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German Pages 126 [124] Year 2012
Simone Janson
Der optimale Berufseinstieg Perspektiven für Geisteswissenschaftler
Für dieses Buch wurden alle Informationen gründlich und genau recherchiert. Trotz aller Umsicht kann es, auch aufgrund der sich ständig ändernden Gesetzeslage, zu Auslassungen, Uneindeutigkeiten oder Fehlern kommen, die im Widerspruch zu bestehenden Tatsachen stehen. Dafür können weder Autorin noch Verlag die Haftung übernehmen. Redaktionsschluss: 15. Dezember 2006
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2010 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Satz: Lichtsatz Michael Glaese GmbH, Hemsbach Einbandgestaltung: schreiberVIS, Seeheim Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-darmstadt.de
ISBN 978-3-534-19128-4
Inhalt Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Promotion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Formen der Promotion . . . . . . . . . . . 2. Warum promovieren? . . . . . . . . . . . . 3. Zugangsvoraussetzungen und Bewerbung 4. Promotion im Ausland . . . . . . . . . . . 5. Kosten und Finanzierung . . . . . . . . . .
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IV. Berufserfahrung sammeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Situation von Geisteswissenschaftlern auf dem Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Stärken und Schwächen von Geisteswissenschaftlern . 3. Systematische Berufsfindung für Geisteswissenschaftler 4. Der Berufseinstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Arbeiten im Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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V. Existenzgründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Persönliche Voraussetzungen . . . . . . . . . 2. Kosten, Finanzierung und Beratungsangebote 3. Status und Rechtsform. . . . . . . . . . . . . . 4. Versicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Der Umgang mit Kunden . . . . . . . . . . . .
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II. Aufbaustudiengänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Formen, Dauer, Zugang und Abschlüsse. . . . . . . . 2. Wie findet man den richtigen Aufbaustudiengang? . . 3. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einem Aufbaustudium offen? . . . . . . . . . . . . 4. Sonderfall MBA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Kosten und Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . III. Berufliche Weiterbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Was ist berufliche Weiterbildung? . . . . . . . . . . . 2. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einer Weiterbildung offen? . . . . . . . . . . . . . 3. Wie findet man die optimale Weiterbildung? . . . . . 4. Kosten und Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Duale Berufsausbildung und Umschulung . . . . . .
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Einleitung Dieses Buch muss leider mit einer schlechten Nachricht beginnen: Die Aussichten für Geisteswissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt sind nicht gerade rosig. Die Arbeitslosenquote von Geisteswissenschaftlern liegt über den Akademikerdurchschnitt, die Zahl der für diese Bewerbergruppe ausgeschriebenen Stellen ist in den letzten Jahren deutlich rückläufig. Die traditionellen, meist staatlich finanzierten Berufsfelder wie Schule, Hochschule und Kulturbetrieb können die Absolventen nicht mehr in ausreichendem Maße aufnehmen. Manche Einrichtungen haben gar einen Einstellungsstopp verhängt. Ist die Lage also hoffnungslos oder gibt es Alternativen? Rückt das Examen erst einmal näher, sind viele Geisteswissenschaftler gezwungen, sich Gedanken über eine berufliche Neuorientierung zu machen. Oft hört man dann Stimmen wie diese: Ein Aufbaustudiengang Kulturmanagement – das machen in letzter Zeit viele, das scheint sinnvoll zu sein. Oder: Ins Ausland – vielleicht als Sprachassistent für Deutsch als Fremdsprache? Aber eigentlich wollte ich doch nie Lehrer werden! Vielleicht aber auch: Soll ich für einen guten Job in eine andere Stadt ziehen, denn alle reden ja von Mobilität, oder lieber bei Freunden und Bekannten bleiben und promovieren? Und schließlich: Von einer freiberuflichen Tätigkeit raten alle ab – aber eigentlich war freier Journalist immer mein Traumberuf. Warum ist unter Geisteswissenschaftlern eine derart große Orientierungslosigkeit verbreitet? Ein Grund ist sicher das Studium selbst, das nicht für einen bestimmten Beruf qualifiziert, lässt man einmal die Lehrer außer Acht. Viele Studierende haben keine genaue Vorstellung von ihrem späteren Beruf oder aber ihr Berufswunsch lässt sich nicht verwirklichen. Sie sehen sich dann, oft schlecht informiert, einer Vielzahl von Möglichkeiten gegenüber, ohne zu wissen, für welche sie sich entscheiden sollen. Doch es macht keinen Sinn, unüberlegt einen schlecht bezahlten Job anzunehmen oder ein beliebiges Praktikum zu absolvieren. Gut gemeinte Ratschläge von Eltern und Bekannten, die glauben, eine wirtschaftswissenschaftliche Weiterbildung garantiere einen sicheren Arbeitsplatz, helfen ebenfalls wenig weiter. Und auch irgendein Aufbaustudium, das zufällig am eigenen Studienort angeboten wird, führt nicht unbedingt zum Erfolg. Wichtig ist es hingegen, Struktur in die eigenen Überlegungen zu bringen. Geisteswissenschaftler sollten nicht ausschließlich die für sie typischen Berufsbilder in Betracht ziehen. Wer nur fragt, was er mit seinem Studienabschluss anfangen kann, hat zu kurz gedacht. Sinnvoller ist es, umgekehrt die verschiedensten Berufe zu berücksichtigen und dann für den Einzelfall genau zu prüfen, was der eigene Studienabschluss nützt bzw. welche Kompetenzen zusätzlich benötigt werden. Wer ein Ziel hat, sollte konsequent darauf zusteuern und dafür auch Umwege in Kauf nehmen. Wer im Ausland arbeiten will, muss nicht unbedingt über eine deutsche Organisation dorthin gehen, sondern kann genauso auf eigene Faust und vor Ort eine Stelle su-
Schlechte Aussichten
Berufliche Neuorientierung – aber wie?
Gründe für die Orientierungslosigkeit
Strukturierte Karriereplanung
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Einleitung
Was dieses Buch leistet
Literatur- und Internetverzeichnis
Kontakt zur Autorin
chen, selbst wenn dies schwieriger ist und einigen Mut erfordert. Wer sich nach einem Philosophiestudium plötzlich für eine Karriere im Management eines internationalen Konzerns interessiert, sollte nicht die Kosten für eine entsprechende Zusatzqualifikation bis hin zum MBA scheuen und weltweit nach einer passenden Stelle Ausschau halten. Dieses Buch will dem Leser helfen, seinen eigenen Weg zu gehen. Es zeigt systematisch Alternativen auf und unterstützt die individuelle Entscheidungsfindung. Der Leser erfährt, welche Vor- und Nachteile es hinsichtlich der vorgestellten Wahlmöglichkeiten zu beachten gilt und welche Probleme bei der Umsetzung auftreten können. Die ersten drei Kapitel zu Promotion, Aufbaustudiengängen und beruflicher Weiterbildung erleichtern die optimale Vorbereitung auf den Berufseinstieg. In den letzten beiden Kapiteln geht es um den direkten Berufseinstieg, sei es als Angestellter oder als Selbständiger. Das Kapitel zur Existenzgründung enthält außerdem zahlreiche Vermarktungstipps, die auch für diejenigen interessant sein können, die keine Selbständigkeit planen. Checklisten helfen, sich das Wichtigste noch einmal gezielt vor Augen zu führen. Das ausführliche Literatur- und Internetverzeichnis am Ende eines jeden Kapitels vereinfacht die weitere Recherche. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass sich die gesetzlichen Vorgaben gerade bei der staatlichen Förderung, der Sozialversicherung und dem Steuerrecht ständig ändern können, ja sogar die Internetadressen einzelner Ministerien wechseln häufig. Wer sich also mit einem bestimmten Thema beschäftigen möchte, dem sei angeraten, sich nach ständig aktualisiertem Informationsmaterial umzusehen. Bei der Gestaltung der Internetlinks wurde besonders auf die spätere Wiederauffindbarkeit geachtet. So wurden vor allem Verweise gewählt, bei denen abzusehen ist, dass sie noch lange Zeit existieren werden. Bei der Angabe von Unterlinks wurde eine graphische Darstellung mit Pfeilen gewählt, die den Pfad zu einem Onlinebeitrag aufzeigen. Dadurch ist gewährleistet, dass ein Beitrag, selbst wenn sich seine Position auf der Internetseite verschiebt, wiedergefunden werden kann. Bei Trennungen von Internetadressen am Zeilenende wurde auf einen Trennstrich verzichtet, um Irrtümer bei der Eingabe zu vermeiden. Eine weitere Möglichkeit, aktuelle Informationen zu den hier behandelten Themen zu erhalten, bietet selbstverständlich auch die Website der Autorin (http://www.berufebilder.de).
I. Promotion Der Doktor ist der höchste akademische Grad und wird normalerweise durch eine Promotion an einer Hochschule mit Promotionsrecht erworben. In der Regel sind dies wissenschaftliche Hochschulen. Zur Promotion wird zugelassen, wer eine schriftliche Arbeit (Dissertation) verfasst hat, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse enthält. Die Promotion ist Voraussetzung für die Habilitation. Für besondere Verdienste um die Wissenschaft, die Hochschule oder das Studienfach kann eine Universität ohne Dissertation den Doktor Ehrenhalber (Dr. h. c. oder Dr. E. h.) verleihen. Auch herausragende Persönlichkeiten können diesen Doktorgrad erhalten. Die genaueren Modalitäten sind in der Promotionsordnung der jeweiligen Hochschule geregelt. 2004 wurde der Doktorgrad an insgesamt 23.138 Promovenden verliehen. Unter diesen waren 2.518 Sprach- und Kulturwissenschaftler vertreten. Bei den Geisteswissenschaftlern wurden die meisten Dissertationen in den Bereichen Geschichte (476 Promovierte) und Germanistik (308 Promovierte) angefertigt (http://www.hrk.de/de/home/1242_1202.php). Der Doktor gilt juristisch nicht als Titel, sondern als akademischer Grad und ist als solcher nicht Bestandteil des Namens, muss also bei Nennung des vollen Namens nicht zwingend mitgenannt werden (BGB § 12). Dennoch darf er bis heute als einziger akademischer Grad in einen Pass oder Personalausweis eingetragen werden (PersAuswG § 1, PaßG § 4). Wer den Doktor oder ein ausländisches Äquivalent unbefugt führt, muss mit Aberkennung und Strafe rechnen, auch wenn der Eintrag in den Pass bereits erfolgt ist (StGB § 132a).
Was ist ein Doktorgrad?
Führen des Doktorgrads
1. Formen der Promotion In Deutschland kann der Doktorgrad an einer Universität, Technischen Universität, Technischen Hochschule, Gesamthochschule, Musikhochschule, Kunsthochschule, Sporthochschule, Medizinischen bzw. Veterinärmedizinischen Hochschule, Kirchlichen Hochschule oder Pädagogischen Hochschule mit Promotionsrecht erworben werden. Wer sich für eine Promotion interessiert, sollte bei der Wahl seines Doktorvaters nicht nur nach seinem persönlichen Interesse an einem Thema oder nach dem Hochschulort gehen, sondern sich auch informieren, auf welche Art an der betreffenden Universität promoviert werden kann. Dabei sollte er sich gut überlegen, ob er sich für das momentan noch vorherrschende traditionelle Modell entscheidet, oder ob er eine strukturierte Promotion vorzieht. Schließlich ist grundsätzlich auch eine externe Promotion möglich, bei der die Dissertation relativ unabhängig von der Hochschule angefertigt wird. Einen Überblick über die Promotionsmöglichkeiten in Deutschland bieten Datenbanken wie der Hochschulkompass oder das Forschungsportal.
Wo und wie kann man promovieren?
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I. Promotion
Humboldts Bildungsideal
Lange Promotionsdauer
Verbesserungsvorschläge
Traditionelle Promotion Der klassische Weg zum Doktor folgt im Wesentlichen dem humboldtschen Bildungsideal vom Promovieren in „Einsamkeit und Freiheit“ (vgl. Humboldt 1809/10, 250–260). Daher gibt es keinen festen Stundenplan, keinen festgelegten Abgabezeitpunkt und keine Anwesenheitspflicht. Allerdings wird vielerorts der Besuch eines Doktorandenkolloquiums sowie der Lehrveranstaltungen des Doktorvaters gern gesehen. Die Dissertation wird in Abstimmung mit dem Doktorvater als eigenständige Forschungsleistung angefertigt. Die Berechtigung zur Betreuung von Doktoranden ist in der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät geregelt. So können sowohl habilitierte Professoren oder Privatdozenten als auch Juniorprofessoren ohne Habilitation als Doktorvater fungieren. Mancherorts ist auch eine „kumulative“ Promotion auf der Basis mehrerer Publikationen möglich, ohne dass eigens eine Dissertation angefertigt wurde. Die mündliche Promotionsleistung wird von ausgewählten Fakultätsvertretern abgenommen und besteht je nach Promotionsordnung aus einer Disputation, in der die Dissertation verteidigt wird, oder einem Rigorosum, in dem ähnlich wie etwa beim Magister auch das zweite Hauptfach bzw. die Nebenfächer geprüft werden. Genaue Angaben zur Promotionsordnung findet man auf der Website der jeweiligen Hochschule. Dieses sehr freie System hat Vor- und Nachteile. Einerseits verfügt der Doktorand über die Möglichkeit freier Zeiteinteilung und über ein großes Maß an Unabhängigkeit. Andererseits muss er ausreichend Selbständigkeit und Eigenmotivation aufbringen, um die durchschnittlich drei bis fünf Jahre bis zum Abschluss der Dissertation durchzustehen. Darüber hinaus ist unbedingt ein gutes Verhältnis zum Doktorvater erforderlich, will man die Promotion erfolgreich abschließen. Diese Rahmenbedingungen bringen einer Studie des Doktorandennetzwerks Thesis von 2004 zufolge eine Reihe von Nachteilen mit sich: Etwa ein Viertel der befragten 10.000 Doktoranden musste mit einer längerfristigen Verzögerung der Promotion leben, für 58,4 % von ihnen waren wissenschaftliche oder organisatorische Zusatzaufgaben an der Hochschule der wichtigste Grund hierfür. In einigen Fachbereichen wurden von den Promovierenden auch an den Wochenenden 10–12 Stunden Arbeit für das Hochschulinstitut verlangt. Um die Situation der Promovierenden zu verbessern, schlagen die Autoren der Studie vor, die Abhängigkeit vom Doktorvater so weit als möglich zu reduzieren, die Doktorväter besser für die Betreuung auszubilden und Schiedsstellen einzurichten, die Streitigkeiten schlichten. Tatsächlich haben Doktoranden kaum rechtliche Möglichkeiten, sich gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Anlaufstellen können aber der Dekan oder Doktorandennetzwerke wie Thesis sein. Die Betreuungssituation lässt durchaus zu wünschen übrig: Etwa 15 % aller Doktoranden werden überhaupt nicht von ihrem offiziellen Doktorvater betreut, über 40 % der Doktoranden werden ganz oder teilweise von Assistenten oder anderen Promovierenden betreut. Etwa 70 % der angehenden Doctores haben noch nie an einem Kongress im Ausland teilgenommen. Dass zwei Drittel der Befragten dennoch mit ihrer Situation zufrieden sind, lässt sich, so die Studie, mit der geringen Erwartungshaltung der Promovierenden erklären (vgl. Briede/Gerhardt/Mues 2004, 16–22; 29).
1. Formen der Promotion
Strukturierte Promotion Nicht nur die Studenten üben Kritik am deutschen Promotionssystem, auch offizielle Stellen bemängeln die fehlende Transparenz bei Auswahl, Zulassung, Betreuung und Prüfung der Doktoranden sowie die Abhängigkeit vom Doktorvater und Vorgesetzten (vgl. HRK 2003, 3). Gerügt wird zudem das hohe Durchschnittsalter der Promovierten, vor allem im Vergleich zu ausländischen Absolventen. So waren die frischgebackenen Doktoren der Sprach- und Kulturwissenschaften im Jahr 2000 durchschnittlich 36,1 Jahre alt! Der Grund hierfür ist vor allem die zu lange Dauer der universitären Ausbildung. Deutlich wird aber auch, dass je nach Fach unterschiedlich schnell promoviert wird. Gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächern verzögert sich der Abschluss häufig, weil eine Erwerbstätigkeit neben der Promotion die Regel ist. Gleichzeitig wächst die Bedeutung der Promotion als wissenschaftlicher Abschluss infolge der Einführung der Juniorprofessur und der Diskussion um die Abschaffung der Habilitation. Daher wird der Ruf nach einer strukturierten Promotion immer lauter (vgl. http://www. wissenschaftsrat.de, Himmelrath 2004, 6–8). Der Bologna-Prozess, d. h. die Umsetzung der 1999 von 29 Staats- und Regierungschefs in Bologna unterzeichneten Erklärung zur internationalen Harmonisierung der europäischen Hochschulen, wird hier Abhilfe schaffen. Geschaffen werden soll ein Doktorgrad, der in allen Ländern der EU anerkannt wird. Laut Abschlusskommuniqué der jüngsten Bologna-NachfolgeKonferenz, die im Mai 2005 in Bergen stattfand, soll bis 2007 ein Bericht zu den doctoral studies vorliegen. Es ist durchaus möglich, dass im Rahmen der angestrebten Internationalisierung der Doktorgrad durch den angelsächsischen PhD („Doctor of Philosophy“) ersetzt wird, der an einigen deutschen Hochschulen schon heute verliehen werden kann. Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum handelt es sich beim Doctor of Philosophy nicht einfach um einen Doktor der Philosophie. Der PhD wird nach dem Namen geführt, das Studienfach zusätzlich angegeben, z. B. „Doctor of Philosophy in Arts and Sciences“, abgekürzt als „PhD in Arts and Sciences“. Allerdings lässt sich noch nicht sagen, ob künftig alle Doktoranden in Deutschland mit einem PhD abschließen werden. Ebenso ist unklar, ob auch studienfachspezifische Doktorgrade aus dem angelsächsischen Raum in das deutsche Bildungssystem integriert werden sollen wie etwa der „Medical Doctor“ (M. D.) oder der „Doctor of Business Administration“ (D. B. A.) (vgl. Horstkotte 2004). Empfohlen wird die Einführung von strukturierten Promotionsstudiengängen, die den Doktoranden verschiedene Vorteile bieten. Das konsekutive System, d. h. die Abfolge von Bachelor und Master und die damit einhergehende Flexibilisierung des Studiums, ermöglicht eine bessere Verbindung von Studiums- und Promotionsphase, denn im Einzelfall kann ein frühzeitiger Einstieg in die Promotion bereits nach dem ersten berufsfähigen Abschluss (Bachelor) erfolgen. Dadurch verkürzt sich die Promotionsphase und das deutsche Hochschulsystem wird für ausländische Studenten mit vergleichbaren Abschlüssen offener. Daher empfiehlt der Wissenschaftsrat den Hochschulen, für die Promotion klare Strukturen mit definierten Verantwortlichkeiten zu schaffen, transparente Verfahren der Qualitätssicherung und Personalwahl einzuführen und die Promotionsdauer sinnvoll zu begrenzen. Die Doktoranden promovieren darüber hinaus nicht mehr im stillen Käm-
Ein neues Promotionsmodell
Bologna-Prozess
Kennzeichen der strukturierten Promotion
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I. Promotion
Umsetzung in die Praxis
Fehlende Betreuung und Zeitmangel
Situation der extern Promovierenden
merlein, sondern eingebunden in verbindliche Veranstaltungen und Studienabschnitte. Außerdem tauschen sie sich bei gemeinsamen Forschungsprojekten ständig mit anderen Doktoranden aus und schulen ihre Kommunikations- und Teamfähigkeit, verbessern aber auch Rhetorik und Präsentationstechniken. Außerdem muss die Promotion in einem vorab bestimmten Zeitraum abgeschlossen werden. Eine internationale Ausrichtung sowie Interdisziplinarität werden insgesamt groß geschrieben. Ein Betreuungsvertrag regelt die Rechte und Pflichten von Doktorvater und Doktorand, der zudem von promotionsfernen Tätigkeiten entlastet werden soll (vgl. http:// www.wissenschaftsrat.de). Inwieweit diese Vorgaben bereits in die Praxis umgesetzt worden sind, ist leider noch nicht statistisch erfasst. Erste Fortschritte sind aber zu verzeichnen. So sieht die neue Promotionsordnung an der Rheinischen FriedrichWilhelms-Universität Bonn von 2004 vor, dass die Doktoranden der Philosophischen Fakultät mit ihrem Doktorvater eine schriftliche Betreuungsvereinbarung abschließen und regelmäßig Bericht über den Stand der Dinge erstatten. So kann der Doktorvater jederzeit überprüfen, ob sein Schützling mit der Promotion vorankommt und ihn im Bedarfsfall gezielt unterstützen. Zwei Jahre nach Abschluss der Betreuungsvereinbarung muss das Betreuungsverhältnis bestätigt und vom Doktoranden ein Zwischenbericht über den Fortgang der Arbeit samt einer Stellungnahme des Betreuers vorgelegt werden. Externe Promotion Möglich ist auch eine externe Promotion. Hier verfasst der Doktorand mehr oder minder auf sich allein gestellt seine Dissertation und reicht diese nach ihrer Fertigstellung bei der Hochschule ein. Nicht alle Promotionsordnungen lassen diese Möglichkeit zu (HRK 2002, 8). In den geisteswissenschaftlichen Fächern sind die Doktoranden bei einer externen Promotion gewöhnlich viel mehr auf sich selbst gestellt als in anderen Fächern. Während die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bei dieser Regelung jedoch vor allem die Promotion an außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Auge hat, sieht in den geisteswissenschaftlichen Fächern eine externe Promotion gewöhnlich anders aus. Die meisten Geisteswissenschaftler promovieren neben dem Beruf in ihrer Freizeit und müssen sich zur Fertigstellung ihrer Dissertation eventuell sogar Urlaub nehmen. Einige von ihnen haben keinen Betreuer und wollen sich erst nach Abschluss der Arbeit einen Doktorvater suchen. Die Promotion kann dabei kaum etwas anderes sein als ein Hobby. Ob eine solche Mehrfachbelastung, die immer das Risiko birgt, dass entweder der Broterwerb oder die Dissertation oder sogar beide zu kurz kommen, sinnvoll ist, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden (vgl. Fritsche 2004, 10 f.). Statistisch lässt sich belegen, dass Frauen häufiger extern promovieren als Männer. Die extern Promovierenden unterbrechen ihre Arbeit mit Abstand am häufigsten, vermutlich weil die Zeit zum Geldverdienen benötigt wird. Zudem sind sie deutlich weniger in den wissenschaftlichen Austausch eingebunden. Mit der Betreuung sind die extern Promovierenden jedoch genauso zufrieden oder unzufrieden wie alle anderen Doktorandengruppen (vgl. Briede/Gerhardt/Mues 2004, 13; 17; 20).
2. Warum promovieren?
2. Warum promovieren? Promoviert wird in Deutschland aus ganz unterschiedlichen Gründen: 87,1 % der Promovierenden geben an, aus einem allgemeinen Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten mit der Promotion begonnen zu haben, 85,2 % promovieren aus Begeisterung für ein bestimmtes Thema und 71,7 % fühlten sich von Methoden und Theorien des Faches herausgefordert. Nur 14,1 % promovieren, weil keine geeignete Stelle zur Verfügung steht, und 9,7 %, weil sie gar keinen Arbeitsplatz finden. Nur 6,0 % wurden von ihrem Hochschullehrer ermutigt (vgl. Briede/Gerhardt/Mues 2004, 13; 17; 20). Auch andere Studien bestätigen die Einschätzung, dass eine Promotion als Verlegenheitslösung überwiegend abgelehnt wird. Gerade Geistes- und Sozialwissenschaftler widersprechen dem gängigen Vorurteil, eine Promotion diene nur dazu, den Einstieg ins Berufsleben hinauszuschieben. Im Gegenteil, gerade bei den Germanisten verzögert sich die Promotion wegen eingeschobener Erwerbstätigkeit oft um mehrere Jahre (vgl. Enders/Bornmann 2001, 27 u. 69; Enders/Werdes 2001). Diese Statistiken widersprechen allerdings den persönlichen Erfahrungen von Helga Knigge-Illner, die als psychologische Beraterin für Doktoranden an der Freien Universität Berlin tätig ist. Viele entscheiden sich, so Knigge-Illner, nur aus Verlegenheit für eine Promotion, ohne das Für und Wider überhaupt ernsthaft kritisch abzuwägen. Ohne ein klar erkennbares wissenschaftliches Interesse, ist eine Promotion jedoch kaum durchzuhalten. Doktoranden seien zwar relativ frei, was die Zeiteinteilung angeht, gleichzeitig jedoch von ihren Doktorvätern abhängig. Die hieraus resultierende Unsicherheit führe bei manchen von ihnen zu einer Art „zweiter Pubertät“ und zu Verhaltensweisen, die der Fertigstellung der Promotion entgegenwirken. So drücken sich manche Promovenden vor der Niederschrift, weil sie der Meinung sind, alles schon im Kopf ausformuliert zu haben. Andere kappen soziale Beziehungen, können die Arbeit an der Promotion aber trotz dieses Rückzugs nicht effektiv fortführen. Viele stehen sich auch mit ihren idealistischen und viel zu hohen Ansprüchen selbst im Weg. Zwar können in der Regel Hilfestellungen wie die Beratung zu Themenvorschlägen, Zeitmanagement oder Schreibtraining in Anspruch genommen werden, und sogar bei der Anfertigung von Abbildungen und Statistiken oder bei der Literaturrecherche und -beschaffung dürfen Dritte mitwirken. Die wissenschaftliche Leistung muss hingegen jeder selbst erbringen. Verboten ist es daher, den Text von anderen inhaltlich redigieren, ganze Textpassagen erstellen oder die Literatur inhaltlich auswerten zu lassen. Doch ganz gleich, ob nun die deutschen Doktoranden ihre Motivation überschätzen oder die Psychologin Knigge-Illner die Problemfälle zu sehr betont, eine Doktorarbeit lässt sich nicht nebenbei schreiben, sondern verlangt volles Engagement. Entscheidend ist letztlich das Interesse am Thema und am wissenschaftlichen Arbeiten, während andere Motive wie der Wunsch, sich mit dem Doktorgrad zu schmücken und die Karriere zu beschleunigen, allein kaum ausreichen. Vor allem sollte man nicht unbedingt hoffen, dass man es als Doktor auf dem Arbeitsmarkt leichter hat. Der Doktorgrad kann – ist der Berufseinstieg bereits vollzogen – die Karrierechancen verbessern und schnellere Aufstiegsmöglichkeiten oder eine höhere Bezahlung bewirken. Grundsätzlich bessere Möglichkeiten und Chancen, über-
Gründe für eine Promotion
Probleme während der Promotion
Falsche Beweggründe
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I. Promotion
Chancen von Promovierten
Für welche Arbeitgeber ist ein Doktortitel wichtig?
Karrierewege Promovierter
haupt eine berufliche Anstellung zu finden, bestehen mit einem Doktorgrad allerdings nicht. Eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum aus dem Jahr 2004 zeigt, dass deutsche Unternehmen wieder mehr hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte einstellen. Nur die Hälfte der befragten Unternehmen legt dabei aber Wert auf einen Doktortitel, für 85 % ist ein Master of Business Administration (MBA) ebenso viel wert. Die Unterschiede zwischen den durchschnittlichen Einstiegsgehältern von High Potentials und „normalen“ Absolventen sind in letzter Zeit geringer geworden. High Potentials starten mit durchschnittlich 43.432 e Jahresgehalt, während „normale“ Absolventen auf 38.452 e kommen. Die höchsten Einstiegsgehälter erhalten High Potentials in der Beratungs- und Dienstleistungsbranche. Häufig steigen die High Potentials über Nachwuchsförderungsprogramme oder Praktika in das Unternehmen ein, denn so kann der Bewerber vorab in der Praxis getestet werden. Die wichtigsten Zusatzqualifikationen sind qualifizierte Praktika und Sprachkenntnisse, zunehmend aber auch eine internationale Ausrichtung des Studiums. Allerdings sind vor allem High Potentials aus den Wirtschaftswissenschaften gefragt, hingegen haben 63 % der befragten Unternehmen keinen Bedarf an Geisteswissenschaftlern, 54 % haben keinen Bedarf an Sozialwissenschaftlern (vgl. Kienbaum 2004). Die Einschätzung, dass ein Doktorgrad nur bedingt Vorteile bringt, wird von den Experten der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Bonn geteilt. Ein klarer Imagevorteil ist der Doktorgrad vor allem in den großen Unternehmensberatungen, in denen der Außendarstellung große Bedeutung beigemessen wird. So haben beispielsweise 79 % der Berater bei McKinsey Deutschland promoviert. In einigen Unternehmensberatungen kann ein Absolvent zunächst die Arbeit aufnehmen und sich später für eine Promotion freistellen lassen. Wer jedoch in einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen arbeiten möchte, könnte als Doktor schnell überqualifiziert und für den Einstieg vielleicht auch zu alt sein. Grundsätzlich gilt: Je produktoder kundennäher der Einsatz, desto unwichtiger ein Doktorgrad. Zu beachten ist schließlich auch, dass es große Unterschiede je nach Studienfach gibt: Während Naturwissenschaftler ohne Promotion kaum Chancen haben, ist der Doktor für Geisteswissenschaftler nur sinnvoll, wenn sie bei Institutionen und Verbänden, einer großen Unternehmensberatung oder aber in den traditionellen wissenschaftlichen Bereichen arbeiten wollen (vgl. Schrader 2004). Gerade hier ist eine Promotion allerdings unabdingbar. An der Hochschule ist die Promotion die Eintrittskarte zur akademischen Karriere. Auch bei Museen oder Archiven ist ein Doktorgrad immer häufiger die Zugangsvoraussetzung – zwar nicht formal, aber doch in der Praxis. Wer sich mit Karriereverläufen von Geisteswissenschaftlern befasst, merkt schnell, dass diese alles andere als gradlinig verlaufen. Während die einen auch ohne Promotion zum Museumsleiter aufsteigen, promovieren die anderen nebenberuflich oder finden ihre Stelle mehr oder minder zufällig. Das diffuse Bild, das sich daraus ergibt, mag so manchen abschrecken, entspricht aber der Realität. Wer karriereorientiert und mit dem Berufsziel Wissenschaft promovieren will, dem sei immerhin geraten, sein Studium möglichst schnell abzuschließen und sich möglichst frühzeitig auf ein Thema zu spezialisieren (Berger 2002).
3. Zugangsvoraussetzungen und Bewerbung
3. Zugangsvoraussetzungen und Bewerbung Voraussetzung für die Aufnahme als Doktorand ist in der Regel ein guter bis hervorragender Studienabschluss in der entsprechenden Fachrichtung im Hauptfach. Für viele Stipendien und Forschungsstellen ist ein „sehr gut“ als Magisternote Pflicht. In manchen Fällen ist jedoch die Zulassung zur Promotion auch in einem der bisherigen Nebenfächer möglich, andere Promotionsordnungen gestatten außerdem fachfremde Promotionen etwa an derselben Fakultät. Grundsätzlich sollte es sich beim Erststudium um ein mindestens achtsemestriges Studium an einer wissenschaftlichen Hochschule handeln, das mit einem Magisterdiplom oder Master abgeschlossen wurde. Für Absolventen von Lehramtsstudiengängen gilt das Studium bereits mit dem Ersten Staatsexamen als abgeschlossen. Absolventen von Fachhochschulen müssen eine besondere Prüfung ablegen (vgl. Keller 2002). Immer mehr Promotionsordnungen sehen allerdings auch die Möglichkeit vor, besonders qualifizierte Bachelor-Absolventen zuzulassen (vgl. Redaktion Unispiegel 2005). An manchen geisteswissenschaftlichen Fakultäten können hervorragende Studenten ausnahmsweise ohne vorheriges Ablegen eines Abschlussexamens, nach zweifacher Professorenbegutachtung, zur Promotion zugelassen werden, also eine grundständige Promotion beginnen. Bundeseinheitliche Regelungen gibt es in dieser Frage nicht, denn die Promotionsordnung ist Sache der jeweiligen Fakultäten. Wer seine Doktorarbeit nicht auf Deutsch schreiben will, benötigt einen Nachweis über Kenntnisse in der Sprache, in der die Doktorarbeit verfasst werden soll – und zwar auch in Deutschland, etwa wenn die Teilnahme an einem englischsprachigen PhD-Programm geplant ist. Wer im Ausland promovieren will, muss sich dort über die sprachlichen Voraussetzungen informieren. Auch bei einer Promotion in deutscher Sprache erwarten viele Promotionsordnungen den Nachweis von Kenntnissen in mindestens zwei modernen Fremdsprachen. Daneben sind Lateinkenntnisse notwendig. Seit 1979 ist in den meisten deutschen Bundesländern die Unterscheidung zwischen Großem und Kleinem Latinum entfallen. In einigen Bundesländern gibt es jedoch die Möglichkeit, neben dem Latinum weiterhin das Kleine oder Große Latinum zu erwerben. Das Latinum bestätigt in der Regel die erfolgreiche Teilnahme an fünf Jahren Lateinunterricht; es kann in Kursen, angeboten an den meisten Universitäten, nachgeholt werden. Welche Lateinqualifikationen für eine Promotion notwendig sind, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Es empfiehlt sich eine rechtzeitige Prüfung, welches Latinum erforderlich ist – und eventuell der Wechsel der Hochschule. Informationen bietet die Website des Altphilologenverbandes. Die wichtigste Hürde ist indes die Suche nach einem geeigneten Thema und nach einem Doktorvater. Da die meisten Absolventen zur Promotion an derselben Hochschule und häufig auch bei demselben Betreuer bleiben, entsteht das Promotionsthema häufig aus diesem Zusammenspiel heraus. Die Frage nach einem Betreuer stellt sich dann häufig nicht (vgl. http:// www.wissenschaftsrat.de). Bei der Wahl des Themas ist darauf zu achten, dass es in einem überschaubaren Zeitraum bearbeitet werden kann, denn meist sind die eigenen Ansprüche zu hoch gesteckt und die Doktorarbeit scheitert, etwa weil nicht genügend Material und Forschungsliteratur zur
Studienabschluss
Sprachkenntnisse
Thema und Betreuer
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I. Promotion
Das richtige Promotionsmodell finden
Mit dem Betreuer Kontakt aufnehmen
Verfügung stehen. Natürlich lässt sich im Vorfeld nicht alles genau planen, doch sollte das Thema vorab auf mögliche Schwachstellen abgeklopft werden. Wer sich außerhalb seiner bisherigen Universität nach einem Doktorvater umsehen will oder muss, kann andere Hochschullehrer um eine Empfehlung bitten, in Vorlesungsverzeichnissen Fachpublikationen recherchieren oder auf Tagungen und Kongressen Kontakte knüpfen. Die Suche nach einem bestimmten Promotionsmodell, etwa der strukturierten Promotion, erfolgt am besten über die einschlägigen Datenbanken wie Hochschulkompass oder Forschungsportal. Diese Datenbanken informieren darüber, wo welche Promotionsmöglichkeiten nach welchem Modell angeboten werden. Auf diese Weise lässt sich gezielt nach einem bestimmten Promotionsmodell suchen. Wenn der Promovierende sich für ein Programm entschieden hat, sollte er sich in der Promotionsordnung (meist über die Website der Hochschule) oder direkt an der Hochschule über die genauen Zugangsvoraussetzungen wie Abschlüsse oder Sprachkenntnisse informieren und prüfen, ob er diese erfüllt. Über die Website der Hochschule können dann leicht die Kontaktdaten von geeigneten Betreuern gefunden werden. Der nächste Schritt ist die Kontaktaufnahme mit dem gewünschten Betreuer: Ein erster Brief, neuerdings reicht in vielen Fällen auch eine E-Mail, sollte das Forschungsthema sowie die eigenen Kenntnisse in diesem Bereich umreißen und einen Lebenslauf sowie gegebenenfalls eine Empfehlung des bisherigen Hochschullehrers enthalten. Der erste und eventuell auch alle weiteren Kontakte sollten schriftlich erfolgen, ein Vorabanruf ist hingegen nicht zu empfehlen. Wenn der Betreuer interessiert ist, wird er um ein ausführlicheres Exposé bitten. Manche Hochschullehrer verlangen auch mündliche oder schriftliche Tests, die in erster Linie bei strukturierten Programmen üblich sind. Mit dem Betreuer sollten nun die Formalitäten und Einzelheiten der Promotion geklärt werden, etwa in welchem Zeitraum promoviert werden soll, ob eine Anstellung möglich ist oder ob der Betreuer die Finanzierung der Promotion anderweitig unterstützen kann, etwa durch Gutachten für Organisationen, die Stipendien vergeben. Wichtig, und in strukturierten Programmen verbindlich geregelt, ist es aber auch, festzulegen, wie oft der Betreuer über das Vorankommen informiert werden muss, welche Zwischenziele zu erreichen sind oder an welchen Veranstaltungen, Kolloquien und Kongressen teilgenommen werden sollte.
4. Promotion im Ausland Vorteile einer Auslandspromotion
Auch eine Promotion im Ausland ist grundsätzlich möglich und sicher auch empfehlenswert, da man so ein anderes Hochschulsystem und einen fremden Wissenschaftsbetrieb kennen lernt und sich zusätzliche Qualifikationen für den Arbeitsmarkt verschafft. Arbeitgeber honorieren eine Auslandspromotion und erkennen die Selbständigkeit und Flexibilität des Promovierten an. Wenn die Promotion durch ein Stipendium finanziert wurde, ist das ein weiterer Nachweis für die Qualifikation eines Bewerbers. Im Ausland erworbenes fachbezogenes Wissen kann zudem bei der Stellensuche hilfreich sein. So bringt z. B. ein Kunsthistoriker, der in Italien promoviert hat, Voraus-
4. Promotion im Ausland
setzungen mit, die ihn auch für ein Auktionshaus in Deutschland interessant machen können. Verschiedene Studien vermitteln einen Eindruck von der Situation Promovierender in Europa (vgl. Kupfer/Moes 2004; Eurodoc et. al. 2002). Demnach sind die Promovierenden-Zahlen in vielen Ländern seit den 1990er Jahren gestiegen. Dadurch stehen zur Förderung einzelner Promovierender weniger Gelder zur Verfügung. Geistes- und Sozialwissenschaftler nehmen deshalb – häufiger als Naturwissenschaftler – Anstellungen an Hochschulen oder Nebenjobs an, um die Promotion zu finanzieren. In allen untersuchten europäischen Ländern findet sich zudem eine Tendenz zur stärkeren Strukturierung des Promotionsablaufs. In einigen Ländern wie den Niederlanden und in Skandinavien sind Promotionsverträge bereits der Normalfall. Die Betreuung der Promotion übernimmt immer häufiger ein Team, seltener ein einzelner Doktorvater. Wer im Ausland promovieren will, sieht sich allerdings vor dreierlei Probleme gestellt. Es ist wesentlich schwieriger, eine geeignete Finanzierung zu finden. Stipendien werden häufig nur für Deutschland vergeben. Im Schnitt studierten von 2.500 Doktoranden, die ein Stipendium aus einer Begabtenförderung erhielten, weniger als 60 im Ausland (vgl. Perras 1998). Darüber hinaus ist es nicht einfach, eine geeignete bezahlte Anstellung an der Hochschule zu finden: Die Bildungssysteme sind trotz Bologna-Prozess auch in Europa noch recht unterschiedlich und in jedem Land gelten andere Zulassungsbedingungen. Teilweise müssen Auswahlverfahren absolviert werden, außerdem erhält man bei einer Promotionsbewerbung im Ausland häufig keine Unterstützung von den bisherigen Hochschullehrern, es sei denn, diese können mit Kontakten zu ausländischen Kollegen weiterhelfen. Außerdem ist ein gewisser Rechercheaufwand nötig, um überhaupt eine geeignete Promotionsmöglichkeit zu finden: Während es für Promotionsstellen in Deutschland eine Datenbank gibt, ist dies für Promotionsstellen im Ausland leider nicht der Fall. Der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) bietet eine Länderübersicht mit Bildungslinks sowie eine Datenbank für grundständige und internationale Studiengänge, in der nach den Kriterien Sprache/Zielland und Fachrichtung nach Studienangeboten gesucht werden kann. Hilfreich sind aber auch die Länderstudienführer des DAAD. Auf eine besondere Promotionsmöglichkeit für Sozial- und Geschichtswissenschaftler sei an dieser Stelle mit dem europäischen Hochschulinstitut in Fiesole bei Florenz verwiesen: Es wurde 1976 von den EU-Mitgliedsstaaten gegründet und hat als Lehr- und Forschungsinstitut zur Aufgabe, durch die Ausbildung von Postgraduierten zur Entwicklung des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes Europas beizutragen. Es bietet ein umfassendes Doktoratsprogramm für bis zu 450 junge Wissenschaftler in Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften sowie ein Masterprogramm für Europäisches und Internationales Recht. Die Studenten erhalten Stipendien ihres Heimatlandes. Daneben bietet das Hochschulinstitut ein Forschungszentrum für fortgeschrittene Studien in den Sozial- und Geisteswissenschaften mit 50 Professoren und 30 Forschungsstipendiaten des Institutes und eine Tagungsstätte für europäische Führungskräfte aus Fach- und Wirtschaftskreisen, die hier gemeinsam europäische Probleme diskutieren (Dostal/Janson 2005, 38).
Finanzierung und Ablauf der Promotion
Die richtige Promotionsmöglichkeit finden
Das europäische Hochschulinstitut in Fiesole
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I. Promotion Vorgehen bei der Bewerbung
Anerkennung von Studienleistungen
Führen eines Doktorgrads
Wer im Ausland studieren möchte, sollte zunächst den Betreuer seiner Magister- oder Masterarbeit fragen, zu welchen ausländischen Hochschulen er Kontakt hat. Solche Verbindungen erleichtern das Finden eines Doktorvaters, die Aufnahme eines Promotionsstudiums und die Finanzierung durch eine Stiftung. Die Aufnahme einer Promotion hat in allen europäischen Ländern unterschiedliche Voraussetzungen. Nur beispielhaft wird deshalb an dieser Stelle der offizielle Weg in Italien beschrieben. Wer in Italien promovieren möchte, wendet sich zunächst an die in Frage kommende Fakultät, um seinen in Deutschland erworbenen Bildungsabschluss anerkennen zu lassen. Die Fakultät entscheidet individuell, ob der deutsche Bewerber zu einer Promotion zugelassen wird. An einigen Universitäten gibt es spezielle Prüfungen (concorsi), durch die die Promotionsplätze vergeben werden. Nach bestandener Aufnahmeprüfung kann der Immatrikulationsantrag beim Rektor der betreffenden Universität gestellt werden. D. h. man schreibt sich im Studentensekretariat persönlich ein. Erkundigungen nach allen Modalitäten und Fristen für die Einschreibung sollten direkt bei der Hochschule eingeholt werden. Der Immatrikulation sind in der Regel beizufügen: das Originalzulassungsschreiben, das deutsche Reifezeugnis im Original, ein Nachweis über die Gleichwertigkeit des Schulabschlusses mit der italienischen Hochschulreife, den man beim italienischen Konsulat erhalten kann, ein in italienischer Sprache verfasster Lebenslauf in drei Ausführungen und ein Beleg über die Bezahlung der ersten Raten der Schulgebühren bzw. die Bezahlung bei der Einschreibung (dies kann schon bei der Bewerbung verlangt werden) (vgl. Dostal/Janson 2005, 55–59). Ein drittes Problem ergibt sich schließlich aus der Anerkennung von Studienleistungen, Abschlüssen und akademischen Graden. Denn diese Anerkennung ist bislang weder bundes- noch europaweit einheitlich geregelt. Das in vielen Bundesländern bislang übliche Nostrifizierungsverfahren, eine Art förmliches Anerkennungs- oder Gleichstellungsverfahren, wurde 2005 abgeschafft. Unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form ein ausländischer Hochschulgrad in Deutschland anerkannt wird, ist in den Hochschulgesetzen der einzelnen Länder geregelt. Diese beruhen jedoch auf einer Vereinbarung der zuständigen Minister aller Länder und sind weitgehend identisch. Beispielhaft soll daher nun die Regelung für Berlin dargestellt werden. Diese sieht vor, dass der ausländische Doktorgrad geführt werden darf, wenn er von einer nach dem Recht des Herkunftslandes anerkannten Hochschule, die dazu berechtigt ist, verliehen wurde und der Verleihung ein ordnungsgemäß durch eine entsprechende Prüfung abgeschlossenes (Promotions-)Studium vorangegangen ist. Darüber hinaus muss der ausländische Doktorgrad ein nach dem Recht des Herkunftslandes anerkannter Abschluss sein, der dem deutschen Doktor gleichgesetzt wird. Doktorgrade, die aufgrund eines berufsqualifizierenden Studiums verliehen worden sind, sogenannte Berufsdoktorate, wie der PhDr in Tschechien, werden in Deutschland mit einem Magister, Diplom oder Master gleichgesetzt. Wer einen ausländischen Doktorgrad trägt, muss sich entscheiden, ob er diesen in der Originalform, z. B. als PhD, oder in der deutschen Variante Dr. trägt, in einigen Bundesländern ist eine „Umschreibung“ nicht möglich. Umgekehrt darf ein in Deutschland erworbener Doktor im Inland nicht als PhD geführt wer-
5. Kosten und Finanzierung
den. Beide Titelformen gleichzeitig respektive abwechselnd zu führen, ist nicht möglich. In der Regel müssen ausländische Grade, die nicht in Ländern der EU erworben wurden, mit dem Zusatz der Herkunftsbezeichnung geführt werden. Gleiches gilt für akademische Grade, die nach Abschluss eines Studiums an einer kirchlichen oder nichthochschulischen staatlichen Einrichtung von einer ausländischen Kirche oder ausländischen staatlichen Stelle verliehen werden. Grundsätzlich ist zu beachten, dass eine gesetzliche Regelung immer für die Allgemeinheit formuliert und mitunter auslegungsbedürftig ist. Zudem können aufgrund zwischenstaatlicher Abkommen und Vereinbarungen zwischen dem Herkunftsland des Hochschulgrades und der Bundesrepublik sowie aufgrund von Vereinbarungen der Bundesländer untereinander Regelungen getroffen worden sein, die den allgemeinen Gesetzen vorgehen. Unterschieden werden muss zudem zwischen berufsqualifizierenden Abschlüssen, staatlichen und kirchlichen Titeln, Doktorgraden, Ehrengraden sowie sonstigen Hochschultiteln und Hochschultätigkeitsbezeichnungen. Soweit die Gesetzgebung in der Theorie. In der Praxis ist es allerdings nicht immer ganz einfach festzustellen, ob der ausländische Grad in Deutschland anerkannt wird. Wer eine Promotion im Ausland plant, sollte deshalb, nach einem Blick in das Hochschulgesetz seines Bundeslandes, Informationen über den Status der ausländischen Hochschule und die Art des Hochschulabschlusses im Zielland einholen. Eine erste Anlaufstelle hierfür ist bei der Kultusministerkonferenz die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (KMK/ZAB). Diese unterhält in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Bildungsministerium sowie den Äquivalenzzentren der Wissenschaftsministerien von Österreich und Luxemburg auch eine Datenbank zur Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungsnachweise (ANABIN), in der verzeichnet ist, welchem Grad in Deutschland ein in einem anderen Land erworbener Abschluss entspricht. Wer Genaueres zur internationalen Anerkennung bestimmter Hochschulen und Abschlüsse wissen möchte, kann von Educational Credential Evaluators (ECE) die internationale Vergleichbarkeit des anvisierten Abschlusses untersuchen lassen – leider ist dieser Service nicht kostenlos.
Anerkennung akademischer Grade
5. Kosten und Finanzierung Im Gegensatz zu Aufbaustudiengängen oder ausländischen Angeboten sind deutsche Promotionsstudiengänge bislang fast überall gebührenfrei. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Promotion nichts kostet. Zunächst kostet sie natürlich Zeit, Mühe und Nerven. Teuer wird es, wenn in der Promotionszeit nicht gearbeitet werden kann oder der Broterwerb unter der Promotion leidet. Wer sich Dienstleistungen wie Materialrecherche oder Beratung leistet, erleichtert sich zwar die Arbeit, zahlt aber auch hier. Ein weiterer Nachteil ist, dass sich die Promovenden nicht wie andere Studierende mit einem festen studentischen Beitragssatz krankenversichern können. Hier gelten Sonderregelungen. Entweder ist der Promovend über eine Erwerbstätigkeit, egal ob innerhalb oder außerhalb der Hochschule, krankenversichert (sofern es sich nicht um einen 400-Euro-Job handelt) oder
Vollständige Kostenaufstellung
Krankenversicherung
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I. Promotion
Einkommensquellen
es gilt ein ermäßigter Beitragssatz von etwa 120 e, beispielsweise dann, wenn die Promotion durch eine selbständige Tätigkeit, ein Stipendium oder die Eltern finanziert wird. Der sozialversicherungsrechtliche Status von Promovierenden ist nicht eindeutig geregelt. Daher empfiehlt es sich, bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen und diese gegebenenfalls zu wechseln. Bei einigen Krankenkassen wie der Technikerkrankenkasse ist es möglich, die studentische Krankenversicherung auch während der Promotion fortzuführen, sofern der Promovend nicht mehr als 400 e im Monat verdient. Eine mögliche finanzielle Unterstützung von Seiten der Eltern wird dabei nicht angerechnet. Allerdings muss der Promovend jünger als 30 Jahre sein. Dies alles sollte bei einer Kosten-Nutzen-Rechnung berücksichtigt werden. Fast 80 % der deutschen Doktoranden finanzieren sich über Hochschulstellen. Die restlichen 20 % beziehen ihre Einkünfte aus verschiedenartigen Quellen wie außeruniversitären Jobs, Ersparnissen, Familie oder staatlichen Sozialleistungen. Wie finanzieren sich deutsche Doktoranden?
(Nach Briede/Gerhardt/Mues 2004, 14. Angaben in Prozent) Bewertung der Statistik
Thesis veranstaltete 2004 eine große Doktorandenbefragung. Das Ergebnis ist zwar prinzipiell erfreulich, für Geisteswissenschaftler stellt sich die Situation jedoch ein wenig anders dar, da sie weitaus seltener als Wirtschaftswissenschaftler, Naturwissenschaftler, Ingenieure oder Mediziner eine Stelle an der Hochschule finden. Daher spielen für Geisteswissenschaftler Stipendien und vor allem die Finanzierung durch außeruniversitäre Arbeit eine besondere Rolle. Insofern ist es auch nicht erstaunlich, dass ihre Promotion im Durchschnitt manchmal länger unterbrochen wird als die von Natur- oder Wirtschaftswissenschaftlern, die durch ihre Tätigkeit häufiger in den wissenschaftlichen Kontext eingebunden sind (vgl. Briede/Gerhardt/Mues 2004, 14–16, 19–21). Ein Job außerhalb der Hochschule kann andererseits wichtige Erfahrungen im Hinblick auf den späteren Beruf bringen. Das gilt besonders auch für eine nebenberufliche Selbständigkeit, die optimal auf eine spätere Existenzgründung vorbereiten kann. Sinnvoll ist ein Job, der in den Bereich des später angestrebten Berufs fällt, wie die freiberufliche Arbeit für eine Zeitung, wenn man nach der Promotion als Journalist tätig werden möchte. Sinnvoll kann aber beispielsweise auch eine Aushilfstätigkeit im Vertrieb eines Wirtschaftsunternehmens sein, bei dem man sich nach der
5. Kosten und Finanzierung
Promotion bewerben möchte. Auf diese Weise können bereits jetzt Arbeitsabläufe kennen gelernt und erste Kontakte geknüpft werden. In erster Linie ist es wichtig, dass ein Doktorand in einem geisteswissenschaftlichen Fach überhaupt Erfahrungen im praktischen Berufsleben sammelt; eine Tätigkeit, die im Hinblick auf das gewünschte Berufsfeld gewählt wird, ist jedoch immer von Vorteil. Dennoch: Um der schlechten Beschäftigungssituation an den Hochschulen Rechnung zu tragen und gleichzeitig Alternativen zu einem zeitraubenden Nebenjob aufzuzeigen, sollen im Folgenden einige wichtige Stipendienquellen skizziert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Promovierende über die elf Begabtenförderungswerke. Die Stipendien können direkt bei den Begabtenförderungswerken beantragt werden, die in einem Auswahlverfahren über die Vergabe entscheiden. Die Begabtenförderungswerke legen in der Regel Kriterien wie überdurchschnittliche Studienleistungen, soziales Engagement und Empfehlungen des Professors zu Grunde. Da die Förderungswerke parteinah sind, wird es inoffiziell gern gesehen, wenn der Bewerber der jeweiligen Partei nahe steht. Außerdem gibt es die offiziellen Richtlinien des BMBF, die für alle Begabtenförderungswerke gelten: Gefördert werden kann, wer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten deutschen Hochschule zur Promotion oder zu einem forschungsorientierten Aufbaustudium zugelassen ist. Ausgewählt werden Kandidaten, deren Studien- und Prüfungsleistungen eine besondere Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit erkennen lassen; das zur Promotionsberechtigung führende Studium muss zügig durchgeführt worden sein. Voraussetzung für die Promotionsförderung ist zusätzlich, dass das wissenschaftliche Vorhaben einen bedeutsamen Beitrag zur Forschung erwarten lässt. Bei gleicher Qualifikation sollen vorrangig ehemalige Stipendiaten aufgenommen werden. Die Promotion wird gefördert als eigenständige wissenschaftliche Leistung in Einzelarbeit oder innerhalb einer Arbeitsgruppe. Sie kann in begründeten Fällen auch an einer ausländischen Hochschule gefördert werden. Das Vorliegen der Voraussetzungen wird anhand von Gutachten geprüft, die von zwei Hochschullehrern erstellt werden. Eine Ausnahme bildet die Studienstiftung des deutschen Volkes, die auch zu den Begabtenförderungswerken gehört. Hier ist ein Professoren- oder Schulleitervorschlag Voraussetzung für den Erhalt eines Stipendiums. Der Fördersatz der Begabtenförderungswerke beträgt bis zu 920 e (Familienzuschlag 155 e, Forschungspauschale 100 e). Angerechnet wird nur das Einkommen des Stipendiaten, soweit es 3.070 e netto im Jahr übersteigt. Die Regelförderdauer beträgt zwei, im Höchstfall vier Jahre. Auslandsaufenthalte können gefördert werden, Promotionen an ausländischen Hochschulen nur in begründeten Ausnahmefällen. Ausländer mit ausländischem Hochschulabschluss können dann gefördert werden, wenn sie von einer deutschen Hochschule zur Promotion zugelassen sind. Die wichtigsten Kriterien für eine Förderung sind Leistung, Initiative und Verantwortung. Gute Noten sind zwar wichtig, reichen allein aber nicht aus. Seine Chancen erheblich verbessern kann, wer sich über die Universität hinaus engagiert. Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung wurden im Jahr 2003 von den Förderungswerken rund 2.800 Doktoranden mit insgesamt 80,5 Millionen e gefördert. Neuere Zahlen liegen derzeit leider nicht vor.
