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German Pages 224 [226] Year 2021
DER AKTUELLE FÜHRER ZUM UNESCO-WELTKULTURERBE
des Landes Rheinland-Pfalz.
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MIT
DER S TI F
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AISERD OM GK
wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8062-4128-0
charakteristischen Rundbögen. Karl-Markus Ritter war mehr als 25 Jahre am Speyerer Dom tätig und führt uns kundig durch das UNESCO-Weltkulturerbe. Beigefügt sind aktuelle Grundriss- und Ansichtspläne sowie überarbeitete Maßangaben. Ein Rundgang erläutert die
in jeder Hinsicht exzellent informiert.
UN
Umschlagabbildungen: Luftbild (Dom von Ost), Klaus Landry, Dudenhofen; Dom-Inneres, Norbert Latocha, Obertshausen Umschlaggestaltung: www.martinveicht.de
Empfehlungen für einen Rundgang und der umfangreiche Anhang machen dieses Buch unverzichtbar für jeden Bewunderer mittelalterlicher Baukunst.
den mächtigen Pfeilern, hohen Gewölben und
und Glocken finden sich im Anhang. So sind Sie
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lichen Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung
beeindruckt von den ausgewogenen Proportionen,
Kapellen. Hinweise zu den Bronzeportalen, Orgeln
SA M M E N A
zuvor Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Staat-
jedes Jahr Tausende das Gotteshaus. Sie sind
Kunstwerke in Lang- und Querhaus, Krypta und
ZU
»Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer«,
DER DOM ZU
nische Kirche Europas. Erwartungsvoll besuchen
WELTLICHE MACHT UND CHRISTLICHER GL AUBE
IN
Jahre Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der
Der Dom zu Speyer ist die größte erhaltene roma-
SPEYER
DER DOM ZU SPEYER
Karl-Markus Ritter, Diplom-Theologe, war lange
Übersichtlich, handlich und leserfreundlich informiert er über Baugeschichte, Bauteile und Ausstattung. Er stellt die Erkenntnisse der jüngsten Sanierungsmaßnahmen vor und wartet mit beeindruckendem Bildmaterial auf. Grundrisse, Grafiken und Schaubilder ergänzen die Beschreibungen.
KARL-MARKUS-RIT TER
© privat
Machen Sie den Dombesuch zum Erlebnis – dieser reich illustrierte Führer ist Ihr idealer Begleiter!
K ARL-MARKUS RIT TER
Karl-Markus Ritter
Der Dom zu Speyer
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Der Dom zu Speyer Weltliche Macht und christlicher Glaube
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Dank Für viel Unterstützung gebührt Dank Dr. Thomas Fandel und dem Team des Bistumsarchivs Speyer sowie Christoph Keggenhoff, zweiter Domorganist. Im Rahmen der Erstellung der Maßtabelle im Anhang gaben wertvolle Anregungen Dipl.-Ing. Volker Anspach, Stadtverwaltung Speyer; Dr.-Ing. Andreas Bruschke, Gesellschaft für Photogrammetrie und Architekturvermessung, Dresden; Vermessungsbüro Dipl.-Ing. Manfred Buchholz, Koblenz; Ingenieurbüro Wolfgang Fischer, Müllheim/Baden; Horst-Ulrich Moritz, Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, Koblenz; Dipl.-Ing. Rolf Räch, Vermessungsdirektor a. D., Speyer; Vermessungsbüro Dipl.-Ing. Peter Schmitt, Speyer. Die Publikation wurde finanziell gefördert durch die „Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer“. Für die kritische Durchsicht des Manuskripts und viele anregende Impulse zum Thema danke ich dem Historiker Dr. Martin Armgart, Speyer.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg THEISS ist ein Imprint wbg. © 2021 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Lektorat: Dr. Margret Haider, Innsbruck Redaktionelle Mitarbeit: Barbara Brahmsiepe-Pfaff, Speyer Sekretariat: Monika Henkel, Speyer Erstellung des Registers: Isabel Kimpel, Heidelberg Layout, Satz und Prepress: schreiberVIS, Seeheim Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Europe Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8062-4128-0 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): ISBN 978-3-8062-4150-1 eBook (epub): ISBN 978-3-8062-4151-8
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Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
I. Baugeschichte 1. Der frühromanische Dom (Bau I) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2. Der hochromanische Dom (Bau II) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3. Der Dom vom 12. bis zum 18. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . 55 4. Spätbarock und Neuromanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 II. Einzelbetrachtungen 1. Die Fundamente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 2. Die Grablege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 3. Doppelkapelle und St.-Afra-Kapelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . 113 III. Der Dom und seine Ausstattung 1. Rundgang durch Oberkirche und Kapellen . . . . . . . . . . 134 2. Rundgang durch die Krypta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 3. Die sechs Portale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 4. Das Glockengeläut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 IV. Der Dom – ein Gotteshaus 1. Anfänge einer ambitionierten Kirchenmusik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 2. Die Domorgeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 3. Liturgische Räume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 V. Forschung und Sanierung 1. Erforschung der Baugeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 2. Restaurierungen seit 1900 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Anhang Photogrammetrische Vermessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Maßtabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Personen- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
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Vorwort Erwartungsvoll besuchen jedes Jahr mehrere Tausend Menschen den Speyerer Dom. Sie sind beeindruckt von der Größe, den ausgewogenen Proportionen und der – vielfach so empfundenen – Stilreinheit. Alt und Jung bewundern die großen Steinquader der mächtigen Pfeiler und Säulen, die dem Bauwerk seine Struktur geben; faszinierend sind die runden, typisch romanischen Bögen, die sich in den mächtigen Gewölben manifestieren. Ausgehend von ihren Beobachtungen, stellen die Besucherinnen und Besucher Fragen und wünschen sich solide Informationen. In 25 Jahren Arbeit mit dem und für den Kaiserdom zu Speyer durfte ich viel Begeisterung für dieses einmalige Bauwerk erfahren, von großen und kleinen Personen aus dem In- und Ausland: privaten Besucherinnen und Besuchern, Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Medienschaffenden sowie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft. Aus Wertschätzung für die Menschen und deren Begeisterung für die Kathedrale entschloss ich mich, vorliegenden Begleiter durch den Kaiserdom zu Speyer zu verfassen. Der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ danke ich für die finanzielle Förderung des Projekts. Der bauhistorische Teil des Buches basiert wesentlich auf den Erkenntnissen der Bauforschung der Jahre 1957 bis 1972, die Hans Erich Kubach und Walter Haas in ihrer dreibändigen Dommonographie zusammengetragen haben. Ihre Erkenntnisse gelten noch heute und sind von der Wissenschaft unbestritten. Seit dem Erscheinen dieses Werks sind fünfzig Jahre vergangen. „Jedes Bauwerk, das man nach vielen Jahren erneut anschaut, bietet Neues“, meinte Walter Haas einmal. Anders ausgedrückt, jeder Blick aus einem anderen Winkel eröffnet neue Perspektiven. Dieser Perspektivwechsel förderte interessante Forschungsergebnisse zutage. Das Dom-Buch versucht zu informieren und einzuordnen. Es soll die vielfältigen Aspekte des UNESCO-Weltkulturdenkmals beleuchten und zur Diskussion anregen. Es will die Besonderheiten des Bauwerks herausstellen, beispielsweise die dynastische Grablege der Salier als Alleinstellungsmerkmal für Speyer und seinen Dom; oder die Denkmalpflege als permanente Aufgabe. Eine Kathedrale ist aber in erste Linie Gotteshaus und daher für Liturgie gebaut, für den Vollzug des Glaubens. Der Dom ist seit alters her auch Mittelpunkt für Bildung und Kultur mit Strahlkraft in die ganze Region. Die Baugeschichte ist grundlegend und steht – in chronologischer Abfolge – am Anfang des Buches. Rundgänge durch Oberkirche und Krypta verweisen auf besondere Details. Die komplette Ausmalung des Dominneren im 19. Jahrhundert, von den äl-
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Vorwort
teren Publikationen wenig bedacht, wird in einem weiteren Kapitel erörtert. Damit ein bestimmter Umfang nicht überschritten wird, ist es erforderlich, Schwerpunkte zu setzen und eine Themenauswahl zu treffen. Die Gliederung in Sachkapitel führt zu unvermeidbaren Überschneidungen und Wiederholungen. Das ist dem besseren Verständnis geschuldet. Am Ende bleiben viele Fragen offen. Das muss wohl so sein – ob das Bauwerk jemals all seine Geheimnisse preisgeben wird? Es ist ein Glücksfall, dass ich 1992 dem Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Hans Erich Kubach (Konservator am Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und Honorarprofessor an der Universität des Saarlandes) in Speyer begegnete und bis zu seinem Tod 1999 in einem Alten- und Pflegeheim in Kandern, Baden-Württemberg, freundschaftlich verbunden sein durfte. Die unzähligen persönlichen Gespräche, Exkursionen und Diskussionen waren ein großes Geschenk. Dankbar denke ich an Walter Haas (Architekt und Bauhistoriker am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Professor für Baugeschichte an der Technischen Hochschule Darmstadt), der mir viele Jahre ein besonders guter Ratgeber war; er starb 2005. Beiden Domforschern gedenke ich mit vorliegender Arbeit. Speyer, im September 2021 Karl-Markus Ritter
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Einleitung Vor über 5000 Jahren siedelten wohl schon Menschen bei Speyer und nutzten die weiten Flächen am Rhein zur Landwirtschaft. Archäologische Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit belegen die Besiedelung. Deutlicher und ausgeprägter sind die Spuren, die die Römer hinterlassen haben. Sie erlauben, deren Niederlassung recht gut zu rekonstruieren. Zwischen Mainz und Basel stationierten die Römer Truppen in mehreren kleineren Militärposten. Wie aus archäologischen Forschungen hervorgeht, lag der erste und damit älteste Militärposten in Speyer zwischen Kleiner Pfaffengasse und Großer Himmelsgasse und könnte 200 bis 300 Soldaten Unterkunft gegeben haben. Die Archäologen schätzen, dass dieser erste Militärstandort zwischen 12 und 8 v. Chr. eingerichtet wurde. Wie Keramikfunde beweisen, siedelten sich Menschen um die Militäranlage herum an. Schließlich mussten die Soldaten unter anderem mit landwirtschaftlichen Produkten versorgt werden. Zwischen 10 und 17 n. Chr. wurde weiter östlich ein neues, größeres Kastell gebaut. Um dieses Kastell herum entwickelte sich erneut eine ausgedehnte Zivilsiedlung mit einem Marktforum. Auch Richtung Domhügel dehnte sich die Siedlung aus (im Nordteil erst im frühen 3. Jahrhundert). Offenbar wuchs das Römerkastell in solchen Dimensionen, dass es um 35 n. Chr. aufgegeben und der Bau eines weiteren, noch größeren Kastells zwischen Schustergasse und Heydenreichstraße notwendig wurde. Nach dem Abzug der römischen Truppen 72 n. Chr. wuchs die Siedlung weiter. Sie erhielt Selbstverwaltungsrechte und wurde Vorort für den Gau der Nemeter (civitas Nemetum). Damit war Speyer Zentralort für das Gebiet der heutigen Vorderpfalz und des Nordelsass und prädestiniert, später Bischofssitz zu werden. Auf der Weltkarte des Griechen Ptolemaios um das Jahr 150 n. Chr. taucht der Ort unter dem keltischen Namen „Noviomagus“ auf. Zuerst beim Durchbruch des Limes durch die Germanen und dann durch die Alamannen im späten 3. Jahrhundert wurde die Siedlung zweimal völlig zerstört. Es gelang den Bewohnerinnen und Bewohnern nur mühsam, sich von diesen schrecklichen Ereignissen zu erholen. Die Siedlungsfläche des frühen 4. Jahrhunderts nahm kaum ein Drittel der vorherigen Niederlassung ein. Der Ort mit zivilen, nicht mehr militärisch dominierten Strukturen nannte sich jetzt „Nemetae“. Bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts wurden die recht luxuriösen Privatbauten, die sogar Badeeinrichtungen besaßen, genutzt. Bei Grabungen vor dem Dom wurden solche Privathäuser mit Hypokausten-Heizung gefunden. Im späten 5. Jahrhundert wurden die Häuser durch Gebäude mit einfacherer Bauweise ersetzt. Der Archäologe Helmut Bernhard nennt als Beispiele etwa ein Lehmstreifenhaus und einen großen Bau zwischen Ölberg und Taufkapelle. Die beiden Bauten reichen möglicherweise in die fränkische Zeit des 6.
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und 7. Jahrhunderts zurück. Aufgrund der Befunde schließt Bernhard, dass schon zu diesem Zeitpunkt der Domhügel profaner Nutzung entzogen wurde, um der bis heute andauernden sakralen Bestimmung Platz zu machen.
Speyer wird Bischofsstadt Mag sein, dass Speyer schon Mitte des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs war. In – allerdings gefälschten – Akten eines Konzils zu Köln 346 wird ein Teilnehmer namens „Jesse ep(iscopu)s civitatis Nemetum“ erwähnt. Vielleicht bestand seine Kathedrale nur aus einem Holzkirchlein. Teilnehmer an der Bischofssynode zu Paris 614 war ein Bischof Childerich (oder Hilderich) von Speyer. Sowohl in merowingischer als auch in karolingischer Zeit ist ein Dom urkundlich bezeugt. Er mag klein und bescheiden gewesen sein. Ein archäologischer Nachweis ist bis heute nicht geglückt. Ungeklärt bleibt auch, ob in karolingischer Zeit (um die Mitte des 8. Jahrhunderts) ein Neu- oder Umbau erfolgte. Erstmals in einem undatierten Privileg des Königs Childerich II. († 675, reg. 662 – 675; angegeben sind die Lebensdaten, wenn das Geburtsjahr nicht zu eruieren ist, nur das Todesdatum „†“, ergänzt durch die Amts- bzw. Regierungszeit „reg.“) wird das Doppelpatrozinium St. Maria und St. Stephan erwähnt. Seit dem 10. Jahrhundert sind wir über das Leben der Bischöfe und ihr Wirken relativ gut informiert. Einer dieser Bischöfe ist Walter von Speyer (um 965 – 1027, reg. 1004 – 1027). Er war wahrscheinlich identisch mit einem gleichnamigen Schüler der Domschule (Kapitel IV.1). Im Jahr 983 nannte er Speyer verächtlich „Kuhdorf “, weil der Ort klein und unbedeutend war. Bald schon, als sich die Salier mit ihren Bestattungen im Dom ein alle Zeiten überdauerndes Grabmonument (Kapitel II.2) schufen, sollte Speyer den Aufstieg zur „metropolis Germaniae“ erleben, wie der englische Mönch Ordericus Vitalis (wohl 1075 – um 1142) protokollierte. Im Jahr 1024 wurde der Salier Konrad II. (um 990 – 1039) zum König gewählt, 1027 zum Kaiser gekrönt. In die noch unbedeutende Siedlung Speyer ließ Konrad II., der als neugewählter König seine Macht und seinen Herrschaftsanspruch demonstrieren wollte, eine große Kirche bauen. Dieser Meinung jedenfalls ist die bisherige Bau- und Geschichtsforschung. Es gibt inzwischen Anhaltspunkte, die auch für einen früheren Baubeginn sprechen. Ob neu errichtet oder weitergebaut, die Kirche wurde groß und eindrucksvoll wie keine andere zuvor. Sie wurde 1061 geweiht. Am Dom bauten alle salischen Kaiser, wenngleich der Anteil am Baugeschehen durch den letzten Salier, Heinrich V. (1086 – 1125, reg. 1106 – 1125), umstritten ist. Im Text erscheinen häufig die Begriffe „Bau I“ und „Bau II“. Die Kunstgeschichte kennzeichnet damit die beiden großen Bauphasen des romanischen Domes: Bau I jene von Baubeginn bis zur Weihe 1061 (Kapitel I. 1), Bau II jene vom Teilabriss der Ostteile unter Heinrich IV. (1050 – 1106. reg. 1056 – 1106) vor 1082 bis zum fertiggestellten Kirchengebäude um 1125 (Kapitel I. 2). Rund zwanzig Jahre nach der Weihe hatte nämlich Heinrich IV., der Enkel des Gründers, einen großen Um- und Erweiterungs-
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bau unternommen. Dabei halfen ihm die in der Architektur erfahrenen Baumeister, die späteren Bischöfe Benno von Osnabrück (um 1020 – 1088, reg. 1068 – 1088) und Otto von Bamberg (um 1065 – 1139, reg. 1102 – 1139). Nach Abschluss des Umbaus hatte der Dom sein hochromanisches Aussehen und seine heutige Größe. Die Bau- und Erweiterungsmaßnahme sollte Heinrich IV. mehr Respekt verschaffen, denn er hatte nicht nur diverse Konflikte mit den Fürsten des Reiches auszutragen, sondern lag auch in erbittertem Streit mit dem Papst. Der folgende Absatz skizziert knapp die Auseinandersetzung zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, die auch den Hintergrund für die umfangreichen Bauaktivitäten bildete.
Der König und die Investitur Der Kaiserdom zu Speyer ist ein Symbol für die kaiserliche Machtfülle des Mittelalters, Spiegelbild für das Prestige der Salierfamilie und Ausdruck des technischen Know-hows sowie des Schöpferwillens der Menschen im 11. Jahrhundert, zugleich aber auch auf einzigartige Weise Architektur gewordenes christliches Credo. So wie sich Macht und Glaube im Dombau widerspiegeln, so gehörten sie im mittelalterlichen Denken zusammen. Die unversöhnliche Auseinandersetzung um die Interessen von Politik und Kirche, die damals im Investiturstreit kulminierte, schlug ein wie ein Blitz und rüttelte an der gesellschaftlichen Ordnung. Schon unter den Franken war es üblich, dass die weltlichen Herrscher bepfründete Kirchenämter vergaben, also Bischöfe und Äbte einsetzten, weil sie sich in ihrem Selbstverständnis als Eigentümer der Kirchen fühlten. Die Macht der Herrscher wurzelte im Religiösen. Der junge König Heinrich IV. lebte noch ganz in der ottonisch-salisch geprägten Vorstellung eines sakralen, fast klerikalen Königtums, dessen Platz an der Spitze der hierarchisch gegliederten Kirche ist. Die Könige regierten in dem Bewusstsein, dass sie ihre Vollmacht, über andere Menschen zu herrschen, nicht aus sich selbst hatten, sondern dass ihnen diese Macht von Gott anvertraut war. Für die Landesherren war die Ämterbesetzung ein wichtiges Mittel, um ihre Position zu festigen, weil sie verständlicherweise nur ihnen genehme Geistliche einsetzten, die ihre Politik unterstützten und Loyalität erwarten ließen. Schließlich verfügten die Bischöfe und Äbte über wichtige Rechte, die mit umfangreichen Besitzungen verbunden waren. Sie hatten auch häufig wichtige Funktionen im Staatsapparat inne. Bis zum Beginn der Kirchenreform im 11. Jahrhundert und der Cluniazensischen Reform sah man in dieser Konstellation nichts Unrechtes. Danach kämpften die Reformer vor allem gegen die Vergabe von Kirchenämtern gegen Geld (Simonie), die Priesterehe und die Laieninvestitur. Der Reformpapst Gregor VII. (um 1015 – 1085, reg. 1073 – 1085), zuvor Mönch Hildebrand, formulierte als Grundsatz sinngemäß: Der Papst ist das Oberhaupt der Christenheit; aufgrund seiner Obergewalt kann er nicht nur in die Rechte der Bischöfe eingreifen, sondern auch Kaiser und Könige absetzen. Heinrich IV. hatte 1072 noch den Mailänder Bischofsstuhl mit einem deutschen Erz-
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bischof besetzt. Papst Gregor VII. verbot die Laieninvestitur zunächst nur dem deutschen König. Bei der römischen Fastensynode 1075 verschärfte er – der 1073 per Akklamation vom Volk und von den Geistlichen Roms zum Papst bestimmt wurde und damit gegen das Papstwahldekret von 1059 verstieß, wonach der Papst durch die Kardinäle zu wählen sei – das Verbot der Laieninvestitur: Er drohte Heinrich IV. mit der Strafe des Kirchenausschlusses. Heinrich IV. gelang es, die Reichsbischöfe gegen den Papst aufzuwiegeln. In einem Brief schrieb er an die Bischöfe: „Unter diese (Feinde) rechnen wir auch den Mönch Hildebrand, gegen den wir euch zur Feindschaft aufrufen, weil wir ihn als Eindringling in die Kirche, als ihren Bedrücker, als hinterhältigen Feind des römischen Gemeinwesens und unseres Reiches brandmarken […]. Erhebt euch also gegen ihn, Getreueste, und der erste in der Treue sei der erste, ihn zu verdammen. Wir sagen aber nicht, dass ihr sein Blut vergießen sollt, da ja das Leben nach der Absetzung für ihn eine größere Strafe ist als der Tod, sondern dass ihr ihn, falls er nicht abdanken will, dazu zwingt und einen anderen zum Papst annehmt.“ Beim Hoftag zu Worms 1076 spitzte sich der Konflikt zu. Heinrich IV. schrieb an „Hildebrand“, wie er den Papst verächtlich nannte. Das Textbeispiel zeigt, dass es – übrigens auf beiden Seiten – nicht zimperlich zuging: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern durch Gottes gerechte Einsetzung König, an Hildebrand, nicht mehr den Papst, sondern den falschen Mönch. Diese Anrede hast du nämlich für die von dir angerichtete Verwirrung verdient […]. Du scheutest dich nicht nur nicht, die Lenker der heiligen Kirche, nämlich Erzbischöfe, Bischöfe und Priester, die Gesalbte des Herrn sind, anzutasten, nein, wie Knechte, die nicht wissen, was ihr Herr tut, zertratest du sie unter deinen Füßen und gewannst dir dabei die Zustimmung aus dem Munde des Pöbels […]. Du nämlich bist auf folgender Stufe emporgestiegen: durch List – was das Mönchsgelübde verabscheut – bist du zu Geld gekommen, durch Geld zu Gunst, durch Gunst zum Schwert, durch das Schwert zum Sitz des Friedens, und vom Sitz des Friedens aus hast du den Frieden gestört; die Untergebenen hast du gegen die Vorgesetzten bewaffnet, unsere Bischöfe […]. Auch mich hast du angetastet, der ich nach der Überlieferung der heiligen Väter nur von Gott allein gerichtet werden kann […]. So steige du denn, durch diesen Fluch und das Urteil aller unserer Bischöfe verdammt, herab, verlasse den apostolischen Stuhl, den du dir angemaßt hast. Ein anderer steige auf den Thron des heiligen Petrus, einer, der Gewalttat nicht mit Frömmigkeit bemäntelt, sondern die reine Lehre des heiligen Petrus lehrt. Ich, Heinrich, von Gottes Gnaden König, zusammen mit allen meinen Bischöfen sage dir: Steige herab, steige herab!“ Sofort traf Heinrich IV. der Bann des Papstes. Er wurde exkommuniziert und dadurch von allen Sakramenten ausgeschlossen, die Untertanen wurden vom Treueid gegen ihren König entpflichtet. Der König stand nun außerhalb der Kirchengemeinschaft. Rasch schmolz Heinrichs Gefolgschaft. Im Oktober 1076 stellten die in Trebur versammelten Fürsten Heinrich IV. ein Ultimatum: Der König möge Buße leisten und um Rücknahme des Kirchenbannes ersuchen, andernfalls werde ein neuer König gewählt.
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Heinrich IV. folgte dem Ultimatum. Anfang Dezember 1076 hielt sich der König noch in Speyer auf, an Weihnachten war er in Burgund. Im Januar 1077 erfolgte sein Bußgang zur Burg Canossa in der Emilia-Romagna, wo der Papst als Gast von Markgräfin Mathilde von Tuszien (um 1046 – 1115) weilte. Dort erbat der König beim Papst die Lösung vom Kirchenbann. Drei Tage lang soll er zeitgenössischer Überlieferung zufolge im Büßergewand kniend um Einlass gefleht haben. Nach zähen Verhandlungen wurde dem Ersuchen stattgegeben. Heinrich IV. war augenscheinlich wieder Herr der Lage, der Vorgang war aber ein Rückschlag für das Königtum. Gregor VII. hatte sich durchgesetzt. Auf einer Fürstenversammlung im März 1077 wurde erstmals die Forderung formuliert, dass die Fürsten über einen neuen König entscheiden sollen und nicht mehr der die Königswürde erlangen soll, der als Sohn die Nachfolge seines Vaters beansprucht. Das Wahlprinzip durch die Fürsten fand Eingang in das Ordnungsgefüge und entsprach einem fundamentalen Wandel in der Reichsordnung, der beim Streit um die Investitur nicht intendiert war, wie Stefan Weinfurter erinnert: „Diese neuartige Fürstenaufsicht über die Eignung und die Amtsführung des Königs war in hohem Maße beeinflusst und begründet durch die Auswirkungen der Kirchenreform im Reich. Dabei ging es zunächst gar nicht um die Mitwirkung der Fürsten, sondern um die Frage, ob der König weiterhin als Stellvertreter des himmlischen Königs eine sakrale und damit unantastbare Stellung einnehmen dürfe oder ob er wie ein gewöhnlicher Laie der geistlichen Autorität der kirchlichen Amtsträger unterworfen sei […]. Da nun die Stellvertreterschaft Christi im Verständnis der Kirchenreformer auf den Stuhl Petri übergegangen war, war die Garantie für das Seelenheil der Menschen an die päpstlichen Weisungen gebunden.“ In der Epoche der Salier gerieten Ordnungsstrukturen ins Wanken. Als zu Beginn des Jahrtausends mit dem Bau des Salierdomes begonnen wurde, waren die europäischen Völker noch im Sacrum Imperium Romanum politisch geeint. Die westliche und östliche Kirche, Rom und Byzanz, waren noch nicht getrennt. Doch bald fiel das Heilige Römische Reich in einzelne Herrschaftsgebiete auseinander und das Schisma von 1054 schließlich spaltete abend- und morgenländische Kirche. Der Gang nach Canossa als Bild und Begriff für einen als demütigend und erniedrigend empfundenen Bitt- und Bußgang blieb im Sprachgebrauch erhalten.
Der Dom und die Memoria Die Regierungszeit des ersten Saliers, Konrad II., wird von den Geschichtswissenschaften als relativ ruhig beschrieben. In der Politik folgte er seinem Vorgänger, dem Ottonen Heinrich II. Er vermied es, auf die Kirche in Rom Einfluss zu nehmen. Nach seiner Wahl zum König galt das Interesse Konrads II. sowie seiner Gemahlin Gisela (999 – 1043) besonders der Kathedrale in Speyer. Möglicherweise nahm er dabei seine Vorgänger zum Vorbild. Otto der Große (912 – 973, reg. 936 – 973) gründete das Erzbistum Magdeburg, Heinrich II. (zw. 973/978 – 1024, reg. 1002 – 1024) das Bistum Bamberg;
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beide errichteten in ihren Diözesen Kathedralen und ließen sich darin bestatten. Für Konrad II., dem eine ausgeprägte Marienfrömmigkeit nachgesagt wird, könnte das Marienpatrozinium Motiv für seine Vorliebe für Speyer gewesen sein. Trotz dieser Neigung ist es eher unwahrscheinlich, dass Konrad bereits an eine Grablege für die ganze salische Familie dachte. Hingegen lässt die Äußerung Heinrichs III. vom Jahr 1052 gegenüber dem Ortsbischof, dass die Grablege zu klein sei, darauf schließen, dass er durchaus die Idee einer dynastischen Grablege bereits verfolgt haben könnte. Der neue Lieblingsort Heinrichs III. aber, den er besonders förderte, war Goslar. Trotzdem ließ sich der zweite Salier in Speyer bestatten. Der Historiker Caspar Ehlers kommt diesbezüglich zu dem Schluss, dass die Wahl des Beisetzungsortes „die Spannung zwischen ‚persönlicher‘ Vorliebe und ‚familiärem‘ Traditionsbewusstsein spiegelt“. Heinrich III. (1017 – 1056, reg. 1039 – 1056) entschied sich für die salische Familie. Außerdem war der Kaiserdom in sakraler Hinsicht – wegen der sich konzentrierenden Verehrung der Gottesmutter Maria – zu einem speziellen Ort salischer Frömmigkeit geworden: Nach salischem Verständnis war Maria Patronin des Domes und zugleich Garantin der salischen Herrschaft. Heinrich IV. war häufig in Speyer. Gerade in den für ihn schwierigen Zeiten suchte er gern diesen religiösen Ort seiner Familie auf. Besonders auffällig zeigte sich die Manifestation des salischen Selbstverständnisses aber bei Heinrich V. Er bemühte sich ernsthaft, dass sein Vater vom zweiten Kirchenbann befreit wurde, damit er ihn bei seinen Vorfahren in geweihter Erde bestatten konnte. Heinrich V. versuchte, „salische Kontinuität zu demonstrieren und den Konflikt zwischen Vater und Sohn aus der historischen Erinnerung zu eliminieren“ (Caspar Ehlers). Kurz nach der feierlichen Beisetzung seines Vaters in der Familiengrablege verlieh Heinrich V. den Bürgern von Speyer bedeutende Freiheitsrechte, die den Beginn der Entwicklung zur freien Reichsstadt einleiteten. Der Erlass stärkte die Bürgerrechte und verminderte Erbschaftsabgaben und andere Steuern und Zölle. Zu ewigem Andenken sollte auf Wunsch des Kaisers der Freibrief in goldenen Lettern mit seinem Bildnis über „des Münsters Tor“ verewigt werden, „damit daraus unsre besondere Liebe zu ihnen ersehen werde“. Tatsächlich wurde das Privileg halbkreisförmig über dem inneren Domportal angebracht. Dort war es trotz des Stadtbrandes in Teilen bis ins 18. Jahrhundert zu sehen. Mit den Freiheitsprivilegien verbunden war aber nicht nur die Befreiung von der Steuerlast; Heinrich V. leitete auch die Entwicklung von einer Grablege zur Memoria ein: „und wir haben mit Zustimmung des Speyerer Bischofs Bruno […] zugestanden und bekräftigt, dass alle Bewohner die freie Befugnis haben sollen, ihre Habe ihren Erben zu vermachen oder für ihre Seele zu spenden oder zu schenken, wem sie wollen; womit wir jedoch die Bedingung verknüpfen, dass sie sich alle zum Jahresgedächtnis unseres Vaters feierlich zu den Nachtgottesdiensten und zur Tagesmesse versammeln, Kerzen in den Händen tragen und von jedem Haus ein Brot als Almosen abgeben, das den Armen zugewandt werden soll“.
