115 96 8MB
German Pages [492] Year 2009
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
Jüdische Religion, Geschichte und Kultur Herausgegeben von Michael Brenner und Stefan Rohrbacher
Band 8
Vandenhoeck & Ruprecht
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Barbara Rösch
Der Judenweg Jüdische Geschichte und Kulturgeschichte aus Sicht der Flurnamenforschung
Vandenhoeck & Ruprecht
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Günther Kapfhammer (1937–1993) in Dankbarkeit
Mit 9 Abbildungen, 9 Karten und 2 Tabellen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-56998-6 Diese Publikation konnte gedruckt werden mit freundlicher Unterstützung folgender Institutionen: Stiftung Irène Bollag-Herzheimer, Basel Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein Unterfränkische Kulturstiftung, Bezirk Unterfranken, Würzburg Förderkreis Synagoge Urspringen e.V., Marktheidenfeld Umschlagabbildung: „Der Fischacher Judenweg“ (Foto: G. Kapfhammer, 1993) © 2009, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany. Druck und Bindung: b Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Inhalt Inhalt Inhalt Verzeichnis der Abbildungen, Karten und Tabellen...............................
9
Vorwort und Dank...................................................................................
11
1. Einleitung .......................................................................................... 1.1 Einführung.............................................................................. 1.1.1 Die Idee .................................................................. 1.1.2 Der Flurname Judenweg ........................................ 1.2 Aktueller Forschungsstand..................................................... 1.3 Zielsetzung und Fragestellung ............................................... 1.4 Methode und Quellen............................................................. 1.5 Datierung und Datierungsproblem.........................................
13 13 13 15 21 24 27 32
2. Judenwege ohne Juden? Ideologiekritische Vorüberlegungen ......... 2.1 Das „Unheimliche“ wird „jüdisch“........................................ 2.2 Antisemitismus und die „Heiden-These“............................... 2.3 Der Begriff Jude als Schimpfwort .........................................
34 35 36 41
3. Judenwege im ehemaligen Waldsassengau ...................................... 3.1 Die Wege – Überblick und Kartierung .................................. 3.1.1 Karte....................................................................... 3.1.2 Tabelle.................................................................... 3.2 Die Wege – Beschreibung...................................................... 3.2.1 Die Judenwege im ehemaligen Waldsassengau..... 3.2.2 Die Judenwege der näheren Umgebung ................ 3.2.3 Die Bedeutung der Waldsassengauer Judenwege innerhalb des zeitgenössischen Straßensystems .... 3.3 Die Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau – ein Überblick..........................................................................
47 47 48 49 59 59 74 76 82
4. Bedeutung und Funktion der Judenwege – Spiegel Jüdischer Alltagsgeschichte .............................................................................. 102 4.1 „Querfeldein“ ......................................................................... 103
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6
Inhalt
4.2 4.3
4.4
4.5 4.6 4.7
4.8
Zur Synagoge und Mikwe...................................................... 106 „Der gute Ort“ als Ziel des Weges......................................... 113 4.3.1 Im Waldsassengau ................................................. 113 Zum jüdischen Friedhof Wenkheim (113) – Zum jüdischen Friedhof Laudenbach (116) – Zum jüdischen Friedhof Karbach (124) 4.3.2 „der Jüden Kirchhoff“............................................ 127 4.3.3 Die Wege nach Kleinbardorf, Georgensgmünd, Euerbach, Weimarschmieden und Kriegshaber..... 132 4.3.4 Auf dem Weg zum Friedhof – ein Exkurs............. 139 Die Begleitung (141) – Die Absonderung der Frauen (146) – Wasser, Taschlich und die dörfliche Erinnerung (149) – Der Rückweg (152) – Steine auf dem Weg zum Friedhof (I) (154) Der Weg ist das Ziel – Judenwege als Schabbeswege........... 165 4.4.1 Der Schabbesweg................................................... 165 4.4.2 Am Judenbrunnen (I) ............................................. 172 Das „Humusfeuer“ ................................................................. 173 Judenweg – Weg zur Bildung ................................................ 174 Wege jüdischer Händler......................................................... 178 4.7.1 „die arme Judenschafft, ... welche ausser der handelschafft keine Nahrung hat“ – Die Wege im ehemaligen Waldsassengau .............................. 178 Von Altertheim auf dem Judn Pfad nach Böttigheim und Helmstadt (178) – Der Steinfelder Judenpfad (184) – Der Judenweg, die Judenpfade und die Judenstraße von Birkenfeld, Remlingen, Uettingen und Greußenheim (186) – Der Wenkheimer Judenpfad (188) 4.7.2 Von Dorf zu Dorf – Das Unterwegssein als Hausierhändler ....................................................... 190 4.7.3 Jenseits des Waldsassengaus ................................. 194 Überregionale Judenwege als Handelswege (194) – Wegenetze (196) – Käppele und Judenrutsch (199) 4.7.4 Judenwege, Altstraßen und Fernwege ................... 201 Wege jüdischer Viehhändler .................................................. 204 4.8.1 Die Wege im ehemaligen Waldsassengau ............. 204 4.8.2 „kaufft vnd verkaufft bißweilen Ein stückhlein rind vihe“ – Viehhandel im ehemaligen Waldsassengau....................................................... 206 Unterwegs – Der Geschäftsalltag (212)
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Inhalt
4.8.3 4.8.4 4.8.5 4.8.6
Judenwege als Viehhandelswege – jenseits des Waldsassengaus .................................. Abkürzungen.......................................................... Am Judenbrunnen (II)............................................ Der Judenbaum ......................................................
7 214 218 222 223
5. Judenwege – Resultat antijüdischer Gesetzgebung .......................... 227 5.1
Mobilität mit Hindernissen .................................................... 227 5.1.1 Judenwege als erzwungene Ortsumgehung? ......... 227 5.1.2 Verbotene Orte....................................................... 230 Steine auf dem Weg zum Friedhof (II) (234) – An Sonn- und Feiertagen (238) – „in lauter verbo-tenen Gegenden“ (243) – Weidefrevel (245) – Flurschaden und das Pressedebüt eines Judenwegs (251)
5.2
„Bettelleut oder anderes loses Gesindel, absonderlich die Juden“............................................................................... 5.2.1 Am Judenbrunnen (III) .......................................... 5.2.2 Auf der Straße ........................................................ 5.2.3 „allerhand schlupf=winckel“?................................
5.3
Ausbeutung und Lebensgefahr – Der Leibzoll und seine Folgen ............................................... 5.3.1 Der Leibzoll – Grundsätzliches ............................. 5.3.2 Orte spezifisch jüdischer Grenzerfahrung: Grenzen und Zollstätten im ehemaligen Waldsassengau....................................................... 5.3.3 Vom Leibzoll, Totenzoll und anderen Tarifen ...... „in jedem fürstlich-würzburgischen Ort, flecken oder Stadt 2 Batzen fränk. Leibzoll“ (273) – Brückenzoll und Fährlohn (279) – Totenzoll (280) – Übersichtstabelle der Leibzolltarife im Hochstift Würzburg (283) „bei Verheyrathungsfällen“ (284) – Ende in Sicht (286) 5.3.4 Finanzielle Ausbeutung, Demütigung und Lebensgefahr – Auswirkungen des Leibzolls........ 5.3.5 Umwege und Ausflüchte?...................................... Im ehemaligen Waldsassengau (293) – Zollvermeidung jenseits des Waldsassengaus (294) – Steine auf dem Weg zum Friedhof (III) (296)
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253 253 254 261 264 264 269 273
287 290
8
Inhalt
6. Am Rande der Gesellschaft............................................................... 299 6.1
„in stetter leibs gefahr“ – Judenwege als Zufluchtsorte?....... 299 6.1.1 Grenzwege ............................................................. 300 6.1.2 Der verborgene Weg .............................................. 302
6.2
Judenwege als Orte des Todes ............................................... 6.2.1 Röttingen, Uissigheim und Beelitz ........................ 6.2.2 „soll hier erschlagen worden sein“ ........................ 6.2.3 Das Judenloch ........................................................ 6.2.4 Ein Begräbnisort?...................................................
6.3
Die Judensteine und ihre Deutungen ..................................... 332
6.4
Am Rande der Realität – Die Instrumentalisierung der Juden in der regionalen Sage ................................................. 6.4.1 Viehmarkt, Judenbildstock und Mariabuchen – Drei Sagen aus dem ehemaligen Waldsassengau .. 6.4.2 Die Sage als ideologisches Instrument .................. 6.4.3 Vom Nutzen der Sage ............................................
308 308 317 328 330
339 340 342 348
7. Zusammenfassung und Ausblick ........................................................ 354 Anhang: Register aller eruierten Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude (Schwerpunkt Bayern) .............................................................. 363 Quellen und Literatur .............................................................................. 432 Abkürzungen ........................................................................................... 466 Flurnamenregister ................................................................................... 469 Ortsregister .............................................................................................. 475
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Verzeichnis der Abbildungen, Karten und Tabellen Verzeichnis der Abbildungen, Karten und Tabellen Abbildungen Abb. 1 Extraditionsplan, NW 34–36, Nähermemmingen, Schwaben (um 1850, Ausschnitt), frdl. Hinweis Bgm. Schürer, Markt Wallerstein (Foto: B. Rösch 1997) Abb. 2 Die Judengasse am westlichen Ortsrand Steinfelds, Unterfranken (Foto: B. Rösch 1999) Abb. 3 Die Rohrbacher Judenstraße vom Erlenberg Richtung Steinfeld, rechts im Bild die abzweigende Judenstraße auf Hausener Flur (Foto: B. Rösch 1999) Abb. 4 Der im Unterholz verborgene Judenweg von Steinbach westlich des jüdischen Friedhofs von Wenkheim (Foto: B. Rösch 1999) Abb. 5 Der Helmstadter Judenpfad, vom Wald Oberhöhe Richtung Häusertal ziehend (Foto: B. Rösch 1999) Abb. 6 Wenkheim, der Judenpfad, südlich des Ortes (Foto: B. Rösch 1999) Abb. 7 Roden, der sogenannte Judenbildstock (Foto: B. Rösch 1999) Abb. 8 Judenstraße, Gmk. Altendorf, Stadt Weismain, Oberfranken (Foto: B. Rösch 1993) Abb. 9 Der Fischacher Judenweg, Schwaben (Foto: G. Kapfhammer 1993)
Karten Karte 1.1 Dokumentation der einzelnen Wegbelege sowie aller zusätzlich relevanter Flurnamen im ehemaligen Waldsassengau Karte 1.2 Vergleichskarte (Folie): Dokumentation der einzelnen Wegbelege nebst den beiden Judenbäumen von Karbach und Billingshausen und dem Judenplatz auf Dertinger, Wüstenzeller und Holzkirchner Flur Karte 2 Das Straßensystem im Waldsassengau um 1800 (u.a. auf Grundlage der Würzburger Hochstiftskarte des Oberstleutnants v. Fackenhofen, 1791, vgl. Hofmann, Hanns H.: Die Würzburger Hochstiftskarte des Oberstleutnants v. Fackenhofen (1791) (Mainfränk. Hefte 24) Würzburg 1956, Kartenbeilage) Karte 3 Jüdische Ansiedlungen im Waldsassengau um 1700 Karte 4 Jüdische Ansiedlungen im Waldsassengau um 1800 Karte 5 Jüdische Ansiedlungen im Waldsassengau Anfang 20. Jh. Karte 6 Jüdische Friedhöfe im Waldsassengau und ihre Einzugsbereiche vor der Gründung des jüdischen Friedhofs Laudenbach 1655 Karte 7 Jüdische Friedhöfe im Waldsassengau und ihre Einzugsbereiche um 1700 Karte 8 Jüdische Friedhöfe im Waldsassengau und ihre Einzugsbereiche um 1890 Karte 9 Territorien und Zollstationen im Waldsassengau um 1800 (auf Grundlage des HAB: Richter [Bearb.], 1963, Karte 2; Riedenauer [Bearb.], 1963, Karte 6; Störmer, 962, Karte 1)
Tabellen Tabelle 1 Judenwege im ehemaligen Waldsassengau und andere relevante Flurnamen Tabelle 2 Übersichtstabelle der Leibzolltarife im Hochstift Würzburg (1468–1810)
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Vorwort und Dank Vorwort und Dank Vorwort und Dank Die Idee zur vorliegenden Arbeit entstand 1992 auf Wanderungen in Augsburger Wäldern und auf dem Höhenzug Lange Meile in Oberfranken: Eine Spurensuche auf den ehemaligen Routen der Judenwege und Judenpfade, die zu ergründen das letzte intensive Forschungsanliegen des Augsburger Volkskundlers Prof. Dr. Günther Kapfhammer war. Ausgerüstet mit damals noch grobem Kartenwerk suchten wir anhand einzelner Flurnamenbelege und im Gespräch mit Ortsansässigen Anhaltspunkte, fanden landwirtschaftlich genutzte Feldwege, fanden überwachsene Wegspuren und auch verlassene Forstwege, die uns oft geraume Zeit an Waldrändern entlang führten – durch ein, zwei Baumreihen vor den Blicken der Öffentlichkeit außerhalb des Walds geschützt. Karten lesend schlugen wir uns durchs Unterholz, ernüchtert oft angesichts der vom Erdboden verschluckten Wege. Die Geschichte dieser Wege zu verstehen und die Schicksale derer, die darauf gegangen waren, war unser Ziel. Bald beschäftigten uns hunderte von schriftlichen Anfragen an alle jene bayerischen Gemeinden, für die aus der Sekundärliteratur ein Judenweg nachweisbar war. Bald füllte die Flut der Antwortbriefe ein halbes Dutzend Aktenordner, die mir anvertraut und nebst allem weiteren Forschungsmaterial übergeben wurden. Bald darauf, und auch bald nach der letzten gemeinsamen Exkursion in die fränkische Rhön, verunglückte Kapfhammer tödlich – eine Lücke und einen Forschungsauftrag hinterlassend, dem sich nun mit Intensität zu widmen außer Frage stand. Den folgenden Weg und Forschungsweg, der zur Annahme der vorliegenden, für die Drucklegung nur geringfügig veränderten Studie als Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam im Sommersemester 2006 führte, begleiteten viele, denen mein ausgesprochener Dank gilt: Der kreativen Ideengeberin und Unterstützerin Dr. Ulla-Britta Vollhardt, München und meinen Eltern, die mit großem Interesse und Fürsorge vor allem auch zwei Feldstudien in Ober- und Unterfranken begleiteten. Ein dreijähriges Forschungsstipendium der DFG und des Landes Brandenburg in Zusammenhang mit dem interdisziplinären Graduiertenkolleg „Makom – Ort und Orte im Judentum“ an der Universität Potsdam ermöglichte mir ab 2001 eine intensive Arbeitsphase und einen kontinuierlichen wissenschaftlichen Diskurs mit zahlreichen Anregungen und kritischem Rat. Hier möchte ich an erster Stelle meinem geschätzten Betreuer, Herrn Prof. Dr. Joachim Schlör, Berlin/Southampton, herzlich danken.
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Vorwort und Dank
Mein Dank für Unterstützung und Begleitung gilt auch Herrn Prof. Dr. Karl-Erich Grözinger, Potsdam, Prof. Dr. Michael Brenner, München, Frau Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Augsburg sowie besonders Herrn Prof. Dr. Rolf Kießling, Augsburg. Für inspirierende Hinweise über Jahre hinweg, für kontinuierliches Interesse am Werdegang der Arbeit und Ermutigung an ihrem Beginn danke ich auch Herrn Dr. Rainer Schöller, Bayerische Staatsbibliothek München, sowie Herrn Dr. Reinhard Seitz, damals leitender Archivdirektor, Staatsarchiv Augsburg. Mein Dank geht selbstverständlich an die Archive, allen voran dem Verband für Orts- und Flurnamenforschung e.V. in Bayern, Herrn Dr. Reinhard Bauer, der mir die 72 Archivkisten mit den Flurnamensammlungen ganz Bayerns großzügig zur Verfügung stellte sowie Frau Dr. Ingrid Heeg-Engelhardt, Staatsarchiv Würzburg, für geduldige Betreuung, ebenso Frau Kühnle, Staatsarchiv Wertheim, Wolf-Hartmann Frhr. von Thüngen, Frhr. v. Thüngen’sches Familienarchiv Würzburg und insbesondere Jesko Graf zu Dohna, Fürstlich Castell’sches Archiv Castell. Nicht zu vergessen ist die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft zahlreicher Gemeinden, Verwaltungen und LokalhistorikerInnen, die Informationen und teils teppichgroße Kopien alter Flurkarten und Meßtischblätter übersandten, Befragungen unter den OrtsbewohnerInnen vornahmen und so durch ihre Bereitschaft und Unterstützung die Forschungstätigkeit erst ermöglichten – ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Ganz besonders danke ich den unermüdlichen Korrekturleserinnen und -lesern Stefanie Nathow, Berlin, meinem Bruder Dr. Mathias Rösch, München, Monika Franz, München, Dr. Uri Kaufmann, Dossenheim bei Heidelberg sowie dem Lesekollektiv Dr. Anne Lipphardt, Dr. Alexandra Nocke und Jens Neumann, Berlin, das sich aus dem Graduiertenkolleg an der Universität Potsdam „Makom – Ort und Orte im Judentum“ figurierte. Um das Lesen zu erleichtern, sind alle Flurnamen im Text kursiv gedruckt. „Korr.“ im Anmerkungsteil meint die Korrespondenz der angegebenen Institution, Gemeinde oder Person mit der Autorin, in der Zeit vor Sommer 1993 hingegen vorwiegend mit Prof. Dr. Günther Kapfhammer. Berlin, im Juli 2008
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Barbara Rösch
1. Einleitung Einleitung
1.1 Einführung Einführung 1.1.1 Die Idee In den Jahren nach 1514 wird, soweit bekannt, das erste Mal ein außerörtlicher Judenweg in einem Schriftstück süddeutscher Provenienz dokumentiert: als Acker in der Judengaß im mittelfränkischen Kattenhochstatt.1 Nur wenig später wird im Erbebuch von Markt Bürgstadt, Unterfranken, ein Judenpfad als Flurabteilung und Flurweg beschrieben.2 Über dreihundert Mal ist es seither allein in Bayern gelungen, verschiedene Judenwege und Judenpfade zu ermitteln. Dreihundert Argumente also, dieses eine Toponym zum Ausgangspunkt und Ziel einer Spurensuche zu machen. Die Flurnamenforschung, das heißt die sprachliche und historische Analyse von Flur- und Wegenamen, ist seit jeher ein unverzichtbares Element der Volkskunde und Geschichtsforschung – doch hat es mit dem Flurnamen Judenweg eine besondere Bewandtnis: Er berührt einen Fragenkomplex, der aufgrund seiner sprachgeschichtlichen, sozial- und kulturhistorischen, geographischen und ökonomischen Dimensionen nicht nur im Schnittfeld sehr unterschiedlicher Disziplinen angesiedelt ist, sondern auch eine Grenzlinie zwischen jüdischer und nichtjüdischer Welt markiert und zugleich darstellt. Dieser Thematik wurde bisher kaum Aufmerksamkeit zuteil, daher liefert die vorliegende Forschungsarbeit eine erste umfassende volkskundlich-historische Untersuchung der Judenwege. Die Idee zu dieser Arbeit und damit auch die Fokussierung auf das heutige Bundesland Bayern entwickelte sich aus dem Forschungsprojekt Jüdische Mobilität und Migration in Bayern, das der 1993 verstorbene Volkskundler Prof. Dr. Günther Kapfhammer 1988 an der Universität Augsburg initiierte. Ziel dieses Projektes war es, zunächst alle Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude und sämtliche Hinweise auf ebensolche Wegbezeich1 Vgl. Beier, 1994, 171; 1545 belegt als 3 beth vff der Juden gassen, StA N, Ansbacher Salbuch 125a (Salbuch des Stiftamts Wülzburg, 1545), fol. 489’. 2 Vgl. Korr. Markt Bürgstadt, Bgm. Eck, 19.12.1991. Noch älter ist evtl. die in der Umgebung des thüringischen Gräfenthal als Judenstraße bekannte Fernverkehrsstraße von Nürnberg über den Thüringer Wald nach Saalfeld und Leipzig. Ihr Name wurde lt. Edelmann, 1955, 143f, 131f, der keine Quelle nennt, erstmals 1414 erwähnt. Auch der Bensheimer Judenweeg im Südhessischen wurde offenbar Mitte des 15. Jhs. erstmals schriftlich erfasst, vgl. Ramge, 2002, 538.
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14
Einleitung
nungen aus Quellen jeglicher Provenienz zu erfassen und zu katalogisieren. Nach Kapfhammer, der sich als Erster und bis dahin Einziger für die wissenschaftliche Bearbeitung der Thematik engagierte, ist der Begriff Judenweg die „Bezeichnung für Wege (Straßen) außerhalb geschlossener Siedlungen, die überwiegend von jüdischen Mitbürgern benutzt wurden.“3 Ausgangspunkt und Quellengrundlage zur Erforschung dieser Wege sind die bayerischen Flurnamensammlungen, ein umfassendes Konvolut des 1920 in München gegründeten Verbands für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V., der sich die Sammlung und wissenschaftliche Auswertung aller Flurnamen Bayerns, sowie die Erhaltung dieses Kulturgutes zum Ziel setzt. Die Flurnamensammlungen, das Kernstück des Bayerischen Flurnamenarchivs, konnten durch den Einsatz ortskundiger Zuträger, meist LehrerInnen, zwischen 1920 und 1939 zwar nicht flächendeckend, doch von nahezu 70 Prozent des bayerischen Staatsgebietes erstellt werden.4 Die systematische Durchsicht und Auswertung dieser über 5100 Flurnamensammlungen war Aufgabe der Verfasserin. Es gelang, insgesamt 326 einzelne Belege für Judenwege in 315 Gemeinden, bzw. Ortsteilen zu entdecken, verteilt auf 74 von insgesamt 146 bayerischen Altlandkreisen. Die Ergebnisse sind beachtenswert, da knapp ein Drittel des bayerischen Staatsgebietes nicht in Flurnamensammlungen erfasst ist. In Korrelation hierzu fand sich die Mehrzahl der Judenwege in Unterfranken, das nach Oberfranken am ehesten flächendeckend erschlossen ist. Die wenigsten Belege, lediglich zwei, ergab Niederbayern, das jedoch nur zu 40 Prozent erfasst ist. Basierend auf diesen im August 1992 abgeschlossenen Recherchen sandten wir schriftliche Umfragen an die betreffenden kommunalen Behörden, mit der Bitte um detaillierte Angaben zu Existenz, Lage und heutiger Beschaffenheit der Wege in Form von Karten und Archivmaterial sowie eventuellen Literaturhinweisen. Zusätzlich galt unser Interesse der spezifischen Erinnerung der DorfbewohnerInnen an die eruierten Wege und an deren mögliche Funktion. Der Rücklauf dieser Enquete war sowohl quantitativ – er betrug in etwa 70 Prozent – als auch qualitativ ergiebig. Durch das meist beachtliche Entgegenkommen und die beeindruckende Hilfsbereitschaft der Kommunen konnte umfangreiches Material zusammengetragen werden: Daten aus den Gemeindearchiven, Kopien von Klassifikationsplänen und Flurkarten vorwiegend des 19. Jahrhunderts sowie Hinweise auf heimatkundliche Literatur und weitere Gewährspersonen. Erwartungsgemäß aber fehlte in diversen Gemeinden die Erinnerung an diesen Flurbestand.
3 Vgl. Kapfhammer, 1990, 5; vgl. auch Kapfhammer, vor 1993, 1. 4 Dabei wurden die meisten Gemeinden, nämlich 95%, im Regierungsbezirk Oberfranken erarbeitet; in Unterfranken 87%, Schwaben 81%, Mittelfranken lediglich 68%, Oberpfalz 61%, Oberbayern 52% sowie Niederbayern 40%, vgl. Bauer, 1980, 6; Bauer, 1978b, 21.
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Einführung
15
Die Fortführung des Projekts wurde durch den unerwarteten Tod Günther Kapfhammers im Sommer 1993 jäh unterbrochen und verlor seine universitäre Anbindung. Dennoch konnte die Verfasserin die begonnene Arbeit und Grundidee in den folgenden Jahren weiterführen und eine Reihe regionaler Studien starten und publizieren.5 Mit der vorliegenden Arbeit wird nun sämtliches bis dahin vorhandenes6 und durch weitere Recherchen, Enqueten und Archivstudien hinzugekommenes Material systematisch ausgewertet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1.1.2 Der Flurname Judenweg Flurnamen (Toponyme) sind die Bezeichnungen aller unbewohnten Örtlichkeiten außerhalb von Siedlungen. Sie sind die Eigennamen von Wiesen, Äckern, Wäldern und Wegen, die ursprünglich der einheimischen Bevölkerung zur Besitzbeschreibung, Differenzierung und Orientierung dienten.7 Die Bedeutung der Flurnamen liegt in ihrem verschlüsselten Informationsgehalt, der Beobachtungen und Empfindungen des Menschen bezüglich Umwelt, Natur und geschichtlicher Prozesse speichert und dabei nicht nur Sachinformationen sowie bestimmte Details einer spezifischen Vorstellungswelt überliefert, sondern auch Werturteile, die durch soziale und kulturelle Veränderungen Vergangenheit wurden.8 So transportiert etwa der Flurname Hexenbichl im Allgäuer Erbenschwang9 charakteristische Aspekte des früheren dörflichen Hexenglaubens, die mit einem bestimmten landschaftlichen Punkt verknüpft wurden. Darüber hinaus konservieren Toponyme historische Ereignisse und deren Etikettierung durch die Bevölkerung über einen beachtlichen Zeitraum. Sie sind damit oft – und speziell im hier vorliegenden Fall – der einzige Zugang zu bislang unbeachteten volkskundlichen und historischen Phänomenen.10 Die Begriffe Judenweg, Judenpfad, Judenstraße, Judengasse, Judenbuck etc. sind seltene Wegenamen (Hodonyme), die, wie im Folgenden zu sehen 5 Vgl. Rösch, 1993, o.S.; Rösch, 1995, 6–23. Dieser Aufsatz erschien verkürzt auch in: Jüdische Landgemeinden in Franken. Beiträge zu Kultur und Geschichte II (Schriften des Fränkische Schweiz-Museum 5), Pottenstein 1998, 37–49; Rösch, Barbara: ‚Mosse Jud von Tapfheim‘. Von der Aussagekraft der Flur- und Wegenamen, in: Bayer. Flurnamenbuch 4: Gemeinde Tapfheim. Für das Haus der Bayer. Geschichte, hg.v.: Michael Henker u.a., Augsburg 1996, 29–35; Rösch, 1999, 275–311; Rösch, 2006, 50–72. 6 Kapfhammer übergab den Aktenbestand nach zweijähriger Zusammenarbeit der Autorin. 7 Vgl. Bauer, 1978a, 20. 8 Vgl. Kapfhammer, 1988, 77f. 9 BSB, HS-Abt., Fna 1 (Sagen, Bräuche und Aberglauben aus dem Landgericht Oberdorf und dessen Umgebung, ges. v. Ludwig W. Fischer (1817–1890)), Nr. 255, Erbenschwang, Gde. Ingenried, Lkr. Schongau-Weilheim (Obb.). 10 Vgl. Kapfhammer, 1988, 77.
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16
Einleitung
ist, von einer nichtjüdischen Umwelt geprägt wurden und daher außerhalb der jüdischen Sprachpraxis und Perspektive stehen. Judenwege sind nicht nur in ganz Deutschland verbreitet, Belege konnten bisher auch für Frankreich (Elsass, Bretagne, Normandie), Polen (Pommern, ehemalige Neumark), Österreich, Liechtenstein, Italien (Südtirol) sowie Ungarn gesammelt werden. Die Bezeichnung Judenweg wird im Folgenden als Überbegriff verwendet und meint Wegenamen mit dem gemeinsamen Bestimmungswort Jude bzw. in ihrer mundartlichen oder regionalen Variation Jüden- etc. Hierzu werden auch alle variablen Erscheinungsformen des Grundwortes Weg gezählt, die als solche in gleichem Maße Untersuchungsgegenstand sind, etwa Judenpfad, -gasse, -steig, -straße, -steg, -graben und -tal. Der Interessenschwerpunkt liegt jedoch nicht auf den innerörtlichen Straßennamen Judengasse, Judenstraße, Judenanger oder Judenhof. Diese bezeichnen meist einen temporären oder kontinuierlichen, vielfach aufgezwungenen Wohnsitz von Juden in Dorf oder Stadt, aber auch eine Straße, die zum Judenviertel oder an diesem vorbei (so etwa die Jüdenstraße in Berlin11) oder auch zum Markt führte.12 Beispiele für diese teils heute noch existenten innerörtlichen Judengassen gibt es in kleineren bayerischen Dorfgemeinden zahlreiche, allein in Unterfranken etwa in den Orten Aub,13 Fahr,14 Memmelsdorf i. Unterfranken,15 Nordheim vor der Rhön,16 Völkersleier17 und Zeilitzheim18 sowie auch als Diminutivform Judengässchen in Kleinheubach19 und Buch.20 Abweichend von den genannten Erklärungsmustern geht im unterfränkischen Ballingshausen der Name Judengasse laut Flurnamensammlung auf eine Person zurück, da in dieser Straße „alle Nachbarn mit dem jüdischen Viehhändler Julius Dietz verwandt“ seien.21
11 Vgl. Pinthus, 1930, 106. 12 Vgl. Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20. Über städtische Judengassen sowie den inhaltlich korrespondierenden Straßennamen Judenhof (z.B. in Bastheim, seit ca. 1978 Auweg, vgl. BayFlNA, FlNS Bastheim, Lkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 151 und Korr. Gde. Bastheim, 4.2.1993) ausführlich bei Pinthus, 1930, v.a. 210 und Hoffmann-Axthelm, 2005. 13 BayFlNA, FlNS Aub, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1939) 66. 14 Belegt 1780, StadtA Volkach, Fahr B 44, frdl. Hinweis Dr. Egert, StadtA Volkach, Korr. 6.4.1993; BayFlNA, FlNS Fahr am Main, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1940) 47. 15 BayFlNA, FlNS Memmelsdorf i.Ufr., AltLkr. Ebern, Ufr. (1927/28) 81. 16 BayFlNA, FlNS Nordheim vor der Rhön, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1928/29) 110. 17 BayFlNA, FlNS Völkersleier, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1930/31) 73; heute Fronstraße bzw. am Seeblick, vgl. Korr. Gde. Wartmannsroth, 26.7.1993. 18 BayFlNA, FlNS Zeilitzheim, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1932) 64. 19 BayFlNA, FlNS Kleinheubach, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1929), Nachtrag Nr. 2. 20 BayFlNA, FlNS Buch, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1950) 19. Seit 1945 nun Das Gässlein, vgl. Korr. Vg. Röttingen, 21.1.1993. 21 BayFlNA, FlNS Ballingshausen, Lkr. Schweinfurt, Ufr. (1923) 14+.
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Einführung
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Innerörtliche Judengassen sind unter anderem auch in Oberbayern, etwa in den Marktgemeinden Neubeuern22 und Mittenwald23 sowie in den schwäbischen Orten Babenhausen24 und Deisenhausen25 belegt. Nur wenige dieser Straßennamen überdauerten die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts – ein Prozess, der auch die außerörtlichen Judenwege betrifft, wenngleich das Verschwinden des Namengutes hier andere Ursachen hat. Bewusste Umbenennungen von innerstädtischen Judengassen waren schon vor dem Nationalsozialismus beobachtbar. Eine Ausnahme mag die Namensänderung der ehemaligen Judengasse in Dießen am Ammersee sein, die erstmals 1385 als platea Judeorum erwähnt ist. Sie wurde im Jahre 1900 in Schützenstraße umbenannt, da hier der Schützenzug anlässlich eines Besuchs des späteren Monarchen Ludwig III. von Bayern durchzog.26 Was auch immer den individuellen Anstoß für den Namenwechsel einer innerstädtischen Judengasse gegeben haben mag – den Nährboden bereitete der seit den 1860er Jahren gesellschaftlich zunehmend anerkannte Antisemitismus. Die wachsende Landflucht der Juden, die mit Aufhebung des Matrikelparagraphen 1861 die dörfliche Umgebung verließen, um sich in den nächst größeren Städten anzusiedeln bzw. um aus ökonomischen Gründen vor allem in die USA zu emigrieren, ist hier nicht der Grund. Denn das Verschwinden der Straßenbezeichnung Judengasse betraf gleichermaßen Orte, an denen eine jüdische Siedlungskontinuität bis Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vorhanden war, wie auch solche, in welchen seit den gewaltsamen Judenvertreibungen aus den Städten im 14., 15. und 16. Jahrhundert Juden bis 1861 der Zuzug verboten gewesen war. Die Namensänderung war ein bewusster Vorgang. Straßen- und Flurnamen verlieren gewöhnlich nicht ihre Bezeichnung, sobald der genannte Gegenstand bzw. die genannten Personen, in diesem Fall die Juden des Ortes, nicht mehr vorhanden sind. Namensänderungen vollziehen sich in einem allmählichen Prozess. Die exakten Hintergründe solcher Namenwechsel von Judengasse zur Bahnhofstraße, wie im schwäbischen Bobingen 1927,27 oder zur Ballenhausgasse wie im oberbayerischen Mittenwald,28 wären an anderer Stelle zu 22 „Gehörte den Handelsleuten im alten Markt“, vgl. BayFlNA, FlNS Neubeuern, AltLkr. Rosenheim, Obb. (1927) 9. 23 BayFlNA, FlNS Mittenwald, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, Obb. (1977) 171; Judengasse an der St. Peter und Paul-Kirche, heute Ballenhausgasse, vgl. Korr. Markt Mittenwald, Marktbaumeister Wörnle, 16.6.1993. 24 BayFlNA, FlNS Babenhausen, AltLkr. Illertissen, Schw. (1929) 136. 25 BayFlNA, FlNS Deisenhausen, AltLkr. Krumbach, Schw. (1927) 38. 26 Vgl. Schweizer, Art. Judengasse, 1957, 142; ausführlich auch Kapfhammer, 1990, 5f. 27 BayFlNA, FlNS Bobingen, AltLkr. Schwabmünchen, Schw. (1927) 20. 28 Korr. Markt Mittenwald, Marktbaumeister Wörnle, 16.6.1993. Die Bayreuther Judengasse z.B. wurde 1889 im Rahmen einer größeren Straßenumbenennung nach einer Stifterin in vonRömer-Str. umbenannt, vgl. Korr. Hist. Museum Bayreuth, Wilfried Engelbrecht, 26.4.2005; BayFlNA, FlNS Bayreuth, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 201.
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Einleitung
untersuchen. Zweifellos erlebten viele Ortsstraßen und -gassen während des Nationalsozialismus eine ideologisch motivierte Umbenennung. Dies betraf vor allem kleinere Städte und Dörfer, etwa Mühlhausen in Mittelfranken.29 Die Judengasse im unterfränkischen Hammelburg wurde 1933 offiziell zur Horst-Wessel-Straße.30 Anders in Tückelhausen, einem Stadtteil Ochsenfurts. Dort wurde nach Aussagen der Stadtverwaltung während des Dritten Reiches der Giebelstädter Weg als Judenweg bezeichnet.31 Die Judenstraße im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm wurde noch im April 1945 in Löwenstraße umbenannt.32 Nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft scheint in vielen Kommunen zum Teil bis heute keine Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit und insbesondere mit der örtlichen jüdischen Geschichte erfolgt zu sein. In Markt Bürgstadt etwa wurde der erwähnte Judenpfad noch 1986 in Heinrich-Heine-Straße umbenannt.33 Liegt hier der Wunsch zugrunde, mit dem getauften und intellektuellen Heine auch die Ortsgasse zu „neutralisieren“? Dieses Auslöschen der Straßenbezeichnung Judengasse ist der gängigen Zweckentfremdung etlicher Dorfsynagogen, die die Abrisswellen nach 1945 überdauert hatten, ideologisch verwandt. Die Umfunktionierung vieler Synagogen zu Garagen, Wohnhäusern, Lagerräumen und Rathäusern (etwa in Karbach, Unterfranken) oder zu einer Nachtbar (so in Edesheim, Pfalz34) kommt dem Versuch gleich, die jüdische Vergangenheit eines Ortes zu leugnen. Wie Utz Jeggle 1997 konstatiert, „besteht zumindest auf den ersten Eindruck ein eher kümmerlicher Erinnerungsbedarf“. Nur auf Druck von außen beteiligten sich Kommunen formal an der offiziellen Erinnerungskultur.35 Die Rückbesinnung auf die eigene lokale Geschichte, die bewusste Gedächtnisarbeit und Erinnerung an jüdische Kultur und Geschichte in den eigenen Dorfgassen, setzte erst Ende der 1980er Jahre unter anderem auch mit einer neuen Generation an PädagogInnen, HeimatforscherInnen und HistorikerInnen ein. Vereinzelt wurden und werden Synagogengebäude restauriert und in der Regel zu kulturellen Begegnungsstätten umgestaltet.
29 BayFlNA, FlNS Mühlhausen, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1934/37) 56+ Judengasse. 30 BayFlNA, FlNS Hammelburg, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1928–1934) 76. 31 Vgl. Korr. Stadt Ochsenfurt, 25.2.1993. Dort hieß schon im 19. Jh. ein Weg Richtung Giebelstadt Judenstraße, vgl. BayFlNA, FlNS Tückelhausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 27f. 32 Vgl. Korr. StadtA Pfaffenhofen a.d. Ilm, Kappelmeier, 17.2.1992. 33 Vgl. Korr. Markt Bürgstadt, Bgm. Eck, 19.12.1991: „[...] wurde aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses vom 04.02.1986 in Heinrich-Heine-Straße umgewandelt, nachdem der Weg in ein Bebauungsgebiet einbezogen wurde.“ 34 www.christen-und-juden.de/html/leben.htm. 35 Vgl. Jeggle, 1997, 399.
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Einführung
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Abb. 1: Extraditionsplan, Nähermemmingen, Schwaben (um 1850, Ausschnitt).
Bei den außerörtlichen Wegenamen hingegen, zu welchen wir nach diesem Exkurs in das Dorfinnere nun zurückkehren, spielt die Umbenennung keine größere Rolle, da die Namen in der Regel nur den Ortsansässigen, ja meist nur den Inhabern der einzelnen Feldfluren bekannt sind und nur sehr selten durch amtliche Straßenschilder öffentlich gemacht werden. Für die Definition der außerörtlichen Judengassen ist die Unterscheidung von primären (der Judenweg) und sekundären Wegenamen (Judensteigacker, Wiese am Judenweg) von Bedeutung. Durch ihre oft unmittelbare Lage an dem betreffenden Weg bezeugen sekundäre Flurnamen die einstmalige Existenz eines Weges. Mit ihrer Hilfe ist seine zum Teil exakte Lokalisation möglich und rekonstruierbar. Die Bedeutsamkeit der sekundären Flurnamen wird vor allem daran deutlich, dass das Landschaftsbild im Laufe der Jahrhunderte gravierende Veränderungen erfuhr. Die kontinuierliche Parzellierung der Fluren und maßgeblich die Flurbereinigungen des 20. Jahrhunderts führten zu zahllosen Umbenennungen der Fluren und letztlich zum Verschwinden zahlreicher Toponyme. Etliche Fluren, etwa ein Judengässelacker36 oder ein Acker am Judenwegele37 in den schwäbischen Orten Ehingen am Ries und Boos 36 StA A, RA Oettingen Nr. 222 I, Ka. Ehingen (1844), fol. 332’; BayFlNA, FlNS Ehingen am Ries, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1935) 95. 37 BayFlNA, FlNS Boos, AltLkr. Memmingen, Schw. (1931) 54.
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Einleitung
tragen weiterhin die Namen der Wege und Pfade, die sie einst durchquert hatten, selbst wenn der namenprägende Weg nicht mehr vorhanden ist. Dass ein Weg auch nach angrenzenden Flurstücken benannt wurde, ist zuweilen der Fall, so beim Stetthoferjudenäckerweg, einem Feldweg bei Harburg (Schwaben), der „aus dem Weg vom Bühlhof nach Stetthof durch das Haselhölzle in die Judenäcker“ führt38 – und beim ehemaligen Judenwiesenweg im heutigen Berliner Bezirk Neukölln. Dieser Weg und sein Name verschwanden jedoch mit der Judenwiesen, als ein Teil von ihr Anfang des 20. Jahrhunderts zum Industriegelände wurde. Der Name Judenwiesen selbst rührt offensichtlich daher, dass sie 1771 von dem jüdischen Bankier Daniel Itzig gekauft und vier Jahre später wieder veräußert wurde.39 Von besonderer Relevanz sind auch die im Volksmund geläufigen, also vorwiegend mundartlich gebrauchten Flurnamen. Sie bewahren als Teil der lebenden wandelbaren Sprache Informationen über die unmittelbare Wahrnehmung der Bevölkerung oder liefern indirekte Hinweise auf Wege. Beispielsweise verbirgt sich hinter dem „offiziellen“ Judenacker im oberfränkischen Schönwald die mundartliche Form Junweg.40 Das Alter der Mundartformen ist in der Regel schwer zu bestimmen. Meist sind sie älter als die schriftliche Form, da sie erst nach einer längeren mündlichen lokalen Tradition offiziellen Charakter annehmen und erst dann Eingang in Akten und Dokumente finden. Von der Untersuchung und Katalogisierung von Flurnamen wie Judenacker, Judenwiese, Judenwald und anderer Grundstücksbezeichnungen mit dem Bestimmungswort Jude wurde hier abgesehen. Diese sind inner- und außerhalb Bayerns häufig vertreten und in der Regel ohne Bezug zu Wegen und Wegenamen, sondern meist auf den – oft kurzfristigen – Besitz durch Juden zurückzuführen. Ein früher Beleg hierfür ist beispielsweise der Weinberg Judenpeunt nahe dem österreichischen Krems. Wie in einer Urkunde vom 25.7.1291 bestätigt, verzichteten der Jude Mukkelo und die Jüdin Sternlinna auf ihre Rechte am Weinberg (in vinea dicta Jvdenpiunt) zugunsten des Klosters Raitenhaslach.41 Die Mehrzahl der Toponyme Judenacker bzw. Judenwiese, -weinberg, -garten, -feld etc. ist jedoch wesentlich jünger als das Toponym Judenweg und wurde vermutlich erst im Zuge der Bauernbefreiung und Gebietsreform ab 1848 durch den Verkauf von Grund durch jüdische Händler oder Makler geprägt. Dies gilt für die Judenwiese im mittelfränkischen Voggendorf,
38 StA A, RA Donauwörth Nr. 703 III, Ka. Harburg (1835), fol. 1022’. 39 Daniel Itzig, späterer Hofbankier unter Friedrich Wilhelm II., über 30 Jahre Oberältester der jüdischen Gemeinde Berlin, vgl. Wolff, 1988a, 11f, frdl. Hinweis Raymond Wolff, Berlin. 40 BayFlNA, FlNS Schönwald, AltLkr. Rehau, Ofr. (1929) 125. 41 Vgl. Krausen, 1959, 364f.
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Aktueller Forschungsstand
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Marktgemeinde Bechhofen,42 gleichwie für den Juden- oder Gartenacker im ebenfalls mittelfränkischen Stadeln, einem Stadtteil von Fürth43 oder auch für das Waldstück Judenschlag im oberbayerischen Kochel, ein – wie es in der Flurnamensammlung von 1930 heißt – „Neuer Name, nach dem Juden Reinemann, der 1890 das Orterer-Anwesen in Kochel kaufte und den Wald abholzte.“44 Außer der Tatsache eines Kaufgeschäftes enthalten die zahllosen Judenäcker und Judenwiesen in der Regel keine ausdrücklichen Informationen über Ansiedlungen von Juden im Ort oder andere sozial- und kulturhistorische Hintergründe. Da allerdings eine bemerkenswerte Vielfalt dieser Flurnamen existiert, die von Judenstreich, Judensprung, Judenruh über Judenfelsen, Judenteich bis zum Judenmoor reicht, werden sie im abschließenden Flurnamenregister aufgelistet. Besondere Aufmerksamkeit erhalten allerdings die Flurnamen Judenbaum, Judenbrunnen und Judenstein.
1.2 Aktueller Forschungsstand Aktueller Forschungsstand „Das gegenwärtige Interesse für die Dorfjuden ist größer und freundlicher als zu ihren Lebzeiten.“45 Diese Aussage des Kulturwissenschaftlers Utz Jeggle in einem Sammelband von 1997 über jüdisches Leben auf dem Land gilt weiterhin. Die Hinwendung der Kulturwissenschaften zur Erforschung der längst nicht mehr existenten jüdischen Landgemeinden in Deutschland ist seit zwei Jahrzehnten feststellbar. Der deutschen Volkskunde um 1900 galt die Thematik des Judentums noch als ein „ethnischer, religiöser und kultureller Fremdkörper.“46 Die jüdische Volkskunde wurde so trotz ihrer Bereitschaft zur Zusammenarbeit in ein geistiges Ghetto gedrängt. Doch selbst in den 1980er Jahren war innerhalb der Volkskunde das Defizit hinsichtlich der Beschäftigung mit Themenbereichen des jüdischen Lebens auf dem Land noch groß.47 Die Wahrnehmung jüdischer Volkskultur und jüdischen Lebensalltags innerhalb der Volkskunde Bayerns begann maßgeblich 1988 mit den Studien Christoph Daxelmüllers und Klaus Guths (zusammen mit Eva GroissLau und Ulrike Krzywinski)48 und vollzog sich vor dem Hintergrund der Hinwendung der Geschichtswissenschaft zur Alltags-, Kultur- und Mentali42 „Der jetzige Besitzer hat sie [...] von einem Juden gekauft [...]“, BayFlNA, FlNS Wiesethbruck (mit Voggendorf), AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 133. 43 „Der Acker wurde von einem Juden gekauft [...]“, BayFlNA, FlNS Stadeln, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 81. 44 BayFlNA, FlNS Kochel, AltLkr. Tölz, Obb. (1930) 36. 45 Vgl. Jeggle, 1997, 399. 46 Vgl. Daxelmüller, 1983, 121. 47 Vgl. Daxelmüller, 1983, 117. 48 Vgl. z.B. Daxelmüller, 1985, 177–181; Ders., 1988a; Guth [Hg.], 1988; Guth [Hg.], 1995.
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Einleitung
tätsgeschichte sowie der Errichtung von Lehrstühlen und Institutionen zur jüdischen Geschichte und Kultur. Doch eine systematische Erforschung der Landjuden, ihrer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte wie ihrer Kulturgeschichte, vor allem in der Epoche der Frühen Neuzeit, hat erst begonnen.49 Zwar liegt zahlreiche neuere Literatur zum Bereich des ländlichen Judentums in einzelnen Regionen Bayerns und zur jüdischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vor, etwa für Unterfranken die Studien von Weger, Bohrer, Stern, Günther, Krug, Wittstadt und Flade,50 für das angrenzende Gebiet Badens Studien von Rosenthal und Hundsnurscher/Taddey51 sowie die für die Thematik der ehemaligen jüdischen Landbevölkerung Süddeutschlands unerlässlichen Arbeiten Monika Richarz’52 und nicht zuletzt die 1996/97 erschienene vierbändige Reihe über die deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit.53 Doch die Thematik der Judenwege fand bislang – mit Ausnahme einzelner Hinweise auf ihre Existenz – keinen Niederschlag in der historischen und volkskundlichen Forschung. Auch Studien zum Aspekt des ‚Unterwegsseins‘ greifen die Thematik nicht auf.54 Dass selbst die jüdische Sozial- und Kulturgeschichtsschreibung zu einem Thema, das Teil der jüdischen Geschichte ist, schweigt, erstaunt letztlich. Zwar handelt es sich bei dem Begriff Judenweg um einen nichtjüdisch geprägten Ausdruck – der allerdings ist Quelle und Zeugnis für viele Aspekte des vor allem ländlichen Judentums. Beispielsweise liefert weder die Milieustudie von Erik Lucas über jüdisches Leben auf dem Land Hinweise, auch wenn hier das Leben eines jüdischen Viehhändlers nahe Aachen/Jülich thematisiert wird, noch die Bibliographie zu Pollacks Jewish Folkways in German Lands.55 Ebenso wenig vermag die regional- und lokalhistorische Literatur für das Untersuchungsgebiet und den Untersuchungsgegenstand tiefgehende Erkenntnisse zu liefern. Das Vorhandensein von Judenwegen wird erwähnt, doch in der Regel nicht analysiert. Auch die regionalspezifischen Studien von Weiss und Scherg,56 die einige jüdische Gemeinden gründlich erforscht haben und damit für die vorliegende Studie unumgängliche Vorarbeiten 49 Vgl. Richarz, 1997a, 7. Leider behandelt der das Mittelalter abschließende Teilbd. der Germania Judaica weder das Hochstift und Bistum Würzburg noch das Erzstift und Bistum Mainz, welche zu den Hauptsiedlungsgebieten der Juden im Spätmittelalter zählten, vgl. Maimon, Arye (s.A.)/Breuer, Mordechai/Guggenheim, Yacov [Hg.]: Germania Judaica III/3 (Gebietsartikel, Einleitungsartikel und Indices), Tübingen 2003. 50 Vgl. Weger, 1920; Bohrer, 1922; Stern, 1936; Günther, 1942; Krug, 1987; Wittstadt, 1988; Flade, 1996. 51 Vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968; Rosenthal, 1927. 52 Vgl. u.a. Richarz [Hg.], 1976 und 1979; Richarz, 1990b; Richarz, 1992a; Richarz, 1997a. 53 Vgl. Breuer, Mordechai/Graetz, Michael/Brenner, Michael u.a.: Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit I–IV, München 1996/1997. 54 So z.B. Schubert, 1983; Fehrs/Heitmann [Bearb.], 1993; Wolf, 1908/09; Schmidt, 1987. 55 Vgl. Lucas, 1991; Pollack, 1971. 56 Vgl. Weiss, 1992; Scherg, 1983; Scherg, 1990; Scherg, 1993b; Scherg, 1992.
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Aktueller Forschungsstand
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schufen, beschäftigen sich nicht näher mit der Thematik. Weitere exemplarische Studien, die sich den Juden bestimmter ländlicher Siedlungen in einzelnen Epochen widmen, wie sie etwa Grossmann57 für Niederwerrn für den Zeitraum von 1871–1945 erstellte, fehlen für den genannten Raum bislang. Auch aus Sicht der Flurnamenliteratur fällt für den bayerischen Raum eine weitgehende Nichtbeachtung und zögernde Interpretation dieser speziellen Flurnamen auf. Die tendenziöse Deutung innerhalb der namenkundlichen Forschung wird im nachfolgenden Kapitel „Judenwege ohne Juden? Ideologiekritische Vorüberlegungen“ untersucht. Wird auf die Thematik überhaupt eingegangen, so im Stile Oellers, der einen Judenweg als einen von jüdischen Händlern benutzten Weg klassifiziert.58 Häufig bleibt es bei bloßen Erwähnungen von Judenwegen und entsprechenden Flurnamen, beispielsweise bei Ernst Schwarz (1950).59 Für Hessen liegen zwei vorbildliche Studien vor: von Bernd Vielsmeier (1985) sowie unter der Herausgeberschaft von Hans Ramge (1987).60 Laut Ramge sei das Auftreten dieses Namens in Toponymen seit dem Mittelalter verbreitet und vor allem aus der rechtlichen und gesellschaftlichen Sonderstellung der Juden als einer diskriminierten Minderheit erklärbar. Ihre Namengebung sei in den meisten Fällen auf eine spezifische Benützung dieser Wege durch die jüdische Bevölkerung zurückzuführen, wobei Judenwege in ihrer Funktion als Wege zu jüdischen Begräbnisplätzen, zur benachbarten Synagoge und als Wege der jüdischen Viehhändler möglich seien, auch ein Mord an einem Juden sei unter Umständen namengebend.61 Hans Edelmann hebt in seinen Forschungen von 1955 über oberfränkische Altstraßen hervor, dass die Bezeichnung Judenweg, Judengasse auf die Benützung als Viehtriebsweg der jüdischen Viehhändler zurückzuführen sei. Hierbei schließt Edelmann nicht aus, dass die Bezeichnung zeitlich weit zurückgehen könne, da Juden wohl bereits „in sehr früher Zeit“ als Händler anzutreffen waren.62 Erb/Bergmann (1989) erwähnen „Judenwege“ als Wege jüdischer Reisender und Hausierer, die „verfluchte“ bzw. tabuisierte Orte mieden; dies seien Ortschaften und Plätze, die mit der früheren Verfolgung und Errettung jüdischer Bevölkerung zusammenhingen.63 Ein Blick nach Frankreich bzw. die 1998 erschienene Monographie Norman Golbs über die Juden in der mittelalterlichen Normandie zeigt, dass auch hier eine Reihe an außerörtlichen Rues des Juifs existierten und teils 57 58 59 60 61 62 63
Vgl. Grossmann, 1990. Vgl. Oeller, 1953, 174, Anm. zu 101. Vgl. Schwarz, 1950. Vgl. Vielsmeier, 1995, 246f; Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20. Vgl. Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20. Vgl. Edelmann, 1955, 9. S. Erb, 1989, 24.
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noch heute vorhanden sind. Golb kommt zu dem Ergebnis, diese seien als sichtbare Zeichen jüdischer Präsenz entweder Teile einer längeren Ortsverbindungsstraße oder selbst die Verbindung zweier Orte.64 2005 erschien unter dem Titel „The J.Street Projekt“ eine künstlerische Auseinandersetzung mit den aktuell in Deutschland sichtbaren innerörtlichen Straßennamen Judengasse und Judenweg. Die Photokünstlerin Susan Hiller photographierte hier 303 Straßenzüge, meist mit Straßenschildern. Unter den Abbildungen finden sich auch einige außerörtliche Wege, die zum Teil aus „alten Karten“ recherchiert wurden und nicht immer exakt lokalisiert sind.65 Ansonsten finden sich in der Literatur lediglich allgemeine Hinweise auf das Vorhandensein der betreffenden Wegbezeichnungen, ohne dass darauf spezifisch eingegangen wird. Auch wird nicht angemerkt, dass die sogenannten Judenwege ihren Namen kaum von Juden selbst erhalten haben werden, sondern von der namengebenden nichtjüdischen Bevölkerung der jeweiligen Umgebung. Die Thematik der Judenwege war bislang nicht Gegenstand einer wissenschaftlichen Basisstudie. Sie gehört zu den vergessenen Kapiteln jüdischer Geschichte. Die einleitende Untersuchung Kapfhammers66 sowie die erwähnten regionalen Studien der Autorin bildeten den Grundstein für vorliegende Erforschung.
1.3 Zielsetzung und Fragestellung Zielsetzung und Fragestellung Die Studie gliedert sich in drei Teile: Die detaillierte Erforschung und Analyse des Flurnamens Judenweg in einem konkreten regionalen Bereich, die Kategorisierung dieses Namenbestandes nach ihren historischen Funktionen im überregionalen Vergleich sowie ein abschließendes Register mit sämtlichen eruierten Namenbelegen innerhalb und außerhalb Bayerns. Der erste Abschnitt ist der exemplarischen Erfassung der als Judenwege, -pfade, -gassen etc. in schriftlichen Quellen überlieferten außerörtlichen Wege- und Flurnamen in einem regional begrenzten Bereich innerhalb des heutigen Bayerns gewidmet. Dabei werden die Judenwege eruiert, in ihrer exakten lokalen Struktur (Ausdehnung, Verlauf und Zielpunkte) untersucht und untereinander in Beziehung gesetzt. Dies erschöpft sich jedoch nicht in der Kombination von historischen und aktuellen Namensformen und Verkehrsrouten, sondern es werden in einem zweiten Schritt die kultur64 Golb schließt nicht aus, dass heutige innerörtliche Judenstraßen einst Landstraßen waren, die den Juden zur landwirtschaftlichen Besiedelung dienten, vgl. Golb, 1998, 38, 40, 64, 108. 65 Vgl. Hiller, 2005, frdl. Hinweis Joachim Schlör, Berlin. 66 Vgl. Kapfhammer, 1990, 3–27.
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Zielsetzung und Fragestellung
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und sozialhistorischen Hintergründe der konkreten Wegbelege untersucht. Die detaillierte Erhebung in einem regional begrenzten Gebiet ermöglicht es, den vielschichtigen Entstehungsursachen des Toponyms Judenweg nachzugehen und die etwaige Beziehung mit den ehemaligen jüdischen Gemeinden der Region zu klären. Die Herkunft der Wegbezeichnung, die regionale und historische Bedeutung des Weges und der Aussagewert innerhalb eines sozial- und kulturhistorischen Beziehungsgeflechtes werden so greifbar. Da allerdings die Judenwege in historischen Quellen nicht unmittelbar sichtbar werden, müssen anhand des jüdischen Alltagslebens Erkenntnisse abgeleitet und folgende Fragen gestellt werden: Welche Ansiedlungen und Ansiedlungsphasen bzw. Vertreibungen der oft sehr kleinen, seit langem nicht mehr existenten jüdischen Landgemeinden lassen sich nachweisen? Welche Aspekte des alltäglichen Lebens der jüdischen Bevölkerung weisen auf die Herausbildung und Frequentierung besonderer Wege? Welche Friedhöfe und andere religiöse oder kulturelle Zielorte, welche Handelszentren sind in den verschiedenen Ansiedlungsepochen nachweisbar? Lassen sich daraus für die jeweiligen Epochen unterschiedliche Ausprägungen der Judenwege nachvollziehen? Welche Charakteristika und verkehrsbezogene Qualitäten besaßen die Judenwege? Wie die bloße Existenz der Judenwege impliziert, benutzten zumindest Teile der jüdischen Bevölkerung aller betreffenden ländlichen Regionen des heutigen Bayern offenbar nicht immer die offiziell üblichen Wege und Straßen. Sie suchten und prägten andere Wege, eigene Wege. Diese sind letztlich von einer nichtjüdischen Umwelt, die diese Wege gleichwohl auch benutzte, benannt worden. Damit eröffnet sich jedoch eine weitere maßgebliche Fragestellung, die problemorientierte Erklärungsmodelle generiert: Welche Gründe sind für die Suche nach eigenen Wegen nachweisbar? Und – inwieweit handelte es sich um freiwillige oder erzwungene Ausbildung und Frequentierung dieser Wegstrecken? Anhand eines einzelnen Toponyms wird somit erstmals jüdisches Alltagsleben beleuchtet. Als Untersuchungsraum, im folgenden auch Kerngebiet genannt, bot sich eine abgegrenzte Region innerhalb des heutigen bayerischen Regierungsbezirkes Unterfranken an. Die in den Jahren 1920 bis 1940 entstandenen Flurnamensammlungen ergaben hier den höchsten Prozentsatz an Judenwegen in Bayern (39,5).67 Insgesamt bilden die drei fränkischen Regierungsbezirke mit rund 77 Prozent der bislang rund 320 in Bayern belegbaren Judenwege, gefolgt von Schwaben (18,5 Prozent), ein deutliches Übergewicht. Verschwindend gering ist hingegen ihr Anteil in Ober- und Niederbayern sowie 67
Im Bayerischen Flurnamen-Archiv, München.
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der Oberpfalz. In diesen Gebieten, die in etwa dem sogenannten Altbayern entsprechen, dem ehemaligen Stammgebiet des Bayerischen Herzogtums, sind es lediglich 4,6 Prozent. Dass Judenwege hauptsächlich in den fränkischen und schwäbischen, nicht aber altbayerischen Gebieten nachweisbar sind, liegt in der antijüdischen Politik des bayerischen Herzogs Albrecht V. (1528–1579) begründet. 1553 veranlasste er die Vertreibung der Juden aus dem Herzogtum Bayern und initiierte damit auch ein Jahrhunderte währendes Ansiedlungsverbot für Juden im altbayerischen Raum. Eine Folge war die verstärkte Niederlassung der heimatlos Gewordenen in den benachbarten schwäbischen und vor allem fränkischen Gebieten. Allein in Unterfranken lebten 1840 über ein Viertel der 59.288 bayerischen Juden, nämlich 16.45168 – um 1900 waren es bald ein Drittel der 45.000 bayerischen Juden.69 Das Kerngebiet der Untersuchung, das auch in Hinblick auf die kriegsbedingten großen Verluste an Katasterbeständen des Staatsarchivs Würzburg70 ausgewählt werden musste, bildet das an drei Seiten vom Main und im Süden von der bayerisch-baden-württembergischen Landesgrenze umfasste Gebiet westlich von Würzburg – der ehemalige Waldsassengau – an dessen Rändern die Städte Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld liegen. Da hier der Schwerpunkt auf der Untersuchung außerörtlicher Wege liegt, wird Würzburg als städtisches Siedlungsgebiet nicht berücksichtigt. In diesem rund 650 km² umfassenden Gebiet lebten vor 1900 und insbesondere vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zahlreiche in der Regel kleinere jüdische Gemeinden. Sie unterstanden vor der Konsolidierung des Königreiches Bayern 1806 den dortigen Territorialherren des Hochstifts bzw. Fürstbistums Würzburg, der Grafschaften zu Castell und Wertheim sowie der unmittelbaren freien Reichsritterschaften der Kantone Odenwald, Rhön und Werra. Die zeitliche Eingrenzung der Studie orientiert sich an den Ergebnissen der Datenerhebung. Der früheste Beleg eines Judenweges im Kerngebiet stammt nach den bisherigen Forschungen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wobei entsprechende Namen wie eingangs erwähnt im deutschsprachigen Raum zum Teil bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts archivalisch belegbar sind. Damit ergibt sich für die Studie ein zeitlicher Rahmen vom 17. Jahrhundert bis zum Ende der 1930er Jahre, der beginnenden Auflösung und Zerstörung der jüdischen Gemeinden im nationalsozialistischen Deutschland. Mit dem Ende der jüdischen Gemeinden war auch der Funktionsverlust der Judenwege besiegelt. 68 1895 lebten 14.157 von insg. 53.750 bayerischen Juden in Unterfranken; 1900 waren es 13.641 von insg. 54.928, vgl. Drey, 1906, 79. 69 Vgl. Flade, 1987, 47. 70 Vgl. Korr. Dr. Ingrid Heeg-Engelhart, Archivoberrätin StA Würzburg, 3.7.1997.
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Methode und Quellen
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Die Ergebnisse aus der regionalen Einzelstudie werden im zweiten Teil der Arbeit nach ihren Funktionen kategorisiert und mit allen bislang eruierten überregionalen Judenwegen verglichen. Dies ermöglicht eine Einordnung der bislang isolierten Betrachtung des Namens in einen größeren inhaltlichen wie überregionalen Zusammenhang. Durch den Vergleich mit den zahlreichen überregionalen Wegbeispielen innerhalb der Funktionskategorien eröffnen sich sowohl methodologisch wie inhaltlich neue Sichtweisen, die entgegen der ursprünglichen Zielvorgabe die zusätzliche Analyse zahlreicher weiterer Toponyme erforderlich machte. Untersuchungen zu den bislang unerforschten Themenbereichen der jüdisch-deutschen Kulturgeschichte, etwa zu den Toponymen Judenbrunnen und Judenbaum, Judenloch und besonders Judenstein ergänzen die Studie. Der dritte und abschließende Teil der Arbeit, das Register, besitzt dokumentarischen Wert: Da sich offenkundig im gesamten europäischen Raum ein besonderes Wegenetz entwickelt hat, das in weiten Teilen von der jüdischen Bevölkerung genutzt wurde, werden hier diese Wege zumindest für den bayerischen Raum soweit als möglich dokumentiert. Darüber hinaus soll der Flurname Judenweg auch in seiner Eigenschaft als Sprachdenkmal erhalten werden, da er durch die fortschreitende Zersiedelung der Landschaft, die Änderung der Agrarstruktur und die schwindende Beziehung des Menschen zur näheren Umgebung und deren Geschichte in seinem Fortbestand bedroht ist.71 Darüber hinaus wurden alle der Autorin verfügbaren Belege aus anderen Bundesländern in das Register mit aufgenommen und nach geographischen und systematischen Kriterien geordnet. Somit fanden alle Wegenamen und Toponyme, die Hinweise auf Wege und das Unterwegssein sowie die damit verbundenen Themenbereiche der jüdisch-deutschen Kulturgeschichte geben können, Aufnahme in das Register, um dem drohenden Verlust dieser Geschichtsquellen zumindest dokumentarisch entgegenzuwirken.
1.4 Methode und Quellen Methode und Quellen Für den ersten Teil der Untersuchung, der einem regional begrenzten Gebiet gewidmet ist, war eine methodische Zweiteilung des Quellenmaterials und damit der Quellenarbeit erforderlich: Zunächst wurden die Judenwege recherchiert, ihre Daten erhoben und dokumentiert sowie kartiert. Daraufhin wurde der spezifische historische Hintergrund des Namenmaterials rekonstruiert und analysiert. Erst mit dieser Einordnung in einen kulturellen, sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Kontext konnte eine 71
Vgl. Bauer, 1978b, 18.
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Einleitung
sinnvolle und fundierte Interpretation der Judenwege allgemein – also auch außerhalb des untersuchten Kerngebiets – erfolgen, die den zweiten Teil der Arbeit bildet. Den idealen Zugang lieferten die eingangs beschriebenen Flurnamensammlungen aus dem Archiv des Verbands für Orts- und Flurnamenforschung e.V. München. Diese Erhebungen wurden im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts von vorwiegend ehrenamtlichen HelferInnen erstellt. Da die SammlerInnen keine spezifisch namenkundlichen Kenntnisse besaßen, sind die Ergebnisse von heterogener wissenschaftlicher Qualität. Auch decken sie, wie erwähnt, nicht das gesamte bayerische Staatsgebiet ab, dienen dennoch als übersichtliche Quellengrundlage für alle Bereiche der Arbeit, das Kerngebiet, den überregionalen Vergleich und das Register. Ziel war es, für den genannten regionalen Ausschnitt – die entsprechenden Gemeinden der unterfränkischen Altlandkreise Karlstadt, Marktheidenfeld, Lohr und Würzburg – aber auch für den gesamtbayerischen Bereich alle Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude und Hinweise auf ebensolche Wegbezeichnungen zu erfassen und zu katalogisieren. Aufgelistet wurden alle primären Flurnamen, die das Wort Jude, auch in sprachlichen Umformungen, wie z.B. Jud, Jüden, enthielten, also unter anderem Judenweg, Judenstraße, Judengasse, Judensteig, Judenbaum, Judenbuck; ebenso sekundäre Flurnamen wie Am Judenweg, An der Judenstraße, Judenstraßacker. Es erwies sich als notwendig, auch einige Straßen- und innerörtliche Wegbezeichnungen, wie Judengasse, Judenstraße, Judenanger zu katalogisieren, da sie teilweise Ausgangspunkt eines eigentlichen Judenweges im hier gebräuchlichen Sinne waren. Flurplannummern, Quellenangaben (z.B. Grundbuch, Grundsteuerkataster, Volksmund), die mundartliche Form, Lagebezeichnung, Kulturart und die jeweiligen Bemerkungen der SammlerInnen, die häufig wertvolle Hinweise auf Verlauf und Funktion des Judenwegs enthalten, waren unentbehrliche Ergänzungen zu den aufgeführten Namen. Ebenso waren die Flurnamenverzeichnisse der Flurbereinigungsämter, die seit 1954 an den Verband für Orts- und Flurnamenforschung zur Begutachtung und zur Erhaltung von alten Namen übersandt werden, eine wichtige Quelle für die Gesamterfassung. Es handelt sich hier zwar vorwiegend um reine Namenlisten mit Flurplannummern, doch betreffen sie zum Teil auch Ortschaften, für die keine Flurnamensammlung vorliegt. Für den badischen Bereich des Untersuchungsgebietes hingegen existiert keine flächendeckende Flurnamensammlung.72 Auf den hier gewonnenen Ergebnissen basierte die Auswertung der entsprechenden Grundsteuerkataster (um 1850), der renovierten Grundsteuer72
Vgl. Korr. Archivverbund Main-Tauber, Wertheim, Frau Kühnle, 22.11.1999.
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Methode und Quellen
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kataster (1856–1873) und der Rustikalkataster (1849) sowie des Bestands an Hypothekenbüchern (um 1850) im Staatsarchiv Würzburg. Mittels dieses für Bayern einzigartigen flächendeckenden Quellenbestands ließen sich präzise Daten zu Existenz und Verlauf der Judenwege erheben. Das Material der dort detailliert verzeichneten Flurnamen mit Plannummern, Kulturart und Besitzverhältnissen innerhalb der jeweiligen Gemeinden war erwartungsgemäß weit umfangreicher als in den Flurnamensammlungen. Die Kombination dieser Daten mit den zugehörigen Liquidations- und Klassifikationsplänen der jeweiligen Steuergemeinden aus dem 19. Jahrhundert sowie mit Flurplänen und Karten, die den Zustand vor und nach der Flurbereinigung nachweisen (Landesvermessungsamt München, zuständige staatliche Vermessungsämter, Gemeindearchive), ermöglichte die detaillierte Lokalisierung der betreffenden Wegabschnitte, die auch schon anhand der in den meisten Flurnamensammlungen beigelegten sogenannten Uraufnahmen im Maßstab 1:5000 eruiert werden konnten. Die Dokumentation erfolgte auf den aktuellen topographischen Karten im Maßstab 1:25.000. Weitgehend dem Überlieferungszufall überlassen bleibt allerdings die Existenz etwaiger früherer Quellenbelege. Da hier auf keinen geschlossenen Quellenbestand zurückgegriffen werden kann, mussten verschiedene, den Grundbesitz der jeweiligen weltlichen und geistlichen Territorialherren beschreibende Quellentypen, wie Salbücher, Standbücher, Lager- und Lehenbücher, Urbare und andere vereinzelte Quellen sowie die Bestände der Rentämter Karlstadt, Lengfurt, Werneck, Würzburg links d. Mains, Würzburg rechts d. Mains und Würzburg Stadt des vorwiegend 15. bis 19. Jahrhunderts herangezogen werden. Diese lagern in den Staatsarchiven Würzburg und Wertheim, im Fürstlich Castell’schen Archiv Castell sowie im Thüngenschen Archiv Würzburg. Diese Quellen liefern jedoch weder eine systematische, flächendeckende Besitzbeschreibung noch beziehen sie sich auf etwaige Flurnummern, so dass hier, wie es bei historischen Flurnamen gewöhnlich der Fall ist, die Überlieferungsdichte des Namenmaterials von der Quellengattung abhängt. Auch werden Judenwege lediglich genannt, sind jedoch nie Gegenstand einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Aufschlussreich war schließlich eine ergänzende Enquete in Form von schriftlichen Umfragen bei den kommunalen Behörden, Verbänden und Gewährsleuten im Wegebereich: Die angeschriebenen Gemeindebehörden des Untersuchungsgebietes – der Rücklauf betrug rund 70 Prozent – lieferten Sachinformationen, Literaturhinweise sowie Kopien aus Lageplanauszügen (Maßstab 1:5000, 1:1000). Dadurch wurde die Feinkartierung der Judenwege möglich, die in natura heute vielfach nicht mehr existieren und nur noch mit Hilfe ortskundiger, meist älterer Anwohner eruiert werden können.
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Einleitung
Jene Ergebnisse wurden im Herbst 1999 in einer abschließenden Geländebegehung, verbunden mit Befragungen Ortsansässiger, vervollständigt. Diese Feldforschung diente dem Zweck, die erarbeitete Wegführung vor Ort auf ihre heutige Existenz und Beschaffenheit zu prüfen, das heißt, zu ermitteln, welche der aus den Dokumenten erarbeiteten Wege heute noch existent und begehbar sind oder aber der allmählichen Verformung und Zerstörung preisgegeben, sei es durch Bewuchs, Flurbereinigung oder Bebauung. Durch Vergleiche mit dem gegenwärtigen Wissen und Bewusstsein der Bevölkerung war es möglich, Rückschlüsse auf Verlauf, Zielorte und schließlich auch Funktion der Judenwege zu ziehen. Der zweite Untersuchungsschwerpunkt lag nun auf der Erforschung der Entstehungsbedingungen und Hintergründe des Toponyms Judenweg. Hierzu liegt kein geschlossener Quellenbestand vor. Die Ursachen für die Ausprägung spezifischer, mit dem Leben der jüdischen Landbevölkerung verwobener Wege und die Funktion dieser Wege werden archivalisch nicht greifbar, was nicht zuletzt daran liegt, dass gerade unbewohnte Räume außerhalb von Ortschaften selten aktenkundig wurden. Überdies ist die Überlieferungsdichte von Alltag und Normalität in historischen Quellen bekanntlich weniger groß als beispielsweise bei Gesetzesverstößen. Deshalb galt es durch eine Vielzahl heterogener Fundstellen das Bild des kulturellen, sozialen und ökonomischen Alltagslebens der jüdischen Minderheit im Kerngebiet nachzuzeichnen, um Aufschlüsse über ihre Mobilität, ihr Unterwegssein zwischen den Dörfern und Städten zu erhalten. Erst in diesem Kontext ließen sich spezifische Funktionen der Judenwege erschließen. Der hierfür grundlegende Überblick über die verschiedenen jüdischen Ansiedlungen im ehemaligen Waldsassengau wurde aus der Literatur73 und den entsprechenden Beständen in den einzelnen Archiven erarbeitet, beispielsweise aus der „Specificatio Wie Viel Judten Vnder dem Hohe Stifft Würtzburg sich befindten und darinnen wohnen“ (1699)74 sowie aus den Akten über die „Aufstellungen und Statistiken der jüdischen Haushalte“ in den betreffenden Orten.75 Diese Ermittlung gestaltete sich vergleichsweise schwierig, da die Statistiken erst ab Ende des 17. Jahrhunderts und auch dann nur sporadisch durchgeführt wurden. Durch die jahrhundertelang eingeschränkten Ansiedlungsmöglichkeiten für Juden war ihnen nicht nur die freie Wahl des Wohnortes verwehrt, die Matrikelparagraphen beschränkten zudem die Anzahl der jüdischen Bewohner innerhalb eines Ortes. Im damals zum Hochstift Würzburg, Amt Rothenfels, gehörigen Birkenfeld beispielsweise, einem Ort des Untersuchungsgebietes, wohnte 1699 lediglich 73 Z.B. Ophir, 1972 [hebr.]; Walk, 1986 [hebr.] sowie Germania Judaica I–III, 1963–2003. 74 StA Wü, Gebr. IV W 273. 75 StA Wü, GLA 380/1978, 380/1955; LRA Mar.2388 (Verhältnisse der israel. Glaubensgenossen, 1832); Admin.8318, 12929#,21.
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Methode und Quellen
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eine jüdische Familie,76 1748 waren zwei jüdische Haushalte registriert.77 Jüdische Ansiedlungen verteilten sich demnach auf zahlreiche Ortschaften, insbesondere reichsritterschaftliche Herrschaften, wie an späterer Stelle im Abschnitt über die Geschichte der Juden im Waldsassengau erläutert wird. Entsprechendes Aktenmaterial lagert in den Adelsarchiven, sofern es nicht nach Israel übergeben wurde (Central Archives of the History of Jewish People, Jerusalem; Yad Vashem, Jerusalem). Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebensbedingungen der Juden im Untersuchungsgebiet, soweit sie die Thematik des ‚Unterwegsseins‘ im weitesten Sinne berühren, ist die Quellenlage komplex und schwierig. Einige Aufschlüsse gaben kommunale und staatliche Akten, die sich aus Sicht der Verwaltung der jeweiligen Herrschaften mit den Juden befassten, etwa Dokumente über jüdische Begräbnissitten sowie Judenordnungen, Viehhandelsprotokolle und Handelsvorschriften des Hochstifts bzw. Fürstbistums Würzburg (Staatsarchive Würzburg und Wertheim), wie auch Akten der ehemaligen Adelsherrschaften der Grafschaft Castell und der reichsfreien Ritterschaften, beispielsweise Thüngen. Diese betreffen unter anderem Angelegenheiten einzelner Judenschaften und Kultusbelange, etwa den Viehhandel und Sabbatordnungen (Fürstlich Castell’sches Archiv Castell, Thüngensches Archiv). Im gesamten Quellenmaterial fand sich – mit Ausnahme einer einzelnen Akte oberpfälzer Provenienz aus dem 18. Jahrhundert – keine Quelle, die einen Judenweg zum Inhalt hatte. Dieses signifikante Defizit erzwang eine Verlagerung des methodischen Forschungsansatzes auf die schriftlichen und mündlichen Quellen des 20. Jahrhunderts. Auch die innerjüdische Sicht auf die Thematik wird in der jüdischen schriftlichen Überlieferung nicht greifbar. Dies liegt weniger daran, dass diese spätestens 1938 vorsätzlich vernichtet oder zerstreut wurde,78 sondern insbesondere daran, dass das Toponym Judenweg von Nichtjuden kreiert worden war und nicht zum Vokabular der deutschsprachigen Juden gehörte. Die erwähnte Enquete, d.h. die schriftlichen Umfragen bei den betreffenden kommunalen Behörden, Verbänden und Gewährsleuten im Wegebereich, die außerordentlich reichhaltiges Material erbrachte, ergab partiell auch Hinweise auf die Funktionen der Wegabschnitte. Generell ist bei dieser Quellengattung zu bedenken, dass mündliche und schriftliche Informationen der Gewährsleute oft von einer subjektiven und gesellschaftlichen Blickverengung geprägt sein können.79 Der Umgang mit dem Thema Judentum/Juden ist für viele Nichtjuden auch heute noch nicht selbstver76 77 78 79
StA Wü, Gebr. IV W 273. StA Wü, Stb 942, p.248. Vgl. Richarz, 1997a, 6. Vgl. Grele, 1980, 147.
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Einleitung
ständlich, was sich in Befangenheit, tendenziösen Deutungen oder auch großer Zurückhaltung ausdrückte und nicht allein auf die Jahre des ‚Dritten Reichs‘ und die Verfolgung und Ermordung von Juden bezog. Ferner ist die Unterscheidung zwischen „wahren“ bzw. originären und fragwürdig erscheinenden Informationen durch Zeitzeugen generell schwierig und bedarf einer sorgfältigen Überprüfung. Nicht zuletzt spielt das hilfsbereite Entgegenkommen mancher Befragten eine Rolle bei der Entstehung von Interpretationen. Ein Beispiel aus einer Interviewsituation in Oberfranken mag dies illustrieren: Auf die Frage, weshalb dieser Weg Judenstraße heiße, wurde mehr gemutmaßt als behauptet: „Weil do der Mosche zu seiner Moschee gangen is.“ Für die Interpretation der Judenwege besitzen jedoch beide Formen der Überlieferung, die Sachinformation wie die in vielen Fällen damit verbundene ideologische Bewertung, eine ähnlich wichtige Bedeutung und wurden entsprechend berücksichtigt. Letztendlich also speist sich die vorliegende Studie in ihrem analytischen Teil weder aus innerjüdischen noch aus amtlichen Quellen. Nicht bedeutungslos ist jedoch, dass die zahlreichen Auskünfte der ambitionierten Laien und HeimatforscherInnen, die weit über alle Regionen Bayerns hinaus zu Rate gezogen wurden, in ihren Aussagen teils beachtlich übereinstimmten.
1.5 Datierung und Datierungsproblem Datierung und Datierungsproblem Das Alter und die Entstehung des Begriffs Judenweg lassen sich anhand des bekannten Quellenmaterials nicht wirklich erschließen. Da für die Mehrzahl der außerörtlichen Judenwege – ganz im Gegensatz zu den innerstädtischen Judengassen, die häufig seit dem Mittelalter belegt sind80 – ein urkundlicher Nachweis fehlt, der über die statistische Auflistung in den Grundsteuerkatastern und Flurnamensammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts hinaus reichen würde, muss ihre zeitliche Zuordnung in vielen Fällen offen bleiben. Die bislang ältesten Erwähnungen von Judenwegen im deutschsprachigen Raum stammen aus dem 15. Jahrhundert, wobei ihre ursprüngliche Lage heute nicht mehr nachweisbar ist. Vermutlich lagen sie außerhalb oder am Rande des Ortes, wie die Judenstraiß von Heimertshausen (1436)81 oder die Kaichener Judengasse (1456),82 beide in Hessen. Sicherer wird das Terrain im frühen 16. Jahrhundert: Die Judengaß im mittelfränkischen Kattenhochstatt ist in den Jahren nach 1514 als Acker in 80 Z.B. Würzburg-Stadt 1182: Judenstraße bzw. strata Judeorum und Judenplatz (platea Judeorum) sowie ebenda 1197: vicus Judeorum (Judenviertel), vgl. Löwenstein/Fischer, Art. Würzburg, in: GJ I 475–496, hier 475. 81 Vgl. Müller, 1937, 156. 82 Vgl. Vielsmeier, 1995, 246.
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Datierung und Datierungsproblem
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der Judengaß und 1545 als 3 beth vff der Juden gassen belegt.83 Sie ist der bislang früheste belegbare außerörtliche Judenweg. Im unterfränkischen Markt Bürgstadt sind 1525 ein Flurweg sowie eine Flurabteilung als Judenpfad verzeichnet.84 Im Jahr 1586 wird im schwäbischen Oppertshofen das Juden Geßlin genannt.85 Inwiefern der Ortsname Judengraben, ein Stadtteil von Kronach, Oberfranken und erstmals schriftlich erwähnt nach 1519,86 einen Weg benennt, ist ungewiss. Gleiches gilt für den Judleins Graben von Müdesheim (1590)87 und den Judengraben von Greßthal (1593),88 beide in Unterfranken. Ab 1600 dann häufen sich analoge Toponyme in den Quellen. Die Frage nach dem Alter der Bezeichnung Judenweg wirft weitere Überlegungen auf, die hier nicht geklärt werden können, etwa allein die Frage zur Entstehung eines Flurnamens. Ich möchte sie dennoch in den Raum stellen, da sie die Arbeit mit den Wegenamen konstant begleiten und prägen: Wie werden Flurnamen geprägt und tradiert? Welche Bedeutung für die Lebensdauer eines Namens hat die mündliche Tradierung, die selbst niemals greifbar ist? Wann besitzt ein Toponym offizielle Gültigkeit? Nur, bzw. erst durch Verschriftlichung? Ist nicht die schriftliche Fixierung durch amtliche Vorgänge lediglich ein Überlieferungszufall? Fehlende Quellen, schriftlich oder mündlich, schließen die Existenz eines Namens nicht aus. Auch kann es einen Namenwechsel vor der schriftlichen Erstnennung gegeben haben. Verliert der Weg damit de facto seinen Namen? Da ein Weg nur durch seinen Namen zum Judenweg wird, verliert er durch eine Umbenennung seine Aussagekraft als Judenweg? Wie werden jene Judenwege greifbar, die im Laufe der Jahrhunderte ihren Namen „verloren“ – d.h., gibt es einen Judenweg auch ohne Namenkontinuität? – Grundsätzlich zeichnet sich die Frage ab, ob die Besonderheit des Judenweges nur in seinem Namen besteht oder ob hier nicht auch ein symbolischer Wert existiert. Das heißt, die Geschichte des Namens und die des benannten Gegenstandes laufen nicht unbedingt parallel.
83 Vgl. Beier, 1994, 171; StA N, Ansbacher Salbuch 125a (1545), fol. 489’. 84 Vgl. Korr. Markt Bürgstadt, Bgm. Eck, 19.12.1991. 85 FÖWAH, U.III. 179–1, frdl. Hinweis Dr. Friedrich Helmer, Augsburg. 86 Der Beleg entstammt lt. Korr. Landratsamt Kronach, Bernd Graf, 12.1.1993, einem Lehensverzeichnis des Ritterguts Theisenort von 1519 [StA B, Rep.A 226 Stb.8893]. 87 „2 Morgen Am Judleins Graben, da man daß Euangelium list“, StA Wü, Salbuch 4 (Salbuch des Amtes Arnstein 1590), fol. 490. 88 StA Wü, Salbuch 5 (Salbuch des Amtes Arnstein 1593–1798), p.929.
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2. Judenwege ohne Juden? Ideologiekritische Vorüberlegungen Judenwege ohne Juden? Wer sich auf die Suche nach Judenwegen und ihren Entstehungsmustern macht, wird bei der Lektüre der vorwiegend älteren heimat- und flurnamenkundlichen Literatur eine erstaunliche Entdeckung machen. Gerade die Anfänge der wissenschaftlichen Untersuchung von Flurnamen seit den frühen 1920er Jahren und die entsprechende regionalhistorische Literatur, die den Vorzug hatte, die Landschaften und Siedlungsgepräge noch vor 1972, das bedeutet vor den gravierenden Folgen der Flurbereinigung erfassen und studieren zu können, vermitteln den beinahe überzeugenden Eindruck, es handele sich bei diesem Flurnamen um eine stete linguistische Verwechslung, die in ihrer Semantik tatsächlich nichts bzw. nur selten mit Juden zu tun habe. Die Flurnamensammlung von 1936 für das mittelfränkische Unternesselbach, heute Stadtteil von Neustadt a.d. Aisch, welche einen Acker mit der Bezeichnung Judengarten am Schwindelgraben „Nicht in Zusammenhang mit Jude als Rassebegriff“1 deutet, ist dabei nur eines von zahllosen Beispielen, die einen Bezug zu Juden tendenziell leugnen und damit einen antisemitischen Kurs innerhalb der Flurnamenkunde vertreten. Wie auch Adolf Bach noch 1953 in seiner Deutschen Namenkunde schreibt, sei der Wortbestandteil Juden zwar häufig in Flur- und Siedlungsnamen, doch stecke „nicht in allen einschlägigen Namen von Haus aus die Bedeutung Judaeus.“2 Die Flurnamenforscher der 1920er bis 1970er Jahre ließen dem Bestimmungswort Jude in Flurnamen zahlreiche andere Bedeutungen zuteil werden, die letztlich mit Hilfe etlicher Erklärungsmuster einen Zusammenhang mit Juden ignorieren bzw. missinterpretieren. Inwieweit damit die Vorstellungswelt der Bevölkerung, die diese Flurnamen prägte, tatsächlich wiedergegeben wird, ist kaum nachprüfbar. So wird noch 1970 der Dichter Goethe als potentieller Namengeber für ein bewaldetes Tal bei Weimar bevorzugt – entgegen den dem Namen des Tales zugrunde liegenden Juden. Dieses Tal, das heute Jädental und Goethe(n)tal genannt wird, war 1796 als Jüdenthal und im 16. Jahrhundert (1569) als Juden Grundt belegt.3 Es liegt nahe und kann als Ausnahme gel1 BayFlNA, FlNS Unternesselbach, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1936) 46. 2 Vgl. Bach, 1953, 357. 3 Das Goethental erstreckt sich über die Ortsfluren von Hochdorf und Thangelstedt (Stadt Blankenhain, Lkr. Weimarer Land). „Im 19. Jh. wurde der Name in Rückanalogie zu dem mda. Lautwandel g- > j- hyperkorrekt in Goethe(n)tal umgedeutet“, vgl. Hänse, 1970, 80.
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Das „Unheimliche“ wird „jüdisch“
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ten, dass bei dieser Namens(um)deutung der heimatkundliche und touristische Aspekt überwog, sich mit dem populären Dichter zu schmücken, der, wie der Volksmund erklärt, oft durch dieses Tal geritten sei.4 Doch gerade ein Blick auf die früheste Rezeptionsgeschichte der Judenwege zeigt eine beachtliche Fülle von tendenziösen Deutungsmustern für den Flurnamen Judenweg und seine verwandten Formen, die zu denken gibt:
2.1 Das „Unheimliche“ wird „jüdisch“ Das „Unheimliche“ wird „jüdisch“ Dass Landschaftssituationen, die als bedrohlich und unheimlich empfunden wurden – etwa tiefe Hohlwege – von der nichtjüdischen Bevölkerung in Zusammenhang mit Juden gebracht wurden, gilt offenbar für viele Regionen Deutschlands.5 Ebenso interpretiert Adalbert Schorp den Judenweg im württembergischen Buchau als einen „Weg, den die Juden früher häufig gingen“ und der möglicherweise seine Bezeichnung erhielt, „weil er etwas unheimlich ist“, wobei das Bestimmungswort Juden „dann den Sinn schlecht, unfreundlich, unheimlich“ hätte.6 Wie Holsten 1938 für Pommern mutmaßt, gelte die konstruierte Einheit zwischen Juden und unheimlichen Örtlichkeiten selbst dann, wenn kein Bezug vorlag – etwa bei prähistorischen Fundstätten und Gräbern, wie der Wallanlage Judenkreis oder Judentempel bei Ciemino Polen,(vor 1945 Zemmin, Kreis Stolp), denn „das jüdische Wesen und Wirken war unserem Volk unheimlich“. Man müsse ferner klären, so Holsten, inwieweit sich in den zahlreichen Flurnamen mit dem Wort Juden nicht der pommersche Begriff Jülkes für Zwerge (in der Mark Jüdelches) verberge.7 Auch das oben genannte Jädental/Goethe(n)tal, wird mit Verweis auf seine erste schriftliche Nennung im 16. Jahrhundert als Juden Grundt nur insofern mit Juden in Verbindung gebracht, als sich „Flurnamen mit diesem Wort“ und dies sei hier zutreffend, „oft als herabsetzende Bezeichnungen auf abgelegene ‚unheimliche‘ Örtlichkeiten“ bezögen.8 Diese Deutungen gelten jedoch, wie es scheint, nicht für Bayern. Weder in den Bayerischen Flurnamensammlungen der 1920–40er Jahre noch in der 4 Vgl. Hänse, 2001, 7, 227, 229, 76. 5 Z.B. im Rheinland, vgl. Dittmaier, Art. Jude, 1963, 123. 6 Vgl. Schorp, 1933, 41 N°40, frdl. Hinw. G. Ladenburger, Federseemuseum Bad Buchau. 7 Vgl. Holsten, 1938, 8f. 8 Vgl. Hänse, 1970, 80. In der Neuauflage von 2001 widmet sich Hänse dem problematischen Bedeutungswandel dieses Toponyms. Er rekonstruiert die sprachliche Umformung von Juden Grundt zu Goethetal und bemerkt zum Bestimmungswort Jude jedoch weiterhin: „Flurnamen mit diesem Wort beziehen sich oft als herabsetzende Bezeichnung auf abgelegene, ‚unheimliche‘ Örtlichkeiten.“ Da dies hier zuträfe, bräuchte an einen Personennamen Judo o.ä. nicht gedacht werden, vgl. Hänse, 2001, 7, 227, 229, 76.
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Judenwege ohne Juden?
heimatkundlichen Literatur findet sich ein entsprechender Vermerk, wenn man von einer einzelnen Bemerkung in einer undatierten heimatkundlichen Schrift über das unterfränkische Rohrbach absieht, die über den Standort einer Kapelle behauptet, „Hünengräber [...], Napoleons Heerstraße und ein Judenpfad lassen den Ort noch geheimnisvoller erscheinen.“9 Weshalb sich diese Konnotation des „Unheimlichen“ in den bayerischen und fränkischen Gebieten nicht herausbildete, sondern hierfür vor allem die mit „Teufel“ gebildeten Flurnamen in der Volksetymologie gebräuchlich waren,10 wäre eine eigenständige Untersuchung wert.
2.2 Antisemitismus und die „Heiden-These“ Antisemitismus und die „Heiden-These“ Der Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, der seit 1900 in weiten Kreisen der Bevölkerung salonfähig wurde, in den 1920er Jahren mit radikalen Tendenzen durchsetzt und ab 1933 zur Staatsdoktrin wurde, erfasste auch die Volkskunde. So setzt ein Deutungsmuster, das insbesondere innerhalb der älteren namenkundlichen Forschungsliteratur vorherrscht, den Begriff Juden in Flurnamen mit Heiden gleich. Beispielsweise erhielt 1922 der Judenbrunnengraben im schwäbischen Kettershausen in der Flurnamensammlung den Kommentar: „erinnert an die heidnische Brunnenverehrung“11 – und dies ungeachtet der Tatsache, dass Kettershausen zwischen zwei ehemals bedeutenden jüdischen Ansiedlungen, Krumbach und Illereichen-Altenstadt, liegt. Das „Heiden-Motiv“ erhielt damit eine neue Wendung und sollte die Nichtzugehörigkeit der Juden zur deutschen Nation belegen. Durch die Flurnamenforschung verbreitete sich somit seit den 1920er Jahren die These, dass in dem Toponym Judenweg die „Erkenntnis“ der Bevölkerung von der „Andersartigkeit“ der Juden enthalten sei. Mancherorts ging man dazu über, das Toponym Judenweg kurzerhand zu „germanisieren“, so wurde etwa der Judenweg im oberfränkischen Gräfenberg zur germanischen Opferstätte.12 Hier wurde speziell in den Jahren ab 1935 die von Heinrich Himmler geförderte Idee des „Ahnenerbes“ gepflegt, die das deutsche Volk als direkte Nachfahren des idealisierten Germanentums interpretiert wissen wollte.13 Auf diese Weise versuchte man, mit wenigen Strichen etliche Jahrhunderte jüdischer Regionalgeschichte ungeschehen zu machen. Demnach konnten nun aus den Toponymen Judenkirchen „vorchristliche, altgermani9 Vgl. Wehner, o.J., 7. 10 Vgl. Schnetz, 1963, 88. Die 3. unveränd. Aufl. mit Vorwort von Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein erschien 1997. 11 BayFlNA, FlNS Kettershausen, AltLkr. Illertissen, Schw. (1922) 70. 12 BayFlNA, FlNS Gräfenberg, AltLkr. Forchheim, Ofr. (o.J., vermutl. zw. 1920 u. 1940) 6. 13 Vgl. Lixfeld, 1994, 217ff.
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Antisemitismus und die „Heiden-These“
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sche Weihestätten“ werden.14 Auch findet sich noch bis 1970 in flurnamenkundlichen Schriften die These, der allgemein für den jüdischen Begräbnisplatz verbreitete Flurname Judenkirchhof (-kirfich) gelte bisweilen als Bezeichnung für eine prähistorische Kult-, Fund- oder Grabstätte15 – wobei Judenpfad der Weg zu einem jüdischen Begräbnisplatz sei.16 Demgemäß wird der Judenkirchhof im unterfränkischen Untererthal 1932 als Ort ehemaliger „Hünengräber“ vermutet.17 Noch 1982 ist in einer Sagensammlung kommentarlos zu lesen, dass sich der Judenbrunnen und Judenweg bei Altershausen, Mittelfranken, auf die Heiden beziehe.18 Diese Deutung gilt laut einer Studie von 1921, die sich mit Flurnamen und Vor- und Frühgeschichte beschäftigt, auch für das Judenbrünnele bei Steinbach (BadenWürttemberg), da „den Juden und Zigeunern in ihren religiösen und sonstigen Gebräuchen immer etwas Fremdartiges anhaftete.“19 Diese antisemitische Tendenz ist auch in Interpretationen spürbar, die Judenwege als Hinweise auf den germanischen Priester Jöttun werten. Im Sinne der Kontinuitätsvorstellung des sogenannten germanischen Erbes, die sich bereits in der Literatur der 1920er Jahre festmachen lässt, hatten beispielsweise die Judenpfade in unterfränkischen Gemarkungen „mit Israeliten nicht das Geringste zu tun“. Sie seien vielmehr Überreste aus altgermanischer Zeit, die mit dem vorchristlichen Opferdienst zusammenhingen, dementsprechend sei ein Juttenpfad auch der Weg zum Opferplatz.20 Die bedeutende Geschichte der Juden im Würzburger Raum ausdrücklich ignorierend mutmaßt auch Thomas Memminger 1923, der Würzburger Judenbühlweg, benannt nach der Markungslage Judenbühl (Judenhügel), beziehe seinen Namen aus Jöthun.21 Diese Deutung ist noch 1969 in Rottenbachs „Würzburger Straßennamen“22 aufzustöbern, ungeachtet der Tatsache, dass der Judembuhel bereits 1288 als Flurname belegt ist.23 Allerdings gab es durchaus auch Skepsis gegenüber diesen Interpretationen. So riet die Heimatbeilage einer mittelfränkischen Tageszeitung ihren LeserInnen 1924, die Interpretation Jütten- bzw. hier Jötanweg zu verwerfen. Dies sei Produkt der „Gelehrten“ und „dem Volksmund fremd“.24 14 Vgl. Stuhl, 1927, o.S. 15 Vgl. Dittmaier, Art. Judenkirchhof, 1963, 123, 375; Lippert, 1970, 98f. 16 Vgl. Dittmaier, Art. Jude, 1963, 123. 17 BayFlNA, FlNS Untererthal, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1932) 47. 18 Vgl. Klarmann, 1982, 95 Anm.*. 19 Vgl. Müller, 1928, 17. 20 Vgl. N.N., 1926b, o.S. Lt. Andritsch, 1974, 28, leite die Schule der nationaldeutschen Geschichtsschreibung auch den österreichischen Stadtnamen Judenburg von Jotunen, Joten (sprich I-oten) ab, daraus sei Jütten, endlich Juden geworden. 21 Vgl. Memminger, 1923, 179. Diese Ansicht vertritt auch Bayerlein, 1927, o.S. 22 Vgl. Rottenbach, 1969, 50. 23 Vgl. Bendel, 1912, 343. 24 Vgl. N.N., 1924, o.S.
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Judenwege ohne Juden?
Eine Ausnahme bilden hier auch zwei kurze Zeitschriftenaufsätze von 1926 über Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude, worin der Autor Alfons Pfrenzinger mehrere Judenwege in Unterfranken anführt. Pfrenzinger wendet sich dabei gegen die Gleichsetzung des Bestimmungswortes Jude in Flurnamen mit den Namen Jutten, Jötun, Gutten und vergleicht die Bedeutung der genannten Judenwege mit dem Wegenamen Pfaffensteig, der seines Wissens den Pfarrern als Abkürzung und in unruhigen Zeiten als sicherer Pfad zu den oft entlegenen Filialen diente. Auch nennt der Autor die Benützung durch jüdische Handelsleute und als Weg zum nächst gelegenen jüdischen Friedhof als mögliche Funktionen. Im Allgemeinen hätten Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude ihr Entstehen hauptsächlich den ortsansässigen und handeltreibenden Juden zu verdanken.25 Zahlreiche Beispiele jedoch zeigen, dass die Hauptvertreter der Flurnamenforschung das menschenverachtende nationalsozialistische Gedankengut bereitwillig in ihre Forschungsergebnisse integrierten, es fraglos förderten. Karl Puchner, der ab 1950 die Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns innehatte, forderte 1934 in seinem Vortrag „Familiennamen als Rassemerkmal“, den er unter anderem im Rahmen einer Vortragsreihe des „Kampfbundes für Deutsche Kultur“ hielt, „zur genauen Erfassung aller Juden und aller Judennamen eine große Judenkartei“. Diese sollte „für das wissenschaftliche Studium der Judennamen wie der ganzen Judenfrage und damit auch für das praktische Handeln die unentbehrliche Grundlage bilden.“ Was unter „praktischem Handeln“ zu begreifen ist, erläutert Puchner nicht.26 Tatsache ist jedoch der sichtbare ideologische Einfluss, den diese in der Zeit des Nationalsozialismus anerkannten Namenforscher auf die Tätigkeit der Flurnamensammler besaßen. Flurnamenforschung im Dienst des Nationalsozialismus begegnet beispielsweise im schwäbischen Bellenberg: Die Flurnamen mögen, so heißt es 1938 in einem heimatkundlichen Blatt, „die Liebe zur deutschen Heimat wecken und fördern, denn diese Liebe sind wir als deutsche Volksgenossen unserem Lande und nicht weniger dem Retter des Reiches und Volkes, unserem Führer Adolf Hitler schuldig.“27 Remigius Vollmann, der 1920 den Verband für Flurnamenforschung gegründet hatte, eröffnete den problematischen Reigen, als er damals, noch ohne antisemitische Tendenz, die These aufstellte, Örtlichkeiten, die das Volk mit den unbekannten vorgeschichtlichen Bewohnern des Landes irgendwie in Verbindung brachte, wurden schon im Mittelalter mit Heiden-,
25 26 27
Vgl. Pfrenzinger, 1926a, o.S.; Ders., 1926b; vgl. hierzu auch Kapfhammer, 1990, 7f. Vgl. Puchner, 1934, 16. [antijüd.] Vgl. Grünbauer, 1938, 1.
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Antisemitismus und die „Heiden-These“
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Hunnen-, Hünen- (Heunen-) bezeichnet. [...] Manchmal scheinen an die Stelle der Heiden die Juden und Zigeuner getreten zu sein: Judenweg, -Brunnen, Zigeunerholz.28
Dieser Passus wurde zu einer beliebten, teils wörtlich übernommenen Vorlage für die nachfolgenden Generationen an Flurnamenforschenden. Wenig differenziertes Denken, Verdrängung und fehlendes Unrechtsbewusstsein führten demnach auch in dieser Profession dazu, dass das rassenantisemitische Gedankengut auch das Kriegsende unhinterfragt überdauerte und sich bis in die 1960er Jahre hinein bar jeder Distanzierung in Publikationen wiederfand – etwa 1950 als Kommentar zum Schallfelder Judenpfad.29 Auch der angesehene Münchner Professor für Namenkunde, Joseph Schnetz, übernimmt die Vollmann’sche Passage 1952 wortgetreu in seine „Flurnamenkunde“. Diese wurde 1963 unverändert in zweiter Auflage gedruckt und erschien in der von Karl Puchner in Auftrag gegebenen Schriftenreihe „Bayerische Heimatforschung“. Als Beispiel nennt Schnetz den Judenberg in der Domäne Rüdigheim, Kreis Hanau, der mit Resten prähistorischer Ansiedlungen und römischer Gebäude bedeckt sei. „Man wollte“, so Schnetz, „in einem solchen Fall mit dem Namen der Juden Menschen bezeichnen, die wie Heiden und Zigeuner dem eigenen Wesen der Bevölkerung fremd waren.“30 Schnetz, der hier auch wörtlich den antisemitisch geprägten Flurnamenforscher Hans Beschorner31 zitiert, verzichtet auf die Differenzierung der Toponyme Judenbrunnen, Heiden- und Teufelsbrunnen: diese „gehen wohl auf die heidnische Brunnenverehrung zurück, die später verpönt wurde.“32 Wenn auch der israelische Historiker Yacov Guggenheim einräumt, dass eine Anzahl der ‚judaeophoren‘ Flurbezeichnungen sehr wohl auf germanisches Sprachgut zurückgehen könnte, einige auch klangassoziativ sekundär ‚judaeophor‘ geworden sein mögen,33 so ist es für die Flurnamenforschung 28 Vgl. Vollmann, 1924, 57. 29 nämlich: „Örtlichkeiten, die das Volk mit den unbekannten vorgeschichtlichen Bewohnern des Landes irgendwie in Verbindung brachte, wurden schon im Mittelalter mit Heiden-, Hunnen-, Hünen- (Heunen-) bezeichnet. Manchmal scheinen an die Stelle der Heiden die Juden und Zigeuner getreten zu sein.“ Vgl. BayFlNA, FlNS Schallfeld, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1950) 47; vgl. ebd., FlNS Mönchberg, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1929/30) 53–55: Judengraben, in den Judengräben, in der Judengrube. 30 Vgl. Schnetz, 1963, 92f. 31 Die Bezeichnung Juden in FlN stehe „für Menschen oder Wesen, die dem eigenen Wesen der Bevölkerung fremd und Ungläubige, Nichtchristen waren oder als Dämonen galten“, vgl. Beschorner, 1937, 3. Außdem gebe es im deutschen Sprachgebiet, so Beschorner, 1937, 1, sehr viele Namen von Städten, Dörfern, Gütern, Höfen, Vorwerken, Krügen, Mühlen usw., die mit Juden-, Jüden- usw. gebildet seien, die wenigsten hingen mit dem Volk der Juden zusammen, sondern mit dem altgerman. Personennamen Jud[o] (Juto, Yuto, Joto; nhd. Jüde, Jütte), dem weiblichen Personennamen Jutta, Judith oder dem Volksnamen Goten (Goden, Guten, Juten, Gutten, Jutten). 32 Vgl. Schnetz, 1963, 88. 33 Vgl. Korr. Yacov Guggenheim, Hebrew University of Jerusalem, Germania Judaica, Israel, 28.4.1993.
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Judenwege ohne Juden?
beschämend, noch 1952 und 1963, sieben bzw. 18 Jahre nach dem Mord an Millionen Juden und der nachfolgenden Befreiung der überlebenden Häftlinge aus den Konzentrationslagern, nach wie vor von einem sogenannten „eigenen Wesen der Bevölkerung“, dem die Juden fremd seien, zu sprechen und damit in ungebrochener nationalsozialistischer Argumentationstradition die Abgrenzung von den jüdischen NachbarInnen zu legitimieren. Schnetz verstieg sich 1963 sogar zu der Behauptung, der Flurname Judenhut, wie er in Homburg a. Main34 und Weingarten/Pfalz35 vorkommt, sei doch nur ein „Spiel der Phantasie“, ein wunderliches Toponym aus „Scherz und Witz“ geschaffen.36 Der Judenhut war das Symbol der öffentlichen Diskriminierung von Juden im Mittelalter. Zumindest Zweifel meldet 1928 der Flurnamensammler von Aidhausen, Unterfranken, an, indem er die Mundartformen Judenpfad, auch Im Götengrund, als Weg der „hiesigen Juden zu ihrem Friedhof in Kleinsteinach“ erklärt, zugleich aber, im Wortlaut Vollmanns, die Möglichkeit einräumt, hier seien „scheinbar die Juden an die Stelle der Heiden getreten“ und die Form Im Götengrund als „Götzengrund“ deutet.37 Für den Archivar Richard Dertsch sind 1966 Juden zwar nicht mehr dezidiert „heidnisch“, doch immerhin „fremdartig“. Er interpretiert das Anwesen Judenried, Ortsteil der schwäbischen Gemeinde Waltenhofen, das erstmals 1593 als Judenriedt belegt wird, in dem Sinne, dass es keine „Rodung des Jud“ sei, da der Familienname Jud im Allgäu nicht nachgewiesen sei. Vielmehr sei der Lage nach an ein Sumpfland, Ödland zu denken, „wo vielleicht manchmal fremdartige Leute hausten.“38 Es wird nicht deutlich, ob hier Juden als solche gemeint und als „fremdartig“ bezeichnet sind, oder ob „Ortsfremde“ als Juden bezeichnet werden. Andritsch bemerkt 1974 treffend: Überall sucht man den Personennamen Jud (Judo) und schließt dabei die Volks-(Personen) Bezeichnung von Juden aus.39 Der Autor des Oberdeutschen Flurnamenbuchs Michael Buck hält 1931 an der These fest, der Bestandteil Jud bezeichne in Toponymen selten „einen Hebräer“, sondern gehe auf den Personennamen Judo, lat. miles‚ Kämpfer, Soldat‘ zurück, räumt jedoch ein, dies gelte nicht bei Judenweg,
34 Vgl. Nuber, 1953, 8, ohne Erläuterung. 35 Vgl. Zink, 1923, 170. 36 Vgl. Schnetz, 1963, 38f. In diese Kategorie gehört auch der sog. Judenbart von Lautzkirchen im Saarland, vgl. Zink, 1923, 170, dort unter der Rubrik „Formnamen, Volkstümliches“. 37 BayFlNA, FlNS Aidhausen, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1928/29) 127. 38 In diesem Kontext erwähnt Dertsch, 1966, 98, auch die Judenwiese und für den OT Memhölz den nahen Judensteig (Gde. Waltenhofen, Lkr. Oberallgäu, Schw.). Die Gemeinde selbst konnte 1993 keine Auskunft über die Herkunft des Ortsteilnamens geben, vgl. Korr., Gde. Waltenhofen, 14.1.1993. 39 Vgl. Andritsch, 1974, 46.
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Der Begriff Jude als Schimpfwort
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Judengasse und – ausgerechnet – Judenwasen40, hier sei aus Gründen, die er nicht nennt, „der richtige Jude“ gemeint.41 Auch für den Flurnamensammler des mittelfränkischen Reichenbach liegt 1923/24 der Bezug des dortigen Juden- oder Straßenacker zu „‚Judo‘ = bewaffneter Riese“ oder „Juden = Muden, Modia, Modan“42 näher als die Verbindung zu den nahen jüdischen Gemeinden in Feuchtwangen und Schopfloch. Hartnäckiger hielt sich die These, ein Judenpfad sei eine entstellte Form von Diutenpfad, „Leutepfad“, der sich von ahd. diot, „Volk“ ableite. Das Bestimmungswort Jud in Orts- und Flurnamen sei, so Konrad Stuhl 1927, ein (nicht näher erläuterter) „Deckname“ für diut , das die Bevölkerung im Laufe der Zeit nicht mehr verstanden und in die Form die Jud (-en) zerlegt hätte. So sei beispielsweise der Judenpfad, der in Würzburg vom Leistengrund auf den Marienberg hinauf führt, eine entstellte Form aus Diutenpfad, im Gegensatz zu Viheweg.43 Ähnlich interpretiert Emil Kost 1947/48: Judenweg sei eine aus dem Diotweg/Diutweg „verunstaltete“ Form, einem sogenannten Seitenweg, der die Ortschaften über die Hoch- und Hauptstraßen miteinander verbinde. Der Begriff Diotweg sei im 13. Jahrhundert im urkundlichen Gebrauch abgekommen, daher vom Volk nicht mehr verstanden und zu Diebsweg und vielleicht auch Judenweg gemacht worden, so bei den Judenwegen bei Nagelsberg-Ingelfingen sowie bei Olnhausen und Jagsthausen im Württembergischen.44 Noch Anfang der 1980er Jahre wird der Flurname Judenweg als ‚DiutWeg‘ erklärt und nebenbei „den Volkskundlern“ attestiert, sie hielten „sogenannte Judenwege für Volkswege“, die ursprünglich Diut-Wege geheißen hätten und erst nach Verlust des Bedeutungszusammenhanges zu Judenwegen wurden.45 In diesem Sinne wurde noch 1992 der Judenweg bei Duttenberg, Baden-Württemberg, ein ehemaliger Zubringerweg zum Odenwaldlimesweg, als Diutweg verstanden.46
2.3 Der Begriff Jude als Schimpfwort Der Begriff Jude als Schimpfwort Eine andere Tendenz in der älteren Flurnamenforschung beinhaltet die Diffamierung der Juden durch negative Konnotation und Interpretation des Be40 Vgl. Grimm, Art. Wasen 7h, 1985, XIII 2284: „das land, wo der abdecker oder wasenmeister das vieh ausweidet und verscharrt, schindanger, in Süddeutschland und am Rhein üblich.“ 41 Vgl. Buck 1931, 125. 42 BayFlNA, FlNS Mosbach, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1923/24) 19. 43 Vgl. Stuhl, 1927, o.S.; Köbler, 1993, 184: ahd. diot, ‚Volk, Menschen, Leute, Heiden‘. 44 Vgl. Kost, 1947/48, 50. 45 „Volkskundler halten sogenannte Judenwege für Volkswege. Sie hießen anfangs DiutWege“, so wörtlich und ohne nähere Begründung: Hantsch, 1983, 336. 46 Vgl. Korr. Lothar Hantsch, Stadtarchivar Bad Friedrichshall, 23.1.1992.
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Judenwege ohne Juden?
stimmungswortes Juden in Flurnamen. Bereits 1877 konstatieren Jacob und Wilhelm Grimm den häufig „verächtlichen“ Charakter, der zahlreichen Komposita mit Jude zugrunde liegt (Judenmauschel, Judenmünze, Judenseele etc.).47 Diese Argumentation erfuhr durch die NS-Ideologie sichtliche Förderung und brachte allerhand Blüten hervor. So ist sich der Flurnamenforscher Hans Beschorner 1937 sicher, dass die Straßennamen wie Judenoder Jüdengassen und -gäßchen, Judenhöfe, -kirchhöfe, -bäder, -tauchen und die Judenpfade auf Juden zurückgehen, an ihr „Leben und Treiben“ erinnern. Dies sei, ohne dass Beschorner Gründe nennt, nicht erwiesen bei Judenhaine, -hage, -bäume, -steine, -berge, -täler, -büsche, -hecken, -gründe, -löcher, -borne, -brunnen, -gräben, -bäche, „und wohl auch“ Judengärten, -wiesen, -äcker, -stücke und dergleichen. Erwiesen aber ist für Beschorner: „Kein Mensch will heute mehr in einer Judengasse wohnen oder im Jüdenhofe oder in einem Ort wie Jüdenhain.“ Laut Beschorner liege die Abschaffung dieser Namen demnach nahe.48 Ähnlich heißt es Mitte der 1970er Jahre für das baden-württembergische Stammheim (bei Calw): „Das Judenwegle am Hang des Galgenberges sagt schon in seiner angehängten Verkleinerungssilbe, dass es sich um ein unbedeutendes Wegle handelt. Aber das Bestimmungswort ‚Juden‘ tut noch ein Übriges in der Abwertung [...]“. Es bedeute „außer einer Abwertung auch eine Verächtlichmachung wie das Wort ‚Hund‘“. Ferner erzähle dieser Flurname, „daß die jüdischen Händler ihre eigenen, oft seltsam verschwiegenen Pfade von Ort zu Ort zogen.“ Argumente, die ihn zu dieser Aussage veranlassten, liefert der Autor und Pädagoge Epple nicht.49 Von einem Judenpfädchen (Vm), das „vielleicht von Juden (Güterschlächter!) als heimlicher Ortszugang benutzt“ wurde, spricht die Flurnamensammlung für Dornau, Unterfranken.50 Analog hierzu erklärt man sich das Acker- und Waldstück Schachergraben im oberfränkischen Albertshof dadurch, dass „angeblich die Juden von Mugg darum gehandelt“ hätten.51 Die Streitgasse im oberfränkischen Dachstadt wird im Volksmund „bös Gäss’l“ genannt und angeblich gemieden, da, so Hauptlehrer Elflein 1935,
47 Vgl. Grimm, Art. Jude – Judenzopf, 1985, X 2352–59. 48 Vgl. Beschorner, 1937, 1f. „Es gibt in Sachsen vier derartige ON [i.e. Ortsnamen, die Verf.] Judenhain nö. Zwickau, und die Ortsteile Judenhayn nördl. Lauta, Judenloh OT Mühlhausens südl. Adorf zu Oelsnitz hat seinen Namen vom Judenlohbächel und dessen Tal, Judenstein OT von Boden b. Marienberg, die alle auf einen namengebenden Judenhain, eine Judenwaldung zurückgehen“, vgl. Ders., 1937, 3. 49 WFlNA, FlNS Stammheim, OA Calw (1971), o.lfd.Nr.; vgl. Korr. Arbeitskreis Ortsgeschichte Stammheim, 26.2.1992, Zitat aus „verschiedenen Flurnamensammlungen von Lehrer Eberhard Epple für Calw-Stammheim um 1974“. 50 BayFlNA, FlNS Dornau, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1931) 22. 51 BayFlNA, FlNS Albertshof, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934/35) 53.
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Der Begriff Jude als Schimpfwort
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im Jahr 1810 ein Ritualmord stattgefunden haben soll52 – eine seit dem Mittelalter kursierende bösartige und niemals bewiesene Anklage, die im Laufe der Jahrhunderte zu unzähligen Pogromen an Juden geführt hatte. Auch abseits der Judenwege wurden viele verwandte Toponyme einer extremen Abwertungen unterzogen, wie ein Beispiel unter vielen, die Flurnamensammlung Mariaburghausen, Unterfranken, von 1926 zeigt: „Im Jahre 1878 wurde durch einen jüdischen Viehhändler die Lungenseuche im Gutshof Mariaburgh[ausen] eingeschleppt, sodass sämtl[iches] Rindvieh dieser Seuche zum Opfer fiel. Da das Fleisch ungenießbar war, wurde es in diesem Acker vergraben u[nd] seitdem heißt dieser Acker ‚der Judenkirchhof‘.“ In der gleichen Gemarkung wurde auch eine Weide Hutwasen bzw. Judenloch genannt, deren Namen man sich folgendermaßen erklärte: „Wasserloch, daran vorbei früher der Weg nach Haßfurth ... bei Dunkelheit manchmal fielen Juden in dieses Loch, ...“.53 Diese herabwürdigende Aussage impliziert nebenbei die Kritik vorwiegend sesshafter bäuerlicher Dorfbewohner an ihren zur Mobilität gezwungenen jüdischen Nachbarn. Entsprechend nannte man einen Brunnen im unterfränkischen Markt Einersheim, der nicht Trinkwasserqualität, sondern „lediglich Wasser zum Tränken des Viehs“ lieferte, Judenbrunnen.54 Laut Beschorner hieß eine „etwas unsaubere Straße“ im Ort Grone bei Göttingen Judenstraße.55 Beispiele dieser Diffamierung in und mittels Flurnamen gibt es viele. Sie enthalten nicht immer explizit das Wort Jude, wie etwa der sogenannte Moschenacker im oberfränkischen Rugendorf, der als „bester Acker im Flur“ bezeichnet wird, wobei allerdings Mosch im gleichen Dorf „Jud und Kinderschrecken“ bedeute: „Jetzt kommt der Mosch!“56 Ob nun Flurnamen wie der Jaucherjudenacker im oberbayerischen Epfenhausen57 oder der Acker namens Hader, Hodergäßlein, die neue Form für Judengasse im oberfränkischen Bammersdorf58 in diesen Kontext gehö-
52 „Im bösn Gässl soll um das Jahr 1810 ein Jude einem Buben Blut entzogen haben und nach jüdischem Ritus verbraucht haben. Die Streitgasse wird noch heute gemieden in Angst und Furcht, dicht verwachsen“, BayFlNA, FlNS Dachstadt, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1935) 97. 53 BayFlNA, FlNS Hainert/Mariaburghausen, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1926) 19, 20. Ein ähnlicher Bezug könnte für den FlN Am Judenhög in Gotha, Alschleber Flur, vermutet werden, an dessen Fuß sich Abdeckerhaus und Fallanger befinden, vgl. Gerbing, 1910, 87 u. Anm. 13. Der Judenkirchhofacker im ofr. Mengersdorf wurde 1935 als „Schindanger“ klassifiziert, BayFlNA, FlNS Mengersdorf, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 56. 54 Vgl. Korr. Fritz Ortner, Neustadt/Aisch, 1.3.1993. 55 Vgl. Beschorner, 1940, 16. In diesem Kontext ist auch der Kommentar zum Haundorfer Judenäckerl zu verstehen: „der Acker ist sehr minderwertig“, vgl. BayFlNA, FlNS Haundorf, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 51. 56 BayFlNA, FlNS Rugendorf, AltLkr. Stadtsteinach, Ofr. (1936) 84. 57 BayFlNA, FlNS Epfenhausen, AltLkr. Landsberg, Obb. [1956], o.lfd.Nr. 58 BayFlNA, FlNS Bammersdorf, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1934/35) 60.
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Judenwege ohne Juden?
ren, bleibt vorerst dahingestellt, zumal etwa in der Schweiz der Begriff „Hodler“ Zwischenhändler bedeutet.59 Eine andere Art der negativen Konnotation findet sich in der Flurnamensammlung des mittelfränkischen Langenaltheim. Dort wertete man das Ödland Judenbuck als Spottname.60 In ähnlichem Kontext wurde ein Abschnitt der Röttenbacherstraße im mittelfränkischen Arberg, der mundartlich Judengasse hieß, interpretiert: „Nach einem arischen Mann benannt, der vor 40 Jahren dort wohnte und sehr viel, bzw. alles handelte ‚mi Ɲ jud‘.“61 Undifferenziert und dabei Negativklischees bedienend äußert sich noch 1999 eine Autorin der Ermershauser Heimatchronik: „Wege, die jüdische Händler regelmäßig benutzten, gingen (im negativen Sinn!) in die Flurbezeichnung ein, als Judenweg, Judensteg, Davidsrangen, Judenreihe.“62 In der Liechtensteiner Gemeinde Gamprin heißt ein Hügel Jodaböchel. Da Nachweise über Juden in Gamprin fehlen, könnte der Flurname, so die Autoren des Liechtensteiner Namenbuchs, eine „übertragene, negativ konnotierte Bedeutung haben: etwa ‚teuer gekaufter, zu einem Wucherpreis erstandener Hügel‘.“63 Eine ähnliche Bedeutung scheinen auch Bezeichnungen im Zusammenhang mit schwyzerdeutsch Jud im Schweizer Kanton Bern gehabt zu haben. Sofern nicht „Israelit“ gemeint war, bedeutete der Flurname „im übertragenen Sinne“ „ein zu teuer gekauftes“ oder aber – und hier kommt ein neuer Bedeutungsaspekt hinzu – „ein schwer bebaubares, wenig Nutzen abwerfendes Stück Land.“64 Deutlich formuliert es der Bearbeiter der Flurnamensammlung Ebermergen, Schwaben, in seiner Bemerkung zu einem Acker namens in, an, bei den Juden: „die steilsten, am mühsamsten zu bearbeitenden Grundstücke dieses Gewannes.“65 Gleichermaßen bezeichnen die Toponyme Jud und Juda in den österreichischen Orten Übersaxen und Röthis einen schlecht und mühsam zu bearbeitenden Acker und Weingarten.66
59 Frdl. Hinweis Uri Kaufmann, Dossenheim b. Heidelberg. 60 „gehörte den Juden; auch Spottnahme“ [sic!], BayFlNA, FlNS Langenaltheim, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1937) 64. 61 [wie ein Jude]; BayFlNA, FlNS Arberg, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 76. Mehr zu diesem Straßennamen, vgl. Kap. 6. Unklar ist, ob und inwieweit die scherzhafte Bezeichnung Juden für die Lehrlinge der Weisgerber diffamierend ist: Oeller vermutet 1928 als Verfasser der Schweinfurter FlNS einen Bezug der bei Schweinfurt gelegenen Wiese auf dem Judenanger zu dem nahen „Gerberstieglein am Main, wo die Gerber ihre Felle wuschen“, BayFlNA, FlNS Schweinfurt, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1928/29) 182; vgl. auch Oeller, 1953, 138. Grimm führen den Ausdruck „Juden“ auch für noch junge Handwerksleute vor ihrer „Taufe“, d.h. Aufnahme in den Gesellenstand, an, vgl. Grimm, Art Jude, 1985, X 23536. 62 Vgl. Kappner, 1999, 139. 63 Vgl. Stricker/Banzer/Hilbe, 1999, 78. 64 Vgl. Zinsli, Art. Jud, 1987, 383. 65 BayFlNA, FlNS Ebermergen, AltLkr. Donauwörth, Schw. (1936) 48. 66 Vgl. Korr. W. Vogt, Hard, Österreich, 1.3.1992.
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Der Begriff Jude als Schimpfwort
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Diese Möglichkeit räumt auch die Flurnamensammlung aus den frühen 1930er Jahren für das oberfränkische Löhlitz ein. Die dortige Gütengasse habe ihren Namen von „güt = jüd = Jud = Judengasse“, der sich entweder „von dem schlechten Weg“ herleitet „oder es war der kürzere Weg über den die Juden (Viehjuden) ins Dorf kamen.“67 Offenbar wurden Fluren mit auffällig niedrigen Bonitätsklassen – analog dem im Bayerischen verwendeten Begriff „Judenhaller, Judenkreuzer“ für schlechte Heller oder Kreuzer68 – mit dem Bestimmungswort Jude versehen, um die mindere Ertragsqualität oder die Eigenschaft als schlechte Feldwege oder sehr steile, schmale Wege zu hervorzuheben. Dies könnte in folgenden Beispielen der Fall sein: Zur Flurabteilung Judenpfad in Althausen, Unterfranken, heißt es „Ganze Flurabteilung, Boden schlecht.“69 Im mittelfränkischen Trautskirchen heiße der Luderweg manchmal Judengraben und sei ein „schlechter Feldweg am Ludergraben.“70 Die Judengasse im Bereich Laibstadt, Stadt Heideck, erfuhr eine ähnliche Konnotation. Sie wurde 1980 in Ludergasse umgewandelt und demzufolge als früherer Vergrabeplatz für verendete Tiere (Luder) missdeutet.71 Das Judental (Vm) im oberbayerischen Oberwössen sei ein „Ödes Tal“.72 In Riedern-Guggenberg, Unterfranken, nannte man die Pfarrwiese, die „stark abhängig“ und nass war, im Volksmund auch Judenbuckel.73 Gleichermaßen hieß ein steiniger hügeliger Wald in der niederbayerischen Gemeinde Haselbach Judenbuckl, „weil schwer zu bearbeiten“.74 „Früher“, wie bei den schriftlichen Umfragen zu Tage kam, wurden „schlechte“ Böden auch Judenkirchhof genannt.75 Das Wort Jude hat man, wie Paul Friedländer 1916 feststellt, „sogar von seinem
67 BayFlNA, FlNS Löhlitz, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 56. Lt. zuständiger Gde. handele es sich hier um zwei Gassen, die Güten- bzw. im Vm Güldengasse und die Judengasse, vgl. Korr. Stadt Waischenfeld, 24.6.1993. Die Vertauschung des Anlautes G und J ist zumindest für Oberfranken nicht selten: Das Judenholz von Presseck heißt im Vm Gütenholz, BayFlNA, FlNS Presseck, AltLkr. Stadtsteinach, Ofr. (1930/31) 32. Im ufr. Krommenthal sei das Wald- und Weidestück beim Judenkirchhof ein „Tierwasen“, ein Ort, an dem man tote Tiere verscharrte (s.o.), BayFlNA, FlNS Krommenthal, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. 68 Vgl. Schmeller, Art. Der Jud, 1996, 1202. 69 BayFlNA, FlNS Althausen, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1936/37) 51. 70 BayFlNA, FlNS Trautskirchen, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1936/37) 45. 71 BayFlNA, FlNS Laibstadt, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1938) 70. Die Judengasse ist der Ortsbevölkerung nicht mehr bekannt, lässt sich jedoch anhand des Grundbuches von Laibstadt (1830–1850) einwandfrei lokalisieren, vgl. Korr. Heimatkundl. Sammlung Heideck, Georg Schultheiß, 22.3.1993; Heimat- u. Verschönerungsverein Laibstadt [Hg.], 1980, 76. Diese Um- oder Neubildung des Bestimmungswortes Juden- in Luder- ist bei FlN häufig zu beobachten; die Motive hierfür dürften eher auf Verdrängung denn Unkenntnis basieren. 72 BayFlNA, FlNS Oberwössen, AltLkr. Traunstein, Obb. (1952) 65. 73 BayFlNA, FlNS Riedern-Guggenberg, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1939) 11. 74 BayFlNA, FlNS Haselbach, AltLkr. Bogen, Ndb. (1938) 16. 75 Vgl. Korr. Vg. Elfershausen, Bgm. Pfister, 29.3.1993.
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Judenwege ohne Juden?
eigentlichen Objekt abgelöst und wendet es als Schimpfwort gegen andere, gegen Tiere und Sachen.“76 Die erste, wenn auch zögerliche wissenschaftliche Beachtung erfuhren der Flurname Judenweg und die verwandten Komposita also unter negativen Vorzeichen. Die Deutungsmotive, die seit 1921 greifbar werden, lassen zwar gewisse Interpretationsmoden erkennen. Doch sind die Thesen, die den Zusammenhang von Judenwegen und Juden leugnen – etwa mit Hilfe der germanischen Mythologie – oder die Juden zu Fremden stigmatisieren, seit Anfang der 1920er Jahre populär. Sie werden im Laufe der Jahrzehnte seltener, finden sich jedoch noch von der Nachkriegszeit bis zum Anfang der 1990er Jahre. Die diffamierenden Thesen jedoch begegnen vorwiegend in den Jahren zwischen 1933 und 1945, doch wie gezeigt auch noch 1999. Die frühe Rezeptionsgeschichte der Judenwege zeigt, dass sich die Flurnamenforschung für die antisemitische Ideologie des 19. Jahrhunderts und der Jahre bis 1945 öffnete und „Beiträge“ leistete. Darüber hinaus ist sie ein Zeugnis der mehr oder minder effektiven Vergangenheitsbewältigung bis in die 1960er/1970er Jahre: Denn es entsteht vielfach der Eindruck, als könne und wolle man sich nicht mehr an die Juden erinnern, die eben noch, vor fünf bis 20 Jahren Nachbarn und Bekannte gewesen waren.
76
Vgl. Friedländer, 1916, 343 Anm.*).
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3. Judenwege im ehemaligen Waldsassengau Judenwege im ehemaligen Waldsassengau Die Wege – Überblick und Kartierung
3.1 Die Wege – Überblick und Kartierung Eine Fülle von rund 132 einzelnen Hinweisen auf Judenwege ließ sich aus den genannten Quellen gewinnen. Diese 132 Einzelbelege sind Bestandteile von insgesamt 20 Judenwegsstrecken. Dabei sind verschiedene Wegklassifikationen zu unterscheiden: Judenpfad (16 Mal), Judenweg (fünf Mal) und Judenstraße und Judengasse (je drei Mal). Drei der Wege finden sich bereits in Dokumenten des 17., drei weitere in Dokumenten des 18. Jahrhunderts, während die überwiegende Mehrzahl erst zwischen 1850 und 1950 greifbar wird. Allerdings ist aufgrund der desolaten Quellensituation nicht auszuschließen, dass etliche der Wegenamen älter als 300 Jahre sind, da die Namensform Judenweg im deutschsprachigen Raum wie erwähnt seit etwa 1514 archivalisch belegt ist. Auf einer Übersichtskarte dargestellt, offenbaren sich diese Wegstrecken als Andeutung eines Netzes an Überlandwegen, das parallel zu dem ‚offiziellen‘ Wege- und Straßensystem über das engere Untersuchungsgebiet hinaus den Main Richtung Thüngen überquert und nach Gemünden, Würzburg und in das heutige Baden-Württemberg reicht. Geht man davon aus, alle Wegstrecken hätten im 18. Jahrhundert existiert, so befand sich die Mehrzahl, nämlich elf, auf dem Gebiet des Hochstifts Würzburg, fünf in der Grafschaft Castell, einer in der Grafschaft Wertheim, sowie drei in den reichsritterschaftlichen Territorien der Grafen v. Sickingen, Freiherren v. Thüngen und der Wolfskeel’schen Rittergutsverwaltung Uettingen. Darüber hinaus erstaunt eine Vielfalt an weiteren Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude, so der Judenfriedhof in sechs verschiedenen Namensvariationen, der Judenbrunnen, Judenbildstock und Judenbaum (je drei Mal), Judenplatz und Judenberg (je zwei Mal) sowie je ein Judengraben, Judenstein, Judenloch und Judenholz. Auch gibt es unzählige Judenwiesen und Judenäcker, wie etwa die Unteraltertheimer Juden wisen vnd acker1 von 1503, die jedoch hier gleich der zahllosen Judengärten2 nicht weiter berücksichtigt werden.
1 2
StA Wt-G, Rep.54 Nr. 109 (Salbuch Grafschaft Wertheim, 1503), z.B. fol. 331. U.a. in Rodenbach, BayFlNA, FlNS Rodenbach, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
3.1.1 Karte Karte 1.1: Dokumentation der einzelnen Wegbelege sowie aller thematisch relevanter Flurnamen im ehemaligen Waldsassengau (frühester Quellenbeleg in Klammern) (M: ca. 1:100 000, genordet). Siehe Beilage. Karte 1.2 Vergleichskarte (Folie): Dokumentation der einzelnen Wegbelege sowie der beiden Judenbäumen von Karbach und Billingshausen und dem Judenplatz auf Dertinger, Wüstenzeller und Holzkirchener Flur. Siehe Beilage.
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Die Wege – Überblick und Kartierung
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3.1.2 Tabelle Folgende, nach Ortschaften geordnete Tabelle dokumentiert die einzelnen Wegbelege sowie alle thematisch relevanten Flurnamen im ehemaligen Waldsassengau. Genannt sind in weitgehend alphabetischer wie chronologischer Ordnung Flurname und, soweit vorhanden, Datierung, Kulturart, Lage vom Ortszentrum (Himmelsrichtung), Mundart- bzw. abweichende Namensform sowie Plan- und Flurnummer. Billingshausen, Gde. Birkenfeld, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbaum, im, außen am, unten am, 1856 A, Öa; PlNr.851–853, 855–866, 868–70, 872–84, 887, 889–92, 894, 895, 897–99, 904, im Judenbaum oder in der Schöntannen 946, 1033, 9423, 9425, 9426, 9436, 94373 Judenbaum, im, außen am, unten am 1933 A, NW4 Judenpfad, im 1856 A; PlNr. 8715 Judenpfad, im 1933 A, NW; Gb 8966 Birkenfeld, Gde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenkirchberg 1971 (73?) Judenkirchhof 1909 Judenkirchhof 1993 Judenkirchhof, beim 1933 Judenkirchhof, beim, am, bei dem 1856
7 8 9
A, SO10 A, Ö, Wa; PlNr. 24132, ½, 24159, 24165, 24171, 24172, 24175, 24177, ½, 24178, 24179 a,b, 24180, 24181 a,b, 24182, ½ a,b, 24183, ½ a, ½ b, 24184, ½, 24185, ½, 24186, ½, 24187, 24188, ½, 24189, 24190 a,b, ½, 24191, ½, 24192, ½, 24193, 24196, 24198, 24200–202½, 24203–24211½, ѿ, ¼, 1/5, 1/6, 1/7, ǩ, 1/9, 1/10, 24212–13½, ѿ, ¼, 1/5, 1/6, 1/7, ǩ, 24214, ½, 24215, ½, 24216, ½, 24217–22½, ѿ, 24223, ½, 24224, ½, 24225– 26½, 24227–30½, 24231, ½, ѿ, ¼, 1/5, 1/6, 1/7, 24232, ½, 24233, ½, 24234, ½, ѿ, 24235, ½, 24236, 24238–41½, ѿ, 24242–43½, ѿ, ¼, 24244–45½, ѿ, ¼, 1/5, 24246–48, 24251, 24253 a,b, 24255 a,b, 24256, 24257, 24258 a,
3 StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 3, 42, 76, 141, 154, 192, 203f, 234; II 364, 388, 420, 474, 507, 532, 778; III 898, 927, 1018, 1030, 1107f, 1148, 1212; IV 1243f, 1252, 1287, 1324, 1408, 1422, 1523, 1568, 1586; V 1574, 1585, 1590, 1603, 1609, 1620, 1743, 1762, 1764. 4 BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 136. 5 StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 76. 6 BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 137. 7 Vgl. Stegerwald, 1973, 52. 8 Vgl. Schreiber, 1968, 100. 9 Vgl. Redelberger, 1993, 182. 10 BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 104.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau 24259, 24262 a,b, 24263, 24264, 24267 a,b, 24268 a,b, 24269, ½, 24272 a,b, 24273, ½, 24274–77, 24280, 24281 a,b, 24282 a,b11
Judenweg Judenweg, am
1993 1933
12
Vm: Jüdewag; Wa, S13
Böttigheim, Marktgde. Neubrunn, Lkr. Würzburg, Ufr. 14 Judenpfaad(t), am/ hinter dem/ im 1708 15 Judenpfaad, Im Ersten Fluhr gegen 1708 Neübrun vnnd Werbach ¼ Morgen 7 rudten am 16 Judn Pfad, am Elzberg od[er] am 1708 Gb.627(?2)4–6275, 6340–6443½, 6502– Judenpfad, am 1928 6591; Flpl.17 Judenpfad, am (Vm) 1992 Feldlage18 Judenpfad, am, unterm, unten am, um 1850 A, Wbg; PlNr. 6274a, 6340, 6346, 6347, oberm, oben am, vorn am, hinten 6348½–73, 6379–6413, 6414a, 6415, 6421, oberm, hinterm, hinten am 6424, 6427, 6428, 6431–32, 6435, 6436½– 37½, 6440–43ѿ, 6458, 6502, 6507, 6508, 6509½–12, 6514–36½, 6556, 6559, 6572– 79, 6582, 6583, 659119 Judenpfad, im um 1850 A; PlNr. 6504, ½, 650520 Judenpfadsäcker nach 1850 21 Judenpfadweg nach 1850 PlNr. 6275 der Judenpfadweg aus dem Wege PlNr. 6264 in die Judenpfadsäcker22 Judenpfadweg, am um 1850 Ö, A; PlNr. 6274a, b23 Gb.627(?2)4–6275, 6340–6443½, 6502– Judenpfadweg, im, ober dem 1928 6591; Flpl.24
11 StA Wü, Renov.GKa. Birkenfeld (1856) I 11, 71, 146, 229, 260, 349, 380f; II 404, 474, 509, 553, 585f, 607, 727, 767, 840, 860; III 912, 938f, 1028, 1056, 1079, 1152, 1292, 1325, 1341, 1355, 1341; IV 1407, 1439, 1463, 1495, 1516, 1455, 1561, 1578, 1602f, 1689f, 1738f, 1762, 1803, 1848; V 1935, 2028, 2068; VI 2266, 2293, 2359f, 2477, 2631, 2724; VII 2817, 2866, 2948, 2994, 3013, 3125, 3153; VIII 3227, 3275, 3309, 3370, 3400, 3515, 3530; IX 3697f, 3770f, 3881, 3919, 3964f; X 4042, 4055, 4078, 4148, 4170, 4292, 4296, 4305, 4307, 4377, 4395, 4453, 4487, 4494, 4508; XI 4553f, 4854, 4866, 4870, 4874. 12 Vgl. Redelberger, 1993, 182. 13 BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 105. 14 StA Wü, Salbuch 116 (Böttigheimer Vrbar: Gült- vnd Lehen-Buch 1708), p. 45, 58f, 68, 79, 85, 101, 108, 116, 127, 146, 153, 237, 246, 276, 291, 308, 326f, 343, 360, 420. 15 StA Wü, Salbuch 116 (1708) 39. 16 StA Wü, Salbuch 116 (1708) 138. 17 BayFlNA, FlNS Böttigheim, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928) 72. 18 Vgl. Korr. Markt Neubrunn, 15.1.1992. 19 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (um 1850), I, o.S., III 517–524. 20 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (um 1850), I, o.S. 21 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (nach 1850), III 512. 22 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (nach 1850), III 512. 23 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (nach 1850), III 512. 24 BayFlNA, FlNS Böttigheim, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928) 72.
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Die Wege – Überblick und Kartierung
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Dertingen, Stadt Wertheim, Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg Judenberg 1613 A25 Judenplatz, im 1701 A, Wi26 Judenplatz 1889 FlNr. 392–396, 510–13, 515–17, u.U. mehr27 28 Judenplatz 1988 Greußenheim, Gde., Lkr. Würzburg, Ufr. Judenpfad 1926 Judenstraße um 1850 Judenstraße 1940 Judenstraße Judenstraße Judenstraße Judenstraße und Judenpfad Judenstrasse, an der
1977 1991 1993 1989 um 1850
Judenstraße, Waldung in / hinter der Judenweg, Waldung am
um 1850 um 1850
Hausen, Gde. Steinfeld, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenstrasse 1873 Helmstadt, Marktgde., Lkr. Würzburg, Ufr. Judenpfad 1844 Judenpfad 1926 Judenpfad 1969 Judenpfad draußen 1920/30
29
Weg; PlNr. 25165; 30 [Wa, Wi?] W; PlNr. 24841–24932, 25131– 25200, 25372–2542331 Vm: Jüdastraß32 33
FlNr. 25165/234 35
Wa, A; PlNr. 24841–46, 24848–52, 24852*, 24853, 24855–68, 24872–82, 24884–88, 24890–906, 24908–17, 24919–24, 24926– 32, 25144, 25145, 25150, 25153, 25153*, 25155–58, 25160–64, 25166, 25167, 25169–71, 25175, 2517636 PlNr. 24870, 24871, 24907, 25140, 2516837 PlNr. 2519338
Feld- u. Holzweg; PlNr. 4592, 460639
40 41 42
A, SSO43
25 StA Wü, Salbuch 131 (Ambts Remblingen Saalbuch 1613), p.1258. 26 StA Wt-S O 3 B 9b (Dertinger Gültbuch 1701), p.197, 203. 27 StA Wt-S O 3 K 15 (Handriß zur Feldbereinigung, Gmk. Dertingen (1:2000), 1889). 28 Vgl. Hahn, 1988, 363. 29 Vgl. G., 1926, o.S. 30 StA Wü, Ka. Greußenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII, o.S. 31 BayFlNA, FlNS Greußenheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1940) 69. 32 Vgl. Seidl, 1977, 111. 33 Vgl. Korr. Reinhold F. Seidl, Greußenheim, 16.12.1991. 34 Vgl. Korr. Vg. Hettstadt, 14.10.1993. 35 Vgl. Seidl, 1989, 4/1. 36 StA Wü, Ka. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII, o.S. 37 StA Wü, Ka. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII, o.S. 38 StA Wü, Ka. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII, o.S. 39 StA Wü, Renov.GKa. Hausen, RA Karlstadt (1873) II 445. 40 GdeA Helmstadt, Besitzveränderungsbuch der Gde. Markthelmstadt (1843), o.S., frdl. Hinweis Bernd Schätzlein, Helmstadt, Korr. 12.5.2006. 41 Vgl. Pfrenzinger, 1926b, 195, der hier wohl irrtümlich „Heimstadt“ notiert. 42 Vgl. Lurz, 1969, 42.
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52
Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Judenpfad, Acker am / beim / im
um 1850
PlNr. 28459–95, 28508–14, 28515 (Weg), 28652–68, 28681–90; 28579–28646*44
Judenpfad, äußerer, innerer, oberer, beim Pfarrbusch
1951
45
Himmelstadt, Gde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenkirchhof um 1850 Judenkirchhof, am 1930/40 Judenkirchhof, am, beim um 1850 Holzkirchen, Gde., Lkr. Würzburg, Ufr. Judenberg, Acker am 1613
46
Vm: Jüadakirvi; A, SW; Flpl. 8239–826347 48
49
Holzkirchhausen, Marktgde. Helmstadt, Lkr. Würzburg, Ufr. 50 Judenpfad, am, am Judenpfad unten um 1659 am Trieb Judenpfad, am 1846 PlNr. 1130151 PlNr. 11241a,b, 11249, 11250, 11252, Judenpfad, Acker / Oedung / Wiese / um 1850 11253, 11285–306, 11311, 11326–40, unteres Gemeindestück am 11379, 11380, 11382, 1138352 Vm: am jüdnpfad; Wi, A, Wa, SW; Gb. Judenpfad, am 1927 11241a–43b, 11249, 11250–53, 11285–306, 11329–40, 11379, 11380, 11382, 1138353 Homburg a. Main, Marktgde. Triefenstein, Lkr. Main-Spessart, Ufr. 54 Judenhut 1953 Karbach, Marktgde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbaum (am) 1975 Judenbaum, beim 1849 Judenbaum, beim 1931/33 Judenbaum, beim, im um 1850 Judenfriedhof 1993
55
A; PlNr. 3909, 3923, 393656 A, NO; Gb.3896–395457 PlNr. 3896–395458 59
43 BayFlNA, FlNS Helmstadt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1920/30) 42. 44 StA Wü, Hyp.Realreg. Helmstadt (um 1850) III, o.S. 45 BayFlNA, FlNS Helmstadt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr., FlN-Liste FlBerAmt Würzburg (1951), o.lfd.Nr. 46 StA Wü, Hyp.Sachreg. Himmelstadt (um 1850) III 141. 47 BayFlNA, FlNS Himmelstadt, AltLkr. Karlstadt, Ufr. [1930 od. 1940, unleserlich] 105. 48 StA Wü, Hyp.Sachreg. Himmelstadt (um 1850) III 128–132. 49 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255. 50 Vgl. Kemmer, ca.1979, 123. 51 StA Wü, RA Lengfurt 79 (1793), [Nachtrag 1846 im vorderen Einband]. 52 StA Wü, Hyp.Realreg. Holzkirchhausen (um 1850), 391–394, 396. 53 BayFlNA, FlNS Holzkirchhausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1927) 43. 54 Vgl. Nuber, 1953, 8. 55 Vgl. Hasenfuß, 1975a, 155f. 56 StA Wü, RustikalKa. Karbach (1849), 2, 14, 68. 57 BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1931/33) 74. 58 StA Wü, Ka. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I 285–288. 59 Vgl. Korr. Markt Karbach, 22.9.1993.
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Die Wege – Überblick und Kartierung Judenkirchhof, im (Vm) Judenpfad Judenpfad (im Ort)
1931/33 1993 1991
53
A, Wa, S; Gb.10300–350 [Karte: N°4888]60 61 62
Laudenbach, Stadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbegräbnisplatz um 1850 SW; PlNr. 1426b63 Judenbegräbnis 1939 A, Ö, H, W64 Lengfurt, Marktgde. Triefenstein, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Jüdengasse (Vm od. alte Form) 1950 offiziell: in der Rüdengasse; Ga, SO; [PlNr. 7507–7508, 7434–7444]65 Lohr a. Main, Stadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbrunn 1923 Judengarten 1923
SW66 SW67
Mädelhofen, Gde. Waldbüttelbrunn, Lkr. Würzburg, Ufr. Judenholz 1999 A68 Marktheidenfeld, Stadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenfriedhof, beim (Vm)
69
Neubrunn, Gde., Lkr. Würzburg, Ufr. Judenbrunnen
70
1893
Oberaltertheim, Gde. Altertheim, Lkr. Würzburg, Ufr. Judengasse (Vm) (im Ort) die heutige ‚Untere Gasse‘71 Judenstein vor 1968 auch Mordstein72 Remlingen, Marktgde., Lkr. Würzburg, Ufr. Judenloch, am 1928/30 Judenpfad, Acker am um 1850 Juden Weg, Wüstung im hundslein, au- 1684 ßen neben der 21. hueb, stöst auff den Judenweeg (2x); Juden-Weeg 1778 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75
A; 18398–1841873 PlNr. 20157–2016174 75 76
BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1931/33) 74a. Vgl. Korr. Markt Karbach, 22.9.1993. Vgl. Korr. Markt Karbach, 31.12.1991. StA Wü, Hyp.Sachreg. Laudenbach I (um 1850) 193. BayFlNA, FlNS Laudenbach, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1939) 98. BayFlNA, FlNS Lengfurt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 90. BayFlNA, FlNS Lohr, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. BayFlNA, FlNS Lohr, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. Lt. Feldgeschw. Erich Hupp, Mädelhofen; vgl. Korr. Rosel Menning, Roßbrunn, 12.10.1999. Vgl. Scherg, 1993b, 49f u. Anm. 112. Vgl. Brunner, 1893, 2. Vgl. Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999. Vgl. Stäblein, 1968, 198. BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/1930) 78. StA Wü, Ka. Remlingen, PlNr.verz. (um 1850) III, o.S. FC Bände Amt Remlingen 49 (Lehen-Büchlein […] Remblingen ... 1684), o.S.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Judenweg 1993 Judenweg durch das Hundsthal 1928/30 Judenweg, Waldung / Acker / Oedung um 1850 im, Acker / Oedung am Roden, Gde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbildstock Rohrbach, Stadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judengasse, Acker a[m] Erlenberg auf um 1850 der Judengasse, Acker am Häuspfad st[ößt] um 1850 auf die Judengasse, Ödacker / Acker am um 1850 Erlenberg (st[ößt]) auf die Judenstr[asse], am Erl[enber] g der um 1850 Judenstraße 1847 Judenstraße um 1850 Judenstraße 1950 Judenstraße 1993 Judenstrasse, Acker am Häusberg um 1850 st[ößt] auf die Judenstrasse, Acker / Oedacker am Er- um 1850 lenberg st[ößt] auf die
77
PlNr. 1894378 PlNr. 17901, 17901*, 18028, 18495–18500, 19030–19035, 1965779
80
PlNr. 419281 PlNr. 498282 Öa, A; PlNr. 4181, 4182, 4188–419083 PlNr. 4091–9784 Gdeweg; PlNr. 407785 PlNr. 407786 Vm: d’ Jüdastrouß; von W n. NW; Gb.407787 88
PlNr. 4974, 4984, ½89 PlNr. 4174–79, 4186, 4187, 4198–4200, 4970½90
Roßbrunn, Gde. Waldbüttelbrunn, Lkr. Würzburg, Ufr. Judenhöltzlein, das nach 1583 91 92 Juden höltzlein, daß 1753 93 Judenholz 1818 94 Judenholz 1954 Judenholz, das / das sogenannte um 1850 Ö, A, Öa; PlNr. 208–209½, 312, 31395 76 FC Bände Amt Remlingen 60 (Beschreibung des Remlinger Neugereuth-Zehendens 1778), p.32a, 34a (Karte Nr. 14 u. 15). 77 Vgl. Redelberger, 1993, 182. 78 BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/1930) 79. 79 StA Wü, Ka. Remlingen, PlNr.verz. (um 1850) II, III, o.S. 80 Vgl. Navratil/Royackers, 1989, 255. 81 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 82 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 83 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 84 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 85 StadtA Karlstadt, GKa. Rohrbach, 1847, 20, frdl. Hinw. M. Schneider, StadtA Karlstadt. 86 VMA München, AG Karlstadt Nr. 17 Klasspl. Rohrbach [um 1850]. 87 BayFlNA, FlNS Rohrbach, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1950) 78. 88 Vgl. Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993. 89 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 90 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 91 StA Wü, Standbuch 710 (1583), fol. 9’. 92 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 112 (Vrbar vndt Saal-Buch über [...] Jungfrau Closter Vndter Zell ... In dorff Rosßbrunn und Mattelhoffen, 1753/57), p.227, 213, 336ff, 347. 93 Vgl. Overath/Happ, 1995, II 8. 94 BayFlNA, FlNS Roßbrunn, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 39.
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Die Wege – Überblick und Kartierung Judenholzlein, am Judenpfad Judenpfad
um 1850 1926 um 1850
Rothenfels, Stadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbildstock (1752?) Jüden Kirchhoff, garten genant der 1531 Juden Kirchhoff, wiesgartten am 1683 Judenfriedhof 1923 Judenkirchhof 1847 Judenkirchhofgarten 1847 Judenkirchhofgartenwiese 1847 Judenkirchhofgartenspitze 1847
55
Öa; PlNr. 178, 178½96 Pfad97 Weg, Holzabfuhr-Weg; PlNr. 295798
99 100 101
Wi, N102 A; PlNr. 451103 A, Wi; PlNr. 457–467104 Wi; PlNr. 475105 A; PlNr. 468106
Sendelbach, Stadt Lohr a. Main, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbrunnen 1923 N107 Judenkirfich 1923 Wa, SO108 Wasch- oder Judenbrunnen 1923 N109 Stadelhofen, Stadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. 110 Judenpfad 1993 111 Judenpfad, am 1774 Judenpfad, am (zieht auf Urspringer 1872 A; PlNr. 1081, 1085, 1086112 Markung) Judenpfad, beim obern Hof neben 1872 PlNr. 1077, 1092113 dem/überm Judenpfad, neben d.[em] 1938 Vm: jüdapfad; A, Wi, S; Gb.1082–1095114
95 StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) I 38f, 54. 96 StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) I 34. 97 Vgl. G., 1926, o.S. 98 StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) II 106. 99 Vgl. Scherg, 2000, 38f. 100 Zit. n. Kolb, 1992, 105 101 StA Wü, Salbuch 138 (Saal: vndt Lehenbuch vber Daß Ambt Rottenfels, 1683), p.196. 102 BayFlNA, FlNS Rothenfels, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 6. 103 StA Wü, GKa. Rothenfels (1847) I, fol. 155’. 104 StA Wü, GKa.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) I fol. 2’, 183’; II 432’; III 500’, 559’, 598’, 689’, 728’; IV 876’, 976’. 105 StA Wü, GKa.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) I 135’. 106 StA Wü, GKa.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) II 309’. 107 BayFlNA, FlNS Sendelbach a.Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. 108 BayFlNA, FlNS Sendelbach a.Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. 109 BayFlNA, FlNS Sendelbach a.Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 16. 110 Vgl. Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993. 111 Vgl. Eichelsbacher, 1914, 12. 112 StA Wü, Renov.GKa. Stadelhofen (1872), 29, 108, 162. 113 StA Wü, Renov.GKa. Stadelhofen (1872) 132, 148. 114 BayFlNA, FlNS Stadelhofen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 19.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Steinbach, Stadt Lohr a. Main, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenkirchhof Ö, A115 Steinbach b. Wenkheim, Gde. Altertheim, Lkr. Würzburg, Ufr. 116 Judenbegräbnis, beim 1960 Judenbegräbniß, am, unterm, beim um 1850 A, Öa; PlNr. 1305–1332, 1335–45, 1348117 118 Judenhöfe (Ortsteil) 1957 Judenpfad, Acker unterm um 1850 PlNr. 1539, 1540119 Judenweg um 1850 Weg; PlNr. 2098120 A, Ö, Öa; PlNr. 1534, 1535, 2052, 2057, Judenweg, am um 1850 2058, 2064, 2065, 2085, 2100, 2104, 2105121 Judenweg, am untern 1840 A; PlNr. 2056122 PlNr. 2052, 2053, 2057–2061, 2064, 2065, Judenweg, am, obern, übern 1838 2078, 2082–2087, 2099, 2102, 2106½123 Judenweg, obern, oberm 1840 Öa; PlNr. 2103–2105124 Judenweg, unten am, unterm, am un- um 1850 A; PlNr. 1533a,b, 1536–1538, 1541–1544, 2053, 2055, 2056, 2059, 2060, 2083, 2084, term, Grasrein unter dem, überm, über den, am oberen, oberm, ober dem 2086–2088, 2102, 2103125 Judenweg, unterm, unter dem, unten am 1840 A; PlNr. 1533a,b, 1536–44, 2055, 2088126 127 Judn Kirchhoff, ein Acker bey dem, 1589 oder an der hohen Lucken Steinfeld, Gde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judengasse (Judengaße), an / in der 1857 Judengasse, in der 1923 Judengassen, Krauthgarten in der 1663 Judengassn, die; Krauthg: in der 1683 Judenpfad bzw. Judenstraße 1993 Judenstrasse 1857
A; PlNr. 877–882, 917–19, 921, 8468–80128 Wi, Kg129 130 131 132
Gdeweg; PlNr. 4045133
115 Vgl. Burkard, 1988, 212. 116 BayFlNA, FlNS Steinbach b.Wzbg., AltLkr. Wzbg., FlN-Liste FlBerAmt Wzbg (1960). 117 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 174–180. 118 Vgl. Schönmüller, 1957, 10/3. 119 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 206. 120 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 279. 121 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 205, 273–275, 278–280. 122 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 96c (Lehenbuch über die Gefaelle der Hochgraeflichen Standesherrschaft Castell in Steinbach an der Welz, Nachtrag 1840), o.S. 123 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 96a (Lehenbuch über die Gefaelle der Hochgraeflichen Standesherrschaft Castell in Steinbach an der Welz 1838), p.777–780, 783, 799–803. 124 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 96c (Nachtrag 1840), o.S. 125 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 205f, 273f, 277–280. 126 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 96c (Nachtrag 1840), o.S. 127 FC Bände Amt Remlingen 22 (Laager-Buch über das Dorff Steinbach 1589) Abschrift, p.144, 7f, 57, 66, 99, 132. 128 StA Wü, Renov.GKa. Steinfeld (1857) I 220, 236; II 430, 463, 644; III 932, 955, 1035, 1266, 1269; IV 1321, 1667, 1700; V 1795, 1840, 1914, 2023; VI 2171, 2314, 2391, 2404; VII 2588, 2610. 129 BayFlNA, FlNS Steinfeld, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 7. 130 Vgl. Barthels, 1956, 1/102. 131 StA Wü, Salbuch 138 (1683) 462. 132 Vgl. Korr. Vg. Lohr a.Main, 13.1.1993. 133 StA Wü, Renov.GKa. Steinfeld (1857) III 873.
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Die Wege – Überblick und Kartierung Stetten, Stadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judekürfe / Judekirfe 1938/39 Judenpfad (am Sand), Acker beim, um 1850 hinterm Judenpfad (hinterm Berg), Acker am um 1850
Judenpfad, Acker d[er] u[nd] b[eim] Judenpfad Judenpfad, am Judenpfad, am
um 1850 um 1930 1938/39 1992
Thüngen, Marktgde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenpfad, am 1787 od. später Judenpfad, am 1811 Judenpfad, am 1821 Judenpfad, Acker am Himmelstadter um 1850 oder am Judenpfad, am 1939 Judenpfad, am, beim um 1850
57
Gb.134 A; PlNr. 2412, 2418, 2432, 2439, 2398, 2440, 2525–2527, 2557135 A; PlNr. 2307, 2324–27, 2329, 2330, 2333– 37, 2339–44, 2350–52, 2354–68, 2370, 2371, 2373, 2374, 2396, 2397, 2399–2411, 2413– 17, 2418½, 2419, 2528, 2531–42, 2445– 2547, 2558, 2560136 PlNr. 2436137 Vm138 Vm: Jüdepfǀd; A, S139 Flurweg140
141 142 143
PlNr. 2635144 A, SW; Gb.2634–2645145 A; PlNr. 2625, 2634, 2637, 2640, 2642146
Trennfeld, Marktgde. Triefenstein, Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenkirchhof, am 1928/29 A, W147 Uettingen, Gde., Lkr. Würzburg, Ufr. Judenpfad
1934
148
Unteraltertheim, Gde. Altertheim, Lkr. Würzburg, Ufr. Judengasse, Wiese in der um 1850 PlNr. 10441149 Judengraben, am 1938/39 Wi, SO; PlNr. 10360150 Judengraben, am um 1850 PlNr. 10344, 10357, 10360, 10361, 10381151
134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150
BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 58. StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850), o.S. StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850), o.S. StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850), o.S. Vgl. Kugler, 1988, 240. BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 59. Vgl. Korr. StadtA Stadt Karlstadt, Werner Zapotetzky, 10.1.1992. StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78 (Gült und Zinnß-Buch [...]Thüngen, 1787, Anh. p.160. StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78 (1787), fol. 15. StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78 (1787, Anhang zum Zinsbuch, ca.1821), p.113. StA Wü, Ka. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II 33. BayFlNA, FlNS Thüngen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1939) 58. StA Wü, Ka. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II 32–34. BayFlNA, FlNS Trennfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/29) 80. BayFlNA, FlNS Uettingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1934) 97. StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 58. BayFlNA, FlNS Unteraltertheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1938/39) 84.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Judenpfad, Garten am Juden=Weg Judenweg Judenweg Judenweg Judenweg Judenweg, Acker zwischen dem Judenweg, Krautfeld am Judengarten, stöst ... gegen Mittag an den
um 1850 1828 1828 um 1850 1938/39 1993 um 1850 1828
PlNr. 10382152 PlNr. 14320153 PlNr. 14285, 14286, 14288, 14289154 Feld- u. Holzweg; PlNr. 10489155 156
Weg, S157 PlNr. 10880158 PlNr. 14210–14235159
Urspringen, Gde., Lkr. Main-Spessart, Ufr. Judenbaum, am (Vm) 1920/30 Baum, SW160 161 Judenbildstock Judengasse bzw. Judenhof (im Ort) mind. 1903 162 Judenpfad, am um 1850 A; PlNr. 8852, 8853, 8857–61, 8868–82163 Wenkheim, Gde. Werbach, Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg 164 Juden kirchoffen, ein stücke ackers 1540 vnder dem 165 1870–80; Judenpfad 1999 Judenpfad 1988 Flst.12509166 167 Judenpfad 1992 Wüstenzell, Gde. Holzkirchen, Lkr. Würzburg, Ufr. 168 Judenberg, Acker am 1613 Judenplatz, am um 1850 A, Wa, Weg; PlNr. 3029–3066, 3068a– 3099, 3102–3111, 3121, 3177, 3178169 Judenplatz, am 1950 A, Ö, Wa, W; Gb.2629–3121170 Judenplatz, am hintern um 1850 A, Wa; PlNr. 3100, 3101, 3111–3120171 151 StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 46, 48, 51. 152 StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 51. 153 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 97a,f,g (Lehenbuch über die Gefälle der Hochgräflichen Standesherrschaft Castell vom Orte Unteraltertheim, 1828), o.S. 154 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 97a,f,g (1828), o.S. 155 StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 65. 156 BayFlNA, FlNS Unteraltertheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1938/39) 85. 157 Vgl. Korr. Gde. Altertheim, 14.5.1993. 158 StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 115. 159 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 97a,f,g (1828), o.S. 160 BayFlNA, FlNS Urspringen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1920/30) 29. 161 Vgl. Hasenfuß, 1975b, 116. 162 Vgl. Scherg, 1992, 52. 163 StA Wü, Hyp.Sachreg. Urspringen (um 1850) II 666–669. 164 FC Bände Amt Remlingen 2 (Zins- und Gültregister […] Wenkheim 1540), fol. 85’. 165 Vgl. Korr. Ernst Thoma, Werbach-Wenkheim, 30.11.1999. 166 Vgl. Hahn, 1988, 363. 167 Vgl. Weiss, 1992, 10f. 168 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255. 169 StA Wü, Hyp.Sachreg. Wüstenzell (um 1850) 216–223, 227. 170 BayFlNA, FlNS Wüstenzell, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 76. 171 StA Wü, Hyp.Sachreg. Wüstenzell (um 1850) 216–223, 227.
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Die Wege – Beschreibung
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3.2 Die Wege – Beschreibung Die Wege – Beschreibung 3.2.1 Die Judenwege im ehemaligen Waldsassengau Der bislang älteste nachweisbare Judenweg im ehemaligen Waldsassengau liegt exakt auf der bayerischen Landesgrenze zu Baden-Württemberg, am südwestlichen Gemeinderand von Holzkirchhausen. Als sekundärer Flurname Am Judenpfad ist er in einer privaten Ortschronik aus dem Jahr 1659172 genannt, taucht dann aber erst wieder ab 1846 im Holzkirchhäuser Gültund Lehen-Buch173 auf. In der Flurnamensammlung von 1927 wird er als „Fußweg von Neubrunn nach Dertingen, der früher häufiger benützt wurde“, beschrieben. Schon damals war „von einem getretenen Pfad stellenweise gar nichts mehr zu sehen.“174 Obwohl die Bezeichnung Judenpfad 1993 nicht mehr existierte, ebenso wenig die zugehörigen Plannummern, die aus der Zeit vor der Flurbereinigung von 1926 stammen, erinnerten sich 1999 einige ältere Ortsbürger an die Bezeichnung Judenpfad. Sie wurde früher für einen Flurbereich an der westlichen Gemarkungsgrenze zum badenwürttembergischen Kembach verwendet.175 Auf Kembacher176 wie auch Neubrunner Gemarkung hingegen fehlen Hinweise auf einen entsprechenden Namen. Die „fußwegmäßige Verbindung von Neubrunn über die Gemarkung Holzkirchhausen nach Dertingen“ heiße schlicht Dertinger Pfad.177 In natura ist der Judenpfad heute, so war bei der Exkursion im Herbst 1999 zu erfahren, ein Wegrelikt am Westrand der Holzkirchhauser Flur und, wie gesagt, zugleich die Landesgrenze zu Baden-Württemberg. Als wild verwachsener Wiesenweg tritt er auf der Südseite der Straße nach Kembach aus dem Wald, führt hangabwärts und scheint vor dem Welzbach zu enden. Dort biegt ein nicht mehr als Judenpfad belegter Weg nach Westen. Eine Fortführung des Judenpfades jenseits des Baches wäre erst auf der Nordostseite des dortigen Steinbruchs vorstellbar: in Form einer Rasenböschung, die neben einem weißgekalkten Grenzstein der genannten Bundesländer, bzw. ehemaligen Königreiche, hinauf Richtung Dertingen führt. 172 Kemmer, ca.1979, 123, zit. ohne Quellenangabe ein „Protokoll [...] um 1659“; frdl. Auskunft Vg. Helmstadt, Hr. Dittmann, 10.11.1999. 173 StA Wü, RA Lengfurt 79 (Holzkirchhäuser Gült- und Lehen-Buch 1793), [Nachtrag für 1846 im vorderen Einband]; StA Wü, Hyp.Realreg. Holzkirchhausen (um 1850) 391–394, 396. 174 BayFlNA, FlNS Holzkirchhausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1927) 43. 175 Vgl. Korr. Vg. Helmstadt, 24.9.1993; 8.11.1999 (Hr. Dittmann). 176 Weder auf einer Flurkarte v. 1747 (StA Wt R K 308) noch auf der Karte von Kembach v. 1764 (StA Wt F B 28), noch bei Stichproben im Lager- und Schatzungsbuch Kembach von 1709 (StA Wt G 54a Kembach) war der FlN Judenweg o.ä. zu ermitteln, vgl. Korr. Archivverbund Main-Tauber, Wertheim, Frau Kühnle, 22.11.1999. 177 Vgl. Korr. Markt Neubrunn, 21.10.1993.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Abb. 2: Die Judengasse am westlichen Ortsrand Steinfelds, Unterfranken.
Das fehlende Zwischenstück könnte ein mit Steinen befestigter Weg gewesen sein, der den großen Steinhügel an der Westseite quert. Gleichermaßen alt ist die Judengassn von Steinfeld, die erstmals 1683,178 eventuell auch schon 1663 belegt ist.179 Neben ihr erscheint in den Katastern 1857 auch eine Judenstrasse,180 die in der Flurnamensammlung von 1923 nicht erwähnt wird. Dort aber ist von einer Wiese und einem Krautgarten in der Judengasse die Rede, welche laut Flurskizze von 1950 am Karbacherweg liegen.181 Die Beilage zum Klassifikationsplan wiederum, ebenfalls von 1950, gibt die Situation nach der Flurbereinigung in Steinfeld 1937/42 wieder und verzeichnet einen Judenpfad und die Judenstraße im Norden Steinfelds über den Eckersberg Richtung Wiesenfeld.182 Nach Auskunft eines Ortsbürgers handelt es sich hier um einen Weg: Einerseits die Judengasse am südwestlichen Ortsrand Steinfelds, die Richtung Karbach führt und in ihrer südlichen Fortsetzung Karbacher- oder auch Leinreiterweg heißt, da auf ihm die Leinreiter, berittene Begleiter der Transportschiffe auf dem Main, als Abkürzung im Landesinnern nach Süden zurück ritten. 178 179 180 181 182
StA Wü, Salbuch 138 (1683) 462; StA Wü, Stb 138, 462. Vgl. Barthels, 1956, 1/102. StA Wü, Renov.GKa. Steinfeld (1857) III 873; bzgl. Judengasse: ebd., I 220, II 430 u.a. BayFlNA, FlNS Steinfeld, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 7. Frdl. Hinweis Korr. Vg. Lohr a. Main, 13.1.1993.
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Die Wege – Beschreibung
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Abb. 3: Die Rohrbacher Judenstraße vom Erlenberg Richtung Steinfeld, rechts im Bild die abzweigende Judenstraße auf Hausener Flur.
Dieser eine Weg, der offenbar an Steinfeld nördlich vorbeizog und in die Straße Roden-Urspringen mündete, ist heute infolge der Flurbereinigung verschwunden und bildete mit der Richtung Wiesenfeld führenden Judenstrasse bzw. dem Judenpfad ein Ganzes. Für diesen Weg gelte, so der Gewährsmann, auch der erwähnte frühe Beleg von 1683.183 Ein kurzer, heute gut begehbarer Ackerweg im Gemarkungsteil Hausen bildet die Verbindung der genannten Steinfelder Wegstücke. Dieser Ackerweg ist 1873 als Judenstrasse in den Katastern belegt.184 Südlich des Erlenberges zweigt er von der Steinfelder Judenstraße erst west-, dann, nach etwa 200 Metern, südwärts Richtung Steinfeld ab. Der Judenpfad bzw. die Judenstraße sind als Flurnamen in der Gemarkung Steinfeld „heute nicht mehr bekannt“ – so die zuständige Verwaltungsgemeinschaft Lohr.185 Unmittelbar an die Judenstraße im Norden von Steinfeld schließt auf Rohrbacher Flur die seit 1847 belegte Judenstraße von Steinfeld nach Wiesenfeld an. Sie führt entlang der Gemeindegrenze über den Erlenberg und 183 Mündl. Auskunft, Ernst Scheiner, Steinfeld, 20.10.1999. 184 StA Wü, Renov.GKa. Hausen, RA Karlstadt, Ufr. (1873) II 445. 185 Auskunft der zuständigen Vg. Lohr u. des Leiters d. Spessartmuseums Lohr, Herrn Bald, vgl. Telefonat Vg. Lohr a. Main, 13.1.1993, 28.10.1999, 29.11.1999 (Geschäftsführer Schwab).
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
die Valentinkapelle zum Eichelberg.186 Auf Wiesenfelder Gebiet heißt sie schlicht Steinfelder Weg.187 Der 1999 verstorbene Leiter des Karlstadter Stadtarchivs, Zapotetzky, begreift die Judenstraße als Teil eines weiträumigen Wegenetzes von Wiesenfeld bis Urspringen und Karbach.188 Die Überprüfung der heutigen Wegsituation in natura zeigte, dass die für Steinfeld und Rohrbach archivalisch belegbare Judenstraße nördlich von Steinfeld von der Fahrstraße Rohrbach-Steinfeld als Fahrspur abzweigt, nordwärts in das Gehölz hinauf steigt und als besteinter Weg die Valentinkapelle anvisiert. Von dort kann man auf ihr, einem gut erhaltenen zum Teil mit Steinen befestigten Wiesenweg, geradlinig durch den Laubwald Richtung Wiesenfeld wandern. Diese Pflasterung mit Steinen und die Eigenschaft als Hauptweg und Verbindung zweier Orte ist in der Regel ein Kriterium für die Bezeichnung „Straße“.189 Unter den 28 Flurstücken um 1850, die als Acker/Ödacker an/auf der Judenstraße etc. verzeichnet sind, ist allerdings ein Viertel als Judengasse notiert.190 Die ursprüngliche Bedeutung einer „Gasse“, nämlich ein „hohlweg im felde oder walde“, bzw. „eine stelle wo die offene landstrasze in eine gasse übergeht, eingeschlossen durch felsen“ oder Zäune,191 wie es auch bei der Judengasse im oberpfälzischen Altenstadt der Fall ist, die noch 1979 als Hohlweg besteht,192 ist heute auf dieser Wegstrecke nicht mehr nachvollziehbar. Der dritte Judenweg aus dem 17. Jahrhundert, eine Strecke von rund vier Kilometern auf Remlinger, Birkenfelder und Greußenheimer Gebiet, ist in einem „Lehen-Büchlein“ von 1684 überliefert.193 Eine vergrößerte Detailkarte von 1778 enthält den Remlinger Judenweeg zweimal, er kreuzt sich nahe der Gemarkung Birkenfeld; eine weitere zeigt den Juden-Weeg nahe oder auf der Greußenheimer Gemarkung, einen Graben von West nach Ost überquerend und dort den Würzburger Schloßacker durchziehend.194 Zwar ist mit diesen Kartenausschnitten keine exakte Lokalisation möglich, doch anhand der Plannummernverzeichnisse und der entspre186 StadtA Karlstadt, GKa. Rohrbach (1847), 20, frdl. Hinweis Manfred Schneider, StadtA Karlstadt, Korr. 2.9.2003; StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.; BayFlNA, FlNS Rohrbach, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1950) 78. 187 Vgl. Link, 1989, Kartenbeilage. 188 Vgl. Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993, der auf einer Karte die gesamte Strecke vom südl. Ortsausgang Wiesenfelds bis zur Gemeindegrenze Steinfeld als Judenstraße markierte. Sie führt, so Zapotetzky, hypothetisch bis zum Hühnerberg am nordöstl. Ortsrand Steinfelds einerseits Richtung Osten nach Laudenbach andererseits Richtung Süden auf der Ortsverbindungsstraße nach Urspringen weiter und – vermutlich nicht mehr unter dem Namen Judenstraße „nach Urspringen-Karbach bzw. zum jüdischen Friedhof Laudenbach“. 189 Vgl. Grimm, Art. Weg, 1985, XIII 2854f. 190 StA Wü, Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S. 191 Vgl. Grimm, Art. Gasse, 1985, VI/1,1 1445, Art. Weg, XIII 2855; Schnetz, 1963, 84. 192 BayFlNA, FlNS Altenstadt b. Vohenstrauß, AltLkr. Vohenstrauß, Opf. (1979) 116. 193 FC Bände Amt Remlingen 49 (1684), o.S. 194 FC Bände Amt Remlingen 60 (1778), Karte 14, p.32a; 15, 34a.
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Die Wege – Beschreibung
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chenden Klassifikationspläne aus der Zeit um 1850 lässt er sich als eine Strecke rekonstruieren, die zwei Kilometer südlich von Birkenfeld an der Landkreisgrenze Würzburg/Main-Spessart beginnt. Dort tritt er in das nördliche Mittelholz, den Sauhag, ein und ist hier auch als Judenpfad195 belegt. Der Abschnitt des großen Remlinger Judenwegs auf Birkenfelder Gemarkung ist offenbar jener heute teils gut erhaltene und mit größeren Steinen gepflasterte, teils verwachsene und von Traktorspuren beschädigte Forstweg. Er zieht sich durch den nordöstlichen Bereich des Waldes Sauhag und verlässt nach wenigen Metern noch im Wald den Pfad. Ohne eine erkennbare Wegspur geht man auf ihm erst hangabwärts durch eine neu angelegte Schonung, dann südostwärts hinaus über die Äcker und kreuzt die Straße Birkenfeld-Remlingen. Anschließend folgt man westlich des Rotenlochholzes einem heute nur mehr erahnbaren Grasweg, der sich bis zur Straße Remlingen-Unterleinach zu einer gut erhaltenen Fahrspur entwickelt. Von hier steuert der Judenweg auf nahezu unsichtbarer Wegspur auf die Waldung Alter Berg zu und durchquert diese südwärts bis zur Greußenheimer Gemarkungsgrenze.196 Als Judenstraße, das heißt als ein mit Steinen gepflasterter Hauptweg, zieht sie sich auf dortiger Gemarkung gut erkennbar und teils tatsächlich mit Steinen befestigt, entlang der Grenze Greußenheim-Remlingen nach Süden bis nahe an das Uettinger Gemeindegebiet. Sie wird heute offenbar als Forstwirtschaftsweg genützt.197 Diese Wegführung ist auch durch die Ergebnisse der Flurnamensammlungen aus den Jahren 1928 bis 1940 gestützt, die den Judenweg als den „nächste[n] Weg von Marktheidenfeld nach Üttingen“198 bzw. einen Weg von Urspringen bis nach Unteraltertheim beschreiben, an welchem im Norden des Alten Berges „einmal ein tiefes Loch gewesen zu sein“ scheint, das sogenannte Judenloch.199 In den Kommunalbehörden Remlingen, Greußenheim und Hettstadt kennt man Anfang der 1990er Jahre den Judenweg,200 der auch in der Greu195 StA Wü, Ka. Remlingen, PlNr.verz. III (um 1850), o.S. 196 Lt. Klasspl. liegt die Waldung am Judenweg ca. 200 m nordöstl., wo der Judenweg in den bewaldeten Alten Berg Richtung Süden eintritt, StA Wü, Ka. Remlingen, PlNr.verz. II, III (um 1850), o.S. Vermutlich reichte sie zuvor bis an den Judenweg und wurde im Zuge der Flurbereinigung zerteilt und partiell umbenannt. 197 Vgl. Grimm, Art. Weg, 1985, XIII 2854f; StA Wü, Ka. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII o.S. 198 BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 105. Ohne Wegbeschreibung: BayFlNA, FlNS Greußenheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1940) 69. 199 BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/1930) 79, 78+. 200 „[...] im östlichen Teil der Gemarkung Remlingen im Bereich von Privatwaldung wird der auf der Anlage gelb unterlegte Weg als ‚Judenweg‘ (im Klasspl. PlNr. 17845) bezeichnet. [...] beginnt nahe der Gemarkung Greussenheim und endet im Norden ab Beginn der Feldflur“, vgl. Korr. Markt Remlingen, 8.1.1992; „Ein etwa 300 m langer Waldweg, genannt „Judenstraße“, befindet sich westl. vom Altenberg (339m) in der Nähe der Waldabteilung „Sumpf“. Die „Judenstraß(e)“ verläuft etwa 10–20 m innerhalb des Waldrandes; [...] sie ist nicht befestigt“, vgl. Korr. Reinhold
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
ßenheimer Ortsgeschichte (1977)201 und Birkenfelder Chronik (1993) als Weg Richtung Greußenheim und Karbach Erwähnung fand.202 Lediglich in Birkenfeld ist der Flurname Judenweg heute „nicht mehr bekannt.“203 Ungeklärt und auch der zuständigen Gemeinde unbekannt204 ist der Hinweis auf einen Judenpfad im Gebiet Greußenheims, der die Verlängerung des Löhleinsweges sei.205 Möglicherweise besteht hier eine rein mündliche Tradition, da die Anhöhe Löhlein im Nordwesten Greußenheims ohne geographischen Zusammenhang mit den genannten Belegen steht. Am Südende des großen Remlinger Judenweges befand sich der Uettinger Judenpfad. Er verlief nordöstlich Remlingens als Pfadspur, die ostwärts der Alten Straße Remlingen-Würzburg und zugleich an der Gemeindegrenze Remlingen-Uettingen zum Waldgebiet Im Sumpf führte und dort in einen Weg Richtung Osten (Greußenheim) mündete.206 Heute ist diese Pfadspur, die ursprünglich quer über den Acker zog, nicht mehr vorhanden, da sich die Gemarkung und Grundstückseinteilung durch die Flurbereinigungen der Jahre 1929 bis 1940207 grundlegend geändert hat. Auch wenn laut der Gemeinde Uettingen der Name Judenpfad nicht mehr verwendet wird208 und erstaunlicherweise weder in den Katastern noch im Gemeindearchiv Uettingen auftaucht,209 wurde er doch erstmalig 1926 in der Regionalliteratur erwähnt und galt auch für die Wegstrecke im Bereich des Greußenheimer Waldes.210 Da für ihn auch keine Plannummern existieren,211 ist die tatsächliche Streckenführung, wie sie aus der Flurkarte der Gemarkung Uettingen hervorgeht, nicht überprüfbar. Demnach führe der Weg von Westnordwesten aus Richtung Remlingen direkt zum Westende des Uettinger Judenweges und träfe dort an der Gemeindegrenze zu Remlingen auf die nach Süden verlängerte Greußenheimer Judenstraße.212 Laut einem älteren Uettinger Bürger führe der Judenpfad von Uettingen nach F. Seidl, 16.12.1991; Korr. Gde. Greußenheim, 2.11.1992; „[...] die auf der Gmk. Greußenheim verlaufende sog. ‚Judenstraße‘, FlNr. 25165/2, führt weiter in die Gmk. Remlingen, wird dort ‚Judenweg‘ genannt“, vgl. Korr. Vg. Hettstadt, 14.10.1993. 201 Vgl. Seidl, 1977, 111. 202 Vgl. Redelberger, 1993, 182. 203 Vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8.2003. 204 Vgl. Korr. Vg. Hettstadt, 8.3.2005. 205 Vgl. Seidl, 1989, 4/1. 206 Vgl. Korr. Gde. Uettingen, Bgm. Triebig, 5.2.1992, 15.11.1999; Korr. Mitteilungsblatt des Marktes Reichenberg, Wolfgang Schindler, 31.3.1993. 207 Vgl. Heußlein, 1966, 43. 208 Vgl. Korr. Gde. Uettingen, Bgm. Triebig, 5.2.1992. 209 StA Wü, Ka. Uettingen (Realreg.), PlNr.verz. (um 1850) I–III, o.S.; Korr. Gde. Uettingen, 15.11.1999. 210 Vgl. G., 1926, o.S. 211 BayFlNA, FlNS Uettingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1934) 97; VMA München, AG Marktheidenfeld Nr. 35 Klasspl. Uettingen (um 1850). 212 Vgl. Flurkarte Gde. Uettingen (M: 1:1000), frdl. Hinw. Gde. Uettingen, Korr. 15.11.1999.
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Die Wege – Beschreibung
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Greußenheim oder Remlingen.213 Dies ist theoretisch möglich, wobei die Verbindung mit Uettingen selbst letztlich ohne Anhaltspunkt bleibt. Der Böttigheimer Judn Pfad, auch Judenpfaad, wird erstmals 1708 genannt und am Elsberg lokalisiert.214 Die Plannummern des Katasters um 1850 beschreiben eine Wegstrecke, die nach heutigem Augenschein von einer Straße, die den Ort Böttigheim scheinbar ziellos in nordöstliche Richtung verlässt, am östlichen Waldrand nach Norden abzweigt und dort vermutlich in eine Wegspur übergeht. Hier beginnt der Judenpfad und führt linkerhand von Heckenrosen gesäumt, Richtung Nordosten quer über die heute geometrische Ackerflur. Nahe der Landesgrenze zu Baden-Württemberg, südlich des Wurmbergs, mündet er in einen ostwärts ziehenden Weg.215 Die seltene Form Judenpfadweg aus der Mitte des 19. Jahrhunderts benennt einen heute nicht näher lokalisierbaren Zubringerweg zum Judenpfad und findet sich noch 1928.216 Die Angaben der zuständigen Marktgemeinde Neubrunn stimmen nicht mit dem Katasterbefund überein. Zwar enthielten die Flurkarten von Neubrunn und Böttigheim keine Judenwege oder -pfade, doch würde ein Flurbereich Böttigheims mundartlich am Judenpfad genannt. Dieser sei eine Feldlage entlang eines Feldweges Richtung Wenkheim,217 welche allerdings zwei Kilometer südlich des in den Katastern angegebenen Weges liegt. Der Stadelhofer Judenpfad ist erstmals in einer Güterbeschreibung des gräflich Sickingischen Besitzes von 1774 genannt.218 Ab 1872 ist er nur mehr als sekundärer Flurname überliefert: Einmal im Norden des Ortes zwischen den Straßen nach Karlstadt und Laudenbach219 – einmal im Süden nahe der Gemarkungsgrenze zu Urspringen.220 Dort trägt, laut Zapotetzky, ein Gemarkungsteil südwestlich des Ortes den Namen Judenpfad. Dieser führe aus dem Ort heraus, doch sei sein weiterer Verlauf nach Urspringen durch eine Flurwegverlegung unterbrochen.221 Inmitten der flurbereinigten Felder und Äcker ist der ehemalige Judenpfad, der laut Klassifikationsplan222 auch am Laudenbacherweg hieß, heute nicht mehr erkennbar.
213 Vgl. Korr. Mitteilungsblatt des Marktes Reichenberg, Wolfgang Schindler, 31.3.1993. 214 StA Wü, Salbuch 116 (1708) 138, 39, 45, 58f, 68 u.a. 215 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (um 1850) I, o.S., III (nach 1850) 517–524. 216 StA Wü, Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (nach 1850) III 512, PlNr. 6275, 6274a,b; BayFlNA, FlNS Böttigheim, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928) 72. 217 Vgl. Korr. Markt Neubrunn, 15.1.1992. 218 Vgl. Eichelsbacher, 1914, 12. 219 BayFlNA, FlNS Stadelhofen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 19. 220 StA Wü, Renov.GKa. Stadelhofen (1872) 29, 108, 132, 148, 162. 221 „Archivalische Quellen und Literatur zur Flurweg-Situation liegt nicht vor [...]“, vgl. Korr. Werner Zapotetzky, StadtA Karlstadt, 15.1.1993. 222 Klasspl. Stadelhofen (um 1850), frdl. Hinweis, Korr. Vg. Marktheidenfeld, 14.9.1999.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Allerdings existierte auf benachbarter Urspringer Markung um 1850 tatsächlich ein Judenpfad. Auch von ihm blieb kaum eine Spur übrig. Er ist in Form von knapp zwei Dutzend Äckern namens Am Judenpfad überliefert.223 Es spricht nicht nur die damalige Lage, nämlich der Nordostrand des Seelengrund-Walds am nordöstlichen Gemarkungsrand Richtung Stadelhofen dafür, dass es sich um die Weiterführung des dortigen Judenpfades handelt. Zwar sind der Urspringer Judenpfad sowie sein Name weder in der Flurnamensammlung von 1920/1930 noch in der Ortschronik von 1975 unter den „seit altersher gebräuchlichen“ Flurnamen224 genannt, noch in der Gemeinde bekannt,225 die Existenz der Judenwege in dieser Gegend sei ohnedies nur andeutungsweise bezeugt.226 Doch tritt an besagter Stelle heute ein verwachsener Pfad aus dem Wald auf die Ackerflur und endet dort abrupt. Ein etwas unmotiviert im Unterholz stehendes Kfz-Verbotsschild, das die Einfahrt untersagt, dokumentiert jedoch, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Weg über die Äcker zum Wald geführt haben muss. Dieser ist auch auf dem entsprechenden Lageplanausschnitt von 1845227 verzeichnet und Laudenbacher Pfad genannt. Da sich nun um einen Abschnitt dieses Pfades sämtliche Plannummern der Äcker Am Judenpfad gruppieren, wurde dieses Teilstück offensichtlich Judenpfad genannt. Auf der anderen Seite des Mains, östlich von Karlstadt, führt von Thüngen aus ein Judenpfad Richtung Himmelstadt. Er wird erstmals 1787 greifbar,228 existierte als sekundärer Flurname am Judenpfad bis zumindest 1939229 und verschwand durch die Zusammenlegung von Äckern bei der Flurbereinigung in den 1970er Jahren. Dieser Weg wurde „seitlich verlegt und wird jetzt kaum noch benutzt. [...].“230 Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Judenpfad im Klassifikationsplan als Flurpfad ohne Plannummer eingezeichnet und mündet direkt in den Judenpfad der Nachbargemarkung Stetten, einem Stadtteil Karlstadts.231 Dieser bildet die westliche Fortsetzung
223 StA Wü, Hyp.Sachreg. Urspringen (um 1850) II 666–669; VMA München, AG Marktheidenfeld Nr. 37 Klasspl. Urspringen (um 1850). 224 Vgl. Hasenfuß, 1975b, 71. 225 Ergebnisse der Vg. Marktheidenfeld u. Bgm. Nätscher u.a. auch im VMA Lohr a.Main, vgl. Korr. Vg. Marktheidenfeld, Hörning, 14.9.1999. 226 „Von [...] Rudolf Adler s.A. weiß ich, daß es hier in Laudenbach, Urspringen und Wiesenfeld [...] Judenwege gegeben hat“, vgl. Korr. Georg Schnabel, Laudenbach, 2.11.1999. 227 Lageplanausschnitt Urspringen (Stand 1845), frdl. Hinweis Vg. Marktheidenfeld, Hörning, Korr. 14.9.1999. 228 StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78 (Anhang zum Gilt und Zinsbuch de 1787) 160. 229 StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78, fol. 15 und ebd., (Anhang zum Zinsbuch, ca.1821), p.113; StA Wü, Ka. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II 32–34; BayFlNA, FlNS Thüngen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1939) 58. 230 Vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992. 231 VMA München, AG Karlstadt Nr. 19 und 20 Klasspl. Thüngen, Stetten (um 1850).