Stipendien und Begabtenförderungswerke
Auswahl der Kandidaten
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I. Promotion Strukturierte Programme mit Fördermodellen
Sonderforschungsbereiche für Geisteswissenschaftler
Max Planck Research Schools
Eine Finanzierung durch BAföG ist bei einer Promotion ebenso wenig möglich wie ein Antrag auf einen Bildungskredit (BAföG § 7, Programm für die Vergabe von Bildungskrediten § 2). Dafür gibt es zahlreiche strukturierte Promotionsprogramme, die eine finanzielle Förderung häufig einschließen. IPP made in Germany (IPP) ist ein Netz von 50 Promotionsstudiengängen in Deutschland mit internationaler Ausrichtung. Die bundesweit 297 Graduiertenkollegs der DFG sind zeitlich befristete und thematisch eingegrenzte Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des graduierten wissenschaftlichen Nachwuchses durch seine Beteiligung an der Forschung. Hier sind in der Regel bis zu 15 Hochschullehrer für maximal 30 Kollegiaten zuständig. Etwa die Hälfte der Kollegiaten erhält ein DFG-Stipendium. Internationale Graduiertenkollegs bieten die Möglichkeit einer gemeinsamen Doktorandenausbildung von einer Gruppe an einer deutschen Hochschule und einer Partnergruppe im Ausland. Für Geisteswissenschaftler interessant sind beispielsweise die Graduiertenkollegs „Kulturtransfer im Mittelalter“ der Universität Erlangen (http://www.phil. uni-erlangen.de/mittelalter) oder „Klassizismus und Romantik im europäischen Kontext. Die ästhetische Erfindung der Moderne in Literatur, bildender Kunst, Musik und Alltagskultur“ der Universität Gießen (http://www. uni-giessen.de/~g91048). Ein international ausgerichtetes Graduiertenkolleg für Historiker ist „Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert“ der Technischen Universität Berlin (http://www.tu-berlin.de/zuv/ IIIC/fordat/01/32/11957.htm). Im Unterschied zu den Graduiertenkollegs sind Sonderforschungsbereiche (SFB) langfristig angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Sonderforschungsbereiche, in denen Geisteswissenschaftler arbeiten, sind beispielsweise die kulturwissenschaftlichen Kollegs. Hier wird Transdisziplinarität und Internationalisierung der Forschung in Thematik und Kooperation groß geschrieben. Ein noch bis 2008 gefördertes Programm ist „Linguistische Datenstrukturen. Theoretische und empirische Grundlagen der Grammatikforschung“ an der Universität Tübingen (http://www.sfb441.uni-tuebingen.de). Beim Sprecher oder Professor eines solchen Programms können sich interessierte Studierende um einen Dissertationsplatz bewerben. Zur inhaltlichen Förderung der Dissertation sind im Rahmen des SFBs verschiedene Veranstaltungen, beispielsweise regelmäßige SFB-Kolloquien, vorgesehen. Die international ausgerichteten Max Planck Research Schools (MPG) sind interdisziplinäre Wissenschaftszentren, die aus der Zusammenarbeit zwischen den Max-Planck-Instituten und deutschen, zum Teil auch ausländischen Universitäten und anderen Forschungsinstitutionen hervorgegangen sind. Promotionsstudiengänge der Max Planck Research Schools bieten hervorragende Ausbildungs- und Forschungsmöglichkeiten für graduierte Wissenschaftler. Ihr Hauptangebot wendet sich an Naturwissenschaftler, für Geisteswissenschaftler bestehen nur ausgewählte Programme. Eine klare wissenschaftliche Schwerpunktbildung und die Bearbeitung gemeinsamer Themen fördern die enge Zusammenarbeit der Doktoranden über Fach- und Ländergrenzen hinweg. Derzeit gibt es bundesweit 37 Max Planck Research Schools.
5. Kosten und Finanzierung
Daneben fördern auch die Länder Doktoranden durch Stipendien, meist auf der Grundlage von eigenen Graduiertenförderungsgesetzen. Ihr Ziel: eine strukturierte Promotion mit interdisziplinärer und internationaler Ausrichtung. Nordrhein-Westfalen besitzt zurzeit sieben Graduate Schools, Niedersachsen zehn. In Bayern wurden 26 Elitestudiengänge, darunter zehn internationale Doktorandenkollegs, eingerichtet und auch in Bremen gibt es die Graduate School of Social Sciences der Universität Bremen. Ein Beispiel für ein bayerisches Doktorandenkolleg mit interdisziplinären Forschungsprojekten in den Fächern Theologie, Philosophie, Studien des Nahen Ostens, Archäologie, Studien der Antike, Sprachen und Literatur, Kunst, Geschichte und Musik ist die internationale Graduate School der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In einem strukturierten Promotionsprogramm kann dort der PhD erworben werden; Studiensprache ist Englisch (http:// www.graduateschools.uni-wuerzburg.de). In Niedersachsen bietet die Graduate School der Universität Göttingen die Möglichkeit zur Promotion in Mittelalter- und Frühneuzeitstudien (http://wwwuser.gwdg.de/~zmf). Schließlich gibt es eine Doktorandenförderung nicht nur von staatlichen Stellen, sondern – für Geisteswissenschaftler unerwartet – auch von der Privatwirtschaft. Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) beispielsweise vergibt alle zwei Jahre ein Stipendium, das eine Förderung von 800,– e für 24 Monate vorsieht. Über die Vergabe entscheidet ein unabhängiges Gremium unter der Beratung renommierter Wissenschaftler. Zusätzlich erhält der Stipendiat einen Verlagsvertrag für die Veröffentlichung seiner Dissertation im Programm der WBG. Die Volkswagen-Stiftung hat zusammen mit der Fritz Thyssen Stiftung und in Zusammenarbeit mit der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft die Förderinitiative „Pro Geisteswissenschaften“ initiiert. Diese soll Forschung insbesondere dort unterstützen, wo sie sich in den Grenz- und Überschneidungsbereichen der Fächer bewegt und neue Problemfelder erschließt. Das übergeordnete Ziel dieser Förderinitiative ist eine stärkere Beachtung und ein erkennbareres Profil der Geisteswissenschaften in der öffentlichen Wahrnehmung. Qualifizierte Nachwuchswissenschaftler, die sich für eine Förderung interessieren, finden umfassende Informationen zu Inhalt und Antragstellung im Merkblatt mit Checkliste auf der Website der Stiftung. Mit rund 700 Links stellt der Stiftungsindex die derzeit umfangreichste Übersicht über deutsche Stiftungen dar. Neben den bekannten und großen Stiftungen findet man dort auch eine Vielzahl kleiner und weniger bekannter Förderinitiativen, die sich allerdings oft nur an Bewerber mit ganz bestimmten Voraussetzungen wenden. In der Datenbank werden auch Hinweise zu ausländischen Stiftungen mit Schwerpunkt USA angeboten. Neben dem Stiftungsindex informieren auch der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit einer Datenbank zu Studien-, Promotions- und Reisestipendien sowie der Bundesverband Deutscher Stiftungen über Fördermöglichkeiten. Eine umfangreiche Datenbank zur Promotionsförderung im In- und Ausland bietet der DAAD. Eine weitere Anlaufstelle für internationale Förderungen ist das deutsche Mobilitätsportal für Forscher (Eracareers). Im Rahmen des Fulbright-Programms können Doktoranden Reise- und Aufenthaltsstipendien für die USA erhalten. Jährlich werden insgesamt etwa 150 Jahresstipendien ausgeschrieben, 20 %–30 % davon sind Vollstipendien. Bei den
Länderförderung
Private Stiftungen
Stiftungs- und Stipendiendatenbanken
Promotionsförderung im Ausland
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I. Promotion
Publikationspflicht
Vorbereitung der Veröffentlichung
Veröffentlichung im Verlag
Druckkostenzuschüsse
Teilstipendien werden ca. 300 e–400 e Eigenbeteiligung pro Monat zugrunde gelegt, die Studiengebühren werden in jedem Fall voll getragen. Auch andere Länder bieten Stipendien für deutsche Doktoranden an, etwa Großbritannien (British Council), Frankreich (CIDU) oder Italien (Stipendien der Regierung über den DAAD). Historiker können ein Stipendium des Deutschen Historischen Instituts (DHI) des jeweiligen Landes erhalten. Auch nach dem Abschluss kann eine Promotion noch recht teuer werden, denn für Dissertationen gilt im Allgemeinen eine Publikationspflicht, d. h. die Arbeit muss innerhalb einer bestimmten Zeit öffentlich zugänglich gemacht werden. Traditionell schreibt die Promotionsordnung eine Veröffentlichung in gedruckter Form mit einer Mindestauflage von 150 Exemplaren vor. Zunächst gilt es, den richtigen Verlag zu finden. Überprüft werden sollte, bei welchen Verlagen bereits wichtige Bücher zum Thema veröffentlicht wurden. Ist der Verlag renommiert? Enthalten die Online-Kataloge der Universitätsbibliotheken viele Titel des jeweiligen Verlags? Besonders bedeutsam sind die Bedingungen für die Veröffentlichung: Wie hoch ist der zu zahlende Druckkostenzuschuss? Wie viele Freiexemplare gibt es? Wird der Autor durch einen Lektor unterstützt? Wie viele Exemplare werden gedruckt? Für den Bekanntheitsgrad des Buches ist es wesentlich, dass gezielt dafür geworben wird. Die meisten Verlage verlangen für die Veröffentlichung eine nach den Angaben des Verlages formatierte Druckvorlage. Erheblichen Aufwand bereiten zusätzlich Grafiken und Abbildungen. Möglich ist es auch, die Dissertation zu kürzen und so die Druckkosten zu senken. Alle Änderungen müssen mit dem Hochschullehrer abgesprochen werden, denn viele Promotionsordnungen enthalten den Passus „der Themensteller hat das Copyright am Thema“. Das bedeutet, dass die Dissertation nicht Eigentum des Promovierenden, sondern des Doktorvaters ist. Wer also veröffentlichen möchte, noch dazu in veränderter Form, muss zunächst eine Erlaubnis einholen. Als Königsweg gilt eine Verlagspublikation, denn ein guter Verlag garantiert die professionelle Verbreitung der Dissertation und trägt damit zum Imagegewinn des Autors bei. Fach- und Dissertationsverlage übernehmen die Beantragung einer International Standard Book Number (ISBN) und den Eintrag in das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB). Damit fließen die Arbeiten leichter in den wissenschaftlichen Diskurs ein. Der Verlag sollte die einzelnen Titel inklusive Kurzzusammenfassung auf der Firmenhomepage vorstellen und auf fachspezifischen Kongressen und Tagungen bewerben. Von Vorteil ist es außerdem, wenn er die relevanten Fachzeitschriften über Neuerscheinungen informiert und Rezensionsexemplare verschickt. Darüber hinaus gibt es bei manchen Verlagen individuelle Werbemaßnahmen, die mit dem Autor abgesprochen werden. Die Kosten für die Drucklegung sollten deshalb immer auch an den gebotenen Marketingleistungen gemessen werden. Fach- und Dissertationsverlage drucken in der Regel aber nur gegen einen Druckkostenzuschuss des Autors. Dafür können an verschiedenen Stellen wie der DFG, bei der Hochschule direkt oder beim Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der Verwertungsgesellschaft Wort (VG-Wort) Zuschüsse beantragt werden. Die DFG gewährt Produktionskostenbeihilfen für Arbeiten, die Grundlagenmaterial für die weitere Forschung zugänglich machen und für Werke mit besonderer wissenschaftlicher Bedeutung. Die För-
5. Kosten und Finanzierung
derung von Dissertationen ist nur in besonders begründeten Ausnahmefällen möglich. Bei der VG-Wort kann für die erstmalige Veröffentlichung von wissenschaftlichen Werken in deutscher Sprache ein Druckkostenzuschuss gewährt werden. Die Auszahlung eines Druckkostenzuschusses setzt voraus, dass zwischen dem Verfasser (Herausgeber) und dem Verleger ein Verlagsvertrag abgeschlossen wird. Diese Zuschüsse werden für Dissertationen nur für diejenigen Arbeiten gewährt, die mit dem höchsten Prädikat bewertet wurden, das die Fakultät zu vergeben hat, und die zudem einen wesentlichen wissenschaftlichen Ertrag erbringen. Günstiger ist der Service von Book-on-Demand (BOD). Die Bücher werden nur auf Bestellung gedruckt, das Basispaket kostet 369 e für einen Paperbackeinband. Allerdings kostet jedes Autorenexemplar etwa 6 e. Die ISBN und der VLB-Eintrag sind im Preis enthalten, alle weiteren Werbemaßnahmen muss der Autor hingegen selbst organisieren. Sachbücher und wissenschaftliche Werke können bei der Abteilung Wissenschaft der VG-Wort gemeldet werden. Die Autoren erhalten dann Tantiemen für ihre Veröffentlichung, in der Regel 300–400 e pro Titel. Eine weitere kostengünstige Variante ist die Veröffentlichung als Mikrofiche oder Hochschulschrift. Bei einer Veröffentlichung als Mikrofiche erhält die Arbeit eine ISBN-Nummer und wird in das Verzeichnis lieferbarer Bücher aufgenommen. Das Procedere ist genau so wie bei einer normalen Verlagsveröffentlichung. Die Hochschulschrift ist ein Überbegriff für Veröffentlichungen, die direkt über die Hochschule herausgegeben werden, z. B. als Mikrofiche, Online-Veröffentlichung, kopiertes oder gedrucktes Exemplar. Hier sollte man sich bei seinem Doktorvater nach den Gepflogenheiten an der jeweiligen Hochschule erkundigen. Und schließlich bleibt noch der profane Gang in den Copyshop. Die Herstellungskosten sind dabei aufgrund des geringeren Verwaltungsaufwands und der kürzeren Herstellungszeiten erheblich niedriger als bei einer Verlagsveröffentlichung. Es lohnt sich, nach Rabatten für eine feste Blattzahl oder eine bestimmte Stückzahl an gebundenen Kopien zu fragen. Der Eintrag in das VLB und die ISBN entfallen hier natürlich und – das ist entscheidend – die Dissertation ist nicht im Buchhandel lieferbar. Wer jedoch will, kann einen eigenen Verlag gründen und ein Gewerbe anmelden und dann bei der German ISBN-Agentur der Buchhändlervereinigung eine eigene ISBN beantragen. Die ISBN ist Voraussetzung für die Aufnahme in das VLB. Diese kostet pro Titel ab 1,50 e, der Mindestbetrag für Titeleintragungen beträgt allerdings 50 e pro Jahr, die in jedem Fall in Rechnung gestellt werden. Viele Promotionsordnungen erlauben inzwischen auch eine Online-Publikation. Häufig ist sogar eine Publikation auf dem Hochschulserver möglich, so dass nicht einmal Kosten für eine eigene Domain anfallen. Wer eine möglichst preisgünstige Veröffentlichung anstrebt, sollte also bereits vorab klären, ob die Promotionsordnung diesen Weg zulässt. Online-Publikationen werden jedoch vielerorts noch mit einem gewissen Misstrauen betrachtet, so dass nicht unbedingt sichergestellt ist, dass eine Dissertation auf diese Weise die gewünschte wissenschaftliche Wertschätzung erfährt. Zum Schluss ein kurzer Hinweis für all diejenigen, die nach jahrelanger mühevoller Arbeit an ihrer Dissertation daraus auch einen Nutzen ziehen möchten, aber keine wissenschaftliche Karriere starten wollen oder kön-
Günstige Alternativen
Online-Publikation
Vermarktung des Dissertationsthemas
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I. Promotion
nen: Es kann sich durchaus anbieten, sein Fachwissen auf verschiedenen Wegen zu Geld zu machen. Vermutlich ist die Dissertation als solche eher ungeeignet für ein breiteres Publikum. Interesse an schöngeistigen Themen ist jedoch vorhanden, wenn diese entsprechend populär aufbereitet werden. Eine Möglichkeit dazu bieten Volkshochschulen, eine andere die Veröffentlichung populärwissenschaftlicher Bücher oder Zeitschriftenartikel. Leser und Interessierte lassen sich auch gut mit einer passend zum Thema gestalteten Website oder Weblogs erreichen. Umfangreiche Tipps zur Selbstvermarktung für Autoren hat Bernd Röthlingshöfer (2004) zusammengetragen. Wer diesen eher populären Weg geht, sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass er einer wissenschaftlichen Karriere damit eher schadet als nutzt.
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Checkliste: So promovieren Sie erfolgreich!
3 Informieren Sie sich über unterschiedliche Promotionsformen und entscheiden Sie, welche für Sie am besten geeignet ist: traditionelle, strukturierte oder externe Promotion? 3 Prüfen Sie die Argumente für und gegen eine Promotion. Bitte beachten Sie: Ein Doktortitel verbessert nicht automatisch die Berufsaussichten! 3 Achten Sie darauf, dass Thema, Doktorvater, Hochschulort, Promotionsform und Finanzierung zusammenpassen! 3 Prüfen sie Zeitaufwand und Kosten für die Promotion! Planen Sie die Finanzierung sorgfältig: Jobben verlängert die Promotionsdauer! 3 Promovieren im Ausland erweitert den Horizont – aber die Anerkennung von Studienleistungen im In- und Ausland muss unbedingt vorab geprüft werden. 3 Denken Sie an die Publikationspflicht für Dissertationen und klären Sie die Kosten!
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Literatur
Berger, Anja 2002: Karrieren unter der Lupe – Geschichtswissenschaftler. Würzburg. Download unter http://www.lexika.de. In derselben Buchreihe sind auch Bände zu weiteren Fachbereichen und Berufsbildern erschienen, z. B. zu Buchhandel und Verlagswesen, Journalismus, Kunst und Design. Briede, Ulrike/Gerhardt, Anke/Mues, Christopher 2004: Die Situation der Doktoranden in Deutschland. Ergebnisse der Befragung. In: Zur Situation Promovierender in Deutschland. Ergebnisse der bundesweiten Thesis-Doktorandenbefragung 2004, Beilage zu duz – das unabhängige Hochschulmagazin, 3. 12. 2004, 13–30. Download unter http://www.duz.de/docs/downloads/duzspec_promov.pdf. Für die Umfrage des Doktorandennetzwerks Thesis wurden 10.000 Promovierende verschiedener Fächer in ganz Deutschland befragt. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2003: Begabtenförderungswerke in der Bundesrepublik Deutschland. Arbeit und Ziele. Bonn. Download unter http://www.bmbf.de/pub/begabtenfoerderungswerke_aundz.pdf. Auf dieser Homepage werden Arbeit und Ziele öffentlicher, privater, politischer und kirchlicher Stiftungen vorgestellt.
Checkliste, Literatur und Internet Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) 2004: Promotion. Die Internationale Hochschule. Ein Handbuch für Politik und Praxis. Band 3. Bielefeld. Dostal, Regina/Janson, Simone 2005: DAAD Studienführer Spanien, Portugal, Italien. Bielefeld. Enders, Jürgen/Bornmann, Lutz 2001: Karriere mit Doktortitel? Ausbildung, Berufsverlauf und Berufserfolg von Promovierten. Frankfurt a. M. Die Studie untersucht exemplarisch anhand von sechs Fächern Berufsverläufe der Abschlussjahrgänge 1979/80, 1984/85 und 1989/1990. Angeschrieben wurden 4.329 Personen, die Netto-Rücklaufquote lag bei 52 %. In Arbeit, aber noch nicht veröffentlicht ist die aktuelle Studie „Neue Formen der Ausbildung – andere Werdegänge/New modes of training – different careers“ des Center for Higher Education Policy Studies (CHEPS) der Universität Twente (NL) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Karrierewege von 11.000 zwischen 1970 und 2000 promovierten Absolventen untersucht. Weitere Informationen unter http://www.utwente.nl/cheps/research/current_projects/track_3/cnewmodesof training.doc. Enders, Jürgen/Werdes, Alexandra 2001: Dr. phil. ist besser als sein Ruf. Pluspunkt oder Zeitverschwendung? Über den Nutzen des Promovierens – ein Gespräch mit dem Berufsforscher Jürgen Enders. In: Die Zeit 48/2001. Fritsche, Angelika 2004: Viele Wege führen zur Promotion. In: Zur Situation Promovierender in Deutschland. Ergebnisse der bundesweiten Thesis-Doktorandenbefragung 2004, Beilage zu duz – das unabhängige Hochschulmagazin, 3. 12. 2004, 10 f. Himmelrath, Armin 2004: Andere Länder sind längst weiter. Der Bologna-Prozess und die Situation der Promovierenden. In: Zur Situation Promovierender in Deutschland. Ergebnisse der bundesweiten Thesis-Doktorandenbefragung 2004, Beilage zu duz – das unabhängige Hochschulmagazin, 3. 12. 2004, 6–8. Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 2003: Entschließung des 199. Plenums vom 17./ 18. 2. 2003. Download unter www.hrk.de/de/download/dateien/Promotion.pdf. Aufgeführt werden hier Feststellungen der HRK zur Organisation des Promotionsstudiums, genauer zur wissenschaftspolitischen Entwicklung der letzten Jahre, den Defiziten der Doktorandenausbildung und der Optimierung des Promotionswesens in Deutschland. Horstkotte, Herrmann 2004: Promotion. Doktorspielchen mit dem PhD. In: Unispiegel Online, 1. 12. 2004. Kostenpflichtiger Download unter http://service.spiegel. de/digas/archiv. Humboldt, Wilhelm von (1809/10): Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin [Fragment 1809/10]. In: ders.: Gesammelte Schriften 10, hrsg. von Bruno Gebhardt. Berlin 1903, 250–260. Janson, Simone 2004: Studienführer Kulturwissenschaften. Eibelstadt. Janson, Simone 2006a: InsidePaper Studienfinanzierung – BAföG, Jobben und Sozialleistungen. Wehlau. Ständig aktualisiertes E-Book, das sich auch mit den Themen Sozialversicherung während und nach dem Studium sowie mit der studentischen Existenzgründung beschäftigt. Zu beziehen über das Ratgeberportal www.beamte4u.de. Keller, Ansgar 2005: Promotionsführer für Fachhochschulabsolventen. Möglichkeiten und Zulassungsverfahren für eine Promotion an 70 deutschen Universitäten mit Hinweisen für Absolventen von Bachelor-/Masterstudiengängen sowie Berufsakademien und zur Promotion im Ausland. 7., erw. u. überarb. Aufl. Berlin. Ansgar Keller, Promotionsberater an einer Fachhochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin, gibt in diesem Buch eine Übersicht zu den derzeitigen Promotionsmöglichkeiten für Fachhochschulabsolventen in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt auf der Erläuterung typischer Zugangswege und deren Besonderheiten sowie Schwierigkeiten. Kienbaum Executive Consultants GmbH (Hrsg.) 2004: High Potentials 2004. Gummersbach.
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I. Promotion Für die Studie wurden 254 Unternehmen befragt. Die vollständige Kienbaum „High Potentials“ Studie 2004 ist leider nur für eine Schutzgebühr von 200 e direkt bei der Kienbaum Executive Consultants GmbH zu bestellen. Knigge-Illner, Helga 2002: Der Weg zum Doktortitel. Strategien für die erfolgreiche Promotion. Frankfurt a. M. Knigge-Illner ist als psychologische Beraterin an der Freien Universität Berlin tätig und betreut Doktoranden in Einzel- und Gruppenberatungen. Ihr Ratgeber befasst sich vor allem mit psychologischen Problemen, die während der Promotionsphase auftreten können. Das Werk bietet Fallbeispiele und Übungen für den Aufbau einer erfolgsorientierten Arbeitsmotivation und erläutert u. a., wie man sein Promotionsthema eingrenzt, adäquat formuliert und Schreibblockaden überwindet. Kupfer, Antonia/Moes, Johannes 2004: Promovieren in Europa. Ein internationaler Vergleich von Promotionsbedingungen. Erstellt im Auftrag der Max Traeger Stiftung, der GEW und der Hans Böckler Stiftung. Frankfurt a. M. Download unter http://www.promovieren.de.vu/pie.pdf. Münch, Ingo von 2003: Promotion. Tübingen. Bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen typischen Ratgeber. Der ehemalige Juraprofessor schildert vielmehr seine persönlichen Erfahrungen, die er im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit an der Hochschule gesammelt hat. Perras, Arne: Treudeutsch beschränkt. Staatlich finanzierte Stiftungen vergeben Stipendien zur Promotion – wenn man brav zu Hause bleibt. In: Die Zeit 25/1998. Download unter http://www.zeit.de. Rheinischen, Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 2004: Amtliche Bekanntmachungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Nr. 14. Promotionsordnung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vom 9. August 2004. Download unter http://www.uni-bonn.de/www/ Philosophische_Fakultaet/bilder/pdf/Promotionsordnung_2004.pdf. Redaktion Uni 2004: Stipendien von Stiftungen. Begabung hat viele Gesichter. In: Uni-Magazin, Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 4/2004. Download unter http://www.uni-magazin.de/rubrik/special20040401.jsp. Redaktion Unispiegel 2005: Promotion nach dem Bachelor. Doktorhut für Minimalisten. In: Unispiegel Online, 15. 5. 2005. Kostenpflichtiger Download unter http:// service.spiegel.de/digas/archiv. Röthlingshöfer, Bernd 2004: Kauf! Mich! Jetzt! Die besten Werbestrategien für Autoren und Selbstverleger. Norderstedt. Das Buch stellt sehr übersichtlich und mit vielen neuen Ideen verschiedene Möglichkeiten vor, wie Autoren auf sich und ihr Buch aufmerksam machen können. Der Schwerpunkt liegt auf der kostengünstigen Internetwerbung. Schrader, Julie 2004: Was bringt noch der Doktor-Titel? In: FAZ Hochschulanzeiger 74/2004. Schwinges, Rainer Christoph (Hrsg.) 2001: Humboldt International. Der Export des deutschen Universitätsmodells im 19. und 20. Jahrhundert. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Band 3. Basel. Wollgast, Siegfried 2001: Zur Geschichte des Promotionswesens in Deutschland. Bergisch-Gladbach.
Internet
http://altphilologenverband.de Hier findet man Informationen zu Latinum und Lateinnachweisen an verschiedenen Hochschulen. http://www.anabin.de Diese Datenbank der Kultusministerkonferenz erteilt Auskünfte zur Anerkennung
Checkliste, Literatur und Internet und Bewertung ausländischer Bildungsnachweise. Sie enthält in erster Linie Angaben zum Erwerb ausländischer Hochschulgrade und -abschlüsse und Hinweise zu deren Einstufung im Vergleich zum deutschen Hochschulsystem. http://www.elitenetzwerk-bayern.de Das bundesweit in dieser Form bislang einzige Elitenetzwerk bietet Elitestudiengänge für besonders leistungsfähige und leistungsbereite Studierende, internationale Doktorandenkollegs für herausragende Wissenschaftler und ein reformiertes Förderungsprogramm auf fachlicher und persönlicher Ebene. http://www.bmbf.de Die Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung enthält Links zu Forschungsgemeinschaften und informiert über die Nachwuchs- und Begabtenförderung > Bildung. http://www.bod.de BoD steht für „Books on Demand“ und ist gleichzeitig der Name einer Firma, die diese Homepage betreibt. Die Firma offeriert eine kostengünstige Veröffentlichung der Promotion im Selbstkostenverlag. Die Bücher werden nur auf Bestellung gedruckt, enthalten sind die ISBN-Nummer und der VLB-Eintrag. Werbemaßnahmen muss der Autor organisieren. http://www.bologna-berlin2003.de Diese Website informiert über die Konferenz der europäischen Bildungsminister zum Bologna-Prozess in Berlin 2003. http://www.bologna-bergen2005.no Diese Website informiert über die Konferenz der europäischen Bildungsminister zum Bologna-Prozess in Bergen 2005, der für die zukünftige Entwicklung des europäischen Hochschulsystems und damit auch der Promotion von großer Bedeutung ist. Die genauen Inhalte der Conference of European Ministers Responsible for Higher Education, abgehalten vom 19.–20. Mai 2005, lassen sich downloaden unter http://www.bologna-bergen2005.no/Bergen/Conference.HTM. http://www.britishcouncil.org/learning-funding-your-studies.htm Als britische Kulturvertretung fördert der British Council die Zusammenarbeit des Vereinigten Königreichs mit anderen Ländern auf kulturellen, wissenschaftlichen und technologischen Gebieten. Auf seiner Homepage gibt er Hinweise zur Studienfinanzierung für ausländische Studenten und Graduierte in Großbritannien. http://www.cidu.de Cidu ist das Informations- und Dokumentationszentrum für das Studium in Frankreich. Die Homepage liefert Hinweise zur Durchführung und Finanzierung einer Promotion in Frankreich und zur Planung und Vorbereitung eines Frankreichaufenthaltes. http://www.daad.de Die Website des Deutschen akademischen Austauschdienstes enthält viele Informationen zur Arbeit an ausländischen Hochschulen und eine umfassende Stipendiendatenbank > Infos für Deutsche. http://www.daad.de/ipp/de Das Internationale Promotionsprogramm IPP umfasst ein Netzwerk von 50 Promotionsstudiengängen in Deutschland mit internationaler Ausrichtung. Deutsche und ausländische Doktoranden besuchen gemeinsam die Veranstaltungen des Begleitcurriculums. Die begleitenden Veranstaltungen vermitteln neben fachübergreifenden Themen Methoden und Präsentationstechniken. Gastvorlesungen ausländischer Wissenschaftler gehören zum Lehrangebot, Forschungsaufenthalte an einer Partnerhochschule im Ausland sind erwünscht. Durch die klare Regelung und Festlegung von Fristen ist die Promotionsdauer kalkulierbar. Der Deutsche akademische Austauschdienst erteilt auf dieser Website Auskünfte zur Bewerbung für dieses Programm. http://www.dfes.gov.uk/bologna Die Website des aktuellen Bologna-Sekretariats bietet Informationen zur europä-
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I. Promotion ischen Hochschulpolitik und beschreibt die Entwicklung des Bologna-Prozesses, der alle Bereiche der Hochschulbildung einschließlich der Promotion umfasst. http://www.dfg.de Die Website der Deutschen Forschungsgemeinschaft bietet Links zu Fördermöglichkeiten, u. a. an Geisteswissenschaftlichen Zentren in den Neuen Bundesländern: Förderung > Koordinierte Programme. Unter folgendem Link kann ein Merkblatt für die Anträge auf Sachbeihilfe der DFG heruntergeladen werden: http:// www.dfg.de/forschungsfoerderung/formulare/download/1_02.pdf. http://www.dhi-paris.fr Im Rahmen seiner Nachwuchsförderung vergibt das Deutsche Historische Institut Paris – je nach Umfang der zur Verfügung stehenden Mittel – Stipendien an deutsche Doktoranden und Habilitanden, die zur französischen, deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte forschen. Die Homepage informiert über die Stipendienordnung und die Möglichkeiten zur Erlangung der Förderung. Für Promovenden anderer Forschungsgebiete empfiehlt sich die Suche nach den Deutschen Historischen Instituten im entsprechenden Ausland, für den US-amerikanischen Bereich z. B. das DHI in Washington. http://www.ece.org Educational Credential Evaluators, Inc. ist eine private, nicht gewinnorientierte Organisation, die internationale Bildungsabschlüsse mit dem US-amerikanischen Bildungssystem vergleicht und evaluiert. Diese Gutachten werden in den USA u. a. von ausländischen Promovenden für Bewerbungen und für den Erwerb einer Berufslizenz benötigt. http://www.eracareers-germany.de Diese Homepage des Deutschen Mobilitätszentrums bei der Alexander-von-Humboldt-Stiftung wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Das Deutsche Mobilitätszentrum hat die Aufgabe, Wissenschaftler zu informieren und zu beraten, die zu Forschungszwecken nach Deutschland einreisen. Gemeinsam mit den Mobilitätszentren der Zielländer berät es auch Forscher aus Deutschland, die in einem EU-Mitgliedsstaat forschen wollen. Die Website bietet Informationen und Links zu deutschen Forschungseinrichtungen und den Kontakt zu deutschen und europäischen Mobilitätszentren, bei denen sich Wissenschaftler informieren und beraten lassen können. www.eurodoc.net Eurodoc ist ein Zusammenschluss europäischer Doktoranden, der diese bei ihrer Arbeit unterstützt und Austausch und Kooperation ermöglicht. Auf dieser Homepage findet man auch die Studie von Euroscience, MCFA und PI-Net aus dem Jahr 2002, „young scientists survey“. Sie zeigt Perspektiven junger Wissenschaftler in Europa auf > Documents. http://www.forschungsportal.net Diese Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, bietet eine Übersicht über Promotionsmöglichkeiten in Deutschland. http://www.fulbright.de Die Fulbright-Stipendienprogramme für Deutsche fördern akademische Aufenthalte in den USA. Informationen gibt auch der Ehemaligenverband der deutschen Fulbrighter: http://www.fulbright-alumni.de. http://www.german-isbn.org Die ISBN-Agentur bietet hier die Anmeldung einer ISBN an. International kann man sich unter http://www.isbn-international.org anmelden. http://www.hochschulkompass.de Der Hochschulkompass enthält eine umfangreiche Datenbank der Hochschulrektorenkonferenz zu Studienangebot und Promotionsmöglichkeiten in Deutschland. Die letzte Aktualisierung beim Promotionsangebot war jedoch 2002/2003. http://www.hrk.de Website der Hochschulrektorenkonferenz.
Checkliste, Literatur und Internet http://www.innovation.nrw.de/StudiereninNRW/graduate_deutsch/index.html Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen gibt auf dieser Homepage eine Übersicht über die Graduate Schools in NRW. http://www.kmk.org/zab/home.htm Die Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen (ZAB) bei der Ständigen Konferenz der Kultusminister (KMK) der Länder ist eine gemeinsame Gutachterstelle der Bundesländer für die Bewertung ausländischer Bildungsnachweise, für die Zulassung zu deutschen Hochschulen sowie für Berufe mit festgelegten Mindestqualifikationen. Auch Privatpersonen können hier allgemeine Auskünfte einholen, nicht jedoch konkrete Gutachten anfordern. Zeugnisse können demnach nicht direkt an die ZAB zur Bewertung eingeschickt werden. http://www.iue.it Das Europäische Hochschulinstitut Florenz führt die vier Abteilungen Geschichte und Kulturgeschichte, Politologie und Gesellschaftswissenschaften, Recht und Wirtschaftswissenschaften. Es bietet ein einjähriges Masterstudium sowie ein dreibis vierjähriges Doktoratsstudium an. Das Institut nimmt Forschungsstudenten aus der EU für ein bis vier Jahre auf. Interessenten können auf der Homepage ein Bewerbungsformular anfordern. http://www.mpg.de Die Max-Planck-Gesellschaft wendet sich primär an Naturwissenschaftler, für Geisteswissenschaftler bestehen nur ausgewählte Angebote. Auf ihrer Homepage gibt die MPG Links zu den Max Planck Research Schools an, die hervorragende Ausbildungs- und Fördermöglichkeiten für graduierte Wissenschaftler bieten. Derzeit gibt es bundesweit 37 Max Planck Research Schools > Institute, Projekte und Einrichtungen. http://www.stifterverband.de/ Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft informiert auf dieser Homepage über seine Förderprogramme, Wettbewerbe, Stipendien und Antragsverfahren. http://www.stiftungen.org Der Bundesverband Deutscher Stiftungen liefert auf seiner Homepage eine knappe Übersicht über nationale und internationale Stiftungen, ihre möglichen Formen und Veranstaltungen. Die Homepage des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen lässt sich unter http://www.stiftungsindex.de ebenfalls erreichen. http://www.thesis.de Das deutschlandweite Doktorandennetzwerk für den wissenschaftlichen Nachwuchs bietet mit seiner Homepage in Form von Foren, Mailinglisten und der Ankündigung aktueller Veranstaltungen, Möglichkeiten für einen interdisziplinären Austausch; genutzt wird es von Wissenschaftlern aus über 70 Fachgebieten. http://www.vgwort.de Die Verwertungsgesellschaft Wort nimmt die urheberrechtlichen Befugnisse von Autoren treuhänderisch wahr und schüttet jährlich Tantiemen für die vom Autor gemeldeten Titel aus. http://www.vgwort.de/foerderungsfonds.php Der Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG-Wort hat das Ziel, die erstmalige Veröffentlichung von wissenschaftlichen Werken und Fachwerken in deutscher Sprache durch Zuschüsse zu fördern. Die Zahlung eines Zuschusses zu den Druckkosten setzt voraus, dass zwischen dem Verfasser (Herausgeber) und dem Verleger ein Verlagsvertrag abgeschlossen wurde. http://www.vlb.de Das Verzeichnis Lieferbarer Bücher ist die umfassendste Datenbank für den deutschen Buchhandel und die zentrale Marketing- und Kommunikationsplattform der Branche. Es enthält derzeit mehr als eine Million Titel aus über 18.000 Verlagen. Das VLB gibt es auf CD-ROM und online im Internet. Die Daten des VLB online
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I. Promotion Katalogs werden täglich aktualisiert. Durch den Eintrag der Dissertation in das VLB fließt die Arbeit leichter in den wissenschaftlichen Diskurs ein. http://www.volkswagen-stiftung.de Die Volkswagen-Stiftung hat ihre Förderinitiativen für zukunftsweisende Wissensgebiete in vier Bereiche gegliedert: „Struktur- und personenbezogene Förderung“, „Auslandsorientierte Initiativen“, „Thematische Impulse“ und „Gesellschaftliche und kulturelle Herausforderungen“ > Förderung. http://www.wbg-darmstadt.de Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft in Darmstadt unterstützt im Zweijahresrhythmus jeweils einen Nachwuchswissenschaftler > Extras > Förderungen. http://www.wissenschaftsrat.de Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder. Er hat die Aufgabe, Empfehlungen zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung sowie des Hochschulbaus zu erarbeiten. Die Empfehlungen zur Doktorandenausbildung vom 15. 11. 2002 lassen sich downloaden unter http://www.wissenschaftsrat.de/texte/5459-02.pdf.
II. Aufbaustudiengänge Während bei einer Promotion die wissenschaftliche Arbeit im Mittelpunkt steht, ist ein Aufbaustudiengang eher darauf ausgerichtet, das Fachwissen für einen bestimmten Beruf zu vermitteln. Ein Aufbaustudiengang ist also kein Ersatz für eine Promotion, sondern dient dem Erwerb von praktischem Wissen, das direkt im Berufsalltag zur Anwendung kommt. Noch bevor es an die Auswahl des Studiengangs geht, sollte sich jeder Interessierte genau überlegen, aus welchen Gründen er überhaupt ein Aufbaustudium anstrebt. Er sollte sich darüber klar werden, wie seine persönliche Karriereplanung aussieht und ob ein Aufbaustudium tatsächlich das geeignete und beste Instrument ist, um sich fehlende Kompetenzen anzueignen und das angestrebte Ziel zu erreichen. Beispielsweise klingt ein Aufbaustudiengang „Europäische Kultur und Wirtschaft“ zunächst einmal attraktiv, scheint er doch zahlreiche Kenntnisse zu vermitteln, die auf dem Arbeitsmarkt gut verwertbar sind. Letztlich sind die Berufsfelder, die mit diesem Abschluss offen stehen, jedoch ebenso diffus wie mit einem Magister in einem beliebigen geisteswissenschaftlichen Fach. Es ergibt sich für den Arbeitsmarkt nicht zwangsläufig ein Mehrwert. Ein Aufbaustudiengang ist dann sinnvoll, wenn er genau die Kompetenzen vermittelt, die von den Unternehmen nachgefragt und benötigt werden. Wer sich auf diesem Weg qualifizieren möchte, sollte zunächst entscheiden, welchen Beruf er anstrebt und danach den passenden Aufbaustudiengang wählen. Wichtig ist, sich genau über Formen, Inhalte und Zugangsvoraussetzungen wie Fremdsprachen oder Berufserfahrung, aber auch über Studienorte im In- und Ausland zu informieren. Gleichfalls bedacht werden sollte, ob die Bereitschaft, eine Beeinträchtigung des Privatlebens in Kauf zu nehmen, vorhanden ist, und ob die Finanzierung geklärt ist. Denn zum bloßen Aufschieben der Jobsuche ist ein Aufbaustudium auch wegen der hohen Kosten nicht der richtige Weg.
Ziel eines Aufbaustudiums
Auswahl des Studiengangs
1. Formen, Dauer, Zugang und Abschlüsse Ein Aufbaustudiengang kann sowohl an einer staatlichen Hochschule als auch an einer privaten Institution absolviert werden. Möglich sind Voll- oder Teilzeitstudiengänge. Bei einem Vollzeitprogramm besteht Anwesenheitspflicht wie bei einem anderen Studium auch, dafür dauert ein Vollzeitprogramm meist nur zwischen einem und vier Semestern. Ein Teilzeitstudium kann hingegen berufsbegleitend durchgeführt werden, dauert dafür aber deutlich länger. Berufsbegleitende Studiengänge können abends und am Wochenende oder aber als Fernstudium absolviert werden. Letzteres ist vor allem dann sinnvoll, wenn der gewünschte Studiengang nicht vor Ort angeboten wird, ein Umzug jedoch nicht möglich ist. Zunehmend sind Programme auch modular aufgebaut, so dass entweder der ganze Studiengang
Voll- oder Teilzeitstudium
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II. Aufbaustudiengänge
Auslandsstudium
Formen von Aufbaustudiengängen
Konsekutive Studiengänge
Nicht-konsekutive Aufbaustudiengänge
oder aber nur Teilbereiche belegt werden können, was besonders für diejenigen interessant ist, die bereits Vorkenntnisse, etwa aus einer früheren Ausbildung oder einer Berufstätigkeit, mitbringen. Aufbaustudiengänge lassen sich natürlich auch an ausländischen Institutionen absolvieren, wobei hier besonders auf die Qualität und die Verwertbarkeit des Abschlusses auf dem Arbeitsmarkt zu achten ist. In diesem Zusammenhang sind die Veränderungen im Rahmen des Bologna-Prozesses von besonderer Bedeutung: Bisher werden in Deutschland noch einige Aufbaustudiengänge mit Diplom oder Hochschulzertifikat angeboten. Doch während ein Diplomabschluss ein gewisses Renommee besitzt, sind die hochschuleigenen Zeugnisse und Zertifikate häufig wenig oder nur regional bekannt. Daher ist es sicher sinnvoll, dass es auch in Deutschland bald nur noch Aufbaustudiengänge mit Masterstabschluss geben wird. Der auch international anerkannte, aus dem angelsächsischen kommende Master, der in der Regel ein Akkreditierungsverfahren durchlaufen hat, bietet die Chance auf eine breite Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt. Für Verwirrung sorgt auch die gesetzlich bislang noch nicht geklärte Frage, ob ein Master als Teil eines grundständigen Studiengangs oder als Aufbaustudiengang einzustufen ist, da der Abschluss für beide Studienformen verwendet wird. Zum besseren Verständnis sei nachfolgend die von der Kultusministerkonferenz verwendete Systematik erläutert. Sich daraus ergebende Fragestellungen hinsichtlich BAföG und Sozialversicherung werden im Abschnitt über Kosten und Finanzierung behandelt. Es lassen sich drei Formen von Aufbaustudiengängen mit verschiedenen Zugangsvoraussetzungen unterscheiden. Um welche Form es sich im Einzelfall handelt, muss in der Prüfungs- bzw. Studienordnung oder in der Akkreditierung genau festgelegt sein. Konsekutive Studiengänge, in der Regel Bachelor- und daran anschließende Masterstudiengänge, bauen nach den Vorgaben der Studien- bzw. Prüfungsordnung inhaltlich aufeinander auf. Streng genommen ist ein konsekutiver Master also gar kein Aufbaustudiengang, sondern der zweite Teil eines grundständigen Studiums. Er tritt als solcher an die Stelle des Magisters. Wer also beispielsweise einen konsekutiven Master als Kulturwirt machen möchte, muss bereits den gleichnamigen Bachelorstudiengang absolviert haben, um zugelassen zu werden. In der Regel werden zum Bachelor drei und zum Master weitere zwei Jahre benötigt, mancherorts findet sich aber auch das Modell vier plus eins. Entscheidend ist, dass diese Studiengänge den Gesamtrahmen von fünf Jahren Regelstudienzeit bis zum Masterabschluss nicht überschreiten. Der Masterstudiengang kann den Bachelorstudiengang fachlich fortführen und vertiefen oder – soweit der fachliche Zusammenhang gewahrt bleibt – fachübergreifend erweitern, und er bereitet gleichzeitig auf die Berufstätigkeit vor. Bachelor- und Masterstudiengang können an verschiedenen Hochschulen, an verschiedenen Hochschularten und mit Phasen der Berufstätigkeit zwischen dem ersten und zweiten Abschluss konsekutiv studiert werden. In der Regel setzt ein konsekutiver Studiengang einen Abschluss in einem einschlägigen Fach voraus. Nicht-konsekutive Aufbaustudiengänge bauen nicht auf dem vorangegangenen Studiengang auf. Zugangsvoraussetzung ist aber in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium.
2. Wie findet man den richtigen Aufbaustudiengang?
Weiterbildende Aufbaustudiengänge setzen einen Hochschulabschluss und eine anschließende qualifizierte berufspraktische Erfahrung von nicht weniger als einem Jahr voraus. Die Inhalte des weiterbildenden Aufbaustudiums sollen die beruflichen Erfahrungen berücksichtigen und an diese anknüpfen. Der Zusammenhang zwischen Beruf und Studiengang muss in der Prüfungs- bzw. Studienordnung festgelegt sein. Die Grenzen zur beruflichen Weiterbildung sind hier fließend.