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Einleitung
Das Gedenken an die Verstorbenen im Gebet war für den christlichen Menschen des Mittelalters die Mitte des religiösen Lebens schlechthin – und ist es bis heute geblieben. Das Bitten um das Seelenheil der Verstorbenen war und ist Wesensbestandteil des christlichen Verständnisses. Aus diesem Grund zeigt sich die Sorge der Salier um das Seelenheil ihrer Eltern in zahlreichen Gebetsklauseln und Urkunden mit Schenkungen und Stiftungen. Mit dem Privileg von 1111 organisierte Heinrich V. das kontinuierliche liturgische Gedenken der Geistlichen und der Speyerer Einwohnerinnen und Einwohner an das Seelenheil seiner Vorfahren. Durch den Umbau der Saliergrablege mit dem einer Tumba ähnlichen Überbau wurden nicht einzelne Gräber hervorgehoben, sondern alle Salier miteinander vereint. Der Umbau zum Monument, der nach Caspar Ehlers auf Betreiben des Domkapitels erfolgt sein muss, sicherte das historische Gedächtnis an das von Gott anvertraute, durch Erbe legitimierte Königtum der gesamten salischen Dynastie. Aufgrund weiterer Königsbegräbnisse entwickelte sich Speyer bis ins 14. Jahrhundert zur bedeutenden Herrschergrablege des Reiches. Der von Heinrich V. organisierten Gebetsaktivität durch die Bürgerinnen und Bürger folgte die Gebetsgemeinschaft der Stuhlbrüder. Sven Gütermann geht in seiner Dissertation davon aus, dass die Bruderschaft zwischen 1208 und 1212 entstand. Die vornehme Aufgabe dieser zum Teil verheirateten Laiengemeinschaft war es, für das Seelenheil der salischen Herrscher zu beten. Dazu mussten die Stuhlbrüder, die eine eigene Tracht trugen, mehrmals täglich zu den Gräbern in den Dom kommen. Für sie wurde auf dem Königschor ein Gestühl aufgebaut, das die Grablege seitlich flankierte. Zu ihrem Unterhalt dienten kaiserliche Stiftungen. Bis 1351 werden auch Stuhlschwestern erwähnt. Die Tradition der Stuhlbrüder währte bis zur Französischen Revolution.
Ausgezeichnet durch die UNESCO Der großen Bedeutung wegen nahm die UNESCO am 30. Oktober 1981 den Kaiserdom zu Speyer in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt auf. Das UNESCOWelterbekomitee bescheinigt damit dem einst größten romanischen Gotteshaus Europas einen „außergewöhnlichen universellen Wert“. Der Dom war das zweite Bauwerk auf der deutschen Liste, nach dem Aachener Münster (Aufnahme 1978). Die Würzburger Residenz (1981) folgte auf Platz drei, die Wallfahrtskirche Wies (1983) wurde an vierter Stelle geführt. Seit 27. Juli 2021 steht auch der Judenhof in Speyer auf der Liste der Welterbestätten. Gemeinsam mit Mainz und Worms bildeten die jüdischen Gemeinden im Mittelalter den Verbund der „SchUM“, der „heiligen Gemeinden“. Die Welterbeliste wird seit 1978 beim UNESCO-Welterbekomitee in Paris geführt. Das Komitee entscheidet jährlich über die durch die Staaten zuvor eingereichten Anträge. Vor der Entscheidung stehen Prüfungen und Gutachten der Fachverbände. Nachzuweisen durch die Antragsteller sind „Einzigartigkeit“ und „historische Authentizität“, solide Instandhaltung und eine überzeugende Erhaltungsstrategie. Kulturgüter müssen mindestens eines der folgenden sechs vorgegebenen Kriterien er-
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Einleitung
1 Grundriss und isometrische Ansicht des Domes von Südwest mit schematischer Darstellung der wichtigsten Bauphasen von der Domgründung bis ins 20. Jahrhundert.
Bau I zw. 1015 u. 1030 – 1061 Bau II nach 1080 – nach 1106 14. – 16. Jahrhundert Gotische Sakristei 1409 17.– 18. Jahrhundert Wiederaufbau Langhaus 1772 – 1778 19. Jahrhundert Westbau 1854 – 1858 20. Jahrhundert
Bau I zw. 1015 u. 1030 – 1061 Bau II nach 1080 – nach 1106 14. – 16. Jahrhundert Gotische Sakristei 1409 17. – 18. Jahrhundert Wiederaufbau Langhaus 1772 – 1778 19. Jahrhundert Westbau 1854 – 1858
© K-M Ritter
20. Jahrhundert
füllen, um in den Genuss der Ehrung zu kommen: Sie sollen „ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft“ sein; ein „Zeugnis für bedeutenden Austausch menschlicher Werte über einen Zeitraum oder in einer Kulturregion“ darstellen (ein Beispiel für diese Kategorie ist der Dom zu Speyer); ein „außergewöhnliches Zeugnis einer bestehenden oder untergegangenen Kultur“ sein; ein „hervorragendes Beispiel eines Typs von Gebäuden, Ensembles oder Landschaften“ darstellen; ein „herausragendes Beispiel einer traditionellen Siedlungsform oder Landnutzung“ sein; oder als „Objekt mit außergewöhnlichen Ereignissen, Traditionen, Ideen, Glaubensbekenntnissen oder künstlerischen Werken“ verknüpft sein.
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Einleitung
Eine wichtige Aufgabe der UNESCO ist, neben der Aufstellung der Welterbeliste, auch das Sammeln von Informationen über den Zustand der Denkmäler, um drohenden Gefahren zu begegnen. Dazu erstellt sie eine „Rote Liste“ mit den als gefährdet eingestuften Welterbestätten. Entscheidend für die Aufnahme in die Welterbeliste sind auch die Mitwirkung und der Erhaltungswille seitens der Unterzeichnerstaaten. Der jeweilige Staat „hat anzuerkennen, dass die zwar nationalstaatlich lokalisierte Stätte der gesamten Menschheit gehört; und er hat dafür im Namen der Völkergemeinschaft Verantwortung zu übernehmen“. Dazu sollen durch Mobilisierung der Kräfte in den Staaten selbst, wie durch Organisation internationaler Zusammenarbeit, der Schutz der Denkmäler gesichert und wirksame Maßnahmen zu ihrer Erhaltung in die Wege geleitet werden. Die Protagonisten der UNESCO waren sich bei der Aufnahme des Kaiserdomes in die Welterbeliste nicht sofort einig, da das Gotteshaus nur noch zur Hälfte mittelalterlich ist. Viele Schicksalsschläge hat der Dom in seiner Geschichte erfahren, sie sind zumeist heute noch an dem Bauwerk sichtbar (Abb. 1 ): Im Jahr 1689 wurde der Dom schwer beschädigt (Kapitel I. 3). 1772 bis 1778 ergänzte Ignaz Michael Neumann den westlichen Teil des eingestürzten Langhauses nach dem Vorbild der erhaltenen Joche und schuf einen barocken Westabschluss. Kaum war das Projekt abgeschlossen, brach die Französische Revolution (Kapitel I. 4) aus. Erneut wurde der Dom beschädigt und die gesamte Innenausstattung verwüstet. Nach der Wiedererrichtung des Bistums Speyer Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sein Inneres zwischen 1846 und 1853 durch Johann Baptist Schraudolph und Joseph Schwarzmann ausgemalt (Kapitel II.4). Schließlich wurde der barocke Westabschluss durch einen neuromanischen Bau zwischen 1854 bis 1858 ersetzt. Trotz der vielen Beschädigungen, die dem Bauwerk im Laufe der Geschichte zugefügt wurden, erhielt der Dom letztlich die begehrte Auszeichnung. Die UNESCOVertreter waren sich durchaus bewusst, dass die Kathedrale nicht nur „Höhepunkte, sondern auch Katastrophen deutscher und europäischer Geschichte“ widerspiegelt. Der Dom, wie er heute dasteht, dokumentiere die mit der Überwindung der Schicksalsschläge verbundenen denkmalpflegerischen Leistungen. Schließlich gab bei der Bewertung das Argument den Ausschlag, dass die Baugeschichte des Domes die Lehrmeinungen der Denkmalpflege vom 18. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart mitbestimmte (Kapitel V). Bei der Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste kam es in diesem Fall also weniger auf das Maß an historischer Substanz an als vielmehr darauf, wie sich im Festhalten des 18. Jahrhunderts an der überlieferten Idee und Größe des Bauwerkes ein exemplarisches Bekenntnis zu historischer Kontinuität dokumentiert. Das vorliegende Buch möge auf einen Besuch im Dom einstimmen. In fünf Kapiteln wird das Bauwerk nun unter verschiedenen Aspekten besprochen. Ein Rundgang durch Krypta, Kapellen und Oberkirche samt Orientierungsplänen finden sich im Kapitel III, steingenaue Ansichten und eine Maßtabelle im Anhang.
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I. Baugeschichte
1. Der frühromanische Dom (Bau I) Wie der Speyerer Dom zum Zeitpunkt seiner Weihe 1061 ausgesehen hat, lässt sich heute im Großen und Ganzen zuverlässig rekonstruieren. Er wurde errichtet als regelmäßige kreuzförmige Anlage mit nahezu quadratischen Querarmen, ausgeschiedener Vierung und einem Altarhaus, das innen in halbrunder Form, außen von einer rechteckigen Ostwand abgeschlossen wurde. Wir wissen, dass er zunächst viel kleiner – kürzer und niedriger – geplant war. Bekannt ist auch, dass die Entwicklung von Bau I in mehreren Schritten erfolgte, die jeweils mit einem Planwechsel verbunden waren. Dennoch ergeben sich viele Fragen, die aufgrund fehlender Befunde unbeantwortet bleiben müssen. Die sechs Türme waren zwar im Bau angelegt. Ob sie aber auch am Außenbau in Erscheinung traten und welche Form sie hatten, ist ungeklärt. Nach dem Kunsthistoriker Dethard von Winterfeld lassen sich mindestens sechs Turm-Varianten rekonstruieren (Abb. 2). Wie der obere Raumabschluss des Mittelschiffs von Bau I aussah, ist eine Frage, die – wie viele andere – von der Wissenschaft wieder neu diskutiert wird.
2 Rekonstruktion Bau I um 1061 (Computersimulation), Ansicht von Südost: Kreuzförmige Anlage mit nahezu quadratischen Querarmen und Altarhaus mit rechteckigem Abschluss außen. Die quadratischen Mitteltürme hypothetisch angenommen, die sechs Türme waren im Ansatz vorhanden und könnten über das Dach hinausgeführt worden sein.
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1. Der frühromanische Dom (Bau I)
Konrad II. zum König erhoben Beginnen wir die Betrachtung der Reihe nach. Am Anfang stand eine großartige Idee. Mit dem Tod Heinrichs II. 1024 starb das sächsische Haus der Ottonen aus. Der Kaiser und seine Frau Kunigunde (um 978 – 1033/1039) hatten keine Nachkommen. Am 4. September 1024 versammelten sich daher die Fürsten des Reiches im Königshof Kamba zur Wahl eines Nachfolgers. Der inzwischen untergegangene Ort Kamba lag am rechten Rheinufer gegenüber von Oppenheim. Unter der Leitung des Mainzer Erzbischofs Aribo (um 990 – 1031, reg. 1021 – 1031) wurde Konrad II. (um 990 – 1039) zum König gewählt. Konrad gehörte einer rheinfränkischen Familie an, die zur Führungselite des Reiches zählte. Er war Graf im Worms- und Speyergau. Sein Stammsitz war die Limburg an der Haardt. Vorfahren Konrads hatten im 10. und 11. Jahrhundert im fränkischen Dom zu Worms ihre Grablege. Am Festtag Mariä Geburt, am 8. September 1024, fand im alten Mainzer Dom (heute St. Johannis) das feierliche Zeremoniell der Königserhebung statt. Aribo salbte den neuen König und setzte ihm die Krone auf. Konrad II. begründete eine Königsdynastie, die man später Salier nannte. In Speyer, einem damals unbedeutenden Ort, der aber schon seit Jahrhunderten Bischofssitz war und eine – womöglich kleine – Bischofskirche besaß, ließ Konrad II. einen völlig neuartigen Kathedralbau errichten (oder eine gerade begonnene Kirche um- und weiterbauen). Die vorherige Bischofskirche, wie auch immer sie ausgesehen haben mag, ist urkundlich belegt. Es fehlen dafür aber jegliche archäologische Befunde. Aufgrund des Doppelpatroziniums St. Maria und St. Stephan wurde auch erörtert, ob der Vorgängerbau nicht weiter südlich, bei der seit 1220 belegten Stephanskirche (auf dem heutigen Gelände der evangelischen Landeskirche), gelegen haben könnte. Überaus hypothetisch verlegt Bernd Päffgen die vorhergehende Kirche in die östliche Hälfte des heutigen Mittelschiffs. Auch die frühe Struktur des Dombezirks ist weitgehend unbekannt. Aufschluss, mindestens aber neue Erkenntnisse, könnte eine Boden-Untersuchung mit den Methoden der archäologisch-geophysikalischen Prospektion im Dom und in der unmittelbaren Dom-Umgebung geben. Die Untersuchung im Innern und im Domgarten wäre störungsfrei durchführbar. Trotz gesicherter Finanzierung konnte eine Initiative des Verfassers für eine Prospektion 2018 keine Zustimmung des Domkapitels erlangen. Ansporn für die beachtlichen Bauabsichten im eigenen Hausterritorium des neuen Herrschers mögen die großen Kirchenbauten im Reich gewesen sein. Karl der Große († 814) baute sich die Pfalz in Aachen, Otto I. (912 – 973) den Dom in Magdeburg und Heinrich II. (973/978 – 1024) gründete den Dom zu Bamberg. Große Neubauten waren auch in unmittelbarer Nachbarschaft im Gang oder gerade abgeschlossen: in Mainz 1009 (nach Weihe, Brand und Neuweihe 1036), in Straßburg 1015, in Basel 1019 und in Worms 1020. Konrad benötigte am Anfang seiner politischen Karriere ein Zeichen, um seinen Machtanspruch – in der Sprache und dem Verständnis jener Zeit – zum Ausdruck zu bringen. Deshalb sollte in Speyer ein bedeutender Sakralbau entstehen.
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I. Baugeschichte
Gelübde an die Gottesmutter Leider lässt sich aus keiner zeitgenössischen Quelle ein Anhaltspunkt für das Gründungsdatum gewinnen. Früheste authentische Zeugnisse liefern zwei Urkunden Heinrichs IV. aus dem Jahr 1065. Sie erlauben – ohne Zeitangabe – den Schluss auf eine Gründung des Domes durch Konrad II. Urkundlich belegt ist eine Schenkung Konrads II. an Speyer vom 11. September 1024, also kurz nach seiner Wahl, in Ingelheim. Mit der Schenkung erfüllte er womöglich ein Gelübde an die Gottesmutter, das er vorher für den Fall seiner Erhebung zum König gegeben haben mag. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch ein Kirchenbau Teil dieses Gelübdes war. Der Auftrag für den Neubau eines Domes hätte zu diesem Zeitpunkt erfolgt sein können. Als Konrad II. 1039 und Gisela 1043 starben, befand sich der Dom im Bau. Das Jahr 1030 als Gründungsdatum taucht erstmals in einer anonymen Bischofschronik aus dem frühen 14. Jahrhundert auf. Der Legende nach wurden die Limburg, der Dom und das St.-Guido-Stift in Anwesenheit Konrads II. am gleichen Tag, dem 12. Juli 1030, gegründet. Der 12. Juli hatte deshalb besondere Bedeutung, weil man das Datum lange sowohl als Geburtstag als auch als Beisetzungstag Konrads II. im Jahr 1039 ansah. Der Bleiplatte im Sarg zufolge war die Bestattung jedoch am 3. Juli 1039. Wenn also der 12. Juli als Gründungsdatum angenommen wird, dann kommen nach Anton Doll nur die Jahre 1025 und 1029 in Betracht, weil Konrad II. am 14. Juli 1025 in Speyer und am 12. Juni 1029 in Straßburg geurkundet hatte. Der 12. Juli 1030 scheidet für Doll gänzlich aus. Als feierlicher Baubeginn in Anwesenheit des Stifters kommt für ihn eine Reihe weiterer Tage in Betracht, aber nie ein 12. Juli. Außerdem schließt er Aufenthalte während der kalten Jahreszeiten aus. Hans Erich Kubach nennt die Jahre 1025, 1029 und 1030 als mögliche Gründungsjahre. Stefan Weinfurter hält den späten September 1025 als Gründungszeitpunkt für wahrscheinlich. Im Hinblick auf Chronologie und Baufortschritt wird eine Grundsteinlegung nach 1030 eher unwahrscheinlich sein. Matthias Untermann schließt aufgrund skeptischer Schätzung des möglichen Baufortschritts auf einen noch früheren Baubeginn. Nach seiner Auffassung, publiziert 2017 im vierten Band des Pfälzischen Kirchenlexikons, war 1024 mit dem Dombau längst begonnen worden. „Die seit dem 14. Jahrhundert behauptete Verbindung des Baubeginns mit einer Initiative Kaiser Konrads II. ist fiktiv […]. Die 1024, 1025 und 1027 für Speyer ausgestellten Urkunden Konrads II. […] nehmen keinen ausdrücklichen Bezug auf einen laufenden oder geplanten Domneubau […]. Das Jahr des Baubeginns ist also unbekannt.“ Für Untermann dürfte der „erste Spatenstich“ angesichts des um 1040/1045 erreichten Bauvolumens und der verschiedenen Planwechsel deutlich vor 1024 gelegen haben. Für den Autor ist der Dom eine Gründung um 1015/ 1020 in der Verantwortung Bischof Walters von Speyer (um 965 – 1027, reg. 1004 – 1027) und des Domkapitels. Walter selbst war ein hochgebildeter und im Reich gut vernetzter Bischof. „Ein Dombau in Speyer fügt sich ein in die Neubauten der meis-
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1. Der frühromanische Dom (Bau I)
ten deutschen Domkirchen in dieser Epoche“, schreibt Untermann. Aufgrund der Unsicherheiten in der frühen Planung könne der Dom kaum der Initiative des Königs zugeschrieben werden. Die Förderung Speyers durch Konrad II. nach dessen Regierungsantritt 1024 führte zu Planänderungen, die die Errichtung der damals größten und modernsten Kirche im Reich zur Folge hatte, argumentiert Untermann. Erwin Reidinger vertritt die These, dass die Anlage der Längsachse des Mittelschiffs auf einen Sonnenaufgang deute, der am 25. September 1027 stattgefunden haben müsse. Das Querschiff mitsamt dem Altarhaus weise gegenüber dem Langhaus einen Achsknick nach Süden auf. Die astronomische Berechnung des Sonnenaufgangs für deren Ausrichtung ergäbe den 29. September, den Festtag des Erzengels Michael. Durch die Achsverschiebung erlebe das Altarhaus gegenüber dem Langhaus eine „Steigerung der Heiligkeit“. Weil dort am Altar die Auferstehung des Herrn am dritten Tag gefeiert wird, müsse die Ostchor-Orientierung grundsätzlich nach der Langhaus-Orientierung – drei oder mehrere Tage später – vorgenommen worden sein, so die Idee, die Reidingers These zugrunde liegt. Der Orientierungstag habe die Heiligkeit dieses Kirchenraums demnach steigern sollen, so dass dafür ein noch höherer kirchlicher Festtag anzunehmen sei. Da der salische Herrscher, so besage es die Legende, bei der Grundsteinlegung des Domes anwesend war, liege der Baubeginn des Domes – dieser Methode entsprechend – im Zeitraum vom 25. bis 29. September 1027. Der These, dass sich aus der Ausrichtung eines Kirchenbaus auf diese Weise Aufschlüsse über dessen Gründungsvorgang gewinnen lassen, erteilt Stefan Weinfurter mit Blick auf den Speyerer Dom eine Absage. Der Dom weise keineswegs zwei Bauteile (Langhaus einerseits, Querhaus und Altarhaus andererseits) mit zwei klar unterschiedenen Mittelachsen und in sich stimmigen Baukörpern auf. Vielmehr gingen die Linien und Winkel wild durcheinander, so Weinfurter. Diesen Befund könne man nicht mit einer bewussten und gewollten Planung erklären. Außerdem verweist Weinfurter auf die Annahme von Walter Haas, dass das Langhaus und die Ostteile nicht in einem Zug abgesteckt werden konnten, weil auf einem Teil des Geländes ältere Bauten standen. Diese habe man nicht alle vor Baubeginn beseitigen können, weshalb sie beim Vermessen im Weg standen. Damit sei die Ungenauigkeit in der Bestimmung des rechten Winkels auf Messfehler zurückzuführen, begründet Weinfurter: „Für den Speyerer Dom erweist sich die Erklärung und damit die gesamte Methode letztlich mehr als hypothetisch […]. Vor allem die Annahme eines Zweistufenverfahrens von Langhaus-Orientierung und Chorraum-Orientierung halte ich im Falle des Domes von Speyer für unhaltbar.“
Errichtung in Etappen Wer heute die Speyerer Hallenkrypta – eine der frühen, ganz großen Unterkirchen – betritt, glaubt auf den ersten Blick einen Raum aus einem Guss vor sich zu haben. Bei näherem Hinsehen lässt sich bald eine mehrstufige Entwicklung erkennen.
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Jede dieser Entwicklungsstufen bedeutete stets eine Korrektur des bisherigen Bauprogramms, dessen Steigerung und Vervollkommnung. Der Bauherr hatte eine Vorstellung, wie der neue Dom aussehen sollte. Mit dem Baufortschritt wuchsen aber die Ansprüche und der Mut der Bauherrschaft. In einem ersten Bauabschnitt errichteten die Bauleute zunächst die Krypta im Osten, eine Hallenkrypta von ausgereifter romanischer Form. Dieser Bereich ist der älteste Teil des Domes. Die Ostkrypta zeichnet den Grundriss des künftig darüber befindlichen Altarhauses vor, das innen mit einer halbrunden Apsis, außen als kantiger, rechteckiger Baukörper in Erscheinung treten sollte. Den Raumeindruck beherrschen noch immer die acht freistehenden Stützen, die aus mächtigen, übereinandergeschichteten steinernen Trommeln bestehen (Abb. 3). Sie ruhen auf gedrungenen Basen mit mächtigen Wulsten und flachen Kehlen. Diese wiederum stehen auf zum Teil doppelt verlegten und damit abgetreppten Steinplatten, den so genannten Plinthen. Die Stützen werden bekrönt von typischen Kugel-Würfel-Kapitellen, einer Durchdringung der beiden vollkommenen geometrischen Körper Kugel und Würfel. Die Kämpferplatten darüber haben einfache Karniesprofile. Sie tragen die Gewölbe, deren Grate sich am höchsten Punkt durchkreuzen. Die flachen, verputzten Wand-
3 Östlicher Kreuzarm der Krypta. Im Vordergrund das aus einem einzigen Sandsteinquader gemeißelte Taufbecken mit Vierpass-Grundriss bei eingeschriebenem Quadrat.
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1. Der frühromanische Dom (Bau I) 4 Spuren von zwei übereinanderliegenden Treppenanlagen (Bau I). Die Stufen sollten von der Ostkrypta durch den nordöstlichen Domturm zum Altarhaus führen. Links neben den Treppenspuren römische Inschrift „Marinus“.
flächen, die den Raum umschließen, nehmen die Gliederung mit schlanken Halbund Viertelsäulen im gleichen Rhythmus auf. Ein Gesimsband aus Schräge und Platte schmiegt sich um den gesamten Raum. Die Ostkrypta besteht aus drei Schiffen, wobei die Stützen untereinander und zur Wand jeweils die gleichen Abstände aufweisen. Der Raum ist in neun nahezu quadratische Joche gegliedert. Gegen Osten fügen sich nochmals sechs dreieckige und trapezförmige Joche an, die sich zwangsläufig der halbkreisförmigen Apsis anpassen. Besonders auffällig sind die runden Gurtbögen, die die Gewölbejoche voneinander scheiden und deren Stirnseiten sichelförmig erscheinen. Eine kleine ebenerdige Tür, hinter der eine gewinkelte Treppe verborgen war, sollte, wie bei den benachbarten Klosterkirchen Limburg (bei Bad Dürkheim) oder Heiligenberg (östlich von Heidelberg), die Krypta und das darüber liegende Altarhaus verbinden. Die beiden senkrecht verlaufenden Untersuchungsstellen der Treppe, die sich im Putz abzeichnen, sind heute noch im Westjoch der Nordwand sichtbar (Abb. 4). Die Tür wurde zugemauert, bevor sie ihren Sturz erhielt. Links neben den Untersuchungsstellen ist ein römischer Stein mit der Aufschrift „Marinus“ aufgedeckt und sichtbar gelassen worden. Im Dom wurden viele römische Quader verbaut. Steine waren wertvoll, vor allem, wenn sie schon behauen waren, wie ein Beispiel aus dem Langhaus zeigt (Abb. 5). Eine Neuschöpfung im Bauprogramm war die Anlage der östlichen Türme im Winkel von Altar- und Querhaus. Im äußeren Erscheinungsbild geben sie dem Gesamtbauwerk ihre Größe und Mächtigkeit. Die Speyerer Winkeltürme waren die ersten ihrer Art in der Baugeschichte. Für den Bau der Türme fügte man an das bestehende Fundament der Ostkrypta die neuen Turmfundamente an, und zwar mit durchlaufender ostwestlicher Fuge, so dass die beiden östlichen Türme sowohl auf ihren eigenen
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I. Baugeschichte 5 Römische Spolie an einem Mittelschiffpfeiler des südlichen Seitenschiffs, gekippt versetzt.
als auch auf dem bereits bestehenden Altarhausfundament aufsitzen. Diese Beobachtung von Max Schmitt 1931 gilt als Beleg für einen Planwechsel. Die Osttürme müssen errichtet worden sein, bevor das Aufmauern die Höhe der Fenstersohlbänke der Ostkrypta erreichte. Denn da, wo die Türme an die Kryptawände anstoßen, fehlen Spuren von ursprünglichen Fenstern. Statt eines gewinkelten Aufgangs zum Obergeschoss entschloss man sich nun zu einer neuen Treppe mit Rundbogenportal und tonnengewölbtem Gang. Allerdings lag die Schwelle des Zugangs weit über dem Fußbodenniveau, so dass eine zusätzliche Treppe im Innern der Ostkrypta zum Portal hinaufführen musste. Die neue Wendeltreppe passt übrigens genau zu der bestehenden Treppenspindel des Nordostturmes. Sie würde diese nach unten verlängern, wenn sie nicht, wie gleich gezeigt wird, zugeschüttet worden wäre. Befunde an der Südwand lassen darauf schließen, dass auch zum Südostturm ein solcher Zugang vorgesehen war. Die Turm-Untergeschosse wurden später bis zum Niveau des Querschiff-Fußbodens zur Erhöhung der Standfestigkeit der Türme zugeschüttet, da es wohl wegen des auf fremdem Fundament aufsitzenden Nordturmes zu Mauerwerksbewegungen gekommen war.
Erweiterung durch Querhauskrypta Mit der Ausdehnung der Krypta auf das Querhaus erweiterte man erneut das Programm. In der Westwand der Ostkrypta gab es zunächst nur den mittleren Arkadenbogen. Er führte Richtung Westen in einen Raum, dessen Größe, Aussehen und Zweck wir nicht kennen. Dieser Raum lag etwas tiefer als die Ostkrypta, denn die beiden Halbsäulen, die auf der Westseite der Wand den Bogen flankieren, entstanden zeitgleich mit der Arkade. Ihre Basen und Kapitelle liegen tiefer als die der Ostkrypta (Abb. 6). Auf diesem Niveau entstand wenig später auch die Querhauskrypta. Die beiden Arkaden, die den mittleren Bogen links und rechts flankieren, waren zunächst nicht vorhanden. Sie wurden nachträglich ausgebrochen. Beim Entfernen des Putzes 1961 konnte man sehen, dass der mittlere Bogen aus regelmäßig geschichtetem Quaderwerk besteht, während die seitlichen Bögen unregelmäßiges Füllmaterial aufweisen. Die Gestalt ihrer Unterseite erhielten die beiden Bögen durch das
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Aufbringen von reichlich Mörtel mit der Kelle. Die Annahme, dass zunächst keine Querhauskrypta vorgesehen war, wird auch durch Lücken im Fundament bestätigt. Durch das Aufbrechen der beiden Durchgänge der Westwand des Ostarmes entstand eine monumentale Pfeilerarkatur. Diese wird drei Mal Richtung Westen wiederholt. Auf diese Weise wird die Vierungskrypta von den mächtigen Pfeilerarkaden umschlossen. Es entstand ein neuer Raum mit drei Schiffen und drei Jochen. Die Breite der Schiffe wurde übernommen, wie sie von der Ostkrypta vorgegeben war. Das Achsmaß in ostwestlicher Richtung, also der Abstand von Säule zu Säule, wurde vergrößert, so dass die Vierungskrypta kein quadratischer, sondern ein längsrechteckiger Raum wurde (Abb. 7). Durch dieses System der ausgeschiedenen Vierung werden sämtliche Krypta-Teile optisch voneinander getrennt. Von der Vierungskrypta aus betrachtet, Richtung Norden und Süden, wurde das Geviert mit jeweils neun Gewölbejochen wiederholt. Wieder vergrößerte man dort, wo es möglich und nicht durch bestehende Bauteile vorgegeben war, das Achsmaß. Der Säulenabstand in den beiden Querhauskrypten wurde
6 Ostwand der Vierungskrypta. Zunächst gab es nur den mittleren Arkadenbogen. Er führte von Osten in einen unbekannten, nicht mehr vorhandenen Raum. Die beiden seitlichen Arkaden wurden zur Erweiterung der Krypta ausgebrochen.
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I. Baugeschichte
also in beide Richtungen erweitert. Das war bereits die zweite Steigerung in diesem Bauabschnitt. Trotz der Erweiterung blieb aber das Gestaltungsprinzip gewahrt. In der erweiterten Krypta gibt es keine zusammenhängenden Wandflächen mehr. Entsprechend dem Gliederungssystem der Pfeilerarkaden erhielten die Wandflächen nun Blendnischen als ästhetische Modifikation. Gegenüber den flachen Wänden der Ostkrypta sind diese ein zusätzliches Gestaltungselement. Die Schildbögen des Gewölbes ruhen auf Halbsäulen und bilden eine „Wandarchitektur mit doppelter Reliefschichtung“ (Hans Erich Kubach). Die Altäre vor den Ostwänden erhielten durch
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1. Der frühromanische Dom (Bau I) 7 Die monumentale Hallenkrypta des Kaiserdomes von Nordwest nach Südost mit Vierungskrypta, östlichem Kreuzarm (links) und dem Südquerarm (rechts).
halbkreisförmige Nischen, die in voller Raumhöhe in die Mauer eingetieft wurden, einen herausgehobenen Platz (Abb. 8). Im Westen der Vierungskrypta errichtete man als Vorraum einen dreijochigen, gewölbten Raum in gleicher Form. Die Vorkrypta als Vorhalle vervollkommnete das gesamte Erscheinungsbild der Unterkirche (Abb. 9). Für die Zugänge von der Krypta zum Obergeschoss bot sich nun eine komfortable Lösung. Die Treppenläufe über die Osttürme wurden entbehrlich, zumal die Zugangsstufen zur Turmschwelle in der Ostkrypta die neu geschaffene Großzügigkeit der Anlage störten. Der Zugang zum
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I. Baugeschichte
8 Südquerarm der Krypta nach Norden mit Blendnischen als Gliederungssystem. Halbkreisförmige Nischen der Ostwand bezeichnen den herausgehobenen Platz der Altäre. Drei Arkaden führen in die Vierungskrypta.
