Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich [1. Auflage, Reprint 2013] 9783110930856, 3484211962, 3484201967, 9783484201965


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VORWORT
EINLEITUNG
I. ÜBERLIEFERUNG
Die Handschrift S
Die Handschrift P
Die Handschrift K
Benutzung der Lesarten aus K
Das Verhältnis von S, P und K
II. AUTOR UND DATIERUNG
III. QUELLEN
IV. NAMEN UND ÖRTLICHKEITEN
Kvnin (V. 577)
Horbvrc (V. 1024)
Thvschalan (V. 1438 u. 1995)
Beheim (V. 2102)
Erstein (V. 2123)
Rin (V. 2154)
V. RECHTSHISTORISCHES
VI. EINRICHTUNG DER AUSGABE
Abkürzungsverzeichnis
VII. LITERATURVERZEICHNIS
TEXT
ANHANG
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Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich [1. Auflage, Reprint 2013]
 9783110930856, 3484211962, 3484201967, 9783484201965

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A L T D E U T S C H E TEXTBIBLIOTHEK Begründet von Hermann Paul Fortgeführt von Georg Baesecke und Hugo Kuhn Herausgegeben von Burghart Wachinger Nr. 96

Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich Unter Mitarbeit von Katharina von Goetz, Frank Henrichvark und Sigrid Krause herausgegeben von Klaus Düwel

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1984

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Heinrich {der Glichezaere): [Reinhart Fuchs] Der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich / unter Mitarb. von Katharina von Goetz . . . hrsg. von Klaus Düwel. - Tübingen : Niemeyer, 1984. (Altdeutsche Textbibliothek ; Nr. 96) NE: Düwel, Klaus [Hrsg.]; GT ISBN 3-484-21196-2 geb. Ausgabe ISBN 3-484-20196-7 kart. Ausgabe ISSN 0342-6661 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1984 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH. Kempten/Allgäu Einband: Heinr. Koch, Tübingen

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

VI

EINLEITUNG

D

I.

I?

ÜBERLIEFERUNG

Die Handschrift S Die Handschrift Ρ Die Handschrift Κ Benutzung der Lesarten aus Κ Das Verhältnis von S, Ρ und Κ I I . A U T O R U N D DATIERUNG

D XI XIA XVI XVII XX

I I I . QUELLEN

XXI

I V . NAMEN U N D ÖRTLICHKEITEN

XX>

Kvnin (V. 577) Horbvrc (V. 1024) Thvschalan (V. 1438 u. 1995) Beheim (V. 2102) Erstem (V. 2123) Rin (V. 2154) V . RECHTSHISTORISCHES V I . E I N R I C H T U N G DER AUSGABE

XX> XXV XXV XXVI XXVII XXI? XX3 XXX^

Abkürzungsverzeichnis

XXXVI

V I I . LITERATURVERZEICHNIS

XI

TEXT ANHANG

12

FÜR U T E SCHWAB

do man bi mag bilde nemen

Vorwort

Der »Reinhart Fuchs« des Elsässers Heinrich wurde seit Jacob Grimms »Reinhart Fuchs« (1834) mehrfach in dieser Reihe nach der Heidelberger Hs. Ρ herausgegeben. Die zuletzt von Ingeborg Schröbler betreute Ausgabe (1952) ist seit längerem vergriffen. Für die vorliegende Edition habe ich erstmals die Kalocsaer Hs. Κ zugrunde gelegt. Die Begründung dafür gibt die Einleitung. Hier sei nur an Baeseckes (1925, S. LH) Forderung erinnert: »Die nachprüfung von Κ ist die nächste aufgabe: die hs. muß so oder so aus ihrer Verbannung erlöst werden, wenn nicht durch photographie, so doch durch einen vollständigen abdruck.« Daß dies hiermit geschehen konnte, verdanke ich der Großzügigkeit der »Fondation Martin Bodmer«. Obwohl im Blick auf eine geplante Faksimileausgabe keine Genehmigungen für Einzeleditionen erteilt werden, hat sie in diesem Fall eine Ausnahme ermöglicht, für die ich außerordentlich dankbar bin. Herr Dr. Hans E. Braun von der Bibliotheca Bodmeriana hat mich in zuvorkommender Weise unterstützt, ihm möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Desgleichen danke ich für die Erlaubnis zum erneuten Abdruck der Kasseler Fragmente der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel und Landesbibliothek, für vielfach gewährte Unterstützung dort Erika Kunz, Hartmut Broszinski und Birgitt Hilberg. Mit Dank erinnere ich Rat und Hilfe, die mir Bernhard Böschenstein, Anna-Katharina Debrunner-Ulrich, Eva Kiepe-Willms, Hermann Krapoth, Hans Neumann, Karin Schneider, Ute Schwab, Elfriede Stutz, Hans Szklenar und Matthias Thiel gewährt haben. Thomas Gutzmann, Anne Jürging und Günter Koch danke ich für die Mühen der elektronischen Datenverarbeitung des Textes. Den Dank, den ich meinen engagierten Mitarbeitern - Sigrid VII

Krause trat später hinzu - schulde, glaubte ich am besten so ausdrücken zu können, daß ich ihre Namen aufs Titelblatt setzte. K. D.

VIII

Einleitung

I. Überlieferung

Die Handschrift S 1. Die Kasseler Bruchstücke mit der Sigle S ( nach Grimms »Sendschreiben«) werden unter der Signatur 8° Ms. poet, germ, et rom. 1 in der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel und Landesbibliothek aufbewahrt. GESCHICHTE: Im Jahre 1839 entdeckte der Bibliothekar Landau im Kurhessischen Archiv, seinerzeit in Kassel, zufällig einige Pergamentblätter, die er durch den Bibliothekar Schubart an den gerade in Kassel anwesenden Jacob Grimm weiterleitete (Grimm 1840, S. 6; vgl. Wilhelm Hopf [Hrsg.], Die Landesbibliothek Kassel 1580-1930. Marburg 1930, S. 39ff.). Dieser veröffentlichte sie in einem diplomatischen Abdruck nebst einer Textherstellung in seinem »Sendschreiben an Karl Lachmann von Jacob Grimm. Über Reinhart Fuchs« (Leipzig 1840). Nach Grimm handelt es sich um »pergamentblätter einer hier in Hessen 1515 jämmerlich zerschnittenen altdeutschen handschrift..., welche Umschläge von rechnungsbüchern hatten abgeben müssen« (Grimm 1840, S. 6). Die Jahreszahl entnahm Grimm folgendem Eintrag auf einer Rasur des 16. Jahrhunderts im unteren Teil von Blatt 10: Meisingen de Anno J 14 Berechent vff frietag nach triü regum Anno XVe XV. nö ac 150 Ç schult. IX

Bei dem Versuch, den radierten mittelhochdeutschen Text weiter sichtbar zu machen, hat wahrscheinlich Jacob Grimm selber Gallustinktur angewandt, die wohl für kurze Zeit die alten Tintenreste sichtbar machte, aber jetzt nur noch als großer blauer Fleck nachwirkt (vgl. Düwel 1967, S. 238 und Abb. 1). Infolge dieser Behandlung sind einige Buchstaben des Eintrags sowie der größte Teil des alten Textes nicht mehr lesbar. Die Bruchstücke hat man in das Kasseler Exemplar des »Sendschreibens« eingelegt. Im Jahre 1977 wurden die inzwischen verschmutzten Pergamentblätter gereinigt, ausgebessert und separat gebunden. Nach der Reinigung sind einige Passagen besser erkennbar, während in wenigen Fällen früher lesbare Buchstabenreste verlorengingen. Die Angaben im Apparat unter dem hier abgedruckten Text von S beziehen sich auf den Zustand der Fragmente nach der Restaurierung. Für Jacob Grimm gaben Format, Spaltenaufteilung, die unabgesetzten Verse und die Buchstabenformen »eine handschrift noch aus dem schlusse des zwölften oder beginn des dreizehnten jh. zu erkennen« (Grimm 1840, S. 7; Schröbler 1952, S. IV). Nach Baesecke (1925, S. XXX) könnte »die hs. noch ins 12. jh. gehören«. Berücksichtigt man die Tatsache, daß S nicht das Original darstellt, das neueren Forschungen zufolge nach 1192 entstanden sein dürfte, dann liegt eine Datierung der Hss.-Fragmente in den Beginn des 13. Jahrhunderts näher. Die Provenienz der Handschrift konnte nicht ermittelt werden, weitere Fragmente sind trotz intensiver Nachforschung bisher nicht gefunden worden. DATIERUNG UND H E R K U N F T :

EINRICHTUNG U N D MASSE: ES handelt sich bei Seite 1 und 2 (nach der Rekonstruktion Grimms 1840, Bl. VI b.c. = S,) sowie bei Seite 11 und 12 (Grimm 1840, Bl. XV b.c. = S4) um einfache Blätter, die auf der Vorder- und. Rückseite beschrie-

X

ben waren und »senkrecht so durchgeschnitten sind, daß Recto· und Verso-Seite jeder Hälfte jeweils gerade eine Spalte überliefern (b. u. c.), die nach der Blattmitte zu etwas verstümmelt ist« (Schröbler 1952, S. III). Die Seiten 3-6 (Grimm 1840, Bl. VII und VIII = S2) und 7-10 (Grimm 1840, Bl. XIII und XIV = S3) bilden zwei Doppelblätter, die zweispaltig doppelseitig beschrieben sind. Der Text jeder Seite ist auf 30 vorgeritzten Linien eingetragen. Die Paginierung wurde oben rechts bzw. links nach der Wiederentdeckung vorgenommen. Die vier Fragmente enthalten folgende Versgruppen des alten »Reinhart Fuchs« : S, = 589-660, S2 - 697-980a, S3 = 1523-1796, S4 = 1831-1902. Die Maße sind: S2 und S3 (nach Baesecke 1925, S. XXIX u. Schröbler 1952, S. III): 10,8 χ 16,7 und 10,9 χ 17 cm, S, : 4,5 bis 5,6 χ 16,7 cm und S4: 3,4 bis 3,9 χ 17 cm. Die Hs. dürfte von einem Schreiber geschrieben sein, dessen Schrift von S3 an etwas gröber und größer wird. Lediglich einige überschriebene Wörter könnten von anderer Hand stammen. Die Zeilen sind fortlaufend geschrieben, die Reimworte durch Punkte markiert. (Fehlende oder rote Reimpunkte sind im Apparat vermerkt). Überdies sind einige Buchstaben der Wörter im Versanfang rot gestrichelt. In derselben Weise werden die Eigennamen (in der Regel mit Majuskel zu Beginn), die Gattungsbezeichnungen wie priol (977), elephant (1635), ebires (1751), bern (1899) sowie das Wort kunic (1655 u.ö.) hervorgehoben. Ferner sind nach Sinnabschnitten vom Rubrikator verzierte Majuskeln (Initialen) angebracht, die der Schreiber am Rand angegeben hat. Der Rubrikator hat die Angaben des Schreibers in V. 959 und 823 nicht beachtet. SCHREIBER U N D SCHRIFT:

Die Zeilen sind gelegentlich mit roten wellenförmigen Zierlinien ausgefüllt. In einem Fall hat der Rubrikator einen Nasalstrich angebracht (1547 sinne). XI

Die Hs. weist folgende Abkürzungen auf: de für daz, v« bzw. uñ für unde\ n-Kürzel in Form eines Apostrophes, hochgestelltes s für er, hochgestelltes a für ra und & für et (908 hßb&). Nasalstrich steht für Ausfall von η oder m. Wenn keine Initiale vorliegt, dann ist das ReinhartKürzel rubriziert. Nur einmal wird der Name des Fuchses ausgeschrieben, aber nicht rubriziert: 1736 reinharte. Die hochgestellten Flexionsendungen sind immer rubriziert. Die Schrift ist gotische Minuskel. Es fehlt das runde Minuskel-5. Das ζ hat gelegentlich hohe A-förmige Gestalt. Der /-Abstrich erscheint selten. Nebeneinander begegnen gewöhnliches d und unziales Ò. Fehler und Korrekturen sind im Apparat vermerkt. SPRACHE: Die Sprache ist elsässisch (vgl. Schröder 1926, S. 45; Baesecke 1925, S. XXXI und Schröbler 1952, S. V). Eine leichte bairische Färbung könnte auf den Schreiber zurückgehen (vgl. Baesecke 1925, S. XXXI und Schröblerl952, S. V). S stellt nicht das Original dar. Eindeutig beweisen das geleidiget in V. 632 und das Katerabenteuer (V. 1687ff.), in dem S gebur statt p f a f f e in Ρ und Κ setzt (vgl. RdR I, 822ff.). Weitere Beispiele bei Baesecke 1925, S. XXXI.

Die Handschrift Ρ Pergamenths. Cod. pal. germ. 341 der Universitätsbibliothek Heidelberg, für die die Siglen Ρ und Η gebräuchlich sind. GESCHICHTE: Um 1600 im Bestand der Pfälzer Bibliothek, kam die Hs. nach der Eroberung Heidelbergs 1622 durch Tilly als Geschenk Herzog Maximilians von Bayern an Papst Gregor XV. 1623 in die Vaticana nach Rom. 1816 wurde sie von Papst Pius VII. durch Vermittlung Wilhelm von Humboldts zurückgegeben. XII

INHALT: Die Hs., eine der bedeutendsten Märensammlungen, enthält 213 Nummern, aber 222 Stücke (vgl. die Übersicht bei Rosenhagen 1909, S. XXXVIff.). Über Aufbau und Anlage s. Mihm 1967, S. 48ff. Der »Reinhart Fuchs« steht als Nr. 60 isoliert zwischen den geistlichen Strickertexten »Der arme Lazarus« und »Von der Messe«. DATIERUNG UND HERKUNFT: »Etwa erstes Drittel des 14. Jhs.« (Rosenhagen 1909, S. XXI), genauer 1320-1330 (NGA 2 , S. XIV). Möglicherweise stammt die Hs. aus einer südböhmischen Schreibstube. EINRICHTUNG UND MASSE: Die Hs. umfaßt in 5 0 Lagen 3 7 4 Blätter, deren Vorderseiten oben rechts fehlerhaft numeriert wurden. Die Blätter sind 30,8 cm hoch und durchschnittlich 22,5 cm breit. Die Texte sind zweispaltig auf vierzig vorgezeichneten Linien eingetragen. Die Verse werden abgesetzt, ungerade Reimzahlen sind um einen Buchstaben nach links herausgezogen, alle Zeilen beginnen mit Majuskeln. Rote und blaue Initialen wechseln. Die Abstände sind nicht regelmäßig, sondern variieren offenbar nach optischen, nicht nach inhaltlichen Prinzipien. Der »Reinhart Fuchs« steht auf den Blättern 167va bis 181vb (vgl. im einzelnen Rosenhagen 1909, S. IVff.).

Rosenhagen (1909, S. VHIff.) unterschied vier Schreiber, während Mihm (1967, S. 48 nach Zwierzina 1928, S. 224) mit »sechs verschiedenen Schrifttypen« rechnet. Der Hauptschreiber ß (Rosenhagen) bzw. der Schreiber b (Mihm) der »Kernsammlung« hat auch den »Reinhart Fuchs« geschrieben. Bei der Schrift handelt es sich um eine gotische Minuskel (Textura), »eine aufrechte, sorgfältige Buchschrift« (Rosenhagen 1909, S. 48). SCHREIBER UND SCHRIFT:

XIII

SPRACHE:

Mitteldeutsch mit bairischen Elementen (Mihm

1967, S. 4 8 ) .

Die Ausgaben der einzelnen Stücke verzeichnet Rosenhagen (1909, S. XXXVIff.). Eine Faksimile-Ausgabe, die in der Reihe »Facsimilia Textuum Manuscriptorum« (Hgg. Milde/Härtel, Hildesheim) erscheinen soll, wird von Elfriede Stutz eingeleitet. Eine Reproduktion des »Reinhart Fuchs« nach der Hs. Ρ bei Ehrismann 1980. Die Handschrift Κ Die aus der Kathedralbibliothek von Kalocsa stammende Hs. mit der Sigle Κ befindet sich seit 1949 unter der Signatur cod. Bodmer 72 in der Bibliotheca Bodmeriana, Fondation Martin Bodmer, Cologny-Génève. Im Jahre 1776 kam Bischof Adam Patachich von Großwardein als Erzbischof nach Kalocsa. Die Hs. führte er in seiner Bibliothek mit, die er 1784 testamentarisch seinen Nachfolgern überließ. Mit der Signatur Ms. Y. 4.3.29 (Ende 18. Jh.) bzw. Mscr. 1 (19. Jh.) wurde sie in der Kathedralbibliothek von Kalocsa aufbewahrt. Nach 1945 galt sie als verschollen. »Der Kalocsaer Kanzleidirektor Dr. Károly Gombos hatte den Codex im Juni 1949 seinem Landsmann Dr. Béla Szalay übergeben, der die Handschrift dann aus Ungarn herausschmuggelte und an den Antiquar Joszef Faragó verkaufte. Der aus Ungarn emigrierte Faragó wohnte damals in der Schweiz. Vermutlich hat er den Codex an einen Privatsammler veräußert« (Wolf 1971, S. 100, vgl. Vizkelety 1973, S. 188). Der Schweizer Bibliophile Martin Bodmer erwarb im gleichen Jahr den Codex, über dessen Verbleib bereits im Jahr 1958 die erste Notiz erfolgte [Arthur Rau, Bibliotheca Bodmeriana, in: The Book Collector 7, 1958, S. 389; Sigrid Krämer, Verbleib unbekannt (Handschriftenfunde zur Literatur des Mittelalters 24), in: ZfdA 103, 1974, S. 120f.; Wolfgang GESCHICHTE:

XIV

Milde, Weiteres zu 'Verbleib unbekannt' (Handschriftenfunde zur Literatur des Mittelalters 41), in: ZfdA 106, 1977, S. 99]. Da die von der »Fondation Martin Bodmer« seit 1973 geplante Faksimileausgabe, von Karin Schneider betreut, noch nicht vorliegt und Teileditionen bzw. -faksimilia nicht möglich sind, mußte für die K-Lesarten immer noch auf eine Abschrift zurückgegriffen werden, die Otto Lippstreu zu Beginn des Jahres 1904 von einem berufsmäßigen Schreiber anfertigen ließ. Sie befindet sich seit 1957 im Besitz des Germanischen Seminars der Universität Hamburg. Neben zwei Proben aus Κ konnte Ehrismann (1980) nur diese Abschrift benutzen. Trotz ihrer oft genannten Zuverlässigkeit ist sie nicht fehlerfrei (Ehrismann 1980, S. 76ff.). Nachdem Κ wieder der Forschung zur Verfügung steht und dem »Reinhart Fuchs« hier zugrunde gelegt wird, sollte die Abschrift nicht in den Rang eines Überlieferungszeugen aufrücken. INHALT: Alle Stücke aus Ρ (BLL. 1-310) bietet Κ vollständig und bis auf einige Ausnahmen (vgl. Mihm 1967, S. 54ff.) in derselben Reihenfolge. Von den in Ρ folgenden Texten hat Κ nur etwa die Hälfte. Die Gliederung der Gruppen entspricht der von Ρ (Mihm 1967, S. 51). Der »Reinhart Fuchs« steht nach der alten Zählung des 14. Jhs. als Nr. 54 (anders als in P) zwischen dem »Pfaffen Amis« (Nr. 53, in Ρ Nr. 55) und dem »Bergmann« (Nr. 55, in Ρ Nr. 56). Nach der Zählung Karin Schneiders handelt es sich beim »Reinhart Fuchs« um die Nr. 57 des Codex. Wie Ρ wird Κ in das Jahrzehnt 1320-1330 datiert (NGA 2 , S. XIV) und ebenfalls einer böhmischen Schreibstube zugewiesen. DATIERUNG UND HERKUNFT:

EINRICHTUNG UND MASSE: Die Hs. umfaßt heute 3 3 3 Blätter Text. Die ursprünglich vorhanden gewesene 43. Lage mit den Nummern 182 »Herzmäre« und 183 »Johann von Michels-

XV

berg« ist verlorengegangen. Die Einrichtung entspricht im wesentlichen der von P. Die Blätter sind 34,2 cm hoch, durchschnittlich 25,5 cm breit und zweispaltig mit 40 vorgeritzten Linien eingerichtet. Ungerade Reimzahlen sind um einen Buchstaben nach links herausgezogen. Rote und blaue Initialen wechseln, sie sind mit Zierlinien in der jeweils anderen Farbe versehen. Der »Reinhart Fuchs« steht auf den Blättern 162vb bis 177va. Für Blatt 162v lauten die Angaben: Höhe 34,5 cm, Breite 25,2 cm. Die Zeilenhöhe liegt zwischen 5-6 mm. Spalte a umfaßt ca. 7,5 cm, Spalte b ca. 7,8 cm. Der Abstand zwischen a und b beträgt ca. 1,2 cm, von a zum Seitenrand 5,2 cm und von b zum Seitenrand 3,5 cm. Ein Register der Überschriften, soweit diese bei den fast 200 Stücken vorkommen, findet sich auf einem zwischen Blatt 1 und 2 eingelegten Doppelblatt. Mit diesem wenig jüngeren Doppelblatt umfaßt die gesamte Hs. 335 Blätter. Die Fortsetzung mit den Nummern 177-183 steht auf Bl. 166rb am Anfang der Lücke im »Reinhart Fuchs«. Einen fehlerhaften Abdruck des Registers bieten Mailáth/Koffinger (1817, S. XIff. ; vgl. Zwierzina 1928, S. 213f.). SCHREIBER UND SCHRIFT: Die Hs. wurde von einem Schreiber geschrieben, der mit dem Schreiber e von Ρ (Nrn. 204-212) identisch ist (Mihm 1967, S. 48). Es liegt gotische Minuskel wie in Ρ vor. Die Hs. weist folgende Abkürzungen auf: vñ für vnde (Strich für Ausfall von Buchstaben), Nasalstrich für Ausfall von n, en und m ; er- bzw. re-Kürzel in Form eines hochgestellten s, ra-Kürzel (hochgestelltes a). SPRACHE: Wie für Ρ festgestellt, handelt es sich auch bei Κ um »eine mit bairischen Elementen durchsetzte, gemäßigt mitteldeutsche Mundart, wie sie in der Oberpfalz und in Böhmen gesprochen wurde« (Mihm 1967, S. 48). XVI

K: Bisher war der »Reinhart Fuchs« nach der Hs. Κ nur durch den Abdruck von Mailáth/Koffinger (1817, S. 361-420) bekannt, der jedoch zahlreiche Lese- und Druckfehler enthält (vgl. Reißenberger 1886, 1908, S. 28). Nach diesem Abdruck hat Grimm (1834) Lesarten von Κ geboten. Reißenberger (1886, 1908, S. 28) will die Hs. Κ kollationiert haben. Baesecke (1925) hat sie nicht berücksichtigt, während Schröbler (1952) die Lesartenangaben für Κ aus Reißenberger nahm; sie hegte aber bereits »eine gewisse Skepsis auch gegenüber seinen Angaben über K« (1952, S. VII). Nachdem nun der »Reinhart Fuchs« nach der Hs. Κ erstmals vollständig vorliegt, zeigt sich, daß Reißenbergers Anführungen von K-Lesarten in vielen Fällen mit dem Text bei Mailáth/Koffinger übereinstimmen. Ob er sie aus dieser Ausgabe oder aus dem Apparat bei Grimm gezogen hat, kann nur im Einzelfall entschieden werden. Jedenfalls muß seine Behauptung, die Hs. kollationiert zu haben, entschieden bezweifelt werden. Ein eindeutiges Zeichen dafür ist Reißenbergers Angabe zu V. 107 Sengelin: Κ Gengelin. Auch Mailáth/Koffinger bieten diese Lesung, während die Hs. Κ unzweifelhaft Sengelin hat. Ich führe hier nur noch einen weiteren Fall an, der zudem zeigt, daß die Angaben in Reißenbergers Ausgabe von 1908 gelegentlich noch weniger zuverlässig sind als die in der ersten Auflage von 1886, aber gerade die K-Lesarten der zweiten Auflage gehen in den Apparat bei Schröbler (1952) ein: V. 2146 Hs. Κ ebtessinne, Mailáth/Koffinger ebtissinne, entsprechend Grimm und Reißenberger (1886), anders Reißenberger (1908): ebtisinne, entsprechend Schröbler (1952). Es ließen sich noch weitere Beispiele aufführen, die zeigen, daß Reißenbergers Angaben unzuverlässig sind und keine Vorstellungen vom K-Text vermitteln. Erst mit der hier vorgelegten Ausgabe des »Reinhart Fuchs« nach der Hs. Κ wird dieser Überlieferungszeuge erstmals uneingeschränkt erschlossen. Damit wird auch eine bessere Beurteilung des Verhältnisses von Ρ und Κ möglich. BENUTZUNG DER LESARTEN AUS

XVII

DAS VERHÄLTNIS VON S, Ρ U N D K : DAS VERHÄLTNIS S -

P/K

S repräsentiert nicht das Original und war auch nicht Vorlage von *P/K (vgl. Schröbler 1952, S. X). Vielmehr gehen beide Zweige unabhängig voneinander auf denselben Archetypus zurück, der dem Original zwar recht nahe gestanden haben wird, aber mit ihm wohl nicht identisch gewesen sein dürfte (vgl. Baesecke 1925, S. XLIV und Schröbler, S. X), also: O *SPK

Ρ

κ

DAS VERHÄLTNIS VON Ρ U N D K: Die ältere Forschung nahm entweder an, Κ sei mechanische Kopie von Ρ (Schönbach 1885, S. 49; v. Bahder 1892, S. 49 u.a.) oder aber beide gingen unabhängig voneinander auf dieselbe Quelle zurück (Reißenberger 1886a, S. 330f. ; ders., 1908, S. 28; Rosenhagen 1909, S. X V I I ; Leitzmann 1917, S. 18; Wallner 1926, S. 201 ; ders. 1927, S. 270 und passim). Stemmatisch ergäbe das folgende Möglichkeiten: #p *?K

Ρ

oder

Ρ

Κ

Κ Zwierzina (1928) hat nachgewiesen, daß Κ von Ρ abhängig ist außer für die Texte der Lagen 32 und 42, für die andere Vorlagen in Betracht kommen (vgl. die Tabelle bei Mihm 1967, S. XVIII

52). Wiederholt wurde danach betont, daß die Frage der Abhängigkeit nicht für alle Stücke in gleicher Weise beantwortet werden könne (Schröbler 1952, S. VIII). Daß Κ jedoch nicht nur eine Kopie der P-Vorlage war, hat Mihm (1967, S. 53) im Blick auf die Literaturkenntnis und die Schreibgewohnheiten des Schreibers e hervorgehoben. Zu diesen gehören Zudichtungen, »die sich allerdings durch ihre inhaltliche Leere als unecht verraten« (ibd., im »Reinhart Fuchs« sind es die Vv. 218a, 345a, 511a.b, 673a.c, 674a) und »an einigen Stellen Textbesserungen, die er kaum intuitiv gefunden haben kann« (ibd., im »Reinhart Fuchs« V. 40 het, V. 1817 hone gewant). Während Zwierzina (1928, S. 225 u.ö.) jedoch alle besseren Varianten in Κ gegenüber Ρ für Konjekturen des Schreibers hielt, sieht Mihm (1967, S. 54) »eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß e seine Textbesserungen aus Quellen, die ihm außer Η zur Verfügung standen, gezogen hat.« Das Bestreben des K-Schreibers um gute, vollständige Texte hat Mihm (ibd.) am »Reinhart Fuchs« aufgezeigt. In Ρ ist die Lücke nach V. 562 nicht eigens gekennzeichnet. Der Schreiber von Κ bricht vorher mitten im Vers 552, mit dem die fehlende Episode beginnt, ab und läßt drei Spalten frei, offenbar in der Hoffnung, das Fehlende aus einer vollständigen Vorlage erreichen zu können. Wenig überzeugend sind die stemmatologischen Überlegungen, die Ehrismann (1980, S. 26) aus diesem Befund zieht: •PKY *PK

Κ zumal wenn er annimmt, daß in der zweiten Quelle *Y die Lücke auch vorlag. XIX

Obwohl die Ausfüllung der Lücke nicht gelang, findet Mihm (ibd.) das Bestreben des Schreibers von K, »seine Texte durch Kontamination zu bessern«, bestätigt. »Ob aber nun im einzelnen eine gute K-Lesart auf geschickte Konjektur oder auf Kontamination aus schriftlicher oder mündlicher Tradition zurückzuführen ist, ob sie also für die Textkritik als Fehler oder Präsumptivvariante zu gelten hat, läßt sich nicht bestimmen« (Mihm 1967, S. 54). Für den »Reinhart Fuchs«, bleiben vor allem zwei Fälle von Gewicht: V. 40 het (P liei) und V. 1817 hone gewant (P houe gewant). Die Varianten in Κ hat der Schreiber kaum intuitiv gefunden, sie fordern jedoch auch keine andere Quelle neben Ρ bzw. neben seiner Vorlage. Denn beide Fälle lassen sich paläographisch erklären: Die Vorlage P/K hatte het und hone gewant, die in Ρ verlesen und entsprechend falsch abgeschrieben sind. Damit wäre für den »Reinhart Fuchs« eine unabhängige Abschrift aus einer gemeinsamen Vorlage nahegelegt, dies umso mehr als an anderen Stellen (V. 104, 148, 508, 857 u.a.) P/K dieselben Fehler aufweisen. Aber auch die Annahme einer weiteren Vorlage läßt sich prinzipiell nicht ausschließen, freilich unterschiede sie sich so wenig von Ρ oder *P, daß damit nichts gewonnen wäre. »Praktisch«, so muß man Schröbler (1952, S. VIII) zugeben, »ist es für den Reinhart-Text von geringer Bedeutung, ob man Ρ und Κ von X herleitet oder Κ aus P. Zur Behebung der ernsthaften Cruces in Ρ trägt Κ nichts bei.« Seit langem gilt Ρ als die im ganzen bessere, weil fehlerfreiere und außerdem dem alten Text näherstehende Bearbeitung. Wenn dieser Ausgabe dennoch die K-Version mit entsprechenden Korrekturen nach Ρ zugrunde gelegt wird, geschieht dies, um endlich einen vollständigen, überprüfbaren K-Text vorzulegen und das wegen der fehlerhaften und unvollständigen K-Lesarten zumeist abschätzige Urteil über diesen Überlieferungszeugen möglicherweise zu revidieren, hat er doch immerhin in einigen Fällen (V. 40, 186, 252, 311, 314, XX

632, 767, 843, 1065, 1086, 1270, 1392, 1606, 1817, 2057, 2251, 2260) einen 'besseren' Text zu geben versucht.