Weiterbildende Aufbaustudiengänge
2. Wie findet man den richtigen Aufbaustudiengang? Bei der Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Aufbaustudiengang sind letztlich nur die eigenen Vorstellungen maßgeblich. In jedem Fall sollten die verschiedenen Angebote aber ganz genau verglichen werden. Einige Studiengänge kosten hohe Gebühren und es fragt sich, ob die Kosten das Ergebnis wert sind. Darüber hinaus sollte sicher gestellt sein, dass die Inhalte weitaus stärker als beim Erststudium auf das zukünftige Berufsfeld ausgerichtet sind. Zu achten ist außerdem darauf, dass der Abschluss nicht nur regional, sondern im günstigsten Fall international anerkannt ist, damit er auch die Möglichkeit eröffnet, im Ausland zu arbeiten. Wem die aufwendige Suche nach dem optimalen Aufbaustudiengang selbst zu umständlich erscheint, der kann sich professionelle Hilfe holen: Private Studienberatungen wie PlanZ bieten einen umfassenden, individuellen Beratungsservice für das In- oder Ausland. Suche in Online-Datenbanken Da das Angebot an Aufbaustudiengängen sehr unübersichtlich ist, verschafft man sich am besten im Internet einen ersten Überblick. Leider unterscheiden die drei wichtigsten Datenbanken für Aufbaustudiengänge allerdings nicht zwischen weiterbildenden, nicht-konsekutiven und konsekutiven Aufbaustudiengängen. Die Aufbaustudiengänge sind vielmehr nach dem Abschluss sortiert. Wer etwa im Hochschulkompass „Geschichte“ eingibt, findet alle Aufbaustudiengänge mit historischem Inhalt, jedoch nicht alle Aufbaustudiengänge, die für Historiker sinnvoll sind. Daher sollte jeder Geisteswissenschaftler, der sich einen Überblick über alle Möglichkeiten verschaffen will, daran denken, dass für ihn auch wirtschaftswissenschaftlich weiterbildende Aufbaustudiengänge in Frage kommen. Leider hat er dann keine andere Wahl, als sich durch die vielen Studienangebote durchzuklicken und dabei auf die Voraussetzungen zu achten. Er muss im Einzelfall prüfen, ob die verzeichneten Aufbaustudiengänge auch Geisteswissenschaftlern offen stehen. Denn konsekutive Studiengänge im Bereich Recht, Wirtschaft oder Naturwissenschaften kommen für einen Geisteswissenschaftler natürlich nicht in Frage, da sie ein abgeschlossenes Studium in diesen Bereichen voraussetzen. Die Datenbank Studienwahl unterscheidet noch nicht einmal zwischen grundständigen und aufbauenden Studiengängen. Allerdings ist eine Angabe des gewünschten Abschlusses, also etwa Master, möglich, zudem kann man zwischen studienbegleitenden, Teilzeit-, Vollzeit- und Fernangeboten wählen sowie zwischen verschiedenen Hochschularten. Wer also ortsge-
Vergleich von Aufbaustudiengängen
Datenbank Hochschulkompass
Datenbank Studienwahl
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II. Aufbaustudiengänge
Datenbank KURS
Qualitätsunterschiede
Qualitätssicherung durch Akkreditierung
bunden ist oder vor allem wissen will, wie er einen Aufbaustudiengang mit seinem Job unter einen Hut bekommt, der sollte hier suchen. KURS, die mit rund 520.000 Angeboten größte deutsche Weiterbildungsdatenbank beinhaltet neben Aufbaustudiengängen auch zahlreiche berufliche Weiterbildungen. Leider nimmt KURS seit Juli 2005 nur noch Angebote auf, die ein spezielles Zertifikat erhalten haben und der Bundesagentur für Arbeit als förderungswürdig gelten. Die Datenbank bietet insofern kein umfassendes Bild der deutschen Weiterbildungslandschaft, außerdem sind nicht alle Angebote aktuell. Immerhin lässt sich hier am ehesten eine Suchanfrage nach einem bestimmten Berufsziel starten, denn es werden auch ähnliche Abschlüsse genannt. Letzteres ist gerade für Absolventen, die sich einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Angebote verschaffen möchten, interessant. Wer etwa als Ausgangsberuf „Historiker“ eingibt, erhält eine Liste verwandter Berufe, vom Ägyptologen bis zum Volkskundler. Wer nun „Kunsthistoriker“ anklickt, erhält, nach Fachgruppen sortiert, einen Überblick über die verschiedenen Aufbaustudiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten für dieses Fachgebiet. Darunter erhält er neben vielen fachspezifischen Angeboten auch einige fachfremde Möglichkeiten, z. B. einen „MBA in Communication & Public Relations“ im Bereich „Öffentlichkeitsarbeit und Publizistik“. Über BERUFEnet lässt sich ebenfalls vom Berufsziel aus suchen. Neben der Berufsbeschreibung werden hier auch Weiterbildungsmöglichkeiten zum Wunschberuf angeboten. Leider sind längst nicht alle Aufbaustudiengänge in KURS und BERUFEnet verzeichnet. Wer eine bestimmte Hochschule im Auge hat, sollte sich daher nicht auf diese beiden Datenbanken verlassen, sondern sich direkt vor Ort oder über die Homepage informieren. Qualitätsanforderungen an einen Aufbaustudiengang Wer eine erste Auswahl aus den zahlreichen Angeboten getroffen hat, sollte sich diese nun im Hinblick auf Qualität und Inhalte genauer anschauen, denn neben seriösen Angeboten finden sich auch Phantasieabschlüsse und Titelhändler, deren Zertifikate auf dem Arbeitsmarkt kaum etwas wert sind. Gemeinhin sind Interessenten versucht, einen Studiengang zu wählen, von dem sie schon einmal gehört haben, oder sie messen die Qualität an der Höhe der Studiengebühren. Doch nicht immer sind höhere Studiengebühren mit besserer Qualität gleichzusetzen. Beispielsweise sind die Studiengebühren an staatlichen Universitäten in der Regel niedriger als an privaten, aber nicht zwangsläufig sind staatliche Institutionen auch schlechter, denn die Höhe der Studiengebühren hängt vor allem davon ab, wie groß die Institution ist und welche weiteren Finanzquellen sie sich erschließen konnte. Staatliche Institutionen können die Gebühren moderater halten, weil sie in der Regel Zuschüsse erhalten. Die Höhe der Studiengebühren hängt manchmal auch von der Größe des Instituts ab: Größere Institutionen sind häufig bekannter, haben jedoch auch einen größeren Verwaltungsapparat, den der Student mitfinanzieren muss. Kleinere Institutionen bieten manchmal eine bessere Ausbildung durch individuelle Betreuung der Studenten und niedrige Gebühren. Besser, als auf subjektive, nicht nachprüfbare Kriterien zu vertrauen, ist es, sich an der Akkreditierung eines Studiengangs zu orientieren. Denn wenn der Studiengang akkreditiert ist, kann man sicher sein, dass er ständig auf seine Qualität und die Einhaltung festgelegter Mindeststandards überprüft
2. Wie findet man den richtigen Aufbaustudiengang?
und evaluiert wird. Eine Akkreditierung bürgt für eine gewisse Transparenz des Studienangebots und für die Qualität der Ausbildung auch im Hinblick auf ihren beruflichen Nutzen. Auch wenn die Akkreditierung sicherlich keine Garantie für eine optimale Ausbildung ist, bietet sie doch die Möglichkeit, sich schnell einen Überblick über die Qualität des Angebotes zu verschaffen. Für den weltweit auf große Resonanz stoßenden und deshalb gut untersuchten MBA ist durch die internationalen Akkreditierungsorganisationen auch ein länderübergreifender Vergleich möglich. 50 % der vom Graduate Management Admissions Council (GMAC) befragten MBA-Absolventen aus 107 Ländern hielten die Akkreditierung für das wichtigste Auswahlkriterium (GMAC 2004, 2). Für andere Arten von Aufbaustudiengängen existieren Akkreditierungsorganisationen häufig nur national, so dass ein internationaler Vergleich aufgrund des heterogenen und sehr unübersichtlichen Studienangebots nur schwer möglich ist. In Deutschland werden die Agenturen durch den unabhängigen Akkreditierungsrat anerkannt. Dazu müssen die Agenturen den Standards der Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz genügen, indem sie z. B. kompetente Gutachter beschäftigen und von Hochschulen sowie Berufs- und Wirtschaftsverbänden unabhängig sind. Die Agenturen bewerten u. a., ob der Studiengang theoretische und praktische Ausbildungseinheiten ausreichend miteinander verbindet, neben nationalen auch internationale Kompetenzen vorhanden sind, der Studiengang optimal organisiert ist und die räumlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Zu den Agenturen, die berechtigt sind, das Qualitätssiegel des Akkreditierungsrates an Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Master zu vergeben, gehören in Deutschland u. a. die Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen (AQAS), das Akkreditierungs-, Certifizierungs- und Qualitätssicherungs-Institut (ACQUIN), die Zentrale Evaluations- und Akkreditierungsagentur (ZevA), die Akkreditierungsagentur für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, der Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik (ASIIN) und die Akkreditierungsagentur für Studiengänge im Bereich Heilpädagogik, Pflege, Gesundheit und Soziale Arbeit (AHPGS) sowie die Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA), wobei für Geisteswissenschaftler vor allem die ersten drei interessant sind. Experten raten jedoch, auf die Akkreditierung von international anerkannten Organisationen zu achten – das verbessert die Chancen auf dem globalisierten Arbeitsmarkt, zumal die Kriterien nationaler Agenturen wie der FIBAA, einem 1994 gegründeten Zusammenschluss von fünf Wirtschaftsverbänden im deutschsprachigen Raum, gerade einmal die internationalen Mindeststandards erfüllen (vgl. Poganatz 2004). Viele Organisationen, die auch international vergleichen, akkreditieren vorrangig MBA-Studiengänge: Die European Foundation for Management Development (EFMD) ist mit mehr als 450 Mitgliedern in 40 Ländern die größte Vereinigung von Business Schools, Universitäten und Unternehmen in Europa. Aufbauend auf den Erfahrungen der bereits bestehenden nationalen Akkreditierungssysteme in Europa, hat sie im Rahmen ihrer Initiative European Quality Improvement System (EQUIS) Qualitätsstandards entwickelt. Die Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB) ist die zentrale Akkreditierungseinrichtung in den USA. Sie ist vom US-amerikani-
Internationaler Vergleich
Deutsche Akkreditierungsagenturen
Internationale Akkreditierungsagenturen
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II. Aufbaustudiengänge
Weitere Auswahlkriterien
Fernstudium
schen Erziehungsministerium anerkannt und auf die Akkreditierung in den Bereichen Business und Accounting spezialisiert. Die akkreditierten Schulen werden regelmäßig überprüft. Eine Mitgliedschaft bei der AACSB soll garantieren, dass das Niveau der Ausbildung aufrechterhalten und möglichst kontinuierlich verbessert wird. Die britische Association of MBAs (AMBA) entstand bereits 1967 mit dem Ziel, den MBA für die Wirtschaft zu erschließen, weiteren Interessenten durch eine Darlehenskasse das Studium zu ermöglichen und durch Qualitätsstandards und die Akkreditierung von Kursen den Marktwert des eigenen Titels zu sichern. Die AMBA gilt heute als renommierte Akkreditierungsorganisation, die immer öfter auch außerhalb Großbritanniens Gütesiegel verleiht (MBAWorld). Daneben gibt es in Großbritannien auch Akkreditierungen durch das Higher Education Funding Council (HEFCE). In Italien existiert seit 1972 die Associazione per la formazione alla direzione aziendale (ASFOR), die von Unternehmensberatern, Unternehmen und Business Schools gegründet wurde, um Maßstäbe für die nationale Management-Ausbildung zu entwickeln. Die französische Conférence des Grandes Ecoles (CGE) schließlich akkreditiert seit 1980 und ist für die gesamte Management-Ausbildung in Frankreich zuständig. Die Akkreditierung sollte allerdings nicht das einzige Auswahlkriterium bleiben. Gerade Anbieter von Nischenstudiengängen lassen sich hinsichtlich der Qualität nur schwerlich mit anderen Angeboten vergleichen (vgl. Poganatz 2004). Daher ist es wichtig, sich nach einer Vorauswahl zur endgültigen Entscheidung näher mit den einzelnen Angeboten auseinander zu setzen. Passen die persönlichen Fähigkeiten, Ansprüche und Ziele zum Angebot des Instituts? Welches sind die Zugangsvoraussetzungen? Lässt sich daran das Niveau des Studiengangs ablesen? Welche Kenntnisse werden vermittelt? Mit welchen Lehrmethoden? Gibt es praktische Übungen und Kontakt zur Praxis? Wie sieht der Fächerkanon aus? Gibt es neben Pflichtauch Wahlfächer? Wer sind die Dozenten? Welche Qualifikationen und welches Renommee haben sie? Kommen sie aus der Praxis? Wie viele Studenten gibt es? Wie viele Studenten kommen auf einen Dozenten? Gibt es Erfahrungswerte mit mindestens drei Abschlussjahrgängen? Lassen sich Kontakte zu ehemaligen Teilnehmern herstellen? Bei internationalen Studiengängen sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Studenten und Dozenten aus verschiedenen Ländern kommen und während des Studiums auch Themen aus dem interkulturellen Blickwinkel betrachtet werden. Wer zeitlich und räumlich flexibel sein möchte oder muss, für den kann ein Fernstudium die optimale Lösung sein. Allerdings ist hier die Gefahr des Scheiterns größer, denn in der Regel ist man beim Lernen auf sich allein gestellt. Dies erfordert eine erhöhte Motivation und größeres Durchhaltevermögen – auch weil sich das Fernstudium gewöhnlich über einen längeren Zeitraum erstreckt und häufig neben dem Broterwerb absolviert wird. Außerdem fehlen intensive Kontakte zu anderen Teilnehmern, die auch für den späteren Berufseinstieg vorteilhaft sein könnten. Daher sollte man vor der Entscheidung für ein Fernstudium weitere Fragen klären, beispielsweise ob es Kontaktmöglichkeiten zu anderen Studierenden, regelmäßige Gruppenlerneinheiten oder Treffen gibt, wie viele Präsenzblöcke von welcher Dauer im Studium enthalten sind oder wie umfangreich und wie gut das Unterrichtsmaterial ist. Wichtig ist aber auch: Wie oft erhalten die Studenten ein
2. Wie findet man den richtigen Aufbaustudiengang?
Feedback zu ihren Studienleistungen? Wie häufig wird von ihnen erwartet, dass sie Unterlagen bearbeiten und diese zur Korrektur einsenden? Wie werden die Studenten bei der Bearbeitung des Unterrichtsmaterials unterstützt? Wie schnell werden korrigierte Unterlagen an die Studenten zurückgeschickt? Wie viele Studenten sind einem Betreuer zugeordnet? Welche Qualifikationen haben die Betreuer? Kann ein Student auch die Bibliothek und sonstige Einrichtungen des Instituts nutzen? Ist der Wechsel in ein Vollzeitprogramm möglich und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Angebote im In- und Ausland Auch bei einem Aufbaustudiengang im Ausland sollten Akkreditierungen nur ein Auswahlkriterium unter anderen sein. So halten beispielsweise 39 % der befragten MBA-Absolventen den Studienort für ebenso wichtig, was auch damit zusammenhängt, dass das der gute Ruf der Hochschule beim MBA besonders wichtig ist. Da lohnt es sich, bei der Suche nach dem passenden Studiengang über die deutschen Grenzen zu schauen. Nach den Rankinglisten ist es nämlich den deutschen Anbietern noch nicht gelungen, beim MBA in die internationale Spitzenklasse vorzudringen. Und auch bei den Akkreditierungen sieht es eher mau aus: Lediglich die WHU Koblenz, die Universität Mannheim, die Handelshochschule Leipzig, die GISMA Business School in Hannover und die European School of Management ESCP-EAP in Berlin wurden bislang durch die AACSB, EQUIS oder AMBA akkreditiert und bringen es damit zu einem gewissen internationalen Renommee (Poganatz 2004). Wer sich bei der Wahl seines Studienganges an nationalen und internationalen Rankings orientieren möchte, sollte berücksichtigen, dass diese nicht die Aufbaustudiengänge selbst beurteilen. Natürlich sind die Rankings eine gute Möglichkeit, sich über die internationale Reputation einer Hochschule zu informieren. Mehr Informationen über die Vorgehensweise und Methode verschiedener internationaler Rankings bietet das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Es vergleicht die Studienbedingungen an verschiedenen Hochschulen nach Fächern. Die objektiven Daten zur Studiensituation werden ebenso wie subjektive Einschätzungen der Studierenden analysiert und um einen Professorentipp ergänzt. Ermittelt werden die statistischen Daten durch eine Kombination verschiedener Untersuchungsmethoden: Es wird eine schriftliche Befragung der Fachbereiche und der zentralen Hochschulverwaltung durchgeführt. Außerdem finden Befragungen von Drittmittelgebern, eine schriftliche Professoren und Studierendenbefragung, eine bibliometrische Analyse sowie eine Patentanalyse statt. Ergänzt werden die Erhebungsdaten durch eine Dokumentenanalyse und Internetrecherchen. Andere, internationale Rankings vergleichen nur die Studienbedingungen. Die Kriterien sind dabei recht unterschiedlich, gerne wird die Qualität der Forschung, die sich in der Anzahl der Veröffentlichungen und der Patentanmeldungen widerspiegelt, als Maßstab verwendet. Wichtig ist jedoch, dass nur Hochschulen und Fachbereiche verglichen werden, nicht einzelne Aufbaustudiengänge. Immerhin lassen sich von der Qualität der Hochschule und des Fachbereichs auch Rückschlüsse auf die angebotenen Aufbaustudiengänge ziehen. Eine Übersicht über internationale Weiterbildungen und Aufbaustudiengänge bietet die Datenbank der Europäischen Union. Wer sich für die Stu-
Warum ist ein Auslandsstudium sinnvoll?
Hochschulrankings
OnlineDatenbanken
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II. Aufbaustudiengänge
Hochschule und Berufseinstieg
Was bringt ein Auslandsstudium?
MBA-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt
dienmöglichkeiten in einem bestimmten Land interessiert, sollte sich gezielt Informationsmaterial besorgen, etwa die Länderstudienführer des DAAD. Der DAAD bietet eine umfangreiche Datenbank zu Studiengängen im Ausland mit Informationen zu Graduate-Studiengängen einschließlich der Professional Schools. Gesucht werden kann hier nach Zielland, Studienbedingungen und Fächerinformationen. Auch Schoolguides ist eine Datenbank mit internationalen Studienangeboten. Von entscheidender Bedeutung ist auch, ob die Hochschule nach Abschluss des Aufbaustudiengangs den Berufseinstieg mit studienbegleitenden Maßnahmen unterstützt. Deshalb sollte sich jeder Interessierte erkundigen, ob Career Services die Studenten bei der Jobsuche und Bewerbung gezielt betreuen, ob die Hochschule Kontakte zu Arbeitgebern unterhält und ob Rekrutierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Je stärker praxisorientiert das Studium aufgebaut ist, desto enger sind in der Regel die Kontakte zur Wirtschaft. Wichtig ist auch, dass die Studenten regelmäßig umfassende Informationen zu Branchen, Tätigkeitsfeldern, Unternehmen und Gehältern erhalten und Sonderveranstaltungen und Workshops zu Bewerbung und Karriereplanung angeboten werden. Ob ein Aufbaustudium im Ausland tatsächlich etwas nützt, hängt letztendlich vor allem von den individuellen Berufszielen ab. Wer in Deutschland arbeiten möchte und auf den (internationalen) Ruf seines Diploms wenig Wert legt, sollte auch in Deutschland nach einem Aufbaustudiengang suchen – das kommt in der Regel allemal billiger, als im Ausland zu studieren. Wer dagegen bei einem international tätigen Unternehmen seine Karriere starten möchte, der ist mit dem Studienangebot einer renommierten Hochschule in Europa gut beraten. Studienangebote in den USA sind hingegen vor allem auf eine berufliche Tätigkeit in den Staaten ausgerichtet. Dennoch haben gerade die US-Hochschulen aufgrund ihrer langen Tradition sowie ihrer weitreichenden Alumni-Netzwerke weltweit einen sehr guten Ruf, der auch bei europäischen Unternehmen geschätzt wird. Außerdem ist in vielen Bereichen der Privatwirtschaft keine formale Anerkennung eines amerikanischen Abschlusses erforderlich. Er muss nur dem potentiellen Arbeitgeber zusagen bzw. der Arbeitgeber entscheidet allein, ob die Ausbildung den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle entspricht. Wer ein Aufbaustudium plant, sollte sich daher vorab in der betreffenden Branche erkundigen, wie der angestrebte Abschluss dort bewertet wird. Berufsverbände können hier weiterhelfen. Allgemeine Ratschläge lassen sich hingegen nicht geben, vergleichende Untersuchungen über die beruflichen Erfolge von Absolventen gibt es bislang nur für den MBA. MBA-Absolventen von Zwei-Jahres-Programmen erhalten nach einer Umfrage der britischen Akkreditierungseinrichtung AMBA die höchsten Gehälter, gefolgt von Absolventen eines einjährigen Vollzeitstudiums. Leichte Abstriche beim Gehalt müssen dagegen Teilzeitstudenten in Kauf nehmen. Das Schlusslicht bilden die Absolventen von Fernstudien-MBA-Programmen (vgl. Poganatz 2004). Das Gehalt von Absolventen führender Business Schools in Europa liegt derzeit zwischen 95.000 und 145.000 US-Dollar. Die höchsten Gehälter zahlt der Finanzdienstleistungsbereich, gefolgt von der Unternehmensberatung, der Computer-Industrie und der Industrie. Das jährliche Durchschnittsgehalt von Absolventen amerikanischer Top Schools
3. Welche Arbeitsfelder stehen mit einem Aufbaustudium offen?
liegt leicht über dem europäischen Niveau (vgl. GMAC 2004). Die Studie zeigt aber auch: Selbst die Absolventen der bestangesehenen Programme haben zunehmend Schwierigkeiten, einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. So gaben im Frühjahr 2004 rund ein Drittel der im Dezember frisch gebackenen MBA-Inhaber der London Business School und der Schule Insead (Paris/Singapur) an, noch ohne Job zu sein. Große Firmen umwerben MBA-Absolventen zwar weiterhing, hochdotierte Stellen haben sie allerdings gerade in den Bereichen Wirtschaftsberatung und Finanzdienstleistungen immer seltener anzubieten. Bewerber tun daher gut daran, sich bei den Wirtschaftsschulen rechtzeitig über die Arbeitgeber, die der jeweiligen Schule nahe stehen, zu informieren. Das alljährliche MBA-Ranking der Financial Times gibt Auskunft darüber, wie viele Studenten einer getesteten Schule nach drei Monaten eine Anstellung gefunden hatten. Die Quote beträgt zwischen 44 % und 100 %. Die Gründe für die in manchen Fällen eher niedrige Vermittlungsquote sind vor allem im inflationären Anwachsen dubioser Programme sowie in den qualitativ nicht immer genügenden Inhalten zu suchen. Daher misstrauen viele Unternehmen mittlerweile dem Abschluss (vgl. GMAC 2004; Geißler 2005; Poganatz 2004). Wer also ein Aufbaustudium machen möchte, sollte sich klar darüber sein, dass der zusätzliche Abschluss keine Garantie für eine attraktivere Position, ein höheres Gehalt oder überdurchschnittliche Karrierechancen ist. Vor allem der MBA-Titel erfreut sich allerdings international eines guten Rufs, in Zeiten der Globalisierung ein ebenso großer Vorteil wie Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz. Vor allem qualifiziert der MBA für anspruchsvolle Tätigkeiten und erhöht dank seiner generalistischen Ausrichtung die Flexibilität, zwischen einzelnen Tätigkeitsfeldern, Firmen und Branchen zu wechseln. Von Vorteil ist schließlich auch ein internationales Kontaktnetz, dessen Nutzen umso größer ist, je renommierter und erfolgreicher die Kontaktpersonen sind.
MBA-Studium im Ausland
3. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einem Aufbaustudium offen? Es gibt für Geisteswissenschaftler unzählige Möglichkeiten, sich durch ein Aufbaustudium weiterzuqualifizieren und ständig kommen neue hinzu. Ein Überblick über alle erdenklichen Studiengänge wäre daher immer unvollständig und ungenügend. Da Interessenten bei der Wahl eines Aufbaustudiums davon ausgehen sollten, welches Berufsziel sie verfolgen, werden in diesem Kapitel nur die für Geisteswissenschaftler wichtigsten Arbeitsfelder vorgestellt. Ideal konstruierte Fallbeispiele erläutern, wie ein Aufbaustudium hier Türen öffnen kann. Für Einzelne mag es jedoch durchaus von Interesse sein, auch andere Bereiche wie Tourismus, Internationale Beziehungen, Recht oder Umwelt in Betracht zu ziehen. Kultur Viele Geisteswissenschaftler antworten auf die Frage nach ihrem Berufswunsch: „Irgendetwas mit Kultur“. Da es in diesem Bereich bekannterma-
Berufsziel ist entscheidend
Diffuse Vorstellungen
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II. Aufbaustudiengänge
Vorsicht vor vagen Versprechungen!
Kulturmanagement
Fallbeispiel
ßen kaum freie Stellen gibt, scheinen eine Reihe neuer Aufbaustudiengänge bei der Verwirklichung dieses Ziels weiterzuhelfen. Doch das Angebot ist unübersichtlich, die Studieninhalte weichen stark voneinander ab und die Studiengänge heißen auch sehr unterschiedlich: Kulturwirtschaft, Kulturmanagement, Kulturwissenschaften oder Europäische Studien. Der viersemestrige Masterstudiengang „Europäische Kultur und Wirtschaft“ an der Ruhr-Universität Bochum vermittelt Kenntnisse der europäischen Kultur, Sprachen, Recht und Wirtschaft. Vorausgesetzt wird ein Bachelor oder ein vergleichbarer Abschluss in einem kultur- oder wirtschaftswissenschaftlichen Fach, zudem ist eine Servicegebühr von 900 e pro Semester zu entrichten. Zu den Berufsaussichten ist auf der Website zu lesen: „Ausgebildet zu speziellen Universalistinnen und Universalisten eröffnet sich nach dem Studium ein weites Feld an Berufsperspektiven in Bereichen internationaler Unternehmen, Institutionen und Organisationen sowie der Forschung“ (http://www.ruhr-uni-bochum.de/ecue). Diese schwammige Formulierung offenbart das Problem vieler Aufbaustudiengänge, deren Absolventen sich schließlich mit allem ein bisschen, aber mit nichts richtig auskennen und mit den Spezialisten letztlich doch nicht konkurrieren können. Sinnvoller ist es da, einen Aufbaustudiengang zu wählen, der gezielt und möglichst praxisnah auf eine Tätigkeit im Kulturbereich vorbereitet, beispielsweise auf die Arbeit als Kulturmanager bei Museen, Theatern, Konzertagenturen, Kultusministerien, Kommunen oder Verbänden. Kulturmanager agieren als Mittler zwischen Kunst, Kultur und Unternehmen. Aber obwohl Geisteswissenschaftler aufgrund ihrer guten Allgemeinbildung und ihrer methodischen Fähigkeiten gute Voraussetzungen für diese Aufgabe haben, fehlt es ihnen zumeist an den notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Gefragt sind neben praktischen Erfahrungen in der Kulturszene auch juristische Zusatzqualifikationen, Marketing, PR und Projektmanagement, außerdem kommunikative Kompetenz, Verhandlungsgeschick sowie Koordinations- und Organisationstalent. Ein Kunsthistoriker, der während und nach dem Studium in einem Museum als Führer und als Mitarbeiter in der Verwaltung gejobbt hat, will seine Aussichten auf eine Festanstellung verbessern. Er entscheidet sich daher für den viersemestrigen „Master of Arts in Kulturmanagement“ an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (http://www.kulturmanagement. ph-ludwigsburg.de). Dieser steht allen offen, die neben einem überdurchschnittlichen Hochschulabschluss über eine mindestens einjährige Berufspraxis im Kulturbereich verfügen. Das Studium ist so organisiert, dass der Kunsthistoriker seinen Museumsjob beibehalten kann und dadurch den Kontakt zur praktischen Arbeit nicht verliert. Von den 40 Semesterwochenstunden entfallen 25 % auf Studienbriefe, die in Selbstlernphasen zu Hause bearbeitet werden, und 75 % auf Präsenzphasen. Pro Halbjahr finden etwa fünf bis sechs Kompaktseminare statt. Darüber hinaus gibt es einmal jährlich eine Intensivwoche. Vermittelt werden Grundlagen kulturellen Handelns, Recht (z. B. Rechts- und Betriebsformen im Kulturbetrieb, Urheberrecht, Verwaltungsrecht, Wirtschaftsrecht, Steuerrecht, Vertragsrecht, Arbeitsrecht), Betriebswirtschaft (z. B. Managementlehre, Projektmanagement, Mitarbeitermotivation und -führung, Kulturfinanzierung, Kultursponsoring, Rechnungswesen, Controlling), Kulturmarketing und Öffentlichkeitsarbeit. Das
3. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einem Aufbaustudium offen?
Studium kostet 1.600 e pro Semester. Der frischgebackene Kulturmanager, der nun neben kunsthistorischem Fachwissen auch über fundierte Management-Kenntnisse verfügt, wird als Assistent der Museumsleitung fest angestellt. Der Aufbaustudiengang hat sich ausgezahlt. Medien Die Medienlandschaft ist ein recht schillerndes Arbeitsfeld. Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele junge Leute sich von diesem Fach angezogen fühlen. Geisteswissenschaftler finden hier zudem mit viel Glück Nischen für ihr Fachwissen. Viele Berufsbezeichnungen sind jedoch nicht geschützt, der Weg zum Traumberuf nicht eindeutig geregelt. Die Technik mit umfangreichen Aufgaben hinter der Kamera, im Tonstudio oder in der Druckerei steht Geisteswissenschaftlern zwar prinzipiell offen, doch für Quereinsteiger ohne Zusatzausbildung stehen die Chancen eher schlecht. Ähnlich verhält es sich mit der Rezeption von Medien: Medienwissenschaftler, Medienpädagogen und Medienpsychologen beschäftigen sich mit der Wirkung von Medien auf Zuhörer, Zuschauer und Leser. Diese Tätigkeit erfordert jedoch in der Regel eine eigenständige Ausbildung und ist über ein Aufbaustudium nicht zugänglich. Für die Dokumentation und Archivierung von Texten, Bildern und Filmen sind hingegen auch Geisteswissenschaftler qualifiziert. Dieses Arbeitsfeld wird im nächsten Abschnitt dieses Kapitels gesondert behandelt. Der Traumberuf vieler Geisteswissenschaftler ist aber der Journalismus. Unter diesen Oberbegriff fallen ganz verschiedene Berufsbezeichnungen, die auf besondere Aufgaben innerhalb des Journalismus verweisen. So bezeichnet man die hauptberuflich bei Presse, Rundfunk oder Agenturen angestellten Journalisten als Redakteure. Reporter werden die vorwiegend im Außendienst arbeitenden Journalisten genannt. Moderatoren moderieren Sendungen im Fernsehen oder im Hörfunk. Hinzu kommen Online-Journalisten und Online-Redakteure. Die Zahl der fest angestellten Journalisten nimmt dabei immer weiter ab. Das klassische Berufsbild des Journalisten, der Nachrichten recherchiert und vermittelt, ist im Wandel begriffen. Journalisten werten häufig nur noch Informationen aus, bevor sie diese weitergeben. Es reicht nicht mehr, nur gut recherchieren und schreiben zu können. Gerade als freier Journalist ist es wichtig, sich zu spezialisieren. Bevorzugt gefragt sind Experten für wirtschafts- oder techniknahe Themen. Journalisten können auch in der Öffentlichkeitsarbeit, als Pressesprecher oder -referenten für Wirtschaft, Verbände und Behörden tätig sein. Die Berufsbezeichnung Journalist ist gesetzlich nicht geschützt, es gibt keine verbindlich vorgeschriebene Ausbildung. Die wichtigste Voraussetzung für den Beruf ist Erfahrung. Über eben diese Erfahrung verfügte ein Germanist, der sich erst nach dem Magister entschloss, in den Journalismus einzusteigen, nicht. Seine Bewerbungen auf ein Volontariat, die klassische, zweijährige Ausbildung in einer Redaktion, blieben erfolglos. Daher entschied er sich für ein Aufbaustudium Journalismus an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (http://www. journalistik.uni-mainz.de). Er bestand die Eignungsprüfung und wurde als einer von 24 Studenten aufgenommen. Nun erhält er eine breit angelegte Ausbildung in den Bereichen Print, Online, Radio und Fernsehen. Besonders wichtig ist jedoch, dass er in den Lehrredaktionen und durch Redaktions-
Arbeitsfelder im Medienbetrieb
Arbeitsfeld Journalismus
Fallbeispiel
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II. Aufbaustudiengänge
Arbeitsfeld Medienmanagement
Informationen sammeln, verwalten und auswerten
praktika Berufserfahrung sammeln kann. Daneben sind auch methodische und medienwissenschaftliche Lehrveranstaltungen fester Bestandteil des Studiengangs. Das Studium kostet 550 e pro Semester und führt in vier Semestern zum international anerkannten Studienabschluss „Master of Arts in Journalismus“. Danach hofft der Journalist auf eine Festanstellung in der Lokalredaktion, in der er seit seinem Praktikum als freier Mitarbeiter jobbt. Wem die berufliche Situation der Kreativen zu prekär erscheint, kann sein Glück auch im Management versuchen. Das Berufsbild des Medienmanagers hat sich erst in den letzten Jahren herausgebildet. Bei den Medienmanagern laufen alle Fäden zusammen, egal ob sie für Online-Dienstleistungen, Multimedia-Anwendungen oder andere Medienproduktionen verantwortlich sind. Voraussetzung dafür sind Markt-, Branchen- und Produktkenntnisse. Entscheidend ist es, den Überblick zu bewahren und die Chancen und Risiken eines Projektes oder Produktes abschätzen zu können. Auch die Kundenbetreuung und die Auftragsakquise gehören zum Aufgabenspektrum des Medienmanagers. Von der Idee zum Konzept über die technisch-gestalterische Umsetzung bis hin zum fertigen Produkt ist es ein weiter Weg. Der Medienmanager koordiniert die verschiedenen Bereiche. Der zweisemestrige Masterstudiengang „Medienmanagement – Mediadesign“ an der Hochschule für Design und Informatik Berlin bereitet auf diese Tätigkeit vor (http:// www.mediadesign.de). Schwerpunkte sind Betriebswirtschaft, Medienwissenschaft, Personalführung, Film und Fernsehen. Das Studium wird berufsbegleitend durchgeführt. Zulassungsbedingung ist die erfolgreiche Teilnahme an einem Auswahlverfahren, die Gebühr beträgt 849 e pro Semester. Bibliotheks-, Archiv-, Informations- und Dokumentationswesen Eng verwandt mit dem Mediensektor ist die Informationsdienstleistung, die Informationen sammelt und verwaltet, sodass diese bei Bedarf schnell zur Verfügung gestellt werden können. Dies leisten Fachkräfte im Bibliotheks-, Archiv-, Informations- und Dokumentationswesen, die im öffentlichen Dienst, aber auch in der Privatwirtschaft zunehmend gebraucht werden. Geisteswissenschaftler können hier ihr methodisches Wissen aus dem Studium anwenden, denn sie haben gelernt, Informationen zu recherchieren, Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden und wichtige Informationen übersichtlich aufzubereiten. Zum anderen gibt es aber auch inhaltliche Überschneidungen, etwa wenn Absolventen der Geschichte und der historischen Hilfswissenschaften in einem Stadtarchiv arbeiten. Ob in Bibliotheken, Archiven, Museen, Verlagen, Medien- oder Industrieunternehmen, die Recherche von Informationen, ihre Dokumentation und Aufbereitung ähneln sich überall. Die Unterschiede liegen im Einsatzort, wo je nach Aufgabenstellung ein anderes Hintergrundwissen gefragt ist, und genau dies spiegelt sich in so verschiedenen Fächerbezeichnungen wie Wissensmanagement, Informationsvermittlung und -wissenschaft, Dokumentation, Bibliotheks-, Archiv- oder Buchwesen wider. Ein Studium in einem der genannten Fächer ist meist sehr praxisorientiert. Zur Ausbildung gehören neben EDVAnwendungen, der Benutzung digitaler Datenbanken, Programmierung und Fremdsprachen auch fundierte Kenntnisse der jeweiligen Branche und ein umfangreiches theoretisches Fachwissen. Ein Historiker informierte sich gründlich über zwei Studienangebote.
3. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einem Aufbaustudium offen?
Der Aufbaustudiengang „Master of Information and Communication“ an der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM – http://www.hdm-stuttgart.de) dauert drei Semester. In den ersten beiden Semestern finden projektorientiert Seminare statt, die sich in acht Module gliedern: Electronic Publishing, Informationsdesign, betriebliches Informations- und Wissensmanagement, Electronic Business – Electronic Commerce, Kommunikation, Teamarbeit und Führungsverhalten, Informationstechnik, Internationale Medienwirtschaft und Internet Broadcasting. Aus den acht Modulen wählt der Studierende vier. Im dritten Semester ist ein dreimonatiges Praktikum in der Informationsindustrie oder in einer betrieblichen Informationsabteilung zu absolvieren. Dort liegen auch die späteren Tätigkeitsfelder der Absolventen. An das Praktikum schließt sich eine praxisorientierte Masterarbeit an. Das Studium kostet 500 e. Der Historiker entscheidet sich am Ende aber lieber für das dreisemestrige MBA-Studium „Angewandtes Wissensmanagement“ an der Johannes Kepler Universität Linz (http://wissensmanagement.ce.jku.at). Das kostet ihn mit insgesamt 14.600 e zwar deutlich mehr, dafür erhält er jedoch eine echte Managementausbildung: Inhalte sind Organisationsentwicklung (z. B. Lernen von Organisationen, Prozessorientierung, Netzwerke), Informationstechnik (z. B. Informationssuche und -verteilung, Dokumentenmanagement, Systemintegration) und Personalmanagement (z. B. Führung und Motivation, soziale Kompetenz, Weiterbildung). Ein großer Pluspunkt ist der Praxisbezug: Schon während des Studiums kann der Historiker gute Kontakte zu einem internationalen Konzern aufbauen und wird dort gleich nach seinem Abschluss in eine Führungsposition übernommen. IT und Technik Der Bereich IT und Technik ist für Geisteswissenschaftler vor allem dort interessant, wo sich Überschneidungen mit dem Erststudium ergeben, etwa wenn es um das Zusammenwirken von technischen und sprachlichen Fähigkeiten geht. Wer sich ganz dem IT-Bereich zuwenden und beispielsweise Software programmieren oder als Netzwerkadministrator arbeiten will, dem bleibt neben einem Quereinstieg ohne weitere Ausbildung noch die Möglichkeit, ein Zweitstudium oder aber eine Ausbildung bzw. Umschulung zu absolvieren. Einen Aufbaustudiengang Informatik für Geisteswissenschaftler gibt es leider nicht. Als Technische Redakteure können Geisteswissenschaftler ihr sprachliches Ausdrucksvermögen mit technischem Fachwissen kombinieren: Sie erstellen Gebrauchs-, Bedienungs-, Montage- und Installationsanleitungen, Hinweise für den technischen Service und die Wartung, Unterlagen für Mitarbeiterschulungen oder Kundenberater, Kataloge, Produktbeschreibungen und Stücklisten, Online-Angebote, CD-ROMs oder EDV-Handbücher. Ihre Hauptaufgabe ist es dabei, das Fachchinesisch der Techniker für Laien nachvollziehbar aufzubereiten – sei es für Nutzer im Unternehmen (beispielsweise den Vertrieb oder Kundendienst) oder für den Endkunden. Wer den Beruf ergreifen will, sollte daher Freude am Schreiben haben und über die Fähigkeit verfügen, komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen, ebenso sollte er gute PC- und Fremdsprachenkenntnisse (vor allem Englisch) mitbringen. Unabdingbar ist natürlich auch ein gutes technisches Verständ-
Fallbeispiel 1
Fallbeispiel 2
Technische Redaktion
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II. Aufbaustudiengänge
Fallbeispiel
Computerlinguistik
Aufbaustudium Computerlinguistik
nis, denn bevor ein Technischer Redakteur ein neues Produkt fachgerecht beschreiben und erklären kann, muss er es erst einmal selbst verstanden haben. Die Berufsaussichten für Technische Redakteure sind derzeit gut. Die meisten Technischen Redakteure arbeiten in der Industrie, ein knappes Drittel ist bei Konstruktions- oder Übersetzungsbüros, Kommunikations- oder Werbeagenturen beschäftigt. Wege in den Beruf gibt es verschiedene. Ein Anglist, der sich während seines Studiums viel mit Computern beschäftigt hat und umfangreiche EDV-Kenntnisse mitbringt, entscheidet sich für ein dreisemestriges Aufbaustudium „Technische Redaktion“ zum Master of Arts in Technical Communication an der Fachhochschule Gießen-Friedberg (http://www.fh-giessen-friedberg.de/site/content/view/63/41). Der Studiengang steht Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen offen, pro Semester kostet er 1.000 e, weitere 181 e kommen als Semesterbeitrag hinzu. Der Anglist lernt hier, technische Informationen in Text, Bild und Ton aufzubereiten, zu gestalten und verständlich wiederzugeben, er erfährt ferner, welche elektronischen Dokumentations- und Publikationssysteme er in der Praxis anwenden kann und welche Rechtsnormen zu beachten sind. Nach seinem Abschluss findet er eine Stelle in einem EDV-Unternehmen, wo er Handbücher für Software verfasst. Unspezifischer und daher nur allgemein darstellbar sind die Perspektiven in einem weiteren Berufsfeld, das sprachliche und technische Fähigkeiten vereint: der Computerlinguistik. Ein Computerlinguist arbeitet zumeist mit Informatikern zusammen bzw. steht mit ihnen in Konkurrenz. Sein Vorteil gegenüber einem Informatiker ist die Kenntnis der linguistischen Grundlagen und der speziellen Verfahren zur Analyse von geschriebener und gesprochener Sprache. Computerlinguisten bereiten beispielsweise Textsammlungen auf und verwalten diese, programmieren Suchmaschinen, entwickeln Software zur maschinellen Übersetzung oder zur Spracherkennung oder erstellen computerlesbare Lexika und Grammatiken. Der Arbeitsmarkt ist insgesamt günstig, da Kapazitäten eher aus- als abgebaut werden. Computerlinguisten werden jedoch nicht nur in ihrem Spezialgebiet, sondern auch sonst als Programmierer oder als Übersetzer oder Lexikograph eingesetzt. Der Aufbaustudiengang Computerlinguistik an der LMU München (http:// www.cis.uni-muenchen.de) ist vor allem für Geisteswissenschaftler mit einem Hochschulabschluss in einem linguistischen Fach interessant, die sich für die Anwendung der Linguistik in der maschinellen Sprachverarbeitung oder für Fragen der künstlichen Intelligenz interessieren. Sie müssen sich jedoch in die Grundlagen der Informatik, soweit sie für die Computerlinguistik benötigt werden, einarbeiten. Das Studium dauert drei Semester und wird mit einer Arbeit zur maschinellen Sprachverarbeitung abgeschlossen. Studieninhalte sind Programmieren, elektronische Lexikographie des Deutschen, Syntax, Aufbereitung und Analyse von Textkorpora, intelligente Suchtechniken im Information Retrieval und im World-Wide-Web, kontrastive Grammatiken für die automatische Übersetzung und strukturierte Dokumentenanalyse. Sprachen Wer eine oder mehrere Fremdsprachen beherrscht, etwa weil er ein neuphilologisches Fach studiert hat, verfügt in der Regel über zwei Möglichkeiten,
3. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einem Aufbaustudium offen?
diese Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt zu verwerten: Er kann entweder als Lehrer oder als Übersetzer bzw. Dolmetscher arbeiten. Doch ein Aufbaustudium hilft in diesem Fall nicht unbedingt weiter. Für Lehrer an allgemeinbildenden Schulen ist gewöhnlich das Zweite Staatsexamen Voraussetzung. Magister können uneingeschränkt in der Erwachsenenbildung unterrichten und z. B. Englisch-, Französisch- oder Spanisch-Kurse an der Volkshochschule anbieten. Ein Aufbaustudium ist dafür nicht notwendig. Aber es gibt bei den Weiterbildungseinrichtungen kaum feste Stellen, die Lehrer sind meist selbständig, die Bezahlung ist relativ schlecht. Eine andere Möglichkeit ist es, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten, entweder in Deutschland oder im Ausland. Wer Glück hat, findet eine nach deutschen Maßstäben bezahlte Stelle beim Goethe-Institut oder beim DAAD. Diese Lektorenstellen sind jedoch in der Mehrzahl auf wenige Jahre befristet. Wer Pech hat, erhält als Angestellter einer ausländischen Schule nur das ortsübliche Gehalt. Eine Romanistin möchte als DAAD-Lektorin für Deutsch als Fremdsprache für einige Jahre nach Lateinamerika gehen. Die Voraussetzung, ein abgeschlossenes Studium in Germanistik oder Deutsch als Fremdsprache, erfüllt sie jedoch nicht. An der Universität Gießen absolviert sie daraufhin ein viersemestriges Aufbaustudium „Deutsch als Fremdsprache“ für 550 e pro Semester (http://www.uni-giessen.de/daf). Das Studium macht sie unter anderem mit Themen wie Spracherwerbs- und Sprachlehrforschung, Psycholinguistik des Fremdsprachenlernens, interkulturelle Kommunikation sowie Didaktik der Landeskunde, der Literatur- und der Kulturvermittlung bekannt. Nach bestandener Abschlussprüfung wird der Romanistin der akademische Grad „Diplomsprachenlehrerin (Deutsch als Fremdsprache)“ verliehen. Ihre Bewerbung beim DAAD ist erfolgreich: In den nächsten fünf Jahren wird sie in Venezuela Deutsch unterrichten. Etwas besser sieht der Arbeitsmarkt im Bereich Übersetzen und Dolmetschen aus, doch auch hier sind Festanstellungen bei Unternehmen, Verbänden, Behörden und internationalen Organisationen selten. Nur wenige Unternehmen leisten sich einen eigenen Dolmetscher- und Übersetzerservice. Die meisten vergeben Übersetzungsaufträge an externe Dienstleister, die ihrerseits nur einen kleinen Stamm Festangestellter beschäftigen und die Aufträge an freiberufliche Mitarbeiter vergeben. Freiberufliche Übersetzer verdienen ihren Lebensunterhalt meist mit technischen, wirtschaftlichen oder juristischen Texten wie Handelsverträgen oder Betriebsanleitungen, eine entsprechende Spezialisierung ist deshalb dringend erforderlich. Eine Romanistin, die zweisprachig aufgewachsen ist und über sehr gute Deutsch- und Französischkenntnisse verfügt, möchte Übersetzerin werden. Sie beginnt daher den viersemestrigen Masterstudiengang „Fachübersetzen“ an der Fachhochschule Köln (http://www.f03.fh-koeln.de/fakultaet/itmk/ studium/nationale_studiengaenge/ma-fachuebersetzen). Das Studium kostet 650 e pro Semester. Sie lernt nun die wissenschaftlichen Grundlagen der Fachtextübersetzung von der Computerlinguistik bis zum Technical Writing kennen und kann sich auf bestimmte Fremdsprachen und Sachgebiete wie Technik/Naturwissenschaften und /oder Wirtschaft/Recht spezialisieren. Die Romanistin spezialisiert sich auf die Übersetzung von Rechtstexten vom
Fremdsprachen unterrichten
Deutsch als Fremdsprache
Fallbeispiel 1
Übersetzen
Fallbeispiel 2
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II. Aufbaustudiengänge
Französischen in ihre Muttersprache Deutsch und eröffnet nach dem Studium erfolgreich ein kleines Übersetzungsbüro.
4. Sonderfall MBA Vorteile des MBA
Management für Geisteswissenschaftler
Inhalte
Wirtschaftswissenschaftliche Qualifikationen sind aus allen Bereichen des Arbeitslebens, auch aus dem Kultursektor, nicht mehr wegzudenken. In diesem Zusammenhang bietet sich der Master of Business Administration (MBA) wegen seines auch international hohen Bekanntheitsgrades geradezu an. Der MBA gilt weltweit als das gängigste Aufbaustudium für Nachwuchsführungskräfte und wird als solches im Folgenden gesondert erläutert. Er ist zudem das einzige Aufbaustudium, für das umfassende statistische Untersuchungen zu Studienbedingungen und Berufsperspektiven zur Verfügung stehen. Im Prinzip verbirgt sich hinter dem MBA nichts weiter als der klassische angelsächsische Master-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre – und dennoch hat kein anderes Aufbaustudium eine so hohe Reputation: Eine weltweite Untersuchung des Graduate Management Admission Council unter 6.223 MBA-Studenten aus 107 Staaten ergab 2004, dass 77 % von ihnen vom MBA eine Verbesserung ihrer Karrierechancen erwarten (GMAC 2004, 12). Dennoch sind die Bewerberzahlen international neuerdings rückläufig. 2004 bewarben sich in den USA, auch bei Spitzenschulen wie Harvard, 15 % weniger Studenten um die Aufnahme in ein MBA-Programm als im Vorjahr, in Europa sogar 20 %. Der deutsche Markt scheint mit steigenden Bewerberzahlen eine Ausnahme darzustellen. Immerhin absolvierten 2004 weltweit etwa 350.000 Studenten einen MBA-Studiengang. Ihr Ziel: der Aufstieg ins internationale Spitzen-Management und ein höheres Gehalt. Der Nutzen eines MBAs lässt sich mit der gestiegenen Bedeutung, die das Beherrschen ökonomischer Abläufe heute im Berufsleben hat, erklären. Managementkenntnisse sind nicht mehr nur im Vertrieb gefragt, sondern in allen Bereichen des Arbeitslebens. Der Vorteil des MBA ist, dass er in der Regel nicht konsekutiv studiert wird und daher nicht nur Absolventen wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge offen steht. Damit bietet er auch Geisteswissenschaftlern die Möglichkeit zu einer Management-Ausbildung. Auch im Kultursektor, einem klassischen Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler, müssen der Programmchef eines Verlags, eine Museumsdirektorin oder der Pressesprecher einer Institution marktorientiert planen. Ein gutes MBA-Programm bietet neben einer fundierten Managementausbildung einen renommierten Titel sowie Kontakte, die den Berufseinstieg erleichtern. Vor allem in größeren, international agierenden Unternehmen kann der MBA ein wichtiges Einstellungskriterium sein. Wer einen MBA machen möchte, benötigt in der Regel ein abgeschlossenes Studium, gleich welcher Fachrichtung. Für Geisteswissenschaftler ist der MBA insbesondere dann eine echte Alternative, wenn sie Managementpositionen in Unternehmen, vorzugsweise bei Banken oder Unternehmensberatungen, anstreben. Allerdings ist der MBA heute kein Garant mehr für eine Spitzenposition mit entsprechendem Gehalt. Der Fächerkanon eines MBA-Programms deckt normalerweise alle Aufgabengebiete ab, die für eine Managementposition von Bedeutung sind. Dazu
5. Kosten und Finanzierung
gehören Mikro- und Makroökonomie, Finanzwirtschaft, Rechnungswesen, Marketing, Produktion, Logistik und Personalwirtschaft. Daneben werden Managementtechniken, Statistik, Mathematik oder Entscheidungstheorie gelehrt, aber auch integrative Kurse wie Projektmanagement oder Kommunikation stehen auf dem Lehrplan. Neben diesen Pflichtkursen können die Studenten zwischen verschiedenen Spezialisierungskursen (Electives) wählen, in die häufig aktuelle Entwicklungen einfließen, die spezielle Themen oder bestimmte Wirtschaftsregionen und Branchen behandeln. Dabei werden Praxisbezug und Interaktivität groß geschrieben. Gerade bei den angeseheneren Programmen sind jedoch die Anforderungen an die Bewerber hoch, eine Absagequote von 50 % ist die Regel. Zugangsvoraussetzungen sind eine optimale Präsentation der Bewerbung, sehr gute akademische Leistungen sowie die persönliche Eignung des Interessenten. Darüber hinaus wird besonderer Wert auf Berufserfahrung gelegt, einige Executive-MBA-Programme setzen sogar langjährige Führungserfahrung voraus. Doch gibt es auch MBA-Angebote, die sich vor allem an Hochschulabsolventen wenden (Junior-MBA-Programme). In Ausnahmefällen können Defizite bei der akademischen Vorbildung durch eine besonders qualifizierte Berufserfahrung kompensiert werden oder umgekehrt hervorragende Studienleistungen mangelnde Berufserfahrung ausgleichen, zumal dann, wenn der Bewerber bereits eine Lehre absolviert oder unternehmensbezogene Projekte und Praktika durchgeführt hat. Wichtige Zugangsvoraussetzungen sind aber auch gute Ergebnisse bei GMAT und beim TOEFL-Test, da MBA-Programme in der Regel in englischer Sprache stattfinden.
Zugangsvoraussetzung
5. Kosten und Finanzierung Die Kosten für einen Aufbaustudiengang können sehr unterschiedlich sein. Einige Studiengänge sind gebührenfrei, andere kosten die mittlerweile in vielen Bundesländern üblichen Zweitstudiengebühren von 500–650 e pro Semester. Auch an staatlichen Hochschulen im Ausland fallen häufig Studiengebühren an. Weitaus teurer sind die Angebote privater Hochschulen und MBA-Programme, bei denen die Studiengebühren (Tuition) in Deutschland durchschnittlich 17.000 e für das gesamte Programm betragen. In Europa liegt die Tuition zwischen 5.000 e an der Universität des Saarlandes und 60.000 e an der London Business School. Am billigsten ist der MBA-Abschluss in den USA mit 32.000 $ an der Cornell University, am teuersten mit 70.000 $ an der Columbia University. Einige Institutionen erheben darüber hinaus eine Bewerbungsgebühr. Manche Hochschulen bieten Ratenzahlungen an, damit der Studiengang auch ohne größere finanzielle Verluste abgebrochen werden kann. Deshalb muss man bei den Zahlungsmodalitäten grundsätzlich genau hinsehen (vgl. Poganatz 2004). Doch auch der Zeitaufwand und die Ausgaben für Recherche, Telefonate und Bewerbungsunterlagen, die möglicherweise noch übersetzt werden müssen, sind zu berücksichtigen, ebenso die Kosten für das Auswahlverfahren, das Unterrichtsmaterial und den Computer. Bedacht werden sollten zudem die Zinszahlung für ein eventuell aufgenommenes Darlehen sowie der Verdienstausfall, weil während des Studiums nicht gearbeitet werden kann.
Studiengebühren
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II. Aufbaustudiengänge Krankenversicherung
Finanzierungsmöglichkeiten
BAföG
Auslands-BAföG
Auch die Kosten für die Krankenversicherung müssen einkalkuliert werden. Rechtlich ist dabei noch nicht geklärt, ob ein Master als grundständiger Studiengang oder als Zweitstudium einzustufen ist, woraus sich für Studenten durchaus Probleme ergeben können. Immerhin dürften sich die meisten Krankenkassen einer Empfehlung der AOK anschließen, zumindest konsekutive Masterstudiengänge als Erststudium mit einer studentischen Krankenversicherung zu versichern. Ansonsten können sich Studierende eines Aufbaustudiengangs zu besonders günstigen Konditionen freiwillig versichern (vgl. Janson 2006b). Die Finanzierung eines Aufbaustudiengangs sollte unbedingt vorab geklärt werden, damit dieser nicht wegen Geldknappheit abgebrochen werden muss. Gerade wer eine Zusatzqualifikation im Ausland anstrebt, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese teurer ist als eine Ausbildung in Deutschland und gewohnte Finanzierungswege, z. B. ein Nebenjob, nicht zur Verfügung stehen. Darüber hinaus verlangen viele Anbieter von hochpreisigen Programmen eine Bescheinigung der Bank über einen ausreichenden finanziellen Hintergrund des Bewerbers, um sicherzustellen, dass der Kandidat die Kosten auch übernehmen kann. In solchen Fällen ist ein Finanzplan unabdingbar, denn bei hohen Summen sind Bewerber nur selten in der Lage, ausschließlich auf eigenes Vermögen zurückzugreifen. Zur Finanzierung von Aufbaustudiengängen bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Lebenshaltungskosten sowie niedrige Studiengebühren lassen sich durch BAföG abdecken. Der Höchstsatz beträgt einschließlich aller Zuschläge 585 e im Monat. Eine zusätzliche Unterstützung zum Ausgleich von Studiengebühren ist bei einer Ausbildung in Deutschland nicht vorgesehen. In dem Jahr, in dem BAföG bezogen wird, dürfen maximal 4.206 e brutto hinzuverdient werden. Studiengebühren können diesen Freibetrag allerdings erhöhen und bis zu 205 e im Monat als unbillige Härte geltend gemacht werden. Auch Kinder und Ehepartner erhöhen die Freibeträge, ein Verdienst des Ehepartners wird allerdings ab 960 e im Monat angerechnet. Ebenfalls angerechnet wird das Einkommen der Eltern, allerdings gibt es hier einige Ausnahmeregelungen. Das eigene Vermögen bleibt bis 5.200 e anrechnungsfrei. Nicht jeder bekommt allerdings BAföG: Während konsekutive Masterstudiengänge, die auf einem Bachelor aufbauen, wie ein grundständiges Studium betrachtet und auch zu denselben Bedingungen gefördert werden (50 % unverzinsliches Darlehen, 50 % Zuschuss), werden nichtkonsekutive und weiterbildende Aufbaustudiengänge als Zweitstudium gewertet und grundsätzlich nur als vollverzinsliches Darlehen gefördert. Darüber hinaus muss das Zweitstudium die berufliche Qualifikation verbessern, die Aufnahme eines Berufes ermöglichen oder das bisherige Studium inhaltlich vertiefen. Wer sein Erststudium allerdings in weniger als drei Jahren abgeschlossen hat, kann für einen Aufbaustudiengang nochmals reguläres BAföG beantragen. Allerdings darf der Antragsteller nur in Ausnahmefällen älter als 29 Jahre sein. Der BAföG-Antrag ist beim zuständigen Studentenwerk zu stellen. BAföG kann auch für einen Aufbaustudiengang im Ausland beantragt werden: Voraussetzung für die BAföG-Auslandsförderung in einem EULand ist mindestens ein Studienjahr im Inland im selben Fach und die zumindest teilweise Anerkennung der Studienleistungen im Ausland durch
5. Kosten und Finanzierung
den hiesigen Fachbereich. So können Masterstudiengänge ohne erneute Inlandsphase gefördert werden, wenn ein Jahr des vorausgegangenen Bachelor-Studiengangs im Inland studiert wurde. Wurde hingegen der BachelorStudiengang vollständig im Ausland durchgeführt, ist eine einjährige Inlandsphase im Masterstudiengang erforderlich. Außerhalb der EU kann die Ausbildung nur bis zu einem Jahr gefördert werden. Das gilt für Auslandszuschläge, Studiengebühren, Reisekosten und Krankenversicherung. Während der BAföG-Satz für das EU-Ausland dem in Deutschland entspricht, werden für ein Studium in anderen Ländern jeweils unterschiedlich hohe Zuschläge gewährt. Für die USA beträgt der Zuschlag beispielsweise 120 e, für Kanada 85 e monatlich. Studiengebühren sowie eventuell Reisekosten werden bis zu einer Höhe von 4.600 e für ein Studienjahr übernommen. Der BAföG-Antrag sollte wegen der langen Bearbeitungszeit schon sechs Monate vor Beginn der Ausbildung beim zuständigen Auslands-BAföG-Amt gestellt werden. Wer keinen Anspruch auf BAföG hat, kann einen zinsgünstigen Bildungskredit beantragen, allerdings nur bis zum 36. Lebensjahr und bis zum Ende des zwölften Hochschulsemesters. Der Kredit kann nur gewährt werden, wenn die Hochschule bestätigt, dass der Studierende innerhalb der Förderungszeit, die maximal 24 Monate beträgt, seinen Abschluss machen wird. Für einen Aufbaustudiengang werden in der Regel 300 e monatlich bewilligt. Abhängig von der Dauer des Studiengangs ist eine Förderungssumme von bis zu 7.200 e möglich. Der Bildungskredit wird unabhängig vom Einkommen und für ein Studium im In- und Ausland vergeben. Er kann beliebig mit anderen Förderungen kombiniert werden. Ein Rechtsanspruch besteht jedoch nicht, die Geldmittel sind begrenzt. Der Bildungskredit ist schriftlich beim Bundesverwaltungsamt zu beantragen. Nach der Bewilligung kann der Antragsteller einen Kreditvertrag mit der Förderbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) abschließen. Die ersten vier Jahre, gerechnet vom Beginn der Auszahlung an, ist der Bildungskredit tilgungsfrei. Die Rückzahlung mit Zinsen erfolgt erst nach Ablauf dieses Zeitraums. In Deutschland vergeben bislang etwa 40 Unternehmen Studienkredite. Jeder Studienkredit hat spezielle Vor und Nachteile. Zur Finanzierung von Aufbaustudiengängen eignen sich beispielsweise Bildungsfonds der Career Concept AG, die speziell auf High Potentials ausgerichtet sind. MBA-Studenten etwa erhalten vom Bildungsfonds fixe Beträge von bis zu 1.000 e zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten. Auch die Studiengebühren werden teilweise übernommen. Die Bewerber müssen überdurchschnittliche Leistungen nachweisen und ein Auswahlverfahren durchlaufen, wobei neben möglichst guten Noten auch extracurriculare, praxisbezogene und ehrenamtliche Aktivitäten gewürdigt werden. Wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) im Mai 2006 in einer umfassenden Studie darstellte, sind die Bedingungen wie Fördersumme, Rückzahlungsmodalitäten, Flexibilität und Risiko sehr unterschiedlich. Nicht alle Kredite sind für Interessenten von Aufbaustudiengängen geeignet, da einige von ihnen Altersbegrenzungen haben. Andere sind nicht in ganz Deutschland verfügbar oder fördern kein Studium im Ausland. Zudem ist zu beachten, dass es sich hier um Kredite privater, nicht durch den Staat finanzierter Anbieter handelt. Die Bildungsfonds haben in dem Test des CHE am besten abgeschnitten.