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Die Wege – Beschreibung
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Richtung Himmelstadt232 und ist von 1850 bis zur Flurbereinigung im 20. Jahrhundert kontinuierlich belegt.233 Heute jedoch ist der Weg auf beiden Gemarkungen nicht mehr sichtbar, an seiner statt befinden sich Äcker und Felder. Allein ein Pfad, der aus dem Klingental und von Himmelstadt her führt, könnte die Fortsetzung des Judenpfads Richtung Himmelstadt und zum Mainübergang gewesen sein. Unteraltertheim kann auf eine längere Tradition an Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude zurückblicken. Seit 1503 werden die Juden wisen vnd acker234 genannt, daneben tauchen in den Quellen von 1828 bis 1939 ein Wiesenstück namens Judengraben,235 das auch als Wiese in der Judengasse und Garten am Judenpfad236 belegt ist sowie direkt benachbart der Judenweg237 auf. Letzterer war Mitte des 19. Jahrhunderts ein Feld- und Holzweg am südöstlichen Ortsrand, am Ufer des Altbaches – nach erfolgreicher Flurbereinigung um 1960 heute ein kurzer Feldweg,238 der nach Aussage eines Ortsbewohners ursprünglich ein Grasweg war, der in die Flur führte und „irgendwann dann aufhörte.“ Die Bezeichnungen Judenweg und Judenpfad seien eins, der Weg wäre sehr schmal gewesen, heiße daher auch „Pfad“. Der Name Judengasse allerdings sei nur für Oberaltertheim und dort im Volksmund belegt.239 Letztlich aber, so die Gemeinde, stand dieser Weg mit dem Judenweg auf Steinbacher Flur in Zusammenhang, der südlich von Steinbach Richtung Wenkheim führte. Beide Wege wurden durch die Flurbereinigung um 1960 beseitigt.240
232 VMA München, AG Karlstadt Nr. 19 Klasspl. Stetten (um 1850); vgl. Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 10.1.1992. 233 StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850) o.S.; BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 59; vgl. Burkard, 1988, 212 (Karte von Stetten, Zustand vor der Flurbereinigung); vgl. Korr. Vinzenz Krebs, Karlstadt, 16.8.1999. 234 StA Wt-G, Rep.54 Nr. 109, fol. 331 u.a.; FC Bände Amt Remlingen 5 (Zinss- und Gültbuch zu Oberaltertheim 1559), fol. 20’; FC Bände Amt Remlingen 13 (Legerbuoch des [...] Grauen vnd herrn zue Castell 1573), fol. 148’, 170; FC Bände Amt Remlingen 32 (Zinss vndt Gültbuch vber die Jerlich [...] gefell zu VnderAltertheim 1601), o.S. 235 StA Wü, RA Würzburg li.d. Mains 97a (1828), o.S. „Mit der Bezeichnung Judengraben oder Judenwiese ist das [...] Dreieck zwischen Bachlauf und Judenweg gemeint“ vgl. Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999; StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 46, 48, 51; BayFlNA, FlNS Unteraltertheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1938/39) 84. 236 StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 58, 51. 237 StA Wü, RA Würzburg li.d. Mains 97a,f,g (1828) o.S.; BayFlNA, FlNS Unteraltertheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1938/39) 85. 238 StA Wü, Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 65, 115; Lagepläne (um 1850), Unteraltertheim, vgl. Korr. Gde. Altertheim, 14.5.1993, 18.8.1993. 239 Vgl. Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999. 240 Vgl. Korr. Gde. Altertheim, 23.8.1999.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Abb. 4: Der im Unterholz verborgene Judenweg von Steinbach westlich des jüdischen Friedhofs von Wenkheim.
Der Steinbacher Judenweg wird erstmals 1838 greifbar.241 Er beschreibt einen Weg, der unterhalb des Wenkheimer jüdischen Friedhofs an der heutigen Landesgrenze zu Baden-Württemberg begann und zur Straße hinab führte, die Steinbach mit dem badischen Dorf Baiertal verbindet. In seinem oberen, westlichen, Teil befindet sich heute anstatt des Judenwegs eine Wiese. Bei genauerer Betrachtung aber ist weiter hangabwärts innerhalb eines Gebüsches eine verborgene Pfadspur zu entdecken. Sie mündet am Ende dieses Gesträuchs in einen mit Gras bewachsenen Wiesenrainweg, den auch die aktuelle Karte (TK 25 Helmstadt 6224) beschreibt. Die einzelnen Flurnamen deuten offenbar auf die Hanglage des Geländes hin, das den Weg mit Flurstücken wie Acker am untern Judenweg bzw. Acker am oberen Judenweg flankiert.242 Auch weist ein Acker unterm Judenpfad243 wohl auf die teils geringe Wegbreite hin.
241 StA Wü, RA Würzburg li.d. Mains 96a (1838), p.777 u.a. und 96c (1840) o.S.; StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 205f u.a. 242 StA Wü, RA Würzburg li.d. Mains 96c (1840) o.S.; StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 280. 243 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 206.
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Die Wege – Beschreibung
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Abb. 5: Der Helmstadter Judenpfad, vom Wald Oberhöhe Richtung Häusertal ziehend.
Knapp drei Kilometer nördlich von Unteraltertheim tritt aus dem Wäldchen Oberhöhe, einem Teil des Lerchen-Bergs, der Helmstadter Judenpfad. Erstmals um 1850 genannt, besteht dieser Name wie auch der Weg selbst bis heute.244 Der Weg ist im Wald gut erhalten, in seinem nördlichen, zur Hauptstraße Helmstadt-Waldbüttelbrunn führenden Teil nur noch als Rasenspur mit kleiner Böschung erkennbar. Er wird als Judenpfad auch in der Helmstadter Chronik von 1969 genannt, jedoch ohne Erläuterung245 und umfasst laut Marktgemeinde Helmstadt die gesamte Alte Straße, die sich vom Ortsausgang Oberaltertheims nordwärts bis zur Straße WürzburgHelmstadt erstreckt.246 Es besteht die Annahme, dass der Judenpfad durch den Uettinger Wald über den Zametlochweg nach Uettingen zieht,247 doch fehlen hierfür schriftliche Nachweise. Nordöstlich von Helmstadt, jenseits der Autobahn, liegt im nördlichen Ausläufer des Irtenberger Waldes im Südwesten der Ortschaft Mädelhofen der Roßbrunner Judenpfad, ein um 1850 erstmals belegter „Holzabfuhr-
244 StA Wü, Hyp.Realreg. Helmstadt (um 1850) III o.S.; BayFlNA, FlNS Helmstadt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1920/1930) 42 sowie FlN-Liste des FlBerAmt Würzburg, (1951), o.lfd.Nr. 245 Vgl. Lurz, 1969, 42. 246 Vgl. Korr. Vg. Helmstadt, 24.9.1993. 247 Vgl. Schätzlein, 2006, frdl. Hinweis Bernd Schätzlein, Helmstadt, Korr. 12.5.2006.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Weg“.248 Ein anonymer Autor beschreibt ihn 1926 als einen Flurpfad, der auf dem Vogelsberg bei Roßbrunn in der Nähe des Bayerndenkmals von 1866 „über die Grenze in die Gemarkung von Uettingen“ zieht und mundartlich Judenpfad genannt wird.249 Die zuständige Gemeinde Waldbüttelbrunn meldet hierzu aus Ortschronik, Flurkarten und Katasterunterlagen „Fehlanzeige“. Dennoch erachtet es der damalige Bürgermeister Endres für wahrscheinlich, dass es einen solchen Judenpfad gegeben habe.250 Nördlich des Judenpfads, in der Gemarkung Mädelhofen, liegt auch das bereits 1583 als Judenhöltzlein251 belegte Waldstück. Es befindet sich südwestlich des Vogelsberges und wurde 1818 gerodet,252 behielt jedoch bis heute seinen Namen Judenholz,253 den es theoretisch von einem nach Norden fortgedachten Judenpfad erhalten haben könnte. Vielleicht aber entstand der Name durch Kauf des Waldstückes durch einen jüdischen Makler. Problematisch erscheint die Lage für Billingshausen. Dort wird 1856 ein Acker im Nordwesten des Ortes im Judenpfad 254 genannt. Der zugehörige Liquidationsplan jedoch lässt keinen Pfad erkennen. Dieser Acker, der zudem nur noch durch die Flurnamensammlung von 1933255 belegt werden kann, ist von etlichen Äckern und Ödäckern namens im/am Judenbaum umgeben.256 Heute sind hier weder Baum noch Pfad sind erkennbar. Eine frühere Verbindung zu dem von Süden, dem Dellgraben, kommenden Weg ist jedoch vorstellbar. Laut älterer Gemeindebürger war „das Judenbäumle“ eine kleine, mit Obstbäumen bepflanzte Flur am Edelberg rechts der Urspringer Straße. Auch verlief hier ein Judenpfad Richtung Laudenbach.257 Seit etwa 1870 ist ein Judenpfad in der Gemarkung Wenkheim bezeugt, die Abkürzung der Straße von Wenkheim nach Großrinderfeld.258 Auf ihm geht man leicht bergan auf einer teils von Gras überwachsenen teils bestein248 StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn II (um 1850) 106. 249 Vgl. G., 1926, o.S. 250 Vgl. Korr. Gde. Waldbüttelbrunn, 20.1.1992, 18.8.1999. 251 StA Wü, Stb 710 (Zins und gült buch des Closters vndern Cell, 1583), fol. 9’. 252 Vgl. Overath/Happ, 1995, II 8; StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn I (um 1850) 34, 38f, 54. 253 Vgl. Stuhl, 1927, o.S.; BayFlNA, FlNS Roßbrunn, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 39; vgl. Korr. Reinhold F. Seidl, Ortschronist Greußenheim, 16.12.1991; lt. Feldgeschworenem Erich Hupp, Mädelhofen, läge in der Gmk. Mädelhofen ein Acker namens Judenholz, vgl. Korr. Rosel Menning, Roßbrunn, 12.10.1999. 1927 wurde es gemäß der o.a. zeittypischen Ideologie als „eben ein Diuten- oder Leuteholz“ gedeutet, vgl. Stuhl, 1927, o.S. Im Judenholz sei lt. „einer alten Niederschrift“ am 9.1.1822 in einer Steinmauer altes, z.T. aus dem 16. Jh. stammendes Geld, über 100 fl., gefunden worden, vgl. G., 1926, o.S.; Korr. Reinhold F. Seidl, Greußenheim, 16.12.1991. 254 StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 76. 255 BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 137. 256 StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 3 u.a.; BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 136. 257 Vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8.2003. 258 Vgl. Korr. Ernst Thoma, Wenkheim, 30.11.1999, lt. dem der Name Judenpfad seit dem 16./17. Jh. benutzt wurde; Hahn, 1988, 363; Weiss, 1992, 10f; Korr. Gde. Werbach, 28.1.1992.
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Abb. 6: Wenkheim, der Judenpfad, südlich des Ortes.
ten und gut erhaltenen Fahrspur, die auf ein Alter von mindestens 200 Jahren deutet und von Walnussbäumen gesäumt ist. Beim heutigen Sportplatz mündet der Judenpfad in die Straße nach Großrinderfeld. Schließlich befand sich im Südosten Lengfurts die Jüdengasse, eine laut Flurnamensammlung von 1950 mundartliche oder ältere Form von Rüdengasse.259 Auch wenn es laut Auskunft der zuständigen Marktgemeinde Triefenstein keinen Hinweis auf eine Jüdengasse gibt, ist nicht auszuschließen, dass – sofern kein Übertragungs- oder Überlieferungsfehler vorliegt – ein Teilstück der seit ca. 1825 als Rüdengasse nachweisbaren Straße260 Jüdengasse genannt wurde.261 Es sind jedoch nicht nur eindeutige Hodonyme, die auf ehemalige Pfade und Wege und damit generell auf eine gewisse Mobilität hinweisen. Unter den Flurnamen des ehemaligen Waldsassengaus sind in diesem Kontext zahlreiche weitere bedeutsam: So existierte Anfang des 17. Jahrhunderts am östlichen Gemarkungsrand Wüstenzells eine größere Fläche, die sich über 259 BayFlNA, FlNS Lengfurt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 90. 260 StA Wü, Hyp.Realreg. Lengfurt (ca. 1825) o.S. 261 „Nach Rücksprache mit verschiedenen älteren Feldgeschworenen glaubte nur 1 Person diesen Flurnamen zu kennen.“ Jedoch sei der FlN im Uraufnahmeblatt des OT Lengfurt als Rüthengasse eingetragen. Es handle sich wohl um einen Schreib- oder Lesefehler, vgl. Korr. Markt Triefenstein, Bgm. Huller, 13.1.1993.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau Abb. 7: Roden, der sogenannte Judenbildstock.
die heutige Landesgrenze auf die badische Flur Dertingen zog. Sie wurde auf beiden Seiten der Grenze Am bzw. der Judenberg genannt. Dieser Beleg des Remlinger Salbuchs von 1613262 ist der einzige Hinweis dafür, dass das genannte Toponym auch auf benachbarter Holzkircher Gemarkung existierte.263 Aufgrund der damals noch nicht vorhandenen Plannummern ist eine genauere Lokalisierung allerdings ausgeschlossen. Die genannte Fläche erhielt bald den Namen Judenplatz – in Dertingen 1701,264 in Wüstenzell um 1850.265 Eine Flurkarte von 1889 zeigt im östlichen Bereich der Gemarkung Dertingen, nahe, aber nicht direkt an der Grenze zum damaligen Königreich Bayern die Flur Judenplatz.266 Heute ist der Judenplatz in beiden Landesteilen eine relativ flache Hanglage mit Acker und Waldstück. In Roden steht noch heute der sogenannte Judenbildstock. Dieser Stein an der Rodener Friedhofsmauer trägt eine verwitterte Inschrift, die einzig die Jahreszahl 1612 erkennen lässt. Nach Angaben regionaler Bildstockund Steinkreuzforscher wurde er 1612 in der Flurabteilung Steinwiese errichtet, wo „laut Überlieferung“ ein hausierender Jude aus Rothenfels ermordet worden sein soll. 1911 wurde der Stein an die Friedhofsmauer verlegt, angeblich da ihm gegenüber ein christliches Kreuz errichtet wurde.267 Nordöstlich Karbachs ist seit 1849 eine Ackerflur mit Namen beim Judenbaum belegt. Sie befindet sich östlich an der Ortsverbindungsstraße 262 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255, 1258. 263 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255. 264 StA Wt-S O 3 B 9b (1701) 197, 203. 265 StA Wü, Hyp.Sachreg. Wüstenzell (um 1850) 216–223, 227; BayFlNA, FlNS Wüstenzell, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 76. 266 StA Wt-S O 3 K 15 (1889). 267 Vgl. Navratil/Royackers, 1989, 255.
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Karbach-Urspringen.268 Dieser Name gibt Rätsel auf, nicht nur da ungeklärt ist, ob es sich tatsächlich um einen Baum handelt, der nach Angaben der Marktgemeinde Karbach „wahrscheinlich im Rahmen der Flurbereinigung in den 60er Jahren beseitigt“ wurde.269 Laut Navratil und Royackers handelt es sich um einen seit 1975 verschwundenen Bildstock, für den sie eine detaillierte Beschreibung vorlegen,270 oder aber um zwei Bildstöcke, für die wiederum Hasenfuß in der Ortschronik von 1975 photographische Abbildungen liefert.271 Die Flur beim Judenbaum jedenfalls liegt an der Markungsgrenze zwischen Urspringen und Karbach und wurde auch in der Urspringer Gemeinde Am Judenbaum genannt, da sich dort ein Apfelbaum befunden hatte – allerdings nur gemäß mündlicher Tradition, welche zumindest in den Jahren 1920/30 lebendig war.272 In der Ortschronik von 1975 fehlt dieser Name in der Liste der „seit altersher gebräuchlichen“ Flurnamen273 und ist auch heute in der Gemeinde Urspringen unbekannt.274 Der Hinweis, „daß auf allen Judenäckern ein Baum gepflanzt war [...],“275 liefert ebenfalls keine weiterführende Erklärung. Grundsätzlich bleibt offen, inwiefern die zwei nicht lokalisierbaren und heute verschwundenen Bildstöcke, darunter der sogenannte Judenbildstock, auf dem angeblich eine hebräische Inschrift eingemeißelt war,276 mit den Belegen in Zusammenhang stehen oder sich auf den Karbacher Judenbaum beziehen. Ebenso wenig ist über den Anlass und Hintergrund der Steinsetzung zu erfahren. Heute sind auf der betreffenden Wiese und östlich der Straße Urspringen-Karbach weder Überreste eines Bildstockes noch eines Baumes zu sehen. Im Ort Karbach selbst existiert im Volksmund ein Judenpfad. Damit ist ein Weg gemeint, der sich zwischen der früheren Synagoge, die heute als Rathaus benutzt wird, und der katholischen Pfarrkirche befindet.277 Auf die268 StA Wü, RustikalKa. Karbach (1849) 2, 14, 68; StA Wü, Ka. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I 285–288; BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1931/33) 74; VMA München, AG Marktheidenfeld Nr. 17 Klasspl. Karbach (um 1850), PlNr. 3896–3954: Widersprüchlich: auf der Karte wurde der Name Am Judenbaum an der Straße nach Urspringen, etwas weiter östlich gedruckt. 269 Vgl. Korr. Markt Karbach, 22.9.1993. 270 Gelber Sandstein: Auf quadratischem Sockel ein abgebrochener Achtkantpfeiler, darauf ein massiver Aufsatz mit Kreuzrelief, links und rechts statt der sonst üblichen Assistenzfiguren unter dem Kreuz kreisförmige Vertiefungen, vgl. Navratil/Royackers, 1989, 173. 271 Bildunterschriften: „Steinsockel mit Holzkreuzaufsatz, Urspringer Straße am Judenbaum“ bzw. „Steinkreuz rechts der Urspringer Straße (Judenbaum)“, vgl. Hasenfuß, 1975a, 155f. 272 BayFlNA, FlNS Urspringen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1920/1930) 29. 273 Vgl. Hasenfuß, 1975b, 71. 274 Die zuständige Vg. Marktheidenfeld befragte u.a. das VMA Lohr a.Main, vgl. Korr. Vg. Marktheidenfeld, Hörning, 14.9.1999. 275 Vgl. Korr. Franziska Amrehn, Urspringen, 20.10.1999. 276 Lt. Hasenfuß („Aufzeichnungen“), vgl. Navratil/Royackers, 1989, 312. 277 Vgl. Korr. Markt Karbach, 31.12.1991, 22.9.1993.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
sem anfangs noch geteerten Weg geht man südlich unterhalb der Kirchenmauer vom Gänsree aus nach Westen, biegt dann um die Ecke und gelangt über einige Stufen hinunter zur Einmündung in die Ortsstraße An der Leite. Dort findet man sich der früheren Synagoge gegenüber. Wie in der Gemarkung Karbach gibt es auch in Billingshausen eine Flur namens im/am Judenbaum. Auch sie liegt an der Straße nach Urspringen im Nordwesten Billingshausens. Es verwundert nicht, dass auch auf diesen mit Obstbäumen bepflanzten278 Äckern und Ödäckern gegenwärtig keine Überreste eines einzelstehenden oder bemerkenswerten Baumes erkennbar sind. In Lohr wie auch im Stadtteil Sendelbach existierte je ein Judenbrunnen. Beide Namen sind erstmals in den Flurnamensammlungen von 1923 zu lesen. Der Lohrer Judenbrunn befand sich im Südwesten der Stadt, wie auch der dortige Judengarten.279 Der Judenbrunnen im Norden Sendelbachs280 existiert laut Angaben der Stadt Lohr noch heute und liegt direkt am Main.281 Der Lokalhistoriograph Schönmüller meint offensichtlich auch den Sendelbacher Brunnen, wenn er 1957 vom „Judenbrünnlein an der Straße nach Steinbach“ schreibt, das in einer Pumpstation für die Sendelbacher Wasserleitung gefasst sei.282 Das Wasser dieses Judenbrunnen, einer „besonders kräftigen Quelle[n] der Talsohle“ wird seit 1929 von einem Pumpwerk 100 Meter hoch zum ‚Wasserhäuschen‘ gepumpt und versorgt seitdem Sendelbach mit Wasser.283 Allerdings sei laut dem Obmann der Sendelbacher Feldgeschworenen der Flurname Judenbrunnen nicht offiziell. Im Volksmund wäre früher der Bereich Mittlerer Brunnenrain als Judenbrunnen bezeichnet worden, ebenso ein Teil der Brunnwegsäcker am Main.284 Hinsichtlich des Judenbrunnens in Neubrunn ist außer der Erwähnung, er sei einer der neun Brunnen Neubrunns, entspringe in der Synagoge und ergieße sich „unterirdisch selbdritt in den Mühlbach“, nichts bekannt.285 3.2.2 Die Judenwege der näheren Umgebung Ein Blick auf das nähere Umland des ehemaligen Waldsassengaus zeigt, dass auch dort etliche Judenwege – offenbar mit Ausnahme des Bayerischen Spessart – vorhanden sind bzw. waren: 278 Vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8. 2003. 279 BayFlNA, FlNS Lohr, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. 280 BayFlNA, FlNS Sendelbach a.Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8, 16. 281 Vgl. Korr. Stadt Lohr a.Main, 5.3.1993. 282 Vgl. Schönmüller, 1957, 11/3. 283 Vgl. Drechsel, 1939, o.S.; vgl. auch Schwierz, 1992, 94. 284 Vgl. Korr. Stadt Lohr a.Main, 1.2.1993. 285 Vgl. Brunner, 1893, 2. Im Keller des Hauses Steilersgasse 17, heute mit einer Steinplatte verschlossen, vgl. Korr. Markt Neubrunn, Bgm. Rieck, 4.4.2008.
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Westlich von Gemünden führte von Adelsberg ein Judenweg über Karsbacher Gemarkung286 nach Heßdorf287 und weiter über Weyersfelder Gemarkung nach Aschenroth.288 Der Seifriedsburger Judenpfad lässt eine weitere Verbindung zu diesem Wegenetz vermuten.289 Wenig östlich von hier im heutigen militärischen Sperrgebiet liegt der seit 1938 für militärische Zwecke zwangsentsiedelte Ort Bonnland, der das Ziel des Judenpfads von Obersfeld war.290 In Müdesheim, wenige Kilometer wernaufwärts von Thüngen, gibt es einen Jüdleinsgraben, der bereits 1590 belegt ist.291 Ein sogenannter „Schleichweg“ von Mühlhausen nach Estenfeld heißt in den späten 1920er Jahren Judenpfad292 und ist in Estenfeld bereits 1869 nachweisbar.293 Von Maidbronn führte ein von 1772 bis 1965 belegbarer Judenweg294 Richtung Rimpar, wo noch heute ein Judengraben existiert. Dieser führt aus dem Ort heraus nach Westen295 und unter dem Namen Judenpfad296 entlang der Gemarkungsgrenze von Güntersleben297 weiter nach Gadheim und Veitshöchheim.298 Ein Zusammenhang mit dem Oberdürrbacher Judenpfad299 ist hier naheliegend.
286 BayFlNA, FlNS Karsbach, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1928/29) 42. 287 BayFlNA, FlNS Heßdorf, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 58+. 288 BayFlNA, FlNS Weyersfeld, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 27. 289 BayFlNA, FlNS Seifriedsburg, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1950), o.lfd.Nr. 290 BayFlNA, FlNS Obersfeld, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 51. 1976 durch die Flurbereinigung beseitigt, vgl. Korr. Gde. Eußenheim, Bgm. Schneider, 12.1.1993. 291 2 Morgen Am Judleins Graben, StA Wü, Salbuch 4 (1590), fol. 490. Eine temporäre Namensänderung um 1850 lautete am/im Jeudles-/Jendles-/Jäudlesgraben, StA Wü, Ka. Müdesheim, PlNr.verz. (um 1850) o.S.; BayFlNA, FlNS Müdesheim, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1941) 66. Dem StadtA Arnstein liegen keine Unterlagen für den FlN Am Jüdleinsgraben im OT Müdesheim vor, vgl. Korr. StadtA Arnstein, Herdrich, 21.7.1993. 292 BayFlNA, FlNS Mühlhausen, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926–28) 11. 293 Für die Gmk. Estenfeld ist im Extraditionsplan von 1869 (NW 82–48c) die Bezeichnung Am Judenpfad nachweisbar, vgl. Korr. VMA Würzburg, ltd. Vermessungsdir. Veeh, 29.11.1993. Vgl. auch BayFlNA, FlNS Estenfeld, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926) 78. 294 Zit. n. Kutt, 1977, 185; BayFlNA, FlNS Maidbronn, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 13 sowie ebd. (1965), o.lfd.Nr. 295 BayFlNA, FlNS Rimpar, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 89; vgl. Arnold, 1963, 26; Korr. Markt Rimpar, 16.12.1991 (Bgm. Kütt) und 20.10.1993. 296 BayFlNA, FlNS Rimpar, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 90. 297 BayFlNA, FlNS Güntersleben, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 44. Lt. Korr. Gde. Güntersleben, 8.4.1993, fand man keine Dokumente bzgl. des Judenpfads. Auch Rückfragen bei älteren OrtsbewohnerInnen blieben ergebnislos. 298 BayFlNA, FlNS Oberdürrbach (u. Gadheim), AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40), Gadheim: lfd.Nr. 11: am Judenpfad, Judenpfadacker. Die Katasterkarte von 1832 zeigt eine von Westen nach Gadheim führende Pfadspur namens Judenpfad, StadtA Wü, Katasterkarte Gadheim, NW LXXXII 52b, vgl. Korr. Hans-Peter Baum, StadtA Würzburg, 16.1.1992. Auch Arnold, 1963, 26 erwähnt den Gadheimer Judenpfad. 299 BayFlNA, FlNS Oberdürrbach (u. Gadheim), AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40) 9.
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In Veitshöchheim selbst existierte laut Gemeinde bis in die 1970er Jahre ein Fußweg als Teil des Weges von der St.-Vitus-Kirche zum christlichen Friedhof, den man im Volksmund Seufzerallee oder Judenpfad nannte.300 Im heutigen Stadtbereich Würzburg gibt es auf dem linken Mainufer einerseits den Judenbühlweg,301 der am Beginn des Steinbachtals an einer Anhöhe, dem bereits 1288 nachweisbaren Judenbühl,302 entlang führt sowie andererseits den Judenpfad, der vom Marienberg in den Leistengrund (Kühbachgrund) hinabsteigt.303 Im Würzburger Süden zieht von Lindflur304 nach Uengershausen ein Judensteig.305 Auch im benachbarten Kleinrinderfelder Ortsteil Maisenbachhof ist ein Flurstück am Judenpfad belegt.306 Die tatsächliche Dimension der Judenwege allerdings erschließt sich noch nicht durch eine deskriptive Bestandsaufnahme, wie sie hier zunächst für das Gebiet des ehemaligen Waldsassengaus erfolgt ist. Diese Art der Auflistung ist der Grundstein jeglicher weiterer Forschungen und lässt die Bedeutung der Wege nur erahnen. Allein das Ausmaß ihrer verkehrstechnischen Bedeutung wird zunächst mit Blick auf das Straßen- und Wegesystem des 17. bis frühen 20. Jahrhunderts ersichtlich. 3.2.3 Die Bedeutung der Waldsassengauer Judenwege innerhalb des zeitgenössischen Straßensystems Die Region zwischen Spessart und Würzburg, dem Main und Tauberbischofsheim war zum Teil schon seit der Bronzezeit (um 1700 v.Chr.) bis in das hohe Mittelalter durch zwei Fernverbindungswege erschlossen. Diese auch Altstraßen genannten überregionalen Höhenwege vermieden in der Regel menschliche Siedlungen und umgingen meist geradlinig größere Steigungen. So etwa die Birkenhainer Straße, die seit mindestens 1000 v.Chr. bis in das 18. Jahrhundert als Hauptverkehrsweg den Mittelrhein über Frankfurt a. Main, den Hochspessart und Gemünden mit dem östlichen 300 Vgl. Korr. Gde. Veitshöchheim, 7.2.1992. 301 BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–1942) 244. Ihn meint wohl auch folgender Beleg von 1711: Weingarten am Steinbach Anstösser Einerseiths Stattshalber der gemeine graben, oder sogenante Judenpfad, StA Wü, RA Würzburg Stadt 66 (Zinsbuch des Bürgerspitals zum Hlg. Geist in Würzburg (18.Jh.)), fol. 235, 229f. 302 Vgl. Bendel [Bearb.], 1912, 343. BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 243. 303 BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–1942) 246: Judenpfädlein (Vm); vgl. auch Stäblein, 1968, 197; Bayerlein, 1927, o.S. 304 BayFlNA, FlNS Lindflur, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926) 39: am Judengraben, „[...] die Fortsetzung des in der Gemarkung Uengershausen gelegenen Berlichingen (Berlinger) Grabens.“ 305 BayFlNA, FlNS Uengershausen, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1924), o.lfd.Nr. 306 BayFlNA, FlNS Kleinrinderfeld, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1962), o.lfd.Nr.
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Franken verband307 – und die 839 n.Chr. als via publica und heristraza (Heerstraße) bezeichnete Verbindung von ebenfalls Frankfurt a. Main über Aschaffenburg und den Spessart nach Würzburg und Nürnberg. Besondere Bedeutung hatte sie im 14. Jahrhundert als Fernhandelsstraße von Flandern nach Böhmen sowie im 16. bis 18. Jahrhundert als eine der bekanntesten Haupthandelsstraßen Bayerns. Sie führte quer durch den Waldsassengau über Triefenstein, überquerte den Main bei Lengfurt, zog bei Remlingen nördlich um den Kirchberg Richtung Roßbrunn, Hettstadt, Zell und Würzburg. Dort war sie bis ins 19. Jahrhundert auch unter dem Namen Poststraße bekannt. 1845 wurde sie über Marktheidenfeld, wo zu diesem Zeitpunkt eine Brücke über den Main errichtet wurde, verlegt.308 Neben diesen überregionalen Verbindungen wurde seit etwa 1150 ein dichteres Fernverkehrsnetz geschaffen, das sich zunächst an den zu dieser Zeit entstehenden Städten orientierte. Später verband es auch vermehrt ländliche Siedlungen mit zentralen Orten – wie etwa um 1600 die beiden Straßen von Würzburg über Zell nach Lohr (über Ober- und Unterleinach bzw. über Rothenfels) sowie die Straße von Würzburg mainabwärts Richtung Karlstadt und Gemünden und die Geleitstraße von Würzburg über Kist, Gerchsheim nach Tauberbischofsheim.309 Abseits von diesen Straßen, die die Orte und Dörfer miteinander, also mit dem „Außen“ verbanden und meist von Fußgängern, bisweilen auch von Soldaten, Reitern, Botenwägen, Postkutschen und Fuhrwerken benutzt wurden, gab es naturgemäß auch die Verbindungen von Dorf und Flur, die heutigen „Wirtschaftswege“ – Fahrwege, Straßen oder schmale Fußpfade und Stege, die für Fuhrwerke unpassierbar waren. Daneben existierten auch jene Wege, die oft nur gemeindeeigene Triebe und Triften waren, breitere Graswege also, auf welchen man das Vieh auf entlegene Weiden trieb.310 Einige der Hauptverbindungsstrecken erhielten erst Ende des 18. Jahrhunderts eine gründliche Befestigung und wurden zu Chausseen ausgebaut, zu gepflasterten Straßen mit seitlich verlaufenden Abflussgräben und beidseitigem, vor Witterung schützenden Baumbestand: so etwa die alte Fernbzw. Poststraße von Würzburg westwärts über Roßbrunn, Remlingen, Lengfurt Richtung Aschaffenburg und die Geleitstraße Würzburg-Tauberbischofsheim.311 Zur Benützung dieser Strecken war regional bedingt eine Chausseegebühr fällig. Der jüdische Händler Salomon Kauffmann aus 307 Vgl. Richter [Bearb.], 1963, 18; Müller, 1972, Karte 200a: Wichtige Altstraßen in Ostfranken um das Jahr 1000. 308 Vgl. Stäblein, 1906/07, 119; Störmer, 1962, 21f; Apfelbacher, 1983, 10.Forts., o.S.; Jäger, 1956, 6. 309 Vgl. Denecke, 1986, 210f; Schäfer, 1976, Kartenbeilage 5 und 2: Namentlich im Würzburger Geleitsverzeichnis von 1596 aufgeführte Geleitsverbindungen; Mayer, 1934, 119. 310 Frdl. Hinweis Dr. Rainer Schöller, München. 311 Vgl. Gräf/Pröve, 1997, 89f; Schäfer, 1976, Kartenbeilage 6.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Schlesien berichtete 1830: „Es kam vor, daß mein Vater anordnete, daß ich im Sommer, wenn die Wege gut waren, mit dem geladenen Wagen zur Ersparung des Chaussegeldes den unchaussierten Weg [...] fahren mußte“, der allerdings unbequem zu lenken und zudem erheblich länger war.312 Insgesamt jedoch änderte sich die regionale Verkehrsstruktur im Hochstift Würzburg und Umgebung trotz des Chausseebaus wenig: Der Zustand der Verkehrswege war, abgesehen von den beschriebenen überregionalen Verbindungen, sowohl in Hinblick auf Quantität als auch Qualität dürftig. Marktheidenfeld beispielsweise besaß kaum Verbindungsstraßen in die benachbarten Ortschaften.313 Selbst Wertheim lag noch 1810 weder an einer Landstraße, noch gab es Verbindungswege dorthin, sondern lediglich „größtenteils gewöhnliche Feldwege, auf welchen man entweder in der Dammerde steckenbleibt oder wegen der großen Steine das Fuhrwerk zu zerbrechen risquiert.“314 Generell blieben noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein die Mehrzahl der Hauptstraßen und nahezu alle der wenigen Nebenstrecken und Fahrwege weitgehend unbefestigt. So waren auch im Untermainkreis noch um 1835 die „vielfach schlechten Wege“ bekannt.315 Dies hatte zum Teil auch politische Ursachen, etwa Besitzstreitigkeiten, die im Falle der Weinstraße zwischen Oberaltertheim und dem badischen Gerchsheim dazu führten, dass der Weg nicht mehr regelmäßig ausgebessert wurde und lange Zeit ein „elendes Sumpfloch, der Schrecken aller Fuhrleute“ blieb. Um dem Morast und den tiefen Fahrspuren auszuweichen, fuhr man üblicherweise zu beiden Seiten vorbei, sodass diese Stellen nahezu unpassierbar wurden.316 Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden einzelne dieser Ortsverbindungswege partiell zu chausseeartigen Vizinalstraßen, bzw. -wegen ausgebaut. Für die Unterhaltung dieser Vizinalwege waren ursprünglich die Nachbargemeinden, nicht der Staat zuständig. Über ihre Qualität gibt auch der im 19. Jahrhundert belegte umgangssprachliche Ausdruck „pfützionalweg“ Auskunft.317 Eine der ersten ausgebauten Vizinal-Verbindungen war ab 1817 die Straße von Sendelbach bei Lohr a. Main quer über den Waldsassengau Richtung Würzburg, über Steinfeld, Zimmern, Karbach, Birkenfeld, Greußenheim und Hettstadt nach Oberzell. Kurz darauf wurden die Wege von Rothenfels über Hafenlohr, Marktheidenfeld und Erlenbach befestigt. Diese Trasse reichte später, ab dem Bau der Mainbrücke in Markt312 Vgl. Salomon Kauffmann (geb. 1824 Schweidnitz, Schlesien): Firma Meyer Kauffmann (verfasst 1891–1896), in: Richarz [Hg.], 1976, 309. 313 Vgl. Schäfer, 1976, 205; Trunk, 1978, 97. 314 So der damalige Ingenieur des Wasser- u. Straßenbaus, Tulla, zit. n. Rommel, 1921, 40. 315 Vgl. Gräf/Pröve, 1997, 90; Apfelbacher, 1983, T.1, o.S. 316 Vgl. Mayer, 1934, 119f. 317 Vgl. Grimm, Art. Vizinalbahn, -straße, -weg, 1985, XII/2 386.
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heidenfeld 1846, bis Esselbach und entzog somit der Strecke Lengfurt-Triefenstein-Altfeld-Esselbach den Hauptverkehr. Dennoch führte die Commercial Strasse I. Classe von Würzburg nach Aschaffenburg noch immer über Lengfurt und nicht über die im Januar 1846 dem Verkehr übergebene Marktheidenfelder Brücke.318 In dem Jahrzehnt zwischen 1829 und 1840 erhielten dann etliche der bisher noch unzulänglichen Wege im Waldsassengau ausreichende Befestigung. Ab 1829 gab es ausgebaute Straßen von Marktheidenfeld nach Lengfurt, um 1830 von Remlingen nach Holzkirchen und 1833 über Birkenfeld nach Billingshausen, etwa zwei Jahre später von Remlingen nach Uettingen. Ab 1836 wurde die Straße von Marktheidenfeld nach Karbach fertiggestellt und ein Jahr später Richtung Karlstadt fortgesetzt.319 Die Teilstrecken zwischen Karbach und Urspringen wurden allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts vollendet. Dieser Weg war 1852 auf Karbacher Markung – dort, wo sich auch die erwähnte Flur Judenbaum befand – „schon seit einigen Jahren so durchgefahren und ruinos [...], daß jedes Passanten Gliedmassen beim Darüberfahren sehr schmerzlich berühret sind.“320 Die Strecke von Urspringen nach Stadelhofen blieb bis 1858 unausgebaut, wie auch bis 1872 jene am Main von Marktheidenfeld Richtung Zimmern.321 Eine Folge dieses relativ zügigen Ausbaus neuer Wege- und Straßen seit dem 19. Jahrhundert war der allmähliche Verfall des alten Pfad-, Trieb-, Wege- und Straßennetzes. So wurden seitdem beispielsweise viele Hohlwege offengelassen.322
318 Vgl. Apfelbacher, 1983, T.10, o.S. 319 Vgl. Trunk, 1978, 97; Redelberger, 1993, 43; Stäblein, 1906f, 120; Eichelsbacher, 1914, 26. 320 StA Wü, LRA Mar.3014 (Bau der Strassenstrecke auf dem Weg zwischen Karbach und Urspringen auf Karbacher Markung 1852). 321 StA Wü, LRA Mar.1286; vgl. Trunk, 1978, 98. 322 Frdl. Hinweis Dr. Rainer Schöller, München.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Karte 2: Das Straßensystem im ehemaligen Waldsassengau um 1800.
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Betrachtet man die Judenwege und ihre Routen innerhalb dieses sich wandelnden Verkehrsnetzes (s. Karte 2), so wird Folgendes deutlich: Sie waren streckenweise interne Wege und kleinere Triebpfade, jedoch nie „offizielle“ Straßen. Der entscheidende Vorteil dieser scheinbar unbedeutenden Routen wurde indes bei der Untersuchung der heute noch existenten Wegstrecken vor Ort, im Herbst 1999, offenbar: Sie alle führen querfeldein zu den damaligen und auch heutigen Ortsverbindungsstraßen und den überregionalen Straßen. Mit Ausnahme des Unteraltertheimer Judenpfads und Judenwegs berühren sie, und das ist von weiterführendem Interesse, keine Ortschaften. Aufschluss über die einstige Bedeutung dieser Wege geben nicht zuletzt ihre Bezeichnungen. Es fällt auf, dass neben den drei Judengassen, also den ursprünglich mehr oder minder als Hohlweg ausgeprägten Feldwegen, und den drei -straßen, den meist besteinten Hauptwegen, die Klassifikation als Pfad (16 Mal) neben dem Weg (fünf Mal) deutlich dominiert. Der „Weg“ als solcher gilt als Ausdruck für eine angelegte Verkehrsverbindung, sowohl mit Fuhrwerk oder als Fußgänger passierbar, der sich die Begriffe Straße, Gasse, Pfad und Steig zunächst unterordnen und nicht immer exakt von einander unterschieden werden können. Der Pfad hingegen ist ein schmaler, gewöhnlich durch Eintreten entstandener Fußweg, weniger breit als der Weg, „gewöhnlich 3 fusz“, also knapp einen Meter, und daher nicht befahrbar.323 Dass sich im Waldsassengau, anders als in anderen Regionen Bayerns, vorwiegend schmale und untergeordnete, erst durch das Gehen selbst entstandene Pfade als Judenwege ausbildeten, mag eine Erkenntnis sein. Diese wirft allerdings weitere Fragen auf, die noch zu klären sind.
323 Vgl. Grimm, Art. Weg, 1985, XIII 2854–2856 und Art. Pfad, 1985, VII 1582f.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
3.3 Die Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau – ein Überblick Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau Die genannten Judenwege sind allein aufgrund ihrer Quantität kein Zufallsphänomen. Wir wissen, dass diese Wegenamen allein nichtjüdischer Provenienz sind – jüdische Quellen liegen nicht vor – und ihre Existenz dem Umstand verdanken, dass sich die christliche Bevölkerung offenbar ausgiebig gedanklich mit Juden und jüdischem Leben auseinandersetzte und ihnen durch die Benennung von Wegen und Fluren ein gewisses Denkmal setzte. Die darin enthaltenen Wahrnehmungen und Vorstellungen mögen von Relevanz sein, zunächst aber ist zu prüfen, ob und inwieweit diese Namen mit der tatsächlichen Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau zusammenhängen, in welchem Maße sie de facto Details jüdischen Lebens überliefern und lesbar machen. Hierfür ist ein erstmaliger Überblick über die Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau erforderlich, der ihre Lebens- und Wohnorte seit Beginn ihrer Ansiedlung in diesem Gebiet – soweit überhaupt belegbar – leistet. Aus dieser Geschichte heraus – größtenteils nur Eckdaten, hinter welchen einzelne menschliche Lebensgeschichten und Schicksale zunächst kaum sichtbar werden – wird die Existenz und Funktion der beschriebenen Judenwege allmählich deutlich: Die Landschaft zwischen den drei Mainstädten Karlstadt, Lohr und Marktheidenfeld und der im Süden gelegenen bayerisch-baden-württembergischen Landesgrenze gehört zum heutigen bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken. Er ging aus dem früheren Untermainkreis hervor und war, wie erwähnt, seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1933, dem Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, jener Regierungsbezirk innerhalb Bayerns mit dem größten jüdischen Bevölkerungsanteil und den meisten jüdischen Gemeinden.324 Nach bisheriger Erkenntnis lassen sich seit dem 12. Jahrhundert in 46 (bzw. 50) der rund 60 Ortschaften des ehemaligen Waldsassengaus jüdische Ansiedlungen nachweisen, was rund 80 Prozent entspricht. Die ersten Juden lebten hier im 13. Jahrhundert in vier (evtl. sechs, die Quellenlage ist unsicher) Ortschaften. Die größte Entfaltung jüdischer Ansiedlungen – in 39 Orten (rund 80 Prozent) – ist für das 17. und 18. Jahrhundert verzeichnet. Weniger die Geschichte der einzelnen zum Teil über acht Jahrhunderte existierenden jüdischen Gemeinden (Kehillot) und Kleinstsiedlungen (Jischuvim) noch der komplexe Hintergrund deutsch-jüdischer Geschichte seit 324 Vgl. Krug, 1987, 23. Im Untermainkreis lebten z.B. 1834 18.344 Juden, StA Wü, Stat.Slg.279a (Allgemeine u. bürgerliche Verhältnisse der Israeliten am Schluße des Jahres 1834). Vgl. auch Fischer, 1992, 121–168.
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Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau
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dem Mittelalter325 steht nun im Fokus des Interesses, vielmehr soll mit Blick auf die regionalen Judenwege die Entstehung der jüdischen Ansiedlungen in den umliegenden Ortschaften und ihr Schicksal zwischen Ansiedlungspolitik und antijüdischen Vertreibungswellen der jeweiligen Fürsten und Machthaber beleuchtet werden. Prägenden Einfluss auf diese instabile Situation hatte dabei die Politik des Hochstifts Würzburg, das vor 1806, der Konsolidierung des Königreiches Bayern, im Untersuchungsgebiet flächenmäßig dominierte. Die wiederholten Vertreibungen aus Stadt und Hochstift Würzburg bewirkten einen verstärkten Zuzug in umliegende Orte und Dörfer. Die Geschichte der untersuchten jüdischen Ansiedlungen bezieht sich somit stark auf die der Residenzstadt Würzburg. Dort wurde um 1100 die im Umkreis älteste bekannte jüdische Gemeinde gegründet – aller Wahrscheinlichkeit nach infolge des ersten Kreuzzuges 1096, als im Rheinland etwa 5000 Juden getötet wurden und viele Überlebende unter anderem in die Maingegend flüchteten und dort neue Gemeinden gründeten.326 Im 13. Jahrhundert sind auch außerhalb Würzburgs, in Rothenfels327 und Unterzell328, kleinere jüdische Ansiedlungen belegt. Nachrichten über jüdisches Leben während des Mittelalters tauchen in den Quellen fatalerweise fast ausschließlich in Zusammenhang mit Vertreibungen, Verfolgungen und Pogromen auf. Die fehlende Zugehörigkeit zu einem Stand, die direkte Unterstellung unter den Schutz des Landesherren hatten zunächst die religiöse Außenseiterstellung der Juden intensiviert. Grob gesprochen drängte der Ausschluss von Zünften und Gilden, und damit vom Handwerk und weiten Teilen des Warenhandels, die jüdische Bevölkerungsgruppe einerseits in den Geldverleih ab, der den Christen aufgrund des kanonischen Zinsverbotes verwehrt war. Andererseits wurden sie gezwungen, den Fernhandel zugunsten eines Lokal- und Kleinhandels aufzugeben. Dieser Klein- und Trödelhandel war mit Kleinkreditgeschäften und Pfandleihe verbunden, was zunehmend Konflikte mit dem städtischen Handwerk und den Unterschichten, aber auch mit dem niederen Adel und der bäuerlichen Bevölkerung, die sich bei den Juden verschuldeten, mit sich 325 Dies liefern z.B. Breuer/Graetz/Brenner, 1996/1997. 326 Vgl. Löwenstein/Fischer, Art. Würzburg, in: GJ I 475; Wittstadt, 1988, 153; Breuer, 1996a, 20. Über „Siedlungsstruktur der Juden Mitteleuropas im Wandel vom Mittelalter zur Neuzeit“ schreibt z.B. Michael Toch in Haverkamp, Alfred/Ziwes, Franz-J. [Hg.]: Juden in der christlichen Umwelt während des späten Mittelalters (Zs f. histor. Forschung 13), Berlin 1992, 29–39. 327 1222 und 1234 ist ein Nathan von Rothenfels bezeugt, vgl. Tykocinski, Art. Rotenfels, in: GJ I 311 und Anm. 1; Kolb, 1992, 105. 328 1276 erwarben zwei Juden den Unterzeller Klosterhof, vgl. Kasischke, 1996, 53. Problematisch ist hier und im Folgenden die Quellenüberlieferung in puncto Statistik der jüd. Einwohner, da selten konsequent zwischen einzelnen Personen und Haushaltsvorständen, die i.d.R. einer mehrköpfigen Familie vorstehen, differenziert wurde.
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brachte. Daraus entstand eines der – neben dem religiösen Antijudaismus – wesentlichen Motive der mittelalterlichen Judenfeindschaft, das Zinsnehmen.329 Der im Verlauf der Kreuzzüge aufkeimende und von Klerikern geschürte Hass gegen die angeblichen ‚Mörder des Herrn‘ entlud sich in den folgenden Jahrhunderten in unzähligen Pogromen gegen Juden. Eine bedeutende Quelle für jüdische Ansiedlungen sind in diesem Kontext die Memorbücher, die die Namen der während des sogenannten Rindfleischpogroms ermordeten Juden zum Gedenken enthalten: 1298 wurden Juden im fränkischen Röttingen wegen angeblichen Hostienfrevels erschlagen – tatsächliche Beweggründe waren wirtschaftliche Motive und religiöser Aberglaube. Unter Führung eines volkstümlich als ‚Rindfleisch‘ bezeichneten Röttingers „kam“ es zu einer großen Verfolgungswelle, deren Opfer insgesamt 150 jüdische Gemeinden unter anderem in Schwaben, Hessen, Thüringen und Franken wurden. Allein in Würzburg wurden mehr als 800 Personen getötet.330 Die Memorbücher bezeugen, dass bereits 1298 in den Hochstift Würzburgischen Orten Homburg331 und Karlstadt332 Juden gelebt hatten, ebenso im Erzstift Mainzischen Gamburg333 und den Rieneck’schen Orten Lohr334 und Gemünden.335 Ähnliche antijüdische Gewaltausbrüche wiederholten sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts während der großen Hungersnot in Europa 1315–1317 und besonders 1336/37, als Scharen von Bauern, angeführt von dem sogenannten ‚König Armleder‘, Raubritter Arnold von Uissigheim, in vielen Gegenden Süddeutschlands und Österreichs Juden verfolgten.336 In diesem Kontext werden offenbar erstmals Juden in Ansbach337 und Trennfeld338 genannt, die dort getötet wurden. Vermutlich endeten auch die Kehillot in Homburg,339 Rothenfels340 und Dertingen341 durch diese Pogrome. 329 Vgl. Herde, 1988, 18; Herde, 1978, 82. 330 Vgl. Herde, 1978, 89f; Breuer, 1996a, 50; Shulvass, Art. Würzburg, in: GJ II/2 928. 331 Scherg, 1983, 135 vermutet die erste Ansiedlung um 1220/30. Vgl. auch Amrhein, 1896, 246; Riedenauer [Bearb.], 1963, 91. 332 Hier lebte auch 1330/1331 ein Jude, vgl. Babad, Art. Karlstadt, in: GJ II/1 387f. 333 Vgl. Rosenthal, 1927, 7, 16; Fischer, 1992, 130. 334 Vgl. Lazarus, Art. Lohr, in: GJ II/1 493. Dort lebten auch 1331 Juden, vgl. Ophir, 1972, 506; Ruf, 1983, 16f. 335 Lt. Rosenthal, Art. Gemünden, in: GJ II/1 276, scheinen sich hier Juden vereinzelt vor 1309, dann 1313, 1327, u.U. auch 1342 niedergelassen zu haben. Vgl. auch Thoma, 1985, 11. 336 Vgl. Breuer, 1996a, 50; auch Arnold, 1992, bes. 342–345. 337 Vgl. Fraenkel, Art. Ansbach, in: GJ II/1 18, der als Datierung das 14. Jh. anführt. 338 Der 1531 belegte Jüden Kirchhoff könnte auf eine frühe jüd. Siedlung hinweisen, zit. n. Kolb, 1992, 105; Scherg, 1993b, 61. 339 So vermutet Scherg, 1983, 135. 1404 ist wieder ein Jude nachgewiesen, vgl. Kallfelz, Art. Homburg am Main, in: GJ III/1 572. 340 Schwierz, 1992, 118 datiert das gewaltsame Ende der ersten Kehilla auf Ende 13./Anfang 14. Jh. Nach Oelsner, Art. Rothenfels, in: GJ II/2 718, lebten hier vermutlich 1342 Juden, während lt. Ophir, 1972, 376a, 1387–1500 eine Kehilla existiert habe; vgl. Störmer, 1962, 60. 341 Lt. Schaab, 1980, 366, haben sich bereits im 15. Jh. Juden in Dertingen niedergelassen.
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Die dritte große Verfolgungswelle im Spätmittelalter, die Pestpogrome 1348/49, führte dazu, dass sich zahlreiche Würzburger Juden, obwohl die Pest Würzburg damals nicht erreicht hatte, selbst verbrannten, um der drohenden Ermordung durch Christen zu entgehen. Nach diesen Pogromen, die nicht nur unzählige jüdische Gemeinden des Deutschen Reiches vernichtet hatten, sondern mit ihnen auch das blühende jüdische Geistesleben, das sich dort seit dem hohen Mittelalter entfalten konnte, begann ein neuer Abschnitt in der politischen Geschichte der Juden in Deutschland. Bis dahin war ihr Aufenthaltsrecht unbefristet und sie besaßen die Möglichkeit, Grundbesitz zu erwerben. Nun sank ihr gesellschaftlicher Status zu dem einer rechtlosen Randgruppe herab, deren Aufnahme in die Städte gewöhnlich befristet und auf Widerruf gestattet war, wie in Würzburg ab 1376.342 Im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts wurden die Juden aus meist ökonomischen Gründen aus den Städten und vielen der größten Territorien des Deutschen Reiches vertrieben. 1422 veranlasste Bischof Johann v. Brunn einen ersten Vertreibungsversuch aus dem Würzburger Territorium, indem er alle hochstiftische Juden einen Tag inhaftierte und von ihnen ein Lösegeld von 60.000 fl. erpresste.343 Sein Nachfolger Bischof Gotfrid erweiterte zwar 1445 die bis dahin üblichen individuellen Schutzbriefe zu einem allgemeinen Schutzbrief für alle hochstiftischen Juden, doch hielt ihn dies nicht davon ab, sie zum Frühjahr 1451 auszuweisen.344 Vor allem geistliche und weltliche Kleinstaaten sowie Ortschaften des Niederadels gewährten den vertriebenen Juden Zuflucht: so erneut in den damals Rieneck’schen Orten Lohr345 und Ansbach346 und erstmals im gräflich Wertheimischen Holzkirchen.347 Im 16. Jahrhundert kam es im Waldsassengau zu zahlreichen Neuansiedlungen, die nicht nur durch den Bevölkerungsanstieg der Juden begründet waren: 1553 veranlasste Herzog Albrecht V. von Bayern eine umfassende Vertreibung aus dem Herzogtum, dem ein jahrhundertelanges Ansiedlungsverbot im altbayerischen Raum folgte.348 Viele flüchteten damals in die benachbarten schwäbischen und vor allem fränkischen Gebiete.
342 Vgl. Shulvass, Art. Würzburg, in: GJ II/2 932; Breuer, 1996a, 53; Kallfelz, Art. Würzburg, in: GJ III/2 1699. 343 Vgl. Kugler, 1988, 238. In diesem Kontext seien jüd. Ansiedlungen u.a. in Urspringen, Unterleinach, Karbach, Himmelstadt, Laudenbach, Homburg, Altertheim und Thüngen belegt, so Wagner, 1985, o.S., der hierfür allerdings keine Quelle nennt. 344 Vgl. Amrhein, 1910, III 50, 59f, 62. In Würzburg lebten 1450 allein 21 Juden und Jüdinnen vom Geldhandel, vgl. Kallfelz, Art. Würzburg, in: GJ III/2 1699. 345 Dort ist 1473 ein/e Jude/Jüdin nachweisbar, vgl. Gensicke, Art. Lohr am Main, in: GJ III/1 758; Höfling, 1835, 149. 346 Vgl. Ophir, 1972, 376a; Störmer, 1962, 82. 347 Um 1450 wird ein/e Jude/Jüdin genannt, vgl. Scherg, 1993b, 12; Amrhein, 1896, 202. 348 Vgl. Breuer, 1996a, 80.
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1560 verfügte Fürstbischof Friedrich v. Wirsberg die endgültige Vertreibung aller Juden aus Stadt und Hochstift Würzburg349 – so vermutlich auch aus Karlstadt350 und Rothenfels.351 Auch Bischof Julius Echter v. Mespelbrunn untersagte 1575 den Juden, mit Ausnahme des Durchzugs, den Aufenthalt im Hochstift.352 Allerdings ist diese erwähnte Periode neuer Ansiedlungen Mitte und Ende des 16. Jahrhunderts, die teils nur aus einzelnen Personen oder Familien bestanden, nur in Ortschaften der reichsunmittelbaren Ritterschaft und der Mediatgewalten, deren Dörfer wie Inseln im hochstiftischen Besitz lagen, erkennbar. Diese Ansiedlungen wurden vor allem aus finanziellen Motiven gewährt, wenn auch die Demonstration politischer Unabhängigkeit gegenüber dem Hochstift eine Rolle spielte: Im Zuge der Peuplierungspolitik steigerten die Fürsten ihre Einnahmen üblicherweise durch die wachsende Anzahl der Steuerpflichtigen und die generell höhere Besteuerung der Juden.353 Jene Neuansiedlungen betrafen die Rieneck’schen Ortschaften Wiesenfeld, Laudenbach,354 Urspringen,355 Steinbach b. Lohr356 und ab 1559 erneut Lohr, das in diesem Jahr wegen dem Aussterben der gräflich Rieneck’schen Linie dem Erzstift Mainz zufiel,357 das gräflich Castell’sche Remlingen358 sowie in den Gebieten der reichsritterschaftlichen Hund v. Wenkheim die Ortschaft Wenkheim359 und die Besitzung der Frei-
349 1547 lebten 29 Juden in Würzburg, vgl. Flade, 1996, 51. 350 1440–1563 gab es eine Synagoge in Karlstadt, vgl. Ophir, 1972, 544. Zumindest 1595 als Gebäude vorhanden, vgl. StA Wü, Salbuch 75 (Concept oder Entwurf eines Salbuches für das Amt Karlburg 1595), fol. 74’: „Nit mehr dann ein herberig die Juden schul genandt“, u. fol. 139. 351 Vgl. Kolb, 1992, 105. 352 Vgl. Wittstadt, 1988, 159. 353 Vgl. Breuer, 1996b, 85f; Scherg, 1999, 227. 354 Vgl. Zapotetzky, 1997, 3. Gesicherte Daten bestehen für beide Orte erst ab 1623 (s.u.). 355 1566 und 1597 ist jeweils ein Jude aus Urspringen genannt, vgl. Knapp, 1907, 1046; FC Bände Rittergut Urspringen 1 (Specification Vber die Zinß, Gült vnd gefell zu Vrspringen vnd Anspach, so Castlisch Lehen 1597), p.27’f, 47’. Lt. Ophir, 1972, 398, beginnt die jüd. Ansiedlung Anfang des 17. Jhs.; vgl. Störmer, 1962, 77. 356 1595 besitzt „samuel Juden“ ein halbes Haus in Steinbach, FC Bände Amt Remlingen 25 (Zins vnd Gült zu Steinbach 1595), o.S. Vgl. auch Schott, 1964, 120. 357 Vgl. Ophir, 1972, 506; Höfling, 1835, 149. Für 1569 nennt Löwenstein [Bearb.], 1989, II 111, Nr. 1961a, „etliche Juden von Lohr“. Diese wurden von Oberamtmann Hans Leonhard Kottwitz v. Aulenbach 1573 ausgewiesen, vgl. Rausch, 1979, 68. 358 1563, 1569, 1573 sowie (auch vor) 1590 sind wenige Juden nachweisbar, FC Bände Amt Remlingen 6 (Gült Register der Gefell vnnd Inkommens so beyde Herschafft Erpach vnd Castel Jarlich In Remlingen fallen hat 1563), o.S.; FC Bände Amt Remlingen 9 (Zinsregister 1569), fol. 3’; FC Bände Amt Remlingen 13 (1573), p.21; FC KA D II 3, Ämter 111 (Schübel: Forschungen zur Judengeschichte), 7; 1564–1612 steht Remlingen unter Herrschaft der Grafen v. StolbergWertheim und der Grafen v. Castell, vgl. Störmer, 1962, 78; Castell-Castell/Hofmann, 1955, 5f. 359 1576 lebten drei Juden, 1590 eine und 1591 bis zu sechs jüd. Familien in Wenkheim, vgl. Steger, 1929, 42f; Weiss, 1992, 9f. Lt. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 292, sowie Hundsnurscher, Art. Wenkheim, in: GJ III/2 1583, ohne Belege, siedelten hier seit dem 14./15. Jh. Juden.
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herren von Thüngen in Thüngen.360 Im Zuge dieser Vertreibung gewann auch die jüdische Gemeinde in Heidingsfeld, das bis 1628 zu Böhmen gehörte, an Zuwachs und Bedeutung.361 Laut Ophir bestanden zwischen 1500 und 1800 auch in den würzburgischen Orten Erlabrunn362 und Hettstadt363 jüdische Gemeinden. Die jüdische Bevölkerung Mainfrankens lebte demnach seit dem 16. Jahrhundert, seit den Vertreibungen aus den Städten in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, fast ausschließlich in kleineren Orten auf dem Land. Dies entsprach der Situation im Großteil der deutschen Territorien. Dort lebten im 17. und 18. Jahrhundert über 90 Prozent der Juden auf dem Land.364 Zum Ende der Regierung von Julius Echter, 1617, waren Juden wieder im Hochstift geduldet. 1621/23 wurden 56 Familien gezählt.365 Noch vor Ende des Dreißigjährigen Krieges bildeten sich neue Ansiedlungen im Wertheimischen Höhefeld366 und Werbachhausen,367 im Erzstift Mainzischen (Groß)Rinderfeld368 und Lohr369 und im Würzburgischen Karlburg.370 Diese sind jedoch nur für wenige Jahre belegbar. Fehlende weitere Quellen lassen vermuten, dass sich keine längerfristigen Gemeinden entwickelt haben. Hingegen existierten bereits in den frühen 1620er Jahren in Laudenbach (Kondominat des Hochstifts, der Voit von Rieneck und des Juliusspitals)371 sowie in Wiesenfeld (ebenfalls geteilt zwischen Würzburg, den Frei360 1591 lebte ein Jude hier, zit. n. Löwenstein [Bearb.], 1989, III 39, Nr. 3326a. Die Aufnahme von Juden in Thüngen begann, lt. Kugler, 1988, 239, mit der Konfessionsänderung des Thüngenschen Landesherrn 1551. 361 Vgl. Krug, 1987, 63; Ophir, 1972, 461; Flade, 1996, 58. 362 Vgl. Ophir, 1972, 376b, ohne Quellenbeleg. Erlabrunn war bis 1559 Rieneckisch, ab 1624 Würzburgisch, vgl. Lott, 1984, 11, 25. 363 Vgl. Ophir, 1972, 376b, ohne Quellenbeleg; Kasischke, 1996, 24; Amrhein, 1896, 170. 364 Vgl. Breuer, 1996b, 183. 365 Vgl. Flade, 1996, 55. 366 Vgl. Stäblein, 1968, 196. 367 1602 ist ein „Mosche von Werbachhausen“ belegt, vgl. Weiss, 1992, 10. 368 Vgl. Rosenthal, 1927, 60. 1623 und 1624 ist je ein Jude aus Rinderfeld belegt, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (Zoll- und Schutzgeld der Wertheimer Juden betreffend 1622–1640). 369 Im Erzstift Lohr war Juden ab 1599 die Ansässigmachung untersagt, dennoch sind 1622– 1627 und 1691/92 ein bzw. zwei Familien nachweisbar, vgl. Hönlein, 1956, 1 o.S. [antijüd.]; Schönmüller, 1957, 10/3; Höfling, 1835, 150, 161. 370 1631 sind ein Schutzjude, 1655 u. 1675 vier, 1699 19 belegt, StA Wü, Salbuch 76 (Salbuch über das Amt Karlburg, 1596–1803), fol. 533’; StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273. 1728 sind ein, 1740 drei, 1748 fünf Pers. (unter hochstift. sowie Juliusspitäl. Schutz) und 1791 drei Haushaltungen unter Juliusspitäl. Schutz genannt, vgl. Martin, 1957, 11; StA Wü, HV Ms.f. 491 (Specification und Bericht über die ahnzahl deren Juden welche sowohl im Hohe Stifft als dazu gehörigen adelichen orthen [...] Wohnhafft seyn, 1740); StA Wü, Stb 942, p.207, 281; StA Wü, HV Ms.f. 742. 371 1621/1623–1748 sind sechs bis acht Haushaltungen mit etwa 34 (1655) bis 43 (1699) Pers. unter hochstift., Voit v. Rieneck’schem und Juliusspitäl. Schutz bezeugt, vgl. Bohrer, 1922, 122; StA Wü, Admin.8318; Gebr. IV W 273; HV Ms.f. 491; Stb 942, p.207. 1791 32 und 1801 nurmehr 16 Haushaltungen, StA Wü, HV Ms.f. 742; Bundschuh, 1801, III 285.
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herren von Hutten sowie der Voit von Rieneck),372 im ritterschaftlichen Uettingen373 und im Erzstift Mainzischen, seit 1655 Würzburgischen Neubrunn374 aufblühende Gemeinden, die konstant bis Anfang des 19. Jahrhunderts rund 20 Familien zählten. Auch die jüdischen Gemeinden Wenkheim375 in der Grafschaft Wertheim und im unter geteilter ritterschaftlicher Herrschaft stehenden Urspringen,376 die seit dem 16. Jahrhundert bestanden, konnten sich trotz des Krieges allmählich konsolidieren. Dass dann ab 1650 erstaunlich viele, wenn auch zunächst sehr kleine neue jüdische Ansiedlungen im ehemaligen Waldsassengau greifbar werden, hat verschiedene Gründe. Die erneute Ausweisung der wenigen Juden aus der Stadt Würzburg unter Fürstbischof Johann Philipp v. Schönborn 1642 mag dabei angesichts des allgemeinen Bevölkerungswachstums im 18. Jahrhundert eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Die jüdische Bevölkerung erstarkte in den deutschen Territorien bis 1700 auf etwa 25.000 Personen, bis 1750 auf 60–70.000.377 Auch trafen in Franken zahlreiche Juden aus der (damals polnischen) Ukraine ein, die vor den Pogromwellen, die aufständische Kosaken unter Bogdan Chmielnicki nach dem Dreißigjäh-
372 1622 und 1623 ist ein Aaron aus Wiesenfeld bezeugt, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44. 1652 bestand eine Kehilla unter Voit’schem und v. Hutten’schem Schutz mit 1655 vier Haushalten bzw. 1699 61 Pers., darunter 44 unter Würzburg. Schutz, vgl. Ophir, 1972, 471; StA Wü, Admin.8318; Gebr. IV W 273. Die Kehilla wuchs von 1740 mit insg. 23 Schutzjuden bis 1802 auf 90 Pers. unter v. Huttenschem, hochstift. und Rieneck’schem Schutz, StA Wü, HV Ms.f. 491, 742; StA Wü, Stb 942, p.207; Bundschuh, 1802, V 221; Riedenauer [Bearb.], 1963, 92f. 373 Uettingen stand bis 1625 unter Herrschaft der Landschad v. Steinbach, dann der Freiherren Wolffskeel v. Reichenbach, vgl. Schreiber, 1966, 15. 1622–24 und 1680 zwei Fam., StA WtG, Rep.57 Judensachen 44; FC KA D II 3 Ämter 6 (Jüdische Verordnungen für die Schutz Juden zu Oberaltertheim u. Unteraltertheim u.a. 1792–1805). 1746 ist ein David Jud von Üttingen genannt, FC KA D II 3 Ämter 47 (Remlingen, die Judenschaft 1684–1784). Lt. Rommel, 1924, 87 lebten jüd. Viehhändler dort 1762–1777. Lt. Günther, 1942, 204, lebten Juden hier 1789–1816. 374 1622-1673 lebte ein Jude in Neubrunn, StA Wü, Gebr. IV N 24. 1622–24 sind drei Pers., bzw. Fam. genannt, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44; vgl. Brunner, 1893, 122. 1696 wird ein Jude aus Neubrunn in den Schutz in Remlingen aufgenommen, FC KA D II 3 Ämter 47. 1748– 1800 sind bis zu vier Haushalte unter hochstift. Schutz nachweisbar, StA Wü, Stb 942, p.261; Admin.8314 (Hochfürstl. Wirzburg. Juden Amt, vom 22.03.1776), Admin.8323, Admin.8327. Lt. Günther, 1942, 204, lebten hier 1789–1816 Juden. 375 Seit 1622 meist drei bis sechs, bis 1811/12 15 Familien, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44; StA Wt-R Rep.41 f 7 (Acta: Juden Schuz Renovation in hiesiger Grafschafft und zu Remlingen 1685–1748), Nr. 3, 7, 13, 15 und o.Nr.; Weiss, 1992, 16, 18–20, 22, 34, 38. 376 1622 sind ca. sechs Schutzverwandte, 1655, 1688 und 1734 zwölf Haushalte unter Castell’, Kottwitz v. Aulenbach’ und Rieneck’schem Schutz, FC Bände Rittergut Urspringen 2 (Repertorium Vber die Kottwißische Aülenbachische Kenth. Zinß. Gültt Vndt Andere gerechtikeit zu Vrspringen vndt Onspich 1622), p.121ff; StA Wü, Admin.8318; FC Bände Rittergut Urspringen 4 (Lehenbuch über Urspringen 1688), (Register); FC KA D II 3 Ämter 88 (Der Judenschafft zu Remlingen Ürspringen und Unteraltertheim Anlag betr. [1685–1790]); Battenberg, 1995, Nr. 1826 (18.9.1640). 1740 lebten in Urspringen mind. 14, 1791 elf Fam. unter Castell’schem und Ingelheimischem Schutz, vgl. Scherg, 1993b, 15; Scherg, 1993a, 13; Barthels, 1959, 29; StA Wü, HV Ms.f. 742. 1803/04 lebten hier 20 Familien, vgl. Ophir, 1972, 398. 377 Vgl. Flade, 1996, 56; Krug, 1987, 32; Breuer, 1996b, 141, 147.
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rigen Krieg initiiert hatten, nach Westen flüchteten.378 Ein anderer Grund ist schlicht die Quellenlage: Für die Jahre 1655 und 1699379 existieren erstmals Statistiken über die im Hochstift ansässigen Juden, dank derer auch einige Ansiedlungen erfasst wurden, über die bislang keine Nachrichten vorliegen. Freilich ergeben diese punktuellen Angaben keinen Aufschluss über Beginn und Dauer der Kehillot. So wissen wir vom Hochstift Würzburg zunächst über folgende neue jüdische Gemeinden, die punktuell oder für wenige Jahre belegt sind, nämlich in Lengfurt,380 Wüstenzell,381 Zimmern,382 Rettersheim383 und wohl auch Helmstadt, das eine Vogtei der Ritter von Imhof war.384 Auch in Karlstadt,385 Trennfeld,386 Holzkirchen387 und später Hettstadt,388 wo in früherer Zeit jeweils schon Juden beheimatet waren, sind jetzt jüdische Ansiedlungen bezeugt, allerdings ebenso nur für wenige Jahre.
378 Vgl. Weiss, 1992, 19. 379 StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273 (1699). 380 1650 erzwang der Triefensteiner Chorherr Kirschmann den Wegzug des Juden Löw, vgl. Link, 1876, 239 [antijüd.]; Amrhein, 1896, 271. 381 1699 lebten sechs Juden in Wüstenzell, StA Wü, Gebr. IV W 273 (1699). 382 1699 eine jüdische Familie (fünf Pers.) in Zimmern, StA Wü, Gebr. IV W 273 (1699). 383 1699 lebte eine Familie (sechs Pers.) in Rettersheim; um 1704 Abwanderung vermutl. nach Trennfeld, StA Wü, Gebr. IV W 273; vgl. auch Scherg, 1990, 63. 384 1789–1816 waren Juden in der v. Imhofsche Vogtei Helmstadt ansässig, vgl. Günther, 1942, 203 (ohne Quellenbeleg); Störmer, 1962, 129. 385 1655 lebten hier acht Juden, StA Wü, Admin.8318; Riedenauer [Bearb.], 1963, 91. 386 1660 eine Familie (fünf Pers.), ab 1697 ein zweite (3 Pers.), 1699 acht Pers. bezeugt, vgl. Scherg, 1990, 62; StA Wü, Gebr. IV W 273. 1714 wird ein jüd. Händler genannt, vgl. Braun, 1989, 39. Die Kehilla bestand offenbar bis ca. 1720, vgl. Scherg, 1993b, 59f; Ehmer, 1990, 44. 387 1705 ein Schutzjude genannt, FC KA D II 3 Ämter 47a (Judensachen im Amt Remlingen 1705–1758); Störmer, 1962, 130. 388 1800 Moyses Abraham zu Hettstadt genannt, StA Wü, Admin.8327; vgl. Kasischke, 1996, 24.
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Karte 3: Jüdische Ansiedlungen im Waldsassengau um 1700.
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Im Gegensatz hierzu konnten die neu entstandenen Kehillot Erlenbach,389 Birkenfeld390 und Unterleinach391 bis in das 19. Jahrhundert – die Gemeinden Böttigheim,392 Himmelstadt,393 Karbach,394 Greußenheim395 und Bergrothenfels,396 das der kleinen und älteren jüdischen Gemeinde in Rothenfels397 benachbart ist, bis ins 20. Jahrhundert fortbestehen. Auch in Gemünden398 entstand eine bis 1942 währende Ansiedlung, nachdem Juden dort schon im 14. Jahrhundert ansässig waren. Es ist denkbar, dass auch in Hausen399 und Roßbrunn400 Juden lebten. Gemeinsam mit Karbach etablierte sich die jüdische Gemeinde Homburg401 zu den jüdischen Zentren der Würzburger Ämter Homburg und Rothenfels.402
389 1655 lebten hier fünf Pers. (eine Fam.), StA Wü, Admin.8318. 1699–1803 wuchs die Gde. von 15 Pers. auf 34 (davon 22 Kinder) an, StA Wü, Gebr. IV W 273; Stb 942, p.260; Juden 19 (Judenamts-Sachen 1695, 1798–1801); Gebr. VII W 1606 I, Nr. 27; Störmer, 1962, 126. 390 1699 lebten acht Juden in Birkenfeld; 1748 gab es zwei Haushalte, StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.248. Lt. Günther, 1942, 202 lebten Juden 1789–1816 in Birkenfeld. 391 1699 sind fünf Personen, 1748 vier Haushaltungen bezeugt, StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.195.Von etwa 1761 bis 1800 sind wenige Juden dort ansässig, vgl. Barthels, 1959, 29; Günther, 1942, 204; StA Wü, Admin.8327. 392 Sporadische Hinweise belegen ein bis vier Haushalte in den Jahren 1655, 1680, 1748, 1777 und 34 Pers. im Jahr 1803, vgl. Brunner, 1893, 122; FC KA D II 3 Ämter 47; StA Wü, Stb 942, p.261; StA Wü, Admin.8314; StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 27. 393 1655 lebten hier fünf (vermutl. Familienvorstände), 1675 24 Pers., 1699 ein Witwer und 1748 fünf Pers., StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.207. 1761– 1791 sind ca. vier Haushaltungen, 1799 ca. 20 Pers. bezeugt, StA Wü, HV Ms.f. 742; vgl. Barthels, 1959, 29; Bundschuh, 1800, II 664; Riedenauer [Bearb.], 1963, 92. 394 1675 lebten hier acht Juden, StA Wü, Admin.8318; 1699 lt. Scherg, 1993b, 13, sieben Fam. (42 Pers.), bzw. lt. StA Wü, Gebr. IV W 273, 25 Pers. unter hochstift., zwölf unter adeliger Herrschaft. Bis 1740 sind bis zu drei Haushaltungen nachweisbar, davon 1740 drei unter Schutz der Freiherrn v. Sickingen, FC KA D II 3, Ämter 111, 289, 537; StA Wü, HV Ms.f. 491. 1748– 1801 sind vier bis acht Haushaltungen, teils in hochstift., teils in Sickingischem und Juliusspitäl. Schutz, StA Wü, Stb 942, p.248; Barthels, 1959, 29; StA Wü, Admin.8327. 395 1675 sind fünf, 1699 sechs Juden, 1748–1800 drei bis fünf Haushaltungen belegt, StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.248; StA Wü, Gebr. VI W 256 (Klagen und Beschwerden der hochstift. Judenschaft 1749–1754); vgl. Bundschuh, 1800, II 389; FC KA D II 3 Ämter 47a; Barthels, 1859, 29; StA Wü, Admin.8327. 396 1732 sind ein Lehrer, 1748 drei Haushaltungen, ca. 1761–1787 vier Viehhändler in Rothenfels und Bergrothenfels, dann 1793–1800 zwei bis vier Haushaltungen bezeugt, StA Wü, Stb 942, p.248; Barthels, 1959, 29; StA Wü, Admin.8327; Bundschuh, 1799, I 353; Kolb, 1992, 49. 397 1655 sind zwei Haushalte, 1675 sieben Pers., 1680–1748 i.d.R. vier Familien, 1800 eine Person nachweisbar, StA Wü, Admin.8318; vgl. Kolb, 1992, 105; StA Wü, Gebr. IV W 273; Stb 942, p.248; Admin.8327. 398 1699 waren elf Pers., 1714 sechs und 1748 drei Familien hier ansässig; 1789 dann 14 und 1803 18 Pers., StA Wü, Gebr. IV W 273; Stb 942, p.215; vgl. Ophir, 1972, 441; StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 13. 399 Lt. Geschäftsführer der Vg. Lohr, Schwab, sollen zwei Juden in Hausen gelebt haben, vgl. Gespräch, 28.10.1999. Das Zollverzeichnis des Berlein Jud belegt 1622–24 für (das hiesige?) Hausen drei bis sechs Juden, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44; vgl. Riedenauer [Bearb.], 1963, 152. 400 Hof Nr. 2 in Roßbrunn, zuerst Dörrhof, „später“ Judenhof, vgl. Overath/Happ, 1995, I 7. 401 1623 sind ein Jude, 1654 drei Familien (25 Pers.), 1655 31 und 1699 19 Pers. bezeugt; die Gde. vergrößerte sich von 1730 (sechs Fam.) bis 1803 auf zwölf Fam. (36 Pers., davon 4 Witwen),
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Unter den reichsritterschaftlichen und immediaten Territorien sind neue jüdische Gemeinden und Kleinstgemeinden im Rieneck’schen Zellingen,403 (erneut) im Wertheimischen Dertingen404 und in den Castell’schen Orten Oberaltertheim405 und Unteraltertheim406 belegbar. Diese bestanden konstant bis ins 20. Jahrhundert, wie die drei bereits älteren Gemeinden Steinbach b. Lohr (reichsritterschaftlich),407 Thüngen (ritterschaftlich und Juliusspitälisch)408 und Remlingen (Castellisch, Würzburgisch und Wertheimisch).409 Eine Ausnahme bildet das um 1500 mainzische Gamburg, in dem sich erneut, aber wohl nur kurz Juden niederließen.410
StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44; vgl. Scherg, 1981, 102f; StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273, VII W 1606 I, Nr. 27; Bundschuh, 1800, II 758; Ophir, 1972, 457. 402 Vgl. Scherg, 1993b, 13. 403 1611 nimmt Gertraud Vogtin v. Rieneck trotz Ansiedlungsverbot für Juden einen Juden als Diener in Zellingen auf, StA Wü, Miscell.4716 (verbrannt; Inhalt des Aktes dem Repertorium entnommen). 1655–1699 sind 14 bzw. 19 Pers. unter adeligem, 1748, 1790/91 und 1799/1800 je drei Haushalte unter hochstift. Schutz, StA Wü, Admin.8318; Gebr. III CK 5/71; Gebr. IV W 273; Stb 942, p.195; HV Ms.f. 742; Admin.8327. 404 1685 sind drei, bis 1721 neun, 1733/36 acht und 1800 29 Schutzjuden nachweisbar, StA Wt-R Rep.41 f Nr. 7, Nr. 3, 7, 13, 15, und o.Nr.; vgl. Ehmer, 1980, 46; Hergenhan, 1980, 51. 405 Lt. Sporck-Pfitzer, 1988, 69 und Stäblein, 1968, 198ff werden in Gemeinderechnungen von 1655 erstmals Juden erwähnt, womit eine Ansässigkeit im Ort noch nicht belegt ist. Stäblein erwähnt Berufsbeschränkungen für Juden vor und während des 30jähr. Kriegs. Lt. Ophir, 1972, 385 kann von diversen jüd. Gesetzen aus den Jahren 1680–1802 auf eine jüd. Präsenz in Oberaltertheim seit der 2. Hälfte des 17. Jhs. geschlossen werden. 1715–1725 ist eine Fam. nachweisbar, 1775 zehn, 1785 zwölf, dann 1802 elf Fam., vgl. Mayer, 1934, 105; FC KA D II 3 Ämter 6 u. Ämter 111, 6, 8, 31f; Castell-Castell/Hofmann, 1955, 5f. 406 1683 und 1690 erste Nachweise jüd. Einwohner in Unteraltertheim, die 1719 55 Pers. (11,0% der Dorfbevölkerung) und 1802 ca. zehn Familien umfassen, vgl. Ophir, 1972, 393; FC KA D II 3 Ämter 88 u. Ämter 6; Castell-Castell/Hofmann, 1955, 5f. 407 1622 und 1691 jeweils eine Pers., 1740 vier, bis 1816 offenbar sechs bis acht Fam. unter Schutz der Freiherrn v. Hutten, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44; vgl. Schönmüller, 1957, 10/3; StA Wü, HV Ms.f. 491; Günther, 1942, 204; Höfling, 1835, 161. 408 1623 u. 1624 sind zwei, 1699 96 Juden, 1719 vier, 1728 drei jüd. Männer (vermutl. jeweils mit Familie), bis 1740 42 Schutzjuden (18 in Julierspitäl., 24 unter Thüngischem Schutz) ansässig, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44; StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 58 (Specificatio der Zinnß vnd Gülten [...] in Thüngen 1719), p.42, 45; StA Wü, ThüngenArchiv, Bände 60 (Specification Ihrer Zinß undt Gülten [Thüngen] 1728), p.57; StA Wü, HV Ms.f. 491. 1748 sind über 21 Juden unter Juliusspitäl., 1791 66 Haushaltungen unter ganerbschaftlichem Schutz nachweisbar, 1803 41 Pers. mit zahlreichen Kindern, StA Wü, Stb 942, p.280; StA Wü, HV Ms.f. 742; StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 51. 409 1680, 1683–1686 und 1695 bis ca.1787 ist eine kleine Gde. mit ein bis vier (1703 sieben wertheimischen) Schutzjuden nachweisbar; 1808 sind 13 Pers. gezählt, FC KA D II 3 Ämter 6 u. Ämter 47; StA Wt-R Rep.41f Nr. 7, Nr. 3, 7, 13, 15, o.Nr.; FC KA D II 3, Ämter 111, 7, 6, 233; vgl. Braun, 1989, 39; FC Bände Amt Remlingen 50 (Register über Die Gült zu Remblingen 1718), p.26; vgl. Barthels, 1959, 29; Viehbeck, 1808, 116c; Störmer, 1962, 78. 410 Vgl. Spindler [Hg.], 1969, 25: Franken um 1500. Hier lebten Juden 1578, 1604, 1621– 1624, im 18. Jh. und um 1800 (unter Schutz des Juliusspitals), vgl. Hahn, 1988, 361; Rosenthal, 1927, 60, 160; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44.
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Offenbar neu und nur punktuell greifbar werden Kehillot in Stetten (Domprobstei-Amt),411 Waldbüttelbrunn (Ritterstift St. Burkard),412 Billingshausen (Castellisch)413 und eventuell Stadelhofen (ritterschaftlich).414 Obwohl die Regierung des Hochstifts die Zahl der Schutzjuden aus vorwiegend judenfeindlichen Gründen zu beschränken versuchte und in Mainfranken im 18. Jahrhundert bzw. 1813 nur rund 20 Prozent aller jüdischen Gemeinden unter fürstbischöflichem, hingegen über die Hälfte unter ritterschaftlichem Schutz standen,415 war die Situation im Waldsassengau nahezu umgekehrt. Hier befand sich die überwiegende Mehrheit der Kehillot und Jischuvim auf hochstiftischem Territorium. Die Region des ehemaligen Hochstifts gehörte nach der Säkularisation und den Napoleonischen Kriegen im Zuge der territorialen Umgestaltung Europas noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 zum bayerischen Kurfürstentum, ab 1806 zum Großherzogtum Würzburg und ab 1814 zum Königreich Bayern.416 Dieses Gebiet zählte 1813 mit 12.792 Juden, die einem Bevölkerungsanteil von vier Prozent entsprachen, zu den am dichtesten mit Juden bewohnten Regionen Deutschlands.417
411 Isaac Levi aus Neubrunn zog 1674 nach Stetten, StA Wü, Gebr. IV N 24; Riedenauer [Bearb.], 1963, 103. 412 1735/36 lebten zwei, 1754/55 fünf Juden in Waldbüttelbrunn, vgl. Feineis, 1978, 234. 413 1792 existierte eine „Judenschaft in Billingshausen“, FC KA D II 3 Ämter 36 (Ober- und Unteraltertheim, die Juden betr. Verordnungen 1792–1805) – entgegen Wagner, 1985, o.S.: „Billingshausen selbst hatte nie Juden.“ 414 1789–1816 waren Juden unter Schutz der Herren v. Sickingen ansässig, vgl. Günther, 1942, 204 (ohne Quellenbeleg); Riedenauer [Bearb.], 1963, 106, 166. 415 Vgl. Krug, 1987, 63, 61. 416 Vgl. Gehring-Münzel, 1992, 5; Krug, 1987, 35. 417 Vgl. Scherg, 1999, 230.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Karte 4: Jüdische Ansiedlungen im Waldsassengau um 1800.
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Das Edikt vom 10. März 1813, das in Mainfranken erst Ende 1816 galt, verbesserte die rechtliche Situation der Juden nur bedingt. Zwar wurden nahezu alle Berufsbeschränkungen aufgehoben, das weitgehende Verbot des Hausier- und Nothandels jedoch entzog zunächst vielen ihre Erwerbsmöglichkeit. Auch blieb der Besitz von Grund und Boden weiterhin eingeschränkt – ebenso begrenzte der Matrikelparagraph als direkter Nachfolger des seit dem hohen Mittelalter geltenden Judenschutzes das Wohnrecht.418 Auch die gesellschaftliche Situation erfuhr keine Besserung. In den Städten reagierten nationalistische und konservative rechte Bevölkerungsteile, insbesondere die neu gegründeten Burschenschaften, auf die politischen Veränderungen durch die Neuordnung Deutschlands nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Systems und die allgemeinen wirtschaftlichen Missstände mit Unruhen. Zugleich wurde die allmähliche Emanzipation der Juden als Bedrohung empfunden. Die aggressiven Reaktionen arteten in Würzburg im August 1819 zu judenfeindlichen sogenannten Hep-Hep-Pogromen aus, die sich bis 1848 wiederholten.419 Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Mehrzahl der deutschen Juden, vor allem in Baden, Württemberg, Bayern und Hessen, auf dem Land beheimatet Anfang des 19. Jahrhunderts sogar 80 Prozent.420 In Mainfranken lebten sie überwiegend in kleinen Dörfern mit höchstens 1000 Einwohnern, nur rund 22 Prozent in größeren, hauptsächlich ehemalig hochstiftischen Ortschaften und seit 1803, nach 163 Jahren, auch wieder in Würzburg.421 Thüngen,422 Urspringen,423 Laudenbach,424 Wenkheim,425 Wiesenfeld426 und Karbach427 zählten bis 1837 zu den größten jüdischen Ge-
418 Vgl. Krug, 1987, 23, 35; Scherg, 1993b, 19; ausführlich: Gehring-Münzel, 1992, 72f. 419 Vgl. Baum, 1987, 51; Jersch-Wenzel, 1996a, 43, 45; Brenner, 1996, 288. Ausführlich: Flade, 1996, 73f. 420 Vgl. Maurer, 1992, 70; Rohrbacher, 1997, 37; Brenner, 1996, 287. 421 Vgl. Krug, 1987, 116, 43. 422 Von 271 Pers. im Jahr 1813 bzw. 319 Pers. 1814/15 wuchs die Kehilla bis 1837 auf 350 an, was bei insg. 880 Einwohnern mit knapp 40% dem höchsten Prozentsatz entsprach; 1880 dann 231 Pers., vgl. Krug, 1987, 45; Chroust, 1914, Tab.15 324f; Ophir, 1972, 502. 423 1807 lebten hier 148 Pers. unter Castell’schem und gräflich Ingelheim’schem Schutz, StA Wü, LRA Mar.2365. Die Kehilla wuchs bis 1835 auf 201 Pers. (42 Fam.) an und erreichte 1837 mit 230 bzw. 220 Pers. (20% der Einwohnerschaft) ihren größten Umfang; 1900 zählte sie 154, lt. Diamant, 111 Pers., vgl. Krug, 1987, 45; Chroust, 1914, Tab.14 322f; StA Wü, LRA Mar.2377; Scherg, 1992, 51; Ophir, 1972, 398; Diamant, 1986, 5. 424 Die Kehilla bestand bis 1824 aus 182 Pers., StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 32; Ophir, 1972, 504; Götz, 1824, 227. 425 Die jüd. Gemeinde Wenkheim vergrößerte sich zunächst von 105 Personen 1825 auf 181 1880, verkleinerte sich durch Ab- und Auswanderungen bis 1900 auf 92, bzw. 1925 auf 62 Pers., vgl. Weiss, 1992, 48; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 293. 426 Bis 1837 wuchs die Kehilla auf 160 Pers. Da viele Juden nach Karlstadt zogen, verkleinerte sie sich bis 1867 auf 119, bis 1900 auf 66 und 1913 63 Pers., vgl. Chroust, 1914, Tab.15 324f; StA Wü, Stat.Slg.279a; Ophir, 1972, 471; Aurich, 1902, 30; Aurich/Welzbacher, 1913, 31.
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meinden mit 100 bis 350 Personen. Hinzu kamen 1818 und 1822 die Neugründungen in Zell428 bzw. Unterzell.429 Die 1840 einsetzende Abwanderung der Landjuden in Bayern in die benachbarten Klein-, Mittel und Großstädte bzw. die Massenauswanderung vor allem in die USA wurden im Zuge der bürgerlichen Gleichstellung der Juden durch die Aufhebung des Matrikelparagraphen 1861 verstärkt. Zwischen 1840 und 1871 verließen 20–25.000 Juden das Königreich Bayern.430 Die Bewohner der jüdischen Landgemeinden Mainfrankens zogen zunächst vor allem nach Würzburg, wo 1880 bereits 2271 Juden lebten (4,5 Prozent der Stadtbevölkerung).431 In den Städten Lohr432 und Karlstadt433 kam es zur Wiederansiedlung. In Marktheidenfeld wurde 1872 die erste Kehilla gegründet.434 Auch Homburg a. Main,435 Gemünden,436 Oberaltertheim437 und Unteraltertheim438 entfalteten sich bis zur Jahrhundertwende zu mittelgroßen jüdischen Gemeinden, mit 50–100 Personen um 1890. Diese allmähliche Auflösung der ländlichen Kultusgemeinden zog sich bis Anfang des 20. 427 Anstieg von vier Haushalten 1800/01 auf 25 Familien (110 Pers.) 1835 bzw. 1834 116 Pers. (Höchststand), StA Wü, Admin.8327; StA Wü, Stat.Slg.280 (Allgemeine und bürgerliche Verhältnisse der Israeliten 1833); StA Wü, Stat.Slg.279a. 428 Die Kehilla bestand 1830 aus 31 Pers., verkleinerte sich auf 23 (1834) und 20 (1836), als mehrere Juden auch in (Mittel-) Zell lebten, vgl. Rottmayer, 1830, 380; StA Wü, Stat.Slg.279a; Stein, 1836, 360. 429 1822 oder 1820 lässt sich Mendel Rosenbaum in einem Teil des aufgehobenen Nonnenklosters von Unterzell nieder, das daraufhin den Namen Judenhof erhält. Hier wohnten alle Juden in Zell, vgl. Strauss, 1962, 14, 23; Schwierz, 1985, 22; Flade, 1996, 95f. 1824 und 1830 lebten in Unterzell 29 Juden (bei insg. 44 Einwohnern), vgl. Götz, 1824, 325; Rottmayer, 1830, 380. 430 Vgl. Brenner, 1996, 304; Jersch-Wenzel, 1996b, 57. 431 1814/15 lebten dort 138 Juden, vgl. Flade, 1996, 62, 67, 100; Chroust, 1914, Tab.34 360f; Ophir, 1972, 474. 432 Alle Versuche einer dauerhaften Ansiedlung scheiterten. Erst die Aufhebung des Matrikelzwanges ermöglichte ab 1862 den Zuzug von Juden; 1865 lebten dort sieben Fam., davon drei aus Wiesenfeld; 1867 wurde mit 37 Pers. die IKG gegründet, die 1902 91 und 1925 66 Pers. umfasste, vgl. Löffler, 1983, 124; Ophir, 1972, 506; Aurich, 1902, 36; Aurich/Welzbacher, 1913, 37f. 433 Erneute Ansiedlung in Karlstadt: 1871 eine Person, bis 1913 72, 1925/27 28 bzw. etwa 40 Pers., vgl. Aurich/Welzbacher, 1913, 31; Ophir, 1972, 543f; entgegen Zapotetzky, 1994, 236, der die Entstehung der Kehilla auf den Beginn des 20. Jhs. datiert. Götz, 1824, 225, 223 erwähnt sich selbst widersprechend jüd. Einwohner bereits 1824. 434 StA Wü, Reg.abg.8429. 1890–1902 lebten hier konstant 19 Juden, 1910–1913 kurzzeitig 25, 1925 nurmehr 14, vgl. Scherg, 1986, 382; Harth, 1993, 74; Trunk, 1978, 15; Amrhein, 1896, 297; Aurich, 1902, 37; Aurich/Welzbacher, 1913, 39; Ophir, 1972, 515. 435 Bis 1837 entwickelte sich die Kehilla auf 70, bis 1878 auf 100 Pers., die durch Landflucht auf 82 (1902) und 25 Pers. (1925) sank, vgl. Chroust, 1914, Tab.14 322f; StA Wü, Stat.Slg.279a; Rottmayer, 1830, 230; Ophir, 1972, 457; Scherg, 1983, 136, 144; Aurich, 1902, 37. 436 1813-1830 kontinuierlich 15 Pers., 1880 nun 38, 1900 sowie 1902 100, durch Abwanderung bis 1925 nurmehr 74, vgl. Krug, 1987, 44; StA Wü, LRA Gemünden 258 (Judenbegräbnisse 1817); Rottmayer, 1830, 171; Ophir, 1972, 441; Aurich, 1902, 22; Aurich/Welzbacher, 1913, 23. 437 1808–1902 ca. 70 Pers. (Ausnahme 1890 90 Pers.), vgl. Viehbeck, 1808, 116c; Ophir, 1972, 385; Götz, 1824, 337; StA Wü, LRA Mar.2377; StA Wü, Stat.Slg.279a; Stein, 1836, 288. 438 Die Kehilla vergrößerte sich von 55 Pers. (1808) auf 94 (1890). Dies entsprach 14,4% der Ortsbevölkerung, vgl. Viehbeck, 1808, 116c; Chroust, 1914, Tab.14 322f; StA Wü, Stat.Slg.279a; StA Wü, LRA Mar.2377; Ophir, 1972, 393.
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Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau
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Jahrhunderts hin. 1910 wohnte bereits über die Hälfte aller deutschen Juden in Großstädten.439 In Mainfranken lebten 1840 noch 96 Prozent, 1900 nur noch knapp 60 Prozent auf dem Land,440 so auch im Waldsassengau. Bis zur Jahrhundertwende verloren dort unter den mittelgroßen jüdischen Gemeinden Greußenheim441 und Dertingen442 über 50 Prozent ihrer Mitglieder, während sich Unterleinach443 und Steinbach bei Lohr444 ganz auflösten – ebenso die kleineren jüdischen Gemeinden, die niemals mehr als 50 Personen gezählt hatten, wie Neubrunn,445 Erlenbach,446 Böttigheim,447 Remlingen,448 Himmelstadt,449 Zell450 bzw. Unterzell451 und vermutlich Steinbach bei
439 Vgl. Brenner, 1996, 300f; Scherg, 1993b, 22; Richarz, 1997b, 31. 440 Vgl. Drey, 1906, 79. 441 Stetige Abnahme von 87 Pers. (1824) auf 25 (1902) bzw. 16 (1913), vgl. Götz, 1824, 341; StA Wü, Stat.Slg.280, 279a; Aurich, 1902, 47; Aurich/Welzbacher, 1913, 49. Nach Aussagen älterer Leute wohnten in der Weimarer Zeit ca. zehn Fam. hier, vgl. Seidl, 1989, II 4. 442 In Dertingen, ab 1806 zum Großherzogtum Baden gehörig, bestand 1825 eine Kehilla mit ca. 40 Pers., die bis 1850 54 Pers., durch Abwanderung bis 1900 39 bzw. 18 zählte, vgl. Hergenhan, 1980, 51f; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 66; Weiss, 1979, 24. 443 Die Kehilla wuchs von 1801 mit fünf Schutzjuden zunächst auf 63 (1834) an, sank bis 1896 auf zwei Pers. ab und löste sich 1900 auf, StA Wü, Juden 19; StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 53; vgl. Götz, 1824, 325; StA Wü, Stat.Slg.279a; Amrhein, 1896, 397; Ophir, 1972, 376a. 444 1814/15 62 Personen, bis 1830 56, 1834 45, 1896 noch sieben; die Auflösung der Kehilla erfolgte 1900, vgl. Chroust, 1914, Tab.15 324f; Rottmayer, 1830, 235; StA Wü, Stat.Slg.279a; Löffler, 1983, 125; Ophir, 1972, 376a. 445 Seit 1803 geringes Anwachsen von 39 (davon 21 Kinder) auf 49 Pers. 1835, StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 27; Chroust, 1914, Tab.14 322f; Rottmayer, 1830, 231; vgl. Apfelbacher, 1983, 4.Forts. Von etwa zehn Fam. 1852 verminderte sich die Gde. bis 1901 auf vier Männer und zwei Witwen, vgl. Hasenfuß, 1965b, 99; Schwierz, 1992, 102; Götz, 1898, 671; StA Wü, LRA Mar.2302 (Die isr. Kultusgemeinde Neubrunn (o.J.). 1902 hingegen bestand die Kehilla aus 17, 1913 aus sechs Pers., bis sie sich 1911 bzw. 1920 auflöste, vgl. Aurich, 1902, 37; Aurich/Welzbacher, 1913, 39; Scherg, 1993b, 24; Ophir, 1972, 376b. 446 Bis 1834 bestand die Kehilla aus ca. 30 Pers., die bis 1865 auf vier, bis 1875 auf eine Familie abnahm, vgl. Chroust, 1914, Tab.14 322f; StA Wü, Reg.abg.8429; Rottmayer, 1830, 228; StA Wü, Stat.Slg.279a; Scherg, 1983, 139. Lt. Scherg, 1993b, 55 starben 1879 die beiden letzten Juden, wohingegen Amrhein, 1896, 75 noch für 1896 zwei jüdische Einwohner erwähnt. Lt. Ophir, 1972, 376b löste sich die Kehilla 1900 auf. Schwierz, 1992, 54 hingegen datiert die Auflösung auf den 12.9.1872, dem Anschluss an die IKG Homburg. 447 1813 bestand die jüd. Gemeinde aus 33 Pers., die sich bis 1896 auf drei, 1898 auf eine reduzierte und 1908 auflöste, vgl. Krug, 1987, 45; Chroust, 1914, Tab.14 322f; Rottmayer, 1830, 227; Schwierz, 1992, 46; StA Wü, Stat.Slg.279a; Amrhein, 1896, 21; StA Wü, LRA Mar.2296 (Die Judengemeinde in Böttigheim (o.J.); Scherg, 1993b, 44. 448 Die Kehilla Remlingen wuchs zunächst von 13 (1808) auf 24 Seelen (sechs Fam.) (1836) an, ging bis 1864 auf etwa zehn Pers. (drei Fam.), bis 1902 auf drei Pers. zurück, löste sich 1910 auf, vgl. Viehbeck, 1808, I/2 116c; Chroust, 1914, Tab.14 322f; Rottmayer, 1830, 429; StA Wü, LRA Mar.2377; StA Wü, Stat.Slg.279a.; StA Wü, LRA Mar.2390; Aurich, 1902, 37; Ophir, 1972, 376b. Lt. Stäblein, 1906f, 40 starb der letzte Remlinger Jude 1876. 449 1814/15–1834 lebten hier etwa 20 Pers., vgl. Chroust, 1914, Tab.15 324f; Rottmayer, 1830, 234; StA Wü, Stat.Slg.279a. Lt. Ophir, 1972, 376a löste sich die Kehilla 1900 auf. 450 1902 lebt ein Jude/eine Jüdin in der Kehilla Zell, die sich 1908 oder 1910 auflöste, vgl. Aurich, 1902, 47; Schwierz, 1985, 23; Ophir, 1972, 376b. 451 Die letzte Nachricht über Juden in Unterzell liefert 1830 Rottmayer, 1830, 380.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Wenkheim.452 Auch die Jischuvim, die aus bis zu 20 Personen bestanden, wie Zellingen,453 Bergrothenfels,454 Rothenfels,455 Lengfurt456 und Uettingen,457 lösten sich zur Jahrhundertwende auf – ebenso bis zum Jahr 1933 die sehr kleinen, nur aus ein bis zwei Personen bestehenden Ansiedlungen in Holzkirchen,458 Zimmern459 und Karlburg460 sowie in Wernfeld, die erst 1902461 bezeugt ist.
452 Für 1848 nennt Löffler, 1983, 127 einen jüdischen Landwirt. 453 1803–1840 sind konstant 15–20 Pers. in etwa vier Haushaltungen nachgewiesen, StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 53; vgl. Chroust, 1914, Tab.15 324f; StA Wü, Stat.Slg.279a. 1900 Auflösung der Kehilla, vgl. Ophir, 1972, 376a; Hohn, 1840, 255. 454 1824 lebten hier zwölf, 1826–1846 ca. 11–15 Pers. (drei bis fünf Fam.), vgl. Götz, 1824, 340; Kolb, 1996, 35; Rottmayer, 1830, 521; StA Wü, Stat.Slg.280, 279a. Bis 1896, als der Viehhändler Nathan Kuhn nach Lohr verzog, vgl. Kolb, 1996, 72 Anm. 14, fehlen Quellen. 1902 lebten hier drei Juden, vgl. Aurich, 1902, 36. Auflösung der Kehilla lt. Ophir, 1972, 376a, 1910, lt. Löffler, 1983, 133 bereits um 1900. 455 1824 lebten hier sieben, 1830 vier, 1833 und 1834 drei Juden (eine Fam.), vgl. Götz, 1824, 340; Rottmayer, 1830, 524; StA Wü, Stat.Slg.280, 279a. Ende des 19.Jhs. wohnten hier zwei Fam., die Auflösung der Gde. geschah offenbar 1890, vgl. Kolb, 1992, 107; Ophir, 1972, 376a; Löffler, 1983, 133. 456 Neben einem jüd. Schuhmacherlehrjungen 1821 sind drei Personen 1896 belegt, StA Wü, Reg.abg.8429; vgl. Amrhein, 1896, 268. 457 1813 lebten hier drei, 1814 zwei Personen (eine Fam.), vgl. Krug, 1987, 45; StA Wü, Reg.abg.8429. Erst 1913 ist wieder ein/e Jude/Jüdin erwähnt, vgl. Aurich/Welzbacher, 1913, 39. 458 1913 sind zwei Juden od. Jüdinnen nachgewiesen, vgl. Aurich/Welzbacher, 1913, 39. 459 Nach 214 Jahren ist 1913 ein/e Jude/Jüdin erwähnt, vgl. Aurich/Welzbacher, 1913, 39. 460 Seit 1791 ist erstmals 1913 ein/e Jude/Jüdin erwähnt, vgl. Aurich/Welzbacher, 1913, 31. 461 1902 und 1913 zwei Personen, vgl. Aurich, 1902, 22; Aurich/Welzbacher, 1913, 23.
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Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau
Karte 5: Jüdische Ansiedlungen im Waldsassengau Anfang 20. Jh.
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Judenwege im ehemaligen Waldsassengau
Mit der Diktatur 1933 bzw. durch die nationalsozialistische Politik begann das erzwungene Ende des jüdischen Lebens auf dem Lande. In Bayern, gefolgt von Baden, Hessen und Württemberg, lebte damals rund ein Drittel aller Juden in Orten mit weniger als 10.000 Einwohnern.462 1933 gab es im ehemaligen Waldsassengau 15 jüdische Gemeinden in einer Größe von etwa 20 bis 150 Personen. Sie waren beheimatet in Thüngen,463 Laudenbach,464 Urspringen,465 Lohr,466 Gemünden,467 Wiesenfeld,468 Wenkheim,469 Karbach,470 Karlstadt,471 Homburg a. Main,472 Unteraltertheim,473 Oberaltertheim,474 Dertingen475 und Marktheidenfeld.476 Die Kehilla Greußenheim477 löste sich um 1933 auf. Symptomatisch für den radikalen und brutalen systematischen Ausschluss der Juden aus dem kulturellen, sozialen und im Zuge der ‚Arisierung‘ auch wirtschaftlichen Leben war die gewaltsame Zerstörung der Synagogen am Abend des 9. November 1938. Die Synagogen, insbesondere ihre Inneneinrichtung, wurden meist von Einheimischen und auswärtiger SA zerstört, so in Wiesenfeld, Unteraltertheim, Karlstadt, Urspringen, Wenkheim, Oberaltertheim und Homburg.478 Dieser Gewaltakt, begleitet von Verhaftungen vieler jüdischer Männer, verschärfte den Druck auf die 462 Vgl. Barkai, 1997, 62. 463 1902 lebten 218 Juden in Thüngen, ihre Anzahl verringert sich stetig von 194 (1913) auf 152 (1933) und 14 (1939), vgl. Ophir, 1972, 502; Aurich, 1902, 30; Aurich/Welzbacher, 1913, 31. 464 Bis 1913 117 Personen, 1925 71, 1933 79 und 1939 24, vgl. Rottmayer, 1830, 234; StA Wü, Stat.Slg.279a; Ophir, 1972, 504; Aurich, 1902, 29; Aurich/Welzbacher, 1913, 31. 465 1902 lebten 154 Juden in Urspringen, 1913 111, 1933 nur mehr 78, vgl. Ophir, 1972, 398; Aurich, 1902, 37; Aurich/Welzbacher, 1913, 39. 466 1933 lebten 70 Juden in Lohr zuzüglich der 28 Insassen des Nervenkrankenhauses, vgl. Ophir, 1972, 506. 467 1933 lebten 67 Juden in Gemünden, 1937 35, vgl. Ophir, 1972, 441. 468 1933 zählte die Kehilla 55, 1939 29 Personen, vgl. Ophir, 1972, 471. 469 1933 sind 46, 1939 neun Juden bezeugt, vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 293; Weiss, 1992, 48. 470 1900 zählte die Kehilla 98 bzw. 83 Seelen (17 Fam.), 1933 nur 45, vgl. Hasenfuß, 1975a, 150; Ophir, 1972, 542f; Aurich, 1902, 37; Aurich/Welzbacher, 1913, 39; Götz, 1898, 617. 471 1933 45 bzw. 35 Personen, 1934 47, 1939 noch sechs, vgl. Ophir, 1972, 544; Gehring, 1985, 9. 472 1933 zählte die Kehilla ca. 36 Pers., 1939 21 oder 28, vgl. Ophir, 1972, 457; Scherg, 1981, 118, 120. 473 1900 lebten hier 74, 1933 34, 1939 noch 22 Juden, vgl. Ophir, 1972, 393. 474 Die Kehilla verlor stetig Mitglieder, zählte 1913 53 Pers., 1933 22, 1937 20, vgl. Aurich/ Welzbacher, 1913, 49; Stäblein, 1968, 219; Ophir/Wiesemann, 1979, 375. 475 1933 sind vier Pers. nachweisbar, vgl. Weiss, 1979, 24; Walk, 1986, 341. Das Kreisarchiv Schwäbisch Hall [Red.], 1984, 7, spricht für 1933 von drei Pers., Hundsnurscher/Taddey, 1968, 66 nur vom Gemeindevorsteher. Lt. Hergenhan, 1980, 52 waren es 1939 37 Pers. 476 1933 lebten hier 17 bzw. 20 Juden, vgl. Scherg, 1986, 382; Ophir, 1972, 515. 477 Lt. Schwierz, 1992, 67 löste sie sich 1923 auf, lt. Ophir, 1972, 376b im Jahr 1933, lt. Seidl, 1989, II 4 1936. 478 Vgl. Schwierz, 1992, 128f; Schwierz, 1983, 110; Schuster, 1985, 8; Weiss, 1992, 63; Stäblein, 1968, 220; Scherg, 1981, 119.
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Geschichte der Juden im ehemaligen Waldsassengau
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DorfbewohnerInnen, in Städte abzuwandern – im Landkreis Marktheidenfeld vor allem nach Würzburg479 und Frankfurt a. Main. Dennoch blieben die drei traditionellen jüdischen Gemeinden des Landkreises, Homburg, Karbach und Urspringen, und die recht junge Gemeinde Marktheidenfeld zunächst bestehen.480 Die Existenzmöglichkeiten der Juden, die nach den Novemberpogromen in ihren Heimatdörfern zurückgeblieben waren, wurden durch zahlreiche Verordnungen, Schikanen und Übergriffe noch strikter eingeschränkt und durch die systematische Verfolgung ab 1938 auf ein Minimum reduziert. Das Leben im ehemaligen Waldsassengau endete für die meisten Juden im Frühling 1942.481 Im Zuge der sogenannten „Gurs-Aktion“ wurden im Oktober 1940 die badisch-fränkischen Juden per Bahn in das Konzentrationslager Gurs am Fuße der französischen Pyrenäen deportiert – darunter Juden aus Wenkheim482 und Lohr.483 Der größte Teil der unterfränkischen Juden, unter anderem aus Homburg,484 Karbach,485 Marktheidenfeld486 und Urspringen487 sowie vermutlich auch aus Unter- und Oberaltertheim,488 Thüngen,489 Gemünden,490 Laudenbach491 und Wiesenfeld,492 wurde im April 1942 in die Lager nach Osten (überwiegend nach Izbica bei Lublin) deportiert, wo sich ihre Spuren verlieren.493 Die letzten Zeugnisse berichten im Mai 1943 von jeweils zwei Juden in Karlstadt und Lohr.494
479 Am 30.11.1939 wurden dort 930 Juden gezählt, am 7.2.1942 593, vgl. Ophir, 1972, 474. 480 Vgl. Scherg, 1993b, 30. 481 Vgl. Hoffmann, 1997, 395, 398. 482 13 bzw. 11 Menschen wurden deportiert, vgl. Weiss, 1992, 66f; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 293. 483 Anfang 1939 lebten 41 Juden in Lohr zuzüglich der 20 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt, die z.T. noch vor 1941 im Rahmen der Euthanasie-Aktion in Cholm bei Lublin umgebracht wurden, vgl. Nadler, 1990, 20; Ophir, 1972, 506. 484 Vgl. Scherg, 1981, 122. 485 Vgl. Ophir, 1972, 543. 486 Am 7.2.1942 lebten neun Juden in Marktheidenfeld, vgl. Ophir, 1972, 515. 487 Vgl. Ophir, 1972, 398; Scherg, 1993a, 16. 488 Vgl. Ophir, 1972, 385f, 393. 489 Vgl. Ophir, 1972, 502. 490 1938 lebten in Gemünden 20 Pers., 1939 zwei bis zum 7.2.1942, vgl. Ophir, 1972, 441. 491 Vgl. Ophir, 1972, 504. 492 Vgl. Löffler, 1983, 133; Ophir, 1972, 471. 493 Vgl. Scherg, 1993b, 30; Scherg, 1993a, 16. 494 Vgl. Ophir, 1972, 544, 506.
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4. Bedeutung und Funktion der Judenwege – Spiegel jüdischer Alltagsgeschichte Bedeutung und Funktion der Judenwege Herkunft und Bedeutung der Bezeichnung Judenweg sind in den wenigsten Fällen zufriedenstellend erklärbar. Keineswegs ungewöhnlich ist daher die Antwort manch zuständiger Gemeindebehörde, es sei „leider nicht zu ermitteln“ gewesen, woher die Bezeichnung stamme, sie bestehe „jedenfalls seit undenkbarer Zeit“.1 Damit wurde jeder auch noch so gering erscheinende Hinweis bedeutsam. Aus Quellen der staatlichen und kommunalen Archive, aus Heimat- und Regionalliteratur, dem Schriftverkehr mit den betreffenden Gemeindebehörden und Ortsansässigen sowie aus Gesprächen mit Experten der Regional- und Lokalgeschichte entstand ein Mosaik, dessen Gesamtbild zunächst unklar blieb. Erst allmählich kristallisierten sich zahlreiche Funktionen und Bedeutungen der Wege heraus, die sich im Vergleich mit den übrigen bayerischen Judenwegen bestätigten. Aufgrund der einzelnen Wegfunktionen ergaben sich drei inhaltliche Kategorien der Wege, die auch die drei Hauptkapitel formen: als Spiegel der jüdischen Alltagsgeschichte, als Produkt judenfeindlicher Herrschaftspolitik und als Wege am Rande der Gesellschaft. Da die meisten der Judenwege – zumindest in Bayern – überregionale Wegenetze bildeten, steht das Gebiet des ehemaligen Waldsassengaus mit seinen Judenwegen stellvertretend für alle weiteren Wegenetze. Jede Funktion, die sich aus den Waldsassengauer Judenwegen erschließen ließ, wird daher vergleichbaren Judenwegen anderer Regionen gegenübergestellt. Dass die meisten der Judenwege, -pfade etc. in realem Zusammenhang mit dem Begriff „Juden“ stehen, wird durch viele Erklärungsmuster in den Quellen und Aussagen Ortskundiger deutlich. Wiederholt erklärt man einen Judenweg schlicht als einen „Weg der Juden“. So ist die Sylbacher Judengasse der „Weg nach den einzelnen Dörfern, der hauptsächlich von Juden benutzt wurde.“2 Die Fluren am Judenweg und am Judenberg im schwäbischen Binswangen gelten als „von den Juden bevorzugter Platz und Weg.“3 Es wird allerdings noch nicht deutlich, weshalb diese Wege vornehmlich von Juden benutzt, ja sogar bevorzugt worden sein sollen, zu welchem An1 Z.B. Korr. Markt Frickenhausen a.M., 27.1.1992; BayFlNA, FlNS Frickenhausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 85: am Judenweg. 2 BayFlNA, FlNS Sylbach, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1937) 62. 3 BayFlNA, FlNS Binswangen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933/34) 59, 60.
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„Querfeldein“
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lass man unterwegs war und ob die Dörfer, die der Weg anvisierte, auch Ziel oder nur Station waren.
4.1 „Querfeldein“ „Querfeldein“ Der Billingshauser Judenpfad ist nur als Punkt in der Landschaft, nämlich als Name eines einzelnen Ackers überliefert. Ein Punkt jedoch erlaubt noch keine Aussagen über Ursprung und Ziel eines Pfades, zumal dieser laut Auskunft der zuständigen Gemeinde Birkenfeld bereits 1856 nicht mehr als Pfad erkennbar war. Allerdings sollen Juden aus dem benachbarten Karbach, „nach der Überlieferung [...] querfeldein über einen Weg am ‚Judenbäumle‘ (Judenpfad) Richtung Laudenbach bei Karlstadt gewandert“ sein, wo weitere Juden gewohnt hätten.4 Dies könnte bereits ab den 1670er Jahren möglich gewesen sein, da zu diesem Zeitpunkt sowohl in Laudenbach (ab 1621, möglicherweise schon Mitte/Ende des 16. Jahrhunderts5) als auch in Karbach (ab 16756) Juden gelebt hatten – in Billingshausen selbst offenbar nur um das Jahr 1792.7 Die direkte Straßenverbindung von Karbach nach Laudenbach hatte jedoch spätestens seit 1791 über Urspringen geführt, was auch der direkten Luftlinie entspricht.8 Weshalb die Karbacher Juden nun den über vier Kilometer südlich gelegenen und „querfeldein“ führenden Billingshauser Judenpfad gewählt haben sollen, lässt sich aus dem spärlichen Hinweis nicht erschließen, zumal er keine Spekulation über die Richtung des Weges zulässt. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass dieser Pfad ein Verbindungsweg für die benachbarten Kehillot in Urspringen, Greußenheim, Birkenfeld und Unterleinach9 gewesen sein könnte, die, mit Ausnahme des über 100 Jahre älteren Urspringen,10 seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert existierten. Eine bequeme, weil kurze Verbindung von Uettingen nach Greußenheim, wo Juden gelebt hatten, soll nach Aussagen älterer Uettinger Bürger auch der alte Uettinger Judenpfad, der 1649 belegt ist,11 gewesen sein. Ge-
4 Vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8.2003. 5 Vgl. Zapotetzky, 1997, 3; Bohrer, 1922, 122; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen Nr. 44. 6 StA Wü, Admin.8318. 7 FC KA D II 3 Ämter 36. 8 Vgl. Hofmann, 1956, Kartenbeilage. 9 StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273. 10 1566 und 1597 ist ein Jude genannt, vgl. Knapp, 1907, 1046; FC Bände Rittergut Urspringen 1, p.27’f, 47’. 11 FC Bände Amt Remlingen 49 (o.S.).
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
nerell sei er „der kürzeste Weg zwischen Marktheidenfeld und Greußenheim“ sowie ein Weg nach Billingshausen und Urspringen gewesen.12 Die Urspringer Juden seien auch von ihren Wiesenfelder Glaubensgenossen besucht worden. Diese wären dabei auf einem Weg nach Süden gewandert, der auf Rohrbacher Gebiet von dortigen Einwohnern deshalb in einem Abschnitt Judenweg genannt wurde.13 Auch vom Stettener und Thüngener Judenpfad, der seit 1787 nachweisbar ist, kann angenommen werden, dass er den Thüngener Juden unter anderem zu Verwandtenbesuchen in Laudenbach und Urspringen diente.14 Nach Aussagen der Gemeindebehörde Lohr könnte die Judengassn Richtung Karbach am südwestlichen Ortsrand Steinfelds, die mit der nach Wiesenfeld führenden Judenstrasse bzw. dem Judenpfad ein Ganzes bildete,15 ebenso ein Abschnitt „aus dem Verbindungsweg zwischen den jüdischen Gemeinden Wiesenfeld und Urspringen“ gewesen sein.16 Dies wirkt überzeugend, liegt doch die Steinfelder Gemarkung exakt in der Mitte der knapp zehn Kilometer voneinander entfernten Orte. Beachtlich ist jedoch, dass in Wiesenfeld die ersten Juden 1622 lebten17 und der Name Judengasse sich bereits mindestens 40 bis 60 Jahre später ausgeprägt hatte, nämlich 1683, eventuell auch schon 1663.18 Grundsätzlich gilt jedoch für jeden Flurnamen, dass er vor seiner Verschriftlichung schon unbestimmte Zeit im mündlichen Sprachgebrauch existiert haben muss. Dies bedeutet also auch im Falle Steinfelds, dass die Flur- und Wegenamen älter sind, als ihre erste schriftliche Nennung. Die Bezeichnung Judengasse ist demnach entweder nur wenige Jahrzehnte nach der Ansiedlung erster Juden in Wiesenfeld entstanden oder sie verdankt ihre Popularität den Juden anderer Ortschaften, die weit früher diesen Weg benutzt hatten. Verbindungswege zwischen benachbarten jüdischen Gemeinden erhielten häufig eine entsprechende Bezeichnung. So heißt es 1936 über den Acker am Judenweg im schwäbischen Frauenstetten: „Dieser Fußweg führt nach Buttenwiesen, wo Juden wohnten.“19 Dass es in Buttenwiesen ebenfalls einen Judensteigacker und Judenwegacker gibt, scheint dies zu erhär-
12 Vgl. Korr. Wolfgang Schindler, Markt Reichenberg, 31.3.1993; Korr. Gde. Uettingen, 15.11.1999. 13 Vgl. „Touristen-Hinweis“ in der Kreuzkapelle Rohrbach, o.O. o.J., 1, frdl. Hinweis Adolf Link, Zell-Barl. 14 StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78, p.160; vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992. 15 StA Wü, Renov.GKa. Steinfeld (1857) III 873; bzgl. Judengasse: ebd., I 220, II 430 u.a. 16 Vgl. Korr. Vg. Lohr a. Main, 13.1.1993. 17 StA Wt-G, Rep.57 Judensachen Nr. 44. 18 StA Wü, Salbuch 138, 462; StA Wü, Stb 138, 462. Für 1663 plädiert Barthels, 1956, 102. 19 BayFlNA, FlNS Frauenstetten, AltLkr. Wertingen, Schw. (1936) 34, FlNverz. FlBerAmt Krumbach (1956), 3.
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„Querfeldein“
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ten.20 Auch das Wornfelder Judengaßl im Nördlinger Ries galt als Verbindungsweg der Hainsfarther mit den Steinharter Juden.21 Gleiches gilt nicht unweit von dort für den ehemaligen Judenweg auf Reimlinger Flur, der die jüdischen Gemeinden Kleinerdlingen, Nördlingen und Mönchsdeggingen miteinander verband; 1929 befand sich an seiner Stelle lediglich noch ein Gebüsch.22 Ebenso hat sich bis 1934 ein Weg im oberfränkischen Roßdorf im Volksmund als judngaß erhalten, bzw. in Form des sekundären Wegnamens Judengaßacker.23 Vom Judenweg der schweizer Gemeinde Ramsen heißt es 1916, er führe über die deutsch-schweizer Landesgrenze „in das jüdische Dorf Gailingen.“24 Die Judensteig in der schwäbischen Marktgemeinde Buch – auf ihr kamen „früher die Juden von Hürben (b. Krumbach) herain, wenn sie ihre Glaubensgenossen im nahen Osterberg u. Altenstadt besuchten“25 – vereint in sich zwei Kriterien, die offensichtlich Merkmale dieser regionalen Verbindungswege sind. Zum einen verknüpfte sie mehrere Orte miteinander, in diesem Falle Buch, Altenstadt, Illereichen und Osterberg, das selbst einen Judenweg26 aufweist. Zum anderen kennzeichnet der Begriff Steig einen schmalen Weg, der im Gegensatz zu den breiteren, für Karren, Fuhrwerke und Reiter gedachten Straßen, ausschließlich von Fußgängern zu benützen war. Diese Steige führten gewöhnlich geradlinig und über Anhöhen, waren deshalb zwar steiler, aber kürzer als die gewöhnlichen Fahrwege. Wesentlich ist, dass sie häufig erst durch das Gehen selbst entstanden.27 Demnach resultierten die Judensteige und -pfade offenbar aus einem individuellen Bedürfnis der jüdischen Dorfbewohner und zogen, wie der Billingshauser Judenpfad, querfeldein durch die Landschaft. Relativ einzigartig dürfte der Judenweg zum Gut Hermannsberg sein. Er führte vom oberpfälzischen Wiesent aus zu diesem Anwesen, das von 1900 bis zu seiner zwangsweisen Schließung 1939 Sitz einer jüdischen Gemeinschaft war, die dort Talmudstudien und Landwirtschaft betrieb und sich für die Auswanderung nach Palästina vorbereite,28 offenbar eine Hachschara-
20 Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992; BayFlNA, FlNS Buttenwiesen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934) 34, FlNverz. FlBerAmt Krumbach (1956), 3. 21 StA A, RA Oettingen Nr. 226 V, Ka. Hainsfarth (1849), fol. 1215’; BayFlNA, FlNS Wornfeld, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1935) 17; vgl. Korr. Gde. Hainsfarth, 4.12.1996. 22 StA A, RA Nördlingen Nr. 128 III, Ka. Reimlingen (1835), fol. 867’; BayFlNA, FlNS Reimlingen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 52; vgl. Korr. Gde. Reimlingen, 14.1.1993. 23 BayFlNA, FlNS Roßdorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1934) 52. 24 Vgl. Bächtold, 1916, 65. 25 BayFlNA, FlNS Buch, AltLkr. Illertissen, Schw. (1932) 53, FlNverz. FlBerAmt Krumbach (1951), o.lfd.Nr.: an der Judensteig; am/auf dem Judenweg. 26 BayFlNA, FlNS Osterberg, AltLkr. Illertissen, Schw., FlBerAmt Krumbach (1965). 27 Vgl. Grimm, Art. Steig, 1985, X/II,2 1857; Grimm, Art Weg, 1985, XIII 2856. 28 Vgl. Korr. Ortsheimatpfleger Peter Lutz, Wiesent, 19.1.1992; Schwierz, 1992, 288.
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Stätte. Vermutlich, so der zuständige Heimatpfleger, heißt auch die Fortführung dieses Weges durch den Wald Richtung Wörth Judenweg.29
4.2 Zur Synagoge und Mikwe Zur Synagoge und Mikwe Auf diesen Wegen zur jüdischen Nachbargemeinde ging man jedoch nicht nur, um soziale, familiäre oder wirtschaftliche Kontakte zu pflegen. Der genannte Unteraltertheimer Judenweg, ein ehemaliger Feld- und Holzweg am südöstlichen Ortsrand, der mit dem Judenweg auf Steinbacher Flur Richtung Wenkheim führte, wurde nach Angaben der älteren Ortsbevölkerung auch „benutzt, um die Synagoge in Wenkheim [...] zu erreichen.“30 Im Allgemeinen suchte man, das heißt die religionsmündigen Männer, die Synagoge jeden Schabbat auf. Zusätzlich wurde dort wochentags zweimal, an Feiertagen dreimal täglich gebetet. Diese traditionelle Lebenspraxis verlor im Laufe des 19. Jahrhundert als eine Folge der Reformbewegungen des liberalen Judentums an Bedeutung. Solange Juden orthodox gelebt hatten – und etwa ab 1850 kann von einer Aufgliederung des Judentums in orthodoxe, besser: gesetzestreue bis hin zu differenzierten liberalen Gruppierungen gesprochen werden – versuchte man auch, nahe einer Synagoge zu wohnen, um diese an Schabbat zu Fuß erreichen zu können.31 Eine auswärtige Synagoge aufzusuchen, setzt in diesem Kontext zweierlei voraus: Es fehlt im eigenen Ort entweder an einem entsprechenden Bethaus oder aber an einem Minjan, der für das gemeinsame Gebet und den Gottesdienst erforderlichen Anzahl von zehn über 13jährigen Männern. Für die seit 1683 erwähnte Kehilla Unteraltertheim trifft letzteres nur für die Jahre 1925–1942 zu. Die Gemeinde, die seit 1719 über zwei Jahrhunderte mit rund 50 bis 80 Personen vergleichsweise groß war, bestand ab 1925 nur noch aus 38 Personen, die bis 1942 vertrieben oder ermordet wurden.32 Sie bildete 1834, wie auch Oberaltertheim, eine eigene „Kirchengemeinde“ und besaß seit 1841 eine Synagoge.33 Die Frage des Minjans und damit die Annahme, dass der fragliche Judenweg den Unteraltertheimern zum Synagogenbesuch in Wenkheim diente, wurde also ab etwa 1925 aktuell. Im Falle der über 100 Jahre älteren Gemeinde Wenkheim, die mindestens seit dem 17. Jahrhundert eine Synagoge besaß,34 könnte es auch in den 29 Vgl. Korr. Ortsheimatpfleger Peter Lutz, Wiesent, 19.1.1992. 30 Vgl. Korr. Gde. Altertheim, 23.8.1999. 31 Vgl. Richarz, 1997c, 383; Richarz, 1997b, 35; Wiesemann, 1992, 122. 32 Vgl. Ophir, 1972, 393; FC KA D II 3 Ämter 6; StA Wü, LRA Mar 2377 (Allgemeine und bürgerliche Verhältnisse der Israeliten 1832/36). 33 StA Wü, Stat.Slg. 279b (Uebersicht über die Religionsverhältnisse der Isr. im Untermainkreise am Schluße des Jahres 1834); vgl. Schwierz, 1992, 127. 34 Seit 1576 urkundlich genannt, vgl. Steger, 1929, 42f; Weiss, 1992, 83.
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zwei Dekaden ab 1685 möglich gewesen sein, dass man sich zum Gottesdienst und Gebet zusammentat. Zu diesem Zeitpunkt lebten hier nur vier bis fünf Schutzjuden mit ihren Familien. Ab 1721 wuchs die Gemeinde von neun Familien bis 1880 auf 181 Personen an.35 Allerdings bezieht sich jene eingangs genannte Aussage, dass sich die Unteraltertheimer auf den Weg machten, nicht auf diese frühe Zeit. Denn die „dörfliche Überlieferung“ erinnert sich vermutlich eher einer jüngeren Vergangenheit, als des Synagogenbesuchs der Wenkheimer Juden Ende des 17. Jahrhunderts. Als um 1925 der Minjan in Unteraltertheim nicht mehr erreicht wurde, lebten 62 Juden in Wenkheim.36 Ein Herüberwandern scheint also für die Unteraltertheimer Juden sinnvoll gewesen zu sein, insbesondere als später, 1939, auch in Wenkheim nur noch neun Juden lebten.37 Nicht klar ist, weshalb man nicht in die Synagoge Oberaltertheim gegangen war, die von 1727 bis 193838 bestand und nur etwa die Hälfte der Wegstrecke, gute zwei Kilometer, entfernt lag. Die dortige Gemeinde bestand seit 1715 zunächst meist aus zehn bis zwölf Familien und zählte bis 1902 grob um die 60, 70 Personen.39 Zum fraglichen Zeitpunkt ab 1925 jedoch scheint auch hier mit insgesamt 27 und bis 1939 noch sieben Personen40 kein Minjan mehr zustande gekommen zu sein. Möglicherweise gingen beide Altertheimer Gemeinden gemeinsam nach Wenkheim zum Gottesdienst. In diesem Fall aber muss der Judenweg, der den Ort Steinbach, wo selbst nie Juden gelebt hatten, an der Ostseite umgeht, noch eine andere Bedeutung gehabt haben, da er auf Unteraltertheimer Flur bereits seit 1828, auf Steinbacher zehn Jahr später belegt ist.41 Hierzu später mehr. Es ist keine seltene Beobachtung, dass man zur nächsten Synagoge bis in den Nachbarort oder auch weiter gehen musste. Dies ist Ergebnis der restriktiven judenfeindlichen Politik der Territorialherrschaften seit der Vertreibung der Juden aus den Städten. Mehr oder minder zwangsweise mussten die Juden seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert vorwiegend auf dem Land und auch dort nur in bestimmten Dörfern und unter meist strikter Beschränkung der Einwohnerzahl leben. Dass ein Minjan in den kleinen Kehillot und Jishuvim – jenen Orten, an denen nur vereinzelte Juden ansässig waren – nicht erreicht werden konnte, liegt auf der Hand. Auch aus diesem 35 StA Wt-R Rep.41 f 7, Nr. 3, 7, 13, 15 und o.Nr. Vermutl. wanderte auch jener 1602 erwähnte Mosche von Werbachhausen zum Gottesdienst nach Wenkheim, vgl. Weiss, 1992, 10, 48. 36 Vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 293, sowie Weiss, 1992, 48. 37 Vgl. Walk, 1986, 337. 38 Vgl. Schwierz, 1992, 107. Stäblein, 1968, 199 datiert sie auf 1785. 39 Vgl. Mayer, 1934, 105; u.U. schon ab ca. 1650, vgl. Sporck-Pfitzer, 1988, 69; Ophir, 1972, 385; Stäblein, 1968, 199; FC KA D II 3 Ämter 6, Ämter 111, S.31f; Viehbeck, 1908, 116c; Stein, 1936, 288; Aurich, 1902, 47. 40 Vgl. Ophir, 1972, 385. 41 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 97a,f,g (1828), (o.S.) und 96a (1838), p.777 u.a.
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Grund organisierten sich die meisten jüdischen Gemeinden und Jishuvim in Deutschland vom 16. Jahrhundert bis zur Emanzipation in den sogenannten Landjudenschaften, welche die jüdischen Angelegenheiten autonom verwalteten und die notwendigen gemeindlichen Funktionen ermöglichten.42 Einerseits also entstanden die hier genannten Waldsassengauer Judenwege aufgrund der beschränkten Wohnsituation – verursacht durch die Judenpolitik des Hochstifts Würzburg, die das Wohnrecht in bestimmten Orten streng reglementierte und damit die jüdische Bevölkerung zur Verteilung auf etliche Orte zwang. Dadurch waren bestimmte religiöse Glaubenspraktiken nur mit Mühe aufrechtzuerhalten. Andererseits aber wurde gezielt in die religiöse Praxis der Juden eingegriffen, indem die freie Religionsausübung durch Verbote beschränkt wurde. In Remlingen etwa wurde 1680, knapp 120 Jahre nachdem erstmals von einem Juden im Ort die Rede ist,43 ausdrücklich verlautbart, dass die Juden „keine Synagog im Flecken anstellen, sonderen an andern orten solche besuchen sollen.“44 Sie wurden damit zur Mobilität am Ruhetag Schabbat gezwungen. In Erlenbach wiederum verbot man 1741, als eine Betstube errichtet wurde, dass diese von auswärtigen Juden besucht werde und sich zur Synagoge entwickelte.45 Auch die Juden aus Estenfeld bei Würzburg, die erst ab 1808 eine Synagoge besaßen,46 gingen nach „mündlicher Überlieferung“ auf einem kleinen Weg, der 1772 durch das Flurstück ober dem Judenweag auf Maidbronner Gemarkung überliefert ist, nach Rimpar zum Gottesdienst. Dies gilt auch für den Judenpfad im Gebiet des Mellrichstadter Stadtteils Eussenhausen zwischen Mellrichstadt und Mühlfeld. Er war „etwa bis 1940 ein Spazierweg der jüdischen Gemeindebürger. Die Mühlfelder gingen dort hauptsächlich zur Synagoge nach Mellrichstadt. Daher der überlieferte Name.“47 Auch im hessischen Bickenbach wurde ein Pfad, den die dortigen Juden benutzten, wenn sie zu ihrem Bethaus in Alsbach gingen, Judenpfad genannt.48 Dies gilt offenbar auch für die Judengasse, die von Mauren im Nördlinger Ries nach Harburg führte.49 Die Synagoge im mittelfränkischen Weimersheim, einem Stadtteil von Weißenburg, war Zielpunkt gleich dreier Judenwege aus den drei jüdischen Gemeinden Alesheim, Ellingen und Kattenhochstatt: einmal auf Weimers42 Vgl. Breuer, 1996b, 184, 187. 43 FC Bände Amt Remlingen 6. 44 FC KA D II 3 Ämter 6. 45 Vgl. Scherg, 1993b, 52; Hasenfuß, 1965a, 108. 46 Vgl. Schwierz, 1992, 55. 47 BayFlNA, FlNS Eussenhausen, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 96; vgl. Korr. Vg. Mellrichstadt, 22.2.1993. 48 Vgl. Reeg, 1935, 62. 49 BayFlNA, FlNS Mauren, AltLkr. Donauwörth, Schw., FlN-Liste FlBerAmt Krumbach (1964), o.lfd.Nr.; vgl. Korr. Stadt Harburg, 23.6.1989.
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heimer Gebiet die „Alesheimer Straße, die auch Judenweg genannt wurde, weil sie von den Alesheimer Juden zum Gang in die Synagoge Weimersheim“ benutzt wurde; dann die alte Kattenhochstatter Judengaß von mindestens 154550 und drittens der andere Judenweg im Osten Weimersheims, der der „Weg der Juden von Ellingen zur Synagoge nach Weimersheim“ gewesen war. Dieser Weg und damit zusammenhängend der Flurname ist heute zweifach ausgelöscht, zum einen durch die Flurbereinigung, die den Weg beseitigte, zum anderen hatte der Name nur in der Mundart existiert und ist nun ausgestorben.51 Ein Blick innerhalb des Dorfetters zeigt, dass es auch inmitten eines Ortes zur Ausprägung von Judenwegen kommen konnte. Diese sind nicht mit den innerörtlichen Judengassen zu verwechseln, welche einen temporären oder ständigen, vielfach aufgezwungenen Wohnsitz von Juden bezeichnen, aber auch eine Straße, die zum Judenviertel oder an diesem vorbei meist zum Markt führte. Im Waldsassengauer Ort Karbach existiert im Volksmund ein sogenannter Judenpfad, der, wie beschrieben, zwischen der früheren Synagoge, die heute als Rathaus benutzt wird, und der katholischen Pfarrkirche verläuft. Nach Aussage älterer Einwohner war dies ein Verbindungsweg der Juden aus dem Richtung Urspringen gelegenen ‚Oberdorf‘ Karbachs und der Synagoge.52 Auch der Judenweg innerhalb der unterfränkischen Gemeinde Hollstadt war vermutlich der Verbindungsweg zur früheren Synagoge. Es handelt sich, so die Gemeinde, um „einen sehr steilen und schmalen Weg, der von der Hauptstraße zum Hinteren Dorfweg hochführt.“ Laut Schwierz bestünde diese Verbindungsgasse zur Synagoge und Mikwe, die sich beide zumindest 1992 noch im Haus Brunnengasse Nr. 10 befanden, aus Treppen und wird von Dorfbewohnern Judenpfad genannt.53 Diese Art von innerörtlichem Fußweg zur Synagoge begegnet auch in Form des Judenschulsteigs von Kleinerdlingen im Nördlinger Ries.54 Ein weiterer Aspekt wird beim Judenweg der unterfränkischen Gemarkungen Karsbach und Heßdorf deutlich. Dieser war der Weg der Adelsberger Juden zum Gottesdienst in Heßdorf, solange sie noch keine eigene Sy-
50 StA N, Ansbacher Salbuch 125a (1545), fol. 489’; vgl. Beier, 1994, 171, 343. 51 Vgl. Beier, 1994, 343. 52 Vgl. Korr. Markt Karbach, 31.12.1991, 22.9.1993; Korr. Nomy Lawie, Mischmar Haschiwa, Israel, 1.11.1999. In Oberaltertheim hingegen war die Mundartform Judengasse für die Untere Gasse entstanden, da dort früher Juden lebten, Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999. 53 Vgl. Korr. Gde. Hollstadt, Bgm. Radina, 3.1.1992; Schwierz, 1992, 74. Eine FlNS zu Hollstadt fehlt im BayFlNA München. 54 StA A, RA Nördlingen Nr. 119 I, Ka. Kleinerdlingen (1834), fol. 286’: „anfangend im Hofraum der Rathgeberischen Relikten HN.14 und endigend beim Lautenbacherischen Judenschulacker PN.366.“
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nagoge besaßen – sie wurde 1860 gebaut.55 Er war zugleich aber auch „der Spiel- und Tummelplatz der jüdischen Jugend beider Ortschaften“.56 Diese Art von religiös motivierter Binnenmobilität prägte demnach den Namen Judenweg aus. Das war jedoch nicht immer zwingend der Fall. Beispielsweise lagen die Orte Hochhausen und Impfingen im nahen Taubergrund so nahe beieinander, gute 2000 Meter, dass die wenigen jüdischen Bewohner des einen am Gottesdienst des jeweils anderen Ortes teilnahmen,57 ohne dass sich hier der Begriff Judenweg nachweislich etablierte. So auch im ehemaligen Waldsassengau: Die Rothenfelser Juden benutzten ab etwa 1773 die Synagoge der unmittelbar benachbarten jüdischen Gemeinde Bergrothenfels, wo man 1834, da keine eigene „Kirchengemeinde“ existierte, eine „bloße Hausandacht“ verrichtete.58 1829 wurde der Kehilla Karbach die jüdische Gemeinde Bergrothenfels, die zu dieser Zeit aus 14 Personen bestand, für das gemeinsame Gebet angegliedert.59 Sicherlich gingen die damals drei bis vier Juden von Rothenfels,60 sofern sie männlich und über 13 Jahre alt waren, mit. Ebenso schlossen sich 1834 die Himmelstadter Juden der jüdischen Gemeinde Laudenbach an.61 Auch die Juden in Karlstadt und Laudenbach unterstützten sich Anfang des 20. Jahrhunderts zumindest an großen Festtagen durch den gegenseitigen Synagogenbesuch.62 Als die Karlstadter Juden im Mai 1938 außerstande waren, einen Minjan zu bilden, feierten sie die Gottesdienste gemeinsam mit den Laudenbacher Juden, die 1939 insgesamt 24 Personen zählten.63 Da die israelitische Kultusgemeinde Neubrunn 1901 nur aus zwei Witwen und sechs männlichen Personen über 13 Jahren bestand, organisierte man für den monatlich veranstalteten Gottesdienst vier Männer von auswärts, die neben Kost und Logis auch eine Bezahlung erhielten.64 Dies war auch im nahen 55 Vgl. Schwierz, 1992, 32. 56 BayFlNA, FlNS Heßdorf, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 58+; FlNS Karsbach, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1928/29) 42. Aus Adelsberg kam Ende des 19. Jhs. an Sonntagen auch der „Judenschuster“ nach Wernfeld, „trug die kaputten Schuhe im Rucksack heim, reparierte sie den Sonntag über, brachte sie abends zurück.“ vgl. Heußlein, 1992, 2. 57 Vgl. Rohrbacher, 1997, 39. Dies war wohl vor 1913, als beide Gden. wegen zu geringer Einwohnerzahl aufgelöst und zunächst Hochhausen an die Gde. Mosbach, und 1930 wie Impfingen an die IKG Tauberbischofsheim angegliedert wurden – zumal die Hochhausener Synagoge 1914 auf Abbruch verkauft wurde und die wenigen Juden beider Gden. fortan den Gottesdienst in Tauberbischofsheim besuchten, vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 271; Walk, 1986, 400, 353. 58 Vgl. Schwierz, 1992, 45; StA Wü, Stat.Slg. 279b. 59 Vgl. Rottmayer, 1830, 521; Ophir, 1972, 543. 60 Vgl. Rottmayer, 1830, 524; StA Wü, Stat.Slg. 280. 61 StA Wü, Stat.Slg. 279b. 62 Vgl. Gehring, 1985, 6. 1927 errichtete die IKG Karlstadt eine eigene Synagoge (Hauptstr. 4), vgl. Zapotetzky, 1994, 236. Lt. Ophir/Wiesemann, 1979, 328, habe es in Karlstadt keine Synagoge gegeben. 63 Vgl. Ophir/Wiesemann, 1979, 328; Ophir, 1972, 504. 64 StA Wü, LRA Mar 2302 (Die isr. Kultusgemeinde Neubrunn (o.J.)).
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Zur Synagoge und Mikwe
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Messenhausen, Kreis Tauberbischofsheim, der Fall. Für den Minjan wurden hier ab 1783 Glaubensgenossen aus dem benachbarten Königshofen, Grünsfeld oder Edelfingen herbeigeholt oder man heuerte verarmte wohnsitzlose Juden an, die man über Schabbat im Ort behielt.65 In der Stadt Rixdorf, dem heutigen Berlin-Neukölln, unterhielt der Israelitische Brüder-Verein 1908 neben einem Rabbiner und dem Kantor auch zwei sogenannte „Minjanmänner“, speziell für die Gottesdienste unter der Woche.66 Als einen sogenannten ‚Minjonär‘ schildert Max Dessauer in seinen Erzählungen einen mittellosen jüdischen Ziegenhändler, der sich dadurch in den kleinen Orten am Rande der schwäbischen Alb weniger einen Verdienst, als Ehren erwarb.67 In allen Fällen sind jedoch keine spezifischen Wegenamen überliefert. Ziel jener Binnenmobilität mag auch die Mikwe gewesen sein, die wichtigste Institution einer jüdischen Gemeinde neben Friedhof und Synagoge. Die Mikwe (hwqm, hebr. „Ansammlung von Wasser“), ein Becken mit Grundwasser oder fließendem Wasser, dient der rituellen Reinigung von Frauen, Männern und auch Gegenständen durch Untertauchen in lebendigem Wasser.68 Gerade bei zahlreichen kleinen Jishuvim nicht nur im ehemaligen Waldsassengau kann man davon ausgehen, dass es nicht jeder jüdischen Familie, die alleine innerhalb einer christlichen Dorfgemeinschaft lebte, möglich war, eine Mikwe zu errichten. Möglicherweise wurden daher auch etliche der Judenwege begangen, um die nächst benachbarte Mikwe zu benützen, zumal der Heidingsfelder Rabbiner 1718 bekundete: „[...] wan Einer ein Wasser in seinem Hauß hatt, also Ist der selbe schuldig, die andre Juden ihre Weiber drein zu gehen laßen, [...].“69 Dies ist von Marktheidenfeld belegt: Die Satzungen der 1872 gegründeten Israelitischen Kultusgemeinde berichten 1910, dass Frauen und Männer zur Mikwe nach Karbach gingen.70 In manchen anderen Kehillot lassen sich Mikwaot nachweisen, so in Laudenbach (1794 belegt und bis 1942 in Gebrauch),71 Erlenbach (bis 1827)72 und Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts in Steinbach bei Lohr,73 Urspringen,74 Neubrunn und Homburg.75 65 Vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 201. 66 Vgl. Wolff, 1988b, 52, 483 Anm. 16. 67 Vgl. Dessauer, 1962, 17. 68 Vgl. Jacoby, 1994, 171. 69 FC KA D II 3 Ämter 47 (hier: Schreiben des um Antwort ersuchten Heidingsfelder Rabbiner Simon Franck[l], 17.11.1718), o.S. 70 StA Wü, Reg.abg.8429; StA Wü, LRA Mar 2307 (Satzungen für die israelitische Kultusgemeinde Marktheidenfeld vom 5.06.1910). 71 Vgl. Zapotetzky, 1997, 10f. 72 Vgl. Scherg, 1993b, 47, 52. 73 StA Wü, GKa.: Grund-, Saal- und Lagerbuch Steinbach (1845/46) II 375’, Pl.Nr. 230½: Judenbadhaus (Gebäude). 74 StA Wü, Hyp.Sachreg. Urspringen (um 1850) I 9.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
Wenn auch explizit kein Weg nachweisbar ist, auf dem man speziell zu einer Mikwe gegangen war, so hinterließ diese religiöse Vorschrift doch immerhin Spuren im Sprachgebrauch der nichtjüdischen Nachbarn: Judenfrauentauch – so nannte man aus unbekannten Gründen ein Ödland im schwäbischen Fellheim,76 bzw. Judenfrauenbad, eine Flur im unterfränkischen Oberwaldbehrungen.77 Eine Wiese namens In der Judentauch in der Markt Erlbacher Vorstadt soll der „Badeweiher der Juden“ gewesen oder aber ein Hinweis auf eine „Judenstatt“ sein, die vor dem Dreißigjährigen Krieg existiert haben und 1638 von durchziehenden Soldaten eingeäschert worden sein soll.78 Ähnlich ungeklärt sind die Judendauche von Schlipsheim, Schwaben,79 und die Judentauche im unterfränkischen Thundorf.80 Der Judenbach im unterfränkischen Sickershausen hat seinen Namen vermutlich von der Mikwe in der Markgrafenstraße. Das Wasser dieses Bades floss in den heute nicht mehr existierenden Beibach, den die christliche Bevölkerung auch Judenbach oder Judenboch nannte.81 In Zusammenhang mit einer Mikwe sollen auch die vier Judenbrunnen im Kraichgau, in Malsch, Bauernbach, Bödigheim und Bruchsal, stehen.82 Grundsätzlich wurde deutlich, dass Judenwege demnach auch Resultat fehlender Religionsfreiheit waren. Diese führte zur Ausprägung bestimmter Wege und schließlich in vielen Fällen, aber nicht generell zwingend, zur Entstehung eines bestimmten Namens. Damit unterscheiden sie sich grundlegend von den eingangs beschriebenen Wegen zu benachbarten jüdischen Gemeinden, die aus dem endogen jüdischen Gemeindeleben erklärbar sind. Die fehlende Religionsfreiheit und Diskriminierung der Juden über Jahrhunderte hinweg macht es nötig, den Blick auf ein weiteres Kapitel jüdischen Alltagslebens zu richten.
75 StA Wü, LRA Mar 5826. 76 BayFlNA, FlNS Fellheim, AltLkr. Memmingen, Schw. (1933/34) 48. 77 BayFlNA, FlNS Oberwaldbehrungen, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 77. 78 BayFlNA, FlNS Markt Erlbach, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1920/35) 86; vgl. Korr. Markt Erlbach, Berger, 2.1.1992. 79 Vgl. Scheuenpflug, 1988, 99. 80 BayFlNA, FlNS Thundorf, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. 1951 50. 81 BayFlNA, FlNS Sickershausen, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1926) 95; vgl. Korr. GKSt Kitzingen, Rodamer/Seufert, 13.1.1993. 82 Vgl. Bastl [Hg.], 1999.
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4.3 „Der gute Ort“ als Ziel des Weges 4.3.1 Im Waldsassengau Bezüglich des Judenwegs auf Unteraltertheimer Flur wurde offenbar, dass dieser, neben seiner Funktion als Weg zur Synagoge ins benachbarte Wenkheim, noch eine andere Bedeutung gehabt haben muss. Denn die Funktion als Weg zur Synagoge wurde, abgesehen von zwei Jahrzehnten Ende des 17. Jahrhunderts, erst 1925 aktuell. Der Weg selbst aber ist bereits seit 1828 auf Unteraltertheimer, seit 1838 auf Steinbacher Flur als Judenweg schriftlich belegt.83 Die mündliche Tradition wird noch älter gewesen sein. Auch ist es kein Zufall, dass dieser Weg direkt unterhalb des Wenkheimer jüdischen Friedhofs an der heutigen Landesgrenze zu Baden-Württemberg endete. „Der gute Ort“ als Ziel des Weges Zum jüdischen Friedhof Wenkheim Recherchen in den Orten erhärteten die Vermutung, dass das Ziel des Weges jener Friedhof gewesen war. Obwohl er durch die Flurbereinigung um 1960 in beiden Gemarkungen beseitigt wurde und man neue Wege und Flurstücke angelegt hatte, war der Judenweg der älteren Bevölkerung beider Gemarkungen bekannt. Wie diese und die Gemeindebehörde Altertheim vermuteten bzw. bestätigten, wurde dieser Weg benutzt, um die Wenkheimer Synagoge zu erreichen und um verstorbene Juden zum dortigen Friedhof zu bringen.84 Allerdings ging Anfang des 20. Jahrhunderts die jüdische Trauergemeinde auf der Hauptstraße bis zur Dorfmitte Wenkheims und von dort zum Friedhof.85 Dies würde bedeuten, dass der Judenweg auf Steinbacher Flur nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt, an den man sich im Dorf heute nicht mehr erinnert, als Friedhofsweg benutzt wurde. Tatsächlich gab es den Friedhof zwei Kilometer außerhalb des Dorfes seit mindestens 1540, wie der Flurname ein stücke ackers vnder dem Juden kirchoffen zeigt86 – auch wenn das Wenkheimer Judenbegräbnis laut der Verkaufsurkunde ein halbes Jahrhundert später angelegt wurde87 und Juden
83 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 97a,f,g (1828), (o.S.) und 96a (1838) 777 u.a. 84 Vgl. Korr. Gde. Altertheim 23.8.1999, 6.9.1993; Korr. Ernst Thoma, Werbach-Wenkheim, 30.11.1999. 85 Mündl. Auskunft Rudolf Seubert, Altertheim, 1.11.1999; Korr. Rudolf Seubert, 21.11.1999; Gustav Thoma, Altertheim, 2.11.1999. 86 FC Bände Amt Remlingen 2 (1540), fol. 85’. 87 Weiss, 1992, 115 bezieht sich auf StA Wt, G57, Nr. 9.
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in Wenkheim erstmals 1576 genannt werden.88 Der Judenweg wird erst ab etwa 1683 als Weg zum Friedhof aktuell geworden sein, als erste Juden in Unteraltertheim bezeugt werden können.89 Ab mindestens 1715 führten auf ihm dann auch die Oberaltertheimer Juden ihre Toten Richtung Wenkheim.90 Irritierend bleibt der Hinweis Ophirs, im Jahre 1792 sei der jüdische Friedhof in Oberaltertheim eingeweiht worden,91 denn weder die Gemeinde oder die befragte Ortsbevölkerung noch die Flurnamensammlung bestätigen die Existenz eines Friedhofs in Oberaltertheim. Aus dem Repertorium eines verschollenen Akts „Judensachen, Wertheim, Stadt und Grafschaft“ im Staatsarchiv Wertheim geht hervor, dass sich 1773 und 1776 die Judenschaft zu Neubrunn, Böttigheim, Gamburg, Altertheim und Uettingen „wegen ihrer Begräbniß zu Wenkheim“ beschwerten. Der Anlass dieser Beschwerde ist nicht zu ermitteln, aber sie beweist, dass zu diesem Zeitpunkt der Friedhof in Wenkheim der Verbandsfriedhof jener Gemeinden war – sein Einzugsgebiet reichte auch nach Süden und Osten in das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Wertheim, so nach Grünsfeld, Tauberbischofsheim, Groß- bzw. Kleinrinderfeld, Schönfeld, Königheim, Hochhausen, Impfingen und Gissigheim.92 Möglicherweise bestatteten dort zeitweilig auch die Juden aus Karbach.93 Rein geographisch ist die Benützung des Unteraltertheimer und Steinbacher Judenwegs als Friedhofsweg für die Gemeinden Böttigheim (item Gamburg) und Neubrunn, die im Westen und Nordwesten des Ortes liegen, ausgeschlossen, da sie auf den Wenkheimer Friedhof direkt von westlicher und nordwestlicher Richtung aus zusteuerten. Sie käme jedoch für das über zehn Kilometer nördlich gelegene Uettingen in Betracht. Man kann davon ausgehen, dass dieser Judenweg etwa 250 Jahre lang von Bedeutung war. Die letzte Bestattung auf dem Wenkheimer Friedhof erfolgte 1938, zwei Jahre vor der Auslöschung der dortigen Kehillla.94
88 Vgl. Steger, 1929, 42f. Mit dem frühen Beleg des Friedhofs ist die Vermutung von Weiss, 1992, 104, die ersten Wenkheimer Juden hätten ihre Toten auf dem Judenkirchhof Werbach, so lt. Hahn, 1988, 363 ein Flurname, begraben, überholt. 89 Vgl. Ophir, 1972, 393. 90 Vgl. Mayer, 1934, 105; u.U. schon seit ca.1650, vgl. Sporck-Pfitzer, 1988, 69; Ophir, 1972, 385. 91 Vgl. Ophir, 1972, 386. 92 Vgl. Weiss, 1992, 121, der sich auf StA Wt-R 41f. Nr. 83 bezieht. 93 Vgl. Schwierz, 1983, 55. Wohl 1806–1819, als der jüd. Friedhof Karbach errichtet wurde. 94 Vgl. Weiss, 1992, 121; Hahn, 1988, 363; lt. Stäblein, 1968, 208 im Jahr 1940.
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Karte 6: Jüdische Friedhöfe im Waldsassengau und ihre Einzugsbereiche vor der Gründung des jüdischen Friedhofs Laudenbach 1655.
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Zum jüdischen Friedhof Laudenbach Die alte Steinfelder Judengassn, die erstmals mit diesem Namen 1683 oder 1663 genannt95 und als Verbindungsweg zwischen den jüdischen Gemeinden Wiesenfeld und Urspringen bezeichnet wurde, besaß offenbar noch eine weitere Funktion. Laut der Behörde Lohr könnte sie auch eine Verbindung zum jüdischen Friedhof in Laudenbach gewesen sein.96 Auch sei ein Teilstück dieses Weges auf Rohrbacher Flur von den Rohrbachern als Judenweg bezeichnet worden, weil hier die Juden ihre Toten zum Laudenbacher Friedhof brachten.97 Gesicherte Daten liegen hierfür nicht vor, allerdings bestätigten dies unter anderem zwei vor Ort befragte Einwohner für die Judengasse am südwestlichen Ortsrand von Steinfeld. Dies sei zumindest im 18. Jahrhundert nachgewiesen.98 Zapotetzky bezeichnet bekanntlich die gesamte „zweifelsohne sehr alte Höhenstraße Wiesenfeld-SteinfeldKarbach-(Kloster Holzkirchen)“, für die auch die Bezeichnungen Klosterweg und Leinreiterweg überliefert seien, als gedachte Judenstraße, auch wenn der Name in keiner schriftlichen Quelle bestätigt ist. Ihre Fortsetzung ab Steinfeld Richtung Süden, bzw. auch Osten nach Laudenbach, sei die offizielle Ortsverbindungsstraße von Steinfeld nach Urspringen und Karbach sowie ein heute nicht mehr rekonstruierbarer Weg Richtung Laudenbach.99 Adolf Link vermutet einen Weg, der im Anschluss an den bekannten Judenweg östlich an Steinfeld vorbei geführt hatte – heute allerdings durch die Flurbereinigung „bereinigt“ sei.100 Der Laudenbacher Friedhof wurde 1655 erstmals erwähnt und ist der bedeutendste Verbandsfriedhof im ehemaligen Waldsassengau.101 Über 280 Jahre wurde er von jüdischen Gemeinden im Umkreis von 20 Kilometern, im Falle Aubs sogar rund 50 Kilometern benutzt. Er war somit Ziel unzähliger Begräbnisprozessionen, insbesondere von den meisten der hier untersuchten jüdischen Gemeinden im ehemaligen Waldsassengau. Dies waren mindestens 16 – Urspringen und Laudenbach selbst sowie Erlabrunn, Erlenbach, Greußenheim, das benachbarte Himmelstadt,102 vielleicht auch Homburg a. Main,103 das jenseits des Main liegende Karlstadt, Lohr, Rothenfels 95 StA Wü, Salbuch 138, p.462. Für 1663 plädiert Barthels, 1956, 102. 96 Vgl. Korr. Vg. Lohr/Main, 13.1.1993. 97 Vgl. „Touristen-Hinweis“ in der Kreuzkapelle Rohrbach, o.O. o.J., 1, frdl. Hinweis Adolf Link, Zell-Barl. 98 Gespräch mit Ernst Scheiner, Steinfeld, und Valentin Eirich, Rohrbrunn, Oktober 1999, der eine u.U. beim Karlstadter Heimatpfleger verwahrte „Niederschrift“ eines Pfarrer Schmidt erwähnte, die jenen Weg auch als Weg der Juden im 18. Jh. zum Friedhof Laudenbach beschreibe. 99 Vgl. Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993. 100 Vgl. Korr. Adolf Link, Zell-Barl, 1999. 101 StA Wü, Hyp.Sachreg. Laudenbach (um 1850) I 193; BayFlNA, FlNS Laudenbach, AltLkr. Karlstadt (1939) 98; vgl. Ophir, 1972, 504. 102 Vgl. Ophir, 1972, 504; Löffler, 1983, Anm. 15; Scherg, 1993b, 50; Zapotetzky, 1997, 16. 103 Ophir, 1972, 504.
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und Bergrothenfels, Steinbach bei Lohr, Thüngen, Unterleinach, Veitshöchheim, Wiesenfeld, Würzburg (teils), Zell a. Main und Zellingen.104 Aus der weiteren Umgebung wurden dort die Auber Juden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und bis ins 20. Jahrhundert hinein Juden aus Adelsberg, Arnstein, Gemünden, Heßdorf und Höllrich begraben.105 Dieses große Einzugsgebiet ist Resultat der judenfeindlichen Politik der jeweiligen Territorialherren, die den wenigsten jüdischen Gemeinden die Errichtung eines eigenen Friedhofes genehmigten. Vielen Kehillot fehlte zudem die finanzielle Grundlage für die Anlage und Unterhaltung eines eigenen Friedhofs. Erst 1810 konnte in Heidingsfeld ein eigener Friedhof angelegt werden, der neben dem 1820 errichteten Friedhof in Höchberg speziell den Würzburger Juden vor 1882 als Begräbnisstätte diente.106 1819 wurde der Friedhof in Karbach erbaut.107 Mit Aufhebung des Matrikelparagraphen in Bayern 1861 und ein Jahr später in Baden, kam es zu gehäuften Friedhofsgründungen, so 1875 in den badischen Orten Gissigheim, Hochhausen, Königheim und Tauberbischofsheim und nach 1882 in Würzburg.108 Der jüdische Friedhof Laudenbach war demnach seit 1655 Ziel von 25 jüdischen Gemeinden und Kleinstgemeinden. Es ist also denkbar, dass auch die Juden, die seit 1622 in Wiesenfeld lebten,109 die genannte Steinfelder Judengassn für Beerdigungszüge benutzten. Dies ist zumindest für das Jahrhundert von 1829 bis 1930 gesichert.110 Ein Laudenbacher erinnert sich an den Weg der ehemaligen Kultusgemeinde Wiesenfeld, der Anfang des vorigen Jahrhunderts direkt vom Trauerhaus „über die heutige Kreisstraße, zuerst nach Karlburg von da aus über Mühlbach nach Laudenbach“ geführt habe.111 Ebenso ist vorstellbar, dass auch die Lohrer Juden, die sich ab 1559 wieder dort angesiedelt hatten,112 bestimmte Abschnitte dieses Weges benutzten, da auch sie zumindest ab etwa 1865 bis 1930 in Laudenbach bestatteten; dies gilt auch für die Juden aus dem benachbarten Steinbach 1829 und 1857,113 die dort seit mindestens
104 Vgl. Ophir, 1972, 504, 544, 471, 533; Zapotetzky, 1997, 14, 16; Scherg, 1993b, 50; Burkard, 1988, 212. 105 Vgl. Ophir, 1972, 504, 381; Zapotetzky, 1997, 14, 16; StA Wü, LRA Gemünden 258 (Judenbegräbnisse 1817). 106 Vgl. Flade, 1996, 154ff; Braun, 1994, 105. In Höchberg begruben auch die Juden aus Zell, vgl. Schuster, 1985, 9. 107 Vgl. Scherg, 1993b, 63. 108 Vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 110, 271, 159, 269; Hahn, 1988, 344f, 355, 357; Flade, 1996, 154. 109 StA Wt-G, Rep.57 Judensachen Nr. 44. 110 Vgl. Zapotetzky, 1997, 16. 111 Vgl. Korr. Georg Schnabel, Laudenbach, 2.11.1999. 112 Vgl. Ophir, 1972, 506; Höfling, 1835, 149. 113 Vgl. Ophir, 1972, 504; Zapotetzky, 1997, 14, 16; Schönmüller, 1957, 10, 4.
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1595 lebten114 – wenn man noch weiter blickt, auch für die seit mindestens 1699 in Gemünden lebenden Juden.115 Gelegentlich nahmen aber die Lohrer den sehr weiten Weg quer durch den südlichen Spessart nach Reistenhausen auf sich, um ihre Toten auf dem dortigen im 16. Jahrhundert gegründeten Verbandsfriedhof zu begraben. Dort begruben unter anderen (zumindest im Jahr 1900) die Mitglieder der Kehillot Fechenbach, Röllbach, Eschau, Sommerau, Klingenberg, Wörth und Freudenberg. Wann dies der Fall war und vor allem was die sicherlich kaum freiwilligen Gründe für diesen mühsamen, knapp 30 Kilometer langen Transportweg waren, lässt sich nicht rekonstruieren – ebenso wenig im Falle der seit 1872 in Marktheidenfeld lebenden Juden, die gelegentlich auch in Reistenhausen begruben.116 Was die Steinfelder Judengassn anbelangt, so führte dieser Weg, wie ein Ortskundiger vermutet, von Urspringen aus über Steinfeld sowohl zum Friedhof Laudenbach wie auch zum Friedhof Karbach.117 Denn die Urspringer Juden mussten aufgrund der geteilten Ortsherrschaft – Urspringen unterstand um 1800 den Grafen von Castell sowie den Grafen von Ingelheim, die Ortsflur selbst war castellisch – zwei verschiedene Friedhöfe aufsuchen.118 Dieser immense Umweg Richtung Norden erscheint allerdings im wahrsten Sinne des Wortes abwegig. Er korrespondiert wenig mit dem tatsächlichen Judenpfad auf Urspringer Markung, der, wie erörtert, gemeinsam mit dem Stadelhofer Judenpfad direkt Richtung Laudenbach führte.119 Da letzterer seit 1774 in den Dokumenten erscheint,120 ist davon auszugehen, dass das Alter des Wegnamens auch für den Urspringer Judenpfad gilt, der zweifellos ebenso als Transportweg bei Beerdigungen zum Laudenbacher Friedhof benutzt wurde – und zwar bis ins frühe 20. Jahrhundert, wie ein Laudenbacher Ortsbürger berichtete: Vom Ortsausgang Urspringen ging man „über die heutige Kreisstraße bis nach Stadelhofen, nach dem Ortsende ging es auf einem Feldweg über eine weite Ebene, an dessen Ende der Wald begann, der sich bis zum Friedhof hinzog, der Weg führte zuerst am Waldrand entlang bis ca. 500 Meter an die Einfriedungsmauer, das letzte Stück des Weges ging durch einen dichten Hohlweg, der heute schon größtenteils zugewachsen ist.“ Hier gab es für die Urspringer Toten ein eigenes Tor, das dem Waldweg am nächsten lag. Alle anderen Gemeinden benutzten den 114 FC Bände Amt Remlingen 25 (o.S.). 115 StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.215. 116 StA Wü, Reg.abg.8429; vgl. Lauf, 1992b, 19; Trüger, 1998b, 31; Scherg, 1993b, 9. 117 Gespräch mit Ernst Scheiner, Steinfeld, Oktober 1999. 118 Vgl. Ophir/Wiesemann, 1979, 419; Ophir, 1972, 398. 119 StA Wü, Hyp.Sachreg. Urspringen (um 1850) II 666–669; VMA München, AG Marktheidenfeld Nr. 37 Klasspl. Urspringen (um 1850); Lageplanausschnitt Urspringen (Stand 1845), frdl. Hinweis Vg. Marktheidenfeld, Korr. 14.9.1999. 120 Vgl. Eichelsbacher, 1914, 12.
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Eingang am anderen Ende des Friedhofareals.121 Die Urspringer hatten vermutlich seit Eröffnung des Friedhofes 1655, mindestens aber von 1829 bis Januar 1941, den Laudenbacher Friedhof benutzt.122 Wo aber wurden die Verstorbenen in der Anfangszeit der Urspringer Kehilla bestattet, die immerhin seit 1566123 belegt ist? Wenn man den Hinweis für wahr halten möchte, in Stadelhofen hätten 1789 Juden gelebt,124 so benutzten sie, sofern sie ihre Toten in Laudenbach bestatteten, sicherlich den gleichen Weg, der auf der direkten Luftlinie Karbach-Laudenbach liegt. Die Überlegung also, weshalb die Urspringer Juden ihren Weg umständlich über Steinfeld gewählt haben sollten, weist in eine andere Richtung. Ein Blick auf die Landkarten vor der Konsolidierung des Königreichs Bayern zeigt: Vor 1806 befand sich der Laudenbacher Friedhof, wie auch die Orte Steinfeld und Rohrbach auf Hochstift Würzburgischem Gebiet. Die Urspringer Juden hingegen mussten, wenn sie ihr Dorf verließen, die Landesgrenze von Castell nach Würzburg überschreiten und wollten mit Sicherheit nicht auch das Stadelhofer Gebiet passieren, das damals reichsritterschaftlich war und den Herren von Sickingen gehörte. Denn jeder Grenzübertritt, zumal mit einem Leichnam, war für Juden mit Sondergebühren verbunden.125 Überlegt man weiter, so erscheint denkbar, dass dieser Weg bzw. dieses Wegrelikt, auf das sich der Name Judenweg einst bezog, eine ursprünglich größere Entfernung überbrückte und auch von Rothenfels her führen konnte, das sechs Kilometer westlich von Urspringen liegt. Denn auch die dortigen Juden benutzten mit ihren Bergrothenfelser Nachbarn spätestens seit dem 17. Jahrhundert, sicher aber von 1829 bis 1857, den Laudenbacher Friedhof für Begräbnisse.126 Letztlich kann dies auch für das südwestlich gelegene Erlenbach zutreffen. Auch die dortigen Juden begruben ihre Toten spätestens seit dem 17. Jahrhundert in Laudenbach.127 Dies könnte auch die bisher fehlende Erklärung für den Judenpfad auf Billingshauser Flur sein, der nach Aussagen älterer Gemeindebürger früher ein Weg Richtung Laudenbach gewesen sei und seit 1856 allerdings nicht als Wegstrecke, sondern nur als Acker belegt ist,128 wobei die Billingshauser 121 Vgl. Korr. Georg Schnabel, Laudenbach, 2.11.1999. 122 Vgl. Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993, der sich auf StadtA Karlstadt-Ldb 028/6 bezieht; Trüger, 1998b, 30; Scherg, 1993b, 50. 123 Vgl. Knapp, 1907, 1046. 124 Vgl. Günther, 1942, 204 (ohne Quellenbeleg) entgegen Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993: „[...] Stadelhofen war kein Ort mit jüdischen Einwohnern gewesen“. 125 Ausführlich hierzu s. Kap.5.3. 126 Vgl. Ophir, 1972, 504; Scherg, 1993b, 50; Zapotetzky, 1997, 16. 127 Vgl. Ophir, 1972, 504; Löffler, 1983, Anm. 15; Scherg, 1993b, 50. 128 Vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8.2003; StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 76.
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Juden selbst nur im Jahr 1792 in den Quellen sichtbar geworden sind.129 Ebenso wenig ist auszuschließen, dass auch die ab 1675 in Greußenheim lebenden Juden diesen Weg genommen haben, um in Laudenbach zu begraben, wie für die Jahre 1829 bis 1857 nachweisbar ist.130 Der jüdische Friedhof Laudenbach war also seit mindestens 1655 Ziel zweier, vielleicht auch dreier Judenwege, die von drei verschiedenen Richtungen ausgingen: von Westen (Steinfeld), Südwesten (Stadelhofen/Urspringen) und evtl. Süden (Billingshausen). Weshalb aber fehlen Spuren von Judenwegen aus südlicher Richtung? Haben doch von dort die Kehillot Himmelstadt (bestehend seit mindestens 1655),131 Zellingen (ab 1611),132 Zell bzw. Unterzell (seit 1818 bzw. 1822133) und ganz vereinzelt auch Würzburg (vor 1882)134 ihre Toten nach Laudenbach transportieren müssen. Vielleicht gab es auch hier einen Judenweg, der im Laufe der Jahrhunderte durch Aufhebung des Weges oder Umbenennung seinen Namen verlor. Unter den Wegen, die zum Laudenbacher Friedhof führten, existierte jenseits des Mains noch ein Vierter: der Thüngener und Stettener Judenpfad. Er bildete eine gemeinsame, heute nicht mehr existente Wegstrecke und kann für den Thüngener Abschnitt seit 1787, den Stettener seit 1850 schriftlich belegt werden.135 In Stetten ist laut mündlicher Überlieferung und Flurnamensammlung von 1938/39 bekannt, dass die Thüngener Juden ihre Toten auf diesem Weg nach Laudenbach brachten.136 Ob dies schon seit der ersten Ansiedlung von Juden in Thüngen gegen Ende des 16. Jahrhunderts137 auf dem Judenweg geschah, bzw. ob der Weg damals so genannt wurde, ist fraglich. Zumindest wies noch 1938/39 ein Acker namens Am Judenpfad darauf hin.138 Es handelte sich dabei, so Zapotetzky, um einen „Flurweg, der vom Markt Thüngen über die Höhe zwischen Wern und Main nach Himmelstadt a. Main führte. Die Thüngener Judengemeinde begleitete auf diesem Weg ihre Verstorbenen von Thüngen zur Mainfähre nach Himmelstadt und von dort aus linksmainisch zum Friedhof in Lauden129 1792 existierte eine „Judenschaft in Billingshausen“, FC KA D II 3 Ämter 36. Entgegen Wagner, 1985, o.S.: „Billingshausen selbst hatte nie Juden.“ 130 StA Wü, Admin.8318; vgl. Ophir, 1972, 504; Zapotetzky, 1997, 16; Seidl, 1989, 4/2. 131 StA Wü, Admin.8318. 132 StA Wü, Miscell.4716 (verbrannt; Inhalt des Aktes dem Repertorium entnommen). 133 Vgl. Rottmayer, 1830, 380; Strauss, 1962, 14, 23. 134 BayHStA M, GDion Archive 2619 (Sicherung der Judenakten) BS 91: Beerdigungsbuch des Friedhofs in Laudenbach bei Karlstadt 1772–31.1.1941, hebr. (übergeben v. Dr. Magnus Weinberg an das Reichssippenamt Berlin, 2.7.1942). 135 StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78, p.160. Auch Acker am Himmelstadter- oder Judenpfad, StA Wü, Ka. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II 33. Stetten: vgl. Ophir, 1972, 504; Burkard, 1988, 212; Zapotetzky, 1997, 14. 136 Vgl. Korr. Vinzenz Krebs, Karlstadt, 16.8.1999; BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 59. 137 Vgl. Löwenstein [Bearb.], 1989, III 39, Nr. 3326a; Kugler, 1988, 239. 138 BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938f) 59. So auch Burkard, 1988, 212.
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bach.“ Bis wann dieser Weg auf diese Weise verwendet wurde, sei unbekannt, doch die Tatsache selbst sei in Stetten bei älteren Bürgern noch geläufig.139 Ob eventuell auch Stettener Juden diesen Weg zum Totentransport nützten, ist fraglich, da dort bislang nur ein einziges Mal, nämlich 1674 ein Jude in den Quellen erwähnt wird.140 Auch ist der Judenpfad anderthalb Kilometer von Stetten entfernt, er umgeht den Ort im Süden. „Alte, ortsansässige Einwohner“ in Thüngen kennen den Judenpfad noch als einen Acker dieses Namens, der „bis zur Flurbereinigung in den 1970er Jahren im Kataster verzeichnet war“ und sich „an einem Weg (wohl dem eigentlichen Judenpfad)“ befand; dieser führte nach Himmelstadt zum Main. Es läge auch nahe, dass der Pfad als Totentransportweg nach Laudenbach benutzt wurde. Allerdings, und hier liegt der Unterschied, wären die Toten bei Beerdigungen mit einem besonderen, von Pferden gezogenen Wagen auf der heutigen Bundesstraße 26 über Stetten und Karlstadt nach Laudenbach gebracht worden. Dort hätte man die Mainbrücke passiert, bzw. die Fähre benutzt.141 Inwieweit dieser Einzelbefund für einen längeren Zeitraum Gültigkeit beanspruchen kann, ist freilich ungewiss. Wichtig jedoch, und in diesem Punkt stimmen die Aussagen aus Thüngen und Stetten überein: man musste beim Leichentransport zum Friedhof eine Fähre benützen und die Verstorbenen auf dem Wasser transportieren. Dies galt möglicherweise auch für die Veitshöchheimer Gemeinde, denn es ist in im Ort nicht mehr bekannt, welchen Weg die Juden zu ihrem Friedhof in Laudenbach einschlugen. Die nächste Brücke über den Main befand sich erst in Zellingen/Retzbach, eine frühere Mainüberquerung wäre demnach nur mit dem Boot möglich gewesen.142 Vermutlich haben auch die Juden aus Wörth a. Main den Weg zum rund 13 Kilometer entfernten Friedhof nach Reistenhausen mit Hilfe der Wörther Fähre unternommen und die Verstorbenen zunächst auf das gegenüberliegende Mainufer nach Erlenbach gebracht.143 Ebenso verhielt es sich mit dem Weg Judenhöhe im unterfränkischen Schwanfeld, der zum dortigen jüdischen Friedhof führte und vor Gut Dächheim auf der Maintalstraße endete. Dort setzte „früher“ die Fähre über den Main nach Hirschfeld über.144 Auch die Juden aus dem oberpfälzischen Floß passierten auf dem Weg zum Friedhof ein Gewässer: An der Floßbachfurt bei der Lohmühle musste das Wasser während der Passage aufgestaut werden. Ältere Flosser Bürger erzählen vom schlechten „Scherz“
139 140 141 142 143 144
Vgl. Korr. Stadt Karlstadt, Stadtarchivar Werner Zapotetzky, 10.1.1992. StA Wü, Gebr. IV N 24. Vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992. Vgl. Korr. Gde. Veitshöchheim, 7.2.1992. Vgl. Korr. Stadt Wörth/Main, 2.1.1992; 23.1.1992. Vgl. Korr. Gde. Schwanfeld, Bgm. Römmelt, 15.1.1992.
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der Müllersknechte, das Wehr noch während des Durchzugs der Trauergemeinde zu öffnen.145 In Freudenberg hingegen hatten die Beerdigungszüge Richtung Reistenhausen, bevor 1906 die Mainbrücke gebaut und für den Totentransport genützt wurde, ein zusätzliches Hindernis zu überwinden: Die Toten mussten erst an einer seichten Stelle, dem sogenannten Raistenhausener Fahr, durch den Main gefahren und dann zum Friedhof getragen werden.146
145 Vgl. Kraus, 1975, 74, 146 Vgl. Lauf, 1992b, 19.
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Karte 7: Jüdische Friedhöfe im Waldsassengau und ihre Einzugsbereiche um 1700.
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Aus der unterfränkischen Gemeinde Marktbreit wurde mitgeteilt, dass die dortigen Juden „ihre Toten mainaufwärts nach Rödelsee“ führten.147 Eine Strecke von immerhin knapp neun Kilometern, je nachdem, an welchem Punkt man den Main verließ und landeinwärts Richtung Osten, Rödelsee, weiterzog. Bezüglich der Regionen Vorarlberg und Liechtenstein teilt der Vorarlberger Landesarchivar Burmeister mit, es sei dort in Zusammenhang mit der Beisetzung von Toten in weit entfernt liegenden jüdischen Friedhöfen kein Judenweg bekannt. Der Transport erfolgte auf dem Wasserweg, in diesem Falle auf Rhein und Bodensee, sodass sich der Flurname Judenweg nicht bilden konnte.148 Welche Gründe für einen Leichentransport auf dem Wasser ausschlaggebend gewesen sein könnten, wird im folgenden noch erörtert werden. Zum jüdischen Friedhof Karbach Im ehemaligen Waldsassengau war neben Laudenbach und Wenkheim der jüdische Friedhof von Karbach bedeutsam, wenngleich er jüngeren Datums ist und einen ungleich kleineren Einzugsbereich besaß. Er wurde ab März 1819 genutzt,149 hieß um 1850 noch schlicht Kirchhof am Mühlberg, Anfang der 1930er Jahre dann Judenkirchhof und liegt 500 Meter südwestlich des Ortes in einem kleineren Gehölz.150 Zuvor begruben die in Karbach seit mindestens 1675 lebenden Juden ihre Toten in Laudenbach, möglicherweise auch in Wenkheim.151 Im Oktober 1938 fand in Karbach die letzte Bestattung statt, einen Monat später wurde der Friedhof in Zusammenhang mit dem Novemberpogrom beschädigt, dann 1945–47 auf Drängen der amerikanischen Militärregierung wiederhergestellt, doch 1948 erneut geschändet und daraufhin etwa zwei Jahre bewacht. 1981 wurden erneut einige Gräber geschändet.152 Das Einzugsgebiet betraf neben Karbach, Urspringen und Erlenbach153 auch ab 1879 Marktheidenfeld154 sowie die Gemeinde Homburg, die bis 1852 ihre Verstorbenen zum über 15 Kilometer südlich gelegenen Ver147 Vgl. Korr. Stadt Marktbreit, Bgm. Härtlein, 2.1.1992. 148 Vgl. Korr. Karl Heinz Burmeister, Hofrat Prof. DDr., Vorarlberger LandesA, 8.1.1992. 149 Vgl. Scherg, 1993b, 63, entgegen Trüger, 1998b, 29, der als erstes Beerdigungsdatum den 24.9.1811 nennt. 150 StA Wü, Ka. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I 707; BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1931/33) 74a. 151 StA Wü, Admin.8318; vgl. Ophir, 1972, 504, 543; Scherg, 1993b, 50, 63; Zapotetzky, 1997, 14; Schwierz, 1983, 55. 152 Vgl. Scherg, 1993b, 64, 68f. 153 Vgl. Scherg, 1993b, 51; als einzige Erlenbacherin wurde Hannchen Reissenberger im März 1871 auf dem Karbacher Friedhof beerdigt, vgl. ebd. 52. 154 Vgl. Ophir, 1972, 515; Scherg, 1993b, 64.
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bandsfriedhof Külsheim transportiert hatte.155 Aus heute nicht mehr ersichtlichen Gründen nahmen allerdings 1864 die Erlenbacher Juden, es waren vier bis fünf Familien,156 den vier Stunden langen Weg nach Laudenbach auf sich und gingen „hiebei den Weg über Karbach und Urspringen [...], während doch in dem nahe gelegenen Karbach selbst ein jüdischer Leichenacker sich befindet.“157 Auffällig ist, dass im Gegensatz zu Laudenbach kein Hinweis auf einen Weg zum Friedhof besteht, der die Bezeichnung Judenweg erhalten hätte. Mag dies nun an dem vergleichsweise geringen Alter des Karbacher Friedhofes gelegen haben, der gut 120 Jahre in Benützung war, oder an seinem überschaubaren Einzugsradius – es scheinen die Beerdigungsprozessionen im 19. Jahrhundert nicht mehr den prägenden Eindruck bei der christlichen Nachbarschaft hinterlassen zu haben, als dass man einen Weg danach benannt hätte.
155 StA Wü, LRA Mar 2936 (Großherzgl. Anzeige-Blatt, 20.1.1852: Verordnung Den Leichentransport betreffend). Dieser Friedhof existierte seit 1600 und war im 18. Jh. für die Kehillot Gissigheim, Hochhausen, Hardheim, bis 1875 auch für Dittigheim, Königheim, Tauberbischofsheim und Freudenberg zuständig, vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 170, 158f, 269, 96; Walk, 1986, 474, 483; Hahn, 1988, 354; John, 1992, 146, 152. 156 Vgl. Scherg, 1993b, 55, der sich auf StA Wü, LRA Mar 2319 bezieht. 157 StA Wü, LRA Mar 2390 (1864).
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Karte 8: Jüdische Friedhöfe im Waldsassengau und ihre Einzugsbereiche um 1890.
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4.3.2 „der Jüden Kirchhoff“ Im ehemaligen Waldsassengau sind etliche Hinweise auf mögliche jüdische Begräbnisorte durch Flurnamen überliefert. In Rothenfels etwa beweist ein Toponym durch seine Kontinuität über vier Jahrhunderte die einstige Existenz eines jüdischen Friedhofes: garten genant der Jüden Kirchhoff (1531), wiesgartten am Juden Kirchhoff (1683), Acker namens Judenkirchhof (1847) und Wiese Im Judenfriedhof (1923).158 Aufgrund der frühen Nennung ist wahrscheinlich, dass dieser Friedhof nur zur Zeit der älteren jüdischen Gemeinde Rothenfels im 13. bis 15. Jahrhunderts bestanden hatte.159 Am westlichen Ufer des Mains ist im Westen von Trennfeld in den späten 1920er Jahren ein Acker Am Judenkirchhof belegt.160 Ortshistoriker setzen einen ehemaligen jüdischen Friedhof der älteren Trennfelder Kehilla voraus, die wie erwähnt bei dem Armleder-Pogrom 1336/37 ausgelöscht wurde.161 Möglicherweise aber wurde diese Begräbnisstätte auch von der wohl im 13. Jahrhundert entstandenen162 Kehilla Homburg, deren Mitglieder ebenfalls 1336/37 ermordet wurden, benutzt, wobei beim Leichentransport der Main mit der Fähre überquert werden musste. Vielleicht bestatteten dort auch die Juden aus dem benachbarten Rettersheim, die zumindest in den Jahren 1699 bis 1704 bezeugt sind163 – eine Zeitspanne, in der auch in Trennfeld wieder eine Kehilla belegt ist (1660–1714).164 Kann man aber nun generell von diesen Flurnamen auf historische jüdische Friedhöfe schließen? Eine chronologische Differenzierung erscheint hier sinnvoll: Einer der älteren Flurnamen, etwa der 1589 genannte Acker bey dem Judn Kirchhoff165 in Steinbach bei Wenkheim, dessen Name beim Judenbegräbnis bis 1960 erhalten blieb,166 stammt sicherlich vom nur wenige Meter entfernten, seit 1540167 belegten Friedhof auf Wenkheimer Markung. Auch der Gewann-Name am Juden Kirchhoffe in Zimmern aus dem
158 Vgl. Kolb, 1992, 105; StA Wü, Salbuch 138 (1683) 196; StA Wü, GKa.: Grund-, Saalund Lagerbücher Rothenfels (1847) fol. 155’, Pl.Nr. 451. Sowie etliche Flurnamen-Variationen wie Judenkirchhofgarten, -gartenwiese, -gartenspitze, StA Wü, ebd. u.a. IV 876’, I 135’, II 309’; BayFlNA, FlNS Rothenfels, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 6. 159 Vgl. Tykocinski, Art. Rotenfels, in: GJ I 311 und Anm. 1; Oelsner, Art. Rothenfels, in: GJ II/2 718; Ophir, 1972, 376a; Scherg, 1993b, 50. 160 BayFlNA, FlNS Trennfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/29) 80. 161 Vgl. Mohr, 1990, 125f; Scherg, 1993b, 61; Scherg, 1990, 63. 162 Vgl. Scherg, 1983, 135; Amrhein, 1896, 246. 163 StA Wü, Gebr. IV W 273; vgl. auch Scherg, 1990, 63. 164 Vgl. Scherg, 1990, 62; StA Wü, Gebr. IV W 273; Braun, 1989, 39. 165 FC Bände Amt Remlingen 22 (1589) 144, 7f, 57, 66, 99, 132. 166 Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 174–180; BayFlNA, FlNS Steinbach b.Wzbg., AltLkr. Würzburg, Ufr., FlNVerz. FlBerAmt Würzburg (1960), o.lfd.Nr. 167 FC Bände Amt Remlingen 2 (1540), fol. 85’.