9 Vorkrypta mit rekonstruierter Ostwand des Gräberblocks und der Nachbildung von zwei Halbsäulen. Links Porträtplatte Rudolfs I. von Habsburg († 1291) um 1250.
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1. Der frühromanische Dom (Bau I) 10 Nördlicher Treppenschacht, Zugang zur Gruftanlage von 1906, heutiger Zustand. Frühsalischer Stufenverlauf links (im Putz nachgeritzt), rechts hinter der Wand Teile der ursprünglichen Vorkrypta.
Obergeschoss erfolgte fortan von der westlich vorgelagerten Vorkrypta aus über zwei parallele Treppenläufe, die die neu angelegte Grabanlage flankierten. Sie waren den heutigen Treppen ähnlich, allerdings viel breiter. Der historische Verlauf der alten Treppenanlage ist im teilweise erhaltenen Putz der Wangenmauern der modernen Gruftanlage durch eine Ritzlinie kenntlich gemacht (Abb. 10). Eine in der Treppenwange vorgefundene – wahrscheinlich bauzeitliche – Inschrift konnte bislang noch nicht überzeugend entziffert werden. Konrad II. starb im Jahr 1039. Seine letzte Ruhestätte fand er in ebener Erde am Ostende des Mittelschiffs, zwischen den beiden neu geschaffenen Treppen zur Krypta (Abb. 11). Seinen einfachen Steinsarg bewehrte man mit Eisenbändern, weil die Bauarbeiten am Dom noch in vollem Gange waren. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Fundamente für das Langhaus bereits angelegt gewesen sein, und zwar in dessen endgültiger Breite von fast 38 Metern, aber nur in 55 Metern Länge. Die Vorkrypta wurde wenig später im Zuge einer Erweiterung der ursprünglichen Grablege zugeschüttet und eingeebnet. Sie war lange Zeit vergessen und wurde erst anlässlich der Öffnung der Kaisergräber im Jahr 1900 wiederentdeckt. 1960 wurde ein Teil der Vorkrypta wiederhergestellt. Sie bildet jetzt das Bindeglied zwischen der 1902 errichteten Gruftanlage und der Krypta. 11 Isometrische Rekonstruktion der Grablege Konrads II. mit Treppenanlage und Vorkrypta um 1039 (Gewölbe und Pfeiler abgeschnitten).
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I. Baugeschichte
Insgesamt 78 Halb- und Viertelsäulen sowie freistehende Stützen tragen die 45 Kreuzgratgewölbe der Gesamtanlage, wobei 39 nahezu regelmäßig sind und, wie erwähnt, sechs gedrückte Gewölbe der halbkreisförmigen Apsis geschuldet sind. Gliederung und Rhythmus werden von der Ostkrypta ausgehend im Prinzip wiederholt und optimiert. Obgleich ein einheitlicher Gesamteindruck wahrnehmbar ist, werden separate Räume akzentuiert. Dadurch entsteht die Wirkung der Monumentalität. Die Krypta wuchs auf diese Weise zu einer der größten Anlagen ihrer Art. Hans Erich Kubach bezeichnete die Akzentuierung dieser Architektur als einen ersten Höhepunkt in der Bauentwicklung des Domes und zugleich einen „Fixpunkt in der Geschichte der europäischen Romanik“.
Oberkirche mit Altar- und Querhaus Nachdem die Krypta weitgehend fertiggestellt und die Langhausfundamente angelegt waren, begannen die Bauleute mit der Errichtung der Ostteile des Domes. Außen sollte das Altarhaus die gleiche rechteckige Form wie die Querarme erhalten. Dreieckgiebel schlossen alle Stirnseiten nach oben ab. Die östlichen Türme wuchsen aus der Krypta empor, mindestens bis in Höhe der Dachtraufe der Querarme. Die kleinen, hammerrechten Quader erscheinen dort noch bucklig (darüber glatter und regelmäßiger). Im Inneren an einer Stelle eine Ausnahme: Ziegelbänder und Ährenmauerwerk im Kleinquaderwerk der Südwand des Nordostturmes. Kleine, rundbogige Schlitzfenster saßen übereinander und brachten Licht zur Treppenspindel. Ob und wie weit die Türme zur ersten Domweihe über das Dach hinausragten, wissen wir nicht. Die Satteldächer hatten einen großen Überstand, ihre Traufe war weit vor das aufrechte Mauerwerk von Altarhaus und Querarmen gezogen. Die Fläche zwischen den großen Kantenquadern bestand – wie bei den Osttürmen – aus ungegliedertem Kleinquaderwerk und war verputzt. Kenntnis darüber haben wir überhaupt nur aufgrund einer vorübergehenden Freilegung der Südwestecke des Querhauses in der Katharinen-Kapelle im Jahr 1958. Möglicherweise trug die obere Zone – wie an den Seitenschiffen – Lisenen mit Bogenfriesen. Alle anderen Außenflächen des Altarhauses und der Querarme von Bau I, abgesehen von den Osttürmen, sind aufgrund der späteren Ummantelung (Bau II) verdeckt. Während der Dom im Osten außen gerade abschloss, erhielt er innen eine halbrunde Form (Abb. 12). Für den Innenraum war der Grundriss durch Krypta, Vierung und Osttürme vorgegeben. Flache Rundbogenblenden reihten sich aneinander und gestalteten den leicht trapezförmigen Grundriss des Innenraumes. Vier der Rundbogenblenden sind heute noch an den Turmwänden sichtbar (Abb. 13). Das Altarhaus wurde mit einer steinernen Tonne von gewaltiger Spannweite überwölbt und vollendet. Die Hüften der Tonnen saßen auf einem waagrecht verlaufenden Gesims auf. Der untere Teil der Tonne bestand aus Sandstein, der Scheitel aus Tuff. Die
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1. Der frühromanische Dom (Bau I)
12 Mittelschiff und Altarhaus rekonstruiert (Computersimulation): Wandgliederung mit unverstärkten Pfeilern (Bau I), Grablege und Kreuzaltar wohl nach der Bestattung Heinrichs III. 1056 sowie (wahrscheinlich) flacher Holzdecke als Raumabschluss. Die Computersimulation entstand 2011 unter der fachlichen Anleitung von Dethard von Winterfeld im Rahmen der Ausstellung „Die Salier. Macht im Wandel“ im Historischen Museum der Pfalz.
Tonne wurde durch Lisenen, die sich in einem Gurtbogen fortsetzten, in zwei Joche aufgeteilt. Die westliche Hälfte des Tonnengewölbes hatte durch die Türme ein stabiles Widerlager. Ihre Hüften sind noch aus der ersten Bauzeit, wie die jüngste Restaurierung bestätigte. Es kann als sicher vorausgesetzt werden, dass sich im östlichen Joch Wandgliederung und Tonne in der gleichen Weise fortsetzten. Eine Halbkuppel wird wohl die Apsis abgeschlossen haben. Nach neueren Untersuchungen der Bleitafel, die Kaiserin Gisela in den Sarg zur Identifikation beigegeben wurde, wird geschlossen, dass die Weihe der Ostteile des Domes am Sonntag, 13. März 1043, stattfand. Der Termin für die feierliche Weihe der fertiggestellten Ostteile habe lange vor Giselas Beisetzung (11. März 1043) festgestanden, weshalb zahlreiche Würdenträger des Reiches, Erzbischöfe und Bischöfe, bereits zwei Tage zuvor an der Beerdigung der Kaiserin teilnehmen konnten (Matthias Untermann). Die Namen der Trauergäste sind auf der Bleiplatte, die sich im Historischen Museum befindet, aufgelistet. Das Altarhaus sollte zu diesem Termin also weitgehend fertiggestellt gewesen sein. Im Jahr 1046 schenkte Heinrich III. dem Dom das berühmte „Goldene Evangelienbuch“ aus dem Skriptorium des Klosters Echternach.
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I. Baugeschichte
13 Das westliche Segment des Altarhauses mit den beiden Turmwänden stammt, bis auf den Scheitel des Gewölbes, von Bau I. Wegen akuter Bauschäden mussten im Rahmen des großen Umbaus die östlichen Teile abgetragen werden. Beim Neubau (Bau II) entstanden die Wandkapellen.
Da auch das Querhaus später neu errichtet wurde, gibt es im Hinblick auf die ursprüngliche Wandgliederung offene Fragen. Waren alle drei Wände jedes Querarmes in je zwei Felder geteilt oder waren die Stirnwände – wie in der Krypta – dreigeteilt? Dann hätten wahrscheinlich drei große rundbogige Fenster in den Stirnseiten, möglicherweise in zwei Reihen übereinandergestellt, den Raum beleuchtet. Zwei Rundbögen gliedern die Westwände der Querarme zu den Seitenschiffen hin, wobei die Lisenen im Gegensatz zu den gegenüberliegenden Wänden aus der Mitte gerückt sind. Offenbar war der Bau des Langhauses zu diesem Zeitpunkt bereits so weit gediehen, dass man von breiteren Seitenschiffen ausgehen musste. Den Abschluss des anfänglich niedrigeren Raumes bildete wohl eine Holzdecke. Nach Kubach wurden die Querarme in ihrer Gesamtheit vor 1061 fertiggestellt. Der Kunsthistoriker Matthias Untermann bringt ein neues Datum ins Spiel und verweist auf die Schenkung eines großen Radleuchters durch Bischof Reginbald II. († 1039, reg. 1032/1033 – 1039), der im Bereich der Vierung aufgehängt wurde. Reginbald II. starb 1039. „Das Querschiff war damals also fertiggestellt, zumindest der Vollendung nahe“, so Untermann. Die ursprünglichen, unverstärkten Vierungspfeiler stimmen in ihrer Gestalt mit den schmalen, wenig vorspringenden Lisenen des Querhauses überein. Die beiden
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westlichen Vierungspfeiler erhielten eine Verstärkung. Seitdem das Mauerwerk vom Putz des 19. Jahrhunderts befreit ist, lässt sich die senkrechte Baunaht gut erkennen, auch jene des 18. Jahrhunderts. Mit dieser Maßnahme schufen die Bauleute die Voraussetzungen für die Errichtung des Vierungsturmes. Die beiden bereits bestehenden Turmschäfte im Osten dienten den östlichen Vierungspfeilern als Widerlager und mussten daher nicht verstärkt werden. Von Vierungspfeiler zu Vierungspfeiler spannten sich nun die Vierungsbögen und schieden den nahezu quadratischen Raum von Altarhaus und den Querarmen.
Das Langhaus – ein Skelettbau Das Konzept für das Langhaus wurde während der Bauausführung mehrmals korrigiert. Es sollte zwar so breit werden wie das heutige, aber mit 55 Meter Länge weitaus kürzer und niedriger als später ausgeführt, möglicherweise ohne Gewölbe. Die bei Grabungen freigelegten Fundamentblöcke bei den westlichen Seitenportalen hätten zwei Türmen als Unterbau dienen und den Bau nach Westen abschließen können (Abb. 14). Nun aber wurde das Langhaus um 15 Meter auf 70 Meter nach Westen verlängert und dabei das Achsmaß jeweils leicht erweitert. Die Seitenschiffe mauerte man höher und vergrößerte die Fenster. Die Seitenschiffe erhielten Kreuzgratgewölbe (Abb. 15). In Gerüstlöchern an der südlichen Mittelschiffwand spürten die Bauforscher 1966 zwei aus der Bauzeit verbliebene Gerüstriegel auf (Abb. 16). Dank der Methode der Dendrochronologie wissen wir das Fälljahr des Baumes. Fette und magere Jahre zeichnen sich an den Stämmen in breiten oder schmalen Jahresringen ab.
14 Isometrische Darstellung des dritten Bauabschnitts der I. Bauphase: Altarhaus-, Querschiff- und Vorkrypta, Grablege mit ursprünglicher Treppenanlage sowie Funda mente des kürzeren Langhauses.
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I. Baugeschichte 15 Südliches Seitenschiff nach Westen, Außenwand und Pfeilerreihe des Mittelschiffs (Bau I). Der Fußboden wurde 1963 auf das ursprüngliche Niveau abgesenkt.
Die Abfolge der unregelmäßigen Jahresringe verhält sich in den jeweiligen Regionen identisch. Wenn ein Gerüstholz bis zur Rinde erhalten ist, lässt sich an der Abfolge der Ringe das letzte Wuchsjahr feststellen. Im Mittelalter wurden die Hölzer in der Regel sofort verbaut. Daher gibt es einen Anhaltspunkt, dass das Mittelschiff 1045, im Fälljahr der Tanne, 18,30 Meter hoch, etwa bis zur Sohlbank der großen Fenster, errichtet worden war. Begonnen wurden die Mittelschiffmauern spätestens um 1040. Die Skelettbauweise, die später in der Gotik zur Perfektion weiterentwickelt wurde, bildete ein wichtiges Prinzip beim Bau der Langhauswände. Sie zielte da16 Dendrochronologisch untersuchter Gerüstbalken von Bau I, datiert ins Fälljahr 1045. Gefunden am 14. Oktober 1966 an der südlichen Mittelschiffwand, Obergaden, westlich des Ostportals, in Höhe von 18,30 Meter.
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rauf, die statisch wichtigen Punkte zu verstärken und die unwichtigen Elemente zu reduzieren. Die Pfeiler der Mittelschiffwände sind demzufolge bis zur Verzweigung der Fensterbögen voll durchgemauert. Die Mauerflächen, die später den 24-teiligen Freskenzyklus tragen sollten, sind wie bei einem Fachwerkhaus zwischen die Pfeiler gehängt (Abb. 17). So ist die Speyerer Hochschiffwand mit einem römischen Aquädukt vergleichbar. Wir wissen aber nicht, wie die sehr hohe Wandzone darüber, die sich über den heutigen Fenstern erhob, gegliedert war. Den oberen Raumabschluss bildete eine flache Holzdecke oder ein offen sichtbarer Dachstuhl. So will es die aktuelle Schulmeinung wissen. Die Diskussion darüber aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde jetzt wieder aufgegriffen und auch ein Tonnengewölbe neu diskutiert, zuletzt von Hauke Horn. Da die obere Wandzone aber verschwunden ist, bleiben für diese Annahme die Befunde aus. Bis zur Wiederaufnahme der Umbauarbeiten nach 1080 schweigen auch die Schriftquellen. Dem Langhaus wurde auf seine gesamte Breite ein wuchtiger Westabschluss vorgelegt. Das gequaderte Erdgeschoss hatte auf seiner Schauseite drei große, schmucklose Portale, offenbar ohne Kantenprofile, über denen Rundbogenfenster saßen. Lisenen und Rundbogenfriese gliederten zwei Drittel der Schmalseiten, endeten dann aber abrupt. Das dreijochige, kreuzgratgewölbte Erdgeschoss, das so hoch war wie die Seitenschiffe, diente als Eingangshalle. Vorhalle und Kirchenraum trennte eine 6 Meter dicke Mauer mit einem riesigen, zweiseitig ausgebildeten Stufenportal (Abb. 18). Im Norden und Süden dieser Mauer fügte man zwei Wendeltreppen für Türme ein. Über dem Erdgeschoss befand sich, abgegrenzt durch ein ringsum laufendes Gesims, ein verputztes Obergeschoss. Die Beleuchtung der dahinterliegenden Räume erfolgte durch kleinere Rundbogenfenster. In der Mitte befand sich ein hoher, wohl gewölbter Raum, der sich zum Mittelschiff hin in voller Höhe mit einem mächtigen Rundbogen öffnete. Flankiert wurde die Empore nördlich und südlich von weiteren Räumen, die jeweils in zwei niedrigere Etagen aufgeteilt waren. Zwei Viertelsäulen dieser Kon17 Mittelschiff-Obergaden über Scheidbogen, vom Dach des südlichen Seitenschiffs betrachtet, zwischen dem östlichsten und dem Vierungspfeiler. Senkrechte Naht zwischen vierseitig bearbeitetem Quaderpfeiler und ohne Mauerverband dazwischengesetzten Kleinquaderfüllungen (eine Art Skelettbau).
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18 Innenansicht der 6 Meter starken Westwand mit gestufter Portalanlage (Bau I) und Bronzeportal von 1971.
struktion sind heute noch zu sehen. Möglicherweise waren die beiden unteren Etagen abermals in zwei Räume aufgeteilt. Wie sich die Seitenräume zum zentralen Raum verhielten, ob sie beispielsweise zur Mitte hin offen waren und welche Funktion sie hatten, wissen wir nicht. Unbekannt ist auch, ob sich Türme über die Dachtraufe erhoben. In seinem Kern ist der Westbau I noch erhalten, aber aufgrund der Verkleidung innen und außen nicht sichtbar. Die Vollendung des Westbaues dürfte eine der letzten Bauarbeiten gewesen sein, nachdem Altar- und Querhaus fertiggestellt waren und der Mittelschiff-Obergaden seine letzte Steinschicht erhalten hatte.
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1. Der frühromanische Dom (Bau I)
Die Schlussweihe des Domes fand 1061 statt. König Heinrich IV. (1050 – 1106) war als elfjähriges Kind dabei. Ob der Dombau zur Kirchweihe komplett vollendet war, wissen wir nicht. Somit muss letztlich offenbleiben, wie der Dom in seiner Außenerscheinung um 1061 ausgesehen hat. Von Bau I sind heute noch wesentliche Teile des Domes erhalten (Abb. 19). Zu ihnen gehören die gesamte Krypta (nicht die Kryptagewölbe), die Osttürme bis zum Ansatz der Vierungsbögen, Teile der Wände des Altarhauses (wo sie von den Türmen gebildet werden), die Hüften des zwischen die Türme gestellten Westteils der Gewölbetonne, die Vierungspfeiler und Vierungsbögen, die Wandteile des Querschiffs, die von den Türmen gebildet werden, und Teile der gegenüberliegenden Westmauern sowie die 1958 freigelegte südwestliche Querhauskante. Ferner gehören zum Bau I der östliche Teil der Außenwand des nördlichen Seitenschiffs und die Außenwand des südlichen Seitenschiffs, die Mittelschiffpfeiler ohne deren spätere Verstärkung, die Westwand mit dem Stufenportal und den Treppenspindeln sowie der Mauerkern des Erdgeschosses des zuletzt von Heinrich Hübsch im 19. Jahrhundert verkleideten Westbaues. Die unter Domgartenniveau liegenden Fundamentkanten im Osten geben Auskunft darüber, dass das Altarhaus außen einst einen rechtwinkligen Abschluss hatte.
19 Isometrischer Schnitt von Südost mit den von Bau I erhaltenen Teilen (oberste Vierungsbögen Zutat von Bau II). Die Zeichnung verdeutlicht, in welchem Umfang Bau II durch die erste Anlage bestimmt wird.
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20 Luftaufnahme auf die Nordostseite des Domes: sechs Türme, gotische Sakristei von 1409, Westbau – errichtet 1854 bis 1858 – und rekonstruierte Giebellösungen im Osten aus dem 20. Jahrhundert.
2. Der hochromanische Dom (Bau II) Rund zwanzig Jahre lang blieb das Aussehen des Domes I weitgehend unverändert. Heinrich IV., der als elfjähriger Junge bei der Domweihe 1061 zugegen war, begann dann Anfang der achtziger Jahre einen großen Umbau. Die wichtigsten Kennzeichen dieser Baumaßnahme, die im Erscheinungsbild besonders auffallen, waren die Vervollständigung des Quaderbaues, die plastische Durchgliederung der Mauermassen, die Betonung horizontaler und vertikaler Gliederungselemente, die Wölbung aller Räume und die Zwerggalerie (Abb. 20). Hans Erich Kubach charakterisiert diesen Bau II folgendermaßen: „Die asketisch-strenge, heilig-nüchterne, fast übermenschlich abstrakte Architektur des ersten Domes wird außerordentlich stark verwandelt. Statt riesige Flächen auszubreiten, wird Masse zu Kuben geballt, in Stufungen und Treppungen veranschaulicht, zur gewaltigen Rundung in der Apsis, zu kraftvollen Rundpfeilervorlagen im Mittelschiff geformt. Auch der Raum zeigt nirgends mehr die kühle, gedankliche Form des gerade geschlossenen Kastens; in allen Teilen des Baues bildet nun der runde Bogen der reifen Romanik den oberen Abschluss, im Gewölbe dreidimensional ausgreifend.“
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2. Der hochromanische Dom (Bau II)
Motive für den Abriss der Ostpartie Heinrich IV. ließ in einem ersten Schritt den östlichen Teil des Altarhauses samt rechteckig ummantelter Apsis bis auf die Krypta, die Turmschäfte und das westliche Gewölbejoch abtragen. Als Gründe für diesen Teilabriss nennen die Quellen Probleme mit den Fundamenten wegen des Rheinverlaufs. Von Absperrbauten gegen die Fluten wurden bei den Untersuchungen in den 1930er Jahren keine Anzeichen gefunden. Auch Schäden, die durch Hochwasser entstanden sein könnten, wurden nicht augenscheinlich. Das Strombett war weit vom Bau entfernt und lag so tief, dass dieser bei einer Überflutung kaum hätte in Mitleidenschaft gezogen werden können. Auch damals gab es schon „Fake News“. Auf diese Weise wollten die genannten Quellen die Bauschäden verschleiern, die aufgrund unordentlicher Arbeit entstanden waren. Tatsächlich war das Mauerwerk des ersten Domes mangelhaft vermörtelt. Zwischen den äußeren Quaderschalen klafften zum Teil große Hohlräume. Diese Tatsache allein reicht aber als Grund für eine so gewaltige Baumaßnahme nicht aus. Es muss für den großen Umbau ein ganzes Bündel von Gründen gegeben haben. Das Verlangen des Herrschers nach adäquater Repräsentation spielte zweifellos eine maßgebliche Rolle. Darüber hinaus hatte sich die Baukonzeption aufgrund der vielen Planänderungen weiterentwickelt (Walter Haas). Das Innere der Ostkrypta blieb unverändert. Die Fundamente und die Wände wurden nach außen hin verstärkt (Abb. 21) und das Altarhaus darauf neu aufgebaut. Es
Bau I zw. 1015 u. 1030 – 1061 Bau II nach 1080 – nach 1106 14. – 16. Jahrhundert Gotische Sakristei 1409 17. – 18. Jahrhundert 19. Jahrhundert 20. Jahrhundert
21 Grundriss der Krypta des Domes mit schematischer Darstellung der wichtigsten Bauphasen, moderne Gruftanlage (mit springender Schnitthöhe eingeschnitten).
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Bau I zw. 1015 u. 1030 – 1061 Bau II nach 1080 – nach 1106
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I. Baugeschichte 22 Hochromanische Ostansicht mit Stützbogen Johann Leonhard Stahls von 1756 und Ostgiebel von 1963. Rhythmisch gegliederte halbrunde Apsis, von Laufgang mit Stützensystem aus Pfeilern und Säulen bekrönt, individueller Ornamentschmuck an Basen und Kapitellen sowie figürliches Trommelrelief an einer der Halbsäulen.
entstand jeweils innen und außen eine halbrunde Apsis mit einer beeindruckenden Gliederung durch Blendarkaden (Abb. 22). Kunstvolle Steinmetzarbeiten traten erstmals zutage, wie etwa ein figürliches Trommelrelief an einer der Halbsäulen (Abb. 23). Die Apsis wurde von einer Galerie bekrönt. Die Stützen erhielten an Basen und Kapitellen erstmals reichen, nach antikem Vorbild gestalteten Schmuck. Die Bauleute statteten die Apsis mit Rundbogenfenstern aus. Im 19. Jahrhundert wurden diese verlängert. Bei der Restaurierung in den 1960er Jahren verkürzte man die hohen Fenster wieder auf ihr ursprüngliches Maß und öffnete das Rundfenster der Apsis. Daher entsprechen heute die Proportionen wieder ihrem Ursprung. Ein Kranz von halbrunden Muldennischen und von Halbsäulendiensten, die das horizontale, dreiteilige Gebälk nach oben durchdringen und die Fenster rahmen, gliederten das Innere kraftvoll. Das an dieser Stelle gleich zwei Mal verwendete dreiteilige Gebälk löste die einfachen Schmiegengesimse der Krypta ab (Abb. 24). Wandkapellen sparte man aus den dicken Seitenwänden des Altarhauses aus. Sie lassen die
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2. Der hochromanische Dom (Bau II) 23 Relief an einer Halbsäule der Apsis, Veranschaulichung des Friedens im messianischen Reich (Jesaja XI, 8).
wuchtigen Mauermassen leicht erscheinen. Die kleinen, quadratischen, kreuzgratgewölbten Joche der Kapellen öffnen sich zum Altarhaus in je zwei Rundbögen, die von einer Mittelsäule gestützt werden. Auch die Wandkapellen und zahlreiche Fenster des Altarhauses wurden im 19. Jahrhundert zugemauert, um mehr Malfläche zu erhalten. 1960 öffnete man sie wieder. Das Altarhaus des Baues I schloss nach oben mit einem Tonnengewölbe ab. Daher besteht der westliche Teil, wie oben erwähnt, heute noch in seinen Hüften aus dem Ursprungs-
24 Altarhaus des Domes im Osten. Die Innenwände der Osttürme mit den Blendnischen sowie die Hüften des westlichen Tonnengewölbes stammen von Bau I, der östliche Teil mit der reichen Wandgliederung wurde im Zuge des Neubaus nach 1080 errichtet.
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bau. Wegen akuter Bauschäden mussten aber, im Rahmen des großen Umbaus (Bau II), die östlichen Teile des alten Gewölbes abgetragen und neu errichtet werden. Die Apsis vervollständigte man mit einer Halbkuppel. Während die Bauleute die Altarhauswände von den Turmwänden an nach Osten völlig neu gestalteten, behielt der obere Raumabschluss – zumindest optisch – sein ursprüngliches Aussehen von Bau I bei. Zeitgleich mit der Neuerrichtung des Altarhauses war die zweigeschossige Kapelle im Winkel zwischen Langhaus und Südquerarm im Bau. Als diese Kapelle gebaut wurde, dachte man offenbar noch nicht an einen radikalen Umbau der Querhausanlage, wie gleich gezeigt wird. Denn diese Doppelkapelle war bald bei der Ummantelung des südlichen Querarmes im Weg.
Merkmal von Bau II: Die Zwerggalerie Auch die beiden Querarme sollten in mächtigeren Dimensionen neu aufgebaut werden. Die Fundamente und die Umfassungsmauern der Krypta wurden nach außen erheblich verstärkt, so dass sie die neuen, dickeren Mauermassen tragen konnten. Krypta, Osttürme (sofern sie vorhanden waren) bis zum heutigen Kirchendach, Vierung und der Übergang zum Langhaus blieben bestehen. Mit dem Südquerarm wurde der Wiederaufbau begonnen. Zunächst trug man die Süd- und Ostmauer bis auf die Kryptamauern ab. Die Westwand von Bau I blieb nach neuesten Erkenntnissen bis zur Höhe von zwei Quaderschichten unterhalb der heutigen großen Fenster (Johannes Cramer) erhalten. Hans Erich Kubach sah die Nahtstelle zwischen Bau I und II noch oberhalb des Dachanschlusses der Doppelkapelle. Weil, wie gerade erwähnt, die Doppelkapelle im Weg stand, musste die Westwand des Südquerarmes ohne Mauerverstärkung auskommen. Sie wurde an die Reste von Bau I nach Süden angestückt und nach oben aufgestockt (Abb. 25). Anstelle der Mauerverstärkung erhielt der Südquerarm an seiner südwestlichen Kante den mächtigen Strebepfeiler. Er bildet nun das Widerlager für das Gewölbe. Als nächstes richteten die Handwerker den neuen Nordquerarm in einem Zug bis zur vollen Höhe auf. Im Norden verstärkten sie die Mauer auf 5 Meter Dicke. In die Stirnwände tieften sie, wie im Altarhaus, Mauerkapellen ein. Die frühromanischen Türme, die in ihrem Unterbau vorhanden waren, wurden in mehreren Schritten über die Dachtraufe hinaufgeführt. Dominierendes Gestaltungselement wurde der unter der Dachtraufe nach außen offene Laufgang. Radial gestellte Tonnen sitzen bis heute auf profilierten Steinbalken auf, die wiederum von freistehenden Stützen getragen werden. Die Stützen folgen einem bestimmten Rhythmus: Auf je zwei Säulen folgt ein vierpassförmiger Pfeiler. Auch am Langhaus und am Westbau wurde eine Zwerggalerie aufgesetzt, bei letzterem allerdings, wie gleich gezeigt wird, eine Etage höher. Wie ein Zierband umgreift nun der Laufgang den ganzen Baukörper und gibt der Außenwand Tiefe und Plastizität. Auf diese Weise war das äußere Erscheinungsbild des Domes um 1100 durch
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2. Der hochromanische Dom (Bau II)
25 Hochromanische Südostansicht mit mächtigem Strebepfeiler anstelle der fehlenden Mauerverstärkung (links), Querhausfassade gegliedert durch zurücktretende vertikale Wandfelder und übereinanderliegende Fenstergeschosse, daneben Turm aus kleinem, hammerrechten Mauerwerk in der unteren Zone, gotische Sakristei sowie die 1963/1964 rekonstruierten Giebel.
ein Spiel von Licht und Schatten geprägt. Zurücktretende vertikale Wandfelder gliedern die Querhausfassaden. Sie werden durch drei übereinanderliegende Fenstergeschosse geordnet (Abb. 26). Auffällig sind die einheitlich übereinanderliegenden Quaderschichten zwischen dem Sockelgeschoss und der Galerie. Ein Vergleich zwischen der einfachen Turmgestaltung und der Architektur des Querhauses macht die enor-
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I. Baugeschichte 26 Nördlicher Querarm mit Ostturmgruppe und rekonstruiertem Giebel, Ostteil des Langhauses und St.-Afra-Kapelle. Die Bauzier an den Fensterlaibungen der Fassade wurde begonnen und abrupt abgebrochen (Bau II). Im frühen 13. Jahrhundert wurden den Türmen Helme mit Giebeln, Drillingsarkade und gekuppelten Doppelsäulen aufgesetzt.
me Entwicklung der Baukunst innerhalb weniger Jahre deutlich (zwischen Mitte und Ende des 11. Jahrhunderts). Die Gesimse an der Dachtraufe und der Fries am Laufgang (Abb. 27) erhielten teilweise Palmetten- oder Blattmuster. Auch die großen Fenster der Querhäuser wurden reich geschmückt (Abb. 28). In die mehrfachen Rücksprünge der Fensterlaibungen wurden Säulchen, Rundstäbe und verschiedene Profile eingestellt, die die Tiefe der Mauer unterstreichen. Wie die zahlreichen Vorritzungen verraten, war mehr Bauzier geplant als letztlich ausgeführt. Während am Südquerhaus die oberen Fensterrahmungen nahezu fertiggestellt sind, wurde vom Schmuck der Gesimse nur gut die Hälfte ausgeführt. Am Nordquerhaus wurde mit der Ausschmückung der Fensterlaibungen nur begonnen. Die unteren Fenster tragen Vorritzungen, der angefangene Fries unterhalb der Zwerggalerie endet abrupt. Die komplette photogrammetrische Aufnahme des Dom-Äußeren anlässlich der Sanierung in den 1990er Jahren ermöglichte auch die sorgfältige Kartierung der
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2. Der hochromanische Dom (Bau II)
27 Südquerarm, Ostseite, Laibung des oberen Fensters: Wellenranke mit Blättern sowie Fries aus Akanthusblättern zwischen zwei Rundstäben; darüber Fußgesims des Laufganges aus Platte, großer Kehle mit Blattranke und kleinem Wulst. Bauzier im Rahmen der Restaurierung ab 1996 instand gesetzt.
