinprovinz über die Regierungsbezirke Trier und Koblenz mit der obigen Ausnahme und ausserhalb der Rheinprovinz über das Fürstentum Lichtenberg, das Oberamt Meisenheim und über das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld . Die oben vom Regierungsbezirk Düsseldorf ausgenommenen Kreise gehörten zum Bistum Münster. Im übrigen behandelte die Bulle die künftige Ausstattung der Bistümer durch Grundbesitz und legte als Norm hierfür die Beträge der Einkünfte fest ; für den Erzbischof von Köln 12000 Taler, für die Bischöfe von Trier und Münster 8000 Taler, für den Dompropst und Domdechanten von Köln je 2000 Taler, 1200 bis 800 Taler,

für die Domherren

für die Dompröpste und Domdechanten in

Trier und Münster und zwar für jene 1400 und für diese 1800 Taler, für die Domherren in Trier 1000 bis 800 Taler, für die in Münster 1200 bis 800 Taler,

für alle Ehrendomherren, weil sie anderweit

bepfründet, 100 Taler.

Endlich ist durch die Bulle die Errichtung geistlicher Seminarien an den Bischofsitzen zur Bildung der Geistlichen angeordnet worden. Sie bestehen zu Köln und Trier. Der mit der Vollziehung der Bulle beauftragte ermländische Bischof Josef von Hohenzollern wurde ermächtigt, zum Zwecke der Ausreich letzterem Staate und damit dem Bistum Metz kirchlich überwiesen ; am 5. Februar 1848 wurde die Gemeinde Rolandswerth mit Ausschluss der Insel Nonnenwerth, die bei Trier verblieb, der Erzdiözese Köln überwiesen.

524

IV, 21.

führung im einzelnen andere geistliche Würdenträger mit Vollmacht zu versehen . Er hat dazu für Köln den nachmaliger Erzbischof Ferdinand August Spiegel Grafen zum Desenberg,

für Trier den

nachmaligen Bischof Generalvikar von Hommer in Ehrenbreitstein ernannt. In den folgenden Jahren hat die Einrichtung des Erzbistums Köln und des Bistums Trier und ihrer Domkapitel stattgefunden. Das bisherige Domkapitel zu Trier war gänzlich überaltert. Der Generalvikar Cordel in Trier schilderte im Mai 1823 den mangelhaften Zustand der Besetzung . Die Domkapitulare waren 90, 83, 67, 66 und Cordel selbst 63 Jahre

alt,

die Ehrendomherren 92 ,

81 , 78, 77 Jahre, die Vikarien 72 , 70 , zwei in den Sechzigern und nur einer unter 60 , aber kränklich. Am 3. Oktober 1823 fand zu Koblenz unter Vorsitz des Oberpräsidenten eine Verhandlung statt, an der der Geheime Oberregierungsrat Schmedding aus Berlin als staatlicher Vertreter zur Ausführung der Bulle und der Generalvikar von Hommer als Subdelegat des Fürstbischofs von Ermland teilnahmen . Man beriet über die Auswahl der Geistlichen zur Ergänzung des Domkapitels in Trier nach der Vorschrift der Bulle, welche bestimmte, dass die neuen Kapitel zunächst aus dem Stamm der bisherigen Kapitel gebildet werden sollten. überein,

dass

Man kam

diese Vorschrift sich nur auf das bisherige Dom-

kapitel der durch das französische Konkordat errichteten und durch die Bulle beibehaltenen Trierer Kirche beziehe,

nicht jedoch auf

die in der Zerstreuung lebenden Mitglieder des Metropolitankapitels des vormaligen Erzbistums Trier.

Die in jener Verhandlung als

künftige Mitglieder des Kapitels in Aussicht genommenen Geistlichen hat dann der Fürstbischof von Ermland in seine Einrichtungsurkunde vom 28. April 1824 aufgenommen ¹) .

Es wurden bestimmt

Anton Cordel ) als Dompropst, der bisherige Regierungsrat bei der Regierung in Trier Castello

als Domdechant,

als Domherren die

bisherigen Kapitulare Hubert von Pidoll, Matthias Raab, Schimper,

Thomas

Billen,

der

Konsistorialrat

Dr.

Michael

Schwarz

in

1 ) Zum Dechanten hatte Schmedding den Professor Dr. Gratz in Bonn vorgeschlagen. Hommer lehnte ihn ab, weil Gratz durch eine Erläuterung des Matthäus-Evangeliums Zweifel an seiner Rechtgläubigkeit hervorgerufen habe. 2) Cordel starb bereits am 29. März 1826. Zu seinem Nachfolger ernannte der König den Konsistorialrat und Propst Auer in Berlin, der unterm 12. April 1827 die päpstliche Provision erhielt.

525

Das Kultuswesen.

Koblenz, die Pfarrer Meurers in Mayen und Dewora in Sankt Matthias bei Trier. Eine Domherrenstelle blieb noch unbesetzt. Sie wurde später Engelbert Schue übertragen.

Die Ehrenkanonikate erhielten

die Pfarrer Albrecht zu Unserer Lieben Frauen in Koblenz , Reuter in Vallendar ,

Reichelstein

in Ahrweiler und Reget in Saarburg .

Das Domkapitel wurde am 25. Juli 1824 eingeführt.

Die Ein-

richtungsurkunde verbreitet sich ferner über die Pflichten der Domgeistlichkeit,

die Einrichtung

vier Kassen : kasse¹ ).

Kapitel- ,

des Seminars und die Bildung der

Stiftungs ,

Domkirchen- und

Kapitelsbau-

Zum Bischofe von Trier wurde der bisherige Generalvikar Josef von Hommer im Jahre 1824 ernannt. Nach seinem 1836 erfolgten Tode blieb das Bistum bis 1842 unbesetzt. folger

waren

1864-1867 ;

Wilhelm Matthias

Arnoldi

1842-1864 ;

Eberhard

Seine Nach-

Leopold

1867-1876 ;

von

Pelldram

1876-1881

unbesetzt ; Michael Felix Korum 1881- . Zum Erzbischof von Köln wurde der Graf Ferdinand August Spiegel zum Desenberg 1824 ernannt. Er trat die Verwaltung 1825 an und starb 1835.

Seine Nachfolger waren Klemens August

Freiherr Droste zu Vischering 1835-1845 ;

Johannes von Geissel,

anfangs als Koadjutor, 1841-1864 ; Paulus Melchers 1866-1885 ; Philippus

Krementz

1885-1899 ;

Hubertus

Simar

1900-1902 ;

Antonius Fischer 1903--1913 ; Felix von Hartmann 1913—. Unter dem 26. Mai 1825

zeigte der Erzbischof dem Ober-

präsidenten an, dass er als apostolischer Subdelegat das Metropolitankapitel an demselben Tage eingeführt habe. Es setzte sich zusammen

aus

Dechanten

Johann

ordentlichem

dem

Dompropst

Hüsgen,

Professor der

Martin

Wilhelm

den Domherren Theologie in

Fonck,

Dr. Georg

Bonn,

dem

Hermes ,

Josef Monpoint,

Heinrich Filz, Dr. Ludwig Brouhung, Josef Müller, Karl Maybaum und Johann Mommen. Drei Domherrenstellen blieben noch unbesetzt.

Sie wurden später Karl von Beyer, Peter Schweitzer und

Jakob Hamm übertragen. Die Ehrendomherren waren die Pfarrer Iven zu Bonn, Wermerskirchen zu Kölu, Heinzen zu Düsseldorf und Eskens zu Siegburg. Der Domdechant Hüsgen wurde zugleich erzbischöflicher Generalvikar 2) . Dieses mit Besorgung der geistlichen und weltlichen Angelegenheiten betraute Erzbischöfliche Generalvikariat-Amt bestand 1 ) Akten des Oberpräsidiums III 6 Nr. 139, Bd . 1 . 2) Akten des Oberpräsidiums III 6 Nr. 344, Bd. 1 .

526

IV, 21.

unter Leitung des Generalvikars aus zwei mit je zwei Geistlichen Räten und einem Kanzler besetzten Abteilungen.

Die zweite Ab-

teilung bildete zugleich die erste Instanz des geistlichen Gerichts. Die vorgesehene zweite und dritte Instanz (Prosynodalgericht) sind erst später eingerichtet worden. Für das Bistum Trier wurde ebenfalls ein Generalvikariatamt eingerichtet bestehend aus dem Generalvikar, zwei Geistlichen Räten und einem Justitiar¹ ) . Zum Generalvikar ernannte der Bischof nach dem Tode des ersten Generalvikars Cordel am 18. Juni 1826 den Kanonikus Wilhelm Arnold Günther 2) in Koblenz.

Für die rechtsrheinischen Pfarreien

des Bistums Trier wurde an Stelle des bisherigen Vikariates ein Bischöflicher Delegat zu " Ehrenbreitstein bestellt und dieses Amt Arnold von Hommer übertragen. Und für den Diözesananteil im Regierungsbezirk Koblenz linker Rheinseite ist der Pfarrer Karl Albrecht zu Koblenz als Bischöfliches Delegat ernannt worden. Bei beiden rheinischen Diözesen wurden wegen ihres Um-

fanges und gemäss

den Bestimmungen der Bulle je ein Weihbischof mit dem Titel eines Bischofs in partibus infidelium versehen bestellt. Die ersten Inhaber dieser Stellen waren in Köln Karl von Beyer, in Trier Heinrich Milz.

folgte

Der Einrichtung der Diözesen und der Bischöflichen Behörden die Einteilung der Pfarreien in Dekanate. Der Kölner

Sprengel umfasste bei dieser Einrichtung 44, der Trierer 26 Dekanate. Ihre Zahl ist dann durch Teilung vermehrt worden. Und

den

Dechanten

wurden

Definitoren als Gehilfen , gegeben. gehalt.

später

für

den

Dekanat

je

gewissermassen als Unterdechanten,

zwei bei-

Die Pfarreien zerfielen in solche mit und ohne StaatsJene bezogen in drei Klassen jährlich 1575, 1050 und die

ganz unbedeutenden 525 Franken. waren entweder bischöfliche ,

Die Pfarreien ohne Staatsgehalt

deren Bestand aus Mitteln der Ge-

meinde gesichert war, oder Pfarreien mit dem rechten Rheinufer³).

Zehntgerechtsamen auf

1 ) Nach der Anzeige des Bischofs Hommer an den Oberpräsidenten bestand das am 1. Oktober 1824 eingerichtete Generalvikariat zuerst aus dem Generalvikar Cordel und den Räten Billen, Gerardin und Meurers. St.-A. Koblenz, Abt . 403 Nr. 1048. 2) Günther war bis dahin mit erheblichem Erfolge Archivar des bei der Regierung zu Koblenz zusammengebrachten Archives gewesen . Er ist der Herausgeber des Codex Rheno-Mosellanus . 3) Der Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Trier für 1828 zählt sehr viele Pfarreien von noch nicht 500, viele unter 400 , und sogar

Das Kultuswesen .

527

Als einen der schwierigsten Punkte der Einrichtung der Bistümer bezeichnete der preussische Kultusminister die Frage der geistlichen Gerichtsbarkeit.

Bei den Verhandlungen in Rom , die

dem Erlass der Bulle voraufgegangen waren, Absicht bestanden ,

hatte zunächst die

die geistliche Gerichtsbarkeit allgemein und in

der Weise zu regeln,

wie das von Seiten des Staates durch die

für Südpreussen erlassene Verordnung vom 25. August 1796 geschehen war¹). Der Abschluss eines vollkommenen Konkordates mit dem päpstlichen Stuhle ist dann aber nicht erreicht worden . Durch die Bulle De salute animarum

wurden lediglich die Ein-

richtung, Umschreibung und Ausstattung der Bistümer vereinbart. Die Bulle hat demnach die geistliche Gerichtsbarkeit überhaupt nicht berührt. Gleichwohl stellte sich das preussische Kultusministerium entgegenkommend

auf den Standpunkt,

dass,

wenn-

gleich der geistlichen Gerichtsbarkeit keine ausdrückliche Erwähnung geschehen, diese doch in den Worten gewährleistet sei :

singulis

autem archiepiscopis et episcopis omnia et singula jura aliis illarum partium archiepiscopis et episcopis legitime competentia tribuimus et confirmamus. Dadurch seien den Prälaten der Monarchie alle Befugnisse erteilt,

die den übrigen Bischöfen deutscher und pol-

nischer Nation rechtmässig zustünden , im Sinne des katholischen Kirchenrechtes also auch die bischöfliche Gerichtsbarkeit. Einen Anlass zu dieser Stellungnahme gab dem Kultusminister von Altenstein das Verlangen der Diözesen Köln , Trier, Münster und Paderborn,

die geistliche Gerichtsbarkeit in dem Umfange des Besitzes

solche unter 300 und 200 Seelen auf. Über die späteren Erhöhungen der Pfarrgehälter ist zu vergleichen das Handbuch des Bistums Trier für das Jahr 1912, S. IV f. 1 ) Diese Verordnung über die Verfassung der geistlichen Gerichte ist gedruckt bei Rabe, Sammlung usw. VI , S. 185. Ihre Anwendung wurde durch einen Ministerialerlass vom 17. Juli 1800 näher erläutert (ebenda XIII , S. 185). Danach sollte bei der Behandlung der Sponsalien und Ehesachen und bei den Untersuchungen von Amtsvergehen nach der allgemeinen Gerichtsordnung verfahren werden und bei den die geistliche Gerichtsbarkeit verwaltenden Konsistorien sollten Justitiarien ohne Teilnahme an der Entscheidung bestellt und von der Regierung bestätigt werden, um durch deren Zuziehung zu den Instruktionen Gesetzwidrigkeiten zu vermeiden. Die Befugnis der geistlichen Gerichte, in Ehesachen katholischer Eheleute zu sprechen, wurde auf die Frage der Annullierung der Ehe und der Scheidung von Tisch und Bett beschränkt, eine Bestrafung aber ausgeschlossen.

528

IV, 21.

ausüben zu können, wie er durch den Reichsdeputationshauptschluss vom Jahre 1803 festgestellt worden war. Tatsächlish bestanden in den Diözesen Köln und Trier zwei Systeme, denn auf der linken Rheinseite konnte unter der Herrschaft des französischen Rechtes

von

Gerichtsbarkeit

einer

staatlichen

keine

Gewährleistung

einer

geistlichen

Rede sein und deren Tätigkeit und Aus-

sprüche konnten nur das

Gewissen der

Gläubigen

verpflichten.

Erachtete man die Regelung der Frage überhaupt als erwünscht, so war die damalige Zeit günstig, weil der Bischof von Ermland die staatlichen Zugeständnisse der Verordnung für Südpreussen als ausreichend ansah und von ihm als päpstlichen Delegaten eine glatte Erledigung zu erwarten war.

Der Kultusminister fragte daher aus

diesem Anlass unterm 4. August 1823 bei dem Justizminister von Kircheisen an, ob er geneigt sei , die Regelung der geistlichen Gerichtsbarkeit in allen Diözesen nach Massgabe der südpreussischen Verordnung beim Könige zu beantragen . Der Justizminister sandte die Anfrage dem Appellationsgerichtspräsidenten und dem Generalprokurator in Köln zur Äusserung zu. Beide , Daniels und Bölling, haben in einem gemeinsamen Berichte die Einführung der südpreussischen Verordnung von 1796 für das Gebiet des rheinischen Rechtes als unmöglich bezeichnet. In einer allgemeinen Bemerkung,

die sie ihrem Berichte vorausschickten ,

wandten sie sich aber gegen die Annahme des Kultusministers , als ob die allgemeine Herstellung der geistlichen Gerichtsbarkeit aus Diese habe nur die Grenzen der einzuder Bulle hervorgehe . richtenden Bistümer geregelt, sich aber in keiner Weise mit den gesetzlich bestehenden Verhältnissen der geistlichen Obrigkeit befasst. Die angeführten Worte der Bulle gingen vielmehr lediglich auf eine Bestätigung des vorhandenen Besitzstandes aus,

und den

Bischöfen würden nur die Rechte beigelegt oder bestätigt, die den Bischöfen in jenen Gegenden - illarum partium - zustanden, für die die neuen Bistümer eingerichtet worden. Nur das für die Bischöfe in den sie angehenden Gegenden gesetzlich bestehende Verhältnis sollte berücksichtigt werden . Es sei nirgend gesagt, dass die neuen Bischöfe den Umfang der Rechte haben sollten, die irgend einem Bischofe in der preussischen Monarchie zustünden. Und es sei dem Könige durch die Bulle nicht das Recht genommen, zu bestimmen , ob es dem Staatsinteresse angemessen sei, eine geistliche Gerichtsbarkeit in Gegenden einzuführen, in denen sie bis dahin nicht bestanden. Unvereinbar aber mit den Souveränitätsrechten sei es, dass

529

Das Kultuswesen.

in dem dieser Souveränität unterworfenen Gebiete irgend eine Gerichtsbarkeit begründet werde, die nicht von dieser Souveränität ausgegangen sei. Die Ausführungen der beiden bedeutenden rheinischen Juristen werden ihren Eindruck auf die preussische Staatsgesinnung Kircheisens nicht verfehlt haben. Jedenfalls hat eine Regelung der Frage im Sinne des Kultusministers nicht stattgefunden ¹ ). Erst ein Jahrzehnt später hat der Justizminister von Kamptz die geistliche Gerichtsbarkeit auch für die Rheinprovinz als eine wirkliche Gerichtsbarkeit bezeichnet und die rheinischen Gerichtsbehörden des Kölner Appellationsgerichtsbezirkes durch eine Verfügung vom 20. Januar 1834 angewiesen, den von Seiten der geistlichen Gerichte ständigkeit

innerhalb

des

ausgesprochenen

von Zeugen Folge zu leisten.

unstreitigen

Ersucher um

Bereiches eidliche

ihrer

Zu-

Vernehmung

Auf eine Anfrage des Oberpräsidenten

äusserte sich der Generalprokurator Ruppenthal in Köln dahin , dass auch er bisher von dem Bestehen einer von der Staatsgewalt anerkannten geistlichen Gerichtsbarkeit nichts gewusst habe und dass nur eine solche staatlich anerkannte Gerichtsbarkeit die Befugnis haben könne, Königliche Gerichte zur Vornahme von Amtshandlungen zu veranlassen. Der Erlass beziehe sich auf eine von ihm ausgegangene Ablehnung eines Antrages des erzbischöflichen Generalvikariates, einen Friedensrichter mit einer Zeugenvernehmung zn beauftragen in Sachen der Nichtigkeitserklärung einer Ehe , die zivilrechtlich bereits geschieden worden sei. Der Oberpräsident von Pestel wandte sich mit einer Anfrage an das Staatsministerium . Er habe bisher angenommen, dass die in der Provinz aufgehobene Gerichtsbarkeit der Bischöfe noch nicht wiederhergestellt sei und eine landesherrliche Anerkennung geistlicher Gerichte,

die

nicht

bloss auf Gewissenssachen und die geistliche Aufsicht sich bezögen, sei ihm nicht bekannt geworden. Der Erlass des Justizministers vom 20. Januar setzte aber geistliche Gerichte von grösserer Zuständigkeit voraus. Da diese unter landesherrlicher Aufsicht stehen müssten, bitte er um Belehrung über die Einrichtung und den Umfang der geistlichen Gerichtsbarkeit.

Und der Generalprokurator Ruppenthal

in Köln nahm Veranlassung, in einer Eingabe an den Justizminister seine bisherige Stellungnahme als durchaus gesetzlich zu rechtfertigen und in klarer schöner Sprache den Rechtsstandpunkt des Staates

1) Staatsarchiv Koblenz, Abt. 582, Nr. 435. Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

34

530

IV, 21.

gegenüber der Kirche zu vertreten.

Weder durch das französische

Konkordat von 1801 , noch durch die Bulle De salute animarum sei eine geistliche Gerichtsbarkeit wiederhergestellt worden. Das habe auch der Kultusminister von Altenstein anerkannt, als er 1827 den vergeblichen Versuch gemacht habe, die ältere Verordnung für Südpreussen vom Jahre 1796 auf den ganzen Staat auszudehnen.

Da-

mals habe der Minister zugegeben, dass in der Rheinprovinz die geistlichen Gerichte zwar nicht ausser Tätigkeit gewesen, dass sie aber kein Mittel gehabt hätten, ihren Urteilen Folge zu verschaffen und dass ihre Aussprüche lediglich die Gewissen verpflichteten. Die Urteile solcher nicht anerkannten Gerichte hätten keine Wirkung haben können. Zu ihrer Anerkennung hätte es eines besonderen Gesetzes bedurft.

Ein solches sei aber bisher nicht ergangen.

Er

habe daher das Ersuchen des Generalvikariats nicht berücksichtigen können, weil er dessen richterliche Eigenschaft nicht habe anerkennen dürfen und weil auch die bischöfliche Aufsicht über die Pfarrer lediglich eine Disziplinargewalt, barkeit sei.

nicht aber eine Gerichts-

Erst ein Jahr später, unter dem 20. Februar 1835 erhielt der Nachfolger des Oberpräsidenten von Pestel einen Bescheid seitens des Staatsministeriums auf die Anfrage seines Vorgängers. Aus dem Bescheide ging hervor,

dass über die Einrichtung und den

Umfang der geistlichen Gerichte von einer zu dem Zwecke zusammengesetzten Kommission beraten würde und dass durch das Ergebnis der Beratungen das Gesuch des Oberpräsidenten um Belehrung über seine Beziehungen zu den geistlichen Gerichten von Über den Umfang jener selbst seine Erledigung finden werde. Gerichtsbarkeit babe durch den Erlass vom 20. Januar 1834 keine

Bestimmung getroffen werden sollen.

Bei Streitigkeiten darüber

sollten die einzelnen Fälle zur Entscheidung vorgetragen werden ¹). Im übrigen war dieser staatsministerielle Entscheid sachlich inhaltlos. Er hat weder den Zweifel des Oberpräsidenten behoben, noch war er geeignet, die Ausführungen Ruppenthals einzuschränken, der am Schlusse seiner Ausführungen ganz zutreffend bemerkt hat, dass , bevor man die landesberrlichen Gerichte verpflichten könne, den Ersuchen geistlicher Gerichte innerhalb der Grenzen ihrer Zuständigkeit zu genügen, eben die Grenzen dieser Zuständigkeit beOhne eine solche Bezeichnung müssten zeichnet werden müssten .

1) Akten des Oberpräsidiums III 6 Nr. 101.

531

Das Kultuswesen .

die Gerichte entweder allen Ersuchen entsprechen - also beispielweise auch ermitteln, ob dieser oder jener Katholik die Fastenordnung verletzt habe oder alle Ersuchen unbeachtet lassen. weiterhin die beabsichtigte Feststellung über die auch Es ist Einrichtung und den Umfang der geistlichen Gerichtsbarkeit nicht erfolgt. Es blieben also überall im Staate die Verhältnisse bestehen, wie sie sich verschieden und tatsächlich in den einzelnen Diözesen Im Gebiete des rheinischen Rechtes war die entwickelt hatten. geistliche Gerichtsbarkeit durch die französische republikanische Artikel 10 des Orund napoleonische Gesetzgebung abgeschafft. ganischen Gesetzes vom 8. April 1802 hatte bestimmt : ntout privilège portant exemption ou attribution de la jurisdiction episcopale Und auch im Grossherzogtum Berg war sie durch § 1 l'organisation judiciaire vom 17. Dezember 1811 portant Decret des Es konnte also vom 1. Februar 1812 an aufgehoben worden ¹ ) . Trotzdem geistliche Gerichte in diesen Landesteilen nicht geben. est aboli. "

bestanden sie unter Duldung des Staates.

Aber ihre tatsächliche

Zuständigkeit hat sich in der Rheinprovinz auf Untersuchungen gegen die Geistlichen und auf Entscheidungen über die Nichtigkeit einer Ehe oder auf die Trennung von Tisch und Bett in der Art beschränkt, dass dadurch nur die kirchlichen Wirkungen festgesetzt wurden. Erst die Gesetzgebung der Jahre 1848 bis 1850 hat auf diesem Gebiete eine Einheitlichkeit herbeigeführt. Der § 12 der Verfassungsurkunde brachte der Kirche volle Freiheit auf rein geistlichem Gebiete, also für die rheinische Kirche auch die rechtsgiltige Wiederherstellung der geistlichen Gerichtsbarkeit .

Wenige Wochen

nach Erlass der Verfassungsurkunde richtete der Erzbischof von Geissel in Köln das den neuen Verhältnissen angepasste Offizialat ein, 1851 der Bischof von Trier. Aber die Verfassungsurkunde hatte auch die Säkularisation des Eherechtes und die Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit und des eximierten Gerichtstandes in Aussicht gestellt.

Das Ziel war die Vereinheitlichung und Verstaat-

lichung der Gerichtsbarkeit. Die Verordnung vom 2. Januar 1849 traf demnach gleichzeitig mit der Aufhebung der standesherrlichen, städtischen und Patrimonialgerichtsbarkeit folgerichtig die Bestimmung : „ Einer gleichen Aufhebung unterliegt die geistliche Gerichtsbarkeit in allen weltlichen Angelegenheiten,

namentlich auch in

1) von Daniels, Handbuch IV, S. 292 und VII, S. 174.

532

IV, 21.

Prozessen über die zivilrechtliche Trennung, Ungiltigkeit oder Nichtigkeit einer Ehe. Alle solche Rechtsangelegenheiten gehören vor die Dadurch wurde die katholische geistliche weltlichen Gerichte ." Gerichtsbarkeit auf die Disziplin und auf Sponsalien und Ehesachen in rein kirchlicher Beziehung beschränkt, für die rheinische Kirche also der bisherige tatsächliche Zustand rechtsgiltig hergestellt. Die durch den Kamptzschen Erlass vom 20. Januar 1834 den rheinischen Gerichtsbehörden auferlegte Verpflichtung, den Ersuchen der Geistlichen Gerichte auf Zeugenvernehmungen zu entsprechen, blieb bestehen und wurde durch einen Erlass vom 30. April 1851 nunmehr auch den übrigen Gerichten des Staates unter ausdrücklicher Beschränkung

auf die obige Zuständigkeit der Geistlichen

Gerichte vorgeschrieben ¹) . Noch nach einer anderen Richtung hin hat die Gesetzgebung des Jahres 1849 in die Beziehungen des Staates zur katholischen

Kirche eingegriffen und zwar durch eine Beschränkung des staatlichen Oberaufsichtsrechtes. Die Dienstanweisung für die Konsistorien vom 23. Oktober 1817 ) und ein Erlass des Ministers der geistlichen Angelegenheiten vom 31. August 1818 3) hatten

mehr-

fache Beschränkungen über den Verkehr der katholischen geistlichen Behörden mit dem päpstlichen Stuhle angeordnet. Die Anträge an den päpstlichen Stuhl mussten durch die Hand des Oberpräsidenten, gewisse päpstliche Verfügungen vor der Ausführung ihm vorgelegt werden. Schon durch den Erlass des Ministers der geistlichen Angelegenheiten vom 1. Januar 1841 ) wurde den Behörden eröffnet, des Königs der Verkehr zwischen den

dass nach der Anordnung

Bischöfen und dem päpstlichen Stuhle fortan frei von allen Bestattfinden dürfe. Der Artikel 16 der Verfassungs-

schränkungen

urkunde hob nunmehr alle noch bestehenden Beschränkungen des Verkehrs der Katholiken mit auswärtigen kirchlichen Vorgesetzten auf und unterwarf die Bekanntmachung kirchlicher Anordnungen nur den Beschränkungen , denen alle übrigen Veröffentlichungen unterlagen. Dadurch wurde das landesherrliche Plazetrecht aufgehoben,

d . h. das Recht des Staates, die Vorlage der von den Kirchenbehörden beabsichtigten Anordnungen vor deren Verkündi-

1) 2) 3) 4)

Akten des Oberpräsidiums III , 6 Nr. 101 , Ges.-S. 1817 S. 237. v. Kamptz , Annalen 2, S. 717. Min.-Blatt f. d. innere Verwaltung 1841 , S. 16.

533

Das Kultuswesen.

gung zum Zwecke ihrer Prüfung zu verlangen und deren Bekanntmachung zu gestatten oder zu untersagen. Zur Wahrnehmung der geistlichen Gerichtsbarkeit sind in der niederrheinischen Kirchenprovinz die folgenden Offizialate eingerichtet worden. Für die Erzdiözese Köln hat der Erzbischof von Geissel durch seine Verordnung

vom

26. Dezember 1848

die Gerichtsverfassung

für den ersten und zweiten Rechtszug geregelt,

Verwaltungs- und

Gerichtsbehörden geschieden. Die Verwaltungssachen und die Ausübung der freiwilligen Gerichtsbarkeit blieben dem Erzbischof bzw. dem Generalvikariat vorbehalten . Für die dem Erzbischof als Ordinarius zustehende streitige Gerichtsbarkeit

aber wurde

ein „Erz-

bischöfliches Offizialat" eingerichtet, das als Disziplinargericht und Konsistorium in Disziplinar- und Ehesachen ersten Rechtszuges entscheiden sollte und aus dem Offizial,

einem Promotor ,

einem De-

fensor matrimonii, zwei Offizialatsräten, zwei Assessoren und einem Aktuar sich zusammensetzte . Für den zweiten Rechtszug wurde das Erzbischöfliche Metropolitikum " in zwei Abteilungen errichtet. Die erste Abteilung ist zuständig für die aus den anderen Diözesen der Kirchenprovinz

eingehenden Berufungen,

für die Berufungen aus

die zweite Abteilung

der Erzdiözese selbst .

Die dritte Instanz

sollte in vorkommenden Fällen durch ein unter päpstlicher Autorität bestelltes Prosynodalgericht gebildet werden. Eine solche dritte Instanz als innerdeutsches Gericht ist für die Erzdiözese Köln aber erst im Jahre 1910 durch päpstliche Autorisation des Bischofs von Freiburg bestellt worden. Für die Suffraganbistümer Trier und Münster geht der dritte Rechtszug, wie bis 1910 auch für Köln, in der Regel an den Gerichtshof der Rota in Rom. Das Offizialat in Köln und das Metropolitikum erster Abteilung besteht aus dem gleichen Gerichtspersonal. In gleichem Umfange war auch die zweite Abteilung des Metropolitikums zusammengesetzt, die übrigens später aufgehoben wurde und seit 1860 im Handbuche der Erzdiözese nicht mehr aufgeführt erscheint. Rom gesandt.

Die Berufungen wurden seitdem nach

Erst durch ein päpstliches Breve vom 16. Dezember

1875 wurde der Bischof von Limburg zum Richter zweiten Rechtszuges für Köln bestellt, 1888 und durch spätere Erneuerungen und 1910 dauernd der Bischof von Münster. Für das Bistum Trier ist das Diözesangericht nach Mitteilung des Bischofs

an den Generalprokurator in Köln am 29. Dezember

1851 zur gerichtlichen Behandlung und Entscheidung der geistlichen

534

IV, 21 .

Disziplinar- und Ehesachen eingerichtet worden.

Es setzte sich da-

mals aus dem bischöflichen Offizial als Vorsitzenden, aus dem Promotor in Disziplinar- und anderen geistlichen Rechtssachen, aus dem Defensor matrimonii in Ehesachen, vier Assessoren und einem Aktuar zusammen ¹ ) .

Zuletzt wurde auch für die Diözese Münster ein eigenes Bischöfliches Offizialat errichtet und zwar durch bischöfliche Verordnung vom 19. Dezember 1864. Bis dahin war die Gerichtsbarkeit durch den Bischof selbst unter Mitwirkung seines Ordinariates ausgeübt worden.

C.

Die Altkatholiken.

Altkatholiken nannten und nennen sich die Anhänger der im Jahre

1870 begründeten Partei, welche gegen das vatikanische Konzil und dessen dogmatische Beschlüsse über die Unfehlbarkeit ex cathedra und den Universalepiskopat des römischen Bischofs Widerspruch erhoben hat . Eine Folge dieser Bewegung war der Zusammenschluss zu besonderen Gemeinden und die Wahl eines eigenen katholischen Bischofs der Altkatholiken.

Auf einer Versammlung der Geistlichen und Abgeordneten der Gemeinden wurde in Köln am 4. Juni 1873 der Professor der Theologie in Breslau Dr. Josef Hubert Reinkens zum Bischof gewählt, in Rotterdam am vom Bischof Heykamp von Deventer geweiht, durch

11. August

Königliche Urkunde vom

19. September 1873 staatlich anerkannt und am 7. Oktober vereidigt. Das Diözesanverhältnis erstreckt sich auf alle Katholiken im ganzen Umfange des Deutschen Reiches, welche sich der Jurisdiktion des Bischofs unterworfen haben. Das

oberste verfassungsmässige Organ der altkatholischen Kirche ist seit 1873 die Synode, welche die Gesetzgebung ausübt, die Verwaltung nachprüft und die Disziplinarinstanz bildet. Der Bischof übt die Regierung der Kirche aus unter Beistand eines ständigen Ausschusses der Synode . Reinkens starb am 4. Januar 1896. Seine Nachfolger als Bischöfe der deutschen Altkatholiken waren infolge Königlichen Patentes vom 16. April 1896 der bisherige Weihbischof und Generalvikar Dr. Theodor Weber bis 12. Januar 1906 ; der auf der ausserordentlichen Synode am 6. Juni 1906 gewählte und durch Königliches Patent vom . 29. August 1906 anerkannte bisherige Generalvikar Josef Demmel bis zum 12. November 1913 ; der am 16. Oktober

1) Staatsarchiv Koblenz, Abt. 582 Nr. 435.

535

Das Kultuswesen.

1912 als Koadjutor mit dem Rechte der Nachfolge erwählte und und bestätigte Generalvikar und Weihbischof Dr. Georg Moog. Der Sitz der Bischöfe ist Bonn . D. Die Juden. Die Verhältnisse

der Juden waren in Frankreich durch die

Revolution denen der übrigen Staatsbürger völlig gleichgestellt worden. Gleichwohl hat das grosse Kultusgesetz vom 18. Germinal X (8. April 1802 ) über den Kultus der Juden keine Bestimmung getroffen . Die Religionsfreiheit, die in Frankreich durch die Grundsätze der Regierung und durch das Gesetz gewährleistet war, forderte,

dass auch diesen französischen Bürgern dieselben Rechte

in Ausübung ihrer Religion zuteil würden, wie den übrigen . Zanächst aber machten sich störend Klagen über den Wucher der Juden geltend.

Der Kaiser griff alsbald ein .

erschien ein Kaiserliches Dekret,

Unterm 30. Mai 1806

nach dem während eines Jahres

kein Vertrag zwischen Juden und Landleuten in den rheinischen Departements zur Ausführung gebracht oder Urteile auf Grund solcher Verträge vollstreckt werden sollten. Beratung der Mittel,

Gleichzeitig wurde zur

eine sittliche Verbesserung der Juden herbei-

zuführen, und zum Zwecke der Einrichtung des jüdischen Kultuswesens eine grosse Versammlung der Juden nach Paris ausgeschrieben. Dieses „ Sanhedrin " , wie der Kaiser es bezeichnet hat, ist vom 15. Juli 1806 ab zu Paris zusammengetreten und hat auch wieder getagt.

Für den ersteren und eigentlichen Zweck wurden

durch Beantwortung vorgelegter aufgestellt.

1807

Fragen gewisse

Lehrgrundsätze

Im übrigen wurde ein Ausschuss von neun Mitgliedern

niedergetetzt, um über die Einrichtung des Gottesdienstes zu be raten. Der Ausschuss beschloss eine Verordnung, die das Kultuswesen und die innere Polizei der Juden behandelte und am 10. Dezember 1806 bestätigt wurde .

Zur sittlichen Besserung der Juden

aber erliess

der Kaiser unterm 17. März 1808 ¹ ) eine Verfügung, dass der Jude nur durch ein in vorgeschriebener Art vom Munizipalrat und vom Konsistorium der Synagoge ausgefertigtes Zeugnis über seine gute Aufführung und Redlichkeit die Erlaubnis erhalten sollte, Handel, Mäklerei oder Schacher zu treiben .

Dies Zeugnis sollte

alle Jahre erneuert und konnte zurückgenommen werden.

Überdies

sollte in den rheinischen Departements sich kein Jude niederlassen

1) Bulletin des lois 3237.

536

IV, 21.

dürfen, der nicht schon wirklich dort wohnhaft war. Die Bestimmung sollte zehn Jahre in Kraft bleiben in der Annahme, dass die Juden alsdann sittlich so gehoben sein würden, Bürgern gleichgestellt zu werden. behalten.

um den übrigen

Die Verlängerung wurde vor-

Die Verordnung vom 10. Dezember 1806 , deren Ausführung durch ein weiteres Dekret vom 17. März 1808 befohlen wurde, regelte das Kultuswesen. gogues particulières) ,

Es gliederte sich in Synagogen (syna-

Konsistorien oder Konsistorialsynagogen und

das Zentralkonsistorium.

Die Synagogen wurden durch einen Rab-

biner und zwei durch die Verwaltungsbehörde bestimmte Israeliten verwaltet. Konsistorien sollten in jedem Departement, in dem 2000 Juden wohnten,

errichtet werden,

und zwar in der Stadt,

welche

die stärkste jüdische ' Bevölkerung aufwies. An einer Konsistorialsynagoge stand ein Oberrabbiner. Die Konsistorien bestanden aus einem Oberrabbiner,

einem Rabbiner und drei durch die Verwal-

tungsbehörde bestätigten Israeliten, table erwählt wurden,

die durch 25 sogenannte No-

welche die Behörde aus den am meisten

besteuerten oder angesehensten Juden bezeichnete.

Die Verordnung

setzte die Aufgaben der Konsistorien und der Rabbiner fest und die Beitragspflicht zu den Kultuskosten. Die Rabbiner wurden unter die Aufsicht der Konsistorien, diese unter die des Zentralkonsistoriums gestellt.

Erstere wurden angewiesen, ihre Glaubens-

genossen in den Grundsätzen der jüdischen Religion nach den Lehrbeschlüssen des grossen Sanhedrin zu unterrichten,

ihnen die Be-

folgung der Staatsgesetze vorzuschreiben, den Militärdienst als Pflicht ans Herz zu legen und sie

zur Erlernung nützlicher Handwerke

geneigt zu machen. Das Zentralkonsistorium bestand zu Paris aus drei Oberrabbinern und zwei anderen Israeliten. Es hatte die Durchführung der Kultusverordnung zu überwachen und Rabbiner zu bestätigen.

die Wahl der

Infolge eines dritten Kaiserlichen Dekrets vom 17. März 1808 wurden in den rheinischen Departements drei sistorien eingerichtet, departement,

zu Krefeld für das Roer-

zu Koblenz und später,

israelitische Konund Niedermaas-

als die Gemeinde zu Bonn

grösser geworden , zu Bonn für das Rhein-Moseldepartement und zu Trier für das Saardepartement¹).

Auf der rechten Rheinseite bestand keine durch gesetzliche

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 5 Gen. Nr. 1 Bd . 1 und 2.

537

Das Kultuswesen.

Vorschriften

geregelte

Kultusverfassung.

Die

staatsbürgerliche

Stellung der Juden war im Grossherzogtum Berg der der französischen gleich.

Bei Eintritt der Fremdherrschaft wurden die Juden

ohne

vorhergegangene gesetzliche Bestimmung der Militärpflicht und anderen Lasten und Abgaben der übrigen Einwohner unterworfen und demnach durch Verordnung des Finanzministers vom 22. Juli 1808 alle besonderen Abgaben der Juden an die Domänenkassen abgeschafft.

Es war ihnen auch gestattet,

Bürgerregister ihres Wohnortes

eintragen und

sich

sich in die Bürgerbriefe

erteilen zu lassen. Das Ausnahmegesetz von 1808 ist hier nicht veröffentlicht worden. Das Kaiserliche Drekret vom 12. November 1809 betreffend die Einführung des bürgerlichen Gesetzbuches stellte die Juden rücksichtlich der staatsbürgerlichen Rechte den übrigen Staatsbürgern gleich ¹ ).

In den nassauischen Landesteilen

lebten die Juden noch unter der Beschränkung der deutschen Gesetze. Sie mussten sich mit besonderen Geleitbriefen versehen lassen,

bedurften

einer besonderen Erlaubnis der Regierung zur

Verheiratung und zum Handel und konnten nur Wohnhäuser Gärten, nicht aber ländliche Grundstücke besitzen 2).

mit

Als Prenssen die Rheinprovinzen übernahm, fand sich in ihnen eine jüdische Bevölkerung von etwa 20000 Seelen vor ³). Ihre staatsbürgerlichen Rechte in den französisch- rechtlichen Gebieten waren ungefähr die gleichen, wie in Preussen. Denn das preussische Judenedikt vom 11. März 1812 hatte ihnen eine beinahe vollkommene Gleichstellung mit den übrigen Staatsbürgern gewährt, ohne sie durch lästige Bestimmungen bei der Ausübung des Handels herabzusetzen, wie sie durch die französische Gesetzgebung zu Recht bestanden. Erst später sind einige der verliehenen Rechte gesetzlich oder tatsächlich eingeschränkt worden.

1 ) Bericht der Regierung zu Düsseldorf vom 22. August 1824. Ebenda Bd . 2. 2) Verhandlungen des ersten Provinziallaudtages, S. 17. 3) Eine zahlenmässig genaue Angabe liegt erst aus dem Jahre 1823 vor. Damals lebten in der Provinz 10391 männliche und 10351 weibliche Juden, linksrheinisch 15 391 , rechtsrheinisch 5351. Sie verteilten sich auf die einzelnen Regierungsbezirke wie folgt : Koblenz 6291 , Aachen 1850, Trier 3330, Köln 3809, Düsseldorf 5462. In den Städten und Flecken lebten 10969, auf dem Lande 9773 Juden. Für einzelne Städte ergaben sich folgende Zahlen : Koblenz 256, Neuwied 210, Trier 232, Saarlouis 239, Köln 354, Bonn 475, Deutz 238, Düsseldorf 315, Mülheim 220. Akten des Oberpräsidiums III 5 Nr. 1 Gen. Bd. 2.

538

IV, 21.

Im

Rheinlande

hatte

die

preussische

Regierung

zunächst

Veranlassung, sich mit der Frage der ferneren Giltigkeit des zur Hebung der jüdischen Einwohnerschaft erlassenen französischen Dekretes vom

17. März 1808 zu befassen.

Dieses einschneidende

Gesetz war, wie oben erwähnt, auf zehn Jahre erlassen und die Zuerst war die ImmediatVerlängerung vorbehalten worden. justizkommission

der Frage näher

getreten.

Die von ihr ver-

anlassten Gutachten der Regierungen liefen übereinstimmend auf den Wunsch einer Verlängerung des Gesetzes hinaus.

Tatsächlich

hat dann eine Königliche Kabinettsorder vom 3. März 1818 die Vorschriften des französischen Dekrets vom 17. März 1808 bis auf weitere Bestimmungen beibehalten ¹ ) .

Solche weiteren Bestimmungen

wurden bald darauf vorbereitet durch eine Aufforderung des Ministers des Innern an die beiden Oberpräsidenten vom 20. Juli 1819. sollten Zusammenstellungen eine gutachtliche Äusserung

Sie

über die bisherige Gesetzgebung und einreichen über eine künftige Fest-

stellung der staatsbürgerlichen Verhältnisse der rheinischen Juden mit Beziehung auf die den Juden in den älteren Provinzen durch das Edikt vom 11. März 1812 verliehenen Begünstigungen. Die Regierungen haben damals umfangreiche Berichte über die jüdischen Verhältnisse

geliefert.

Sie

sprachen sich wiederum für die Bei-

behaltung des französischen Dekretes vom Jahre 1808 aus, um der Neigung zu Schacher und Wucher Schranken zu setzen. Aber auch abweichende Stimmen wurden laut.

Und der Oberpräsident

von Ingersleben vertrat in seinem Berichte die Meinung,

dass alle

Gesetze zur sittlichen Hebung der Juden nichts gewirkt und das Übel wohl eher verschlimmert hätten. Die Juden im Rheinlande seien von denen der anderen preussischen Provinzen nicht verschieden, sie könnten daher ebenso behandelt und das Gesetz vom Jahre 1812 auch in der Rheinprovinz eingeführt werden. Im Gegenteil war Das ist jedoch nicht geschehen .

die

Regierung vielmehr einer Beschränkung der jüdischen Gleichberechtigung geneigt. Die Zulassung der Juden zu akademischen Lehr- und Schulämtern wurde aufgehoben ) . Und im Rheinlande wurde den Juden ein wichtiges staatsbürgerliches Recht genommen durch eine Verfügung des Ministers des Innern vom 7. Mai 1822 , nach welcher die Regierungspräsidenten infolge eines Aufsehen

1 ) Koblenzer Amtsblatt 1818, S. 49 und 81. 2) Ges.-S. 1822 , S. 244.

539

Das Kultuswesen .

erregenden Vorkommnisses angewiesen wurden, in die vorschriftmässig den Präsidenten der Assisenhöfe mitzuteilenden Geschworenenlisten fernerhin keine Juden mehr aufzunehmen '). Im Jahre 1824 wurden erneut Erhebungen angestellt über die Verhältnisse der Judenschaft in der Rheinprovinz und zwar nicht nur über ihre Rechtsverhältnisse, sondern auch über ihren sittlichen Der auf eine Kabinettsorder vom 29. April 1824 beZustand. gründete Erlass der Minister des Innern an den Oberpräsidenten gab die Absicht des Königlichen Willens dahin kund , dass die Ergebnisse der Feststellungen den Provinzialständen zur Erklärung ob und welche Vorschläge und Wünsche sie etwa für die Gestaltung der Rechtsverhältnisse der

darüber vorgelegt werden sollten,

Unterm 9. Juni 1825 hat der Oberpräsident eine auf den Berichten der Regierungen aufgebaute umfassende Darstellung eingereicht, welche die gesetzlichen BestimJuden anzubringen hätten.

mungen und die darauf begründeten Rechtsverhältnisse der Juden, den Zustand ihrer Verfassung in Synagogen und Konsistorien behandelte und mit Vorschlägen zu gesetzlichen Massnahmen und der Anfrage schloss ,

ob die Zusammenstellung als Vorlage für

eine

gesetzliche Regelung an die Provinzialstände gebracht werden solle. Es entsprach dann aber, wie der Minister unterm 8. Juli 1825 erwiderte, nicht der Absicht des Königs, dem Landtage eine solche Der Oberpräsident solle sich vielmehr darauf die Darstellung vorzulegen und ihnen Ständen den beschränken, anheimzugeben, ob und welche Wünsche sie ihrerseits zu erkennen

Vorlage zu machen.

zu geben hätten. Im übrigen ging aus der Zusammenstellung des Oberpräsidenten hervor, dass damals, wie bisher, in der Provinz die drei israelitischen Konsistorien zu Krefeld, Bonn und Trier bestanden . Der

1 ) Anlass dazu gab dem Minister eine ihm von Anzeige, nach welcher ein Dieb vor dem Assisenhofe den grössten Teil des gestohlenen Silbers und Goldes Geschworenen mitsitzenden Juden C. verkauft habe.

Köln zugegangene ausgesagt, dass er an den unter den Schon vorher hatte

selbständig, vielleicht aus dem gleichen Anlass , der Koblenzer Regierungspräsident von Schmitz-Grollenburg die Landräte angewiesen, Juden nicht in die Geschworenenliste aufzunehmen . Der Landrat von Kreuznach machte diese Anweisung im Kreisblatt für die Bürgermeister bekannt. Drei angesehene Mitglieder der Koblenzer israelitischen Gemeinde beschwerten sich darüber beim Oberpräsidenten, der den Regierungspräsidenten zur Zurücknahme der Anweisung veranlasste . Wenig später folgte dann aber die gleiche Anweisung seitens des Ministers.