II. Autor und Datierung Der Autor ist nur aus seinem Werk »Reinhart Fuchs« bekannt. Nach den Bearbeitungen heißt der Dichter der Glichesere her Heinrich in Ρ (V. 2252f.), Κ bietet an dieser Stelle (V. 2252) glichsenere. Weniger eindeutig sind die auch im Fragment S erhaltenen Vv. 1784ff.: der Glichezare (s.V. 1786, in Ρ Glichesere, in Κ glichsere, vgl. App. z.St.). Nachdem bereits Wallner (1926) den Beinamen auf den Fuchs bezogen hatte, gab Düwel (1967, S. 237ff.) dafür eine aus der Hs. S begründete Erklärung. Der alte Text besagt demnach, daß Heinrich von dem (über den) Gleisner, dem Fuchs, erzählt. Der Autor Heinrich verliert damit den ihm lange Zeit zugeschriebenen Beinamen. Die von Düwel (1967, S. 243) vorgeschlagene Herstellung des Wortlautes von S führt auch auf das Mißverständnis der Bearbeitung, in der vernemen von als »hören, erfahren durch« verstanden wurde. Über Heinrichs Stand gibt es nur Vermutungen (vgl. Düwel 1981, Sp. 666). Nach Ausweis der Sprache der Fragmente S dürfte Heinrich aus dem Elsaß stammen. Dorthin weisen auch einige Anspielungen im Text (V. 1024,2123). Heinrich scheint den »Reinhart Fuchs« in erster Linie für ein elsässisches Publikum geschrieben zu haben. Hatte Schröbler (1952, S. XVI) noch an Walther von Horburg als Gönner oder Freund Heinrichs gedacht, so können mit Schwab (1967, S. 122ff., 149) nur die Dagsburger Grafen als Auftraggeber Heinrichs vermutet werden. Das würde mit der immer wieder betonten antistaufischen Tendenz des »Reinhart Fuchs« zusammenstimmen. Die neuere Forschung hingegen hält die Zähringer, insbesondere Berthold IV., als Gegner der Staufer und Förderer höfischer Dichtung, für die möglichen Auftraggeber XXI

(vgl. Bumke 1979, S. 104). Historische Anspielungen, satirische Ausfälle gegen Geistlichkeit und Heiligsprechung, parodierende Anspielungen auf Minnesang und Heldendichtung kennzeichnen Heinrich als einen gebildeten und genau beobachtenden Mann, der außerdem über erstaunliche juristische Kenntnisse verfügt (s.u. V). Die aus verschiedenen Hinweisen (s.u. IV) innerhalb des Textes zu gewinnenden Daten weisen in die zweite Hälfte des 12. Jhs. 1162 befehdeten sich Hugo von Dagsburg und Walther von Horburg, zu dessen Gunsten Friedrich I. eingriff. Die Belehnung des Elefanten mit Böhmen und seine Vertreibung von dort ermöglichen innerhalb des Zeitraums 1173-1189 mehrere historische Anknüpfungen, ohne daß diese mit der Erzählung im einzelnen übereinstimmen (s.u. IV). Nachdem Baesecke (1925, S. XLVIII) die Entstehung des »Reinhart Fuchs« im Jahr 1182 vermutet und Schröbler (1952, S. XVI) sie für das letzte Viertel des 12. Jhs. angenommen hatte, ermittelten Ochs (1954, S. 154) und Schwab (1967, S. 45ff.) unabhängig voneinander das Jahr 1192 als terminus post quem.

III. Quellen Der »Reinhart Fuchs« hängt stofflich mit dem afrz. »Roman de Renart« eng zusammen, dies eine Sammlung von Tiergeschichten (Schwänken), die immer wieder neue Abenteuer von Fuchs und Wolf bietet. Das Verhältnis zwischen dem afrz. und dem mhd. Text beurteilt Grimm (1834, S. VIII; 1840, S. 6): dem »Reinhart Fuchs« hätten ältere Branchen des »Roman de Renart« vorgelegen, von denen die erhaltenen Branchen nur Bearbeitungen darstellten. Die romanistische Forschung hat dagegen schon früh betont, daß die überlieferten Branchen Heinrich als Vorlage gedient hätten (Foulet 1914, S. 393ff.). Die Auseinandersetzung zwischen »Folkloristen« und »Äsopisten« geschah aus der Sicht der jeweiligen NationalliXXII

teratur und beruhte nicht zuletzt auch auf dem gespannten deutsch-französischen Verhältnis im 19. Jh. und in der ersten Hälfte des 20. Jhs. Die grundlegenden Untersuchungen zur mittelalterlichen Tierdichtung von Jauss (1959) haben Foulets Auffassung bestätigt. Für den »Reinhart Fuchs« können die überlieferten Branchen der ersten Periode (1174/76-1190) in schriftlich fixierter Form bzw. in einer mündlichen Vorstufe als Quelle gelten. Es sind dies Br. II und Va von Pierre de St. Cloud (1174-1176), denen bis 1190 die Br. III, IV, XIV, I, X, VI und VIII folgten. Mit der Datierung des »Reinhart Fuchs« nach 1192 (s.u. IV) entfällt auch das chronologische Argument gegen diese Annahme. Im einzelnen ergeben sich folgende Motivbeziehungen:

Fuchs und Hahn Fuchs und Meise Fuchs und Rabe Fuchs und Kater Schinkenabenteuer Weinabenteuer

»RF« (Vv. 11-176) (Vv. 177-216) (Vv. 217-312) (Vv. 313-384) (Vv. 449-498) (Vv. 499-550)

Fuchs und Esel

(Vv. 55 Iff.)

Aaleverzehr und Wolfstonsur Fischfangabenteuer

(Vv. 635-726) (Vv. 727-822)

»RdR« II, 23-468 11,469-522 11,843-1024 11,665-825 V, 1-148 XIV, 202-538, vgl. VI, 704-730 (nach Büttner 1891, S. 76 und Flinn 1963, S. 561f. liegt Br. VI zugrunde) zu einzelnen Parallelen vgl. VIII, 158ff. III, 165-376 III, 377-510 XXIII

Brunnenabenteuer Schwur auf des Rüden Zahn Vergewaltigung Hersants Hof-und Gerichtstag: Anklage und Verteidigung

Heiligsprechung des Hühnchens Honigabenteuer des Bären Mäuseabenteuer des Katers Ladung durch den Dachs Reinhart als Arzt am Hofe und Heilung des kranken Löwen

(Vv. 823-1023)

IV, 149-441

(Vv. 1070-1153)

Va, 929-1181

(Vv. 1154-1238)

II, 1235-1396

(Vv. 1321-1457)

vgl. Va, I (für den 3. Teil des »RF« ist durchgehend Br. X zu vergleichen)

(Vv. 1458-1510)

I, 267-468

(Vv. 1511-1606)

Va, 611-750; I, 476-704

(Vv. 1647-1732)

I, 742-916

(Vv. 1776-1834)

I, 93Iff.

(Vv. 1835-2096)

Χ, 1359-1669

(Die Zeilenangaben weichen gelegentlich von älteren Zusammenstellungen ab, vgl. Büttner 1891, S. 6ff. ; Voretzsch 1891, S. 136ff., S. 344ff. ; ders. 1892, S. 2ff. ; vgl. die afrz./dt. Editionen der Branchen II, Va, III, IV, I durch Jauss-Meyer 1965 und X durch Rattunde 1970; Einzelszenen bei Bertau 1972, S. 717ff.). Die eigenen Erzählanteile Heinrichs sind vor allem die Ameisenepisode (Vv. 1239-1320), die Elefantenbelehnung (Vv. 2097-2116), die Kameleinsetzung (Vv. 2117-2164), der Gifttod des Löwenkönigs (Vv. 2165-2248) sowie die Gestaltung XXIV

des Prozeßverlaufs nach deutschem Recht (Klibansky 1925, S. 41 ff.). Heinrichs erzählerische Leistung läßt sich damit umreißen: von der episodischen Reihung der die chansons de geste parodierenden, für den mündlichen Vortrag bestimmten Renart-Branchen zur zielgerichteten, mehr zum Lesen gestalteten Erzählung in satirischer Absicht, kurz: von der »Vielheit der Fuchsabenteuer« zum ersten »Fuchsepos« (Jauss 1959, S. 281; vgl. Düwel 1981, Sp. 673). Im Vergleich zum »Roman de Renart« spielen andere Quellen kaum eine Rolle. Mit dem »Ysengrimus« des Magister Nivardus (um 1150) hat der »Reinhart Fuchs« einige Abenteuer gemeinsam, ohne daß eine direkte Benutzung nachgewiesen werden kann: Fuchs und Hahn (Ys. IV, 811-1044; V, 1-316), Schinkenabenteuer (Ys. I, 1-528), Schwur auf das Wolfseisen (Ys. VI, 349-550), Fischfangabenteuer (Ys. I, 529-11, 158), Vergewaltigung Hersants (Ys. V, 705-818), Hoftag (Anklage und Verteidigung) (Ys. III, 1-1198).

IV. Namen und Örtlichkeiten Kvnin (V. 577) Kvnin ist der einzige Name des Gedichts, bei dem keine Gattungsbezeichnung aufgeführt ist. Jacob Grimm (1834, S. CCXXIII u. 1840, S. 53) hat ihn als großen Waldaffen, Waldteufel oder Satyr zu identifizieren versucht, Schröder (1926, S. 49) dachte an einen staufischen Hofaffen, Wallner (1926, S. 209) sah in Kvnin den »polizist des waldes«, einen Spottvogel, den Häher (vgl. Ruh 1980, S. 14: Eichelhäher), Cramer-Peeters (1970, S. 130) sprach von einem Storch und bei Heer (1952, S. 335) ist es ein Rabe. Schwab (1967, S. 193f., Anm. 192) hingegen macht deutlich, daß derartige Identifizierungsversuche spekulativ bleiben und nichts zum Verständnis der Intention des Autors beitragen. XXV

Sie versucht durch Abänderung der Fragestellung, »das Problem der satirischen Identifikation Kuonins« aufzuwerfen und nennt aus der Umgebung Heinrichs VI. Träger des Namens Cuno bzw. Conrad, die mit der Ersteiner Affäre in Zusammenhang stehen könnten (s.u. S. XXVIIIf.). Horbvrc (V. 1024) Auch die Erwähnung Walthers von Horburg weist ins Elsaß, da der Stammsitz der Horburger in der Nähe von Colmar lag. Das Geschlecht der Grafen von Horburg tritt urkundlich seit 1123 mit Konrad-Cuno auf (Joseph M.B. Clauss, Historischtopographisches Wörterbuch des Elsaß, Lieferg. 1. Zabern 1895, s.v. »Horburg«). Im Jahre 1130 erscheint ein Walther von Horburg in einer Straßburger Urkunde bei der Bestätigung eines Rechtsgeschäftes (Wirtembergisches Urkundenbuch, Bd. 1. Stuttgart 1849, S. 381f.) und begegnet in einer Urkunde Friedrichs I. von 1156 als Zeuge (MGH DD 10,1, hrsg. von Heinrich Appelt. Hannover 1975, S. 224). Von dem wenigen, das von den Horburgern überliefert ist, ragt die sog. Horburger Fehde mit den Grafen von EgisheimDagsburg von 1162 besonders heraus. In diesem Jahr zerstörte Hugo von Dagsburg den Stammsitz der Horburger und nahm die Besatzung gefangen (Wilhelm von Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 5,1. Braunschweig 1880, S. 347f.). Daraufhin griff der Kaiser persönlich in die Fehde ein, befreite die Gefangenen aus der Burg Girbaden, die eines der Stammschlösser der Egisheim-Dagsburger war, und zerstörte diese Festung (vgl. im einzelnen Schwab 1967, S. 57ff.). Thvschalan (V. 1438 u. 1995) Diese im »Reinhart Fuchs« auftretende Herkunftsbezeichnung des Kamels wurde in der Forschung lange auf die Toscana bezogen (so z.B. Meier 1894, S. 206). Erst Ochs (1954, S. 152ff.) und Schwab (1967, S. 43ff.) haben Thvschalan mit Tusculum bzw. Tusculanum, zwischen Rom und dem heutigen XXVI

Frascati gelegen, identifiziert. Die Erwähnung Tusculums im Zusammenhang mit der »Kamelsepisode« hat denselben historischen Hintergrund wie die Nennung Ersteins (s.u. S. XXVIIIf. Zur Folgerung für die Datierung s.o. II). Am 14. April 1191 wurde Heinrich VI. durch Papst Zölestin III. zum Kaiser gekrönt. Die Krönung erreichte er letztendlich bei dem zögernden Papst, nachdem er seine Besatzungstruppen aus dem kaisertreuen Tusculum abgezogen hatte und damit seine grausame Zerstörung herbeiführte. Drei Tage später schenkte er »in campestribus inter urbem et Tusculum« das Kloster Erstem an den Straßburger Bischof Konrad von Hüneburg (Ochs 1954, S. 154; vgl. auch Urkundenbuch der Stadt Straßburg I, hrsg. von Wilhelm Wiegand, Aloys Schulte, G. Wolfram. Straßburg 1879, S. 106). Mit dieser Schenkung wollte der Kaiser den Bischof für die betrügerische und rechtswidrige Zerstörung Tusculums beschwichtigen. Da der Kaiser nicht befugt war, Reichsgut zu verschenken, mußte er bereits auf dem Hoftag in Hagenau am 4.3.1192 die Vergabe Ersteins wieder rückgängig machen (vgl. im einzelnen Schwab 1967, S. 3 Iff.). Beheim (V. 2102) Ebenso wie die Nennung Ersteins gab auch die Böhmens der Forschung Anlaß, mit seiner Hilfe eine Datierung des Textes vorzunehmen. So glaubte Baesecke (1925, S. XLIVf.), daß sich in der Elefantenepisode die böhmischen Thronwirren von 1182 widerspiegeln und setzte den Elefanten mit Herzog Friedrich von Böhmen gleich. Für Schröbler (1952, S. XVIf.) käme allerdings auch Sobieslaw II. in Frage. Sie und vorher schon Reißenberger (1908, S. 19f.) lehnen aber letztlich eine konkrete Identifizierung ab und vermuten, daß der Autor eher nur allgemein auf die häufigen Wirren um die Herzogswürde in Böhmen zwischen 1173 und 1189 Bezug nehmen und im »Reinhart Fuchs« satirisch auf die Zustände in Böhmen zur Stauferzeit anspielen wollte. XXVII

Erstem (V. 2123) Die Hss. Ρ und Κ bieten ersten, und Grimm (1834) behält diese Schreibung zunächst auch bei. Doch schon 1836 bessert er es in Erstein, indem er es mit dem gleichnamigen elsässischen Dorf identifizierte (zu den alten Namenformen vgl. Joseph M.B. Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsaß, Lieferg. 1. Zabern 1895). Die Belege für das 13. Jh. lauten Erstheim (1226), Eristhen (1230), Erestein (1243; Urkundenbuch der Stadt Straßburg I, hrsg. von Wilhelm Wiegand, Aloys Schulte, G. Wolfram. Straßburg 1879), woraus sich entsprechend andere Herstellungsmöglichkeiten von ersten ergeben. Weiteres Material bietet das »Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter« (hrsg. von Médard Barth. Straßburg 1960). Im Laufe der Forschung erwies sich Grimms Besserung immer mehr als gerechtfertigt, weist doch die Geschichte der ehemaligen Reichsabtei Erstein an der III Ereignisse auf, die einen direkten Zusammenhang mit der »Kamelsepisode« im »Reinhart Fuchs« vermuten lassen. Die im Jahre 850 von Irmgart, der Gemahlin Lothars I., als kanonisches Stift gegründete Abtei Erstein verschenkte Heinrich VI. 1191 an den Bischof von Straßburg, doch mußte er die unrechtmäßige Schenkung bereits 1192 wieder rückgängig machen (vgl. Scheffer-Boichorst 1889; René Friedel, Geschichte des Fleckens Erstein. Erstein 1927; Schwab 1967, S. 3Iff.). Die Vergabe Ersteins geschah in Tusculum, das im »Reinhart Fuchs« alsThvschalan (s. o. S. XXVIf.) erscheint (zu den Konsequenzen für die Datierung des »Reinhart Fuchs« vgl. S. XXI). Neben der Ortsbezeichnung Erstein weist aber auch der Handlungsablauf der »Kamelsepisode« Parallelen zu historischen Gegebenheiten und Ereignissen in der Abtei Erstein auf. So erinnern die Vv. 2124ff. - Reinharts Begründung für seinen Vorschlag, das Kamel als Äbtissin in Erstein einzusetzen - an die interpolierte Stiftungsurkunde (vgl. Friedel 1927, S. 31 ; Scheffer-Boichorst 1889, S. 297f.) des Klosters. Die XXVIII

Tatsache, daß der Löwe das Kamel ohne kanonische Wahl, damit also rechtswidrig, als Äbtissin einsetzt, scheint ihre historische Parallele in der unstatthaften Verschenkung Ersteins an den Straßburger Bischof zu haben. Und auch aus der Vertreibung des Kamels (Vv. 2151-2153) lassen sich Parallelen zur Stiftungsurkunde der Abtei ziehen (vgl. im einzelnen Schwab 1967, S. 3Iff.). Rin (V. 2154) Diese Angabe wird meistens wörtlich verstanden. Eine Notiz in der Vita S. Cadree (10. Jh.) scheint das zu bestätigen: »ad locum in ripa Rheni fluminis situm et Neheristeim appellatum« (MGH SS IV, 484). Daß dieser Ort nur Erstein sein kann, zeigt Scheffer-Boichorst (1889, S. 286 Anm. 4). In der päpstlichen Stiftungsurkunde für das Kloster Erstein heißt es dagegen: »Ipsum autem monasterium statuit in provincia Elisacensi super fluvium qui Illa dicitur et in villa que Heristein nuneupatur« (Scheffer-Boichorst 1889, S. 292. Die von Schwab [1967, S. 34 Anm. 72] angenommene teilweise Fälschung der Urkunde betrifft nicht die zitierte Partie). Erstein liegt am Flüßchen III, während der Rhein heute ca. 6 km entfernt fließt und vor der Rheinregulierung und wohl auch im Mittelalter nur um 500 m näher an Erstein heranreichte. Es ist daher kaum anzunehmen, daß Nonnen das Kamel tatsächlich bis in den Rhein hinein jagten. Nun gibt es formelhafte Wendungen, in denen der Rhein für eine weite Entfernung steht wie etwa in Eilharts »Tristrant« V. 3162: der tufel sertck in in den Rin (Eilhart von Oberg, Tristrant. Hrsg. von Danielle Buschinger. Göppingen 1976. GAG 202), und weiter im Innsbrucker Osterspiel (hrsg. von E. Hartl, Das Drama des Mittelalters 2, 1937) V. 712: wol hen an den Rin. Der formelhafte Gebrauch scheint auch im »Reinhart Fuchs« vorzuliegen: Die Nonnen jagen die Kameläbtissin weit fort. XXIX

V. Rechtshistorisches Seit den Untersuchungen Klibanskys (1925) gilt der »Reinhart Fuchs« als »ergiebige Quelle alten deutschen Rechtslebens« (S. 41) und sein Autor Heinrich als ein Mann, »der das Rechtsleben seines Volkes ganz genau kannte« (S. 55). Die detaillierte Darstellung mittelalterlicher Rechtsbräuche weist den »Reinhart Fuchs« nicht nur als literarische Darstellung einer rechtlichen Thematik aus, sondern läßt aufgrund der frühen Datierung in dem mittelhochdeutschen Gedicht auch eine rechtshistorische Quelle erkennen. Insofern ist in seinem Autor mehr als der bloße Bearbeiter eines thematisch vorgegebenen Stoffes zu erblicken (s.o. III). In keinem zweiten mittelalterlichen Werk wird ein Prozeßgang so ausführlich und dem realen Verlauf entsprechend geschildert. Vieles, insbesondere die Vorgänge vor dem eigentlichen Hof- und Gerichtstag, findet sich nicht in der französischen Vorlage, sondern folgt deutschen Rechtsbräuchen. Die Handlungskonstellation des »Reinhart Fuchs« entspricht der Stufenfolge Fehde - Minne - Recht, die die neuere rechtshistorische Forschung (vgl. u.a. Hans Hattenhauer, »Minne und Recht« als Ordnungsprinzipien des mittelalterlichen Rechts, in: ZRG GA 80, 1963, S. 325-344) für die fehderechtliche Gerichtsbarkeit des Mittelalters aufgestellt hat. (— verweist auf das »Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte« [HRG]). I Fehde Die Streitigkeiten zwischen Fuchs und Wolf weiten sich zu einer —Fehde aus (V. 1061), eine unter bestimmten Voraussetzungen legale Form der Selbstjustiz. Der Wolf eröffnet sie unter Nichteinhaltung der für eine rechtmäßige Fehde vorgeschriebenen Bedingungen (V. 1062ff.). XXX

Als Verwandter und unmittelbar Betroffener ist der Luchs bemüht, den Streit zu schlichten. Er kann aber nur vermittelnd tätig werden, wenn eine der betroffenen Parteien eine — Anklage - wie Isengrin (V. 1085ff.) - erhebt. II Verhandlung nach —minne Die Schlichtungsverhandlung findet drei Wochen nach dem Vorbringen der Anklage statt (V. 1097f.). Zu diesem Zweck erscheinen Kläger und Beklagter mit ihren Verwandten bzw. ihrer Anhängerschaft, ihren mâgett (V. 1100). Bei dieser privaten, »nichtamtlichen« Verhandlung handelt es sich um einen weniger formal gestalteten Versuch zur gütlichen Einigung. Der Schuldige muß dabei dem Überlegenen im Rechtsstreit eine Bußzahlung (—Buße) leisten. Dem beklagten Fuchs wird der dem —Gottesurteil verwandte Reinigungseid als —Beweis seiner Unschuld auferlegt (V. 1123ff.). Vor aller Augen soll er ein —Gerichtszeugnis ablegen. Zum Zwecke der Beratung verläßt Reinhart mit seinen mâgen den Ring des Gerichts (V. 1146f.). Die anschließende Flucht des Fuchses beendet die private Sühneverhandlung. Nachdem der Fuchs die Wölfin vergewaltigt hat, wird die Klage Isengrins umso schwerer. Sie muß nun vor einem ordentlichen Gericht vorgebracht werden. III Verhandlung nach recht (—minne und recht) Unabhängig von den Auseinandersetzungen zwischen Fuchs und Wolf hat der Löwenkönig einen —Hof- und —Gerichtstag angesetzt (V. 1321) und bei Androhung der Todesstrafe einen —Landfrieden geboten (V. 1239). —Ladungen ergehen in alle Teile des Reiches, denn der Reichsadel ist zur Teilnahme am —Königsgericht aufgerufen (V. 1322f.). Die übliche Frist von sechs Wochen, die zwischen Ladung und Verhandlung verstreicht (V. 1324ff.), kennzeichnet den königlichen Gerichtstag als »ordentliches Ding«. XXXI

Das Verfahren nach recht ist eine formstrenge, kompromißlose Gerichtsverhandlung vor einem königlichen Gericht. Bevor die eigentliche Verhandlung unter freiem Himmel beginnt, wird zunächst der —Gerichtsort gehegt (—Hegung). Man errichtet für den König einen kostbaren Richterstuhl (V. 1328ff.), den er zu Beginn der Verhandlung einnimmt (V. 1361). Mit dem gleichzeitig erlassenen Schweigegebot (V. 1364f.) tritt eine weitere Maßnahme der Hegung in Kraft. Im einzelnen sehen die Stationen des —Gerichtsverfahrens folgendermaßen aus: Erste Klage des Wolfes (V. 1366ff.) Die Klage um ungericht (Friedensbruch, Körperverletzung) wird nicht vom Kläger Isengrin, sondern durch einen von ihm bestellten —Fürsprecher vorgetragen.Dieser appelliert an den König, nach Recht und —Billigkeit (V. 1370f.), d.h. nach den bestehenden Rechtsnormen und seinem wohlwollenden Ermessen, zu urteilen. Sich selber bedingt der Bär —Erholung und Wandelung aus (V. 1372), d.h. er bittet darum, daß im Falle eines formalen Versehens seinerseits keine Nachteile für die von ihm vertretene Partei entstehen. Erste Verteidigung des Dachses (V. 1386ff.) Den abwesenden Fuchs verteidigt (unaufgefordert) der Dachs Krimel. Er entgegnet mit dem motivierten Leugnen der Schuld (Widerrede) auf die Beschuldigungen des Klägers (V. 1388ff.). Erstes Urteil des Hirsches (V. 1413ff.) Nachdem sich der Kläger Isengrin selbst noch einmal zu Wort gemeldet hat, erfragt der König das erste »Urteil« (Urteilsvorschlag) vom Hirsch Randolt. Dieser verurteilt unter —Eid Reinhart zum Tode (V. 1425ff.). Bis auf eine Ausnahme leisten alle Tiere diesem Urteilsvorschlag —Folge (V. 1434ff.). Erste Schelte des Kamels (V. 1437ff.) Das Kamel aus Thuschalan bringt eine Urteilsschelte vor und weist auf das Prinzip der dreimaligen Ladung des Beklagten XXXII

vor Gericht hin, ein Widerspruch, den alle Anwesenden akzeptieren. Bevor das neugefundene Urteil zur Anwendung kommt und eine Ladung an den Fuchs ergeht, treten Henne und Hahn, Pinte und Schantekler, auf (V. 1458ff.). Vergeblich versuchen sie, das Verfahren gegen den Fuchs mittels einer Klage auf —handhafte Tat zu beschleunigen. Neben der leiblichen Beweisung (Vorweis der getöteten Tochter) spricht das von Schantekler ausgestoßene —Gerüfte (V. 1472f.) für diese Absicht (—Klage mit dem toten Mann). Erster Botengang: Brun der Bär (V. 1511 ff.) Die Verhandlung nimmt jedoch trotz der gewichtigen Klage Schanteklers ihren normalen Fortgang und entsprechend dem Urteil des Kamels ergeht eine Ladung an den Fuchs. Als ersten Boten bestimmt der König den Bären Brun, der sich mit dem Hinweis auf —echte Not diesem Amt vergeblich zu entziehen sucht. Zweite Klage durch Brun (V. 1612ff.) Vom Fuchs arg mißhandelt, kehrt der Bär von seinem Botengang an den Königshof zurück und klagt gegen Reinhart. Zweites Urteil durch den Biber (V. 1624ff.) Auch in diesem Fall erfragt der König ein Urteil aus dem Kreis der —Dinggemeinde, dem Umstand. Der König fordert den Biber auf zu urteilen. Sein Urteil lautet auf Ächtung des Fuchses (V. 1629ff.). Zweite Urteilsschelte des Elefanten (V. 1635ff.) Der Elefant macht darauf aufmerksam, daß die - » A c h t , eine Verurteilung wegen Ungehorsams und Säumnisses, nur dann berechtigt ist, wenn der Fuchs nach erfolgter dreimaliger Ladung nicht vor Gericht erscheint. Von daher, so der Kern seiner Schelte, müsse er - und darauf hatte schon das Kamel hingewiesen - in jedem Fall bis zu dreimal geladen werden. Zweiter Botengang: Dieprecht der Kater (V. 1645ff.) Die zweite Ladung soll auf Befehl des Königs Kater Dieprecht überbringen. Er argumentiert erfolglos mit der Unkenntnis des —Landrechts und seinen verwandtschaftlichen BeziehunXXXIII

gen zu Reinhart, um nicht als Bote tätig werden zu müssen. Dritte Klage durch Dieprecht (V. 1735ff.) Auch er kehrt klagend von Reinhart zurück. Des Nachts und deswegen besonders verwerflich - wollte ihm Reinhart ans Leben. Wieder soll das Gericht per Augenschein (—blikkender Schein) von der Wahrheit der Behauptung überzeugt werden (V. 1734). Drittes Urteil des Ebers (V. 1746ff.) Erneut fragt der König die Versammlung nach einem Urteil. Er bestimmt den Eber, der über Reinhart die stärkste Form der Acht ausspricht (V. 1752ff.). Dritte Urteilsschelte durch Krimel (V. 1760ff.) Noch einmal macht Krimel darauf aufmerksam, daß in diesem Falle nicht inhaltlich geurteilt werden dürfe, solange die Verfahrensweise noch nicht geklärt sei.Er plädiert daher für die dreimalige Ladung des Fuchses. Dritter Botengang: Krimel der Dachs (V. 1776ff.) Erst dem dritten vom König bestellten Boten, Krimel, gelingt es, den beklagten Fuchs vor das Gericht des Königs zu laden, der sich einer Kollektivklage - vorgetragen von Isengrin, Brun, Dieprecht, Schantekler und Diezelin (V. 1847ff.) - gegenüber behaupten muß. Der Fuchs tritt jedoch als Arzt auf und gibt dadurch dem Geschehen eine andere Wendung, so daß es nicht zu einem offiziellen Abschluß des Gerichtsganges kommt, zumal die Dinggemeinde aus Furcht vor Reinhart den Hof verläßt (V. 1993).

XXXIV

VI. Einrichtung der Ausgabe Der hier gebotene K-Text versucht, die Forderungen nach einer handschriftengetreuen Wiedergabe und nach Lesbarkeit und Verständlichkeit zu vereinen. [ ] zeigen Auslassungen an, Unterstreichung markiert Abweichungen vom überlieferten Wortlaut, worüber im einzelnen der Apparat Auskunft gibt. Alle Kürzel wurden aufgelöst (vgl. S. XVI). Punkte auf Mitte hinter einzelnen Wörtern (etwa zur Anzeige direkter Rede, Zeilensprung, Kennzeichnung einer syntaktischen Zäsur im Versinnern, Trennung verbundener Wörter etc.; vgl. Rosenhagen 1909, S. XXVIf.) werden hier nicht berücksichtigt. Im Gegensatz zur handschriftlichen Überlieferung sind die Zeilenanfänge bündig gesetzt. Die unterschiedliche Groß- und Kleinschreibung, die im Einzelfall nicht immer sicher bestimmt werden kann, wurde normalisiert: Großschreibung ist durchgehend bei ungeraden Zeilenanfängen und Namen durchgeführt, Getrennt- und Zusammenschreibung folgt im allgemeinen der Hs. unter Ausgleichung einiger Inkonsequenzen. Durchgängig wurden Nominalkomposita zusammengeschrieben. Die Interpunktion erfolgt nach modernen Gesichtspunkten. Außer zu Beginn einer direkten Rede erscheint der Doppelpunkt gelegentlich (Vv. 104, 836, 1000,1102,1331, 1468, 2194) als Lesehilfe. Auf Semikolon und Ausrufezeichen wurde verzichtet. Die nur in ungeraden Zeilen vorkommenden Initialen werden durch Einrücken kenntlich gemacht (vgl. Apparat), während der jeweils folgende großgeschriebene Buchstabe nicht eigens wiedergegeben wird. Geschwänztes s (3), Schaft-s und Rund-j werden einheitlich als s geboten. Eine Unterscheidung von ν als ν oder u schien nicht erforderlich, da nur vre (V. 1353) »Ur, Auerochs« mißverständlich sein könnte. Die Gewohnheit des Schreibers, u zu schreiben, in der Umgebung von w und meistens bei enklitischem tu, bleibt bewahrt. UnXXXV

terschiedliche Formen von her/er »Herr«, bzw. er/her »er« wurden nicht angeglichen. Der Zeilenzähler richtet sich nach der Ausgabe Ingeborg Schröblers, lediglich die als Schreiberverse angesehenen Zeilen 2248a und b werden mit 2249, 2250 durchgezählt. Zusatzverse in Κ sind mit a, b usw. gekennzeichnet. Blattzahl und Spaltenangabe für Κ sind rechts vom Text ausgeworfen. Die entsprechenden Angaben für Ρ stehen in (). Sie finden sich jeweils nach der letzten Zeile der vorhergehenden Spalte. Desgleichen erfolgen Hinweise auf die entsprechenden Parallelen im »Roman de Renart« und »Ysengrimus«. Dem K-Text parallel laufen die Kasseler Fragmente S, bis S4. Neben der üblichen Seitenzählung ist daneben die Zählung Grimms (1840, S. 7ff.) angegeben, der eine Rekonstruktion des Textes nach Lagen vorgenommen hat. Für die Wiedergabe des Handschriftentextes gilt das zu Κ Bemerkte. Dazu kommen Auslassungspunkte für abgeschnittene Buchstaben bzw. Rasuren. Die Unterstreichung bezeichnet hier auch Ergänzungen einzelner oder mehrerer Buchstaben. Schwierig zu lesende Buchstaben sind unterpunktet. Die Zeilenenden der fortlaufend geschriebenen Hs. kennzeichnen /, Spalten- und Seitenwechsel / / . Der dem K-Text beigegebene Apparat enthält Hinweise auf Besonderheiten der Hs. Κ (Korrektur, Tilgungen, Haarstriche, Initialen), sowie den genauen handschriftlichen Text bei Auslassungen und Änderungen dem überlieferten Wortlaut gegenüber. Desgleichen sind auch Stellen angeführt, an denen in früheren Editionen Verbesserungen vorgenommen worden sind, ohne daß dazu zwingender Anlaß gegeben ist. In allen diesen Fällen wird die jeweilige Entscheidung begründet, bzw. auf eine bessere Lesart in Ρ verwiesen. Schließlich enthält dieser Apparat zu einigen Namen Erläuterungen bzw. Verweise auf die Einleitung. Die Anlage des Apparates ist folgende: nach der Zeilenzahl steht der handschriftliche Wortlaut, dem eine Bemerkung XXXVI

folgt. Diese bezieht sich auf den gebotenen Text. Bei zwei oder mehr Apparat-Stichwörtern in einer Zeile steht bei unmittelbarer Folge ein Semikolon, sonst ein Punkt. Mhd. Formen erscheinen kursiv. Der K-Apparat bietet darüber hinaus auch die wichtigen Lesarten aus Ρ (Zusätze, Auslassungen, Umstellungen, soweit sie nicht zwei benachbarte Wörter betreffen). Um den Apparat nicht unnötig aufzuschwellen, wurden alle graphischen Varianten, Nebenformen und sonstige Veränderungen (einschließlich der verschiedenen Anfügungen der pro- bzw. enklitischen Negationspartikel bzw. der doppelten Verneinung und der unterschiedlichen Behandlung des nachgestellten Personalpronomens der 2. Pers., z.B. Κ 231 bistu, Ρ bistv, sowie der Wechsel starker und schwacher Nominalformen) nicht berücksichtigt. Initialsetzung und farbige Ausmalung stimmen in Ρ und Κ überein, wenn nicht anders angegeben. Ferner ist zu beachten, daß in allen Fällen, in denen auf im Text übernommene Verbesserungen eines oder mehrerer Herausgeber(s) bzw. der Fassung S hingewiesen wird, Κ und Ρ die in Frage stehenden Lesarten (meistens Fehler) gemeinsam haben. Auch den S-Textabdruck begleitet ein Apparat. Dieser ist mehr beschreibend angelegt und gibt genaue Auskunft über den Zustand der Kasseler Fragmente nach der Restauration. Die Anlage des Apparates entspricht im wesentlichen der des K-Apparates, nur daß ausführliche Erklärungen fehlen. Ein oder zwei fehlende Buchstaben sind durch eine entsprechende Anzahl von Punkten bezeichnet. Hinweise auf frühere Editionen bzw. auf textkritische Arbeiten stehen mit folgenden Siglen (Kurztitel verweisen auf das Literaturverzeichnis) : ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Ahd.Wb. 2

Althochdeutsches Wörterbuch, hrsg. von Rudolf Schützeichel. Tübingen 2 1974, 3 1981.

