Mitteilungen aus der Geschichte Rüdersdorfs und der benachbarten Ortschaften

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1024068614 .

Mittheilungen

aus der

Gelchichte

Rüdersdorf's

und

der benachbarten Ortschaften.

Bum Besten des Marien-Rettungshaufes in Rüdersdorf zusammengestellt

bon

C. Seydel.

Rüdersdorf, 1870.

Im Selbstverlage des Marienhauses.

Drud von B, Sternbed in Straußberg. MU H SE IS UM IT R B

Vorwort.

r wohlthätige Zweck, zu welchem der Reinertrag dieſes vorDeDer liegenden Schriftchens bestimmt ist, läßt mich hoffen,

daß

meine

Arbeit sich einer möglichst nachsichtigen Beurtheilung von Seiten aller geneigten Leser zu erfreuen habe. Kalkberge - Rüdersdorf, im Juni 1870 .

C. G.

1*

Einleitung.

golfer verrauschen, Namen dertlingen, Sintre Breitet Bergeffenbeit ble dunkelnachtenben Schwingen Ueber ganzen Geschlechtern aus. Schiller.

en südöstlichsten Theil des Niederbarnimer Kreiſes bildet eine etwa 4 Quadrat-Meilen große Landschaft, welche begrenzt wird im Norden durch das Gebiet der zum Oberbarnimer Kreise gehörenden Stadt Straußberg, im Osten durch das Rothe Luch und die Löcknig vom Kreise Lebus, im Süden durch die Spree von den beiden Kreisen Beeskow- Storkow und Teltow, während im Westen durch vier langgestreckte , untereinander und mit der Spree in Verbindung stehende Seen -- Stienig., eine natürliche Scheidelinie Kalk , Flaken- und Dämerit-See vom übrigen Niederbarnim gebildet wird. In diesem von der Natur zu einem ziemlich regelmäßigen länglichen Viereck gestalteten Gebiete gruppiren sich um die Dorfschaft Rüdersdorf (mit Colonie 2030 Einwohner) und die Gemeinde Kalkberge. Rüdersdorf (Alte-Grund und Hinterberge mit den Nachbarcolonieen Bergbrück und Schulzenshöhe - 2200 Eimv.) die Dörfer : Herzfelde (1200 Einw.), Hennickendorf (500 Einw. ), Rehfelde (460 Einw.), Werder (360 Einw. ), Zinndorf (410 Einw.), Lichtenow (390 Einw. ), Kagel (610 Einw.), Kienbaum (210 Einw.), sowie die Anfied. Hortwinkel

lungen im Rüdersdorfer Heidediſtrict : Alt- und Neu-Buchhorst, Fangschleiße, Grünheide, Alt- und Neu-Mönchwinkel, Storkomfort, Kleinwall, Freienbrink, Erkner u. f. w. -

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In den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bot diese unsere Heimath bei weitem nicht den freundlichen Eindruck dar, der jezt an ihr gerühmt wird .

Es war eine wilde Urgegend,

wie die Hand der Natur sie gebildet hatte ; Wald und See, Sumpf und Röhricht folgten in steter Abwechslung aufeinander, Nichts, was an die Thätigkeit der Hacke und des Pfluges erinnert, nicht Stadt, nicht Dorf, nicht Weg, nicht Steg, keine andere Fahrstraße, als die Wasser der Spree und der Seen, die ihr verwirrendes Nez durch die weiten Waldreviere zogen. Kein Dach blitte durch die Zweige, kein Hüttenrauch stieg in die Höhe auf, keine Heerde weidete an den Sumpfufern. Unter allerhand Wild hausten Wölfe, Bären und wie die häufig gefundenen Geweihe und Hörner bezeugen- Elennthiere und Auerochſen in den fast undurchdring. lichen Wäldern.

In den Niederungen dehnten sich Sümpfe und

Moräfte auf lange Strecken aus, mit trügerischer Rasendecke bekleidet, die erst allmählig zu festem Torflager sich verdichtete. Zahlreiche Seen, groß und klein, durch breite Gürtel von schlankem Schilf und Rohr, von breitblätterigen Teich. und Seerosen eingerahmt, lagen dazwischen verbreitet. Eine eigene Welt von Sumpf- und Wasserthieren der verschiedensten Art lebte in solchem „ Luche “ . Die Gewässer wimmelten im strengsten Sinne des Wortes von Fischen, die natürlich wieder sehr vielen anderen Geschöpfen eine anziehende Lockspeise waren. Schwärme von wilden Enten, Gänsen, ſogar Schwänen bedeckten die See'n ; Kraniche, Störche und Kiebige, Schnepfen, Ortolane und andere, zum Theil selten gewordene Vögel belebten die Landschaft und nisteten in den unzugänglichen Brüchern. Die früheste Geschichte unserer Landschaft ist in undurchdring. liches Dunkel gehüllt, so zwar, daß nicht einmal mit völliger Sicher heit festgestellt werden kann, ob die Semnonen , um die Zeit Christi Geburt die Bewohner der jezigen Mark Brandenburg, auch in unserer Gegend seßhaft gewesen sind. Während der großen Völkerwanderung zogen, wie bekannt, mit den anderen, im nörd. lichen Deutschland wohnhaften deutschen Volksstämmen, auch die Semnonen nach dem Süden,

und in die leergewordenen Länder

bis zur Elbe ergossen sich andere Völker, nicht deutscher, sondern wendiſcher (ſlawischer) Nation . Das Land an der Spree besezte das Wendenvolk der Wilzen (Weleten , später auch Lutizier

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geheißen) und nannte den Barnim zusammen mit dem Lande So wenig Teltow : den Gau Zpriawana , Spree - Gau. nämlich unser jeßiger Geschmack an dieser rauhen Wildniß mit ihrem naßkalten Klima Gefallen gefunden hätte,

den wendischen

Einwanderern erschien sie gerade verlockend, ihre Wohnftätten da selbst aufzuschlagen, denn Jagd, vor allem aber das bequeme Fischen im See und Fluß war ihre Lieblingsbeschäftigung . Auch bei Errichtung von Gebäuden gab der Wende seine Vorliebe für das Wasser kund : entweder in den See hinein, oder wenigstens in unmittelbarer Nähe deffelben zimmerte er aus Holzblöcken seine Fischerhütte, Keiza genannt (woraus später " Riez " , z . B. Woltersdorfer Kiez, entstanden ist), und baute seine Lehmkohte, die, häufig mit hohem Walle von Kuhdünger umgeben, jedem Bedürfniß gegen Sturm und Regen genügte. Nur die Begräbnißstätten wurden von den Wenden auf höher gelegenen Punkten in trockenem, sandigen Boden angelegt. An verschiedenen Orten, z . B. am sogenannten Moosbruche zwischen Tasdorf und Hennickendorf, bei Kagel und zwischen Werder und Zinndorf sind solche wendische Grabstätten aufgefunden worden, welche Todtenurnen mit den zu Asche verbrannten Gebeinen, oftmals auch kleine Geräthe und Schmucksachen des Verstorbenen, wie Hämmer und Beile von Stein, Armspangen aus Broncemetall u. s. w. enthalten. Fast zwei Jahrhunderte schon hatten die Wenden ruhig und herrschend in der Mark gewohnt, da griff der berühmte Franken. könig Carl der Große, nachdem er die ihnen westlich der Elbe benachbarten Nieder Sachsen unterworfen hatte,

789 auch die

Wilzen an, besiegte fie in großen Schlachten und durchzog verHeerend ihr Land. Carl's Zug mit dem Hauptheere ging, einer alten Sage nach, von Magdeburg aus durch die uns nahe Gegend des heutigen Fürstenwalde nach der Oder. Dem Eroberungsrecht zufolge waren nun die Wilzen den deutschen Siegern tributpflichtig, aber die neue Herrschaft ward von ihnen so wenig anerkannt, daß wiederholt starke Feldzüge gegen sie nöthig wurden.

Im Jahre

927 seßte Heinrich der Vogler das Werk Carl's des Großen gegen die abgefallenen Wilzen fort, indem er auf dem Wintereise die feſte Wenden auptstadt Brandenburg eroberte.

Nach neuen siegreichen

Kämpfen suchte Heinrich's Nachfolger, Otto der Große,

mit uner-

müdlichem Eifer das Christenthum unter ihnen zu verbreiten.

Er

gründete 949 das Bisthum Brandenburg, zu welchem er im Stif tungsbrief auch den Gau 3priawana legte. Im Jahre 965 aber schenkte er die Honigzehnten des „ Gaues Spreuuae , auf beiden Seiten des Flusses gelegen , welcher Spreuua heißt, " dem kurz zuvor errichteten Erzbisthum Magdeburg . die neue Lehre vom

Doch vermochte

gekreuzigten Heiland nur äußerst schwierig

unter dem fortwährend aufsässigen Wilzenvolke Eingang zu finden. ` Die Art der Einführung des Christenthums durch Waffengewalt, die Behandlung der Bewohner mit grausamer Härte, der Druck des Tributs an den König und die Last des Zehnten an die Bischöfe,. Alles dies, wodurch sie gezwungen werden sollten, ihren geliebten heimischen Göttern zu entsagen, mußte einen tief begründeten Haß gegen die Deutschen erzeugen und konnte unmöglich einen Zustand sichern, welcher nur durch das Schwert gegründet, walt behauptet wurde. Erst allmählig, in der des 12. Jahrhunderts begann das Christenthum unter den Bewohnern unserer Gegend zu schlagen,

nur durch Ge zweiten Hälfte. festere Wurzeln als ihr eigener

Herrscher, der tapfere Fürst Jazko von Köpenik 1157 ſich taufen ließ, nachdem er vom Markgrafen Albrecht dem Bären bei Branden. burg geschlagen und auf der Flucht beim jeßigen Schildhorn aus den Wellen der Havel von dem angerufenen Christengott wunder. bar errettet worden war. Nach der Wiedereroberung der festen Stadt Brandenburg durch Albrecht dem Bären, welche sich an die Flucht und Niederlage Jazko's anschloß, drohte in dieſem thatkräftigen Herrscher des aufblühenden Markgrafenthums Brandenburg auch unsern Wilzen oder Lutiziern an der Spree ein gefährlicher Nachbar zu erſtehen ; doch nahmen die vielen anderweitigen Kämpfe, welche Albrecht beginnen mußte feine Kraft und Thätigkeit völlig in Anspruch und zogen ihn von kriegerischen Unternehmungen im Barnim ab,

obwohl

er ernstlich

bemüht war, festen Fuß an der Spree zu faffen, um diesen Fluß zu beherrschen und weitere Erwerbungen im Osten seines Reiches vorzubereiten. Auch unter der Regierung der Nachfolger Albrecht's des Bären, Otto I. , Otto II. und Albrecht II. blieb das Land Niederbarnim noch unter wendischer Herrschaft; dagegen war von dem ganzen

bewaldeten, zwischen Havel und Oder belegenen Oberbarnim durch Albrecht II. Besiß ergriffen worden und dadurch der Niederbarnim, welcher mittlerweile unter die Herrschaft wendischer PomeranenHerzöge gekommen war, von deren Stammlande Pommern gänzlich getrennt.

Erst von den Söhnen Albrecht's II., den gemeinschaftlich

regierenden Markgrafen Johann I. und Otto III. (dem Frommen), wurde ums Jahr 1240 der übrig gebliebene Theil des Barnim (ebenso Teltow) für das brandenburgische Haus erworben. Es scheint hierbei weniger ein unglücklicher Ausgang der Waffen den damaligen Besizer, Pommernherzog Barnim, zur Entsagung seines Erbes veranlaßt zu haben, als allein die Gewandheit der markgräflichen Unterhändler, welche den Herzog zu überzeugen vermochten, daß sich die wendische Macht auf diesem äußersten Vorposten, ab. geriffen von dem Rumpfe der nördlichen und östlichen Slawenmasse, gegen den stürmischen Andrang der brandenburgischen Markgrafen nicht lange würde halten lassen und daß es rathſamer für ihn sei, sich gegen Empfangnahme einer Summe baaren Geldes deſſen zu entäußern, was ihm über kurz oder lang doch durch Waffengewalt würde entrissen werden. Urkunden über den stattgehabten Verkauf eristiren nicht mehr. Die einzigen Nachrichten, welche auf uns gekommen sind, bestehen in den Zeilen zweier Chronisten, von denen der eine, ein Abt von Zinna, schreibt : „,a Domino Bornen terras Bornowen et Teltone emerunt," während der Böhme Pulcawa sich äußert: ,,a Domino Barwin terras Barnowen et Telthawe et plures alias sunt adepti . " *) Um die Germanisirung der neuerworbenen Landstriche gaben sich die beiden Markgrafen große Mühe. Das geeignetste Mittel zu diesem Zwecke sahen Beide nach den Anschauungen der damaligen Zeit darin, daß ſie 1250 das Kloſter Zinna bei Jüterbog , welches sich wahrscheinlich um Ueberlassung eines noch uncultivirten

*) ,,Sie haben die Länder Barnim und Teltow von dem Herrn B. gekauft."

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Landstrichs beworben hatte, mit der ganzen, oben (S. 5) beschriebenen Strecke Landes belehnten, und ferner, indem sie 1254 das Domicaner-Kloster in Straußberg gründeten. *)

*) Ueber die Beweggründe zu diesen geistlichen Stiftungen äußert fich Fischbach (Beschreibung der Mark Brandenburg) folgenderWir sind weit entfernt, behaupten zu wollen, daß die vielen weise: Stiftungen von Klöstern, die gedachtem Markgrafen Otto und seinem Bruder Johann zugeschrieben werden, lediglich ein Beweis ihrer Bigotterie feyn, da vielmehr aus der Landesgeschichte, deren damals ganz richtige politische Absicht mit in die Sinne leuchtet, durch die Klöster und Mönche das wüste Land urbar, cultivirt und bevölkert zu machen, wie solches auf diese Art wirklich geschehen ist, indem durch dergleichen geistliche Stiftungen viele Leute mit in's Land gezogen wurden , die also den Anbau beförderten. Der h . Bonifazius und die ersten angelegten Stifte und Klöster haben an der ersten Cultur von Deutschland, sewehl an Ackerbau als an den Sitten, so großen, so ansehnlichen Antheil, den nur die Wenigsten kennen. Die Klöster und Mönche waren damals so unnütz nicht, wie man sie jeho aus anderen Absichten ansieht und wie sie nun wirklich geworden sind."

I.

Die Ciſterzienſer_in_Kagel.*)

3hr kimei nicht mit dem Schwert in eurer hand, in cucer and binigen das Gvangelium des Ariedens und ein heila Kreuz, mit ihm die Baugschaar war es, die die Welt bezwang. Herber In das „nyge Land in der Mark" - wie unsere Gegend in alten Klosterschriften häufig genannt wird- schickte das Kloster Zinna bald nach der 1250 erfolgten Belehnung eine Anzahl Mönche, die in dem schon vorhandenen wendischen Dorfe Cogel, jezt Kagel, ein sogenanntes Feldkloster errichteten und von da aus alsbald ihre fruchtbringende Thätigkeit entwickelten . Unbeirrt durch die predigenden , alle weltliche Arbeit aber scheuenden Bettelmönche aus dem Dominicanerkloster Straußberg , welche die Seelsorge in der ganzen Umgegend übernommen hatten, bewiesen die Zinnaer Cisterzienser Mönche, die ihrer Ordensregel zufolge mehr Landbau und Handwerk, als Andacht und fromme Gebete trieben und deren Bestim mung überhaupt mehr ein thätiges und mustergebendes ,

als ein

*) Ueber die Zeit der Gründung des Klosters Kagel sind früher die abweichendsten Meinungen in Umlauf gewesen. Man hat nämlich behauptet, daß nicht das Kloster Kagel mit Mönchen aus dem Kloster Zinna, sondern umgekehrt, daß Erzbischof Wichmann bei seiner Gründung des Klosters Zinna 1171 dasselbe mit Mönchen aus dem Kloster Kagel besetzt habe, wobei von Einigen sogar hinzugesetzt wird, das Nageler Kloster sei das allererste in der Mark nud sei eine Stif tung des Fürsten Jazko von Köpenik kurz nach seiner 1157 erfolgten Befehrung zum Christenthum. (Berghaus .) Die Veranlassung zu diesen Behauptungen findet sich in den vielfach unzuverlässigen Aufzeichnungen eines Pastors zu Luckenwalde, Fridericus Dionysius, vom Jahre 1575, welche der ehemalige Diaconus in Jüterbog, Eccardt 1734 unter dem Namen „,Annales" herausgegeben hat. Die betreffende Stelle lautet: " Anno 1171 stiftete Erzbischoff Wichmanus das Kloster Zinna und besetzte es mit Cisterzienser-Mönchen, welche Benedicti Regel folgten und aus dem Feldkloster bei Straußberg ihren Ursprung haben sollen." - In einer andern Nachricht des Pred. Kost zu Zinna

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Christenthum in Wort und Lehre war, wieviel die Theilnahme an den nächſtliegenden Verhältnissen des Lebens Segensreiches herbeiführen kann. In kurzer Zeit hatten sie sich der Sitte und Lebensweise ihrer wendischen Nachbarn angepaßt und belehrten sie in der geeignetsten und unmittelbarsten Weise durch ihre rastlose Thätigkeit. Nicht nur auf ihre Kosten und unter ihrer Leitung, sondern, wie die Klostersage will, sogar mit eigenen Händen, wur den von den Mönchen Ortschaften gebaut, Wälder gerodet und fumpfige Niederungen ausgetrocknet, welche sie dann, in ertragreichen Boden verwandelt, an Bauern verpachteten. Was sie thaten, wurde Beispiel, es weckte Nacheiferung und wurde, wie ihnen selbst zum Nugen, so dem ganzen Landestheile zum Segen. Wo zwiſchen Moor und See'n, in den Sumpfgründen wendische Fischerhütten gestanden hatten, da bildeten sich neue umfriedete Dörfer mit ein getheilter Feldmark.

Neben den schon vorhandenen Dörfern Kagel

und Lichtenow erhoben sich in verhältnißmäßig kurzer Zeit acht neue Ortschaften, nämlich : Rudersdorf*), Altena oder Altenowe** ), Herzfelde, Rehfelde, Zinndorf, Werder, Kienbaum, Hennickendorf. v. 3. 1784, welche von der Hagen zu seiner Beschreibung der Kalkbrüche bei Nüdersdorf 1785 benutzt hat, heißt es : die Mönche des Feldklosters bei Rüdersdorf berief man, das neue Kloster Zinna zu besehen und die Religion zu befördern . Die gute Versorgung in der neuen Kloster-Abtey machte sie dazu ganz willig, sie verpachteten ihre alte Wirthschaft, um bei Einrichtung deste geschäftiger zu sein." Alle diese Angaben stehen aber mit den neueren Forschungen dergestalt im Widerspruch, daß sie gänzlich zu verwerfen sind. (Fidicin. ) Offenbar sind die älteren Geschichtsschreiber irre geleitet worden durch eine Bemerkung des Ziumaer Erbregisters v. 3. 1471 beim Dorfe Kagel: Lenze Hoppe giebt uns (den Mönchen) 12 Gr. von einem Acker, da weyland unsere Wonung gewesen." Unter diesem .,wehland" ist aber sicher nicht eine Zeit vor 1171 , sondern nach 1250 zu verstehen. Ohne Zweifel ist Kloster Zinua, wie das 1180 gegründete Kloster Lehnin mit Cisterziensern aus dem jenseits der Elbe gelegenen, 1140 gestifteten Kloster Sittichenbach besetzt worden. “ *) Bis zum 30jährigen Kriege blieb „ Ruderstorp“ der gebräuchliche Name für das jezige " Rüdersdorf" . Wie Hennickendorf von Henning, Eggersdorf von Eckard, Fredersdorf von Friedrich, Bollensdorf von Boldewin, so scheint Rudersdorf von Rudolf hergeleitet zu fein. Auch kommt in einer Urkunde Kurf. Joachims von 1487 der Name Rudolfsdorf bei Woltersdorf vor, womit nur unser heutiges Rüdersdorf gemeint ſein kann .

**)

Altena = allzunahe (der Rüdersdorfer Feldmark).

13 Demnach war das Dorf Kagel, oder vielmehr sein kleines Kloster, welches nun längst durch den Zahn der Zeit, noch mehr aber durch die Selbstsucht der nachkommenden Geschlechter zerstört und jest kaum in seinen Ruinen mehr aufzufinden ist, der ursprüngliche Mittelpunkt unserer ganzen Gegend. Zwar hat es keine glänzende Geschichte, wie andere alte berühmte Klöster, sein Beſtehen war dazu ein zu kurzes. Was dort Sage und Dichtung verherrlichte, hat hier Undank und Vergessenheit herabgedrückt, und doch verdienen diese Kageler Mönche in der groben, schwarz und weißen Tracht mit ihren von harter Arbeit und den Unbilden des Wetters gebräunten Gesichtern, mögen sie immerhin die Hacke besser geführt, als das Brevier gelesen haben, sie verdienen es, daß unser Blick dankbar in die Vergangenheit zurückschweift, wo ihre unermüdliche Thätigkeit und hohe Einsicht für die nachkommenden Geschlechter Saatfelder schuf. Sicher hätte sich das Kloster Kagel zu größerem Umfange entwickelt und zu größerer Berühmtheit emporschwungen, wenn nicht ein gewichtiger Umstand die Mönche veranlaßt hätte, ihre bisherige Wohnung in Kagel*) aufzugeben und sich, kaum eine Meile weiter, eine neue Heimathsstätte zu gründen.

*) Das Kloster in Kagel scheint nach wendischer Sitte in den See hineingebaut gewesen zu sein, wenigstens nimmt man allgemein an, daß die noch heutigen Tages im See aufzufindenden, festgeranmten mächtigen Eichenstämme das Pfahlwerk sind, worauf das Kloster gestanden. -- Die vor wenigen Jahren niedergerissene alte Kirche in Kagel hat keine weiteren Aufschlüsse über tie frühere Geſchichte des Ortes gegeben, nur die Kirchenglocke, Anna Susanna genannt, ist von einigem Intereffe. Sie trägt die Jahreszahl 1509, ein Brustbild in Bischofstracht mit Krummstab und neben anderen wappenartigen Zeichen eine Inschrift, von der mit Sicherheit nur die Worte Jesu crist, deus cum pace (oder voce ) zu entziffern sind.

II.

Das Kalkgebirge und die Kloster-Vogtei zu Ruderstorp (Rüdersdorf) .

Binft daß sich wirbauen, mit hinein In dasdu,Haus Las Laf eswirdirdichgefallen, behauen.Stein, Rudert ls die Markgrafen von Brandenburg dem Kloster Zinna den Grundbesig in dem „ neuen Lande “ überwiesen, hatten sie wohl schwerlich genaue Kenntniß von dem Werthe des Geschenkes. Auch die Beschenkten ahnten Anfangs sicher noch nicht die Fürstlichkeit dieſer Gnadengabe. Erst mit der Zeit wurde ihnen offenbar, daß in dem Lande ein Schat verborgen sei, den zu heben sich der Mühe wohl verlohne. Aergerlich beklagte sich bei ihnen der aus Rüdersdorf , Bauer daß auf seiner nördlichen Feldmark und in der Bauernheide " ein Gestein zu Tage trete, welches der Pflugschaar unüberwindliche Hindernisse entgegenseße. Der Bauer fühlte sich beeinträchtigt in der Ausbeute seiner Pachthufen: denn wozu war seiner Meinung nach der dumme Kalkstein wohl zu verwerthen? Holz und Lehm war ja aller Orten im Ueberfluß vorhanden,

und das war doch zu Bauten ein viel be

quemeres Material, als der Stein, den man mühsam erst brechen und meilenweit fahren mußte ! - Doch die klugen Cister zienser dachten anders über den verachteten Kalkstein ; sie sorgten bald dafür, daß das in einer Mächtigkeit von einer halben Meile lagernde Kalksteinflöß die längste Zeit unter der schüßenden Erddecke unbenußt geruht hatte. An allen Ecken und Enden wurde unter ihrer Leitung an ihm gehackt und gegraben, um zu unter suchen, wo man seiner auf die bequemste Weise habhaft werden könnte. Die gebrochenen Kalksteine wurden dann meist schon an Ort und Stelle gebrannt, und fanden mehr Liebhaber und Ab-

15 nehmer,

als der Rüdersdorfer Bauer sich je hätte träumen laffen. Zwar behielt der Holzbau nach wie vor die Oberhand, aber man fing doch schon an, zu einzelnen Bauten, namentlich zu Kirchen, sich der überall verbreiteten Feldsteine aus dem harten, nordischen Granite zu bedienen. Die benachbarten Städte Berlin, Cölln an der Spree, Straußberg , Alt-Landsberg , Fürstenwalde u. f. w., umgürteten fich mit festen Steinmauern und überall kam dabei Mörtel aus Rüdersdorfer Kalk zur Anwendung . Der Kalkbruch. betrieb erforderte aber eine ſtete Beaufsichtigung, weshalb das Kloster Zinna zu Anfang des 14. Jahrhunderts beschloß, zum Wohnsige des über die Klostergüter im Barnim eingeseßten Beamten, des Vogtes , eine neue Wirthschaft in Nüdersdorf zu gründen, das Kloster in Kagel aber eingehen zu laſſen und als Bauergut zu verpachten. Der Vogt, in späterer Klosterzeit auch der „ Hauptmann" genannt, welchem unter dem Beistande des Klosterschreibers, der Schulzen und Schöppen aus allen Klosterdörfern die Ausübung der Rechtspflege*) oblag, hatte auch die Einziehung der Abgaben zu besorgen, sowie den Betrieb der Kalksteinbrüche zu überwachen. Zum Nießbrauche des Vogtes und der Mönche war dem Hofe**) ein Ackerbesit von 6 Hufen beigelegt worden und hatte auf diese Weise das Kloster Zinna unter Wahrung seiner eigenen Intereffen den Bedürfnissen seiner nächsten Angehörigen auf hinreichende Weise Rechnung getragen. Die Culturentwicklung unserer Heimath ſollte aber nicht immer in der ungestört ruhigen Weise vor sich gehen, wie bisher. Die Zustände im 14. Jahrhundert waren nicht danach angethan, durch Sicherheit und Frieden die Wohlhabenheit der Bewohner und die Veredlung ihrer Sitten zu befördern.