IV , 21.

540

Konsistorialbereich von Krefeld erstreckte sich über folgende Teile der Regierungsbezirke Aachen,

Köln und Düsseldorf und zwar im

Regierungsbezirk Aachen über die Stadt und den Landkreis Aachen, die Kreise Gemünd, Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Düren und Jülich mit 2 Synagogen und 24 Bethäusern, im Regierungsbezirk Köln über den Landkreis Köln und Teile der Kreise Bonn, Bergheim und Lechenich mit 2 Synagogen und 16 Bethäusern und im Regierungsbezirk

Düsseldorf

über

die Kreise Krefeld ,

Gladbach,

Neuss, Grevenbroich, Kleve, Kempen und Geldern mit 10 Synagogen und 42 Bethäusern. Der Konsistorialbezirk von Bonn erstreckte sich über Teile der Regierungsbezirke Köln und Koblenz : im Kölner Bezirk über Teile des Kreises Bonn, über die Kreise Mülheim, Siegburg und Rheinbach und über die Stadt Köln ¹ ) mit 8 Synagogen und 9 Bethäusern ; im Regierungsbezirk Koblenz über die Kreise Adenau, Ahrweiler, Koblenz , Kochem, Kreuznach, Mayen, Sankt Goar, Simmern und Zell mit 18 Synagogen und 44 Bethäusern. Der Konsistorialbezirk Trier umfasste den Regierungsbezirk Trier mit 10 Synagogen und 27 Bethäusern ). Auf der rechten Rheinseite bestand keine durch gesetzliche Vorschriften geregelte kirchliche Verfassung. Nur wenige Gemeinden der Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf hatten sich einer der Hauptsynagogen zu Krefeld und Bonn angeschlossen und zwar zu Bonn die Gemeinde Nümbrecht und einige Familien in der Bürgermeisterei Neustadt, die Gemeinden Mülheim und Niederzündorf und die Juden im Kreise Siegburg-Uckerat. Zur Krefelder Hauptsynagoge hielten sich die Gemeinden in Gerresheim , Eller, Barmen, Mettmann, Haan, Schermbeck und Krudenberg . Alle übrigen Gemeinden hatten teils gar keinen, teils einen von den Verwaltungsbehörden eingesetzten Vorstand. Die Schulverfassung der Juden war durch eine vom Ober-

1 ) Köln hatte zu französischer Zeit zum Krefelder Bezirk gehört. Etwa 1815 trat der Krefelder Oberrabbiner Löb Carlsburg die Gemeinde zu Köln an den Oberrabbiner Auerbach in Bonn ab. Später bemühte sich Krefeld, die Kölner Gemeinde wiederzuerhalten. Übrigens wurde Auerbach vom Oberpräsidenten Solms-Laubach im Jahre 1817 angewiesen, sich künftig statt der Bezeichnung "7 Israelitisches Konsistorium" der Benennung „ Hauptsynagogenvorstand " zu bedienen. St.-A. Koblenz, Abt. 403, Nr. 939. 2) Im Jahre 1836 wurde mit dem Trierer Bezirk auch der Kreis Sankt Wendel vereinigt, dessen frühere Verbindung mit Trier durch die Abtretung an den Herzog von Sachsen-Koburg unterbrochen war. St.-A. Koblenz , Abt. 403 , Nr. 937.

541

Das Kultuswesen.

präsidenten unterm 13. September 1824 erlassene Verordnung geregelt worden ¹) . Die Zusammenstellung des Oberpräsidenten von Ingersleben über den Zustand und die Rechtsverhältnisse der Juden ist dann den rheinischen Provinzialständen vorgelegt worden.

Sie erklärten

sich 1826 in ihrer Mehrheit dafür, dass den Juden das Staatsbürgerrecht nicht ohne Beschränkung erteilt werden könne und dass die Landleute gegen ihre Geschäftsweise geschützt werden müssten. Auch war man dafür, sie bloss als Schutzverwandte in den Gemeinden zuzulassen, nicht mit vollem Bürgerrechte.

Dagegen sprach

sich die Mehrheit für die Aufhebung des berüchtigten französischen Dekretes vom 17. März 1808

aus, nach welchem die Juden zum

Betriebe des Handels der Beibringung von Leumundscheinen bedurften. Auch die Behörden haben mehrfach auf eine Regelung der Verhältnisse auch bezüglich der Kultusangelegenheiten gedrängt. Und

der Minister hat den Oberpräsidenten und

die Regierungen

ebenso oft auf im Gange befindliche Beratungen hingewiesen. Bis dahin sei die Judenschaft eines Ortes hinsichtlich ihres Kultus- und Schulwesens als

eine

Privatgesellschaft

zu

betrachten.

Endlich

haben dann die Stände der Rheinprovinz in einer Denkschrift vom 28. März 1845 beantragt, mit Rücksicht auf die günstigen Erfolge, welche die Verleihung gleicher politischer und bürgerlicher Rechte für die Juden in anderen Staaten gehabt, und mit Rücksicht auf die Hemmungen, welche durch die jetzigen Beschränkungen ihrer sittlichen Vervollkommnung im

Wege

ständen,

das französische

Dekret vom 17. März 1808 aufzuheben und die Juden den übrigen Staatsbürgern gleichzustellen. Infolge dieses Antrages und der darüber gepflogenen Beratungen des Vereinigten Landtages ist dann das Gesetz über die Verhältnisse der Juden vom 23. Juli

1847

erlassen worden ) .

Dadurch

wurden den jüdischen neben gleichen Pflichten auch gleiche bürgerliche Rechte mit den christlichen Untertanen zugestanden, soweit das Gesetz nicht eine Ausnahme bestimmte. Sie wurden nämlich von den Ämtern ausgeschlossen,

mit

denen die Ausübung

einer

richterlichen, polizeilichen oder vollstreckenden Gewalt verbunden war, und ebenso als Universitätslehrer von gewissen Lehrfächern und von den Ämtern eines Dekans, Prorektors und Rektors.

1) Akten des Oberpräsidiums III 5 Nr. 1 Gen. Bd. 1 und 2. 2) Ges.-S. 1847, S. 263.

Und

542

IV, 22.

von Kunst-, Gewerbe ,

Handels- und Schiffahrtsschulen abgesehen

wurde die Anstellung der Juden als Lehrer auf jüdische Unterrichtsanstalten beschränkt.

Auch von der Ausübung ständischer Rechte

wurden sie ausgeschlossen. Regelung

Von bleibender Bedeutung war die

des jüdischen Gemeindewesens .

Bezüglich der Kultus-

und Unterrichtsangelegenheiten wurden die Juden zu

Synagogen-

gemeinden vereinigt, deren Bildung durch die Regierungen nach Anhörung der Beteiligten erfolgen sollte. Jede Synagoge erhielt zur Verwaltung des Vermögens und des Kultus einen Vorstand von 3 bis 7 Mitgliedern und eine Repräsentantenversammlung von 9 bis 21 Mitgliedern.

Die Aufsicht führt die Regierung, die auch

die Wahlen leitet. Die Kinder gehören den Elementarschulen des Wohnortes an. Die Sorge für den Religionsunterricht bleibt der Gemeinde überlassen. ist gestattet.

Die Errichtung jüdischer Privatlehranstalten

Streitigkeiten innerhalb einer Synagoge über Kultus-

einrichtungen sollen durch einen in Berlin unter Aufsicht eines Regierungsabgeordneten aus neun Kultusbeamten oder anderen Männern jüdischen Glaubens zusammengesetzten Ausschuss beglichen werden.

Die Mitglieder des Ausschusses werden von den Ministern

der geistlichen Angelegenheiten und des Innern auf Vorschlag der Oberpräsidenten unter Berücksichtigung der Anträge der Synagogen ihrer Verwaltungsbezirke auf die Dauer von sechs Jahren ernannt. Dieser Ausschuss trat also gleichsam

an die Stelle des

für

die

rheinischen Departements zuständigen Zentralkonsistoriums in Paris zu französischer Zeit. Im übrigen fand kein Zusammenschluss der Gesamtheit der einzelnen Gemeinden statt, nur einzelne Gemeinden sollten bestehen und die rheinischen Konsistorialbezirke hörten auf. Nach dem neuesten Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege, 1913, ist die Zahl der jüdischen Einwohner Sie bilden neben in der Rheinprovinz auf 57 287 gestiegen. kleineren israelitischen Kultus- und Religionsgemeinden

145 Syna-

gogengemeinden .

22.

Das Hochschulwesen .

Die Universität zu Bonn.

Schon in dem von Wien aus

unterm 5. April 1815 erlassenen Zuruf „ An die mit der preussischen Monarchie vereinigten Rheinländer " hatte der König den Entschluss

Das Hochschulwesen .

543

kundgegeben, in der neuen Erwerbung eine Universität zu errichten. Der Wiederausbruch des Krieges und die notwendigere Einrichtung der Verwaltungsbehörden

hat

die

sofortige

Verwirklichung

der

Königlichen Zusage gehindert . Erst das Jahr 1818 brachte die Erfüllung. Nachdem der Plan der Errichtung durch Kabinettsorder vom

6. Mai 1818

genehmigt worden war,

hat der König

unterm 18. Oktober 1818 während seiner Anwesenheit in Aachen die Stiftungsurkunden der Universität Bonn vollzogen und ihr, wie es in dem begleitenden Erlasse heisst, „ eine solche Ausstattung gegeben, dass sie im Stande sein wird , die Stelle, meinem Staate und im nehmen soll,

ganzen

welche sie in

nordwestlichen Deutschlande

mit Würde und Erfolg zu behaupten .

ein-

Es ist mein

ernstlicher Wille, dass die Universität in Bonn ungesäumt eröffnet werde und ich erwarte von ihr mit Zuversicht,

dass sie in dem

von mir in ihrer Stiftungsurkunde bezeichneten Geiste wirke, wahre Frömmigkeit, gründliche Wissenschaft und gute Sitte bei der studierenden Jugend fördere und dadurch auch die Anhänglichkeit meiner westlichen Provinzen an den preussischen Staat je länger, je mehr befestige" 1) . Als Sitz der Universität war die Stadt Bonn bestimmt worden, ,,da dieser Ort " , wie es in der Stiftungsurkunde heisst, nach sorgfältiger Prüfung ganz vorzüglich gut dazu gelegen ist und alles Der darbietet, was die erste Einrichtung erleichtern kann “ 2).

1) Koblenzer A.-Bl. 1818 , S. 321 und 322 ff. 2) Schon der Oberpräsident Sack hatte den Auftrag erhalten . einen passenden Ort zur Anlage der Universität vorzuschlagen . Köln, Bonn , auch Wetzlar und Duisburg, kamen damals in Frage. In Duisburg war zur selben Zeit, 1818, die dortige vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Braudenburg am 16. August 1655 gegründete Universität infolge ihres von jeher geringen Besuches aufgehoben worden. Das Vermögen ging nach den Bestimmungen der Kabinettsorder vom 18. Oktober 1818 an die Schulanstalten des Herzogtums Kleve und besondess an das Gymnasium Duisburg über. Vgl . Willemsen , Die Rheinprovinz unter Preussen, Elberfeld 1842 , S. 54. St. A. Koblenz, Abt. 401 Nr. 294. In Wetzlar bestand eine Rechtsschule, die der Grossherzog Dalberg unterm 27. September 1808 begründet hatte , um dem durch die Aufhebung des Reichskammergerichtes ganz heruntergekommenen Städtchen aufzuhelfen . Ernstlich in Frage kamen aber nur Köln und Bonn. In Denkschriften , Gutachen und Berichten wurde diese Frage erörtert. Der Oberpräsident Graf Solms hat zwei Gutachten darüber am 28. Dezember 1815 und am 23. Juli 1816 erstattet. Ohne die Vorzüge von Bonn etwa nicht voll zu würdigen , sprach er sich schliesslich doch mehr für Köln aus. Auf den Inhalt jener

544

IV, 22.

Universität wurden die Schlösser Bonn und Poppelsdorf nebst Zubehör eingeräumt. Sie wurde mit fünf Fakultäten, einer evangelischund einer katholisch-theologischen,

einer juristischen , einer medi-

zinischen und einer allgemein-wissenschaftlichen oder philosophischen eingerichtet und ihr das Recht der Erteilung akademischer Grade und Würden erteilt.

Die innere Verwaltung des Lehrwesens und

der Rechtspflege sollte auf dem Rektor, dem akademischen Senate, den fünf Dekanen der Fakultäten und einem von der Universität unabhängigen Syndikus (Universitätsrichter) beruhen und zur Aufsicht und wirtschaftlichen Verwaltung und zur Wahrnehmung der Gerechtsame der Universität ein Kurator durch Königliche Ernennung bestellt werden. Der

Einrichtungsurkunde folgten mehrere,

die innere

Ver-

fassung ausbauende vorläufige Verordnungen, namentlich eine solche vom 21. Oktober 1818.

Sie wurden aufgehoben durch das unterm

1. September 1827 erlassene n Statut der Königlich Preussischen Rheinischen Friedrich Wilhelm-Universität ", welchen Namen der König gleichzeitig der Universität verliehen hat. Nach diesem

Statut ist die

Universität in Bezug auf die

religiösen Verhältnisse eine gemischte und paritätische. der Theologie bilden zwei Fakultäten,

Die Lehrer

eine evangelische und eine

katholische, die im Vortritt jährlich wechseln.

In der juristischen

Fakultät soll wenigstens einer der ordentlichen Professoren katholischen Bekenntnisses sein, um das Lehrfach des katholischen Kirchenrechtes übernehmen zu können .

Ebenso soll in der philosophischen

Fakultät immer ein ordentlicher Professor der Philosophie katholischen neben einem solchen evangelischen Bekenntnisses angestellt, im übrigen aber in keiner Fakultät auf das Bekenntnis Rücksicht genommen werden . Jede der fünf Fakultäten steht als ein selbständiges Ganzes unter der besonderen Aufsicht und Leitung der für jede berufenen ordentlichen Professoren .

Zur philosophischen Fa-

kultät gehören ausser der eigentlichen Philosophie auch die mathe-

das Für und Wider behandelnden Erörterungen einzugehen versage ich mir, um der in Aussicht genommenen Festschrift zur Jahrhundertfeier der Universität im Jahre 1918 nicht etwa vorzugreifen. In Berlin fiel die Entscheidung in Übereinstimmung mit den Begründungen einiger Berichte für Bonn, als im Mittelpunkte der Provinz und in herrlicher Umgebung gelegen, geräumig und wohlfeil, ohne störende Gewerbe und ohne einen höheren, eine Bevormundung gewisser Universitätskreise etwa anstrebenden Klerus. (Akten des Kuratoriums der Universität Bonn 1 , 1. )

545

Das Hochschulwesen.

matischen, naturwissenschaftlichen, historischen, philologischen, archäologischen, schönwissenschaftlichen und staatswissenschaftlichen Lehrfächer.

Aufsicht über die Verwaltung und die unmittel-

bare Leitung der wirtschaftlichen und Kassenverwaltung und die Wahrnehmung des inneren und äusseren Vorteils führt der Kurator unter der obersten Aufsicht des Ministers der Geistlichen, Unterrichtsund Medizinalangelegenheiten.

Um die Rechte und gemeinsamen

Angelegenheiten der Universität wahrzunehmen und zu verwalten, um über die Studierenden die allgemeine Aufsicht und Disziplinargewalt auszuüben und um über die Angelegenheiten der Universität durch das angeordnete Kuratorium an den Minister zu berichten, besteht ein Ausschuss der ordentlichen Professoren unter dem Namen des Senates und an dessen Spitze der Rektor der Universität. In jeder der fünf Fakultäten teilen sich die Professuren in ordentliche, ordentliche Honorar-Professuren und Professuren.

ausserordentliche

Ordentliche Professuren, mit denen die Verpflichtung

verbunden ist,

über bestimmte zu der Fakultät gehörende Lehr-

fächer Vorlesungen zu halten,

sollen in den beiden theologischen

Fakultäten je 6, in der juristischen 7 , in der medizinischen 6, in der philosophischen 18 besetzt werden. Jede Fakultät

begreift im weiteren

Sinne

als

eine

Lehr-

gesamtheit alle zu dem wissenschaftlichen Gebiete gehörenden ordentlichen, Honorar- und ausserordentlichen Professoren nebst den Privatdozenten. Im engeren Sinne als Kollegium besteht die Fakultät nur aus den ordentlichen Professoren, die ausdrücklich zu Mitgliedern und Beisitzern des Kollegiums ernannt und für bestimmte Lehrfächer berufen sind, im Gegensatz zu den ordentlichen Honorarprofessoren, die nur an den auf den Senat sich beziehenden Rechten teilnehmen.

Zur Leitung ihrer Geschäfte

aus ihrer Mitte jährlich einen Dekan. zweier Tage nach der Rektorwahl.

erwählt jede

Fakultät

Die Wahl erfolgt innerhalb

Der Gewählte wird von dem

zeitigen Dekan dem Senat und von diesem dem Minister zugleich mit den für das Rektoramt Vorgeschlagenen zur Bestätigung angezeigt. Der Gesamtheit der ordentlichen Professoren steht das Recht zu, den Rektor und Senat, soweit letzterer wählbar ist, aus ihrer Mitte auf ein Jahr zu wählen. Die Wahl des Rektors geschieht am 1. August oder am Tage darauf, wenn jener auf einen Sonntag fällt. Die drei für das Amt zu wählenden Kandidaten werden durch den Kurator dem Minister präsentiert, um aus ihnen den Rektor Bär , Die Behördenverfassung der Rheinprovinz

35

546

IV, 22.

zu ernennen. Der feierliche Rektoratswechsel findet am 18. Oktober statt, die Übergabe des Rektorates ein oder zwei Tage zuvor. Und unmittelbar nach der Übergabe erfolgt die Einrichtung des neuen Senates. Rektor,

Er besteht aus dem Rektor, dem abgegangenen

den fünf Dekanen und vier von der Versammlung der

ordentlichen Professoren aus ihrer Mitte zu wählenden Mitgliedern. Ausser diesen wechselnden Mitgliedern des Senates ist der Universitätsrichter ständiges Mitglied des Senates.

Stellvertreter des

Rektors ist in der Regel der abgegangene Rektor als Prorektor. Durch die Stiftungsurkunde war angeordnet worden, dass die Disziplin und

Rechtspflege

nach den

darüber

für

die

übrigen

Universitäten geltenden Gesetzen und Vorschriften geübt werden solle. Die Königliche Immediat-Justizkommission machte in den Amtsblättern unterm 29. März 1819 die für die Universität erlassenen Vorschriften des Unterrichtsministers und des Ministers zur Revision der Gesetzgebung vom 1. Februar 1819 bekannt ¹). Dadurch wurde für die

Studierenden der

Universität unter Durchbrechung

der

rheinischen Gerichtsverfassung ein besonderer Gerichtsstand eingeführt. Diese Gerichtsbarkeit in Straf- und Zivilsachen wurde dem Universitätsgericht übertragen.

Als Strafgericht bestand das

Universitätsgericht aus dem Rektor und Senat und dem Universitätsrichter, in Zivilsachen erkannte der letztere allein.

Die Gerichtsbar-

keit umfasste in Strafsachen alle Vergehen, die sich auf den Stand der Studierenden und ihr Verhältnis gegen die Oberen und Lehrer dér Universität bezogen,

auf wörtliche Beleidigungen und Tätlich-

keiten unter Studenten und auf Beleidigungen

und Tätlichkeiten

der Studenten gegen andere Personen. Letztere konnten im Falle der Unzufriedenheit mit dem akademischen Spruche gegen die Entscheidung des Universitätsgerichtes die gewöhnlichen Gerichte in Anspruch nehmen. Die Strafgerichtsbarkeit umfasste ferner die Zweikämpfe , sofern dadurch keine Tötung oder bedeutende Verwundung vorgekommen, und alle vom Gesetze mit einfachen Polizeistrafen bedrohten Zuwiderhandlungen. Das Universitätsgericht strafte mit Verweisen , mit Unterschrift des Consilium abeundi, Exklusion, wirklichem Consilium, mit Relegation und Karzerstrafe. Durch Kabinettsorder vom 31. Dezember 1836 wurde für die Studierenden das preussische Strafrecht eingeführt. die

In Zivilsachen erstreckte sich

Gerichtsbarkeit auf Schuldklagen gegen

1) Trierer Amtsblatt 1819, S. 196 .

Studenten

und auf

Das Hochschulwesen .

Klagen wegen Schadenersatzes.

547

Berufungen gegen die Zivilurteile

gingen an den Appellhof in Köln. Gegen die Strafentscheidungen stand nur eine Beschwerde an das Unterrichtsministerium offen.

Das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz und das Ausführungsgesetz

dazu vom 24. April 1878 haben die Gerichtsbarkeit der Universitätsgerichte aufgehoben und sie auf die Handhabung der akademischen Zucht und Ordnung beschränkt. In den Amtsblättern des April 1819 wurden die Vorlesungen

der inzwischen eröffneten Universität bekannt gemacht, die mit dem Und im Staatshandbuch des 19. April ihren Anfang nahmen. Jahres 1820 wird die Zusammensetzung des Universitätslehrkörpers zum ersten Mal aufgeführt. wie folgt zusammen .

Die Fakultäten setzten sich damals

Evangelisch-theologische Fakultät : die ordentlichen Professoren Dr. Augusti, Gieseler, Dr. Lüke und der ausserordentliche Professor Lic . Sack. Katholisch-theologische Fakultät : die ordentlichen Professoren Dr. Gratz und Seber und seit April 1820 der von Münster berufene Professor Hermes ¹). Juristische Fakultät : die ordentlichen Professoren Dr. Dr. Mackeldey, Mittermaier, Welcker, der ausserordentliche Professor Dr. Walter und die Privatdozenten Dr. Bernuth und Dr. Burchardi . Medizinische Fakultät :

die ordentlichen Professoren Dr. Dr.

Bischoff, Harless, Mayer, Nasse, Stein, von Walther und Windischmann. Philosphische Fakultät : die ordentlichen Professoren Dr. Dr. Arndt (Geschichte) ,

Delbrück

(Philosophie und schöne Literatur) ,

1 ) Der Umstand, dass katholischen Theologen , die dem Professor Hermes nach Bonn folgen wollten , der Besuch der Universität Bonn vom bischöflischen Ordinariat in Münster verboten wurde, und die darüber beim Minister eingereichte Beschwerde der Bonner theologischen Fakultät führten zu einer Reibung zwischen den Beteiligten. Der Generalvikar in Münster Klemens Freiherr Droste zu Vischering verantwortete sich gegenüber dem Minister : die Erlaubniserteilung werde durch die Beschaffenheit der fremden Lehranstalt und der an ihr angestellten Lehrer bedingt. Er könne kein Zutrauen zu einer Lehranstalt haben, die einseitig von der protestantischen Obrigkeit angeordnet sei und deren katholische Theologieprofessoren von derselben Obrigkeit angestellt würden , wo die katholische Kirche nur geduldet und die katholische Lehranstalt extra nexum ecclesiae sei. Durch Verfügung des Oberpräsidenten in Münster vom 19. April 1820 wurde darauf die Tätigkeit der theologischen Fakultät in Münster untersagt. St.-A. Koblenz, Abt. 401 , Nr. 399.

548

IV, 22.

Diesterweg

(Mathematik),

Freytag

(morgenländische

Sprachen),

Goldfuss (Zoologie und Mineralogie), Heinrich (altklassische Literatur),

Hüllmann (Geschichte),

Münchow (Astronomie),

Kastner (Physik

und Chemie),

von

Nees von Esenbeck ( Naturgeschichte und

Botanik) , Welcker (griechische Literatur und Archäologie), Windischmann (Philosophie) ; die ausserordentlichen Professoren d'Alton (Naturgeschichte) und die Dr. Dr. Bischoff (Technologie), van Calker (Philosophie), Freudenfeld (italienische und spanische Sprache), Näke (Philologie) , Nöggerath (Mineralogie), Radlof (deutsche Sprache), Strahl (französische, englische und russische Sprache) ; Privatdozent Dr. Steingass (Philosophie) . Diese Zahl von 40 Mitgliedern des Lehrkörpers im Jahre 1820 ist auf 175 Professoren und Privatdozenten im Staatshandbuche des Jahres 1913 gewachsen. Das Amt eines Kurators der Universität (Regierungsbevollwie von vornherein in Aussicht genommen war ¹ ) , zuerst dem Oberpräsidenten der Provinz Jülich-Kleve-Berg Grafen von Solms- Laubach übertragen und ihm vom Minister unter dem mächtigten) ist,

8. Juli 1819 eine Dienstanweisung erteilt worden ). Als örtlicher Vertreter in Bonn wurde ihm der bisherige Kreisdirektor Rehfues Solms hat diese Geschäfte aber nur bis zum Dezember 1819 wahrgenommen . Als sein Nachfolger wurde im Sinne der

beigegeben.

Demagogenverfolgung von der Regierung der Geheime Regierungsrat Rehfues zum ausserordentlichen Regierungsbevollmächtigten mit ausgedehnten Machtbefugnissen ernannt. Zum 1. Juli 1842 in Ruhestand versetzt hat der Geheime Oberregierungsrat von Rehfues als und ausserordentlicher Regierungsbevollmächtigter „Königlicher Kurator der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität" die Geschäfte seinem Nachfolger, dem Geheimen Justizrat von Bethmann Hollweg, übergeben . Nach dessen Abgang im Jahre 1848 wurden der damalige Rektor der Universität van Calker und der Universitätsrichter von Salomon durch Erlass vom 1. August beauftragt, einstweilen die Verwaltung der Kuratorialgeschäfte gemeinschaftlich zu übernehmen.

Diese mit dem 7. August 1848 3 ) einsetzende gemein-

1) In der Verordnung vom 30. April 1815 war bestimmt worden , dass der jedesmalige Oberpräsident als beständiger Kommissar des Ministers Kurator der Universität sein solle. 2) Akten des Kgl. Kuratoriums der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität. Fach 3, Nr. 2 Bd . 1 , Bl. 24-30. 3) Koblenzer Amtsblatt 1848, S. 536.

Das Hochschulwesen.

549

same Verwaltung durch den Rektor und Universitätsrichter hat bis zum Jahre 1860 bestanden.

Eine Ernennung des Oberpräsidenten

von Kleist-Retzow zum Kurator , der sich auf eine Anfrage des Ministers im Oktober 1851 dazu bereit erklärt hatte, kam nicht zur Ausführung ¹) . Erst unterm 8. Dezember 1860 wurde in der Person Wilhelm Beselers, des einstigen Kämpfers für die Sache SchleswigHolsteins ), ein eigener Kurator ernannt, der das Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1884 verwaltet hat. Seine Nachfolger waren Dr. Gandtner bis 1895 und nach einer zwischenzeitlichen Verwaltung durch den vortragenden Rat im Ministerium, Geheimen Oberregierungsrat Naumann, der Unterstaatssekretär a. D. Wirkliche Geheime Rat Dr. Rottenburg von 1896 bis 1907 und seitdem der Geheime Oberregierungsrat Dr. Ebbinghaus . Die Landwirtschaftliche Akademie in Poppelsdorf bei Bonn. In Verbindung mit der Universität wurde im Jahre 1847 eine landwirtschaftliche Lehranstalt in Poppelsdorf errichtet und ihre Leitung dem bisherigen Direktor der Akademie in Tharandt Professor Dr. Schweitzer übertragen 3 ) . Nach dem vom Unterrichtsminister und dem Minister des Innern erlassenen Plane vom 11. April 18474) hat die Anstalt den Zweck, den mit einer hinreichenden wissenschaftlichen Vorbildung versehenen jungen Landwirten Gelegenheit zu geben, sich mit der eigentlichen Wissenschaft der Landwirtschaft und mit ihren Grund- und Hilfswissenschaften soweit bekannt zu machen, wie es zur erfolgreichen Bewirtschaftung eines Landgutes erforderlich ist. Sie sollten ferner den die Staats- und Rechtswissenschaften Studierenden, also den künftigen Verwaltungs-

1) St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 140. Kleist- Retzow liess sich damals über die Bedeutung der Universität aus, auf der die Rheinländer vorzugsweise ihre Studien machen und die rheinischen Theologen und Juristen fast alle gebildet werden, die aber gegenwärtig auch, nachdem Heidelberg aus mehrfachen Gründen in den Hintergrund getreten, diejenige Universität ist, auf welcher die wohlhabenden jungen Leute aus der ganzen Monarchie mindestens ein Jahr zu studieren pflegen und die schon seit Jahren, wie einst Göttingen, mehr und mehr die jungen Prinzen der deutschen Fürstenhäuser an sich gezogen hat, die Schule der künftigen Regenten Deutschlands ist" . 2) Vgl. Allg. Deutsche Biographie 46, S. 473 . 3) Seine Nachfolger wurden 1851 Weyhe bis 1856, Hartstein bis 1869, Dünkelberg bis 1896, Freiherr von der Goltz bis 1905, seitdem Kreusler. 4) Min.-Bl. f. d . i . V. 1847, S. 54 ff.

550

IV, 22.

beamten, die Gelegenheit darbieten, die Grundsätze des Landwirtschaftsbetriebes kennen zu lernen und von der Leitung einer Wirtschaft eine anschauliche Vorstellung zu erhalten. Die in die Anstalt Aufzunehmenden wurden verpflichtet, sich in der philosophischen Fakultät der Universität einschreiben zu lassen. Zur Ausübung der Oberaufsicht über die Lehranstalt wurde ein Kuratorium bestellt, das sich aus dem Kurator der Universität, einem Vertreter des Ministeriums des Innern, dem die Anstalt zunächst unterstand, dem Vorsitzenden des rheinpreussischen landwirtschaftlichen Vereins und einem von diesem Vereine zu wählenden Abgeordneten zusammensetzte. Die Anstalt ist mit dem Sommerhalbjahre worden.

1847

eröffnet

Die Kunstakademie zu Düsseldorf¹ ) . Sie verdankt ihre Entstehung dem Wunsche des kunstliebenden Kurfürsten Karl Theodor, die von ihm und dem Kurfürsten Johann Wilhelm als Herzögen von Berg gesammelten Gemälde für die Ausübung und Fortentwickelung der Kunst fruchtbar

zu

machen.

Er errichtete

die Akademie nach dem Entwurfe und der Leitung des Historienmalers Johann Lambert Krabe im Jahre 1767. Fürst und Landstände wetteiferten miteinander

in der Ausstattung der mit der

Gemäldegalerie verbundenen Akademie. Nach Krahes Tode wurde Peter Langer 1791

Direktor der Akademie bis zum Jahre 1805.

In diesem Jahre wurde die

bedeutende Gemäldesammlung nach

München entführt. Unter der nun folgenden grossherzoglich bergischen Regierung blieb die Akademie ohne Direktor.

Zwei Professoren

und der Akademieinspektor setzten den Unterricht in beschränkten Verhältnissen fort und bemühten sich, die der Akademie noch verbliebenen Sammlungen zu erhalten . In diesem sehr beschränkten Zustande übernahm die preussische

Regierung die Anstalt, an der damals noch die Professoren Schaeffer für Baukunst und Thelot für Kupferstecherkunst und der Inspektor Lambert Cornelius 2 ) für Zeichnen als Lehrer wirkten. Trotz der durch die Kriegsjahre beschränkten Mittel des Staates in der damaligen Zeit wurde alsbald eine Erneuerung und Erweiterung der Akademie in Aussicht genommen und von Düsseldorf aus.

1) Staatsarchiv Koblenz, Abt. 401 Nr. 393 und Bund, die Semisäkularfeier der Königlichen Kunstakademie zu Düsseldorf. Düsseldorf 1870. 2) Er war der ältere Bruder von Peter Cornelius.

551

Das Hochschulwesen.

namentlich durch Thelot und einen von Schaeffer ausgearbeiteten eingehenden Plan, vorbereitet.

Den rein äusseren Anlass für

die

Verkündigung dieser königlichen Absicht bot der Umstand, dass im Jahre 1819 der Appellationshof in Düsseldorf aufgehoben und dem neuen rheinischen Appellationsgerichtshofe Köln als Sitz angewiesen wurde. In der Kabinettsorder vom 9. März 1819, die diese Anordnung traf, bestimmte der König zugleich, dass die Stadt Düsseldorf für jenen Verlust zum Beweise seines Wohlwollens und seiner Fürsorge dadurch entschädigt werden solle, dass dort ausser einem Landgerichte

und

zwei Friedensgerichten

auch eine

Kunstschule

und, wie damals beabsichtigt, aber später nicht durchgeführt wurde, ein polytechnisches Institut errichtet werden solle. Der König bewilligte dazu das Akademiegebäude, die Einrichtungskosten für den ersten Ausbau und bis zur Flüssigmachung regelmässiger Mittel einen jährlichen Zuschuss von 7000 Talern zu den Unterhaltungskosten. Gleich damals hat übrigens der mit der Ausführung beauftragte Kultusminister Freiherr von Altenstein einem Vorschlage des Regierungspräsidenten von Pestel in Düsseldorf und einem glänzenden Berichte gemäss , den der Gesandte Niebuhr von Rom aus erstattete, den Historienmaler Peter Cornelius in Rom als Leiter der Anstalt in Aussicht genommen. Den Bauplan für die Einrichtung des Galeriegebäudes zur Kunstakademie entwarf der obengenannte Professor Schaeffer.

Und Pestel und der Oberpräsident

haben sich um die Aufstellung eines Einrichtungsplanes bemüht, der dann freilich nicht zur Ausführung kam, weil man von der Verquickung einer polytechnischen Schule mit Kunstakademie absah. Die Verhandlungen mit Peter Cornelius kamen durch Eingreifen des Staatskanzlers Fürsten Hardenberg zu einem erfolgreichen Abschluss . Vom 1. Oktober 1819 ab wurde Cornelius zum Direktor der Kunstakademie mit der Erlaubnis ernannt, während der Sommermonate zweier Jahre in München zur Vollendung der dort übernommenen Arbeiten zubringen zu dürfen. Zunächst mussten überdies erst die baulichen Einrichtungen durchgeführt werden. Erst unterm 3. November 1822 erliess Cornelius eine Bekanntmachung , dass die Kunstakademie als Lehranstalt für die Hauptfächer der bildenden Kunst unter seiner Leitung eröffnet sei¹ ).

Er hat durch

sein eigenes Können und seine Lehrgabe die Akademie in wenigen Jahren zur Bedeutung gebracht. Als er 1824 als Direktor der

1) Koblenzer Amtsblatt 1822, S. 427.

552

IV, 22.

Kunstakademie

nach

München

übergesiedelt

war,

wurde

nach

zwischenzeitlicher Führung der Geschäfte durch Karl Mosler im Jahre 1826 Wilhelm Schadow sein Nachfolger, der damit eine glanzvolle Zeit der Akademie einleitete. Während seiner Leitung wurde eine Satzung für die Anstalt unterm 24. November 1831 erlassen. Danach bestand die Akademie aus einer Elementarklasse, einer Vorbereitungsklasse, aus der eigentlichen Kunstschule mit den besonderen Klassen für Historien-, Bildnis- und Genremalerei, für Landschaftsmalerei,

für Architektur,

für Kupferstecherei und für

Bildhauerei, ferner aus einer Klasse für ausübende Künstler (Meisterklasse) und aus einer Anzahl von Künstlerwerkstätten für dem Verbande der Akademie nicht mehr angehörige Künstler. Ausser dem Direktor umfasste damals die Akademie neun Professoren und Lehrer, von denen einer zugleich Inspektor, ein anderer Verwalter der Sammlungen, ein dritter als beständiger Sekretär der Akademie bestellt war. Die Anstalt verblieb unter Aufsicht des Kultusministers und eines unter dem Vorsitze des Regierungspräsidenten aus zwei bis drei vom Minister ernannten Mitgliedern bestehenden Ihm wurde die Sorge für die Instandhaltung, Ausstattung und Einrichtung der Anstalt übertragen und die Verwaltung der Mittel im Rahmen des festgestellten Haushaltes. Berichte und Kuratoriums.

Anträge der Akademie an den Minister gehen durch das Kuratorium und werden von seinem Gutachten begleitet. Nachdem Schadow am 1. Juli 1859 zurückgetreten war, wurde Eduard Bendemann sein Nachfolger als Direktor der Akademie. Nach seinem Rücktritt fand eine Wiederbesetzung der Direktorstelle zunächst nicht statt. Die Geschäfte wurden bis 1894 abwechselnd von zwei bis drei Mitgliedern des Lehrkörpers geführt. Die Staatshandbücher von 1883 bis 1893 bezeichnen Karl Müller und das von 1894 Peter Janssen als Direktionsvorstand. Seit 1895 ist der letztere Direktor der Akademie bis 1908 gewesen. In diesem Jahre wurde Fritz Roeber sein Nachfolger.

Die Technische Hochschule zu Aachen.

Der Prinz

und nachmalige Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preussen bestimmte ein ihm von der Aachener und Münchener Feuerversicherungsgesellschaft zu Aachen zur Verfügung gestelltes Kapital

zur Gründung

einer Polytechnischen Schule in der Rheinprovinz. Diese Anregung fiel in Aachen auf günstigen Boden. An die Spitze des Kreises der Bürger, die ihre Verwirklichung anstrebten, trat der damalige

Das Hochschulwesen.

553

Regierungspräsident Kühlwetter. In dem heissen Wettstreit mit der Stadt Köln um den Sitz der Schule fiel die Entscheidung zu Gunsten der Stadt Aachen.

Der darüber ergangene Königliche Erlass vom

14. November 1863 bestimmte unter gewissen Bedingungen die Stadt Aachen zum Sitz der in der Rheinprovinz zu begründenden Polytechnischen Schule und genehmigte einen jährlichen Staatszuschuss. Die Anstalt war in Aussicht genommen als eine höhere gewerbliche Fachschule und als Staatsanstalt unter der Bezeichnung Königliche Rheinisch- Westfälische Polytechnische Schule in Aachen" . Als eine Bedingung wurde ausgesprochen die Hergabe der Baustelle und der Bau- und Einrichtungskosten Seitens der Stadt Aachen, soweit die letzteren nicht durch Zuwendungen der Aachen- und Münchener Feuerversicherungsgesellschaft und des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit gedeckt sein würden.

Beide Vereine

haben auch weiterhin die Gründung und Entwickelung der Anstalt durch Hergabe reicher Mittel befördert. Am Tage der fünfzigjährigen Feier der Zugehörigkeit der Rheinprovinz zum Preussischen Staate, der Grundstein zum Anstaltsgebäude

am 15. Mai

paares gelegt und mit einer feierlichen Rede denten Kühlwetter begleitet.

1865 , wurde

in Anwesenheit des Königsdes Regierungspräsi-

Am 10. Oktober 1870, inmitten des

Krieges, fand die Einweihung der neuen Anstalt statt und 12. Oktober die Eröffnung der Vorlesungen.

am

Die Verfügung über

die Eröffnung der Hochschule vom 23. April 1870 sprach aus : „ Die Anstalt ist eine Technische Hochschule. Sie wird jungen Männern, welche sich der Technik, insbesondere dem Maschinenbau, den chemischen Gewerben, dem Hüttenfach, dem Hochbau widmen wollen,

eine

praktische Ausbildung gewähren. Berechtigungen,

dem Ingenieurwesen und

umfassende theoretische und Ihr Besuch

verleiht dieselben

wie derjenige der Königlichen Gewerbeakademie

und der Königlichen Bauakademie in Berlin sowie der Königlichen Polytechnischen Schule in Hannover. " Am 20. April 1870 war das Verfassungsstatut der Schule erlassen worden . Danach war die Polytechnische Schule als eine Technische Hochschule und als Staatsanstalt bezeichnet, deren Einrichtung und Verwaltung von der Staatsregierung geregelt wird. Die Anstalt soll aus einer allgemeinen Schule und aus mehreren Fachschulen bestehen. An ihrer Spitze steht ein Direktor, der zu den Lehrern der Anstalt gehört, sie nach aussen vertritt und ihre Verwaltung leitet.

Unter dem 27. August 1880 wurde ein neues

554

IV, 22.

Verfassungsstatut erlassen, das mit dem 1. Oktober 1880 in Kraft getreten ist. Nach ihm hat die nTechnische Hochschule" den Zweck, für den technischen Beruf in Staats- und Gemeindedienst wie im industriellen Leben die höhere Ausbildung zu gewähren und die Wissenschaften und Künste zu pflegen, die zum technischen Unterrichtsgebiet gehören. Die Technische Hochschule ist dem Kultusministerium unterstellt, das seine an Ort und Stelle auszuübenden Aufsichtsbefugnisse durch den Regierungspräsidenten in Aachen als Vertreter wahrnehmen lässt. An der Hochschule bestehen die besonderen Abteilungen für Architektur, für Bau Ingenieurwesen, für Maschinen-Ingenieurwesen, für Bergbau- und Hüttenkunde und Chemie und für allgemeine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik und Naturwissenschaften.

Die Organe für die Leitung der

Anstalt sind für jede Abteilung das Abteilungskollegium und der Abteilungsvorsteher, für die gesamte Hochschule der Senat und der auf Vorschlag der Abteilungskollegien vom Minister auf drei Jahre ernannte Rektor. Der Senat besteht aus dem Rektor, den Abteilungsvorstehern, zwei gewählten Senatoren und dem Bergbauprofessor ¹ ) . Die Städtische Handelshochschule in Köln ist durch die Stadt mit Genehmigung der Minister für Handel und Gewerbe sowie der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten vom 19. September 1900 auf Grund einer Stiftung des Geheimen Kommerzienrates Dr. Gustav von Mevissen errichtet und am 20. April 1901 eröffnet worden. Der Zweck der Handelshochschule ist : 1. Erwachsenen jungen Leuten, welche sich dem kaufmännischen Berufe widmen, eine vertiefte allgemeine und kaufmännische Bildung zu vermitteln ; 2. Angehenden Handelsschullehrern Gelegenheit zur Erlangung der erforderlichen theoretischen und praktischen Fachbildung zu geben ; 3. Jüngeren Verwaltungs- und Konsularbeamten sowie Handelskammersekretären Gelegenheit zur Erwerbung kaufmännischer Fachkenntnisse

zu

bieten ;

4.

Praktischen Kaufleuten

und Angehörigen verwandter Berufe die Möglichkeit zu gewähren, sich in einzelnen Zweigen des kaufmännischen Wissens auszubilden . Die Verwaltung ist einem Kuratorium übertragen, welches aus dem Oberbürgermeister als Vorsitzenden, einem Vertreter der Staatsregierung, dem Studiendirektor der Hochschule, drei Stadtverordneten, drei Hochschullehrern, zwei Mitgliedern der Kölner Handels-

1) Akten des Oberpräsidiums III 6 Nr. 1992.

555

Das Hochschulwesen. kammer und einem Vertreter der Familie von Mevissen besteht.

Die

unmittelbare Leitung der Anstalt liegt dem Studiendirektor ob. Er ist der Vorsitzende des Hochschulkollegiums ¹).

Die Kölner Akademie für praktische Medizin ist durch die Stadt Köln auf Grund Königlicher Ermächtigung vom 13. Januar 1904 errichtet und am 10. Oktober 1904 eröffnet worden. Sie hat die Bestimmung, die ihr von der Stadt Köln zugewiesenen Krankenund sonstigen Anstalten im Interesse der praktischen Medizin nutzbar zu machen, insbesondere den Kandidaten der Medizin nach zurückgelegtem Staatsexamen Gelegenheit zur Ablegung des praktischen Jahres zu bieten,

Gelegenheit

zur Ausbildung

in den ärztlichen

Sonderfächern zu geben, Fortbildungskurse für praktische Ärzte zu veranstalten, in der Krankenpflege auszubilden, Samariterkurse abzuhalten, die praktische Medizin nach der wissenschaftlichen Seite zu fördern . Die Akademie steht unter der Aufsicht des Ministers des Innern. präsident.

Vertreter des Ministers am Orte ist der RegierungsDie Verwaltung liegt einem Kuratorium ob.

Der Lehr-

körper der Akademie besteht aus ordentlichen und ausserordentlichen Mitgliedern.

Die ordentlichen Mitglieder führen die Amts-

bezeichnung Professor und werden ausser aus den Professoren der Universität Bonn nur aus solchen Personen ernannt werden , die bei einer der der Akademie zugewiesenen Anstalten in leitender Eigenschaft angestellt sind . Die ordentlichen Mitglieder bilden den akademischen Rat, fessor ist ").

dessen

Vorsitzender der

geschäftsführende

Pro-

Die Düsseldorfer Akademie für praktische Medizin ist durch die Stadt Düsseldorf auf Grund

der

Königlichen Er-

mächtigung vom 4. Juni 1907 errichtet und am 27. Juli 1907 öffnet worden.

er-

Die Akademie hat die gleiche Bestimmung und die

gleiche Verfassung wie die Anstalt in Köln , nur dass in Düsseldorf zu ordentlichen Mitgliedern in der Regel nur die bei einer der der Akademie zugewiesenen Anstalten in leitender Eigenschaft angestellten Ärzte ernannt werden können ³).

Die Hochschule für

kommunale

1) Nach den Angaben des Staatshandbuches. 2) Nach dem Staatshandbuch. 3) Nach dem Staatshandbuch.

und

soziale

Ver-

556

IV, 23. Die Provinzialstände

waltung in Köln ist aus oder in Verbindung mit hochschule erwachsen.

der Handels-

Diese letztere hatte einige Jahre nach ihrer

Eröffnung den Plan verkündet, Verwaltungsbeamten Gelegenheit zu geben, ihre volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Studien zu ergänzen und zu vertiefen und entsprechende Vorlesungen in den Lehrplan eingestellt. Nachdem dann die Stadt Düsseldorf für den Zweck einer besonderen Ausbildung von Kommunalbeamten Akademie begründet, hat auch die Stadt Köln den

eine

obigen Plan

erweitert und die Möglichkeit einer besonderen akademischen Ausbildung für Kommunal-

und Sozialbeamte

durch die Einrichtung

einer Verwaltungshochschule geschaffen. Sie ist am 1. Mai 1912 eröffnet worden und untersteht einem Kuratorium, das sich zusammensetzt aus dem Oberbürgermeister als Vorsitzenden, einem Vertreter der Staatsregierung, dem Studiendirektor und dem Abteilungsdirektor der Hochschule und acht Mitgliedern, teils aus der Zahl der Stadtverordneten, teils aus den Vertretungen der Vorstände der Gemeindeorganisationen von Rheinland und Westfalen.

Der Studiendirektor

der Handelshochschule ist zugleich Studiendirektor der Verwaltungshochschule. betrieb.

Der Abteilungsdirektor leitet den inneren Unterrichts-

Die Akademie , seit 1917 Hochschule für kommunale Verwaltung in Düsseldorf, ist am 30. Oktober 1911 in Wirksamkeit getreten.

Sie steht unter Leitung des Oberbürgermeisters und

eines Kuratoriums, das sich aus ihm, einem Beigeordneten , sechs Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung,

Vertretern kommu-

naler Organisationen und dem Studiendirektor der Akademie zusammensetzt.

23.

Die Provinzialstände und die Provinzialverwaltung .