XXXVII

vB Bae Behaghel Beyschlag BMZ

Dalby DWb Gr 1 Gr 2 Gö Hahn, Pass. HRG

v. Keller, Mart.

L Lex

Lex. TWb. 34 Li M/K

XXXVIII

Karl von Bahder, Bemerkungen zum 'Reinhart Fuchs', in: PBB 16, 1892, S. 49-53. Baesecke, 1925. Otto Behaghel, Deutsche Syntax. Bd. I. Heidelberg 1923. Siegfried Beyschlag, Die Lieder Neidharts. Darmstadt 1975. Georg Benecke, Wilhelm Müller, Friedrich Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörterbuch U l i . Leipzig 1854ff., ND Hildesheim 1963. David Dalby, Lexicon of the Medieval German Hunt. Berlin 1965. Brüder Grimm, Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff. Grimm, 1834. Grimm, 1840. Göttert, 1976. K.A. Hahn, Das alte Passional. Frankfurt a.M. 1857. Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, hrsg. von Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann. Bd. I: Berlin [1964-]1971. Bd. II: Berlin[1972-] 1978; weitere Lieferungen liegen vor. Adalbert von Keller, Martina von Hugo von Langenstein. Stuttgart 1856. (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 38). Albert Leitzmann, Bemerkungen zum •Reinhart Fuchs', in: PBB 42,1917, S. 18-38. Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Β. I-III. Leipzig 1869ff., ND Stuttgart 1970. Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Stuttgart 341974. Durch Lippstreu veranlaßte Abschrift 1904, vgl. Einleitung S. XV. Mailáth/Koffínger, 1817.

Meiners

Mhd.Gr. 20

NGA 2

R R1 R2 RdR

Sch

Sehr

Schrö Stackmann/Bertau

W W2 Weinhold, Mhd.Gr. 2

Irmgard Meiners, Schelm und Dümmling in Erzählungen des deutschen Mittelalters. München 1967. (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 20). Hermann Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik, 20. Auflage, hrsg. von Hugo Moser und Ingeborg Schröbler. Tübingen 1969. Neues Gesamtabenteuer, Bd. I, hrsg. von Heinrich Niewöhner, 2. Aufl. hrsg. von Werner Simon. Dublin, Zürich 1967. Übereinstimmung der beiden folgenden Textausgaben Reißenbergers: Reißenberger, 1886. Reißenberger, 21908. Le Roman de Renart: Martin, 1882-1887, ND Berlin, New York 1973. Text und Übersetzung der Branchengruppen II, Va. III, IV, I: Jauss-Meyer, 1965. Anton E. Schönbach, Die Überlieferung des 'Reinhart Fuchs', in: ZfdA 29, 1885, S. 47-64. Edward Schröder, Rez. zu: Heinrich des Glichezare Reinhart Fuchs, hrsg. von G. Baesecke mit einem Beitrag von C. Voretzsch. Halle 1925, in: AfdA 45, 1926, S. 93-96. Schröbler, in: Baesecke 21952. Karl Stackmann und Karl Bertau (Hrsg.), Frauenlob (Heinrich von Meissen). Göttingen 1981. (Abh. d. Ak. d. Wiss. in Göttingen, Phil.-hist. KL, 3. Folge, Nr. 119, 120). Anton Wallner, Reinhart Fuchs, in: PBB 47, 1923, S. 173-220. Anton Wallner, Reinhartfragen, in: ZfdA 63, 1926, S. 177-216. Karl Weinhold, Mittelhochdeutsche Grammatik. Paderborn 21883.

XXXIX

Wiessner Ys

Edmund Wiessner, Kommentar zu Neidharts Liedern. Leipzig 1954. Ysengrimus, hrsg. von Ernst Voigt. Halle 1884. Eine Übersetzung liegt vor von Albert Schönfelder, Isengrimus. Münster 1955. (Niederdeutsche Studien 3).

VII. Literaturverzeichnis (Ein- oder zweimal aufgeführte Titel finden sich mit voller bibliographischer Angabe unmittelbar im Text; vgl. auch das Abkürzungsverzeichnis.)

1. Textausgaben und Überlieferung (mit Angaben der Siglen) Georg BAESECKE (Hrsg.), Heinrich des Glichezares Reinhart Fuchs. Mit einem Beitrage von Carl Voretzsch. Halle (Saale) 1925. (Altdeutsche Textbibliothek 7). S/P Georg BAESECKE und Ingeborg SCHRÖBLER (Hrsg.), Das mittelhochdeutsche Gedicht vom Fuchs Reinhart nach den Casseler Bruchstücken und der Heidelberger Hs. Cod. pal. germ. 341. Halle (Saale) 21952. (Altdeutsche Textbibliothek 7). S/P Karl-Heinz GÖTTERT (Hrsg.), Heinrich der Glîchezâre. Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch. Stuttgart 1976. (Reclam UB 9819). Text nach Ρ (in der Ausgabe von Schröbler 1952). S Jacob GRIMM, Reinhart Fuchs. Berlin 1834, ND Hildesheim, New York 1974. Ρ Jacob GRIMM, Sendschreiben an Karl Lachmann über Reinhart Fuchs. Leipzig 1840. S Helga JAUSS-MEYER (Hrsg.), Le Roman de Renart. München 1965. (Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 5). Johann Nepomuk Graf MAILÁTH und Johann Paul KÖFFINGER (Hrsg.), Koloczaer Codex altdeutscher Gedichte. Pesth 1817. Κ Ernst MARTIN (Hrsg.), Le Roman de Renart. 3 Bde. Straßburg 1882-1887, ND Berlin, New York 1973.

XL

Karl REISSENBERG ER (Hrsg.), Reinhart Fuchs. Halle (Saale) 1886. (Altdeutsche Textbibliothek 7). S/P Karl REISSENBERGER (Hrsg.), Reinhart Fuchs. Halle (Saale) 21908. (Altdeutsche Textbibliothek 7). S/P Wolfgang SPIEWOK (Hrsg.), Heinrich der Glichesaere. Fuchs Reinhart. Mittelhochdeutsch, neuhochdeutsch. Leipzig 1977. (Reclam UB 676). Text nach Ρ in der Ausgabe von Schröbler 1952. Georg BAESECKE, Heinrich der Glichezare, in: ZfdPh 52, 1927, S. 1-30. Otfried EHRISMANN (Hrsg.), Der mittelhochdeutsche Reinhart Fuchs. Abbildungen und Materialien zur handschriftlichen Überlieferung. Göppingen 1980. (Litterae 72). Abb. S/P Arend MIHM, Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter. Heidelberg 1967. (Germ. Bibl. R. 3). Karl REISSENBERGER, Zur Textkritik des Reinhart Fuchs, in: PBB 11, 1886a, S. 330-344. Gustav ROSENHAGEN (Hrsg.), Kleine mittelhochdeutsche Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. III: Die Heidelberger Hs. Cod. pal. germ. 341. Berlin 1909. (Deutsche Texte des Mittelalters 17). Edward SCHRÖDER, Der Text des alten Reinhart, in: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1926, S. 22-50. András VIZKELETY, Beschreibendes Verzeichnis der altdeutschen HandschrifteninungarischenBibliotheken. Bd. 2. Wiesbaden 1973. Anton WALLNER, Reinhartfragen. Eine Replik, in: ZfdPh 52, 1927, S. 259- 270. Herbert WOLF, Zum Schicksal der Kalocsaer mittelhochdeutschen Sammelhandschrift, in: ZfdPh 90, 1971, S. 99-101. Konrad ZWIERZINA, Die Kalocsaer Handschrift, in: Festschrift für M.H. Jellinek. Wien, Leipzig 1928, S. 209-232. 2. Literaturgeschichtliches und Historisches Karl BERTAU, Deutsche Literatur im europäischen Mittelalter. Bd. I. München 1972. Joachim BUMKE, Mäzene im Mittelalter. München 1979. Klaus DÜWEL, Heinrich, Reinhart Fuchs, in: 2 VLIII, 1981, Sp. 666-677. XLI

Friedrich HEER, Die Tragödie des Heiligen Reiches. Stuttgart 1952, Kommentarband 1953. John MEIER, Zum Reinhart Fuchs, in: PBB 18, 1894, S. 206. Kurt RUH, Höfische Epik des deutschen Mittelalters II. Berlin 1980. (Grundlagen der Germanistik 25). Paul SCHEFFER-BOICHORST, Zur Geschichte der Reichsabtei Erstem, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. NF Bd. IV, Heft 3, Freiburg 1889, S. 283-299.

3. Vorlagen und Fabeltradition Heinrich BÜTTNER, Studien zum 'Roman de Renart' und dem 'Reinhart Fuchs'. II. Der 'Reinhart Fuchs' und seine französische Quelle. Straßburg 1891. John FLINN, Le 'Roman de Renart' dans la littérature française et dans les littératures étrangères au Moyen Age. Paris 1963. Lucien FOULET, Le 'Roman de Renard'. Paris 1914, 2 1968. (Bibliothèque de l'École des Hautes Études. Sciences historiques et philologiques 211). Klaus GRUBMÜLLER, Meister Esopus. Untersuchungen zu Geschichte und Funktion der Fabel im Mittelalter. Zürich 1977. (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 56). Klaus GRUBMÜLLER, Deutsche Tierschwänke im 13. Jahrhundert. Ansätze zur Typenbildung in der Tradition des »Reinhart Fuchs«? in: Festschrift für H. Kuhn, hrsg. von I. Glier u. a. Stuttgart 1969, S.99-117. Hans Robert JAUSS, Untersuchungen zur mittelalterlichen Tierdichtung. Tübingen 1959. (Beiheft zur ZfromPh 100). Bernhard KOSAK, Die Reimpaarfabel im Spätmittelalter. Göppingen 1977. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 223). Eckhart RATTUNDE, Die zehnte Branche des 'Roman de Renart', in: U. Schwab (Hrsg.), Das Tier in der Dichtung. Heidelberg 1970, S. 128-174. Carl VORETZSCH, Der 'Reinhart Fuchs' und der 'Roman de Renart', in: ZfromPh 15, 1891, S. 124-182, S. 344-374. XLII

Carl VORETZSCH, Der 'Reinhart Fuchs' Heinrichs des Glichezare und der 'Roman de Renart', in: ZfromPh 16, 1892, S. 1-39. Carl VORETZSCH, in Baesecke 1925.

4. Untersuchungen und Interpretationen Elisabeth CRAMER-PEETERS, Henric die de Reinhart maakte, in: Wetenschappelijke Tijdingen 2, 1970, S. 124-130. Klaus DÜWEL, in Schwab 1967. JacobGRIMM, Altdeutsche Blätter 1,1836,S. 417-419 = Kleine Schriften VII. Berlin 1884, S. 12f. Erich KLIBANSKY, Gerichtsszene und Prozeßform in erzählender deutscher Dichtung. Berlin 1925, S. 41-56. (Germanische Studien 40). Jürgen KÜHNEL, Zum »Reinhart Fuchs« als antistaufischer Gesellschaftssatire, in: Stauferzeit. Geschichte, Literatur, Kunst, hrsg. vonR. Krohnu. a. Stuttgart 1978, S. 71-86. (Karlsruher kulturwiss. Arbeiten 1). Hansjürgen LINKE, Form und Sinn des »Fuchs Reinhart«, in: Festschrift für B. Horacek, hrsg. von A. Ebenbauer u.a. Wien 1974, S. 226-262. (Philologica Germanica 1). Ernst OCHS, Eine Hocke mittelhochdeutscher Nüsse, in: Annales Scientiarum Fennicae, Ser. Β, 84. Helsinki 1954, S. 149-155. Ute SCHWAB, Zur Datierung und Interpretation des Reinhart Fuchs. Mit einem textkritischen Beitrag von Klaus Düwel. Neapel 1967. (Quaderni della sezione linguistica degli Annali V).

XLIII

Ditz ist fvchs Reinhart genannt, got helf vns in sin lant.

l

s

10

15

20

Vernemet vremde mere, die sint vil gewere, Von einem tiere wilde, do man bi mag bilde Nemen vmbe manige dine, iζ keret allen sinen gerinc An triegen vnd an kvndikeit, des qvam ez dicke in arbeit. Iz hate vil vnkvste erkant vnd ist Reinhart fvchs genant. Nv sol ich vch wizzen lan, wa von die rede ist getan. Ein gebvre vil rechte riche der saz gemeliche Bi einem dorfe vber ein velt. do hat er erbe vnde gelt, Korn vnde hirsez genvc, vil harte eben gienc sin pflvc. Der was geheizen Lanzelin, babe Rvntzela daz wip sin. Er hatte eine groze klage, er mvste hvten alle tage Siner hvner vor Reinharte, sin hove vnd sin garte

162vb

RdR II, 23ff. ; [Ys. IV, 81 Iff. [(Fabel VI); vgl. [Anh. Nr. I (167 vb )

Überschrift mit roter Tinte von derselben Hand wie der folgende Text. Überschrift in P: Ditz bvch heizet vuehs Reinhart / Got gebezzer vnser vart. Vememet Initiale rot. Nv Initiale blau. getan danach t radiert. rechte fehlt in P. vor r aus η verbessert.

1

25

30

35

40

45

Was niht bezevnet ze frvmen. da von mvst er dicke kvmen Ze schaden, den er vngerne sach. babe Rvntzela zv im sprach: »Alter govch Lantzelin, ην han ich der hvner min Von Reinharte zehen verlorn, daz mvet mich vnd ist mir zorn.« Meister Lantzelin was bescholden, daz ist noch vnvergolden. Doch er des niht enliez, er tete, als in babe Rvntzela hiez. Einen tzvn macht er vil gvt, dar inne want er han behvt Scanteklern vnd sin wip, den het Reinhart an den lip. Eines tages, do die svnne vf gie, Reinhart do niht enlie, E m gienge ze hove mit sinnen, do wolt er einer vnminnen Scanteklern bereiten, ovch brachten zv arbeiten.

163ra

Von η auf Rasur. wart er hat Korrektur nach Ρ in der Orthographie von K. het seit Gr1 wird die abweichende Überlieferung zurechtgerückt: riet Gr1, R2, Bae, Schrö bzw. gie R1. Κ scheint die La. bewahrt zu haben, aus der sich liet Ρ (ohne i-Strich) am einfachsten paläographisch erklärt. Zur Bedeutung der Wendung an den lip haben bzw. den Up anhaben im Sinne von »auf das Leben absehen, es angreifen« vgl. Lex. I, 60; 1133; BMZ I, 599"; I, 598"; DWb. I, 364. Für die Konjektur riet spricht freilich die Parallele in NL 1902,2. ze hove die La. hat Ρ mit zv dem hove, das sich eindeutig auf den Hof des Bauern Lanzelin bezieht, während die Wendung in Κ sonst für den Hof des Königs gebraucht wird, vgl. z.B. 1362. brachten die von Gr1, R, Bae vorgenommene Besserung zu brachtern ist nicht erforderlich, vgl. Mhd.GrA°,§ 270.

so

55

60

65

70 47 49

52

70

Der tzvn dovcht in ze dicke vnd ze hoch, mit den zenen er dannen zoch Einen spachen vnde senete sich do. als er nieman sach, des was er vro. Nv want er sich dvrch den hag, vil nahen er Schantekleren lag, Sin verchvint Reinhart, die henne Pinte sin gewar wart. Schantekler bi der want slief. vor Pinte schre: »er« vnde rief (168 ra ) Vnde vloch bi eine swellen mit andern iren gellen. Schantekler qvam gérant vnd hiez sie wider zw der want Strichen vil schire: »irn dvrft vor keinem tiere Nimmer vf erwarten in disem bezvntem garten. Doch bitet got, vil lieben wip, daz er mir beschirme minen lip. Mir ist getrovmet sware, daz sag ich vch zware, Wie ich in einem roten pellitz solde sin, daz hovbetloch was beinein. Ich fvrchte, daz sin arbeit.

Den Korrektur nach P. Sinen Gr 1 ein, R, Bae, Schrö einen. Die hsl. Überlieferung wäre zu halten, wenn man davon ausgehen könnte, daß Reinhart in dem neuen Zaun dieses Holzstück bereits kennt, senete zu senewen »s. dehnen, strecken«. Trotz dem Hinweis auf RdR II, 59 Acroupiz »zusammengekauert« sind die Verbesserung zu tucte (Bae) und andere Herstellungsversuche, vgl. Schrö z.St., unnötig. Schantekleren eine Korrektur nach Ρ Schanteclere ist nicht erforderlich, da im Dat. Sg. statt -e öfter -en begegnet, vgl. Mhd. Gr. 20 ,§ 133. beinein für diese Lesung spricht, daß auch an anderer Stelle, vgl. 806 Birtin, in einem Wort die /-Buchstaben einmal ohne Abstrich geschrieben, das andere Mal mit Abstrich versehen werden, bemein bieten M / K , Li (mit ?), Schrö, vgl. auch Anm. zu 706.

3

dem heiligen engel si ez geseit, Der erschein mirs ze gvte. mir ist swere ze mvte.« 75 Vrowe Pinte sprach: »er vnd trvt, ich sach sich regen in ienem krvt. Mich entriegen mine sinne, hie ist ich enweiz waz vbeles inne. Der riche got beschirme dich. 80 mir gat vber herklich. Mir gröwet so, ich fvrchte, wir ze noten kvmen, daz sag ich dir.« Schantekler sprach: »sam mir min lip, mer verzaget ein wip, 85 Danne tvn vier man. dicke wir vernvmen han, Daz sich erscheinet, daz ist war, manic trovm vber siben iar.« Ver Pinte sprach: »last iwern zorn 90 vnd vliget vf disen dorn. Gedenket wol, daz vnser kint leider harte kleine sint. Verlivsest dv, herre, dinen lip, so mvz ich sin ein rñwic wip 95 Vnd vmberaten immer mer. mir tvt min herze vil wundern weQ, Wen ich so sere fvrchte din.

163rb

(168rb)

fvrchte e aus a verbessert. herklich anlautendes h in das Spatium zwischen vber und erklich (so P) nachträglich eingefügt. Zum prothetischen h- vgl. Mhd.Gr.20,§ 100 und Weinhold, Mhd.Gr.2,§ 241, ders.,§ 243 über dieses h als mitteldt. Merkmal. Mit.mir Korrekturen nach P. sprach unter r-Tintenfleck. wer Gr1, R, Bae, Schrö we.

100

ios

110

Iis

120

ην beschirme dich vnser trehtin.« Schameder vf den dorn vlöch, Reinhart in her ab tróch. Pinte schire vliehende wart, vnder den dorn lief Reinhart. Schameder im ze hohe saz, Reinhart begonde an im daz: Sine liste, die er hat. er sprach: » w e r ist, der da vf stat? Bistv daz, Sengelin?« »nein ich«, sprach Schameder, »ich enpin, Also hiez der vater min.« Reinhart sprach: »daz mac wol sin. N v reuwet mich dines vater tot, wen der dem minnesten ere bot. Wan trëwe vndir kvnne daz ist michel wunne. Dv gebares zv vntare, daz sag ich dir zware. Din vater was des minen vro, er gesaz svst hohe nie also. 163va Gesehe er den vater min, ern vlvge zv im vnd hiez in sin Willekvmen. ovch vermait er nie,

99

Schanteler Schantecler (gegenüber Schantekler wie in 83, 126, u.ö.) im Blick auf 103, 108 und wegen des leichter erklärbaren Schreibfehlers, vgl. Gr 1 , R, Bae, Schrö. 103 hone Korrektur nach P, vgl. auch 118. 104 in im daz Korrektur nach P. Seit Gr 1 stellen alle Hrsg. Heben bzw. üben baz (Bae) her. Schrö beläßt die hsl. Überlief., hält aber die Stelle für unverständlich (S. VIII). Korrektur unter Hinweis auf Pass. (Hahn) 56,25 (beginnen an einem). Verständnisversuch: »Reinhart begann an ihm das (fing ihm gegenüber damit an): seine Schlauheit, die er besitzt.« Daß hier erstmals von Reinharts liste die Rede ist, könnte diese ungewöhnliche Einführung erklären.

5

125

130

135

HO

145

em swunge sin vitchen ie, Iz wer spat oder frv. die ovgen tet er beide zv Vnd sang im als ein vrolichez hvn.« Schantekler sprach: »daz wil ich tvn, Iz larte mich der vater min. dv solt groz willekvmen sin.« Die vitich begonde er swingen vnd vrolich nider springen. Des was dem toren ze gach, daz gerov in sere dar nach. Blinzende er singende wart, bi dem hovbt nam in Reinhart. Pinte schrei vnd begonde sich missehaben. Reinhart tet niht danne draben ( 168va) Vnd hvp sich wundern balde recht hin gegen dem walde. Den schal vernam meister Lantzelin. er sprach: »owe der hvner min.« Schantekler sprach zv Reinharte: »war gahet ir svst harte? Wes lazet ir vch disen gebvren scheiden? mvgt ir iz im niht vergelten?« »Ia ich, sam mir Reinhart«, sprach er, »ir get ein vppige vart.«

135 haben zwei Zeilen heruntergezogen mit Verweiszeichen und von balde durch Punkt und Doppelstrich getrennt. 143 scheiden bescheiden P. 145t.Ia...vart die hsl. Überl. bewahren Gr1, R, Bae: >ia ich, sammir Reinhartirgât ein üppige vartsammir Reinhart!< der fuchs betheuert bei dem eignen namen: so wahr ich R. heisse!« (entsprechend BMZ II, 2,44 b ). Vor allem W2 (S. 208) nahm Anstoß an der Beteuerung. Nach ihm wäre zu lesen wie Schrö dann herstellte: >ia ich, sam mir!ir gat ein vppige vart.< Dieser Eingriff in die Überl. ist nicht erforderlich. Man könnte den überl. Wortlaut anders aufteilen : >ia ich, sam mir,< Reinhart sprach, >er, ir get ein vppige vart.< Wegen des befremdenden Zeilensprunges zwischen Reinhart und sprach

6

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160

165

Schantekler was vngerne do. als er im entweich, do want er sam vro Den hals vz Reinhartes mvnde. er vlovc zv der stvnde Vf einen bovm, do er genas. Reinhart harte trvric was. Zehant Schantecler sprach, do er Reinharten vnder im sach: »Dv hast mir gedienet ane danc, der wek dovchte mich ze lane, Do dv mich her hast getragen, ich wil dir fvrwar sagen: Dvnen brengest mich dar wider niht, swaz dar vmbe mir geschiht.« Reinhart horte wol den spot, er sprach: »er ist tvmb, sam mir got, Der mit schaden richet, daz man im gesprichet, Oder swer danne ist klaffens vol, so er von rechte swigen sol.« Do sprach Schantekler: »er were weizgot niht alwere, Swer sich behütete ze aller zit.«

163vb

vgl. 654f. Im Unterschied zu Schrö bliebe dabei er ( = her) erhalten. Die im 'Reinhart Fuchs' singuläre Anrede einer Tierfigur an einen menschlichen Handlungspartner entspricht der afrz. Vorlage Br. II, 433f. und erhielte bei Heinrich einen ironischen Akzent. Unter Hinweis auf das Neidhart-Corpus (Beyschlag L 34, Trutzstrophe nach III: sammir Durinchart\ und L 53, Trutzstrophe I: sam mir Hildemäres lip,vgl. BMZ II, 2, 44b, bleiben wir trotz W2s Einspruch bei der bereits von Gr1 vertretenen Textauffassung: Reinhart spricht unter Anrufung seines eigenen Namens zu dem verfolgenden Lanzelin, damit die auffordernde Frage Schanteklers aufnehmend. 148 wart seit Gr1 wird want hergestellt.

7

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do schiet sich der spot vnd ir strit. Meister Lantzelin gienc do her nach, Reinharten wart dannen gach. Im was ane maze zorn, daz er hatte verlorn Sin imbiz, daz er wände han. vil harte in hvngern began. (168vb) Do gehört er ein meiselin. RdR II, 469ff. er sprach: »got gr^z vch, gevater min. Ich bin in einem gelvste, daz ich gerne kvste, Wan, sam mir got der riche, dv gebares zv vremdicliche. Gevater, dv solt pflegen trëwen. ην m$z iz got rëwen, Daz ich ir an dir niht envinde. sam mir die trëwe, die ich dinem kinde Bin schvldic, daz min bate ist, ich bin dir holt an arge list.« Die meyse sprach: »Reinhart, mir ist vii manic vbel hart Von dir gesaget dicke, ich fvrchte din ovgenblicke, Die sint grevlich getan, nv laze sie zesamen gan, So kvsse ich dich an dinen mvnt mit gvtem willen dristvnt.« Reinhart wart vil gemeit von der kleinen leckerheit, 164ra Er vrevte sich vaste.

170 vnd ir strit auf Rasur. 177 Do Initiale rot. 186 dinem kinde dinen kinden P. 8

200

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215

220

dannoch stvnt sin gevater ho vf einem aste. Reinhart blintzete sere nach siner gevatern lere. Ein[] mist sie vnder iren fvz nam, von aste ze aste sie qvam Vnd liez es im vallen an den mvnt. do wart ir vil schire kvnt Irz gevatern schalkeit, die zene waren im gereit. Daz mist er do begripfte, sin gevater im entwischte. Er hat harte grozen vliz vmb einen swachen inbiz. Des wart er trvric vnd vnvro. er sprach: »herre, wie kvmt ditz so, Daz mich ein voglin hat betrogen? daz mvet mich, daz ist vngelogen.« (169ra) Reinhart kvndikeite pflac, RdR II, 843ff., doch ist hivte niht sin tac, [bes. 914ff., vgl. Daz iz im nach heile mvge ergan. [Anh. Nr. II do sach er vil hoch stan Einen raben, der hiez Dizelin, der hatte mit den listen sin Einen nëwen kese gewvnnen. des begvnd er im vbel gvnnen,

200 aste eine Zeile höher nach Haarstrich. 203 Einen Korrektur wegen 209 (und wegen der Kongruenz zu es 205) nach P. 217 Reinhart Initiale blau. 223 gewinnen zu gewvnnen korrigiert durch über i geschriebenes v. Zu erwarten wäre die Schreibung gewunnen.

9

225

230

235

240

245

250

Daz er in solde bizin an in. do kart er allen sinen sin, Daz ern im ab betrvge mit einer kvndiklichen lvge. Reinhart vnder den bovm saz, do der rabe den kese vf gaz. Er sprach: »bistu daz Dizelin? nv vrewet sich der neve din, Daz ich dich bi mir han gesehen, mir enmohte lieber niht gesehen An deheiner slahte dinge, ich horte gerne singen Dich, ob ez were dines vater wise, der klafte wol ze prise.«

164rb

Do sprach Dizelin: »ichn schelte niht den vater min. Fvrwar sag ich dir daz: izn gesanc nie kein min vordem baz, Den ich tvn, des bin ich vro.« lvte began er singen do, Daz der wait von der stimme erdoz. Reinhartes bete wart aber groz, Daz er erhörte sine wise, do vergaz er vf dem rise Des keses, do er erhvp daz lit. donen wände Reinhart niht, Ern scholde inbizin sa zestvnt, der kese viel im fvr den mvnt. Nv höret, wie Reinhart, der vngetriwe hoQvart,

236f. singen Dich Korrektur nach Ρ (din singen) erwägenswert. 239 Do Initiale rot (fehlt in P). 252 den dem P. 254 hochvart Korrektur nach P. Von hier ziehen BMZ (III, 253b) und Lex. (I, 1318) das Lemma hochvart stm. »der hoffärtige« nach

10

255

260

265

270

275

280

Warb vmb sines neven tot. daz tet er doch ane not. Er sprach: »lose, Dizelin, hilf mir, trvt neve min. Dir ist leider miner not niht kvnt. ich wart hivte vrowe wunt. Der kese lit mir ze nahen bi. er smecket sere, ich fvrcht, er si Mir zv der wunden schedelich, trvt neve, ην bedenke mich. Dines vater triwe waren gvt, ovch höre ich sagen, daz sippeblvt Von wazzer niht vertirbet. din neve alsvst erstirbet. Daz machtu erwenden harte wol. von stänke ich grozen kvmmer dol.« Der rabe zehant hin nider vlovc, dar in Reinhart betrovc. Er wolde im helfen von der not dvrch triwe, daz was nach sin tot. Reinhart heschen began, der rabe wolde nemen dan Den kese, er wandes haben danc. Reinhart balde vf spranc, Gelich als er niht were wunt. do tet er sinem neven kvnt Sin triwe, ern weste niht

(169rb)

164va

entsprechender Anm. von Gr1 z.St. Einleuchtender W1 (S. 177f.), W2 (S. 208), der hohvart als Verlesung aus hofwart (hovewart) erklärt. Dieses meint jedoch nicht einen tückischen Kettenhund, sondern den Hofhund, dessen Name heute in der Hunderasse Hohwart fortlebt. Es liegt kein Schimpfwort vor, vielmehr wird die Charakterisierung Reinharts durch das für den Hohwart untypische vngetriwe erreicht. 265 gvt kvnt gestrichen und mit hellerer Tinte gvt übergeschrieben.

11

28ia 28ib

285

290

295

von svlcher geschiht, Waz er an im räch, vil er im do vz brach Der vedern, daz er im entran mit not, der neve was Reinharte ze rot. Do wolde vlihen Reinhart, do was kvmen vf sine vart Ein ieger mit hvnden vil gvt. des wart trvric sin mvt. Er liez in svchen viere, die fvnden in vil schiere. Den inbiz mvst er da lan, sin neve solt in von rechte han. Do sprvngen an in die hvnde. Swaz sin neve kvnde Ze tvn, daz im tete we, daz tet er vaste, er vf in schre, (169 va ) Wan erzvrnet was sin mvt. er sprach: »daz ein gebvre dem andern tvt, Kvmt dicke Ion, des höre ich iehen.