Bildungskredit
Studienkredite privater Unternehmen
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II. Aufbaustudiengänge Begabtenförderung und Stipendien
Auslandsstipendien
Förderdatenbanken
Fördermittel ausländischer Organisationen
Daneben gibt es, wie auch für Promotionsstudiengänge, zahlreiche Begabtenförderungen und Stipendien. Die BASF unterstützt beispielsweise die Teilnehmer des internationalen Management Studiengangs „European MBA“ an der Mannheimer Business School mit Stipendien in Höhe von 10.000 e bis 19.500 e pro Teilnehmer. Die Stipendiaten kommen aus dem In- und Ausland und aus verschiedenen Fachbereichen. Die Stipendien werden nicht ausgeschrieben, sondern von Hochschule und Stipendiengeber aus dem Kreis derjenigen ausgewählt, die nach einem umfangreichen Auswahlverfahren einen der 17 Studienplätze gewinnen konnten (vgl. http:// www.karrierefuehrer.de). Die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin schreibt Stipendien für ein berufsbegleitendes Frauen-MBA-Studium aus. Die Stipendiatinnen werden während des zweijährigen Aufbaustudiums mit jeweils 5.000 e unterstützt und lernen anwendungsbezogenes Wissen und wichtige Management-Skills, die Frauen helfen sollen, in Führungspositionen zu gelangen (vgl. http://www.karrierefuehrer.de). Wer nicht in Deutschland bleiben möchte, sollte sich beim DAAD umsehen: Dieser vergibt beispielsweise Stipendien für die USA von 950 e monatlich. Auch Reisekosten und die Studiengebühren für ein Jahr (bis 10.200 e) werden in der Regel übernommen. Die Wahl der Hochschule ist im Prinzip freigestellt, sie richtet sich nach dem jeweiligen Studienangebot und anderen individuellen Faktoren. Gute Chancen hat man bei der Bewerbung um ein Kurzzeitstipendium. Ein Dreimonats-Stipendium erhält durchschnittlich einer von zwei Bewerbern, ein Jahresstipendium einer von vier Bewerbern. Der DAAD kooperiert zudem mit etwa 50 renommierten US-Universitäten. Wer hier studieren möchte, bewirbt sich beim DAAD und zahlt, wenn die Bewerbung akzeptiert wird, keine Studiengebühren. Die Zulassung zum gebührenfreien Studium wird vorrangig für die Graduate Schools of Arts and Sciences erteilt, seltener für die Professional Schools in Business oder Architecture. Wer lieber auf eigene Faust nach Stipendien sucht, dem sei die Förderdatenbank des DAAD empfohlen. Hier sind zahlreiche Fördermöglichkeiten nicht nur durch den DAAD erfasst. Das Zentrum für International Education Financial Aid (IEFA) vergibt Stipendien aller Art, z. B. von Universitäten, Firmen und Nonprofit-Institutionen. Als weltweite humanitäre Organisation vergibt die Rotary-Stiftung ein- und zweijährige Stipendien. Auch zahlreiche ausländische Organisationen stellen Förderungen für Aufbaustudiengänge bereit. Neben dem British Council oder der FulbrightKommision sei hier beispielsweise die Marvin-Bower-Gesellschaft erwähnt, die MBA-Stipendien für ein zweijähriges Studium an der Harvard Business School vergibt. Der Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs (VDAC – Federation of German-American Clubs) vermittelt jährlich ca. 30 attraktive Undergraduate- und Graduate-Stipendien (z.T. in Verbindung mit Teaching Assistantships) an ausgewählten Universitäten in den USA an Studierende bis 24 Jahre (zum Zeitpunkt der Bewerbung). Auskünfte und Bewerbungsunterlagen sind bei den Student Exchange Chairpersons der mehr als 30 Clubs sowie bei den 22 deutschen Partneruniversitäten erhältlich. Die Bewerbung sollte mindestens ein Jahr vor dem geplanten Antritt des Auslandsstudiums, d. h. im Frühsommer des Vorjahres, erfolgen. Das Graduate Fellowship Notebook der Cornell University bietet eine Liste amerikanischer Stipendien, etwa von Firmen oder Stiftungen, für internationale Studierende.
Checkliste, Literatur und Internet
Sehr attraktiv und begehrt sind in den USA auch die sogenannten Assistantships. Qualifizierte Studierende vorwiegend der naturwissenschaftlichtechnischen, aber auch der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer nutzen sie als Teilfinanzierung für ein Graduate- oder Promotionsstudium. Man unterscheidet zwischen teaching und research assistantships. Beide erfordern bis zu 20 Arbeitsstunden wöchentlich, in denen der assistant einem Hochschullehrer zugeordnet ist, Anfängerkurse unterrichtet und Arbeiten korrigiert. Dafür bezieht er ein Gehalt, das meistens für ein bescheidenes Leben ausreicht. Außerdem werden die Studiengebühren teilweise oder ganz erlassen. Informationen zu Assistantships findet man unter dem Stichwort Financial Aid bzw. Assistantships in den Studienführern der Hochschulen oder auf den Homepages. In einigen Ländern, wie den USA, Frankreich und Italien, besteht die Möglichkeit, private Stipendien zu erhalten. Die Zahl der geförderten Studenten ist allerdings begrenzt, und die Fördermittel reichen meist nur für die Studiengebühren. In der Regel wird zwischen bedarfsabhängigen und leistungsabhängigen Stipendien unterschieden. Wer einen Aufbaustudiengang im Ausland absolvieren möchte, kann sich direkt an seine Wunschhochschule wenden und die jeweiligen Fördermöglichkeiten erfragen. Ähnlich wie die Studienplätze werden die Stipendien teilweise nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!“ vergeben. Eine möglichst frühzeitige Bewerbung lohnt sich also. Wenn die Finanzierung geklärt ist, steht einer Bewerbung eigentlich nichts mehr im Wege. Einige Aufbaustudiengänge sind frei zugänglich, für andere, insbesondere die MBA-Studiengänge, muss ein komplexes Bewerbungsverfahren durchlaufen werden. Grundsätzlich sind ein ausgefülltes Bewerbungsformular bzw. ein Immatrikulationsantrag sowie eine beglaubigte Kopie des Abschlusszeugnisses vorzulegen. Falls der Aufbaustudiengang im Ausland oder im Rahmen eines internationalen Programms studiert wird, ist eine beglaubigte Übersetzung in die Landessprache bzw. die Programmsprache Pflicht. In der Regel sollten als Referenz zwei oder mehrere Personen angegeben werden, bei denen Erkundigungen über den Interessenten eingeholt werden können. Ebenfalls wichtig sind die Gutachten eines oder mehrerer Hochschuldozenten, auch diese bei Bedarf in beglaubigter Übersetzung. Falls vorhanden, sollten auch Arbeitszeugnisse oder Bescheinigungen über Berufserfahrung, Praktika usw. beigelegt werden. Einige Institutionen erwarten von den Bewerbern einen Essay zu einem vorgegebenen Thema. Bei ausländischen und internationalen Programmen werden darüber hinaus Sprachnachweise verlangt. Welche Unterlagen genau notwendig sind, muss bei jedem Studiengang individuell erfragt werden.
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Checkliste: So finden Sie den richtigen Aufbaustudiengang!
3 Prüfen Sie die eigenen Vorgaben und Pläne: Warum ein Aufbaustudiengang? Welches Ziel verfolge ich? Was will ich lernen? 3 Informieren Sie sich über die verschiedenen Formen von Aufbaustudiengängen: konsekutiv, nicht-konsekutiv oder weiterbildend! Kommt ein Fernstudium oder ein MBA in Frage?
Assistantships USA
Private Stipendien
Bewerbung für einen Aufbaustudiengang
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II. Aufbaustudiengänge
3 Entscheiden Sie, ob Sie ganz in der Nähe, im In- oder Ausland studieren wollen! 3 Verschaffen Sie sich – z. B. mit Hilfe von Datenbanken – einen Überblick über das große Angebot an Studiengängen und Programmen und treffen Sie dann eine erste Auswahl! 3 Prüfen Sie die Qualität des ausgewählten Angebots: Ist der Studiengang akkreditiert? Gibt es noch andere Qualitätsmerkmale? Und wenn ja, welche? 3 Stellen Sie zusammen, welche Kosten auf Sie zukommen! Ist die Finanzierung gesichert? Wenn nicht, informieren Sie sich über Fördermöglichkeiten, ob staatlich oder privat.
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Literatur
Abi-Redaktion 2005: Lost in Translation? Arbeitsmarkt: Dolmetscher und Übersetzer. In: Abi Berufswahlmagazin, 8/2005. Download unter http://www.abi-magazin.de/ rubrik/arbeitsmarkt20050801.jsp. Balster, Eva/Giesen, Birgit 2006: Das MBA-Studium 2006. Das Handbuch für alle MBA-Interessenten. Köln. Das Handbuch enthält ausführliche Informationen zur MBA-Akkreditierung und den Wert von MBA-Rankings sowie Informationen über Studiengebühren und Fördermöglichkeiten der wichtigsten Business Schools weltweit. Brackmann, Hans-Jürgen/Kran, Detlev 2006: MBA-Guide 2007. Neuwied. Der Guide bietet einen kompakten Überblick über postgraduierte Master- und MBA-Angebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Darstellungsraster erlaubt einen schnellen Vergleich der MBA-Programme unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien, z. B. der Programmkosten, Studienformen und Inhalte. Deutscher Akademischer Austauschdienst 2007/2008: Studium, Forschung, Lehre im Ausland. DAAD-Stipendienführer für Deutsche. Bonn. Diese jährlich im Frühjahr neu aufgelegte Broschüre ist beim DAAD und den Akademischen Auslandsämtern der Hochschulen erhältlich. Forstinger, Christin M./Wagner, Alexander F. 2000: Graduate Studies in den USA. Der Leitfaden für Ihre erfolgreiche Bewerbung. Wien. Geißler, Cornelia 2005: MBA-Programme. Prädikat mangelhaft. In: Unispiegel Online, 9. 8. 2005. Kostenpflichtiger Download unter http://service.spiegel.de/digas/archiv. Hoffmann, Walter/Hölscher, Brigitte G./Thiele, Ulrich 2002: Handbuch für technische Autoren und Redakteure. Produktinformation und Dokumentation im Multimedia-Zeitalter. Berlin. Janson, Simone 2006b: Master und MBA. Finanzierung, Kosten, BAföG, Förderung im Ausland, alternative Förderung, Sozialversicherung. Wehlau. Ständig aktualisiertes E-Book, zu beziehen unter http://www.beamte4u.de Juhl, Dietrich 2005: Technische Dokumentation. Praktische Anleitungen und Beispiele. Berlin. Poganatz, Hilmar 2004: MBA. Und noch ein Master … In: FAZ Hochschulanzeiger, 74/2004. Rechenberg, Peter 2003: Technisches Schreiben (nicht nur) für Informatiker. München. Stephan, Michael 2000: Studieren nach dem Studium. Weiterführende Studiengänge staatlicher Hochschulen und privater Anbieter. Köln.
Checkliste, Literatur und Internet
Internet
http://www.aacsb.edu Auf der Website der amerikanischen Akkreditierungsorganisation lassen sich Informationen zur Akkreditierung von Aufbaustudiengängen und Adressen sowie die Schwerpunkte von Studiengängen an verschiedenen Universitäten nachlesen. http://www.acquin.de Das Akkreditierungs-, Zertifizierungs- und Qualitätssicherungsinstitut (AQUIN) ist berechtigt, das Qualitätssiegel des deutschen Akkreditierungsrates zu vergeben. Auf der Homepage kann man die aktuell akkreditierten Studiengänge der verschiedenen Hochschulen nachschlagen. http://www.ahpgs.de Auf der Website der Akkreditierungsagentur für Studiengänge im Bereich Heilpädagogik, Pflege, Gesundheit und Soziale Arbeit kann man sich über die aktuell akkreditierten Studiengänge informieren. http://www.akkreditierungsrat.de Der Akkreditierungsrat wurde durch einen Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) eingerichtet. Er ist eine unabhängige Einrichtung zur Akkreditierung von Agenturen und – auf Antrag eines Landes – in besonderen Fällen von Studiengängen an Universitäten und Fachhochschulen. Die Homepage enthält eine Datenbank mit den akkreditierten Studiengängen. http://www.anabin.de Diese Datenbank der Kultusministerkonferenz erteilt Auskünfte zur Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungsnachweise. Sie enthält in erster Linie Angaben zum Erwerb ausländischer Hochschulgrade und -abschlüsse und Hinweise zu deren Einstufung im Vergleich zum deutschen Hochschulsystem. http://www.aqas.de Die Agentur für Qualitätssicherung durch Akkreditierung von Studiengängen (AQAS) ist ein gemeinnütziger Verein, finanziert von Mitgliedshochschulen, wissenschaftlichen Verbänden und Gesellschaften. AQAS berät und unterstützt Hochschulen bei Akkreditierungsverfahren. Auf der Homepage kann man sich über den Ablauf dieser Verfahren informieren. http://www.asfor.it Website der italienischen Akkreditierungsorganisation. http://www.asiaweek.com/mba Asiaweek war eine Zeitschrift, die in der Printversion bis Ende 2001 erschien und online weiterhin besteht. Die Homepage enthält Informationen zu Business Schools und MBA-Programmen in Asien. http://www.asiin.de ASIIN ist die Akkreditierungsagentur für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, der Informatik, der Naturwissenschaften und der Mathematik. Auf der Homepage kann man sich über das Verfahren der Akkreditierung und bereits akkreditierte Studiengänge informieren. http://www.berufenet.de Auf dieser Homepage der Bundesagentur für Arbeit werden Berufsbilder mit Ausund Weiterbildungsmöglichkeiten vorgestellt. Zusätzlich kann man Artikel und Statistiken zu aktuellen Ereignissen aus Unialltag sowie Berufsleben und Gesetzesänderungen für verschiedene Berufsgruppen nachlesen. Diese Informationen stammen von anderen offiziellen Websites. http://www.bildungskredit.de Dieser Link führt zur Homepage des Bundesverwaltungsamtes. Die Bundesregierung bietet Schülern und Studenten in fortgeschrittenen Ausbildungsphasen die Möglichkeit, einen zinsgünstigen Kredit in Anspruch zu nehmen. Der Kreditantrag ist an das Bundesverwaltungsamt zu richten.
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II. Aufbaustudiengänge http://www.bologna-bergen2005.no Diese Website informiert über die Konferenz der europäischen Bildungsminister zum Bologna-Prozess in Bergen 2005, der für die zukünftige Entwicklung des europäischen Hochschulsystems und damit auch für Aufbaustudiengänge von großer Bedeutung ist. Die genauen Inhalte der Conference of European Ministers Responsible for Higher Education, abgehalten vom 19.–20. Mai 2005, lassen sich downloaden unter http://www.bologna-bergen2005.no/Bergen/Conference. HTM. http://www.che.de Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) arbeitet als Projektpartner für Hochschulen und Ministerien an neuen Ideen und Konzepten für das deutsche Hochschulwesen. Leitbild ist eine autonome, wirtschaftlich arbeitende und international ausgerichtete Hochschule. Im Mai 2006 hat das CHE einen Studienkredit-Test durchgeführt, der sich unter folgendem Link downloaden lässt: http:// www.che.de/downloads/Studienkredit_Test_Mai_2006_AP76.pdf. http://www.che-ranking.de Auf der Website des Centrums für Hochschulentwicklung finden sich die Ergebnisse nationaler und internationaler Hochschulrankings. htpp://www.cge.asso.fr Die französischen Grandes Ecoles werden als Beispiel eines funktionierenden Eliteuniversitätssystems angesehen. Auf der Website der Akkreditierungsorganisation Conférence des Grandes Ecoles lassen sich die meisten der 180 Mitglieder, zu denen auch etwa 10 Schulen im Ausland gehören, finden. http://www.cladea.org Die Website der lateinamerikanischen Akkreditierungsorganisation CLADEA (Consejo Latinoamericano de Escuelas de Administración) enthält Links zu Business Schools der Region. http://cuinfo.cornell.edu/Student/GRFN Die Homepage der Cornell-University bietet eine Auflistung amerikanischer Stipendien > International Students. http://www.daad.de Website des Deutschen akademischen Austauschdienstes mit Informationen zu Studien- und Arbeitsmöglichkeiten im Ausland. http://www.donau-uni.ac.at Die Business School der österreichischen Donau-Universität Krems vergibt Stipendien an Frauen für MBA-Programme. Dies hat zum Ziel, den Frauenanteil in postgradualen Studiengängen zu erhöhen und Frauen den Weg ins Top-Management zu ebnen > Studium > Stipendien. http://www.djv.de Homepage des Deutschen Journalisten-Verbands. http://europa.eu.int/ploteus PLOTEUS, das von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellte Portal für Lernangebote in ganz Europa, bietet mit seiner Homepage eine Unterstützung bei der Suche nach Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Austauschprogrammen und Stipendien. http://www.eada.es Die Website der spanischen Akkreditierungseinrichtung AEEDE (Asociación Espanola de Representantesde Escuelas de Dirección de Empresas) enthält Links zu spanischen Business Schools. http://www.europeanmba.de Auf der Homepage der Mannheim-Business-School können Informationen zum europäischen MBA-Studiengang in Mannheim eingeholt werden. http://www.efmd.org/equis Auf der Website der europäischen Akkreditierungsorganisation European Foundation for Management Development (EFMD) befindet sich eine Liste der nach den
Checkliste, Literatur und Internet European Quality Improvement System (EQUIS) Qualitätsstandards akkreditierten Studiengänge. http://www.fibaa.de Die Foundation for International Business Administration Accreditation ist eine Akkreditierungsagentur für Bachelor- und MBA-Studiengänge in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Homepage erläutert die Akkreditierungsmethode der FIBAA und enthält eine nach Ländern geordnete Auflistung der bereits akkreditierten Studiengänge. http://gmac.com Der Graduate Management Admission Council ist eine Vereinigung von führenden Wirtschaftsuniversitäten. Sein Bericht für 2004 über die verschiedenen MBAProgramme kann heruntergeladen werden unter: > Research & Trends > Survey Research > Global MBA Graduate Survey 2004 General Report. http://www.gmat.com Der Graduate Management Admission Test (GMAT) ist ein weltweit standardisierter Test zur Messung der Eignung für betriebswirtschaftliche Studiengänge. Er wird in Englisch abgehalten. Getestet wird in erster Linie die Lösung logischer Probleme, aber auch sprachliche und mathematische Kenntnisse werden geprüft, ebenso wie die Ausdrucksfähigkeit der Kandidaten. Das Testergebnis ist ein wichtiges Kriterium für die Vergabe von Studienplätzen an vielen Business Schools und kann auch für die Erlangung eines Stipendiums relevant sein. Ausführungen in deutscher Sprache lassen sich downloaden unter http://www. review.de. http://www.goethe.de Website des Goethe-Institutes, interessant für angehende Deutschlehrer. http://www.hefce.ac.uk Der Higher Education Funding Council vergibt öffentliche Gelder für Lehre und Forschung an englische Universities und Colleges. Die Website enthält eine Liste der geförderten Bildungsstätten. http://www.hrk.de Auf der Homepage der Hochschulrektorenkonferenz lassen sich in einer Datenbank weiterführende Studienmöglichkeiten recherchieren > Studium. http://www.iefa.org/search.php Die Organisation International Education Financial Aid (IEFA) des Institute oft International Education bietet Informationen zu Stipendien für Studierende und der Finanzierung von Auslandsaufenthalten, die auf der Website abrufbar sind. http://infobub.arbeitsagentur.de/kurs In der Weiterbildungsdatenbank der Bundesagentur für Arbeit kann man nach Bildungseinrichtungen recherchieren. Für viele Studiengänge werden zusätzlich Dauer und Gebühren angegeben. http://www.karrierefuehrer.de Die Transmedia Verlagsgesellschaft veröffentlicht unter demselben Namen auch eine Printversion der Zeitschrift. Die Homepage enthält vielfältige Informationen zu Studiengängen, Bewerbungen und dem Berufsleben. Zum MBA-Studium wurden 2005 zwei interessante Artikel von Thomas Böttcher online gestellt: BASF unterstützt Mannheimer MBA-Studenten mit Stipendien, Artikel vom 28. 4. 2005 und Vergabe von Frauenstipendien für ein MBA-Studium, Artikel vom 9. 8. 2005 > Hochschule. http://www.kmk.org Die Homepage der Kultusministerkonferenz (KMK) informiert über das ausländische Bildungswesen und das Sokrates-Programm der Europäischen Union. Den Beschluss der KMK vom 10. 10. 2003 i.d.F. vom 21. 4. 2005 zu den ländergemeinsamen Strukturvorgaben gemäß § 9 Abs. 2 HRG für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen kann man downloaden unter http://www.kmk.org/ hschule/strukvorgaben.pdf.
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II. Aufbaustudiengänge http://www.mba-berlin.de An der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin können am Institute of Management MBA-Studiengänge absolviert werden. http://www.mba-gate.de Diese Website erstellt ein internationales Team von MBA-Absolventen gemeinsam mit Doktoranden amerikanischer Business Schools. Sie bietet Hilfe bei der Auswahl eines geeigneten MBA-Programms, bei Studienfinanzierung und Bewerbung. http://www.mbaworld.com Die Association of MBAs (AMBA) ist eine britische Akkreditierungsorganisation. Auf ihrer Homepage kann man Informationen zum Ablauf der Akkreditierung und zum MBA-Studium abrufen. http://www.planz-studienberatung.de PlanZ ist eine private Studienberatung in Berlin, die bei der Suche nach dem richtigen Studiengang und bei der Studienplanung hilft. Auf der Homepage können erste Informationen zu den verschiedenen Modellen der kostenpflichtigen Beratung von planZ eingeholt werden. http://www.rotary.org Der Rotary Club ist eine Wohltätigkeitsvereinigung, in der sich vor allem führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens zusammengeschlossen haben. Die Vereinigung setzt sich für die Leistung humanitärer Dienste, den Weltfrieden und die internationale Verständigung ein und propagiert ethisches Verhalten im Beruf. Der Rotary Club bietet u. a. Fördermöglichkeiten für Studierende > Programms. http://studienwahl.de Die Homepage zur Studienwahl wird von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) und der Bundesagentur für Arbeit verwaltet. Sie enthält Informationen zu Studiengängen und -abschlüssen > Studium > Studiengang. http://www.schoolguides.com Die Homepage enthält eine umfangreiche Datenbank zu Universitäten, Business Schools und Management Colleges weltweit. http://www.toefl.org Der Test of English as a Foreign Language (TOEFL) überprüft die Kenntnis der englischen Sprache von Nicht-Muttersprachlern. Er wird von vielen Universitäten im englischsprachigen Raum, vor allem in den USA, gefordert. Auf der Homepage der privaten, nicht-gewinnorientierten Organisation ETS kann man sich über den TOEFL-Test informieren. http://www.topmba.com Auf der umfangreichen Website für MBA-Bewerber und Studenten befindet sich der Link zur World MBA Tour, einer Tournee von Business Schools, die sich weltweit präsentieren. http://www.vdac.de/vdac Der Verband der deutsch-amerikanischen Clubs (VDAC) hat Partneruniversitäten in Deutschland und den USA. Über die Förderung des Austauschs von Studenten durch Stipendien kann man sich auf der Homepage informieren > Studentenaustausch. http://www.zeva.uni-hannover.de Die Zentrale Evaluations- und Akkreditierungsagentur Hannover (ZEVA) ist eine Einrichtung der niedersächsischen Hochschulen. Auf der Homepage der ZEVA kann man die Profile bereits akkreditierter Bachelor- und Masterstudiengänge aus ganz Deutschland finden, die von der Agentur bewertet wurden > Akkreditierung > Studiengänge.
III. Berufliche Weiterbildung Trotz aller Praxisanteile sind Aufbaustudiengänge häufig recht theoretisch. Zudem sind sie meist nur mit erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand zu absolvieren. Daher stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu einer universitären Weiterbildung? Und ist vielleicht nach einem theorielastigen Studium gerade eine Qualifikation sinnvoll, die unmittelbar mit dem praktischen Arbeitsleben zu tun hat? Eine berufliche Weiterbildung kann hier der richtige Weg sein. In der Mehrzahl der Fälle führt sie allerdings gänzlich vom ursprünglichen Studienfach weg zu ganz anderen Berufsfeldern. Dies mag jedoch für Absolventen, die ohnehin den traditionellen geisteswissenschaftlichen Arbeitsbereichen den Rücken kehren wollten, eine akzeptable Konsequenz sein. Weiterbildung ist jedoch nicht gleich Weiterbildung. Um auf dem unübersichtlichen Markt das richtige Angebot zu finden, muss man eine ganze Reihe von Punkten bei der Suche beachten.
Vorteile einer beruflichen Weiterbildung
1. Was ist berufliche Weiterbildung? Der Deutsche Bildungsrat hat 1970 den Gesamtkomplex Weiterbildung definiert als „Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Ausbildungsphase … Das Ende der ersten Bildungsphase und damit der Beginn möglicher Weiterbildung ist in der Regel durch den Eintritt in die volle Erwerbstätigkeit gekennzeichnet … Das kurzfristige Anlernen oder Einarbeiten am Arbeitsplatz gehört nicht in den Rahmen der Weiterbildung“ (Deutscher Bildungsrat 1970, 197). In der Fachliteratur wird Weiterbildung häufig auch als Erwachsenenbildung bezeichnet (vgl. Tippelt 1999, 11). Unter dem Oberbegriff Weiterbildung werden drei Arten von Bildungsangeboten zusammengefasst: Die allgemeine Weiterbildung umfasst alle Weiterbildungsangebote, die nicht direkt berufsbezogen sind. In der Praxis ist sie nicht immer leicht von der beruflichen Weiterbildung zu unterscheiden, da Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kreativität oder Medienkompetenz auch im Beruf immer wichtiger werden. Fremdsprachen dienen der allgemeinen Persönlichkeitsbildung ebenso wie der besseren Kommunikation im Beruf. Zur allgemeinen Weiterbildung zählen aber auch die politische und die kulturelle Weiterbildung. Die universitäre Weiterbildung hat zum Ziel, das Wissen der Teilnehmer nach dem Hochschulabschluss auf dem neuesten Stand zu halten oder weiter auszubauen, wie dies Aufbaustudiengänge genauso tun. Die Weiterbildung an Hochschulen steht allerdings auch Berufstätigen ohne Erststudium offen, die nun das wissenschaftliche Arbeiten erlernen wollen. Die berufliche Weiterbildung (nach dem Sozialgesetzbuch III §§ 77–87) ist das klassische Feld für Kurse zur Vertiefung oder Ergänzung beruflicher Kenntnisse. Traditionell wendet sich die berufliche Weiterbildung an Arbeit-
Definition
Allgemeine Weiterbildung
Universitäre Weiterbildung
Berufliche Weiterbildung
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III. Berufliche Weiterbildung
Xpert
Fortbildung und Umschulung
Abschlüsse
nehmer und Arbeitslose, aber auch für Hochschulabsolventen wird sie zunehmend interessanter, denn diese können so auf ihr Examen aufbauend kostengünstig fehlende Kenntnisse erwerben. Xpert wurde von den deutschen Volkshochschulen und vergleichbaren europäischen Bildungsträgern eingeführt und ist die Dachmarke für die Vermittlung von fachlichen und persönlichen Kompetenzen für den Berufsalltag. Xpert-Zertifikate können z. B. in den Bereichen PC-Nutzung, Business, Personal Business Skills und Culture Communication Skills erworben werden. Die Belegung der Xpert-Veranstaltungen bestimmen die Teilnehmer selbst. Wie das funktioniert, lässt sich am Beispiel der Xpert Personal Business Skills demonstrieren: Die Teilnehmer können in vier Kompetenzbereichen – Organisieren, Präsentieren, Verhandeln und Moderieren – aus 12 Seminaren auswählen. Jedes Seminar endet mit einer schriftlichen Prüfung, für das Bestehen wird ein Zeugnis ausgestellt. Nach Abschluss von drei Modulen aus mindestens zwei Kompetenzbereichen wird das Zertifikat „Xpert Personal Business Skills“ ausgestellt, nach zwei zusätzlichen Modulen aus mindestens einem weiteren Kompetenzbereich das Zertifikat „Xpert Personal Business Skills Pro“. Der Besuch eines Workshops führt schließlich zum Abschluss „Xpert Personal Business Skills Master“. Der Preis für die Seminare ist meist moderat: Bei einer Höchstteilnehmerzahl von zehn Personen liegt er für drei Seminare bzw. 60 Unterrichtsstunden bei 220 e. Xpert-Weiterbildungen werden durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert. Die Xpert-Zertifikate sind keine Berufsabschlüsse, sie werden nicht staatlich anerkannt. Der Name Xpert steht allerdings für eine qualitativ hochwertige Weiterbildung mit europaweit einheitlichen Inhalten und Prüfungen. Das Berufsbildungsgesetz untergliedert die berufliche Weiterbildung zusätzlich zum SGB III noch in Fortbildung und Umschulung. Eine Fortbildung dient dazu, berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten von Arbeitnehmern bzw. Arbeitslosen zu erhalten, zu erweitern oder dem aktuellen Kenntnisstand in einem Berufszweig anzupassen. Die Umschulung soll hingegen zu einer neuen beruflichen Tätigkeit befähigen (BBiG §§ 1, 53–63). In beiden Fällen können Inhalt, Art, Ziel, Dauer und Prüfungen durch Rechtsverordnungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geregelt sein. Zwingend notwendig sind staatliche Regelungen jedoch nur bei einer Umschulung in einen anerkannten Ausbildungsberuf – ein Weg, der noch genauer erläutert wird. Ein Großteil der Weiterbildungsabschlüsse ist demgegenüber gesetzlich nicht geregelt. Nur ein Teil der Weiterbildungen ist staatlich und wird deutschlandweit anerkannt. Häufig vergeben die Weiterbilder eigene Zertifikate, deren Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt nicht immer gewährleistet ist. Es ist daher nicht einfach, Weiterbildungen auf nationaler Ebene zu vergleichen. Noch schwieriger ist ein Vergleich von Weiterbildungen im Ausland, da im Zuge des Bologna-Prozesses bisher kaum verbindliche Regelungen für die Anerkennung von Abschlüssen der beruflichen Bildung geschaffen wurden. Es existieren bereits einige Vorschläge und Ideen, die mehr Transparenz vermitteln sollen. Wer sich darüber informieren will, dem sei der Internetauftritt der europäischen Kommission empfohlen. Über die internationale Anerkennung von Weiterbildungsabschlüssen in den verschiedenen Branchen informieren auch die einschlägigen Berufsverbände.
Welche Arbeitsfelder stehen mit einer Weiterbildung offen?
Doch nicht nur die Inhalte, sondern auch die Art der Weiterbildung lässt sich nur schwer definieren. „Strittig ist insbesondere, inwieweit neben der ‚klassischen‘ Weiterbildung in Form von Lehrgängen oder Kursen auch weniger formalisierte Arten des Kenntniserwerbs noch als Weiterbildung anzusehen sind. Dies betrifft zum Beispiel betriebliche Maßnahmen der Lernförderung am Arbeitsplatz, Selbstlernen durch Beobachten und Ausprobieren, selbstgesteuertes Lernen mit Hilfe von Medien, das Lesen von Fachbüchern oder Fachzeitschriften sowie Qualitäts- oder Werkstattzirkel und andere Beteiligungsgruppen“ (Kuwan et al., 7 f.). Berufliche Weiterbildung kann daher alles sein, was im wahrsten Sinne des Wortes weiterbildet: eine Tagung, ein Sprachkurs bei der Volkshochschule, eine Fernschulung oder das Lesen von Büchern. Weiterbildungseinrichtungen können öffentliche und private Träger wie Hochschulen und Volkshochschulen, kirchliche und gewerkschaftliche Einrichtungen oder Berufsverbände und Kammern, aber auch Einzelpersonen sein. Einige Weiterbilder sind auf die berufliche oder politische Bildung spezialisiert, andere bedienen das gesamte Spektrum.
Formen der Weiterbildung
2. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einer Weiterbildung offen? Eine berufliche Weiterbildung ist im Grunde genommen auf so gut wie jedem Gebiet möglich. Sinnvoll ist sie allerdings nur dann, wenn sie zusammen mit dem Hochschulabschluss und den schon während des Studiums erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten bessere Berufsaussichten eröffnet. Ähnlich wie im Kapitel zu den Aufbaustudiengängen sollen deshalb auch hier exemplarisch ausgewählte Berufsfelder für Geisteswissenschaftler und dazu passende Weiterbildungen vorgestellt werden. Ideal konstruierte Fallbeispiele geben wieder Anregungen für die individuelle Recherche. Sprachen Wer seine im Studium erworbenen Fremdsprachenkenntnisse beruflich nutzen möchte, aber nicht noch einen Aufbausstudiengang draufsatteln will, der kann auch eine Weiterbildung machen. Ein Slawist benötigt eigentlich keine weitere Qualifikation, um als freiberuflicher Übersetzer zu arbeiten. Ihm fehlen jedoch gute Kontakte. Zudem sind viele diplomierte Übersetzer auf dem Markt, mit denen er ohne festen Kundenstamm nicht konkurrieren kann. Ein Studium ist ihm aber zu teuer. Die Weiterbildung zum geprüften Übersetzer der IHK bietet ihm die Möglichkeit, seine Fähigkeiten durch einen anerkannten Abschluss nachzuweisen. Die Teilnahme am Unterricht ist nicht obligatorisch, doch bereitet dieser systematisch auf die Prüfung vor. Jede Unterrichtsstunde kostet 34,50 e. Die Prüfungsgebühren betragen nochmals 220 e. Doch der Aufwand lohnt sich: Als geprüfter Übersetzer kann der Slawist sich in die Übersetzer- und Dolmetscherdatenbank der IHK eintragen und ist dadurch für alle Firmen, die Aufträge zu vergeben haben, schnell zu finden. Außerdem kann er dem Verband der Übersetzer und Dolmetscher (http://
Bessere Berufsaussichten
Fallbeispiel 1
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III. Berufliche Weiterbildung
Fallbeispiel 2
Fallbeispiel 1
Fallbeispiel 2
Arbeitsfelder
www.vued.de) beitreten und so eine kostengünstige Berufshaftpflichtversicherung abschließen. Eine Absolventin der Vergleichenden Sprachwissenschaften jobbte nach dem Examen zunächst für eine Zeitarbeitsfirma als Bürokraft. Dabei stellte sie fest, dass eine einfache Bürotätigkeit auch ihre Vorteile hat: festes Gehalt, geregelte Arbeitszeit, gutes Betriebsklima. Leider hatte es bislang mit einer Festanstellung nicht recht geklappt, weil gerade kleinere und mittelständische Betriebe mit ihrem exotischen Studienfach nichts anfangen konnten. Also beschloss sie, ihre Fremdsprachenkenntnisse mit kaufmännischem Know-how zu verbinden: Die IHK-Weiterbildung zur „Fremdsprachenkauffrau“ kostete sie 1.500 e für 300 Stunden. Das zahlte sich dank der Übernahme in eine Festanstellung aus, denn für ihren neuen Chef ist die IHK eine feste Größe mit einem vertrauensvollen Abschluss. IT und Technik Ein Germanist mit EDV-Kenntnissen hat zum Ziel, Technischer Redakteur zu werden. Weil er jedoch kein praxisfernes und teures Aufbaustudium absolvieren möchte, beginnt er ein zweijähriges technisches Volontariat bei einem Software-Unternehmen und bezieht während dieser Zeit sogar ein Gehalt von 1.300 e im Monat. Dieser Ausbildungsweg wird von der Tekom als Fachverband für Technische Kommunikation und Informationsentwicklung angeboten. Der zukünftige Technische Redakteur erlernt seinen zukünftigen Beruf durch die praktische Arbeit im Betrieb, durch Präsenzseminare in einer Weiterbildungseinrichtung und durch Telekurse, bei denen er zu Hause via Internet vorgegebene Aufgaben löst. Nach bestandener Prüfung darf der Germanist die Berufsbezeichnung „Technischer Redakteur (Tekom)“ tragen. Da er sich schon während der Ausbildung im Unternehmen bewährt hat, stehen seine Chancen, übernommen zu werden, recht gut. Ein Archäologe, der sich bei einer Grabungsfirma bewerben will, braucht unbedingt Kenntnisse der wichtigsten EDV-Anwendungen. Er verfügt bereits über Basiswissen, will dieses aber ausbauen und sein Know-how mit einem anerkannten Zertifikat belegen. Er erwirbt daher den „European Computer Passport Xpert“ (http://www.xpert-online.de), der sich aus verschiedenen Modulen zusammensetzt. Für ein Modul zahlt er 50 e. Da die Grabungsfirma auch Niederlassungen im europäischen Ausland unterhält, ist die europaweite Anerkennung der Weiterbildung für den Archäologen besonders interessant. Coaching, Training, Beratung Coachs, Trainer und Berater gibt es für fast alle Lebenslagen und Probleme. Es gibt Finanz- und Managementberater, Karrierecoachs und Bewerbungstrainer, Wellnessberater, Rhetorik- oder Motivationstrainer. Geisteswissenschaftler haben in der Regel gelernt, ihr eigenes Handeln zu reflektieren, die eigene Arbeit optimal zu organisieren, Probleme strukturiert anzugehen, flexibel auf andere Menschen einzugehen und Konflikte zu erkennen und zu lösen. Es fehlt ihnen aber mitunter an besonderer Sachkenntnis, um die Anliegen potentieller Kunden zu befriedigen. Hier kann eine Weiterbildung sinnvoll sein.
2. Welche Arbeitsfelder stehen Geisteswissenschaftlern mit einer Weiterbildung offen?
Die Unterschiede zwischen Coaching, Training und Beratung sind fließend, es lassen sich jedoch einige wesentliche Merkmale nennen. Coaching ist eine strukturierte und methodische Lernberatung, die den Kunden bei einem biographischen Wandel, beruflich oder privat, unterstützt, indem Zusammenhänge sichtbar gemacht und Handlungsoptionen eröffnet werden. Coachs unterstützen den individuellen Lernprozess durch Beratungsgespräche und analysieren gemeinsam mit dem Kunden, was dieser verändern möchte. Neben Sachkenntnis kommt es vor allem auf das psychologische Fingerspitzengefühl an. Training ist ein zielgerichtetes und methodisch geleitetes Vorgehen, das Kompetenzen und Einsichten erweitert. Trainer stehen methodisch den Lehrern nahe, haben jedoch keinen pädagogischen Auftrag. Beratung ist eine durch Expertise gestützte Analyse einer Ausgangssituation verbunden mit Empfehlungen zur Prozess- und Ergebnisverbesserung. Anders als beim Coaching wird der Veränderungsprozess jedoch nicht begleitet. Berater zeichnen sich daher weniger durch psychologisches Fingerspitzengefühl als durch fundierte Fachkenntnisse aus. Eine einheitlich strukturierte Aus- oder Weiterbildung sucht man bislang vergeblich genauso wie eine eindeutige Berufsbeschreibung. Festanstellungen sind – außer in Unternehmensberatungen – die Ausnahme, die Regel ist die Selbständigkeit. Keine der Berufsbezeichnungen ist gesetzlich geschützt, es ist aber sinnvoll, seine Kompetenzen möglichst durch einen bundesweit anerkannten Abschluss zu belegen. Eine Theologin möchte Menschen, die beruflich stark belastet sind, beraten und coachen, um einen Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben zu schaffen. Umfangreiche Informationen zu verschiedenen Weiterbildungen findet sie beim Deutschen Verband für Coaching und Training e.V (DVCT). Dieser vermittelt auch diverse vom Verband selbst zertifizierte Weiterbildungen. Eine davon führt an sechs Wochenenden und mehreren Abenden in einer Kleingruppe von maximal acht Teilnehmern zum Zertifikat „Systemischer Coach“. An Kosten fallen eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 490 e sowie eine Kursgebühr von 290 e im Monat an. Die Theologin findet, dass ihr dieser Preis für ein Zertifikat ohne Abschlussprüfung, das zudem nur Kompetenzen nachweist, über die sie ohnehin schon verfügt, zu hoch ist. Sie möchte lieber eine Weiterbildung machen, die ihr auch fundierte Kenntnisse in Psychologie vermittelt und staatlich anerkannt ist. Sie beginnt deshalb eine Weiterbildung zum „Psychologischen Berater nach dem Heilpraktikergesetz (HPG)“. Diese Weiterbildung erfolgt in 20 Monaten in Abend- und Wochenendkursen oder in 14 Monaten als Intensiv-Ausbildung. Sie besteht aus einem Basislehrgang, der die Grundlagen der Psychologie vermittelt, einem Beratungs- und Therapielehrgang sowie der Prüfungsvorbereitung. Die Weiterbildung kostet 8.500 e. Die Theologin könnte sich den Stoff auch im Selbststudium erarbeiten und dann die staatliche Prüfung vor dem Gesundheitsamt ablegen, doch gilt die Durchfallrate als sehr hoch. Die Investition wird sich allerdings nur lohnen, wenn die Theologin genug zahlungskräftige Kunden findet, denn anders als die Absolventen eines psychologischen oder medizinischen Hochschulstudiengangs, die als einzige die gesetzlich geschützten Berufsbezeichnungen Psychologe oder Psychotherapeut führen dürfen, können psychologische Berater ihre Leistungen
Definitionen und Abgrenzungen
Fallbeispiel
Fallstricke
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III. Berufliche Weiterbildung
nicht über die Krankenkassen abrechnen. Nähere Informationen gibt der Verband Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen steht der nicht immer gut ausgebildeten Konkurrenz eher skeptisch gegenüber.
Fallbeispiel 1
Fallbeispiel 2
Wirtschaft Auf den MBA wurde bereits an anderer Stelle eingegangen. Nun ist eine Managementausbildung in Form eines zusätzlichen Studiums nur für diejenigen ein Thema, die eine Führungsposition anstreben. Viele Geisteswissenschaftler haben hingegen Schwierigkeiten, überhaupt eine Stelle zu finden, weil ihnen grundlegende kaufmännische Kenntnisse fehlen. Eine Anglistin möchte gern in die Öffentlichkeitsarbeit einsteigen. Sie muss aber feststellen, dass viele Unternehmen auch hier erwarten, dass sich ihre Mitarbeiter mit Bilanzen, Personalentwicklung und rechtlichen Gegebenheiten auskennen. Die Anglistin entscheidet sich daher für den „Xpert Business Master“ mit Schwerpunkt Personalwesen (http://www.businesszertifikate.de). Dazu wählt sie acht Module aus verschiedenen Bereichen wie Finanzwirtschaft, Lohn und Gehalt, Personalwirtschaft, Personalentwicklung, Controlling oder Recht und Finanzen. Je Modul muss sie 50 e investieren. Während der Weiterbildung, die abends und am Wochenende stattfindet, jobbt sie in verschiedenen Unternehmen und knüpft Kontakte. Am Ende findet sie eine Stelle, zwar nicht in der Öffentlichkeitsarbeit, aber in einer Personalabteilung. Einen anderen Weg geht ein Germanist, der schon während seines Studiums und auch danach als Freelancer für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet hat. Da ihm eine freiberufliche Tätigkeit als Texter langfristig zu unsicher scheint, besucht er zwölf Monate lang zweimal in der Woche abends eine Weiterbildung zum „Fachkaufmann für Werbung und Kommunikation“ mit IHK-Prüfung und zahlt dafür 2.390 e. Nach dieser Weiterbildung, die Kommunikations- und Medialehre, Marketing, Recht und Allgemeine Wirtschaftslehre beinhaltet, hat der Germanist eine klaren Bewerbungsvorteil und bekommt eine feste Stelle bei einer Werbeagentur. Um seine Aufstiegschancen langfristig zu verbessern, überlegt er, dazu noch den IHK-Betriebswirt zu machen, der ihn auch für Führungsaufgaben qualifiziert.
3. Wie findet man die optimale Weiterbildung? Systematische Suche
Am einfachsten ist es natürlich, die überschaubare Anzahl von Angeboten regionaler Bildungsanbieter zu vergleichen und daraus diejenige Weiterbildung auszuwählen, die für den persönlichen Zweck am besten geeignet erscheint. Vermutlich werden die meisten Entscheidungen für eine Weiterbildung auf diese Weise gefällt. Das muss nicht der schlechteste Weg sein, der beste ist es oft jedoch auch nicht. Vielmehr läuft man Gefahr, Zeit und Geld in eine Weiterbildung zu investieren, die weniger nutzt als das Angebot in einer anderen Stadt oder an einem bisher unbekannten Institut. Das Sinnvollste ist in jedem Fall eine systematische Suche.
3. Wie findet man die optimale Weiterbildung?
Die Qual der Wahl Im Gegensatz zur Schul- oder Hochschulausbildung wird der Weiterbildungsmarkt zum Großteil von privaten Institutionen beherrscht. Das bedeutet zum einen Freiheit und Vielfalt, zum anderen aber nur wenig staatliche Kontrolle und kaum Qualitätsstandards. Und wie immer gibt es gute und schlechte Angebote. Das gilt nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Abschlüsse: Neben staatlich anerkannten Abschlüssen vergeben viele Weiterbilder auch eigene Zertifikate. Da deren Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt nicht zwingend vorausgesetzt werden kann, muss die Qualität dieser Angebote besonders sorgfältig geprüft werden. In Anbetracht von rund 35.000 Anbietern mit etwa 400.000 verschiedenen Weiterbildungsprogrammen kann man allerdings schnell den Überblick verlieren. Daher sollte die Suche von vornherein von klar definierten Voraussetzungen ausgehen. Zunächst ist zu überlegen, welche persönlichen Ziele man mit der Weiterbildung verfolgt. Soll die Weiterbildung beispielsweise dazu dienen, bestehende Fähigkeiten zu vertiefen, neues Fachwissen zu erwerben oder persönliche Kompetenzen zu erweitern? Ist es wichtig, dass der Abschluss von möglichst vielen Unternehmen anerkannt wird und einen eindeutigen Bewerbungsvorteil bringt? Muss die Weiterbildung in der Nähe stattfinden oder sollte sie zeitlich flexibel zu handhaben sein? Was darf die Weiterbildung kosten? Wer sich auf diese Weise seine Ziele bewusst gemacht hat, kann nun mit der eigentlichen, systematischen Suche beginnen. Für eine erste Eingrenzung sind einschlägige Online-Datenbanken nützlich: 89 Datenbanken stehen, meist durch öffentliche Gelder gefördert, im Internet zur Verfügung. Eine Übersicht findet sich in der Metasuchmaschine InfoWebWeiterbilung (IWWB). Interessant sind in diesem Zusammenhang die Weiterbildungstests der Stiftung Warentest, die seit 2002 regelmäßig mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt werden. Die Stiftung Warentest hat zehn Online-Datenbanken getestet: Am besten schnitten Seminus und Seminarmarkt ab. Beide bieten, ähnlich wie die ebenfalls getesteten Datenbanken Seminarbörse, Seminarshop, Seminarfuchs und Seminare.de, vor allem Kurse in den Bereichen IT, Management oder Präsentation an. Die mit Abstand größte und umfassendste Datenbank ist KURS der Bundesagentur für Arbeit mit 520.000 Angeboten. Interessierte können hier nach Weiterbildungen suchen und dabei angeben, welchen Beruf sie anstreben. WIS, die Datenbank der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammern, ist recht langsam, bietet jedoch viele Informationen zu IHK-Prüfungen und zahlreiche Checklisten. In den Datenbanken der IHK für einzelne Bundesländer ist die Suche nach detaillierten Informationen für die eigene Region erfolgversprechend. Aber nicht alle Datenbanken sind gleich gut. Die Stiftung Warentest empfiehlt hier vor allem die Datenbanken für Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Wer nach Sprachkursen auch im Ausland sucht, kann im Language-Learning.net suchen. Eine Übersicht über Weiterbildungen in Deutschland und im europäischen Ausland bietet Ploetus. Neben Links zu öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen, Volkshochschulen und Hochschulen finden sich hier hilfreiche Infos zu Fördermöglichkeiten und europäischen Austauschprogrammen. Zudem weist Ploteus den OnlineWeg zu Einführungen in die unterschiedlichen Bildungssysteme der euro-
Fehlende Qualitätsstandards
Suche in OnlineDatenbanken
Was leisten Datenbanken?
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III. Berufliche Weiterbildung
Datenbanken im Test
Beratungsangebote
päischen Staaten und weiß auch, wo es grundsätzliche Länder-Infos gibt – zu den Lebenshaltungskosten, zu Steuern und Sozialbeiträgen oder zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Studium und Arbeit. Insgesamt wurde allerdings keine Datenbank besser als befriedigend bewertet. Kritisiert wurden vor allem die mangelhaften Suchfunktionen: Es fehlen einleitende Erklärungen zur Benutzung der Datenbank oder Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen Ort und Suchbegriff. Häufig werden auch Rechtschreibfehler im Suchbegriff nicht toleriert. Daher sollten die Suchbegriffe korrekt eingegeben und die Suche durch zusätzliche Optionen ergänzt werden. Weitere Nachteile sind die oft zu knappen Informationen über die Weiterbilder und die mangelnde Aktualität der Daten. Nicht bei allen verzeichneten Kursen ist zudem garantiert, dass diese auch stattfinden – manche fallen aus, etwa wenn die erforderliche Teilnehmerzahl nicht erreicht wurde (vgl. Redaktion Stiftung Warentest 2003). Daher ist es für eine gezielte Auswahl sinnvoll, mehrere Datenbanken zu nutzen. Ist zumindest eine Vorentscheidung gefallen, sollten Interessierte den jeweiligen Anbieter direkt kontaktieren, um weitere Informationen einzuholen. Wer in Anbetracht des unüberschaubaren Angebots auf kompetente Hilfe zurückgreifen möchte, kann verschiedene kostenlose Beratungsangebote in Anspruch nehmen. Aber auch hier ist es wichtig, genau hinzusehen, denn nicht jede Weiterbildungsberatung ist auch sinnvoll. So wissen die Berater von Kammern wie der IHK oder anderen Berufsverbänden recht gut über den regionalen Arbeitsmarkt Bescheid, empfehlen jedoch häufig die eigenen Weiterbildungen, die zumeist eher für Interessenten geeignet sind, die bereits im Beruf stehen. Kommunale Weiterbildung und Frauenberatungsstellen sind leider noch nicht flächendeckend vorhanden. Die Arbeitsberater, die bei den örtlichen Arbeitsagenturen für die Weiterbildungsberatung zuständig sind, helfen vor allem den Beziehern von Arbeitslosengeld I und II, die nach Abschluss einer Weiterbildung bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz haben. Interessierte können sich aber auch von den Bildungsträgern selbst beraten lassen. Dies hat den Vorteil, dass die Beratung ganz genau auf die einzelne Weiterbildungsmaßnahme abgestimmt ist. Allerdings zeigt auch hier ein Test der Stiftung Warentest, dass diese Beratungen nicht uneingeschränkt zu empfehlen sind: Nicht selten steht die Frage, ob eine staatliche Förderung möglich ist, im Mittelpunkt, denn das Problem der Finanzierung beschäftigt viele Weiterbildungswillige. Die Beratungsstellen haben sich auf diese Frage eingestellt, aber gehen nicht immer flexibel auf den Einzelfall ein. Die wichtigen Qualitätsmerkmale wie Ausbildung und Praxiserfahrung der Dozenten, die Arbeitsmarktchancen nach Kursende oder die persönlichen Eignungsvoraussetzungen werden häufig vernachlässigt (vgl. Redaktion Stiftung Warentest 2004a). Qualitätskontrolle Da also auch den verschiedenen Beratungsstellen nicht immer blind vertraut werden kann, ist es notwendig, selbst auf die entscheidenden Qualitätsmerkmale zu achten. So kann zumindest die Wahrscheinlichkeit von Fehlgriffen deutlich verringert werden. In Deutschland existieren allerdings verschiedene Beurteilungssysteme für Weiterbildungen, die nach unterschiedlichen Kriterien bewerten.