Unterm 22. Mai

1815 erging die Verordnung

über die zu

bildende Repräsentation des Volkes ) . n Es soll eine Repräsentation des Volkes gebildet werden. Zu diesem Zwecke sind die Provinzial-

1) Ges.-S. 1815, S. 103.

557

und die Provinzialverwaltung.

stände da, wo sie mit mehr oder minder Wirksamkeit noch vorhanden sind, herzustellen und dem Bedürfnisse der Zeit gemäss einzurichten ; wo gegenwärtig keine Provinzialstände vorhanden, sind sie anzuordnen. Aus den Provinzialständen wird die Versammlung der Landesrepräsentanten gewählt, soll.

die in Berlin ihren Sitz haben

Die Wirksamkeit der Landesrepräsentanten erstreckt sich auf

die Beratung über alle Gegenstände der Gesetzgebung, welche die persönlichen und Eigentumsrechte der Staatsbürger mit Einschluss der Besteuerung betreffen."

In diese Worte war das Versprechen

des Königs begriffen, eine Volksvertretung zu gewähren und dieser eine beschränkte Teilnahme an der Gesetzgebung einzuräumen . Es ist bekannt, welche Hemmungen durch die politischen Verhältnisse und die einsetzende Reaktion der teilweisen und noch mehr der vollen Erfüllung dieser Zusage erwachsen sind .

Überdies wurde

das Werk durch Einsetzung mehrerer einander folgender Kommissionen und durch unnötig eingehende Feststellungen über die im allgemeinen durchaus bekannten landständischen Verfassungen, wie solche vor der Fremdherrschaft in einigen Gebieten in Kraft gewesen , verzögert ¹) . Sie hatten nur in den niederrheinischen Herzogtümern, auch in Essen und Werden und in Kurköln und Kurtrier verschieden in Art und Einfluss bestanden, in den übrigen Ländergebieten der Provinz aber nicht. Erst am 5. Juni 1823

erging das

Anordnung der Provinzialstände, Willen des Königs verkündete , älteren deutschen Verfassung

allgemeine Gesetz wegen

welches in seinem Eingange den Provinzialstände

eintreten zu lassen “

im

Geiste

und

der

in enger

Umgrenzung allein das Grundeigentum zur Bedingung der Standschaft und die Provinzialstände als das gesetzmässige Organ der verschiedenen Stände der Untertanen jeder Provinz erklärte. Ihnen sollten die die Provinz angebenden Gesetzentwürfe und , solange keine allgemeinen ständischen Versammlungen stattfänden, auch die Entwürfe allgemeiner Gesetze, welche die Veränderungen in Personenund Eigentumsrechten und in den Steuern zum Gegenstande hätten, Den Provinzialständen soll das zur Beratung vorgelegt werden. Recht zustehen, Bitten und Beschwerden, die das Wohl der Provinz 1) Der Minister von Altenstein hat zu dlesem Zwecke eine mehrwöchige Reise nach Westfalen und in die Rheinlande unternommen. St.-A. Koblenz, Abt . 402 Nr. 170. Vgl. übrigens über die ersten rheinischen Bestrebungen Hasenclever, Zur Entstehung der rheinischen Provinzialstände, Westd . Ztschr. 25 S. 192 ff.

558

IV, 23. Die Provinzialstände

und einzelner Teile angehen, an den König gelangen zu lassen und ihren Beschlüssen sollen unter Vorbehalt der Königlichen Genehmigung und Aufsicht die Kommunalangelegenheiten der Provinz überlassen werden. Endlich sprach das Gesetz aus, dass für jede Provinz ein besonderes Gesetz Form und Grenzen ihres ständischen Verbandes bestimmen werde ¹). Das angekündigte besondere Gesetz wegen Anordnung der Provinzialstände in den Rheinprovinzen folgte unterm 27. März 1824 ) . Danach umfasste der ständische Verband die beiden damaligen Rheinprovinzen,

also das Grossherzogtum Niederrhein und die Provinz

Jülich-Kleve-Berg. Der Verband setzte sich aus vier Ständen zasammen : der erste Stand aus den vormals unmittelbaren Reichsständen ; der zweite Stand aus der Ritterschaft, die erst wieder geschaffen werden musste ") ; der dritte Stand aus den Städten, die es verfassungsmässig in der Rheinprovinz nicht gab, wie denn zu ihm auch Nichtstädte und solche Orte gehört haben, denen auch später nicht die Städteordnung verliehen wurde und die noch heute nach der Landgemeindeordnung verwaltet werden ; der vierte Stand aus den übrigen Grundbesitzern, welche im zweiten und dritten Stande nicht begriffen waren. Die vormals unmittelbaren Reichsstände sollten sobald sie grossjährig auf dem Landtage in der Regel in Person erscheinen. Sie konnten sich in erheblichen Behinderungsfällen durch ein Mitglied ihrer Familie oder einem Bevollmächtigten aus dem zweiten Stande vertreten lassen.

Die übrigen

Stände nahmen durch erwählte Abgeordnete am Landtage Teil.

Die

Anzahl der Mitglieder eines jeden Standes hat das Gesetz wie folgt bestimmt

für den ersten Stand die Fürsten von Wied-Neuwied,

Wied - Runkel, Solms- Braunfels und Solms-Hohensolms- Lich, zusammen vier Stimmen ;

die übrigen drei Stände sollten durch je 25 Mit-

glieder vertreten sein .

Für die Verteilung der Abgeordneten dieser

drei Stände kündigte das Gesetz eine besondere Verordnung an. Bei der Wählbarkeit der Vertreter setzte das Gesetz als Bedingungen voraus : Grundbesitz in auf- und absteigender Linie ererbt oder auf andere Weise erworben und zehn Jahre nicht unterbrochen, die Gemeinschaft mit einer der christlichen Kirchen, die Vollendung des dreissigsten Lebensjahres und unbescholtenen Ruf.

1) Ges.-S. 1823, S. 129. 2) Ges.-S. 1824, S. 101. 3) Vgl. unten die Anlage A.

Die Wähl-

559

und die Provinzialverwaltung.

barkeit im zweiten Stande wird begründet durch Besitz eines früher reichritterschaftlichen oder landtagsfähigen Gutes mit einer Grundsteuer von wenigstens 75 Talern oder durch den Besitz eines anderen grösseren Landgutes,

das durch den König in den zweiten Stand

aufgenommen wird.

Die Aufstellung einer Matrikel dieser Güter

nahm das Gesetz in Aussicht. Als Abgeordnete des dritten Standes können nur in den zu vertretenden Orten wohnhafte Grundbesitzer erwählt werden, entweder Magistratspersonen oder Gewerbetreibende, letztere mit einem bestimmten Satze von Grund- und Gewerbesteuer. Bei dem vierten Stande wird zur Eigenschaft

eines Abgeordneten

ein als Hauptgewerbe selbst bewirtschafteter eigentümlicher oder erblich nutzbarer Grundbesitz von einem bestimmten Grundsteuerbetrage erfordert. Die Begründung der Standschaft auf Grundbesitz schob alle übrigen Stände bei Seite. Über die Wahlen hat das Gesetz nur allgemein bestimmt, dass

sie für den zweiten Stand von dessen Mitgliedern in Wahlbezirken vollzogen werden sollen, für den dritten Stand durch die Städte mit Einzelstimmen in sich, in Orten mit gemeinschaftlichen Stimmen durch

die in den einzelnen Orten gewählten

vierten Stande werden

Wahlmänner .

Im

von den wahlberechtigten Grundbesitzern

zunächst Wähler, von den Wählern jedes Kreises Bezirkswähler, von diesen aus dem ganzen Wahlbezirke vereinigt die Abgeordneten gewählt. Eine besondere Verordnung sollte die Art der unter Aufsicht der Landräte vorzunehmenden Wahlen und die Wahlbezirke festsetzen . Die Landtage werden durch den vom Könige ernannten Landtagskommissar eröffnet, die Verhandlungen durch den vom Könige ernannten Landtagsmarschall geleitet.

Sein Amt ist nach Schluss des

Landtages durch den Königlichen Kommissar beendigt, die Stände gehen auseinander, ohne dass ein weiterbestehender Ausschuss zurückbleibt. Jedoch können für die den Ständen etwa zu übertragenden Gegenstände der laufenden ständischen Verwaltung geeignete Personen gewählt und bestellt werden. Als Versammlungsort des Landtages hat das Gesetz die Stadt Düsseldorf bestimmt. Eine an den Oberpräsidenten gerichtete Kabinettsorder vom 14. November 1825 hat dann die Zusammenberufung der rheinischen Provinzialstände und die dazu nötigen Wahlen verfügt und den Oberpräsidenten von Ingersleben zum Landtagskommissar ernannt¹ ) . 1) Koblenzer Amtsblatt 1826 , S. 11.

560

IV, 23. Die Provinzialstände

Gleichzeitig wurden für die Wahlen und deren Verteilung Vorschriften erlassen und bezüglich des zweiten Standes bestimmt, dass, falls die ehemalige Reichsritterschaftlichkeit oder Landtagsfähigkeit eines Gutes nicht erwiesen werden könne, der Nachweis der ehemaligen ritterschaftlichen Eigenschaft des Gutes hinreichen solle, um es für die erste Wahl in die Liste der berechtigten Güter aufzunehmen. Im übrigen bestimmten die Vorschriften folgendes : Zur Wahl der dem zweiten Stande zugewiesenen Landtagsabgeordneten sollten zwei Bezirke gebildet werden , die Regierungsbezirke Koblenz, Köln und Trier mit

12

und

die Regierungsbezirke Aachen und

Düsseldorf mit 13 Abgeordneten. Von den dem dritten Stande zugeteilten 25 Landtagsabgeordneten erhielten die Städte Köln zwei, Aachen, Düsseldorf, Koblenz , Trier, Elberfeld, Barmen und Krefeld je einen Abgeordneten .

Die übrigen Städte

oder richtiger Ort-

schaften ¹ ) wurden zur gemeinschaftlichen Wahl je eines Abgeordneten zu 16 Gruppen vereinigt.

Diese Gruppen waren

1. Kreuznach, Kirn, Sobernheim, Sankt Goar, Boppard , Oberwesel , Bacharach ; 2. Stromberg, Trarbach, Zell , Kochen , Mayen, Andernach , Ahrweiler, Sinzig, Remagen, Simmern ; 3. Ehrenbreitstein, Vallendar, Bendorf, Neuwied , Linz , Wetzlar. Braunfels ; 4. Saarlouis, Saarbrücken- Sankt Johann , Ottweiler ; 5. Merzig, Prüm , Bitburg, Wittlich, Bernkastel , Saarburg : 6. Montjoie, Eupen, Malmedy, Sankt Vith : 7. Düren, Gemünd , Stolberg, Burtscheid ; 8. Jülich, Eschweiler, Heinsberg, Erkelenz , Geilenkirchen mit Hünshoven ; 9. Bonn, Münstereifel, Euskirchen , Zülpich ; 10. Deutz , Mühlheim a. Rh. , Gladbach, Gummersbach, Wipperfürth, Siegburg, Königswinter ; 11. Ratingen, Kaiserswerth , Angermünd mit Gerresheim, Mettmann, Hardenberg mit Langenberg, Wülfrath, Velbert Kronenberg ;

1 ) Für die Aufnahme der Ortschaften in den sogenannten Stand der Städte war nicht ein früherer Besitz der Landtagsfähigkeit oder die früher übliche Benennung als Stadt massgebend , sondern sie wurde begründet auf einen höheren Grad gewerblicher Tätigkeit. So wurde z. B. im Regierungsbezirk Koblenz von einer Aufnahme der früheren Städte Rhens , Kastellaun , Münstermaifeld, Dierdorf, Altenkirchen u. a. abgesehen, dagegen z. B. die Flecken Bendorf und Vallendar aufgenommen.

561

und die Provinzialverwaltung.

12. Duisburg, Mühlheim a. d . Ruhr, Essen, Kettwig Werden, Ruhrort, Dinslaken, Emmerich, Rees, Isselburg ; 13. Kleve, Wesel, Goch, Geldern, Rheinberg, Mörs , Xanten ;

Orsoy ,

14. Neuss, Grevenbroich, Wevelinghoven, Gladbach, Viersen, Dahlen, Odenkirchen, Rheydt, Ürdingen, Kempen, Süchteln, Dülken , Kaldenkirchen ; 15. Lennep, Ronsdorf, Lüttringhausen, Radevormwald, Burg, Hückeswagen ; 16. Solingen, Remscheid, Dorp, Gräfrath, Wald , mit Meiswinkel ¹ ), kirchen, Hittdorf.

Höhscheid

Burscheid mit Leichlingen, Opladen

Zur Verteilung

der

25

Landtagsabgeordneten

Standes, zu dem auch die mit

mit Neu-

des vierten

den obigen Städten im Bürger-

meistereiverbande stehenden Dörfer gehörten, wurden 5 Wahlbezirke nach dem Umfange der Regierungsbezirke gebildet und hiernach dem Wahlbezirke Köln 4, Düsseldorf 6 , Aachen 4, Koblenz 6 und Trier 5 Abgeordnete zugewiesen 2). Auf Grund dieser Bestimmungen wurden die Wahlen vollzogen und die Eröffnung des

ersten Provinziallandtages in den Rhein-

provinzen auf den 29. Oktober 1826 festgesetzt. 1) Im Abdruck der späteren endgiltigen Verordnung vom 13. Juli 1827 in der Übersicht der Verhandlungen der rheinischen Provinzialstände auf dem ersten Landtage S. 59 steht Höscheid mit Merscheid , in der Gesetzsammlung richtig Meiswinkel und ebenso auch in den Aufführungen des dritten Standes in den späteren Landtagsverhandlungen. 2) Die endgiltige Wahlkreiseinteilung für den vierten Stand wurde erst durch Königlichen Erlass vom 2. Januar 1865 (Trierer A. Bl. S. 37) getroffen und jeder Regierungsbezirk in soviele Wahlbezirke eingeteilt, wie er Abgeordnete zu wählen hatte. Der Regierungsbezirk Koblenz in 1. Kreise Koblenz und Sankt Goar, 2. Kochem und Mayen, 3. Adenau, Ahrweiler und Zell, 4. Altenkirchen und Wetzlar, 5. Kreuznach und Simmern, 6. Neuwied. Der Regierungsbezirk Köln : 1. Bonn, Euskirchen und Rheinbach, 2. Mülheim, Gummersbach und Wipperfürth, 3. Köln (Land) und Bergheim, 4. Siegburg und Waldbroel ; der Regierungsbezirk Düsseldorf: 1. Duisburg und Essen. 2. Düsseldorf, Solingen, Mettmann und Lennep, 3. Rees und Kleve, 4. Geldern und Kempen, 5. Mörs und Krefeld , 6. Gladbach, Neuss und Grevenbroich ; der Regierungsbezirk Trier : 1. Saarbrücken, Ottweiler und Sankt Wendel, 2. Trier (Land) und Trier (Vororte), 3. Saarburg, Merzig und Saarlouis, 4. Bernkastel uud Wittlich, 5. Daun, Prüm und Bitburg ; der Regierungsbezirk Aachen : 1. Jülich und Düren, 2. Aachen (Land) und Geilenkirchen, 3. Heinsberg und Erkelenz , 4. Eupen, Malmedy, Schleiden und Montjoie. 36 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

562

IV, 23. Die Provinzialstände Eine Ergänzung der oben erwähnten Vorschriften war die

Herstellung einer Matrikel der zu den Wahlen des zweiten Standes berechtigten ritterschaftlichen Güter oder, wie sie wenig später bezeichnet wurde, einer Rittergutsmatrikel. durch

Königliche Verordnung

vom

Die Aufstellung wurde

13. Juli

1827

befohlen,

der

Oberpräsident damit beauftragt und bestimmt, dass sie durch einen Ausschuss von Mitgliedern des Provinziallandtages geprüft werden solle ¹ ) . Die unter dem 14. November

1825 erlassenen Vorschriften

waren nur vorläufige und nur für die erstmaligen Wahlen bestimmt. Sie

sind dem

wiesen

ersten Provinziallandtage

worden.

Gleichzeitig

mit

dem

zur Begutachtung

über-

ersten Landtagsabschied

erging daher unter dem 13. Juli 1827 die Königliche Verordnung, welche endgiltig

die Zusammensetzung der Provinzialstände,

die

Verteilung der Abgeordneten und die Wahlen geregelt hat ). Eine Änderung erfuhr aber nur die Zusammensetzung des ersten Standes. Die Grafschaft Wied-Runkel war dem Fürsten von Wied-Neuwied durch Aussterben jenes Hauses zugefallen, und dem Fürsten von Hatzfeld ) war für seine Herrschaft Wildenburg- Schönstein und dem Fürsten von Salm-Reifferscheid- Dyck für sein aus ehemals reichsunmittelbaren Besitzungen gestiftetes Majorat Einzelstimmen verlieben worden. Demnach setzte sich der erste Stand nunmehr aus 5 Stimmen zusammen. Im übrigen blieben die im Jahre 1825 als vorläufige ergangenen Vorschriften bestehen. Erst im Verlaufe der Zeit hat die Zusammensetzung des zweiten und dritten Standes Veränderungen erfahren.

Eine grössere Zahl von Gütern ist nach und

nach in die Matrikel der Rittergüter aufgenommen worden. Und zum Stande der Städte traten vor und besonders nach der Annahme der Städteordnung eine Reihe von Gemeinden hinzu . Zuerst war das anlässlich des Anschlusses des Kreises Sankt Wendel an den provinzialständischen Verband mit den Städten Sankt Wendel und Baumholder der Fall, die beide der vierten Wahlgruppe SaarlouisSaarbrücken gemäss einer Kabinettsorder vom 28. November 1835 vorläufig und dann im Jahre 1839 endgiltig angeschlossen wurden¹) . Weiter schieden aus dem Stande der Landgemeinden aus und wurden 1) Koblenzer Amtsblatt 1827, S. 379. 2) Ges.-S. 1827, S. 103. 3) Schon durch K.-O. v. 15. März 1825, Ges.-S. S. 21. 4) Trierer A.-Bl. 1835, S. 530 und Kabinettsorder vom 26. März 1839. St.-A. Koblenz , Abt. 403 Nr. 255.

563

und die Provinzialverwaltung. dem Stande der Städte zugewiesen 1842 Neustadt ¹ )

der zehnten

Wahlgruppe Deutz-Mülheim, 1846 Schleider ) der siebenten Gruppe Düren-Gemünd, 1846 Steele³ ) der zwölften Gruppe Duisburg-Mülheim, 1859 Neuerburg ) der fünften Gruppe Merzig-Prüm , 1861 die Gemeinden Hilden, Honnef, Linnich und Rheinbach 5 ) der elften , zehnten, achten und neunten Gruppe, 1872 Wermelskirchen 6 ) der fünfzehnten Gruppe, 1879 Kalk ' ) der zehnten Gruppe, 1881 Brühl ³) der neunten Gruppe .

Bei der Verleihung der Städteordnung an

Merscheid und Kirchberg wurden diese Städte als bereits im Stande der Städte auf dem Provinziallandtage vertreten bezeichnet ) .

Die

Stadt Stromberg 10) schied aus der Gruppe Mayen aus und wurde 1846 mit der Wahlgruppe Kreuznach-Kirn vereinigt. Und durch das Gesetz vom 24. Februar 1872 11) wurde der vormals hessische Oberamtsbezirk Meisenheim dem ständischen Verbande der Rheinprovinz angeschlossen und mit dem fünften Wablbezirke der Landgemeinden des Regierungsbezirks Koblenz, Kreuznach und Simmern, vereinigt.

also

mit den Kreisen

Durch das Gesetz vom 27. März 1824 war angeordnet worden, dass das Amt des Marschalls mit dem Schlusse des Landtages aufhören solle, und dass dieser auseinanderzugehen habe, ohne dass ein Ausschuss zurückbleibe . Das Gesetz vom 21. Juni 1842 hat dann aber die Bildung eines solchen Ausschusses aus den auf dem Provinziallandtage versammelten Ständen angeordnet. Dadurch sollte der Staatsregierung Gelegenheit gegeben werden, auch zu der Zeit, wo die Provinziallandtage nicht versammelt, ständische Organe mit ihrem Gutachten zu hören. Die Zusammensetzung dieses Ständischen Ausschusses der Rheinprovinz wurde auf je 4 Mitglieder vom Stande der Ritterschaft, der Städte und der Landgemeinden festgesetzt und der Hinzutritt zweier Mitglieder des Fürstenstandes vorbehalten, falls 1) Verordnung vom 15. Januar 1842, Ges.-S. S. 44. 2) Ver. v. 19. Juni 1846, Ges.-S. S. 236. 3) Ebenda. 4) Erlass vom 26. April 1859, Trierer A.-BI. S. 187. 5) Erlass vom 4. Februar 1861, Ges.-S. S. 115 und Erlass vom 18. Februar 1861 , Ges.-S. S. 142. 6) Landtagsabschied vom 4. September 1872. 7) Landtagsabschied vom 9. April 1879. 8) Landtagsabschied vom 31. Oktober 1881 . 9) Ges.-S. 1856, S. 870 und 1858, S. 519. 10) Ver. vom 19. Juni 1846, Ges.-S. 236. 11 ) Ges.-S. S. 171 , 172.

564

IV, 23. Die Provinzialstände

es von den vormals reichṣunmittelbaren Fürsten gewünscht werden sollte. Der Landtagsmarschall ist jederzeit Mitglied und Vorsitzender des Ausschusses, zu welchem Zwecke die Dauer des Marschallamtes bis zur Eröffnung des nächstfolgenden Provinziallandtages ausgedehnt wurde. Die Dauer der Wirksamkeit des Ausschusses hatte sich gleichfalls auf die Zwischenzeit von einem Provinziallandtage bis zum andern zu beschränken. Und den Ständen wurde es überlassen, die Wahrnehmung der ausser dem Landtage vorkommenden Geschäfte ständischer Verwaltung,

sofern

schüsse

dem

dazu

bestimmen würden,

Ausschusse oder

auch

einzelnen

sie

nicht

eigene Aus-

allgemeinen

Mitgliedern

Ständischen

desselben zu

über-

tragen ¹). Der Kreis der den Ständen von Anfang an übertragenen Angelegenheiten war eng. Den Erwartungen der Rheinländer hat er nicht entsprochen. Selbständige Beratung von Angelegenheiten versagte ihnen ein Erlass des Staatsministeriums vom 2. Januar 1826 . Nur die genehmigten Propositionen durften Gegenstand der Beratung bilden.

Eigenen Anträgen,

nicht selten politischen Inhalts,

verblieb lediglich der Petitionswcg an den König .

Die Sitzungen

waren nicht öffentlich und die Verhandlungen durften nicht ver . öffentlicht werden . Das Letztere wurde erst 1841 nachgegeben, aber ohne Nennung der Namen der Redner. Die ersten Kommunalanstalten, welche zum

Verwaltungsbereich der

Stände

gehörten ,

waren die Siegburger Irrenanstalt, das Arbeitshaus zu Brauweiler, das Armenhaus zu Trier u. a. Aber es war nur eine Beteiligung, keine selbständige Verwaltung. Erst die Schaffung

eines Ständischen Ausschusses im Jahre

1842 und der § 53 des Gesetzes wegen Anordnung der Provinzialstände für die Rheinprovinz vom 27. März 1824, nach welchem die Stände für die ihnen künftig zu übertragenden Gegenstände der laufenden

ständischen Verwaltung

die

geeigneten

Personen

wählen und bestellen durften , boten die Grundlage für den Aufbau der späteren selbständigen Verwaltung der ständischen Anstalten und für

die Einrichtung

überhaupt.

einer

provinzialen Kommunalverwaltung

In einer Zuschrift an den König

vom 4. April 1868

hatte der 19. Provinziallandtag beantragt, den Provinzialständen die Selbstverwaltung, wie es für die Irren-, Heil- und Pflegeanstalten

1) Neue Sammlung sämtlicher in der Rheinprovinz Geltung haben. den Gesetze und Verordnungen, Abt. 6, S. 225.

565

und die Provinzialverwaltung.

bereits in Aussicht genommen, so auch für die übrigen vorhandenen oder zu errichtenden Provinzialanstalten zu gewähren. regierung hat dem Antrage Folge gegeben.

Der

Die Staats-

erst unter dem

8. Juni 1871 ergangene Landtagsabschied bewilligte die erbetene Selbstverwaltung und das Recht, die entstehenden Geldbedürfnisse durch Umlagen zu erheben.

Schon vorher am 23. Juni 1869 und

dann in veränderter Gestalt am 4. April 1871

übersandte der Mi-

nister des Innern dem Oberpräsidenten die n Grundzüge eines Regulativs für die Organisation der Verwaltung des provinzialständischen Vermögens und der provinzialständischen Anstalten in der Rheinprovinz“ , um sie den Ständen vorzulegen.

Der Minister begleitete

die Vorlage mit begründenden Ausführungen.

Man sei dabei von

dem Gedanken ausgegangen, dass die Versammlung der Provinzialstände selbst in die ständische Kommunalverwaltung nicht weiter eintreten könne,

als dass sie die Hauptgrundsätze feststelle,

die

Grenzen der Geldverwendungen durch den Haushalt bestimme und über die Führung der Verwaltung sich Rechenschaft geben lasse. Selbst diese Tätigkeit dürfe aber nur für die wichtigeren Fälle der zahlreichen Vollversammlung

vorbehalten bleiben,

mässig sich wiederholenden Fälle

engeren Ausschuss übertragen werden müssen. der laufenden Verwaltung selbst möglich.

für

dagegen werde sie

aber

die

regel-

auf einen

Für die Führung

seien zwei

Verfassungen

Nach der einen werde der Ausschuss selbst

damit

zu

beauftragen sein. Das setze voraus, dass er in kürzeren Zwischenräumen sich versammeln, und dass die Leitung der Verwaltung in der Zwischenzeit vom Vorsitzenden, also vom Landtagsmarschall, besorgt werde.

Nach der anderen Verfassung aber sei ausserhalb

des Ausschusses ein besonderer ständischer Oberbeamter zu bestellen, dem nach Bedürfnis weitere Beamte anzuordnen seien. In dieser Spitze würden sich die ständischen Verwaltungsgeschäfte einheitlich vereinigen lassen, ohne nach den verschiedenen Geschäftszweigen zersplittert zu werden. Der Minister und der Oberpräsident gaben der zweiten Verfassung den Vorzug. Der Provinziallandtag erkannte zwar an,

dass er in seinen

versammelten Ständen zur Führung der laufenden Verwaltung selbst und unmittelbar nicht im Stande sei. Aber gegen die Anstellung eines sogenannten Landesdirektors machte sich ihm das Bedenken und die Befürchtung geltend, dass dadurch die eben gewährte Selbständigkeit hinfällig werden könne,, dass der Landesdirektor vermöge der ihm gegebenen einflussreichen Stellung ein tatsächliches

566

IV, 23. Die Provinzialstände

Übergewicht über den ständischen Verwaltungsausschuss und über den Landtagsmarschall gewinnen, sich als ein hemmendes Mittelglied zwischen die ständische Kommunalverwaltung und die Aufsichtsbehörde einschieben werde. Infolge solcher Bedenken entschied sich der Provinziallandtag, wie übrigens auch der westfälische, für die erstere Verfassung unter Wahl eines „ Provinzialverwaltungsrates “ ¹) . Dem entsprach der Königliche Erlass vom 27. September 1871 , der die vom Provinziallandtag angenommene Fassung des „ Regulativs für die Organisation der Verwaltung des provinzialständischen Vermögens und der provinzialständischen Anstalten in der Rheinprovinz “ genehmigte.

Danach wurde für die Zwecke der Verwaltung ein

„Provinzialverwaltungsrat " bestellt, bestehend aus dem jedesmaligen Landtagsmarschall als Vorsitzenden und 15 vom Provinziallandtage aus seiner Mitte zu wählenden Mitgliedern, je dreien aus jedem Regierungsbezirke. Der Provinzialverwaltungsrat hat die Geschäfte der Verwaltung nach Massgabe der Beschlüsse des Provinziallandtages zu führen und diesem über die Ergebnisse Jahresberichte zu erstatten. Der Landtagsmarschall bzw. sein Stellvertreter vertritt die ständische Verwaltung nach aussen, verhandelt mit den Behörden und führt den Schriftwechsel.

Die Besetzung der Beamten.

stellen erfolgt durch den Provinzialverwaltungsrat. Oberaufsicht über die gesamte

Die staatliche

ständische Verwaltung führt der

Oberpräsident ") . Der Oberpräsident wurde angewiesen , zur Ausführung der neuen Verwaltungseinrichtung mit dem Landtagsmarschall Freiherrn von Waldbott- Bassenheim-Bornheim in Verbindung zu treten und so die Einsetzung des Provinzialverwaltungsrates , die Geschäftseinrichtungen, die Ausarbeitung einer Geschäftsordnung, die Übernahme der provinzialen Anstalten und Stiftungen zu veranlassen. Als solche kamen zunächst in Betracht die Provinzial - Irren- und Taubstummenanstalten, die Blindenanstalt in Düren, die Hebammenlehranstalt in Köln , die Bezirksstrassenfonds, die Provinzialfeuersozietät, die Provinzialhilfskasse und der Meliorationsfonds und die Arbeitsanstalt in Brauweiler.

Die Verwaltung dieser Anstalten sollte durch be-

sondere vom Provinziallandtage aufzustellende Satzungen geregelt werden. Bereits am 4. Dezember 1871 zeigte der Landtagsmarschall dem Oberpräsidenten an, dass der Provinzialverwaltungsrat zusammen-

1 ) Verh. des 20. Prov. Landtags (vollständigere Ausgabe) S. 210. 2) Ges.-S. 1871 S. 469 ff.

567

und die Provinzialverwaltung.

getreten sei, sich eine vorläufige Geschäftsordnung gegeben und ihm durch Wahl des Regierungsassessors Forster in Koblenz einen besoldeten Beamten zugeordnet habe ¹). Schon im Jahre darauf aber kamen die Stände auf die zweite Verfassungsart,

der auch der Minister den Vorzug gegeben hatte,

zurück, also auf die Anstellung eines besonderen Oberbeamten als Landesdirektor zur Besorgung der laufenden Geschäfte. Der Antrag der Stände auf Änderung der Verordnung vom 27. September 1871 wurde genehmigt und durch die Nachtragssatzung vom 1. November 1875 festgelegt.

Sie bestimmt, dass zur Besorgung der laufenden

Verwaltungsgeschäfte

ein besoldeter Landes direktor

angestellt

werden soll, der vom Provinziallandtage zu wählen und vom Könige zu bestätigen ist. Dem Landesdirektor können nach Bedürfnis noch andere obere Beamte zugeordnet werden, deren Anstellung durch den Provinzial-Verwaltungsrat erfolgt. Der Landesdirektor hat die laufenden Geschäfte der Verwaltung selbständig zu führen, die ständische Verwaltung nach aussen zu vertreten, die Beschlüsse des Provinzialverwaltungsrates vorzubereiten und für ihre Ausführung Sorge zu tragen * ).

Durch einen zweiten

unterm

erlassenen Nachtrag zum Regulativ vom Jahre

12. März 1883

1871

wurde dann

weiter bestimmt, dass zum Provinzialverwaltungsrat ausser dem Landtagsmarschall als Vorsitzenden und den 15 erwählten Mitgliedern auch der jedesmalige Stellvertreter des ersteren, der Vizelandtagsmarschall, und der Landesdirektor gehören sollen ³) . Die Provinzialständische Verwaltung wurde anfangs in Koblenz eingerichtet und hat mit dem Ende

des Jahres 1871

begonnen.

Bald aber regte der Verwaltungsrat ihre Verlegung nach Düsseldorf an . Am 12. April 1873 genehmigte sie der König . Infolgedessen ist mit dem

1. Juli 1873 der Sitz der Verwaltung

nach

Düsseldorf verlegt worden. Der erste Oberbeamte, der Regierungsassessor Forster, verblieb auch nach der Wahl eines Landesdirektors als Oberbeamter des letzteren in seiner Stellung. Den ständischen Oberbeamten wurde übrigens durch Königlichen Erlass vom 4. November 1874 der Titel

n Provinzialrat " beigelegt, der später mit Königlicher Genehmigung vom 20. Januar 1877 in den Titel „Landesrat " geändert worden ist.

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 4C Nr. 78 A. 2) Ges.-S. 1875, S. 600. 3) Ges.-S. 1883, S. 35.

568

IV, 23. Die Provinzialstände

Als erster Landesdirektor wurde der Freiherr Hugo von Landsberg gewählt und am 1. November 1875 vom Könige bestätigt¹ ) . Seit dem Jahre 1897 führen die Landesdirektoren infolge Königlichen Erlasses vom 14. April 1897 den Titel „ Landeshauptmann".

Eine vollkommene Umwandlung dieser provinzialständischen Verfassung trat anlässlich der Reorganisation der Verwaltung durch die neueste Gesetzgebung ein

infolge des Erlasses der Provinzial-

ordnung vom 29. Juni 1875 und mit deren Einführung in der Rheinprovinz durch das Gesetz vom 1. Juni 1887 ¹ ) . Durch die Provinzialordnung wurden die Provinzen als Kommunalverbände mit einer sehr

ausgedehnten Selbstverwaltung

der

eigenen

Angelegenheiten

ausgestaltet. Die Provinziallandtage wurden nicht mehr durch Wahlen des bevorrechteten Grundbesitzes und der besonders bevorrechteten Rittergüter, sondern durch Wahlen der Kreistage gebildet. Die Organe der Provinziallandtage sind nunmehr die Provinzialausschüsse und die sogenannten „ Landesverwaltungen " unter Leitung von Landeshauptleuten (Landesdirektoren). Landtagsmarschall ist in Wegfall gekommen.

Das Amt des

Die Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 hat für die Rheinprovinz eine besondere Fassung unter dem 1. Juni 1887 erhalten. Ihre verfassungsmässig wichtigsten Bestimmungen sind folgende : Die Rheinprovinz bildet einen mit den Rechten einer Korporation ausgestatteten Kommunalverband zur Selbstverwaltung seiner Angelegenheiten. Die Provinzialversammlung (der Provinziallandtag) besteht aus Abgeordneten der Stadt- und Landkreise der Provinz. Für jeden Kreis mit weniger als 40000 Einwohnern wird ein Abgeordneter, für jeden Kreis mit 40000 oder mehr Einwohnern werden zwei Abgeordnete gewählt. Erreicht die Einwohnerzahl eines Kreises 80000, so werden

drei Abgeordnete gewählt.

Für jede

fernere

Vollzahl von 50 000 Einwohnern tritt ein Abgeordneter hinzu. Die Abgeordneten der Landkreise werden von den Kreistagen, die der Stadtkreise von den Stadtverordnetenversammlungen auf sechs Jahre gewählt.

Die Vornahme der Wahlen wird durch den Oberpräsidenten

1) Die erste Wahl fand am 7. April 1875 statt und fiel auf den Regierungspräsidenten Grafen von Villers in Frankfurt a. O. , der aber aus persönlichen Gründen ablehnte. Akten des Oberpräsidiums III 4 C Nr. 78 A. 2) Ges.-S. 1887 , S. 249 ; die Provinzialordnung für die Rheinprovinz in der abgeänderten Fassung vom 1. Juni 1887 ebenda S. 252 ff.

und die Provinzialverwaltung.

569

angeordnet. Der Provinziallandtag wird vom Könige alle zwei Jahre wenigstens einmal berufen, ausserdem aber so oft es die Geschäfte erfordern. Eröffnung und Schliessung des Provinziallandtages erfolgt durch den Oberpräsidenten als Königlichen Kommissar.

Er teilt dem Provinziallandtage die Vorlagen der Staatsregierung mit und ist nebst den zu seiner Unterstützung abgeordneten Staatsbeamten befugt, den Sitzungen beizuwohnen.

Der Provinziallandtag wählt einen Vorsitzenden und einen Stellvertreter für die Sitzungszeit und die Zeit bis zum Zusammentritt des nächsten Landtages. Zum Zwecke der Verwaltung der Angelegenheiten des Provinzialverbandes wird ein Provinzialausschuss bestellt, bestehend aus einem Vorsitzenden und einer durch das Provinzialstatut festzusetzenden Zahl von sieben bis dreizehn Mitgliedern. amtswegen Mitglied.

Der Landeshauptmann ist von

Der Provinzialausschuss wird vom Landtage

auf sechs Jahre gewählt. Die Hälfte der Mitglieder scheidet alle drei Jahre aus. Der Provinzialausschuss hat die Beschlüsse des Provinziallandtages vorzubereiten und auszuführen, Vermögen und Austalten des Provinzialverbandes zu verwalten, die Provinzialbeamten zu ernennen, soweit die Ernennung nicht dem Provinziallandtag vorbehalten, und sie zu beaufsichtigen. Zur Wahrnehmung der laufenden Geschäfte der kommunalen Provinzialverwaltung unter Aufsicht des Provinzialausschusses wird ein vom Könige zu bestätigender Landesdirektor ( Landeshauptmann) bestellt, der vom Provinziallandtage auf 6 bis 12 Jahre zu wählen ist. Er ist der Dienstvorgesetzte sämtlicher Provinzialbeamten. Er vertritt den Provinzialverband in allen Angelegenheiten und führt den SchriftZur Mitwirkung bei der Erledigung der Geschäfte können

wechsel.

ihm andere vom Provinziallandtage zu wählende obere Beamte zugeordnet werden. Für die unmittelbare Verwaltung und Beaufsichtigung einzelner Anstalten, sowie für die Wahrnehmung einzelner Angelegenheiten des Provinzialverbandes können besondere Ausschüsse oder Vertreter bestellt werden. Die Aufsicht über die VerAngelegenheiten des Provinzialverbandes wird vom

waltung der

Oberpräsidenten als Landtagskommissar und vom Minister des Innern geführt.

Infolge der durch die Satzung über die Einrichtung der Verwaltung des provinzialständischen Vermögens und der provinzialständischen Anstalten der Rheinprovinz vom 27. September 1871 hat der Provinzialverwaltungsrat vom darauffolgenden Jahre an die

570

IV, 23. Die Provinzialstände

damaligen ständischen Anstalten in eigene Verwaltung übernommen und weitere Anstalten als solche eingerichtet oder schon bestehende gleichfalls als

Provinzialanstalten seiner Verwaltung angegliedert.

Nach der Reihenfolge der Übernahme folgende Anstalten :

kurz betrachtet waren das

1. Verwaltung des Landarmen- und Korrigendenwesens sowie der Staatsnebenfonds. In der Provinz bestanden nach der Abgrenzung der Regierungsbezirke fünf Bezirkslandarmenverbände . Durch Königliche Verordnung vom 2. Oktober 1871 ¹) wurden sie zu einem „ Landarmenverbande der Rheinprovinz“ vereinigt mit dem Sitz

und Gerichtsstand in Koblenz und die Ver-

waltung dem Provinzialverwaltungsrate vom 1. Januar 1872 an übertragen.

Mit dem 1. Juli 1873 wurde der Sitz des Verbandes nach

Düsseldorf verlegt 2) .

Mit der Verwaltung des Verbandes wurde

später das Korrigendenwesen bzw. loster Kinder

vereinigt.

Und

die Zwangserziehung verwahr-

die Ausführung

des Gesetzes

vom

11. Juli 1891 betreffend die Abänderung des Gesetzes vom 8. März 1871 zur Ausführung des Bundesgesetzes über den Unterstützungswohnsitz veranlasste die Satzung vom 10. Dezember 1892 und später deren Abänderung

vom 7. Mai

1895 ) .

Mit der Übernahme

des

Landarmenwesens gingen demnächst auf den Verwaltungsrat auch die Verwaltung der Arbeitsanstalt in Brauweiler und die des Landarmenhauses in Trier über. Die erstere wurde bereits am 1. Januar 1873 übernommen .

Sie war durch ein Dekret vom

27. Oktober 1808 in den Gebäuden der vormaligen Benediktinerabtei Brauweiler als depôt de mendicité für das Roerdepartement eingerichtet und schon 1814 für die Aufnahme von Landstreichern und Bettlern auch aus

anderen Departements verwendet worden.

Durch die Satzung vom 4. Dezember 1836 wurde die Anstalt zur Aufnahme der mutwilligen, die öffentliche Sicherheit bedrohenden und der arbeitscheuen Bettler sowie zur Unterbringung der von den Gerichten dazu verurteilten Landstreicher bestimmt und zwar für die Regierungsbezirke Aachen, Düsseldorf, Koblenz und Köln . Die Aufsicht über die Anstalt hatte bisher der Oberpräsident geführt und unter ihm die allgemeine Leitung

ein gemischter Aus-

schuss, der sich aus zwei vom Provinziallandtage zu bestimmenden

1) Ges. S. S. 477. 2) Ges.-S. S. 251. 3) Koblenzer A.-Bl. , S. 80 und 1895, S. 201.

571

und die Provinzialverwaltung .

provinzialständischen Abgeordneten und zwei vom Oberpräsidenten zu ernennenden Staatsbeamten zusammensetzte. Dieser Ausschuss und die Satzung wurden nunmehr aufgehoben und eine neue Satzung unter dem 22. Oktober 1872 , später eine 12. Dezember 1890 und unterm 26. Februar züglich des für den

Regierungsbezirk

Stiftungsurkunde des Kaisers Napoleon

weitere unter dem 1913 erlassen. Be-

Trier bestehenden,

durch

vom 9. Oktober 1810 in

dem ehemaligen Augustiner- Minoritenkloster eingerichteten Armenhauses in Trier wurde zunächst nur eine Vereinbarung unterm 19. Dezember 1871 dahin getroffen , aller

von der

provinzialständischen

dass die Verpflegungskosten Landarmenverwaltung

über-

wiesenen Landarmen vom Verbande zu vergüten seien. Die Anstalt hatte einen

vielseitigen Zweck.

Sie war

eine Arbeitsanstalt für

arbeitlose und arbeitscheue Bettler, für Landstreicher und entlassene Verbrecher,

eine Erziehungsanstalt

Findel- und Waisenkinder, unfähige Menschen,

für verwahrloste

ein Hospital für

Kinder, für

gebrechliche arbeits-

eine Krankenanstalt für heilbare Kranke und

ein Irrenaufbewahrungsort.

Die Verwaltung des Hauses war bisher

vom Regierungspräsidenten in Trier und einer Kommission geführt worden, die nach der Satzung vom 28. September 1860 aus zwei im Regierungsbezirk Trier wohnenden Mitgliedern

des Provinzial-

landtages und zwei vom Oberpräsidenten ernannten Mitgliedern der Königlichen Regierung in Trier bestand . Nach mehrfacher Anregung des Ministers hat dann der Provinziallandtag durch Beschluss vom 3. September 1875 das Landarmenhaus zu Trier in die provinzialständische Verwaltung übernommen . Der damals erlassenen Satzung vom 25. November 1875 ist eine spätere vom 12. Dezember 1890 und ein Nachtrag vom 10. Dezember 1892 gefolgt ¹ ). 2. Die Hebammenlehranstalt in Köln. Das französische Gesetz vom 19. Ventôse XI ( 10. März 1803 ) hatte angeordnet , dass bei den Hospitälern der Departementshauptstädte ein besonderer Unterricht der Hebammen stattfinden solle. Demnach wurden Hebammenunterrichtsanstalten eingerichtet zu Koblenz Mosel-Departement, in Trier im

für das Rhein-

Hospital Sankt Irminen für

Saardepartement und in Köln für das Roerdepartement .

das

Die letztere

Anstalt gewann nach der Besitznahme eine wesentliche Erweiterung, zu der die Stadt Köln und die Provinz beigetragen haben .

Eine

Satzung vom 7. Februar 1834 regelte ihre Verwaltung unter Aufsicht

1) Koblenzer A.-Bl. 1893 , S. 80.

572

IV, 23. Die Provinzialstände

des Oberpräsidenten durch eine teils von ihm, teils vom Provinziallandtage zu ernennende gemischte Kommission. Die Anstalt zu Koblenz wurde aus räumlichen und Geldrücksichten durch Kabinettsorder vom 4. Februar 1825 aufgehoben und der Regierungsbezirk zum Teil nach Trier, zum Teil, nämlich die Kreise Wetzlar, Altenkirchen, Neuwied , Ahrweiler , Adenau und Koblenz nach Köln gewiesen.

Als es sich 1872 um Übernahme der Anstalten in die pro-

vinzialständische Verwaltung handelte, war diese der Meinung, dass eine Anstalt mit Rücksicht auf die guten Verkehrsverhältnisse genüge.

Sie wünschte daher lediglich die Kölner Anstalt zu über-

nehmen, die

zu Trier

aber als

verwaltung bestehen zu lassen .

Anstalt der dortigen HospitienDemnach ist die Hebammenlehr-

anstalt zu Köln vom 1. Januar 1873 an vom Provinzial- Verwaltungsrat übernommen worden,

während die zu Trier durch Beschluss des

Präfekten vom 27. August 1808 errichtete Anstalt am 1. April 1873 geschlossen wurde ¹ ) .

Der für die Kölner Anstalt erlassenen Satzung

vom 30. Oktober 1872 folgten später die Satzungen vom 12. Dezember 1890 und vom 8. Februar 1899. In dieser Sitzung vom 8. Februar 1899 beschloss der Provinziallandtag die Errichtung einer weiteren Anstalt und zwar in Elberfeld . Am 1. Oktober 1904 ist die zweite Provinzial- Hebammenlehranstalt in Elberfeld eröffnet worden. 3.

Die

Rheinischen

Pflegeanstalten.

Provinzial - Irren- ,

Heil-

und

Durch Satzung vom 12. November 1827 war

die Irrenheilanstalt zu Siegburg als eine Provinzialanstalt zur Aufnahme vorzüglich von heilbaren Irren unter Aufsicht

des Ober-

präsidenten und unter Leitung eines vom Oberpräsidenten und vom Provinziallandtage zu ernennenden gemischten Ausschusses eingerichtet worden.

Diese Anstalt ist mit dem 1. Januar 1873 gemäss

der Satzung vom 20. November 1872 auf die Provinzialverwaltung übergegangen,

mit ihr zugleich

unter

allgemeiner Regelung

der

rheinischen Irrenpflege die von der bisherigen Finanz- und Baukommission verwalteten Neubauten der vom Provinziallandtage geplanten fünf Irren -Heil- und Pflegeanstalten. Diese Anstalten waren damals in den Städten Andernach, Bonn,

Düsseldorf, Düren und

Merzig im Bau begriffen. Die zu Andernach, Grafenberg bei Düsseldorf und Merzig wurden 1876 fertig gestellt, 1878 Düren und 1882 wurde die Anstalt zu Bonn eröffnet,

während die Irrenheilanstalt

zu Siegburg mit dem 1. Mai 1878 planmässig geschlossen worden

1 ) Verhandlungen des 21. Provinziallandtages, S. 147.

573

und die Provinzialverwaltung. ist.

Die Anstalten sind

Jahren 1899,

später noch vermehrt worden .

1905 und 1911

wurden

solche

In

den

zu Galkhausen bei

Langenfeld, Johannisthal bei Süchteln und Bedburg bei Kleve fertig gestellt.

Der ältesten Satzung folgte eine solche vom 12. Dezember

1890, ein Nachtrag dazu vom 28. Juni 1895 und die neueste Satzung vom 7. Februar 1899 mit einem Nachtrage vom 13. März 1907 ¹ ) . 4. Die Rheinische Provinzial - Feuersozietät , seit 1906 Provinzial Feuerversicherungsanstalt .