Werfen wir deshalb zum

Verständniß der damaligen Zeit einen Blick auf die Geschichte unſeres weiteren Vaterlandes, der Mark Brandenburg. *) Die hochnothpeinlichen Halsgerichte" fanden auf einer Anhöhe füblich von Rüdersdorf, dem Galgenberge, statt. **) Der ,,alte Hof" lag dicht neben der Kirche. 3. 3. 1611 gab ihn Kurf. Joh. Sigismund seinem Kammerdiener Anton Freitag unter dem Namen eines Freigutes zum Ruhefige. 3. 3. 1826 kaufte ihn die Stadt Berlin für 4025 Thlr., verkaufte ihn später aber an Ephraim Wolff, wonach der Name Judenhof" auffam.

III.

Fünfzig Leidensjahre der Mark.

Bor Pestilenz und Hungersnoth Bewahr uns, lieber perre Gott! m Jahre 1319 war Waldemar, der glorreiche Markgraf von Brandenburg, kinderlos gestorben ; sein Erbe war an seinen, Vetter Heinrich gefallen. Doch schon im nächsten Jahre, 1320, starb auch dieser, der Leßte aus dem Hause der Ascanier, und Brandenburg war ein Reichslehn geworden, welches der Kaiser Ludwig der Baier nach eingeholter Zustimmung der deutschen Fürsten beliebig vergeben konnte.

Doch folgte die Wiederbelehnung nicht

sogleich; drei unglücksvolle Jahre vergingen, ehe die Zukunft des Landes entschieden und der elfjährige Sohn des Kaisers, Ludwig der Aeltere, 1323 mit der Mark belehnt wurde. Unter den trost losesten Aussichten begann in unserem Vaterlande die Regierung der Baiern. Fortwährender Geldmangel veranlaßte fie, landesherrliche Rechte und Einnahmequellen, eine nach der anderen, an reiche Bürger und Edelleute zu verkaufen oder zu verpfänden. So wurde u. A. der Bede- Zins*) und der Wagendienst**) der Dörfer Rüdersdorf, Altena und Herzfelde an Einen von Kleppk verpfändet. In Zinndorf und Rehfelde hatte Bede und Wagendienſt Ritter Jan von Wulkow erworben. Die Bede von Lichtenow verschrieb Markgraf Ludwig 1351 den Nonnen im Kloster Spandau.

*) Eine Abgabe, welche die Markgrafen auch von den Klosterunterthanen erhoben gegen die Vergünstigung, zu keinem Feldzuge außerhalb der Grenzen des Vaterlandes verwandt zu werden. **) Die Verpflichtung der Unterthanen, den Landesherrn nebst seinem Gefolge auf seinen Reisen fortzuschaffen, sowie Kriegsfuhren und Vorspann aller Art zu leiſten.

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War dem Lande schon vor der Regierung der Baiern, in der dreijährigen Zwischenzeit,

viel Leid entstanden, so sollte dasselbe

unter den neuen Herrschern noch vermehrt werden. Heuschrecken-. züge hatten die Saaten verheert, in Folge deffen war eine Hungersnoth ausgebrochen. Diebstahl, Rohheit und Verwilderung griffen in schreckenerregender Weise um sich ; Achtung vor dem Geseze war verschwunden ; ein wildes Raub. und Fehdewesen entwickelte jich so ungestört, daß die märkischen Städte gezwungen waren, förmliche Schuß- und Trugbündnisse untereinander zu gegenseitigem Beistande zu schließen, während der Bewohner des platten Landes ohne jedweden Schuß alle Plackereien der unzähligen Wegelagerer und Buschklepper über sich ergehen lassen mußte. Somit war die Noth groß im Lande, sie steigerte sich, als das Auftreten des falschen Waldemar's neue Unruhe und neue Beängstigung der Gemüther hervorries, sie erreichte ihren Höhepunkt, als zur Theue rung, welche die Armen traf und zur Räuberei und Bedrückung , welche von den Reichen ausging, sich im Jahre 1348 eine Zuchtruthe Gottes gesellte, von der Arm und Reich, der Mächtige wie Genuesische der Schwache in gleicher Weise betroffen wurde. Kaufleute hatten aus Kleinasien eine unheilvolle, bis dahin unbe. kannte Seuche, die Pest, im Süden Europa's eingeschleppt und von dort aus verbreitete sie sich mit unglaublicher Schnelligkeit auch über unsere Heimath. Schrecken und Elend herrschte unter den Bewohnern, denn der ? schwarze Tod " hielt eine so reiche Ernte, daß einzelne unserer Dörfer die Hälfte ihrer Einwohner verloren, das benachbarte Eggersdorf aber so gut wie völlig ausstarb. Endlich nach unglaublichen Verwüstungen erlosch die Seuche und, wie ein alter Chronist erzählt : „die Welt hub an, wieder fröhlich zu sein, die Menschen machten neue Kleider und sangen neue Weisen. " Der Landmann ging wieder an die Bestellung seiner vernachlässigten Aecker, auch in Eggersdorf fanden sich neue Bewohner ein, doch, wie sehr dieſe ſich auch bemüht haben mochten, die Aecker wieder urbar zu machen, es scheint dies nur sehr lang. sam von Statten gegangen zu sein, denn 1451 ( also 100 Jahre später) lagen noch 24 Hufen wüste und 1624 waren 17 ehemalige Ackerhufen mit Strauchwerk und Bäumen bedeckt, welche bis auf den heutigen Tag Heide geblieben sind.

IV.

Kaiser Karl IV. und das „ Landbuch“.

Bon allen Seiten her fommt frohe Botschaft an: Beruhigt jel das Reich, une freudig zugethan. bthe. er legte Regent der Kurmark Brandenburg aus dem baierischen Hause, Kurfürst Otto, hatte 1373 an Kaiser Karl IV. im Lager zu Fürstenwalde auf seine Herrschaft Verzicht geleistet und die Regierung war auf das luxemburgisch-böhmische Fürstenhaus übergegangen. Karl IV. , das Oberhaupt dieses Hauſes, konnte als Kaiser nicht zugleich Kurfürst des römiſchen Reiches ſein und hatte deshalb die Mark für seinen ältesten, zwölfjährigen Sohn, den König Wenzlav von Böhmen, in Befig genommen, dem auch das Land huldigte. Indessen fand Kaiser Karl ohne Zweifel, daß der Arm eines Knaben nicht stark genug sei, die Zügel der Regierung in dem verwahrlosten Lande zu führen. Er nahm sich deshalb desselben kräftig an und führte die Regierung in der That, wenn auch sein Sohn dem Namen nach Regent war. Aus allen Kräften war er bemüht, Ordnung, Frieden und einen gesicherten Rechtsstand dem Lande zu verschaffen und dem übermüthigen Räubergesindel zu wehren . Die Verhältnisse gewannen dadurch eine neue und beſſere Geſtalt, und nach längerer Zeit war wieder die Rede von allgemeinen Maßregeln, bei welchen das Wohl des Landes, nicht blos das eines Einzelnen, beabsichtigt war. Um die Finanzkräfte der Mark kennen zu lernen, ließ er 1375 statistische Tabellen über alle Städte, Schlösser und Dörfer derselben aufnehmen, welche die Angaben der aus ihnen fließenden landesherrlichen Abgaben und Gefälle enthielten. Da dieses "Landbuch der Mark Branden. burg " die erste schriftliche Urkunde ist,

welche zuverlässige Nach.

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richten über den Zustand unserer hiesigen Dörfer bringt, so möge beispielshalber einigen Auszügen daraus, im lateiniſchen Original. Terte und in deutſcher Ueberseßung eine Stelle vergönnt ſein.

"" Ruderstorp sunt LXIV mansi quorum plebanus Ecclesia Monachi habent VI ad curiam Ad habet II pactum solvit quilibet mansus 1 modios siliginis et Ill avenae Ad censum quilibet XXVI denarios Ad precariam XV denarios 1 quartale siliginis i ordei et 1 quartale avenae Cossati sunt Xl quilibet solvit Il Taberna dat X solidos Molendinum Tastorp dat Vl choros siliginis Mons calcis quid solvit dicere noluerunt Tota villa est monachorum Sed Kleptzk habet precariam usurpat sibi etiam servitium curruum." „ Ruderstorp hat 64 Hufen, von welchen der Pfarrer 4, die Kirche 1, die Mönche zu ihrem Hofe 6 besigen. Jede der übrigen Hufen (53, welche sich im Besiße der Bauern befinden) giebt an Zehent*) 3 Schffl. Roggen und 3 Schffl. Hafer; 26 Pfennige Zins**) und 15 Pfennige, sowie 1 Viert Roggen, 1 Biert Gerste und 1 Viert Hafer an Bede. Coffathen find 11, ein jeder giebt 2 Schillinge***). Die Mühle zu Tastorp giebt 6 Schffl. Roggen. Was die Kalkberge einbrachten , konnten sie (die Mönche) nicht sagen. Das ganze Dorf gehört den Mönchen ; jedoch hat sich Klepßk die Bede und den Wagendienſt angemaßt. " Herzfelde hat 70 Hufen, davon gehören dem Pfarrer 4 und der Kirche eine. 20 Hufen geben eine jede 10 Schillinge und 1 Viert Erbsen, die andern 6 Schffl. Roggen, 6 Schffl, Hafer und 1 Viert Erbsen als Pacht und 26 Pf. Zins ; die andern 20 Hufen geben keinen Zins. Zur Bede gab jegliche Hufe 4 Schill ., ½ Schffl. Roggen, ½ Schffl. Gerste und 1 Schffl. Hafer. $8 waren 19 Coffathen, welche zusammen 14 Schill. zahlten. Der Krug entrichtet 10 Schill. Die Bede hatte Kleppk. Alles übrige

*) Zehent (pactus) war eigentlich die Haupteinnahme der Kirche, d. h. des betr. Bischofs, wurde hier aber vom Kloster Zinna erhoben. **) Zins , Hufenzine (census) erhob das Kloster Zinna als Grundbesizer, da keinem hiesigen Bauer (deshalb Laß-, Laffitische Bauern genannt) das Grundeigenthum über die von ihm bewirthschafteten Ländereien zustand. ***) 1 Schilling = etwa 1 Thlr. 20 Sgr. heutigen Geldwerthes. etwa 5 Sgr. 1 Pfennig 2*

20

gehörte den Mönchen zu Zinna, nämlich : Pacht, Zins, Abgaben der Kosfathen und des Kruges, die Gerichte, das Patronat. *) Altena hat 40 Hufen, wovon der Pfarrer 4 und der Lehnschulze ebenso viel besigt. Die übrigen 32 Hufen sind im Besige der Bauern. Es sind 12 Koffathen vorhanden, deren jeder 2 Schill. und 2 Hühner entrichtet u. s. w. Kagel hat 26 Hufen u. s. ſ. w. Von den zur Fischerei be nußten kleinen Fähnen mußten 22½ Schill., vom Kruge 10 Schill . und von der Mühle in Liebenberg 5 Wspl. Roggen entrichtet werden. Hennickendorf hat 34 Hufen u. s. w. Von der Fischerei werden 8 Talente entrichtet, welche die Wittwe Guden in Jüterbog auf Lebenszeiten hat, wonächst sie dem Markgrafen heimfallen .

*) Bede und Dienst der Bauern fam später an Henning Riten zu Berlin, nach dessen 1430 erfolgtem Ableben Beides dem Kurfürsten beimfiel, der es dem Kloster Zinna für 60 Schock Groschen (etwa 3000 Thlr.) verkaufte.

V.

Ein Streifzug Dietrich von Quikow's.

Dann fahre wohl, Landfrieden dann, Lehrbienft, gute Racht! e herricht der freie Ritter, der alle Welt verlacht. Uhland. ie guten Zeiten, welche das Land unter der gesegneten, leider nur zu kurzen Herrschaft Kaiser Karl IV. erlebte, gingen nach feinem 1378 erfolgten Tode unter der Regierung seiner kraftlosen Söhne bald wieder zu Ende. Die märkischen Adelsgeschlechter, die Rochow's, Bredow's, vor Allen aber die Quigow's, zeigten sich übermüthiger denn je und beunruhigten das Land durch ihre fortwährenden Raub- und Fehdezüge. Einen dieser Kriegzüge, der Dietrich von Quigow 1402 auch in unsere Gegend führte, beschreibt Klöden in seiner Geschichte die Quizow's und ihre Zeit " . Nach. dem er die Belagerung und Einnahme der Stadt Straußberg durch die mit D. v. Quizom verbündeten Pommern und Ruppiner geschildert hat, fährt er fort :

H Bei der Stadt Straußberg war nichts weiter zu thun, und da sich kein brandenburgisches Kriegsvolk ſehen ließ, so beschloß man, weiter zu streichen, besserer Beute halber jedoch das Heer zu theilen. Dietrich von Quizow sollte sich mit den Ruppinern gegen Süden wenden, die Pommern wollten nach Ost und Nord gehen, und was beim Herzuge verschont geblieben war, heimsuchen. Dietrich zog demnach mit den Seinigen nach Groß und Klein-Kehnsdorf, sowie nach den vielen Wassermühlen dieser Gegend, über welche ihn sein Weg führte, während die Ruppiner den linken Flügel bildeten und nach Rehfelde und Werder gingen. Die Orte wurden geplündert und dann abgebrannt. So kam Dietrich zum Stienissee, nach Hennickendorf und Herzfelde , die Ruppiner

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aber nach Zinndorf und Lichtenow, welchen Orten es nicht beffer erging. Ueberall waren die Einwohner vor Ankunft der Feinde entwichen, und diese bezeichneten ihren Abzug durch das Anzünden der Orte. Bei weiterem Vorrücken erreichte Dietrich Altena und Rüdersdorf, die Ruppiner das Dorf Kagel. Auch diese Orte standen leer nnd Altena ging in Feuer auf. Als Dietriech v. Quigow sich Rüdersdorf näherte, traten ihm, aus dem Dorfe kommend, fünf Mönche in ihren weißen Kutten mit schwarzen Skapulieren, unter Vortragung eines Kreuzes, zitternd entgegen. Sein Name war so gefürchtet, daß der Lector*) kaum seine Bitte hervor zu stammeln vermochte, den Ort zu verschonen, weil er einem Kloster gehöre.

Dietrich:

Lector:

Dietrich:

Lector :

Dietrich: Lector:

Dietrich :

Lector: Dietrich : Lector:

Ich führe nicht mit der Kirche Krieg, denn ich bin ein guter Christ. Was einem Kloster gehört, begehre ich nicht anzutaſten. Herr, segne Euch Sanct Bernhardus ! Aber erlaubt mir, Euch zu sagen, doch habt Ihr Altena und Zinn. dorf ausgepocht, welche beide gleichfalls dem Kloster gehören. Weiß ich, wem die Dörfer gehören, wenn es mir nicht gesagt wird? Es war ja keine lebendige Seele in den Dörfern zu finden. Die Nachrichten von dem, was anderwärts geschehen, haben alle Leute vertrieben, denn das arme Volk fürchtet sich sehr. Auch aus diesem Dorfe scheinen die Einwohner ent flohen, denn Alles ist still. Ist es so? Es ist so. Sie vertraueten unserm Schuge nicht, wie wir dem Deinigen, und auch wir wurden wankend, als wir` vernahmen, was in Altena und Zinndorf geschehen war. Ihr habt nichts zu fürchten, darauf habt Ihr mein Wort, und Euere Bauern hätten hier bleiben können. Es soll ihnen kein Haar gekrümmt werden. Wohin haben sich die Leute geflüchtet? In die Steinbrüche. Wie ? Habt Ihr hier Steinbrüche ? Ja, Herr. Sie gehören ebenfalls dem Kloster Zinna und versorgen die Gegend ringsum mit Bausteinen und Kalk.

*) Lector hieß derjenige Mönch, welcher beim Gottesdienst biblische Abschnitte vorzulesen hatte.

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Dietrich: Lector: Dietrich:

Ist es weit von hier? Kaum eine Viertelmeile. Ich habe noch nie einen Steinbruch gesehen. mich dahin.

Führt

Man trat den Weg an und mechanisch folgte die Schaar ihrem Führer. Keine bedeutende Erhöhung verräth das Vorhandensein eines reichen Kalklagers. Man stand plöglich an den Rändern der Brüche, in welche seitwärts ein sanft sich senkender Weg leitete. Es waren die jest sogenannten alten Brüche, in welche die Mönche Dietrich hineinführten. Noch hatte Dietrich nichts von Felsenmassen beobachtet. Erst als der Weg sich zu neigen begann und zu beiden Seiten sich die Abhänge höher und steiler erhoben, wurde festes Gestein sichtbar zwischen dem bedeckenden Rasen.

Breiter wurde

der Weg, aber auch tiefer. Senkrechte Felsmassen stiegen wie Mauern in die Höhe, getrennt durch eine unzählige Menge wage. rechter Klüfte, welche die Massen zu großen Tafeln absonderten. Da wandte sich der Weg rechts um eine Ecke. Vor ihm lag ein breites Thal, rings umkränzt von steilen Felswänden, welche auf wunderliche Weise bald wie viereckige Thürme hervorsprangen, bald breitmassig zurücktraten. Einzelne Haufen gebrochener Steine waren davor theils aufgeschüttet, theils regelmäßig geseßt. Den Rand der Felsenmauern bekränzte Waldgestrüpp . Kaum aber waren Dietrich und einige seiner Begleiter um die Ecke herumgetreten, so erhob sich ein furchtbares Geschrei. Es war dies das Versteck der geflüchteten Rüdersdorfer, welche hier sicher zu sein geglaubt hatten, und nun nichts gewisser als den Tod erwarteten. Die Männer versuchten an den steilen Wänden in die Höhe zu klettern,

die

Knaben desgleichen, Weiber und Mädchen versteckten sich hinter den Steinhaufen und in den Winkeln der Felsmassen. Nur ein junges Mädchen, welches in der Nähe Dietrich's vor einem auf dem Erdboden unter einer überhängenden Felsmasse hingelegten Bette kniete, und einem darinliegenden Greise aus einem Topfe soeben zu trinken reichte, blieb liegen, denn der Schreck hatte sie gelähmt und faſt ihrer Sinne beraubt. Endlich erhielt sie so viel Kraft, sich auf den Knieen umzuwenden. Flehend streckte sie die Hände nach Dietrich aus, die Todesangst ließ sie nicht zu Worte kommen . „ Schont meines armen kranken Vaters, " war alles, was sich aus der be. flemmten, tiefarbeitenden Bruſt losrang.

Da trat einer von den

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Mönchen auf sie zu ; schreckhaft fuhr sie zusammen und schrie: auch ihr? euch haben sie auch gefangen ? Gott, wie kann diese Sünde je wieder gut gemacht werden. Herr, Barmherzigkeit ! Habt Mitleiden mit meinem armen Vater, er kann sich ja nicht rühren. Thut ihm nichts, Gott wird es euch am jüngsten Tage vergelten, auf meinen Knieen flehe ich euch, thut ihm nichts !"

Mönch: Aber liebe Tochter Mädchen: Nein, nein, laßt mich bitten, last mich rufen um Barmherzigkeit für ihn, daß sie mir ihn nicht morden. Dietrich: Es soll ihm nichts geschehen. Bittest du denn aber gar nichts für, dich ? Mädchen: Für mich ? Habe ich für mich zu bitten? O , heilige Jungfrau, mein guter Vater stirbt! Das Mädchen erhob ein herzzerreißendes Geschrei . Der alte Mann lag offenbar in den legten Zügen. Ein Mönch war neben ihm hingekniet und flüsterte ihm die legten Trostworte zu. Jam.. mernd warf sich seine Tochter neben ihn zur Erde, und hatte seine Hand gefaßt, die sie brünstig küßte und mit ihren Thränen be deckte. „Weine nicht, liebe Agnes, " sprach der Alte mit matter Stimme,

ich werde erlöst von der Erdenpein und mir wird wohl

sein, wenn ich erst die müden Augen geschlossen habe. Für dich aber ist gesorgt, zur Ehre des Heilands und seiner gebenedeieten Mutter.

Dank ihnen, daß meine schwachen Augen noch die Net

tung unseres Dorfes gesehen haben, che sie sich auf immer schließen. " Mühsam und unzuſammenhängend hatte er die Worte heraus. gestammelt. Ihm fehlte die Kraft, weiter zu sprechen. Er streckte sich aus, und mit dem Seufzer: 27 Christus, der ist mein Leben! " hauchte er den lezten Athem aus .

Von neuem brach der Jam

mer des Mädchens los, die ganze Welt war für sie nicht vorhanden. Die Mönche versuchten zu trösten, allein sie hörte nicht darauf. Man mußte ihren Schmerz austoben lassen. Wer war der Alte ? fragte Dietrich. Mönch: Es war der Schulze des Dorses, ein wohlhabender Mann. Dietrich: Was wird aus dem Mädchen werden? Mönch: Der Vater hat sie kurz vor seinem Ende in das Kloster Friedland eingekauft. Sie soll nach einem früheren Gelübde Nonne werden, und wird nun wohl gleich nach seiner Beerdigung eintreten. Es ist sein einziges Kind.

25

Dietrich zuckte die Achseln. Das Mädchen war sehr schön Unter und noch sehr jung. Doch äußerte er darüber nichts. dessen waren nach und nach einige Bauern näher' gekommen, auch die übrigen hatten wenigstens die Köpfe aus ihren Schlupfwinkeln gesteckt, weil sie sich wunderten, daß alles ruhig blieb. Dietrich " kommt näher, euch soll nichts geschehen ; kehrt in rief ihnen zu euer Dorf zurück. "

Doch mußte er es ihnen noch einmal sagen,

denn nur die Beherztesten waren einige Schritte zögernd vorgetreten. Jegt aber erhob der ganze Haufe ein Freudengeſchrei, daß es der armen, jammernden Agnes schmerzhaft durch die Seele schnitt. Die unsinnigsten Freudenbezeugungen brachen los, und alles stürzte auf Dietrich zu, ihm die Hände zu küssen. Nachdem er endlich losgelassen war, sah er sich den mächtigen Steinbruch genauer an, und lenkte dann die Schritte seines Roſſes rückwärts . “

Nicht nur Ritter, sondern auch Städter erlaubten sich Unrechtmäßigkeiten jeder Art ; so existirt z. B. ein Schreiben des Klosters Zinna an die Rathmannen zu Berlin und Cölln ebenfalls aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts, welches folgenden Inhalt bat : Ein berlinischer Bürger hatte mit anderen Personen den Knecht des Klosters auf einer Reise überfallen, gemißhandelt und ihm zwei Pferde genommen. Der Abt klagte dies den Rathmannen und forderte sie zur Hülfe und Herbeischaffung des Geraubten auf; zugleich führt er, um sie feinem Wunsche geneigter zu machen, an, daß das Kloster gern bereit fei, auch ferner die Stätte des Landes und besonders Berlin und Cölln mit Kalksteinen zu versorgen, wenn es nicht daran durch solche Gewaltthaten verhindert würde.

VI.

Der erste Hohenzoller und der Huffitenkrieg. Bie raffelt und wie freitet himmel, die Suiten Hill, Die Irommel wild und gren ! Find vor den Thoren draus, bereitet, hautTrommelfen! Zista'sdas Von schitßt Saboriten, Die Sie und Grant. Der grimmen Lande Schred Der Relch dort auf der Fahne Bia fallen fich mit Blut, hahneGluth. Entfacht Soll sprahvom n desrothen Brandes Stabez.

**

a die Mark in Unfriede und Unordnung leider viele Zeit " gestanden hat, also sehen wir es gern, daß sie zu Friede und Ruhe wiedergebracht und fleißig beschirmt werden möchte, und die Schloſſe, Städte und anders, das und die davon „ verſeget und verpfändet sind, geledigt und gelöst werden , " Land und Leute darin bestens zu beschirmen und die Straßen in Frieden zu halten, und heißen Dich und " befehlen Dir darum ernstlich und geben Dir auch unsere „volle Macht in Kraft dieses Briefes, daß Du solche ver .seßte Schlosse und Städte und anders, wie das und „ die genannt, und wenn sie versezt sind, „ledigen mögest. “

lösen und

Mit diesem Auftrage Kaiser Sigismunds kam 1411 Burggraf Friedrich von Nürnberg, Graf von Hohenzollern, als „ Oberster und Gemeiner Verweser und Hauptmann der Mark " , in das zer rüttete Land. Nicht leicht hätte ein Befähigterer zur Lösung dieser schweren Aufgabe gefunden werden können.

Es ist bekannt,

mit

welchem Troß die übermüthigen Ritter in ihrem Ungehorsam verharrten, indem sie sich verschworen, den „ Tand von Nürnberg " fern zu halten, und wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen regnen sollte. "

Es bedurfte auch einer wiederholten Aufforderung des

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Kaisers, ehe die #! Mannen des Barnim " sich zur Huldigung des neuen Statthalters verstanden. Aber dessen kräftiger Hand und deſſen eisernem Willen gelang es endlich doch, sich Gehorsam zu ver schaffen, die adlichen Burgen und Raubneſter zu brechen und Sicherheit und Ruhe des Landes herbeizuführen. So schien die Morgenröthe einer friedlichen, ungestörten Zeit, mit Wohlstand und Sicher heit im Gefolge, dem schwergeprüften Lande herangenaht ; Fleiß und Betriebſamkeit regte sich an allen Orten. Doch schon war der Same zu neuem unſäglichen Jammer und Elend gelegt. Einige Jahre noch und wiederum zog die Kriegsfurie durch's Land . Wieder flammten brennende Ortschaften blutigroth zum Himmel auf! Im Jahre 1415 war der Böhme Johann Huß seiner Lehren wegen, die von den Glaubenssäßen der katholischen Kirche abwichen, zu Kostniß verbrannt worden.