3. Wie findet man die optimale Weiterbildung?
Das von BMBF und BIBB aufgebaute Weiterbildungsreferenzsystem wbmonitor hat einen Pool von rund 4.500 Weiterbildungsanbietern aufgebaut, die ein- oder zweimal jährlich zu aktuellen Themen wie Maßnahmen der Qualitätssicherung oder Qualitätszielen befragt werden. Die Ergebnisse können über die Website des BIBB abgerufen werden. Umfassende statistische Daten zu Qualität und Akzeptanz von Weiterbildungsangeboten auf dem Arbeitsmarkt werden ansonsten nicht erhoben. Immerhin können Interessierte bei den jeweiligen Berufsverbänden nachfragen, ob solche Daten z. B. für ihre Region vorliegen. Wer sich nicht auf die Aussagen der Veranstalter erlassen möchte, kann sich an objektiven Qualitätsmerkmalen orientieren. Die Weiterbildungsangebote, die die Bundesagentur durch Bildungsgutscheine fördert, werden von unabhängigen privaten Agenturen zertifiziert, deren Eignung wiederum von der Bundesagentur bestätigt werden muss. Geprüft wird dabei etwa, ob der Bildungsträger geeignete Räume zur Verfügung stellen, und vernünftige Unterrichtsbedingungen garantieren kann, ob die Dozenten eine ausreichende Qualifikation aufweisen und die Anbieter die spätere Eingliederung in den Beruf unterstützen – dies sollte für jeden Weiterbildungsinteressierten ein wichtiger Aspekt sein. In die Datenbank KURS der Bundesagentur wurden nur zertifizierte Angebote aufgenommen. Selbst wer keinen Bildungsgutschein der Bundesagentur erhält, kann sich mit Hilfe dieser Vorauswahl einen ersten Überblick über die Qualität verschiedener Angebote verschaffen. Darüber hinaus wird häufig mit den Qualitätskonzepten geworben oder auf Qualitätssicherung bzw. Qualitätsmanagement verwiesen. Sie tun dies häufig unter Hinweis auf ein Zertifikat nach dem internationalen Normenkomplex DIN EN ISO 9000 ff. Aber Achtung: Zertifiziert wird dabei nicht die Qualität eines Produkts, also des Weiterbildungskurses, sondern das Verfahren zur Sicherung einer vom Anbieter selbst definierten Qualität. Es geht dabei also nicht um den Unterricht selbst, sondern vor allem um die Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen innerhalb der Bildungseinrichtung. Eine gute Möglichkeit, seriöse Anbieter herauszufiltern, sind die Qualitäts- und Gütesiegel. Diese geben Auskunft darüber, ob ein Unternehmen Mitglied in einer regionalen Gütesiegelvereinigung oder in einem Qualitätsring ist. In diesen haben sich in der Regel Betriebe, die Weiterbildungen für ein bestimmtes Berufsfeld anbieten, zusammengeschlossen und sich dadurch verpflichtet, fest definierte Qualitätsstandards einzuhalten. Doch Vorsicht: Prinzipiell können unseriöse Anbieter auch ihr eigenes Qualitätssiegel schaffen und damit werben – gesetzliche Vorschriften gibt es hierfür nämlich nicht. Wer sich also ernsthaft für eine Maßnahme interessiert, sollte prüfen, welche Kriterien bei der Vergabe des Qualitätssiegels zugrunde gelegt wurden und ob das Siegel auch überregional anerkannt wird. Einen guten Einblick in ein Vergabeverfahren bietet der Deutsche Verband für Coaching und Training e.V. (DVCT), der genau auflistet, worauf es dem Verband ankommt. Wer sich für eine Weiterbildung in einer bestimmten Branche interessiert, sollte bei den einschlägigen Berufsverbänden nachfragen, welche Qualitätssiegel es gibt und von wem diese anerkannt werden. Auf der anderen Seite ist nicht jeder Anbieter ohne Qualitätssiegel unseriös. Doch sollte darauf geachtet werden, dass die Qualitätsziele offen gelegt
Weiterbildungsreferenzsystem wbmonitor
Qualitätsmerkmale
Qualitäts- und Gütesiegel
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III. Berufliche Weiterbildung
Voraussetzungen der Teilnehmer
Lernatmosphäre und Lehrplan
Probestunden und Kontakte
Weiterbildungsgesetze
werden und nachvollziehbar ist, wie diese erreicht werden sollen. Wenn Auskünfte zum Qualitätskonzept verweigert werden, ist Vorsicht geboten. Manche Veranstalter würfeln gern Teilnehmer verschiedener Niveaus zusammen. Hier ist zu fragen, ob alle Kursteilnehmer die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Ist der angestrebte Kurs auch für die eigenen Vorkenntnisse und Fähigkeiten geeignet? Welche Prüfung wird am Schluss abgelegt? Ist diese staatlich und/oder wird sie auf dem Arbeitsmark anerkannt? Gerade bei Sprach- und EDV-Qualifikationen sollte auf eine internationale bzw. europaweite Anerkennung geachtet werden. Und steht die Dauer des Kurses in einem angemessenen Verhältnis zum Bildungsziel? Schnellkurse zu Phantasiethemen sind ebenso kritisch zu bewerten wie wochenlange Übungen in Grundfertigkeiten. Ist das angestrebte Ziel überhaupt realistisch? Der Anbieter sollte darüber informieren, welcher Arbeitsaufwand zu seiner Erreichung erforderlich ist, – und jeder sollte ehrlich abschätzen, ob er diesen leisten kann und will. Wie viele Unterrichtsstunden gibt es pro Tag, wann liegen diese, passt der Stundenplan in den eigenen Tagesrhythmus? Sehr wichtig ist eine optimale Lernatmosphäre: Je größer die Gruppen, desto billiger der Kurs – aber desto weniger kann der Dozent auf den Einzelnen eingehen. Wie sehen Unterrichtsräume und Ausstattung aus? Computerarbeitsplätze sollten up-to-date sein. Auch Ausbildung, Qualifikation und Erfahrung der Dozenten müssen stimmen. Vorsicht ist geboten, wenn die Dozenten häufig wechseln, denn das deutet auf schlechte Arbeitsbedingungen an der Institution hin. Wie sehen die Lehrpläne aus, welche Methoden (z. B. Rollenspiele, Computer, Diskussionsrunden usw.) kommen zur Anwendung? Auch das Lehrmaterial sollte vorab begutachtet werden: Ist es didaktisch gut aufbereitet und auf dem neuesten Stand? Sinnvoll ist es zudem, eine Weiterbildung praxisnah zu gestalten: Wenn Praktika und Projektarbeit eingeschlossen sind bzw. ein Teil der Weiterbildung in einem Unternehmen absolviert wird, steigen die Chancen auf eine Anstellung. Die spätere Eingliederung in den Beruf sollte daher unterstützt werden, z. B. durch umfassende Beratung, die Vermittlung von Praktika oder andere Kontakte zur Wirtschaft. Gibt es Statistiken: Wie viele Absolventen fanden nach Abschluss der Maßnahme einen Job? Wie hoch ist die Durchfallrate? Wie steht es um die Teilnehmerzufriedenheit? Dies alles ist vor der endgültigen Entscheidung zu prüfen, soll die Weiterbildung den gewünschten Erfolg bringen. Einen realistischen Eindruck von der Qualität einer Weiterbildung erhält auch, wer Probestunde in der gewählten Bildungsmaßnahme besucht. So lernt man den Dozenten und die Kursräume am besten kennen. Dabei zeigt sich nicht zuletzt, ob die Chemie mit dem Dozenten stimmt – das ist für den Lernerfolg von großer Bedeutung. Genauso hilfreich ist ein Gespräch mit den Teilnehmern der Maßnahme oder mit früheren Absolventen. Ein Kontakt lässt sich beispielsweise über das Schwarze Brett herstellen. In zahlreichen Bundesländern gibt es Erwachsenen- bzw. Weiterbildungsgesetze mit strengen Anforderungen an die Weiterbilder. Die Länder wollen mit den entsprechenden Verordnungen die Qualität der Bildungsangebote sichern. Sie erlassen gesetzliche Regelungen zur Evaluation von Angeboten und machen Auflagen zur Qualitätsentwicklung als Voraussetzung für die staatliche Anerkennung. Die Gesetze geben einen guten Überblick darüber, welche Qualitätsstandards im jeweiligen Bundesland vorgeschrieben sind.
4. Kosten und Finanzierung
4. Kosten und Finanzierung Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat 2.000 Weiterbildungsteilnehmer befragt. Der Studie zufolge werden im Schnitt 895 e für eine Weiterbildung ausgegeben. 14 % der Teilnehmer haben aufgrund staatlicher Förderung keine Ausgaben. 21 % der Teilnehmer zahlen bis etwa 99 e, 46 % tragen Kosten zwischen 100 e und 999 e. 19 % der Teilnehmer müssen mehr als 1.000 e bezahlen, und 4 % davon sogar mehr als 5.000 e (vgl. Beicht, Krekel, Walden 2004, 40). Je anspruchsvoller der Ausgangsberuf ist, desto umfangreichere und längere Weiterbildungen wählen die Teilnehmer. Die Kosten für die Weiterbildung sind dementsprechend bei gut ausgebildeten Personen wie Geisteswissenschaftlern höher als beim Durchschnitt aller Weiterbildungsteilnehmer. Eine Weiterbildung sollte jedoch nicht nur mit Blick auf die Kosten ausgesucht werden, denn das hieße, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Die Qualität spielt eine zentrale Rolle, wobei allerdings hohe Kosten nicht automatisch mit guter Qualität gleichzusetzen sind – das haben zahlreiche Tests bewiesen. Die oft erheblichen Preisunterschiede kommen in der Regel durch Faktoren wie Renommee der Schule, Unterrichtsdauer oder Teilnehmerzahl zustande. Hier einige einfache Beispiele zum Preis-Leistungs-Verhältnis bei EDVund Sprachkursen: Bei einer Kammer zahlt man für einen Kurs in Tabellenkalkulation I: MS-Excel 330 e für insgesamt 33 Unterrichtsstunden à 45 Minuten an drei Tagen. Ein privater Bildungsanbieter verlangt für einen Grundlagenkurs Excel 2000/XP mit sieben Unterrichtsstunden an nur einem Tag 207,64 e. Allerdings sind hier nur maximal acht Teilnehmer pro Kurs zugelassen, was einen besseren Lernerfolg verspricht, und jede Unterrichtsstunde hat 50 Minuten. Ein Englisch-Sprachkurs bei einem privaten Unternehmen kostet zwischen 420 e (für einfache Sprachkurse) und 500 e (für berufsbezogene Sprachkurse und Konversation), alle Kurse haben insgesamt 60 Unterrichtsstunden. Zum Vergleich die Preise einer Volkshochschule: 26 Unterrichtsstunden, gleich welchen Niveaus, kosten hier insgesamt 72,80 e, wenn mehr als zehn Personen an dem Kurs teilnehmen, sinkt der Preis auf 52 e. Größere Klassen sind nun wieder dem Lernen nicht förderlich und Volkshochschulkurse haben im Allgemeinen nicht den besten Ruf. Und selbst wenn der Kurs gut war, nützt das Zertifikat eines renommierten Privatanbieters auf dem Arbeitsmarkt möglicherweise mehr. Noch tiefer in die Tasche greifen muss, wer eine Online-Weiterbildung via Internet am heimischen Computer machen möchte. In der Regel erhalten die Teilnehmer einer solchen Weiterbildung regelmäßig Lernmaterialien und Aufgaben, die nach der Bearbeitung per E-Mail an den Korrektor zurückgeschickt werden. Zusätzlich finden Präsenzveranstaltungen statt und auch die Prüfungstermine, zu denen die Teilnehmer persönlich erscheinen müssen, sind zentral organisiert. Natürlich ist diese Lernform besonders für diejenigen praktisch, die nicht den Wohnort wechseln können oder wollen, allerdings sind einige Nachteile zu nennen. In der Vergangenheit wurde öfter die Qualität von Online-Kursen bemängelt. Die Stiftung Warentest hat von 14 Online-Kursen nur drei mit gut bewertet, bei den meisten wurden
Durchschnittliche Ausgaben
Qualitäts- und Preisunterschiede
Preisbeispiele
Teure Online-Kurse
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III. Berufliche Weiterbildung
Gebührenanteile
Sparmöglichkeiten
Hoher Zeitaufwand
Wer trägt die Kosten?
Bundesagentur für Arbeit
veraltete Lehrmaterialien, fehlende Interaktivität und technische Probleme kritisiert. Insgesamt sei die Qualität des Unterrichts im Verhältnis zu den hohen Kosten zu wenig konstant und das Internet mit seinen interaktiven und multimedialen Möglichkeiten werde noch zu selten einbezogen, seine Nutzung beschränke sich häufig auf die Kommunikation per E-Mail (vgl. Redaktion Stiftung Warentest 2001). Bei nicht-betrieblichen Weiterbildungen machen die Teilnahmegebühren 27 % der Gesamtausgaben aus, 24 % entfallen auf Computer- und Lernmittel. Ebenfalls nicht immer inklusive sind die Prüfungen. Die Fahrtkosten zu den regelmäßig stattfindenden Präsenzveranstaltungen machen durchschnittlich 16 % der Kosten aus, auf Unterkunft und auswärtige Mahlzeiten entfallen 3 %. Einkalkuliert werden sollte auch ein etwaiger Einkommensverzicht von durchschnittlich 235 e pro Weiterbildung. In Anbetracht der hohen Kosten lohnt sich ein Blick auf die Zahlungsmodalitäten: Ist eine Ratenzahlung möglich? Erhält man beim Rücktritt vom Vertrag die bereits gezahlten Gebühren zurück? Gibt es eine Geld-Zurück-Garantie bei Nichtgefallen? Hier sollte man eine umfassende Beratung des Bildungsanbieters in Anspruch nehmen und vor allem ganz genau den Vertrag prüfen. Weiterbildungen, bei denen je nach Vorbildung nur einzelne Module besucht werden, sind deutlich billiger. Informationen darüber, ob Weiterbildungsgänge modular aufgebaut sind, bieten zunächst die schon genannten Datenbanken, aber auch die Anbieter selbst. Manchmal ist es auch möglich, eine Externenprüfung abzulegen, ohne zuvor einen Kurs besucht zu haben. Dies setzt natürlich entsprechende Kenntnisse voraus. Wer Interesse hat, sollte bei den Berufsverbänden genau erfragen, unter welchen Bedingungen eine Externenprüfung abgelegt werden kann, aber auch ehrlich überlegen, ob er die hierfür erforderliche Selbstdisziplin und Eigenmotivation wirklich vorhanden ist. Wichtig ist es vor allem zu wissen, wie hoch die Erfolgsquote bei einer Externenprüfung ist. Wer die Kosten für eine Weiterbildung kalkulieren will, muss jedoch nicht nur die verschiedenen Gebühren und Ausgaben für Sachmittel, sondern auch den Zeitaufwand berücksichtigen. Statistisch gesehen müssen etwa 550 Stunden Freizeit pro Jahr in eine Weiterbildung investiert werden, 200 Stunden sollten nochmals für Information, Vor- und Nachbereitung sowie Fahrzeiten eingerechnet werden (vgl. Beicht, Krekel, Walden 2004, 42). Die Kosten für eine berufliche Weiterbildung muss man in der Regel selbst tragen. Im Gegensatz zu Promotionen und Aufbaustudiengängen kann hier nämlich nicht in die bekannten „studentischen“ Töpfe gegriffen werden. Weiterbildungswilligen bieten sich aber andere Finanzierungsmöglichkeiten. Am häufigsten erfolgt die Finanzierung über die Bundesagentur für Arbeit. Seit 2003 vergibt diese Bildungsgutscheine, auf denen Art, Umfang und Dauer der Weiterbildung genau verzeichnet sind. Gefördert werden Weiterbildungen von bis zu zwei Jahren Dauer. Wer an einer Weiterbildung interessiert ist, hat dann drei Monate Zeit, sich eine passende Maßnahme zu suchen. Einen Bildungsgutschein zu bekommen, ist aber nicht ganz leicht: In der Regel erhalten nur diejenigen eine Finanzierung, die Arbeitslosengeld beziehen. Ansonsten sieht die Agentur keinen Handlungsbedarf. Und auch
5. Duale Berufsausbildung und Umschulung
wenn diese Bedingung erfüllt ist, müssen in der Regel nach der Weiterbildung gute Aussichten auf eine Anstellung bestehen. Das lässt sich bei einigen Arbeitsagenturen schon mit Stellenanzeigen belegen, andere verlangen praktisch eine Bescheinigung des zukünftigen Chefs und wieder andere vergeben Bildungsgutscheine nur bis zu einer bestimmten Altersgrenze. Wer bei der Arbeitsagentur einen Bildungsgutschein beantragen will, ist zumeist auf seinen Arbeitsberater oder Fallmanager angewiesen. Einfacher ist es da schon, eine Finanzierung für die Teilnahme an einer kürzeren Trainingsmaßnahme, die bis zu zwölf Wochen dauert, zu erhalten. So können beispielsweise Computer- oder Sprachkenntnisse erworben werden. Sinnvoll ist es immer, auf den direkten Nutzen der gewünschten Maßnahme am Arbeitsmarkt zu verweisen. Für besonders begabte Weiterbildungswillige oder für Interessenten aus einzelnen Berufszweigen gibt es darüber hinaus Stiftungen, die die Finanzierung bestimmter Maßnahmen übernehmen. Wer sich hier bewirbt, sollte wissen, dass hohe Erwartungen an ihn gestellt werden – dennoch: Versuchen kann man es. Der Stiftungsindex gibt Aufschluss darüber, welche Weiterbildungen gefördert werden. Das Programm Leonardo da Vinci der Europäischen Union richtet sich an Auszubildende und junge Arbeitnehmer sowie Studenten und Hochschulabsolventen, die mit monatlich etwa 300 e unterstützt werden können, wenn sie ein Praktikum im Ausland machen wollen. Die genaue Höhe der Unterstützung ist von der Höhe des Praktikumsentgeldes abhängig. Insgesamt erhält der Geförderte monatlich 500 e. Die Praktika mit einer Dauer von drei bis zwölf Monaten müssen in einem Unternehmen in einem anderen EU-Land bzw. in Island, Liechtenstein, Norwegen oder einem der Beitrittskandidaten zur EU absolviert und im Inland anerkannt werden. Auch die Organisation für internationale Personalentwicklung, Weiterbildung und Dialog (INWENT) vergibt Fördermittel zur beruflichen Aus- und Weiterbildung an Fach- und Führungskräfte und Hochschulabsolventen. INWENT fördert praxisbezogene Auslandsaufenthalte, die bis zu 12 Monate dauern, z. B. in Großbritannien, Norwegen und Japan. Die Organisation fördert außerdem Praktika in Brasilien und im Pazifikraum für Nachwuchsführungskräfte sowie Career Trainings und Work & Study-Aufenthalte in den USA. Teilnahmevoraussetzung sind in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Grundstudium, Fremdsprachenkenntnisse und möglichst erste Berufspraxis. Die Teilnehmer müssen teilweise eine Anmeldegebühr von etwa 400 e zahlen, die Reise selbst organisieren oder eine andere Eigenbeteiligung leisten.
5. Duale Berufsausbildung und Umschulung Die Jobsuche kann sich für Geisteswissenschaftler sehr schwierig gestalten. Es fehlt an praxisrelevanten Qualifikationen und der Eintritt ins Berufsleben gelingt nicht. Neben einem zeitaufwendigen und teuren Zweitstudium bietet sich nach Abschluss eines geisteswissenschaftlichen Studiums auch eine duale Berufsausbildung bzw. eine Umschulung in einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) an. Eine duale Be-
Stiftungen und Organisationen
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III. Berufliche Weiterbildung
Vorteile einer dualen Berufsausbildung
Nachteile einer dualen Berufsausbildung
Fallbeispiel
Umschulung
rufsausbildung wird in Unternehmen und Berufsschule durchgeführt und dauert zwei bis drei Jahre. An ein Hochschulstudium noch eine duale Berufsausbildung anzuhängen, mag vielen zunächst widersinnig scheinen – schließlich hat man ja studiert und möchte mit dem erworbenen Wissen etwas anfangen. Nicht selten aber führen Umwege zum Erfolg. Weiterbildungen und Aufbaustudiengänge sind meist teuer, in der Ausbildung erhält man ein wenn auch geringes Gehalt, sie erfolgt direkt in einem Unternehmen, was die Übernahmechancen steigert, zudem ist die Ausbildung in relativ kurzer Zeit abgeschlossen und anders als viele Weiterbildungen durch das BBiG staatlich geregelt, was für eine gewisse Qualität bürgt. Natürlich gibt es auch einige Nachteile: Zunächst einmal muss man überhaupt einen Ausbildungsplatz finden, was an der Überqualifizierung, am Alter, aber auch an mangelnden Vorkenntnissen scheitern kann. Darüber hinaus wünschen viele Ausbildungsbetriebe den Besuch der Berufsschule und spätestens hier stellt sich der Altersunterschied zu den anderen, deutlich jüngeren Auszubildenden als problematisch heraus. Dennoch: Wer gegen Ende seines geisteswissenschaftlichen Studiums ernsthaft damit hadert, nicht Betriebswirtschaft studiert zu haben, für den könnte eine kaufmännische Ausbildung das richtige sein. Mit ersten Informationen helfen die Berufsberater der Arbeitsagentur weiter. Dass der Umweg vom Hochschulabschluss über eine Berufsausbildung zum Erfolg führen kann, zeigt das Beispiel einer Linguistin: Im Laufe ihres Studiums war die Arbeit am Computer zu ihrem Hobby geworden, sie hatte sogar mehrere Programmiersprachen erlernt. Nach dem Examen war ihr daher rasch klar, dass sie auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der EDV weitaus bessere Chancen haben würde als in den traditionellen Arbeitsfeldern für Geisteswissenschaftler. Eine Möglichkeit wäre es gewesen, sich mit den bereits vorhandenen Kenntnissen selbständig zu machen, etwas als Webdesignerin, einem Beruf, zu dem der Zugang nicht durch eine staatliche Ausbildung geregelt ist. Sie fühlte sich jedoch zu unsicher für eine sofortige Berufsausübung und benötigte außerdem einen Nachweis über ihre Fähigkeiten. Da sie weder Zeit noch Geld in eine mehrjährige Weiterbildung oder gar in ein Informatikstudium investieren wollte, entschied sie sich für eine duale Berufsausbildung als Fachinformatikerin. Sie erhält nun ein regelmäßiges, wenn auch nicht hohes Gehalt und wird die Ausbildung nach zweieinhalb Jahren abgeschlossen haben. Danach strebt sie eine Tätigkeit an, die sowohl ihre linguistische als auch ihre technische Fachkompetenz fordert, etwa als Programmiererin von Sprachdatenbanken. Ein Ausbildungsberuf kann auch über eine Umschulung erlernt werden, für die allerdings eine Gebühr gezahlt werden muss. Eine Umschulung findet nicht direkt in einem Unternehmen, sondern in einem Lehrinstitut statt und kann wie jede andere Weiterbildung über die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden. Für Interessierte bietet das BIBB auf seiner Website eine Übersicht über mögliche Umschulungsberufe.
Checkliste, Literatur und Internet
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Checkliste: So finden Sie die richtige berufliche Weiterbildung!
3 Wollen Sie am liebsten praxisnah und berufsbezogen lernen? Dann könnte eine berufliche Weiterbildung für Sie eine gute Wahl sein. 3 Machen Sie sich zunächst klar, was eine berufliche Weiterbildung überhaupt ist, prüfen Sie Ihre Voraussetzungen und definieren Sie Ihre Ziele! 3 Informieren Sie sich, welche Formen von Weiterbildung es gibt! 3 Nutzen Sie Datenbanken für die Recherche, doch Vorsicht: Nicht alle Daten sind aktuell! 3 Prüfen Sie die Qualität der verschiedenen Angebote sorgfältig! Achten Sie auf Qualitätssiegel, -preise und Zertifizierungen! Nehmen Sie direkten Kontakt mit den Weiterbildnern auf und informieren Sie sich vor Ort! 3 Behalten Sie die Kosten im Blick! Teilzeit- und Fernangebote sind oft teuer, modular aufgebaute Weiterbildungen günstiger. 3 Prüfen Sie die Finanzierungsmöglichkeiten: Kommt ein Stipendium, ein Programm wie Leonardo oder vielleicht sogar Meister BAföG in Frage? Sonst muss die Weiterbildung selbst finanziert werden!
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Literatur
Beicht, Ursula/Krekel, Elisabeth M./Walden, Günter 2004: Berufliche Weiterbildung – welche Kosten tragen die Teilnehmer? In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP), 2/2004. Herausgeber dieser Zeitschrift ist das Bundesinstitut für Berufsbildung. Beicht, Ursula/Schiel, Stefan/Timmermann, Dieter 2004: Berufliche Weiterbildung – wie unterscheiden sich Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer? In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP), 1/2004. Deutscher Bildungsrat (Hrsg.) 1970: Empfehlungen der Bildungskommission, Strukturplan für das Bildungswesen. Stuttgart. Dewe, Bernd/Wiesner, Gisela/Zeuner, Christine (Hrsg.) 2004: REPORT 1/2004. Milieus, Arbeit, Wissen: Realität in der Erwachsenenbildung. Management und Organisationsentwicklung. Bielefeld. Janson, Simone 2005a: Umgang mit dem Arbeitsamt. Frankfurt a. M. Der Ratgeber enthält in kurzer Form die Gesetze und Vorschriften, die für Privatpersonen in den Bereichen Arbeitsrecht und Sozialleistungen wichtig sind. Er informiert außerdem über die Themen Weiterbildung und Selbständigkeit und enthält Checklisten, Übungen sowie Tipps für die Umsetzung der Anregungen. Kade, Jochen/Nittel, Dieter/Seitter, Wolfgang 1999: Einführung in die Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Stuttgart, Berlin, Köln. Die Einführung gibt einen Überblick über Geschichte, Theorie, Forschung und mögliche Berufsfelder der Erwachsenenbildung. Das Buch enthält Hinweise für Studierende und einen ausführlichen Anhang mit Adressen sowie Literaturhinweisen. Kuwan et al. 2003: Berichtssystem Weiterbildung VIII. Herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Download unter http://deutschland.das vonmorgen.de/publikationen/2707.php. Seit 1979 wird diese Erhebung im Dreijahresturnus durchgeführt, sie stützt sich auf repräsentative mündliche Bevölkerungsumfragen. Dadurch ist es möglich, die Nachfrage nach Weiterbildungen über einen längeren Zeitraum zu vergleichen.
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III. Berufliche Weiterbildung Redaktion Stiftung Warentest 2001: Weiterbildungskurse im Internet. Schwaches Zeugnis. In Stiftung Warentest online, 25. 1. 2001 Download unter http://weiter bildungstests.de. Informationen zum Thema E-Learning lassen sich downloaden unter http:// www.weiterbildungstest.de > Infodokumente. Redaktion Stiftung Warentest 2003: Weiterbildungsdatenbanken. Keine ist perfekt. In: Stiftung Warentest online, 26. 6. 2003. Download unter http://www.weiter bildungstest.de > tests. Redaktion Stiftung Warentest 2004a: Weiterbildung. Allein auf weiter Flur. In: Stiftung Warentest online, 23. 4. 2004. Download unter http://www.weiterbildungs test.de > tests. Redaktion Stiftung Warentest 2004b: Weiterbildungsdatenbanken. Welche Datenbank Ihnen weiterhilft. In: Stiftung Warentest online, 1. 11. 2004. Download unter http://www.weiterbildungstest.de > tests. Tippelt, Rudolf 1999: Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Opladen.
Internet
http://www.bdh-online.de Die Website des Bundes Deutscher Heilpraktiker bietet Informationen zum Berufsbild Heilpraktiker und zu Fachfortbildungen. http://www.beamte4u.de Das Ratgeberportal gibt Tipps zur finanziellen Förderung von Weiterbildungen. Kostenpflichtiger Download unter > Behördenratgeber > Arbeitsamt. http://www.bibb.de Auf der Homepage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) kann man in einer Literaturdatenbank relevante Fachliteratur zum Themenbereich Berufsbildung und Berufsbildungsforschung ab 1988 recherchieren > Publikationen. Unter http:// www.bibb.de/de/checkliste.htm lässt sich eine Checkliste downloaden, die Interessierte bei der Entscheidung für eine fachlich geeignete und qualitativ gute Weiterbildungsmaßnahme unterstützt. http://www.bmbf.de Die Homepage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung enthält auch Beiträge zum Wiedereinstieg in die berufliche Bildung und zu neuen Lehr- und Lernformen > Bildung > Weiterbildung und lebenslanges Lernen. http://www.cdg.de/ibs Die Programme der Carl Duisburg Gesellschaft (CDG) richten sich an Fach- und Führungskräfte. Die CDG fördert die Internationalität der Wirtschaft, sie setzt sich für eine praxisnahe Weiterentwicklung von Bildungsangeboten ein und unterstützt internationale Austauschprogramme. Die Website enthält Links zu Programmen, die Weiterbildungen im Ausland fördern. http://www.die-frankfurt.de Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) ist ein Forum für Wissenschaft und Praxis der Weiterbildung. Die Homepage enthält eine Datenbank mit diversen Weiterbildungsangeboten > Service. http://www.dvct.de Der Deutsche Verband für Coaching und Training (DVCT) setzt sich ein für die Qualität im Bereich Coaching und Training. Auf der Homepage lassen sich Institute finden, die zum Coach oder Trainer ausbilden. http://europa.eu.int/ploteus PLOTEUS, das von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellte Portal für Lernangebote in ganz Europa, bietet mit seiner Homepage eine Unterstützung bei der Suche nach Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Austauschprogrammen und Stipendien.
Checkliste, Literatur und Internet http://www.europa.inwent.org Die Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung (INWENT) bietet Bildungs- und Austauschprogramme. Informationen hierzu sind auf der Homepage abrufbar. http://infobub.arbeitsagentur.de/kurs In dieser Datenbank der Bundesagentur für Arbeit kann man nach Weiterbildungsmöglichkeiten recherchieren, für die häufig auch Dauer und Gebühren angegeben werden. http://www.iwwb.de Die Website des InfoWeb Weiterbildung (IWWB) wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bildungsserver erstellt. Ziel des IWWB ist die Schaffung eines zentralen, einheitlichen Zugangs zu Weiterbildungsangeboten. Die Homepage enthält Links zu weiteren Weiterbildungsdatenbanken und Recherchemöglichkeiten. http://www.na-bibb.de Auf der Homepage der Nationalen Agentur des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) können Informationen zum Aktionsprogramm der Europäischen Union für die berufliche Bildung eingeholt werden > Leonardo da Vinci. http://www.language-learning.net Diese Website enthält das weltweit größte Verzeichnis von Sprachkursen und Sprachschulen. In der Datenbank kann zielgenau nach diversen Kriterien gesucht werden. Zusätzlich finden sich auf der Homepage Informationen zu Sprachzertifikaten, Online-Lernmitteln und Förderungsmöglichkeiten. http://www.seminarboerse.de http://www.seminare.de http://www.seminarfuchs.de http://www.seminarmarkt.de http://www.seminus.de Diese Seminarportale privater Unternehmen ermöglichen den Zugang zu Datenbanken mit diversen Weiterbildungsangeboten. http://www.stiftungsindex.de Der Bundesverband Deutscher Stiftungen liefert auf seiner Website eine knappe Übersicht über nationale und internationale Stiftungen, die Fördermittel für Weiterbildungen vergeben. http://www.tekom.de Die Gesellschaft für Technische Kommunikation (tekom) ist der deutsche Fachverband für Technische Kommunikation und versteht sich als Plattform für Informations- und Erfahrungsaustausch. Die tekom fördert die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglieder. Ihre Homepage enthält Informationen hierzu. http://www.bdp-verband.org Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen nimmt nur studierte Therapeuten auf. http://www.vfp.de Der Verband Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater (VFP) ist eine berufsständische Vereinigung zur Interessenvertretung seiner Mitglieder. Auf der Homepage finden sich zahlreiche Hinweise zu Weiterbildungsmöglichkeiten und zum Berufsbild. http://weiter.bildung.hessen.de Der Bildungsserver des Landes Hessen bietet Links zu den Weiterbildungsgesetzen aller Bundesländer unter http://weiter.bildung.hessen.de/wb_ueberregional/wb_ bundeslaender/wb_gesetze. http://www.weiterbildungstest.de Auf der Homepage der Stiftung Warentest befinden sich die Ergebnisse von Weiterbildungstests, die mehrmals jährlich durchgeführt werden. Diese Tests bewerten die Qualität beruflicher Weiterbildungen.
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III. Berufliche Weiterbildung http://www.wis.ihk.de Das bundesweite Weiterbildungs-Informations-System (WIS) der Industrie- und Handelskammern bietet auf seiner Homepage aktuelle Weiterbildungsnews und empfiehlt verschiedene Newsletter zur beruflichen Bildung. http://www.xpert-zertifikate.de Xpert ist eine Dachmarke der deutschen Volkshochschulen und europäischer Bildungsträger und steht für ein standardisiertes Weiterbildungssystem mit modularem Aufbau zur Zertifizierung von fachlichen und persönlichen Kompetenzen im Beruf. Die Homepage enthält eine Datenbank, in der nach Xpert-Seminaren gesucht werden kann.
IV. Berufserfahrung sammeln Einen festen, unbefristeten Job mit einem interessanten Aufgabenfeld und guter Bezahlung, am besten noch in der Nähe des Studienortes, oder zumindest eine gute Einstiegsposition wie eine Trainee-Stelle oder ein Volontariat, das wünschen sich viele Absolventen – und entsprechend schwer ist es gerade für Geisteswissenschaftler, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, vor allem dann, wenn keine Vorkenntnisse in weiteren Bereichen vorhanden sind. Daher sind Kompromisse unumgänglich: Zum einen beim Berufsziel, denn nicht immer steht die Tür zum „Traumjob“ offen, zum anderen beim Berufseinstieg, denn der eigentlich angestrebte Beruf kann oft nur über Umwege erreicht werden. Dieses Kapitel will gerade jenen Anregungen und Hilfestellungen beim Einstieg in die Praxis bieten, die bisher keine oder nur wenig Berufserfahrung gesammelt haben. Ein vollständiger Überblick über denkbare Berufsfelder kann an dieser Stelle aber ebenso wenig gegeben werden wie individuelle, auf jeden Leser zugeschnittene Ratschläge für Jobsuche und Bewerbung.
Einstieg in die Praxis
1. Die Situation von Geisteswissenschaftlern auf dem Arbeitsmarkt Die Meldungen und Zahlen vom Arbeitsmarkt machen Geisteswissenschaftlern wenig Mut: Die Zahl der speziell für diese Bewerbergruppe ausgeschrieben Stellen sank in den letzten Jahren stetig, zwischen 2003 und 2004 nahm sie sogar um 40 % ab. Rund 6 % der Geisteswissenschaftler waren in diesem Zeitraum arbeitslos und damit 2 % mehr als im Akademikerdurchschnitt. Der Grund: Die traditionellen, meist vom Staat finanzierten Berufsfelder können die Absolventen nicht mehr in ausreichendem Maße aufnehmen (vgl. Uni-Redaktion 2005a). Auch 2005 sah die Situation recht entmutigend aus. Am häufigsten traf die Arbeitslosigkeit Germanisten und Historiker, am seltensten die katholischen Theologen und klassischen Philologen (vgl. Zentralstelle für Arbeitsvermittlung 2006, 3). Gute Aussichten billigt die Statistik höchstens den Lehrern und den Quereinsteigern in den Schuldienst zu. Quereinsteiger sollten sich jedoch direkt beim Kultusministerium und den Schulen vor Ort erkundigen, welche Einsatzmöglichkeiten sie mit ihrer Fächerkombination haben. Darüber hinaus werden häufig Absolventen naturwissenschaftlicher Studiengänge gesucht, während es für Fächer wie Deutsch und Geschichte sehr viele Bewerber gibt. Auch in der Erwachsenenbildung sieht es aufgrund sinkender staatlicher Zuschüsse eher schlecht aus (vgl. Uni-Redaktion 2004a). Da wundert es nicht, dass gut 19 % der studierenden Sozial- und Kulturwissenschaftler von Zukunftsängsten geplagt werden (vgl. Karriere-Redaktion 2005).
Schlechte Arbeitsmarktlage
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IV. Berufserfahrung sammeln Stellenstreichungen in der Privatwirtschaft
Veränderung birgt Chancen
Auch in der Privatwirtschaft wird gerade dort gespart, wo Geisteswissenschaftler gewöhnlich die Nase vorn haben: Allen voran im Mediensektor, der in den vergangenen Jahren erhebliche Umsatzeinbußen erlebte, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Unternehmenskommunikation (vgl. Janson 2004, 161–179). Doch prinzipiell haben Geisteswissenschaftler auch Chancen in Berufen, an die sie vielleicht nicht einmal im Traum gedacht haben: Im Vertrieb, bei Banken oder in der IT-Branche. Gerade wenn sie Neuland betreten, müssen Geisteswissenschaftler aber mit Gegenwind rechnen. Die Gründe dafür sind recht subtil und vor allem psychologischer Natur: Potentielle Arbeitgeber sind auch nur Menschen, die gern Zeit sparend in Schubladen denken. Geisteswissenschaftler mit ihren oft exotisch anmutenden Lebensläufen passen mitunter in die Denkweise des jeweiligen Entscheiders einfach nicht hinein und den Absolventen wird oft nicht zugetraut, dass sie die anfallende Arbeit bewältigen, zumal wenn Bewerber zu Verfügung stehen, die bereits ausreichend Erfahrung mitbringen. Auch die idealistischen Vorstellungen vom Arbeitsleben mancher Geisteswissenschaftler können auf altgediente Vorgesetzte störend wirken. Kollektives Klagen bringt aber nicht weiter, Handeln ist angesagt. Der momentane gesellschaftliche Umbruch, durch den sich die traditionellen Berufsbilder stark verändern, kann durchaus eine Chance für Geisteswissenschaftler sein. Jutta Allmendinger, Direktorin des Instituts für Arbeitsmarktund Berufsforschung, prognostiziert eine positive Entwicklung: „Der steigende Bedarf an Höherqualifizierten in Verbindung mit der Verknappung an Erwerbspersonen im Zuge des demographischen Wandels wird in den kommenden Jahren dazu führen, dass sich auch die Lage in den weniger marktgängigen Fächern wie Sozial- und Geisteswissenschaften entspannt. Der Fachkräftemangel wird die Bereitschaft der Unternehmen steigern, sich für Quereinsteiger zu öffnen“ (Redaktion FAZ 2006, 13).
2. Stärken und Schwächen von Geisteswissenschaftlern Ist gezielte Planung möglich?
Geisteswissenschaften vs. Wirtschaft
Geisteswissenschaftler, die frisch von der Hochschule kommen, haben häufig sehr idealistische Vorstellungen Arbeitswelt und Wirtschaft betreffend. Nicht wenige machen sich das Leben auch selbst schwer, weil sie den perfekten Job suchen oder meinen, den Weg dorthin zielsicher planen zu können – auch das wird in den Medien häufig propagiert. Dabei übersehen manche leider, dass es oft auf das berühmte Quäntchen Glück ankommt. Eine Initiativbewerbung zur rechten Zeit, wenn gerade eine Stelle frei ist, hat schon manchem bei der Jobsuche unerwartet Erfolg beschert. Geisteswissenschaftler müssen sich häufig mit einem zusätzlichen Problem herumschlagen: An einigen Fakultäten wird das Vorurteil genährt, dass in der Wirtschaft nur der „schnöde Mammon“ regiert und Ethik und Moralvorstellungen keine Rolle spielen. Nach dem Abschluss treffen die Absolventen dann zwangsläufig auf Vertreter eben dieser Wirtschaft, die Geisteswissenschaftler allerdings ihrerseits gern als realitätsferne Tagträumer abstempeln und sich selbst als tatkräftige Macher darstellen. Nur langsam scheint sich durchzusetzen, dass die Wahrheit wie so oft in der Mitte liegt und wirtschaftliches und moralisches Handeln keine unversöhnlichen Wi-
2. Stärken und Schwächen von Geisteswissenschaftlern
dersprüche sind, wie auch neugeschaffene Studiengänge in Wirtschaftsphilosophie und Wirtschaftsethik zeigen. Bei der Jobsuche empfiehlt es sich also, die Dinge ganz pragmatisch und möglichst ohne Wertungen und Vorurteile zu betrachten: In Unternehmen arbeiten Menschen zusammen, von denen jeder mehr oder weniger das Beste für sich selbst herauszuholen versucht. Daran wird auch keine Kapitalismuskritik etwas ändern und auch der Jobsuchende hat schließlich genauso seine Vorteile im Blick. Daraus resultiert die einfache Regel: Niemand vergibt aus reiner Menschlichkeit einen Job, sondern wie er sich davon einen Nutzen verspricht – beispielsweise weniger Arbeit für sich selbst oder einen höheren Gewinn. Wer also einen Job möchte, muss zwangsläufig die geforderte Gegenleistung erbringen. Und natürlich gilt: Je mehr Bewerber auf dem Markt sind, desto mehr Auswahl hat das Unternehmen. Das klingt banal und hart zugleich. Tatsächlich hilft es, sich diese Ausgangssituation bei der Stellensuche immer wieder vor Augen zu führen. Dadurch erspart man sich viel Frust. Häufig sind Stellensuchende von der Arroganz eines Unternehmens verunsichert oder sie reagieren verärgert, verstehen nicht, warum sie auf ihre mühevoll angefertigte Bewerbung nur eine Standardabsage erhalten. Sie neigen dann dazu, sich selbst in Frage zu stellen. Doch wer sich die Beweggründe des Arbeitgebers vor Augen führt, merkt schnell, dass die Absage nicht persönlich gemeint war und häufig nur aus Zeitnot so krude ausgefallen ist. Das will jedoch keinesfalls heißen, dass man sich mit einer Absage sofort zufrieden geben soll, es empfiehlt sich im Gegenteil nach den genaueren Gründen zu fragen, weil jede Erfahrung, sei sie auch noch so schlecht, klüger macht. Vielleicht lassen sich auf diese Weise Anhaltspunkte darüber gewinnen, welche wichtigen Qualifikationen im eigenen Lebenslauf noch fehlen, bzw. worauf Personaler in der Branche besonders achten. Das sollte dann in die nächste Bewerbung einfließen. Ein gewisses Durchhaltevermögen ist in jedem Fall notwendig. Welche Kriterien geben aber nun den Ausschlag bei der Personalentscheidung? Das wichtigste Einstellungskriterium ist immer noch das Fachwissen. Aus gutem Grund: In der Regel geht es darum, dass der Personalverantwortliche dem Bewerber die Erledigung der Arbeit auch zutraut. Wenn entsprechende Erfahrungen und Kenntnisse schon vorhanden sind, wird dieses Vertrauen natürlich leichter ausgesprochen. Niemand kauft schließlich gern die Katze im Sack. Daneben ist es aber auch von Vorteil, dem Vorgesetzen in spe in puncto Vorwissen, Lebenslauf und persönliche Einstellung ähnlich zu sein. Hier haben Geisteswissenschaftler vor allem in Wissenschaft, Kultur und Medien, wo bereits viele Geisteswissenschaftler arbeiten und über Einstellungen entscheiden, gute Karten. Wie das psychologisch funktioniert, kann sich jeder selbst verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, zehn Hausarbeiten in drei Wochen schreiben zu müssen – ein Pensum das niemand allein bewältigen kann. Allerdings bezahlt der Professor ausnahmsweise die Hausarbeiten, auch dass andere daran mitarbeiten, sei in diesem Fall erlaubt. So können Sie sich Mitarbeiter für die Literaturrecherche und -beschaffung und für das Schreiben selbst aussuchen. Das Problem: Am Schluss steht nur ihr eigener Name auf den Hausarbeiten – und diese entscheiden über ihre wissenschaftliche Reputation, sie entscheiden darüber, ob der Professor das lang ersehnte Gutachten für ein Stipen-
Pragmatismus ist gefragt
Absagen nicht persönlich nehmen
Einstellungskriterien
Denkspiel
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IV. Berufserfahrung sammeln
Kurzfristige Verfügbarkeit
Die Perspektive des Arbeitgebers
Betonung der eigenen Stärken
Soft Skills
dium schreibt oder die Magister- oder Doktorarbeit betreut. Wie werden Sie nun ihre Mitarbeiter auswählen? Können Sie es sich bei der Kürze der Zeit wirklich leisten, Mitarbeiter zu beschäftigen, die erst eingearbeitet werden müssen und ihre eigenen Ideen in die Hausarbeit einbringen wollen? Werden Sie nicht eher diejenigen mit der Aufgabe betrauen, die schon das benötigte Vorwissen mitbringen und sich an die vorgegebene Gliederung halten, so dass am Ende eine Hausarbeit herauskommt, die der entspricht, die sie selbst geschrieben hätten? Wer nicht mit Erfahrung und Vorwissen punkten kann, muss einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein: Wer für zehn Hausarbeiten nur drei Wochen Zeit hat, sucht nicht zwei Wochen lang nach geeigneten Kandidaten, sondern stellt, so rasch er kann, die besten ein, die er bekommen kann. Nicht anders ergeht es vielen Unternehmen, die kurzfristig Mitarbeiter suchen und dann heißt es, da zu sein, wenn ein Job angeboten wird, der zu den eigenen Qualifikationen passt. Das lässt sich teilweise steuern, beispielsweise indem man Kontakte aufbaut und pflegt und so von einer freien Stelle erfährt, noch bevor sie ausgeschrieben wird. Die schlechte Lage am Arbeitsmarkt ist für Bewerber natürlich ein Nachteil: Das Angebot an qualifizierten Bewerbern übersteigt momentan einfach die Nachfrage. Zudem stehen in wirtschaftlich schlechteren Zeiten auch die Unternehmen unter Druck und erlauben sich weniger Freiräume für „Experimente“. Es gibt auch Arbeitgeber, die es für eine Gnade halten, jemanden einzustellen und entsprechende Dankbarkeit erwarten. Auch die Hochschulen sind nicht ganz unschuldig an der Misere, beschäftigen sie sich doch kaum mit dem Berufseinstieg ihrer Absolventen. Geisteswissenschaftler tun in jedem Fall gut daran, ein eigenes Bewusstsein für ihre Fähigkeiten zu entwickeln, schließlich haben sie sich gezielt für ihr Studium entschieden und sollten nun nicht mit der eigenen Wahl hadern – denn wie will man künftige Arbeitgeber von seinen Kompetenzen überzeugen, wenn man selbst nicht an sie glaubt? Daher ist es sinnvoll, sich die eigenen Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden, immer wieder vor Augen zu führen. In erster Linie sind das die sogenannten Soft Skills, die gewöhnlich in drei Gruppen gegliedert werden: soziale Kompetenz (Führungsstärke, interkulturelle Kompetenz sowie Kontakt-, Kommunikations- und Teamfähigkeit), Methodenkompetenz (logisch-analytisches Denken, Einsatz von Problemlösungsverfahren, Präsentationstechniken und Lernstrategien) und Persönlichkeitskompetenz (Kreativität, Belastbarkeit, Eigeninitiative, Flexibilität). Für das Berufsleben sind Soft Skills vor allem deshalb so wichtig, weil sie im Gegensatz zu schnell veraltendem Fachwissen dauerhaft und in ganz verschiedenen Berufen Verwendung finden können. Ein Beispiel hierfür sind Lernmethoden, die man im Laufe seines Lebens immer wieder anwendet, oder Teamfähigkeit, die in Museen und Softwareunternehmen gleichermaßen gefragt ist. Der Nachteil von Soft Skills ist, dass sich nicht leicht fassen lassen. Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass selbst die Unternehmen häufig keine genauen Vorstellungen von den Schlüsselqualifikationen haben, die sie von ihren Bewerbern erwarten, beispielsweise wenn sie eigentlich miteinander unvereinbare Fähigkeiten wie Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen gleichzeitig verlangen.
3. Systematische Berufsfindung für Geisteswissenschaftler
Aber auch die Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer wissen häufig nicht, was sie eigentlich können. Dabei ist das nicht wenig: Je nach Studiengang verfügen sie in unterschiedlicher Akzentuierung über solide, in der Praxis anwendbare Kompetenzen auf den Gebieten Text- und Bildanalyse, Textproduktion, Moderation und Präsentation, Fremdsprachen, interpersonale und interkulturelle Wahrnehmung, Bibliothekserschließung, EDV (Textgestaltung, Folien, Präsentationsprogramme, Datenbanken, Internet-Recherche), Methoden der Datenerhebung, auswertung und interpretation. Daraus ergeben sich Soft Skills wie geistige Offenheit und Flexibilität, Selbständigkeit und Beharrlichkeit, Urteilsvermögen, differenzierter Ausdruck in Wort und Schrift, Teamfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Organisation von Arbeit, zum Arbeiten in interdisziplinären Teams, zur Analyse komplexer Zusammenhänge, zur Weiterentwicklung der eigenen Lern- und Handlungskompetenz, und schließlich Innovationsvermögen und Kreativität (vgl. KoBra 2005). Hilfreich ist es allerdings, diese Qualifikationen auch belegen zu können, Kommunikationsstärke etwa durch Zeugnisse, Teamfähigkeit und Organisationstalent durch die Arbeit in einem Verein, interkulturelle Kompetenz durch Auslandsaufenthalte, Methodenkompetenz durch den erfolgreichen Hochschulabschluss usw. In diesem Zusammenhang kann jede Erfahrung weiterqualifizieren. Ein weiterer Pluspunkt sind Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und die wichtige Fähigkeit zur Selbstmotivation, über die viele Geisteswissenschaftler in besonderer Weise verfügen: Da ihnen im Studium immer wieder gesagt wurde, dass der Berufseinstieg schwierig sein wird, haben sie sich rechtzeitig um Alternativen gekümmert und häufiger als die Absolventen anderer Fächer vorgebaut und z. B. Praktika absolviert (vgl. Friedmann/Meyer-Althoff 2004).
Vielfältige Kompetenzen
Nachweis von Soft Skills
3. Systematische Berufsfindung für Geisteswissenschaftler Wer sich für ein geisteswissenschaftliches Studium entschieden hat, sollte sich das Risiko, in Anbetracht der schlechten Arbeitsmarktlage keine adäquate Stelle zu finden, verdeutlichen und frühzeitig etwas unternehmen, um seine Chancen zu verbessern. Es ist jedoch für Geisteswissenschaftler schwierig, das eigene Berufsziel zu definieren: Auf die Frage, was sie beruflich machen wollen, antworten viele von ihnen mit einem Schulterzucken. Wer Medizin studiert, wird Arzt, wer Jura studiert, Rechtsanwalt – Geisteswissenschaftler hingegen stecken oft in einer Identitäts- und Legitimationskrise: Ihre Ausbildung scheint außerhalb von Schule und Wissenschaft zu nichts zu führen und daher nutzlos zu sein. Natürlich haben viele Studierende Vorstellungen von ihrem „Traumjob“. Im Laufe der Zeit merken sie aber, dass Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen – und das führt zu Verunsicherung. Andere machen ziellos Praktika hier und da und beschäftigen sich erst kurz vor dem Abschluss oder gar danach mit ihrer „endgültigen“ Berufswahl. Auch wenn es keinen Königsweg zum Erfolg gibt, so kann eine strukturierte Planung die Chancen bei der Jobsuche doch verbessern.
Orientierungslosigkeit
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IV. Berufserfahrung sammeln Life/Work Planing
Schritt 1: Wünsche und Fähigkeiten definieren
Schritt 2: Berufsziel anvisieren
Einen Ansatz dazu liefert die aus den USA stammende Life/Work Planing Methode (LWP), die in Seminaren oder im Selbststudium mit Hilfe von Büchern erlernt werden kann. Dahinter steht die Annahme, dass jeder das, was er gern tut, mit einer gewissen Hartnäckigkeit verfolgt. Absolventen müssen sich demnach nicht mehr mit den vorhandenen Stellenangeboten zufrieden geben, sondern können systematisch ihr eigenes Profil herausarbeiten und sich dann einen Arbeitgeber suchen, der zu ihnen passt. Dass viele Absolventen die LWP Methode in der einen oder anderen Form bereits praktizieren, z. B. indem sie die eigenen Stärken ausloten oder Kontakte knüpfen, soll nicht bestritten werden. Häufig geschieht dies jedoch unstrukturiert und zufällig. Wichtig ist es aber, bei der Berufsfindung systematisch vorzugehen – wie soll im Folgenden verdeutlicht werden. Zunächst sollte sich jeder über die eigenen Ziele, Wünsche und Fähigkeiten klar werden. Eine simple, aber wirkungsvolle Methode, um einen Überblick zu erhalten, ist es, seine Überlegungen aufzuschreiben. Aber seine eigenen Wünsche zu formulieren, ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick scheint, denn häufig wird das, was man eigentlich möchte, von dem überlagert, was andere für richtig halten. Ein erster Anhaltspunkt sollte die eigene Studienfachwahl sein: Die meisten Geisteswissenschaftler haben sich ja aus Neigung und Interesse für ihr Fachgebiet entschieden. Aber was genau hat an diesem Fach interessiert? Ist dieses Interesse nach dem Studium überhaupt noch vorhanden? Oder sind durch das Studium neue Interessen entstanden? Ist beispielsweise die romantische Vorstellung vom Umgang mit Literatur der Freude am Umgang mit Sprache und an der Recherche gewichen? Ebenso wichtig ist es, sich klar zu machen, wo gegebenenfalls Abstriche hingenommen werden können: Will man unbedingt in einer bestimmten Branche arbeiten oder lieber in der Region bleiben? Hat der Wunsch nach einem hohen Einstiegsgehalt Vorrang oder steht der Inhalt der Tätigkeit im Mittelpunkt? Hier hilft es, die verschiedenen Wünsche, die man aufgelistet hat, mit Noten von 1 bis 5 zu bewerten. Schwieriger kann es sein, eine einigermaßen objektive Übersicht über die eigenen Fähigkeiten zu erstellen. Denn dabei geht es nicht um das im Studium erworbene Fachwissen, sondern vor allem um die übertragbaren Fähigkeiten, die Soft Skills, die sich in verschiedenen Berufen anwenden lassen. In einem zweiten Schritt sollte man überlegen, wie sich die persönlichen Interessen in einen Beruf einbringen lassen. Die Frage darf dabei aber nicht lauten: Was kann ich mit meinem Studienfach anfangen?, denn dies würde die Auswahl automatisch einschränken, sondern: Welche Berufstätigkeit strebe ich überhaupt an? Tatsächlich gibt es bei der Berufswahl gerade für Geisteswissenschaftler nicht nur ein Berufsziel, sondern eine Reihe von Alternativen. Von der Frage: Welche Möglichkeiten bietet mein geisteswissenschaftlicher Studienabschluss? auszugehen, ist auch deshalb zu kurz gedacht, weil sich vorhandene Kompetenzen jederzeit durch neue Hard Skills ergänzen lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es sinnvoll ist, Weiterbildungen jeder Art zu absolvieren. Wer sich aber über sein berufliches Ziel klar geworden ist und weiß, dass er ganz sicher in einem bestimmten Bereich arbeiten möchte, der kann sich durch eine entsprechende Zusatzqualifikationen den Einstieg erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Denn wenn ein Unternehmen den Bewerber noch nicht persönlich kennt, können
3. Systematische Berufsfindung für Geisteswissenschaftler
anhand der schriftlichen Unterlagen zunächst nur die Fachqualifikationen beurteilt werden. Was aber immer an neuen Möglichkeiten, Erfahrungen oder Weiterbildungen ausprobiert wird: Es ist wichtig, dabei ein Ziel vor Augen zu haben, um nicht unnötig Zeit und Geld zu verschwenden. Außerdem ist es besser einen roten Faden in seinem Lebenslauf erkennbar zu machen, um nicht sprunghaft und unentschieden zu wirken. Schritt 3 ist der schwierigste und aufwändigste: Hier sollte überprüft werden, ob die persönliche Vorstellung vom Beruf mit der Realität übereinstimmt. Dazu ist es notwendig, weitere Informationen und Erfahrungen zu sammeln, wobei man es nicht beim Lesen von Karriere- und Branchenmagazinen oder anderer Literatur belassen sollte. Viel wichtiger ist es, den direkten Kontakt zur Branche zu suchen, was auf verschiedenen Wegen möglich ist. Ein Weg führt über Praktika, ein anderer über Zeitarbeitsfirmen oder eine Aushilfstätigkeit. Auf diese Weise lernt man die Unternehmen sozusagen von innen kennen. Ansprechpartner finden sich auch in studentischen Initiativen oder politischen Parteien. Vor allem Berufsverbände oder spezielle Stammtische, z. B. Journalistenstammtische, helfen Kontakte zu knüpfen und so Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Auch Messen und Recruiting-Veranstaltungen sind gute Plattformen, um erste Gespräche zu führen oder seine Visitenkarte abzugeben. Weit verzweigte, internationale Kontakte lassen sich über das Internet herstellen. Im Online-Netzwerk Xing beispielsweise hat jeder die Möglichkeit, mit einem Profil und mit Forenbeiträgen auf sich aufmerksam zu machen – und das praktisch kostenlos. Xing wurde unter dem Namen OpenBC 2003 als internationale Online-Plattform für alle Berufsgruppen gegründet und hat inzwischen über 1,5 Millionen Benutzer aus mehr als 200 Ländern. Angemeldete Benutzer tragen ihre Daten in ein Profil ein. Auf dieser Kontaktseite können vielfältige Informationen zu Tätigkeitsfeldern, Ausbildung und Arbeitgebern hinterlegt werden. Die Kategorien „ich biete“ und „ich suche“ können Kontakte zu anderen Teilnehmern anbahnen. Moderierte Foren, unter anderem zu Existenzgründung, Zukunftsforschung und Kultur, bieten die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Mitgliedern. Manche Unternehmen veranstalten auch einen Tag der offenen Tür. Nützlich ist auch ein Netzwerk aus Verwandten, Bekannten, Freunden, Kommilitonen und Kollegen. Dabei gilt die goldene Regel: Jeder kennt jeden um sechs Ecken. Wer also keinen Ansprechpartner aus der gewünschten Branche selbst kennt, sollte nicht verzagen, sondern einfach 30 seiner Kontakte aufschreiben, die über Umwegen weiterhelfen könnten. In die Liste dürfen auch entfernte Bekannte aufgenommen werden, beispielsweise Freunde der Eltern oder Angehörige von Freunden, ehemalige Arbeitgeber oder Dozenten. Dann sollten die Kontakte ausgewählt werden, die für das konkrete Vorhaben am geeignetsten erscheinen. Diese kann man nun systematisch um Informationen oder weitere Kontakte bitten. Es kostet natürlich Überwindung, andere anzusprechen und um Hilfe zu bitten, doch mehr als Nein sagen kann niemand und man selbst kann in jedem Fall nur gewinnen. Damit ist der erste Schritt zum erfolgreichen Networking bereits getan. Doch wie genau geht man beim Networking eigentlich vor? Zum besseren Verständnis hilft es, sich das Networkingprinzip mit einem Vergleich zu verdeutlichen: Der Networker wirft seine Netze aus wie ein Fischer. Durch Zufall oder Fleiß fängt er große und kleine Fische, das bringt Gewinn, aber
Schritt 3: Realitätscheck durchführen
Schritt 4: Networking optimieren
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IV. Berufserfahrung sammeln
Wie gut ist das Netzwerk?