Die Sozietät

war unter Aufhebung der in der Provinz für grössere oder kleinere Bezirke bestehenden öffentlichen Feuerversicherungssozietäten , namentlich der Koblenzer-Trierer Brandversicherungsanstalt und der bergischen Feuerversicherungsanstalt, durch Satzung vom 5. Januar 1836 errichtet worden.

Mit den Geschäften der Direktion war anfangs

der Landrat von Hauer in Opladen beauftragt .

Im Juli 1836 sie-

delte die Direktion an den Sitz des Oberpräsidenten nach Koblenz über 2) .

Die schlechte Geschäftslage hat dann zum Erlass einer

neuen Satzung vom

1. September 1852 geführt,

träge folgten, der letzte unterm 6. Januar 1871.

der sechs NachDurch die Be-

stimmung dieses letzten Nachtrages ging die Verwaltung auf den Provinzialverwaltungsrat und zwar nach einer Anordnung des Oberpräsidenten am 1. Februar 1873 über.

Die Folge war auch die

Verlegung des Sitzes der Direktion nach Düsseldorf, die im Herbst 1875 mit Königlicher Genehmigung vom 10. Mai 1875 erfolgt ist. Spätere Satzungen wurden vom Provinziallandtage unterm 17. Dezember 1888 , unterm 30. Mai 1894 , unterm 18. Februar 1903 und unterm 9. März 1911 beschlossen ³). Bei der Provinzialfeuersozietät ist am 1. September 1882 eine Unterstützungskasse für die bei der Löschhilfeleistung im Interesse der Sozietät Beschädigten oder Verunglückten nach der Satzung vom 8. Juli 1882 ins Leben getreten¹) . Die Satzung und deren Nachtrag vom 5. März 1887 sind infolge der Errichtung einer Feuerwehrunfallkasse vom Provinzialausschuss entsprechend abgeändert worden . Die genannte Feuerwehr - Unfall-

1 ) Koblenzer A.-Bl. 1900, Beilage zu Nr. 15 und 1907, S. 176. 2 ) Trierer A.-Bl. 1836 , S. 137 und 322. 3) Koblenzer A.-Bl. 1887, S. 109 ; 1894, S. 194 ; 1904, S. 10. - Die letzte in der 51. Tagung des Provinziallandtages und in der Sitzung vom 9. März 1911 beschlossene Satzung ist vom Minister des Innern unterm 11. April 1911 genehmigt worden. 4) Koblenzer A.-Bl. 1882, S. 174.

574

IV, 23. Die Provinzialstände

Kasse der Rheinprovinz trat durch Satzung vom 10. Dezember 1892 ins Leben ¹). 5. Die Rheinische Provinzialhilfskasse zu Köln

mit

dem Rheinischen Meliorationsfonds , seit 1888 bezeichnet als Landesbank der Rheinprovinz zu Düsseldorf mit dem Rheinischen Meliorationsfonds.

Durch Kabinettsorder vom 27. September

1852 ist die Provinzialhilfskasse durch Zuweisung von 400000 Talern gegründet worden und die Satzung genehmigt, nach welcher die Kasse von einer aus vier Mitgliedern bestehenden Direktion verwaltet wurde. Drei dieser Mitglieder hatte die Provinzialversammlung von einem Landtage zum andern zu wählen, das vierte ernannte der Oberpräsident. Die Kasse ist am 1. März 1873 vom Provinzialverwaltungsrat übernommen worden.

Mit demselben Zeitpunkte ging

auch die obere Leitung und Verwaltung des Rheinischen Meliorationsfonds auf die provinzialständische Behörde über. Der Meliorationsfonds war durch Königliche Verordnung vom 20. Februar 1856 zu dem Zwecke gegründet worden, land- und forstwirtschaftliche Verbesserungen und Wegebauten in bedürftigen Gegenden der Provinz durch Gewährung

von Darlehnen

zu

fördern³).

Die Übernahme

und die Satzungen für beide Kassenverwaltungen wurden durch die Kabinettsorders vom 15. Januar 1873 und 4. November 1872 genehmigt. Die Verwaltung selbst wurde 1877 nach Düsseldorf verlegt.

An sie ging vom 1. April 1882 ab auch die Führung der

Kassengeschäfte der provinzialständischen Zentralverwaltung über³). Durch Satzung vom 17. Februar 1888 ist die Rheinische Provinzialhilfskasse zu einer Landesbank der Rheinprovinz erweitert worden ). 6. Die Provinzialblindenanstalten. Die Elisabethstiftung für Blindenunterricht in Düren zum Andenken an den Aufenthalt des Königspaares in der Rheinprovinz im Jahre 1842 aus freiwilligen Beiträgen und durch ein Geschenk des Rentners Schenkel und seiner Frau geborenen Schöller mit Grundeigentum ausgestattet erhielt durch Kabinettsorder vom 15. Januar 1844 körperschaftliche Rechte. Der Provinziallandtag hat durch Beschluss vom 5. Dezember 1862 die Stiftung in die Reihe

der

provinzialständischen Anstalten

aufzn-

nehmen gebeten, durch den Landtagsabschied vom 17. September 1) 2) 3) 4) S. 193.

Koblenzer A.-Bl. 1893, S. 8. Verhandlungen des 21. Proviallandtages S. 41 und 50. Satzung vom 12. Mai 1882, Koblenzer A.-Bl. S. 111 . Koblenzer A.-Bl. S. 157 ; Nachträge ebenda 1899, S. 251 und 1903,

575

und die Provinzialverwaltung.

die Genehmigung dazu erhalten und in Ausführung diese Beschlusses die Satzungen geändert.

Die nunmehrige Provinzialblindenanstalt

zu Düren hatte den Zweck, die bildungsfähigen Blinden der Rheinprovinz zu

erziehen und durch Schulunterricht sowie durch An-

eignung von Geschicklichkeiten zu nützlichen Gliedern des Staates zu bilden.

Die Angelegenheiten der Anstalt sollten wahrgenommen

werden durch einen aus vier zu Düren wohnhaften Mitgliedern bcstehenden Ausschuss und einen gleichfalls aus vier Mitgliedern bestehenden, vom Provinziallandtage gewählten Verwaltungsrat.

Die

Oberaufsicht führte das Provinzialschulkollegium. Der 21. Provinziallandtag hat dann die vollkommene Übernahme der Provinzialblindenanstalt in Düren in die eigene provinzialständische Verwaltung beschlossen und für die Satzung unterm 25. August 1873 die Königliche Genehmigung erhalten . Die Übernahme der Anstalt hat am 1. November 1873 stattgefunden. Weitere Satzungen ergingen unterm Im 12. Dezember 1890 , 7. Februar 1899 und 6. März 1912. Jahre 1905 ist eine zweite Blindenanstalt zu Neuwied ins Leben getreten. 7. Im Jahre 1874 sind die in der Provinz vorhandenen Taubstummenschulen zu Brühl, Kempen, Mörs und Neuwied auf Grund einer Satzung vom 8. Juli

1874

in die Leitung und Verwaltung

des provinzialständischen Verwaltungsrates übergegangen.

Die An-

stalt zu Mörs ist am 1. Oktober 1878 aufgehoben und mit der zu Neuwied vereinigt worden.

Im übrigen aber wurden in den fol-

genden Jabren Taubstummenschulen zu Trier, Essen , Elberfeld, Aachen, Köln und Essen-Huttrop neu eingerichtet oder übernommen und neue Satzungen unter dem 12. Dezember 1890 , 7. Februar 1899 und 6. März 1912 erlassen. 8. Die Wegebau- , später Provinzialstrassenverwaltung . Durch den Königlichen Erlass vom 27. Dezember 1875 wurden die seither nach der Satzung vom 15. September 1855 verwalteten Bezirksstrassenfonds und die nach dem Gesetze über die Dotation der Provinzial- und Kreisverbände vom 8. Juli 1875 für die Unterhaltung der Staatsstrassen gewährten Mittel vom 1. Januar 1876 an zu einem Provinzialstrassenfonds vereinigt und die Verwaltung auf die Provinz übertragen ¹ ) . Den Bekanntmachungen des Landesdirektors vom 26. Januar 1877 und dann vom 18.

März

1885 )

1) Trierer A.-Bl. 1876 S. 22. 2) Koblenzer A.-Bl. 1877 , Beilage zu Nr. 10 und die Jahrgänge 1885 der Regierungsamtsblätter.

576

IV, 23. Die Provinzialstände

gemäss wurden zur örtlichen oberen Leitung

und Verwaltung des

Strassenwesens Wegeinspektoren für bestimmte Bezirke bestellt. Die Zahl dieser Beamtungen, seit 1888 als Landesbauämter bezeichnet, hat gewechselt.

Anfangs 17 ,

später 21 , dann 18 und wieder 17

bestehen jetzt 15 Landesbauämter.

Das Strassenbauwesen ist durch

die neueste Satzung vom 12. Dezember 1890 geregelt. 9. Die Kommission für die Rheinischen Provinzialmuseen zu Bonn und Trier. Zur Vereinheitlichung der Sammlung rheinischer Altertümer, wie solche bereits durch Vereinstätigkeit in Bonn und Trier angestrebt war , wurde auf Anregung des Oberpräsidenten in den preussischen Staatshaushalt für 1874 eine Summe von jährlich 4000 Talern eingestellt unter der Voraussetzung , dass die Provinzialstände

die

gleiche Summe bewilligen würden.

Mit

diesen Mitteln wurde die Begründung zweier Museen zu Bonn und Trier, dieses für den Regierungsbezirk Trier, jenes für die übrigen vier Regierungsbezirke,

in Aussicht genommen .

der Absicht der Staatsbehörde,

die Leitung

Dabei lag es in

der Museen je einem

nach Vereinbarung mit den Provinzialständen zu ernennenden Direktor zu übertragen und beiden Direktoren eine vornehmlich aus Fachmännern bestehende Kommission in Bonn zur Seite zu stellen, die aus 9 von beiden Seiten

zu

ernennenden Mitgliedern

zusammen-

gesetzt über grössere Erwerbungen, Ausgrabungen und Massregeln zur Erhaltung der Altertümer zu beschliessen haben würde. Der Provinziallandtag hat sich durch Beschluss vom 8. Juni 1874 grundsätzlich damit einverstanden erklärt. Die Kommission ist dann im Jahre 1876 auf Grund einer Dienstanweisung vom 20. Juni 1876 zusammengetreten ¹ ) .

Durch Vereinbarung mit der Staatsregierung

ist dann die Verwaltung der Provinzialmuseen zu Bonn und Trier vom 1. August 1885 an vollständig auf den Provinzialverband übergegangen und einer aus neun Mitgliedern bestehenden Kommission unterstellt worden,

von denen 4 von der Staatsregierung , 5 vom

Provinzialverwaltungsrate ernannt bzw. gewählt werden .

Die vom

Provinziallandtage im Jahre 1885 beschlossene vorläufige Satzung ist noch heute in Kraft und hat durch die Fassung vom 3. Dezember 1890 nur eine äusserliche Änderung erfahren 2 ) . von der Provinz Mittel zur Verzeichnung und

Schon vorher waren Beschreibung der

1 ) Koblenzer A.-Bl. S. 217 ; Verhandlungen des 22. Provinziallandtages, S. 328. 2) Abgedr. Verhandl. des 36. Prov. Landtages, S. 69.

und die Provinzialverwaltung.

577

Titel " Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz " bzw. „ Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz" ist bereits eine Reihe von Veröffentlichungen erschienen. Weiter ist auf Anregung der Staatsregierung auf Grund

Kunstdenkmäler bewilligt worden.

Unter dem

des Beschlusses des 37. Provinziallandtages vom 6. Dezember 1882 zur Erforschung und zum Schutze der Denkmäler der Rheinprovinz eine Provinzialkommission eingesetzt worden, welcher ein Provinzialkonservator als sachverständiger Beirat und als staatlicher Vertreter des Konservators der Kunstdenkmäler der preussischen Monarchie in Berlin zur Seite steht. Die Provinzialkommission für die

Denkmalpflege

der

Rheinprovinz

besteht aus den Mitgliedern des Provinzialausschusses und einer Anzahl von zur Zeit 12 hinzugezogenen Mitgliedern. Die vom Provinzialausschusse zugewählten Sachverständigen werden neuerdings unter der Bezeichnung „Denkmälerrat der Rheinprovinz " mit der Aufgabe befasst, in wichtigen Denkmalpflegesachen gutachtliche Äusserungen abzugeben. Die Geschäfte des Denkmälerrates führt dessen vom Provinzialausschusse gewählter Vorsitzender. Endlich ist seit 1908 ein unter Leitung des Provinzialkonservators stehendes Provinzialdenkmälerarchiv eingerichtet worden. 10. Die Fürsorge für die Erziehung verwahrloster Kinder bzw. die Fürsorgeerziehung Minderjähriger. Das Gesetz vom 13. März 1878 über die Zwangserziehung verwahrloster Kinder hat der Provinzialverband der ihm durch das Gesetz überkommenen Verpflichtung gemäss durch die am 29. April 1879 bzw. am 4. Dezember 1890 beschlossenen Satzungen zur Ausführung Als am 1. April 1901 das Gesetz über die Fürsorgeerziehung Minderjähriger vom 2. Juli 1900 in Kraft trat, erliess der Provinziallandtag durch seinen Beschluss vom 12. Februar 1901 und der Provinzialausschuss unterm 14. und 15. Mai 1901 die

gebracht.

nötigen Vorschriften ' ) . Zur Aufnahme der Zöglinge wurden in den Jahren 1905 , 1909 und 1910 die Provinzial-Fürsorgeerziehungsanstalten zu Fichtenhain, Rheindahlen und Solingen. 11. Die niederen landwirtschaftlichen Schulen und die Unterstützung sonstiger landwirtschaftlicher Zwecke. In den Provinzialhaushalt für 1879/80 wurden Mittel bereit gestellt, um neben den bestehenden landwirtschaftlichen Winterschulen in Sankt Wendel, Simmern und Gummersbach und neben

der Acker-

1 ) Koblenzer A.-Bl. S. 172. Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz

37

578

IV, 23. Die Provinzialstände

bauschule in Saarburg eine Reihe neuer Winterschulen einzurichten. Das ist dann vom Jahre 1880 in steigendem Masse geschehen, so dass schliesslich, örtlich wechselnd, einige zwanzig solcher Winterschulen in Tätigkeit waren. Verwaltung und Unterhaltung der Winterschulen hat dann die Landwirtschaftskammer nach einem zwischen ihr und dem Provinzialverband auf Grund des Beschlusses des Provinziallandtages vom 11. Februar 1901 abgeschlossenen Vertrage übernommen. Seitdem zahlt die Provinz feste Zuschüsse für die Verwaltung und übernimmt die Ruhegehalts- und Hinterbliebenenversorgung der Direktoren. Die Errichtung neuer Anstalten erfolgt durch Beschluss des Provinziallandtages unter Zustimmung der Landwirtschaftskammer. Zur Förderung der Weinbaubehandlung sind auf Grund einer vom Landwirtschaftsminister unterm 12. Oktober 1893 genehmigten und vom Provinziallandtag in der Sitzung vom 31. Mai 1894 beschlossenen Satzung die Provinzial-Weinbauschule, spätere ProvinzialWein- und Obstbauschule zu Trier und weiterbin auch solche zu Kreuznach und Ahrweiler eingerichtet worden. 12. Die Rheinische Landwirtschaftliche

Berufs-

genossenschaft. Infolge des Reichsgesetzes betreffend die Unfallund

Krankenversicherung

der in land- und forstwirtschaftlichen

Betrieben beschäftigten Personen vom 5. Mai 1886 und des dazu ergangenen preussischen Gesetzes über die Abgrenzung und Organisation der Berufsgenossenschaften vom 20. Mai 1887 ist eine solche aus den Land- und Forstwirten der Rheinprovinz und der Hohenzollernschen Lande gebildet worden.

Die Geschäfte dieser „ Rheini-

schen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft" führt der Provinzialverband auf Grund der von der ersten Genossenschaftsversammlung zu Koblenz am 28. und 29. Dezember 1887 beschlossenen und vom Reichsversicherungsamte am 11. Februar 1888 genehmigten Satzung.

Nach Inkrafttreten des Gesetzes betreffend die Abänderung

der Unfallversicherungsgesetze vom 30. Juni 1900 in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Juli 1900 ist eine neue Satzung erlassen und vom Reichsversicherungsamt unterm 3. Dezember 1901 genehmigt worden. 13. Die Ruhegehaltskasse der Landbürgermeistereien und Landgemeinden der Rheinprovinz ist auf Grund einer vom Provinziallandtage am 23. Juni 1888

beschlossenen Satzung

mit dem 1. April 1888

Neue

eröffnet worden.

Satzungen sind

später durch Beschlüsse des Provinziallandtages vom 8. Februar 1901

579

und die Provinzialverwaltung.

und vom 18. Februar 1903 erlassen und die letztere auf Grund des Beschlusses

des Provinziallandtages

vom Minister

des Innern am

16. Mai 1908 abgeändert worden ¹ ). 14. anstalt" ,

Die

n Invaliditäts-

dann

die

und

Altersversicherungs-

„ Landesversicherungsanstalt

provinz " zu Düsseldorf.

Rhein-

Ihre Einrichtung gründet sich auf das

Reichsgesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889 bzw. auf die Reichsversicherungsordnung vom 19. Juli 1911. Der Vorstand, dessen Vorsitzender der Landeshauptmann ist, setzt sich aus den Beamten der Provinzialverwaltung als beamteten Mitgliedern und aus je 2 Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten zusammen.

Der Ausschuss der Versicherungsanstalt besteht

aus 20 Vertretern der Arbeitgeber und ebensoviel Vertretern der Versicherten. 15. Die Witwen- und Waisen - Versorgungsanstalt für die Kommunalbeamten der Rheinprovinz ist am 1. Januar 1892 ins Leben getreten.

Die in der Sitzung des Provinzialland-

tages vom 10. Dezember 1890 bzw. des Provinzialausschusses vom 23. April 1891 beschlossene Satzung ist vom Minister des Innern am 1. September 1891 genehmigt worden. Die folgenden Satzungen wurden am 7. Februar 1899, am 8. Februar 1901 und am 18. Februar 1903 beschlossen. Die letztere erhielt unter Genehmigung des Ministers vom 31. Mai 1908 eine Änderung 2), 16. Die Rubegehaltskasse der Kreis kommunalverbände und Stadtgemeinden ist auf Grund der vom Provinziallandtag in der Sitzung vom 8. Februar 1901 beschlossenen Satzung mit dem 1. Juli 1901 ins Leben getreten. Änderungen dieser Satzung wurden in den Landtagssitzungen vom 18. Februar 1903, 13. März 1908 und 6. März 1912 beschlossen ³).

Landesbeamte : Als Landtagsmarschälle waren vom Könige ernannt für den 1. bis 4. Provinziallandtag ( 1826-1833) August Fürst zu Wied ; für den 5. bis 8. Landtag und bis zur Eröffnung des folgenden Landtages ( 1837-1851 ) Ludwig Fürst zu Solms-Hohensolms-Lich ; 1) Koblenzer A.-Bl. 1888, S. 281 ; 1901 , S. 120 ; 1903, Beilage zu Nr. 30 ; 1908, Beilage zu Nr. 26. 2) Koblenzer A.-Bl. 1891, S. 313 ; 1899, S. 165 ; 1901 , S. 163 ; 1903, Beilage zu Nr. 41 ; 1908, Beilage zu Nr. 33. 3) Koblenzer A.-Bl. 1901 , S. 136 ; 1908, Beilage zu Nr. 33 ; 1912, S. 191.

580

IV, 23. Die Provinzialstände

für den 9. bis 20. Landtag und bis zur Eröffnung des folgenden ( 1851-1872 ) Freiherr von Waldbott- Bassenheim- Bornheim ; für den 21. und 22. Provinziallandtag und bis zur Eröffnung des folgenden (1872-1875) Freiherr Raitz von Frentz- Garrath; für den 23. bis 33. Provinziallandtag ( 1875-1888 ) Wilhelm Fürst zu Wied. Die

Vorsitzenden

der

Provinziallandtage :

Wilhelm

Fürst zu Wied für den 34. bis 38. Provinziallandtag und für die Zeit bis

zum Zusammentritt des folgenden ( 1888-1895) ;

bürgermeister Becker

in

Köln

für

den

39.

und

40.

Ober-

Landtag

(1895-1899 ) ; Wilhelm Fürst zu Wied für den 41. und 42. Landtag (1899-1903) ;

Oberbürgermeister Becker zu Köln für den 43. bis

47. Landtag ( 1903-1908 ) ;

Graf von Fürstenberg-Stammheim für

den 48. Landtag im Jahre 1908 und bei seiner Behinderung der stellvertretende Vorsitzende Oberbürgermeister Spiritus ; Oberbürgermeister Spiritus in Bonn für den 49. bis 54. Landtag ( 1909– ) Die Vorsitzenden des Provinzialausschusses : Freiherr von Solemacher- Antweiler 1888-1893 ; Landrat a. D. Janssen 18931901 ; Graf Beissel von Gymnich 1901Die Landesdirektoren , seit 1897 Landeshauptleute : Freiherr von Landsberg-Steinfurt 1875-1882 ;

Landrat a. D. Dr.

Klein 1883-1903 ; Regierungspräsident a. D. Dr. von Renvers 1903- . Die Zahl der dem Landeshauptmann beigegebenen Beamten hat sich sehr bedeutend vermehrt. Sie ist von dem einen Oberbeamten des Jahres 1875 auf einige dreissig Landesräte (24) und bei der Provinzialverwaltung beschäftigte obere Beamte gestiegen .

Anlage A. Die Rittergüter der Rheinprovinz. Der Königlichen Verordnung vom 13. Juli 1827 gemäss wurden von den Landräten und den Regierungen Verzeichnisse der nach den darüber erlassenen Verordnungen landtagsfähigen Rittergüter aufgestellt und von einem Ausschusse des zweiten Provinziallandtages geprüft.

Dieser Ausschuss hat zum Zwecke der Prüfung vom 28. Mai bis 26. Juni 1828 getagt und 418 Güter als landtagsfähig oder reichsritterschaftlich ermittelt und daraus eine Matrikel auf-

gestellt und unterschriftlich vollzogen. In einem zweiten Verzeichnis von 21 Gütern stellte der Ausschuss diejenigen Güter zusammen, die er als nicht zugehörig ausgeschieden hatte oder von denen die

581

und die Provinzialverwaltung. Beweise fehlten.

Ein drittes Verzeichnis von 42 Gütern begriff

die Güter, deren Zugehörigkeit der obwaltenden Bedenken wegen der Entscheidung des Königs vorbehalten bleiben sollte. Nach Einreichung der Verzeichnisse hat dann der König in einem Erlass an den Minister des Innern vom 14. Februar 1829 befohlen, dass der Oberpräsident durch eine Bekanntmachung in den Amtsblättern alle Besitzer berechtigter Güter zur Meldung aufzufordern habe . Überdies haben der Nachweis der Berechtigung und deren Voraussetzungen noch Erleichterungen erfahren¹ ). Das Gesamtwerk wurde alsdann Die berichtigte und erweiterte vom Staatsministerium geprüft. Matrikel hat mit 471 Gütern die Unterschrift des Königs unterm 27. März 1831

erhalten.

Von diesen 471 Gütern lagen

168 im

Regierungsbezirk Düsseldorf, 154 im Kölner, 98 im Aachener Bezirk und nur 36 bzw. 15 in den Bezirken Koblenz und Trier. Nur ein starkes Viertel, 123 Güter, befanden sich in bürgerlicher Hand . Eine nicht unerhebliche Anzahl von Gütern hat im Laufe der Jahre durch Erbteilungen und Verkleinerungen die Landtagsfähigkeit verloren.

Diese Güter sind in der Matrikel gelöscht worden.

Sie sind im Abdruck in Klammern gestellt und das Jahr der Löschung ist in Klammern hinzugefügt. Anderen Gütern im wurde nach und nach die Landtagsfähigkeit verGanzen 88 liehen.

Sie sind in den 6 Nachträgen zusammengestellt.

Soweit

das Jahr der Verleihung der Landtagsfähigkeit ermittelt werden konnte, ist es bei den einzelnen Gütern hinzugefügt worden.

Von

diesen 88 Gütern befanden sich 41 in bürgerlicher Hand und die Hälfte von allen, nämlich 43 , lag im Regierungsbezirk Düsseldorf. Im Trierer Bezirk, der keine Vermehrung erfuhr, war die Zahl der landtagsfähigen Güter zum Schlusse sogar auf 12 herabgesunken ³) .

1) Koblenzer A.-Bl. 1829, S. 137 und 233. 2) Eine amtliche Veröffentlichung der Matrikel der landtagsfähigen Rittergüter hat seiner Zeit nicht stattgefunden. Es haben aber in den vierziger Jahren Mitglieder der Stände eine Aufnahme der Rittergüter auf privatem Wege zusammenzustellen sich bemüht und namentlich hat Mevissen im Frühjahr 1848 eine auf solche Weise entstandene Matrikel drucken lassen, die aber nur als Unterlage für weitere Ergänzungen und Berichtigungen dienen sollte und nicht im Buchhandel erschienen ist. Sie enthält übrigens auch Güter, die damals bereits die Landtagsfähigkeit verloren hatten. Auffallend ist, dass die äussere Anlage der Mevissenschen Liste d. h. die Reihe der Regierungsbezirke und der einzelnen Kreise genau der amtlichen Matrikel entspricht.

582

IV, 23. Die Provinzialstände Mit der Einführung der Provinzialordnung in der Rheinprovinz

durch das Gesetz vom 1. Juni 1887 ist die Bedeutung der Rittergüter in Hinsicht ihrer Landtagsfähigkeit hinfällig geworden. Die Rittergutseigenschaft würde überhaupt bedeutungslos geworden sein, wenn ihr nicht durch Verordnung vom 10. November 1865 bezüglich der Präsentation zum Herrenhause ein neues verfassungsmässiges Recht verliehen worden wäre. Die Verordnung

wegen

Bildung

der Ersten Kammer vom

12. Oktober 18541 ) hatte ein Präsentationsrecht in Aussicht genommen unter anderen für den in jeder Provinz zu bildenden Verband der mit Rittergütern angesessenen Grafen und für die Verbände des alten und des befestigten Grundbesitzes. Wegen Bildung dieser Verbände war eine besondere Verordnung vorbehalten worden. Sie erging unter dem 10. November 1865 und bestimmte ausser der Bildung eines Grafenverbandes eines Mitgliedes

die Bildung

mit dem Rechte

von sechs

zur Präsentation

Landschaftsbezirken des

alten und befestigten Grundbesitzes in der Rheinprovinz mit dem Präsentationsrecht von 5 Mitgliedern.

Zum alten Grundbesitz sollten

solche Rittergüter zählen, die zur Zeit der Präsentation seit mindestens 50 Jahren sich im Besitze einer und derselben Familie befänden, zum

befestigten Grundbesitz solche

Rittergüter,

deren

Vererbung in der männlichen Linie durch eine besondere Erbordnung (Lehn, Majorat, Minorat, Seniorat, Fideikommiss, fideikommissarische Substitution) gesichert sei.

Die Aufstellung und Fortführung der

die Berechtigung begründenden Verzeichnisse wurden dem Oberpräsidenten übertragen ). sechs Landschaftsbezirke

Die durch die Verordnung bestimmten alten und des befestigten Grund-

des

besitzes der Rheinprovinz sind :

1. Kleve-Geldern ;

2. Nieder- Berg

und Nieder-Jülich ; 3. Ober-Berg und Ober-Jülich ; 4. West-Jülich ; 5. Ober-Rhein ; 6. Moselland . Die Landschaftsbezirke 1 und 2 haben zwei, die Landschaftsbezirke 3 und 5 haben gleichfalls zwei und die Bezirke 4 und 6 haben ein Mitglied ihres Wahlbezirkes zu präsentieren.

Die zu den einzelnen Landschaftsbezirken gehörigen

Kreise ergibt die Matrikel. Im Januar 1866 ist diese Matrikel aufgestellt worden. Die Zahl der mit Rittergütern angesessenen Grafen, welche preussische Untertanen waren, in Preussen wohnten, nicht in fremden Diensten standen, nicht erbliche Mitglieder des Herren-

1) Ges.-S. S. 541 . 2) Ges.-S. S. 1077-1099.

583

und die Provinzialverwaltung. hauses waren und ein Alter von 25 Jahren hatten und

daher an

der Ausübung des Präsentationsrechtes im rheinischen Grafenverbande teilzunehmen berechtigt waren, betrug 25.

Und die Gesamtzahl der

zum alten und zum befestigten Grundbesitz gehörenden Rittergüter betrug in Kleve-Geldern 32, in Nieder-Berg und Nieder- Jülich 33, in Ober-Berg und Ober-Jülich 54, in West-Jülich 33 , in Ober- Rhein 12 und in Moselland 7 , zusammen 171. Davon gehörten nur zum alten Grundbesitz 107,

nur zum befestigten 37 und zum alten und be-

festigten 27 Rittergüter. Von den Besitzern dieser Rittergüter waren nach den erforderlichen persönlichen Eigenschaften wahlberechtigt im 1. und 2. Landschaftsbezirk 34, im 3. und 5. Bezirk 36 und im 4. und 6. Bezirk 24, zusammen 94 Besitzer. Nachstehend folgen die Matrikel der landtagsfähigen Rittergüter mit den Nachträgen bis zur Einführung der Provinzialordnung und die erstmalig aufgestellte Matrikel der zum alten und befestigten Grundbesitz gehörigen Rittergüter. Diese letztere Matrikel ist noch flüssig. Die seither eingetretenen Veränderungen sind daher nicht berücksichtigt worden .

Matrikel¹ ) der landtagsfähigen Rittergüter der Rheinprovinz , durch Königliche Unterschrift vom 27. März 1831 vollzogen ") .

Regierungsbezirk Düsseldorf. Kreis Neuss . 1.

(Haus Anstel) .

2. (Dickhoff) .

Geschwister Anstel ( 1853 ).

Johann Wehrhahn ( 1846 ).

3.

Herrschaft Hackenbroich. Reifferscheid - Dyck.

Fürst und Altgraf Jos.

zu Salın-

4.

(Heckhoff).

6.

Haus Meer . Konrad Isaak von der Leyen und die Erben von Friedr. Heinr. v. d. L.

7.

(Neuenberg).

Anton Baden ( 1846 ) . 5. Haus Holzbüttger. Johann Josephs .

Gräfin von Hatzfeld- Kinsweiler ( 1853 ) .

1) Die eingeklammerten Güter haben die Landtagsfähigkeit verloren und sind in den angegebenen Jahren gleichfalls gelöscht worden. 2 ) Akten des Oberpräsidiums in Koblenz.

584

IV, 23. Die Provinzialstände

8.

Schakum . Gräfin von Hoensbroich geb. Gräfin von Schaesberg.

9.

Haus Selikum, auch Reuschenberg genannt.

Witwe Dorothea

von Braumann geb. v. Mylius. Regierungsrat von Haxthausen.

10. Velbrüggen.

Kreis Kleve. 11. Boetzelaer. 12. Driesberg.

Witwe J. van der Brock. Notar Jakob Ingenmay.

13. Eyll. 14. Halt,

Witwe des Rentmeisters Andreas de Weyler. Rittersitz, oder Haus Keeken. Erben des Grafen von Bylandt -Halt.

15.

Kemnade oder Haus Wissel .

H. von Elsbergen.

16. Moyland. von Stengracht. 17. Rosenthal. Chr. Fr. von der Mosel.

18.

Ryswycksche Hof.

19.

Schmidthausen. Witwe des Geheimrats Grollmann .

20.

Vehn.

Notar Thomae .

Wilh. von Laak.

21 : Zeblem.

Frhr. von Wylich. Kreis Gladbach.

22. Kloerad. 23.

Fürth .

Witwe des Johann Kauertz .

Freiherr von Mirbach- Harf.

24. Horst. Erben des Grafen von Halberg. 25. Millendonk. Landrat von Maerken und Geschwister. 26. Neersen.

J. J. Lenders .

27.

Rath .

Graf von Metternich.

28.

Rheydt- Rittergut. Adolf Karl Frh. Raitz von Frentz als Vertreter der Familie.

29.

(Rheydt-Müble).

Graf von Hompesch ( 1843 ) .

30. Zoppenbroich. N. von Lensen.

Kreis Duisburg. 31.

Ahr.

Karl Tondering.

32. Bärenkamp. Erben des Landrats von Buggenhagen. 33. Baldenei . Frh . Franz von Bollenberg gen. von Schirp. 34.

Broich.

Landgraf Georg Karl zu Hessen- Darmstadt.

35. Endt oder Angenendt.

Frá. Aug. von Nagel-Vornholz.

36.

Gartrop.

Obristin von Nagel .

37.

(Hiesfeld , auch Haus Loo oder Panmühlen genannt.) und Herm. Felderhoff ( 1841 ).

Friedr.

und die Provinzialverwaltung.

585

38.

Mehrum. Minorennen von Plettenberg .

39. 40.

(Oberhausen.) Graf Maximilian von Westerholt-Giesenberg ( 1914) . Portendiek. Erben des Präsidenten Friedr. von Hoevel .

41.

Riepshorst.

42.

Schellenberg.

Frh. M. F. von Vittinghoff gen . Schell . Frh. M. F. von Vittinghoff gen. Schell .

43. Schoeppen. Frh. Jos. von Ritz. 44. Styrum. Dr. Phil . Marcks . 45.

Voerde.

46.

Wohnung. Frh. Aug. von Nagel-Vornholz.

Major Alexander Frb . von Vittenhorst- Sonsfeld .

47.

(Wurm Gotterswiek.)

Domänenfiskus ( 1846).

Kreis Kempen. Altenhof. Graf von Spee. 49. Bocholt. Frh. von Mirbach-Harf. 48.

50.

(Brempt. )

Landgerichtsrat von Hontheim ( 1859) .

51. Ingenhof. 52. 53.

54.

Joh. Heinr. Kessels und Peter Dammer.

Neersdonk . Freifrau von Olpe geb. Gräfin von Effern. Raedt. Frh. von Bullingen. Veelde . Frh. von Fürstenberg.

Kreis Rees. 55.

(Aspel. ) Witwe des Joh. van der Brock ( 1840 ) .

56.

Bellinghoven.

Manger. 57. Diersfort .

Die Erben des Bürgermeisters Joh. Gottfr. von

Frh. von Wylich.

58. Grondstein.

L. E. von Hymmen.

59. (Hueth .) Erben von Borck ( 1846) . 60. Lackhausen. Frh. von Nagel.

61.

Ringenberg. Frh. von Spaen .

62. Schwarzenstein.

Prediger Schneider und Schwester. Kreis Elberfeld.

63. Haus Aprath. 64. Haus Düssel .

Ernst Theodor Dewitz. Joh . Peter Bredt.

65. Schloss Hardenberg. Frh. von Wendt. 66. Laubach. Frh. von Kyllmann . 67.

Haus Lüntenbeck .

68. 69.

Schloss Oefte . Reichsgraf von der Schulenburg- Wolfsburg. Haus Schoeller. Graf von Schaesberg .

70. Varresbeck .

Konsistorialrat Pithan.

Peter de Werth.

586

IV, 23. Die Provinzialstände Kreis Düsseldorf.

71. Haus Anger.

Frh. von Kyllmann. 72. Boeckum. Witwe Broegelmann. 73. Haus Bruchhausen ¹ ). Kaufmann Solbrich. 74. Haus Brügken. Frh. von Kyllmann . 75. Die grosse Burg. Frh. von Vietinghoff gen. Schell. 76. Haus Kalkum. Graf von Hatzfeld.

77. Haus Kaldenberg . Derselbe . 78. Haus Elbroich. von Bertrab . 79. Haus Eller. Frh. von Plessen. Frh. von Kyllmann.

80. Haus Garath.

Erben Brögelmann .

81.

Grefgenstein .

82.

Haus Hain. Frh. von Hymmen.

83. Haus zum Haus. Graf von Spee. 84. Hausmannsbausen . Freifrau von Beveren. 85. Heiligendunk.

Graf von Hatzfeld .

86.

Graf von Spee.

Haus Heltorf.

87. (Haus Horst.) Theodor Bongard ( 1843 ). 88. Hugenpoth. Erben von Nesselrode. 89. Haus Kesselberg .

Graf von Spee.

90. Landsberg. Frh. v. Carnap. 91. ( Haus Leuchtenberg .) Heinr. Brockerhoff ( 1832) .

92. 93.

Haus Linnep. Landrat von Hauer. Haus Lohausen. Rat Lanz.

94.

Haus Mickeln.

95.

Haus Morp.

96.

Haus Mudlinghoven.

97.

Haus Rimberg.

98.

Graf von Hompesch.

Graf von Hatzfeld . Domkapitular von Elmendorf.

Witwe Brögelmann . Rommelganz (Rommeljan) . Friedrich Spicker.

99. Haus Unterbach. Oberpräsident von Pestel . 100. Volkardey. Witwe Siebel . 101. Haus Winkelhausen. Graf von Hatzfeld. Kreis Solingen. 102.

Bürgel.

103.

Kasperbroich.

104. 105.

Duckenburg. Freifrau von Spiess . Grafen. Frh. von Mirbach.

Graf von Droste - Nesselrode . Adolf Holthausen.

1) Gemeinde Hubbelrath.

587

und die Provinzialverwaltung. 106. Hackhausen. Frh. von dem Busche-Ippenburg. 107. Morsbroich. Witwe Schafhausen. 108.

Nesselrode.

109. Ophoven.

Graf Wilh. von Westerholt-Giesenberg.

Frh. von Fürstenberg.

110. Reuschberg. Frh. Kasp. Jos . von Mylius . 111. Rheindorf. Frhr. von der Roehr. 112. (Schirpenbroich.) Graf Franz von Spee ( 1832 ) . 113. Steinbüchel. Witwe Lulsdorf. 114.

Vorst.

Frh. von Mirbach. Kreis Grevenbroich.

115.

Bontenbroich.

Theod . Baumeister.

116.

Kappelshof. von Pelser-Berenberg.

117. 118.

(Haus Elsen.) Lorenz Oeppen ( 1839 ) . Damianshof. Graf von Hatzfeld .

119. Gustorfshof. Fürst zu Salm . 120. Helfenstein oder Helpenstein. Notar Hermes . 121. Ingenfeld . von Beweg . 122. Kaulen. Witwe des Peter Zilbken. 123.

Leusch.

124.

Molsdorf, auch Genzhof oder Impelshof genannt.

Erben des Daniel Gerard .

125. Muchhausen .

von Sieger.

Erben von Franz Heusgen.

126. (Neuenhofen.) Frh. von Kyllmann ( 1853) . 127. Noithausen. Familie Troisdorf. 128. Schillingshof. 129.

Frh. von Mirbach-Harf.

(Wevelinghoven .)

Werner Koch ( 1846) . Kreis Geldern .

130. Schloss Alpen. Fürst von Bentheim-Steinfurt. 131. Altenweiler . Frh . von Loë. 132. Balken, ehedem Falkenhausen genannt . 133. (Berg oder Semond unter Tonisberg.) 134. Bloemersheim. Frh. von der Leyen .

Frh . von Bothmer. P. H. Nilkens ( 1857).

135. Boenninghausen. Friedr. von Ammon . 136. Haus Kaen. Graf von Varo Baron de Magny. 137. Kalbeck. Witwe Freifrau von Grüter- Morien. 138.

Koull.

Notar Koehs.

139. (Dieprahm.) Jos. Bird (1851 ) . 140. Diesdonk. Franz Karl von Beaufort. 141. Erprath.

von Haeften .

588

IV, 23. Die Provinzialstände

142. Haus Eyll.

Landrat von Erde.

143. Haus Eyll . Frh. von Daell . 144. Gelinde. Franz Baumann. 145. Haus Haag. 146.

Holtheide.

Graf Klemens von Hönsbroich. Josephine und Katharine von Cabanes.

147. (Ingenray. ) Frh. von Franken und J. H. Rath ( 1854). 148. Haus Issum. Gräfin von Borggrave. 149. (Kelterhof und Nieuwendiek. ) Jos. Holtmann ( 1844) . 150. Haus Kervendonk. Frh. von Hertefeld. 151.

Schloss Krickenbeck .

Graf Heinr. von Schaesberg.

152. Haus Langenfeld . Derselbe. 153. Lauersforth . Joh . Peter vom Rath. 154. S. oben Nr. 38. 155.

Haus Moermter.

de Diest zu Tirlemont.

156.

Schloss Ossenberg.

Frh. von der Roehr.

Haus Steprath. Freifrau von Nagel. Strommeurs. Witwe Bartels. 159. Vinkenhorst. Franz Weidemanns .

157. 158.

Vlasrath. Graf von Varo Baron de Magny. 161. Haus Wachtendonk. Frh. von Haultepenne . 162.. Haus Winkel . Frh . von Rynsch.

160.

163.

Winnenthal.

164.

Haus Wissen .

von Reichmeister.

165.

Wolfskuhlen.

Frh. von Wevelinghoven.

166.

Haus Latum.

von Kahlden.

Frh . von Loë.

Kreis Krefeld .

167. Haus Pesch. Graf von Halberg. 168. Trarhof. Karl Hennoumont.

Regierungsbezirk Köln. Kreis Bergheim . 169.

Anstelburg.

170.

Asperschlag.

171.

Schloss Bedburg.

Jos . Arnolds. Witwe Adam Froitzheim und Konrad Zilleken . Domänenfiskus.

172. Burghaus Bohlendorf. Frh. von Bongard. 173. Bongardsburg. Derselbe. 174. Brackelshof . Witwe Gottfr. Krosch.

175.

Burg Brüggener.

Graf von Wolf Metternich.

589

und die Provinzialverwaltung.

176. (Burg Kommendeurs .) Erben Schafhausen ( 1853 ) . 177. Desdorfer Hof. Generaladvokat Sand . 178.

(Fischerhof. )

Frh. von Geyr ( 1839).

179. Burghaus Frenz. Graf Beissel von Gymnich. 180. Frenzenhof . Frh. von Boeselager . 181. 182.

Burghaus Gerezhoven. Frh . vou Bodelschwingh- Plettenberg. Grosforsterhof. Graf Wolf von Metternich.

183.

Rittersitz Harf.

184.

Haushof.

Frh. von Mirbach.

Witwe von Brée.

185. Burghaus Hemmersbach. Graf Bergh von Trips. 186. Hohenholzer. Balthasar Neuhoff. 187. (Burghaus Holtorf.) Max Bill ( 1834) . 188. Katzenhof. Frh. von Bodelschwingh- Plettenberg. 189. Kleinforster Hof. Graf Wolf-Metternich . 190.

(Burghaus Neuhoff.)

191.

Burghaus Paffendorf.

192.

( Burg Stammeln.)

Freifrau von Braunfeld (1837 ) . Frh. von Bongard.

Frhr.

von Dorth und Freifräulein Raitz

von Frenz ( 1859) . 193.

(Stammhoff.) Joh. Broich ( 1853) .

194. Burghaus Schlenderbahn . Erben Raitz von Frenz . 195. Rittersitz Türnich. Frh. von Rollshausen . 196.

Verkensburg.

Graf Wolf- Metternich .

197. (Burg Weidenau.)

Graf von Hompesch ( 1839) .

198.

(Burghaus Zieverich .) Freifrau von Thymes ( 1837 ) .

199.

Schloss Alfter.

200.

Berkum . Frh. von Fürstenberg .

Kreis Bonn.

201. Bornheim.

Fürst zu Salm .

Frh . von Carnap.

202.

Burg Dransdorf.

203.

Burg Duisdorf. Frh. von Boeselager.

204.

Burg Endenich oder Lappergut genannt. rat Dr. Nose.

205. 206.

Grauburg. Witwe von Wassenaer. Gudenau . Frh. von Mirbach- Harf.

207.

Hemmerich. Frh. von Nordeck.

208.

Keldenich .

209.

Kitzburg.

210.

(Medinghoven.)

211.

(Plittersdorf-Au. )

Karl von Groote.

Geheimer Legations-

Witwe von Ammon . Fräulein von Groote. Graf von Westerholt-Giesenburg ( 1835) . Ludwig Mertens ( 1859).

590

IV, 23. Die Provinzialstände

212. (Rammelshoven .) Frh. von Roth (1859). 213. Roesberg. Frh. von Weichs- Glan. 214.

(Saalweider oder Drenker Hof.) ( 1859).

215.

Villich. Friedrich Herstadt von den Leyen.

216. Weisseburg.

Kaspar Ludwig von Staël

Joh. Wilh. Graef. Kreis Köln - Land.

217.

Burg Aldenrath.

218.

Frh. von Mylius. Schloss Arft. Frau von Kahlden.

219.

Haus Bachem.

220.

Burghof zu Fischenich.

221.

Burghof von Gleuel.

222. 223. 224.

Burghof zu Kentenich. Phil. von Kempis. Burghof zu Wochem. Frh. von Harf. Haus Burtscheid. Frh. von Burtscheid.

225. Haus Forst.

Graf von Geldern. Graf Wolf-Metternich.

Bürgermeister Felten.

Frh. von Kyllmann. Graf von Hatzfeld .

226.

Hasselrath.

227.

Haus Hemmerich. Frh. von Fürstenberg.

228.

Burg Horbell.

229.

Dubois. Horbeller Hof genannt Vogtsbell.

Erben von Hilgers.

230. (Junkerhof. ) Frh. Raitz von Frenz (1857) . 231. Plasterhof. Erben von Hilgers. 232.

Plettenberger Gut, auch Hammersteiner und Schlebusch- Gut Bürgermeister Felten.

genannt. 233.

Zaunsdorf.

Eberh. von Groote. Kreis Euskirchen.

Bletzheim 8. unten Nr. 270 . 234. Burg Bodenheim. Gräfin von Hatzfeld . 235. Bollheim. Graf von Hompesch. Landgerichtsrat Kray.

236.

Boulich.

237.

Burghoff.

238. 239.

Busch.

240.

Konradsheim.

241.

Dürfenthal.

242. 243.

Enzenburg. Frh. von Mirbach. Firmenich . Maria Anna von Doetsch verw. von Broe.

Frh. von Syberg. von Pranghe und von Geyr. Buschfeld . Graf von Hoensbruch.

244. Gracht.

Frh. von Loë.

Witwe Andreas Heusen .

Graf Wolf-Metternich.

und die Provinzialverwaltung.

591

245. Burg Grossvernich. Frh. von Roth. 246.

Burg Gymnich.

247.

Burg Kessenich.

248. Kühlseggen.

Graf Wolf- Metternich. Hubert Honnacker.

Schwestern von Heeremann.

249. (Langendorf.) Frh. von Harf ( 1839) . 250. Burg Loevenich . Frh. von Dalwigk. 251. Burg Metternich. Frh . von Müller. 252. Mülheim. Witwe Wolff.

253. Niederburg. von Solemacher. 254. Palanderhof. Frh. von Ritz. 255.

Pesch.

Henriette von Groote.

256. Satzvey. 257.

Graf Wolf-Metternich.

Scheiffartsburg .

Schwestern von Heeremann .

258. (Schellenberg.) Joh. Schmitz (1835 ). 259. Schleidenhof. Graf von Wickenburg. 260. (Sinzenich.) von Breidenbach und von Monschaw (1835) . 261. Steinenhof. Frh. von Weichs-Glan. 262.

Velbrücker Hof.

Heinr. Jos . Schaefer.

263. Veynau. Joh. Schülgen. 264. Haus Zievel. Hieron. Kreuwel. 265. Zweifelshof.

Jak. und Franz Nolden. Kreis Gummersbach.