Seine zahlreichen,

darüber höchst

erbitterten Anhänger, die Hussiten (auch Taboriten genannt), be gannen jenen furchtbaren Krieg, der durch die Rohheit und die Leidenschaft, mit welcher er geführt wurde, eine traurige Berühmtheit in der Geschichte erhalten hat. Troßdem Friedrich (seit 1415 mit der Kurfürstenwürde belehnt), die Beschwerden der Hussiten auf dem Concil zu Basel lebhaft unterstügt hatte, fielen sie dennoch 1432 in die Kurmark ein, um sich für einen Feldzug zu rächen, den Friedrich auf Befehl des Kaiſers an der Spiße einer ReichsArmee nach Böhmen unternommen hatte. Ein Heerhaufen von 20,000 Mann drang unter Anführung Procops in die Lande des Kurfürsten, belagerte erfolglos Frankfurt a. D. , zerstörte hierauf Lebus, Müncheberg, Straußberg und kam in der Marterwoche über Hennickendorf auch nach Rüdersdorf und Altena. Hören wir ihre Gräuelthaten mit den Worten eines Zeitgenossen: „ Die Huſſiten thaten alſo groß Leid und Jammer an dem deutſchen Volke, daß nicht Wunder wäre, wenn das Volk an Gott verzagt hätte, und wenn man Niemandem böhmischer oder mährischer Zunge mehr hold werden sollte. Wie ein verheerender Bergstrom ergoffen sie sich ungehemmt über die zitternden Länder ; brennende Städte und Dörfer bezeichneten ihren Weg ; angstvoll flüchteten sich Bürger und Bauer in die Wälder, nur auf die eigene Rettung bedacht, häufig Weiber und Kinder dem zweifelhaften Mitleid der Feinde preisgebend.

Noth und Elend war so groß, daß man fand

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an der Mutter Bruſt todt das Kind und sie selbst lebete kaum vor großem Hunger. " Von Rüdersdorf aus rückten die Huffiten über Petershagen, Bollensdorf, Neuenhagen, Hönöw, Alt-Landsberg vor Bernau, dem das gleiche Loos der Zerstörung zugedacht war. Ihr Vorhaben, diese Stadt durch Sturm zu gewinnen, mußten sie aber wegen der Festigkeit der Mauern und der Standhaftigkeit der Bürger aufgeben, gestiegen war.

troßdem in der Stadt die Noth auf's Höchste

An einem Apriltage 1432, an welchem die Hussiten das Fest des h. Georg begingen und dabei in Essen und Trinken des Guten zu viel gethan hatten, machte die Bürgerschaft einen Ausfall und schlug mit Hülfe des herbeigeeilten Kurprinzen Friedrich die Hussiten so gründlich, daß sie gezwungen waren, unter Zurücklassung ihres Heergeräthes und Raubes in eilender Flucht ihren Rückzug nach Böhmen anzutreten. Wie aber sah es in den Landschaften, durch die ihr Weg ge.. gangen war, aus ! Alle oben erwähnten Ortschaften waren der maßen mitgenommen und verwüstet, daß diese Dörfer noch lange Zeit nachher verödet waren und zum Theil nur erst allmählig wieder besezt wurden. Das Dorf Altena aber wurde nach der in 'einem Zeitraum von 30 Jahren zum zweiten Male erfolgten Einäscherung gar nicht wieder aufgebaut, sondern seine Feldmark zu Rüdersdorf gezogen, da die noch übrig gebliebenen Gemeindeglieder sich mit ihren Gütern der Gemeinde Rüdersdorf anschlossen und Antheil an dessen Feldmark erhielten . Vierzig Jahre später, 1471, waren nur noch das Schulzengut, ein dazu gehöriger Kofsäthenhof und einige andere Gebäude übrig, welche lettere der Klosterschreiber von Nüdersdorf bewirthschaftete. Aber auch diese verschwanden im Laufe der Zeit, denn die lezte Nachricht über die Altena'ſche Feldmark, ein Vermessungsregister von Rüdersdorf von 1724*) erwähnt keine darauf befindlichen Gebäude mehr.

*) In diesem Register führt übrigens diese Feldmark verschiedene Benennungen. Ein Theil, der bedeutendste, hieß der „ Siephufen“ und andere Theile hießen der Hortwinkel", die ,,Berkhorst" und auf den Höfen". Lestere scheint der Ort zu sein, wo das Dorf einst gestanden hat.

VII.

Die Beit vor der Reformation.

Alles in der Welt läßt sich ertragen, Nur nicht eine Reihe von guten @the. Lagen. Each dem Rückzuge der Hussiten trat Frieden und Ruhe, deren das Land so dringend bedurfte, auf lange Zeit ein. geflüchtete Landmann war zu der heimathlichen Scholle zurückgekehrt, hatte unverdroſſen die Bewirthschaftung seiner Felder wieder angetreten und mit fleißiger Hand allmählig alle verderblichen Spuren des Krieges ausgelöscht. Die eingeäscherten Gehöfte und Kirchen wurden nach und nach wieder aufgebaut,

auch die

von den Hussiten heimgesuchten benachbarten Städte erstanden schöner und wohnlicher aus ihren Trümmern und in dieser Zeit trat der Werth des Rüdersdorfer Kalkgebirges mehr denn je an den Tag.

Das Verlangen nach Kalksteinen war von allen Seiten

ein so starkes, daß das Amt zu Rüdersdorf sich nicht mehr im Stande fühlen mochte, dem Bedürfnisse an gebrochenen Steinen zu genügen, und daß dadurch das Kloster Zinna bewogen wurde, Theile des Kalklagers an einzelne Städte zur Selbstausbeutung auf Zins pachtweise zu überlaſſen*). *) Eine Quittung des Klosters Zinna v. 1491 über den Empfang eines Zinses von 12 Rhein. Gulden scheint darauf hinzudeuten, daß bereits zwischen dem Kloster Zinna und dem Rathe von Berlin ein Vertragsverhältniß über eine Pachtung in dem Kalkbruche bestanden habe. Selbst die Erwerbung des benachbarten Dorfes Woltersdorf durch den Rath zu Berlin (1487 für 150 Schock märkische Groschen von Heyne Wagenschüß zu Pynnow i. U. gekauft) ist möglicher Weise le= diglich nar des Kalkbruchbetriebes wegen geschehen ; entweder um nahe bei Rüdersdorf einen festen, eigenthümlichen Anhaltspunkt zu gewinnen, oder aber in der Hoffnung, Kalkstein im eigenen Woltersdorfer Gebiete aufzufinden. Auf das Leßte deuten wenigstens die Worte in dem mit dem Besizer abgeschlossenen Kaufcontracte hin : „ daß der Verkäufer auch alle Nutzungen unter der Erde gleichzeitig dem Käufer überLaffen wolle."

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Während es also den Cisterziensern als Kaufleuten mit melt. männischer Klugheit gelang, durch die Ausbeutung ihrer Besitzung den Schaß ihres Klosters ohne Mühe zu vermehren, brachte es auch der Bauernstand im Schweiße seines Angesichts und begünstigt durch fruchtbare Jahre,

allmählig zu merklichem Wohlstande*).

Leider war indeß von einem gleichzeitigen Wachsthum an Bildung und Sitte bei ihm nichts zu verspüren. Im Gegentheil — während der menschliche Geist durch Erfindung der Buchdruckerkunst, der Entdeckung Amerika's, die herrlichsten Triumphe feierte wuchs mit dem erworbenen Reichthume der Uebermuth und die Ueppigkeit des Bauern zu einer erschrecklichen Höhe.

Denn die erlangten

irdischen Güter wurden aus Mangel an edleren Vergnügungen nur dazu benugt, durch übertriebene Kleiderpracht, durch großartige Schwelgereien bei Festlichkeiten u..s. w.

äußeren Glanz zu ent

falten. Alle Laſter und Ausschweifungen, Würfelspiel und „ Volltrinken " waren bei ihm im Schwunge, denn er wollte darin ſeiner Geistlichkeit nicht nachstehen, diese aber, statt ihrer heiligen Auf. gabe eingedenk, würdige Lehrer und Diener der Kirche zu sein, war zum größten Theile so entartet, daß sie ihren Beichtkindern als leibhaftige Beispiele sittlicher Verderbtheit voranleuchteten. Der Volksunterricht wurde nicht nur gänzlich vernachlässigt, ſondern *) Das Erbbuch des Klosters Zinna von 1471 giebt außer den Namen der zinspflichtigen Bauern auch Kunde über sonstige Verhält niffe, z. B.: Ruderstorff. Lehnschulze: Paul Buck (bat 4 H., erhält vom Krug den Zehnten, das Huhn und 3% Gr., aus der Schäferei 12 Pf. und den Hirtenmist und von einem Kosfäthen 12 Pf.; dagegen hält er das Lehnpferd, giebt jährlich 5 Gr . Kalfgeld und fährt dem Klosterschreiber Hen). Bauern: Torban Buck, Merten Beyer, Jurgen Beyer, Hans Crüssow , Michel Freyer, Andres Jodicke, Liman Louwe, Hans Zepernick und der Schulze von Altena. - Kossäthen : Martin Freyer, Jakob Gelhar, Thewes Hanne, Domes Herzberg, Gores Jeneke, Jakob Kruße. Herzfelde. Bauern : Gores Buck, Peter Berlin, Clawed Besthorn, Hans Czagow, Mewes Falkenberg, Stephan Hempel, Peter Hameland, Laurent Lannis, Heine Rifting, Balzer Schröder, Torban Tydeke, Barthus Wesenborch und der Krüger. Koffäthen: Hans Barthus, Hans Clistow, Gores Ötte, Simon Riske, Domes Riske, Jakob Schile, Werlen Wegener.

31

absichtlich blieb jede Art von Aberglauben ungestört.

Allgemein

war der Glaube an die Wunderkraft der Reliquien, an Heren und Herenmeister, an Zauberer und Teufelsbeschwörer, denn die Kirche wendete sich ja nicht an den Geist, sondern nur an die Sinne der Menschen. - Dieser sittlichen Verkommenheit unter den Geistlichen, dieser zügellosen Verderbniß unter den Laien vermochte teine der vielen abgehaltenen Kirchenversammlungen abzuhelfen, erst das kühne Auftreten des unerschrockenen Kämpfers Dr. Martin Luther konnte ihr Einhalt gebieten.

Obgleich nun der damalige

Kurfürst, Joachim I., ein entschiedener Gegner der Reformation , die Verbreitung der lutherischen Lehre zu hindern suchte, indem er selbst das Singen lutherischer Lieder verbot, so konnte er doch nicht hindern, daß Luthers Ansichten in seinen Landen fast überall Ein. gang fanden. Als Joachim I. 1535 starb und sein Sohn und Nachfolger Joachim II. fich für die Reformation erklärte, indem er am 1. November 1539 in Spandau öffentlich das h . Abendmahl nach lutherischem Gebrauche in beiderlei Gestalt nahm, war die Reformation bereits an vielen Orten angenommen und die tiefgreifende Veränderung, die den Verhältnissen unserer Gegend bevor stand, eingeleitet. *)

*) Bald nach dem llebertritt ließ Joachim eine allgemeine Kirchenvisitation halten ; das Visitations-Protokoll der Rüdersdorfer Kirche lautet: Rudersdorf ist izo Er Johann Arndt Pfarrer, Collator der Abt von der Czinne, 1 Kelch, 1 Monstrant, sie sagen fet tupfern, 1 pacem, bat bei 50 Communicanten, macht des Jahrs bei 25 Gr.; hat ein Pfarrhaus, hat ein Wieſen, 4 Hufen, giebt jede pufe des Jahrs 3 Schiffl. Rocken, hat Holz zu Ende des Aders, hat frey Holzung im Pauerholze daselbst, 3 W, Scheffelkorn, 1 Pfd. Wachs. Kuster hat ein Kufterhäuslein, 2 W. Roden von den Hufen, 1 Pfd. Wachs jedes jahrs ein Hüfner, 1 Brødt jeder Cothſes, 2 Eier von jeder Hufen, 2 Gr. Gottshaus, 2 Gr. der Pfarrer. Gottshaus bat 1 Hufe, hat kein Zins, noch sonderlich an baarem Gelde. Die Pfarr hat ein Filial zu Tastorf.

VIII .

Das kurfürftliche Amt zu Rüdersdorf.

Das Elte fårt, ändertaussichdendieRuinen, Zeit und neues Lebenesblab't 6 chiller. ie nächste Folge aus der Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse war ein Jahr nach Einführung der Reformation. in unserem Lande die Säculariſation (Auflöſung) ſämmtlicher Klöster.

Zwar waren dieselben schon vielfach von ihren

Bewohnern geräumt worden. Die Mehrzahl der Dominicanermönche in Straußberg war zum Protestantismus übergetreten, die Augustiner in Alt-Landsberg waren dem Beispiel ihres großen Ordensbruders Luther gefolgt, hatten ihre Zellen verlassen und sich dem Leben wiedergegeben, auch viele der Zinnaer Cisterzienser hatten sich der neuen Lehre angeschlossen. Die Auflösung galt also weniger den Klosterbewohnern, als vielmehr den Klosterschäßen, welche nicht nur in Gold und Silberwerk, kostbaren Monstranzen und Reliquien, sondern wie wir gesehen haben, zum bei weitem beträchtlicheren Theile in reichem Landbesig bestanden. Ale diese Klostergüter wurden nunmehr unter landesherrliche Aufsicht gestellt, die Nuzungen aber wurden einstweilen den Kloſterbrüdern auf Lebenszeit gestattet und erst, als die wenigen in der katholischen Religion verharrenden Zinnaer Mönche unter ihrem Abte Valerian 1549 nach dem Kloster Offeg in Böhmen auswanderten, gingen sämmtliche Güter ganz in die Hände des Kurfürsten über*). Mit Rücksicht auf die *) Kloster Zinna war übrigens durch die Einziehung der Klostergüter nicht überrascht worden, sondern hatte zeitig genug das Schicksal erkannt, was die erfolgte Religionsveränderung im Gefolge hatte, um noch manches seiner Güter zu veräußern . Schon längst mochten sich

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Kloster Säcularisation muß demnach die Reformationszeit in doppelter Weise als ein wichtiger Abschnitt in der Entwickelungsgeschichte unserer hiesigen Dörfer angesehen werden. Eine neue Zeit war hereingebrochen, deren frisches Wehen bereits so Vieles zertrümmert hatte, sie mußte nothwendigerweise auch die Besizrechte eines geistlichen Stifts zu Fall bringen, welches sich selbst überlebt und sich seiner ursprünglichen Aufgabe mehr und mehr entfremdet hatte. Unsere Dörfer kamen nun aus der Botmäßigkeit der anfangs fürsorglichen, bald aber in Selbstsucht und vornehmes Nichsthun ausartenden Mönche unter die unmittelbare Herrschaft eines Fürstenhauses, deſſen ſtrenges, aber gewissenhaftes Regiment man ſeit einem vollen Jahrhundert schäzen gelernt hatte. Deshalb machte der Wechsel im Besizer die ehemaligen Klofterunterthanen unbesorgt, jondern ließ fie als unmittelbare Unterthanen der Hohenzollern mit Hoffnung und froher Zuversicht in die Zukunft blicken. Die erste Maßregel der kurfürstlichen Regierung bestand in der Einſegung

eines Amtshauptmannes*) ,

zu

deſſen Wohnung

die Städte Berlin, Cölln und andere um die Verleihung von Kalkbrüchen zum eigenen Besiße beworben haben, bisher aber ohne Erfolg, weil das Kloster den Gewinn durch Selbstausbeutung und Verpachtung vorgezogen zu haben scheint. (Glücklicher als Berlin und Cölln ist vermuthlich die Stadt Straußberg gewesen ; wenigstens hatte dieselbe schon im Anfange des 16. Jahrhunderts einen eigenen Bruch eingeräumt erhalten, und war im Stande, dem Rathe zu Berlin Kalksteine abzulaffen. Auch existirt eine Urkunde vom J. 1549, in welcher Kurfürft Joachim unter Zustimmung des Zinnaer Abtes erklärt, dem Markgrafen Johann zu gestatten, in dem Kalkbruche des Straußberger Eigenthums auf seine Kosten die zu seinen Gebäuden nöthigen Kalksteine zu brechen, wenn dieser ihm eine Schuld von 12,368 Thaler noch eine Zeitlang stunden wolle.) 3. 3. 1540 nun gelang es der Stadt Cölln, einen Kalkbruch durch Kauf an sich zu bringen und 1548 befand sich auch der Rath von Berlin im Besitz eines eigenen Bruches. *) Der erste ,,Verweser und Hauptmann des Amtes Rüdersdorf" cheint Nickel Spiegel, ein schlesischer Edelmann, gewesen zu sein, der später das ehemalige Dominicanerkloster in Straußberg kaufte und von 1552-64 bewohnte. Um's 3. 1570 war Hauptmann ein Herr Volckmar von Germershausen (dessen Leichenstein in der Rüdersdorfer Kirche rechts neben dem Altar zu sehen ist und einen Ritter in voller Eisenrüstung zeigt). Die Besoldungen der Beamten, Diener u. f. w. im Amte Rüdersdorf waren damals folgende : dem Hauptmann Voldm. von Germershausen : 42 Gld. 6 Gr. (etwa 30 Thlr. ) zur Besoldung ; dem Schreiher: 10 Gld . zu Lohn, 5 Gld. für ein Kleid, 2 Gld. 3 Sgr. 4 Pf. zu Stiefeln ; dem Voigte: 8 Gld. zu Lohn, 5 Gld. für ein Kleid, 3

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der neue Hof" (das Amt) angelegt wurde. Im Jahre 1574 aber wurde das erste " Erbregister des kurfürstlichen Amtes Ruderstorff aufgenommen*),

das, mit dem Kloster-Register von

1471 verglichen, einen auffallenden Wechsel im bäuerlichen Besiße zeigt. Dem „ neuen Hofe" als Domainen - Amte waren übrigens nur die Dienste der Bauern und Koſſäthen aus Rüdersdorf, Herz. felde, Hennickendorf, Lichtenow, Kagel und Kienbaum beigelegt, während die Unterthanen aus Werder, Zinndorf und Rehfelde einem Vorwerke in Klosterdorf dienten. Im Uebrigen standen aber alle Dörfer unter dem Amte Nüdersdorf, das gleichzeitig Justiz . Amt war.

1 Gld. zu Schuhen ; der Köchinne : 6 Gld. zu Lohn, 1 Gld. zu Schuhen, 1 Gld . für 8 Ellen Leinwand ; dem Fischer: 6 Gld. zu Lohn, 1 Glt. 13 Gr. zu Stiefeln und 22 Gr. 4 Bf. für ein Schurzfell u. s. w. u. s. w. *) Nach diesem Erbregister gehörte : Ruberstorf Sr. Kurf. Gnaden mit Ober- und Niedergerichten, auch Zinsen, Pachten, Diensten sammt aller Gerechtigkeit. Lehnschulze: Merzdorf. Bauern: Peter Friedrich, Michel Henge, Jorge Koch, Cleman Lorenz, Jakob Mathis, Christ. Mergdorf, Moller (Krüger), Caspar Schroter, Hans Zimmermann. Kofsäthen : Hans Didmann, Merten Didmann, Henow, Torban Krause, Kubic, Thomas Malchow, Mathis Mersdorf, Ambrof. Voigt. Herzfelde gehörte Kurf. Gnaden u. s. w. Schulze : Beter Merzdorf. Bauern: Dictus Friedrich, Phil. Friedrich, Augustin Friedrich, Jakob Klönne, Peter Klönne, Dictus Ludigt, Liebenow (Krüger). Koffäthen : Andr. Herrmann, Memes Klone, Mauritius Merßdorf, Nige, Blaſius Rober, Melchior Rober, Claus Thomas, Tiede u. s. w.

IX.

Das kurfürstliche Jagdschloß zu Grünheide.

Der Arengen Diana, der Freundin der Jagben, 2affei uns folgen in's wilbe Gehöll, Bo die Bälder am dunkelsten nachten. Schiller. ald nach erfolgter Einrichtung des Kurfürstlichen Amtes hatte Rüdersdorf die Freude, den Kurfürsten in eigener Person begrüßen zu können. Die Waidmannslust war es, die Joachim II., einen leidenschaftlichen Jäger, in die dichten. hiesigen -Waldungen lockte. Leßtere hegten unendlich viel Wild, weshalb der Kurfürst großen Gefallen fand und ſo oft wiederkehrte, daß er sich zur beſſeren Bequemlichkeit in der Rüdersdorfer Forst, in der sogenannten „ grünen Heide " , ein Jagdschloß erbauen ließ*). Unter dem Namen W Schloß “ darf man sich nun freilich keinen Palast mit weiten Hallen und prächtigen Sälen, mit Thürmen und Zinnen vorstellen, sondern einen höchst einfachen Bau, nur darauf berechnet, ein bescheidenes Unterkommen während einiger Jagdtage zu gewähren**). Bei solchen Gelegenheiten herrschte *) Ueber den Platz, wo dieses Gebäude, das wahrscheinlich in den Wirren des 30jährigen Krieges zerstört worden ist, gestanden hat, find die Meinungen verschieden. Einige behaupten, daß es auf der Insel, inmitten des Werlsee's, Andere aber, daß es am Ufer dieses See's gestanden habe. **) Schloß Cöpenick blieb nach wie vor der Lieblingsaufenthalt Joachim's II., wo ihn auch am 3. Januar_1571 , nach einer bei der bittersten Kälte abgehaltenen Wolfsjagd der Tod ereilte. Der hiesige Aufenthalt Joachim's scheint aber trotzdem nicht ausschließlich den Jagofreuden gewidmet gewesen zu sein, denn die Urkunde, worin das jetzige Löwel'sche Grundstüc dem getreuen Hegereuter Martin Haase im Dorfe Rüdersdorf“ als Freigut geschenkt wird, ist datirt : Jagdschloß Grünheide, ben 17. Nov. 1563. 3*

36 lautes Treiben in Schloß und Wald.

Unter Hörnerklang ging's

in die weite grüne Forst*), eine Meute von hundert und mehr Rüden lärmte durch die dichten Gebüsche, zwischen den mächtigen Eichen und Nadelholzstämmen, im Gefolge von zahlreichen Jägern zu Roß und zu Fuß. Mit wildem Huſſa ging's hinter dem flüch tigen Damm- und Edelhirsch, hinter Wolf, Fuchs und Hasen drein, der Falke stieg in die Luft, um auf den Reiher zu stoßen, und wenn der hohe Jagdherr an der Spiße seiner Jäger mit reicher Beute heimkehrte, dann scholl laute Festesfreude auf dem Schloßhofe, woselbst den Hunden ihr „ Jagdrecht “ zu Theil wurde. Da lag der zerwirkte Hirsch mit seiner Haut bedeckt, an der sich noch der Kopf mit dem Gehörn befinden mußte, während die lechzenden Leithunde durch ein Gatter von ihrer Beute getrennt, laut heulten und winselten und nur durch Peitsche und Karbatsche in Ordnung ' gehalten wurden. Der Jägermeister präsentirte dem Jagdherrn den abgelösten rechten Vorder-Lauf des Hirsches, ein Jägerbursche zog die Haut fort, das Gatter öffnete sich und die Meute fiel über ihr

Recht" her, während die Piqueurs im Kreise standen und in die Hörner „ jagten " . Insgesammt mußten darauf die Jäger #1 einen

guten Trunk thun, und darob ganz lustig, freudig und fröhlich seyn. " Das waren aber nur die Lichtseiten dieser Jagdfeste ; sie hatten leider auch starke Schattenseiten. ,,Die Hirschjagd braucht die Todtenbahr; Zum Schwein des Balbierers gefahr," sagt ein altes Sprüchwort. Die Jagden der damaligen Zeit waren so ungefährlich nicht,

wie die Treiben der jezigen Tage,

wo mit

Zündnadel- und Lefaucheur-Gewehr dem armen Hasen oder schlauen Reinicke Fuchs das Lebenslicht ausgeblasen wird . Der Schieß. oder Feuerröhre bediente man sich nur äußerst selten, es galt für ritterlicher, das Wild durch Leit- und Heghunde (par force ) zu er jagen oder in Garn und Tücher einzukreisen und durch Schwert oder Spieß abzufangen.

Der gute Ton erforderte es, die Gefahren

*) Zur Erlangung eines möglichst weit ausgedehnten Jagdgebietes hatte sich Joachim II. 1557 auch die Jagd und Wildbahn in der angrenzenden Fürstenwaldischen großen und kleinen Heide gegen Entrichtung von 600 Gulden und Einräumung eines Kalkbruches zu Rüdersdorf an die Stadt Fürstenwalde, von dem Rathe daſelbſt abs trete aſſen.

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dabei nicht zu vermeiden, sondern lieber aufzusuchen, so daß bei diesen Jagden fast jedesmal der Eine oder Andere schwer verwundet, gar getödtet wurde. In ein viereckiges Gehege von 600-700 Schritten, von Leinen umschlossen, ließ man oft an die hundert wilde Schweine jeden Alters und jeder Größe einlaufen . Hier erwarteten die Jäger, je zwei und zwei, die wild hereinstürzenden Reiler und Sauen, um sie am Eisen auflaufen zu lassen. Verfehlten sie das Thier oder zerbrach das Fangeisen, so wurden sie von dem verwundeten Ungethüm über den Haufen gestoßen und übel zugerichtet. Das stand den Jägern bevor, die absichtlich solche Gefahren aufsuchten und ihren Stolz in derartigen Abentheuern fanden, das Gleiche drohte aber auch den armen Untertijanen, die gezwungen waren, in die Jagd zu laufen " ; sie mußten die nämlichen Mühen und Gefahren ohne Lohn und ohne Ruhm theilen,

nicht nur bei

den Jagden auf Schwarz- und Hochwild, sondern auch bei den in unsern Waldungen häufig angestellten Wolfstreiben *) .