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Jahr 1414/15168 impliziert die Existenz eines ehemaligen jüdischen Friedhofs nachdrücklicher, als beispielsweise eine Namensform, die ausschließlich im Volksmund existiert und nur für die vergangenen 150 Jahre vorausgesetzt werden kann, wie etwa beim Judenfriedhof in Marktheidenfeld; es ist unklar, ob es sich bei dieser Flurlage an den Gemarkungsgrenzen zu Erlenbach und Lengfurt tatsächlich um einen ehemaligen mittelalterlichen Friedhof handelt: Nach Aussagen der Feldgeschworenen aus Marktheidenfeld und Erlenbach sei dieser Flurname eine Form der Erinnerung „an ältere jüdische Gemeinden“, die vor den Verfolgungen im 14. Jahrhundert bestanden hätten – hierfür fehlten allerdings Belege.169 In der Flurnamensammlung jedoch taucht dieser Name nicht auf. Jene Toponyme hingegen, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierten, enthalten weniger Aussagen über eine tatsächliche historische Situation als vielmehr über Mentalität und Einstellung der nichtjüdischen Namensgeber. Sie beweisen nicht selten Diffamierungscharakter, wie etwa der vermeintliche Judenkirchhof in der Gemarkung Stetten, der 1938/39 nur in der Mundartform Judekürfe/Judekirfe belegt ist170 und noch 1988 beschrieben wird als „sehr steiler Osthang, Ödung und verwahrloste Äcker, einem Judenfriedhof vergleichbar.“ Einen jüdischen Friedhof aber habe es auf hiesiger Gemarkung laut eines Ortshistorikers nicht gegeben, denn in Stetten wären nie Juden ansässig gewesen.171 Das Prinzip, vom äußeren Erscheinungsbild einer Flur ausgehend einen jüdischen Friedhof zu assoziieren, ist auch in Birkenfeld zu beobachten. Die dortige Gemeinde wusste mit der Flurbezeichnung Judenkirchhof an der südlichen Gemeindegrenze zu Remlingen nichts anzufangen. Über ihre Herkunft sei nichts bekannt, ein Judenfriedhof befände sich dort nicht.172 Dies entspricht dem Ergebnis der 1933 erstellten Flurnamensammlung.173 Die erwähnte Exkursion im Herbst 1999 ergab, dass dieser Acker, der bereits 1856 beim/am Judenkirchhof hieß,174 heute ein gepflügtes Feld auf leichter Anhöhe ist. Im Unterholz des südwärts angrenzenden Rotenlochholzes befinden sich zahlreiche größere Feldsteine, die einst wohl auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche verstreut lagen und die Bauern an einen jüdischen Friedhof denken ließen. Diese herabsetzende Assoziation begegnet auch im oberfränkischen Oberfellendorf. Dort versah man 1936 das Toponym die knochige Hutweide mit 168 Vgl. Weiss, 1992, 104, der sich auf StA Wt, Rep.54, Nr. 103 (Zinsbuch 1414/15) bezieht. 169 Vgl. Scherg, 1993b, 49f u. Anm. 112. 170 BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 58. 171 Vgl. Burkard, 1988, 212, der hier irrt: Isaac Levi aus Neubrunn zog 1674 nach Stetten, StA Wü, Gebr. IV N 24. 172 Vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8.2003. 173 BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 104. 174 StA Wü, Renov.GKa. Birkenfeld (1856) I 11, 71, 146 u.a.
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der Bemerkung „Der reinste Güdenkirchhof (Judenfriedhof). Da (wohl) besonders stark mit ‚Knöcken‘ durchsetzt“.175 Vergleichbar ist im Gemeindegebiet von Schaan in Liechtenstein der Flurname Judengräber auf der Alpe Guschg. Dieser steinige Viehweideplatz auf 1600 Meter Höhe erinnere durch die Anordnung der verstreuten Steine an einen jüdischen Friedhof.176 Ähnlich wie hier wurden auch in der Schweiz, im hochalpinen Gebiet von Zermatt, alleinstehende markante Felsbrocken als Judenkirche bezeichnet; dies sei zumindest der Ursprung des Flurnamens zer Juduchirchu in der Ortsflur Triftbach177 und wird auch für die Flur Judenkirche von Tiefenbach in den Allgäuer Alpen als Erklärung verwendet. Die dortige „seltsame Felsformation“ gleiche einem Tempelbogen, wobei „Tempel“ früher landläufig mit „Judenkirche“ gleichgesetzt wurde.178 Im Falle Birkenfelds ist zudem auch der Umgang mit diesem Toponym und seinem implizierten historischen Wert interessant: In der Ortschronik aus dem Jahr 1973 wird ein Judenkirchberg ohne weitere Erläuterungen genannt – statt dessen wird ihm eine Sage beigefügt, die jedes geographischen Zusammenhangs entbehrt. Sie ist sieben Kilometer nördlich angesiedelt und erzählt von der nächtlichen bedrohlich wirkenden Erscheinung eines jüdischen Viehmarktes.179 Nicht nur das ausschmückende und damit den ursprünglichen Sinngehalt verändernde Nacherzählen der Sage hinterlässt hier einen schalen Beigeschmack – dies war der für die 1970er Jahre typische „Sagenstil“ – es ist vielmehr die Tatsache, dass hier eine lokale Wandersage mit dem Motiv des Schimmelreiters180 verwendet wird, der die „Sagenerzähler“ die offenbar nötige Spannung zu geben versuchen, indem sie gezielt Szenen eines Viehmarktes mit jüdischen Händlern als „unheimliches“ Erzählelement bemühen. (Dazu ausführlicher im Kapitel über die Waldsassengauer Sagen, Kap. 6.4). Von ähnlichen Reflexionen zeugt die Anmerkung eines Birkenfelder Flurnamenforschers zwanzig Jahre später, 1993. Dieser bringt die Flurlage Judenkirchhof mit dem nahen Remlinger Judenweg in Zusammenhang und fügt das besagte, seit 1937 stereotype Erklärungsmuster hinzu, mit „Juden“ hätte man auch „Heiden u. Zigeuner, also alle Menschen, die einem fremd waren“, bezeichnet.181 Dies zeigt, wie „fremd“ einem die eigenen Nachbarn offenbar in Birkenfeld gewesen sein konnten. Die Erinnerung an die jüdischen Familien, die hier seit mindestens 1699 bis ins 19. Jahrhundert gelebt 175 Vgl. BayFlNA, FlNS Oberfellendorf, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1936) 82. 176 Vgl. Burmeister, 1993a, 54. 177 Vgl. Julen/Peren/Taugwalder/Schuler/Kronig [Hg.], 1995, 147, 230. 178 Vgl. Korr. Heimatbund Allgäu e.V., Verlag für Heimatpflege, Wolfgang Petz, 5.12.1991; Korr. Markt Oberstdorf, Thomma, 18.1.1993. 179 Vgl. Stegerwald, 1973, 52. 180 Vgl. ‚Sagen‘, zit. in: Schüll, 1968, 161. 181 Vgl. Redelberger, 1993, 182. Vgl. hierzu u.a. Beschorner, 1937, 3.
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hatten,182 scheint verloren gegangen zu sein. Ob der Judenkirchof jedoch tatsächlich mit den Birkenfelder Juden in Zusammenhang steht, ist fraglich. Die assoziative Benennung aufgrund der abwertenden Vorstellung eines jüdischen Friedhofs erscheint hier realistischer. Zumindest ist ausgeschlossen, dass dieser Name, wie in den einleitenden Kapiteln erläutert, wegen einer etwaigen minderen Qualität der Bodenflur gewählt wurde, da diese aus Flächen aller Bonitätsklassen besteht.183 Ungeklärt ist ebenso der Hintergrund des 1923 genannten Judenkirfich in Sendelbach – ein Wald im Südosten, der in der Stadt Lohr nicht bekannt ist184 – wie des um 1850 und 1930/40 bezeugten Judenkirchhofs von Himmelstadt185 sowie eines gleichnamigen Gewanns auf Werbacher Markung im Norden des Ortes zwischen dem Limbach und der Straße nach Böttigheim.186 Laut Schwierz gab es auch in Zell einen ‚Judenfriedhof‘, „ein Grundstück auf halber Höhe der sog. ‚Neuen Straße‘, das im Kataster heute noch den Namen ‚Judenfriedhof‘ führt“, jedoch deute nichts mehr auf seine ursprüngliche Bestimmung hin.187 Dass die Volksetymologie diverse Interpretationen anbietet bzw. formt, zeigt ein Beispiel aus Wiesenfeld. Dort schließt man von dem Ausspruch älterer Leute, „Und seh’n wir uns nicht mehr in dieser Welt, dann seh’n wir uns in Wiesenfeld“, auf die frühere Existenz eines jüdischen Friedhofes,188 wobei weder geklärt werden konnte, seit wann dieser auch an anderen Orten mit anderen Ortsnamen geläufige Ausspruch in Wiesenfeld populär ist, noch ob er von den jüdischen oder christlichen Wiesenfeldern stammt. Abwegig, weil der besonderen Bedeutung des Begräbnisrituals innerhalb des jüdischen Religionsgesetzes widersprechend, erscheint schließlich die Deutung des Flurnamens am Judenkirchhof im mittelfränkischen Streudorf, die behauptet „von den Juden, die in Bechhofen begraben werden sollten, wurde einer an dieser Stelle verloren.“189 Ein Blick in die Flurnamensammlungen der direkten Umgebung des ehemaligen Waldsassengaus ergab auffallend viele Flurstücke mit der Bezeich182 StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.248; Günther, 1942, 202; FC KA D II 3, Ämter 111, S.369. 183 StA Wü, Renov.GKa. Birkenfeld (1856) I 11, 71, 146, 229, 380f, II 404, 509, 553 u.a. 184 BayFlNA, FlNS Sendelbach a. Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8; vgl. Korr. Stadt Lohr a. Main, 5.3.1993. 185 StA Wü, Hyp.Sachreg. Himmelstadt (um 1850) III 141, 128–132; BayFlNA, FlNS Himmelstadt, AltLkr. Karlstadt, Ufr. [1930 od. 1940, unleserlich] 105. 186 Vgl. Hahn, 1988, 363 (Flst.9498–9502, 9531). 187 Vgl. Schwierz, 1985, 23; Ders., 1992, 147, lokalisiert ihn an einem „Westhang links der Straße Unterzell-Margetshöchheim“. 188 Gespräch mit dem Geschäftsführer der Vg. Lohr, Schwab, 28.10.1999. 189 BayFlNA, FlNS Streudorf, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1937/38) 65. Dieser FlN ist heute nicht (mehr) existent, vgl. fernmündl. Auskunft Liegenschaftsverwaltung Stadt Gunzenhausen, Herr Rutz, 14.5.2004 und Mathilde Wolf, Streudorf, 14.5.2004.
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nung Judenkirchhof und verwandten Formen. Diese Quellen geben den Stand der 1920–40er Jahre wieder, beziehen sich in der Regel jedoch auf die jeweiligen Grundbücher, die um 1840/50 erstellt wurden. Dennoch ist das tatsächliche Alter der Namen nicht bestimmbar. Ihre Historizität und Bedeutung müsste in jedem einzelnen Fall geklärt werden. Gerade im Bereich Gemünden und Arnstadt sind aus acht Orten Äcker, Wiesen und ein Waldstück überliefert, die der oder am Judenfriedhof/Judenkirchhof genannt wurden: Adelsberg, Altbessingen, Büchold, Höllrich, Hundsfeld, Münster, Reuchelheim und Thüngersheim.190 Im Südosten Würzburgs, im Gebiet von Randersacker, hießen Ende der 1920er Jahre die höchstgelegenen Weinberge am Judenkirchhof. Ob hier auf einen historischen Friedhof rekurriert werden kann, ist ungewiss, da eine ältere Form 1581 als Judenhof überliefert ist.191 Das gleiche Bedenken scheint im benachbarten Theilheim angebracht: Hier hieß der 1942/52 überlieferte, jedoch nicht mehr gebräuchliche Flurname am Judenkirchhof 1557 noch im Judenboden.192 An dieser Stelle soll der Exkurs zu den jüdischen Friedhöfen im ehemaligen Waldsassengau beendet sein, wenngleich manches offen bleibt, etwa der Begräbnisort der Gemeinden Urspringen, Laudenbach und Thüngen ab 1550. Ob man hier nach Würzburg zum sogenannten Judengarten fuhr, der schon vor 1429 existierte und sich in der Vorstadt Bleichach auf dem Platz des heutigen Juliusspitals befand,193 ist für die eigentliche Fragestellung irrelevant. Denn für diese frühe Epoche existieren (bislang) keine Hinweise auf spezifische Wegenamen. Letztendlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verstorbenen, wie auch bei den Christen, gelegentlich abseits der Siedlungen begraben wurden. Vereinzelte Grabsteine in der Umgebung von Ortschaften, in welchen nur wenige Juden gelebt hatten, weisen darauf hin, dass Tote zumindest im 14. bis 18. Jahrhundert in freier Natur beigesetzt wurden. Diese abgelegenen Gräber erhielten als Kennzeichen einen einfachen Grabscheit (bei den Christen ein hölzernes Kreuz). Die spätere Überführung auf einen jüdischen Friedhof war möglich.194 Es ist denkbar, dass diese Gräber gele190 BayFlNA, FlNS Adelsberg, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 23; FlNS Altbessingen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 38; FlNS Büchold mit Sachserhof, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 44; FlNS Höllrich, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 32; FlNS Hundsfeld, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 22 (der Autor assoziiert hier zeittypisch ‚Hünengräber‘); FlNS Münster, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 29; FlNS Reuchelheim, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 76; FlNS Thüngersheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 46. 191 BayFlNA, FlNS Randersacker, AltLkr. Würzb., Ufr. (1927–30) 66: „Protokoll bei der Grenzgul. 1581 ‚die Randersackerer Markung geht [...] auf den Judenhof hinauf uff den rothen Graben [...]‘.“ 192 BayFlNA, FlNS Theilheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1942, 1952) 145, 146. 193 Vgl. Amrhein, 1910, III 56. 194 Vgl. Berliner, 1913, 182; lt. Roth, 1973, 99f, geschah die Beisetzung in freier Natur mit Genehmigung der Behörden bzw. Eigentümer des Bodens.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
gentlich auch den mundartlichen Namen Judenkirchhof erhielten.195 Ob auf eine solche Begräbnispraxis der Flurname Judengrab hinweist, bezeugt 1873 für das oberbayerische Ingenried196 oder die Judengräber von Mainsondheim in Unterfranken,197 wäre eine eigene Untersuchung wert. 4.3.3 Die Wege nach Kleinbardorf, Georgensgmünd, Euerbach, Weimarschmieden und Kriegshaber Auch außerhalb des ehemaligen Waldsassengaus gibt es zahlreiche Beispiele für Judenwege, deren Ziel ein jüdischer Friedhof war – wobei ihr Name freilich nur selten die Funktion des Weges so deutlich ankündigt, wie der Judenbegräbnisweg im württembergischen Creglingen.198 So war der jüdische Friedhof bei Kleinbardorf, genannt Judenhügel, der seit mindestens 1608 bestand199 und sich an einer ehemaligen Keltenschanze befindet, Ziel zweier Judenwege: Aus nordwestlicher Richtung kam ein Weg, der auf dem Gebiet der Gemeinde Saal a.d. Saale heute nur noch als ein Acker namens Am Judenpfad belegt ist. Dieser zog sich „von der Rittersmühle, die zwischen Waltershausen und Saal liegt, über den Kreuzberg [...] in den Wiesengrund“ zum Judenhügel.200 Aus südöstlicher Richtung traf der 1741 belegte Judenweg von Althausen ein. Auch er ist nur noch in Form eines Ackernamens überliefert; seine heutige Mundartform lautet jüdahecka.201 Diese Judenhecke, so Kreisheimatpfleger Albert, „befindet sich unterhalb der Sambachsteige und führt in Richtung Judenhügel bei Kleinbardorf.“202 Beide Wege dienten sicherlich einigen der über 20 umliegenden jüdischen Gemeinden, die im Laufe dreier Jahrhunderte ihre Toten auf dem Judenhügel bei Kleinbardorf bestatteten, als Leichentransportwege, darunter das 25 Kilometer entfernte Bauerbach bei Meinigen sowie Rödelmeier, Neustadt a.d. Saale, Oberstreu, Mittelstreu, Oberwaldbehrungen und Bastheim, Reyersbach, Königshofen und Trappstadt im Grabfeld.203
195 Vgl. Keinath, 1926, 99. 196 BSB, HS-Abt., Fna 8 (Flurnamen im Landgericht Oberdorf, ca. 1873–85, ges. v. Ludwig W. Fischer (1817–1890), 23, frdl. Hinweis Dr. Ulrich Rösch, Krailling. 197 BayFlNA, FlNS Mainsondheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1935/36) 15. 198 WFlNA, FlNS Creglingen [AG Bad Mergentheim] (o.J.) 58. 199 BayFlNA, FlNS Kleinbardorf, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1926) 43 (Quelle: Salbuch v. 1608). 200 BayFlNA, FlNS Saal a.d. Saale, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1932) 66; vgl. Korr. Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Sternberg, 5.9.1993. 201 BayFlNA, FlNS Althausen im Grabfeld, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1926/27) 128. 202 Vgl. Korr. Reinhold Albert, Sternberg, Kreisheimatpfleger, 17.2.1993. 203 Vgl. Mölter, 1953, o.S., datiert das erste dortige Begräbnis auf 1574.
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„Der gute Ort“ als Ziel des Weges
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Auch der jüdische Friedhof Kleinsteinach war Ziel zweier spezieller Wege: des Judenpfads von Aidhausen her204 und des Judenpfads bzw. Judenwegs aus Richtung Schonungen, wo eine jüdische Gemeinde existiert hatte. Als alter Verbindungsweg durchquerte er das Koppenlohe und den oberen Wassernachtsgrund der Gemarkung Abersfeld.205 Den Friedhof von Zeckendorf in Oberfranken visierte vermutlich der Judenweg bei Schlappenreuth an, der von der jüdischen Gemeinde Burgellern benutzt wurde.206 Ein förmliches Netz an Judenwegen lief ehemals mehr oder minder sternförmig von verschiedenen jüdischen Gemeinden aus auf den jüdischen Friedhof Georgensgmünd207 zu: Im Bereich Wassermungenau existierte die Judenstraße, die von Windsbach aus direkt nach Georgensgmünd führte. Sie ist auch unter den überregionalen Bezeichnungen Franken- und Weinstraße bekannt.208 Als Judenstraße und Todtenweg durchquerte sie die Gemarkung Beerbach und wurde von den Windsbacher Juden benutzt, um die Toten zum Friedhof Georgensgmünd zu bringen.209 Der Judengaßacker in Dürrenmungenau, die Fortsetzung der innerörtlichen Judengasse,210 könnte ebenso ein Hinweis auf eine frühere Verbindung zur Judenstraße und damit nach Georgensgmünd sein. Sie durchquerte ferner die Gemarkungen Massendorf,211 Obersteinbach ob Gmünd,212 Güsseldorf213 und Untersteinbach ob Gmünd.214 Vom südwestlich gelegenen Spalt führte der Judenweg durch die Ortsflur Mosbach als „ein Feldweg von Spalt nach Georgensgmünd.“215 204 BayFlNA, FlNS Aidhausen, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1928/29) 127. 205 BayFlNA, FlNS Abersfeld, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 68; Korr. Gde. Schonungen, 7.1.1992; vgl. Mantel, 1988, 296. 206 BayFlNA, FlNS Burgellern, OT Schlappenreuth, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1929) 79. 207 Vgl. hierzu Rösch, 2006. 208 Vgl. Haag, o.J., 849. Der Diebsweg, Gmk. Untereschenbach, könnte die Fortsetzung von Wassermungenau nach Windsbach sein, vgl. StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Untereschenbach (1834), fol. 127’. 209 BayFlNA, FlNS Beerbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937/38) 52; StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Beerbach (1834), fol. 158’, 157’. Der Name prägte angrenzende Fluren, u.a. Judenstraßholz, kleines/großes mit Fahrtweg, vgl. ebd., fol. 17’. Dieser Fahrtweg heißt Judenholzweg und befindet sich im Judenholz, ebd., fol. 18’, 91’, 90’. 210 StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Dürrenmungenau (1835), fol. 92’; BayFlNA, FlNS Dürrenmungenau, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1931) 324, 325 (Quelle: Salbuch d. Rittergutes Dürrenmungenau Nr. 24½ v. 1670). 211 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833), fol. 164’: Judenstraße. Lt. Korr. Stadt Spalt, 26.6.1996, existieren keine Aufzeichnungen über Judenwege im Stadtkreis Spalt, die Bezeichnung sei vermutlich „Jahrhunderte alt und im Volksmund tradiert“. 212 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Obersteinbach (1833), fol. 60’ff; BayFlNA, FlNS Obersteinbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937) 77. 213 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833), fol. 112’ff: Judenstraße, auch Frankenstraße; BayFlNA, FlNS Mosbach, OT Güsseldorf, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1936/37) 240a: Judenstraße. 214 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Obersteinbach (1833), fol. 163’: Judenstrasse. 215 BayFlNA, FlNS Mosbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1936/37) 58; StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833), fol. 10’: Judenstraße und Frankenstraße.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
Dieser vereinte sich möglicherweise mit jener langen Judenstraße aus Richtung Windsbach in der Judenstraße auf Hauslacher Gemarkung – letztere heißt heute offiziell Hauslacher Straße – im Volksmund ehemals Judenweg.216 Von Norden her zieht sich durch das Gebiet Mäbenberg ein längerer Judenweg, offenbar eine Verbindung von Abenberg und Georgensgmünd.217 Auch aus östlicher Richtung existiert ein Weg, der im Bereich Höfen, einem Stadtteil von Heideck, mundartlich Judenweg genannt und von älteren Leuten als Begräbnisweg der Juden von Thalmässing nach Georgensgmünd bezeichnet wurde. Hierzu gehört auch der Judenweg im Stadtteil Seiboldsmühle, der offensichtlich Ortschaften vermied und ein früherer Gemeindeweg nach Tautenwind war.218 Im unterfränkischen Euerbach ist der Flurname beim/zum/hinter und ober dem Judenbegräbnis zugleich der Name des Zufahrtsweges zum jüdischen Friedhof,219 der seit mindestens 1657 bis 1940 Begräbnisort der benachbarten jüdischen Gemeinde Niederwerrn war. Auf Niederwerrner Flur zeugt davon der sogenannte Judenweg. Dieser ehemalige Hohlweg, der bereits 1929 nicht mehr existierte, verband beide jüdische Gemeinden und wurde explizit als Begräbnisweg benutzt. Zuvor war er auch der Schulweg der katholischen Kinder von Niederwerrn nach Euerbach gewesen, unter anderem, weil er die kürzeste Verbindung beider Dörfer darstellte.220 Dass diese Wegbezeichnung ein bedeutendes Alter hat, zeigt das 1777 belegte Flurstück Am Judenweeg im benachbarten Oberwerrn, dessen Flur jener Verbindungsweg von Niederwerrn nach Euerbach ebenfalls durchquerte.221 Im nördlichsten Ort Bayerns befindet sich direkt an der Thüringischen Grenze im Wald der Judenacker, der jüdische Friedhof von Weimarschmieden. Dorthin führte von Fladungen aus der Judenweg.222 Auf einer Exkursion Anfang Juli 1993 zeigte sich, dass dieser auf Fladunger Stadtgebiet 216 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5/II Georgensgmünd (1833), fol. 555’; BayFlNA, FlNS Georgensgmünd, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1938) 128; vgl. Merkenschlager, 1928, 48; Korr. Gde. Georgensgmünd, Frau Benkhart, 5.9.1996. 217 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mäbenberg (1833), fol. 63. 218 Vgl. Korr. Heimatkundl. Sammlung Heideck, Vorsitzender Georg Schultheiß, 22.8.1996, 1.11.1992; Korr. Gde. Georgensgmünd, 13.1.1993, sowie Forstbetriebskarte Forstamt Heideck (M 1:10.000), Stand 1.1.1987 (Ausschnitt). 219 BayFlNA, FlNS Euerbach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930/31) 55. 220 BayFlNA, FlNS Niederwerrn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 79; vgl. Debler, 1988, 135; Debler, 1986, 497; Korr. Ulrich Debler, Aschaffenburg, 20.12.1991. Auch beim Judenweg in Voccawind (Ufr.), auf dem „früher die Israeliten ihre Toten zum Friedhof brachten“, handelte es sich lt. Korr. Markt Maroldsweisach, 7.1.1993, um den ehem. Schulweg zwischen Voccawind und Allertshausen, BayFlNA, FlNS Voccawind, AltLkr. Ebern, Ufr. (1930) 49. 221 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 157 (Zins u. Lehenbuch des Ritterstifts St. Burkhard 1595, hier: Korr. des Schultheißen Hanns Jörg Reuß und der Geschworenen, Oberwerrn 7.8.1777), p.27; BayFlNA, FlNS Oberwerrn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 80. 222 BayFlNA, FlNS Weimarschmieden, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 37; vgl. Korr. Stadt Fladungen/Rhön, 21.1.1992, 2.1.1992.
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„Der gute Ort“ als Ziel des Weges
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von der Fahrstraße nach Weimarschmieden nordostwärts abzweigt und erst kurz vor Weimarschmieden zu ihr zurückkehrt, indem er den Ort Brüchs auf dortiger Ortsflur im Brüchser Wald geradlinig umgeht. Die letzte Etappe auf Weimarschmiedener Flur Richtung Friedhof heißt dann schlicht der Judenackerweg.223 Eine Besonderheit stellt der Judenweg im Gebiet der oberpfälzer Marktgemeinde Floß dar. Er besaß ausschließlich die Funktion „als spezifischer Toten- oder Begräbnisweg zum jüdischen Friedhof“ und hatte keinerlei Bedeutung für den öffentlichen Verkehr. Dieser sogenannte Judenweg oder exakt: die Judenbergwege,224 die vom Judenberg, der ghettoartigen Siedlung der Juden in Floß zum Friedhof führten, hieß auch „nach Erzählungen alter Flosser Bürger [...] jüdischer Totenweg“; er war offenbar mit Granitsteinen befestigt und umging den Marktort via einer Furt durch den Floßbach an der Lohmühle.225 Diese Wege, die laut Lageplan erst ostwärts, dann nordostwärts zogen und nicht bei der Lohmühle, sondern bei der Weikersmühle den Bach überquerten, schließlich südwärts zum Friedhof führten, seien bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nicht mehr von den Juden begangen worden.226 Möglicherweise führte früher auch der Judenweg samt Judenbrückl aus dem knapp 20 Kilometer entfernten Markt Mantel als „Teil des Judenwegs Floß-Sulzbach“227 zum Floßer Friedhof. Auch der jüdische Friedhof im schwäbischen Kriegshaber hatte lange Zeit große Bedeutung für viele jüdische Gemeinden der Umgebung. Er diente seit seiner Eröffnung 1627 nicht nur den dort ansässigen, sondern auch den Buttenwiesener Juden. Diese mussten seit Beginn ihrer Ansiedlung fünf Jahre lang den über 30 Kilometer langen Weg gehen, bis sie 1632/33 einen eigenen Friedhof erbauen konnten.228 Gleiches galt für die benachbarten Binswanger in der Zeit bis 1663, als man dort einen jüdischen Friedhof errichtete.229 Vor 1627, also vor der Eröffnung des Friedhofs in Kriegshaber, bestatteten alle drei Kehillot in Burgau.230 Demnach ist von 1627 bis 1663 die Benützung einer eventuell gemeinsamen spezifischen Wegstrecke zum Totentransport denkbar. Diese Route könnte anhand des Flurnamenbestands wie folgt rekonstruiert werden: Von Buttenwiesen aus
223 BayFlNA, FlNS Weimarschmieden, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 38. 224 BayFlNA, FlNS Floß, AltLkr. Neustadt a.d. Waldnaab, Opf. (ca.1928) 55. 225 Vgl. Korr. Abraham Frank, Ramat Gan, Israel, 8.8.1992; Kraus, 1975, 74. 226 Vgl. Korr. Markt Floß, Bgm. Lehner, 4.7.1989. 227 BayFlNA, FlNS Mantel, AltLkr. Neustadt/Waldnaab, Opf. (1953) 98, 180. 228 Vgl. Schwierz, 1992, 253f; Lamm, 1912, 10. 229 Vgl. Schwierz, 1992, 251f. Der Wertinger „Judenfriedhof auf dem Judenberg“ wurde zeitweilig auch von den Binswanger Juden benutzt, vgl. Korr. Stadt Wertingen, Museumsreferent Sigg, 23.1.1992; Lamm, 1912, 16. 230 Vgl. Lammfromm, 1911, 26f; Lamm, 1912, 9.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
führte der ehemalige Judenweg231 über den Judenweg von Frauenstetten232 nach Süden – vielleicht auch über den gleichnamigen Weg auf Vorderrieder Gemarkung.233 Ein möglicher Anschluss konnte die Judenstraße von Hirschbach sein, die 1936 in einem Flurnamenverzeichnis als „Schlechter Weg, teilweise Hohlweg“ beschrieben wurde.234 Von Binswangen aus steuerte ein Weg, auf den 1933/34 nur noch ein Acker am Judenweg im Bergfeld235 hinwies, via Roggden236 nach Süden. An der Gemarkungsgrenze zu Zusamaltheim traf er auf den dortigen Judenweg, der 1936 als Fußweg nach Binswangen beschrieben wurde, „auf dem die Juden früher viel verkehrten.“237 Er fand seine Fortsetzung eventuell im Judenweg auf Riedsender Gemarkung.238 Dies war vielleicht auch ein Verbindungsweg über Emersacker, wo im späten 17. Jahrhundert ebenfalls eine jüdische Gemeinde lebte, nach Kriegshaber,239 eventuell auch via Judenweg von Laugna.240 Relativ gesichert ist die letzte Etappe. Sie führte über die jeweiligen Judenwege in den Gemarkungen Hainhofen, Neusäß, Steppach241 und schließlich von dort über den Judensteig auf Stadtberger Gemarkung, welcher bereits vor 1810 belegt und heute nur noch zum Teil vorhanden ist.242 Einen direkten Anschluss an den Friedhof Kriegshaber von Südosten her bildete der JudenWeg auf der Gemarkung Pfersee.243 Ganz allgemein besaß ein Wegenetz, das einen Friedhof zum Ziel hatte, nur solange Aktualität, wie die jeweiligen jüdischen Gemeinden noch keine eigenen Friedhöfe besaßen und gezwungen waren, weite Strecke auf sich zu nehmen. Sobald im Ort eigene Friedhöfe vorhanden waren, wie im Falle Kriegshabers 1774 in Fischach,244 verlor der jeweilige Weg seine spezifische Funktion. Dies macht es auch nahezu unmöglich, den Weg der Münchner Juden zu rekonstruieren, die vor 1804, vor der Erlaubnis, einen eigenen 231 Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992; BayFlNA, FlNS Buttenwiesen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934) 34, FlNVerz. FlBerAmt Krumbach (1956), 3: Judenwegacker. 232 BayFlNA, FlNS Frauenstetten, AltLkr. Wertingen, Schw. (1936) 34. 233 Vgl. Korr. Bgm. Kaltner, Buttenwiesen, 3.5.1989; Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992. 234 BayFlNA, FlNS Hirschbach, AltLkr. Wertingen, Schw., FlN-Liste FlBerAmt Krumbach (1957), o.lfd.Nr.; vgl. Korr. Stadt Wertingen, Archivpfleger Fiedler, 11.3.1993. 235 BayFlNA, FlNS Binswangen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933/34) 59. 236 BayFlNA, FlNS Roggden, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934) 87 und FlNVerz. FlBerAmt Neuburg/Donau (1951), o.lfd.Nr. 237 BayFlNA, FlNS Zusamaltheim, AltLkr. Wertingen, Schw. (1936) 88. 238 BayFlNA, FlNS Riedsend, AltLkr. Wertingen, Schw. (o.J.), o.lfd.Nr. 239 Vgl. Korr. Stadt Wertingen, Archivpfleger Fiedler, 11.3.1993. 240 BayFlNA, FlNS Laugna, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933) 85. 241 BayFlNA, FlNS Hainhofen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1933) 15; vgl. Scheuenpflug, 1988, 92f, 96, 101; BayFlNA, FlNS Neusäß, AltLkr. Augsburg, Schw. (1934) 18. 242 BayFlNA, FlNS Stadtbergen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1932/33) 40; vgl. Korr. Markt Stadtbergen, 23.8.1993; Scheuenpflug, 1992, 86. 243 BayFlNA, FlNS Augsburg-Pfersee, AltLkr. Augsburg, Schw. (Flurkarte, ca. 1920). 244 Vgl. Piller, 1981, 202.
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„Der gute Ort“ als Ziel des Weges
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Friedhof in München zu errichten, ebenfalls in Kriegshaber ihre Verstorbenen bestatten mussten; bislang ist nur die Unterbrechung des Leichentransportes im Ort „Adelshausen“ überliefert, wo man die Pferde zu tränken pflegte.245 Gemeint ist damit vermutlich das heutige Adelzhausen, ein Ort an der heutigen Autobahn A8 München-Augsburg. Größere Wegenetze um einzelne jüdische Friedhöfe existierten auch im Nördlinger Ries. Dort steuerten zahlreiche Judenwege die jüdischen Friedhöfe in Wallerstein, Harburg, Nördlingen, Steinhart, Mönchsdeggingen und Hainsfarth an.246 Im Gegensatz hierzu war der Judengottesackerweg im mittelfränkischen Burghaslach der direkte Zugang zum dortigen Friedhof und bestand aus einer nur wenige Meter langen Abzweigung der Mühlgasse am südwestlichen Ortsrand.247 Ähnlich direkt verlief der Judenweg im Bereich von Neustadt an der Aisch zum Friedhof bei Diespeck.248 Dies gilt auch für das Judenweglein im mittelfränkischen Ullstadt249 sowie für den Judenbugweg und Judenhofweg am Judenbegräbnis von Bechhofen,250 ferner für den 1707 und 1774 belegten Judenpfad und Judenweg im hessischen Dorlar und Kinzenbach251 sowie für jene Straße in Zürich, die vom Linden-Thor zum jüdischen Friedhof führte und noch Mitte des 17. Jahrhunderts Judengaß oder Judengäßli hieß.252 In Berlin dürfte derzeit der einzig vergleichbare Friedhofsweg sein, der offiziell Denkmalswert erhielt und Gegenstand öffentlicher Publikumsführungen wurde. Er war ein namenloser Feldweg, als 1824 der jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee im heutigen Bezirk Prenzlauer Berg errichtet wurde, und führte zu seinem Hintereingang, dem Osttor. Seine Bedeutung rührt daher, dass den Berliner Juden möglicherweise zu bestimmten Zeiten nicht gestattet war, mit Beerdigungszügen den Haupteingang des Friedhofs zu benützen. Angeblich, und hierfür fehlen bislang archivalische Quellen, habe König Friedrich Wilhelm III. den trauernden Juden verboten, die Schönhauser Allee entlang zum Friedhof zu ziehen, da ihn bei seinen Fahrten zum Schloss Niederschönhausen ihr Anblick gestört habe. So lautet eine Erklärung für die Entstehung der Bezeichnung Judengang, wie der Feldweg inzwischen genannt wurde. Eine andere besagt, dass der Friedhof gemäß 245 BayHStA M, GL Fasz.2810 Nr. 1280 (Antrag auf einen eigenen Begräbnißplatz der Judenschaft in München 1804). 246 Vgl. Rösch, 1998. 247 BayFlNA, FlNS Burghaslach, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1930) 183; vgl. Korr. Markt Burghaslach, 7.1.1993. 248 BayFlNA, FlNS Neustadt a.d. Aisch, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1937) 181. 249 Vgl. Korr. Markt Sugenheim, 5.2.1992. 250 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 133, 138, 123; vgl. Korr. Markt Bechhofen, Bgm. Distler, 28.6.1993. 251 Vgl. Jung, 1985, 95. Jung schließt nicht aus, dass der FlN nach dem Mähen der Wegraine durch Juden benannt wurde. 252 Vgl. Ulrich, 1768, 37f.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
halachischen Regeln streng geostet war und von dessen Haupteingang an der Schönhauser Allee die Hauptallee, mit einem Rondell als Zentrum, direkt nach Osten zum Osttor führte. Von dort hätte eine Verbindung zu einem rituellen Begräbnisgang, dem so genannten Judengang, bestanden. Dieser rückwärtige Eingang war für die Kohanim, die jüdischen Priester, von Bedeutung, da hiermit ein kürzerer Weg zu einigen Gräbern gefunden war, um die für sie geltenden Reinheitsgebote zwischen den unreinen Toten einzuhalten. Heute ist der fast 400 Meter lange Judengang, der auch Judenweg genannt wird, eingebaut zwischen Friedhofsmauer und den Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Wohnhäusern der westlichen Kollwitzstraße.253 Bisweilen kündet von einem Ort jüdischen Lebens heute nicht mehr als ein einzelnes Toponym: Auf dem Gebiet von Oberkotzau, nahe dem oberfränkischen Hof gibt es einen Judenbegräbnisweg, der Ende der 1920er Jahre als „Kleiner schmaler Streifen am Wege“ und mutmaßliche frühere jüdische Begräbnisstätte beschrieben wurde. Oberkotzau sei vor der Mitte des 17. Jahrhunderts ein „Zwangsaufenthaltsort der Juden“ gewesen, mit Synagoge und innerörtlicher Judengasse.254 Heute ist davon in Oberkotzau außer der Waldabteilung Judenbegräbnis nichts mehr bekannt.255 Allen diesen Wegen, die als spezielle Wege zu jüdischen Friedhöfen fungierten, ist eines gemeinsam – unabhängig von Entstehungszeit, Häufigkeit der Frequentierung und den Entfernungen, die sie überwanden: Sie alle entstanden notgedrungen aufgrund fehlender Religionsfreiheit und aufgrund bewusster judenfeindlicher Politik, die den jüdischen Gemeinden erst nach der Aufhebung des Matrikelparagraphen 1861 die Anlage von Friedhöfen zumindest freistellte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Länge der Wege von außen aufgezwungen. Eine Ausnahme bilden jene wenigen Judenwege, die von einem Ort, an dem die jüdische Gemeinde das Glück besaß, einen eigenen Friedhof zu haben, nur eine geringe Distanz zum Friedhof überbrückten. Generell stellt sich die Frage, inwiefern jüdische Leichenbegängnisse auf den öffentlichen Straßen Aufsehen erregten. Allein ihre Erscheinung löste offenbar bereits die überregional gemeinsame und signifikante Benennung der Wegstrecken aus. Ein genauer Blick auf diese Beerdigungszüge ist daher angebracht: Welche Riten und Regeln prägten diesen Teil des jüdischen Begräbniswesens? Mit welchen Schwierigkeiten war der Transport speziell einer jüdischen Leiche in den vergangenen vier Jahrhunderten verbunden?
253 Vgl. Jacobs, 2003; Pletl, 2000; Seefeld, 2000; Röhrs, 2002, 13. 254 BayFlNA, FlNS Oberkotzau, AltLkr. Hof, Ofr. (1928/29) 107. 255 Vgl. Korr. Markt Oberkotzau, Bgm. Schödel, 27.12.1991; Korr. Bayer. Forstamt Rehau, Jakubowitz, 20.1.1992.
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„Der gute Ort“ als Ziel des Weges
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4.3.4 Auf dem Weg zum Friedhof – ein Exkurs Dem Leichenbegängnis, hebr. tmh tywlh (Halwajat hamet), jiddisch Lewaje/Lewaja, kommt innerhalb der jüdischen Religionspraxis eine hohe Bedeutung zu. Entsprechend viele Vorschriften, vorwiegend aus talmudischer Zeit, 70 n.Chr. bis sechstes Jahrhundert, regeln den letzten Weg der Verstorbenen, wobei von örtlich differierender Praxis und einer gewisse Lockerung der Vorschriften im Zuge der Emanzipation ausgegangen werden muss. Eine maßgebliche Rolle bei Beerdigungen kam der in nahezu jeder jüdischen Gemeinde tätigen Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) zu, die in Spanien im Mittelalter, in deutschen Gebieten häufig erst ab dem 16. Jahrhundert gegründet wurde.256 Sichere Nachweise über Chewrot Kedischot im ehemaligen Waldsassengau bestehen erst relativ spät, für Unteraltertheim seit 1837,257 für Wenkheim seit 1880,258 für Laudenbach vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1933.259 Im 19. und 20. Jahrhundert gab es in Oberaltertheim zwei nach Geschlechtern getrennte Chewrot Kedischot, wie es an vielen Orten üblich war, beispielsweise in Thüngen und Heidingsfeld (jeweils undatiert).260 Dieser wohltätige Verein war unter anderem für die Pflege der Kranken, Beistand in der Sterbestunde, Waschen und Ankleiden der Verstorbenen zuständig sowie für das Tragen des Sarges, die Begleitung (Lewaje) auf dem Weg zum Friedhof und die Platzierung des Sarges im Grab. Dabei darf der Friedhof aus halachischen Gründen grundsätzlich nicht an Schabbat und den Feiertagen betreten werden.261 Gewöhnlich wurde der Leichnam in einem Sarg aus Holz, über den ein schwarzes Tuch gebreitet wurde, zum Friedhof transportiert, wobei man darauf achtete, dass er mit den Füßen voran aus dem Haus getragen werde.262 Laut Bodenschatz wurde noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der bzw. die Tote auf einem Brett, gleichermaßen mit einem schwarzen Tuch bedeckt, zum Friedhof gebracht und dort im Tahara-Haus gewaschen und angezogen. Erst hier wurde „die Truhe“ (der Sarg) zurechtgemacht. In vie-
256 Vgl. Breuer, 1996b, 167. 257 Vgl. Ophir, 1972, 393; Ophir/Wiesemann, 1979, 414. 258 Vgl. Weiss, 1992, 110. 259 Vgl. Korr. Georg Schnabel, Laudenbach, 2.11.1999; Trüger, 1998b, 30. 260 Vgl. Ophir, 1972, 386; Ophir/Wiesemann, 1979, 410, 315. Ophir, 1972, 533 vermutet dsgl. im 19. Jh. für Veitshöchheim. 261 Vgl. Thon, 1906, 55; Daxelmüller, 1988a, 162; Bialoblocki, Art. Bestattung, 1929, 376. Die älteste Chewra Kadischa wurde lt. Olschwanger, 1916, 58, 1564 in Prag gegründet. Vgl. auch Segall, 1925, 9; Roth, 1974, 118f. 262 Ausführl. bei Rabbinowicz, 1889, 12, 21, 30; Soetendorp, 1963, 91; Schröder, 1851, 560; Perles, 1861, 377; Bodenschatz, 1749, IV/173.
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len Orten war es Brauch, die Verstorbenen „nur auf einem blosen Bret ins Grab zu senken.“263 Der Sarg wurde gewöhnlich auf einer Bahre getragen, bei weiteren Entfernungen benutzte man einen Wagen, in Flussgebieten auch ein Boot.264 Dies scheint so auch im ehemaligen Waldsassengau gehandhabt worden zu sein. Innerhalb der Städte des Fürstentums Würzburg war beispielsweise seit 1805 das Tragen von Leichen jeglicher Konfession verboten.265 Zumindest ab den 1860er Jahren hatten manche jüdische Gemeinden, um die weiten Strecken zum Friedhof zu bewältigen, ein eigenes, von Pferden gezogenes „Wägelchen“ bzw. einen offenen Leiterwagen für den Totentransport benutzt – so Lohr, Urspringen, Remlingen, Thüngen, Oberaltertheim, Erlenbach und Wenkheim.266 In Unteraltertheim fuhr nach Auskunft mehrerer älterer Ortsbürger Anfang des 20. Jahrhunderts die in diesem Falle rein männliche Trauergemeinde mit der Kutsche. Der schwarze Sargwagen, gelenkt von einem jüdischen Bürger, wurde von einem Pferd gezogen.267 In Karbach fuhr ein nichtjüdischer Ortsbürger die Leichen mit einem vierrädrigen Pferdewagen zum Friedhof Karbach.268 Auch im badischen Hardheim entschied man sich Anfang des 20. Jahrhunderts, dem Beispiel der christlichen Kirchengemeinde folgend, zur Anschaffung eines Leichenwagens, da es für die vier Träger mühsam war, den Verstorbenen in einem Brettersarg den langen Weg hinauf zum Hardheimer jüdischen Friedhof zu tragen.269 Aus dem unterfränkischen Geroda jedoch wird berichtet, dass bis zur Eröffnung des dortigen jüdischen Friedhofs 1910 die Leichen zum nächstgelegenen Friedhof in Pfaffenhausen getragen werden mussten, eine Strecke von über 20 Kilometern.270 Möglicherweise rühren hiervon die Namen Leichensteig und Judensteig in Krum bei Hassfurt,271 denn wie der Begriff „Steig“ 263 Vgl. Bodenschatz, 1749, IV/173f; Daxelmüller, 1988a, 163; lt. Olschwanger, 1916, 49, blieb der Sarg bei Reichen und Vornehmen während der Lewaje geöffnet, im Laufe der Jahrhunderte transportierte man ihn jedoch meist geschlossen. 264 Vgl. Soetendorp, 1963, 381, 78; Roth, 1973, 104 Anm. 61. 265 Vgl. Allgemeine Leichen- und Trauerordnung für die Städte des Fürstentums Würzburg, landesherrliche Verfügung vom 17.6.1805, in: Regierungsblatt für die Churpfalzbaierischen Fürstenthümer in Franken 27 (20.6.1805), 210–216, hier 213, III. §17. 266 Vgl. Schönmüller, 1957, 10/4; StA Wü, LRA Mar 2392. Lt. Scherg, 1993a, 14, gab es in Urspringen für die Unterbringung des Leichenwagens ab ca. 1903 am Ort auch eine Unterstellhalle. StA Wü, LRA Mar 2390 (Untersuchungsauftrag der Kgl. Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, (die Verbringung der Leichen in die Israelitischen Friedhöfe betreffend), 26.7.1864); Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992; Stäblein, 1968, 207; Weiss, 1992, 112. 267 Nach Auskunft v. Rudolf Seubert, Altertheim, 1.11.1999 und Korr., 21.11.1999; Korr. Gustav Thoma, Altertheim, 2.11.1999. 268 Gemeint ist Herr Stegerwald, lt. mündl. Auskunft seiner Tochter, Karbach 20.10.1999. 269 Vgl. Wertheimer, Willi: Erinnerungen, Ms. datiert New York 1965/66, 44 S., in: Richarz [Hg.], 1979, 181–189, hier 182f. 270 Vgl. Mandelbaum, 1985,79. 271 BayFlNA, FlNS Krum, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1936–38) 89.
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impliziert, wurde dieser Weg nur von Fußgängern benutzt und entstand zunächst durch das Gehen selbst. Die Begleitung Gemäß dem jüdischen Gesetzeswerk Mischna gilt die Begleitung des Leichenzuges als fromme Handlung, an der sich etwa im 15. Jahrhundert die ganze jüdische Gemeinde zu beteiligen hatte. Während dieser Begleitung hatte die Arbeit zu ruhen. In manchen fränkischen Dörfern bildete noch 1940 mindestens eine Person aus jedem Haushalt das Geleit.272 Wenn der Sarg getragen wurde, so war dies Sache der aktiven Mitglieder der Chewra Kadischa und galt als Liebesdienst an den Verstorbenen. Die Träger, schwarz bzw. dunkel und mit Hut bekleidet, trugen die Bahre im 19. Jahrhundert nicht mehr wie ursprünglich auf den Schultern, sondern niedrig in den Händen. An vereinbarten Stellen entlang des Wegs standen weitere Träger zur Ablösung bereit.273 Der Leichenzug war streng geregelt. In vielen Ortschaften wurde er vom Großteil der Gemeindemitglieder nur bis zum Ortsausgang begleitet, so in Urspringen Anfang des 20. Jahrhunderts.274 Die Gründe hierfür sind ungeklärt. Auch im unterfränkischen Gaukönigshofen war dies 1840 so geregelt; der Weg zum zuständigen Bezirksfriedhof Allersheim, auf dem von 1665 bis 1926 Begräbnisse stattfanden,275 war insgesamt acht Kilometer lang, wobei erst seine letzte Etappe in Allersheim selbst Judenweg genannt wurde.276 Auch im badischen Nonnenweier trug man den Sarg Anfang des 20. Jahrhunderts bis ans Ortsende zu einem Birnbaum und sprach dort Gebete. Danach brachte ein Christ den Leichnam mit seinem Pferdefuhrwerk zum Friedhof nach Schmieheim.277 Traditionell war es üblich, dass der Leiche niemand vorangehen sollte; mit einigen Schritten Entfernung folgten Witwe bzw. Witwer, danach die
272 Vgl. Bialoblocki, 1929, 380f; Caro, 1840, 184; Stern, 1874, 70f; Rabbinowicz, 1889, 49; bei zu großem geschäftlichen Verlust kann, lt. Schröder, 1851, 559f, die Begleitung auf vier Ellen verkürzt werden; Simonsohn, 1967 439; Perles, 1861, 379; Anton [1772 zum Christentum konvertiert], 1751, 90; Wittenberg, 1987, 105. 273 Vgl. de Vries, 1981, 276; Perles, 1861, 380; Schröder, 1851, 560; Rothschild, 1911, 33; Bodenschatz, 1749, IV/172; Soetendorp, 1963, 77; Bialoblocki, 1929, 381. 274 Vgl. Korr. Georg Schnabel, Laudenbach, 2.11.1999. 275 Vgl. Braun, 1994, 103f; BayFlNA, FlNS Allersheim, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1926) 40. Sein Einzugsgebiet umfasste über 20 Orte, darunter Aub, Dittigheim, Grünsfeld, Heidingsfeld und Höchberg, vgl. Trüger, 1998a, 12; Hahn, 1988, 354; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 117; Michel, 1988, 226 u. Anm. 225; Weiss, 1981, 575; Ophir, 1972, 463f; Sporck-Pfitzer, 1988, 51. 276 Vgl. Michel, 1988, 226, Anm. 225; Korr. Vg. Giebelstadt, 7.1.1992. 277 Vgl. Labsch-Benz, 1981, 112.
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Verwandten.278 1839 wurde eine „Leichenbegängnisordnung für die israelitischen Cultusgemeinden des Untermain-Kreises“ konzipiert, die im Staatsarchiv Würzburg in Form eines Entwurfes erhalten blieb und offensichtlich Eingang in die Urspringer Bestattungsordnung fand.279 Inwieweit diese Ordnung darüber hinaus bekannt und gültig war, ist nicht ersichtlich. Sie bestimmte, dass die Lewaje vom Rabbiner geleitet und beaufsichtigt werde. „Sämmtliche sowohl verehelichte als auch unverehelichte männlichen Individuen, welche nicht weniger als 20 oder mehr als 60 Jahre alt sind, sind schuldig, nach der festzusetzenden Reihenfolge die Leiche zu begleiten resp. zu tragen.“ Es war möglich, dass „mehrere wenig zahlreiche Gemeinden [...] zu diesem Behufe vereinigt werden“. Wenn der Leichenacker nah war, wurde der Sarg getragen, bei zu großer Entfernung gefahren. „Im letztgedachten Falle können auch die Leichen bis zum Ort hinausgetragen und dort erst auf einen bereitstehenden Wagen gelegt werden.“280 So wurde es auch in Wenkheim praktiziert.281 In Oberaltertheim hielt der Vorbeter, bevor sich der Zug in Bewegung setzte, eine Ansprache auf den bzw. die Verstorbene/n.282 Wenn die Leiche getragen werde, so jener Entwurf weiter, müssen vor Beginn des Leichenzuges wenigstens zwölf Sargträger bestimmt werden, „nemlich 6 Personen zum Tragen und 6 zur Abwechslung. Der Sarg muß auf einer ordentlichen schwarz angestrichenen Bahre liegen und mit einem geeigneten schwarzen Tuche bedeckt sein. [...] Wo die Leichen zum Begräbnisplatze gefahren werden, müssen jedesmal 10 Personen solche begleiten.“ Man habe neben oder paarweise hinter dem Wagen zu gehen. Wer aber ohne vollgültige Entschuldigung fehle, trage die Kosten seiner Ersatzperson und eine Geldstrafe von einem bis fünf fl.283 An diese Begleitpflicht schien man sich 1864 in Urspringen offenbar nicht gehalten zu haben, dort fungierten seit etwa 20 Jahren höchstens sechs oft sehr junge Männer als Begleitung. Meist würden ab dem Laudenbacher Friedhofseingang die Laudenbacher Juden mithelfen, doch seien acht sich abwechselnde Personen erforderlich. In Karbach hingegen, wo es zum Friedhof 500 Meter zu gehen waren, wurden die Leichen von fast allen Juden des Ortes begleitet, sodass im gleichen Jahr „ein Mangel an Leuten zur Ver278 Vgl. Perles, 1861, 379; Bialoblocki, 1929, 380. Die Sitte, für die Lewaje Klagefrauen zu mieten, erhielt sich lt. Olschwanger, 1916, 49f bei den Juden in Polen bis mindest. 1916. Der Autor sowie Bodenschatz, 1749, IV 188, 172f erwähnen den Brauch, den Sarg inmitten der Trauernden zu tragen. Schröder, 1851, 561, weiß von zumind. vier Ellen Abstand hinter Bahre bzw. Sarg. 279 StA Wü, Reg.abg. Nr. 7084 (Verhältnisse der isr. Glaubensgenossen, Begräbnisordnung [um 1839]). Hierfür spricht der Akt Das Verfahren bei Beerdigung von Israeliten zu Urspringen 1865, StA Wü, LRA Mar 2392, der sich u.a. auf ein Gesetz dieses Inhalts vom 22.6.1839 bezieht. 280 StA Wü, Reg.abg. Nr. 7084. 281 Vgl. Weiss, 1992, 112. 282 Vgl. Stäblein, 1968, 207. 283 Vgl. Weiss, 1992, 112.
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schoffung der Verstorbenen in das Grab nicht besteht.“284 „Behufs der Beerdigung einer Homburger Leiche“ jedoch verpflichten sich die Homburger gemäß der für Karbach geltenden Leichenordnung vom 8.2.1852, „[...] wenigstens vier Mann aus Homburg mit hierher zu bringen.“285 Der Trauerzug war laut Entwurf von 1839 wie folgt zu organisieren: Wenn die Leidtragenden die Leiche begleiten, so folgen sie unmittelbar hinter dem Sarge; sie dürfen aber niemals unanständig gekleidet sein. Nach diesen geht der Rabbiner oder der ihn vertretende Vorsänger im Ornate. Hierauf schließen sich diejenigen Personen, welche freiwillig die Leiche begleiten, paarweise dem Zuge an. Diese aber, so wie die bestimmten Träger oder Begleiter müssen durchaus anständig gekleidet seyn, das Haupt mit einem Hute bedekt haben und keiner darf Stock, Tabakpfeife und dgl. bei sich haben. Auch dürfen Personen, welche die Leiche begleiten wollen, keineswegs haufenweise auf offener Straße das Ankommen des Zuges erwarten, um dort sich ihm anzuschließen; vielmehr müssen sie vom Sterbhause an dem Zuge folgen.286
Dass man auf die „anständige“ Bekleidung Wert legte, schien nicht grundlos zu sein, offenbar gab es Anlass zu Beanstandungen. Auch im Marktheidenfelder Beerdigungsstatut vom 5.6.1910 heißt es ausdrücklich: Bei einem Leichenbegängnis müssen die Leichenträger mit dunklem Anzug & Cylinderhute bekleidet sein. In der selben Kleidung müssen die übrigen Gemeindemitglieder der Leiche die letzte Ehre erweisen. Niemand darf im hellen Anzuge & ohne Hutbedeckung der Leiche nachgehen. Zuwiderhandelnde werden von der Begleitung vom Cultusvorstand zurückgewiesen. Nur Schulkinder, die zu zweien hinter den Leidtragenden & und vor dem Lehrer zu gehen haben, dürfen mit Mützen bekleidet sein.287
Die Marktheidenfelder Ordnung forderte auch, genaue Listen über die Leichenbegleitung zu führen. „Leichen im Alter von über 13 Jahren müssen von vier Gemeindemitgliedern begleitet werden, nach der Reihe wie sie im Leichenbegleitungsregister aufgezeichnet sind.“ Jedes Mitglied über 18 Jahre war begleitungspflichtig, bei Abwesenheit bestand Nachholpflicht, ansonsten eine Strafe von bis zu vier Mark. Auch mussten die Leichenbegleiter „vom Orte Marktheidenfeld aus die Leiche begleiten. Wer sich unterwegs dem Leichenzug anschließt wird bis zu Mk 2.- gestraft.“288 Derartige strenge Regelungen schienen keine Seltenheit zu sein und spiegeln die Bedeutung der Lewaje. Auch im „Register über Begleitung von Leichen
284 StA Wü, LRA Mar 2392. 285 StA Wü, LRA Mar 2936 (1852). Die revidierten Statuten des Bezirksfriedhofs im ufr. Kleinbardorf v. 2.12.1766, §10, forderten die Begleitung der Leiche von nur zwei Erwachsenen. Diese müssten geeignet sein, dem Totengräber zu helfen, vgl. Cohen [Hg.], 1997, 974, Dok. 18:3. 286 StA Wü, Reg.abg. Nr. 7084. 287 StA Wü, LRA Mar 2307. 288 StA Wü, LRA Mar 2307.
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nach Georgensgmünd“ der Jüdischen Gemeinde Windsbach289 verrät die häufige Phrase „zur Leichenbegleitung waren abgeordnet“ den Pflichtcharakter dieses Dienstes. Nach Möglichkeit zog man an einer Synagoge vorbei – hier wurde vor verschlossenen Türen Abschied von dem verstorbenen Gemeindemitglied genommen. Nur (Ober)Rabbiner trug man in das Innere der Synagoge, bei führenden Gemeindemitgliedern wurden die Türen geöffnet, damit die brennenden Lichter zu sehen waren.290 Es wird deutlich, dass sich in der Regel ein längerer Leichenzug formierte, der allein schon durch die Begleitordnung bedingt war. Um so mehr galt dies wohl bei einer angesehenen Persönlichkeit: Als 1882 der Wallersteiner Distriktsrabbiner David Weiskopf in Kleinerdlingen starb, folgten „Die sämtlichen Mitglieder der Gemeinden von Nördlingen und Kleinerdlingen [...] dem Verewigten bis zu dem 1½ Stunden entfernten Friedhofe in Wallerstein, wo weit vor dem Orte die wenigen noch daselbst wohnenden Israeliten sich dem Trauerzug anschlossen.“ Da die Trauernden aus den übrigen zum Rabbinatsbezirk gehörenden Ortschaften vor Schabbateingang den weiten Rückweg nicht mehr rechtzeitig geschafft hätten, war es ihnen „nicht vergönnt, ihrem verewigten, vielgeliebten Lehrer und Rabbiner die letzte Ehre zu erweisen.“291 Für verstorbene Kinder über drei Jahre galt zum Teil das gleiche Zeremoniell wie bei Erwachsenen. Sie wurden je nach Alter in einer Tragbahre, einem leichten Sarg oder schlicht auf den Armen zum Friedhof gebracht; als Begleitung fungierten, wenn nicht die Gemeinde selbst, so zwei Männer und eine Frau.292 In Altertheim trug Anfang des 20. Jahrhunderts ein kräftiger christlicher Bürger die verstorbenen Kleinkinder in einer „Körtze“ (hölzerner Rucksack) zum Friedhof nach Wenkheim. „Dieser Mann konnte gehen wie er wollte, auch Feldwege und Pfade, er musste nur im Friedhof ankommen.“293 In Marktheidenfeld wurden laut Satzung von 1910 die Leichen von Kindern unter 13 Jahre von zwei Mitgliedern begleitet.294 Wer dem Leichenzug unterwegs begegnete, hatte sich nach traditioneller Vorschrift zu erheben, in das Klagen mit einzustimmen und sich, ohne je289 StA N, FR 39, Bündel 69 Windsbach Nr. 7 (Register über Begleitung von Leichen nach Georgensgmünd 1898–1938 der Jüdischen Gemeinde in Windsbach), 4. 290 Vgl. de Vries, 1981, 277; Soetendorp, 1963, 78. 291 Zit.n. Jacoby, 1994, 188. Samuel Spiro: Jugenderinnerungen aus hessischen Judengemeinden. Ms. undatiert, 45 , in: Richarz [Hg], 1979, 137–154, hier 143, erinnert sich, dass in seiner hessischen Heimatgemeinde Schlenklengsfeld um 1900 bei Todesfällen in allen jüd. Häusern Trauer herrschte. Am Beerdigungstag seien alle Händler zur Lewaje nach Hause gereist. 292 Vgl. Bender, 1895, VII 268; Perles, 1861, 379f; Bialoblocki, 1929, 381; Kirchner, 1734, 224 Anm. a; Anton, 1751, 91. 293 Lt. Auskunft älterer Leute, vgl. Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999. 294 StA Wü, LRA Mar 2307. In Königsberg/Pr. war 1779 bei Kindern über zwei Jahre eine Abordnung von mind. sechs Männern verpflichtet, vgl. Vogelstein, 1904, Anlage II, S. XXXVIII.
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manden zu grüßen, dem Zug anzuschließen. Diese Begleitung war Pflicht und erstreckte sich meist auf vier Ellen (etwa 2,2 Meter), hatte somit symbolischen Charakter. Eine Alternative war mancherorts auch, zumindest für wenige Minuten die Arbeit zu unterbrechen und den 91. Psalm teilweise oder ganz zu beten oder „Geh hin in Frieden“ zu sprechen. Sogar während des Studiums der Tora ist die Aufmerksamkeit kurz zu unterbrechen, nicht aber wenn eine tote Frau oder ein totes Kind vorbei getragen wird. In manchen Regionen lud ein Mitglied der Chewra Kadischa die Trauernden während des Zuges mit einer Sammelbüchse zum Spenden ein. Beim Gehen herrschte allgemein Schweigen, mit Ausnahme der Gebete und des Lobes auf den Toten bzw. die Tote.295 Ab dem frühen 20. Jahrhundert ist zunehmend das Aufbrechen der konfessionellen Trennung zu beobachten. Immer mehr Christen nahmen an jüdischen Beerdigungen teil, etwa wenn ein Nachbar, Bekannter oder eine Freundin gestorben war, so in Wenkheim296 oder auch 1920/30 in einem Ort am Rande der schwäbischen Alb (vermutlich Altengronau).297 Im unterfränkischen Niederwerrn begleitete der evangelische Pfarrer die Verstorbenen feierlich aus dem Dorf, allerdings gegen eine entsprechende Gebühr.298 In Württemberg sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Christen je nach Entfernung des Friedhofs bis zum Ortsrand mitgezogen oder bis zu einer bestimmten Weggabelung, zum nächsten fließenden Wasser, zum Friedhofstor oder vielerorts auch bis in den Friedhof. Bei christlichen Beerdigungen seien Juden auch mitgegangen. Dieser letzte Gang war eine Pflicht, deren Verletzung als Missachtung angesehen wurde, auch noch nach 1933.299 295 Vgl. Kashami, Art. Burial, 1971/72, 1518; Ganzfried, 1988, 1056, Nr. 198 §8, §9; Perles, 1861, 379; Rabbinowicz, 1889, 49; de Vries, 1981, 277f; Soetendorp, 1963, 77; Olschwanger, 1916, 49f; Anton, 1751, 90; Bialoblocki, 1929, 381; Simonsohn, 1967, 439; Rothschild, 1911, 34; Caro, 1840, 185; Schröder, 1851, 560. 296 Vgl. Weiss, 1992, 112. 297 Vgl. Dessauer, 1962, 167. 298 Vgl. Debler, 1986, 497. 299 Vgl. Jeggle, 1969, 284, 286. Bruno Stern, 1968, 125f, beschreibt eine Lewaje im württemberg. Niederstetten wie folgt: Den Anfang des Zuges bildete ein „mit zwei Pferden bespannter städtischer Leichenwagen, dem ging der Polizeidiener in Sonntagsuniform voran. [...] Die Trauergemeinde stand in einem großen Halbkreis um den Hauseingang. Sechs Männer der Gemeinde trugen dann den Sarg zum Leichenwagen. Alle Anwesenden waren in Schwarz. Hinter dem Wagen stand der Lehrer in vollem Talar. Hinter ihm kamen zuerst die männlichen Leidtragenden, dann die Männer, darauf die weiblichen Leidtragenden und schließlich die Frauen. [...] Der jüdische Friedhof lag hoch oben auf dem Berg in der Nähe des Eulhofes. Wo auch immer der Zug herkam, er mußte die Lange Straße, die sehr steil war, hinaufziehen. Das Bahnwärterhaus am Tunnel war das letzte Haus in der Stadt, an welchem der Zug vorüberkam. Für diejenigen, denen der noch weite Weg zum Friedhof zu beschwerlich war, standen hier einige mit Pferden bespannte Kutschen (die von der Trauerfamilie bestellt und bezahlt wurden). [...] Kurze Zeit später schlugen manche einen Feldweg nach dem Friedhof zu ein, weil dieser Weg viel näher war. Aber es schritt doch stets eine sehr große Zahl auf dem ganzen Weg hinter dem Leichenwagen drein.“ Daniel Stauben, 1986, 68f, schildert ein Begräbnis im elsässischen Wintzenheim 1860: „[...] Vier Männer aus einer örtlichen Religionsgemeinschaft, die durch das Los ermittelt worden waren und
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Die Absonderung der Frauen Frauen spielten bei Begräbnissen kaum eine Rolle. In jenem Entwurf einer Leichenbegängnisordnung für die israelitischen Cultusgemeinden des Untermain-Kreises von etwa 1839 sind nur „Sämmtliche sowohl verehelichte als auch unverehelichte männliche Individuen“ schuldig, die Leiche zu begleiten und zu tragen.300 Auch in Wenkheim und Karbach seien die Frauen normalerweise nicht mit in den Friedhof gegangen.301 Interessanterweise gab es bei einigen Gemeinden einen bestimmten landschaftlichen Punkt, an dem die Frauen, die an der Lewaje ein Stück weit teilgenommen hatten, gemeinsam umkehrten. Im ehemaligen Waldsassengau waren dies ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Lohr der Judenbrunnen,302 in Stetten und Thüngen die Fähranlegestelle bzw. Brücke am Main,303 in Karbach die Brücke am Ortsausgang,304 in Unteraltertheim die Schranke an der Straße nach Wenkheim. Hier mussten auch die Christen die Lewaje verlassen.305 Ebenso kehrten noch Anfang des 20. Jahrhunderts in einigen württembergischen Orten die Frauen, gleich den Christen, an der Schabbatschranke bzw. dem Dorfende um.306 Im elsässischen Wintzenheim begleiteten bei einem von Stauben beschriebenen Begräbnis um 1860 die Mutter des Verstorbenen und ihre beiden Töchter den Leichnam „lediglich bis zur Tür.“307 In Zeltingen-Rachtig und Kobern, beide in Rheinland-Pfalz, gingen die Frauen in der Weimarer Zeit nur bis zum Bach bzw. Ortsausgang mit und kehrten dann mit den Frauen der Trauerfamilie zurück, um diese in ihrem Haus zu trösten. Borut vermutet darin einen Brauch, für welchen er jedoch keinen Nachweis fand.308 Im Allgemeinen war vom 18. bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beim Begräbnis eines Mannes die Begleitung von Frauen in den meisten deutschen Gemeinden untersagt.309 Laut Schulchan Aruch (hebr. als einzigen Schmuck runde Hüte aufhatten, trugen den ungehobelten, weißen, mit einem schwarzen Tuch bedeckten Sarg auf ihren Schultern. Unmittelbar hinter dem Sarg ging der Vater des Verstorbenen.“ In Werktagskleidern folgten fast alle Juden von Wintzenheim, wobei man sich weder an eine bestimmte Ordnung noch Rangfolge hielt. „Da der Friedhof sich am anderen Ende des Ortes befindet, durchquerte man den Ort in seiner ganzen Länge. Die Menschen auf der Straße blieben schweigend und ehrerbietig stehen.“ 300 StA Wü, Reg.abg. Nr. 7084. 301 Vgl. Weiss, 1992, 112; Korr. Nomy Lawie, Mischmar Haschiwa, Israel, 1.11.1999. 302 Mündl. Auskunft (Aichacher Heimatpflegerin) Maria Kern, ca. 1992/93. 303 Vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992. 304 Vgl. Gespräch mit Josef Laudenbacher, Karbach, 20.10.1999; Hasenfuß, 1975a, 152. 305 „Laut mehrerer alter Leute zu Altertheim“, vgl. Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999. 306 Vgl. Jeggle, 1969, 284. 307 Vgl. Stauben, 1986, 69. 308 Vgl. Gessinger, 1984, 35; Borut, 1997, 243 und Anm. 29. 309 Vgl. Schröder, 1851, 560, der sich v.a. auf die Wochenschrift Der Jude, Leipzig 1768, stützt; Olschwanger, 1916, 49; Bialoblocki, 1929, 381; Kirchner, 1734, 217 Anm. b).
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„gedeckter Tisch“), der Mitte des 16. Jahrhunderts für den Alltagsgebrauch zusammengestellten Kurzfassung der religiösen Vorschriften, dürfen Frauen nicht auf den Friedhof – wo es allerdings Brauch sei, dass die Frauen bei der Lewaje vor oder hinter dem Sarg gehen, solle man es dabei belassen.310 Bodenschatz schreibt 1749 in seiner Kirchlichen Verfassung der heutigen Juden, dass die Frauen, falls sie den Zug begleiteten, von den Männern abgesondert gingen, meist hinter diesen, da ihre Anwesenheit und auch ihr heftiges Klagen angeblich die religiöse Andacht der männlichen Trauernden verwirrte.311 Laut Schulchan Aruch müsse man auch aktuell (1988) „sehr darauf achten, dass sich nicht die Frauen bei den Männern sehen lassen, wenn sie auf den Beerdigungsplatz gehen, und um so mehr bei ihrer Rückkehr, weil dies [...] Gefahr bringen könnte.“312 Worin aber liegt das wirkliche Motiv für das Verbot, als Frau an der Lewaje vollständig teilzunehmen und einen Friedhof zu betreten? Ist es tatsächlich die Befürchtung, dass eine der Frauen ihre Menstruation haben und damit als kultisch „unrein“ gelten könnte, wie der Enkel eines ehemaligen Karbachers vermutet? Blieben die Frauen deshalb vereint zurück, wie damals in Karbach, um nicht zu erkennen zu geben, welche Frau gerade „unrein“ sei?313 Wenn dies so war, galten offensichtlich alle Frauen gemeinsam als „unrein“. Weshalb war eine Unterscheidung nach „rein“ oder „unrein“, wie sie im Alltag sehr konkret getroffen wurde, auf dem Weg zum Friedhof und dort selbst nicht möglich? Wie handhabte man dieses Verbot bei der Beerdigung einer Frau? War sie als Tote doppelt „unrein“? Gab es deshalb in manchen Orten eine weibliche Chewra Kadischa?314 Oder haben sich hier andere Gründe für die Furcht vor der Frau, insbesondere der menstruierenden Frau erhalten? Die angebliche Unreinheit der Frau wurde und wird von männlicher Seite konstruiert und beschränkt bewusst die Handlungs- und Bewegungsfreiheit der Frauen. Das Menstruationsblut werde laut dem Talmudtraktat über die Unreinheit als angeblich totes Gewebe abgestoßen, deshalb verunreinige die Menstruation so intensiv wie dies sonst nur ein Leichnam vermag und gerate damit von ihrer Wirkungskraft her in die Nähe des Todes.315 Aus diesem Grunde wurden menstruierende Frauen tabuisiert und bereits der flüchtige Kontakt mit ihnen un-
310 Vgl. Caro, 1840, 188. 311 Vgl. Bodenschatz, 1749, IV 172f; Bialoblocki, 1929, 381; Kirchner, 1734, 217 Anm. b). 312 Vgl. Ganzfried, 1988, 1056, Nr. 198 §10, vgl. auch Nr. 153 „Vorschriften für eine Abgesonderte“. 313 So vermutet Giora Bernai, Kfar Jedidja, Israel, fernmündl. Auskunft, 8.2.2000, dessen Großvater 1909/10 aus Karbach ausgewandert ist. 314 In Wien genannt Naschim Zadkanijot (fromme Frauen), vgl. Wolf, 1879, 1, 2 Anm. 5. 315 Vgl. Rheinz, 1998, 134.
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ter großen Anstrengungen vermieden. Allein durch den Blick einer menstruierenden Frau sei angeblich die ganze Atmosphäre verunreinigt.316 Dies zeigt, dass man dem Menstruationsblut und damit der Frau an sich eine ungeheuere und auch magische317 Macht zuschrieb, vor der man(n) sich nicht wenig fürchtete. In den Trauervorschriften der Dreigemeinde Altona, Hamburg und Wandsbek von 1724 kommt eben diese Angst zum Tragen, wenn man(n) den Frauen generell die Beteiligung an der Lewaje verbot. Sie sollten entweder „ganz weit abgehen von die Leut’ zu der hinteren Tür des Friedhofes“ (Altona und Wandsbek) oder mit ihren Kutschen später folgen (Hamburg), „Weil bekannt ist, welche Gefahr daraus entsteht, daß Frauen gehen eine Leiche begleiten und meinen, daß sie tun große mizwa (religiöse Pflicht) [...]“, denn wie es weiter heißt, „[...] sie weißen nit, daß sie seien Blutvergießer gleich Mörder [...].“318 Die Frau, der jene Talmudgelehrten nichts Geringeres als ihr Leben verdanken, wird einem Mörder gleichgestellt – zumindest in jenen zwei Wochen jeden Monats, in welchen sie als „unrein“ definiert wird. Trachtenberg berichtet unter anderem aus Worms, wo die Frauen getrennt an der Lewaje teilnahmen, dass die Männer ihre Gesichter zur Wand drehten, wenn die Frauen vorbei nach Hause gingen, denn die Geister legten eine besondere Vorliebe für Frauen an den Tag. Der Todesengel und Satan würden vor ihnen tanzen. Dies wurde besonders bei der Rückkehr vom Friedhof beachtet.319 Noch 1840 mussten die Frauen der jüdischen Gemeinde in Worms anständig gekleidet und paarweise hinter den Männern gehen, immerhin ist ihnen gestattet, jede Leiche zu begleiten.320 Von hier ist es freilich eine lange Entwicklung und ein weiter Weg bis zu den Bestimmungen 1861 in Leipzig: Die Statuten des dortigen Israelitischen Frauenvereins wiesen die Frauen an, „der Leiche in einem Wagen das Geleite zu geben“ und ihr auf dem Gottesacker den letzten Liebesdienst zu erweisen.321 Inwieweit dies eine regionale Ausnahme oder eine Öffnung innerhalb der Vorschriften hinsichtlich der Beteiligung von Frauen an den Beerdigungen im Laufe der Jahrhunderte darstellt, bleibt offen. Insgesamt jedoch lässt sich daraus ableiten, dass die Wege zum Friedhof, die oft als Judenwege bezeichnet worden sind, allem Anschein nach nicht von Frauen betreten wurden.
316 Vgl. Trachtenberg, 1987,185. 317 Vgl. Blau, 1970, 77. 318 Vgl. Grunwald, 1911, 126 Nr. 34 (Aus dem Archiv der Hamburger deutsch-israelitischen Gemeinde. Original judendeutsch). Diese Regeln galten unter Androhung einer Geldstrafe von zwei Talern und der Ausrufung als „chazufa (Freche)“ bei Zuwiderhandlung. 319 Vgl. Trachtenberg, 1987, 178. 320 Vgl. Rothschild, 1911, 33. 321 Frdl. Hinweis Dr. Ben Baader, Dalhousie University, USA, Telefonat, 24.5.2004, zit.n. Baader, 2006, 338, die sich auf CAHJP, Community Collection, Leipzig, D/Le1, folder 1 stützt.
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Wasser, Taschlich und die dörfliche Erinnerung Bei der näheren Betrachtung der Lewaje wurden darüber hinaus zwei Besonderheiten deutlich: Zum einen zeigt sich, dass spezifische geographische Bezugspunkte existierten, die den Ort, an dem die Begleitung der Frauen an der Lewaje endete, definierten. Dies waren entweder das Ortsende oder spezielle Schranken, ein markanter Baum oder eine Brücke bzw. Wasser in Form von Bächen, Flüssen oder Brunnen. Zum anderen erwies sich besonders Wasser in jeder Form als bedeutsamer landschaftlicher Punkt auf dem Weg zum Friedhof. Die nichtjüdische Umgebung wusste diesen Umstand auf eigene Weise zu deuten. Was den Oberaltertheimer Judenweg betrifft, so hatte er laut Gemeinde angeblich auch deswegen eine besondere Bedeutung als Weg des Totentransports, da er „so verläuft, daß er kein Gewässer von Oberaltertheim bis Wenkheim überqueren mußte.“322 Im rheinland-pfälzischen Zeltingen-Rachtig galt das Gegenteil: Hier schien es notwendig, dass die Toten auf ihrem letzten Weg einen Bach überquerten.323 Was nun die religiös definierte Unreinheit anbelangt, die durch die Berührung, ja bisweilen allein durch den Anblick der Toten verursacht wird, hatte das Wasser offenbar reinigende Wirkung. Denn der Bach oder Brunnen, an dem die allgemeine Lewaje endete, bzw. vorbeiführte, ermöglichte es, sich die Hände zu waschen. In Wenkheim etwa sei es „üblich gewesen, so wird erzählt, dass die meisten Juden nur bis zum Ende des Dorfes mitgezogen seien und dann im Mühlkanal ihre Hände gewaschen hätten. Später habe eine Schüssel mit Wasser für die Handwaschung am Ortsrand gestanden.“324 Auch die Lohrer Juden pflegten ihre Toten auf dem Weg zum Laudenbacher Friedhof bis zum Judenbrünnlein an der Straße nach Steinbach zu begleiten und sich darin die Hände zu waschen.325 Ebenso ist am gegenüberliegenden Mainufer, auf dem benachbarten ehemals Hochstift Würzburgischen Gebiet von Sendelbach ein Judenbrunnen belegt.326 Bis zu diesem Punkt begleiteten, Schwierz zufolge, die Lohrer Juden ebenfalls ihre Toten auf dem Weg nach Laudenbach und wuschen sich dort die Hände.327 Im unterfränkischen Hüttenheim hielt der Leichenzug zu diesem Zweck am See an. Ein Teil der Leute kehrte daraufhin wieder ins Dorf zurück.328 Es ist zu vermuten, dass der Flurname bei der Juden(Toten)quelle im unterfränkischen Schnackenwerth ebenfalls auf diesen Brauch zurück zu führen
322 Vgl. Korr. Gde. Altertheim, 6.9.1993. 323 Vgl. Gessinger, 1984, 35. 324 Vgl. Weiss, 1992, 112. 325 Vgl. Schönmüller, 1957, 11/3. 326 BayFlNA, FlNS Sendelbach a. Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8, 16: auch Wasch- oder Judenbrunnen genannt; vgl. Störmer, 1962, Karte 2. 327 Vgl. Schwierz, 1992, 94. 328 Vgl. Mägerlein, 1969, 166.
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ist.329 Mancherorts war die Reinigung der Hände insbesondere nach dem Beerdigen Usus. Polnische Juden schienen zumindest Ende des 19. Jahrhunderts verpflichtet, sich am ersten Brunnen, den sie nach Verlassen des Friedhofs erreichten, die Hände zu waschen. Dieser Brauch, so Trachtenberg, erregte im Mittelalter bei einigen Christen den Verdacht der Zauberei und führte teils zu pogromähnlichen Szenen.330 Aber noch ein anderer Aspekt der Reinigung scheint hier wesentlich zu sein: Wie von Karbach berichtet wird, kauerten zumindest 1865 mehrere jüdische Frauen während der Beerdigung an der Brücke über den Karbach bzw. Brückenbach. Sie saßen mit dem Rücken zum Wasser und warfen mit der Rechten kleine Steinchen als Symbol für die Sünden hinter sich ins Wasser. Dies wurde von einer älteren Karbacherin als ‚Beichten‘ bezeichnet.331 Diese Art der seelischen Reinigung erinnert an den Brauch des sogenannten Taschlichmachens. Taschlich (hebr. $ylXt „du sollst werfen“) bedeutet das symbolische und rituelle Wegwerfen der Sünden an Rosch Haschana (Neujahr),332 von Bodenschatz 1749 folgendermaßen beschrieben: Wenn dieses [erg.: das Minchagebet, die Verf.] vorbey, so gehen sie aus der Synagog heraus zu einen fliesenden Wasser oder Brunnen, (am liebsten aber zu einen Wasser auser der Stadt, oder zu einen solchen Wasser, in welchem Fische sind) nehmen darauf ihre Kleider unten am Saum, und schütteln sie über das Wasser, ihre Sünden dadurch abzuschütteln, sagen auch dabey diejenigen Verse [...] Solches Schütteln nennen daher die Deutschen Juden $ylXt (Taschlich) [...] Taschlichmachen [...].333
Gemäß der traditionellen religiösen Vorschrift, nach welcher man bei der Rückkehr vom Begräbnis Gras abzureißen und hinter sich zu werfen pflegt, versinnbildlicht diese Gestik allerdings die Wiederbelebung der Toten. Das Händewaschen, das nicht am Fluss, sondern in einem Gefäß geschehen soll, diene dazu, die Unreinheit der Leiche aufzuheben.334 In der baden-württem329 BayFlNA, FlNS Schnackenwerth, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1931) 74. 330 Vgl. Lew, 1902, 406. Inwieweit Vorstellungen eines Todesengels existierten, wie sie Stauben für Wintzenheim (Elsass) beschreibt, ist offen. Dort wurde bei der Lewaje aus jedem jüd. Haus am Wege abgestandenes Wasser auf das Pflaster gegossen. Dieses war zweifach entweiht, sowohl durch den vorbeigetragenen Leichnam als auch durch die Bluttropfen, die das Schwert des Todesengels hinterlassen haben konnte, vgl. Stauben, 1986, 69; Trachtenberg, 1987, 2. 331 Vgl. Hasenfuß, 1975a, 152; Gespräch mit einer Ortsbürgerin aus Karbach, 20.10.1999. 332 Vgl. Buxtorf, 1603, 504. 333 Vgl. Bodenschatz, 1749, II 195. Inwieweit ein Bezug zu älterem jüd. Zauberwesen besteht, wie es Blau, 1898, 64, 73, 64 Anm. 2. schildert, bleibt offen. Fest steht die ebd. zitierte frappante Ähnlichkeit des Taschlich mit einem Übertragungszauber gegen tägliches Fieber aus den „abergläubischen Sitten“ der Urbewohner Palästinas, zit. aus Tosifta Sabbath c.VI–VII, und die Varianten, welche der babylonische Talmud Sabbath 67b bietet: Man nehme „einen neuen irdenen Krug und gehe zum Fluss und spreche zu ihm „Fluss! Fluss! leihe mir einen Krug Wasser für den Gast, der bei mir eingetroffen.“ Man wende dann den Krug sieben Mal um’s Haupt herum und giesse ihn rückwärts aus und spreche: „Fluss! Fluss! nimm das Wasser, das du mir gegeben, denn der Gast, den ich bekommen, ist am selben Tage, wo er gekommen, auch von dannen gegangen.“ 334 Vgl. Ganzfried, 1988, 1061f, Nr. 199 §10.
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bergischen Gemeinde Randegg ging man um 1900 an Rosch Haschana zum Taschlich machen an die ‚Bachbruck‘, um die Sünden gleichsam ins fließende Wasser zu werfen und um Entsühnung zu beten.335 Auch die Frauen der jüdischen Gemeinde im unterfränkischen Gemünden a. Main hätten, da sie die Friedhöfe auch im 20. Jahrhundert nicht betreten durften, den Leichenzug bereits an der Mühltorstraße verlassen und kleine Steine hinter sich geworfen.336 Bei Beerdigungszügen im Württemberg des frühen 20. Jahrhunderts drehten sich die Frauen am Ortsrand um, bückten sich dreimal und warfen drei Steinchen hinter sich.337 Hier spielte das Wasser keine Rolle, ebenso wenig bei der auf mündlichen Aussagen basierenden Schilderung aus Altenmuhr. Dort habe man den Sarg mit einem Leichenwagen zum Friedhof nach Bechhofen, bzw. ab etwa 1900 nach Gunzenhausen gefahren. Die Altenmuhrer Juden folgten dem Leichenzug ein Stück und warfen dann Steine hinter sich. Dieses Ritual hätten sie mit „Sprüchen“ begleitet338 – offenbar also mit hebräischen Gebeten, die die christlichen DorfbewohnerInnen nicht zu deuten wussten. Als verzerrte Wahrnehmung oder Überlieferung muss es möglicherweise gewertet werden, wenn laut einer mündlichen Auskunft die jüdischen Frauen von Lohr, die bei der Lewaje bis zum dortigen Judenbrunnen mitgingen, anschließend den Trauerzügen Steine nachgeworfen haben sollen.339 Mit Vorsicht zu genießen sind die Erinnerungen von Gewährsleuten Anfang der 1980er Jahre aus Zeitlofs, Unterfranken. Hier vermischen sich teils exakt beobachtete Details des jüdischen religiösen Brauchtums – etwa der am Ortsrand gespannte Draht als Kennzeichnung des Eruws (s.u.) – mit offensichtlichem Unverständnis, das von vorurteilsbeladenen Interpretationen geprägt ist: Dort heißt es, man habe zur Beerdigung, die in Altengronau stattfand, die Toten nur bis zur Ortsgrenze begleitet, wo ein Draht über den Weg gespannt gewesen sei, hinter dem der „Judenhimmel“ begonnen hätte. Auch Christen hätten die Toten bis dorthin begleitet. Unterwegs hätten die begleitenden Juden Steine hinter sich geworfen und unverständliche Wechselgebete gesprochen. Mit der Geste, Brot und Steine hinter sich zu werfen, habe man die Sünden hinter sich geworfen. Zu diesem Zweck hätten die Toten in ihrem einfachen Sarg Geld, Proviant in Form von Brot und auch ein Säckchen Steine mitbekommen. Habe sich der Eintritt des Todes vor
335 336 337 338 339
Vgl. Moos, 1986, 85. Vgl. Kaiser, 1990, 46. Vgl. Jeggle, 1969, 284. Vgl. Jung, 1988, 196. Mündl. Auskunft, Aichacher Heimatpflegerin Maria Kern, ca. 1992/93.
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dem Schabbat hinausgezögert, sei der Sterbende in den Sarg gelegt und in die Ecke gestellt, manchmal auch „gekrüpst“ (geköpft) worden.340 Die Problematik dieser Darstellung von 1983 wie auch anderer „Erinnerungen“ betrifft den Wahrheitsgehalt, der ihnen trotz dieser zum Teil abstrusen und diskreditierenden Darstellungen innewohnen kann. Nicht selten enthalten derartige Schilderungen Elemente, die realistisch erscheinen und tatsächlich mit vergleichbaren Erinnerungen aus anderen Dörfern übereinstimmen. In der genannten Darstellung besteht möglicherweise der Hinweis auf den erwähnten Brauch, nach der Beerdigung Gras oder Steine hinter sich zu werfen. Dieser besitzt verschiedene Deutungsaspekte und markierte beispielsweise im 12. Jahrhundert (wohl) die Grenze zwischen den Trauernden und dem Tod. Im folgenden Jahrhundert symbolisierte er die Bitte der Seele des Verstorbenen, sich in Frieden vom Leib trennen zu dürfen. Dies sei, so Trachtenberg, übernommenes christliches Brauchtum aus dem mittelalterlichen Deutschland und Frankreich. Dadurch sollten die Geister oder die Seele selbst vertrieben werden, die den Trauernden wieder nach Hause folgen könnten.341 Buxtorf deutete diese Geste 1603 als ein Symbol der Auferstehung.342 Stauben versteht sie als Zeichen der Verzweiflung.343 Der Rückweg Gewöhnlich wurde der meist lange Weg zum Friedhof drei- bis sieben Mal an festgelegten Stellen unterbrochen. Aus ungeklärten Gründen vermied man dies bei der Bestattung einer Frau aus „einer gewissen Scheu“.344 Das Abstellen der Bahre, das Innehalten auf diesem letzten Weg, währenddessen der 90. Psalm vom 17. Vers an und der 91. Psalm gebetet wurden, führt die Mühseligkeit dieser letzten Reise, die Überwindung des irdischen Lebens vor Augen.345
340 Nach „Erinnerungen“ eines Zeitlofers, der auch vom angeblichen Christenblut in Mazzen „berichtet“ – eine der seit dem Mittelalter standardisierten antisemitischen Hetztheorien – wie im selben Organ wenig später der Würzburger Theologe Gotthold Müller klarstellt, vgl. N.N., 1983, 16. 341 Vgl. Trachtenberg, 1987, 178. 342 „Wenn man ihn auß dem Hauß tregt / werffen sie ihm ein Erden topff nach / zeigen darmit an / daß mit ihm alle trawrigkeit auß dem Hauß hinweg und zerbrochen seyn solle. Kehren sich umb / unnd gehen mit grossem heulen und geschrey von Grab wid’ heim / bucket sich ein jetlicher darzwischen dreymal nid’ / reisset graß auß der Erden / wirffts hinder sich uber den Kopff / soll ein zeichen unnd bedeutnuß seyn auff die Aufferstehung der todten / welche widerumb herfürsprossen und blühen werden / wie dz graß / [...].“ zit.n. Buxtorf, 1603, 608. 343 „Die Trauernden kehrten in den Weiler zurück. Zuvor jedoch rissen sie büschelweise wilde Gräser aus, die entlang des Friedhofs wuchsen, und warfen sie, zum Zeichen ihrer Verzweiflung, über ihre Köpfe hinweg hinter sich“, zit.n. Stauben, 1986, 70. 344 Vgl. Bialoblocki, 1929, 380. 345 Vgl. Chill, 1979, 327; Trachtenberg, 1987, 178f; Bodenschatz, 1749, IV 173; Simonsohn, 1967, 441; Schröder, 1851, 561; Rothschild, 1911, 33.
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Auch der Rückweg vom Friedhof, für den mancherorts eine andere Strecke gewählt werden sollte als für den Hinweg, wurde drei bis sieben Mal unterbrochen. Man sprach hier zum Trost und Gedenken an den Toten, oft mit gebeugtem Haupt, die genannten Psalmstellen erneut. Diese Unterbrechungen des Rückwegs dienten im Früh- und Hochmittelalter dazu, die in der damaligen Anschauung existenten Geister abzuschütteln und zu verwirren, damit sie die Lebenden nicht in Todesgefahr brachten. Zur Dämonenabwehr dienten seit der Antike, so Grözinger, auch die genannten Psalmverse, insbesondere der als sogenanntes Schädigerlied bezeichnete 91. Psalm. Abschließend ging man zuweilen mit den Angehörigen zu ihrem Haus und zündete dort das Seelenlicht für ein Jahr an.346 Dass Beerdigungszüge solcherart eigene Wege erforderten, liegt auf der Hand. Nicht nur, dass die Trauergemeinschaft möglichst ungestörte, wenig frequentierte Strecken bevorzugte, was sicherlich für die Judenwege des Waldsassengaus nur partiell zutraf – die Leichenzüge stellten durch ihre Größe und Langsamkeit ohne Zweifel auch ein Hindernis auf den öffentlichen Straßen dar. Wie die kommunalen und staatlichen Behörden dem begegneten, wird in einem folgenden Kapitel thematisiert. Fest steht zumindest, dass die aufgrund des Totentransports so genannten Judenwege ein Pendant zu den zahlreichen besonderen Totenwegen oder Kirchenwegen der christlichen Bevölkerung in Deutschland bildeten, die von den Filialen in das Pfarrdorf führten.347 Solche Totenwege sind beispielsweise für die mittelfränkischen Orte Aberzhausen (Todenweg),348 Stirn (Todtenweg),349 Ottmarsfeld (Todtenleithe),350 Untermainbach (Acker am Leichenweg)351 sowie für Mühlhausen/Weser überliefert.352 Teilweise, und hierfür sind bislang keine Gründe bekannt, mussten diese Wege benutzt werden, selbst wenn ein näherer oder besserer Weg vorhanden war, so etwa in Kärnten 1879.353
346 „Man gehe nicht vom Friedhof den selben Weg heim, den man gekommen ist“, vgl. Wuttke, 1869, 350, zit.n.: Sitte und Brauch, in: Mitteilungen der Ges. für Jüd. Volkskunde I/1 (1898), 104; Lew, 1902, 406; Soetendorp, 1963, 92; Bodenschatz, 1749, IV 175; Caro, 1840, 175; ausführlich: Trachtenberg, 1987, 179, 49; Chill, 1979, 327. Perles, 1861, 394 erwähnt die jeweils zum Beginn und Abschluss der Station gesprochenen Worte „Nehmet Platz, Ihr Edlen! – Erhebet Euch, Ihr Edlen!“; vgl. Grözinger, 1982, 167, frdl. Hinweis Prof. Dr. Karl-Erich Grözinger; Kirchner, 1734, 220; Simonsohn, 1997, 440. 347 Solche Totenwege existierten auch innerhalb eines Pfarrdorfes, vgl. Bohnenberger [Bearb.], 1980, 204; Huber, 1968, 14. 348 StA N, RA Hilpoltstein, Ka.Nr. 5 Aberzhausen (1833), fol. 117’, 8’. 349 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Stirn (1833), fol. 37’. 350 StA N, RA Weißenburg, Ka.Nr. 5 Höttingen (1832), fol. 180b’. 351 StA N, RA Schwabach, Ka.Nr. 5 Walpersdorf (1833), fol. 234’. 352 Vgl. Redelberger, 1938, o.S. 353 Vgl. Sartori, 1910, 145f; Franzisci, 1879, 80.
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Natürlich wurden die Wege zu den jüdischen Friedhöfen des Waldsassengaus mehrmals im Jahr begangen.354 Gräberbesuche fanden meist am ersten Jahrestag des Todes, der sogenannten Jahrzeit statt, sowie im Monat Elul und an den zehn Bußtagen zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur (Versöhnungstag). Dieser häufige, dem Gebet und Gedenken gewidmete Gräberbesuch sollte Trost spenden, vereinzelt suchte man auch die Gräber verehrter Persönlichkeiten auf, um dort Gedenkreden oder Schriftstudien abzuhalten.355 In Karbach allerdings wurde der Friedhof wegen seiner Entfernung zu den anderen jüdischen Gemeinden nur selten, folglich vor allem an Jahrtagen und bestimmten Feiertagen aufgesucht, sonst war er verschlossen. Ab 1912 war zudem eine Gebühr für den Friedhofsbesuch zu entrichten.356 Letztlich hat sich die Mühsal dieser Totentransporte auch in einem Flurnamen erhalten: Der Judenbuckel am westlichen Gemarkungsrand des badischen Ortes Königheim und auch auf benachbarter Eiersheimer Markung bezeichnet einen bestimmten Punkt an einem steilen Weg, der zum jüdischen Friedhof Külsheim führte. Hier hatten, so die „dörfliche Erinnerung“, die trauernden Juden den Leichenwagen mit vereinten Kräften hinauf geschoben.357 Nie aber findet sich der Begriff Judentotenweg, etwa in Abgrenzung zu jenen Judenwegen, die nachweislich nicht zu einem Begräbnisplatz, sondern zu wirtschaftlichen oder anderen Zielorten führten. Stets wird auch hier der einheitliche Begriff Judenweg oder -pfad etc. verwendet. Steine auf dem Weg zum Friedhof (I) Der Transport einer Leiche zum jüdischen Friedhof ist ein steiniger Weg gewesen, eine Angelegenheit, die von verschiedenen Seiten durch enorme Hindernissen erschwert war. Eine Grundlage für diverse Konflikte mit der Obrigkeit war zunächst die bis zur Aufklärung bestehende halachische Vorschrift, den Leichnam noch am Sterbetag vor Sonnenuntergang zu bestatten. Der bzw. die Tote sollte keine Nacht im Haus behalten werden. Ausnahmen waren lediglich an Schabbat, den Festtagen und bei Erwartung der Ankunft naher Verwandter gestattet. Seit etwa 1780, zugleich dem Beginn der jüdischen Emanzipation, wurde diese religiöse Regel besonders von Seiten der aufgeklärten staatlichen Obrigkeit scharf angegriffen. Verfügungen über ei354 Z.B. läge es lt. Fritz Kugler, Thüngen, Korr. 6.2.1992, nahe, dass man den Thüngener Judenpfad auch benutzte, um verstorbene Angehörige auf dem Friedhof in Laudenbach zu besuchen. 355 Der Jahrzeittag war gewöhnlich auch Termin der Grabsteinsetzung, vgl. Roth, 1973, 118; Zunz, 1845, 391; Simonsohn, 1967, 446; Daxelmüller, 1988a, 167; Rabbinowicz, 1889, 65f. 356 Vgl. Scherg, 1993b, 66. 357 Vgl. Hahn, 1988, 101, 345. Dies muss jedoch vor 1875 beobachtet worden sein, da Königheim in diesem Jahr einen jüd. Friedhof erhielt, vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 159, 269.
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ne spätere Bestattung bei den Juden häuften sich und wurden mit der Gefahr des Scheintodes begründet.358 Die Acta der kgl. bay. Regierung des Unter-Mainkreises, Kammer des Innern betr. Beerdigung und Reinigung der Judenleichen359 dokumentiert über einen Zeitraum von dreißig Jahren, 1803–1833, die Auseinandersetzung hinsichtlich der angeblich zu frühen Beerdigung der Juden. Den jüdischen Gemeinden von Ober- und Unteraltertheim, und gewiss nicht nur ihnen, erwuchsen diesbezüglich enorme Schwierigkeiten: Das von der Hochgräflichen Regierung zu Castell erlassenen Dekret vom 26.2.1788 forderte, dass „kein Toder unter 2 mal 24 Stund begraben werden solle“, außer bei drohender Leichenfäulnis.360 In einer Bittschrift vom 10.7.1788 „suchen die Juden zu Ober- und Unter Altertheim darum an, daß ihnen ihre Toden fernerhin so bald wie bißher zu beerdigen gnädigst erlaubt werden mögte.“ Dies sei dringend notwendig, wie aus ihrem erneuten Bittgesuch zwei Jahre später hervorgeht, da es laut der Rabbiner „durchaus wider unser Gesez laufet, einen Todten über Nacht ohnbegraben liegen zu lassen.“ Darüber hinaus besäßen sie keinen eigenen Friedhof im Land, sondern müssten nach Wenkheim, „allwo wir, wenn wir uns nicht nach unserm Gesez verhielten, gar nicht mehr angenommen, und überhaupt von allen anderen Juden gänzlich geäussert und verachtet zu werden Gefahr laufen würden“.361 Die halachische Anweisung des möglichst raschen Beerdigens basiert auf biblischen Vorschriften, die aufgrund klimatischer und hygienischer Gegebenheiten des vorderen Orients entstanden und im gemäßigten Klima Mitteleuropas nicht zwingend notwendig waren. Dennoch existiert im Buch Zohar („Lichtglanz“), dem zentralen Werk der Kabbala, ein Brauch, der besagt, die Bestattung solle nach Eintritt des Todes nicht verzögert werden, da die Seele, die im Körper lange Jahre gewohnt habe, bei ihrem Austritt so lange Trauer leide, bis der Leib begraben sei. Zudem würden in dieser Zeitspanne die Pläne Gottes, etwa die Wanderung der Seele in einen anderen lebenden Körper, verzögert.362 Laut Trachtenberg war im Mittelalter der Glaube weit verbreitet, dass im Moment des Todes ein Kampf zwischen 358 Die jüd. Bestattungsvorschrift (Dt.21,23) bezog sich zunächst auf Hingerichtete, wurde aber auf alle Verstorbenen ausgedehnt, vgl. Simonsohn, 1967, 436f; Rabbinowicz, 1889, 13; Soetendorp, 1963, 13, 77; Anton, 1751, 89f; Schröder, 1851, 560; Bodenschatz, 1749, IV 172, II 123; Grundt, 1868, 22. Vgl. auch die Satzungen der Chewra Kadischa Königsberg i.Pr. (1763 und 1779): „Man soll das Hinausschaffen der Leiche nach dem Friedhof nicht übereilen, sondern muss mindestens 2 Stunden nach dem Tod warten“, Ausnahmen waren am Freitag oder Rüsttag eines Festes, hier war es etwas früher gestattet, vgl. Vogelstein, 1904, Anlage II, S. XVI, XXXIX. 359 StA Wü, Reg.abg. Nr. 7087 und Nr. 7088. 360 FC KA D II 3 Ämter 6. Auch eine Verfügung des Württemb. Ministeriums des Innern vom 28.8.1820 ordnete die Mindestfrist von zwei Mal 24 Stunden an. Frühere Bestattungen waren nur nach ärztlichem Urteil gestattet, vgl. Gunzenhauser, 1909, 282. 361 FC KA D II 3 Ämter 48 (Remlingen, Cultus-Angelegenheiten der Judenschaft 1778–92). 362 Vgl. Chill, 1979, 325f.
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den Engeln und dem Todesengel um die Seele des Verstorbenen entstehe. Dies entsprach nach jüdischen Vorstellungen der Idee, dass die Dämonen Besitz über den Körper zu erlangen suchen, solange er noch (vor allem über Nacht) unbegraben sei. Bis dahin könne er auch den nahetretenden Lebenden Schaden zufügen und sie mit sich ins Jenseits ziehen363 – eine Annahme, die frappante Parallelen mit sogenannten Nachzehrerglauben aufweist, einer in Mitteleuropa seit dem Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert in christlichen Kreisen bestimmter Regionen wirksamen Vorstellung. Nach dieser sei ein begrabener, aber nicht zur Ruhe gekommener Toter in der Lage, die Verwandten zu sich in den Tod herab zu ziehen.364 Die religiöse Vorschrift, den Toten am Sterbetag noch vor Sonnenuntergang zu beerdigen, war allerdings in der Realität kaum erfüllbar. Meist bestand zwischen den jüdischen Dorfgemeinden und dem jeweiligen zuständigen Friedhof eine räumliche Distanz von etlichen Kilometern. Der jüdische Friedhof im unterfränkischen Gerolzhofen etwa besaß im 19. Jahrhundert ein Einzugsgebiet von 17 jüdischen Gemeinden in einer Entfernung von vier bis fünf Wegstunden.365 Die Oettinger Juden im Nördlinger Ries empfanden es 1849 als doppelt schmerzlich, den Leichnam drei Stunden weit zum Begräbnis nach Wallerstein transportieren und meist zu Fuß begleiten zu müssen.366 Auch die Schwabacher Juden hatten Mitte des 19. Jahrhunderts zum Friedhof in Georgensgmünd einen vierstündigen Weg vor sich.367 Im ehemaligen Waldsassengau hatte man, etwa im 19. Jahrhundert, mit Entfernungen von zwei Stunden zu rechnen, etwa von Billingshausen und Homburg nach Karbach368 sowie von Urspringen nach Laudenbach.369 Zweieinhalb bzw. drei Stunden waren es von Adelsberg, Heßdorf und Höllrich nach Laudenbach.370 Von Erlenbach aus benötigte man bereits vier Stunden, Hin- und Rückreise dauerten demnach einen ganzen Tag, wobei man hier „oft sogar bei einem viel näher gelegenen Friedhof vorbeigefahren [erg.: ist] u. in einem weit entlegenerem zur Begräbniß überliefert [...] während doch in dem nahe gelegenen Karbach selbst ein jüdischer Leichenacker sich befindet.“ Vier Stunden fuhren auch die Remlinger Juden zu dem für sie vorgeschriebenen „Israeliten Kirchhof zu Wertheim“ – die Strecke der Neu-
363 364 365 366 367 368 369 370
Vgl. Trachtenberg, 1987, 49. Vgl. Schürmann, 1990. StA Wü, LRA Gemünden 258; StA Wü, LRA Mar 2390. Zit.n. Oettinger Blätter [Hg.], 1989, 26f. Vgl. Petzoldt, 1854, 216. StA Wü, LRA Mar 2936; vgl. Wagner, 1985, o.S. StA Wü, LRA Mar 2392 (Das Verfahren bei Beerdigung v. Israeliten zu Urspringen 1865). StA Wü, LRA Gemünden 258.
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brunner und Böttigheimer nach Wenkheim mag da mit einer dreiviertel bzw. einer ganzen Stunde371 wie eine seltene Ausnahme erscheinen. Dass die Homburger allerdings den zwei Stunden entfernten Friedhof in Karbach benützen konnten, war auch erst seit 1852 möglich. Zuvor mussten alle Toten in das badische Külsheim gebracht werden – eine etwa 16 Kilometer lange Strecke von insgesamt sechs Stunden „größtentheils über unfahrbare Wege“.372 Im Laufe der Jahre, vor allem infolge einer gesetzlichen Neuregelung durch die badische Regierung 1851, die strikte hygienische Vorschriften und diverse Transporterlaubnisbescheinigungen erzwang, waren die dortige Bestattung und vor allem die Überführung der Leichen immer schwieriger geworden – von einer Beerdigung vor Sonnenuntergang ganz zu schweigen.373 Es gibt Beispiele obrigkeitlicher Schikanen, die außerhalb des Nachvollziehbaren liegen. So hatten die Leipziger Juden und die während der Messe dort sterbenden auswärtigen Juden bei Beerdigungen bis nach Dessau zu gehen. Dazu mussten sie die Landesgrenze übertreten und über 50 Kilometer weit fahren. Auch die Münchner Juden hatten bis 1804 bei jeder Bestattung unter anderem den über 60 Kilometer weiten Weg bis nach Kriegshaber bei (heute in) Augsburg vor sich – eine Reise von bisweilen mehreren Tagen.374 Erschwerend wirkte, dass der Transport der Leichen nur zu einer bestimmten Tageszeit erlaubt war. Im ehemaligen Waldsassengau ermöglichte es zumindest 1590 der Wenkheimer Ortsherr Hanns Phillip Hund von und zu Wenkheim dass die Begräbniszüge die Leichname, so sie etwan zu spat in die Nacht mit Ihnen ankhommen, und selbigen Abend nit begraben werden könnten, deß Nachts in dem Dorf in dz druckhene [i.e. Trockene, die Verf.] setzen, unnd biß uf nechts künfftigen morgen zu begraben stehen lassen mögen. [...].
Diese Anordnung wurde auch dann aufrecht erhalten, als das Hund’sche Lehen im 17. Jahrhundert an die Grafen von Wertheim zurückfiel.375 1864 galt für die Homburger, „daß die Leichen zur Nachtzeit, wenigstens früh vor Tagesanbruch an die Begräbnisstätte“ Karbach zu bringen seien.376 Aus Erlenbach wurde 1864 berichtet, dass „die Leichen hiesiger Israeliten 371 StA Wü, LRA Mar 2390 (1864). Der jüd. Friedhof Wertheim besteht seit mind. 1406, vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 294ff; Rosenthal, Art. Wertheim, in: GJ II/2, 878f; Weiss, 1992, 9. 372 StA Wü, LRA Mar 2936 (1852). 373 StA Wü, LRA Mar 2936 (1852). 374 Vgl. Cohn, 1930, 24f; zu München: BayHStA M, GL Fasz.2810 Nr. 1280 (1804); vgl. auch Taussig, 1874, 70f. Lt. Aretin, 1803, 101, überführten 1799 die 31 Münchner jüd. Familien ihre Toten generell nach Kriegshaber. 375 Verkaufsurkunde für das Gelände des jüd. Friedhofs von Hanns Phillip Hund v.u. zu Wenkheim 1590, zit.n. der bei Weiss, 1992, 118 abgedr. Originalurkunde (StA Wt-G, 57, Nr. 9). 376 Bericht des Vorstehers u. Verwesers von Homburg v. 8.8.1864, StA Wü, LRA Mar 2390.
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nur bei Nacht zu jeder Zeit nach Laudenbach auf einem offenen Leiterwagen gefahren werden.“377 In Laudenbach wäre es 1865 nötig gewesen, dass die dortigen Juden am Friedhofseingang beim Transport zum Grab mithelfen. Jedoch geschah es oft, dass „Leichen von auswärtigen Orthschaften dahier zu einer Tageszeit eintreffen, zu welcher kein hiesiger Jude zur Aushilfe zu haben ist.“378 Das bedeutet, dass die Transporte, zumindest ab etwa 1850, bei Nacht geschahen. Auch die Pforzheimer Juden, die bis 1846 keinen eigenen Friedhof hatten, brachten ihre Toten auf einem Wagen nach Untergrombach bei Bruchsal. Dieser Wagen fuhr gewöhnlich abends nach neun Uhr ab, damit man am frühen Morgen am Bestimmungsort war.379 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt auch für die christlichen Konfessionen innerhalb der Städte des Fürstentums Würzburg: „die Zeit für Begräbnisse ist im Winter morgens von 7 bis 9, im Sommer von 6 bis 8 Uhr. Auf Verlangen des Pfarrers konnten an Sonn- und Feiertagen Ausnahmen bis zur Abendzeit gemacht werden.380 Aber nicht nur enge Zeitvorschriften und die Überwindung großer räumlicher Distanzen machten ein rituelles Beerdigen nahezu unmöglich: Die weiten Wege zum Friedhof waren nicht selten durch Hochwasser oder Schneefall unpassierbar, so etwa auf der Strecke von Altenmuhr zum zehn Kilometer entfernten Friedhof Bechhofen.381 Die Juden aus dem oberpfälzischen Neumarkt hatten vor allem im Winter Schwierigkeiten, den rund 13 Kilometer langen Weg zum Friedhof von Sulzbürg zu bewältigen: Es sei vorgekommen, dass der Sarg unbemerkt vom Schlitten geglitten wäre – dies sei letztlich der Grund für den Bau eines eigenen Friedhofs 1880 gewesen.382 Für die Juden im schwäbischen Fischach verzögerten sich aufgrund der häufigen Überschwemmungen der Schmutter nicht selten die Reisen nach Kriegshaber, wohin man vor der Errichtung des Fischacher Friedhofes 1774 zu gehen hatte.383 Die erwähnte Judenstraße von Windsbach nach Georgensgmünd wurde sicherlich ebenfalls aufgrund drohender Überschwemmungsgefahr gewählt, denn sie vermied die Talsohle.384 In Georgensgmünd selbst hatte die jüdische Gemeinde aller-
377 StA Wü, LRA Mar 2390 (1864). 378 StA Wü, LRA Mar 2392. 379 Vgl. Theobald, 1984, 79f. 380 Vgl. Allgemeine Leichen- und Trauerordnung für die Städte des Fürstentums Würzburg (1805) 213, III. Leichen Conduct, §15. 381 Vgl. Jung, 1988, 195. 382 Vgl. Korr. Dr. Frank Präger, StadtA Neumarkt, 27.7.2004, der sich u.a. auf Ried, Karl: Neumarkt in der Oberpfalz, Neumarkt 1960, 477f bezieht. 383 Vgl. Piller, 1981, 202. 384 Vgl. Haag, o.J., 849.
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dings bereits im 18. Jahrhundert veranlasst, den unwegsamen Pfad vom Dorf zum Friedhof zu pflastern.385 Der Judenweg im baden-württembergischen Waldtann, der wohl zum jüdischen Friedhof nach Schopfloch führte und möglicherweise an den dortigen Judenweg386 anschloss, ist mit einem mundartlichen Spruch verknüpft, der auf die schlechten Wegverhältnisse anspielt. Angeblich habe man vor allem im Winter mit dem Begräbnis wegen der 14 Kilometer langen Wegstrecke gezögert, wenn ein nächstes Begräbnis schon absehbar war. Der bescheidene Spruch „Wecha amm doada Juda fäährd mr nedd nach Schopfi“ hielt sich bis heute im Volksmund der Region, beispielsweise wenn ein Gast „nur“ ein Glas Bier trinkt.387 Eine zusätzliche Erschwernis beim Leichentransport war auch aus anderer Richtung zu erwarten. In Reistenhausen a. Main wurde der Sarg von Männern im Laufschritt durch den Ort zum jüdischen Friedhof getragen, nachdem man ihn vom Leichenwagen gehoben hatte. Diese Gepflogenheit, die Toten schnellstmöglich durch das Dorf zu bringen, basierte auf der Furcht vor den Reaktionen der christlichen Einwohner. Diese hatten zu (unbestimmten) früheren Zeiten den Transport auswärtiger jüdischer Leichen zum Friedhof strikt abgelehnt. Der Grund war die Krankheitsgefahr.388 Der Vorwurf der Ansteckungsgefahr, die angeblich vom Transport einer jüdischen Leiche ausginge, begegnet an vielen Orten, ohne dass jemals eine Ansteckung nachgewiesen werden konnte. Was die Gemeinden des ehemaligen Waldsassengaues betraf, so schrieb das Großherzoglich Würzburgische Ministerium des Innern 1852 vor, dass der Leichentransport zu einer Beerdigung jeder Konfession nur mittels eines Passes (Leichenpass) genehmigt sei. Der Transport wurde grundsätzlich verweigert, wenn die Leiche an einer ansteckenden Krankheit gestorben war. Was mit diesen Leichnamen und allen, deren Bestattung verweigert wurde, geschehen ist, bleibt allerdings unklar. Bei einer „längeren Transportzeit“ seien zwei Särge Pflicht, wovon der äußere aus Metall, Zink oder Blei, sein müsse, in anderen Fällen genügten zwei Holzsärge.389 Das badische Ministerium erließ Ende 1851 ähnlich strenge Verordnungen, verfügte 385 Vgl. Weinberg, 1937, 218. 386 Vgl. Korr. Markt Schopfloch, Bgm. Hofmann, 10.1.1992. 387 „wegen eines toten Juden fährt man nicht nach Schopfloch“; der Judenweg wurde bis ins 19. Jh. u.a. von den Kehillot Braunsbach, Hengstfeld, Crailsheim, Michelbach/Lücke benutzt, vgl. Korr. Gde. Kreßberg, Bgm. Stelzer, 14.1.1992 u. Bgm. Fischer, 13.5.2003; Kraiss, 2003; WFlNA, FlNS Waldtann (Konferenzaufsatz), OA Crailsheim (1900), o.lfd.Nr. 388 Vgl. Lauf, 1992b, 19. 389 StA Wü, LRA Mar 2936 (1852). Dies galt auch noch 1905 in den entspr. österreichischen sanitätspolizeilichen Bestimmungen: Der Sarg muss innen verpicht und schon im Sterbehause vernagelt sein. Überbringung und Beerdigung müssen binnen zwölf Stunden ausgeführt sein, ansonsten sei wegen Infektionsgefahr ein Doppelsarg aus hartem Holz oder Metall, der in einer Holzkiste eingeschlossen sein müsse, erforderlich, vgl. Melichar, Art. Bestattungswesen, 1905, 497.
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aber zusätzlich, dass ein Leichentransport „ferner besondere beglaubigte Bescheinigungen von Seiten des k. Physikats u. der k. Distriktspolizeibehörden erfordert, u. bei dem ersten bad[ischen] Orte ein besonderer Passierschein erholt“ werden müsse. Diese zusätzliche Schikane scheint den Homburgern den Anstoß gegeben zu haben, nicht mehr wie bisher im 16 Kilometer entfernten Külsheim zu bestatten, sondern ab 1852 in Karbach.390 Die Stadt Külsheim benutzte die angebliche Ansteckungsgefahr als Vorwand zur Schließung des jüdischen Friedhofes für auswärtige Gemeinden zum 1.5.1876. Denn es sei „im Sommer ein so weiter Transport von entseelten Menschen leicht von sehr nachtheiligen Folgen für die menschliche Gesundheit.“ Schließlich, so die Stadt weiter, drohe im Amt Wertheim durch den Transport von Leichen aus den amtsfremden Orten, zumal wegen der vorschriftswidrigen einfachen Särge der Israeliten, die Gefahr eingeschleppter Krankheiten.391 In der Tat ergab der Untersuchungsauftrag der Königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg bezüglich der „Verbringung der Leichen in die Israelitischen Friedhöfe“ von 1864, dass „die jüdischen Leichen immer nur auf gewöhnlichen Wägen und in ganz gewöhnlichen durch Nägel zusammengefügten Särgen an den Begräbnißplatz in mehreren Stunden langen Fahrten gebracht werden.“392 Nach dem Bericht des Homburger Gemeindevorstehers hätten beim 1¼ bis 1½ Stunden dauernden Transport von jüdischen Leichen nach Karbach „der Gesundheit nachtheilige Ausgießungen auf der Strasse stattgefunden“, da die Särge nicht mit Pech ausgegossen seien. Allerdings würden zur „Verbringung der Leichen“ Feldwege benutzt, auf welchen durch „derartige Leichenzüge Fußgänger sowohl, als auch Fuhrwerke nicht belästigt“ würden. Laut Bericht des Gemeindevorstehers von Böttigheim hingegen hätte es bisher keinerlei sanitätspolizeiliche oder sonstige Bedenken gegeben. Die verstorbenen Juden aus Böttigheim würden auf dem Wenkheimer Friedhof „nach großherzogl. badischer Verordnung in gut verpichten Särgen begraben, aber in gewöhnlichen jedoch ziemlich verdeckten Wägen dahin gebracht werden.“ Daher sei die Erlassung von oberpolizeilichen Vorschriften nicht notwendig.393 Diese Unterstellung der Krankheitsansteckungsgefahr ist nicht neu. Seit Beginn des Dreißigjährigen Krieges und dem damaligen Ausbruch von Seuchen wurde es beispielsweise für die Juden von Buttenwiesen, Schwaben, noch mühsamer, die Toten auf dem 35 Kilometer entfernten Verbandsfried390 StA Wü, LRA Mar 2936 (1852). 391 Ein anderes Argument lautete, die bisherige Toleranz der Einwohnerschaft habe nun ihren „Culminationspunkt“ erreicht, da „zuviel der brauchbarsten Felder für Begräbnisplätze der Israeliten“ benötigt würden, vgl. John, 1992, 150ff. 392 StA Wü, LRA Mar 2390. 393 StA Wü, LRA Mar 2390.
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hof Burgau zu bestatten. Denn die Burgauer Bürger weigerten sich aus Furcht vor Ansteckung, den jüdischen Friedhof weiterhin benützen zu lassen.394 Im Falle Münchens führte dieses Argument letztendlich dazu, dass dort 1804 ein jüdischer Friedhof angelegt wurde. Denn Bisher wurden alle verstorbene Juden, sie mögen an was immer für einer Krankheit gestorben seyn, nach Grieshabern, ausser Augsburg geführet. [...] Wenn wir nun die Länge der Strase bedenken bis nach Grieshabern, die so viele Menschen bereisen! [...] Nicht zu gedenken, wenn oft in Adelshausen wegen Fütterung, ein solcher Wagen mit einz Judenkörper Stunden lang stehen bleibt.395
Vielleicht hatten die Münchener Juden ohnehin einen einigermaßen zügigen Durchzug des Leichentransports im Voraus „kaufen“ müssen, um diese Reisen nicht ins Unendliche auszudehnen.396 Während der nationalsozialistischen Diktatur diente das Argument der angeblichen Krankheitsansteckungsgefahr auch als Vorwand zur Schließung eines gesamten Friedhofes, so 1938 im unterfränkischen Pfaffenhausen – aus, wie es hieß, „sanitären Gründen“. Er war seit etwa 1580 als Verbandsfriedhof für jüdische Gemeinden aus einem Umkreis von bis zu sechs Stunden Fahrt benutzt worden.397 Davon zeugen auch der Pfaffenhausener398 und von Westheim aus der Fuchsstadter Judenpfad.399 Die Furcht vor ansteckenden Krankheiten ist letztlich auch Thema einer Sage im schweizerischen Lengnau. Auf dem dortigen jüdischen Friedhof, der sogenannten Judeninsel, soll, so heißt es, eine Seuche entstanden sein, da die Leichen nur ungenügend im Sand begraben gewesen wären. Das „Erscheinen“ der „heiligen Verena“ hätte die Seuche jedoch beendet.400 Mit all diesen zeitlichen Einschränkungen und hygienischen Vorschriften war es aber noch nicht getan. Im Fürstentum Ansbach etwa hatten die jüdischen Gemeinden vor Ende des 18. Jahrhunderts bei Beerdigungen die schnellste und damit kürzeste Wegverbindung zum Friedhof zu wählen; auch bei den Christen sollte dort laut Polizeiverordnung (vor 1804) „das lästige und unnöthige weitläuftige Herumtragen der Todten gänzlich unterbleiben und [...] jedesmal der nächste und kürzeste Weg vom Sterbehaus aus in den Gottesacker genommen werden.“401 Dementsprechend forderte 1805 die „Allgemeine Leichen- und Trauerordnung für die Städte des Für394 Vgl. Lammfromm, 1911, 26f. 395 BayHStA M, GL Fasz.2810 Nr. 1280 (1804). 396 So vermutet Wetzlar, 1927, 66. 397 Vgl. Trüger, 1998c, 18; StA Wü, LRA Gemünden 258. 398 Vgl. Korr. Stadt Hammelburg, Tuchscherer, 20.1.1992. 399 GdeA Fuchsstadt (Grund- und Hofbeschreibung, ca. 1780) und Flurkarte (1850), vgl. Korr. Franz Warmuth, Kreisarchivpfleger, Bad Kissingen, 25.8.1995. 400 Vgl. Rochholz, 1984, 12. 401 Vgl. Höck, 1804, 107f.
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stentums Würzburg“, eine Leiche solle „immer auf dem kürzesten Wege durch die Städte“ gebracht werden.402 Zudem waren mitunter Erlaubnisgesuche der jeweiligen Herrschaft nötig, wenn bei der Überführung der Leiche fremde Territorien durchquert werden mussten. Diese schwer erhältlichen Durchreisegenehmigungen führten unter anderem im 17. Jahrhundert für die Mannheimer Juden zu regelmäßigen Verzögerungen auf dem ohnehin strapaziösen Weg zum 18 Kilometer entfernten Friedhof in Worms.403 Auch in Königsberg/Preußen war Anfang des 19. Jahrhunderts die Transporterlaubnis der örtlichen Polizeibehörden obligatorisch, wurde allerdings nur erteilt, wenn keine ansteckende oder „bösartige“ Krankheit des Leichnams vorlag und die Verwesung noch nicht eingetreten war. Zu heftigen Auseinandersetzungen konnte es während einer Lewaje auch innerhalb der christlich-jüdischen Dorfgemeinschaft kommen. Der Faktor Zeit spielte hier eine entscheidende Rolle, wie für zahlreiche Orte belegt ist.404 So verlief der Weg der Laudenbacher Juden zu ihrem Friedhof nicht immer so ungestört, wie ein Bericht für das frühe 20. Jahrhundert darstellt: von der Synagoge im Unterdorf, wo auch die rituelle Reinigung stattfand, ging es am Schloß vorbei zur Rathausstraße, weiter führte der Weg an der Mazzefabrik Strauß/ Hirschenberger vorbei bis zum Kriegerdenkmal, von da an steil den Schloßberg hinauf am Schützenhaus vorbei durch einen Hohlweg, der rechts bewaldet war zum Eingangstor am ‚Guten Ort‘. Bis nach dem 1.Weltkrieg wurden die Toten in einem einfachen Sarg von der Chewra Kadischa in Frack und Zylinder zum ‚Guten Ort‘ getragen. Danach übernahm ein hiesiger Landwirt mit seinem Pferdefuhrwerk den Leichentransport.405
Denn wie der Pfarrer zu Laudenbach 1769 klagte, nahmen die Juden aus Laudenbach und Umgebung „meisten theils auf Sonn- und Feyer-Tägen mit vielem Tumult nicht ohne Entheiligung dieser Täge“ ihre Beerdigungen in Laudenbach vor. Sie beschäftigten dabei auch Christen, unter anderem „als fährer um den Todten-Cörper beyzubringen, oder das Grab zu machen [...], welche dann hierdurch an dem ordentlichen Gottes dienst gehindert würden, [...].“ Außerdem würden, so des Pfarrers Beschwerde, „diese Cörper durch das Orth der Kirche vorbey geführet.“ Dabei hätte es sich einige Male zugetragen, dass gerade an höchsten kirchlichen Feiertagen christliche Pro402 Vgl. Allgemeine Leichen- und Trauerordnung für die Städte des Fürstentums Würzburg, 1805, 213. 403 Vgl. Roenne/Simon, 1843, 137; Löwenstein, 1895, 79. 404 Z.B. gab es im schwäb. Fischach Streit mit dem Pfarrer, wenn Christen bei Beerdigungen am Sonntag mithülfen, vgl. Piller, 1981, 202. 405 Auch die Toten aus Wiesenfeld und Urspringen wurden in Laudenbach gereinigt, da in beiden Orten die Möglichkeit der rituellen Reinigung fehlte, vgl. Korr. Georg Schnabel, Laudenbach, 2.11.1999.
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zessionen „solchen toden Juden-Cörper [...] cum maximo Scandalo hätten ausweichen müßen.“406 Daraufhin erging am 8.5.1769 durch den Karlstadter Amts-Verweser die Anweisung, daß in Zukunfft Keine Judenleiche mehr auf Christlichen Sonn- und feyertägen, oder wo wegen besonders erheblichen umständen sich die beerdigung nicht verschieben lassen wolte, wenigstens nicht vor endigung des nachmittägigen Christlichen Gottesdienstes gestattet, auch der weeg, wo möglich und obschon mit einiger Beschwernus der Judenschafft, nicht mehr bey der Kirchen Vorbey genommen werden solle.407
Allerdings geht aus dem darauf folgenden Schreiben der Judenschaft zu Laudenbach vom 20.7.1769 hervor, dass Pfarrer und Schultheiß die jüdischen Begräbnisse an Sonn- und Feiertagen generell nicht duldeten und sogar behinderten, indem sie dem jenigen fuhrmann, welcher solcherley todten überbringet, 10 rthlr. straf ansetzen, insofern derselbe sich unterfinge, nur in oder durch das orth zu fahren. Neben diesen, und wann die jugend oder auch gestandene männer zu laudenbach bey der begräbnus eines juden [...] mit schimpfen, dan stein werffen auf die juden sich vergehen, und den grösten tumult und ärgernus verüben.
Ferner wird deutlich, dass solcherley ungemach noch niemahlens als erst bey dieses hhrn pfarrers zeiten gewesenn ist, und wir jedesmahlen mit begrabung unserer todten auf sonn- und feyer täg ohne alle hindernuss haben fürfahren dörffen, in der haupt sach selbsten auch hieraus nichts anderes als eine abneigung und passion herfür leüchtet,
zumal sie, und dies widerspricht der Aussage des Pfarrers, weder in Laudenbach „eine hindernuss an gottes dienst verursachen, sondern alles in der stille und, ohne sonsten eines catholischen darzu benöthigt zu seyn, verrichten.“ Der abschließenden Bitte, die Toten ohne Hindernisse ruhig und friedlich begraben zu dürfen, wurde mit Rescript vom 10.5.1769 insofern entsprochen, als dass der Amtsverweser zu Karlstadt „alle störungen und frevelhaffte exceßen bey vorkommenden juden begräbnussen unter Straf verbieten [...]“ wolle.408 Ob die Lewaje nun nicht mehr von Beschimpfungen und Steinwürfen begleitet wurde, geht aus den Quellen nicht hervor, allerdings die Tatsache, dass zumindest der Laudenbacher Ortspfarrer das Zusammentreffen einer christlichen Prozession mit einem jüdischen Beerdigungszug persönlich als „größten Skandal“ empfunden hatte. Auch in Friedberg nahe Augsburg wurden die Trauernden 1788 auf dem Weg zum Friedhof mit Steinen beworfen, woraufhin die Träger den Sarg 406 StA Wü, Gebr.VII C 3 (Extract des Hochfürstlichen Geistlichen Regierungs-Protocolle vom 26.April 1769). 407 StA Wü, Gebr.VII C 3 (1769). 408 StA Wü, Gebr.VII C 3 (1769).
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fallen ließen und der Leichnam auf die Straße rollte.409 Inwieweit die Furcht vor derartigen Anfeindungen zum Alltag gehörte, oder ob es sich um vereinzelte Beispiele handelte, bleibt dahingestellt. In diesem Kontext mag es harmlos anmuten, dass christliche Bürger im oberpfälzischen Floß gelegentlich willkürlich mit der Mühlglocke läuteten, weil sie damit, so wird berichtet, den gesamten Beerdigungszug zum Stillstand bringen konnten.410 Aus diesen Gründen wird nun vorstellbar, weshalb im Jahr 1590 den jüdischen Beerdigungszügen, die den Friedhof von Wenkheim ansteuerten, ein persönliches Geleit zugesichert wurde. Der damalige Ortsherr Hanns Phillip Hund von und zu Wenkheim sagte den Juden auch im Namen seiner Nachkommen „ein starckh, frey, sicher gelaid“ zu. Bedingung sei jedoch, dass sie bei ihrer Beerdigungsprozession „sich auch glaidtlich haltten sollen, demnach sie dann nach Ihrem Jüdischen gebrauch oder ordnung, wie obgedacht, einen freyen offen zu vnnd Abgang geruhiglich vff wegen vnnd Pfäden sich führen zu laßenn“. Diese Zusicherung des freien und sicheren Geleits wurde wie gesagt bestätigt, als das Hund’sche Lehen im 17. Jahrhundert an die Grafen von Wertheim zurückfiel.411 All diese Überlegungen und zusammengetragenen Bausteine ergeben ein ungefähres Bild, wie eine Lewaje in den Ortsgassen, auf den Landstraßen und Feldwegen und eben den Judenwegen vonstatten ging. Sie machen auch deutlich, dass die Gründe vielfältig waren, die die jüdischen Trauernden veranlassten, den jeweils kürzesten Weg zum Friedhof zu wählen, auch wenn die Motive im Einzelnen im Unklaren bleiben – wie bei den vier Judenwegen am Rande des Steigerwaldes. Sie alle waren Abkürzungswege zum jüdischen Friedhof von Hüttenheim und führten über die Weinberge von Bullenheim, Seinsheim, Iffigheim und Hüttenheim.412 Im Allgemeinen zeigt die Lewaje Gemeinsamkeiten mit dem entsprechenden christlichen Brauchtum, die auf den ersten Blick erstaunen und einer eingehenden kulturgeschichtlichen Analyse bedürfen. Dies gilt für den in Deutschland 1860 bei christlichen Beerdigungen beobachteten Brauch, dass die Leiche nicht mit dem Kopf voran aus dem Haus getragen werden dürfe, sonst kehre der Tote wieder,413 ferner, dass ein Leichenbegängnis um so „schöner“ ist, je mehr Leute der Leiche auf ihrem letzten Gang folgen, dass auch hier dem Sarg erst die männlichen, dann die weiblichen Trauern409 Zit.n. Erb/Bergmann, 1989, 188. 410 Vgl. Kraus, 1975, 74. 411 Verkaufsurkunde v. 1590, zit.n. der bei Weiss, 1992, 118 abgedruckten Originalurkunde (StA Wt-G, 57, Nr. 9). 412 Vgl. Korr. Markt Ippesheim, Bgm. Lilli, 24.1.1992; BayFlNA, FlNS Markt Seinsheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1928) 54, (1975), o.lfd.Nr.; FlNS Iffigheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1928) 57: Judengraben. 413 Vgl. Wuttke, 1860, 212f.
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den folgen414 oder dass man etwa in Oberschlesien 1903 den Sarg unterwegs dreimal absetzte und das Volk zum Gebet niederkniete.415 Ähnlichkeiten weist auch der in Deutschland 1910 beschriebene Brauch auf, „daß der Zug an bestimmten Stellen, namentlich an Kreuzwegen, Grenzen und Brücken, kurze Zeit halt macht und erst nach einigem Zeremoniell, Gebeten und Opfern, weiter zieht. Auch das soll wohl die Seele verhindern zurückzukehren“.416 In Sachsen hingegen durfte 1860 der Leichenwagen nirgends stehen bleiben, sonst würde bald ein Teilnehmer des Leichenzugs sterben.417 Kulturgeschichtlich interessant und in diesem Zusammenhang ungeklärt ist auch die Tatsache, dass etwa in der Schweiz, vorwiegend in Graubünden und im Wallis, der Totenzug, vor allem in bestimmten Nächten „Gratzug“, „Symphonie“ und „Synagog“ genannt wurde.418
4.4 Der Weg ist das Ziel – Judenwege als Schabbeswege Der Weg ist das Ziel – Judenwege als Schabbeswege 4.4.1 Der Schabbesweg Zu den Judenwegen, die aus innerjüdischen, das heißt religionsgesetzlichen Gründen heraus entstanden sind, gehört auch eine Gruppe von Wegen, die sich durch zwei Aspekte wesentlich von den bisher beschriebenen unterscheidet: Sie sind zum einen, und das ist von Bedeutung, ohne jede äußere Zwangseinwirkung entstanden. Zum anderen verbinden sie nicht zwei Orte miteinander, wie die Wege zu benachbarten jüdischen Gemeinden, Synagogen und Friedhöfen, sondern sie fungieren als Binnenwege. Gemeint sind die sogenannten Schabbeswege. Hier ist nicht ein bestimmter Punkt bzw. eine gemeindliche Institution das Ziel des Weges, sondern im wahrsten Sinne des Wortes der Weg selbst. So erhielt der ehemalige Judenweg in Unteraltertheim, der in seiner Gesamtheit zum Friedhof nach Wenkheim führte, laut Befragung mehrerer älterer Leute zu Altertheim, die Bezeichnung Judenweg oder auch Judenpfad, da die Juden auf diesem schmalen Feldweg am Schabbat ihren Schabbes-Spaziergang machten.419 Ein Judenweg als ein speziell am Schabbat begangener Weg begegnet unter anderem auch im schwäbischen Aretsried. Dort benutzten ihn die Fischacher Juden als Schabbatspazierweg durch den Wald nach Usters414 Vgl. Sartori, 1910, 146f. 415 Vgl. Drechsler, 1903, 202. 416 Vgl. Sartori, 1910, 148. 417 Vgl. Wuttke, 1860, 213. 418 Vgl. Petzold [Hg.], 1970, 348, Anm. zu Nr. 12: „Der Zuschauer bei der Totenprozession“, 380, Anm. zu Nr. 159: „Der Gratzug“. 419 Vgl. Korr. Rudolf Seubert, Altertheim, 21.11.1999; Korr. Gustav Thoma, Altertheim, 2.11.1999.
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bach.420 Dieser Spaziergang ist am Ruhetag neben dem Gang in die Synagoge die einzige Möglichkeit, sich aus dem Haus zu begeben. Der Distriktrabbiner Seligmann Bär Bamberger beschrieb ihn 1863 in einem Gutachten für Urspringen wie folgt: Unter den zur Sabbatfeier vorgeschriebenen Gesetzen, ist eines, das dem Israeliten strenge untersagt, am Sabbath irgend einen Gegenstand, sei dies ein Buch oder etwas Anderes vom Hause auf die Straße, oder umgekehrt zu bringen, wenn jener Ort nicht entweder mit Mauern und Thore umgeben oder mit einer dieselben ersetzenden Vorrichtung, als Schranken, Sabbathdrähte etc. etc. versehen ist.421
Dieser begrenzte schabbatliche Ruheort wird T’chum (~wxt, hebr. „Bereich“) genannt und ist symbolisch auf ein Dorf, eine Stadt ausdehnbar, wenn diese durch eine Mauer, einen Zaun, einen Fluss oder Graben oder auch mit (Telegraphen-) Drähten umgeben ist; im unterfränkischen Rieneck beispielsweise erfüllte die Altstadtmauer diese Bestimmung.422 Durch die Umgrenzung eines Raumes geschieht strenggenommen eine Vermischung (bwr[, hebr. Eruw) von privatem Raum, dem eigentlichen Schabbat-Ruhesitz, und dem öffentlichen Raum und damit von „erlaubtem“ und „unerlaubtem“ Gebiet. Durch diese Verbindung beider Gebiete wird der schabbatliche Ruhesitz erweitert. Diese Bestimmung geht auf die Regelungen zur Heiligung des Schabbats zurück, unter denen es in Ex.16,29 heißt „ein jeder bleibe wo er ist und niemand verlasse seinen Ort am siebenten Tag“. Von seiner (neuen) Grenze gemessen, sind Wanderungen in einer Entfernung von 2000 Ellen, etwa 1100 Meter, halachisch zulässig, etwa für den Spaziergang nach dem Synagogenbesuch.423 Die (jüdische) Redensart „Gur nit weit, kan T’chüm Schabbes“ verwies noch Anfang des 20. Jahrhunderts auf diesen begrenzten Radius, auf einen Weg, der angeblich kurz ist, tatsächlich aber bei einem gemütlichen Spaziergang einige Stunden in Anspruch nehmen kann, so wie die Strecke der 2000 Ellen.424 Bodenschatz überliefert diese Wegstrecke Mitte des 18. Jahrhunderts als „Sabbatweg“. Sie wird ab dem gedachten Umkreis von vier Ellen der Stadt oder des Dorfes gerechnet; von hier sind noch „2000 Schritte“ erlaubt zu gehen „und das sey ein Sab-
420 BayFlNA, FlNS Aretsried, AltLkr. Zusmarshausen, Schw. (1933) 19. 421 StA Wü, LRA Mar 2366 (Die sogenannten Schranken bei den Israeliten zu Urspringen betr., 1863). 422 Vgl. Ophir, 1972, 567. 423 Vgl. Freimark, 1983, 11; Bornstein, Art. Erub, 1930, 739; Strack/Billerbeck, 1989, 590. 424 Vgl. S. M., 1923, 366 (Rubrik Humor, Nr. 310). Wie die schabbatliche Eruwgrenze im schwäb. Ichenhausen 1880 von den christlichen Nachbarn u.U. wahrgenommen wurde, erzählt folgender Witz: „Auch am Weg von Ichenhausen nach Hochwang (½ Stunde) waren die Stangen gesteckt, zum Zeichen, wie weit die Ichenhausener Juden am Sabbath gehen dürfen. Ein Judenbüblein ging bis dahin am Schabes spazieren, sah nach Hochwang hinüber und rief: ‚Gott, wie groß ist die Welt; hinter Hochwang steht noch e Haus.‘“, vgl. N.N., 1926c, 224.
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batweg“.425 Im badischen Nonnenweier war noch Anfang des 20. Jahrhunderts für nahezu jede Familie der Familienspaziergang an den Rhein am Schabbatnachmittag gegen 15 Uhr obligat.426 Dass der Schabbesweg und seine zeitlich-räumliche Dimension auch im Bewusstsein der nichtjüdischen Umwelt Wirkung zeigte, beweist der Ausdruck „Sabbatweg“ – „dat is twintig Minüten to lopen“ in einem plattdeutschen Wörterbuch.427 Wenn benachbarte Dörfer und Städte nahe genug beisammen lagen, war es möglich, sich auf den Straßen entgegen zu gehen, wie Arthur Kahn für die Rheingegend 1865 erzählt: [...] so kamen besonders die Juden am Sabbath-Nachmittag umso zahlreicher auf der Chaussee zwischen den einzelnen Dörfern zusammen, wie dies uralter Brauch war. So ging man gegenseitig nicht aus dem T’chum [...] und man sah sich dennoch im Freien mit Freunden, Bekannten und Verwandten und, ohne von der Hast des Broderwerbs gedrängt zu werden, im Vollgenuß der Sabbatruhe.428
In Agnons Erzählung „Zwischen zwei Städten“ übertraten die Juden eines Ortes unwissentlich diese Vorschrift, indem sie jeden Schabbat zum Nachbarort spazierten, der jedoch über 2000 Ellen entfernt lag.429 Vom hessischen Rhina führte das Judenpfädche(n) nach Wehrda (bei Hünfeld). Auf ihm begegnete man sich bei den schabbatlichen gegenseitigen Besuchen zwischen beiden Ortschaften; auch Richtung Neukirchen besitzt ein Judenpfad die Länge der erlaubten Wegstrecke.430 Die Dorfumgrenzung wird an offenen Stellen symbolisch durch Querstäbe, Draht oder Schnüre („Sabbatschnur“) geschlossen.431 Auch in Remlingen, an den Ortsausgängen zwischen den Häusern Nr. 8 und 11 und bei der Baderstorbrücke, und Urspringen sind bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Schabbatschranken und Schabbatdrähte belegt, die das am Schabbat geltende Verbot, Gegenstände außerhalb des Hauses zu tragen, erleichterten. Nach außen hin waren diese Schranken ein Zeichen für die orthodoxe Ausrichtung der jeweiligen jüdischen Gemeinden.432 Aus dem genannten Gutachten des Rabbiners Bamberger von 1863 geht bezüglich der Gemeinde Urspringen hervor: Ein Religions-Gesetz verpflichtet die in Dörfern wohnenden Israeliten an den Ausgängen ihres Wohnortes sogenannte Schranken zu unterhalten. Diese bestehen inn 425 Vgl. Bodenschatz, 1749, II 134f. 426 Vgl. Labsch-Benz, 1981, 86. 427 Vgl. Buurmann, 1970, 8/564. 428 Vgl. Kahn, 1910, 8. 429 Vgl. Agnon, 1966, 237–261. Die fingierten Ortschaften Katznau und Katznau Bad sind lt. Ophir, 1972, 432 dem unterfränk. Bad Brückenau nachempfunden. 430 Vgl. Korr. Abraham Frank, Ramat Gan, Israel, 8.8.1992; Nuhn [Hg.], 2003, 6. 431 Vgl. Breuer, 1996b, 177. 432 Vgl. Scherg, 1993b, 41; Stäblein, 1968, 40; Scherg, 1993a, 15.
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Balken, welche an einem Hause des Dorf-Einganges befestigt sind. In unserm Orte befinden sich seit uralter Zeit davon zwei u. zwar der eine an dem Sternwirthshause u. der andere an dem Hause des Schreinermeisters Michael Amend.433
Die Errichtung und Unterhaltung von Schabbatschranken war sicherlich nur in Orten mit einer zahlreichen jüdischen Gemeinschaft zu bewerkstelligen. Dies verdeutlicht die problematische Lage von sehr kleinen jüdischen Gemeinschaften, einzelnen Familien oft, ein Leben gemäß der Halacha innerhalb der christlichen Mehrheitsgesellschaft führen zu können. In Wenkheim heißt es nach „örtlichen Erinnerungen“: die Juden waren für sich. Sie gingen am Schabbes zur Synagoge und gingen am Nachmittag in Scharen spazieren. Da haben sie Nüsse gegessen. Die mußten von Christenkindern, die gerade vorbeikamen, aufgemacht werden. [...] Es gab Sabbatschranken, bis dahin sind sie am Schabbes gegangen. Da war eine nach Neubrunn zu, zwei nach Großrinderfeld zu.
Einen mit Schranken abgegrenzten Bezirk zu haben, hätte zudem als besonderes Privileg gegolten.434 In Unteraltertheim waren Schabbatschranken an allen Wegen, die das Dorf verließen, angebracht. An den Hauptwegen waren sie aus einem Rundholz (Stange), das sich wie ein Tor seitlich öffnen ließ. An den Pfaden, die in die Gärten oder in die Flur führten, waren es nur runde Stecken. Meistens waren sie geöffnet, sie hatten nur symbolischen Wert. Die Juden durften diese Schranken am Sabbat auch eine gewisse Schrittzahl überschreiten, diese Schrittzahl war aber nicht zu ermitteln.
Zum Zeichen des Überschreitens oder aber, um überhaupt weitergehen zu können und währenddessen nichts zu tragen, hätten sie ihr Taschentuch bis zur Rückkehr daran befestigt.435 In Oberaltertheim waren um 1900 an fünf Häusern bzw. Scheunen Schranken angebracht. Sie wurden zwar nicht geschlossen, aber, so die Interpretation eines nichtjüdischen Ortsbürgers, bedeuteten für Juden, dass sie den Ort am Schabbat nicht verlassen sollten. Ansonsten ließ man das Taschentuch aus der Tasche hängen, was im Ort offenbar als ein symbolisches Zeichen für einen Juden, der über Land ging, gedeutet wurde.436 Samuel Spiro berichtet für (Bad) Hersfeld 1900/1904, dass das Taschentuch festgeknotet wurde, denn Da es in Hersfeld keinen ,Eruv‘ gab, durfte man dort am Schabbat nicht tragen. Das Taschentuch wurde an die Rocktasche angenäht. Die Bücher, die ich für den Unter433 434 435 436
StA Wü, LRA Mar 2366. Vgl. Weiss, 1992, 131. Vgl. mündl. Auskunft von Rudolf Seubert, Altertheim, 1.11.1999 und Korr. 21.11.1999. Vgl. Stäblein, 1968, 206.
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richt brauchte, mußte ich am Freitag zum Pedell des Gymnasiums bringen und sie am Sonntag dort wieder abholen. Ich habe es nicht gerne getan, denn ich wurde von meinen Mitschülern – auch den jüdischen – deswegen verspottet.437
Am Beginn des Romans Tohuwabohu von Sammy Gronemann, 1920 verfasst, steht die Übertretung der Schabbatgrenze, die hier im Ort „Borytschew“ ein „hochgespannter, kaum sichtbarer Draht“ war. Ein Mädchen saß dort „draußen auf dem äußersten Boulevard auf der letzten Bank“, „fast eine Viertelstunde vor der Stadt“, Goethes Faust lesend.438 Und dies, „obwohl die Sabbatgrenze ein paar Schritte vor jener Bank endete und also auch dorthin, wo sie saß, nichts getragen werden durfte, auch nicht ein Buch“.439 Die Schabbatschranken nannte man auch „Schabbesbögen“, so 1756 im mittelfränkischen Georgensgmünd,440 „Schabbestore“ wie 1828 im badischen Nonnenweier441 oder „Judentore“ wie in Altona.442 Eine Ausnahme stellten sicherlich die vier Schranken in Burghaslach dar, „von starken Eychenen Holtz und jede mit einem Schraub-Schloß“, die 1731 im Ort als „eine Zier“ empfunden wurden.443 Dies scheint nicht der Normalfall gewesen zu sein: In Bruck bei Erlangen wurden 1774 gegen den Protest der christlichen Gemeinde vor den Ortseingängen acht Schlagbäume auf markgräflichen Befehl errichtet. Die Juden, die dafür jährlich zwei Gulden, also 120 Kreuzer, entrichteten, empfanden sie als Erleichterung im Gegensatz zu den bisherigen über die Straßen gezogenen Drähten.444 Es gibt jedoch innerhalb der Halacha die Möglichkeit, den Eruw auf das Doppelte auszudehnen, indem man vor Eintritt des Schabbats am Ende der 2000 Ellen einen bestimmten Gegenstand, ein Stück Brot etwa, niederlegt und den Segen spricht, oder dort eine Zeitlang stehen bleibt, um somit einen zweiten Schabbatsitz zu gründen. Daraufhin können von diesem Punkt aus durch die Verbindung von „erlaubtem“ und „unerlaubtem“ Gebiet weitere 2000 Ellen gegangen und Gegenstände getragen werden. Man kann solch
437 Vgl. Spiro, Samuel: Jugenderinnerungen aus hessischen Judengemeinden. Ms. (o.J.), in: Richarz [Hg.], 1979, 137–154, 147. 438 Vgl. Gronemann, 2000, 10, 12, 17, frdl. Hinweis Joachim Schlör, Berlin. 439 Vgl. Gronemann, 2000, 11. 440 GdeA Georgensgmünd U 3 (13.10.1756); vgl. Glenk, 1983, 26. 441 Vgl. Labsch-Benz, 1981, 23. 442 Vgl. Freimark, 1983, 13. 443 FC D II 3/111, 373 (D II 3/96 Extractus Gemeinschaftlichen Protocolli sub dato Burghaslach, den 23.Aug. 1731). 444 Vgl. Strohm, 1908, 99. In Höchberg (Ufr.) fungierten 1793–1799 Drähte als Schabbesschranken, CAHJP Jerusalem, D/Ho1/ 8, ebenso in Schwabach (Mfr.) bis mindestens 1870, vgl. Krauß, 1938a, o.S. [antijüd.]. In Gaukönigshofen (Ufr.) erlaubte man den Juden 1817, als das obere Torhaus abgebrochen wurde, gegen Bezahlung, „einen Schlachbaum“ anbringen zu lassen, vgl. Michel, 1988, 241.
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einen Eruw auch für mehrere Schabbate legen. Jedoch soll man diese Praktik nur zur Erfüllung einer überlegten Tat ausüben.445 In Altenmuhr wurde die Ausweitung des Reiseverbots am Schabbat dadurch praktiziert, dass der Weg in kürzere Etappen unterteilt und am Ende jeder Etappe eine provisorische Wohnung durch Niederlegung einer Speise errichtet wurde. Nach deren Verzehr ging man zur nächsten Station. Da dieses Verfahren den Christen nicht verborgen blieb, spielte einst die Altenmuhrer Jugend einem Juden einen Streich. Dieser hatte, falls er nicht rechtzeitig zu Schabbateingang in Altenmuhr eintreffe, bereits entsprechend vorgesorgt. Daraufhin plünderten die Jugendlichen die letzte Station zwischen Streudorf und Altenmuhr, woraufhin der Mann die Nacht in den Wiesen zwischen beiden Orten zubrachte.446 Betrachtet man in diesem Kontext den Judenbaum von Urspringen, von dem es 1929/30 hieß, er sei ein Apfelbaum an der Gemarkungsgrenze zwischen Urspringen und Karbach, an dem „sich die Juden am Sabbath getroffen“ haben,447 so erscheint es möglich, dass man auch hier die traditionelle Praxis der Eruw-Ausweitung anwandte. Denn der Judenbaum, bei dem es sich laut Hasenfuß um zwei verschwundene Bildstöcke handelt (unter anderem den sogenannten Judenbildstock), ist immerhin von Urspringen knapp drei, von Karbach etwa eineinhalb Kilometer entfernt. Auch ist das Anbringen eines Eruws auf einem kräftigen Baum möglich.448 Inwiefern aber die Karbacher Juden die traditionellen, sprich gesetzestreuen Formen jüdischen Lebens auch bei der Einhaltung der Schabbatruhe pflegten, wie von den Urspringern bis weit in das 19. Jahrhundert hinein belegt, ist nicht mehr zu ermitteln. Damit bleibt auch die eigentliche Bestimmung des Judenbaums an der Urspringer und Karbacher Grenze im Dunkeln. Dass es sich hier um ei445 Vgl. Bornstein, Art. Erub, 1930, 739; Ganzfried, 1988, 570, Nr. 95 §7; Strack/Billerbeck, 1989, 590f. Bodenschatz, 1749, II 135 beschreibt die Ausweitung des Eruws 1749 wie folgt: „Wollen nun die heutigen Juden nach den Lehrsätzen ihrer Rabbinen eine Freyheit erlangen, weiter als diese 2000 Schritte zu gehen, so haben sie folgende Ceremonie: Es muß nämlich ein solcher den Tag vor dem Sabbat, entweder ein ganzes Brod, oder Stück gesottenes oder gebratenes Fleisch, und zwar so viel, als er auf zwey Mahlzeiten braucht, nehmen, dasselbe an das Ende der 2000 Schritte von seinem Ort hinweg auf einen bequemen Platz niederlegen, und den Segen darüber sprechen, auch etwas davon essen. Dieses ist alsdann eben so viel, als wenn er zu Hause seine Sabbatmahlzeit verrichtet hätte. Hiemit darf er nun alle 2000 Schritte fortfahren, so kann er hernach so weit gehen, als er nöthig hat. Jedoch muß diese Vermischung eines Sabbaterwegs, mit einem andern längern Weg nicht aus Frevel, sondern zur Erfüllung eines Göttlichen Gebotes vorgenommen werden.“ 446 Vgl. Jung, 1988, 193f. 447 BayFlNA, FlNS Urspringen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1920/1930) 29. Der o.a. Hinweis, „daß auf allen Judenäckern ein Baum gepflanzt war. Selbst der dürre Baum, der nicht mehr ausschlug wurde nicht entfernt“, so Franziska Amrehn, Urspringen, die sich auf Zeitzeugen beruft, vgl. Korr. 20.10.1999, ergibt auch in diesem Kontext keinen Sinn. Auch die zuständige Gde. besitzt keine entsprechende Information, vgl. Korr. Vg. Marktheidenfeld, 14.9.1999. 448 Vgl. Ganzfried, 1988, 571, Nr. 95 §10.
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ne volkstümlichen Namensform des mit Dornen bewachsenen Baumes Ziziphus, botanisch rhamnus paliurus, auch Judendorn449 genannt, handelt, ist unbewiesen, da der Name seit 1849 zumindest schriftlich überliefert ist, ohne dass auf ein entsprechendes Strauchwerk hingewiesen werden kann.450 Auch im nahen Veitshöchheim scheint ein Fußweg seinen Namen vom obligaten Spaziergang am Schabbes erhalten zu haben. Erinnerungen an den Begriff Judenpfad sowie an die Form Schabbes Sträßle, die in undatierten Unterlagen einmalig auftaucht, fehlen im Ort. Bekannt ist jedoch, dass es bis zum Bau der Umgehungsstraße in den 1970er Jahren im Volksmund einen Judenpfad gab, den „die Juden an Feiertagen entlang promenierten.“ Dieser war Teil des Weges vom christlichen Friedhof zur St. Vitus-Kirche. In der Mundart wurde er auch Seufzerallee genannt.451 Im oberfränkischen Neudorf bei Scheßlitz hieß der Judenweg zugleich auch Schabetsweg und Schabetsgraben. Er bezieht sich laut Flurnamensammlung auf den Schabbat und bezeichnet zugleich den kürzesten Weg, auf dem die Juden vom benachbarten Zeckendorf nach Hause gingen.452 Der Judenweg von Auchsesheim hingegen, einem Donauwörther Stadtteil, bezieht sich vermutlich auf einen damals 76jährigen Händler aus Donauwörth, Aaron Ofner. Er begab sich 1877 „offenbar seit längerem bereits jeden Freitag zu Fuß in das 3 Stunden entfernte Buttenwiesen [...], um dort den Sabbath zu feiern. Jeweils am Sonntag kehrte er zu Fuß wieder nach Donauwörth zurück.“ Möglicherweise habe Ofner, so eine Auskunft aus dem Stadtarchiv Donauwörth, seinen Weg von Donauwörth nach Buttenwiesen über Auchsesheim genommen.453 Die Mehrfunktionalität eines Judenweges zeigt sich auch hier: Schabbeswege konnten demnach auch Verbindungswege zwischen jüdischen Gemeinden sein. Dies galt unter anderem für den Judenpfad im unterfränkischen Falkenstein, der, von Gerolzhofen her führend, Teil des Verbindungsweges der jüdischen Gemeinden in Traustadt und Westheim war454 – sowie für den genannten Judenpfad von Eussenhausen, einem Stadtteil von Mellrichstadt, Unterfranken, der bis etwa 1940 auch der Weg der Mühlfelder Juden zur Mellrichstadter Synagoge war.455
449 Vgl. Grimm, Art. Judenbaum und Judendorn, 1985, X 2354: „weil nach der sage die juden aus diesem dorn die krone Christi flochten.“ 450 Vgl. Erhardt/Götz, 2002, 862. 451 Vgl. Korr. Gde. Veitshöchheim, Karen Heußner, 7.2.1992; Korr. Kulturamt Veitshöchheim, Jüdisches Kulturmuseum und Synagoge Veitshöchheim, Karen Heußner, 26.8.2003. 452 BayFlNA, FlNS Neudorf b. Scheßlitz, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 78. 453 Vgl. Korr. StadtA Donauwörth, Dr. Ottmar Seuffert, 26.5.1989. 454 Vgl. Korr. Kreisheimatpfleger Longinus Mößlein, Gerolzhofen, 16.1.1993; Korr. Dr. R. Wailersbacher, Knetzgau, 1.3.2005. 455 Vgl. Korr. Vg. Mellrichstadt, 22.2.1993.
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4.4.2 Am Judenbrunnen (I) Bezüglich der Schabbeswege ist ein Phänomen deutlich geworden, das eine besondere Betrachtung verdient. Jeggle berichtet für Württemberg im frühen 20. Jahrhundert, dass die Juden am Schabbat bei schönem Wetter einen Spaziergang unternahmen, wobei Ziel und Route meist genau fixiert waren, damit man nicht zu weit gehe. Früher wären dies die „Schabesschranken“ (z.B. in Aufhausen) oder „Schabbesdrähte“ (z.B. in Berlichingen) gewesen, die die Endstation dieser Ausflüge markierten. Später sei es etwa in Hohebach ein bestimmtes „Bänkle“, in Rexingen der Ort Ihlingen oder talaufwärts ein kleiner See gewesen.456 Abgesehen davon, dass Jeggle hier nicht zwischen der Grenze des dörflichen Eruws und dem Ende der 2000 Ellen differenziert, wird deutlich, dass gewisse bekannte landschaftliche Punkte ausgewählt wurden, die das Ende der erlaubten 2000 Ellen kennzeichneten. Hierfür gibt es zahlreiche auch überregionale Beispiele. Im badenwürttembergischen Wiesloch-Baiertal etwa markierte die Judenbrücke „den Treffpunkt der Juden am Sabbat“.457 Das Judenbrünnchen, auch Judenbörnche in Eberstadt bei Darmstadt, das vermutlich um 1837 angelegt wurde, bekam seinen Namen, da es „die Sabbathgrenze der jüdischen Gemeinde Eberstadt darstellte“.458 Auch in Marköbel, in der südlichen Wetterau, scheint der Judenborn, ein bereits 1557 belegter Brunnen, das Ende des Schabbatweges angedeutet zu haben. Er ist etwa einen Kilometer vom Ort entfernt, was den 2000 Ellen entspräche.459 In Olgishofen, Unterallgäu, war der Flurname Judenbrunnen nurmehr im Volksmund nachweisbar und bereits 1928 nicht mehr in Gebrauch. Allerdings legt der noch heute gebräuchliche Name eines Wirtschaftsweges, Judenbrunnenweg,460 nahe, dass man am Schabbat auf diesem Weg zum Brunnen gegangen war. Ob dies für die Judenbrunnen in den fränkischen Orten Markt Bürgstadt a. Main,461 Markt Einersheim,462 Reichelsdorf463 und Ursheim, der bereits um 1600 genannt wird,464 gilt sowie für die Judenbrunnen im schwäbischen Mündling465
456 Vgl. Jeggle, 1969, 258. 457 Vgl. Bastl [Hg.], 1999. 458 Vgl. Steinbeck [Bearb.], 1988, 21 und 1994, 21f; von der Au, 1941, 75. 459 Vgl. Vielsmeier, 1995, 247. 460 BayFlNA, FlNS Olgishofen, AltLkr. Illertissen, Schw. (1928) 74. Der Judenbrunnenweg führt nördl. von Olgishofen Richtung Judengraben, einem zum Teil verrohrten Graben, vgl. Korr. Gde. Kettershausen, Bgm. Sauerwein, 4.2.1993, 6.5.1993. 461 BayFlNA, FlNS Bürgstadt am Main, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1937) 82. 462 BayFlNA, FlNS Markt Einersheim, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1979) 81. 463 BayFlNA, FlNS Reichelsdorf, AltLkr. Stadt Nürnberg, Mfr. (1934/35) 86: Judenbrünnlein (Vm); vgl. auch Korr. StadtA Nürnberg, Neidiger, 26.1.1993. 464 BayFlNA, FlNS Ursheim, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1952) 39. Lt. aktuellem Kartenausschnitt wird heute eine größere Feldflur nördl. Ursheims so genannt, vgl. Korr. Gde. Polsingen,
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Das „Humusfeuer“
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und baden-württembergischen Endingen,466 bleibt dahingestellt. Denn der Flurname Judenbrunnen/Judenquelle kann auch eine abwertende Bezeichnung für eine sogenannte Hungerquelle, eine nur bei feuchter Witterung fließende Quelle, gewesen sein. Ungesichert ist die Deutung eines württembergischen Flurnamenforschers der 1920er Jahre, der den Flurnamen Judenbrunnen als „abgesonderte, nur von Juden benützte Bade- und Wasserstellen“ interpretiert.467 Ob es derartige Badeorte in freier Natur gegeben hat, mag in einer eigenen Untersuchung geklärt werden, denn laut Halacha ist der Bau einer Mikwe, einem an Grundwasser oder fließendes Wasser angeschlossenen Ritualbad zur kultischen Reinigung, für jede jüdische Gemeinde obligatorisch. Dies schließt jedoch nicht aus, dass jene Juden und Jüdinnen, die kurzfristig sehr isoliert innerhalb der christlichen Gesellschaft wohnten, abgeschiedene Bachläufe benutzten, um in der Ursprungsform der Mikwe, im fließenden Flusswasser, durch Untertauchen den Zustand kultischer Reinheit zu erlangen. Um eine Mikwe mag es sich beim Judenbrunnen von Neubrunn im ehemaligen Waldsassengau gehandelt haben, er sei, so der Ortschronist Brunner von 1893, einer der neun Brunnen Neu(n)brunns – „entspringend in der Synagoge und sich unterirdisch selbdritt in den Mühlbach ergießend.“468 Auffallend ist jedoch, dass vorwiegend Wasser in seinen verschiedenen Formen als Grenze des schabbatlichen Spazierganges eine ausschlaggebende Rolle spielte. Im baden-württembergischen Wiesloch-Baiertal etwa markierte die Judenbrücke „den Treffpunkt der Juden am Sabbat“.469
4.5 Das „Humusfeuer“ Das „Humusfeuer“ Eine regionalspezifische Ausnahme innerhalb der bislang genannten Judenwege findet sich im schwäbischen Buttenwiesen. Der dortige Judensteigacker, 1833–1956 belegt, bezieht sich auf ein regionales religiöses Brauchtum und wird in der Flurnamensammlung von 1934 beschrieben als ein „Acker an einem ansteigenden Weg, der von den hier ansässigen Juden benutzt wurde, wenn sie auf der Höhe zur Osterzeit das sog. ‚Humusfeuer‘ ab-
Bgm. Wurm, 12.7.1993. Der FlN wurde um 1600 in einer Ursheimer Dorfordnung erwähnt, vgl. www.artefax.de/geschichte/ursheimfivez.html. 465 BayFlNA, FlNS Mündling, AltLkr. Donauwörth, Schw. (1935) 52. 466 Der Wettebrunnen heißt noch heute im Vm Judenbrunnen, vgl. Hundsnurscher, Art. Endingen, in: GJ III/1 301. 467 Vgl. Keinath, 1926, 99. 468 Vgl. Brunner, 1893, 2. Im Keller des Hauses Steilersgasse 17, heute mit einer Steinplatte verschlossen, vgl. Korr. Markt Neubrunn, Bgm. Rieck, 4.4.2008. 469 Vgl. Bastl [Hg.], 1999.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
brannten.“470 Durch den Bericht eines nach New York emigrierten, in Buttenwiesen 1921 geborenen jüdischen Gewährsmannes konnte berichtigt werden, dass das sogenannte „Humusfeuer“ ein von den christlichen Nachbarn zumindest akustisch falsch verstandener Begriff für das „Chometzfeuer“ ist. In diesem Feuer werden vor dem Pessachfest, das zeitlich nahe am christlichen Osterfest liegt, alle Reste von „Chometz“, dem regulären, gesäuerten Brot, das man vor Pessach aus den Wohnungen entfernen muss, verbrannt. Diese Tradition des reinigenden Feuers wurde in Buttenwiesen von der jüdischen Jugend in der früheren Sandgrube beim Hölzle oder einem anderen Ort veranstaltet, der durch den heute nicht mehr vorhandenen Judensteig erreichbar war.471 Der Buttenwiesener Judensteig ist damit der bislang einzig bekannte Flurname, der einen religiösen Brauch überliefert, der außerhalb des Themas Schabbat oder Begräbnis steht.
4.6 Judenweg – Weg zur Bildung Judenweg – Weg zur Bildung Ein Aspekt des täglichen Lebens jüdischer Gemeinden, der als Funktion eines Judenwegs Relevanz besitzen könnte, wurde bislang noch nicht angesprochen und bedarf einer kurzen Vorüberlegung: Die Grundlage der Religionspraxis, wie sie am Beispiel der Judenwege als Wege zur Synagoge, als Schabbes- oder Leichentransportwege bereits deutlich wurde, orientierte sich an Religionsgesetz und Brauchtum, das durch die religiöse Erziehung übermittelt wurde. Im Zentrum dieses religiösen Lebens steht seit biblischen Zeiten Bildung und Gelehrsamkeit: „Du sollst sie [die Tora] einschärfen deinen Kindern“ (Dt. 6,7).472 Parallel zu diesem Postulat des Lehrens und Lernens fordert die Tora die prinzipielle Würdigung von Unterricht und Erziehung sowie die respektvolle Anwendung von religiösen Traditionen und Gesetzen im Alltag.473 Vor allem die jahrhundertelange Weitergabe dieser Tradition war Fundament für das Überleben des Judentums. So waren auch die jüdischen Gemeinden in Deutschland bis in das 18. Jahrhundert hinein maßgeblich durch das jüdische Religionsgesetz, die Halacha, geprägt, das das soziale und geistige Leben beherrschte.474 Dabei spielten manche Judenwege offenbar eine spezielle Rolle (s.u.). 470 Vgl. Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992; BayFlNA, FlNS Buttenwiesen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934) 44 und FlNVerz. FlurBerAmt Krumbach (1956), 3. 471 „Offensichtlich hat Herr Hauptlehrer Zuburg 1934 bei der Erstellung der Flurnamensammlung die Begriffe verwechselt oder aber die Bezeichnung „Chometz“ nicht gekannt“ vgl. Franz-Xaver Neuner, Buttenwiesen, Korr. 22.11.2002. 472 Die Tora, hebr.: Lehre, sind die fünf Bücher Mose und Grundstein des jüd. Glaubens. 473 Vgl. Güdemann, 1891, IIIff; Maller, 1961, 1244. 474 Vgl. Güdemann, 1891, XXIII, XXVI; Graupe, 1977, 33.
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Zwischen Bildungsideal und Realität bestand jedoch zunächst eine sichtliche Diskrepanz. Die zahlreichen Vertreibungen und Pogrome seit den Kreuzzügen ab 1096, verhinderten nicht zuletzt auch ein einheitliches jüdisches Erziehungswesen.475 Vor der Haskala, der jüdischen Aufklärung, besuchte nahezu jeder jüdische Knabe im deutschsprachigen Raum die Elementarschule Cheder, anschließend oft eine Jeschiwa. Im Cheder begann der Unterricht ab dem dritten bis fünften Lebensjahr und endete mit 13 Jahren. Gelehrt wurden ausschließlich hebräische Texte, besonders Tora mit dem Kommentar Raschis (i.e. R. Schlomo ben Izchak), gelegentlich auch Mischna und Talmud sowie die jüdische Kurrentschrift, eventuell auch deutsche Schrift und Rechnen. Wesentlich ist dabei der rein religiöse Charakter aller Bildungsinhalte, mit Ausnahme der talmudspezifischen nichtreligiösen Grundkenntnisse. Nicht vermittelt wurde hingegen jegliches profane Wissen und damit die Vorbereitung auf das praktische Leben.476 Die Mädchenbildung spielte im Großteil der deutschsprachigen, bzw. aschkenasischen Gebiete eine untergeordnete Rolle: Frauen waren vom institutionalisierten Lernen ausgeschlossen, erhielten selten Toraunterricht. Dieser wurde ihnen mit der bereits in der Mischna festgelegten Begründung verwehrt, dass derjenige, „der seine Tochter die Tora lehrt, wie jemand handelt, der sie mit der Unzüchtigkeit vertraut macht.“ Bis zur Aufklärung beschränkte sich die Erziehung heranwachsender Mädchen im allgemeinen auf die Einführung in die rituellen Vorschriften für Haus und Küche und die jüdisch-deutsche Sprache.477 Was die Anzahl der schulischen Einrichtungen im ehemaligen Waldsassengau betraf, kann allenfalls gemutmaßt werden. Bekannt ist eine „israelitische Schule“ in Thüngen, in der die jüdische Jugend zumindest 1830 bis 1834 Elementarunterricht erhielt. Das Würzburger Juliusspital besaß jüdische Schulhäuser in Thüngen, Laudenbach und Mittelsinn.478 Von der Karbacher Kehilla ist bekannt, dass ihre Kinder zumindest 1814 Unterricht in der katholischen und „Deitschen schul“ erhielten, allerdings „den verordnungsmäsigen Schulunterricht in der katholischen Schule vernachläsigen und dieselbe wenig besuchen“. Daher wurde der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Karbach unter Androhung von drei fl. Strafe angemahnt, die nachlässigen Eltern zu bewegen, ihre Kinder in die katholische Schule zu 475 Vgl. Rohrbacher, 1996, 47, 58; Maller, 1961, 1244; Fishman, 1944, 15f. 476 Cheder, hebr.: „Zimmer“, der einzige Schulraum, die einklassige Gemeindeschule, die von privaten „Schulmeistern“ geführt wurde, zugleich Lehrerwohnung, vgl. Fishman, 1944, 24, 77, 100; Feidel-Metz, 1992, 244; Straßburger, 1885, 165; Stern, 1928, 39; Allerhand, 1980, 47. 477 Zit.n. Eschelbacher, 1916, 172. Dies entspricht dem Mischnaspruch: „Wer seine Tochter Tora lehrt, lehrt sie Ausschweifung“, vgl. Der Babylonische Talmud, 1966, Bd. VI, Sota 3,4, 73; vgl. auch Prestel, 1989, 57; Graff, 1980, 123f; Baeck, 1930, 278; Schmidt, 1898, 485; Fishman, 1944, 118. 478 StA Wü, Stat.Slg. 279b; vgl. Oppenheimer, 1926, 109.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
schicken.479 Zumindest aber kann davon ausgegangen werden, dass jede auch noch so kleine jüdische Dorfgemeinde, selbst wenn sie keine eigene Bildungseinrichtung besaß, so doch einen Lehrer für die Erziehung der Kinder einstellte.480 In kleineren Dörfern scheint aber auch ein für mehrere Familien engagierter Lehrer üblich gewesen zu sein.481 In vielen ländlichen Gemeinden, wo kompetente Lehrer selten waren, begnügte man sich im 16. bis 18. Jahrhundert mit Hauslehrern, sogenannten Wanderlehrern ohne festen Wohnsitz. Vor allem im 17. Jahrhundert waren in deutschen Territorien viele Studenten der bis dahin blühenden Jeschiwot Polens, Litauens und Böhmens, die die Verfolgungen unter Chmielnicki 1648 überlebt hatten, unterwegs. Die pädagogische Qualifikation dieser Studenten war offenbar nur gering. Sie erhielten kein ständiges Aufenthaltsrecht und wurden selten länger als ein Semester angestellt, was der schulischen Erziehung der jüdischen Jugend kaum dienlich war. Nebenbei waren die jüdischen Gemeinden aufgrund finanzieller Notlagen eher weniger an den pädagogischen Fähigkeiten eines Lehrers, als an seiner Mehrfachverwendbarkeit als Lehrer, Schächter und Vorsinger interessiert.482 Im Waldsassengau wirkte in den Jahren um 1624 in Neubrunn ein „Juden Schulmeister“.483 Darüber hinaus bestand im 17. Jahrhundert zwischen den jüdischen Familien Erlenbachs und Homburgs eine enge Verbindung, man teilte sich einen Schulmeister bzw. Rabbiner, vermutlich auch andere Kultuseinrichtungen. 1864 wurden die jüdischen Schüler aus Erlenbach der jüdischen Elementarschule in Homburg angegliedert.484 Auch die jüdischen Gemeinden Homburg, Trennfeld, Erlenbach und Wüstenzell teilten sich 1699 einen jüdischen Schulmeister.485 Remlingen besaß ab 1857 einen Vertrag mit dem jüdischen Lehrer David Federlein in Homburg,486 woraus zu schließen ist, dass Federlein regelmäßig zum Unterrichten nach Remlingen ging oder aber die Schulkinder nach Homburg wanderten. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschah im Zuge der Haskala die vollständige Erneuerung des jüdischen Bildungssystems innerhalb Deutschlands. Ziel der von Moses Mendelssohn geführten Maskilim, der jüdischen Reformer, war eine Synthese der jüdischen Kultur mit der Kultur 479 CAHJP Jerusalem, D/Ka2/6, o.S. 480 Vgl. Breuer, 1996b, 184. 481 Z.B. unterrichteten im schwäb. Ichenhausen offenbar nur Privatlehrer. Die Kinder besuchten keine öffentliche Schule, vgl. Römer, 1987, 19. 482 Vgl. Oppenheimer, 1926, 109; Fishman, 1944, 22f, 53, 56, 59f; Rohrbacher, 1997, 45; Eliav, 1960, 207; Adler, 1927, 147, 150 und 1928, 263; Prestel, 1989, 58; Straßburger, 1885, 161, 168; Breuer, 1996b, 177; Stern, 1928, 40. 483 StA Wt-G 103 (Centbücher Remlingen Nr. 5 [1624]), p.126, frdl. Hinweis Bernd Schätzlein, Helmstadt, Korr. 12.5.2006. 484 Vgl. Scherg, 1993b, 52, 56. 485 Vgl. Scherg, 1990, 62. 486 Vgl. Stäblein, 1906f, 39.
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der Umwelt als erster Schritt zur Verbesserung des bürgerlichen Status der Juden. Dies sollte vor allem durch die Integration weltlichen Wissens in die traditionell religiösen Bildungsinstitutionen und durch die deutsche Unterrichtssprache geschehen.487 In den Dörfern Bayerns griff die jüdische Bildungsreform allerdings nur zögernd, die dortige Regierung war an einer raschen gesellschaftlichen Angleichung der Juden nicht interessiert.488 Erst am 18.6.1804 wurden in Bayern die Schulpflicht für jüdische Kinder sowie eine Prüfungspflicht für jüdische Lehrer eingeführt, womit das Erziehungsund Schulwesen der Juden erstmals unter staatliche Kontrolle geriet.489 Die „israelitische Jugend“ von Steinbach, Wiesenfeld und Zellingen erhielt zumindest 1830, 1831 und 1834 in der christlichen Volksschule im jeweiligen Ort Elementarunterricht, die Jugend aus Himmelstadt musste hierzu nach Laudenbach in die christliche Volksschule gehen.490 Diese Tatsachen – und dies ist der Kern dieses Exkurses – lassen vermuten, dass viele der als Judenwege bekannten Wegstrecken auch als Wege des Kulturtransportes benutzt wurden. Auch wenn dies bislang nur aus einem einzigen Ort bekannt ist, dem unterfränkischen Maidbronn – dort diente der seit 1772 belegte Judenweag auch dem Rabbiner, der in Estenfeld Unterricht erteilte491 – so steht außer Frage, dass etliche Judenwege von Kindern und Jugendlichen zum Unterricht in den Nachbarort, andererseits aber auch von Lehrern begangen wurden, die zum Teil mehrere Dorfgemeinden zu betreuen hatten. Dabei ist festzuhalten, dass auch diese Art der Judenwege aus einer politischen und gesellschaftlichen Diskriminierung entstanden ist. Bei freier Wohnsitzwahl und kontinuierlichem Aufenthaltsrecht hätten sicherlich die meisten jüdischen Gemeinden gemäß ihrem religiösen Bildungsanspruch eigene und vor allem differenzierte Bildungseinrichtungen am Ort geschaffen. Die Wege in die Nachbarorte, das Engagement von Wanderlehrern und das gemeinsame Anheuern von Lehrern für mehrere Gemeinden hätten sich erübrigt und somit wäre vermutlich auch ein einheitlicheres Bildungsniveau garantiert gewesen. Hiermit verlassen wir den weit gefächerten Bereich der religiös motivierten Faktoren, die für die Entstehung der Bezeichnung Judenweg ausschlaggebend waren, und wenden uns den weltlichen Aspekten zu.
487 Vgl. Eliav, 1960, 209, 208, 214; vgl. ferner Eschelbacher, 1916, 168, 171; Graetz, 1996, 333f, 336f, 348ff. 488 Vgl. Eliav, 1960, 211–214; Meyer, 1996, 123. 489 Vgl. Prestel, 1989, 75. 490 StA Wü, Stat.Slg. 279b. 491 Vgl. Kutt, 1977, 185f.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
4.7 Wege jüdischer Händler Wege jüdischer Händler 4.7.1 „die arme Judenschafft, ... welche ausser der handelschafft keine Nahrung hat“ – Die Wege im ehemaligen Waldsassengau Von Altertheim auf dem Judn Pfad nach Böttigheim und Helmstadt Der ehemalige Böttigheimer Judn Pfad, welcher 1708 erstmals schriftlich erwähnt wurde, hat seinen Ursprung im Nachbarort Altertheim. Laut der Flurnamensammlung von 1928 seien diesen Pfad „die von Ober- und Unteraltertheim kommenden Handelsjuden gegangen.“492 Von ihnen und ihren geschäftlichen Verbindungen in Helmstadt habe auch der dortige Judenpfad seinen Namen, der von der Straße Helmstadt–Würzburg über das Gehölz Oberhöhe südwärts nach Oberaltertheim führt.493 In der Tat verdingten sich die seit Mitte des 17. Jahrhunderts in den Castell’schen Orten Ober- und Unteraltertheim lebenden Juden494 vorwiegend durch Handel. Dies war Folge der seit dem 13. Jahrhundert für Juden geltenden Berufsbeschränkungen auf Geldverleih und Handel.495 Nach den Pestpogromen 1348/49 und den Vertreibungen aus den Städten seit Mitte des 14. Jahrhunderts waren sie nicht nur gezwungen, sich auf dem Land anzusiedeln, sondern mussten ihre bisherigen Handelsbeziehungen und -räume neu erschließen. Sie fungierten fortan als Zwischenhändler und belieferten vor allem in Süd- und Westdeutschland die bäuerliche Bevölkerung und städtischen Märkte mit Vieh, Geld und Agrarprodukten wie Saatgetreide und Futtermittel. Nur wenige Juden auf dem Land waren handwerklich tätig, meist als Metzger, bzw. Schächter, wobei sie in der Regel dann auch zugleich als Vieh- und Fleischhändler arbeiteten.496 Der Warenhandel unterlag für Juden strengen und diffizilen Beschränkungen, sowohl hinsichtlich der Handelsware wie auch der Zeiten, in welchen Handeln und Hausieren gestattet war. Dies prägte und erschwerte den Alltag der Händler nachhaltig. Als beispielsweise 1626 in der Grafschaft Wertheim allen fremden Juden der Handel außerhalb der Jahr- und Wochenmärkte verboten wurde,497 hatte dies für die würzburgischen, castell’schen und ritterschaftlichen Händ492 StA Wü, Salbuch 116 (1708), p.138; BayFlNA, FlNS Böttigheim, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928) 72. 493 StA Wü, Hyp.Realreg. Helmstadt (um 1850) III, o.S.; vgl. Korr. Vg. Helmstadt, 19.8.1999, die auf Angaben von Bgm. Schlör basieren. 494 Vgl. u.a. Sporck-Pfitzer, 1988, 69; Ophir, 1972, 385, 393; FC KA D II 3 Ämter 6, Ämter 111, S. 6, 8. 495 Vgl. Ludwig Müller, 1898, 86f. Das kanonische Zinsverbot untersagte Christen, Geld für Zinsen zu verleihen, vgl. Schwarz, 1963, 41f. Das Kreditwesen, v.a. das Eintreiben der Schulden, war mühsam und ein bei einer eher mittellosen ländlichen Bevölkerung als Schuldner wenig einträglicher Beruf, vgl. Jakob, 1993, 81; Kaufmann, 1988, 11. 496 Vgl. Richarz, 1990b, 183; Breuer, 1996a, 58. 497 Vgl. Löwenstein, 1907, Beil., 10.
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ler enorme Geschäftsverluste zur Folge. Ebenso war 1665 den ausländischen, also ritterschaftlichen und castell’schen Juden der Handel im Hochstift nur auf öffentlichen Marktplätzen während der Markttage gestattet.498 In Unteraltertheim existierte 1683 eine differenzierte Regelung des geschäftlichen Verkehrs zwischen Nichtjuden und Juden.499 In Remlingen war offenbar bereits 1573 versucht worden, die drohende Verschuldung der christlichen Dorfbewohner, die sich bei ihren jüdischen Nachbarn Geld liehen, vielfach ohne in der Lage zu sein, dies in absehbarer Zeit zurückzuzahlen, per Gesetz abzuwehren. Daher schrieb man vor, dass „[...] vnsere vnderthanen mit kheinem Juden nichts Contrahieren, oder gellt vff borg vffnemen, auch nichts von den Juden khauffen oder verkhauffen, es wurde dan mit barem gellt gezalt, bey leibs straff, [...].“500 Die wohl gewaltigste Einschränkung für die Waldsassengauer Juden war schließlich das Gesamtverbot des Hausierhandels im Hochstift. Knapp ein halbes Jahrhundert lang, 1742 bis 1791, war den Hausierern und Trödlern, die den Großteil der erwerbstätigen jüdischen Bevölkerung stellten, die Lebensgrundlage entzogen. Gelegentlich erreichten auch die christlichen Kaufleute, für die die jüdischen Hausierer und Händler eine starke Konkurrenz darstellten, mittels Beschwerden und Eingaben Hausierhandelsverbote für Juden. In weiten Teilen des Hochstifts war den Juden damals ohnedies der Handel mit Wein, Getreide, Hopfen, Kaffee, Tee, Zucker und Gewürzen untersagt.501 Das generelle Handelsverbot hatte nun zur Folge, wie aus dem Zweyten Gravamen der hochstiftischen Judenschaft vom 24.10.1754 deutlich wird, dass „die arme Judenschafft, [...] welche ausser der handelschafft keine Nahrung hat, gäntzlich in armuth Versencket“.502 Allerdings war dieses Verbot auch für die bäuerlichen Kunden von Nachteil. So argumentierte die hochstiftische Judenschaft weiter, sie sei auch deshalb gezwungen, um gnädige minderung dieses Verbotts um so mehr zu bitten, als dem Bauersmann Viel Vortheilhaffter ist, wann ihm die nöthige Waaren Von dem Juden an das haus gebracht werden, und derselbe seiner hauß=arbeit ohne besondere Kosten und Versaumnus abwarten kan.503
Dennoch blieb dieses Verbot bis 1791 bestehen. Anfang des 19. Jahrhunderts behinderten erneute Gesetze den jüdischen Hausierhandel in der Region: 1807 wurde in den castell’schen Ämtern Remlingen und Urspringen angeordnet, dass keinem ausländischen Juden in 498 499 500 501 502 503
Vgl. Weger, 1920, 154. FC KA D II 3, Ämter 111, S.252. FC Bände, Amt Remlingen 13 (1573), fol. 320. Vgl. Krug, 1987, 70. StA Wü, Gebr. VI W 256. StA Wü, Gebr. VI W 256.