266. 267.

Gervertzhagen. Gottfr . Dervies . Gimborn. Graf von Merveldt.

268.

Alt- Bernsauel.

269. 270.

Gross- Bernsauel. Graf von Schaesberg u . Frau v. Wassenach . Bletzheim oder Blessener Burg ¹ ). Wilh. Meyer.

271.

(Eulenbroich oder Uhlenbroich.)

Kreis Mülheim . Graf von Nesselrode.

Graf von Lavalet St. Georg

(1842) . 272. Hahn. Frh. von Fürstenberg .

273. Herl .

Viktor Bürgers .

274. 275.

Isenburg. Witwe Elbers. Leidenhausen. Frh . von Weichs - Glan .

276.

Mielenforst.

277.

Rath.

Dr. Hohenschütz.

Frh. von Geyr.

1) Liegt im Kreise Euskirchen .

592

IV, 23. Die Provinzialstände

278. Schönrath.

Frhr. von Fürstenberg .

279.

Stammheim.

Derselbe.

280.

Strauweiler.

Graf Wolf-Metternich .

281. Venauen. Sigism. Löwen . 282. Wahn. Schwestern von Heeremann. Kreis Rheinbach. 283.

Burg Adendorf.

284.

Burg Arlof.

Fürst von der Leyen.

Frh. von Boeselager.

285. ( Kuchenheim, Unterste Burg. )

Frau von Braumann ( 184).

286.

Burg Flammersheim. Frh. von Vincke.

287.

Burg Flerzheim. Freifrau von Vorst-Lombeck .

288.

Burg Grossbüllesheim.

289.

Burg Heimerzheim .

Freifrau von Brempt.

Frh . von Boeselager.

Frh. von Spies.

290. Kleeburg. 291.

Burg Kleinaltendorf.

292.

Grosse Burg Kleinbüllesheim.

Erben des Grafen von Belderbusch.

293.

(Kleine Burg Kleinbüllesheim . ) Franz von Bourtscheid ( 1857 ).

Frh. von Wenge.

294. Kriegshoven. Eberh. von Beywegh. 295. Burg Lüftelberg. Freifrau von Vorst -Lombeck. -296. Burghof Meckenheim. 297.

Burg Mieler.

298.

Burg Mohrenhoven.

Witwe von Cleer geb. von Sydow.

Erben des Grafen von Belderbusch. Jos . Jordans.

299. Burg Müggenhausen. Frh. von Boeselager. 300. Münchhausen . Fürst von der Leyen. 301. Burg Peppenhoven. Frh. von Boeselager. 302. Ringsheim. Frh. von Vincke. 303.

(Haus Sommersberg.)

Graf von Spee ( 1840 ) .

Sieg -Kreis. 304.

Haus Allner.

305.

Haus Auel.

Frhr. von Loë.

306.

Backhof.

307.

Haus Berlinghoven. Freiin von Martial.

Erben von Doetsch.

Jakob Lyversberg .

308.

Haus Broich.

309.

Haus Honrath .

310. (Lülsdorf.) 311. 312.

Landrat Scheven namens seiner Frau geb.

Renner. Erben von Doetsch .

Brüninghausen ( 1846 ) .

(Haus Menden. ) Geh . Oberbergrat Graf von Beust (1844). Haus Merten . Fürst von Hatzfeld.

593

und die Provinzialverwaltung. 313. Haus Rott . Frh. von Spies. 314. Haus Stein. Graf Droste von Nesselrode-Reichelstein. 315. Haus Sülzen. Frb. von Lavalet St. Georg. 316. Haus Welteroth. Graf von Nesselrode-Ehreshofen. 317. 318.

Haus Wissen . Geh. Oberbergrat Graf von Beust. Zissendorf. Landrat von Hymmen.

319.

Zurmühlen.

von Kerzelli geb. Freiin von Mehring. Kreis Wipperfürth .

320. 321.

(Alsbach . ) Frh . von Fürstenberg ( 1832) . Ehreshoven. Graf von Nesselrode .

322.

Heiligenhoven .

Frh. von Fürstenberg.

Regierungsbezirk Aachen. Stadtkreis Aachen . 323. Kalkofen.

Witwe. Klaus .

Landkreis Aachen. 324.

Alsdorf.

Erben des Frh . von Blankard .

325. (Broich. ) Franz von Negri ( 1859). 326. Kornelimünster. Gotth . Startz.

327.

(Eschweiler.) Frb. von Hompesch ( 1842). 328. Frankenberg. Landrat von Cöls. 329. 330. 331.

Heyden. Frh. von Bongard . Kellersburg. Heinr. Nutten . Kinsweiler. Graf von Hatzfeld .

332.

Kirschhof. )

333.

(Pattern .)

334. 335.

Rimburg. Eduard Zoppen. Röttgen. Frh. von Bourtscheid.

336.

Schönforst.

Witwe Engberth ( 1842). Frh. von Bourtscheid ( 1856) .

Graf von Spee. Kreis Geilenkirchen.

337. 338.

(Burg Baesweiler.) Graf von Nesselrode - Ebreshoven. Breil. Erben des Grafen von Goltstein.

339.

Honsdorf.

340.

Frh, von Mirbach- Harf. Leerodt und Opheim. Erben des Frh. von Leerodt. Peter Frimmerey.

341.

Muthagen.

342.

Trips. Frh. von Eynatten.

343. Zweibrüggen.

Frh. von Negri.

Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

38

594

IV, 23. Die Provinzialstände Kreis Heinsberg.

344.

Alfens. von Blewitz. Erben des Frh. von Blankart.

345. Altenburg.

346. Effelt. von Splinter. 347. Elsum. Frh. von Leikam. 348. Hall. 349. 350.

Frh. von Spies-Bullesheim.

( Hegem.) Erben des Urban Jörrissen ( 1856) . Hülhoven. Jos. Jörrissen.

351. Isenbroich oder Schaesbergerhof. 352. Neuerburg.

Kommerzienrat Koch.

Frh. von Mirbach- Harf.

353. Ruhrkempen. Landrat von der Straeten. 354. Wannen. Notar Havers . Kreis Erkelenz. 355.

Beck.

356.

Bouslar.

Frh. von Goltstein. Franz von Heister.

357. Elmpt- Dillborn . Wilh. Lenders. 358. Glimbach. Frau von Wymar. 359.

Grittern. Graf von Hompesch.

360. 361.

Nierhofen. Bürgermeister Jansen. Pesch. Frh. von Bongardt.

362.

Rubrich.

Graf von Hompesch.

363. Tuschenbroich. 364.

Frh. von Spiering.

Wegberg oder Bongardsgut.

Graf von Nesselrode- Ehresh oven .

Kreis Jülich.

365. (Bettendorfer Hof. )

Peter Weyers (1843).

366.

Bettgenhausen .

367. 368.

Burg Bourheim. Frh. von Fürstenberg . Broich. Witwe Tillmann von Halberg.

369. (Danielshof. )

Witwe von Wymar.

Kinder von Daniels ( 1857 ) .

370. 371.

Burg Dürboslar . Graf Wolf-Metternich. Dürwiss . Wilh . Steffens .

372.

(Frinkerhoff.)

373. 374.

Burg Güsten . P. M. Coenen. Hausen . Frh. von Fürstenberg .

375.

Kellenberg.

Kasp. Ketnmerling ( 1844) .

Frh. Raitz von Frenz.

376. Laurensberg. Erben von Hersell . 377. Lindenberg . Frh. von Wenge. 378. Linzenich . Eberb . von Beyhweg.

und die Provinzialverwaltung.

379. (Lorsbeck. ) Wilh. Schneiders ( 1842). 380.

(Obbendorf.) Witwe Freifrau von Halberg ( 1843).

381.

Overbach.

Witwe Freifrau von Overschil-Wisberg.

382. (Pattern.) Witwe von Kessel ( 1834). 383. Setterich. Rentner von Stockhem. 384. Tetzerburg.

Erben des von Brachelen. Kreis Düren .

385. 386.

Arenburg. Franz von Herwegh. Binsfeld. Witwe Leonhard Weber.

387.

Birgelterburg.

388.

Boisdorf.

389. 390.

Bovenberg. Graf von Hatzfeld . Bubenheim. Erben von Zantis .

391. 392.

Burgau. Gräfin von Elmpt. Drove. Frh. von Senf-Pilsach .

Erben des Klemens Selz.

Karl von Dalwigk.

393.

Burg Frenz.

394.

Burg Gladbach.

de Larchet- Chamont.

395.

Burg Gymnich.

Graf Wolf- Metternich.

396.

Burg Holzheim.

Notar Rüssel .

Joh . Wilh. Graef.

397. Burg Junkersdorf. Graf von Trips . 398. Burg Merode. Reichsgraf von Merode -Westerlobe. 399. Moedenheim . Konr. Jos. von Geyr. 400. (Moitzenborn.) Bürgermeister Karl Engels ( 1835) . 401. Mullenark. Villers de Masbourg. 402.

Niederzier.

Gräfin von Hochsteden.

403.

Nothberg.

404. 405.

Burg Nörvenich . Frh. von Harf. Paland. Graf von Hompesch.

Frh. von Rollshausen.

406.

Rath.

407.

Sievernich.

408.

(Verken. )

Frh. von Bourtscheid.

409. Vorsthoff.

Gerichtsdirektor Wintgens. Erben von Clouth ( 1832) . Jos. Wergifosse.

410. (Weisweiler. )

Graf von Hompesch ( 1855 ) .

Kreis Gemünd. 411. Blens.

Graf von Beissel.

412.

Dreiborn . Klemens von Harf.

413.

Eicks. Klemens Aug. von Syberg.

414.

Schloss Schleiden.

Herzog von Arenberg.

595

596

IV, 23. Die Provinzialstände

415.

Schmidtheim.

416.

Vlatten.

Graf von Beissel.

Andreas Brewer.

Kreis Eupen . 417. (Krapoel.) Jakob Jos . von Grand Ry (1861 ) . 418. Eyneburg. Gerb. Th. P. Z. Nagelmakers. 419. Lontzen. Graf d'Aury und von Waton. 420.

Haus Stockern.

Witwe von Grand Ry.

Regierungsbezirk Koblenz . Kreis Koblenz, 421.

Bassenheim. Erben des Grafen von Waldbott-Bassenheim .

422. 423.

(Burghof Mallendar. ) Witwe Hofrätin Liel ( 1856) . Rübenach. Frh. von Eltz-Rübenach.

424.

Sayn.

425.

(Gut von Wrede, früher Herrschaft Müllenbach oder Arenberg. ) Peter Helf und Jos. Meister (1846).

Graf von Boos-Waldeck.

Kreis Simmern. 426.

Schmidtburgsche Güter.

Frh. von Salis Soglio .

Kreis Kreuznach.

Andreas von Reckum .

427.

Bangert.

428.

Herrschaft Dalberg. von Dalberg.

429. Ingelheimsche Waldungen. Karl Utsch. 430. Gut Mariot. Baron von Guerin.

431.

Schloss Wartenstein .

432.

Schloss Bürresheim .

433.

(Burgbroehl .)

434.

(Krimmelburg. )

Erben von Warsberg.

Kreis Mayen. Graf von Renesse-Breidbach .

Frh. von Bourtscheid ( 1838) . A. J. von Brewer ( 1855) .

435. Elzer genannt der Burgfrieden. Graf von Eltz-Kempenich. 436. (Hemmeroder Hof. ) Moises Seligmann ( 1835).

437. Krayhof.

Witwe Holterhof.

438.

Laach.

Regierungspräsident Delius .

439.

Sievenicher Hof oder Layenscher Hof. becker.

F. G. und K. Weck-

und die Provinzialverwaltung.

597

Kreis Adenau.

440. Pützfelderhof. 341.

Witwe Franz de Broe.

Wendsbergerhof.

J. J. und A. J. F. von Grand Ry.

Kreis Altenkirchen . 442. Thal oder Junkerthal.

Frh. von Hövel.

Kreis Ahrweiler.

443.

Ahrenthal .

Graf von Spee.

444. (Gelsdorf. ) Frh. von Geyr Schweppenburg ( 1834). 445. Godenhaus. J. H. O. Borkmann. 446.

Gudenauer oder Schultheiserhof.

Frh. von Negri.

447. (Kuhlerhof. )

Witwe Ritzdorf ( 1856) .

448.

Herzog von Aremberg .

Saffenburg.

449. (Vehn .) Graf von Spee ( 1841 ) . 450. Burg Vettelhoven . Freifrau von Reding. 451. Vischel. Graf Wolf Metternich. 452. Weyerburg.

Graf von Spee. Kreis Neuwied .

453.

Ahrenfels oder Adlerfels.

Fürst von der Leyen.

454. Schloss Ebrenstein. Graf Felix Droste Nesselrode zu Vischering. 455. Burg zur Leyen. Gebrüder von Gerold . 456. Rommersdorf. Frh. von Stolzenberg .

Regierungsbezirk Trier. Stadt- und Landkreis Trier. 457.

Bekond.

458. Foehren.

Graf von Kesselstadt. Grafen von Kesselstadt.

459.

Grünhaus. von Handel.

460.

Sankt Mathias.

461.

Niedertrierweiler.

G. F. J. von Nell . Kommerzienrat Kaiser. Kreis Wittlich.

462.

Dodenburg.

Graf von Kesselstadt. Kreis Ottweiler.

463. Kalmesweiler. 464.

Frh. von Buseck.

Illingen. Leopold Sello, Bergamtsdirektor.

598

IV, 23. Die Provinzialstände Kreis Saarlouis.

465. Fremmersdorf.

Julie von Galhau verehlichte Renaut.

Kreis Saarburg. 466. (Saarburg.) F. J. A. von Warsberg ( 1841 ). 467. Taben. Landrat Hau.

Kreis Merzig. 468. (Baldern. ) Witwe Artoi (1836). 469. Dagstuhl. Wilh. Lasalle von Luisenthal. 470. Münchweiler. Frh. von Zandt.

Kreis Bitburg. 471. (Niedersgegen und Kaevenich.) Julie Richard (1855).

Erster Nachtrag mit Königlicher Bestätigung vom 5. April 1885. 472.

Rodelöw, Kr. Duisburg. Quadt-Hüchtenbruch.

Witwe von Nagel geb. Gräfin von

1831 .

473. Hammerstein, Kr. Elberfeld .

F. A. Jung.

474. Schlebuschrath, Kr. Solingen. 475.

(Schlebusch, Kr. Solingen.)

1833 .

Erben Schaafhausen.

476. Scheulenhof, Kr. Grevenbroich .

Frh. von Droste.

477. (Haus zur Burg, Kr. Krefeld . ) Frh. von Raesfeld. 478.

(Schloss Lechenich, Kr. Euskirchen .)

479. (Kambach, Kr. Aachen.)

Borlatti.

1834 (1861 ) . 1831 ( 1856 ) .

Wedau, Kr. Geilenkirchen.

482. (Rotzerhof, Kr. Erkelenz.) 483.

Meerhof, Kr. Jülich.

Jos. Ruland .

1833 (1857) .

Frh. von Cotzhausen. Frh. von Hilgers.

Kaufmann Zurhelle.

484. Kaspershof, Kr. Jülich . 485. 486.

1834. 1834 ( 1848 ).

Frh. von Cotzhausen.

480. (Berg- Hochkirchen, Kr. Aachen.) 481.

1834.

Erben Schaafhausen. 1834 ( 1858) .

1831 .

1831 (1854) .

1832 .

Kaufmann Zurbelle.

1832 .

Ungershausen, Kr. Jülich. Anton Lindgens. 1833. Abr, Kr. Jülich. Witwe von Kesseler. 1834.

487.

Bock, Kr. Jülich.

488. 489.

Untermaubach, Kr. Düren. Frh. von Spies. 1833. Thum, Kr. Düren. Graf von Nesselrode. 1834.

Witwe von Kesseler.

490. Mützhagen, Kr. Eupen.

1834.

Frh. von Thiriart.

1833.

491.

Namedy, Kr. Mayen. Witwe Linz geb. von Solemacher.

492.

(Zur Nette, Kr. Mayen. )

Karl Winz .

1834 ( 1857 ) .

1834.

599

und die Provinzialverwaltung. Zweiter Nachtrag mit Königlicher Bestätigung vom 28. Februar 1843. 493.

(Elsenpasser, 1842.

494.

(Haus Grieth, Kr. Kleve.)

495.

Borbeck, Kr. Duisburg .

Elwycker Hof, Kr. Kleve. )

Anton von Lorch.

Frh. von Gruter.

1842 ( 1861 ).

Frh. von Fürstenberg.

1842.

496. (Wildenrather Hof oder Hof zum Dyck, Kr. Grevenbroich.) Töchter des Frh. von Leeroth . 1842 ( 1854). 497. Grünland , Kr. Geldern. Frh . von Rigal. 1835 . 498. Marienwasser, Kr. Geldern. Frh. von Loë. 1836. 499.

Wylich, Kr. Geldern.

Leonhard Poell.

1836 .

500. Haus Tervoort, Kr. Geldern. Frh. von Raesfeldt . 1837 . 501. Kaldenhausen, Kr. Krefeld . Friedr. von Neukirchen gen. von

Nyvenheim.

1837 .

502.

Gripswald, Kr. Krefeld .

503.

Bremder oder Brempter Herbertz. 1842.

Gebrüder Herbertz . Hof,

504. Frauweiler, Kr. Bergheim. 1836 . 505. Loersfeld , Kr. Bergheim.

Kr.

Frh. von Fürstenberg .

Burg zur Herrmülheim, Kr. Köln .

507.

Vogelsang, Kr . Köln.

Wilh.

508.

Schönthal, Kr. Aachen.

1842 .

Dr. von Groote.

Landrat Simons.

510. Lürcken, Kr. Jülich.

Heinr.

Reg.- und Forstrat von Steffens.

506.

509. Schoenau, Kr. Aachen.

1842 .

Krefeld .

1836 .

1839.

Kaufmann Nellesen - Kelleter. Frh. von Broich.

Witwe Lamberts .

1840.

1841 .

1837.

Dritter Nachtrag mit Königlicher Bestätigung vom 30. Juli 1853. 511.

Vogelsang, Kr. Neuss .

512.

Birkhof, Kr. Neuss.

Arnold Simons .

1846.

P. J. Weidenfeld .

1846.

513.

Germenseel, Kr. Kleve.

514. Wardenstein, Kr. Kleve . 515. 516.

Karl von Rodenberg . Gisbert Baumann .

1846 .

1844 .

Oberheid, Kr. Düsseldorf. Aug. Uellenberg. 1844. Haus Roland , Kr. Düsseldorf. Peter Stommel. 1844.

517. (Wingerath, Kr. Grevenbroich.) Theod . Holtz. 1846 ( 1856). 518. Wevelinghoven, Kr. Grevenbroich . Peter Weymar Rührmeister. 1846. 519.

Loo, Kr. Geldern.

520. 521.

Haus Broich, Kr. Krefeld. Jos. Byll. 1844 . Rammersdorf, Kr. Bonn. Fürst zu Salm . 1843 .

Fr. Wilh. Ross .

1843.

600

IV, 23. Die Provinzialstände

522. Marienforst, Kr. Bonn.

Friedr. Werth.

1846 .

523.

Wolferhof, Kr. Köln.

Justizrat von Bianco.

1844.

524.

Orr, Kr. Köln . Karl Jakob Koch. 1846. Weiler, Kr. Euskirchen . Frb . von Leykam .

1844 .

525. 526.

Georgenbusch oder Sankt Jüris, Kr. Aachen . 1846 .

Edm. Wüsten.

527. Grosskunkel, Kr. Geilenkirchen. Graf von Hompesch. 528. Reiherhof, Kr. Jülich. Karl Edm. Wüsten. 1844. 529.

Welz, Kr. Jülich.

530.

Kloster Nazareth , Kr. Düren.

Gustav Franken.

531.

Burg Rheineck, Kr. Ahrweiler. Bethmann Holweg. 1845.

532.

Höningen , Kr. Neuwied .

1844.

1846.

Franz Josten.

1844.

Geh. Oberregierungsrat von

Frh. von Salis Soglio .

1846 .

Vierter Nachtrag mit Prinzregentlicher Bestätigung vom 25. Mai 1859. 533.

Vockrath, Kr. Neuss.

534.

Slawanien, Kr. Kleve .

Oberforstmeister von Steffens.

535.

Wurm-Götterswick, Kr. Duisburg.

536.

Hof Keylaer, Kr. Geldern. 1857 .

Landrat von Haeften.

1855 .

1857.

Frh. von Rigal .

1853 .

Gräfin zu Stolberg geb. von Loë.

537.

Vogts oder Busch- Bell, Kr . Köln .

538.

Lülsdorf, Siegkreis.

Theod . Lenders.

H. J. Rolshoven.

1854.

1855.

Fünfter Nachtrag mit Königlicher Bestätigung vom 26. Februar 1866. 539.

Sonsfeld, Kr. Kleve.

540.

Priorshof, Kr. Grevenbroich .

Dr. med. Luyken .

541.

Gestelen, Kr. Geldern.

Graf zu Hoensbroich.

542. Honselaer, Kr. Geldern. 543.

1864.

Eduard Wellmann.

Geisberg, Kr. Geldern .

Derselbe . Derselbe .

1864.

1864. 1864.

544. Haus Fürstenberg, Kr. Mörs . Gustav von Hochwächter. 545. Hohenlind , Kr. Köln . Joh. Heinr. Stein. 1864. 546.

Altenberger Burg gen. Tilmeshof, Kr. Euskirchen. Geuer.

1864.

Peter Paul

547.

Dünnwald, Kr. Mülheim a. Rh., Frh. von Diergard.

548.

Eibach mit Ober- und Unter- Penlinghausen und Meisewinkel. Graf Kajus zu Stolberg-Stolberg.

549.

Branderhof, Kr. Aachen .

Graf von Nellessen.

1864.

601

und die Provinzialverwaltung. Sechster Nachtrag mit Königlicher Bestätigung vom 31. März 1873 . 550. 551.

Wolfersum, Kr. Rees . Graf von Spee. 1871 . Hübsch, Kr. Rees. Joh. A. Schmitz . 1871 .

552. Grondstein-Polshof, Kr. Rees.

Ernst von Hymmen.

553. Otzenrath, Kr. Grevenbroich . Benjamin Leuffen . 1871 . 554. Ökover Hof, Kr. Grevenbroich. Balthasar Herbertz . 1871 . 555. Golten, Kr. Geldern.

Albert van Aefferden.

1871.

556.

Godorfer Burg, Kr. Köln.

557.

Loverich, Kr. Geilenkirchen . Gutter von Franken -Welz . 1871 .

Frh. von Steffens .

558. Güstener Burg, Kr. Jülich. Heinr. Buergens. 559. Kommenderie- Siersdorf. Anton Heusch.

1871 .

1871 .

Matrikel der nach der Verordnung vom 10. November 1865 in den Landschaftsbezirken der Rheinprovinz zum alten¹ ) und zum befestigten²) Grundbesitze gehörenden Rittergüter. Aufgestellt im Januar 1866³). I. Landschaftsbezirk Kleve- Geldern. A. Wesel ( Kreise Duisburg , Essen , Rees ) . Oberhausen 1615 : Reichs- und Burggraf zu Westerholt und Gysenberg (durch Namenwechsel eines von Boenen) . ――― Bärenkamp (Fideikommiss) :

Julius von Buggenhagen. -Endt oder Ange-

nendt und Wohnung seit 1659 , Lackhausen (über 50 Jahre) : Frh. von Nagel- Dornick . - Mehrum 1810 : Frh. von Plettenberg . -Baldeney (Majorat) : Frh. von dem Bottlenberg gen. v. Schirp. Portendieck oder Dieck 1788 oder 1789 : Frh. von Hövel . Ripshorst 1621 und Schellenberg 1442 : Frh. von Vittinghoff gen. von Schell. Grondstein 1784 : von Hymmen . Ringenberg (Fideikommiss) : Fürst und Rheingraf zu Salm- Horstmar.

B.

Kleve - Geldern (Kreise Kleve , Geldern , Mörs) .

Rosenthal 1807 : Familie von der Mosel. - Haus Moyland 1750 : Frh. Steengracht van Duivenwoorde. -- Haus Haag seit

1 ) Ist durch das Erwerbungsjahr angegeben . 2 ) Ist durch die Befestigungsart gekennzeichnet. 3) Akten des Oberpräsidiums.

602

IV, 28. Die Provinzialstände

Jahrhunderte : Reichsgraf von Marquis von und zu Hoensbroech. Haus Steprath über 50 Jahre : Frh. von Nagel-Dornick. Krickenbeck 1642 : Reichsgraf von Schaesberg. - Schloss Wissen 1425 und Alten velahr seit 300 Jahren : Graf von Loë. - Kaen

Haus und Vlassrath 1650 : Graf von Varo Baron du Magny. Winkel seit Jahrhunderten : Frh. von der Heyden-Rynsch. Hertefeld und Kervendonk seit Jahrhunderten : Frh. von HerteHaus Kaldenhausen 1686 : Frh. von Neukirchen gen. von Nyvenheim. - Haus Eyll über 300 Jahre : Freiberrliche Familie von Eerde. Haus Erbrath über hundert Jahre : Frh. von feld.

Haeften. Sittard. -――

Haus Wolfskuhlen 1780 : Frh. von WevelinghovenHaus Blömersheim 1802 : Frh. von der Leyen. Haus Grunland seit 60 Jahren : Frh. von Rigal. - Haus Lauersfort 1811 : von Rath . ― Alpen 15. Jahrh.: Fürst zu BentheimSteinfurt.

II. Landschaftsbezirk Nieder-Berg und Nieder Jülich. A. Elberfeld (Kreise Düssseldorf , Mettmann , Lennep , Solingen). Heiligendonk, Kalkum , Winkelhausen und Haus Morp seit 1746 ,

Kaldenberg seit 1807 : Graf von Hatzfeld- Wildenburg zu Schönstein . - Heltorf und Haus Zum Haus (Fideikommisse), Kesselberg 1801 : Reichgraf von Spee. ― Haus Lohausen 1805 : H. V. Lantz. - Haus Burg (Fideikommiss) : Frh. von Vittinghoff gen. Schell. - Hardenberg 1697 : Frh. von Wendt. - Haus - HackSchöller , 400 Jahre : Graf von Schaesberg-Thannheim. hausen über 100 Jabre : Graf von dem Bussche-Kessel zu Ippenburg. — Haus Graven , Haus Dückeburg , Haus Vorst , Fideikommisse : Graf von Mirbach- Harff. - Haus Nesselrath , Fideikommiss : Graf zu Westerholt und Gysenberg. Haus Bürgel , Fideikommiss : Graf Droste zu Vischering. ―― Haus Ophoven 1792 : Graf von Fürstenberg- Stammheim . Haus Morsbruch und Schlebuschrath , Fideikommiss : Frh: von Diergardt. -

B. Krefeld (Kreise Krefeld , Kempen). Grupswald seit 78 Jahren : Familie Herberz . --— Velde länger Bocholt , als ein Jahrhundert : Frh. von Fürstenberg-Stammheim. Fideikommiss : Graf von Mirbach.

603

und die Provinzialverwaltung . C.

Gladbach (Kreise Neuss , Grevenbroich , Gladbach). Haus Meer 1804 : Frh. von der Leyen. - Schakum über

hundert Jahre : Graf von Hoensbroech. - Haus Muchhausen 1809 : Reimer Heusgen. - Scheulenhof über 100 Jahre : Frh. von DrosteSenden. Gustorferhof seit 18. Jahrb .: Fürst und Altgraf zu

Salm-Reifferscheidt- Dyck . kommiss :

Graf von Mirbach

Schillingshof und Fürth, FideiKellnerei Rath und zu Harff. -

Forsterhoff , Fideikommiss : Reichsgraf Wolff von Metternich. — Schloss Dyck , Majorat : Fürst und Altgraf zu Salm. ruht Sitz und Stimme im Herrenhause.

Auf dem Gute

III. Landschaftsbezirk Ober-Berg und Ober-Jülich. A.

Siegburg (Kreise Wipperfürth , Gummersbach , Waldbroel , Sieg , Mülheim).

Heiligenhoven 1793 :

Frh.

von Fürstenberg.

-

Schloss

Ehreshoven , 11. Jahrh ., Haus Welteroth über hundert Jahre, Alt-Bernsauel 1740 und Majorat : Reichsgraf von NesselrodeEhreshoven. Rott über hundert Jahre : Frh. von Spies- Bullesheim . — Herrenstein , Majorat : Graf Droste zu Vischering. Schloss Allner über 50 Jahre : Gebrüder von Loë. ― Haus Merten über 50 Jahre : Reichsgraf von Hatzfeld - Kinzweiler . Wahn, Eltz-Rübenach. Dünnwald , Fideikommiss : Frh. von Diergardt . Gross - Bernsauel über 100 Jahre : Reichsgraf von Schaesberg-Thannheim. Herl 1814 : Walter Josef Fideikommiss :

Bürgers. Metternich.

Frh.

von

Strauweiler,

Fideikommiss :

Reichsgraf Wolff von

B. Köln - Bonn (Kreise Köln und Bonn). Hemmerich seit 18. Jahrh.: Graf von Fürstenberg- StammAldenrather Burg bei Gleuel , über 50 Jahre : Freifrau von Mylius. - Burg zu Effern über 100 Jahre : Erben von Bourtscheidt. -- Schloss Arft über 50 Jahre : Freiin von Geyr-Schweppen-

heim .

burg.

Burghof

zu . -

Fischenich ,

Primogenitur :

Reichsgraf

Roesberg über 100 Jahre : Frh . von Wolff von Metternich und zu Weichs-Roesberg. — Duisdorf 1772 : Frh. von Boeselager. — Burg Alfter, uraltes Stammgut : Fürst und Altgraf zu Salm. — Graue- Burg zu Sechtem , über 50 Jahre : Frh. von Schweppenburg. - Kitzburg über 50 Jahre : von Groote.

Geyr-

604

IV, 23. Die Provinzialstände

C. Euskirchen ( Kreise Bergheim , Euskirchen , Rheinbach) . Paffendorf und Bohlendorf , Fideikommiss und alter Besitz: Frh. von Bongart. ―― Hemmersbach , Fideikommiss und alter Besitz : Graf Bergh gen. von Trips. - Schloss Harff , Fideikommiss und alter Besitz : Graf von Mirbach. - Frentz , autonomische Bestimmung und alter Besitz :

Graf Beissel von Gymnich.

Burghaus

Schlenderhan , autonomische Bestimmung und alter Besitz : Frh. Raitz von Frentz. - Verkensburg , alter Besitz : Graf Wolff von Metternich . Klostergut Frau weiler , Fideikommiss : von Steffens. - Brachelshof 1802 : F. H. Krosch . - Hof Hohenholz 1815 : F. J. Hambloch. - Geretzhoven 1688 : Frh. von BodelschwinghPlettenberg . Asperschlag 1810 : Joh. Zillikens. ― Burg Brüggen 1784: Graf Wolff von Metternich. - Frentzerhof zu Tliesteden 1775 , Burg Heimerzheim , Burg Müggenhausen , beide seit 90 Jahren : Frh . von Boeselager. -- Grossforsterhof und Klein forsterhof , autonomische Bestimmung, Gracht , Primogenitur: Graf von Wolff-Metternich . - Weiler, über 50 Jahre : Frh. von Leykam . ― Loevenicher Burg, über 50 Jahre : Frh. von Dalwigk . - Kühlseggen über 50 Jahre : Frh. von Eltz- Rubenach.

Niederburg

über 50 Jahre : Frh. von Solemacher-Ant-

weiler. - Konradsheimer Burg , seit 100 Jahren : Frh. von Loë. Bodenheimer Burg , Haus Veynau , Schloss Bolheim , Fideikommiss : Herzog von Aremberg. - Firmenicher Burg über 50 Jahre : Freifrau von Lavalette St. George. - Haus Pesch über 50 Jahre Familie von Groote. -- Antonigarzem über 50 Jahre : Frh. von Negri . - Burg Morenhoven seit 62 Jahren : von Jordans.

IV.

Landschaftsbezirk West-Jülich .

A. Jülich (Kreise Erkelenz , Heinsberg , Geilenkirchen , Jülich). Rurich über 200 Jahre : Reichsgraf von Hompesch. -

Bont-

Haus gartshof 1741 : Reichsgraf von Nesselrode- Ehreshoven. Beeck 1804 und länger : Frh. von Goltstein. Haus Bouslar 1720 : von Heister. ―― Haus Glimbach seit lange : Freifrau von von Dalwigk. - Haus Pesch seit lange : Freiin von Bongardt. Schloss Breil 1512 : Graf von Goltstein. Honsdorf über 100 Jahre und Majorat : Graf von Mirbach zu Harff. Schloss -- Zweibrüggen 1785 : Frh. Trips 1656 : Frh. von Eynatten. Wedau 1808 : Frh . von Cotzhausen. - Burg Tetz von Negri.

und die Provinzialverwaltung. 1766 : Frh. von Brachel. -

605

Haus Broich 1742 : von Hallberg. -

Haus Kellenberg seit 1650 und nach dem Statut der Rheinischen Ritterschaft : Erben Raitz von Frentz. - Burg Bourheim über 50 Jahre und nach dem Statut, Hausen seit lange und nach dem Statut : Graf von Fürstenberg-Stammheim. ― Ahr und Bock über 50 Jahre, seit 1834 an Stelle des in der Rittergutsmatrikel zu Bettgenlöschenden Rittergutes Pattern : Frh. von Kesseler. hausen über 100 Jahre : Freiin von Wymar.

B.

Aachen ( Kreise Düren , Aachen , Eupen).

Haus Mödersheim 1708 und nach dem Statut der Ritterschaft : Frh. von Geyr-Schweppenburg. Burg Juntershof über 100 Jahre und Fideikommiss : Graf Bergh gen. Trips. - Boisdorf 1799 und nach dem Statut : Frh. von Dalwigk. - Merode seit Graf von Merode-Westerlo . Haus Rath 1813 : Frh. von Bourscheid . - Alsdorf 1622 : Frh . von Blanckart. -Haus Heyden 1303 und Fideikommiss : Frh. von Bongart. Roethgen 1684 : Frh. von Bourscheidt. - Schönthal , Fidei-

Jahrhunderten :

kommiss : Graf von Nellessen. - Kinzweiler , Fideikommiss : Herzog von Aremberg. -

C.

Schleiden ( Kreise Montjoie , Schleiden , Malmedy ) . Burg Eicks 1588 : Frh. von Syberg. ― Schmidtheim und

Blens seit mehr als 100 Jahren und nach dem Statut : Graf Beissel von Gymnich. -- Burg Dreiborn seit Jahrhunderten : Frh. von Harff. — Schloss Schleiden , Fideikommiss : Herzog von Aremberg .

V. Landschaftsbezirk Ober-Rhein. A. Kreuznach (Kreise Sankt Goar , Simmern , Kreuznach) . Bangert 1803-1809 : Freiherren von Recum. - Mariot 1808 : Gebrüder Barone von Guérin.

B. Kochem (Kreise Kochem , Zell) .

Keine Rittergüter .

C.

Mayen ( Kreise Mayen , Koblenz , Adenau , Ahrweiler) .

Schloss Bürresheim , Ende 18. Jahrhunderts : Reichsgraf von Renesse zu Bürresheim. Elzer Gut gen. der Burgfrieden , Fideikommiss : Reichsgraf von und zu Eltz. - Bassenheim ,

606

IV, 23. Die Provinzialstände

Rubenach , Fideikommiss : Fürst zu Hohenzollern-Sigmaringen. Fideikommiss : Frh. von Eltz-Rubenach. - Ahrenthal , länger als 50 Jahre : Reichsgraf von Spee. Saffenburg , Fideikommiss : Prinz von Aremberg. D. Neuwied ( Kreise Neuwied , Altenkirchen , Wetzlar). Burg zur Leyen 1623 : von Gerolt. - Ehrenstein , Fideikommiss : Graf Droste zu Vischering. - Junkerthal , auch Thal genannt, 1688 und Fideikommiss : Frh. von Hövel. ― Sayn , Fidei-

kommiss : Fürst zu Sayn- Wittgenstein.

VI.

Landschaftsbezirk Moselland.

A. Wittlich (Kreise Daun , Prüm , Bitburg , Wittlich). Dodenberg , mehr als 50 Jahre und Fideikommiss : Reichs graf von Kesselstatt. -

B. Trier (Kreise Trier und Bernkastel) . Bekond und Föhren , mehr als 50 Jahre und Fideikommiss : Reichsgraf von Kesselstadt. -Trierweiler 1811 : F. A. Kayser. Sankt Mathias 1803 und 1804: von Nell.

C.

Merzig ( Kreise Saarburg , Merzig , Saarlouis) .

Dagstuhl 1808 : Frh. Lasalle von Louisenthal. D. Ottweiler ( Kreise Saarbrücken , Ottweiler , Sankt Wendel ) . Kalmesweiler 1658 : Freiherren von Buseck .

Anlage B.

Der Adel der Rheinprovinz. Nach dem französischen Gesetz vom 23. Juni 1790 war der Erbadel auf dem linken Rheinufer aufgehoben. Da das Gesetz bei der Besitznahme nicht beseitigt worden war, musste es von den Regierungen noch als zu Recht bestehend anerkannt werden. Anderer Meinung war der damals für die Adelsangelegenheiten zuständige Minister des Königlichen Hauses.

Aus Anlass eines Falles ,

dass

ein Gutsbesitzer im Regierungsbezirk Aachen den Freiherrentitel für sich in Anspruch nahm, hatte die dortige Regierung im obigen

und die Provinzialverwaltung.

Sinne berichtet.

607

Damals sprach sich der Minister des Königlichen

Hauses gegen die Annahme des Berichtes aus , dass der Erbadel in dem französisch-rechtlichen Teile der Rheinprovinz noch als aufgehoben zu betrachten sei.

Seit der Zeit, dass die Rheinlande von

Frankreich abgetrennt worden, könne dort durchaus nicht mehr das öffentliche Recht Frankreichs,

sondern nur das öffentliche Recht

des preussischen Staates gelten und es sei hiernach der alte rheinische Adel von dem Zeitpunkte der Besitznahme an als wiederhergestellt zu betrachten. Der Oberpräsident, an den der Minister den Erlass dieses Inhaltes gerichtet hatte, wurde zugleich angewiesen, den Inhalt den Regierungen bekannt zu geben und überdies eine Aufzeichnung der adligen Familien der linken Rheinseite vorzubereiten ¹). Gegen diese Auffassung des Ministers erhoben aber auch andere

Ein Bericht der Regierung zu Koblenz machte gleichfalls geltend, dass der durch ein noch geltendes Gesetz aufgehobene Adel nur durch eine Königliche Verordnung wiederRegierungen Bedenken .

hergestellt werden könne .

Zwar habe der König in der Kabinetts-

order vom 6. März 18212 ) erklärt, dass es im preussischen Staate nur ein inneres Staatsrecht geben könne, aber dieselbe Kabinettsorder gebe durch ihren Inhalt den Beweis, dass der König es sich stillschweigend selbst vorbehalten habe, diejenigen Gesetze und Einrichtungen durch besondere Verordnungen aufzuheben, welche dem inneren Staatsrechte der Monarchie widersprächen , so dass also nicht aus dem blossen Widerspruche auch das Aufhören des Gesetzes gefolgert werden könne. Anders lägen die Verhältnisse auf dem rechten Rheinufer, wo der Adel zwar viele Berechtigungen, nicht aber die Adelswürde selbst verloren habe und daher keiner Wiederherstellung bedürfe . Als auch der Oberpräsident in diesem Sinne an den Minister berichtet hatte, ist eine Königliche Verordnung tiber die Wiederherstellung des Adels vorbereitet worden. Unter dem 18. Januar 1826 erging die Kabinettsorder, welche das französische Gesetz aufhob und die Adelsrechte ( die Titel, Prädikate und Wappen) in dem auf linken Rheinufer belegenen Teile der Rheinprovinz wieder-

dem

herstellte ³).

Der Oberpräsident wurde angewiesen, die Beteiligten

1) Erlass vom 8. November 1823 in den Akten des Oberpräsidiums III 2 B Gen. Nr. 1. 2) Ges.-S. 1821 , S. 30 . 3) Ges.-S. 1826, S. 17.

608

IV, 23: Die Provinzialstände

durch die

Amtsblätter aufzufordern, ihre Befugnis

zur Führung

adliger Titel nachzuweisen. Um spätere Missbräuche zu vermeiden, sollte der Oberpräsident ein Verzeichnis sämtlicher adliger Personen auf der linken Rheinseite anlegen und zur Vorbereitung einer umfassenderen Massregel auch den Adel auf der rechten Rheinseite durch die Landräte verzeichnen lassen. Unterm 24. April 1826 hat der Oberpräsident eine solche Aufforderung durch die Amtsblätter bekannt gemacht und damit die Herstellung einer Adelsmatrikel für die Rheinprovinz eingeleitet. Die erstmalig für die Beibringung der Nachweise gestellte einjährige Frist ist in der Folge einige Male verlängert und zuletzt noch unterm 14. Januar 1829 bekannt gemacht worden. Auf Grund der eingegangenen Meldungen, Nachweisungen und Prüfungen ist dann am 25. April 1834 im Oberpräsidium eine Adelsmatrikel als „ Verzeichnis derjenigen Individuen , deren Ansprüche auf adlige Prädikate bis jetzt anerkannt worden sind" aufgestellt worden. Das Verzeichnis umfasste 24 gräfliche, 190 freiherrliche und 492 adlige Personen. Die Matrikel ist dann , da in ihr noch manche Familien, deren Adel keinem Zweifel unterworfen, und viele, deren Adel noch nicht anerkannt war, fehlten, nach und nach vervollständigt worden ¹). Eine kreisständische oder provinzialständische Bedeutung hat der Adel nicht gehabt, da beide Verfassungen und der Stand der Ritterschaft nicht auf adlige Geburt, sondern auf den vom persönlichen Stande unabhängigen Besitz der landtagsfähigen Ritttergüter begründet war. Als eine reinadlige Einrichtung kommt nur der Zusammenschluss der ritterbürtigen rheinischen Ritterschaft und das Schiedsgericht des ritterbürtigen Rheinischen Adels in Betracht, das oben bereits behandelt worden ist 2) .

Anlage C.

Das Wappen und die Farben der Rheinprovinz. Eine amtliche Feststellung des Wappens und der Farben der Rheinprovinz hat erst spät, erst im Jahre 1881 stattgefunden. Von Anfang an und noch heute ist die Provinz der historischen Entwickelung gemäss mit mehreren Wappen im grösseren Königlichen Wappen vertreten.

Nach der Besitznahme der Rifeinlande nämlich

1 ) Akten des Oberpräsidiums III 2B Gen. Nr. 1 . 2) Vgl. oben S. 441 .

und die Provinzialverwaltung.

609

wurden gemäss der Verordnung wegen des Königlichen Titels und Wappens vom 9. Januar

1817¹ )

die

folgenden Gebiete

in den

Königlichen Titel aufgenommen : die Herzogtümer Geldern, Kleve, Jülich, Berg und das Fürstentum Mörs . Für den südlichen Teil der Rheinprovinz wurde

nach Massgabe des Besitznahmepatentes

vom 5. April 1815 die neue Bezeichnung Grossherzogtum Niederrhein geschaffen und der neue Titel eines Grossherzogs vom Niederrhein dem Königlichen Titel hinzugefügt " ).

Dagegen wurden die

Gebiete Essen, Elten und Werden, welche seit ihrer Erwerbung im Königlichen Titel geführt worden sind , 1817 nicht wieder aufgenommen. Nur die Grafschaft Sayn hat nicht zwar im Titel, wobl aber im Wappen bis zur Änderung im Jahre 1864 Aufnahme gefunden.

Der obigen Verordnung von 1817 sind beigefügt die Be-

schreibungen des Königlichen Wappens . grösseren Wappens

sind

die

Gebiete

In der Beschreibung des der

Rheinprovinz

in

den

48 Feldern des Hauptschildes mit folgenden Satzungen vertreten : 2.

Wegen des Grossherzogtums Niederrhein .

bernen Felde

der Königlich Preussische Adler mit

Im sil-

einem Schilde

auf der Brust, in dessen grünem Felde ein silberner Strom ist.

Über

diesem Schilde auf der Brust ist die grossherzogliche Krone.

Der

silberne Strom fliesset schräg durch das grüne Feld des Schildes . 7. Wegen Geldern . blauen Felde. 9.

Wegen Kleve .

Ein goldener

springender Löwe im

Im roten Felde ein silbernes Schildlein ,

aus welchem acht goldene Lilienstäbe in Form eines gewöhnlichen und Andreas -Kreuzes hervorgehen . 10. Wegen Jülich. Im goldenen Felde ein schwarzer Löwe. 11. Wegen Berg. einer blauen Krone.

Im silbernen Felde ein roter Löwe mit

31. balken.

Wegen Mörs.

Im goldenen Felde ein schwarzer Quer-

43.

Wegen Sayn.

Im roten Felde ein aufgerichteter goldner

Löwe mit vorwärts gekehrtem Kopf und gedoppeltem Schweif. In dem mittleren Wappen fehlen,

bei

veränderter Ordnung

der Wappenschilder, von den vorerwähnten Wappen die des Herzogtums Geldern, des Fürstentums Mörs und der Grafschaft Sayn.

1) Ges.-S. 1817, S. 17 ff. 2) Die grösseren Gebiete Kurköln und Kurtrier sind also ganz unberücksichtigt geblieben. 39 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

610

IV, 23. Die Provinzialstände Der Allerhöchste Erlass vom 11. Januar 1864

Berichtigung des

grösseren und

betreffend die

die Vereinfachung des mittleren

Königlichen Wappens ¹ ) bestimmt für das grössere Wappen : 5.

Wegen des Grossherzogtums Niederrhein .

bernen Felde

der Preussische Reichsadler,

auf dessen

Im sil-

Brust ein

grünes, mit einem silbernen, wellenweis gezogenen Schrägrechtbalken belegtes, mit einer Krone bedecktes Herzschildlein ruht. 10.

Wegen des Herzogtums Geldern.

Im blauen Felde

ein goldener, rotgezungter, gekrönter Löwe. 12. Wappen des Herzogtums Kleve.

Im roten Felde

ein silbernes Schildlein, aus welchem acht goldene Lilienstäbe in Form eines gemeinen und eines Andreas - Kreuzes hervorgehen. 13. Wegen des Herzogtums Jülich.

Im goldenen Felde

ein schwarzer, rotgezungter Löwe. 14. ein roter,

Wegen des Herzogtums Berg. blaubewehrter,

Im

silbernen Felde

blaugezungter und blaugekrönter Löwe .

34.

Wegen des Fürstentums Mörs. ein schwarzer Querbalken .

Im goldenen Felde

Das mittlere Wappen enthält zufolge des Erlasses von den Wappen der Rheinprovinz nur noch das Wappen des Grossherzogtums Niederrhein. Der Allerhöchste Erlass

vom

16.

August

1873 2 )

verändert

abermals nur die Einfügung der Wappen, welche für die Rheinprovinz in das Königliche Wappen aufgenommen worden sind. Nach der beigefügten Beschreibung des Königlich Preussischen grossen Wappenschildes enthält von den 48 Feldern des Hauptschildes nunmehr das

5. das Wappen des

Grossherzogtums Niederrhein,

das

16. das Wappen des Herzogtums Geldern, das 17. das Wappen des Herzogtums Kleve,

das

18. das Wappen des Herzogtums Jülich,

das 19. das Wappen des Herzogtums Berg, das 42. das Wappen des Fürstentums Mörs .