Intensive Kontaktpflege
mancher Fisch entwischt auch, wenn das Netz reißt. Daher muss der Fischer das Netz immer wieder sorgfältig knüpfen und erneuern. Networking ist also das methodische und systematische Knüpfen nützlicher Kontakte, was dem Zufall auf die Sprünge hilft, will man die richtigen Menschen treffen. Und das erfordert Fingerspitzengefühl: Wer nicht gerade gute Freunde um Hilfe bittet, muss zunächst einmal Vertrauen gewinnen. Dafür ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass es in dieser Phase noch nicht um die eigentliche Jobsuche geht, sondern erst einmal darum, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Je geringer dabei die eigenen Erwartungen, desto besser, denn meist freuen sich Menschen über ein ehrliches Interesse an ihrer Person oder ihrer Arbeit und erzählen gern darüber – auch wenn man unangemeldet hereinplatzt. Wer also anderen offen und ohne allzu viele Hintergedanken begegnet, baut Vertrauen auf. Das Vertrauen wird jedoch schnell verspielt, lässt man allzu schnell durchblicken, dass man nur seine eigenen Vorteile im Auge hat. Wer nämlich dann keinen brauchbaren Gegenwert anbieten kann, etwa in Form von Expertenwissen, das im Unternehmen gerade benötigt wird, was bei geisteswissenschaftlichen Absolventen vermutlich eher selten der Fall ist, der hinterlässt bei seinem Gesprächspartner den Eindruck, ausgenutzt zu werden, und der Kontakt reißt ab. Wer etwas möchte, sollte also auch etwas zu bieten haben. Vielleicht kann man dem anderen irgendwie nützlich sein – auch indirekt über Dritte. Networking ist also nicht die Kunst, irgendwelche, immer aber besonders viele Kontakte zu knüpfen. Viele Situationen erfordern nur wenige Kontakte, dafür aber genau die richtigen – und diese herzustellen erfordert großes persönliches Engagement. Daher ist ein Netzwerk mit Menschen, die man eigentlich gar nicht mag und zu denen man nur freundlich ist, um irgendwann einmal einen Vorteil daraus zu ziehen, auf Dauer kaum durchzuhalten. Sinnvoller ist es, seine Aktivitäten auf Menschen zu konzentrieren, für die Sympathie besteht. Wer nun denkt, dass er längst ein versierter Networker ist, sollte einmal testen, wie gut sein Netzwerk wirklich ist. Man schreibt dazu alle Mitglieder einer oder mehrerer sozialer Gruppen, in denen man lebt, auf ein großes Blatt Papier. Wenn ein Vorname oder ein Nachname oder beide unbekannt sind, wird an diese Stelle jeweils ein Fragezeichen gesetzt. Das eigene Adressbuch darf zum Nachschlagen benutzt werden, jedoch keine von anderen erstellten Listen. Je mehr Fragezeichen sich auf der Liste wiederfinden, umso dringlicher ist es, die eigene Netzwerkstrategie zu verbessern. Denn auch wer viele Leute kennt, betreibt erst dann Networking, wenn er weiß, welche Informationen oder welche Art der Unterstützung er von den einzelnen Personen erhalten kann. Helfen kann es schon, sich für jede Person eine eigene Datei auf dem Computer anzulegen. Das fängt mit so einfachen Dingen wie Adressen, Geburtstagen oder Hobbies und persönlichen Vorlieben an. Aber auch Gesprächsthemen, gemeinsame Projekte und Unternehmungen oder die Geschenke, die man sich im Laufe der Zeit gemacht hat, sollten verzeichnet werden. Ganz wichtig ist es natürlich, wiederum die Kontakte der Bekannten aufzuzeichnen – Leute, die man auch selbst kennt und Leute, die man noch nicht persönlich kennengelernt hat. Kontakte herzustellen ist eine Sache, sie aufrecht zu erhalten eine andere: Der eigenen Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt, die Palette reicht von einfachen Geburtstagsgrüßen bis zu regelmäßigen gemeinsamen Unterneh-
4. Der Berufseinstieg
mungen. Entscheidend ist aber, dass man Geduld hat, denn ein Netzwerk kann mehrere Jahre bestehen, bevor sich erste Erfolge zeigen. Bei aller Sympathie sollte man stets im Auge behalten, dass es sich vor allem um berufliche Kontakte handelt – auch wenn daraus manchmal private werden. Die richtige Networkingstrategie bringt also Informationen, Ratschläge und Unterstützung sowie Erfahrung im Umgang mit Menschen. Das hilft, die eigenen Vorstellungen vom Wunschberuf nochmals kritisch zu hinterfragen und mit der Realität abzugleichen. Warum will ich beispielsweise Journalist werden? Weil ich gern schreibe oder weil ich den Medienbereich irgendwie interessant finde? Bin ich bereit, für den Beruf auch Nachteile wie großen Konkurrenzdruck, einen Ortswechsel, ein niedriges Gehalt oder eventuell die ständige Unsicherheit einer freiberuflichen Tätigkeit in Kauf zu nehmen? Wer seine Berufsfindung strategisch plant, verbessert auch seine Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung. Denn wer seine Fähigkeiten kennt, kann auch andere besser von diesen überzeugen. Diese Kontaktpersonen geben Bescheid, wenn irgendwo eine passende Stelle frei wird und sprechen gegebenenfalls auch Empfehlungen aus. Dies ist umso wichtiger, als viele Stellen gar nicht mehr ausgeschrieben werden. Den Firmen stehen ohnehin genug qualifizierte Bewerber zur Verfügung, so dass sie sich den Aufwand häufig sparen und die Jobs über den sogenannten verdeckten Arbeitsmarkt vergeben. Eine Garantie für einen erfolgreichen Berufseinstieg bieten auch eine gezielte Planung und die besten Kontakte nicht – letztendlich kommt es immer auf das eigene Können an. Das Ergebnis einer bewusst angewandten Berufsfindungsstrategie sollte aber zumindest die Erkenntnis sein, dass es weitaus mehr Möglichkeiten gibt, als die geringe Anzahl von Stellenangeboten vermuten lässt. Dass eine gezielte Vorbereitung zum Erfolg führen kann, zeigt das Beispiel einer Prähistorikerin, die mit ihrer ersten Bewerbung trotz Kürzungen gerade im Kulturbereich gleich eine Stelle in einem Museum fand. Davor stand jedoch neben einer Positionsbestimmung vor allem eine fundierte Recherche, die ihr tiefere Einblicke in die Museumslandschaft vermittelte. So erfuhr sie auch von einem neuen, aufsehenerregenden Fund der alsbald zum touristischen Anziehungspunkt wurde. Kein Wunder also, dass in dem betreffenden Museum bald neue finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wurden, die die Schaffung einer weiteren Stelle zuließen. Daher konnte die Prähistorikerin ihre Bewerbung zielgenau anbringen. Sie arbeitet nun in ihrem Wunschberuf.
Wunschberuf hinterfragen
Verdeckter Arbeitsmarkt
Aussicht auf Erfolg
4. Der Berufseinstieg Der Berufseinstieg von Geisteswissenschaftlern gestaltet sich sehr unterschiedlich: Die einen sind durch Praktika oder Studentenjobs zu ihrem Unternehmen gekommen, bei anderen führten Aushilfsjobs, Selbständigkeit oder Auslandserfahrung zu einer Anstellung. Eine Italianistin war mit einer Portion Frechheit erfolgreich: Auf eine Stellenanzeige, in der neben zahlreichen bei ihr vorhandene Kompetenzen auch Französischkenntnisse gefordert waren, über die sie nicht verfügte, bewarb Sie sich mit der Frage: „Viel-
Einstiegsmöglichkeiten
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IV. Berufserfahrung sammeln
Arbeitsfelder
Gezielte Vorbereitung
leicht brauchen Sie ja auch jemanden mit Italienischkenntnissen?“ Das Erfolgsrezept der Italianistin war in diesem Fall, dass sie die eigenen Fähigkeiten gut verkaufen, ihre Defizite nachvollziehbar erklären und eine Ersatzqualifikation anbieten konnte. Beispiele wie dieses zeigen, dass es die eine Strategie, die zum erfolgreichen Berufseinstieg führt, nicht gibt, sondern stattdessen zahlreiche, individuelle Optionen. Denn die Arbeitsfelder für Geisteswissenschaftler sind vielfältiger geworden. In der Wirtschaft haben Geisteswissenschaftler längst nicht mehr nur in Weiterbildung oder Öffentlichkeitsarbeit gute Karten. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sie mittlerweile auch im Personalwesen, im Marketing oder bei der Kundenbetreuung, im Sales- oder Call-Center-Management eingesetzt werden. Durchschnittlich 39 % des Examensjahrgangs von 2001 fanden direkt nach ihrem Abschluss eine Beschäftigung in der Privatwirtschaft. 11 % arbeiteten als Bürofachkräfte in der Verwaltung, 9 % in der Werbung, 7 % sind Geschäftsbereichsleiter oder Assistenten der Geschäftsleitung, 2 % arbeiten im Marketing, je 1 % sind Handelsmakler oder Unternehmensberater. Die Statistik zeigt aber auch, dass der Medien- und Publizistikbereich mit 23 % noch immer die meisten Geisteswissenschaftler aufnimmt (vgl. Minks 2004, 29–30). Hier sind ihre typischen Fähigkeiten gefragt und der Berufseinstieg gestaltet sich leichter. Allerdings kümmern sich Geisteswissenschaftler seltener um fachbezogene Themen, sondern betreuen Multimediaprojekte, schreiben Drehbücher, arbeiten als Producer beim Fernsehen oder als Kreative in Werbeagenturen (vgl. Behrens 2002). Natürlich konkurrieren sie hier mit gut ausgebildeten Fachkräften, darüber hinaus erwarten Unternehmen zunehmend auch kaufmännisches Wissen, dass man sich zwangsläufig aneignen muss. Wer eine bestimmte Branche anstrebt, sollte sich also genau erkundigen, welche Kompetenzen dort gefragt sind. Bei der Suche nach neuen Berufsfeldern können Geisteswissenschaftler aber auch Nischen finden. Eine Übersicht über verschiedene Berufsfelder bietet das BERUFEnet der Agentur für Arbeit. Auch das Unimagazin stellt verschiedene Karrierewege und Berufsfelder vor. Sinnvoll kann es darüber hinaus sein, gezielt nach Unternehmen zu suchen, die auch für Geisteswissenschaftler offen sind. Der Wissenschaftsladen Bonn wertet monatlich Stellenangebote aus mehr als 140 Printmedien und Internet-Portalen aus. Auch die Unternehmen selbst bzw. ihre Websites geben Auskunft darüber, ob Geisteswissenschaftler Einstellungschancen haben. Es reicht jedoch nicht, Branchen oder Unternehmen zu finden, die Geisteswissenschaftlern aufgeschlossen gegenüberstehen. Auch der Bewerber selbst sollte ehrliches Interesse an dem neuen Arbeitsbereich haben. Natürlich ist es sinnvoll, flexibel zu sein und sich auf möglichst viele Stellen zu bewerben, jedoch bringen standardisierte Massenbewerbungen meist wenig. Besser ist es, herauszustellen, warum man unbedingt in einem bestimmten Unternehmen arbeiten will. Gute, individuell gestaltete Bewerbungen zeigen auch, dass sich der Bewerber intensiv mit dem Unternehmen befasst hat und weiß, was ihn dort erwartet und wie er seine Kenntnisse und Fähigkeiten sinnvoll einbringen kann. Die häufig in Bewerbungsgesprächen gestellte Frage: Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten? zielt ganz klar darauf ab, welchen Nutzen das Unternehmen von einer Mitarbeit des Bewerbers haben könnte – und das sollte sich ein Bewerber schon im Voraus überlegen.
4. Der Berufseinstieg
Das Interesse an ihrem Unternehmen machen die Personalentscheider häufig schon an der äußeren Form der Bewerbung fest. Aus diesem Grund sollte das Anschreiben eine individuelle Note haben, formal fehlerhafte Bewerbungen sind Tabu und auch E-Mail-Bewerbungen werden häufig nicht gern gesehen: Zwar sind sie für den Bewerber praktisch und kostengünstig, doch vielen Unternehmen verursachen sie mehr Aufwand. Das Hauptproblem hierbei sind die angehängten Dateien, denn das Laden, Öffnen und Ausdrucken der Zeugnisse kostet Zeit und ist oft umständlich. Zudem erwecken gerade Massenmails, vor allem wenn noch andere Adressaten sichtbar sind, den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit. Bewerber sollten die Möglichkeiten des Internets dennoch für sich nutzen und E-Mails mit formatierten Anhängen, beispielsweise mit PDF-Dateien, versenden, um den Mehraufwand bei der Bearbeitung zu minimieren. Unternehmen, die unter zig Bewerbern auswählen können, schauen sich lieber sorgfältig gestaltete Bewerbungen genauer an und sortieren alle anderen gleich aus. Bewerber sollten sich auch den Zeitdruck und Stress in vielen Unternehmen vergegenwärtigen. Ein Personaler nimmt sich nur wenige Minuten Zeit für eine Bewerbung. Diese sollte daher so gestaltet werden, dass das Wichtigste auf einen Blick zu erkennen ist. Das gilt im Übrigen auch für weniger qualifizierte Jobs, denn selbst hier ist die Konkurrenz groß. Ein Übermaß an Initiative kann von der Zielperson als störend empfunden werden oder dem Bewerber den Ruf eines Unruhestifters verleihen. Das richtige Maß ist hier entscheidend. Um eine adäquate Stelle zu finden, sind schließlich auch Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz erforderlich. Trotz Rückschlägen einfach weiterzumachen, ist natürlich leichter gesagt als getan. Manch einer verliert bereits nach wenigen Absagen den Mut und verallgemeinert seine schlechten Erfahrungen. „Mich will doch eh keiner“ oder „In dieser Branche findet man einfach keine Stelle“, heißt es dann. Negative Statistiken tun da ein Übriges. Bei einigen Bewerbern führt die Enttäuschung schließlich dazu, ganz den Kopf in den Sand zu stecken. Die Kunst besteht jedoch darin, sich optimistisch weiter zu bewerben und aus Fehlern zu lernen. Auch schlechte Erfahrungen helfen weiter und Lernfähigkeit und Durchhaltevermögen führen in der Regel schließlich zum Erfolg. Der Berufseinstieg gelingt selten gleich mit dem Traumjob. Am Anfang stehen meist Kompromisse wie Praktika, befristete Stellen oder schlecht bezahlte Aushilfstätigkeiten. Unbezahlte Praktika – wer Glück hat, erhält eine Aufwandsentschädigung von einigen Hundert Euro im Monat – können ein sinnvoller Berufseinstieg sein, um wichtige Erfahrungen zu sammeln. Leider nutzen einige Unternehmen die momentane Situation auf dem Arbeitsmarkt aus, um reguläre Arbeitskräfte durch billige Praktikanten zu ersetzen. Praktika und Aushilfsjobs sollten nicht planlos aneinandergereiht werden, sondern qualitativ aufeinander abgestimmt sein, so dass sich ein roter Faden im Lebenslauf erkennen lässt. Außerdem ist eine finanzielle Weiterentwicklung anzustreben. Aber dies versteht sich von selbst. Manchmal ist auch der Mut erforderlich, ein schlechtes Angebot auszuschlagen, selbst wenn die Situation auf dem Arbeitmarkt glauben macht, man habe keine Wahl. Wichtig ist, dass die Organisation oder das Unternehmen, bei dem das Praktikum absolviert wird, ein gewisses Renommee besitzt – dann ist zunächst auch eine schlechte Bezahlung akzeptabel. Die Europäische Union macht sich im Le-
Bewerbung: Form und Inhalt
Einstieg über Praktika und Jobs
Qualität statt Quantität
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IV. Berufserfahrung sammeln
Was bringt ein Praktikum?
Zusammenarbeit mit Kollegen
Zeitarbeit
Sozialversicherung
benslauf eben besser als eine Firma mit zehn Beschäftigten, die niemand kennt. Die Qualität der Praktika kann sogar innerhalb desselben Unternehmens sehr unterschiedlich sein. Die Aufgaben reichen vom Vollzeitjob einer regulären Arbeitskraft bis zu Hilfstätigkeiten wie Kopieren und Kaffee kochen. Der Umgang mit Software und technischen Geräten kann geübt werden. Auch der Entstehungsprozess eines Buches oder der kommunikative Ablauf innerhalb eines Unternehmens lässt sich näher betrachten. Jeder Praktikant wird relativ schnell merken, ob er etwas Sinnvolles lernen kann oder nicht. Wer den Eindruck hat, nur als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden, sollte den Mut haben, das Praktikum abzubrechen. Entscheidend ist, dass das Praktikum die eigenen Zielvorgaben erfüllt. Kurzpraktika von einigen Wochen dienen dazu, in die Branche hineinzuschnuppern und erste belegbare Berufserfahrungen zu sammeln. Mehrmonatige Praktika hingegen verfolgen das Ziel, eine Anstellung zu erhalten oder zumindest gute Kontakte aufzubauen, um als freier Mitarbeiter weiterbeschäftigt zu werden und vielleicht später auf eine freie Stelle nachzurücken. Die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und innerbetriebliche Abläufe und Kommunikationswege kennen zu lernen, sollte jeder Praktikant unbedingt nutzen, denn hier entstehen die Probleme, die Berufsanfängern offenbar besonders zu schaffen machen: 27 % der Geisteswissenschaftler beklagen beim Berufseinstieg nicht überschaubare betriebliche Entscheidungsprozesse, 13 % mangelnde Kooperation unter Kollegen. Tatsächlich wird häufig gerade von Berufsanfängern unterschätzt, wie wichtig der Umgang der Menschen miteinander für ein gutes Arbeiten ist, daher kann es ein entscheidender Vorteil sein, die Arbeitsatmosphäre bereits von vornherein richtig einschätzen zu können. Wer sich bei der Arbeit wohl fühlt und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen hat, ist produktiver und die Ergebnisse der Arbeit werden im Kollegenkreis und vom Vorgesetzten mehr geschätzt (vgl. Minks 2004, 18). Eine von Akademikern häufig vernachlässigte Alternative beim Berufsstart ist die Zeitarbeit. Einst heftig kritisiert, ist Leiharbeit für viele heute eine echte Option mit der Chance auf Übernahme – immerhin fast ein Drittel aller Zeitarbeiter wechselt fest zu einem Unternehmen. Die Vorteile für beide Seiten liegen auf der Hand: Längst werden nicht mehr nur Aushilfen, sondern auch hochqualifizierte Spezialisten durch Zeitarbeitsfirmen vermittelt, denn Leiharbeit bietet optimale Möglichkeiten, ein Unternehmen kennen zu lernen und sich durch gute Arbeit zu empfehlen. Allerdings werden von den Interessenten Flexibilität, aber auch Zugeständnisse hinsichtlich der Entlohnung erwartet (vgl. Uni-Redaktion 2005c; Ilg 2005). Doch ganz gleich ob Jobben, Praktika oder Zeitarbeit: Wer feststellt, dass er trotz aller Bemühungen immer nur neue Praktika oder befristete Jobs findet, sollte sich ehrlich fragen, ob er auf diesem Weg weiterkommt. Natürlich erfordert die Stellensuche einen langen Atem. Hat man jedoch nach etwa zwei Jahren immer noch nicht richtig Fuß gefasst, ist es Zeit zu prüfen, ob nicht ein anderes Beschäftigungsfeld, eine Existenzgründung oder eine Weiterbildung bessere Chancen bieten. Wer einen Job antritt, ist normalerweise in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert. Der Arbeitgeber übernimmt, sobald mehr als
5. Arbeiten im Ausland
400 e pro Monat verdient werden, jeweils die Hälfte der Beiträge zur gesetzlichen Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Ohne feste Anstellung gibt es verschiedene Möglichkeiten: Wer noch immatrikuliert ist und weder das 14. Fachsemester abgeschlossen noch das 30. Lebensjahr vollendet hat, kann als Student kranken- und rentenversichert bleiben. Er darf die 400-e-Grenze nicht überschreiten und nicht mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten. Wenn ein Job oder ein Praktikum in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden, auf zwei Monate im Jahr befristet und die einzige Beschäftigung im Jahr sind, sind unabhängig von Verdienst und Wochenarbeitszeit keine Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Wer schon exmatrikuliert ist, hat die Möglichkeit, sich freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse versichern, was je nach Beitragssatz bis zu 300 e im Monat kosten kann. Solange die Einkünfte die 400-Euro-Grenze nicht übersteigen, darf dann aber unbegrenzt gearbeitet werden. Oder er versichert sich privat. Die Beiträge sind in diesem Fall anfangs niedriger, können jedoch mit zunehmendem Alter deutlich steigen. Eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse ist nur möglich, wenn eine Festanstellung gefunden wird. Diejenigen, die meinen, sie bräuchten für eine gewisse Zeit gar keine Krankenversicherung – denn auch das ist möglich – können ebenfalls nur durch eine Festanstellung zur gesetzlichen Krankenkasse zurückkehren. Einen verminderten Beitragssatz (etwa 120 e im Monat) zahlen diejenigen, die für einen Promotions- oder Masterstudiengang oder eine Weiterbildung eingeschrieben sind und nebenher Berufserfahrung sammeln – sie dürfen aber nicht mehr als 18 Stunden in der Woche arbeiten. Wer schon während seines Studiums sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat, kann sich nach Abschluss des Studiums arbeitslos melden und erhält Arbeitslosengeld I. In diesem Fall zahlt die Arbeitsagentur die Beiträge zur Sozialversicherung. Wer nicht berechtigt ist, ALG I zu beziehen, kann sich dennoch arbeitslos melden und erhält, wenn er alle Voraussetzungen erfüllt, Arbeitslosengeld II – auch in diesem Fall wird die Sozialversicherung übernommen und eine Geldleistung gezahlt.
Arbeitslosengeld
5. Arbeiten im Ausland Während deutsche Unternehmen Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer häufig mit einem gewissen Misstrauen gegenüber stehen, haben ausländische Firmen, besonders in den angelsächsischen Ländern, eine liberalere Unternehmenskultur. Es wird nicht nur auf Zeugnisse geschaut, sondern es kommt bei den Bewerbern vor allem darauf an, dass sie über Soft Skills verfügen. Das in Deutschland so geschätzte kaufmännische Wissen wird berufsbegleitend vermittelt. Das gilt übrigens auch für Niederlassungen dieser Firmen in Deutschland. So erklärt sich beispielsweise der Berufsweg einer Philologin, die aufgrund ihrer hervorragenden Kenntnisse in drei Sprachen bei einer renommierten britischen Bank im Bereich Aktienhandel einsteigen konnte. Eine Stelle im Ausland kann auch über den Umweg eines Praktikums gefunden werden. Das EU-Programm Leonardo hilft Absolventen, einen entsprechenden Aufenthalt im europäischen Ausland zu finanzieren. Die Prak-
Liberale Unternehmenskultur
EU-Programm Leonardo
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IV. Berufserfahrung sammeln
Stellensuche im Ausland
Deutsche Niederlassungen internationaler Konzerne
Internationale Organisationen
Deutschlehrer
Vermittlung ins Ausland
tikanten erhalten für die Dauer von drei bis zwölf Monaten etwa 300 e monatlich, je nach Höhe des Praktikumsentgeltes, so dass der Geförderte über insgesamt 500 e verfügt. Der Hochschulabschluss darf allerdings nicht länger als zwölf Monate zurückliegen und der Praktikant noch nie berufstätig gewesen sein. Wer sich im Ausland um eine Stelle bewirbt, konkurriert natürlich mit den Bewerbern vor Ort. Den Ausschlag für einen Interessenten aus Deutschland kann seine Muttersprache geben, weswegen die Bewerbung in einer Branche, in der Deutschkenntnisse gefordert werden, besonders aussichtsreich ist. Von Deutschland aus auf eigene Faust eine Stelle im Ausland zu suchen, gestaltet sich auch im Zeitalter des Internets noch schwierig. Daher kann es sinnvoll sein, zunächst eine schlecht bezahlte Tätigkeit anzunehmen und sich dann, bereits im Land, auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen und bei den Firmen vor Ort nachzufragen. Auch international tätige Konzerne mit deutschen Niederlassungen, eröffnen die Aussicht auf eine Arbeit im Ausland. Die Konkurrenz unter den Bewerbern ist groß, gute Kenntnisse in der Landessprache sind da fast schon Pflicht. Wer sich für eine Anstellung interessiert, sollte die Website des entsprechenden Unternehmens betrachten; diese Seiten enthalten häufig ein eigenes Karriereportal. Auch die Chancen auf eine Anstellung bei einer internationalen Organisation oder im Auswärtigen Dienst sind nicht berauschend, aber ein Versuch schadet nichts. Grundvoraussetzungen sind sehr gute Kenntnisse in mindestens zwei Fremdsprachen, die Bereitschaft zu häufigen Ortswechseln auch in Krisengebiete, gute Gesundheit, Sozialkompetenz und Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Weitere Informationen bietet hier das Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO). Leichter ist es, als Deutschlehrer im Ausland zu arbeiten: Bei privaten Sprachinstituten hat man als Muttersprachler mit Hochschulabschluss meist gute Karten, zumal nicht immer einer Lehrerausbildung benötigt wird. Dafür muss man die ortsüblichen Gehälter in Kauf nehmen. Bei einer Bewerbung als Sprachassistent oder Lektor, etwa des DAAD, werden je nach Land unterschiedliche Kenntnisse verlangt: In den Ländern des angelsächsischen oder romanischen Sprachraums haben nur Bewerber mit guten Kenntnissen der Landessprache eine Chance, in osteuropäischen Ländern werden diese nicht immer vorausgesetzt. Deutsche Schulen im Ausland verlangen in der Regel das Staatsexamen. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) des DAAD fördert den internationalen Austausch im schulischen Bereich in ca. 90 Nationen. Über die Teilnahme deutscher Interessenten an den Programmen des PAD entscheiden die Kultus- bzw. Senatsverwaltungen der Länder. Direkte Bewerbungen beim PAD sind nicht möglich. Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Bonn berät und vermittelt wie eine Personalagentur Fach- und Führungskräfte ohne Altersbeschränkung sowie junge Berufstätige bis 35 Jahre ins Ausland. Die Bundesagentur für Arbeit bietet außerdem einen Europaservice an, der zu den Themen Arbeitsmarkt, Stellenangebote, Bewerbungsmodalitäten, Arbeitsrecht und Sozialversicherungsfragen im Ausland informiert und berät. Es versteht sich übrigens von selbst, dass bei Bewerbungen im Ausland häufig andere Gepflogenheiten herrschen als in Deutschland – das reicht
Checkliste, Literatur und Internet
von sprachlichen Feinheiten bis zur Gestaltung der Bewerbungsmappe und der Handhabung von Onlinebewerbungen. Erste Informationen finden sich auf der Europaservice-Website der Arbeitsagentur.
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Checkliste: Was Geisteswissenschaftler bei der Jobsuche beachten sollten!
3 Schauen Sie über den Tellerrand und probieren Sie Neues aus! Es müssen nicht immer die traditionellen Berufsfelder sein! 3 Nutzen Sie für die Berufsfindung gezielt Methoden wie Life/Work Planning! 3 Gehen Sie pragmatisch an die Jobsuche heran und versetzen Sie sich in die Situation des Arbeitgebers: Gesucht wird der passende Arbeitnehmer für das Unternehmen – nicht umgekehrt! 3 Verbiegen Sie sich dennoch nicht. Klären Sie: Wo sind Kompromisse möglich – wo nicht? Und legen Sie auf diese Weise das eigene Ziel fest. 3 Zeigen Sie bei der Bewerbung Interesse, Initiative und Durchhaltevermögen, eignen Sie sich weitere Soft- und Hardskills an, sammeln Sie praktische Erfahrungen und knüpfen Sie Kontakte! 3 Kommt auch ein Job im Ausland in Frage? Recherchieren Sie die Möglichkeiten!
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Literatur
Behrens, Inge 2002: Karriereführer Multimedia. Neue Berufe in den Neuen Medien. München. Bolles, Richard Nelson 2004: Durchstarten zum Traumjob. Das Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger. Frankfurt am Main. Der Arbeitswissenschaftler Richard Nelson Bolles entwickelte die Life/Work Planning Methode (LWP), die auch die Grundlage für „Durchstarten zum Traumjob“ ist. Englert, Sylvia 2000: Die Jobs der Zukunft. Neue Berufsbilder und was sich dahinter verbirgt. Frankfurt/Main. Das Buch stellt neue Berufsfelder wie z. B. Systemadministrator, Mediator, Arbeitsmarktberater und Ideenmanager vor. Leider ist es nicht mehr ganz aktuell. Redaktion FAZ 2006: Bildung bleibt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. In: FAZ 85/2006. Download unter http://www.faz.net. Friedmann, Jan/Meyer-Althoff, Martha 2004: Karriere. So schön klagt keiner. In: Manager-Magazin 7. 7. 2004. Download unter http://www.manager-magazin.de > Köpfe+Karriere > Karriere-Spezial > Chancen. Glaubitz, Uta 2003: Der Job, der zu mir passt. Frankfurt am Main. Von dieser Autorin sind zahlreiche Bücher erschienen, in denen sie Berufe für Bücherwürmer, Weltenbummler, Kommunikationstalente usw. vorstellt. Im Gegensatz zu dem hier genannten Arbeitsbuch, das konkrete Anleitungen zur Berufsfindung bietet, werden in den Spartenführern die Berufe nur vorgestellt. Informationen über Zugangswege fehlen häufig. Mehr zur Autorin unter http://www.berufs findung.de. Härter, Gitte/Öttl, Christine 2004: Vorstellungsgespräche. München. Der Ratgeber erklärt, wie Bewerber ihre Qualifikationen optimal präsentieren können. Übungen und Praxisbeispiele helfen, das Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Auch der konstruktive Umgang mit Absagen wird behandelt.
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IV. Berufserfahrung sammeln Hesse, Jürgen/Schrader, Hans Christian 2005: Das Hesse/Schrader Bewerbungshandbuch. Alles, was Sie für ein erfolgreiches Berufsleben wissen müssen. Frankfurt am Main. Von dem renommierten Autoren-Duo sind im Eichborn Verlag weitere Titel zu Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Assessment-Center erschienen. Hofert, Svenja 2005: Bewerben ohne Bewerbung. Alternative Erfolgsstrategien in schwierigen Zeiten. Frankfurt am Main. Holst, Ulrich 2001: Karriereplanung für Geisteswissenschaftler. München. Ein Arbeitsbuch zur Planung des persönlichen Berufsweges. Ilg, Peter 2005: Berufsstart per Zeitarbeit. Biss in den süßsauren Apfel. In: Unispiegel-Online, 4. 7. 2005. Kostenpflichtiger Download unter http://service.spiegel.de/ digas/archiv. Jüde, Peter 1999: Berufsplanung für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Köln. Eine ausführliche und detaillierte Darstellung zahlreicher Berufsbilder, die sich leider nicht mehr auf dem neuesten Stand befindet. Janson, Simone 2004: Studienführer Kulturwissenschaften. Eibelstadt. Janson, Simone 2006a: InsidePaper Studienfinanzierung – BAföG, Jobben und Sozialleistungen. Wehlau. Download unter www.beamte4u.de. Karriere-Redaktion 2005: Soziologen. In: Karriere 9/2005. Kostenpflichtiger Download unter http://www.karriere.de. Beratungsstelle für den Berufseinstieg (KoBra), Career Service & Alumni, Agentur für Arbeit, Team akademische Berufe, der Ruhr-Universität Bochum 2005: Berufsfelder für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Bochum. Download unter http:// www.ruhr-uni-bochum.de/kobra/pdfs/BerufsfelderGeWi.pdf. Minks, Karl-Heinz 2004: Berufschancen für Geisteswissenschaftler(innen). Daten zum Berufsübergang von Absolventinnen und Absolventen der Magisterstudiengänge. Dieser Vortrag wurde anlässlich einer Anhörung des Wissenschaftsrates am 14. 5. 2005 in Köln gehalten. Download unter http://www.his.de/Abt2/Berufs eintritt/absolventenprojekt/vortrag/Magister_WR_Koeln.pdf. Neuhaus, Dirk/Neuhaus Karsta 2004: Das Bewerbungshandbuch für Europa. Bochum. Neuhaus, Dirk/Neuhaus, Karsta 2005: Bewerben und arbeiten in den USA und Kanada. Bochum. Die Bewerbungsratgeber von Neuhaus/Neuhaus enthalten Hinweise zu länderspezifischen Formalitäten wie Lebenslauf und Bewerbungsanschreiben. Otto, Jeanette: Reise ins Ungewisse. Viele Geisteswissenschaftler bereiten sich zu spät auf den Beruf vor. Der Magisterabschluss allein reicht für eine Karriere nicht aus. In: Die Zeit 49/2000. Download unter http://www.zeit.de. Peters, Freia 2004: Geisteswissenschaftler. Da ein Praktikum machen, wo es sich lohnt. In: FAZ Hochschulanzeiger, 70/2004. Scheler, Uwe 2005: Erfolgsfaktor Networking. Mit Beziehungsintelligenz die richtigen Kontakte knüpfen, pflegen und nutzen. München. In diesem Buch geht es primär um die soziologischen und psychologischen Faktoren, die beim Networking eine Rolle spielen. Schwertfeger, Bärbel 2004: Online-Bewerbung. Bitte, bitte keine E-Mails versenden. In: Unispiegel-Online, 13. 5. 2004. Uni-Redaktion 2003: Soft Skills, Kompetenz erfolgreich einsetzen. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 5/2003. Download unter http://www.uni magazin.de/rubrik/special200305.jsp. Die Site http://www.unimagazin.de bietet auch zahlreiche aktuelle Veranstaltungshinweise zu Recruiting-Events und Messen > Veranstaltungen. Uni-Redaktion 2004a: Quereinstieg ins Lehramt. Stoffvermittler und Streetworker. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt, 2/2004. Download unter http://www.unimagazin.de/rubrik/weiterqualifizierung200402.jsp.
Checkliste, Literatur und Internet Uni-Redaktion 2004b: Recruiting-Veranstaltungen und -Messen. Ein Marktplatz der Möglichkeiten. In: Uni-Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt, 1/2004. Download unter http://www.unimagazin.de/rubrik/special200401.jsp. Uni-Redaktion 2005a: Arbeitsmarkt Geisteswissenschaftler. Aller Anfang ist … noch schwerer geworden. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 5/ 2005. Download unter http://www.unimagazin.de/rubrik/arbeitsmarkt200505.jsp. Uni-Redaktion 2005b: Zum Thema. Der Weg zum Traumjob. In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 5/2005. Download unter http://www.uni magazin.de/rubrik/zumthema200505.jsp. Uni-Redaktion 2005c: Zeitarbeit. Abstieg, Einstieg, Aufstieg? In: Uni Magazin Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt 4/2005. Download unter http://www.uni magazin.de/rubrik/branchenreport200504.jsp. Wissenschaftsladen Bonn (Hrsg.): Arbeitsmarkt Bildung, Kultur, Sozialwesen. Bonn. Nähere Informationen unter http://wila-bonn.de. Die Zeitschrift „Arbeitsmarkt Bildung, Kultur, Sozialwesen“ erscheint wöchentlich und bietet einen bundesweiten Überblick über die aktuellen Stellenangebote für Geisteswissenschaftler. Darüber hinaus enthält die Zeitschrift aktuelle Nachrichten und Hintergrundartikel zur Entwicklung des fachspezifischen Arbeitsmarktes, zu neuen Tätigkeitsfeldern für Geisteswissenschaftler, Bewerbungstipps und Hinweise zu Fortbildungsangeboten. Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) 2006: Arbeitsmarkt Kompakt 2006. Geisteswissenschaftler. Informationen für Arbeitgeber. Bonn. Download unter http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/A01Allgemein-Info/A014-Ausbildungs-und-Arbeitsmarkt/Publikation/pdf/Kurzberichtefuer-Arbeitgeber-Geisteswis.pdf. Die Broschüre der ZAV enthält Statistiken über Bewerber- und Arbeitslosenzahlen, Altersstruktur und Beschäftigungsentwicklung.
Internet
http://www.ahk.de Die deutschen Außenhandelskammern können bei der Suche nach einer Anstellung im Ausland behilflich sein. Auf der Homepage lassen sich die Adressen und Ansprechpartner für die verschiedenen Länder finden. http://www.arbeitsagentur.de Die Bundesagentur für Arbeit unterhält Beratungs- und Vermittlungsstellen, die bei der Stellensuche im Ausland weiterhelfen können: BFIO: Das Büro – Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) bietet ein vielfältiges Leistungsangebot für Bewerber. Das BFIO informiert über die Arbeit bei internationalen Organisationen, berät Nachwuchsführungskräfte individuell über Einstieges- und Karrieremöglichkeiten > Informationen für Arbeitnehmer > Internationales > Arbeiten bei Internationalen Organisationen. ZAV: Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) ist die internationale Personalagentur der Bundesagentur für Arbeit > Ihre Agentur für Arbeit > besondere Dienststellen. http://www.bewerbung.tv Der Online-Ratgeber bietet nützliche Tipps und Informationen rund um Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Vorstellungsgespräch. http://www.berufenet.de Datenbank für Berufe der Bundesagentur für Arbeit. http://www.daad.de Website des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
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IV. Berufserfahrung sammeln http://dju.verdi.de Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten Union (DJU) unterstützt junge Journalisten mit dem DJU-Nachwuchsprojekt > Junge Journalisten. http://www.djv.de Auf der Homepage des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) gibt es Informationen zum Berufsbild des Journalisten. Berufseinsteiger können Checklisten für Praktika und Volontariate herunterladen. http://www.ess-europe.de Die private Website bietet Informationen zu den sehr unterschiedlichen Krankenversicherungs-Systemen der EU. http://europa.eu.int/eures/index.jsp EURES ist eine Kooperation zwischen der Europäischen Kommission und den öffentlichen Arbeitsverwaltungen der EWR-Mitgliedsstaaten (EU-Mitgliedsstaaten plus Norwegen, Island und Liechtenstein) und anderen Partnerorganisationen. Das EURES-Netz bietet Informationen, Beratung und Vermittlung für Arbeitskräfte und Arbeitgeber an. Auf der Homepage kann nach freien Stellen in 29 europäischen Ländern sowie zu den Themen Leben und Arbeiten im Ausland recherchiert werden. http://www.europaserviceba.de Der internationale Service der Bundesagentur für Arbeit bietet Informations- und Beratungsdienstleistungen zur Arbeit im Ausland an. http://www.gaccny.com Die Deutsch-Amerikanische Handelskammer fördert Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA. Auf der Homepage lassen sich Informationen zur Wirtschaft und Bevölkerung der USA abrufen. http://www.jobguide.de In dieser Datenbank haben Wirtschaftsjournalisten rund 500 Unternehmen porträtiert und die aktuell zu besetzenden Positionen benannt. Detailliert werden die jeweiligen Erwartungen an die Bewerber beschrieben. http://www.learn-line.nrw.de/angebote/lwp Auf der Homepage des nordrhein-westfälischen Bildungsservers findet sich auch ein Arbeitsbereich LWP mit umfassenden Informationen zum Thema. http://www.na-bibb.de http://www.unternehmensgeist.net Diese private Homepage beschäftigt sich der sich mit den Berufschancen von Geisteswissenschaftlern in der Wirtschaft. Sie enthält u. a. eine informative Liste mit Unternehmen, die Geisteswissenschaftler beschäftigen. http://www.xing.com Jobs und Praktika in In- und Ausland lassen sich in folgenden Datenbanken finden: http://www.jobpilot.de http://www.kulturmanagement.net http://www.kultur-stellenmarkt.de http://www.monster.de http://www.nmz.de/info/vakanzen.shtml http://www.prabo.de http://www.stepstone.de http://www.verlagsjobs.de Orientierungshilfen beim Berufseinstieg bieten folgende Homepages: http://www.akademiker-online.de http://www.career-service-network.de http://www.berufsstart.de
V. Existenzgründung Wer keinen weiteren Studienabschnitt plant, eine Aus- oder Weiterbildung verworfen hat und keine Möglichkeit mehr sieht, seine Berufserfahrung durch eine befristete Anstellung oder durch Praktika zu vertiefen, der kann seinen beruflichen Erfolg in die eigenen Hände nehmen und sich selbständig machen. Eine aktuelle Untersuchung unter Hochschulabsolventen zeigt, dass im Schnitt 9 % eines Magisterjahrgangs diese Idee in die Tat umsetzen. Damit liegen die Geistes- und Sozialwissenschaftler zwar hinter den Architekten (mit FH-Diplom 20 %, mit Uni-Diplom 8 %) und Juristen (16 %), aber noch vor den Psychologen, Medizinern, Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Informatikern. Insgesamt bevorzugen die Absolventen den Dienstleistungssektor: Über 90 % aller Unternehmen wurden hier gegründet (vgl. Kerst/Minks 2005, 7–29). Dabei gründen Geisteswissenschaftler vor allem in Kultur, Medien, Bildung und Wissenschaft, machen sich aber auch als technische Übersetzer, Webdesigner oder mit Beratertätigkeiten aller Art selbständig. Doch es müssen nicht immer die ausgetretenen Pfade sein: Auch das Fachwissen aus dem Studium lässt sich mit einer innovativen Geschäftsidee vermarkten – das beweisen beispielsweise Historiker, die Recherchen für Unternehmen, Institutionen und Privatleute anbieten. Bei vielen ist der Schritt in die Selbständigkeit jedoch kein spontaner Entschluss, sondern vollzieht sich schrittweise, etwa weil der Absolvent schon während des Studiums selbständig war. 30 % der Existenzgründer haben schon während des Studiums Projekte durchgeführt oder Honorartätigkeiten ausgeübt, mit denen sie ihr Studium finanziert haben (vgl. Kerst/Minks 2005, 38). Typische selbständige Studentenjobs sind etwa Dozenten- oder Übungsleitertätigkeiten an Volkshochschulen oder anderen Bildungseinrichtungen, Nachhilfeunterricht, Medien-, aber auch Callcenter- oder Computer-Jobs. Doch auch wenn der Übergang in die Selbständigkeit nicht selten fließend ist: Ein gewisses Maß ein Planung und Information ist notwendig, um erfolgreich selbständig arbeiten zu können. Denn wer selbständig tätig ist, also für einen Auftraggeber auf Rechnung Werkstücke erstellt oder Dienstleistungen erbringt, ist dabei in der Regel auf sich allein gestellt. Er hat keinen gesetzlichen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder auf Urlaub. Honorare werden nicht wie Gehälter beim Arbeitsgericht eingeklagt, sondern müssen auf dem Weg des gebührenpflichtigen Mahnverfahrens beim Amtsgericht eingetrieben werden. Diese Unterschiede muss man sich vor einer Existenzgründung zunächst klar machen. Die folgenden Kapitel können allerdings kaum mehr als einen ersten Einblick in die sehr komplexe Thematik vermitteln und behandeln vor allem die für Geisteswissenschaftler typischen Kleingründungen und ihre spezifischen Bedingungen.
Dienstleistungssektor bevorzugt
Übergang in die Selbständigkeit
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V. Existenzgründung
1. Persönliche Voraussetzungen Schlüsselqualifikationen
Unternehmerische Fähigkeiten
Durchsetzungsvermögen
Aus Fehlern und Kritik lernen
Vorrangige Schlüsselqualifikationen sind nach Meinung von gut 80 % der Absolventen aller Fachrichtungen Verhandlungsgeschick, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität, Selbstdisziplin, Organisationstalent und Sorgfalt. Nur knapp 40 % halten Sachkenntnis (z. B. in Recht, Wirtschaft, EDV oder Fremdsprachen) für ebenso wichtig. Gut die Hälfte der Befragten stuft das an der Hochschule erworbene Fachwissen generell als relevant für eine erfolgreiche Existenzgründung ein und lediglich 11 % halten die Kenntnis wissenschaftlicher Methoden für wichtig (vgl. Kerst/Minks 2005, 38–40). Von Vorteil ist es in jedem Fall, dass ein Magisterstudium nicht nur bestimmte Lerninhalte vermittelt, sondern zusätzlich Organisationstalent, Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, sich immer wieder auch kurzfristig in neue Themenbereiche einzuarbeiten schult – Soft Skills, die ein Selbständiger sehr gut brauchen kann. Gleichzeitig müssen sich Magisterstudierende schon frühzeitig um den Erwerb berufspraktischer Kompetenzen kümmern und Eigeninitiative entwickeln, was bereits auf die Selbständigkeit vorbereitet. Ein Existenzgründer ist allein für sein Unternehmen verantwortlich. Für einen reibungslosen und Gewinn bringenden Geschäftsbetrieb ist eine erfolgreiche Kundenakquise unerlässlich. Der Unternehmer muss außerdem über juristisches und betriebswirtschaftliches Wissen verfügen und mit moderner Bürokommunikation arbeiten können. Ein Existenzgründer ist ganz auf sich gestellt und muss jede Entscheidung, ob gut oder schlecht, selbst verantworten. Das reicht von Investitionen, die getätigt werden müssen, über die Frage, welchen Kunden eine Dienstleistung oder Ware angeboten wird, bis zu solch banalen Dingen wie der eigenen Arbeitszeit. Diese Verantwortung kann am Anfang sehr belastend sein. Hier können Existenzgründungsberatungen, vor allem wenn auch nach der Gründung noch eine Betreuung erfolgt, eine gewisse Sicherheit bieten. Auch Berufsverbände, Interessenvertretungen oder die Gewerkschaft Verdi organisieren Rechtsberatungen und -vertretungen, Informationen und Kontakte zu Menschen, die ähnliches vorhaben oder schon machen. Gerade letzteres ist wichtig, weil man auf diese Weise viele Tricks und Kniffe lernt, die kein Experte kennt und sich zudem mit seinen Problemen weniger allein fühlt. Natürlich muss auch ein Existenzgründer mit Gegenwind rechnen – weder die zukünftigen Kunden und schon gar nicht die Konkurrenz haben auf ihn gewartet. Neue Ideen werden am Markt häufig zunächst belächelt. Und auch das private Umfeld reagiert häufig mit Skepsis gegenüber den Risiken und Unsicherheiten der Selbständigkeit (vgl. Kerst/Minks 2005, 1 f.). Dahinter verbirgt sich nicht immer böser Wille, sondern oft nur Unverständnis: Jeder hat eben unterschiedliche Vorstellungen; man selbst sollte die eigenen Ziele stets im Blickfeld behalten. Das wichtigste ist es deshalb, trotz Rückschlägen hartnäckig weiter zu machen und die eigenen Fehler als Chance zu begreifen, etwas dazu zu lernen. Dabei ist es sinnvoll, sich immer wieder vor Augen zu führen, warum man selbständig ist und welche Vorteile dieser Status bringt. Viele Existenzgründer schätzen es etwa, eigene Ideen verwirklichen und sich selbst organisieren zu können: 81 % der Selbständigen sind mit ihrer beruflichen Posi-
2. Kosten, Finanzierung und Beratungsangebote
tion zufrieden, während es von den Angestellten nur 33 % sind (vgl. Kerst/ Minks 2005, 35 f.). Freunde und Bekannte, die Gründungsideen mit konstruktiver Kritik begleiten, sind Gold wert. Persönlichen Angriffe nach dem Motto: Damit lässt sich doch kein Geld verdienen! begegnet man dagegen am Besten mit Selbstsicherheit, Optimismus und Nervenstärke. Mit zunehmender Erfahrung und dem Erfolg stellt sich dann auch die Sicherheit ein. Schließlich darf noch ein wichtiger Unterschied zur Festanstellung nicht unerwähnt bleiben: Wer sich selbständig macht, muss ständig und aufs Neue dazu bereit sein, seine Dienstleistung zu verkaufen. Sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, kann fatale Folgen haben und sich, anders als bei Angestellten, sofort auf den Geldbeutel auswirken. Jede Zurückhaltung ist da fehl am Platze. Die beste Arbeit bringt nichts, wenn sie nicht entsprechend präsentiert wird! Der Vorteil von Geisteswissenschaftlern liegt dabei in ihrer erhöhten Kommunikationsfähigkeit: Gutes Marketing bedeutet schließlich besonders für Kleinunternehmer, den persönlichen Kontakt zu den Kunden zu pflegen und sich auf diese einzustellen.
Eigenwerbung ist Pflicht!