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der Grafschaft Castell der Handel gestattet sei, mit Ausnahme derer, „welche anderwärts ein beträchtliches Vermögen oder eine ausgebreitete Handlung besitzen“. Diese könnten „gegen eine verhältnismässige Taxe ein jährlich zu erneuerndes Patent“ kaufen.504 1808 wurde der jüdische Hausierhandel im Königreich Bayern, wozu das Gebiet des ehemaligen Hochstifts zum Teil 1803 und endgültig 1814 gehörte, erneut verboten. Dadurch sollte die jüdische Bevölkerung zur Auswanderung gezwungen werden. Das Edikt vom 10.7.1813 erhärtete das „Verbot allen Hausier-, Not- und Schacherhandels der Juden“ – nach wie vor waren Ausnahmen gegen teure käufliche Jahrespatente möglich.505 In Unterfranken wurde der Hausierhandel 1817 ganz verboten. Nur „jüdische Hausväter“, die ihre Familien nicht anders ernähren konnten, durften ihren bereits bestehenden Handel weiterführen. Dadurch wurde der Hausierhandel im Untermainkreis um zwei Drittel reduziert und bis 1831 durch regelmäßige Verfügungen kontrolliert. Im castell’schen Herrschaftsgericht Remlingen wurde dann 1832 versucht, das Hausierwesen durch Registrierung einzuschränken, was letztlich nicht realisierbar war. Selbst nach Einführung der Gewerbefreiheit in Bayern 1862 galten für den gesamten jüdischen wie christlichen Hausierhandel Beschränkungen. 1863 etwa musste man ein Hausierpatent kaufen, das von der Distriktsverwaltungsbehörde nur für einen bestimmten Bezirk und die Dauer eines Kalenderjahres ausgestellt wurde.506 Erst als sich Ende des 19. Jahrhunderts Ladengeschäfte etablierten, wurde der Hausierhandel weitgehend entbehrlich.507 Damit veränderte sich auch das Straßenbild auffallend: Die Landstraßen Mainfrankens boten gewiss bald einen ähnlich ungewohnt leeren Anblick wie die preußischen Landstraßen nach dem Erlass des dortigen Hausiergesetzes 1824; bis dahin seien sie, wie eine zeitgenössische Quelle berichtet, „mit Hausierern und Fell- und Trödeljuden [...] bedeckt“ gewesen.508 Trotz all dieser Schwierigkeiten versorgten die jüdischen Kleinhändler über Jahrhunderte hinweg die dörfliche Landbevölkerung mit Gebrauchswaren und, soweit Bedarf, mit Luxusgütern, Spezereien, Gewürzen und Modeartikeln. Diese Art des Handels war für die Bauern vor allem in abgelegenen Regionen unentbehrlich, nicht nur weil ihnen damit die Reise in die Marktzentren erspart blieb, sondern weil dadurch auch an Sonn- und Feiertagen der Kauf von Waren möglich war. Das Verbot dieses Sonn- und Feiertaghandels für in- und ausländische Juden ist allerdings Anliegen etlicher Verordnungen im Hochstift Würzburg, beispielsweise 1691, 1693 und 504 505 506 507 508
FC KA D II 3, Ämter 111, S.12. Vgl. Schwarz, 1963, 125f; Soden, 1821, 103. Vgl. Schwarz, 1963, 195; Lindner, 1985, 172f; Stäblein, 1968, 210. Vgl. Scherg, 1993b, 36. Zit.n. Schmidt, 1987, 237 Anm. 23.
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1699.509 Darüber hinaus bereicherten die jüdischen Händler auch den Warenaustausch, denn sie übernahmen den Vertrieb von Agrarprodukten wie Hopfen, Getreide, Wein, Häute, Felle und Wolle.510 Mit dem allgemeinen Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ging eine erhebliche Verschlechterung der Lebensbedingungen einher. Viele jüdische Gemeinden hatten bereits aufgrund der Pogrome 1648 im damaligen Polen enormen Zulauf durch Flüchtlinge erhalten. Diese waren in der Regel nicht in der Lage, Niederlassungskonzessionen zu bezahlen und überlebten letztlich nur durch Betteln.511 Auch die Konkurrenz unter den jüdischen Händlern selbst war bisweilen erdrückend. Nur eine kleine Minderheit der mainfränkischen Schutzjuden, 1813 gerade 1,2 Prozent, konnte im 18. Jahrhundert als wohlhabend bezeichnet werden, darunter Juwelen-, Tuch-, (Koscher-)Wein-, und Pferdehändler sowie Geldverleiher. Die übrigen knapp 99 Prozent handelten entweder mit Kleidern, Metall, Bändern, Hopfen, Glas, Federn und Gewürzen, waren Schmuser oder besoldete Beamte. Sie hatten im Durchschnitt weniger als 500 fl.512 pro Haushalt zur Verfügung und lebten häufig am Rande des Existenzminimums. Wer über ein durchschnittliches Vermögen von 1000 bis 2000 fl. pro Kopf verfügte, war in der Lage, mit Vieh, Kramwaren und Tuch zu handeln. Die Mehrzahl der einkommensschwachen Schmuser und Kleiderhändler war in den ritterschaftlichen Territorien ansässig, wobei der immense Konkurrenzdruck untereinander die Verarmung der ritterschaftlichen Juden naturgemäß beschleunigte. Die wenigen wohlhabenden Juwelen-, Tuch- und Weinhändler sowie die Geldverleiher hingegen lebten größtenteils im Hochstift.513 Die Juden Oberaltertheims beispielsweise konnten wegen der strengen Zunftvorschriften und Handelsbeschränkungen bis gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs nur mit Vieh, Getreide und Mehl handeln und darüber hinaus nur solche Produkte herstellen, mit welchen ihnen der Handel gestattet war. So lebten sie auch als Schächter und Seifensieder, besaßen Bäckereien und belieferten vor der Wende zum 18. Jahrhundert den Nachbarort Remlingen regelmäßig mit „bunten Tüchern“, Barchent, Zucker, Salz und auch mit Schmieröl für Glocken und Turmuhren.514 Daran änderte sich bis zur gewaltsamen Auflösung der Kehilla Oberaltertheim 1940/42 wenig – glei509 Vgl. Weger, 1920, 154; R.S.D., 1936, o.S. 510 Vgl. Daxelmüller, 1988b, 241; Schmidt, 1987, 232; Heller, 1978, 10f; Guth, 1985, 369; Krug, 1987, 70. 511 Vgl. Richarz, 1990a, 75. 512 „fl.“ bezeichnet die Währungseinheit Gulden (Florin), wobei 1 fl. 60 Kreuzern (= Kr.) entspricht und 1 Kr. aus 4 Pf. besteht, 1 Pf. aus 2 Hellern (= hl.), 1 fl. somit aus 240 Pf. 513 Vgl. Krug, 1987, 70, 86–88. 514 So zumindest Stäblein, 1968, 198f, 209, der zugleich die frühe Ansiedlung der Juden anzweifelt; vgl. auch Mayer, 1934, 119.
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chermaßen im benachbarten Unteraltertheim.515 Um 1810 lebten knapp 67 Prozent (1567 Personen) aller jüdischen Haushaltsvorstände Mainfrankens vom Handel, wovon mehr als 20 Prozent mit allen erdenklichen Waren handelten: von Kram- und Galanteriewaren über (Alt-)Kleider, Lumpen, Metall und Altmetall, etliche Arten von Stoffen, Garnen, Ellen- und Schnittwaren, Schnüren, Leder, Fellen, (rohen) Häuten, Schnupftabak, Glas, Spiegeln, Brillen, Gewürzen, Honig und (Bett-)Federn. Dagegen übten nur rund sechs Prozent ein (unzünftiges) Handwerk aus, wobei der größte Teil von ihnen als Schächter und wohl hauptsächlich für den Bedarf der eigenen Kehilla arbeitete. Weitere 15 Prozent (360 Personen) waren als Schmuser und Makler, als Unterhändler und Vermittler von Hochzeiten und Dienstleistungen sowie als Botengänger tätig.516 Aufgrund des Edikts von 1813 standen den Juden nun theoretisch die einträglichen und angesehenen Handwerksberufe offen. Doch durch den Matrikelparagraphen, der die Ansässigmachung einzelner Juden weiterhin streng einschränkte, war der Markt für jüdische Handwerker vor allem während der beginnenden Industrialisierung denkbar schlecht.517 Allmählich nahm auch auf dem Land der Bedarf an Fertigwaren zu, da sich die Konsumgüterproduktion durch die Industrialisierung etablierte. Damit verbesserte sich die Situation der Händler entsprechend, sodass sich viele Hausierer nach der Jahrhundertmitte einen Pferdewagen oder sogar ein Ladengeschäft leisten konnten. Mit dem Bau der Eisenbahn ab 1835 vergrößerten sich ihr Handelsrayon und damit einhergehend auch ihre Verdienstmöglichkeiten entscheidend.518 Aus einem Verzeichnis der Hausierhandelspatente aus dem Jahr 1823/24 geht hervor, dass für die Orte Ober- und Unteraltertheim insgesamt 15 „Patente zum Hausirn“ vergeben wurden. Sie bevollmächtigten die Patentbesitzer zum Hausierhandel im Herrschaftsgericht Remlingen und Landgericht Homburg. Als erlaubte Waren wurden dabei „Baumwollen Zeüg, Hals u. Sacktücher, Ellern u. Schnittwaaren, Bänd, seidene u. baumwollene Tücher, Kathun, Zwillig, Leinwand“ aufgelistet sowie „Specereywaaren [i.e. Gewürze], Galanteriewaare, Seife, Lichter, Oel, Hasenfelle, Pelzwaar, Honig und Feder, Meßer, Gabeln, Schnallen und sonstige kurze waar.“519 Das Hauptgewicht lag demnach auf dem Textilienhandel. 1833 hatte sich das Warensortiment in beiden Orten nicht wesentlich verändert. Neben einem Lederhändler wurden zehn „Noth/Hausierhändler“ 515 Vgl. Ophir, 1972, 386; FC KA D II 3, Ämter 111, S.15–17; Stäblein, 1968, 212. 516 Vgl. Krug, 1987, 67–70. 517 Vgl. Woerle, 1986, 129, 131f. 518 Vgl. Richarz, 1997a, 7f. 519 StA Wü, LRA Mar 2382 Nr. 3 (Verzeichnis derjenigen Juden im Herrschaftsgerichte Remlingen welche auf das Jahr 1823/24 Patente zum Hausirn erhalten haben).
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gezählt, die im Falle Oberaltertheims mit Tuchleinen, Leder- und Ellenwaren, Hasenfellen, Knöpfen, Lichtern und Seife und in den Landgerichten Remlingen, Homburg und Würzburg links des Mains handeln durften.520 Dabei hatte sich ein jüdischer Stoffhändler aus Oberaltertheim derart in das Bewusstsein seiner Kunden eingeprägt, dass man sich beispielsweise im nahen Eisingen noch 1985 an ihn erinnerte.521 Auch die Unteraltertheimer handelten 1834 mit „Ellenwaaren, Knöpfe[n], Wollentuch, Kalbleder, Hasenfelle[n], Barchent“ und zwar im Gebiet Altertheim, Steinbach, Neubrunn und Helmstadt.522 Das legt nahe, dass zu diesem Zweck der genannte Helmstadter Judenpfad benutzt wurde. Zumal auch die Oberaltertheimer Juden in Remlingen, das in gleicher Richtung liegt, kauften und verkauften.523 Ob die Helmstadter Juden, die dort vermutlich in den Jahren 1789–1816 gelebt hatten,524 ebenfalls handelten, ist nicht belegt, aber sehr wahrscheinlich. Da Juden keine Möglichkeit für einen sesshaften Beruf erhielten und zur Mobilität gezwungen waren, unterscheidet sich ihre Lebensweise, die durch das fortwährende Pendeln zwischen Stadt und Land geprägt war, wesentlich von den Lebensgewohnheiten der restlichen bäuerlichen Bevölkerung. Es verwundert nicht, dass diese Lebens- und Arbeitsform, das ständige Unterwegssein, zu spezifischen Bezeichnungen von Straßen und Wegen geführt hatte. Zwar benutzten in den meisten Fällen auch Nichtjuden die als Judenwege, -pfade, -gassen, -straßen oder -steige bezeichneten Routen, doch waren vor allem die Bauern ob ihrer Sesshaftigkeit und Gebundenheit an Hof und Felder kaum annähernd so viel unterwegs wie ihre jüdischen Nachbarn. Auch Böttigheim war durch den Judn Pfad mit Altertheim verbunden. Zwar ist über die Erwerbstätigkeit der dort seit mindestens 1655525 bis ins 20. Jahrhundert lebenden Juden wenig zu erfahren – Ein Jude hatte 1777 „seine Handelschaft im Churmainzischen“,526 gemeint ist das Gebiet von Schönfeld, Külsheim, Tauberbischofsheim und Uissigheim, und 1832 lebte man vor allem vom Vieh-, Hausier- und sogenanntem Schacherhandel. Im Folgejahr gab es zwei Hausierpatentbesitzer für Schnitt- und Ellenwaren527 – doch ist die Entstehung des Wegenamens aufgrund dieser Handelstätigkeit wahrscheinlich. Auch die Neubrunner Juden, die dort 1622 bis 1624,
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StA Wü, Stat.Slg. 280 (1833) und 618 (Verzeichnis der Hausirenden Juden 1833–35). Vgl. Daxelmüller, 1985, 181. StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35). Vgl. Mayer, 1934, 119. Vgl. Günther, 1942, 203 (ohne Quellenbeleg). Vgl. Brunner, 1893, 122; FC KA D II 3 Ämter 47; StA Wü, Stb 942, p.261; Admin.8314. StA Wü, Admin.8314. Vgl. Scherg, 1993b, 33; StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35).
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1696 und 1748 bis 1911 oder 1920528 gelebt hatten, werden den Juden Pfad auf ihren Handelsgängen benutzt haben: Ein Neubrunner Jude hatte seine Handelschaft 1777 im Churmainzischen, ferner gab es in Neubrunn 1833 drei Hausierpatentbesitzer für Schnitt-, Ellen- und Lederwaren. Auch ernährten sich 1852 bis 1866 von den etwa zehn jüdischen Familien die meisten vom Handel.529 Das macht die Benützung des Böttigheimer Judn Pfads durch die Händler aus Neubrunn plausibel. Der Steinfelder Judenpfad Möglicherweise war auch der Steinfelder Judenpfad, der sich von Wiesenfeld her über Rohrbacher Gemarkung zog, ein Weg der jüdischen Händler.530 Dies erscheint naheliegend, da Wiesenfeld seit dem neunten Jahrhundert ein Verkehrsknotenpunkt mit Herbergen und Rasthäusern war.531 Von hier aus war die erwähnte Hohe bzw. Birkenhainer Straße erreichbar, die Frankfurt und das Maingebiet über den Spessart mit Mittelfranken verband. Die Juden, die in Wiesenfeld vermutlich schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts, sicher aber von 1622 bis 1939 gelebt hatten,532 ernährten sich ebenfalls maßgeblich durch Handel. So heißt es 1675 über einen Wiesenfelder Juden, er sucht „seine nahrung mit der Kötzen in verkauffung getuchß vndt schlechter grahmerey, handelt bißweilen mit vihe“.533 1699 lebten dort zumindest zwei Waren- und ein Viehhändler.534 Im 19. Jahrhundert dann waren die meisten Wiesenfelder Juden als Hausierhändler tätig, wobei es 1833 auch drei und 1860 zwei Landwirte gab.535 Von großer Bedeutung für alle Arten des Handels waren die regionalen Märkte: Besonders Würzburg mit seinen drei zwei- bis dreiwöchigen Messen seit dem elften Jahrhundert536 und Karlstadt mit drei bis vier Jahrmärkten seit dem wohl 13. Jahrhundert nebst Wochen- und Fischmärkten537 bildeten die wirtschaftlichen Zentren. Bis ins 19. Jahrhundert fanden zusätzlich zahlreiche regionale Märkte statt. Ihre genauen Standorte und Termine 528 StA Wü, Gebr. IV N 24; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640); FC KA D II 3 Ämter 47; StA Wü, Stb 942, p.261; StA Wü, Admin.8314, 8323, 8327; StA Wü, Gebr. VII W 1606 I, Nr. 27; vgl. Hasenfuß, 1965b, 99; Aurich/Welzbacher, 1913, 39; Scherg, 1993b, 24; Ophir, 1972, 376b. 529 StA Wü, Admin.8314; StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35); vgl. Hasenfuß, 1965b, 99. 530 Vgl. Gespräch mit Valentin Eirich, Rohrbrunn, Oktober 1999. 531 Vgl. Link, 1989, 35. 532 Vgl. u.a. Zapotetzky, 1997, 3; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640); Ophir, 1972, 471; StA Wü, Admin.8318; Stb 942, p.207; Stat.Slg. 279a; Aurich/Welzbacher, 1913, 31. 533 StA Wü, Admin.8318. 534 StA Wü, Gebr. IV W 273. 535 Vgl. Link, 1989, 355, 359; StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35). 536 Vgl. Braunfels, 1847, 263f. 537 StA Wü, Salbuch 75 (1595), fol. 5’; vgl. Zapotetzky, 1994, 89, 92.
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sind im Einzelnen nicht mehr bekannt. Zumindest wurden etwa drei bis sechs Jahrmärkte in Lohr (ab 1473), Rothenfels (1533–1870), Thüngen (wohl ab dem 16. Jahrhundert), Marktheidenfeld (1750) und Wertheim (bis 1812) abgehalten sowie zusätzliche Wochenmärkte in Rothenfels (ab 1596), Thüngen (vermutlich ab dem 16. Jahrhundert) und Marktheidenfeld (1750).538 Sie alle wurden von Kaufleuten, Handwerkern und Produzenten des Ortes und Umlandes mit Waren beschickt. Auch die Kunden kamen in etwa aus diesem Umkreis.539 Am Beispiel der genannten sechs Lohrer Jahrmärkte wird die schwierige Situation der jüdischen Händler, die der obrigkeitlichen Willkür ausgesetzt waren, besonders deutlich. Ab 1802, so eine Verfügung des kurfürstlich Mainzischen Stadtvogteiamts, konnten die Steinbacher Juden ihre Waren auf dem Rathausvorplatz nur dann anbieten, wenn nicht Lohrer Bürger oder sonstige auswärtige christliche Handelsleute kurzfristig und unangemeldet diesen Ort beanspruchten; am 21.7.1805 verkauften jüdische Händler aus Urspringen, Steinbach, Gemünden, Rieneck, Laudenbach, Karbach und Wiesenfeld ihre Waren lediglich an 26 von 118 Ständen – es handelte sich neben Blacken (Tinte) vorwiegend um Textilien, nämlich Wolle, Leinen, Kattun und Seide.540 1835 gab es in Lohr auch einige bedeutende Flachs- sowie zwei kleinere Wochenmärkte. 1852 waren bei einem Kontingent von 171 Ständen nur 30 jüdische Händler zugegen; sie kamen aus Erlenbach, Hammelburg, Hobbach, Karbach, Laudenbach, Rieneck, Steinbach, Urspringen, Wertheim und Wiesenfeld 541 Was Würzburg anbelangt, so war die Marktsituation für Juden dort durch das Ansiedlungsverbot zusätzlich erschwert: Nach der erneuten Ausweisung der wenigen Würzburger Juden 1642 durften sie die Stadt zu Handelszwecken nur noch einige Stunden täglich betreten. Gemäß der Torzollordnung vom 20.12.1634 mussten sie darüber hinaus eine Leibzoll-Gebühr zahlen (s.u.) und durften sich nur mit einem „gelben Ringlein“ gekennzeichnet in der Residenzstadt aufhalten.542 Ab 1742 wurde einigen Juden, die ja ihre Handelsware täglich auf dem Rücken mit sich führten, gestattet, Kammern zur Lagerung ihrer Handelsartikel zu mieten. Um nicht in Konkurrenz zu den christlichen Händlern Würzburgs zu geraten, wurde verboten, etwas in diesen sogenannten Judenkammern zu verkaufen. Die Ware, nämlich Stoffe, alte und neue Kleider, Alteisen, Trödel, optische Gläser, Goldgeschmeide und Pelze, durfte nur auf Bestellung verkauft werden. Ab 538 Vgl. Höfling, 1835, 22, 165; Kolb, 1992, 164–166; Kugler, 1988, 240; Trunk, 1978, 72f; Rommel, 1921, 42. 539 Vgl. Schmidt, 1987, 235. 540 Blacken, auch Black, bedeutet Tinte, vgl. Grimm, Art. Black, 1985, II 59. 541 Vgl. Hönlein, 1950, Nr. 9, o.S.; Höfling, 1835, 165. 542 Vgl. Flade, 1996, 56; Krug, 1987, 32; Breuer, 1996b, 141, 147; Daxelmüller, 1988a, 163. Zum Thema Leibzoll s.u. Kap. 5.3.
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1749 war dann gegen Bezahlung eines „Nachtzettels“ zu fünf Kreuzern und mit Genehmigung des Bürgermeisters die Übernachtung in der Residenzstadt möglich. Obwohl den jüdischen Händlern 1791 der direkte Zugang zu den Kammern von der Straße aus verboten wurde, erfreuten sich diese Orte, die sich zum Ärger der christlichen Kaufleute fast alle „an den gangbarsten Plätzen der Stadt“ befanden, großer Beliebtheit im Würzburger Publikum.543 Generell gab es dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Märkte im untersuchten Gebiet, darunter drei bis sechs Jahrmärkte in Arnstein, Gemünden, Heidingsfeld, Helmstadt, Holzkirchen, Karbach, Lohr, Rothenfels und etliche in Karlstadt; 1898 wurden ein bis vier Jahrmärkte in Helmstadt, Holzkirchen, Homburg a. Main, Karbach, Lengfurt, Neubrunn, Zell a. Main und Remlingen ausgerichtet – nicht zu vergessen die bekannte Wertheimer Messe.544 In Remlingen gab es seit mindestens 1847 auch eine jüdische Garküche zur Verköstigung der auswärtigen Juden.545 Eine solche wurde bereits seit Dezember 1833 in Wiesenfeld betrieben, wo „viele Israeliten wegen Viehund anderen Märkten hier durchwandern und dieselben wie bekannt nicht in christlichen Gasthäusern speisen dürfen [...]“.546 Derlei jüdische Wirtshäuser gab es in Würzburg 1806 drei. Sie boten maßgeblich für auswärtige Juden, die sich nur zum Handel in der Stadt aufhalten durften und denen auf Grund der jüdischen Religionsgesetze in einem christlichen Gasthaus zu speisen verwehrt ist, koscheres Essen an.547 Der Judenweg, die Judenpfade und die Judenstraße von Birkenfeld, Remlingen, Uettingen und Greußenheim Auch der fast vier Kilometer lange Judenweg auf Remlinger, Birkenfelder und Greußenheimer Gebiet, der seit 1684 belegt ist, soll von Juden, die hier lebten, auf ihren Handelswegen benutzt worden sein. Dies bezieht sich auch auf die Flurbezeichnung Judenpfad im Nordosten Greußenheims.548 Zumindest die Etappe auf Birkenfelder Flur galt als der nächste Weg von Marktheidenfeld nach Uettingen. Der Name ist heute nicht mehr bekannt.549
543 Vgl. Flade, 1996, 63; Gehring-Münzel, 1992, 12. 544 Vgl. Stein, 1936, 227, 237, 314f, 179, 252, 319, 284; Höfling, 1835, 165; Götz, 1824, 225, 670f, 731; Mayer, 1934, 119. 545 Vgl. Stäblein, 1906f, 40. 546 Zit.n. Link, 1989, 362. 547 Sie lagen nahe dem Vierröhrenbrunnen, dem allmorgendlichen Treffpunkt der Juden, vgl. Flade, 1996, 63. 548 Vgl. Seidl, 1977, 111; Seidl, 1989, 4/1. 549 BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 105; vgl. Korr. Gde. Birkenfeld, Bgm. Schebler, 18.8.2003.
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Wenn nun aber dieser Weg seit 1684 auf Remlinger Gemarkung als Judenweg550 bezeichnet wird, so scheint eine Beziehung mit den umliegenden jüdischen Gemeinden und Kleinstsiedlungen naheliegend. Diese lassen sich, wie gezeigt, seit der zweiten Hälfte des 16. bis ins 20. Jahrhundert in Remlingen, Uettingen, Greußenheim und Birkenfeld belegen. Es ist gut möglich, dass jene beiden jüdischen Händler aus Remlingen, die 1686 und 1699 Wachs für die Laurentiuskirche in Marktheidenfeld geliefert hatten,551 diesen Weg benutzten. Vermutlich gingen ihn auch regelmäßig die Schutzjuden aus Remlingen. Dies geht aus ihren Beschwerden hervor, die sie über ein halbes Jahrhundert lang, 1705–1758, wegen der zu hohen Handelsabgaben an Alexander Dietrich von Wolfskehl gerichtet hatten. Täglich überschritten sie die Landesgrenze ins ritterschaftliche Uettingen, da sie nach eigenem Bekunden „täglich nacher Üttingen, wie auch andere Orthen unsere Handelschaft treiben [...].“552 Dieser Weg könnte auch für jene ein bis zwei Remlinger Hausierer geeignet gewesen sein, die im Laufe des 19. Jahrhunderts mit Ellenwaren, Knöpfen und anderem handelten und dabei die Orte im Landgericht Remlingen und den angrenzenden Bezirken ansteuerten553 sowie für die Greußenheimer Juden, von welchen bekannt ist, dass es 1833 fünf sogenannte „Noth/Hausierhändler“ gab554 und dass sie sich auch ein Jahrhundert später vorwiegend durch Hausierhandel ernährten. Nach Erinnerungen eines Ortsbürgers war der jüdische Händler Nathan Eppstein (geb. 1865) oft zweimal täglich nach Würzburg gegangen, um Waren für seinen Laden einzukaufen.555 Von den Wegstrecken, die er dabei benutzt haben mag, sind allerdings keine signifikanten Namen überliefert. Denkbar ist aber auch, dass die von 1675 bis 1942 in Karbach556 lebenden Juden jenen Remlinger Judenweg von Anfang an bei ihren Handelsgängen benutzt hatten – z.B. der 1675 in den Quellen genannte Händler, der „schlechte Kramwaren“, Leinen, Wollen, Eisen, Leder, Gewürze und bisweilen Vieh in seinem Sortiment hatte; oder auch jene drei Juden, die 1740 „mit tuch und anderen geringen waaren in das hiesige Ambt“ – gemeint ist das Amt Karbach – gehandelt hatten sowie die 18 „Noth/Hausierhändler“ 1833, vermutlich auch die Karbacher Gemischtwaren- und Kleinhändler
550 FC Bände Amt Remlingen 49 (1684), o.S. 551 Vgl. Braun, 1989, 39. 552 FC KA D II 3, Ämter 111, S.230. 553 FC KA D II 3, Ämter 111, S.15–17; StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35) u. 280 (1833). 554 StA Wü, Stat.Slg. 280 (1833) und 618 (1833–35). 555 Vgl. Seidl, 1989, 4/1. 556 StA Wü, Admin.8318, 8327; StA Wü, Gebr. IV W 273; FC KA D II 3, Ämter 111, S. 289, 537; StA Wü, HV Ms.f.491; Stb 942, p.248; Stat.Slg. 280 u. 279a; Ophir, 1972, 542f.
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Anfang des 20. Jahrhunderts.557 Dies gilt natürlich auch für die Händler der Marktheidenfelder Kehilla, die 1872 bis 1942 bestand,558 denn der Judenweg war die kürzeste Verbindung zwischen Uettingen und Marktheidenfeld. Möglicherweise liefert auch der sogenannte Remlinger Buttenstein, ein behauener Findling auf der Höhe des Alten Berges an der Gemarkungsgrenze zu Greußenheim, einen Hinweis auf den Charakter des langen Remlinger, Greußenheimer und Birkenfelder Judenwegs. Seine heutige Route verläuft zwar etwas entfernt, doch soll jener Stein „nach der Überlieferung“ den Stoffhändlern und den Trägern von „Butten“ (Flüssigkeitsbehälter auf dem Rücken) für kurze Erholungspausen gedient haben – inwieweit dies zutrifft und ob der Buttenstein ehemals eventuell Judenstein geheißen habe, wie man in der Gemeinde Remlingen überlegt hatte,559 bleibt dahingestellt. Der Wenkheimer Judenpfad Über den seit etwa 1870 bezeugten Wenkheimer Judenpfad560 ist mehr zu erfahren. Er war wie erwähnt ein abkürzender Fußweg vom Südende des Dorfes zur Straße nach Großrinderfeld. Diese Abkürzung, so die Gemeinde Werbach, haben in früherer Zeit insbesondere die Wenkheimer Juden benutzt, „die als Viehhändler und Textilkaufleute sehr viel zu Fuß unterwegs waren.“561 Ihr Handelsrayon bezog sich vor allem auf Großrinderfeld und den Ochsenfurter Gau. Ob freilich die Bezeichnungen Judenweg oder -pfad seit dem 16. und 17. Jahrhundert benutzt worden war, wie man vermuten könnte,562 da in Wenkheim seit 1576 Juden lebten563 und ob dieser vielleicht auch von den um diese Zeit in Werbachhausen564 und (Groß)Rinderfeld565 lebenden Juden begangen wurde, lässt sich nicht nachweisen. Jedenfalls waren die Wenkheimer Juden im 17. Jahrhundert Vieh- und Warenhändler und belieferten die Messen und Märkte Tauberfrankens. Auch im 20. Jahrhundert gab es im Ort zahlreiche jüdische Viehhändler und Hausierer sowie ein Textilgeschäft. Ab 1933 konnten sich trotz des Gewerbe- und Handels-
557 StA Wü, Admin.8318; HV Ms.f.491 (1740); Stat.Slg. 280 (1833) auch 618 (1833–35); Hasenfuß, 1975a, 152. 558 StA Wü, Reg.abg.8429; vgl. Amrhein, 1896, 297; Aurich, 1902, 37; Aurich/Welzbacher, 1913, 39; Scherg, 1986, 382; Ophir, 1972, 515. 559 Vgl. Korr. Gde. Remlingen, Bgm. Gerhard Keller, 29.10.1999. 560 Vgl. Korr. Ernst Thoma, Wenkheim, 30.11.1999; Hahn, 1988, 363. 561 Vgl. Korr. Gde. Werbach, 28.1.1992. 562 Vgl. Korr. Ernst Thoma, Wenkheim, 30.11.1999; Weiss, 1992, 10f. 563 Vgl. Steger, 1929, 42f; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640); StA Wt-R Rep.41f 7 (1685–1748), Nr. 3, 7, 13, 15 und o.Nr.; Weiss, 1992, 9f, 16, 18–20, 22, 34, 38, 48. 564 Vgl. Weiss, 1992, 10. 565 Vgl. Rosenthal, 1927, 60; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640).
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verbots für Juden durch die nationalsozialistische Herrschaft bis 1937/38 unter anderem eine Mazzenbäckerei und eine Altwarenhandlung erhalten.566 Die Verdrängung der Juden aus dem ländlichen Wirtschaftsleben war ein Prozess, der in den einzelnen Orten und Regionen Deutschlands mit unterschiedlicher Diensteifrigkeit vollzogen wurde, denn für die christliche Landbevölkerung bedeutete dieses Berufsverbot den Verlust an bequemen und günstigen Einkaufsmöglichkeiten bei erfahrenen Händlern. So konnte auf dem Land ein hoher Anteil jüdischer Händler zunächst noch tätig bleiben.567 Die Juden im badischen Tauberbischofsheim zum Beispiel erhielten 1933 Marktverbot; dies betraf vor allem die damaligen zwölf Vieh- und Pferdehändler. Ein Jahr darauf verkündeten Schilder an den dortigen Stadteingängen, wie auch in Wertheim, dass Juden hier unerwünscht seien.568 Am Beispiel Wenkheims wird deutlich, dass Judenwege, die als Handelswege fungierten, oft auch von jüdischen Viehhändlern genutzt wurden. Dies gilt für den ehemaligen Waldsassengau gleichermaßen wie für alle anderen bayerischen Gemeinden und darüber hinaus. Generell lässt sich bei den Handelswegen nicht unterscheiden und nachweisen, ob sie allein zum Warenhandel oder eben auch für den Viehhandel oder vice versa benutzt worden waren. Dennoch gibt es Kriterien, etwa die Tauglichkeit eines Weges für die Verwendung als Viehtriebsweg, die eine getrennte Untersuchung beider Wegkategorien erfordern. Zunächst einige Bemerkungen und Gedanken zu den Wegen, die dezidiert dem Warenhandel dienten: Im früheren Waldsassengau wurden demnach vier Wegstrecken explizit nach jüdischen Händlern benannt. Dies waren die Judenpfade von Wenkheim, Steinfeld und Böttigheim mit Helmstadt sowie die große Wegverbindung von Birkenfeld, Remlingen, Uettingen und Greußenheim mit den Namen Judenweg, Judenpfad und Judenstraße. Natürlich gingen auf diesen auch jüdische Händler und Hausierer der übrigen Waldsassengauer Dörfer, wenn sie Kunden oder die jeweiligen Märkte aufsuchten. Diese regionalen Märkte fanden in Thüngen vermutlich im späten 16. Jahrhundert statt569 sowie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Himmelstadt, Homburg, Karlburg, Karlstadt, Laudenbach (bereits 1621/23), Rothenfels, Trennfeld und Zellingen570; 1731–1927 gab es Märkte in Urspringen571 sowie im 19. Jahrhundert in Laudenbach, Rothen-
566 Vgl. Weiss, 1992, 11, 53f, 61; Blum, 1903, 200; Hahn, 1987, 81. 567 Vgl. Hoffmann, 1997, 385; Harth, 1993, 76. 568 Vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 269, 297. 569 Vgl. Kugler, 1988, 240. 570 StA Wü, Admin.8318; Gebr. IV W 273; vgl. Bohrer, 1922, 122; Braun, 1989, 39. 571 FC KA D II 3, Ämter 111, S.285, 15–17; StA Wü, HV Ms.f.491 (1740); StA Wü, LRA Mar 2382 Nr. 3; StA Wü, Stat.Slg. 280 (1833) u. 618 (1833–35); vgl. Hasenfuß, 1975b, 121f.
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fels und Bergrothenfels, Steinbach bei Lohr, Unterzell und Veitshöchheim und bis ins frühe 20. Jahrhundert in Homburg und Thüngen.572 Ein Blick auf die unmittelbare Umgebung zeigt, dass auch im Norden von Würzburg der Judenpfad und Judengraben von Rimpar wie auch der Judenpfad auf Gadheimer Markung „nach altem Wissen [...] von den Juden bei Überlandgeschäften bevorzugt worden sein“ sollen.573 Ebenso war die Mobilität der „Handelsjuden von Rimpar“ für die Bezeichnung Judenpfad in Oberdürrbach ausschlaggebend.574 Vermutlich ist hier auch der Günterslebener Judenpfad575 thematisch einzuordnen. Nordöstlich von Karlstadt, im heutigen militärischen Sperrgebiet, verlief einst der Judenpfad von Hundsfeld, der als Verkehrsweg der Händler, das heißt Juden, beschrieben wird.576 Im benachbarten Obersfeld war der Judenpfad der kürzeste Verbindungsweg „nach Bonnland, wo früher Juden wohnten“.577 Dieser Weg wurde für die geschäftlichen Verbindungen beider Orte genutzt und offenbar auch für die Patientenbesuche eines oder mehrerer Bonnländer Ärzte in Obersfeld.578 4.7.2 Von Dorf zu Dorf – Das Unterwegssein als Hausierhändler Das spärliche Quellenmaterial verrät wenig über die täglichen Handelstouren der jüdischen Dorfbewohner des ehemaligen Waldsassengaus. Wie das Unterwegssein angesichts des Konkurrenzdrucks und der Berufs- und Handelsbeschränkungen im Einzelnen ausgesehen haben mag, lässt sich kaum nachzeichnen. Zeitgenössische polemische Schilderungen, wie etwa 1791: „[...] so sind z:B: rings um Karlstadt herum in einer Entlegenheit zweier stunden 190 Judenhaushaltungen ansessig, welche samtlich in diesem Amt handelschaften treiben, und solches, so zu sagen, täglich belageren“,579 vermitteln ebenfalls kein konkretes Bild. Fest steht, dass jeder einzelne Händler zu einem hohen Maß an Mobilität und Flexibilität gezwungen war, um mit seinem quasi Warenhaus auf dem Rücken und später mit kleinen Fuhrwerken die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Er musste weite 572 StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35) u. 280 (1833); vgl. Kolb, 1996, 35f; Ders., 1992, 106; Löffler, 1983, 126; Strauss, 1962, 14, 23; Flade, 1996, 95; Scherg, 1983, 143; Ders., 1993b, 32; Ders., 1981, 116f; Kugler, 1988, 253f. 573 BayFlNA, FlNS Rimpar, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 90, 89 u. FlNS Oberdürrbach u. Gadheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40) 11; vgl. Arnold, 1963, 26. 574 BayFlNA, FlNS Oberdürrbach u. Gadheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40) 9. 575 BayFlNA, FlNS Güntersleben, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 44. 576 BayFlNA, FlNS Hundsfeld, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 23. 577 BayFlNA, FlNS Obersfeld, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 51. 578 Vgl. Korr. Gde. Eußenheim, Bgm. Schneider, 12.1.1993. 579 StA Wü, HV Ms.f.742 (Gedanken über den Juden Viehehandel ... Karlstadt, 1791).
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Wege zu Märkten, Messen, Kunden und potentiellen Kunden zurücklegen, wobei rund 18–20 Kilometer die reguläre Tagesstrecke beim Waren- oder Viehtransport waren.580 Man zog, wie der Schriftsteller Picard für die badisch-elsässischen Judengemeinden des 19. Jahrhunderts schildert, „über Woch“ hinaus, von Montag bis Donnerstag, um am Schabbat wieder zu Hause zu sein.581 Hermann Ehrlich schreibt über seinen Vater, einen Hausierer in Thüringen um 1810: Er betrieb das Schnittwarengeschäft, seine Ware auf einem schweren Pakete auf seinen Schultern herumtragend, oft sechs bis acht Stunden von der Heimat entfernt, bis er sich später in Römhild, zwei Stunden von seiner Heimat, eine Niederlage und noch später ein kleines Lädchen mietete.582
Der Bau der Eisenbahn ab 1835 erleichterte den täglichen Warentransport wesentlich und ermöglichte eine geographische und wirtschaftliche Ausdehnung der Handelsgeschäfte. Dennoch war es zum Bestreiten des täglichen Lebensunterhaltes nötig, oft mehrere Tage oder Wochen bei jedem Wetter auf den Landstraßen unterwegs zu sein. Wie Joseph Roth schildert, musste der Händler, wenn er das Geld für die Eisenbahn sparen wollte, zu Fuß und schwer bepackt gehen. Auch sei es sinnvoll gewesen, alle Schuldner sonntags aufzusuchen, da der Lohn sonnabends bezahlt wurde und bereits am Montag nicht mehr vorhanden wäre.583 In der Regel waren nur die Männer und Ehemänner unterwegs – selten die Frauen, deren Tätigkeiten laut Tradition an das Haus gebunden waren. Sie hatten neben Kinderpflege und -erziehung auch die Leitung des Hauses, die Bewirtung von Gästen, Kostgängern und jüdischen Obdachlosen inne sowie die Betreuung diverser Handelsgeschäfte – solange die Ehemänner abwesend waren. Hierzu zählten Entscheidungen über Aufbewahrung und Verkauf von Waren, Pfandleihgeschäfte und das Führen der Geschäftsbücher und Korrespondenzen, wozu die Frauen in der Regel durch ihre Kenntnis der jüdisch-deutschen Sprache in der Lage waren. Die geschäftliche Vertretung der Ehemänner, die auch dann nötig war, wenn diese ihren täglichen obligaten religiösen Studien nachgingen, ermöglichte ihnen in Familie und Kehilla mitunter eine angesehene und unabhängige Stellung.584 580 Vgl. Weigel, 1954, 66; Edelmann, 1955, 8. 581 Vgl. Picard, 1963, 105 „Der Wald“. Picard schildert das Milieu der Händler und Hausierer kleiner jüd. Dorfgemeinden in Baden und Elsass, vgl. z.B. „Der Fuchs“, ebd. 66–72. 582 Vgl. Hermann Ehrlich (geb. 1815 Gleicherwiesen, Sachsen-Meiningen), Lebenslauf und Tagebuch, in: Richarz, 1976, 352–355, hier 352. 583 Vgl. Joseph Roth, 1976, 44. 584 Vgl. Ulbrich, 1999, 211f; Breuer, 1996b, 184, 179; Birnbaum, Art. Literatur, jiddische, 1929, 1162. Ausführlich über die Rolle der Frau in Viehhändlerhaushalten: Baumann, Ulrich: Zerstörte Nachbarschaften. Christen und Juden in badischen Landgemeinden 1862–1940 (Studien zur jüdischen Geschichte 7), (Diss. Freiburg i.Br. 1998), Hamburg 2000, 41–44.
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Es liegt nahe, dass die Umstände und der Alltag bei dieser Art des mobilen Lebenserwerbs ähnlich waren, wie sie andere jüdische Hausierhändler aus verschiedenen deutschen Regionen überliefert haben. Ascher Lehmann, ein 25jähriger Händler aus der Nähe von Bamberg, der allerdings Lehrer, nicht Händler sein wollte, vermerkt um 1794 in seinem Tagebuch: Aber wie ich zu meines Vaters Bekanntschaft kam und meine Ware anbot, da hieß es einstimmig von den katholischen Bauern und ihren Frauen und Töchtern: „O du hübscher Mensch, es ist doch schade daß du in die Hölle und das Fegefeuer kommst, laß dich taufen!“ Ich packte meine Ware ein und verließ ihr Haus. So ging es mir in vielen Häusern und Dörfern unterwegs. Jungen, die Kühe oder Schweine hüteten, riefen mir zu: „Jud, mach Mores!“ Wenn ich nicht gleich meinen Hut abnahm, warfen sie mit Steinen nach mir. [...] Ich ging in eine andere Gegend, wo mehr Lutheraner waren. Da war aber nichts zu verkaufen. Man fand Dörfer mit vierzig bis achtzig Bauern, die für keinen Groschen Ware, vom Kaufmann gekauft, in ihrem Haus hatten. Sie trugen nichts anderes, als was sie selbst gemacht hatten, von Wolle oder Leinen. [...] So schlenderte ich bis Schawuot herum, ohne daß ich einen Taler verdienen konnte.585
Isaac Thannhäuser, ein junger Hausierer in Bayerisch-Schwaben um 1799/1800, beschrieb seine Situation wie folgt: Ich war ein Gehhändler, ging alle Woche mit meinem Räfle auf dem Buckel [...]. Nun taumelte ich in diesem herabwürdigsten Zustande ganze zwei Jahre fort, sah nichts vor Augen, das mir für meine Zukunft hätte nützlich oder vorteilhaft werden können, sondern blieb ein elender Räfleträger und Bauernhändler. Ich ging neben meinem Schwager Raphael in die Gaue [...]. Kam hie und da ein Geschäft aus, wo etwas gewonnen wurde, da traf es nur immer ein, wenn ich nicht im Gau war.586
Gau oder Gäu, von ursprünglich ahd. gewi, „Siedlungslandschaft“, bezeichnete den streng begrenzten Bezirk, das Revier und den Kundenstamm eines jeden Händlers, auch medine genannt, von hebr. medina, Staat. Harte wirtschaftliche Konkurrenz herrschte vor dem 19. Jahrhundert vor allem unter den zahlreichen ritterschaftlichen Schutzjuden in Uettingen, Steinbach bei Lohr, Thüngen und Wenkheim. Innerhalb dieser kleinen Territorien gab es nur wenig Absatzmärkte und Kunden, weshalb die Händler und Hausierer täglich mindestens zwei Kilometer in hochstiftisches Gebiet wanderten, worüber weder die dortige Judenschaft und noch weniger die christlichen Kaufleute erfreut waren.587 Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Waldsassengauer Juden unter ähnlich positiven Bedingungen arbeiteten, wie etwa die jüdischen Händler aus 585 Vgl. Ascher Lehmann (geb. 1769 Zeckendorf, Ofr.), Tagebuch (Ausschnitt), in: Richarz, 1976, 83–99, hier 91. 586 Vgl. Isaac Thannhäuser (geb.1774 Altenstadt, Bayerisch-Schwaben) [Memoirenfragment], in: Richarz, 1976, 100–114, hier 103f. 587 Vgl. Krug, 1987, 78f.
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dem badischen Nonnenweier. Diese konnten zuweilen bei befreundeten christlichen Familien in abgelegenen Bauernhöfen des Schwarzwalds übernachten. Dort waren die Gewohnheiten und religiösen Bräuche des Gastes bekannt, besonderes Geschirr und ein Raum zum Gebet standen zur Verfügung.588 Ebenso fraglich ist, ob die meist wenig betuchten Hausierhändler ihre Waren von Fuhrleuten befördern ließen oder ihre Wege zu Fuß zurücklegten, wie die Besucher der Frankfurter Frühlings- und Herbstmessen Anfang des 19. Jahrhunderts, welche zwölf bis 13 Wegstunden zwischen Frankfurt a. Main und Michelstadt im Odenwald zu bewältigen hatten.589 Der Schriftsteller Franz Kafka zeichnet ein weniger romantisches Bild, wenn er von seinem Vater aus der Zeit um 1880 berichtet, niemand leugnet es, daß er jahrelang infolge ungenügender Winterkleidung offene Wunden an den Beinen hatte, daß er häufig gehungert hat, daß er schon mit 10 Jahren ein Wägelchen auch im Winter und sehr früh am morgen durch die Dörfer schieben mußte.590
Nicht zu vergessen die alten, schlechten und ungeebneten Verkehrswege und Straßen, die nach der Schneeschmelze im Frühjahr und nach Regentagen nur unter Schwierigkeiten und mit schwerbeladenem Wagen kaum passierbar waren. Eduard Silbermann aus Oberfranken spricht dem Geschäftsbetrieb seines Vaters um 1850, den man heute (1916), so Silbermann, „als ‚Hausierhandel‘ oder ‚Gewerbebetrieb‘ im Umherziehen“ bezeichnen würde, Anerkennung aus. Er besaß nichts „Herabwürdigendes“, denn Alle Glaubensgenossen, welchen die ‚Ansässigmachung‘ in einer größeren Stadt nicht gelang und die notgedrungen oder freiwillig auf dem Lande wohnten, waren auf den Klein- und Hausierhandel angewiesen, wenn sie sich überhaupt ernähren wollten.591
Davon abgesehen blieben die Gefahren und Mühseligkeiten dieses Berufs unübersehbar: Hermann Hamburger aus der Provinz Posen und Schlesien erinnerte sich an die Situation der Hausierer und Kleinhändler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie folgt: Wieviel schwieriger hatten es die kleineren und ärmeren jüdischen Händler, die Kleinhändler, die ihre Waren in gemieteten Wägelchen zu Markte brachten, die teils in Buden, teils auf der Erde ausgebreitet feilhielten und die Hausierer, welche ihre Packen selbst von Dorf zu Dorf auf dem Rücken tragen mußten; welche Summe von Gefahren und Mühseligkeiten, Widerwärtigkeiten und Strapazen, wieviel Hunger und 588 Vgl. Labsch-Benz, 1981, 81 Anm. 62. 589 Vgl. Ehrmann, 1982, 22. 590 Vgl. Kafka, 1997, 247 (26.12.1911). 591 Vgl. Eduard Silbermann, Erinnerungen 1871–1917, München 1916, in: Richarz, 1976, 160–176, hier 160.
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Durst hatten sie auszuhalten, wie oft mußten sie den Schlaf entbehren und die Nächte auf der Landstraße zubringen. Und dazu kam noch der Haß und die Verachtung, Hohn und Spott und Mißhandlung, welche man ihnen damals noch straflos angedeihen lassen durfte.592
4.7.3 Jenseits des Waldsassengaus Überregionale Judenwege als Handelswege Auch außerhalb Mainfrankens existierten zahlreiche Judenwege als Handelswege. Sie alle zu nennen ist Aufgabe des abschließenden Registers. Hier aber soll eine Auswahl dieser Wege erwähnt werden: So der über den Thüringer Wald führende Teil der alten Handelsstraße Nürnberg-Erfurt zwischen Coburg, Gräfenthal und Saalfeld, den man auf Grund der Benützung durch jüdische Händler auch Judenstraße nannte.593 Ebenso hieß 1933 in Batow, in der ehemaligen Neumark, heute Batowo, Polen, ein Landweg Judenweg. Er ist beschrieben als ein von der Straße Pyritz-Lippehne abzweigender Handelsweg nach Kraazen.594 Der Judenweg im Gebiet des mittelfränkischen Ortes Brunnau und seiner Ortsflur Guggenmühl gilt als „einstmaliger Weg der Handelsjuden“ und auch der jüdischen Viehhändler595 und ist zudem ein Teilstück des Judenweges, der geradlinig von Roth über Birkach596 nach Allersberg führte. Walther Keinath erklärt den Begriff Judensteige innerhalb Württembergs als einen Weg, der „von israelitischen Handelsleuten viel befahren“ worden sei.597 Im Kraichgau gibt es innerhalb des heutigen Stadtgebiets von Bretten zwei Wege, die ihre Namen explizit aufgrund der Frequentierung durch jüdische Händler erhalten haben. Hierzu zählen die Judengasse südlich des Ortes, die bereits 1543 als Garten beim Juden geßlin genannt ist und damit zu den ältesten bekannten Judenwegen im deutschen Raum gehört, und der Judenweg, ursprünglich Breitenweg, in der Gemarkung Dürrenbüchig.598 Die jüdischen Händler aus Storndorf hingegen benutzten auf ihren Handelsgängen den Judenpfad und den 1861 belegten Judensteg im hessischen Oberbreidenbach – erstgenannter Flurname war 1942 „nur noch im Dorfmund“ lebendig.599 Der Darmstädter Judenpfad, belegt seit 1751, wird wohl 592 Vgl. Itzig (Hermann) Hamburger, Erinnerungen 1837–1920, Breslau 1920, in: Richarz, 1976, 289–301, hier 297. 593 Vgl. Pinthus, 1930, 106. 594 GehStA B, FlNS Batow, Kr. Soldin (1936), Rittergut, o.lfd.Nr. 595 BayFlNA, FlNS Brunnau, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1936) 64, 207. 596 Vgl. Eintragsverfügung, Stadt Roth, 21.8.1961 und 13.12.1960, frdl. Hinweis Stadt Roth, Korr. Bgm. Weiß, 19.5.1992. 597 Vgl. Keinath, 1951, 135. 598 Vgl. Schneider, 1985a, 92, 233. 599 Vgl. Zwingel, 1942, 69.
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ein alter Handelsweg der Juden nach Roßdorf und Dieburg gewesen sein. In seiner Bedeutung ungeklärt ist das dortige sogenannte Judenfalltor – eine Feldflur, die sich am Eingang des Judenpfades in den Wald befand.600 Dass der Begriff Judenweg/Judenstraße bisweilen gleichbedeutend ist mit „Handelsstraße“, lässt auf die Wahrnehmung der nichtjüdischen Namensgeber schließen. Diese sahen ihre jüdischen Nachbarn teilweise wohl „als ausgesprochene Handelsleute“ an und hielten es für gegeben, wie Pfrenzinger vermutet, dass sie „ihre eigenen (die Juden) Wege“ gingen.601 Nicht immer aber sind zwingend nur jüdische Handelsleute gemeint, wenn ein Weg den Namen Judenweg erhielt. So wurden die beiden Judenwege in den unterfränkischen Orten Sulzdorf und Sulzfeld schlicht als „Weg der Händler“ beschrieben, bzw. als ein Weg, der „früher von Handels- und Kaufleuten benutzt wurde.“602 Dies gilt auch für den Judenpfad im badischen Schweinberg, der nach einem Handelsweg benannt worden sein soll603 und für die alte Judenstrasse im oberfränkischen Creidlitz, die mit dem alten Postweg identisch ist, einer „alten Handels- und Heerstraße“.604 Der heute nicht mehr begangene Pfadacker im unterfränkischen Obereuerheim hieß 1930 im Volksmund noch jüdepfod und „wurde früher von Juden und Händlern benützt; er führte nach Grettstadt“.605 Der Flurname am Judenweg im unterfränkischen Hesselbach und der Judenpfad im abgegangenen Ort Stündingshausen erinnern, so Oeller 1961, an angeblich „weniger bedeutende frühere Handelswege“.606 In der Regel verknüpfen Judenwege, die als spezifische Handelswege bezeichnet werden, mindestens zwei Orte miteinander. So war der Ullstadter Judenweg am Fuße des Grubsberges der nächste Weg zwischen Scheinfeld und Ullstadt, worauf „seit Jahrhunderten die Juden ihren Handelskram hin und herschleppten“ – wie in der regionalen Presse 1924 anonym und geringschätzig geschrieben steht.607 Jene Wege stellten naturgemäß auch eine Verbindung zwischen den Wohnorten der jüdischen Händler und den Orten ihres Kundenkreises und der Märkte her. Dies gilt beispielsweise im Unterfränkischen für die Maßbacher Juden, die den Judenpfad von Wermerichshausen benutzt hatten,608 600 Vgl. v. Hahn, 1932, 42f. 601 Vgl. Pfrenzinger, 1926, o.S.; Oeller, 1953, 174. 602 BayFlNA, FlNS Sulzdorf, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1938) 51; vgl. Korr. Vg. Kitzingen, Frau Weinmann, 16.2.1993; BayFlNA, FlNS Sulzfeld/Main, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1939/40) 42. 603 Vgl. Hahn, 1988, 103. 604 BayFlNA, FlNS Creidlitz, AltLkr. Coburg, Ofr. (1925) 31. 605 BayFlNA, FlNS Obereuerheim, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930) 12. Dieser Name ist der zuständigen Gde. Grettstadt, vgl. Korr. 21.1.1993, nicht bekannt. 606 Vgl. Oeller, 1961, 582 sowie BayFlNA, FlNS Hesselbach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 91; FlNS Ballingshausen mit Stündingshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1923) 15. 607 Vgl. N.N., 1924, o.S. 608 BayFlNA, FlNS Wermerichshausen, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1937) 60.
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ebenso wie für die jüdischen Händler, die bis 1925 im unterfränkischen Fuchsstadt lebten und über den Judenpfad von Winterhausen nach Eibelstadt gingen.609 Ebenso war der Judenweg von Obermögersheim in Mittelfranken der „Weg der jüdischen Handelsleute aus Cronheim nach hier.“610 Wegenetze Regelrechte Wegenetze, die offenbar von jüdischen Händlern ausgeprägt wurden, sind keine Seltenheit. Auf dem Gebiet des unterfränkischen Ortes Rütschenhausen, westlich von Schweinfurt, zieht sich der Judenpfad nach Greßthal; er heißt auf dortiger Gemarkung Judenweg611 und sei laut Flurnamensammlung von Juden aus dem Nachbarort Obbach auf ihren Handelsgängen nach Greßthal begangen worden.612 Einen Anschluss nach Obbach bildete vermutlich der Judenpfad von Kützberg,613 einem Ortsteil von Poppenhausen, wo es selbst einen Handelsweg namens Judenpfad gegeben hatte.614 Hieran schließen theoretisch die erwähnten Judenwege auf Oberwerrner615 und Niederwerrner Flur.616 Sie fanden eine Fortsetzung im Judenpfad nach Dittelbrunn, der ebenso als Weg der jüdischen Händler von Niederwerrn bekannt war.617 Ein anderes Wegenetz hatte sich im Nördlinger Ries herausgebildet: Der Judenweg von Ehringen, bereits 1833 nur noch als sekundärer Flurname existent, führte von Pflaumloch, wo es eine jüdische Gemeinde gab, nach Wallerstein. Er wurde als Fußweg von jüdischen Händlern benutzt.618 Es ist nicht auszuschließen, dass die um Wallerstein arrondierten Gemeinden, die sämtlich einen Judenweg und damit eine netzartige Struktur an untergeordneten Verkehrsverbindungen aufweisen, diese Wege ebenfalls für den Handel benutzten. Es sind dies Maihingen, Dürrenzimmern, Nähermemmingen
609 BayFlNA, FlNS Winterhausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 38; vgl. Korr. Markt Winterhausen, Bgm. Kleinschnitz, 18.8.1993. 610 BayFlNA, FlNS Obermögersheim, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1935/36) 259. 611 BayFlNA, FlNS Greßthal, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 36, 37. 612 BayFlNA, FlNS Rütschenhausen, AltLkr. Karlstadt (1938) 21. Den Namen Judenpfad für einen Weg der ehem. Obbacher Juden bestätigt auch die Gde. Wasserlosen, vgl. Korr., 8.1.1993. 613 Vgl. Korr. Gde. Poppenhausen, Bgm. Bochtler, 30.1.199; May, 1974, 2. 614 Vgl. Oeller, 1961, 582; Oeller, 1953, 138. 615 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 157, p.27; BayFlNA, FlNS Oberwerrn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 80. 616 BayFlNA, FlNS Niederwerrn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 79; vgl. Debler, 1988, 135; Debler, 1986, 497. 617 BayFlNA, FlNS Dittelbrunn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 98. 618 Z.B. die Äcker und Wiesen im/am Judenweg, StA A, RA Nördlingen Nr. 108 I/II, Ka. Ehringen (1833), fol. 41’, 92’, 93’, 98’, 99’, 122’, 148’, u.a.; BayFlNA, FlNS Ehringen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 30. Die frühere Existenz des FlN Judenweg bestätigt auch die Marktgde. Wallerstein, vgl. Korr., 25.1.1993.
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und Marktoffingen. Sie lassen sich mit Ausnahme Marktoffingens in den Katastern der Jahre 1833–1847 nachweisen.619 Ein weiteres Wegenetz erstreckte sich rund 30 Kilometer zwischen dem Nördlinger Ries und der Gegend südlich von Ansbach. Sein mutmaßlicher Beginn – sofern Beginn oder Ende eines Wegenetzes definierbar sind – mag der Judenweg auf der Flur des mittelfränkischen Dorfes Rauenzell620 sein. Dieser führte östlich an Velden vorbei nach Süden, setzte sich in einem Feld- und Waldweg namens Judenweg fort, der von Lammelbach über die zugehörige Ortsflur Sauerbach südwärts, nämlich Bechhofen, führte, von wo einst die jüdischen Viehhändler in die Ortschaft gekommen seien.621 Nach Bechhofen führte auch von Osten her der Judenweg von Mörlach über Wiesethbruck nach Voggendorf: „Er soll früher viel von Juden benützt worden sein“ und war bis zumindest 1961 die Ortsverbindungsstraße von Mörlach nach Voggendorf, 1993 jedoch nur mehr ein Feld- und Waldweg.622 Von Bechhofen selbst zog sich der Judensteig in geradliniger Richtung südwärts nach Ehingen, hieß streckenweise auch Judenweg und umging den Ort Königshofen im Osten. An ihn grenzte auch die Flur am Judenberg.623 Auf Ehinger Markung existierte seit mindestens 1690 der Judensteig, ein steiler Weg am Ostrand des Hesselbergs, der auf die Drudensteig-Südseite führt und von den Juden aus Bechhofen vermutlich als Handelsweg Richtung Nördlingen benutzt wurde.624 Er zog sich jenseits des Hesselbergs als Fußweg namens Judensteig nach Gerolfingen und möglicherweise auf dem laut Volksmund von den Wittelshöfer Juden früher viel benutzten Judensteig weiter nach Frankenhofen.625 Über diesen letzten Wegabschnitt berichtet eine Ortskundige, ihr sei im Rahmen der Trachtenforschung mitgeteilt worden, „daß die Juden (Schloßberger und Hamburger) mit dem Zug bis Wilburgstetten fuhren und dann zu Fuß „die Butt hochaufgepackt ... mit
619 StA A, RA Oettingen Nr. 235 II, Ka. Maihingen (1845) fol. 692’ff; Nr. 221, Ka. Dürrenzimmern (1847) fol. 172’; RA Nördlingen Nr. 125 I/II, Ka. Nähermemmingen (1834) fol. 59’, 99’, 106’, 270’, 278’, 368’; BayFlNA, FlNS Nähermemmingen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 50; vgl. Korr. Gde. Maihingen, 8.1.1993. 620 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1924–26) 135, 136. 621 Bestandsverz. für öffentl. Feld- und Waldwege, Gde. Lammelbach, 21.3.1962, frdl. Hinweis Stadt Herrieden, 7.7.1993; BayFlNA, FlNS Lammelbach, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1937/38) 128. 622 BayFlNA, FlNS Wiesethbruck, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 50; vgl. Korr. Markt Bechhofen, Bgm. Distler, 13.1.1993. 623 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 140, 131, 132; vgl. Korr. Markt Bechhofen, Bgm. Distler, 26.2.1992, 28.6.1993. 624 Vgl. Baumeister [Hg.], 1991, 548; BayFlNA, FlNS Ehingen a. Hesselberg, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1935) 90. 625 BayFlNA, FlNS Gerolfingen, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1936) 54; FlNS Frankenhofen, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1931) 62.
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Abb. 8: Judenstraße, Gmk. Altendorf, Stadt Weismain, Oberfranken.
Kurzwaren, Inletten und Tuchen“ als Hausierer über die Dörfer zogen. Man kannte sie persönlich, wartete auf sie und hätte bei ihnen „keinen Pfennig zuviel bezahlt.“ Der Judensteig, so die Schlussfolgerung, „könnte also ein Weg sein, den sie seit alters her benutzt haben.“626 Freilich wurden die Wege auch als Wege zu Märkten und Messen benutzt, beispielsweise die Judenstraße in Oberfranken. Sie erstreckt sich zwischen Scheßlitz und Burgkunstadt, besteht in einzelnen Streckenabschnitten noch heute und wurde in den zur Gemeinde Altenkunstadt gehörigen Dörfern Burkheim und Pfaffendorf als der ehemalige Weg der Burgkunstadter und anderer Juden zum Bamberger Markt beschrieben.627 Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass sie sich über 20 Kilometer geradlinig zwischen den Städten Burgkunstadt und Scheßlitz erstreckt und so, im Gegensatz zu den ehemals wenigen und verzweigten Ortsverbindungsstraßen, eine effektive und schnelle Verkehrsverbindung darstellte. Als einen „uralten Marktweg von Großlangheim nach Schweinfurt“ hatte man auch den Dipbacher Judenweg beschrieben.628 Ein Ortskundiger erfuhr von dem jüdischen Viehhändler Ludwig Guttmann, dass über die Dipbacher 626 Vgl. Korr. Barbara Winter an Bgm. Schuster, Markt Weiltingen, 27.1.1993. 627 BayFlNA, FlNS Burkheim, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1935/36) 26; FlNS Pfaffendorf, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1934) 26. 628 BayFlNA, FlNS Dipbach, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1925) 26.
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Gemarkung „ein Judenweg von Iphofen bei Kitzingen bis Schweinfurt führte.“ Mit diesem Namen sei er auf Dipbacher Flur seit 1835 belegt und war größtenteils ein Hohlweg, der bei der Flurbereinigung in den Jahren 1935 bis 1948 eingeebnet wurde und noch heute als Feldweg bestehe.629 Es ist ein fast nicht zu meisterndes Unterfangen, diesen Weg, bzw. die unzähligen Wegabschnitte auf der 40 Kilometer langen Distanz zwischen Iphofen und Schweinfurt zu einem Gesamtweg zusammenzusetzen. Ohne nun die Wege im Einzelnen auf ihre Funktion und ihre heute zum Teil nicht mehr rekonstruierbare Richtung hin überprüft zu haben, wozu archäologische Untersuchungen benötigt würden, könnte dies die Judenwege in den folgenden von Süd nach Nord genannten Orten betreffen, nämlich Iphofen, Neuses am Berg, das genannte Dipbach, Schwanfeld (samt Abzweigung nach Westen Richtung Bergtheim), Hergolshausen und Waigolshausen sowie die Ostroute über Järkendorf, Rimbach, Brünnstadt und Zeilitzheim.630 Theoretisch ließe sich dieses Wegenetz auch jenseits von Iphofen Richtung Süden hinaus denken, nämlich anschließend an die Judenwege von Willanzheim, Mönchsondheim, Hüttenheim, Iffigheim, Seinsheim, Dornheim und Bullenheim. Auch spricht nichts dagegen, diese Überlegung nach Westen zu den Judenwegen von Marktsteft, Sulzfeld a. Main, Kaltensondheim, Winterhausen, Lindflur, Uengershausen, Frickenhausen, Kleinochsenfurt, Tückelhausen und Wolkshausen631 auszudehnen und nach Baden überzugehen und endlich an den ehemaligen Waldsassengau anzuknüpfen – oder sich Richtung Osten oder auch südwärts zu orientieren. Gerade im Bayerischen Franken und Schwaben ist die Dichte an Judenwegen derart hoch, dass sehr bald die Definition des Begriffes Wegenetz problematisch und das Hinterfragen von geographischen, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Kontexten erforderlich wird. Käppele und Judenrutsch Betrachtet man nun wieder einen einzelnen Weg, etwa im Schwäbischen, so zeigt sich, dass das Ziel eines Handelsweges auch ein einzelnes Gebäude, etwa ein Gasthaus sein konnte, so bei der Wegstrecke von Ichenhausen nach Burgau, einem überregional bedeutenden Marktort im schwäbischen Landkreis Günzburg. Diese Strecke setzte sich aus den drei Judenwegen von Deubach, Wettenhausen und Unterknöringen, einem Burgauer Stadtteil, zusammen. Auf ihr „pilgerten die Ichenhauser Juden jeden Montag nach Burgau, um dort in der Wirtschaft ‚zum Käppele‘ ihre Geschäfte abzu629 Vgl. Korr. Günter Greß, Dipbach, 16.1.1992. 630 Vgl. Anhang, Register. 631 Vgl. Anhang, Register.
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wickeln“ – so die Burgauer Flurnamensammlung von 1926.632 Interessanterweise gab es auch in einer anderen Handelsbörse, allerdings größeren Ausmaßes, eine nicht ganz vergleichbare Örtlichkeit: In der Londoner Börse wurde Ende des 18. Jahrhunderts ein Gebäudeteil, genauer gesagt die südöstliche Ecke des Säulenganges, Jews’ Walk genannt – in Anspielung auf die jüdischen Broker, die sich dort gewöhnlich versammelten. Zu jener Zeit besaß jede Abteilung der Börse ihren eigenen Standort; die Dealer ausländischer Wechsel trafen sich zumindest bis 1904 im alten Jews’ Walk. Ein weiterer Jews’ Walk existierte am Rathaus gegenüber dem Hof von Hustings. Der Name war an der dortigen Wand angebracht, wurde jedoch 1838 auf Aufforderung Sir Moses Montefiores entfernt.633 Von der Themse an die Günz zurückkehrend, begegnet uns ein anderes Kuriosum: Das ständige Unterwegssein der Ichenhausener Juden in Sachen Handel prägte nicht nur die drei genannten Judenwege und die Mundartform Judenstraße für den Weg nach Kissendorf. Ihre berufliche Mobilität führte auch dazu, dass man eine Bahnstrecke nach ihnen benannte: Judenrutsch lautete in Kissendorf die mundartliche Bezeichnung der Bahnlinie von Günzburg über Ichenhausen und Krumbach nach Mindelheim – in Günzburg Judenrutschel genannt.634 Für diese 1892 gebaute Linie Günzburg-Ichenhausen-Krumbach hätte sich laut Ichenhausener Stadtarchivar Schuler „im Dialekt der etwas spöttisch gemeinte Beiname“ bis heute erhalten. Er sei in der praeautomobilen Ära entstanden, als die jüdischen Händler auf die Eisenbahn angewiesen waren.635 Auch die sogenannte Staudenbahn erhielt zumindest im Abschnitt zwischen Gessertshausen und Fischach von den christlichen Zeitgenossen den Namen Judenrutsche. Nach den Jugenderinnerungen eines Ortskundigen bestand die Staudenbahn früher aus einigen Direktzügen vom Augsburger Hauptbahnhof über Gessertshausen und Fischach nach Markt Wald. Sie war nicht elektrifiziert und musste deshalb mit einer Dampflok fahren. Wenn wir nun als Buben im Schmuttertal waren [...] und auf der sonst elektrifizierten Strecke einen Personenzug mit Dampflok fahren sahen, wußten wir, der kommt von oder fährt nach Markt Wald und riefen: ‚Jetzt kommt d’Fischacher Judenrutsche‘.636
Die geschilderten Beispiele sind regionale Besonderheiten und erlauben keine pauschale Einordnung in ein Wertesystem, wie dies beispielsweise 1999 eine Heimatforscherin unternahm, wonach die Wege, die die jüdi632 BayFlNA, FlNS Deubach, AltLkr. Günzburg, Schw. (1922/26) 55; vgl. Korr. Georg Schuler, Archivar, Stadt Ichenhausen, 1.9.1993; BayFlNA, FlNS Wettenhausen, AltLkr. Günzburg, Schw. (1922) 47; FlNS Burgau, AltLkr. Günzburg, Schw. (1926) 40. 633 Vgl. Jacobs, Art. Jews’ Walk, 1904, 185, lt. Jewish Chronicle vom 18.1.1901. 634 Vgl. Schweizer, 1991, 6, 18; Korr. Prof.Dr. Werner König, Univ. Augsburg, 10.12.1991. 635 Vgl. Korr. Georg Schuler, Archivar, Stadt Ichenhausen, 13.1.1992. 636 Vgl. Korr. Lorenz Scheuenpflug, Neusäß-Lohwald, 20.2.1992.
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schen Händler regelmäßig benutzten, „im negativen Sinn“ als Judenweg oder auch Judensteg, Davidsrangen, Judenreihe in Flurbezeichnungen eingegangen wären. Als Beispiel nennt sie die beiden ins Thüringische führenden Judenwege im unterfränkischen Ermershausen.637 Sicherlich aber enthalten einige der Wegenamen eine gezielt negative und abwertende Konnotation, wie noch zu sehen sein wird, doch bedarf diese Klassifizierung einer eingehenden Prüfung. 4.7.4 Judenwege, Altstraßen und Fernwege Viele Judenwege führten in ihrer Eigenschaft als Handelswege auf Trassen sogenannter Altstraßen, so etwa das Judengäßlein auf der Flur des oberfränkischen Ortes Wirsberg. Hier handelte es sich nach Mitteilung eines Heimatforschers um einen Teil der Altstraße nach Eger, „die natürlich auch von jüdischen Handlungsreisenden benützt worden ist.“638 Auch im mittelfränkischen Fürnheim wird ein Weg namens Judenwasen als Teil einer prähistorischen Straße vermutet,639 ebenso im brandenburgischen Staffelde, wo die „vorgeschichtliche“ Straße von Bötzow nahe Oranienburg nach Germendorf über Schwante, Groß-Ziethen und Staffelde noch 1942 als Judenweg bekannt war.640 Auch Trassen ehemaliger Römerstraßen wurden in Anlehnung an die auf ihnen ziehenden jüdischen Händler Judenweg genannt – etwa der in der Einleitung genannte Judenweg im baden-württembergischen Duttenberg. Er ist seit 1782 belegt und sei „früher der Limes und ein Römerweg, der durch die Furt über die Jagst nach Kochendorf führte“, gewesen.641 Auch der Judenweg von Eppisburg im schwäbischen Donau-Ried führt auf der Trasse einer ehemaligen Altstraße. Nach Auskunft der zuständigen Gemeinde Holzheim war er bis zur Säkularisation ein Abschnitt der geradlinigen Markgrafschaft-Burgauischen Landstraße, der ehemaligen Römerstraße, und führte nördlich an Eppisburg vorbei. Erst ab 1814, als die Region Teil des Königreiches Bayern wurde, verlegte man die Landstraße durch den Ort Eppisburg. Der Judenweg wurde damit zum Feldweg. Im Volksmund sei er „nur der Judenweg, aber wie lange er diese Bezeichnung trägt ist auch nicht sicher zu sagen.“ Sein Name, so die Gemeinde Holzheim weiter, rührte ver637 Vgl. Kappner, 1999, 139; auch Judenberg, BayFlNA, FlNS Ermershausen, AltLkr. Hofheim, Ufr. [1843], o.lfd.Nr. (Photographie einer Landkarte von 1843). 638 BayFlNA, FlNS Wirsberg, AltLkr. Kulmbach, Ofr. (1926) 234; vgl. Korr. Markt Wirsberg, Bgm. Anselstetter, 27.1.1992. 639 BayFlNA, FlNS Fürnheim, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1930) 48. 640 Vgl. Harmjanz, 1942, 17. 641 WFlNA, FlNS Duttenberg, OA Neckarsulm (o.J.) 132.
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mutlich daher, „weil die früher in Binswangen und Buttenwiesen ansässigen Viehjuden und sonstige Händler, in der Vor-Hitler-Zeit, diesen Weg als bequeme Wegabkürzung benützten, der ihnen den Durchzug durch das Dorf Eppisburg ersparte.“642 Daran wird eine wesentliche Funktion einer Altstraße deutlich: die Abkürzung und Umgehung von Ortschaften. Diese Vorzüge und der Begriff der Altstraße lassen sich am Beispiel der oberfränkischen Judenstraße von Burgkunstadt nach Scheßlitz und Bamberg verdeutlichen: Die Ursprünge des Straßentypus einer sogenannten Altstraße liegen in frühmittelalterlichen und prähistorischen Fernwegen, die ganz im Gegensatz zu den Ortsverbindungswegen Ortschaften vermeiden und auf größeren Strecken ihre Richtung beibehalten, indem sie etwa Bergkuppen als Richtungspunkte anvisieren, diese zuletzt aber umgehen oder sich an einzelnen Bäumen als Wegweiser orientieren. Mehrere Charakteristika der genannten Judenstraße wie der Altstraßen generell weisen auf ein sehr hohes Alter hin: die bevorzugte Anlage auf hochgelegenen Flächen, die Vermeidung von Flusstälern wegen Hochwassergefahr und damit auch die Umgehung von Ansiedlungen, die meist in Wassernähe liegen. Auch Flurdenkmäler wie Martern und Kreuze, die zugleich Hinweise auf Gemarkungs- oder Flurgrenzen sind, kennzeichnen eine Altstraße – aufgrund ihres hohen Alters orientierte man sich bei Grenzziehungen häufig an ihnen.643 Auch Orts- und vor allem Flurnamen mit dem Bestimmungswort Straß weisen auf sogenannte Altstraßen hin. Im unmittelbaren Bereich der oberfränkischen Judenstraße sind dies beispielsweise die Flurnamen Straßacker am Judenweg, die untere Straß am Judenweg, oder Straßacker an der Judenstraße in der Gemarkung Wattendorf.644 Edelmann allerdings zählt 1955 neben Hochstraße, Rennweg und alte Gasse auch den Judenweg generell zu den Erkennungsnamen einer Altstraße.645 Da die Trassen der Fernwege bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts unbefestigt waren, bildeten sich häufig Hohlwege. Wagenräder und Hufe lockerten den Untergrund auf und spurten Geleise. Dadurch wurden diese Wegstellen naturgemäß vor allem bei Schneeschmelze und Regenfällen unbefahrbar. Durch das Umfahren der Hohlwege entstanden mehrere Wagenspuren nebeneinander, wie beispielsweise der parallel zur Judenstraße verlaufende Graben im Heiligenholz auf Wattendorfer Gemarkung.646
642 Vgl. Korr. Gde. Holzheim, Bgm. Hahn, 24.5.1989. 643 Vgl. Edelmann, 1955, 122, 153, 11f, 9; Weigel, 1954, 65; Berninger, 1940, 159. 644 StA B, K232 Nr. 615 I, Ka. Wattendorf (um 1850), S.120; Nr. 615 II, Ka. Wattendorf (um 1850), S.324; Nr. 616, Ka. Wattendorf (1848/49), S.54. Vgl. hierzu Schnetz, 1963, 83; Weigel, 1954, 66; Edelmann, 1955, 153. 645 Vgl. Edelmann, 1955, 153. 646 Vgl. Edelmann, 1955, 8f, 12, 153; Denecke, 1992, 233.
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Häufig waren Altstraßen Teil des Gemeindebesitzes – für die oberfränkische Judenstraße gilt dies ausnahmslos: Sämtliche als Judenstraße belegte Strecken sind anhand der Grundsteuerkataster als Gemeindebesitz, meist mit der Hausnummer ½, gekennzeichnet.647 Schließlich erlauben auch mehrere archäologische Funde, in der Regel Hügelgräber seitlich der Judenstraße,648 den Schluss auf das hohe Alter dieser Wegführung. Im Laufe der Jahrhunderte verlor ihre Trasse, wie allgemein die prähistorischen Höhenwege, an Bedeutung. Gegenwärtig besitzt sie nur noch die Funktion eines untergeordneten Wald- und Feldweges.649 Bemerkenswert ist in diesem Kontext der Ort Judendorf. Er existierte offenbar nur im 12. Jahrhundert und taucht als Judendorff und Jvdendorph in Urkunden von 1142 und 1147 als Besitzung des Klosters Langheim auf, wobei Ferdinand Geldner einen geographischen Zusammenhang mit der genannten Altstraße vermutet.650 Dieter George, Forchheim, schließt „eine alte mündliche Tradition des Namens“ Judenstraße nicht aus, diese sei möglicherweise durch die Kloster Langheimische Wüstung Judendorf bewirkt worden.651 Dies würde allerdings bedeuten, dass die Judenstraße ihre Bezeichnung im 12. Jahrhundert erhielt und damit die älteste bekannte ihres Namens wäre. Demnach hätte hier eine Benennungskontinuität von über 800 Jahren bestanden, obwohl der Ort Judendorf offenbar nur wenige Jahrzehnte im 12. Jahrhundert existiert hatte. Ergebnis dieser Überlegung ist, dass sich jene Judenwege, die zugleich auf Trassen der sogenannten Altstraßen führen, deutlich von jenen alternativen Wegen unterscheiden, die im Kleinräumigen, etwa zu den Friedhöfen, gewählt wurden. Ihre Routen zerschneiden nicht die Ackerfluren, sondern man orientierte sich bei der Kultivierung des Bodens und der Entstehung von Marktorten und Dörfern an diesen alten Fernverbindungen. Dies gilt sowohl für die genannte Judenstraße zwischen Windsbach und Georgensgmünd im Mittelfränkischen bei Obersteinbach, deren überregionaler Charakter auch in ihrem weiteren Namen Frankenstraße sichtbar wird,652 ebenso für den Weg der Pfälzer Juden über das Härtsfeld und Kesseltal ins Nördlinger Ries. Dieser zog am Judenberg bei Untermagerbein653
647 Vgl. Edelmann, 1955, 12, 153. 648 Vgl. Radunz, 1969, 73, 109, 112; Klaus Schwarz, 1955, 120, 125; Edelmann, 1955, 13. 649 Vgl. Berninger, 1940, 163. 650 Vgl. Geldner, 1938, 166f, frdl. Hinweis Dieter George, Forchheim. 651 Vgl. Korr. Dieter George, Forchheim, 22.2.1992, der den Ortsnamen vom Personennamen Juto, Gen. Sg. ableitet, nicht von iudeus. 652 BayFlNA, FlNS Obersteinbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937) 77. 653 BayFlNA, FlNS Untermagerbein, AltLkr. Nördlingen, Schw. (ca. 1920–40) 8 und (1968).
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vorbei und kam möglicherweise als Judenweg von Oberliezheim654 von Süden ins Ries. Als Fernhandelsstraße fungierte auch die bekannte thüringische Judenstraße oder Sattelpaßstraße von Gräfenthal und Hüttensteinach. Sie führte von Nürnberg über den Thüringer Wald Richtung Leipzig.655 Weitere Fernhandelswege sind z.B. im Tschechischen der Judensteig von Großschüttüber, mundartlich „Schöd“, zum Mentlinghof, den „die mit Stoffen handelnden Juden aus der Schöder Umgebung auf ihrem Weg ins Egerland“ benutzten656 sowie der Judensteig im niederösterreichischen Waidhofen a.d. Thaya. Er wurde im 18. Jahrhundert bis etwa 1870 von südmährischen Juden benutzt, die mit Häuten, Fellen, Pferden, Hadern (Lumpen) und Schnittwaren handelten. Im Waidhofer Gasthaus „Zum goldenen Stern“, wo für sie auch „rituell gekocht“ wurde, pflegten sie einzukehren.657
4.8 Wege jüdischer Viehhändler Wege jüdischer Viehhändler 4.8.1 Die Wege im ehemaligen Waldsassengau Für den ehemaligen Waldsassengau kann behauptet werden, dass das Gros der dortigen Judenwege zum Viehtrieb benutzt worden ist und ergo maßgeblich aufgrund der jüdischen Viehhändler seinen Namen erhielt. Für den dort bislang ältesten bekannten Judenweg, einen Fußweg auf Holzkirchhauser Gemarkung, und für den Roßbrunner Judenpfad658 sind das freilich lediglich Annahmen, rückführbar im Falle Roßbrunns auf die Erinnerung einer 1920 geborenen Ortsbürgerin. Ihr zufolge waren die Viehhändler in Roßbrunn die Juden aus Altertheim, „die von dort den Weg immer zufuß nach Roßbrunn machten.“659 Für beide Wege ist ein Bezug zu den Viehmärkten, die im 19. Jahrhundert dreimal jährlich in Helmstadt oder Holzkirchhausen stattfanden,660 durchaus denkbar – ebenso für den Helmstadter Judenpfad, belegt seit zumindest 1844, der gleich einer Luftlinie die Verbindung zwischen den Orten Helmstadt, Oberaltertheim und Gerchsheim, das ebenfalls einen regional bedeutenden Viehmarkt besaß, beschreibt. 654 BayFlNA, FlNS Oberliezheim, AltLkr. Dillingen, Schw. (ca. 1950/60), o.lfd.Nr.; vgl. Korr. Markt Bissingen, 14.4.1993. 655 Vgl. Forstliche Forschungsberichte München, 1997, 6; Edelmann, 1955, 143f, 131f. 656 Vgl. Fischer, 1941, 152. 657 Der Judensteig berührte die Orte Piesling, Neuriegers, Wetzles, Thures, Münichreith, Griesbach, Jarolden, Stoißmühle und Waidhofen, vgl. Rauscher, 1930, 89–95, hier 95. 658 StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) II 106. 659 Vgl. Kemmer, ca.1979, 123; fernmündl. Auskunft Matthias Faber, 2. Bgm. Holzkirchhausen, 10.11.1999; Korr. Rosel Menning, Roßbrunn, 18.9.1999. 660 Vgl. [Diese Broschüre ...], [1986], 27.
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Die maßgebliche Funktion des seit etwa 1870 bezeugten Wenkheimer Judenpfads jedoch ist eindeutig. Er diente als Abkürzung der Straße nach Großrinderfeld und wurde insbesondere von den in Wenkheim ansässigen Juden benutzt. Sie waren zumindest seit dem 17. Jahrhundert bis 1936 vorwiegend Viehhändler im Hauptberuf und so meist zu Fuß unterwegs. Ihre Handelsgeschäfte führten sie vor allem nach Großrinderfeld und in den Ochsenfurter Gau.661 Möglicherweise diente dieser Fußweg auch den jüdischen Viehhändlern aus dem benachbarten Steinbach. Dort lebten zumindest 1817 sechs Händler dieser Profession.662 Der Stadelhofer Judenpfad, der erstmals 1774 genannt wird und als Fortsetzung des Urspringer Judenpfads gelten kann, diente als Weg zum jüdischen Friedhof von Laudenbach. Zugleich war er schlicht der „Weg der Laudenbacher Juden“ und nach Angaben des Stadelhofener Altbürgermeisters Kraft „ursprünglich die kürzeste Verbindung zwischen Urspringen [...] und dem Karlstadter Viehmarkt“,663 der im Sommer 1813 im zweiwöchigen Rhythmus stattfand.664 Der Straßenname entstand wohl, da die in Urspringen 1566 bis 1942665 und vielleicht auch in Stadelhofen 1789666 lebenden Juden diesen Weg benutzten, um das Vieh vom oder zum Karlstadter Markt zu treiben. In Urspringen wuchs die Zahl der jüdischen Viehhändler von drei im Jahr 1731 auf 19 im Jahr 1927, darunter auch eine Viehhändlerin namens Hanna (1761–1787).667 Sicherlich trieben auch die Viehhändler aus Laudenbach hier ihr Vieh – es gab dort zumindest 1655 einen Viehhändler, bis zum Jahr 1787 waren es bereits acht.668 Ebenso war der genannte Thüngener Judenpfad, der gemeinsam mit dem Stettener Judenpfad einst als Leichentransportweg über Himmelstadt zum Friedhof Laudenbach führte, ein Viehtriebweg. Auf ihm haben nach Auskunft eines Ortskundigen die jüdischen Viehhändler aus Thüngen ihr auf den Märkten gekauftes Vieh getrieben.669 Vermutlich wurde seit der Errichtung der Bahnlinie WürzburgFrankfurt 1854 das Vieh auch am Himmelstadter Bahnhof verladen. Glei661 Vgl. Korr. Ernst Thoma, Wenkheim, 30.11.1999; Hahn, 1988, 363; Korr. Gde. Werbach, 28.1.1992; Weiss, 1992, 10f, 53f, 60; Blum, 1903, 200; Hahn, 1987, 81; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 293. 662 Vgl. Löffler, 1983, 126. 663 BayFlNA, FlNS Stadelhofen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 19; StA Wü, Hyp.Sachreg. Urspringen (um 1850) II 666–669; vgl. Korr. Werner Zapotetzky, StadtA Karlstadt, 15.1.1993. 664 Vgl. Braunfels, 1847, 274; Götz, 1824, 225; Link, 1989, 363. 665 Vgl. u.a. Knapp, 1907, 1046; FC Bände Rittergut Urspringen 1, p.27’f, 47’; StA Wü, LRA Mar 2365 u. 2377; Ophir, 1972, 398; Scherg, 1993a, 16. 666 Vgl. Günther, 1942, 204 (ohne Quellenbeleg) entgegen Korr. StadtA Karlstadt, Werner Zapotetzky, 15.1.1993: „[...] Stadelhofen war kein Ort mit jüdischen Einwohnern gewesen“. 667 FC KA D II 3, Ämter 111, S.285, 15–17; vgl. Barthels, 1959, 29; StA Wü, HV Ms.f.491 (1740); StA Wü, Stat.Slg. 280 (1833). 668 StA Wü, Admin.8318; StA Wü, Gebr. IV W 273; vgl. Barthels, 1959, 29. 669 Vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992.
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chermaßen wird der oben beschriebene, seit 1684 belegte Judenweg und Judenpfad auf Remlinger, Birkenfelder, Uettinger und Greußenheimer Gebiet neben seiner Eigenschaft als Weg der jüdischen Händler vor allem als Weg der jüdischen Viehhändler bezeichnet. Dies bezieht sich auch auf den anderen, östlich gelegenen Greußenheimer Judenpfad.670 4.8.2 „... kaufft vnd verkaufft bißweilen Ein stückhlein rind vihe“ – Viehhandel im ehemaligen Waldsassengau In den hier untersuchten Ortschaften waren jüdische Viehhändler über die Jahrhunderte relativ zahlreich vertreten. Erwiesenermaßen wurde der Viehhandel hier wie im nahezu gesamten süddeutschen Raum seit etwa dem 15. Jahrhundert bis 1933 weitgehend von Juden ausgeübt. In Mainfranken bildeten die Viehhändler um 1810 unter der großen Zahl der jüdischen Händler mit 27,7 Prozent die stärkste Berufsgruppe. Auch im Kaiserreich war um 1900 unter den auf dem Land lebenden Juden dieser der häufigste Beruf. 1917 wurden bis zu 80 Prozent der Viehhandelsgeschäfte im deutschen Reich von Juden betrieben. Dabei übten die Viehhändler oft auch jene Gewerbe aus, die mit der Verwertung des Viehs zusammenhängen, wie Schächten (Metzgern), Gerben und Hauthandel – dies zumindest 1872 in Homburg.671 So lassen sich aus Statistiken des Hochstifts Würzburg für die Zeit ab 1650 vereinzelte jüdische Viehhändler zum Teil auch im Nebenberuf belegen: so 1655 in Erlenbach, Himmelstadt, Homburg, Karlburg und Zellingen, 1675 in Greußenheim, Himmelstadt, Karbach, Karlburg und Wiesenfeld672 und 1699 in Himmelstadt, Karlburg und Wiesenfeld, wobei hier mit insgesamt sechs jüdischen Viehhändlern673 eine Art regionales Zentrum zu sein schien. Ferner lebten während und teils vor dem Dreißigjährigen Krieg die Oberaltertheimer Juden vom Viehhandel,674 ebenso gab es in Trennfeld 1660 und 1697 je eine Viehhändlerfamilie.675 Im 18. Jahrhundert war der Viehbestand in der Region stark angestiegen. Dies lag insbesondere auch an dem neu eingeführten Kleebau, wodurch der Viehhandel regional an Bedeutung gewann – eine Tendenz, die auch das Urpharer Viehhandelsbuch der Jahre 1762–1777 verdeutlicht. Demnach waren die Viehhändler, die im badischen Urphar verkehrten, hauptsächlich 670 Vgl. Seidl, 1989, 4/1; Korr. Gde. Uettingen, Bgm. Triebig, 5.2.1992. 671 Vgl. Krug, 1987, 69. Die bedeutende Rolle der jüd. Viehhändler belegen u.a. sog. Viehhandelsprotokolle, z.B. aus Marktheidenfeld, Ende 18./Beginn 19. Jh., vgl. Scherg, 1993b, 33; Richarz, 1990a, 73; Dies., 1990b, 185; Scherg, 1983, 143; Scherg, 1986, 382. 672 StA Wü, Admin.8318. 673 StA Wü, Gebr. IV W 273. 674 Vgl. Stäblein, 1968, 198. 675 Vgl. Scherg, 1990, 62.
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Wege jüdischer Viehhändler
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Juden aus Dertingen, Neubrunn, Uettingen und Homburg, ihr Handelsgut vornehmlich Kühe, weniger Ochsen.676 Grundsätzlich war der Viehhandel vom 18. bis ins 20. Jahrhundert eine Haupterwerbsquelle der Waldsassengauer Juden677 – nicht anders als in Süddeutschland und dem Elsass. Die Handelstätigkeit der jüdischen Viehhändler, besonders auf den regionalen Viehmärkten, hatte bisweilen einen weitreichenden wirtschaftlichen Einfluss auf die umliegenden Ortschaften: So wurde 1813 vom „guten Geschäftsgang“ in der Gemeinde Wiesenfeld berichtet. Er gründete sich teils auf die bedeutende Zahl der hiesigen Israeliten, mehr aber noch auf die starke Frequenz fremder Durchreisender, besonders der von 14 zu 14 Tagen stattfindenden Viehmärkte in Karlstadt, sowie auch in Schweinfurt, welche von vielen Unterländer Juden (Aschaffenburger, Offenbacher, Frankfurter Raum) gewöhnlich regelmäßig besucht werden, welche dann allemal hierorts ihre Einkehr halten.678
Die Monate Mai und Oktober waren beliebte Termine für Viehmärkte, die ja besonders im Frühling und Herbst reichlich mit Vieh beliefert wurden.679 Außerordentlich bekannt waren die Wertheimer Viehmärkte, die seit 1800 viermal im Jahr, ab 1812 monatlich abgehalten und noch 1901 auch von norddeutschen Händlern besucht wurden.680 Daneben fanden in Lohr um 1804 zwei Viehmärkte pro Jahr statt, 1806 waren es vier Termine, die jedoch allmählich an Bedeutung verloren.681 In Marktheidenfeld hielt man 1813 jährlich drei, 1856 zwölf Viehmärkte ab. Sie prosperierten wohl erst, als man ab 1890 mit Hilfe der Bahn auch Vieh aus überregionalen Orten heran transportieren konnte. In Remlingen hingegen waren die fünf jährlichen Viehmärkte um 1835 gut besucht und wurden 1898 auf acht erweitert. Auch auf den Thüngener Wochen- und Jahrmärkten, die möglicherweise bereits seit dem 16. Jahrhundert stattgefunden haben, wurde mit Vieh gehandelt.682 Sicherlich besaßen auch die Waldsassengauer Viehhändler ihren Stammkundenbereich, ihr Gäu, der meist ererbte Familientradition war. Hier bereisten sie während der Woche ihre Stammkunden, belieferten sie mit Jungvieh und Nutzkühen und kauften ihnen wie in Oberaltertheim683 das Schlachtvieh ab – das bei der Nachzucht überzählige und für die Viehhal676 Vgl. Rommel, 1924, 87. 677 Vgl. Barthels, 1959, 29; Kolb, 1996, 35f, 72 Anm. 14; Kolb, 1992, 106; Rommel, 1924, 87; Blum, 1903, 196, 200; Scherg, 1993b, 53; StA Wü, Stat.Slg. 618 (1833–35); Seidl, 1989, 4/1; Scherg, 1983, 143; Ders., 1986, 382; Ders., 1990, 62; FC KA D II 3, Ämter 111, S.289, 8, 15–17; Hasenfuß, 1975a, 152; Stäblein, 1968, 208, 212, 219; Ophir, 1972, 386; StA Wü, Stat.Slg. 280; Kugler, 1988, 253f, 240; Bundschuh, 1802, V 221; Link, 1989, 359. 678 Zit.n. Link, 1989, 363. 679 Vgl. Kaufmann, 1988, 9; Kaufmann, 1992, 72. 680 Vgl. Rommel, 1921, 43; Edelmann, 1992, 174. 681 Vgl. Höfling, 1835, 166, 170 u. Anm. 1, 168; Hönlein, 1950, Nr. 9, o.S. 682 Vgl. Trunk, 1978, 72f; Götz, 1898, 670f; Apfelbacher, 1983, 5.Forts.; Kugler, 1988, 240. 683 Vgl. Stäblein, 1968, 208.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
tung uninteressante männliche Vieh, das nur für den Verkauf gemästet wurde. Da die Viehhändler die verschiedenen Bedürfnisse der regionalen Metzger kannten, waren sie in der Lage, den Absatz gezielt zu versorgen. Sie verliehen zur Saatzeit Zugochsen oder stellten Kühe, auch trächtige, bei einem Bauern zur Fütterung unter. Doch Zugleistung, Dünger, Milchleistung und den Erlös aus dem eventuell mittlerweile geborenen Kalb und schließlich aus Schlachtung oder Verkauf teilten sich Viehhändler und Bauer meist zur Hälfte. Nicht unüblich war jedoch die Beschwerde eines Karlstadter Beamten 1791 über diese Praxis des ‚Halbviehs‘, das die Bauern angeblich zu hüten hätten, wobei der Profit des Bauern unerwähnt blieb. Dieser betraf die Leistung des Rindes als Zug- und Arbeitstier sowie als Milch- und Düngerlieferant.684 Die Risiken bei Krankheit, nicht artgerechter Fütterung oder missglückter Geburt zählten indes zum Berufsrisiko des Viehhändlers.685 In der Regel geschah der Kauf des Rindes direkt am Hof des Bauern. Gegenseitiges Vertrauen zwischen Kunde und Händler war Voraussetzung. Auch noch im 20. Jahrhundert galt der Handschlag als Besiegelung des Kaufs. Die besondere Geschäftssprache der jüdischen Viehhändler beherrschten zumindest seit Beginn des 20. Jahrhunderts auch manche Bauern und christliche Viehhändler. Sie war vom Hebräischen und Jiddischen geprägt und wurde 1933 in Baden vom Innenministerium auf den Vieh- und Pferdemärkten verboten, erhielt sich dennoch unter älteren Leuten mancher ober- und mittelfränkischer Regionen bis heute – ein Zeichen der ehemals wirtschaftlichen Bedeutung der jüdischen Viehhändler.686 Es verwundert daher nicht, dass die Verdrängung der Juden aus dem ländlichen Wirtschaftsleben und der Viehwirtschaft durch die nationalsozialistische Politik ab 1933 zunächst wenig gelang. Trotz der massiven gesetzlichen Einschränkungen der Berufstätigkeit, etwa durch besondere, jährlich zu erneuernde Viehhandelskonzessionen, die zum Teil auch für Christen verpflichtend waren, und trotz der Zuweisung getrennter Verkaufsplätze auf einigen Viehmärkten und der Kennzeichnung des Viehs mit gelben Kennkarten, kauften die Bauern bei ihren Viehhändlern, die ihnen zum Teil seit Generationen vertraut waren. Die christlichen Landwirte hielten ungeachtet 684 StA Wü, HV Ms.f.742 (1791). 685 Vgl. Kaufmann, 1988, 8–10; Krug, 1987, 69f. Die Verhältnisse in Baden schildert Baumann, Ulrich: Zerstörte Nachbarschaften. Christen und Juden in badischen Landgemeinden 1862– 1940 (Studien zur jüd. Gesch. 7), (Diss. Freiburg i.Br. 1998), Hamburg 2000, bes. 37–44. Ausführlich: Richarz, 1990a; Römer, 1990 (hier v.a. 136–156 „Der Viehjud‘. Berater und Vertrauensperson“); Westermann, Ekkehard: Internationaler Ochsenhandel 1350–1750, Stuttgart 1979. 686 Bereits im 17. und 18. Jh. erschienen diverse Wörterbücher der jüd. Geschäfts- und Umgangssprache, vgl. Teuber, 1995, 74ff, 79; Schupp-Schied, 1988, 166. Ausdrücklich: Den Juden „ist gemäß §§19 u. 20 (10.6.1813) i.d. Regel kein anderer Handelsbetrieb [...] mit ordentlicher Buchführung in deutscher Sprache gestattet“, vgl. Intelligenz-Blatt der Kgl. Regierung von Schwaben u. Neuburg, N°9 (1.3.1845), Augsburg 1845, 215; Richarz, 1992b, 281; Mistele, 1988, 249.
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der rigorosen Boykottforderungen zunächst an ihren Geschäftsbeziehungen mit den Juden fest, wenn auch aus primär wirtschaftlichen Gründen. In manchen Gegenden Süd- und Südwestdeutschlands gab es kaum sogenannte „arische“ Händler. Ihnen mangelte es zudem meist an vergleichbaren überregionalen Marktbeziehungen und langjährigen Erfahrungen im Handelssektor. Die jüdischen Viehhändler hingegen kamen selbst auf die entlegensten Höfe, bezahlten sofort und bar, kauften auch minderwertiges Vieh auf und gewährten Kredit. Bei den Verkaufsgenossenschaften jedoch mussten die Bauern lange auf den Verkaufserlös warten, hohe Abzüge in Kauf nehmen und erzielten letztlich einen wesentlich geringeren Preis.687 In Bayern, speziell in Unterfranken, wurde 1935 moniert, dass die meisten Bauern nach wie vor heimlich Viehhandelsgeschäfte mit Juden tätigten und dort der Mangel an sogenannten „arischen“ Viehhändlern eine „restlose Ausschaltung“ der Juden noch verhindere.688 Diese war in Mittelfranken, wo der pathologische Judenhasser und Gauleiter Streicher die antisemitische Ausgrenzungspolitik gewaltsam vorantrieb, im Bereich Viehhandel bereits 1934 ‚gelungen‘.689 Doch allein im Regierungsbezirk Schwaben-Neuburg hatten nach Angaben der Staatspolizeistelle München 1936/37 noch über 1500 Bauern mit jüdischen Viehhändlern geschäftlichen Kontakt. Der Viehhandel dieser Zeit war zu 80–90 Prozent (so etwa in Nördlingen) nach wie vor von jüdischen Händlern betreut. Auch im Juli 1937 wurde der bayerischen Regierung berichtet, die Gestapo könne die geschäftlichen Verbindungen zwischen jüdischen Viehhändlern und den Bauern nicht unterbinden.690 Als 1938 ein NSDAP-Gemeinderat in Remlingen beanstandet hatte, man brauche die Juden (gemeint waren die Viehhändler) im Ort, ohne sie könne Remlingen nicht bestehen, wurde er vom NSDAP-Ortsgruppenleiter bei der Kreisleitung in Marktheidenfeld denunziert.691 Die vom Landwirtschaftsministerium erlassene „Verordnung über den Handel mit Vieh“ vom 25.1.1937 knüpfte ab sofort die Zulassung zum Viehhandel an die Bedingung einer nicht näher definierten „persönlichen Zuverlässigkeit“ – ein wirksames Instrument, um Viehhandelslizenzen entziehen zu können. Nur in manchen Gegenden Bayerns, Hessens oder Nordwestdeutschlands, in denen der jüdische Viehhandel traditionell seine Zentren hatte, gelang es einzelnen Händlern, sich bis zur Jahreswende 1937/38 zu behaupten.692 Dies geschah jedoch unter größten Gefahren, 1936 etwa 687 Vgl. Hoffmann, 1997, 383–385. 688 Zit.n. Hohmann, 1992, 224f, 228f: Schreiben des Bezirksvorstands und Stadtkommissars in Kitzingen vom 29.6. und 28.8.1935. 689 Vgl. Hoffmann, 1997, 385. 690 Vgl. Wiesemann, 1981, 389; vgl. auch Römer, 1990, 155. 691 Vgl. Harth, 1993, 132f. 692 Vgl. Hoffmann, 1997, 385.
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wurden vier jüdische Viehhändler aus Laudenbach, die ihr Vieh zum Karlstadter Bahnhof treiben wollten, überfallen. Die Täter hatte man zwar überführen können, eine Verurteilung fand jedoch nie statt.693 Da die bäuerlichen Kunden aufgrund von Kapitalmangel üblicherweise auf Kreditkäufe angewiesen waren, erfolgte der größte Teil des Viehverkaufs auf Anleihe. Je nach eigenem Vermögensstand erfüllten die Viehhändler daher für viele Kleinbauern die Funktion einer Bank. Allerdings wurden die Kredite selten zurückgezahlt, sodass die Händler Gefahr liefen, sowohl finanziell wie auch sozial ein hohes Risiko einzugehen: des Geldverlusts einerseits, der Schuldzuweisung im Falle bäuerlicher Bankrotte andererseits. Das Prestige dieses Berufs war innerhalb der jüdischen Gemeinschaft entsprechend gering – nur ein kleiner Teil der Söhne wollte um 1900 das Viehhandelsgeschäft der Väter weiterführen. In diesem Geschäft – und nicht nur hier – ist ein vermeintlicher Nährboden des Antisemitismus, mit welchem sich die jüdische Landbevölkerung konfrontiert sah, erkennbar: Ländliche Vieh- und Kleinhändler mussten eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit beweisen, nicht nur, um sich gegen die Konkurrenz auf dem Markt durchzusetzen, sondern auch, um ausstehende Schulden einzufordern, was wiederum Klagen der zahlungsunfähigen oder -unwillligen Schuldner „über das lästige Treiben der ‚Schnorr- und Handelsjuden‘“ auslöste.694 Vor diesem Hintergrund ist die Erklärung für den Judenpfad in Stetten zu verstehen. Er war nicht ein Weg der jüdischen Händler oder Viehhändler, sondern – und das ist eine Besonderheit unter den Judenwegen – ein Weg der Bauern, um sich Geld zu leihen. Noch in den 1930er Jahren, wie ein ortskundiger Thüngener, Fritz Kugler, schreibt, sei der Judenpfad, der über die Wiesen nach Thüngen führte, Sonntagmorgens nach dem Gottesdienst von Stettener Landwirten begangen worden. Der Pfad hätte „direkt durch den Hintereingang zu einem jüdischen Viehhändler“ geführt: Hier holte sich der Bauer ein Fünfmarkstück als Vorschuß für sein Stück Vieh, das er demnächst verkaufen wollte, damit er am Nachmittag Karten gehen und sein Bier trinken konnte. Für den Juden war ja der Sonntag schon wieder ein Arbeitstag.695
Der Sonntag war für jüdische Händler auf dem Land auch ein günstiger Handelstag. Sie konnten die Bauern nach dem Gottesdienst oder der Messe bequem auf dem Kirchplatz erreichen und die aktuelle Marktlage sondieren.696 Kugler beschreibt diesen Stettener Judenpfad vier Jahre später als „‚Gegenteil‘ eines Judenweges“, als einen Trampelpfad vom katholischen 693 Vgl. Gehring, 1985, 16. 694 Vgl. Maurer, 1992, 71; Kaufmann, 1988, 11; Richarz, 1990a, 66–88; Hofmann, 1968, 2895f; Eckstein, 1899a, 189; Schubert, 1983, 165; Richarz, 1992b, 277. 695 Vgl. Kugler, 1988, 240. 696 Vgl. Kaufmann, 1988, 8.
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Nachbardorf Stetten über die Wiesen. Dieser sei ein „heimlicher Pfad“ gewesen und zum oben beschriebenen Zweck nur am Sonntag nach dem Frühgottesdienst von Stettener Landwirten benutzt worden.697 Bei diesem Weg handelt es sich, wenn man den Ausführungen folgt, jedoch nicht um den eingangs beschriebenen Stettener und Thüngener Judenpfad, der die Ortschaften im Süden umging und zum Main führte, sondern um einen Weg, der in seiner Funktion bislang eine überregionale Ausnahme darstellt: Er wurde nicht nach den Menschen, die auf ihm gegangen waren benannt, sondern nach dem anvisierten Ziel, dem Wohnsitz eines jüdischen Viehhändlers. Generell gab es große Vermögensunterschiede unter den Viehhändlern. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß nur ein geringer Teil der Händler Pferd und Wagen, meist unternahm man die Geschäftsgänge zu Fuß. Ohne Kapital blieb in diesem Metier nur die Möglichkeit, als Schmuser Geschäfte zwischen Kunden und Händlern vor allem auf den Märkten zu vermitteln.698 Dennoch ließ sich ein ausreichendes Einkommen, gelegentlich auch Wohlstand erreichen. Der Großteil der am Land wohnenden Juden lebte jedoch nicht vom Viehhandel, sondern wie erwähnt vom Warenhandel, der oft einem Gelegenheitshandel glich.699 Ob die besser gestellten Viehhändler sich auch im Waldsassengau einen Stall in ihrem Kundenbereich mieteten, wohin sie interessierte Kunden führen konnten und den sie während ihrer Abwesenheit an Schabbat von einem Knecht betreuen ließen,700 ist nicht bekannt. Die wirklich Wohlhabenden unter den jüdischen Händlern konnten es sich leisten, mit Pferden zu handeln. Dementsprechend wenig Hinweise auf jüdische Pferdehändler gibt es für den ehemaligen Waldsassengau: 1623 wohnten 56 jüdische Familien im Hochstift, von denen „einige“ Pferdehandel betrieben, der während des Dreißigjährigen Kriegs eine wichtige Rolle spielte: 1621/23 ist zum Beispiel ein Rosshändler in Laudenbach bekannt.701 Ein wohlhabender Vieh- und Pferdehändler lebte 1699 in Wiesenfeld.702 Einige Remlinger und Urspringer handelten 1740 unter anderem mit Pferden. Darüber hinaus gab es auch in Urspringen von 1817 bis 1927 vier bis sechs jüdische Pferdehändler.703 Ferner lässt sich nur je ein Pferdehändler im Jahr 1900 in Wenkheim704 und 1918 in Thüngen nachweisen.705 697 698 699 700 701 702 703 704 705
Vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992. Vgl. Kaufmann, 1988, 13. Vgl. Toury, 1977, 74. Vgl. Kaufmann, 1988, 8. Vgl. Flade, 1996, 55; Bohrer, 1922, 122. StA Wü, Gebr. IV W 273. StA Wü, HV Ms.f. 491 (1740); FC KA D II 3, Ämter 111, 15ff.; vgl. Hasenfuß, 1975b, 121f. Vgl. Blum, 1903, 200. Vgl. Kugler, 1988, 253f.
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Berühmt ist das literarische Denkmal, das der Schriftsteller Oskar Maria Graf (1894–1967) einem jüdischen Viehhändler setzte, der Anfang des 20. Jahrhunderts im oberbayerischen Berg am Starnberger See tätig war: Der ‚Jud’ Schlesinger‘, wie er sich selbst nannte – wobei diese Bezeichnung, so Graf, „nicht im geringsten etwas Herabminderndes“ hätte, lediglich eine Berufsbezeichnung sei – war mit einem kleinen „Wägelchen“ unterwegs. Er tauchte im Aufkirchner Pfarrgau auf, als die volle staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Juden durch die Bismarck’sche Reichsverfassung erreicht war, und stieß zunächst auf Ablehnung: Die großen Bauern waren gegen jeden fremden Menschen feindselig und lehnten ihn schon deshalb ab, weil sie stets nur untereinander Vieh tauschten und erhandelten, aber auch die Mittelbauern und Häusler wollten zunächst nichts mit dem unbekannten Mann zu tun haben. [...] Hartnäckigkeit, die notwendige robuste Unempfindlichkeit, Geduld und Ehrlichkeit verschafften ihm die ersten Kunden. [...] Er unterschied sich durch nichts von einem Bauern, kannte ihre Gebräuche und ihre Art.
„Der Schlesinger war reell, sie achteten ihn wie ihresgleichen [...]“ – was deutlich macht, dass er nicht „ihresgleichen“ war. Nachdem er allem Anschein nach aus Konkurrenzgründen von „den ‚christlichen‘ Viehhändlern“ ermordet worden war, lebte „das pietätvolle Andenken“ an ihn, wie Graf formuliert, in jedem Haus fort.706 Dass die oberbayerischen Bauern, wie Graf schreibt, das Vieh stets nur untereinander handelten, ist als Folge der besonderen jüdischen Geschichte im Oberbayerischen, bzw. im ehemaligen Herzogtum Bayern anzusehen. Hier hatte 1553 Herzog Albrecht V. (1550– 1579) mit Ausnahme vereinzelter Hofjuden alle Juden langfristig ausweisen lassen. Die Figur des ‚Jud Schlesinger‘ gehörte demnach zu den ersten Juden, die in dieser Region wieder ‚legal‘ unterwegs waren. Unterwegs – Der Geschäftsalltag Für das Gebiet des ehemaligen Waldsassengaus existieren keine Quellen über den jüdischen Viehhandel und den Ablauf des Viehtriebs, so wie er sich unterwegs und insbesondere auf den Judenweg genannten Strecken ereignet hatte. Fest steht zumindest, dass auch hier ein ungeheueres Maß an Flexibilität und Mobilität existenznotwendig war. Generell war der Transport des Viehs, insbesondere der Kälber zu den einzelnen Kunden und Viehmärkten mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden. Manches Tier lief sich wund, blieb unverkauft und musste wieder zurückgebracht werden. Auf aufgeweichten Wegen und in Moorgebieten
706 Zit.n. Oskar Maria Graf, 1973, 205, 207f; Ders., „Des Pudels Kern“, 1975, 206, 209.
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bestand die Gefahr, dass die Tiere versanken. Isaac Thannhäuser, ein Viehhändler aus Bayerisch-Schwaben, beschrieb diese Situation um 1800: Das Ried, worauf wir gingen, war an vielen Plätzen voller Sümpfe, ein schmaler Balken führte darüber, den ein Vieh nicht passieren konnte; meine alte Kuh mußte durch die Sümpfe geführt werden und blieb in Gottes Namen stecken. Da stand ich nun, wußte nicht hin und nicht her zu kommen, wußte nicht, was anzufangen ist.707
Um dennoch rechtzeitig bei den Kunden und den überregionalen Viehmärkten einzutreffen, war eine großzügige Zeitkalkulation notwendig. Die jüdischen Viehhändler aus den oberfränkischen Ortschaften Demmelsdorf und Zeckendorf brachen mit ihren Herden nachts um zwei Uhr auf und geleiteten etwa 15–20 Stück Vieh, jeweils drei nebeneinander, mit einem Knecht und einem „extra Treiber“ zum Markt nach Bamberg – eine Strecke von mindestens 15 Kilometern. Schwierigkeiten und Verzögerungen blieben naturgemäß unvermeidlich, da das Vieh eher den Stall, weniger das Laufen längerer Strecken gewöhnt war.708 Über den Viehtrieb im ehemaligen Waldsassengau ist lediglich bekannt, dass vor 1938 zumeist junge Burschen die von den Juden in Schweinfurt gekauften und per Bahn nach Karlstadt transportierten Rinder vom Karlstadter Bahnhof nach Wiesenfeld getrieben hatten. Dabei wurden zwei bis drei Rinder am Kopf zusammengebunden. Der Lohn für diesen Treiberdienst betrug eine Reichsmark pro Rind.709 Grundsätzlich ist zu fragen, inwieweit sich die Benützung der als Judenwege bezeichneten Handelswege durch die Errungenschaften des modernen Verkehrswesens veränderte. In welchem Maße behielten diese Wege angesichts zunehmender Mobilisierung durch Motorisierung und dem Bau von Eisenbahnstrecken ab 1835 ihre Bedeutung? Nachdem 1861 der Matrikelparagraph aufgehoben und damit eine freiere Wohnortwahl möglich wurde, erhielten jene Ortschaften mit Bahnanschluss großen Zulauf durch jüdische Händler und ihre Familien. Durch die neue Transportmöglichkeit war man in der Lage, die Handelsgeschäfte zumindest geographisch auszudehnen und das Vieh schnell, schonender und kostengünstig zu verschicken. Abseits der Bahnstationen verblieben oft nur kleinere Händler.710 Der Waldsassengauer Ort Wiesenfeld beispielsweise veränderte sein Gesicht wesentlich: Nachdem 1852/54 die Ludwigs-Westbahn von Bamberg über Würzburg, Karlstadt, Gemünden und Lohr nach Aschaffenburg in Betrieb ging und den alten Handelsort Wiesenfeld aussparte, zogen die jüdischen 707 Vgl. Isaac Thannhäuser (geb.1774 in Altenstadt, Bayer.-Schwaben) [Memoirenfragment], in: Richarz, 1976, 100–114, hier 113. 708 Interview Michael Stöhr, Demmelsdorf, 13.11.1993, lt. Berichten seines Vaters (*1882). 709 Zit.n. Link, 1989, 367. 710 Vgl. Kaufmann, 1988, 14; Richarz, 1990a, 72.
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Händler fort. Auch für durchreisende Händler verlor er an Attraktivität, ohne sie wiederum wurden auch Garküchen und Koscherweinschenken bedeutungslos. Am 1.10.1881 wurde dann die Strecke Lohr-Wertheim, unter anderem mit dem Bahnhof Rothenfels, eröffnet.711 Damit gab es eine weitere Anlaufstelle für die regionalen Viehhändler und der Ort Remlingen, der bislang Station der als Poststraße bekannten Fernhandelsstraße und Chaussee von Frankfurt a. Main nach Würzburg und Nürnberg gewesen und stets von zahlreichen Fuhrleuten besucht worden war, verlor an Bedeutung.712 Schließlich wurden etwa ab 1920 auch Lkws für den Transport der Tiere verwendet, wie auch ab 1928 im Nördlinger Ries.713 Inwieweit die jeweiligen Judenwege durch die neuen Transportmittel nun entbehrlich wurden, ist im Einzelnen zu nicht mehr zu eruieren. 4.8.3 Judenwege als Viehhandelswege – jenseits des Waldsassengaus Naturgemäß sind zahlreiche der Judenwege Arbeitswege der jüdischen Viehhändler – so der Judenweg im unterfränkischen Weyersfeld, auf dem die Heßdorfer Juden stets nach Aschenroth gingen und auf dem Rückweg ihr gekauftes Vieh trieben.714 Auch der Judenweg im Württembergischen Ostelsheim war seit 1647 ein fester Begriff für einen „quer über die freie Feldflur“ führenden Weg nach Gechingen, der von den jüdischen Händlern und vor allem Viehhändlern aus Rexingen benutzt wurde. Ziel dieses Judenwegs war die Ochsenstraße, ein „uralter Handelsweg“ vom Gau Böblingen-Herrenberg über Stammheim in das Nagoldtal.715 Ein weiterer ausgewiesener Viehtriebsweg der jüdischen Viehhändler existierte in der Oberpfalz zwischen Sulzbürg, einem Ort, in dem seit 1371 Juden lebten, und der rund 13 Kilometer entfernten Stadt Neumarkt. Dieser bis heute erhaltene Wanderweg führte unter den Bezeichnungen Judenweg und Judensteig über die Ortsfluren von Kruppach, Rocksdorf, Sengenthal und Neumarkt, ohne eine Ortschaft zu berühren, und wurde bis zur NS-Zeit insbesondere von den in Sulzbürg ansässigen Juden begangen. Umgekehrt 711 Vgl. Link, 1989, 363; Kolb, 1992, 203f. 712 Vgl. Stäblein, 1906f, 119. 713 Vgl. Teuber, 1995, 79. Das Vieh durfte um 1845 nicht auf dem Weg zum Markt von den Händlern gekauft werden, Intelligenz-Blatt der Kgl. Regierung von Schwaben u. Neuburg N°9, Augsburg 1.3.1845, 215; vgl. Schupp-Schied, 1988, 160, 166. 714 BayFlNA, FlNS Weyersfeld, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 27. 715 WFlNA, FlNS Ostelsheim, OA Calw (o.J.); vgl. Korr. Johanna Schneider, Ostelsheim, 12.1.1992. Irritierend sei, so der Arbeitskreis Ortsgeschichte Stammheim, Korr. 26.2.1992, „daß der Judenweg abseits der ‚Ochsenstraße Süd‘ liegt [...]. Somit könnte man vermuten, daß die Juden einen weniger stark begangenen Parallelweg zur ‚Ochsenstraße Süd‘ benutzt haben. Außerdem würde dies hindeuten auf eine Fortsetzung des Wegs Richtung Dätzingen (Böblingen?). [...] In Dätzingen und Deufringen wohnten noch Anfang dieses Jahrhunderts jüdische Viehhändler.“
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hätten den Judensteig auch jene Juden genützt, die nach der Vertreibung aus Neumarkt um 1555 vor allem nach Sulzbürg gezogen waren und in Neumarkt erst 1862 wieder eine jüdische Gemeinde gründen konnten. Auf diesem Steig besuchten sie die Synagoge und den Friedhof in Sulzbürg, bis es ihnen 1868 möglich war, in Neumarkt eine eigene Synagoge und 1880 einen Friedhof zu errichten.716 Nach Sulzbürg führten auch drei weitere Routen aus südlicher Richtung: Einmal von Berghausen, wo die Sulzbürger Juden als Viehaufkäufer ihr Vieh auf der Hohen Straße und einem grasigen Feldweg trieben. Dieser hieß auf Sulzkircher Gebiet Judenweg.717 Dann aus südöstlicher Richtung der Handelsweg von Wissing nach Mühlhausen, der in den Gemarkungen Ittelhofen und Freihausen als Judenweg belegt ist.718 Auf diesem Weg kamen die jüdischen Viehhändler Sulzbürgs regelmäßig durch den Ort Schnufenhofen, sodass die dortige Gemeinde 1873 beantragte, jährlich vier Viehmärkte abhalten zu dürfen.719 Die dritte Wegtrasse verband südlich hiervon die Orte Holnstein, Wegscheid und Mühlhausen und ist in den Gemarkungen Ernersdorf, Berching und Rappersdorfer als Judenweg belegt.720 Doch nannte man die Wege und Straßen, die dem Viehtrieb dienten, nicht immer nach den jüdischen Viehhändlern, auch wenn ein unmittelbarer Zusammenhang bestand, wie im unterfränkischen Kraisdorf. Dort hieß der „alte Weg nach Burgpreppach“, der „von den Burgpreppacher Viehhändlern (Juden) viel benutzt“ wurde, Kühtrieb.721 Zahlreiche Viehtriebswege in Bayern und beispielsweise auch Nordschleswig wurden Ochsenstraßen und Ochsenwege genannt. Sie verliefen nicht selten auf den Trassen alter Handelsstraßen, auch Römerstraßen, die bekanntermaßen Siedlungen umgingen und dem Import von Schlachtochsen dienten.722 Aus dem Hohenlohischen Gebiet und dem Kraichgau beispielsweise führte der Viehweg Richtung Lothringen.723 Welche Kriterien für die Namensgebung von Wegen und Wegabschnitten letztendlich ausschlaggebend waren, ist freilich für jeden
716 Vgl. Korr. Landlmuseum Sulzbürg, Museumsleiter Friedhelm Kurz, 4.8.1989; N.N., 1926d, 69; Rädle, 2004, der auch eine detaillierte, aktuelle Beschreibung des „in gerader Linie“ führenden Judensteigs liefert, frdl. Hinweis Gunter Hack, VOFB, München; Korr. Dr. Frank Präger, StadtA Neumarkt, 27.7.2004, der sich u.a. auf Ried, Karl: Neumarkt in der Oberpfalz, Neumarkt 1960, 475–478 bezieht. 717 Vgl. Meyer, 1986, 15. 718 Vgl. Korr. Gde. Seubersdorf, Maria Steiner, 8.12.1989; BayFlNA, FlNS Ittelhofen, AltLkr. Beilngries, Opf. (1931) 73a. 719 Vgl. Korr. Alfred Wolfsteiner, Schwarzhofen, 28.1.1992. 720 BayFlNA, FlNS Ernersdorf, AltLkr. Beilngries, Opf. [um 1930] 13, FlNS Rappersdorf, AltLkr. Beilngries, Opf. (1928) 8; vgl. Korr. StadtA Berching, Rosenbeck, 20.1.1992. 721 BayFlNA, FlNS Kraisdorf, AltLkr. Ebern, Ufr. (1930) 42. 722 Vgl. Huber, 1968, 6; Lehmann, 1920, 40–42. 723 Vgl. Kaufmann, 1992, 73.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
Weg jeweils einzeln zu untersuchen – grundlegend wird dabei die jeweilige Ansiedlungs- und Berufsbeschränkung für Juden gewesen sein. Eine Erklärung dafür, dass die Wege der jüdischen Viehhändler oft als Judenweg und nicht als Viehweg oder Kühtrieb etc. bezeichnet wurden, liegt darin, dass die wenigsten dieser Wege allein zum Viehtrieb benutzt wurden, wie dies für den Judenpfad im unterfränkischen Eschenbach724 und den Judenweg, auch Judentrieb, im benachbarten Ort Dippach a. Main725 nachweisbar ist. Gleiches gilt für den Judensteig und -weg im schwäbischen Reinhartshausen, der über Döpshofen nach Fischach führte.726 Es scheint eine Rolle zu spielen, dass jene Wege oft eine Mehrfachfunktion für die Juden der umliegenden Dörfer sowie der Region überhaupt innehatten. So wird der Judenweg von Aretsried in Schwaben einerseits als Schabbesweg beschrieben, andererseits sei dieser Weg, der von Fischach nach Aretsried und Ustersbach führte und noch 1957 den Namen Judenweg trug, „von den jüdischen Handelsleuten (Viehhändler) benützt“ worden.727 Auf dem Judensteig von Krum, einem Stadtteil von Zeil a. Main in Unterfranken, dessen weiterer Name Leichensteig auf einen Weg zum Friedhof hinweist, hatten „die jüdischen Händler ihr Vieh getrieben“ und „die Zugkraft der Ochsen ausprobiert.“ In Zeil selbst hieß der Judenweg nach den jüdischen Viehhändlern, die im Raum Ebelsbach, Zeil und Haßfurt seit dem 19. Jahrhundert stark vertreten waren.728 Die zentrale Bedeutung zahlreicher Judenwege bestand darin, dass sie zu den Viehmärkten führten. Zu den Märkten nach Ullstadt und Scheinfeld etwa gingen die ehemals in Kaubenheim ansässigen jüdischen Viehhändler über den Obernesselbacher und Ullstadter Judenweg.729 Die Uehlfelder trieben ihr Vieh über den Judenweg von Altershausen zum Scheinfelder Viehmarkt.730 Die Weilersbacher Juden gelangten über die Lange Meile und über die Judenwege von Neuses und Niedermirsberg zu den Viehmärkten nach Heiligenstadt.731
724 BayFlNA, FlNS Eschenbach, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1925) 37. 725 BayFlNA, FlNS Dippach, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1926) 39, 40; vgl. Korr. Stadt Eltmann, Tully, 5.8.1993. 726 BayFlNA, FlNS Reinhartshsn., AltLkr. Augsburg, Schw. (1933) 62; Birlinger, 1874, 408. 727 BayFlNA, FlNS Aretsried, AltLkr. Zusmarshausen, Schw. (1933) 19; FlNS Aretsried, AltLkr. Augsburg, Schw. (1957), FlBerAmt Krumbach, o.lfd.Nr.; vgl. Korr. Markt Fischach, Bgm. Marz, 16.5.1989. 728 BayFlNA, FlNS Krum, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1936–38) 71+, 89; Korr. Ludwig Leisentritt, Zeil a. Main, 5.2.1992. 729 BayFlNA, FlNS Obernesselbach, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1935) 48; vgl. N.N., 1924, Nr. 3, o.S. 730 BayFlNA, FlNS Altershausen, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1930) 39. 731 BayFlNA, FlNS Neuses, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 30; FlNS Niedermirsberg, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934/35) 54.
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Als einen ausgesprochenen Viehtriebsweg kann auch die bekannte über 20 Kilometer lange Judenstraße von Scheßlitz nach Burgkunstadt bezeichnet werden – zum Teil ein Rasenweg, deren Ziel neben Altenkunstadt und Burgkunstadt der Markt und Schlachthof in Bamberg gewesen war. Gewiss zogen auf ihr auch jüdische Warenhändler, besonders Schnittwarenhändler aus Demmelsdorf.732 Diese Wegstrecke hieß seit Mitte des 19. Jahrhunderts auf manchen Etappen auch Judenweg oder Judengasse und führte wie erwähnt durch die Gemarkungen Schlappenreuth, Wattendorf, Kümmersreuth, Rothmannsthal, Lahm, Eichig, Köttel, Altendorf, Siedamsdorf, Giechkröttendorf, Burkheim, Tauschendorf und Pfaffendorf.733 Generell überspannt diesen Bereich Oberfrankens ein außergewöhnlich weitreichendes Verbindungsnetz an Judenwegen, das sich westlich der beschriebenen Judenstraße von Scheßlitz über Roßdorf, Großziegenfeld, Weiden nach Weismain und von dort südwärts über Wohnsig, Fesselsdorf und Wonsees nach Hollfeld zieht; von dort gibt es eine Verbindung über Wiesentfels, Hohenhäusling und Zeckendorf nach Scheßlitz zurück. Auch im nahen Hohenpölz und Voitmannsdorf befinden sich Judenwege.734 Von Aufseß führte ein Weg über Plankenfels nach Löhlitz, der laut einer älteren Löhlitzer Einwohnerin von den durchziehenden jüdischen Händlern benutzt wurde und in Löhlitz selbst Judengasse hieß. In der Flurnamensammlung von 1935 wird sie als Gütengasse bezeichnet, die „als Zweigstraße der Löhlitzer Dorfstraße“ zum Steinbacherweg führe und sich von Judengasse herleite, denn, so die Erklärung, „entweder kommt es von dem schlechten Weg oder es war der kürzere Weg über den die Juden (Viehjuden) ins Dorf kamen“735 – Aussagen, deren Gehalt sich heute nicht mehr verifizieren lässt. Die Frequentierung der genannten Judenstraße von Scheßlitz nach Burgkunstadt als Viehtriebs- und Handelsweg ging 1846/48 und schließlich 1908, als die Bahnlinie Bamberg-Hof, bzw. die Lokalbahn Scheßlitz-Bamberg gebaut wurde, zurück. Das Vieh musste nun nur noch zu den Bahnhöfen Burgkunstadt und Scheßlitz getrieben und dort auf die Bahn verladen werden.736 Ursprünglich handelte es sich bei dieser Judenstraße, wie erläutert, um einen prähistorischen Handelsweg, der zunehmend an Bedeutung 732 BayFlNA, FlNS Lahm (1929) 117; FlNS Köttel (1937) 45; FlNS Pfaffendorf (1934) 26 u. ebd. OT Giechkröttendorf (ca.1936) 32, sämtlich AltLkr. Lichtenfels, Ofr.; FlNS Burgellern, Flur Schlappenreuth, AltLkr. Bamberg I B, Ofr. (1929) 79 bzw.9; Interview, Hans Schorn, Kümmersreuth (geb.1926), 18.9.1993, 13.11.1994; Interview, Michael Stöhr, Demmelsdorf (geb.1921), 13.11.1993; vgl. Motschmann, 1988a, 18, 26; Ders., 1988b, 64f; Edelmann, 1955, 122; Schrott, 1970, 325. Ausführlich: Rösch, 1995, 6–23. 733 Alle Quellenbelege s. Anhang: Register aller Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude. 734 wie Anm. 733. 735 Vgl. Korr. Stadt Waischenfeld, 24.8.1993; BayFlNA, FlNS Löhlitz, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 56. 736 Vgl. Motschmann, 1988a, 27; Wenisch, 1969, Karte 39a; Streit, 1955, 34; Interview, Hans Schorn, Kümmersreuth (geb.1926), 13.11.1994.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
verloren hatte. Auch in Hessen wurde beobachtet, dass die „uralten Verkehrsstraßen“ Ende des 19. Jahrhunderts zu Feldwegen und abgeschiedenen grasüberwachsenen Waldwegen verfielen, auf welchen neben vereinzelten Viehtreibern mit ihren Herden nur noch sehr selten Fuhrwägen oder Reisende unterwegs waren.737 Dass die alten Handelswege ihren Stellenwert einbüßten, lag nicht nur an der zunehmenden Motorisierung der Händler, sondern vor allem auch daran, dass viele Juden nach der Aufhebung der Matrikelgesetzgebung 1861 letztlich nicht nur in größere Orte der Region zogen, sondern zu großen Teilen in die USA auswanderten. Ab den 1930er Jahren war der nationalsozialistische Terror der ausschlaggebende Grund weiterer Abwanderungen. Ein Terror, der letztlich von der nichtjüdischen Bevölkerung akzeptiert wurde und später zu Deportation und Ermordung der jüdischen Nachbarn führte. Dies waren die Gründe, weshalb die Judenwege ab 1933 ihre Bedeutung und Funktion verloren und nicht, wie ein unterfränkischer Heimatforscher 1983 verharmlosend darstellt, wegen „dem Lauf der Zeit“: Über den Nenzenheimer Judenweg, einen Handelsweg im Steigerwald zwischen Dornheim und Krassolzheim, und den dortigen Judensee wird ohne historische Grundlage romantisiert: „Das Judenwagla (Judenweglein) suche ich zu finden, auf dem die Juden Jahrhunderte lang ihren Weg hinter den Wald nach Kraßolzheim gingen. Aber ich finde es nicht mehr. Die Zeit“, wie der Autor Terror und Völkermord umschreibt, habe „die Juden verdrängt, die Straße und das Gummirad das ‚Judenwagla‘ einschlafen lassen. Auch der Judensee (Urbachsee) hat seine Juden vergessen. [...] Es waren ja nur arme kleine Juden, die täglich zweimal an seinen Ufern Rast machten.“738 Dieser Judensee befand sich an der Grenze der Regierungsbezirke Mittel- und Unterfranken und dürfte nach Aussagen der zuständigen Stadtverwaltung Iphofen seine Bezeichnung vom Handelsweg, genannt Judenweg, von Aub über Herrnberchtheim,739 Seinsheim740 etc. haben, der auch auf Dornheimer Flur als Judenweg belegt ist.741 4.8.4 Abkürzungen Ein wesentliches und grundsätzliches Kriterium der Judenwege wurde nun schon mehrfach erwähnt, eine Flurnamensammlung nennt es deutlich: Der genannte lange Judenweg/Judenpfad auf Remlinger, Birkenfelder, Uettin737 738 739 740 741
Vgl. Kofler, 1893, 9. Vgl. Wolf, 1983, 175. BayFlNA, FlNS Herrnberchtheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 3. BayFlNA, FlNS Markt Seinsheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1928) 54, (1975), o.lfd.Nr. Vgl. Korr. Stadt Iphofen, 2.4.1992.
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ger und Greußenheimer Gebiet – vorwiegend von jüdischen Viehhändlern begangen – sei der kürzeste Weg von Marktheidenfeld nach Uettingen.742 Genauso galt der einstige Stadelhofer Judenpfad als die kürzeste Verbindung zwischen Urspringen und dem Karlstadter Viehmarkt. Er war zudem Teil der alten Höhenstraße von Wiesenfeld über Steinfeld und Karbach zum Kloster Holzkirchen, dem sogenannten Klosterweg, auch Leinreiterweg, den die Leinreiter als Abkürzung nutzten.743 Eine Vielzahl von Gründen legte nahe, den Zeitaufwand beim Viehtrieb zu reduzieren. Ohne Zweifel stellten Viehherden ein besonderes Hindernis auf den Straßen dar. Wie aus einer Bekanntmachung der königlichen Regierung des Oberdonau-Kreises vom 20.5.1829 hervorgeht, wurde nicht selten „die Sicherheit der Reisenden durch die nachläßig und von Verhältnismäßig zu wenigen Treibern geführten Schlacht-Vieh-Transporte gefährdet“.744 (Den Flurschäden, die die Viehherden unterwegs verursachten, ist ein folgendes Kapitel gewidmet.) Dass die jüdischen Viehhändler und Viehtreiber Abkürzungen suchten und benutzten, um schnellstmöglich Kunden oder Märkte zu erreichen, darüber geben ungezählte weitere Judenwege Auskunft: etwa der Judenweg auf Riedsender Flur in Schwaben. Er diente den jüdischen Viehhändlern aus Binswangen als Abkürzung nach Riedsend und Wengen.745 Der Judenweg im mittelfränkischen Höttingen war die Abkürzung nach Ettenstatt und Wöllmetzhofen.746 Die 14 Kilometer lange Judenstraße zwischen Scheßlitz und Burgkunstadt kann als Paradebeispiel gelten. Durch ihre Geradlinigkeit und das Vermeiden von Ortschaften war sie eine deutlich kürzere Verbindung zu den Viehmärkten in Burgkunstadt und Bamberg, als der Weg über die einzelnen Ortsverbindungsstraßen.747 Der ehemalige Judenpfad im unterfränkischen Herschfeld verkürzte zahlreichen jüdischen Viehhändlern aus Eichenhausen den Weg zum Viehmarkt nach Bad Neustadt.748 Das gleiche galt für den Schallfelder Judenpfad, auf dem Fußgänger, Viehtreiber, Händler und Kaufleute das Dorf umgingen.749 Ebenso war der im Volks742 BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 105. 743 Vgl. Korr. Werner Zapotetzky, StadtA Karlstadt, 15.1.1993, lt. Angaben des Stadelhofer Altbgms. Vinzenz Kraft. 744 Vgl. Kreis-Intelligenzblatt der Königlich Bayer. Regierung des Ober-Donau-Kreises, Nr°15 (30.5.1829), Augsburg 1929, 721f. 745 Dies gilt gewiss auch für den Binswanger Judenweg, BayFlNA, FlNS Binswangen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933/34) 59. Für Riedsend: BayFlNA, FlNS Riedsend, AltLkr. Wertingen, Schw. (o.J.), o.lfd.Nr.; vgl. Korr. Gde. Villenbach, Bgm. Fastl, Anfang August 1993. 746 BayFlNA, FlNS Höttingen, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1937/38) 100. 747 Vgl. Rösch, 1995, 19. 748 BayFlNA, FlNS Herschfeld, AltLkr. Neustadt/Saale, Ufr. (1968) 98+. Lt. Korr. Stadt Bad Neustadt a.d. Saale, 1.2.1993, fehlt dieser Pfad im Wegeverzeichnis der ehem. Gde. Herschfeld. 749 Vgl. Korr. L. Bedenk, Schallfeld, 18.1.1993: Der Judenpfad führte von der Brünauerstraße/Bimbacherstraße zur Gerolzhoferstraße.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
mund Judenweg genannte Feldweg in den Zirndorfer Stadtteilen Weinzierlein und Wintersdorf eine schnellere Wegvariante, auf ihm brachten die jüdischen Metzger aus Zirndorf das Schlachtvieh aus der Umgebung, etwa aus Roßtal, per Fußmarsch zu ihren Geschäften.750 Auch der erwähnte lange Judenweg auf Pfahlenheimer, Lipprichshausener, Rodheimer und Herrnberchtheimer Flur, der auf Rodheimer Gebiet seit 1739/40 belegt ist, diente den Auber Viehhändlern als kürzeste Strecke nach Scheinfeld und Kleinlangheim – Orte, die vor dem Bau der Bahnlinie Ansbach-Würzburg 1864 aufgrund ihrer großen Viehmärkte bekannt waren.751 An ihn schließen sich theoretisch die Judenwege von Ippesheim, Bullenheim, Seinsheim, Hüttenheim und Iphofen an, die ebenfalls zu bekannten Viehmärkten in Kleinlangheim und Prichsenstadt führten. Der Hüttenheimer Judenweg fungierte wie erwähnt offenbar auch als Abkürzungsweg zum dortigen jüdischen Friedhof.752 Von diesem Wegenetz zweigt vermutlich auch die Judensteige im unterfränkischen Mönchsondheim ab. Dieser Fußweg war zwar nicht besonders bequem zu laufen, reduzierte jedoch den Weg zum Bahnhof in Markt Einersheim beträchtlich. Er wurde von jüdischen wie christlichen Einwohnern Hüttenheims, das am Rande des Steigerwalds liegt, benutzt und ebenso von Mönchsondheimer Bauern auf dem Weg zu ihren Feldern. Die jüdischen Händler und insbesondere Viehhändler aus Hüttenheim waren regelmäßig unterwegs, sodass die Abkürzung über die Steige offenbar durch ihre ständige Benutzung nach und nach zur Judensteige, mundartlich judastäck, geworden war.753 Dass abkürzende Wege nicht ausschließlich für den Viehhandel sinnvoll waren, sondern für jede Art des Handels und der Fortbewegung, die den Lebensunterhalt zur Grundlage hatte, liegt auf der Hand. Das Judengäßlein im oberfränkischen Wiesentfels war die Abkürzung der jüdischen Stoffhändler, die in Hollfeld wohnten.754 Der Judenpfad im unterfränkischen Wolkshausen mag hierfür als abschließendes Beispiel dienen. Er war hauptsächlich
750 Korr. Fritz Sommer, Weinzierlein, 2.2.1992. 751 BayFlNA, FlNS Pfahlenheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1932) 53; FlNS Lipprichshausen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 61; FlNS Rodheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1928/29) 105; FlNS Herrnberchtheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 3; vgl. Frühwald, 1975, 77. Vermutlich steht auch der Judenweg von Simmershofen mit den o.a. Wegen in Verbindung, BayFlNA, FlNS Simmershofen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 127. 752 Vgl. Korr. Marktgde. Ippesheim, Bgm. Lilli, 24.1.1992; BayFlNA, FlNS Markt Seinsheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1928) 54, (1975), o.lfd.Nr.; vgl. Brombierstäudl, 1983, 266; Korr. Markt Willanzheim, Bgm. Greulich, 9.1.1992; Korr. Ernst Stimpfig, Herzogenaurach, 3.2.1992; Korr. Stadt Iphofen, Bgm. Mend, 2.4.1992. 753 Vgl. Gegner, 1993, frdl. Hinweis A. Brombierstäudl, StadtA Iphofen, 8.2.1993; BayFlNA, FlNS Mönchsondheim, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1937) 61. 754 BayFlNA, FlNS Wiesentfels, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1928–35) 53.
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für die dortigen jüdischen Händler die kürzeste Verbindung zwischen Acholshausen und Herchsheim.755 Eine etymologische Besonderheit stellen hier die Toponyme Judenbuck und Judenberg dar. Der Flurname Buck, auch Buckel, Bühl, bezeichnet in der Regel einen Hügel, so etwa der Judenbuck von Steinhart, Schwaben. Dort befindet sich der jüdische Friedhof – nahe der heutigen Regierungsbezirkgrenze zu Mittelfranken.756 Mitunter wird in Süddeutschland die Bezeichnung Buck oder Berg aber auch als kurzer Weg verstanden, der auf eine Anhöhe führt.757 So hieß der genannte Mönchsondheimer Judensteig im Volksmund auch Gäßbuck,758 dementsprechend wird der Augsburger Straßenname Judenberg als ein alter Straßenzug gedeutet, der von der Lechtalsohle auf die Schotterterasse zwischen Wertach und Lech führte.759 Der Judenbuck von Rehlingen in Mittelfranken war eine Anhöhe, über die „die von den Märkten in Monheim und Donauwörth heimkehrenden Juden“ ihren Weg nach Treuchtlingen abschnitten.760 Auf dem benachbarten Judenweg wurden „früher von Treuchtlingen über Rehlingen, Rehau die Tiere zum Markt nach Donauwörth getrieben.“761 Der Judenberg im schwäbischen Wallenhausen wird als ein bergiger, sandiger Wald und als Weg nach Ichenhausen dargestellt.762 Gleichermaßen bezeichnete man die Judenberge von Höchstädt763 und Untermagerbein,764 ebenfalls in Schwaben, als Wege. Auch im innerörtlichen Bereich findet sich das mehrdeutige Toponym: Im Rieser Ort Ederheim heißt die Ortsstraße, in der 1726 die Synagoge errichtet und Anfang der 1950er Jahre abgerissen wurde, noch heute Judenbühl765 – im Volksmund Judenbuck. Sie ist zugleich ein Hügel am östlichen Ortsende, mit ehemals vorwiegend jüdischen Bewohnern.766 Der Judenbuck an der Ippesheimer Straße im mittelfränkischen Bullenheim war möglicherweise „ein Treffpunkt der Juden vor dem Dorf und unweit der Synagoge, wo man über Geschäftliches, Familiäres und Sonstiges palaverte.“767
755 BayFlNA, FlNS Wolkshausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1954) 35; vgl. Korr. Gde. Gaukönigshofen, Bgm. Lehrieder, 20.8.1993. 756 Vgl. Korr. Gde. Hainsfarth, Bgm., 23.1.1992. 757 Vgl. Schnetz, 1963, 29; Korr. GKSt Kitzingen, Rodamer/Seufert, 13.1.1993. 758 BayFlNA, FlNS Mönchsondheim, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1937) 61, 28. 759 Vgl. Rosenfeld, 1985, 344. 760 BayFlNA, FlNS Rehlingen, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1937) 54. 761 Vgl. Korr. Gde. Langenaltheim, Bgm. Schlegel, 3.5.1993. 762 BayFlNA, FlNS Wallenhausen, AltLkr. Neu-Ulm, Schw. (1936) 36. 763 BayFlNA, FlNS Höchstädt, AltLkr. Dillingen, Schw. (1960), o.lfd.Nr. 764 BayFlNA, FlNS Untermagerbeim, AltLkr. Nördlingen, Schw. (ca.1920–40) 8. 765 Vgl. Wiedemann, 1986, 173f. 766 Vgl. Korr. Gde. Ederheim, 6.2.1992; Schwierz, 1992, 255. 767 So vermutet Ernst Stimpfig, Herzogenaurach, Korr. 3.2.1992.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
4.8.5 Am Judenbrunnen (II) Im oberfränkischen Sambach gibt es einen Judensee. Seinen Namen hatte er offenbar von der nahen Judenstraße, einer im Zuge der Flurbereinigung aufgefüllten Hohlgasse, die die Frensdorfer Juden unter anderem zum Viehtrieb auf die Märkte benutzten.768 Vielleicht ist auch der Judensee im sieben Kilometer entfernten Birkach in diesem Kontext zu sehen.769 Es liegt nahe, dass das Vieh auf den Wegen zum Viehmarkt an gewissen Wasserstellen getränkt wurde, die daraufhin den Namen Judensee oder -brunnen erhielten. Dies gilt etwa für das Pfaffendorfer Zettelsbrünnlein, auch Zettlitzenbrunnen, das 1934 nur mehr unter der Mundartform Judenbrunnen bekannt war und an dem genannten oberfränkischen Viehhandelsweg, der Judenstraße von Scheßlitz nach Burgkunstadt liegt.770 Auch der erwähnte Judensee von Nenzenheim erhielt seinen Namen offenbar vom Dornheimer Judenweg, einem vorwiegend zum Viehtrieb genützten Weg.771 Ebenso tränkten die jüdischen Viehhändler ihr Vieh am Judenbrunnen von Bretten im Kraichgau.772 Am Judenbrünnele von Marbach a. Neckar wiederum stärkten die jüdischen Viehhändler ihr Vieh, das sie auf den Marbacher Markt brachten.773 Vermutlich war auch der Judenteich im oberfränkischen Treunitz eine Viehtränke. Er befand sich an der alten Straße nach Steinfeld, einem Handelsweg der in Scheßlitz-Demmelsdorf wohnenden Juden.774 Dies gilt eventuell auch für die Judenbrünnleinswiese von Wassermungenau, eine feuchte Wiese nordöstlich des Ortes, in deren Umgebung die erwähnte Judenstraße lag,775 ebenso für die Judenalterwies im oberbayerischen Hohenkammer, die laut Flurplan der Gemeinde von 1706 als Judenalter, das heißt als Altwasser, überliefert ist. Darüber führte offenbar einst ein Steg, wie die angrenzende Judenstegwies impliziert.776 Es gibt eine Reihe von Judenbrunnen, deren vielfältige Funktionen noch ungeklärt sind, so der Judenbrunnen von Bürgstadt a. Main in Unterfranken, eine stark gefasste Quelle,777 das Judenbrünnle von Schleerieth,778 das 768 BayFlNA, FlNS Sambach, AltLkr. Höchstädt, Ofr. (1937) 28, 27; vgl. Korr. Gde. Pommersfelden, 4.1.1993. 769 BayFlNA, FlNS Birkach, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 91. 770 BayFlNA, FlNS Pfaffendorf, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1934) 65+. 771 Vgl. Korr. Stadt Iphofen, 2.4.1992. 772 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm. 773 WFlNA, FlNS Marbach a.N., OA Marbach (o.J.) 103. 774 BayFlNA, FlNS Treunitz, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1936) 49. 775 BayFlNA, FlNS Wassermungenau, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937/38) 59f. 776 Vgl. [o.d.], 1937, o.S.; BayFlNA, FlNS Hohenkammer, AltLkr. Freising, Obb. (1934) 115, 116. 777 BayFlNA, FlNS Bürgstadt am Main, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1937) 82; vgl. Korr. Markt Bürgstadt, Vg. Erftal, 6.6.2003. 778 BayFlNA, FlNS Rundelshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929/30) 46.
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Judenbrünnele von Schlatt in Baden-Württemberg, eine Quelle am alten Weg von Ringingen nach Hechingen779 oder das Judenbrünnl von Waldthurn in der Oberpfalz.780 Ebenso ungeklärt ist die Bedeutung der Judenweiher von Bösenbechhofen, Pressath, Allersberg und Höfen,781 des ehemaligen Judenweiherleins von Fürth,782 des Judenteichs von Thulba,783 der Judenbachwiese von Untermerzbach784 und vieler anderer mehr. Diese Namen sind zum Teil die einzigen Erinnerungen an das Leben und die meist mühselige Arbeit der damaligen Juden. Ob es sich nun um Möglichkeiten zum Viehtränken handelte, um Gewässer, die den Grenzpunkt des schabbatlichen Spazierwegs markierten oder auch um Verballhornungen, bleibt in jedem einzelnen Fall zu prüfen. Fest steht, dass auch zwei der drei Judenbrunnen im ehemaligen Waldsassengau, in Lohr und Sendelbach keiner entsprechenden Deutung korrekt zuzuordnen sind.785 4.8.6 Der Judenbaum Im ehemaligen Waldsassengau gab es in den drei Ortschaften Karbach, Billingshausen und Urspringen einen Flurnamen, der in engem Bezug zu den genannten Wegen steht: Ein Ort im Grünen, abgelegen und bisweilen lauschig, der unterwegs zur Rast einlud und Schutz vor Sonne und Regen bot. Im Nordosten Karbachs beispielsweise legten sich laut Flurnamensammlung der frühen 1930er Jahre „die wandernden Hausierjuden“ unter einen großen Baum zur Rast, der Judenbaum genannt wurde.786 Seit mindestens 1849 trägt der dortige Acker den Namen beim Judenbaum und befindet sich an der Ortsverbindungsstraße Karbach-Urspringen, etwa anderthalb Kilometer von Karbach entfernt.787 Der dortige Baum sei, wie man in der Marktgemeinde vermutet, „wahrscheinlich im Rahmen der Flurbereinigung in den [19]60er Jahren beseitigt“ worden.788 Die Möglichkeit, dass sich der Name 779 WFlNA, FlNS Schlatt, OA Hechingen (o.J.) 113. 780 BayFlNA, FlNS Waldthurn, AltLkr. Vohenstrauß, Opf. (1928) 30. 781 BayFlNA, FlNS Bösenbechhofen, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1936) 228; FlNS Pressath, AltLkr. Eschenbach, Opf. (1952) 34; FlNS Allersberg, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1936) 61; FlNS Höfen, AltLkr. Pegnitz, Ofr. (1936) 98. 782 BayFlNA, FlNS Fürther Stadtbezirk, AltLkr. Fürth, Mfr. (um 1965), o.lfd.Nr. 783 BayFlNA, FlNS Thulba, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1972), o.lfd.Nr. 784 BayFlNA, FlNS Untermerzbach, AltLkr. Ebern, Ufr. (1928) 49. 785 Ein Wassertümpel nahe der Urspringer Heidenhöhle auf der Äsperleinsklinge heiße lt. Hasenfuß, 1975b, 22 in Erinnerung an eine „vor- oder frühzeitliche“ Besiedelung Kuhtränke, denn die Urspringer hätten ihr Vieh gewiss nicht soweit entfernt getränkt. 786 BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1931/33) 74: beim Judenbaum. 787 StA Wü, RustikalKa. Karbach (1849) 2, 14, 68; StA Wü, Ka. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I 285–288; vgl. Korr. Markt Karbach, 22.9.1993. 788 Vgl. Korr. Markt Karbach, 22.9.1993.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
Judenbaum wie erläutert eventuell auf zwei Bildstöcke bezog,789 ist hier ohne weitere Bedeutung – bei der Geländebegehung im Herbst 1999 waren auf der betreffenden Wiese weder Überreste eines Bildstocks noch eines großen Baumes zu sehen gewesen. Sehr ähnliche Ergebnisse zeitigten die Nachforschungen über den mundartlichen Flurnamen Am Judenbaum auf angrenzender Urspringer Markung. Über diesen Baum, der sich in nächster Nähe des Karbacher Judenbaums befunden haben muss, vielleicht mit diesem identisch war, ist heute nichts mehr bekannt.790 Die Flurnamensammlung von 1920/30 jedoch berichtet, dass sich hier die „Juden am Sabbath getroffen haben.“791 Da der Judenbaum sich allerdings knapp fünf Kilometer südlich des Ortsausganges befunden hatte, würde dies bedeuten, dass die Urspringer Juden am Schabbat weit mehr als die halachisch zulässigen 2000 Ellen (1,1 Kilometer) gegangen waren. Hingegen käme der Karbacher Judenbaum als Schabbesgrenze für die Karbacher Juden durchaus in Frage. Tatsache jedoch ist, dass an diesem Platz der Weg der jüdischen Händler vorbeiführte. Möglicherweise markierte der dortige Judenbaum die südliche Fortsetzung des genannten Leinreiterwegs, der am Südwestrand Steinfelds als Judengasse begann. Inwiefern diese zwei Funktionsdeutungen, die Rast unter dem Baum während der Handelsreisen und der Baum als Grenz- und Treffpunkt beim Schabbatspaziergang, auch für den seit mindestens 1856 belegten Acker namens Judenbaum auf Billingshauser Markung zugetroffen haben können, ist ungeklärt.792 Zumindest war hier der mutmaßliche Baum weniger als zwei Kilometer vom Dorf entfernt, auch wenn im Herbst 1999 an seiner im Flurplan gekennzeichneten Stelle an der Ortsverbindungsstraße nach Urspringen weder Baum noch Pfad erkennbar waren. Ob die nichtjüdischen Ortsbewohner diese Fluren aus aktuellem Anlass Judenbaum nannten und wann dies genau geschah, lässt sich heute nicht mehr beantworten. Interessant wäre es auch, den bislang ungeklärten Hintergrund des Flurnamens Christe Baum auf Birkenfelder Flur aus dem 18. Jahrhundert zu erhellen.793 Fest steht zumindest, dass in vier umliegenden Orten Juden gelebt hatten, die, wie viele andere Händler und Wanderer, vielleicht unter diesen Bäumen innegehalten hatten: in Urspringen ab etwa
789 Vgl. Hasenfuß, 1975a, 155f; Navratil/Royackers, 1989, 173. 790 Vgl. Korr. Vg. Marktheidf., 14.09.1999; Korr. Franziska Amrehn, Urspringen, 20.10.1999. 791 BayFlNA, FlNS Urspringen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1920/1930) 29. 792 StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 3, 42, 76, 141, 154, 192, 203f, 234; II 364, 388 u.a.; BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 136. 793 StA Wü, RA Lengfurt 37 (Zins und Gültbuch des Klosters Bronnbach über Birkenfeld, 18.Jh.), p.44ff.
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Wege jüdischer Viehhändler
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1566 bis 1942,794 in Karbach von zumindest 1675 bis 1942,795 in Birkenfeld von 1699 bis vermutlich 1816796 und in Billingshausen zumindest 1792.797 Dass markante Bäume, die sich an bestimmten Wegen befanden und meist schon von weitem als Orientierungspunkte erkennbar waren, als Rastplätze benutzt wurden, ist keine Seltenheit. Ebenso wenig, dass sie den Namen Judenbaum erhielten, waren doch Juden ungleich mobiler als ihre nichtjüdischen Mitbürger.798 Unter dem Maibacher Judenbaum beispielsweise, der bis 1880 existierte, suchten laut Flurnamensammlung die Juden von Niederwerrn bei Regen Schutz.799 Im Schatten des Judenbaums von Neunstetten, Mittelfranken, der ein monumentaler ausgehöhlter Wildbirnbaum gewesen war, hielten laut Volksmund hausierende Handelsjuden ihre Mittagsruhe.800 Unter einem Birnbaum im oberfränkischen Seehöflein rasteten die Walsdorfer Juden auf ihrem Weg nach Bamberg – der dortige Judenbaumacker ist seit 1860 belegt.801 Auch an die Meinheimer Schnorrjudenlinde,802 deren Name allein ein sprechender ist, soll hier erinnert sein. Im hessischen Kerspenhausen stand die sogenannte Judeneiche direkt am Judenpfad, der von Rhina ins Fuldatal nach Kerspenhausen führte. Rhinaer und andere Juden, vor allem die Viehhändler, benutzten den Baum, der unübersehbar an einem früheren Abkürzungsweg steht, als Rastplatz und Treffpunkt mit Geschäftspartnern.803 Als Ort für Handelsabsprachen der Juden aus den umliegenden Orten Oberwaldbehrungen, Oberelsbach und Nordheim vor der Rhön diente bis etwa 1930 offenbar auch die Flur Am Judenbaum im unterfränkischen Urspringen, einem Ortsteil von Ostheim v.d. Rhön. Dieser befand sich am Gemeindeverbindungsweg nach Oberwaldbehrungen. Auch auf Oberwaldbehrunger Seite wurde an der nämlichen Straße ein Birnbaum im Volksmund Judenbaum genannt.804 Als „Treffpunkt jüdischer Händler“ galt mitunter auch ein ganzes Waldstück, so etwa der Judenschlag im baden-württembergischen Daudenzell.805
794 Vgl. u.a. Knapp, 1907, 1046; FC Bände Rittergut Urspringen 1 (1597), p.27’f, 47’ und 2 (1622), p.121ff; StA Wü, Admin.8318 (1675); StA Wü, LRA Mar 2365 und 2377. 795 StA Wü, Admin.8318; StA Wü, HV Ms.f.491; StA Wü, Admin.8327; StA Wü, Stat.Slg. 280 u. 279a; vgl. Götz, 1898, 617. 796 StA Wü, Gebr. IV W 273; StA Wü, Stb 942, p.248; vgl. Günther, 1942, 202. 797 FC KA D II 3 Ämter 36 (1792–1805). 798 Hier wäre die analoge Untersuchung sog. Zigeunerbäume und -wege erforderlich. 799 BayFlNA, FlNS Maibach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930) 57. 800 BayFlNA, FlNS Neunstetten, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929) 107. 801 BayFlNA, FlNS Seehöflein (Gde. Mühlendorf), AltLkr. Bamberg (1925/28) 10; vgl. Ummessungstab. d. Steuergde. Mühlendorf (1860/61), frdl. Hinweis Vg. Stegaurach, Korr. 24.1.1994. 802 BayFlNA, FlNS Meinheim, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1938) 172. 803 Vgl. Heinrich Nuhn, Rotenburg a.d. Fulda, Telefonat 10.1.2003; Nuhn, 2003, 5ff. 804 Vgl. Korr. Vg. Ostheim v.d. Rhön, 9.2.1993, 15.7.1993. 805 Vgl. www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm.
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Bedeutung und Funktion der Judenwege
Im oberfränkischen Feulersdorf sind an der dortigen Judenstraße, die ein direkter Weg von Hollfeld nach Weismain war, zwar keine Bäume als Rastplätze nachweisbar, doch hatten jüdische Händler, so berichtet zumindest die Flurnamensammlung, dort „Holzhütten zur Unterkunft gebaut.“806 Auch andere Judenbäume weisen darauf hin, dass sie sich an einem Weg befanden, welcher der bevorzugte Weg der ansässigen, meist handelnden, Juden gewesen war – so der einstige Judenbirnbaum im mittelfränkischen Dollnstein. Er habe an einer Brücke über einem Graben gestanden.807 Ebenso stand der Judenbaum von Steppach, Oberfranken, am Brunnenweg.808 Ein Judenbaum, auch Judenbirnen genannt, stand im schwäbischen Großsorheim am einstigen Fußweg der Juden von Harburg nach Mönchsdeggingen, welcher zweifellos auch den jüdischen Friedhof bei Harburg zum Ziel hatte.809 Der Judenbaum im mittelfränkischen Markt Weiltingen soll seinen Namen daher haben, dass die Juden „früher“ nicht näher als bis zum sogenannten Judenbemmle nach Weiltingen kommen durften.810 Der Baum markierte somit eine ungeschriebene oder auch ehemalige politische Grenze. Wie es sich mit zahlreichen weiteren Judenbäumen bzw. den nach ihnen benannten Fluren verhält, ist ungeklärt. Dies gilt etwa für die Ackerfluren Judenbaum im unterfränkischen Wasserlosen811 sowie bei den Judenbäumen im schwäbischen Ellzee,812 Judenbauma im mittelfränkischen Schernfeld,813 Judenbaumbeet im oberpfälzischen Aßlschwang814 oder die Judendannen im brandenburgischen Schönermark.815 Freilich existieren weit mehr Toponyme dieser Art, manche sind gewiss eine volkstümliche Namensform des dornigen Baumes Ziziphus, botanisch rhamnus paliurus, auch Judendorn genannt.816 Hervorzuheben sind jedoch jene Bäume, die in der mündlichen lokalen Tradition mit einem Mordfall verknüpft wurden, so die Judenfichten im Brandenburgischen und die berühmt gewordene literarische Judenbuche aus Westfalen, die im Folgenden noch Thema sein werden. 806 Vgl. BayFlNA, FlNS Wonsees, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934) 64. 807 BayFlNA, FlNS Dollnstein, AltLkr. Eichstätt, Mfr. (1927) 143; vgl. Korr. Markt Dollnstein, Bgm. Liepold, 15.7.1993. 808 BayFlNA, FlNS Steppach, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1937) 7; vgl. Korr. Gde. Pommersfelden, 4.1.1993. 809 Vgl. Korr. Gde. Möttingen, 24.7.1993, lt. Feldgeschworenenobmann Vollhüter; BayFlNA, FlNS Großsorheim, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 80; StA A, RA Donauwörth Nr. 703 III, Ka. Harburg (1835), fol. 727’. 810 Vgl. Korr. Markt Weiltingen, Bgm. Schuster, B. Winter (z.T. nach mündl. Auskunft v. Emma Ballheim), 12.3.1993. 811 BayFlNA, FlNS Wasserlosen, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 33. 812 BayFlNA, FlNS Ellzee, AltLkr. Krumbach, Schw. (1926) 20+. 813 BayFlNA, FlNS Schernfeld, AltLkr. Eichstätt, Mfr. (1955) 42. 814 BayFlNA, FlNS Aßlschwang, AltLkr. Neumarkt/Opf., Opf. (1932/36), o.lfd.Nr. 815 GStA PK, FlNS Schönermark, Kr. Ostprignitz (1936) 33. 816 Vgl. Grimm, Art. Judenbaum und Judendorn, 1985, X 2354: „weil nach der sage die juden aus diesem dorn die krone Christi flochten.“
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5. Judenwege – Resultat antijüdischer Gesetzgebung Resultat antijüdischer Gesetzgebung Der Frage, weshalb bestimmte Wege die spezifische Bezeichnung Judenpfad, Judenweg und dergleichen erhielten, sind wir schon ein gutes Stück näher gekommen: Eine gewisse Gruppe, in diesem Fall die Minderheit der Juden, benutzte gewisse Wege, wobei für die Benennung entweder die Regelmäßigkeit der Wegbenutzung ausschlaggebend war oder die Art und Weise derselben von der namengebenden Mehrheit als Besonderheit empfunden wurde. Die Faktoren, die zur Nutzung spezieller Wege führten oder zwangen, sind wie gezeigt vielfältiger Natur. Abseits der Alltagsebene existiert jedoch eine andere übergeordnete Ebene, die die genannten Faktoren in einem anderen Licht erscheinen lässt und Anlass zu weiteren Überlegungen gibt: Die Judenwege bzw. ihre Benennungen sind aus unterschiedlichen Ursachen entstanden, haben hingegen Eines gemeinsam. Sie sind nahezu alle auch Resultat einer fehlenden rechtlichen und religiösen „Gleichstellung“ der Juden mit der Mehrheitsbevölkerung. Wie in den vorangegangenen Kapiteln dargestellt, zwangen unter anderem jahrhundertelange Berufsbeschränkungen zu Handelsberufen und damit zu permanenter Mobilität. Die fehlende Religionsfreiheit nötigte zum Besuch des Gottesdienstes außerhalb des eigenen Wohnortes und zu Beerdigungen in weit entfernten jüdischen Friedhöfen. Die Ausprägung eigener Wege ist neben erwähnten pragmatischen Aspekten letztlich Produkt einer antijüdischen Herrschaftspolitik des 15. bis 19. Jahrhunderts, das auch heute noch durch die Wege- und Flurnamen sichtbar und greifbar ist. Allein der Judenweg, der als Schabbesweg fungierte, basiert auf der religionsgesetzlich verankerten Schabbatruhe und entstammt damit einem innerjüdischen Motiv, nicht einem von außen zugefügten Zwang.
5.1 Mobilität mit Hindernissen 5.1.1 Judenwege als erzwungene Ortsumgehung? Mobilität mit Hindernissen Viele Wege begegneten uns im Verlauf dieser Untersuchung, wobei ein Aspekt noch keine Beachtung fand, denn in ein gänzlich anderes Terrain führen jene Wege, die ein religiös bedingtes oder wirtschaftliches Ziel anvisie-
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Resultat antijüdischer Gesetzgebung
ren (Friedhof, Synagoge, Marktort etc.), und dabei unmissverständlich den Kontakt mit Siedlungen vermeiden. Dies gilt für viele Judenwege und erweist sich als charakteristische Eigenschaft des Judenweges schlechthin. Ohne dass hierfür zunächst Gründe ersichtlich wären, führen jene Wege oftmals geradlinig am Ort vorbei, so etwa die 1855 als öffentlicher Feldweg belegte Judengasse, die den mittelfränkischen Ort Mögersbronn im Süden umgeht,1 so der Judengrabenweg im unterfränkischen Unteraltenbuch, ein Wald- und Feldweg, der dem Ort auf der östlichen Gemarkungsgrenze ausweicht,2 so auch der Judenweg von Wittelshofen, Mittelfranken, der westlich am Nachbarort Grüb vorbei führt.3 Hier betritt man nun grundsätzlich unsicheren Boden: Welche Gründe lagen vor, gewisse Ort nicht zu betreten? War es wirklich allein, wie im Falle der Handels- und Viehhandelswege, die Notwendigkeit, möglichst rasch zu Kunden und Markt zu gelangen, mit dem Vieh nicht zu lange unterwegs zu sein? Das gilt sicherlich für die genannte oberfränkische Judenstraße von Scheßlitz nach Burgkunstadt, die in bemerkenswert gerader Linie auf einer Strecke von 20 Kilometern keine Ortschaft berührt. Aber ist es wirklich damit getan, pragmatische Gründe anzuführen, die das Vermeiden von Siedlungen als wirtschaftlich notwendig darlegen? Wie ist eine Erklärung für einen Judenpfad im rheinland-pfälzischen Erden einzuordnen, der zufolge dieser Pfad, der von Rachtig nach Lösnich führte, außerhalb des Ortes Erden lag, wo selbst keine Juden gewohnt hatten, „weil die Juden nicht durch Erden hindurchgehen durften. Sie waren dort einfach unerwünscht.“4 Diese Aussage enthält zwei aufschlussreiche Elemente: das Verbot für Juden, den Ort zu betreten, welches, so der Autor weiter, noch aus der Zeit des Kröver Reiches stamme5 – also bis Ende des 18. Jahrhunderts galt – und andererseits das zeitlich wie inhaltlich diffuse „Unerwünschtsein“. Es fehlt bislang an archivalischen Belegen, die präzise bezeugen könnten, dass ein Judenweg aufgrund eines herrschaftlich verordneten Ortsbetretungsverbots für Juden entstanden sei oder da Juden dort nicht erwünscht gewesen seien. Da es an Quellen, die unmittelbar Aufschluss über die Funktion der Judenwege geben könnten, mangelt, ist es erforderlich, allgemeine und spezielle Annahmen über die Wege zu sammeln und sorgfältig zu kategorisieren, um daraus konkrete Befunde ableiten zu können.
1 Verlässt am südwestl. Ortsende die Straße nach Schopfloch und führt ostwärts nach Lehenbuch, vgl. StadtA Feuchtwangen, GdeA Aichenzell Bd. 14, 281, frdl. Hinweis Dietrich Weiß, Leiter des StadtA Feuchtwangen, Korr. 28.12.1991. 2 Vgl. Korr. Vg. Stadtprozelten, 9.12.1993. 3 Vgl. Korr. Heinrich Zoller, Wittelshofen, 7.8.1993. 4 Vgl. Gessinger, 1984, 19. 5 Vgl. Gessinger, 1984, 19.
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Mobilität mit Hindernissen
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Das angesprochene Verbot für den Ort Erden ist kein Einzelfall. Zahlreiche Aufenthalts- und Durchzugsverbote für Juden machten das ‚Unterwegssein‘ überaus problematisch. Zu den in der frühen Neuzeit und bis ins 19. Jahrhundert hinein üblichen Diskriminierungen zählte die Willkür mancher Territorialherren, den Juden nicht nur das Wohnrecht zu verweigern, sondern auch das bloße Betreten des Herrschaftsbereiches. Dass daraufhin gezielt Wege zur Umgehung dieser Orte aufgesucht wurden, beweist etwa der Meinheimer Schnorrjudenweg, der „ein Verbindungsweg von der Gemeinde Markt Berolzheim nach Dittenheim“ war. Diesen mussten Juden benutzen, „da sie durch die Gemeinde Meinheim nicht passieren durften.“6 Die Flurnamensammlung des schwäbischen Ortes Deisenhausen berichtet hinsichtlich der ehemals am Dorf vorbei führenden Judengasse: „Bei der Judenverfolgung im 16. Jahrhundert war es den Juden verboten, durch die Dörfer und Städte zu fahren, sie mussten den Weg um das Dorf nehmen.“7 Laut Angaben der Gemeinde jedoch wohnten in dieser Gasse zumindest zeitweise Juden, denn „solange Deisenhausen im Besitz der Familie Ungelter aus Ulm war, durften sich die Juden im Dorf niederlassen.“ Später seien sie nach Krumbach „abgewandert“.8 Ob diese Abwanderung freiwillig oder erzwungen war, lässt sich nicht mehr ergründen. Sie muss zumindest Mitte des 16. Jahrhunderts stattgefunden haben, denn das Patriziergeschlecht von Ungelter war ab 1409 in Deisenhausen nachweisbar und verkaufte den Ort 1554 an die Fugger.9 Nach jüngster Mitteilung der zuständigen Verwaltungsgemeinschaft Krumbach liegen in der Gemeinde Deisenhausen über „die während des 1000jährigen Krieges [sic!] in Deisenhausen lebenden Juden [...] keine Erkenntnisse mehr vor.“10 Der Judenweg im baden-württembergischen Bad Buchau führte zum dortigen jüdischen Friedhof, einer 1650 angelegten Begräbnisstätte auf „der Insel“, zu deren Einzugsbereich auch Mittelbiberach und Aulendorf zählten. Der noch heute erhaltene Weg vermied jedoch nicht nur den Kontakt mit dörflichen Ansiedlungen, sondern umging das frühere Stiftsdorf Kappel, da die dortige „Judenpolitik“, so wird vermutet, im Gegensatz zur Stadt Bad Buchau deutlich repressiver war.11 Das Teilstück des Judenwegs, das die 6 Vgl. Korr. Vg. Altmühltal, 6.2.1993. 7 „Vielleicht wohnten hier auch Juden“, BayFlNA, FlNS Deisenhausen, AltLkr. Krumbach, Schw. (1934) 31. 8 Vgl. Korr. Gde. Deisenhausen, Bgm. Schmid, 24.8.1993. Ob die lt. Gde. im Vm noch üblichen Hausnamen Judengaßschuster, Judenjörg (und Judentonele, so Schwierz, 1992, 255) auf jüd. Bewohner hinweisen, ist fraglich. Judengaßschuster dürfte sich eher auf den Schuster in der Judengasse beziehen. 9 Vgl. www.gen.heinz-wember.de/fugger/herrschaftsorte.htm. 10 Vgl. Korr. Vg. Krumbach, Hans Bisle, 28.7.2005. Recherchen im StA Augsburg ergäben vermutlich ein Ergebnis, vgl. Korr. Vg. Krumbach (Schw.), Reinhard Flexer, 4.5.2005. 11 Vgl. Korr. Georg Ladenburger, Federseemuseum Bad Buchau, 20.2.1992.
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Resultat antijüdischer Gesetzgebung
Gemarkung Kappel selbst durchlief, ist laut Flurnamensammlung ein „Weg, der durch das Plankental nach dem Schönenberg führt.“ Er habe seinen Namen, weil ihn „früher häufig die Juden“ gegangen waren oder weil Jude so viel wie „unheimlich“ bedeute, da der Weg sehr eingeschnitten sei.12 Dass dieser Weg möglicherweise eine Art Zwangsweg für die Juden gewesen war, da sie den Ort nicht betreten durften, wird hier nicht erwähnt. Diese Informationen sind im Einzelnen nur durch aufwendige archivalische Recherchen verifizierbar. Ihr Aussagewert wird erst im jeweiligen historischen Kontext erkennbar, wobei in erster Linie untersucht werden müsste, ob und für welche Zeiträume sich derartige Betretungsverbote für Juden in den betreffenden Territorien dokumentieren lassen und wodurch diese letztlich motiviert wurden. Dies ist innerhalb des hier gesteckten Rahmens nur mit Einschränkung, das heißt zumindest für das Gebiet des ehemaligen Waldsassengaus, realisierbar: 5.1.2 Verbotene Orte Betrachtet man nun jene längere Wegstrecke von Wiesenfeld nach Urspringen und Karbach, die sich aus der Judengassn von Steinfeld sowie der Hausener und Rohrbacher Judenstrasse zusammensetzt, so fällt auf, dass sie von Wiesenfeld aus in direkter Linie den Ort Steinfeld anvisiert, kurz vor dem Ort jedoch einen Bogen nach Westen Richtung Karbach schlägt. Diese Wegführung sei, wie Zapotetzky vermutet, durch das vom Würzburger Fürstbischof Julius Echter (1573–1617) erlassene Aufenthaltsverbot für Juden im Hochstift begründet.13 Echter verbot den Juden nicht nur, im Hochstift zu wohnen, durch das Mandat vom 9.2.1575 versuchte er, ihren florierenden Geschäftsverkehr mit den hochstiftischen Untertanen zu unterbinden und sie bei der zunächst noch erlaubten Durchreise durch würzburgisches Gebiet zum Zahlen eines Geleitzolles und des Leibzolls sowie zum Tragen eines gelben Ringes an der Kleidung zu zwingen. Würden die außerhalb der bischöflichen Machtsphäre wohnenden Juden nach Ablauf zweier Monate das Territorium erneut betreten, sollten sie inhaftiert und beraubt werden dürfen.14 Dies war, wie eingangs erwähnt, keine Neuheit – weder im ehemaligen Waldsassengau noch in anderen deutschen Territorien. Seit dem 15. Jahrhundert ordneten die rigiden Würzburger Fürstbischöfe aus vorwiegend ökonomischen Motiven, aber auch aus Judenfeindlichkeit zahlreiche Zwangsaussiedlungen an. Diese Feindseligkeit gegenüber einer Minderheit, 12 13 14
WFlNA, FlNS Kappel, OA Riedlingen (o.J.), o.lfd.Nr. Vgl. Korr. Werner Zapotetzky, Stadtarchivar Karlstadt, 15.1.1993. Vgl. Scherg, 1993b, 16; Flade, 1996, 54; Wittstadt, 1988, 159; Baum, 1987, 47.
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Mobilität mit Hindernissen
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die sich dem Anpassungsdruck an die christliche Umwelt kaum unterwarf, erhielt darüber hinaus durch kirchlich geförderte Ideologien, beispielsweise der Diabolisierung „der Juden“, Zündstoff.15 Beabsichtigte Folge eines solcherart konstruierten Feindbildes war die Konstitution und Festigung einer diffusen Angst der christlichen Bevölkerung vor den jüdischen Nachbarn. Der erste der genannten Vertreibungsversuche erfolgte 1422. 1451 wurde die Ausweisung aus dem gesamten Territorium durchgeführt. Nach zahlreichen Neuansiedlungen im 16. Jahrhundert wurde 1526 und 1537 ein erneutes Aufenthaltsverbot im Hochstift angeordnet. Schon damals mussten ausländische Juden farbige Kennzeichnungen an ihrer Kleidung tragen, um an den Grenzen als Juden erkennbar zu sein. 1560 wurden erneut alle Juden aus Stadt und Hochstift vertrieben. 1575 war ihnen die Durchreise durch das Herrschaftsgebiet zeitweise gestattet. Um 1617 schließlich wurden Juden wieder im Hochstift geduldet und schon 1621/23 konnten dort 56 Familien gezählt werden. Dennoch erfolgte 1642 eine erneute Ausweisung der wenigen Juden aus dem Stadtgebiet Würzburg.16 Ein Blick auf die damalige politische Situation des Waldsassengaus (s. Karte 9) zeigt die flächenmäßige Dominanz des Würzburger Hochstifts – durchsetzt von kleineren reichsritterschaftlichen Besitzungen und den gräflich Wertheimischen und Castell’schen Gebieten. Auch ein Großteil der Orte, in welchen vor 1806 Juden gelebt hatten, war kontinuierlich unter würzburgischer Herrschaft, nämlich Rothenfels mit Bergrothenfels, Birkenfeld, Böttigheim, Erlabrunn, Erlenbach, Gemünden, Greußenheim, Hettstadt, Homburg, Karbach, Karlstadt, Karlburg, Neubrunn, Rettersheim, Unterleinach, Wüstenzell, Zellingen und Zimmern. Nicht unbedeutende jüdische Ansiedlungen waren freilich auch Oberund Unteraltertheim sowie Urspringen in der Grafschaft Castell, die gräflich wertheimischen Wenkheim und Dertingen sowie die ritterschaftlichen Besitzungen Uettingen, Steinbach bei Lohr, Stadelhofen, Helmstadt und Thüngen und die unter gemischtherrschaftlicher Regierung stehenden Wiesenfeld, Remlingen, Zellingen, Karlburg und Laudenbach. Die Lage der Judenwege allerdings zeigt mit Deutlichkeit, dass keine Ortschaften berührt wurden – den Unteraltertheimer Schabbesweg ausgenommen. Sie verlaufen darüber hinaus mehrheitlich in der Nähe von bzw. exakt auf den Grenzlinien der jeweiligen Territorien und haben drittens, unabhängig der einzelnen Wegfunktionen, kaum Berührungspunkte mit den zeitgenössischen Ortsverbindungsstraßen. Aufgrund dieser Hinweise wird nun auch die Bemerkung aus der Remlinger Flurnamensammlung, „Dieser 15 Vgl. Delumeau, 1985, 412f; Bronzini, 1999, 432. 16 Vgl. Kugler, 1988, 238; Amrhein, 1910, 50, 59f, 62; Bohrer, 1922, 39; Wittstadt, 1988, 157ff, 162; Flade, 1996, 51, 55f; Krug, 1987, 32. Zur Kennzeichnungspflicht für Juden s. Kap. 5.3.
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Weg soll [...] den Juden genehmigt gewesen sein“,17 über den Judenweg auf Remlinger, Birkenfelder, Greußenheimer und Uettinger Flur um einiges verständlicher. Denn sie impliziert, dass für Juden ein regionalspezifisches eingeschränktes Wegerecht existiert hatte. Innerhalb der für Juden verbotenen Orte nahm die Stadt Würzburg als regionales wie überregionales Handelszentrum eine gesonderte Position ein. Die Residenzstadt war für Juden vom 15. bis frühen 19. Jahrhundert wahrlich keine dauerhafte Heimat. Als 1541 alle Juden aus Stadt und Hochstift vertrieben wurden, lebten dort mindestens 21 allein vom Geldhandel.18 Die folgende Ausweisung im Jahr 1560 macht offenbar, dass sich zwischenzeitlich erneut Juden innerhalb der Stadtmauern angesiedelt hatten – 1547 insgesamt 29 Personen. Nachdem 1642 die wenigen Würzburger Juden von neuem vertrieben wurden, war ihnen ihre Stadt von nun ab 161 Jahre verschlossen. Nur gegen eine Gebühr konnte man sich den Eintritt für wenige Stunden erkaufen, um Handelsgeschäfte zu erledigen. Ein Jahrhundert später, 1742, konnten wie erwähnt zur Aufbewahrung der Handelsartikel Kammern gemietet werden. Weitere sieben Jahre darauf war mit Erlaubnis des Bürgermeisters und für fünf Kreuzer (= Kr.) eine Übernachtung gestattet.19 Solange dies aber nicht möglich war, das heißt bis zum Jahr 1742, mussten alle Juden bei Einbruch der Dunkelheit vor der Schließung der Stadttore die Stadt durch das Zeller Tor verlassen. Der Würzburger Judenpfad ist offenbar ein Relikt aus dieser Zeit. Denn besonders die Heidingsfelder, Reichenberger und andere Juden, die tagsüber in der Stadt als Händler gearbeitet hatten und abends durch das Zeller Tor gehen mussten, hatten, um auf kürzestem Wege nach Süden in ihre Wohnorte zu gelangen, keine andere Wahl, als einen bestimmten Weg zu benutzen. Dieser führte sie auf den Marienberg hinauf und vom Oberen Burgweg südwärts auf einen schmalen Pfad, den Judenpfad. Auf ihm mussten sie durch die Weinberge hinab in den Kühbachgrund steigen und gelangten zur heutigen Leistenstraße. Aus dieser Zeit der Ansiedlungsverbote in Würzburg rührt die Bezeichnung Judenpfad.20 Möglicherweise steht auch der bereits erwähnte Würzburger Judenbühlweg in diesem Kontext. In der 1932 bis 1942 verfassten Flurnamensammlung heißt es etwas unspezifisch: „Der Weg geht an einer Anhöhe Bühl – in der Nähe der Grenze. Die Juden durften früher nur bestimmte Wege – meist an der Grenze – gehen.“21 Der Name Judenplätzlin im schwäbischen Nördlingen hat eine ähnliche, wenn auch nicht vergleichbare Herkunft: Mit der Vertreibung der Juden aus 17 18 19 20 21
BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/30) 79. Vgl. Kallfelz, Art. Würzburg, in: GJ III/2 1699; Amrhein, 1910, 50, 59f, 62. Vgl. Flade, 1996, 51, 54, 56, 63; Krug, 1987, 32; Gehring-Münzel, 1992, 12. Vgl. Stäblein, 1968, 197; Bayerlein, 1927, o.S. Zum Würzburger Judenpfad s. Kap. 6.2.1. BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 243, 244.
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der damaligen Reichsstadt Nördlingen 1507 wurde auch das Handels- und Aufenthaltsverbot für einen Umkreis von drei Meilen um die Stadt erlassen. Da Nördlingen damals jedoch das Handelszentrum der Region darstellte, musste dieses Verbot häufig erneuert werden, denn es wurde offenbar von Kunden wie Händlern umgangen. Lediglich tagsüber war den Juden gegen einen besonderen Zoll der Handel innerhalb der Stadt möglich, jeglicher weitere Geschäftsverkehr wurde auf einen Platz außerhalb des Baldinger Tores beschränkt, der daraufhin den Namen Judenplätzlin erhielt.22 Auch der Besuch der Nördlinger Messe war ab 1507 nur unter zahlreichen diskriminierenden Auflagen des Nördlinger Rates möglich. Dieser erstrebte 1571 ein totales Teilnahmeverbot für Juden an den Messen, das jedoch aufgrund eines Privilegs Karls V., das den Juden den Zutritt zu Freimärkten garantierte, scheiterte. Ab 1573 mussten sie daher bei Eintritt in die Stadt, der ihnen nur am Baldinger Tor, später auch am Berger Tor gestattet wurde, ein sogenanntes Geleitgeld zahlen. Dieses kostete 15 Kr. pro Tag, um 1650 20 und 1738 zehn Kr., für Kinder jeweils die Hälfte. Die Nacht hatten jüdische Händler grundsätzlich außerhalb der Stadt zuzubringen. So wurde täglich ein neuer Geleitzettel fällig. Darüber hinaus war ihnen verboten, von Messeständen aus zu verkaufen. Das Interesse der Stadtobersten galt allein dem Kapital, das Juden durch den Einkauf von Waren in Nördlingen ließen. Für diese eingekauften Waren mussten sie offensichtlich einen zusätzlichen Zoll lösen, was erklären würde, weshalb sie ihre Waren oft von Nördlinger Bürgern aus der Stadt bringen oder sich auf deren Namen schicken ließen.23 Möglicherweise diente der erwähnte Reimlinger Judenweg, der die jüdischen Gemeinden Kleinerdlingen, Nördlingen und Mönchsdeggingen miteinander verband,24 diesen ungezählten aufgenötigten Handelsgängen. Es ist naheliegend, dass ein generelles und temporäres Ortsbetretungsverbot für Juden die Entstehung gewisser „Notwege“ nach sich zog, wie die Beispiele Rohrbach, Steinfeld und Würzburg zeigen. Dabei muss differenziert werden zwischen Wegen, die am Rande von Territorien, die nicht betreten werden durften, entlang zogen, und solchen, die aus Gebieten heraus führten, welche nur zeitweilig betreten werden durften. Letzteres war bei den beiden Judenwegen des mittelfränkischen Ortes Kairlindach der Fall. Beide führten vom Ort aus in relativ gerader Richtung zu den Städten Höchstadt an der Aisch im Norden und Herzogenaurach im Süden. Die Juden waren auch hier gezwungen, die kürzeste Verbindung zu suchen, da sie mit dem Schließen der Stadttore die Städte verlassen haben mussten. Durch diese Zwangslage entwickelten sich, wie ein Ortskundiger aus Weisendorf 22 Vgl. Müller, 1898, 99, 111; Voges, 1980, 184. 23 Vgl. Schwarz, 1963, 48b, Abb. 7; Jakob, 1993, 72; Müller, 1898, 111–114, 112 Anm. 1. 24 StA A, RA Nördlingen Nr. 128 III, Ka. Reimlingen (1835) fol. 867’; BayFlNA, FlNS Reimlingen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 52; vgl. Korr. Gde. Reimlingen, 14.1.1993.
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berichtet, aus „uralten Trampelpfaden“ Fußwege mit dem Namen Judenpfad. Dies sei „keine diffamierende Bezeichnung“ gewesen, die Wege entstanden der Not entsprechend als „Eilwege“, die auch von anderen Einwohnern benutzt wurden.25 Steine auf dem Weg zum Friedhof (II) Doch damit nicht genug. Für bestimmte Regionen lassen sich spezielle Verbote nachweisen, die jüdischen Leichenzügen auf ihrem Weg zum Begräbnisplatz das Betreten eines Ortes verwehrten – ein weiterer Stein auf dem Weg zum Friedhof. Die jüdische Gemeinde Homburg etwa, die 1852 der Friedhofsgemeinde Karbach angeschlossen wurde, durfte auf ihrem etwa zweistündigen Weg dorthin den Ort Erlenbach nicht durchqueren, obwohl dies die direkte Verbindung gewesen wäre. Es sollte, so die Verfügung der großherzoglich Würzburgischen Regierung, bei dem Transport der Leichen lediglich der Ort Erlenbach und „auch dieser nur für den Fall berührt werden, wenn der außerhalb des Ortes Erlenbach vorüberführende Weg bei schlechter JahresWitterung nicht wohl passiert werden kann.“ Dieser Weg führt dagegen außen von Marktheidenfeld vorüber u. von da auf die Carbacher Straße, auf welcher man ohne Berührung des Ortes Carbach u. in einer noch immer beträchtlichen Entfernung von diesem Orte an den Weg zur Anhöhe des Leichenackers gelangt [...].26
Den Namen Judenweg erhielt dieser Weg zum Karbacher Friedhof allerdings nicht. Lag dies daran, dass in der jüdischen Gemeinde mit 50, kurzfristig auch bis zu 100 Personen, die sie von 1837 an bis etwa 1920 zählte,27 schlicht zu wenig Beerdigungen und damit Leichentransporte stattfanden, als dass diese für eine Wegbenennung signifikant gewesen wären? Ob die Karbacher Juden ein so selbstverständlicher Teil der Ortsbevölkerung waren, sodass der Volksmund keinen Anlass zu namenschaffender Kreativität sah, ist fraglich. Der nur mundartlich bekannte Judenpfad28 an der Mauer der katholischen Kirche spricht jedenfalls nicht dafür. Dass die Beerdigungszüge den Ort Erlenbach nicht passieren durften, verwundert. Begründet wurde das Verbot mit der bekannten Befürchtung, dass die Verstorbenen ansteckende Krankheiten übertragen könnten. Erst am 26.6.1852 beschloss die Distrikts-Polizeibehörde, es sei zu gestatten „[...] auf dem Wege von Homburg über Erlenbach zu transportieren, weil 25 26 27 28
Vgl. Korr. Walter Siegismund, Weisendorf, 18.1.1992; Schwierz, 1992, 173. StA Wü, LRA Mar 2936. Vgl. Aurich, 1902, 37; Ophir, 1972, 457; Aurich/Welzbacher, 1913, 39. Vgl. Korr. Markt Karbach, 31.12.1991, 22.9.1993.