Die Wappenstücke und Farben sind genau

dieselben, wie sie die Beschreibung vom Jahre 1864 angibt.

Auch

hinsichtlich des mittleren Wappens ist die Bestimmung beibehalten worden, dass für die Rheinprovinz nur das Wappen des Grossherzogtums Niederrhein Aufnahme finden solle. Erst die Erneuerung und Erweiterung der provinzialen Kommunalverwaltung infolge Erlasses der Provinzialordnung scheint den

1) Ges.-S. 1864, S. 1 u. ff. 2) Ges.-S. 1873, S. 397 u . ff.

611

und die Provinzialverwaltung.

Anlass gegeben zu haben zu allgemeinen Festsetzungen über Wappen und Farben der preussischen Provinzen, im besonderen zu dem Zwecke, über die von den Verwaltungsstellen der Provinzialverbände zu führenden Dienstsiegel Bestimmung zu treffen . Nach Anhörung der Provinzialverbände ist nach einem Erlass des Ministers des Innern vom 28. Februar 1881 die Königliche Bestimmung getroffen , dass eine dreifache Siegelform

a) ein reicheres Siegel und

b ) ein

einfacheres Siegel für die Zentralorgane und c ) ein einfaches Siegel für die unteren Organe der Provinzial- bzw. Kommunalverbände geführt werden solle . anbetrifft, so soll

Was die Gestaltung

der einzelnen Siegel

n 1. für das Siegel zu a die Wappenform mit Schild ,

Helm

und zwei Schildhaltern (rechts der wilde Mann, links der geharnischte Ritter, welcher die Provinzialfahne trägt) zur Anwendung gebracht, im Schilde aber dasjenige Feld aufgenommen werden, durch welches die betreffende Provinz im mittleren Königlichen Wappen vertreten ist :

n 2.

das Siegel zu b hat eine einfachere Form

erhalten und

zwar durch Wegfall des Helmschmuckes, an dessen Stelle Blätterkrone zu treten hat ;

n 3.

eine

als Form für die Siegel zu e der Preussische Adler, auf

der Brust den einfachen Provinzialschild tragend, und versehen mit einer das betreffende Organ bezeichnenden Umschrift, dienen. " Die gleichzeitig gegebene Beschreibung des Wappens und die Feststellung der Farben hat folgenden Wortlaut : Schilde der Königlich Preussische Adler,

n Im silbernen

dessen Brust mit einem

von einem schrägrechten silbernen Wellenstrome durchzogenen und mit einer Krone bedeckten grünen Herzschildlein belegt ist. Auf der Mitte des oberen Schilderrandes ruht ein mit einer Blätterkrone gekrönter stahlblauer offener Turnierhelm,

aus dessen Krone sich

ein geöffneter grüner Adlerflug erhebt, auf dessen rechtem Flügel ein schräg links, auf dem linken ein schräg rechts fliessender Silberstrom erscheint. Die Helmdecken sind inwendig von Silber, auswendig grün tingiert.

Den Schild halten rechts ein mit Eichen-

laub bekränzter wilder Mann , links ein geharnischter Ritter, der auf dem geschlossenen Helme einen Federschmuck in den Provinzialfarben und über der rechten Schulter nach der linken Hüfte das Preussische Feldzeichen trägt.

Jeder der beiden Schildhalter führt

eine goldbeschaftete und goldbefranzte Standarte, deren rechte im silbernen Fahnentuch den mit dem Kopfe gegen die Fahnenstange

612

IV, 24. Die Staatsarchive

gewendeten Königlich Preussischen Adler und deren linke im grünen Fahnentuch den im Schilde beschriebenen schräg rechts laufenden silbernen Strom zeigt."

24.

zu

Die Staatsarchive für die Rheinprovinz

Koblenz

und

Düsseldorf

und

das

Reichs-

kammergerichtsarchiv zu Wetzlar.

Unmittelbar nach der Einrichtung der preussischen Regierungen im Jahre 1816 setzten die Bemühungen ein, die Akten der früheren Verwaltungen an den Regierungssitzen zu vereinigen, um auf der durch sie zu gewinnenden Kenntnis der bisherigen Zustände die laufende Verwaltung aufzubauen. Die für die Geschäftsführung wichtigsten Akten waren die der unmittelbar vorhergehenden französischen Verwaltung der linken Rheinseite, rechtsrheinisch die bergischen und nassauischen Akten. Aber auch die älteren Urkunden und Akten der vormaligen mittleren, kleinen und kleinsten Landesherrschaften , der Klöster und Stifter, wurden damals gesammelt. Viele dieser älteren und ältesten schriftlichen Denkmäler der Vergangenheit waren freilich zerstreut und in Verlust geraten. Die Sicherung, Fortschaffung und Flüchtung ganzer Archive oder wichtiger Archivbestandteile vor dem Zugriff der Feinde hat solche Verluste herbeigeführt. Und vieles, was die Franzosen in Beschlag genommen und zusammen mit Kunstgegenständen den Pariser Sammlungen einverleibt, ist auch später nicht zurückgegeben worden. Ausser auf dem Dienstwege hat die preussische Verwaltung auch durch öffentliche Aufrufe und durch Aussetzung von Belohnungen sich bemüht, vermisste Archivalien wieder herbeizuschaffen ¹ ) . Die bei den Regierungen zusammenfliessenden Akten sind von ihnen

als

Regierungsarchive

verwaltet

und

durch

Regierungs-

registratoren gesichtet, flüchtig geordnet und flüchtig verzeichnet worden. Diese Arbeit erfolgte naturgemäss und lediglich nach dem

1) Vgl. die Bekanntmachungen des Oberpräsidenten im Koblenzer Amtsblatt 1816 , S. 86, 1819, S. 66.

613

für die Rheinprovinz .

rüner Bedürfnisse der Verwaltung. ender

Und solche älteren Akten ,

für die laufende Verwaltung selbst noch sind in die Registraturen aufgenommen,

welche

von Bedeutung waren, die französischen Akten

aber als gesonderte Gruppen verzeichnet und aufgestellt worden. Die übrigen älteren Akten und namentlich die unleserlichen Urkunden blieben zunächst Ein

ungeordnete Bestandteile

Zurückgreifen

auf

diese

Akten

der Regierungsarchive.

vorfranzösischer

Landes-

regierungen war für amtliche Zwecke auch weniger dringlich , weil die französische Verwaltung alle älteren Beziehungen durchschnitten

2

und neue Verhältnisse aufgebaut hatte.

che

diese älteren Archivalien Hand angelegt. Zwei paläographisch und

Erst später wurde auch an

diplomatisch gebildete Männer haben diese Arbeit vornehmlich geleistet.

Deres

Es waren der Kanonikus und spätere trierische Weihbischof

Wilhelm Günther in Koblenz, der übrigens schon seit 1816 als Regierungsarchivar angestellt war, und Dr. Th. J. Lacomblet in Düsseldorf, der 1821

die

frar

seine Anstellung als Archivar erhalten hat.

Auch sie haben ihre Ordnungsarbeiten als Regierungsarchivare zunächst den Bedürfnissen der Geschäftsführung anpassen müssen. Erst als diesen Bedürfnissen genügt war, vermochte Lacomblet an eine archivalische Ordnung heranzutreten .

Während Günther eben

aus Rücksicht auf die laufende Verwaltung alle Akten verschiedenster

star

Herkunft sachlich zusammlegte und verzeichnete , hat dann sein Nachfolger Graf Reisach, dessen Tätigkeit für die Archivordnung im übrigen gering war, den richtigen Grundsatz aufgestellt, die Akten jedes Landes, jedes Klosters und Stiftes wieder zusammenzubringen und nach ihrem ehemaligen Zusammenhange zu ordnen.

Und alle

ode diese archivalische Ordnung wieder war erschwert durch die Lückenhaftigkeit der Bestände , durch den dauernden Zufluss von Ergänzungen, durch schlechte und unübersichtliche Lagerung in engen und ungeeigneten Räumen und durch die Beschränktheit der Mittel.

den

dem

Diese Umstände haben dann dazu geführt , die vier Regierungsarchive zu Koblenz und Trier und zu Köln und Düsseldorf - Aachen hatte schon 1819 das Präfekturarchiv des Roerdepartements nach Köln abgeliefert in zwei Provinzialarchive zusammenzuziehen. Schon vorher hatte der um die Errichtung der Archive verdiente und für ihren Ausbau zu früh verstorbene Staatskanzler Fürst Hardenberg im Jahre 1822 eine Besichtigung der rheinischen Archive durch den Geheimen Staatsarchivar und Archivrat Hoefer veranlast, um Ort und Art der Aufbewahrung, Umfang und Inhalt der Archive festzustellen. Und 1826 war Hoefer in Arnsberg, um das dortige

614

IV, 24. Die Staatsarchive

Archiv aufzulösen und die auf die Rheinprovinz bezüglichen Teile an die gleichfalls dort anwesenden Archivare Lacomblet aus Düsseldorf und Holzmacher aus Köln zu überweisen.

Die Besichtigungs-

reise Hoefers hat damals übrigens für den Bestand der rheinischen Archive einen wesentlichen Nachteil herbeigeführt, insofern er die ältesten, wertvollsten und nach Form und Besiegelung hervorragenden Urkunden in den verschiedenen Archiven zu dem Zwecke zusammenstellte, sie in Berlin in einem Zentralarchive zu vereinigen.

zu gründenden wissenschaftlichen

Der verständiger Weise von der Re-

gierung zu Köln erhobene Einspruch blieb erfolglos .

Und später

liess sich der Archivar Beyer in Koblenz mit Rücksicht auf die bei der Begründung der Provinzialarchive erneut einsetzenden Bestrebungen, ihnen entfremdete Archivalien zurückzuerwerben, dahin aus, dass die mit diesem Ziele unvereinbare Fortnahme der ältesten Urkunden einen widerwärtigen Eindruck gemacht habe. Erst nach Jahrzehnten ist dieser archivalische Missgriff rückgängig gemacht und die nach Berlin gebrachten Urkunden wieder mit den rheinischen Archiven vereinigt worden. Im Jahre 1831 sind unter Auflösung der Archive zu Trier und Köln die beiden Provinzialarchive zu Koblenz und Düsseldorf begründet worden, jenes für die Regierungsbezirke Koblenz und Trier, dieses für die Regierungsbezirke Düsseldorf, Aachen.

Köln und

Die Verfassung der Archive erhellt aus den den beiden Provinzialarchivaren

erteilten Dienstanweisungen. Sie wurden nicht einheitlich, wie man annehmen sollte, erteilt. Zuerst erhielt eine Ihm war solche der Archivrat Graf von Reisach ¹ ) in Koblenz . vom preussischen Archivkuratorium , dem Minister des Königlichen Hauses und dem Minister des Äussern, der Auftrag erteilt worden, eine Dienstanweisung zu entwerfen. Im April 1830 hat er sie mit einem langen Berichte eingereicht. Sie gab zu manchen Ausstellungen Anlass. Und der Oberpräsident stellte gegenüber den Erläuterungen des Berichtes den für jedes Archiv auch heute noch richtigen Grundsatz auf, die ganze bisherige Behandlung des Archives müsse nicht aus dem Gesichtspunkte eines Archivars, sondern aus 1) Über diesen politisch und persönlich nicht einwandfreien Archivliebhaber vgl. Dorow, Erlebtes aus den Jahren 1813 bis 1820, Anlagen S. 27 ; Rheinischer Antiquarius I, 1 S. 383 ff.; Koser, Die Neuordnung des. preussischen Archivwesens durch den Staatskanzler Fürsten von Hardenberg, Mitt. der K. Preuss. Archivverwaltung, Heft 7 S. XV.

615

für die Rheinprovinz .

dem des Bedürfnisses für den Königlichen Dienst beurteilt werden. Unter dem 12. Mai 1831 erteilten dann die beiden Minister eine „Instruktion zur Verwaltung des Königlichen Provinzialarchives zu Koblenz “ und beauftragten Reisach, einen Plan zur Aufstellung des gesamten Archivs

zu

entwerfen.

Im

§ 25 der Dienstanweisung

wurde auch die Bestimmung getroffen, dass das Archiv zu Düsseldorf fortbestehen solle, das zu Köln aber aufzulösen sei .

Die Auf-

lösung der Regierungsarchive zu Trier und Köln hat dann in den nächsten Jahren auch stattgefunden. Während übrigens die Urkundenbestände von Trier bereits im Mai

1831

nach Koblenz

gesandt

wurden, sind die Akten erst 1835 und 1837 abgegeben worden. Erst nach Erlass der Koblenzer Dienstanweisung hat auch das Provinzialarchiv in Düsseldorf eine solche erhalten . Lacomblet selbst hatte gebeten, ihm die für Koblenz erlassene wegen vieler allgemein giltiger Vorschriften" gleichfalls zu übersenden. Daraufhin forderten die Archivminister den Oberpräsidenten auf, eine solche entwerfen zu lassen . Im September 1831 legte Lacomblet den Entwurf vor . Am 6. November 1831 wurde die Dienstanweisung von den Ministern erteilt *). Nach

diesen

Dienstanweisungen

sind

die

Provinzialarchive

nicht mehr, wie bisher, als Regierungsarchive den Regierungen und in höherer Aufsicht dem Oberpräsidenten, mittelbar dem Oberpräsidenten unterstellt.

sondern allein und

un-

Von ihm erhalten die

Archivvorstände alle Aufträge, sie mögen die Einrichtung, Ordnung und Erhaltung der Archive oder die für den Staat und für die Wissenschaften zu leistenden Arbeiten betreffen. In höherer Instanz sind die Archive den beiden Ministern des Königlichen Hauses und des Äussern untergeordnet. Die Regierungen haben für die Zwecke des laufenden Dienstes ein unbeschränktes Benutzungsrecht auf Aufschlüsse , Auszüge , Abschriften und Herausgabe von Urkunden und Akten.

Im übrigen aber dürfen ohne Befehl des Oberpräsidenten

weder Urkunden noch Akten aus dem Archive abgegeben oder zu wissenschaftlichen und persönlichen Zwecken, und zwar nach alleiniger Auswahl der Provinzialarchivare , zur Einsichtnahme vorgelegt werden . 1) Abriss seines Lebens im Archiv für die Geschichte des Niederrheins N. F. Bd. 1 S. 1-8 ; Harless, Entwickelungsgang des Kgl . Provinzialarchivs zu Düsseldorf. Ein Erinnerungsblatt an dessen Begründer Dr. Theodor Jos. Lacomblet. Ztschr. des Bergischen Geschichtsvereins Bd. 3, S. 301-326. 2) Akten des Oberpräsidiums II D Nr. 4.

IV, 24. Die Staatsarchive

616

Ausserdem enthielten die Dienstanweisungen eine grosse Zahl Bestimmungen über die Aufstellung und die Art der Ordnung der Da diese Bestimmungen getroffen wurden, bevor die Archive. Provinzialarchive recht bevor ihre Vorstände wachsenden Umfang

eigentlich ins Leben getreten waren und

eine und

allseitige Kenntnis über den überdies Inhalt der Bestände gewonnen hatten ,

stiess die Durchführung nicht selten auf Hindernisse und unterblieb in vielen Fällen . Und die vom Staatskanzler Fürsten von Hardenberg noch kurz

vor seinem Tode angestrebte weitherzige

Erschliessung der Archive war bei diesen Dienstanweisungen nur ganz unvollkommen berücksichtigt ¹ ) . Dagegen setzten gleichzeitig mit der Bekanntmachung des Oberpräsidenten über die Einrichtung der beiden Provinzialarchive erneut die Bemühungen ein, ihnen entfremdete Archivgruppen, verschleppte und verheimlichte Archivteile Der Oberpräsident selbst durch Ablieferung zurückzugewinnen. erliess eine solche öffentliche Aufforderung unterm 29. Februar 1832 und unmittelbar darauf unterm 13. und 25. März auch der Generalvikar Günther in Trier und der Erzbischof von Köln ) .

Ganz zu-

treffend wies der Oberpräsident in seiner Bekanntmachung darauf bin wie erst durch Vereinigung mit den Archiven die andernfalls dem Untergange geweihten vereinzelten Archivbestandteile Anschluss und Ergänzung fänden .

Und

er bemerkte

dazu,

dass

nur so dies

gemeinsame Eigentum der Provinz " als solches erhalten bleibe und jedem ernsten Forscher zur Benutzung offen stehe. Richtiger hatte der Trierer Generalvikar in seiner Aufforderung an die Pfarrer bemerkt, dass es sich dabei nicht um Archive handele, welche den Pfarrämtern und den Kirchen gehörten, sondern dass nur die Rede von den Archivalien aufgelöster Klöster sei, worauf allein der Staat ein begründetes Recht" habe. Die Neigung, das Eigentum an den Archiven und an ihrem Inhalt als ein provinziales

anzusprechen,

lag

damals unmittelbar

nach der Einrichtung der Provinzialstände und ihrer Teilnahme an provinzialen Anstalten nahe.

In Wirklichkeit konnte davon keine

Rede sein. Der Staat war Rechtsnachfolger der bisherigen Landes1) Koser a. a. O. S. XVI . 2) Koblenzer A.-Bl. 1832 S. 115 und 160 und Archiv für Rheinische Geschichte her. v. Reisach und Linde 1 , S. XXII ff. In demselben Jahre haben auch die geistlichen Oberen der Diözesen Münster, Köln und Trier Anweisungen an ihre Pfarrer erlassen zur Verzeichnung der Pfarr- und Kirchenarchive. St.-A. Koblenz, Abt. 403 Nr. 112.

617

für die Rheinprovinz .

regierungen und der aufgehobenen geistlichen Körperschaften, und die Registraturen und Archive, jener wie dieser waren auf ihn allein übergegangen. Aber die erstere Annahme mag nicht ohne Einfluss darauf gewesen sein, dass tatsächlich die Provinzialstände Jahre hindurch und bis in die neuere Zeit eine Reihe von Beschlüssen zu Gunsten der beiden Provinzialarchive, namentlich zum Zwecke von Beschaffung von Archivalien und Büchern, gefasst

haben.

Nicht

nur diese den Archiven gewährten Geldbewilligungen haben sich als ein Vorteil für sie erwiesen, mehr noch die daran geknüpfte Bedingung, dass die Provinzialarchive durch eine zu veröffentlichende Dienstanweisung für die allgemeine Benutzung zugänglich gemacht würden. Beide Provinzialarchivare erhielten im Januar 1855 den Auftrag, eine solche Dienstanweisung unter Berücksichtigung der bestehenden Bestimmungen zu entwerfen . Unterm 28. Mai 1856 erging das vom Präsidenten des Staatsministeriums, dem seit 1852 die Staatsarchive unterstellt waren, erlassene n Reglement für die Benutzung der Provinzialarchive " ,

das für diesen Zweck wesent-

liche Erleichterungen herbeiführte.

Und in der Bekanntmachung

dieser Dienstanweisung wies der Oberpräsident unterm 5. Juni 1856 auf Umfang, Inhalt und Zweck der beiden Provinzialarchive hin und erläuterte den letzteren durch den Satz : die Provinzialarchive zu Koblenz und Düsseldorf sind zu der den Bedürfnissen des praktischen wie des wissenschaftlichen geschichte förderlichen)

(insonderheit des

Gebrauchs

bewahrung aller in der Rheinprovinz

entsprechend

der Landes-

geregelten Auf-

vorhandenen und im Staats-

eigentum befindlichen oder demselben künftig zuwachsenden Urkunden, Akten und sonstigen archivalischen Schriftstücke bestimmt, deren die laufende Geschäftsführung nicht mehr bedarf, die aber wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung oder auch wegen der Möglichkeit eines dereinst wiederkehrenden praktischen Interesses der sorgsamsten Erhaltung wert zu achten sind 1 ) . "

Erst später wurden die Behörden

angewiesen, die für die laufende Verwaltung entbehrlichen Akten an die Staatsarchive abzuführen und ihnen vor jeder Aktenvernichtung die aufgestellten Verzeichnisse zur Auswahl der zur dauernden Aufbewahrung geeigneten Aktenstücke mitzuteilen . Die nächste , im Jahre 1867

ergangene Dienstanweisung hat

dann gemäss Königlicher Verordnung vom 9. November 1867 die Bezeichnung

„ Provinzialarchive " in " Staatsarchive " geändert und

1) Koblenzer A.-Bl. 1856, S. 210.

618

den

IV, 24. Die Staatsarchive Provinzialarchivaren "

als Vorstehern der

Staatsarchive den

Titel „Staatsarchivare" beigelegt, der für die grösseren Archive, darunter auch Koblenz und Düsseldorf, durch Königlichen Erlass vom 27. Dezember 1899 in „Archivdirektoren " verwandelt wurde. Vor allem aber hat die vom Fürsten

von Bismarck als Chef der

Archivverwaltung erlassene Dienstanweisung vom 31. August 1867 die Absichten Hardenbergs endlich ausgeführt und die Staatsarchive unter Ausstattung mit reichlicheren Geldmitteln in freiem und grossem Sinne der wissenschaftlichen Forschung

erschlossen .

Die

weitere Entwickelung, namentlich die neueste Dienstanweisung vom 21. Januar 1904 und noch mehr ihre späteren Abänderungen und Ergänzungen haben dann die Zugänglichkeit und Benutzung Staatsarchive noch weiter erleichtert.

der

Demnach ist die Benutzung der Staatsarchive folgendermassen

geregelt: Die Königlichen Ministerien und vorgesetzten Behörden und die Gerichte einschliesslich der Verwaltungsgerichte und Kreisausschüsse bedürfen - die richterlichen Behörden auf Grund von Gerichtsbeschlüssen - überhaupt keiner Benutzungserlaubnis. Alleu übrigen inländischen Behörden und Körperschaften ist die Benutzung nur unter Genehmigung des Oberpräsidenten

gestattet, soweit es

sich nicht um die von einer Behörde aus der eigenen Registratur abgegebenen Akten oder um abgegebene, von einer älteren Behörde übernommene Vorakten der benutzenden Behörde handelt. Sinngemäss werden

diesen Behörden

unterstellten Behörden ,

auch

die von den ihnen heute

also z. B. den Regierungen die von den

Landratsämtern abgegebenen Akten, ohne weiteres zur gestellt werden. Parteien,

die zur

Aufklärung und

Verfügung

Verfolgung von Rechts-

ansprüchen die Vorlegung von Beweisstücken verlangen, pflegt die Geltendmachung ihrer Anträge im gewöhnlichen Rechtswege überlassen zu werden , falls nicht der Präsident des Staatsministeriums eine

andere

Entscheidung trifft.

schränkung ist

die Einsichtnahme

Ausgenommen der Grund-

von

und

dieser

Be-

Hypotheken-

bücher und ihrer Beilageakten und also auch der Akten der Hypothekenbewahrer und der älteren Lager- und Bannbticher, die jedem gestattet wird, der ein berechtigtes Interesse darlegt .

Ausgenommen

ist ferner die Benutzung von Notariatsakten und die Einsichtnahme eröffneter Testamente und der Kirchenbücher und Zivilstandsregister, die gleichfalls den Interessenten zugestanden ist.

619

für die Rheinprovinz.

Die Anfragen von Inländern oder auswärtigen Gelehrten über das Vorhandensein von Archivalien über einen bestimmten Gegenstand darf der Archivdirektor beantworten, falls nicht Beziehungen auf das Königliche Haus oder den Staat oder kirchlichkonfessionelle Verhältnisse dabei in Frage kommen, die ihm eine vorherige Anfrage bei dem Oberpräsidenten oder dem Generaldirektor der Staatsarchive geraten erscheinen lassen. Der Archivdirektor ist ferner ermächtigt, über Wappen-, Standes-, Verwandtschafts- und Besitzverhältnisse einzelner Familien,

über Erlebnisse von Familien und

Personen und über bestimmte historische Fragen Auskunft zu geben, soweit dadurch keine Gefährdung öffentlicher Interessen zu besorgen steht.

Gesuchtsteller,

welche für

familiengeschichtliche

Zwecke

Nachrichten zu sammeln wünschen, haben , falls es sich nicht um die eigene Familie handelt,

eine Ermächtigung seitens der in Be-

tracht kommenden Familie oder eines ihrer Vertreter beizubringen . Für alle übrigen persönlichen und wissenschaftlichen Benutzungen von Reichsangehörigen durch Einsichtnahme von Akten oder deren Versendung an inländische Archive und Bibliotheken erteilt der Archivdirektor die Erlaubnis bis zur Zeitgrenze von 1806 , für die spätere Zeit der Oberpräsident .

Und es ist in geeigneten

Fällen auch gestattet, den zur wissenschaftlichen Benutzung gelassenen Personen

auch die Urkunden

zu-

und Aktenverzeichnisse ,

mit Ausnahme derjenigen noch bestehender Behörden , vorzulegen. Auf Gesuche von Ausländern und auch von Behörden auswärtiger Staaten ist die Entscheidung des Präsidenten des Staatsministeriums einzuholen .

In dringlichen Fällen ist der Archivdirektor

ermächtigt, einen Gesuchsteller noch vor Eingang der Entscheidung die Nachforschungen beginnen zu lassen . Um in dringlichen Fällen Härten solchen auswärtigen

Benutzern ,

zu vermeiden,

kann auch

welche die Einholung der ober-

präsidialen Erlaubnis versäumt haben , die Einsicht von Akten gleichwohl unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen gestattet werden. In jedem Falle soll nach der Dienstanweisung ein schriftlicher Antrag vorangehen, in dem die Ausdehnung der gewünschten Benutzung sachlich und zeitlich genau umschrieben ist. Die von Städten und Landgemeinden , Körperschaften und Privatpersonen bei den Staatsarchiven unter Vorbehalt des Eigentums hinterlegten Akten werden, wenn besondere Vereinbarungen bezüglich der Benutzung nicht getroffen sind, wie die staatlichen

620

IV, 24. Die Staatsarchive da eine Benutzungs-

Akten behandelt, so dass die Staatsarchive,

erlaubnis der Hinterleger zu wissenschaftlichen und genealogischen Zwecken vermrtet werden kann, die Benutzungserlaubnis erteilen. Allgemein aber gilt bezüglich der hinterlegten Akten der Grundsatz, dass

das Archivgeheimnis in allen Fällen gewahrt werden

muss, die Anlass zu Rechts- und anderen Ansprüchen geben können. Namentlich dürfen die Akten der Stadt- und Landgemeinden den staatlichen

Verwaltungsbehörden,

Gerichten

und

Prozessparteien

ohne Genehmigung der Hinterleger nicht ausgehändigt, und es dürfen solche Akten auch nicht zur Bearbeitung von Gutachten oder zur Erteilung von Auskünften an Verwaltungsbehörden und Gerichte herangezogen werden.

Den hinterlegten Akten der Stadt- und Land-

gemeinden sind in der eben erwähnten Beziehung gleich zu behandeln auch die an die Staatsarchive abgegebenen Akten der Kreisausschüsse, soweit sie die kreiskommunale Verwaltung betreffen, und die später einmal in die Archive gelangenden Akten der Provinzialverwaltung.

Über den Inhalt der beiden Staatsarchive, und zwar über die älteren Bestände aus vorpreussischer Zeit. geben zwei Veröffentlichungen eine für die Zwecke wissenschaftlicher Benutzungen zareichende Auskunft ¹ ) .

Ausser den beiden Staatsarchiven der Rheinprovinz zu Düsseldorf und Koblenz besteht in der Provinz ein kleineres drittes Staatsarchiv zu Wetzlar .

Es unterscheidet sich von jenen dadurch, dass

ihm kein Sprengel zugewiesen ist und ihm keine Akten der früheren Landesverwaltungen

und

der

jetzigen

Verwaltungsbehörden

zu-

wachsen . Es ist vielmehr lediglich die Verwahrungsstelle der Akten des vormaligen Reichskammergerichts . Das Archiv war bis zum Jahre 1806 Eigentum

des Reiches

und blieb auch während der Zwischenverwaltung des Grossherzog. tums Frankfurt und des nachmaligen Generalgouvernements Frankfurt in Wetzlar verwahrt.

Seit der Gründung

des

deutschen Bundes

unterstand die Verwaltung des Archives dem Bundestage in Frankfurt a . M.

Im Jahre 1845 setzte der Bundestag eine Kommission

1) Ilgen, Rheinisches Archiv. Erster Teil : Der Niederrhein (das Staatsarchiv zu Düsseldorf behandelnd ) als Ergänzungsheft II der Westdeutschen Zeitschrift, Trier 1885 , erschienen . - Ausfeld, Übersicht über die Bestände des K. Staatsarchives zu Koblenz (Mitt. der K. Pr. Archivverwaltung Heft 6), Leipzig 1903.

621

für die Rheinprovinz .

zur Aufteilung des Archives an die verschiedenen deutschen Staaten nieder, die eine Verzeichnung der Bestände nach jenem Gesichtspunkte vornahm und bis 1855 durchführte. Demnächst sind dann nach territorialem Grundsatze die Prozessakten an die nichtpreussischen Staaten abgegeben worden,

also auch an die Staaten, die

später preussische Provinzen geworden sind . Der weit überwiegende Teil der Akten aber blieb in Wetzlar : alle Generalakten, die Prozessakten, welche Preussen (vor 1866) betreffen und die, welche durch Rechtsstreitigkeiten aus den Gebieten vormals deutscher Reichsländer, Belgien, Holland, Schweiz und Livland, erwachsen waren, Schon durch einen Beschluss vom 22. März 1852 hatte die Bundesversammlung das Anerbieten Preussens angenommen, die einstweilige Aufbewahrung des untrennbaren Archivteiles neben dem preussischen Anteile in der Franziskanerkirche zu Wetzlar zu gestatten. Seitdem ist das Archiv, später unter Verbringung in andere Räume, in Wetzlar geblieben und von einem damit beauftragten Beamten des Kreisgerichts und worden.

später

des Amtsgerichts

zu Wetzlar

verwaltet

Vom 1. Mai 1881 an wurde das Archiv nach einer Verfügung des Präsidenten des Staatsministeriums der Archivverwaltung unter der Firma „ Verwaltung des Reichskammergerichtsarchivs" unterstellt und gleichzeitig die Umwandlung in ein Staatsarchiv in Aussicht genommen. Durch das Staatshaushaltgesetz für 1882/83 ist die Umwandlung der Verwaltung des Reichskammergerichtsarchives“ in ein n Staatsarchiv" genehmigt worden.

Die Provinzialarchivare, seit 1867 Staatsarchivare, seit 1899 Archivdirektoren , der heiden Staatsarchive zu Düsseldorf und Koblenz seit dem Jahre 1831 waren : Düsseldorf : Dr. Lacomblet bis 1866 ; Dr. Harless 1866-1873 ; Dr. Hegert 1873-1875 ; Dr. Harless 1875-1900 ; Dr. Ilgen 1900—. Koblenz : Graf von Reisach bis 1839 ; Beyer 1839-1863 ; von Eltester 1863-1879 ; Dr. Becker 1879-1902 ; Archivar Dr. Richter auftragweise 1902-1903 ; Dr. Reimer 1903-1912 ; Dr. Bär 1912—. Die Staatsarchivare in Wetzlar :

Dr.

Endrulat

1881-1885 ;

Dr. Goecke 1885-1886 ; Dr. Veltmann 1886-1910 ; Dr. Hoogeweg 1910-1913 ; Dr. Richter 1913-1918.

Namen- und Sachverzeichnis . Nicht berücksichtigt sind die Seiten 1-16 und 583-606 und alle Ortsnamen , die nur zur Umschreibung der Landeseinteilungen oder der Geschäftskreise der Behörden und als deren Sitze aufgeführt sind.

Abkürzungen : AGP = Appellationsgerichtspräsident AGR = Appellationsgerichtsrat Bm = Bürgermeister ChSt = Chef des Stabes EisenbP - Eisenbahndirektionspräsident ESTA = Erster Staatsanwalt GenProk = Generalprokurator KGen = Kommandierender General KK = Kreiskommissar LGP = Landgerichtspräsident LR = Landrat (LR) = Landrat auftragweise

OBm = Oberbürgermeister OLGP = Oberlandesgerichtsprăsi' dent OP = Oberpräsident OPostd = Oberpostdirektor OPR = Oberpräsidialrat OProk = Oberprokurator OSTA = Oberstaatsanwalt PolP - Polizeipräsident RP = Regierungspräsident Regierungsrat RR RVP = Regierungsvizepräsident Städteordnung Sto UPr = Universitätsprofessor

A Aachen, Huldigung 98 - Kreis 236 Stadtkreis 236 Polizeiverordnung 329 f. StO 287 Aachen - Münchener Feuerversicherungsgesellschaft 552 f. Ablösungsbehörden 452-459 Adel der Rheinprovinz 606 ff. autonomischer 441 f. Adelmann , Graf, LR 266 Adenau, Kreis 255 Adenauer, OBm 290 Adjoints (Adjunkten) 48 Administration centrale 41 , 44 Administrations spéciales 51 Administrationskommission für das Lippedepartement 73 in Wiesbaden 59 f. Advokaten 414

Ämter, Kurkölnische 28 Nassauische 63 Ärztekammer 309 f. Agar, Bergischer Finanzminister 63, 65 Agricola, LR 257 Ahrweiler, Kreis 255 StO 287 Akademie, Landwirtschaftliche 549 f. für kommunale Verwaltung 556 für praktische Medizin 555 Akademierat, Kurkölnischer 27 Albert, Oberamtsassessor 108 Albrecht, Ehrendomherr u. Bischöflicher Delegat 525, 526 Aldringen, LR 271 Allstädt, OPostd 487 Alster, Bm 291 Altenkirchen, Kreis 256 v. Altenstein , Minister 551 , 557 Altkatholiken 534

623

Namen- und Sachverzeichnis. d'Alton , UPr 548 v. Alvensleben, ChSt 462 v. Ammon, Berghauptmann 452 - O Prok 447. - I, OProk. 446 - Friedr. Ferd ., OProk 446 -- Wilh. Theod . , OProk 446 - P. H., OProk 446 Amtmänner, Kurkölnische 28 Kurtrierische 21 , 22 Amtsanwälte 436 Amtsgerichte 434 f. , 437 f. , 439 f. Andernach, StO 288 Anklagekammern 54 Anstalten, Ständische 570 Anwälte 414 Apotheken 345 f. Apothekenkammer 311 f. Appellationsgerichte, rechtsrheinisch 432 Appellationsgericht in Trier 52, 54, 75, 80, 114 Appellationsgerichtshöfe zur Zeit der Besitzergreifung 381 , 384 f. , 398 Appellationsgerichtshof in Düsseldorf 66, 72 -· Köln 401 , 402 ; Eröffnung 412 ; Zuständigkeit und Verfassung 407 f.; Abteilung für ostrheinische Sachen 418 Appellationsgerichtspräsidenten , Namenreihe 444 Appellationshöfe, Französische 54 zu Düsseldorf, Köln u . Trier aufgehoben 401 Appellationshof zu Frankfurt 68 - in Köln f. d . Roerdepartement u. a. 114 in Lüttich 54, 78 Appellationskommission in Limburg 25 Appellhof in Kaiserslautern 80 Arbeitsanstålt in Brauweiler 570 Archive 612 ff.; Archivdirektoren , Namenreihe 621 Armansperg, Graf v. 80 Arndt, È M. , UPr 101 , 547Arndts, RR. 191 LGP 446 v. Arnim (LR) LR 243 , 246 , 259 Graf, RP 198 Major 73 Arnoldi, Bischof 525 Arresthäuser 343 Arrondissements cominunaux 47 Arrondissementsrat 48 Arrondissementswahlversammlungen 48 Artois, LGP 446 Aschenborn, LR 266

Aschenborn, Reg. Dir. 174 Aschoff, LR 269 Assisen 55 Assisengerichte 399 Athenstädt, Gen.-Gouv.-Komm. 74 Auditeure 468 Auer, Dompropst 524 v., RR 177, 191 , 201 , 300 Auerbach, Oberrabbiner 540 v. Auerswald, RP, dann OP 153 , 199 Auffarth, LR 247 Aufseher der Rheinschiffahrt 300 Augusti, UPr 547 Auseinandersetzungsbehörden 452459 Ausschuss, Ständischer 563 Aushebungsbezirke 471 Autonomie des Adels 441 Avenarius, KK, LR 233, 266 v. Ayx, LR 240, 261

B Bacciocco, Bm 291 Bach, LR 259 Bacharach, StO 288 Bachem , OBm 290, 330 Bacmeister, ESTA 447 LGP 446 Baden, Erbgrossherzog Friedrich von, KGen 462 Bär, Archivdirektor 621 Bärsch, LR 267 Bahnposten 483, 485 v. Bake, RP 199 Bake, LR 268 v. Balan, RP 199 Baltz, RP 199 v. Bandemer 101 Gouv . Rat 83. Bang, Bm. 291 . v. Bardeleben, LR 265 RP, OP 198, 153 Barmen, Polizeiverw. 333 - Stadtkreis 240 StO 287 Barret, Generalvikar 514, 515 Barth , RR 175 Bartholdy, Intendant 467 Bau, Bm 291 Bauämter 339 ff. Baubeamte 339 ff. beim Militär 466 Bauer, Baurat 178, 191 RR 296 Baumeister, AGR 402 Baumgard, ESTA 447 Baur, Berghauptmann 452 - Gen.-Sup. 163

624

Namen- und Sachverzeichnis .

Bausch, Justizrat 212 - Kammerdir. 107 Beamtenreihen : Appellationsgerichtspräsidenten 444 Archivdirektoren 621 Berghauptleute 452 Bischöfe 514, 525, 534 Bürgermeister 289 ff. Chefs des Stabes 462 Direktoren der Landwirtsch. Akademie 549 Eisenbahndirektionspräsidenten 497 f. Erste Staatsanwälte 446 f. Erzbischöfe 525 Generalkommissionspräsidenten 458 Generalprokuratoren 444 Generalsekretäre der Präfekten 57 Generalsuperintendenten 163 Intendanten 467 Justizsenatsdirektoren 419, 444 Kommandierende Generale 462 Konsistorialpräsidenten 163 Kreiskommissare 230 ff. Kunstakademie- Direktoren 551f. Kuratoren der Universität 548 f. Landesbeamte 579 f. Landeshauptleute (Landesdirektoren) 580 Landgerichtspräsidenten 445 f. Landräte 237 ff. Landtagsmarschälle 579 Oberbürgermeister 289 ff. Oberlandesgerichtspräsident . 444 von Kleve und Hamm 416 Oberpostdirektoren 480 u. 487 Oberpräsidenten 152 f. . Oberpräsidialräte 150 Oberprokuratoren 446 f. Oberstaatsanwälte 444 f. Oberzollpräsidenten 377 Polizeidirektoren und -Präsidenten 328, 330 Präfekten 57 Provinzialsteuerdirektoren 377 Regierungspräsidenten 198 f. Rheinstrombaudirektoren 305 Staatsarchivare 621 Universitätsprofessoren , erstmalig bestellte 547 f. Vorsitzende des Provinzialausschusses 580 Vorsitzende des Provinziallandtages 580 Becher, EisenbP 498 Beck, Generalvikar 514 Becker, Archivdirektor 621 -- LGP 445

Becker, Dr., OBm 290 OBm u. Vors. des Prov .-Landtages 290, 580 v. Becker, OBm 290 Becker, Wiedscher Regierungsdirektor 212 v. Beckerath 242 LR 259 Beermann, LR 238 v. Beermann, RR 175 Bein , PolDir 330 Beissel v. Gymnich, Graf, KK, LR (Bergheim) 232 - von Gymnich, LR (Bergheim) 260 - von Gymnich, Graf, LR (Koblenz) 257 --- von Gymnich, Graf LR(Schleiden) 240 - von Gymnich, Graf, Vors . des Prov.-Ausschusses 580 Beitzke, LGP 445 v. Belderbusch, Graf, KK , LR 232, 261 -- Graf, OBm 290 Bella, Directeur général in Koblenz 42 Belleisle, Kommissar für Berg_65 v. Bemberg Flamersheim, LR, PolPr 251 , 331 Bendemann, Direktor der Kunstakademie 552 Bene, Kreisdir. 77 - RR 178, 191 Benrath, Schlossverwaltung 366 Berdolet, Bischof von Aachen 514 Berg,Grossherzogtum58; Verfassung 63 ff. - Herzogtum , Anfall an Pfalz-Neuburg 30, 37 - Abtretung des Herzogtums an Napoleon 58 - Schlechter Ruf der Justiz im Grossherzogtum 401 Jülich, Verfassung 37 ff. Bergämter 449 f. Bergamt zu Altenwied 27 Bergamtskommissionen 449 Berggericht Essen 417 Berggerichte 412 Nassauische 63 aufgehoben 433 Berggerichtsbarkeit 424 Berghauptleute , Namenreihe 452 Berghaus, OProk, GenProk 447, 444 Bergheim, Kreis 260 Berghypothekenkommission 450 f. Bergisch Gladbach, StO 288 Neukirch, StO 288 Bergischer Schulfonds 365 Bergneustadt, StO 288 Bergreviere 450 f.

Namen- und Sachverzeichnis.

625

Bitburg, Kreis 265 StO 288 Bitter, KK, LR 232, 257 RP 198 Blanchard, LGP 404, 445 Blancke (LR) 257 Blankenheim, Kreis 237 v. Bleuel (LR) 257 Blin, Bm 291 Blindenanstalten 574 f. Bock u. Polach, von, OBm 291 v. Bodelschwingh, RP, OP 199, 152 Böcker, Bm 291 Böcking, Bm 291 -- KK, LR 231 , 240 Boedicker, LR 247 Böhm, LR 256 Böhme, LR 259 Boehmer, Gouvernementsrat 97 Bölling, Appell. - Rat, Gouv.- Komm. , Generaladvokat, GenProk 77, 83, 391, 393, 400, 402, 444, 454, 528 - Arzt 315 f. -- Bm 291 ESTA 446 - Med .- R 175 Dr. med. , Med .-Polizeiinsp. 84 - OProk 447 Böninger, LR 266 v. Bönninghausen, LR 247, 248 Börse, Staatskommissar bei der 353 Böttcher, RR 319 Bötticher, LR 268, 331 Bötzow, ESTA 446 v. Bohlen, OBm 291 Bolschwingh, KK, LR 231 , 252 v. Bonin, KGen 462 - LR 247, 250 - RP 199 RR 174 Bonn, Landkreis 260 Stadtkreis 260 StO 287 Boos von Waldeck, Graf, LR 257. Boppard, StO 288 Borchert, LR 266 v. Borcke, Graf, Staatsrat, KK, LR 95, 102, 115, 231 , 253 Bornye, LR 267 v. Borstell, KGen 462 v. Bostel, Pol.- Komm., PolDir 85, 332 Boucqueau, Präfekt 57 v. Boyen, Kriegsminister 393 Bracht, Schulrat 191 v. Brandenburg, Graf, KGen 462 v. Brandenstein , ChSt 462 Brandt, LGP 445 - LR, OPR 150, 245, 259 V. Brandt, LR 252 Brandversicherungsanstalt 573 40 Bar, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

Bergschulen 452 Bergverwaltung 447-452 Bergwerksdirektion in Saarbrücken 450, 452 Bergzehntkassen 449 v. Berlepsch, RP, OP 198 f.. 153 Bernay, Sanitätsrat 322 Bernkastel, Kreis 265 StO 288 v. Bernuth, Kammer-Präs. 131 -- LR 249, 253 ― RP 199 - RR 175 Bernuth, Priv.- Dozent 547 v. Berrer, ChSt 462 Berring, Strombaudirektor 305 Bertoldi, Bm 291 Bertrich, Bad 364 Berufsgenossenschaft, Landwirtschaftliche 578 Beseler, Kurator der Universität 549 Bessel, LGP 445, 446 OProk 447 Besserer, Kons -R. 175 Schulrat 191 v. Bethmann Hollweg, Kurator der Universität 548 Betriebsämter 496 v. Beughem, Justizsenatsdir . 444 Beugnot, Graf 65, 70 v. Beulwitz, Oberforstm 192 - RR 176 Beust, Graf, Berghauptmann 452 Beyer, Provinzialarchivar 614, 621 v. Beyer, Domherr, Weihbischof 525 f. v. Beyme, Grosskanzler 186, 391 f. , 394 ff , 400 Bezirksausschüsse 196 f. Bezirkseisenbahnräte 498 Bezirkskommandos 472 f. Bezirkskommissare (Polizei ) 334 Bezirkstribunale(Kreisgerichte)382f. , 398 Bielefeld, LR 261 , 263 Bienaimé, Bischof von Metz 514 Biergans, Kreisdir. 77 - OProk, GenProk 446, 444 Billen, Domherr 524 - Geistlicher Rat 526 Birck, LGP 4: 6 Birk, LGP 404 -- LR 260 Birkenfeld, Postwesen im Fürstentun 479 Bischöfe, Namenreihe 514 , 525, 534 Bischoff, UPr 547 f. Bislinger, Geh.- RR 178 Bisslinger, Ob.-RR 191 Bistum Münster, Umschreibung 523 --- Trier, Einrichtung 521 ff.

626

Namen- und Sachverzeichnis.

Brasch, LR 267 Brassert, Berghauptmann 452 Braunfels, Kreis 256 StO 288 Unruhen in 216 Bredt, OBm 290 Breitenbach, EisenbP 498 v. Brenn, Min. d. I. 334 f. Breuer, Bm 291 v. Breuning, agr, lgp 402, 445 - LR 237 - LR, Vors. d. Landw.-Kammer 321 - OProk 446, 447 Breusing, EisenbP 498 v. Brewer, ESTA 447 v. Briese, LR 252 v. Briesen, LR 109, 266, 268 Brinck, Bm 291 v. Broich, LR 239 Broicher, AGP 444 Brosche, EisenbP 498 Brouhung, Domherr 525 Bruch, Geistl. R. 191 - Kons.-R. 155, 179 v. Bruchhausen, OBm 292 Brüggemann, RuSchR 161 Brügmann, LR 268 Brühl, StO 288 Schlossverwaltung 366 Hohensolmsischer Oberbeamter 206 v. Brühl, Graf, LR 257, 266 Brümmer, Präs. d. Gen.-Komm. 458 Brüning, LR 247 - OBm 290 Brüninghausen, Bm 290, 291 Bruneteau de Sainte Suzanne, Präfekt 57 v. Bülow, ChSt 462 General 73 - Finanzmin. 121 , 135 - KGen 462 - KK, LR 231 , 239 - RR 178 Bülow von Denewitz, Graf 93 Bürgermeistereien 271 ff. Bürgermeisterreihen 289 ff. Bürgermeistereiversammlung 279 Bürgermiliz 473 Büscher, LGP 445 - OPostd 487 Büschgens , Bm 291 Büsgen, Verw.-Ger.-Dir. 197 v. Buggenhagen, KK, LR 231, 241, 243 Bulle De salute animarum 521 ff. Burchardi, Privat-Dozent 547 Bureaux ordinaires de poste aux lettres 52 Burg a. d. Wupper, StO 288

Burggraef, LR 267 Burret, KK, LR 232, 257 Burscheid, Sto 288 Burtscheid, Stadt 236 StO 288 Busch, LR 256 Justizamtmann 423 v. d. Busche-Kessell, Graf LR 255 Buschmann, Direktor d. Prov .- SchulK. 164 Buss, OBm 292 - OProk 446, 447 Butte, RR 177 Butzke, Rheinschiffahrtsinspektor 302, 305 C (C = K s. K) v. Caesar, RR 177 Chasté, Postorganisationskommissar 479 Chef des Generalstabes, Namenreihe 462 Chrzescinki, ESTA 447 Ciamberlani, Generalvikar 516 Collège électoral de département 47 Colléges électoraux d'arrondissement 48 Commission intermédiaire in Bonn 42 Conseil d'arrondissement 48 Conseil de préfecture 46 Conseil général du département 47 Conseil municipal 49 Conseils de prud'hommes 349 Conservateurs des hypothèques 51 Cours d'appel 54 Cours impériales 54 Cours de justice criminelle 55 Cours de justice spéciale 55 de la Croix, Kons.-R. 162 , 164 D Dach, Prov.- Steuerdir. 377 Dahlen, StO 288 Daigrefeuille, Gouvernementssekretär 44 v. Dalberg, Erzkanzler, Grossherzog 67, 292 v. Dalwigk, LR 264, 265 RP 198 Daniels, Gen Prok, Geh. Staatsrat, AGP 186, 388, 393, 394 ff., 400 fr., 444, 528 ESTA 447 Notar 289 Danco, Eisenbahndirektor 497 Dauzier, LR 264 f. Daubhausen-Greifenthal, Voluntärgericht 429

Namen- und Sachverzeichnis.