2. Kosten, Finanzierung und Beratungsangebote Wer Bücher zum Thema Existenzgründung studiert oder einschlägige Seminare besucht, erschrickt zunächst oft bei Schlagworten wie Rentabilitätsberechnung, Liquiditätsplan und Betriebsanalyse. Dazu muss gesagt werden: Natürlich ist es nicht sinnvoll, ohne jedes Nachdenken ins kalte Wasser zu springen. Wer selbständig arbeiten will, sollte sein Produkt bzw. seine Dienstleistung möglichst genau umreißen und zumindest ansatzweise wissen, auf welche Art er welche Kunden ansprechen sollte – vieles ergibt sich allerdings auch aus der Erfahrung heraus. Wer aber eine größere Gründung, gerade auch zusammen mit Geschäftspartnern, etwa als GmbH, plant oder Investitionen tätigen muss, der kommt nicht umhin einen möglichst genauen Businessplan zu erstellen, nach dem er bei der Existenzgründung vorgeht. Vor allem Geisteswissenschaftler gründen jedoch seltener gleich eine GmbH – die meisten beginnen als Kleinselbständige, häufig als Freiberufler, in den Bereichen Kunst, Medien, Bildung oder auch IT. Der große Vorteil einer solchen Kleingründung ist, einfach anfangen zu können. Gerade in den oben genannten Arbeitsbereichen sind kaum Investitionen nötig: Als Büro kann die eigene Wohnung dienen, nur in Einzelfällen haben Gewerbetreibende bestimmte Auflagen zu erfüllen und unter Umständen sollte die Selbständigkeit mit dem Vermieter geklärt werden. Damit erübrigt sich die Frage nach der Standortwahl schon fast von selbst. Wer ein Geschäft mit Laufkundschaft betreibt, für den sind natürlich Geschäftsräume in optimaler Lage praktisch. Auch wer zu Hause unterrichtet, Seminare erteilt oder Kunden berät, braucht entsprechende Räumlichkeiten. Wer hingegen nicht auf Kundenbesuche angewiesen ist, sollte die Ausgaben für Büroräume anfangs so gering wie möglich halten. Wer nicht zu Hause arbeiten kann oder will, sollte eine Bürogemeinschaft ins Auge fassen. Notwendig sind darüber hinaus meist nur Dinge, die man meist ohnehin schon besitzt: Auto, Computer, Drucker, Scanner oder Telefon. Wer es zeitlich schafft, kann die selbständige Arbeit sogar neben einem anderen Job ausprobieren und sich allmäh-
Planen und Erfahrungen sammeln
Kleingründungen
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V. Existenzgründung
Rechnungsstellung
Einnahmen und Ausgaben
Gründungszuschuss
lich mit ihr vertraut machen. Die endgültige Entscheidung für oder gegen die Selbständigkeit muss dann erst später fallen. Ein Existenzgründer erhält sein Geld nicht automatisch am Monatsende, sondern fordert dieses nach erfolgter Lieferung oder Dienstleistung in der Regel mit einer Rechnung ein. Dazu reicht es nicht, einfach den fälligen Betrag auf ein Stück Papier zu kritzeln. Rechnungen müssen vielmehr formale Voraussetzungen erfüllen und bestimmte Angaben enthalten, so den Namen und die volle Adresse von Aussteller und Empfänger, die Steuernummer oder die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, das Rechnungsdatum und eine (fortlaufende) Rechnungsnummer. Der Aufbau der Nummer, ob als einzelne Zahl oder als Kombination aus verschiedenen Daten wie Kundennummer, Rechnungsdatum, Tagesnummer usw. spielt keine Rolle. Die Nummern müssen nur nach einem nachvollziehbaren System fortlaufend vergeben werden und eine eindeutige Identifikation der Rechnung erlauben. Ferner müssen der Gegenstand der Rechnung nach Art und Umfang sowie das Liefer- oder Leistungsdatum angegeben werden, auch wenn dieses mit dem Rechnungsdatum übereinstimmt. Wer eine Umsatzsteuer erhebt, muss den Umsatzsteuersatz und -betrag ausweisen. Bei Rechnungen ohne Mehrwertsteuer reicht eine Begründung für die Steuerbefreiung (z. B. umsatzsteuerbefreit als Kleinunternehmer nach UstG § 19). Jeder Gründer sollte seine laufenden Ausgaben (Miete, Nebenkosten, Telefon, Versicherungen usw.) sowie mögliche Einsparungen genau kalkulieren. Dabei hilft der E-Lancer-Kalkulator. Da nur in wenigen Fällen davon ausgegangen werden kann, dass ein junges Unternehmen sofort kostendeckend arbeitet, ist es sinnvoll, einige finanzielle Rücklagen zu haben. Auch wer bereits während des Studiums selbständig gearbeitet und die Auftraggeber übernommen hat, kann Monate bis Jahre brauchen, um genug Geld für den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn keine Spareinlagen oder Geld von den Eltern vorhanden ist und die Zeit fehlt, während der Existenzgründung noch einem anderen Job nachzugehen, was aus steuerlichen Gründen ohnehin nur in begrenztem Umfang geht, kann man unter bestimmten Bedingungen auch von der Bundesagentur für Arbeit Geld bekommen. Ich-AG und Überbrückungsgeld, schon immer denjenigen vorbehalten, die sich durch Einzahlung in die Arbeitslosenversicherung (z. B. bei einem Studentenjob) einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I erworben hatten, wurden durch die Arbeitsagentur seit 1. 8. 2006 zu einem Förderinstrument, dem Gründungszuschuss, vereint (SGB III §§ 57, 58). Wer die Voraussetzungen erfüllt, erhält zunächst für neun Monate einen Betrag in Höhe des zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes I zum Lebensunterhalt, zudem einen Zuschlag von 300 e für die Sozialversicherung. Eine Einkommensbegrenzung gibt es nicht und der Gründer kann unbegrenzt Arbeitnehmer einstellen. Für Steuern und Versicherungen gelten die Regelungen, die im weiteren Verlauf dieses Kapitels für hauptberuflich Selbständige sowie bestimmte Berufsgruppen, etwa selbständige Pädagogen, Künstler- und Publizisten usw. beschrieben werden. Die wesentlichen Voraussetzungen für den Erhalt von Gründungszuschüssen sind, dass der Antragsteller mindestens noch 90 Tage lang Arbeitslosengeld I bezieht und seine Arbeitslosigkeit mit einer hauptberuflichen selbständigen Tätigkeit im Umfang von mindestens 15 Stunden Wochenarbeitszeit beenden will. Zudem müssen Existenzgründer die Wirtschaftlichkeit ihres
2. Kosten, Finanzierung und Beratungsangebote
Unternehmens, etwa durch eine Bestätigung von dem Zuständigen der Berufsverbände oder der Industrie- und Handelskammer, und ihre unternehmerische Eignung nachweisen. Dabei haben alle, deren Gründung etwas mit dem Studienfach zu tun hat oder die schon vorher selbständig waren, Vorteile. Denn auch wer schon während des Studiums weniger als 15 Stunden nebenberuflich selbständig gearbeitet hat, kann Gründungszuschuss beantragen, wenn er anschließend Arbeitslosengeld I bezogen hat und nun eine hauptberufliche Existenz gründet. Wer die Bedingungen erfüllt, hat in den ersten neun Monaten einen Rechtsanspruch auf den Gründungszuschuss, den er auch einklagen kann. Wer nach neun Monaten weiterhin Geld benötigt, kann für weitere sechs Monate den Zuschuss zur Sozialversicherung von 300 e erhalten. Dafür erwartet die Arbeitsagentur den Nachweis über eine intensive Geschäftstätigkeit und hauptberufliche unternehmerische Aktivitäten in Form eines schriftlichen Berichts über die bisherige unternehmerische Tätigkeit und einen Ausblick auf die Entwicklung der nächsten Monate sowie Belege über Einnahmen und Ausgaben, Auftragseingänge oder Bemühungen um den Erhalt von Aufträgen. Allerdings ist die Weiterzahlung des Zuschusses eine Ermessensleistung der Arbeitsagentur, es besteht kein Rechtsanspruch mehr. Doch auch für diejenigen Existenzgründer, die bisher noch nicht in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, gibt es Möglichkeiten: Das Einstiegsgeld, das zusätzlich zum Arbeitslosengeld II gezahlt wird, sowie den Bezug von Arbeitslosengeld II parallel zur Ausübung der Selbständigkeit. Das Wirtschaftsministerium hat der Gewerkschaft Verdi zugesichert, dass die selbständige Arbeit von Alg-II-Empfängern gefördert werden soll. Allerdings nur, wenn sie die Chance bietet, dass diese damit irgendwann wieder ohne staatliche Unterstützung leben können. Wenn der persönliche Ansprechpartner der Arbeitsagentur davon nicht überzeugt ist, kann er verlangen, dass die Betroffenen ihre selbständige Tätigkeit aufgeben und einen anderen Job annehmen. Nach dem Gesetz ist in diesem Fall praktisch jede andere Tätigkeit zumutbar, auch ein Ein-Euro-Job. Insgesamt ist es für einen erfolgreichen Antrag auf jeden Fall entscheidend, die Angestellten der Arbeitsagentur persönlich zu überzeugen, also ein gut ausgearbeitetes Konzept vorzulegen und klarmachen, dass dieses Konzept auf lange Sicht eine tragfähige Existenz verspricht, in einer langen Anlaufphase aber nur sehr geringe Einkünfte erlaubt. Wer kein Geld von der Arbeitsagentur erhält, kann bei der KFW-Mittelstandsbank einen Kredit für die Lebenshaltungskosten in der Anfangsphase beantragen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Existenzgründungsförderprogramme, die jedoch nur dann greifen, wenn Investitionen zu tätigen sind. Für die Förderung wird in der Regel ein Businessplan verlangt, der von einer fachkundigen Stelle, beispielsweise einer berufsständischen Kammer (Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern), einem Fachverband oder einem Kreditinstitut abgesegnet sein muss. Aus dem Businessplan sollte unter anderem hervorgehen, welche Rechtsform gewählt wurde, welche Dienstleistung durch das Unternehmen erbracht wird, wie der Markt mit Chancen und Risiken aussieht oder wie das Unternehmen, Marketing und Vertrieb organisiert sind. Wer sich die Mühe macht, einen detaillierten Businessplan auf zu stellen, sollte das nicht nur mit Blick auf die Fördermit-
Arbeitslosengeld II
Kredite als Starthilfe
Businessplan
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V. Existenzgründung
BusinessplanWettbewerbe
Beratungsangebote
Öffentliche und private Unterstützung
tel tun, sondern die Chance nutzen, seine Geschäftsidee genauestens zu prüfen und auf mögliche Schwachstellen abzuklopfen. Eine Hilfestellung bieten Businessplan-Wettbewerbe, die von verschiedenen Organisationen veranstaltet werden. Hier werden nicht nur die besten Geschäftsideen prämiert, die Wettbewerbe sind auch für die Erstellung eines ausgefeilten Businessplans nützlich und bieten einen Austausch mit anderen Existenzgründern und Experten. Allerdings sollte die Geschäftsidee schon vor der Bewerbung relativ ausgereift sein, sonst sind die Chancen auf eine erfolgreiche Teilnahme sehr gering. Neben der finanziellen Hilfestellung, die Existenzgründer von verschiedenen Seiten erhalten können, existiert auch ein sehr großes Beratungsangebot. Dabei ist zu beachten: Nicht jede Beratung ist wirklich hilfreich und für jeden Gründer sinnvoll. Eine Beratung, die an den eigenen Ansprüchen und Erwartungen vorbei geht, kann die Gründung unnötig kompliziert machen, den Gründer verunsichern und letztlich mehr schaden als nutzen. Daher ist es wichtig, die eigenen Ziele zu definieren und die Beratung möglichst genau darauf abzustimmen. Bevor der Gründer eine Beratungsstelle aufsucht, sollte er für sich klären, welchen Beratungsbedarf er hat: Welche Informationen sind schon bekannt, etwa durch Medien, Bekannte oder Familie? Ist eine spezielle Förder- und Finanzierungsberatung notwendig? Wird eine Beratung über die Existenzgründungsphase hinaus benötigt, auch wenn diese mehr kostet? Mit welcher Gesellschaftsform soll das Unternehmen geführt werden? Sind Kontakte in der Branche notwendig? Nach Klärung der offenen Fragen kann der passende Berater ausgewählt werden. Bei der Suche nach der richtigen Beratung kann das reichhaltige Informationsangebot des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hilfreich sein. Das Ministerium gibt Informationen zu Beratungsangeboten, Förderungen, Rechts- und Steuerfragen. Die Bundesagentur für Arbeit finanziert Arbeitslosen und suchenden entsprechende Beratungen (SGB III § 48–52) und unterhält in München ein eigenes Büro für Existenzgründungen (BfE). Das BfE richtet sich an alle Existenzgründer, speziell jedoch an solche, die arbeitssuchend oder arbeitslos gemeldet sind und sich mit staatlicher Förderung selbständig machen. Für sie gibt es eine Reihe kostenfreier Leistungen, z. B. Gründungsworkshops, Einzelcoachings und Informationstage für Frauen. Existenzgründern, die keine Förderung erhalten, erteilt das BfE günstig umfassende Gründungs- und Unternehmensberatungen. Wie wichtig Beratung ist, haben auch Hochschulen und Existenzgründungsberater erkannt. So qualifiziert die Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Projekt UnternehmerGeist Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler für die berufliche Selbständigkeit. UnternehmerGeist organisiert Beratung und Information zu Förderungen, Rechts- und Steuerfragen, Marketing und Unternehmensführung speziell für Geisteswissenschaftler. Auch Wirtschaft und Politik sind sich einig, dass mehr Existenzgründungen notwendig sind und fördern diese mit finanziellen Mitteln und umfassenden Beratungsangeboten. Organisationen wie die Businessangels helfen mit Erfahrung, Rat und Tat, sind jedoch nicht ganz umsonst. Bei vielen Kommunen gibt es spezielle Beratungsstellen gerade für Gründerinnen, die kostenfrei in Anspruch genommen werden. Die Beratungsangebote von Banken und Sparkassen sind vor allem auf mögliche Investitionen abgestimmt. Auch die In-
3. Status und Rechtsform
dustrie- und Handelskammer bietet sehr viele Beratungsangebote, so dass sich ein Blick auf die Websites lohnt. Meist richtet sich das Angebot hier jedoch nur an die Mitglieder der entsprechenden Kammern. In Nürnberg bietet das Institut für freie Berufe Angehörigen dieser Berufsgruppen eine kostenlose Erstberatung. Auch viele Berufsverbände sowie die Gewerkschaften helfen ihren Mitgliedern mit einer kostenlosen Rechtsberatung weiter.
3. Status und Rechtsform Wer selbständig ist, muss sich wohl oder übel auch mit zahlreichen Rechtsproblemen beschäftigen. Diesen Aufwand sollte niemand scheuen, denn nur wer seine Rechte kennt, kann diese auch durchsetzten. Leider sind Gesetze nicht immer eindeutig formuliert und oft genug Auslegungssache, Fußangeln lauern überall. Dennoch sollte sich niemand von den vielen Vorschriften und ihren ausführenden Organen, den Beamten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Hilfreich ist es zudem, sich nicht auf die Aussagen Dritter oder Informationen aus den Medien zu verlassen, sondern selbst die entsprechenden Gesetzestexte zu recherchieren – dann steht man auf der sicheren Seite, zumal sich gerade das Steuer- und Sozialrecht sehr schnell ändern. Mit vielen rechtlichen Fragen wird man sich ohnehin erst beschäftigen, wenn erste Probleme auftreten. Alles andere macht auch wenig Sinn, denn das würde nur unnötig die eigene Arbeit behindern. Bevor man die Rechtsform und den Status festlegt, sollten folgende Fragen geklärt werden: Ist die Selbständigkeit eine geistige und schöpferische Dienstleistung aufgrund hoher Fachkompetenz, Ausbildung und/oder Begabung (Freiberuflichkeit) oder eine auf Gewinnerzielung ausgerichtete Handelstätigkeit (Gewerbe)? Sind Kenntnisse in der erforderlichen Buchführungsform vorhanden? Erfolgt die Gründung allein oder mit anderen zusammen? Soll die gemeinsame Gründung ohne bürokratischen Aufwand, aber mit persönlichem Haftungsrisiko (GbR), oder mit Haftungsbeschränkung, aber dafür komplexer erfolgen (GmbH)? Ist bei der GmbH das Gesellschaftskapital von 25.000 e vorhanden? Kann der eigene Name im Firmennamen enthalten sein (Personengesellschaft) oder soll ein reiner Phantasiename gewählt werden (Kapitalgesellschaft)? Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die wichtigsten Regelungen zu Rechtsform und Status. Status Das deutsche Einkommenssteuergesetz unterscheidet beim Status zwischen Freiberuflern und Gewerbetreibenden. Freiberufler benötigen zur Selbständigkeit keine Gewerbeanmeldung, sie müssen sich lediglich beim Finanzamt anmelden und erhalten dann eine Steuernummer. Egal wie hoch ihr Einkommen ist, eine Gewerbesteuer fällt nicht an. Außerdem benötigen sie keine Buchführung. Eine einfache Gewinn- und Verlustrechnung reicht dem Finanzamt. Damit ist die Freiberuflichkeit die einfachste Form der Selbständigkeit. Die Bedingungen für eine freiberufliche Tätigkeit sind jedoch recht speziell: Freiberufler erbringen eine persönliche geistige und schöpferische Dienstleistung aufgrund hoher Fachkompetenz, Ausbildung und/oder Bega-
Die eigenen Rechte kennen
Entscheidung über Rechtsform und Status
Freiberufler
Bedingungen für Freiberuflichkeit
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V. Existenzgründung
Grenzfälle
Gewerbe
Gewerbeanmeldung
Kaufleute
Steuern und Haftung
bung. Sie stellen keine Handels- oder Massenprodukte her. Es gibt eindeutig freie Berufe, etwa Künstler, Publizist oder selbständiger Lehrer (EstG § 18,1). Hier ist es wichtig, sich bei Bedarf auf den entsprechenden Paragraphen berufen zu können. Außerdem gibt es viele Tätigkeiten, bei denen umstritten ist, ob sie freiberuflich oder gewerblich sind. Wer beispielsweise als Berater im eher psychologischen Bereich tätig ist, gilt als Freiberufler, wer selbständig als Unternehmensberater arbeitet, muss ein Gewerbe anmelden. Webdesigner gelten gemeinhin als gewerblich – wenn sie jedoch nachweisen können, dass sie vorwiegend künstlerisch arbeiten, werden sie auch in die Künstlersozialversicherung aufgenommen. Wer freiberuflich arbeiten möchte, sollte sich genau erkundigen, ob die angestrebte Tätigkeit als freier Beruf anerkannt wird. Darüber hinaus gibt es Mischtätigkeiten, etwa den Journalisten, der auch PR-Arbeit erledigt. Und: Ein Freiberufler kann auch nebenberuflich ein Gewerbe betreiben. Wichtig ist dabei jedoch, dass beide Tätigkeiten klar voneinander getrennt sind, sonst rechnet das Finanzamt auch die freiberufliche Tätigkeit zum Gewerbe. Helfen kann in solchen Grenzfällen eine gute Beratung oder eine Nachfrage beim Finanzamt, das in vielen Fällen kulanter ist als manche denken. Übrigens ist die Freiberuflichkeit nicht zu verwechseln mit dem Status eines freien Mitarbeiters – dieser kann durchaus auch gewerblich arbeiten. Das Gewerbe ist die übliche Form der Selbständigkeit: Fast jeder, der eine planmäßige, regelmäßige, auf Dauer und Gewinnerzielung ausgelegte Tätigkeit ausübt, ist Gewerbetreibender. Für einige selbständige Tätigkeiten, etwa im Gast- oder Reisegewerbe oder beim Handel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln oder der Personenbeförderung, sind spezielle Zulassungen notwendig. Nähere Informationen dazu gibt die Industrie- und Handelskammer vor Ort. Beim Verkauf von Lebensmitteln oder in der Gastronomie ist auch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Gesundheitsamtes erforderlich. Wer ein Gewerbe betreibt, gilt zunächst als Kaufmann (HGB § 1). Daher muss er sich bei Gemeinde oder Landkreis anmelden, in der Regel beim Ordnungsamt; mancherorts gibt es auch ein eigenes Gewerbeamt (nicht das Gewerbeaufsichtsamt!). Als Anmeldegebühr sind einmalig etwa 25 e zu entrichten. Als Gewerbeschein kann nach der Anmeldung der Durchschlag des Anmeldeformulars überall vorgelegt werden. Darüber hinaus müssen sich Kaufleute ins Handelsregister eintragen lassen, sie unterliegen den Regelungen des Handelsgesetzes und müssen eine doppelte Buchführung mit jährlichen Bilanzen erstellen. Dafür dürfen sie dann aber auch einen Phantasienamen mit dem Zusatz „e. K.“ frei wählen. Von diesen Pflichten und Rechten können sich Kleingewerbetreibende befreien lassen, wenn sie weniger als 350.000 e Umsatz im Kalenderjahr oder weniger als 30.000 e Gewinn im Wirtschaftsjahr erwirtschaften. Ihnen reicht eine einfache Buchführung, aber auch sie müssen Gewerbesteuer zahlen und IHK-Mitglied werden. Rechtsform Egal ob Freiberufler, Gewerbetreibender oder gar Kaufmann – auch die Rechtsform muss geklärt werden, denn diese ist für den Erfolg eines Unternehmens entscheidend. Zwei Aspekte sollten dabei unbedingt berücksich-
3. Status und Rechtsform
tigt werden: der steuerliche Aspekt und die Haftung. Aus Platzgründen kann hier nur schlaglichtartig auf die wichtigsten, für die meisten Geisteswissenschaftler in Frage kommenden Gesellschaftsformen eingegangen werden. Wer sein Unternehmen allein leitet, ob als Gewerbetreibender oder Freiberufler, braucht sich nicht um die Rechtsform zu kümmern. Einzelunternehmer wird man ohne besonderes Zutun bei „Geschäftseröffnung“. Dabei gilt: Jeder Unternehmer haftet voll für das eigene Geschäft, also auch mit seinem Privatvermögen. Wer diese Privathaftung umgehen will, kann auch als Einzelunternehmer eine Kapitalgesellschaft gründen. Der Vorteil hierbei: Die Haftung ist auf das Gesellschaftskapital der Gesellschaft begrenzt, das Privatvermögen bleibt unangetastet. Der Aufwand für die Gründung einer Ein-Personen-Gesellschaft lohnt sich meist nur, wenn größere Summen investiert werden. Daneben gibt es verschieden Variationen, etwa die Ein-Personen-GmbH oder die – nicht gewerbliche – Freiberufler-GmbH. Hier hilft ein Notar, der für die Gründung einer GmbH ohnehin erforderlich ist, weiter. Natürlich ist es auch als Einzelunternehmer möglich, für einzelne Aufträge mit anderen zusammenzuarbeiten, Aufträge an Subunternehmer zu vergeben oder in einem Netzwerk zu kooperieren. Wer hingegen mit anderen in irgendeiner Form dauerhaft zusammenarbeitet, z. B. indem er mit Kollegen eine Auftrags- und Honorarteilung vereinbart hat, gilt automatisch als Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (GbR), sofern keine andere Gesellschaftsform vereinbart wurde. Die Vorteile hierbei sind: Keine besonderen Formalitäten, eine mündliche Absprache reicht aus, allerdings ist ein detaillierter schriftlicher Vertrag zu empfehlen und Freiberufliche Mitglieder können ihren Status behalten. Die GbR ist umsatzsteuerpflichtig und muss in ihrem Namen die Namen zweier Mitglieder tragen. Zudem haftet jedes Mitglied mit seinem Privatvermögen für alles, was vertraglich als Gesellschaftszweck definiert wurde – selbst wenn nur einer den Fehler gemacht hat. Eine GbR, die sich ins Handelsregister eintragen lässt oder deren Gewinn 30.000 e (bzw. 350.000 e Umsatz) im Jahr übersteigt, wird zur Offenen Handelsgesellschaft (OHG), hat die doppelte Buchführungspflicht, darf sich aber einen einfacheren Namen zulegen. Als Alternative zur GbR wurde besonders für Freiberufler die voll geschäftsfähige Partnergesellschaft geschaffen, deren Mitglieder die persönliche Haftung im Gesellschaftsvertrag auf die selbst verursachten Fehler beschränken können. Zur Gründung bedarf es keines Gesellschaftsvermögens, aber eines schriftlichen Vertrages, zu dessen Abschluss ein Anwalt erforderlich sein kann, sowie eines Eintrags ins Partnerschaftsregister des Amtsgerichtes. Wer jedoch seine Haftung beschränken, den Eindruck einer „großen Firma“, gegebenenfalls mit einem Phantasienamen, erwecken will oder wessen Umsatz eine gewisse Größenordnung überschreitet, der sollte die Gründung einer Kapitalgesellschaft erwägen. Im Unterschied zu den bisher genannten Personengesellschaften sind Kapitalgesellschaften ohne jede Einschränkung juristische Personen und dürfen Verträge abschließen, eigenes Vermögen erwirtschaften, Gewinne machen und sind dafür steuerpflichtig, wobei die Steuer auf den Gewinn hier Körperschaftssteuer heißt und die Gewerbesteuer deutlich höher ist als für Alleinunternehmer. Die
Personengesellschaften Einzelunternehmer
GbR
OHG
Personengesellschaft Partnerschaftsgesellschaft
Kapitalgesellschaften: Vor- und Nachteile
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V. Existenzgründung
GmbH
AG
Ltd.
Gründung einer Kapitalgesellschaft kostet zudem Zeit und Geld sowie zuvor möglicherweise vorhandene Privilegien wie den Status der Freiberuflichkeit, die Gewerbesteuerfreiheit und die Befreiung von der Buchführungspflicht. Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist die bekannteste und häufigste Form der Kapitalgesellschaft. Für ihre Verträge und Geschäfte haftet sie nur mit dem Gesellschaftsvermögen. Eine Haftung der einzelnen Gesellschafter mit ihrem Privatvermögen ist nur ausnahmsweise vorgesehen. Zudem gilt sie als vertrauenswürdiger als die GbR. Dies ist der große Vorteil. Zu den Nachteilen gehören die Notwendigkeit eines Geschäftsführers, die doppelte Buchführungspflicht, der Eintrag ins Handelsregister und der Gesellschaftsvertrag, der bei jeder Gründung und bei jeder Änderung notariell beglaubigt werden muss. Zudem muss jedes Jahr ein Jahresabschluss veröffentlicht werden. Die Gesellschafter müssen bei der Gründung ein Gesellschaftskapital von insgesamt mindestens 25.000 e einzahlen. Ist dieses aufgebraucht und die GmbH überschuldet, muss Insolvenz angemeldet werden, denn die Verluste der GmbH können nicht einfach durch das Vermögen der Gesellschafter oder deren Ehepartner ausgeglichen werden – im Gegenteil, selbst bei hohen Verlusten muss das Geschäftsführergehalt versteuert werden. Die GmbH ist unbeschränkt gewerbe-, umsatz- und körperschaftssteuerpflichtig, die Gesellschafter sind einkommensteuerpflichtig für ihre Gewinnanteile. Existenzgründer haben auch die Möglichkeit, eine kleinere Aktiengesellschaft (AG) allein, mit einer geringen Zahl von Anteilseignern (in der Regel Kunden oder Mitarbeiter) und ohne Börsennotierung zu gründen. Der Unternehmer kann aber auch alleiniger Aktionär und Vorstand sein. Der Vorstand hat die alleinige Entscheidungsbefugnis. Die AG muss ins Handelsregister eingetragen sein, benötigt eine notariell beglaubigte Satzung und ein Grundkapital von 50.000 e. Die Haftung ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt. Häufig sieht man in letzter Zeit hinter Firmennamen die Abkürzung Ltd. Dahinter verbirgt sich die Limited, das englische Pendant zur deutschen GmbH. Die Vorteile einer Limited, geringe Mindeststammeinlage von 2 £ und eine Haftungsbeschränkung wie bei der GmbH, wiegen die zahlreichen Pflichten, die der Gründer in England hat, nur selten auf. Für die Limited müssen in Deutschland, ebenso wie für Kapitalgesellschaften, doppelte Buchführung und ein Eintrag ins Handelsregister durchgeführt werden. In England benötigt man zahlreiche beglaubigte englischsprachige Unterlagen wie die Gründungsurkunde und Satzung der Gesellschaft, einen Auszug aus dem Handelsregister und den Bericht über die Aktienzuteilung. Jährlich müssen beim englischen Gesellschaftsregister Geschäftsbericht, Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung vorgelegt werden. Gerade über englische Rechtsformen sind Limited-Gründer aber selten informiert und begeben sich so auf gefährliches Glatteis, denn die Nichterfüllung kann finanzielle und strafrechtliche Sanktionen nach sich ziehen und so das Privatvermögen des Gründers angreifen. Wer mit dem englischen Recht Probleme bekommt, braucht auch einen Anwalt, der sich damit auskennt – auch das kann sehr teuer werden. Darüber hinaus ist das Ansehen einer Ltd. in Deutschland gerade aufgrund des fehlenden Einlagekapitals nicht sehr hoch. Wer eine Li-
4. Versicherungen
mited gründen will, sollte sich also zumindest sehr gut informieren oder doch eine deutsche Rechtsform wählen (vgl. Buchholz 2002, 194–201; BMWA 2004a, 40–43, Janson 2006b, 27 f.).
4. Versicherungen Auch das Thema Versicherungen muss bedacht werden, bevor überhaupt der erste Cent verdient werden kann, denn Versicherungen machen einen erheblichen Teil der Fixkosten aus. Bei der Sozialversicherung zeigt sich der Unterschied zur abhängigen Beschäftigung am deutlichsten: Wer auf Honorarbasis selbständig und eigenverantwortlich arbeitet, kann nicht im Status eines Arbeitnehmers sozialversichert werden. Eine ausreichende Absicherung für sich selbst und sein Unternehmen ist allerdings wichtig. Andererseits neigen Berufsanfänger oft dazu, ihre berufliche Unsicherheit mit einer Überzahl an Versicherungen zu kompensieren. Die teilweise recht hohen Beiträge können eine junge Existenz aber erheblich behindern. Zudem überlappen sich die verschiedenen Versicherungsarten häufig. Jeder sollte daher genau überlegen, welche Versicherungen in seiner besonderen Situation unbedingt notwendig sind und auf welche er verzichten kann (gesetzliche Regelungen zur Sozialversicherung im SGB IV-VII und KSVG; zu Versicherungen insgesamt Buchholz 2002, 357–406, außer gesonderte Angaben zur Arbeitslosenversicherung; zur Sozialversicherung während und nach dem Studium Janson 2006a). Krankenversicherung Die wichtigste Versicherung, auf die niemand verzichten sollte, ist die Krankenversicherung. Da die Gesetze in diesem Bereich aufgrund politischer Veränderungen besonders kurzlebig sind, sei empfohlen, sich regelmäßig über die neuesten Entwicklungen zu informieren – eine Hilfestellung hierbei gibt das Literaturverzeichnis. Wer abhängig, sozialversicherungspflichtig und nicht auf 400 Euro-Basis beschäftigt ist, ist automatisch pflichtversichert und zahlt seinen Arbeitnehmeranteil. Alle anderen, also auch Selbständige oder Absolventen, die sich nicht arbeitslos gemeldet haben, können sich freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichern. Wer sich freiwillig gesetzlich versichert, zahlt in der Regel den vollen Beitrag, denn es gibt keinen Arbeitgeber, der den anderen Anteil übernimmt. Zu zahlen sind also je nach Krankenkasse etwa 12,5 % des Einkommens zuzüglich 1,7 % des Einkommens für die Pflegeversicherung, Kinderlose zahlen noch einmal 0,25 % mehr. Allerdings setzt die gesetzliche Krankenkasse den Bemessungswert für den Mindestbeitrag bei 1.837,50 e pro Monat an. Das bedeutet, die Versicherung geht, unabhängig vom tatsächlichen Einkommen, automatisch davon aus, dass so viel verdient wird. Dadurch beträgt der monatliche Beitrag zur Krankenversicherung mindestens 250 e. Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen umfassen, im Gegensatz zu den privaten Krankenkassen, in der Regel auch ein Krankengeld in Höhe von 70 % des Einkommens, das den Beitragszahlungen zu Grunde liegt. Dies wird erst ab dem 43. Krankheitstag ausgezahlt. Bei erhöhten Beiträgen gibt
Welche Versicherungen sind unbedingt notwendig?
Freiwillige Kranken- und Pflegeversicherung
Leistungen und Formalitäten
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V. Existenzgründung
Zuschuss von der Arbeitsagentur
Nebenberufliche Selbständigkeit
es ein vorgezogenes Krankengeld. Außerdem können Schwangere ab dem 42. Tag vor der Entbindung maximal 14 Wochen lang Mutterschaftsgeld in Höhe des Krankengeldes erhalten. Der Antrag auf freiwillige Versicherung muss innerhalb von drei Monaten nach Ende der Pflichtversicherung erfolge. Wer während seines Studiums privat versichert war, hat Pech: Wer sich freiwillig gesetzlich versichern will, muss Vorversicherungszeiten nachweisen, d. h. entweder muss vor dem Ende der Pflichtversicherung mindestens ein Jahr lang eine ununterbrochene Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung bestanden haben oder mindestens zwei Jahre lang innerhalb der letzten fünf Jahre eine Mitgliedschaft mit Unterbrechungen. Wem als Selbständiger nach Abzug der Krankenversicherungsbeiträge weniger als 345 e (das entspricht dem Arbeitslosengeld II) zum Leben bleiben, der kann seit 1. 8. 2006 bei der Arbeitsagentur einen Zuschuss zur Krankenversicherung beantragen (SGB II § 26,3). Gezahlt wird der Zuschuss auch für eine angemessene private Krankenversicherung nach Standardtarif, der nicht wesentlich über dem Satz der gesetzlichen Krankenversicherung liegen sollte. Für die Berechnung des Zuschusses gelten dieselben Einkommensund Vermögensgrenzen wie für das Arbeitslosengeld II. Der Zuschuss ist gerade so hoch, wie die Grenze zum Arbeitslosengeld II, also 345 e. Liegt das Einkommen schon vor Abzug der Krankenkassenbeiträge unter der Arbeitslosengeld-II-Grenze, besteht gegebenenfalls Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Wer promoviert, eine Ausbildung absolviert oder aber Kinder erzieht, kann bei der Krankenversicherung die Vorteile einer nebenberuflichen Selbständigkeit nutzen: Wer aus den genannten Gründen seine selbständige Tätigkeit nur in einem zeitlichen Umfang von maximal 18 Stunden in der Woche ausüben kann, zahlt einen reduzierten Beitrag. Dieser errechnet sich aus dem verminderten Bemessungswert von 816,67 e im Monat und liegt damit je nach Beitragshöhe um 120 e. Mit den Einkommen steigt natürlich auch der Beitrag. Wer noch als „ordentlicher Student“ studiert, kann auch als nebenberuflich Selbständiger in der studentischen Krankenversicherung bzw. bis zum 25. Geburtstag in der Familienversicherung bleiben. Hier ist die Verdienstgrenze von 345 e pro Monat im Jahresdurchschnitt zu beachten, die nicht überschritten werden darf, sofern der nebenberuflich Selbständige nicht mehr als 18 Stunden in der Woche arbeitet. Der Status „ordentlicher Student“ gilt in der Regel jedoch nur bis zum Ende des 14. Fachsemesters bzw. bis zum 30. Geburtstag oder bis zum Erreichen des ersten berufsqualifizierenden Examens, je nachdem, welcher Fall zuerst eintritt. Bei Masterstudiengängen, die im Anschluss an einen Bachelor aufgenommen werden, ist das erste berufsqualifizierende Examen in der Regel der Master, wobei es hier keine eindeutige gesetzliche Regelung gibt. Die studentische Krankenversicherung kann übrigens auch über die Alters- oder Semesterhöchstgrenze hinaus verlängert werden. Gründe dafür sind u. a. die Betreuung von Familienangehörigen, Krankheit, Mitarbeit in Hochschulgremien oder Wehr- oder Zivildienst. Wer promoviert und nebenberuflich selbständig tätig ist, kann sich bei einigen Krankenkassen wie der Technikerkrankenkasse bis zu einem Einkommen von bis zu 400 e im Monat auch weiterhin wie ein Student günstig versichern, da der sozialversicherungsrechtliche Status von Promovierenden gesetzlich nicht eindeutig geregelt ist.
4. Versicherungen
Statt sich freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse zu versichern, ist auch eine private Krankenversicherung möglich. Die anfangs noch niedrigen Beiträge steigen allerdings im Lauf der Zeit und sind zudem unabhängig vom Einkommen zu entrichten – auch dann, wenn jemand arbeitslos wird. Frauen und ältere Menschen zahlen wesentlich höhere Beiträge als jüngere Männer. Darüber hinaus gibt es keine Garantie für stabile Beitragssätze, denn Tarifgruppen können plötzlich geschlossen und die Alternativen teurer werden. Auch wer Kinder plant, sollte sich diesen Schritt gut überlegen: Für jedes mitzuversichernde Familienmitglied sind zusätzlich volle Beiträge zu zahlen. Krankengeld erhält nur, wer zusätzlich eine private Krankentagegeldversicherung abschließt. Die Nachteile wären vermutlich nicht so schwerwiegend, wenn die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung jederzeit möglich wäre. Doch das ist nicht so einfach: Wer sich als Selbständiger privat versichert, wird nur wieder in die gesetzliche Kasse aufgenommen, wenn er in einer abhängigen Beschäftigung arbeitet – und auch diese Rückkehrmöglichkeit ist nur bis zum 55. Lebensjahr gegeben. Kranken- und Rentenversicherung für Künstler und Publizisten Künstler und Publizisten und in zahlreichen verwandten Berufen Tätige vom literarischen Übersetzer bis zum Webdesigner können sich günstig in der Künstlersozialkasse versichern. Da Geisteswissenschaftler häufig in diesen Berufsfeldern zu finden sind, empfiehlt es sich, auf der Website der KSK zu prüfen, ob der eigene Beruf anerkannt wird. Diese vergleichsweise günstige Kranken- und Rentenversicherung kann viel Geld sparen: Der Versicherte bleibt dabei in seiner Krankenkasse, zahlt aber nur den Arbeitnehmeranteil an Renten- und Krankenversicherungsbeiträgen. Den anderen Teil übernehmen die Auftraggeber (Verwerter wie Verlage, Galerien, TV-Sender usw.), der Staat zahlt einen Zuschuss. Die Bedingungen für die Aufnahme sind jedoch recht streng, da laut Künstlersozialversicherungsgesetz ein Mindesteinkommen von 3.900 e jährlich rein durch die künstlerisch-publizistische Tätigkeit nachgewiesen werden und diese zudem den Haupterwerb darstellen muss. Rentenversicherung Zumindest theoretisch brauchen sich Selbständige keine Sorgen um die staatliche Rentenversicherung machen, zumal es heutzutage sinnvoller denn je scheint, privat für das Alter vorzusorgen. Allerdings gibt es auch Selbständige, die verpflichtet sind, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Dazu gehören auch die selbständigen Lehrer, etwa an Volks- oder Nachhilfeschulen – ein Berufsfeld, in dem Geisteswissenschaftler nicht selten arbeiten. Wer weniger als 4.800 e im Jahr verdient, etwa weil er noch andere, nicht versicherungspflichtige Tätigkeiten ausübt, oder wer eigene Arbeitnehmer beschäftigt, ist allerdings nicht rentenversicherungspflichtig. Wer Unterricht in künstlerischen Fächern erteilt, wird über die Künstlersozialversicherung versichert. Wer mit seiner Lehrtätigkeit allerdings mehr als 4.800 e brutto im Jahr verdient und auch die oben genannten Bedingungen nicht erfüllt, ist mit seinem vollen Nettoeinkommen rentenversicherungspflichtig. Lediglich wer nebenberuflich an einer öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtung, z. B. einer Volkshochschule, unterrichtet, darf brutto 6.648 e im
Private Krankenversicherung
Künstlersozialversicherung
Rentenversicherungspflicht für selbständige Lehrer
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V. Existenzgründung
Beitragshöhe
Rentenversicherungsbund
Arbeitnehmerähnliche Selbständigkeit
Jahr verdienen, da er davon den Übungsleiterfreibetrag von 1.848 e abziehen kann, ohne dass die Versicherungspflicht einsetzt. Die Rentenversicherung geht dann bei der Berechnung des Beitrages von einem Bemessungswert aus, nimmt also an, dass der Selbständige monatlich netto 2.450 e (West)/2.065 e (Ost) verdient. Bei einem Beitragssatz von 19,9 % ergibt sich daraus ein monatlicher Beitrag von 487,55 e (West) bzw. 410,94 e (Ost). Diesen Beitrag muss der Gründer in voller Höhe selbst bezahlen. Wer netto weniger als den Bemessungswert verdient, kann auf Antrag seinen Beitrag auch nach dem tatsächlichen Einkommen zahlen und muss dies durch den letzen Steuerbescheid nachweisen. Für Berufsanfänger sind die beitragspflichtigen Einnahmen und damit der Beitrag in den ersten drei Jahren nach der Existenzgründung auf die Hälfte reduziert. Existenzgründer, die noch gar keinen Steuerbescheid und auch keine sonstigen Unterlagen wie Verträge, Auftragsbestätigungen usw. haben, müssen das zu erwartende Einkommen selbst schätzen. Dazu brauchen sie aber keinen Steuerberater. Der Beitrag, der nach dieser Schätzung berechnet wird, ist dann solange verbindlich, bis der erste Steuerbescheid vorliegt. Danach werden die künftigen Beiträge nach diesem Steuerbescheid berechnet – eine Nachforderung oder Rückzahlung bereits geleisteter Beiträge sieht das Gesetz hier nicht vor. Wer sich gesetzlich rentenversichern muss oder will, meldet sich (mit Ausnahme von Künstlern, die sich an die KSK wenden) direkt beim Deutschen Rentenversicherungsbund. Wer sich trotz Versicherungspflicht nicht meldet, muss damit rechnen, bei einer Überprüfung der Bildungsträger entdeckt zu werden. Die Beiträge können vier Jahre lang rückwirkend gefordert werden, wenn zu vermuten ist, dass die Versicherung vorsätzlich unterblieb, sogar für 30 Jahre. Wer in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, kann zur Finanzierung einer privaten Versicherung eine Riesterförderung beantragen. Grenzfälle zwischen Selbständigkeit und Arbeitnehmerstatus Der weitreichende Wegfall von Arbeitnehmerrechten und Sozialversicherungspflichten hat in verschiedenen Branchen manche Firmen dazu bewegt, ihre Beschäftigten als Ein-Personen-Betriebe auszulagern. Um die Kleinselbständigen zu schützen, macht das Sozialgesetzbuch daher Unterschiede zwischen Selbständigen, arbeitnehmerähnlichen Selbständigen und Scheinselbständigen. Wer nicht selbst Arbeitnehmer für mehr als 400 e pro Monat beschäftigt und überwiegend dauerhaft nur für einen Auftraggeber tätig ist, der ihm zudem Arbeitszeit- und Arbeitsort vorgibt, gilt als arbeitnehmerähnlicher Selbständiger. Er muss von sich aus an die Rentenversicherung herantreten, um 19,9 % von seinen Bruttoeinnahmen abzuführen. Außerdem muss er in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, wodurch er aber einen Anspruch auf Arbeitslosengeld erwirbt. Diese Regelung hat nichts mit dem ausgeübten Beruf zu tun. Berufsanfänger können sich für drei Jahre von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen. Dazu muss der Deutsche Rentenversicherung Bund zunächst feststellen, ob der Betreffende rentenversicherungspflichtig ist oder nicht. Manche Auftraggeber, die befürchten, später Beiträge nachzahlen zu müssen, verlangen auch, dass man einen solchen Statusfeststellungsantrag stellt, um seinen selbständigen Status einwandfrei zu belegen.
4. Versicherungen
Wenn der Auftragnehmer in seiner Tätigkeit an Weisungen gebunden ist, ihm also die Art der Arbeit, der Arbeitsort und vor allem die Arbeitszeit vorgeschrieben werden, kann er als scheinselbständig eingestuft werden. Als scheinselbständig gilt aber immer das Auftragsverhältnis, niemals der Auftragnehmer als Person: Wenn ein Arbeitsverhältnis scheinselbständig ist, kann der Auftragnehmer nach dem Steuer- und Arbeitsrecht trotzdem noch für andere Kunden selbständig tätig sein. Auch bei der Scheinselbständigkeit überprüft der Deutsche Rentenversicherung Bund regelmäßig die Arbeitsverhältnisse. Wird ein Vertrag als scheinselbständig eingestuft, verliert der Auftragnehmer nur für dieses Arbeitsverhältnis seinen sozialversicherungsrechtlichen Status als Selbständiger und wird wie ein angestellter Arbeitnehmer in der gesetzlichen Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung pflichtversichert. Der Auftraggeber muss von der Vergütung die Hälfte der Versicherungsbeiträge einbehalten und die andere Hälfte als Arbeitgeberanteil selbst zahlen. Die Beiträge zur Rentenversicherung muss er vollständig für bis zu vier Jahre rückwirkend nachbezahlen. Häufig werden zudem Selbständigkeit und abhängige Beschäftigung nebeneinander ausgeübt, nicht selten eines von beiden als Minijob. Der sozialversicherungsrechtliche Status ist stets vom Einzelfall abhängig, daher können die gesetzlichen Regelungen hier nur im Überblick erläutert werden. Wenn eine selbständige Tätigkeit als Minijob, also mit einem Verdienst bis 400 e, ausgeübt wird, ist diese in jedem Fall versicherungsfrei. Wer selbständig mehr als 400 e verdient, ist hauptberuflich selbständig und kann sich freiwillig versichern (siehe oben). Wird die selbständigen Tätigkeit als Hauptbeschäftigung ausgeübt, ist daneben ein Minijob auf 400-e-Basis möglich, der zur Bemessung der Versicherungsbeiträge nicht angerechnet wird. Wenn mehrere Minijobs ausgeübt werden, werden die Einkünfte aus allen Tätigkeiten zusammengerechnet und bei der Bemessung des Versicherungsbeitrages angerechnet. Werden eine selbständige und eine nicht-selbständige Tätigkeit mit jeweils 400 Euro nebeneinander ausgeübt, gilt eine Tätigkeit als Haupttätigkeit. Werden eine selbständige und eine nicht-selbständige Tätigkeit nebeneinander ausgeübt und man verdient mit beiden mehr als 400 Euro, gilt diejenige Tätigkeit als Haupttätigkeit, mit der mehr verdient wird. Unfallversicherung Wenn keine Unfallversicherung vorhanden ist, übernimmt auch die Krankenkasse nach Unfällen die Kosten einer Heilbehandlung. Die Leistungen sind jedoch bei Rehabilitationsmaßnahmen nach schweren Unfällen spürbar schlechter als die der Unfallversicherungen; außerdem zahlen diese auch bei Erwerbsunfähigkeit und Todesfall. Es kann daher Sinn machen, sich auch als Selbständiger gegen Unfälle zu versichern – gesetzlich oder privat Angestellte und bestimmte Berufsgruppen von Selbständigen müssen sich ohnehin über die Berufsgenossenschaften gegen Unfälle versichern und diese Möglichkeit steht freiwillig allen Selbständigen offen. Die Genossenschaften arbeiten ohne Gewinnstreben. Die Beiträge richten sich nach der Gefahrenklasse und nach dem Schadensverlauf im Vorjahr. Diese Versicherung gilt jedoch nur bei berufsbedingten Unfällen, zu denen aber auch der Beinbruch auf dem Weg zur Bank zählen kann.
Scheinselbständigkeit
Selbständigkeit und Minijobs
Leistungen der Unfallversicherung
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V. Existenzgründung Freizeit- vs. Berufsversicherung
Arbeitslosengeld I
Freiwillige Arbeitslosenversicherung
Wann zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Daneben kann auch eine Freizeitunfallversicherung abgeschlossen werden. Die Gewerkschaft Verdi beispielsweise hat für Mitglieder, die mehr als zwölf Monate in der Gewerkschaft sind, mit der Volksfürsorge eine solche Versicherung abgeschlossen, die schon durch die Mitgliedsbeiträge abgedeckt ist. Die Leistungen richten sich allerdings nach der Höhe des Mitgliedsbeitrages und können daher sehr gering ausfallen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche private Unfallversicherungen, die zudem Freizeit- und Berufsversicherung kombinieren. Nähere Informationen hierzu geben die Verbraucherzentralen. Arbeitslosenversicherung Seit 1. 2. 2006 existiert, vorerst befristet bis zum 31. 12. 2010, eine neue Regelung, nach der sich auch Selbständige, die in den zwei Jahren vor der Existenzgründung mindestens zwölf Monate lang als Arbeitnehmer Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gezahlt haben, freiwillig gegen Arbeitslosigkeit weiterversichern können. Sie müssen sich dazu einen Monat nach Ende der Versicherungspflicht mit mindestens 15 Arbeitsstunden pro Woche selbständig machen und den Antrag innerhalb dieses Monats stellen. Die Beiträge sind vom Verdienst unabhängig; sie betragen zurzeit 25,72 e (West) bzw. 21,68 e (Ost) monatlich. Das Arbeitslosengeld I in Höhe von 60 % des letzten pauschalisierten Nettogehalts wird mindestens sechs und höchstens zwölf Monate lang gezahlt. Das zugrundeliegende Nettoeinkommen ist bei Selbständigen jedoch nicht der tatsächliche Verdienst, sondern es entspricht dem Durchschnittseinkommen der jeweiligen Qualifikationsgruppe. Bei Akademikern liegt dieses Einkommen bei 2.940 e (West)/2.478 e (Ost). Am tatsächlichen Einkommen bemisst sich die Zahlung allerdings für diejenigen, die neben der Selbständigkeit in den letzten zwei Jahren auch mindestens 150 Tage als Arbeitnehmer beschäftigt waren. Da diese Regelung zum Zeitpunkt der Fertigstellung noch relativ neu war, fehlen bisher Erfahrungswerte. Daher muss sich jeder selbst überlegen, ob sich die freiwillige Arbeitslosenversicherung überhaupt lohnt. Zu bedenken ist insbesondere, dass man schlecht von vornherein abschätzen kann, wie lange die Auftragsflaute anhalten wird und ob das komplizierte Procedere der Arbeitslosmeldung bei Auftragsmangel den Aufwand Wert ist, zumal Arbeitslose gewisse Verpflichtungen der Arbeitsagentur gegenüber haben (wie die Annahme zumutbarer Jobs, ständige Verfügbarkeit usw.). Darüber hinaus ist auch ein Antrag auf Arbeitslosengeld II jederzeit möglich, dieser Schritt sollte jedoch wegen der noch strengeren Auflagen für die Bezieher noch besser überlegt werden. Berufsunfähigkeitsversicherung Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift dann, wenn Krankheit oder Unfall nicht mehr gearbeitet werden kann und dadurch die Existenz bedroht ist. Für Selbständige scheint sie daher sinnvoll – am günstigsten ist sie in der Regel gekoppelt mit einer privaten Renten- oder Lebensversicherung. Doch Vorsicht: Berufsunfähigkeitsversicherungen zahlen in der Regel erst dann, wenn der Versicherte auch keinen anderen Beruf mehr ausüben kann, der nach Einkommen und sozialer Stellung vergleichbar ist. Wenn zudem im Vertrag eine „abstrakte Verweisung“ festgeschrieben wurde, brauchen die
4. Versicherungen
Versicherungen auch dann nicht zu zahlen, wenn der Beruf nur theoretisch ausgeübt werden könnte – was praktisch aber unmöglich ist, etwa wenn ein Lektor erblindet und er zwar theoretisch an einem Blindencomputer weiterarbeiten könnte, er für die Arbeit so aber viel zu lange brauchen würde. Wichtig ist es daher, stets das Kleingedruckte zu lesen, um nicht jahrelang umsonst einzuzahlen. Gegebenenfalls kann das Berufsunfähigkeitsrisiko auch durch andere, preiswertere Versicherungen minimiert werden: Die Unfallversicherung zahlt z. B. nach Unfällen, wenn auch nicht nach Krankheit. Von der Krankenkasse erhält man eine zeitlang Krankengeld und wer in der gesetzlichen Rentenversicherung ist, erhält als Erwerbsunfähigkeitsrente etwa die Hälfte der normalen Altersrente, sofern er überhaupt keine Arbeit mehr ausüben kann. Haftung und Haftpflicht Einer der wichtigsten Unterschiede zu einer Festanstellung ist die Haftung: Wer selbständig ist, haftet auch selbst für seine Fehler. Aber: Die Privathaftpflichtversicherung, die viele abgeschlossen haben, haftet nicht für berufliche Schäden. Wer seine beruflichen Haftungsrisiken absichern will, muss deshalb entweder ausdrücklich eine Berufshaftpflicht abschließen oder seine private Haftpflicht auf berufliche Schäden ausdehnen lassen – bei überschaubaren Risiken ist das manchmal möglich, in anderen Fällen ist eine Kombination aus Privat- und Berufshaftpflicht empfehlenswert. Die Kosten einer Haftpflicht sind abhängig vom Beruf und von den Versicherungssummen, die für die drei Schadensarten Sachschäden, Personenschäden und Vermögensschäden im Schadensfall jeweils gezahlt werden. Wer den Abschluss einer Berufshaftpflicht erwägt, sollte genau überlegen, welche konkreten Risiken überhaupt gegeben sind: Besteht beispielsweise die Gefahr, dass bei der eigenen Arbeit andere verletzt werden oder Personen erhebliche Vermögensschäden erleiden? Wenn ja, ist eine Berufshaftpflicht wirklich notwendig? Oder gibt es Alternativen zur Haftpflichtversicherung wie Haftungsausschluss, Haftungsbeschränkung (z. B. durch Zusatz im Vertrag)? Wer sich zum Abschluss einer Berufshaftpflicht entschließt, sollte die Angebote genau vergleichen, denn die Versicherungsgesellschaften machen häufig nur individuelle Angebote und erwarten genaue Angaben über die Risiken. Bei preiswerten Versicherungen fällt die Summe für Vermögensschäden oft besonders niedrig aus, obwohl Vermögensschäden die häufigsten Schäden sind. Der Ehepartner ist von der Haftung übrigens nicht betroffen. Sofern kein Ehevertrag geschlossen wurde, wonach die Beteiligten den Güterstand der Gütergemeinschaft gewählt haben, haftet der Ehepartner grundsätzlich nicht für Verbindlichkeiten. Eine Ausnahme besteht nur bei Steuerverbindlichkeiten, sofern eine gemeinsame Veranlagung erfolgt und wenn der Ehepartner gegenüber einem Gläubiger die Haftung übernimmt. Es ist also nicht erforderlich, für den Ehepartner eine zusätzliche Versicherung abzuschließen. Rechtsschutz Rechtsschutzversicherungen decken in der Regel die Anwalts- und Gerichtskosten bei Rechtsstreitigkeiten ab. Nicht versichert sind Schadenersatzforderungen, denn dafür gibt es Haftpflichtversicherungen, Geldstrafen und -bußen. Die Gewerkschaft Verdi gewährt ihren Mitgliedern kostenlosen Rechts-
Private und berufliche Risiken
Ehepartner
Anwalts- und Gerichtskosten
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V. Existenzgründung
schutz und Rechtsberatung in allen Fragen, die mit der beruflichen Tätigkeit zusammenhängen. Wer nicht in der Gewerkschaft ist oder sich auch privat gegen Rechtsfälle versichern möchte, muss eine private Rechtsschutzversicherung abschließen.