*) Ueber das bei letzteren anzuwendende Verfahren giebt ein Jägerbuch von 1583 folgende Beschreibung : Will man Wölfe fahen, so soll man zum allerersten hiezu ge bräuchliche Garn zurichten, und dieselbige auf die große Straßen richten laffen, und also nachmals auf einen gewissen Tag die ganze Gemeine undt die Nachbarschaft sampt den Dörffern so umb das Gehölz, da die Wölff auß und eingehen, gelegen seyn, beruffen, darnach jede Gemein an fein gewiffe Plät und Ort verordnen. Nachdem aber die Ordnung gemacht, und die Personen eines Spieß lang von einander gestellt sein worden, Als denn soll man ins Holz ziehen, und ein groß Setümmel anfahen, ins Horn jagen, die Trommen schlagen, Zhou, Thou, Ihou, von heller Stimm schrehen, und gerichts gegen den Garn, durch Hecken, Dorn und Stauden, kühn und unrerzagt, ohne alle schev ziehen, denn solche seyn die fürnembste Ort, in welche sich die Wölf zu verschlagen und zu verbergen pflegen, still liegen, und also jedermann laffen fürziehen, daher kompt das Sprichwort, Er verhelt sich wie ein Wolff in der Hecken. So sell nun die ganze Gemein also miteinander daher ziehen, und ein jeder Hauff einen eigenen Mann haben, der ihnen fürziehe, und sie allesampt in guter Ordnung behalte, und fortan das ganze Gehölzz durch und durch bis an die Garn mit einander durchziehen, ist denn irgendt ein Wolff vorhanden, so bleibet er schwer lich inne, foi dern er muß herfür lauffen, Jedoch möchte man sie auch mit Jagdhunden oder sonst mit guten Bavern Rüden herfür treiben auf einer Seite des Holz. Im Fall es aber geschieht, daß der Wolff für die Schirm, darunter sollen etliche acht auff die Garn haben, läufft,

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Außer den Verpflichtungen zu Treibediensten hatte das Jagd. weſen der alten Zeit dem Bauernstande noch mehrere andere drückende Lasten auferlegt. Nicht allein, daß es ihm bei Androhung der härtesten Strafen untersagt war, sich vor dem vielen Wilde, welches häufig seine Saaten verwüstete, selbst zu schüßen, es waren ihm auch die Wildpret- und Jagdzeugfuhren*) u . s. w. aufgebürdet, alles Leistungen, die ihm erst in neuerer Zeit, troß seiner begründeten Beschwerden, durch eine gerechtere Gesezgebung abgenommen worden sind.

alsdann sollen dieselbige im nach den Schenkeln mit kurzen Bengeln werffen, um ihn desto schneller machen lauffen, damit also der Wolff in vollem Lauff die aufgerichten Garn nicht erkennen mög, sondern also in dieselbigen oder aber in die Fallstrid unversehens falle, und von denen, so auff die Wildgarn sehen sollen, erwürget werde. Wolle man aber die Wölff mit gebührlich fallen fahen, so solle man vorhin eine tieffe Grube machen und darüber eine runde geflochtene Scheude dermaßen darüber henken, damit es sich kann ringfertig und leichtiglich umwenden. Auff der andern seiten aber und jenseits der Scheube, joltu entweder ein Gans oder Lamb oder sonst dergl. Thierlin ſeßen. Sobald aber der Wolff sich unterstehet über solche Scheuben zu gehen, wendet sich dieselbige geschwind umb und fellt der fräßige Wolff also in die Gruben." * ) Während des dreißigjährigen Krieges hatten sich die Wölfe derart wieder verbreitet, daß u. a. 1642 zwei Bauern aus Kienbaum von ihnen angefallen und zerfleischt wurden. Nach dem Kriege bediente man sich zur besseren Vertilgung der Wölfe besonderer Wolfszeuge, zu deren Aufstellung und Unterhaltung Jagdzeugknechte angestellt wurden, die mit ihren Geräthschaften von den Unterthanen an die Orte, wo man ihrer bedurfte, gefahren, und denen auch Handdienste geleistet werden mußten. Der Jagzeugknecht unserer Gegend hatte zu Erfner seinen Siz und wurde noch unterm 29. Nov. 1764 angewiesen, in der Ungegend eine Wolfsjagd abzuhalten, über deren Ergebniß aber Nichts mitgetheilt wird.

X.

Die Beit des dreißigjährigen Krieges.

Quippe ubi fas versum atque nefas, tot bella per orbem, Tam multae scelerum facies non ullus aratro Dignus honos, squalent abductis arva colonis Et curvae rigidum falses conflantur in ensem. (Virgil., Georg. lib. I. 505-9.) Wo Schwange Unbilligkeit, Recht,nicht wo gebauet Strieg unddasStrelt, Bo gehet Schandeim und after han Aberhand,verkehrt aldar with Land, Derschneidige der siehtSchwerter dann übelverwandelt aus, weil sich mandann den die Bauern hat Sichel jaaet aus, 3n frumme des dermann. (Uebersehung eines Straußberger Chronikten von 1650.) friedlicher Weise waren die Regierungen der ersten Hohen. zollern bis Georg Wilhelm verflossen . Fast zwei Jahrhunderte hatte unsere Heimath an seiner weiteren Entwicklung arbeiten können, ohne durch kriegerische Drangſale gestört worden zu jein. Da trat eine Epoche ein, in der nicht nur alle bisherigen Errungenschaften des Friedens vernichtet, sondern auch das Volk an Leib und Seele geschädigt und in seiner Cultur um ein Be deutendes wieder zurückgeschleudert werden sollte.

Um dies Alles

aber recht zu ermessen, wird es nöthig sein, uns die Verhältnisse Unsere dieser Zeit etwas ausführlicher zu veranschaulichen. Heimath galt zu Beginn des 17. Jahrhunderts für ein, wenn auch nicht reiches, so doch immerhin wohlhabendes Land. In den langen, gesegneten Friedensjahren hatte der Landmann durch seine wohlbestellten Aecker Besiz erlangt. Die Häuser in den Dörfern waren zwar nur flein, in ungefälliger Form gebaut und nur mit Stroh und Rohr gedeckt, aber sie waren doch nicht arm an Haus. rath. Auf den Düngerstätten der einzelnen Höfe tummelten sich große Schaaren von kleinem Geflügel, auf den Wiesen und Stoppeläckern lagen mächtige Gänseheerden, auf der Gemeindeweide

40 hütete bei Tage der Dorfhirte die Schafe, Rinder und Schweine aus sämmtlichen Hofhaltungen, während bei Nacht die zahlreichen Gespanne der Klepper oder Graspferde ihre Nahrung darauf such. ten. Die Laſten und Abgaben, welche auf dem Bauernstande lagen, waren freilich nicht gering, im Gegentheil um vieles ſchwerer, als in der jeßigen Zeit, wenn man nämlich die bedeutenden persönlichen Leistungen berechnet, welche die Unterthanen von ihrer eigenen Arbeit abhielten,

und wenn man den ungleich höheren

Werth bedenkt, den das baare Geld damals gegen jezt hatte. Seit der Reformation waren wenigstens in allen Kirchdörfern Schulen errichtet und ein Theil der Dorfbewohner war in die Ge heimnisse des Lesens und Schreibens eingeweiht. Der Gegenſag zwischen dem Landmann und Städter war damals größer als jezt, der # dumme Bauer " war in den Städten noch immer ein Gegen stand zahlreicher Scherze ; als kennzeichnende Eigenschaften wurden ihm Rohheit, Einfalt, unredliche Pfiffigkeit, Trunksucht und Freude an Prügeleien nachgesagt. Aber wie abgeschlossen und arm an wechselnden Eindrücken sein Leben auch damals war, man würde sehr Unrecht thun, wenn man ihn beschränkt und untüchtig an Geist erklären wollte. Wohl war seine Unkenntniß fremder Verhältnisse groß, denn es gab für ihn noch keine Bücher und Zeitschriften und er selbst war in der Regel nicht weiter gewandert, als bis zu seinem Amtssig, oder höchstens nach der nahen Hauptstadt; auch war er in seiner Tracht nicht modisch wie der Städter, aber sein Leben war durchaus nicht

arm an Sitte und Gemüth,

noch waren seine Fej e reich an alten hergebrachten Gebräuchen . Viel baares Geld lag versteckt in den Winkeln der Truhen oder sorglich in Töpfen und Kesseln vergraben, denn das Ansammeln der blanken Stücke war von jeher eine alte Bauernfreude. Das Leben auf dem Lande war ohne viele Bedürfnisse, man kaufte nur in der Stadt, was von Metallwaaren und Geräth in Hof und Küche nöthig war ; die Kleider aus Wolle oder Leinwand webten und nähten die Frauen im Hause oder der Nachbar im Dorfe. Aber von der Zeit um 1620 an ward es gar anders auch in diesen einfachen, ungestörten Verhältnissen der Landbewohner. Des Sonntags hörte der Bauer im Kruge sprechen von einem berühmten Kriegsmanne, dem „ tapfern Mansfelder " , und von wil-

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dem Waffengetümmel weit hinten in Böhmen ; auch gab er wohl einem verschlagenen Flüchtling, der bettelnd an seine Thür kam, von seinem Brod und Käse und hörte dessen Schauergeschichten, die Erzählung von einem durch den Kaiser mit eigener Hand zerriffenen Majestätsbrief und dem danach entstandenen erbitterten Kriege zwischen Katholiken und Protestanten, mit Kopfschütteln an. Bald wurde ihm deutlich, daß eine schlechte Zeit auch gegen ihn heranziehe, denn das Geld, welches er in der Stadt empfing, wurde immer kupferrother und alle Waaren theurer ; sein Herz war voll böser Ahnungen. Es kam der Amtsbote und brachte ein Schreiben, aus dem er sah, daß auch ihm zugemuthet wurde, für neugewor bene Soldaten Geld und Getreide an das kurfürstliche Amt zu liefern, er ärgerte sich darüber und beeilte sich, seinen Schaß noch tiefer zu vergraben. -So ging es bis zum Jahre 1623,

wo er

von dem siegreichen Vorschreiten des katholischen Heeres unter Tilly erfuhr ; da sah er das Uebe auch schon von anderer Seite heran. ziehen. Die Diebstähle und Einbrüche mehrten sich, fremdes Ge. sindel wurde oft auf den Landstraßen gesehen, Boten sprengten mit schlimmen Nachrichten nach den Städten, angeworbenes Kriegsvolk zog prahlerisch und frech vor seinen Hof und forderte Unterhalt. Doch immer noch hatte er den gefürchteten Feind nicht in ſeiner Nähe gesehen, noch hatte er die Drangſale des wirklichen Krieges nicht empfunden, denn in den ersten Jahren des ausgebrochenen großen Religionskampfes blieb der Kriegsschauplag auf das südliche und mittlere Deutschland beschränkt. Als aber 1626 der niedersächsische Kreis in den Kampf verwickelt wurde, erreichte das sieg reiche kaiserliche Heer auch unsere Gegenden. Wallenstein, der kaiserliche Befehlshaber, hatte versprochen, zwar nicht das verlangte Heer von 20,000 Mann, wohl aber eins von 50,000 Mann zu stellen und zu erhalten,

ohne daß es dem Kaiſer Etwas kosten

solle, und er hielt Wort! Freund und Feind mußte sein Heer, wohin er es führte, speisen, kleiden und besolden. Im J. 1627 brach dieses Heer über die wehrlose Mark herein, wodurch das Land dermaßen mit Volk belegt wurde daß laute Klagen über Die erfolgte Aussaugung erschallten. Was nämlich den Einmarsch dieses Heeres so ganz dem Einbruche eines fremdartigen Völkerstammes ähnlich machte,

war der Umstand, daß viele Soldaten

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ihren eigenen Haussland im Felde führten und mit Weib und Kindern wirthschafteten. Nicht nur höhere Offiziere nahmen ihre Frauen mit in's Feld, auch der gemeine Reiter oder Fußknecht fand es angenehmer, wenn es irgend anging, ein Weib zur Seite zu haben. Dieses erste Einfallen der Wallenstein'schen Horden in die Mark währte nur kurze Zeit, da der Zug für diesmal nach Mecklenburg und der Ostsee ging ; es war erst das Vorspiel der kommenden Elendsjahre. Schon im Herbst kehrte das Heer in die Mark zurück, um ſein Winterquartier darin aufzuschlagen und ein Theil - es war das Regiment Torquato Conti, dessen Haupt. Quartier in Straußberg stand

überschwemmte auch unsere

Gegend*).

Am . 23. Juni 1628 war Wallenstein in der Nachbarstadt Straußberg Π mit einem ansehnlichen Comitat gräflicher und fürstlicher Personen " und Tags darauf, am 24. Juni 1628, rückte das Regiment von Donawen, über 1000 Mann stark, ein, während das Regiment Torquato Conti nach der Ostsee marschirte und erst im Herbst wieder hierher zurückkehrte. Unterm 29. October 1628 erließ Wallenstein von Rostock aus ein Schreiben an den Statthalter Sigismund, worin er sagt : „ daß er bei Austheilung der neuen Winterquartiere dahin zum höchſten bemüht gewesen, daß er des Kurfürften zu Brandenburg Landen diese erträglicher mache " und fügt ein Verzeichniß der Quartiere für die Mark bei, wonach unserer Gegend des Obersten St. Julian' Regiment zu Fuß mit 10 Compagnien zugetheilt wurde. „ Zugleich, " haben wir eine gewiſſe Verfassung gemacht, was einem sagt er, Jeden zu seiner Nothdurft soll gereicht werden ***). Das Regiment *) Alle Truppen lebten, wie bereits erwähnt, ganz auf Kosten des Landes. Jeder Musketier erhielt monatlich) 7 Gulden ( 1 Gld. guten Reichsgeldes 40 Sgr. unseren Geldes), jeder Reiter 12, jeder Kürassier 15 Gld., wovon zwar der gelieferte Proviant abgerechnet werden konnte, der jedoch ganz nach Belieben taxirt wurde. Außerdem schrieben die höheren Offiziere die unverschämteſten Contributionen aus ; so ließ sich z. B. der Oberst Hebron von der Stadt Brandenburg und mehreren benachbarten Städten monatlich etwa 7700 Gulden geben, und Montecuculi trieb in der Neumark in 2 Monaten 5000 Gld. ein. **) Sicherlich hierauf heißt es in einem andern Erlasse vom J. 1628 wörtlich folgendermaßen : " Es soll hinfüro fein Officirer in seinem Quartier vor sich selbst seines eigenen Gefallens Auflagen und contributiones an

43 St. Julian war am 15. Nov. 1628, wie wir aus einer von den Kanzeln zu Berlin veröffentlichten Bekanntmachung ſehen, größten. theils in seine Quartiere gerückt (das Hauptquartier war zu Bernau), und wiederum wurden unsere Dörfer von dieser Soldatenhorde und den durchmarschirenden Rekruten, die aus zusammengelaufenem Gefindel von ganz Deutſchland und zum Theil auch von den Nachbarländern bestanden, furchtbar ausgefogen*). - Nach Kräften suchten sich die Dörfer vor der Raubgier der Soldaten zu wehren. So lange noch Geld aufzubringen war, machten sie Versuche, durch Zahlung einer Geldsumme an die vorausgesandten Offiziere, die Einquartierung abzukaufen. Auf die Kirchthürme und hohen Punkte der Flur wurden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn zuordnen nicht verstattet, sondern von demjenigen, welchem das Ober,,Commando anvortrawet, mit den Landständen der Vergleich ge,,troffen werden, solchergestalt, daß Officirer und Soldaten, welche fich effective bey den Compagnien befinden, folgendermaßen foll ,,tractiret werden : Die Infanteria : Einem Obersten wöchentlich) ,,als Hauptmann 200 Tblr , einem Obersten Leutenand und seiner ,,Compagnie 80 Thlr. u. f. w. (folgen sämmtliche Chargen der "Infanteria" und ,,Cavallereya"), im Falle aber die Unterthanen ,,mit dem Gelde nicht aufkommen können, wird denselben heimgestellt, die gemeinen Officirer und Soldaten mit Victualien ,,nach folgender Gestalt und nach Austheilung der Pläße zu unter,,halten. Vnd verstehet sich ein jeder Plaz 2 Pfd. Brodt, 2 Pfd . Fleisch und 2 Maaß Bier, dem Fourir täglichen 3 Pläße, dem ,,Corporal täglichen 2 Plätze, dem Soldaten täglich 1 Plat. ,,Ad mandatum suae celsitudinis proprium." (Auf eigenen Befehl Seiner Hoheit.) *) Das beredtſte Zeugniß bierfür giebt folgender Erlaß des Obersten v. Wingersft, de dato Güstrow, den 6. Juni 1629 : „Wasmaßen fürbracht worden, daß durch die Officier, welche ,,das neugeworbene Volk durch die Mittelmark bringen, allerhandt Infolentien mit Geld-Exactionen und anderen Beschwerden ver„übet, dadurch das Quartier geschwecht, auch die armen Leute ,,in totum ruiniret werden, derowegen ist Ihr. Fürstl. Gnaden (Wallenstein's ) Befehlich, wo und an welchen Orthen dergleichen Officiere und Soldaten betretten und solche Infolentien verübet, ,,auch mit Brodt und Bier nicht vorlieb, und ihren Marsch nicht schleunig oder zum wenigstens des Tags 3 Meill Weges durch ,,die Quartier nehmen würden, daß dieselben angehalten, ins Hauptquartier Bernow geschicket und hochgedacht Ihr. Fürstl. Gnaden berichtet, damit gegen fie mit gebührender Straff verfahren werden möge."

44 Truppen in der Ferne sichtbar wurden.

Dann brachte der Land. mann was er retten konnte, die Frauen und Kinder und leicht bewegliche Habe in den entfernten Versteck. Solche Verstecke wur den mit großem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhülfe noch un zugänglicher gemacht und Wochen, ja Monate lang fristeten dort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Torfmoor, zwischen Gräben, Binjen und Erlengebüsch, in dunkler Waldesschlucht, in alten Lehmgruben und verfallenem Mauerwerk suchten fie die legte Rettung. So hieß noch lange Zeit ein Ort in der Hangelsberger Heide, der den Bewohnern von Kienbaum nach Einäscherung ihrer Häuser viele Monate hindurch als Zufluchtsstätte gedient hatte, das alte Kienbaum ". Im Sommer 1629 war das Julianische Regiment zwar nach Mecklenburg gerückt, im Spätherbste finden wir es aber wieder in der Mark, so übel hauſend, daß Wallenstein von Halberstadt aus unterm 3. Dezember gegen dieses Treiben Befehle erlassen mußte*). -Das folgende Jahr bildet einen denkwürdigen Abſchnitt im dreißigjährigen Kriege durch das Erscheinen der Schweden auf dem deutschen Kriegsschauplage. Um der bedrückten proteſtantiſchen Kirche zu Hülfe zu kommen, landete am 24. Juni 1630 König Gustav Adolph von Schweden an der Küste Rügens und vertrieb die zurückgelassenen kaiserlichen Truppen aus Pommern, die nun ihren Rückzug durch die Mark nahmen und hier so entsegliche Grausamkeiten verübten, daß der kaiserliche General Graf von Schauenburg erklärte, über diese Barbaren das Commando nicht mehr führen zu wollen, und dem Kurfürsten von Brandenburg befahl, die plündernden Haufen anzugreifen und todt zu schlagen.

*) ,,Wir kommen in Erfahrung, was gestaldt das St. Julianische Regiment übel hausen und die alten Contributiones, welche kein Regiment so punctualemente empfangen hat von denen Vnterthanen unbilligerweiß auspressen thun, dadurch renn dem Volkche (Soldaten), so annizo daselbst logiren (logiren) folle, alle Mittel der Bnterhal tungen benommen werden." Wallenstein verordnet deshalb : daß fie (die Officiere) nicht allein in Angesichts dies, die alte Contributiones einzufordern unterlassen, sondern auch, daß sie alles das, was sie seither des halben Octobris nenes Calenders an Geld, Vieh, Getreydt oder alles anters von den Vuterthanen heraußergezwungen, unfehlbarlichen erstatten sollen. “

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Die Schweden rückten den Kaiserlichen nach, beseßten am 3. April 1631 Frankfurt und marschirten von dort nach Berlin. Am 2. Mai nahm Gustav Adolph sein Hauptquartier in Cöpenick*) und am 4. zog er in Berlin ein, worauf nach einigen Unterhand. lungen der Kurfürst, der bisher an der kaiserlichen Partei festgehalten hatte, am 1. Juni 1631 fich mit den Schweden verbinden mußte. In Folge dessen bekam unsere Gegend schwedische Reiter in's Quartier, die zwar gute Mannszucht hielten und sich dadurch ſehr vortheilhaft von den Kaiserlichen unterschieden, doch dem armen Lande neue Geldopfer zu ihrem Unterhalte nöthig machten**). Der Kriegsschauplatz hatte sich indessen durch Gustav Adolph's Triumphe in das mittlere und südliche Deutschland gezogen ; sein

*) Im Gehölze bei Cöpenick fand jene bekannte Zusammenkunft mit Kurfürst Georg Wilhelm statt, die von dem entschlossenen, feine Halbheit duldenden Gustav Adolph mit den Worten abgebrochen wurde : Ich rathe Eurer churfürstlichen Durchlaucht Ihre Partei zu ergreifen, denn ich muß Ihnen sagen, die meinige ist schon ergriffen.“ **) Der betr. Erlaß Gustav Adolph's lautet wörtlich : ,,Demnach der Königl. Majestät zu Schweden 2c. die Churf. „ Durchl. zu Brandenburg 2c. freund-, Schwäger- und Brüderlich ,,bewilligt, zu Bnterhalt der Schwedischen Cavallerie Ihre Mär fische Lande in gewisse quartier abtheilen und auß jedem monatlich auf ein Regiment von 12 Compagnien, 4025 Reichsdhaler ,,liefern zu lassen, Alß ist demzufolge dem Wohlgeborenen Herrn ,,Ad. Dietr. Bar. von Efferen, Öbriſten, das Quartier Alten-Lands,,berg, Straußberg, Cöpenick u . s. w. mit allen In- und unter,,liegenden Edelen, Gütern, Stätten und Dörfern, wie die Namen ,,haben, ondt von Ihrer Königl: Mäjest: nicht specialiter eximiret feind, assigniret und zugetheilt worden, daraus die versprochene ,4025 Ndaler, oder an Statt deren den Werth_davon, es sey an ,,Vieh, Getreide eder Anderen monatlich zu erheben vnd zu em pfangen, ondt werden demnach die Churf. Brand. Beamten sich biernach zu richten vndt den unveilbaren Anstalt zu machen ,,haben, damit ihme Obristen auf solches Regiment die ernannte ,,Gelder von den 1. Junio richtig und zu rechter Zeit außgeliefert ,,werde, und dießfalls kein Mangel erscheine. Solches, wie es ,,denn mit Sr. Churf. Durchl. getroffenen Accord gemäß ist, geschicht zu des Landes eigenem besten und unvermeidlicher noturfft, ,,und der Oberrichter wird die Eingehörigen solches quartiers bei ,,erfolgter abstattung, soviel an ihnen ist, gebührent zu schützen ,,wissen. Signatum im Kön. Feldlager bei Berben, den 31. July ,,1631. Manus Regiae locus (L. S.)"

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unaufhaltsamer Siegeslauf brachte den Kaiser in die größte Bedrängniß, so daß dieser gezwungen war, dem 1629 abgeſeßten und dadurch tiefgekränkten Wallenstein das Commando wieder zu übergeben. Gustav Adolph besiegte zwar das Wallenstein'sche Heer am 16. Nov. 1632 bei Lügen,

blieb aber selbst auf der

Schlachtfelde. Wallenstein ging nach dieser Niederlage Anfang 3 nach Böhmen zurück , drang aber Ende 1633 fiegreich durd) Schlesien vor, ging die Oder hinunter und ein Theil des Heeres kam über Beeskow, Storkow und Cöpenick bis in unsere Gegend, die von Neuem unter dieser Geißel litt. Das Kriegsglück verließ von 1634 ab auf einige Zeit die schwedischen Fahnen, weshalb der Kurfürst Georg Wilhelm sich wieder von ihnen lossagte. Dadurch wurden die Schweden des Landes bittere Feinde und als sie am 4. October 1636 einen entschiedenen Sieg bei Wittstock erfochten hatten, ergossen sie sich namentlich unter Wrangels Führung von Pommern her über un ſere Gegend, die nun vollends ausgeplündert und verwüstet wurde, ſo daß ſpäter ein schwediſcher Befehlshaber es nicht mehr wagte, ſein Heer durch das Land zu führen, weil er fürchtete, seine Leute würden auf dem Durchzuge dem Hunger erliegen. Ich würde Euch, " so schrieb er, „ schon lange zu Hülfe gekommen sein, wenn nicht zwischen der Oder und Elbe Alles so verwüstet wäre, daß daselbst weder Hunde noch Kagen, geschweige Menschen und Pferde sich aufhalten können . “ Auch bei den Schweden nämlich hatte sich nach dem Tode ihres Königs in Folge der langen Kriege die alte Mannszucht dermaßen gelockert, daß sie an Raubluft und Grausamkeit die Wallenstein'schen Horden noch um ein Bedeutendes übertrafen. Die teuflische Bosheit, mit welcher die Plünderungen in's Werk gesezt wurden, ist noch Jahrhunderte lang in dem „ Betet Kinder, der Schwed' kommt ! " dem Gedächtniß der folgenden Generationen verblieben. Wenn sie in das Dorf einrückten, dann sprangen die Soldaten wie leibhaftige Teufel in die einzelnen Gehöfte; der größte Düngerhaufe lockte am meisten, denn dort war der größte Wohlstand zu erwarten.