Daun, Kreis 266 Davidis, Bm 290 v. Dechen, Berghauptmann 452 Dedekind, Reg. - Dir. 177 v. Deines, KGen 462 Deininger, OPostd 487 Delamorre 52 Delbrück, RR 178 UPr 547 Geh. RR 299 Delius, LR 258 RP 119, 134, 176, 191 , 199, 875 RVP 199 Demmel, Bischof der Altkatholiken 534 Denhard, LGP 446 Denkmälerrat 577 Denkmalpflege 577 De Nys, OBm 292 Departement Rhein und Mosel 43 - Roer 43 - Saar 43 Departemental-Irrenanstalt in Düsseldorf 366 Departementsersatzkommissionen 470 Departementsrat 47 Departementstierärzte 347 Departementswahlversammlung 47 Depositenkasse in Köln 414 Deputation für das Heimatwesen in Köln 822 Dern, KK, LR 233, 267 - Präs. d. Landesdep. 119 Deuster, LGP 446 - OProk 447 Deutz, StO 288 Devens, LR 243, 245, 248, 269 PolDir 328 v. Dewall, KK, LR 230, 238 v. Dewitz (LR) 260, 267, 269 Dewora, Domherr 525 Deyl, OPostd 487 Dezennaltabellen 373 f. D'hame, Med. - R 177 Dicke, OBm 292 Dieck, EisenbP 497 v. Diedrichs, Wirkl. Geh . Oberjustizrat 390, 401 Dierdorf, Stadtgericht 429 v. Diest, LR 244, 260 Diesterweg, Amtmann, Justizrat, dann LR 207, 217, 260 -, UPr 548 Dietrich, Bm 291 Dietze, OBm 290 Dihm, Eisenbahndirektor 497 Dillenburger, LR 255 Dinslaken, Kreis 241 Sto 288

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Direction générale des domaines zu Trier 41 Direction des contributions 49 Direktion des öff. Unterrichts 123 Direktor des öffentl. Unterrichts 76 Direktoren der Landwirtschaftl. Akademie 549 Distriktsärzte 345, 347 Distriktionskommissionen in Ablösungssachen 454 Dittmer (LR) LR 243, 492, 497 Doazan, Präfekt 57 v. Dobschütz, Gen. Maj . 98, 120f., 459 v. Doemming, LR 255 Dönhoff, LR 253, 255 Doerr, Forstrat 213 Doetsch, OBm 290 f. Domänendirektor. z. französ. Zeit 50 Domänenrenteien 360 Domänenverwaltung 360 Dombois, LR 238, 267 Dominicus, Kons -R. 155 Domkapitel Köln 521 , 525 Domkapitel Trier 521, 524 Dorfgerichte, Kurtrierische 22 Dornbach, Intendant 467 Dorp, Sto 288 Douanen 51 Douanengerichte 56 Dreyse, LR 263 Dröge, ESTA 446 Droits réunis 50 v. Drosdick 79 ff., 93 Droste zu Vischering, Generalvikar, Erzbischof 525, 547 v. Druffel, Generalsekretär 73 - LGP 445 RR 191 Dülken, Sto 288 Dünkelberg, Direktor der Landwirtsch. Akademie 549 Düren, Kreis 237 - Sto 288 Düring, RR 190 v. Düring, Eisenbahndirektor 497 Düsseldorf, Landesbibliothek 365 Landkreis 241 f. Stadtkreis 241 Stadtdirektor in 64 Polizeiverw. 325, 332 im Wettbewerb mit Köln als Sitz des Appellgerichtes 401 f. - StO 287 Duill, Wiedscher Reg.- u. Pol.-R., RR 205, 212 v. Duisberg, RR 110 Duisburg, Landkreis 242 f. Stadtkreis 242 - Sto 287 Dupont, Kreisdir. 77

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Namen- und Sachverzeichnis .

E Ebbinghaus, LR 242 Kurator der Universität 549 Eberhard, Bischof 319, 525 RR 174 Ebermeier, Med .- R 179 Ebermeyer, OProk 436 Eberts, GenSup 163 Eckard, LR 266 v. Eerde, KK 231 - F., LR 246 G., LR 246 Effertz, AGR 402 Eger, ESTA 446 v. Egidy, LR 237 v . Egloffstein, Oberforstm. 212 de l'Egret, RR 376 Eheschliessung, bürgerliche u. kirchliche 368 Ehrenberg, ESTA 446 v. Ehrenberg (LR) LR 261 , 266 Ehrenbreitstein, Polizei 325 Ehrenrat der Rechtsanwälte und Notare 433 Eich, LR 248, 266 Eichämter für Rheinschiffe 353 Eichhoff, Gen.- Dir. des Schiffahrtsoktrois 293 Eichhorn, Geh . Legationsrat 186, 388, 390, 392, 394 ff. LR 249, 266 LGP 446 Eichinann, OP 152 Eichungswesen 313 ff. Eickholt, OPostd 487 Eilert, Berghauptmann 452 Eingeborene und Nichtrheinländer als Beamte, Zahlenverhältnis 180 Einkommensteuer- Veranlagungskommissionen 359 Einregistrierung 50 Einzelgemeinden 280 Eisenbahnbetriebsämter 493 ff. Eisenbahndirektionen in Aachen 491 ; Elberfeld 488, 491 f., 496 ; Essen 496 : Köln 493, 496 ; Kreuznach 492 ; Saarbrücken 492, 496 Eisenbahndirektionspräsidenten, Namenreihe 497 f. Eisenbahngesellschaften 488 ff. Eisenbahnkommissare und Eisenbahnkommissariate 490 Eisenbahnkommissionen 492 Eisenbahnpostämter 483 Eisenbahnverwaltung 488 ff. v. Elbe, LR 258 Elberfeld , Landkreis 244 Stadtkreis 243 - Polizeiverw. 333

Elberfeld Sto 287 Elten, Abtei 31, 34, 36, 65, 73 Eltester, Intendauturrat 465 v. Eltester, Staatsarchivar 621 Emmelius, Kirchen- u. Schulr. 213 Emmerich, Sto 288 Emundts, OBM 289 v. Ende, RP 198 Endrulat, Staatsarchivar 621 Engehard (LR) 246 Engelmann, LR 269 - Reg.- Ass. 107 Engels, RR 35 Enregistrement 50, 376, 379 Erbschaftssteuerämter 378 v. Erdmannsdorf, Kriegs- u. Dom . Rat, RP 36, 129, 131 , 134, 178, 199 - Oberforstm 175 Erkelenz, Kreis 237 - StO 288 v. Erkelenz, LGP 445 Ermland, Josef von Hohenzollern, Fürstbischof von 521 , 523 f. V. Ernsthausen (LR), LR, RP 199, 246, 250, 256, 259, 262 Ersatzkommissionen 470 f. Erste Staatsanwälte 436 Namenreihen 446 f. Erzbischöfe, Namenreihe 525 Erzbistum Kölu, Einrichtung 521 ff. Erziehungsanstalt in Boppard 363 ; in Gräfrath 365 ; in Steinfeld 367 Esch, Senatspräsident 366 Eschermann, Geheimer Rat und Regierungskanzler 25 Eschweiler, StO 288 Eskens, Ehrendomherr 525 Essen, Landkreis 245 Stadtkreis 244 Polizeiverw. 331 StO 280, 287 - Abtei 31 , 34, 36, 65, 73 v. Estorff, LR, OPR 250, 150 Eupen, Kreis 238 StO 287 Euskirchen , Kreis 261 Sto 288 Eversmann, Baurat 178, 191 v. Eynatten, LR 238 v. Eynern, LR 245 F Fabricius, OPostd 487 Fabrikengerichte 349 Fabrikeninspektion 322, 342 v. Falckenstein, Vogel, KGen 462 v. Falderen, PolDir 333 Falk, OLGP 410 Farben der Rheinprovinz 608 ff.

Namen- und Sachverzeichnis.

Farwick, OBm 290 Fasbender, RR 191 Favreau (LR) 244 Fehre, Prov.- Steuerdir. 377 Felderhoff, Bauinspektor 342 Feldpröpste 470 Fernsprechbetrieb s. Postverwaltung 485 Fettich, RR, ObRR 179, 191 f. Feuerversicherungsanstalt (früher Feuersozietät) 573 Feuerwehr-Unfallkasse 573 f. v. Fidler, LR 268 , 331 Figge, ESTA 447 Filz, Domherr 525 Fischenich, Tribunalspräsident 893 Fischer, Erzbischof 525 ESTA 447 - LR 262 v. Fischer-Treuenfeld , PolPr 329 Förster, LR 247, 266 Fonck, Generalvikar 155, Dompropst 155, 515 f., 525 Fonk, LR 255 Forst (LR) 264 Forstbeamte 360 ff. Forster, LR 260 Reg.- Ass., Ständischer Oberbeamter 567 Forstinspektionen 361 ff. Forstkassen 361 , 64 v. Forstner, LR 271 Forstverwaltung zu französischer Zeit 51 Forstverwaltung 360 ff. Franck, Baurat 190 Frandorf, Intendant 74 Frank, RR 174 Frankfurt, Grossherzogtum 67 Frankreich, Verfassung der rheinischen Departements 40 ff. Frantz, LGP 445 Frech, Justizsenatsdirektor 419 Frenken, OLGP 444 v. Frentz, Raitz, LR 257 Freudenfeld, UPr 548 Freusberg, Prov.-Steuerdir. 377 Freytag, UPr 548 Friedensgerichte 52 f. zur Zeit der Besitznahme 382 f. --- preussische, deren Einrichtung u. Zuständigkeit 405 ff. Aufhebung 435 Friedheim, ESTA 446 Friedrich, OPostd 487 Frings, Bm 291 - LR 268 Fritsch, Bm 291 Fritsche, GehRR, RVP, RP 161 , 174, 190, 199, 209

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Fromme, PolPr 330 Frowein (LR) LR 248, 253 Verw. Ger.-Direktor 197 v. Frühbuss, LR 239 Fuchs, LR 266 - RR 177 Fuchsius 102 - Oberappellationspräsident 95 v. Fuchsius, OBm 290 Fürer, KK (LR) 233, 267 Fürsorgeerziehung 577 v. Fürstenberg, LR 265 v. Fürstenberg - Staminhein , Vors. des Prov.-Landtags 580 v. Fürth, KK, LR 231, 238 Funck, OBm 290 v. Funck, PolPr 330 Furkel, KK, LR 232, 256, 260

v. Gaertner, KK, LR 232, 255, 258 v. Gärtner, LR 265, 267 v. Gaertner, Reg.- Dir., RVP 176, 192 v. Gaertner, RP 199 Galen, Graf, LR 261, 267 Gandtuer, Kurator der Universität 549 Garenfeld, KK, LR 232, 261 f. Garnisonverwaltungen 466 Gattermann, LR 255 Gebühren, Vereinigte 50 Gefängnisse 343 f Geheimer Rat, Jülich-Bergischer 38 Gehle, LR 238, 266 Gehlen, Eisenbahndirektor 497 Geilenkirchen, Kreis 238 v. Geissel, Erzbischof 525 Geldern, Anfall an Preussen 30; Verfassung 35 - Kreis 245 StO 288 v. Geldern, LR 267 Gemeindebezirke zu französischer Zeit 47 Gemeinde Ökonomie Deputation, Nassauische 61 Gemeindeordnung 277 ff. Gemeinderat 279, 281 zu französischer Zeit 49 ' Gemeindeverfassung 271 ff. Kurkölnische 28 Gemünd, Kreis 238 StQ 288 Gendarmerie impériale 57 Gendarmerie 473-477 General Depositen - Kommission in Düsseldorf 66 Generaldirektion des Strassenbaues im Grossherzogtum Berg 64

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Namen- und Sachverzeichnis .

Generaldirektion f. d. direkt. Steuern im Grossherzogtum Berg 64 Generaldirektionen der Steuern, Nassauische 61 General-Domänenadministration im Grossherzogtum Berg 64 General Forstadministration im Grossherzogtum Berg_64 Generalgouvernement Berg, Verfassung 70 ff. - Frankfurt, Verfassung 84 f. vom Mittelrhein, Verfassung_74 vom Niederrhein, Verfassung 76 ff. vom Nieder- und Mittelrhein, Verfassung 82 ff. zwischen Weser und Rhein 73 f. Generalgouverneure 69 ff., 462 f. Generalhauptkasse in Aachen 78 Generalkommissionen 452-459 Generalkommissionspräsidenten , Namenreihe 458 Generalkonsistorien 505 Generalkonsistorium in Worms 80 General Liquidations Kommission 173 Generalpolizeidirektion für Gen.Gouv. Mittelrhein 75 Generalpolizeikommissar in Düsseldorf 64 General - Postdirektion im Grossherzogtum Berg 64 Generalprokuratoren, Namenreihe 414 Generalsekretär des Präfekten 46 Generalsekretäre der Präfekten, Namenreihe 57 Generalstabschefs, Namenreihe 462 Generalsuperintendenten 511 Generalsuperintendenten, Namenreihe 163 Generaltilgungs-Kommission 173, 181 Generalvikariat Deutz 514 -- in Limburg 24, 514 in Trier 20 Generalvikariatämter 525 f. General-Zolladministration im Grossherzogt. Berg 64 Gentzsch, OPostd 487 Gerardin, Geistl. Rat 526 Gerbaulet, LR 207 Gerdes, LR 265 Gerichte, Hohe Weltliche, zu Bonn und Köln 29 zur Zeit der Besitznahme 881 f. Gerichtsärzte 847 Gerichtsbarkeit, Geistliche 62, 399, 425 f., 527 ff. Gerichtsbehörden 381-447 - Kurkölnische 28 ff. - Kurtrierische 22 f.

Gerichtsdeputationen 480 f. Gerichtskommissionen 417, 4301., 483 Gerichtstagskommissionen 431, 433 Gerichtsverfassung im Herzogtum Kleve 33 -- im ostrheinischen Teile des Reg.Bez. Koblenz 417 ff. - zu französischer Zeit 52 ff. linksrheinisch 884-415 Nassauische 62 rechtsrheinisch 415 ff. von 1818 397 ff. vom Jahre 1849 429 ff. seit 1879 484 ff. - beim Militär 467 ff. v. Gerlach, RP 199 Gerresheim, Sto 288 Gescher, LR 253 Geschworene 55 Geschworenengerichte 399 f., 408 Gesundheitswesen 344 ff. Gewerbegerichte 348 ff. Gewerbeinspektion 342 Gewerberäte 342 Gewerbeschulräte 354 Gewerbeverständigen, Räte der 349 Gielen, OBm 291 Gieseler, UPr 547 Giessel, OPostd 487 Gimborn, Herrsch. 102 - Kreis 261 Gladbach, Bergisch, StO 288 - Kreis 246 v. Glasenapp, PolPr 829 Gneisenau, Graf von 90, 98 ff.; KGen 459, 462 Goch, 8tO 288 v. Goeben, ChSt, KGen 462 Goecke, Staatsarchivar 621 Goedecke, LR 260 Goedicke, ESTA 446 Göllner, LGP 445 Görres, Direktor des öffentl. Unterrichts 76. 84, 123, 154 ; Urteil v. Schuckmanns und v. Bülow über ihn 154 v. Görschen, RR 175, 256 RR 191 Goertz (LR) 268, 106, 166 Görtz, OBm 292 v. Götz, RP 198 Goldmann, Intendant 467 Goldfuss, UPr 548 v. d. Goltz, LR 238, 250 Direktor der Landwirtschaftl. Akademie 549 Gordan, ESTA 446 Gosen, RR 201 Gossen, RR 177 ; Ober. RR 191 Gossler, Geh. RR 145, 189, 191

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Namen- und Sachverzeichnis. Gouvernementskommissare 69 ff. Gouvernementsmiliz 473 f. Gouvernementsräte 69 ff. Gräff, LGP 446 Graeff, LR 267 - auftragw. Bm 290 Gräfrath, Erziehungsanstalt 365 Sto 288 Grah, Bm 291 Granzow, OPostd 487 Grashof, Dr., Dir. d. öff. Unterrichts, Kons. R. 84, 155, 161 , 179, 191 , 508 Gratz, Geistl. u. Schulr. 192 Professor in Bonn 524, 547 Graun, AGR 402 Greffrath, ESTA 447 de Greiff, Beigeordn. 290 Grein, Präs. d. Gen. Komm. 458 Greuzgendarmerie 476 Grevenbroich, Kreis 247 Grieben, Oberzollpräsident 377 v. Gröning, RP 199 Groos, Kons.-Pr. 164 --- LR 260 - Militäroberprediger 164 v. Groote, Kons.- Ass. 179 LR 255 - LR, Vors. d. Landwirtsch . -Kammer, OP 264, 321, 153 - zu Kendenich, Oberpostamtsdirektor, OPostd 478, 480 Grosskopf, OPostd 487 Grossmann, ESTA 447 Grothusen, LR 260 v. Gruben, Solmsischer RR 213 --- KK, LR 232, 255 Grünert, ChSt 469 Grund, Bin auftragw. 291 Grundschöttel, Justizsenatsdir. 444 Kons.-Pr. 164 OProk 447 Grundsteuer 356 Grundsteuerkataster 356 f. Gruner, Justus 69 ff., 74 ff., 368 v. Guaita, OBm 230, 289 Gülcher, A., LR 238 -- E. , LR 238 Günther, Archivar, Generalvikar 526, 613 - Med.-R. 170 OSTA 444 - RVP 199 v. Guérard, LR 240 - OProk 446 Guisez, Pol.-Insp., PolDir 337, 830 Gummersbach, Kreis 262 8tO 288 Gunsenheimer, OPostd 487 Guylt, Intendant 467

Gymnasial- und Stiftungsfonds in Köln 165 ff. Gymnich, KK, LR 232, 263 H Haarmann, LR 262 Haas (LR) 255 Hache, OBm 290 Häfen, Verwaltung der DuisburgRuhrorter 340 f. v. Haeften, LR 248 Hähner, Eisenbahndirektor 492, 497 v. Hänisch, ChSt 462 Hafenkommissare 353 Hagemann, LGP 445 v. Hagemeister, RP 198 Hagen, ESTA 447 v. Hagen, LR 269 - OPR 150 vom Hagen, RVP 140, 177, 199 v. Hake, Komm. Gen. 459, 462 Haldy, Bm 291 ― LR 262 v. Halfern, LR 267 f. Halke, OPostd 487 Halm, LR 255 Hamborn, Stadtkreis 247 - Sto 288 Hamm, Domherr 525 - OLGP 444 OSTA 444 Hammacher, LR 254 v. Hammacher, PolPr 330 Hammer (LR) 243 Hammers, OBm 290 Hammerschmidt, OBm 291 v. Hammerstein, LR 257 v. Hammerstein-Loxten, LR 265 Handel, RR 176, 192 Handelsgerichte 54, 405, 110 f., 413 ; Aufhebung 435 Handelshochschule in Köln 554 Handelskammern 315 ff. Handelssachen , Kammern für 435 Handtmann, OPostd 487 Handwerkskammern 351 Hanf, Prok.. OProk 402. 447 v. Haniel, LR 250 f., 266 Hardenberg, StO 287 v. Hardenberg, Fürst, Staatskanzler 92, 394, 396, 613 Harder, ESTA 447 Hardt, LR 239 f., 259 v. Harenne, LR 238 V. Harff, LR 240 v. Harlem, LR 267, 269 Harless, Archivdirektor 621 - UPr 547 Hartig, Oberlandforstmeister 95, 102

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Namen- und Sachverzeichnis .

Hartmann, AGR 402 v. Hartmann, Erzbischof 525 Hartmann, OBm 290 -- OLGP 410, 444 v. Hartmann, RP 198 v. Hartmann- Krey (LR) LR 248, 261 Hartstein, Direktor der Landwirtsch. Akademie 549 Hartung, KK LR 232, 258 Hasenclever (LR) LR 248, 237 Hasse, LR 240 OPostd 487 Hasslacher, LR 237 - LR u. PolDir 330 v. Hatzfeld, Grafen 102, 207 - Fürst 562 Hatzfeld, RR 191 v. Hatzfeld, Staatsrat 96, 102 v. Hatzfeld -Weisweiler 224 v. Hauer, KK , LR 231 , 252, 255, 573 Haugh, AGR 402 Haumann, Bm , OBm 291 f. Hauptorganisationskommission in Hildesheim 36 Hauptsteuerämter 378 Hauptzollämter 378 Havenstein, OBm 291 v. Haw, OBm 292 v. Haxthausen, RR 177 v. Haysdorff, OPostd 480 Hebammenlehranstalten 571 f. Hebammenlehrinstitut in Trier 367, 571 Hebammenschulen 345 f. Heckelsberg, ESTA 447 Hecker, OProk 446 Heckmann, LR 255 Heddesdorf, Voluntärgericht 429 Heereseinteilung 460 van Hees, ESTA 447 Hegert, Staatsarchivar 621 Heimann, LR 240 Heimsoeth, AGP 444 LGP 445 Heinrich, UPr 548 Heinsberg, Kreis 239 Sto 288 v. Heinsberg, LR 247, 252 Heinss, OPostd 487 Heintzmann, LGP 445 OProk 447 Heinz, Baurat 175 v. Heinz, Baurat 191 Heinzemann, ESTA 447 Heinzen, Ehrendomherr 525 Heising, LR 255 v. Heister, Gen.-Lt. 121 Militärgouverneur 73 Heister, PolDir 328 Held, Med. R. 213

Helfferich, LR 269 v. Helldorf, LR 260, 267 Hellweg, LGP 445 Helmentag, Provinzialsteuerdirektor 338, 377 Helmke, Intendant 467 Hentzen, LR 250 Hepner, ESTA 447 v. Heppe, RP 199 Herberz, LR 249 Hering, Bm 291 Hermes, Professor, Domherr 525, 547 v. Herrestorff, AGR 402 Hertel, Landgerichtsrat 419 Herwarth v. Bittenfeld, KGen 462 LR 260 Hess, Frh. v., österr. Geh. R. 79 f. Hesse, LR 266 f. Hessen-Homburg, Landgraf von 93 f., 107, 109 Hessen-Homburg, hess . Behörden in 107 - Prinz Philipp von, Gen.-Gouv. 84 Hetzrodt, RR 176 Heuberger 101 - Wiedscher Reg. u. Pol.-R., dann LR 205, 255, 259 - Ob. RR 161 , 190, 192 Heuer, RR 174 v. Heusinger, ESTA 446 v. d. Heydt, LR 238 Heyder-Bruckner, Oberbrigadier.474 v. d. Heydt (LR) 261 , 239, 245 Heydweiler, KK, LR 231 , 249 - Bm 290 Heyer , RR 377 Heyse, RR 191 Hilden, 8tO 298 V. Hilgers, KK, LR 232, 258 - LR 256, 239 - LR 255 - LGP 445 f. v. Hymmen , KK, LR 232, 261 , 264 - (LR) 257 - (LR) 248 v. Hindenburg , ChSt 462 v. Hinüber , LGP 445 Hirsch, Pol.- Dir. 244, 330, 333 v. Hirschfeld, KGen 462 Hisgen, LR 271 Hitdorf, StO 288 Hochbauämter 339 ff. Hoche, General 42 Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung in Köln 555 f. Hochschule für kommunale Verwaltung in Düsseldorf 556 Hochschule, Technische, zu Aachen 552 ff. Hochschulwesen 552 ff.

Namen- und Sachverzeichnis. v. Hochwächter, LR 250 Hoefer, Archivrat 613 Hoeft, EisenbP 497 Höhscheid, Sto 288 v. Hoepfner, ChSt 462 Höpfner, Med . R. 191 Hoerter (LR) 259 Hoestermann, RR 175, 190 Hoeter, EisenbP 498 v. Hövel, Berghauptmann 452 -- LR 245 - LR 255 - RP 199 Hoffmann , LGP 404, 445 v. Hoffmann, RP 198 Hoffmeister, OBm 291 höhere Hofgericht Arnsberg Instanz des Justizsenates Ehrenbreitstein 419 - zu Köln, Weltliches 29 - zu Bonu 29 Geistliches, zu Köln 29 -- zu Wiesbaden 62 Hofgerichte, Kurtrierische 23, 25 Hofkammer, Jülich-Bergische 39 --- in Koblenz 21 - Kurkölnische 27, 30 - zu Weilburg 60 f. zu Wiesbaden 60 f. Hofkommission in Wied Nassauische 59 Hofkriegsrat zu Koblenz 23 Hofmann, Reg. Ass. , dann fürstlich solmsisch. Regierungsdirekt. 213 f. - Kirchen- u. Schulr. 218 Hofrat, Jülich- Bergischer 38 Kurkölnischer 27, 29, 34 - zu Trier 23 Hofratskollegium in Koblenz 21 Hofratskommissariat in Trier 21, 23 Hohensolms , Anfall an Nassau 50 f. Holle, OBın 290 v. Holleben, OProk 447 v. Holler, LR 239 v. Holleufer (LR) 267 - RP 198 v. Holstein, ChSt 462 Holtgreven, OLGP 410 Holzmacher, Archivar 614 Homburg, Herrschaft 102, 200 - Kreis und Herrschaft 262 v. Hommer, Josef, Generalvikar, dann Bischof 516, 524 f. Bischöflicher Delegat 526 Honnef, StO 288 Hoogeweg, Staatsarchivar 621 Hopmann, Bm 291 Hoppe, Verw.-Ger. Dir. 197 Horstmann, Bm 290 zur Hosen, OPostd 487

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Hosius, LGP 445 Hout, LR 257 Hübener, Reg.- u. Baurat, Eisenbahndirektor 490 f., 497 Hückeswagen, StO 288 Hücking, ESTA 447 - LGP 445 Hügel, Frh. von, Geh. R. 84, 96 Hüger, LR 260 Hüllmann, UPr 548 Hüsgen, Schulrat 175 - Domdechant u. Generalvikar 525 Hüttenämter 449 Hüttenwerke 451 Hüttenwesen 52 Huldigung in Aachen 98 ff. v. Humboldt, A., Denkschrift über Bergbau 452 Hundrich, OProk 446 Hupertz, ESTA 446 f. Huyssen, Bm 290 Hypothekenämter (Hypothekenbewahrer) 376, 379 f. Hypothekenbewahrer 51 I Ibell, RR 59 f. Ilgen, Archivdirektor 621 v. Imhoff, LR 264 Immediatjustizkommission 182, 185, 387, 391 ff.; ihre Mitglieder 393 Immediat -Justiz - Organisationskom . mission 401 Impfanstalt in Köln 323 Impf- und Lympferzeugungsinstitut 323 v. Ingersleben, OP 132, 134, 140 ff., 147, 152, 174, 199, 476 Inquisitoriat zu Werden, dann zu Hamm 410, 417 Instanzengerichte 53 f., 468 Instituten- und Kommunalkasse 181 Instruktionsrichter 398 Intendanten, Namenreihe 467 Intendantur 464 f. Invaliditäts- u. Altersversicherungsanstalt 579 Irlich, Dorf 205, 211 Irrenanstalt in Düsseldorf 366 Irrenaufbewahrungsanstalt Sankt Thomas 363 Irren-,Heil- und Pflegeanstalten 572 f. Isselburg, Sto 288 v. Itzenplitz, RP 199 Iven, Ehrendomherr 525

Jacobi, Geh. Oberrechnungsrat u. Gouv.- Rat 83 -- Geh. RR 177, 191

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Namen- und Sachverzeichnis .

Jacobi, Georg Arnold , Staatsrat 70 - Joh. Friedr., Vertreter bei der Zentralkommission 295 f. - Med. R. 178 Vertreter des Präfekten 57 Jäger (LR) LR 255, 257 Jaeger, OBm 290 - Oberforstm. 176, 191 Jägerhof, Schlossverwaltung 366 Jaénisch, ESTA 446 v. Jagow, LR 257 Janssen, Direktor der Kunstakademie 552 LR 239 LR a. D. , Vors. des Prov. Ausschusses 580 Jauffret, Bischof von Metz 514 Jeanbon St. André, Generalkommissar 44 Jecklin, Eisenbahn direktor 497 Jentzsch (LR), LR 250, 259 Jerusalem, LGP 445 Jesse, LR 269 Joesten, KK, LR 232, 265 Johann Wilhelm, Kurfürst 550 Johansen, OBm 291 John, OProk 447 - RR, Geh. RR 174, 190 Jollivet, Generalkommissar 44 Jonas, EisenbP 497 Jonen, ESTA 446 Jordans, KK, LR 232, 264 Jourdan, Generalsekretär 57 Juden 535-542 Jülich-Berg, Stände 39 ---- Verfassung 37 ff. Jülich - Kleve - Berg, Oberpräsidialbezirk 133 Jülich, Herzogtum, Anfall an PfalzNeuburg 30, 37 Kreis 239 --- Sto 288 Juncker v. Oberconraid, PolDir 331 Jung, Med. R 212 Jungblut, Bm 290 Jungbluth (LR) 248 Junker, PolDir 331 Junkermann, Bm 290 --- LGP 445 f. Justices de paix 53 Justiz, Schlechter Ruf der bergischen 401 Justizämter 384, 422 ; Zuständigkeit 422; Aufhebung 433 Justizkollegium in Geldern 35 Justizkommissare 417, 432 Justizkommission , Administrative, in Kreuznach 80 in Wetzlar 67

Justizsenat, Kurtrierischer, zu Ehrenbreitstein eingerichtet 25 - zu Ehrenbreitstein, Nassauischer 62 - Ehrenbreitstein 115 f., 384, 399, 403 f. , 433 ; Zuständigkeit 417ff.; Verlegung nach Koblenz 419 ; Rückverlegung 420 ; Aufhebung 435 Justizsenate, Kurtrierische weltliche 23 Justizsenat in Trier, Geistlicher 20 Justizsenatsdirektoren, Namenreihe 444

K Kabinett zu Biebrich, Nassauisches 61 - zu Weilburg, Nassauisches 61 Cadenbach, OBm 290 Kaifer, Bm, OBm 291 Kaiserswerth, Sto 288 Kaldenkirchen , StO 288 Kalk, StO 288 v. Calker, UPr 548 Kalt, Geheimrat 25 v. Kameke, ChSt 462 Kammerjustizdeputation für das Herzogtum Kleve 32 Kampers, LR 256 v. Kamptz, Justizminister 529 Kantonalversammlungen 49 Kantone 48 Kantonskommissare am Niederrhein 77 Cappe, KK, LR 231 , 249, 250 Cappé, Kreisdirektor 71 Cardon, RR 176 v. Karff, Präfekturrat 73 Karl Theodor, Kurfürst 550 Carlsburg, Oberrabbiner 540 v. Carnap, OBm 290 Carow, Reg .-Dir. 176 Karsch, Generalsekretär 57 Intendanturrat 465 v. Caspars, Kapitularvikar 514, 516 Kassationsgericht in Frankfurt 68 Kassationshof Düsseldorf 72, 73, 78, 381, 384, 398, 401 Kassen- und Rechnungswesen 173 Castello, Kons.-R., Domdechant 176, 524 Kastner, UPr 548 Katasterämter 358 Katasterbehörden 356 ff. Katasterbüreaus, Katasterkommissionen 357 Katasterinspektor 358 Cattrein, KK, LR 233, 267

Namen- und Sachverzeichnis Katzenelnbogen, Grafschaft 96 Kaufmann (LR) 260 - LR 239, 261 -- OBm 290 Kaufmannsgerichte 350 f. Kayser, LR 262 Keller, Bm 290 v. Keller, Bm 292 Graf, LR 258 Kellner, Kurtrierische 21 Kempen, Kreis 247 StO 288 Keppler, Präfekt 57 Kerll, RR 137 Kessel, Landschaft, Anfall an Preussen 30 v. Kesseler, LR 238, 240 LR 246, 266 Kesselkaul, LR 237, 258 Kessler (LR), LR 264, 243, 260 Kettwig, StO 288 Kewening, OProk, LGP 446 f. Kiefer, Bm 291 Kieschke, EisenbP 498 Kiesel, (LR) LR 246, 256 Kirchberg, Sto 288 Kirche, evangelische 499 ff. katholische 512 ff. Kirchenverfassung, ältere protestantische 499 ff. - katholische, zur Zeit der franzö sischen Herrschaft 155 ff. , 513 f., 516 f. -katholische, im Herzogtum Nassau 518 f. - lutherische, zur französischen Zeit 504 ff. - reformierte, zur französischen Zeit 503 ff. in Meisenheim 109 - im Fürstentum Lichtenberg 105 Kirchenbücher, Versuch ihrer Wiederherstellung als Standesregister 368 f. Kirchenordnung f. d . ev. Gemeinden 510 f. Kirchenrat in Heidelberg 499 Kirchen- undSchulkommissionen 154, 159, 179, 184 Kirchenwesen, Militär- 469 f. v. Kircheisen, Justizminister 369, 386 ff., 391 f., 395 Kirn, StO 288 Kirschstein, LR 262 Kitz, ESTA 447 LGP 445 Claessen, LR 238 f. Classen, Schulrat 191 Klassensteuer 356 Klausener, LR 255

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v. Clausewitz, Ch8t 462 Clavel, OPostd 487 Klein, Bm 290 Landeshauptmann 580 LGP 445 V. Kleist, Gen. d. Inf. 82 v. Kleist-Retzow, OP 153, 549 Kleve, Herzogtum, Erwerbung durch Preussen 30 - Herzogtum, Behördenverfassung 31 f. Stände im Herzogtum 34 Abtretung an Napoleon 58 - Kreis 248 Sto 288 Tiergarten zu 366 v. Klewitz , LR 258 v. Klewiz, Minister 136 Klihm, OPost 487 Klinge, RR 178, 191 Klingemann, GenSup 163 Klingenberg, Schulrat 175 Klinkenberg, Generalvikar 516 Klönne, Bm 291 Clostermann, OBm 290 f. Klüber, Legationsrat 201 f. - OBm 290 RR 376 Knapp, LGP 446 Knappschaftsoberversicherungsamt 451 Knebel, LR 260, 266 Knecht, ESTA 447 Kniffer, Bm 291 Knoll, LR 265 v. Knopp 79 Koblenz, Landkreis 256 Stadtkreis 256 - 8tQ 287 - Schöffengericht 22 Stadtverwaltung zu kurtrierischer Zeit 21 Polizeiverwaltung 325, 330 f. - zum Gen. Gouv. Nieder- u . Mittelrhein gehörig 79 - im Wettbewerb als Sitz des obersten Gerichtshofes 401 Koch, Direktor des Justizsenates Ehrenbreitstein 419 KK, LR 232, 256 Kochen, Kreis 257 Sto 288 Köhler, Dr., LGP 446 Köhn, Prov.- Steuerdir . 377 Köhne, OPostd 487 Köller, KK LR 232, 255 Köllner, Intendant 467 OBm 291 Köln, Kurfürstentum, Verfassung 25; Landstände 26

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Namen- und Sachverzeichnis.

Köln, Landkreis 263 Stadtkreis 262 - Sto 287 Domkapitel, Verfassung 26; 521 Polizeiverwaltung 325 ff. wy als Sitz des obersten Gerichtes 401 v. Coels, KK, LR 231 , 236, 237 v. Cöls, LR 329 v. Coels v. d. Brügghen , LR, OPR 237, 150 Könen, Gouv .- Komm., Präsident des Appelhofes 77, 385 König, LR 260 v. König, PolPr 329 Königs (LR) LR 253, 250 Königswinter, StO 288 Köpke, ChSt 462 Köppen, LR 265 Koerfgen, Generalsekretär 57, 101 Köster v. Kösteritz, OProk 446 Kötter, LR 254 v. Coeverden, RR 178, 192 Cogels, Vertreter der Präfekten 57 v. Cohausen, KK, LR 232, 260, 268 v. Coll, RR 59 f. Kollegiatstift Aachen 521 v. Collenbach, OProk 447 Collig, LGP 445 Kominandierende Generale, Namen. reihe 462 Kommandobehörden 459 ff. Kommissare für die Bischöfliche Vermögensverwaltung 318 f. Kommission für die Rheinischen Provinzialmuseen 576 f. Concilium medicum, Jülich - Bergisches 39 Konferenz zu Biebrich, Geheime 61 Konopacki, RVP 199 Konsistorialkonvente 62, 426, 507 Konsistorien , ältere protestantische 500, 501 , 507 ; nassauische 61 f. , 426 -- jüdische , Konsistorialsynagogen 536, 539 f. Konsistorialpräsidenten , Namenliste 163 Konsistorialverfassung in Wetzlar 85, 426 Konsistorium , Erzbischöfliches, in Trier 20, 23 --- in Hanau 67 Kleve-Märkisches 34 in Koblenz und Köln 153 ff.; Aufhebung des Kölner 161 ; Verwal tungsbereich 512 Contzen, OBm 290 Reg.- Ass. 238 Conze, LR 251 Kammerassessor, Gouv.Koppe, Komm. 77, 83

Koppen, LGP 445 Koppstadt, Forstm. 191 Kopstadt, Bm 290 Cordel, Generalvikar, Dompropst 516, 524 Koreuber, Oberzollpräs. 377 v. Korff, LR 239 Cormann , LGP 446 Korn, LGP 445 Cornelius, Lambert, Inspektor der Kunstakademie 550 - - Peter, Direktor der Kunstakademie 551 Korrektionshäuser 343 Korrigendenwesen 570 Korte, Beigeordn. 291 Kortum, Schulrat 191 Korum, Bischof 320, 525 v. Cossel, LR 246 Cox, Kreisdir. 77 Kraft, Kons. R. 155 Geistl. R. 191 Krahe, Historienmaler 550 Cramer. LGP 445 --- Ob. RR 106 Kramer, Reg.-Ass. 319 Cramer, RR 175, 191 v. Cramon, Ch8t 462 Kraus, Stadtgerichtsdir. 404 Krefeld, Landkreis 248 Stadtkreis 248 - Polizei 325, 333 Sto 287 Kreisärzte 347 Kreisausschuss 228 f. Kreischirurgen 223, 346 Kreisdirektoren im Generalgouvernement Berg 71 im Gen.-Gouv. Mittelrhein 75 Kreise und Kreisbehörden 219 ff. Bildung und Zusammensetzung 236 ff.; Einwohnerzahlen 233 f. Kreisersatzkommissionen 470 Kreisgerichte der Übergangszeit, deren Auflösung 403 ff. - zur Zeit der Besitznahme 382 f., 398 - v. J. 1849 430, 433 ; Aufhebung 435 Kreisgericht Wetzlar 421 Kreiskassen 221 Kreiskommissare 221 Kreisphysiker 221 , 223, 346 f. Kreisschulinspektoren 358 f. Kreisstände 223 ff. Kreisvermittelungsbehörden in Auseinandersetzungssachen 458 Krementz, Erzbischof 319, 525 Kreusler, Direktor der Landwirtsch. Akademie 549 Kreuzberg, LR 240 .

Namen- und Sachverzeichnis. Kreuznach, Kreis 257 beantragt ein Landgericht 410 - Polizei 325 Sto 287 Kriegsgerichte 468 f. Kriegskommissariat, Kurkölnisch. 27 Kriegskommissariate 464 Kriegsrat, Kurkölnischer 27 Kriegs- und Domänenkammer, Geldern-Mörsische 34, 35 Kriegs- und Domänenkammer in Hamm 35, 37 Kriegs- und Domänenkammer in Kleve 31 f. 35 Kriegs- und Domänenkammer in Mörs 34 Kriegs und Domänenkammerdeputation in Mörs 34 Kriegs- und Domänenkommission in Geldern 35 Kriegs- und Steuerräte im Herzogtum Kleve 33 Kriesche, OPostd 487 Kriminalgerichtshof in Düsseldorf 72 Kriminalkommission des Justizsena. tes in Ehrenbreitstein 399, 418 Kriminalkommissionen zu Ehrenbreitstein und Wiesbaden 62 Krobitzsch, ESTA 447 Kromayer, Bm 291 Crome, OProk, LGP 447, 445 Kronenberg, StO 238 Krüger, Intendant 467 Krümmer, Berghauptmann 452 v. Kruse, LR 255 - LR 259 Kruse, RP 198 v. Kühlwetter, LR 242, 265 RP 198, 553 Kühne, OPostd 487 Kühnhaus, Bın 291 Küper, OBm 291 Küpper , LR 242 Geistl. und Schulrat 163, VizeGen. -Sup. 176, 192 Küster, Präs. d. Gen. Komm. 458 Kuhlmeyer, Ob. RR 192 Kultuswesen 499 ff. Cuno, Eisenbahnbauinspektor 492 Kunstakademie zu Düsseldorf 550 ff. Kunstakademiedirektoren 551 f. Cuny, RR 178, 191 v. Cuny, RPr 199 Cunz, Kons.-R. 155 Kuratoren der Universität 548 f.

L Lacanal, Generalkommissar 44 Lacomblet, Provinzialarchivar 613 ff., 621

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v. Ladenberg, RP 199 RR 191 Ladoucette, Präfekt 57 v. Laer, LR 250 Lamberts, Bm 291 Lameth, Präfekt 57 Lancelle, LR 267 Landarmenhaus in Trier 367, 570 f. Landarmen- und Korrigendenwesen 570 Landbeck, OPostd 487 Landbürgermeistercien 280 Landesadministrationskollegium in Geldern 35 Laudesadministrationskommission, Österreichisch-bayerische 79 f. Landesbank 574 Landesbauämter 576 Landesbaumschule in Engers 323 Landesbeamte, Namenreihe 579 f. Landesbibliothek, Landes- u . Stadtbibliothek in Düsseldorf 365 Landesdeputation in Saarbrücken 117 Landesdirektor ( Landeshauptmann) 567 ff.; Namenreihe 580 - in Düsseldorf z. Zt. des Generalgouvernements Berg 71 Landesdirektorialräte 77 Landeshauptmann 568 f.; Namenreihe 580 Landesökonomieräte 457 Landesrat 567 Landespolizei 323 ff., 334 ff. Landesregierung in Koblenz, Kurfürstliche 21 , 23 Landesversicherungsanstalt 579 Landesverwaltung 568 Landfermann, Reg.- u. Sch.-R. 164 Landgemeinden, Verfassung 271 ff. Landgemeindeordnung 278, 283 Landgendarmerie 476 Landgerichte v. J. 1820, deren Einrichtung 402 ff. , 412 ; Vermehrung 409 f.; Zuständigkeit 407 - seit 1879 435 f., 438 Teilnahme an Auseinandersetzungssachen 455 Landgerichtspräsidenten , Namenreihen 445 f. Land- und Stadtgerichte 410, 415 ; Aufhebung 433 f. Landpolizeikommissariate 338 Landräte 220 ff.; Geschäftsanweisung 222 Namenreiben 236 ff. im Herzogtum Kleve 33 Landratsstellen, deren Besetzung 928 Landrecht, Wiedereinführung des preussischen 886

638

Namen- und Sachverzeichnis .

v. Landsberg, Landesdirektor 568, 580 Landschreibereien, Nassauische 428, 434 Landschulkommission, Kurkölnische 27 Landstatthalterschaft in Koblenz, dann in Montabaur 24 Landtage 559 Landtagskommissar 559 Landtagsmarschälle, Namenreihe 579 Landtagsmarschall 559, 563 f. , 566, 568 Landwehrbezirke 470 Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft 578 Landwirtschaftliche Akademie 549 Landwirtschaftskammer 320 Landwirtschaftsschulen 365, 367, 577 Lange, Assessor 155 Schulrat 190 Langen, LR 257 Langenberg, Sto 287 Langer, Direktor der Kunstakademie 550 Langsdorf, RR 60 Larenz, RR 214 ; Landgerichtsrat 217 v. Larisch, Reg.-Ass. 217 v. Lasberg, KK, LR 231 , 242 de Lassaulx, AGR 402 Laumond, Präfekt 57 Laur von Münchhofen , LR 267 Lautz, ESTA 446 f. Lebas, Generalsekretär 57 Lebens, RR, Ob. RR 174, 190 Le Camus, Bischof von Aachen 514 Lechenich, Kreis 263 Lehnhof zu Wiesbaden 61, 63 Lehnssachen u. Lehnshoheitssachen 399, 425 Lehmann, EisenbP 498 - Landgerichtsrat 419 - OPostd 487 Lehr, OBm 290 Lehwald, OBm 291 Leichlingen, StO 288 v. Leipziger, RP 198 Leist, Prokurator 402 Lembke, LR 251 OBm 291 Lenné, (LR) 258 Lennep, Kreis 243 StO 288 Lent, OLGP 410 Lentze, Eisenbahndirektor 497 OBm 290 Lenzen. AGR 402 Leseurre, Generalsekretär 57 v. Lettow-Vorbeck, LR 257 Leue, OProk 447

v. d. Leyen, LR 252 Leysner, Bm 290 LR 249 Lezay-Marnesia, Präfekt 57 Lichtenberg, Fürstentum,Verfassung und Erwerbung 103 ff. Postwesen im Fürstentum 478 Liel, Justizsenatsdirektor 419 Liessem, KK, LR 233, 265 Lilienstern, Rühle von, Oberstleutn. 120, 122 Limbourg, LR 249 zur Linde, OPostd 487 Lindemann, Bm 290 OBm 290 Linden, Peter, Staatsrat 70, 113 - Reg.- Dir. 177 Lindenberg, LR 265 Linn, Geh. Just.-R. 108 Linnich, StO 288 Lintz, LR 266 Linz, Assessor 212 Kreis 257 - LR 258 RR 192 StO 288 Lippeschiffahrtsdirektion 340 Liquidationskommission inAachen 84 Lischke, OBm 290 v. Loë, KGen 462 - (LR) 246 LR 248, 264 Lörick, Bm 291 Loerick, LR 252 v. Löw, Oberforstm. 218 Löwe, LR 239 Lokalkonsistorien 504 f. Lombard, OProk 447 v. Lommessen, KK, LR 230, 237 The Losen, LR - 238 Lotsenprüfungskommission 353 Lottner, OBm 290 v. Louisenthal, LR 266 Lucas, LR 255 v. Luedemann, PolDir 330 Lüke, UPr 547 Lüttringhausen, StO 288 Lützeler, OProk, LGP 446, 445 M Mackeldey, UPr 547 Maehler, OBın 290, 330 v. Maercken, KK, LR 231 , 246 Maesen, van der, Kreisdir. 77 Magistrat de sûreté 54 Magistrat, Kollegialischer 285 Mahl- und Schlachtsteuer 356 Mainz, Stadt und Festung 79 Maires 45, 48

Namen- und Sachverzeichnis.