5. Steuern Verpflichtung zur Steuerveranlagung
Gewinn und Betriebsausgaben
Sonderausgaben
Es ist Sache des Selbständigen, die Gewinne aus seiner Tätigkeit zu versteuern. Der Auftraggeber hat hiermit nichts zu tun. Auftraggeber führen oftmals Namenslisten, die vom Finanzamt geprüft werden. Niemand sollte daher meinen, die Verpflichtung zur Steuerveranlagung am Jahresende könne einfach so „vergessen“ werden! Doch keine Angst vor dem Finanzamt: Meist sind die Beamten gerade zu Kleinstunternehmern etwas netter und helfen bei vielen Fragen weiter – auch wenn sie natürlich keine Steuerberatung leisten können und dürfen. Ein Steuerberater ist daher für Kleinselbständige mit geringem Gewinn anfangs nicht unbedingt nötig. Allerdings ist es wichtig, auch bei den Bestimmungen des Steuerrechts auf dem Laufenden zu bleiben. Die folgenden Angaben gelten für 2006. Einkommensteuer Zunächst muss jeder Selbständige errechnen, welchen Gewinn er im vergangenen Jahr erzielt hat. Bei Freiberuflern reicht dazu eine einfache Einnahmenüberschussrechnung, beim Gewerbe ist eine einfache Buchführung, bei Kaufleuten hingegen eine doppelte Buchhaltung notwendig. Der Gewinn ist der Betrag, der sich nach Abzug aller Betriebskosten ergibt. Im Prinzip sind alle Kosten, die im Zusammenhang mit der Erwirtschaftung der Einnahmen stehen, absetzbar. Kompliziert wird es erst bei längerfristigen Abschreibungen oder bei Unklarheiten bzgl. der Zweckverwendung. Ist z. B. ein Zimmer überwiegend für die berufliche Nutzung als Arbeitszimmer vorgesehen oder privater Wohnraum? Wie lange muss ein Computer abgeschrieben werden? Selbständige können nur solche Beträge als Betriebsausgaben absetzen, die sie tatsächlich und nachweislich ausgegeben haben. Dies müssen sie durch entsprechende Belege nachweisen. Alle Rechnungen und Belege müssen mindestens zehn Jahre aufgehoben und bei einer Steuerprüfung dem Finanzamt vorgelegt werden. Hauptberufliche Publizisten genießen hier ein Privileg: Sie können 30 % vom Umsatz, höchstens aber 2.455 e im Jahr pauschal absetzen. Günstiger als beim Einzelnachweis fährt mit diesen Pauschalen allerdings nur, wer geringe Einkünfte bis 8.183 e und niedrige Betriebsausgaben hat. Neben den Betriebskosten können Sonderausgaben geltend gemacht werden. Darunter fallen Aufwendungen für die soziale Sicherung (z. B. die Krankenversicherung), Steuerberatung (einschließlich entsprechender Literatur und Programme) oder Spenden. Schließlich sind noch die außergewöhnlichen Belastungen zu erwähnen. Wer z. B. viel für Zuzahlungen bei Ärzten und Medikamenten, für Krankenhausaufenthalte oder bei einer Behinderung für Hilfsmittel verausgabt, sollte dies entsprechend angeben. Auch bei einer Scheidung, können Kosten angerechnet werden. Wichtig ist hierbei, dass die Ausgaben außergewöhnlich und unzumutbar hoch sind.
5. Steuern
Die Steuererklärung besteht aus mehreren Formularen. Wichtig sind vor allem die Formulare „Einkommensteuererklärung“, „Anlage GSE“ für gewerbliche und selbständige Einkünfte und „Einnahmenüberschussrechnung“ (EÜR). Letzteres müssen nur diejenigen Selbständigen ausfüllen, die nicht zur Vorlage einer Bilanz verpflichtet sind und nicht die Kleinunternehmerregelung des § 19 UStG (siehe unten) in Anspruch nehmen, also keine Umsatzsteuer erheben. Alle anderen müssen eine Bilanz vorlegen, bzw. dürfen als EÜR weiterhin eine formlose Aufstellung von Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben abgeben. Der Gewinn wird in die Einkommensteuererklärung – und gegebenenfalls in die Gewerbesteuererklärung – eingetragen. Wer außerdem noch Einkünfte aus anderen, nicht selbständigen Tätigkeiten hat, trägt diese ebenfalls in das Formular zur Einkommensteuererklärung ein. Die Einkommensteuererklärung kann mittlerweile auch auf elektronischem Wege via Internet abgegeben werden. Das dazugehörige Programm Elster ist unter http://www.finanzamt.de downloadbar oder beim Finanzamt kostenlos zu erhalten. Auf jeden Fall ist die Steuererklärung unaufgefordert bis zum 31. Mai des Folgejahres (bei Einschaltung eines Steuerberaters bis zum 30. September) abzugeben. Fristverlängerung kann formlos beim Finanzamt beantragt werden. Aus der Summe aller Einkünfte errechnet das Finanzamt die Steuerschuld für das betreffende Jahr. Überschreiten die Einnahmen nach Abzug aller vorgenannten Betriebskosten und Sonderausgaben den steuerlichen Grundfreibetrag (7.664 e für Alleinstehende), so unterliegt dieser Überschuss der Besteuerung. Wer einen Existenzgründungzuschuss (Ich-AG) bezieht, hat keinen Grundfreibetrag und muss jeden Euro seines Gewinns versteuern. Die Steuerschuld wird mit dem Steuerbescheid zugesandt. Beträgt sie mehr als 200 e, legt das Finanzamt fest, dass im kommenden Jahr vierteljährlich Steuervorauszahlungen zu entrichten sind. Gewerbesteuer Jeder, der in Deutschland ein Gewerbe angemeldet hat, vom Einzelunternehmer bis zur Aktiengesellschaft, muss Gewerbesteuer zahlen. Allerdings setzt die Gewerbesteuer bei Einzelunternehmern und Personengesellschaften erst ein, wenn der Gewinn 24.500 e überschreitet. Die Höhe der Gewerbesteuer wird durch den Firmenstandort bzw. durch den Hebesatz der jeweiligen Gemeinde festgelegt. Der Hebesatz ist der Prozentsatz, den Gemeinden als Bemessungsgrundlage für die Gewerbe und der Grundsteuer anwenden, um die Steuerschuld festzusetzen. Bei einem höheren Hebesatz erhält die Gemeinde höhere Steuereinnahmen, läuft jedoch Gefahr, im Vergleich zu anderen Gemeinden für Gewerbetreibende unattraktiver zu werden. Generell gilt, dass der Hebesatz in Ballungszentren höher ist als in Randgebieten. Die Gewerbesteuer ist bei einem Gewinn knapp über 24.500 e noch recht niedrig, steigt dann aber proportional mit dem Gewinn. Die Gewerbesteuererklärung wird einmal jährlich abgegeben. Wen das Finanzamt dazu auffordert, muss darüber hinaus ein- bis viermal im Jahr Vorauszahlungen zahlen. Umsatzsteuer Selbständige müssen in der Regel Umsatzsteuer, auch Mehrwertsteuer genannt, zahlen – das sind 19 %, in Kunst- und Medienberufen 7 %. Die Um-
Steuererklärung
Steuerschuld
Höhe der Gewerbesteuer
Umsatzsteuer, Mehrwertsteuer, Vorsteuer
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V. Existenzgründung
Fallbeispiele
Formalitäten
Umsatzsteuerbefreiung
satzsteuer wird auf den Rechnungsbetrag aufgeschlagen. Selbständige müssen die Beträge an das Finanzamt abführen, allerdings nicht in voller Höhe. Vorher darf die Umsatzsteuer, die ein Unternehmen auf Betriebsausgaben wie Telefonrechnung, Computerkosten usw. gezahlt hat, abgezogen werden. Diese Vorsteuer mindert die Steuerschuld. Abgeführt wird nur die Steuer auf den Mehrwert, den das Unternehmen erwirtschaftet hat, weshalb diese Art von Umsatzsteuer „Mehrwert“steuer heißt. Bezahlt wird die Mehrwertsteuer faktisch nur vom Endverbraucher. Ein Journalist erhält ein Jahreshonorar von 10.000 e. Er ist im Kunst und Medienbereich tätig und schlägt auf sein Honorar 7 % Mehrwertsteuer auf, also 700 e. Dadurch hat er insgesamt Betriebseinnahmen von 10.700 e. Seine betriebsbedingten Ausgaben betragen 1.000 e, die darauf zuzüglich abgeführte Mehrwertsteuer beträgt 190 e. Seine Betriebsausgaben betragen demnach letztlich 1.190 e. Von den 700 e, die der Journalist an das Finanzamt abführen müsste, kann er die 190 e Vorsteuer abziehen und einbehalten. Sein Jahreseinkommen liegt damit bei 10.190 e. Bei dem Inhaber einer privaten Studienberatung sieht die Rechnung insofern anders aus, als er 19 % Mehrwertsteuer auf sein Honorar aufschlägt. Das Prinzip bleibt dasselbe. Der Unternehmer führt für sein Jahreshonorar von 10.000 e 19 % Mehrwertsteuer ab, also 1.900 e. Davon zieht auch er bei Betriebsausgaben von 1.000 e die Vorsteuer von 190 e ab und schlägt sie seinem Gewinn zu. Damit hat auch er ein Jahreseinkommen von 10.190 e. Die Buchführung für die Einkommensteuer erfolgt mit Nettobeträgen, für die Mehrwertsteuer wird eine eigene Rechnung angelegt. Wer umsatzsteuerpflichtig ist, muss auf jeder Rechnung den Mehrwertsteuersatz für die jeweilige Leistung und den Mehrwertsteuerbetrag verzeichnen. Wer ohne Rechnung an Privatkunden verkauft, muss aus dem Kaufpreis die Mehrwertsteuer herausrechnen. Alle Mehrwertsteuereinnahmen und -ausgaben (Vorsteuer) werden einmal im Jahr in der Umsatzsteuererklärung zusammengefasst – die Differenz wird an das Finanzamt überwiesen. Wer sich selbständig macht, muss eine solche Abrechnung bis zum Ende des zweiten Jahres monatlich machen. Diese Umsatzsteuervoranmeldung ist eine Art vorläufige Umsatzsteuererklärung. Für eine Reihe von Selbständigen in künstlerischen und publizistischen Berufen gibt es eine vereinfachte Berechnung der Vorsteuer nach Pauschalbeträgen, die nicht selten höher liegen als die tatsächlich erzielte Vorsteuer, so dass dieses Verfahren finanzielle Vorteile hat. Kleinunternehmer mit einem Verdienst bis 17.500 e im Jahr können sich von der Umsatzsteuer befreien lassen und dürfen diese auch nicht erheben, sondern müssen auf ihren Rechnungen darauf hinweisen, dass sie nach § 19 UstG von der Umsatzsteuer befreit sind. Dann ist aber auch die Vorsteuer, die auf die Betriebsausgaben gezahlt wurde, als Einkommen verloren. Die Umsatzsteuerbefreiung macht dennoch Sinn, wenn die Kunden mehrheitlich aus Privatleuten, öffentlich-rechtlichen Medien und kirchlichen oder kommunalen Einrichtungen, etwa Volkshochschulen, bestehen. Diese Personen bzw. Einrichtungen sind von der Umsatzsteuer befreit. Für sie ist die Mehrwertsteuer eine Mehrausgabe und es gibt nur zwei Alternativen: Entweder der Unternehmer ist für diese Kunden teurer oder er schlägt keine Umsatzsteuer auf seinen Rechnungsbetrag auf.
6. Der Umgang mit Kunden
Ein weiterer Vorteil der Befreiung: Die Umsatzsteuererklärung entfällt. Diese kann sehr aufwändig sein, wenn Kleinselbständige und Freiberufler verschiedene Tätigkeiten gleichzeitig ausüben, für die möglicherweise unterschiedliche Prozentsätze (7 %, 19 %) zu zahlen sind. Der Journalist aus dem Fallbeispiel berechnet für seine journalistische Tätigkeit 7 % Mehrwertsteuer, für seine Arbeit als Lektor 19 %. Der Aufwand mit der Umsatzsteuer sollte also in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen stehen.
Bürokratischer Aufwand
Körperschaftssteuer Die Körperschaftssteuer ist das Pendant zur Einkommensteuer für „juristische Personen“ – davon betroffen sind nur Unternehmen mit der Rechtsform einer GmbH, einer AG oder eines Vereins. Auch der Körperschaftssteuer liegt der Gewinn zugrunde, der etwa durch Spenden verringert werden kann. Der Steuertarif beträgt einheitlich 25 %. Die Körperschaftssteuererklärung ist einmal jährlich abzugeben; bis dahin sind nach Festsetzung durch das Finanzamt vierteljährliche Vorauszahlungen zu leisten. Steuern bei nebenberuflicher Selbständigkeit Nachdem die Sozialversicherungsrechtlichen Unterschiede zwischen hauptund nebenberuflicher Selbständigkeit bereits erläutert wurden, soll hier nun kurz auf die steuerrechtlichen Verschiedenheiten eingegangen werden: Alle Einkünfte aus einer beruflichen Tätigkeit unterliegen grundsätzlich der Steuerpflicht. Auch wer nebenberuflich selbständig ist, muss sein gesamtes Einkommen dem Finanzamt melden und dafür gegebenenfalls Steuern zahlen. Es gibt jedoch für verschiedene Tätigkeiten Freibeträge, die beim Finanzamt geltend gemacht werden können: Nebeneinkünfte aus selbständiger Tätigkeit bis 410 e im Jahr sind steuerfrei. Nebeneinkünfte als Dozent oder Kursleiter an gemeinnützigen Einrichtungen, etwa Volkshochschulen, sind bis zu 1.848 e im Jahr steuerfrei. Darüber hinaus gibt es für nebenberuflich künstlerische, schriftstellerische oder wissenschaftliche Arbeit sowie Vortrags-, Lehroder Prüfungstätigkeit wozu auch Nachhilfeunterricht zählt, eine Betriebsausgabenpauschale von 25 % vom Umsatz, höchstens aber 614 e im Jahr, die von der Steuer abgesetzt werden kann. Die Regelungen für Umsatz- und Gewerbesteuer entsprechen denen bei hauptberuflicher Selbständigkeit.
Steuerrechtliche Unterschiede
Steuerfreibeträge
6. Der Umgang mit Kunden Wenn die Finanzierung steht und alle Formalitäten erledigt sind, kann es losgehen mit der Kundensuche. Die wichtigste und einfachste Regel lautet hier: Gute Arbeit leisten und Kunden finden, die diese Arbeit zu schätzen wissen. Denn das spricht sich herum und Mundpropaganda ist immer noch die effektivste Form der Werbung. Doch nur mit der Zufriedenheit der Kunden ist es nicht getan, denn wer soll am Anfang die Qualität der Arbeit bemerken, wenn man nicht selbst darauf hinweist? Aus diesem Grund werden geeignete Werbemittel benötigt. Erste Überlegungen Zu Beginn einer Selbständigkeit ist der Existenzgründer häufig vollauf mit den Formalitäten beschäftigt. Strategische Überlegungen zur eigenen Posi-
Flexibilität am Anfang
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V. Existenzgründung
Entwicklung und Spezialisierung
Marketing strategisch planen?
Abgrenzung zur Konkurrenz
tion am Markt und zur möglichen Zielgruppe bleiben da zunächst meist unberücksichtigt. Zudem sind die Übergänge häufig fließend: Wer beispielsweise schon im Studium selbständig gearbeitet hat, kann auf seinem bisherigen Kundenstamm aufbauen. Die Entwicklung der eigenen Firma ist gerade bei Kleingründern meist auch eine Frage der persönlichen Entwicklung. Zwar ist Zeit Geld, aber dieses Lehrgeld muss jeder Gründer nun einmal zahlen – und aus seinen Fehlern lernen. Es wird nur schwerlich möglich, sein Unternehmen gleich zu Anfang richtig zu positionieren. Besonders Geisteswissenschaftler bedienen aufgrund ihrer generalisierten Ausbildung gern ein breites Themen- und Dienstleistungsspektrum. Dies bietet die Möglichkeit, auf Kundenanfragen flexibel zu reagieren und ist daher auch sinnvoll. Erst im Laufe der Zeit werden neue Produkte, Dienstleistungen und Marketingmaßnahmen erprobt, auf diese Weise neue Kunden gewonnen und auch die Spezialisierung erfolgt in den meisten Fällen erst allmählich. Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung ist gewöhnlich ein persönliches Interesse, das sich als markttauglich erweist. Oder aber man beschäftigt sich zwangsläufig stärker mit etwas, weil in diesem Bereich die meisten Kundenanfragen kommen und damit Geld verdient werden kann. Mancher entwickelt aus der Erfahrung heraus eine zündende Idee, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung verbessert werden und kann sich so von der Konkurrenz abheben und eine Marktlücke besetzen. Wer beispielsweise bereits während des Studiums an einer Volkshochschule Sprachen unterrichtet und daneben für verschiedene Zeitungen geschrieben hat, bleibt diesem relativ weitgefächerten Angebotsspektrum vielleicht zunächst treu. Es kann sich aber ergeben, dass man über bestimmte Themen häufiger schreibt, aus Interesse oder weil sich diese gut verkaufen lassen. Im Idealfall kommt beides zusammen und man bietet speziell zu diesen Themen Veranstaltungen an, wird z. B. der Fachmann für Rhetorikkurse oder für Kreatives Schreiben, macht sich auf diese Weise einen Namen und kann die eigene Dienstleistung besser vermarkten. Dies alles geschieht nicht von heute auf morgen. Daher geht es ein wenig an der Realität vorbei, wenn in einschlägigen Marketingratgebern empfohlen wird, gleich zu Beginn einer Gründung eine Marktanalyse durchzuführen, ein auf den Markt und das eigene Unternehmen abgestimmtes Marketingkonzept und eine eindeutige Unternehmensposition zu entwickeln, Marktlücken aufzuspüren und beim Kunden mit geeigneten Mitteln Nachfrage für das eigene Produkt bzw. das eigene Unternehmen zu produzieren. Solche Empfehlungen überfordern Kleingründer mit wenig Erfahrung zunächst völlig. Dennoch sollte auf Dauer nicht auf eine gut durchdachte Marketingstrategie verzichtet werden – sie führt zwar nicht zwangsläufig zum Erfolg, erhöht die Wahrscheinlichkeit dafür meist jedoch ganz erheblich. Dabei kommt es darauf an, ein gutes Produkt oder eine gute Dienstleistung sinnvoll zu vermarkten. Häufig hat man die Gründungsidee aus einer vorherigen Tätigkeit heraus entwickelt oder ein anderes Unternehmen nachgeahmt. Man sollte sich überlegen, was die eigene Idee von anderen unterscheidet. Sinnvoll ist es dazu, eine Liste der eigenen Stärken und Schwächen in Vergleich mit der Konkurrenz zu erstellen. Für Freiberufler ist der direkte Vergleich mit der Konkurrenz natürlich
6. Der Umgang mit Kunden
schwierig. Aber viele Kleinunternehmer haben eine Internetpräsens oder gar einen Weblog, so dass sich feststellen lässt, welche Leistungen sie anbieten, welche Zielgruppen sie bedienen, was sie gut machen – und was schlecht. Eine Möglichkeit, „Kollegen“ persönlich kennen zu lernen, bieten Treffen bei Berufsverbänden oder beruflich organisierte Stammtische, wie es sie z. B. für Journalisten gibt. Wer bei einer Weiterbildungseinrichtung wie der Volkshochschule arbeitet, wird dort wahrscheinlich auch zu Kursleitertreffen eingeladen. Ganz gleich welche Möglichkeiten genutzt werden, beim Vergleich mit der Konkurrenz sollte immer der Blickwinkel des Kunden eingenommen werden. Wichtig ist dabei, dass die eigenen Mängel nicht einfach hingenommen werden: Was sich verbessern lässt, sollte schnellstens verbessert werden. Doch natürlich gibt es immer auch Schwächen, die sich nicht beheben lassen – hier sollte überlegt werden, wie diese dem Kunden dennoch positiv verkauft werden können. Die Stärke eines Volkshochschuldozenten kann beispielsweise die Bereitschaft zum Einsatz bei verschiedenen Einrichtungen, der vielen Konkurrenten zu umständlich ist, sein oder aber seine Kreativität in der Gestaltung eigener und neuer Themen, während viele andere Dozenten seit Jahren dasselbe Thema bedienen. Eine Schwäche kann auch eine fehlende formale Qualifikation sein, die jedoch durch vermehrtes Engagement ausgeglichen werden kann. Dass das eigene Unternehmen etwas besser macht, als die Konkurrenz, reicht jedoch noch nicht. Entscheidend ist der Nutzen für den Kunden. Wer also seine Marketingstrategie plant, sollte sein eigenes Wissen über seine Leistung hintanstellen und genau überlegen, welche Zielgruppe sich für sein Angebot interessieren könnte, worin der Nutzen besteht und wie man diesen am besten vermittelt. Hierbei kann es hilfreich sein, mögliche Kunden einfach zu fragen – eine Art Marktforschung auf eigene Faust sozusagen. Wer beispielsweise eine private Studienberatung plant, muss prüfen, ob Studenten aller Fachbereiche als Zielgruppe interessant sind oder nur die bestimmter Fächer, ob nur die Studenten vor Ort beraten werden sollen oder Studenten bundesweit – z. B. über das Internet oder per Telefon. Anschließend ist zu überlegen, worin der spezielle Nutzen der angebotenen Studienberatung besteht. Nun kann man Studenten der festgesetzten Zielgruppe anschreiben oder anrufen, mit einem Fragebogen an der Hochschule direkt ansprechen oder über die eigene Website um Meinungen und Anregungen bitten. Daraus lässt sich dann die eigene Werbestrategie entwickeln. Die Selbstpräsentation Strategie und Zielgruppe stehen fest – nun kann mit dem eigentlichen Marketing begonnen werden. Doch welche Werbemaßnahmen sinnvoll sind, lässt sich nicht immer leicht beantworten. Ausschlaggebend sind hier die Zielgruppe und das Budget. Wer mit seiner Dienstleistung beispielsweise regionale Bildungseinrichtungen ansprechen will, für den ist der persönliche Kontakt über Visitenkarten, per Post, E-Mail und Telefon überaus wichtig – und dafür braucht man vor allem Geduld. Unterstützt werden kann dieser Kontakt mit einer Website, die wichtige Referenzen und gegebenenfalls Presseberichte über bisherige Veranstaltungen oder Veröffentlichungen enthält. Auch der Eintrag in einschlägige Datenbanken kann sinnvoll sein und
Eigene Stärken und Schwächen
Nutzen für den Kunden
Zielgruppenadäquate Werbung
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V. Existenzgründung
Der Firmenname
Das Logo
Das Corporate Design
Ist eine Website notwendig?
die Auffindbarkeit im Internet unterstützen. Der Einsatz von Flyern und Plakaten lohnt sich jedoch nicht bei dieser Zielgruppe. Anders sieht das allerdings aus, wenn man für seine Veranstaltungen noch zusätzlich Werbung machen will, um Zuhörer direkt anzusprechen. Gute Werbung beginnt bereits mit der Wahl des richtigen Namens. Bei verschiedenen Gesellschaftsformen, in der Regel bei Kleingewerbetreibenden und Freiberuflern, besteht das Handicap, dass im offiziellen Firmennamen der eigene Name enthalten sein muss, so dass der Namen etwa „ TextWerkStadt Meier“ lauten muss. Hier bietet sich die Möglichkeit, den Namen „TextWerkStadt“ auf den Visitenkarten oder der Website besonders hervorzuheben oder die Internetadresse entsprechend zu gestalten. Dabei sollten besonders Freiberufler darauf achten, dass sie nicht mit Namenszusätzen wie Agentur oder Provider den Eindruck eines Gewerbes machen. Abgesehen von den rechtlich Aspekten sollte bei der Namenswahl vor allem an die Kunden gedacht werden: Der Name sollte das eigene Unternehmen von anderen unterscheiden und leicht zu merken und auszusprechen sein, damit zufriedene Kunden den Namen leichter weiterempfehlen können. Von Vorteil ist es auch, wenn der Name bei der ins Auge gefassten Zielgruppe positive Gefühle sowie die richtigen Assoziationen weckt, so dass die potentiellen Kunden gleich an die richtige Branche bzw. Dienstleistung denken. Es ist daher sinnvoll, verschiedene Namensvorschläge bei Bekannten zu testen. Ein nicht zu unterschätzender Werbeffekt ist auch der Anfangsbuchstabe: In alphabetisch geführten Listen werden von potentiellen Kunden mangels anderer Auswahlkriterien eher die weiter vorne stehenden Firmen ausgewählt. Ein gutes Logo, das den Kunden die Firma auf einen Blick wiedererkennen lässt, gilt als ebenso wichtig wie ein aussagekräftiger Firmenname. Ein Logo sollte daher sowohl auf der Website als auch auf der Visitenkarte oder dem Briefkopf optisch gut wirken und selbst auf einem Fax noch erkennbar sein. Daher ist es wichtig, dass es auch in einer Größe von 4 cm und in Farbe wie in Schwarz-Weiß attraktiv bleibt. Kühle und dunkle Farben werden gewöhnlich als seriös und verlässlich, grelle und helle Töne als kreativ und optimistisch empfunden. Firmenname und -logo sollten in einem optimalen Corporate Design dargestellt werden. Das bedeutet, dass Visitenkarten, Website, Briefköpfe und möglichst alle weiteren optischen Werbeformen, abgesehen vielleicht von der E-Mail, möglichst einheitlich gestaltet sind, um den Widererkennungswert zu erhöhen. So sollten Name und Adresse sowie das Logo immer an derselben Stelle stehen und gegebenenfalls mit einem gleichbleibenden Slogan versehen werden. Auch die Schriftart beizubehalten, empfiehlt sich. Briefköpfe und Visitenkarten kann man selbst ausdrucken oder in Auftrag geben. Von Billigprodukten ist wegen schlechter Druckqualität eher abzuraten. Auch auf der eigenen Website sollte das einmal gewählte Corporate Design beibehalten werden. Doch ist eine Website für ein Ein-Mann-Unternehmen überhaupt notwendig? Dazu gibt es verschiedene Meinungen – und die Wahrheit liegt, wie so häufig, in der Mitte. Einige meinen, jedes auch noch so kleine Unternehmen brauche eine Internetpräsenz. Andere, die keine Website haben, vertreten stattdessen den Standpunkt, es sei unnötiger Aufwand, nur die eigene Adresse ohne weitere Informationen online zu stel-
6. Der Umgang mit Kunden
len, weil die Homepage in den Weiten des Internets ohnehin nicht gefunden würde. Es stellt sich jedoch die Frage, ob über das eigene Unternehmen tatsächlich so wenig zu sagen ist. Referenzen auf der Website erleichtern die Kontaktaufnahme mit neuen Bildungsträgern, da beispielsweise Zeugnisse oder Nachweise bisheriger Tätigkeiten so nicht immer verschickt werden müssen. Pressestimmen, positive Resonanzen von Kunden oder Auftraggebern erhöhen den Marktwert und sollten daher ausgestellt werden. Veranstaltungen können auf der Website angekündigt werden. Ein zusätzlicher Eintrag in einschlägigen Datenbanken und Verzeichnissen, erhöht die Chance, gefunden zu werden, da viele Kunden dort suchen. Ein wichtiges Argument ist schließlich, dass auch die Konkurrenz eine eigene Website hat – warum sollte man ihr das Feld überlassen? Fazit: Wer Kunden mit einer hohen Affinität zum Internet hat, wessen Tätigkeit stark auf Kommunikation ausgerichtet ist oder wer Konkurrenten hat, die zum Großteil ebenfalls im Internet vertreten sind, der sollte über eine eigene Internetpräsenz zumindest nachdenken. Was aber gehört auf eine Website? Zunächst eine Beschreibung des Unternehmens und seiner Leistungen und wie man Kontakt aufnimmt. Außerdem ist ein Impressum gesetzlich vorgeschrieben, das u. a. Name und Anschrift der Firma, einen Haftungshinweis für externe Links, einen Umsatzsteuerhinweis und bei Homepages mit redaktionellen Inhalten einen Hinweis zur redaktionellen Verantwortlichkeit enthalten sollte. Bei Nichteinhaltung droht eine Abmahnung. Die Website sollte möglichst einfach strukturiert, informativ und benutzerfreundlich gestaltet sein: Die Farbe des Hintergrundes sollte einheitlich und nicht zu grell sein, die Schrift sich gut vom Hintergrund abheben. Links müssen deutlich gekennzeichnet sein und die verschiedenen Sites einen einheitlichen Aufbau haben. Auf keinen Fall dürfen Sites durch Intros, Bilder oder andere große Dateien überfrachtet werden, da dies die Ladezeiten verlängert und langsame Modems immer noch weit verbreitet sind. Wer seine Inhalte online stellt, sollte diese regelmäßig aktualisieren. Literarische Meisterleistungen werden nicht erwartet, aber in keinem Fall sollten unfertige Sites online stehen, das wirkt inkompetent – dann lieber gar nicht. Um eine Website online zu stellen, benötigt man nicht unbedingt eine Ausbildung als Webdesigner, auch wenn ein professioneller Webdesigner natürlich das beste Ergebnis erzielt. Wer die Selbständigkeit mit Internetpräsenz erst einmal ausprobieren will, hat häufig weder das Know-How, eine Website selbst zu erstellen, noch das Geld, jemanden dafür zu bezahlen. Billiger, aber auch zeitaufwändiger ist es, sich selbst die notwendigen Kenntnisse anzueignen und HTML zu lernen. Volkshochschulen, private Bildungseinrichtungen oder die Hochschulen bieten dazu Kurse an – wer Interesse hat, sollte das Weiterbildungsprogramm seiner Region durchforsten. Billiger und unter Umständen schneller geht es im Do-It-Yourself-Verfahren mit verschiedenen Ratgebern. Noch einfacher geht es mit kostenlosen HTML-Editoren wir etwa NVU. Puristen und professionellen Webdesignern ist ein solch einfach zu handhabender Editor zwar ein Dorn im Auge. Tatsächlich lässt sich das Programm allerdings auch ohne Vorkenntnisse ähnlich leicht handhaben wie ein Textverarbeitungsprogramm. Man kann damit einfach Bilder und Texte nach Be-
Vorteile einer Website
Wichtige Elemente einer Website
Kundenfreundlicher Aufbau
Erstellung einer Website
HTML
NVU
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V. Existenzgründung
Weblog
Bedeutung von Suchmaschinen
Funktion von Suchmaschinen
lieben einfügen und das Ganze als HTML-Datei abspeichern. Wer über die notwendigen Basics hinaus ein ausgefeilteres Design benötigt, für den sind natürlich HTML-Kenntnisse unabdingbar. Leicht zu handhaben und schnell zu aktualisieren ist auch ein Weblog. Diese noch relativ neue Form der Internetpräsenz gleicht einem Logbuch, daher auch der Name, in dem die sogenannten Bloger Informationen, Links, persönliche Bemerkungen, Bilder und vieles mehr veröffentlichen können. Weblog-Hoster wie 20six, twoday, blogg, blogger oder typepad bieten dank einer speziellen Weblog-Software, die sich gänzlich auf dem Server des Anbieters befindet, die Möglichkeit, Daten über ein Formular einzugeben und diese so in wenigen Sekunden online zu stellen. Für ein professionelles Layout stehen verschiedene Muster zur Verfügung – Programmierkenntnisse sind nicht notwendig. Diese Dienste werden entweder durch Werbeeinblendungen auf der Site finanziert oder sie kosten eine moderate monatliche Gebühr. Weblogs funktionieren im Kleinen ähnlich wie die Content-Management-Systeme, die große Firmen zum einfachen update ihrer Daten nutzten. Das Markieren von Links und hervorgehobenen Textelementen oder das Ordnen nach Datum oder anderen Kategorien erfolgen automatisch. Daher bietet sich diese Möglichkeit für all diejenigen an, die häufig, schnell und kostengünstig neue Texte und Bilder auf ihre Website stellen wollen. Die meisten Zugriffe erhält eine Website über Suchmaschinen. Dabei lassen sich zwei Typen unterscheiden: Entweder die Webverzeichnisse werden von Redakteuren erstellt und bieten mehr Qualität der Suchergebnisse als Quantität. Die bekanntesten Webverzeichnisse sind Yahoo, Lycos, DinoOnline, Web.de, Sharelock oder dmoz. Oder gerade so genannte Robots prüfen, ob ein Suchbegriff in der Webadresse, den MetaTags und der Site überhaupt vorkommt. Die meistbenutzten Suchmaschinen national und international sind Google, Fireball, Alta Vista, Acoon, Webcrawler, Search, Abacho, HotBot, oder AllTheWeb. Die Ergebnisse werden bei diesem Suchsystem in einer Datenbank festgehalten, auf die die Suchmaschine bei Bedarf zurückgreift. Suchergebnisse sind daher nie ganz aktuell. Die Suchergebnisse werden nach einer bestimmten Reihenfolge sortiert. Je weiter vorn sich die eigene Website in dieser Liste befindet, desto besser ist ihr Ranking, denn nur wenige User durchsuchen auch die hinteren Treffer. Je höher also das eigene Ranking ist, desto größer ist der Werbeeffekt – und das völlig kostenlos. Generell verbessert es das Ranking, wenn eine Website häufig mit anderen Sites verlinkt ist, die zudem noch von vielen Surfern besucht werden, und wenn sich der gesuchte Begriff häufig auf der eigenen Website und den mit ihr verlinkten Websites befindet. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Aktualität der Website – Weblogs, die natürlich eher aktualisiert werden als traditionelle Internetauftritte, bieten hinsichtlich dieses Kriteriums ein verbessertes Suchmaschinen-Ranking. Wer das Ranking seiner Website weiter verbessern will, kann das mit einfachen Maßnahmen erreichen und sie bei Suchmaschinen anmelden. Natürlich schauen die Suchrobots auch einmal auf der eigenen Site vorbei und auch zahlreiche Dienstleister übernehmen, gratis oder nicht, die Anmeldung. Die manuelle Anmeldung bei den wichtigsten Suchmaschinen wie Google kann jedoch auch jeder selbst übernehmen. Für eine höhere Auffindbarkeit und Trefferquote der Website durch Suchmaschinen ist die
6. Der Umgang mit Kunden
Wahl der richtigen Schlüsselwörter ratsam, die den eigenen Webinhalt optimal charakterisieren und die möglichst häufig auf der Site vorkommen sollten – sichtbar im Text, aber auch unsichtbar im Metatext. Hier kann der Betreiber zusätzlich zu den sichtbaren Textinformationen auf der Website mit einem HTML-Befehl unsichtbaren Text hinterlegen. Suchmaschinen finden die Site dann auch über die im Metatext enthaltenen Schlüsselwörter. Zudem können Verzeichnisse und Dateinamen, etwa von Bildern, mit diesen Schlüsselbegriffen benannt werden, das erhöht die Trefferquote. Doch nicht nur Suchmaschinen führen zur eigenen Website – auch einschlägige Linklisten, Datenbanken oder Netzwerke. Überlegt werden sollte daher, welche anderen Sites die potentielle Zielgruppe aufsucht, um dann bewusst Verlinkungen zu diesen Sites anzustreben – einfach mal nachfragen. In einigen Datenbanken und Netzwerken wie Xing lässt sich zudem kostenlos ein umfangreiches Profil hinterlegen und Kontakt zu anderen aufnehmen. Andere Datenbanken wie Brainguide erwarten als Zugangsvoraussetzung die Spezialisierung auf ein bestimmtes Thema bzw. mindestens eine Veröffentlichung in diesem Bereich. Solche kostenlosen Präsentationsmöglichkeiten sollten genutzt werden, schon um den eigenen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Datenbanken ersetzen aber nicht die eigene Webpräsenz und schon gar nicht den direkten Kundenkontakt. Schließlich lässt sich auch durch kostenpflichtige Internetwerbung gezielt auf die eigene Website aufmerksam machen. Die bekannteste, aber nicht unbedingt die beste Werbeform sind dabei Banner. Studien haben aber gezeigt, dass Banner von den Usern häufig übersehen oder einfach weggeklickt werden. Da Banner jedoch nach Häufigkeit der Einblendung bezahlt werden, sind sie im Vergleich zum Nutzen relativ teuer. Banner sollten daher nicht wahllos eingesetzt werden, sondern vor allem dann, wenn man sicher sein kann, dass die Werbung auch die gewünschte Zielgruppe erreicht. Effektiver und im Verhältnis billiger sind Adwords, eine relativ neue, von den Betreibern der Suchmaschine Google entwickelte Werbeform. Die kleinen Textanzeigen werden unscheinbar, aber zielgenau neben den Suchtreffern eingeblendet. Grafiken können nicht eingebunden werden, dafür sind die Adwords aber nur dann zu bezahlen, wenn der Surfer auch tatsächlich darauf klickt. Außerdem ist die Gestaltung denkbar einfach: Bei Google etwa legt man fest, in welchen Sprachen und Ländern die Anzeige erscheinen soll und wie viel diese maximal kosten darf – je weniger man zahlt, desto seltener erscheinen natürlich die Adwords. Dann formuliert man die Überschrift aus maximal 25 Zeichen und ergänzt durch zwei beschreibende Zeilen sowie den Internetlink. Schließlich lässt sich auch festlegen, bei welchen Suchwörtern die Anzeige erscheinen soll. Auch andere Suchmaschinen bieten inzwischen diesen Service. Der Nachteil all der Internet-Werbung ist, dass man darauf warten muss, dass die Kunden sich selbst rühren. Doch auch wer aktiv Kunden ansprechen will, findet im Internet die preiswertesten Kommunikationsmittel. EMails sind vor allem für den Absender praktisch: preiswert, schnell in der Übermittlung und ohne großen Aufwand an unzählige Adressen zu verschicken. Aber leider sehen das die Empfänger häufig etwas anders, denn die E-Mail-Flut hat ungeahnte Ausmaße angenommen. Wen wundert es da, wenn viele nur noch die Betreffzeile lesen und die meisten Nachrichten so-
Verlinkung und Vernetzung
Internetwerbung
E-Mails
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V. Existenzgründung
Newsletter
Telefonmarketing
Langfristige Kundenbindung
Viele Kunden sind wichtig!
Selbstverständnis von Geisteswissenschaftlern
fort löschen? Dennoch sollte niemand auf die Vorteile der E-Mail-Kommunikation verzichten, wobei allerdings einige Regeln zu beachten sind: Begonnen werden sollte mit der Wahl der richtigen E-Mail-Adresse. Diese soll persönlich, ansprechend und leicht zu merken sein. Die von vielen Firmen verwendete Adresse info@… ist zwar kurz und einprägsam, aber viel zu unpersönlich. Wie wäre es stattdessen mit dem eigenen Namen oder einem kreativen Kürzel? Auch der Betreff sollte aussagefähig sein und kurz und präzise angeben, um was genau es geht, etwa das Telefonat vom Vortag oder das Gespräch auf der Messe? Zudem sollten die E-Mails so klein wie möglich sein, d. h. es sollten kein HTML-Format, keine Bilder und keine Attachments verwendet werden. Das Wichtigste kann im Text ruhig optisch hervorgehoben werden. Am Ende der Mail sollte eine aussagekräftige Signatur folgen, die noch einmal Gelegenheit zu Werbung gibt. Übrigens dürfen E-Mails nicht ungefragt versendet werden, daher sind Newsletter eine sinnvolle Alternative. Diese können die Kunden über die eigene Website bestellen – und jederzeit wieder abbestellen. Für einen regelmäßig erscheinenden Newsletter muss zunächst eine genaue Zielgruppenbestimmung erfolgen und dann ein klares Konzept ausgearbeitet werden. Noch persönlicher als eine E-Mail ist ein Telefongespräch. Dieses sollte jedoch nicht der Erstkontakt sein, sondern auf vorherige Gespräche oder Werbesendung aufbauen. Beim Telefonieren ist die eigene Stimme besonders wichtig, die am besten freundlich, optimistisch und kompetent klingt. Dies lässt sich beispielsweise erreichen, indem man beim Sprechen lächelt, steht und professionell gekleidet ist. Auch Anrufbeantworter oder Autoresponder lassen sich für Werbebotschaften nutzen. Zu Werbezwecken eingesetzt werden können Flyer, Prospekte, Briefsendungen, Anzeigen, Außenwerbung (etwa auf Großflächen oder Autos) und der eigene Stand auf einschlägigen Fachmessen. Häufig vernachlässigt wird die Pressearbeit, die aber einen guten, möglicherweise über Jahre aufgebauten Kontakt zu bestimmten Journalisten erfordert. Die Beziehung zum Kunden Sinnvoll ist es langfristige Kundenbindungen aufzubauen, etwa durch einen besonders guten Service, ein gutes Preis-Leistungsverhälnis und eine optimale Kommunikation. Besonders Freiberufler ist eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung zum Kunden wichtig. Ein großer Kundenstamm ist unbedingt notwendig, denn es wäre gefährlich und auch sozialversicherungsrechtlich (Stichwort Scheinselbständigkeit) eher problematisch, sich nur auf einige wenige Kunden zu verlassen: Wenn diese plötzlich wegbrechen, etwa durch eine Insolvenz oder die Entlassung des vertrauten Ansprechpartners, kann das die eigene Existenz gefährden. Panikartige Werbeaktionen bei überraschenden Flauten bringen meist nicht viel, denn gute Kundenbeziehungen wachsen langsam und stetig. Es ist daher wichtig, regelmäßig Werbung zu betreiben, auch wenn es gerade gut läuft. Tatsächlich ist ein gesundes Selbstbewusstsein die beste Voraussetzung für jedes Marketing. Doch vor allem Geisteswissenschaftlern fehlt dieses häufig beim Berufsstart, und wenn sie keine positive Rückmeldung erhalten, deuten viele das als Kritik. Deshalb ist es vielen peinlich ist, über Geld zu reden oder sie kommen sich wie Bittsteller vor und begeben sich bei Ver-
Checkliste, Literatur und Internet
handlungen damit automatisch in die Position des Schwächeren. Doch nur wer fordert, bekommt auch, was ihm zusteht. Für Freiberufler gibt es zahlreiche Honorarempfehlungen der Gewerkschaften, die jedoch häufig über dem liegen, was tatsächlich bezahlt wird. Realistische Honorare erfährt man eher von Kollegen – auch wenn über Geld oft nur ungern geredet wird. Geisteswissenschaftler haben aber noch ein anderes Problem: Eigenwerbung ist ihnen häufig unangenehm und sie glauben nur allzu oft, der Kunde müsse von sich aus merken, wie gut ihre Arbeit ist. Solche Vorbehalte kann sich ein Selbständiger jedoch nicht leisten. Wer allerdings zu dick aufträgt, macht sich unglaubwürdig. Hier das richtige Maß zu finden, ist eine schwierige Gradwanderung bei der letztlich nur die stetig wachsende Erfahrung im Umgang mit Kunden helfen kann. Gutes Marketing bedeutet schließlich auch, die Bedürfnisse des Kunden zu erkennen und zu erfüllen. Dazu gehört es, sich in den Kunden hineinzuversetzen und ihm Arbeit abzunehmen. Wer Beispielsweise ein Konzept für eine Reportage oder einen anderen Zeitschriftenartikel verfasst, sollte vor allem auf eine klare, verständliche Sprache und eine übersichtliche Präsentation der wichtigsten Punkte achten, damit der Redakteur, der sich wegen des ständigen Zeitdrucks nur wenige Minuten mit dem Thema beschäftigen kann, nicht allzu viel darüber nachdenken muss. Außerdem ist es in solchen Fällen sinnvoll, Verkaufsargumente, etwa den Bezug zu einem aktuellen Ereignis, gleicht mitzuliefern. Wer etwas verkauft, sollte sich in die Situation seines Käufers hineinversetzen können. Sinnvoll ist dazu ein Rollentausch – oder die Überlegung wie man selbst sich als Kunde verhält: Was erwartet man beispielsweise vom Verkäufer beim Computerkauf? Eine umfassende Beratung? Die Bereitschaft, mit dem Preis nach unten zu gehen? Worauf achtet man als Käufer besonders? Wie gewinnt der Verkäufer das Vertrauen der Kunden und wie verspielt er es? Auf diese Weise kann sich jeder besser in seine Kunden einfühlen. Doch auch mit dem größtmöglichen Einfühlungsvermögen ist man gegen Beschwerden nicht gefeit: Es gibt Kunden, denen man es einfach nicht recht machen kann. Hier hilft es, gerechtfertigte von ungerechtfertigter Kritik zu unterscheiden und Beschwerden nicht persönlich zu nehmen. Manche Kunden wollen die erbrachte Leistung auch einfach nicht bezahlen. Im Ernstfall hilft ein Mahnverfahren, das vom Amtsgericht eingeleitet wird und ein einfacher, billiger Weg ist, fälliges Geld einzutreiben. Anders als bei gerichtlichen Auseinandersetzungen wird im Mahnverfahren nicht geprüft, ob der Anspruch tatsächlich besteht und der Schuldner wird vor Erlass des Mahnbescheides nicht angehört. Hat er Einwände, kann er jedoch Einspruch gegen den Mahnbescheid erheben, woraufhin die gerichtliche Klärung folgt. Daher sollte vor einer Mahnung geprüft werden, ob der Anspruch zu beweisen ist.
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¨ ndung zu beachten? Checkliste: Was ist bei einer Existenzgru
3 Prüfen Sie Ihre persönlichen Voraussetzungen und Ziele! 3 Wir hoch ist der Finanzbedarf und wie groß das finanzielle Risiko? Gibt es Einsparpotentiale? Wird ein Zuschuss oder ein Kredit benötigt? Können staatliche Förderungen in Anspruch genommen werden?
Kundenbedürfnisse
Schwierige Kunden
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V. Existenzgründung
3 Erstellen Sie falls nötig einen Businessplan! 3 Wählen Sie Beratungsangebote gezielt für Ihre Branche aus! 3 Klären Sie Status (Gewerbe oder freier Beruf) und Rechtsform (Personenoder Kapitalgesellschaft)! 3 Machen Sie sich eingehend mit den Regelungen zur Sozialversicherungen für Ihre Berufsgruppe vertraut! Welche Versicherungen sind außerdem notwendig? 3 Beachten Sie die Regelungen zur Einkommens-, Umsatz- und Gewerbesteuer! 3 Präsentieren Sie sich optimal – im Internet (Website oder Weblog) oder in gedruckter Form (Visitenkarten, Flyer, Plakate). Behalten Sie optisch eine Linie bei (Corporate Design)! 3 Rühren Sie die Werbetrommel und behalten Sie Marketing, Kundengewinnung und Kundenbindung stets im Auge!
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Literatur
Bonnemeier, Sandra 2004: Praxisratgeber Existenzgründung. Erfolgreich starten und auf Kurs bleiben. München. Der Ratgeber hilft vor allem bei der juristischen Seite der Existenzgründung und setzt seinen Schwerpunkt im Bereich Handel. Boress, Allan S. 2005: Jetzt brauche ich Aufträge! Für Existenzgründer, Selbständige und Kleinunternehmer. Heidelberg. Der Marketingratgeber ist speziell für Freiberufler und Kleinselbständige empfehlenswert. Der Redline-Verlag bietet in einer Buchreihe für Existenzgründer weitere Informationen an. Ein Download der Buchliste ist möglich unter http://www. redline-wirtschaft.de > Existenzgründung. Buchholz, Goetz 2002: Ratgeber Freie – Kunst und Medien. Berlin. Der Ratgeber für Freiberufler wird von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi herausgegeben. Nach dem Kauf erhält man Zugang zur ständig aktualisierten Online-Version unter http://www.ratgeber-freie.de. Weitere Informationen zu Ratgebern für Berufsgruppen wie Honorarlehrer und Journalisten finden sich unter http://www.goetzbuchholz.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) 2004a: Starthilfe. Der erfolgreiche Weg in die Selbständigkeit. Bonn. Die kostenlose Broschüre bietet eine übersichtliche Einführung in das Thema Selbständigkeit. Das ehemalige Superministerium BMWA heißt mittlerweile Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, die Publikationen sind bislang dieselben geblieben. Bezogen werden kann die Broschüre unter http://www.bmwi.de > Existenzgründung > Bestellservice. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) 2004b: Tipps zur Existenzgründung für Künstler und Publizisten. Berlin. Die kostenlose Broschüre enthält praktische Tipps und Erfahrungsberichte. Bezogen werden kann die Broschüre unter http://www.bmwi.de > Existenzgründung > Bestellservice. Drucker, Peter F. 2002: Was ist Management? Das Beste aus 50 Jahren. Berlin. Managementguru Peter F. Drucker hat seine Arbeiten aus 50 Jahren zusammengefasst und gibt einen guten Einblick in Management und Unternehmensführung. Grüning, Lothar 2006: InsidePaper. Der Gründungszuschuss – aus der Arbeitslosigkeit in die Selbständigkeit. Wehlau. Download unter http://www.beamte4u.de. Hofert, Svenja 2004: Praxisbuch Existenzgründung. Erfolgreich selbständig werden und bleiben. Frankfurt am Main.
Checkliste, Literatur und Internet Der Ratgeber vereint Fachwissen mit praktischen Tipps, Gründerporträts und Experten-Interviews. Infoletter Gründerzeiten Nr. 17, Mai 2005: Gründungskonzept. Berlin. Der Infoletter wird regelmäßig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) herausgegeben. Er kann kostenlos abonniert oder als PDF heruntergeladen werden. Siehe dazu http://bmwi.de > Service > Abo-Service. Janson, Simone 2006a: InsidePaper Studienfinanzierung – BAföG, Jobben und Sozialleistungen. Wehlau. Zu beziehen über das Ratgeberportal http://www. beamte4u.de. Janson, Simone 2006b: InsidePaper Einfach anfangen – Existenzgründung für Klein(st)selbständige und Freiberufler. Zu beziehen über http://www.beamte4u.de. Kerst, Christian/Minks, Karl-Heinz 2005: Selbständigkeit und Unternehmensgründung von Hochschulabsolventen fünf Jahre nach dem Studium. Eine Auswertung der HIS Absolventenbefragung 2002/2003. Hannover. Download unter http:// www.bmbf.de/pub/his_projektbericht_05_05.pdf. Kräuter, Maria 2004: Geisteswissenschaftler als Gründer. Nürnberg. Die Veröffentlichung des Instituts für Freie Berufe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg kann unter http://www.ifb.uni-erlangen.de > Forschung > Themen > Existenzgründung bestellt werden. Am Institut erhalten Freiberufler eine relativ günstige Beratung zur Existenzgründung und zu den gesetzlichen Regelungen der Freiberuflichkeit sowie Unterstützung in der Nachgründungsphase. Magretta, Joan 2002: Basic Management. Alles was man wissen muss. Stuttgart/München. Münz, Stefan 2005: Professionelle Websites. München. Download unter http:// aktuell.de.selfhtml.org. Nussbaum, Cordula 2006: Die 100 häufigsten Fallen nach der Existenzgründung. Freiburg im Breisgau. Opoczynski, Michael/Schwarz, Ruth/Schwarz, Friedhelm 2005: WISO Existenzgründung. Frankfurt/Main. Dieser sehr allgemein gehaltene Ratgeber ist nur für einen ersten Überblick geeignet. Röthlingshöfer, Bernd 2004: Werbung mit kleinem Budget. Der Ratgeber für Existenzgründer, kleine und mittlere Unternehmen. München. Wimmer, Matthias 2006: Arbeitslosengeld II. Was Sie jetzt beachten müssen. Wehlau. Download unter http://www.beamte4u.de. Ziehm, Claudia 2003: Selbständig arbeiten als Geistes- und Sozialwissenschaftler. Bielefeld. Erfahrungsberichte, Checklisten und Statistiken, Adressen, Lese- und Surftipps machen das Buch zu einem praxisnahen Leitfaden.
Internet
http://www.brainguide.de Von Existenzgründern wird die Homepage als Plattform zur Präsentation ihrer Leistung genutzt. Dies ist allerdings nur denjenigen möglich, die bereits Veröffentlichungen vorweisen können. Mit den Experten aus den Fachgebieten Management, IT, Recht, Steuern, Finanzen und Ökonomie/VWL nehmen Interessierte über die Homepage Kontakt auf. http://www.bmbf.de Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bietet unter der Telefonnummer 0800 2623009 eine kostenlose Förderberatung für kleine und mittlere Unternehmen.
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V. Existenzgründung http://www.bmwi.de Die Website des BMWI enthält viele Informationen zu Beruf, Wirtschaft und Existenzgründung. http://www.bundesfinanzministerium.de Auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums lassen sich Informationen, Programme und Formulare rund um die Steuererklärung finden. http://www.deutsche-rentenversicherung-bund.de Die Site informiert zu Fragen der Rentenversicherung von Selbständigen. http://www.e-lancer-nrw.de/Kalkulator Honorarkalkulator für Selbständige. http://www.existenzgruender.de Die Homepage, die ebenfalls vom BMWI unterhalten wird, bietet Checklisten, Expertenforen und Adressen, die beim Schritt in die Selbständigkeit helfen können. http://www.fgf-ev.de Die Website des Förderkreises Gründungs-Forschung (FGF) enthält eine Übersicht über bundesweite Businessplan und Existenzgründerwettbewerbe: > Aktivitäten > FGForum Infosystem > Wettbewerbe. http://www.ihk.de Die Website des Deutschen Industrie- und Handelskammertags enthält zahlreiche Wirtschaftsinformationen und Links zu den Kammern vor Ort. http://www.kfw-mittelstandsbank.de Bei der KFW-Mittelstandsbank kann ein Kredit für die Anfangsphase der Existenzgründung beantragt werden. http://www.mediafon.net Mediafon ist ein Beratungsportal für Freiberufler in den Medienberufen. Die Beratung ist für Verdi-Mitglieder kostenlos. Mit Ratgeber für Kleinselbständige unter http:/www.mediafon-ratgeber.de. http://www.nexxt.org Nexxt ist eine Initiative des BMWI, der KfW-Mittelstandsbank sowie von Verbänden, Institutionen und Organisationen der Wirtschaft, des Kreditwesens und der Freien Berufe. Interessant ist die kostenlose Beraterbörse, in der nach Existenzgründungsberatern aus der eigenen Region, nach Branchen geordnet, gesucht werden kann. http://www.nvu-composer.de Von der Homepage zum deutschen Nvu-HTML-Editor kann der Editor mit seinen Erweiterungen kostenlos heruntergeladen werden. http://www.xing.com http://www.u-geist.de UnternehmerGeist ist ein Projekt der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit dem GründerRegio M e.V., das Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler für die berufliche Selbständigkeit qualifiziert. Auf der Website können Informationen zu den angebotenen Seminaren und Workshops abgerufen werden. http://www.verdi.de Auf den folgenden Homepages können Existenzgründer ein Weblog veröffentlichen: http://www.blogg.de http://www.blogger.com http://www.20six.com http://www.twoday.net http://www.typepad.com