Die Qualen, welche den Ein-

wohnern zugefügt wurden, um verstecktes Gut aus ihnen herauszulocken, wurden durch besondere Namen unterschieden, so „ der schwedische Trank “ und „ das Nädeln " .

A " "

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An dem Elende der Mark hatte das unentschlossene Schwanken und die Thatlosigkeit des bisherigen Kurfürsten Georg Wilhelm nicht zum geringsten Theile Schuld gehabt. Nach seinem Tode schloß sein Sohn Friedrich Wilhelm (der große Kurfürst) 1641 Waffenstillstand mit den Schweden, der für das Land einige Ruhe zur Folge hatte; doch erst 1648 wurde der westphälische Frieden geschlossen. Bekannt ist aber, daß der wahre Friede sehr langsam kam, denn die Jahre bis zur Feier des Friedensfestes 1650 stellten sich den schwersten der vergangenen Schreckenszeit an die Seite*). Banden entlassener Kriegsknechte, Schaaren von Bettlern und große Räuberhaufen streiften aus einem Gebiete in's andere. Unter den wenigen noch vorhandenen Bewohnern herrschte die rohefte Verthierung ; die Verluste an materiellen Gütern gehörten daher nicht zu den schlimmsten Uebeln, die der dreißigjährige Krieg dem Lande gebracht hatte ; größer waren die geistigen Schäden, welche in dem gänzlichen Erlöschen der Religiosität ihren Höhepunkt erreichten. Vollständiger Unglaube kennzeichnete sich in der Verwilderung der Sitten und in dem entseglichsten Aberglauben. Allmählig beseßten fich die Dörfer wieder mit Menschen; viele Familien, die sich zur Kriegszeit in die benachbarten Städte, wo doch die Gefahr etwas geringer gewesen war,

geflüchtet hatten,

kehrten zurück und besserten ihre verwüsteten Höfe aus. Auchverabschiedete Soldaten oder Troßknechte kauften aus dem Reste ihrer Beute zu weilen Aecker und eine Hausstelle.

Aus allen Kräften war der

*) Das alte Kirchenbuch von Rüdersdorf giebt folgende Aufschlüsse über den damaligen Bevölkerungszustand res ganzen Kirchsprengels. Während vor dem Kriege in Rüdersdorf und den FilialDertern Tasdorf und Woltersdorf zusammen durchschnittlich 25 Geburten im Jahre vorkamen, fiel die Zahl derselben 1632 auf 8, 1645 auf 4, 1650 stieg sie wieder auf 7, und blieb von da bis 1680 auf durchschnittlich 13 stehen. In dem Flur-Revisions- Protocell von 1679 heißt es wörtlich : ,,die wüsten Pauer- und Coffäthen-Höfe sollen bei dem ersten Kriegswesen ruiniret sein. Das Churf. Amt gebraucht selbige Hüfe und Höfe" (44 Hufen, mithin der ganzen Feldmark). Noch bis auf die neueste Zeit, 1811, gehörten zum Domainen-Amit drei solcher wüsten Bauerhöfe mit 15 Hufen, während die übrigen nach und nach wieder mit Hofwirthen besezt worden waren.

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große Kurfürst bemüht,

das zerrüttete Land wieder zu bevölkern

und Jedem, der sich niederlassen wollte, wurde die Ansiedlung In Folge mehrfacher Aufforderungen an alle leicht gemacht. Fremden zur Uebersiedlung in die Mark, wo ihnen wüftgewordene Pläge, Holz zum Aufbau der Häuser und sechsjährige Befreiung von allen Landespflichten versprochen wurden, kamen Einwanderer aus Holland, der Schweiz, Frankreich u. s. w. Troßdem konnte die Beseßung der verödeten Bauerhöfe nur so allmählig bewirkt werden, daß in manchen Ortschaften noch lange Jahre faft sämmtliche Aecker unbebaut dalagen und daß unsere Gegend erst hundert Jahre später, unter der Regierung Friedrichs II., annähernd dieselbe Bevölkerung wieder besaß, welche sie vor dem 30jährigen Kriege gehabt hatte.

XI.

Die Kalkstein-Brüche und die Ortschaft „ Kalkberge-Rüdersdorf“ .

ghr Ruappen, auf! frisch gen! an und drauf hochgeichwun aufielmuß Die auf! Glad auf, lie auf! Die Wand Rur fed hineingedrungen : Und lag die ganje Erde drauf, Der Berg wird doch bezwungen! Körner. ährend des dreißigjährigen Krieges waren begreiflicherweise die Kalksteinbrüche zu Rüdersdorf, sowohl die fiscaliſchen wie die städtischen*), so gut wie gar nicht betrieben worden. Zu den ersten Sorgen des großen Kurfürsten nach Beendigung des Krieges gehörte der Wiederaufbau der verfallenen Städte**) und Dörfer ; gleichzeitig rief er eine Umgestaltung des Bauwesens in's Leben, die für den Verbrauch der Kalksteine von großer Bedeutung war. Wie bereits erwähnt, waren nämlich die Häuser sämmtlicher Orte (der Residenzstadt Berlin nicht ausgenommen) noch immer in der Mehrzahl von Holz und Lehm erbaut, mit Stroh und Schindeln gedeckt und daher höchft feuergefährlich. Genannter Regent nun verordnete, daß zur Verminderung der Feuersgefahr in Berlin künftig alle Neubauten maſſiv aus Steinen aufgeführt, die vorhandenen hölzernen Schornsteine mit steinernen *) In einem Berichte des Raths zu Berlin von 1640 wird angeführt, daß die Kalkbruchsgelder der unruhigen Zeiten wegen an den Kurfürsten nicht hätten abgeführt werden können ; die Schleuse zu Woltersdorf sei verfallen und die städtischen Pferde würden Jahr aus Jahr ein gegen alles Herkommen in kurf. Dienſten gebraucht. **) Dem Besißer von Alt-Landsberg, Grafen Schwerin, über. wieß er 1656 einen eigenen Ort in den Rüdersd. Kalfbergen, um dort Steine zum Wiederaufbau von Alt-Landsberg brechen zu laſſen. 4

50 vertauscht und alle Bretter , Stroh. und Schindel-Dächer abgeschafft würden. Dadurch gewann das Rüdersdorfer Kalksteinlager, als das einzige in der Mark, in Pommern und Preußen vorhandene, einen unschäßbaren Werth, vor Allem für die aufblühende Hauptstadt, ja, es wäre sogar die Frage wohl berechtigt, ob das von dieser Zeit datirende Wachsthum Berlins ohne das billige Rüdersdorfer Baumaterial in dem Maße möglich gewesen wäre. Für bessere Ausbeutung der Kalkbrüche wurden alsbald geeignete Vorkehrungen getroffen : der Betrieb derselben wurde dem DomainenAmte Rüdersdorf abgenommen und dem Obrist von Chieze zur Adminiſtration übergeben*), als erster technischer Beamter wurde der Bergschreiber angestellt, und, um den Wassertransport nach Berlin und weiteren Entfernungen zu erleichtern, wurde der KesselSee im Alten Grunde durch einen schiffbaren Graben mit dem Kalkſee verbunden, sowie die 1608 erbaute, während des Krieges aber verfallene Woltersdorfer Schleuse neu hergestellt. Durch diese wichtigen Einrichtungen entwickelte sich bald ein regeres Treiben in den Rüdersd. Brüchen ; viele Arbeiter mit ihren Familien wurden herbeigezogen, die sich allmählig in unmittelbarer Nähe der Brüche Wohnungen erbauten. Die erste derartige Ansiedlung scheint um's J. 1660 im Alten - Grund (auch Vorder.Berge genannt, dem vom Arnims- und Schulzenberg gebildeten Thalkessel) geschehen zu sein, wenige Jahre später erhoben sich aber auch in dem Thale des Mühlenfließes, am Fuße des Glockenberges, in den Hintersten Kaltbergen oder Hinter- Bergen mehrere Arbeiter-Wohngebäude, und auch das Bergschreiberhaus**) . Da die Kalkbrüche auf der Feldmark des Dorfes Rüdersdorf ·lagen, so fühlten sich die Glieder dieser Gemeinde durch die neue Gestaltung des Bergwerks und durch die vorerwähnten Ansiedlungen *) Kam_aber um's J. 1690 wieder an das Domainen-Amt in Rüdersdorf zurüď. **) Eine ,,Specification der Einwohner in den Königl. Halfbergen" vom 3. 1702 nennt : 3n den Alten Bergen : Brüning, Rogge, Mebuk, Bärbaum, Zimmermann, Weber, Grimm (Bergmeister), Albrecht, Weber, Pich (Schuhflicker) ; in den Neuen Bergen : Härde (Bergmeister), Schmidt (Bergmeister), Wezel (Kalkpacker), Richter, Wilke, Krüger, Böttcher, Behme, Bausche, Härde, Behme, Weber, Wanite, Joße und Düwel (Berg arbeiter) ; Jähnide (Bergschreiber).

51 in ihren Rechten vielfach beschädigt und wandten sich deshalb durch den Amtmann wiederholt beſchwerdend an die kurf. Regierung . Hier auf wurde ihnen aber folgender abschläglicher Bescheid : Seiner Churfürstlichen Durchlauchtigkeit zu Brandenburg pp ., Unserm gnädigsten Herrn, ist das von dem Ambtmann „zu Rüderſtorff, Schmidten, eingegebene memorial mehreren „ einhalts gehorsambst referiret. Nuhn ist zwar höchstgedachter Seiner Churfl. Durchl. p . der Zustand der Rüderſtorffiſchen "‚ Unterthanen, undt was denselben bey anlegung der neuen Falckberge abgenommen worden, nicht unbekanndt, es ist " auch denenselben vom Greyse in solcher Consideration moderation geschehen ; wann aber auch ohnläugbahr, daß ge dachte Unterthanen von berührten Kaldbergen nun seither „dehnen . .*) leget, auf gewiſſe . *) Ihre Nahrung *) sehen seine Churf. Durchl. nicht ab, warum sie „ alle dasjenige, was Ihnen anjego an Contribution zugeschrieben, nicht beybringen können, wann nur der Ambtmann an jenem Ort dasjenige thun wirdt, was zu der Unterthanen „Aufnehmen geruhet, Undt so alsdann Seine Churf. Durchl. "P. sehen und spühren werden, das ungeachtet deſſen dieselben die Contribution nicht aufbringen können, Sie dahin gnädigst „ bedacht sein wollen, auf was art Ihnen geholffen werden „ könne. Welches anfangs gedachtem Ambtmanne zu Nü„ derstorff zur gnädigsten resolution auf sein unterthänigstes Memorial zu ertheylen anbefohlen. Signatum Cöllen an der Spree, den 22. February) ao. 1684. (L. S. ) (Eigenhändige Unterschrift) Friedrich Wilhelm. " Auch der Sohn und Nachfolger des großen Kurfürsten, Friedrich III. (später als König : Friedrich I. ), nahm an dem Aufblühen des Bergwerks und an dem Wohle der darin beschäftigten Arbeiter regen Antheil.

Wieviel ihm

an dem Heranbilden eines

Stammes tüchtiger Bergarbeiter gelegen war, bewieß er durch nach. stehenden Cabinetsbefehl, in welchem er den Bergleuten die Werbefreiheit zusicherte : Nachdem Se. Kurfürstl. Durchlauchtigkeit zu Branden. burg pp., unser gnädigster Herr, die in den Rüdersdorfer „ Kalkbergen arbeitenden Leute in Dero sonderbare Protection *) Etellen des Originals, welche durch das Ausplagen des Siegels beschädigt find.

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" und Schuß gnädigst aufgenommen: als befehlen Sie alle und jede Dero hohe und niedere Kriegs-Offiziere, sammt gemeinen Soldatesque zu Roß und zu Fuß, hiemit in # Gnaden und alles Ernstes, auch bei Vermeidung schärferer Verordnung, daß die an dergl. Leute sich keineswegs vergreifen, "sondern dieselben überall oder an allen Orten in ihrer Berrichtung und Arbeit frei, sicher und ohngemolestiret, pass W und repassiren laffen sollen. Wonach sich jedermanniglich gehorsamst zu achten und dieser Verordnung gebührende " Parition zu leisten hat. Sigl. Cölln an der Spree, den 18. Martii 1691. (@igenhändige Unterschrift) Friedrich."

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K **

Was nun die Verwaltung und den Betrieb der fiscalischen Steinbrüche anbetrifft, so waren dieselben in früherer Zeit ungemein einfach.

Nach der Instruction von 1617 stand der Verkauf des

Kalksteins, die wöchentliche Ablohnung der Bergmeister u. s. m. unter dem Bergschreiber; im J. 1705 erließ die Königl. Amtskammer ein neues " Interims-Reglement oder Instruction, wonach fich sowohl der Bergschreiber, der Schleusenmeister, die Schiffer, als andere in den Kalkbergen arbeitenden Leute zu richten haben ", wodurch der Betrieb der Brüche, die Ansiedlung und Bezahlung der Bergarbeiter, die Abfuhr der Kalksteine, das Maaß derselben, die Verschiffung, die Verwaltung der Woltersdorfer Schleuse, der Verkauf, die Jurisdiction*) und viele andere Gegenstände geordnet wurden, Außer den städtischen (Berlin-Cöllner Magistrats-) Brüchen befanden sich 7, später 9 Brüche im Betrieb und jeder derselben war mit einem Bergmeister (jezt Steiger genannt) beseßt.

Die Jurisdiction, Gerichtsbarkeit, über die Bergarbeiter hatte bei Disciplinar-Bergehen der Bergschreiber zu verwalten, in übrigen Juriaber s der Umtmann . Erst wurde die über die Colonisten zu Kaltberge-Rüdersdorf und Hortwinkel an das Bergamt abgetreten und ein besonderer Bergamts= am To Ju ftitiates tattgefundenen Hin t, wie sie das Rüdersd . angestellt. angestellt. Beiläufig sei hier auch noch der letzten im hiesigen Kirchenbuch erzählt: " Anno 1728, am Tage Mariä Heimsuchung ist Maria Frantin, des allhier gewesenen Ambts- Bogte Tochter, wegen Blutschande und Kindesmord nach Urtheil und Recht decolliret (ent hauptet) worden, mitten im Dorf, zwischen dem Kirchhof Kirchhof,, und des Krügers Gehöfte."

4 v

53 Diese Bergmeister standen in verdungenem Lohn, fie, erhielten für den Landprahm (= 3 Klafter) gebrochene Steine 1 Thlr. 3 Sgr. und bekamen das zur Bergarbeit erforderliche Werkzeug (Ge zähe) geliefert. Mit der entsprechenden Anzahl Arbeiter (je 8-12 für einen Brud)), die 5-6 Sgr. Tagelohn erhielten, räumten fie das auf der Oberfläche ihres Steinbruchs liegende jüngere Gebirge ab und brachen dann das Gestein durch sogenannte Abbank-Arbeit stoßweise los, soweit es das Tag. oder Grundwasser gestattete. Die Abfuhr der gebrochenen Steine erfolgte durch Rüdersdorfer, Herz. felder und Hennickendorfer Bauern nach den Ablagen am Kessel. und Kalksee, von wo der Weitertransport zu Wasser geschah. Bei der Kalksteinförderung wurden die Bergarbeiter nur während der Sommermonate beschäftigt, im Winter dagegen mußten sie in der Königl. Forst das zum Betriebe nöthige Nuß., Geschirr. und Brennholz schlagen*). Die Einfachheit im Betriebe erhielt sich bis Ende des 18. Jahr hunderts; wichtige Verbesserungen traten erst ein, als das Sprengen der festen Gesteinmassen durch Pulver eingeführt wurde und als man mittelst unterirdischer Kanäle die Lagerstätte des Kalksteins in unmittelbare Verbindung mit dem Mühlenfließ und dem Kalkgraben brachte, hierdurch aber nicht allein die Gewinnung des Steines bis auf die Sohle dieser Gewässer ohne Wasserhaltungskosten ermöglichte, sondern auch eine höchst beträchtliche Transport Posten-Ersparung herbeiführte. Zuerst wurde in den Hinterbergen vom Mühlenfließ aus 1804 der (jezt verschüttete), 360 Fuß lange und 16 Fuß breite Heinig-Kanal, dann 1816 der 288 Fuß lange und 24 Fuß breite Bülow-Kanal gebaut. Der Reden-Kanal im Alten Grunde, bereits 1777 als Stollen angefangen, wurde 1806 als Förderstrecke für eiserne Bahnwagen fahrbar und 1827 für große Schiffsgefäße schiffbar vollendet ; er hat eine Länge von 504 Fuß. Das ausschließliche Recht zur Kalksteingewinnung auf dem Rüdersdorfer Lager wurde nun in neuerer Zeit dem Fiscus von

*) Die ersten Anfänge einer Knappschafts-Kaffe finden sich um's 3. 1700. Bon jedem Brahm geförderter Steine mußte der Bergmeister 6 Bf., der mit der Fortfchaffung beauftragte Fuhrmann aber 3 Bf. zur Armenkasse entrichten, aus welcher in Krankheitsfällen und bei Beerdigungen Unterstüßungen veräbfolgt wurden.

54 den (lassithischen) Bauern und Coffäthen zu Rüdersdorf streitig gemacht, indem dieselben dieses Recht für den Umfang ihres Grundfür die der besiges ungetheilt als ein Zubehör des Bodens, rata ihrer pro aber Bauernheide gehörige Ganzen Gemeinde im die Ge dagegen Fiscus dem nahmen, Anspruch in Grundstücke winnung des Kalksteins in der Bauernheide nur gestatten wollten nach Verhältniß seines Grundbesizes in der Gemarkung, welchen er durch die Einziehung mehrerer im 30jährigen Kriege verwüsteter und herrenlos gewordener lajjithischer Bauernhöfe (siehe S. 47, Anmerk. ) erworben hatte. Ueber diese Ansprüche entstanden zwischen der Gemeinde Rüders. dorf und dem Fiscus Rechtsstreitigkeiten, welche im J. 1829 zu Gunsten der Gemeinde entschieden wurden. Im Wege des Vergleiches traten jedoch die Gemeindemitglieder in Rüdersdorf durch Receß vom 7. Dezember 1835 ihre desfallsigen Ansprüche gegen eine Abfindung in Land und Geld für den ganzen Umfang ihrer Ländereien, sowie auch in der Bauernheide ab.

Auch mit der

Pfarre zu Nüdersdorf wurde rücksichtlich der Kalkstein- Gewinnung in dem Pfarr-Acker ein Vergleich am 23. Febr. 1838 abgeschlossen. Dagegen war eine Auseinandersehung und ein Urtheil über die Grenzen der Berechtigung zum Kalksteinbrechen, welche die Stadt Berlin im Laufe der Zeit erworben hatte, bei der Lückenhaftigkeit der vorhandenen Urkunden schwer zu bewirken. Wie bereits Seite 32 Anmerk. erwähnt, hatte sich die Stadt Berlin 1549 ( Cölln schon 1540) durch Kauf in Besitz eigener Kalkbrüche gesegt*), 1819 Unterm 9. Octbr. 1599 überreichte die Stadt Berlin dem Kurf. Johann Georg ein Bittschreiben folgenden Inhalts : ,,Die Städte Berlin und Cölln hätten vor undenklichen Zeiten Kalkgruben von den Aebten des Klosters Zinna eigenthümlich an sich gebracht und über Menschengedenken in ruhiger Posession gehabt. Als nun der Bau der Festung Spandow angefangen, hätten Kurf. Gnaden dem Rathe an gesonnen, eine Zeitlang mit dem Brechen inne zu halten und die welschen Baumeister von Spandow darin brechen zu lassen. Von diesen aber sei zuletzt der Ort nicht mehr beachtet, sondern verschüttet worden. Dem Rathe in Cölln sei die Kalfgrube wieder zurückgegeben, dem Rathe in Berlin dagegen gestattet worden, in dem furfürstl. Bruche jährlich 26 Landprahme Kalksteine zu brechen. Diese Quantität aber reiche nicht aus, weshalb man um Einräumung einer Kalkgrube bitte. " .― Die der Stadt Berlin 1591 ertheilte Befugniß zum Kalkbrechen in den kurfürstlichen Brüchen wurde 1605 bestätigt und der Rath zu Berlin verpflichtet, dafür jährlich 24 Florenen Zins an die landesherrliche Kaffe zu entrichten.

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hatte sie das Lehnschulzengut in Rüdersdorf gekauft und dadurch, sowie durch verschiedene andere Rechtstitel (Erbpachtung zweier Pfarrhufen u. s. w. ) eine größere Mitbetheiligung an der Kalksteingewinnung zu erwerben gesucht. Je größer nun die Bedeutung der Kalksteinbrüche für das Wachsthum der Stadt Berlin wurde, umſomehr mußte auch die Unbestimmtheit in den Rechten des Fiscus und der Stadt Berlin Veranlassung zu Processen geben, die bis in die neueste Zeit hinein geschwebt haben, ohne zu einem rechtlichen Austrag kommen zu können.

Man holte alte beſtaubte und vergilbte

Pergamente aus allen Winkeln der Archive hervor, troß alledem wurde es aber nicht möglich, das Recht des einen oder des anderen Theils klar zu beweisen. Während man nun prozeſſirte, litten na türlich beide Theile : die Kalksteinbrüche konnten nicht nach den Grundsäßen eines rationellen Bergbaues betrieben werden, die KanalAnlagen, durch welche die Steine fortgeschafft werden sollten, wurden zerstört, der Abraum mußte häufig auf Kalklagen, welche man noch ausbeuten wollte, geworfen werden, kurzum - beide Theile waren nicht im Stande, den Vortheil aus dem Bergbau zu ziehen, den ihnen derselbe naturgemäß gewähren mußte . Am meisten litt natürlich als der schwächere Theil die Stadt Berlin, ſo daß es dieſer nicht unwillkommen ſchien, als der Fiscus sich bereit erklärte, auf eine gütige Einigung einzugehen.

Aber über das Wie einer

solchen Einigung gab es wiederum langjährige Unterhandlungen. Endlich im J. 1855 gelang es glücklich, durch einen Societäts-Vertrag dieselbe zu erzielen. Der Abbau und die Ausbeutung des Kalksteinlagers wird nunmehr auf die gemeinschaftliche Rechnung des Fiscus und der Commune Berlin betrieben ; von dem Reinertrage erhält Fiscus % und die Commune Berlin %. -- Während des schwebenden Prozesses wurde der Ueberschuß festgestellt, den die städtischen Kalkbrüche in einem Zeitraume von 10 Jahren, nämlich von 1838-1847, gebracht hatten. Da stellte sich denn heraus, daß der durchschnittliche Ueberschuß in den genannten Jahren 5817 Thaler betrug. Vom Jahre 1855 (alſo nach Abschluß des SocietätsVertrages) bis 1869 betrug dagegen der Ueberschuß, den die Stadt Berlin erhielt, durchschnittlich jährlich 26,000 Thlr. Stellt man diese beiden Summen 5817 und 26,000 Thlr. nebeneinander, so geht daraus hervor,

ob das Resultat des mit dem Fiscus abge.

fchloffenen Vertrages für die Stadt Berlin günftig ist oder nicht.

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Die fortwährend stärker werdende Förderung in den fiscalischen Brüchen mögen folgende Zahlen erläutern : Gefördert wurden 1690 bis 1700 durchschnittlich eirca 4500 Klaftern Steine jährlich, von 1720-30 ca. 6000 Klftr., von 1730-40 ca. 14,000 Klftr. Während der ersten Hälfte der Regierung Friedrichs 11. sank die Förderung auf durchschnittlich 6000 Klstr. , stieg aber in der zweiten Hälfte auf 10,000 Riftr.; von 1780-1800 wurden jährlich ca. 18,000 Riftr. gefördert, von 1801-1806 etwa 20,000 Klftr. Nach der französischen Invasion fiel die Förderung auf ca. 6700 Riftr., 1813 auf 4500 Klftr. Nach den Freiheitskriegen betrug fie ca. 17,000 Klft ., von 1830-40 ca. 32,000 Klftr., 1840-50 58,000, 1851--55 66,000, 1855-60 70,000 Klftr. , 1860-65 100,000 ftr., 1866-69 90,000 Kiftr.

Kehren wir zur Geschichte der beiden Kolonien Alte Grund und Hinterberge zurück, so finden wir bis zu dem 1740 erfolg. ten Tode Friedrich Wilhelm's I. ein stetes Anwachsen der Bevöl kerung, die ausschließlich in den Kalksteinbrüchen und bei der Schiff fahrt ihre Beschäftigung und ausreichenden Verdienst fand. Beide Ansiedlungen waren zu einer Gemeinde Kalkberge - Rüdersdorf" vereinigt und dieser ein erwählter Schulze an die Spige gestellt worden.

Die von Friedrich II. geführten großartigen Feldzüge riefen leider eine bedeutende Aenderung in den bisherigen günstigen Verhältnissen herbei. Schon der kurze Zeit nach dem RegierungsAntritt Friedrich's II. ausbrechende schlesische Krieg brachte für unfere ganze Gegend , durch welche eine der Hauptstraßen nach Schlesien führt, große Belästigungen mit sich, die in starken Einquartierungen und häufigen Vorspanndiensten zu den Proviant , sowie anderen Kriegsfuhren bestanden. Ganz besonders drückend wurde der siebenjährige Krieg ; die massenhafte Aushebung von Rekruten schwächte die Bevölkerung und harte Kriegssteuern brachten den Wohlstand des Landes in Verfall. Der Schauplaß dieses Krieges lag zwar unserer Gegend fern, doch drohte er 1759 sich in deren unmittelbare Nähe zu ziehen.