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dieser Weg der kürzere von Fußgängern u. Fuhrwerk der minder besuchte ist.“29 Als Leichentransportweg für Homburg wurde somit der Weg über Erlenbach amtlich vorgeschrieben.30 Auch die Erlenbacher Juden, dort bestand von 1872 bis 1900 eine Kehilla mit etwa 30 Personen,31 die ebenfalls in Karbach beerdigten, werden ihn benutzt haben. Allzu häufiger Kontakt mit Passanten und Fuhrwerken wurde somit weiterhin vermieden. Auch in Külsheim selbst durften die Leichen der verstorbenen Juden aus den Verbandsgemeinden aus hygienischen Gründen nicht durch die Stadt zum Friedhof gebracht werden. Hierfür musste ein Weg außerhalb der Stadt benutzt werden, zu dessen Instandsetzung die Stadt verpflichtet war. In Zeiten großen Schneefalls war dieser Weg mit einem Leichenwagen allerdings nicht passierbar, sodass man zuweilen doch durch die Stadt fahren musste, was jedoch nur mit einer Genehmigung, die beispielsweise 1835 beim Bezirksamt Tauberbischofsheim eingeholt werden musste, möglich war.32 Es ist keine seltene Beobachtung, dass den Juden auf ihren langwierigen Transportwegen zu den Friedhöfen etliche Ortschaften versperrt waren. Das hatte zu Zeiten der Pest offenkundig Sinn und war nicht ausschließlich an die Konfession der Verstorbenen gebunden. In Urspringen in der Rhön etwa mussten im 14. Jahrhundert (nach 1335) alle Toten, die dort eines nicht natürlichen Todes gestorben waren, auf die Cent nach Fladungen gebracht werden, wobei im Ort Sondheim der Transport dieser Leichen durch den Ort verweigert wurde. Sie konnten nur außerhalb des Ortes entlang der unteren Dorfmauer transportiert werden.33 Als Mitte des 17. Jahrhunderts im Taubergebiet die Pest ausbrach, erhielt die (Bad) Mergentheimer Judenschaft vom Hochmeister des Deutschritterordens die Weisung, auf dem Weg zum Friedhof nach Unterbalbach die freien kaiserlichen Landstraßen zu benutzen, jedoch keine Städte, Dörfer und Flecken zu berühren. Die Beerdigungen durften nicht bei Tage, sondern mussten nachts geschehen, waren allerdings auch an Sonn- und christlichen Feiertagen möglich.34 Laut einer im Auftrag der Kreisleitung der NSDAP Mergentheim 1943 herausgegebenen Schrift über die Geschichte der Mergentheimer Juden erfolgte diese Erlaubnis hingegen auf Wunsch der Juden, die angeblich einen „Umgehungsweg“ benutzen wollten, der die Ortschaften nicht berührte.35
29 30 31 32 33 34 35
StA Wü, LRA Mar 2936. Vgl. Scherg, 1983, 142. Vgl. u.a. Chroust, 1914, 322f, Tabelle 14; Götz, 1824, 218; StA Wü, Stat.Slg.279a. Vgl. John, 1992, 147; Weiss, 1992, 121. Vgl. Schmidt, 1974, 2. Vgl. Stern, 1968, 3. Vgl. Renz, 1943, 16.
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Die christliche Bevölkerung war von diesen Regelungen meist nicht betroffen, konnte gewöhnlich die im Dorf gelegenen Friedhöfe benutzen oder legte beispielsweise für ihre Pesttoten eigene Gottesäcker außerhalb des Ortes an. Allerdings war aufgrund medizinischer und hygienischer Fortschritte ab dem 19. Jahrhundert bei einem Leichentransport keine wirkliche Seuchengefahr zu befürchten. Diese Furcht vor den Leichen, in der sich eine allgemeine Furcht vor den Toten zu verbergen scheint, richtet sich – und das ist zu beachten – nicht spezifisch gegen Juden und stellt damit einen Einzelfall in der Genese der Judenwege dar. Diese Angst vor den Toten, dem Tod, begegnet noch Anfang des 20. Jahrhunderts: Im österreichischen öffentlichen Recht heißt es in punkto Bestattungswesen: „Der Leichenzug hat bewohnte Ortschaften tunlichst zu vermeiden, in denselben nicht anzuhalten [...] die Leiche ist direkt auf den Friedhof zu bringen.“ Transport und Beerdigung müssten innerhalb von zwölf Stunden bewerkstelligt sein.36 Dass diese Wege, die die jüdischen Beerdigungszüge meist umständlich um den Ort außen herum zwangen, häufig den Namen Judenweg erhielten, ist an vielen Orten beobachtbar: Jüdische Leichenzüge durften wie erwähnt auf ihrem Weg zum Friedhof nicht durch den oberpfälzischen Ort Floß ziehen. Hierfür diente der Judenweg, der um den Marktort herumführte. Er galt als Totenweg, der nur von den Leichenzügen der jüdischen Gemeinde benutzt wurde und war für den gewöhnlichen Verkehr bedeutungslos.37 Nicht immer ist klar, aus welchen Gründen jüdische Trauergemeinden durch gewisse Ortschaften nicht ziehen durften. Noch weniger ist ein genauer Zeitraum dieser Verbote und schließlich die damit verknüpfbare Wegbenennung auszumachen. Der Judenweg im baden-württembergischen Waldtann, der aus Richtung Crailsheim zum jüdischen Friedhof Schopfloch führte und „vom Hörensagen“ sowie aus unbekannten Gründen um die Ortschaften herumführte, gehört zu dieser Kategorie.38 Die traditionelle christliche Judenfeindschaft ist generell als Motiv in Betracht zu ziehen. Der Judenweg von Fladungen etwa, der wie beschrieben zum Friedhof nach Weimarschmieden führte, zweigte kurz vor dem Ort Brüchs von der Straße nach Weimarschmieden ab, umging den Ort an seiner Südseite, um wieder zur Straße zurückzukehren. Ein bei einer Exkursion 1993 befragter Anwohner begründete diese Ortsvermeidung damit, dass Brüchs (zu unbestimmter Zeit) katholisch gewesen sei.39 Im hessischen Windecken tritt das konfessionelle Motiv deutlicher zu Tage, dort war den Juden vor 1576 untersagt, ihre Toten öffentlich durch die Stadt zu transportieren: Sie mussten außerhalb der Stadt getragen werden. In den Jahren 36 37 38 39
Vgl. Melichar, Art. Bestattungswesen, 1905, 497. Vgl. Kraus, 1975, 74. Vgl. Korr. Gde. Kreßberg, Bgm. Stelzer, 14.1.1992. Vgl. Exkursionsergebnisse v. 4.7.1993.
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1576 bis 1580 aber, so lautete eine Beschwerde, führten die Juden ihre Leichen entgegen den Verordnungen öffentlich und auch sonntags „in grosser procession“ durch die Stadt, gleich den Christen.40 Wie auch das Beispiel der Judenfuhre im mittelfränkischen Kirchröttenbach zeigt, gab es eigene Wege, welche man den Juden bei ihren Beerdigungszügen aufgenötigt hatte: Die Leichenwägen der in Forth verstorbenen Juden durften auf ihrem Weg zum Schnaittacher Friedhof „früher“ nicht durch Kirchröttenbach fahren.41 Ebenso existierte außerhalb Schnaittachs ein Weg für die von auswärts auf den Friedhof transportierten Leichen. Sie durften den Ort nicht berühren, sondern nur diesen dafür bestimmten Fahrweg benutzen, der 1927 noch den Namen Judenfuhr trug.42 Auch im oberfränkischen Breitenbach war der Judenweg der „Weg, den die Juden zu ihrem ‚Kirchhof‘ bei Leichenbegängnissen benutzen durften.“43 Dies gilt auch für den Judenweg von Nordend, heute Stadtteil von Frankfurt a. Main, der den Juden aus den umliegenden Dörfern vorgeschrieben war, wenn sie zur Bestattung der Toten nach Frankfurt zogen.44 Der Mönchberger Judenpfad ist hier ein illustres Beispiel. Dieser noch heute bekannte, rund 120 Meter lange Weg führt an der Nordostseite der Stadtmauer außen entlang. Einige jüdische Gemeinden im Norden Mönchbergs, darunter Eschau, Sommerau und Hobbach, mussten ihre Toten auf dem Verbandsfriedhof in Reistenhausen bestatten. Sie konnten hierfür nicht den direkten Weg über Mönchberg nehmen, da sie ihre Leichen zu einer unbestimmten Zeit nicht durch Mönchberg fahren durften. Vom Mönchberger Judenpfad aus führte dann der weitere Weg durch den Mönchberger und Reistenhausener Wald zum Reistenhausener Friedhof.45 Wie allerdings die Juden, die in Mönchberg gelebt hatten, ihre Toten aus der Stadt nach Reistenhausen brachten, ist unbekannt. Auch die Juden aus Wörth a. Main gelangten über den Mönchberger Judenpfad nach Reistenhausen zum Friedhof. Dabei mussten Sarg und Trauerzug, so vermutet die Stadt Wörth a. Main, zunächst mit der Wörther Fähre auf das gegenüberliegende Mainufer nach Erlenbach übergesetzt werden.46 Mit bestimmten vorgeschriebenen Wegen, etwa beim Totentransport, steht auch die mehrfach erwähnte Judengasse von Kattenhochstatt in Zusammenhang. Die Schutzjuden der Markgrafschaft Ansbach hatten jenen bereits 1545 als Juden gassen bezeugten Weg auf Kattenhochstatter Gebiet, 40 Zit. n. Löwenstein [Bearb.], 1989, 2, 296 Nr. 2351. 41 BayFlNA, FlNS Kirchröttenbach, AltLkr. Lauf a.d. Pegnitz, Mfr. (1938) 22, 35. 42 Vgl. Wetzlar, 1927, 67. 43 BayFlNA, FlNS Breitenbach, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1955) 58. 44 Hieß seit 1846 Mittelweg, vgl. www.frankfurt-nordend.de/str_mittelweg.htm. 45 Vgl. Bauer, 1965, 191; Korr. Eduard Schmitt, Altbgm., Mönchberg, 22.1.1992; Schmitt, 1989, 17. 46 Vgl. Korr. Stadt Wörth a. Main, 2.1.1992, 23.1.1992.
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wo selbst nie Juden ansässig waren, zu benutzen.47 Möglicherweise hatte dieser Straßenzwang den Zweck, die Juden und insbesondere die jüdischen Leichentransporte direkt durch die Brandenburg-Ansbachische Zollstation in Kattenhochstatt zu schleusen48 – in jedem Fall eine lukrative Einnahme, denn gerade ein jüdischer Leichnam musste an den Grenzen außergewöhnlich hoch verzollt werden (s.u.). Fest steht hingegen, dass die genannten Ortsverbote für jüdische Leichenzüge keiner territorial einheitlichen Regelung entstammten, sondern als willkürlicher und regional bedingter Brauch bezeichnet werden können. An Sonn- und Feiertagen Eine besondere Beachtung nötigten den jüdischen Händlern und Reisenden die christlichen Sonn- und Feiertage ab. Es ist bekannt, dass die Koexistenz der verschiedenen Religionen gravierende Probleme barg. Dabei geht es nicht nur um gelegentliche Konflikte bezüglich der Einhaltung der Sonntagsruhe, wie Ulrich Baumann konstatiert, etwa um bisweilen mangelnde Rücksichtnahme seitens der Juden, da der Sonntag als ein idealer Handelstag für die Viehhändler galt oder umgekehrt, um die Klagen wegen Störungen des jüdischen Gottesdienstes (zum Beispiel in Gailingen).49 Hinter der konfessionellen Streitfrage verbirgt sich mehr. Wenn 1693 im gesamten Würzburger Hochstift das Viehtreiben bei einer Strafe von zwei Reichstalern an Sonn- und Feiertagen untersagt wurde,50 hatte das wenig mit der eventuellen Störung eines christlichen Gottesdienstes oder der Sonntagsruhe an sich zu tun. Sechs Jahre darauf wurde den Juden im Hochstift verboten, sich bei öffentlichen Prozessionen auf den Straßen sehen zu lassen. Dies war eine Verordnung, die bereits seit 1407, 1429 und 1446 für den christlichen Karfreitag galt und nun auf sämtliche Prozessionen an Fronleichnam, Palmsonntag und den regionalspezifischen Patrozinien ausgedehnt wurde.51 Dass es bisweilen Juden komplett verboten war, den Bezirk des christlichen Kirchhofs zu betreten, geht aus den sogenannten Gotteshausrechnungen des unterfränkischen Frickenhausen von 1662, 1734 und 1761 hervor52 und soll hier nur am Rande erwähnt sein. Zusätzlich wurde 47 BayFlNA, FlNS Kattenhochstatt, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1930) 179; StA N, Ansbacher Salbuch 125a (1545) fol. 489’; vgl. Beier, 1994, 171. 48 Vgl. Korr. Stadt Weissenburg i. Bayern, Reiner Kammerl, Stadtarchivar, 11.1.1993. 49 Vgl. Baumann, 2002, 96, vgl. im gleichen Bd. Olaf Blaschke: Heimatgeschichte als Harmonielehre? Warum ausgerechnet stets in unserem Ort Toleranz herrschte und niemals Judenhaß, 137–161. 50 Vgl. R.S.D., 1936, o.S. 51 Vgl. Himmelstein, 1853, 156f. 52 „20 Pfund entricht Mosch der Jud von Kitzingen, welcher zwey mahl über den Kirch Hoff in die engelmesß behausung vber verbott gegangen“, zit. für 1662 n. Kramer, 1953, 140.
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den hochstiftischen Juden verboten, ihren Wohnort zu verlassen und überhaupt würzburgische und die „verschlossenen“ Orte Gerolzhofen, Hassfurt und Eltmann zu betreten.53 Dass dieses wenig christliche Motiv zu Konflikten führte, zeigte sich 1715 im Erzstift Mainzischen Lohr. Dort galt Anfang des 18. Jahrhunderts für Juden der Befehl, „ahn sonn- und feÿertägen daß stättlein Lohr, allwo keine Juden wohnen, nit zu betretten weniger hirinnen waß zu handlen, oder Ein sonstiges geschäfft Zu Verrichten“. Entgegen diesem Verbot ritt an „Corporis Xti“ (Fronleichnam) ein Löwensteinischer Schutzjude aus Wenkheim am hellichten Tag um elf Uhr mit seinen Pferden nach Lohr hinein. Er entrichtete seinen Zoll und hielt sich einige Zeit im Hause „eines Handelsmanns“ auf – anstatt in der Zollstatt, was „mit gröster ärgernuß des pfarrVolckß“ quittiert wurde – so berichtete der Lohrer Pfarrer Caspar Schlipp am 13.7.1715. Als sich der Pferdehändler weigerte, die aufgenötigten zwei fl. Kirchenstrafe zu zahlen, wurden ihm ein oder zwei Pferde entzogen.54 Laut eines anderen Quellenberichts wurde er arrestiert und zwei seiner Koppelpferde beschlagnahmt.55 Die Empörung des Lohrer Geistlichen hatte, wie es scheint, mehrere Gründe. Seiner Stellungnahme zufolge hätte der in den Akten namenlose Wenkheimer Jude den Ort zu Fuß betreten sollen wie die katholischen Christen. Hierfür hätte er obendrein die Erlaubnis des Pfarrers benötigt. Hinzu kommt, dass es dem Wenkheimer Reiter offenbar durch seine bloße Anwesenheit gelang, den christlichen Feiertag zu entheiligen. Dies geht aus dem Titel jener Beschwerde, „Pfarren Lohr wegen Entheiligung der Festtag durch Juden“56 hervor. Nicht beachtet wurde dabei, dass jedes Jahr der regional bedeutende Viehmarkt im hessischen Herchenhöhe dienstags nach Johanni stattfand, „wobey sichs da füget daß die aus francken dahin reisendten Juden Jedes Jahr auff donerstag ohnfelbahr mit den alda Erkaufften pferdten in der ruckreis gegen mittag hier Eintreffen.“ Da nun dieser Tag seit mindestens sieben Jahren auf „Corporis Xti“ fiele, solle man diese Juden samt ihren Pferden nur nach Entrichtung des herrschaftlichen Zolls „hintn vmb das Stättlein weisen“.57 Welche Route gemeint war, ist nicht überliefert, ebenso wenig, ob für diesen aufgezwungenen Weg ein eigener Name gefunden wurde. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dieser Befehl gewöhnlich beachtet wurde, sonst wäre die Empörung der Lohrer nicht derart vehement gewesen. 53 Vgl. Weger, 1920, 161. 54 StA Wü, Mainzer Vic. akten 100/246 Nr. 46 (Pfarren Lohr wegen Entheiligung der Festtag durch Juden 1715). 55 StA Wü, M.R.A. H 620/1309 (Ein Jude passiert mit Pferden Lohr während des christlichen Feiertags, 1715), fol. 1. 56 StA Wü, Mainzer Vic. akten 100/246 Nr. 46 (1715). 57 StA Wü, M.R.A. H 620/1309 (1715), fol. 1.
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Es gibt Hinweise, dass im Weichbild etlicher hochstiftischer Ortschaften solche Wege existiert hatten, die oft speziell dem Viehhandel galten. Deutlich wird dies z.B. aus einem langwierigen Schriftverkehr, aus dem hervorgeht, dass die Hochstift Würzburgische Judenschaft versuchte, im Juli 1724 die Aufhebung des seit 1699 geltenden Quasi-Hausarrestes, d.h. des Verbots, an sämtlichen Sonn- und christlichen Feiertagen den Wohnort verlassen und Ortschaften des Hochstifts betreten zu dürfen, zu bewirken. Sie erbaten vom Würzburger Fürstbischof ein Universaldekret, das ihnen an diesen Tagen die Durchreise „durch die im Land liegente Stätt- besonders aber Hassfurth, Eltmann vnd Gerolzhofen vnd andere dortsherumb seyende verschlossene orth“ erlaubte. Denn das bisherige Verbot sei für einen Handelsmann ein beträchtliches Hindernis, „wann Er Etwa geschäfften halber sich verreysen mues“, ebenso wenn er dabei durch einen Ort, in dem auch Juden lebten, reiten sowie die Pferde „darinnen fütteren oder pernoctiren“ muss. Auch wenn er nicht Handel treiben wollte, drohte ihm, dass er „auf deren [...] beambten befelch ab- vnd forthgewiesen würd.“58 Im Falle der ‚verschlossenen‘ Stadt Eltmann behauptete der dortige Beamte Johann Adam Gott in seinem Schreiben vom 28.8.1724 an den Domprobst in Würzburg, es sei nicht nötig, dass die reisenden Juden an Sonnund Feiertagen die Stadt betreten. Sie könnten in Gasthäusern der Vorstadt oder in den Dörfern an der Landstraße „Limbach, Eschenbach oder Ebelßbach ganzt wohl einkehren und Logiren“. Dabei unterstellte er den Juden, dass sie verbotenerweise handeln könnten, da die Bauern an Sonn- und Feiertagen zu Hause anzutreffen seien. Außerdem hätten sie schon ihr Vieh „gantze Heerdwais mit grossem geschrey“ durch die Stadt getrieben. Damit sie nicht „den ihrig- also umb so minter auch den unserigen Sabbath endehren thuen“, haben der hiesige Pfarrer und er angeordnet, dass alle an Sonnund Feiertagen „ahn kommente Juden neben der Statt auf der Strassen vorbey auf ein von obernanten Dorffschafften zuverweisen, welches bey mehro anderen Catholisch alß leicht ahnstellen können und sollten“. Bei Notfällen könnte man eine Ausnahmen gewähren.59 In ihrer erneuten Beschwerde an das Domkapitel vom 12.9.1724 führten die hochstiftischen Juden an: Wir haben zwahr [...] bereits schon Vnterthänigst gehorsambst Vnd beschwehrend Vorgetragen, [...] daß kein Einiger Jud zu Sonn- oder Feyertägen, der Etwa auf einer reys begriffen, durch die Stättlein vnd dörffer im hochstifft, vmb sich der Straß zu bedienen, pasieren dörfte, sondern ab- und zu, ruckh verwiesen würd, welches sonsten niemahlens ware, vnd Erst kurzlichen vor einigen Jahren also aufkommen? Nun kön58 StA Wü, G 15330 (Bitte der Hochstift Würzburgischen Judenschaft an den Fürstbischof zu Würzburg um Durchreiseerlaubnis an Sonn- und Feiertagen, 18.7.1724). 59 StA Wü, G 15330 (1724).
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nen wir nit begreiffen, warumben dieses durch die hfl. beambte so stricte observiret würd, Indeme Jedoch wir auf solchen tägen die Geringste Handelschafft mit denen Christen zu treiben suchen, sondern Denenselben noch Einträglich mit fütter- vnd zehrungen seindt, uns auch weither in keinen orth aufhalten, ausser wann vns etwa der Mittag zum speisen – oder aber die nacht zum pernoctiren überfallet: Diese Zurukhaltung hingegen bis anhero Vns nit wenig schädlich gewesen [...].60
Das Verbot behindere die Reise sehr, insbesondere Jezuweilen Ein Jud zu einem Großen Herren beruffen, vnd uff eine gewieße Stundt vnd zeith zu Ihme beschaidten würdt, solchergestalthen aber nit forthkomme – sondern manchmahlen weith vmb Marchiren mues, Ingleich auch wann Er sonsten Eine Grose Starckhe reyß vorhat, oder auf eine Mesß nacher bamberg, Leipzig, Eforth, Lübeckh, Hamburg et. tendiret.
Mit einer Anspielung auf das Ideengut der Aufklärung argumentieren sie weiter, dass „doch auf sothanen tägen Hayden vnd türckhen in dergleichen kleinen orthen ohnaufgehalten seindt [...].“61 Diese Korrespondenz deutet auch an, dass jenes Reiseverbot nicht überall Beachtung fand. Noch 1724 erging der fürstbischöfliche Befehl an alle Beamten, Stadtschultheissen und Bürgermeister, die Juden an Sonn- und Feiertagen alle Orte ungehindert passieren zu lassen. Handeln und Hausieren sei hingegen untersagt. Auch sollten sie – und hier folgt der Hinweis auf alternative, um die Dörfer herumführende Wege – nach Entrichtung des gewöhnlichen Zolls oder Weggelds „Ihr zu= oder Vom Marckh treibendes rindt-viehe nicht durch die stättlein, sondern aussen vorbey zu treiben vndt dannoch zue verzollen haben [...].“62 Als die Beamten trotzdem fortfuhren, den Juden an Sonn- und Feiertagen das Passieren zu verwehren, wurde die Verordnung 1728 wiederholt.63 Damit noch kein Ende der sonn- und feiertäglichen Sonderbestimmungen für die jüdischen Nachbarn: 1765 gebot ein fürstbischöfliches Dekret, dass sich Juden (wohl sonn- und feiertags) nicht in der Nähe der Kirchen und anderer heiliger Orte aufhalten sollten.64 Der Judenschaft zu Thüngen wurde 1762 aufs strengste und ausnahmslos verboten, an diesen Tagen über die Gassen zu gehen. Dieses Verbot war durch das angebliche „diebische Herumschleichen“ sogenannter streunender Schnorrjuden während des Gottesdienstes veranlasst sowie durch das rücksichtslose Herumtollen der angeblich gesamten ansässigen Schutzjudenschaft. Auf einseitigen Befehl des Ritterhauptmanns von Thüngen wurde das Verbot durch den ganerbschaftli60 61 62 63 64
StA Wü, Gebr. V W 73/143 (Beschwerde der Hochstift. Judenschaft, 12. Sept. 1724). StA Wü, Gebr. V W 73/143 (1724). StA Wü, Gebr. V W 73/143 (1724). Vgl. Weger, 1920, 161. Vgl. Himmelstein, 1853, 157, Dekret vom 2.9.1765.
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chen Schultheissen Johannes Hofmann verschärft: Unter Androhung verschiedener Arrest- und Körperstrafen war es den Juden nun, von Sonntag früh vom ersten Kirchenläuten an bis nachmittags um drei Uhr verboten, auf die Straße zu gehen.65 Ebenso war ihnen in Heidingsfeld 1776 untersagt, „auf Sonn- und feyer Täg auf der gassen und strassen herum zu lauffen“. Das Handeln war selbstverständlich mit eingeschlossen.66 Aus dieser Verbotssituation entstand im unterfränkischen Järkendorf die Flurbezeichnung Judengäßlein für einen Pfad, der südlich des Dorfes an der Rückseite der Hausgärten um den Ort herumführte. Laut Flurnamensammlung handelte es sich um einen vermauerten Dorfweg.67 Da vermutlich von 1701 bis 1880 mehrere jüdische Familien in Järkendorf lebten, jedoch „früher“ an Sonn- und christlichen Feiertagen kein Jude die Dorfstraße betreten durfte, besaß dieser Pfad eine gewisse Bedeutung. Laut Dorfchronik führte das Judengäßlein, auch Jüdenpfadla genannt, zwischen Haus Nr. 15 und 16 nahe der Abzweigung nach Lülsfeld auf die Dorfstraße. Bevor dieser Ausgang in den 1930er Jahren verbaut wurde, ermöglichte er den Juden, die von Stadelschwarzach kamen, von der Rückseite das Haus eines bestimmten Glaubensgenossen zu betreten, ohne das Dorf zu betreten, denn jenes Haus (Nr. 20), das Schwierz als „Judenhaus“ bezeichnet, lag nicht wie die Nachbarhäuser an der Straßenfront, sondern etwa 20 Meter zurückversetzt. Bis zur Straße erstreckte sich ein Garten mit einem Weg, der mit einer Pforte verschlossen werden konnte.68 Ob und inwieweit dieses Tor tatsächlich versperrt wurde, etwa an den Sonn- und christlichen Feiertagen, ist nicht mehr zu ermitteln. Auch im schwäbischen Laugna gab es seit mindestens Anfang oder Mitte des 19. Jahrhunderts einen Judenweg – belegt durch den sekundären Flurnamen Judenwegacker. Er führte westlich am Ort vorbei. Laut Flurnamensammlung durften die Binswanger Juden „an bestimmten Tagen“ Laugna nicht betreten, sondern mussten auf diesem Weg in ihren Heimatort zurückgehen.69 Es liegt auf der Hand, dass mit den „bestimmten Tagen“ die Sonnund christlichen Feiertage gemeint waren. Möglicherweise war die Judenhühle im südlich gelegenen Ortsteil Hinterbuch eine Fortsetzung dieses Judenwegs. Nach Angaben der Gemeinde Laugna ist sie „ein ziemlich steil
65 Vgl. Oppenheimer, 1926, 110. 66 Trotz Wunsch nach wissenschaftlicher Vollständigkeit muss hier die Quellenangabe als verschollen bekannt werden, als Archivort ist das StA Wü zu vermuten. 67 BayFlNA, FlNS Järkendorf, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1929) 25. 68 Vgl. „Chronik von Järkendorf“ [erstellt zw. 1960 und 1993], 30, frdl. Hinweis Stadt Prichsenstadt, Korr. 19.2.1993; BayFlNA, FlNS Järkendorf, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1929) 25; Schwierz, 1992, 78. 69 StA A, Ka. Wertingen 80 II, fol. 422, PlNr. 447, frdl. Hinw. Dr. Reinh. Seitz, ltd. Archivdir. StA Augsb., Korr. 10.2.1997; BayFlNA, FlNS Laugna, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933) 85.
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ansteigender Weg im Wald, der den Fugger’schen Stiftungen gehört. [...] Heute ist Judenhühle ein Flurname für den umliegenden Wald.“70 „in lauter verbotenen Gegenden“ Der Betretungsverbote nicht genug galten im 18. Jahrhundert in verschiedenen hochstiftischen Orten – wie auch in anderen Territorien – oft aus der Luft gegriffene Betretungsverbote für jüdische Händler. Diese umschreibt der junge Hausierer Isaac Thannhäuser offensichtlich mit dem Begriff „verbotene Gegenden“, wenn er über seine Handelsgänge um 1800 im Schwäbischen mit seinem Onkel Isak Seligmann berichtet: Mit ihm mußte ich gehen, schwere Lasten nachtragen, und in lauter verbotenen Gegenden mich aufhalten, wo ich größtenteils in den Wirtshäusern sitzen mußte und warten, bis er immer kam. Ich konnte nichts weniger als selbst etwas unternehmen, weil wegen des strengen Verbotes nicht zu trauen war, indem man in der Gefahr gewesen wäre, um die bei sich geführte Ware zu kommen.71
Im hessischen Heldenbergen existierte ein Judenpfad, der entlang der Windecker Landwehr nach Büdesheim führte und, so Vielsmeier, dezidiert für Juden während der Frankfurter Messezeit verboten war. Am Anfang des Weges sollte nach den Vertragsbestimmungen, die die Burg Friedberg und die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt 1725 hinsichtlich der Geleitrechte in der Grafschaft Kaichen abgeschlossen hatten, ein Verbotsschild aufgestellt werden mit dem Text „Verbottener Weeg zu Franckfurther Meßzeiten, vor frembde Juden, so kein Heßisch Gelaith gelößet.“ Vielsmeier vermutet, dass hier der Begriff Judenpfad als ein fester Begriff für Wege stand, die, obwohl sie den Juden verboten waren, von ihnen benutzt wurden. Auch die 1456 erwähnte Judengasse am Dorfrand des hessischen Kaichen sei ihm zufolge entweder ein alter jüdischer Handelsweg gewesen, der am Dorf vorbeiführte, oder, wie der Heldenberger Judenpfad ein für Juden gesperrter Weg.72 Im Gegensatz hierzu war der Steinfurther Judenpfad ein Viehtriebsweg, der den Juden für den Vieh- und Zwischenhandel zum Friedberger Markt ausdrücklich erlaubt gewesen sein soll.73 Dieser reglementierte und verbotene Zutritt in ein Land oder eine Ortschaft galt insbesondere auch für Viehhändler und ihre Herden. Er war meist mit der Anweisung verknüpft, um die Orte außen herum zu gehen – wie etwa 1724 im Hochstift Würzburg, als zwar das Ortsbetretungsverbot 70 Vgl. Korr. Gde. Laugna, Bgm. Meitinger, 18.2.1993. 71 Vgl. Isaac Thannhäuser (geb. 1774 Altenstadt, Bayer.-Schwaben) [Memoirenfragment], in: Richarz [Hg.], 1976, 100–114, hier 104. 72 Vgl. Vielsmeier, 1995, 246f. 73 Vgl. Wagner, 1987, 147.
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für Juden an Sonn- und christlichen Feiertagen aufgehoben wurde, aber dennoch die Anweisung erging, „auch Ihr zu= oder Vom Marckh treibendes rindt-viehe nicht durch die stättlein, sondern aussen vorbey zu treiben“.74 Für die genannten „geschlossenen“ Orte galt 1728 das Gleiche. Eine Ausnahme war nur möglich, wenn eine Fütterung in diesen Orten notwendig sei, keinesfalls jedoch zu den vormittäglichen Gottesdienstzeiten.75 Nicht immer war dieses Ortsbetretungsverbot durch einen äußeren Anlass begründet, wie im Jahr 1742, als im Hochstift eine Viehseuche grassierte. Diese wütete damals in ganz Franken, wofür man aus Hilflosigkeit und Bosheit die jüdischen Viehhändler beschuldigte. Beinahe hätte die christliche Bevölkerung, wie Himmelstein in seiner Betrachtung „Die Juden in Franken“ von 1853 schreibt, ein schweres Pogrom verbrochen: „Schon versperrte man den Juden die Orte, hob allen Handel und Verkehr mit ihnen auf und trieb sie mit Drohungen zurück, wo sie sich zeigten etc.“ Ein Dekret des Fürstbischofs Friedrich Carl v. Schönborn vom 13.9.1742 sollte die drohende Gefahr abwehren, indem es sämtliche Oberamtsleute, Schultheißen, Bürgermeister und Befehlsträger anwies, die Juden zu schützen.76 Anfeindungen gegen jüdische Viehhändler waren offenbar nicht selten. Aus den 1939 in Tel Aviv verfassten englischsprachigen Memoiren des Gustav Nussbaum wird dies deutlich. Nussbaum reflektiert die Berufserfahrungen seines Großvaters, eines 1805 geborenen jüdischen Viehhändlers, der in den frühen 1860er Jahren in Wüstensachsen in der hessischen Rhön gelebt und gearbeitet hatte: [...] Mein Vater erzählte mir, daß es den Juden nicht erlaubt war, sich bei Tageslicht an anderen Orten als Wüstensachsen aufzuhalten, ohne dabei von der örtlichen Polizei aufgehalten zu werden. Händler, die ihr Vieh zu den Märkten treiben mußten, waren genötigt, Bestechungsgelder an einzelne Polizisten zu zahlen. Dennoch geschah es oft, daß diese Schurken („these scoundrels“) den vorbeiziehenden jüdischen Viehhändlern auflauerten und sie meldeten, auch wenn sie solche Bestechungsgelder erhalten hatten. Daher verbrachten die meisten Viehhändler kürzere Zeiten im Gefängnis. [...] Mein Vater erzählte oft folgende Geschichte: Im Alter von 14 oder 16 Jahren begleitete er einmal seinen Großvater beim Viehtrieb auf den Markt nach Fulda. Sie hüteten sich, Dörfer zu berühren, sondern wählten eine Route über die Hügel. Als sie auf dem Rückweg in die Nähe von Eckweisbach gelangten, bat der Großvater meinen Vater, dort von einem Bauern geschuldetes Geld einzuholen. Die kleineren Bauern, die ebenfalls unter der Strenge der Lokalbürokratie litten, kauften damals gerne bei Juden, auch wenn dies verboten war.77
74 StA Wü, Gebr. V W 73/143 (1724). 75 StA Wü, Gebr. V W 73/143 (1724); vgl. auch Himmelstein, 1853, 157. 76 Vgl. Himmelstein, 1853, 188. 77 Zit. n. Loebl [Hg.], 1993, 15 [Übersetzung durch die Verf.], frdl. Hinweis Dr. Herbert Loebl OBE, Newcastle upon Tyne, England.
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Sobald er jedoch das Dorf erreicht hatte, wurde er von einem Polizisten verhaftet und zum Bürgermeister geführt, der ihn allerdings als einen aus der Roedelheimer oder Nussbaum Familie aus Wüstensachsen erkannte, die als anständige Leute galten, und ließ ihn gehen.78 Wenn es also bezüglich des 1874 genannten Judenwegs von Döpshofen79 nahe Augsburg heißt, er sei ein „Viehtriebweg, den die jüdischen Händler von Fischach nach Reinhartshausen zur Umgehung Döpshofens zu machen pflegten“,80 so ist generell zu überlegen, ob diese Umgehung nicht durch ein einstiges Ortsbetretungsverbot erzwungen war, oder ob die Händler aufgrund der dörflichen Judenfeindlichkeit aus eigenem Antrieb die Siedlungen vermieden. Wie deutlich wurde, ist die Wahl eines Weges nur in seltenen Fällen eine freie gewesen. Weidefrevel Das Charakteristikum vieler Judenwege ist nun erwiesenermaßen ihr abkürzender Aspekt. Dieser spielte vor allem bei Handel und Viehhandel eine tragende Rolle und wird für die jüdischen Händler bei der Auswahl spezieller Wege ausschlaggebend gewesen sein. In der Regel aber gab es einen anderen drängenden Beweggrund, der zur Wahl des kürzest möglichen Weges nötigte: Wie erwähnt waren in Mainfranken um 1810 die Viehhändler mit 27 Prozent die stärkste Berufsgruppe unter der großen Zahl der jüdischen Händler. Das weitgehende Verbot für Juden, Weideland oder Äcker zum Anbau von Viehfutter zu erwerben, das erst Ende des 18. Jahrhunderts gelockert wurde, brachte schwerwiegende Probleme bei der Ernährung der Tiere mit sich. Den ausländischen, also nicht-würzburgischen Juden etwa war durch ein Dekret Fürstbischof Julius Echters vom 8.2.1575 nicht nur verboten, das würzburgische Territorium zu betreten, sie durften für ihr Vieh auch nicht die Brunnen und Weiden des Hochstifts in Anspruch nehmen. Wer sich dem widersetze, dem drohten sofortige Verhaftung und die Verteilung seines Viehbestands an Arme.81 Weideressourcen waren stets knapp und wurden von den Gemeindehirten hartnäckig gegen Konkurrenten verteidigt. Nur in vier mainfränkischen Orten, Gunzendorf, Lendershausen, Maßbach und zeitweise Memmelsdorf, besaßen Juden zu dieser Zeit das Gemeinderecht und damit die Möglichkeit, ihr Vieh auf öffentliche Weiden zu führen.82 Im badischen Grünsfeld 78 Zit. n. Loebl [Hg.], 1993, 15. 79 Vgl. Birlinger, 1874, 408: „Judenweg von Fischbach nach Depshofen ob Augsburg.“ 80 BayFlNA, FlNS Döpshofen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1933) 50a,b: Judenschlaue und Judenmahd, liegen an jenem Viehtriebsweg. 81 Vgl. Flade, 1996, 54f. 82 Vgl. Krug, 1987, 69.
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mussten die jüdischen Viehhändler aufgrund eines Ratsbeschlusses von 1696 fünf fl. für die Weide zahlen. Da sie ihr Vieh aber auf der besten Weide grasen ließen und deshalb stets mit dem Flurschützen in Streit gerieten, wurde ihnen ein Weideplatz zugewiesen und freigestellt, das Vieh den Gemeindehirten anzuvertrauen.83 In Homburg war ab 1673 das Weiderecht auf bestimmten, vermutlich brachliegenden Flächen an jüdische Viehhändler verpachtet worden. Als jedoch seit Ende des 17. Jahrhunderts der Viehbestand und Viehhandel analog dem Bevölkerungswachstum beträchtlich zunahm, wollte man dies im Ort nicht weiter dulden. Der Streit wurde um 1830 wohl erst mit einem Hinweis auf ein fürstliches Dekret beigelegt, welches den Juden zugestand, „ihr waydt allenthalben zu haben und zu geniesen“.84 Der Bedarf an Weideland war nicht gering. In den Oberaltertheimer Gemeinderechnungen dokumentieren zahllose sogenannte Rugstrafen diesen Konflikt. Es handelte sich um ein dauerhaftes Problem, denn 1655 und von 1700 bis ins 20. Jahrhundert hinein zahlten die Ober- und Unteraltertheimer sowie Höhefelder Juden kontinuierlich Geldstrafen für unerlaubtes Viehweiden: die Tiere grasten zum Beispiel während des sonntäglichen Morgengottesdienstes an Wegrainen und Gräben.85 Den Schutzjuden zu Ober- und Unteraltertheim kam schließlich eine 1768 von den Grafen zu Castell erlassene Verordnung zu Gute, die besagte, es könne ihnen nicht verwehret werden, ihr zur Handelschafft herbeÿbringendes Vieh auf der KorenStu[pf]el [...] und anderer zur Wayd erlaubte Orte wohin der Christen mit ihren Vieh treiben, zu weÿden, wobeÿ selbiges Niemand beeintrachtigen solle.86
Dass es innerhalb der Dorfgemeinschaft in punkto Weidenutzung zu heftigen Auseinandersetzungen kommen konnte, war kein Einzelfall. In vereinzelten Dörfern hatten jüdische Viehhändler bisweilen eine Weide gepachtet – darauf weisen auch Flurnamen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, so die Judenweide im mittelfränkischen Walddachsbach,87 der Judenanger im heutigen Stadtgebiet Fürth88 und die Judenhut im oberbayerischen Haunstetten.89 Dies scheint jedoch nicht die Regel gewesen zu sein. Es ist nicht bekannt, wie das Problem der fehlenden Weiderechte für die jüdischen Viehhändler gelöst wurde. Die Quellen enthalten meist nur Hinweise auf problematische Situationen – etwa wenn Klagen und Beschwer83 Vgl. Weiss, 1981, 570. 84 Vgl. Scherg, 1981, 104, der sich auf StA Wü, Gebr. V H 30 Nr. 88 (Homburger Juden treiben Vieh auf die Gemeindeweide, 1729–30) bezieht. 85 Vgl. Stäblein, 1968, 198ff. 86 FC KA D II 3 Ämter 6 (1792–1805). 87 BayFlNA, FlNS Walddachsbach, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1935) 33. 88 BayFlNA, FlNS Fürth, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 66. 89 BayFlNA, FlNS Haunstetten, AltLkr. Eichstätt, Mfr. (1960/61) 36.
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den laut und deshalb aktenkundig wurden, so 1720 in Rothenfels, als sich Bürgermeister und Rat wegen der dortigen Juden beschwerten, die den ganzen Sommer über ihr Vieh „hin- und her trieben“ und dadurch der geringen Rothenfelser Viehweide schadeten.90 In Urspringen ließen 1740 die dortigen Juden ihr Vieh und auch das anderer Gemeinden ohne Erlaubnis auf die gemeindlichen Weiden und verursachten dabei Schaden am Getreide.91 Wenn man also nicht in der Lage war, Geld in Futter zu investieren oder das Vieh bei einem Bauern im Rahmen der Halbviehkontrakte unterzustellen, so musste man die Tiere ohne Fütterung möglichst schnell weiterverkaufen.92 Sich mit einer hungrigen Herde auf den Weg zu machen, beseitigte das Problem jedoch nicht. Man kann folglich davon ausgehen, dass das Vieh gerade unterwegs auf den abgelegenen Pfaden Weidemöglichkeiten erhielt. Bezeichnenderweise – auch das ist ein bedenkenswertes Charakteristikum dieser Wege – zogen ja nicht wenige Judenwege entlang einer Gemarkungsgrenze, sprich, in der Regel weit von Ansiedlungen und etwaigen Kontrollen entfernt. Nicht selten führten sie wohl auch entlang einer Landgemeinde. Dies waren beispielsweise in Oberfranken außergemeindliche Flächen, die keiner Gemeinde zugeordnet waren, sondern an welchen mehrere Gemeinden Hut- und Nutzungsrechte besaßen. Dies mag insofern von Vorteil gewesen sein, dass so ein unauffälliges und inoffizielles Weiden der Viehherde möglich wurde. Die Anmerkung eines anonymen Autors von 1926 geht in diese Richtung, ihr zufolge hätten auf den Judenpfaden und Judenwegen – meist Waldpfade, die den Weg in Nachbarorte abkürzten – „in früherer Zeit“ Handelsleute ihr Vieh getrieben. Aus alten Rugzetteln sei zu ersehen, „daß dieselben öfters von den Flurschützen angezeigt und mit einer Strafe belegt wurden, wenn sie auf diesem Triebwege das Vieh in die Aecker gehen und weiden ließen.“93 Der Judenweg im mittelfränkischen Tragelhöchstädt ergänzt diesen Aspekt. Dieser Waldweg lag an einem Wald namens Judenholz und führte von Rauschenberg über Tragelhöchstädt in die Uehlfelder Flur. Auf ihm hätten laut Flurnamensammlung und Verwaltungsgemeinschaft Uehlfeld die jüdischen Viehhändler von Rauschenberg und Vestenbergsgreuth offenbar ihr Handelsvieh treiben müssen, um Flurschaden zu vermeiden.94 Dass dies bayernweit und nicht nur für die jüdischen Viehhändler galt, die zwar die Mehrzahl unter den Viehhändlern darstellten, liegt auf der Hand. Der Stadtmagistrat von Würzburg verlautbarte am 19.7.1821: 90 Vgl. Kolb, 1992, 105, der sich auf StA Wü, Gebr. IV R 153 bezieht. 91 FC KA D II 3, Ämter 111, S.278. 92 Vgl. Krug, 1987, 69. 93 Vgl. G., 1926, o.S. 94 BayFlNA, FlNS Tragelhöchstädt, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1936) 36; vgl. Korr. Vg. Uehlfeld, Frau Burghardt, 17.2.1993.
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Häufige Beschwerde der Güterbesitzer, besonders in der Umgegend der Stadt, über das Weiden einzelner Stücke Vieh, als Kühe, Geisen und dgl. an den gemeinen Wegen und an den daran stoßenden Hegen, veranlassen unterzeichnete Behörde, das schon längst bestehende Verbot, dieses dem Privat-Eigenthum schädlichen Unfugs mit dem Bedrohen zu erneuern, daß jeder dagegen Fehlende zur Rug gezogen werden solle.95
Zwei Jahre später wies der Staatsminister des Innern und der Finanzen in München die königliche Regierung des Unter-Mainkreises darauf hin, es gehöre zur Straßen-Polizey, dass das den Straßendämmen nachtheilige Weiden des Viehs auf denselben nicht gestattet werde, und in dieser Hinsicht sind die Wegmacher [...] verpflichtet, das an den Straßendämmen weidende Vieh abzuwehren, und Frevel dieser Art den Polizeybehörden zur Bestrafung anzuzeigen.96 Dies wird auch andernorts bestätigt: Wie etwa die königliche Regierung des Oberdonau-Kreises zu Augsburg 1829 betreffend der Schlachtviehtransporte bekannt gab, erlitten die an den Straßen gepflanzten Obstbaum-Alleen, so wie die Straßen-Gräben [...] beständige Beschädigungen, und an den benachbarten Feldern wird häufig im nächsten Bereich durch Abweiden gefrevelt. [Daher, die Verf.] wird verfügt, daß bey Vermeidung der durch allerhöchste Verordnung von 26.12.1808 gegen Straßenbeschädigung angedrohte Strafe von 6 fl. für jeden Unterlassungsfall, wovon die Hälfte dem Angeber zufällt, künftig alles Horn-Vieh nur gekuppelt auf den Straßen getrieben werden dürfe [...].97
Aus einem Bericht der Waigolshäuser Gemeindeverwaltung vom 28.5.1835 bezüglich der Feldpolizei geht hervor, dass die meisten Flurschäden, die an den Getreidefeldern entlang der Wege nach Theilheim, Schwanfeld und Werneck zu finden seien, durch jüdische Viehhändler und nur „zum Teil durch Gült- oder Zehntfuhren bei schlechter Witterung“ verursacht worden wären. Denn die Viehhändler trieben ihr Vieh ohne Maulkorb und nicht paarweise nebeneinander, sondern, wie es in der Beschwerde heißt, so, „daß sie einander in den Mund sehen können, wenn ihnen auch 5, 10 bis 15 Personen sind.“98 Sicherlich ist hiervon der Waigolshauser Judenpfad betroffen, der seit mindestens 1845 belegbar ist; vielleicht auch der Judenpfad im benachbarten Hergolshausen.99 Seinen Namen erhielt dieser Verbindungsweg zwischen Waigolshausen und Theilheim vermutlich in Analogie zu Theilheim selbst, da dieser Ort, in dem seit 1490 Juden lebten, nach re95 Vgl. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis, 1821, 1331f. 96 Vgl. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis, 1823, 1755f. 97 Vgl. Kreis-Intelligenzblatt [...] des Ober-Donau-Kreises, 1829, 722. 98 Zit. n. Zirkularien und Berichtenbuch vom Orte Waigolshausen, 3.7.1834–13.10.1836, GdeA Waigolshausen 5.2, frdl. Hinweis Christian Schaub, Gde. Waigolshausen, Korr. 11.12.1991. 99 BayFlNA, FlNS Waigolshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1925/26) 51; FlNS Hergolshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1933) 105.
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gionaler mündlicher und nichtjüdischer Überlieferung als das „Judendorf“ bekannt war.100 Aus dem württembergischen Hermaringen ist bekannt, dass der dortige Judenweg ein „alter Verbindungsweg“ nach Obermedlingen war, den die jüdischen Viehaufkäufer des Brenztales als Rückweg von den bayerischen Märkten bevorzugten. Wie aus der Flurnamensammlung hervorgeht, wurde dabei „im Wald gerne recht langsam vorangetrieben, um dem Vieh das Fressen zu ermöglichen.“101 Das Strafbuch des mittelfränkischen Altenmuhr weist eine Fülle von Strafen „wegen Viehtreibens auf unerlaubtem Weg“ auf. Die Strafe, die im allgemeinen 15 Kr. betrug, wurde stets bereitwillig gezahlt; wahrscheinlich, so Irene Jung, war sie von vornherein einkalkuliert gewesen. Die Viehtreiber, die diese „unerlaubten Wege“ betraten, sodass die Bauern der angrenzenden Wiesen und Äcker wohl nicht zu Unrecht um ihr Gras und Getreide fürchteten, legten ihre Wege auch noch nach 1900 zu Fuß zurück, wenn sie in Burgoberbach, Winkelhaid und Spalt Vieh holen mussten. Dass sie dabei nach Möglichkeit den kürzesten Weg wählten, versteht sich von selbst. Interessanterweise aber waren in der Gemeinde Altenmuhr diese „unerlaubten Wege“ meist auch die für den Viehtrieb attraktiven kürzesten Wege. So hatte sich, wie Jung schreibt, für solch einen Weg nach Wolframs-Eschenbach der Name Judenweg eingebürgert.102 Wie sorgfältig man Wiesen und fruchttragende Felder im ehemaligen Waldsassengau zu schützen suchte, zeigt eine „Gerichts oder Dorffs Ordtnung über das ganze Dorff Stetten“ um 1595: Wan einer über Äcker oder Wisen fehret: Also auch, wann einer dem andern zu ungebührlichger Zeitt über ein Wisen, darauf das graß oder grummet noch stehet, oder über einen Acker, so gedribracht oder noch mit früchten stünde oder lege, fahren würde, der solle nit allain umb ein halb gülden gebüst werden, sondern auch den gefüegten schaden nach erkantnus der geschwornen, die uff desselben costen gehen sollen, wider abzulegen schuldig sein.103
Ein Ereignis aus dem unterfränkischen Großostheim gibt einen Hinweis auf eine andere Kategorie dörflicher Wege: 1778 hatten Juden einen „Jedermann Verbottenen Weeg paßiret.“ Als im Folgejahr sieben ortsansässige Juden erneut diesen unerlaubten Weg betraten, der in der Richtung „nach dem Juden Begräbniß in Schweinheimer Markung“ gelegen war, kam es zu Handgreiflichkeiten, da dieser Weg offenbar verteidigt wurde: Zwischen
100 Wie Anm. 98. 101 WFlNA, FlNS Hermaringen, OA Heidenheim (o.J.), o.lfd.Nr.: „Wegen der Bißschäden schließlich Unterbrechung.“ 102 Vgl. Jung, 1988, 152, 154. 103 Zit. n. Burkard, 1988, 457.
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den Juden und jungen Männern, nämlich Reinhards und Hartlaubs Söhnen von Niedernberg, entstand eine auf beiden Seiten brutale Schlägerei.104 Solche verbotenen Wege existierten auch im ehemaligen Waldsassengau, wobei bislang unklar blieb, welchen Sinn und Zweck sie im Einzelnen erfüllten. So sollte vor 1799 in Stadelhofen laut Dorfordnung „keiner über die verbottenen Fußpfad gehen oder reiten bei Straff 10 Pfg.“105 In Urspringen waren laut Dorfordnung um 1576 alle ungewöhnlichen Wege verboten, das heißt Wege, die über die Samäcker, Wiesen und Gärten führten und Fußpfade, die nicht wie üblich zu befahren, zu begehen und zu bereiten waren. Zuwiderhandlungen würden der Obrigkeit oder dem Schultheißen angezeigt und bestraft werden.106 Wie der erwähnte Judensteig im unterfränkischen Mönchsondheim, den die Hüttenheimer Viehhändler zu benutzen hatten, impliziert, gab es streckenweise eigene, den Viehhändlern vorgeschriebene Wege.107 Möglicherweise verbirgt sich auch hinter einer Notiz in den Oberpfälzer Nachrichten von 1978 über den Judenweg von Rupprechtsreuth ein Hinweis auf solche angeordneten Umgehungswege, wenngleich sie sich nicht speziell auf Viehhändler bezieht: Die Juden aus Floß im damaligen Herzogtum Sulzbach, heißt es da, „durften wenn sie nach den westlich gelegenen Ortschaften gehen oder fahren wollten, nur diesen verborgenen durch den Wald führenden Weg, den Judenweg, benutzen und auch nur bei Hütten die Heidenaab überqueren.“108 Dieser von Neunkirchen kommende Weg führte auf dem Judenbrückl von Untermantel, in dessen Gemarkung sich ebenfalls ein Judenweg befand, über den Hohlbach und mündete beim Hüttener Kreuz in den Weg von Mantel nach Groß-Hütten.109 Nach Ansicht des Thüngener Ortschronisten Kugler zählte die Benutzung eines Judenpfades zu den „Sonderbestimmungen“ für Juden, die mit der formalen Gleichstellung der Juden in Bayern 1813 allmählich aufgehoben wurden. Allerdings schreibt Kugler auch, der Markt Thüngen als reichsritterschaftlicher und evangelischer Ort mit 39,8 Prozent Juden unter der Ortsbevölkerung im Jahr 1837 sei „wohl zu klein und vom Würzburgischen eingeengt und umgeben [...], um besondere Judenwege einrichten zu können.“110 Welche Funktion diese Wege gehabt haben sollen bleibt offen. Auch ist nicht nachweisbar, dass es von staatlicher Seite eigens angelegte Judenpfade gegeben haben soll. 104 105 106 107 108 109 110
StA Wü, Mainzer Polizeiakt V 1934 (1779). Vgl. Eichelsbacher, 1914, 15, auch: Eichelsbacher, 1952, Nr. 1 (o.S.). Vgl. Hasenfuß, 1975b, 50. BayFlNA, FlNS Mönchsondheim, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1937) 61, 28. Vgl. Zenger, 1978, o.S. BayFlNA, FlNS Untermantel, AltLkr. Neustadt/W, Opf. (1956) 18; vgl. Zenger, 1978. Vgl. Korr. Fritz Kugler, Thüngen, 6.2.1992.
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Mobilität mit Hindernissen
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Flurschaden und das Pressedebüt eines Judenwegs Unter sämtlichen recherchierten Judenwegen ist bislang nur ein Weg Gegenstand eines archivalischen Dokuments geworden, das nicht lediglich der Landvermessung und Steuererhebung diente. Anlass war die problematische Situation etlicher jüdischer Viehhändler im 18. Jahrhundert: Aus Schnaittach, Ottensoos, Hüttenbach, Forth und anderen mittelfränkischen Orten stammend, hatten sie auf ihren Wegen zum Viehmarkt nach Neumarkt in der Oberpfalz nicht wenig zu erdulden. Aus einer ihrer wiederholten und demnach vergeblichen Beschwerden im Jahr 1753 geht hervor, dass die Straße, die sie zum Viehtrieb benutzten, nämlich der Weg über Neumarkt, Altdorf, Gersberg, Rüblanden, Ottensoos, Schnaittach und Forth, für sie nicht passierbar sei und sie an gewissen Orten unter anderem aufgehalten und geschlagen würden.111 Sie beschwerten sich ferner am 29.7.1753, dass ihnen untersagt sei, ihr Vieh nit mehr disen weg über: und durch widerholtes Rüblanden treiben zu lassen, auch ihnen hierin schon ville Zwang und gewalt angethan, obwohlen sie und ihre vorEltern daß zu Neumarckt uf dortigem Jahr- und Wochen-Märckten erkauffete horn-Vieh über Altdorff, heidelbach, Greßberg und in Specie Rüblanden unverdenklich, heim getrieben [...].112
Dass den Viehhändlern die bislang freie Wegwahl beim Heimtrieb des in Neumarkt gekauften Viehs – es handelte sich selten um mehr als sechs Stück – über Rüblanden nach Schnaittach verweigert wurde, war eine Sache. Dass diese Wegführung möglicherweise zu einer Art Gewohnheitsrecht wurde, wie der Hinweis auf ihre „vorEltern“, die diesen Weg bereits genommen hätten, nahelegt, eine andere. Der Weg über Rüblanden war der kürzere. Wie aus einem Protokoll vom 23.7.1754 hervorgeht, hatten die Rüblander Dorfführer den Durchtrieb nicht mehr gestattet, weil fast wöchentlich 40, 50 auch 60 Stück Vieh durch den Ort getrieben würden. Diese plötzliche Vergrößerung der Herden hing mit dem Anstieg der jüdischen Bevölkerung Schnaittachs – und damit auch der Viehhändler unter ihnen – zusammen. Das Vieh, so der Vorwurf, hätte die angrenzenden Wiesen und Felder betreten, sei von den Juden auch hineingetrieben worden und hätte der Ernte geschadet, auch sei manches Tier offenbar krank und könne das Rüblandener Vieh anstecken, deshalb habe die Rüblandener Gemeinde den Durchtrieb verwehrt, „anfangs mit verwarnungen, und da solche nichts verfangen, endl. mit Pfandungen“. Die Juden hätten der Rüblandener Gemeinde schon oft und vergebens Geld für den Durchtrieb angeboten, dies zeige, dass ihnen der Durchtrieb nicht (mehr) erlaubt gewesen sei. Interessanter111 StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 Nr. 11 (4). 112 StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 Nr. 11 (5) (Schreiben des Rothenberger Pflegskommissär an Carl Christoph Kreß v. Kresenstein v. 29.7.1753).
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weise nennen die Rüblander Dorfführer auch den Weg, den die Juden statt dessen zu nehmen hätten. Er sei der „der ordentliche Weeg von Neumarck nacher Schnaittach“, nämlich „über Altdorff, Heidelbach, Gersdorf, Gersberg, den grünen berg und über so genannten Juden Weeg, auf Ottensoos und folgends nacher Schnaittach zu.“113 Bekanntlich hieß der Wegabschnitt von Gersberg ab auf Ottensooser Gemarkung Judenweg114 und war bei den Viehhändlern der Region offensichtlich alles andere als beliebt. Der Viehtrieb war vor allem deshalb problematisch, da meist nur sehr schmale Feldwege zur Verfügung standen, „woran zu beeden Seiten felder und Wießen stossen“. Dass die Flur beim Durchtrieb von großen Viehherden von 40 bis über 60 Stück Schaden leidet, ist denkbar. Aber dass die Rinder aus Bosheit hineingetrieben wurden, wie der Pfleger des Amtes Engelthal, Carl Willhelm Scheuerl v. Deffersdorf, unterstellte und deshalb befahl, man solle der Juden Gesuch ablehnen,115 rechtfertigt in keiner Weise die Mißhandlungen an den jüdischen Viehhändlern, die hier geschahen. Bezeichnenderweise erwähnen zwei 1930 erschienene Zeitungsartikel, die sich mit dem Judenweg von Ottensoos auseinandersetzen, die genannten Gewalthandlungen kaum. Der eine konstatiert, dass die Juden den ihnen „von je verbotenen Weg“ ausschließlich benutzten, als sei es ihr Recht116 und lässt unbeachtet, dass die Viehhändler damals, 1753, insistiert hatten, dass bereits „ihre vorEltern daß zu Neumarckt [...] erkauffete horn-Vieh über [...] Rüblanden unverdenklich, heim getrieben“ hätten.117 Der andere Artikel, mit dem Titel „Streit um einen alten Judenweg“, interpretiert die Weigerung der Juden, den bislang benutzten kürzeren Weg aufgeben und einen längeren gehen zu müssen, als ein Aufbegehren im Sinne der Aufklärung. Denn angeblich hätten sie den längeren Weg aufgrund seiner Bezeichnung Judenweg verschmäht. Diese mochte plötzlich für sie „absonderlich“ klingen: „Sie hat auch die verzweifelte Aehnlichkeit mit dem ‚Schinderweg‘, der für den Schinderkarren bestimmt war und heute noch bei Festzügen und Beerdigungen gemieden wird, wenngleich er rascher zum Ziele führen würde.“118 Dass auf diese Weise ein Judenweg aktenkundig und in der regionalen Presse mit Aufmerksamkeit bedacht wurde, mag Zufall sein, Tatsache ist jedoch, dass hier der Flurschaden der christlichen Gemeinde den Anlass 113 StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 Nr. 11 (8) (Protocollum über der Dorfsführer zu Rüblanden Verantwortung wegen des, denen Juden zu Schnaittach etc. difficultierenden Durchtriebs im amt Engelthal, 23.7.1754). 114 Dies bemerkt auch Kohl, 1993, 133, frdl. Hinweis Dr. Rainer Schoeller, München. 115 StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 Nr. 11 (3). 116 Vgl. N.N., 1930b, 20. 117 StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 Nr. 11 (5) (1753). 118 Vgl. Seibold, 1930, 2. Die angekündigte baldige Fortsetzung des Artikels fehlt in den folgenden zwölf Jahrgängen.
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gab, nicht die Misshandlung der jüdischen Viehhändler. Es hätte, wie auch im Folgenden noch zu sehen sein wird, viele Anlässe gegeben, von Judenwegen und den dortigen Vorfällen zu berichten.
5.2 „Bettelleut oder anderes loses Gesindel, absonderlich die Juden“ Bettelleut oder anderes loses Gesindel, absonderlich die Juden 5.2.1 Am Judenbrunnen (III) Der Judenbrunnen in Lohr war, wie geschildert, eine Station der Lohrer Juden auf ihrem Weg zum Laudenbacher Friedhof. Hier beendeten sie die Lewaje, wuschen die Hände und kehrten nach Hause zurück.119 Jener Brunnen wurde in der Flurnamensammlung von 1923 gemeinsam mit dem ebenfalls im Südwesten gelegenen Judengarten als ein Ort „vor der Stadt“ beschrieben, „wo sich fremdes Volk lagerte, das zum Spessart zog oder daher kam.“120 Da für diesen Ort keine Plannummer vorhanden ist und seine Bezeichnung in den etwa 90 Jahre älteren Katastern nicht überliefert wird, ist eine Lokalisierung des ehemaligen Judenbrunnens nicht möglich. Wer aber ist mit „fremdes Volk“ gemeint? Gaukler, Fahrende und Vagierende? Aufgrund des Namens kann angenommen werden, dass unter den Unbekannten, die an einem Judenbrunnen oder in einem Judengarten Rast machten, nicht wenige Juden gewesen waren. Deutlich wird der Argwohn, der aus der Titulierung „fremdes Volk“ spricht, denn die Fremden werden nicht näher definiert, man erhält nur den Hinweis, dass ihre Herkunft oder ihr Reiseziel der Spessart sei. Jüdische „Reisende“ gab es allerdings viele. Neben den Händlern und Viehhändlern waren zumindest bis Ende des 18. Jahrhunderts auf den Straßen auch Rabbiner und Talmudstudenten auf der Suche nach einer Anstellung, diverse jüdische Bedienstete und nicht zuletzt Bettler, die sogenannten „Betteljuden“, unterwegs. Sie zählten zu den ‚unvergleiteten‘ Juden, das heißt, sie konnten keinen Schutzbrief erwerben, sei es aus finanziellen Gründen oder aufgrund des Verbots der Ansässigmachung für Juden an einem bestimmten Ort, an dem die obrigkeitliche Repressionspolitik keine oder nur eine begrenzte Anzahl von Juden zuließ.121 Zwar gibt es Aufzeichnungen des Lohrer Zolleinnehmers Johann Jörg Büchold von 1728, die aufzeigen, dass in Lohr nicht nur die Steinbacher und Rienecker Juden ein und aus gingen. Auch Juden aus Burgsinn, Arnstein, Rothenfels, Karlburg, Lohrhaupten und Poppenlauer kamen in die 119 Vgl. Schönmüller, 1957, 11 (3). 120 BayFlNA, FlNS Lohr, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8. 121 Vgl. Krug, 1987, 34.
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Stadt.122 Doch sagt dies nichts aus über die „Fremden“, die außerhalb der Stadt lagerten. Wir wissen nichts über ihre Identität, ihre Herkunft und ihr Ansinnen, vor der Stadt zu rasten. Grundsätzlich stellt sich die Frage, weshalb hier, trotz scheinbar erheblicher Mobilität der Juden, kein Judenweg überliefert ist. Ob es eine temporäre Benennung gab, die im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung verlor und verschwand, ist nicht überliefert. Wer die Fremden gewesen waren, geht möglicherweise aus einem undatierten Hinweis des Lokalforschers Josef Hasenfuß hervor, nach welchem sich auch außerhalb des Ortes Karbach Unbekannte aufgehalten hatten – in diesem Fall polnische Juden. Sie seien jedes Jahr, etwa im Juni, einzeln oder auch als Familie, nach Karbach gekommen, hätten bei den dortigen Juden gebettelt und seien im August wieder zu Fuß heimgegangen. „Droben am Karbacher Tannenberg in dem kleinen Nadelholzwäldchen“ sei ihr Nachtlager gewesen.123 Auch in Thüngen gab es heimatlose und um Almosen bittende Juden. Jenes erwähnte Verbot von 1762, das der Thüngischen Judenschaft untersagte, an Sonn- und Feiertagen über die Gassen zu gehen, war unter anderem durch das angebliche „diebische Herumschleichen“ streunender sogenannter Schnorrjuden (von schnorren, schnurren gleich betteln124) während des Gottesdienstes veranlasst.125 Diese Hinweise auf wandernde „Betteljuden“ öffnen den Blickwinkel auf eine weitere Benutzergruppe der Judenwege. 5.2.2 Auf der Straße Im 17., 18. und zum Teil 19. Jahrhundert waren auffallend viele jüdische Bettler im Hochstift Würzburg, wie auch in ganz Franken unterwegs. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es aufgrund der Pogrome, die der Kosakenhetman Bogdan Chmielnicky 1648 in der Ukraine initiiert hatte, eine massive Fluchtbewegung der überlebenden Juden Richtung Westen. Ihre Zahl wird auf etwa 10.000 bis 15.000 geschätzt.126 Hinzu kamen die Vertreibung der Juden aus Mähren 1650 und die Ausweisung von 1346 Personen der Wiener Judenschaft 1669 durch Kaiser Leopold I. (1657–1705). Die Wiener Exulanten bildeten in Süddeutschland teils größere Landgemeinden, etwa in Harburg im Ries.50 Wiener Familien erhielten die Erlaubnis, sich in Berlin und einigen anderen Städten der Mark Brandenburg niederzulassen, was 122 Vgl. Martin, 1957, 11. 123 Vgl. Hasenfuß, 1975a, 153. 124 „nach dem alten gebrauche, mit der schnurrpfeife als bettelmusikant umherzuziehen, hat sich die bedeutung betteln überhaupt herausgebildet“, vgl. Grimm, Art. schnurren, 1985, IX 1420. 125 Vgl. Oppenheimer, 1926, 110. 126 Vgl. Breuer, 1996b, 235.
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Juden bislang untersagt war.127 Nicht zuletzt führten der wirtschaftliche Zusammenbruch des polnischen Königreiches und erneute Pogrome im 18. Jahrhundert sowie die 1744 von Maria Theresia verfügte Ausweisung aller Juden aus Prag dazu, dass Menschen ohne festen Wohnsitz während des 18. Jahrhunderts etwa zehn Prozent der jüdischen Gesamtbevölkerung ausmachten, in Franken und Schwaben wohl sogar mehr als ein Viertel.128 Diese Gruppe der jüdischen Bevölkerung, die ihres Wohnsitzes, ihrer Heimat und ihres Besitzes beraubt worden war, lebte in extremer Armut. Im Franken des 18. Jahrhunderts war sie Teil des Straßenbildes. Sie besaßen weder ein Niederlassungsrecht, noch ausreichend Mittel für teure Schutzbriefe oder Leibzollgebühren, noch die Erlaubnis zu arbeiten oder gar zu betteln. In diesem Status des ökonomischen und sozialen Ausgegrenztseins, der Armut und Heimatlosigkeit waren sie gezwungen, auf den Landstraßen zu überleben.129 Als Nichtsesshafte, die sich in manchen Fällen an den Grenzen der Kriminalität bewegten, waren sie obendrein häufig Gegenstand des Hasses der christlichen Bevölkerung und prägten unfreiwillig unter anderem das negative Bild „des Juden“.130 Es sind meist nur bruchstückhafte und einseitig abwertende Quellenzeugnisse über sie erhalten. Etwa jene wertende Beobachtung von 1790: Diese bettelnden Horden machen die Landstraße bisweilen ekelhaft, wenn man auf die Lager derselbigen stößt, wo sie sich in Wäldern und hinter Zäunen sonnen, [...] bey diesen Bettelcaravanen befinden sich oft auch Gauner und Schelme [...].131
Generell waren die Lebensumstände der Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert jedoch nicht nur in Mainfranken infolge der Kriege und Missernten von Hunger und Armut geprägt. Die Mehrheit des ländlichen bayerischen Judentums zählte, wie geschildert, zur ärmeren bis ärmsten Bevölkerungsschicht.132 Aus der Vermögensstatistik des Hochstifts Würzburg dieser Zeit sei laut Weger leicht zu ersehen, dass ein Großteil der Juden „bettelarm“ gewesen sei.133 Wie die hochstiftische Judenschaft in ihrem sechsten Gravamen vom 19.9.1749 schreibt, sei sie wegen ihrer „ohnerschwünglichen aus127 1683 machte Leopold I. die Vertreibung aus Wien aus wirtschaftlichen Gründen rückgängig, vgl. Breuer, 1996b, 100–104. 128 StA Wü, Juden 12 (Juden-amts acten der Jahre 1750–1755, hier Verordnung v. 1.6.1750); vgl. Breuer, 1996b, 149f, 100, 235; Jakob, 1988, 108; Schubert, 1983, 171; Tausendpfund, 1987, 32. 129 Hierzu maßgeblich: Schubert, 1983, 162, 168–173; vgl. auch Tausendpfund, 1987, 32; Müller, 1899, 107; Glanz, 1968, 132; Katz, 1982, 7; Cahnmann, 1974, 173f. 130 Vgl. Stern, 1936, 230. Zum Thema Vaganten und jüdische Bettler: Werblowski, Raphael J.Z.: Jüdisch deutsche Symbiose. Bemerkungen zum Kokem-Loschen und Rotwelsch, in: Karl E. Grözinger [Hg.]: Judentum im deutschen Sprachraum, Frankfurt/M. 1991, 89–100; Katz, 1982, 195; Weiss, 1992, 35. 131 Vgl. [Isaac, Joseph ?], 1790, 444. 132 Vgl. Illian, 1986, 343; Filser, 1988, 7f. 133 Vgl. Weger, 1920, 188.
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laagen und oneribus [...], ohnehin bies auff ettlich wenige erarmet [...] und werde gesamt in den rain und bettelstaab versetzet.“134 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählten 95 Prozent der jüdischen Bevölkerung in Mainfranken zur Unter- bzw. niederen Mittelschicht. 1832 lebten beispielsweise jene 179 Juden im Landgerichtsbezirk Homburg, nämlich in den Dörfern Erlenbach, Homburg, Böttigheim und Neubrunn, größtenteils in Armut. Nur sechs Familien galten als wohlhabend. Ein Großteil der armen jüdischen Haushalte war vor allem in den ritterschaftlichen Territorien zu finden. Durch die im Unterschied zu den hochstiftischen Judenschaften oft abgeschiedene Lage ihrer Wohnorte waren sie meist wirtschaftlich schlechter gestellt,135 beispielsweise ernährten sich 1655 und 1699 im von hutten’schen Wiesenfeld drei von vier Haushalten durch Betteln.136 Im gemischtherrschaftlichen Laudenbach war 1655 die Situation geringfügig günstiger. Dort lebten von den insgesamt 31 (oder 34) Personen einer von Almosen, ein anderer in großer Armut und zwei weitere als Bettler, während die Judenschaft im gräflich castell’schen Urspringen im selben Jahr als relativ vermögend eingestuft wurde.137 1750 wurden in Rothenfels sogenannte Schloder- oder Betteljuden registriert.138 Hinzu kamen nun die zahllosen obdachlosen jüdischen Flüchtlinge. Sie zogen von einer jüdischen Gemeinde zur nächsten und überlebten, da ihnen das Betteln verboten war, häufig durch die in der Tora (Deut. 15,7ff) vorgeschriebene Verpflichtung zur Wohltätigkeit. Mit dieser Form der Nächstenliebe, hebr. Zedaka, bemühte man sich im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit um wirtschaftlich Schwache139 – brachte sich damit oft selbst in Not. Ankommende jüdische Bettler wurden durch den sogenannten Judenbettelvogt mittels Billetten jüdischen Familien zur Nachtruhe zugewiesen. Dort erhielten sie ein Vesperbrot, Abendessen und Frühstück, sowie einen Kreuzer Wegzehrung – am Ruhetag Schabbat jedoch Verpflegung für zwei Tage.140 1790 bekam im Hochstift Würzburg jeder jüdische Bettler nebst Verpflegung täglich insgesamt 1½ Kr.141
134 StA Wü, Gebr. VI W 256 (1749–1754). 135 StA Wü, LRA Mar 2388 (1832); vgl. Krug, 1987, 77, 84, 88. Die vermögenden jüd. Gemeinden befanden sich um 1813 im südl. Mainfranken, v.a. in Amtsstädten wie Gerolzhofen, Gemünden, Arnstein und Dettelbach sowie in den jüdischen Zentren um Würzburg: Heidingsfeld, Höchberg und Veitshöchheim, vgl. Krug, 1987, 82. 136 StA Wü, Admin.8318 (1675); StA Wü, Gebr. IV W 273 (1699). 137 StA Wü, Admin.8318 (1675). 138 Vgl. Kolb, 1992, 106. 139 Vgl. Levy, Art. Wohltätigkeit, 1930, IV/2 1475. 140 Vgl. Müller, 1899, 107; Glanz, 1968, 7; Bialoblocki, Art. Almosen, 1928, 389; Schubert, 1983, 168–170, Anm. 697, 699; Aron Hirsch Heymann, Lebenserinnerungen, 1879 (Ausschnitt), in: Richarz [Hg.], 1976, 213–235, hier 220; Kappl, 1984, 332; [Isaac (?)], 1790, 439. 141 Vgl. Isaak, 1791a, 18.
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Selbst als um 1760 scharenweise jüdische Flüchtlinge durch den Waldsassengau zogen, zeigten sich die Glaubensbrüder und -schwestern weiterhin solidarisch und unterstützen sie, obwohl dies damals streng verboten war. 1753 wurde dem Wenkheimer Rabbiner untersagt, einen Juden ohne Vorwissen des Schultheißen und des Gerichts übernachten zu lassen. Unter Androhung von Strafe verbot man ihm, weiterhin „Pässe“ auszustellen, die die durchziehenden Juden den Familien zuteilten. Dass sich auch die Wenkheimer Juden nicht am Gebot der Wohltätigkeit hindern ließen, zeigt die beträchtliche Geldstrafe von 20 Talern, umgerechnet 1800 Kr., mit der sie 1771 wegen Beherbergung von Bettlern belangt wurden.142 Ascher Lämle Weldtsberg erinnert sich an diese Form der Wohltätigkeit, die ihm 1786 als jungem Talmudschüler zugute kam, als er auf dem Weg von Zeckendorf bei Bamberg zur Jeschiwa nach Prag unterwegs war: [...] recht gern gaben alle Juden ohne Ausnahme, auch Mittelvermögende, auch Arme, fremden Armen und Reisenden zu essen und zu trinken, mittags und abends sind Blette zu bekommen, auch wenn einer wie ich und meinesgleichen die Nacht über logiert hatte, aber wenig Reisegeld erhielt man von ihnen. Teils gaben sie nur zwei Pfennig, höchstens einen Kreuzer, häufig gaben sie gar nichts, wenn man bei ihnen logierte. Aber ich habe Männer getroffen, die auch 14 Tage oder vier Wochen gastlich aufgenommen wurden.143
Dass fremde Gäste auch willkommene Abwechslung ins Haus brachten, indem sie Informationen und Neuigkeiten aus entlegenen und unbekannten Gegenden übermittelten,144 mag ein positiver Aspekt gewesen sein. Anderer Auffassung waren die „gesammten Vorgängern der Judenschaft des Hochstifts wirzburg“. In ihrem Schreiben an den Fürstbischof Adam Friedrich v. Seinsheim vom 10.3.1775 schilderten sie die schwere ökonomische und moralische Belastung für die offiziellen und Schutzgeld zahlenden Mitglieder der Gemeinden durch die Fremden. Sie forderten, dass fremde, sozusagen ‚illegale‘ Juden, sofort Stadt und Land räumen sollten. Denn ihnen, den Hochstiftischen, geschehe durch diese fremden Juden, „welche theils Handelschafften zum Schaden deren Hochstifftisch Wirzb. Schutzverwandten Juden treiben, theils auch sich gar nicht ires Aufenthalts halben legitimiren können [...] viel Nahrungsabbruch.“ Außerdem könnte ihnen, so der Vorwurf, durch deren „Exzesse“ großer Nachteil wachsen, viel Unterschleif könne geschehen und schließlich kämen sie selbst in Verdacht und Argwohn145 – ein Konflikt, der auf nationaler Ebene während der Wende zum 142 Vgl. Weiss, 1992, 35. 143 Vgl. Lehmann [Hg.], 1989, 14. 144 Vgl. Harris-Brandes, Johanna: Fröhliche Kindheit im Dorf, Erlebnisse aus den Jahren 1880–1890, Ms. undatiert, in: Richarz [Hg.], 1979, 155–165, hier 159. 145 StA Wü, Gebr. VII W 246 (Würzburg, den Aufenthalt frembder Juden dahier und im Landt btr., 1755).
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20. Jahrhundert erneut eine Rolle spielte. Damals befürchteten viele „alteingesessene“ deutsche Juden, durch die eingewanderten sogenannten „Ostjuden“, die verarmt und heimatlos vor Pogromen in Kischinjow, Jekaterinoslaw und zahlreichen anderen Orten nach Westen flüchteten, ihr Ansehen als etablierte oder assimilierte Bürger zu verlieren. Eine Vorstellung vom quantitativen Ausmaß der jüdischen Wanderbettler gibt Bundschuh, alias Isaak: Um 1790 seien nach seiner Rechnung in den rund 5000 jüdischen Haushaltungen der Fränkischen Kreise jährlich 340.000 Billets für Übernachtungen und Verpflegung ausgeteilt worden.146 Wie aus einer Befragung des Heidingsfelder „Judenschafts Deputirten“, Joel Fridel, durch den „Juden Amtmann Hofrath Roethlein“ aus dem Jahr 1791 hervorgeht, seien die im Hochstift umherwandernden Juden auch aus vielen Nationen „und vorzüglich aus den Ritterschaftlichen Ortschaften, diese paßirten meistens das Land hindurch“ und wären nicht in der Lage, sich dauerhaft im Lande aufzuhalten, da es Gewohnheit seye, daß wenn ein Bettel=Jud in einem Ort gewesen, er unter einem viertel Jahr nicht mehr dahin kommen dörfe, wenigstens, wenn er unter der Zeit dahin komme, kein Armen-Billet bekomme. [...] Die armen Gäste würden nach dem Vermögens Stand in den Ortschaften ausgetheilt, wie ein Jud hoch oder gering in der Anlag stünde und mögten auf das 1000. Anlag das Jahr hindurch zu zweÿmahl herumgehend 30 ordinair Billets dann einmal 20 Sabbaths Billets betreffen. [...] da bey einem Sabbaths Billet der Arme 2½ Tag lang verpfleget werden müsse und [...] auch eine bessere Kost verlange.147
Die Obrigkeiten reagierten mit unveränderter Ablehnung. Im gräflich Castell’schen Remlingen war in den Bestimmungen von 1680, „Ohnvergreifflicher Aufsatz, wie und welcher gestalt die Juden nach Remblingen in den schutz aufzunehmen seyen möxten“, festgelegt, dass sie „Keine Frembte Juden aufnehmen, und beherberigen sollen.“148 Die Regierung des Hochstifts Würzburg versuchte mittels zahlreicher Ausweisungsdekrete, die Anzahl der bettelnden und vagierenden Juden überschaubar zu halten und verbot 146 Vgl. Isaak, 1791a, 16. Zielorte hausierender und bettelnder Juden waren seit jeher jüd. Gemeinden, die an Fernstraßen lagen, z.B. in Schwaben Harburg, Monheim, Oettingen und Wallerstein, die jedoch seit dem 17. Jh. in Bedrängnis gerieten: 1719 etwa nächtigten in Harburg binnen zweier Monate 700 bis 800 polnische, böhmische u.a. Juden. Mit ähnlichen Anstürmen sah sich die Kehilla auch 1726 und 1739 konfrontiert. Um dem abzuhelfen wurde ab 1719 auf gräflichen Befehl außerhalb Wallersteins eine spezielle Herberge erbaut, die bis 1830 bestand. Auch in Oettingen, Harburg, Mönchsdeggingen, Hainsfarth, Schopfloch und Monheim existierten soziale Einrichtungen außerhalb der Siedlungen, vgl. Brutscher, 1986, 983f; Müller, 1899, 112f; Seitz, Art. Nördlingen, in: GJ III/2 981; Jakob, 1988, 108, 110; Wiedemann, 1986, 174; Illian, 1986, 343; Monninger, 1984, 209. 147 StA Wü, Juden 90, Nr. 15 (Würzburg, Hochfürst. Judenamt [...], 10.1.1791). 148 FC KA D II 3 Ämter 6 (1792–1805). 1680 wurde z.B. auch im württemb. Niederstetten den Juden bei fünf Thalern Strafe verboten, „fremde und außerhalbige Juden“ in ihre Häuser einzulassen und eine Nacht zu beherbergen, zit. n. Stern, 1968, 4.
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ihnen und fremden Juden das Betreten des Territoriums ohne gültige Pässe und Zollzeichen. Die beachtliche Anzahl und Regelmäßigkeit dieser Mandate beweist ihre Wirkungslosigkeit. Laut dem Dekret vom 14.9.1697 (und seiner Wiederholung vom 2.9.1713) sollten die „unvergleiteten Schnurrjuden oder Betteljuden“, sobald sie das Land betreten würden, „über die Grenze verwiesen und verjagt werden.“149 Landesdekrete von 1702 und 1723, verfügten, dass sogenannte Schnorrjuden und andere Vagierende nach der Vertreibung aus dem Hochstift im Falle der Wiederbetretung mit Staupenschlägen, Ohrenabschneiden und Aufbrennen gewisser Brandmale und anderen harten Leibesstrafen gemaßregelt werden sollten. Im Gebiet des Juliusspitals, so Oppenheimer, begnügte man sich allerdings mit der Veröffentlichung dieser Dekrete – die jüdischen Bettler blieben von den zuständigen Polizeianstalten aus nicht ersichtlichen Gründen unbehelligt, wenn sie von Zeit zu Zeit ihren Leibzoll zahlten.150 Den hochstiftischen Juden hingegen wurde 1723 bei einer Strafe von 20 Reichstalern oder dem Verlust des Schutzes verboten, den vagierenden Juden eine Nachtherberge ohne Vorwissen der Ortsbeamten zu gestatten.151 Die Landesverordnung im Folgejahr, die den Bettlern erneut das Betreten des Hochstifts verbot, unterstellte ihnen fälschlicherweise die damals zahlreichen Raubzüge und Einbrüche in Kirchen.152 Ein anderer Vorwurf, der bereits beim Transport von jüdischen Leichen begegnete, war die seit 1700 kursierende Beschuldigung, die verarmten und obdachlosen Juden würden ansteckende Krankheiten verbreiten.153 Innerhalb der Rothenfelser Bevölkerung wurden 1750 entsprechende Beschwerden laut, woraufhin die Stadt den dortigen jüdischen Familien Hirsch und Moyses sowie dem Mainfährer auftrug, „derley bettel Gesindel“ weder zu beherbergen noch über den Main zu transportieren.154 Auch die Judenschaft rechnete mit der Gefährdung durch eingeschleppte Krankheiten, in der Regel der Pest, und teilte den Obdachlosen zuweilen besondere Häuser zu.155 Trotz der Flut von Mandaten und Verboten wurden 1753 „derley Bettel=Juden so gar bis in die Nachbarschafft der hiesig=Fürstlichen Residentz=Stadt herumstreichend angetroffen.“156 Die Erfolglosigkeit der Man149 Vgl. Himmelstein, 1853, 153. 150 Vgl. Oppenheimer, 1926, 109; Isaac, 1790, 435. 151 Vgl. Himmelstein, 1853, 153: Verordnung v. 26.8.1723. So auch die Mandate vom 17.11.1738, 1.6.1750 etc.; StA Wü, Juden 12 (1750–55). 152 Vgl. Weger, 1920, 111, 113f. 153 Vgl. Weger, 1920, 111. Lt. Eckstein, 1922, Nr. 25, 97 mussten fremde Bettler, die im ofr. Zeckendorf erkrankten, beim Schulmeister verpflegt werden, der zur Abwehr der Ansteckung ein vom Gemeindebrunnen entferntes Haus bewohnen sollte. 154 Vgl. Kolb, 1992, 106, der sich auf StadtA Rothenfels, ProtB. N, S.428 bezieht. 155 Vgl. Weger, 1920, 113f. Vgl. auch Anm. 149. 156 StA Wü, Juden 12 (1750–55), hier Verordnung vom 1.6.1750.
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date, die überwiegend am Mitgefühl der Glaubensgenossen scheiterten, wurde im Hochstift bis ins frühe 19. Jahrhundert regelmäßig konstatiert. Obwohl „die beambten in ihren gewöhnlichen berichten ein wie allemahl gleichlautend melden, daß keine Betteljuden durch die hochf. ämbter pashirt seyen, dannoch dergleichen gesindel sehr frequent in die gegend hiesiger Statt durchdringen,“ und bei benachbarten Juden Essen und Herberge erhalten. Diese sollten daher, falls sie weiterhin das Land betreten, auf Kosten der Zollbeamten zurückgewiesen werden. Dieser Befehl wäre „mit allem nachdruck schärpfe dahin zu wiederholen“.157 Wie wahrscheinlich aber war es, dass die Zollbeamten nun auch Wälder und Wiesenfluren dahingehend inspizierten? Auch die an das Würzburger Hochstift angrenzenden Länder waren für jüdische Bettler offiziell verschlossen.158 So trug der Rat der heute zu Baden gehörenden Stadt Grünsfeld im Jahr 1717 den beiden Torwächtern auf, „Bettelleut oder anderes loses Gesindel, absonderlich die Juden“ nicht ohne Pass durchgehen zu lassen.159 Im Castell’schen Ober- und Unteraltertheim sollten die Schultheißen im Jahr 1800, wie in Churmainz und der Grafschaft Wertheim, bettelnde Juden zurückweisen und „auch den Judenschafften erforderlichen fälls zu Abweisung der befragten Bettel Juden allen benöthigten Beystand leisten“.160 In den beiden anderen Castell’schen Ämtern Remlingen und Urspringen wurde 1807 „In Gemäßheit der von der Königlichen Landes-Direktion zu Bamberg am 16. Jenner 1807 bekannt gemachten [...] Verordnung über den Handel der auswärtigen Juden“ verfügt, dass wohnsitzlose und verarmte jüdische Flüchtlinge „nirgend in das Land gelassen, sondern überall, wo sie betretten werden, über die Gränze geliefert werden.“161 Ebenso war um 1806 im Königreich Württemberg, wie in den meisten deutschen Territorien, fremden jüdischen und anderen Bettlern der Eintritt in das Land vollständig untersagt.162 Noch 1832 wurden in den „Bestimmungen über Bettler und Landstreicher“ für den Oberdonaukreis der königlich bayerischen Regierung auch Juden genannt, welche ohne Beruf, und ohne Mittel zum Fortkommen sich in das Reich einschleichen, und inländische Juden, welche ohne Bewilligung in fremden Orten Handel, oder überhaupt verdächtiges Gewerbe treiben, ohne Rechtfertigung über ihre Geschäfte von Gemeinde zu Gemeinde ziehen, und ihnen oder andern Glaubensgenossen zur Last fallen. 157 StA Wü, Gebr. VII W 246 (1755) und 422 (Wirzburg, die Abhaltung deren vermuthlich sich an hiesigen Landsgränzen einfinden werdenden Pohlnischen Juden btr., 21. Mai 1778). 158 Vgl. [Isaac], 1791b, 610. 159 Zit. n. Weiss, 1981, 571, der sich auf StadtA Grünsfeld B179, S.441, Jan.1717 bezieht. 160 FC KA D II 3 Ämter 6 (1792–1805). 161 FC KA D II 3 Ämter 111, S.12 (Verordnung an die Ämter Castell, Remlingen mit Urspringen [...] über den Handel der auswärtigen Juden, 1807). 162 Vgl. N.N., 1810, 332.
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Ihre bloße Existenz sollte mit Arrest, vorzugsweise aber mit körperlicher Züchtigung bestraft werden.163 5.2.3 „allerhand schlupf=winckel“? Diese gewaltsame Ausgrenzung blieb nicht wirkungslos. Den Flüchtlingen aus Polen, der Ukraine und ihren Nachkommen, die den Großteil der jüdischen Wanderbettler ausmachten, drohten in der Heimat weiterhin Verfolgung und Tod. Die fränkischen Gebiete, wohin sie sich geflüchtet hatten, verweigerten ihnen das Asyl. Ihre Existenz wurde von Landesgrenze zu Landesgrenze in Frage gestellt, sie überlebten, indem sie von einer überforderten jüdischen Gemeinde zur nächsten wanderten. Das permanente Unterwegssein war erzwungenermaßen ihre Daseinsform. Ein vieltausendmaliges Abbild des Ahasver. Derart unerwünscht und angefeindet war es demnach nicht empfehlenswert, allein unterwegs zu sein. Der Schriftsteller Jacob Picard schreibt über die bettelnde Juden und auch die Hausierer: Ja, selten sah man sie allein über Feld gehen; aber niemals vor allem wagte einer ohne den anderen sich durch den Wald, auch nicht mit jemanden sonst aus der Kehilla.164
In diesem Kontext ist die bei Schubert zitierte Klage während einer fränkischen Kreisversammlung von 1795 von Bedeutung. Hier wird die Umgehung der Grenzsperren durch die sogenannten Betteljuden „durch allerhand schlupf=winckel“, die ihnen durch Schutzjuden gewiesen wurden, erwähnt. Schubert nennt hier „eingeführte Routen“ und „Schleichwege“.165 Es ist anzunehmen, dass manche Routen der Judenwege hier Zuflucht gewährten. Ein für das unterfränkische Geiselbach belegter Judenweg könnte dies beweisen. Laut Volksmund „sollen auf diesem Weg die schnorrenden Juden von Schöllkrippen nach Gelnhausen gegangen sein.“166 Bezeichnenderweise verläuft auch zwischen Geiselbach und Westerngrund ein Feldweg mit dem Namen Judenweg. Dieser Weg von vier Metern Breite war der ehemalige Grenzstreifen zwischen den Großherzogtümern Hessen und Frankfurt in der Zeit von 1806 bis 1816. Der Ort Geiselbach kam erst 1816 zusammen mit dem Amt Alzenau zum Königreich Bayern.167 Der Judenweg als Grenzlinie ist demnach von beiden Fürstentümern und den Vor163 Intelligenzblatt des [...] Oberdonau-Kreises, 1832, 1364f. 164 Vgl. Picard, 1963, 106. 165 Vgl. Schubert, 1983, 173 (Anm. 735), 170. 166 BayFlNA, FlNS Geiselbach, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1926) 67. 167 Vgl. Korr. Theo Büttner, Heimat- u. Geschichtsverein Oberer Kahlgrund e.V., Schöllkrippen, 15.3.1993.
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gängerterritorien ähnlich weit entfernt – er befindet sich im Niemandsland. Der südlich des Weges verlaufende Judenweg von Unterwestern168 und die Hanglage am Judenpfad von Schneppenbach169 lässt die südliche Verbindung nach Schöllkrippen erahnen. Weniger als verborgene, sondern vielmehr als bekannte Wege – zumindest der namengebenden Öffentlichkeit bekannt – sind folgende einzuschätzen: Der Armensteig im Nördlinger Ries, der laut mündlicher Überlieferung noch vor der Flurbereinigung ein Weg war, „den die Juden von Wallerstein benützten, wenn sie nach Oettingen gingen“. Im Gemeindegebiet von Birkhausen wurde er von den Judenäckern flankiert.170 Die Bettelstraße, jene auch als Römerstraße erwähnte geradlinige Straße, die an der Stadt Wertingen, ebenfalls in Schwaben, vorbeiführte, war die kürzeste Verbindung zwischen den jüdischen Gemeinden Binswangen und Buttenwiesen. Sie soll laut Volksmund während des Mittelalters von den Juden benutzt worden sein, da diese das Stadtgebiet Wertingen nicht betreten durften. Nach Angaben der Stadt Wertingen rührt die Bezeichnung Bettelstraße auch daher, dass fahrendes Volk und Handwerksburschen auf dieser Straße in die wohlhabenden Orte Binswangen und Buttenwiesen gelangten und dabei die Durchquerung des mit Polizei versehenen Städtchens Wertingen vermieden haben sollen.171 Im unterfränkischen Falkenstein zog der Judenpfad an der Flur Am Galgen, die auch am Judenspies genannt wurde, vorbei und sei laut dörflicher Überlieferung ein Weg gewesen, den polnischen Juden vor dem ersten Weltkrieg von Westheim nach Traustadt gingen. Dieser Weg hatte auch die Funktion eines Schabbeswegs inne wie auch eines Viehhandelswegs, der von den Viehmärkten in Gerolzhofen nach Westheim führte.172 Auch im Nürnberger Stadtteil Reichelsdorf gab es im Volksmund einen Judenweg. Auf ihm seien „nach alter Überlieferung [...] oft arme, polnische Juden durchgezogen, haben sich dort aufgehalten, tranken das klare Wasser, da sie ja in keine Wirtshäuser gelassen wurden.“ Die obdachlosen Juden, im Dorfjargon „Schneujuden“, wurden überdies für eine denkwürdige Pädagogik instrumentalisiert: Wie sich Mitte der 1930er Jahre manche der älteren Leute aus dem benachbarten Krottenbach erinnern, versuchte man sie in ihrer Kindheit durch eine furchterregende Visualisierung der „Schneujuden“ vom 168 BayFlNA, FlNS Unterwestern, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1926) 18. 169 Vgl. Korr. Theo Büttner, Heimat- u. Geschichtsverein Oberer Kahlgrund e.V., Schöllkrippen, 12.7.1993, 11.8.1993; BayFlNA, FlNS Schneppenbach, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1966). 170 StA A, RA Nördlingen Nr. 101 I/II, Ka. Birkhausen (1833), fol. 27’, 5b’, 168a’, 273’, 251b’, 313’; BayFlNA, FlNS Birkhausen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 31. 171 BayFlNA, FlNS Wertingen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933) 12; vgl. Korr. Stadt Wertingen, Museumsreferent Sigg, 23.1.1992. 172 Vgl. Dr. R. Wailersbacher, Knetzgau, Korr. 1.3.2005; BayFlNA, FlNS Falkenstein, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1950) 14.
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häufigen Baden in der Rednitz abzuhalten. Denn auf dem Weg zum Fluss mussten sie den Judenweg, die jetzige Drahtzieherstraße, überqueren, wo sie den Bettlern hätten begegnen können.173 Sehr offensichtlich hatte auch der erwähnte Meinheimer Schnorrjudenweg seinen Namen aufgrund der jüdischen Wanderbettler erhalten. Auch wenn in der Flurnamensammlung der Name dahingehend erklärt wird, dass die Dittenheimer Juden „in früherer Zeit“ diesen geradlinigen, keine Ortschaft berührenden „Verbindungsweg von der Gemeinde Markt Berolzheim nach Dittenheim“ benutzen mussten, „da sie durch die Gemeinde Meinheim nicht passieren durften“, wenn sie „ihre Rassegenossen aufsuchten.“174 Wann dieses Ortsbetretungsverbot für Juden galt ist nicht bekannt. Laut Verwaltungsgemeinschaft Meinheim allerdings habe der Weg seinen Namen nach den Juden erhalten, die man „damals“ als „Schnorrer“ bezeichnet hätte. An jenem Schnorrjudenweg war auch die sogenannte Schnorrjudenlinde gestanden, die 1991 einem Sturm zum Opfer fiel. Unter ihr rasteten die genannten Juden unterwegs.175 Beißer, der diesen Schnorrjudenbaum in einer Lokalstudie von 1927 zu den fünf Linden der Gemarkung Meinheim zählt, vermutet, dass unter ihm noch 1850 auch Juden aus Polen übernachtet hatten und führt ein noch 1927 existentes Schnorrjudenbrünnlein an, das sich an der Fortsetzung des nämlichen Weges befinde, der auch grüner Weg, Grünweg, Grasweg und alte Straße hieß und zum Teil eine Römerstraße gewesen sei.176 Dadurch und auch durch die signifikanten Straßenbezeichnungen erweist sich der Schnorrjudenweg als ein Weg, der von seiner Bedeutung her ein Notweg war, eine Überlebensstrategie einer verarmten und diskriminierten Bevölkerungsgruppe – von seiner Klassifikation hingegen eine sogenannte Altstraße und ein Fernweg. Allerdings ist die Vermutung Beißers, nach der die Dittenheimer Juden auf diesem Weg Meinheim umgingen, weil es ansbachisches Territorium war und bei seinem Betreten bis Ende des 17. Jahrhunderts von den Juden ein besonderer Zoll gefordert wurde, fraglich.177 Zwar mussten sie auf dem Weg nach Markt Berolzheim die Grenze überqueren, denn Dittenheim gehörte vor Ende des 18. Jahrhunderts zum Fürstentum Oettingen-Spielberg, Markt Berolzheim und Meinheim jedoch zum Fürstentum Ansbach. Die Zollstätten der jeweiligen Fürstentümer befanden sich in Dittenheim und Markt Berolzheim – nicht aber in Meinheim.178 173 BayFlNA, FlNS Reichelsdorf, AltLkr. Stadt Nürnberg, Mfr. (1934/35) 87. 174 BayFlNA, FlNS Meinheim, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1938) 172. 175 Vgl. Korr. Vg. Altmühltal, Meinheim, Prosiegel, 6.2.1993; BayFlNA, FlNS Meinheim, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1938) 172. 176 Vgl. Beißer, 1927, 57f. 177 Vgl. Beißer, 1927, 57. 178 Vgl. Hofmann, 1960, 103.
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Im Zuge der Emanzipation war es schließlich auch für die verarmten Juden allmählich denkbar, sich „rechtmäßig“ niederzulassen. Dennoch zogen noch im 19. Jahrhundert bettelnde Juden aus Polen, meist in Gruppen von zwei bis drei Männern, durch das Waldsassengauer Land und kamen unter anderem nach Wiesenfeld.179 Es ist freilich nicht auszuschließen, dass nicht nur verarmte jüdische Flüchtlinge auf den Routen der Judenwege zogen – sofern sie ihnen Schutz vor Nachstellungen, Polizeieskorten und den Zollstationen bieten konnten. Derartige Wege und Pfade waren sicherlich auch für alle Vagierenden, für Fahrende und auch Straßenräuber und sogenannte Gauner von Interesse. Etwaige jüdische „Gaunerbanden“ gab es im untersuchten Gebiet offenbar kaum. Stuhlmüller nennt für das frühe 19. Jahrhundert eine „Bande, die lange in Karlstadt saß“ sowie einen in Thüngen wohnenden „Gauner genannt Joseph oder Wolf Thüngen“ und einige „Gauner“ in Würzburg.180 Trotz der Verarmung der Judenschaft hatten sich scheinbar auch im benachbarten Tauberfranken keine namhaften kleinkriminellen Gruppierungen gebildet.181 Die Frage nach den partiell kriminellen jüdischen Unterschichten eröffnet freilich eine weitere hier nicht zu behandelnde Thematik – zum Beispiel, ob und inwieweit die Judenwege mit dem Wegesystem, auf dem sich kriminelle Unterschichten bewegten, identisch gewesen sind.
5.3 Ausbeutung und Lebensgefahr – Der Leibzoll und seine Folgen Der Leibzoll und seine Folgen 5.3.1 Der Leibzoll – Grundsätzliches Als 1828 der Autor der proklamatorischen Schrift „Die Juden unter den Christen. Die Vergeltung wartet!“ ausrief: Sie „[schlagen] die Schlagbäume nieder, wo die Juden sich wie das Vieh verzollen mußten“,182 gehörte ein tragischer Auswuchs des innerdeutschen Zollsystems bereits der Vergangenheit an. Als sich die zersplitterten deutschen Kleinstaaten nach den napoleonischen Kriegen einem entstehenden großflächigen monarchischen System unterordnen mussten und Bayern sich im Zuge dessen 1808 zu einer Monarchie konstituierte, wurde der Großteil der unzähligen innerdeutschen Grenzen der bisherigen Kleinstaaten, geistlichen und weltlichen Fürstentü-
179 Dort hatten sie ihre Herberge (ein Strohlager im Viehstall oder in der Scheune) zuletzt im Anwesen des Löb Hanauer, vgl. Link, 1989, 363f. 180 Vgl. Stuhlmüller, 1823, 256f, 302, lt. dem es im Untermainkreis keine „Gaunerherbergen“ gab, mit Ausnahme in der eigentlichen „Judenherberge“ Heidingsfeld. 181 Vgl. Weiss, 1992, 35. 182 Vgl. Dalberg, 1828, 12.
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mer und Ritterschaften bedeutungslos. Hunderte von Grenzpfählen, Schlagbäumen und Zollstationen verloren ihre Wirkung. Erst kurz zuvor fand für die jüdische Bevölkerung eine andere Art der Befreiung statt – eine Befreiung von jahrhundertelanger Schikane, die an jeder Zollstation mit dem Zwang einher ging, den eigenen Körper wie eine Ware verzollen zu müssen. Dieser sogenannte Leibzoll war eine Separatbesteuerung, die nur für Juden galt. In der „Rotenburgischen Statt=Zoll=Ordnung“ aus dem 18. Jahrhundert heißt es beispielsweise: Einem jeden Juden er sey reitend oder gehend / so in die Statt verlangt / soll unter dem Thor von dem alldortigen Zöllner ein Zeichen gegeben werden / welches Er im Hinauß=weeg von dem darzu bestellten Officianten mit dessen Unterschrifft bezeichnet / einlösen und unter dem Thor wider ablegen soll. Ein Jud so bey dem Thor fürüber gehet und nichts handelt 2 Kr. / Wann Er aber darbey trägt und handelt 8 Kr. / Ein vorüber reitender Jud 4 Kr. / Wann er darbey handelt 16 Kr. / Von einem jeden Pferd so die Juden feil haben und neben hin reiten / oder in der Kuppel führen 6 Kr.183
Zahlreiche Tarife, die sich durch große Unterschiedlichkeit auszeichnen, belegen eine vom 15. bis 19. Jahrhundert kontinuierliche gesonderte Zollerhebung. Diese wurde im Entstehen begriffenen Königreich Bayern erst 1807 abgeschafft. Bis dahin allerdings war es ein langer Weg. Der Leibzoll ist seit dem 12. Jahrhundert bezeugt und entwickelte sich aus dem landesherrlichen Geleitgeld des Mittelalters. Das Geleit war ursprünglich der Schutz durch einen begleitenden bewaffneten Knecht, den der Landesherr den Reisenden innerhalb seines Gebietes gegen eine gewisse Abgabe gewährte, um sie vor möglichen Überfällen zu schützen. Juden hatten im allgemeinen ein höheres Geleitgeld zu zahlen als Christen – im Gebiet von Mergentheim und Wimpfen im 13. und 14. Jahrhundert für jede Meile den doppelten Tarif, nämlich vier Albus, also 96 Pf.184 Zunächst stand es den jüdischen Handelsreisenden frei, ihre Touren auch ohne den bezahlten Geleitschutz zu riskieren. Die Juden des Hochstifts Würzburg hingegen erhielten 1442 wegen ihrer Tätigkeit als Handelsleute und Hausierer von Bischof Gotfrid (1442–1455) sicheres Geleit. Es wurde 1508 auch auswärtigen Juden, die die Würzburger Kiliani Messe besuchten 183 Jüdisches Museum München, Maximilianstraße, o. Sign., frdl. Hinweis Richard Grimm, München. Zur Erinnerung: „Kr.“ bezeichnet die Währungseinheit Kreuzer; 60 Kr. entsprechen 1 Gulden (= fl.); 1 Kr. besteht aus 4 Pf., 1 Pf. aus 2 Hellern (= hl.), 1 fl. somit aus 240 Pf. 184 Vgl. Rosenthal, 1927, 27. Albus, von lat. denarius albus, weißer Pfennig; eine Münzeinheit des Spätmittelalters mit relativ hohem Silbergehalt zum Wert von 24 Pf. bzw. zwei Schilling, vgl. http://www.anumis.de/lexikon/a/pa114.html.
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und somit den städtischen Umsatz förderten, von Bischof Lorenz v. Bibra (1495–1519) zugesichert.185 Später wurden sie gezwungen, beim Verlassen des Wohnortes, bei Eintritt in ein fremdes Territorium und an allen fremden Orten, durch die sie reisten, eine Abgabe zu bezahlen, für die im 12. Jahrhundert der Name Judenleibzoll aufkam186 – eine gänzlich aus dem Leeren gegriffene Abgabe auf den eigenen Leib, der demnach wie eine Ware zu verzollen war. Die Leibzollzettel, auf denen Stunde und Tag des Kaufs notiert wurden, waren nur 24 Stunden gültig, mussten also jeden Tag aufs Neue gelöst werden. Dabei war das Leibzollzeichen nicht das Zollzeichen, das an jeder Zollstätte, die die Juden passierten, mit einem Kopfstück (20 Kr.) zu lösen war187 – etwa in der Grafschaft Wertheim 1622 „von Jedem frembden, so wol alhie vorvber wandern, alß pernoctirn Jedem Ein halb Kopfstückh“.188 Greifbar wird der Unterschied zwischen Leibzoll und Geleitgeld in der bayerischen Landesordnung von 1553, dem Jahr, in dem Albrecht V. bekanntlich alle Juden des Landes verwiesen hatte: Juden, die nun durch das Herzogtum reisten, benötigten nicht nur einen Geleitbrief, sowie Zoll für ihre Güter, sondern auch ein extra Geleitgeld, das nach Meilen bezahlt wurde und zusätzlich den sogenannten Juden- oder Leibzoll. Zudem waren in der zum bayerischen Herzogtum gehörigen Oberen Pfalz 1556 bei jeder Zollstation sechs Kr. Leibzoll und pro Meile acht Kr. Geleitgeld zu zahlen.189 Der ursprüngliche Schutz bestand nun in der Regel nicht einmal mehr auf dem Papier. So erhielt ein jüdischer Händler oder Reisender 1588 im Fürstentum Baden-Baden vom Amtmann nur noch ein schriftliches Geleit „so lang und vil, bis er uss unnserem Fürstenthumb kommt, [...] Dafür soll er oder ain jeglicher Jud jedem unserem Amptman unnd Zoller für solch Gleit zalen unnd geben zwen Batzen Reichsmüntz [...].“190 Ein Batzen besaß den Wert von vier Kr., 15 Batzen entsprachen einem Gulden ( fl.).191 Anders in der ehemaligen Landvogtei Ortenau; dort musste ein Jude 1608, der aus der Markgrafschaft Baden, aus Baden-Durlach oder der Pfalz kam, einem hierfür beauftragten oder noch zu organisierenden Begleiter Reiseziel und die zu verzollenden Waren nennen und ihm als Entschädigung pro Meile zwei Batzen zahlen, zusätzlich pro Tag vier Batzen, pro halben Tag zwei. Die Begleitperson übte hier vor allem eine Kontrollfunktion aus, denn die „Reformation und Pollicey Ordnung“ von 1608 bestimmte, dass die Juden 185 Vgl. Amrhein, 1910, 47; Kallfelz, Art. Würzburg, in: GJ III/2, 1700. 186 Vgl. Burmeister, 1993b, 49; St., Art. Judengeleit, 1929, 426. 187 Vgl. Kopp, 1799, 101; Eckstein, 1899a, 211f; Himmelstein, 1853, 154 Anm. 1. 188 StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640). 189 Vgl. Taussig, 1874, 61f. Erwähnenswert: Juden mussten (zumindest) 1737 beim Betreten des Bamberger Domberges einen „Berg- oder Burgzoll“ zahlen, vgl. Eckstein, 1899a, 213. 190 Landesordnung von Markgraf Philipp v. Baden-Baden, 1588, zit. n. Zehnter, 1896, 355. 191 Vgl. Caspary, 1976, 369.
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die Landvogtei Ortenau nur in Begleitung eines Bewohners und zwar „stracks“ durchqueren und dabei keinesfalls mit Christen Handel oder Rechtsgeschäfte betreiben durften.192 Die Geleitstraßen selbst, die nicht selten auf sogenannten Altstraßen eingerichtet worden waren,193 bildeten ein separates rechtliches System, das unter Kontrolle der jeweiligen Landesherrn stand. Ein von Rentmeister Lorenz Bulmann erstelltes Verzeichnis vom Beginn des 16. Jahrhunderts informiert über Geleitgeld und die Geleitstrecken im Raum Würzburg.194 Eine bekannte Geleitstraße war damals die sogenannte Zeller Steige, die Würzburg mit Aschaffenburg verband und dabei nördlich von Helmstadt über Lengfurt führte. Die Geleitrechte der ersten und östlichen Etappe besaß das Hochstift Würzburg, in der zweiten Hälfte war Wertheim Geleitsherr. Eine weitere bekannte Route führte von Würzburg südwärts zum kalten Loch und von dort über Helmstadt nach Wertheim oder über Kist und Kleinrinderfeld nach Südsüdosten (Geleitsherr war das Hochstift Würzburg) oder, kurz vor Helmstadt nach Süden abbiegend über Neubrunn, Böttigheim, Werbach, Tauberbischofsheim, Großrinderfeld und Gerchsheim nach Kist (unter Wertheimischem Geleit).195 Im Rothenfelser Bereich hingegen fehlten solche Strecken.196 Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die genannte Gräfenthaler Geleitstraße, die bedeutende Fernverkehrsstraße von Nürnberg über den Thüringer Wald nach Leipzig, nahe des thüringischen Gräfenthal Judenstraße genannt und als solche offenbar bereits 1414 erwähnt wurde.197 Bis 1806 hatten fremde, also ausländische Juden im Hochstift an jeder Wegzollstelle, die sie passierten, Leibzoll zu zahlen.198 Daneben hatte sich in räumlich und zeitlich begrenztem Rahmen auch der sogenannte Würfelzoll entwickelt – etwa im Erzstift Mainz, wozu beispielsweise Lohr und Uissigheim gehörten. Dies war eine Abgabe von papiernen Würfeln, die jeder Jude, jede Jüdin beim Passieren einer Zollstelle zu entrichten gezwungen war und zwar stets in Kombination mit dem Leibzoll. Dieser Würfelzoll nahm auf zynische Weise Bezug auf die neutestamentliche Szene, in der römische Soldaten um das Gewand des gekreuzigten Jesus würfeln. Ein solcher Zoll wurde offenbar im untersuchten Gebiet nur im Erzstift mainzi-
192 193 194 195 196 197 198
Vgl. Schneider, 1985b, 356f. Vgl. Haag, o.J., 16, 180f. Vgl. Kolb, 1992, 136f, der sich auf StA Wü, L.d.f. 28 (1542), S.197 bezieht. Vgl. Schäfer, 1976, Kartenbeilage 5 und 2. Vgl. Kolb, 1992, 136f, der sich auf StA Wü, L.d.f. 28 (1542), S.197 bezieht. Vgl. Edelmann, 1955, 143f, 131f, nennt hierfür keine Quelle. Vgl. Flurschütz, 1965, 84.
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schen Lohr und der hochstiftischen Abtei Neustadt erhoben.199 Dort galt laut einer Zollordnung unbekannten Datums „So ein Jude an Neustadt vorübergeht, hat er zu zahlen 3 Würfel oder 2 Heller; so er aber auf dem Wasser fährt, 30 Heller. Eine Jüdin, jung oder alt, 30 Heller.“200 Hier scheint der Tribut von Würfeln auch durch einen Geldbetrag ersetzbar gewesen zu sein. Bis ins 18. Jahrhundert war es in vielen Regionen Brauch, dass jeder Christ von einem Juden, den er außerhalb der dörflichen Judengasse antraf, drei Würfel verlangen konnte. Hatten die Juden keine Würfel mehr, so mussten sie sich entweder loskaufen oder waren allen möglichen Unannehmlichkeiten ausgesetzt.201 Seit dem späten 15. Jahrhundert entwickelten Zöllner eine Abart des eigentlichen Würfelzolls, die zu einer ernsthaften Gefahr für die jüdischen Händler und Reisenden wurde. Denn von nun an mussten sie auf den Landstraßen und freiem Feld mit lebensbedrohlichen Angriffen meist jüngerer Männer rechnen, die gesetzwidrig und gewaltsam ein ‚Würfeltrinkgeld‘ für sich einforderten.202 Erkennbar waren jüdische Händler und Reisende an gewissen äußeren Kennzeichen, die seit dem vierten Laterankonzil 1215 zur Unterscheidung von den Christen vorgeschrieben waren.203 Dies war zunächst, bis 1434, der sogenannte „Judenhut“ (cornutum pileum) – eine hohe gelbe Kopfbedeckung für Männer mit gekrümmter oder mit einem Knauf versehener Spitze, die in Deutschland bis 1669 verpflichtend war. Die Farbe Gelb, seit der römischen Kaiserzeit das Galante und die Erotik symbolisierend, erhielt durch die offiziell ablehnende Einstellung der Kirche gegenüber Körper und Eros einen abwertenden Charakter. Insbesondere das Schwefelgelb wurde wortwörtlich verteufelt und zur Farbe des „Höllenfürsten“, später auch der Dirnen und auch der Juden erklärt. Im Spätmittelalter trugen Prostituierte in der Regel ein gelbfarbiges Kennzeichen – etwa in Wien ein gelbes Tüchlein, in Frankfurt a. Main eine gelbe Verbrämung, in Meran ein gelbes Fähnchen an den Schuhen.204 Die Kennzeichnung an der Kleidung, ein am äußeren Gewand sichtbares Abzeichen, kam ein gutes Jahrhundert später hinzu und unterschied sich regional in Form und Farbe. Für Würzburger Juden waren seit 1329 eine saf199 Ausführlich Burmeister, 1993b, u.a. 49, 51, 55, 62. Bspe. des Würfelzolls im Hessischen bei Löwenstein [Bearb.], 1989, III N235, 371, N263, 388, N265, 389 u. Battenberg, 1987, 111. Eine Kartenzollvariante wurde zumindest bis 1566 in Assenheim gefordert, vgl. Mentgen, 1995, 4, 8. 200 Zit. n. Link, 1876, 502. 201 Vgl. Breuer, 1996b, 158. 202 Vgl. Mentgen, 1995, 32. 203 Vgl. hierzu u.a. die ausführliche Studie von Felix Singermann: Die Kennzeichnung der Juden im Mittelalter. Ein Beitrag zur sozialen Geschichte des Judentums, Berlin 1915, 15. 204 Vgl. Kühnel, 1986, 42, 44. Den abwertenden Bezug macht auch eine Verfügung des Nürnberger Stadtrates Ende des 15. Jhs. deutlich, wonach die Prostituierten im Viertel Judenpühel (Judenhügel) zu arbeiten hatten, vgl. Jütte, 2000, 219.
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rangelbe Scheibe, für Frauen zwei gelbe Streifen am Schleier obligatorisch – im 16. Jahrhundert dann für beide Geschlechter ein gelber Ring.205 So war auch während des Aufenthaltsverbots im Fürstbistum Würzburg ab Februar 1575 der Durchzug durch das Territorium nur mit den gelben Stoffringen an der Kleidung erlaubt. Begreiflicherweise wurde dieses Abzeichen von den Juden häufig entfernt, was strafbar war, besonders seit es im Würzburgischen bis nach 1642 Pflicht wurde – unterbrochen durch eine kurze Aufhebung 1623.206 Als diese Farbflecken während des Dreißigjährigen Krieges auch in der Grafschaft Wertheim verlangt wurden, protestierten die dortigen Juden: Kein einziger Jude in der Gegend habe je ein solches gelbes Ringlein am Rock oder an der Kappe getragen oder überhaupt davon gehört.207 Ein Blick ins schwäbische Nördlingen zeigt, dass auswärtige Juden ohne gelbes Abzeichen an der Kleidung, im sogenannten Judenloch verarrestiert wurden, ein für Juden bestimmter Verliestrakt im Rathauskeller.208 Über diese Kennzeichnung hinaus waren der westjiddische Dialekt, den die Juden noch lange nach 1750 sprachen, sowie Bart und Kopfbedeckung bei den Männern mehr oder minder typische Erkennungsmerkmale.209 5.3.2 Orte spezifisch jüdischer Grenzerfahrung – Grenzen und Zollstätten im ehemaligen Waldsassengau Wie es den jüdischen Händlern und Reisenden zumute gewesen sein mag, an jeder Zollstation für ihre Existenz finanziell bestraft zu werden, ist unbekannt, ebenso, welchen spöttischen und nicht selten lebensgefährlichen Angriffen sie dadurch ausgesetzt waren.210 Das Zollwesen war ein strikt organisiertes Kontrollsystem, ein Netz aus Zollstraßen und Zollstationen, das die Territorien umspannte. Am Eingang der Territorien oder an den Zollstätten, die sich in kleineren Herrschaften meist im Hauptort befanden, stand meist ein Zollstock, d.h. eine Tafel, die über die Zollgebühren informierte.211 Im rheinland-pfälzischen Staudernheim ist auch ein sogenannter „Judengeleiths Stock“ bekannt, auch „gemeiniglich am Zollstock geheißen“, der im Zusammenhang mit Grenzstreitigkeiten 1664 und 1738 erwähnt wurde: „Wahr, daß zu dem Endt ein Judengeleith Stock ehedessen dahier zu Staudernheim offentlich zur Nachricht 205 206 207 208 209 210 211
Vgl. Flade, 1996, 35, 45, 47, 51 (leider fehlt dieser Arbeit der Anmerkungsapparat). Vgl. Epstein, 1880, 466f und Anm. 2; Wittstadt, 1988, 159, 162; Flade, 1996, 55f. Vgl. Weiss, 1992, 15. Vgl. Müller, 1898, 60, 74 Anm. 2; Seitz, Art. Nördlingen, in: GJ III/2 984. Vgl. Breuer, 1996b, 228f. Vgl. Brilling, 1964, 165. Vgl. Schomburg, 1992, 439; Schreibmüller, 1954, 222; Mayer, 1934, 119.
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der Fremden paßierenden Juden gestanden habe.“ – eine vertikale Vorrichtung aus Holz, an welcher einst ein Zeuge in seinen „Buben Jahren daran hinauf geklettert, und [...] seine Büchsen daran verissen.“212 An der Salzburgischen Landesgrenze stand bis 1791 „bei den Mautämtern eine Tafel mit der Aufschrift ‚Judenzoll‘.“213 Es ist denkbar, dass derartige Tafeln auch an den zahlreichen Grenzen und Zollstationen des ehemaligen Waldsassengaus, die im folgenden skizziert werden, stationiert waren: Vor der Neuorganisation des Zollwesens im jungen Königreich Bayern durch die Zoll- und Mautordnung vom 1.12.1807214 war der Leibzoll an jeder Zollstätte fällig – gleichgültig, ob es sich um Hauptzollstätten handelte, wo man auf nahezu alle Güter Zoll erhob, oder um Neben- und sogenannte „Beyzollstätten“, wo nur für bestimmte Güter Zoll verlangt wurde.215 Das Hochstift Würzburg, flächenmäßig dominierend, besaß Zollstationen in Arnstein (1590),216 Gemünden (1584),217 Heidingsfeld (1805),218 Himmelstadt (vor 1810),219 Homburg (um 1622),220 Karlburg, das zum Juliusspital gehörte, und Karlstadt (1584, 1596),221 in der Abtei Neustadt (undatiert),222 in Retzstadt (um 1850),223 Rothenfels (17. Jh.)224 und Würzburg selbst (1542, 1634, 1805).225 Das Hochstift grenzte im Westen und Süden an die Grafschaft Wertheim, die den Zoll durch ihre Stationen im gleichnamigen Hauptort (ab 1604, 1731226) und in Wenkheim (1622–24)227 kontrollierte. Im Nordwesten und Süden schloss das Erzstift Mainz an; den dortigen Grenzverkehr regelten die Zollstätten in Lohr (1573–1817),228 Werbach (1655),229 Uissigheim (1668)230 und wohl Neubrunn um 1500.231 212 Büchse, i.e. Hose; Fürstliches Salms Archiv, Schloß Anholt (o. Sign: Extract Schreibens Herrn Philipp Melchior von Stein Callenfels an den gemeinschaffts Schultheiß Johann Bauer zu Staudernheim, 1664, 1738), 39–41, frdl. Hinweis Raymond Wolff, Berlin. Es handelt sich nicht, wie vermutet, um einen FlN, vgl. Korr. Gde. Staudernheim, Oberbgm. Seiß, 10.6.2003. 213 Vgl. Wieser, 1979, 395f. 214 Vgl. Brilling, 1964, 169. 215 Vgl. Zoepfl, 1894, 74. 216 StA Wü, Salbuch 4 (1590), fol. 21’. 217 StA Wü, Salbuch 48 (Entwurf oder Conzept eines Sal-, Zins und Gültbuches über das Amt Gemünden 1587–1594), fol. 17. 218 FC KA D II 3 Allgemeines 7 (Die kurbayerische Verordnung hinsichtlich des Handels und Verkehrs der Juden in den fränkischen Fürstentümern betr. 1803–1804). 219 Vgl. Probst, 1959, 43. 220 Vgl. Löwenstein, 1907, 9f. 221 StA Wü, Salbuch 75 (1595), fol. 8; Salbuch 76 (1596), fol. 8. 222 Zit. n. Link, 1876, 502. 223 Um 1850 sind in der Gmk. Retzstadt Äcker namens am Zoll und am weißen Zoll belegt, StA Wü, Renov.GKa. Retzstadt (um 1852) II 1047f, 1077 (Pl.Nr. 5292, 5329, 5941). 224 Dort erhob im 17. Jh. ein hochstift. Zöllner den Wegzoll, vgl. Kolb, 1992, 136. 225 StA Wü, L.d.f. 28 (hier: Juden Brieue des Bischof Conradt zu Würzburg, 1542), fol. 49; Daxelmüller, 1988a, 163; FC KA D II 3 Allgemeines 7 (1803–1804). 226 Vgl. Rosenthal, 1927, 60; FC KA D II 3, Ämter 111, S.285. 227 Vgl. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 292; StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640). 228 Vgl. Burmeister, 1993b, 51; Martin, 1957, 10f; Schott, 1964, 66; Höfling, 1835, 258.
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In der Grafschaft Castell, ab 1806 bayerisch, wurde in Atzhausen 1705232 und Feuerbach 1807 Leibzoll erhoben.233 Demnach war der Eintritt in die Castell’schen Dörfer Billingshausen, Ober- und Unteraltertheim, Steinbach b. Wenkheim, Urspringen und das zur Hälfte castellische Remlingen zollfrei passierbar. Ob aber nun die für Remlingen mehrfach belegten Toponyme am und im Zollstock234 eine Funktion besaßen und wenn ja, in welchem Zeitraum, ist ungeklärt. Die Remlinger Amtsrechnungen melden zumindest keine Zolleinnahmen.235 Da das Dorf jedoch als Kondominat von CastellRemlingen und Wertheim unter geteilter Ortsherrschaft stand, können die Toponyme auf eine einstige wertheimische Zollstätte deuten. Über die Zollstationen der fünf ritterschaftlichen Herrschaften, die in diesen Territorien eingebettet waren, ist bislang wenig bekannt. Zwar führten manche Reichsritter das hochstiftische Zollsystem auch in ihren Territorien ein und forderten generell von fremden Juden Maut.236 Wie dies im Thüngischen Gebiet gehandhabt wurde, in der Wolfskeel’schen Rittergutsverwaltung Uettingen, im Sickingischen Stadelhofen und in den von Hutten’schen Orten Wiesenfeld und Steinbach b. Lohr ist dennoch unklar. Sehr wahrscheinlich ist die Zollerhebung hingegen in Laudenbach, das unter geteilter Ortsherrschaft stand (rieneckisch, dann juliusspitälisch), da dort zumindest 1769 eine Zollstatt erwähnt wird.237 Mit der Neuorganisation des Zollwesens durch die Zoll- und Mautordnung vom 1.12.1897 wurden nun auch die Binnenzölle aufgehoben.238 Daraufhin markierten die königlich bayerisch-großherzoglich badische Grenze in den 1830er und 1840er Jahren etwa die Zollstationen Böttigheim, Helmstadt, Holzkirchhausen, Homburg, Kleinrinderfeld, Kreuzwertheim, Lengfurt, Lohr, Neubrunn, Ober- und Unteraltertheim, Wertheim und Wüstenzell.239
229 StA Wü, Gebr. III G 10/7 (Schreiben des Grünsfelder Schultheißen Johann Rudolph an den Churfürsten, 8. Nov. 1655). 230 Vgl. Lauf, 1966, 175, der sich auf ein Jurisdiktionalbuch v. 1668 im Fürstlich Leiningischen Archiv Amorbach bezieht. 231 Neubrunn kam 1655 an Würzburg, vgl. Spindler [Hg.], 1969, 25 Karte. 232 FC KA D V 4, 7a (Abschriften der Zollordnung zu Atzhausen ..., 1705), frdl. Hinweis Jesko Graf zu Dohna, Fürstlich Castell’sches Archiv Castell. 233 FC KA D II 3, Ämter 111, S.12; vgl. Spindler [Hg.], 1969, 35 Karte. 234 StA Wü, Ka. Remlingen, PlNr.verz. III (um 1850), (o.S.), z.B. Pl.Nr. 1885 a,b–1927. 235 Vgl. Korr. Fürstlich Castell’sches Archiv Castell, Jesko Graf zu Dohna, 3.3.2006. 236 Vgl. Krug, 1987, 36f. 237 StA Wü, Gebr. VII C 3 (1769). 238 Vgl. Brilling, 1964, 169. 239 Vgl. Stein, 1836, 296, 288, 315, 244; Apfelbacher, 1983, 12. Forts.; Apfelbacher, 1949, 142; Götz, 1824, 363; Rommel, 1921, 49; vgl. auch Herold, 1968, 32–40.
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Karte 9: Territoriengrenzen mit Zollstationen im Waldsassengau um 1800.
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5.3.3 Vom Leibzoll, Totenzoll und anderen Tarifen „in jedem fürstlich-würzburgischen Ort, flecken oder Stadt 2 Batzen fränk. Leibzoll“ Dass Juden beim Eintritt in ein fremdes Territorium an jeder Wegzollstelle Leibzoll zahlen mussten, hatte besonders für jene gravierende Auswirkungen, die in flächenmäßig kleinen Territorien lebten. Dies galt vor allem für Ritterschaften wie Uettingen, Stadelhofen, Steinbach bei Lohr und Thüngen, die nur aus dem Dorf und seiner unmittelbaren Umgebung bestanden und vom würzburgischen und zollpflichtigen Ausland umgeben waren. Die zahlreichen ritterschaftlichen Juden, die sich notgedrungen durch Handel und Hausieren ernähren mussten und nur unzureichend Absatzmöglichkeiten besaßen, waren somit gezwungen, täglich die Grenze zum Hochstift zu übertreten. Für die hochstiftischen Juden war es zunächst eine Erleichterung, als die fürstbischöfliche Regierung im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts aus Rationalisierungsgründen dazu überging, den Leibzoll gegen eine jährliche Pauschale von 1500 fl. an die inländische Judenkorporation zu verpachten. So erhielt etwa 1776 jeder hochstiftische Schutzjude mit seinem Schutzbrief ein „für sein ganzes leben stets geldendes Kammer=Zoll Zeichen“, ein Freizeichen, ausgehändigt, welches ihn von den zahlreichen Leibzollzahlungen im Hochstift entband.240 Fest steht, dass der Leibzoll vorwiegend von den ärmeren und armen Juden gezahlt wurde – im Würzburgischen waren dies vor allem die ausländischen Juden und die jüdischen Bettler – nicht aber von den Bemittelten und Hofjuden, die finanziell in der Lage waren, sich die Zollfreiheit durch Pässe zu erkaufen.241 Auch die Wenkheimer Juden, deren Heimatdorf der Grafschaft Löwenstein-Wertheim angehörte, waren von den Zöllen hart betroffen. Ihr Handelsgebiet erstreckte sich vor allem in kurmainzisches und würzburgisches Gebiet: Sie arbeiteten im Bereich von Werbach, Großrinderfeld, Gerchsheim sowie im Ochsenfurter Gau242 und mussten zusätzlich im wertheimischen Landstrich Leibzoll zahlen. Denn die Wertheimer Juden, die für ihre durch die Grafschaft reisenden Glaubensbrüder und -schwestern ab 1604 eine jährliche Pauschalsumme von 20 fl. – um 1622 50 fl. – zahlen mussten, ließen sich diesen Betrag wieder zurückerstatten. Dazu stellten sie 1622 den Juden Berle als Zollerheber in Wenkheim ein.243 Seine Aufgabe 240 Vgl. Krug, 1987, 36f; StA Wü, Admin.8314 (1776); Schomburg, 1992, 176f. 241 Vgl. Scheppler, 1805, 112; Schomburg, 1992, 177. 242 Vgl. Weiss, 1992, 10. 243 Vgl. Rosenthal, 1927, 60; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 295. Bis 1622 hatte jeder in Wertheim nächtigende Jude 30 Pf. pro Nacht zu zahlen. Diese Gebührenordnung wurde verändert
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war es, „von allen, so woll Armen Als Reychen, in die Statt Khommenden Juden, vnd von Jeglichem haupt in sonderheit 3 bz.“, also drei Batzen, was zwölf Kr. oder 1/5 fl. entsprach, einzunehmen und „dero Namen“ zu notieren.244 Zu dieser Zeit bekam man für drei Batzen immerhin rund zweieinhalb Laib Brot.245 Eine unbeschreibliche Summe, wenn man die Anzahl der Zollstellen bedenkt, die einem Händler auf seinen täglichen Reisen begegneten. Hinzu kam der Warenzoll, der für Juden gewöhnlich erhöht war.246 Dass man willkürlich von jüdischen Reisenden mehr erhob, geht aus einem Freibrief König Sigmunds (1411–37) vom 6.6.1415 für die Juden in Nördlingen, Nürnberg, Windsheim und Weißenburg hervor: „Von einem Juden darf kein höherer Zoll genommen werden als von einem Christen, [...].“247 In der „Rotenburgischen Statt=Zoll=Ordnung“ aus dem 18. Jahrhundert hingegen heißt es ganz unumwunden: Insgemein soll ein Jud von all- und jeden Sachen den Zoll doppelt schuldig seyn / was sonst ein Christ oder Handelßmann einfach zu zahlen pfleget.248
Zu dem doppelten Warenzoll gesellten sich überdies verdoppelte Fähr- und Brückengebühren für Juden (s.u.). Doch jener Wertheimische Zolleinnehmer Berle hatte von seinen Glaubensgenossen neben dem Leibzoll auch das Geleitgeld einzufordern. Sein Zollverzeichnis aus den Jahren 1622–24 enthält Namen von Juden aus der weiteren und näheren Umgebung, häufig aus Uettingen und Uissigheim – aus Wenkheim selbst allerdings nur vier Namen. Seine Gesamteinnahme betrug allein 1622 über 100 fl.249 1655 berichtete der Grünsfelder Schultheiß bezüglich eines von (Tauber)Bischofsheimer Beamten „aufgerichteten Newen Zollstockß“ auch im benachbarten Werbach, der zur Folge hätte, dass die durchziehenden Juden „über dieß noch einen andern Judenzoll alda zu Werbach [...]“ zahlen mussten, „jeder ein halb Kopfstück“, dies entspricht zehn Kr., außerdem für alle 24 Stunden, die „derselbe Judt in bemeltem flecken verharren werde“, ein weiteres halbes Kopfstück.250
„vnd Jerlich fünffzehen Gulden darfür bezalt, Aber den Zohl selber vndtereinander Eingenommen, Jedoch bey der Herrschafft bedenckhen gestandten welches dz beste sey.“, StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640). 244 StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640). 245 Vgl. Kolb, 1992, 333. 246 Vgl. Schwarz, 1963, 125. 247 Zit. n. Schwarz, 1963, 33. 248 Jüd. Museum München, Maximilianstr., o. Sign, frdl. Hinweis Richard Grimm, München. 249 StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (1622–1640); vgl. Löwenstein, 1907, 9; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 295. 250 StA Wü, Gebr. III G 10/7 (1655).
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Für die Zeit nach der ersten Ausweisung der Juden aus dem würzburgischen Territorium 1451, galt im dortigen Amt Röttingen 1468 ein Leibzoll von sechs Pfennig,251 ein halbes Jahrhundert später, 1517, waren es im würzburgischen Großlangheim ein Schilling,252 also neun alte bzw. sechs neue Pfennige.253 Nach dem erneuten Aufenthaltsverbot für Juden im Hochstift 1537, als ausländische Juden wie erwähnt farbige Kennzeichnungen an der Kleidung tragen mussten, um an den Grenzen als Juden erkennbar zu sein,254 durfte 1542 „kein auswenndiger Jude oder Jüdin iung oder alt“ in die Würzburger Stadt und Vorstadt, es sei denn er oder sie gebe jedes Mal mit Namensnennung „ein wirtzburger schillinger“.255 Die endgültige Ausweisung aus dem Hochstift 1560 deutete sich bereits in dem maßlos hohen Leibzoll an, der ab 1559 bei der Durchreise pro Person und Tag zu zahlen war, nämlich zwei fl.256 Hierfür erhielt man zu dieser Zeit ganze 80 kg Wachs, auch acht Lammbäuche oder 40 Gänse.257 Ein Jahr nach dieser Ausweisung wurde der Tarif offenbar wieder „reguliert“. Man sollte nun den Zoll für „die Juden nach beschehenem abzug, wo sie wider Inn oder durch vnsern Stifft wandern würden, bej der alten Tax als von einer person zwen schillinger bleiben lassenn.“258 Auch für die Folgezeit sind zwei unterschiedliche Tarife überliefert, die jedoch beide für das ganze Hochstift galten: 1584 und 1596 hatte ein zu Fuß gehender Jude in den Ämtern Karlburg und Karlstadt zwei Kr., ein reitender oder fahrenden vier Kr. zu zahlen.259 In Stadt und Amt Gemünden waren es 1584 hingegen für einen gehenden Juden zehn Pf., also 2½ Kr., für einen reitenden oder fahrenden das Doppelte.260 Wer hingegen 1590 durch „Arnstein oder Deroselben Marckhung“ ging, musste eine höhere Gebühr entrichten, nämlich zwölf Pf., also drei Kr.261 Für 30 Kr. konnte man zu dieser Zeit ein Kissen erstehen.262 Als um 1622 seit fünf Jahren wieder Juden im Hochstift lebten,263 musste laut dem Zolleinnehmer von Homburg jeder durchziehende Jude 28 neue 251 Vgl. Kugler, 1988, 238; Amrhein, 1910, 50, 59f, 62; StA Wü, Salbuch 1 (Beschreibung aller Rechte, Güter, Gefälle, Zinsen etc. des Hochstifts Würzburg 1468–1474), fol. 337’. 252 Zit. n. Schröcker [Bearb.], 1977, 108. 253 Vgl. Hartinger, 1996, 218. 254 Vgl. Kugler, 1988, 238; Wittstadt, 1988, 157ff, 162; Flade, 1996, 51, 55f. 255 StA Wü, L.d.f. 28 (1542), fol. 49. 256 Vgl. Bohrer, 1922, 73d. 257 Etwa 1540 im Bereich Rothenfels, vgl. Kolb, 1992, 333. 258 StA Wü, L.d.f. 30 (hier: Juden missiff an die Amptleut erleütterung von Friedrich Bf. v. Würzburg Hzg. v. Franken, 1561), fol 62’. 259 StA Wü, Salbuch 75 (1595), fol. 8, 6’; Salbuch 76 (1596), fol. 8. 260 StA Wü, Salbuch 48 (1587–1594), fol. 17. 261 StA Wü, Salbuch 4 (1590), fol. 21’. 262 Vgl. Kolb, 1992, 333. 263 Vgl. Bohrer, 1922, 39; Wittstadt, 1988, 157ff, 162; Flade, 1996, 51, 55f; Krug, 1987, 32.
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Pf. zahlen, der frühere Tarif seien 30 alte Pf. für einen gehenden und 60 für einen reitenden oder fahrenden Juden gewesen.264 Beim Betreten der Stadt Würzburg waren gemäß der Würzburger Torzollordnung vom Dezember 1634 sechs Pf. zu zahlen.265 1742 wurden die Zollgebühren für ausländische Juden, die in den „hochfürstlichen orth und landt zu handtlen gehen“, erneut erhöht. Nun waren „täglich [...] nebst dem gebührenden Zoll von deren führenden zollbahren Waaren gegen ertheilung eines getruckten zeichen 4 Pazen“ zu zahlen; außerdem „täglich an allen Besuchenden orthen, wo dergleichen Persohnen auch hingehen möchten, jedesmahlen 4 Pazen nebst dem zoll, wie vorgedacht [...].“266 Bei einem Grenzübertritt also vier Batzen und dem Besuch einer Ortschaft nochmals jeweils vier, ohne dass dabei die Waren verzollt gewesen wären. Acht Batzen entsprachen 32 Kr., also mehr als einem halben Gulden, wofür man im benachbarten Amt Castell damals rund fünf Kilo Kalbfleisch oder 20 Stück Bratwürste erhielt.267 Kurzum, es galten auch im 18. Jahrhundert im Hochstift Würzburg keine einheitlichen oder gar beständigen Tarife. Um 1730 und 1749 mussten erwachsene Juden für die Durchreise und den zeitweiligen Aufenthalt Zollzeichen für zehn Kr. lösen. Bis 1776 wurde der Zoll für die kurmainzischen und andere ausländische Juden auf 20, 30, ja 45 Kr. erhöht.268 Mit der Landesverordnung vom 14.3.1785 wurde neuerdings differenziert zwischen dem bloßen „durch das Hochstift reisen“, wofür nun „in jedem fürstlichwürzburgischen Ort, flecken oder Stadt 2 Batzen fränk. Leibzoll“ gezahlt werden musste, also acht Kr. Welche auswärtige Juden aber zu handeln gedachten, die sollten schuldig seyn, so oft sie im Hochstift des Tags einen offenen Ort betreten, und allda Geschäfte machen, oder Handelung treiben werden, den herkömmlichen Leibzoll mit 4 Batzen, in den Landstädten mit 6 Batzen, und in allhiesiger Residenzstadt 9 Batzen [...] zu bezahlen.
Bei Zuwiderhandlung drohten zehn Reichstaler Strafe, sprich 900 Kr. Die Hälfte davon erhielt der Anzeigende,269 womit man nebenbei das Denunziantentum förderte. Der Leibzoll wurde also in Proportion zu dem zu erwartenden Handelserfolg gesteigert. An Neujahr 1805 wurde dieser Tarif um 25 Prozent erhöht, „für den freyen Durchpaß ohne Geschäfftmachung in 264 Vgl. Löwenstein, 1907, 9f. 265 Zit. n. Daxelmüller, 1988a, 163. 266 StA Wü, Admin.375 (Erhöhung der Zollzeichengebühren für ausländische Juden, 1742), fol. 2’f. 267 Frdl. Hinweis Jesko Graf zu Dohna, Fürstl. Castell’sches Archiv Castell, Korr. 4.4.2006. 268 Vgl. Weiss, 1992, 33; StA Wü, Admin.8314 (1776); Himmelstein, 1853, 153; Weger, 1920, 130. 269 Vgl. Heffner, 1776/1801, III 321: Landesverordnung v. 14.3.1785.
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jedem würzburg. Ort 10 xr rhh“; wiederum das Doppelte war zu zahlen, wenn man dabei Handel trieb – in Landstädten wie Heidingsfeld 30 Kr. und in Würzburg gar 45 Kr. Auch die Strafe bei Zuwiderhandlung wurde auf 15 fl. erhöht.270 Von der Wegzollstätte Himmelstadt wurde berichtet, dass noch 1810 von Juden „mit Trageten aller Krämerwaren“ bisweilen ein oder ½ Kr. Zoll erhoben wurde,271 obwohl in diesem Gebiet der Leibzoll offiziell 1806 abgeschafft wurde. Noch 1811 kostete fremden oder einheimischen Juden eine Übernachtung in der Stadt einen Nachtzettel zu fünf Kr.272 Über die Tarife im Erzstift Mainzischen Lohr ist weniger bekannt. Hier waren nach der Vertreibung der Juden 1573 für einen Geschäftsgang im Ort oder für den bloßen Durchzug zehn Kr. pro Kopf zu zahlen. Dieser Tarif galt auch 1728. In diesem Jahr zahlten über 200 Juden den Leibzoll, wobei hier noch nicht einmal die benachbarten Steinbacher Juden mitgezählt werden können, da sie, deren Wohnort in der reichsritterschaftlichen Enklave der Freiherrn von Hutten lag, zu dieser Zeit ein jährliches Ablösegeld von vier fl. pro Person zahlten.273 Möglicherweise galt im mainzischen Gebiet über einen längeren Zeitraum der Tarif von zehn Kr., denn soviel wurde zum Beispiel auch in Uissigheim 1668 für den Grenzübertritt in das würzburgische Külsheim kassiert274 und war bis 1776 im gesamten Churfürstentum Mainz obligat. Dementsprechend beschwerte sich 1777 die Judenschaft des Amtes Grünsfeld wegen einer Erhöhung auf 20 Kr.275 Des Überblicks und Eindrucks halber soll hier ein Blick auf eine Auswahl an Leibzolltarifen anderer Herrschaftsgebiete geworfen werden: In der Markgrafschaft Ansbach mussten ausländische Juden 1482 pro Nacht zwölf Pf. zahlen, 1662 dann einen „Aufschlag auf ihre Person“ von „½ Kopf-Stuck“, der vier Wochen gültig war, 1665 für 24 Stunden Aufenthalt acht Kr., 1712 und 1720 15 Kr. und, falls beritten, für das Pferd weitere 7½ Kr.276 Für „diejenige frembde Juden, welche zu Hochzeiten, Beschneidungen, und Begräbnüssen [...] in Unser Land reisen, und keine Handelschafft treiben,“ galt 1720 sowie 1737, dass sie „nur den ersten Tag den ge270 FC KA D II 3 Allgemeines 7 (1803–1804). 271 Vgl. Probst, 1959, 43. 272 StA Wü, Judensachen 39. 273 Vgl. Schott, 1964, 66; M., 1941, o.S.; Martin, 1957, 10f. 274 Vgl. Lauf, 1966, 175, der sich auf ein Jurisdiktionalbuch von 1668 im Fürstlich Leiningischen Archiv Amorbach bezieht. 275 StA Wü, Admin.8314 (1776). 276 Zit. n. Real-Index, 1774, 234f, 463ff; zit. n. Haenle, 1990, 26, 108; sowie Ordnung und Privilegien einer gesamten Schutz-Judenschafft in dem Marggrafthum Onolzbach, 20. Martii Anno 1737, Tit.III §1, §4, zit. n. Zimmer, 1975, 82f; Heuber, 1785, 553f. Ein Schutzbrief des Rother Amtmanns Karl v. Wildenstein für einen Juden fordert, dass dieser in der Markgrafschaft „mit Geleitgeld und Zoll nicht höher belegt werden dürfe als Christen“, vgl. Haag, 1989, 177f.
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Resultat antijüdischer Gesetzgebung
wöhnlichen Leib-Zoll geben“. Die darauf folgenden acht Tage waren sie davon befreit. 1759 galt zudem: „Würde ein Fremder sich vor einen disseitigen [erg.: Schutzjuden, d. Verf.] ausgeben, oder ein hiesiger dem Fremden durchhelffen, so soll dieser mit dem Staubbesen bestraft, jener aber des Schuzes verlustig seyn.“ 277 Zu den ältesten bekannten Leibzolltarifen zählen der des Amtes Cadolzburg von 1414: „von einem juden sechs pfennyng; von einem toten juden ein pfunt“278 sowie die Bamberger Zollordnung von 1496: „Item von einem lebentigen juden sechs new pfenning.“279 In den ober- und vorderösterreichischen, somit habsburgischen Gebieten, wozu die in Schwaben liegende Markgrafschaft Burgau gehörte, galt 1558 ein Leibzoll von zehn Kr., jedoch „so sy furen oder tragen 20 Kr.“280 Der Ein- und Austritt in das benachbarte gräflich oettingische Territorium kostete vor 1651 18, ab 1651 zwölf Kr., wobei ein Jude zu Pferd 18 Kr. zahlte sowie für das Pferd drei Kr.281 1706 wurde den handelnden Juden aus dem benachbarten Fürstentum Pfalz-Neuburg für den 24stündigen Aufenthalt im Oettingischen ein sogenanntes „Toleranzgeld“ von 45 Kr. auferlegt, da man dort mit den oettingischen Handelsjuden ebenso verfuhr.282 In der ebenfalls nahen Gundelfinger Hauptzollstatt galt um 1577: „Item / ein reitender Jud gibt 15 Pfenning. Item / ein gehender Jud gibt 8 Pfenning.“283 Im Gebiet der Deutschordenskommende Mergentheim belief sich der Leibzoll 1630 auf drei, für einen Reiter auf sechs Kr. Auswärtige zahlten vier bzw. acht Kr.284 Ein reitender Jude zahlte 1705 im gräflich castellischen Atzhausen zwölf Pf., ein zu Fuß gehender die Hälfte.285 Im Herzogtum Bayern galt namentlich in Friedberg in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Tarif von 14 Kr. Leibzoll, in Landsberg a. Lech hingegen ein Pfund Pf. von reichen, ein halbes Pfund Pf. von mittelmäßigen, drei Heller von armen Juden; in Rain a. Lech waren 24 Kr. von reichen, sechs Kr. von armen oder zu Fuß gehenden Juden zu kassieren.286 Daher erging 1733 an „Alle Churfürstl. Mautt und ZohlÄmbter Rentambts München“ ein Reskript mit der Bestrebung, die unterschiedlichen Zolltarife
277 Vgl. Haenle, 1867, 108; Zimmer, 1975, 82f; Real-Index, 1774, 473; Heuber, 1785, 554. 278 Zit. n. Krauß, 1938b, o.S. 279 Vgl. Eckstein, 1899a, 209. 280 Zit. n. Palme, 1991, 188. 281 Vgl. Müller, 1899, 111f. 282 Vgl. Müller, 1899, 112. 283 Vgl. Seitz, 1962, 45. 284 Vgl. Stern, 1968, 3. 285 FC KA D V 4, 7a (1705), frdl. Hinweis Jesko Graf zu Dohna, Fürstlich Castell’sches Archiv Castell. 286 Vgl. Aretin, 1903, 68.
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der „Juden Mauth und des Leibzolls“ zu vereinheitlichen und auf ein gemeinsames abschreckend hohes Eintrittsgeld von 2 fl anzuheben und von Jedem Juden, welche nit von vnß mit frey paßen Begnadet, Bey d[er] erstern Mautt: od[er] eintritt in unßere Landten wo kein höchers hergebracht :/ zwey gulden : Bey denen ybrigen Mautt und zollstätten aber fünfzechen kreüzer und yber diß täglich : solang sich d[er] Jud in unsern Landten Befindet, auch 15 k. leibgelt, von denen Juden Weibern hingegen halb sovill.287
Wo noch höhere Gebühren üblich waren, sollten diese beibehalten werden. Die Neuburger Zollordnung erhob 1741, ein Jahr nach der letzten Vertreibung der Juden aus Neuburg, 20 Kr. 4 hl. Leibzoll für den „in- und durch das Land eines Tags paßierend, Reitt- oder fahrend, Frembter ausländischer Jud – oder Jüdin“. Ferner hatte „ein gehender Jud- oder Jüdin so nicht erweißliche Bettel-Leuth seynd [...]“ 15 Kr. 3 hl, sowie 30 Kr. Toleranzgeld täglich zu zahlen, wenn er/sie „mehrere Täg im Land [...]“ blieben.288 Als Alternative zu den kontinuierlichen Ausgaben war ein jährlich an die Kanzlei abzuführendes Aversum möglich.289 Brückengeld und Fährlohn Aber auch damit war es noch nicht getan. Für die mainfränkischen Juden stellte auch der Main ein größeres Reisehindernis dar als für christliche Mitbürger. Wer beispielsweise 1789 die Stadt Würzburg auf der barocken Mainbrücke betreten wollte, zahlte als Jude einen Kr. Brückengeld. 1805 waren es drei Kr., sechs zu Pferd. Gewöhnlich hatten Juden das doppelte Brückengeld zu zahlen.290 Mit der Fähre den Main zu durchqueren war ebenfalls ein teures Unterfangen. In Wertheim hatten Bürger ohne Fuhrwerk laut Mainfähreordnung um 1521 die Möglichkeit, die Fähre jederzeit kostenlos zu benutzen. Ein Fremder und „ein Jüde aber hatte für seinen Fährlohn 6 Pfennig zu geben.“291 Noch Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Heidingsfeld von Juden das doppelte Fährgeld gefordert. Besonders, wenn bei Sterbefällen der Transport eines jüdischen Leichnams anstand, musste die unvorstellbare 287 BayHStA M, Kurbayern Hofkammer 1361, fol. 463, 463’. 288 BSB, 2 Bavar.960 XI,13o (Zollordnung der Chur-Fürstl. Hoff-Cammer Neuburg, den 12. Julij 1741). 289 Z.B. zahlten die Juden der ansbachischen Orte Steinhart und Trendel 1625 insgesamt 48 Reichsthaler, vgl. Müller, 1899, 111f. 290 Vgl. Günther, 1942, 76; Flade, 1996, 63; Krug, 1987, 37. Die Stadt Heidelberg erhob von ca. 1750 bis 1784 von allen reitenden Juden Weggeld sowie ein Brückengeld für die Benützung der Brücke, das von Christen nicht bezahlt werden musste, vgl. Rosenthal, 1927, 121. 291 Vgl. Neu, 1982, 16 Anm.*; Scherzer, 1999, 84. In diesen Kontext gehört u.U. ein bei Knapp, 1907, 1046 erwähnter Vorfall, nach welchem der Urspringer Jude Michael 1566 Schwierigkeiten „wegen des fahrgelts uf Sendelbacher fahr“ hatte.
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Resultat antijüdischer Gesetzgebung
Summe von einem Reichstaler, also anderthalb fl., bei einem „kleinen Menschen“ die Hälfte, bezahlt werden.292 Totenzoll Es zeugt von einem perfiden Einfallsreichtum, nicht nur lebende Menschen als Zollware zu betrachten, sondern auch tote. Zu den ältesten Beispielen dieser Ausbeutung gehört das Geleitgeld, das 1311 im Herzogtum Bayern für einen jüdischen Leichnam gefordert wurde: auf der etwa 16 Meilen betragenden Strecke zwischen Passau und Straubing ein halbes Pfund Passauer Pfennige und ein Pfund Pfeffer, der im Mittelalter von goldähnlichem Wert war.293 Im ansbachischen Amt Cadolzburg wurden 1414 „von einem toten juden ein pfunt“ Pfennig gefordert,294 im Hochstift Bamberg 1496 an den Grenzstationen „von einem toten juden dreizzig new pfenning.“295 In Städten war dieser Totenzoll, auch Leichenzoll oder Judenbegräbnisgeld genannt, eine Gebühr für die Erlaubnis, Verstorbenen zu begraben.296 Erwähnenswert ist auch das sogenannte ‚Todtfall‘ oder ‚Todtengeleit‘, das bis 1783 in Baden Durlach von der Hinterlassenschaft der im Lande verstorbenen oder durch das Land zum Begräbnis geführten Christen erhoben wurde. Wenngleich dies bei einer Frau und einem ledigen Mann über 14 Jahren je sechs Gulden (fl.) betrug, bei einem alten Mann zwölf fl., bei einem Mädchen 1 fl. 30 Kr., bei einem Knaben drei fl.,297 steht dies schon allein aufgrund der höheren Dichte an christlichen Friedhöfen und den ungleich kürzeren Wegen zu denselben in keinem Vergleich. Auf den alten jüdischen Friedhof in Würzburg, der vor 1429 existiert hatte, durften zunächst auch die Leichen auswärtiger Juden zollfrei gebracht werden.298 Hingegen musste bei einem Begräbnis eines Auswärtigen in Wertheim in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ½ fl. Zoll entrichtet werden. Ebenso war für jede jüdische Leiche aus der Grafschaft Wertheim ein hoher Einfuhrzoll zu bezahlen.299 Im 16. Jahrhundert dann und ebenso 1634 wurde an den fünf Toren Würzburgs für einen toten Juden ein ganzer Gulden gefordert.300 Dieser 292 Zit. n. Krug, 1987, 127. 293 In Bayern wurde das Kassieren derlei Steuern 1325, 1380 und 1417 verboten, vgl. Taussig, 1874, 13f. 294 Zit. n. Krauß, 1938b, Nr. 29, o.S. 295 Vgl. Eckstein, 1899a, 209, 213. 296 Vgl. Schomburg, 1992, 175. 297 Vgl. Lewin, 1909, 10 Anm. 1, 41. 298 Vgl. Amrhein, 1910, III 56. 299 Vgl. Löwenstein, 1907, 17; Rosenthal, 1927, 27; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 296; Stäblein, 1968, 196. 300 Vgl. Bohrer, 1922, 111a; Daxelmüller, 1988a, 163.
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Der Leibzoll und seine Folgen
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konstante und extrem hohe Tarif ist seit 1584 auch in den Würzburgischen Ämtern Arnstein, Gemünden, Karlburg und Karlstadt zu verzeichnen. Er musste gemäß der Würzburger Zollrolle von 1584 in jedem Ort gezahlt werden und galt auch bei Transporten auf dem Main. Dies betraf vermutlich die Thüngener, die ihre Toten über den Main zum Friedhof nach Laudenbach transportieren mussten. Für einen Gulden hingegen konnte man 1540 im Bereich Rothenfels bereits 20 lebende Gänse kaufen.301 Erst knapp zwei Jahrhunderte später, 1776, wurde der Totenzoll etwas niedriger veranschlagt, nämlich auf „12 Bazen fränkisch“.302 Diese Sonderabgabe war innerhalb des Hochstifts bis 1809 üblich, auch wenn bereits seit 1776 jeder Schutzjude mit seinem Schutzbrief ein „für sein ganzes Leben stets geldendes Kammer=Zoll Zeichen“ bezahlen musste, womit dann zumindest im Hochstift kein Leibzoll mehr fällig war.303 Interessanterweise galt dieser außerordentlich hohe Tarif von einem Gulden auch in etlichen süddeutschen Territorien des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts – etwa in der Grafschaft Hohenlohe-Schillingsfürst an der Zoll station Diebach 1577,304 in der Deutschordenskommende Mergentheim 1630,305 im gräflich castellischen Atzhausen 1705,306 im Fürstentum PfalzZweibrücken 1755307 sowie in der Markgrafschaft Baden 1776 und 1800.308 Mehr als einen Gulden, nämlich 1 fl. 15 Kr., forderte 1662 bis 1752 die Markgrafschaft Ansbach bei einem ausländischen toten Juden309 – einen Reichstaler, also anderthalb fl., 1753 das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken, Amt Nohfelden.310 Zwei fl. erzwangen 1661 die Altwürttemberger Zollordnung,311 das Hochstift Bamberg ab 1737312 sowie das bayerische Friedberg in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts – für eine Frau aus ungeklärten Gründen die Hälfte.313 Hinzu kamen nicht selten willkürliche, vom heutigen Standpunkt aus mafiöse lokale Gewohnheiten. Vom ungebrochenen Selbstbewusstsein der 301 Zum Vergleich: Der Zoll für ein Kalb belief sich auf 1 Pf., also den 240. Teil eines fl., StA Wü, Salbuch 4 (1590), fol. 21’; Salbuch 48 (1587–1594), fol. 17; Salbuch 75 (1595), fol. 8, 6’; Salbuch 76 (1596), fol. 8; vgl. Kolb, 1992, 333; Kugler, 1988, 240. 302 StA Wü, Admin.8314 (1776). 303 StA Wü, Admin.8314 (1776); StA Wü, Judensachen 39 (1809); vgl. Heffner, 1776/1801, III 321: Landesverordnung v. 14.3.1785; Brilling, 1964, 169; Krug, 1987, 37; Scherg, 1999, 238. 304 Vgl. N.N., 1930a, 95. 305 Vgl. Stern, 1968, 3. 306 FC KA D V 4, 7a (1705), frdl. Hinweis Jesko Graf zu Dohna, Fürstlich Castell’sches Archiv Castell. 307 Zit. n. Blinn, 1994, 77 N°51. 308 Vgl. Honold, 1985, 360f; Lewin, 1909, 42. 309 Vgl. Stern, 1968, 8. 310 Zit. n. Blinn, 1994, 76 N°48. 311 Vgl. Tänzer, 1922, 5. 312 Bei Minderjährigen 1 fl., vgl. Eckstein, 1899a, 213. 313 Vgl. Aretin, 1903, 68.
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Resultat antijüdischer Gesetzgebung
katholischen Umgebung zeugt etwa die Forderung eines „Alt-Kayserlichen Speciesthaler“ durch den Ortspfarrer des mittelfränkischen Kirchehrenbach 1765. Dieser Tribut von umgerechnet etwa 1½ fl. war fällig, sobald ein jüdischer Begräbniszug am Pfarrhaus vorbei zog.314 Im schwäbischen Buttenwiesen erzwang der katholische Ortspfarrer vor 1839 hierfür jährlich einen silbernen Esslöffel, was 1839 als „eine merkwürdige Lokal-Sonderbarkeit“ gewertet wurde.315 Für die Fahrt durch das oberfränkische Kersbach zum jüdischen Friedhof Baiersdorf zahlten die Juden von Kunreuth seit mindestens 1758 bis 1846 jährlich einen Speziesthaler an den Pfarrer.316 Auch die Gemeinde Georgensgmünd besaß 1833 „das Recht, von jedem Leichnam 1 fl. 33x 6 hl. [erg.: von einem den Ort betretenden Begräbniszug, d. Verf.] zu erheben, wenn die Rückgelaßenen kein Gemeinderecht genießen.“317 Damit wird deutlich, welch enorme und unberechenbare finanzielle Belastung eine Beerdigung mit sich brachte. Es ist nicht bekannt, wie die jüdischen Gemeinden dieses Problem lösten, zumal besonders die ländlichen Gemeinden seit dem Dreißigjährigen Krieg verarmt waren und zunehmend unter dem Zulauf jüdischer obdachloser Flüchtlinge aus Osteuropa litten. Mitunter erschöpfte sich die restlos überlastete jüdische Armenpflege in der Abschiebung der Bedürftigen, nachdem man sie mit Zehrgeld versorgt hatte. Dies schien ratsam, um eventuelle Kosten für die Beerdigung von Fremden zu vermeiden, falls sie im Ort sterben sollten.318 Im Mainzischen Amt Starkenburg wurde 1751 eigens eine Chewra Kadischa gegründet, da wiederholt Schwerkranke vernachlässigt und Tote nicht begraben wurden. Dies geschah offenbar, da man nicht in der Lage war, die Zollgebühren für die Leichenzüge auf dem Weg vom Kurmainzischen ins Hessen-Darmstädtische zu bezahlen, wo sich der zuständige Verbandsfriedhof Alsbach befand.319 Allein die Zollordnung von 1705 im ehemals castellischen Atzhausen, Unterfranken, zeigt eine Spur von Humanität, wenn sie die Gebühr von einem Gulden nur fordert „von einem toden Juden so durch die Zollstatt gefuhrt, oder getragen wurd, und nachdeme Er vermöglich gewesen.“320 Zur Darstellung der Zolltarife im Hochstift Würzburg dient folgende Tabelle:
314 PfarrA Kirchehrenbach (o.Sign.: Accord zwischen der hiesigen Pfarrey und zwölff Juden Haushalten zu Bayreüth ..., 17.10.1765). „Speziestaler“ bedeutete eine ausgeprägte Talermünze im Unterschied zum fiktiven Rechnungstaler. 315 Vgl. Intelligenz-Blatt [...] Schwaben u. Neuburg, 1839, Bes. Beylage, 24ff. 316 Zit. n. Burger, Art. Judenfriedhof, 1926, 101. 317 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5/I Georgensgmünd (1833), fol. 386’. 318 Vgl. Rohrbacher, 1984, 117; Schubert, 1983, 162, 168–173. 319 Vgl. Mainzer, 1914, 4f. 320 FC KA D V 4, 7a (1705), frdl. Hinw. Jesko Gf. zu Dohna, Fürstl. Castell’sches Archiv Castell.
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Der Leibzoll und seine Folgen Übersichtstabelle der Leibzolltarife im Hochstift Würzburg (1468–1810)321 Leibzoll
Jahr
Amt/Ort
1468 16. Jh.
Amt Röttingen Würzburg Stadt
Kriterium
1517
Großlangheim
1542
Würzburg Stadt u. Vorstadt
1559 1561 1584 1584; 1596 1590 vor 1622 um 1622 1634 18. Jh. um 1730 1742 1749
bis 1785
1785
1805
1810
für Reiter
6 Pf.322 6 Pf.
täglich Amt Gemünden u.a. Amt Karlburg u. Karlstadt Arnstein
Totenzoll 1 fl.323
1 Schilling324 (9 alte od. 6 neue Pf.) 1 Würzb. Schilling (auch Kind)325 2 fl.326 2 Schilling327 2½ Kr.
5 Kr.
1 fl.328
2 Kr.
4 Kr.
1 fl.329
z.B. Homburg
3 Kr. 30 alte Pf.
Würzburg Stadt
28 neue Pf. 331 1½ Kr.
1 fl.330 60 alte Pf. 1 fl.332 333
in jedem Ort
tägl.; mit Handel
in jedem Amt
Kurmainz. Juden u.a. Würzb. Juden Kurmainz. Juden; tägl.
an jeder Wegzollstätte in jedem Ort
ohne Handel
bis 1776
1776
Tarif für Fußgänger
in jedem Dorf in Landstädten Würzburg Stadt in jedem Ort in jedem Dorf in Landstädten Würzburg Stadt Himmelstadt
mit Handel ohne Handel mit Handel; tägl.
10 Kr.rhein., Kind 5 Kr. 10 Kr.334 16 Kr. (4 bt.)335 10 Kr.336 20, 30 bis 45 Kr.337
20 Kr. (5 bt. fränk.) 20 Kr. 5 Kr.rhein. (Ledige); 10 Kr. (Verheiratete)338 20 Kr. rh.339
¾ fl. 3 Kr. (12 bt.)
8 Kr. (2 bt.) 16 Kr. (4 bt.) 24 Kr. (6 bt.) 36 Kr. (9 bt.)340 10 Kr. rhein. 20 Kr. 30 Kr. 45 Kr.341 1 oder ½ Kr.342
321 Um Vergleichswerte zu erhalten, sind manche Währungen (bt., Pf.), hier z.T. in Kreuzer (Kr.) umgerechnet (Originalwert in Klammern). 322 StA Wü, Salbuch 1 (1468–1474), fol. 337’. 323 Vgl. Bohrer, 1922, 111a. 324 Zit. n. Schröcker, 1977, 108. 325 StA Wü, L.d.f. 28 (1542), fol. 49. 326 Vgl. Bohrer, 1922, 73d. 327 StA Wü, L.d.f. 30 (1561), fol 62’. 328 StA Wü, Salbuch 48 (1587–1594), fol. 17. 329 StA Wü, Salbuch 75 (1595), fol. 8; Salbuch 76 (1596), fol. 8. 330 StA Wü, Salbuch 4 (1590), fol. 21’.
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„bei Verheyrathungsfällen“ Auch bei einem freudigen Ereignis – der Hochzeit – wurden Juden an den Zollstationen zur Kasse gebeten. Der sogenannte Judenbrautzoll, ein Leibzoll von einem fl., wurde laut Würzburger Zollrolle im 17. und 18. Jahrhundert bei Hochzeitsreisen an jeder Zollstätte kassiert, das heißt, wenn Braut oder Bräutigam zum Hochzeitsort,343 bzw. von dort zum künftigen Wohnort reisten.344 Der „Braut Zoll mit einmahliger Zahlung 12 Bazen fränkisch“, also knapp ein fl., war 1776 bis zumindest 1785 „bei Verheyrathungsfällen“ verpflichtend – obwohl man, wie erwähnt, seit zumindest 1776 mit dem Kauf eines Schutzbriefes ein lebenslang gültiges „Kammer=Zoll Zeichen“ zur Befreiung vom Leibzoll im Hochstift bezahlen musste.345 Diese Art der Sonderbesteuerung taucht in den Quellen nur selten auf, sodass über den Brautzoll keine generalisierenden Aussagen möglich sind. Die Zöllner von Höchst a. Main beispielsweise verlangten 1780 bei jeder jüdischen Hochzeit ausgerechnet drei Hutzucker und 18 Zitronen.346 Dass der Brautzoll auch im Badischen existiert hatte, geht aus der Verordnung des Großherzogtums vom 20.5.1809 hervor, als man den „bey Passierung jüdischer Brautleute gewöhnlichen Zoll“ aufhob.347 Inwieweit ein Brautzoll tatsächlich amtlich angeordnet oder auch von einem regionalen jüdischen Brauch abgeleitet worden war, wird anhand der vorhandenen Quellen nicht deutlich. Aus einem Bericht des Wertheimer Stadtamtmanns vom 12.7.1751 geht hervor, dass jüdische Hochzeiter bei ihrer Ankunft in Wertheim pro Kopf 1 fl. 30 Kr. zahlten sowie eine Abga-
331 Vgl. Löwenstein, 1907, 9f. 332 Vgl. Daxelmüller, 1988a, 163. 333 Vgl. Himmelstein, 1853, 153 Anm. 1. 334 Vgl. Weger, 1920, 130. 335 StA Wü, Admin.375 (1742), fol. 2’f. 336 Vgl. Weger, 1920, 130. 337 Vgl. Weiss, 1992, 33; StA Wü, Admin.8314 (1776); Himmelstein, 1853, 153; Weger, 1920, 130. 338 StA Wü, Admin.8314 (1776). 339 Vgl. Flurschütz, 1965, 84. 340 Vgl. Heffner, 1776/1801, III 321: Landesverordnung v. 14.3.1785. 341 FC KA D II 3 Allgemeines 7 (1803–1804). 342 Vgl. Probst, 1959, 43. 343 So vermutete auch Fritz Kugler, Thüngen, Korr. 6.2.1992. 344 Vgl. Schomburg, 1992, 176. 345 StA Wü, Admin.8314 (1776); vgl. Heffner, 1776/1801, III 321: Landesverordnung v. 14.3.1785. 346 Vgl. Burmeister, 1993b, 63. 347 StA Wü, Judensachen 39 (hier: Auszug Landesdirektions-Protokolls der Regierungskammer in auswärtigen Hoheitssachen v. 5.7.1809).
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be, die nach dem „Braut Heyrath Guth“ bemessen war.348 Die Besonderheit daran war, dass dieses Geld den ledigen Juden des Ortes zugute kam – nach alter „vieler 100 Jahre allhier und aller Orten üblichen Jüdischen Gewohnheit“, so auch in Kitzingen und Aschaffenburg.349 Dieser Brauch entstand, so geht aus der Befragung einiger Wertheimer Juden 1751 hervor, besonders in Orten mit vielen mittellosen studierenden Juden. Nach Aussage des Castell’schen Schutzjuden Abraham vom 11.8.1751 verhielt es sich so, dass ein durch den Ort reisender Bräutigam den mittellosen jungen Studenten „einige Maaß Wein zum besten gebe, das Geld lege er, wenn er sich in die schul, wo ihm eine besondere Ehre angedeihe, begebe, in den Armen Kasten.“ Dies sei eine freiwillige Spende, keine rechtmäßige Verpflichtung.350 Anlass dieser Befragungen war, dass jenes Brautgeld vom Hochzeiter Nathan Freudenberger aus Rothenfels „durch Oberkeitlichen Zwang“ eingefordert worden war. Der aus Böhmen stammende Rothenfelser Rabbiner und Schulmeister Israël Kohn erklärte, dass er nie gehört habe, dass dieser Brauch ein Recht sei, das man erzwingen könne. In Böhmen gebe der Bräutigam ein Almosen, hier aber, in Orten mit einem Rabbiner, gebe er etwas „zum Besten“ oder den ledigen jungen Burschen ein Trinkgeld.351 Aus dieser Kontroverse geht hervor, dass diese Form der Wohltätigkeit, die in manchen ländlichen jüdischen Gemeinden Usus war, von Wertheimer Beamten offenbar zur eigenen Bereicherung missbraucht wurde. Aussagen über Herkunft und Verbreitung dieser Gepflogenheit, einer Form der traditionellen jüdischen Nächstenliebe, sind an dieser Stelle freilich nicht möglich. Weitverbreitet war allerdings ein vergleichbarer Brauch bei christlichen Hochzeiten. Das Versperren des Weges und die Lösung mittels einer Gabe durch das Brautpaar ist im deutschen, romanischen und teils slawischen Sprachraum (Slowenien, Russland) in vielfältigen Variationen, Ausgestaltungen und Motivlagen praktiziert worden.352 Als Brauchträger waren häufig junge ledige Burschen vertreten, ebenso war im gesamten Verbreitungsgebiet bisweilen eine sogenannte Trunkspende zur Ablösung üblich.353
348 Dies waren hier „[...] von ersten 100 thl. 45 Kreuzer und von denen übrigen hunderten von jedem 22½ Kr.“, StA Wü, Gebr. VI W 292 (hier: Bericht des Stadt Amtmann Franz Jacob Sauer in Wertheim, 12.7.1751). 349 StA Wü, Gebr. VI W 292 (1751). 350 StA Wü, Gebr. VI W 292 (1751). 351 StA Wü, Gebr. VI W 292 (1751). 352 Vgl. Dünninger, 1967, 21ff, 39. 353 Vgl. Dünninger, 1967, 85, 95, 117.
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Ende in Sicht Wenngleich ein Ende dieser ausgetüftelten Separatbesteuerung für den Hochzeiter Nathan Freudenberger 1751 so bald nicht abzusehen war, bewirkten die tiefgreifenden Ideen der Aufklärung allmählich auch eine langsame Mentalitätsveränderung bei manchen verantwortlichen Politikern. Frankreich, das als erster europäischer Staat seine jüdischen Bürger als gleichberechtigt anerkannte und sie auch im Ausland unter seinen Schutz nahm, hatte 1784 den Leibzoll aufgehoben und gestattete es nicht mehr, in den benachbarten deutschen Ländern von einreisenden französischen Juden Leibzoll zu fordern und somit „den fränkischen Bürger israelitischen Glaubens zum Tiere herabzuwürdigen“. Dennoch dauerte es drei Jahre bis dieser Anstoß zumindest in Preußen umgesetzt wurde. Weitere Staaten folgten dieser Entwicklung, aus der zunächst keine weiteren Veränderungen des rechtlichen Zustands der Juden zu erwarten waren, nur zögerlich.354 1790 führte im Erzstift Salzburg ein Vorfall an der Grenze zur Abschaffung des Leibzolls: Der Münchner Hoffinancier Levi Anschel, der auf dem Weg von Traunstein nach Reichenhall an der Grenzstation Teisendorf angeblich den Leibzoll verweigert hatte, sollte deshalb acht fl. Strafe zahlen. Da er aber „den Mautschranken nicht ausgewichen und den Zoll zu entrichten sich nicht geweigert hat, da er nie darum angegangen wurde“, klagte er dagegen und löste folgende Überlegung der Münchner Hofkammer aus: Auf die Klage des Münchner Hofjuden gegen das Pfleggericht Teisendorf wegen eines strafenden Judenzolls, sahen wir uns veranlaßt, höchsten Orts einen Vortrag vorzulegen, indem der Wunsch geäußert wird, daß dieser die Menschheit schändende Leibzoll der Judenschaft durch eine Verordnung an die Mautämter aufgehoben, auf den Grenzsäulen bei den Mautämtern die Aufschrift Judenzoll gelöscht, der Hebräer aber wie jeder andere Reisende betrachtet werde, wenn er seinen Warenzoll und das Weggeld erlegt. [...] Es muß auch für jeden Reisenden in der heutigen Zeit der Aufklärung ein besonderer Kontrast sein, wenn er an der salzburgischen Landesgrenze bei den Mautämtern die Tafel mit der Aufschrift ‚Judenzoll‘ erblickt.355
Die erzstiftische Polizeistelle wies darauf hin, dass im Erzstift Salzburg die gesetzliche Vorschrift besteht, dass jeder Jude, wenn er das Land betritt sowie bei jeder Mautstation abermals einen Leibzoll von 24 Kr. zu entrichten habe. Dies aber sei „ein Überbleibsel jener Zeiten [...], als man die Juden für eine Ware angesehen hat.“ 356 Daraufhin wurde der Judenzoll im Erzstift Salzburg am 3.9.1791 aufgehoben.357 Es folgten 1803 unter anderem das 354 355 356 357
Zit. n. Brilling, 1964, 165f; vgl. Scheppler, 1805, 154; Schomburg, 1992, 177. Zit. n. Wieser, 1979, 395f. Vgl. Wieser, 1979, 395f. Zit. n. Wieser, 1979, 361; vgl. auch Schomburg, 1992, 177.
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Fürstentum Isenburg,358 1805 Teile von Hessen359 und Ende Dezember 1806 das Großherzogtum Würzburg, wobei hier noch bis 1809 Toten- und Brautzoll kassiert wurde.360 Erst 1807 wurde der Leibzoll in Bayern abgeschafft – in Zusammenhang mit der allgemeinen Zoll- und Mautordnung für die Gesamtstaaten des Königreiches Bayern vom 1.12.1807, die in jenen Jahren bekanntlich das gesamte Zollwesen neu organisierte und die Binnenzölle aufhob.361 Diese Entwicklung verzögerte sich allerdings erheblich, noch 1810 wurde beispielsweise an der Wegzollstätte Himmelstadt von den Juden ein oder ein halber Kr. Zoll kassiert.362 Auch hatten auswärtige Juden bei Geschäftsreisen im Großherzogtum Baden noch bis 1808 ein Handelsgeleit zu zahlen.363 Der offiziell 1809 aufgehobene Totenzoll und Brautzoll wurde dort vereinzelt noch bis 1828 eingefordert, beispielsweise vom Fürstlich Leiningen’schen Rentamt in Hardheim. Dies geht aus einer vergeblichen Beschwerde der jüdischen Verbandsgemeinden beim Innenministerium hervor.364 Ähnlich erging es auch den Juden in Hessen, die noch 1823 eine Bittschrift um Befreiung vom Totenzoll verfassten.365 5.3.4 Finanzielle Ausbeutung, Demütigung und Lebensgefahr – Auswirkungen des Leibzolls Die Erhebung der Leibzollgebühren war eine beliebte und funktionierende Methode der jeweiligen Obrigkeit, Juden als solche und vor allem jüdische Händler als Konkurrenten vom eigenen Territorium fernzuhalten – oder zumindest auch hier Kapital aus ihnen zu ziehen. Dies hatte für die Betroffenen erhebliche Folgen: Beispielsweise berichtet Ascher Lehmann 1789 über insgesamt „wenigstens fünf Gulden“, die er bei seiner Reise von Eger nach Prag hatte bezahlen müssen.366 Es verwundert daher nicht, dass ein Zollort, der an der viel befahrenen Judenstraße bzw. Frankenstraße lag, wie das mittelfränkische Beerbach, zum Streitpunkt zwischen den Eichstätter Bischöfen und den Ansbacher
358 Vgl. Scheppler, 1805, 81. 359 Vgl. Battenberg, 1987, 307. 360 Vgl. Brilling, 1964, 169; Krug, 1987, 37; StA Wü, Judensachen 39 (1751); Scherg, 1999, 238. 361 Vgl. Brilling, 1964, 169. 362 Vgl. Probst, 1959, 43. 363 Vgl. Rosenthal, 1927, 27, 236. 364 StA Wü, Judensachen 39 (1751); vgl. John, 1992, 146f. 365 Vgl. Mainzer, 1914, 5 Anm. 2. 366 Vgl. Ascher Lehmann (geb. 1769 Zeckendorf, Ofr.), Tagebuch, hg. v. Max Lehmann, 1936, in: Richarz [Hg.], 1976, 83–99, hier 91.
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Markgrafen werden konnte: Die Windsbacher und andere Juden, deren tägliche Handelsroute die Judenstraße war, brachten hohe Zollgelder ein.367 Im flächenmäßig kleinen Fürstentum Isenburg, durch das im 18. Jahrhundert selten Reisende zogen, wartete man regelrecht auf die jüdischen Viehhändler, wenn sie von und zu den Viehmärkten in Herchenhain und Schotten regelmäßig das Fürstentum durchquerten. Denn neben dem Leibzoll von einem Batzen, also vier Kr., und dem Zoll für jedes Stück Vieh mussten sie auch das Geleitgeld für die Flurschützen und Jäger, deren Begleitung sie nicht umgehen konnten, zahlen. Als die Flurschützen von ihnen 1750 gewaltsam höhere Summen erzwangen, kam es zum Konflikt.368 Im Gebiet des ehemaligen Waldsassengaus sind aus dem 18. Jahrhundert Klagen über den Leibzoll überliefert: Um 1730 beschwerte sich der Wenkheimer Viehhändler Schmeyer, dass „bey der Nahrungs mangelhafften Zeit, etwas an schulden zu bekommen, auch sonsten wenig zu verdienen ist.“ Da er aber seine Arbeit meist außerhalb Wenkheims betreibe, nämlich im Kurmainzischen, Würzburgischen und „andern herrschafften, so rings umb Wenckheimb, an gräntzen, mit Viel und schwehren kosten“, müsse er täglich allein für seine Person zehn Kr. und von jedem Stück Vieh zwei Kr. Zoll erlegen.369 Das ergab bei wenigstens vier Stück Vieh bereits sechs fl. im Monat. Unter der Last der Zollgebühren litten zu dieser Zeit auch drei Urspringer Händler, Moyßes, Judas und Berlein. Sie zahlten 1731 für das Betreten der Grafschaft Wertheim anstatt der täglich anfallenden Leibzollzettel eine jährliche Ablösesumme von je zwei fl., Berlein 1 fl. 20 Kr. Neuerdings aber sollten sie 15 fl. entrichten, was ihnen, da sie lediglich nach Remlingen handelten, das nur teilweise wertheimisch war, als ungeheuerliche Steigerung erschien, die sie zu stornieren erbaten.370 Erheblich teurer war es allerdings, ohne gültigen Leibzollschein gefasst zu werden. Dann waren im Hochstift im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts bis mindestens 1805 15 fl. zu zahlen. Die Hälfte davon erhielt die Person als ‚Fanggeld‘, die den ‚unverzollten‘ Juden ergriffen hatte.371 So konnte es zu solchen Szenen kommen, wie 1695 im Mittelfränkischen, als zwei Juden aus Schwarzenau auf ihrem Weg zum Wiesentheider Markt von einem 367 BayFlNA, FlNS Beerbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937/38) 52; StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Beerbach (1834), fol. 158’, 157’; vgl. Röttel, 1987, 183; Endres, 1971, 531; Schwarz, 1963, 37; Zoepfl, 1894, 101. 368 Vgl. Ackermann, 1990, 61ff. 369 Zit. n. Weiss, 1992, 33. 370 FC KA D II 3, Ämter 111, 285f. 371 Vgl. Heffner, 1776/1801, III 29, 321: Landesverordnungen v. 14.3.1772, 14.1.1775, 14.3.1785, 4.2.1791; FC KA D II 3 Allgemeines 7 (1803f); vgl. Scheppler, 1805, 115, 117, 120.
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Mann überfallen wurden, der sie beschuldigte, den Zoll nicht bezahlt zu haben. Obwohl sie zu zahlen bereit waren, wurden sie gezwungen, ihre Geschäftsgänge zu unterbrechen und die brandenburg-ansbachische Zollstätte in Feuerbach aufzusuchen.372 Neben der finanziellen Belastung besaß die Leibzollerhebung einen bewusst demütigenden Zug. Nicht zufällig verglichen manche Zollordnungen jüdische Reisende mit Tieren, insbesondere mit dem nach jüdischer Vorstellung unreinen Schwein, so etwa die Zollordnung des Alpenübergangs Fernstein am Fernpass um 1500: „Wenn ain Jud da fürget oder reit [...] so sol er zollen als viel als ein Schwein [...].“373 Oft wird aus der despektierlichen Aufzählung der Zollwaren, in deren Mitte Juden aufgelistet wurden, ihre Wertschätzung innerhalb der Mehrheitsgesellschaft deutlich, beispielsweise 1577 an der Hohenlohischen Zollstation Diebach, heute Landkreis Ansbach: „6 Pfg. von jedem Pferdt bei Hartz, 1 Centtner Hecht, 1 gehender Jud, Judenweiber und Kinder [...] 7 Pfg.“374 oder aus der Würzburger Torzollordnung vom 20.12.1634: „Drey Heller von einem Schwein. Ein Gulden von einem Doten Juden. Sechs Pf. von einem lebendigen Juden“375 – nicht weniger in einem Zollregister der pfälzischen Herrschaft Zweibrücken aus dem 17. Jahrhundert, wo man bei der Jahresabschlusszahlung von soundsoviel „Stück Juden“ sprach.376 Die Höhe des Leibzolls war nicht selten der Willkür der Zollbeamten überlassen: Der Philosoph und Aufklärer Moses Mendelssohn (1729–1786), unter anderem Vorbild für Lessings ‚Nathan der Weise‘, musste 1776 auf dem Weg nach Dresden an der sächsischen Landesgrenze einen Leibzoll nach der Taxe eines Ochsen zahlen.377 Für sich spricht auch der „Tarif“ von 30 Silberlingen, wie ihn die Stadt Obernburg a. Main zumindest vor dem Dreißigjährigen Krieg beim Betreten der Stadt von Juden erzwang.378 Welche permanente Demütigung und finanzielle Ausbeutung der Leibzoll für die ärmeren Schichten bedeutete, schildert der obdach- und berufslose Nehemias Jehuda Leib. In seinen Aufzeichnungen, die er im Laufe ei372 FC KA D II 3, Ämter 111, 975. 373 Zit. n. Palme, 1991, 188. 374 Aus dem Salbuch von 1577: „6 Pfg. von jedem Pferdt bei Hartz, 1 Centtner Hecht, 1 gehender Jud, Judenweiber und Kinder; 7 Pfg. 1 reitender Jud; 1 fl. ein Todter Jud. Ein Jud, der Guetter führte, gibtt doppelten Zoll Innhalt dieser Ordnung. Ein Jud der Haußrath führet, gibbt vonn jedem Pferdt 1 fl.“; zum Vergleich: „4 Pfg. [...] ein Pferdt von Christen zu Markt geführt“, zit n. N.N., 1930a, 95. 375 Zit. n. Daxelmüller, 1988a, 163. 376 Vgl. Kopp, 1968, 250. 377 Vgl. Rosenthal, 1927, 92; Schwarz, 1963, 37. 378 Vgl. Hefner, 1983, 11. Vgl. schließlich auch Rauscher Peter: Den Christen gleich sein. Diskriminierung und Verdienstmöglichkeiten von Juden an österreichischen Mautstellen der Frühen Neuzeit (16./17. Jahrhundert), in: Hödl, Sabine/Staudinger, Barbara [Hg.]: Hofjuden, Landjuden, Betteljuden. Jüdisches Leben in der Frühen Neuzeit, Berlin Wien 2004, 283–332.