28ia fehlt in P. 28ib bietet Ρ in 281. 282 vil R vier, Bae vir (unter Hinweis auf RdR II, 991 qatre des pertes). 284 der neve Gr1, R2, Bae stellen her: dem neven was Reinhart []ze rot. Unnötig, ja falsch, da nach der Handlungsstruktur im ersten Teil die kleinen Tiere dem Fuchs überlegen sind. Heinrich überträgt das auf den Fuchs bezogene »rot« der Vorlage (RdR II, 999: eist ros ; vgl. Va, 749: Renars Ii ros) entsprechend auf den Raben. 285 vlihen Gr1, R, Bae stellen imbizen her. Schrö (App.): vielleicht do enwolde vlihen? Besserungen unnötig: Reinhart sucht das Weite, nachdem er erkannt hat, daß ihm der Rabe über ist. 296 vaste Hinweis auf syntaktische Zäsur, entsprechend andere Zeichensetzung als bei Gr1, R, Bae, Schrö. 298 gebfre Korrektur nach Ρ gebvr. tvt eine Zeile höher nach Doppelstrich. 12

300

neve, also ist vch geschehen.« Reinhart vmbe die hvnde lief, der rabe ovch die wile niht enslief, Er wiset die hvnde vf sinen zagel, ern dorft niht haben grozern hagel. 305 Die hvnde begvnden in rupphen, der ieger vaste stvpphen. Do was im kvndikeite zit. er sihet, wo ein rone lit, Dar vnder tet er einen wane. 310 manic hvnt dar vber spranc. Der ieger hetzte balde, Reinhart gienc ze walde. Die katze Diprecht im wider gienc, RdR II, Reinhart sie al vmbe viene. [665ff., bes. 720ff. 315 Er sprach: »wilkvme, neve, tvsent stvnt. daz ich dich han gesehen gesvnt, 164vb Des bin ich vro vnd gemeit. mir ist von dir snellikeit vil geseit, Daz soltu mich lazen gesehen. 320 ist iz war, so wil ich iz iehen.« Diprecht sprach do: »neve Reinhart, ich bin vro, Daz dir von mir ist wol geseit. min dienst sol dir sin bereit.« 325 Reinhart vntriwen pflac, er wiset in, da ein valle lac. Iz was ein bose neveschaft. »nv wil ich sehen dine kraft.« Iz was ein enges pfedelin. 304 grozern erklichern P. 313 Die Initiale blau (in Ρ rot), gienc eine Zeile höher nach Punkt und Doppelstrich. 314 sie sa P. 326 valle drvck P.

13

330

335

340

345

er sprach: »nv lovf, trvt neve min.« Dieprecht weste wol die valle, er sprach: »nv behvte mich sent Galle Vor Reinhartes vbelen dingen.« vber die vallen begond er springen Vnde lief harte sere. an dem widerkere (169 vb ) Sprach zv im Reinhart: »nie kein tier sneller wart, Denne dv, trvt neve, bist. ich will dich leren einen list. Dv solt so hohe sprvnge ergeben, dv macht Verliesen wol din leben, Bestet dich ein stritiger hvnt. mir ist svst getan geverte wol kvnt.« Dieprecht zv Reinharten sprach

345a

v n d i m d e s wol v e r i a c h :

345b

»Dv endarft noch niht iehen. lavf nach mir, ich laz dich sehen Edele sprvnge ane liegen.« sie wolden beide ein ander betriegen. Reinhart lief sinem neven nach, donen was dem vodern niht gach. Dieprecht vber die vallen spranc vnde gestvnt ane widerwanc. An sinen neven stiez er sich, deiswar, daz was niht vnbillich. Der fvz im in die vallen qvam. Dieprecht do vrlovp nam Vnde bevalch in Lvcifere. dannen hvp er sich gewere. Reinhart bleip in grozer not,

350

355

332 behvte beschirme P. 345-345b in P: 345 Dipreht sprach: >dv endarft noch niht iehen: 358 gewere schire P.

14

165ra

360

365

370

375

380

er wante den grimmigen tot Vil gewislichen han. do gesach er den weideman, Der die valle dar het geleit. do bedorfte er wol kvndikeit. Daz hovbet er vf die valle hieng. der gebvre lief vnd balde gieng. Die kele was im wiz als ein sne. fvnf Schillinge oder me Want er vil gewis han. die axs er vf heben began Vnd slvc, swaz er mochte erzîhen. Reinhart mochte niht gevliehen, Mit dem hovbte wankte er hin baz, an der zit tet er daz. Der gebvre slvc, daz die valle brach, Reinharte nie lieber geschach. (170 ra ) Er wante han verlorn daz leben, sine kel was v m b fvnf schillige gegeben. Reinhart sich niht sovmte, die herberge er rovmte, In dvchte da vil vngemach. der gebvre im iemerlich nach sach, Er begonde sich selbe scheiden, er mvste mit a n d e r m gvte gelden.

363/365 valle drvch P. 365 hvb von allen Hrsg. verbessert: Gr'houbt, R houpt, Bae houbet, Schrö hovbet, vgl. 373. 366 gebfre Korrektur nach Ρ gebvr. 370 axe Korrektur nach P. 375 valle drvhe P. 378 gegeben geben eine Zeile tiefer gezogen nach Punkt und Haarstrich im Bereich der Oberlänge. 379 sovmte danach Haarstrich.

15

385

390

395

400

405 385 387 394 395 397

399

402 403 404 405 16

Do Reinhart die not vberwant, vil schire er den wolf vant, Isengrim. do er in von erst ane sach, nv vernemt, wie er do sprach: »Got gebe vch, herre, gvten tac. swaz ir gebietet vnd ich mac Vch gedienen vnd der vrowen min, des svlt ir beide gewis sin. Ich bin dvrch warnen zv vch kvmen her, wan ich han vernvmen 165rb Wol, daz vch hazzet manic man. wolt ir mich zv gesellen han? Ich bin listic, so sit stare ir. ir mohtet gvten trost han zv mir. Von iwer kraft vnd von minen listen konde sich niht gevristen. Ich konde ein bvre wol zebrechen.« do gienc Ysengrim sich besprechen Mit sinem wibe vnd mit sinen svnen zwein. sie wurden alle des in ein, Daz er in ze gevatern nam do, des wart er sint vil vnvro.

Do Initiale rot (in Ρ blau). Isengrim in Ρ nach wolf (386). her in Ρ nach warnen (393). wol in Ρ nach han (394). Ich bin stare so sit listic ir Stellung von stare und listic nach Ρ korrigiert. Es könnte sein, daß an dieser Stelle die Vorlage bereits eine Verderbnis aufwies (vgl. P: Ich bin leis stare sit ir; leis durchgestrichen, dafür am Rand listic). Möglicherweise hat aber der Schreiber auch 393-396 (evtl. noch 401) versehentlich als Rede des Wolfes verstanden. Von Vor P. besprechen sprechen P. zwein eine Zeile tiefer gesetzt nach Doppelstrich. ein danach Haarstrich. nam a verlaufen.

Reinhart wante sine sinne an Hersante minne Vil gar vnd den dienst sin. 410 do hat aber her Ysengrin Ein vbel gesinde zv im genvmen, daz mvste im ze schaden kvmen. Eines tages, do iz also qvam, Ysengrin sineQ svne zv im nam 415 Vnd hvb sich dvrch gewin in daz lant. sin wip nam er bi der hant (170rb) Vnde bevalch sie Reinharte sere an sin triwe vnd an sin ere. Reinhart warp vmb die gevatern sin. 420 do hat aber her Ysengrin Einen vbelen kamerere. hie hebent sich vremde mere. Reinhart sprach zv der vrowen: »gevater, mochtet ir beschowen 425 Grozen kvmmer, den ich trage. von iwern minnen, daz ist min klage, Bin ich harte sere wunt.« »tv zv, Reinhart, dinen mvnt«, Sprach er Ysengrines wip. 430 »min herre hat so schonen lip, Daz ich wol frvndes sol enpern. wolde aber ich deheines gern, So werest dv mir doch ze swach.« Reinhart aber sprach: 165va

414 sinen svn Korrektur nach P. Obwohl der K-Text verständlich ist, verlangt der Zusammenhang (vgl. 403) hier den Plural. 424 beschowen über o ein Punkt mit gleicher Tinte. 426 klage eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 429 Ysengrines das Schaft-i am Schluß aus geschwänztem -z korrigiert.

17

435

»Vrowe, ich sol dir lieber sin, wer ez an den seiden min, Danne ein kvnic, der sine sinne bewant hat an dirre minne Vnd ovch zv vnwerde wolde han.« 440 nv qvam her Ysengrim, ir man, Do tet der hobischere, als der rede niht enwere. Isengrin ane rovb qvam, der hvnger im die vrevde benam. 445 Er saget sinem wibe mere, wie tevre iz an dem velde were: »Mim wart nie svlcher not kvnt.« er sprach: »ieglich hirte hat sinen hvnt.« Reinhart einen gebvr ersach, RdR V, Iff.; 450 da von in allen liep geschach. [Ys. 1,1 ff. (Fabel I) er trvg einen grozen bachen, des begonde Reinhart lachen. Er sprach: »hört her, er Ysengrin.« »waz saget ir, gevater min?« 455 »Mocht ir ienes vleischez iht?« Isengrin vnd sine dit (170va) 436 der Korrektur nach P. 439 ovch die hsl. Überl. wird durchgehend korrigiert: Gr 1 , R1 iuch, Schrö ivch, R 2 , Bae dich ; es ist kaum anzunehmen, daß mit ovch eine Seitenform für ivch vorliegt, vgl. Weinhold, Mhd. Gr.2,§ 474. Gegen ivch spricht, daß es aus den Minneszenen an dieser Stelle (im Gegensatz zu 424, 426) herausfällt. Die im Prinzip bessere Konjektur dich geht recht weit; ovch wäre möglich: (»und überdies (diese Minne) auf schmachvolle Weise besitzen wollte«, bzw. mit adversativem Charakter: »der aber seine Minne...«), wenn vnwerde auf ein abstraktes Objekt bezogen werden kann. 440 her h vor e klein übergeschrieben. 448 hvnt eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 449 Reinhart Initiale blau (in Ρ rot), gebfr Korrektur mit Bae, Schrö. 455 iht: 456 dit zu erwägen Reimbesserung nach Ρ iet: diet.

18

460

465

470

475

480

459 474 475 480

Sprachen gemeinlichen: »ia.« Reinhart hvp sich sa, Do der gebvre hin solde gan. einen fvz begonde er vf han Vnd sere hinken, er liez den rvcke sinken, Recht als er im were entzwei, der gebvre in vaste anschrei, Den bachen warf er vf daz gras, nach Reinhartes kel im gach was. Sin kolbe was vreislich. Reinhart sach vmb sich Vnd zoch in zv dem walde. Isengrin hvp sich balde, E dan der gebvre mocht wider kvmen, so hat er den bachen genvmen Vnd hatte in schire vressen. Reinhartes wart vergezzen.

165 vb

Der gebvre begonde erwinden, er wante den bachen vinden. Do sach er Ysengrin verre stan, der im den schaden hatte getan. Donen was sin klage kleine nicht, ern vant weder vleisch noch beine, Wenne iz allez gezzen was. nv viel er nider vf daz gras, Vii vaste klait er den bachen. Ysengrin begonde lachen.

gebore Korrektur nach Ρ gebvr. Reinhartes R verlaufen. gebore Korrektur nach P. nicht in Ρ nach klage (479). beine eine Zeile höher nach Doppelstrich, gebeine P. 19

485

Er sprach: »wol mich des gesellen min. wie mocht wir baz enbizzen sin? Ich waiz im disez ezzens danc.« do west er niht den nachklanc. Reinhart qvam spilende vnd gail. 490 er sprach: »wo ist hin min tail?« Do sprach Ysengrin: »vrege die gevatern din, Ob sie iht habe behalten, des ir wart.« »nein ich«, sprach sie, »Reinhart, 495 Iz dvchte mich vil svze.

500

505

daz dir got Ionen mvze. (170vb) Vnde zvrne dv niht, wen mirs nimmer me geschiht.« »Mich dvrstet sere«, sprach Ysengrin. »wollet ir trinken win?«, Sprach Reinhart, »des geb ich vch vil.« er sprach: »dar vmb ich wesen wil din dinst, die wile ich han ditz leben, machtu mir des genvc geben.« Reinhart hvb sich dvrch liste, RdR XIV, do er einen mvnchhof weste. [202fï. ; VI,704ff. Mit im fvr her Ysengrin, vor ErQsant vnd die svne sin. Zv der kvfen fvrte sie Reinhart,

505 Reinhart Initiale rot (in Ρ blau). 506 weste über erstem e hakenförmiger Strich, evtl. i? 508 er in sant Gr' und alle folgenden Hrsg. haben die hsl. Überl. zu Hersant, bzw. Schrö: Er[Jsant emendiert. Die Erwähnung der Hersant in 520 scheint dies zu bestätigen. Dennoch sollte nicht unbeachtet bleiben, daß auch der überlieferte Wortlaut akzeptabel ist: « voraus schickte er (der Wolf) ihn (den Fuchs) und seine Söhne.« Für diese Lesart könnte die dem Handlungsverlauf angemessene Tiercharakterisierung sprechen: der Wolf fühlt sich noch als überlegener Partner in der Verbindung zwischen »Stärke und List«, während der Fuchs zum erstenmal am Ende dieser Szene triumphiert.

20

510 sua sub

515

520

525

530

Ysengrin da Qtrvnken wart. In sines vater wise hvb er vil lise An, vnde sane er ein lit. er versach sich keines schaden niht. 166ra Die den win scholden bewarn, die sprachen: »wie ist ditz svst gevarn? Ich wen, wir einen wolf erhört han.« do qvamin schire sechs man, Der ieglicher ein stange zoch. Reinhart balde dannen vloch. Mit siegen gvlden do den win fvr Hersant vnd er Ysengrin, Man schenket in mit vnminnen. »mochte ich kvmen hinnen«, Sprach her Ysengrin, »ich wolde sin immer ane win.« In was da misselvngen. vber einen zovn sie sprvngen, Daz tore was in verstanden, sie entrvnnen mit schänden. Do klagt her Ysengrin den schaden vnd die schände sin. Im was zeblowen sin lip, erdroschen was oveh wol sin wip, Sine svne was ez vergangen niht. sie sprachen: »vater, iz was ein vnQzitih lît

510 getrvnken Korrektur nach Ρ (dort vor t Rasur, Reste von e erkennbar). Sil—5llb in P: 511 In sines vater wise sane er ein liet. 512 sie Korrektur nach P. 529 der alle Hrsg. ändern in her. Man könnte zur Not unter Hinweis auf 1353 bei der Überl. bleiben. Der Erzähler selbst wechselt zwischen her Ysengrin, Ysengrin und der wolf Isengrim, vgl. 386, eventuell ist hier wolf oder tore ausgefallen. 531 In Korrektur nach P. 21

535

Vnd alle die affenheit, daz schol vch fvrwar sin geseit.« Reinhart do zv in gie. er sprach: »waz ist dise rede hie?« »Weizgot«, sprach Ysengrin, 540 »da habe wir viere disen win Vil tevre vergolden, ovch hant mich bescholden Mine svne, daz ist mir zorn. min arbeit ist an in verlorn.« 545 Reinhart zoch iz ze gvte.

550

(171ra)

er sprach: »gevater, stëwert iwerm mvte. Ich sag vch gewerliche: RdR VIII, redet min paté tvmpliche, [158ff.; vgl. Daz ist niht wunder, deswar, [Ys. VI, 349ff. ; von dev er treit noch daz garze har.« [vgl. Anh. Do schiet Reinhart vnd Ysengrin. [Nr. III vil schire beqvam im Baldewin, 166rb Der esel Reinharte, Er was geladen harte. Sin meister liez in vor gan, Reinhart bat in stille stan. Er sprach: »sag mir, Baldewin, dvrçh was wilt dv ein mvdinç sin? Wie macht dv vor le[]ste immer genesen?

534 vntzitih Korrektur nach P. lit eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 551 Do Initiale blau (in Ρ rot). Reinhart danach Punkt und Haarstrich (bis auf die Grundlinie der folgenden Zeile) et (Kürzel) cetera. Ergänzung nach P. 552 beqvam Beginn der Lücke. Ergänzung nach Ρ mit Korrektur. Von allen Hrsg. wird in ausgelassen. Wegen des Parallellaufes von 552/53 sollte im stehen: »sehr bald begegnete ihm (dem Fuchs) Baldewin, der Esel (dem) Reinhart«. 553-562 nach Ρ (zwei Leerzeilen nach 562). Bl. 166rb in Κ auf den oberen 14 Zeilen mit dem Ende des Inhaltsverzeichnisses des gesamten Codex beschrieben. Bl. 166" eingerichtet, aber leer. 559 leiste Korrektur mit Bae, Schrö. 22

560

woldest dv mit mir wesen, Ich erlieze dich dirre not vnd gebe dir gnvc et cetera. Sinem gevatern er entweich. 167ra Isengrin von dem blvte entsweich. 565 Er sprach: »mich reuwet min lip vnd noch me min liebes wip, Die ist edel vnde gvt, deiswar, vnd het sich wol behvt Vor aller slahte vppikeit. 570 ir was ie die bosheit leit. Ovch rëwet mich die svQne min, die mvzen leider weisen sin, Wen daz die ein mvter hant, die fvret sie wol in daz lant. (17r b ) 575 Dar zv ich gvten trost han, sie nimet niht keinen andern man.« Dise klage gehörte Kvnin. er sprach: »waz ist vch, her Ysengrin?« »Do bin ich vreislichen wunt«, 580 sprach er, »ich wene gesvnt Nimmer werde min lip. vor leiden stirbet ovch min wip.« Kvnin sprach: »sie entvt. sie enhat sich niht so wol behvt,

564 entweich Korrektur nach P. 571 rèwet Korrektur nach Ρ rewent nicht erforderlich, vgl. zu diesen Fällen der Inkongruenz Mhd. Gr.20,§ 326b. sinne Gr1, R verbessern ohne Hinweis auf die hsl. Überl. zu siine, Bae glaubt fälschlich in Ρ eine Korrektur von sinne zu sune zu erkennen, entsprechend Schrö. svf ]ne nach der Orthographie des Schreibers von Κ hergestellt. 577 Kvnin s. Einleitung S. XXVf. 582 min in Ρ danach libez. 23

585

Als ich dich iezv höre iehen. ich han zwischen iren beinen gesehen Reinhart hat sie gevriet, ichn az noch entrane sit. Mag daz gebrütet sin, 590 daz vz gat vnd aber in?« Isengrin horte mere, die im waren swere. Er viel vor leiden in vnmacht, ern weste, ob iz wer tag oder naht. 595 Des lachte Kvnin. do qvam zv sich her Ysengrin. Er sprach: »schoch, ich han arbeit, dar zv hastu mir geseit Mit lvgene leide mere. 600 ob ich so torecht were, Daz ichz fvrwar wolde han, dv mvstez mir din ovgen lan, Vnd het ich dich hie nidere, dv qvemest nimmer widere.«

167rl

587 Reinhart steht, apo koinou mit Kasusdivergenz: als Akk.-Obj. zum vorhergehenden Satz und als Subj. zum folgenden, vgl. Mhd.Gr 20 ,§ 380, s. auch Gö. 591 Isengrin Initiale rot (fehlt in P). 24

Si

590 590a 591

595

eoo

...c eht daz ... sin (Bl.VIb, S. 1) ez gie v z / vnde in als ein bescintiz stabilin./ Isingrin horte mere, div warin / i m e swere. er viel uor leide in un/maht, ern wisse weder was dac /oder naht. des lachete Κδηϊη. do / k a n ze sich her Isingrin. er sprach/: »scraz, ih han arbeit, dar zâ hast / du mir geseit mit lugin leidiv /mere. obe ich so gauch ware, daz / i h ez wolte gelovben, ez gienge /dir an div ovgen. hate ih dih / h i e nidere, dv enkomist niemer /widere.«

589 c linke obere Ecke des Pergamentstreifens abgeschnitten, vor c Buchstabenrest, daz danach Rasur, deren Raum 6-7 Buchstaben umfaßt. Ergänzung gebriutet Bae kaum möglich, eher gebrut Gr2. 590 nde Zeilenbeginn beschnitten, nur Kürzung ñ erhalten. 591 singrin /, bzw. i verloren. 594 er Herstellung zu ern von Gr2, Bae, während Schrö bei er bleibt, ohne eine Erklärung zu geben, oder davor Reste der Rotfärbung bis kan. 596 kan vom dritten Strich eines m, vgl. Bae, ist keine Spur zu bemerken. Isigrin das erste η wohl versehentlich ausgelassen, vgl. 607, 709. eoi ih i im vorderen Teil beschnitten. 604 wid.r Gr 2 las widere. 25

605

Svst antwort im Kvnin: »ir sit ein tore, her Ysengrin.« Isengrin hvlet zehant, vil schire qvam vor Hersant, Also taten ovch sin svne do, 610 des was her Ysengrin vil vro. Weinende er zv in sprach: »alsvst gerne ich vch nie gesach, Lieben svne vnde wip. ich han verlorn minen lip, 615 Daz hat mir Reinhart getan, daz lat im an sin leben gan. Dar zv hat nv Kvnin genvmen gar die sinne min. In minen grozen siechtagen 620 begond er mir vbel mer sagen, Daz ir wert worden Reinhartes wip. ich hatte verlorn nach minen lip. Iz were mir immer swere, wen daz man einem lvgenere

611 im Korrektur nach P. 620 vbel mer vbele mere P.

26

(171va)

Si

605

βίο

615

620

Künin antwurte sus./ er sprach: »alter govch, dv bist cus.«/ Isingrin hulen began, frowe Hersint /schiere kam. also daten ovch die /sune sin, des frowete sich do Isin/grin. weinunde er zfi in sprach: / »alsus gerne ich ivch nie gesach, / liebin sune unde wib, io han /ich uerlorn minen lip. daz hat /mir Reinhart getan, daz lant ime /an daz lebin gan. dar zü hat /mir Künin genomin minen /sin. in míneme grozin siehe/tagen begunder mir vbiliv me/re sagin, daz ivch Reinhart hate bigele/gin. da hate ich nah uerlorn daz /lebin. ez ware mir vil sware, wan / /daz man lugenaren (Bl. Vic, S. 2)

607 sigrin I bzw. i ohne Raumnot nicht geschrieben. Zum fehlenden ersten η vgl. 596, 709. 612 nie i übergeschrieben. 618 minen Tintenfleck über m. sin Unterlänge vom s abgeschnitten. 619 agen t verloren, vgl. 1744. 620 begunder r aus η korrigiert, me/.e erster Strich vom m abgerieben, r abgeschnitten. 621 ovch Duktus des o im linken Teil gestört, hate ha rubriziert, bigele/..η gi bzw. ge vor η verloren. 622 ich später übergeschrieben, in leb weggeschnitten, Rest des ¿-Bukkels noch sichtbar. 623 vil übergeschrieben.

27

625

630

626 628 632 641

Nimmer niht gelovben sol. ich trôwet ime an triwen wol.« Fvr Hersant do sprach: »ich bin, die Reinharten nie gesach Weizgot bi drin tagen. her Ysengrin, ich sol vch sagen: Lazet iwer veitsprachen sin.« do wart gelekt her Ysengrin Beidenthalp, do er was wunt. do wart er schire gesvnt.

635

Reinhart zoch zv neste, R d R III, Iff., bes. 179ff. er vorchte vremde geste. Ein hvs worcht er balde vor einem loche in dem walde, Do trvg er sine spise in.

640

eines tages gienc her Ysengrin Bi daz hvs in den wait, sin kvmmer was manicfalt. Von hvnger leit er arbeit, ein laster was im aber gereit.

645

Reinhart was wol beraten, da hatte er gebraten Ele, die smacket Ysengrin. er dahte: »aha, ditz mac vil wol sin Ein teil gvter spise.«

167 va

triwen in Ρ danach weizgot. gesach ge. sach eine Zeile höher nach Doppelstrich. gelekt lecket P. wait zweimal geschrieben, in der Zeile verlaufen, am Zeilenende wiederholt. 649 spise spisen P. 28

Sx

625

niht sol ge/lovben. nu sehint, ih drie ime an /die ovgen.« Frowe Hersint do sprach: / »ich bin div Reinharten nie gesach weiz got /in drin tagen. 630 her Isingrin, ih sol /ivch sagin: lant iwer asprachen sin.« / do wart geleidiget Isingrin beiden/halben, da er was wunt. do wart /er schiere gesunt. 635 Reinhart zoch sich /zò vestin. er uorhte vremide /gesti, ein hus worhte er balde / uon eineme loche in deme walde, / da zoch er sine spise in. 640 eines ta/ges do gie Isingrin wider daz selbe / hus in den wait, sin kunber der was /manivalt, von hungere leit er /arbeit, ein laster was im aber gereit. / 645 Reinhart was wol beratin, do hater / gebratin ale, die irsmacte Isin/grin. er dachte: »achach, diz mac wol /sin vil harte gût spise.«

625 627 628 633 634 638 641 645 648

g./lovben e nach g am rechten Rand abgeschnitten. Frowe Initiale, sprac h weggeschnitten, ebenso rechter Teil des c. gesach davor nie von Gr 2 , Bae, Schrö im Blick auf P/K eingefügt. beiden/ direkt nach η verläuft der Schnitt, es kann noch ein t geschrieben gewesen sein. wart rechter Teil des /-Querstrichs abgeschnitten. wal/ de abgeschnitten. daz übergeschrieben. Reinhart Initiale. sin danach fehlt Reimpunkt.

29

650

665

der smac begonde in wisen Fvr sines gevateren tvr. da satzte sich her Ysengrin fvr, Dar in er bösen begonde. Reinhart, der wunder konde, (171 vb ) Sprach: »wan get ir niht dannen stan? do sol talanc nieman vz gan, Daz wizzet, noch wol her in. war tvst dv, mvdinc, den sin din? Wan bern ir vil schone? iz ist talanc after none. Wir mvnche sprechen niht ein wort vmb der Nibelvnge hört.« »Gevater«, sprach er Ysengrin, »wilt dv hie gemvnchet sin Immer vntz an dinen tot?«

670

»ia ich«, sprach er, »ez tvt mir not. Dv woldest mir ane schvlde versagen dine hvlde Vnd woldest mir nemen daz leben.« Ysengrin sprach: »ich wil dir vergeben,

655

660

654 der fehlt. Mit R, Bae, Schrö nach S, ergänzt, konde davor be durch Punkte getilgt. 657 wizet Korrektur nach P; vgl. 1148, 2177. noch wol die von R, Bae und Schrö nach S, vorgenommene Umstellung daz wizet wol, noch her in ist nicht unbedingt erforderlich. Gr 1 blieb bei der überlieferten Stellung und bemerkte z.St.: »noch wol für ein zweites neque, noch auch beachtenswerth.« Möglich scheint die Auffassung von wol als Adv. »leicht(lich)«. Im Blick auf die vorliegende Szene - der Wolf steht einlaßbegehrend vor der Tür der vermeintlichen Mönchszelle - sind die Worte des Fuchses so ironischer: »da kommt zu dieser Zeit niemand heraus, das merkt euch, noch leicht (schon gar nicht) herein.« 660 talanc c auffällig mit Abschwung, evtl. aus angefangenem t entwickelt. 30

Si 650

655

660

der tras /begunde in wisin vur sines ge/uaterren ture, da sazte sich Isingrin /fure. dar in er bozen began. Reinhart, /der wunder kan, sprah: »wan gan ir / v o n der ture? dalanc kumit nie/man dar fure, daz wizzint wol, / n o h her in. war tûnt ir muo/dinc uwerin sin? wan var... /...η scone? ez ist dalanc aftir / /

652 Isingri η weggeschnitten. 655 ture danach Reimpunkt rot. 656 dalanc erstes a durch Falte im Pergament und Abrieb stark beschädigt. m.n nur Reste von m und η erkennbar, von allen Hrsg. jedoch man gelesen. 657 w ol abgeschnitten. 658 m../..nc uo abgeschnitten, linke Hälfte von u noch vorhanden. Am Zeilenbeginn des Pergamentstreifens durch Falte und Abrieb nur nc erkennbar. Ergänzung seit Gr2. 659 var Rest weggeschnitten, η vgl. zu 658. Raum für 3 - 4 Buchstaben. Ergänzung von Gr 2 und Bae vam hinnen. 660 afti r weggeschnitten. 31

673a 673b 673c 674 674a 675

680

685

Ob dv mir iht hast getan, daz ich dich mvge zv gesellen han.« »Dv macht mir lichte vergeben«, sprach er vil eben. »Reinhart, min leben, daz höre ovch vil eben, Werde fvrbaz niht gespart.« alsvst antwort er Reinhart: »Ob ich dir ie getete einen wane. woldest dv mir wizzen danc, 167vb Zwei ales stveke gebe ich dir, die sint hivte vber worden mir.« Des wart Ysengrin vro. wite begonde er ginen do, Reinhart warf sie im in den mvnt. »ich were immer mer gesvnt«, Sprach der tore Isengrin, »schold ich da hin koch sin.« Reinhart sprach: »des machtu gnvc han, wiltu hie brvderschaft enpfan, Dv wirdest meister vber die braten.« do wart er san beraten. »Daz lob ich«, sprach Ysengrin.

673-674a in P: 673f. dv macht mir lichte vergebenmin leben werde vurbaz niht gespart, 673b min leben und 674 spricht in Ρ Reinhart. Die Änderung in Κ charakterisiert trotz der einfallslosen Reime die Dummheit des Wolfes stärker. 675 ob ... wane entsprechend erhält dieser jetzt isolierte Satz einen neuen Aspekt, der die Scheinheiligkeit des Fuchses hervorhebt: »als ob ich dir jemals einen üblen Streich gespielt hätte.« Vgl. die gegenteilige Erzählerbemerkung 989. 676 mir mirs P.

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Fortsetzung Seite 34

33

690

695

700

705

710

»nv stoz«, sprach er, »din hovbt her in.« Des was Ysengrin bereit, do nahet im sin arbeit. Dar in stiez er sin hovbt groz, brvder Reinhart in begoz (172 r a ) Mit heizem wazzer, daz ist war, daz fvrt im abe hvt vnd har. Isengrin sprach: »ditz tvt we mir.« Reinhart sprach: »wenet ir Mit senfte baradis besitzen? daz kvmet von vnwitzen. Ir mvget gerne liden dise not. gevater, swen ir liget tot, Die brvderschaft ist also getan an tvsent messen schvlt ir han Teil aller tegelich. die von Zitias fvrent dich Zv dem vrone himelriche, daz wizze gewerliche.« Isengrin wante, iz wer war. beide sin hvt vnde sin har Die röwen in vil kleine, er sprach: »brvder, nv sit gemeine Die ele sin, die da inne sint, sint wir sin worden gotes kint.

706 Zinas Korrektur nach P. M/K, Li lesen zmas (unrichtig R zms). Bei i ohne Abstrich ist auch Zinas möglich, das sich leichter als Verschreibung aus Zitias erklären ließe, vgl. 70. Die Tatsache, daß der Dichter den Fuchs in diesem Textzusammenhang als Zisterziensermönch auftreten läßt, muß sicherlich als ein weiteres Beispiel der häufig vorkommenden satirischen Angriffe gegen die Geistlichkeit und das Klosterleben gewertet werden. 7Π Die fehlt in P. 712 brider Korrektur nach P. sit von R, Bae nach S 2 zu sol (Gr 1 lat) gebessert, sit ist hier (vgl. sint 714) tempor. Konj.

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s2

700

70s

710

»we«, sprach Isingrin. (Bl. Vila, S. 3a) »wanit ir mit /senfte paradise bisizzin? daz ku/met von vnwizzin. ir mugint /gerne liden dise not, gevatere, sven/nir ligent dot, div broderscaft ist /also getan, an cehinzic tusint /messin sulint ir han deil allir/tagelich. die von Citel ffirint dih / ze frone himelriche, daz weiz ich /warliche.« Isingrin wende, ez ware /war. beide sin hut unde sin har ruwin /in vil deine, er sprach: »geuatere, / n u sol gemeine die ale sin, die /da inne sint, sit wir wurdin /gotis kint.

704 cehinzit Besserung seit Gr2, vgl. 760. 709 Isigrin Initiale. Erstes η wohl versehentlich ausgelassen, vgl. 596, 607. 710 hut über uñ geschrieben. 712 geuatere nach g folgt a, übergeschrieben ein kleineres e.