Es war dies nach der un

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glücklichen Schlacht bei Cunersdorf, wo Friedrich's Heer fast ganz vernichtet wurde und die siegreichen Russen unter Soltikoff auf Berlin marschirten. Der preußische Staat schien seinem Untergange nahe zu sein, Alles war damals in der größten Angst vor den Russen, von deren Grausamkeit die erschreckendsten Gerüchte im Umlauf waren. Indessen erreichte der Feind nicht unſere Landſchaft, sondern mußte sich bald darauf zurückziehen und man war für diesmal von der Gefahr befreit. Im Jahre darauf war aber der gefürchtete Feind wirklich da. Am 30. September 1760 zogen die Russen unter General Tottleben über Beeskow der Hauptstadt zu, während Tschernitscheff am 1. October über Fürstenwalde und Alt-Landsberg folgte und nach der am 8. erfolgten Uebergabe Berlin's sein Hauptquartier in Friedrichsfelde aufschlug . Auf die Kunde von Friedrich's Anmarsch zum Entsage seiner Hauptstadt zogen sich zwar die Feinde am 12. October wieder zurück, aber die wenigen Tage hatten schon völlig genügt,

den Bewohnern

unſerer Dörfer die Drangſale des Krieges empfinden zu lassen *). Nach dem Schluße des siebenjährigen Krieges, 1763, war es das eifrigste Bestreben Friedrich's, alle Wunden, die das Land durch den Krieg erlitten, in möglichster Kürze zu heilen . Auch unsere Gegend, obwohl nicht die am härtesten betroffene, hatte sich seiner landesväterlichen Fürsorge zu erfreuen, und in der That, es war fast wunderbar, wie bald die ärgsten Spuren der jahrelangen Zer rüttung wieder schwanden und wie schnell sich die Bewohner in neuer lebendiger Thätigkeit erholten.

Besondere Aufmerksamkeit

schenkte der große König den hiesigen Kalksteinbrüchen . Im J. 1769 wurde die Verwaltung derselben vom Domainen-Amte Rüdersdorf abgezweigt und dem Bergwerks- und Hütten-Departement in Berlin überwiesen. Einige Jahre später wurde aber ein Königl. BergAmt in Rüdersdorf errichtet, welches zugleich Verwaltungsbehörde für den Bergbau in den Provinzen Brandenburg und Westpreußen, ferner in den Regierungsbezirken Stettin, Cöslin und Bromberg

*) Se bat z. B. die Besitzerin des Seidenbau- Etablissements zu Erkner, verw. Majorin ven Lahibufch nech 1765 um eine Unterstützung vom Könige, „ da bei der russischen Invaſion alle Pallijaden, Fußböden, Thüren u. f. w. herausgeriffen und verbrannt, fuizum ihr ganzes Besigthum total verwüstet worden sei.“

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Durch die Herstellung des Kanalsystems, welches die Spree und Havel mit der Oder und Elbe verbindet, waren nämlich den Producten der Rüdersdorfer Brüche ganz neue Wege eröffnet und hatte sich der Abſag der Kalksteine durch die Verſchiffung nach den weitesten Entfernungen ungemein gehoben. Außerdem waren Kalkbrennereien (sogenannte Kalkfactoreien) in verschiedenen Gegenden des Landes, z. B. Bromberg, Landsberg a. W., Schulig und Catarinchen in Westpreußen, Beeskow, Rathenow, Brandenburg u. a. D. errichtet worden, die sämmtlich von Rüdersdorf versorgt wurden. Um das durch die Kriege entvölkerte Land wieder zu bevölkern, griff Friedrich der Große zu einem Mittel, welches auch seine Vorgänger mit günstigem Erfolge angewendet hatten, Heranziehung Von 1770 an wurden in Kallberge fremder Colonisten. Nüdersdorf*), 1785 in Hortwinkel, dann auch im Rüdersdorfer Forstrevier, z . B. in Buchhorst (Pfälzer oder Neu-B.), Erkner u. f. w. auf Kosten des Königs Büdnerwohnungen errichtet, die an " Ausländer, so in Königl. Landen noch kein eignes Feuer und Heerd gehabt und an ausrangirte Soldaten, die im 7jährigen Kriege invalide geworden " , verliehen wurden . - Erwähnung verdient ferner eine Einrichtung,

welche,

obwohl von Friedrich mit großer

Vorliebe gepflegt, doch in hiesiger Gegend nicht von langer Dauer gewesen ist, sondern nach seinem Tode allmählig wieder aufhörte, nämlich der Seidenbau. Durch die Kgl. Immediat-SeidenbauCommiſſion wurde das Bepflanzen

aller Kirchhöfe und anderer

*) Eine Prästations - Tabelle von 1778 nennt u. A. folgende, noch jetzt hier vertretene Familien in Kalkberge-Rüdersdorf: a) Alle Einwohner : Arend, Dommert, Erhardt, Fürstenow (Schulze), Geelbaar, Gerasch, Gehrmann, Gieseler, Grabert, Härife, Henning, Henze, Hoppe, Hüther, Köppe, Köpisch, Kerkow, Kretschmer, Kuhnert, Kulife, Lange, Lehmann, Lichtenfels. Lichter. feld, Markgraf, Palm, Baul, Pestler, Reinicke, Rothkopf, Sauer, Seelisch, Schmidt, Sprung. Vogelsang. Büttner, Beder, Burges b) Neuangefeßte Kolonisten: meister, Drömmert, Erfurth, Eichmann, Franz, Gerling, Herzky, Hartfiel, Häring, Koch, Kreeter, Kulenbrodt, Klaude, Lehmpfubl (Schulze), Müller, Möser, Mary, Mathes, Opiz, Blög, Raaz, Silbermann, Schär, Seelisch, Sprung, Schönebec, Stern, Thran, Füllkrug, Sandinger, Karius,

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geeigneter Pläge mit Maulbeerbäumen angeordnet, und die Schul. Lehrer auf dem Lande zum Seidenbau angehalten . Im Unver. mögensfalle erhielten die Lehrer aus der Königl . Tirage-Anstalt Vorschüsse und Unterstügungen zu den erforderlichen Einrichtungen, bei guten Erfolgen aber wurden Prämien zur Aufmunterung verabfolgt. Die Ausbeute war ehemals eine recht ergiebige, in den Jahren von 1800-1806 wurden in den Rüdersdorfer Amts-Dörfern zusammen durchschnittlich noch 165 Pfund Cocons jährlich gewonnen, vom Jahre 1806 aber wurde der Seidenbau fast gar nicht mehr betrieben, denn der Krieg, der das Geschick der Welt für lange Zeit entscheiden sollte, begann. Auf die Geschichte dieses Krieges, der durch die Herrschsucht eines Napoleon Bonaparte angefacht worden war, näher einzugehen, ist hier nicht der Ort. Ein Jeder weiß, in welcher Größe und mit welcher Schnelligkeit das Unglück über unser Vaterland herein. brach, welche Rathlosigkeit sich nach den gewaltigen Schicksals . schlägen Aller bemächtigte und mit welchem Uebermuthe Preußen von dem allmächtigen Sieger behandelt wurde. Hier möge nur einiger Ereignisse gedacht werden, die unserm Kalkberge-Rüdersdorf während der Zeit der Fremdherrschaft widerfuhren. Am 14. October 1806 war die für die preuß. Armee so ver hängnißvolle Doppelschlacht von Jena und Auerstädt geschlagen. Die französ. Truppen marſchirten dem in mehrere Abtheilungen zersprengten preußischen Heere auf seiner Flucht nach dem nord. östlichsten Theile des Staates unaufhaltsam nach und am 27. October rückte Napoleon ohne weiteren Schwertstreich in Berlin ein. Tags darauf, 28. Octbr., ließ der Königl. Preuß. StaatsMinister und Ober-Berghauptmann Graf von Reden durch den Ober-Bergrath Flottmann an das Berg-Amt in Nüdersdorf die Verfügung gelangen, „ daß der Betrieb der Kalksteinbrüche nur so mäßig erfolgen solle, als die armen Bergarbeiter zu ihrem Lebens. unterhalt nothwendig erhalten müßten und daß auch solchergestalt nur wenig Bestand baaren Geldes gehalten werde. Gleichzeitig solle man eine Sauvegarde (Schußpoſten) aus Tasdorf zu erhalten

60 suchen, weil der vom General d'Avouft ausgestellte Schußbrief*) für die Sicherheit des Bergwerks, der Bewohner u. s. w. nicht ausreichend erscheine " . Obwohl nämlich der Kriegscommissär du Trochet in Müncheberg versichert hatte, daß die von Berlin kommenden Truppen erst in Müncheberg Nachtquartier nehmen sollten, dagegen die nach Berlin marschierenden Truppen im Etappen. Orte Dahlwig Unterkommen finden würden, so kam es doch häufig vor, daß feindliche Truppen im benachbarten Tasdorf Quartier nahmen und von da aus sich Besuche in der Umgegend erlaubten. So drangen z. B. in der Nacht vom 4. zum 5. November, Abends 11 Uhr,

8 französische Soldaten in das Bergamts-Gebäude und

verlangten von dem Berg-Inspector Nieske unter Drohungen, mit vorgehaltenem Bajonett und gezogenen Hähnen, Geld und Geldes werth, worauf sie unter Mitnahme von 50 Thlrn. abzogen. Wenige Stunden später, um 32 Uhr Morgens, erschienen aber 10 andere Soldaten, die den Berg-Inspector, den Kassenwächter Pontenin und das Dienstmädchen in eine Stube einschlossen, dann im Kaſſen. zimmer alles durchsuchten, die Schlösser erbrachen, einen verschlossenen Tisch zertrümmerten und im Ganzen 130 Thlr. baares Geld (welches zum Theil im Keller zwischen dem Torf verborgen gewesen war), sowie andere leichttransportable Sachen (z. B. 3 Gewichte aus einer Goldwaage und 6 Bruchbänder) mitnahmen . In der Nacht vom 12./13. Nov.

hatte Nieske 2 Mann und 1 Frauenzimmer

als Einquartierung, zu denen sich bald 10 andere Soldaten geſellten, die in ihren Quartieren von den armen Wirthsleuten nicht nach Wunsch bewirthet worden waren.

Diese Gesellschaft zehrte allé

im Hause vorhandenen Vorräthe, Wein u. s. w. auf und forderte dann mit dem Säbel in der Faust die Auslieferung des vorhan. denen Geldes. Als Nieske hierzu nicht zu bewegen war, drohten sie, ihn zu erschießen, weshalb er eiligst aus dem Hauſe floh. Von königlichen Sachen haben dieſe Soldaten nichts mitgenommen, #) Copie fidèle. J'ai donné des ordres aux troupes, que je commande, pour la sûreté des habitants et la libre communication des chemins ; mais il existe dans les environs une quantité considérable de corps , qui në me sont pas confiés et avec lesquels je n'ai aucun rapport. J'engage Monsieur le Conseiller provincial à s'adresser à Monsieur le Maréchal Commandant en Chef. Le Général d'Avoust. Malchow, le 29. Octobre 1806.

61 dagegen wurden dem Böttcher Kloos durch seine Einquartierung 105 Thlr. aus dem Verstecke gestohlen. Da keiner der hiesigen Beamten der französischen Sprache. mächtig, und dadurch der Verkehr mit den kaiserlichen Truppen ungemein erschwert war, so wurde am 10. Nov. der Berg-Assistent Weinhold von der Bergwerks- und Hütten-Adminiſtration mit einem Freipasse*) hierher geſchickt, um sich als Dolmetscher nüßlich zu machen. Am 4. December mußten sämmtliche Beamte des Werrs (Inspector Nieske, Factor Puhlmann, Inspector Küster,

Bergschreiber

Voigt, Assistent Kreyer, Eleve Heſſe, Obersteiger Schmidt und -Expectant Nieske) in die Hand des Berg- Justitiar Rehfeldt — der ---von folgenden bereits am 2. in Berlin verpflichtet worden war dem Kais. Fr. Intendant der Mittelmark, Bignon, vorgeschriebenen Eid ablegen : „ Ich schwöre, die Gewalt, die mir von Seiner Majestät dem Kaiser der Franzosen und Könige von Italien anvertraut ist, mit der größten Loyalität auszuüben, und sie nicht anders als zur Erhaltung der Ordnung und der öffentlichen Ruhe anzuwenden, auch aus allen meinen Kräften beizutragen, um die Maßregeln und Anordnungen, welche mir für den Dienst der französischen Armee vorgeschrieben worden, auszuführen, und weder Briefwechsel noch irgend eine andere Art von Verbindung mit Feinden desselben, zu unterhalten. " Die mehrfachen Plünderungen durch französische Marodeurs hatten inzwischen das Bergamt veranlaßt, wiederholt um einige Mann Sauvegarde zu bitten ; an deren Statt stellte der Divisions. General Clarke einen Schußbrief (Protectorium) aus, der auf Tafeln an verschiedenen trouillirten fortwährend arbeiter auf dem Berge, den Hinterbergen trennt,

Wegen angeheftet wurde. Außerdem pa. 2 vom Bergamte dazu commandirte Bergwo der Weg nach Rüdersdorf sich von 2 Mann im Alten Grund und 2 Mann

*) Par ordre supérieur impérial le fonctionaire Weinhold est envoyé par ces présentes lignes à Rudersdorf savoir à la direction royale des mines de ces lieux-là, pour y être util relativement aux travaux pressants. Les Officiers Impérials du militaire sont humblement requis ci-joint, de laisser passer le susdit W. tout franc et libre et sans relâche. - Berlin, le 10. novmbre 1806. Flottmann, conseiller supérieur des mines royales.

62 in ben Hinterbergen ; von der Gemeinde wurden allnächtlich 4 Mann in der Kreyher'schen Dienstwohnung in den Hinterbergen und 4 Mann in dem neuerbauten Officiantenhause an der Ablage am Heffelsee als Wache erhalten, die bei eintretenden Fällen durch Hornsignale, Pistolenschüsse und Glockenläuten Zeichen geben mußten.

"



Vom 28.- 30 . Nov. hatte Alte Grund und Hinterberge wieder Einquartierung, und zwar so bedeutend, daß an Contributionen, an baarem Gelde, Sachen, Einquartierungskosten u . s. w. beiden Orten ein Schaden von ca. 2300 Thlrn. erwuchs. Endlich am Schluffe des Jahres erhielt das Bergwerk 2 Kais. Gardisten als Sauvegarde, welche das Berg-Etabliſſement und die Arbeiter vor allen Störungen durch franzöſiſche und alliirte Truppen schüßen sollten. *) Nach der mörderischen, aber unentschieden gebliebenen Schlacht bei Preußisch-Cylau (8. Febr. 1807) wurden Unterhandlungen eingeleitet, die endlich am 9. Juli zu dem Frieden von Tilſit führten, so drückend dessen Bestimmungen für unser armes Preußen auch waren. Der Frieden war nun da, aber es war ein trauriger Frieden ; langsam und träge zogen fünf Jahre der Knechtschaft noch vorüber, ehe Napoleon's Stolz dem Falle nahte und die Jahre der Befreiung und die Zeit der Nache für allen erlittenen Schimpf erschienen. - Von der halben Million Soldaten der großen Armee, die Napoleon mit so fühnen Erwartungen nach Rußland geführt hatte, kehrte im Januar 1813 auch durch unsere Gegend ein Theil jener Schaar von 20 Tauſend hohläugigen, mit Lumpen aller Art bedeckten, von dem Elend bis auf den Tod gebeugten Unglücklichen zurück.

*) Grande armée

Als die Kunde dieses Rückzuges sich

Gouvernement général de Berlin. ORDRE. Il est ordonné aux nommés Défaut et Bisson, Sappeurs au 1re bataillon, de rester provisoirement et jusqu'à nouvel ordre en Sauvegarde aux mines et carrières, ainsi qu' aux fours à chaux près du bailliage de Rudersdorf. Ils seront respecter cet etablissement pour tous les individus de l'armée française et alliée , et nous addresseront des rapports contre ceux qui se permetteroient des exactions ou qui troubleraient les travaux de cet etablissement. Berlin, le 29. decembre 1806. Le Général de Division, Gouverneur(L. S.) Général de Berlin etc. etc. Clarke.

"

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verbreitete, hegte man die Hoffnung, daß bas fiegreiche ruſſiſche Heer auch bis . Berlin vordringen und die Stunde der Befreiung von dem französischen Drucke schlagen würde. Diese Hoffnung stieg, und sie verwandelte sich in die freudigste Gewißheit, als man hier am 12. Febr. 1813 erfuhr, daß der Vicekönig von Italien in der Gegend von Posen geschlagen sei und sein Hauptquartier nach Frankfurt a. D. verlegt habe. In den folgenden Tagen wurde dieſe Nachricht beſtätigt, und man war auf das baldige Erscheinen russischer Truppen gefaßt. Daß einzelne Koſackenabtheilungen bereits die Oder überschritten hatten, wurde um diese Zeit außer allem Zweifel gesezt.

Am 13. Febr. mußte nämlich die franz. Besatzung

von Fürstenwalde an die Russen capituliren und am 14. Februar Nachmittags kamen Leute von Wriezen zurück, wohin sie zu Markte gereift waren, mit der Nachricht, daß Tags zuvor ein Bataillon Westphalen vor etwa 500 Kosacken in dieser Stadt das Gewehr gestreckt hätte, und daß gleichzeitig

800-1000 Dragoner und

Husaren in derselben Gegend über die Oder gegangen seien. Durch des Königs „ Aufruf an mein Volk " ergriff nun eine Be geisterung und Kampfeslust ohne Gleichen jede Brust, das Volk stand auf, der Sturm brach los und das ganze Land erscholl vom Geräusche der Waffen. -- Bald folgten das Gefecht bei Möckern und die Schlachten bei Groß-Görſchen und Lügen. ländische Begeisterung,

Die vater-

welche die Edelsten der Nation zu den

Waffen getrieben, hatte ihre Feuerprobe bestanden . Aber auch die zurückgebliebenen Männer wurden eines Tages auf die Probe des Muths gestellt. Im Monat Mai waren nämlich die allgemeinen Anordnungen für unsern Kreis zur Errichtung des Landsturms ge troffen worden. Der Kreis war in Districte getheilt und jedem Districte ein Oberbefehlshaber vorgefeßt. Jeder Befehlshaber theilte ſeinen Diſtrict wieder in Bataillone und Compagnien und seßte Compagniechefs nebst der verhältnißmäßigen Anzahl von Subalternofficieren ein. Die Unterofficiere wurden von den Landsturmmännern der Compagnie selbst gewählt . Auf den höchsten Punkten der Gegend, z. B. auf der Stelle, wo jezt die Rüdersdorfer Windmühlen ſtehen, waren Lärmſtangen (große Maſtbäume mit einer Theertonne auf der Spize) errichtet, die, sobald der Feind sich etwa nähern sollte, angezündet wurden, um allgemeinen Allarm zu

64 machen.

Dann versammelten sich die Landsturm-Männer,

d. H.

alle Wehrhaften vom 15. bis 60. Jahre ohne Ansehen der Person und des Standes, mit Lebensmitteln auf 3 Tage versehen, und mit Gewehren jeder Art, mit gerade geschmiedeten Sensen, Piken u . s. w. bewaffnet, auf dem Allarmplage, vor dem Amtsgebäude in Rüdersdorf, um daselbst nähere Nachrichten zu erwarten. Es war am 18. August 1813,

als die Nachricht sich verbreitete,

daß ein starkes, französisches Heer unter Oudinot in der Richtung auf Berlin marschire, daß eine große Schlacht vor den Thoren Berlin's zu erwarten sei und daß die Nord -Armee der Alliirten zum Schuße der Hauptstadt bereits Stellung genommen habe. Schon Tags zuvor waren ruſſiſcheTruppen in Rüdersdorfangekommen, man hatte sie in aller Eile gespeist, und sofort hatten sie dann ihren Marsch über die Spree fortgesezt, um zu den Verbündeten (die Preußen unter Bülow, die Schweden unter Bernadotte) zu stoßen. Jenseits der Spree hatte das meist aus kurmärkischer Landwehr bestehende Corps unter Tauenzien Stellung genommen und bereits mit der Errichtung einiger Schanzen begonnen. Záhl reiche Frauen aus Rüdersdorf und der Umgegend hatten sich auf den Weg über Hohenbinde gemacht, um ihre im Tauenzien'schen Corps stehenden Männer vor der erwarteten Schlacht noch einmal --vielleicht zum legten Mal zu ſehen und ihnen Erfrischungen und Lebensmittel zu überbringen. Am 19. war Trebbin troß der heldenmüthigen Vertheidigung der Preußen von den Franzosen erobert worden, und am Abend des 22. standen die Lezteren nur 5-6 Stunden vor Berlin. Bernadotte , der Oberbefehlshaber der Alliirten, gab Befehl, sich hinter Berlin zurückzuziehen. Bülow und Tauenzien aber waren rasch entschlossen, diesem Befehle keine Folge zu geben, sondern sich dem anrückenden Feinde ent gegen zu werfen.

Es galt zuerst Groß-Beeren wieder zu nehmen.

Im Sturmschritt drangen die preußischen Bataillone troß des heftigen feindlichen Kartätschfeuers vor. Strömender Regen hatte die Gewehrläufe mit Wasser gefüllt, den Ausschlag geben.

also mußten Bajonett und Kolben

Vom frühen Morgen an war in Rüdersdorf dumpfer Kanonen. Aller Herzen waren mit banger Sorge um

donner gehört worden.

den Ausgang der Schlacht,

um das Schicksal der Vaterlandsver.

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theidiger erfüllt. Da praffelt um die Mittagsstunde in heller Flamme die Lärmftange empor, der Landsturm wird geordnet und unter dem Commando ihres Capitains Gerasch (Gerichtsdiener) und der Lieutenants Heſſe (Bergſecretair) und Kühnemann (AmtsActuar) rücken die wackeren Landſturmmänner über die Hinterberge in der Richtung nach Cöpenick ab, dem nahvermutheten Kampfe entgegen. Es war, nach der Versicherung von Augenzeugen, ein herzzerreißender Anblick, dieser Ausmarsch im strömenden Regen, unter dem Weinen der Frauen, dem Geſchrei der Kinder, dem Schall der Trommel und dem feierlichen Klang der Sturmglocke. Aber, Gott sei Dank, die Trennung war nur eine kurze!

In

Schöneiche angelangt, erhielt der Landſturm die frohe Botschaft von dem entschiedenen, herrlichen Siege von Großbeeren, und unter dem lauten Jubel der Ihrigen zog die Schaar noch am späten Abend wieder in Rüdersdorf ein, um das alte Gewehr mit dem Feuersteinschloß, den verrosteten Säbel oder die lange Pike ungeſäumt wieder in die Ecke zu stellen. Wohl kam Trauer und Betrübniß noch in viele Häuser. Manch treuer Mann hatte sein Herzblut für König und Vaterland ver goſſen, manch geliebter Bruder oder Bräutigam wurde noch in den Schlachten der folgenden zwei Jahre hinweggerafft, auch manch einziger Sohn lag in franzöſiſcher Erde zur ewigen Ruhe gebettet, ohne daß die weiche Mutterhand ihm das gebrochene Auge hätte zudrücken können. Aber die Freude der Uebrigen erstickte die Klagen der Trauernden, als mit dem Frieden auch das Heer in das liebe, befreite Vaterland zurückkehrte, ,,Und jedes Heer mit Sing und Sang, Mit Pautenschlag und Kling und Klang, Geschmückt mit grünen Reisern, Zog heim zu seinen Häusern. Ünd überall, all' überall, Auf Wegen und auf Stegen, Zog Alt und Jung dem Jubelschall Der kommenden entgegen."

Wie die Gedächtnißtafel in der Kirche zu Rübersdorf besagt, starben in den Befreiungskriegen den Heldentod für König und Bater land: 1813 : Joh. Grabert, Fr. Görlis, Fr. Leo, Joh. Ehling, 3. Fr. 5

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Erfurth, Wilh. Markgraf, Chr. Beftler, Gottfr. Scherfling, Chr. Scherfling, Joh. Reichert, Joh. Sendel. 1815: Job. Erfurth, Chr. Grabert, Fr. Matthes, Job. Köpich, Wilh. Köpisch, Chr. Kußter, Fr. Meier, Chr. Rics, Job Roggisch, Fr. Trahn, Joh. C. Ulfert. Ehre sei ihrem Andenken!

XII

Kienbaum*).