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ner gerichtlichen Untersuchung vor 1790 angefertigt hatte und die unter anderem auch über die enormen Distanzen, die er zu Fuß zurückgelegt hatte, Auskunft geben, schreibt er: [...] ich ging also zum Thor heraus und muste sogleich 2 Gr. geben, und gieng nach Potsdam und wie ich wieder heraus gieng, muste ich wieder 2 Zoll geben, und ich ging nach Magdeburg, da hielten sie mir einen ganzen Tag auf vor der Brücke. Dem Thorschreiber sollte ich 4 Gr. geben und hatte nicht mehr als 2 Gr., [...] musste also mein Hembte dalassen, bei dem Thorschreiber und über der Brücke wieder Brückengeld, ich gieng bei die Juden, und sammelte die 4 Gr. und holte die Hembter von den Thorschreiber, ich dachte also, dass ich frey wäre, bin ich den Thor nach Halberstadt zugegangen [...] wie ich aus der Stadt ging, fragte mir der Thorschreiber nach ein Zollzettel, [...] ich weinde vor ihm und bat ihn, dass ich nicht mehr als einen Gr. hätte, es half aber nicht, es kam aber ein Christ in die Stube, der bezahlte für mich den Zoll und gab mir einen Gr. mit auf den Weg, ich kann das garnicht sagen, wie schlimm es mir gegangen ist, in Magdeburg von wegen dem Zoll, von Magdeburg bin ich gegangen bis Halberstadt, da haben sie mir garnicht reingelassen in die Stadt, es hat mir aber getroffen, dass ich an einem Tag viermahl Zoll bezahlen müssen.379
5.3.5 Umwege und Ausflüchte? Reaktionen der jüdischen Händler und Reisenden auf diese Sonderbesteuerung und finanzielle Ausbeutung, auf Schikane und Demütigung sind nur unzureichend bekannt. Es liegt nahe, dass die Zeitgenossen den Zoll, wo immer möglich, zu umgehen suchten und gezielt gewisse Territorien und Zollstationen mieden. Dafür sprechen unter anderem die geographische Verstreutheit der teils sehr kleinen Territorien, die unzähligen Grenzen mit ihren Zollstationen, die generell zu Zollhinterziehung und Schmuggel ermunterten.380 Ebenso legen dies die differierenden Leib- und Totenzolltarife nahe381 sowie die Forderung, die Zollstationen eigens aufsuchen zu müssen, selbst wenn damit große Umwege verbunden waren.382 Die Eintreibung des Leibzolls war generell problematisch. Sie war nur durchführbar, wenn sich die Abgabepflichtigen auf den überwachten Landstraßen bewegten, nicht aber, wenn sie mit ihren Waren querfeldein zogen. Aus diesem Grund waren jährliche Pauschalen verbreitet, die die Juden zahlen mussten. Zudem verbot man den Juden, so der Rat der Stadt Schwäbisch Hall 1666, die Neben- und Beiwege, d.h., Wege, die von der gewöhn379 380 381 382
Zit. n. Lamm, 1910, 11f. Vgl. Caspary, 1976, 81f; Apfelbacher, 1983, 12. Forts. So vermutet Aretin, 1903, 68f; auch Taussig, 1874, 63. Vgl. Scheppler, 1805, 114f.
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lichen Landstraße abzweigten. An diesen untergeordneten Wegen waren meist weder Zollstationen noch Zollkontrollen zu erwarten. Diese Ausweichwege durften generell nur benutzt werden, wenn die Hauptwege beschädigt oder in irgendeiner Form nicht passierbar waren. Hierfür benötigte man eine Sondergenehmigung und spezielle Ausweise, sogenannte „zettul“. Jeder Untertan erhielt ferner das Recht, Juden anzuhalten und ihre Zollzeichen zu kontrollieren.383 Generell ist die Zollumgehung so alt wie die Geschichte des Zollwesens selbst und ihre natürliche Folge. Beispielsweise wurden die oettingischen Zollstationen Schobdach und Gerolfingen trotz Strafandrohung von der gesamten Bevölkerung häufig umfahren.384 Da unter den Juden die beruflich bedingte Mobilität notgedrungen besonders hoch war, nimmt es nicht wunder, dass man die jüdischen Hausierer der Umgehung von Maut-, Zoll- und Steuergebühren beschuldigte.385 So lag auch der Verhaftung des Juden Manus von Steinhaus bei Fulda, der 31 Tage auf der Straße verbracht und dabei rund 600 Kilometer zurückgelegt hatte, der Verdacht auf Zollunterschlagung zugrunde. Im Sommer 1571 begegnete er zwischen Angenrod und Kirtorf im heutigen Hessen dem Schultheißen, der ihn der Zollumgehung beschuldigte und ihn schlug.386 Inwieweit dieser Vorwurf tatsächlich begründet war und ob hier möglicherweise die bereits 1436 belegte Judenstraiß von Heimertshausen387 eine Rolle spielte, die zwischen Angenrod und Kirtorf lag, ist ungeklärt. Offenkundig fand man eigene Wege zur Vermeidung von Zollstationen. So ist bekannt, dass 1604 auf dem Weg nach Frankfurt a. Main „sonnderlichen zu Meßzeitten viel Juden in grosser anzahl zu Röß vnnd Fues“ – und gewiss nicht nur sie – abseits der Geleitstraße durch den Fellerngrund bei Lohrhaupten zogen und auf diese Weise kein Geleit- und Zollgeld zahlten.388 Vermutlich existierte auch um diese Zeit ein viel benutzter Nebenweg zur Würzburger Geleitstraße über Ebrach nach Bamberg. Er erhielt auf einer Handskizze folgende Beschreibung: [...] dannenhero die meistentheils Fuhrleut, Viehtreiber insonderlich so aus dem Bambergisch wärts hierhero reißen, wie auch gewerbschaft treibende Juden solche Nebenwege suchen; hingegen die gerade Landstraße meiden, damit sie des Zolls entgehen und also heimlich durchkommen.
383 384 385 386 387 388
Vgl. Maisch, 2001, 63; Haag, o.J., 10f. Vgl. Scherrbacher, 1941, 147. Vgl. Krzywinski/Weiß, 1989, 134. Vgl. Toch, 1997, 63, 66. Vgl. Müller, 1937, 156. StA Wü, M.R.A. Geleit 24 (1604).
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In diesem Fall duldete die zuständige Würzburger Hochstiftsregierung den Zollunterschleif, um auf diese Weise die Zollansprüche der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach in Prichsenstadt zu hintertreiben.389 Eine anschauliche Kartenskizze, die die Handelswege eines jüdischen Händlers aus dem schwäbischen Krumbach aufzeigt, wurde 1668 anlässlich seines „In der Reichsherschafft Iller Aychaimisch, Verübten Zoll Abreitenß“ erstellt. Auf ihr sind seine Umwege und Abkürzungen im Bereich der Orte Oberroth, Schloss Osterberg, Unterroth, Wolfenstall und Dattenhausen mittels kleiner Hufspuren eingezeichnet. Daneben wurde notiert: hiehero Ist der Jud von Krumbach komen / Dorff Ober Rohtt Firstl. Bischoffisch Augspurgisch: alwo der Juhd Uber Nachtet / hie ist der Jud: zum: 1. mahl: abgeriten die 2te Landstrass verlassende Wald Wähg so der Juhd angenomen / hie ist der Jud wider ab der Landstrass geriten und nit fortgerucht / hie ist der Jud Wider abgeriten: hart an dem dorff ab der strasse geriten Und ohne allen Weg: das feld hinauf: allein dass dorff fliehende [...].390
Es ist zu vermuten, dass einer dieser Wald- und Feldwege mit dem (später) so genannten Judenweg von Osterberg391 identisch war. Auch von ärmeren Kurmainzischen Juden ist bekannt, dass sie zumindest 1784 alle „möglichen Um- und Nebenwege“ suchten, um den Leibzollforderungen zu entgehen.392 Zollhinterziehungen missglückten jedoch vor allem dann, wenn der hierfür ausgewählte Weg den Zolleinnehmern bekannt wurde. Dies war offenbar im Erzstift Mainzischen Obernburg a. Main der Fall, wo man die erwähnten 30 Silberlinge als Leibzoll erhob. Wer auf dem Landweg durch das Weichbild der Stadt Obernburg wollte, konnte versucht sein, wie ein Heimatkundler schreibt, Stadt und Abgaben auf einem Feldweg, der heutigen Lindenstraße, zu umgehen. Diese unterlag keinem Wegund Pflasterzoll, wie er auf innerstädtischen Straßen grundsätzlich von allen Passanten gefordert wurde. Doch die Obernburger Geldeinnehmer kannten den ‚Schleichweg‘, postierten sich dort und kassierten – trotz Beschwerde der Juden und offizieller Abschaffung des Leibzolls noch bis 1811.393
389 Vgl. Schäfer, 1976, 118. 390 Bericht [...] In der Reichsherschafft Iller Aychaimisch, Verübten Zoll Abreitenß vorgenomen den 22. Febr. Anno 1668, StA A, Herrschaft Illereichen-Akten 352 (Judensachen i.d. Herrschaft Illereichen 1617–1729), frdl. Hinweis Dr. Reinhard Seitz, Augsburg. 391 Vgl. Korr. Gde. Osterberg, 31.1.1992; 6.2.1992; BayFlNA, FlNS Osterberg, AltLkr. Illertissen, Schw. (1965), FlBerAmt Krumbach, o.lfd.Nr. 392 Vgl. Post, 1985, 431. 393 Vgl. Hefner, 1983, 11.
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Im ehemaligen Waldsassengau Inwieweit die Zollumgehung im ehemaligen Waldsassengau praktiziert wurde und ob hier besondere Wege existierten, ist anhand der Quellen kaum belegbar. Trotz der eingangs geschilderten territorialen Situation vor der Konstituierung des Königreichs Bayern 1806 mit ihrer kleinräumigen Aufsplitterung in Herrschaften und Grenzstationen, sind in diesem Gebiet kaum Zollhinterziehungen überliefert. Auch ist die Authentizität folgenden Vorfalls in Oberaltertheim nicht gesichert: Ein sogenannter ‚Schmuggeljude‘ habe um 1832 in Gerchsheim unter anderem Salz, Zucker und Kaffee eingekauft und die Waren, vermutlich um den erhöhten Zoll zu umgehen, in einem Sack von einem Mann über die Grenze bringen lassen. Es war vereinbart, dass der Mann mit dem Sack umkehren sollte, sobald der Jude pfiff. Als dieser nahe der Oberaltertheimer Synagoge Gendarmerie bemerkte und pfiff, warf aber der Träger den Sack vor dem Gendarmen ab und verschwand. Auf Befragen soll der Jude erklärt haben: „Nu, was geht mich der Sack an.“ Dieser Ausspruch sei zumindest bis 1968 im Dorfjargon beliebt gewesen.394 Offen bleibt auch die Frage, warum um 1850 der Acker am Judenpfad im Gebiet von Remlingen in unmittelbarer Umgebung des Toponyms am/im Zollstock395 zu finden ist. Flurnamen mit diesem Bestimmungswort können auf den früheren Standort einer Zolltafel und auch einer Zollstation hinweisen. Der Remlinger Judenweg396 war jedoch den Remlinger Juden kaum dienlich, um die hohen Handelsabgaben an die Reichsritterschaft Uettingen zu umgehen, über die sie sich ein halbes Jahrhundert lang, 1705–58, beschwert hatten. Denn ihre täglichen Handelsgänge führten sie ja unter anderem nach Uettingen.397 Dort waren sie sicherlich zu bekannt, als dass sie dem Zoll hätten entgehen können. Dieser Weg aber, der schon 1684 als Judenweg ein Begriff war und entlang der Grenze des Hochstifts und des Remlinger Gebiets führte, das ein Castellisch-Wertheimisches Kondominat war, ermöglichte immerhin anderen jüdischen Händlern eine Umgehung des Ortes Remlingen. Generell ist bei den Waldsassengauer Judenwegen die Vermeidung von Ortschaften auffällig, weshalb sie sich theoretisch alle zur Umgehung der örtlichen Zollstätten eigneten. Praktisch aber gibt es hierfür keine Belege.
394 Zit. n. Stäblein, 1968, 209f. 395 StA Wü, Ka. Remlingen, PlNr.verz. III (um 1850), (o.S.): Pl.Nr. 1885 a,b–1927, 18018– 18027 u.a. 396 FC Bände Amt Remlingen 49 (1684), o.S. 397 FC KA D II 3, Ämter 111, S.230.
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Zollvermeidung jenseits des Waldsassengaus Außerhalb dieses Raumes lässt sich eine solche Funktion als Umgehungsweg von Zollstationen durchaus belegen. Dabei ist es eine Herausforderung, tatsächliche Umgehungswege unter den Judenwegen auszumachen. Denn dem Judenweg an sich wurde im Heimatforschungsdiskurs bis in die 1960er Jahre gerne eine abwertende Funktion und eben auch der Status eines illegalen heimlichen Pfades und Schleichweges unterstellt. So spekulierte man 1966 hinsichtlich des Judenpfads von Uissigheim, „ob auf ihm nicht gar ein Jude, ohne Zoll zahlen zu wollen [...] das Dorf umgehen will“ und rechnete den Judenweg zu den „geheimen Pfaden“.398 Auf solch ungesicherte Interpretationen stößt man vorwiegend bei Aussagen, die dem sogenannten Volksmund entstammen. Dem Flurstück Judengründlein im unterfränkischen Uengershausen399 etwa wurde analog dem mundartlich so genannten Eselsweg in der Nachbargemarkung Albertshausen, der ein ehemaliger Schleichweg zur Zollersparnis war, spekulativ ebenfalls die Zollvermeidung durch Juden unterstellt.400 Realistischer erscheint diese Vermutung im Fall des Judenwegs von Marktbreit, ebenfalls Unterfranken. Nach Auskunft der Feldgeschworenen soll dieser Nebenweg von Marktbreit nach Obernbreit am Breitbach entlang geführt haben und den jüdischen Viehhändlern nützlich gewesen sein, während die Hauptverbindung, die „alte Obernbreiter Straße“, unter Brandenburger Geleitschutz stand und mit Wegzollstätten ausgestattet war.401 Generell war die Zollhinterziehung ein rechtliches und ethisches Problem, das alle Händler betraf, wobei die Juden zusätzlich und ungerechtfertigt unter der Last des Leibzolls und der teils verdoppelten Warenzölle litten. Im Nördlinger Ries forderte ein Öttingen-Spielberg’scher Schutzbrief von 1785 demgemäß von den jüdischen Viehhändlern: „Sie sollten sich daher alles Schleichhandels, es sei durch ‚Vorpassung‘ auf der Wörnitzbrücke oder ausserhalb der Stadtthore [...] enthalten, [...].“402 Diese „Vorpassung“ geschah wohl am Judeneck, einem Uferstück der Wörnitz bei Lehmingen, das sicher nicht nur den jüdischen Händlern als alternativer Flussübergang vom Ansbachischen in die Grafschaft Oettingen dienlich war, denn hier bot es sich an, den Zoll an der Oettinger Wörnitzbrücke zu umgehen.403 Generell deutet das Toponym Judenweg in diesem Kontext an, dass man vor allem Juden der Zollhinterziehung verdächtigte, oder aber, dass an die398 Vgl. Lauf, 1966, 151, 175. 399 BayFlNA, FlNS Uengershausen, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1924), o.lfd.Nr. 400 Vgl. Korr. Wolfgang Schindler, Reichenberg i. Ufr., 21.1.1992, der die Vermutung eines Ortsbürgers aus Albertshausen zitiert. 401 Vgl. Korr. Stadt Marktbreit, Bgm. Härtlein, 2.1.1992. 402 Zit. n. Müller, 1899, 105. 403 Vgl. Korr. Dr. Petra Ostenrieder, Heimatmuseum Stadt Oettingen i.Bay., 19.11.1996.
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sen Orten unter Umständen etwas Verbotenes stattfand und man diesen Fleck mit dem Bestimmungswort Jude, wie bereits erläutert, abwertete. Im Falle der Judenwege von Ingelfingen und Eberstal im Württembergischen, die eventuell eine zusammenhängende Strecke bildeten, ist der Zusammenhang evident: In Ingelfingen wurde Ende des 16. Jahrhunderts ein besonders für Reiter außerordentlich hoher Leibzoll verlangt: „ein Raittender Jud Fünff bazen“, was ѿ fl. entspricht, ferner „Ein fueßgänger Zwolff Pfening“, also drei Kr., „Ein Toder Jude Einen Güld. Ein Jud der Pferd führet gibt von jedem Pferd Fünff bazen.“404 Aufgrund dieser Tarife hätten die Juden auf dem Ingelfinger Judenweg, der schon 1664 als Acker im Juden Weg belegt und Teil eines Wegs ist, der „über die Hohe Straße ins Jagsttal nach Krautheim führt“, Ingelfingen umgangen. Dass derartige Routen den Zolleinnehmern gelegentlich bekannt gewesen waren, zeigt ein Befehl des Krautheimer Amtmanns 1671 an den Schultheißen zu Eberstal, den dort (angeblich) neu eingesetzten Zollstock auf dem sogenannten Judenweg wieder zu entfernen. An ihm sollten offenbar die Bieringer und Krautheimer Juden zur Kasse gebeten werden.405 Analog kann vermutet werden, dass der Judensteig von Bechhofen, der streckenweise auch Judenweg hieß, den Ort Königshofen samt seiner ansbachischen Zollstation umging. Er zog sich geradlinig Richtung Süden nach Ehingen – wohl auf der ehemaligen Grenzlinie zwischen der Markgrafschaft Ansbach und dem Hochstift Eichstätt.406 Der bereits beschriebene Judenweg von Westerngrund verlief auf der ehemaligen Grenzlinie zwischen den Großherzogtümern Hessen und Frankfurt in der Zeit von 1806 bis 1816 Richtung Schöllkrippen und scheint gezielt der Ortsvermeidung gedient zu haben. In der ehemaligen jüdischen Gemeinde Schöllkrippen machten jüdische Händler aus dem Kinzigtal und der Rhön gerne Station auf ihrem Weg Richtung Aschaffenburg und Frankfurt a. Main. Laut Theo Büttner hätten allerdings auch die in Schöllkrippen ansässigen jüdischen Pferdehändler- und Viehhändlerfamilien „oft eigene Pfade und Wege“ benutzt, nicht zuletzt, um auch den Zollmaßnahmen vor 1866 auszuweichen.407 Der Judenweg im benachbarten Geiselbach, laut Volksmund ein Weg der „schnorrenden Juden“ von Schöllkrippen nach
404 WFlNA, FlNS Ingelfingen, OA Künzelsau (1950/51) 81. Vor 1670 galt der Tarif 3 Kr. von gehenden, 6 Kr. von reitenden Juden; 1670 auf 10 und 20 Kr. erhöht; nach dem Protest der Juden 1678 auf 3 und 12 Kr. reduziert, vgl. Bauer, 1861, 368 Anm.* [antijüd.]. 405 Vgl. Bauer, 1861, 368 Anm.* [antijüd.]. 406 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 140, 131; vgl. Korr. Markt Bechhofen, Bgm. Distler, 26.2.1992, 28.6.1993; frdl. Hinweis Dr. Uri R. Kaufmann, Dossenheim. 407 Vgl. Korr. Theo Büttner, Heimat- u. Geschichtsverein Oberer Kahlgrund e.V., Schöllkrippen, 15.3.1993; 12.7.1993.
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Gelnhausen,408 zeigt, dass gerade obdachlose jüdische Flüchtlinge darauf angewiesen waren, Zollstationen zu meiden. Obwohl Opfer der Pogrome im Osten, von Armut, Arbeitsverbot, Krankheit, Diskriminierung und Ausgrenzung betroffen, waren sie von Leibzollzahlungen nicht ausgenommen. Im Fürstentum Pfalz-Neuburg galt 1741 „Ein Bettel-Jud, oder Jüdin hat bey dem Eintritt in das Land auf der Erst paßierenten Zohl-Stadt“ drei Kr. Leibzoll zu entrichten. Wer sich allerdings „ohne Polliten im Land“ aufhält, der sei „sogleich zu verarrestiren“.409 Es ist anzunehmen, dass gerade diese Bevölkerungsgruppe soweit möglich auf kleineren, abgelegenen Wegen allen vorhandenen Zollschranken auswich. Dass diese Routen, die Dörfer und Ortschaften mieden, auch Anziehungskraft für andere Handelnde und Reisende besaßen, um die Straßenschranken zu umgehen, an denen auch Wegzoll für neuerbaute Chausseen zu zahlen war,410 liegt auf der Hand. Die „Policeyordnung“ etwa des Markgrafentums Brandenburg-Kulmbach um 1662 deutet darauf hin: Da sich auch reisende Fuhr- und Handels-Leute oder Viehtreiber unterwinden würden, ohne genugsam habende Ursachen aus der ordentlichen Land-Straße zu weichen, [...] Wiesen und Felder zu verderben, oder auch uns den Zoll zu verfahren, oder zu vertreiben [...].411
Steine auf dem Weg zum Friedhof (III) Vermutlich dienten manche Judenwege auch dem Leichentransport zum Friedhof als Möglichkeit, die finanzielle Ausbeutung zu vermeiden. Der nahezu einheitliche, extrem hohe Tarif von einem fl. sowie die bereits geschilderten schwierigen Umstände des Totentransports legen den Gedanken an die Benutzung abgelegener und kürzerer Wege nahe. Entsprechend vermutete die Laudenbacher Judenschaft 1769, dass es aufgrund des Totenzolls von einem fl. sein könne, dass „fremde und ritterschäftl. juden ihre begräbnus statt abändern, und an einen anderen gelegenen orth, deren sie in der nähe die bequemlichste haben transferiren“.412 1713 wurde bekannt, dass südlich des Waldsassengaus, im Taubergrund, Juden aus Weikersheim und anderen Gemeinden ihre Toten schon bald 25 Jahre nicht mehr auf den ordentlichen Zollstraßen zum Friedhof Unterbal408 BayFlNA, FlNS Geiselbach, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1926) 67. 409 BSB, 2 Bavar. 960 XI,13o (1741). Die Wallersteiner Zollordnung von 1651 erzwang von ‚Betteljuden‘ bislang 6 Kr., nun 5 Kr.; ab 1721 kostete der Eintritt in die Grafschaft Oettingen 2 Kr., in die Stadt Oettingen 5 Kr., vgl. Müller, 1899, 112, 113 Anm. 1. 410 Vgl. Amberger, 1931, 17. 411 Corpus Constitutionum Brandenburgico-Culmbacensium II/2 (1748) 638; ähnlich: Amberger, 1931, 14. 412 StA Wü, Gebr. VII C 3 (1769).
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bach brachten. Nach Meldungen der Zöllner zu Mergentheim, Igersheim, Markelsheim und Edelfingen gingen sie stattdessen auf allerhand Nebenwegen über Oberbalbach und an Löffelstelzen vorbei und vermieden auf diese Weise die Zollstätten.413 Angesichts der lukrativen Ausbeute kann man davon ausgehen, dass sich verschiedene Herrschaften aufgrund der Zolleinnahmen von jüdischen Leichentransporten überwarfen. Ein Beispiel ist die Kontroverse zwischen der Markgrafschaft Ansbach und dem Rittergut Fröhstockheim 1757, das nun auch einen Totenzoll von einem halben Taler erhob. Die Begründung lautete, dass die Leichenzüge auf ihrem Weg zum Verbandsfriedhof Rödelsee bisher eigens durch Fröhstockheim gezogen seien, um den ansbachischen Zollgebühren auszuweichen.414 Vermutlich bot auch der Judenweg von Niederwerrn, der die kürzeste Verbindung zum jüdischen Friedhof nach Euerbach darstellte, eine Möglichkeit, sich der hohen Zollgebühren zu erwehren, die auf der offiziellen Straße fällig geworden wären.415 Theoretisch ließen sich die Zollforderungen gelegentlich auch umgehen, indem die Toten auf dem Wasserweg, etwa, wie erwähnt, mit der Mainfähre, zum Friedhof transportiert wurden – vorausgesetzt, die Mainzölle besaßen keine gesonderte Rubrik für den Transport von Leichen. Dies ist zwar noch nicht belegt – und zumindest für die Mainüberfahrt bei Heidingsfeld ausgeschlossen, wo, wie erwähnt, noch Anfang des 19. Jahrhunderts für einen jüdischen Leichnam ein Reichsthaler verlangt wurde416 – liegt aber im Bereich des Möglichen. Für das österreichische Vorarlberg vermutet Burmeister den Totentransport zu weit entlegenen Friedhöfen auf dem Rhein und Bodensee.417 Nach Picard seien um 1604 die Särge aus Wangen am Bodensee stets auf dem Rhein zum zuständigen jüdischen Friedhof im schweizerischen Gailingen transportiert worden, da an der schweizer Grenze Zoll verlangt wurde.418
*** Der Flurname Judenweg entstand also – mit Ausnahme seiner Funktion als Schabbesweg – vorwiegend aus der historischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Sonderstellung der Juden und ihrer Diskriminierung als Min413 414 415 416 417 418
Vgl. Renz, 1943, 37. Vgl. Mägerlein, 1969, 172. Vgl. Korr. Ulrich Debler, Aschaffenburg, 20.12.1991. Vgl. Krug, 1987, 37. Vgl. Korr. Karl Heinz Burmeister, Hofrat Prof. DDr., Vorarlberger LandesA, 8.1.1992. Vgl. Picard, 1959, 275.
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derheit. Die judenfeindliche Herrschaftspolitik als vorherrschende Entstehungsursache eines Judenwegs erschöpfte sich demnach nicht nur in jahrhundertelangen Berufsbeschränkungen, die zu Handelsberufen und Mobilität zwangen, in fehlender Religionsfreiheit, die zu Beerdigungen in weit entfernten jüdischen Friedhöfen nötigte. Vielmehr stellte sich heraus, dass etliche Judenwege als direkte Folge einer restriktiven judenfeindlichen Herrschaftspolitik resultierten. Sie waren eine Reaktion auf zahlreiche Formen von Ortsbetretungsverboten, waren Reaktion und zugleich Ausweg der obdachlosen jüdischen Flüchtlinge, die weder die Möglichkeit des Gelderwerbs noch der Ansässigmachung besaßen. Judenwege waren aber auch eine Reaktion auf die horrende Separatbesteuerung der Juden bei jedem Grenzübertritt, sei es als einfache Person, als Braut und Bräutigam, sei es als Tote/r bei der letzten Reise zur Begräbnisstätte. Generell gesehen generierte die obrigkeitliche Judenfeindlichkeit auf diese Weise eigene Orte. Als Ortserfahrung herrschte hier für die jüdische Bevölkerung die Erfahrung der Ausgrenzung vor. Vereinfacht formuliert waren Judenwege somit das Ergebnis einer aktiven Suche nach einer weniger peinigenden und belastenden Mobilität.
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6. Am Rande der Gesellschaft 6.1 „in stetter leibs gefahr“ – Judenwege als Zufluchtsorte? Am Rande der Gesellschaft Judenwege als Zufluchtsorte? Es gab, wie gezeigt, hinreichend Gründe, die jüdische Händler und Hausierer, Beerdigungszüge und GottesdienstbesucherInnen veranlassten, andere, eigene Wege zu wählen. Ist es aber Zufall, dass zahlreiche der Judenwege auch Abkürzungen waren? Etwa der Judenweg im schwäbischen Zusamaltheim,1 der Judensteig von Gossmannsdorf2 und der seit 1772 überlieferte Judenweag von Maidbronn,3 beide in Unterfranken. Gewiss erforderten Handel und Viehhandel effektive Wege von geringer Länge. Auch das Leichenbegängnis, die Lewaje, sollte auf schnellstmöglichem Wege vonstatten gehen. Als geradliniger Weg berührte auch der Judenweg zwischen Roth und Allersberg in Mittelfranken im Gegensatz zur kurvenreichen Ortsverbindungsstraße keine Ortschaft – zwei Vorzüge, die in manchen Judenwegen nicht nur ehemalige Rennwege vermuten lassen,4 sondern auf zusätzliche, bisher nicht zur Sprache gebrachte Qualitäten hinweisen. „Abgelegene Straßen wurden gerne vom fahrenden Volk, das man auch Juden nannte, benutzt“ – diese Interpretation des Flurnamens Judeneck bei Westernhausen, Baden-Württemberg, deutet darauf hin, dass für jüdische Reisende und Händler abseits gelegene Wege und Pfade gegenüber der offiziellen Straße eventuell besondere Qualitätsmerkmale aufwiesen. Das Judeneck war ein solcher Weg im Wald. Er zweigte von der Hohen Straße ab und war zugleich die Bezeichnung des angrenzenden Waldstücks.5 Auch der Judenweg von Seiboldsmühle, heute Teil der mittelfränkischen Stadt Heideck, vermied nach Möglichkeit Ortschaften. Er führte von Thalmässing nach Georgensgmünd.6 – Worin aber der Vorzug des abseits gelegenen Weges lag, ob sich die Abgeschiedenheit tatsächlich als vorteilhaft erwies und warum letztlich etliche abgelegene Wege von der christlichen Mehrheit Judenweg genannt wurden, soll im Folgenden näher betrachtet werden.
1 Vgl. Korr. Stadt Wertingen, Museumsreferent Sigg, 23.1.1992. 2 Lt. aktualisiertem Katasterplan (1:5000), frdl. Hinweis Vg. Hofheim, Korr. 13.1.1993; BayFlNA, FlNS Gossmannsdorf, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1936) 35. 3 Vgl. Kutt, 1977, 185f. 4 Vgl. [Frank], 1926, 99. 5 WFlNA, FlNS Westernhausen, OA Künzelsau (o.J.) 83. 6 Vgl. Korr. Heimatkundl. Sammlung Heideck, Vorsitzender Georg Schultheiß, 1.11.1992.
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Am Rande der Gesellschaft
6.1.1 Grenzwege Nicht nur Wegabkürzungen vermieden Ortschaften und ungewollte Begegnungen. Diesen Vorteil boten auch Wege, die von Siedlungen potentiell am weitesten entfernt lagen und Gemarkungs- oder auch (ehemalige) Territoriengrenzen bildeten. Nicht selten erhielten sie den Namen Judenweg. Im ehemaligen Waldsassengau ist es der Stadelhofer Judenpfad, der, erstmals 1774 genannt, auf weiten Teilen die Gemarkungsgrenze bildet.7 Auf welcher Quellenbasis andererseits aber in einer Würzburger Straßenchronik von 1923 hinsichtlich des dortigen Judenbühlwegs geschlussfolgert wurde, ein Judenweg befinde sich „stets an der Markungsgrenze und in der Nähe einer Quelle“ und überhaupt bezeichne der Name Judenweg meist alte Grenzwege und Hochstraßen,8 ist nicht bekannt. Außerhalb des ehemaligen Waldsassengaues verliefen beispielsweise der Jüdapfod von Aubstadt9 wie auch der Judengrabenweg von Unteraltenbuch, beide im Unterfränkischen, auf weiten Teilen entlang der Gemarkungsgrenzen.10 Am Schnittpunkt von drei oder gar vier unterfränkischen Gemarkungsgrenzen liegt der Judensprung von Schwebheim, Gochsheim, Grafenrheinfeld und Schweinfurt,11 der in Gochsheim auch Judengraben heißt. Er unterquert an der Gemarkungsgrenze zwischen Gochsheim und Grafenrheinfeld die Kreisstraße und führt bisweilen etwas Wasser. Die Gemeinden können für diese Namen keine Erklärungen geben.12 Ein regelrechter Grenzweg ist die Judenstraße von Scheßlitz über Wattendorf, Rothmannsthal, Lahm, Köttel, Burkheim, Siedamsdorf, Tauschendorf und Pfaffendorf nach Burgkunstadt im Oberfränkischen. Sie verläuft auf verschiedenen Flur- und Steuergemeindegrenzen der Jahre 1849–55 sowie auf der heutigen Landkreisgrenze Bamberg-Lichtenfels und vermeidet dabei jegliche menschliche Siedlung.13 Im oberfränkischen Ort Gräfenberg heißen Äcker Judenweg, die an der nördlichen Flurgrenze lagen.14 An der Gemarkungsgrenze zwischen Nagold und Iselshausen, Baden-Württemberg, verlief der Judensteig quer über das Feld Richtung Baisingen.15 Bei Jagstfeld lief ein alter Judenweg, der „letzt7 BayFlNA, FlNS Stadelhofen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 19. 8 Vgl. Memminger, 1923, 179. 9 BayFlNA, FlNS Aubstadt, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1925/26) 102; vgl. Korr. Gde. Aubstadt, Bgm. Abschütz, 23.8.1993. 10 Vgl. Korr. Vg. Stadtprozelten, 9.12.1993. 11 Vgl. Korr. Gde. Schwebheim, Bgm. Fischer, 7.1.1992; Korr. Gde. Gochsheim, 25.3.1993; BayFlNA, FlNS Schweinfurt, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1928/29) 183. 12 BayFlNA, FlNS Gochsheim, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930/31) 130+; vgl. Korr. Gde. Gochsheim, 25.3.1993; Korr. Gde. Schwebheim, Bgm. Fischer, 7.1.1992. 13 Vgl. Rösch, 1995, 9, 14f. 14 BayFlNA, FlNS Gräfenberg, AltLkr. Forchheim, Ofr. (o.J.) 6. 15 WFlNA, FlNS Nagold, OA Nagold (o.J.) 172.
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Judenwege als Zufluchtsorte?
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mals um 1500 in einem Prozeß“ genannt wurde, entlang der Grenze zu Kochendorf hinauf zur Hohen Straße.16 Auch die dörflichen jüdischen Friedhöfe liegen in der Regel nahe an Gemarkungs- oder Gemeindegrenzen – so etwa der Wenkheimer Friedhof an der ehemaligen Grenze der Grafschaften Wertheim und Castell bzw. des Hochstifts Würzburg, heute die bayerische Landesgrenze zu Baden-Württemberg.17 Diese Grenzlagen beruhen weniger auf der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, das mindestens 50 Ellen (ca. 15–20 Meter) Entfernung zwischen einer Siedlung und dem Friedhof vorschreibt,18 als auf dem Reglement der jeweiligen Ortsherrschaft. Diese stellte für den jüdischen Begräbnisplatz, falls sie die Anlage eines solchen gestattete, meist wirtschaftlich wertlose Grundstücke weitab vom Ort zur Verfügung, die sie teuer verkaufte.19 Diese lagen – im Gegensatz zu christlichen Friedhöfen, die sich meist im Ortskern um die Kirchen gruppierten – häufig an den Rändern der Herrschaftsgebiete. Nur die Pestfriedhöfe lagen, wie die jüdischen Begräbnisstätten, weit von den Ansiedlungen entfernt. Ähnlich bewegte sich die Mehrzahl der Judenwege abseits der menschlichen Siedlungen, man kann sagen, am Rande der christlich dominierten Gesellschaft. Was es mit dem Areal Judenplatz im ehemaligen Waldsassengau auf sich hat, bleibt hingegen im Dunkeln. Diese weitflächige und relativ flache Hanglage mit Acker und Waldstück befindet sich in einer ausgesprochenen Grenzlage, nämlich an den Rändern der Gemarkungen Holzkirchen, Wüstenzell und Dertingen. Heute quert die bayerisch-baden-württembergische Landesgrenze den Acker, dessen Name seit 1701 in Dertingen,20 seit etwa 1850 in Wüstenzell21 bekannt war. Zuvor, seit zumindest 1613, nannte man diesen Platz in Wüstenzell und Holzkirchen Judenberg.22 Über die Herkunft des Namens Judenplatz oder -berg sind keinerlei Informationen vorhanden.23 Auch lässt sich aus den spärlichen Zeugnissen über das Leben der Juden in den drei Orten kein Aufschluss über diese Lokalität gewinnen: Im gräflich Wertheimischen Holzkirchen lebten um 1450, 1705 und 1913 ein-
16 Vgl. Hantsch, 1983, 336f. 17 In Mittelfranken sind z.B. die jüdischen Friedhöfe von Baiersdorf, Bechhofen, Schopfloch nahezu ganz von ausländischen Territorien umgeben, vgl. Schultes, 1983, 58. Ebenso befindet sich der Friedhof von Zeckendorf, Ofr., exakt an der Grenze zur Steuergde. Demmelsdorf, StA B, K232 Nr. 720 I, Ka. Zeckendorf (1849) 242, 244. 18 Vgl. Guth, 1985, 371. 19 Vgl. Schultes, 1983, 18, 58; Schubert, 1983, 153. 20 StA Wt-S O 3 B 9b (1701) 197, 203. 21 StA Wü, Hyp.Sachreg. Wüstenzell (um 1850) 216–223, 227; BayFlNA, FlNS Wüstenzell, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 76. 22 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255, 1258; StA Wt-S O 3 K 15 (1889). 23 Vgl. Korr. Archivverbund Main-Tauber, Frau Kühnle, 22.11.1999; Korr. Schlör, Vorsitzender Vg. Helmstadt, 8.11.1999; Hahn, 1988, 363.
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Am Rande der Gesellschaft
zelne Juden,24 in Wüstenzell offenbar nur 1699.25 In Dertingen hingegen entstand um 1685 eine Kehilla, die 1850 aus 54 Personen bestand und bis zumindest 1933 fortdauerte.26 Dennoch bleibt der Ursprung des Namens im Dunkeln. Auch andere außerörtliche Judenplätze können hier nicht als Vergleichswert dienen, denn in der Regel fehlen auch hier Erläuterungen zu den Toponymen, beispielsweise zum Judenplatz von Niederlauer im Unterfränkischen, einem Acker, der auch Haringsnosa und Blauer Storch genannt wurde.27 Die Waldung am Judenplatz in Obermichelbach, Mittelfranken, zu welcher auch ein Judenplatzweg führte, hielt man laut Flurnamensammlung „gerüchtweise“ und fälschlich für einen jüdischen Friedhof.28 Das Judenplätzchen von Stadeln, Mittelfranken, ein Ödland, habe, so die Flurnamensammlung von 1937/38, „früher“ Juden gehört.29 6.1.2 Der verborgene Weg Ein Weg, der Ortschaften und Begegnungen vermied, bot den Juden eine willkommene Möglichkeit, den nicht unüblichen Anfeindungen der christlichen Dorfbevölkerung aus dem Weg zu gehen – die Judenfeindlichkeit der Mehrheitsbevölkerung war seit dem 15. Jahrhundert als potentieller Gefahrenfaktor nicht zu unterschätzen. Etliche überregional übereinstimmende Auffassungen verschiedener Flurnamensammler und Heimatforscher untermauern dies. Es gibt beispielsweise zu denken, wenn der mundartliche Name Jüdepfod von der Dorfbevölkerung folgendermaßen kommentiert wurde: „Die Juden (Handelsjuden) benutzten einsame Pfade, um sicher zu sein.“30 Dieser Pfad im Bereich des unterfränkischen Ochsenthal und offenbar auch Morlesau war ein ausnehmend steiler Weg. Auf ihm gelangte man Richtung Weikersgrüben zum sogenannten Judenschloß, einem Schlossgebäude, das scheinbar als Thüngener Zehentscheune diente.31 Das Stammheimer Judenwegle am Hang des Galgenberges war eine steile, waldfreie Abkürzung im Gegensatz zur bequemen Hengstetter Steige 24 Vgl. Scherg, 1993b, 12; FC KA D II 3 Ämter 47a; Aurich/Welzbacher, 1913, 39. 25 StA Wü, Gebr. IV W 273. 26 StA Wt-R Rep.41 f Nr. 7, Nr. 3, 7, 13, 15, und o.Nr.; vgl. u.a. Hundsnurscher/Taddey, 1968, 66; Weiß, 1979, 24; Walk, 1986, 341. 27 BayFlNA, FlNS Niederlauer, AltLkr. Bad Neustadt/Saale, Ufr. (1951) 58; vgl. Korr. Vg. Bad Neustadt a.d. Saale, 20.4.1993, 25.2.1993. 28 BayFlNA, FlNS Obermichelbach, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937) 96, Vm: Judenäcker. 29 BayFlNA, FlNS Stadeln, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 82. 30 BayFlNA, FlNS Morlesau, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1951) 8: Aspenschlagweg, Vm: åsbeschloch, jüdepfod; vgl. Lutz, 1981, 139. 31 Vgl. Lutz, 1988, 102f. Dort wohnte der Großvater der amerikan. Schriftstellerin Gertrude Stein (1874–1946) bis zu seiner Auswanderung in die USA 1878, vgl. www.mainspessart.de/ internet/behweg/Landrat/Landratstour/2002/plan.pdf.
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(heute Galgenbergsteige). Dieses Judenwegle, so ein Flurnamensammler um 1974, „erzählt uns, daß die jüdischen Händler ihre eigenen, oft seltsam verschwiegenen Pfade von Ort zu Ort zogen, selten auf der begangenen Straße, möglichst nicht durch den Wald, diesen lieber unter Zeitverlust umgehend.“ Die Ursachen für diesen „Umgehungsweg Stammheims für jüdische Händler“, der hier mehr Zeit in Anspruch nahm als die offizielle Straße, ließ der Verfasser unerwähnt. Später strich er seine Deutung und versah das Toponym Judenwegle mit der Notiz „Abwertend, unbedeutend“.32 Ähnliches wird über den Judenhohlweg von Mühlheim, Rheinland-Pfalz und die Judengasse der Nachbargemarkung Albsheim gemutmaßt. Sie wären „wohl sicher häufig von den Juden benutzt“ worden. „Beide Wege liegen etwas entfernt und man wird nicht so leicht gesehen.“33 Der Fischacher Judenweg, ein Waldweg, der westwärts vom Kranzfelderhof in den Wald führt, zählt ebenso zu den Strecken, die Orte vermieden, dabei auffallend geradlinig waren und offenbar von Juden bevorzugt wurden. Ein Grund hierfür mag sein, dass es für Händler, zumal jüdische, generell riskant war, mit Bargeld weite Handelsreisen zu Kunden und Märkten zurückzulegen. Gelegentlich wurden auch Raubüberfälle aktenkundig: Ein Jude aus Fischach wurde auf solch einer Reise 1742 von einem Knecht aus dem Nachbardorf Langenneufnach überfallen und beraubt.34 In diese Richtung weist auch die Überlegung eines anonymen Autors von 1926: Judenpfade seien von jüdischen Händlern begangen worden und waren meist einsame, durch den Wald führende, verdeckte Flurpfade. Die Furcht vor räuberischen Überfällen auf jüdische Handelsleute und Reisende auf den unsicheren Landstraßen mögen dazu Anlass gegeben haben.35 Generell reisten begüterte Kaufleute und alle, die Bargeld und Wertsachen mit sich führten, auf offiziellen Straßen und ließen sich durch bezahlte Geleitreiter schützen. Die Gefahren zu ignorieren, die von Wegelagerern und Straßenräubern ausgingen, konnte tödlich enden. Wo immer möglich, wurden einsame Wege und Straßen vermieden sowie speziell jene Pfade, die durch größere geschlossene Wald- und Gebirgsregionen führten.36 Das einfache Volk und hierzu zählten die meisten jüdischen Händler und Hausierer, ging in der Regel auf Böschungen am Straßenrand oder eben – und das trotz der Gefahren – auf kleineren Seitenwegen, wo sich vor allem auch Vaganten und die ärmeren Bevölkerungsschichten fortbewegten.37 32 Vgl. Korr. Arbeitskreis Ortsgeschichte Stammheim, 26.2.1992, Zitat aus „verschiedenen Flurnamensammlungen von Lehrer Eberhard Epple für Calw-Stammheim um 1974“. 33 Vgl. Heiss, 1991, 203, 212. 34 Vgl. Piller, 1981, 189, der sich auf [Frank], 1926, 99 bezieht. 35 Vgl. N.N. (‚-ch‘), 1926, o.S. 36 Vgl. Schubert, 1983, 159, 265; Höhn, 1985, 33ff; Gräf/Pröve, 1997, 218. 37 Vgl. Kopeþný, 1980, 96; Schubert, 1983, 159.
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Abb. 9: Der Fischacher Judenweg, Schwaben.
In Pommern erwähnt Holsten 1938 über ein Dutzend Judenwege und -steige – vor allem einsame Wald- oder Nebenwege, teils auch „Schleichwege“. Diese Wege seien, so Holsten, in Zusammenhang mit dem Hausierhandelsund zeitweiligen Ortsbetretungsverbot für Juden entstanden.38 Denn nach den 1492 beginnenden Vertreibungen aus Pommern war es den Juden verboten, das Land zu betreten. Später, in den 1660er Jahren wurde ihnen in diversen Dekreten das Hausieren untersagt bzw. durch Spezialkonzessionen erschwert.39 Diese Bedrohung durch Verfolgungen und Verbote habe sich, so Holstens These, in den Flurnamen niedergeschlagen. Der Judensteig von Blankensee etwa, ehemals Kreis Pyritz, heute polnisch Páotno, sei um 1760 von jüdischen Händlern aus Angst vor Verfolgern benutzt worden.40 Seine Bezeichnung war demnach schon früher entstanden, vermutlich aus den genannten Gründen. Ähnliches schlussfolgert Saul Lilienthal 1938 in Bezug auf den Taunus. Lilienthal, der 1925–1942 Religionslehrer und Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde Wiesbaden war, schlägt in seinem Wanderführer „Jüdische Wanderungen“ eine Tour nahe Hofheim im Taunus vor. Sie führe von Eppstein über den Judenkopf und weiter über Langenhain „auf dem heimlichen
38 39 40
Vgl. Holsten, 1938, 3, 7f. Vgl. Grotefend, 1930, 138, 142, 144. Vgl. Holsten, 1938, 7f.
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Judenpfad“ Richtung Wallau.41 Der Name Judenkopf sei hier die Bezeichnung für eine Felsformation. Der Taunus mit „seinen ‚Judenköpfen‘ und ‚Judenpfaden‘“, so erklärt Lilienthal dann ohne Umschweife, als berufe er sich auf allgemeingültiges Wissen, würde „auf besondere Kapitel jüdischer Lebensnot im deutschen Mittelalter hindeuten“.42 Diese Erkenntnis einer damaligen „jüdischen Lebensnot“ ist in der Region gegenwärtig nicht mehr verbreitet. Die Herkunft der Namen weiterer Judenköpfe im Taunusgebiet, etwa in Neuenhain, Schmitten und Lorsbach, wo der Judenkopf auf einer Karte erstmals 1609 als Judnküppel auftaucht, und der historische Bezug seien heute nicht mehr zu ermitteln, so der Kreisausschuss Main-Taunus-Kreis.43 Es hat also den Anschein, dass gewöhnliche jüdische Händler und Hausierer trotz der Gefahr von Raubüberfällen Wege und Straßen aufsuchten, die weniger frequentiert waren, Ortschaften vermieden und eher verborgen und unbeobachtet waren. Jüdische Hoffaktoren und Geldhändler waren dort allerdings sicherlich nicht anzutreffen. Durch die gesellschaftliche und politische Sonder-, bzw. Randstellung waren die jüdischen Händler und Hausierer bekanntlich einem erhöhten Risiko an Überfällen, Belästigungen und Nachstellungen ausgesetzt.44 Körperliche Misshandlungen und Totschlag von Juden waren besonders vom 15. bis 17. Jahrhundert keine Seltenheit.45 1575 etwa war der Weg durch das Fürstbistum Würzburg für Juden „mit größter Gefahr verbunden.“ Ein Risikofaktor war allein der gesetzlich vorgeschriebene gelbe Ring aus Stoff, der sie stets als Juden kennzeichnete, weshalb er in potentiellen Gefahrensituationen nach Möglichkeit entfernt wurde.46 Die Lebensbedrohung war im ausgehenden 16. Jahrhundert auch im Umkreis des Untersuchungsgebietes offenbar: Allein zwischen 1571 und 1592 wurden vier Raubmorde an Juden aktenkundig, einer davon geschah auf „freier kaiserlicher Landstraße“.47 Besonders gefahrvoll war für jüdische Händler die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Auch im Würzburger Territorium und Umgebung verunsicherten zehntausende umherziehende Söldner, Landsknechte und selbsttätige 41 Vgl. Lilienthal, 1938 (Neudr. 1982) 21. Zu Lilienthal vgl. Arnsberg, 1971, 395. 42 Vgl. Lilienthal, 1938, 27. 43 Vgl. Korr. Kreisausschuss Main-Taunus-Kreis, Bert Worbs M.A., Hofheim, 10.7.2003. 44 Von der Beschimpfung eines jüdischen Händlers erzählt Hebel, 1968, 140–142. 45 Vgl. Kaufmann, 1988, 8; Schmidt, 1987, 247; Müller, 1898, 73f; Guth, 1985, 374; Eckstein, 1899a, 22; Schubert, 1983, 158. Nach Kappl, 1984, 322–326, ist dies die dritte Form des „permanenten Pogroms“, eines von ihm geprägten Begriffes, der die alltägliche physische und psychische Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung in vier Kategorien unterteilt. 46 Vgl. Epstein, 1880, 466f und Anm. 1. 47 Vgl. Löwenstein, 1907, 19; zit. n. Löwenstein [Bearb.], 1989, III 11f Nr. 3227a.
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Kriegsunternehmer den Reiseverkehr und Warentransport. Raubüberfälle auf jüdische Händler nahmen zu.48 Auch Bürgertum und Landbevölkerung waren zu dieser Zeit von aggressiver Habgier getrieben und erpressten, beraubten und misshandelten ihre jüdischen Nachbarn zum Teil schwer.49 Daher beschwerte sich die Judenschaft des Hochstift Würzburgs in den Jahren 1642 bis 1650 bei Fürstbischof Johann Philipp, dass sie alergestalt verfolgt werden, daß einer oder der ander, welcher etwan seinen wenigen geschefften vnd nahrung nachgehet, nit wol sicher vber die gassen gehen darff: [...] einen mit steinwerffen sich vnderstehet, der ander das schlagen vnd plündern trohet, vnd solche verbitterung von tag zu tag sich grösser erheben will, dahero wir in stetter leibs gefahr leben vnd stehen müssen [...].
Daher die Bitte, „das wir von studenten vnd schuelern, Soldaten vnd gemeinem Pöfel vor besorgender leibsgefahr vnd andern vngelegenheiten gesichert, vnd hingegen geschutzet werden mögen.“50 Diese Bitte zeitigte kein Ergebnis, wie eines der erfolglosen bischöflichen Protektions-Mandate mit dem Titel „Verboth die Juden auf keine Weis zu bedrangsalen“ vom 26.5.1666 beweist. Dass die gesamte schutzverwandte Judenschaft mit allerhand Schmach- und Schändworten angetastet, auch Steinwürfen und Schlägen allenthalben verfolget würden, daß sie gar weder in den Städten oder dörfern, sondern auch auf der gemeinen Straße keine Sicherheit genießen könnten
wird angeprangert, ebenso das „mit Worten oder Thätlichkeiten antasten, verfeinden, verfolgen“. Es wurde „hiemit bei 50 Rthlr. Straf verbothen.“51 Mandate, die die Misshandlung und Tötung von Juden auf öffentlichen Straßen untersagten, waren damals auch im Fürstbistum Bamberg nötig.52 Eine undatierte Sage aus dem oberfränkischen Ebneth mit dem Titel „Der Mord am Mehlreisenden“ reflektiert ein entsprechendes Geschehen an der Flurgrenze zu Oberlangenstadt. Drei Wilderer planten dort, den Kronacher „Viehjuden“ Fleischmann zu überfallen und auszurauben, erschossen jedoch an seiner statt irrtümlich den Bamberger Mehlhändler Kübler.53 48 Vgl. Weiss, 1992, 15; Gräf/Pröve, 1997, 222. 49 Vgl. Bohrer, 1922, 103f; Schmidt, 1987, 237. 50 StA Wü, G 17162 (Beschwerde der Hochstift Würzb. Judenschaft über Pöbeleien, um 1647). 51 Vgl. Heffner, 1776/1801, I/265: Landesverordnung v. 26.5.1666. 52 „[...] die Juden noch immerfort hin und her uff offener Strassen / in Dörffern / Flecken und Stätten aller Orthen angetast / verfolgt / und beleidigt / ja sogar gäntzlich endleibt und ermordet werden [...]“, Erlass des Bamberger Fürstbischofs Peter Philipp v. Dernbach v. 5.7.1672, StA B, B26c, 2,I. In ähnlichem Wortlaut wie die Würzburger Landesverordnung v. 26.5.1666 beschreibt das Protektions-Mandat des Bamberger Fürstbischofs vom 26.2.1666, dass die Juden mit „[...] allerhandt Schmach- und Schändtwortten angetastet, auch Steinwürffen und Schlägen allenthalben verfolget würden, das sie sogar weder in den Stetten oder Dörffern sondern auch vff der gemeinen Strassen keiner Sicherheit geniessen könden“, zit. n. Eckstein, 1899a, 21; vgl. auch Kappl, 1984, 324. 53 Vgl. Radunz, 1966, 61.
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An die Ermordung eines jüdischen Händlers 1674 nahe Oberaltertheim im Waldsassengau erinnerte, so Stäblein 1968, der sogenannte Mord- oder Judenstein, den man bei Abbrucharbeiten in einer Oberaltertheimer Scheune eingemauert fand.54 Hintergründe dieses Mordes sind nicht bekannt. Ein wiederholtes „Verboth die Juden nicht zu bedrangsalen, oder auf einige Weis zu mishandeln“ vom 18.11.1700 zeigt, dass sich der Zustand im Hochstift Würzburg trotz „hiebevor ergangener Befehlen“ nicht geändert hatte. Nach wie vor war es so, dass Juden weder in unserer Residenzstadt dahier noch auf dem Lande sicher und ungehindert passiren können, indem auf sie nicht allein auf den Gassen und Straßen, sondern auch aus den Häusern [... von Erwachsenen und angestifteten] kleinen Jungen mit Steinen, Erdschollen, Unflat und dergleichen stäts geworfen, dieselben ohne Scheu verfolget, gewaltthätig angegriffen, geplündert, geschlagen, und, immaßen bereits geschehen, so gar an Leib und Leben gefährlich verwundet würden [...].55
Dass daher auf den unsicheren Landstraßen das Geleit in Gestalt eines bewaffneten Knechtes oder ähnlichen Begleiters für alle Händler und Reisenden erforderlich war, ist ersichtlich. Von den Juden des Nördlinger Rieses ist bekannt, dass ihnen der Schutz der oettingischen Geleitsreiter offenbar nicht immer ausreichend schien. Daher bewaffneten sie sich, die vielfach auch reitend unterwegs waren, vorsorglich mit Pantelierrohren, Pistolen und Seitengewehren.56 Eckstein erwähnt, dass die Juden aus dem oberfränkischen Demmelsdorf bis 1734 die Synagoge in Zeckendorf benutzt hatten. Nun gedachten sie in „Rücksicht auf die Gefährlichkeit des Weges“ eine eigene Synagoge zu bauen.57 Worin die Gefährlichkeit dieses etwa einen Kilometer langen Weges bestand, ist jedoch nicht überliefert. Die Straße verlor zwar im Laufe des 19. Jahrhunderts als Handelsort an Bedeutung, da sich ein großer Teil des Handelsverkehrs auf die seit 1835 in Bayern neu erbaute Eisenbahn verlagerte,58 doch die jüdischen Händler und Viehhändler mussten weiterhin erhebliche Strecken zu Fuß oder mit Wägen zurücklegen, um vom Bahnhof zu den einzelnen Kunden und kleineren Marktorten der unmittelbaren Region zu gelangen. Die Angst vor Überfallen und Belästigungen außerhalb des dörflichen Rayons blieb unvermindert. Sie hatte im frühen 19. Jahrhundert in Mainfranken ein neues Höchstmaß erreicht, als vor allem in Würzburg im August 1819 schwere Judenverfolgungen ausbrachen, die sogenannten Hep-Hep Unruhen. Bis 1822 dauerten 54 55 56 57 58
Vgl. Stäblein, 1968, 198. Vgl. Heffner, 1776/1801, I/508f: Landesverordnung v. 18.11.1700. Zit. n. Müller, 1899, 109; Schwarz, 1963, 36. Vgl. Eckstein, 1899b, 58f. Vgl. Hopp, 1990, 209f.
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die Exzesse mit Synagogenbränden und Häuserplünderungen an. Aufgrund von Gerüchten vorwiegend über angebliche Brunnenvergiftungen blieb die Pogromstimmung bis 1825 bestehen. 1848 löste eine weitere antijüdische Hetzbewegung, der sogenannte Judenrumpel, Plünderungen jüdischer Häuser in ganz Zentraleuropa aus.59 Das Bewusstsein, dass man sich als Jude auf offener Straße nicht selten der Bedrohung aussetzte, sich in einen Bereich außerhalb der Zivilisation begab, gehörte sicherlich zum überlieferten Gedankengut innerhalb jüdischer Familien. Dass Jacob Picard in einer Erzählung über zwei Hausierer schreibt: „Ja, selten sah man sie allein über Feld gehen; aber niemals vor allem wagte einer ohne den anderen sich durch den Wald, auch nicht mit jemanden sonst aus der Kehilla; das war das Besondere“,60 scheint dieses Bewusstsein zu reflektieren.
6.2 Judenwege – Orte des Todes 6.2.1 Röttingen, Uissigheim und Beelitz Judenwege waren – so das Resultat der bisherigen Untersuchung – demnach auch Ergebnis einer aktiven Suche nach einer weniger belastenden und peinigenden Mobilität. Dass diese Wege allerdings keine Garantie boten, dass sie auch schlichtweg Orte des Todes sein konnten, zeigen eine Vielzahl der Judenwege und -pfade, die bislang noch nicht Thema waren. Im fränkischen Röttingen wurde 1298 ein Jude fälschlicherweise der Hostienschändung bezichtigt. Trotz fehlender Beweise ergriff man ihn und verbrannte ihn auf dem Scheiterhaufen. Dies war der Beginn eines mehrmonatigen Massakers und Raubzugs gegen nahezu alle jüdischen Gemeinden Frankens und Bayerns. Im Laufe dieses sogenannten Rindfleischpogroms – benannt nach seinem Initiator, einem verarmten Röttinger Ritter oder Metzger namens Rindfleisch – ermordete der Pöbel etwa 5000 Juden in 130 Orten. Den Vorwurf der Hostienschändung erhob man vielfach erst nachträglich – zur Rechtfertigung des „Judenschlachtens“.61 Der Ort, an dem damals die Röttinger Juden verbrannt worden waren, sei der dortige Judenweg gewesen – so geht es aus der unverhüllt antisemitischen Version einer nach 1945 erstellten Röttinger Ortschronik hervor.62 An 59 Vgl. Schwarz, 1963, 216; Rohrbacher, 1993, 55, 94–105; Kaufmann, 1988, 8. 60 Vgl. Picard, 1963, 106. 61 Vgl. Schwarz, 1963, 45f; Battenberg, 1990, 119; Erb, Art. Jude, Judenlegenden, 1993, 681. 62 „Der Judt Sampt dem kirchner ward verbrandt / Im Juden weg, wie man thut nennen, / Thet man die andern Juden verbrennen.“ zit.n. „einem älteren Bilde in einigen Versen“, so Wieland, 1858, 10; vgl. hier auch Fries [1945–1949] 1 [antijüd.].
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der Hetzgeschichte von der angeblichen Hostienschändung hält auch der Röttinger Stadtchronist von 1954 fest. In seiner Funktion als quasi autorisierter Wissenschaftler deklariert er die Lüge zur historischen Tatsache.63 Die fiktive Idee der Hostienschändungen steht in unmittelbarem Zusammenhang mit verschiedenen innerkirchlichen Strömungen, die seit dem Frühmittelalter Legenden von sogenannten Hostienwundern kreierten, um den Menschen die Besonderheit der Wandlung in der Eucharistie nahe zu bringen. Juden und andere „Ungläubige“ wurden schon früh in diesen Legenden instrumentalisiert: überzeugt von der Verwandlung der Hostie in die Person Jesu, ließen sie sich taufen. Im Zuge der zunehmenden Hostienverehrung wurden die Hostien auch für magische Kulte interessant. Christlich geprägte Hostienprozessionen, die der Abwehr von Ernte-, Wetter- und Feuerschaden, Krankheit, Krieg und Teufel dienen sollten, scheinen den profanen Glauben an die Wirkungskraft der Hostien im Positiven wie im Negativen gefördert zu haben. In diesem Kontext wurden nun auch Erzählungen erdichtet, die den angeblichen Hostienfrevel durch Juden zum Inhalt hatten.64 Diese Legenden fanden innerhalb der Vorstellungswelt der Volksfrömmigkeit reichlich Nährboden. Dass niemals, weder in Röttingen noch an anderen Orten, eine Hostienschändung nachgewiesen werden konnte, scheint damals wie vor gut 50 Jahren keine Rolle gespielt zu haben – ebenso wenig die Tatsache, dass bereits 1290 eine gleiche Beschuldigung gegen die Juden von Paris erhoben wurde, die daraufhin als Wandersage ins Deutsche Reich gelangte.65 Der Judenweg samt umliegenden Judenwegäckern im angrenzenden Aufstetten, einem heutigen Stadtteil von Röttingen, besitzt offensichtlich keine Verbindung, weder geographisch noch inhaltlich, zu dem genannten Röttinger Judenweg. Nach Auskunft der Stadt Röttingen war der Aufstetter Judenweg „eine Fußwegverbindung für die Juden, die von Aub nach Weikersheim und Tauberrettersheim liefen“, und wurde 1914 im Rahmen einer Flurbereinigungsaktion beseitigt.66 Der Name des erwähnten Judenpfads auf dem Würzburger Marienberg bezieht sich ebenfalls auf das Rindfleischpogrom. So erklärt es zumindest eine regionale Sage: Am südwestlichen Abhang des Marienbergs senkt sich von der Höchberger Straße ein kaum anderthalb Schritt breiter Fußpfad in das Tal hinab. Die Sage erzählt, daß 1298 der fanatisierte Bauer Rindfleisch, der von Würzburg aus den großen Judenmord leitete, eine große Anzahl Würzburger Juden in diesen Pfad getrieben und auf einmal alle nacheinander den engen Pfad hinabgejagt habe, wo sie unten im Tal von seinen 63 64 65 66
Vgl. Freudinger, 1954, 18f. Freudinger kennt keine Deutung des Namens Judenweg. Ausführlich bei Lotter, 1995, 69. Vgl. Lotter, 1995, 68; Battenberg, 1990, 119; Erb, Art. Jude, Judenlegenden, 1993, 680. Vgl. Korr. Vg. Röttingen, 15.1.1993.
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Spießgesellen mit scharfen Partisanen aufgespießt und niedergehauen wurden. Den Pfad nennt man noch heute den Judenpfad, und das Volk scheut sich, ihn nach dem Ave-Maria-Läuten zu betreten, weil es dann nicht geheuer sein soll.67
Diese Sage, von Schöppner 1853 aus mündlicher Quelle notiert, bezieht sich auf das Rindfleisch-Pogrom in Würzburg. Der Tötungsvorgang und die Tötungsart sind zwar nicht mehr nachweisbar, doch durchaus denkbar. Dass der Name Judenpfad auch von den Heidingsfelder, Reichenberger und anderen Juden her stammen könnte, die die Residenzstadt zeitweise bis 1642 und danach über 160 Jahre lang bei Eintritt der Dunkelheit verlassen mussten, wurde bereits dargestellt. Rund 35 Kilometer nordöstlich von Röttingen und nur wenige Kilometer südwestlich von Böttigheim entfernt liegt der badische Ort Uissigheim. Die dortige jüdische Gemeinde war nicht nur vom Terror des Rindfleischpogroms 1298 betroffen,68 sondern wurde knapp vierzig Jahre später selbst zum Ursprungsort eines neuen Pogroms. An diese Katastrophe erinnern bis heute letztlich die Flurnamen: Der in Sachen Zollumgehung erwähnte Uissigheimer Judenpfad wird von den lokalen Heimatgeschichtlern übereinstimmend als ein Weg beschrieben, der den Ort Uissigheim umging und den die Külsheimer Juden „früher“ bei ihren Gängen nach Gamburg benutzten.69 Ein wenig unterhalb dieses Pfades befand sich auch der sogenannte Judenrain.70 Dass der offenbar erst 1779 schriftlich belegte71 Pfad den Ort vermied, besaß allerdings einen außergewöhnlichen Grund. Dieser ist eng mit dem Wirken des Raubritters Arnold von Uissigheim verknüpft, der als „König Armleder“ 1336 eine verheerende antijüdische Bewegung initiierte. Hier agierten vor allem sozial und wirtschaftlich rechtlose und aufrührerische Bauern aus dem Taubertal und dem Ochsenfurter Gau, deren Gewalttätigkeit in Form von Morden und Plündern sich rasch zu einem überregionalen und brutalen Pogrom auswuchs, das sich bis 1338 bis nach Schwaben, Österreich, ins Elsass und nach Böhmen erstreckte. In diesem nach Arnold von Uissigheim benannten „Armlederpogrom“ wurden insgesamt 6000 Juden in rund 60 Orten, darunter auch Röttingen, Aub, Uffenheim, Laudenbach, Krautheim und Bad Mergentheim, ermordet. Angebliche religiöse Gründe und die fingierte „Kollektivschuld“ der Juden waren nur ein Vorwand für diese Ausschreitungen.72 67 68 69 70 71 72
„Der Judenpfad bei Würzburg“, vgl. Schöppner, [1981] III 297 Nr. 1341. Vgl. Rosenthal, Art. Uissigheim, in: GJ II/2 843. Vgl. Werr, 1910, 14; Lauf, 1966, 156, 202; Lauf, 1992a, 6; John, 1992, 130. Vgl. Lauf, 1966, 156. Vgl. Lauf, 1966, 156, lt. „Zins-, Gült und Feldbücher etc.“ der Gemeinde Uissigheim. Vgl. Arnold, 1974, 46, 60; Lotter, 1995, 71; Erb, 1993, 681; Battenberg, 1990, 120.
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In diesem Zusammenhang ist der Uissigheimer Judenpfad zu verstehen. Er beweise, wie ein Ortschronist noch 1910 erklärt, dass „die Ritter von Uissigheim Feinde der Juden waren“.73 1966 erwähnte dann erstmals Lauf die „bekannte Scheu der Juden vor Uissigheim“, welches sie in Erinnerung an den ehemals dort ansässigen Initiator des Pogroms „in weitem Bogen auf dem sog. Judenpfad umgingen“.74 Ob diese Begründung den Tatsachen entsprach, ist nicht nachweisbar. Obwohl zumindest 1604 wieder Juden in Uissigheim lebten,75 wurde diese Argumentation von mehreren Historikern und Heimatforschern aufgenommen und ins 19. Jahrhundert datiert.76 Eine regionale Sage stellt den Sachverhalt jedoch auf den Kopf und negiert die Gewalttat an den Juden. Statt dessen wird behauptet, jener Raubritter Arnold sei „im Wald gegen Gamburg, von einem Juden ermordet, aufgefunden worden“.77 Der Kern dieser falschen Behauptung, die gleichzeitig als Legende kursiert, war bereits von den Geschichtsschreibern Mitte des 14. Jahrhunderts verbreitet worden.78 Tatsache ist, dass Arnold von Uissigheim bereits 1336 vom bischöflichen Gericht in Kitzingen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, offenbar wegen Initiierung von sozialer Aufruhr.79 Auf seiner Grabplatte in der alten Uissigheimer Kirche ist ein Scharfrichter mit Schwert abgebildet, den die Volksüberlieferung später als Jude interpretierte. Daraus entstand wohl die Sage vom „seligen Ritter Arnold“, der im Wald bei Uissigheim von Juden überfallen und getötet worden sei und bei Viehkrankheiten um Hilfe angegangen wurde.80 Die Grabplatte war vor allem deshalb nicht mehr einwandfrei zu deuten, weil unzählige Wallfahrer, die alljährlich auf dem Weg nach Walldürn durch Uissigheim zogen, vom Grabstein Sand als Heilmittel gegen Viehkrankheiten abschabten. Die lokale Verehrung des seligen Arnold als Wundertätiger in Sachen Viehkrankheiten florierte bis 1730, als man in seinem bereits 1641 leer vorgefundenen Grab einen Pfarrer beisetzte.81 Rätsel gibt auch die nördlich von Uissigheim in Richtung Eulschirben an der Tauber liegende Flur Judenloch sowie der Flurname Judenkäfig auf. 73 Vgl. Werr, 1910, 14. 74 Vgl. Lauf, 1966, 202. 75 Vgl. Rosenthal, 1927, 60; Hundsnurscher/Taddey, 1968, 295. 76 Lt. Arnold, 1974, 53, handelte es sich (vermutlich irrtümlich) nicht um die Scheu der Juden vor Uissigheim, sondern es sei „die Scheu der Juden von Uissigheim ortsbekannt“. Vgl. John, 1992, 130; Lauf, 1992a, 6. 77 Lt. Krauth, 1926, 25, weisen die Namen Judenloch, -pfad und -käfig „noch darauf hin, daß Arnold von Uissigheim in der ‚Birke‘, im Wald gegen Gamburg, von einem Juden ermordet, aufgefunden worden sei.“ 78 Vgl. Arnold, 1974, 52f. 79 Vgl. Lotter, 1995, 71. 80 Vgl. Lauf, 1966, 202; Arnold, 1974, 52f. 81 Vgl. Lauf, 1966, 202; Lauf, 1992a, 6f; Arnold, 1974, 53.
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Trotz mancher kursierender Interpretationen ist die tatsächliche Herkunft dieser Namen unbekannt.82 Eine Deutung des Judenlochs bezieht sich auf die dortige kleine Bodenvertiefung, die von den Juden auf ihren Gängen in die Nachbardörfer als Rastort benutzt worden sein soll83 – eine andere auf den mundartlichen Pflanzennamen Judenkirsche oder Judendogge, der heute noch auf dieser Flur wachsenden orangeblühenden Lampionblume Physalis84 – eine eher harmlos anmutende Herleitung. Vermutlich war jenes Judenloch, gerade weil das Grundwort Loch oft despektierlichen Charakter besitzt, der Hinrichtungsort der Uissigheimer Juden 1336/37 gewesen. Möglich ist auch, dass die dörfliche Erinnerung den Ort des Mordens willkürlich an einen Platz außerhalb des Dorfes verlegte. Allein jedoch, dass ein Weg einen Ort, an dem Juden hingerichtet wurden, vermeidet, umgeht, betont die Bedeutsamkeit und Tragik dieses Judenpfades. Sein Name weist auf 600 Jahre zurückliegende Ereignisse und erhielt die Erinnerung an das Armlederpogrom bis heute. Damit steht der Uissigheimer Judenweg nicht alleine. Mehrere derartige Wegenamen deuten auf Judenverfolgungen und Pogrome hin, etwa der seit mindestens 1835 belegte Judenweg von Reimlingen im Nördlinger Ries. Als eine „Art Schleichweg“ wird er in der Flurnamensammlung von 1929 beschrieben, auf dem die Juden, die „zur Zeit der Judenverfolgungen zahlreich in Kleinerdlingen siedelten, von da nach Reimlingen verkehrten.“85 Ob der Willanzheimer Marterweg, auch Judenweg genannt, ein Feldweg von Hüttenheim nach Iphofen in Unterfranken,86 ebenfalls auf einen grausamen Vorfall zurückzuführen ist, bleibt offen. Ebenso, ob der Judenweg von Wettenhausen Ort einer bislang ungeklärten Gewalttat oder der Vermeidung einer solchen war. Die Flurnamensammlung deutet dies an: „vielleicht Zusammenhang mit dem Probst Hieronymus Roth vom Kloster Wettenhausen, der gegen die Juden einschritt.“87 Dieser Hinweis erlaubt außer
82 Vgl. Günther Bischof, Rathaus Külsheim, Telefonat, 11.3.2005; vgl. Hahn, 1988, 348; Werr, 1910, 14. 83 Vgl. Helmut Lauf, Freudenberg a. Main, Telefonat, 11.3.2005. 84 Vgl. Lauf, 1966, 156; vgl. Grimm, Art. Judenkirsche, 1985 X 2355: „frücht und pflanze von physalis alkekengi, judendocke, judenhut: halicacabum judenkirschen, judenhütlein, judendöcklein“. Die Pflanze heiße im Vm auch Judenhütlein, da die Form der Blüte an eine historische Haube jüd. Frauen erinnere, vgl. Birmann-Dähne, 1996, 125. Vergleichbar hierzu heißt der Weinberg Judenberg in Escherndorf, Ufr., analog einem hier ausgeprägt wachsenden gelb blühenden Kraut, im Vm „judatogn“, vgl. BayFlNA, FlNS Escherndorf, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1937) 49. 85 StA A, RA Nördlingen Nr. 128 III, Ka. Reimlingen (1835), fol. 867’; BayFlNA, FlNS Reimlingen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 52. 86 BayFlNA, FlNS Willanzheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1937) 56. 87 BayFlNA, FlNS Wettenhausen, AltLkr. Günzburg, Schw. (1922) 47; vgl. Tulaszewski, 1957, 18. Auch Nachforschungen im Kreisarchiv Günzburg blieben ergebnislos, vgl. Korr. Prof. Dr. Georg Kreuzer, KreisA Lkr. Günzburg, 23.11.1993.
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einer vorsichtigen Datierung ins hohe 16. Jahrhundert, der Wirkungszeit des Prälaten Hieronymus Roth,88 keine weiteren Aufschlüsse. Das oberfränkische Dorf Judengraben, ein Stadtteil von Kronach, war offenbar als Zufluchtsort für jüdische Einwohner bei Verfolgungen, Ausweisungen und Vertreibungen, unter anderem aus Kronach, entstanden. Die ritterschaftlichen Ortsherren, die von Redwitz, hatten hier jüdischen Händlern gegen eine Sondergebühr die Wohnerlaubnis verkauft.89 Der Name der erstmals 1519 erwähnten Ansiedlung Im Jüdengraben, der sich ursprünglich wohl nur auf die Anwesen im Graben bezog, ist zugleich der Name eines heute kaum mehr begangenen Fußpfades.90 Auf einen möglichen Zufluchtsort vor Pogromen weist abschließend der Name der Ruine Tudoburg hin, die bereits im 13. Jahrhundert als Judenburg bezeichnet wurde. Diese Burg im Gebiet der ehemaligen Landgrafschaft Nellenburg bei Honstetten im Landkreis Konstanz, soll eine „Stadt der Juden“, im Volksmund auch Städtle oder Judenstädtle, gewesen sein, war jedoch laut einer regionalen Sage als Zufluchtsort nicht hilfreich. Denn die Burg wurde 1348 zerstört und ihre jüdischen Einwohner ermordet91 – vermutlich im Zuge der Pestpogrome 1348/49. Dass gerade ein Weg oder ein Pfad der Tatort eines Massenmordes gewesen sein soll, erscheint eher ungewöhnlich. Es ist jedoch denkbar, dass der Ort des Mordens einen Namen erhielt, der auf einen naheliegenden Weg übertragen wurde. Möglicherweise erinnert eine solche Wegbezeichnung auch an einen Fluchtweg der Juden vor ihren fanatisierten Verfolgern. Es überrascht daher nicht, dass etliche andere Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude als Orte eines Pogroms entschlüsselt werden können: Die bereits genannte Wandersage des angeblichen Hostienfrevels trieb auch in der Mark Brandenburg ihre zweifelhaften Blüten. Hier trug sie zur Entstehung des Toponyms Judenberg bei, einer Anhöhe vor den Stadttoren von Beelitz, die diesen Namen vermutlich bereits vor dem 16. Jahrhundert erhalten hatte.92 Dem geht voraus, dass man die Beelitzer Juden bereits 1247 der angeblichen Hostienschändung beschuldigt hatte – Jahrzehnte vor der Pariser Anklage 1290. Sie wurden festgenommen und auf dem Judenberg 88 Vgl. Dieminger, 1976, 4. 89 Für die Anwesen am Hang wurde der ON Winterleite verwendet, vgl. Verein für Heimatpflege Gehülz [Hg.], 1991, 367. 90 BayFlNA, FlNS Gehülz, AltLkr. Kronach, Ofr. (1926) Flurkarte; Beleg von 1519 lt. Korr. Landratsamt Kronach, Bernd Graf, 12.1.1993: StA B, Rep.A 226 Stb.8893 (Lehensverzeichnis des Ritterguts Theisenort, 1519); vgl. Korr. Siegfried Rudolph, Mitwitz, 4.5.1992. 91 Lt. Bericht eines Ortschronisten Ende des 18. Jhs. befindet sich in der Nähe der Judenbrunnen. Sein Wasser wurde, „wie man heute noch sieht, in das Judenstädtle hinübergedeichelt.“ Dieses Judenbrünnele, auch Tudobrunnen genannt, existierte noch bis vor wenigen Jahrzehnten, vgl. http://www.honstetten.com/dietudoburg.htm, dort wird aus dem GenerallandesA Karlsruhe, Konvolut Judensachen, zitiert. 92 Vgl. Heise, 1932, 13, 300.
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verbrannt. Jene Hostie aber habe sich als wundertätig erwiesen, woraufhin Beelitz zum christlichen Wallfahrtsort avancierte, dessen Besuch an Mariae Himmelfahrt einen Ablass von vierzig Bußtagen garantieren würde.93 Vermutlich hat die Ermordung der Beelitzer Juden tatsächlich 1247 stattgefunden,94 möglicherweise auch auf dieser Anhöhe, die demzufolge ihren Namen erhalten haben könnte. Eine Verbindung zu einer Anschuldigung wegen Hostienfrevel, die die erste im gesamten deutschsprachigen Raum gewesen sein soll,95 ist mangels Quellen nicht belegbar. Heise gibt zu bedenken, dass man hier in späterer Zeit zwei verschiedene Themen, das Pogrom im 13. Jahrhundert und die Idee des Hostienfrevels zusammenfügte, um für das Morden eine Rechtfertigung zu konstruieren.96 Auch in Sternberg, Mecklenburg-Vorpommern, gibt es einen Judenberg: Auf dieser Anhöhe vor dem Luckower Tor wurden im Jahr 1492 27 Juden, darunter zwei Frauen, wegen angeblicher Hostienschändung und verweigerter Konversion verbrannt. Der Ort der Hinrichtung erhielt daraufhin den Namen Judenberg.97 Im Brandenburgischen Eberswalde existiert noch heute der seit 1658 belegbare Flurname Göhden- bzw. Judenbad. Er bezeichnet ein ehemaliges Gewässer in einer Talsenke neben der Saarstraße, das zynischerweise Judenbad genannt wurde, weil dort 1510 einige Juden aus Eberswalde ertränkt worden waren.98 Es ist denkbar, dass sie in Zusammenhang mit dem bekannten Berliner Hostienschändungsprozess 1510 ermordet wurden. Damals hatte man 39 Juden, die vom Klerus unbegründet der Hostienschändung bezichtigt worden waren, auf dem Neuen Markt in Berlin verbrannt. Alle übrigen vertrieb man daraufhin aus der Mark Brandenburg, sicherlich auch aus Eberswalde99 – wobei manche von ihnen offenbar ertränkt wurden. Auf dem „unheimlichen“ Landstück, wie Heimatforscher 1932 und 1993 über das Judenbad schreiben, soll es „heute noch“ spuken.100 Wenden wir den Blick wieder nach Bayern, genauer nach Nürnberg, so erinnert der Name des heutigen Stadtparks im Stadtteil Maxfeld an das Pestpogrom von 1349: An diesem Ort, dem Judenbühl, waren damals 562 Nürnberger Juden aufgrund der fälschlichen Beschuldigung der Brunnenvergiftung verbrannt worden, etwa die Hälfte der jüdischen Einwohner93 94 95 96 97 98 99 100
Vgl. Ackermann, 1906, 3. Vgl. Heise, 1932, 14, auch 300. Vgl. Stamnitz, 1995, 22f. Vgl. Heise, 1932, 13f, 300. Vgl. Tepperberg, Art. Sternberg, in: GJ III/2 1414. Vgl. Schmidt, 1931, 17. Vgl. Dunker/Livné-Freudenthal, 1981, 74. Vgl. Heise, 1932, 316, der das Wort ‚unheimlich‘ verwendet; Arendt, 1993, 11.
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schaft im Jahr 1338. Die Überlebenden wurden aus der Stadt getrieben.101 Nach einer anderen Version soll er seinen Namen erhalten haben, da man nach dem Pogrom hier den Schutt der zerstörten und abgerissenen Wohnhäuser der Juden zusammentrug.102 Im baden-württembergischen Horb sei laut Flurnamensammlung die Judengrube der Ort, an dem „einmal Juden, die in der Pestzeit totgeschlagen wurden, verscharrt worden“ waren. In der Tat ist der Flurname schon seit 1351, also unmittelbar nach den Pestpogromen 1348/49 bekannt: in der Wagnerin Acker by der Judengrube.103 Dass die Horber Juden im 14. Jahrhundert im Zuge der Pestpogrome zumindest vertrieben wurden, bestätigt ein Ortschronist,104 doch inwiefern sich die Judengrube auf dieses Ereignis bezog, ist nicht nachweisbar. Der Judenanger von Lindau am Bodensee zeugt hingegen deutlich von einem Pogrom. Auf diesem Waldstück, dem Platz der späteren Villa Amsee, wurden am 3.7.1430 15 bis 18 Juden verbrannt, die anderen Lindauer Juden wurden aus der Stadt vertrieben. Allerdings war dies bereits das zweite Pogrom, das über die kleine, 1240 erstmals genannte Kehilla hereinbrach, daher bleibt unklar, ob der Judenanger auch schon 1348 zum Ort des Todes wurde, als Lindauer Juden im Zuge der Pestpogrome erschlagen worden waren.105 Die Gewalttäter des Pogroms von 1430 suchten einen Vorwand in einem angeblichen Ritualmord, den man den Juden im nahen Ravensburg unterstellt hatte.106 Diese kirchlich geprägte Meinung, dass Juden kleine Kinder, vornehmlich Knaben, töteten, um ihr Blut zu trinken, ist nicht zuletzt wegen des jüdischen religionsgesetzlichen Verbotes, Blut zu verzehren, absurd – sie entbehrt zudem jeglicher Beweise. Derartige Ritualmordlegenden kursierten seit Mitte des 12. Jahrhunderts zahlreich in Westeuropa, erstmals 1144 im englischen Norwich. Sie entstanden in der Spätantike aus einer antijudaistischen Theologie, die aus dem Neuen Testament hergeleitet worden war und fungierten als Ventil bei gesellschaftlichen Krisen und Spannungen, indem Kreise innerhalb des Klerus die Ursachen sozialer Missstände gezielt verschleierten und auf „Sündenböcke“ abwälzten.107 Das Motiv des angeblichen Ritualmords wurde besonders vom Niederklerus in Form volkstümlicher Erzählungen, Wunderge101 Vgl. BayFlNA, FlNS Gärten bei Wöhrd, AltLkr. Nürnberg, Mfr. (1934/36) 1, 1b; Jost, 1827, 265; „Redaktions-Sekretariat“, Art. Nürnberg, in: JL IV, 1930, 536. 102 Vgl. Schwierz, 1992, 177. 103 WFlNA, FlNS Horb, OA Horb (1969), o.lfd.Nr.; auf 1393 datiert Paul Sauer die Judengrube, Art. Horb, in: GJ III/1 573. 104 Vgl. Bossert, 1940, 31. 105 Es wurden „ca. 1420“ 15 Juden ermordet, BayFlNA, FlNS Lindau, AltLkr. Lindau, Schw. (1937) 140. Vgl. Seitz, Art. Lindau, in: GJ III/1 749; Oelsner, Art. Lindau, in: GJ II/1 488f. 106 Vgl. Seitz, Art. Lindau, in: GJ III/1 749. 107 Vgl. Langer, 2002, 39.
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schichten und Legenden propagiert. Die Verbreitung von Ritualmordlegenden, welche nur eines von zahlreichen antijüdischen Motiven innerhalb der religiösen Volkssagen bedienen, bezweckte die Festigung christlicher Glaubensvorstellungen. Somit wurden antijüdische Stereotype durch die Erfindung christlicher Märtyrerkinder und entsprechender Legenden legitimiert. Ihre Folgen, regelmäßige Pogrome in ganz Europa, waren für die Juden katastrophal.108 Allein in Franken und Bayern entfesselten diese Gerüchte über Jahrhunderte hinweg eine zum Teil kontinuierliche Pogromstimmung, die in Feuchtwangen (1656), Gerabronn (1687), im Amt Gunzenhausen (1715), in Reckendorf (1746), Markt Erlbach (1758) und verschiedenen anderen Orten bis zum Jahr 1845 gärte.109 Im Kontext der antisemitischen Bewegungen der 1880er und 1890er Jahre, die das Alltagsleben der Juden und ihre rechtliche Gleichstellung überschatteten, wurden die Ritualmordlegenden in Deutschland und Österreich-Ungarn wiederbelebt und führten erneut zu sozialer und beruflicher Diskriminierung.110 Insofern erscheint die 1965 kursierende Deutung des Toponyms Judenbuck samt angrenzendem Acker Judenloch im baden-württembergischen Endingen, die diese als Hinrichtungsorte der Juden bei einem Pogrom im Jahre 1470111 benannte, nicht abwegig. Damals wurde im vormals schweizerischen Endingen eine ganze Familie112 bzw. drei Brüder verbrannt, die man des Ritualmords verdächtigt hatte. Anschließend vertrieb man alle anderen Juden aus Endingen „auf ewige Zeit“. Die Hingerichteten waren die Großonkel des Josel von Rosheim (um 1478–1554), dem bedeutenden Verteidiger der Rechte der Juden und Vorsteher der elsässischen Juden.113 Die genannten Namen Judenweg, Judenpfad, Judenberg, Judenbad, Judenbühl, Judengrube oder Judenanger in Röttingen, Würzburg, Uissigheim, Beelitz, Eberswalde, Nürnberg, Horb und Lindau zeigten eine unmittelbare Beziehung zu den Pogromen des Mittelalters. Mit ihnen wird in der lokalen und regionalen Überlieferung mehr oder minder exakt an ein Ereignis erinnert, bei dem Juden gewaltsam zu Tode kamen. Dies gilt auch für den genannten Röttinger Judenweg und den Uissigheimer Judenpfad. Diese Art der Geschichts- oder Heimatforschung dient somit keineswegs ausschließ-
108 Vgl. Lotter, 1995, 61f; Erb, 1993, 679f. 109 Vgl. Rohrbacher, 1993, 54f. 110 Vgl. Langer, 2002, 50; Richarz, 1997c, 381. Als einer der Vertreter der katholischen Judenfeindschaft wirkte unter vielen anderen der Freiburger Theologe und Pädagoge Alban Stolz (1808–1883), dessen antijüdische Schriften v.a. die wenig gebildeten Schichten bis in die 1920er Jahre erreichte, vgl. Langer, 2002, 40. 111 Vgl. Hundsnurscher, Art. Endingen, in: GJ III/1 310; Kurrus, 1965, 141, 135. 112 Vgl. Lotter, 1995, 74. 113 Vgl. Kurrus, 1965, 142f; Meisl, Art. Joselmann von Rosheim, in: JL III (1929) 342–346.
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lich der Tradierung von Fakten: Mit diesen Ereignisnamen werden bis heute – vorwiegend unhinterfragt – antijüdische Stereotype überliefert. Damit ist die Glaubwürdigkeit mancher Flurnamendeutungen nach wie vor problematisch. Abgesehen davon, dass theoretisch jeder einzelne Name eine intensive Untersuchung auf breiter Quellenbasis erfordert, geben viele Interpretationen der Heimatforscher Aufschluss über die offenbar tonangebende Einstellung gegenüber Juden und dem, was man unter Judentum verstand, oder verstehen wollte. Das zeigt unter anderem eine Erklärung für den Judenacker und die Judenwiese im oberpfälzischen Störnstein. Im Volksmund wurde 1939 überliefert, dass hier „die aus Neustadt [an der Waldnaab, die Verf.] vertriebenen Juden an der Flurgrenze bei ihrer Auswanderung eine Nacht im Freien zugebracht haben“ sollen.114 Dies beziehe sich auf die Juden, „die um 1685 nach langer Verfolgungszeit endlich aus der Herrschaft Störnstein-Neustadt ausgewiesen wurden und darauf von Neustadt nach Floss übergesiedelt sind.“115 Diese Zitate wurden unkommentiert in die Ortschronik von 1991 übernommen.116 Das Wort „endlich“ wird hier nicht wertfrei verwendet, auch ist der Begriff „übersiedeln“ ein Euphemismus für die Vertreibung aus der Heimat, selbst wenn der Ortschronist von Neustadt an der Waldnaab 1866 bekundet, insgesamt neun jüdische Familien 1684 oder 1686 hätten die Stadt von selbst verlassen, nachdem ihnen das Leben „stets sehr schwer gemacht“ worden war.117 6.2.2 „... soll hier erschlagen worden sein ...“ Nicht wenige der genannten Flurnamen überliefern ein mehr oder minder vages Wissen um Pogrome. Doch weit häufiger, so scheint es, weisen Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude auf einen Mord an einzelnen Juden hin. Wie beschrieben, existiert im ehemaligen Waldsassengau noch heute der sogenannte Judenbildstock. Dieser Stein wurde nach Angaben regionaler Bildstock- und Steinkreuzforscher „laut Überlieferung“ 1612 im Ort Roden errichtet. Anlass war der Mord an einem hausierenden Juden aus Rothenfels.118 Die historischen Hintergründe dieses Steins und die damit verbundene Überlieferung ist nicht bekannt. Es ist nun allerdings keine Seltenheit, dass Morde an Juden, die tatsächlich stattgefunden haben, in vielen vergleichbaren Fällen keinen Eingang in 114 115 116 117 118
BayFlNA, FlNS Störnstein, AltLkr. Neustadt/Waldnaab, Opf. (1939) o.lfd.Nr. Ebd. Vgl. Sturm, 1991, 587. Vgl. Brenner-Schäffer, 1866, 94 und Anm.**). Vgl. Navratil/Royackers, 1989, 255.
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archivalische Dokumente fanden und deshalb oft nur in mündlicher Tradition überliefert wurden und werden. Aus diesem Grund kündet eine beträchtliche Anzahl von Toponymen vom gewaltsamen Tod meist unbekannt gebliebener Juden – etwa die Judenhohl im baden-württembergischen Lauerbach.119 Erwiesenermaßen waren Wege und Pfade naturgemäß weit seltener Erinnerungsorte eines Mordes: Die erwähnte Judengasse nahe des oberfränkischen Ortes Wirsberg, die ein früheres Teilstück der Altstraße Richtung Eger war,120 ist ein solches Beispiel. In der Flurnamensammlung von 1926 erhielt sie die lapidare Begründung, „Ein Jude soll hier erschlagen worden sein.“121 Diese Deutung für einschlägige Namen ist in lokalen Überlieferungen häufig anzutreffen und insbesondere aufgrund der meist ungeklärten Quellensituation problematisch. Es ist eine Ausnahme, wenn der Name der Ermordeten und auch das Todesdatum bekannt sind, so im Falle des Judenwegs von Bredenbeck in Niedersachsen,: An diesem Weg soll 1858 der 18jährige Moritz Blumenthal aus Springe überfallen und ermordet worden sein. Daraufhin nannte man diesen Weg Judenweg, ein einfacher, unbeschriebener Stein am Wegesrand soll Moritzstein heißen.122 Eine eher abstruse Erklärung für eine Judengasse liefert der Volksmund noch 1993 im mittelfränkischen Markt Arberg: Die Judengasse, heute Feuchtwanger Straße, habe ihren Namen, weil in ihr der Mörder eines Juden wohnte. Wie die Gemeinde Markt Arberg bekundet, habe „laut Erzählungen“ ein „Herr Stahl?, genannt Stella [...] vor ca. 150 Jahren zwischen Waffenmühle und Schönau einen Juden erschlagen.“123 Kein Detail dieses Gerüchts ist nachweisbar – welche Funktion aber erfüllt es, wenn nicht die, dem Mörder eines Juden bewusst oder unbewusst ein Denkmal zu setzen? Weiten wir den Blick auch auf die Interpretation der Namen von Äckern, Waldparzellen und Wiesen aus, die laut Heimat- und Flurnamenforscher von der gewaltsamen Tötung eines Juden erzählen, so reichen diese vom Judenkopf über das Judenbrünnele bis zur Judenhalde. Auffallend ist die große Ähnlichkeit der Namendeutungen in Wortlaut und Syntax. Die bereits genannte eigentümlich kurze und formelhafte Erklärung, die meist dem Volksmund entstammt, findet sich im gesamten Bundesgebiet: Für die Judenwiese im oberfränkischen Laimbach: „Dort soll einmal ein Jude erschlagen worden sein“;124 für das judebrüggli im badischen Obereggenen: 119 120 121 122 123 124
Vgl. Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20. Vgl. Korr. Markt Wirsberg, Bgm. Anselstetter, 27.1.1992. BayFlNA, FlNS Wirsberg, AltLkr. Kulmbach, Ofr. (1926) 234: Judengäßlein. 1599 hieß dieser Weg Richtung Völksen noch Völckser Stig, vgl. Weber [Hg.], 1982, 49. Lt. Korr. Markt Arberg, 24.6.1993, sei dies das aktuelle Anwesen Merk, Am Schießwasen 22. BayFlNA, FlNS Laimbach, AltLkr. Ebern, Ufr. (1931) 71.
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„Es soll dort einmal ein Jude ermordet worden sein“125; für die Judenhalde im schwäbischen Kaufbeuren: „Ein Jude soll einst an dieser Halde ermordet worden sein [...]“126; für den Judenborn im niedersächsischen Garßen: „hier soll ein Jude ermordet sein“127; für das Judenbrünnele, eine Quelle im baden-württembergischen Schlatt: „hier sei ein Jude erschlagen worden“128; für den Jüdenkopf bei Laudenbach im Thüringer Wald: hier „soll ein Jude erschlagen worden sein“.129 In der Regel fehlen bei diesen formelhaften Deutungen genauere Angaben sowohl zu den Getöteten als auch zu den Tätern. Ebenso werden weder Datum noch Hintergrund der Mordtat genannt. Die einzige Konstante ist der Name des angeblichen Tatortes, doch in den seltensten Fällen lassen sich diese Ereignisse an der bezeichneten Flurstelle archivalisch belegen. Es ist hier nicht möglich, alle genannten Todesfälle und Ermordungen bezüglich ihres historischen Wahrheitsgehalts zu überprüfen. Darüber hinaus wäre es eine eigene Forschungsarbeit wert, zu untersuchen, inwieweit diese Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude tatsächlich mit dem Tod von Juden zusammenhängen. Warum und worin unterscheiden sie sich von den Flurnamen, die üblicherweise vom Tod eines nichtjüdischen Menschen in freier Natur künden? Holsten hält für das pommersche Gebiet 1938 die Namengebung mit Juden besonders bei Stätten signifikant, an denen Juden ums Leben kamen – denn „das jüdische Wesen und Wirken war unserem Volk unheimlich“.130 Die Ursprünge dieser emotional gefärbten Antwort finden sich in der antijüdischen und zum Teil xenophoben Vorstellungswelt der namengebenden Bevölkerung. Jenseits der Frage, ob es sich um reale oder fingierte Ereignisnamen handelt, bleibt die Tatsache, dass man mit einem bestimmten Punkt des Heimatdorfes den Mord an einem unbekannten Menschen verband. Die Vorstellung vom Tod lokalisiert sich an einem präzisen Ort, gleichgültig ob ein Mord stattgefunden hat oder nicht. Hat sich hier möglicherweise ein Konflikt oder ein anderes tabuisiertes Ereignis zugetragen? Wurde an diesen Platz womöglich eine nach außen verlagerte Angstvorstellung gebannt? Hat ein Mord an einem Juden, den eventuell jemand aus dem Ort zu verantworten hat, an einem anderen Ort stattgefunden? All das lässt sich hier im Einzelnen kaum rekonstruieren. Von Bedeutung ist jedoch, dass diese Vorstellung oder Fiktion im dörflichen Erzählzusammenhang kursiert. Denn viele, ja zu viele Flurnamen, wie nachfolgend zu sehen sein wird, werden entspre125 126 127 128 129 130
Vgl. Trenkle, 1941, 29. Vgl. Reiser, 1895, 244f. Hierzu im Folgenden ausführlich. Vgl. Alpers/Barenscheer, 1974, 118. WFlNA, FlNS Schlatt, OA Hechingen (o.J.) 113. Vgl. Gerbing, 1910, 572 mit Anm. 8. Vgl. Holsten, 1938, 8f.
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chend interpretiert. Der Mord an Juden liegt gewissermaßen in der dörflichen Luft. Schwingt hier ein Wunschdenken mit? Wird hier der Mord an Juden als ein fiktiver, ständig wiederkehrender und wiederholbarer Vorgang formuliert? Diese Fragen sind im Einzelnen nicht mehr zu beantworten. Sicherlich aber konnte ein solches Toponym als eine Drohung für vorbeigehende Juden verstanden werden. Die Verwendung des schablonenhaften „hier soll einmal“ signalisiert die Distanz der Erzählenden zu ihrem Gegenstand, erweckt den Anschein, als läge hier eine Art Sage vor. Dies wird im lokalen Kontext dadurch unterstrichen, dass man den vorgeblichen Tatort oftmals als unheimlich charakterisiert, an dem es spuke – wie beim genannten Eberswalder Judenbad. Als Sage ist ein mündlicher oder schriftlicher Text jedoch strenggenommen erst dann zu bezeichnen, wenn eine Begegnung der irdischen, realen Welt mit dem Überirdischen und Numinosen stattfindet. Allerdings liegen Sage und Gerücht nahe beieinander. Darauf wies bereits Jeggle hin: Beide, Sage und Gerücht, werden für wahr gehalten.131 Andererseits verleiten Flurnamen, wenn ihre Grundinformation nicht mehr verstanden wird, zu Fehlinterpretationen, aus welchen oft Sagen gebildet werden. Das bedeutet, dass Flurnamen Sagen auslösend wirken können.132 Ein besonders gravierendes Beispiel ist in diesem Kontext die Deutung des erwähnten Obereggener judebrüggli. An diesem „Brücklein über das Wasser, das vom Horben durch die Grabmatt fließt“, „soll [...] einmal ein Jude ermordet worden sein.“ Obwohl der Autor des Flurnamenbuches verkündet, Näheres sei nicht zu erfahren, spielt er auf eine angebliche Kindesentführung 1785 durch einen Juden an133 und bedient somit die Phantasie seines Leserkreises nebenbei mit dem jahrhundertealten Stereotyp der Ritualmordlüge. Die gleiche Absicht verfolgt 1935 ein als Hauptlehrer amtierender Flurnamensammler mit seiner Interpretation der bereits erwähnten Streitgasse im oberfränkischen Dachstadt. Diese Gasse, im Volksmund „bös Gäss’l“ genannt, werde angeblich gemieden, da dort im Jahr 1810 ein Ritualmord stattgefunden haben soll.134 Abgesehen von der Intention dieser Texte135 bleiben das Alter und der Entstehungs- und Tradierungskontext der Flurnamendeutungen in den meisten Fällen ungeklärt. Dessen ungeachtet wird mit ihnen exakt an diesem Ort die Vorstellung eines nicht mehr rekonstruierbaren Geschehens gepflegt. Diese Vorstellung oder Fiktion schwebt gewissermaßen über dem Ort.136
131 132 133 134 135 136
Vgl. Jeggle, 1987, 42f. Vgl. Kapfhammer, 1988, 77. Vgl. Trenkle, 1941, 29. Vgl. BayFlNA, FlNS Dachstadt, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1935) 97. Vgl. Seidenspinner, 1991, 528. Vgl. z.B. Josef Dünninger, 1937, 135.
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Es darf angenommen werden, dass man derlei Geschichten, Gerüchte oder Erklärungsmodelle für Flurnamen in jüdischen Familien und Kreisen kaum erzählte, zumindest nicht unter dem Aspekt der Unterhaltung, sondern wohl eher, um zu informieren und zu warnen. Die Sage von der Kaufbeurer Judenhalde ist in diesem Kontext eine genauere Betrachtung wert: Diese Wiese liegt nördlich der Stadt Kaufbeuren an der Germaringer Steig137 und scheint 1740 der Tatort eines Mordes an einem jüdischen Händler gewesen zu sein. Damals wurde Bernhard Gunz aus (Ober-?)Günzburg auf der Germaringer Steig erschossen, geköpft und vollständig ausgeraubt. Die Täter wurden nie bekannt, doch nannte man die betreffende Stelle offenbar fortan an der Judenhalde.138 Ganz in der Nähe dieses Ortes schlugen rund 40 Jahre später drei betrunkene Männer den Ichenhausener Schutzjuden David Wolff fast zu Tode.139 Das Gedenken an den Mord von 1740 fand Eingang in Reisers Allgäuer Sagensammlung von 1895: Aufgrund mündlicher Überlieferung formulierte Reiser: In der Nähe ist auch die Judenhalde mit der Sankt Michaelskirche. Ein Jude soll einst an dieser Halde ermordet worden sein und seitdem heiße sie Judenhalde.140
Als die bekannten Allgäuer Erzähler Endrös und Weitnauer 1954 eine erweiterte Neuauflage von Reisers Sammlung publizierten, war jene Sage bereits mit reichlich Ausschmückung versehen. Ob diese Ergänzungen auf mündlichen Traditionen oder eher auf auktorialem Gestaltungswillen basieren, lässt sich nicht eruieren. An der Judenhalde, wie es dort heißt lag [...] einstmals ein [...] Dorf. Da kam [ ...] eine wandernde Judenfamilie und bat um Nachtquartier. Die Einwohner aber jagten die Juden auf die gegenüberliegende Halde und steinigten sie. Mutter und Kinder waren sogleich tot. Der alte Jude aber sprach im Sterben einen [...] Fluch über das grausame Dorf. Mit Kirche und Friedhof ist es daraufhin in die Erde versunken. Auf der Judenhalde aber, wo der Frevel geschah, steht heute ein Michaelskirchlein.141
Die ursprüngliche Nachricht, die der einst schlichte Text vermittelte, ist nicht mehr erkennbar. Die neue Fassung dramatisiert und verzerrt das Ereignis durch konstruierte Personen und Handlungen. Sie ist damit ahistorisch, aber nur zu einem gewissen Teil, denn sie reflektiert eine nicht zeitgebundene Vorstellung von der gesellschaftlichen Außenseiterrolle der Ju137 BayFlNA, FlNS Kaufbeuren, AltLkr. Kaufbeuren, Schw. (1937) 70. 138 StadtA Kaufbeuren, B4 Ratsprotokoll 1743/44, fol. 150, 155, 156, frdl. Hinweis Dr. Fischer, Stadtarchivrat, Kaufbeuren, Korr. 25.8.1992; vgl. Egelhofer, 1985, 199–205. 139 Die Täter wurden gefasst und bestraft, David Wolff erhielt ein Schmerzensgeld von 30 fl., StadtA Kaufbeuren, B4 Ratsprotokoll 1779/80, fol. 128’, 129, frdl. Hinweis Dr. Fischer, Stadtarchivrat, Kaufbeuren, Korr. 25.8.1992. 140 Vgl. Reiser, 1895, 244f. 141 Zit. n. Endrös/Weitnauer, 1954, 57.
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den. Ihre Steinigung wird als offenbar landläufige Verhaltensweise der nichtjüdischen Dorfbevölkerung beschrieben. Hinzu kommt die Vorstellung von der mächtigen Wirkung eines angeblichen jüdischen Fluches, dem es gelingt, eine christliche Kirche mit angrenzendem Friedhof in der Erde versinken zu lassen. Hier offenbart sich der Glaube an eine nicht einschätzbare, unheimliche Kraft, die „den Juden“ innewohnen kann. Konstruierten Endrös und Weitnauer dieses Sagenbeiwerk, um dem Gefühl der Bedrohung durch Juden Nahrung zu geben? Spricht daraus unbewusst ein schlechtes Gewissen, eine Angst vor Rache wegen des vielförmigen Unrechts, das den Juden jahrhundertelang angetan wurde? Denn laut Sage sind ja Dorf, Kirche und Friedhof mit stillem Einverständnis des christlichen Gottes untergegangen. Abgesehen davon haben Endrös und Weitnauer das Sagenmotiv des untergegangenen Dorfes einer anderen bei Reiser gedruckten Sage entnommen und damit einen neuen Text fabriziert. Mit dem versunkenen Dorf ist sehr wahrscheinlich die im 17. Jahrhundert abgegangene Siedlung Tabratzhofen gemeint. Deren erhalten gebliebene Pfarrkirche St. Michael stand offenbar bis 1813 auf der Judenhalde.142 Letztlich sprechen auch die denkwürdigen Illustrationen von Heinz Schubert in dieser Sagenedition für sich. Ihr auffällig antisemitischer Charakter erhielt sich zum Teil bis in die sechste Auflage 1981 und fügt sich nahtlos in den ideologischen Kontext dieser Publikation.143 Diese Kaufbeurer Sage ist ein Beispiel dafür, dass es sich bei vielen Sagen und sagen-ähnlichen Flurnameninterpretationen um aitologische Sagen handelt. Texte also, die vorgeben, einen Namen, eine besondere Lokalität, zu erklären, ihr einen Sinn zu geben. Deutlich wird daran auch, dass eine Überlieferung historischer Tatsachen kaum in ungebrochener Kontinuität funktioniert, sondern Bruchstellen enthält, die den Text nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich verändern.144 Andererseits aber dokumentieren Flurnameninterpretationen dieser Art die Fähigkeit, einen Lokalnamen zu deuten und ihn somit in das Kleid zeitgenössischer Glaubensvorstellungen einer Gruppe oder Gesellschaftsschicht zu gewanden. Sie sind mitunter auch Zeugnisse für vermeintlich kollektive Vorstellungen von Moral und Recht,145 wie aus der Interpretation der Judenecken im brandenburgischen Ferchesar hervorgeht. Über diesen Ort, den Teil eines Sees, wird berichtet: „Hier wurde ein Jude – Schäfer –, der ein Mädel umgebracht hatte, an einem Galgen erhängt.“146 Diese Moral- und Rechtsvorstellungen sind allerdings nur vermeintlich kollektiv. Juden waren nicht in142 143 144 145 146
Vgl. Großhauser, 1956, o.S.; vgl. auch Kapfhammer, 1990, 11ff. Vgl. Endrös/Weitnauer, 1954. z.B. 555; Dies., 1981, z.B. 551. Aitologisch, von griech. aita, Ursache, vgl. Petzold, 1989, 107; Seidenspinner, 1991, 526. Vgl. Jeggle, 1987, 39. GStA PK, FlNS Ferchesar, Kr. West-Havelland (1936) 57.
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begriffen, sondern schienen generell eher verdächtig und waren daher ohne großes Aufhebens bestrafbar. Dies offenbart auch die Deutung zweier Feldund Waldwege mit Namen Judenhüllweg bzw. Judenweg im schwäbischen Reisensburg – der Begriff Hühle, Hülle deutet auf einen Hohlweg hin.147 In der Flurnamensammlung von 1927 wird behauptet: „Wucherische Juden, die in Günzburg ansässig waren, wurden bei diesem Hohlweg am Galgen aufgeknüpft.“148 Über den Judengraben im baden-württembergischen Willsbach heißt es demgemäß und ohne weitere Erläuterungen und Hinweise: „Juden sollen hier ein schmähliches Ende gefunden haben.“149 Sehr selten dokumentieren Flurnamenbeispiele einen gesühnten Mord an Juden. Das Kützberger Köpfhölzla im Unterfränkischen etwa ist laut einer Geschichte oder Sage nach drei Mördern benannt, die 1737 auf der „uralten Straße“ von Arnstein nach Bad Kissingen drei Juden überfallen und einen geköpft hatten. Sie wurden enthauptet und ihre Köpfe steckte man am Tatort zur Abschreckung auf Stangen – daher die mundartliche Flurbezeichnung Köpfhölzla.150 Auch ein anderes Flurnamenbeispiel zeigt den Versuch einer Gerechtigkeit gegenüber Juden: Das Toponym bey dem Judengalgen im badischen Müllheim weist auf Straftaten, die an einem Juden begangen wurden und deren juristische Verfolgung – wenn auch nicht mehr zu dessen Lebzeiten: So basiert der 1653 erstmals erwähnte Flurname auf der Sage von einem Oberamtmann der Herrschaft Badenweiler. Dieser, Hans Hartmann v. Habsperg, seit 1565 im Amt, habe einen Juden, der mehrfach des Diebstahls bezichtigt wurde, an einem Nussbaum aufhängen lassen. Eine unmittelbare Reaktion der Bevölkerung auf dieses willkürliche Urteil, das sie offenbar als rechtswidrig empfand, war die Kreation einer Sage, nach welcher der Beamte zur Strafe als wilder Jäger umherreiten muss. Als sein Pferd beim Judengalgen scheut, stürzt er und bricht sich den Hals. Dieser Ort, der Judengalgen, war ursprünglich ein Kreuzweg, an welchem „schon immer“ der Galgen der Herrschaft Badenweiler stand. Tatsächlich wurden hier 1567 und kurz zuvor zwei Juden wegen Diebstahls gehenkt – zwei Ereignisse, die offenbar zur Namensgebung des Ortes führten.151 Es ist vorstellbar, dass sich Geschichten solcherart auch um andere Judengalgen im deutschen Raum rankten, etwa um den Judengalgen in Würzburg, der sich im Grombühl befunden haben soll,152 oder um jenen im ober147 Vgl. Korr. Stadt Günzburg, Stadtarchivar Walter Grabert, 7.2.1992. 148 BayFlNA, FlNS Reisensburg, AltLkr. Günzburg, Schw. (1927) 33 und (1963) o.lfd.Nr. 149 WFlNA, FlNS Willsbach, OA Weinsberg (o.J.), o.lfd.Nr. 150 „Der Judenmord“, überliefert in der Kützberger Chronik von Michael Kiesel, Ms. [vor 1974], 98, vgl. May, 1974, 244ff. 151 Vgl. Werner Fischer, 1964, 129 Nr. 456. 152 BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg (1932–1942) 245.
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fränkischen Hof, der 1592 auf einer Anhöhe westlich der Stadt stand153 oder um den Judengalgen im mecklenburgischen Parchim, der bereits 1419 belegt ist.154 Gleiches ist hinsichtlich der vier Judengalgen im hessischen Wetteraukreis, in Berstadt, Echzell, Kohden und Wohnbach155 denkbar. Auch Ramge vermutet, dass das Toponym Judengalgen eher auf gewisse ereignishafte Vorgänge einer Hinrichtung weist, statt auf einen bestimmten Galgentyp oder eine Hinrichtungsstätte speziell für Juden. Grundsätzlich aber bezieht sich ein mit Galgen gebildeter Flurname mittelbar oder unmittelbar auf den ehemaligen Standort eines Galgens.156 Ein anderes Kuriosum ist der Name der Waldabteilung Bei der Judenhand in (Unter-)Geiersnest in der unterfränkischen Rhön.157 Auch der angrenzende Wald von Neuwirtshaus im Gemeindebereich Schwärzelbach wird Judenhand genannt.158 Über die Entstehungsgeschichte des Toponyms kursieren sehr unterschiedliche Versionen: Es sei hier ein Jude ermordet worden, lautet die eine.159 Laut „der Chronik“ hingegen hätten zwei Juden im Juni 1771 in der Nähe des Riedmicher Brünnleins den Leinwandhausierer Heinrich Müller aus Elm überfallen, ausgeraubt und verwundet. Er starb vier Tage darauf. Zwei Verdächtige, Bär Meyer und Heyum Salomon aus Lengsfeld, wurden verhaftet und gestanden nach „langem Verhör“. Auf Befehl der Fuldaer Regierung trennte man des Heyum Salomon rechte Hand ab und nagelte sie mit der Überschrift ‚Jüdische Mörder- und Räuberhand‘ an ein Brett, das man nahe des Tatortes an der Landstraße aufstellte.160 Nach einer dritten Version, die das Ende der zweiten variiert, wurden beide Juden hingerichtet.161 Heute „erinnern“ die Namen der beiden Waldabteilungen an diese nie geklärten Vorfälle bzw. geben Anlass zu weiteren Mutmaßungen. Auf volksetymologische Vorstellungen anderer Art weist die Erklärung zum Judenbrunnen im unterfränkischen Horhausen: „dort soll der Sage nach ein Jude getauft worden sein.“162 Hier klingt eine volkstümlich-christliche Wunschvorstellung an, da christliche Taufen in Kirchen, niemals aber in freier Natur stattfanden. Möglicherweise jedoch wurde an diesem Ort, der eine Wasserstelle gewesen sein könnte, ein Jude, eine Jüdin im schlechten Scherz oder gewaltsam getauft. Dass dieser volkstümliche Missionie153 Vgl. Wunschel, Art. Hof, in: GJ III/1 567; BayFlNA, FlNS Stadt Hof, AltLkr. Hof, Ofr. (1926) 60. 154 Vgl. Seibt/Tischler, Art. Parchim, in: GJ III/2 1086. 155 Vgl. Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 und Tafel 134. 156 Vgl. Ramge [Hg.], 1987, Tafel 134. 157 Vgl. Ullrich, 1928, Nr. 13, 424. 158 BayFlNA, FlNS Schwärzelbach, AltLkr. Hammelburg, Forstbezirk Neuwirtshaus (1927) 20. 159 Vgl. Ullrich, 1928, 424. 160 Vgl. Dunkel, 1955, 194f, frdl. Hinweis Leonhard Rugel, Bad Brückenau, Korr. 23.5.2003. Vgl. auch Rugel, 1983, 287. 161 Vgl. Ullrich, 1928, 424. 162 Vgl. Korr. Stadt Haßfurt, Thomas Schindler M.A., 30.4.2003.
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rungswunsch auch vor jüdischen Einrichtungen nicht Halt macht, zeigt die Bezeichnung der früheren Mikwe im unterfränkischen Oberwaldbehrungen. Sie wurde bereits vor 1929 in einer Liaison von Ignoranz und Einfalt von Judenfrauenbad in Judentaufe163 umbenannt. Grundsätzlich ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Flurnamenform Judenbad, wie sie etwa im Südhessischen164 mehrfach auftaucht, auf eine ehemalige Mikwe hinweist. Die Flurnamen, die nach lokalen Vorstellungen auf den gewaltsamen Tod von Juden hinweisen, sind ebenso unterschiedlich wie die Erzählungen, die sich darum ranken: Im Judengraben, einer Wiesen- und Ackerflur im hessischen Schlitz, haben die Schlitzer Juden laut dörflicher Überlieferung „den Tod gefunden“. Nach einer noch 1912 bekannten Erzählung habe einst ein „Christenbursch“ „ein Judenmädchen“ geliebt. Da „die Juden“ aus diesem Grund „die Christen“ umbringen wollten, seien sie aus Schlitz vertrieben worden. Vor dem Wald „wurde noch ein Jude totgeschmissen.“ Eine Lache beim Judengraben heiße Judenpetsch, ein Wassertümpel Judenpfütze.165 In einer anderen Version von 1921 heißt es abschließend: „Seitdem durfte kein Jude mehr in der Herrschaft Schlitz wohnen und das blieb so bis ins vorige Jahrhundert. Als der erste Jude wieder in Schlitz übernachtete, hat man ihm mit der Feuerspritze in die Stube gespritzt.“166 In einer dritten Version von 1997 wurden die Motivstränge vertauscht: die Schlitzer Juden beschlossen, ihre christlichen Mitbürger während des Gottesdienstes in der Kirche zu überfallen. Ein Bauernbursch hatte ein Verhältnis mit einem Judenmädchen, das ihm von dem heimtückischen Plan erzählte. Daraufhin haben die Christen die Juden verjagt, die in den Quecker Wald flohen. Am Waldrand hatte man einen Juden, der einen Gehfehler hatte, erschlagen.
Dieser Forstort heiße seitdem Judengraben. Im nahen Sumpfloch Juddepedsch, das Judenpfütze bedeute, habe man die Leiche des Ermordeten versenkt.167 In dieser Sagenversion, in der die beiden Flurnamen Juddepedsch und Judenpfütze als ein und derselbe Ort beschrieben werden, benötigten die Schlitzer Juden kein Motiv mehr für diesen angeblichen Überfall. Immerhin wurde das interreligiöse Liebespaar zum Retter der dörflichen Christenheit. Diese vereinfachende Darstellung des jüdischen Lebens in Schlitz kann als Plädoyer für das Phänomen der gewaltsamen Aggressionen gegen Minderheiten verstanden werden. Solche Aggressionen würden „die Juden“, wie der Heimatautor noch vor wenigen Jahren verteidigend schrieb, 163 BayFlNA, FlNS Oberwaldbehrungen, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 77. 164 Etwa in Heppenheim, Hering und bereits 1495 in Lengfeld, vgl. Ramge [Hg.], 2002, 538. 165 Vgl. Hotz, 1912, 128, 57. 166 Vgl. Knodt, 1921, Nr. 53: Der Judengraben (notiert v. Pfarrer Wilhelm Hotz). 167 Vgl. Sippel, 1997, 29 u. Anm. 94, der diese Auskunft von einem Gewährsmann namens Heil bezog. Ein Schlitzer Heimatbuch von 1936 erwähnt weder die Flurnamen noch diese Geschichte, vgl. Schlitz, 1936.
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durch „ihr bewußtes Anderssein“ fördern und durch „Geistiges Abschotten durch nationalreligiöse Traditionswahrung und erzwungene Abkapselung durch Ghettoisierung“ auslösen.168 Trotz dieser nachträglichen Rechtfertigung ist ein Pogrom in Schlitz nicht nachweisbar. So stellt sich die Frage, inwieweit solche Flurnamendeutungen Ventil für Mord- und Vertreibungsphantasien, die auf diese Weise indirekt ausgelebt werden konnten, waren. Vielleicht lagen derartige Vorstellungen auch der Deutung des Judengrabens im rheinland-pfälzischen Heistenbach zugrunde. Nach einer „Volkssage“ habe ein Jude an einem Glaubensgenossen einen Raubmord begangen. Den Tatort, der noch 1926 „unheimlich“ gewesen sei, nannte man daraufhin Judengraben.169 Auch der schon mehrfach erwähnte Judenbrunnen im unterfränkischen Markt Einersheim sei sagenumwoben, so ein Heimathistoriker. Laut einer mundartlichen Überlieferung kam sein Name durch einen Mord an einem Juden zustande. Dieser wurde von seinem Schuldner in einen Brunnen im Wald nahe der Burgruine am Speckfelder Schlossberg gestürzt.170 Die Bezeichnung Judenbrunnen kann also auf mehreren Benennungsursachen beruhen oder Anlass zu Aitologien gegeben haben, wenn auch viele Judenbrunnen Wasserstellen an einem von jüdischen Viehhändlern begangenen Weg gewesen waren, die als Viehtränke dienten, oder auch den Endpunkt eines Schabbesweges in freier Landschaft markierten. Eine inhaltsreiche Kreation des Volksmunds ist zweifellos das Toponym Judentotschlag. Im brandenburgischen Parlow bezeichnet er eine Kahlstelle, an der laut einer regionalen Sage ein jüdischer Händler erschlagen wurde.171 Wie zwei weitere Sagen mit dem Titel „Der ‚Tote Mann‘“ aus den Nachbarorten Joachimsthal172 und Grimnitz173 zeigen, wurde hier an der Straße von Parlow „vor mehr als hundert Jahren“, also Anfang des 19. Jahrhunderts, ein „jüdischer Handelsmann“ Opfer eines Raubmordes. Doch nur in Parlow ist das Toponym Judentotschlag überliefert. In den beiden anderen Orten heißt diese Flur schlicht Toter Mann und Totschlag. Dies liegt wohl daran, dass sich in Joachimsthal an diese Flur eine Geschichte von sogenannten Schwedenkreuzen knüpft. Dort hätten einst Kreuze gestanden und daran erinnert, dass hier im Dreißigjährigen Krieg ein Joachimsthaler von einem schwedischen Soldaten erschlagen worden sei.174 168 169 170 171 172 173 174
Vgl. Sippel, 1997, 13. Vgl. Gehler, 1926, 58–60. Vgl. Ortner, 1986, 51f. GStA PK, FlNS Parlow, Kr. Angermünde (1936) 3. Vgl. Schmidt [Hg.], 1909, 80. Vgl. Hänsel [Hg.], 1979, 137f. Vgl. Schmidt [Hg.], 1909, 81.
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Auch im Gebiet der Oberförsterei Grumsin, knapp acht Kilometer von Parlow entfernt, existiert ein solcher Judentotschlag.175 Ob sich um ihn eine ähnliche Geschichte rankt, ist nicht bekannt. Beide Fluren befinden sich im uckermärkischen Naturschutzgebiet Schorfheide, daher liegt nahe, dass das Grundwort Totschlag von der in Brandenburg gebräuchlichen Bezeichnung Totleger abstammt, die eine wirtschaftlich nicht ertragreiche Fläche, eine sogenannte tote Fläche bezeichnet.176 In diesem Kontext kann auch der Flurname Totleger für einen See im uckermärkischen Luckow verstanden werden. Nach einer klassisch aitologischen Sage wurde an diesem vermutlich toten Gewässer ein Mann zu Tode gequält.177 Was man schließlich über einen Acker, genannt Todter Jud, wie er für Tiefenellern in Oberfranken belegt ist, erzählt, ist theoretisch vorstellbar, laut Gemeinde jedoch unbekannt.178 Der Flurname toter Mann bezeichnet in der Regel Orte, an denen man einen unbekannten Ermordeten fand und begrub. In einzelnen Gegenden, so Schnetz, „war es noch bis in die Neuzeit Sitte, dass jeder Vorübergehende auf den Toten Steine und Reisig warf, um ihn zu bannen, d.i. in der Erde festzuhalten, damit er nicht als Wiedergänger schaden möchte.“179 Dass derartige Orte als unheimlich galten, die Phantasie beschäftigten und zu entsprechenden Deutungen anregten, liegt naturgemäß auf der Hand. In Pommern, in der Hagenhorster Forst, Kreis Neustettin, heute Kocury nahe Koszalin, Polen, liegt eine Stelle, die mundartlich Beim Juden heißt. Es soll, wie eine Sage von 1926 erzählt, dort im Wald „nicht recht geheuer sein“. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges (1756–63), habe dort ein Fuhrmann aus Habgier einen jüdischen Handelsmann und dessen zwölfjährigen Sohn erschlagen. Er fand bei den Ermordeten nur wenig Geld und schrieb an eine nahe Buche: „Einen Juden hab’ ich gehangen; Sechs Dreier hab’ ich empfangen.“ Seitdem heißt diese Buche, so die Sage, Judenbuche.180 Dass ein Baum, zumal eine Buche, zum Mahnmal eines Mordes an einem Juden wird, ist aus der Literatur gebührend bekannt. Die Judenbuche aus dem gleichnamigen „Sittengemälde aus dem gebirgigten Westfalen“ der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ist ebenfalls ein Baum, der zumindest literarisch zum Mahnmal eines Mordes an einem Juden wurde: Die Geschichte von Droste-Hülshoffs Judenbuche aus dem Jahr 1842 beruht auf der „Geschichte eines Algerier-Sklaven“ ihres Onkels August v. Haxthau175 GStA PK, FlNS Grumsin, Kr. Angermünde (1929) 49. 176 Vgl. Boelling [Bearb.], 1970; Holsten, 1942, 13, 205. 177 Vgl. Hänsel [Hg.], 1979, II 220. 178 BayFlNA, FlNS Tiefenellern, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1936/37) 104; vgl. Lageplan Tiefenellern, frdl. Hinweis Gde. Litzendorf, H. Eichhorn, Korr. 7.1.1993. 179 Vgl. Schnetz, 1963, 90. 180 Vgl. Haas [Hg.], 1926, 122f.
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sen, die er 1818 in mehreren Fortsetzungen in der Zeitschrift „Wünschelruthe“ ausdrücklich als „wörtlich wahr“ veröffentlichte.181 Tatsächlich wurde im Februar 1783 im westfälischen Bellersen der jüdische Händler Soistmann Berend aus Ovenhausen erschlagen und zehn Schritte von einem Baum entfernt, gefunden. Auch die Leiche seines Mörders, Hermann Georg Winckelhan, wurde im September 1806 im Wald „an einem Baume hangen gefunden“.182 Droste-Hülshoff machte allerdings in ihrer Novelle aus beiden Bäumen einen. Vor allem aber gab sie diesem Baum den signifikanten Namen, der in ihrer literarischen Vorlage nicht vorkam.183 In Bellersen selbst existierte keine Judenbuche.184 6.2.3 Das Judenloch In diesen Kontext, dem Graubereich von Wunschvorstellungen und Schuldgefühlen, gehören auch jene Orte, die im Volksmund mit der Selbsttötung eines Juden verknüpft werden. So habe sich im Waldstück Judentannen östlich des brandenburgischen Wutitz bzw. Wutike „ein Jude vor Jahren erhängt.“185 Im Judendümpfl bei Windsbach, Mittelfranken, soll sich „ein Jude ertränkt haben“, die offizielle Form dieser Wasserstelle lautet allerdings Roßdümpflwiese,186 was auf eine mögliche Viehtränke deutet. Einem Teich im brandenburgischen Elbetal bei Lenzen, genannt Judenbrack,187 wurde die Sage vom Selbstmord eines verzweifelten jüdischen Händlers angehängt. In ihm ertränkte er sich, da ihm ein Geschäft mit Bürgern von Lenzen missglückt sei. „Nun muß er“, wie es in der bezeichnenderweise „Der Diebstahl am Judenbrak“ betitelten Sage heißt, „alltäglich dort sein Wesen treiben. ‚Geh nicht vorüber am Judenbrak!‘ heißt es in der ganzen Gegend.“ Wer dennoch am Judenbrak vorbeigehe, der verliere stets eine Kleinigkeit.188 Die Selbsttötung eines Juden als Erklärungsmuster wird beispielsweise auch für Toponyme im ehemaligen Pommern, heute größtenteils Polen, angeführt: so für den Judenkolk bei Torgelow, den Judenberg bei Köslin, heute Koszalin, das Judenmoor bei Wocknin, heute Okunino und den Judengrund bei Altstadt, einem heutigen Stadtteil von Pyrzyce.189
181 182 183 184 185 186 187 188 189
Vgl. Haxthausen, 1818, 11/41 Anm.*; Krus, 1997, 16f. Vgl. Krus, 1997, 55, 111. Vgl. Haxthausen, 1818, Nr. 15 59f. Vgl. Krus, 1997, 16f. GStA PK, FlNS Wutitz, Kr. Ostprignitz (1936) 28. BayFlNA, FlNS Windsbach, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1925) 132. Vgl. Fischer, 1996, 121. Vgl. Kunzendorf, 1911, 156 Nr. 165. Vgl. Holsten, 1942, 144, 139, 141.
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Ebenfalls nicht eindeutig von antijüdischen Wunschvorstellungen zu trennen sind jene Flurnamen, die mit dem Unfalltod eines Juden erklärt werden, wobei es sich vor allem um das Ertrinken zu handeln scheint. So soll laut Volksmund in einem Tümpel bei Neunstetten, Mittelfranken, „ein Jude ertrunken sein“, woraufhin das Gewässer Judentempel genannt wurde.190 Im Judenweiher nahe des schwäbischen Ursberg „ertranken vor langer Zeit einmal zwei Juden.“191 Die Judenwiese im mittelfränkischen Pflaumfeld habe „ein Loch (Sumpf). Man sagt, es sei dort einmal ein Jude ertrunken.“192 Diese Deutungen sind heute jedoch kaum mehr verifizierbar. Am bereits mehrfach erwähnten Judengraben im unterfränkischen Lindflur geschah hingegen tatsächlich ein Unglück. An einem Übergang über diesen Graben, der kaum Wasser führte, ruhte sich 1931 der bereits ältere jüdische Schuhhändler Max Kollin bei seinen Hausiergängen aus. Da das Geländer morsch war, fiel er unglücklich in den Bach und ertrank dort. Allerdings hieß dieser Graben bereits seit mindestens 1926 Judengraben.193 Woher sein Name ursprünglich stammt, ist nicht bekannt. Der Flurname Judenloch scheint auf ähnliche Unglücksfälle hinzudeuten, wenn auch die Bedeutung des Ackers namens Judenloch im Waldsassengauer Remlingen nicht mehr zu eruieren ist. Laut Klassifikationsplan befand sich das Judenloch südwestlich des Remlinger Judenwegs am dortigen Bach oder Graben. Da die Flurnamensammlung lediglich vermeldet, „Am Judenweg scheint einmal ein tiefes Loch gewesen zu sein“,194 vermag anhand anderer gleichlautender Toponyme eine Vorstellung von der Bedeutung dieses Lochs gegeben werden: Generell bezeichnet das Grundwort Loch eine Bodenvertiefung. Im Fränkischen kann es auch Lohe bedeuten, eine Brandrodung oder ein lichtes Gehölz, eine Lichtung mit Grasbewuchs als Viehweide und Versammlungsplatz; im Fichtelgebirge und im Oberpfälzischen überhaupt steht Lohe aber auch als Ausdruck für eine sumpfige Stelle oder ein Altwasser.195 Das erwähnte Judenloch im unterfränkischen Mariaburghausen, spätestens seit 1799 mit diesem Namen belegt, lag neben der sogenannten Judengrube.196 In der Flurnamensammlung von 1926 wurde es als Wasserloch am ehemaligen Weg nach Haßfurt deklariert, in das bei Dunkelheit manchmal Juden gefallen sein sollen.197 190 BayFlNA, FlNS Neunstetten, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929) 108. 191 Vgl. Korr. Herbert Auer, Krumbach, 18.1.1992. 192 BayFlNA, FlNS Pflaumfeld, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1934/35) 55. 193 Vgl. Korr. Wolfgang Schindler, Reichenberg/Ufr., 21.1.1992; BayFlNA, FlNS Lindflur, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926) 39. 194 BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/30) 78. 195 Vgl. Schnetz, 1963, 41, 48; Korr. Dr. R. Wailersbacher, Knetzgau, 1.3.2005. 196 Vgl. Korr. Stadt Haßfurt, Thomas Schindler M.A., 30.4.2003. 197 BayFlNA, FlNS Hainert/Mariaburghausen, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1926) 19.
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Das Judenloch im baden-württembergischen Endingen soll, wie erwähnt, auf die Judenverfolgung im Jahre 1470 zurückgehen.198 Im unterfränkischen Wüstenfelden ist Judenloch der Name für eine tiefe Schlucht an der Straße nach Mannhof, die Acker-, Wiesen- und Waldfluren umfasst. Der Sage nach sollen hier „zwei Juden miteinander gestritten haben, wobei einer von ihnen hinabgestürzt wurde und dabei tödlich verunglückte. Es soll sich früher einmal ein Stein zur Erinnerung dort befunden haben.“199 Schon gesprochen wurde von Nördlingen, wo das Judenloch die nur für Juden bestimmte Abteilung des Gefängnisses unter dem Rathaus bezeichnete.200 Zum Uissigheimer Judenloch fehlen wie gesagt Interpretationen, ebenso zur gleichlautenden Waldbezeichnung im unterfränkischen Neustädtles, wo auch ein Feldweg Judenlochweg genannt wird.201 All diesen Deutungen ist gemeinsam, dass sie sich auf einen mehr oder minder gewaltsamen Tod von Juden beziehen. Eine zum Teil dramatische Landschaftsform, eine Schlucht, ein sumpfiges Feld, verknüpft mit dem Grundwort Loch, bot offenbar Anlass, Toponyme entsprechend zu deuten. Es entsteht darüber hinaus der Eindruck, als handelte es sich um eine Art animalistischer Landschaftsvorstellung, als habe die Erde etwas Verschlingendes an sich, als könne man mit Hilfe bestimmter Landschaftsformationen, den besagten Judenlöchern, Juden fiktiv zum Verschwinden bringen. 6.2.4 Ein Begräbnisort? Beliebte Erklärungsmuster für Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude deuten diese auch als Orte in freier Natur, an welchen Juden begraben wurden. Diese hießen, ungeachtet der Tatsache, dass im jüdischen Ritus kein Jude außerhalb eines jüdischen Friedhofes begraben werden darf, und ungeachtet der christlichen Konnotation im Volksmund bisweilen Judenkirchhof, etwa im ehemals brandenburgischen Hohenziethen, heute Sitno nahe Szczecin, Polen. An diesem Flurstück mit Busch soll „ein erschlagener Jude begraben sein.“202 Der Judenkirchhof, mundartlich Jödenkörfert im thüringischen Pahnstangen war 1867 eine große Wiese mit Teich. Nach einer Sage wurden hier im 17. Jahrhundert die an der Pest gestorbenen Juden begraben.203 Auch im ehemals pommerschen Klein-Jannewitz, seit 1945 polnisch 198 Vgl. Hundsnurscher, Art Endingen, in: GJ III/1 310. 199 BayFlNA, FlNS Wüstenfelden, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1937/38) 20, 20c. 200 Vgl. Seitz, Art. Nördlingen, in: GJ III/2 984. 201 BayFlNA, FlNS Neustädtles, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 20, 21; vgl. auch Korr. Rudi Dietz, Bgm. Nordheim v.d. Rhön, 26.8.1992. 202 GStA PK, FlNS Hohenziethen, Kr. Soldin (1936) 20. 203 Vgl. Köhler, 1867, 83.
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Janowiczki, sei das Flurstück Judenkirchhof der Begräbnisplatz eines jüdischen Pesttoten, wie auch der Judenberg von Schwedt, heute ĝwiece Koáobrzieskie, Polen, ein Begräbnisplatz für einen Juden sein soll.204 Auch weniger sprechende Toponyme wurden mit dem Begräbnisort von Juden verknüpft, etwa im Judenwinkel im oberfränkischen Silberbach, „dort sollen 3 Juden begraben liegen, die überfallen und getötet wurden.“205 Auf der Judentelle im thüringischen Schmalkalden liegen die bei einer Verfolgung „in alter Zeit“ ermordeten Juden begraben.206 Im Acker bei der Judenmarter auf der Flur des mittelfränkischen Oberndorf lägen laut Volksmund unter den beiderseits des Wegs befindlichen großen flachen Steinen zwei Juden begraben, die sich dort im Streit gegenseitig erschlagen hätten.207 Ebenso soll laut Volksmund die Judenhöhle nahe dem schwäbischen Nornheim, eine sandige Hanglage, der Begräbnisplatz für die hingerichteten Günzburger Juden gewesen sein. „Knochenüberreste sollen beim Ackern schon oft gefunden worden sein.“ Ihre alte Form lautete Judenhülle, gleich der unmittelbar angrenzende Günzburger Judenhülle.208 Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass man zum Beispiel wegen des sandigen Bodens einen wenig ertragreichen Hügel abwertend Judenhülle titulierte, wie es beim Judenbuckla von Strullendorf in Oberfranken denkbar ist. Dieser Hügel, dessen Bodenqualität 1917 als „Sehr schlechter Sand“ klassifiziert wurde, gilt als ein Ort, an welchem „angeblich ein Jude erschlagen“ wurde.209 In der Strullendorfer Ortschronik aus dem Jahr 1977 ist hierzu zu lesen: In alter Zeit bedrückten Handels-, besonders Viehjuden die Strullendorfer Bauern sehr. Sie nahmen den Bauern das Vieh billig ab und vertrieben andere von Haus und Hof. Einmal hatte ein Jude wieder einen Bauern ins Elend gebracht. Das ergrimmte einige Männer aus dem Dorfe so, daß sie diesem Unbarmherzigen auflauerten und im Walde erschlugen. Sie verscharrten ihn in der Sanddüne, die danach den Namen Judenbuckel erhielt.210
Hier dient eine antisemitische Fabel zur Rechtfertigung eines Mordes und avanciert darüber hinaus unkommentiert zur „Heimatkunde“, der auch in drei neueren Strullendorfer Ortschroniken nichts entgegengestellt wurde.211 204 Vgl. Holsten, 1942, 142, 140. 205 BayFlNA, FlNS Silberbach, AltLkr. Rehau, Ofr. (1928) 43. 206 Vgl. Beschorner, 1940, 16, der sich auf eine Mitteilung von Friedrich Luther bezieht, welcher als Quelle den Chronisten Geisthirt um 1720 nennt. 207 BayFlNA, FlNS Oberndorf, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1931) 68. 208 BayFlNA, FlNS Nornheim, AltLkr. Günzburg, Schw. (1927) 9: Vm: Judahöhl, Judahühl. 209 BayFlNA, FlNS Strullendorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1917/28) 157. 210 Vgl. Hopf, 1977, 366, der als Quelle „Schaller, Bahnwärter Block 56“ angibt. 211 In den Heimatmonographien der späten 1990er wurde das Thema nicht erwähnt: Koch, Josef: 750 Jahre Strullendorf, 1247–1997; Erinnerungen von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart, Strullendorf 1997; Ders./Tohol, Ramona: Strullendorf stellt sich vor! Strullendorf [ca. 1999];
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Im baden-württembergischen Waldtann verknüpfte man laut Flurnamensammlung den dortigen Judenweg mit der Vorstellung von einem Raubmord an einem Juden. Gleichzeitig erkannte man ihm, wie erwähnt, die mögliche Funktion eines Weges zum jüdischen Friedhof der Nachbargemeinde Schopfloch zu.212 Aufschlussreich für den gesamten Bestand der Flurnamendeutungen ist auch der Judenbuck im mittelfränkischen Glashofen. Laut Volksmund soll auf diesem Wiesen- und Waldstück „angeblich ein Jude gestorben sein, der dort erfroren ist u. auch begraben.“213 Diese Flur, die auch im benachbarten Unterdallersbach anno 1833 Judenbuck sowie Judenbuckholz hieß, hatte höchstwahrscheinlich 1755 ihren Namen von ihrem Käufer „Abraham Meyer Jud“ aus Feuchtwangen, denn der Platz besaß damals noch nicht diesen Namen.214 Abgesehen davon vermutet der Leiter des befragten Feuchtwanger Stadtarchivs zu Recht, man hätte sicher keinen erfrorenen Juden verscharrt. Denn es gab in Feuchtwangen eine florierende Judengemeinde, die für ein ordentliches Begräbnis gesorgt hätte. Außerdem – auch das wirft ein Licht auf die Glaubwürdigkeit mancher Flurnameninterpretationen – hätte man in der Steuergemeinde Vorderbreitenthann, wozu beide Orte gehörten, „wenn die dortigen Volksschullehrer zu hartnäckig die Bauern nach Sagen befragten, um diesen eine Freude zu machen, Sagen erfunden [...].“215 Die Judensteine und ihre Deutungen
6.3 Die Judensteine und ihre Deutungen Die Judensteine und ihre Deutungen Besondere Projektionsflächen volksetymologischer Interpretationskunst sind die Judensteine. Diese vereinzelt in der Landschaft verstreuten Steinblöcke oder auch steinernen Bildsäulen bieten einen Einblick in die reichhaltige Schatzkammer der deutschen Kultur- oder besser Ideengeschichte. Beginnen wir mit den Steinen im ehemaligen Waldsassengau: Vom Oberaltertheimer Mord- oder Judenstein wurde schon gesprochen. Er erinnert an einen jüdischen Händler, der 1674 nahe des Ortes von Soldaten der Truppen des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ermordet
Zeis, Josef: Aus der Geschichte des Fürstbischöflich-Bambergischen Kammerviertels Strullendorf, Strullendorf 1997. 212 Der Friedhof sei östl. von Asbach gewesen, vgl. WFlNA, FlNS Waldtann (Konferenzaufsatz), OA Crailsheim (1900), o.lfd.Nr.; Korr. Gde. Kreßberg, Bgm. Fischer, 13.5.2003. 213 BayFlNA, FlNS Vorderbreitenthann, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929/30) 38. 214 Frdl. Hinweis Hans Ebert, Feuchtwangen, Korr. 11.1.1993, der sich auf StA N, Rep. 225/9/I RA Feuchtwangen Nr. 25 (Partikular des Stifts Feuchtwangen von 1775) bezieht. 215 Vgl. Korr. Dietrich Weiß, Leiter des StadtA Feuchtwangen, 5.2.1993.
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worden war. Man fand den Stein vor 1968 bei Abbrucharbeiten in einer Oberaltertheimer Scheune, wo er als Baumaterial verwendet worden war.216 An der Friedhofsmauer des Dorfes Roden steht noch heute der sogenannte Judenbildstock. Von seiner verwitterten, nicht mehr zu entziffernden Inschrift ist einzig die Jahreszahl 1612 erkennbar. Nach Angaben regionaler Bildstock- und Steinkreuzforscher wurde er 1612 in der Flurabteilung Steinwiese errichtet, wo „laut Überlieferung“ ein hausierender Jude aus Rothenfels ermordet worden sein soll. Knapp dreihundert Jahre später, 1911, verlegte man den Stein an seinen heutigen Ort, da ihm gegenüber angeblich ein christliches Kreuz errichtet wurde.217 Der jetzigen Ortsbevölkerung ist dieses Wissen um die Entstehung des Namens Judenbildstock und sein früherer Standort nicht mehr präsent.218 Auch dem „Historischen Verein Marktheidenfeld und Umgebung e.V.“ liegen keine weiteren Informationen vor.219 Fragwürdig erscheint nicht nur der Beweggrund, den sogenannten Judenbildstock wegen der Nähe zu einem christlich konnotierten Kreuz zu versetzen – immerhin fand man ihn so bedeutsam, dass man ihn nicht beseitigte oder verfallen ließ. So blieb er als Gedenkstein sichtbar, mit dem Auftrag, an einen ermordeten Juden aus dem benachbarten Rothenfels zu erinnern, wobei dahingestellt sei, ob hier tatsächlich ein Bezug zu Rothenfels vorliegt, da für die fragliche Zeit keine Juden im Ort nachgewiesen sind: Nachdem die erste Kehilla Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts durch ein Pogrom ausgelöscht wurde,220 ist lediglich 1540 ein „Jud hansen“ nachweisbar,221 bevor um die Mitte des 17. Jahrhunderts eine zweite Gemeinde entstand.222 Im unmittelbar angrenzenden Bergrothenfels bildete sich erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde.223 Es bleibt demnach offen, ob hier tatsächlich an den gewaltsamen Tod eines jüdischen Händlers aus Rothenfels erinnert werden soll oder der Stein die Funktion eines Sühnesteines inne hat und damit ein weiterer und tragischer Beleg für die jüdische Geschichte der Stadt Rothenfels bestünde, oder ob letztlich keines dieser Details den Tatsachen entspricht und lediglich auf innerdörflichen Vorstellungen basiert.
216 Vgl. Stäblein, 1968, 198. 217 Vgl. Navratil/Royackers, 1989, 255; Störmer, 1962, 138. 218 Vgl. Korr. Vg. Marktheidenfeld, Geschäftsstellenleiter Rothaug, 23.12.1999; Korr. Ansgar Navratil, Neubrunn, Nov. 1999. 219 Vgl. Korr. HV Marktheidenfeld und Umgebung e.V., 1.Vorsitzender Deubert, mit Vg. Marktheidenfeld, 20.11.1999. 220 Vgl. Schwierz, 1992, 118. 221 StA Wü, Salbuch 136 (Sal- und Zinsbuch des Amtes Rothenfels 1540), fol. 4’ff. 222 Vgl. Schwierz, 1992, 118. 1655 sind zwei jüdische Haushalte genannt, StA Wü, Admin.8318 (1675). 223 Vgl. Schwierz, 1992, 45.
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Südlich von Wertheim steht an der alten Römersteige das sogenannte Judenkreuz von Sachsenhausen. Auch dieser undatierte Sandsteinsockel, der die Überreste eines Steinkreuzes darstellt, wird dahingehend erklärt, dass hier ein Jude begraben liege. Tatsächlich aber verknüpft man mit dem Judenkreuz eine Sage, die bereits 1953 im Dorf nicht mehr tradiert wurde. Sie erzählt von einem im Streit von seinesgleichen erschlagenen Studenten oder fahrenden Schüler. Da man aber, so der Ortschronist, „in unserer Gegend Sagen und Geschichten nicht gerne weitererzählt, tat man die Überlieferung mit der kurzen Erklärung, hier liege ein Jude begraben, ab.“ Die Verbindung von Kreuz und Juden mag eventuell paradox erscheinen, doch im Volksmund wird das sogenannte Judenkreuz wohl weiterleben.224 Ein weiteres Juden Creutz ist auch im südhessischen Unter-Hambach seit 1688 belegt. Vermutlich, so die aktuelle Forschung, war es ein Sühnekreuz.225 Ob auch der Urspringer Judenbildstock zur Erinnerung oder Mahnung an einen Mord an einem Juden errichtet worden ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Dieser Stein, auf dem eine hebräische Inschrift eingemeißelt gewesen sein soll, war bereits 1975 verschollen – weitere Informationen fehlen.226 Der Rothenfelser Judenbildstock bezieht sich allerdings nicht auf den Tod eines Menschen und wird später noch Thema sein. Jenseits des Mains, westlich von Wüstenzell, steht auf Kreuzwertheimer Markung der Judenstein am Bettinger Berg. Dieser nicht ganz einen Meter hohe, oben spitz zulaufende Felsblock ist bereits 1693 mit dieser Bezeichnung erwähnt. Die Herkunft des Namens liegt im Dunkeln. Der Stein gilt als das älteste Grenzmal gegenüber der Gemarkung Trennfeld,227 wo sich „nach altem Brauch“ die Feldgeschworenen aus drei Nachbargemeinden zu ihren Kontrollgängen trafen.228 1696 wurde er in einer Grenzbeschreibung beschrieben als „[...] ein grosser Stein, welchen man nur den Juden Stein ins gemein benennet, worauff ein grosses Creütz eingehauen, [...]“.229 Er stand am Wertheimer Weg an der ehemaligen Zollgrenze zwischen dem Hochstift Würzburg und der Grafschaft Wertheim. Es ist fraglich, ob man den Stein aber allein deswegen Judenstein nannte, wie vermutet wird, da jüdische Händler an dieser Grenze Leibzoll zahlen mussten.230 Da der Stein an 224 Es steht, wenn man auf der Römersteige durchs Urles nach Wertheim geht, auf halbem Wege rechts am Hang, vgl. Mossemann, 1953, 88. 225 Vgl. Ramge [Hg.], 2002, 538f. 226 Vgl. Hasenfuß, 1975b, 116; Korr. Ansgar Navratil, Neubrunn, Nov. 1999. 227 Vgl. Müller/Kuhn, 1990, 154f.; Korr. Stadt Marktheidenfeld, Bgm. Scherg, 6.2.1992; Korr. Edith Müller (u. Burkard Kuhn), Triefenstein/Trennfeld, 9.11.1999. 228 Vgl. Schneider, 1989, 108. 229 StA Wt- F Rep.32 Nr. 58 (Acta die Gränzen zwischen CreuzWertheimer und Trennfelder Markung betr. 1741). 230 Vgl. Müller/Kuhn, 1990, 155; Scherg, 1990, 62.
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der Zollgrenze stand, hätte in jener Grenzbeschreibung von 1696 vielmehr von einer Zollstätte als von einem auffälligen Stein die Rede sein müssen. Oder war hier ein unkontrollierter Grenzübergang, an dem es manchen jüdischen Händlern gelang, den Sonderzollgebühren auszuweichen? In den benachbarten Orten Triefenstein und Trennfeld ist hierüber nichts Weiteres bekannt, man möchte dort jedoch die in der Nähe befindlichen Hügelgräber aus der Hallstattzeit erwähnt wissen.231 Ob der Kreuzwertheimer Judenstein allerdings in der germanischen Mythologie beheimatet ist, wie ein Ortshistoriker zu erklären sucht, bleibt zu bezweifeln. Es offenbart Einblicke in ein besonderes Geschichtsverständnis, wenn – ohne jegliche Quellenbelege – der Judenstein auch 1986 noch mit „‚Jütland‘“ in Verbindung gebracht wird, „von wo in vorgeschichtlicher Zeit die großgewachsenen ‚Jüten‘ bis in unseren Raum vordrangen“, oder wenn man den Standort des Judensteins kurzerhand zur „Thingstelle“ umfunktioniert,232 anstatt einen Zusammenhang mit den seit dem 13. Jahrhundert zahlreich im Umkreis lebenden Juden in Erwägung zu ziehen. Ob und inwiefern diese „riesenhaften Menschen, auch ‚Heunen‘, Hünen, genannt“, und der in der Nähe vorüberführende Heunweg233 der Vorstellungswelt der nichtjüdischen Mainfranken näher standen, als ihre unmittelbaren Nachbarn bis ins Jahr 1942, wäre freilich ein weiteres Untersuchungsfeld. Es hat sich gezeigt, dass die historischen Hintergründe dieser Steingebilde, an die sich trotz des gemeinsamen Namens so vielerlei Vorstellungen heften, in den meisten Fällen nicht mehr vollständig rekonstruierbar sind. Dies gilt freilich auch für die Judensteine außerhalb Mainfrankens. Wie kam beispielsweise ein Felsbrocken im oberfränkischen Wonsees234 zu diesem Namen? Weshalb nannte man einen Markstein im oberpfälzischen Gebelkofen Judenstein,235 weshalb im oberbayerischen Hofstetten?236 Dass manche von ihnen tatsächlich als Grenzsteine fungierten, erklärt keineswegs die Bezeichnung Judenstein. 231 Vgl. Korr. Markt Triefenstein, 4.11.1999; Korr. Edith Müller (u. Burkard Kuhn), Triefenstein/Trennfeld, 9.11.1999. 232 Vgl. Schneider, 1989, 108f. 233 Vgl. Schneider, 1989, 108f. 234 BayFlNA, FlNS Wonsees, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934) 49. 235 BayFlNA, FlNS Gebelkofen, AltLkr. Regensburg, Opf. (1926) 55. 236 Der Judenstein an der Straße Gungolding-Hofstetten mit [Minuskel-]Schriftzeichen künde vom Tod eines gewissen Hörmann (1991 noch ein Hausname in Hofstetten). Er habe kaum etwas mit Juden zu tun, sei evtl. eine Verballhornung aus Druidenstein, wie man den Stein wegen seiner unentzifferbaren Inschrift nannte. Hier im Forstbezirk, jedoch nicht in der Nähe des Steins, gebe es einen Walddistrikt namens Judenholz, durch den die 1969 angelegte Forststraße Judenholzweg führt, vgl. Korr. Forstamt Kipfenberg, Herbert Langrehr, 28.12.1991, 29.1.1992.
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Im oberfränkischen Hollfeld wirkt der Judenstein als Gedenkstein: Er erinnert an eine Vertreibung der Juden aus Hollfeld durch einen Bamberger Bischof im Mittelalter. Nach einer anderen Überlieferung, die ebenso der Quellen entbehrt, sollen dort einige Hollfelder Juden gesteinigt und begraben worden sein.237 Es ist nicht bekannt, ob mit der Verfolgung das Rindfleischpogrom 1298 gemeint ist, bei dem 20 Personen erschlagen wurden,238 oder die Vertreibung der Juden aus dem Hochstift Bamberg 1478, in deren Rahmen wohl auch die Hollfelder Juden ihre Stadt verlassen mussten. Vermutlich aber besitzt dieser Judenstein ein hohes Alter: Da er auf der Vorderseite „ein eingemeißeltes Kreuz“ aufweist, was ihn als sogenannten Kreuzstein kennzeichnet,239 besteht unter Umständen eine Verbindung mit dem Toponym bei den Judencreuczen, der 1483 für Hollfeld belegt ist.240 In einer Hollfelder Ortschronik von 1979 wurde dieser Zeitungsartikel ausgiebig verarbeitet, ohne als Quelle genannt zu werden; den Judenstein datierte man hier auf das 12./13. Jahrhundert.241 Weil keine archivalisch belegbaren Erklärungen für die einzelnen Exemplare der Judensteine vorliegen und sogar in den wenigsten Fällen klar zu sein scheint, ob die Namensform korrekt oder Produkt einer lebendigen volksetymologischen Überlieferung ist, findet sich eine Unzahl an unterschiedlichen volkstümlichen Interpretationen. Diese Auslegungen sind jenen sehr ähnlich, denen wir im Laufe der Beschäftigung mit dem Flurnamen Judenweg bereits begegnet sind: Das Toponym Beim Judenstein im oberpfälzischen Leuchtenberg bot noch im Jahr 2001 solch eine Projektionsfläche für diverse Deutungen: Gemeinsam mit den umliegenden Fluren Judenwieshut und Judenäckerl wird er wegen dem „Bestimmungswort Jude als Hilfsbegriff für unbequeme Situationen“ interpretiert. Zum anderen wird eine „Sinngruppe“, die mit „Kult“ zu tun habe, vermutet, da der Judenstein und die Judenäcker an zwei Seiten von Fluren namens Sauhaut umgeben wären.242 Abschließend, um das Potpourri an negativ konnotierten Interpretationen zu vervollständigen, wird noch die Figur des Teufels als Erklärungsmuster bemüht, denn der Flurname beim Judenstein befindet sich am Südwesteck des Elmgebietes,243 wo die Sage vom „Teufelsstein in der Elm“ angesiedelt sei.244 Die im Volksglauben populäre Verknüpfung von Juden und der Teufelsfigur wird an späterer Stelle ausgeführt. 237 Vgl. N.N., ca. 1933ff, o.S., frdl. Hinweis Rainer Hofmann M.A., Museumsleiter, Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld, Korr. 7.6.1993. 238 Vgl. Lazarus, Art. Hollfeld, in: GJ II/1 367. 239 Vgl. N.N. [ca. 1933ff] o.S. 240 Vgl. Wunschel, Art. Hollfeld, in: GJ III/1 571f. 241 Vgl. Hofmann/Hollfelder, 1979, 166. 242 Vgl. Ibel, 2001, 109. 243 Vgl. Ibel, 2001, 49. 244 Vgl. Ibel, 2001, 48.
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Der Judenstein bei Wernesgrün hingegen, ein Felsmassiv im sächsischen Vogtland, wurde 1867 auch Jettenstein genannt, angeblich eine Ableitung von ‚Et, Ez und Jett‘, eine Bezeichnung für Riesen.245 Die zuständige Gemeinde Steinberg erklärt, er heiße korrekt Jüdenstein. Die Bezeichnung sei neben Steinberg und Jollystein heute noch geläufig, ein Bezug zum Volk der Juden sei hingegen nicht bekannt.246 Neu ist diese Deutungsrichtung nicht, interessant ist eher, weshalb den Flurnameninterpretatoren in Vergangenheit und Gegenwart auch hier die Gestalten der Riesen näher stehen als die Juden aus der Nachbarschaft. Im oberpfälzischen Schwarzenberg wird ein Judenstein mit einer weiteren mythischen Figur in Zusammenhang gebracht und in einer Sage, die 1857 von Franz Xaver Schönwerth verschriftlicht wurde, erwähnt. Es handelt sich um Ahasver, die legendäre Figur des sogenannten „Ewigen Juden“: „Im Schwarzenberg, einem Bergwald bei Stockenfels, ist der Judenstein, wo der Ewige Jude umgehen soll.“247 Auch der Judenstein im ehemals pommerschen Schimmerwitz, seit 1945 Siemirowice, Polen, soll die Fußabdrücke des „Ewigen Juden“ zeigen.248 Der Judenstein bei Luisenthal im Thüringer Wald sei, so eine antisemitische Interpretation von 1940, „ein Felsen, der einem, auf dem Rücken einen Sack tragenden Schacherjuden gleicht.“249 Ein Denkmal anderer Art war das sogenannte frühere Mönchsthor im unterfränkischen Großwenkheim. Im Volksmund hieß es einst zäfrei oder jüd a und war „ein Bildhäuschen mit dem kreuztragenden Heiland [...]. Auf dem hingefallenen Heiland kniete ein Jude und schwang die Geißel.“ Aufgrund dieser steinernen Darstellung, so die Ortschronik, „ergrimmten die Großwenkheimer Buben und bewarfen den Juden solange mit Steinen bis er völlig unkenntlich ohne Kopf und Arme entfernt werden mußte.“250 Es scheint, dass vergleichsweise wenige der Judensteine die Funktion eines Gedenksteins innehaben, im Gegensatz zu den entsprechenden christlichen Flurdenkmälern, im Bayerischen auch Marter oder Marterl genannt. Diese steinernen Denkmäler christlicher Frömmigkeit – häufig mit einem Kreuz oder einer an die Verstorbenen erinnernden Inschrift versehen – sind vor allem in katholisch geprägten Landstrichen noch heute an verkehrsreichen Standorten anzutreffen. Vom ausgehenden Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts sind sie auch als Grenzsteine, die in der Regel Länder, Für-
245 246 247 248 249 250
Vgl. Köhler, 1867, 72. Vgl. Korr. Gde. Steinberg im Vogtland, Bauamtsleiter Wolf, 13.5.2003. Vgl. Böck [Hg.], 1986, 310, N°509 und 395. Vgl. Holsten, 1942, 144. Vgl. Beschorner, 1940, 16, der sich auf eine Zuschrift von Friedrich Luther bezieht. BayFlNA, FlNS Großwenkheim, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1938/39) 45.
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Am Rande der Gesellschaft
stentümer, Herrschaften und Fluren voneinander schieden,251 nachweisbar. Vorübergehende Gläubige sollten durch sie zum Gebet für Verstorbene oder die Stifter der Marter angehalten werden.252 Im wahrsten Sinne des Wortes „abwegig“ erscheint hier eine Randbemerkung eines zum Christentum konvertierten Rabbiners aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, der äußert, Juden würden weite Umwege in Kauf nehmen, um keinen christlichen Flurzeichen begegnen zu müssen: DIe Juden hassen das Creiitz gar sehr / vnd wann jr einer oder mehr über feldt wanderen woellen / so haben sye die gewonheyt vnder jnen / das die freündt sye einen gu0ten weg beleyten / nach dem Exempel Abrahams. Gene. xviij. capit. Vnd so dann gemeynglich an den Porten vnn strassen bildstoeck stehn / so gehn sye also weit daruon / als sye koennen / [...].253
„Abwegig“ deshalb, da angesichts der Dichte an Martern und anderen christlichen Flurzeichen, die noch vor der Säkularisation besonders in den bayerischen und fränkischen Landesteilen eine wesentlich höhere war als heute, ein Ausweichen dieser Flurzeichen kaum realisierbar war. Gegen diese Idee spricht schon allein die bekannte Judenstraße zwischen Scheßlitz und Burgkunstadt, die von christlichen Flurzeichen noch heute nahezu gesäumt ist.254 Wir dürfen annehmen, dass mit der Benennung oder auch Stigmatisierung mancher Steine zu Judensteinen ein anderes Ziel verfolgt wurde, als das Gedenken an Verstorbene. Da sie oft von einem gewaltsamen Ende jüdischer Händler und Hausierer künden, mag ihre Existenz durchaus eine drohende und warnende Botschaft für die vorübergehenden Juden gewesen sein. Für die meisten der Judensteine gilt, dass sich das Wissen um ihren ursprünglichen Aufstellungszweck und die Herkunft ihres Namens im Laufe der Zeit verlor. Erhalten blieb der Stein an sich und eine an ihm haftende, meist nur vage überlieferte Begebenheit. Sehr facettenreich und ebenso ahistorisch ist die Geschichte eines Judensteins, dem solch fragwürdige Popularität zuteil wurde, dass er pars pro toto zu einem Ortsnamen wurde. Gemeint ist der österreichische Ort Judenstein nahe Innsbruck. Auf diesem Stein sollen einst die Juden das sogenannte Anderle von Rinn ermordet haben. Seither nannte man ihn Judenstein.255 Dieser angebliche Mordort wurde im 17. Jahrhundert durch eine Propagan251 Man unterscheidet anhand von Form, Größe und Stellung die jeweilige Bedeutung der Steine, die vom Gerichts-, Obrigkeits-, Bann-, Geleit- und Forststein bis zum Jagdstein reichen konnte, vgl. Roppelt, 1775, 25–28, 81. 252 Vgl. Dünninger/Schemmel, 1970, 16, 9; Jakob, 1966, 49, 54; Roppelt, 1775, 81f; Schwarz, 1991, 5, 7. 253 Vgl. Carben, 1550, o.S. (III Kap.14). 254 Vgl. Rösch, 1995, 12, 14. 255 Vgl. Strobl, 1995, 10.
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daschrift populär. 1620–1622 erfand der Mailänder Mediziner Hippolyt Guarinoni die Ritualmordlegende „Begründete Histiri / Der Marter deß Haillig / Unschuldigen Khindtß / Andree Von Rinn, / So durch die Juden, Im 1462. Jahr / Dem 12. Tag Juli, dem Christenthumb / Zu Hoon Vnd Spott, Ermordt [wardt].“ Der Autor räumt in seiner Hetzschrift ein, nicht den geringsten schriftlichen Beweis für diese Tat gefunden zu haben und dass „niemand außer Gott [...] diße erbärmliche tragödi“ gesehen habe, dennoch hinderte ihn dies nicht, alle denkbaren Details in medizinischer Akribie und Anschaulichkeit zu erfinden, ebenso das Mordjahr 1462. Ungeachtet dessen erfreute sich der angebliche Mordort, über welchem man eine Kapelle errichtet hatte, seitdem einer außerordentlichen regionalen wie überregionalen Verehrung.256 Die Kirche schlug aus dem florierenden Wallfahrtstourismus auf Kosten der Juden reichlich Kapital. Der Ort Judenstein entstand, mit Wohnhäusern und einem Vier-Sterne-Hotel.257 Trotz offizieller Aufhebung des Kultes wurden alljährlich, zumindest bis zum Jahr 1995, Wallfahrten nach Judenstein veranstaltet. Noch 2002 werden mehrmals im Jahr Berichte publiziert, die von „Wundern“ künden, die das angebliche Märtyrerkind bewirkt habe. VerehrerInnen verrichten an der Außenwand der Judensteiner Kirche private Andachten, legen Blumen nieder, entzünden Kerzen258 – eine fortwährende Stätte antisemitischer Hetze und Verleumdung. Welche Rolle spielten nun die überregional minder bekannten Judensteine in der Lokaltradition? Ob ihnen als mutmaßliche Todesorte meist unbekannter Juden je derartige Aufmerksamkeit und Verehrung zuteil wurde? Fest steht lediglich, dass durch die Benennung eines Punktes in der Landschaft mit dem Namen Judenstein die Vorstellung vom gewaltsamen Tod eines unbekannten Juden fortwährend gepflegt und wachgehalten wird. Am Rande der Gesellschaft
6.4 Am Rande der Realität – Die Instrumentalisierung der Juden in der regionalen Sage Instrumentalisierung der Juden in der regionalen Sage Es hat sich gezeigt, dass die Quellengattung der Sagen für die Interpretation eines nicht unerheblichen Teils der Toponyme eine tragende Rolle spielte. Vor allem aitologische Sagen kreuzen den Weg der Forschung und offenbaren eine spezifische Sichtweise der sagenerschaffenden und nichtjüdischen Bevölkerung auf ihre jüdischen Nachbarn. Dies macht auf die Quellengattung Sage neugierig: Wie wurden und werden Juden in der Sage darge256 Vgl. Schroubeck, 2003, 176, 190, 193; Strobl, 1995, 30, 39. 257 Vgl. auch Fresacher, 1998, 9. 258 Vgl. Schroubeck, 2003, 193f; Fresacher, 1998, 121f.
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stellt? Im Blickfeld stehen daher abschließend jene drei Sagen aus dem Gebiet des ehemaligen Waldsassengaus, in welchen Juden eine Rolle spielen. 6.4.1 Viehmarkt, Judenbildstock und Mariabuchen – drei Sagen aus dem ehemaligen Waldsassengau In Birkenfeld kursiert eine Sage über einen nächtlichen Viehmarkt unweit des Dorfes. Sie wird 1931 erstmals schriftlich greifbar und wurde „vor ungefähr 20 Jahren von sehr alten Leuten erzählt“, die „den Inhalt selbst erlebt haben“ wollten.259 Eine spätere Version enthält die Birkenfelder Ortschronik von 1973; die dortigen geringfügigen sprachlichen Abweichungen belassen den Inhalt unverändert.260 Die Sage selbst berichtet über eine Erscheinung im Mittelholz zwischen Urspringen und Birkenfeld: Ein Bauer von Birkenfeld ging mit noch zwei anderen kurz vor der Ernte nachts um elf Uhr von Urspringen heimwärts. Als sie die Anhöhe vor dem Holze hinaufstiegen, zog ein Gewitter am Himmel auf. Es blitzte und donnerte schon. Droben angelangt, hörten sie ein Stück Vieh schreien. Sie gingen noch eine kleine Strecke weiter, da schrie wieder eins. Bei den dreien war ein ‚Loser‘ (Nichtsnutziger, Schlechter), ein ‚Wilpertsknuper‘. Der sagte: ‚Wir wollen doch einmal nachsehen, was das ist.‘ Die anderen zwei fürchteten sich aber; doch gingen sie miteinander in den Wald hinein, dem Geschrei nach. Als sie hinkamen – es war ungefähr eine Ackerlänge vom Wege seitwärts – war ein Viehmarkt da. Dreißig, vierzig Stück waren es, die da standen. Sechs Juden liefen beim Vieh herum. Fünf trugen schwarze Kleider, einer hatte ein blaues Mäntelchen an. Mit den dreien sprachen aber die Juden nichts. Als sie ungefähr eine Viertelstunde dem Treiben zugeschaut hatten, kamen drei schneeweiße Mädchen mit roten Stirnbünden. Der mit dem blauen Mäntelchen ging zu den Mädchen hin und redete mit ihnen. Die Bauern standen noch eine Weile; aber weil es immer ärger blitzte und donnerte, machten sie sich dann schleunigst heimwärts. Am anderen Morgen eilte der Wilderer an die Stelle, um nachzusehen und sich zu überzeugen, ob es keine ‚Verblenderei‘ sei, fand aber keine Spur mehr. Später soll es noch öfters vorgekommen sein, dass Leute den Viehmarkt sahen.261
*** Der sogenannte Judenbildstock am Burgberg zu Rothenfels ist ein Gedenkstein. Mit einer Text- und einer Bildseite mit der Jahreszahl 1752 wird der „Bekehrung“ eines jüdischen Mädchens zum christlichen Glauben ge259 Vgl. G.B., 1931, o.S. 260 Lt. Stegerwald, 1973, 36 „eine alte Sage, die vor 65 Jahren erzählt wurde“. 261 Vgl. G.B., 1931, o.S.
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dacht.262 Möglicherweise lag der Sage die Taufe einer nicht namentlich bekannten 24jährigen Jüdin aus Reichenbach bei Würzburg 1719 zugrunde.263 Eine örtliche Sage von 1847 erzählt Folgendes: Am Wege von dem Orte nach der Burg herauf sieht man auf einem steinernen Bildstocke die Darstellung einer weiblichen Gestalt, die nach einem Strahl vom Himmel emporschaut. Davon geht die Sage: es habe ein Judenmädchen, das sich zum katholischen Glauben bekehren wollte, hier knieend gebetet, und gejammert, daß sie durch ihren Uebertritt alle irdischen Güter verliere; da habe plötzlich ein Strahl des Himmels sich auf ihr Haupt gesenkt; und sie habe die Worte vernommen: ‚Dafür hast du nun Gott!‘ Zum Gedächtnis des Wunders sei denn dieser Stein hier errichtet worden.264
Weshalb der legendenähnliche Text als Sage gehandelt wird, leuchtet nebenbei nicht ein: Nichts Bedrohliches, Unerklärliches bricht in die irdische Welt ein, sondern ein himmlischer Strahl, der die positive Wirkungskraft des Katholizismus hervorheben soll, überzeugt das Mädchen. *** Von größerer Bekanntheit ist die Entstehungssage noch heute einflussreichen fränkischen Wallfahrtsortes Mariabuchen bei Lohr a. Main. Dieser Ort wurde erstmals 1434 als Kultstätte bezeichnet,265 seit 1494 existiert dort eine Kapelle.266 Die erste schriftliche Version der Sage, die diesen Kult wohl etablierte, wurde 1591 von dem regional bekannten Verfasser christlicher Erbauungsliteratur, Valentin Leucht, notiert und im Wesentlichen unverändert bis zumindest in die 1960er Jahre tradiert.267 Eine Version dieser Sage findet sich als Inschrift an der östlichen Innenseite der heutigen Wallfahrtskirche. Sie besagt, dass die Kirche an dem Ort erbaut wurde, an dem ein lange Zeit vergessenes wundertätiges Marienbild gefunden worden sei: „... dieszesz Maria bilt ist vor edliche hundert Jahr also gefunden worden weil an diesem Ort da ietzt die Capel steht dazumahl ein groszer alter Buchbaum stunte nae an der straße bei dem heüser thal genant welche von wisenfelt auf die Statt Lohr fürt solche strasze die Juden nicht wander können wan sie zu diser große Buchen kamen, konten sie nicht ferner gehen sondern musten widerum Zurück weichen oder stille stehen desen vrsach niemant ergründen könnte alsz aber solchesz eine lange Zeit gewehrt vnd aller orden Ruchbar worden ...“, versuchte ein Jude vergebens vorüberzu-
262 Vgl. Scherg, 2000, 38f. 263 Vgl. B[rand?], 1954, 11. 264 Zit. n. Braunfels, 1847, 285. 265 Vgl. Dünninger, 1964, 130. 266 Vgl. Rausch, 1979, 67. 267 Vgl. Erb, 1993, 682. Eine bildliche Darstellung der Sage befindet sich in der Wallfahrtskirche mit einer ausführlichen Beschreibung, die wegen der teils wörtlichen Übereinstimmung mit der übrigen Überlieferung auf die gleiche Quelle zurückgehen dürfte, vgl. Dünninger, 1964, 130.
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gehen. Er wehrte sich gegen die unsichtbare Fessel, stach in den Baum und mußte wie festgebannt stehen bleiben, währenddessen aus dem im Baum verborgenen Marienbild Blut rann.268
6.4.2 Die Sage als ideologisches Instrument Die drei Sagen offenbaren ein statisches, formelhaftes Bild von den Juden, das in nichtjüdischen Kreisen des ehemaligen Waldsassengaus offensichtlich zirkulierte. Es ist nicht mehr rekonstruierbar, von wem und in welchen Erzählsituationen diese Sagen tradiert wurden, doch entstammen jene Vorstellungen über die jüdischen Nachbarn, ähnlich den beschriebenen Flurnamendeutungen, einem überregional gültigen Gedächtnis oder Kollektivbewusstsein.269 Eine augenfällige Botschaft dieser drei Texte ist zunächst die Rolle, die man den Juden zuschrieb. Man nahm sie demnach ungeachtet jahrhundertelanger Nachbarschaft als unheimliche, nicht mit rechten Dingen handelnde Viehhändler wahr, als Klientel, die es zu missionieren galt, und schließlich als aggressive Frevler gegen das Christentum. In der Sage vom Viehmarkt wird versucht, durch den ungewöhnlichen Ort des Viehmarktes – mitten im Wald – und die außergewöhnliche Tageszeit – kurz vor Mitternacht – ein unrechtmäßiges Tun jüdischer Händler darzustellen. Es geschieht jedoch recht besehen nichts Erzählenswertes, wenn man einmal von dem Gewitter absieht, das als dramaturgisches Erzählelement zu einer gewissen Dramatik beiträgt und der Sage als offenbar benötigtes geheimnisvolles Element zur Seite steht. Ebenso bleibt das Auftreten der drei „schneeweiße[n] Mädchen mit roten Stirnbünden“, die zum Inventarium zahlreicher mitteleuropäischer Sagen gehören, ohne Bedeutung für die erzählte Handlung. Auch zwischen den drei späten Heimkehrern und den Viehhändlern gibt es keinerlei Verbindung. Dass allerdings einer der sechs Juden „ein blaues Mäntelchen“ trägt, im Gegensatz zu seinen schwarz gewandeten Kollegen, gibt einen Hinweis auf andere Sagen, die ebenfalls in diesem Wald, dem Urspringer Holz, lokalisiert sind, etwa die Sage vom Schimmelreiter: Der Schimmelreiter im Urspringer Holz: Das ziemlich große ‚Urspringer Holz‘ liegt an den Markungsgrenzen von Urspringen, Birkenfeld, Billingshausen und Duttenbrunn. [...] Vom Urspringer Holz erzählt man sich, daß hier Wotan als Wanderer, angetan mit einem blauen Mantel und einem großen, breiten Hut, den er tief in die Stirne gezogen hat, um das eine fehlende Auge zu verdecken, quer über die Birkenfelder
268 Zit. n. Barthels, 1954, 9. Barthels übergeht die Bedeutung der jüdischen Hauptfigur. 269 Vgl. Gerndt, 1991, 141; vgl. auch Dünninger, 1937, 139.
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Straße geht und sogar die Pferde stutzig macht, daß er ebenso auf der Birkenfelder Straße am Waldrand entlang wandert. Vom Schimmelreiter im Urspringer Wald und dessen Nähe kann fast jeder Bauer der Nachbardörfer erzählen.270
Der blaue Mantel ist ein charakteristisches Kennzeichen des höchsten germanischen Gottes und Totengottes, Wodan, der reitend oder in Gestalt eines Pferdes die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich führt. Diese Vorstellung von Wodan verband sich bei den germanischen Völkern mit einer existentiellen Furcht vor der Wiederkehr der Toten. Nahezu alle germanischen Stämme verehrten Wodan mit Menschenopfern, so auch die Alemannen noch bis Ende des 6. Jahrhunderts. Unter dem Einfluss des Christentums jedoch wird die Wodansfigur zur Teufelsfigur entstellt.271 Die germanische Welt kannte noch keinen Teufel. Er ist ein christliches Produkt, gedacht als Widersacher Gottes. Im Alten Testament, im Buch Hiob, tritt ausschließlich Satan (von hebräisch satan, Widersacher) auf, der Hiob mit göttlicher Erlaubnis entgegentritt. Im Neuen Testament findet sich erstmals das Wort „Teufel“, nebst zahllosen Teufelsfiguren, aus der eine kompakte Teufelsgestalt gebildet wurde. Eine ausgiebige hierarchische Teufelslehre entstand in den Schriften der sogenannten Kirchenväter. Für Martin Luther dann war der Teufel Ursache für Geisteskrankheit, Pest, Suizid und selbst Revolutionen.272 In der Volksphantasie erscheint der Teufel nun in Pferdegestalt. Zahlreiche Erzählungen berichten vom „Teufelsroß“, bald kopflos, bald Rappe, bald Schimmel oder personifiziert als Schimmelreiter. In seiner Funktion als Führer der Toten, in Oberdeutschland als „wilder Jäger“ bekannt, gehört der ursprüngliche Wodan zum festen Repertoire der Sage. Er tritt überwiegend im Bereich der Totensagen auf, häufig als alter Mann dargestellt, einäugig, mit Schlapphut, groß, eingehüllt in einen blaugefleckten Mantel.273 Eine andere Sage aus dem Urspringer Holz trägt dementsprechend den Titel „Wodan, als Wanderer mit blauem Mantel und großem breiten Hut“.274 Diese Figur wirkt verstörend und entstand zweifellos aus Angstvorstellungen nächtlicher Wanderer.275
270 Vgl. ‚Sagen‘, zit. n.: Schüll [Red.], 1968, 161f. G.B., 1931, o.S. konstatiert: „Die Annahme, daß im Urspringer Wald eine dem Wotan geheiligte Stätte sich befand, ist den Sagen nach fast zwingend. [...].“ 271 Vgl. Mogk, Art. Wodan, 1918/19, 559f. Mit Übernahme der siebentägigen Woche von den Römern wurde durch die Gleichstellung von Mercurius und Wodan der vierte Tag der Woche, Mittwoch, der dies mercurii der Römer (heute noch erhalten in franz. mercredi, ital. mercoledi) bei den Germanen zum Wodanstag, ahd. Wuotanestac (vgl. engl. wednesday), vgl. Jungbauer, Art. Mittwoch, in: HDA VI, 440. 272 Vgl. Röhrich, 1976, 253ff, 271. 273 Vgl. Steller, Art. Pferd, in: HDA VI, 1617f, 1609f, 1636; Mengis, Art. weiß, in: HDA IX, 337f. 274 Vgl. G.B., 1931, o.S. 275 Vgl. Petzold, 1989, 164.
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In der Sage vom nächtlichen Viehmarkt fand offenbar eine bewusste oder unbewusste Verbindung zweier Sagenmotive statt. Hier tritt einer der jüdischen Viehhändler durch sein „blaues Mäntelchen“ hervor, zeigt damit Parallelen zur regional bekannten Gestalt des Schimmelreiters respektive Wodan – er ist es auch, der mit den drei etwas zusammenhanglos auftretenden Mädchen Kontakt aufnimmt. Auch wenn hier offenkundig eine Pseudosage auf Grundlage bekannter Sagenmotive konstruiert wurde – vermutlich für den Gebrauch im Heimatkundeunterricht – wird hier eine Art jüdische Teufelsfigur kreiert. Diese Vorstellung ist nicht neu. Schon im hohen Mittelalter wurden Juden dämonisiert und diabolisiert. Sie galten bei den christlichen MitteleuropäerInnen wie Sarazenen, Moslems und Ketzer als Inbegriff des Fremden und „Andersartigen“.276 Ausgeprägte Negativklischees wurden über Jahrhunderte vor allem durch theologische Predigten, später auch durch sogenannte Erbauungsliteraturen transportiert. Dieser Einfluss kommt in Sagen und Legenden sehr viel massiver zum Ausdruck, als beispielsweise in Märchen. Die Außenseiterrolle der Juden wird, wie Erb herausfand, aggressiv verstärkt, bis hin zur mehr oder minder offensichtlichen Darstellung der Juden als Antichrist bzw. Teufel.277 Eine ähnliche Dämonisierung der jüdischen Nachbarn wird in einer Sage aus dem oberfränkischen Hetzles deutlich – hier geistert auf dem Judenweg ein kopfloser Ochse. Die Sagenerschaffenden kamen offenbar mit dem Handeln und Wirken der jüdischen Viehhändler nicht zurecht, denn über den dortigen Judenweg liest man in der Flurnamensammlung der Jahre 1935/37: „Die Viehjuden von Ermreuth haben auf diesem Weg das Geld aus Hetzles hinausgetragen. Der Volksmund erzählt, dass nachts um 12 Uhr dort ein Ochse herum laufe ohne Kopf.“278 Die Sage allgemein trägt nicht nur eine Ideologie und Weltsicht in sich, sondern sie ist immer auch ein Ausdruck von Angst und dem Versuch, diese zu verarbeiten und zu deuten. In der Sage erhält die rational nicht zu bewältigende Angst, sei es vor dem Tod oder den Toten, vor Krankheit, Krieg, Naturgewalten und Hungersnot, eine übernatürliche, jedoch konkrete Gestalt, die dem Menschen gegenübertritt, um gebannt oder bewältigt werden zu können.279 Die dargestellten Szenen des nächtlichen Viehmarktes von Birkenfeld sind allerdings für niemanden bedrohlich. Die diffuse Angst vor „den Juden“ oder was immer die Sagenerzähler damit verbanden, muss nicht von
276 277 278 279
Vgl. Bronzini, 1999, 432. Vgl. Erb, 1993, 682, 678. BayFlNA, FlNS Hetzles, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1935–37) 58. Vgl. Röhrich, 1976, 39, 166.
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realen Gefahren ausgegangen sein, sondern kann aufgrund von Vorurteilen, Unkenntnis und Phantasien entstanden sein.280 Ausnehmend deutlich wird dies in der Sage/Legende von Rothenfels. Hier offenbaren zwei Versionen, welche Eigenschaften die christliche Umgebung den jüdischen Nachbarn attestierte. Prinzipiell gelingt es dem „Judenmädchen“, seinen „Makel“, das Jüdischsein, mit himmlischer Hilfe zu überwinden und katholisch zu werden. Ihr Fehler ist das Anderssein, das angebliche Fremdsein. Sie ist, solange sie sich dem Konformitätszwang verweigert, nicht in Ordnung, nicht korrekt wie die Mehrheit am Ort. In der örtlichen und schlichteren Version von 1847 wird sie gar als besitzgierig dargestellt, sie habe „gejammert, daß sie durch ihren Uebertritt alle irdischen Güter verliere.“281 In einer früheren und detaillierteren Version, wie sie 1835 in einer Sammlung „Deutscher Volkssagen“ zu lesen ist und nahezu unverändert Eingang in die „Bayerischen Sagen“ von Schöppner aus dem Jahr 1853 fand, hat die junge Frau Angst vor der Konversion, da sie Verstoßung und Enterbung von den Seinigen zu erwarten hatte, [...] ‚wenn ich katholisch werde, wie wird es mir ergehen; dann habe ich Niemand mehr! [...] Auf dieses trat das Mädchen in die katholische Kirche, und fand alle Unterstützung bei seinen neuen Glaubensgenossen, die auch nachmals den Bildstock errichteten.282
Der sogenannte Judenbildstock in Rothenfels ist demnach als Ehrenmal für den Katholizismus, als Demonstration kirchlichen Erfolgs in Missionierungsangelegenheiten zu verstehen. Weniger glimpflich verlief 1792 die Taufe eines jüdischen Mädchens aus dem nur acht Kilometer entfernten Erlenbach. Diese ist in den Quellen allein deshalb überliefert, da diese Taufe die nichtjüdische männliche Jugend zu einer Pogromstimmung „animierte“, obwohl die Erlenbacher Juden dem Mädchen nach eigenem Bekunden kein Hindernis in den Weg gelegt hatten. Wie die drei Erlenbacher, Selig Jacob, Aaron Löw und Moyßes Abraham, an den Würzburger Fürstbischof meldeten, seien von dieser Zeit an die jungen Purschen allda gegen uns so aufgebracht, daß wir besonders an Sonn= und Feyertagen mit Steinwerfen dergestalten verfolget werden, daß
280 Vgl. Jeggle, 1990, 55f; Petzold, 1989, 38, 164. 281 Zit. n. Braunfels, 1847, 285. 282 Zit. n. Mone, 1835, 408: „Der Bildstock bei Rothenfels am Main: Am Bergwege von Rothenfels auf das dortige Schloß steht ein steinerner Bildstock, worauf eine knieende Frau ausgehauen ist, die betend zu einem himmlischen Strahl aufsieht. Ein Judenmädchen, das katholisch werden wollte, und daher Verstoßung und Enterbung von den Seinigen zu erwarten hatte, dachte einst auf diesem Platze: wenn ich katholisch werde, wie wird es mir ergehen; dann habe ich Niemand mehr! Da kam ein Lichtstrahl vom Himmel, und eine Stimme rief daher: ‚dann hast du Gott!‘ Auf dieses trat das Mädchen in die katholische Kirche, und fand alle Unterstützung bei seinen neuen Glaubensgenossen, die auch nachmals den Bildstock errichteten.“ Vgl. auch „Der Bildstock bei Rothenfels“, Schöppner, 1853, I 271f, Nr. 285.
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wir des Lebens nicht sicher sind; überdies ist vor etwan 8 Tagen der Jud Aaron Löw nahe an dem Dorfe Erlenbach zur Nachtszeit so geschlagen worden [...],
dass nur das Hinzutreten des Pfarrers seinen Tod verhindern konnte; auf Zureden des Pfarrers unterließ Aaron Löw eine Anzeige, „um nicht eine weitere Verbitterung der Christen zu verursachen.“ Da die Gewalttaten nicht aufhörten, baten sie um ein weiteres Verbot „gegen diese Tätlichkeiten“ und gegebenenfalls Inhaftierung der Täter.283 Es wäre untersuchenswert, inwieweit ein ideologischer oder tatsächlicher Zusammenhang zwischen den Erlenbacher Gewalttaten und der genannten Sage von Rothenfels besteht, die laut einem Zeitungsartikel von 1954 angeblich, denn Quellen werden hier nicht genannt, auf der Taufe einer jungen Jüdin aus Reichenbach bei Würzburg im Jahr 1719 beruht.284 Die Sage zu Mariabuchen hingegen, die vor Ort kritisch hinterfragt wurde, basiert auf einer unseligen Ursprungslegende, ähnlich jenen erwähnten erfundenen Legenden, welche von angeblichem Hostienfrevel und Ritualmord „künden“. Sie gehört thematisch zu den Bildfrevellegenden, die zum Teil bereits im sechsten Jahrhundert an zahlreichen Orten entstanden waren. Hierin verletzt oder beschimpft wahlweise ein Ketzer, Türke oder Jude das Abbild des Gekreuzigten, später besonders das der Maria oder anderer Heiliger. Auch diese Legende wurde jahrhundertelang durch die christliche Kirche angeregt und gepflegt – etwa durch Predigten und die sogenannte Erbauungsliteratur. Sie wirkt, ungeachtet, dass es sich um eine irrationale antijüdische Phantasie handelt, nicht aber um ein tatsächliches Geschehen, bis in die Lokaltraditionen der Gegenwart fort, so auch in Mariabuchen. Zweck und auch Folge dieser Legende war die Verbreitung des Gerüchts vom kontinuierlichen Christenhass der Juden,285 aber auch von der göttlichen Macht und Legitimität, Juden in ihrer Fortbewegung zu hindern, sie ihrer Freiheit zu berauben und zur Bewegungsunfähigkeit zur zwingen. In Mariabuchen wurde dem Motiv des vergessenen Gnadenbildes das Motiv des verletzten Gnadenbildes hinzugefügt.286 Als „Frevler“ kamen innerhalb dieses Ideologieverständnisses nur die als „ungläubig“ Definierten in Frage – wer lag näher als die jüdischen Nachbarn? Auch das Motiv des blockierten Weges ist innerhalb der Sagenliteratur häufiger anzutreffen. So spielte es auch bei der Entstehungslegende der Wallfahrt Maria Buch bei Neresheim um 1660 eine Hauptrolle. Hier scheut 283 StA Wü, Gebr. VII H 310 (Schreiben des Selig Jacob, Aaron Löw und Moyßes Abraham, Schutzjuden zu Erlenbach an den Fürstbischof zu Würzburg v. 11.9.1792), o.S. 284 Vgl. B[rand?], 1954, 11. 285 Vgl. Loewe, 1912, 1, 46; Erb, 1993, 681f; Lotter, 1995, 62; Brückner, 1979, 77; Rausch, 1979, 59. 286 Vgl. Dünninger, 1964, 130.