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735

720 726 736 738

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Swer mir ein stvcke versaget, iz wirt zv Zitias geklaget.« Reinhart sprach: »vch ist vnverseit, 168ra swaz wir han, daz ist vch bereit In brvderlicher minne. hie ist niht me vische inne. Wolt ir aber mit mir gan, do wir einen tich han, In dem so vil vische gat, daz ir nieman achte hat? Die brader hant sie getan dar in.« »wol hin«, sprach her Ysengrin. Dar hvben sie sich ane zorn. RdR III, 377ff.; der tich was vbervrorn. [Ys. I, 529ff.(Fabel II) Sie begonden daz ys schowen, ein grvbe was drin gehowen, Do man wazzer vz nam, daz Ysengrine ze schaden qvam. Sin brvder hatte sin grozen haz, eins aimers niht er vergaz. (172rb) Reinhart was vro, daz er in vant, sinem brvder er in an den zagel bant. Do sprach her Ysengrin: »in nomine patris, waz sol ditz sin?«

vische danach einzelstehender Schaft: / oder Anfang eines Λ? her h zwischen sprach und er klein übergeschrieben. im Korrektur nach S2. waz geschwänztes ζ verbessert.

s2 715

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swer mir ein stucke /versaget, ez wirt ze Citel geclagit.« / Reinhart sprach: »ez ist dir unverseit. swaz /wir han, daz ist dir gereit in brfi/dirlicher minne. ' hie nist numme /fisce inne. woltint ir gan, da wir /einen wiger han, da ist inne fisce /der maht, ir kan niman wizzin aht, / die brödir leiten sie drin.« »wol hin«, /sprach Isingrin. Der wiher was /vbirfrorn. dar hübin sie sich /ane zorn. sie begunden daz is scü/wen. ein loch was drin gehau/wen, da man wazzir uz nam, / daz Isingrine ze scaden kam. Sin /brfider hate sin grozin haz. / / eines eimirs ih enweiz wer da /uergaz. (Bl.VIIb, Reinhart was fro, daz er in vant, / [S. 3b) sime brûder era an den zagel bant. / Do sprach Isingrin: »in nomine patris, /waz sol diz sin?«

717 Reinhart Initiale. 718 swaz Zeilenanfang mit Majuskel-S hervorgehoben, din Korrektur seit Gr 2 . 724 niman der mittlere Strich v o m m nicht mehr zu sehen. 725 bródir o aus u korrigiert, s.e i nicht sichtbar. Gr 2 las se und stellte leitense her. 727 Der Initiale, vbir- i aus e gebessert, vgl. 745. Gr 2 vber. Bae, Schrö vbir- jeweils ohne Bemerkung. 731 uz geschwänztes ζ aus h verbessert. 733 Sin Initiale. 734 ist Besserung seit Gr 2 . 737 Do Initiale.

37

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745

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»Ir svlt den aimer hin in lan, wan ich wil stvrmen gan, Vnde stet vil senfticliche. wir werden vische riche, Wen ich sehe sie dvrch daz is.« her Ysengrin was niht wis. Er sprach: »sag, brvder in der minne, ist icht vische hinne?« »Ia, iz ist tvsent, die ich han gesehen.« »daz ist gvt, vns sol wol geschehen.« Ysengrin phlac tvmmer sinne, im gevroz der zagel drinne. Die nacht kalden geriet, sin brvder warnet in niht. Reinhartes triwe waren laz, er gevros im ie baz vnd baz. »Diser aimer swert«, sprach Ysengrin. »do han ich gezelet drin Drizic ele«, sprach Reinhart, »ditz wirt vns ein nvtze vart. Kondet ir ην stille gestan, hvndert wollen iezv drin gan.« Als iz do begonde tagen, Reinhart sprach: »ich wil vch sagen: Ich fvrchte, daz wir vnser richeit vii sere engelden. mir ist leit,

747 ist fehlt in P. 754 gevros Schaft-j aus geschwänztem ζ verbessert. 759 stille danach dagen durch Punkte getilgt. 38

168rb

740

745

750

755

760

S2 ir sulint den eimer /hie in lan, wan ich wil pfulsin /gan, vnde stant vil sempfticliche. / wir werdin visee riche, wände /ih sihe sie durh daz is.« Reinhart was los, /Isingrin unwis. »sage, brüdir in /der minne, ist dehein al hie inne?« / »ia ez, tusint die ich ersehin han.« / »daz ist mir liep, wir suln sie van.«/ Isingrin pflac tumbir sinne, / ime gefror der zagil drinne. div /naht was kalt unde lieht, sin brfi/dir warnete sin niet. Reinhartis drivwe /warin laz, er gefror ie baz unde baz. / »Dirre eimir swerit«, sprach Isingrin. / »da han ich gezellit drin drizic /ale«, sprach Reinhart, »diz wirt ein nuz/ze vart. kunnint ir stille gestan, / zehinzic wellint drin gan.« / Alsez do begunde dagen, Reinhart sprach: /»ich wil iveh mere sagin: ich furh/te, wir unsir giticheit uil sere /engeltin. mir ist leit,

739 s.lil über dem i Nasalstrich deutlich. Aus dem davor stehenden ir kann das von allen Hrsg. gelesene i nicht mehr gesichert werden. 743 sihe dem e folgt unmittelbar ein Buchstabenschaft. 745 brüdir i aus e gebessert, vgl. 727. 746 al ! verlaufen. 751 un Strich über rt fehlt. 755 Dirre Initiale. 761 Alsez Initiale. 763 gitiche.t i vor t nicht mehr zu erkennen, von Gr 2 u.a. noch gelesen. 39

765

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Daz so vil vische dinne ist. ichn weiz iezv deheinen list. Ir mvget sie, wene ich, erwegen. versvcht, ob ir sie mvgt her vz gelegen.« Isengrin kochen geriet, daz iz wolde smeltzen niht. Den tzagel mvst er lazen stan. Reinhart sprach: »ich wil gan Nach den brvdern, daz sie balde kvmen. dirre gewin mag vns allen frvmen.« (172 va ) Vil schire iz schone tac wart, dannen hvp sich Reinhart. Isengrin, der vischere, der vernam vil leide mere. Er sach einen ritter kvmen, der hatte hvnde zv im genvmen. Er qvam vf Ysengrines vart,

767 Ir die Negationspartikel ( I m Ρ) fehlt und darf nicht ergänzt werden, da sonst die Sätze in 767 und 768 widersprüchlich wären. S2 kann nicht unmittelbar verglichen werden, dort sind die Verben vertauscht. Die hsl. Überl. in Κ bietet einen gut verständlichen Text: »Ihr könnt sie (die Fische im Eimer), glaube ich, aufwärts bewegen. Versucht, ob ihr sie auch herausbringen könnt.« Im Gegensatz zu früheren und späteren Stellen, an denen Reinhart sofort seine Absicht zu erkennen gibt, das jeweilige Tier in eine hoffnungslose Lage zu bringen, sobald dieses in der Falle sitzt, bewirkt er hier durch die positive Formulierung, daß sich der Wolf auf seine Stärke, vgl. 397, angesprochen fühlt, wenngleich für den Hörer/Leser der ironische Akzent in 768 nicht zu überhören ist. Der Fuchs spornt ihn damit an und stellt zugleich sein vergebliches Bemühen bloß: »Ihr könnt sie (die Fische im Eimer), glaube ich, emporheben.« Entsprechend gewinnt der sonst wenig sinnvolle Satz in 768 einen ironischen AkzentwVersucht doch, ob ihr sie auch herausbringen könnt.« 771 lazen stan nach lazen ist gan durchgestrichen und stan übergeschrieben. 774 frumen gefrvmen P. 40

s2 765

770

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780

daz so uil /uisce drinne ist. ich neweiz der /zfi neheinen list, ir mugint sie / n i h t uz erhebin. sehint, ob ir sie / /mugint irwegin.« Isingrin ge/riet zucken, daz is begunde druc/ken den zagel, er müze da stan. / Reinhart sprach: »ich wil gan nah unsirn /brfiderin darhaim. dirre gewin /wirt niht dein.« Der dag be/gunde uf gan, Reinhart hüb sich dan/nan. Isingrin, der viscere, der uernam /leide mere, er sach einen riter /komen, der hate hunde ze ime ge/nomen. Isingrine kom er uf die vart, /

(Bl. Vile, [S. 4a)

766 neweiz an ne radiert, vielleicht auch abgerieben. 769 Isingrin Initiale. 773 bräderin d rubriziert, d.r d und r teilweise erkennbar, a fast vollständig ausgelöscht. Gr 2 las u.r und stellte vor heim her, vgl. Bae vurheim. 775 Der Initiale. 777 Isingrin r übergeschrieben. 779 komen danach Reimpunkt rot. 41

785

790

795

800

daz vischen im zv leide wart. Der ritter her Birtin hiez, kein tier er vngelabt liez, Hern Isengrine daz zv schaden qvam. die var er gegen im nam. Als er Ysengrinen sach, zv den hvnden er do sprach: »Zv, zv«, vnd begonde sie schvpphen. do gerieten sie in rvppfen. Isengrin beiz al vmbe sich, sin angest was niht gemelich. Her Birtin qvam gérant, sin swert begreif er zehant Vnde erbeizte vii snelle, vf daz is lief er vngetelle, Er hvb do daz swert sin, des wart vil vnvro her Ysengrin. Er hatte vaste geladen, daz qvam im da ze schaden. Wen wir hören wise levte sagen: swer do hebt, daz er niht mac getragen,

168va

784 vngelabt zahlreiche Konjekturen wurden vorgeschlagen (vgl. Schrö z. St.). Schrö bleibt bei vngelat P. Nur Gr 1 setzt ungelabet und merkt zu 784 an: »ungelabt, unverfolgt, unangefochten...«. BMZ I, 938a notieren diese Stelle s.v. labe swv. »säuere, (metaphor.) beschädige, kränke« und rechnen mit ironischem Gebrauch. Lex. II, 1840 verzeichnet ungelabet als hapax legomenon mit den von Gr 1 angegebenen Bedeutungen. (Vgl. Lex.Twb.34, Nachtr. »unbefriedigt, ungelabt«). Es scheint dieses Lemma in ironischer Bedeutung vorzuliegen: »Er ließ kein Tier ohne (seine Art von) Labung (die seinem, nicht dem Bedürfnis der Tiere dient).« Von den Konjekturen hat ungejaget R am meisten für sich, vgl. Dalby, S. 107. 789 Zv fehlt in P. 802 do hebt erhebet P. 42

s2 daz fiscen ime ze leide wart, der / r i t e r hiez her Birtin, an iagin / k e r t i r sinen sin. 785

daz k a m herren / I s i n g r i n e ze scaden. u f der uart / b e g u n d e r drabin. als er Isingrinen / g e s a c h , zfi den hunden er do / s p r a c h : » z ä « , unde begunde sie scuffin. /

790

sie gerietin in sere rupfin. / IQsingrin beiz u m b e sich, sin a n / g i s t der was grozlich. H e r r e / B i r t i n k a m gérant, daz swert k r i f / t e r mit der hant

795

unde irbeizte, / d e s was i m e gach. uf daz is lief / er sa, daz swert hüb er h a r t e / ho. des uvart der fiscere vil u n / f r o ,

786 791 792 793

799

er hate ze uaste geladen. /

802

swer irhebit, daz er niht m a c /getragen,

drabin d aus g verbessert. isingrin davor Initiale I. sich Korrektur seit Gr 2 . Herre Initiale.

43

Der mvz iz lazen vnder wegen, des mvst ovch her Ysengrin nv pflegen. 805 Isengrin was besezzen, er Birtin hat im gemezzen, Daz ern vf den rvcke scholde troffen han. do begonde im die bvze engan. Von dem sliphe er nider qvam, 810 der val im den swanc nam. Vmbe den val erz niht enlie, an den knien er do wider gie. Die glete im aber den slag verkerte, daz er im den zagel verserte (172vb) 815 Vnde slvgen im gar abe. sie hatten beide groz missehabe. Do was hern Birtines klage, daz er hatte vermizzet an dem slage. Ovch klait ser her Ysengrin 820 den vil lieben zagel sin, Den mvste er do zv pfände lan. dannen begonde er balde gan. Reinhart, der vil hat gelogen, RdR IV, 149ff. ; der wirt noch hivte betrogen. [vgl. Anh. Nr. IV 825 Doch half im sine kvndikeit von vil grozer arbeit.

44

s2 805

810

815

820

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der muz ez under we/gin lan, als waz ez ovch umbe / /Isingrinen gethan. (Bl. Isingrin was be/sezzin. [Vlld, S. 4b) her Birtin hate ime gemez/zin, den rucke wolter ime inzwei /slahin. do begunden ime die fuze /ingan, vonme sliffe er nider kam, / div gleti ime den swanc nam. umbe /den stürz er niht enlie, an den /kniwin er wider gie. div gletin / i m aber den swanc nam, daz er heht /ubir den zagel kam, den slfic er / i m e garwe abe. sie irhübin bei/de groze clage. Her Birtin do /clagete, daz er vermisset habete, ouch /clagite sere Isingrin den vil liebin /zagil sin. den müser da ze pfände /lan. do hûb er sich dannan. / Reinhart, der uil hat gelogin, der wirt noh / hüte betrogin. doch gehalf ime /sin kundicheit von notlichir ar/beit.

805 Isingrin Initiale. 808 begunden u aus a verbessert. 809 f l i f f e Gr2 las sliffe, Korrektur seit Bae. 812 dem Korrektur seit Gr2, kuiwin alle Hrsg. lesen kniwin. 813 gletin letzter Strich des versehentlich geschriebenen m radiert. dem Korrektur seit Gr2. 817 Her Initiale. 823 Reinhart Initiale. 824 noh danach t radiert, aber noch deutlich sichtbar. 45

830

835

840

Zv einer zelle in sin wek trvc, do weste er inne h^ner genvc. Keinen nvtz er des gevienc, ein gvte mvre dar vmme gienc. Reinhart begonde vmme gan, vor dem tore sach er stan Einen bvrnen, der was tief vnd wit. do sach er in, daz row in sit. Sinen schaten er dar inne sach. ein michel wunder nie geschach: Daz er hergente hie, der mit listen vil begie. Reinhart wante sehen sin wip, die was im liep als der lip,

168vb

Vnde mochte sich doch niht enthan, 830 Reinhart... gan danach in den nächsten beiden Zeilen versehentlich geschrieben: Vordem tore sach er stan /einen bvrnen der was tief vñ wit. Gestrichen ist nur einen bvrnen. 835 sach gesach P. 836 nie da der /-Abstrich fehlt, kann auch me (so Li) gelesen werden. Seit Bae wird nach S2 nu hergestellt. Das ist nicht notwendig, da der Positiv gelegentlich in komparativer Funktion stehen kann, vgl. Behaghel, Dt. Syntax I § 142 (Hinweis Schrö z.St.) und 1916. 837 hergente nur Gr 1 hat die überlieferte Form aufgenommen und merkt zu ergente an: »das maul aufsperrte, staunend sich angeführt sah?« Diese Bedeutung trifft nur auf diese Stelle zu. Die von Benecke (BMZ I, 527a; Lex. I, 631) ausgehobene NeidhartSteile 47,15 (Beyschlag L 29, III, 6 u. Wb. s.v.) bezieht sich auf das Aufsperren des Mundes nach einem Stoß vor die Brust, ferner Wiessner, Neidhart-Wb. s.v. erginen. Das anlautende h ist mitteldt. Merkmal, vgl. Weinhold, Mhd. Gr.2,§ 243. Einfaches genen in 680. Im Rahmen anthropomorphisierender Tierdarstellung, die Heinrich gegenüber der afrz. Vorlage ansonsten reduziert, wäre das staunende Aufreißen des Maules angesichts des überraschenden Spiegelbildes verständlich. Von den Besserungsversuchen, vgl. Schrö z.St., hat hergeczte (Bae, Schrö) zu (h)ergechetzen, ersetzen »zum Toren werden lassen« am meisten für sich, vgl. auch 885, zumal in S2 an beiden Stellen dasselbe Wort er- bzw. irgâchen vorkommt. Vielleicht darf mit hergetzte gerechnet wer46

s2 zû einer cellin er sih hüb, da /wiste er inné hûner genâc. daz / i n h a l f in niht, weizgot. 830

sie was / w o l umbemurot. R e i n h a r t begunde / u m b e gan. vor dem tor sach e r stan / einen sot dief vnde wit, da sach er in, / d a z geröwin sit.

835

sinen scatin er d r i n / n e gesach. ein m i c h e l wunder nv / g e s c a c h , daz der ergòchete hie, der / m i t listen wunders vil begie. / R e i n h a r t wände sehin sin wib,

840

div was / / i m e lieb alsam der lib,

(Bl. V i l l a ,

wan daz er sih / d o h niht wolte unthaben, [S. 5a)

836 gesach Korrektur Gr 2 gescah, Bae gescach. 839 Reinhart Initiale. 841 unthaben danach Reimpunkt rot.

den, wenn die ungewöhnliche Präteritalform ohne >Rückumlaut< auch hier möglich sein sollte, vgl. 311 hetzte und Mhd. Gr. 20 ,§ 169 Ib, was wiederum für eine mitteldt. Form spräche, vgl. Weinhold, Mhd. Gr. 2 ,§ 388. Als stärkerer Eingriff wäre zu erwägen: Hersente wante. 47

845

850

855

ern mvste zv der vrvnden gan. Wenne minne gibt dir hohen mvt, da von dovchte sie in gvt. Reinhart lachete dar in, do zannete der schate sin. Des weste er im kleinen danc, vor liebe er in den brvnnen spranc. Dvrch starke minne tet er daz, do wurden im die oren naz. In dem brvnnen er lange swam, vf einen stein er do qvam, Do leit er vf daz hovbet. swer des niht gelovbet, Der sol drvmme niht geben. Reinhart wante sin leben

(173ra)

842 den Korrektur nach P. 843 dir (fehlt in P). Zum Gebrauch des Dativs vom Pers.pron. der 1. und 3. Pers., vgl. Mhd.Gr.20,§ 227. Belege zur Verwendung von geben und dem hier vorliegenden Akk. Obj. sowohl ohne als auch mit Dat. Obj. bei BMZ I, 500" und 501b. Nach dem Wortlaut von Κ scheint sich der Erzähler ironisch an das Publikum, ja einen einzelnen, zu wenden. Beim Vortrag möchte man sich dazu eine entsprechende Geste vorstellen. 48

845

850

855

ern mvs/te frivndinne haben, wände min/ne git hohen mât, davon duhte /si in gfit. Reinhart lachete darin, do zan/nete der scate sin. des wister ime /michelin danch, vor liebe er in den /sot spranch. durh starche minne /det er daz. do wurdin im div oren /naz. In deme sode er lange swam. / uf einen stein er do quam, da leiter /uf daz hübet, swer diz niht gelü/bet, der sol mir drumbe niht ge/bin. Reinhart wände sin lebin

851 In Initiale. 49

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Weizgot da versprochen han. her Ysengrin begonde dar gan Ane zagel vz dem walde, zv der tzelle hvb er sich balde. Er was noch nicht enbizzen. ir schvlt vil wol wizzen, Ein schaf het er gerne genvmen, des envant er niht. nv ist er kvmen Vber den brvnnen vil tief, do wart aber geeffet der gief. Ysengrin dar in sach. vernemt recht, waz im geschach. Sinen schaten sach er dinne, er want, daz iz sin minne Were, ver Hersant, daz hovbet tet er nider zehant Vnde begonde lachen, semlicher sachen Begienc der schate da inne, des verkarten sich sin sinne. Er begonde Hersante sin laster sagen vnd von sinem schaden klagen. Vil lvte hvlet Ysengrin,

versprochen Die Überlieferung bewahren Gr 1 und R, während Bae und Schrö mit S2 versprungen herstellen. Wenn auch die Wendung in S2 der Situation mehr entspricht, so gibt doch auch die La. in K/P einen Sinn, vgl. BMZ II, 2, 532a »sage mich von etwas los, entsage, verleugne, verzichte« (obwohl V. 857 als nicht in diesen Zusammenhang gehörig betrachtet wird) und DWb. 12,1, Sp. 1471 f. »aufgeben, verzichten, sich entäuszern seiner güter und annehmlichkeiten«. Ez Initiale rot (fehlt in P). Korrektur nach S2 seit Gr 1 . Die in BMZ I, 194 aufgeführten Belege sprechen gegen eine unpersönliche Konstruktion.

weizgot /da vursprungen han. do kam her /Isingrin gigan ane zagel uzer dem /walde. 860 zâ der celle hüb er sih balde, / ern was noch niht enbizzin. ir /suln vil wol wizzen, ein schaf /hater gerne genomen. vnvirwa/net kom er 865 über den diefin sot, / des kom sin lib in groze not. / Isingrin darin sach. nv vernement /rehte, waz im geschah, sinen /scaten sach er drinne. 870 er wände, /daz frowe Hersint, sin drutminne, / ware darinne. Isingrin begunde /daz hübet sin vil dicke hebin /vz vnde in, 875 daz selbe det derinne der /schate sin. des becherter sinen / /sin. (Bl. VlIIb, S. 5b) frowen Hersinde begunder / clagin groz laster unde scadin. vil /harte begunder hvlon.

867 Isingrin Initiale, sach aus sane verbessert. 873 begunde e in Ligatur oben am Schaft des d. 879 hvlon o aus e korrigiert.

51

880

885

890

895

900

do antwort im der don sin, 169ra Sin stimme schal in daz hol. er was leckerheite vol, Daz wart vil schire schin. Reinhart sprach: »wer mac daz sin?« Isengrin ergetzet wart. er sprach: »bistv daz, gevater Reinhart? Sage mir in der minne, waz wirbest dv dar inne?« Reinhart sprach: »min lip ist tot, min sele lebet ane not. Daz wizze werliche, ich bin hie in himelriche. Dirre schvle ich hie pflegen sol, ich kan die kint leren wol.« (173rb) Er sprach: »mir ist leit din tot.« »ich vrev mich, dv lebes mit not In der werlde aller tegelich, zv paradise han aber ich Michels mere wunne, danne man irdenkeQn kvnne.« Do sprach her Isengrin: »brvder vnde gevater min, Wie ist ver Hersant her in kvmen?

882 er außer Schrö, die mit vB und W1 ez herstellt, bleiben alle Hrsg. beim überlieferten Wortlaut, der verkürzt S2 entspricht. 900 irgenkein Korrektur nach Ρ (irdenkin, zwischen k und i kleines übergeschriebenes e) mit Bae.

52

880

do ant/wurte im sin don. sin stimme /div hai in daz hol. der sot was lechir/heite vol, daz wart vil sciere schin. / Reinhart sprach: »waz mac daz sin?« 885 Isingrin /irgáchet wart. er sprach: »bist dv /daz, brûder Reinhart? ich frage dich in /der minne, waz dv döst darinne?«/ er sprach: »min lib ist dot, 890 min /sele wunt ane not, daz wizzent /warliche, ich bin in himelriche. / mir ist div scöle hinne beuolhen, / ich kan div kint wol leren.« / 895 »Reinhart, mir ist leit din dot.« »so frowe /ich mihs. dv wonest mit not / in der Werlte aller dagelich, ze /paradysi bin ich vnde han hie /mere wunne, 900 denne ieman /irdenchen kunne.« Do sprach /Isingrin: »brüder vnde geuatere /min, wie ist fro Hersint dar /komen?

883 891 896 901

screre an dem ersten r korrigiert, so mit Bae. Gr 2 las sciere. daz Kürzel c aus Ansatz von a entwickelt. mis Korrektur mit L, Bae. Gr 2 stellt mih her. Do Initiale. 53

905

910

915

920

ich han selten rvwe genvmen, Sie enhette dran e ir teil.« Reinhart sprach: »iz was ir heil.« »Saga, trvt gevater«, sprach er do, »wie ist Gir daz hovbet verbrant so?« »Daz geschach ovch mir, trvt geselle, sie tete einen tvk in die helle. Dv hast dicke wol vernvmen, zv paradise mag niman kvmen, Em mvze der helle bekoren, do hat sie hvt vnd har verloren.« Reinhart wolde da vze sin, die ovgen gesach im Ysengrin. »Sag an, gevater, waz schinet da?« Reinhart antwort im sa: »Iz ist edel gesteine, die karfvnkel reine Die schinent hie tag vnde nacht, do vze dv ir niht gesehen macht. Hie sint ovch rinder vnde swin vnde manic feistez zickelin,

169rb

904 rvwe alle Hrsg. außer Gr1 stellen mit S2 roub her, nachdem Gr2 entsprechend votiert hatte. Der Hinweis auf roub nemen in dieser Situation ist nicht recht verständlich. Dagegen verbindet sich rvwe nemen, vgl. NL 1631, Trist. 3861, unmittelbar mit der Paradiesvorstellung, vgl. 898, und deutet auf einen wohl ursprünglicheren Wortlaut als S2. Isengrin wundert sich darüber, daß seine Frau die Paradiesruhe genießt, ohne daß er daran Teil hat.Den Gegensatz zwischen seinem früheren und ihrem jetzigen Verhalten betont Κ mit e in 905. 905 e f e h l t i n P .

908 dir Korrektur zu ir seit Gr1 einhellig vorgenommen, entspricht sinngemäß dann S2. 915 Reinhart Initiale blau (fehlt in P). 917 Sag an Saga P. 54

905

910

915

920

ich han seitin röb ge/nomen, si enhate dran ir deil.«/ Reinhart sprach: »ez waz ir heil.« / »nv sage mir, geuatere g#t, / wie ist sie umbe daz hübet /so verbrovt?« »dáz dvn ich, drut /geselle, sie det einen duc zv der / /helle. (Bl. Ville, S. 6a) daz hast du dicke wol uer/nomen: zû paradise mac nieman /komen, ern müze der helle bekorn. / da hat si daz hfibethar uerlorn.« / Reinhart wolte da uzze sin. siniv ¿gen /sach Isingrin: »sage, brûder, waz luh/tet da?« Reinhart antwurte sa : »ez ist /edil gesteine, die karuunkele /reine, die da schinent als ein /lieht, der ensihest dv da uze nieht, / hie sint ovch kûge vnde swin / vnde daz veizete scafelin,

913 bekont punktförmiger Tintenfleck über e. 915 Reinhart Initiale.

55

925

930

935

940

Ane hvte iz allez hie gat. hie ist vil manger slahte rat.« »Mocht ich immer kvmen dar in«, sprach der tore Ysengrin. »Ia dv, als ich dich lere. ich wil an dir min ere Began, ην pflic witzen. in den aimer soltu sitzen.« Vmme den bvrnen was iz also getan, so ein aymer begonde in gan, Daz der ander vz gie. Isengrin do niht enlie, Des in sin gevater larte. wider hoster her sich karte, Daz qvam von vnwitzen. in den aymer gienge er sitzen. Reinhart sin selbes niht vergaz, in den andern er do saz. Isengrin, der den schaden nam, sinem gevatern er do beqvam

(173va)

931 pflac seit Gr 1 unter Hinweis auf S2 zu pflic verbessert. 940 gienge keine Korrektur zu gieng P, gierte S2 erforderlich, vgl. 1515.

56

s2 925

930

935

940

ane hu/te ez hie gat, hie ist maniger /slahte rat.« »Mohtich iemir / k o m e n darin«, sprach der dore /Isingrin. »dv tv, als ich dich lere. / ich wil an dir mir ere bigan, / n v phlic wizzen, in den eimer /solt dv sizzen.« vmbe den sot / was ez so getan, swenne / e i n eimer begunde in gan, / daz ein ander vz gie. Isingrin /niht enlie, als in sin gevatere /lerte, wider ostert er sich /kerte. daz kam von vnwizzen./ in den eimer gienc er sizzen./ Reinhart sin selbes niht vergaz, in den vndirn / e r do gesaz. Isingrin, der den sca/den nam, sime geuateren er bekam /

927 Mohtich Initiale. 934 swenne so mit Schrö, während Gr2, Bae svenne lasen. 935 e.n nder fehlende Buchstaben nicht mehr zu erkennen, von Gr 2 noch gelesen. 936 liht Besserung seit Gr2. 937 s.n s und η in Resten erhalten, i nicht mehr erkennbar. l..te er von Gr 2 noch verwischt gesehen, jetzt nicht mehr erkennbar. 938 erte k von Gr 2 noch gelesen, von Bae u.a. nicht mehr gesehen. 940 η mer vgl. zu 937. sizzen vor dem zweiten ζ erst c (oder i) geschrieben, dann in geschwänztes ζ korrigiert. 941 η Gr2 sah trotz Loch und Knick im Pergament verwischt R. sin. Von der Rotfärbung kein Rest erhalten. 942 v.dim Ergänzung des η seit Gr2, in den klein übergeschrieben. 943 en sca/.en vgl. zu 937. 57

945

Mitten vnde fvr hin in. er sprach: »Reinhart, wo sol ich nv sin?« »Daz sag ich dir gewerliche, hie zv himelriche Soltv minen stvl han, 950 wan ich dirs vil wol gan. Ich wil vz in daz lant, dv dem tevfel in die hant.« Isengrin gieng an den grvnt, Reinhart fvr ze walde wol gesvnt. 955 Vii vaste was erschophet der brvnne, iz wer anders Ysengrine misselvnge. Daz paradise dovcht in swere, vil gerne er dannen were. 169va Die mvnche mvsten wazzer han, 960 ein brvder begonde zv dem bvrnen gan. Er treib die kvrben vaste vnd zoch an dem laste Me, dan er ie getete da. vber den brvnnen gienc er sa 965 Vnde versvchte, waz ez mohte sin. do gesach er, wa Ysengrin An dem grvnde in dem aymer saz. der brvder was niht laz, In die tzelle lief er geringe, 970 gach wart dem bertinge. Er sagte vremde mere, daz in dem bvrnen were

946 sin eine Zeile höher geschrieben nach Doppelstrich. 958 dannen danach er geschrieben und radiert, ohne es vollständig zu tilgen. 58

S2 945

950

955

960

965

970

945 947 950 959 968

rehte in almittin. er sprach: »brü/ /der Reinhart, war sol ez gelobet »daz /sagich dir gewarliche: [sin?» (Bl. VIHd, hie ze hi/milriche [S. 6b) soltu minen stfil han, / wandich dirz harte wol gan. ich /wil uz in daz lant, dv verst dem /divuel in die hant.« Isingrin gie /an den grünt, Reinhart ze walde wol ge/sunt. vil harte irscaffen was der /sot, ez ware anders Isingrines dot. / daz paradise duhte in sware, vil /gern er dannen ware. Die mv/niche mûsten wazzer han, do kam / ein brüdir gigan. er zoch die /kurbin sere, der last duhte in mere, / denne er ie gedate da. vber den sot /gie er sa vnde versûhte, waz ez moh/te sin. do sach er, wa Isingrin an /deme gründe in deme eimere saz. / der brüder was nivt laz, in die /celle lief er sa, des wart deme /bartinge gach. er sagete vremi/div mere des in deme sode were: /

rehte keine Spur einer Rotfärbung. dich Korrektur seit Gr 2 . wandioh von allen Hrsg. wandich gelesen. Die Initiale, mästen s aus ζ verbessert. der vor dem er-Kürzel ist nur noch ein Tintenrest erkennbar.

59

975

980

985

990

Isengrin, wen er in hatte gesehen, die mvnche sprachen: »hie ist gesehen (173vb) Gotes räche« vnd hvben sich vber den bvrnen. da wart Isengrine misselvngen. Der prior nam ein stange, vil groze vnd vil lange, Ein ander nam daz kertzstal, do wart ein vil michel schal. Sie sprachen: »nemet alle war, daz er niht sin straze var.« Sie tzvgen die kvrben vmme, Isengrin, der tvmme, Der wart schire vf getzogen. in hatte Reinhart betrogen. Der priol hat in nach erschlagen, daz mvste Isengrin vertragen. Reinhart tet im mangen wane, daz ist war. wo was sin gedanc, Daz er sich so dicke triegen lie? die velt stent noch alsust hie, Daz manic man mit valscheit

975 bvrnen eine Zeile tiefer nach Punkt und Doppelstrich. 992 die velt stent so mit der hsl. Überl. nur Schrö (ohne Bedeutungsangabe im Glossar). Gr'Diu velt stant mit der Anm. z.St.: »eine dunkle, etwa vom schachspiel entlehnte redensart, wenn es nicht richtiger ist, sie ganz zu verwerfen und zu schreiben diu werlt stuont noch alsus hie. « Diesem Vorschlag schlossen sich R 2 bzw. Bae mit stunt an. Obwohl die genaue Bedeutung der Sentenz nicht bekannt ist, dürfte ihr Sinn klar sein: Es verhält sich so noch immer hier (auf Erden). Dabei scheint es gleichgültig, ob velt wörtl. verstanden wird, die Felder im Schachspiel bezeichnet oder gar wie bei Waith. 80,6 einmal die Würfelseite meint. Gegen die von Gr 1 vorgeschlagene Konjektur spricht hie, das dann auch R 2 und Bae in ie ändern. 993 vascheit Korrektur nach P.