3Die hatt Rind Lanneflelich, groß als undlejenfaume. einjameinesbrig machen m Ausgang der Liebenberger Heide, am linken Ufer des Flüßchens Löckniß, das hier die Grenze zwischen dem Lande Lebus und dem Niederbarnim zieht, liegt das Dorf Kien . baum. ----- Seinen Namen (so erzählt man sich) hat es von einem Kienbaume, der ehedem ziemlich inmitten des Dorfes stand und nach Erzählung der Bewohner bis in die allerfrühesten Zeiten deutscher Colonifirung zurückreichte. Man ließ ihn damals bei der Ausrodung der Waldſtelle ſtehen, und während der Kienbaum selber neue Jahresringe anlegte, legten fich neue Häuser und Höfe um den ursprünglichen Kern des Dorfes herum. Jahr. hunderte lang hielt man ihn, wie einen Hüter und Talisman, wie einen alten Pathen, der dem Dorfe den Namen gegeben, in Ehren, und kaum 20 Jahre mögen vergangen sein, seit er umgehauen Das ganze Dorf sträubte fich dagegen, aber die egoistische Beharrlichkeit des Einzelnen (auf dessen Grundstück der Baum ſtand) blieb ſchließlich doch siegreich und der Kienbaum, das Wahr. zeichen des Dorfes, fiel. Leute im Dorfe, die den Baum beſchrieben, empfinden es wie eine Schuld, daß er nicht mehr da ist. Es war eine alte, knorrige Kiefer, noch aus der Zeit her, wo man die Bäume nicht schwächlich-ſchlank heranzog, sondern sich knorrig. original, entwickeln ließ. Der Stainm war nur wenig über manns-

Unter Benutzung von Th. Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg IL, S. 493 ff. *5*

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hoch, aber von über drei Ellen Umfang ; dabei lag er schräg und sein flaches, ineinander geflochtenes Zweigwerk bildete einen korb artigen, grünen Schirm. Sein Inneres war ausgehöhlt ; nur die Kienstellen hatten sich gehalten, und als man ihn der Länge nach durchsägte, bildete jede Hälfte eine Art Trog oder Mulde. — Dorf Kienbaum hat sein Wahrzeichen verloren, aber es ist doch immer noch ein interessantes Dorf durch den Umstand, daß es vor hundert Jahren und darüber ein Versammlungs - Ort war, wo die mär kischen Bienenzüchter, vor , allen aber die Bienenwirthe von Lebus und Barnim, sowie der Neumark und der Lande BeeskowStorkom, zur Berathung ihrer Angelegenheiten zuſammen kamen. Was diesem Dörflein die Ehre einbrachte, ein solcher Congreß-Ort zu sein, ist nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen ; wahrscheinlich wirkte Verschiedenes zusammen, unter andern auch seine günstige Lage, ziemlich genau in der Mitte der Provinz . Gleichviel indes, was es war, alljährlich im Monat August oder September kamen hier die Beutner und Zeidler" zuſammen und alle Höfe im Dorf, besonders aber der Schulzenhof, der durch Jahrhunderte hin ein Hauptbienenhof war, öffneten gaftlich ihre Thore. Ueber das, was auf diesem Convent verhandelt wurde, erfährt man nur wenig Bestimmtes, zum Theil Widersprechendes, es scheint, daß der Cha racter dieſes Bienenconvents im Laufe der Jahrhunderte wechselte, und während es sich in den früheren Jahrhunderten sehr wahr. scheinlich um allerhand geschäftliche Regulirungen handelte, war dieser Convent im vorigen Jahrhundert theils eine Art Ausstellung, theils eine Fachmänner-Verſammlung, wo man sich Producte zeigte, Resultate mittheilte und über Bienenzucht, nach gemachten Er fahrungen, wissenschaftlich-practisch berieth. --- Dieser totale Wechsel, der vielleicht mit Anfang des vorigen Jahrhunderts eintrat, hatte muthmaßlich darin ſeinen Grund, daß um die genannte Zeit der Honigbau ein freies, von jedem Bauer und Coſſäthen zu betreibendes Gewerbe wurde, während er bis dahin als ein besonderes Recht. an einem bestimmten Grund und Boden gehaftet und alle Die jenigen, die als Pächter dieses Bodens den Honigbau betrieben, in ein Abhängigkeits-Verhältniß von dem betreffenden Grundherrn gebracht hatte.

Dieser Grundherr, also anfangs das Kloſter Zinna,

später das Amt Rüdersdorf, verpachtete (wie in anderen Dörfern

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neben Ackerland Viehweide) in Kienbaum Bienenweide , d.. h. einen Wald, auf dem die Bienen der hiesigen Beutner und Zeidler weiden konnten. Selbstverständlich gehörte dazu auch das Recht, den Honig auf hergebrachte Weise zu erbeuten, nämlich den in die hohlen Bäume gelegten Honig, die Honigbeute, zu gewinnen. Dieſe Beutner oder Zeidler nun stellten sich wahrscheinlich an einem be stimmten Tag im Jahre bei ihrem Kienbaumer Lehnschulzen ein, der als eine Art Beauftragter des „Amts" handelte. Sie kündigten oder erneuerten ihre Pacht, äußerten ihre Wünsche und Beschwerden und bezahlten ihren Zins, theilweis in Geld, theilweis in Honig. So hatten sie u. A. für ihre Bienen oder Zeidelweide am „ Ge . richtstage" eine Tonne Honig zu entrichten, wogegen das Amt die Pflicht hatte, fie an diesem Tage mit einem Hammel, einer Tonne Bier und einem Scheffel Brod zu verpflegen. Später wurde der Bachtzins ausschließlich in Geld geleistet, weshalb wir von einer Haffe sprechen hören, die sich auf dem Schulzenhofe in Kienbaum befand und daselbst verwaltet wurde. Diese Kaffe entsprach also zunächst einer kleinen Rentamts - Kaſſe , deren Erträge von Zeit zu Zeit einfach an das Amt zu Rüdersdorf abgeführt wurden. Daneben scheint sie aber auch eine Darlehns- und PrämienKasse geweſen zu sein ; wer den besten Honig vorzeigen konnte, Der wurde prämiirt, und wer die nöthigen Garantieen bot, der erhielt Darlehne. --- Die Bienenzucht in Kienbaum verdankte ihre Borzüglichkeit besonders wohl der günstigen mitten eines großen Forstes, durch welchen sich bie auf Meilen hin saftige Wiesen*), auch Heidekraut zu ihrer Rechten und Linken hatte,

Lage des Dorfes indie Löckniß ſchlängelt, weite Strecken voll demnach ein Terrain,

das den Bienen eine den ganzen Sommer andauernde, nie zu er schöpfende Nahrungsquelle bot. - Die Honigerträge waren zu Zeiten sehr bedeutend, der Schulzenhof hatte 99 Stöcke und so im Berhältniß bis zum Büdner herab.

Ein Stock entsprach in guten

Jahren einem Eimer voll Honig ; den Eimer zu 10 Quart gerechnet, hätte der Schulzenhof also in guten Jahren 990 Quart Honig gewonnen. Von dieser Höhe ist aber Kienbaum seitdem herab.

*) Bis auf den heutigen Tag führt eine dieſer Wieſen den Namen ,,Zeidelwiese".

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gestiegen. Der Bienenconvent tagt nicht mehr inmitten des Dorfee , und der Schulzenhof begnügt sich an Stelle der früheren 99, jezt mit 9 Körben . Nach diesem Berichte von der ehemaligen Bienenherrlichkeit Kienbaums möge hier noch eine Episode aus dem dreißig . jährigen Kriege Plaß finden, M. Brdbg.) erzählt :

wie sie Fischbach (Beschr. d.

„ Ein feindlicher Trabante raubte aus der Kienbaumer Kirche den Kelch und die Patene (Hoftienteller), holte dann 2 Meilen von Kienbaum seinen Kameraden ein und erzählte ihm den Raub ; da dieser aber solche Handlung mißbilligte, weil sie nicht nur eine große Sünde wäre, sondern auch einem rechtschaffenen Kriegsmann nicht gebührte : so brachte der Reuter diese beiden filbernen, inund auswendig vergoldeten Stücke wieder an Ort und Stelle zurück, welche noch zur Stunde vorhanden sind. " Das ganze Dorf erlitt,

wie bereits an einer früheren Stelle

(Seite 44) erwähnt ist, so völlige Verwüstung, daß sich die Einwohner nach der Hangelsberger Heide flüchteten. Eine spätere Nachricht lautet nun: „Nachdem die Kirche bey 80 Jahre lang wüste und der Erde gleich gelegen, daß man in so langer Zeit den Gottesdienst in einem Hauſe des nach und nach wieder aufgebauten Dorfes hat verrichten müffen: so hat 1698 der Herr Amtmann Kühze zu Rüdersdorf bey der damaligen Churf. Amts - Cammer zu Cölln an der Spree die Verfügung ausgewirkt, eine neue Kirche aufzubauen, und ist der Grundstein den 28. Octob. 1699 gelegt worden, die Einweihung aber am 24. Octob. 1700 geschehen, welcher Kirchenbau 515 Thlr. 19 Gr. 10 Pf. gekostet, und wozu der Amtmann Kühze 105 Thlr. geschenket hat. Anno 1769 ist die Kirche noch einmal so groß angebauet worden, als sie vorher gewesen, weil die stark angewachsene Gemeinde keinen hinlänglichen Raum darin hatte. "

XIII .

Tasdorf.

Es erben to Gefes' und Rete ie eine ew'ge tranfheit fort : Sie leppen von ichlecht ich sum efleste, Und riden fecht vom Drt jur Ort.

bwohl an die Feldmark von Rüdersdorf grenzend und nur durch die Gewässer des Stienißsee's und des Mühlen. und Kalkfließes davon getrennt, hat Kasdorf doch nie zum ehe. maligen Klosterland oder zu den Besizungen des Amtes Rüdersdorf gehört, nur Filial*) der Rüdersdorfer Kirche ist es ſeit undenklichen Zeiten gewesen. Vor dem Jahre 1368 befand sich dieses Dorf im Besige eines berliniſchen Bürgers, Heinrich Wiprecht, welcher es an die Gebrüder Peter und Nicolaus Rüdeniz für 120 Mark (etwa 1200 Thlr.) verkaufte. Es bestand aus 50 Hufen, wovon 4 dem Pfarrer, die übrigen den Bauern gehörten, welche davon Pacht, Zins und Bede gaben.

Neben ihnen gaben 4

Coffäthen und ein Krüger Zins ; die Bede und den Wagendienst hatte sich Markgraf Ludwig der Aeltere vorbehalten. Noch vor dem Jahre 1450 ging der Besiz des Dorfes an die Familie von Krummensee (Befizer von Alt-Landsberg) über, auch befand sich dieselbe im vollständigen Besize aller gutsherrlichen Rechte, mit welchen Ebel v. Krummensee 1472 belehnt wurde. - Von einem Rittergute findet sich die erste Spur 1582, indem Wilhelm v. Krummensee einen Bauerhof von 3 Hufen kaufte, zu welchem Hartwich und Christian v . Krummensee 1595 noch einen Hof mit

*) Die Kirche in Tasdorf ist, nach einer auf dem Epitaphium hinter dem Altare befindlichen Nachricht, 1686 von Herrn v. Meinders erbaut worden.

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3 Hufen erwarben und ein Rittergut von 6 Hufen bildeten. Im Jahre 1681 verkaufte Hans Adam v. Krummensee Tasdorf an den Etatsrath Franz von Meinders, nach dessen Tode seine Tochter, die Wittwe des General- Majors von Rosey, in den Besiz trat. Sie verkaufte es 1728 an den Kriegs- und Domainenrath, späteren Kriegsminister Samuel von Marschal, der es 1750 an seinen Sohn, den Domherrn Fr. C. von Marschal vererbte.

Die lezte Beſizerin

aus der v. Marschal'schen Familie war die Gräfin Julie Ulrike v. Hake, geb. v. Marschal, welche es 1829 an die Stadt Berlin*) veräußerte. Spätere Befizer waren : 1836 der Oberamtmann Rose, 1840 der Apotheker Lecius, Braemer und 1856 A. Brüstlein.

1847 Fr. Ludw. Hehn,

1855

In die Periode des v. Marschal'schen Besißes von Tasdorf fällt ein wichtiger Rechtsstreit.

Im Jahre 1772 war die Entdeckung

gemacht, daß das Rüdersdorfer Kalkſteinflög bis in das Gebiet des Lasdorfer Rittergutes streicht. Die damalige Beſißerin, die Wittwe des Geh. Etatsraths von Marschal, machte sofort den Anfang mit Ausbeutung des Lagers, eröffnete einen Steinbruch, ließ die geför derten Steine prahmweise verladen und auf dem Kalkfließ nach Berlin verschiffen. Allein der Bergfiscus trat diesem Vornehmen der Tasdorfer Gutsherrschaft in den Weg, erklärte die Ausbeutung der Kalksteinlager fürRegal, wollte auch die gebrochenen Steine nicht durch die unter seiner Aufsicht und Verwaltung stehende Woltersdorfer Schleuse nach der Spree gehen lassen und hatte das Fahrzeug mit der ersten Ladung Tasdorfer Steine pfänden und in Beschlag nehmen lassen. Da Vorstellungen gegen diese Unterbrechung des Bruchbetriebes bei der vorgeseßten Verwaltungsstelle, dem Bergwerks. und HüttenDepartement, fruchtlos gewesen waren, so wurde die Tasdorfer Gutsherrschaft wider den Fiscus bei dem Königlichen Hof- und Kammergericht zu Berlin klagbar, und dieser Gerichtshof erkannte in zwei gleichlautenden Urtheilssprüchen für Recht : daß 1) der Klägerin die Befugniß zuzusprechen sei, ihre zu Tasdorf belegenen Kaltgruben bearbeiten, daraus Kalksteine brechen, brennen und verkaufen zu

*) Schon früher, 1821, hatte die Stadt Berlin von dem Ritters gute Tasdorf durch Kauf eine Fläche Landes erworben, auf welcher › wei Colonieen angelegt worden sind : Schulzenshöhe und Bergbrüd.

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Lassen, und beklagter Fiscus sich hierunter aller Beeinträchtigung in Zukunft zu enthalten schuldig ; 2) Klägerin für wohl befugt zu achten ſei, Kalk- und Kalksteine durch die Woltersdorfer Schleuse gegen Erlegung des gebührenden Kahn und Schleusengeldes (womit jedoch eine Zollabgabe auf keinerlei Weise zu verbinden) un. weigerlich transportiren zu lassen, und endlich 3) die vom Amte Rüdersdorf vorgenommene Pfändung für unrechtmäßig zu achten und es daher bei der durch den Landreuter bereits bewirkten Zurüc lieferung des abgepfändeten Kahnes ſein Bewenden haben müſſe. In Folge dieser Erkenntnisse berichtete der Chef des Bergwerks . und Hütten-Departements, Waig von Eschen, unterm 23. Auguſt 1775 an den König, daß in der dritten noch übrigen Instanz auch wohl keine andere Entscheidung zu hoffen, weil die völlige Nuzung der Kalkbrüche nicht als ein Regal betrachtet werden könne. Dahingegen wäre in der Bergordnung für das Herzogthum Cleve, Fürstenthum Moers und die Grafschaft Mark vom 29. April 1766 festgesezt, daß zwar Diejenigen, welche Kalksteinbrüche auf ihren Gütern haben, solche und den daraus zu brennenden Kalt zu ihrem eigenen Gebrauch nugen , nicht aber Gewerbe und Handel ſollen treiben können, und es komme nun darauf an, ob es in der Kurmark nicht auf gleichem Fuß zu halten sei.

Diese Sache sei für

des Königs Intereſſe von Wichtigkeit. Das jährliche Etats-Quantum aus den Rüdersdorfer Kallbergen betrage 3500 Thlr. , und der Ueberschuß habe seit Errichtung des Haupt-Bergwerks- und HüttenDepartements im Durchschnitt jährlich 4002 Thlr. 9 Sgr. 6 Pf. gemacht.

Der Ausfall an dieſen Revenuen, welchen die Concurrenz

der v. Marschal verursachen werde, könne eine beträchtliche Höhe erreichen; daher der Minister es für seine Pflicht halte, dem Könige anheim zu stellen, ob es bei dem Erkenntniß des Kammergerichts zu belassen sein werde, oder ob Er, wie es bereits in Ansehung der westfälischen Provinzen durch die dortige Bergordnung festgeset sei, auch in Ansehung der Kur- und Neumark verfügen wolle, daß zwar ein jeder Vasall die auf seinem Gute entdeckten oder noch zu entdeckenden Kalksteinbrüche und den daraus zu brennenden Kalk zu seinem eigenen Gebrauch nugen, aber nicht damit Berkauf und Gewerbe treiben könne. Friedrich II. entschied durch die auf den Bericht eigenhändig geschriebene Randbemerkung : „ Sie (die Marschal)

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kann sie (die Kalksteine) vor ihren eigenen Gebrauch behalten aber nicht zum Verkauf. " Troß dieser Königlichen Entscheidung wurde der Rechtsweg auch noch in der dritten Instanz betreten ; aber auch dieses legie Mittel fiel, wie der Minister vorhergesehen hatte, für den Fiscus ungünstig aus, indem das Ober-Tribunal in seinem Erkenntniß vom 10. November 1775 die Sentenzen des Kammergerichts bestätigte. Schon vor Publication dieses Erkenntnisses hatte aber der König mittelst Cabinets-Befehls vom 30. October 1775 die gütliche Beilegung des Rechtsstreites angeordnet, in Folge dessen ein Vergleich und Contract dahin zu Stande kam, daß die Gutsherrschaft von Tasdorf (und Dahlwig) den auf dem Gebiete des ersten Gutes bereits in Betrieb stehenden Kalksteinbruch dem Bergfiscus zur alleinigen Nugung unter der Maßgabe in Erbpacht überließ, ihm alljährlich den Abraum auf 20 Quadrat Bergruthen gegen Vergütigung des Bodenwerths nach wirthschaftlichen Grundsäßen be. hufs des Kalksteinbrechens zu gestatten. Als Entſchädigung für die Ueberlassung der Ausübung des von der v. Marschal im Proceß erstrittenen Rechts, Kalksteine und gebrannten Kalk zu verkaufen, zu vertauschen oder zu verschenken, gewährte ihr der Bergfiscus einen Erbpachts- Canon von 500 Thlr. und außerdem die Befugniß, so viel Kalk und Steine aus den Rüdersdorf'schen Brüchen nur gegen Erstattung der Bruchkosten (wobei für das Material selbst nichts gerechnet werden darf) zu entnehmen,

als zu den Bau-

Bedürfnissen auf ihren Gütern Tasdorf, Dahlwig u. s. w., zwar für alle gutsherrlichen Wohn-

und

und Wirthschaftsgebäude, so

wohl zum Neubau, als zur Ausbesserung derselben nothwendig sein sollte, ein Benefizium, welches den genannten Gütern als ein jus reale dergestalt beigelegt wurde, daß dasselbe auf alle künftigen Befizer dieser Güter mit übergeht. Der König bestätigte diesen Vergleich und Erbpachts-Vertrag unterm 12. Februar 1776 und der Schein über die Eintragung in die Hypothekenbücher der Kreise Ober- und Niederbarnim wurde am 12. September 1777 ausgefertigt* ).

*) Berghaus , Provinz Brandenburg, II. 473,

21 JU73

HUSFUN

Nachtrag.

Berschiedenes aus Rüdersdorfer Amts-Acten.

1601.

10. Febr. Kurf. Joachim Friedrich verschreibt dem Heide. Reuter zu Rüdersdorf, Casp. Freihen, das HeidereuterHaus daselbst erb- und eigenthümlich. (Ohne Datum, etwa 1815.) Pfarrer Martinus Bumann zu Rüdersdorf bittet um Verseßung, da man ihn dort nicht leiden mag (ohne nähere Angabe). Kanzler Pruckmann schreibt auf der Rückseite der Eingabe: Bumann ist ein sauerbischer Kopf, der sich nach der Zeit, das doch andere thun müssen, gar nicht reguliren will; ich weiß ihn nirgends hin zu transponiren. " 1619. 8. Febr. Der Amtſchreiber zu Rüdersdorf, Caspar Kol* bersperg, berichtet an den Kanzler Pruckmann, daß der Pfarrer Albertus Laurentius seine Probepredigt daselbst gehalten habe, die Gemeinde sei zufrieden, ingleichen der alte Pfarrherr Stephan und seine Tochter, leßtere habe sich auch erklärt, den p. Laurenz zu ehelichen. 1623. 2 Septbr. Bürgermeister und Rath von Berlin vertheidigen die Einwohner von Rüdersdorf beim Kurfürsten gegen die vom Pfarrer Albertus Laurentius bei demselben an. gestrengte Klage, als wenn die Rüdersdorfer die Beiträge zum Bau des neuen Pfarrhauses nicht leisteten.

II

1629.

1634

1635. 1663.

1671.

Die Rüdersdorfer hätten schlechte Nahrung und doch hätten dieselben das Ihre schon längst beigetragen, außerdem müßten sie bei dem Bau auch allen Handund Spanndienst leisten, wohl aber hätten die zur Pfarre gehörigen umliegenden Dörfer ihren Beitrag noch nicht entrichtet. Bitten, den Pfarrer wegen falschen Bericht gehörig abzuweisen. 15. April. Amtschreiber Caspar Kalbersperger berichtet, er hätte befohlener maßen nach Urkunden über das Amt Rüdersdorf allenthalben gesucht und geforscht, es wäre aber rein nichts vorhanden . Nun habe er bei den Amtslehnschulzen der Dörfer nachgefragt ; der Schulze zu Rüdersdorf hat den ältesten Lehnbrief von Mattheus, " Abten zur Zinne im Closter in 1540 Jahren außgangen. Sonsten aber hat er die andern von Churfürsten zu Churfürsten biß hieher in Verwahrung. 3. Mai. Verschreibung für den Heidereuter Dietr. Schlundt, daß von ihm Zeit seines Lebens keine Abgabe für das von ihm erstandene Bauerngut ſoll erhoben werden. 10. Detbr. Verschreibung für den kurf. Büchsenwärter Balzer Böckel, ſein Bauerngütlein dienstfrei zu genießen. 20. April . Der Kurfürft verschreibt dem Öber-Präsidenten Otto Freiherrn von Schwerin den Stüniß-See, weil ihm v. Schwerin die hohe Rothe Jagd in der Niederund Tasdorf'schen Heide unentgeldlich abgetreten hat. Bericht des Amtmann Schmidt an die Amts-Kammer wegen der Bauernheide: Ew. Hochw. Hochl. und hochachtb. Herren gebe auf das von Chiezen in puncto der Weide geführten Beschwert, 3ch hiermit in begehrter unterdienſtl. Nachricht und Gegen bericht: Daß wir zwart die Abnehmung der Baurheide wol bewußt, von allevirten contract aber, undt daß ſelbiger vor sonderbare Gericht undt Gerechtigkeit, wenigstens was der fonderlich angezogene § 2. der Weide halber in fich hat, worauf Mons. Chieze fich unterschiedlich berufet, ift nir noch zur Zeit Kein Buchstab vor Augen oder zu gewisser Nachricht kommen, als was sonsten ex relatione Des vorigen Berglschreibers (bey welchem es jedoch bighero noch ohne Streit damit abgangen undt derselbige noch wann undt dann, ohne sonderliche Widersprache der armen Bauren Ihren verlohrnen Schweiß noch wird mit geniessen lassen) 3ch dayen vernommen . Soviel aber nun den Ort quaestionis belanget : 3ft von Alters undt undenklichen Jahren hero derselbige eigentl. der Bauren in Rüderstorff eigene Heide, worauf Sie sowoll Ihr Bau-, als ander Holz ganz frey gehabet , eigentlich aber dee Ambis und Ihre einige, nächste, Rusbahrste und

IIr beste Weide gewesen, und hat dahero den Nahmen die Paurheyde gehabt, weil es dabeh schöne niedrige Gründe hat. Daß Ich nun geschweige, mit waß Schmerzen undt Seuffzen zuerst die so lang gehabte Nahrung in den Bergen undt folgente nun auch Garten, Wiese und Nachtweiden, welche überschwemmt stehen, von diesen Blutarmen Veuten nachgesehen werden, alß die dadurch umb das beste stücke Ihrer nahrung und Lebensmittel sein tommen, undt augenscheinlich verderben, wenn auch diese Weide daselbst sollte gehemmet, und dem Dorffe entzogen werden : Inmaſſen dieses der enige Ohrt, allwo "no h dieser Gegend etwas Graß zu finden, auf welchem nicht allein Frühjahre Zeiten, sowol des Ambts, alß der Bauer mattes Schaf- und ander Vieh zuerst, alß in der Nähe, hat fönnen auf die Beine und zu Kräfften gebracht werden, biß andere Derter in der Ferne auch groß ge worden; Sondern auch weil das Dorff auf eine rechte Dürre Höhe lieget, die Fichten umb die Thüre stehen, undt in dem Brad-Lande andere Pflugkzeit, in sonderheit bey einfallend Hige nirgends alß da einige Gräfung zu finden, ist diese allemahl die nächste, höchst nöthigste und in summa die einige Weide beim Ambte gewesen, und hat bishero unmöglich entrathen werden können. Undt habe dannhero Ich ohne sonderbare Sr. Churf. Dchl. oder Er. Hochw. Hochl. undt Hochachtb. Herr : befehl, solche zu meiner undt das Vieh in Verderb gerathen zu laffen, hoffentl. nicht unbillig bedenten getragen, undt demnach mich solcher Weide vor Sr. Churf. D. Vieh noch nach alß vorhin gebrauchet. Aldieweil denn nun der von Chieze deßwegen Lites moviret undt ſolche Weide vor seine 12 Odßen obumächtig allein zu vertheidigen willens: Daß Ambt aber solchergestalt mit Mehereh undt Schäfereh nebst dem ganzen Dorff in gänzlichen ruin undt untergang gesetzet werden würd, Welches gleichwol gar unverantwortlich, daß 12 Ocßen hierauf allein unterhalten, und dagegen ein ganzes Dorff undt Ambtsvorwergf ab und zu Grunde gehen soll: So will zu E. Hochw. Hochl. u. Hochachtb. Herr. ich zu vorsichtigt. hoffen, wie ich denn gehorsambst undt unterdienstl. bitte, Sie werden hochgeneigt geruhen, dieses nicht allein in nöthige deliberation zu ziehen undt Sr. Churf. D., un serm geehrten Herrn, hievon zuvörderſt unterthänigst zu referiren, sondern auch, im Fall dieselbige demnach resolviret fein mögten, dem von Chiezen solche große Weide vor so weniges Vieh, mit so großem Berlust dere eigenen interesse, allein zu lassen, mir gemessene ordre ohnschwer zu ertbeilen, wie hinferner ich mich hierin zu verhalten. Gestalten ich denn an meine wenigen Ohrt, auf solchen unverhofften Fall auch hierin gerne vergnügt sein muß, verhoffe aber alßdann wegen des hierauß entstehenden

IV

1676.

1682.

1691. 1703.