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das Pferd eines Abtes vor einer Buche, in der sich ebenfalls ein wundertätiges Marienbild verbarg. Allerdings kommt diese Geschichte ohne jüdische Handlungsträger aus.287 In der Mariabuchener Ursprungssage jedoch können Juden an der großen Buche nicht vorübergehen – eine unerklärliche Kraft bannt sie fest wie den Reliquienfrevler des klassischen Altertums.288 Der unverhohlen antisemitische Autor des „Klosterbuchs der Diöcese Würzburg“, Link, mutmaßte 1876, dieser Baum sei für Juden ein Hindernis mit großem Nachteil gewesen: „Es führte nämlich aus dem alten fränkischen Waldsassen-Gau der Weg hier an den nahen Main in den angrenzenden Mainzischen Bachgau. Der Jude will das bisherige Verhältniß gegen sein ‚Geschäft‘ mit Gewalt zerstören.“289 Die Buche, die auf dem Gebiet der damaligen Abtei Neustadt stand, markierte offenbar eine zollwirtschaftliche Grenze, denn wie erwähnt galt zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit vor 1807: „So ein Jude an Neustadt vorübergeht, hat er zu zahlen 3 Würfel oder 2 Heller; so er aber auf dem Wasser fährt, 30 Heller. Eine Jüdin, jung oder alt, 30 Heller.“290 Ob die Volksphantasie aus dieser Zollgrenze einen mythischen Bann gegen die Juden gesponnen hatte? Um dies zu verifizieren, fehlen allerdings sowohl Daten über die Gültigkeit des Leib- und Würfelzolls als auch über die genaue Entstehungszeit der Sage. Fest steht, dass die Buche an einem Waldweg lag und zwar in der Umgebung mehrerer Dörfer mit jüdischen Gemeinden, so etwa Wiesenfeld, Lohr, Steinbach, Ansbach, Gemünden, Hausen, Bergrothenfels und Rothenfels, um die unmittelbarsten zu nennen. Dass also auf diesem Weg jüdische Händler und Viehhändler verkehrten, liegt nahe. Wolfgang Brückner bringt hier eine weitere Komponente ins Spiel, indem er jenen Waldweg mit dem Namen Judenpfad verknüpft. Laut Brückner sei „ein Judenpfad“ genauso wie „die alte Judenfeindschaft“ die „lokale Voraussetzung“ für die Legendenentstehung.291 Dies erscheint ungewöhnlich. Ist doch darüber hinaus im Gebiet des heute zur Stadt Lohr gehörigen Mariabuchen kein Judenweg nachweisbar. Zwar befinden sich der Steinfelder Judenpfad und die Rohrbacher Judengasse bzw. Judenstraße in der Nachbarschaft, doch wie eine Nachfrage ergab, bezog sich Brückner hier auf keinen konkreten Weg.292 Link führt, ergänzend zur Sage an, dass sich nahe dieses „Buchenwegs“ zahlreiche Hügel- und „Hunnengräber“ befänden. Daher sei in der Bevölkerung „gegenwärtig“, also um 1870, noch eine „Scheue vorhanden wegen 287 288 289 290 291 292
Vgl. Rausch, 1979, 75f. Vgl. Loewe, 1912, 47f. Zit. n. Link, 1876, II 500 [antijüd.]. Zit. n. Link, 1876, II 502 [antijüd.]. Vgl. Brückner, 1979, 77. Vgl. Telefonat mit Prof. Wolfgang Brückner, Würzburg, 10.10.2005.
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Profanierung dieser Grabhügel, [...] ihnen sollte Ruhe bleiben gegen die Eindringlichen und Geldspekulanten!“ Er nimmt an, „daß deshalb der Glaube bestand, es dürfe kein Jude den bemerkten Buchenweg passieren.“293 Das Gebiet der Hügel- und „Hunnengräber“ ist demzufolge als ein für alle Ortsfremden und Nichtchristen tabuisierter Ort zu verstehen. Abgesehen von der Bezeichnung „die Eindringlichen“, mit der Link die seit dem 13. Jahrhundert im Gebiet des Waldsassengaus lebenden Juden bewusst abwertet, ist aus seiner Interpretation auch der Vorwurf heraus zu hören, die Juden seien zu mobil. Neidete man ihnen die Möglichkeit, den Radius der begrenzten bäuerlichen Welt zu überwinden? War dies ein Versuch, ihnen auch in der Phantasie eine Grenze zu weisen, die man zusätzlich mit einer angeblich göttlichen Legitimation versah? Der Baum von Mariabuchen erhielt im Übrigen in einer der vielfältigen Legendenüberlieferungen auch den Namen Judenbuche.294 Im Hinblick auf die Beziehung von Marienbildnis, Baum und „Juden“ ist abschließend auf ein weiteres Kuriosum hinzuweisen: Auf der Flur des mittelfränkischen Ortes Neunstetten befindet sich ein Bildstock mit Marienbild exakt dort, wo über hundert Jahre zuvor der Judenbaum, ein gewaltiger ausgehöhlter Wildbirnbaum, gestanden hatte. In seinem Schatten, so die Flurnamensammlung von 1929, hielten hausierende Juden ihre Mittagsruhe. Er wurde 1889 ausgerechnet im Osterfeuer verbrannt.295 Hier stellt sich in erster Linie die Frage, welche ideologische Bedeutung man dem Judenbaum und seinem ursprünglichen Standort beimaß. Denn dass es offenbar nötig war, den Baum gerade im Osterfeuer, dessen eigentliche Bestimmung auch die Abwehr „des Bösen“ ist,296 zu verbrennen, gibt zu denken, nicht zuletzt auch, dass just an seiner Stelle ein Marienbild angebracht wurde. 6.4.3 Vom Nutzen der Sage Neben einem gewissen Unterhaltungscharakter besitzen Sagen die Intention, etwas zu erklären und zu deuten. Diese Deutungen sind in der Regel von bestimmten geistigen, politischen, religiösen oder gesellschaftlichen Einflüssen geprägt. Viele Sagen tragen ein buntes Kleid aus zeittypischen Erzählmustern und Weltanschauungen. Sie erhielten dieses Kleid besonders durch ihre schriftliche Fixierung in Sagensammlungen seit Anfang des 19. Jahrhunderts, die meist von Lehrern und Pfarrern produziert wurden. Man muss gewärtig sein, dass Sagen oft als Medium konstruiert wurden, um ge293 294 295 296
Zit. n. Link, 1876, II 505f [antijüd.]. Vgl. Rausch, 1979, 71. BayFlNA, FlNS Neunstetten, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929) 107, 144. Vgl. Sartori, Art. Osterfeuer, in: HDA VI, 1333; Ders., Art. Fastnacht, in: HDA II, 1253f.
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wissen gesellschaftspolitischen, religiösen oder nationalen Vorstellungen zu entsprechen und sie zu festigen.297 Es ist nicht zu unterschätzen, dass im Deutschland der 1930/40er Jahre viele der neu entstehenden regionalen Sagensammlungen ihre Texte der nationalsozialistischen und rassistischen, antisemitischen Weltanschauung anglichen. Die im Februar 1937 eingerichtete „Lehr- und Forschungsstätte für Volkserzählung, Märchen und Sagenkunde“ unterstand dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler und hatte damit die Aufgabe, „Beweise“ für dessen germanozentrisches Weltbild zu liefern. Die „deutschen Volksgenossen“ sollten durch entsprechende literarische Produkte als unmittelbare Nachfahren der als göttlich empfundenen Germanen beglaubigt werden.298 Eine weitere Funktion der Sagen besteht darin, Heimatbewusstsein zu stiften und zu stärken.299 Dieses Heimatbewusstsein verwehrt allerdings im Falle der drei Waldsassengauer Sagen den Juden die Zugehörigkeit. Viele der genannten Flurnameninterpretationen illustrieren, dass man „die Juden“ als Gegenspieler und „Fremde“, als „Andersartige“ zur Konstituierung von Heimat, zur Stärkung des Wir-Gefühls benötigt. Nicht zuletzt sind alle drei Sagen im christlichen Kulturkontext beheimatet. Gut und Böse sind klar erkennbar verteilt und personifiziert: Der Leserschaft wird zum einen das gute, zum Katholizismus konvertierende Mädchen im Gegensatz zu seiner negativ dargestellten jüdischen Verwandtschaft präsentiert. Zum anderen hat der „normale“, sprich sesshafte, christliche Bauer seinen Gegenspieler in dem nicht konformen, ja sogar diabolischen jüdischen Viehhändler und nicht zuletzt steht die rechtgläubige marienverehrende Christenheit einmütig gegenüber dem uneinsichtigen, zornig sich wehrenden Juden. Die Funktion von Sagentexten ist immer auch von der jeweiligen zeitgenössischen gesellschaftspolitischen Situation abhängig, die in den drei genannten Fällen kaum mehr rekonstruierbar ist. Auch ihre jeweilige Entstehungsursache bleibt – mit Ausnahme der Sage vom getauften Mädchen in Rothenfels – im Hintergrund, schon allein, da die Mechanismen der mündlichen Tradierung nicht nachvollziehbar sind. Unbestritten aber wird mit Hilfe dieser Sagen ein bestimmter Ort der heimischen und vertrauten Welt mythisiert und durch eine angeblich geheimnisvolle Begebenheit seiner scheinbaren Normalität enthoben. Allerdings beanspruchen Sagen durch den Verweis auf Gewährspersonen und die teils genauen Orts- und Zeitangaben, als Wahrheit geglaubt zu werden. Wenn auch nicht alle Sagen in ihrem Kern einen Zusammenhang mit 297 Vgl. Kapfhammer, 1992, 525; Gerndt, 1994, 243. 298 Vgl. Lixfeld, 1994, 226, 117–119. 299 Vgl. Gerndt, 1991, 141.
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einem historisch nachweisbaren Geschehen besitzen, so offenbaren sie zumindest die Reflexion über ein solches Geschehen.300 Die Historizität ist nicht das Ausschlaggebende bei der Betrachtung einer Sage, sondern das Bedürfnis einer bestimmten Personengruppe, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, aus dem schließlich eine Sage entsteht. Die innere Wahrheit der drei Sagentexte liegt wohl in den Versuchen, mit negativen menschlichen Erfahrungen wie Ängsten, Phantasien und Schuldgefühlen umzugehen. In einer Art Vergangenheitsbewältigung wird ein seelischer Zustand, etwa das Gefühl der Bedrohung durch jüdische Viehhändler, nach außen projiziert, indem man eine neue Sage in die Welt setzt oder eine bereits bestehende modifiziert.301 Es ist denkbar, dass mancher Sagentext unbewusst aus einer Ahnung der eigenen Schuld entstand. Ein Schuldgefühl, das angesichts der Situation der benachbarten Juden aufkeimte, die seit Jahrhunderten jeglicher Gerechtigkeit entbehrte und dem ganz konkreten, christlich geprägten Wissen um Gut und Böse und dem Gebot der Nächstenliebe widersprach. Diese Schuldahnung mag eine Bedrohung darstellen und Furcht auslösen.302 Durch eine irrationale Stilisierung „der Juden“ zu negativen Persönlichkeiten wird sie abgewehrt. Ganz schlicht aber transportieren diese Texte eine geistige Grundhaltung der christlichen Mehrheitsbevölkerung, die vom heutigen Standpunkt aus alarmierend ist. Sie vermitteln nicht nur unkommentiert irrationale Glaubensvorstellungen, sondern eine antijüdische, xenophobe und nicht zuletzt antidemokratische Gesinnung. Leider fehlen bislang differenzierte Forschungen über jene Sagen nichtjüdischer Provenienz, die Juden und jüdisches Leben thematisieren. Lediglich in einer Randbemerkung seines sagenkundlichen Standardwerks von 1989 registriert Leander Petzold: „Das Bild der Juden in der volkstümlichen Überlieferung spiegelt die gesellschaftliche Ächtung, Unterdrückung und Verfolgung wider, denen diese Volksgruppe seit dem 12. Jahrhundert ausgesetzt war.“ Diese pauschale Wertung, die der geschichtlichen Wirklichkeit nicht gerecht wird, findet sich unverändert auch in der neubearbeiteten Zweitausgabe von 2001.303 *** Aus der abschließenden Betrachtung jener Judenwege und entsprechenden Flurnamen, die nicht aufgrund berufsgebundener und religiös geprägter 300 301 302 303
Vgl. Gerndt, 1991, 139; Kapfhammer, 1985, 17; Seidenspinner, 1991, 526. Vgl. Jeggle, 1987, 93, 49; Kapfhammer, 1985, 17; Gerndt, 1991, 137. Vgl. Takács, 2000, 31; Petzold, 1989, 145; Jeggle, 1990, 53–66. Vgl. Petzold, 1989, 119; Petzold, 2001, 145.
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Funktionen entstanden und nicht Resultat antijüdischer Gesetzgebung waren, wird Folgendes deutlich: Diese Wege besaßen die Funktion, Ortschaften zu vermeiden und damit gefahrbringende Begegnungen zu umgehen. Diese Wege zu benutzen war demnach eine aktive Möglichkeit, Anfeindungen, Gewalttaten und Mordabsichten der christlichen Dorfbevölkerung aus dem Weg zu gehen. Darüber hinaus liegen viele der Judenwege oft abgelegen und führen entlang der Grenzlinien. Ein uckermärkischer Flurnamenforscher hatte so Unrecht nicht, als er, ohne Belege anzuführen, bekundete, das Bestimmungswort Jude beziehe sich „in Flurnamen auf ‚Handel, Besitz‘, ‚Beraubung‘ oder auch ‚Tod eines Juden‘“.304 Obwohl hier nicht jedes Toponym nach seinem historischen Entstehungszusammenhang und der jeweiligen Erzählsituation untersucht werden konnte, und obwohl nicht einmal jede Sage einer Tradition entstammt, sondern durchaus auch ad hoc erfunden worden sein kann, wird deutlich, dass in zahlreichen volkstümlichen Vorstellungen die Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude zu einem auffallend hohen Prozentsatz mit Mord und Tod verknüpft wurden. Sie werden als Orte des Mordes an Juden erläutert – entweder an einzelnen Personen oder in Form eines Pogroms. Sie sind durch ihre Benennung zu Orten geworden, an die sich mehr oder minder vage Erinnerungen heften, aber auch – und so drängt es sich auf – zu Orten, mit welchen fortdauernde Mordabsichten verknüpft sind. Diese Toponyme sind Produkt des katholisch geprägten Judenbildes,305 das durch das Aufkommen des modernen Antisemitismus in den 1880er und 90er Jahren forciert wurde und sicherlich zu einseitigen Deutungen von Lokalhistorie und Flurnamen führte. Dass also der Judenweg, die Judenstraße, sofern sie abseits und uneinsichtig durch das Gelände zogen, eine mögliche Garantie für Sicherheit geboten haben mögen, lässt sich so nicht mehr vermuten. Abgesehen davon, dass dies für jeden einzelnen Weg gesondert zu untersuchen ist, widerlegen die hier genannten Mordorte diese These. Jene Flurnamen und die damit verbundenen Interpretationen werfen ein deutliches Licht auf den nicht von der Hand zu weisenden Kontext von Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude und der Lebensgefahr, die für Juden an diesen Orten bestehen konnte. Es ist jedoch nicht nur die Vorstellung vom gewaltsamen Tod eines oder mehrerer Juden, die mit einer präzise definierten Örtlichkeit verknüpft wurde und wird, welche einen bestimmten Namen erhielt, um diese Vorstellung im Bewusstsein wach zu halten. Dadurch dass diese Todesvorstellungen 304 Vgl. Lippert, 1970, 98. 305 Vgl. Langer, 1994.
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nach außen verlagert und an einen bestimmten Platz gebannt werden, verliert dieser Platz in der Regel seine Harmlosigkeit, seine Neutralität. Er wird häufig zu einem verrufenen und bedrohlichen Ort, den man möglichst meidet. Die Sagen, die man mit diesen Orten verknüpft, verstärken dieses Phänomen. Eine Sage aus dem schwäbischen Tannhausen zeigt dies deutlich: Nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde aus diesem Ort sollte der jüdische Friedhof beackert werden. Aber die Ackerpferde verunglückten stets bei der Arbeit. Die Ortsverwaltung war daraufhin gezwungen, das Friedhofsgelände nicht zu beackern, sondern zu bewalden.306 In diesem Sagenbeispiel deutet sich an, dass die Tannhauser Ortsbevölkerung bewusst oder unbewusst ihre Schuldgefühle bezüglich der Vertreibung der Juden aus dem Ort und der Friedhofszerstörung zur Sprache brachte. Damit bewies sie, dass sie im Grunde sehr genau wusste, dass dies eine grobe Unrechtstat gewesen war, denn der verwüstete jüdische Totenacker wehrt sich, er lässt sich nicht mehr bewirtschaften, die Ackerpferde verunglücken regelmäßig. Zu viele Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude tragen diese Hinweise auf tatsächliche oder in der Phantasie existierende Gewalttaten an Juden in sich, sodass diese Orte, diese Wege und Äcker, Tümpel und Bäume – nicht zuletzt Droste-Hülshoffs Judenbuche – zwar Orte der Heimat bedeuten können, eine „Heimat“ jedoch, die nicht für die jüdischen Nachbarn gilt. Ihnen wurde Heimat zu großen Teilen verweigert – wie die Judenwege und entsprechende Toponyme deutlich zum Ausdruck bringen. Diese Toponyme sind zugleich Indikatoren für einen Graubereich der Zivilisation, in dem die Regeln der Menschlichkeit offenbar außer Kraft treten konnten. Auch wenn 1833 eine amtliche Erhebung dem Dorf Unteraltertheim im ehemaligen Waldsassengau hinsichtlich der „allgemeinen und bürgerlichen Verhältnisse der Israeliten“ bescheinigt, „es herrscht vielmehr zwischen den Christen und Juden dahier das beßte Einverständniß“,307 so sprechen die zahlreichen Judenwege und -pfade in der näheren Umgebung doch eine andere Sprache. Wenn bestimmte Wege, auf welchen jüdische Händler zum Teil ihr Leben lang unterwegs waren, den Namen Judenweg erhielten – und dies stets durch die nichtjüdische Bevölkerung – so wurde dieser Weg aus dem Bereich der zumindest vertrauten, vielleicht auch heimatlichen Umgebung herausgeschnitten, ausgegrenzt. Ausgegrenzt – sowohl für die christliche Bevölkerung, die eine Flur durch das Bestimmungswort Jude häufig zu einem „unheimlichen“ Ort, zu einem „Un-Ort“ degradierte, in erster Linie aber für die Juden, die sich somit täglich und teils ein Leben lang auf We-
306 Vgl. Münz, 1930, 74f (ohne Quellenangabe). 307 StA Wü, LRA Mar 2377 (1832/36).
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gen bewegten, die von außen bewertet, zum Teil abgewertet und nicht selten stigmatisiert wurden.308 Eine Ausnahmeerscheinung, ja fast ein Regelverstoß, scheint hier ein anonymes mundartliches Heimatgedicht aus dem schwäbischen Bobingen der späten 1920er Jahre zu sein: Darin werden die „Bobinger Hausnamen“ in Reimen vorgestellt. Die elfte und letzte Strophe lautet immerhin: Wir haben dann a Lacha und ä Wies, / An Venusberg ganz g’wiß, / A Judagaß ist a dabei, / A Kappazipfel, d’ Fuggerei, / Ein wahres Paradies.309
308 Im holländischen Vledderen entstand 1998 eine Diskussion um den Diffamierungscharakter dieses Namens. Ein Neubürger forderte die Umbenennung des dortigen Judenwegs, da er Assoziationen mit „Juden weg“ oder „Weg mit den Juden“ hervorrufe. Der Name war jedoch, „solange man in dem friesischen Dorf Vledderen zurückdenken kann“, der mundartliche Name für einen Sandweg. Auf Wunsch der Einwohner wurde er 1966 amtlich – als Ehrung für jene 180 Amsterdamer Juden, die hier 1942 zum Straßenbau zwangsverpflichtet wurden. Das Zentrum Information und Dokumentation Israel (CIDI) in Den Haag empfahl die Umbenennung in Judenstraßenweg oder Judenallee. Dies wurde abgelehnt, da bereits 1982 weder die Anne-Frank-Stiftung noch das Gedenkzentrum Westerbork Bedenken gegenüber dem Namen Judenweg gezeigt haben, vgl. „sw“, [um 1998], o.S. 309 Vgl. N.N., 1927/28, o.S.
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7. Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick Zurückkehrend zum ursprünglichen Ausgangspunkt, den Wanderungen und Exkursionen durch das ländliche Bayern, stellt sich die Frage, welche Fakten und Erkenntnisse, welche Thesen und Hypothesen aus der Auseinandersetzung mit dem Toponym Judenweg gewonnen werden konnten. Ziel war es, anhand der Analyse ein einziges Toponym und seiner sinnverwandten Formen, die Judenpfade, -gassen, -steige, -straßen aber auch die Judenbäume und Judensteine zum „Sprechen“ zu bringen. Die in den Toponymen verborgenen und konservierten Hinweise auf historische Ereignisse und Lebensbedingungen gaben Aufschlüsse über die Kulturgeschichte des ländlichen Judentums. Dabei zeigten sich weitreichende Übereinstimmungen der Befunde aus dem unterfränkischen Schwerpunkt mit den Befunden überregionaler Judenwege. Die facettenreichen mündlich überlieferten Informationen offenbarten die spezifische Etikettierung der Toponyme durch die Bevölkerung. Die Analyse des Flurnamenmaterials machte Details jüdischen Alltagslebens in umfangreichem Maße lesbar, die die Erkenntnisse über die Kulturgeschichte des ländlichen vor allem bayerischen Raumes vom 17. bis frühen 20. Jahrhundert erweitern. Ein einziges Toponym beleuchtet einen Ausschnitt menschlichen Zusammenlebens. Damit wurde jüdische Kultur und Geschichte erstmals aus dem Blickwinkel und mit den Methoden der Flurnamenforschung untersucht. Folgende elf Thesen fassen die wesentlichen Ergebnisse und Erkenntnisse zusammen: I. Die Judenweg genannten Strecken visieren stets ein Ziel an; sie sind grundsätzlich weder Sackgassen noch blind endigende Wege, die man im Holländischen doodlopender weg, totlaufender Weg, nennt.1 Während sich vor allem die jeweiligen Wohnorte der Juden als Ausgangspunkte der Judenwege erwiesen – und dies nicht nur im ehemaligen Waldsassengau – so fungierten zahlreiche unterschiedliche Punkte als Zielorte: die benachbarte jüdische Gemeinde, die dortige Synagoge (seltener Mikwe), der sehr häufig weit entfernte Friedhof, die Eruwgrenze, die Anlegestelle einer Fähre, die Kunden in zahlreichen Dorfschaften und Städten, unzählige Marktorte und 1
Vgl. Linschoten, 1954, 247.
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Zusammenfassung und Ausblick
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Viehmärkte, die Schule im Nachbarort. Judenwege sind jedoch keineswegs auf die Überwindung einer geographisch-räumlichen Distanz reduzierbar. Sie sprengen den Rahmen einer rein topographischen Deutung, einer bloßen Verbindung zweier Punkte, denn sie beschreiben einen spezifischen Aktionsraum. II. In ihrer maßgeblichen Bedeutung als Wege der jüdischen Händler und Viehhändler, als Wege zu jüdischen Friedhöfen, zur nächsten jüdischen Gemeinde, als religionsgesetzlich erlaubte Wegstrecken für den Schabbatspaziergang, spiegeln die Judenwege nicht nur politische Rahmenbedingungen der Juden im Deutschland des 16. bis frühen 20. Jahrhunderts, sondern vor allem Aspekte der spezifisch jüdischen Alltagsgeschichte auf dem Land. Sie sind Kulturzeugnisse und zum Teil der einzige Zugang zu bislang unbeachteten volkskundlichen und historischen Phänomenen. So manifestierten sich manche Judenwege als Beispiel dafür, dass aufgrund der häufig isolierten und verstreuten jüdischen Ansiedlungen in bestimmten ländlichen Regionen eine halachische Lebensführung in der Praxis nicht durchführbar war: Nicht jede jüdische Ansiedlung oder Gemeinde besaß einen Minjan, eine eigene Synagoge oder gar einen Friedhof. Die Entfernungen zur nächsten Synagoge oder insbesondere zum Friedhof waren jedoch mitunter so groß, dass demzufolge weder die regelmäßigen gemeinsamen Gebetszeiten eingehalten werden, noch Gottesdienste stattfinden konnten, geschweige denn Beerdigungen, die vorschriftsmäßig noch vor Sonnenuntergang am Sterbetag geschehen sollten. III. Die Bezeichnung Judenweg ist eine Fremdbenennung von außen und entstand zum einen aufgrund der hohen Mobilität der jüdischen Bevölkerung, die offensichtlich zu bestimmten Zeiten bestimmte Wegstrecken benutzte. Diese erzwungene permanente Mobilität und Überwindung größerer Distanzen stand im sichtbaren Gegensatz zur Lebensweise der nichtjüdischen Mehrheitsbevölkerung, die durch Ackerbau und Viehzucht an einen festgelegten Lebens- und Aktionsraum gebunden war. Die Flurnamen zeigen, dass die nichtjüdische Umgebung die Mobilität ihrer Nachbarn und die charakteristische Art der jüdischen Religionsausübung durchaus wahrnahm und mit eigenen Namen belegte. Die jüdische Bevölkerung fiel andererseits auch als Minderheit auf, was der Mehrheitsbevölkerung verstärkt Anlass zur Ausprägung des Toponyms Judenweg gab. Folglich konnte es einen Christenweg in diesem Sinne nicht
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geben – entsprechende Wege nannte man Kirchenweg oder Totenweg. Innerhalb der christlichen Bevölkerung fand überdies auch kein vergleichbares Unterwegssein statt. Auf die spezifisch jüdische Mobilität in ländlichen Regionen verweisen auch die Toponyme Judenbrunnen und Judenbaum. In ihnen kristallisierte sich die Bedeutung spezieller Örtlichkeiten, die sich als spezifische Raststationen und Treffpunkte kennzeichnen und teils mit religiös-rituellem Brauchtum verknüpft waren. Diese Örtlichkeiten sind ausschließlich in Flurnamen überliefert und bilden ein räumliches Bezugsmuster, das in vielen Fällen auch ohne Berührung von Wegestrecken mit entsprechenden Bezeichnungen funktioniert. IV. Die Mehrzahl der Judenwege und -pfade visierte jedoch nicht allein ein religiös oder wirtschaftlich bedingtes Ziel an, sondern resultierte aus einer Zwangslage: Die hauptsächliche und vorherrschende Entstehungsursache eines Judenwegs ist die judenfeindliche Herrschaftspolitik sowie die Judenfeindlichkeit der dörflichen Mehrheitsbevölkerung seit dem 15. Jahrhundert. Sämtliche weiteren Funktionen sind diesem Kriterium untergeordnet und Folge dieser Zwangslage. Ausnahmen sind hier lediglich die Wegstrecken, für deren Ausprägung endogen jüdische Aspekte maßgeblich waren, etwa die Schabbeswege und jener Buttenwiesener Judensteig, der als bislang einzig bekanntes Flurnamenbeispiel einem Minhag Ausdruck verlieh. Die jüdischen Dorfbewohner mussten sich mit den genannten obrigkeitlichen Repressalien arrangieren. Nicht nur die genannten Ortsbetretungsverbote, sondern auch die detaillierte Separatbesteuerung für Juden nötigten zur Benutzung separater Wege. Dass der Leibzoll, dessen Aufhebung sich in Bayern 2007 zum 200. Mal jährte, mit allen zugehörigen Schikanen, vom Brautzoll bis zum praktisch unbezahlbaren Totenzoll, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zur Ausprägung eigener Wege führte, die durch die Namensform Judenweg sichtbar wird, gehört zu den vergessenen Kapiteln deutschjüdischer Geschichte. Die Analyse des Flurnamenmaterials belegt vor allem aber folgende Tatsache: Handelte es sich beispielsweise nicht um Juden, bzw. wären Juden rechtlich und gesellschaftlich der Mehrheitsbevölkerung gleichgestellt gewesen, so wäre nur eine einzige der eruierten Funktionen der Wege statthaft: die Funktion als Abkürzung des regulären Straßen- und Wegesystems. Alle anderen Funktionen hätten ihre Bedeutung verloren. Ohne jahrhundertelange Berufsbeschränkungen für Juden hätte es keinen Zwang zu Handelsberufen und damit zur Mobilität gegeben. In einem System der Religionsfreiheit hätten mehr jüdische Gemeinde über Synagogen, Friedhöfe
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und Bildungseinrichtungen verfügt und wären in der Lage gewesen, einen Minjan zu bilden. V. Neben ihrem Charakteristikum als Abkürzung innerhalb des offiziellen Wege- und Straßensystems sind Judenwege – sofern es sich dabei nicht um reine Ereignisnamen handelt – immer multikausal. Ein Judenweg wurde stets aus verschiedenen Anlässen und Bedürfnissen parallel benutzt – schon alleine, weil es abgesehen von jeder scheinbar sinnhaften Funktion als Wirtschaftsweg, Schabbesweg oder Weg zum jüdischen Friedhof in jedem einzelnen Fall darum ging, Anfeindungen, Repressalien und das Übertreten von speziellen Verboten zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Vereinfacht gilt: Ein Judenweg stellt in der Regel die kürzeste, zugleich billigste und vermeintlich ungefährlichste Verbindung zwischen zwei bestimmten Orten dar und befindet sich in den meisten Fällen außerhalb des offiziellen Wege- und Straßensystems. VI. Unter den Entstehungsursachen der Judenwege wiegt die Achtsamkeit der jüdischen Händler und Hausierer vor Misshandlungen, Nachstellungen und Raubüberfällen außerhalb des dörflichen Rayons besonders schwer. Jüdische Händler und Hausierer waren durch die gesellschaftliche und politische Sonder-, bzw. Randstellung einem erhöhten Risiko an Überfällen ausgesetzt. Körperliche Misshandlungen und Mordanschläge waren besonders vom 15. bis 18. Jahrhundert keine Seltenheit. Im frühen 19. Jahrhundert erreichten sie allein in Mainfranken ein neues Höchstmaß, durch die schwere Judenverfolgung 1819, fortdauernde Pogromstimmungen und weitere antijüdische Gewalttaten 1848. Daraus resultierte die Notwendigkeit, Wege und Straßen aufzusuchen, die zwar weniger frequentiert und beobachtet waren und Ortschaften vermieden, auch wenn sie keine Gefahrlosigkeit garantieren konnten. Dieses Vermeiden von Ortschaften und Begegnungen gilt für viele Judenwege und erweist sich als eine charakteristische Eigenschaft des Judenweges schlechthin. Dass sich überdies im Waldsassengau, anders als in übrigen Regionen Bayerns, vorwiegend Judenpfade, also schmale und untergeordnete, erst durch das Gehen selbst entstandene Wegspuren herausbildeten, die sich im Gegensatz zur Straße dem Gelände und der Landschaft anpassten,2 mag in diesem Kontext einleuchtend sein. Weshalb jedoch sämtliche Judenpfade 2
Vgl. Linschoten, 1954, 253.
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im heutigen Bayern ausnahmslos in Unterfranken belegt sind, nicht aber in Ober- und Mittelfranken oder Schwaben, ist nicht erklärbar. Selbst wenn der Begriff Pfad in bayerischen und österreichischen Mundarten nicht üblich war,3 so finden sich doch zahlreiche Judenpfade in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. VII. Viele Judenwege, solange sie nicht dem täglichen Kontakt benachbarter jüdischer Gemeinden dienten, führten fern von Dörfern und Siedlungen durch wenig frequentierte Wälder, Äcker und Wiesen, bildlich gesehen am Rande der Gesellschaft und in Grenzbereichen der Gesellschaft, nicht selten, wie im Detail erläutert, direkt auf Grenzlinien. Das heißt, die gesellschaftspolitische, wirtschaftliche und soziale Ausgrenzung der jüdischen Nachbarn hinterließ eigene Wege und eigene Namen. Die Judenwege sind zum großen Teil Produkte der Ausgrenzung, die, bildlich gesehen, wie Narben die Erde überziehen. Sie sind jedoch auch als ein kreativer Akt einer bedrängten Minderheit lesbar, eine endogene Strategie, sich mit äußeren Beschränkungen zu arrangieren, um zu überleben. VIII. Judenwege waren in mehrfacher Hinsicht das Ergebnis einer aktiven Suche nach einer weniger belastenden Mobilität. Dass diese Wege allerdings keine Garantie boten, dass sie teils auch schlichtweg Orte des Todes waren, zeigen eine Vielzahl der Judenwege und -pfade und ebenso etliche andere Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude. Im Volksmund werden sie sehr häufig mit Pogromen in Verbindung gebracht, mit Morden an einzelnen Juden oder mit dem Unfalltod oder der Selbsttötung von Juden. Das Alter sowie die Entstehungs- und Tradierungszusammenhänge dieser Flurnamendeutungen sind dabei nur in den wenigsten Fällen rekonstruierbar. Fest steht, dass durch diese Interpretationsmuster die Vorstellung vom gewaltsamen Tod eines oder mehrerer Juden an einem bestimmten Ort verankert wird – gleichgültig ob auf Fakten oder Fiktionen beruhend. Diese Vorstellungen kursieren im dörflichen Erzählzusammenhang und sind durch ihre drohende Botschaft nicht immer deutlich von antijüdischen Wunschvorstellungen zu unterscheiden. Die sagenähnlichen Interpretationen der Toponyme verstärken diesen Aspekt. Denn Flurnamen sind häufig Auslöser von Fehlinterpretationen in Form von Sagen und offenbaren die Phantasien ihrer 3
Vgl. Grimm, Art. Pfad, 1985, VII 1582.
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Produzenten und unkritischen Tradierer. Die Stigmatisierung der Juden als Fremde und „Andersartige“ und letztlich ihre Dämonisierung und Diabolisierung, wie sie in der Konstruktion einer „jüdischen Teufelsfigur“ in jener Birkenfelder Sage zu Tage tritt, war auch in dieser Region ein Element, das Teile der nichtjüdischen Mehrheit zur Identitätsstiftung und Heimatkonstruktion benötigten. IX. All diese Aspekte sind besonders offensichtlich in den Deutungen der Judensteine enthalten, die sich als spezielle Projektionsflächen volksetymologischer Interpretationskunst erwiesen. Gerade weil meist keine archivalisch belegbaren Erklärungen über ihren ursprünglichen Aufstellungszweck und die Herkunft ihres Namens vorliegen und sogar in den wenigsten Fällen klar zu sein scheint, ob die Namensform Judenstein korrekt oder Produkt einer lebendigen volksetymologischen Überlieferung ist, nehmen die Deutungen überhand. Auch sie künden oft vom gewaltsamen Ende jüdischer Händler und Hausierer. X. Dass also der Judenweg, der Judenpfad, die Judenstraße, sofern sie abseits und uneinsichtig durch das Gelände zogen, eine mögliche Garantie für Sicherheit geboten haben mögen, lässt sich so nicht mehr behaupten. Mit Ausnahme der Schabbeswege können sie als ausgesprochene „Un-Orte“ verstanden werden. Zu „Un-Orten“ werden diese Wege und Orte auch durch einen weiteren entscheidenden Aspekt: Der Name Judenweg und seine sinnverwandten Formen sind, solange sie nicht dem religionsgesetzlichen Kontext entspringen, keine neutralen Begriffe. In ihnen klingen Deklassierung und Diffamierung an. Die gezeigte Verknüpfung mit Mord und Tod zeigt dies überdeutlich, ebenso die Tendenz, abgelegene ‚unheimliche‘ Örtlichkeiten durch das Bestimmungswort Jude zu klassifizieren – nicht weniger aber auch jene Fluren, die mit dem Bestimmungswort Jude versehen wurden und auffällig niedrige Bonitätsklassen besaßen, etwa unwegsame, schmale, steile Feldwege oder steinige Äcker. Wenn bestimmte Wege, auf welchen jüdische Händler täglich und zum Teil ihr Leben lang unterwegs waren, den Namen Judenweg erhielten – und dies prinzipiell durch die nichtjüdische Bevölkerung – so wurden diese Wege aus dem Bereich der zumindest vertrauten, vielleicht auch heimatlichen Umgebung herausgelöst. Denn durch das Bestimmungswort Jude wurden die Wege, auf denen sich die jüdischen Händler, Hausierer, Trauernden und Gottesdienstbesucher bewegten, von außen bewertet, oft abgewertet und
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nicht selten stigmatisiert. Mit ihnen werden zum Teil auch bis heute unhinterfragt antijüdische Stereotype überliefert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Begriff Judenweg wegen dieses diskriminierenden Untertons innerhalb der vorhandenen endogen jüdischen Quellen keine Rolle spielte. Er ist hier – anders als Ruth Weiss in ihrem Roman schildert aber nicht belegt4 – im jüdischen Sprachgebrauch nicht präsent gewesen. XI. Die Existenz dieser Wegbezeichnungen ist ein Gradmesser für die Bedingungen jüdischen Lebens auf dem Lande in den vergangenen vier Jahrhunderten sowie für die Qualität der Beziehungen zwischen jüdischer und christlicher Landbevölkerung. Judenwege und ihre sinnverwandten Formen zeugen als Fremdbenennung von der intensiven gedanklichen Beschäftigung der nichtjüdischen Mehrheit mit den Juden. In ihnen spiegeln sich Aspekte jüdischer Geschichte und die Stellung der Nichtjuden zu ihnen. Sie beschreiben im Weitesten das Verhältnis zwischen beiden Bevölkerungsgruppen. Damit wird aus einem bislang unbeachteten Blickwinkel Licht auf das jüdische Leben auf dem Land geworfen und das Nebeneinander, Mitund Gegeneinander beider Sozialgruppen thematisiert und dokumentiert. Dass die Ergebnisse vorwiegend die Schattenseiten ans Tageslicht beförderten, dass hier in weiten Teilen keine unbeschwerte und vergnügliche jüdische Alltagsgeschichte thematisiert werden kann, wie sie gleichwohl existiert hat und mit den genannten Schabbesspaziergängen, dem Chometzfeuer und manchen geschilderten Minhagim verknüpfbar ist, gibt zu denken. *** Einige Überlegungen zum Prozess des Unsichtbarwerdens der genannten Flurnamen möchte ich abschließend noch hinzufügen: Zweifellos ist der Funktionsverlust der Wegenamen als immanenter Faktor begreiflich: Es liegt auf der Hand, dass einige der Judenwege, vor allem im Laufe des 19. Jahrhunderts zumindest ihre besondere verkehrstechnische Bedeutung verloren. Einerseits bestand durch die politische und territoriale Veränderung Anfang des 19. Jahrhunderts, durch die Aufhebung der Ortsbetretungsverbote und insbesondere des Leibzolls 1807 zumindest von dieser Seite keine Notwendigkeit mehr, spezielle Wege zu benutzen, die Orte und Zollstationen vermieden. Durch die Entwicklung des Verkehrswesens und insbesondere durch den Ausbau der Eisenbahnstrecken wurden weitere Wege hinfäl4
Vgl. Weiss, Ruth: Der Judenweg, Berlin 2004.
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Zusammenfassung und Ausblick
361
lig, hierunter besonders die Judenwege und Judenstraßen, die auf Trassen ehemaliger Fernwege und Altstraßen verliefen. Dass bei der Verlagerung des Handelsverkehrs auf die Schiene selbst kleinere Bahnstrecken spezifische Namen erhalten konnten, wie die Judenrutsch(el) im südwestlichen Umland Augsburgs, ist eine lokale Ausnahmeerscheinung. Einen massiven Bedeutungs- und Funktionsverlust erfuhren die Wege durch die Abwanderungen der Juden aus den Dörfern in größere Städte – nach Aufhebung der Matrikelgesetzgebung ab den 1860er Jahren – sowie durch die Auswanderung nach Übersee gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die veränderte Berufsstruktur reduzierte sich zumindest der Anteil der Händler und Viehhändler unter den Juden. Es gibt bislang nur ein Beispiel, das den Bedeutungsverlust eines Judenweges im bildsprachlichen Namenswandel tradiert: Der frühere Judenweg, eine Landstraße Richtung Königsfeld im oberfränkischen Poxdorf wurde, als er „alt“ und „aufgelassen“, sprich nicht mehr benutzt wurde, zum Toten Judenweg/Judensteig und durch die neue Straße über Laibarös ersetzt.5 Neben dem Bedeutungsverlust der Wege ist auch ihr rein physischer Verlust zu konstatieren. Durch die Flurbereinigung, die Zusammenlegung kleinerer Fluren zu einem größeren Ganzen, werden nicht nur die Wege an sich aufgelöst, sondern auch angrenzende Fluren. Primäre und sekundäre Flurnamen werden von den Meßtischblättern und Landkarten gelöscht – und letztlich auch aus dem Gedächtnis der Bevölkerung. Damit gehen die Botschaften, die durch die Toponyme teils über Jahrhunderte überliefert wurden, verloren. Ein Verlust, der mitunter durch aktive Verdrängung forciert und gefördert wird. Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen Erinnerung und Verdrängung. Die zahlreichen genannten Versuche, Wege- und Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude in einem Gebiet mit jahrhundertelanger Nachbarschaft von Juden und Christen umzudeuten, der germanischen Mythologie einzuverleiben oder schlicht zu ignorieren, zeugen von einer stillschweigenden Form des Antisemitismus. In eine ähnliche Richtung weist die vielerorts mangelnde Bereitschaft, sich mit der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte auseinander zu setzen. Wenn der Leiter eines unterfränkischen Volksbildungswerkes 1992 schreibt: „Ein Vortrag mit dem Thema ‚Flurnamen als Zeugnisse des Judentums‘ paßt leider nicht in unser Programm, sodaß wir dankend ablehnen müssen“, ist dies zugleich eine Absage an eine Gelegenheit, die jüngere Vergangenheit der eigenen Region kritisch zu reflektieren.
5 BayFlNA, FlNS Poxdorf, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 67; vgl. Wilhelm Müller, 1976, 83–98, frdl. Hinweis Siegfried Pokorny, Bayreuth, Korr. 10.5.1992.
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362
Zusammenfassung und Ausblick
Zum Schluss sei noch auf einige weiterführende Fragestellungen hingewiesen. Vieles wurde hier schon genannt, manches möchte ich nochmals betonen: Allem voran steht die geographische Ausweitung der hier grundgelegten Forschung auf weitere regionale Schwerpunkte – zu nennen wären etwa Hessen, das Elsass, Ungarn und Polen. Daneben erfordern zahlreiche ungeklärte spezifische Toponyme, wie sie im anschließenden Register genannt werden, etwa Judenparlament, Judenstreich, Judenmatzen, Judenzippe, eine umfassende Analyse. Daran schließen sich religions- und kulturgeschichtliche Überlegungen zu den erwähnten Mikwaot und Begräbnisplätzen in freier Natur. Fraglos sind auch jene einschlägigen Toponyme zu untersuchen, die auf die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Sinti und Roma in Deutschland und angrenzenden Ländern hinweisen: Flurnamen wie Zigeunerweg und Zigeunerbaum scheinen analog der Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude von der Ausgrenzung und Abwertung durch die namengebende Bevölkerungsmehrheit zu künden. Bezüglich der Rezeptionsgeschichte der Toponyme in Bayern wäre die erläuterte Tendenz, Flurnamen mit dem Bestimmungswort Jude zu germanisieren, den Standort eines Judensteins kurzerhand zur „Thingstelle“ umzufunktionieren und damit einen Zusammenhang mit den seit dem hohen Mittelalter zahlreich in Franken und Umgebung lebenden Juden zu leugnen, eine eigenständige Studie wert. Zu guter Letzt wäre auch zu untersuchen, ob und inwieweit die Judenwege mit dem Wegesystem, auf dem sich die partiell kriminellen jüdischen und nichtjüdischen Unterschichten bewegten, identisch gewesen sind.
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Anhang Register aller eruierten Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude Schwerpunkt Bayern Anhang Anhang Das Register enthält alle eruierten Toponyme mit dem Bestimmungswort Jude – gegliedert nach Bundesland, Regierungsbezirk, Landkreis, Gemeinde und Ortsteil. Unter der Rubrik „Bemerkungen“ sind Hinweise zur Kulturart des jeweiligen Toponyms und seiner Lage vom Dorfmittelpunkt (in Himmelsrichtung) verzeichnet sowie mundartliche und historische Namenformen. Abkürzungen sind im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst. Generell gilt: Gleichlautende Toponyme wurden nur mit ihrem ältesten und jüngsten bzw. bedeutendsten Beleg aufgeführt. Historische Namensbelege, das heißt alle, die vor der amtlichen flächendeckenden Flurnamenerhebung (um 1830) datiert sind, erscheinen im Register kursiv.
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Feuchtwangen, St
Dürrwangen, M Ehingen
Judengasse
Judenbuck
Judengasse
Glashofen
Mögersbronn
Judensteig, beim
Ehingen
Aichenzell
Judenweg Judenweg
Wiesethbruck Sulzach
Bechhofen
Bechhofen, M
Judengasse (im Ort) +
Name
Voggendorf
Arberg
Arberg, M
Judenbegräbnis Judenberg, am Judenbugweg Judenhof, am Judenhofweg Judensteig Judenweg, am Gründlein im Judenwiese
Gmk.
Gemeinde
Flurnamentabelle Lkr. Ansbach
1833; 1929/30 1855
1690; 1935 1855; 1931
1936 1934
1936
1935/36 1935/36 1935/36 1935/36 1935/36 1935/36 1935/36
1936
Jahr
Feldweg
öffentl. Feldweg
Wi, S
Weg; Vm Weg, W
Wi, S
Straße, N; 1993: Feuchtwanger Str. NW A, Wi, S A, NW A, NW Weg, NW S A, Wi, S
Bemerkung
Baumeister [Hg.], 1991, 548; BayFlNA, FlNS Ehingen a. Hesselberg, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1935) 90 StadtA Feuchtwangen, GdeA Aichenzell 14, 281, Korr. D. Weiß, Leiter d. StadtA Feuchtwangen, 28.12.1991; BayFlNA, FlNS Aichenzell, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1931) 184 Korr. H. Ebert, Feuchtwangen, 11.1.1993; BayFlNA, FlNS Vorderbreitenthann, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929/30) 38 StadtA Feuchtwangen, GemeindeA Aichenzell 14, 281, frdl. Hinweis D. Weiß, Leiter des StadtA Feuchtwangen, Korr. 28.12.1991
BayFlNA, FlNS Wiesethbruck (mit Voggendorf), AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 133 BayFlNA, FlNS Wiesethbruck, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 50 BayFlNA, FlNS Sulzach, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1934) 68
BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 123 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 132 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 133 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 134 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 138 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 140 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1935/36) 131
BayFlNA, FlNS Arberg, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 76; Korr. Markt Arberg, 24.6.1993
Quelle
Mittelfranken
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Weiltingen, M
Leutershausen, St Merkendorf, St Rügland Schnelldorf Schopfloch, M Wassertrüdingen, St
Judenweg Judenbusch, am
Judenholz Judensteigholz, am Judenlehen Judenäckerl Judenweg
Judenwasen Judengraben, im Judenweg
Judengraben Judensteig, im/am Judenmährlein, am Judenwasen, am
Sauerbach Büchelberg
Merkendorf
Fürnheim Geilsheim Obermögersheim
Schobdach Frankenhofen Weiltingen
Rügland Haundorf Schopfloch
Rauenzell
Judenbaum (am) Judentempel Judenweg, am, im
Neunstetten
Judenweg
Judensteig Judenstraße
Juden- oder Straßenacker Judenbuck
Reichenbach
Unterdallersbach
Name
Gmk.
Gerolfingen Gerolfingen Heilsbronn, Müncherlbach St Herrieden, St Lammelbach
Gemeinde
Bemerkung
Weg, N
1930: Ö, Wa, S
A, NNW
1936 1931 1960 1960
1930 1935 1935/36
1931 1931 1934 1936
1937/38 1937
Graben, O A, N
Wa, Weg, SW A, Wi, NW Weg, N
A, SO A, SO O A, NW Weg
Weg, S Wi, SW
Feld- u. Waldweg 1929 A, S 1929 Wi, NO; Vm 1924–26 Wi, A, S
1962
1833; 1930 1936
1923/24
Jahr
BayFlNA, FlNS Fürnheim, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1930) 48 BayFlNA, FlNS Geilsheim, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1935) 64 BayFlNA, FlNS Obermögershm., AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1935/36) 259 BayFlNA, FlNS Schobdach, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1936) 53 BayFlNA, FlNS Frankenhofen, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1931) 62 BayFlNA, FlNS Weiltingen, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1960), o.lfd.Nr.
BayFlNA, FlNS Rügland, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1934) 85 BayFlNA, FlNS Haundorf, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1936) 51 Korr. Markt Schopfloch, Bgm. Hofmann, 10.1.1992
BayFlNA, FlNS Merkendorf, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1931) 89
Bestandsverz. für öffentl. Feld- u. Waldwege, Gde. Lammelbach, 21.3.1962, frdl. Hinweis Stadt Herrieden, 7.7.1993 BayFlNA, FlNS Neunstetten, AltLkr. Feuchtwng., Mfr. (1929) 107, 144 BayFlNA, FlNS Neunstetten, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929) 108 BayFlNA, FlNS Bechhofen, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1924–26) 135, 136 BayFlNA, FlNS Lammelbach, AltLkr. Feuchtwng., Mfr. (1937/38) 128 BayFlNA, FlNS Büchelberg, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1937) 229
Korr. H. Ebert, Feuchtwangen, 11.1.1993; BayFlNA, FlNS Vorderbreitenthann, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1929/30) 11 BayFlNA, FlNS Gerolfingen, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1936) 54 Schlüpfinger, 1990, 65
BayFlNA, FlNS Mosbach, AltLkr. Feuchtwangen, Mfr. (1923/24) 19
Quelle
Flurnamentabelle
365
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Großhabersdorf Obermichelbach
Lkr. Fürth
Weisendorf, M
Eckental, M Herzogenaurach, St Höchstadt a.d. Aisch, St Mühlhausen, M
Unterschlauersbach Obermichelbach
Bemerkung
Weg, O; im Ort Ö, Wi, S A, S; Vm: judnplötz Weiher, SO
1938/39 1938 1938
Quelle
BayFlNA, FlNS Bösenbechhofen, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1936) 228
BayFlNA, FlNS Baiersdorf, AltLkr. Erlangen, Mfr. (1938/39) 124 BayFlNA, FlNS Forth, AltLkr. Erlangen, Mfr. (1938) 60 BayFlNA, FlNS Burgstall, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1938) 60
BayFlNA, FlNS Baiersdorf, AltLkr. Erlangen, Mfr. (1938/39) 124 BayFlNA, FlNS Baiersdorf, AltLkr. Erlangen, Mfr. (1938/39) 123
StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Untereschenbach (1834) 127’ BayFlNA, FlNS Windsbach, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1925) 30b BayFlNA, FlNS Windsbach, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1925) 132 BayFlNA, FlNS Windsbach, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1925) 75 BayFlNA, FlNS Grüb, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1936) 51 Korr. H. Zoller, Wittelshofen, 7.8.1993
BayFlNA, FlNS Wilburgstetten, AltLkr. Dinkelsbühl, Mfr. (1923) 132
1975 1937
Judenplatz, am
Wa, A, NNW; Vm: Judenäcker
BayFlNA, FlNS Herpersdorf, Flur Unterschlauersbach, AltLkr. Ansbach, Mfr. (1975), o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Obermichelbach, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937) 96
Badstube, im BayFlNA, FlNS Mühlhausen, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1934/37) 56+ Ort vor 1934 Ortsstraße nach Herzogen- Korr. W. Siegismund, Weisendorf, 18.1.1992 aurach n. Höchstadt/A.
1934/37
1936
O A, S
Vm Wi, NW Ortsgasse; Vm A, O
A, O; Vm: judeweg
1938/39 1938/39
1834 1925 1925 1925 1936
1923
Jahr
Judenmarder
Judenweg
Judengasse Judenweg
Judendusche
Mühlhausen
Kairlindach
Judenweiher
Judenbegräbnisplatz Judengarten am Kesselweiher Judengasse Judeneckenberg Judenplatz
Bösenbechhofen
Forth Burgstall
Baiersdorf, St Baiersdorf
Flurnamentabelle Lkr. Erlangen-Höchstadt
Grüb Wittelshofen
Diebsweg Judenbuck Judendümpfl Judengasse Judenweg, am Judenweg
Untereschenbach Windsbach
Wittelshofen
Judenwegacker
Wilburgstetten
Wilburgstetten Windsbach, St
Name
Gmk.
Gemeinde
366 Flurnamentabelle
Gmk.
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Judenanger Judenmatzen Judenweiherlein, das (ehemalige) Judenacker Judenplätzchen Judengaßleitl
1937 1961
Judenplatzweg Judenstraße Judenstraße Judenstraße Judenheckisch Judentor Judenweg Judenweg
Reichelsdorf
Untersachsen
Walddachsbach
Dietersheim
Burghaslach
Burghaslach, M Diespeck
Judenweide
Judengottesackerweg Judenmorgen
Judenbrünnlein Judenweg
Bemerkung
Vm Vm Feldweg; Vm Feldweg; Vm
Weg, NNW
1935
1920–39
1930
A, SO
Wa, N
Weg, S
A, GartenA, N Ö, N O; nun Herrengarten 1934 Park, N Ende 15. Ende 15. Jh.: Jh.; 1827 Judenpühel 1934/35 NW; Vm 1934/35 NW; 1934/5 Drahtzieherstr.
1937/38 1937/38 1938
1937/38 Wi, NO 1937/38 Wi, NO um 1965 Wa
1938 1938
Jahr
Name
Eibach, Forstbezirk Gärten bei Wöhrd Judenbühl Nürnberg Judenbühl
Stadeln
Fürth
Lkr. Neustadt/Aisch
Nürnberg, St
Fürth, St
kreisfreie Städte
Buchschwabach Clarsbach Raitersaich Wilhermsdorf Wilhermsdorf M Zirndorf, St Weinzierlein Wintersdorf
Roßtal, M
Gemeinde
Quelle
BayFlNA, FlNS Eggensee, OT Untersachsen, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1920–39) 138 BayFlNA, FlNS Walddachsbach, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1935) 33
BayFlNA, FlNS Burghaslach, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1930) 183
BayFlNA, FlNS Reichelsdorf, AltLkr. Stadt Nürnbg., Mfr. (1934/35) 86 BayFlNA, FlNS Reichelsdorf, AltLkr. Stadt Nürnberg, Mfr. (1934/35) 87
BayFlNA, FlNS Gärten b. Wöhrd, AltLkr. Nürnb., Mfr. (1934/36) 1, 1b Jütte, 2000, 219; Jost, 1827, 265
BayFlNA, FlNS Fürth, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 66 BayFlNA, FlNS Fürth, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 67 BayFlNA, FlNS Fürther Stadtbezirk, AltLkr. Fürth, Mfr. [um 1965], o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Stadeln, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 81 BayFlNA, FlNS Stadeln, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937/38) 82 BayFlNA, FlNS Eibach, AltLkr. Nürnberg-Stadt, Mfr. (1938) 87
BayFlNA, FlNS Obermichelbach, AltLkr. Fürth, Mfr. (1937) 96 BayFlNA, FlNS Buchschwabach, AltLkr. Fürth, Mfr. (1961), o.lfd.Nr. Schlüpfinger, 1990, 65 Schlüpfinger, 1990, 65 BayFlNA, FlNS Wilhermsdorf, AltLkr. Neustadt/Aisch, Mfr. [1938] 19 BayFlNA, FlNS Wilhermsdorf, AltLkr. Neustadt/Aisch, Mfr. [1938] 20 Korr. F. Sommer, Weinzierlein, 2.2.1992 Korr. F. Sommer, Weinzierlein, 2.2.1992
Flurnamentabelle
367
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Egenhausen
Unterstrahlbach Rodheim
Judenweg, am Judengarten am Schwindelgraben Judenweg Judenweg, vorderer, unterer, beim Judenbegräbniß, beim Judengasse, in der Judensteig, Festen an dem Judenweg
Obernesselbach Unternesselbach
Judenbrunnen Judenweg
Altershausen
Judenweg, am
Judentauch, in der
Markt Erlbach
Neustadt/Aisch
Judenweg Judenmarter, bei der 1931 Judenweg
Simmershofen
Simmershofen
Bemerkung
Feldweg, N; Vm
Ga, W; im Ort Wa, NO
1924/26 1936 1936
A, NW
Feldweg, S
A, Wi, Weg, SO A, SW A
A, Wi, NW
Weg A, W; auch: Am Auberweg Weg A, NW Weg
A, N A, O A, SW
1961 1739; 1928/29 1924/26
1935 1936
1982 1930; 1982 1937
1920/35
1936
1939 1936 1932
Jahr
Ippesheim Oberndorf Altmannshausen
Scheinfeld, St Zeisenbronn
Oberickelsheim Obernzenn, M
Neustadt a.d. Aisch, St
Ipshheim, M Markt Bibart, M Markt Erlbach, M Münchsteinach
Name
Herrnberchtheim
Neuherberg Lipprichshsn. Pfahlenheim Bullenheim
Ergersheim Hemmersheim Ippesheim, M
Judenleite Judenweg, am Judenweg, am Judenbuck Judenweg Judenweg
Gmk.
Gemeinde
BayFlNA, FlNS Egenhausen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1924/26) 90 BayFlNA, FlNS Schnodsenbach-Zeisenbronn, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1936) 110 BayFlNA, FlNS Simmershofen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 127
BayFlNA, FlNS Obernesselbach, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1935) 48 BayFlNA, FlNS Unternesselbach, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1936) 46 Korr. Neustadt a.d. Aisch, 8.7.1993 BayFlNA, FlNS Rodheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1928/29) 105 (Quelle: Rotheimer Gütter- u. Steuerbeschreibung 1739 und 1740) BayFlNA, FlNS Egenhausen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1924/26) 91
BayFlNA, FlNS Markt Erlbach, AltLkr. NeustadtAisch, Mfr. (1920/35) 86 Klarmann/Spiegel (1982) 95 Anm. * BayFlNA, FlNS Altershausen, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. (1930) 39; Klarmann/Spiegel (1982) 95 Anm. * BayFlNA, FlNS Neustadt/Aisch, AltLkr. Neustadt/, Mfr. (1937) 181
Korr. Marktgde. Ippesheim, Bgm. Lilli, 24.1.1992 BayFlNA, FlNS Oberndorf, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1931) 68 Korr. Markt Bibart, Bgm. Weber, 8.1.1992
BayFlNA, FlNS Neuherberg, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1939) 51 BayFlNA, FlNS Lipprichshausen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 61 BayFlNA, FlNS Pfahlenheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1932) 53 Korr. E. Stimpfig, Herzogenaurach, 3.2.1992 Korr. Marktgde. Ippesheim, Bgm. Lilli, 24.1.1992 BayFlNA, FlNS Herrnberchtheim, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1936) 3
Quelle
368 Flurnamentabelle
Tragelhöchstädt Uttenhofen
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Abenberg, St
Lkr. Roth
Schnaittach, M
Neuhaus a.d. Pegnitz, M Ottensoos
Altdorf b. Nbg., St Leinburg
Beerbach
Judenholz, vorderes / hinteres Judenholzweg Judenstraße
Juden Weeg Judenfuhr
Schnaittach
Judenweg
Ottensoos
Judenfuhr
Judenweg Judenweg Judenweiher
Gersberg Weißenbrunn Höfen
Kirchröttenbach
Judenweg
Judenweg, am Judengraben
Altdorf b. Nbg.
Lkr. Nürnberger Land
Uffenheim, St
Judenweg
Uehlfeld, M
Schornweisach
Trautskirchen Trautskirchen
Name
Judenweg Judenweglein Judengraben
Gmk.
Sugenheim M Ullstadt
Gemeinde
1834 1834; 1937/38
1834
1754 1927
1754; 1993 1938
1936
1936 1974
1938/39
1936/37
1924
Jahr
Quelle
Fahrtweg Judenstraße und BayFlNA, FlNS Beerbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937/38) 52; StA Todtenweg N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Beerbach (1834) 158’, 157’
StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Beerbach (1834) 18’, 91’, 90’
Kohl, 1993, 133 Kohl, 1993, 133 A, Ö, SW; auch: BayFlNA, FlNS Höfen, AltLkr. Pegnitz, Ofr. (1936) 98 Judenacker 1754: Juden StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 (1754) 11/8; Kohl, 1993, 133 Weeg Weg, S; Vm; BayFlNA, FlNS Kirchröttenbach, AltLkr. Lauf a.d. Pegnitz, Mfr. auch: Sandfuhr (1938) 22, 35 StA N, Landpflegamt Engeltal, S I L 355 (1754) 11/8 Fahrweg Wetzlar, 1927, 67
Kohl, 1993, 133
N.N., 1924, o.S. Korr. Markt Sugenheim, 5.2.1992 Weg, O; Vm; BayFlNA, FlNS Trautskirchen, AltLkr. Neustadt a.d. Aisch, Mfr. auch: Luderweg (1936/37) 45 A, NO BayFlNA, FlNS Schornweisach, AltLkr. Neustadt/Aisch, Mfr. (1938/39) 40 A, Wa, NW BayFlNA, FlNS Tragelhöchstädt, AltLkr. Neustadt/A., Mfr. (1936) 36 BayFlNA, FlNS Uttenhofen, AltLkr. Uffenheim, Mfr. (1974), o.lfd.Nr.
Bemerkung
Flurnamentabelle
369
Wassermungenau
Obersteinbach ob Gmünd
Dürrenmungenau
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
Heideck, St
Georgensgmünd
Mäbenberg Oberheckenhofen Untersteinbach ob Gmünd Höfen Laibstadt
Wagnersmühle Hauslach
1937
Judenweg Judengasse, in der
Judenweg Judengaßacker Judenstrasse
Judenweiher Judenweg Judenweg Judenweg, am Judenweg Judenweg Judenstraße
1830; 1938
1833; 1938 1833 1833 1833
1936 1936 1936 1936 1926
Juden- oder Truden- 1937/38 acker Judenbrünnleins1937/38 wiese Judenstraße
Judenstraße, an der
Judenstrasse
Judengasse
1834
Judenstraßholz, kleines/großes Judengaßacker 1835; 1931 1670; 1931 1833
Jahr
Name
Gmk.
Allersberg, M Allersberg Altenfelden Brunnau Guggenmühle
Gemeinde
Quelle
StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Dürrenmungenau (1835) 92’; BayFlNA, FlNS Dürrenmungenau, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1931) 324 BayFlNA, FlNS Dürrenmungenau, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1931) 325 (Quelle: Salbuch d. Rittergutes Dürrenmungenau Nr. 24½ v. 1670) StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Obersteinbach (1833) 60’ff
StA N, RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Beerbach (1834) 17’
Vm A, S; ab 1935: Ludergasse
Korr. Heimatkundl. Sammlung Heideck, Vors. G. Schultheiß, 22.8.1996 BayFlNA, FlNS Laibstadt, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1938) 70; Korr. Heimatk. Sammlung Heideck, Vors. G. Schultheiß, 22.3.1993
auch: Frankenstraße, -weg Wa, A, SO: auch: BayFlNA, FlNS Obersteinbach, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937) 77 Frankenstr. A, ONO BayFlNA, FlNS Wassermungenau, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937/38) 60 Wi, NO BayFlNA, FlNS Wassermungenau, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937/38) 59 auch: Franken- Haag, o.J., 849 u. Weinstraße Wi, SO BayFlNA, FlNS Allersberg, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1936) 61 Weg, NW BayFlNA, FlNS Altenfelden, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1936) 117 Wa, S BayFlNA, FlNS Brunnau, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1936) 64 Wa, O BayFlNA, FlNS Brunnau, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1936) 207 [Frank], 1926, 99 Weg Korr. Markt Allersberg, Bgm. Gmelch, 16.12.1991 Straße, W StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5/II Georgensgmünd (1833) 555’; BayFlNA, FlNS Georgensgmünd, AltLkr. Schwabach (1938) 128 Fahrtweg StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mäbenberg (1833) 63’ A StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5/I Georgensgmünd (1833) 92’ A StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Obersteinbach (1833) 163’
Weg im Ort
A, S
Bemerkung
370 Flurnamentabelle
Judenweg
Judenweg
1833; 1936/37 1833
Judenstraße Judenstraße
Massendorf Mosbach
Wasserzell
1833 1833
Judenweg, am
Hagsbronn
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Gunzenhausen, St Höttingen Langenaltheim
Pflaumfeld Streudorf Höttingen Langenalthm. Rehlingen
Judenwiese Judenkirchhof, am Judenweg Judenbuck Judenbuck, auf’m Judenweg
1934/35 1937/38 1937/38 1937 1937
1937
1833; 1936/37
Judenstraße
1937 1937
1961
Güsseldorf
Judenweg
Roth
1833
Judenschlag Judenweg, am
Judenweg Judenweg
Meckenlohe Pfaffenhofen
1960
Jahr
Röttenbach Großweingarten
Judenweg
Judenweg
Seiboldsmühle
Birkach
Name
Gmk.
Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen
Röttenbach
Roth, St
Gemeinde
Quelle
Wi, O A, SO Weg, O Ö, W A, (Weg)
BayFlNA, FlNS Pflaumfeld, AltLkr. Gunzenhsn., Mfr. (1934/35) 55 BayFlNA, FlNS Streudorf, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1937/38) 65 BayFlNA, FlNS Höttingen, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1937/38) 100 BayFlNA, FlNS Langenaltheim, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1937) 64 BayFlNA, FlNS Rehlingen, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1937) 54 Korr. Gde. Langenaltheim, Bgm. Schlegel, 3.5.1993
Korr Heimatkundl. Sammlung Heideck, Vors. G. Schultheiß, 1.11.1992; Korr. Gde. Georgensgmünd, 13.1.1993 Waldweg Eintragsverfügung, Stadt Roth, 13.12.1960, frdl. Hinweis Stadt Roth, Korr. Bgm. Weiß, 19.5.1992 Fahrtweg StA N, RA Spalt, Ka. Nr. 5 Pfaffenhofen (1833) I 162’ Feld- u. Wald- Eintragsverfügung, Stadt Roth, o.J., frdl. Hinweis Stadt Roth, Bgm. weg Weiß, 19.5.1992 Feld- u. Wald- Eintragsverfügung, Stadt Roth, 21.8.1961, frdl. Hinweis Stadt Roth, weg Korr. Bgm. Weiß, 19.5.1992 Wa, NO BayFlNA, FlNS Röttenbach, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1937) 52 Wa, SO BayFlNA, FlNS Großweingarten u. Hagsbronn, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1937) 66 1936/37: Wa, StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833) 112’ff; BayFlNA, FlNS NO; 1833: auch Mosbach, Ortsflur Güsseldorf, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1936/37) 240a Frankenstraße Wa, SO BayFlNA, FlNS Großweingarten u. Hagsbronn, AltLkr. Schwabach, Mfr. (1931) 66 StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833) 164’ auch: Franken- StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833) 10’ straße A, Wa, S StA N, RA Spalt, Ka.Nr. 5 Mosbach (1833) 10’; BayFlNA, FlNS Mosbach, AltLkr. Schwabach (1936/37) 58 Feldweg StA N, RA Spalt, Ka. Nr. 5 Großweingarten (1833) II 430’
Bemerkung Weg
Flurnamentabelle
371
Juden gassen Judengaß Judengasse, in der Judenweg
Ursheim
Treuchtlingen
Kattenhochstatt
Polsingen
Treuchtlingen, St Weißenburg i.Bay., GKSt
Metten
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Abensberg
Landshut, St Passau, St
Landshut Hals
kreisfreie Städte
Abensberg, St
Lkr. Kelheim
Metten, M
Lkr. Deggendorf
Weimershm.
Judenquelle
Altenmuhr Gundelshalm
Muhr a. See Pfofeld
Judnleüttn Judenfriedhofholz, das obere / untere
Judenpühel
Judenparlament
Judenbrunnen
Schnorrjudenbaum Schnorrjudenbrünnlein Schnorrjudenlinde Schnorrjudenweg Judenweg Judenletten +
Meinheim
Meinheim
Name
Gmk.
Gemeinde
A, WNW
1583 1937
1499
1937
1545 ab 1514 1930
StA N, Ansbacher Salbuch 125a (1545) 489’ Beier, 1994, 171 BayFlNA, FlNS Kattenhochstatt, AltLkr. Weißenburg, Mfr. (1930) 179 Beier, 1994, 343
Jung, 1988, 152 BayFlNA, FlNS Pfofeld, OT Gundelshalm, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1962) 28+ BayFlNA, FlNS Ursheim, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1952) 39; http://www.artefax.de/geschichte/ursheimfivez.html Korr. H. Jäger, Treuchtlingen, 5.2.1992
A Wa
Friedhof; Vm: Judenbuckel
Wa, N
BayFlNA, Zettelkartei, Landshut/Berg BayFlNA, FlNS Hals, AltLkr. Passau, Ndb. (1937) 10
http://www.alemannia-judaica.de/niederbayern_friedhoefe.htm
BayFlNA, FlNS Metten, AltLkr. Deggendorf, Ndb. (1937) 6
Niederbayern
A, SW
ca. 1600; A, N 1952
1962
BayFlNA, FlNS Meinheim, AltLkr. Gunzenhausen, Mfr. (1938) 172
Linde, NO Weg, NO
1938 1938
Quelle Beißer, 1927, 57
Bemerkung
1927 1927
Jahr
372 Flurnamentabelle
Judenholz
Ries
Schachten
Pfeffenhausen
Lenach Muckenwinkling Oberalteich Haselbach Agendorf
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Raitenhaslach [eigtl. „Krems“]
Judenpeunt
Judenweg Judenweg Judengasse, an der Judenbuckl Judengassenacker +
Judenweg
Kochel a.See
Denkendorf Denkendorf Dollnstein, M Dollnstein
Lkr. Eichstätt
Kochel a.See
Judenweg Judenbirnbaum
Judenschlag
Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen
Burghausen, St
Lkr. Altötting
Haselbach Steinach
Bogen, St
Lkr. Straubing-Bogen
Frauenau
Lkr. Regen
Pfeffenhausen, M
Judenschlagweg
Name
Gmk.
Lkr. Landshut
Gemeinde
1927
1930
1291
um 1870 um 1870 ca. 1957 1938 1939
1992
Jahr
Bemerkung
Quelle
Korr. Kreisheimatpfleger H. Neueder, Bogen, 15.1.1993 Korr. Kreisheimatpfleger H. Neueder, Bogen, 15.1.1993 BayFlNA, FlNS Oberalteich, AltLkr. Bogen, Ndb. (ca. 1957) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Haselbach, AltLkr. Bogen, Ndb. (1938) 16 BayFlNA, FlNS Agendorf, AltLkr. Straubing, Ndb. (1939) 94
www.bahn.de/regional/view/bayern/fzn_bay_wald/wandern.shtml
Korr. Kreisheimatpfleger K. Fahrmüller, Pfeffenhausen, 11. u. 21.1.1992
Korr. E. Donaubauer, Passau, 7.12.1992
A, S
Wa
in vinea dicta Jvdenpiunt
Hiller, 2005, 63 BayFlNA, FlNS Dollnstein, AltLkr. Eichstätt, Mfr. (1927) 143
BayFlNA, FlNS Kochel, AltLkr. Tölz, Obb. (1930) 36
Krausen, 1959, 364f
Oberbayern
A, S A
Weg Weg
Weg; am Großen Rachel
Weg
Wa
Flurnamentabelle
373
Hofstetten
Haunstetten Pfahldorf
Hitzhofen
Kinding, M Kipfenberg, M Lenting Schernfeld Titting, M
Eismerszell
Judengässeleacker
Judenriegel Judenalter Judenalterwies Judenstegwies
Judenholz Judenholzweg Judenstein Judenhut, die Judengasse Judengaßl + Judenspitz Judenbauma[cker] Abrahambaumacker
Name
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Eschenlohe Mittenwald
Ingolstadt, St Oberhaunstadt München, St Aubing
kreisfreie Städte
Eschenlohe Mittenwald, M
Judenzipf
Judenzipfel Juden Zipfl
Judenthal Judengasse
Lkr. Garmisch-Partenkirchen
Moorenweis
Lkr. Fürstenfeldbruck
Gammelsdorf Gammelsdorf HohenkamHohenkammer mer
Lkr. Freising
Lenting Schernfeld Petersbuch
Gmk.
Gemeinde
Bemerkung
Wa im Ort
A
A, N Altwasser
A, N A, NNW
Weg
Wa, Wei, NW
Wa Weg
1709/40 Vm: judnzipfl um 1650 A; (Menzinger Feld) 1927 A, O
1936
1928
1932 1706 1934 1706; 1934
1991 1969 1991 1960/61 o.J. um 1850 [1952] 1955 1937/38
Jahr
BayFlNA, FlNS Aubing, AltLkr. München-Land, Obb. (1927) 59
Ernst, 1987, 50 BayFlNA, Zettelkartei, Aubing/München
BayFlNA, FlNS Eschenlohe, AltLkr. Garmisch-Part., Obb. (1979) 154 BayFlNA, FlNS Mittenwald, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, Obb. (1977) 171
BayFlNA, FlNS Eismerszell, AltLkr. Fürstenfeldbruck, Obb. (1928) 23
BayFlNA, FlNS Gammelsdorf, AltLkr. Freising, Obb. (1932) 45 [o.d.], 1937, o.S. BayFlNA, FlNS Hohenkammer, AltLkr. Freising, Obb. (1934) 115 [o.d.], 1937, o.S.; BayFlNA, FlNS Hohenkammer, AltLkr. Freising, Obb. (1934) 116
Korr. Forstamt Kipfenberg, H. Langrehr, 28.12.1991, 29.1.1992 BayFlNA, FlNS Haunstetten, AltLkr. Eichstätt, Mfr. (1960/61) 36 BayFlNA, FlNS Pfahldorf, AltLkr. Eichstätt, Obb. (o.J.) o.lfd.Nr. Korr. VMA Eichstätt, Vermessungsdir. Mayer, 22.6.1993 BayFlNA, FlNS Lenting, AltLkr. Ingolstadt, Obb. [1952], o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Schernfeld, AltLkr. Eichstätt, Mfr. (1955) 42 BayFlNA, FlNS Petersbuch, AltLkr. Hilpoltstein, Mfr. (1937/38) 1
Korr. Forstamt Kipfenberg, H. Langrehr, 28.12.1991, 29.1.1992
Quelle
374 Flurnamentabelle
Epfenhausen Dießen a. Ammersee
Penzing Dießen a. Ammersee
Deisenhofen
Judenlandl
Judengraben
die gmain Juden Gassen
Jaucherjudenacker Judengasse
Name
Peutenhausen
Geisenfeld
Pfaffenhofen a.d. Ilm
Geisenfeld, St
Pfaffenhofen a.d. Ilm
Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm
Gachenbach
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Judenstraße
Juden-Gasse +
Judenbüchl
Lkr. Neuburg-Schrobenhausen
Oberhaching
Lkr. München
Schliersee, M Schliersee
Lkr. Miesbach
Vilgertshofen Issing
Gmk.
Gemeinde
Lkr. Landsberg/Lech im Ort; 1385: platea Judeorum; ab 1900: Schützengasse
Bemerkung
1810– Hauptstraße; 1933, 1933–45: 1945–55 Adolf-HitlerStr., bis 1955 Juden-Str., dann Maximilianstr. 1945 Ortsstraße; April 1945: Löwenstraße
1953
1812
1978
1659
[1956] 1385
Jahr
Quelle
Korr. StadtA Pfaffenhofen a.d. Ilm, Kappelmeier, 17.2.1992
Korr. H. Weinmayer, Heimatpfleger Geisenfeld, 7.2.1992
BayFlNA, FlNS Peutenhausen, AltLkr. Schrobenhsn., Obb. (1953) 34
BayFlNA, FlNS Deisenhofen, AltLkr. München-Land, Obb. (ca.1954)
Schreyer, 1978, 667
BayHStA, Urk. Wessobrunn 1659 VIII 4
BayFlNA, FlNS Epfenhausen, AltLkr. Landsberg, Obb. [1956] Schweizer, 1957, 142
Flurnamentabelle
375
Gmk.
Oberwössen
Ingenried
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Litzendorf
Judensteig
Hirschaid Poxdorf
Hirschaid, M Königsfeld
Litzendorf
Judensee Judenweg Judenweg, die 12 Beet am Judenseefeld Judenweg, am toter Judenweg Judenteich Judenweg
Birkach Brunn (Bronn) Hohenpölz
Treunitz Voitmannsdorf
Judengraben Judenweinberg
Bischberg Dreuschendorf
Judengrab
1937 1935 1976 1936 1934
1937 1934/35 1937
1469 1937
1873–85
1952
1927
Judengasse
Judental, das
1953
Jahr
Judenbreitl
Name
Bischberg Buttenheim, M Frensdorf Heiligenstadt i. Ofr., M
Lkr. Bamberg
Ingenried
Lkr. Weilheim-Schongau
Unterwössen
Lkr. Traunstein
Aschau i. Sachrang Chiemgau Neubeuern, M Neubeuern
Gemeinde
Lkr. Rosenheim Quelle
BSB, HS-Abt., Fna 8, 23
BayFlNA, FlNS Oberwössen, AltLkr. Traunstein, Obb. (1952) 65
BayFlNA, FlNS Neubeuern, AltLkr. Rosenheim, Obb. (1927) 9
BayFlNA, FlNS Sachrang, AltLkr. Rosenheim, Obb. (1953) o.lfd.Nr.
Waldabteilung
A, Wa, NW A, W Landstr. A, W Weg, SW
A, NO; Vm: güden A, Wi, S; Vm A, N A, NO
BayFlNA, FlNS Hirschaid, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 91+ BayFlNA, FlNS Poxdorf, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 67 Müller, 1976, 83–89 BayFlNA, FlNS Treunitz, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1936) 49 BayFlNA, FlNS Drosendorf u. Voitmannsdorf, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934) 46 www.baysf.de/fileadmin/user_upload/alt/share/pdf/Losverzeichnis_Nw h.pdf
BayFlNA, FlNS Birkach, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 91 BayFlNA, FlNS Brunn, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934/35) 63 BayFlNA, FlNS Hohenpölz, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1937) 44
Wunschel, Art. Bamberg, Hochstift und Bistum, in: GJ III/3 1764 BayFlNA, FlNS Dreuschendorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 50
Oberfranken
Ö, S; Vm
NW; im Ort
Bemerkung
376 Flurnamentabelle
Scheßlitz, St
Reckendorf
Rattelsdorf, M
Oberhaid Pommersfelden
Gemeinde
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Schweisdorf Zeckendorf
Schlappenreuth
Neudorf b. Scheßlitz
Laimbach Reckendorf Burgellern
Steppach Busendorf
1937 1937
Judenweg
Schabetsweg, -graben Judenweg
1850; 1929 Judenholzweg 1936 Judenbegräbnisplatz 1935
1850 1937
Wa, Teich, W; Vm: Judnkerchhuf Weg, NW; auch: Schabetsweg, -graben Weg, NW; auch: Judenweg Gdeweg; 1929: Weg, SO Weg, SO NO; alter Judenfriedhof
Weg, NW A, NW Wa, NNW A, N A, N A, SO; Vm; amtl.: Gartenäckerlein Wi, NO; Vm A, Schlucht
1936/37 1937 1937 1937 1937 1934 1931 1931 um 1850 1850
A, NW
Bemerkung
1936/37
Jahr
Judenwiese Judengraben, im Judenholz Judenholz- und Hundsweg Judenholzweg, der obere Judenkirchhof
Jud, der tote Jud, Todter Judeneppenthal Judenweg Judengraben, am Judensee Judenstraße, an der Judenbaum judngrabn
Tiefenellern
Staffelbach Sambach
Name
Gmk.
StA B, K232 Nr. 24 IV, Ka. Burgellern (1850) 992; BayFlNA, FlNS Burgellern, OT Schlappenreuth, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1929) 79, 9 BayFlNA, FlNS Schweisdorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1936) 39 BayFlNA, FlNS Zeckendorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1935) 58
BayFlNA, FlNS Neudorf b. Scheßlitz, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 78
BayFlNA, FlNS Neudorf b. Scheßlitz, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 39
StA B, K232 Nr. 24 IV, GKa. Burgellern (1850) 998
BayFlNA, FlNS Laimbach, AltLkr. Ebern, Ufr. (1931) 71 BayFlNA, FlNS Reckendorf, AltLkr. Ebern, Ufr. (1931) 42 Korr. Stadt Scheßlitz, 21.1.1993 (Kartenausschnitt) StA B, K232 Nr. 24 IV, GKa. Burgellern (1850) 988
BayFlNA, FlNS Tiefenellern, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1936/37) 104 Lageplan, Korr. frdl. Hinweis Gde. Litzendorf, H. Eichhorn, Korr. 7.1.1993 BayFlNA, FlNS Tiefenellern, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1936/37) 106 BayFlNA, FlNS Staffelbach, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 25 BayFlNA, FlNS Sambach, AltLkr. Höchstädt, Ofr. (1937) 27 BayFlNA, FlNS Sambach, AltLkr. Höchstädt, Ofr. (1937) 28 BayFlNA, FlNS Steppach, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1937) 7 BayFlNA, FlNS Busendorf, AltLkr. Staffelstein, Ofr. (1934) 23
Quelle
Flurnamentabelle
377
Gmk.
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Mistelgau Pegnitz, St Pottenstein, St
Hollfeld, St
Judengäßlein, am + Judenkirchhofacker Judengraben, beim Judengaßacker + Judengraben
Wiesentfels Mengersdorf Pegnitz Kühlenfels Püttlach
Loch
Judencreuczen, bei den Judengraben Judenstein Judenweg Judenkirchhof +
Hollfeld
Lkr. Bayreuth
Oberoberndorf
Zapfendorf, M
Judenbuckla Judenleite in der Seeleite Judentauche Judenstraß Judenweg Judenweg
Strullendorf Trunstadt
Wattendorf
Judenstraße Judengaßacker
Judenweg Judenbaumacker
Judenäcker (Weg)
Name
Geisfeld Roßdorf
Wattendorf
VierethTrunstadt
Strullendorf
Schlüsselfeld, Heuchelheim St Stadelhofen Hohenhäusling Stegaurach Seehöflein
Gemeinde
Bemerkung
Quelle
1928–35 A, S 1935 A, W, S 1955/56 A, O 1936/37 Wi, NO 1935 Ö, S; Vm: lätte
Gedenkstein Weg; Altstraße 1928–35 Ö, O
1417 ca. 1933
1483
1925 Platz, Ö 1850 Gdeweg um 1850 1937 A, SO
N.N., ca. 1933ff, o.S. Hofmann/Hollfelder [Red.], 1979, 166 BayFlNA, FlNS Wiesentfels, Ortsflur Loch, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1928–35) 21 BayFlNA, FlNS Wiesentfels, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1928–35) 53 BayFlNA, FlNS Mengersdorf, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 56 BayFlNA, FlNS Pegnitz, AltLkr. Pegnitz, Ofr. (1955/56) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Kühlenfels, AltLkr. Pegnitz, Ofr. (1936/37) 22+ BayFlNA, FlNS Püttlach, AltLkr. Pegnitz, Ofr. (1935) 75
Wunschel, Art. Hollfeld, in: GJ IIII/1 571
BayFlNA, FlNS Trunstadt, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1925) 126 StA B, K232 Nr. 615 III, Ka. Wattendorf (1850) 782 StA B, K232 Nr. 615 I/II, Ka. Wattendorf (um 1850) 120, 302, 324 BayFlNA, FlNS Oberoberndorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 46
A, Wa, SO; Vm: BayFlNA, FlNS Heuchelheim, AltLkr. Höchstadt, Ofr. (1934/35) 50 der Judenrangen 1937 BayFlNA, FlNS Hohenhäusling, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1937) 43 1860/61; A, NO Ummessungstab. d. Steuergde. Mühlendorf (1860/61), frdl. Hinweis 1925/28 Vg. Stegaurach, 24.1.1994; BayFlNA, FlNS Seehöflein (Gde. Mühlendorf), AltLkr. Bamberg (1925/28) 10 1930 Weg BayFlNA, FlNS Geisfeld, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1930) 193 1934 A, SO; Vm: BayFlNA, FlNS Roßdorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1934) 52 judngaß 1927/28 A, W BayFlNA, FlNS Strullendorf, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1917/28) 157 1925 A BayFlNA, FlNS Trunstadt, AltLkr. Bamberg, Ofr. (1925) 125
1934/35
Jahr
378 Flurnamentabelle
Gmk.
Judenweg Judenlohe am Ecklesberg Judenwiese
Tiefenstürmig Dörnhof
Gräfenberg Hausen
Hetzles
Dobenreuth
Hausen
Hetzles
Pinzberg
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Konradsreuth Silberbach Oberkotzau, Oberkotzau M Stammbach, Stammbach M
Lkr. Hof
Judenstein
Judenwinkel, im Judenbegräbnisweg
Judenweg
Judenweg (Vm)
Judenreuth Judengäßlein
Bammersdorf
Eggolsheim, M
Gräfenberg, St
Judengasse +
Breitenbach Neuses Niedermirsberg
Judenweg, am, im Judenweg, am Judenweg, am
Judengasse
Name
Ebermannstadt, St
Lkr. Forchheim
Waischenfeld Löhlitz St
Gemeinde
Bemerkung
A, SO; heute Hader, Hodergäßlein A, NO Ö, S
A, W Weg, W Weg, O
Ortsgasse; Vm; Gütengasse
1928 1928/29 (FlN?)
Wi, SW Weg, NO
A, Wa; auch: Judenstaude 1935–37 A, Wa, ONO; amtl.: Ermreutherweg 1934 Weg
1935
1920–40 A, N 1935 NW
1935 1934/35
1934/35
1955 1935 1934/35
1935
Jahr
Quelle
Korr. Dr. R. Höllerich, Rehau, 6.2.1992
BayFlNA, FlNS Silberbach, AltLkr. Rehau, Ofr. (1928) 43 BayFlNA, FlNS Oberkotzau, AltLkr. Hof, Ofr. (1928/29) 107
BayFlNA, FlNS Dobenreuth, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1934) 21+
BayFlNA, FlNS Hetzles, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1935–37) 58
BayFlNA, FlNS Hausen, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1935) 54
BayFlNA, FlNS Tiefenstürmig, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 41 BayFlNA, FlNS Thuisbrunn (OT Dörnhof/Haselstauden), AltLkr. Forchheim, Ofr. (1934/35) 17 BayFlNA, FlNS Gräfenberg, AltLkr. Forchheim, Ofr. [ca. 1920–40] 6 BayFlNA, FlNS Hausen, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1935) 53
BayFlNA, FlNS Breitenbach, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1955) 58 BayFlNA, FlNS Neuses, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 30 BayFlNA, FlNS Niedermirsberg, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934/35) 54 BayFlNA, FlNS Bammersdorf, AltLkr. Forchheim, Ofr. (1934/35) 60
BayFlNA, FlNS Löhlitz, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1935) 56
Flurnamentabelle
379
Hof
Schmölz
Stockheim
Küps, M
Stockheim
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Kulmbach, GKSt Presseck, M Rugendorf Trebgast Wirsberg, M
Judengasse
Judenholz Moschenacker Judengasse Judengäßlein, -gasse
Presseck Rugendorf Trebgast Wirsberg
Judengraben + (Vm) Judenbach, am
Judengraben
Judenberg judengruben Judenstrasse, die alte Judengalgen
Judenweiher
Judenacker Judenanger, am, beim Judengasse
Name
Melkendorf
Lkr. Kulmbach
Judengraben
Kronach, St
Lkr. Kronach
Hof, St
Creidlitz
Coburg
Bayreuth
Bayreuth, St
Coburg, St
Gmk.
Gemeinde
kreisfreie Städte
1930/31 1936 1925/26 1926
1925/26
1926/35
nach 1519; 1926 1933/34
1592; 1926
1429 1396 1925
StA B, Rep.A 226 Stb.8893, frdl. Hinweis LRA Kronach, B. Graf, Korr. 12.1.1993; BayFlNA, FlNS Gehülz, AltLkr. Kronach, Ofr. (1926), Flurkarte BayFlNA, FlNS Schmölz, AltLkr. Kronach, Ofr. (1933/34) 89
BayFlNA, FlNS Hof, Stadtgde., AltLkr. Hof, Ofr. (1926) 60; Wunschel, Art. Hof, in: GJ III/1 567
Wa, O A, NW Wi, S Weg, S
A, SO
BayFlNA, FlNS Presseck, AltLkr. Stadtsteinach, Ofr. (1930/31) 49 BayFlNA, FlNS Rugendorf, AltLkr. Stadtsteinach, Ofr. (1936) 84 BayFlNA, FlNS Trebgast, AltLkr. Kulmbach, Ofr. (1925/26) 236 BayFlNA, FlNS Wirsberg, AltLkr. Kulmbach, Ofr. (1926) 234
BayFlNA, FlNS Melkendorf, AltLkr. Kulmbach, Ofr. (1925/26) 76
Wi, N; amtl.: Möschengraben A, Wi, W BayFlNA, FlNS Stockheim, AltLkr. Kronach, Ofr. (1926/35) 24
1926: WSW
A, W
BayFlNA, FlNS Creidlitz, AltLkr. Coburg, Ofr. (1925) 31
Ortsweg, NO; BayFlNA, FlNS Bayreuth, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 201 1935: Römerstr. Wi, ehem. Wei- BayFlNA, FlNS Bayreuth, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 202 her, SO Wunschel, Art. Coburg, in: GJ III/1 211
[vor 1935] 1935
BayFlNA, FlNS Bayreuth, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 198 BayFlNA, FlNS Bayreuth, AltLkr. Bayreuth, Ofr. (1935) 199, 200, 353
Quelle
A, SO A, W
Bemerkung
1935 1935
Jahr
380 Flurnamentabelle
Lichtenfels, St
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Lahm
Kösten Köttel
Eichig Isling
Tauschendorf Ebensfeld, M Birkach
Pfaffendorf
Altenkunstadt Burkheim
1854; 1935/36
Bemerkung Weg, NW; Vm: Weismänner Wech A, SW; auch: Huthstein Weg
Feld- u. Holzweg, SSW; Vm 1935/36: judnschtrass Judenbrunnen (Vm) 1934 Wald, SW; Zettelsbrünnlein +, Zettlitzenbrunnen + Judenstrasse 1854 Gdeweg Judenstraße 1934 Weg Judenstraße 1854 Feld-, Holzweg Judenweg, am 1934–36 A, O; Vm auch: Guttenweg Judenstraße 1854 Feld-, Holzweg Judenweg, am 1937 A, S; Vm: judnweg Judenleithe 1935 Wi, NW Judenstraße 1854 Feld-, Holzweg Judenstraße, an der 1854; A, W 1937 Judenstraße 1854; Gde-, Feldweg 1929
Judenstraße
1934
Judenweg (Vm)
Lkr. Lichtenfels
1934
Judenstein
Wonsees
1934
Jahr
Judenstraße
Feulersdorf
Wonsees, M
Name
Gmk.
Gemeinde
Quelle
BayFlNA, FlNS Kösten, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1935) 32 StA B, K224 Nr. 91, Ka. Köttel (1854) 124 StA B, K224 Nr. 91, Ka. Köttel (1854) 107; BayFlNA, FlNS Köttel, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1937) 45 StA B, K224 Nr. 106, Ka. Lahm (1854) 101; BayFlNA, FlNS Lahm, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1929) 117
StA B, K224 Nr. 91, Ka. Köttel (1854) 124 BayFlNA, FlNS Isling, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1937) 47
StA B, K238 Nr. 357, Ka. Pfaffendorf (1854) 218 BayFlNA, FlNS Pfaffendorf, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1934) 26 StA B, K238 Nr. 91, Ka. Burkheim (1854) 195 BayFlNA, FlNS Birkach, AltLkr. Staffelstein, Ofr. (1934–36) 74
BayFlNA, FlNS Pfaffendorf, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1934) 65
StA B, K238 Nr. 91, Ka. Burkheim (1854) 195; BayFlNA, FlNS Burkheim, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1935/36) 26
Korr. Vg. Kasendorf, 12.1.1993; BayFlNA, FlNS Wonsees, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934) 51
BayFlNA, FlNS Wonsees, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934) 49
BayFlNA, FlNS Wonsees, AltLkr. Ebermannstadt, Ofr. (1934) 64
Flurnamentabelle
381
Juden-Handelsstraße, alte
Uetzing
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Judenstraßacker
Judenweg
Judenstrasse judnstros (Vm)
Judengäßlein, am Judenstraße
Giechkröttendorf
Großziegenfeld
Siedamsdorf Weiden
Weismain Wohnsig
1935/36 1934/35
Junweg (Vm)
Judengaßacker
Judenloh
Kothigenbibersbach Bernstein
1929
1936 1935
1854 1934
1934/35
ca. 1936
Schönwald
Lkr. Wunsiedel im Fichtelgebirge
Schönwald, St Thiersheim, M Wunsiedel, St
1936
1853; 1936 1854 1926 1926
Jahr
Judenteich, im 1936 Judenstrasse 1854 Judenstraße, die alte 1935
Judenweg Judenstraße, an der Judenteich, im
Judenstrasse
Rothmannsthal
Kümmersreuth Schwabthal
Name
Gmk.
Weismain, St Altendorf Fesselsdorf
Staffelstein, St
Gemeinde
BayFlNA, FlNS Uetzing, AltLkr. Staffelstein, Ofr. (1936) 14 StA B, K238 Nr. 217, Ka. Kaspauer (1854) 253 BayFlNA, FlNS Fesselsdorf, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1935) 103
BayFlNA, FlNS Uetzing, AltLkr. Staffelstein, Ofr. (1936) 15
StA B, K224 Nr. 374, Ka. Rothmannsthal (1853) 63; BayFlNA, FlNS Rothmannsthal, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1936) 29 StA B, K235 Nr. 609, Ka. Schwabthal (1854) 247 BayFlNA, FlNS Schwabthal, AltLkr. Staffelstein, Ofr. (1938/39) 45 BayFlNA, FlNS Schwabthal, AltLkr. Staffelstein, Ofr. (1938/39) 46
Quelle
A, Wi, W
A, SO; amtl.: Judenacker A, O
BayFlNA, FlNS Kothigenbibersbach, AltLkr. Wunsiedel, Ofr. (1935/36) 27 BayFlNA, FlNS Bernstein, AltLkr. Wunsiedel, Ofr. (1934/35) 50
BayFlNA, FlNS Schönwald, AltLkr. Rehau, Ofr. (1929) 125
BayFlNA, FlNS Pfaffendorf, OT Giechkröttendorf, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. [ca.1936] 32 Weg, NW; auch BayFlNA, FlNS Großziegenfeld, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1934/35) 39 Heidweg Gdeweg StA B, K238 Nr. 217, Ka. Kaspauer (1854) 253 Weg, O; amtl.: BayFlNA, FlNS Weiden, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1934) 314 die alte Straße A, Wi, SO BayFlNA, FlNS Weismain, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1936) 75 BayFlNA, FlNS Modschiedel, AltLkr. Lichtenfels, Ofr. (1935) 28
Gdeweg Feldweg, O A, Wi, Wa, O; Vm: Jüdenteich A, Wa, Wi, S; amtl.: Diebsweg, am A, SO Gdeweg auch: Weismainerweg A
Fuhr, NW
Bemerkung
382 Flurnamentabelle
Altrandsberg
Miltach
Judengasse
Name
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Judenweg Judensteg, am, im
Judenbühl Judenbaumbeet Judenweg Judensteig Judenweg Judensteig Judenweg Judenweg
Judenweg Judenweg Judenweg, am
Rappersdorf Mallerstetten
Töging Aßlschwang Sulzkirchen Kruppach Rocksdorf Sulzbürg
Sengenthal Freihausen Ittelhofen
Neumarkt
Judenweg Judenweg
Berching Ernersdorf
Floß, M
Floß
Judenbergweg
Judenberg
Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab
Neumarkt / Opf., GKSt Sengenthal Seubersdorf i.d. Opf.
Mühlhausen
Freystadt, St
Dietfurt a.d. Altmühl, St
Berching, St
Lkr. Neumarkt i.d. Oberpfalz
Gmk.
Gemeinde
Lkr. Cham
ca.1928
1931
1926
1926
1936/37 1932/36
[um 1930] 1928 1956
1938
Jahr
Quelle
Korr. Landlmuseum Sulzbürg, F. Kurz, Museumsleiter, 4.8.1989 BayFlNA, FlNS Ittelhofen, AltLkr. Beilngries, Opf. (1931) 73a Korr. Gde. Seubersdorf, M. Steiner, 8.12.1989
BayFlNA, FlNS Rappersdorf, AltLkr. Beilngries, Opf. (1928) 8 BayFlNA, FlNS Mallerstetten, AltLkr. Riedenburg, Opf. (1932) o.lfd.Nr. (FlNVerz., FlBerAmt Neuburg/Do., 1956) BayFlNA, FlNS Töging, AltLkr. Beilngries, Opf. (1936/37) 22 BayFlNA, FlNS Aßlschwang, AltLkr. Neumarkt/Opf., Opf. (1932/36) Meyer, 1986, 15 Korr. Landlmuseum Sulzbürg, F. Kurz, Museumsleiter, 4.8.1989 N.N., 1926d, 69 Korr. Landlmuseum Sulzbürg, F. Kurz, Museumsleiter, 4.8.1989 N.N., 1926d, 69 Korr. Landlmuseum Sulzbürg, F. Kurz, Museumsleiter, 4.8.1989
Korr. StadtA Berching, 20.1.1992 BayFlNA, FlNS Ernersdorf, AltLkr. Beilngries, Opf. [um 1930] 13, 14
ehem. Siedlung Kraus, 1975, 63 im Ort NW BayFlNA, FlNS Floß, AltLkr. Neustadt a.d. Waldn., Opf. [ca.1928] 55
Weg, NW
Weg
Ö, NO
Weg NW; zugleich „Eselsteig“ Weg
Ortsgasse; Um- BayFlNA, FlNS Altrandsberg, AltLkr. Kötzting, Ndb. (1938) 51; Korr. benennung am Vg. Miltach, 1.2.1993. 1.1.1972
Bemerkung
Oberpfalz
Flurnamentabelle
383
Leuchtenberg
LeuchtenbergM Mantel, M
Pressath
Pressath, St
Mintraching Gebelkofen Oberdeggenbach Wiesent
Zeitlarn
Mintraching Obertraubling Schierling, M Wiesent
Zeitlarn
Lkr. Regensburg
Vohenstrauß Waldthurn M Waldthurn
Störnstein Störnstein Vohenstrauß, Altenstadt b. St Vohenstrauß
Untermantel Neustadt a.d. Waldnaab
Neustadt a.d. Waldnaab
Rupprechtsreuth
Mantel
Gmk.
Gemeinde
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Judenackerl Judenbreite Judenhölzl
Judengaßl Judenstein (Vm) Judenhalbtagwerk Judenweg
Judengasse, in der Judenbrünnl
Judenberg Judenhof Judenweiher, beim Judenacker, -wiese Judengäßl
Judenweg Judengraben
Judenstein, beim Judenwieshut Judenbrückl Judenweg Judenweg
Judenweg
Name
1926/27 1926/27 1926/27
1926 1926 1955
1928 1930
1369 1952 1939 1843
1953 1953 19. Jh. u. früher 1956 1866
Jahr
Gasse Markstein, W Wi Weg, W; n. Gut Hermannsberg
Weg, N Graben; Teil d. äußeren Stadtbegrenzung Anhöhe W; Ortsname Wi, A, SW A, Wi, W Feldweg, O; Vm 1979: Judengasse A, N Wi, Wa, NO
Wa, NW Weg, N
Bemerkung
BayFlNA, FlNS Zeitlarn, AltLkr. Stadtamhof, Opf. (1926/27) 117 BayFlNA, FlNS Zeitlarn, AltLkr. Stadtamhof, Opf. (1926/27) 119,120 BayFlNA, FlNS Zeitlarn, AltLkr. Stadtamhof, Opf. (1926/27) 118
BayFlNA, FlNS Mintraching, AltLkr. Regensburg, Opf. (1926) 8 BayFlNA, FlNS Gebelkofen, AltLkr. Regensburg, Opf. (1926) 55 BayFlNA, FlNS Oberdeggenbach, AltLkr. Mallersdorf, Ndb. (1955) 38 Korr. Ortsheimatpfleger P. Lutz, Wiesent, 19.1.1992
BayFlNA, FlNS Vohenstrauß, AltLkr. Vohenstrauß, Opf. (1928) 30 BayFlNA, FlNS Waldthurn, AltLkr. Vohenstrauß, Opf. (1928) 30
Volkert/Höpfinger, Art. Kuroberpfalz, das Kurpräzipuum, in: GJ III/3 1917 BayFlNA, FlNS Pressath, AltLkr. Eschenbach, Opf. (1952) 34 BayFlNA, FlNS Störnstein, AltLkr. Neustadt/Waldnaab, Opf., (1939) BayFlNA, FlNS Altenstadt b. Vohenstrauß, AltLkr. Vohenstrauß, Opf. (1979) 116
BayFlNA, FlNS Untermantel, AltLkr. Neustadt/Waldn., Opf. (1956) 18 Brenner/Schäffer, 1866, 10, 79
BayFlNA, FlNS Mantel, AltLkr. Neustadt/Waldnaab, Opf. (1953) 180 BayFlNA, FlNS Mantel, AltLkr. Neustadt/Waldnaab, Opf. (1953) 98 Zenger, 1978, o.S.
Korr. Markt Floß, 4.7.1989; Korr. A. Frank, Ramat Gan, Israel, 8.8.1992 Ibel, 2001, 109
Quelle
384 Flurnamentabelle
Voitenthan Griesbach Mähring Hohenwald Tirschenreuth
Oberbachern
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Reinhartshausen
Kreuzanger
AllmannsAllmannshofen hofen Biberbach, M Biberbach Bobingen, St Bobingen
Lkr. Augsburg
Inchenhofen, M
Lkr. Aichach
TirschenreuthSt
Friedenfels Mähring, M
Lkr. Tirschenreuth
Judensteig
Judensteg, am Judengasse Judensteig Judenweg
Judengasse +
Judengaßacker Judengasse Judengassenacker
Judenbühl Judenweg Judengasse Judenlohe Judenloh Judenteich
Fischbach (Burg- Judenstein ruine Stockenfels)
Nittenau, St
Name
Gmk.
Gemeinde
Lkr. Schwandorf
Weg, W Ortstraße, W
Bemerkung
1933
1835
vor 1939/42 1934/35 1927
1955 1955 1955
im Ort; ab 1939 /42 Waldstr. Wi, NO im Ort Weg, W Fahr- u. Fußweg Weg; Vm: judaweg
A Wi A
BayFlNA, FlNS Voitenthan, AltLkr. Tirschenreuth, Opf. (1928) 117 Korr. H. Fähnrich, Beidl, Lkr. Tirschenreuth, April 1992 BayFlNA, FlNS Mähring, AltLkr. Tirschenreuth, Opf. (1926) 3 Enslein, 1958, 31 BayFlNA, FlNS Tirschenreuth, AltLkr. Tirschenreuth, Opf. (1928) 78 BayFlNA, FlNS Tirschenreuth, AltLkr. Tirschenreuth, Opf. (1928) 79
Böck [Hg.], 1986, N°509
Quelle
BayFlNA, FlNS Biberbach, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934/35) 55 BayFlNA, FlNS Bobingen, AltLkr. Schwabmünchen, Schw. (1927) 20 Korr. StadtA Bobingen, Lenski, 8.5.1989 StA A, RA Schwabmünchen Nr. 935, GKa. Kreuzanger, 1835, frdl. Hinweis K. Wahl, Bobingen, Korr., 8.2.1992 BayFlNA, FlNS Reinhartshausen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1933) 62
Korr. Gde. Allmannshofen, 14.12.1991
BayFlNA, FlNS Oberbachern, AltLkr. Aichach, Obb. (1955/59) 111 BayFlNA, FlNS Oberbachern, AltLkr. Aichach, Obb. (1955/59) 109 BayFlNA, FlNS Oberbachern, AltLkr. Aichach, Obb. (1955/59) 110
Schwaben
1926 um 1850 1927/29 Wei, WSW 1927/29 Wei, NW
1928
Jahr
Flurnamentabelle
385
Emersacker Aretsried
Emersacker Fischach, M
Schwabmünchen, St Stadtbergen, M
Judendauche Judensteig Judenbegräbnis, am (Weg) Judensteig, am
Schlipsheim Steppach Birkach
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Stadtbergen
Neusäß
Judenberg Judensteig Judenweg, am Judenweg, am
Hainhofen
Neusäß, St
Judensteig, am, beim
Judengasse
Agawang
Judenweg, am Judenschlaue und Judenmahd Judenweg Judengasse
1810; 1932/33 1855
1988 1988 1933 1934; 1988 1988 1988 1934
1874 ca. 1950/60 1989
1933
1874 1933
Fußweg
Weg, A
Weg A, SW A, W
Ortsstraße, S, SO
Weg
NO
Wa Bahnlinie; Vm Weg A, SO
1933
Judenweg, am Judenrutsche Judenweg Judengehau, im
Bemerkung
1920–30 A 1957 Weg
Jahr
Judenhäldle Judenweg
Name
Kutzenhausen
Gersthofen, St Hirblingen Gessertshau- Döpshofen sen
Todtenschläule
Fischach
Gmk.
Gemeinde
Scheuenpflug, 1992, 86
Scheuenpflug, 1988, 92 Scheuenpflug, 1988, 93 BayFlNA, FlNS Hainhofen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1933) 15 BayFlNA, FlNS Neusäß, AltLkr. Augsburg, Schw. (1934) 18; Scheuenpflug, 1988, 96 Scheuenpflug, 1988, 99 Scheuenpflug, 1988, 101 BayFlNA, FlNS Birkach, AltLkr. Schwabmünchen, Schw. (1934), FlNVerz. d. Flurbereinigung [ca. 1960] o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Stadtbergen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1932/33) 40
Korr. L. Fleiner, Kutzenhausen, 16.8.1989
Birlinger, 1874, 408 BayFlNA, FlNS Agawang, AltLkr. Augsburg, Schw. (ca. 1950/60)
BayFlNA, FlNS Emersacker, AltLkr. Wertingen, Schw. [1920–30] BayFlNA, FlNS Aretsried, AltLkr. Augsburg (FlBerAmt Krumbach), Schw. (1957) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Aretsried, AltLkr. Zusmarshausen, Schw. (1933) 19 Korr. L. Scheuenpflug, Neusäß-Lohwald, 20.2.1992 Birlinger, 1874, 408; Piller, 1981, 189 BayFlNA, FlNS Siegertshofen, OT Todtenschläule, AltLkr. Schwabmünchen, Schw. (1933) 33 Brem, 1994, lfd.Nr. 19, frdl. Hinweis M. Müller, geb. Brem BayFlNA, FlNS Döpshofen, AltLkr. Augsburg, Schw. (1933) 50a, b
Quelle
386 Flurnamentabelle
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Judenweg Judenhühle Judenweg Judenwegacker
Eppisburg Hinterbuch Laugna
Judengäßle, vom Judenweg Judenstraße
Judenweg, am Judenwinkelmahd Judenweg Jud und Jude Judenberg
Hinterried Oberthürheim Vorderried Unterfinningen Höchstädt/Donau
Mödingen Bergheim Villenbach Riedsend Wertingen, St Hirschbach
Finningen Höchstädt/ Donau, St Holzheim Laugna
Judenweg, am
Frauenstetten
Judenwegacker
Judensteigacker
Buttenwiesen Buttenwiesen
Binswangen
Binswangen
Judengasse +
Name
Bissingen, M Oberliezheim
Bachhagel
Bachhagel
Judenberg, am Judenweg, am Judenweg
Gmk.
Gemeinde
Lkr. Dillingen Quelle
N; Vm Weg A, W
Wi, SW Weg A, S; Vm Weg
A, NO
1934: A
Korr. Gde. Holzheim, Bgm. Hahn, 24.5.1989 Korr. Gde. Laugna, Bgm. Meitinger, 18.2.1993 BayFlNA, FlNS Laugna, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933) 85 StA A, Ka. Wertingen 80 II 422, Pl.Nr. 447, frdl. Hinweis Dr. R. Seitz, ehem. ltd. Archivdir. StA A, Korr. 10.2.1997 BayFlNA, FlNS Bergheim, AltLkr. Dillingen, Schw. (1936) 70 BayFlNA, FlNS Riedsend, AltLkr. Wertingen, Schw. (o.J.) o.lfd.Nr. lt. FlNVerz. v. 1936, frdl. Hinweis Stadt Wertingen, Archivpfleger Fiedler, Korr., 11.3.1993; BayFlNA, FlNS Hirschbach (FlBerAmt Krumbach), AltLkr. Wertingen, Schw. (1957) o.lfd.Nr.
Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992; BayFlNA, FlNS Buttenwiesen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934) 44 u. FlNVerz. FlurBerAmt Krumbach (1956), S. 3 Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992; BayFlNA, FlNS Buttenwiesen (FlBerAmt Krumbach), AltLkr. Wertingen, Schw. (1956), S. 3 BayFlNA, FlNS Frauenstetten, AltLkr. Wertingen, Schw. (1936 u. 1956) 34 Korr. Gde. Buttenwiesen, 3.5.1989 BayFlNA, FlNS Oberthürheim, AltLkr. Wertingen, Schw. (1927) 19 Korr. Gde. Buttenwiesen, 20.1.1992 BayFlNA, FlNS Unterfinningen, AltLkr. Dillingen, Schw. (o.J.) 47 BayFlNA, FlNS Höchstädt, AltLkr. Dillingen, Schw. (1960) o.lfd.Nr.
Ortsgasse; 1992 Korr. Gde. Bachhagel, 17.2.1992 Lange Straße A, S BayFlNA, FlNS Binswangen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933/34) 60 A, S BayFlNA, FlNS Binswangen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933/34) 59 BayFlNA, FlNS Oberliezheim, AltLkr. Dillingen, Schw. [ca. 1950/60]
Bemerkung
1933 Anf./Mit te 19. Jh. 1936 A, NW o.J. 1936; 1957
1927 1809 o.J.
1833– 1956 1936; 1956
1933/34 1933/34 um 1950/60 1833– 1956
Jahr
Flurnamentabelle
387
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Steinhart Wornfeld
Ebermergen Großsorheim
Harburg (Schwaben), St
Ederheim Ehingen a. Ries
Hainsfarth
Judenbuck Judengässelacker
Auchsesheim
Donauwörth, St Ederheim Ehingen a. Ries 1844; 1935 1844 1935
ca. 1950/60
1930 1930; 1933 1936
1934; 1951 1933
Jahr
1849; 1935 Juden, in/an/bei den 1936 Judenbaum, am 1929
Judengassenweg Judengäßle Judenbuck Judengaßl
Judenweg
Buchdorf
Judenwiesenweg
Judenweg
Buchdorf
Lkr. Donau-Ries
Zusamaltheim
Bettelstraße Judenberg, am Judengottesacker, am Judenmauer, hinter der Judenfussweg Judenweg
Wertingen
Zusamaltheim
Judenweg, am
Roggden
Zöschingen
Name
Gmk.
Zöschingen
Gemeinde
Bemerkung
A, SW A; Vm 1971: judabom
A, NO
Fahr-, Fußweg Weg, N
Ortsstraße A, N
Weg
Weg
A, SO
A, W
Schwierz, 1992, 255 StA A, RA Oettingen Nr. 222 I, Ka. Ehingen (1844) 332’; BayFlNA, FlNS Ehingen am Ries, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1935) 95 StA A, RA Oettingen Nr. 222 II, Ka. Ehingen (1844) 503’ BayFlNA, FlNS Ehingen a. Ries, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1935) 94 Korr. Gde. Hainsfarth, 23.1.1992 StA A, RA Oettingen Nr. 226 V, Ka. Hainsfarth (1849) 1215’; BayFlNA, FlNS Wornfeld, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1935) 17 BayFlNA, FlNS Ebermergen, AltLkr. Donauwörth, Schw. (1936) 48 BayFlNA, FlNS Großsorheim, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 80
BayFlNA, FlNS Buchdorf (Flurbereinigung Buchdorf), AltLkr. Donauwörth, Schw. (ca. 1950/60) o.lfd.Nr. Korr. StadtA Donauwörth, Dr. O. Seuffert, 26.5.1989
BayFlNA, FlNS Zöschingen, AltLkr. Dillingen, Schw. (1930) 61 BayFlNA, FlNS Zöschingen, AltLkr. Dillingen, Schw. (1930) 62; Graf, 1933, 239 BayFlNA, FlNS Zusamaltheim, AltLkr. Wertingen, Schw. (1936) 88; Korr. Stadt Wertingen, Museumsreferent Sigg, 23.1.1992
BayFlNA, FlNS Roggden, AltLkr. Wertingen, Schw. (1934) 87, FlNListe FlBerAmt Neuburg/Donau 7165 (1951) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Wertingen, AltLkr. Wertingen, Schw. (1933) 12 Korr. Stadt Wertingen, Archivpfleger Fiedler, 11.3.1993, lt. FlNVerz. v. Wertingen
Quelle
388 Flurnamentabelle
Stetthoferjudenäckerweg Judengasse, an der
Judenbirnen Judenbrunnen Judenbrunnen Jud, der Judenweg (auch: Haselweg) Synagog(e), in der
Harburg (Schwaben) Mauren
Möggingen
Judenweg Judenweg, auf’m, im, am Judenweg, am, im
Judenbreitle Judenberg
Judenbrunnen Judenweg
Gosheim
Huisheim Altisheim
Maihingen
Marktoffingen
Neuhausen Untermagerbein
Kleinsorheim
Huisheim
Kaisheim, M
Maihingen
Marktoffingen Marxheim Mönchsdeggingen Möttingen
Judengasse Judenweg zum oberen und unteren Espan Judenacker Judenwörth
Hohenaltheim
Mündling Ronheim
Name
Gmk.
Hohenaltheim
Gemeinde
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1830; 1950
Quelle
StA A, RA Monheim Nr. 560 II, Ka. Gosheim (1842) 555’ StA A, RA Monheim Nr. 560 II, Ka. Gosheim (1842) 557’
StA A, RA Nördlingen Nr. 115 I/II, Ka. Hohenaltheim (1835) 162’, 44’, 497’, 156’, 294’
BayFlNA, FlNS Mündling, AltLkr. Donauwörth, Schw. (1935) 52 StA A, RA Donauwörth Nr. 716, Ka. Ronheim (1842) 23’ StA A, RA Donauwörth Nr. 716, Ka. Ronheim (1842) 73’
BayFlNA, FlNS Mauren, AltLkr. Donauwörth (FlBerAmt Krumbach), Schw. (1964) o.lfd.Nr. Korr. Gde. Möttingen, 24.7.1993
StA A, RA Donauwörth Nr. 703 III, Ka. Harburg (1835) 1022’
Quelle; Vm Feldweg
BayFlNA, FlNS Neuhausen, AltLkr. Donauwörth, Schw. (1936) 45 BayFlNA, FlNS Untermagerbein, AltLkr. Nördlingen, Schw. [ca.1920– 40] 8 Korr. Gde. Möttingen, 16.8.1993 StA A, RA Nördlingen Nr. 120 III, Ka. Kleinsorheim (1834) 686’; BayFlNA, FlNS Kleinsorheim [zu Möttingen], AltLkr. Nördlingen, Schw., FlBerAmt Neuburg/ Donau (1950)
Korr. Gde. Maihingen, 8.1.1993
StA A, RA Monheim Nr. 565 I, Ka. Huisheim (1842) 234’ A, S; Vm: juda- BayFlNA, FlNS Altisheim, AltLkr. Donauwörth, Schw. (1936) 17 i we rth Fußweg StA A, RA Oettingen Nr. 235 II, Ka. Maihingen (1845) 692ff’ A, SO BayFlNA, FlNS Maihingen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1936) 93
Vm Wi A Verbindungsweg A, Wi; 19. Jh. auch: Am Sinnenbog Gdeweg Feld- u. Hohlweg
1936 A, O; Vm 1920–40 Wa, S
1845 1936
1842 1936
1842 1842
1835
1935 1842 1842
Weg
1964
Bemerkung Feldweg
1835
Jahr
Flurnamentabelle
389
Wallerstein M
Tapfheim
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Wallerstein
Ehringen
Birkhausen
Tapfheim
Brachstadt Erlingshofen Oppertshofen
Reimlingen
Lehmingen
Dürrenzimmern Kleinerdlingen Nähermemmingen Nördlingen
Nördlingen, GKSt
Oettingen i.Bay., St Reimlingen
Gmk.
Gemeinde
Judenwegacker Judengraben
Judenäckern, in den Judenweg Judenweg, am Judenweg, am obern Judenweg, der obere Judenweg, im
Judenäcker
Judenweg Judenbrunnenwiese Juden Geßlin Judenweg Judenweg
Judenweg Judenweg, am
Judengraben Judenloch Judenplätzlin Judeneck
Judenweg Judenschulsteig Judenweg
Name
1833 19. Jh. 1833 1833 1833 1833; 1929 1833 1766
1835 1835; 1929 1834 1841 1586 1834 1824; ca. 1950/60 1929
1898
1847 1834 1834; 1929 1363
Jahr
Bemerkung
Quelle StA A, RA Oettingen Nr. 221, Ka. Dürrenzimmern (1847) 172’ StA A, RA Nördlingen Nr. 119 I, Ka. Kleinerdlingen (1834) 286’ StA A, RA Nördl. Nr. 125 I/II, Ka. Näherm. (1834) 59’, 99’, 106’, 270’, 278’, 368’; BayFlNA, FlNS Näherm., AltLkr. Nördl., Schw. (1929) 50 Seitz, Art. Nördlingen, in: GJ III/2 977 Müller, 1898, 60, 74 Anm. 2; Seitz, Art. Nördlingen, in: GJ III/2 984 Müller, 1898, 101, 111 Korr. Dr. P. Ostenrieder, Heimatmuseum Stadt Oettingen i.Bay., 19.11.1996 StA A, RA Nördlingen Nr. 128 III, Ka. Reimlingen (1835) 867’ StA A, RA Nördl. Nr. 128 I–III, Ka. Reimlingen (1835) 59’, 277’, 279’, 562’ u.a.; BayFlNA, FlNS Reimlingen, AltLkr. Nördl., Schw. (1929) 52 StA A, RA Donauwörth Nr. 689 II, Ka. Brachstadt (1834) 535’–536’ StA A, RA Donauwörth Nr. 699 II, Ka. Erlingsh. u. Münster (1841) 727’ FÖWAH, U.III. 179–1, frdl. Hinweis Dr. F. Helmer, Augsburg StA A, RA Donauwörth Nr. 713 I, Ka. Opperzhofen (1834) 462’ StA A, Ka. Uraufnahme Tapfheim NW XXVI (1824); BayFlNA, FlNS Tapfheim (Flurber.), AltLkr. Dillingen, Schw. (ca. 1950/60) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Birkhausen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 31
StA A, RA Nördl. Nr. 101 I/II, Ka. Birkhsn. (1833) 27’, 5b’, 168a’ u.a. Korr. VMA Nördlingen, 4.8.1993 A, Wi StA A, RA Nördl. Nr. 108 I/II, Ka. Ehringen (1833) 122’, 148’, 422’, 166’ Wi StA A, RA Nördlingen Nr. 108 I, Ka. Ehringen (1833) 123’, 43’ A StA A, RA Nördlingen Nr. 108 I, Ka. Ehringen (1833) 122’ A, W, SW; Vm: StA A, RA Nördlingen Nr. 108 I, Ka. Ehringen (1833) 98’, 99’, 148’ im judnweg u.a.; BayFlNA, FlNS Ehringen, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 30 A StA A, RA Nördlingen Nr. 108 II, Ka. Ehringen (1833) 421’ S; füher: Im BayFlNA, FlNS Wallerstein, AltLkr. Nördlingen, Schw. (1929) 34 Feld vor dem Judentor
A, NO; auch: Armensteig
Feldweg Weg
Wi
Fußweg A, Wi, NW
Gebäudeteil im Ort
Fußweg Ortsgasse A, Ö, NW, W
390 Flurnamentabelle
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Ichenhausen, St Kammeltal
Günzburg, GKSt
Deubach Ichenhausen Hammerstetten Wettenhausen
Reisensburg
Nornheim
Günzburg
Deisenhausen Deisenhausen Ellzee Ellzee
Bubesheim Burgau, St
Großkissendorf Kissendorf
Bibertal
Kleinkissendorf Schneckenhofen Bubesheim Burgau Unterknöringen
Gmk.
Gemeinde
Lkr. Günzburg
1963
1927
1855; 1927
1927
1926 1927 1926
1926
1920 1908
1920
Jahr
Judenweg 1967 Judenweg 1905 Judenrutsch Judenweg, am, beim Judenweg, am
Judenhöle oder -hüle Judenhühlweg
Judenweg Judengasse Judenbäume[n], (bei den) + Judenhülle Judenrutsch Judenhöhle
Judenstraße Judenrutsch Judenstraße + (Vm) Judenwegele Judenweg Judenweg Judenweg Judenschneider
Name
Vm A, W; alte Form: Judenhülle, Vm: Judahöhl, -hühl A, S; alte Form: Judenhüllweg und Judenhülläcker Feld-, Waldwg. Weg, S Bahnlinie; Vm W A
Wi; Vm: in dԥr judagass Weg im Ort A, O
Weg, N; Vm
Weg, O; Vm Bahnlinie; Vm Weg, O; amtl.: Riedener Weg
Bemerkung
Korr. Stadt Günzburg, Stadtarchivar W. Grabert, 7.2.1992 BayFlNA, FlNS Deubach, AltLkr. Günzburg, Schw. (1922/26) 55 Schweizer, 1991, 6 18 Katasterkarte NW XIV, 30 Tulaszewski, 1957, 18
BayFlNA, FlNS Reisensburg, AltLkr. Günzburg, Schw. (Beil. v. 1963)
BayFlNA, FlNS Reisensburg, AltLkr. Günzburg, Schw. (1927) 33
BayFlNA, FlNS Nornheim, AltLkr. Günzburg, Schw. (1927) 9 Korr. G. Schuler, Archivar, Stadt Ichenhausen, 13.1.1992 BayFlNA, FlNS Nornheim, AltLkr. Günzburg, Schw. (1927) 9; Tulaszewski, 1957, 17
BayFlNA, FlNS Burgau, AltLkr. Günzburg, Schw. (1926) 40 BayFlNA, FlNS Deisenhsn., AltLkr. Krumb., Schw. (1927/34) 38, 31 BayFlNA, FlNS Elzee, AltLkr. Krumbach, Schw. (1926) 20
Korr. Gde. Bibertal, Bgm. Joas, 23.11.1993 BayFlNA, FlNS Schneckenhofen, AltLkr. Günzburg, Schw. (1920) 14 Willi, 1999, 152 Korr. Stadt Burgau, 28.12.1991 BayFlNA, FlNS Burgau, AltLkr. Günzburg, Schw. (1926) 39
BayFlNA, FlNS Großkissendorf, AltLkr. Günzburg, Schw. (1920) 18 Schweizer, 1991, 6, 18
Quelle
Flurnamentabelle
391
Judenweiher, am
Krumbach, St Krumbach Rettenbach Rettenbach
Ursberg
Kaufbeuren
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Nordholz Straß
Osterberg
Nersingen
Osterberg
Judenweg
1951 1951
Judensteig, an der Judenweg, auf dem, am Judenweg, am Judengasse 1926 1659; 1665; 1922 1934; 1965
1932
Judensteig
1937
Buch
Judenanger
1937
1930– 1935 vor 1986 1936 ca. 1920
Buch, M
Lkr. Neu-Ulm
Lindau, GKSt Lindau
Judenhalde, an der
Juden-Weg Judenmahd Juden-Weg
Kriegshaber
Pfersee
Judenberg
Augsburg
Lkr. Lindau (Bodensee)
Kaufbeuren, St
Augsburg, St
kreisfreie Städte
Ursberg
1922 1953
Jahr
Judenweg, am + Judenweiher, am Judenweg, am
Gmk.
Name
Gemeinde
Bemerkung
Quelle
BayFlNA, FlNS Lindau, AltLkr. Lindau, Schw. (1937) 140
BayFlNA, FlNS Augsburg, AltLkr. Augsburg, Schw. (1930–35) 81; Rosenfeld, 1985, 344 Korr. Stadt Augsburg, 16.5.1989 BayFlNA, FlNS Augsb.-Kriegshaber, AltLkr. Augsb., Schw. (1936) 10 BayFlNA, FlNS Augsburg-Pfersee, AltLkr. Augsburg, Schw., Flurkarte ca. 1920 BayFlNA, FlNS Kaufbeuren, AltLkr. Kaufbeuren, Schw. (1937) 70
BayFlNA, FlNS Wettenhausen, AltLkr. Günzburg, Schw. (1922) 47 Korr. Herbert Auer, Krumbach, 18.1.1992 BayFlNA, FlNS Rettenbach (FlBerAmt Krumbach), AltLkr. Günzburg, Schw. (1953) o.lfd.Nr. Korr. Herbert Auer, Krumbach, 18.1.1992
Weg
A, SW 1922: A, S
BayFlNA, FlNS Nordholz, AltLkr. Illertissen, Schw. (1926) 76 Korr. Gde. Nersingen, 16.4.1993; StA A, KU Elchingen, Regest 1290/ 1664 Febr. 22, Regest 1302/ 1665 März 26; BayFlNA, FlNS Straß, AltLkr. Neu-Ulm, Schw. (1923) 30 Korr. Gde. Osterberg, 31.1.1992, 6.2.1992; BayFlNA, FlNS Osterberg (FlBerAmt Krumbach), AltLkr. Illertissen, Schw. (1965) o.lfd.Nr.
A, NO; Vm: Ju- BayFlNA, FlNS Buch, AltLkr. Illertissen, Schw. (1932) 53 dastoag BayFlNA, FlNS Buch, AltLkr. Illertissen, Schw. (1932), FlNverz. d. FlBerAmt Krumbach (1951) o.lfd.Nr.
Wa; NO
Wi, N
Weg W, S Weg, N
Weg; im Ort
A; Vm
392 Flurnamentabelle
Judenkanzel Judenberg Judenberg, beim
Emershofen Wallenhausen
Judenried Judensteig Judenwiese
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Germaringen Lamerdingen Marktoberdorf, St Obergünzburg, M
Judenweg Judenstrobel Judenob
Judenfeld
Obergermaringen Kleinkitzighofen Schwenden
Obergünzburg
Lkr. Ostallgäu
Judenried Memhölz Waltenhofen
Waltenhofen
Judengasse Judengasse, obere/untere Judenkirche
Tiefenbach
Judenbächtelin, im
Judengasse Judengasse, in der
Kornau Oberstdorf (Alpe Haldenwang)
Sonthofen, St Altstädten
Oberstdorf, M
Lkr. Oberallgäu
Judenweg
Balmertshofen
Pfaffenhofen a.d. Roth, M Weißenhorn, St
Name
Gmk.
Gemeinde
1886
1934 1603 Anhöhe
Wi, SW
Ortsname
Kg
1930/34 Anf. 17. Jh. 1966 1966 1966
Wi, Wa, SW
1930/34
Wi, NW Wa, O mit Gehweg n. Ichenhausen
Bemerkung
A, Wi; Alte Form: in der Streitgasse Wi, Wa, SW
1973
1936 1936
1933
Jahr
Quelle
BSB, HS-Abt., Fna 8, 23
N.N., 1926d, 69 BayFlNA, FlNS Kleinkitzigh., AltLkr. Kaufbeuren, Schw. (1934) 80 BSB, HS-Abt., Fna 8, 23
BayFlNA, FlNS Tiefenbach, AltLkr. Sonthofen, Schw. (1930/34) 77; Korr. Heimatbund Allgäu e.V., 5.12.1991; Korr. Markt Oberstdorf, Thomma, 18.1.1993 BayFlNA, FlNS Altstädten, AltLkr. Sonthofen, Schw. [Anfang 17. Jh.], o.lfd.Nr. Dertsch, 1966, 98 Dertsch, 1966, 98 Dertsch, 1966, 98
BayFlNA, FlNS Tiefenbach, AltLkr. Sonthofen, Schw. (1930/34) 77 Korr. Markt Oberstdorf, Thomma, 18.1.1993
Korr. Markt Oberstdorf, Thomma, 18.1.1993 Steiner, 1973, 357 Nr. 1090
BayFlNA, FlNS Emershofen, AltLkr. Neu-Ulm, Schw. (1936) 45 BayFlNA, FlNS Wallenhausen, AltLkr. Neu-Ulm, Schw. (1936) 36 Burkhart, 1988, 393, frdl. Hinweis Stadt Weißenhorn, Korr. 14.1.1993
Graf, 1933, 239
Flurnamentabelle
393
Rieden
Rieden am Forggensee
Lauben Niederrieden Ungerhausen
Lauben Niederrieden Ungerhausen
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
Alzenau i.UFr., St Geiselbach Großostheim, M Hösbach, M
Judengraben, am
Judenweg Judenzippe
Judenhöhle
Geiselbach Großostheim
Hösbach
Judenbrunnen Judenbrunnenweg Judengraben Judenspetz (Weg) Judenwegacker Juden- od. Schweighauserwegacker
Judenwegele, am Judenfrauentauch Judenbrunnengraben Judengraben
Judengasse
Judenbau
Name
Michelbach
Lkr. Aschaffenburg
Olgishofen
Boos Fellheim Kettershausen
Babenhausen
Kirchhaslach
Babenhausen, M Boos Fellheim Kettershausen
Lkr. Unterallgäu
Gmk.
Gemeinde
1928/30
1845; 1928 1926 1924/25
1932/33 1935 1922
1928
bis ca. 1970
1708; 1929 1931 1933/34 1922
1932
Jahr
Bemerkung
Quelle
BayFlNA, FlNS Lauben, AltLkr. Memmingen, Schw. (1932/33) 36 BayFlNA, FlNS Niederrieden, AltLkr. Memmingen, Schw. (1935) 90 BayFlNA, FlNS Ungerhausen, AltLkr. Memmingen, Schw. (1922) 208
BayFlNA, FlNS Olgishofen, AltLkr. Illertissen, Schw. (1928) 74+ Korr. Gde. Kettershausen, 4.2.1993, 6.5.1993
Korr. Gde. Kettershausen, 4.2.1993
BayFlNA, FlNS Boos, AltLkr. Memmingen, Schw. (1931) 54 BayFlNA, FlNS Fellheim, AltLkr. Memmingen, Schw. (1933/34) 48 BayFlNA, FlNS Kettershausen, AltLkr. Illertissen, Schw. (1922) 70
BayFlNA, FlNS Babenhausen, AltLkr. Illertissen, Schw. (1929) 136
BayFlNA, FlNS Rieden, AltLkr. Füssen, Schw. (1932) 25
Wi, NO
Weg, O A, Wa, N, NW
A, SW
BayFlNA, FlNS Michelbach, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1928) 90; Flurkarte (1845), frdl. Hinw., Stadt Alzenau, Korr. M. Simon, 13.1.1993; BayFlNA, FlNS Geiselbach, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1926) 67 BayFlNA, FlNS Großostheim, AltLkr. Aschaffenburg, Ufr. (1924/25) 113f BayFlNA, FlNS Hösbach, AltLkr. Aschaffenburg, Ufr. (1928/30) 190
Unterfranken
A, Weg, W A, NW A, NW
Wassergraben, ca. 1970 verrohrt Vm
A, W Ö, NW
im Ort
A, NW
394 Flurnamentabelle
Gmk.
Westerngrund
Unterwestern
Judenpfad, beym, unter
Fuchsstadt
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Morlesau
ca. 1780
1926
1928
Judenweg
Machtilshausen
Judenpfad, am Judenkirchhof Judenpfad
Judenweg, am
Premich
1928 1928
Judenbrunnen
Arnshausen
Judenbad Judengasse
Judengäßchen
v. 1933; ab 1985 1937
1966 1926
Judenpfad, am Judenweg
Judenweg
1928/29
Jahr
Judenberg (Weg) Judenpfad
Name
Steinach
Hammelburg, Hammelburg St
Bad Bocklet, M Bad Kissingen, GKSt Burkardroth, M Elfershausen, M Fuchsstadt
Lkr. Bad Kissingen
Westerngrund
Schmerlenbach Schöllkrippen Schneppenbach
Gemeinde
Bemerkung
Weg
Wa, S; Vm: jüdawach „in Flur gegen Langendorf und einmal Flur gegen Hammelburg“ Gebäude im Ortsgasse; ab 1933: HorstWessel-Str. Wi, O
Wa
Vm: Jüdebrunn
Ortsgasse
A, Wa, SW; Vm: jurewäg
Weg, SO
Quelle
BayFlNA, FlNS Hammelburg, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1928–34) 77 Lutz, 1988, 102 Lutz, 1988, 103
BayFlNA, FlNS Hammelburg, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1928–34) 75 BayFlNA, FlNS Hammelburg, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1928–34) 76
GdeA Fuchsstadt, „Grund- und Hofbeschreibung“ ca. 1780, frdl. Hinweis F. Warmuth, Kreisarchivpfleger Bad Kissingen, Korr., 25.8.1995
BayFlNA, FlNS Machtilshausen, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 47
BayFlNA, FlNS Arnshausen, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1937) o.lfd.Nr. Kapfhammer, 1990, 10 Anm. 16
Korr. Markt Bad Bocklet, Bgm. Schuck, 7.1.1992
Korr. Th. Büttner, Heimat- u. Gesch.V Oberer Kahlgrund e.V., Schöllkrippen, 15.3.1993
BayFlNA, FlNS Winzenhohl, AltLkr. Aschaffenburg, Ufr. (1928/29) 24 Korr. Th. Büttner, Heimat- u. Gesch.V Oberer Kahlgrund e.V., Schöllkrippen, 12.7.1993, 11.8.1993 BayFlNA, FlNS Schneppenbach, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1966) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Unterwestern, AltLkr. Alzenau, Ufr. (1926) 18
Flurnamentabelle
395
1938
Judenfriedhof
Judenweg
Ebenhausen
Rannungen
Rannungen
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Schondra, M Untergeiersnest Thundorf/Ufr Thundorf Wartmanns- Schwärzelbach roth Völkersleier
1928 1951 1927
1961
1972
Judengasse (im Ort) 1930/31
Judenhand, bei der Judentauche Judenhand
Judenstraße
1938
Judenteich
Thulba
Mitgenfeld
Oberleichtersbach Oberthulba, M Oerlenbach
1937 1928 1852 1929
Judenpfad, am Judenstraße, bei der Judenweg Judentempel
Wermerichshsn. Nüdlingen
1938 1936/37 1938/39
1932
Nüdlingen
Judenpfad Judenkirchhof
Pfaffenhsn. Untererthal
1951
Jahr
Judenweg, am Judenpfad jüda (Vm)
Judenpfad (Vm)
Ochsenthal
Poppenlauer Althausen Großwenkheim
Name
Gmk.
Maßbach, M Münnerstadt, St
Gemeinde
Bemerkung
Straße; Vm: di jüdsgass
Wa Ö, Gelände, S Wa
Vm: Jüdekirfich Weg, W; Vm: Jüdawag
Weg; amtl.: Aspenschlagweg, Vm: jüdepfod åsbeschloch Vm A, WSW; Vm: Jüdakirfich, Orträ A, W A, S A, N; amtl.: Mönchsthor + A, S A, Wa, SO A, Wa, SO Wi, SO
Quelle
BayFlNA, FlNS Rannungen, AltLkr. Bad Kissingen (FlBerAmt Würzburg), Ufr. (1961) o.lfd.Nr. Ullrich, 1928, 424, Nr. 13 BayFlNA, FlNS Thundorf, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1951) 50 BayFlNA, FlNS Schwärzelbach, AltLkr. Hammelburg, Forstbez. Neuwirtshaus (1927) 20 BayFlNA, FlNS Völkersleier, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1930/31) 73
BayFlNA, FlNS Ebenhsn, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1938) 159, 160
BayFlNA, FlNS Ebenhausen, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1938) 263
BayFlNA, FlNS Thulba, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1972) o.lfd.Nr.
BayFlNA, FlNS Poppenlauer, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1938) 64 BayFlNA, FlNS Althausen, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1936/37) 51 BayFlNA, FlNS Großwenkheim, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1938/39) 45 BayFlNA, FlNS Wermerichshsn., AltLkr. Bad Kissgn, Ufr. (1937) 60 BayFlNA, FlNS Nüdlingen, AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1928) 65 Flurkarte (1852), frdl. Hinw. Korr. Gde. Nüdlingen, Schäfer, 27.7.1993 BayFlNA, FlNS Mitgenfeld, AltLkr. Brückenau, Ufr. (1929) 36
Korr. Stadt Hammelburg, Tuchscherer, AL, 20.1.1992 BayFlNA, FlNS Untererthal, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1932) 47
BayFlNA, FlNS Morlesau, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1951) 81; Lutz, 1988, 139
396 Flurnamentabelle
Gmk.
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Hofheim i.Ufr., St Maroldsweisach, M
Gädheim Haßfurt, St
Brünn Dippach a. Main
Ebern, St Eltmann, St
Gossmannsdorf Ostheim Ermershsn.
Judensteig Judenpfad Judenberg Judenweg
Judenweg
Unterhohenried 1936 1930/31 1843
1940
1799; 1926 1937
Judenloch
Judengasse
1926 1799 1926
1929 1926 1926 1925
1929 1960
1928/29
Judenpfad Judengrube Judenkirchhof (Vm)
Sylbach
Gädheim Mariaburghausen
Eschenbach
Judenweg, am Judenpfad
Kerbfeld Bundorf
Bundorf
Judengraben Judentrieb Judenweg Judenpfad
Judenpfad (Vm)
1926
Judenpfad
Aidhausen
1926
Jahr
Judenkirchhof
Name
Aidhausen
Lkr. Hassberge
Hammelburg, Hundsfeld (1937 St aufgelöst)
Gemeinde
Bemerkung
Quelle
BayFlNA, FlNS Aidhausen, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1928/29) 127
BayFlNA, FlNS Hundsfeld, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 23
BayFlNA, FlNS Hundsfeld, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 22
BayFlNA, FlNS Kerbfeld, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1929) 86 BayFlNA, FlNS Bundorf, AltLkr. Hofheim (FlBerAmt Bamberg), Ufr. (1960) o.lfd.Nr. Wa, S BayFlNA, FlNS Brünn, AltLkr. Ebern, Ufr. (1929) 34 Ö, NW BayFlNA, FlNS Dippach, AltLkr. Haßfurth, Ufr. (1926) 40 Weg, A, NW BayFlNA, FlNS Dippach, AltLkr. Haßfurth, Ufr. (1926) 39 Ö, S; alte Form: BayFlNA, FlNS Eschenbach, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1925) 37 Schaftrieb Pfrenzinger, 1926b, 195 Korr. Stadt Haßfurt, Th. Schindler M.A., 30.4.2003 A, O; alte BayFlNA, FlNS Mariaburghausen, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1926) 20 Form: Sorger an der Sauleite 1926: Wei, N; Korr. Stadt Haßfurt, Th. Schindler M.A., 30.4.2003; BayFlNA, FlNS Hutwasen Mariaburghausen, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1926) 19 A, NW; Vm: BayFlNA, FlNS Sylbach, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1937) 62 jüdagassn W; Vm: jüdaBayFlNA, FlNS Unterhohenried, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1940) 24 wach A, Weg, O BayFlNA, FlNS Gossmannsdorf, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1936) 35 Pfad, O BayFlNA, FlNS Ostheim, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1930/31) 68 SO BayFlNA, FlNS Ermershausen, AltLkr. Hofheim, Ufr. [1843], o.lfd.Nr. nach SchweiKappner, 1999, 139 ckershausen
Pfad, S; auch: Im Götengrund A, Wi, N
Wa, O; Vm: Jüdakerfich Weg, SO; Vm
Flurnamentabelle
397
Judenweg
Zeil
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Geiselwind, M
Biebelried Castell Dettelbach, St
1924 1937/38 ca. 1930/40 1936 1972 1935/36 1927 1927/28 1940 1940
Judenpfad, am Judenloch (im) Judenpfad, am
Judenpfad, am Judengraben
Judengräber Judensteigacker Schammenthal Judenruh, an der
Judentauch, an der
Kaltensondheim Wüstenfelden Bibergau
Effeldorf Mainsondheim
Neuses am Berg Schernau Rehweiler
Lkr. Kitzingen
Zeil a. Main, St
nach Hellingen Vm A, W Wa; einst: Abersfelder Weg A
Bemerkung
A, NW Baumgarten, N A, S Wei, SO; Vm: juderuh Wi, A
A, N
A A, Wi, Wa, S A
1927/28 Friedhof 1927/28 Ortsstraße 1928 A, O 1928 Wi, O 1936–38 Weg, A, SW; auch: Leichensteig
1940
1930 1930 1940
Judenweg Judenweg Kühtrieb, am Judenpfad
Judenweg Judenbrunnen Judenbegräbnis Judengasse Judengaßacker Judenbachwiese Judensteig +
Pfarrweisach Riedbach
Jahr
Name
Horhausen Memmelsdorf i. Ufr. Obermerzbach Untermerzbach Krum
Voccawind Kraisdorf Humprechtshausen
Theres Untermerzbach
Gmk.
Gemeinde
BayFlNA, FlNS Rehweiler, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1940) 24b
BayFlNA, FlNS Effeldorf, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1936) 29 BayFlNA, FlNS Albertshausen, AltLkr. Bad Kissingen (FlBerAmt Würzburg), Ufr. (1972) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Mainsondheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1935/36) 15 BayFlNA, FlNS Neuses am Berg, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1927) 87 BayFlNA, FlNS Schernau, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1927/28) 61 BayFlNA, FlNS Rehweiler, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1940) 24a
BayFlNA, FlNS Kaltensondhm., AltLkr. Bad Kissingen, Ufr. (1924) 33 BayFlNA, FlNS Wüstenf., AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1937/38) 20, 20c BayFlNA, FlNS Bibergau, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (um 1930/40) 63
Korr. L. Leisentritt, Zeil a. Main, 5.2.1992
BayFlNA, FlNS Humprechtshausen, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1940) 55 Korr. Stadt Haßfurt, 30.4.2003 BayFlNA, FlNS Memmelsdorf i.Ufr., AltLkr. Ebern, Ufr. (1927/28) 80 BayFlNA, FlNS Memmelsdorf i.Ufr., AltLkr. Ebern, Ufr. (1927/28) 81 BayFlNA, FlNS Obermerzbach, AltLkr. Ebern, Ufr. (1928) 54 BayFlNA, FlNS Untermerzbach, AltLkr. Ebern, Ufr. (1928) 49 BayFlNA, FlNS Krum, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1936–38) 71+, 89
BayFlNA, FlNS Voccawind, AltLkr. Ebern, Ufr. (1930) 49 BayFlNA, FlNS Kraisdorf, AltLkr. Ebern, Ufr. (1930) 42 BayFlNA, FlNS Humprechtshausen, AltLkr. Haßfurt, Ufr. (1940) 56
Quelle
398 Flurnamentabelle
Juden Judenbach Judengasse
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Sulzfeld a.M. Sulzfeld a. Main Volkach, St Escherndorf
Judenweg Judenberg
Judenweg (am)
1928; 1975 1939/40 1937
1928
Judengraben
Seinsheim
1929
Judengasse, an der
Prichsenstadt, Järkendorf St Seinsheim, M Iffigheim
1927
1993 1979
bis 1937 1926 1992
1937
Jahr
Judenweg Judenweg (Vm)
Markt Einersheim Judenbrunnen Judenbrunnen, am
Rapperndorf Sickershsn. Mainbernheim
Judensee Judenweglein
Judensteige
Judenweg Judenweg Judensteig (am)
Name
Marktbreit, St Marktbreit Marktsteft, St Marktsteft
Kitzingen, GKSt Mainbernheim, St Markt Einersheim, M
Dornheim Iphofen Mönchsondheim
Iphofen, St
Nenzenheim
Gmk.
Gemeinde
Quelle
A, SW Wbg, WSW; Vm: jüdaberch
Fußweg, O; auch: Judenweglein, Michelfelder Fußweg A, SW; Vm: jüdegassla A; Seinsheimer Weg, Bullenheimer Weg A, O
Wa, ONO; Vm
BayFlNA, FlNS Markt Seinsheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1928) 54, (1975) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Sulzfeld a. Main, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1939/40) 42 BayFlNA, FlNS Escherndorf, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1937) 49
BayFlNA, FlNS Iffigheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1928) 57
BayFlNA, FlNS Järkendorf, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1929) 25
Korr. F. Ortner, Neustadt/Aisch, 1.3.1993 BayFlNA, FlNS Markt Einersheim, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1979) 81; Ortner, 1986, 51f Korr. Stadt Marktbreit, Bgm. Härtlein, 2.1.1992 BayFlNA, FlNS Marktsteft, AltLkr.Kitzingen, Ufr. (1927) 142, 107
Korr. Stadt Iphofen, 2.4.1992 Brombierstäudl, 1983, 266 A, S, SW; alte BayFlNA, FlNS Mönchsondheim, AltLkr. Scheinfeld, Mfr. (1937) 28, Form: Gäßbuck 61 Gegner, 1993, o.S., frdl. Hinweis A. Brombierstäudl, StadtA Iphofen, 8.2.1993 Korr. Stadt Iphofen, 2.4.1992 Vm: Judenwag- Wolf, 1983, 175 la A, NO BayFlNA, FlNS Rapperndorf, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (bis 1937) 25 Bach, N BayFlNA, FlNS Sickershausen, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1926) 95 Ortsstraße Korr. Stadt Mainbernheim, Bgm. Baunach, 21.1.1992
Bemerkung
Flurnamentabelle
399
Name
Judengasse, in der
Judenweg, am
Gmk.
Fahr a. Main
Rimbach
Aschaffenburg Schweinheim Schweinfurt
Würzburg
Würzburg, St Oberdürrbach
Aschaffenburg, St Schweinfurt, St
kreisfreie Städte 1926 1582 1582
1937
1907
1780; 1940 1967
Jahr
Quelle
Wi, O
Weg, S
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 246 BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 247
BayFlNA, FlNS Schweinfurt, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1928/29) 183 BayFlNA, FlNS Oberdürrbach u. Gadheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40) 9 Bendel [Bearb.] (1912) 343 Memminger, 1923, 179 BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 243 Memminger, 1923, 179; BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 244 BayFlNA, FlNS Würzburg, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1932–42) 245 Amrhein, 1910, III 56 StA Wü, RA Würzburg Stadt 66 (18. Jh.), fol. 235, 229, 230
Hiller, 2005, 13 BayFlNA, FlNS Schweinheim, AltLkr. Aschaffenburg, Ufr. (1926) 123 Oeller, 1953, 138 BayFlNA, FlNS Schweinfurt, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1928/29) 182
Dorfgasse; Vm: StadtA Volkach, Fahr B 44, frdl. Hinweis, Egert, StadtA Volkach, Korr, as Jüdagassla 6.4.1993; BayFlNA, FlNS Fahr, AltLkr. Gerolzhfn., Ufr. (1940) 47 BayFlNA, FlNS Rimbach (FlBerAmt Würzburg), AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1967) o.lfd.Nr. Weg Korr. Markt Ippesheim, Bgm. Lilli, 24.1.1992; Brombierstäudl, 1983, 274, frdl.Hinweis Korr. Markt Willanzheim, 9.1.1992 Feldweg, SO; BayFlNA, FlNS Willanzheim, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1937) 56 auch: Marterweg
Bemerkung
1928/29 1939/40 A, NO 1939/40 1288 1923 1932–42 1923, 1932–42 Judengalgen 1932–42 Judengarten 1429 der gemeine graben, 1711 Wbg am Steinbach oder sogenante Judenpfad Judenpfädlein 1932–42 Vm Judenweinberg 1932–42 Wbg
Judenbergweg Judenpfad Judenanger Judenanger, auf dem + Judensprung Judenpfad, am/beim Judenpfadacker Judembuhel Judenbühl Judenbühl, am Judenbühlweg
Willanzheim, Hüttenheim i.Bay. Judenweg M Willanzheim Judenweg
Gemeinde
400 Flurnamentabelle
Gmk.
Birkenfeld
Arnstein, St
1182 1182 1197
platea Judeorum strata Judeorum vicus Judeorum
1590
Judenkirchhof
Judleins Graben, 2 Morgen am Jüdleinsgraben, am
Büchold mit Sachserhof Müdesheim
Birkenfeld
1933 1856; 1933 18. Jh.
Christe Baum, das 5.Stuck im, Acker im Judenkirchberg 1971/73 Judenkirchhof 1909; 1993 Judenkirchhof, beim 1933 Judenkirchhof, 1856 beim, am, bei dem
Judenfeld, im Judenpfad, im
Judenpfad 1938/39 Judenbaum, im, 1856; außen am, unten am 1933
Schwebenried Billingshausen
1938
Judenkirchhof
Reuchelheim
1941
1938/39
Judenkirchhof, am
1938
Jahr
Name
Altbessingen
Lkr. Main-Spessart
Gemeinde
A, SO A, Ö, Wa (Bonitätskl. 1–10)
A, N, Vm: am jeidlesgrowe Graben, SW; Vm: Jüdekirfi A, NO A, Ö, NW; 1856 auch: Baumfeld im, in der Schöntannen A, NW A, NW
Wi, Wa; Vm: am Jüdakirvie A, N; Vm: jüdekirsche
Bemerkung
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 104 StA Wü, Renov.GKa. Birkenfeld (1856) I 11, 71, 146, 229, 260, 349, 380f; II 404, 474, 509, 553, 585f, 607, 727 u.a.; III 912, 938f, 1028 u.a.
Stegerwald, 1973, 52 Schreiber, 1968, 100; Redelberger, 1993, 182
BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Markthdf., Ufr. (1933) 138 StA Wü, Renov.GKa. Billingshausen (1856) I 76; BayFlNA, FlNS Billingshausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 137 StA Wü, RA Lengfurt 37 (18.Jh.) 44ff
BayFlNA, FlNS Schwebenried, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 60 StA Wü, Renov.GKa. Billingsh. (1856) I 3, 42, 76, 141, 154, 192, 203f, 234; II 364, 388, 420, 474, 507, 532, 778; III, 898, 927, 1018, 1030 u.a.; BayFlNA, FlNS Billingsh., AltLkr. Markthdf., Ufr. (1933) 136
BayFlNA, FlNS Reuchelheim, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 76
BayFlNA, FlNS Müdesheim, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1941) 66
BayFlNA, FlNS Büchold mit Sachserhof, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 44 StA Wü, Salbuch 4 (1590) fol. 490
BayFlNA, FlNS Altbessingen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 38
Löwenstein/Fischer, Art. Würzburg, 1963, 475
Quelle
Flurnamentabelle
401
Karbach
Laudenbach Rohrbach
Karbach, M
Karlstadt, St
Gemünden a. Adelsberg Main, St Seifriedsburg Himmelstadt Himmelstadt
Münster Obersfeld
Burgsinn
Burgsinn, M
Eußenheim
Gmk.
Gemeinde
1931
1938 1938
Quelle
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
StA Wü, Kat. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.
Redelberger, 1993, 182 Wa, S; Vm: Jü- BayFlNA, FlNS Birkenfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1933) 105 dewag Wa, NO BayFlNA, FlNS Burgsinn, AltLkr. Ebern, Ufr. (1931) 67 Weg Karte, Gdewald Burgsinn (1:25000), frdl. Hinweis Korr. Vg. Burgsinn, 1.11.1993 BayFlNA, FlNS Münster, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 29 A, NW; Vm: BayFlNA, FlNS Obersfeld, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 51 jüdapfod A, SO; Vm: BayFlNA, FlNS Adelsberg, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 23 Jüdenkiedfich BayFlNA, FlNS Seifriedsburg, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1950) o.lfd.Nr. 1930/40: Vm: StA Wü, Hyp.Sachreg. Himmelstadt (um 1850) III 141; BayFlNA, Jüadakirvi FlNS Himmelstadt, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1930 od. 1940 ) 105 Hasenfuß, 1975a, 155f A, NO StA Wü, Rustikalkat. Karbach (1849) 2, 14, 68; BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1931/1933) 74 StA Wü, Kat. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I 285–288 Korr. Markt Karbach, 22.9.1993 A, Wa, S; Vm BayFlNA, FlNS Karbach, AltLkr. Markthdf., Ufr. (1931/1933) 74a Korr. Markt Karbach, 22.9.1993 im Ort Korr. Markt Karbach, 31.12.1991 Name des jüd. StA Wü, Kat. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I 707 Friedhofareals Friedhof StA Wü, Hyp.Sachreg. Laudenbach (um 1850) I 193 StA Wü, Kat. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.
Bemerkung
1950 ca. 1850; 1930/40 Judenbaum (am) 1975 Judenbaum, beim 1849; 1931/33 Judenbaum, beim/im um 1850 Judenfriedhof 1993 Judenkirchhof, im 1931/33 Judenpfad 1993 Judenpfad 1991 Kirchhof am Mühl- um 1850 berg Judenbegräbnisplatz um 1850 Judengasse, Acker um 1850 a[m] Erlenberg auf der Judengasse, Acker um 1850 A am Häuspfad st[ößt] auf die
Judenpfad Judenkirchhof
Judenfriedhof, am
Judenkirchhof, am Judenpfad, am
1931 1981
1993 1933
Judenweg Judenweg, am
Judengraben Judengrabenweg
Jahr
Name
402 Flurnamentabelle
Gemeinde
Stetten
Stadelhofen
Gmk.
Judenpfad, beim obern Hof neben dem / überm Judenpfad, neben d.[em] Judekürfe, -kirfe Judenkirchhof Judenpfad (am Sand), Acker beim, hinterm Judenpfad (hinterm Berg), Acker am
StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850), o.S.
um 1850 A
BayFlNA, FlNS Stadelhofen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 19 BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 58 Burkard, 1988, 212 StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850), o.S.
A, Wi, S; Vm: jüdapfad
Ö, Ä um 1850 A
1938/39
1938
Korr. Stadtarchivar Karlstadt, W. Zapotetzky, 15.1.1993 Eichelsbacher, 1914, 12; StA Wü, Renov.Gka. Stadelhofen (1872) 29, 108, 162 StA Wü, Renov.Gka. Stadelhofen (1872) 132, 148
StA Wü, Kat. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.
um 1850
A
StA Wü, Kat. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.
um 1850
1993 1774; 1872 1872
StadtA Karlstadt, GKa. Rohrbach (1847) 20, frdl. Hinweis M. Schneider, StadtA Karlstadt, Korr. 2.9.2003; VMA München, AG Karlstadt Nr. 17 Rohrbach [um 1850]; BayFlNA, FlNS Rohrbach, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1950) 78 StA Wü, Kat. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.
1847; ca. Gdeweg, von 1850; W n. NW; Vm 1950 1950: d’ Jüdastrouß um 1850
Judenstr[asse], am Erl[enber]g der Judenstrasse, Acker am Häusberg st[ößt] auf die Judenstrasse, Acker/ Oedacker am Erlenberg st[ößt] auf die Judenpfad Judenpfad, am
StA Wü, Kat. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850), o.S.
Quelle
um 1850 Ö, A
Judengasse, Ödacker, Acker am Erlenberg (st[ößt]) auf die Judenstraße
Bemerkung
Jahr
Name
Flurnamentabelle
403
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Steinbach Marktheiden- Marktheidenfeld feld, St Roden Roden Rothenfels, Rothenfels St
StA Wü, Salbuch 138 (1683) 196 Scherg, 2000, 38f BayFlNA, FlNS Rothenfels, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 6 StA Wü, Gka.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) I 155’ StA Wü, Gka.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) I, 2’, 183’; II, 432’; III, 500’, 559’, 598’, 689’, 728’; IV, 876’, 976’
1683 1752 (?) 1923 1847 1847
Gedenkstein Wi, N A A, Wi
Navtatil/Royackers, 1989, 255 Kolb, 1992, 105
Judenbildstock Jüden Kirchhoff, garten genant der Juden Kirchhoff, wiesgartten am Judenbildstock Judenfriedhof Judenkirchhof Judenkirchhofgarten
BayFlNA, FlNS Sendelbach a. Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8 Burkard, 1988, 212 Scherg, 1993b, 49f u. Anm. 112
BayFlNA, FlNS Rodenbach, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8 BayFlNA, FlNS Sendelbach a. Main, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8, 16
1531
Vm
Judenkirfich Judenkirchhof Judenfriedhof, beim
Judenhof, am Judenbrunn Judengarten Judengarten Judenbrunnen
Unterwittbach Lohr a. Main, Lohr St Rodenbach Sendelbach
Kreuzwertheim, M
Karsbach
Kugler, 1988, 240 BayFlNA, FlNS Heßdorf, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 58+ BayFlNA, FlNS Karsbach, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1928/29) 42 BayFlNA, FlNS Weyersfeld, AltLkr. Gemünden, Ufr. (1931) 27 StA Wt-F, Rep.32 Nr. 58 (1741); Schneider, 1989, 108; Müller/Kuhn, 1990, 154f BayFlNA, FlNS Unterwittbach, AltLkr. Markthdf., Ufr. (1934) 46 BayFlNA, FlNS Lohr, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8
BayFlNA, FlNS Stetten, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938/39) 59; Korr. Stadtarchivar Stadt Karlstadt, W. Zapotetzky, 10.1.1992
1938/39; A, S; 1992: Flur1992 weg; Vm 1938/ 39: Jüdepfǀd um 1930 Vm 1931 Weg, SW 1928/29 A, NW 1931 A, SW 1693; Stein 1736 1934 A, S 1923 SW 1923 SW 1923 SW 1923 N; auch: Waschbrunnen 1923 Wa, SO
Quelle StA Wü, Hyp.Realreg. Stetten (um 1850), o.S.
um 1850
Judenpfad, Acker d[er] u[nd] b[eim] Judenpfad, am
Bemerkung
Jahr
Name
Judenpfad Judenweg + Judenweg, am Judenweg, am Judenstein
Gmk.
Heßdorf Karsbach Weyersfeld Kreuzwertheim
Gemeinde
404 Flurnamentabelle
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Thüngen
Thüngen, M
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Urspringen
Triefenstein, M
Hausen Steinfeld
Steinfeld
1847
Judenkirchhofgartenspitze Judenkirchhofgartenwiese Judenstrasse Judengasse (Judengaße), an der, in der Judengasse, in der Judengassen, Krauthgarten in der Judengassn, die; Krauthg: in der Judenpfad, -straße Judenstrasse Judenpfad, Acker am Himmelstadteroder Judenpfad, am
Urspringen
Trennfeld
Judenbaum, am Judenbildstock
Judenkirchhof, am
Quelle
1920/30
1928/29
StA Wü, Kat. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II 32–34 Nuber, 1953, 8 BayFlNA, FlNS Lengfurt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 90
A
Gärten, SO; amtl.: in der Rüdengasse A, W; Vm: jü- BayFlNA, FlNS Trennfeld, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/29) 80 dekirfi Baum, SW; Vm BayFlNA, FlNS Urspringen, AltLkr. Markthdf., Ufr. (1920/1930) 29 Hasenfuß, 1975b, 116
StA Wü, Thüngen-Archiv, Bände 78 (1787), fol. 15, 160 bzw. (ca.1821) 113; BayFlNA, FlNS Thüngen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1939) 58
Korr. Vg. Lohr a. Main, 13.1.1993 StA Wü, Renov.Gka. Steinfeld (1857) III 873 StA Wü, Kat. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II 33
1993 1857 Gdeweg um 1850 A A, SW; 1939: Vm: judnpfod
StA Wü, Salbuch 138 (1683) 462
StA Wü, Gka.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) II, 309’ Wi StA Wü, Gka.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) I, 135’ Feld-, Holzweg StA Wü, Renov.Gka. Hausen, RA Karlstadt (1873) II 445 A StA Wü, Renov.Gka. Steinfeld (1857) I 220, 236; II 430, 463, 644; III 932 u.a. Wi, Kg BayFlNA, FlNS Steinfeld., AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 7 Barthels, 1956, H.1, 102
Bemerkung A
1683
1923 1663
1873 1857
1847
Jahr
Name
1787 od. später; 1811; 1821; 1939 Judenpfad, am/beim um 1850 Homburg a. Main Judenhut 1953 Lengfurt Jüdengasse (Vm 1950 oder alte Form)
Gmk.
Gemeinde
Flurnamentabelle
405
Krommenthal
Wiesthal
Mönchberg
Stadtprozelten
Stadtprozelten, St
Kleinheubach
RiedernGuggenberg Streit
Judenfriedhof (auf der obern Schnoll) Judengässchen Judengraben (im) Judengräben am Frauenbaum, in den Judengrube Judengrube, in der Judenweg Judenthor
Judenmaiersöde
Judenbuckel
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
A, S
1929/30 1965 Weg
im Ort A, N A, SW
1929 1929/30 1929/30
1929
1931
1939
Wi, N Weg, Flur A, Buschweg, NO A, Wi, OSO; Vm A, W, SW; Vm: juremaschiere Wi, W
A, Ö
1932/33 1937 1525 1937
A, Ö
1932/33
1903 im Ort (mind.) um 1850 A 1923 Wa, Wie
Judengasse bzw. Judenhof Judenpfad, am Judenkirchhof, beim
Bemerkung
Jahr
Name
Judengraben, ober dem, im Unteraltenbuch Judengraben, ober dem, im Judengrabenweg Bürgstadt a. Main Judenbrunn, am Judenpfad Judenpfad, im
Oberaltenbuch
Mönchberg, M
Erlenbach a. Main, St Kleinheubach, M
Eichenbühl
Bürgstadt a. Main, M
Altenbuch
Lkr. Miltenberg
Gmk.
Gemeinde
Quelle
Korr. Eduard Schmitt, Altbgb., Mönchberg, 22.1.1992 BayFlNA, FlNS Mönchberg, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1929/30) 55 Bauer, 1965, 191 Korr. Vg. Stadtprozelten, 25.8.1993
BayFlNA, FlNS Kleinheub., AltLkr. Miltenb., Ufr. (1929), Nachtr. Nr.2 BayFlNA, FlNS Mönchberg, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1929/30) 53 BayFlNA, FlNS Mönchberg, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1929/30) 54
BayFlNA, FlNS Kleinheubach, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1929) 88
BayFlNA, FlNS Riedern-Guggenberg, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1939) 11 BayFlNA, FlNS Streit, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1931) 36
Korr. Vg. Stadtprozelten, 9.12.1993 BayFlNA, FlNS Bürgstadt am Main, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1937) 82 Korr. Markt Bürgstadt, Bgm. Eck, 19.12.1991 BayFlNA, FlNS Bürgstadt am Main, AltLkr. Miltenberg, Ufr. (1937) 83
BayFlNA, FlNS Ober- u. Unteraltenbuch, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1932/33) 72
StA Wü, Hyp.Sachreg. Urspringen (um 1850) II 666–669 BayFlNA, FlNS Krommenthal, AltLkr. Lohr, Ufr. (1923) 8
Scherg, 1992, 52
406 Flurnamentabelle
Dornau
Sulzbach a. Main, M
Reyersbach Rödles Fladungen, St Brüchs Fladungen Weimarschmieden Hollstadt Hollstadt Mellrichstadt Eussenhausen St Niederlauer Niederlauer 1929 1951
Judenplatz
1929 1929
1929 1929
1929
1968
1741
1925/26
1931
Jahr
Judengraben, am Judenstreich + Judenweg Judenweg Judenacker, am Judenackerweg Judenweg (-pfad) Judenpfad, am
Judenhof (Vm)
Bastheim
Bastheim
Judenhecke Judenweg, am
Jüdapfod
Judenpfad Judenpfad Judenpfad, am +
Althausen
Aubstadt
Judenpfädchen (Vm)
Name
Bad Königshofen Bad Neustadt Herschfeld a.d. Saale, St
Bad Königshofen i. Grabfeld, St
Aubstadt
Lkr. Rhön-Grabfeld
Gmk.
Gemeinde
Bemerkung
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
Quelle
BayFlNA, FlNS Reyersbach, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 56 BayFlNA, FlNS Rödles, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 72 Korr. Stadt Fladungen/Rhön, 2.1.1992, 21.1.1992 Korr. Stadt Fladungen/Rhön, 2.1.1992, 21.1.1992 BayFlNA, FlNS Weimarschmieden, AltLkr. Mellrichst., Ufr. (1929) 37 BayFlNA, FlNS Weimarschmieden, AltLkr. Mellrichst., Ufr. (1929) 38 Korr. Gde. Hollstadt, 3.1.1992; Schwierz, 1992, 74 BayFlNA, FlNS Eussenhausen, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 96
BayFlNA, FlNS Bastheim, Lkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 151; Korr. Gde. Bastheim, 4.2.1993
Korr. Kreisheimatpfleger R. Albert, Sternberg, 17.2.1993 BayFlNA, FlNS Althausen im Grabfeld, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1926/27) 128 Korr. StadtA Schwabach, Dippert, 18.2.1992 Korr. Stadt Bad Neustadt a.d. Saale, 1.2.1993 BayFlNA, FlNS Herschfeld, AltLkr. Neustadt/Saale, Ufr. (1968) 98
BayFlNA, FlNS Aubstadt, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1925/26) 102
BayFlNA, FlNS Dornau, AltLkr. Obernburg, Ufr. (1931) 22
A, W; Vm: Jüda- BayFlNA, FlNS Niederlauer, AltLkr. Bad Neustadt/Saale, Ufr. (1951) plotz, Harings- 58 nosa, blauer Storch
Wa, O Weg Weg A, N Feldweg, N im Ort Wi, O
Weg, O; Höchheimer Pfad Weg A, W; 1826/27 Vm: jüdahecka Weg Vm A, O; Vm: jüdepfad; 1968 amtl.: Leutersgrube Ortsgasse; seit ca. 1978 Auweg
Pfad, NO; Vm es Jurepädsche
Flurnamentabelle
407
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Judenpfad, unterm
Sondheim v.d. Rhön Obereßfeld
Judenhöflein
Judenhügelweg, am
Leinach
Sulzfeld i. Grabfeld
Dittelbrunn Donnersdorf
Dittelbrunn Falkenstein
Judenpfad Judenpfad
1942/43 1608
Judenpfad, am Judenhügel
Kleinbardorf
1929 1950
1926
1942
1942/43
Judenhecklein
1930 1932; 1993
Judenbaum, am Judenpfad, am
Urspringen Saal a.d. Saale
1929 1965 1929 1929 1928/29
Jahr
Judenkirchhof, am 1928/29 Judenbaum Judenbegräbnisplatz 1929 Judentaufe 1929
Judenfriedhof, am Judenkopfbrunnen Judenloch, am Judenlochweg Judengasse
Name
Oberwaldbehrungen
Lkr. Schweinfurt
Sulzfeld i. Grabfeld
Saal a.d. Saale, M Sondheim v.d. Rhön Sulzdorf a.d. Lederhecke
Ostheim v.d. Rhön
Neustädtles
Nordheim v.d. Rhön
Nordheim v.d. Rhön
Gmk.
Gemeinde
Bemerkung
Quelle
BayFlNA, FlNS Kleinbardorf, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1926) 43 (Quelle: Salbuch v. 1608) BayFlNA, FlNS Leinach, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1942) 39
BayFlNA, FlNS Obereßfeld, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1942/43) 61
BayFlNA, FlNS Neustädtles, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 18 ebd., (FlBerAmt Würzburg, 1965) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Neustädtles, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 20 BayFlNA, FlNS Neustädtles, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 21 BayFlNA, FlNS Nordheim v.d. Rhön, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1928/29) 110 ebd., 111 Korr. Vg. Ostheim v.d. Rhön, 15.7.1993 BayFlNA, FlNS Oberwaldbehr., AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 76 BayFlNA, FlNS Oberwaldbehrungen, AltLkr. Mellrichstadt, Ufr. (1929) 77 Korr. Vg. Ostheim v.d. Rhön, 9.2.1993 BayFlNA, FlNS Saal a.d. Saale, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1932) 66; Korr. Kreisheimatpfleger R. Albert, Sternberg, 5.9.1993 Korr. Vg. Ostheim v.d. Rhön, 15.7.1993
W; Vm S
BayFlNA, FlNS Dittelbrunn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 98 Korr. Kreisheimatpfleger L. Mößlein, Gerolzhofen, 16.1.1993; BayFlNA, FlNS Falkenstein, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1950) 14
A, NW; Vm: judahöfla A, Wa, Ö, Wi, BayFlNA, FlNS Sulzfeld, AltLkr. Königshofen, Ufr. (1926) 60 NO; Vm: Jüden Higl Weeg
Wa, Wei, SO
A, SO; Vm: s’ Jüdahekla
A, O
A, NW Birnbaum Ö, N N; „früher Judenfrauenbad“
Feldweg, NW Gasse im Ort
A, NW
408 Flurnamentabelle
Gochsheim
Grafenrheinfeld
Obereuerheim
Zeilitzheim
Niederwerrn Oberwerrn
Kützberg Maibach Poppenhsn. Rütschenhausen
Schonungen Abersfeld
Grafenrheinfeld Grettstadt
Kolitzheim
Niederwerrn
Poppenhausen
Schonungen
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Judenpfad Judenpfad, Judenweg
Judengasse Judenpfad Judenweg, am + Judenweeg, am Judenweg Judenpfad Judenbaum Judenpfad, am Judenpfad, am
Judensprung, am Judenbusch, am Judensprung, am jüdepfod (Vm)
Judengraben, am +
1975 1920/30
Judenweg, am Judenweg, am
Frankenwinheim
Gochsheim
1950
Brünnstadt
Frankenwinheim
1929
1930 1961 1938
1932 1932 1929 1777 1929
1930
1929/30
1563; 1930/31
1930/31
Judenbegräbnis, beim, zum, hinter, ober dem Judenweg
Euerbach
1950
Judenspieß
Euerbach
Jahr
Name
Gmk.
Gemeinde
Bemerkung
Quelle
Korr. Gde. Gochsheim, 25.3.1993 BayFlNA, FlNS Grafenrheinfeld, AltLkr. Schweinf., Ufr. (1929/30) 138 Korr. Gde. Gochsheim, 25.3.1993; Korr. Gde. Schwebheim, 7.1.1992 BayFlNA, FlNS Obereuerheim, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930) 12
Koppelt/Grosch, 1975, 21 BayFlNA, FlNS Frankenwinheim, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1920/30) 39 BayFlNA, FlNS Gochsheim, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930/31) 130
BayFlNA, FlNS Brünnstadt, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1950) 34
BayFlNA, FlNS Zeilitzheim, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1932) 64 BayFlNA, FlNS Zeilitzheim, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1932) 65 BayFlNA, FlNS Niederwerrn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 79 StA Wü, RA Würzburg li.d.Mains 157 (1595) 27 Weg, S BayFlNA, FlNS Oberwerrn, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 80 Korr. Gde. Poppenhausen, 30.1.1992; May (1974) 2 A, SW BayFlNA, FlNS Maibach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930) 57 Oeller, 1961, 582 A, NO; Vm: jü- BayFlNA, FlNS Rütschenhausen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1938) 21 dapfoad Korr. Gde. Schonungen, 7.1.1992 Wa, Weg, NO; BayFlNA, FlNS Abersfeld, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 68 Vm: jüdepfod, jüdewach
A, SW; Vm: jüdewach Ga, SW; Vm: wäckgartn Graben A, NO Graben A, SW; amtl.: Pfadacker Gasse im Ort Weg, NW A, W
A, SW; Vm: dr jüdawag
S; auch: Am Galgen A, Weg, Wa, N BayFlNA, FlNS Euerbach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1930/31) 55
Flurnamentabelle
409
Schwanfeld
Schwebheim Ballingshausen Oberlauringen
Schwanfeld
Schwebheim Stadtlauringen, M
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Werneck, M
Wasserlosen
Waigolshausen
Judengraben (am)
Judenweg (-pfad) Judenbaum
Greßthal
Wasserlosen
Stettbach
1593; 1926 1926 1926
1845 1940
1933
Jüdenbrünnle 1929/30 Juden(Toten)quelle, 1931 bei der Judengraben 1954
Judenpfad Judenpfad, am
Waigolshausen Burghausen
Schleerieth Schnackenwerth
Judenpfad, beim
Hergolshausen
1928/29
1929
Judenweg, am
Judenpfad Judenhöhe, auf der
1942 1923
1923 1942
Jahr
Judensee Judenpfad
Juden, im Judenhöhe Judensprung Judengasse + Judengasse, hinter der unteren
Name
Weipoltshausen Dächheim
Stündingshausen (abgeg.) Üchtelhausen Hesselbach
Gmk.
Gemeinde
BayFlNA, FlNS Oberlauringen, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1942) 99 BayFlNA, FlNS Ballingshausen mit Stündingshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1923) 15 BayFlNA, FlNS Hesselbach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1929) 91
Oeller, 1953, 138 Korr. Gde. Schwanfeld, 15.1.1992 Korr. Gde. Schwebheim, Bgm. Fischer, 7.1.1992 BayFlNA, FlNS Ballingshausen, Lkr. Schweinfurt, Ufr. (1923) 14 BayFlNA, FlNS Oberlauringen, AltLkr. Hofheim, Ufr. (1942) 99; Korr. G. Bach, Schweinfurt, 11.11.1992
Quelle
BayFlNA, FlNS Stettbach, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (FlBerAmt Bamberg 1954) 74
Oeller, 1953, 138 BayFlNA, FlNS Theilheim u. Dächheim, hier: Dächheim, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1928/29) 29 A, S; alte Form: BayFlNA, FlNS Hergolshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1933) 105 Jüdenpfat Weg, O BayFlNA, FlNS Waigolshsn., AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1925/26) 51 A, SO; Vm: åm BayFlNA, FlNS Burghausen, AltLkr. Karlstadt, Ufr. (1940) 33 jüdepfod StA Wü, Salbuch 5 (1593–1798) 929; BayFlNA, FlNS Greßthal, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 36 Weg, NO BayFlNA, FlNS Greßthal, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 37 A, NW; auch: BayFlNA, FlNS Wasserlosen, AltLkr. Hammelburg, Ufr. (1926) 33 Hummelberg BayFlNA, FlNS Rundelshausen, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. 1929/30 46 A, Wi, N BayFlNA, FlNS Schnackenwerth, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1931) 74 A, SW
Wi, N; Vm: jüdawag
Ortsgasse, SW im Ort, Wi, SW; seit 1978: Lauergrund Wi, SW; Vm Weg, NW
Weg, NO
Bemerkung
410 Flurnamentabelle
Schallfeld
Lülsfeld
Altertheim
Steinbach b. Würzburg
Oberaltertheim
Lkr. Würzburg
Gmk.
Gemeinde
Judenstein Judenbegräbnis, beim Judenbegräbniß, am, unterm, beim Judenhöfe Judenpfad, Acker unterm Judenweg Judenweg, am untern Judenweg, am, obern, übern Judenweg, am/unten am/unterm/am unterm/Grasrein unter dem/überm/über den/am oberen/ oberm/ober dem Judenweg, obern, oberm Judenweg, unterm, unter dem, unten am Judn Kirchhoff, ein Acker bey dem, oder an der hohen Lucken
Judengasse (Vm)
Judenpfad
Name
Bemerkung A, O
BayFlNA, FlNS Schallfeld, AltLkr. Gerolzhofen, Ufr. (1950) 47
Quelle
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StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 205f, 273–275, 277–280
StA Wü, RA li.d.Mains 96c (1840), o.S.
um 1850 A, Ö
Ö A
1840 1840 1589
StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 279 StA Wü, RA li.d.Mains 96c (1840), o.S. StA Wü, RA li.d.Mains 96a (1838) 777–780, 783, 799–803
um 1850 Weg 1840 A 1838
FC Bände Amt Remlingen 22 (1589) 144, 7f, 57, 66, 99, 132
StA Wü, RA li.d.Mains 96c (1840), o.S.
Schönmüller, 1957, 10/3 StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 206
1957 Ortsteil um 1850 A
im Ort; 1999: Korr. R. Seubert, Altertheim, 21.11.1999 Untere Gasse vor 1968 auch Mordstein Stäblein, 1968, 198 1960 BayFlNA, FlNS Steinbach b.Wzbg., AltLkr. Würzburg, Ufr., FlN-Liste, FlBerAmt Würzburg (1960) um 1850 A, Ö StA Wü, Hyp.Sachreg. Steinbach (um 1850) I 174–180
1578; 1950
Jahr
Flurnamentabelle
411
Gemeinde
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Yuden wisen; der Juden Ackher vnnd wisen Juden wisen vnd acker Juden wisen vnd Acker Juden Wisen, [...] fleust der Mülbach darzwischen, [...] d[er] JudenAcker Juden=Weg Judengasse, Wiese in der Judengraben, am Judengraben, Krautgarten/ Krautfeld/ Wiese/ Baumschule mit Oedung am Judenpfad, Garten am Judenweg
Unteraltertheim
Judenweg, Acker zwischen dem Judenweg, Krautfeld am Judengarten, stöst ... gegen Mittag an den
Name
Gmk.
StA Wt-G, Rep.54 Nr. 109 (1503), fol. 331 u.a. FC Bände Amt Remlingen 5 (1559), fol. 20’ FC Bände Amt Remlingen 32 (1601), o.S.
StA Wü, RA li.d.Mains 97a,f,g (1828), o.S. StA Wü, Kat. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 58 BayFlNA, FlNS Unteraltertheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1938/39) 84 StA Wü, Kat. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 46, 48, 51
StA Wü, Kat. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 51 StA Wü, RA li.d.Mains 97a,f,g (1828), o.S.; StA Wü, Kat. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 65; BayFlNA, FlNS Unteraltertheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1938/39) 85; Korr. Gde. Altertheim, 14.5.1993 StA Wü, Kat. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III 115 StA Wü, RA li.d.Mains 97a,f,g (1828), o.S.
1503 1559 1601
1828 um 1850 1938/39 Wi, SO um 1850 Kg, Wi
um 1850 Ga um 1850 Feld-/ 1828; um 1850 Holzweg1993 1938/39; Weg, S 1993 um 1850 1828
Quelle FC Bände Amt Remlingen 13 (1573), fol. 148’, 170
Bemerkung
1573
Jahr
412 Flurnamentabelle
Bergtheim Dipbach
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Judenpfad
Gerbrunn
Judenfriedhof Judenweg Judenweg, am Judenpfad Judenstraße
Judenpfad, beim
Wolkshausen
Allersheim
Judenweg, am
Judenpfad
Judenbrunnen Judengässchen Judenbrunnen Judenleichhof, im Judenpfad, am
Judenpfad, am Judenweg, am
Bemerkung
A, NO
Weg, NW
Ortsweg, SO A, SW Wa, O 1926: A, NO
zwei Ortsgässchen, SW Wi, Ga, SW; ehem. jüd. Friedhof A, NW; 1925: Röttinger Str. A, SO A, O; ehem.: Judenweg
1938 A; Vm 1926 um 1850 Weg, W; 1977: Vm: Jüdastraß 1940; 1977; 1993
1926
1980/90
1954
1939 1835; 1925 1953 1950 1929 1925 1869; 1926 1926– 1928 1925
1925
1939
Judengraben, am
Judenweg (Vm)
1939
Jahr
Judengassen
Name
Frickenhausen
Sulzdorf Greußenheim Greußenheim
Giebelstadt, M
Frickenhausen a. Main Gaukönigshofen Gerbrunn
Mühlhausen
Bieberehren Buch Bütthard, M Bütthard Eibelstadt, St Eibelstadt Estenfeld Estenfeld
Bieberehren
Bergtheim
Aub
Aub, St
Burgerroth
Gmk.
Gemeinde
Quelle
Straßenplan Gebrunn (1980/90), Korr. StadtA Wü, H.-P. Baum, 16.1.1992 BayFlNA, FlNS Allersheim, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1926) 40 Korr. Vg. Giebelstadt, 7.1.1992 BayFlNA, FlNS Sulzdorf, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1938) 51 G., 1926, o.S. StA Wü, Kat. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII, o.S.; BayFlNA, FlNS Greußenheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1940) 69; Seidl, 1977, 111; Korr. Vg. Hettstadt, 14.10.1993
BayFlNA, FlNS Wolkshausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1954) 35
BayFlNA, FlNS Frickenhausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 85
BayFlNA, FlNS Bergtheim, AltLkr. Schweinfurt, Ufr. (1939) 29 Korr. G. Greß, Dipbach, 16.1.1992; BayFlNA, FlNS Dipbach, AltLkr. Kitzingen, Ufr. (1925) 26 BayFlNA, FlNS Bieberehren, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1953) o.lfd.Nr. BayFlNA, FlNS Buch, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1950) 19 BayFlNA, FlNS Bütthard, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1929) 53 BayFlNA, FlNS Eibelstadt, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 40 Korr. VMA Würzburg, Vermessungsdir. Veeh, 29.11.1993; BayFlNA, FlNS Estenfeld, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926) 78 BayFlNA, FlNS Mühlhausen, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926–28) 11
BayFlNA, FlNS Burgerroth, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 90
BayFlNA, FlNS Aub, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1939) 67
BayFlNA, FlNS Aub, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1939) 66
Flurnamentabelle
413
Gmk.
Holzkirchen
Holzkirchen Wüstenzell
Holzkirchhausen
Helmstadt, M Helmstadt
Güntersleben Güntersleben
Gemeinde
1954 1844; 1969 Judenpfad draußen 1920/30 A, SSO Judenpfad, am/beim um 1850 A /im Judenpfad, äußerer, 1951 innerer, oberer, beim Pfarrbusch Judenpfad, am 1846; Wi, A, Wa, SW um 1850, 1927 Judenpfad, am / Ju- um 1659 denpfad unten am Trieb, am Judenberg, Acker am 1613 Judenberg, Acker am 1613 Judenplatz, Acker/ um 1850 A, Wa, Weg Ackerl/Gehölz/ Weg/am Judenplatz, am 1950 A, Ö, Wa, W; Vm: jüdԥplåz Judenplatz, am um 1850 A, Wa hintern
um 1850 Wa 1993 Pfad
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525569986 — ISBN E-Book: 9783647569987
StA Wü, Hyp.Sachreg. Wüstenzell (um 1850) 216–223, 227
BayFlNA, FlNS Wüstenzell, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1950) 76
StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1255 StA Wü, Hyp.Sachreg. Wüstenzell (um 1850) 216–223, 227
StA Wü, RA Lengfurt 79 [1793 bzw. 1846]; StA Wü, Hyp.Realreg. Holzkirchhausen (um 1850) 391–394, 396; BayFlNA, FlNS Holzkirchhausen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1927) 43 Kemmer, ca.1979, 123
BayFlNA, FlNS Helmstadt, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr., FlN-Liste FlBerAmt Würzburg (1951), o.lfd.Nr.
BayFlNA, FlNS Güntersleben, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 44 GdeA Helmstadt, Besitzveränderungsbuch Markthelmstadt (1843), o.S., frdl. Hinweis B. Schätzlein, Helmstadt, Korr. 12.5.2006; Lurz, 1969, 42 BayFlNA, FlNS Helmstadt, AltLkr. Marktheidenf., Ufr. (1920/1930) 42 StA Wü, Hyp.Realreg. Helmstadt (um 1850) III o.S.
Korr. Gde. Güntersleben, 8.4.1993
StA Wü, Kat. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850), VII, o.S.
um 1850 Wa, A um 1850 Wa
Quelle Seidl, 1989, 4/1
1989
Judenstraße und Judenpfad Judenstrasse, an der Judenstraße, in / hinter der Judenweg, am Judenpfad bzw. Judenweg Judenpfad, im Judenpfad
Bemerkung
Jahr
Name
414 Flurnamentabelle
Gmk.