60

s2 975

980 980a

»Isingrinen ich han gesehin.« die /mimiche sprachen: »hie ist ge/scehin gotis räche«, do hubin sie /sich, daz wart Isingrine notlich. / Der briol nam eine Stange / groz unde lange, ein ander nam /ein cerzistal, da wart ein michel /gescal. sie hübin ubir den sot / /

974 sprachen Fleck über n. ge/s..h.n Gr 2 las gescehin. 977 Der Initiale. 979 zerc.stal der Buchstabenrest zwischen c und s weist wohl eher auf i als auf e. Andere Emendationen : Gr 2 kerzstal, Bae cerzstal. 61

995

looo

loos

loio

vberwant sin arbeit Baz danne einer, der der triwen pflac. also stet iz noch vil manchen tac. Gnvge iehen, daz vntriwe si iezvnt vil nëwe. 169vb Weizgot, er si gra, ivnc oder alt, manges not ist so manicvalt: Ditz geschach nie manne me. vnserm keinem ist so we Von vntriwen, ern habe vernvmen, daz mangem ist hie vor kvmen. Isengrin was in grozer not, sie liezen in ligen fvr tot. Der priol die platten gesach, zv den mvnchen er do sprach: »Wir haben vil vbel getan, Eine platten ich ersehen han Vnd sage vch noch me: ia, ist nach der alten e Dirre wolf Ysengrin besniten. owe, hette wir in vermiten (174ra)

996 tet Korrektur nach P. 999 gra seit Gr 1 von allen Hrsg. getilgt. Versuche, gra durch Konjektur zu halten und mit iunc zu kombinieren, bei Schrö z.St. Zwar überfüllt gra die Zeile, kann aber belassen werden, da zwischen gra und alt bedeutungsmäßig zu differenzieren ist: »grau« (bezogen auf die Haarfarbe), dagegen »alt« (bezogen auf die Lebensjahre). looi Ditz davor ergänzen G r ' daz ersprichet, R daz er waenet, Schrö er wertet. Nur Bae bietet die hsl. Überlieferung. 1001 ist dabei Explikation der not (1000), vielleicht sogar Rede der vielen Leute, die klagen (997). 1012 e zwischen Haarstrichen. 1014 in Gr 1 , Bae, Schrö tilgen es, während R es beläßt und entsprechend in 1015 korrigiert.

62

1015

1020

1025

1030

1035

Diser siege, wan zeware er was ein revwere.« Die mvnche sprachen: »ditz ist gesehen, hette wirs e gesehen, Des mochte wir wesen vro.« dannen giengen sie do. Hette Ysengrin den zagel verlorn niht noch die blatten geschorn, In hette erhenget daz gotes her. von Horbvrc her Walther Zv allen ziten alsust sprach, swaz ieman ze leide geschach, Mit ellenthaftem mvte: »iz kvmt mir als lichte ze gvte, So iz mir tvt kein vngemach.« Isengrime alsam geschach. Do im die mvnche entwichen, do qvam er geslichen Hin zv dem walde, do begonde hvlen balde. Also vor Hersant daz vernam, vil schire sie dare qvam

lois Dise Besserung mit R. Die Formulierung in vermiten diser siege entspricht mit dem als Objekt benannten Wolf besser dem folgenden Satz. ion Die Initiale rot (fehlt in P). 1022 niht in Ρ nach zagel (1020). 1024 von Horbvrc her Walther s. Einleitung S. XXVI. 1026 ieman Ρ dürfte mit ime die bessere La. haben, leide danach sprach durch Punkte getilgt. 1029 So o auf Rasur. 1034 begonde seit Gr1 wird begonder (bzw. begunder R) hergestellt. Enklitisches er ist in Κ und Ρ nicht üblich. Im übrigen kann das pronominale Subjekt in solchen Fällen unbezeichnet bleiben, vgl. Mhd. Gr.20,§ 270. S. auch 1122. balde Id korrigiert, d verlaufen.

63

1040

1045

1050

1055

1060

1065

Vnd sine svne beide. do klaget er in von leide: 170ra »Lieben svne vnde wip«, sprach er, »ich habe minen lip Von Reinhartes rate verlorn. dvrch got daz lazet vch wesen zorn. Daz ich ane zagel gan, daz hat mir Reinhart getan, Deiswar, an aller slachte not. er betrovg mich in den tot. Von siner vntriwe groz enphienc ich mangen slac vnd stoz.« Der geselleschaft mocht niht me sin, Reinharte drëwet der bate sin. Ir aller weinen wart vil groz, hern Isengrinen des bedroz. Er sprach: »vrowe Hersant, liebes wip, wez verterbet ir iwern lip? (174rb) Iwer weinen tvt mir we, so helf vch got, ην tvt iz niht me.« »Owe, ichn mag ez niht ane sin. mir ist leit, daz der man min Ane zagel mvz wesen. wie sol ich arme des genesen?« Daz vrlevge was erhaben. Ysengrim begonde draben Ze läge Reinharte, er hvp sich an die warte, Wan swer mit vngezevge erhebet ein vrlevge,

1054 iwern in Ρ danach schonen. 1065 vngezevge vngezewe P. Gr1, R greifen mit ungeziuge auf die bessere La. in Κ zurück, die aus Reimgründen vorzuziehen ist. Versuchte Verbesserungen notiert Schrö z.St.

64

1070

1075

loso

1085

1090

Der sol mit gvten listen sinen lip vristen. Dise vnminne alsvst qvam. ein lvchs daz schire vernam. RdR Va, 929ff. In mvte sere diser zorn, er was von beiden geborn Von wolfe vnd von vuchse. da von was dem lvchse Daz vngemach. zv Isengrim er do sprach: »Trvt mag, her Ysengrin, wez zihet ir den ne ven min? 170rb Ir sit min geslehte beide, vil gerne ich bescheide, Vnd offent mir iwer clage, so kvmet ir zv einem tage. Swaz vch Reinhart hat getan, des mvz er vch zv bvze stan.« Do antwort im her Isengrin, er sprach: »vernim, trvt neve min, Iz wer lane zv sagene, ich han vil ze klagene, Daz mir Reinhart hat getan. daz ich hivte an zagel gan, Daz geschvf sin lip. dar zv warp er vmb min wip. Mocht er des vnschvldic wesen, ich liez in vmb daz ander genesen. (174va)

1070 Ivschs Schaft-s durch Punkt getilgt. 1082 ir scheint die bessere La. gegenüber iz P, da diese Formulierung dem Rechtssprachgebrauch des 14. Jhs. näher steht. Ein sachlicher Unterschied besteht jedoch nicht. Auch in 1084 wendet sich der Luchs mit vch an Isengrin. 1086 trvt Gr 1 , Bae, (ohne Angabe zu Ρ trvter) bevorzugen Κ (R trutneve).

65

1095

1100

nos

ilio

ins

1120

Versagen ich dir d o c h n i h t e n m a c , ich wil dirz leisten e i n e n tac.« D e r tac w a r t g e s p r o c h e n vber dri wochen. Dar qvam her Ysengrin v n d b r a c h t e vil d e r m a g e sin. E i n teil ich ir n e n n e n sol, die m v g e t ir e r k e n n e n w o l : D a z was d e r h e l f a n t v n d der wisen, die d o v h t e n R e i n h a r t e n risen, Die hinde vnd der hirze Randolt, die w a r e n I s e n g r i n e holt. B r v n d e r b e r e v n d wilde swin w o l d e n m i t Y s e n g r i n e sin. Zv n e n n e n alle m i c h n i h t bestat, swelch tier g r o z e n lip hat, D a z was m i t Y s e n g r i n e da, in w e r e bezzer a n d e r s w a . R e i n h a r t K r i m e l n zv i m n a m , e i n e n dachs, der i m zv staten q v a m . E r n gesweich i m nie zv k e i n e r not, daz w e r t e w a n a n ir b e i d e r tot. D e r hase v n d daz k v n g e l i n v n d a n d e r m a n i c tierlin,

170™

D e s ich n i c h t n e n n n e n wil, der q v a m d a r vzer m a z e n vil. Isengrin h a t t e sich wol b e d a c h t , hern Reitzen hatte dar bracht, E i n e n r v d e n vreislich.

noi nemen Korrektur nach Ρ (wie 1331). 1122 hatte Gr1 hater, R hate er, Bae hatte er, Schrö hatter ergänzen alleinstehendes bzw. enklitisches er, vgl. aber den Hinweis zu 1034.

66

vf des zennen scholde sich Reinhart entschvldiget han. den rat hatte her Brvn getan. Sie hiezen Reitzen ligen fvr tot, do was noch vberkvndigot Reinhart, der vil liste phlac. ino Krimel sach, wa ReitzeO lac. Er sprach: »Reinhart, vernim mich, gewerliche sag ich dir, Dvnen darft mirz niht verwizen, Reitze wil dich erbizen. (174vb) 1135 Kvmet din fvz fvr sinen mvnt, dvnen wirdest nimmer me gesvnt.« Der lvchs, der si brachte dar, sprach zv Reinharte: »nv nim war, Wie dv zv vnserm angesichte 1140 Isengrine getvst ein gerichte, Daz dv niht wurbes vmb sin wip.« »ich tvn«, sprach er, »sam mir min lip, Daz er gebe rede vil gvt.« er sprach: »were die werlt gar behvt 1145 Vor vntriwen, als ich was ie.« Reinhart sich sprechen gie, Sine mage bat er dar vz gan. »wizzet ir, waz ich gesehen han?«, Sprach er, »Reitze lebet, ich wil varn.

Π25

im Krimel danach sprach durch Punkte getilgt. Reitze! Korrektur nach P. i m mich aus Reimgründen wäre die Lesart in Ρ (vemim mir) vorzuziehen. U42 sam danach fehlt mir, das seit R hinzugefügt wird. Nur Gr1 (ohne Anm.) bietet den hsl. Wortlaut. 1143 vil darin ein Tintenfleck. 1148 gesehen ersehen P. 67

1150 got mvz vch alle wol bewarn.« Er hvb sich vf daz gevilde, do sprach manic tier wilde: »Sehet, ην vlvhet Reinhart.« Isengrine vil zorn wart, RdR II, 1235ff. ; Ys. V, 1155 Er hvp sich vf sine spor, [705ff. (Fabel VIII) ver Hersant lief im allez vor, Daz was vil vbele getan, irn trvt wolde sie erbizzen han 170vb Dvrch ir vnschvlde lieo vnd dvrch Isengrines hvlde. Reinhart was leckerheit wol kvnt, siner amien warf er dvrch den mvnt Sinen zagel dvrch kvndikeit. zv siner bvrc er do reit, lies Daz was ein schonez dachsloch, dar vlvhet sin gesiechte noch. Do ernerte Reinhart den lip sin. ver Hersant lief nach im drin Mit alle wan vber den bvc. i no do gewan sie schire schänden genvc. Sinen mochteQ hin noch her. Reinhart nam des gvten war, Zv einem andern loche er vz spranc, vf sine gevatern tet er einen wane. (175ra) 1175 Isengrine ein herzenleit geschach. er brvtet sie, daz erz ansach. Reinhart sprach: »vil liebe vrvndin, ir schvlt talanc mit mir sin.

lise allez verre P. 1157 vbele nach vbel Spatium, nach e Haarstrich. ma schänden schände P. i m mohten Korrektur nach P. me brvtet gebrvtete P.

68

uso

lies

1190

1195

1200

1205

Izn weiz nieman, ob got wil, dvrch iwer ere ich iz gerne verhil.« Fvrn Hersante schände was niht kleine, sie beiz vor zorne in die steine, Ir kraft konde ir niht gefrvmen. nv sach Reinhart kvmen Isengrine zornicliche. »mir ist bezzer, daz ich entwiche«, Sprach Reinhart vnd hvb sich wider in. mit Ysengrine qvamen die svne sin. Manic tier vreisam mit Ysengrine qvamen dar san. Mit den mocht er bezevgen sint, daz geminnet was sin liebes wip. Isengrin begonde weinen, bi den hindern beinen Wart ver Hersant vz gezogen, »mich hat vil dicke betrogen Reinhart«, sprach Ysengrin, »daz wolde ich allez lazen sin 171ra Wen ditz ansehende leit, daz ist lane vnde breit.« Reinhart gienc zv der pforten stan. er sprach: »ich han vch niht getan. Min gevater wolde her in, do hiez man sie willekvmen sin, Vnd daz ich vch niht habe getan, daz wil ich an minen paten lan.« »Entrëwen«, sprach der paté,

nei was Schaft-í aus geschwänztem ζ korrigiert. 1182 die danach scheid durch Punkte getilgt. 1185 Isengrine seit Gr1 wird Isingrinen hergestellt. Jedoch findet sich im Akk. öfter die Endung -e, vgl. Mhd.Gr.20,§ 133 (s. auch 2214; 2094). 1204 man ich P.

69

1210

1215

1220

1225

1230

» i c h n m a g gesin n i h t s v n e r me. Ich m v z d i n vint sin d v r c h die not, in m i n e r h a n t liget d e r d i n tot.« » N e i n a , pate«, s p r a c h R e i n h a r t , »so tetest dv ein vbele vart. Izn w u r d e dir n i m m e r vergeben, die wile d v hetest d a z leben,

(175 r b )

V n d m v s t e z sin zv allen s t v n d e n mit ysen g e b v n d e n . « Isengrin s p r a c h : »deswar, ver H e r s a n t , η ν sint iz siben iar, D a z ich v c h zv m i n e r e n a m . d o was m a n i c tier l u s s a m Vnser b e i d e r k v n n e . sint h a t t e wir e n t s a m e t w u n n e . Nv hat vns gehonet Reinhart, owe, daz er ie v n s e r g e v a t e r wart. Ich e n m a g ez n i m m e r w e r d e n vro.« ver H e r s a n t weinete d o V n d e hvlte Ysengrin, a l s a m t a t e n ovch die s v n e sin. D a z laster m v s t e n sie h a b e n . d o b e g o n d e n sie d a n n e n d r a b e n , Vii z o r n i c was ir aller mvt. R e i n h a r t s p r a c h : »gevater gvt, T r v t m i n h e r Isengrin, ir svlt t a l a n c hie sin.

1209 die fehlt in P. 1210 der in Ρ getilgt. 1219 e danach Haarstrich. 1220 lusam so auch Li, evtl. auch als lissam zu lesen. Korrektur nach P. 1227 hielte so mit M/K, Bae und Schrö. Gr1, R hiulte. Nach Sehr, unter Hinweis auf 607, 879, 1034 »nur eben als störender Schreibfehler für hulte zu werten«. 1230 begonde Ergänzung mit Bae, Schrö. Gr1, R begunden.

70

1235

1240

1245

1250

1255

Wolt ir aber hinnen gan, so svlt ir min gevatern hie lan, Die sol von rechte wirtinne sin.« des antwort im niht her Isengrin. 171rb Ditz geschah in einem lantvride, RdR keine den hatte geboten bi der wide [Entsprechung Ein lewe, der was Vrevel genant, gewaltic vber daz lant. Keinem tier mocht sin kraft gefrvmen, izn mvste fvr in zv gerichte kvmen. Sie leisten alle sin gebot, er was ir herre ane got. Den vride gebot er dvrch not, er wände den grimmigen tot Vil gewisliche an im tragen. wie daz qvam, daz wil ich vch sagen. Zeinem ameyzen hovfen wold er gan, nv hiez er sie alle stille stan Vnde saget in vremde mere, daz er ir herre were. (175 va ) Des enwolden sie niht volgen,

1237 rechte in Ρ danach hie. 1239 Ditz Initiale blau (in Ρ rot). 1241 Vrevel wiederholt wurde versucht, den Namen des Löwenkönigs als »sprechenden Namen« aufzufassen. Jedoch bedeutet mhd. vrevel nicht nur Gewalttätigkeit, Vermessenheit und Übermut, sondern auch Mut, Kühnheit und Unerschrockenheit (Lex. III, 503f.). Dem entspricht in der Auslegung des Löwenbildes die Spannweite vom Christussymbol bis zur Teufelsfigur. Die positiven Bedeutungen wären dem Namen des Löwen Noble im »Roman de Renart« vergleichbar. Jedoch überwiegt im »Reinhart Fuchs« die negative Charakterisierung des Königs als Rechtsverletzer (vgl. BMZ III, 400b). »Von dieser Doppelbedeutung lebt die ironische Benennung des Königs im Reinhart Fuchs« (»Frevel« in : HRG I, 1971, Sp. 1273). 71

1260

1265

1270

1275

1280

des wart sin mvt erbolgen. Vor zorn er vf die bvrc spranc, mit kranken deren er do rane, In dvchte, daz iz im tete not. ir lagen da me danne tvsent tot Vnde vil mange sere wunt, genvc beleip ir ovch gesvnt. Sinen zorn er vaste an in rach, die bvrc er an den grvnt brach. Er hatte in geschadet ane maze, do hvp er sich sin straze. Die ameyzen begonden klagen vnd iren grozen schaden sagen, Den sie hatten an irem kvnne. zergangen was ir wunne, Daz was in ein iemerlicher tac. der herre, der der bvrc phlac, Daz was ein ameyz vreisam. do der vz dem walde qvam, Do vernam er leide mere, daz sine bvrgere Den grozen schaden mvsten han. er sprach: »wer hat vch ditz getan?« Die dannoch niht waren tot, die klagten vaste ir not: »Wir sin von tráwen dar zv kvmen. wir hatten von Vrevel gar vernvmen,

171va

1257 spranc auf Rasur. 1258 do ratte auf Rasur. 1261 sere wunt »sehr verwundet«, serewunt »tödlich verwundet« weniger wahrscheinlich. 1263 zorn er Tintenfleck von η bis e. 1282 Vrevel Korrektur nach Ρ Vrevele nicht erforderlich, da, wenn auch selten, Dat. und Akk. ohne -e vorkommen, vgl. Mhd.Gr.20, §

133. 72

1285

1290

1295

1300

1305

Daz wir im solden sin vndertan. donen wolde wir deheinen han Wan vch, des mvze wir schaden tragen, er hat vns vil der mage erslagen Vnde dise bvrc zebrochen. blibet daz vngerochen, So habe wir vnser ere gar verlorn.« »ich wolde e den tot korn«, Sprach ir herre vnd hvb sich dar zehant nach dem lewen, biz daz er in vant Vnder einer linden, da er slief. der ameyze zv im lief (175vb) Mit einem grimmigen mvte. er gedachte: »herre got der gvte, Wie sol ich gerechen mine kint? erbize ich in, ichn trage hinnen sint Nicht.« er hatte mangen gedanc. mit kraft er im in daz ore spranc, Dem kvnige daz ze schaden wart, do gesach in Reinhart, Der was verborgen da bi. sie iehent, daz er niht wise si, Der sinen vint versmahen wil. der lewe gewan do kvmmers vil. Zv dem hirne fvr er vf die richte,

1285 Von Korrektur seit Gr'. 1290 e danach Haarstrich. 1291 er Korrektur seit Gr1, zehant eine Zeile tiefer mit Verweiszeichen nach Doppelstrich. 1297 kint diet P. 1298in Ρ:... ichn trage sin hinnen niht. Wenn man die harte Fügung in Κ ichn, d.h. ich in, vermeiden will, ließe sich sint zu sin herstellen, freilich mit Störung des Reimwortes. 1302 in iz P. 1304 niht danach einzeln stehendes Schaft-f in Punkte eingeschlossen und damit getilgt. 73

der kvnic ovch erschricte Vnd sprach: »genediger trehtin, π ι ο waz mag ditz vbeles gesin? Owe, daz ich mich versovmet han gerichtes, des mvz ich trvric stan, Wan ez geschiht mir nimmer me.« der lewe da vil lvte schre. 1315 Manic tier daz vernam, daz vii balde dar qvam, Vnd sprachen: »waz ist vch geschehen?« er sprach : »mir ist we, daz mvz ich iehn. 171vb Ich weiz wol, iz ist gotes slac, 1320 wen ich gerichtes niht enpflac.« Einen hof gebot er zehant, RdR I, 11 ff., Va; die boten wurden zesant [Ys. III, Iff. (Fabel IV) Witen in daz riche, er wart nemeliche 1325 In eine wisen gesprochen vber sechs wochen, Donen was wider niht. an hochgestvle man geriet, Daz was gvt vnd stark 1330 vnd koste me dan tvsent marc. Ich nenne vch, wer dar qvam: aller erste, als ich iz vernam, Daz pantyr vnd der elephant, der stravz, der wisent wol erkant. (176ra) 1335 Der hof harte michel wart, dar qvam der zobel vnd der mart Vnd der lewart snel, der trvg vf ein gvgerel, Beide der hirz vnd der bere, 1308ovch v / P . 1314 lev te erstes e durch Punkte darüber und darunter getilgt. 1331 neme Korrektur nach P, vgl. 1101. der... gvgerel bei Bae, Schrö eingeklammert und damit als nicht ursprünglich gekennzeichnet? 74

1340

vnd die mvs vnd der stere. Dar qvam der lvchs vnd daz rech, beide daz kvniclin vnd daz vech. Dar qvam die geys vnd der wider, der steinbok hvp sich her nider 1345 Von dem gebirge balde, ovch qvam vz dem walde Der hase vnd daz wilde swin, der otter vnd daz mvrmendin, Die olpente qvam ovch dar, 1350 der biber vnd der ygel ein schar, Der harm vnd der eychorn heten den hof vngerne verbom, Der vre vnd der Kvnin, der schele vnde Baldewin, 1355 Reitze vnd daz merrint, Krimel vnd manges tieres kint, Daz ich genennen niht enkan, wand ich ir kvnde nie gewan. Ver Hersant vnd Ysengrin 1360 qvamen dar vnd die svne sin. Der kvnic gienc an daz gerichte sa, Reinhart was niht ze hove da. Sine vinde bracht er doch ze not. der kvnic selbe gebot,

172ra

1340 stere von Gr1, R in schere »Maulwurf«, von Bae, Schrö in scere »dass.« gebessert, stere »Widder« kann bleiben, da die Aufzählung der Tiere keine durchgehende Systematik aufweist und die Ungleichheit der Tierarten in 1347 wiederkehrt. Die doppelte Nennung einer Tierart, vgl. 1343 wider, begegnet noch einmal in 1342 vech und 1351 harm »Hermelin«. 1353 der fehlt in P. 1355 vnd davor Ansatz eines Buchstabens. 1357 Daz Der P.

75

1365

Daz sie ir brechten liezen sin. do svchte rechte her Ysengrin. Eines vorsprechen er gerte, der kvnic in eines gewerte. Daz mvste Brvn, der bere, sin. 1370 er sprach: »herre, nv gert Ysengrin Dvrch recht vnd dvrch iwer gvte, ob ich in missehvte, Als er min mvze wandel han.« der kvnic sprach: »daz si getan.« 1375 »Kvnic gewaldic vnde her, groz laster vnde ser Klaget er, herQ Ysengrin, daz er hvte des zageles sin Vor vch hie ane stat, 1380 daz was Reinhartes rat.

(176rb)

Des schämte sich vaste sin lip. vrowen Hersante, sin edele wip, Hat er gehonet in dem vride, den ir gebvtet bi der wide. 1385 Daz geschach vber iren danc.« Krimel do her fvr spranc. Er sprach: »richer kvnic, vernemt mich, dise rede ist vngelovblich Vnd mag wol sin gelogen. 1390 wie mohte sie min neve genotzogen? Ver Hersant die ist grozer, dan er si. Als Daz P. 1377 er obwohl die La. ev in Ρ mit spätmittelalterlichen Gerichtsformeln übereinstimmt, ist eine Änderung des überlieferten Wortlautes nicht erforderlich, da die verschiedenen Formulierungen keinen sachlichen Unterschied enthalten, hern Korrektur nach P. 1387 vernemt in Ρ danach ovch, vgl. 1442. mich eine Zeile tiefer nach Strich. 1373

76

1395

1400

1405

1410

1415

hat aber er ir gelegen bi Dvrch minne, daz ist wunders niht, wan svlcher dinge vil geschiht. Nv weste iz ieman lvtzel hie. ver Hersant, ην sagt, wie Π vch iwer man bringet ze mere? daz mag vch wesen swere. 172rb Dar zv lästert er sine kint, die schone ivngelinge sint. Ich höre ovch vppiklichen klagen, daz wil ich vch fvrwar sagen. Herre kvnic, höret an dirre stat schaden kisen, den er hat. Vnd hat hern Ysengrines wip dvrch Reinharten verwert im lip So groz als vmb ein linsin, daz bvze ich fvr den neven min.« Isengrin begonde aber klagen, er sprach: »ir herren, ich wil vch sagen, Der schade beswert mir niht den mvt halp so vii, so daz laster tvt.« Der kvnic vragte bi dem eide den hirz, daz erz bescheide, (176va) Waz dar vmbe rechtes mvge sin. Randolt sprach: »her Ysengrin Hat vil lasters vertragen, daz enmag evch nieman widersagen, Mit grozen vnmazen.

1397 Wie am Zeilenanfang versehentlich wiederholt. Mio sagen eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 1411 den mvt eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 1413 Der Initiale rot (fehlt in P). 1417 laster Korrektur nach P, vgl. 1852. 1418 sagen eine Zeile höher nach Doppelstrich. 77

1420

1425

1430

1435

1440

1445

es scholde in wol erlazen Reinhart mit siner kvndikeit. herre, daz sol vch wesen leit. Scholde er gehonen edele wip, phy, waz solde in danne der lip? Ich verteil im bi minem eide vnde dvrch deheine leide Wen von minen witzen. ir schvllet in besitzen, Vnde mvget ir in gevahen, so heizet balde gahen, Daz er werde erhangen, so habt ir ere begangen.« Der kvnic was selbe erbolgen. er sprach: »ir herren, wolt irz volgen?« Sie sprachen: »ia« alle nach, zv Reinhartes schaden wart in gach. Izn widerredet nieman wen ein olbente von Thvschalan, 172va Die was frvmic vnde wis vnd dar zv vor alter gris. Die fvze leite sie fvr sich vnde sprach: »her kvnic, vernemt mich. Ich höre mangen gvten kneht erteilen, daz mich dvnket vnrecht. Sine kvnnen sich lichte niht baz verstan. bi dem eide wil ich vch zv rechte han, Swen man hie ze hove beklage, ist er hie niht, daz manz im sage Vnd sol in dristvnt vur laden.

1426 ovch Korrektur nach P. 1433 Der Initiale blau. 1438 Thvschalan s. Einleitung S. XXVIf. 1442 vernemt in Ρ danach ovh, vgl. 1387. 78

1450

1455

1460

1465

1470

1475

1480

kvmt er niht fvr, daz ist sin schade Vnd sol im an sin leben gan. bi dem eide ich ditz erteilet han.« Des wart Ysengrin vnvro. vil schire volgeten sie do (176vb) Der olbente gemeine, die tiere groz vnde kleine. Dise rede gefvr also. Schameder qvam do RdR I,267ff., bes.283ff. Vnde vor Pinte zware, sie trvgen vf einer bare Ir tochter tot, daz was ir klage, die hatte an dem selben tage Erbizzen der rote Reinhart, die bare vor den kvnic wart Gesetzet, des begond er sich schämen, ditz was aber Ysengrines gamen. Schantecler hvb groze klage, er sprach: »kvnic, vernim, waz ich dir sage: Dv solt wizzen gewerliche, dir honet Reinhart din riche, Des hat er sich gevlizzen. owe, er hat mir erbizzen Mine tochter also gvt.« einen zornigen mvt Gewan der kvnic here, die klage mvet in sere Vnd sprach: »sam mir min bart, so mvz der fvchs Reinhart 172vb Gewislichen rovmen ditz lant, oder er hat den tot an der hant.«

1468 dir sage eine Zeile tiefer nach Doppelstrich.

79

148S

1490

Der hase gesach des kvniges zorn, R d R I, 45Iff. do want der zage sin verlorn. Daz ist noch der hasen sit. vor vorchten bestvnt in der rit. Der kvnic hiez singen gan hern Brvnen, sinen kaplan, Vnd ander sine lereknaben. der tote wart schire begraben. Der hase leit sich vf daz grab do vnd entslief, des wart er harte vro, Als ich vch sagen mvz. do wart im des riten bvz. Der hase vf erschricte,

1505

fvr den kvnic gienc er entrichte Vnd sagte im vremde mere, daz daz hvn were Heilic vor gotes gesichte. do lvte man in richte. Sie begonden allentsamt iehen, do were ein zeichen geschehen, Vnde erhvben einen hohen sane, des weste Reinharte nieman danc. Sie baten alle geliche, daz der kvnic riche Dise vntat vaste richte.

1510

sie sprachen: »zv vnserm angesichte Hat got ein zeichen getan. Reinhart sold iz vermiden han, Daz er an alle missetat disen heiligen gemartirt hat.«

1495

1500

(177 r a )

1481 Der Initiale rot. zorn geschwänztes z, teilweise das versehentlich vorher geschriebene SchafW korrigierend. 1494 entrichte Korrektur nach P. 1498 im Korrektur nach P. 80

1515

1520

Der kvnic hiez sinen kapelan, RdR Va, 61 Iff., hern Brvn, nach Reinharten gan. [I, 476ff. Des wold er weigern dvrch not, doch tet er, daz der kvnic gebot. Nach im gienge er in den wait. Reinhartes liste waren manicvalt, Des mvst engelten al daz lant. vor sinem loche er in do vant. 173ra Daz loch in einem steine was, do er vor sinen vienden genas. Der bvrc sprichet man noch, so man sie nennet >vbel lochvbel loch< 1522) in einer Felshöhle (1519) mit seinem verzweigten Röhrensystem (1173) läßt Assoziationen an die Hölle zu, zumal Heinrich auch im Brunnenanbenteuer (loch 881) Höllenanspielungen ermöglicht, vgl. Meiners, S. 30. 1697 was Schaft-J aus r verbessert, dahinter Rasur (verschrieben wart?) 1707 kippen die Bedeutungsangaben dieses nur in P/K vorkommenden kippe swf. werden über hepin S3 zu hepe swf. »sichelförmiges Messer« gewonnen. Bereits Gr 1 z.St. fragte: »welches geräth?« (vgl. Schrö im Glossar). Man möchte zu hippen / heppen bessern, wenn dieses Wort in mhd. Zeit über den 'Reinhart Fuchs' hinaus gebräuchlich wäre. m* Diprecht r verzogen, ähnlich wie v. 96

1702

S3 einen strie rihter vur ein loch, / also dfint gnâge lute och noh. / Reinharte was da gelagot, des kam / sin neue [ ] in groze not. / dar in was Diebrehte gah, do / viel er in den strie sa. daz gehor/te des geburis wip, siv sprach: / »uf, semmir min lip.«

1705

der gebur / für uf unde irscricte ...