28 Südwand des Südquerarmes, oberes östliches Fenster: Wellenranke mit Trauben und Blättern, dazwischen Vögel, unten ein Hase, daneben Taustab und Perlstab, außen Blattwiegen. Statt der Kapitelle nahezu freiplastisch gearbeitete kämpfende Tiere.
Steinfarben. Auf den farbig angelegten Plänen ist nun zu erkennen, dass der gelbe Stein am Südquerarm überwiegt und einige rote Steine eher zufällig mit verbaut sind. Ein systematischer Farbwechsel als dekoratives Element spiele bei Speyer II keine Rolle, stellte der bauleitende Architekt Johannes Cramer (*1950) fest. „Erst am Nordquerhaus ist beginnend an den beiden kräftigen Eckvorlagen von der unteren Fensterreihe an eine gewisse Systematik zu erkennen. Jetzt werden die roten Steine nicht mehr wahllos eingesetzt, sondern systematisch in geschlossenen Reihen. Und schon bald wechselt eine Schicht mit roten Steinen sich mit einer aus weißen Steinen ab […]. Hier meint man zu erkennen, dass den Bauleuten während des Bauens das gestalterische Potenzial der Steinfarbigkeit bewußt geworden wäre, ohne dass dies zu einer wirklich konsequenten Planung der Fassadengestaltung geführt hätte.“ Im Innern gehören die nahe bei der Vierung befindlichen Bauteile des Querhauses mit den schmalen Lisenen noch zu Bau I. Die danebenliegenden Bereiche sind erkennbar jünger. Mittig angeordnete breite Mauerbänder gliedern die Stirnwände (Abb. 29). Die Eckvorlagen sind dreifach gestuft, die Fensterlaibungen dreifach abgetreppt. Charakteristisch für die zweite Bauphase sind die beiden Ädikulä in den Quer-
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29 Nördlicher Querarm, gegenüber den Wandkapellen des Südquerarmes sind die Entlastungsbögen profiliert. Die verstärkte nördliche Außenwand ist bis zu 5 Meter dick (Bau II).
30 Südlicher Querarm mit Ädikula und Wandkapellen, Südwand von mächtiger Lisene vertikal gegliedert, Entlastungsbögen der Wandkapellen glatt, ohne Profil.
armen mit schlanken Säulen und der Nachbildung korinthischer Kapitelle. Über den Apsisbaldachinen fehlen heute die Dreiecksgiebel. Die Mauerkapellen in den Stirnwänden lassen die dicken Mauermassen leicht erscheinen. Die Entlastungsbögen der Mauerkapellen der Südseite sind noch flach, ohne Gestaltung (Abb. 30). Die späteren der Nordseite tragen Profile, ihre Wandflächen sind teilweise mit Steinmetzarbeiten geschmückt (Abb. 31). Die westliche Wandkapelle des Nordquerarmes weist an ihrer Außenwand Abarbeitungsspuren auf. Die-
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se deuten auf einen steinernen Baldachin hin, der sich ursprünglich an der Nordwand befunden haben könnte. Dethard von Winterfeld rekonstruierte an dieser Stelle ein ursprünglich für Kaiser Heinrich IV. geplantes Arkosolgrab. Die Säulen der Mauerkapellen unterscheiden sich auffällig in ihrem Kapitellschmuck von jenen der Krypta. Im Hinblick auf diese Einzelformen bemerkt Hans Erich Kubach: „Die attische Basis wird oft eleganter gebildet. Eckzehen verklammern sie mit der Plinthe, ein Element, das für die hochromanische Architektur geradezu zu einer Leitform und einem Datierungsmittel wird. In Speyer können wir sein Auftreten um 1080 datieren. Das frühromanische Würfelkapitell, das die Funktion so rein und klar in kubischer Form ausdrückte und in Speyer I eine der vollendetsten Ausprägungen erfuhr, wird nun in Nebenräume abgedrängt. Wie die Architektur selbst drängen die Einzelformen auch sonst zu komplizierteren Bildungen, und so wird der Weg frei zu einem Rückgriff auf antike Gestaltungen: das korinthische Kapitell, das Akanthusblatt, das zusammengesetzte, geschmückte Gebälk.“ Nach dem Umbau des östlichen Gebäudeteils folgte das Langhaus. Die Seitenschiffe blieben von jeglichem Eingriff verschont. Das Mittelschiff Bau I konnte bis über die Fenster erhalten werden. Allerdings wurde die Mauerkrone für den Neubau der Zwerggalerie abgetragen. Jedes zweite Pfeilerpaar des Mittelschiffs wurde nun durch vorgesetzte Pilaster und eine breite, stark vorspringende Dreiviertelsäule verstärkt, um den künftigen Gewölbeschub aufzufangen. Der Wechsel der verstärkten Pfeiler von Bau II und der unverstärkten Pfeiler von Bau I wurde zu einem neuen Glie-
31 Kapellen in der Stirnwand des Nordquerarmes, Abarbeitungsspuren an der Außenwand der westlichen Wandkapelle, Samson-Relief am östlichen Öffnungspfeiler (Bau II).
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32 Mittelschiffpfeiler ohne spätere Verstärkung (Bau I) und mit Verstärkung (Bau II) als Voraussetzung für die Wölbung. Vierungspfeiler mit Verstärkung (Bau I) als Voraussetzung für einen Mittelturm sowie Vierungsunterzüge, der untere von Johann Leonhard Stahl aus dem Jahr 1759.
derungssystem, das den Raum plastisch durchbildet und strukturiert (vgl. Abb. 112). Hinzu kam ein weiteres Gliederungselement: Über einem Zwischenkapitell auf halber Höhe verjüngt sich der Querschnitt von Pfeiler- und Halbsäulenvorlage. Dadurch wurde eine weitere Neuordnung erreicht, die zwei Horizontalgeschosse voneinander scheidet. Zwischen den Tellerkapitellen war ursprünglich ein weit vorspringendes Gesims über einer abgetreppten Arkadenkonstruktion geplant (Abb. 32). Die Ansätze für die Arkadenvorblendung sind im Bereich des Königschors heute noch gut zu erkennen. Die Arkadenvorblendung blieb in ihren Anfängen stecken und wurde nicht weiterverfolgt. Im 19. Jahrhundert schlug man die Gesimse ab. Einzig die Tellerkapitelle blieben erhalten. Die Halbsäulenvorlagen darüber münden in ein Kapitell, das den Gurtbogen des Gewölbes trägt. Anders als die Würfelkapitelle links und rechts daneben wurden diese nun unter anderem kunstvoll mit Blättern, Vögeln und Fabelwesen geschmückt. Vier davon sind im Osten des Langhauses erhalten geblieben. Das Mittelschiff sollte mit einem Steingewölbe nach oben abgeschlossen werden. Dabei spielte einerseits die Feuersicherheit eine Rolle, denn Steingewöl-
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be sind sicherer als Holzkonstruktionen. Andererseits mögen ästhetische Aspekte ausschlaggebend gewesen sein, nämlich die Überlegung, die neue Gliederung der Hochschiffwände mit dem Raumabschluss zu harmonisieren. So spannen sich von den verstärkten Vorlagen aus über das Mittelschiff hinweg Gurtbögen. Schildbögen legen sich jeweils über zwei Blendbögen von Bau I. In 33 Meter Höhe entfalten sich darüber sechs Kreuzgratgewölbe von 14 Meter Spannweite. In dem rund 72 Meter langen, ungeteilten Raum entsteht auf diese Weise ein kraftvoller Rhythmus. Gemeinsam mit den Gewölben des Seitenschiffs bilden die des Mittelschiffs das hochromanische „gebundene System“: Jeweils zwei Joche des Seitenschiffes sind einem Gewölbejoch des Mittelschiffs zugeordnet. Der deutlich sichtbare Fortschritt in der Architektur beflügelte im 11. Jahrhundert die Baumeister Europas. Man setzte sich mit dem Bauwerk auseinander, kritisch, interpretierend und korrigierend. Man übernahm Ideen und Strukturen und entwickelte sie weiter. Es entstand eine Baukultur christlicher Prägung, die in ganz Europa heute noch wie in einem Vexierbild erkennbar ist.
Türme, Gewölbe und Giebel Ob die Vierung am Ende der ersten Bauzeit wie ein Turm über das Dach hinausragte, wissen wir nicht. Hatte der Turm in diesem Fall einen quadratischen oder oktogonalen Grundriss? Sicher ist nur, dass die Unterkonstruktion vorhanden und damit die bauliche Voraussetzung für einen Mittelturm geschaffen war. Das verraten die Verstärkungen an den Vierungspfeilern aus der ersten Bauzeit. Der heutige oktogonale Vierungsturm reicht in die zweite Bauzeit zurück (vgl. Abb. 26). Er wird bordiert mit einer einfachen Zwerggalerie. Wie die Freigeschosse der vier Türme wurden die Wandflächen mit Lisenen und Rundbogenfriesen gegliedert. Im Inneren stellen gewölbte Pendentifs die Verbindung von den Vierungspfeilern zum Achteck des Turmes her. Seit dem Entfernen der Ausmalung sind die drei Stirnbögen wieder sichtbar. Der obere trägt die Last, der mittlere verbindet die gewölbten Zwickel und der dritte Unterzug entstammt der Notreparatur durch Johann Leonhard Stahl von 1758/1759 (Abb. 33). Der Turm besteht im Inneren aus zwei durch Gesimse gegliederte Geschosse und dem achtseitigen Klostergewölbe aus Tuff. Die Muldennischen und Kreisfenster der Wandflächen, die im 19. Jahrhundert vermauert waren, wurden 1964 wiederhergestellt. 33 Johann Leonhard Stahl verstärkte aus statischen Gründen sämtliche Vierungspfeiler mit mächtigen Mauervorlagen. 1759 wurden die Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen. Der westliche Unterzug trägt die Jahreszahl.
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34 Ansicht des Domes von Osten aus den 1930er Jahren mit barocker Dachneigung, Walmen über den Querarmen und Ostgiebel mit aufsteigender Zwerggalerie sowie vermauerten Arkaden der drei Osttürme. Der Ostgiebel von 1868 wurde 1963 abgebrochen und durch den heutigen ersetzt. 35 Durch die Tieferlegung des Daches sollte der Dom seine romanische Dachneigung wiedererhalten. Das Foto entstand am 7. Oktober 1962.
In einem weiteren Abschnitt wurde das Altarhaus erhöht, um es den bestehenden Bauteilen anzugleichen. Aufgrund der Erhöhung des Baukörpers erhielt das Altarhaus zwischen Türmen und Apsis eine zweite, über der ersten liegende Galerie. Daraufhin benötigte man einen Ostgiebel. Er bestand aus gestaffelten Nischen. Mehr ist über diesen Giebel nicht bekannt. Der romanische Giebel wurde 1756/1757 abgebrochen und durch eine leichte Fachwerkwand mit Krüppelwalm ersetzt. Diese Konstruktion hatte Bestand, bis man dem Altarhaus 1868 einen neuromanischen Steingiebel aufsetzte (Abb. 34). Seine stufenweise ansteigende Säulengalerie passte sich dem steilen Barockdach an. Nach ihrer Beschädigung 1689 wurden auch die romanischen Querhausgiebel im 18. Jahrhundert durch barocke Dachwalme ersetzt. Im Zuge der großen Domrestaurierung in den 1960er-Jahren wurden die steilen Barockdächer tiefergelegt. Anhaltspunkte für die romanische Dachneigung boten Spuren der Dachanschläge am Vierungsturm und an den beiden Osttürmen. Nach einem ersten, unbefriedigenden Versuch, die richtige Dachneigung zu finden, wurde weiter so heftig diskutiert, dass das offene Domdach lange Zeit nicht geschlossen werden konnte (Abb. 35). Fragen der Statik an der mehrfach geänderten Holzkonstruktion des Dachstuhles wurden vernachlässigt, so dass die Dachkonstruktion erst in den 1990er Jahren entsprechend ertüchtigt wurde. Dabei wurden auch Glasfasermatten auf den Gewölben im Dachraum, die für einen Klimaausgleich sorgen sollten, entfernt. Nach der Anpassung des Domdaches an das romanische Vorbild bot sich auch die Ge-
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legenheit, die drei Giebel an die neuen Dachneigungen anzupassen. Das Altarhaus erhielt 1963 einen neuen Giebel, eine Rekonstruktion nach dem Vorbild der Mainzer Ostpartie (vgl. Abb. 22). Die neuromanischen Bogenfriese und Gesimse von 1868 wurden dafür zweitverwendet. Für die Querhausgiebel konnte die ursprüngliche Unterkonstruktion des romanischen Giebels gefunden werden, und zwar auf der massiven Rückwand der Galerie. Deshalb springen die Giebel hinter einem Pultdach zurück und sorgen so für eine zusätzliche Horizontale. Dethard von Winterfeld, der die Pläne für die neuen Querhausgiebel fertigte, nahm für die Rekonstruktion die Zeichnung aus der Albertina (Abb. 36) zu Wien (entstanden vor 1613) und die so genannte Kölner Zeichnung (1606) aus dem Wallraf-Richartz-Museum (Abb. 37) zur Grundlage. Beide Zeichnungen bilden den romanischen Bauzustand originalgetreu ab, wie Karl Rudolf Müller eindrucksvoll nachgewiesen hat. Der Vorschlag des damaligen Bauleiters Rudolf Esterer, der die Giebel direkt auf den Säulen der Galerie aufsetzen wollte, wurde verworfen. Die Frage der Einwölbung der Querhäuser mit Bandrippen konnte die Bauuntersuchung 1996 nicht mit neuen Befunden klären. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Querhäuser zunächst gar nicht oder nur mit einer Holzkonstruktion geschlossen gewesen wären – aber auch keinen Beweis, dass die Gewölbe unmittelbar mit den Querhäusern gebaut worden sein müssten“ (Johannes Cramer). Dethard von Winterfeld ordnet die Bandrippengewölbe beziehungsweise „die Gewölbe mit Diagonalgur-
36 Die so genannte „Wiener Zeichnung“, entstanden vor 1613. Die Zeichnung zeigt das historische Aussehen der Nordseite des Domes seit dem frühen 13. Jahrhundert detailgenau. Die bisherige Zuschreibung an Wenzel Hollar als Zeichner ist nach Ludwig Anton Doll und Günter Stein hinfällig (Bleistift- und Federzeichnung, laviert und leicht aquarelliert, 29,4 Zentimeter mal 17,9 Zentimeter).
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37 Eine der ersten genauen Darstellungen des Domes von Südwesten mit romanischem Westabschluss, so genannte „Kölner Zeichnung“ aus dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln, datiert 1606 (Federzeichnung Tinte auf Papier, 15,8 Zentimeter mal 10,5 Zentimeter).
38 Bandrippengewölbe (Gewölbe mit Diagonalgurten) des nördlichen Querarmes, Ende Bau II.
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39 Afra-Kapelle Richtung Osten, Altar und Tabernakel-Stele von Elmar Hillebrand und Kreuzigungsgruppe von Jakob Adlhart. In dem damals noch ungeweihten Raum stand von 1106 bis 1111 der Sarkophag des im Kirchenbann gestorbenen Kaisers Heinrich IV.
ten“ der beiden Querarme noch in die zweite Bauzeit des Domes ein (Abb. 38). Zuvor galt die Meinung, dass sie bei der Wiederherstellung des Gewölbes nach einem Brand im Jahr 1159, also erst nach der zweiten Bauphase, gefertigt wurden. Zu der neuen Datierung kam von Winterfeld maßgeblich durch Untersuchungen am Dom zu Worms, dessen Rippengewölbe eindeutig jünger sind als die Speyerer. Durch das Verfahren der Holzdatierung ergab sich für Worms eine exakte Datierung der oberen Gewölbezone zwischen 1132 und 1137. Damit lässt sich – über den Wormser Dom – schließen, dass die Speyerer Bandrippen früher entstanden sein müssen als bisher angenommen. Speyer war also Modell für Worms und den gesamten Oberrhein. Damit wären die Speyerer Bandrippen die frühesten ihrer Art in der ganzen europäischen Architekturgeschichte. Um 1100 entstand im Winkel zwischen Querarm und Seitenschiff der Nordseite eine kleine Kapelle mit Vorhalle, die St.-Afra-Kapelle (Abb. 39). Der Ort war noch nicht geweiht, als Heinrich IV. im Jahr 1106 starb. Weil er sich in seinem zweiten Kirchenbann befand, wurde sein Sarkophag fünf Jahre lang in der noch ungeweihten Afra-Kapelle bestattet, bis er 1111, vom Bann schließlich befreit, in die Grablege seiner Eltern überführt werden konnte. Über die einstige Farbigkeit des Dominneren ist zu wenig bekannt, als dass man sich eine Vorstellung von seinem ursprünglichen Aussehen machen könnte. Der Fußboden bestand aus einem einfachen Mörtelestrich von leicht rötlicher Färbung. Später wurden Steinplatten darübergelegt. Bislang nahm man an, dass die kleinquadrigen Wandflächen verputzt und die Quader farbig getüncht waren, so dass die
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architektonische Gliederung betont wurde. Obwohl die Steinoberflächen über Generationen von allen Putzresten befreit wurden, konnten bei der Restaurierung 1996 an drei Stellen des erhaltenen mittelalterlichen Obergadens von Bau II kleine Flächen eines sehr stark verdichteten, nur wenige Millimeter starken, geglätteten Kalkputzes gefunden werden. Der bauleitende Architekt Johannes Cramer stellte fest: „Man wird also vermuten dürfen, dass jedenfalls der Bau von Speyer II insgesamt mit einer solchen Feinputzschicht überzogen war und damit dem Anspruch, an römische Bautradition anzuknüpfen, nicht nur mit der innovativen und damals technisch gewagten Einwölbung, sondern auch und vor allem mit der Innenraumgestaltung nachkam. Der Betrachter sollte im Kircheninneren offenbar gerade nicht den rohen Sandstein sehen, sondern den Eindruck eines aus vornehmem Marmorgestein errichteten oder jedenfalls damit ausgestatteten Bauwerks gewinnen. Leider sind die Befunde insgesamt zu gering und zu kleinteilig, als dass sich über diese generelle Einschätzung hinaus konkrete Hinweise auf die Einzelheiten einer Raumgestaltung des späten 11. Jahrhunderts ableiten ließen“. Dieser Fund gibt also im Hinblick auf die hochromanische Innenraumgestaltung weiterhin erhebliche Rätsel auf. Der romanische Westbau, der als Querriegel dem Langhaus schon bei Bau I vorgelagert war und dessen Schmalseiten die Seitenschiffwände ohne Absatz verlängern, wurde ebenfalls um 1100 umgebaut. Die Fassade erhielt ein großes, gerahmtes Fenster in der Achse. Weitere Eingriffe in das Gefüge des vorhandenen Baues gab es anscheinend nicht. Auf die beiden bestehenden Geschosse setzte man, östlich an die Türme anstoßend, eine Zwerggalerie. Weil sie auf dem bestehenden Bau aufruhte, lag sie höher als die Galerie des Langhauses. Die Stützen folgten einem bestimmten Rhythmus: Zwischen Pfeilern mit Rundbogenöffnungen saßen vier Bogenstellungen, die von jeweils drei Säulen getragen wurden. Der Laufgang war von einem ornamentierten, rund um den Querbau laufenden Fuß- und Traufgesims besäumt, wobei Letzteres bereits an den Türmen endete. Den oberen Abschluss des Baukörpers bildete ein querlaufendes Satteldach mit Giebeln zu den Schmalseiten. Den Ortgang der Giebel begleitete ein zierlicher Bogenfries, in der Fläche verteilten sich drei Nischen, möglicherweise mit Säulen an den Kanten. Die östliche Traufe des Satteldaches lehnte sich an die Turmwände an. Aus dem Satteldach erhob sich ein achtseitiger Mittelturm. Aber sein tatsächliches Aussehen ist erst aus dem 15. Jahrhundert bekannt. Schallarkaden öffneten den Innenraum, an den acht Kanten befanden sich Lisenen und ein verbindender Rundbogenfries unterhalb der Dachtraufe des Zeltdaches. Vom großen Umbau stammen aber die oberen Teile der beiden westlichen Türme mit queroblongem Grundriss. Das spätere Aussehen des Westbaues um 1606 und vor 1613 ist durch die Wiener und die Kölner Zeichnungen bezeugt. Im Jahr 1106 war der Umbau weitgehend abgeschlossen. Heinrich V. (1086 – 1125) ließ wohl nur noch einige abschließende Arbeiten ausführen, insbesondere die Vollendung der Türme (ohne ihre späteren Giebel und Helme).
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3. Der Dom vom 12. bis zum 18. Jahrhundert Im frühen 12. Jahrhundert hatte der Dom eine Gestalt, die im Wesentlichen für mehr als 500 Jahre Bestand haben sollte. Die späteren Anbauten beeinträchtigten die geschlossene Baugestalt kaum. Die Kathedrale behielt ihr hochromanisches Aussehen, bis der große Stadtbrand 1689 eine Spur der Verwüstung hinterließ. Nur im frühen 13. Jahrhundert wurde das Aussehen noch einmal verändert, als das Zeltdach der vier äußeren Türme abgetragen und Turmhelme aufgesetzt wurden. Jede Turmseite erhielt einen Giebel, der auf einem kleinen Rücksprung aufsaß. Eine Kleeblattblende mit flachen Kreisblenden in den Zwickeln umschloss jeweils eine Drillingsarkade mit gekuppelten Doppelsäulen und gestelztem Mittelbogen. Die westlichen Türme fielen 1755 dem gesamten Westbau-Abriss zum Opfer, aber ihr Aussehen ist aufgrund vorhandener Zeichnungen bekannt. Der südliche der beiden Westtürme trug auf seiner Westseite einen merkwürdigen Giebel mit zwei Spitzen, vergleichbar mit einer Kimme.
Kapellen auf der Nordseite Wie an vielen Kirchen des Mittelalters baute man auch am Dom Kapellen an: im 12. Jahrhundert auf der Nordseite im Westen die Pauluskapelle, daran Richtung Osten ein Anbau, dessen Funktion unbekannt ist, kurz vor 1341 die Agneskapelle, um 1450 die Bernhards- sowie die Heinrich-Kunigunden-Kapelle und 1475 die MarienKapelle (geweiht 1476). Von der Pauluskapelle bis zum „Kleinen Paradies“, der Eingangshalle zum östlichen Seitenportal und zur St.-Afra-Kapelle im Osten, lehnte sich also eine geschlossene Reihe von Anbauten an die Seitenschiffswand. Auch die den Dom umgebenden Gebäude, die Kapitelsbauten im Süden und die Bischofspfalz im Norden (abgebrochen 1806), behielten weitgehend ihr Erscheinungsbild. Im südlichen Winkel zwischen Altarhaus und Südostturm erhielt der Dom 1409 eine gotische Sakristei (vgl. Abb. 25). Die jeweils vier Gewölbe der drei Geschosse ruhen auf einer Mittelstütze auf. Gründliche Instandsetzungen fanden zwischen 1962 und 1964 statt. Der romanische Kreuzgang auf der Südseite wurde zwischen 1437 und 1444 in gotischen Formen erneuert. Spuren der spitzgiebligen Dächer, die den Nordflügel des Kreuzgangs bildeten, sind in der Wand des südlichen Seitenschiffs heute noch zu erkennen. Zwischen 1505 und 1512 baute man mitten in das Geviert des Kreuzganges einen Ölberg. Brände gab es mehrfach im Dom: beispielsweise 1137, 1157 oder 1159, 1289, 1450 und 1752 (Nordostturm), meistens infolge von Blitzeinschlägen. Der Brand von 1289 war ausschlaggebend für eine erste Erhöhung des Domdaches. Aber auch Unachtsam-
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keit bei Reparaturarbeiten löste Feuer aus, so etwa 1450. Neben Orgel und Glockenstube fiel dem Brand das komplette Dach zum Opfer. Daraufhin wurde das Langhausdach samt Dach des Vierungsturmes steiler gezogen und damit ein weiteres Mal erhöht. Im Innenraum gab es immer wieder Veränderungen, die bedeutendste erfolgte um 1500. Der Königschor erhielt eine reichere Ausstattung mit einem großen Lettner (vielleicht Erneuerung oder Umgestaltung eines Vorgängers) und einem Gestühl für die Stuhlbrüder. Eine Zeichnung vermittelt eine Vorstellung vom Aussehen der Kaisertumben und des Lettners (so genannte Chigi-Zeichnung um 1648). Auf der Grundlage der Zeichnung entstand eine Computer-Rekonstruktion (Abb. 40). Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519) gab 1512 ein Grabmonument in Auftrag, das seinen Platz ebenfalls im Königschor einnehmen sollte. Den Auftrag erhielt der Steinbildhauer Hans Valkenauer (um 1448 – nach 1518). Dabei sollten Standbilder der im Dom bestatteten Kaiser und Kaiserinnen sowie der Könige jeweils vor einer im Kreis angeordneten Säule unter einem Baldachin stehen. Ein Kronreif von 6 Meter Durchmesser verband die acht männlichen und drei weiblichen Statuen des Monuments. Das Denkmal wurde weitgehend fertiggestellt, aber nie nach Speyer geliefert. Teile davon befinden sich heute im Salzburg Museum.
Schicksalsjahr der Kurpfalz Das Jahr 1689 war das große Schicksalsdatum von Dom, Stadt und der gesamten Region. Erbansprüche auf die Kurpfalz veranlassten den französischen „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. (1638 – 1715, reg. 1643 – 1715), Truppen an den Rhein zu schicken. Im Mai,
40 Rekonstruktion der Grablege vor der Zerstörung 1689 (Computersimulation): zwei Gräberreihen auf dem Königschor vor Kreuzaltar und Lettner sowie Chorgestühl der Stuhlbrüder.
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3. Der Dom vom 12. bis zum 18. Jahrhundert
41 Südansicht des Domes mit sichtbarer Baunaht zwischen der durch den Brand von 1689 geschädigten Langhauswand und den von Ignaz Michael Neumann ab 1772 rekonstruierten Westjochen.
dem Dienstag nach Pfingsten, zündeten seine Soldaten mit langen Brandfackeln die Häuser von Speyer an. Das Feuer breitete sich rasch über die ganze Stadt aus. Der Dom sollte eigentlich verschont bleiben, doch zwei Tage später kam auch das Gotteshaus an die Reihe. Das Feuer ergriff den westlichen Mittelturm, danach die Ostkuppel und die Dächer, wobei das schmelzende Blei durch die Gewölbe regnete. Hilflos vor der Feuersbrunst stellten die Helfer die Löscharbeiten ein. Der Dom erlitt schwere Brandschäden. Zu allem Unglück plünderten die Soldaten Altäre, Statuen und auch das Hab und Gut, das die Bürgerschaft eigentlich im Dom vor den Franzosen in Sicherheit bringen wollte. Der bischöfliche Statthalter, Domdekan Heinrich Hartard von Rollingen (1633 – 1719), der spätere Bischof von Speyer (reg. 1711 – 1719), notierte: „Das Gewölb des Langwercks ist ganz eingefallen, die über dem obern und Creutz-Chor seynd auch mit Rissen, und sonderlich das Erste nicht wenig beschädiget; die Stühl und Altär in beyden Chören, wie nicht weniger alles, was hinein gefleht gewesen, verbrennet […] ist alles zu Asche geworden.“ Am Bauwerk kann man heute noch erkennen, was vom romanischen Bau übriggeblieben war und was erneuert werden musste (Abb. 41). Sieben von zwölf Jochen des westlichen Langhauses wurden gesprengt, brannten aus und stürzten ein (Abb. 42). Die nördliche Seitenschiffwand wurde in ihrem westlichen Bereich erheblich beschädigt. Auch wenn Quer- und Altarhaus erhalten geblieben sind, so kamen sie nicht ohne erhebliche Blessuren davon. Die Kryptagewölbe wurden gesprengt oder durch das Feuer so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass sie teilweise einstürzten. Die Bürger von Speyer wurden vertrieben. Nach der Brandkatastrophe war die Stadt unbewohnt. Erst nach dem Frieden von Rijswijk im Jahr 1697 kehrten die Menschen allmählich wieder in ihre Heimat zurück. 1698 kam das Domkapitel aus dem
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42 Aufriss des Domes von Norden, so genannte „Schwartzenbergersche Zeichnung“. Nach den Schäden des Stadtbrandes 1689 mit eingestürzten Jochen und ersten Wiederherstellungsmaßnahmen, vor Abbruch des romanischen Westbau-Obergeschosses und der Türme 1755 (Tuschezeichnung, farbig angelegt, 1,00 Meter mal 0,55 Meter).