Unheils und unausbleiblichen ruin und Schadtens, so dem Umbte und Dorffe hieraus entſtehen muß, der Verantwortung halber (darwider ich doch kraft dieses solenniter will protestiret haben) genugsahm entschuldigt zu sein. Er. Hochw. 2c. 2. März. Decret. Die Amtskammer soll, wenn es an geht, doch ohne Consequenz, dem Pfarrer zu Nüdersdorf einen Bauer des Amtes zum Dienst zulegen. In einem Berichte vom 27. April 1682 der Untersuchungs. Commiſſion wegen des schlechten Zustandes des Amtes Rüdersdorf kommt Folgendes vor: Bei gewisser Kreisesversammlung ao. 1681 lamen tirete der Herr Amtmann zu Rüdersdorf, wie die bes schwerlichen Contributionen und dero verhängte Execu tionen Sr. Churf. Durchlaucht manchen Unterthanen vertrieben ; welches von denen anwesenden Herren nicht allein wenig attendiret, sondern von Herrn Bürgermeister Tieffenbach von Berlin dem Herrn Amtſchreiber dergeftalt begegnet worden : Ich will Euch wohl sagen, Herr Amtschreiber, was die Unterthanen vertreibet. 3hr lafſet ſtark brauen und die Bauern fein fleißig auf die Pfanne trinken und sauffen. Wanng ans Bezahlen gehet, seid Ihr der Erste in die Scheune und laffet drauf dreschen. Contribution mag erfolgen oder nicht." So Herr Amtschreiber beantwortet : darauf gebe ich 30 Thlr. Benfien. 4. Mai. Decret. Der Amtschreiber zu Rüdersdorf, Schmidt, ift ab officio bis zu fernerer Verordnung vom Ambt zu suspendiren. 23. April. Decret an die Amtskammer auf des Predigers Gotthilf Meißners zu Rüdersdorf Suppl. etc. 15. März. Dem Königl. Bergschreiber Joh. Jänicke ist auf seine eingegebene Punctation (wie, daß er mit vielen rauben Arbeitsleuten, welche oft untereinander in Zwie tracht gerathen, zu thun hätte, und er dahero gebeten, daß ihm, selbige zum Gehorsam zu bringen, verwilligt werde, eine Clause zu machen) zur Resolution gegeben : ,,Wann die Leuthe, welche in dem Bergwerk arbeiten, ihre devoir nicht thun, sondern dieselbe gar nicht, oder nachläßig verrichten, oder auch sonst bey der Arbeit et was versehen, so stehet dem Bergschreiber zwar frey, dieselbe zu corrigiren und zu ihrer Schuldigkeit anzu halten, Undt folle ihm zu dem Ende ein Gefängniß ge. baut werden, Undt mag er auch von den Arbeitsleuthen jemanden aussuchen, der des Vogtes Stelle vertreten und dafür die Schließergebühr zur Ergöglichkeit erheben möge; Doch, daß deshalb der Cammer kein onus zuwachse. Su übrigen aber, und außer obigem Fall bleibet die Juris

V

1704.

diction, sowohl in civilibus, alg criminalibus bey dem Ambt Rüdersdorff, und ist bedenklich, dem Bergschreiber darunter etwas weiter zu legen. Kgl. Ambts- Cammer 2c. 20. Mai. Des Amtmann Kühße Bericht, betreffend die Kalkberge : 1 ) Es liegen diese Kaldberge auf den Rüderßdorffschen Ambts Grund und Bohden, und werden auch die Kaldsteine noch jego auf der Unterthanen Neder von Jahre zur Jahr gebrochen; vor vielen Jahren seint diese Berge solchergestalt würklich beim Ambte gewesen, daß alle intraden vom Ambtmann berechnet worden, als aber die beyden Herrn Gebrüdern die Chiezen folche in Administration bekommen, hatt der feel. Herr Obermarschall von Grumkow, die von diesem Werde einkommende Gelder zu Krieges- und Bau-Casse gezogen und ist solchergestalt die Einnahme dem Ambte entgangen, dahero auch Dieses Amt nachgehents nur so wenig getragen hat. 2) Bey diesen Kaldbergen hat die Dorffschaft Rüderßdorff Eine schöne Bauerhende gehabt, worin sehr viele Sage. blöcke und tüchtiges Bauholz gestanden. Diese Heyde haben gedachte Herren Chiezen dergestalt mitgenommen, daß jezo nichts alß Birken und Fichten in eitel Strauch werd bestehend, darin vorhanden, und wen ja mal etwan ein gutes stücke Holt sich finde, welches ein Unterthan zum gebrauch seines Gehöfftes abbauen will, läßet solches der jegige Bergschreiber Jaenicke nicht zu, vorgebende, die Bauerheyde gehöre nicht mehr zum Dorffe und Ambte, sondern zu den Bergen, und 3) Da in dieser Bauerheyde vordem die Rüdersdorffschen Unterthanen mit ihren Pferden die Nachthütung gehabt, auch sonsten bey Tage dero Vieh darin gehütet, so wird Ihnen solches dahero auch verbohten, theils weilen die besagte Nachtwehde durch die in den alten Bergen wohnenden Leute bebauet, theils durch den Graben die gehabte Gärten zernichtet, theils auch weiln der Bergschreiber viele Ochßen und Kühe nebst Jungvieh hat, mit denen Ochßen Er aus denen Bergen sowoll, als auch mit Bferdewagens, Steine aus den Brüchen umb Lohn anfähret, und dadurch denen Unterthanen die ihnen sonst gehörige Fuhren wegnimbt, und bedient sich der Hütung in dieser Bauerheyde, ohne das geringste jemanden davon zu entrichten, wodurch denen armen Unterthanen ein vieles abgehet und dadurch auch in große Armuth ge rathen sein. 4) In denen Neuen Bergen, woselbst der Bergschreiber wohnet, haben viele Leute sich Häuser aufgebauet und von denen Rüderßdorffschen Unterthanen Erbwiesen zu Ihren Gärten genommen, davon doch die Unterthanen bis dato noch Ihre schuldige Contribution entrichten

VI müffen. Diese Einwohner in den Bergen aber geben Sr. f. M. nichtes, und wäre ohnmaßgeblich nicht unbillig, daß ein jeglicher Einwohner nach proportion als Er sich der Garten und Wiesen angemaßet, dem Ambte jährlich 2 Thlr. und 1 Thlr. Schußgeld erlegen, auch etwas an Grundzinß geben müßte. 5) Es wird aber der jetzige Bergschreiber Jaenicke nicht unterlassen, darwider sehr zu sprechen, maßen Er fich in seine Gedanken feste eingeſitzet, das Ambt hätte keine Jarisdiction in denen Bergen, sondern wäre gänzlich davon separiret, folche Meinung aber hat Er allererst kürzlich be Tommen, und nur Zeit meines Hierſeyns in 9 Jahren dem Ambte in puncto Jurisdictionis allerhandt Verdrus gemachet, wie sich derselbe auch unterstanden, vor wenig JabrenLeute in seinen Schutz zu neh nen, welche vom Ambte haben bestraffet werden sollen, deßwegen ich auch anno 1699 an die Hochpreißl . Cammer geschrieben, darauf aber ein scharfes Rescript au denselben ergangen. Es hatte aber anno 1703 der Bergschreiber eine Verordnung an mich expracticiret, daß er sich ein eigen Gefängniß bauen und ich zur Abstrafung der Leute, meinen Vogt zu ihm in die Berge schicken sollte. Wogegen ich aber fefort mit einem Berichte eingekommen, worin ich der Cammer die daraus entstehende neue Jurisdiction und des Ambts despect vorgestellt. Aber als der Bergschreiber solches erfahren, daß die Verordnung umbgestoßen wor den, ist Er mit ein Memorial wieder eingekommen, welches mir nicht gezeiget ist. Darauf hat die Hochpreißl. Cammer die Resolution ertheilet, daß ihme dem Bergschr. feine Jurisdiction eingeräumt werden könnte, sondern es bliebe dieselbe in civilious als criminalibus beym Ambte. Es bat aber derselbe noch nicht ruhen können, sondern da. nach dem Ambte allerhand verdrüßlichkeiten gemachet, deßwegen ich abermals bey der Cammer am 21. Oct. 1703 flagen müßen, worauf aber die Hochpreißl. Cammer ein scharffes Rescript an denselben, als auch an alle Einwohner der Berge ergehen lassen, und weilen doch gedachter Bergschr. nimmer ruhen wirdt, maßen Er dabey bleibet, die Berge sehen vom Ambte separiret, da Er doch diesertwegen Nichtes aufweißen kann, auch beym Ambte teine Nachricht vorhanden ; So hielte ohnmaß. geblich dafür, daß derselbe einmahl vor allemahl seine gefaste Meinung benommen, und er mit seinen Leuten durch ein Kön. Allerh. Rescriptum nach dem Ambte vers wiesen würde, und würde es auch befestiget, wenn die Einwohner der Berge dem Ambte ein weniges an Schuß. geld geben müßten. 6) Bey Zunahme der Berge, und da igo weit stärker als vor 40 und mehren Jahren darin gearbeitet wird, hatte

VII diefer Ort auch eine große Consumption, welchen Ber lag an allerhandt Victualien, sie mögen Nahmen haben, ole sie wollen, der Bergschr. thut, und verzehren die Arbeitsleute allen ihren Verdienst meistens daselbst wie ber, dieses Verlages wegen wird aber an teinem Ort Sr. K. M. etwas gegeben. Wie denn an diesen beyden Orten vor einigen Zeiten auch das Bier vom Ambte hingeleget worten. Es hat aber der jegige Bergschreiber sich in Straußberg ein Hauß gekauft, worin er selber Bier brauet und verleget igo die Berge mit solchem Straußberger Bier. Als er anno 1696 damit den Anfang gemacht, habe ich alsofort der Cammer davon Nachrict gegeben und umb Schuß gebethen. Anno 1697 habe ich abermahls ein Memorial übergeben, aber keine Antwort bekommen, und weilen ich in des Ambtes Gerechtsamen nicht roussiren konnte, habe ich es bishers müssen geschehen lassen. Aber es ist dem Ambte damit eine große tort geschehen, daß ein solcher Ort entzogen und der Stadt Straußberg hingegeben worden, worauf doch niemals Städte der Nahrung wegen praetension machen können, denn das Werck ja absolute zum Ambte gehöret, auch der Verlag, welcher nun zeit meines Hiersehns allererst sich vermehret, denn zuvor nur wenig Bier ausgeschenket worden, nothwendig vom Ambte geschehen muß. Die Ambtsrechnungen de anno 1659 et 1666 erweisen, daß dazumahl die Steinbrecher vom Ambte Ihre Lohn Bier bekommen, es hat der Ambtmann Schmidt sowoll, als der Ambtmann Becker die Berge mit Bier verleget, und ist niemals darwider protestiret worden, wie es mit vielen alten, glaubhaften Leuten erwiesen werden kann. Nur da der jeßige Bergschr. feine eigene interesse suchet, ist es mit Gewalt abgewiesen worden, da aber iso das Brauhauß in Erbpacht aus. gethan werden soll, müssen die beyden Kaltgründe wieder herzugeben, und dem Ambte jährlich ein gewißer canoa davon gegeben werden. Das Rescript vom 27. Apr. 1698 will zwar, daß die Berge vom Ambte hätten verleget werden sollen und bin ich darin gefraget worden, was ich dafür jährlich erlegen wollte, ich habe darauf eine Both von 50 Thlr. gethan, es ist mir aber feine fernere ordre darauf gegeben, und würde ich nicht ermangelt haben, noch etwas zuzulegen, weiß aber auch, woher es gekommen, daß es wieder zurückgetrieben und das Ambt nicht darzugelassen worden, indeffen ist dieses bisherigen Bierverlages wegen dem Königl. Ambte teine Einnahme zugewachsen. Es machet sich überdehm die Stadt Straußberg mit ihrem Bierverlag in hiesige Amtsschank Krüge so breit als ob ste deffen von vielen hundert Jahren berechtiget sen, ich unterstehe mich eben nicht, dieselbe gänglich zu disputiren, aber wiele alte

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1705.

Abschiebe weisen dech, baß es so richtig mit ihrem Bierverlag nicht seyn müsse. Auch haben anno 1662 die Herren Ambts-Cammer-Räthe den dahmaligen Ambt. mann befohlen, Bier zum feilen Kauff zu brauen, davon denn ohne Zweifel die Berge mitverleget worden. Als anno 1683 der Landreuter und einige Bürger in zween Erbkrüge dieses Ambtes, in Rehfelde und Zinndorf, eingefallen und das Ambtbier weggenommen, ist dieser wegen Verhör gewesen, da denn die Bürgerschafft sofort das weggenommene Bier mit 8 Thlr. bezahlet, unt 6 Thlr. Unkosten erlegen müssen, Ein Bürger aber nebst dem Landreuter seint zur Hausvogtey in die Wächterflube gebracht, auch dem vom Magistrat abgeordneten Mandatario ein scharffer Verweis gegeben worden. Aus allen diesen passirten Dingen ist zumtheil mit zu ersehen, daß die Stadt schlechte Gerechtigkeit hat, hiesige Dorffkrüge mit Bier zu verlegen, noch weniger wird sie ers weisen können, daß aus dieselben auch die Berge seint verleget worden. Ich will erweisen, daß bey wenig theurer Zeiten die Stadt ſich ſelber mit Bier nicht versorgen können, sondern hat vor sich, um in der Jahrmarkt denen Leuten nothdürftig Bier zu geben, etliche Tennen Bier von Bukow geholet. Jego aber werten aus der Stadt 3 aufgebauete Krüge als Closterdorff, Lichtenow und Rüderßdorff, welchen letzteren der Bergschreiber auf Ostern d. Jahres zu sich genommen, verleget, bißdahin aber das Ambt denselben auch gegen Erlegung der Landschaftszinsen zum Verlag gehabet. 22. März. Böttcher Zachar. Krieger in Kaltberge-Hüders. dorf bittet, ihm das Kalkpacken allergnädigst zu con. feriren. Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König ! Allergnädigster König und Herr ! Nachdem bey denen Kaldbergen unter den Ambte Rüdersdorff eine Untersuchung allergnädigst angeordnet, so melde hiermit Ew. Königl. Maj. in aller Vnterthänig. feit und tieffster Submission, waß gestalt bishero ratione des kalleinpackens, vor große Unordnung sich ereignet und zugetragen, an er wegen anfangs der Stalf bey ge Dachten Kalfbergen, von der Kalkbrennerin ringepacket worden ; als man nun offenbar sahe, daß diese nicht cappabel, solchem werke vorzustehen, übergab man solches dem Bergmeister, in Meinung, daß solcher behutsamer dabey verfahren solte ; allein dieser verbesserte das Wert nicht, sondern weil er nicht allezeit zugegen war, bestellet er ein Mäggen zum Einpacken, welche dazu untichtiger war, als die vormahls dagewesene Frau. Wann dann aber, allergnädigster König und Herr, bet solcher Be wantniß die Kalkberge sehr praejudiciret werden, geſtalt

IX

die Tonnen zuweilen halb, zuweilen auch doppelt gefüllet werden, maßen die Führleute, se um Lohn zu Em . Königl. Maj. Vestungs-Bau den Kall abholen, theils die Tonnen nicht voll nehmen, hingegen die vot Daß Geld weg fahren, stopfen zwei Tonnen vor eine, überdieß da ich als Potger daselbst die Tonnen zuschlagen muß und die beste gelegenheit habe, dieses in obacht zu nehmen, ich auch bey meiner Potger-Handierung rabeh nicht so viel zu thun habe, als ich abwarten kann, ja es auch unmögl. ist, daß ich bey meinen schlechten verdienst sollte meine Haushaltung und insonderheit meine 4 fleine und unerzogene Finder davon erhalten kann. So falle hiermit zu Erde, Wönigl. Maj. gnaden Füßen, und bitte allerunterthänigst geberjamst zu beobachten, befferer ordnung und Röthigere leben Unterhalt mir auf heher Königl. anade day stalkpaden zu conferiren ; ich mill dafür jede Zeit bedacht seyn, wie ich Ew. Königl. Maj. interesse allerunterthänigst befördern möge, auch will ich nebst meinen Kindern Gott täglich anflehen, daß Er Ew. Königl. Maj. Cren und Scepter auf ewig gefegnen wolle, der ich lebe und sterbe Ew. Königl. Maj. allerunterthänigst und gehorsamster Knecht Zacharias Krieger. Margin. Bescheid : Weil bereits verordnet, wie es mit dem Kalkpacken zu halten, als wird der Suppl. ab. gewiesen. 1710.

Betition des Kirchenvorstandes. Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster Herr! Es ist unser liebes Gottes-Hans zu Rüderßdorff durch Anwachiung der Zuhörer zu diesen Friedenszeiten, is wir in Ew . Stönigl. Majestät Provinzen , wie auch glaðlicher Regierung, annoch durch Gottes Gnade, erwünscht genießen, so klein und enge worden, daß fast auf die Hälfte derselven, theils für den Thüren, theils in dem Steckthurm stehen, und dem Worte zuhören müßen. Ueber dieß ist auch das Rundel an der Kirche wegen des vor einigen Jahren aufgeschwollenen Waffers, dergestalt schabthaft werden, daß sowohl das Fundament gang ausgespielet und grundlos geworden, als auch die Mauer, weil die Steine nachfallen, unterschiedlich zer< borsten und von oben bis unten aus voneinander gewichen sind, daß darumb nothwendig das Rundel abgenommen, der Grund von neuem aufgefahren, das alte Serfaulte Sparimerk abgerißen, die Mauer erhöhet und also alles wieder repariret und gut gemachet werden muß. Nun wollen unsere Kirchenmittel, die wir seit des Thurmbaus verwandt und wieder gesammlet, zu 6*

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diesem nöthigen Kirchenbau nicht langen, ohne daß wir etwa den Maurer und Zimmermann damit möchten be zahlen können ; Allein es fehlen uns die noch hierzu nöthigen Materialien, das Holz zum Sparrwerf und einige Sägeblöcke zu Brettern, imgleichen Steine und Kall zum Fundament und Mauern. Deswegen wir genöthiget Ew. Königl. Majestät Gnade und Hülffe allerunterthenigft anzutreten in Regard, daß Sie zu Beforderung der Ehre Christi und seines Evangelii, gegen dero Gotteshäuser ihre preißwürdige Mildigkeit jederzeit haben sehen lassen. Auch hiesiger Ort ohnedem von Natur mit Kald und Stein so gesegnet ist, daß deſſen Segen auch Außwärtige weit und breit genießen. Es geruhen Ew. Königl. Majestät hierauff, auch auf unser liebes Gotteshaus ein Segenbrünnlein fließen zu laßen, und zu denen alten Materialien, die noch be= nöthigte 6 Landprahm Kalksteine und 12000 Mauersteine und 50 Wispell Kalk in gnaden zu schenken und zu verehren und deswegen dero Bergschreiber Johann Jänicken allergnädigste Verordnung zuertheilen, daß Er uns solches ohne Entgeld abfolgen laße. Für welches Pönigl . Beneficium wir den Höchsten wollen anflehen, daß er Sie und ihr Königl. hohes Hauß iederzeit wolle laßen in Seegen bleiben, getrösten uns allergnädigften Erhörung und Genehmigung , ersterbende Ew. Kgl. Majestät Allerunterthänigste und gehorsambste Knechte Gothilff Meigner, Prediger. Jacob Gravert und Martin Otto, Kirchen-Vorsteher. Sr. Königl. M. haben der Supplicanten Bescheid. petito in gnaden deferiret, Sie sollen aber erst durch Bauverständige einen genauen Ueberschlag machen lapen, wie viel Sie von denen gebethenen Materialien eigentlich benöhtigt. Es soll auch ein Riß von dieser zu reparirenden Kirche gemachet und Sr. Königl. M. vorgezeigt werden. Allerburchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster Herr! Es haben Ew. Königl. Majestät aus unsern nun eingegebenen allerunterthänigsten Memorial allergnädigst erfehen, wie höchstnöthig die Reparation unfers bau fälligen Gottes Hauses zu Rüdersdorff sey. Weil wir nun zu den erforderten Sparrwerf und Verbindung, wie auch zu Dedung des Gewölbes, neuen Chören und einigen Stühlen 2 Schod Holt und ein halb Schoď Kiehnen Sägeblöde nöthig haben. Als flehen wir nichts minder Ew. Königl . Majestät allerunterthänigst an,

XI und damit auch in Gnaden zu regaliren und deswegen an dero Ober-Jägermeister v. Hartenfeld eine allergnädigfle Berordnung ertheilen zu laßen, daß er uns so viel Holz Hnd Blöcke laße anweisen und ohne Entgeld folgen." Der Herr, dessen Ehre und Reich Ew. Königl. Majestät hierdurch befördern, wird dafür Ihr Reich und Land in Segen und Schug beständig floriren laßen, wofür wir inftändig bitten wollen. Getrösten uns allergnädigster Erhörung, ersterbende Gotthilf Meißner, Prediger. Jacob Gravert und Martin Otto, Kirchenvorsteher. 1711.

Amtmann Schulze berichtet, daß dieses Jahr die Erbsen gar nicht gerathen seien, und frägt an, ob die Unterthanen statt der Erbsen Roggen abliefern dürfen. Bescheid. Es läßt sich die Kammer gefallen, daß dieses Jahr an statt der Erbsen Scheffel vor Scheffel Roggen entrichtet werde.

1712.

Auch in diesem Jahre sind keine Erbsen gewonnen worden. Wann die Unterthanen den Scheffel Erbsen mit 1 Thlr. 12 Gr. bezahlen, so läßet die Kammer solches geschehen.

1712.

Amtmann Jänicke berichtet, daß in einigen Amtsdörfern, als Herzfelde, Zinndorf, Kagel und Hennickendorf viele Unterthanen dem Amte Bedeutendes schuldig sind. Er erachtet es für seine unterthänigste Schuldigkeit, der Hochpreißlichen Amts-Cammer fürzutragen : daß ohn. maßgeblich nicht ganz ohne Frucht seyn würde, wenn an alle Schulzen und Gemeine jedes Dorffes Verordnung erginge, daß sie sämmtlich auf solche nachlässige Wirthe mit Achtung haben solten, damit selbige, so wohl als sie, ihren Ackerbau und Nebenhanthierungen, womit sie sich ernähren, in Zeiten und mit Fleiß ver richten müssen, widrigenfalls das ganze Dorf vor die Praestanda, jo muthwillig versäumet würden, haften solten. Hierdurch würde Einer den Anderm animiren, auch wohl den Nachlässigen in Zeiten dem Ambte an melden, damit dieser, wann die Güte nichts verfangen wollte, mit der Schärfe darzu anzuhalten wäre. " bescheid der Amts - Kammer: Es kann zwar vom Ambte wohl vorgeschlagene Verordnung ergehen und die Unterthanen damit gedräuet werden, allein die Reste solchergestalt benzutreiben, wird nicht zuthun seyn , denn sonst der gute mit dem schlechten Wirthe verdorben werden dürfte, auch die Nachlässigen sich darauf ver

XII

1724.

1775.

laffen könnten. Referente fann aber, wann er einen so gar schlechten Haußhalter findet, solchem den Hoff abnehmen und einem Anderen übergeben. Welches wohl ein Schrekken unter denen Liederlichen machen und sie für gute Wirthschaft antreiben wird. Liste der Bauern und Kofsäthen zu Rüdersdorf. Schulze: Voß. Bauern : Hans Albrecht, Mart. Giese, Jürgen Grawert, Andreas Matthis, Abrah . Otte, Peter Weser. Kofsäthen: Mart. Dunker, Elias Elling, Jürgen Engelke, Mich. Erfurt, Mart. Grabert, Gotthilf Grabert, Hans Heinz, David Schmidt.

15. Juni, Potsdam. Mein lieber Etats-Minister, Freiherr v. Zedlitz . Bin ich Patronus von der Pfarre zu Nübersdorf, jo bin Jch es wohl zufrieden, daß dieselbe bei dermahliger Vacanz , den darum Ansuchung thuenden Pfarrer Büttner zu Dolgelin zu seiner Verbesserung zu Theil. werde, und müsset Ihr hiernach das deshalb erforder liche für ihn besorgen. Ich bin Euer wohlaffectionirter König (gez.) Friedrich.

Angabe der benusten Quellen. Berghaus, Landbuch der Mark Brandenburg. 1856. Fidicin, Geschichte des Kreiſes Niederbarnim . 1857 . Berlins. 1842. Fischbach, Städte-Beschreibung der Mark Brandenburg . 1786. Gaehde, Geschichte von Alt-Landsberg. 1857. Heffter, Geschichte von Zinna. 1851. Sendschreiben der Gemeinde Rüdersdorf. 1830 . Martin, Entgegnung auf das Sendschreiben u. s. w . 1830. Collectanea , die Kalkbrüche bei Rüdersdorf und das ehemalige Kloster Zinna betreffend. 1784. (Manuscript aus dem Nachlaß des Consist.-Präs. von Hagen , im Berliner MagiſtratsArdhiv No. 1217a .) Alte Kirchenbücher; Acten des ehemaligen Domainen und Juſtiz-Amtes Rüdersdorf, des Königl. Berg-Amtes u . s. m . Mündliche und briefliche Mittheilungen. I TI BR

21 JU73

MUSEUSY

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Xli

Inhalts -Verzeichniß.

Einleitung 1. Die Cisterzienser in Kagel . 11. Das Kalkgebirge und die Kloster Vogtei zu Ruderstorp • (Rüdersdorf) . Ill. Fünfzig Leidensjahre der Mark IV. Kaiser Karl IV. und das „Landbuch " V. Ein Streifzug Dietrich v. Quigow's VI. Der erste Hohenzoller und der Hussitenkrieg VII. Die Zeit vor der Reformation

IX. Das kurfürstliche Jagdschloß zu Grünheide X. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges

Nachtrag.

die Ortschaft

14. 16 . 18. 21. 26 . 29. 32. 35. 39 .

VIII. Das turfürstliche Amt zu Nüdersdorf

XI. Die Kalksteinbrüche und Rüdersdorf" XII. Kienbaum XII . Tasdorf

Bete. 5. 11.

„ Kalkberge.

Verschiedenes aus Rüdersdorfer Amts - Acten

49.

67. 71. •

I.

BRITISHE 21-3073 HUSED

Drud von W. Sternbed in Straußberg.