1707

eine hepin / mit der hant vnde hâp sich, da er / Diebrehten vant. er wände, daz / ez ware Reinhart, Diebrehtin rá div / vart. vil harte grogezende / er screi, der gebur slûc die snur / in zvei, daz kam von der vinsterin. / Diebreht wolte dannin sin,

1695

1700

πιο

1698 sin neue danach versehentlich inneue wiederholt. 1702 min wohl aus seur durch Rasur und Überschreiben gebessert, daher wohl auch auffälliger m-Abstrich. 1705 irscricte danach keine Lücke. Es fehlt aber V. 1706, den Gr2 so herstellt: vii balde er krifte. 97

1715

1720

1725

1730

Dem tet er wol gelich zehant. wider vz qvam er schire gérant. Des pfaffen wip dar inne erhvb ein vnminne. 174rb Zv dem oren slvc sie in zehant, vil schire sie ein schit vant, Da mit zvblov sie im den lip, vnd enwere Werenbvrc, sin kamerwip, Gewesen, so het er verlorn sin leben, sie sprach: »mir hat got gegeben Reinharten, den habt ir mir benvmen.« »vrowe, iz ist mir vbel kvmen«, Sprach der geberte kaplan, »nv lazet mich iwer hvlde han.« Dieprecht liez die mvse da, dannen hvp er sich sa. Do lief er alle die nacht wider ze hove mit grozer macht. Er vant den kvnic des morgens frv, mit sinem stricke gie er da zv.

(178 va )

1722 vnd were es fehlt eine Negation. Offenbar war bereits die Vorlage verderbt, wie die unterschiedliche Überl. in P/K, vgl. 1723 (in Ρ fehlt gewesen), nahe legt. Konjekturen von Gr1, R watt (nach S3) und Bae nuwere (statt P/K vñ were), enwere nach 442. 1725 habt ir stimmt mit S3 überein. Damit wird der Satz der Werenbvrc zugewiesen, während er nach Ρ {hat er) von der Pfaffenfrau gesprochen wird. Κ hat die wirkungsvollere (vielleicht auch ursprüngl.) Version: In die tätliche Auseinandersetzung des Pfaffenpaares greift die Konkubine zugunsten des Pfaffen ein, beschuldigt aber beide, sie um den ihrerseits beanspruchten vermeintlichen Reinhart durch Ungeschick gebracht zu haben. Der Pfaffe - übel zugerichtet - versucht, die Konkubine zu beschwichtigen und in Anspielung auf ihre (vermutlich) adlige Herkunft redet er sie mit vrowe an und verwendet Formeln aus der höf. Minnesituation (1728), worin sich wiederum parodistische Züge bei Heinrich zeigen. 1729 Dieprecht Initiale rot (in Ρ blau). 98

S3 1715 dem / detir sciere vil gelich, wider / uz hüb er sich. Des geburis / wip da inne irh^b ein unmin/ne. ze deme orin slâc si in mit der / hant. 1720 vil sciere siv ein schit vant, / da mite zirblö siv ime den lip. / wan Werinburc, daz kamirwip , / so hatir verlorn daz lebin. si sprah: / »mir hati got gegebin 1725 Reinharten, den / hant ir mir genomin.« »frowe, / ez ist mir ubile komin«, sprach / der geberte geburman, / »nu lant / / mih iwer hulde han.« (Bl. XIVc, Die/breht lie die muse da, [S. 10a) 1730

dannan / wart ime harte ga. do lief / er al die naht wider ze houe / mit grozir maht. er vant den / kunic des morgenes frfi, mit / sime stricke gie er da zü. /

1717 Des Initiale, inne danach Reimpunkt rot. 1719 mit an m radiert und gebessert. 1723 verlorn l aus b korrigiert. 1729 Diebreht Initiale. 1732 wider das von Gr 2 und Bae sicher gelesene / ist nur noch im unteren Teil erkennbar. 1733 de ein über dem Zwischenraum von d und e befindliches c-förmiges Zeichen faßte Gr 2 als Nasalstrich (Abfall des n) auf. Bae, Schrö sehen richtig, vom d ausgehend, ein er-Kürzel. Vermutlich hat sich der Schreiber im Kürzel geirrt.

99

1735

1740

1745

1750

1755

Er clagte vil harte dem kvnige von Reinharte, Er sprach: »kvnic, ich was in not, mir wolte Reinhart den tot Frvmen in iwer botschaft. do beschirmte mich die gotes kraft. Herre, ich vnd iwer kaplan svllen niht me nach Reinharte gan.« Den kvnic mvte die klage, ovch tet im we sin siechtage. Der zorn im harte nahen gienc. den eber er ze vragen enpfienc, Daz er im sagte mere, waz sines rechtes drvmme were, Daz sine boten, her Brvn vnd Dipreht, svst gehandelt waren an recht. Erzvrnet was des ebers mvt. er sprach: »ich verteile im ere vnd gvt Vnde zv echte sinen lip vnd zv einer witwen sin wip Vnd zv waisen die kint sin.« »des volge ich«, sprach Ysengrin. Der kvnic fraget al vmme die wisen vnd die tvmmen,

174v

1746 eber erstes e aus ν verbessert, enpfienc gepfienc Ρ (zuerst en-, unterpunktet und ge- übergeschrieben). 1 7 5 8 . . . die fehlt in P.

100

S3 1735

do clagite vil harte Diebreht / von Reinharte, er sprach: »kunic, / ich was in not. mir wolte Reinhart den dot / frumen in iwir botescaft, 1740 do / beschirnde mih div gotis craft. / herre, ich vnde iwer capilan suln / nimme nah ime gan.« Den / kunic mfite div clage, ovch / swar in sin sichetage. 1745 der zorn / gie ime ... ... / te er die... ... / daz er im... ... / tünne ha... ... / ten ane... 1750 ... / gehandel... ... / ebires m... ... / ime ere... ... / sinen lip ... / sin wip 1755 vnde ze weisin div kint / sin.« »des gevolgich«, sprach Isingrin. / Der kunic fragite alumbe / wise vnde tumbe,

1738 mir über wolte (dieses rot gefärbt) geschrieben. 1743 Den Initiale. 1744s..h.tage Gr 2 las siechetage, Bae si...ge, Schrö s...ge, vgl. 619. 1745 der er-Kürzel bei Gr 2 , jetzt nicht mehr sichtbar, ime von hier, über die folgenden 8 Zeilen gehend und die zweite Spalte erfassend, Rasur des 16. Jhs. und von Gr2 gelesener Rechnungseintrag (s. Einleitung S. IX). Durch die Behandlung mit Gallustinktur (wohl von J. Grimm) sind die Tintenreste größtenteils unleserlich geworden. 1757 Der Initiale.

101

Ob iz wolde volgen die diet. Crimel ensvmet sich da niht. Er sprach: »kvnic, edel vnd gvt, ob er Brvn sinen hvt An mines neven schvlde hat verlarn, so machet er vppigen zorn. 1765 Nv hat ovch her Diebrecht, herre, vil lichte vnrecht. Er ist Reinharte gehaz. dar vmme sol ovch nieman daz Erteilen, daz ist ein ende, 1770 daz iwer ere sehende Vnd iwern hof geswachen, des man anderswa mag lachen, Noch dvreh keine miete, wen man sol im noch eines gebieten (178vb) 1775 Her fvr dem neven min.« »der böte«, sprach der kvnic, »daz mvstv selbe sin, Vnd gebiet dirs an din leben. [RdR I, 93Iff. ob got wil, dir sol geben Din neve daz botenbrot.« 1780 in wart ze lachen allen not. 1760

1763 verlarn zum Wechsel o (verlom Ρ)/α und zu entsprechenden Reimen vgl. Weinhold, Mhd.Gr. 2 ,§ 60. 1771 geswachen Gr 1 , R ändern zu geswache, vgl. S3. Mit Bae, Schrö belasse ich die ungewöhnliche Form, die im Blick auf das folgende mag entstanden sein und erklärt werden kann. 1773 miete vermutlich hat der Schreiber den Nasalstrich hier vergessen, vgl. 1772 laché und 1774 gebiete, me mvstv eine Zeile tiefer nach Haarstrich, selbe sin zwei Zeilen tiefer nach zur Zeilenmitte eingebogener Fortsetzung des Haarstriches.

102

1760

1765

1770

1775

1780

ob síes woltin / gevolgin div diett. Crimel insun / / de sich do niet. (Bl. XlVd, er sprach: »kunic / edil vnde gilt, [S. 10b) obe nv her Brun sinen / hüt ane mines neuen sculde hat / verlorn, so machet er üppigen / zorn. nv hat ovch Diebreht vil / lihte vnreht, er dete Reinharte haz. / dar umbe sol nieman daz ertei/lin, daz ist ein ende, daz iwer ere / swende odir iwirn hof swache, / des man anderswa gelache, noh / durh neheiner slahte mieten, / man sol einost noh gebieten hervur / deme neuen min.« Der kunic / sprach: »daz mfistu selbe sin, daz / gebutich dir an din lebin. obe / got wil, dir sol gebin din neve / daz botenbrot.« in wart ze lachen / ...len not.

1759 diett am zweiten t korrigiert, dahinter Reimpunkt rot. 1767 dete in der Hs. d ete, mit Rasur zwischen d und dem ersten e. Durch das zweite e geht schräg ein Strich, Tilgungszeichen? 1775 deme über dem ersten e in gebogener Form Nasalstrich, der durch geraden Strich getilgt ist. 1776 Der Initiale, selbe b aus h gebessert? 1779 daz Kürzel c schemenhaft erkennbar. Von Cr1 daz klar gelesen, für Bae, Schrö nicht mehr sichtbar, botenbrot im ersten Glied tè nur schwach zu erkennen, für Gr 2 , Bae boten deutlich, von Schrö nicht gelesen. 1780 lachen/ Gr2lachenne, Bae, Schrö lachen, len not so auch Bae, Gr 2 allen not, von Schrö nicht gesehen.

103

1785

1790

Krimel des lvtzel angest nam, vil schire er in den wait qvam Vnd svchte sinen kvllinc. nv vernemt seltsene dine Vnd vremde mere, der die glichsere Vch kvnde geit, wen sie sint gewerlich. wan er ist geheizen Heinrich, Der hat die bvch zesamne geleit von Ysengrines arbeit. Swer wil, daz iz gelogen si, den let er siner gäbe vri. Nv svi wir her wider van, do wir die rede han verlan.

1786 die es besteht kein Anlaß, die mitteldt. Form des Artikels Sg. Nom. Mask, zu ändern, wie es Gr 1 de (ebenfalls mitteldt.) bzw. R der tun, vgl. Weinhold, Mhd.Gr.2,§ 482. glichsere hsl. glichsenere, darin nere unterpunktet, durchgestrichen und damit getilgt, re übergeschrieben, vgl. 2252. Alle bisherigen Angaben z.St. sind fehlerhaft. Die synkopierte Form glichsere statt glichesere (P) findet sich auch noch Mart. 11,11. 1787 lieh eine Zeile tiefer nach Punkt. 1788 wan seit Gr1 von allen Hrsg. ausgelassen in dem Bemühen, eine alte Verderbnis zu beseitigen, die in 1786 liegen muß. Doch auch in der überlieferten Form ließe sich diese Stelle verstehen: Nun hört merkwürdige Begebenheiten und wunderliche Geschichten, von denen der Gleisner euch Kenntnis gibt, denn sie sind wahr. Denn er (der Gleisner) heißt Heinrich, der die Gedichte von >Isengrins Not< zusammengestellt hat. Das zweite »denn«, das im Vergleich zum S3-Text noch weniger Berechtigung hat, stellt den Versuch dar, die vorgeblich wahre Geschichte eines (unbekannten) Gleisners durch die Namennennung erst richtig zu beglaubigen. 1792 let zur Verschiedenheit der Formen in K/P vgl. Weinhold, Mhd.Gr.2,§ 358. 1793 Nv Initiale blau (fehlt in P).

104

s3

1785

1790

Crimilen des luzil / ... er sih dan / ... ...sicherlinc / ... nc vnde fre / ... gilichezare / gewarlich / ...ich er hat / ... ...Isingrines / not swer gihet, daz ez gelogin / si, den lat er siner gebe fri. / Nu suln wir herwider van, da / wir die rede han verlan.

1781 Crimilen von Gr 2 gelesen, für Bae, Schrö nicht sichtbar, des so mit Gr2, Bae, während Schrö es las. 1782 er so mit Gr2, Bae, von Schrö nicht gelesen. 1783 sicherlinc mit Schrö und Gr2, der davor noch nê erkannte. Bae suherlinc, davor ebenfalls nen. 1784 nc so mit Bae, Godine, Schrö c. 1786 .i.ichezare Gr2, Bae ichezare, Schrö ezare. 1787 gewarlich erster Teil von w abgerieben, so daß nur ν zu sehen ist. Gr 2 gewarlich, Bae arlich, Schrö varlich. 1788 ich Gi2heinrich, Bae, Schrö ich. 1790 Isingrines davor las Gr 2 vmbe. 1791 gihet h durch Rasur und Tinktur getilgt, gelogin über og punktförmiger Tintenfleck. 1793 Nu Initiale. 105

1795 Zv Reinhartes bvrktor fvr Krimel, des wart vil vro Der wirt, als er in gesach. lachende er zv im sprach: »Wilkvm, neve, dv solt mir sagen, 1800 waz sie ze hove vber mich klagen.« »Dir drewet vreisliche«, sprach er, »der kvnic riche. Er höret von dir groze klage, swie dv hivte an disem tage 1805 Nicht vor kvmst, so rovine ditz lant, oder dv hast den tot an der hant. Kvmest dv aber fvr gerichte zv Ysengrines gesichte, Dich verteilet alle die diet.« 1810 er sprach: »dar vmbe laz ich iz niht. Izn wirt mir nimmer me verwizzen.« sie sazen nider vnd enbizzen. Do der tisch erhaben wart, zehant hvb sich Reinhart 1815 Vil wunderliche drate in sine kemenate Vnd nam sin hone gewant, daz aller beste, daz er dar inne vant, Eine wallekappen linin,

174vb

(179ra)

1795 bvrktor schon wegen des mangelnden Reimes auf vro muß hier eine Verderbnis vorliegen, vgl. do Ρ und ho S3 statt -tor. 1796 ver von allen Hrsg. wird das Prät. von vam hergestellt, vuor Gr 1 , R, vur Bae, Schrö. Wegen der Schreibgewohnheiten in Κ muß fvr verbessert werden. 1800 klagen Buchstaben leicht verlaufen. 1813 Do Initiale rot (in Ρ blau). 1817 honegewartt diese La. von Κ war bisher nicht bekannt, da M/K und entsprechend R houe bieten, vgl. Einleitung S. XVII. Daß ein leinerner Mantel die beste Hofkleidung abgeben soll, klingt recht unwahrscheinlich. Auch die Schreibung houe Ρ wäre in Κ auffäl106

s3 1795

ze Reinhartis / bure ho vûr Crimel, des wart / /

lig. Die wallekappen linin (1819) ist kein Reisemantel (Lex. III, 654), sondern ein Pilgermantel, wie schon Schrö im Glossar vermutet hat, vgl. RdR Br. X, 1350 Une esclavine. Dieser wird als hone gewant bezeichnet, als Schmäh- bzw. Spottgewand. Ob eine Subst.-Kombination (dem käme Frauenlob VI, 9a, Z. 12 [ed. Stackmann/Bertau] recht nahe) oder eine Fügung Adj.-Subst. vorliegt, läßt sich kaum entscheiden. Die Adj.-Bedeutungen »durch Schmähung an der ehre kränkend, hochfahrend, übermütig ... gefahr bringend, gefährlich« (Lex. I, 1333; vgl. die Verwendung des Verbums 1470) scheinen zutreffender, wenngleich eine Verwendung wie an dieser Stelle aus den Wörterbuchbelegen (einschließlich DWb. 4,2, Sp. 1724) nicht hervorgeht. 107

1820

vnd slof san dar in. Er nam eines artztes sak nieman vch gezelen mac Reinhartes kvndikeit er gienc als der bvchsen treit, 1825 Beide nelikin vnde cynemin, er solde ein arzet sin. Er trvg mange wurtz vnerkant. einen stab nam er in die hant, Ze hove hvb er sich balde 1830 mit sinem ne ven vz dem walde. Ein crvze macht er fvr sich, er sprach: »got bewar nv mich Vor bösen lvgeneren, daz sie mich niht besweren.« 1835 Do Reinhart ze hove qvam, RdRX, 1359ff. manic tier vreisam Sprach al besvndern: »nv mvget ir sehen wunder, 175ra

1826 er davor setzen Bae, Schrö als ein nach Vorschlag von L, der auch sam erwog. 1828 an in P. 1835 Do Initiale blau (in Ρ rot). 108

s4

1831

1835

...ir sih der riche got / ... vor bosin lugenarin / ... iht biswarin Reinhart ze / ... ... nie tier freisam / ...dir nu mugint / ... dir

(Bl. XVb, S. 11)

1833 vor davor Reimpunkt und Rest eines Buchstabens. 1834 iht davor der zweite Teil eines η erhalten. 1835 Reinhart Initiale. 1837 dir davor der zweite Teil eines η erhalten. 109

Wo Reinhart her gat, 1840 der manic tier gehonet hat. Er ist vern Hersantes amis, der sie beide hienge vf ein ris, Daz scholde nieman klagen niht, waz solde ir der bosewicht?« 1845 Die ertzvrnten knechte schriten vf in von rechte. So klagte sere her Ysengrin, daz im were daz wip sin Gehonet, do sprach der kaplan: 1850 »er hat ovch mir leide getan.« Dieprecht sprach: »herre kvnic, sehet, wie er stat, der vch vil lasters erboten hat. Nv lazet in evch niht entwenken, Ir svlt in heizen hengen, (179rb) 1855 Wenne er ist zware ein verratere.« Schantecler clagte sine kint, er sprach: »kvnic, wir wizzen wol, daz ir sint Vnser rechter richtere, i860 dar vmbe ist vil swere, Daz ir disen morder lazet stan. man scholde in nv erhangen han.« Do sprach der rabe Dizelin:

So Do P. 1851 wie er stat eine Zeile tiefer nach Punkt. 1857 sine unter den zehn Hühnern, die Reinhart getötet hat, vgl. 30f., mögen auch Kinder Schanteclers gewesen sein, sin Ρ bezieht sich nur auf den Tod der Tochter, vgl. 1460ff. 1858 ir sint eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 1847

110

S4 1840

1844 1844a 1844b 1845

isso

1853 1855

i860

wa Reinhart her gat / ... gehonit hat ez / ... ein mist der sie bei / ...f ein ris daz solté / ... gin niht waz solté / ... iht Reinhart gie an den / ... der kunic hiez in f u r / ... ... zurneten guten kneh / ... ... groz gebrehte / ... sere Isingrin daz div / ... e sin ware geho / ... er capilan er hat ovch / ... began

nu lant / ... twenkin ir suln / ... kin wan er ist / ... ... verratere Scanti / ... sin kint er sprah / ... wizzin wol daz ir / ... ... rehtir rihtare von / ... arte s ware daz ir /...ge lant stan disen / ...suln in heizin han / ...pe Diezelin

1842 f davor der zweite Teil eines u erhalten. Reinhart Initiale. 1846 groz davor Teil eines Buchstabens sichtbar. 1849 er er-Kürzel erkennbar, vgl. Gr2, Bae. 1850 began davor Rest eines Buchstabens, wohl r. 1861 stan danach t radiert und Reimpunkt gesetzt. 1863 pe davor Buchstabenschaft, wohl von a.

1844a

111

»herre, henget den neven min.« Reinhartes liste waren groz. er sprach: »waz sol, kvnic, dirre doz? Ich bin in manigen hof kvmen, daz ich seiden han vernvmen Svlche vngezogenheit. 1870 deswar, iz ist mir fvr vch leit.« Der kvnic sprach: »iz ist also.« vberbrechten verbot man do. Reinhart sprach: »vch enpevtet den dienst sin, richer kvnic, meister Pendin, 1875 Ein artzt von Sáleme, der sehe iwer ere gerne, Vnd dar zw alle, die da sint, beide die alten vnd die kint. 175rb Vnd geschiht vch an dem libe icht, isso daz enmvgen sie vberwinden niht. Herre, ich was zv Sáleme dar vmme, daz ich gerne Vch hvlfe von disen siechtagen, ich weiz wol, daz allez iwer klagen 1885 In dem hovbt ist, swaz iz mvge sin.

1865

1865 Reinhartes Initiale rot (in Ρ blau). 1866 in Ρ kvnic zu Beginn der Rede. 1873 sin eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 1875 Solerne die Stadt Salerno war wegen ihrer medizinischen Fakultät, der ältesten Europas, weit über Italiens Grenzen hinaus berühmt. Ob Heinrich auf den Magister Salernus anspielt (W1, S. 203f.), der 1167 wegen Giftmordes eingekerkert wurde, bleibt ungewiß.

112

s4 1865

1870

1875

1880

1885

henkint / ...en min Reinhartis liste / ...roz er sprach kunic / / waz sol dirre do ... / (Bl. ... manigen hof ko... / [XVc, S. 12) ... tin han vernomen / ... gezoginheit des ... / vur ivch leit D... / reht do verbot er ... / Reinhart sprach uch inbute ... / sin richir kunic ... / ein arzat von Sal... / ...ere gerne der alle ... / ... de die altin vnde die k... / ... iv an dem libe iet ... / sie vberwinden niet ... / was ze Salerne da ... / gerne vch hülfe vo... ... / he wol daz uch gr... ... / hübet swaz ez si...

1865 Reinhartis Initiale. 1867 ko danach Anfang eines m. 1871 D Initiale. 1873 inbute nach t Buchstabenteil, eher e, vgl. Gr2, Bae, als i. 1875 Sal danach Buchstabenteil, wohl e Gr2. 1876 gerne danach fehlt der Reimpunkt. 1877 alle danach Buchstabenansatz, wohl d. 1879 iet danach Reimpunkt und Buchstabenansatz. 1880 niet danach eine Initiale, deren Zierstriche in die Zeilen hineinragen. 1884 gr danach Teil eines Buchstabens, wohl i oder Anfang eines u, vgl. Bae gru, kein a.

113

1890

1895

1900

1905

1910

vch enbevtet meister Bendin, Daz ir vch niht svlt vergezzen, irn schvlt tegliche ezzen Dirre lactewerien, die er vch hat gesant.« »daz leist ich«, sprach der kvnic zehant Vnde liez slifen sinen zorn. Reinhart sprach: »vil manic dorn Hat mich in den fvz gestochen in disen siben wochen, (179va) Daz tvt mir, kvnic, harte we. vch enpevtet der artzet me, Ob ir einen wolf alden mvget vinden, den schvlt ir heizen schinden. Ovch mvzet ir eines bern hvt han.« der kvnic sprach: »daz si der kaplan.« »Da mite geneset ir, herre gvt. vz einer katzen einen hvt Mvzet ir han ze aller not, oder iz were, weizgot, iwer tot.« Der kvnic liez do her fvr gan Ysengrinen vnd sinen kaplan. Er sprach: »ir svlt mir iwer hivte gebn, daz beschvld ich, die wile ich leben Sol, vmb iwer geslehte zaller stvnt. meister Reinhart hat mir getan kvnt Den sichtagen, der mir zaller zit in minem hovbte leider lit.«

1888 izti Gr1, Bae, Schrö irn, R ir. 1901 geneset am ersten e Anfang eines Buchstabenschaftes angeschlossen, darunter Rasur, η verbessert, darüber i-Strich, s aus geschwänztem ζ korrigiert. 1905 Der Initiale blau, liez hiez P. 1908 ich in Ρ danach wider evh. 1909 Sol fehlt in P. 1910 getan in Ρ danach wol. 114

s4 ... / stin Bendin daz ... / latewaria

1890 daz le ... /iesa vnde liez slif... / Reinhart sprah manic dor... ... / den fûz gestochi... ... / wochin 1895 daz döt m... / te we uch inbiet... / te me obe ir ien... / vinden einen altin ... / scinden ôch mûz ... / bern hut han 1900 der ... / si der capilan da mi... / ir herre g$t ν...

/ /

\%ndor danach Teil eines Buchstabens, wohl η Gr2. 1896 inbiet ie aus u gebessert?

115

1915

1920

1925

1930

1935

»Genade, herre«, sprach der kaplan, »waz wunders wolt ir ane gan? Den ir habt fvr einen artzat, vil mangen er getötet hat, Weizgot, denne geheilet, vnd ist vor vch verteilet.« 175™ Do sprach iz im her Ysengrin: »sol mir alsvst gerichtet sin Vmb min wip, daz ist ein not.« sinen zagelstrvmpf er her fvr bot: »Sehet, wie mich iwer artzat hinderwert gevneret hat, Ovch mag vch wol ergan so.« vil gerne weren dannen do Her Brvn vnd her Ysengrin, des enmoht doch niht sin. Sinen konden niht entwichen, der kvnic hiez sie begrifen Vil mangen sinen starken kneht. man schinte sie, ovch wart Diprecht Beschindet also harte. daz qvam von Reinharte. (179vb) Der sprach: »ditz ist wol getan, ein versoten hvn svi wir han Mit gvtem specke eberin.« der kvnic sprach: »daz sol ver Pinte sin.«

1916 mangen seit Gr 1 wird wegen des 1917 folgenden denne der Komparativ mangem hergestellt, vgl. aber zu 836. 1919 iz Gr1 bessert in zuo, Bae, Schrö in zu während R mit ez bei der Überlief, bleibt. Schrö verweist auf ahd. az, ez, iz »zu« (vgl. Ahd.Wb.2 s.v. az). 1922 er davor Buchstabenschaft. 1927 her fehlt in P. 1938 sin eine Zeile tiefer mit weitem Abstand zum letzten Wort von 1939.

116

Der kvnic hiez her fvr stan 1940 Schanteclern. er sprach: »ich mvz han Zv einer arztie din wip.« »neina, herre, sie ist mir als min lip. Esset mich vnd lazet sie genesen.« Reinhart sprach: »des mac niht wesen.« 1945 Der kvnic hiez Pinten vahen, Schantecler begonde dannen gahen. Do dise rede ergienc also, vz sinem dihe sneit man do Dem eber ein stvcke harte groz. 1950 der artztie in bedroz. »Einen hirsinen riemen svi wir han.« der kvnic hiez her fvr sich stan Den hirz vnd sprach: »Randolt, einen gvrtel dv mir geben solt, 1955 Daz beschvlde ich immer wider dich.« »herre, des erlazet mich«, Sprach der hirz, »dvrch got. iz mac wol sin der werlde spot, 175vb Daz ir dem volget hie, i960 der nie triwe begie. Der tevfel in geleret hat, daz er sol sin eiaartzat.« Der kvnic sprach: »Randolt, ich was dir ie vzer mazen holt. 1965 Sterbe ich nv von den schvlden din, daz mocht dir immer leit sin.« Er getorste dem kvnige niht verzihen, ern mvst im einen riemen lihen Von der nasen vntz an den zagel.

1963 Der Initiale rot. 1967 verzihen sagen durchgestrichen und zihen übergeschrieben.

117

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Reinhart was ir aller hagel. Reinhart sprach, der wunder kan: »kvnic, werstv ein armman, Sonen kond ich niht gehelfen dir. von gotes genaden so habe wir, (180ra) Da mit dv wol macht genesen, wilt dv mir nv gehoric wesen.« »Ia«, sprach der kvnic, »meister min, swie dv mich heizest, also wil ich sin.« Reinhart konde mangen don: »von dir wil im keinen Ion Min meister Bendin, wen eines bibers hvt.« »daz sol sin,« Sprach der kvnic riche, »die sende ich im werliche.« Er hiez den biber fvr sich stan, do mvst er die hvt da lan. Manic tier daz gesach, igliches zv dem andern sprach: »Waz wol wir hie gewinnen? wir svln vns heben hinnen, E wir Verliesen die vel.« do hvp sich manic tier snel, Der hof zesleif sa. Krimel beleip da Vnd die olbente von Tvschelan,

1975 Da a aus o korrigiert. 1980 ich Gr1 bessert die Zeile: von dir enwil sicheinen (!) Ion, während die übrigen Hrsg. ich tilgen. Gegen sich spricht, daß die Akk.Form für den Dat. erst seit dem 15Jh. steht, vgl. Mhd.Gr.20, § 146 Anm. 17, während im möglich ist und am besten eine Verschreibung ich erklärt. 1986 da zwischen hvt und lan mit hellerer Tinte klein übergeschrieben, so auch Li, nicht aber bei M/K und entsprechend bei R, vgl. Einleitung S. XVII. Fehlt in P. 1995 Vnd danach fehlt die. Ergänzung nach P.

118

2000

2005

2010

2015

2020

die hiez der artzat da bestan, Alsam tet er den elfant, der daz gvte vrteil vant. Der kvnic harte riche der bleip da heimlich. Sie fvren alle dannen swinde, do bleip sin ingesinde. Reinhart den kvnic bat, daz er im hieze tragen pat. Zehant der kvnic daz gebot, dem lewarten was harte not. Iz ist war, daz ich vch sage, daz bat wart schire dar getragen. Iz wart gewermet ze rechte, daz frvmeten gvte knehte, Als iz meister Reinhart gebot, in were leit irz herren tot. In daz bat leit er wurtze gnvc, do satzt er im vf den katzhvt D e m kvnige mit witzen, in daz bat hiez er in do sitzen. Meister Reinhart, der artzat, greif ein aQdern, die zem herzen gat. Er sprach: »kvnic, ir sit genesen vnd mvget nv wol vro wesen. Evch was nv vil n a h e n der tot, nv hilft vch min kvnst vz der not. Get vz«, sprach der artzat,

176ra

(180 rb )

1999 Der Initiale blau. 2004 hieze direkt anschließend noch der Schaft eines weiteren Buchstabens. 2008 dar fehlt in P. 2012 im Korrektur nach P. 2018 ander Korrektur nach P. Geht man von einem sw. Fem. aus, ließe sich die Verschreibung durch Buchstabenvertauschung erklären. Vor ander hc (evtl. he Li). 2021 nv fehlt in P. 119

2025

2030

2035

2040

2045

2050

»ir habt gebat, daz iz wol stat. Langez bat tvt den siechen weich, ir sit ein lvtzel worden bleich.« Der kvnic sprach, wen er siech was, als ein man, der gerne genas: »Din gebot ich gerne erfvllen sol.« do hat er im gebettet wol Vf sines kapelanes hvt, der im da vor was vil travt. Den kvnic dakt er vil warm, daz is got erbarm, Mit einer hvte, die trvk Ysengrin, die verlos er an die schvlde sin. Reinhart sich kvndikeite vleiz, vmb daz hovbt macht er im heiz. Der ameiz des gewar wart, vz dem hovbet tet er eine vart. Do kroch er rechte, deswar, fvr sich in daz katzenhar. Der meister do den hvt nam, mit im er an die svnnen qvam, Die liez er schinen dar in. daz wart im ein groz gewin. Den ameyzen er gesach, zorniclichen er zv im sprach: »Ameyze, dv bist tot. dv hast bracht zv grozer not Minen herren. din leben

176rb

2027 Der Initiale rot. was eine Zeile höher nach Doppelstrich mit hellerer Tinte und kleiner. 2038 im dem kvnige P. 2050 hat Korrektur nach P. 2051 den seit Gr1 zu din gebessert; lewen Korrektur nach P. Der Schreiber von Κ hat wohl den lewen als Apposition von Minen herren aufgefaßt.

120

mvstu dar vmbe geben.« Der ameyze zv Reinharte sprach: »Iz tet mir not, wan er mir zvbrach (180 2055 Eine gvte bvrch, der kvnic her. do geschach mir an michel ser, Daz ich nimmer mac verchlagen. miner mage lag da vil erslagen, Dar vmb han ich ditz getan. 2060 wiltu mich genesen lan, Ich laze dich in disem walde min vber tvsent bvrge gewaltic sin.« Reinhart da gvte svne vant, den gevangen liez er zehant. 2065 Des wart der ameyz harte vro, ze walde hvb er sich do. Het er die miete niht gegeben, so mvst er verlorn han daz leben. Svst geschiht avch alle tag, 2070 swer die miete gegeben mag, Daz er da mit verendet me, danne der sich wendet, Zv erfvllende herren gebot mit dienst, daz erbarme got. 2075 Reinhart do dar wider gie, do er sinen siechen lie. Derne kvnige greif er an die stirn. er sprach: »wie tvt vch nv daz hirn?« 176 »Wol, meister, daz vch got Ionen sol. 2080 ir habt mir gearztiet wol.« Er sprach: »wir svln iz ovch noch baz tvn. 2057 ich fehlt in P. 2069 Svst Initiale blau (fehlt in P). 2077 Dem in Ρ Initiale blau. 2081 tvn eine Zeile tiefer nach Doppelstrich.