Exil, hielt sich aber bis 1702 auf der Marienburg bei Kirrweiler auf. Bei seiner Sitzung am 19. Juni 1698 stand erstmals der Dom auf der Tagesordnung. Es kam den geistlichen Herren zunächst darauf an, mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen den stehengebliebenen östlichen Teil des Domes wieder für Gottesdienste nutzen zu können. Zum Bauleiter bestellten sie fortan Johann Christoph Sebastiani (1640 – 1 704) aus Koblenz, Hofbaumeister des Erzbischofs von Trier, Johann Hugo von Orsbeck (1634 – 1711), der gleichzeitig Bischof von Speyer (reg. 1675 – 1711) war. Unter der Oberaufsicht von Sebastiani wurde 1699 mit der Instandsetzung der Ostteile begonnen. Das Zeltdach des Vierungsturmes ersetzte er 1700 durch eine barocke Schweifhaube. Der Ostteil des Langhauses, das Altarhaus und das Querschiff erhielten steiler gezogene und mit Schiefer gedeckte neue Dächer. An die Stelle der mittelalterlichen Giebel traten nun Walme an die Stirnseiten. Auf Beschluss des Domkapitels trennten Handwerker die stehengebliebenen Ostteile mit einer Mauer von der offenen Ruine. Das eingestürzte Mauerwerk diente als Baumaterial. Bevor Altar- und Querhaus einen neuen Fußboden bekamen, mussten die Gewölbe der Krypta erneuert werden. Beim Aufrichten der umgestürzten Säulen der Krypta ging man ziemlich sorglos vor und missachtete die richtige Reihenfolge. Die Fenster der Seitenschiffe wurden vergrößert, die steiler gezogenen Dächer der Seitenschiffe den Obergadenfenstern vorgeblendet. 1703 stand der Hauptaltar – wie bisher – vor der Apsis, das Gestühl des Domkapitels in der Vierung.
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3. Der Dom vom 12. bis zum 18. Jahrhundert
Zufrieden war man mit der gottesdienstlichen Situation nicht. Für Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn (1676 – 1743, reg. 1719 – 1743) jedoch war die Fortsetzung der Dom-Instandsetzung zweitrangig geworden. Wichtiger war ihm der Neubau seines Schlosses in Bruchsal, das er als Ersatz für die im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörte Bischofspfalz in Speyer errichten ließ. Dass der Bischof 1723 Speyer verließ, hatte unter anderem seine Ursache in den ständigen Streitigkeiten zwischen der selbstbewussten, vorwiegend protestantischen Bürgerschaft und den Bischöfen. Als Geistlichen und Seelsorger hätte der Stadtrat den Bischof toleriert, keinesfalls aber als weltlichen Fürsten. So geriet die Instandsetzung des Domes erneut ins Stocken.
Abriss des Westbaues 1755 Impulsgeber für die Fortsetzung der Instandsetzungsmaßnahmen am Dom war der Trierer Kurfürst und Speyerer Domdekan Franz Georg von Schönborn (1682 – 1 756), der bereit war, zur Finanzierung einen eigenen Beitrag zu leisten. Bedeutende Architekten wurden daraufhin um ihre Gutachten gebeten: der kurpfälzische Baudirektor Nicolas de Pigage (1723 – 1796) aus Mannheim, Johann Valentin Thoman (1695 – 1 777), Architekt des Mainzer Erzbischofs, und Johann Conrad von Schlaun (1695 – 1773), Baumeister und Militär aus Münster. Im November 1751 nahm der Barockbaumeister Balthasar Neumann (1687 – 1 753) den Dom in Augenschein. Nach seiner Expertise sollten die tatsächlichen Baukosten die zur Verfügung stehenden Mittel allerdings weit übersteigen. Inzwischen waren die gotischen Kapellen und die baufälligen Teile der nördlichen Seitenschiffmauer niedergerissen und die Öffnung im Gewölbe der Taufkapelle verschlossen. Nicolas de Pigage war wohl der erste, der im Mai 1755 nach genauer Untersuchung sowohl eine systematische Bestandsanalyse als auch einen Lösungsvorschlag vorlegte. Er schlug den Abbruch der Westtürme und der Vorhalle vor. Sein besonderes Interesse galt einem Teilneubau des Domes Richtung Westen. Er wollte die Seitenschiffmauern durch den Anbau von Pfeilern verstärken, die als Strebebögen „sich stützend gegen die Mittelschiffwände hinaufschwingen“ (Max Schmitt). Dem Vierungsturm wollte er durch vier gewölbte Gegenpfeiler begegnen, die er gegen die Wände des Mittelturmes anbauen wollte. Je zwei dieser Gegenpfeiler wollte er auf die westlichen Langhausmauern setzen, die beiden anderen auf der Ostseite gegen die Türme stemmen. Zur Stabilisierung des Chorabschlusses schlug er den Anbau von zwei Stützpfeilern vor. Mit den Ideenskizzen des kurpfälzischen Baudirektors Nicolas de Pigage aus Mannheim lag zum ersten Mal ein Gesamtkonzept vor. Da sich die Zweifel an der Standfestigkeit des Westbaues beharrlich hielten, trug man Ende Juni 1755 den funktionslos gewordenen Westbau samt den beiden Türmen bis zur Empore ab. Eine Aktion, die man vielleicht hätte vermeiden können. Die örtliche Bauleitung hatte das Domkapitel inzwischen dem fürstbischöflichen Baumeister Johann Leonhard Stahl (1729 – 1774) übertragen. Er erhielt den Auftrag, am Dom
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umfangreiche Sicherungsarbeiten vorzunehmen. Stahl war mit einem Konzept angetreten, das allzu krasse Eingriffe in den vorhandenen Bestand ausschließen sollte. Dass der Nordostturm nicht abgerissen, sondern erhalten bleiben sollte, davon konnte der fürstbischöfliche Baumeister das Domkapitel überzeugen. Stahl sah den Turm nämlich, trotz aufgetretener statischer Probleme, als notwendiges Widerlager für die Vierung. Deshalb spannte er zwischen die besonders gefährdete Ecke des Nordostturmes und die Bischofspfalz 1756 den Stützbogen, der heute noch auffällig in den Domgartenbereich hineinragt (vgl. Abb. 22). Dieser Strebepfeiler hat aber die merkwürdige Eigenschaft, dass er nicht in das Mauerwerk der Turmecke einbindet; alle Anschluss-Steine nämlich wurden in einem einspringenden rechten Winkel ausgearbeitet. Daher nutzte der Pfeiler zwar der horizontalen Schubwirkung, das Absacken der Nordostecke konnte er aber nicht aufhalten. Eine Aussteifung des Südostturmes sollte nach Stahl der Sakristeianbau übernehmen. Die im Jahr 1689 angebrannten Holzriegel in den östlichen Gewölbejochen, die bislang als Sicherungsanker die Gewölbeschübe auffingen, ersetzte Leonhard Stahl ab 1757 durch schmiedeeiserne Anker. Er ließ auch die Wandkapellen des Altarhauses und einige Schallöffnungen in den Ostturmgeschossen vermauern. Stahl trug 1757, wie oben beschrieben, den Giebel im Osten ab und ersetzte ihn durch einen leichteren Krüppelwalm aus Fachwerk (1868 wurde der Walm wieder abgetragen und durch einen neuromanischen Giebel ersetzt). Stahls besonderes Augenmerk galt dem Vierungsturm. Darin wurden Muldennischen vermauert und die Rundbogenfenster hochoval umgestaltet. Sie sollten den Vierungsturm leichter machen. Stahl verstärkte die Rückwand des VierungsturmLaufganges um 20 Zentimeter und vermauerte die acht Eckjoche. Unter großem Materialaufwand verstärkte er sämtliche Vierungspfeiler im Innern des Domes durch mächtige Mauervorlagen und Unterzüge. Die westliche Bogenverstärkung ist vom Mittelschiff aus gut sichtbar. Darauf ist, wie bereits erwähnt, das Datum 1759 eingemeißelt (vgl. Abb. 33). Die Vierungsverstärkung reichte bis in die Ostkrypta, wo Stahl die westlichen Winkel des Ost-Armes vermauerte und Säulen des Vierungsbereichs zu quadratischen Pfeilern ummantelte (Heinrich Hübsch entfernte diese Krypta-Einbauten 1857/1858).
Neues Inventar Nachdem die Einsturzgefahr der Vierung gebannt war, kümmerte sich das Domkapitel bevorzugt um die Ausgestaltung des fertiggestellten Chorraumes. Der Hochaltar, geschaffen von Peter Anton von Verschaffelt (1710 – 1 793), seit 1752 kurpfälzischer Hofbildhauer und Architekt für Kurfürst Carl Theodor (1724 – 1799) am Kurpfälzischen Hof in Mannheim, wurde am 14. Juni 1765 unter der Vierung platziert. In das Altarhaus baute Franz Anton Hermann (1711 – 1770) sein von 1761 bis 1764 geschaffenes Chorgestühl. Das Chorgestühl ist nicht erhalten. Einen Eindruck davon gibt das
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1767 vom gleichen Meister fertiggestellte Gestühl im Westchor des Mainzer Domes. 1765 beschloss das Domkapitel, den Kreuzaltar abzubrechen und die Treppe in ganzer Breite durchzuziehen. Dass sich das Domkapitel vornehmlich mit der Ausgestaltung des Chorraumes befasste, brachte den Kapitularen die Kritik von Franz Christoph von Hutten (1706 – 1770) ein, der inzwischen Speyerer Bischof (reg. 1743 – 1770) geworden war: Das Kapitel solle sich nicht nur um den Chorraum kümmern, sondern um den ganzen Dom und den Wiederaufbau des Langhauses veranlassen. In einem Brief vom 4. November 1765 warf er dem Domkapitel vor, dass es gegen seinen Willen Baugelder für Chorstühle und Altar verwendet hätte. Da Peter Anton von Verschaffelts neuer Hochaltar beim Domkapitel begeisterte Zustimmung fand, beauftragte es ihn, Entwürfe zur Wiederherstellung des Domes zu fertigen. Im November 1765 legte er seine Pläne für eine völlige Umgestaltung des Dominneren vor. Die romanischen Raumproportionen waren nach Verschaffelts Worten „visiblement disproportionnee“ und widersprachen damit seiner Auffassung, die vom italienischen Barock geprägt war. Im Verhältnis zur Breite war für ihn das Mittelschiff zu lang und zu hoch. Er verkürzte daher in seinen Entwürfen das Langhaus von zwölf auf neun Arkaden, die Raumhöhe verringerte er durch die Erhöhung des Bodenniveaus und die Wände verkleidete er mit einer klassizistischen Blendarchitektur. Für den Westbau erarbeitete er mehrere Planskizzen. Sie dienten zur Präsentation vor Bischof und Domkapitel. Er plante eine mächtige Fassade mit Giebelfeld, zwei Türmen mit kuppeliger Abdeckung und großer halbkreisförmiger Portalnische. Auf anderen Entwurfszeichnungen ließ er das Mittelfeld, das als Eingangshalle dienen sollte, stärker hervortreten. Darüber stellte er einen achteckigen Kuppelturm. Dieser Entwurf wurde verschieden variiert, mit und ohne Seitentürme. Die hohen Kosten bewogen allerdings das Domkapitel, von sämtlichen Entwürfen Verschaffelts Abstand zu nehmen.
Langhausjoche – eine Rekonstruktion Nachfolger Huttens als Bischof von Speyer wurde August von Limburg-Stirum (1721 – 1797, reg. 1770 – 1797), seit 1755 Domdekan (als Nachfolger Franz Georg von Schönborns, der zugunsten seines Neffen auf die Domdekanei verzichtete). Ihm sagt man nach, dass ihm die Wiederherstellung des Domes ein großes Anliegen gewesen sei. Seit seiner Ernennung zum Domdekan verfolgte er die Reparaturmaßnahmen, kannte alle Pläne und die Finanzen. Außerdem scheute er nicht die Auseinandersetzung mit dem Domkapitel. Obwohl die Instandhaltung des Bauwerks eigentlich Angelegenheit des Domkapitels war, nahm der Bischof dem Gremium die Verantwortung für den Weiterbau aus der Hand. Eine gemeinsame Bauleitung lehnte er ab. Da August von Limburg-Stirum das Zutrauen zu den kapitularischen Werkleuten verloren hatte, wollte er, dass seine eigenen – dem Bischof genehme – Bauleute die Arbeiten ausführen. Im Juli 1771 wurden die konkurrierenden Architekten, Hofkammerrat Leonhard Stahl, Obristwachtmeister Franz Ignaz Michael Neumann (1733 – 1 785)
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I. Baugeschichte 43 Fassadenplan aus dem Westbauprojekt von Ignaz Michael Neumann, Januar 1772 (Tuschezeichnung mit zwei Schnitten, Grundriss und zwei Ansichten, mehrfarbig angelegt, Gesamtplan 1,38 Meter mal 0,51 Meter).
und der Kurmainzer General Johann Valentin Thoman (1695 – 1 777) zur Dominstandsetzung befragt und um schriftliche Beantwortung gebeten. Die Befragung mündete in einer Architektenkonkurrenz, die Neumann letztlich für sich entschied. Vier Fragen bezogen sich auf den Zustand des vorhandenen Baues, vier weitere Fragen forderten eine Beurteilung der Wiederherstellungsmöglichkeiten. Dabei zielte die Frage, „ob […] die fordere Facade […] Modern oder Gothisch anzulegen seyn werde“, auf den Stil des Wiederaufbaues. Während Neumann und Stahl vom Wiederaufbau der Westbau-Ruine ausgingen, hielt Thoman die Überreste für unbrauchbar. In seiner Entwurfszeichnung verkürzte er den Dom und verzichtete auf eine Vorhalle und den Kuppelturm. Aus der Flucht zweier Türme gewann er seine vertikal betonte einportalige Fassade. Thoman gab der Fassade durch die Schichtung von Blendfeldern mit romanischen Bogenfriesen eine Horizontalgliederung. In der dritten Ebene befand sich eine Art Zwerggalerie. Fialen und Krabben dienten als Schmuckelemente. Bei der Beantwortung der Fragen ließen sich die Architekten nicht eindeutig festlegen, wenngleich ihre Vorliebe für Mischformen deutlich wurde. Neumann, der gerade Instandsetzungsarbeiten am Mainzer Dom abgeschlossen hatte, lieferte seine Pläne am 17. Januar 1772 ab. Er entwarf eine mächtige Giebelfassade mit zwei dahinterliegenden Türmen sowie eigenwilligen Eckpylonen (Abb. 43) und verzichtete auf den Kuppelturm. Die Ostkuppel sei zwischen den beiden Westtürmen gut sichtbar, begründete er. Eine vordere Kuppel habe nur die Wirkung, die hintere zu verdecken. Nach neuer Datierung durch Markus Weis hatte Johann Leonhard Stahl 1771 (Hans Huth datierte 1766) einen ersten Westbauentwurf mit drei Varianten (doppelte Tektur) zur Fassadengestaltung vorgelegt. Er übernahm das Erdgeschoss des Westbaues, das dem Langhaus auf ganzer Breite vorgelagert ist. Aus dem Fassadenblock mit Walmdach erhob sich, hinter einem Dreiecksgiebel, ein mächtiger Glockenturm mit Schweifhaube. Zwei seitliche Türme orientierten sich in ihrem Grundriss an den
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östlichen Türmen. Sein zweiter, mit Zierrat überladener Fassadenentwurf, datiert vom 15. März 1772, konzipierte einen Wiederaufbau des Westbaues mit Rekonstruktion des zerstörten Langhauses. Der zweite Entwurf wurde nicht mehr berücksichtigt. Franz Ignaz Michael Neumann, Sohn des Barockbaumeisters Balthasar Neumann, der vom Bischof von Anfang an favorisiert wurde, erhielt den Auftrag, die westliche Ruine in direktem Anschluss an die gesicherten Ostteile neu aufzurichten. Vorbild sollten die erhaltenen zweieinhalb östlichen Langhausjoche sein (vgl. Abb. 41). Neumann bestätigte, dass er nicht nach einem Plan, sondern nach erhaltenen Resten arbeiten werde. Die Rekonstruktion Neumanns ist ein allenthalben lobenswertes und bedeutendes Werk, dennoch wich er in vielen Bereichen von der Vorgabe ab. Um den Bauschutt nicht ausräumen zu müssen, ebnete er ihn ein. Die Folge war, dass das Fußbodenniveau um rund 60 Zentimeter anstieg. Die romanischen Basen verschwanden im Schutt, weshalb barocke Pfeilerfüße angefertigt werden mussten. Außerdem wurden die Dächer steiler, die Obergadenfenster kürzer und die Seitenschiff-Fenster länger gezogen. Unterschiede zum romanischen Muster zeigen sich in der Steinbearbeitung, wobei die Galerie und die Gesimse identisch nachgebildet wurden. Die Gewölbe mauerte er nicht mehr mit Tuffstein, sondern mit Ziegeln aus. Die Öffnung der Westempore dürfte in ihren Dimensionen dem mittelalterlichen Vorbild entsprechen, allerdings war diese sicherlich gegliedert gewesen. Im Gegensatz zum romanischen Vorbild profilierte Neumann die Pfeilergesimse im Inneren. Auch an der Konstruktion der Schildbögen ist Neumanns Handschrift erkennbar. Die Tellerkapitelle auf halber Höhe des Langhauses, ab denen sich der Querschnitt von Pfeiler- und Halbsäulenvorlage verjüngt, wurden mit Rücksicht auf das geplante – aber nicht realisierte – Gesims verkröpft (Bau II). Die Idee, die einst dahintersteckte, hatte Neumann offenbar nicht erkannt, weshalb er seinen Zwischenkapitellen die Breite der Pfeilervorlagen gab. Auch bei der statischen Sicherung des Baues ging Neumann eigene Wege. Er versteckte seine Zuganker unter dem Dach, indem er diese von den Obergadenmauern quer durch das Gewölbe zu den Holzbalken des Dachwerkes zog. Inwieweit der Bischof Einfluss auf dieses Konzept nahm, lässt sich nicht mehr klären. In jedem Fall war es eine grundlegende Entscheidung, dass die erhaltenen romanischen Teile unverändert blieben und die fehlenden Joche rekonstruiert wurden. Auf diese Weise entstand im Innenraum ein einheitliches romanisches Erscheinungsbild. Außen fehlte jetzt nur noch ein Westbau, der den Proportionen des abgerissenen Vorgängers entsprach. Anfang Dezember 1774 waren die Arbeiten im Langhaus so weit fortgeschritten, dass mit dem Aufschlagen des Dachstuhles und der Eindeckung des Daches mit Schiefer begonnen werden konnte. Im folgenden Jahr wurde die Zwischenmauer abgebrochen und die Schiffe nach der Eindeckung überwölbt.
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4. Spätbarock und Neuromanik Bereits 1772 wurden die Fundamente für die Eckpyramiden gelegt und das alte Mauerwerk des romanischen Westbaues ausgebessert. 1775 war der Torso bis zur Höhe der Seitenschiffe für den Weiterbau instandgesetzt. Franz Ignaz Michael Neumann konnte seine Arbeiten fortsetzen. Neumanns ursprüngliche Pläne zielten darauf, die Baumasse des romanischen Westbaues wiederherzustellen. Er konzipierte eine mächtige Giebelfassade mit zwei hohen, dahinterliegenden Türmen und vier schlanken Obelisken zur Eckzierde. Während der Bauausführung war das vorgesehene Budget für den gesamten Neubau allerdings ausgeschöpft. Neumann musste 1776 unter dem Aspekt absoluter Sparsamkeit neu planen (Abb. 4 4).
Änderung des Westbauplanes Der Architekt übernahm das vorhandene Erdgeschoss sowohl in der Breite als auch in der Raumtiefe. In der Höhe reichte der kubische Block kaum über die Seitenschiffe hinweg. Massive Pfeilervorlagen und Einbauten in die Vorhalle dienten als Auflager für die Türme und sorgten für die Stabilität der Dachkonstruktion. Neumann behielt die drei westlichen Portale bei und rahmte sie. Den oberen Abschluss des Erdgeschosses bildete ein hohes profiliertes Gesims. Das Erdgeschoss wurde nicht aufgestockt, wie zunächst geplant, sondern erhielt ein flaches Pultdach aus Schiefer, auf dem zwei aus einem Viereck aufsteigende kleine Rundtürmchen mit hohen Rundfenstern aufsaßen. Ihre Schweifhauben waren ebenfalls mit Schiefer gedeckt. Aus der Achse des Pultdachs wuchs nach Osten hin, in der Höhe der Orgelempore, eine halbkreisförmige Apsis heraus, die sich an die Giebelmauer des Mittelschiffes anlehnte und den Obergaden abschloss. Diese Concha überragte das Mittelschiff nur geringfügig. Zur Stadtseite zu trug die Concha eine große Nische mit der Marienfigur, nördlich und südlich hohe, rundbogige Fenster. Die Zwerggalerie des Langhauses fand in gleicher Höhe eine abgewandelte Fortsetzung in der Concha. Im Westen wurde der Laufgang durch ein großes steinernes Zifferblatt unterbrochen. Über der Galerie bildete ein zweites Schieferdach das dritte Stockwerk der Kuppel. Dieses schmiegte sich in engerem Halbkreis noch näher an die Giebelmauer des Langhauses an. Auf diesem Dach saß ein Tambour mit einer weiteren schiefergedeckten Schweifhaube. Der Tambour diente als Glockenstube und war rundum mit Schallfenstern versehen. Von der ursprünglichen Planung übernommen wurden die vier Obelisken, welche die vier Kanten des querrechteckigen Baues begrenzten, „oben mit großen steinernen Kugeln und eisernen Fähnlein geziert“.
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4. Spätbarock und Neuromanik 44 Barockfassade, geänderter Entwurf von Ignaz Michael Neumann, 1776. Ansicht der nördlichen, Schnitt durch die südliche Hälfte (Tuschzeichnung mehrfarbig angelegt, Papier auf Leinwand aufgezogen, 0,68 mal 0,50 Meter).
1777 erhielt Hofbildhauer Joachim Günther (1720 – 1789) den Auftrag für drei Statuen, die über den Portalen der Westfassade aufgestellt wurden: das Gnadenbild Mariens (vgl. Abb. 115) sowie die Heiligen Bernhard und Papst Stephanus. Die Wappen der Fürstbischöfe August von Limburg-Stirum über dem Hauptportal sowie Franz Georg von Schönborn und Damian Hugo von Schönborn über den Seitenportalen fertigte der kurpfälzische Hofbildhauer Peter Anton Linck (1743 – 1824). Am 26. Dezember 1777 feierte der Bischof den Abschluss der Bauarbeiten mit einer feierlichen Messe. Die Feinarbeiten zogen sich noch bis 1778 hin. Im Inneren erhielt der Dom eine bläulich-weiße Kalktünche mit aufgemaltem roten Fugennetz, das nicht dem tatsächlichen Steinschnitt entsprach. Das Äußere wurde, wie schon zuvor, rot getüncht.
Verwüstung durch Revolutionstruppen In den unruhigen Zeiten folgte die nächste Katastrophe. Am 30. Dezember 1793 zertrümmerten französische Revolutionstruppen die Altäre und die komplette Inneneinrichtung. Die aufgebrachte Meute schlug Orgel und Kanzel, Chorgestühl und die Sitze der Stuhlbrüder im Königschor, selbst die Heiligenfiguren kurz und klein. Was beweglich war, wurde am 19. Januar 1794 unter dem Freiheitsbaum, den die Revolutionäre vor dem Dom aufrichteten, verbrannt. Auch die Bausubstanz hatte erheblich gelitten. Der Dom wurde profaniert und diente fortan als Abstellraum. Der Westbau sollte schließlich zu Ehren Napoleon I. Bonapartes (1769 – 1 821) zum Triumphbogen umgebaut, der Rest abgerissen werden. Weil der größte Teil des linksrheinisch gelegenen Bistums Speyer infolge der kirchlichen Neuordnung ab 1802 zum Bistum Mainz gehörte, intervenierte der zuständige Bischof Joseph Ludwig Colmar (1760 – 1 818) und erreichte, dass der Speyerer Dom stehen blieb. Knapp achtzig Jahre lang bildete die originelle, spätbarocke Komposition den Abschluss des Domes nach Westen. Das spätbarocke Ensemble konnte aber nicht zufriedenstellen, weil es in seinen Proportionen kein adäquates Pendant zur mächtigen hochromanischen Ostgruppe war. Ein grober Schönheitsfehler, wie sich herausstellen sollte. Zu einem ausgewogenen Größenverhältnis hätten wenigstens ein weiteres Ge-
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schoss, ein angemessener Dachabschluss und vor allem die beiden Türme, die 1755 abgetragen worden waren, gehört. Der unschöne Zustand wurde später umso auffälliger, je prächtiger das Innere des Gotteshauses aufgrund der Ausmalung zwischen den Jahren 1846 und 1853 durch Johann Baptist Schraudolph (1808 – 1879) und Joseph Anton Schwarzmann (1806 – 1890) erstrahlte.
Die Pfalz wird bayerisch Speyer erhielt 1816 den Regierungssitz des bayerischen Rheinkreises. Zwei Jahre später ergriff man erste, freilich unzureichende Maßnahmen zur Instandsetzung des Domes: die Ausbesserung von Schäden, die Erneuerung von Teilen der Dächer und den Abriss des Kreuzganges. 1820/1822 trugen die Handwerker das Obergeschoss der Katharinen-Kapelle ab. Auch stammt aus dieser Zeit wohl eine in den Ostteilen in größeren Flächen gefundene Ockertünche. Zur offiziellen Wiedererrichtung des Bistums Speyer 1821 versprach König Max I. Joseph von Bayern (1756 – 1 825), den Dom als würdiges Gotteshaus wiederherstellen zu lassen. Auf der Nordseite des Königschors stellte ein Bautrupp 1824 das Kenotaph des knienden Adolfs von Nassau auf, jenes von Rudolf von Habsburg folgte 1843 auf der Südseite. Im Oktober 1825 übernahm König Ludwig I. (1786 – 1 868) die Regierungsgeschäfte. Als bayerischer König übte er bis zu seiner Abdankung 1848 erheblichen Einfluss auf die Gestaltung des Domes aus. Sein Ziel war, den Dom durch einen künstlerischen Großauftrag auszuzeichnen. Neben der Innenausmalung strebte er auch eine Erneuerung des Westabschlusses an. Er war und blieb bis zur Vollendung der Baumaßnahme die treibende Kraft. Inzwischen hatten sich König Ludwig I. und Bischof Nikolaus von Weis (1796 – 1869, reg. 1842 – 1869) darauf verständigt, dass der großherzoglich-badische Baudirektor Heinrich Hübsch (1795 – 1863) aus Karlsruhe als Dombaumeister den Auftrag zur Errichtung des neuen Westbaues erhalten solle. Um die Kosten überschaubar zu halten, wollte der König zunächst in Erfahrung bringen, ob die alten Fundamente die neuen Türme tragen können. Da er zum beabsichtigten Baubeginn längst abgedankt hatte, verknüpfte er sein persönliches finanzielles Engagement mit der Forderung, dass ein Dombauverein gegründet werde, der den Löwenanteil der Kosten aufbringt. Orientieren wollte er sich dabei am Kölner Dombauverein, der sich am 14. Februar 1842 durch Wahl des ersten Vorstandes konstituiert hatte. Aufgrund seines enormen Erfolges stieß sein Wirken auf überregionales Interesse. Seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab es deutschlandweit zahlreiche Initiativen zur Renovierung und Verschönerung bedeutender Kirchenbauten. Von Hilfs- und Fördervereinen versprach man sich die Finanzierung. Daher bat er den Bischof, er möge Informationen über den Kölner Dombauverein einholen. Seine eigenen finanziellen Möglichkeiten seien nämlich nach seiner Abdankung begrenzt, teilte er Bischof Nikolaus von Weis in einem Brief vom 24. August 1852 mit:
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„Der Gedanke von mir, daß wenn des Kaiserdoms Inneres verziert seyn wird, auch dessen Vorderseite hergestellt werden möchte, welches zu bewirken ein Dombauverein entstehen zu machen, da ich keine Antrag mehr, wie ich vorgehabt an die Stände zu dieser Herstellung bringen kann. Der Speyerer Dombauverein, dünkt mir wäre in der Art des Cölner einzurichten, freylich nur für Bayern berechnet, denn außerhalb möchte man keine klingende Theilnehmer finden sondern nur fromme Wünsche.“ Am 4. November 1852 gab Hübsch sein technisches Gutachten ab und überzeugte damit sowohl Ludwig I. als auch den Bischof. In dem Gutachten, aber auch in Briefen an Ludwig I. legte er seine Vorstellungen dar. Es sei eine „ästhetische Notwendigkeit“, dass er sich „gewissenhaft an die ursprüngliche Hauptgestaltung“ halte. Er versprach, dass er „in rein romanischem Style“ bauen wolle, allerdings mit einer kleinen Abweichung, weil für die „Hauptfacade wohl eine reichere Gliederung und Verzierung sich geziemt“. Der von Hübsch realisierte Giebel mit steigendem Rundbogenfries sei notwendig, weil ohne ihn die Fassade „eher einem Palast, als einer Kirche mit hohem Mittelschiffe“ gleichen würde. „Die abwechselnde Quaderschichtung von rothem und gelbem Sandstein“, die Neumann schon in seinem ersten Entwurf vorgesehen hatte, wollte Hübsch noch steigern, „um die gar so festungsartige Einförmigkeit der Mauerflächen etwas zu beleben“. Diesen Farbwechsel suchte der Architekt von der Farbigkeit der wechselnden Quaderschichten der Querarme herzuleiten. Auch dürfe das „an allen romanischen Kirchen beliebte große Radfenster“ nicht fehlen. Hübsch war sich durchaus bewusst, dass er vom romanischen Vorbild, das er eigentlich rekonstruieren sollte, erheblich abweichen würde. Er wollte seinen Stil verwirklichen, den er für ein Gebäude dieses Ranges für angemessen hielt. Der Bischof übermittelte die Informationen, die er aus Köln erhielt, samt Satzung des Zentral-Dombauvereins, am 21. Januar 1853 an Ludwig I. und merkte an: „Eine ähnliche Begeisterung wie in Köln ist weder in Speyer noch auch in der ganzen Pfalz zu erwarten. Davon ist die Ursache in den öconomischen, wie nicht minder in den religiösen Verhältnissen der Pfalz zu suchen, wo außerdem der Kunstsinn jetzt erst durch die großartigen Kunstschöpfungen im Speyerer Dome anfängt geweckt zu werden“. Der Bischof, der angesichts der Not und Armut in weiten Kreisen der Bevölkerung lange zögerte, Spenden zur Verschönerung seiner Kathedrale einzuwerben, erklärte sich schließlich bereit, einen Verein ins Leben zu rufen. Der Zweck gab dem Verein seinen Namen: „Verein zur Wiederherstellung der Vorderseite des Kaiserdomes zu Speyer“. Als Begründung hieß es in einem Werbeblatt: „Mit der großartigen Vollendung des Innern steht aber ein Theil des äußeren Domes in schreiendem Mißverhältnisse […]. Diesem Mißstande muß abgeholfen, die Vorderseite des Kaiserdomes muß in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt werden […]. Aber es bedarf mehr, wiewohl die Kosten nach genauester Prüfung auf die im Vergleich zu der Größe und der Bedeutung der Herstellung der ganzen Facade, der Kuppel und der Thürme geringe Summe von nicht einmal 100.000 Gulden veranschlagt sind […].