Ochsenfurt, St
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Tückelhausen
Neubrunn Kleinochsenfurt
Kleinrinder- Maisenbachhof feld Neubrunn, M Böttigheim
Gemeinde
Judenstraße Judenweg
A, Weg, NW, W; Vm: judegass 1925 Weg, N nur amtl.: Giebel1933–45 städter Weg
BayFlNA, FlNS Tückelhausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 27, 28 Korr. Stadt Ochsenfurt, 25.2.1993
Brunner, 1893, 2 BayFlNA, FlNS Kleinochsenfurt, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1940) 34
StA Wü, Salbuch 116 (1708) 138
1708 1893 1940
StA Wü, Kat. Böttigheim, PlNr.verz. (um 1850), III 512 BayFlNA, FlNS Böttigheim, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928) 72
StA Wü, Kat. Böttigheim, PlNr.verz. (nach 1850), III 512
nach 1850 um 1850 A, Ö 1928
BayFlNA, FlNS Böttigheim, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928) 72 Korr. Markt Neubrunn, 15.1.1992 StA Wü, Kat. Böttigheim, PlNr.verz. (um 1850), I o.S., III 517–524
1708
1928 1992 Feldlage; Vm um 1850 A, Wbg
StA Wü, Salbuch 116 (1708) 39
1708
Judenpfaad(t), am / hinter dem / im Judenpfaad, Im Ersten Fluhr gegen Neübrun vnnd Werbach ¼ Morgen 7 rudten am Judenpfad, am Judenpfad, am Judenpfad, am/im/ unterm/unten am/ oberm/oben am/ vorn am/hinten oberm/ hinterm/ hinten am Judenpfadsäcker Judenpfadweg Judenpfadweg, am Judenpfadweg, im, ober dem Judn Pfad, am Elzberg od[er] am Judenbrunnen Judengasse
Quelle BayFlNA, FlNS Kleinrinderfeld, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1962) o.lfd.Nr. StA Wü, Salbuch 116 (1708) 45, 58f, 68, 79, 85 u.a.
Bemerkung
1962
Jahr
Judenpfad, am
Name
Flurnamentabelle
415
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Röttingen, St
Aufstetten
Judenpfad Judenweg
Judengraben, am
Judengraben
Rimpar
Maidbronn
Rimpar, M
Judengründlein Judensteig, Acker am Juden Weg, Wüstung im hundslein, außen neben der 21. hueb, stöst auff den Judenloch, am Judenpfad, Acker am Judenweeg; JudenWeeg Judenweg Judenweg durch das Hundsthal Judenweg, im/ am Judenweag, ober dem Judenweg Judenweg, oberm
Uengershausen
Remlingen
Judengraben, am
Lindflur
Remlingen, M
Judenkirchhof, am
Randersacker
RandersackerM Reichenberg, M
Name
Gmk.
Gemeinde
Quelle
Redelberger, 1993, 182 BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1928/1930) 79 StA Wü, Kat. Remlingen, PlNr.verz. (um 1850) II, III o.S. Quelle: Zins- u. Gültbuch Maidbronn Bd. 1 (1772), lt. Kutt (1977) 185
1993 1928/30
1927 1952
1965 1893; 1954; 1965 1963; 1991 1927 A, W; ehem.: Am Weidleinsgraben A, Wa, Wi, S Weg, S
BayFlNA, FlNS Rimpar, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 90 BayFlNA, FlNS Aufstetten, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1952) 47
BayFlNA, FlNS Rimpar, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 89
Arnold, 1963, 26; Korr. Markt Rimpar, Bgm. Kütt, 16.12.1991
BayFlNA, FlNS Maidbronn, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1965) o.lfd.Nr. Kutt (1977) 185; BayFlNA, FlNS Maidbronn, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 13 u. (1965) o.lfd.Nr.
BayFlNA, FlNS Remlingen, AltLkr. Marktheidenf., Ufr. (1928/30) 78 StA Wü, Kat. Remlingen, PlNr.verz. (um 1850) III o.S. FC Bände Amt Remlingen 60 (1778) 32a, 34a (Karte Nr. 14 u. 15)
1928/30 A um 1850 1778
um 1850 Wa, A, Ö 1772
FC Bände Amt Remlingen 49 (1684), o.S.
Wbg, SO; alte BayFlNA, FlNS Randersacker, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927–29/30) Form: Judenhof 66 A, NW; Vm: BayFlNA, FlNS Lindflur, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1926) 39 jüdagroba BayFlNA, FlNS Uengershausen, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1924) o.lfd.Nr.
Bemerkung
1684
1924 1924
1926
1927/30
Jahr
416 Flurnamentabelle
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Judenfriedhof
Zell a. M.
Zell a.M., M
Judenholzlein, am Judenpfad
Judenholz Juden höltzlein, daß Judenhöltzlein, das Judenholz
Judenpfad, beim (am)
Mädelhofen Roßbrunn
Judenpfad Schabbes Sträßle
Winterhausen Winterhausen M
Waldbüttelbrunn
Veitshöchheim
Thüngersheim Uettingen Gadheim
Thüngershm. Uettingen Veitshöchheim
Röttingen
Theilheim
1952
Judenwegäcker am Judenweg Judenbrunnen Judenkirchhof Judenweg
Bemerkung A, SO
1999 1753 ab 1583 1818; um 1850 1954 um 1850 um 1850 1926 1925
um 1970
Quelle
BayFlNA, FlNS Theilheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1942/1952) 145
Wieland, 1858, 10f; Korr. Vg. Röttingen, 15.1.1993
Wieland, 1858, 11
BayFlNA, FlNS Aufstetten, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1952) 46
BayFlNA, FlNS Theilheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1942/1952) 146 BayFlNA, FlNS Thüngersheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1927) 46 BayFlNA, FlNS Uettingen, AltLkr. Marktheidenfeld, Ufr. (1934) 97 BayFlNA, FlNS Oberdürrbach u. Gadheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40) 11; Arnold, 1963, 26 BayFlNA, FlNS Oberdürrbach u. Gadheim, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1939/40) 11 Korr. Gde. Veitshöchheim, 7.2.1992 Korr. Kulturamt Veitshöchheim, Jüd. Kulturmuseum u. Synagoge Veitshöchheim, 26.8.2003 A Korr. Rosel Menning, Roßbrunn, 12.10.1999 StA Wü, RA Würzburg li.d.M. 112 (1753/57) 227, 213, 336ff, 347 StA Wü, Standbuch 710 (1583), fol. 9’ Ö, A; um 1850: Overath/Happ, 1995, II, 8; StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) Judenholz, das I 38f, 54; BayFlNA, FlNS Roßbrunn, AltLkr. Würzburg, Ufr. (1954) 39 sogenannte Ö StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) I 34 (Holzabfuhr)StA Wü, Hyp.Sachreg. Roßbrunn (um 1850) II 106; G. (1926), o.S. Weg A, Ö, W; auch: BayFlNA, FlNS Winterhausen, AltLkr. Ochsenfurt, Ufr. (1925) 38 Eibelstadter Pfad Schwierz, 1985, 23
1858 1858 1858; 1914 Judenboden, im + 1557; 1952 Judenkirchhof, am + 1942/52 Judenkirchhof, am 1927 A, N Judenpfad 1934 Judenpfad (am) 1939/40; A, O 1993 Judenpfadacker 1939/40 A, O
Jahr
Name
Gmk.
Theilheim
Gemeinde
Flurnamentabelle
417
Endingen a. Kaiserstuhl, St
Eigeltingen
Schliengen Schuttertal
BreisgauHochschwarzwald Emmendingen
Konstanz
Lörrach Ortenaukreis
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Heidelberg
Heidelberg
Heidelberg
Neuhengstett Stammheim Nagold Ostelsheim Wildberg
Horb a. Neckar, Horb St
Nagold, St Ostelsheim Wildberg, St
Calw
Obereggenen Dörlinbach
Honstetten
Endingen
Müllheim
Gmk.
Freudenstadt
Calw
Regbez. Karlsruhe
Gemeinde
Müllheim, St
Lkr.
Regbez. Freiburg
Ende 18. Jh.
1653
Jahr
1969
Judenweg (Vm) Judenhütte
1351; 1393
1647; 1992
1971
Judengrube
Judenweg Judenwegle Judensteig Judenweg Judenhalde
Judenburg 13. Jh. Judenstädtle (Vm) judebrüggli (Vm) 1941 Judenwegle bis 1940
Judenbrunnen Judenbuck Judenloch Judenbrünnele
Judengalgen, bei dem
Name
Quelle
Hundsnurscher, Art. Endingen, in: GJ III/1 310
Fischer, 1964, 129 Nr. 456
amtl.: Freudenstädter Str.
A
Weg; Vm
www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm
Korr. Arbeitskreis Ortsgesch. Stammheim, 26.2.1992 WFlNA, FlNS Stammheim, OA Calw (1971) WFlNA, FlNS Nagold, OA Nagold (o.J.) 172 WFlNA, FlNS Ostelsheim, OA Calw (o.J.), o.lfd.Nr. Sauer/Emberger-Wandel, Art. Wildberg, in: GJ III/2 1645 WFlNA, FlNS Horb, OA Horb (1969), o.lfd.Nr.; Sauer, Art. Horb, in: GJ III/1 573 WFlNA, FlNS Horb, OA Horb (1969), o.lfd.Nr.
Brunnen; auch Ju- www.honstetten.com/dietudoburg.htm den- oder Tudobrunnen ehem. Burg; heute Ruine Tudoburg Trenkle, 1941, 29 Weg; von der Schuttertal aktuell (8.2.2008): www.schuttertal.de/ media/custom/1117_1395_1.PDF Rheinebene in den Schwarzwald
Bemerkung
BADEN-WÜRTTEMBERG
418 Flurnamentabelle
Hardheim Hassmersheim
Aglasterhausen Buchen, St
Gondelsheim Malsch Waghäusel, St Baden-Baden, St Heidelberg, St
Neunkirchen RheinIlvesheim Neckar-Kreis Ketsch Ladenburg Rauenberg, St Reilingen
NeckarOdenwaldKreis
kreisfr. Stadt
Bretten, GKSt
Karlsruhe
Bruchsal
Gemeinde
Lkr.
Daudenzell Bödigheim Buchen Schweinberg Neckarmühlbach Neunkirchen Ilvesheim Ketsch Ladenburg Malschenberg Reilingen
Diedelsheim Dürrenbüchig Bruchsal Obergrombach Gondelsheim Malsch Kirrlach Steinbach (Ortenau) Kirchheim
Rinklingen Bauerbach Bretten
Gmk.
Judengasse Judendamm Judenstrang Judenherberge juddebuggel Judenweg
Judenschlag Judenbrunnen Judengänglien Judenpfad Judenweg
Judenchaussee
Judengäßle, im Judenbrunnen Juden geßlin Judenbrunnen Judenklamm(e), die Judengäßlein Judenweg Judenbrunnen Judenweg Judenweg Judenbrunnen Judenweg Judenbrünnele
Name
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1939
1900
1928
Weg; Vm nach WaghäuselKirrlach
von Heinsheim n. Neckarmühlbach Feldweg
Wa
Straße im Ort
von Reilingen
von Gondelsheim n. Obergrombach
1346: by der Juden glamen
1346 1699 1779
1985: Judengasse
Bemerkung
1543
1717
Jahr
Quelle
WflNA, FlNS Neunkirchen (Kfa), OA Hall (1900) www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Lorenz, 1939, 20 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm
Hahn, 1988, 101; www.rsw.hd.bw.schule.de/ shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Hahn, 1988, 103 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm
Bickel, 1934, 27 Schneider, 1985a, 233 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Müller, 1928, 17
Bickel, 1934, 27 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Schneider, 1985a, 92 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Schneider, 1985a, 92
Flurnamentabelle
419
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Jagsthausen Lehrensteinsfeld Obersulm
Bad Rappenau, St Bad Wimpfen, St Eberstadt Gundelsheim, St
1989
Judenwegle Judenweg Judenweg Judenstaffel Judenweg Judenhölzle Judenweg(le) Judengrund
Jagstfeld Heinsheim
Bad Wimpfen Hohenstadt Eberstadt Gundelsheim
Obergriesheim
Jagsthausen Lehrensteinsfeld Willsbach
1782; 1989
Judenweg
1947/48 1900 1900
Judenweg Judengasse Judengraben
19. Jh.
1900
Bad Friedrichs- Duttenberg hall, St
Heilbronn
Jahr
Judengrund
Neidlingen Hermaringen
Esslingen Heidenheim
Judenfelsen Judenweg
Judenweg Judenbrücke
Walldorf WieslochBaiertal
Neidlingen Hermaringen
Judenpfad
Name
Gmk.
Hilsbach
Gemeinde
Sinsheim, GKSt Walldorf, St WieslochBaiertal
Regbez. Stuttgart
Lkr.
Straße
von Heinsheim n. Neckarmühlbach Hausaufgang Vm
in Brenz Ochsentrieb genannt
Weg; von Weiler nach Adelshofen
Bemerkung
Quelle
www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Will, 1934, 258, 299 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm Hantsch, 1983, 336f; Korr. L. Hantsch, StadtA Bad Friedrichshall, 23.1.1992 TK 25 (6721) frdl. Hinweis StadtA Bad Friedrichshall, L. Hantsch, Korr. 23.1.1992 Kost, 1947/48, 50 WFlNA, FlNS Lehrensteinsfeld (Kfa), OA Weinsberg (1900), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Willsbach (Kfa), OA Weinsberg (1900), o.lfd.Nr.
WFlNA, FlNS Neidlingen, OA Kirchheim (o.J.) 93 WFlNA, FlNS Hermaringen, OA Heidenheim (o.J.), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Duttenberg (Kfa), OA Neckarsulm (1900), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Duttenberg, OA Neckarsulm (o.J.) 132; Korr. L. Hantsch, StadtA Bad Friedrichshall, 23.1.1992 Korr. L. Hantsch, StadtA Bad Friedrichsh., 23.1.1992 Korr. L. Hantsch, StadtA Bad Friedrichsh., 23.1.1992 www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm
www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm
www.rsw.hd.bw.schule.de/shal/kulur/flur.htm
420 Flurnamentabelle
Königheim Eiersheim Külsheim Steinfurt Uissigheim
Königshofen
Königheim Külsheim, St
Lauda-Königshofen, St Werbach Judenpfad
Zimmern
Grünsfeld, St
Wenkheim
Judenrain
Judenbrünnele
Judenwegle +
Judenweg Judenweg Judeneck Judenweg
Judenweg
Judenweg
Name
Judenbegräbnisweg Juden Kirchhoffe, am Judenbuckel Judenbuckel Judenklinge Judenpfad Juden Pfad, Am Judenpfad Judenloch Judenrain Judenschwanz
Creglingen
Marbach a. Neckar Edelfingen
Neunstetten Nagelsberg Westernhausen Kirchheim a. Neckar Oßweil
Eberstal
Olnhausen
Olnhausen
Ingelfingen, St
Gmk.
Gemeinde
Krautheim, St Künzelsau, St Schöntal Ludwigsburg Kirchheim a. Neckar Ludwigsburg, St Marbach a. Neckar, St Main-Tauber- Bad MergentKreis heim, St Creglingen, St
Hohenlohekreis
Lkr.
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Quelle Kost, 1947/48, 50
Vm: judԥkerchhoufwech
Korr. E. Thoma, Werbach-Wenkheim, 30.11.1999; Hahn, 1988, 363
Lauf, 1966, 156 Rommel, 1922, Nr. 11, o.S.
Hahn, 1988, 345 Hahn, 1988, 101 Hahn, 1988, 346 Rommel, 1922, Nr. 11, o.S. Lauf, 1966, 156 Werr, 1910, 14
WFlNA, FlNS Edelfingen (Kfa), OA Bad Mergentheim (1900), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Creglingen, OA Bad Mergentheim (o.J.) 58 Weiss, 1992, 104
Zollstock Auf dem Bauer, 1861, 368 Anm. * sog. Judenweg Pfad Korr. Stadt Krautheim, 8.1.1992 Kost, 1947/48, 50 Wa WFlNA, FlNS Westernhsn., OA Künzelsau (o.J.) 83 Weg WFlNA, FlNS Kirchheim am Neckar, OA Kirchheim (o.J.), o.lfd.Nr. Feld-, Fußweg WFlNA, FlNS Oßweil, OA Ludwigsburg (o.J.), o.lfd.Nr. Vm WFlNA, FlNS Marbach a.N., OA Marbach (o.J) 103
Bemerkung
1870–1880 Weg 1988; 1999
1779 1910 1910 1966
1414/15
1840
1900
1947/48
1947/48
Jahr
Flurnamentabelle
421
Bitz
Hechingen Schlatt
Bitz
Hechingen, St
Zollernalbkreis
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Judenbrunnen + Judenbrünnele
Judenhaide Judentäle Judenweg
Stuttgart
Stuttgart
Judengasse Judenweg Judenweg Judenweg Judenquelle
Leukershausen Kreßberg Marktlustenau Waldtann Stuttgart-Nord
Kreßberg
Judenburg
Unterurbach
Judengasse
Zöbingen
Urbach
Judengäßle
Sachsenhausen Wittighausen Lauchheim
Wittighausen Lauchheim, St
1540
Juden kirchoffen, ein stücke ackers vnder dem Judenkirchhof Judenberg Judenplatz, im Judenplatz Judenkreuz Judenpfad Judengasse
Bemerkung
1627
1911 1911
1900
1900
1900
1900
Vm Vm Waldweg
Brunnen
Burg; ehem. Sitz der von Urbach
1613 A 1701 A, Wi 1889; 1988 1953 1926 1900
Jahr
Name
Zipplingen
Werbach Dertingen
Wertheim, St
Unterschneidheim
Gmk.
Gemeinde
Stadtkreis
Rems-MurrKreis SchwäbischHall
Ostalbkreis
Lkr.
Quelle
www.bitz.de/Seiten/Freizeit/Erholung/Freizeit/Sport.h tml WFlNA, FlNS Hechingen, OA Hechingen (o.J.) 95 WFlNA, FlNS Schlatt, OA Hechingen (o.J.) 113
WFlNA, FlNS Leukershsn. (Kfa), OA Crailsh. (1900) Korr. D. Weiß, StadtA Feuchtwangen, 4.7.1992 Kraiss, 2003 WFlNA, FlNS Waldtann (Kfa), OA Crailsh. (1900) www.stuttgart.de/sde/menu/frame/top.php?seite=http %3A//www.stuttgart.de/sde/item/gen/31532.htm Emberger-Wandel, Art. Stuttgart, in: GJ III/2 1441
Hahn, 1988, 363 StA Wü, Salbuch 131 (1613) 1258 StA Wt-S O 3 B 9b (1701) 197, 203 StA Wt-S O 3 K 15 (1889); Hahn, 1988, 363 Mossemann, 1953, 88 Pfrenzinger, 1926b, 195 WFlNA, FlNS Lauchheim (Kfa), OA Ellwangen (1900), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Zipplingen (Kfa), OA Ellwangen, (1900), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Zöbingen (Kfa), OA Ellwangen, (1900), o.lfd.Nr. Ehmer, 1978, 537
FC Bände Amt Remlingen 2 (1540), fol. 85’
422 Flurnamentabelle
Name
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Friedrichswalde Parlow Ferchesar Ferchesar
Havelland
Eberswalde
Tiergarten
Prenzlauerberg Mitte Neukölln
Eberswalde, St
Berlin, St
Ertingen Eningen Pliezhausen Neufra
Barnim
Sigmaringen
Reutlingen
Kappel Ertingen Lindenhof Pliezhausen Neufra
Judentotschlag Judenecken
Judenbad
Straße Karstquelle
Bemerkung
Ende 18. Jh. 18. Jh Weg
auch Judenweg
BERLIN
1900
1933
Jahr
1658
ehem. Gewässer; auch: Göhdenbad Kahlstelle Teil eines Sees
BRANDENBURG
Judengang Jüdenstraße Judenwiesen Judenwiesenweg Judensteig
Judenweg Judenweg Judengäßle Judenbrunnen Judenallee Judenweg
Allmannsweiler Allmannsweiler Judenweg Bad Buchau, St Buchau Judenweg
Biberach
Gmk.
Gemeinde
Lkr.
Regbez. Tübingen
GStA PK, FlNS Parlow, Kr. Angermünde (1936) 3 GStA PK, FlNS Ferchesar, Kr. West-Havelland (1936) 57
Schmidt, 1931, 17
Janiszewski, 2008, 32
Röhrs, 2002, 13 Pinthus, 1930, 106 Wolff, 1988a, 11
Hiller, 2005, 5 Korr. G. Ladenburger, Federseemuseum Bad Buchau, 20.2.1992 Schorp, 1933, 41 WFlNA, FlNS Kappel, OA Riedlingen (o.J.), o.lfd.Nr. WFlNA, FlNS Ertingen (Kfa), OA Riedlingen (1900) www.pfullingen.de/radtour/radtourarbachtal.htm Hiller, 2005, 220 Hiller, 2005, 201
Quelle
Flurnamentabelle
423
Gmk.
Bad Freienwalde Beelitz
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DarmstadtDieburg
Erzhausen Groß-Umstadt, St
Heppenheim Zwingenberg
Heppenheim, St Zwingenberg (Bergstr.), St Bickenbach Darmstadt
Erzhausen Semd
Eberstadt
Bickenbach Darmstadt
Bensheim
Bensheim, St
Bergstraße
Regbez. Darmstadt
Uckermark
Märkisch Oderland PotsdamMittelmark Prignitz
Gumtow Wutitz/Wutike Lenzen/Elbe, St Lenzen Angermünde, St Grumsin
Gemeinde
Bad Freienwalde/Oder, St Beelitz, St
Lkr.
HESSEN
Wa Teich
Judenpfad Judensee, im
Judenbrünnchen
um 1837
Vm: Judenbörnche Vm
Judenbrunn, beim 1582 Judenweeg, vf den Mitte 15. Jh.; 1623 judenborn, by dem 1477 Judenbad jüden graben, an 1492 der Judenpfad 1935 Judenfalltor 1932 Feld Judenteich Judenbrunnen Judenpfad (am) 1751; 1932
Judentannen Judenbrack Judentotschlag
Anhöhe
Hahn, 1932, 42f; Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20; Ders. [Hg.], 2002, 538 Au, von d. (1941) 75; Steinbeck, 1988, 22; Ders., 1994, 21 Ramge [Hg.], 2002, 538 Ramge [Hg.], 2002, 538
Reeg, 1935, 62 Hahn, 1932, 43 Ramge [Hg.], 2002, 538
Ramge [Hg.], 2002, 538 Battenberg, Art. Zwingenberg, in: GJ III/2 1751
Ramge [Hg.], 2002, 538
GStA PK, FlNS Wutitz, Kr. Ostprignitz (1936) 28 Fischer [Bearb.], 1996, 121 GStA PK, FlNS Grumsin, Kr. Angermünde (1929) 49
Ackermann, 1906, 3; Heise, 1932, 13, 300
vor/um 1650
Quelle
Judenberg
Bemerkung Hiller, 2005, 24
Jahr
Judentreppe
Name
424 Flurnamentabelle
OdenwaldErbach, St kreis Michelstadt, St Wetteraukreis Bad Nauheim, St Echzell Nidda, St Niddatal, St Rockenberg Wölfersheim
Neuenhain
MainEppstein Taunus-Kreis Eschborn, St Hofheim a. Taunus
Judenhohl Judenloch Judenpfad Judengalgen Judengalgen Judengasse Judenpfad Judengalgen Judengalgen
Echzell Kohden Kaichen Rockenberg Berstadt Wohnbach
Judenpfad Judenkopf
Langenhain Neuenhain
Lauerbach Rehbach Steinfurth
Judenschneise Judenborn Judenberg Judenpfad Juden Pfadt Judenkopf Judenstein Judenkopf
Klein-Auheim Marköbel Rüdigheim Heldenbergen Windecken Eppstein Eschborn Lorsbach
Schaafheim Schmitten
Schaafheim Schmitten
Judenbad Juden bade Juden Pfad, bey dem Juden born Judenkopf
Name
Judenweg
Hering Lengfeld
Otzberg
Nordend
Gmk.
Gemeinde
Frankfurt a. Main Main-Kinzig- Hanau, St Kreis Marköbel Neuberg Nidderau, St
Hochtaunuskreis kreisfr. Stadt
Lkr.
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1921 1456
1554
1938
1609
1557 1963 1725 1725 1938
vor 1846
1730
1495 1699
Jahr
Ramge [Hg.], 2002, 538 Korr. Kreisausschuß Main-Taunus-Kreis, B. Worbs, Hofheim, 10.7.2003 www.frankfurt-nordend.de/str_mittelweg.htm
Ramge [Hg.], 2002, 538 Ramge [Hg.], 2002, 538
Quelle
Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 Fleck, 1921, 48; Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 Vielsmeier, 1995, 246 Hiller, 2005, 232 Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20
Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 Vielsmeier, 1995, 247 Schnetz, 1963, 92f Vielsmeier, 1995, 247 Vielsmeier, 1995, 246f Felsformation Lilienthal, 1938, 21 Flur www.vml.de/d/inhalt.php? ISBN=3-924734-39-9 1609 auch: Juden- Korr. Kreisausschuß Main-Taunus-Kreis, B. Worbs, küppel Hofheim, 10.7.2003 Lilienthal, 1938, 21 Korr. Kreisausschuß Main-Taunus-Kreis, B. Worbs, Hofheim, 10.7.2003 Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 Ramge [Hg.], 2002, 538 Wagner, 1987, 147
Weg; seit 1846 Mittelweg Weg
Wbg
A
Bemerkung
Flurnamentabelle
425
Ober-Breidenbach
Schlitz
Romrod, St
Schlitz
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Singlis
Binsförth
Borken, St
Morschen
SchwalmEder-Kreis
Beberbeck
Kerspenhausen
Niederaula
Hofgeismar, St
Rhina
Haunetal, M
Kassel
HersfeldRotenburg
Judenköpfchen
Judenpfädche(n), Judenpfad Judeneiche Judenpfad Judenbaum (am Auerhahnkamp) Judenforst
Judengraben Judenpetsch Judenpfütze
Judenpfad Judensteg
Heimertshausen Judenstraiß Kirtorf Judenpfad
Judenkopf (am) Juddebache, by der Judenpfad
Judenweg Judenpfad, am Judenpfad
Name
Kirtorf
Regbez. Kassel
Vogelsbergkreis
Kestrich
Elz Villmar
Elz Villmar a.d. Lahn Feldatal
Lahn-DillKreis LimburgWeilburg
Kinzenbach Salzböden Dorlar
Heuchelheim Lollar Lahnau
Gießen
Gmk.
Gemeinde
Lkr.
Regbez. Gießen
1267
seit 2004
18. Jh.
1912 1912 1912
1942 1942
1436
1575 1541
1707
1747
Jahr
Quelle
Wiesbadener Tagblatt (8.7.2008): www.wiesbadenertagblatt.de/region/objekt.php3?artikel_id=3348028 Müller, 1937, 156 www.osthessen-news.de/beitrag_A.php?id=1148700
Löwenstein [Bearb.], 1989, II 293, Nr. 2343 Gensicke, Art. Villmar, in: GJ III/2 1540
Jung, 1985, 95 Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20 Jung, 1985, 95
Baum-Gedenkstätte ante silvam iuden- Löwenstein [Bearb.], 1989, I 1, Nr. 1 vorst Ramge [Hg.], 1987, Tafel 20
Korr. A. Frank, Ramat Gan, Israel, 8.8.1992; Nuhn, 2003, 6 Nuhn, 2003, 5ff Nuhn, 2003, 6f Lotze, 2004, 33f
Weg; n. Ulrichstein Vm Zwingel, 1942, 69 Vm; 1861: Judensteg, beim A, Wi Hotz, 1912, 128, 57 Lache Wassertümpel
Weg; n. Ulrichstein
Felsformation
Bemerkung
426 Flurnamentabelle
Garßen Jödenstraße Duderstadt Grone Bad Münder
Einbeck
KatlenburgLindau Hannover
Bredenbeck Ebstorf Hornburg
Celle, St Herzlake Duderstadt, St Göttingen Bad Münder, St
Einbeck, St
KatlenburgLindau Hannover, St
Wennigsen Ebstorf Hornburg, St
Celle Emsland Göttingen
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Uelzen Wolfenbüttel
Region Hannover
HamelnPyrmont Northeim
UeckerRandow
Gmk.
Parchim, St Sternberg, St Penkun, St Rossow Torgelow, St
Parchim
Parchim Sternberg Wollin Rossow Torgelow
Gemeinde
Lkr.
Judendamm Judenteich Judenweg Judenkoppel Judengasse
Judenstraße
Judenbrücke
1419 1492
Jahr Anhöhe Feld
Bemerkung
im Ort
1940
1445 1445 am Ortsrand
1467; 1517 (Yoden brugge; joddenbrugge)
Siedlung
1927
NIEDERSACHSEN Judenborn Jödenstraße Judenborn Judenstraße Judenmoorweg
Judengalgen Judenberg Judenkirchhof Judenkirchhof Judenkolk
Name
Weber [Hg.], 1982, 49 Hiller, 2005, 72 Hiller, 2005, 132
Aufgebauer, Art. Hannover, in: GJ III/1 517
Hiller, 2005, 148
Löwenstein, Art. Einbeck, in: GJ III/1 292
Alpers/Barenscheer, 1974, 118 Abels [Bearb.], 1927, 81 Aufgebauer, Art. Duderstadt, in: GJ III/1 256 Beschorner, 1940, 16 Hiller, 2005, 30
Seibt/Tischler, Art. Parchim, in: GJ III/2 1086 Tepperberg, Art. Sternberg, in: GJ III/2 1414 Lippert, 1970, 98 Lippert, 1970, 98 Holsten, 1942, 144
Quelle
MECKLENBURG-VORPOMMERN
Flurnamentabelle
427
Gütersloh Paderborn
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Trier, St Zweibrücken, St
BernkastelErden Wittlich Germersheim Germersheim Weingarten kreisfr. Stadt Landau, St Neustadt / Weinstraße, St
Jahr Waldweg
Bemerkung
1572; vor 1719
1688
1455
Am Judenkreuz Ga, N Ga
RHEINLAND-PFALZ Judengasse Judenhohlweg Judengasse Judenpfad
Judenweg
Judenweg
Judenbrink Judenweg Jüdendamm Jüdenweg
Name
Judenholen Judenhut Judenpfad Judengasse Judenloch Unter-Hambach Juden Creutz, im Trier Judenolke Zweibrücken Judenthal, im
Sondernheim Weingarten Landau Neustadt
Albsheim Mühlheim Obrigheim Erden
Obrigheim (Pfalz)
Bad Dürkheim
Heinsberg
Bad MünsterBad Münstereifel, St eifel Hückelhoven, St Hückelhoven
Gütersloh Borchen Delbrück Hövelhof
Gmk.
Euskirchen
Regbez. Köln
Gemeinde
Gütersloh, St Borchen Delbrück, St Hövelhof
Lkr.
Regbez. Detmold
NORDRHEIN-WESTFALEN
Zink, 1923, 120 Zink, 1923, 170 Hiller, 2005, 163 Hiller, 2005, 204 Hiller, 2005, 205 Ramge [Hg.], 2002, 538 Haverkamp, Art. Trier, in: GJ III/2 1470, 1475 Müller, 1938, 9, 16
Heiss, 1991, 212 Heiss, 1991, 203 Heiss, 1991, 203 Gessinger, 1984, 19
Hiller, 2005, 134
Hiller, 2005, 31
Hiller, 2005, 107 Hiller, 2005, 50 Hiller, 2005, 64 Hiller, 2005, 133
Quelle
428 Flurnamentabelle
Nierstein-Oppenheim Weißenturm
MainzBingen MayenKoblenz Rhein-LahnKreis Südliche Weinstraße
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Vogtlandkreis
Steinberg
Bad Elster, St
Regbez. Chemnitz
Judenloh, zu Mühlhausen Wernesgrün
Lautzkirchen Nohfelden Nonnweiler
Hochstadt / Pfalz
Hochstadt / Pfalz, St
Saar-Pfalz-Kr. Blieskastel, St St. Wendel Nohfelden Nonnweiler
Roschbach
Mülheim-Kärlich Heistenbach
Köngernheim
Gmk.
Edenkoben
Heistenbach
Gemeinde
Lkr.
Judenstein Jüdensteine
Judenlohbächel
Judenbart Judenweg Judenweg
Judenpfädel
Judenpfad, am
Judengraben im Ort
Bemerkung
1867
1937 Berg
SACHSEN
Weg; führt auf den Peterberg
SAARLAND
vor 1719 1938 1564 vor 1719
Groß Judenthal Juden Thal, im Judenthall, im Klein Judenthal Judenpfad, am Judengäßchen
Jahr
Name
Quelle
Köhler, 1867, 72 Korr. Gde. Steinberg i. Vogtland, U. Wolf, 13.5.2003
Beschorner, 1937, 3
Zink, 1923, 170 http://www.neunkirchen-nahe.de/Touristik/Verein_f_d__Wiederaufbau_d__Pe.html
http://de.local.yahoo.com/Landau_In_Der_Pfalz/Woll mesheim/Grafikdesign/1012865606-e-707838.html Korr. B. Kukatzki, Schifferstadt, 9.12.1991
Gehler, 1926, 58–60
Hiller, 2005, 192
Müller, 1938, 16 Volkert/Höpfinger, Art. Kurpfalz, in: GJ III/3 1929 Müller, 1938, 9 Müller, 1938, 16 Hiller, 2005, 156
Flurnamentabelle
429
Dresden, St
Löbau, GKSt Niedercunnersdorf Meißen, St
Halberstadt, St
Magdeburg, St Wallhausen (Helme)
kreisfr. Stadt
Löbau-Zittau
Halberstadt
kreisfr. Stadt Sangershausen
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Ilm-Kreis
Bad Salzungen Gotha
Empfertshausen Kaltenlengsfeld Gotha Luisenthal Liebenstein (Thüringen)
Flurnamentabelle
Meißen
Gemeinde
Lkr.
Regbez. Dresden
Empfertshausen Kaltenlengsfeld Alschleben Luisenthal Liebenstein
Magdeburg Wallhausen
Halberstadt
Meißen
Löbau Ottenhain
Dresden
Gmk.
Jahr
Bemerkung
Judenfriedhof Judenkirchhof Judenhög, am Judenstein Judengrube
jodendale, vor deme judengrube Judental, im
Felsformation
1357, 1361, 1402ff: 1446, 1457 mons Judeorum
1992 1992 1910 1940 Doppelerdfall
THÜRINGEN
1467 1534
1377
Quelle
Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Gerbing, 1910, 87 u. Anm. 13 Beschorner, 1940, 16 www.stadt-plaue.de/denkmale/spring.html; www.lochstein.de/hoehlen/D/nord_mitte/thuer/thuer.htm
Reyer, Art. Magdeburg, in: GJ III/2 772 Reyer, Art. Sangerhausen, in: GJ III/2 1298
Reyer, Art. Halberstadt, in: GJ III/1 493
Schieckel, Art. Meißen, in: GJ III/2 855
Haupt, 1863, II 122 Nr. 190a Haupt, 1863, I, 17 Nr. 16
heute Georgsplatz Schieckel, Art. Dresden, in: GJ III/1 249f
SACHSEN-ANHALT
Judenberg (Juedenberk)
Judenteich (Yodin 1400 tych) Judenkopf 1863 Jüddenhaus
Name
430 Flurnamentabelle
Sonneberg Wartburgkreis Weimarer Land
Jüdenkopf Judengasse Judenstraße Judenpfädchen Judenhaingen Juden Grundt Juden Grundt
Oberkatz Oberweid Schmalkalden
Laudenbach Unterweid Hüttensteinach Kaltennordheim Vacha Hochdorf Thangelstedt 1992 1425 1569 1569
1992
1992 1992 1992 1992 um 1720
Judenkirchhof Judenwiese Judenfriedhof Judenkirchhof Judentelle
1414
1867
1882
Jahr
1992 1992
Judenweg, über dem Jödenkörfert d.i. Judenkirchhof Judenstraße
Name
Judenflut Judenstock
Gräfentahl
Pahnstangen
Oberkatz Oberweid Schmalkalden, St Trusetal Unterweid Sonneberg, St Kaltennordheim Vacha Blankenhain, St
Neundorf (bei Schleiz) Gräfenthal
Saale-OrlaKreis SaalfeldRudolstadt SchmalkaldenMeiningen
Jena
Gmk.
Gerthausen Kaltensundheim Melpers
Jena, St
kreisfr. Stadt
Gerthausen Kaltensundheim Melpers
Gemeinde
Lkr.
Bemerkung
Quelle
Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Beschorner, 1940, 16
Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992
Forstl. Forschungsberichte München (1997) 6; Edelmann, 1955, 143f, 131f Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992
www.personal.uni-jena.de/~x9masc/studies/ug/geug.htm Köhler, 1867, 83
Gerbing, 1910, 572 mit Anm. 8 Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Forstl. Forschungsberichte München (1997) 6 Korr. A. Fuchs, Meiningen, 17.12.1992 Löwenstein [Bearb.], 1989, I 56, Nr. 218 Hänse, 1970, 80 1796 Jüdenthal, seit 19. Jh. Jäden- Hänse, 1970, 80 und Goethe(n)tal
Berg, Forst
westl. d. Lichtenhainer Oberwegs Wi mit Teich
Flurnamentabelle
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431
Quellen und Literatur Quellen und Literatur 1. Archivquellen Archivquellen Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BayHStA M) GDion Archive 2619 (Sicherung der Judenakten) BS 91: Beerdigungsbuch des Friedhofs in Laudenbach bei Karlstadt 1772–31.1.1941. [hebr.] GL Fasz.2810 Nr. 1280 (Antrag auf einen eigenen Begräbnißplatz der Judenschaft in München 1804) Kurbayern Hofkammer 1361 Urk. Wessobrunn, 1659 VIII 4
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin (GStA PK) FlNS Brandenburg, X. HA Rep.16: Kreis Angermünde: FlNS Grumsin, Parlow Kreis Ostprignitz: FlNS Schönermark, Wutitz Kreis Soldin: FlNS Batow, Hohenziethen Kreis West-Havelland: FlNS Ferchesar
Central Archives of the History of Jewish People, Yerusalem (CAHJP) D / Ho1/ 8 D / Ka2/ 6
Staatsarchiv Augsburg (StA A) Herrschaft Illereichen-Akten 352 (Judensachen i.d. Herrschaft Illereichen 1617–1729) RA Donauwörth Nr. 689 II, Ka. Brachstadt (1834); Nr. 699 II, Ka. Erlingshofen und Münster (1841); Nr. 703 III, Ka. Harburg (1835); Nr. 713 I, Ka. Opperzhofen (1834); Nr. 716, Ka. Ronheim (1842); Ka. Uraufnahme Tapfheim NW XXVI (1824) RA Monheim Nr. 560 II, Ka. Gosheim (1842); Nr. 565 I, Ka. Huisheim (1842) RA Nördlingen Nr. 101 I/II, Ka. Birkhausen (1833); Nr. 108 I/II, Ka. Ehringen (1833); Nr. 115 I/II, Ka. Hohenaltheim (1835); Nr. 119 I, Ka. Kleinerdlingen (1834); Nr. 120 III, Ka. Kleinsorheim (1834); Nr. 125 I/II, Ka. Nähermemmingen (1834); Nr. 128 I–III, Ka. Reimlingen (1835) RA Oettingen Nr. 221, Ka. Dürrenzimmern (1847); Nr. 222 I/II, Ka. Ehingen (1844); Nr. 226 V, Ka. Hainsfarth (1849); Nr. 235 II, Ka. Maihingen (1845) KU Elchingen, Regest 1290/ 1664 Febr. 22, Regest: 1302/ 1665 März 26
Staatsarchiv Bamberg (StA B) B26c, 2,I (Erlaß des Bamberger Fürstbischofs Peter Philipp v. Dernbach v. 5.7.1672) K224 Nr. 91, Ka. Köttel (1854); Nr. 106, Ka. Lahm (1854); Nr. 374, Ka. Rothmannsthal (1853) K232 Nr. 24 IV, Ka. Burgellern (1850); Nr. 615 I–III, Ka. Wattendorf (1850); Nr. 616, Ka. Wattendorf (1848/49); Nr. 720 I, Ka. Zeckendorf (1849) K235 Nr. 609, Ka. Schwabthal (1854) K238 Nr. 91, Ka. Burkheim (1854); Nr. 217, Ka. Kaspauer (1854); Nr. 357, Ka. Pfaffendorf (1854)
Staatsarchiv Nürnberg (StA N) Ansbacher Salbuch 125a (Salbuch des Stiftamts Wülzburg, 1545) FR 39, Bündel 69 Windsbach Nr. 7 (Register über Begleitung von Leichen nach Georgensgmünd 1898–1938 der Jüdischen Gemeinde in Windsbach) Landpflegamt Engeltal, S I L 355 (1754) Nr. 11 RA Hilpoltstein, Ka.Nr. 5 Aberzhausen (1833) RA Schwabach, Ka.Nr. 5 Walpersdorf (1833)
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Archivquellen
433
RA Spalt, Ka.Nr. 5 Großweingarten (1833); Ka.Nr. 5 Georgensgmünd (1833); Ka.Nr. 5 Mäbenberg (1833); Ka.Nr. 5 Mosbach (1833); Ka.Nr. 5 Obersteinbach (1833); Ka.Nr. 5 Pfaffenhofen (1833); Ka.Nr. 5 Stirn (1833) RA Weißenburg, Ka.Nr. 5 Höttingen (1832) RA Windsbach, Ka.Nr. 5 Beerbach (1834); Ka.Nr. 5 Dürrenmungenau (1835); Ka.Nr. 5 Untereschenbach (1834)
Staatsarchiv Wertheim (StA Wt) StA Wt-F, Rep.32 Nr. 58 (Acta die Gränzen zwischen CreuzWertheimer und Trennfelder Markung betr. 1741) StA Wt-G, Rep.54 Nr. 109 (Salbuch Grafschaft Wertheim, 1503) StA Wt-G, Rep.57 Judensachen 44 (Zoll- und Schutzgeld der Wertheimer Juden betr. 1622–1640) StA Wt-R, Rep.41 f 7 (Acta: Juden Schuz Renovation in hiesiger Grafschafft und zu Remlingen 1685–1748), Nr. 3, 7, 13, 15 StA Wt-S O 3 B 9b (Dertinger Gültbuch 1701) StA Wt-S O 3 K 15 (Handriss zur Feldbereinigung, Gmk. Dertingen (1:2000), 1889)
Staatsarchiv Würzburg (StA Wü) Admin.375 (Erhöhung der Zollzeichengebühren für ausländische Juden, 1742) Admin.8314 (Hochfürstl. Wirzburg. Juden Amt, vom 22.03.1776) Admin.8318 (1675) Admin.8323 Admin.8327 G 15330 (Bitte der Hochstift Würzburgischen Judenschaft an den Fürstbischof zu Würzburg um Durchreiseerlaubnis an Sonn- und Feiertagen, 18.7.1724). G 17162 (Beschwerde der Hochstift Würzburgischen Judenschaft über Pöbeleien, um 1647) Gebr. III CK 5/71 Gebr. III G 10/7 (Schreiben des Grünsfelder Schultheißen Johann Rudolph an den Churfürsten, 8. Nov. 1655). Gebr. IV N 24 Gebr. IV W 273 (Specificatio Wie Viel Judten Vnder dem Hohe Stifft Würtzburg sich befindten und darinnen wohnen, 1699). Gebr. V W 73/143 (Beschwerde der Hochstiftischen Judenschaft, 12. Sept. 1724) Gebr. VI W 256 (Klagen und Beschwerden der hochstift. Judenschaft, 1749–1754) Gebr. VI W 292 (hier: Bericht des Stadt Amtmann Franz Jacob Sauer in Wertheim, 12.7.1751) Gebr. VII C 3 (Extract des Hochfürstlichen Geistlichen Regierungs-Protocolle vom 26. April 1769) Gebr. VII H 310 (Schreiben des Selig Jacob, Aron Löw u. Moyßes Abraham, Schutzjuden zu Erlenbach an den Fürstbischof zu Würzburg, 11.9.1792) Gebr. VII W 246 (Würzburg, den Aufenthalt frembder Juden dahier und im Landt btr., 1755) Gebr. VII W 422 (Wirzburg, die Abhaltung deren vermuthlich sich an hiesigen Landsgränzen einfinden werdenden Pohlnischen Juden btr., 21. Mai 1778) Gebr. VII W 1606 I, Nr. 13, 27, 32, 51, 53 GKa.: Grund-, Saal- und Lagerbuch Steinbach (1845/46) II GKa.: Grund-, Saal- und Lagerbücher Rothenfels (1847) I–IV GLA 380/1978, 380/1955 HV Ms.f.491 (Specification und Bericht über die ahnzahl deren Juden welche sowohl im Hohe Stifft als dazu gehörigen adelichen orthen [...] Wohnhafft seyn, 1740) HV Ms.f.742 (Gedanken über den Juden Viehehandel ... Karlstadt, 1791) Hyp.Realreg. Helmstadt (um 1850) III; Holzkirchhausen (um 1850); Lengfurt (ca. 1825); Stetten (um 1850) Hyp.Sachreg. Himmelstadt (um 1850) III; Laudenbach (um 1850) I; Roßbrunn (um 1850) I, II; Steinbach (um 1850) I; Urspringen (um 1850) I, II; Wüstenzell (um 1850) Juden 12 (Judenamts acten der Jahre 1750–1755). Juden 19 (Judenamts-Sachen 1695, 1798–1801) Juden 90 Nr.15 (Würzburg, Hochfürst. Judenamt ..., 10.1.1791)
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434
Quellen und Literatur
Judensachen 39 (1751 und Auszug Landesdirektions-Protokolls der Regierungskammer in auswärtigen Hoheitssachen v. 5.7.1809) Ka. Böttigheim, PlNr.verz. (um 1850) I, III (nach 1850) Ka. Greussenheim, PlNr.verz. (um 1850) VII Ka. Karbach, PlNr.verz. (um 1850) I Ka. Müdesheim, PlNr.verz. (um 1850) Ka. Remlingen, PlNr.verz. (um 1850) II, III Ka. Rohrbach, PlNr.verz. (um 1850) Ka. Thüngen, PlNr.verz. (um 1850) II Ka. Unteraltertheim, PlNr.verz. (um 1850) III Ka. Üttingen (Realreg.), PlNr.verz. (um 1850) I–III L.d.f. 28 (hier: Juden Brieue des Bischof Conradt zu Würzburg, 1542) L.d.f. 30 (hier: Juden missiff an die Amptleut erleütterung von Friedrich Bf. v. Würzburg Hzg. v. Franken, 1561) LRA Gemünden 258 (Judenbegräbnisse 1817) LRA Mar 1286 LRA Mar 2296 (Die Judengemeinde in Böttigheim (o.J.) LRA Mar 2302 (Die isr. Kultusgemeinde Neubrunn (o.J.) LRA Mar 2307 (u.a. Satzungen für die israelitische Kultusgemeinde Marktheidenfeld v. 5.6.1910) LRA Mar 2365 LRA Mar 2366 (Die sogenannten Schranken bei den Israeliten zu Urspringen betr. 1863) LRA Mar 2377 (Allgemeine und bürgerliche Verhältnisse der Israeliten 1832/36) LRA Mar 2382 Nr. 3 (Verzeichnis derjenigen Juden im Herrschaftsgerichte Remlingen welche auf das Jahr 1823/24 Patente zum Hausirn erhalten haben). LRA Mar 2388 (Verhältnisse der israel. Glaubensgenossen, 1832) LRA Mar 2390 (Untersuchungsauftrag der Kgl. Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Kammer des Innern an sämtliche Distriktsverwaltungsbehörden des Regierungsbezirkes (die Verbringung der Leichen in die Israelitischen Friedhöfe betreffend), 26.7.1864) LRA Mar 2392 (Das Verfahren bei Beerdigung von Israeliten zu Urspringen 1865) LRA Mar 2936 (Großherzgl. Anzeige-Blatt, 20.1.1852, Verordnung Den Leichentransport betr.) LRA Mar 3014 (Bau der Strassenstrecke auf dem Weg zwischen Karbach und Urspringen auf Karbacher Markung 1852) LRA Mar 5826 Mainzer Polizeiakt V 1934 (1779) Mainzer Vic. akten 100/246 Nr. 46 (Pfarren Lohr wegen Entheiligung der Festtag durch Juden 1715) Miscell.4716 M.R.A. Geleit 24 (1604) M.R.A. H 620/1309 (Ein Jude passiert mit Pferden Lohr während des christlichen Feiertags, 1715) RA Lengfurt 37 (Zins und Gültbuch des Klosters Bronnbach über Birkenfeld, 18.Jh.) RA Lengfurt 79 (Holzkirchhäuser Gült- und Lehen-Buch 1793) RA Würzburg li.d. Mains 96a (Lehenbuch über die Gefaelle der Hochgraeflichen Standesherrschaft Castell in Steinbach an der Welz 1838) RA Würzburg li.d. Mains 96c (Lehenbuch über die Gefaelle der Hochgraeflichen Standesherrschaft Castell in Steinbach an der Welz, Nachtrag 1840) RA Würzburg li.d. Mains 97a,f,g (Lehenbuch über die Gefälle der Hochgräflichen Standesherrschaft Castell vom Orte Unteraltertheim, 1828) RA Würzburg li.d. Mains 112 (Vrbar vndt Saal-Buch über Eines Wohl Löblichen Jungfrau Closter Vndter Zell ... In dorff Rosßbrunn und Mattelhoffen, 1753/57) RA Würzburg li.d.Mains 157 (Zins u. Lehenbuch des Ritterstifts St. Burkhard 1595) RA Würzburg Stadt 66 (Zinsbuch des Bürgerspitals zum Hlg. Geist in Würzburg (18.Jh.)) Reg.abg. Nr. 7084 (Verhältnisse der isr. Glaubensgenossen, Begräbnisordnung [um 1839]) Reg.abg. Nr. 7087 Reg.abg. Nr. 7088 Reg.abg. Nr. 8429 Renov.GKa. Billingshausen (1856) I–V Renov.GKa. Birkenfeld (1856) I–XI
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Archivquellen
435
Renov.GKa. Hausen, RA Karlstadt (1873) II Renov.GKa. Retzstadt (um 1852) II Renov.GKa. Stadelhofen (1872) Renov.GKa. Steinfeld (1857) I–VII RustikalKa. Karbach (1849) Salbuch 1 (Beschreibung aller Rechte, Güter, Gefälle, Zinsen etc. des Hochstifts Würzburg 1468– 1474) Salbuch 4 (Salbuch des Amtes Arnstein 1590) Salbuch 5 (Salbuch des Amtes Arnstein 1593–1798) Salbuch 48 (Entwurf oder Conzept eines Sal-, Zins und Gültbuches über das Amt Gemünden 1587–1594) Salbuch 75 (Concept oder Entwurf eines Salbuches für das Amt Karlburg 1595) Salbuch 76 (Salbuch über das Amt Karlburg, 1596–1803) Salbuch 116 (Böttigheimer Vrbar: Gült- vnd Lehen-Buch 1708) Salbuch 131 (Ambts Remblingen Saalbuch 1613) Salbuch 136 (Sal- und Zinsbuch des Amtes Rothenfels 1540) Salbuch 138 (Saal: vndt Lehenbuch vber Daß Ambt Rottenfels, 1683) Stb 138 Stb 710 (Zins und gült buch des Closters vndern Cell, 1583) Stb 942 Stat.Slg.279a (Allgemeine u. bürgerliche Verhältnisse der Israeliten am Schluße des Jahres 1834) Stat.Slg.279b (Uebersicht über die Religionsverhältnisse der Isr. im Untermainkreise am Schluße des Jahres 1834) Stat.Slg.280 (Allgemeine und bürgerliche Verhältnisse der Israeliten 1833) Stat.Slg.618 (Verzeichnis der Hausirenden Juden 1833–35)
Thüngen Archiv (im StA Würzburg) Thüngen Archiv, Bände 58 (Specificatio der Zinnß vnd Gülten [...] in Thüngen, 1719) Thüngen Archiv, Bände 60 (Specification Ihrer Zinß undt Gülten [Thüngen], 1728) Thüngen Archiv, Bände 78 (Gült und Zinnß-Buch über [...] Thüngen, 1787, Anhang zum Gilt und Zinsbuch de 1787; Anhang zum Zinsbuch, ca. 1821)
Fürstlich Castell’sches Archiv, Castell (FC) FC Bände Amt Remlingen 2 (Zins- und Gültregister Christophs Hunden v. Wenkheim über seine Gefälle und Gerechtsame zu Wenkheim, Lindelbach und Steinbach 1540) FC Bände Amt Remlingen 5 (Zinss- und Gültbuch zu Oberaltertheim 1559) FC Bände Amt Remlingen 6 (Gült Register der Gefell vnnd Inkommens so beyde Herschafft Erpach vnd Castel Jarlich In Remlingen fallen hat 1563) FC Bände Amt Remlingen 9 (Zinsregister 1569) FC Bände Amt Remlingen 13 (Legerbuoch des Wolgebornen herrn herrn Hainrichen Grauen vnd herrn zue Castell 1573) FC Bände Amt Remlingen 22 (Laager-Buch über das Dorff Steinbach 1589 (Abschrift)) FC Bände Amt Remlingen 25 (Zins vnd Gült zu Steinbach 1595) FC Bände Amt Remlingen 32 (Zinss vndt Gülttbuch vber die Jerlich [...] gefell zu VnderAltertheim 1601) FC Bände Amt Remlingen 49 (Lehen-Büchlein. Vber die Jährlich beständige Cartheüßergüld und Zinnß zu Remblingen ... 1684) FC Bände Amt Remlingen 50 (Register über Die Gült zu Remblingen 1718) FC Bände Amt Remlingen 58 (Unteraltertheimer Zinns=Buch über die ... Herrschaft zu Castell Remblingen zukommende beständtige Gelt ..., 1742) FC Bände Amt Remlingen 60 (Beschreibung des Remlinger Neugereuth-Zehendens 1778) FC Bände Rittergut Urspringen 1 (Specification Vber die Zinß, Gült vnd gefell zu Vrspringen vnd Anspach, so Castlisch Lehen 1597) FC Bände Rittergut Urspringen 2 (Repertorium Vber die Kottwißische Aülenbachische Kenth. Zinß. Gültt Vndt Andere gerechtikeit zu Vrspringen vndt Onspich 1622) FC Bände Rittergut Urspringen 4 (Lehenbuch über Urspringen 1688)
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Quellen und Literatur
FC KA D II 3 Ämter 6 (Jüdische Verordnungen für die Schutz Juden zu Oberaltertheim u. Unteraltertheim u.a. 1792–1805) FC KA D II 3 Ämter 36 (Ober- und Unteraltertheim, die Juden betr. Verordnungen 1792–1805) FC KA D II 3 Ämter 47 (Remlingen, die Judenschaft 1684–1784) FC KA D II 3 Ämter 47a (Judensachen im Amt Remlingen 1705–1758) FC KA D II 3 Ämter 48 (Remlingen, Cultus-Angelegenheiten der Judenschaft 1778–1792) FC KA D II 3 Ämter 88 (Der Judenschafft zu Remlingen Ürspringen und Unteraltertheim Anlag betr. [1685–1790]) FC KA D II 3 Ämter 111 (Schübel: Forschungen zur Judengeschichte) FC KA D II 3 Allgemeines 7 (Die kurbayerische Verordnung hinsichtlich des Handels und Verkehrs der Juden in den fränkischen Fürstentümern betr. 1803–1804) FC KA D V 4, 7a (Abschriften der Zollordnung zu Atzhausen ..., 1705)
Stadtarchiv Karlstadt GKa. Rohrbach (1847)
Stadtarchiv Würzburg (StadtA Wü) Katasterkarte Gadheim, NW LXXXII 52b
Bayerisches Flurnamenarchiv München (BayFlNA) (nach Regierungsbezirken und Altlandkreisen gemäß dem Gebietsstand v. 1.1.1928) OBERBAYERN Aichach: FlNS Oberbachern Freising: FlNS Gammelsdorf, Hohenkammer Fürstenfeldbruck: FlNS Eismerszell Garmisch-Partenkirchen: FlNS Eschenlohe, Mittenwald Ingolstadt: FlNS Lenting Landsberg: FlNS Epfenhausen München-Land: FlNS Aubing, Deisenhofen Rosenheim: FlNS Neubeuern, Sachrang Schrobenhausen: FlNS Peutenhausen Tölz: FlNS Kochel Traunstein: FlNS Oberwössen NIEDERBAYERN Bogen: FlNS Haselbach, Oberalteich Deggendorf: FlNS Metten Kötzting: FlNS Altrandsberg Mallerdorf: FlNS Oberdeggenbach Passau: FlNS Hals Straubing: FlNS Agendorf OBERPFALZ Beilngries: FlNS Ernersdorf, Ittelhofen, Rappersdorf, Töging Eschenbach: FlNS Pressath Neumarkt: FlNS Aßlschwang Neustadt a.d. Waldnaab: FlNS Floß, Mantel, Störnstein, Untermantel Regensburg: FlNS Gebelkofen, Mintraching Riedenburg: FlNS Mallerstetten Stadtamhof: FlNS: Zeitlarn Tirschenreuth: FlNS Mähring, Tirschenreuth, Voitenthan Vohenstrauß: FlNS Altenstadt b. Vohenstrauß, Waldthurn Wunsiedel: FlNS Bernstein, Kothigenbibersbach
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Archivquellen
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OBERFRANKEN Bamberg: FlNS Birkach, Burgellern, Dreuschendorf, Geisfeld, Hirschaid, Hohenhäusling, Mühlendorf, Neudorf b. Scheßlitz, Oberoberndorf, Roßdorf, Schweisdorf, Seehöflein, Staffelbach, Strullendorf, Tiefenellern, Trunstadt, Zeckendorf Bayreuth: FlNS Bayreuth, Mengersdorf Coburg: FlNS Creidlitz Ebermannstadt: FlNS Albertshof, Breitenbach, Brunn, Drosendorf u. Voitmannsdorf, Hohenpölz, Löhlitz, Neuses, Niedermirsberg, Oberfellendorf, Poxdorf, Tiefenstürmig, Treunitz, Wiesentfels, Wonsees Forchheim: FlNS Bammersdorf, Dachstadt, Dobenreuth, Gräfenberg, Hausen, Hetzles, Thuisbrunn Höchstadt: FlNS Bösenbechhofen, Burgstall, Heuchelheim, Mühlhausen, Sambach, Steppach Hof: FlNS Hof, Oberkotzau Kronach: FlNS Gehülz, Schmölz, Stockheim Kulmbach: FlNS Melkendorf, Trebgast, Wirsberg Lichtenfels: FlNS Burkheim, Fesselsdorf, Großziegenfeld, Isling, Kösten, Köttel, Lahm, Modschiedel, Pfaffendorf mit Giechkröttendorf, Rothmannsthal, Weiden, Weismain Pegnitz: FlNS Höfen, Kühlenfels, Pegnitz, Püttlach Rehau: FlNS Schönwald, Silberbach Stadtsteinach: FlNS Presseck, Rugendorf Staffelstein: FlNS Birkach, Busendorf, Schwabthal, Uetzing MITTELFRANKEN Ansbach: FlNS Büchelberg, Burghausen, Herpersdorf, Rügland, Windsbach Dinkelsbühl: FlNS Ehingen a. Hesselberg, Frankenhofen, Fürnheim, Geilsheim, Gerolfingen, Grüb, Obermögersheim, Schobdach, Sulzach, Weiltingen, Wilburgstetten Eichstätt: FlNS Dollnstein, Haunstetten, Pfahldorf, Schernfeld Erlangen: FlNS Baiersdorf, Forth Feuchtwangen: FlNS Aichenzell, Arberg, Bechhofen, Haundorf, Lammelbach, Mosbach, Neunstetten, Vorderbreitenthann, Wiesethbruck Fürth: FlNS Buchschwabach, Fürther Stadtbezirk, Obermichelbach, Stadeln Gunzenhausen: FlNS Meinheim, Merkendorf, Pflaumfeld, Pfofeld, Streudorf, Ursheim Hilpoltstein: FlNS Allersberg, Altenfelden, Brunnau, Laibstadt, Petersbuch, Röttenbach Lauf a.d. Pegnitz: FlNS Kirchröttenbach Neustadt a.d. Aisch: FlNS Altershausen, Eggensee, Markt Erlbach, Neustadt a.d. Aisch, Schornweisach, Tragelhöchstädt, Trautskirchen, Unternesselbach, Wilhermsdorf Nürnberg, Stadt: FlNS Eibach, Gärten bei Wöhrd, Reichelsdorf Scheinfeld: FlNS Burghaslach, Markt Einersheim, Mönchsondheim, Schnodsenbach-Zeisenbronn Schwabach: Beerbach, Dürrenmungenau, Georgensgmünd, Mosbach, Großweingarten und Hagsbronn, Obersteinbach, Wassermungenau Uffenheim: FlNS Egenhausen, Herrnberchtheim, Lipprichshausen, Neuherberg, Oberndorf, Obernesselbach, Pfahlenheim, Rodheim, Simmershofen, Uttenhofen, Walddachsbach Weißenburg: FlNS Höttingen, Kattenhochstatt, Langenaltheim, Rehlingen, Weimersheim UNTERFRANKEN Alzenau: FlNS Geiselbach, Michelbach, Schneppenbach, Unterwestern Aschaffenburg: FlNS Großostheim, Hösbach, Schweinheim, Winzenhohl Bad Kissingen: FlNS Albertshausen, Althausen, Arnshausen, Ebenhausen, Großwenkheim, Kaltensondheim, Nüdlingen, Poppenlauer, Rannungen, Thundorf, Wermerichshausen Bad Neustadt/Saale: FlNS Niederlauer Brückenau: FlNS Mitgenfeld Ebern: FlNS Brünn, Buchdorf, Burgsinn, Kraisdorf, Laimbach, Memmelsdorf i.Ufr., Obermerzbach, Reckendorf, Untermerzbach, Voccawind Gemünden: FlNS Adelsberg, Heßdorf, Höllrich, Karsbach, Seifriedsburg, Weyersfeld Gerolzhofen: FlNS Brünnstadt, Escherndorf, Fahr a. Main, Falkenstein, Frankenwinheim, Järkendorf, Rehweiler, Rimbach, Schallfeld, Wüstenfelden, Zeilitzheim
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Quellen und Literatur
Hammelburg: FlNS Greßthal, Hammelburg, Hundsfeld, Machtilshausen, Morlesau, Schwärzelbach, Thulba, Untererthal, Völkersleier, Wasserlosen Haßfurt: FlNS Dippach, Eschenbach, Hainert/Mariaburghausen, Humprechtshausen, Krum, Sylbach, Unterhohenried Hofheim: FlNS Aidhsn., Bundorf, Ermershsn., Gossmannsdorf, Kerbfeld, Oberlauringen, Ostheim Karlstadt: FlNS Altbessingen, Büchold mit Sachserhof, Himmelstadt, Laudenbach, Müdesheim, Münster, Obersfeld, Reuchelheim, Rohrbach, Rütschenhausen, Schwebenried, Stadelhofen, Stetten, Thüngen Kitzingen: FlNS Bibergau, Dipbach, Effeldorf, Iffigheim, Mainsondheim, Markt Seinsheim, Marktsteft, Neuses am Berg, Rapperndorf, Schernau, Sickershausen, Sulzfeld a. Main, Willlanzheim Königshofen: FlNS Althausen im Grabfeld, Aubstadt, Kleinbardorf, Leinach, Obereßfeld, Saal a.d. Saale, Sulzfeld Lohr: FlNS Krommenthal, Lohr, Rodenbach, Rothenfels, Sendelbach a. Main, Steinfeld Marktheidenfeld: FlNS Billingshausen, Birkenfeld, Böttigheim, Helmstadt, Holzkirchhausen, Karbach, Lengfurt, Ober- und Unteraltenbuch, Remlingen, Trennfeld, Uettingen, Unterwittbach, Urspringen, Wüstenzell Mellrichstadt: FlNS Bastheim, Eussenhausen, Neustädtles, Nordheim vor der Rhön, Oberwaldbehrungen, Reyersbach, Rödles, Weimarschmieden Miltenberg: FlNS Bürgstadt a. Main, Kleinheubach, Riedern-Guggenberg Neustadt a.d. Saale: FlNS Herschfeld Obernburg: FlNS Dornau, Mönchberg, Streit Ochsenfurt: FlNS Allersheim, Aub, Aufstetten, Bieberehren, Buch, Bütthard, Burgerroth, Eibelstadt, Frickenhausen, Kleinochsenfurt, Sulzdorf, Tückelhausen, Winterhausen, Wolkshausen Schweinfurt: FlNS Abersfeld, Ballingshausen mit Stündingshausen, Bergtheim, Dittelbrunn, Euerbach, Gochsheim, Grafenrheinfeld, Hergolshausen, Hesselbach, Maibach, Niederwerrn, Obereuerheim, Oberwerrn, Rundelshausen, Schnackenwerth, Schweinfurt, Stettbach, Theilheim u. Dächheim, Waigolshausen Würzburg: FlNS Estenfeld, Greußenheim, Güntersleben, Kleinrinderfeld, Lindflur, Maidbronn, Mühlhausen, Oberdürrbach, Randersacker, Rimpar, Roßbrunn, Steinbach b.Wzbg., Theilheim, Thüngersheim, Uengershausen, Unteraltertheim, Würzburg SCHWABEN Augsburg: FlNS Agawang, Aretsried, Augsburg, Augsburg-Pfersee, Augsburg-Stadt, Döpshofen, Hainhofen, Neusäß, Reinhartshausen, Stadtbergen Dillingen: FlNS Bergheim, Höchstädt a.d. Donau, Oberliezheim, Tapfheim, Unterfinningen, Zöschingen Donauwörth: FlNS Altisheim, Ebermergen, Mauren, Mündling, Neuhausen Füssen: FlNS Rieden Günzburg: FlNS Burgau, Deubach, Großkissendorf, Nornheim, Reisensburg, Rettenbach, Schneckenhofen, Wettenhausen Illertissen: FlNS Babenhausen, Buch, Kettershausen, Nordholz, Olgishofen, Osterberg Kaufbeuren: FlNS Kaufbeuren, Kleinkitzighofen Krumbach: FlNS Deisenhausen, Ellzee Lindau: FlNS Lindau Memmingen: FlNS Boos, Fellheim, Lauben, Niederrieden, Ungerhausen Neu Ulm: FlNS Emershofen, Straß, Wallenhausen Nördlingen: FlNS Birkhausen, Ehingen a. Ries, Ehringen, Großsorheim, Maihingen, Möttingen mit Kleinsorheim, Nähermemmingen, Reimlingen, Untermagerbein, Wallerstein, Wornfeld Schwabmünchen: FlNS Birkach, Bobingen, Siegertshofen Sonthofen: FlNS Altstädten, Tiefenbach Wertingen: FlNS Biberbach, Binswangen, Buttenwiesen, Emersacker, Frauenstetten, Hirschbach, Laugna, Obertürheim, Riedsend, Roggden, Wertingen, Zusamaltheim Zusmarshausen: FlNS Aretsried
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Gedruckte Quellen
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Württembergisches Flurnamenarchiv, Stuttgart (WFlNA) OA Bad Mergentheim: FlNS Creglingen, Edelfingen OA Calw: FlNS Ostelsheim, Stammheim OA Crailsheim: FlNS Leukershausen, Waldtann OA Ellwangen: FlNS Lauchheim, Zipplingen, Zöbingen OA Hall: FlNS Neunkirchen OA Hechingen: FlNS Hechingen, Schlatt OA Heidenheim: FlNS Hermaringen OA Horb: FlNS Horb OA Kirchheim: FlNS Kirchheim am Neckar, Neidlingen OA Künzelsau: FlNS Ingelfingen, Westernhausen OA Ludwigsburg: FlNS Oßweil OA Marbach am Neckar: FlNS Marbach OA Nagold: FlNS Nagold OA Neckarsulm: FlNS Duttenberg OA Riedlingen: FlNS Ertingen, Kappel OA Weinsberg: FlNS Lehrensteinsfeld, Willsbach
Bayerische Staatsbibliothek München (BSB) 2 Bavar.960 XI,13o (Zollordnung der Chur-Fürstl. Hoff-Cammer Neuburg, den 12. Julij 1741) HS-Abt., Fna 1 (Sagen, Bräuche und Aberglauben aus dem Landgericht Oberdorf und dessen Umgebung, gesammelt von Ludwig W. Fischer (1817–1890)) HS-Abt., Fna 8 (Flurnamen im Landgericht Oberdorf, ca. 1873–1885, ges. v. Ludwig W. Fischer, 1817–1890)
Vermessungsamt München (VMA München) AG Karlstadt Nr. 17 Klasspl. Rohrbach [um 1850]; Nr. 19 Klasspl. Stetten (um 1850); Nr. 20 Klasspl. Thüngen (um 1850) AG Marktheidenfeld Nr. 17 Klasspl. Karbach (um 1850); Nr. 35 Klasspl. Uettingen (um 1850); Nr. 37 Klasspl. Urspringen (um 1850)
2. Gedruckte Quellen Gedruckte Quellen Allgemeine Leichen- und Trauerordnung für die Städte des Fürstentums Würzburg, landesherrliche Verfügung vom 17.6.1805, in: Regierungsblatt für die Churpfalzbaierischen Fürstenthümer in Franken 27 (20.6.1805), 210–216. Corpus Constitutionum Brandenburgico-Culmbacensium, oder Vollständige Sammlung der vornehmsten sowohl allgemeinen als besondern in dem Marggrafthume Brandenburg-Culmbach [...] Landes Ordnungen und Gesetze, zweyther Theil, Bayreuth 1747/48. Heffner, Philipp F.: Sammlung der hochfürstlich-wirzburgischen Landes Verordnungen [...] (ab 1546), Wirzburg 1776/1801. Heuber, Johann Ph.: Realindex oder Extractus derer Hochfürst. Brandenburg-Onolzbachischen [...] Landes-Constitutionen und Ordnungen [...], Schwabach 1785. Kreis-Intelligenzblatt der Königlich Bayerischen Regierung des Ober-Donau-Kreises, Nr°15 (30.5.1829), Augsburg 1829. Intelligenz-Blatt der Kgl. Bayerischen Regierung von Schwaben u. Neuburg, Augsburg 1839, Besondere Beylage. Intelligenz-Blatt der Kgl. Regierung von Schwaben u. Neuburg, N°9 (1.3.1845), Augsburg 1845. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Baiern, N°79 (24.7.1821), Würzburg 1821; N°89 (28.8.1823), Würzburg 1823. Intelligenzblatt des kgl. Bayerischen Oberdonau-Kreises, N°51 (17.12.1832), Augsburg 1832. Real-Index oder Extract derer Hochf. Brandenburg-Onolzbachischen Landes-Constitutionen [...], Onolzbach 1774.
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Quellen und Literatur
3. Mündliche Auskünfte Dr. Ben Baader, Dalhousie University, USA Giora Bernai, Kfar Jedidja, Israel Günther Bischof, Külsheim Valentin Eirich, Rohrbrunn Matthias Faber, 2. Bgm. Holzkirchhausen Maria Kern, Aichach
Josef Laudenbacher, Karbach Helmut Lauf, Freudenberg a. Main Heinrich Nuhn, Rotenburg a.d. Fulda Ernst Scheiner, Steinfeld Herr Schwab, Geschäftsführer Vg. Lohr Rudolf Seubert, Altertheim
4. Forschungsliteratur Forschungsliteratur Abels, Hermann [Bearb.]: Die Ortsnamen des Emslandes in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung, Paderborn 1927. Ackermann, Aron (1906): Geschichte der Juden in Brandenburg a.H. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen dargestellt und mit urkundlichen Beilagen, Berlin 1906. Ackermann, Jürgen (1990): Geleitgeld für durchziehende jüdische Viehhändler an Salz und Bracht, in: Gelnhäuser HeimatJb 42 (1990), 61–64. Adler, Salomon: Die Entwicklung des Schulwesens der Juden zu Frankfurt am Main bis zur Emanzipation, in: JJLG 18 (1927), 143–173 u. 19 (1928), 237–278. Agnon, Samuel J.: Zwischen zwei Städten, in: Ders.: Im Herzen der Meere und andere Erzählungen, Zürich 1966, 237–261. Allerhand, Jacob: Das Judentum in der Aufklärung (problemata 86), Bad Cannstatt 1980. Alpers, Paul/Barenscheer, Friedrich: Celler Flurnamenbuch. Die Flurnamen des Stadt- und Landkreises Celle (Schriften d. Niedersächsischen Heimatbundes e.V. 20), Celle (1952), Ndr. 1974. Amberger, Carl W.: Das oberfränkische Straßennetz, seine geschichtliche Entwicklung, sein Zustand und die Maßnahmen zu seiner Verbesserung und Vervollständigung (Diss.), Würzburg 1931. Amrhein, August (1896): Das Landkapitel Lengfurt (Franconia Sacra. Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg 2), Würzburg 1896. – (1910): Gottfried IV. Schenk von Limpurg, Bischof von Würzburg und Herzog zu Franken. 1442–1455, Teil III, in: AUFr 52 (1910), 3–75. Andritsch, Johann: Der Name ‚Judenburg‘, in: Zs des HV für Steiermark 65 (1974), 11–46. Anton, Carl: Kurzer Entwurf der Erklärung Jüdischer Gebräuche sowol Geistlicher als Weltlicher zum Gebrauch Akademischer Vorlesungen entworfen, Helmstedt 1751. Apfelbacher, Peter (1949): Der Bezirksamtsprengel Lohr vor 100 Jahren, in: Keller, Friedl (Hg.): Aus der guten alten Zeit der Stadt Lohr und ihres Landkreises (Heimat- und volkskundliche Abhandlungen. Gesammelte Aufsätze aus der ‚Lohrer Zeitung‘), 1 (1926–1941), Lohr 1949, 136–143. – (1983): Wie es ums Jahr 1835 im Bezirksamtssprengel Marktheidenfeld aussah (HVM 8), Marktheidenfeld 1983, o.S. Arendt, Ludwig: Zur Geschichte der Eberswalder Synagogen-Gemeinde: Begleitheft zur Sonderausstellung im Stadt- u. Kreismuseum „Schicksale jüdischer Bürger aus Eberswalde“, Eberswalde 1993. Aretin, Johann Chr. v.: Geschichte der Juden in Baiern, Landshut 1803. Arnold, Alfons (1963): Nomen est Omen. Kleine Heimatkunde aus Orts-, Straßen-, Flur- und Waldnamen in Rimpar, Rimpar 1963. Arnold, Klaus (1974): Die Armlederbewegung in Franken, in: Mfr.Jb 26 (1974), 35–62. Arnold, Klaus (1992): Abweichung im Glauben – Judenverfolgung – Volksbewegungen, in: Kolb, Peter/Krenig, Ernst-Günter (Hg.): Unterfränkische Geschichte 2: Vom hohen Mittelalter bis zum Beginn des konfessionellen Zeitalters, Würzburg 1992, 337–356. Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang Untergang Neubeginn 2, Frankfurt a. Main 1971. Au, Hans, von der: Die Namen der Gemarkung Eberstadt bei Darmstadt (Hessisches Fb 20), Gießen 1941.
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Forschungsliteratur
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Quellen und Literatur
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Abkürzungen Abkürzungen
1. Abgekürzt zitierte Literatur Abkürzungen AUFr
Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg AO Archiv für die Geschichte von Oberfranken BGTr Beiträge zur Geschichte des Marktes Triefenstein BIGZ Bayerische Israelitische Gemeindezeitung BLBI Bulletin des Leo Baeck Instituts BJV Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde BONF Blätter für oberdeutsche Namenforschung EJ dt. Encyclopaedia Judaica 1–10, Berlin 1928–1934 Fb Flurnamenbuch GJ Germania Judaica I–III, hg.v. I. Elbogen, A. Freimann, H. Tykocinski, Z. Avneri, A. Maimon, M. Breuer, Y. Guggenheim, Tübingen 1963–2003 HAB Historischer Atlas von Bayern HDA Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I–X, hg. v. Hans Bächtold-Stäubli mit Eduard Hoffmann-Krayer u.a., Berlin Leipzig 1927–1942, unveränd. Nachdr. Berlin New York 1987 HONB Historisches Ortsnamenbuch von Bayern HVM Historischer Verein Marktheidenfeld und Umgebung e.V., Schriftenreihe JHVAW Jahrbuch des Historischen Vereins Alt-Wertheim JJGL Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur JJLG Jahrbuch der jüdisch-literarischen Gesellschaft
JQR JJV JL
Jewish Quarterly Review Jahrbuch für Jüdische Volkskunde Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in fünf Bänden, begr. v. Georg Herlitz u. Bruno Kirschner, Berlin 1927–1930 LBYB Leo Baeck Institute Year Book (= Publications of the Leo Baeck Institute of Jews from Germany, Year Book) LIKGB Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern Mfr.Jb Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Mfr.St Mainfränkische Studien MGWJ Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums QFW Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg SchrLBI Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts UDIM Zeitschrift der Rabbinerkonferenz in der BRD, hg.v. der Rabbinerkonferenz, Frankfurt a. M. 1968–1987 VGffG Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte WDGB Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter ZGJD Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, alte Folge: 1–5 (1887–1892), NF 1–7 (1929–1937) ZHVSN Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg ZV Zeitschrift für Volkskunde
2. Abkürzungen, sonstige + A
nicht mehr gebräuchliche Form (bei Flurnamen) Acker, Äcker
ahd. AltLkr. Anm.
althochdeutsch Altlandkreis Anmerkung
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Abkürzungen Art. Aufl. Ausg. BayFlNA
BayHStAM Bd. Bearb. Beil. Bgm. BSB bt. CAHJP Ders. Dies. Diss. ebd. erw. Fam. FC fl. FlBerAmt FlN FlNr. FlNS FlNVerz. Flpl. Flst. fol. Fna Forts. FÖWAH frdl. FS Ga Gb. Gde. GdeA Gdeweg Gebr. Ges.
Lexikonartikel Auflage Ausgabe Bayerisches Flurnamenarchiv des Verbandes für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V., München Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Band Bearbeitung Beilage Bürgermeister Bayerische Staatsbibliothek München Batzen; Währungseinheit: 1 bt. = 4 Kr. (Kreuzer); 60 Kr. = 1 fl. (Gulden) Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem Derselbe Dieselbe(n) Dissertation ebenda erweiterte Familie(n) Fürstlich Castell’sches Archiv Castell. Gulden; Währungseinheit: 1 fl. = 60 Kreuzer = 240 Pfennig Flurbereinigungsamt Flurname(n) Flurnummer Flurnamensammlung Flurnamenverzeichnis Flurplan Flurstück folio (= Blatt) Fischeriana (BSB München, HS-Abtl.) Fortsetzung Fürstlich Oettingen-Wallerstein‘sches Archiv, Schloss Harburg freundlich Festschrift Garten Grundbuch(sachregister) Gemeinde Gemeindearchiv Gemeindeweg Gebrechenamt Gesellschaft
Gesch. GKa. Gmk. GStA PK H H. hebr. Hg. hg. hist. hl. HS-Abt. HV HV Ms.f. Hyp.Realreg. Hyp.Sachreg. IKG Jb Jg. Jh. Ka. Kfa Kg Klasspl. Korr. Kr. lat. Ldf. lfd.Nr. Lkr. LRA LRA Mar. lt. ltd. m M M: Mfr. Ms. mündl. N Nachdr. Ndb. NF NNW NO
Geschichte Grundsteuerkataster Gemarkung Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin Waldung Heft hebräisch HerausgeberIn herausgegeben historisch Heller; Währungseinheit: 1 Pf. (Pfennig) = 2 hl.; 1 Kr. (Kreuzer) = 8 hl. Handschriftenabteilung Historischer Verein Historischer Verein Würzburg (StA Wü) Hypotheken Realregister Hypotheken Sachregister Israelitische Kultusgemeinde Jahrbuch Jahrgang Jahrhundert(e) Kataster Konferenzaufsatz Krautgarten Klassifikationsplan Korrespondenz Kreuzer; Währungseinheit: 1 Kr. = 4 Pfennig; 60 Kr. = 1 fl. (Gulden) lateinisch Libri diversarum formarum laufende Nummer Landkreis Landratsamtsakten Landratsamt Marktheidenfeld (StA Wü) laut leitend(e/r) Meter Markt(gemeinde) (in der Flurnamentabelle) Maßstab Mittelfranken Manuskript mündlich Norden Nachdruck Niederbayern Neue Folge Nordnordwest Nordosten
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468 NW O OA Ö o.J. o.lfd.Nr. ON o.O. o.S. Obb. Ofr. Opf. OT p. Pers. Pf. PlNr. PlNr.verz. RA Realreg. Red. Reg.abg. Regbez. Renov.GKa. RustikalKa. S S. s.A. Schw. SO SSO St StA StA A StA B StA N StA Wt
Abkürzungen Nordwesten Osten Oberamt Ödung, Ödland, Ödacker ohne Jahresangabe ohne laufende Nummer Ortsname ohne Ortsangabe ohne Seitenangabe Oberbayern Oberfranken Oberpfalz Ortsteil pagina/page (= Seite) Person(en) Pfennig(e) Plannummer Plannummernverzeichnis Rentamt Realregister Redaktion Regierungsabgabe Regierungsbezirk Renovierter Grundsteuerkataster Rustikalkataster Süden Seite verstorben (wörtlich: seligen Angedenkens) Schwaben Südosten Südsüdosten Stadt (in der Flurnamentabelle) Staatsarchiv Staatsarchiv Augsburg Staatsarchiv Bamberg Staatsarchiv Nürnberg Staatsarchiv Wertheim
StA Wü StadtA Stat.Slg. Stb SW T Tab. TK25 u. u.a. Ufr. unveröff. v. verb. Vg. vgl. Vm VMA VOFB W Wa Wbg Wei WFlNA
Wi WLV WSW x zit. n. Zs
Staatsarchiv Würzburg Stadtarchiv Statistische Sammlung Standbuch (StA Wü) Südwesten Teil Tabelle Topographische Karte (Maßstab 1:25.000) und unter anderem Unterfranken unveröffentlicht von verbessert(e/r) Verwaltungsgemeinschaft vergleiche Volksmund, mundartlich Vermessungsamt Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e.V., München Westen Wald Weinberg Weide Württembergisches Flurnamenarchiv, Landesstelle für Volkskunde im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart Wiese Württembergische Landesstelle für Volkskunde, Stuttgart Westsüdwest Kreuzer zitiert nach Zeitschrift
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Flurnamenverzeichnis Flurnamenverzeichnis Flurnamenverzeichnis Sekundäre Flurnamenformen wie am Judenweg, am obern, hinten am Judenweg o.a. Formen sind unter dem Hauptwort Judenweg aufgelistet. Ebenso finden sich historisch bedingte Schreibweisen, die nur minimal von der heutigen Bezeichnung abweichen, unter der heute gebräuchlichen Form (z.B. Juden Weeg unter Judenweg). Manche Flurnamen existieren jedoch nur als Mundartform oder in historischer Schreibweise und wurden daher so in das Register übernommen. Auch die Bezeichnungen der im Text behandelten Felsformationen und Steine sind im Verzeichnis zu finden. Abrahambaumacker 374 Adolf-Hitler-Straße 375 Alesheimer Straße 109 Alte Straße 64, 69, 263, 382 Armensteig 262, 390 Aspenschlagweg 302 Anm. Bettelstraße 262, 388 Birkenhainer Straße 76, 184 Blauer Storch 302, 407 bös Gäss'l 42, 320 Breitenweg 194 Buck 221 Buckel 221 Bühl 221 Christe Baum 224, 401 Davidsrangen 44, 201 Diebsweg 41, 133 Anm., 366, 382 Diotweg 41 Diutenholz 70 Anm. Diutenpfad 41 Diutweg 41 Erlenberg 54, 61, 402f Eselsteig 383 Eselsweg 294 Feuchtwanger Straße 318, 364 Frankenstraße 133, 203, 287, 370f Frankenweg 370 Frauenbaum 406 Gäßbuck 221, 399 Galgen 262, 324, 409 Galgenberg 42, 302 Galgenbergsteige 303 Gerberstieglein 44 Anm. Giebelstädter Weg 18, 415 Göhdenbad 314, 423 Götengrund 40, 397 Goethe(n)tal 34f, 431
Götzengrund 40 Grasweg 263 Grünweg / grüner Weg 263 Güden 376 Güdenkirchhof 129 Güldengasse 45 Anm. Gütengasse 45, 217, 379 Gütenholz 45 Anm. Guttenweg 381 Hader 43, 379 Haringsnosa 302, 407 Hauslacher Straße 134 Heerstraße (heristraza) 36, 77, 195 Heiden- 36–40 Heidenbrunnen 39 Heinrich-Heine-Straße 18 Heunen- 39, 335 Heunweg 335 Hexenbichl 15 Himmelstadter Pfad 57, 120 Anm., 405 Hochstraße (Hohe Straße) 184, 202, 215, 219, 295, 299–301 Hodergäßlein 43, 379 Horst-Wessel-Straße 18, 395 Hünen- 39 Hundsweg 377 Hunnen- 39 Huthstein 381 Hutweide, knochige 128 Jädental 34f, 431 Jaucherjudenacker 43, 375 Jäudlesgraben (Jendlesgraben) 75 Anm. Jettenstein (Felsmassiv) 337 Jews' Walk 200 Jodaböchel 44 jodendale 430 Jödenkörfert 330, 431
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Flurnamenverzeichnis
Jödenstraße 427 Jötanweg 37 Jollystein (Felsmassiv) 337 Jud 44, 377, 387, 389 Juda 44 Judagaß 353 Judahöhl 331 Anm., 391 Judahühl 331 Anm. judastäck 220 Juddebache 426 juddebuggel 419 Juddepedsch 325 Jude 230, 387 judebrüggli 318, 320, 418 Judekirfe 57, 128, 403 Judekürfe 57, 128, 403 Judembuhel 37, 400 Juden (jüda) 44, 327, 388, 396, 399, 410 Juden Geßlin 33, 194, 390, 419 Juden glamen 419 Judenacker 20f, 41f, 47, 67, 134, 170 Anm., 262, 302 Anm., 317, 336, 340, 366f, 369f, 378, 380, 382, 389f, 407, 412 Judenackerl 384 Judenackerweg 135, 407 Judenäckerl 43 Anm., 336, 365 Judenallee 353 Anm., 423 Judenalter 222, 374 Judenalterwies 222, 374 Judenanger 16, 44 Anm., 246, 315f, 367, 380, 392, 400 Judenbach 42, 112, 380, 399 Judenbachwiese 223, 398 Judenbad 42, 314, 316, 320, 325, 395, 423– 425 Judenbächtelin 393 Judenbäumle 70, 103 Judenbart 40 Anm., 429 Judenbau 394 Judenbaum 42, 49, 52, 58, 70, 72f, 170, 223–226, 348, 356, 365, 377, 388, 391, 401f, 405, 408–410, 426 Judenbauma 226 Judenbaumacker 225, 374, 378 Judenbaumbeet 226, 383 Judenbegräbnis (Judenbegräbniß) 53, 56, 113, 127, 134, 137f, 364, 368, 386, 398, 409, 411 Judenbegräbnisplatz 53, 366, 377, 402, 408 Judenbegräbnisweg 132, 138, 379, 421 Judenbemmle 226 Judenberg 39, 42, 51f, 58, 72, 102, 135, 197, 201 Anm., 203, 221, 301, 312 Anm.,
313f, 316, 328, 331, 364, 380, 383f, 386–389, 392f, 395, 397, 399, 414, 422, 424f, 427, 430 Judenbergwege 135, 383, 400 Judenbildstock 54f, 58, 72f, 170, 317, 333f, 340, 345, 404f Judenbirnbaum 226, 373 Judenbirnen 226, 389 Judenboch 112 Judenboden 131, 417 Judenbörnche 172, 424 Judenborn 42, 172, 319, 424f, 427 Judenbreite 384 Judenbreitl(e) 376, 389 Judenbrink 428 Judenbrücke 172f, 420, 427 Judenbrückl 135, 249f, 384 Judenbrünnchen 172, 424 Judenbrünnele 37, 222f, 313 Anm., 318f, 418f, 421f Judenbrünnl(e) 222f, 384, 410 Judenbrünnlein 74, 149, 172 Anm., 367 Judenbrünnleinswiese 222, 370 Judenbrunn 53, 74, 404, 406, 424 Judenbrunnen 37, 39, 42f, 46f, 53, 55, 74, 112, 146, 149, 151, 172f, 222f, 253, 313 Anm., 324, 326, 356, 368, 372, 381, 389f, 394f, 398f, 404, 413, 415, 417– 419, 422–424 Judenbrunnengraben 36, 394 Judenbrunnenweg 172, 394 Judenbrunnenwiese 390 Judenbuche 226, 327f, 348, 352 Judenbuck 15, 44, 221, 316, 332, 364–366, 368, 371, 388, 418 Judenbuckel 45, 154, 331, 372, 406, 421 Judenbuckholz 332 Judenbuckl 45, 373 Judenbuckla 278, 331 Judenbüchl 375 Judenbühl 37, 76, 221, 314, 316, 367, 383, 385, 400 Judenbühlweg 37, 76, 232, 300, 400 Judenbugweg 137, 364 Judenburg (Ruine) 313, 418, 422 Judenbusch 42, 365, 409 Judenbra(c)k 328, 424 Judenchaussee 419 Judencreuczen, bei den 336, 378 Juden Creutz 334, 428 Judendamm 419, 427f Judendannen 226 Judendauche 112, 386 (s. auch Judentauche)
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Flurnamenverzeichnis Judendümpfl 328, 366 Judendusche 366 Judeneck 294, 299, 390, 421 Judenecken 322, 423 Judeneckenberg 366 Judeneiche 225, 426 Judeneppental 377 Judenfalltor 195, 424 Judenfeld 393, 401 Judenfelsen 420 Judenfichten 226 Judenflut 431 Judenforst 426 Judenfrauenbad 112, 325, 408 Judenfrauentauch 112, 394 Judenfriedhof 52f, 55, 127–131, 135 Anm., 377, 396, 402, 404, 406, 408, 413, 417, 430f Judenfriedhofholz 372 Judenfuhr(e) 237, 369 Judenfussweg 388 Judengänglien 419 Judengässchen (Judengäßchen) 16, 41, 395, 406, 413, 429 Judengässelacker 19, 388 Judengässeleacker 374 Judengäßl(e) 384, 387f, 419, 422f Judengäßlein 201, 220, 242, 318 Anm., 378– 380, 382, 419 Judengäßli 137 Judengalgen 323f, 380, 400, 418, 425, 427 Judengang 137f, 423 Judengarten 34, 42, 47, 53, 58, 74, 131, 253, 366, 368, 400, 404, 412 Judengaß 13, 32f, 105, 109, 137, 372, 378 Judengaßacker 105, 133, 370, 378, 382, 385, 398 Judengasse (Jüdengasse) 13 Anm., 15–18, 23, 32f, 41f, 44f, 53f, 56–58, 60, 62, 67, 71, 81, 102, 104, 108f, 116–118, 133, 138, 194, 217, 224, 228–230, 237, 243, 303, 318, 347, 364, 366, 368, 370, 372– 376, 379f, 383–387, 389, 391–400, 402f, 405f, 408–413, 415, 419–422, 425, 427f, 431 Judengassenacker 373, 385 Judengassenweg 388 Judengaßl 105, 374, 384, 388 Judengaßleitl 367 Judengehau 386 Judengeleiths Stock (Zollstock) 269 Judengottesacker 388 Judengottesackerweg 137, 367
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Judengrab (Judengräber) 129, 132, 376, 398 Judengraben (Jüdengraben) 33, 39 Anm., 42, 45, 57, 67, 75, 76 Anm., 164 Anm., 172 Anm., 190, 300, 313, 323, 325f, 329, 365, 369, 375–378, 380, 384, 390, 394, 397–399, 402, 406f, 409f, 412f, 416, 420, 424, 426, 429 Judengrabenweg 228, 300, 402, 406 Judengrube 39 Anm., 315f, 329, 380, 397, 406, 418, 430 Judengründlein 294, 416 Judengrund (Juden Grundt) 34f, 42, 328, 420, 431 Judenhäldle 386 Judenhag 42 Judenhaide 422 Judenhain 42 Judenhaingen 431 Judenhalbtagwerk 384 Judenhalde 318f, 321f, 392, 418 Judenhand 324, 396 Juden-Handelsstraße 382 Judenhecke (jüdahecka) 42, 132, 407 Judenheckisch 367 Judenhecklein 408 Judenherberge 419 Judenhöfe (OT) 56, 411 Judenhöflein 408 Judenhög 43 Anm., 430 Judenhöhe 121, 410 Judenhöhle (Judenhöle) 331, 391, 394 Judenhöltzlein 54, 70, 417 Judenhölzl(e) 384, 420 Judenhof 16, 42, 56, 58, 91 Anm., 96 Anm., 131, 364, 384, 404, 406f, 416 Judenhofweg 137, 364 Judenhohl 318, 425 Judenhohlweg 303, 428 Judenholen 428 Judenholz 45 Anm., 53f, 70, 133 Anm., 247, 335 Anm., 365, 369, 373f, 377, 380, 417 Judenholzlein 55, 417 Judenholzweg 133 Anm., 335 Anm., 369, 374, 377 Judenhügel 37, 132, 268 Anm., 408 Judenhügelweg 408 Judenhühle (Judenhüle) 242f, 387, 391 Judenhühlweg 391 Judenhülläcker 391 Judenhülle 331, 391 Judenhüllweg 323, 391 Judenhütte 418 Judenhut 40, 52, 246, 374, 405, 428
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Flurnamenverzeichnis
Judeninsel 161 Judenkäfig 311 Judenkanzel 393 Judenkirchberg 49, 129, 401 Judenkirche 36, 129, 393 Judenkirchhof (Jüden Kirchhoff) 37, 42f, 45, 49, 52f, 55–58, 84 Anm., 113, 114 Anm., 124, 127–132, 330f, 371, 377f, 395–397, 401–408, 411, 416f, 422, 427, 430f Judenkirchhofacker 43 Anm., 378 Judenkirchhofgarten 55, 127 Anm., 404 Judenkirchhofgartenspitze 55, 127 Anm., 405 Judenkirchhofgartenwiese 55, 127 Anm., 405 Judenkirfich 37, 55, 130, 404 Judenklamm(e) 419 Judenklinge 421 Judenköpfchen 426 Judenkolk 328, 427 Judenkopf (Jüdenkopf) 304f, 318f, 425f, 430f Judenkopfbrunnen 408 Judenkoppel 427 Judenkreis 35 Judenkreuz (Bildstock) 334, 340, 422, 428 Judenküppel 425 Judenlandl 375 Judenlehen 365 Judenleichhof 413 Judenleite (Judenleithe) 368, 378, 381 Judenletten 372 Judenloch 42f, 53, 63, 269 (Verliestrakt), 311f, 316, 328–330, 390, 397f, 408, 416, 418, 421, 425, 428 Judenlochweg 330, 408 Judenlohbächel 42 Anm., 429 Judenloh 382, 385 Judenlohe 379, 385 Judenmährlein 365 Judenmahd 245 Anm., 386, 392 Judenmaiersöde 406 Judenmarder 366 Judenmarter 331, 368 Judenmatzen 362, 367 Judenmauer 388 Judenmoor 328 Judenmoorweg 427 Judenmorgen 367 Judenob 393 Judenolke 428 Judenparlament 362, 372 Judenpetsch 325, 426
Judenpeunt 20, 373 Judenpfad (Jüdapfod, Jüdepfod) 13, 15, 18, 33, 36f, 39–42, 45, 49–53, 55–61, 63–71, 73, 75f, 81, 103–105, 108f, 118–121, 132f, 137, 154, 161, 165, 167, 171, 178, 183f, 186, 188–190, 194–196, 204–206, 210f, 216, 218–220, 225, 228, 232, 234, 237, 243, 248f, 262, 293f, 300, 302f, 305, 309–312, 316, 347, 352, 357f, 395– 398, 400–417, 419–422, 424–426, 428f Judenpfadacker 75 Anm., 400, 417 Judenpfadsäcker 50, 415 Judenpfadweg 50, 65, 415 Judenpfädchen 42, 167, 407, 426, 431 Judenpfädel 429 Judenpfädlein (Jüdenpfadla) 76 Anm., 242, 400 Judenpfütze 325, 426 Judenplätzchen 302, 367 Judenplätzlin 232f, 390 Judenplatz 32 Anm., 51, 58, 72, 301f, 366, 407, 414, 422 Judenplatzweg 302, 367 Judenpühel 268 Anm., 367, 372 Judenquelle 149, 173, 372, 410, 422 Judenrain 310, 421 Judenrangen 378 Judenreihe 44, 201 Judenreuth 379 Judenried(t) 40, 393 Judenriegel 374 Judenruh 398 Judenrutsch(el) (Bahnlinie) 200, 361, 386, 391 Judenschlag 21, 225, 371, 373, 419 Judenschlagweg 373 Judenschlaue 245 Anm., 386 Judenschneider 391 Judenschneise 435 Judenschulacker 109 Anm. Judenschulsteig 109, 390 Judenschwanz 421 Judensee 218, 222, 376f, 399, 410, 424 Judenseefeld 376 Judenspetz 394 Judenspies 262, 409 Judenspitz 374 Judensprung 300, 400, 409f Judenstädtle (ehem. Burg) 313, 418 Judenstaffel 420 Judenstaude 379 Judensteg 44, 194, 201, 383, 385, 426 Judenstegwies 222, 374
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Flurnamenverzeichnis Judensteig 14, 40 Anm., 76, 105, 136, 140, 174, 197f, 204, 214–216, 221, 249, 295, 299f, 304, 356, 359, 361, 364f, 368, 376, 383, 385f, 392f, 397–399, 416, 418, 423 Judensteigacker 19, 104, 173, 387, 398 Judensteigholz 365 Judensteige 105, 194, 220, 399 Judenstein 53, 188, 307, 332, 334–339, 359, 362, 367, 374, 378f, 381, 384f, 404, 411, 425, 429 Judenstock 431 Judenstraiß 32, 291, 426 Judenstrang 419 Judenstraß 63 Anm., 378 Judenstraßacker 28, 382 Judenstraße (Jüdenstraße) 13 Anm., 15f, 18, 32 Anm., 43, 51, 54, 56, 60–64, 81, 104, 116, 133f, 136, 189, 194f, 198, 200, 203f, 217, 219, 222, 226, 228, 230, 267, 287f, 300, 338, 347, 365, 367, 369–371, 375, 377f, 380–382, 387, 391, 396, 403, 405, 413–415, 423, 427, 431 Judenstraßenweg 353 Anm. Judenstraßholz 133 Anm., 370 Judenstreich 362, 407 Judenstrobel 393 Judenstück 42 Judentäle 421 Judental (Judenthal, Jüdenthal) 42f, 45, 374, 376, 428–431 Judentannen 328, 424 Judentauch(e) 42, 112, 368, 378, 396, 398 (s. auch Judendauche) Judentaufe 325, 408 Judenteich (Jüdenteich) 222f, 376, 382, 385, 396, 424, 430 Judentelle 331, 431 Judentempel 35, 329, 365, 396 Judentor (Judenthor) 367, 390, 406 Judentotenquelle 149, 410 Judentotenweg 154 Judentotschlag 326f, 423f Judentreppe 424 Judentrieb 216, 397 Judenviertel 32 Anm. Judenwasen 41, 201, 365 Judenweag 108, 177, 299, 416 Judenweg (Jüdenweg) 13 Anm., 15f, 18f, 23, 35–41, 44, 50f, 53f, 56, 58, 62–64, 67f, 75, 81, 102, 104–110, 113f, 116, 119f, 129, 132–138, 141, 148f, 153f, 159, 165, 171, 186–189, 194–204, 206, 214–222, 228f, 232–234, 236f, 242, 245,
473
247, 249–252, 254, 261–263, 292–295, 297, 299f, 303f, 308f, 312, 316, 318, 323, 328, 332, 344, 352–362, 364–373, 376–379, 381–400, 402, 404, 406f, 409– 429, 431 Judenwegacker 104, 136 Anm., 242, 309, 366, 387, 390, 394, 417 Judenweg(e)le 19, 42, 302f, 391, 394, 418, 420f Judenweglein 137, 218, 369, 399 Judenweide 246, 367 Judenweiher 223, 329, 366, 369f, 380, 384, 392 Judenweiherlein 223, 367 Judenweinberg 20, 376, 400 Judenwiese 20f, 40 Anm., 42, 47, 67 Anm., 317f, 329, 364, 371, 377, 379, 384, 393, 412, 423, 431 Judenwiesenweg 20, 388, 423 Judenwieshut 336, 384 Judenwinkel 331, 379 Judenwinkelmahd 387 Judenwörth 389 Judenzipf(el) 374 Judenzippe 362, 394 Judleins Graben 33, 75 Anm., 401 Judnküppel 305 Judnleüttn 372 Juduchirchu (Judenkirche)129 Jüddenhaus 430 Jüdenhof 42 Jüdenstein (Felsmassiv) 337, 429 Jüdleinsgraben 75, 401 Jüttenweg 37 Junweg 20, 382 Juttenpfad 37 Jvdenpiunt 20, 373 Karbacherweg 60 Kirchenweg 153, 356 Kirchhof 124, 402 Klosterweg 116, 219 Köpfhölzla 323 Kühtrieb 215f, 398 Kuhtränke 223 Anm. Lange Meile 11, 216 Laudenbacher Pfad 66 Laudenbacherweg 65 Leichensteig 140, 216, 398 Leichenweg 153 Leinreiterweg 60, 116, 219, 224 Leuteholz 70 Anm. Loch 267, 312, 328–330 Löhleinsweg 64
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Flurnamenverzeichnis
Löwenstraße 18, 375 Lohe 329 Ludergasse 45, 370 Ludergraben 45 Luderweg 45, 369 Marterweg 312, 400 Mönchsthor 396 Möschengraben 380 mons Judeorum 430 Mordstein 53, 307, 332, 411 Moschenacker 43, 380 Ochsenstraße 214f Ochsenweg 215 Pfad 67, 81, 358 Pfaffensteig 38 Pfarrwiese 45 platea Judeorum 17, 32 Anm., 375, 401 Poststraße 77, 214 Postweg 195 Raistenhausener Fahr 122 Rennweg 202, 299 Römersteige 334 Römerstraße 201, 215, 262f, 380 Röttenbacherstraße 44 Roßdümpflwiese 328 Rotenlochholz 63, 128 Rüdengasse 53, 71, 405 Rues des Juifs 23 Rüthengasse 71 Anm. Sattelpaßstraße 204 Sauhag 63 Sauhaut 336 Schabbes Sträßle 171, 417 Schabetsgraben 171, 377 Schabetsweg 171, 377 Schachergraben 42 Schammenthal 398 Schindanger 43 Anm. Schinderweg 252 Schnorrjudenbaum 263, 372 Schnorrjudenbrünnlein 263, 372 Schnorrjudenlinde 225, 263, 372 Schnorrjudenweg 229, 263, 372 Schützenstraße 17, 375 Schweighauserwegacker 394 Seufzerallee 76, 171 Sinnenbog 389
Steig 81, 105, 140 Steinfelder Weg 62 Steinwiese 72, 333 Stetthoferjudenäckerweg 20, 389 Straß 202 Straßacker 202 Straßenacker 41, 365 strata Judeorum 32 Anm., 401 Streitgasse 42f, 320, 393 Sumpf 63 Anm., 64 Synagog(e) 389 Teufel- 36, 336, 343 Teufelsbrunnen 39 Teufelsstein 336 Todtenleithe 153 Totenweg (Todtenweg, Todenweg) 133, 153, 356, 369 Toter Jud (Todter Jud) 327, 377 Toter Judensteig 361 Toter Judenweg 366, 376 Toter Mann 326 Totleger 327 Totschlag 326f Trudenacker 370 Tudobrunnen 313 Anm., 418 Untere Gasse 53, 109 Anm., 411 Urbachsee 218 Urspringer Holz 342f via publica 77 vicus Judeorum 32 Anm., 401 Viehweg (Viheweg) 41, 215f Völckser Stig 318 Anm. Waschbrunnen 55, 149 Anm., 404 Wassernachtsgrund 133 Weinstraße 78, 133, 370 Wertheimer Weg 334 Wettebrunnen 173 Anm. Würzburger Schloßacker 62 Zametlochweg 69 Zeller Steige 267 Zettelsbrünnlein 222, 381 Zettlitzenbrunnen 222, 381 Zigeunerbaum 225 Anm., 362 Zigeunerholz 39 Zigeunerweg 225 Anm., 362 Zoll 270 Anm. Zollstock 274, 269, 271, 293, 421
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Ortsverzeichnis Ortsverzeichnis Ortsverzeichnis Abenberg, Mfr. 134, 369f Abensberg, Ndb. 372 Abersfeld, Ufr. 133, 409 Aberzhausen, Mfr. 153 Acholshausen, Ufr. 221 Adelsberg, Ufr. 75, 109, 110 Anm., 117, 131, 156, 402 Adelzhausen, Schw. 137, 161 Adorf, Sachsen 42 Anm. Agawang, Schw. 386 Agendorf, Ndb. 373 Aglasterhausen, Bad.-Wü. 419 Aichenzell, Mfr. 364 Aidhausen, Ufr. 40, 133, 397 Albertshausen (Reichenberg), Ufr. 294, Albertshof, Ofr. 42 Albsheim, Rheinl.-Pfalz 303, 428 Alesheim, Mfr. 108f Allersberg, Mfr. 194, 223, 299, 370 Allersheim, Ufr. 141, 413 Allertshausen, Ufr. 134 Anm. Allmannshofen, Schw. 385 Allmannsweiler, Bad.-Wü. 423 Alsbach, Hessen 108, 282 Alschleben (Gotha) Thüringen 43 Anm., 430 Altbessingen, Ufr. 131, 401 Altdorf b. Nürnberg, Mfr. 251f, 369 Altenbuch, Ufr. 406 Altendorf (Weismain), Ofr. 198 (Abb.), 217, 382 Altenfelden, Mfr. 370 Altengronau, Hessen 145, 151 Altenkunstadt, Ofr. 198, 217, 381 Altenmuhr, Mfr. 151, 158, 170, 249, 372 Altenstadt, Schw. 105, 192 Anm. Altenstadt b. Vohenstrauß, Opf. 62, 384 Altershausen, Mfr. 37, 216, 368 Altertheim, Ufr. s. Ober- / Unteraltertheim / Steinbach Althausen (Bad Königshofen i.Gr.), Ufr. 132, 407 Althausen (Münnerstadt), Ufr. 45, 396 Altisheim, Schw. 389 Altmannshausen, Mfr. 368 Altona, Hamburg 148, 169
Altrandsberg, Opf. 383 Altstadt (Pyrzyce), Polen 328 Altstädten, Schw. 393 Alzenau i. Ufr. 394 Amsterdam, Niederlande 353 Anm. Angenrod, Hessen 291 Angermünde, Brandenbg. 424 Ansbach, Mfr. 197, 237f, 277, 281, 287f, 297 Ansbach, Ufr. 84f, 347 Aretsried, Schw. 165, 216, 386 Arnshausen, Ufr. 395 Arnstein, Ufr. 117, 186, 253, 256 Anm., 270, 275, 281, 283, 401 Asbach (Kreßberg), Bad.-Wü. 332 Anm. Aschaffenburg, Ufr. 207, 213, 285, 295, 400 Aschau i. Chiemgau, Obb. 376 Aschenroth, Ufr. 75, 214 Assenheim, Hessen 268 Anm. Aßlschwang, Opf. 226, 383 Atzhausen, Ufr. 271, 278, 281f Aub, Ufr. 16, 116f, 141 Anm., 218, 220, 309f, 413 Aubing (München), Obb. 374 Aubstadt, Ufr. 300, 407 Auchsesheim, Schw. 171, 388 Aufhausen, Bad.-Wü. 172 Aufkirchen (Berg), Obb. 212 Aufseß, Ofr. 217 Aufstetten, Ufr. 309, 416f Augsburg, Schw. 157, 161, 221, 392 Aulendorf, Bad.-Wü. 229 Babenhausen, Schw. 17, 394 Bachhagel, Schw. 387 Bad Bocklet, Ufr. 395 Bad Brückenau, Ufr. 167 Anm., 324 Anm. Bad Buchau, Bad.-Wü. 35, 229, 423 Baden-Baden, Bad.-Wü. 266, 281, 287, 419 Bad Elster, Sachsen 429 Bad Freienwalde, Brandenbg. 424 Bad Friedrichshall, Bad.-Wü. 420 Bad Hersfeld, Hessen 168f Bad Kissingen, Ufr. 323, 395 Bad Königshofen i. Grabfeld, Ufr, 133, 407 Bad Mergentheim, Bad.-Wü. 235, 265, 278, 281, 297, 310, 421
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Ortsverzeichnis
Bad Münder, Niedersachsen 427 Bad Münstereifel, Nordrhein-Westf. 428 Bad Nauheim, Hessen 425 Bad Neustadt a.d. Saale, Ufr. 132, 219, 407 Bad Rappenau, Bad.-Wü. 420 Bad Wimpfen, Bad.-Wü. 265, 420 Bad Windsheim, Mfr. 274 Baiersdorf, Mfr. 282, 301 Anm., 366 Baiertal (Wiesloch), Bad.-Wü. 68, 127f, 420 Baisingen, Bad.-Wü. 300 Ballingshausen, Ufr. 16, 410 Balmertshofen, Schw. 393 Bamberg, Ofr. 192, 198, 202, 213, 217, 219, 225, 241, 260, 266 Anm., 278, 280f, 306, 336 Bammersdorf, Ofr. 43f, 379 Bastheim, Ufr. 16 Anm., 132, 407 Batow s. Batowo Batowo, Polen 194 Bauerbach (Bretten), Bad.-Wü. 419 Bauerbach, Thüringen 132 Bauernbach, Bad.-Wü. 112 Bayreuth, Ofr. 17 Anm., 282 Anm., 380 Beberbeck, Hessen 426 Bechhofen, Mfr. 21, 130, 137, 151, 158, 197, 295, 301 Anm., 364 Beelitz, Brandenbg. 308, 313f, 316, 424 Beerbach, Mfr. 133, 287, 369f Bellersen, Nordrhein-Westf. 328 Bensheim, Hessen 13 Anm., 424 Berching, Opf. 215, 383 Berg (Lkr. Starnberg), Obb. 212 Berghausen, Opf. 215 Bergheim (Mödingen), Schw. 387 Bergrothenfels, Ufr. 91, 98, 110, 117, 119, 190, 231, 333, 347 Bergtheim, Ufr. 199, 413 Berlichingen, Bad.-Wü. 172 Berlin 16, 20, 111, 137f, 254, 314, 423 Bernstein, Ofr. 382 Berstadt, Bad.-Wü. 324, 425 Biberbach, Schw. 385 Bibergau, Ufr. 398 Bibertal, Schw. 391 Bickenbach, Hessen 108, 424 Biebelried, Ufr. 398 Bieberehren, Ufr. 413 Bieringen (Jagst), Bad.-Wü. 295 Billingshausen, Ufr. 49, 70, 74, 79, 93, 103– 105, 119f, 156, 223–225, 271, 342, 401 Binsförth, Hessen 426 Binswangen, Schw. 102, 135f, 202, 219, 242, 262, 387
Birkach (Ebensfeld), Ofr. 381 Birkach (Frensdorf), Ofr. 222, 376 Birkach (Roth), Mfr. 194, 371 Birkach (Schwabmünchen), Schw. 386 Birkenfeld, Ufr. 30, 49f, 62–64, 91, 103, 128– 130, 186–189, 206, 218, 224f, 231f, 340, 342–344, 359, 401f Birkhausen, Schw. 262, 390 Bischberg, Ofr. 376 Bissingen, Schw. 387 Bitz, Bad.-Wü. 422 Blankenhain, Thüringen 34 Anm., 431 Blankensee, s. Páotno Blieskastel, Saarland 429 Bobingen, Schw. 17, 353, 385 Boden (Großrückerswalde), Sachsen 42 Anm. Bödigheim, Bad.-Wü. 112, 419 Böhmen 176, 285, 310 Bösenbechhofen, Mfr. 223, 366 Böttigheim, Ufr. 50, 65, 91, 97, 114, 130, 157, 160, 178, 183f, 189, 231, 256, 267, 271, 415 Bötzow, Brandenbg. 201 Bogen, Ndb. 373 Bonnland, Ufr. 75, 190 Boos, Schw. 19, 394 Borchen, Nordrhein-Westf. 428 Borken, Hessen 426 Brachstadt, Schw. 390 Braunsbach, Bad.-Wü. 159 Anm. Bredenbeck, Niedersachsen 318, 427 Breitenbach, Mfr. 237, 379 Bretagne 16 Bretten, Bad.-Wü. 194, 222, 419 Bruchsal, Bad.-Wü. 112, 158, 419 Bruck (Erlangen) 169 Brüchs, Ufr. 135, 236, 407 Brünn (Ebern), Ufr. 397 Brünnstadt, Ufr. 199, 409 Brunn (Heiligenstadt i. Ofr.), Ofr. 376 Brunnau, Mfr. 194, 370 Bubesheim, Schw. 391 Buch, Schw. 105, 392 Buch, Ufr. 16, 413 Buchdorf, Schw. 388 Buchen (Neckar-Odenwald), Bad.-Wü. 419 Buchschwabach, Mfr. 367 Büchelberg, Mfr. 365 Büchold, Ufr. 131, 401 Büdesheim, Rheinl. Pfalz 243 Bürgstadt a. Main, Ufr. 13, 18, 33, 172, 222, 406 Bütthard, Ufr. 413
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Ortsverzeichnis Bullenheim, Mfr. 164, 199, 220f, 368 Bundorf, Ufr. 397 Burgau, Schw. 135, 161, 199f, 278, 391 Burgellern, Ofr. 133, 377 Burgerroth, Ufr. 413 Burghaslach, Mfr. 137, 169, 367 Burghausen (Lkr. Altötting), Obb. 373 Burghausen (Wasserlosen), Ufr. 410 Burgkunstadt, Ofr. 198, 217, 219, 222, 228, 300, 338 Burgoberbach, Mfr. 249 Burgpreppach, Ufr. 215 Burgsinn, Ufr. 253, 402 Burgstall (Herzogenaurach), Mfr. 366 Burkardroth, Ufr. 395 Burkheim, Ofr. 198, 217, 300, 381 Busendorf, Ofr. 377 Buttenheim, Ofr. 376 Buttenwiesen, Schw. 104, 135f, 160, 171, 173f, 202, 262, 282, 356, 387 Cadolzburg, Mfr. 278, 280 Calw, Bad.-Wü. 42, 303 Anm., 418 Castell, Ufr. 398 Cheb (Eger), Tschechien, 201, 318 Celle, Niedersachsen 427 Chiúinău (Kischinjow), Moldavien 258 Cholm (bei Lublin), Polen 101 Anm. Clarsbach, Mfr. 367 Coburg, Ofr. 194, 380 Crailsheim, Bad.-Wü. 159 Anm., 236 Creglingen, Bad.-Wü. 132, 421 Creidlitz, Ofr. 195, 380 Cronheim, Mfr. 196 Dachstadt, Ofr. 42, 320 Dächheim, Ufr. 121, 410 Dätzingen, Bad.-Wü. 214 Anm. Darmstadt, Hessen 194, 242, 283, 424 Dattenhausen (Altenstadt a.d. Iller), Schw. 292 Daudenzell, Bad.-Wü. 225, 419 Deisenhausen, Schw. 17, 229, 391 Deisenhofen, Obb. 375 Delbrück, Nordrhein-Westf. 428 Demmelsdorf, Ofr. 213, 217, 222, 301 Anm., 307 Denkendorf, Obb. 373 Dertingen, Bad.-Wü. 51, 59, 72, 84, 92, 97, 100, 207, 231, 301f, 422 Dessau, Sachsen-Anhalt 157 Dettelbach, Ufr. 256 Anm., 398 Deubach, Schw. 199, 391 Deufringen, Bad.-Wü. 214 Anm. Diebach, Mfr. 281, 289
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Dieburg, Hessen 195 Diedelsheim, Bad.-Wü. 419 Diespeck, Mfr. 137, 367 Dießen am Ammersee, Obb. 17, 375 Dietersheim, Mfr. 367 Dietfurt a.d. Altmühl, Opf. 383 Dipbach, Ufr. 198f, 413 Dippach a. Main, Ufr. 216, 397 Dittelbrunn, Ufr. 196, 408 Dittenheim, Mfr. 229, 263 Dittigheim, Bad.-Wü. 125 Anm., 141 Anm. Dnipropetrowsk (Jekaterinoslaw), Ukraine, 258 Dobenreuth, Ofr. 379 Döpshofen, Schw. 216, 245, 386 Dörlinbach, Bad.-Wü. 418 Dörnhof, Ofr. 379 Dollnstein, Mfr. 226, 373 Donauwörth, Schw. 171, 221, 388 Donnersdorf, Ufr. 408f Dorlar, Hessen 137, 426 Dornau, Ufr. 42, 407 Dornheim, Ufr. 199, 218, 222, 399 Dresden, Sachsen 289, 430 Dreuschendorf, Ofr. 376 Duderstadt, Niedersachsen 427 Dürrenbüchig, Bad.-Wü. 194, 419 Dürrenmungenau, Mfr. 133, 370 Dürrenzimmern, Schw. 196, 390 Dürrwangen, Mfr. 364 Durlach, Bad.-Wü. 266, 280 Duttenberg, Bad.-Wü. 41, 201, 420 Duttenbrunn, Ufr. 342 Ebelsbach, Ufr. 216, 240 Ebenhausen, Ufr. 396 Ebensfeld, Ofr. 381 Ebermannstadt, Ofr. 379 Ebermergen, Schw. 44, 388 Ebern, Ufr. 397 Eberstadt (Lkr. Heilbronn), Bad.-Wü. 420 Eberstadt (Darmstadt), Hessen 172, 424 Eberstal, Bad.-Wü. 295, 421 Eberswalde, Brandenbg. 314, 316, 320, 423 Ebneth, Ofr. 306 Ebrach, Ofr. 291 Ebstorf, Niedersachsen 427 Echzell, Bad.-Wü. 324, 425 Eckental, Mfr. 366 Eckweisbach, Hessen 244 Edelfingen, Bad.-Wü. 111, 297, 421 Edenkoben, Rheinl.-Pfalz 429 Ederheim, Schw. 221, 388 Edesheim, Rheinl.-Pfalz 18
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Ortsverzeichnis
Effeldorf, Ufr. 398 Egenhausen, Mfr. 368 Eger, s. Cheb Eggolsheim, Ofr. 379 Ehingen, Mfr. 197, 295, 364 Ehingen am Ries, Schw. 19, 388 Ehringen, Schw. 196, 390 Eibach (Nürnberg), Mfr. 367 Eibelstadt, Ufr. 196, 413 Eichenbühl, Ufr. 406 Eichenhausen, Ufr. 219 Eichig (Lichtenfels), Ofr. 217, 381 Eiersheim, Bad.-Wü. 154, 421 Eigeltingen, Bad.-Wü 418 Einbeck, Niedersachsen 427 Eisingen, Ufr. 183 Eismerszell, Obb. 374 Elfershausen, Ufr. 45 Anm., 395 Ellingen, Mfr. 108f Ellzee, Schw. 226, 391 Elm (Schlüchtern), Hessen 324 Elsass 16, 150 Anm., 191 Anm., 310, 362 Eltmann, Ufr. 239f, 397 Elz (Westerwald), Hessen 426 Emersacker, Schw. 136, 386 Emershofen, Schw. 393 Empfertshausen, Thüringen 430 Endingen, Bad.-Wü. 173, 316, 330, 418 Eningen, Bad.-Wü. 423 Epfenhausen, Obb. 43, 375 Eppisburg, Schw. 201f, 387 Eppstein, Hessen 304, 425 Erbach, Hessen 425 Erbenschwang, Obb. 15 Erden, Rheinland-Pf. 228f, 428 Erfurt, Thüringen 194, 241 Ergersheim, Mfr. 368 Erlabrunn, Ufr. 87, 116, 231 Erlenbach b. Marktheidenfeld, Ufr. 91, 97, 108, 111, 116, 119, 124f, 128, 140, 156f, 176, 185, 206, 231, 234f, 256, 345f Erlenbach a. Main (Lkr. Miltenberg), Ufr. 121, 237, 406 Erlingshofen, Schw. 390 Ermershausen, Ufr. 44, 201, 397f Ermreuth, Ofr. 344 Ernersdorf, Opf. 215, 383 Ertingen, Bad.-Wü. 423 Erzhausen, Hessen 424 Eschau, Ufr. 118, 237 Eschborn, Hessen 425 Eschenbach, Ufr. 216, 240, 397 Eschenlohe, Obb. 374
Escherndorf, Ufr. 312 Anm., 399 Estenfeld, Ufr. 75, 108, 177, 413 Ettenstatt, Mfr. 219 Euerbach, Ufr. 134, 297, 409 Eulschirben (Werbach), Bad.-Wü. 311 Eussenhausen, Ufr. 108, 171, 407 Eußenheim, Ufr. 402 Fahr a. Main, Ufr. 16, 400 Falkenstein, Ufr. 171, 262, 408f Fechenbach, Ufr. 118 Feldatal, Hessen 426 Fellheim, Schw. 112, 394 Ferchesar, Brandenbg. 322, 423 Fernstein (Fernpass), Österr. 289 Fesselsdorf, Ofr. 217, 382 Feuchtwangen, Mfr. 41, 316, 332, 364 Feuerbach, Ufr. 271, 289 Feulersdorf, Ofr. 226, 381 Finningen, Schw. 387 Fischach, Schw. 136, 158, 162 Anm., 165f, 210, 216, 245, 303f (Abb.), 386 Fischbach (Nittenau), Opf. 385 Fladungen, Ufr. 134f, 235f, 407 Floß, Opf. 121, 135, 164, 236, 250, 317, 383 Forth, Mfr. 237, 251, 366 Frankenhofen, Mfr. 197, 365 Frankenwinheim, Ufr. 409 Frankfurt a. Main, Hessen 101, 193, 207, 237, 268, 291, 295, 425 Frauenau, Ndb. 373 Frauenstetten, Schw. 104, 136, 387 Freihausen, Opf. 215, 383 Frensdorf, Ofr. 222, 376 Freudenberg, Bad.-Wü. 118, 122, 125 Anm. Freystadt, Opf. 383 Frickenhausen, Ufr. 102 Anm., 199, 238, 413 Friedberg, Hessen 243 Friedberg, Schw. 163, 278, 281 Friedenfels, Opf. 385 Friedrichswalde, Brandenbg. 423 Fröhstockheim, Ufr. 297 Fuchsstadt, Ufr. 161, 196, 395 Fürnheim, Mfr. 201, 365 Fürth, Mfr. 21, 223, 246, 367 Fulda, Hessen 244, 291, 324 Gachenbach, Obb. 375 Gadheim, Ufr. 75, 190, 417 Gädheim, Uf. 397 Gärten bei Wöhrd (Nürnberg), Mfr. 367 Gailingen, Bad.-Wü. 105, 238, 297 Gamburg, Bad.-Wü. 84, 92, 114, 310f Gammelsdorf, Obb. 374 Gamprin, Liechtenstein 44
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Ortsverzeichnis Garßen (Celle), Niedersachsen 319, 427 Gaukönigshofen, Ufr. 141, 169 Anm., 413 Gebelkofen, Opf. 335, 384 Gechingen, Bad.-Wü. 214 Geilsheim, Mfr. 365 Geiselbach, Ufr. 261, 295, 394 Geiselwind, Ufr. 398 Geisenfeld, Obb. 375 Geisfeld, Ofr. 378 Gelnhausen, Hessen 261, 296 Gemünden a. Main, Ufr. 75, 84, 91, 96, 100f, 117f, 131, 151, 185f, 213, 231, 256 Anm., 270, 275, 281, 283, 347, 402 Georgensgmünd, Mfr. 133f, 144, 156, 158, 169, 203, 282, 299, 370 Gerabronn, Bad.-Wü. 316 Gerbrunn, Ufr. 413 Gerchsheim, Bad.-Wü. 204, 267, 273, 293 Germaringen, Schw. 393 Germendorf (Oranienburg), Brandenbg. 201 Germersheim, Nordrhein-Westf. 428 Geroda, Ufr. 140 Gerolfingen, Mfr. 197, 290, 365 Gerolzhofen, Ufr. 156, 171, 239f, 256 Anm., 262 Gersberg, Mfr. 251f, 369 Gersdorf (Leinburg), Mfr. 252 Gersthofen, Schw. 386 Gerthausen, Thüringen 431 Gessertshausen, Schw. 200, 386 Giebelstadt, Ufr. 18 Anm., 413 Giechkröttendorf, Ofr. 217, 382 Gissigheim, Bad.-Wü. 114, 117, 125 Anm. Glashofen, Mfr. 332, 364 Gleicherwiesen, Thüringen 191 Anm. Gochsheim, Ufr. 300, 409 Göttingen, Niedersachsen 43, 427 Gondelsheim, Bad.-Wü. 419 Gosheim, Schw. 389 Gossmannsdorf, Ufr. 299, 397 Gotha, Thüringen 43 Anm., 430 Gräfenberg, Ofr. 36, 300, 379 Gräfenthal, Thüringen 13 Anm., 194, 204, 267, 431 Grafenrheinfeld, Ufr. 300, 409 Greßthal, Ufr. 33, 196, 410 Greußenheim, Ufr. 51, 62–65, 91, 97, 100, 103f, 116, 120, 186–189, 206, 219, 231f, 413f Grettstadt, Ufr. 195, 409 Griesbach, Opf. 385 Griesbach, Österr. 204 Anm. Grimnitz, Brandenbg. 326
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Grone (Göttingen), Niedersachsen 43, 427 Großhabersdorf, Mfr. 366 Großhütten, s. Hütten Großkissendorf, Schw. 391 Großlangheim, Ufr. 198, 275, 283 Großostheim, Ufr. 249, 394 Großrinderfeld, Bad.-Wü. 70f, 87, 114, 168, 188, 205, 267, 273 Großschüttüber s. Malá Sitbor Großsorheim, Schw. 226, 388 Groß-Umstadt, Hessen 424 Großweingarten, Mfr. 371 Großwenkheim, Ufr. 337, 396 Großziegenfeld, Ofr. 217, 382 Großziehten, Brandenbg. 201 Grüb, Mfr. 228, 366 Grünsfeld, Bad.-Wü. 111, 114, 141 Anm., 245, 260, 271 Anm., 274, 277, 421 Grumsin, Brandenbg. 327, 424 Güntersleben, Ufr. 75, 190, 414 Günzburg, Schw. 200, 321, 323, 331, 391 Güsseldorf, Mfr. 133, 371 Gütersloh, Nordrhein-Westf. 428 Guggenmühle, Mfr. 194, 370 Gumtow, Brandenbg. 424 Gundelfingen, Schw. 278 Gundelshalm, Mfr. 372 Gundelsheim, Bad.-Wü. 420 Gunzendorf, Ufr. 245 Gunzenhausen, Mfr. 151, 316, 371 Gurs, Frankreich 101 Guschg (Alpe), Liechtenstein 129 Hagenhorst s. Kocury Hagsbronn, Mfr. 371 Hainhofen, Schw. 136, 386 Hainsfarth, Schw. 105, 137, 258 Anm., 388 Halberstadt, Sachsen-Anh. 290, 430 Haldenwang, Alpe (Oberstdorf), Schw. 393 Hals (Passau), Ndb. 372 Hamburg 148, 241 Hammelburg, Ufr. 18, 185, 395–397 Hammerstetten, Schw. 391 Hanau, Hessen 425 Hannover, Niedersachsen 427 Harburg, Schw. 20, 108, 137, 226, 254, 258 Anm., 388f Hardheim, Bad.-Wü. 125 Anm., 140, 287, 419 Haselbach, Nb. 45, 373 Haßfurt, Ufr. 43, 140, 216, 239f, 397 Hassmersheim, Bad.-Wü. 419 Haundorf, Mfr. 43 Anm., 365 Haunetal, Hessen 426 Haunstetten (Kinding), Obb. 246, 374
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Ortsverzeichnis
Hausen (Lkr. Forchheim), Ofr. 379 Hausen (Steinfeld), Ufr. 51, 61 u. Abb., 91, 230, 347, 405 Hauslach, Mfr. 134, 370 Hechingen, Bad.-Wü. 223, 422 Heideck, Mfr. 45, 134, 299, 370f Heidelberg, Bad.-Wü. 279 Anm., 419 Heidingsfeld (Würzburg), Ufr. 87, 111, 117, 139, 141, 186, 232, 242, 256 Anm., 258, 264 Anm., 270, 277, 279, 297, 310 Heiligenstadt, Ofr. 216, 376 Heilsbronn, Mfr. 365 Heimertshausen, Hessen 32, 291, 426 Heinsheim, Bad.-Wü. 419f Heistenbach, Rheinl.-Pfalz 326, 429 Heldenbergen, Hessen 243, 425 Helmstadt, Ufr. 51f, 69 m. Abb., 89, 178, 183, 186, 189, 204, 231, 267, 271, 414 Hemmersheim, Mfr. 368 Hengstfeld, Bad.-Wü. 159 Anm. Heppenheim (Bergstraße), Hessen 325 Anm., 424 Herchenhain, Hessen 288 Herchenhöhe, Hessen 239 Herchsheim, Ufr. 221 Hergolshausen, Ufr. 199, 248, 410 Hering, Hessen 325 Anm., 425 Hermannsberg (Wiesent), Opf. 105f, 384 Hermaringen, Bad.-Wü. 249, 420 Herrieden, Mfr. 365 Herrnberchtheim, Mfr. 218, 220, 368 Herschfeld, Ufr. 219, 407 Herzlake, Niedersachsen 427 Herzogenaurach, Mfr. 233, 366 Heßdorf, Ufr. 75, 109, 117, 156, 214, 404 Hesselbach, Ufr. 195, 410 Hettstadt, Ufr. 63, 87, 89, 231 Hetzles, Ofr. 344, 379 Heuchelheim (Gießen), Hessen 426 Heuchelheim, Ofr. 378 Hilsbach, Bad.-Wü. 420 Himmelstadt, Ufr. 52, 66f, 85 Anm., 91, 97, 110, 116, 120f, 130, 177, 189, 205f, 270, 277, 283, 287, 402 Hinterbuch, Schw. 242f, 387 Hinterried, Schw. 387 Hirblingen, Schw. 386 Hirschaid, Ofr. 376 Hirschbach (Wertingen), Schw. 136, 387 Hirschfeld, Ufr. 121 Hitzhofen, Obb. 374 Hobbach, Ufr. 185, 237
Hochdorf (Blankenhain), Thüringen 34 Anm., 35, 431 Hochhausen (Tauberbischofsheim), Bad.-Wü. 110, 114, 117, 125 Anm. Hochstadt / Pfalz, Rheinl.-Pfalz 429 Hochwang, Schw. 166 Anm. Höchberg, Ufr. 117, 141 Anm., 169 Anm., 256 Anm. Höchst a. Main (Frankfurt a. M.), Hessen 284 Höchstadt a.d. Aisch, Mfr. 233, 366 Höchstädt a.d. Donau, Schw. 221, 387 Höfen (Heideck), Mfr. 134, 370 Höfen (Neuhaus a.d. Pegnitz), Mfr. 223, 369 Höhefeld, Bad.-Wü. 87, 246 Höllrich, Ufr. 117, 131, 156 Hösbach, Ufr. 394 Höttingen, Mfr. 219, 371 Hövelhof, Nordrhein-Westf. 428 Hof, Ofr. 138, 217, 324, 380 Hofgeismar, Hessen 426 Hofheim a. Taunus, Hessen 304, 425 Hofheim i. Ufr., Ufr. 397 Hofstetten (Hitzhofen), Obb. 335, 374 Hohebach, Bad.-Wü. 172 Hohenaltheim, Schw. 389 Hohenhäusling, Ofr. 217, 378 Hohenkammer, Obb. 222, 374 Hohenpölz, Ofr. 217, 376 Hohenwald, Opf. 385 Hohenziethen s. Sitno Hollfeld, Ofr. 217, 220, 226, 336, 378 Hollstadt, Ufr. 109, 407 Holnstein (Berching), 215 Holzheim (Lkr. Dillingen/Donau), Schw. 201f, 387 Holzkirchen, Ufr. 52, 72, 85, 89, 98, 116, 186, 219, 301f, 414 Holzkirchhausen, Ufr. 52, 59, 204, 271, 414 Homburg a. Main, Ufr. 40, 52, 84, 85 Anm., 91, 96, 97 Anm., 100f, 111, 116, 124, 127, 143, 156f, 160, 176, 182f, 186, 189f, 206f, 231, 234f, 246, 256, 270f, 275, 283, 405 Honstetten, Bad.-Wü. 313, 418 Horb, Bad.-Wü. 315f, 418 Horhausen, Ufr. 324, 398 Hornburg, Niedersachsen 427 Hückelhofen, Nordrhein-Westf. 428 Hünfeld, Hesen 167 Hürben, Schw. 105 Hütten (Grafenwöhr), Opf. 250 Hüttenbach, Mfr. 251 Hüttenheim i. Bay., Ufr. 149, 164, 199, 220, 250, 312, 400
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Ortsverzeichnis Hüttensteinach (Sonneberg), Thüringen 204, 431 Huisheim, Schw. 389 Humprechtshausen, Ufr. 398 Hundsfeld, Ufr. 131, 190, 397 Hustings, England 200 Ichenhausen, Schw. 166 Anm., 176 Anm., 199f, 221, 321, 391, 393 Iffigheim, Ufr. 164, 199, 399 Igersheim, Bad.-Wü. 297 Ihlingen, Bad.-Wü. 172 Illereichen-Altenstadt, Schw. 36, 105 Ilvesheim, Bad.-Wü. 419 Impfingen, Bad.-Wü. 110, 114 Inchenhofen, Schw. 385 Ingelfingen, Bad.-Wü. 41, 295, 421 Ingenried, Obb. 132, 376 Ingolstadt, Obb. 374 Iphofen, Ufr. 199, 218, 220, 312, 399 Ippesheim, Mfr. 220, 368 Ipsheim, Mfr. 368 Iselshausen (Nagold), Bad.-Wü. 300 Isenburg (ehem. Fürstentum), Hessen 287f Isling, Ofr. 381 Issing, Obb. 375 Ittelhofen, Opf. 215, 383 Izbica, Polen 101 Järkendorf, Ufr. 199, 242, 399 Jagstfeld, Bad.-Wü. 300, 420 Jagsthausen, Bad.-Wü. 41, 420 Janowiczki (dt. Klein-Jannewitz), Polen 330f Jarolden, Österr. 204 Anm. Jekaterinoslaw, s. Dnipropetrowsk Jena, Thüringen 431 Joachimsthal, Brandenbg. 326 Jödenstraße, Niedersachsen 427 Judenburg, Österr. 37 Anm. Judendorf, Ofr. 203 Judengraben (Kronach), Ofr. 33, 313, 380 Judenhain, Sachsen 42 Anm. Judenhayn, Sachsen 42 Anm. Judenhöfe (Steinbach b. Würzburg), Ufr. 56, 411 Judenloh, Sachsen 42 Anm., 429 Judenried, Schw. 40, 393 Judenstein, Österr. 338f Judenstein, Sachsen 42 Anm. Kärnten, Österr. 153 Kaichen, Hessen 32, 243, 425 Kairlindach, Mfr. 233, 366 Kaisheim, Schw. 389 Kaltenlengsfeld, Thüringen 430 Kaltennordheim, Thüringen 431
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Kaltensondheim, Ufr. 199, 398 Kaltensundheim, Thüringen 431 Kammeltal, Schw. 391 Kappel (Bad Buchau), 229f, 423 Karbach, Ufr. 18, 52f, 60, 62, 64, 72–74, 85 Anm., 91, 95, 100f, 103f, 109–111, 114, 116–119, 124f, 140, 142f, 146f, 150, 154, 156f, 160, 170f, 175f, 185–187, 206, 219, 223–225, 230f, 234f, 254, 402 Karlburg, Ufr. 87, 98, 117, 189, 206, 231, 253, 270, 275, 281, 283 Karlstadt, Ufr. 65f, 82, 84, 86, 89, 95 Anm., 96, 100f, 110, 116, 121, 163, 184, 186, 189f, 205, 207f, 210, 213, 219, 231, 264, 270, 275, 281, 283, 402–404 Karsbach, Ufr. 75, 109, 404 Katlenburg-Lindau, Niedersachsen 427 Kattenhochstadt, Mfr. 13, 32f, 108f, 237, 372 Kaubenheim, Mfr. 216 Kaufbeuren, Schw. 319, 321f, 392 Kembach (Wertheim), Bad.-Wü. 59 Kerbfeld, Ufr. 397 Kersbach, Ofr. 282 Kerspenhausen, Hessen 225, 426 Kestrich, Hessen 426 Ketsch, Bad.-Wü. 419 Kettershausen, Schw. 36, 172 Anm., 394 Kinding, Obb. 374 Kinzenbach, Hessen 137, 426 Kipfenberg, Obb. 374 Kirchehrenbach, Mfr. 282 Kirchhaslach, Schw. 394 Kirchheim (Heidelberg), Bad.-Wü. 419 Kirchheim a. Neckar, Bad.-Wü. 421 Kirchröttenbach, Mfr. 237, 369 Kirrlach, Bad.-Wü. 419 Kirtorf, Hessen 291, 426 Kischinjow, s. Chiúinău Kissendorf, Schw. 200, 391 Kitzingen, Ufr. 199, 209 Anm., 238 Anm., 285, 311, 399 Klein-Auheim, Hessen 425 Kleinbardorf, Ufr. 132, 143 Anm., 408 Kleinerdlingen, Schw. 105, 109, 144, 233, 312, 390 Kleinheubach, Ufr. 16, 406 Klein-Jannewitz s. Janowiczki Kleinkissendorf, Schw. 391 Kleinkitzighofen, Schw. 393 Kleinlangheim, Ufr. 220 Kleinochsenfurt, Ufr. 199, 415 Kleinrinderfeld, Ufr. 76, 114, 267, 271, 415 Kleinsorheim, Schw. 389
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Ortsverzeichnis
Kleinsteinach, Ufr. 40, 133 Klingenberg a. Main, Ufr. 118 Kobern, Rheinl.-Pfalz 146 Kochel, Obb. 21, 373 Kochendorf, Bad.-Wü. 201, 301 Kocury (dt. Hagenhorst), Polen 327 Köngernheim, Rheinl.-Pfalz 429 Königheim, Bad.-Wü. 114, 117, 125 Anm., 154, 421 Königsberg i. Preußen 144 Anm., 155 Anm., 162 Königsfeld, Ofr. 361, 376 Königshofen (Bechhofen), Mfr. 197, 295 Königshofen (Lauda-Königshofen), Bad.-Wü. 111, 421 Köslin, s. Koszalin Kösten, Ofr. 381 Köttel, Ofr. 217, 300, 381 Kohden, Bad.-Wü. 324, 425 Kolitzheim, Ufr. 409 Konradsreuth, Ofr. 379 Kornau, Schw. 393 Koszalin (dt. Köslin), Polen 327f Kothigenbibersbach, Ofr. 382 Kraazen, s. Krasne Kraisdorf, Ufr. 215, 398 Krasne, Polen 194 Krassolzheim, Mfr. 218 Krautheim (Jagst), Bad.-Wü. 295, 310, 421 Krems, Österr. 20, 373 Kreßberg, Bad.-Wü. 422 Kreuzanger, Schw. 385 Kreuzwertheim, Ufr. 271, 334f, 404 Kriegshaber, Schw. 135–137, 157f, 161, 392 Krommenthal, Ufr. 45 Anm., 406 Kronach, Ofr. 33, 306, 313, 380 Krottenbach (Nürnberg), Mfr. 262 Krum, Ufr. 140, 216, 398 Krumbach, Schw. 36, 105, 200, 229, 292, 392 Kruppach, Opf. 214, 383 Kühlenfels, Ofr. 378 Külsheim, Bad.-Wü. 125, 154, 157, 160, 183, 235, 277, 310, 421 Kümmersreuth, Ofr. 217, 382 Künzelsau, Bad.-Wü. 421 Küps, Ofr. 380 Kützberg, Ufr. 196, 323, 409 Kulmbach, Ofr. 296, 380 Kunreuth, Ofr. 282 Kutzenhausen, Schw. 386 Ladenburg, Bad.-Wü. 419 Lahm, Ofr. 217, 300, 381 Lahnau, Hessen 426
Laibstadt, Mfr. 45, 370 Laimbach, Ofr. 318, 377 Lamerdingen, Schw. 393 Lammelbach, Mfr. 197, 365 Landau, Rheinl.-Pfalz 428 Landsberg a. Lech, Schw. 278 Landshut, Ndb. 372 Langenaltheim, Mfr. 44, 371 Langenhain (Hofheim a. Taunus), Hessen 304, 425 Langenneufnach, Schw. 303 Langheim (Kloster), Ofr. 203 Lauben, Schw. 394 Lauchheim, Bad.-Wü. 422 Lauda-Königshofen, Bad.-Wü. 111, 421 Laudenbach (Karlstadt), Ufr. 53, 62 Anm., 65, 70, 85 Anm., 86f, 95, 100f, 103f, 110f, 116–121, 124f, 131, 139, 142, 149, 154 Anm., 156, 158, 162f, 175, 177, 185, 189, 205, 210f, 231, 253, 256, 271, 281, 296, 402 Laudenbach (Weikersheim), Bad.-Wü. 310 Laudenbach (Trusetal), Thüringen 319, 431 Lauerbach, Bad.-Wü. 318, 425 Laugna, Schw. 136, 242f, 387 Lauta, Sachsen 42 Anm. Lautzkirchen, Saarland 40 Anm., 429 Lehenbuch, Mfr. 228 Anm. Lehmingen, Schw. 294, 390 Lehrensteinsfeld, Bad.-Wü. 420 Leinach (Sulzfeld i.Gr.), Ufr. 408 Leinburg, Mfr. 369 Leipzig, Sachsen 13 Anm., 148, 157, 204, 241, 267 Lenach, Ndb. 373 Lendershausen, Ufr. 245 Lengfeld (Odenwald), Hessen 325 Anm., 425 Lengfurt, Ufr. 53, 71, 89, 98, 128, 186, 271, 405 Lengnau, Schweiz 161 Lenting, Obb. 374 Lenzen, Brandenbg. 328, 424 Leuchtenberg, Opf. 336, 384 Leukershausen, Bad.-Wü. 422 Leutershausen, Mfr. 365 Lichtenfels, Ofr. 381f Liebenstein, Thüringen 430 Liechtenstein 16, 44, 124, 129 Limbach, Ufr. 240 Lindau (Bodensee), Schw. 315f, 392 Lindau (Katlenburg-), Nordrhein-Westf. 427 Lindenhof, Bad. Wü. 423 Lindflur, Ufr. 76, 199, 329, 416
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Ortsverzeichnis Lipiany, Polen 194 Lippehne. s. Lipiany Lipprichshausen, Mfr. 220, 368 Litzendorf, Ofr. 376f Loch (Hollfeld), Ofr. 378 Löbau, Sachsen 430 Löffelstelzen, Bad.-Wü. 297 Löhlitz, Ofr. 45, 217, 379 Lösnich, Rheinland-Pf. 228 Lohr a. Main, Ufr. 53, 61, 74, 84–87, 96, 98 Anm., 100f, 104, 116–118, 130, 140, 146, 149, 151, 185f, 207, 213f, 223, 239, 253, 267f, 270f, 277, 341, 347, 404 Lohrhaupten, Hessen 253, 291 Lollar, Hessen 426 London, England 200 Lorsbach, Hessen 305, 425 Luckow (Casekow), Brandenbg. 327 Ludwigsburg, Bad.-Wü. 421 Lübeck, Schleswig-Holst. 241 Lülsfeld, Ufr. 242, 411 Luisenthal, Thüringen 337, 430 Machtilshausen, Ufr. 395 Mäbenberg, Mfr. 134, 370 Mädelhofen, Ufr. 53, 69f, 417 Mähren 254 Mähring, Opf. 385 Magdeburg, Sachsen-Anh. 290, 430 Maibach, Ufr. 225, 409 Maidbronn, Ufr. 75, 108, 177, 299, 416 Maihingen, Schw. 196, 389 Mainbernheim, Ufr. 399 Mainsondheim, Ufr. 132, 398 Maisenbachhof, Ufr. 76, 415 Malá Sitbor, Tschechien 204 Mallerstetten, Opf. 383 Malsch, Bad.-Wü. 112, 419 Malschenberg, Bad.-Wü. 419 Mannheim, Bad.-Wü. 162 Mantel, Opf. 135, 250, 384 Marbach a. Neckar, Bad.-Wü. 222, 421 Margetshöchheim, Ufr. 130 Anm. Maria Buch (Neresheim), Bad.-Wü. 346 Mariabuchen, Ufr. 341, 346–348 Mariaburghausen, Ufr. 43, 329, 397 Markelsheim, Bad.-Wü. 297 Marköbel, Hessen 172, 425 Markt Arberg, Mfr. 44, 318, 364 Markt Berolzheim, Mfr. 229, 263 Markt Bibart, Mfr. 368 Marktbreit, Ufr. 124, 294, 399 Markt Bürgstadt, Ufr. 13, 18, 33, 172 Markt Einersheim, Ufr. 43, 172, 220, 326, 399
483
Markt Erlbach, Mfr. 112, 316, 368 Marktheidenfeld, Ufr. 53, 63, 96, 100f, 104, 111, 118, 124, 128, 143f, 185–188, 206 Anm., 207, 209, 219, 234, 333, 404 Marktlustenau, Bad.-Wü. 422 Marktoberdorf, Schw. 393 Marktoffingen, Schw. 197, 389 Marktsteft, Ufr. 199, 399 Markt Wald, Schw. 200 Markt Weiltingen, Mfr. 226, 365 Maroldsweisach, Ufr. 397f Marxheim, Schw. 389 Maßbach, Ufr. 195, 245, 396 Massendorf, Mfr. 133, 371 Mauren, Schw. 108, 389 Meckenlohe, Mfr. 371 Meinheim, Mfr. 225, 229, 263f, 372 Meißen, Sachsen 430 Melkendorf, Ofr. 380 Mellrichstadt, Ufr. 108, 171, 407 Melpers, Thüringen 431 Memhölz, Schw. 40 Anm., 393 Memmelsdorf i. Ufr. 16, 245, 398 Mengersdorf, Ofr. 43 Anm., 378 Meran, Italien 268 Merkendorf, Mfr. 365 Messenhausen, Bad.-Wü. 111 Metten, Ndb. 372 Michelbach, Ufr. 394 Michelbach a.d. Lücke, Bad.-Wü. 159 Anm. Michelstadt, Hessen 193, 425 Miltach, Opf. 383 Mindelheim, Schw. 200 Mintraching, Opf. 384 Mistelgau, Ofr. 378 Mitgenfeld, Ufr. 396 Mittelbiberach, Bad.-Wü. 229 Mittelsinn, Ufr. 175 Mittelstreu, Ufr. 132 Mittenwald, Obb. 17, 374 Mödingen, Schw. 387 Mögersbronn, Mfr. 228, 364 Möggingen, Schw. 389 Mönchberg, Ufr. 39 Anm., 237, 406 Mönchsdeggingen, Schw. 105, 137, 226, 233, 258 Anm., 389 Mönchsondheim, Ufr. 199, 220f, 250, 399 Mörlach (Hilpoltstein), Mfr. 197 Möttingen, Schw. 389 Monheim, Schw. 221, 258 Anm. Moorenweis, Obb. 374 Morlesau, Ufr. 302, 395 Morschen, Hessen 426
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Ortsverzeichnis
Mosbach, Bad.-Wü. 110 Anm. Mosbach, Mfr. 133, 371 Muckenwinkling, Ndb. 373 Müdesheim, Ufr. 33, 75, 401 Mühlbach (Karlstadt), Ufr. 117 Mühlfeld, Ufr. 108, 171 Mühlhausen (Lkr. Erlangen-Höchstadt), Mfr. 18, 366 Mühlhausen (Lkr. Neumarkt), Opf. 215, 383 Mühlhausen (Estenfeld), Ufr. 75, 413 Mühlhausen, Sachsen 42 Anm., 429 Mühlhausen ("a.d. Weser") 153 Mühlheim (Obrigheim), Rheinl.-Pfalz 303, 428 Mülheim-Kärlich, Rheinl.-Pfalz 429 Müllheim, Bad.-Wü. 323, 418 München, Obb. 136f, 157, 161, 286, 374 Müncherlbach, Mfr. 365 Münchsteinach, Mfr. 368 Mündling, Schw. 172, 389 Münichreith, Österr. 204 Anm. Münnerstadt, Ufr. 396 Münster (Eußenheim), Ufr. 131, 402 Muhr a. See, Mfr. 151, 372 Nähermemmingen, Schw. 19 Abb., 196, 390 Nagelsberg, Bad.-Wü. 41, 421 Nagold, Bad.-Wü. 300, 418 Neckarmühlbach, Bad.-Wü. 419f Neidlingen, Bad.-Wü. 420 Nenzenheim, Ufr. 218, 222, 399 Nersingen, Schw. 392 Neuberg, Hessen 425 Neubeuern, Obb. 17, 376 Neubrunn, Markt, Ufr. 53, 59, 65, 74, 88, 93 Anm., 97, 110f, 114, 128 Anm., 156f, 168, 173, 176, 183f, 186, 207, 231, 256, 267, 270f, 278, 415 Neuburg a.d. Donau, Obb. 279, 296 Neudorf b. Scheßlitz, Ofr. 171, 377 Neuenhain (Bad Soden), Hessen 305, 425 Neufra, Bad.-Wü. 423 Neuhausen (Marxheim), Schw. 389 Neuhengstett, Bad.-Wü. 418 Neuherberg, Mfr. 368 Neukirchen (Haunetal), Hessen 167 Neumarkt, Opf. 158, 214f, 251f, 383 Neundorf (bei Schleiz), Thüringen 431 Neunkirchen, Bad.-Wü. 419 Neunkirchen, Opf. 250 Neunstetten, Mfr. 225, 329, 347, 365 Neunstetten (Krautheim), Bad.-Wü. 421 Neuriegers, Österr. 204 Anm. Neusäß, Schw. 136, 386
Neuses (Ebermannstadt), Ofr. 216, 379 Neuses a. Berg, Ufr. 199, 398 Neustadt a. Main (Kloster), Ufr. 268, 270, 347 Neustadt a.d. Aisch, Mfr. 34, 137, 368 Neustadt a.d. Waldnaab, Opf., 317, 384 Neustadt a.d. Weinstraße, Rheinl.-Pfalz 428 Neustädtles, Ufr. 330, 408 Neuwirtshaus, Ufr. 324 Nidda, Hessen 425 Niddatal, Hessen 425 Nidderau, Hessen 425 Niederaula, Hessen 426 Niedercunnersdorf, Sachsen 430 Niederlauer, Ufr. 302, 407 Niedermirsberg, Ofr. 216, 379 Niedernberg, Ufr. 250 Niederrieden, Schw. 394 Niederstetten, Bad.-Wü. 145 Anm., 258 Anm. Niederwerrn, Ufr. 23, 134, 145, 196, 225, 297, 409 Nierstein-Oppenheim, Rheinl.-Pfalz 429 Nittenau, Opf. 385 Nördlingen, Schw. 105, 137, 144, 197, 209, 232f, 269, 274, 330, 390 Nohfelden, Saarland 281, 429 Nonnenweier, Bad.-Wü. 141, 167, 169, 193 Nonnweiler, Saarland 429 Nordend (Frankfurt a. Main), Hessen 237, 425 Nordheim v.d. Rhön, Ufr. 16, 225, 408 Nordholz, Schw. 392 Normandie, Frankreich 16, 23 Nornheim, Schw. 331, 391 Norwich, England 315 Nüdlingen, Ufr. 396 Nürnberg, Mfr. 13 Anm., 172, 194, 204, 262, 268 Anm., 274, 314f, 316, 367 Obbach, Ufr. 196 Oberalteich, Ndb. 373 Oberaltenbuch (Altenbuch), Ufr. 406 Oberaltertheim, Ufr. 53, 67, 69, 88 Anm., 92, 96, 100f, 106f, 109 Anm., 114, 139f, 142, 144, 149, 155, 168, 178, 181–183, 204, 206f, 231, 246, 260, 271, 293, 307, 332f, 411 Oberbachern, Schw. 385 Oberbalbach, Bad.-Wü. 297 Oberbreidenbach, Hessen 194 Oberdeggenbach, Opf. 384 Oberdürrbach, Ufr. 75, 190, 400 Oberelsbach, Ufr. 225 Obereggenen, Bad.-Wü. 318, 320, 418 Obereßfeld, Ufr. 408 Obereuerheim, Ufr. 195, 409
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Ortsverzeichnis Oberfellendorf, Ofr. 128 Obergermaringen, Schw. 393 Obergriesheim, Bad.-Wü. 420 Obergrombach, Bad.-Wü. 419 Obergünzburg, Schw. 321, 393 Oberhaching, Obb. 375 Oberhaid, Ofr. 377 Oberhaunstadt, Obb. 374 Oberheckenhofen, Mfr. 370 Oberickelsheim, Mfr. 368 Oberkatz, Thüringen 431 Oberkotzau, Ofr. 138, 379 Oberlangenstadt, Ofr. 306 Oberlauringen, Ufr. 410 Oberleichtersbach, Ufr. 396 Oberliezheim, Schw. 204, 387 Obermedlingen (Medlingen), Schw. 249 Obermerzbach, Ufr. 398 Obermichelbach, Mfr. 302, 366 Obermögersheim, Mfr. 196, 365 Ober-Breidenbach, Hessen 426 Obernbreit, Ufr. 294 Obernburg a. Main, Ufr. 289, 292 Oberndorf (Ipsheim), Mfr. 331, 368 Obernesselbach, Mfr. 216, 368 Obernzenn, Mfr. 368 Oberoberndorf, Ofr. 378 Oberroth, Schw. 292 Obersfeld, Ufr. 75, 190, 402 Oberstdorf, Schw. 393 Obersteinbach ob Gmünd, Mfr. 133, 203, 370 Oberstreu, Ufr. 132 Obersulm, Bad.-Wü. 420 Oberthürheim, Schw. 387 Oberthulba, Ufr. 396 Obertraubling, Opf. 384 Oberwaldbehrungen, Ufr. 112, 132, 225, 325, 408 Oberweid, Thüringen 431 Oberwerrn, Ufr. 134, 196, 409 Oberwössen, Obb. 45, 376 Obrigheim, Rheinl.-Pfalz 428 Ochsenfurt, Ufr. 18, 188, 205, 273, 310, 415 Ochsenthal, Ufr. 302, 396 Oerlenbach, Ufr. 396 Österreich 16, 20, 37 Anm., 44, 84, 153 (Kärnten), 159 Anm., 204, 236, 278, 289 Anm., 297, 310, 316, 338, 358 Oettingen, Schw. 156, 258 Anm., 262, 263 Anm., 278, 294, 296 Anm., 307, 390 Offenbach a. Main, Hessen 207 Okunino (dt. Wocknin), Polen 328 Olgishofen, Schw. 172, 394
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Olnhausen, Bad.-Wü. 41, 421 Oppertshofen, Schw. 33, 390 Oranienburg, Brandenbg. 201 Oßweil, Bad.-Wü. 421 Ostelsheim, Bad.-Wü. 214, 418 Osterberg, Schw. 105, 292, 392 Ostheim (Hofheim), Ufr. 397 Ostheim v.d. Rhön, Ufr. 226, 408 Ottenhain, Sachsen 430 Ottensoos, Mfr. 251f, 369 Otzberg, Hessen 425 Ottmarsfeld, Mfr. 153 Ovenhausen, Nordrhein-Westf. 328 Pahnstangen, Thüringen 330, 431 Parchim, Meck.-Vorp. 324, 427 Parlow, Brandenbg. 326f, 423 Passau, Ndb. 280, 372 Pegnitz, Ofr. 378 Penkun, Meck.-Vorp. 427 Penzing, Obb. 375 Petersbuch, Obb. 374 Peutenhausen, Obb. 375 Pfaffendorf (Altenkunstadt), Ofr. 198, 217, 222, 300, 381 Pfaffenhausen, Ufr. 140, 161, 396 Pfaffenhofen (Roth), Mfr. 371 Pfaffenhofen a.d. Ilm, Obb. 18, 375 Pfaffenhofen a.d. Roth, Schw. 393 Pfahldorf, Obb. 374 Pfahlenheim, Mfr. 220, 368 Pfarrweisach, Ufr. 398 Pfeffenhausen, Ndb. 373 Pfersee, Schw. 136, 392 Pflaumfeld, Mfr. 329, 371 Pflaumloch, Bad.-Wü. 196 Pfofeld, Mfr. 372 Pforzheim, Bad.-Wü. 158 Piesling, s. Píseþné Pinzberg, Ofr. 379 Píseþné (dt. Piesling), Tschechien 204 Anm. Plankenfels, Ofr. 217 Pliezhausen, Bad.-Wü. 423 Páotno (dt. Blankensee), Polen 304 Polen 16, 35, 88, 142 Anm., 150, 176, 181, 194, 254f, 258 Anm., 261–264, 304, 327f, 330f, 337, 362 Polsingen, Mfr. 372 Pommern 16, 35, 304, 319, 327f, 330, 337 Pommersfelden, Ofr. 377 Poppenhausen, Ufr. 196, 409 Poppenlauer, Ufr. 253, 396 Potsdam, Brandenbg. 290 Pottenstein, Ofr. 378
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Ortsverzeichnis
Poxdorf, Ofr. 376 Prag, Tschechien 139 Anm., 255, 257, 287 Premich, Ufr. 395 Pressath, Opf. 223, 383 Presseck, Ofr. 45 Anm., 380 Prichsenstadt, Ufr. 220, 292, 399 Püttlach, Ofr. 378 Pyritz s. Pyrzyce Pyrzyce (dt. Pyritz), Polen 194, 328 Rachtig s. Zeltingen-Rachtig Rain a. Lech, Schw. 278 Raitenhaslach, Obb 20, 373 Raitersaich, Mfr. 376 Ramsen, Schweiz 105 Randegg, Bad.-Wü. 151 Randersacker, Ufr. 131, 416 Rannungen, Ufr. 396 Rapperndorf, Ufr. 399 Rappersdorf, Opf. 215, 383 Rattelsdorf, Ofr. 377 Rauenberg, Bad.-Wü. 419 Rauenzell, Mfr. 197, 365 Rauschenberg, Mfr. 247 Ravensburg, Bad.-Wü. 315 Reckendorf, Ofr. 316, 377 Rehau (Monheim), Schw. 221 Rehbach, Hessen 425 Rehlingen, Mfr. 221, 371 Rehweiler, Ufr. 398 Reichelsdorf (Nürnberg), Mfr. 172, 262, 367 Reichenbach (Feuchtwangen), Mfr. 41, 365 Reichenbach ("bei Würzburg"), Ufr. 341, 346 Reichenberg, Ufr. 232, 310, 416 Reilingen, Bad.-Wü. 419 Reimlingen, Schw. 105, 233, 312, 390 Reinhartshausen, Schw. 216, 245, 385 Reisensburg, Schw. 323, 391 Reistenhausen, Ufr. 118, 121f, 159, 237 Remlingen, Ufr. 53f, 62–65, 86, 92, 97, 108, 128f, 140, 156, 167, 176, 179–183, 186– 189, 206f, 209, 211, 214, 218, 231f, 258, 260, 271, 288, 293, 329, 416 Rettenbach, Schw. 392 Rettersheim, Ufr. 89, 127, 231 Retzstadt, Ufr. 270 Reuchelheim, Ufr. 131, 401 Rexingen, Bad.-Wü. 172, 214 Reyersbach, Ufr. 132, 407 Rhina, Hessen 167, 225, 426 Riedbach, Ufr. 398 Rieden am Forggensee, Schw. 394 Riedern-Guggenberg, Ufr. 45, 406 Riedsend, Schw. 136, 219, 387
Rieneck, Ufr. 166, 185, 253 Ries (Passau), Ndb. 373 Rimbach, Ufr. 199, 400 Rimpar, Ufr. 75, 108, 190, 416 Ringingen, Bad.-Wü. 223 Rinklingen, Bad.-Wü. 419 Rockenberg, Hessen 425 Rocksdorf, Opf. 214, 383 Roden, Ufr. 54, 61, 72, 317, 333, 404 Rodenbach, Ufr. 47 Anm., 404 Rodheim, Mfr. 220, 368 Rödelmeier, Ufr. 132 Rödelsee, Ufr. 124, 297 Rödles, Ufr. 407 Röllbach, Ufr. 118 Römhild, Thüringen 191 Röthis, Österr. 44 Röttenbach, Mfr. 371 Röttingen, Ufr. 84, 275, 283, 308–310, 316, 416f Roggden, Schw. 136, 388 Rohrbach, Ufr. 36, 54, 61 u. Abb., 62, 104, 116, 119, 184, 230, 233, 347, 402f Romrod, Hessen 426 Ronheim, Schw. 389 Roschbach, Rheinl.-Pfalz 429 Roßbrunn, Ufr. 54f, 69f, 91, 204, 417 Roßdorf a. Berg, Ofr. 217 Roßdorf a. Forst, Ofr. 205, 378 Roßdorf b. Darmstadt, Hessen 195 Rossow, Meck.-Vorp. 427 Roßtal, Mfr. 220, 367 Roth, Mfr. 194, 299, 371 Rothenburg ob der Tauber, Mfr. 265, 274 Rothenfels, Ufr. 55, 72, 83f, 86, 91, 98, 110, 116, 119, 127, 185f, 189f, 214, 231, 247, 253, 256, 259, 267, 270, 281, 285, 317, 333f, 340f, 345–347, 349, 404f Rothmannsthal, Ofr. 217, 300, 382 Rüblanden, Mfr. 251f Rüdigheim, Hessen 38, 425 Rügland, Mfr. 365 Rütschenhausen, Ufr. 196, 409 Rugendorf, Ofr. 43, 380 Rupprechtsreuth, Opf. 250, 384 Saal a.d. Saale, Ufr. 132, 408 Saalfeld a.d. Saale, Thüringen 13 Anm., 194 Sachrang, Obb. 376 Sachsenhausen (Wertheim), Bad.-Wü. 334, 422 Sachserhof (Arnstein), Ufr. 131, 401 Salzböden (Lollar), Hessen 426 Salzburg, Österr. 270, 286
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Ortsverzeichnis Sambach, Ofr. 222, 377 Sauerbach, Mfr. 197, 365 Schaafheim, Hessen 425 Schaan, Liechtenstein 129 Schachten, Ndb. 373 Schallfeld, Ufr. 39, 219, 411 Scheinfeld, Mfr. 195, 216, 220, 368 Schenklengsfeld, Hessen 324 Schernau, Ufr. 398 Schernfeld, Mfr. 226, 374 Scheßlitz, Ofr. 198, 202, 217, 219, 222, 228, 300, 338, 377 Schierling, Opf. 384 Schimmerwitz, s. Siemirowice Schlappenreuth, Ofr. 133, 217, 377 Schlatt, Bad.-Wü. 223, 319, 422 Schleerieth, Ufr. 222, 410 Schlenklengsfeld, Hessen 144 Anm. Schliengen, Bad.-Wü. 418 Schliersee, Obb. 375 Schlipsheim, Schw. 112, 386 Schlitz, Hessen 325, 426 Schlüsselfeld, Ofr. 378 Schmalkalden, Thüringen 331, 431 Schmerlenbach, Ufr. 395 Schmieheim, Bad.-Wü. 141 Schmitten (Hochtaunus), Hessen 305, 425 Schmölz, Ofr. 380 Schnackenwerth, Ufr. 149, 410 Schnaittach, Mfr. 237, 251f, 369 Schneckenhofen, Schw. 391 Schnelldorf, Mfr. 365 Schneppenbach, Ufr. 262, 395 Schnufenhofen, Opf. 215 Schobdach, Mfr. 291, 365 Schöllkrippen, Ufr. 261f, 295, 395 Schönau, Mfr. 318 Schönermark, Brandenbg. 226 Schönfeld (Großrinderfeld), Bad.-Wü. 114, 183 Schöntal, Bad.-Wü. 421 Schönwald (Lkr. Wunsiedel), Ofr. 20, 382 Schondra, Ufr. 396 Schonungen, Ufr. 133, 409 Schopfloch, Mfr. 41, 159, 228 Anm., 236, 258 Anm., 301 Anm., 332, 365 Schornweisach, Mfr. 369 Schotten, Hessen 288 Schuttertal, Bad.-Wü. 418 Schwabach, Mfr. 156, 169 Anm. Schwabmünchen, Schw. 386 Schwabthal, Ofr. 382 Schwäbisch Hall, Bad.-Wü. 290
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Schwärzelbach, Ufr. 324, 396 Schwanfeld, Ufr. 121, 199, 248, 410 Schwante, Brandenbg. 201 Schwarzenau, Ufr. 288 Schwarzenberg, Opf. 337 Schwebenried, Ufr. 401 Schwebheim, Ufr. 300, 410 Schwedt, s. ĝwiece Koáobrzieskie Schweinberg, Bad.-Wü. 195, 419 Schweinfurt, Ufr. 44 Anm., 198f, 207, 213, 300, 400 Schweinheim, Ufr. 249, 400 Schweisdorf, Ofr. 377 Schweiz 44, 105, 129, 161, 165, 297, 316 Schwenden, Schw. 393 Seehöflein, Ofr. 225, 378 Seiboldsmühle, Mfr. 134, 299, 371 Seifriedsburg, Ufr. 75, 402 Seinsheim, Ufr. 164, 199, 218, 220, 399 Semd, Hessen 424 Sendelbach, Ufr. 55, 74, 130, 149, 223, 279 Anm., 404 Sengenthal, Opf. 214, 383 Seubersdorf, Opf. 215 Anm., 383 Sickershausen, Ufr. 112, 399 Siedamsdorf, Ofr. 217, 300, 382 Siemirowice (dt. Schimmerwitz), Polen 337 Silberbach, Ofr. 331, 379 Simmershofen, Mfr. 220 Anm., 368 Singlis, Hessen 426 Sinsheim, Bad.-Wü. 420 Sitno (dt. Hohenziethen), Polen 330 Sommerau, Ufr. 118, 237 Sondernheim, Rheinl.-Pfalz 428 Sondheim (Mellrichstadt), Ufr. 235 Sondheim v.d. Rhön, Ufr. 408 Sonneberg, Thüringen 431 Sonthofen, Schw. 393 Spalt, Mfr. 133, 249 Speckfeld (Burgruine, Markt Einersheim), Ufr. 326 Springe, Niedersachsen 318 Stadelhofen (Lkr. Bamberg), Ofr. 378 Stadelhofen, Ufr. 55, 65f, 93, 118–120, 205, 219, 231, 250, 271, 273, 300, 403 Stadeln, Mfr. 21, 302, 367 Stadelschwarzach, Ufr. 242 Stadtbergen, Schw. 136, 386 Stadtlauringen, Ufr. 410 Stadtprozelten, Ufr. 406 Staffelbach, Ofr. 377 Staffelde, Brandenbg. 201 Staffelstein, Ofr. 382
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Ortsverzeichnis
Stammbach, Ofr. 379 Stammheim, Bad.-Wü. 42, 214, 302f, 418 Starkenburg (Heppenheim), Hessen 282 Staudernheim, Rheinl.-Pfalz 269f Stegaurach, Ofr. 378 Steinach (Lkr. Straubing-Bogen), Ndb. 373 Steinach, Ufr. 395 Steinbach (Altertheim), Ufr. 56, 67f (Abb.), 97, 106f, 113, 127, 183, 185, 205, 271, 411 Steinbach (Lohr), Ufr. 56, 74, 86, 92, 97, 111, 117, 149, 177, 185, 190, 192, 231, 253, 273, 277, 404 Steinbach (Ortenau), Bad.-Wü. 37, 419 Steinberg (Vogtland), Sachsen 337, 429 Steinfeld, Ofr. 222 Steinfeld, Ufr. 56, 60 u. Abb., 61f, 104, 116– 120, 184, 189, 219, 222, 224, 230, 233, 347, 405 Steinfurt (Külsheim), Bad.-Wü. 421 Steinfurth, Hessen 243, 425 Steinhart, Schw. 105, 137, 221, 279 Anm., 388 Steinhaus, Hessen 291 Steppach, Ofr. 226, 377 Steppach, Schw. 136, 386 Sternberg, Meck.-Vorp. 314, 427 Stettbach, Ufr. 410 Stetten (Karlstadt), Ufr. 57, 66f, 93, 104, 120f, 128, 146, 205, 210f, 249, 403f Stetthof, Schw. 20 Stirn, Mfr. 153 Stockenfels (Nittenau), Opf. 337, 385 Stockheim, Ofr. 380 Störnstein, Opf., 317, 384 Stoißmühle (Waidhofen a.d. Thaya), Niederösterreich 204 Anm. Storndorf (Schwalmtal), Hessen 194 Straß (Nersingen), Schw. 392 Straubing, Ndb. 280 Streit, Ufr. 406 Streudorf, Mfr. 130, 170, 371 Strullendorf, Ofr. 331, 378 Stündingshausen (abgegangen), Ufr. 195, 410 Stuttgart, Bad.-Wü. 422 Sugenheim, Mfr. 369 Sulzach, Mfr. 364 Sulzbach, Opf. 135, 250 Sulzbach a. Main, Ufr. 407 Sulzbürg, Opf. 158, 214f, 383 Sulzdorf (Giebelstadt), Ufr. 195, 413 Sulzdorf a.d. Lederhecke, Ufr. 408 Sulzfeld a. Main, Ufr. 195, 199, 399
Sulzfeld i. Grabfeld, Ufr. 408 Sulzkirchen, Opf. 215, 383 ĝwiece Koáobrzieskie (dt. Schwedt), Polen 331 Sylbach, Ufr. 102, 397 Tabratzhofen (abgeg.), Schw. 322 Tannhausen, Schw. 352 Tapfheim, Schw. 390 Tauberbischofsheim, Bad.-Wü. 110 Anm., 114, 117, 125 Anm., 183, 189, 235, 267 Tauberrettersheim, Ufr. 309 Tauschendorf, Ofr. 217, 300, 381 Tautenwind, Mfr. 134 Teisendorf, Obb. 286 Thalmässing, Mfr. 134, 299 Thangelstedt, Thüringen 34 Anm., 35, 431 Theilheim, Ufr. 131, 248, 417 Theres, Ufr. 398 Thiersheim, Ofr. 382 Thüngen, Ufr. 31, 57, 66, 85 Anm., 87, 92, 95, 100f, 104, 117, 120f, 131, 139f, 146, 154 Anm., 175, 185, 189f, 192, 205, 207, 210f, 231, 241f, 250, 254, 264, 273, 281, 302, 405 Thüngersheim, Ufr. 131, 417 Thüringer Wald 13 Anm., 194, 204, 267, 319, 337 Thulba, Ufr. 223, 396 Thundorf, Ufr. 112, 396 Thures, Österr. 204 Anm. Tiefenbach b. Oberstdorf, Schw. 129, 393 Tiefenellern, Ofr. 327, 377 Tiefenstürmig, Ofr. 379 Tirschenreuth, Opf. 385 Titting, Obb. 374 Todtenschläule, Schw. 386 Töging, Opf. 383 Torgelow, Meck.-Vorp. 328, 427 Tragelhöchstädt, Mfr. 247, 369 Trappstadt, Ufr. 132 Traustadt, Ufr. 171, 262 Trautskirchen, Mfr. 45, 369 Trebgast, Ofr. 380 Trendel, Mfr. 279 Anm. Trennfeld, Ufr. 57, 84, 89, 127, 176, 189, 206, 334f, 405 Treuchtlingen, Mfr. 221, 372 Treunitz, Ofr. 22, 376 Triefenstein, Ufr. 71, 89 Anm., 335, 405 Trier, Rheinl.-Pfalz 428 Triftbach, Schweiz 129 Trunstadt, Ofr. 378 Trusetal, Thüringen 431
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Ortsverzeichnis Tückelhausen, Ufr. 18, 199, 415 Übersaxen, Österr. 44 Üchtelhausen, Ufr. 410 Uehlfeld, Mfr. 216, 247, 369 Uengershausen, Ufr. 76, 199, 294, 416 Uettingen, Ufr. 57, 63–65, 69f, 88, 98, 103, 114, 186–189, 192, 206f, 219, 231f, 271, 273f, 293, 417 Uetzing, Ofr. 382 Uffenheim, Mfr. 310, 369 Uissigheim, Bad.-Wü. 84, 183, 267, 270, 274, 277, 294, 308, 310–312, 316, 330, 421 Ukraine 88, 254, 261 Ullstadt, Mfr. 137, 195, 216, 369 Ulm, Bad.-Wü. 229 Ungerhausen, Ufr. 394 Unteraltenbuch (Altenbuch), Ufr. 228, 300, 406 Unteraltertheim, Ufr. 47, 57f, 63, 67, 69, 81, 88 Anm., 92, 96, 100f, 106f, 113f, 139f, 144, 146, 155, 165, 168, 178f, 182f, 231, 246, 260, 271, 352, 412 Unterbalbach, Bad.-Wü. 235, 296 Unterdallersbach, Mfr. 332, 365 Untererthal, Ufr. 37, 396 Untereschenbach, Mfr. 133 Anm., 366 Unterfinningen, Schw. 387 Untergeiersnest, Ufr. 324, 396 Untergrombach, Bad.-Wü. 158 Unter-Hambach, Hessen 334, 428 Unterhohenried, Ufr. 397 Unterknöringen, Schw. 199, 391 Unterleinach, Ufr. 63, 85 Anm., 91, 97, 103, 117, 231 Untermagerbein, Schw. 203f, 221, 389 Untermainbach, Mfr. 153 Untermantel, Opf. 250, 384 Untermerzbach, Ufr. 223, 398 Unternesselbach, Mfr. 34, 368 Unterroth, Schw. 292 Untersachsen, Mfr. 367 Unterschlauersbach, Mfr. 366 Unterschneidheim, Bad.-Wü. 422 Untersteinbach ob Gmünd, Mfr. 133, 379 Unterstrahlbach, Mfr. 368 Unterurbach, Bad.-Wü. 422 Unterweid, Thüringen 431 Unterwestern, Ufr. 262, 395 Unterwittbach, Ufr. 404 Unterwössen, Obb. 376 Unterzell, Ufr. 83, 96f, 120, 130 Anm., 190 Urbach, Bad.-Wü. 422 Urphar, Bad.-Wü. 206
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Ursberg, Schw. 329, 392 Ursheim, Mfr. 172, 372 Urspringen (Lkr. Main-Spessart), Ufr. 55, 58, 61–63, 65f, 73f, 85 Anm., 86, 88, 95, 100f, 103f, 109, 111, 116, 118–120, 124f, 131, 140–142, 156, 162 Anm., 166f, 170, 179f, 185, 189, 205, 211, 219, 223f, 230f, 247, 250, 256, 260, 271, 279 Anm., 288, 334, 340, 342, 405f Urspringen (Lkr. Rhön-Grabfeld), Ufr. 225, 235, 408 Ustersbach, Schw. 165f, 216 Uttenhofen, Mfr. 369 Vacha, Thüringen 431 Veitshöchheim, Ufr. 75f, 117, 121, 139 Anm., 171, 190, 256 Anm., 417 Velden (Herrieden), Mfr. 197 Vestenbergsgreuth, Mfr. 247 Viereth-Trunstadt, Ofr. 378 Vilgertshofen, Obb. 375 Villenbach, Schw. 387 Villmar a.d. Lahn, Hessen 426 Vledderen, Niederlande 353 Anm. Voccawind, Ufr. 134 Anm., 398 Völkersleier, Ufr. 16, 396 Völksen, Niedersachsen 318 Anm. Voggendorf, Mfr. 20, 197, 364 Vohenstrauß, Opf. 384 Voitenthann, Opf. 385 Voitmannsdorf, Ofr. 217, 376 Volkach, Ufr. 399f Vorarlberg 124, 297 Vorderbreitenthann, Mfr. 332 Vorderried, Schw. 136, 387 Waffenmühle, Mfr. 318 Waghäusel, Bad.-Wü. 419 Wagnersmühle, Mfr. 370 Waidhofen a.d. Thaya, Österr. 204 Waigolshausen, Ufr. 199, 248, 410 Waischenfeld, Ofr. 379 Waldbüttelbrunn, Ufr. 69f, 93, 417 Walddachsbach, Mfr. 246, 367 Waldtann, Bad.-Wü. 159, 236, 332, 422 Waldthurn, Opf. 223, 384 Wallau (Hofheim a. Taunus), Hessen 305 Walldorf, Bad.-Wü. 420 Walldürn, Bad.-Wü. 311 Wallenhausen, Schw. 221, 393 Wallerstein, Schw. 137, 144, 156, 196, 258 Anm., 262, 296 Anm., 390 Wallhausen (Helme), Sachsen-Anh. 430 Walsdorf, Ofr. 225 Waltenhofen, Schw. 40, 393
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Ortsverzeichnis
Waltershausen, Ufr. 132 Wandsbek, Hamburg 148 Wangen (Öhningen), Bad.-Wü. 297 Wartmannsroth, Ufr. 396 Wasserlosen, Ufr. 196 Anm., 226, 410 Wassermungenau, Mfr. 133, 222, 370 Wassertrüdingen, Mfr. 365 Wasserzell, Mfr. 371 Wattendorf, Ofr. 202, 217, 300, 378 Wegscheid (Berching), Opf. 215 Wehrda (Haunetal), Hessen 167 Weiden, Ofr. 217, 382 Weikersgrüben, Ufr. 302 Weikersheim, Bad.-Wü. 296, 309 Weilersbach, Ofr. 216 Weimar, Thüringen 34 Weimarschmieden, Ufr. 134f, 236, 407 Weimersheim, Mfr. 108f, 372 Weingarten (Pfalz), Rheinl.-Pfalz 40, 428 Weinzierlein, Mfr. 220, 367 Weipoltshausen, Ufr. 410 Weisendorf, Mfr. 233, 366 Weismain, Ofr. 198, 217, 226, 382 Weißenbrunn, Mfr. 369 Weißenburg, Mfr. 108, 274, 372 Weißenhorn, Schw. 393 Weißenturm, Rheinl.-Pfalz 429 Wengen (Lkr. Dillingen/Donau), Schw. 219 Wenkheim, Bad.-Wü. 58, 65, 67f, 70f, 86, 88, 95, 100f, 106f, 113f, 124, 127, 139f, 142, 144–146, 149, 155, 157, 160, 164f, 168, 188f, 192, 205, 211, 231, 239, 257, 270, 273f, 288, 301, 421f Wennigsen (Deister), Niedersachsen 427 Werbach, Bad.-Wü. 114 Anm., 130, 188, 267, 270, 273f, 421f Werbachhausen, Bad.-Wü. 87, 107 Anm., 188 Wermerichshausen, Ufr. 195, 396 Werneck, Ufr. 248, 410 Wernesgrün, Sachsen 337, 429 Wernfeld, Ufr. 98, 110 Anm. Wertheim, Bad.-Wü. 156, 178, 185f, 189, 207, 214, 260, 266f, 269f, 273, 279f, 284f, 288, 334, 422 Wertingen, Schw. 135 Anm., 262, 387f Westerngrund, Ufr. 261, 295, 395 Westernhausen, Bad.-Wü. 299, 421 Westheim, Ufr. 161, 171, 262 Wettenhausen, Schw. 199, 312, 391f Wetzles, Österr. 204 Anm. Weyersfeld, Ufr. 75, 214, 404 Wien, Österr. 147 Anm., 254, 255 Anm., 268 Wiesbaden, Hessen 304
Wiesenfeld, Ufr. 60–62, 66 Anm., 86f, 88 Anm., 95, 96 Anm., 100f, 104, 116f, 130, 162 Anm., 177, 184–186, 206f, 211, 213, 219, 230f, 256, 264, 271, 347 Wiesent, Opf. 105, 384 Wiesentfels, Ofr. 217, 220, 378 Wiesentheid, Ufr. 288 Wiesethbruck, Mfr. 197, 364 Wiesloch-Baiertal, Bad.-Wü. 68, 172f, 420 Wiesthal, Ufr. 406 Wilburgstetten, Mfr. 197, 366 Wildberg, Bad.-Wü. 418 Wilhermsdorf, Mfr. 367 Willanzheim, Ufr. 199, 312, 400 Willsbach, Bad.-Wü. 323, 420 Windecken, Hessen 236f, 243, 425 Windsbach, Mfr. 133f, 144, 158, 203, 288, 328, 366 Winkelhaid, Mfr. 249 Winterhausen, Ufr. 196, 199, 417 Winterleite (Kronach), Ofr. 313 Anm. Wintersdorf, Mfr. 220, 367 Wintzenheim, Elsass 145 Anm., 146, 150 Anm. Wirsberg, Ofr. 201, 318, 380 Wissing, Opf. 215 Wittelshofen, Mfr. 197, 228, 366 Wittighausen, Bad.-Wü. 422 Wocknin, s. Okunino Wölfersheim, Hessen 425 Wöllmetzhofen, Mfr. 219 Wörth, Opf. 106 Wörth a. Main, Ufr. 118, 121, 237 Wohnbach, Hessen 324, 425 Wohnsig, Ofr. 217, 382 Wolfenstall (abgeg. Burg b. Osterberg), Schw. 292 Wolframs-Eschenbach, Mfr. 249 Wollin, Meck.-Vorp. 427 Wolkshausen, Ufr. 199, 220, 413 Wonsees, Ofr. 217, 335, 381 Worms, Rheinl.-Pfalz 148, 162 Wornfeld, Schw. 105, 388 Württemberg 145, 151, 155 Anm., 194, 260 Würzburg, Ufr. 32 Anm., 37, 41, 76, 83–86, 88, 95f, 101, 117, 120, 131, 175, 183–187, 213, 231–233, 238, 247, 255, 257, 260, 264, 267–270, 273, 275–277, 279f, 283f, 287, 289, 292, 305–307, 309f, 316, 323, 400f Wüstenfelden, Ufr. 330, 398 Wüstensachsen, Hessen 244f
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Ortsverzeichnis Wüstenzell, Ufr. 58, 71f, 89, 176, 231, 271, 301f, 334, 414 Wunsiedel, Ofr. 382 Wutike, Brandenbg. 328, 424 Wutitz, Brandenbg. 328, 424 Zapfendorf, Ofr. 378 Zeckendorf, Ofr. 133, 171, 192 Anm., 213, 217, 257, 259 Anm., 287 Anm., 301 Anm., 307, 377 Zeil a. Main, Ufr. 216, 398 Zeilitzheim, Ufr. 16, 199, 409 Zeisenbronn, Mfr. 368 Zeitlarn, Opf. 384 Zeitlofs, Ufr. 151f Zell a. Main, Ufr. 96f, 117, 120, 130, 186, 417
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Zellingen, Ufr. 92, 98, 117, 120f, 177, 189, 206, 231 Zeltingen-Rachtig, Rheinl.-Pfalz 146, 149, 228 Zemmin, i.e. Ciemino, Polen 35 Zimmern (Grünsfeld), Bad.-Wü. 89, 98, 127, 231, 421 Zipplingen, Bad.-Wü. 422 Zirndorf, Mfr. 220, 367 Zöbingen, Bad.-Wü. 422 Zöschingen, Schw. 388 Zürich, Schweiz 137 Zusamaltheim, Schw. 136, 299, 388 Zweibrücken, Rheinl.-Pfalz 281, 289, 428f Zwingenberg, Hessen 424
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Jüdische Religion, Geschichte und Kultur (JRGK) Band 1: Joachim Schlör
Band 6: Mirjam Triendl-Zadoff
Das Ich der Stadt
Nächstes Jahr in Marienbad
Debatten über Judentum und Urbanität, 1822–1938
Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne
2005. 512 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-56990-0
2007. 246 Seiten mit 8 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-56995-5
Band 7: Annkatrin Dahm Band 2: Andrea Schatz
Sprache in der Zerstreuung Die Säkularisierung des Hebräischen im 18. Jahrhundert 2009. 304 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-56991-7
Der Topos der Juden Studien zur Geschichte des Antisemitismus im deutschsprachigen Musikschrifttum 2007. 388 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-56996-2
Band 9: Tamar Lewinsky Band 3: Michael Brenner / Gideon Reuveni (Hg.)
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Displaced Poets Jiddische Schriftsteller im Nachkriegsdeutschland, 1945-1951
Juden und Sport in Europa
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Band 10: Sylvie Anne Goldberg
Band 4: Israel Yuval
Zwei Völker in deinem Leib Gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen in Spätantike und Mittelalter
Zeit und Zeitlichkeit im Judentum Aus dem Französischen von M. Mühlenberg. 2009. XVI, 630 Seiten mit 14 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-54000-8
Aus dem Hebräischen von Dafna Mach2007. 304 Seiten mit 6 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-56993-1
Band 11: Rebekka Voß
Band 5: Marcus Pyka
Jüdischer Messianismus und christliche Apokalyptik im Deutschland der Reformationszeit
Jüdische Identität bei Heinrich Graetz 2008. 333 Seiten, gebunden ISBN 978-3-525-56994-8
Ideentransfer und Realpolitik
2009. Ca. 350 Seiten mit ca. 20 Abb., gebunden ISBN 978-3-525-56900-9
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