2085

2090

2095

2100

2105

weiz ieman noch, ob daz hvn Mit petersilien versoten si?« ein trvchsese stvnt da bi. Der sprach: »ia, daz wil ich vch sagen.« »nv heizet mir her fvr tragen.« Daz wart vil schire getan, do hiez er in enbizen gan, Reinhart, den herren sin, vnde hiez in sovfen daz sodelin. Der artzat des niht vergaz, vern Pinten er do selbe az, Reinhart, der vngetrëwe slec. Krimein gab er do den ebersspec. (180 vb ) Den kvnic hiez er vf stan vnd eine wile sich ergan. Reinhart, der lvtzel trewen hat, den kvnic do genote bat Vmb sinen vrvnt, den helfant, daz er im lihe ein lant. Der kvnic sprach: »daz si getan, Beheim sol er han.« Des wart der helfant vil vro. der kvnic hiez in do Enphahen, als iz was recht, do hvp sich der gvte kneht. Er qvam dar als ein armman, fvrsten amt er da gewan.

2088 in fehlt in P. 2094 Krimein Korrektur nach Ρ Crimele nicht erforderlich, da im Dat. öfter die Endung -(e)n vorkommt, vgl. Mhd.Gr. 20 , § 133 (s. zu 1185); ebersspec eberspec zwischen r und s klein Schaft-i in rähnlicher Form übergeschrieben. 2095 Den Initiale rot (fehlt in P). 2100 f« Korrektur nach P. 2101 Der Initiale blau (in Ρ rot). 2102 Beheim s. Einleitung S. XXVII. 122

2110

2115

2120

2125

2130

2135

Der helfant reit in sin lant, dar in der kvnic hat gesant, Vnd kvndete fremde mere, daz er herre were. Vil harte er zeblowen wart, ovch gerowen die widervart. Mochten sie in getan han wunt, ern wurdes nimmer mer gesvnt. Do Reinhart den helfant gesatzt hatte vber sin lant, 176vb Dannoch dovcht in der schalkheit genvc niht. den kvnic er genote biten geriet Vmme die olbente, sine vrteilerin, er sprach: »sie sol geniezen min. Lat sie zem Erstein ebtessinne wesen, so sit ir an der sele genesen. Do ist vil geistlich gebet.« der kvnic harte gerne iz tet, Er lech iz ir mit der zeswen hant, groze gnade sie do vant. Sie wante sin gewisliche ein ebtissinne riche. Do nam sie vrlovp da, sie hvp sich danne sa, Geilliche sie vber den hof spranc, sie weste Reinharte danc (181ra) Der vil grozen richeit. des qvam sie sit in arbeit. Als sie in daz kloster qvam, swelich ir die mere vernam,

2108 gewan davor ge mit verlaufenem e. im helfant ant auf Rasur, Rest von früherem /-Strich erkennbar. 2119 genvc niht über schalkeit geschrieben nach Strich. 2123 Ersten hsl. ersten bot noch Gr 1 , der wenig später in Erstein verbesserte und mit dem gleichnamigen Dorf identifizierte, s. Einleitung S.XXVIII f.

123

2140

2145

2150

2155

2160

2165

Der qvam ilende dar. sie namen vil genote war Vnde vragten, wer sie were, sie sprach: »ich sol vch mere Kvndigen gewerliche. mir hat der kvnic riche Disen gewalt verlihen, daz er si min. ich sol hie ebtessinne sin.« Die nvnnen hatten daz ver zorn, des was die olbente nach verlorn. Do schreiten die chlosterwip, des wart der ebtissin lip Zeblven vntz an den tot, mit griffein taten sie ir groze not, Daz wart an ir hvte schin. die nvnnen iagten sie in den Rin. Alsvst lonet ir Reinhart, daz sie sin vorspreche wart. Iz ist ovch noch also getan, swer hilfet einem vngetrëwen man, 177ra Daz er sine not vberwindet, daz er doch an im vindet Valschs, des han wir gnvc gesehen, vnd mvz ovch dicke alsam geschehen. Alsvst hat bewart sine vrteilere Reinhart. Der artzet was mit valsche da, den kvnic verriet er sa. Er konde mangen vbelen wane, er sprach : »herre, ich wil vch geben einen tranc,

2146 ebtessine das mittlere e aus i verbessert. 2154 Rin s. Einleitung S. XXIX. 2157 Iz Initiale rot (in Ρ blau). 2158 man eine Zeile höher mit Verweiszeichen nach Strich. 2168 einen tranc eine Zeile tiefer nach Doppelstrich.

124

So sit ir zehant genesen.« der kvnic sprach: »daz sol wesen.« Do brav er des kvniges tot. Reinhart was vbel vnd rot, Daz tet er do vil wol schin, er vergab dem herren sin. (181rb) 2175 Daz sol nieman klagen harte, waz want er han an Reinharte? Iz ist noch schade, wizze krist, daz manic loser werder ist Ze hove, danne si ein man, 2180 der nie valsches began. Swelch herre des volget ane not, vnd teten sie deme den tot, Daz weren gvte mere, böse lvgenere 2185 Die dringen leider allez fvr, die getrëwen blibent vor der tvr. Do dem kvnige der tranc wart, dannen hvp sich Reinhart Vnde iach, er wolde nach würzen gan. 2190 ern hatte da niht anders getan, Wen daz er ovch anderswa begienc. Krimelin er bi der hant gevienc, Der was sin trvt kvllinc. er sprach: »ich wil dir sagen ein dine: 2195 Der kvnic mac niht genesen. wir svln hie niht lenger wesen.« Do hvben sie sich dannen balde 2170

2187 Do Initiale rot.

125

mit ein ander vz dem walde. Reinhart gesach ane hvt da gan 2200

2205

2210

2215

177rb

hern Brvn, den kaplan.

Nv vernemet, wie er sprach, do er in erst ane sach: »Saget, edeler schribere, was die hvt ze swere, Daz ich sie vch niht sehe tragen? ich wil vch werliche sagen, Mich dvnket an den sinnen min, schvlt ir zv winter iemannes vorspreche sin, Der mvz vch einen pellitz lihen, ern mag iz vch niht verzihen, Wan des dvrfet ir zv frvmen. owe, wer hat vch iwern hvt genvmen?« Her Brvn vor zorne niht ensprach, vngerne er Reinharte sach, (181 va ) Sin widermvt was grozlich, mit grimme grein er vber sich. Reinhart liez hern Brvnen da, zv siner bvrc hvb er sich sa. Dem kvnige harte we wart.

2198 vz seit R 2 von allen Hrsg. auf Vorschlag von vB in zv verbessert. Diese Besserung ist nicht erforderlich. Dem Erzähler geht es nicht um eine topographische Abfolge von Örtlichkeiten, deshalb sind seine Ortsangaben gelegentlich ungenau. Der Hof- und Gerichtstag wird in eine wisen gesprochen (1325), anderseits verspricht im gleichen Erzählzusammenhang der Ameisenherr Reinhart tausend »Burgen« in diesem walde min (2061). Auf diesem Hintergrund läßt sich auch 2187 im überlieferten Wortlaut verstehen. 2201 Nv Initiale blau. 2208 spreche sin eine Zeile tiefer nach Doppelstrich. 2214 Reinharte seit Gr1 zu Reinharten verbessert, vgl. jedoch Anm. zu 1185. 2216 vber vmb P. 2219 Dem Initiale rot. 126

2220

2225

2230

2235

2240

2245

er s p r a c h : »wa ist meister R e i n h a r t ? Heizet in balde h e r gan, m i c h wil i c h n weiz waz vbeles bestan. Iz ist m i r zv d e m h e r z e n geslagen, er k a n ez d a n n e n wol geiagen M i t gvten w u r t z e n , die er hat. er ist ein erweiter artzat.« D e n meister svchte m a n do, des w a r t der k v n i c vil v n v r o . M a n sagt i m leide m e r e , daz er h i n wek were. D e r k v n i c w e i n e n d e sprach, d a z er R e i n h a r t e n ie gesach: » D e s h a n ich v e r l o r n daz m i n leben, owe, er h a t m i r gift gegeben A n e schvlde, ich h a t i m n i h t getan, m i n e n edelen k a p l a n H i e z ich s c h i n d e n d v r c h s i n e n rat. swer sich a n d e n v n g e t r u w e n lat,

177 va

D e m wirt iz leit, des m v z ich iehen, a l s a m ist ovch n v m i r g e s c h e h e n . « Er k e r t e sich zv d e r wende, d o n a m der k v n i c sin ende. Sin h o v b e t i m e n d r e v spielt, in n e v n e sich sin z v n g e vielt. Sie w e i n t e n alle d v r c h not v m b e des edelen kvniges tot, Sie d r e u w e t e n alle h a r t e d e m gvten R e i n h a r t e . D i t z si gelogen o d e r war,

2231 Der Initiale blau. 2232f. daz ... leben zum Übergang aus abhängiger in direkte Rede vgl. Mhd.Gr.20, § 381b. Ρ bietet mit ich statt er die bessere La. 2249f. Ditz ... iar von Gr1 als Schreiberverse ausgeschieden und nur im App. angeführt, seit R als 2248a bzw. b wieder im Text. 127

2250

2255

2260

2265

got gebe vns wunnencliche iar. Hie endet ditz mere, daz hat der glichsenere Er Heinrich getichtet vnd lie die rime vngerichtet. Die richte sider ein ander man, der ovch ein teil getichtes kan, Vnd hat daz ovch also getan, daz er daz mere hat verlan Gantz rechte, als iz ovch was e. an svmeliche rime sprach er me, Danne er dran were gesprochen. Ovch hat er abgebrochen Ein teil, do der worte was ze vil. swer im nv des Ionen wil, Der bite im got geben, die wile er lebe, ein vrolich leben Vnd daz er im die sele sende, do sie vrevde habe an ende.

2251 Hie Initiale rot. Die P.

2252 glichsenere glichesere P, vgl. 1786. 2259 e danach Haarstrich.

128

(181vb)

Anhang Vorwort Nachweise Nr. Nr. Nr.

Nr. Nr.

I: Henne und Fuchs II: Der Fuchs und der Rabe III: Fuchs, Esel und Wolf (Ein Spruch des Marners) a) Codex Manesse b) Kolmarer Liederhandschrift IV: Der Fuchs und der Wolf V: Das Rad und die Geistlichkeit

Im Anhang werden einige Texte beigegeben, die zumeist schon im »Reinhart Fuchs« Jacob Grimms abgedruckt waren. Allerdings sind hier nur solche Texte aufgenommen, die sich in die bescheidene Wirkungsgeschichte des »Reinhart Fuchs« im 13./14. Jahrhundert einordnen lassen (Grubmüller 1969 und Kosak 1977). Nicht berücksichtigt wurde: »Des Hundes Not« (Text bei Grimm 1834, S. 291-301), da hier nur eine Übereinstimmung mit der Branche XI des »Roman de Renart« vorliegt, nicht jedoch speziell mit dem »Reinhart Fuchs«. Bei zwei anderen Stücken - »Der Wolf in der Schuole« (Grimm 1834, S. 333-341 , vgl. Grubmüller 1969, S. 103 u.d.T. »Wolf als Schüler«, so schon von Grimm 1834, S. CLXXX mit wolf schulaere angedeutet) und »Wolf und Geiß« (Grimm 1834, S. 301-311) - hat der »Reinhart Fuchs« nur punktuell eingewirkt. Mit dieser Auswahl ist auch den Einwänden Kosaks gegen die von Grubmüller vorgeschlagene Trennung von Fabel und Tierschwanktradition als eigenständiger Gattung in der Nachfolge des »Reinhart Fuchs« Rechnung getragen. 129

Eine späte Nachwirkung des »Reinhart Fuchs« dürfte in einem Einblattdruck aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs. vorliegen (Wolfgang Harms, Reinhart Fuchs als Papst und Antichrist auf dem Rad der Fortuna. In: FMST 6, 1972, S. 418-440). Die Anordnung der Stücke folgt dem Gang der Handlung im »Reinhart Fuchs«.Die Einrichtung der Texte richtet sich im wesentlichen nach den in der Einleitung gegebenen Grundsätzen: Kürzel sind aufgelöst, Schreiberversehen wurden unter Angabe der hsl. Vorlage korrigiert. Auf die Anlage eines Apparates überhaupt wurde verzichtet. N r . I : H E N N E UND FUCHS

Überlieferung: a) Liedersaal-Hs. L, cod. 104 der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen (1433), hrsg. von Joseph von Laßberg, Lieder-Saal, Bd. I. Eppishausen 1820. Nr. XXXV (»Die junge Henne«), S. 259-261. b) Hs. h, Cod. pal. germ. 314 der UB Heidelberg (1443), fol. 50v, hrsg. von Franz Pfeiffer, Altdeutsches Übungsbuch ... Wien 1866, Nr. XV, S. 139f. Hier wurde die Handschrift Cpg. 314 zugrundegelegt. Dieses seit Carl Voretzsch (1892, S. 33f.) in die »Reinhart Fuchs«-Nachfolge eingeordnete btspel datiert Grubmüller (1969, S. 102f.) in das 14. Jh. (s. weiter ders. 1977, S. 382f. und 388). Hinzuweisen ist auch auf Nr. 543 der Wolfenbüttler Priamelhs. 2.4.Aug. 2° (15. Jh.) mit dem Titel »Huhn und Fuchs«, abgedruckt bei Karl Euling (Hrsg.), Kleinere mittelhochdeutsche Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte II: Die Wolfenbüttler Handschrift 2.4.Aug.2°. Berlin 1908 (DTM 14), S. 89f. und danach bei Arno Schirokauer, Texte zur Geschichte der altdeutschen Tierfabel. Bern 1952 (Altdeutsche Übungstexte 13), S. 29. 130

N r . I I : DER FUCHS UND DER RABE

Überlieferung: Liedersaal-Hs. L (vgl. Nr. I), hrsg. von Joseph von Laßberg, Lieder-Saal, Bd. II. Eppishausen 1822, Nr. CXX, S. 171-174. Ein Abdruck findet sich auch bei Grimm (1834, S. 358-362). Der hier gebotene Text folgt der Liedersaal-Hs. der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen. Für die Bereitstellung eines Mikrofilms und die freundlichst gewährte Publikationserlaubnis bei diesem und dem Stück Nr. IV danken wir der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen. Vielleicht ist dieses bîspel noch im 13. Jh. entstanden, vgl. Grubmüller (1969, S. 105f.), der auf die nähere Beziehung zum »Roman de Renart« aufgrund der Vorgeschichte vom listigen Käsediebstahl des Raben hinweist. N r . I I I : FUCHS, ESEL UND WOLF. EIN SPRUCH DES MARNERS

Den Inhalt der Lücke nach Κ V. 550 bzw. Ρ V. 562 - die 'Entmannung' des Wolfes- hat Schwab (1967, S. 68f.) nach einem Spruch des Marners rekonstruiert, vgl. zustimmend Grubmüller (1969, S. 105). Es handelt sich dabei um den Spruch Nr. XV,7 nach der Ausgabe von Philipp Strauch, Der Marner. Straßburg 1876, ND 1965, S. 118f. mit Anmerkungen S. 176. Überlieferung: a) Große Heidelberger bzw. Manessische Liederhs., Cod. pal. germ. 848 der UB Heidelberg aus dem Anfang des 14. Jhs. Faksimile: Codex Manesse. Die große Heidelberger Liederhs., hrsg. von Ingo F. Walther. 11. Teillieferung: Der Marner, Bl. 353vab. Frankfurt 1978. b) t, Kolmarer Liederhs., Cod. germ. mon. 4997 der Bayerischen Staatsbibliothek München aus dem 15. Jh. 131

Faksimile: Die Kolmarer Liederhs. der Bayerischen Staatsbibliothek München (cgm. 4997), hrsg. von Ulrich Müller, Franz Viktor Spechtler und Horst Brunner. Bd.II,B1.326vb-327ra. Göppingen 1976 (Litterae 35). Die beiden abweichenden Textversionen werden parallel gedruckt und hier nach den Faksimile-Editionen geboten. N r . I V : DER FUCHS UND DER WOLF

Dieses bîspel geht auch unter der Überschrift »Fuchs und Wolf im Brunnen« (Voretzsch 1892, S. 33). Es steht unmittelbar in der »Reinhart Fuchs«-Nachfolge und wurde im 13. Jh. verfaßt. Überlieferung: Liedersaal-Hs. L, hrsg. von Joseph von Laßberg, Lieder-Saal, Bd. II. Eppishausen 1822. Nr. X C I I I , S. 43f. (danach hrsg. von Heinrich Meyer-Benfey, Mittelhochdeutsche Übungsstücke. Halle 21920, S. 47f.; Grimm 1834, S. 356-358. S. weiter Grubmüller 1969, S. 102 und ders. 1977, S. 383 und 388). Zur Edition der Texte vgl. unter II. In diesem Zusammenhang wäre noch auf zwei Zeugnisse des 15. Jhs. hinzuweisen, denen allerdings der charakteristische Zug fehlt, daß der Fuchs seine Frau im Brunnen zu sehen meint. Es handelt sich um das dritte exempel Ysopt der Kolmarer Liederhs. (hrsg. von Karl Bartsch, Stuttgart 1862, Nr. XVI, S. 264) und um die Fabel »Fuchs und Wolf im Eimer«, die im Cod. 643 der Stiftsbibliothek St. Gallen (1450-75) überliefert ist (hrsg. von Hanns Fischer, Eine Schweizer Kleinepiksammlung aus dem 15. Jh. Tübingen 1965, Nr. II, S. 2-5 [ATB 65]), vgl. Grubmüller (1977, S. 413 und 425f.).

N r . V : DAS RAD UND DIE GEISTLICHKEIT

Eine späte Nachwirkung des »Reinhart Fuchs« dürfte in einem kolorierten oberdeutschen Holzschnitt von 1470/80 (Harms 1972, S. 421) vorliegen. Das Blatt ist nur in einem 132

Exemplar in der Graphischen Sammlung Albertina in Wien erhalten und wurde der Hs. 3301 der Österreichischen Nationalbibliothek entnommen. Eine Beschreibung findet sich bei Heinrich Theodor Musper (Hrsg.), Der Einblattholzschnitt und die Blockbücher des XV. Jahrhunderts. Stuttgart 1976, S. 43f. Textabdruck und Figurenzuordnung nach Harms 1972, S. 422ff.

N r . I: HENNE UND FUCHS

Ain byspyl man merken sol: welch junkfraw gar zû wol ir selber wyl getruwen, die mag es geruien. 5 Ain mayr gar vemessen wz py ainem wald gesessen, der wz än mässen fry reych. ain weyb hett er, wz minneklych, das wz sines hertzen spyl. io die zoch vich vnd hûner vil, das ist ein gût husrätt. dar zû es erberlichen stätt. nun wonett ain fuchs nachen py, der tett sy dik frôd fry, 15 wann er ir ettwennen verstal ir truten hennen. dar wider wz ain weysser hanen, der sy dik kund manen mit seiner wysen 1er: 20 dz sy sich hüten vil ser ymmer durch sein lebin vor dem argen dyebe. 133

sy iachen dz si es gern täten nach seinen gflten rätten. nun wz vnder den hennen da, als leycht ist noch anderschwà, gar ain stoltze henne jung, die tett da vil mengen sprung von ir flüg geschwinde all vor des hofes gesinde. do dz er sach der han, er sprach: 'wz gät dich dez an, hertzen lyeb, du gäst zö ferr.' 'nain ich', sprach sy, 'truter herr, des schadet mir nit.' sein 1er ducht sy ain wycht. disz wz dem fuchs and, dz der han so vil gemand die hennen vor irm schaden, doch wz sy vberladen mit so grosser bosshaytt, dz sy ir rennen nit vermaytt. da redtt der han aber zü ir: 'all dein schwenk du verbir, wenn du gäst zû ferre.' sy sprach: 'nain ich, lyeber herre, wann es schadett mir nicht.' das ducht den fuchs gät geschieht, wann er ir ofte lügett, des selten in betragett. do aber sus dz geyle hfin geryett zû ainem mäle tön allzü ferr dem vtfischweyff, vil bald sy der fuchs begrayff. do rñft sy hartt den luiten, den iren lyeben truten:

'hilff mir, vil lyeber han.' er sprach: 'wysz got, ich enkan, ich hett dirs gesaget e, 60 da tett du sein ye me ye me vnd mocht dirs nit erwern. du mohtest dich nit sperren vnd nit volgen mir. nun ist recht beschehen dir.' 65 wann die henn in dem dorff gät, die fedren sy da leycht lätt. vnd ach etwenn das ay vnd wirt ir zûlest entzway der hals villevcht gewunden 70 als der an disen stunden. Hie py merkent junge weyb, dz ir maystern wern leyb. vil gern sy sich verkäfft, die dik vil vs geläfft 75 vnd nun wil koppen in ir artt, die wirt zû iungst dem tuifel gespartt, als diser hennen da beschach: da sy layd disz vngemach. da von hûttent der eren rätt so vnd denkend, dz es weh wol stätt. N r . I I : D E R F U C H S U N D DER RABE

Ich bin ze sagene berait von ainem mer so gemait. Ain rapp vff ainem tache sasz, Als der dry tag beliben waz, 5 Das er nit hett gessen. Nu hett er sich vermessen, 135

10

15

20

25

30

35

40 136

Daz er rüwen wölte, Waz ieman essen sölte. Dez hett er wenig als vmb ain har. Das sag ich still vnd offenbar, Das er lait grossen hungers not. Nu trug da für kász vnd brot Ain schuller fur daz husz hin, Das was dez rappen gewin. Als der ze schull wolt gan Vnd och haben wolt den wan, Er solt daz kesz vnd daz brot essen, Do wasz der rapp gesessen, Da er den klsz het gesechen. Er dacht: 'daz kan nimer beschechen. Mir müsz der käsz werden, Oder ich müsz sterben.' Der rapp flog für das schülerlin. Ez lait daz brot vnd den käsz hin Vnd wolt den rappen erworffen han. Er dacht : 'daz kan nit ergan.' Er flug zu dem kász hin, Das was dez schullers vngewin. Er erwüst den kász ze stunt Vnd nam in in den munt Vnd flog vff ainen bom da Vnd wölt den käsz gessen sa. Das er sach vz ainem wald Ain fuchs vnd luf vil bald Gegen dem bom dar, Als er den käsz het genomen war. Nu hett er hungers vil herlitten, Er mocht kom erbiten, Bisz er zu dem bom kam. Als er dez rappen war genam,

Das er den käsz in dem munt trug Vnd so vast dar ab genug, Er dacht: 'ach lieber herre got, Send über mich din gebott, Daz mir der käsz werd, Als ich stirb vff diser erd Von dez grossen hungers not, Wann ich bin vil schier tot, Vnd wirt mir dez käses nicht.' Do gedacht er von geschieht, Wie er in möcht gewinnen Vnd wie er daz solt beginnen. Der rappe sasz vff dem bom, dez näm der fuchs gom. Zu dem rappen in kurzer frist Sprach er: 'ach got, wie ist Dir der hals so rechte fin, Du bist ain schönes vogalin, Er glisset dir als der sunnen schin. Vnd wär mir der halsz min Als recht wol getan, Ich wölt nit haben den wan, Das ieman wär min gelich, Zwar daz sprich ich sicherlich. Din snabel ist dir wol gestalt, Vnd wärest zwaintzig iar alt, Du wärest hübsch vnd clug.' Aber er den käsz genug. Daz was dem füchs vil zorn, Er wönd er müst in han verlorn. Aber sprach der füchs zu im: 'Du bist ain trutes vögälin, Din ogen sint dir schon vnd ciar Recht als ainem adiar.

75

Dir ist daz gefider schon vnd siecht, Die füsze sint dir gerecht, Die bain gel vnd wunicklich, Dar zu bistu froden rieh.' Der rapp gund lugen her nider, 80 Der fuchs hin vff wider, Aller sin gedanck vnd sin Stünt allez nach dem käsz hin. Der fuchs sprach: 'lieber geselle min, Dà soltest alzit frölich sin. 85 Du kanst vns werck vnd wort Vnd bist aller vogel ain hört, Din schöni kan nimer zer gan. Och kan ich mich wol entstan, Daz dû vil süsse singest 90 Vnd alle vogel zwingest Mit dinem gesang frodenrich, Du bist ain vogel wunicklich. Din gesang mir fröde bracht, Ob ich dich dez macht 95 Erbitten, ob du sungest mir In den Worten, das ich dir Iemer wolt sprechen wol, Wann du bist aller tugent vol.' Der rapp gedacht wider sich: loo Έζ schatt nit noch ennützet mich, Ob ich im geringe Min süssen don singe.' Er hub vff vnd wolt singen Vnd sinen don erclingen. ios Als er vff tet den munt, Do enphiel im zu der selben stunt der käs durch den bom nider. Der füchs luf dem käsz enwider 138

125

Vnd erwüst in in den munt Vnd gasz in sa ze stunt. Der rappe sang mit clainen schall Als noch die rappen all Tunt, so sy singent Vnd ir done bringent, So wänent si, sy singent wol, der tufel beschisz si wol. Disz bispel sol lesen ain man, Der sich nit behüten kan Vor ainem vngetrüwen dieb, Wann er wänet er si lieb Dem vngetrüwen bösen zagen, So müsz er sich klagen Doch ze jungst waz im beschicht, Wan er lat von im nicht, E daz er in gehönet gar.

130

Daz nement by dem füchse war, Wie er den rappen über trug Vnd im den käs aber log Durch sini falschen gitikait: Daz merckent junge lüt gemait.

no

lis

120

N r . I I I : FUCHS, ESEL UND WOLF (EIN SPRUCH DES MARNERS)

a) Codex Manesse

5

Ein esel gab vúr eigen sich dem fuhse, daz waz g$t. da lert er in sprechen wihteklich, si waren beide hohgem^t. seht, do vûrt her reinhart sinen knappen in den er sprach: 'min esel h^te dich, [grünen kle. der wolf dir schaden t$t.

139

io

15

20

erhöret er dich, des warte vf mich.' der esel in dem grase w$t. do sch^f im sin magvnfrôide, daz er sang ein hügeliet als e. dem gedóne kam 1 gegangen isengrin. swaz reinhart seit, der wolf sprach2 esel wer sin, des wolt ietsunt swern. da vfirte in reinhart zeiner dru. er sprach: 'ich mag michs niht erwern.' da m$z er die kafsen rûren, des waz er bereit, daz wart im leit, dù dru den wolf versneit. er wart bestúmbelt3, so man seit. ach got, wer ieglich kafs ein dru, swenne es gat an daz were wol, ir ist gar ze vil. [den valschen eit. nv swera, lieger, we dir we.

b) Kolmarer Liederhandschrift

5

io

Eyn esel gab für eigen sich eym fuhsse, daz was güt. sie rettent wie lands wihtelich vnd hetten do bii hohen mût. do nam reinhart sinen knaben mit ym in einen grßnen kle. Er sprach: 'her esel, hüt dü dich, der wolff dir schaden dût, hergriffet er dich sicherlich.' der esel in den eie do wût. do twang yn des sin magenfreúde,

1 2 3

Hs. : kan fehlt der Hs.: bestúnbelt

140

15

20

25

er 1 sang ein dageliet als ee. Zü dem schalle so kam geslichen reynhart vnd der wolff, der sprach: 'ach esel, [ysengrin. Dû müst wesen myn, dez wil ich eyde swern.' der esel sprach: 'so mag ich mich villicht din hie dû müst mir ee die kaspe riirn.' [nit erweren, eyn drüh, die was geleit, dar jnne versneit der wolff, daz was ym leit. daz bispel si üch vor geseit. ich wolt, die kasp ein drü wer, wenn man solt sweren bösen eit, so blibe noch maniger vngesworn, das we dir, lieger, yemer we.

N r . I V : DER FUCHS UND DER WOLF

5

io

ι

Gelobent, daz wibes minne Mangem nimpt die sinne, Als och ainem füchz beschach, Der sin selbs schatten sach In ainem sod do nachen. Er begund dar gachen, Daz in sin sinn entwände, Sin wib er sechen wände. Dur ir lieb sprang er dar, Do er dez schatten wart gewar, Daz sin lib vil jamers pflag. Do er süsz in dem sod lag, Do kam ain wolff gangen, Der hett durst enphangen.

Hs.: ein 141

Do er den fuchs dar inne sach, Zu im er vil bald sprach: 'Sag mir, lieber gesselle min, Wie ist dar in das wesen din?' Er sprach vil wol beraten: 'Ich briif hie minen aten Mit manger süssen spise.' Der wolff sprach: 'in welcher wise Möcht ich zu dir komen?' Der fuchs sprach: 'wolgefrümen Mag dich min güti 1er, Entwol du nit mer Vnd phlig hocher witz: Bald in den aimer sitz.' Ain der ging uff, der ander nider. Sust zoch des wolffes swäre wider Den aimer, da der fuchz in sasz, Daz lie der füchs ane hasz. Do si komen gen ain ander, Der wolff vntreü befand er. Er sprach zu dem füchs: 'wie nu, Waz tüttet daz, waz mainestu, Das du verst vf wert?' Der fuchs sprach: 'ez ist hür als vert, Dez lasz dich nit enwunder, Der ain gat uff, der ander vnder.' Der fuchs für vff, der wolff wider, Da sasz in dem aimer nider. Der wolff in dem sod belaib, Da er mit not sin zit vertraib, Do sunst der füchs von minne Da verloren hett die sinne, Daz er waz an fröden wunt. Da fand er doch ainen funt,

so

ss

60

Der in von dem tot schied, Mit dem er den wolff verriet. Des nemen beschpill1 dar an Vnd hüte sich yederman, Daz niempt ze vil trüwen sol Dem rotten frunt, daz rat ich wol. Ze minne nieman si so gach, Als dem fuchs da beschach. Ez rüwet in vil licht dar nach, So er kompt in vngemach, Vnd er von minne ertöret sieht, Dar nach hab ze witze phlicht. Dez volge miner 1er, E daz man in erber Vnd hüt sich vor vntruwen, Als er müsz in ruwen.

N r . V : DAS RAD UND DIE GEISTLICHKEIT

Fuchs Reynhart (Papst): Fuchs reinhart pyn ich genant. Alle reich sten in meiner hant, in den nymant geherschen kan, So ich im nit wil pei gestan. Wolf (Dominikaner): Geitikeit ist sere gemeyn. Die prediger tragens nit alleyn. Dem reinhart, dem thut sie auch wol vnd machet im den kästen vol.

ι

Hs.: beschill 143

Bär (Franziskaner): Die parfussen mußen wider streben Der geyrheit. Das ist ein hertes leben. Dich vindt man leyen unde pfaffen, Die machet gelt dick zu äffen. Reiter (Superbia): Hoffart pyn ich genant. Reynhart, durch all deyn lant Reit ich nach meiner begir, Das han ich alles von dir. Dame (Invidia): Haß heiß ich vnd raste. Vier reich helt reinhart faste. Das tut er durch seyn gewalt. Es wer mir lieber zu gezalt. Sichelträger (Falschheit): Falscheit pin ich, dein (knec)ht. Reinhart, dein gericht sint schlecht, Als meyn s(ichel) ist gethan, Domit ich steti(keit) mordet han. Männliche Gestalt (Constantia): Stetikeit man mich ye hiß. Gefalscheit mich so hart verstiß, Die hat mich mit irem schall Bracht zu diessem dieffen vali. Geistlicher (Fides): Gotlich glaub g(a)t zu tal. Reinhart der pringt yn zu de(m val) Durch seynen hohen uberm(ut). Das clage ich dem höchsten (got). 144

Männliche Figur (Caritas): Lieb was ich zu aller zeit, Do Stetigkeit trug an ir kleyt. Nun pin ich sere ernyder geschlagen. Das wil ich got von hymel clagen. Frau (Humilitas): Demutikeit soll wir anschauen. Reinhart hat sie verhauen, Das ir seiden ymant gert. Allein vor got do ist sie wert. Übergroße Dame (Patientia): Ditz rad ich stets vmb kere. Dovon hat re(inhart) gros ere, Dem nymant wider (st)en kan, Die weil er mag also bestan.

145