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I. Baugeschichte 45 Entwurf zum Westabschluss des Domes nach den Plänen des badischen Baumeisters Heinrich Hübsch. Lithographie von Adam Gatternicht.
Wenn die Beiträge nur einigermaßen fließen, so wird in drei Jahren der ganze Neubau vollendet seyn.“ Währenddessen wurde in einem Seitenschiff des Domes eine Abbildung des geplanten Bauprojekts ausgestellt. Zwei Versionen von Hübschs Westbauentwurf (Abb. 45) sind erhalten. Die Lithographien stammen von dem Architekten Lukas Engesser (1820 – 1880), Karlsruhe/Freiburg, und dem Lithographen und Verleger Adam Gatternicht (1819 – 1899), Stuttgart. Der Nachfolger Ludwigs I., König Maximilian II. Joseph (1811 – 1864), genehmigte die Statuten des Vereins am 6. Oktober 1853. Fünf Tage später billigte der König den Bauplan Heinrich Hübschs und ernannte ihn zum Bauleiter. Mit dem Speyerer Maurermeister Franz Joseph Herbst (1806 – 1875) wurde am 22. Mai 1854 der Bauvertrag geschlossen.
Westbau – „ein Unglücksfall“? Nach einer von Bischof Nikolaus von Weis zelebrierten Frühmesse am Montag, 3. Juli 1854, starteten Dombaumeister Heinrich Hübsch und sein Handwerkerteam das Westbauprojekt. Nikolaus von Weis war der Meinung, dass man bevorzugt mit dem Westbau beginnen und den Bau der Türme zurückstellen sollte. Ludwig I. war der Auffassung, dass die Türme sehr wichtig seien. Sollten nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, stünden wenigstens die Türme. Hübsch begann – mit Rücksicht auf die Stabilität des gesamten Baukörpers – weitgehend gleichzeitig sowohl mit den Türmen als auch mit dem Portalbau. Die alten Mauern des romanischen Erdgeschosses habe Hübsch nicht abreißen müssen, weil sie nur geringe Brandschäden aufzuweisen hatten, berichtete der Vorstand des Dombauvereins
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4. Spätbarock und Neuromanik
im Oktober 1855 seinen Mitgliedern. Der Dombaumeister habe sie auch deshalb als Grundmauern für die neue Etage nutzen können, weil sie nicht mehr die ursprünglichen Lasten zu tragen hätten, „sondern bei mäßiger Breite eine übergenügende Festigkeit“ erzielen würden. Schließlich verwies der Vorstand auf die „Anwendung einer besonderen Verstärkungs-Construction, die überdies noch eine bedeutende Material-Ersparung gewährt“. Damit sprach der Vorstand die – damals moderne – statische Konstruktion des Dombaumeisters an, welche bis heute den Architekten Respekt abfordert. Dabei handelt es sich um eine „Mauerwerk-Eisen-Verbundkonstruktion mit klarer Zuordnung der Kräfte zu den Materialien“, wie der Statiker Norbert Bergmann 1996 in einer Sitzung des wissenschaftlichen Beirates ausführte. Die Bauarbeiten machten rasch Fortschritte. Indem Hübsch die Einbauten Neumanns entfernte, gewann die Vorhalle an Breite und Tiefe. Allerdings nahmen die neuen Wandverkleidungen von der gewonnenen Größe wieder einige Zentimeter weg. Die Stufenportale wurden verkleidet und mit reichlich Skulpturenschmuck versehen. Ein wenig kompliziert war es, das Votivbild Johann Baptist Schraudolphs zu integrieren, weil die alte Mauertiefe und die neue Verkleidung in Einklang gebracht werden mussten. Die Westtürme waren am 29. Oktober 1855 bis „zu einer Höhe von 140 Fuß“ (knapp 41 Meter) hochgezogen, die Quergiebel vollendet, aber die Glockenkuppel noch nicht begonnen (Abb. 46). Der westliche Mittelturm wurde dem des Wormser Domes nachgebildet. Am 20. Oktober 1855 feierten die Handwerker Richtfest. Ende 1856 waren die Türme fast fertig, das in ein Quadrat gespannte Radfenster und der mittlere Giebel vollendet. Nennenswerte Überschreitungen des Kostenvoranschlages habe es nicht gegeben, berichtete der Dombauverein – mit einer Ausnahme: Ursprünglich sollte der Kern der spätbarocken Kuppel erhalten werden. Man habe sich dann aber zu einem Neubau an gleicher Stelle entschlossen, was die Kosten etwas verteuert habe. Ludwig I. hatte zur Errichtung der Türme eine Summe 46 Neuromanischer Westabschluss im Bau, errichtet über romanischem Erdgeschoss, westliche Türme und Giebel im Bau, westlicher Glockenturm nicht begonnen. Am 20. Oktober 1855 feierten die Handwerker Richtfest, das Foto entstand wohl Ende 1855.
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von 22.000 Gulden aus seiner Privatschatulle zur Verfügung gestellt. An der Finanzierung des Projektes beteiligte sich auch der österreichische Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916) mit mehr als einem Drittel der Gesamtkosten. Adolf Wilhelm Karl August Friedrich (1817 – 1905) Herzog von Nassau und Großherzog von Luxemburg, der Sohn Wilhelms I., finanzierte 1856 das mit Rahmung 7,50 Meter hohe und 6,90 Meter breite Radfenster sowie das Mittelfeld der Hauptfassade. Auch diese Informationen über Bauzustand und Spender gab der Vorstand des Dombauvereins in einem Rundschreiben an seine Mitglieder weiter. Am 10. Juni 1857 wurde die 6,5 Zentner schwere Kuppelrose gesetzt. Das folgende Jahr galt vorwiegend der Ausgestaltung des Innenraumes der Vorhalle. Dombaumeister Heinrich Hübsch hatte im Westen ein Gegengewicht mit drei Türmen und Querbau zur gewaltigen Ostgruppe geschaffen. In der Fernwirkung sorgt der Bau für ein positives Erscheinungsbild. Das individuelle Beiwerk fällt erst aus der Nähe auf. Das romanische Erdgeschoss blieb erhalten, Inneres und Äußeres wurden aber komplett mit einer Blendarchitektur versehen. Das Spiel mit verschiedenfarbigen Steinsorten in Streifen und Mustern stieß auf massive Kritik. Der Kunsthistoriker Georg Dehio schrieb sarkastisch: „Unter den vielen Unglücksfällen, die den Dom betroffen haben, nicht der kleinste!“ Und der Volksmund spottete über den Westbau: „Nicht schön, aber Hübsch!“ Der neuromanische Westabschluss ist ein quergelagerter, rechteckiger Raum, welcher der gesamten Breite des Langhauses vorgelagert ist. Über die nach Westen offene, dreijochige Halle baute der Architekt einen ebenfalls dreijochigen Saal. Den Querbau schloss er mit einem Satteldach ab, wobei er auf der Westseite einen Mittelgiebel einfügte. Die beiden Westtürme fielen etwas schmaler aus, als die Lithographie von 1853 ausweist (vgl. Abb. 45). Auf den Stirnseiten befand sich jeweils ein großes, gerahmtes Rundfenster. Gegenüber dem romanischen Lang- und Querhaus erhielten sämtliche Galerien einen neuen Rhythmus, die Mittelturmgalerie gegenüber dem früheren Dreierrhythmus einen Vierer-Takt. Das Dach krönte Hübsch mit einem Mittelturm mit oktogonalem Grundriss, einer statischen Herausforderung, weil der Turm die Glocken aufnehmen musste (Abb. 47). Die Problematik des Turmes wurde bei der Domrestaurierung ab 1996 im Hinblick auf Statik und Feuchteschutz deutlich. Die Konstruktion des Glockenturms gliederte Statiker Norbert Bergmann zunächst in drei Bereiche, die auch Auskunft über die erwähnte Materialeinsparung geben. 1. Widerlager mit oktogonförmigem Grundriss, aufgelöste Tragstrukturen mit Säulen und Pfeilern in Form einer Galerie; 2. unteres Drittel der Kuppel, bestehend aus einer oktogonförmig zusammengesetzten äußeren Schale und innenliegenden Abstrebungen, wobei letztere durch große Öffnungen gegliedert sind; 3. Kuppeloberteil in Form eines Paraboloids mit vier Gauben. Die Widerlager „bestehen überwiegend aus bearbeiteten Sandsteinen in Form von
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4. Spätbarock und Neuromanik
Säulen, Bögen und sonstigen Werksteinen sowie aus Mauerwerk […]. Kuppel und Abstrebungen sind in Ziegelmauerwerk errichtet, wobei die Wandstärke zwischen halbsteinstark und einsteinstark variiert. Die Gauben sind aus Werksteinen zusammengesetzt […]. Die Westkuppel ist mit Sandsteinplatten abgedeckt; die Auflagerung der Sandsteinplatten erfolgt auf gemauerten Rippen der Kuppel; im unteren Drittel sind die Sandsteinplatten durch Rückankerungen aus Stahl […] bis in die Abstrebungen gehalten“ (Norbert Bergmann). Das horizontale Fugenbild des Turmdaches, das von Architekt Heinrich Hübsch gewollt arrangiert wurde, sollte nach der Domrestaurierung erhalten werden. Deshalb wurde eine Lösung angestrebt, die sowohl den Feuchteschutz auf lange Zeit garantiert, als auch der ständigen Bewegung des Turmes durch das Geläut standhält. Neben dem neuen Westbau mit dem Glockenturm und den Türmen wurde auch an der Doppelkapelle gearbeitet und das Innere geschmückt. Die Katharinen-Kapelle erhielt 1857/1858 unter Verwendung der originalen Säulenkapitelle wieder ihr Obergeschoss nach romanischem Vorbild, abgeschlossen mit einem Schleppdach (1959
47 Westbau mit Glockenturm und zwei flankierenden Türmen von Heinrich Hübsch, errichtet zwischen 1854 und 1858.
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I. Baugeschichte
durch Zeltdach ersetzt). Der Königschor wurde mit Kreuz, Krone und herabhängenden Ampeln als kaiserliche Grablege besonders gekennzeichnet. Mit der kirchlichen Schlussfeier am 24. Oktober 1858 wurde die Vollendung des Dombaues feierlich begangen. Zehn Jahre später trug man den barocken Walm im Osten ab und ersetzte ihn durch einen neuen Giebel (vgl. Abb. 34), der allerdings der barocken Dachneigung mit steigender Zwerggalerie folgte (1963 abgebrochen und ersetzt). Das Kreuz bildete den Schluss-Stein des Ostgiebels. Es wurde am 4. November 1868 gesetzt. Mit diesen Baumaßnahmen war der Wiederaufbau nach den Zerstörungen von 1689 vollendet.
Überlegungen des Bischofs Die Herrscherhäuser, die den Wiederaufbau des Westabschlusses großzügig unterstützten, hatten den Wunsch, dass Statuen ihrer Ahnherren in die Außenfassade integriert werden. Dieses Ansinnen lehnte der Bischof ab. Für Nikolaus von Weis war es wichtig, dass bereits die Fassade den Charakter eines Gotteshauses widerspiegelt und als Symbol des katholischen Glaubens wahrgenommen wird. Im Innern ließ Weis zwar figuralen Schmuck mit den Ahnherren des Domes zu, aber er wollte nicht, dass bereits das Äußere den Charakter einer nationalen Ruhmeshalle erhält. Der neue Westbau sollte als Eingangshalle Menschen zum Gebet und Gottesdienst einladen. Die künstlerische Ausgestaltung des Westbaues musste also von theologischen Überlegungen bestimmt werden. In einem Hirtenbrief vom 29. September 1858 zur Vollendung des neugebauten Westteils des Domes formulierte der Bischof deshalb: „Wer die Kirche betritt, soll erkennen, daß er im Hause Gottes sich befinde, daß er an heil. Stätte wandle und vor dem Allerheiligsten stehe, daß demnach, wenn nicht gläubige Andacht, doch ehrerbietige Einbezogenheit seine Blicke und seine Schritte leiten müsse.“
Die Themen der Fassade Die Westfassade trägt daher zahlreiche Symbole des Glaubens. Die in drei Ebenen horizontal gegliederte und mittels vier Lisenen vertikal in drei Segmente geteilte Außenseite des Kaiserdomes schmücken Statuen und viele figürliche Kleinreliefs (Abb. 48). Fünf Heiligenbildnisse krönen das große Portal. Stolz und mächtig steht der Erzengel Michael mit einem Schwert in der Hand über dem Eingang. Seit alters her wird der Westen einer Kirche dem heiligen Michael zum Schutz gegen die mit dem Sonnenuntergang hereinbrechenden Mächte des Dunkels geweiht. Michael, der Satansbezwinger, aber auch der Engel des Erbarmens und der Sanftmut, öffnet nach katholischer Auffassung „den Weg in die Lichtherrlichkeit Gottes“. Sein Bildnis fügt sich über dem Portal ein in die Reihe der Dom-Patrone, die in stufenförmig aufsteigenden Halbkreisnischen platziert wurden (v.l.n.r.): Diakon Stephanus, Erzengel Michael, Gottesmutter mit dem Jesuskind als Patronin von Bistum und Bischofskirche, Johannes der Täufer und Bernhard von Clairvaux (Abb. 49). Geschaffen hatte sie
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4. Spätbarock und Neuromanik
Skulpturenschmuck der Westfassade 1856/1857 1 Fassadengiebel (G. Renn) 2 Engelsgestalten 3 Radfenster Christus mit Dornenkrone (E. A. Hopfgarten) 4 Evangelistensymbole Johannes/Adler Matthäus/Engel Markus/Löwe Lukas/Stier
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5 Nassauischer Löwe
1 2
6 Die Heiligen des Domes (v. l.) Hl. Diakon Stephanus Erzengel Michael Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind Johannes der Täufer Bernhard v. Clairvaux (J. Gasser)
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2 4
4 3
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7 Österreichischer Doppeladler (G. Renn)
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13 14 15
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Hauptportal: Tugenden 12 Engel und gute Gestalten links: „Brezel Ferdinand“
Seitliche Portale: Sünden 8 Trägheit Fabelwesen und Affe, Fratze, Schwein
10 Zorn Tiere, grimmiges Gesicht, Kampfhahn
9 Eitelkeit Böse Gestalt und Drachen, herausgeputzte Frau, Modeaffe
11 Geiz Tiere, Geizkragen mit Geldstück im Mund, Eule mit Geldsack
13 Erzengel Michael und Erzengel Gabriel 14 Christushaupt und frommes Gesicht 15 unten als Gegensatz vier arme Teufel
48 Schematische Darstellung des Skulpturenschmucks der Westfassade.
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I. Baugeschichte
49 Fünf lebensgroße Heiligenstatuen krönen das Hauptportal. Theologische Überlegungen des Bischofs bestimmten die künstlerische Gestaltung der Fassade.
in Speyer im Jahr 1857 der Wiener Bildhauer Josef Gasser (1816 – 1900) aus gelbweißem pfälzischen Sandstein. Die mittlere Zone, zwischen den beiden gerahmten Rundfenstern, erhielt eine große, in ein Quadrat gespannte Rosette, dessen Zwickel mit Evangelisten-Symbolen des Bildhauers Gottfried Renn (1818 – 1900) aus Speyer geschmückt wurden. Das Christushaupt im Zentrum des Radfensters schuf der nassauische Hofbildhauer Emil Alexander Hopfgarten (1821 – 1856) aus Biebrich. In der oberen Ebene, über dem zweiten Horizontalgesims, im Bereich des Satteldaches über der Galerie, befindet sich ein Dreiecksgiebel mit steigendem Rundbogenfries. Darin befinden sich drei kleine Cherub-Gestalten. Cherubime verkünden Gottes Macht und sind Symbole für die Selbstmitteilung Gottes in der Welt. In die Fassade wurden auch einige Wappen eingelassen: am Scheitelpunkt des äußeren Hauptportalbogens der österreichische Doppeladler und am Fuß des Radfensters das Wappen des Herzogs von Nassau. Die Wappen über dem südlichen und dem nördlichen Fassadenportal symbolisieren Bayern und die Pfalz. Die Kanten der gestuften Portalwangen der drei Tore wurden an ihrem oberen und unteren Ende mit unauffälligen Miniaturreliefs geschmückt (Abb. 50). Mit die-
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4. Spätbarock und Neuromanik
sen kleinen Darstellungen setzte Bischof Nikolaus von Weis dem Bau weitere Akzente. Im Sinne der mittelalterlichen Tugendallegorien sollte die Besucherin, der Besucher die Ursachen für Sünde und Lasterhaftigkeit wie in einem Spiegelbild selbst erkennen. Am Hauptportal fällt in Augenhöhe eine menschliche Gestalt auf, die vor Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammenschlägt (Verzweiflung als Resultat der Sünde). Seelischer Schmerz verzerrt ihr Gesicht, die Mundwinkel sind streng nach unten gezogen. Die Rippen lassen Anspannung erkennen, die Beine enden mit schmückendem Blattwerk. Gleich daneben presst ein Frömmler die Hände zusammen. Sein Gesicht verrät Spott, Ingrimm und Häme. An der nördlichen Wange lässt ein armer Teufel den Kopf hängen und daneben will einer vor einer Schlange fliehen. Er versucht vergeblich, in die Wand zu kriechen. Die kleinen Darstellungen vermitteln einen Schimmer von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, der dann eintritt, wenn keine Bereitschaft besteht, den Weg der Tugenden zu gehen. Sünde und Lasterhaftigkeit werden an den beiden Seitenportalen mit Gesichtern, Masken, Fratzen, Darstellungen von Tieren und bösen Geistern thematisiert. Die Masken unterhalb der Kämpfergesimse versinnbildlichen die Hauptsünden. Eine herausgeputzte Frau symbolisiert die übertriebene Eitelkeit. Den Zorn repräsentiert ein äußerst grimmiges Gesicht, dem die Haare straff zu Berge stehen. Der Geizige hat Angst, dass ihm jemand seinen Schatz nimmt. Er hat eine wüste, angstverzerrte Fratze. In seinen offenen Mund hat er ein Geldstück gesteckt. Aus seinem Geizkragen wachsen Disteln heraus. Auch Fraß und Völlerei sind nach des Bischofs Meinung zu tadeln: Ein fettes Gesicht kaut gelangweilt Ornamentblätter. Sie hängen aus den Mundwinkeln heraus. Am unteren Ende der Kante korrespondieren zu den oben skizzierten Sünden kleine Symbole. Eine kleine, hohläugige Eule drückt einen Geldsack mit 190.000 Gulden fest an sich (Geiz). Ein faules Schwein glotzt zu den Passanten (Trägheit und Faulheit). Ein Bock mit Hörnern symbolisiert Unkeuschheit und Zügellosigkeit. Als Zeichen für die Völlerei dient eine fette Kröte mit dicken, hervorstechenden Augen, für den Zorn ein Kampfhahn, der voll Wut in ein Ornamentblatt beißt. Sündiges Leben erzeugt nach Auffassung des Bischofs das Böse in der Welt. Die hässlichen Masken und Fratzen sollen abschrecken und zur Umkehr bewegen. Der Speyerer Bildhauer Gottfried Renn setzte in den Jahren 1857 und 1858 die Intention des Bischofs in die kleinen Bildwerke um. Oberhalb der Fratzen des Hauptportals, unterhalb der Kämpfergesimse, öffnet sich zur Stadtseite hin diesen armen Gestalten eine neue, hoffnungsvolle Dimension. Die christlichen Tu50 Detail vom Skulpturenschmuck der Westfassade, thematisiert wird an den Portalen der Gegensatz zwischen Sünden und Tugenden; Beispiel eines Affen, der vor Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.
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genden werden empfohlen: Christus, die versöhnende Liebe, die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit, vertreten durch die beiden Erzengel Michael und Gabriel. Der Erzengel, der die Botschaft der Geburt Jesu überbrachte, befindet sich auf der Südseite. Er wird wegen dieser Botschaft mit Leben und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht und häufig mit einem Mond dargestellt, der das Wachstum beeinflusst. An der Nordseite ist Michael, der Kämpfer gegen die Finsternis, aus dem Stein herausgemeißelt. Er wird in vielen Darstellungen in Verbindung mit der Sonne gezeigt, die die Lebensgeister weckt. Über dem Kämpfergesims knien zwei liebliche Engel. Sie tragen den vorderen Wulst des Portalbogens, der mit einem Palmenornament geschmückt ist. Nun reihen sich plötzlich unter die Engel menschliche Gestalten. Sie tragen den inneren, mit einem Zypressenornament dekorierten Wulst. Einer davon war ein bekanntes Speyerer Original, ein Brezelverkäufer namens Ferdinand, den damals jeder kannte. Er reiht sich mit der Brezel in der Hand munter in die Engelschar ein.
Denkmäler der Vorhalle Am Stufenportal in der Vorhalle, bevor man das Mittelschiff betritt, noch einmal Engel (Abb. 51). Sie singen und musizieren. Einer spielt Harfe, ein anderer Flöte, einer bessert gerade sein Instrument aus. Drei Engel auf jeder Seite. Konrad Reither, der an der thematischen Gestaltung des Westbaues beteiligt war, schrieb in seinem Kirchenführer: „Während an den äußeren Portalen in diesen symbolischen Darstellungen ein Kampf dargestellt ist zwischen sehr scharfen Gegensätzen, so erscheinen an dem inneren Portale, an der hohen Pforte, welche aus der Vorhalle in das Innere des Domes führt, die Zeichen des Sieges, des Triumphes, des Friedens. Die musicierenden Engel verkünden dies.“ Die Engel eröffnen eine neue Dimension mitten im pulsierenden Leben und Treiben einer Stadt. Die Engel sind des ewigen Lichtes teilhaftig geworden, formulierte der Kirchenvater Augustinus. Sie sind erleuchtet durch dasselbe
51 SkulpturenSchmuck am Stufenportal zum Dom-Inneren, musizierende Engel, geschaffen von Bildhauer Gottfried Renn in den Jahren 1857 und 1858.
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52 Außenseite des Bronzeportals von Toni Schneider-Manzell, Portalweihe am 7. März 1971. Über dem Portal das Widmungsbild von Johann Baptist Schraudolph aus dem Jahr 1853.
Licht, durch das sie geschaffen wurden. Sie sind Licht – aber nicht in sich, sondern in Gott (Joh. 1,8 – 9). Engel sind Boten Gottes. Sie dienen nicht sich selbst, sondern stehen im Dienste des Schöpfers. Engel treten in den biblischen Schriften immer hinter ihren Auftrag zurück. Sie sind Wesen der Begegnung. Sie stehen als Mittler zwischen Gott und den Menschen, segnend, fürbittend, begleitend. Deshalb werden der Besucherin, dem Besucher christliche Tugenden empfohlen, etwa die versöhnende Liebe, die Andacht, die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit. Beim Betreten der Vorhalle fallen zunächst das große Bronzeportal (Abb. 52) in den Blick, dann die beiden Kenotaphe Adolfs von Nassau (Abb. 53) und Rudolfs von Habsburg. Das Bildnis des knienden Königs Adolf von Nassau stiftete Herzog Wilhelm I. von Nassau (1792 – 1 839) im Andenken an seinen im Dom begrabenen Ahnherrn. Das Denkmal wurde 1824 zunächst auf der Nordseite des Königschores aufgestellt. Es zeigt den König idealisiert als edlen Ritter mit emporgehobenen, zum Gebet gefalteten Händen. Geschaffen hatte es der Straßburger Bildhauer Landolin Ohnmacht (1760 – 1834) aus weißem Sandstein, die Löwen am Fuß der Darmstädter Bildhauer Johann Baptist Scholl d. Ältere (1784 – 1854). 1843 folgte das Kenotaph König Rudolfs I. von Habsburg mit weitem Mantel, langem Gewand und den Insignien in den Händen auf der Südseite. Das Werk schuf der Münchener Bildhauer Ludwig Schwanthaler (1802 – 1848) aus weißem Marmor auf hellem Granitsockel. Zu beiden Grabmalen hat-
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I. Baugeschichte 53 Detail der 2019 bis 2021 restaurierten Vorhalle, nördliches Segment, instand gesetztes Kenotaph mit Adolf von Nassau, Standbilder von Heinrich IV. und Heinrich V. sowie Lünettenrelief mit Szene aus der Vita Rudolfs von Habsburg.
54 Domvorhalle von Norden nach Süden, Kenotaph Rudolfs I. von Habsburg, dahinter Standbilder Adolfs von Nassau und Albrechts I. von Österreich.
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4. Spätbarock und Neuromanik
te Leo von Klenze (1784 – 1 864), der Hofarchitekt Ludwigs I., Entwürfe gefertigt. Beide Kenotaphe stehen seit 1961 in der Vorhalle des Domes (Abb. 54). Vier Lünettenreliefs unterhalb der Gewölbe an der Nord- und Südwand fertigte Vincenz Pilz (1816 – 1896) aus Wien zu folgenden Themen: Gründung des Domes durch Konrad II. und seine Gemahlin Gisela; Graf Rudolf von Habsburg überlässt sein Pferd einem Priester, der das Allerheiligste einem Kranken bringt; Rudolf empfängt die Botschaft seiner Erwählung und die deutschen Fürsten schwören Rudolf auf das Kruzifix den Lehenseid (Abb. 55). Die in weißem Sandstein gemeißelten Reliefbilder wurden im September 1858 eingebaut. Josef Gasser meißelte sieben Brustbilder der gekrönten Wohltäter des Domes: Dagobert I., Karl der Große, Otto der Große, König Ruprecht von der Pfalz, Kaiser Franz Joseph von Österreich sowie die Könige Ludwig I. und Maximilian II. von Bayern. In acht Wandnischen der Vorhalle, jeweils etwa 3 Meter hoch und 1,20 Meter breit, befinden sich überlebensgroße Standbilder der acht im Dom beigesetzten Kaiser und Könige, gefertigt aus weißem, weichem Sandstein (Abb. 56). Die Standbilder von Konrad II. und Heinrich III. schuf Bildhauer Anton Dietrich (1799 – 1 872) aus Wien, die sechs weiteren Statuen meißelte der deutsch-österreichische Bildhauer Anton Fernkorn (1813 – 1878). Sie kamen mit den vier Reliefbildern von Vincenz Pilz am 2. September 1858 mit dem Schiff in Speyer an. Aufgestellt wurden die Nischenstandbilder noch im gleichen Jahr. Außer den Steinmetzarbeiten befindet sich noch das Votivbild Johann Baptist Schraudolphs über dem Hauptportal (vgl. Abb. 52). Es thematisiert die Weihe des Domes an die Gottesmutter: in der Mitte die Madonna mit dem Jesuskind, links vom Be-
55 Detail der südlichen Stirnseite der restaurierten Vorhalle, Lünettenreliefs mit Szenen aus der Vita Rudolfs von Habsburg und Medaillon König Dagoberts I.
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I. Baugeschichte
Standbilder der im Dom beigesetzten Kaiser und Könige
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1 17 9 2 16 10
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11 12 13
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18 7 15 19 8 14
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Heinrich V. Heinrich IV. Phillip v. Schwaben Heinrich III. Rudolf v. Habsburg Konrad II. Adolf v. Nassau Albrecht I.
Medaillons mit mit Medaillons Brustbildern von von Brustbildern Wohltätern des Domes Wohltätern des Doms Szenen aus der Vita Rudolfs von Habsburg in den Lünetten an der südlichen und nördlichen Wand 16 Gründung des Domes durch Konrad II. im Beisein seiner Gemahlin Gisela und des Speyerer Bischofs Walter 17 Der Graf von Habsburg überlässt das Pferd einem Priester. 18 Die deutschen Fürsten schwören vor Rudolf den Lehenseid. Da ihm das Zepter Karls des Großen fehlt, nimmt Rudolf das Kreuz vom Altar. 19 Übertragung der Königswürde auf Rudolf
9 Rubrecht III. von der Kurpfalz 10 Otto I. 11 Ludwig I. von Bayern 12 Franz Joseph I. Kaiser von Österreich
13 Maximilian II. von Bayern 14 Karl der Große 15 König Dagobert I.
56 Schematische Darstellung der Standbilder, Lünettenreliefs und Medaillons im Innern der Vorhalle.
trachter der heilige Bernhard und der heilige Stephanus, rechts der heilige Johannes der Täufer und ein Selbstbildnis des Malers. Das Fresko ist signiert „exvoto Joh. Schraudolph 1853“. Das Bild des Guten Hirten von Gottfried Renn (Abb. 57), das bis zum Einbau des neuen Bronzeportales im Jahr 1971 das Bogenfeld über der Haupttüre zierte, ist noch erhalten und befindet sich heute im Garten eines Ordinariatsgebäudes. Das Innere der Vorhalle wurde von 2019 bis 2021 gründlich gereinigt und restauriert. 57 Altes Eingangsportal nach Tieferlegung des VorhallenFußbodens mit verlängerten Portalflügeln. Darüber Tympanon aus Sandstein von Gottfried Renn aus dem Jahr 1857 mit Christus als gutem Hirten, flankiert von Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert. Aufnahme 1964.
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II. Einzelbetrachtungen
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II. Einzelbetrachtungen
1. Die Fundamente Von vielen abgegangenen Bauwerken aus längst vergangenen Tagen haben wir nur deshalb Kenntnis, weil deren Fundamente in der Erde erhalten geblieben sind. Wenn schriftliche Quellen fehlen, sind sie oft die einzigen Zeugen. Größe und wesentliche Raumgliederung eines Bauwerks werden vom Fundament vorgezeichnet. Im Fall des Kaiserdomes zu Speyer verhält es sich anders. Jahrhundertelang hatte man überhaupt keine Information über die Fundierung des riesigen Bauwerks, weil Fundamente eben nicht ohne Weiteres zugänglich sind. Oft nur zufällig fügten sich allmählich Beobachtungen aneinander, die bei kleineren Reparaturen, bei Sicherungsarbeiten, beim Verlegen von Leitungen, vor allem aber bei archäologischen Grabungen im Inneren und im Außenbereich des Domes zutage traten. Aus den vielen Puzzleteilen ergab sich ein beachtliches Gesamtbild der Fundamentsituation des Speyerer Domes. Die Fundamente geben Auskunft über die Denkweise der Bauherren, das Fachwissen der Architekten und das Know-how der Handwerker zur Erbauungszeit. Die Speyerer Fundamente seien als typisch für die romanische Architektur anzusehen, weil sie den „architektonischen Grundvorstellungen des Massen- und Mauerbaues“ entsprechen würden, resümiert Hans Erich Kubach, der gemeinsam mit Walter Haas alle schriftlich dokumentierten Beobachtungen in der großen Baumonographie auswertete. „Gewissermaßen bleibt hier der Gedanke vorherrschend, die Mauer sei das Primäre, die Öffnungen – auch die Arkaden – aus ihr ausgeschnitten.“ Folgerungen zögen erst die Menschen der Gotik, indem sie die Pfeiler auf Blockfundamenten anstelle von Banketten gründeten.