Maischeid, Amt 206 Mallinckrodt, Reg.- Vizepr. 191 f. Mallmann, ESTA 447 LGP 445 Malmedy, Einführung der deutschen Geschäftssprache . beim Kreisgericht 403 ― Kreis 239 Sto 288 Mangold, OBm 291 Mannay, Bischof von Trier 514 f. Mannkopff, LR 271 Mantell, ESTA 446 f. Marquis, Generalkommissar 44 Marsch- und Einquartierungskommission, Nassauische 61 Martini, EisenbP 498 Marx, OBm 290 Maschinenämter 496 Mass und Gewicht 51 Massen, Bm 290 f. v. Massenbach, RP 198 f. v. Massow, Intendant 467 Mathieu, AGR 402 v. Matuschka, Graf, PolPr 330 Matzerath, OProk 447 Maubach, Bm 291 Maurenbrecher, OPostd 480 Maurer, LR 265 Maus, LGP 445 Maybaum, Domherr 525 Mayen, Kreis 258 StO 288 Mayer, UPr 547 Mazza, OBm 290 Méchin, Präfekt 57 Mecklenburg- Strelitz, Herzog v . 93f. Medicus, Pfarrer 506 Meding, Reg. - Dir . 175 Medizinalkollegium 169 ff. - im Grossherzogt . Berg 64 Medizinalrat, Kurkölnischer 27 Medizinaluntersuchungsämter 347 f. Meinck, LGP 446 Meisenheim, Kreis 110, 258 - Oberamt, Verfassung und Erwerbung 107 ff. Postwesen im Oberamt 479 Melbeck (LR), LR 244, 255 Melchers, ESTA 447 Erzbischof 319, 525 Meliorationsbauämter 341 Meliorationsfonds 574 Melsbach, LR 249 Mencke, LGP 446 v. Merken , Kreisdir. 77 Merrem, Arzt, Med.-R. 84, 170, 191 , 345 f. LGP 445 f. Merscheid, StO 288

639

Mersmann, LR 265, 268 Mertens, Gen.-Sekr. 77 Merzig, Kreis 266 StO 288 Mess, Kirchenrat 212 Metropolitikum 533 Metten (LR) 255 Mettmann, Kreis 250 StO 288 Meurers, Domherr 525 f. v. Meusebach, Präsident 75 v . Mevissen, Geh. Kommerzienrat 554 Meyer, OPostd 487 Micols van Aubel, Kreisdir. 77 Militärbaubeamte . 466 Militärgerichtsbarkeit 467 ff. Militärgouverneure 462 f. Militär-Intendantur 464 f. Militärkirchenordnung 370 Militärkirchenwesen 469 f. Militäroberpfarrer 470 Militärverwaltungsbehörden 464 ff. Militärwesen 459 ff. Milz, Kons.-R., Weihbischof 155, 526 Ministère public 55 f. Ministerium, Öffentliches 54 ff., 381, 384 f., 398, 413, 435 Minten, LR 263 Minuth, RR 70 v. Miquel, LR 268, 331 v. Mirbach, Frh., Rittmeister 122 -- RR 490 Mittag, OPostd 480 Mittermaier, UPr 547 Möllenhoff, LR 255 v. Möller, LR 259 - LR a. D. u. Eisenbahnkommissar 490 RP 153, 199, 490 Möllhausen, Militäroberprediger 164 Mörs, Fürstentum , Erwerbung durch Preussen 30 ; Verfassung 34 - Kreis 250 Sto 288 v. Moers, OSTA 444 Mohr, LR 268 Momm, Bm LR, OPR, RP 269, 150, 199 Mommen, Domherr 525 Monpoint, Domherr 525 Monschau s. Montjoie Monschaw, Beigeord. 290 v. Monschaw, KK, LR 231 , 247 Montjoie, Kreis 239 StO 288 Moog, Bischof der Altkatholiken 534 Moresnet, Neutral-, Verfassung 97 Moritz (LR) 251 LR 260 - LR 267

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Namen- und Sachverzeichnis.

Moriz, LR 267 Morkramer, OLGP 444 v. d. Mosel, KK, LR 231 , 248 Moser, Baurat 178 Mosler, Stellvertr. Direktor d . Kunstakademie 552 Most, OBm 292 v. Motz, Geh. RR 177 Gen. Gouv.- Komm. 74 Mouchard Chabon, Präfekt 57 Movius, LR 259 v. Müffling, General 334 Mülheim a. Rh., Landkreis 263 Stadtkreis 263 a. Rhein Sto 288 a d. Ruhr, Landkreis 251 - Sto 280, 287 Magistrat 289 Müller, Amtm. 60 Bm 291 Domherr 525 -- ESTA 446 f. - Justizrat, Hilfsarbeiter der Imm.Justizkommission , dann Appellationsgerichtsrat 393, 402 Kreisgerichtspräsident, dann Appellationsgerichtsrat 402 Landgerichtsrat 419 ― (LR) 261 LGP 445 - PolDir 328 Strombaudirektor 305 - Vorstand der Kunstakademie 552 v. Mülmann, Oberforstm. 177, 191 Münch von Bellinghausen, RR 191 Münch, Direktorialrat in Wetzlar, Unterpräfekt, KK 67, 85, 97, 117 München- Gladbach, Stadtkreis 251 StO 288 v. Münchhausen, Oberforstm . 174, 190 v. Münchow, UPr 548 Münstereifel, StO 288 v. Müntz, OLGP 410 Münzamt in Ehrenbreitstein 61 Münze 351 f. v. Mulzer, Hofrat 67 Murat, Joachim 58, 65 Museen, Rheinische Provinzial- 576 f. v. Mylius, OProk 446 Mylius, Senatspräsident, OBm, AGR 232, 290, 326, 402 N

Nacke, ESTA 447 Näke, UPr 548 v. Nagler, Generalpostmeister 479, 481 Nassau, Abtretung nass. Gebiete an

Preussen 94 f.; Verwaltungseinrichtung 115 f. Herzogtum, Verfassung 59 ff. Nassau Usingen, Anfall kurköln . Ämter an 58 Nassau-Weilburg, Anfall kurtrier. Ämter an 58 v. Nasse, LR 257 LR 265 Nasse, OP 153 RP 199 UPr 547 Naumann, EisenbP 498 -- Kurator der Universität 549 LR 249 zur Nedden, LR, OPR, RP 267, 150, 199 v Neefe, RVF 199 Nees von Esenbeck, UPr 548 v. Negri, KK, LR 231 , 239 Nell, Prokurator 74 v. Nell, LR 268 C LR 246, 261 v. Nesselrode-Ehreshoven , LR 263, 264, 265 V. Nesselrode -Reichenstein, Graf 64 f. , 70 Nettekoven, Justizsenatsdirektor 419 Neuenburg, OSTA 444 Neuerburg , StA 288 Neukirchen, Bergisch, StO 288 v. Neukirchen, Freih. gen. v. Nyvenheim , LGP 445 Neuss, Landkreis 251 -- Stadtkreis 252 Neustadt, Herrsch . 102 Gimborn, Herrschaft 200 Bergisch, StO 288 Neutral Moresnet, Verfassung 97 Neuwied, Kreis 258 StO 288 Voluntärgericht 428 Neven, Volksrepräsentant 41 Nicolovius, GenProk 444 Niebuhr, Gesandter in Rom 520, 551 Nieden, GenSup 163 zur Nieden, LR 250 Niederrhein, Grossherzogtum, Name 132 f. de Niem, LGP 445 v. Niesewand, LR 264 Nobiling, Reg.- u. Baurat 302f., 305 Nöggerath, Bergkommissar 448 UPr 548 Noelle, Münzwardein 352 Nollau, OBm 291 Normalschule in Koblenz 76 v. Nostiz (LR) 257 Notare 56, 432 ; Notariat 408 ; Notariatsarchive 409

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Namen- und Sachverzeichnis.

Nückel, LGP, OLGP 444, 445 v. Nyvenheim, LGP 445

Oberappellationsgericht in Aschaffenburg 67 ; Jülich-Bergisches 38 ; Kurkölnisches 29f.; Nassauisches 62 Oberaufseher der Rheinschiffahrt 300 Oberbergamt in Bonn 109, 119, 449 ; in Dortmund 450 Oberbergamtskommission in Bonn 448 f. in Dortmund 448 Oberbürgermeister, Namenreihen 289 ff. Oberdeichinspektor 341 Oberersatzkommissionen 471 Oberfischmeister 341 Oberförstereien 361 ff. Oberforstmeister im Gen. - Gouv. Niederrhein 78 Obergericht, Fürstlich Wiedsches zu Neuwied 210; Zuständigkeit 420 - Fürstlich Solmsisches zu Braunfels 213, Zuständigkeit 420 Oberhausen, Stadtkreis 252 StO 288 Oberintendanturräte 466 Oberkonsistorium in Düsseldorf 72, 508, 509 Oberkriegsgerichte 469 Oberkriegskommissare 464 Oberlandesgericht zu Emmerich, dann zu Kleve, dann zu Hamm 383, 386, 415 ff., 436 zu Düsseldorf 438 ; zu Frankfurt 437 ; zu Köln 436 Oberlandesgerichtskommission in Emmerich 73, 415 Oberlandesgerichtspräsidenten , Namenreihe 444 Oberlandeskommission in Ehrenbreitstein 24 in Limburg 24 Oberpostämter 480 f. Oberpostdirektionen 482, 484 Oberpostdirektoren, Namenreihen 480, 487 Oberpräsidenten 134 ff., Entstehung der Instruktionen 135 ff. Namenreihe 152 f. Oberpräsidialdienstanweisung v. J. 1825 148 f. Oberpräsidialrat 142 Oberpräsidium in Koblenz 144 Oberprokuratoren , Namenreihe 446 f. Oberstaatsanwälte 436 Namenreihe 444 f. Obertüschen, Bm 291 Oberversicherungsämter 197 f.

Oberwesel, StO 288 Oberzolldirektion 375-381 ; Namenreihe der Präsidenten 377 Odenkirchen, StO 288 Öchelhäuser, Bm 291 Oehler, OBm 290 f. Ökonomiekommissare 457 Oeligschläger, Kreisdir. 77 v. Oertzen, LR 247 Offermann, EisenbP 497 Officiers de santé 344 Offizialate 533 Offizialrat in Köln 29 ; in Limburg 24 Offizialgerichte, Trierische 22, 23 Offizialatskommissariat in Koblenz 20, 24 Ohligs, StO 288 Oktroibüreaus 293 Oldenburg, Herzog v. 93 f. v. Olfers, OProk, LGP 447, 445 Ondereyck, OBm 291 Opladen, Kreis 252 StO 288 v. Oppen, OProk, LGP 447, 445 Oppenhof, LGP 404, 445 Oppenhoff, OProk 446 f. Oppenhof, RR 290 Organisationskommission für Wied, Nassauische 59 d'Ormechville, Präfekt 57 Orsoy, StO 288 Ortmann, OBm 290 Ortsgerichte im Bezirke des ehemaligen Justizsenates 442 f. Ortspolizeiverwaltung 324 f. Ortsschulinspektion 354 Ostermann, Eisenbahndirektor 497 Oswald, AGR 402 LGP 445 Otter, KK, LR 232, 257 Otterstädt, Freih. v., Gen. -Gouv.Kommiss . 74 Ottweiler, Kreis 266 · StO 288 v. Oven, ChSt 462 P

Packenius, OProk 446 Pahl, LGP 445 Pahlke, OBm 291 Pape, Eisenbahndirektor 497. Pappenheim, Graf v. 93 f. Pasch, Kabinettsrat 209 - Karl, Justizrat, dann Regierungsdirektor in Neuwied 212 - Mich . Jos. , Wiedscher RR 212 Wied-Runkelscher Pol.- u . RR 206. Paschen, LGP 445 Pastor, LR 237, 239 41 Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz.

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Namen- und Sachverzeichnis.

v. Patow, RP 199 - Staatsmin. 109 Patrimonialgericht zu Broich 410 Pattberg, OProk 447 Pauls, RR 178, 190 Peinliche Gerichtshöfe 55 ; Peinliche Spezialgerichtshöfe 55 Pelizaeus, LGP 445 Pelldram, Bischof 525 Pelzer, OBm 290 - RR 176, 192 Perger, KK, LR 233, 270 v. Pestel, Kriegs- u. Dom.-R., RP, OP 70, 129, 131 , 134, 152, 177, 191 , 198 Peter, Kons.-Pr. 162 Peters, LR 258 Peterson, ESTA 446 Pfähler, OPostd 487 Pfalz, Kurfürstentum, Behörden 40 Pfeffer von Salomon, LR 268 Pfeiffer, Bm 290 f. v. Pfuel, ChSt 462 Philippi, LGP 445 Physiker 345 Piautaz, Präfekt, dann Gouv. Kommissar 83 v. Pidoll, Domherr 524 Piecq, OBm 291 Pietzach, (LR) 259 Pithan, Schulrat 178, 191 Bm, auftrgw. 291 v. Planitz, ChSt 462 Pleuss, OProk, LGP 446, 447 v. Ploetz, KGen 462 Pocholle, Generalsekretär 57 Polch, LGP 445 f. Polizeianwälte 432, 434 Polizeibehörden 323 ff. Polizeigerichte 53, 406 Polizeikommissare 48 Polizei-und Finanzdirektion in Wetzlar 67 Poll, Kons.-R. 155, 179, 515 Pollmann, KK, LR 232, 262 Polytechnische Schule in Aachen 552 f. v. Pommer-Esche, LR 250 - RP 199 OP 153 Pomowitz, Wirkl. Geh. Kriegsrat 463 v. Porbeck, Reg. - Dir. 175 Porcher, LR 265 Postinspektoren 481 f. Postverwaltung zu französ. Zeit 52 447-487 Postwesen im Gen.- Gouv. vom Niederrhein 78 Präfektekten 45 f. - der rheinischen Departements, Namenreihe 57

Präfekturräte 185 Präfekturrat 46 Präfektursystem 45 Prange, Eisenbahndirektor 497 v. Pranghe 101 Prescher, Oberkriegskommissar, Intendant 464 ff. Preussen, Prinz Wilhelm von (d. A.), Generalgouverneur 462 f. Prinz von, Militärgouverneur 463 v. Prittwitz, Reg.- Dir. 178 v. Proepper, KK, LR 231 , 247 Procureur impérial 54 Provinzialarchive 613 ff. Provinzialausschuss 568 f. Provinzialblindenanstalten 574 f. Provinzialdenkmälerarchiv 577 Provinzial - Feuerversicherungsanstalt 574 Provinzialhilfskasse 574 Provinzial- Irren-, Heil- und Pflegeanstalten 572 f. Provinzialkommission für die Denkmalpflege 577 Provinzialkonservator 577 Provinziallandtagsvorsitzende , Namenreihe 580 Provinzialmuseen 576 f. Provinzialrat 151 - Grossherzogl. Bergischer 64 Provinzialsalzkomtoir 377 Provinzialschulkollegium 153 ff. , 160, 164 ff. Provinzialstände 556 ff. Provinzialsteuerdirektion 375 ff. Provinzialsteuerdirektor als Leiter der Schiffahrtsangelegenheiten 297 f. Provinzialsteuerdirektoren, Namenreihe 377 Provinzialstrassenverwaltung 575 f. Provinzialverwaltung 556 ff. Provinzialverwaltungsrat 566 f. Provinzialzolldirektion in Emmerich 32 Prüm, Kreis 267 Reichsabtei 24 StO 288 Pruneau, Directeur général in Aachen 42 Pult, ESTA, OSTA 446, 444 v. Puttkamer (LR) 265 ― RVP 199 Q V. Quadt- Wyckradt - Hüchtenbruck, LR 258 Quednow, Baurat 176, 192 Quien, Bm 291

Namen- und Sachverzeichnis .

R Raab, Domherr 524 Rabe, ESTA, OStA 446, 444 Radevormwald , StO 288 Radloff, UPr 548 v. Raesfeld, LR 249 Räte der Gewerbeverständigen 349 Raffel, PolDir 333 Raitz von Frentz, LR 257 LR 260 LR 242 Landtagsmarschall 580 Rappard, Bm 291 v. Rappard, Geh. RR 177 Kriegs- u. Domänenrat 36 OLGP 410 Rasch, Strombaudirektor 305 Ratibor u. Corvey, Prinz von, Prinz zu Hohenlohe Schillingsfürst, RP 199 Ratingen, StO 288 Ratjen, LGP, OLGP 444 f. v. Raumer, RP 199, 490 Reblaus, Massregeln gegen die Verbreitung der 312 Receveurs 50 Reche, Kons. R. 155 Recht, Kampf um das Rheinische 393 ff. - Preussisches, Versuch seiner Einführung 386 ff. Rechtsanwälte 432 Rechtsschule in Wetzlar 68, 543 v. d. Recke, RP 198 Recking, KK 233 OBm 292 Redtel, Baurat 177, 352 Rees, Kreis 252 StO 288 Reget, Ehrendomherr 525 Regierung zu Aachen 175 , 191 zu Düsseldorf 177, 191 zu Kleve 178, 180 - zu Koblenz 173, 190 zu Köln 176, 191 zu Trier 176, 192 - Einrichtung der Fürstlich SolmsBraunfelsischen 212 ; Aufhebung 216 f. -- in Ehrenbreitstein 115 , 123 - Nassauische in Ehrenbreitstein eingerichtet 25, 59 ff. - zu Hachenburg 59 f. im Herzogtum Kleve 31 , 33, 35 - zu Mörs 34 ---- in Münster 35, 37 -- Einrichtung der Fürstlich Wiedschen R. zu Neuwied 210 ff.; Aufhebung 215 f.

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Regierung in Sankt Wendel 104 - zu Weilburg 59, 61 - Nassauische, in Wiesbaden 59 ff. Regierungen, deren Einrichtung 171 ff. die fürstlichen 200 ff. Regierungshauptkassen 180 f. Regierungskanzlei zu Altenkirchen 59 Regierungskollegium, Kurkölnisches 27, 30 Regierungspräsidenten, Namenliste der 198 f. Regulierungsbehörden 452-459 Rehan, OPostd 487 Rehbock, OPostd 487 Rehfues, Kurator der Universität 548 Reichartz, LGP 445 Reichelstein, Ehren domherr 525 Reichensperger, Generalsekretär 57 LGP 445 Reichserzkanzler 58,66 Reichskammergerichtsarchiv 620 f. v. Reiman, Geh. Rat, RP 83, 121 ff., 131 , 134, 173, 175, 191, 198, 587 - LR 238 Reimer, Archivdirektor 621 Reinhardt, Geh. RR 108, 110 LR 258 Reinkens, Bischof der Altkatholiken 534 v. Reisach, Graf, Provinzialarchivar 613 f. , 621 Remagen , StO 288 Remscheid, Stadtkreis 253 StO 287 Rennen, LR 240 LR 267 - - LR 492 EisenbP 497 Renteien im Herzogtum Kleve 33 Rentenbank 458 v. Renvers, LR 269 Landeshauptmann 580 Repressionshaus für Bettler 343 v. Reumont, LR 238 Reuss - Greitz, Heinrich v. , Gen.Gouv. 85 Reuter, Bm 291 Ehrendomherr 525 - LGP 446 Reuther, Bm 291 Revisionsgericht, Kurfürstlich Trierisches 23, 25 Revisionshof in Berlin 401 , 407 - in Koblenz 75, 84, 115 f. , 381 , 384, 398, 401 Revisionskollegium in Ablösungssachen 453 Revisionstribunal zu Trier 52

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Namen- und Sachverzeichnis.

v. Rheinbaben, RP, OP 198, 153 Rheinbach, Kreis 264 StO 288 Rheinberg , Kreis 253 - StO 288 - Magistrat 289 Rheindahlen s. Dahlen Rheinprovinz als amtliche Bezeichnung 145 Rheinschiffahrtsakte 299 ff. Rheinschiffahrtsgerichte 302, 440 Rheinschiffahrtskommission 306 f. Rheinschiffahrtsoktroi 293 Rheinschiffahrtsverwaltung 292 ft. Rheinschiffseichämter 353 Rheinstrombauverwaltung 292 ff. beim Oberpräsidium 302 ft. Rhein- und Moseldepartement 43 Rheinwasserstrassenbeirat 308 f. Rheinzollgerichte 301 Rheydt, Stadtkreis 253 Sto 288 v. d. Rhoer, KK, LR 231, 253 Ribbentrop, Generalkommissar, Intendant 74, 467 Richter, ESTÁ 447 OPostd 487 - Staatsarchivar 621 v. Richthofen, LR 267 - RP 199 Ridder, Bm 291 Riehle, OSTA 445 Riemann, Intendant 467 Rieve, AGR 402 Ringe, OProk 447 Rintelen, LR 260, 265 f. v. Ripperda, LK 237 Ritter, LGP 445 Rittergüter der Rheinprovinz, Landtagsfähige 580 ff.; Matrikel 583 ff. zum alten und befestigten Grundbesitz gehörig 601 ff. Rittergutsmatrikel 562, 583 ff. Ritterhauptmann 442 Ritterräte 442 Ritterschaft 224, 228 Autonomie der rheinischen 441 Rittershausen, Hiftsarbeiter der Imm.-Justizkommission 393 OProk 446 Ritz, RR 175, 191 v. Ritz, KK , LR 231 , 249 Rive, LGP 446 v. Rodenberg, Reg.-Dir. 178 Roeber, Direktor der Kunstaka demie 552 Roederer, Graf, Bergischer Staatssekretär 70 Röhrig , LR 250 Roerdepartement 43

v. Roermond, Kreisdir. 77 Rötger, LR 245 Rogge, GenSup 163 v. Rohr, LR 266 Rommersdorf, Abtei,Anfall an Nassau 59 Ronsdorf, StO 288 v. Roon, ChSt 462 Roos, OBm 291 Rosbach , KK 233 - (LR) 267 v. Rosenberg , RR 178 v. Rosenberg Gruszczynski, LR, Verw.-Ger.-Dir. 243, 251 , 197 Rospatt, LR 249 Ross, GenSup 163, 510 Rosshirt, OPostd 487 Rother, Geh. Ob. Fin.-R. 136, 388, 401 Rottenburg, Kurator der Universität 549 Rottlaender , OBm 291 Rudler, Generalkommissar der Regierung 43, 44 Ruhegehaltskasse der Kreiskommunalverbände u. Stadtgemeinden 579 - der Landbürgermeistereien 578 Ruhrort, Kreis 254 - StO 288 Ruhrschiffahrtverwaltung_340 Rumschöttel, (LR), LR 267, 246, 269 v. Runkel, LR 258 - OProk 447 Ruppenthal , GenProk , RP 199, 370, 444, 529 - RR 178 Rust, ESTA, OSTA 446 , 444

Saarbrücken, Behörden der vorläufigen preuss . Verw. in 117 Besitznahme 92 f. Landkreis 267 Stadtkreis 268 - Polizeiverw . 331 StO 288 Saarburg , Kreis 268 StO 288 Saardepartement 43 neues 113 Saargebiet, Vorläufige Verwaltung im 117 Saarlouis , Behörden der vorläuf. preuss . Verw . in 118 -- Besitznahme 93 Kreis 268 Polizei 325 StO 288 Sachsen-Koburg, Herzog v. 93 f., 103, 106

Namen und Sachverzeichnis.

Sack, Ernst, RR, General- Gouvernementskommissar 70, 74, 83, 119, 121 - Joh. Aug., Generalgouverneur, OP 76 ff., 82, 90, 98, 119 ff. , 121 f., 152, 175 - UPr 547 Salinenverwaltung 449 Salm -Reifferscheid-Dyck , Fürst von 562 v. Salmuth, LR 258 Salomon, ESTA 446 v. Salomon, Universitätsrichter 548 Salzkomptoir 377 Sames, Wildenburg-Schönsteinscher Beamter 208 Samtgemeinde 272 Sander, LR 265 v. Sandt, Generaladvokat 385, 402 ― LR 261 - RP 198 Sanitätskommissionen 61 , 170 , 179 Sanitätswesen 344 ff. Sankt Goar, Kreis 258 - StO 288 Sankt Johann, StO 288 Sankt Martin bei Boppard, Erzie hungsanstalt 364 Sankt Thomas zu Andernach, Irrenanstalt 364 Sankt Vith, Kreis 240 - StO 288 Sankt Wendel, Lichtenbergsche Behörden in 104 f. Kreis 106, 269 StO 288 Sartorius, LR 260 Sasse, LR 240 Sayn, Abtei, Anfall an Nassau 38 Sayn- Altenkirchen, Grafschaft, Anfall an Nassau 58 Schadow, Direktor der Kunstakademie 552 Schaeffer, Prof. a. d. Kunstakademie 550 f. v. Schaesberg, Graf (LR) 246 v. Schaewen, EisenbP 498 Schaffner, Oberamtsass. 108 f. v. Schaper, RP, OP 199, 152 Schattauer, Strombaudirektor 305 Schauss, Baurat 191 RR 174 Scheckverkehr 486 Schede, RVPr 150, 199 Scheffer, OPR 150 v. Scheibler, KK, RR 230, 238 LR 240 LR 239 - OLGP 410 Schellen, LR 255, 269

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v. Schenk, KK 232 v. Schenkendorf, RR 174 ; seine Empfehlung durch Solms 174 ; Angriff gegen Sack 122 Schepers, Justizsenatsdir . 444 Scherenberg, LR, RP 250, 199 Scherer, LR 247, 255 LGP 445 Scheuermann, RR 376 Scheven, KK, LR 232, 264 f. Schiebel, RR 175 Schiedsgericht des ritterbürtigen rheinischen Adels 441 f. Schiedsgerichte f. Arbeiterversicherung 198 Schiedsmann 435 Schiffahrtsinspektor 304 Schiffahrtskommissionen 352 f. Schiffsuntersuchungskommissionen 352 Schild, LGP 445 Schimper, Domherr 524 Schirmer, RR 174 Schlaefke, RR 177 v. Schlechtendal, LR 240, 264, 267 Schlechter, Friedensrichter 422 Schiegtendal, Bm 290 Schleichhandel-Polizeiinstitut 337 f. Schleiden, Kreis 240 - StO 288 v. Schleinitz, RVP, RP 199 Schlenther, LR 258 Schlinck, LGP 445 Schloesser, ESTA 446 Schloßgarten in Engers 323 v. Schlotheim, ChSt 462 Schlüter, ESTA 446 Schmedding, Geh. Oberregierungsrat 524 Schmeltzer, KK, LR 233, 269 Schmelzer, RR 190 Schmidt, KK, LR 232, 259 - AGR 402 EisenbP 498 Schmidtborn, Bm 291 GenSup 162, 163 Schmitz, AGR 402 Kons.-Ass. 179 LGP 445 LR 247 Protonotar 514 Schmitz-Grollenburg, Frh. v. , Gen.Gouv.-Komm., Reg.- Dir., RVP, RP 75, 83, 91 , 93, 102, 113, 140, 174, 192, 198 f. , 201 Schmückert, Generalpostdirektor 482 Schnaase, OProk 446 Schnabel, Heinrich, Gouvernementspolizeidirektor 71 - LR 264, 328 f. , 334 ff.

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Namen- und Sachverzeichnis .

Schöffengerichte, Kurtrierische 22 ; Nassauische(Voluntärgerichte)427, 434; seit 1879 435 Schöffenräte 276, 278 Schöller, OBm 290 Schön, LR 245 Schönberger, KK, LR 233, 266 -- LR 257 Schönstedt, LGP 446 Schönstein, Gerichtswesen 423 - Herrschaft 207 Voluntärgericht 428 Schönwald, RR 191 Schommer, (LR) 267 - Polizeiinspektor 832 - Verw.-Ger.-Dir. 197 v. Schorlemer, LR., Vors. der Landwirtschaftskammer, OP 252,321,153 Schrakamp, LR 266 Schramm, AGR 402 OBm 231 , 290 Schraut, LR 255 Schrecker, OBm 290 Schreiber, AGR 402 - RP 198 Schröder, LGP 445 -- LR 261 v. Schroetter, LR 258 Schubarth, LR 246 v. Schuckmann, Min . d . Iunern 135, 368 f. Schue, Domherr 525 Schüller, OBm 290 Schütz v. Leerodt, LR 269 v. Schütz, Geh. Ob.-Fin.-R. , Prov.Steuerdir. 297, 375 ff. Schulaufsicht 353 f. Schulenburg- Kehnert, Graf von 36 Schulfonds, Bergischer 365 Schulkollegium in Bonn 76 Schullehrerseminare 160 Schulrat in Düsseldorf 72 Schulte, ESTA 447 Schultheis, Kons.-R. 178 Schulwesen 165 Schulte, Kons.-R. 155, 506 Schum, KK 233 Schumacher, ESTA 447 - KK, LR 232, 265 Schumm, LR 271 Schuppe, Kons.-R. 319 Schutzpockenimpfanstalt 322 Schwartz, Bm 291 ChSt 462 - (LR) 246 v. Schwartzkoppen , Justizsenatsdir . 444 Schwarz, Kons.-R. 155, 524 -- Mitglied der Imm.- Justiz-Komm. , AGR, AGP 393, 402, 444

v. Schwedler, Intendant 467 Schweitzer, Direktor der Kunstakademie 549 Domherr 525 Schwerd, OPostd 487 Schwering, EisenbP 498 Schwurgerichte 399 f., 408, 431 , 435 Scriba, OProk 446 Sebaldt, RP 199 Seber, UPr 547 v. Seckendorf, OProk, GenProk 444, 447 Secrétaire général de préfecture 46 Seel, ESTA 446 Seemannsämter 353 Seib, Aufseher der Schiffahrt 300 v. Selasinsky, LR 266, 269 Semper, LR 271 Senger, OPostd 487 Serlo, Oberbergrat 450 Servisdeputationen 464 Sethe, Staatsrat u. Gen.- Prok . 70 ; OLGP, Präs. des Revisionshofes 201 , 369, 387 f., 391 , 393, 400 Settegast, ESTA 447 Seul, LR 252 Seyssel, Graf von, Generalpolizeidirektor 75 - Graf von, Kreisdirektor 71 v. Seyssel, Graf, KK, LR 231 , 244 Shée, Vorsitzender der Mittelkommission in Bonn 42 ; Generalkommissar 44 Sicherheitspolizei 334 ff. Siegburg, Kreis 264 - StO 288 Siegen, Kreis 259 Siegkreis 264 Simar, Erzbischof 525 Simmern, Kreis 259 StO 288 Simon, Präfekt 57 Präfektur-, dann Intendanzrat 74 - Matthias,Oberappellationsrat 92 f., 102, 117, 383 Mitglied der Imm.-Justiz-Komm. 391 , 393 Mitarbeiter der Imm. Justiz-Org.Komm. 401 Simonis, KK, LR 233, 266 Simons, LGP 445 LR 247, 263 LR 271 Sinzig, StO 288 Snethlage , LR 245 - Kons.-Pr. 163 v. Sobbe, ChSt 462 Sobernheim, StO 288 Sönsken, Opostd 487 Solders, Dr. 101

Namen- und Sachverzeichnis . Solders, Beigeordneter 289 v. Solemacher-Antweiler, Vors. des Prov.-Ausschusses 580 Solingen, Landkreis 254 - Stadtkreis 254 -- StO 288 Solms, Anfall an Nassau 59 f. Fürsten von 58, 59 ―― Häupter der fürstlichen Häuser 219 -Kreisverfassung des Standesgebietes 226, 228 Solms-Braunfels, Fürsten von 200 ff., 558 -Braunfelsische Regierung, deren Einrichtung 212 ; Aufhebung 216 f. -Braunfelsischer Regierungsrat 206 Solms-Hohensolms , Aufhebung der fürstlichen Verwaltung 218 - Hohensolmsischer Regierungsrat 206 Solms- Hohensolms -Lich, Fürsten von 200 ff., 558 - Ludwig, Fürst zu, Landtagsmarschall 579 Solmsisches Obergericht 420 Solms- Laubach, Graf zu, OP 122, 129 ff., 140, 144, 152, 176, 293, 296, 356, 389, 476, 548 Solms-Lich, Prinz Alexander zu, Generalgouverneur 70, 72 Sombart, RR 177, 191 Sommer, LR 269 - OProk 446 f. v. Sonnleithner 79 Sonoré, LR 265 Sotzmann, RR 96, 102, 116, 177 Souspréfets 47 Spangenberg, (LR), LR 268 ff. v. Spankeren, RVP 199 v. Sparre, LR 260 Spee, Graf von, Kreisdirektor 71 v. Spee, Graf, LR 242 - Graf, LR 253 - Graf, LR 240 Spelthahn, Dr., ESTA 447 Spezialkommissare 457 f. Spezial- Zolltribunal für Berg 66 Spiegel von Borlinghausen , RP 198 f. , 161 , 198, 199, 490 Spiegel zum Desenberg, Graf, Erzbischof 524 f. Spiess, Freiherr von, Kreisdirektor 71 v. Spies-Büllesheim , KK , LR 232, 264 Spiritus, OBm, Vors. des Prov. -Landtags 290, 580 Sprenger, LR 266 f. Sprickmann- Kerkering, Oberlandesgerichtsrat 216 f.

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Springmühl, Ass. 214 Springorum, LR 265 Spruchkolleg in Ablösungssachen 454 f. Spruchsachen der vormaligen Präfekturräte, Grenzen zwischen Regierungen und Gerichten 185 Staadt, KK, LR 233, 268 Staal, Generalmajor 73 Staatsanwaltschaft 434, 435 rechtsrheinisch 432 Staatsarchive 612-621 Staatskanzlei , Kurkölnische Geheime 27 Staatsministerium in Wiesbaden 61 Staatsrat im Grossherzogtum Berg 64 Staats- und Kabinettsministerium in Koblenz 21 Stackmann, LR 260 Stadtamt in Wetzlar 67 Stadtausschuss 229 Stadtbürgermeistereien 280 Stadtgericht zu Wetzlar 68, 403, 423 f. Stadtkreise 229 Stadtrat in Wetzlar 67 Stadt- und Landgerichte 384 Stadtverordnetenversammlung 284 Städte, Landtagsfähige 560 f. Wahlberechtigung zu den Kreisversammlungen 227 - und Landgemeinden, Verfassung 271 ff. Städteordnung 275, 284 Revidierte 278 - deren Einführung in den Städten 287 ff. Stägemann, Geh. Staatsrat 388 Stände 556 ff. v. Staff, OLGP 444 Standesämter und Standesregisterführung 367 ff. Standesherren 200 ff. „Standesherren ", zu vermeidender Ausdruck 214 Standesherrschaft" Wied in „Graf schaft" geändert 212 Standgerichte 468 f. Stapelrechte 293, 299 v. Stark, RP 199 v. Stedmann, LR 257 Steele, StO 288 - Waisenhaus 364 Stein, Freiherr vom 68 v. Stein, LR 260 Stein, UPr 547 v. Steinäcker, LR 265 Steinbach, Prov.-Steuerdir. 377 Steinbarth , Intendanturrat 465 Steinberg, OBm 290 Steinfeld, Erziehungsanstalt 367

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Namen- und Sachverzeichnis .

Steingass, Privatdozent 548 Steinkopf, OBm 291 Steinmann, LR 260, 263 Steinmeister, RP 199 v. Steinmetz, Gen.-Maj. 93 Stelkens, Strombaudirektor 305 Stemmer, KK, LR 231 , 245 Stempelfiskale 376, 378 Stempel- und Erbschaftssteuerämter 378 Stengel, RR 176 Stephan, Solmsischer Regierungsrat, KK . LR, Reg .-Dir., dann Reg.-Präs. in Braunfels 206, 212 ff., 232, 256 Sterkrade, Stadtkreis 255 - StO 288 Sternickel, LR 238 v. Steuben, ChSt 462 Steuerdirektion z. Z. der Fremdherrschaft 49 Steuereinnehmsr 50, 359 Steuer-, Finanz- und Kriegsdepartement, Jülich-Bergisches 38 Steuern, Behörden für die Verwaltung der direkten 354 ff. Verwaltung der indirekten 375 Stieger, EisenbP 498 Stockhausen, Med.-R. 176 Stockmar, Münzmeister 352 Stolberg bei Aachen, StO 288 zu Stolberg, Graf, RP 198 v. Stolzenberg, Oberforstm. 177 Stomps, LGP 445, 446 v. d. Straeten, KK, LR 231 , 239 LR 246 Strafanstalten 343 f. Strahl, LR 248, 264 - UPr 548 v. Stramberg 74 v. Strauch, KK, LR 230, 237 Strauss, OBm 291 Strom, LR 238, 267 (LR) 255 Strombaudirektor 304 Stromberg, StO 288 Struckmann, OLGP 444 v. Struensee, PolPr 326, 328 Studienstiftungen, Kölner 165 ff. Stürtz, LR 237 Staatsprokurator 236, 329 f. Stupp, OBm 290 Süchteln, StO 288 Suevern , RR 190 Sulzer, Intendant 467 Susewind, Med.-R. 218 v. Sybel, LR 262 Sybel, RR 178, 191 Sybenius, AGR 402 v. Syberg, KK, LR 231 , 239 V. Sybertz, Prokurator 402

v. Sydow, RVP, RP 199 Synagogen 536 Synsteden, Kreisdir. 77 T Tasche, OPostd 487 Taubstummenschulen 575 Technische Hochschule zu Aachen 552 ff. Teilungsbehörden 452-459 Telegraphenwesen s.Postverwaltung Tenge, LR 267 Territorialverwaltung in Militärsachen 465 f. Tettenborn, OBm 291 Thelot, Prof. a. d. Kunstakademie 550 f. Theusner, OPostd 487 Thielen, EisenbP 497 v. Thielmann, KGen 462 v. Thile, KGen 462 Thilmany, LR 266 Thüring, (LR) 255 Thurn und Taxissche Postverwaltung 477 ff. Thywissen, Bm 291 v. Tiedemann, LR 250 Tierärztekammer 312 Tiergarten zu Kleve 366 v. Tieschowitz, LR 260 Tilmann, Bm 291 Timme (LR) 267 Tobias, LR 268, 270 -- Med.-R. 192 Todt, EisenbP 498 Trarbach, StO 288 Tribunale erster Instanz 53 - erster Instanz in Berg 65, 72 Tribunaux correctionels 53 ordinaires des douanes 56 de police simple 53 de première instance 63 Trier, Domkapitel, Verfassung 19 - Kurfürstentum, Verfassung und Behörden 19 ff. - Landkreis 269 Landstände 19 Polizeiverw. 332, 333, 837 - Regierung des Kurstaates aufgehoben 24 -Schöffengericht 22 - Stadtkreis 270 Stadtverwaltung zu kurtrieriзcher Zeit 22 StO 287 im Wettbewerb als Sitz des Appellhofes 401 Triest, Prov.- Steuerdir . 377 Trip, OBm 292

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Namen- und Sachverzeichnis.

v. Troschke, LR 270 v. Trott zu Solz, LR 239 -- RR 199 Tülff v. Tschepe und Weidenbach , KGen 462 U

Uckerath, Kreis 264 Ürdingen, StO 288 Ulrich (LR) 260, 267 Umbeck, GenSup 163 Umbscheiden, AGR 402 Union, Kirchliche 509 Universität Bonn 542 ff. Universitätsgericht 546 Universitätsprofessoren , erstmalig ernannte 547 Unterpräfekt in Wetzlar 67 f. Unterpräfekten 45, 47 Unterrichtswesen 165 Untersuchungsämter 404 Medizinal- 347 f. Untersuchungsstellen , Bakteriologische 348 v. Uslar-Gleichen, LR 249 V

v. Vagedes, Baurat 191 Vallendar, StO 289 Vanselow, Physikus 323 Velbert, StO 289 v. Velsen, Bm 291 Veltmann, OBm 290 Staatsarchivar 621 Verkehrsämter 496 Vermögensverwaltung, Bischöfliche 318 f. Versicherungsämter 198 Verwaltungsdeputation in Düsseldorf 72 Verwaltungseinrichtungen, Vorläufige 112 ff. Verwaltungsgerichtsdirektoren 197 Verwaltungsrat der Gymnasial- und Stiftungsfonds in Köln 165 ff. Vetter, Geh. RR 177 Viebig, ESTA 446 f. Vierhaus, OProk, OLGP 444, 446 Vigelius, RR 59 f. v. Villers, Graf, RVP, RP 199 , 568 Graf, OBm 290 Vincke, Frh. v., Gen. - Gouv. - Kommissar 73 f. v. Vincke , OP 121 , 140 ; Generaldirektor des Katasters 357 Vogel, Berghauptmann 452 Vogel v. Falckenstein, KGen 462 Voigt, OBm 290 v. Voigts- Rhetz, ChSt 462

Voluntärgerichte 427 ff. , 434 v. Vorst-Gudenau, LR 247 v. Voss, ChSt 462 - LGP 404, 445 - LR 267 Voswinkel, ESTA 446 Vowinkel, LR 258 v. Vrintz Berberich, Gen. -Dir. der Thurn und Taxisschen Post 477 Vüllers, LR 239

W Wachter, Standesherrlicher Oberbeamter 207 f., 423 Wagener, OPostd 487 Wagner, Bm 291 - LR 271 Wahlert, RR 174, 190 Waisenhaus in Steele 364 Wald, StO 289 v. Waldbott Bassenheim , Landtagsmarschall 566, 580 Waldbroel, Kreis 265 Walderdorf, Graf von 206 Waldeyer, OPostd 487 v. Waldmoden , Graf 102 Wallmoden, Graf von 200, 261 Wallraf, LR, PolPr, OPR, OBm 239, 259, 330, 150, 290 Walter, UPr 547 v. Walther, UPr 547 Wappen der Rheinprovinz 608 ff. Wasserbauämter 306, 340 Wasserbaubeamte 339 ff. Wasserstrassenbeirat 308 Weber, Bischof der Altkatholiken 534 PolDir. 232, 330 v. Wedel, RP 198, 490 v. Weegmann , PolPr 329 Wegebaubeamte 339 Wegebauverwaltung 575 Wegeinspektoren 576 Wege- und Uferbaudirektion, Nassauische 61 Wegeler, Professor, Geh. Med.-R. 174 , 190, 346 Wegener, OBm 290 Wegner, OBm 290 v. Weichs, Kreisdir. 77 KK, LR 232 , 261 , 263 v. Weiher (LR) 259 Wein- und Obstbauschule 580 v. Weise, OBm 290 Weismüller, LR 266 Weiss , KK, LR 231 , 240 Welcker, UPr 547 f. Wenderhold , LR 259 Wenders, Bm 291 v. Wenge-Wulffen 239

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Namen- und Sachverzeichnis .

| Wied- Runkel, Anfall kurköln. Ämter Wentzel, RP 199 Werden, Abtei, Anfall ans Grossan 58 - Fürsten von 200 ff., 206, 208 f., herzogtum Berg 65 ; an Preussen 73 - Abtei, Anfall an Preussen 31 , 34 : 558, 562 Wied-Runkelscher Polizei- u. RR 206 Preussische Verwaltung 36 Wieland, LR 259 StO 289 ; Magistrat 289 v. Werder, Gen. d. Inf. 109 Wiendahl, AGR 402 Werkstättenämter 496 Wiesmann, GenSup. 163 Wermelskirchen , StO 289 Wiethaus, LR 265 Wermerskirchen, Ehrendomherr 525 Wildenburg, Gerichtswesen 422 f. Herrsch. 102, 417 Werner, ESTA 446 - KK, LR 233, 266 Wildenburg Schönstein , Standesherrschaft 207 Wernich, Eisenbahndirektor 497 Wesel, Polizeiverw. 332 Wilhelm , OSTA, LGP 445, 446 StO 287 Wilkhaus, Bm 290 v. Winckler, ESTA 446 f. Westermann, KK, (LR) 253 Westphal, Ob.RR 191 Windeck, OBm 290 Windhorn. Bi 290 v. Westphalen , LR 266 Windischmann, Schulrat 155 ᎡᎡ 176, 192 - UPr 547 f. Wette, ESTA 446 LGP 446 Windmüller, OPostd 487 Wingender, OProk 446 Wettstein, Intendant 467 Winterschulen 578 Wetz, Kirchen- u. Schulr. 213 Wetzlar, Anfall an den ReichserzWipperfürth, Kreis 265 kanzler 58 StO 289 Besitznahme 96 f. Wippermann, OBm 291 Gerichtsverfassung 423 Wirz, KK, LR 232, 259 - Konsistorialverfassung 426 v. Wissmann, LR 246 - Kreis 259 Wissmann, Präs. d. Gen. Komm. 458 Witte, LGP 445 Magistrat 289 - Polizeiverw. 332 v. Wittenhorst- Sonsfeld, LR 266 - Rechtschule 543 v. Wittgenstein, LR 263 - Stadtverfassung 67 - RP 199 StO 280, 287 Wittgenstein- Berleburg, Fürst von -- unter dem Gen. Gouv . Frankfurt 200 84 f. Wittlich, Kreis 270 - Vorläufige Verwaltung in 116 Sto 289 zum Staate des Reichserzkanzlers Witwen- und Waisen- Versorgungsanstalt für Kommunalbeamte 579 gehörig 66 ff. Weuste, Bm 291 Wohlers, Prov.- Steuerdir. 377 Wevelinghoven, StO 289 Wohltätigkeitsstiftung f. d. Reg.- Bez. Düsseldorf 366 Wever, OProk 447 Wolff, LGP 445 Weyer, ESTA, LGP 446 f., 445 - LR 264 Weyhe, Direktor der Landwirtsch. Akademie 549 v. Wolft, RP 199 Wied, Anfall an Nassau 59 v. Woyna, LR 260 v. Wrede Melschede, LR 238 August Fürst zu, Landtagsınarschall 579 v. Wright, ChSt 462 --- Fürst Wilhelm zu, Landtagsmarv. Wülfing, LR 241 , 254, 264 schall, Vors. des Prov.-Landtags Wülfrath, StO 239 ; Magistrat 289 580 Wurzer, LGPR 210 , 404, 444, 445 v. Wussow, ChSt 462 Fürsten von, mediatisiert 59 - Häupter des fürstlichen Hauses 219 X ----- Kreisverfassung des Standesge 289 StO Xauten, bietes 225, 228 Wied-Neuwied, Fürsten von 200 ff. , Z 558 Wied-Neuwiedsche Oberbeamte 205 Zäpfel, Bischof von Lüttich 514 Wied, Obergericht 210, 420 Zarres, OBm 291

Namen- und Sachverzeichnis.

Zegowitz, Generalsekretär 57 Zeichenkurse in Düsseldorf 366 Zell, Kreis 260 StO 289 Zentralkommission der Rheinschifffahrtsangelegenheiten 294 ff. Zentralkonsistorium der Juden 536 Zeppenfeld, ESTA 446 f. Ziegner, ESTA 446 Zillgen, PolDir 333 Zimmermann, Forstm. 178 Oberbürgerm . in Saarbrücken 92 Zoepfel, LR 240

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Zöpfel, PolDir 332 Zuchthäuser 343 Zuchtpolizeigerichte 53 f. Zülpich, StO 289 zur Nedden, LR, OPR, RP 267, 150, 199 Zur Nieden, LR 250 Zwackh. Frh. v., bayerischer Geh.-R. 79 Zwangserziehung 570 Zweifel, Landrentmeister 190 Zweiffel, OProk, LGP 446, 447 Zweigert, OBm 290

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3 5112 101 943 928