Der Baugrund Der Dom steht im Nordosten einer dem Hochufer vorgelagerten Niederterrasse des Rheines (Abb. 58). Unterhalb dieses Geländesporns mäandrierte der Rhein in immer neuem Muster. Der Baugrund des Domes entstand auf ganz natürliche Weise aus Schwemmland, wie es sich über einen sehr langen Zeitraum bei unbefestigten Flüssen durch den Transport von relativ feinkörnigem Geschiebe bildet. Seinen geordneten Verlauf erhielt der Fluss erst im 19. Jahrhundert. Die Bauleute des Mittelalters vertrauten darauf, dass das Land dem neuen Bauwerk genügend Stabilität gibt. Die mächtige Speyerer Kathedrale ist also auf Sand gebaut. Der feste, feinkörnige Sandboden ist stellenweise durchzogen von feinem Kies, gelagert in horizontalen Schichten, sowie von wenige Zentimeter dicken Mergelbändern. Stellenweise kommt auch fester Lehm vor, ebenfalls in horizontaler Schichtung. Eine Pfahlgründung wie in Mainz und Straßburg war in Speyer nicht nötig, weil sich die Fundamentsohle weit
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1. Die Fundamente
oberhalb des Grundwasserspiegels befindet. Das Niveau des Grundwassers lässt sich im knapp 200 Meter entfernten Judenbad eindrucksvoll beobachten. Das Areal, auf dem der heutige Dom steht, war vor dessen Baubeginn besiedelt. Die Landzunge bildete die alte Stadt. Deshalb ist der gewachsene Boden von einer Kulturschicht aus Abbruchmaterial und sonstigem Schutt überdeckt. Bei der Grabung 1924 vor dem östlichen Portal der Nordseite betrug die Kulturschicht rund 4,50 Meter. Diese Kulturschicht wiederum besteht unten aus bis zu 3 Meter römischem Schutt, da das Areal bereits zu jener Zeit bebaut war. Darüber befindet sich eine knapp 1 Meter hohe mittelalterliche und eine gut 0,5 Meter dicke neuzeitliche Aufschüttung. Auf der Südseite betrug die Kulturschicht insgesamt nur rund 3 Meter. Da sich das Niveau des um den Dom befindlichen Bereichs von Zeit zu Zeit geändert hat, sind die Angaben relativ und beziehen sich auf die jeweiligen Grabungen. Die ersten Arbeiten zur Errichtung des Domes lassen sich folgendermaßen rekonstruieren. Nach der Festlegung der Baustelle steckten die Baumeister die Baugrube ab. Zuerst wurde die Längsachse festgelegt. Sie weicht von der West-Ost-Richtung ein wenig ab. Die Querachse sollte exakt senkrecht auf der Längsachse stehen, tatsäch-
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58 Ausschnitt aus dem „Klüpfelsau-Plan“ von 1574 (Variante im Münchner Hauptstaatsarchiv, seit 2003 im Landesarchiv Speyer, W 2 Nr. 21). Darstellung des mittelalterlichen Speyer. Der Plan diente als Beilage zu einer Prozessakte, die zwischen Bischof und der Stadt vor dem Reichskammergericht zu Speyer verhandelt wurde. Dem Zeichner ging es nicht um topographische Genauigkeit, sondern um Darstellung des Streitfalls. Auf der nördlichen Spitze die Klüpfelsau mit vier Pferden. Rechts Hasenpfuhl-Vorstadt und Gebäude mit Rauchwolke im heutigen Ziegelofenweg (aquarellierte Federzeichnung 87,3 Zentimeter mal 51,0 Zentimeter).
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II. Einzelbetrachtungen
lich ist sie jedoch leicht verdreht. Diese Feststellung ist deshalb wichtig, weil davon verschiedene Theorien zur Datierung der Dom-Gründung abgeleitet werden. Die Annahme von Walter Haas, dass die Vermessung des Domes nicht in einem Zug, sondern in mehreren Etappen stattfinden musste, weil ältere Bauten im Weg standen, scheint als Begründung für die Abweichung plausibel. Die Gebäude mussten für die Fortsetzung der Bauarbeiten erst beseitigt werden. Durch die Hindernisse hatten sich Messfehler eingeschlichen, die eine Schiefwinkligkeit zur Folge hatten. Mehrfach wurde während des Bauverlaufs versucht, diese Fehler zu korrigieren. Besonders auffällig ist dieser Korrekturversuch an der Nordwestseite des nordwestlichen Vierungspfeilers im nördlichen Seitenschiff sichtbar. Die nördliche Pfeilervorlage hängt über dem Krypta-Zugang aufgrund einer Winkelkorrektur des Querhauses in der Luft (Abb. 59). Auswirkungen dieser Messfehler zeigen sich auch im Detail. Ein weiteres Beispiel für die fehlerhafte Einmessung: Normalerweise sind die Fundamentkronen so breit angelegt, dass nicht nur das aufgehende Mauerwerk darauf Platz findet, sondern auch die Pfeilervorlagen oder die Vorlagen für die Halb- und Viertelsäulen. Auf der Südseite der Altarhauskrypta ist der Fundamentvorsprung mit 8 bis 12 Zentimetern recht knapp bemessen. Hier liegt offensichtlich ein Messfehler vor. An der Nordwand hingegen hat der Vorsprung ein normales Maß von 22 bis 26 Zentimetern. In den Querarmen der Krypta sind die Fundamentvorsprünge sogar zwischen 19 und 50 Zentimeter stark, also breit genug, um eine Vorlage aufnehmen zu können. Die Bauleute hoben zunächst die Grube für die Krypta und dann für deren Fundamente aus. Später folgten die Gräben für die Fundamente des Langhauses (Abb. 60). Der Erdaushub für Krypta und Fundamente des Domes dürfte eine erhebliche Erhöhung des Domhügel-Niveaus zur Folge gehabt haben. Die Niederlegung der Gebäude der Dom-Umgebung im 19. Jahrhundert führte zur weiteren Aufhöhung 59 Nordwestseite des nordwestlichen Vierungspfeilers im nördlichen Seitenschiff: Mauerrücksprung, der beim Versuch, die leichte Verschwenkung der Querhauswände zu korrigieren, entstand.
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1. Die Fundamente
60 Grundriss der Fundamentkrone (schraffiert), aufgehendes Mauerwerk weiß ausgespart.
des Terrains. Dass das Geländeniveau zur Zeit des salischen Dombaues ungefähr 1,30 Meter bis 1,50 Meter unter dem heutigen Terrain lag, wurde bei der Grabungskampagne 1966/1968 von Wulf Schirmer bestätigt. Das heutige Niveau ist nicht einheitlich und hat von Süden nach Norden ein Gefälle. Am Dom sind unterschiedliche Fundamentabschnitte auszumachen: die Fundamente der Ostkrypta, der Querhauskrypta und der Osttürme, die Fundamente des westlichen und des östlichen Abschnitts des Langhauses mit dem Hauptschiff und den Seitenschiffen sowie die Fundamente des Westbaues. Schließlich spielen die Fundamentverstärkungen im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau im Osten nach 1080 eine Rolle. Als Faustregel gilt, dass alle Fundamente von Bau I durchschnittlich 5 Meter tief unter Terrain im Boden verankert sind, obwohl der Baukörper selbst ganz unterschiedliche Höhen aufweist. Die Mauern des Ostbaues haben eine doppelte Aufgabe zu erfüllen: Außen sind sie Fundament, im Inneren sind sie aufgehendes Mauerwerk der Krypta. Im Folgenden wird gezeigt, wie sich die Fundamentsituation des Domes im Einzelnen darstellt.
Ostkrypta Mit den Fundamenten der Umfassungsmauer der Ostkrypta wurde der Dombau begonnen. Von außen betrachtet bilden die Umfassungsmauern bis zur Höhe der Fensterbänke das Krypta-Fundament, sie sind aber, wie gerade erwähnt, gleichzeitig die Innenwände der Krypta. Die Sohle des Fundaments liegt, von außen gemessen, zwischen 4 und 5 Meter unter Terrain. Am Apsis-Scheitel außen ermittelte Grabungslei-
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II. Einzelbetrachtungen 61 Fundamentsohle des Nordostturms (Bau I) und der Umfassungsmauer des Altarhauses (Bau II). Die Fundamentsohle der Mauerverstärkung besteht aus Stückung von senkrecht gestellten, keilförmigen Bruchsteinen, die in den Grund gerammt wurden, Aufnahme vom 5. Oktober 1931.
ter Max Schmitt in den Jahren 1929 und 1931 die Sohle des Fundaments von Bau I exakt bei 4,20 Meter. Innen wurden zwischen 60 und 73 Zentimeter Fundamenttiefe gemessen. An dieser Stelle ist das Fundament 4,23 Meter stark. Die Fundamentverstärkung von Bau II, von der gleich noch die Rede sein wird, beträgt weitere 1,60 Meter. Die Handwerker errichteten die Fundamente der Umfassungsmauern von Altarhaus und Querhaus des Baues I ordentlich mit Schnur und Senkel als freistehende, zweihäuptige Mauern. Dazu hoben sie so tiefe und breite Gräben aus, dass sie beidseitig bequem darin stehen konnten. Mit dem Emporwachsen der Fundamentmauern füllten sie die Gräben wieder zu und konnten so immer auf festem Boden stehen. Sie verwendeten für die Mauern im Wesentlichen gutes Bruchsteinmauerwerk, die Mauerkanten erhielten meistens große Quadern zur besseren Stabilität. Die Bauleute mauerten regelmäßige Schichten zuweilen in unregelmäßigen Schichthöhen. In der Westecke der Nordwand der Altarhauskrypta ist das Fundament 5,14 Meter breit, davon entfallen 3,58 Meter auf Bau I und 1,56 Meter auf die Umfassungsmauer von Bau II. Zwischen beiden Fundamenten befindet sich eine Fuge. Die Fundamentsohle von Bau I liegt an dieser Stelle außen bei 4,40 bis 4,50 Meter unter Terrain, 60 Zentimeter unter dem Kryptafußboden, und besteht aus einer flachen Steinschicht. Das Fundament der Umfassungsmauer von Bau II liegt nochmals 45 Zentimeter tiefer. Im Gegensatz zu Bau I besteht die Fundamentsohle der Mauerverstärkung von Bau II aus einer Stückung von senkrecht gestellten, spitzen, keilförmigen Bruchsteinen (Abb. 61). Sie wurden in den Grund gerammt, um den weichen Boden zu verdichten. Die Ummantelung des Baues II besteht vorwiegend aus unbearbeitetem, rohem Bruchsteinmauerwerk. Die Fundamente der Ostkrypta gründen nicht in gewachsenem Boden, sondern in der weicheren römischen Schicht darüber. Zwischen
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1. Die Fundamente
die Umfassungswände der Ostkrypta spannten die Handwerker ein rechtwinkliges Fundamentgitter, das mit den Fundamenten der Wände nicht im Verband steht. Auf den gut verzahnten Schnittpunkten des flachen Gitters stehen die mächtigen Säulen. Ein spektakulärer Fund gelang Architekten und Handwerkern bei den statischen Sicherungsarbeiten 1931, als sie Teile des Areals um die Apsis von Bau II freilegten. Zum Vorschein kamen dabei zwei Mauerecken, die südlich und nördlich der ApsisAchse aus dem Apsisrund herausragten. Sie gehörten zu einem rechteckigen äußeren Abschluss des Altarhauses von Bau I. Somit steht Folgendes fest: Bau I hatte im Osten einen geraden äußeren Abschluss und wurde später durch einen Fundamentanbau (Bau II) verändert. Die Krone der beiden Mauerblöcke lag 0,85 Meter unter Terrain, die Sohle befand sich, von da aus gemessen, 3,35 Meter tiefer. Als Kantenquader kamen mehrere zweitverwendete römische Spolien ans Tageslicht, unter anderem auch ein Opferaltar. Das Fundament der neuen halbrunden Apsis von Bau II wurde einfach mit Fuge dem geraden Ostabschluss von Bau I vorgesetzt, die beiden Fundamentecken von Bau I ragten dabei heraus. Die Bauleute machten sich wenig Mühe mit dem Ausheben der Baugrube für Bau II. Wohl um sich damit nicht zu lange aufzuhalten, stachen sie für das Fundament eine schmale Grube senkrecht in den Boden. Das hatte zur Folge, dass die Handwerker wenig Platz zum Arbeiten hatten und nur von oben her mauern konnten. Die Mauer besteht aus unregelmäßigen Steinen, die zwar schichtweise errichtet, aber mit viel Mörtel überschüttet wurden, der an den Seiten herausquoll. Wie zu erwarten war, wurden bei der Grabung 1931 im Bereich der Apsis mehrere vor der Kirche liegende Gräber entdeckt. Genau in der Achse befand sich beispielsweise ein gemauertes Grab, das im Zuge der Mauerverstärkung von Bau II einfach überbaut wurde. Es muss also zwischen Dom-Gründung und Erweiterung angelegt worden sein.
Querhauskrypta Die Fundierung der Querhauskrypta folgte zeitlich auf die der Ostkrypta, zunächst wieder mit den Fundamenten der Umfassungsmauern, dann mit den rechtwinkligen Fundamentgittern, auf deren Kreuzungsstellen die Säulen stehen (Abb. 62). Das Fußbodenniveau der Querhauskrypta liegt etwa 35 Zentimeter tiefer als das der Ostkrypta. Die Pfeiler der Vierungskrypta stehen auf durchlaufenden Fundament62 Kreuzfundament im Nordquerarm der Krypta, südöstliche Stütze, Foto von 1961.
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II. Einzelbetrachtungen
63 Krypta, Grundriss mit Bodenbefunden nach Abnahme des Steinplatten-Fußbodens. Fundament unter Pfeilerarkade zwischen Ostkrypta und Vierung nicht eingezeichnet.
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1. Die Fundamente
bänken (Abb. 63). Die Sohlen der Bänke gründen 42 bis 64 Zentimeter tief. Ihre Breite beträgt unter den Pfeilerarkaden der Nord-, Süd- und Westseite zwischen 1,06 und 1,26 Meter. Der Fundamentstreifen unter den östlichen Vierungspfeilern ist schmäler und lückenhaft. Zwischen den Pfeilern liegt eine Art Stückung aus Bruchsteinen. Möglicherweise wurde dieses Fundament beim Ausbruch der beiden seitlichen Öffnungen der Westmauer des Krypta-Ostarmes beschädigt oder beseitigt. Die Maße des Fundaments der Südwand des südlichen Querarmes sind durch eine Grabung bekannt. 1929/1931 erfolgte innen und außen eine Freilegung bis zur Sohle. Sie reichte außen 4,20 Meter unter Terrain, innen 40 Zentimeter unter den Fußboden. Das aufgehende Mauerwerk von 4,18 Meter Mauerstärke steht auf einem abgetreppten Fundament, das an der Sohle eine Breite von 6 Meter erreicht. Im Nordquerarm liegt die Sohle der Westwand außen bei 5,40 Meter, die der Nordwand bei 4,90 unter dem heutigen aufgehöhten Terrain. Die Ummantelung von Bau II ist im Norden stärker als im Süden. Das Aufgehende des Nordquerarms ist 5 Meter breit. Das abgetreppte Fundament zu Beginn des Aufgehenden beträgt 6,80 Meter, an der Sohle 7,70 Meter. Davon sind Bau I 3,70 Meter zuzuordnen, Bau II 4 Meter. Zwischen beiden Mauern gibt es eine Fuge. Für die Gräben der Fundamentgitter von Bau I wurde leicht schräg, manchmal auch senkrecht, in die Tiefe gestochen und das Erdreich ausgehoben. Anschließend füllten die Arbeiter kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk mit viel Mörtel von oben in die Grube. Die oberste Schicht wurde sorgfältig vermauert. Die Stärke der Streifen der Fundamentgitter variiert stark, von 0,60 Meter im Südquerarm bis 1,25 Meter in der Ostkrypta. Die Ausläufer der Fundamentgitter schließen nicht immer sorgfältig an die Umfassungsmauern an und können daher auch nicht mit diesen verzahnt sein. An einer Stelle endet das Spannfundament sogar 60 Zentimeter vor der Südmauer. Die Fundamentzüge gründen durchschnittlich 35 bis 60 Zentimeter tief im Boden. Aufgrund der Befunde ist anzunehmen, dass die Querhauskrypta zunächst im Norden, dann erst im Süden errichtet wurde, wobei das Niveau des Krypta-Fußbodens sehr ungleichmäßig ist. Von Süden nach Norden besteht ein Gefälle von 60 Zentimetern. Beim Verlegen des neuen Plattenbodens 1961 wurde das Gefälle etwas vermindert. Der vorhergehende Boden stammte aus der Zeit der Wiederherstellung der Gewölbe um 1700, die 1689 schwer beschädigt wurden. Die Vorkrypta war schon im 11. Jahrhundert vermauert und zugeschüttet worden. Dabei wurden die Zugänge der Krypta in die Querarme verlegt, wo Treppen sie mit den Seitenschiffen des Langhauses verbinden. Vom historischen Estrich blieben nur einige Teilstücke erhalten.
Osttürme Das Fundament der beiden Osttürme besteht jeweils aus einem quadratischen Block von 9 Meter Kantenlänge. Dessen Sohle befindet sich rund 4,20 Meter tief im Erdreich. Die Blöcke wurden in die Winkel zwischen dem Altarhaus und den beiden
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II. Einzelbetrachtungen 64 Fundament und Mauerwerk der Nordwand des Altarhauses (links) und Ostwand des Nordostturmes (rechts), die Aufnahme entstand bei den Fundamentsicherungsarbeiten am 26. September 1931.
Querarmen des Baues I gestellt. An ihrer Sohle wurden sie ohne Verband an die Grundmauern des Altarhauses gelehnt (Abb. 64). Ob die mächtigen Fundamente massiv sind, konnte nicht ermittelt werden. Die Außenwände der Fundamente bestehen aus Bruchsteinen und sind ganz leicht geböscht. Sie gehen ohne merklichen Absatz in das aufgehende Mauerwerk über. Da die Turmfundamente bei den Umbaumaßnahmen unter Heinrich IV. nicht ummantelt wurden, stoßen die Mauerverstärkungen von Bau II von Querhaus und Altarhaus mit senkrechter Fuge stumpf an die Turmfundamente von Bau I an. Heute sind die Turmfundamente von der Betonverstärkung von 1931 verdeckt.
Langhaus Die Fundamente des Langhauses bestehen aus vier parallel verlaufenden Mauerstreifen. Diese stoßen im Osten an die Fundamente der Pfeiler-Bogen-Arkade der Vierungskrypta, im Westen an das Fundament der östlichen Wand des Westbaues. Der Mauervorsprung des Fundaments der Pfeiler-Bogen-Arkade beträgt nach Westen 1 Meter, während das Aufgehende gegenüber bündig an die Oberkante des Fundaments anschließt. Das heißt, dass die Mauervorlagen unter der Orgelnische der Hauptorgel direkt auf den Längsfundamenten aufsitzen. Die Langhaus-Außenmauern stehen jeweils auf dem äußeren der vier Streifenfundamente. Die Streifen sind zwischen 2,50 Meter und 2,90 Meter breit. Das aufgehende Mauerwerk der jeweiligen Domgartenseite springt außen circa 10 Zentimeter von der Oberkante des Fundaments zurück. Innen entspricht der Rücksprung des Aufge-
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1. Die Fundamente
henden von der Fundamentkante den Vorlagen der Seitenschiffe und beträgt durchschnittlich 0,90 bis 1,20 Meter. Die beiden Streifenfundamente des Mittelschiffes haben ungefähr die gleiche Kronenbreite wie die Außenfundamente. Ihre Tiefe wurde nicht untersucht. In der 1902 neu erbauten Gruftanlage liegen Teile des MittelschiffFundaments frei. Die Fundamente der Seitenschiff-Außenmauern sind durch Grabungen an fünf Stellen bekannt. An zwei Stellen wurde dabei die Fundamentsohle erreicht. Diese befindet sich rund 5 Meter unter Terrain. Beide Streifenfundamente bestehen aus Kleinquadern oder größeren hammerrecht bearbeiteten Bruchsteinen, darunter auch zweitverwendetes Baumaterial. Sie sind, wie bereits bei den Krypta-Fundamenten beobachtet, zwar regelmäßig geschichtet, die Schichthöhen sind aber sehr verschieden. Für das Aufmauern wurde Kalkmörtel verwendet. Die vier ostwestlich verlaufenden Fundamentstreifen des Mittelschiffs waren ursprünglich (Bau I) nicht mit Quermauern verbunden. Erst anlässlich der Wölbung des Mittelschiffs (Bau II) wurden zwischen die beiden inneren Langhausfundamente fünf querliegende Spannfundamente eingestellt, deren Breite 1,05 bis 2 Meter beträgt. Ihre Ausführung ist sehr unregelmäßig und nicht exakt axial zum Längsfundament. Außer an zwei Stellen münden sie an beiden Enden in rechteckige Fundamentblöcke, die die Lasten der Pfeilerverstärkungen zur Einwölbung des Mittelschiffs tragen. Die Fundamentblöcke verlaufen durchschnittlich 3 Meter entlang den Längsfundamenten und ragen 2 Meter ins Mittelschiff. Sie sind mit Fuge an die Längsfundamente angesetzt. In den Seitenschiffen wurden keine Spannmauern gefunden. Bei der Tieferlegung des Fußbodens 1963 konnte nahezu die gesamte Mauerkrone der Fundamente im Innern des Domes untersucht werden. Dabei kam ein weiteres Spannfundament zum Vorschein (Abb. 65), das sich in Höhe der östlichen Sei65 Bei der Tieferlegung des Fußbodens 1963 wurden die Fundamentkronen sichtbar. Dabei kam in Höhe der östlichen Seitenportale das Spannfundament der Trennwand zum Vorschein, die von etwa 1700/1702 bis 1778 den liturgisch genutzten Teil von der westlichen Ruine trennte. Die Fundamente des Langhauses bestehen aus vier parallel verlaufenden Mauerstreifen (Bau I). Anlässlich der Wölbung des Mittelschiffs wurden zwischen die Langhausfundamente Spannfundamente eingestellt (Bau II).
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II. Einzelbetrachtungen 66 Getrepptes Langhausfundament in der Südwestecke des südlichen Seitenschiffs nach Verlängerung des Langhauses (Bau I), unten rechts das Fundament des Westbaues, darüber Quader der Seitenschiff-Westwand mit Putz-Unterkante des erhöhten Niveaus, Aufnahme vom 11. September 1963.
tenportale (bei den unverstärkten Pfeilern), von Außenwand zu Außenwand erstreckt. Es handelt sich um das Fundament der Mauer, die von etwa 1700/1702 bis 1778 den liturgisch genutzten Teil von der Ruine des Domes trennte. Dieses Fundament ist zwischen 1,20 und 1,45 Meter breit. Eine verblüffende Feststellung machten Archäologen 55 Meter vom Querhaus entfernt, in Höhe der beiden westlichen Portale. Eine senkrechte Baunaht durchzog alle vier Streifenfundamente von Süd nach Nord. Offensichtlich sollte das Fundament des Langhauses einmal an dieser Stelle enden. Auch die Ansätze eines Querfundaments für eine Westmauer mit einer Kronenbreite von 1,95 Metern wurden an dieser Stelle gefunden. Die Befunde legten den Schluss nahe, dass das Langhaus zunächst kürzer geplant war. Hier sollte das Querfundament für einen Westbau anschließen. Stattdessen wurde noch vor Beendigung der Fundamentarbeiten das Langhaus nach Westen hin um 15 Meter verlängert. Das kleinteilige Mauerwerk westlich der Baunaht stößt hier ohne Verband an. Auch der Querschnitt der Fundamente änderte sich an dieser Stelle. Während die östlich gelegenen Fundamente senkrecht nach unten geführt wurden und höchstens leicht geböscht waren, waren sie ab hier stark geböscht oder sogar getreppt (Abb. 66). Auch die Fundamentkronen wurden nun etwas breiter als bei den östlichen Fundamenten. Die Annahme, dass das Langhaus einmal kürzer geplant war, als später ausgeführt, bestätigte ein weiterer Fund: An den östlichen Laibungen der beiden westlichen Seitenportale bindet auf einer Länge von über 6 Metern in westöstlicher Richtung ein Mauerklotz in die Außenfundamente ein. Er war allerdings an einigen Stellen abgebrochen, endet bereits 2,70 Meter unter Terrain und reicht nicht bis zur Fundamentsohle hinab. Aus diesem Fund wurde geschlossen, dass die Mauerblöcke die Fundamente für ein Turmpaar bilden sollten. Der Weiterbau von Westabschluss und Türmen wurde dann wohl im Zusammenhang mit der Verlängerung des Langhauses nach Westen aufgegeben.
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1. Die Fundamente
Westbau Die Fundamente des Westbaues konnten bislang noch nicht in ihrer Gesamtheit in Augenschein genommen werden. Unbekannt sind vor allem die äußeren Fundamentkanten, weil die Obelisken-Fundamente Neumanns den Blick verwehren. Untersucht sind hingegen die Bereiche unterhalb des westlichen und östlichen Portals. Das Fundament der Ostmauer ist 6,50 Meter stark und besteht aus Bruchsteinen, deren Stoß- und Lagerfugen von vorquellendem Mörtel durchsetzt sind. Die Sohle des Fundaments liegt unterhalb der Grabungstiefe von 4,20 Meter. In 2,26 Meter Tiefe war bereits die Oberkante der römischen Kulturschicht erreicht. Das aufgehende romanische Mauerwerk verläuft bündig mit den Kanten der Fundamentkrone. Die Fundamentkrone der Westmauer ist 5 Meter stark. Sie verläuft außen bündig mit dem aufgehenden romanischen Mauerwerk und ist nach unten abgetreppt. Im Inneren der Westwand gibt es einen durchlaufenden Fundamentvorsprung zur Auflage der westlichen Gurtvorlagen und Ecksäulen. Gelegenheit für Untersuchungen im Vorhallen-Inneren boten die Versetzung der beiden Königsstandbilder vom Königschor in die Vorhalle im Jahr 1961 sowie die Tieferlegung des Fußbodens 1963/1964. Bei dieser Maßnahme senkte man den Fußboden des Mitteljochs der Vorhalle um 60 Zentimeter auf das Niveau des Mittelschiffs ab. Die Seitenjoche blieben unverändert. Unterhalb der beiden Gurtbögen, die das südliche und das nördliche Joch vom Mitteljoch der Vorhalle scheiden, befinden sich zwei parallel liegende Mauerzüge in westöstlicher Richtung. Diese Spannfundamente bestehen aus einem mittleren romanischen Kern von 3,50 Meter Breite, zu beiden Seiten beigestellt sind nachträgliche Verstärkungen. Die östlichen Wandvorlagen der Gurtbögen sitzen auf diesen beiden Spannfundamenten auf.
Kapelle St. Emmeram/St. Martin Die Außenseiten der Fundamente der unteren Kapelle St. Emmeram und St. Martin sind weitgehend unbekannt. Bei einer Grabung 1958 im Inneren wurden an drei Seiten Fundamente gefunden. Die Säulen stehen nicht auf einem Fundamentgitter wie in der Krypta, sondern auf zwei Spannfundamenten in ostwestlicher Richtung. Die Spannfundamente sind 0,85 Meter breit und gründen 1,30 Meter tief.
St.-Afra-Kapelle Über die Fundamente der St.-Afra-Kapelle ist nur wenig bekannt. Die Nordwand hat ein Fundament, das im Westjoch mindestens 1,80 Meter unter dem heutigen Fußbodenniveau liegt. Die Sohle wurde bei Grabungen nicht erreicht. Unter den Gurtbögen befinden sich Spannfundamente. Das mittlere, das ehemals die Trennmauer zwischen Kapelle und Vorhalle trug, ist 1,40 Meter breit. Das östliche ist 0,80 Meter stark und steht mit der Nordwand nicht im Verband.
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II. Einzelbetrachtungen
2. Die Grablege Am 4. Juni 1039 starb der Stifter des Speyerer Domes, Konrad II., plötzlich und unerwartet im Kreis seiner Familie in Utrecht. Zunächst bahrte man den Leichnam des Kaisers im Dom zu Utrecht auf und bestattete dort seine Eingeweide. Dann überführte man seine Gebeine in feierlichem Zug rheinaufwärts nach Speyer, wo am 3. Juli – gemäß der Bleiplatte im Grab des Kaisers – die kirchliche Beisetzung stattfand. Die Bauarbeiten am Dom waren zu diesem Zeitpunkt in vollem Gang. Die Krypta stand, das Altarhaus war in Teilen fertig, die Fundamente für das Mittelschiff waren gelegt, aber die Kirche war noch lange nicht unter Dach. Trotzdem wurde der Kaiser nicht in der gerade fertiggestellten Krypta, sondern am östlichen Ende des Mittelschiffs beigesetzt. Der Sarkophag wurde in die Erde eingelassen, der Deckel des Sarges blieb sichtbar. Links und rechts vom Grab führten zwei Treppen vom im Bau befindlichen Langhaus in die Vorkrypta (vgl. Abb. 11). Der Tod Konrads II. kam für alle so plötzlich, dass keine Zeit war, um eine würdevolle Grabstätte einzurichten. Er erhielt zwar den traditionellen Platz eines Kirchenstifters, aber ein angemessener Ort befände sich eigentlich in der Nähe eines Altars und nicht auf einer Baustelle. Zwischen Grab und Westwand der Vorkrypta war kein Platz für einen Altar. Überdies musste die Grabplatte wegen der laufenden Bauarbeiten mit drei Eisenbändern vor Diebstahl gesichert werden. Konrad II. mag sich gewünscht haben, in seinem Dom in Speyer beerdigt zu werden. Es ist aber unwahrscheinlich, dass er gleich zu Beginn des Baues den Dom als Grablege für sich und die nachfolgenden Generationen anzulegen gedachte. Vielmehr mochte die Idee im Laufe seiner Regierungszeit gewachsen sein, im Dom eine Familien- und Herrschergrablege einzurichten. Die erste Verstorbene der Familie, Konrads Schwiegertochter Gunhild von Dänemark (um 1019 – 1038), die erste Ehefrau Kaiser Heinrichs III., wurde noch in Konrads Hauskloster Limburg beigesetzt. Am 15. Februar 1043 starb Kaiserin Gisela in Goslar. Sie wurde von ihrem Sohn Heinrich III. nach Speyer überführt und am 11. März des gleichen Jahres neben ihrem Gemahl bestattet. Auf einer zum Teil nur vorgeritzten 14-zeiligen Inschrifttafel aus dem 1900 geöffneten Grab der Kaiserin heißt es: „Aus der Mühsal dieses Lebens ist sie im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1043, in der 11. Indiktion am 15. Februar selig zum Herrn eingegangen und am 11. März begraben worden von Bischof Sigibodo von Speyer in dieser Stadt“. Beide Gräber wurden von einem Rahmen aus Steinplatten eingefasst. Der Dom war zu diesem Zeitpunkt immer noch eine Baustelle. Bei der Öffnung der Gräber wurde etwa einen halben Meter weiter westlich von den Königsgräbern eine weitere Grabreihe vorgefunden. Aufgrund der Beigaben iden-
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2. Die Grablege
tifizierten die Ausgräber Bischöfe. Eine intensive Untersuchung fand nicht statt. Auf der Mittelachse des Langhauses wurden bei anderen Gelegenheiten drei weitere Gräber gefunden. Eines befand sich unter dem späteren Annenaltar. Bernhard H. Röttger schreibt es Bischof Reginbald II. († 1039, reg. 1032/1033 – 1039) zu, wohingegen es sich nach Bernd Päffgen um das Grab von Bischof Walter (um 965 – 1027, reg. 1004 – 1027) handelt. Die frühromanische Grabplatte ist aufgrund ihrer reichen Verzierung besonders bemerkenswert und befindet sich heute im nördlichen Seitenschiff (Abb. 67).
Großer Umbau nach 1052 Spätestens seit Heinrich III. reifte der Gedanke, eine Grablege für die gesamte salische Dynastie zu schaffen. Aus dem Jahr 1052 ist eine Äußerung des Kaisers überliefert, laut der er die geringe Größe des Gräberfeldes beanstandet. Die beiden Treppen links und rechts schnürten das Gräberfeld von nur 6 mal 9 Meter Größe stark ein. Deshalb ebnete man nach 1052 die Treppenschächte ein. Die Vorkrypta wurde mit Bauschutt verfüllt und nach Osten hin zugemauert. Zwei halbkreisförmige Lichtschächte zur Krypta blieben in dieser Mauer offen. Die Zugänge zur Krypta verlegte man an das jeweilige Ende der beiden Seitenschiffe. Der Gräberbereich wuchs nun nicht nur in die Breite, sondern bis zur Stirnmauer der Vierungskrypta nach Osten auch in die Länge. Richtung Westen bot sich viel Raum zur Erweiterung an. Es entstand ein breiteres, lang gestrecktes Gräberfeld von nunmehr 9 Meter Breite und 21 Meter Länge. An der Ostwand war jetzt Platz für den Kreuzaltar, an der Stelle, wo er in den meisten mittelalterlichen Domen und Abteikirchen stand. Diesen Standort behielt der Altar bis ins 17. Jahrhundert bei. Der neue Gräberbereich lag gegenüber dem Fußboden des Langhauses einige Zentimeter tiefer, so dass die Sockel der Pfeiler und die Basen der Halbsäulen des Mittelschiffs sichtbar blieben. Die Maßnahme war für den Dom deshalb bedeutsam, weil erst durch den großen Umbau die räumlichen Voraussetzungen für eine dynastische Grablege geschaffen wurden. 67 Frühromanische Grabplatte eines Bischofs im südlichen Seitenschiff mit eingemeißelten geometrischen Formen, gefunden in der Mittelachse am Westende des Langhauses.
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II. Einzelbetrachtungen
Als Heinrich III. am 5. Oktober 1056 in Bodfeld starb, wurde sein Herz auf seine Anweisung im Goslarer Stift St. Simeon und Judas beigesetzt. Seine Gebeine wurden nach Speyer überführt und am 28. Oktober 1056 im Dom beerdigt. Sein Sarg wurde nördlich vom Grab seiner Eltern in nahezu gleicher Höhe in den Boden eingelassen, mit einer Grabplatte verschlossen und mit einem Steinsockel, der an die bestehenden Gräber angestückt wurde, gerahmt. Der große Umbau der Grablege wird zu diesem Zeitpunkt beendet gewesen sein. Es wäre auch möglich, dass Heinrich III. noch in der alten Anlage zwischen den beiden Treppen bestattet wurde und der Umbau der Grablege wenig später stattgefunden hat. Diese Frage ließ sich durch die Befunde nicht eindeutig klären. Gegen Ende von Bau I (um 1060) wurde die Grabanlage sehr wahrscheinlich nochmals leicht verändert. Die drei Saliergräber wurden um rund 80 Zentimeter hoch übermauert und nach Westen mit einem profilierten Steinrahmen eingefasst. Östlich der neu entstandenen Grabanlage erhöhte man den Fußboden, so dass die Basen der Halbsäulen dort nun nicht mehr sichtbar waren.
Vergrößerung des Gräberblocks (Bau II) Kaiserin Bertha, Gemahlin Heinrichs IV., verstarb am 27. Dezember 1087. Sie wurde zunächst in Mainz beerdigt. Der Tag ihrer Beisetzung in Speyer ist nicht bekannt, Frühjahr 1090 wird angenommen. Heinrich IV. starb am 7. August 1106 in Lüttich. Auf dem Sterbebett in Lüttich, so ist überliefert, habe Heinrich IV. den Wunsch geäußert, an der Seite seiner Ahnen seine letzte Ruhestätte finden zu dürfen. Trotzdem ließ ihn der Ortsbischof zunächst in seinem Dom St. Lambert vor dem Marienaltar beisetzen, bevor er in eine ungeweihte Kapelle vor den Toren Lüttichs umgebettet wurde. Die Gründe des Bischofs für die Beisetzung in Lüttich werden in den Quellen nicht genannt. Heinrich V. ließ den toten Vater schließlich nach Speyer überführen und am 3. September 1106 in der noch ungeweihten Kapelle zwischen Nordquerarm und Hauptschiff unter großer Anteilnahme der Speyerer Bürgerinnen und Bürger beisetzten. Bischof Gebhard II. von Speyer († 1110, reg. 1104 – 1107) hatte die Bestattung des Gebannten in der Saliergrablege verweigert. Nachdem aber die Lösung vom Kirchenbann in Rom erreicht wurde, konnte der tote Heinrich IV. am 7. August 1111 umgebettet werden und bei seinen Ahnen in geweihter Erde seine letzte Ruhe finden. Bertha und Heinrich IV. wurden zu beiden Seiten des Gräberblocks beigesetzt, allerdings in verschiedener Höhenlage. Aufgrund der Jahre zuvor (frühestens nach der Bestattung Heinrichs III. 1056, spätestens vor derjenigen Berthas 1090) erfolgten Aufhöhung der drei Gräber war deren ursprüngliches Niveau nicht mehr bekannt. Daher liegt das Grab Berthas im Süden etwas tiefer, das Grab Heinrichs nördlich etwas höher. In dieser Lage kann man sie heute in der Gruft erkennen. An den beiden Seiten des bestehenden Mauerblocks mit den drei älteren Gräbern stückte man weitere Steinplatten an und erhöhte alle Gräber erneut. Die Saliergräber wuchsen dabei wei-
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2. Die Grablege
68 Vorkrypta mit südlichem Sechseckfenster. Die halbrunden Lichtschächte, die durch die Verlängerung des Grabareals nach Osten entstanden sind, wurden mit profilierter sechseckiger Laibung und kunstvoll gestaltetem Ornamentrahmen geschlossen (Bau II).
ter in die Höhe. Im Osten des Königschors wurden die halbrunden Lichtschächte zur Krypta durch profilierte Sechseckfenster und ornamentierte Rundbogenfassungen gerahmt (Abb. 68).
Entstehung des Königschores vor 1125 Bei der Bestattung von Heinrich V. im Jahr 1125 oder kurz zuvor wurde der Gräberbezirk erneut deutlich erhöht, bis er fast das Niveau des heutigen Königschores erreichte. Damit der Kreuzaltar weiter seine Funktion erfüllen konnte, musste auch sein Standort aufgehöht werden. Die Sechseckfenster mauerte man zu. Treppen führten vom Mittelschiff zum Gräberbezirk und verdeckten die Basen der Pfeiler. Die erreichte Höhe lässt sich heute noch an den Treppenspuren der beiden Halbsäulenvorlagen der Gruft erkennen (Abb. 69). Sie steigen von West nach Ost. Heinrich V. starb am 23. Mai 1125 kinderlos in Utrecht. Seine Eingeweide wurden dort beigesetzt. Heinrichs Gemahlin Mathilde (1102 – 1167) ließ seine Gebeine nach Speyer überführen. Wahrscheinlich in der zweiten Junihälfte 1125 wurde der Sarg Heinrichs V. in dieser Aufschüttung, über den Gräbern Heinrichs III. und Heinrichs IV. leicht schräg, eingetieft. Der Sarg Heinrichs V., der zweitverwendet und wegen der
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II. Einzelbetrachtungen
69 Basis eines Mittelschiffpfeilers im westlichen Quergang der Gruftanlage. Der Laufgang befindet sich über einer Spannmauer. Der Bau der modernen Gruft wurde 1902 begonnen.
Körpergröße des Kaisers am Fußende angestückt war, wurde anlässlich der Öffnung des Gräberfeldes 1900 in die Obhut des Historischen Museums der Pfalz gegeben. Seinen Leichnam bestattete man in einem neuen Sarkophag in einer Wandnische oberhalb der nördlichen Treppe. Der Dom zu Speyer ist die erste Grabkirche, in der eine ganze Dynastie, die der salischen Herrscher, bestattet wurde. Deshalb seien an dieser Stelle die Gräber und ihre Positionen beschrieben, in der Reihenfolge ihrer Lage von Nord nach Süd (vom Laufgang aus von links nach rechts betrachtet): zunächst in der nördlichen Wandnische Heinrich V. (* 1086, † 23.05.1125), Sohn Heinrichs IV.; in der Grablege, östliche Reihe, Heinrich IV. (* 11.11.1050, † 07.08.1106), Sohn Heinrichs III.; Heinrich III. (* 28.10.1017, † 05.10.1056), Sohn Konrads II.; Konrad II. (* um 990, † 04.06.1039); Gisela von Schwaben (* 11.11.999, † 15.02.1043), Gemahlin Konrads II.; Bertha von Savoyen bzw. Turin (* 21.09.1051, † 27.12.1087), Gemahlin Heinrichs IV.
Umbau der Grablege nach 1184 Die Hohenstaufen nahmen die salische Tradition der Herrschergrablege wieder auf. Voraussetzung dafür war eine Erweiterung des Gräberbereichs. Durch das Vorziehen der Treppe nach Westen entstand zwischen der Vierung im Osten und dem Haupt-
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2. Die Grablege
schiff im Westen ein erweitertes Plateau. Dazwischen wurden der Reihe nach vier neue Gräber geschaffen. Wie die Saliergräber erhielt auch die neue Grabanlage eine weitere, mit Steinplatten eingefasste Erhöhung. Der Königschor erhielt dabei seine heutige Größe (vgl. Abb. 40). Über den vier neuen Gräbern wurde zu unbestimmter Zeit – wie über den Saliergräbern – eine Tumba errichtet. Die Wangen einer zweiläufigen Treppe schlossen den 1300 errichteten und 1303 geweihten Annenaltar ein. Die nördlichste Grablege erhielt Agnes, die Tochter Kaiser Friedrich I. Barbarossas. Sie starb am 8. Oktober 1184. Im südlichen Grab daneben wurde Ende November 1184 ihre Mutter bestattet, die nur wenige Tage nach Agnes, am 15. November 1184, verstarb. Der Platz auf der Mittelachse blieb zunächst leer, was durchaus für die Annahme spricht, er sei für Barbarossa freigehalten worden. Friedrich I. ertrank jedoch 1190 in Kleinasien. Sein Leichnam wurde nie gefunden. Im Dezember 1213 wurde der Sarg König Philipps von Schwaben, Sohn Barbarossas, vom Bamberger Dom nach Speyer überführt und südlich der Mittelachse in einem aus Backsteinen gemauerten Grab eingelassen. Er war am 21. Juni 1208 in Bamberg ermordet worden. Schließlich wurde König Rudolf I. von Habsburg, der am 15. Juli 1291 in seinem gewünschten Sterbeort Speyer entschlief, im Dom beigesetzt. Sein einfacher Holzsarg nahm nun die Stelle auf der Mittelachse ein, die ursprünglich wohl für Friedrich I. Barbarossa vorgesehen gewesen war. König Adolf von Nassau fiel am 2. Juli 1298 in der Schlacht bei Göllheim im Kampf mit dem Gegenkönig Albrecht von Österreich. Albrecht verwehrte dessen Gefolgsleuten, den gefallenen König im Speyerer Dom beizusetzen. Daher wurde Adolf zunächst im Zisterzienserinnenkloster Rosenthal nahe Göllheim beerdigt. König Albrecht von Österreich fiel am 1. Mai 1308 im schweizerischen Windisch einem Mordanschlag zum Opfer und wurde zunächst im Kloster Wettingen bestattet. Die Gebeine der beiden rivalisierenden Könige Adolf von Nassau und Albrecht von Österreich wurden 1309 auf Veranlassung König Heinrichs VII. (um 1278 – 1313) nach Speyer überführt, wo die einstigen Gegner Seite an Seite ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Für sie wurden aber keine neuen Gräber angelegt. Vielmehr erhielt Albrecht zur Zweitbestattung das Grab der Kaiserin Beatrix. Adolfs Leichnam wurde zu den Gebeinen von Prinzessin Agnes gelegt. Der Dom war nun zur Grablege deutscher Kaiser und Könige geworden. 1902 sortierte man die Königsgräber neu und schuf für Philipp von Schwaben südlich der Reihe ein völlig neues, fünftes Grab. Die Gebeine von Agnes und ihrer Mutter Beatrix ruhen nun vereint in einem Doppelgrab zwischen Philipp von Schwaben und Rudolf I. von Habsburg. Zur besseren Übersicht werden hier die heutigen Positionen der Herrschergräber in der westlichen Reihe beschrieben (von Nord nach Süd): Adolf von Nassau (* um 1250, † 02.07.1298), fiel im Kampf gegen Albrecht von Österreich; Albrecht von Österreich (* 1 255, † 01.05.1308), Sohn Rudolfs I. von Habsburg; Rudolf I. von Habsburg (* 01.05.1218, † 15.07.1291); Beatrix von Burgund (* um
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II. Einzelbetrachtungen
1140, † 15.11.1184), zweite Gemahlin Friedrich I. Barbarossas und Agnes von Staufen (* nach 1176, † 08.10.1184), Tochter Friedrich I. Barbarossas und Beatrix’ von Burgund (im gleichen Sarkophag bestattet); Philipp von Schwaben (* 1177, † 21.06.1208), Sohn Friedrich I. Barbarossas.
Die Grabanlage bis zum Bau der Gruft Im Frühjahr 1689 brachen die Truppen Ludwigs XIV. von Frankreich (1638 – 1715) mehrere Gräber auf und zerstörten die Skelette von Heinrich V., Rudolf I., Beatrix, Albrecht I., Agnes und Adolf von Nassau. Es handelte sich um eine gezielte politische Zeichensetzung, „die bewusst auf eine Zerstörung der Speyerer Grablege als eines wichtigen Traditionskerns der deutschen Herrscher abzielte“ (Thomas Meier). Nach der Wiederherstellung der Ostteile des Domes nach 1700 wusste man nicht mehr, wie stark die Gräber durch die Plünderung von 1689 betroffen waren. Kaiser Karl VI. (1685 – 1740) regte eine Untersuchung an, mit der am 28. Juli 1739 begonnen wurde. Dabei stieß man auf das unversehrte Grab von Philipp von Schwaben sowie die durchwühlten Gräber von Beatrix und Albrecht von Österreich. Auf Wunsch des Bischofs Damian Hugo von Schönborn (1676 – 1743, reg. 1719 – 1743) wurden die Untersuchungen am 4. August wieder eingestellt. Eine von kirchlicher Seite aus Gründen der Pietät immer wieder zurückgestellte Untersuchung wurde schließlich im Jahre 1900 durch eine Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. In der kurzen Zeit vom 16. August bis zum 2. September öffnete man den gesamten heutigen Bereich des Königschores mit 18 Gräbern und zwanzig Bestattungen (Abb. 70). Die Gräber wurden untersucht, die Beigaben entnommen und die Gebeine am 3. September 1900 in Holzsärgen provisorisch beigesetzt. Theodor Heuss (1884 – 1963) erinnerte sich an den 3. September 1900, als die Särge wieder gesegnet und beigesetzt wurden, „damals noch nicht endgültig, denn erst in den folgenden Jahren wurden die Gewölbe unter dem Chor erbaut, in dem die Steinsärge heute stehen […]. Es gehört zu meinen Jugenderinnerungen, daß ich bei einem der alljährlichen Ferienbesuche in der Pfalz gerade in diesen Tagen in Speyer weilte und an der Feier teilnehmen konnte […]. Alle Glocken der Stadt läuteten, der Bischof zelebrierte unter Assistenz des ganzen Domkapitels ein Pontifikalamt, der weite Raum war von Tausenden angefüllt. Neugier und Ergriffenheit hatten die Massen herangeführt zu dem Totenamt für acht deutsche Kaiser und drei Kaiserinnen. Nachher durfte die Menge an den mit schwarzem Samt ausgeschlagenen, im Königschor an den alten Grabstellen aufgebauten Särgen vorbeiziehen, eine Stunden dauernde Prozession. Sie entbehrte nicht der Würde, aber noch spüre ich heute, nach mehr als vier Jahrzehnten, die leise Verwunderung der jugendlichen Seele, die sich zwischen dem regulierten Massenbetrieb und dem romantischen Bedürfnis der geistigen Zwiesprache mit diesen kargen Zeugen geliebter Größe nicht ganz zurechtfand.“
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2. Die Grablege
70 Untersuchung der Gräber zwischen 16. August und 2. September 1900, Salierreihe mit den geöffneten Gräbern von Bertha und Heinrich III., mittlere Königsreihe bereits abgeräumt, hintere Reihe geöffnetes Bischofsgrab.
Die Grabbeigaben, die Kronen aus Kupferblech, Inschrifttafeln aus Blei, Brustkreuze, Textilien und Gewänder wurden entnommen und bis 1957 in der Katharinen-Kapelle des Domes ausgestellt, Teile davon wurden allerdings aus Sicherheitsgründen während des Zweiten Weltkrieges zeitweise in die Krypta ausgelagert. Heute befinden sie sich in der Sammlung des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Im Januar 1901 entschied man sich, das Erdreich des Königschores auszuhöhlen und eine begehbare Gruftanlage zu errichten, die von der Krypta aus zugänglich ist. Sie wurde ab dem 29. April 1902 nach den Plänen der Münchener Architekten Gabriel von Seidl (1848 – 1913) und Heinrich von Schmidt (1850 – 1928) erbaut (Abb. 71). Zum Eingangsraum, der ehemaligen Vorkrypta, stieg man ein paar Treppen empor, weil man das Niveau des Raumes zwischen dem der Krypta und dem des Mittelschiffs anordnete. Die eigentliche Gruftanlage besteht aus einem gewölbten rechteckigen Umgang, der einen mit Pfeilern umstellten Grabbereich umgibt. Der seitliche Umgang besteht aus Treppen, die sich nahezu an der Stelle der frühsalischen Treppenläufe befinden. Deren Stufenabdrücke wurden im Putz nachgeritzt und sind so sichtbar geblieben (vgl. Abb. 10). Jeweils gegenüber, hinter Bögen, erhält man einen Einblick in die einstige Vorkrypta mit den Mittelschiff-Fundamenten, den äußeren Treppenwan-
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II. Einzelbetrachtungen
71 Nach der Untersuchung der Gräber entschied man, das Erdreich des Königschores auszuhöhlen und eine begehbare Gruftanlage zu errichten. Der Bau wurde 1902 begonnen und am 10. Juli 1906 mit einem feierlichen Pontifikalrequiem abgeschlossen.
gen und den Diensten und Basen von Mittelschiffpfeilern. Der Auffindungszustand der Salierreihe konnte beim Bau der Gruft weitgehend bewahrt werden, die Königsreihe wurde neu angeordnet. Die fünf Bischofsgräber wurden beim Gruftbau neu errichtet und befinden sich nicht mehr an historischer Stelle. Mit Ausnahme des zweiten Bischofs-Sarkophags von Norden sind auch ihre Särge neu (Abb. 72). Das Niveau des Königschores blieb beim Gruftbau erhalten (Abb. 73). Im Dezember 1902 bettete man die sterblichen Überreste der einstigen Herrscher in Steinsarkophage um und bestatte sie in der neuen Gruft. Mit einem feierlichen Pontifikalrequiem zur Beisetzung der Herrscher am 10. Juli 1906 fand die Grabung ihren Abschluss. Zur Geschichte der Gräber gehört auch, dass unter den Nationalsozialisten der Abriss des Domes und die Errichtung einer monumentalen Kuppel über den Kaisergräbern geplant waren. Das Projekt kam glücklicherweise nicht zustande. Bei der großen Domrestaurierung 1961 wurde die Vorkrypta teilweise rekonstruiert. Da die barocke Verstärkung der Fundamente der Vierungspfeiler aus statischen
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2. Die Grablege
72 Laufgang an der Kaiser- und Königsgrablege über abgearbeitetem Spannfundament (Bau II) und zwischen verstärkten Mittelschiffpfeilern. Rechts fünf Bischofsgräber in neuer Anordnung.
73 Die salischen Kaiser wurden am Ende des Mittelschiffs beigesetzt. Die Lage ihrer Särge konnte beim Bau der Gruft weitgehend bewahrt werden, die Königsreihe wurde neu angeordnet. Das Grab Berthas liegt etwas tiefer, das Heinrichs IV. etwas höher.
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II. Einzelbetrachtungen 74 Krypta vor dem Umbau 1961. Nach Errichtung der Gruft 1906 gelangte man über Stufen und durch ein Portal von Otto Hupp zur Grabanlage. Das Niveau der Vorkrypta legte man zwischen Krypta-Fußboden und Höhe des Mittelschiffs. Die Bildnisplatte Rudolfs von Habsburg lag seit 1858 vor dem GruftZugang.
Gründen nicht entfernt werden durfte, beschränkte man sich darauf, nur das Mitteljoch zur Vorkrypta in der alten Form wiederherzustellen. Die Stufen wurden entfernt und der Fußboden auf sein ursprüngliches Niveau zurückversetzt. Die Ostwand der Grablege mit den beiden Halbsäulen wurde neu errichtet und daran die Porträtplatte Rudolfs I. von Habsburg montiert, die sich zuvor liegend in der Vierungskrypta befunden hatte (Abb. 74). Die beiden Nischen für den modernen Sarg Heinrichs V. sowie für einen Sammelsarg gegenüber stemmten die Handwerker aus den Fundamenten der darüber aufgestellten Grabmale aus. Die beiden Reliefs (um 1470/1480) der Kaiser (Abb. 75) und Könige (Abb. 76) versetzte man von den westlichen Vierungspfeilern der Oberkirche in die Vorkrypta. Eine geplante wissenschaftliche Publikation über die Grabung des Jahres 1900 kam nicht zustande. Protokolle waren lange Zeit verschollen. Hans Erich Kubach trug die Unterlagen zusammen und wertete die Dokumente in der großen Publikation von 1972 aus. Thomas Meier hat die Unterlagen zu den Herrschergräbern und Bernd Päffgen die der Bischofsgräber jetzt erneut untersucht. Auch das Historische Museum der Pfalz hat sich im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes um die Erforschung der Speyerer Grablege und der Grabbeigaben verdient gemacht.
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2. Die Grablege
75 Darstellung der vier im Dom bestatteten Kaiser (geschlossene Krone), Nordwand der Vorkrypta, zuvor an den westlichen Vierungspfeilern der Oberkirche.
76 Relief mit Darstellung der vier im Dom bestatteten Könige (offene Krone) an der Südwand der Vorkrypta, um 1470/1480.
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II. Einzelbetrachtungen
3. Doppelkapelle und St.-Afra-Kapelle Kapellen St. Emmeram/St. Martin und St. Katharina Die Kapelle St. Emmeram und St. Martin im Erdgeschoss und die Kapelle St. Katharina im Obergeschoss befinden sich im Winkel zwischen südlichem Seitenschiff und Südquerarm. Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine Doppelkapelle, also um zwei übereinanderliegende Räume, deren Zwischendecke durch eine achtseitige Öffnung im Mitteljoch durchbrochen ist. Der nahezu quadratische Raum der unteren Kapelle wird von vier Säulen in drei Schiffe und drei Joche geteilt. Die vier Säulen tragen korinthische Kapitelle mit der Besonderheit, dass ein dicker Kordelstab den Kapitellkörper oberhalb der doppelten Blattreihe und unterhalb der Voluten, die als Sternblüten ausgebildet sind, umgreift. Das nordwestliche Kapitell wurde teilweise erneuert. Die Schrägen der Kämpferplatten über den Kapitellen sind mit Blattreliefs und Wellenranken geschmückt. Die vier Stützen, von denen sich die nordwestliche aus zwei Trommeln zusammensetzt und die drei weiteren monolithisch sind, haben relativ stämmige Schäfte. Der Schaft der südwestlichen Säule wurde einmal überarbeitet. Die Trommeln stehen auf attischen Basen, die wiederum auf doppelten Plinthen ruhen. Aus Unkenntnis wurde 1960 eine Schicht der Plinthen abgeschlagen. Diese be-
77 Die Doppelkapelle St. Emmeram/St. Martin und St. Katharina entstand bald nach 1080. Die zwei Räume sind durch eine Mittelöffnung im Gewölbe verbunden. Beide Kapellen werden von Säulen in drei Schiffe und drei Joche geteilt.
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3. Doppelkapelle und St.-Afra-Kapelle 78 Die Katharinen-Kapelle wurde im 19. Jahrhundert nach vorausgegangenem Abriss rekonstruiert. Sie diente zwischen 1858 und 1863 als Ausstellungsraum für die Entwurfszeichnungen Schraudolphs und seit 1906 für die Funde aus den Kaisergräbern; seit Dezember 2000 ist sie Reliquienkapelle.
sonderen Steinmetzarbeiten entstanden wohl zu Beginn der zweiten Bauzeit des Domes und sind verwandt mit den Kapitellen der Apsis-Zwerggalerie. Die Ostwand des Raumes besitzt drei Apsiden, die übrigen Wände je drei tonnengewölbte Rechtecknischen. Die doppelt getreppten Wandpfeiler, die die Nischen voneinander trennen, stehen auf einer steinernen Sitzbank, die alle vier Seiten des Raums umläuft (Abb. 7 7). Die Doppelkapelle war einst komplett vom Dom, vom Kreuzgang und von den Kapitelbauten umschlossen. In dieser zentralen Position benötigte sie Zugänge zu allen Seiten. Drei große Bögen öffneten sich auf der Westseite des Erdgeschosses zum Kreuzgang. Auf der Nordseite führte eine Tür ins Seitenschiff. Die Kapelle darüber ist heute noch vom Südquerarm aus zugänglich. Auf der Südseite öffnete sich früher eine Tür zum Stiftsgebäude, zu den Wohnräumen der Geistlichen. Der Bau einer Doppelkapelle war von vornherein geplant, das zweite Geschoss also nicht erst nachträglich aufgesetzt. Die drei Schiffe und drei Joche der oberen Kapelle wurden ebenfalls durch vier Stützen mit korinthischen Kapitellen gegliedert. Von den Stützen sind nur die Kapitelle erhalten (Abb. 78). Auch von der einstigen Wandgliederung mit Muldennischen ist heute nichts mehr übriggeblieben. Die achteckige Laterne mit kleinen Fenstern, die einst den oberen Dachabschluss bildete, wurde nicht wiederhergestellt. Das romanische Raumniveau lag gut 1 Meter höher als das heutige. Die Katharinen-Kapelle stammt ausnahmslos vom Wiederaufbau der Jahre 1857 und 1858. Auch das neuromanische äußere Erscheinungsbild beider Geschosse stammt aus der Zeit des Wiederaufbaues.
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II. Einzelbetrachtungen 79 Ansicht des ausgeführten Westbaues von Südwest nach Plänen von Ignaz Michael Neumann, kolorierte Lithographie nach einer Zeichnung von Bachelier, um 1840.
Nach Schäden von 1689 und 1794 stürzten 1810 die Gewölbe der Katharinen-Kapelle ein. 1820/1822 trug man deren Mauern ab, zuvor hatte man bereits den Kreuzgang und das Kapitelhaus niedergelegt. Das achteckige Mittelgewölbe wurde zugemauert. Zeitgenössische Zeichnungen zeigen nur ein Flachdach über der Katharinen-Kapelle (Abb. 79). Ohne ausreichende Dachabdeckung war nach einigen Jahren eine Grundsanierung dringend erforderlich. Man entschloss sich zum Wiederaufbau. Die heutige Doppelkapelle hatte einen Vorgängerbau (Quellen belegen 1057 einen Emmerams- und Martinsaltar), der abgebrochen wurde. Die Außenwände des Querflügels und des Seitenschiffs bildeten seine nördliche und östliche Wand. Beim Abriss der wohl einstöckigen alten Kapelle blieben diese Wände selbstverständlich stehen. Die vorgesehene Wölbung der neuen Kapelle erforderte aber eigenständige Außenwände. Diese wurden dann an die alte Seitenschiffmauer und Ostmauer (entspricht der Westmauer des alten Südquerarmes Bau I) angelehnt. Für die neue Kapelle wurden ringsum breite Fundamente sowie zwei 0,85 Meter breite Bänke in ostwestlicher Richtung zur Aufnahme der Stützen gelegt. Sie gründen 1,30 Meter tief. Vier Gräber wurden bei Grabungen gefunden. Drei davon waren leer, eines enthielt das Skelett eines zwölf bis fünfzehn Jahre alten Jungen (Karlwerner Kaiser). Die Gräber müssen zeitgleich oder kurz nach dem Kapellenbau angelegt worden sein. Der Bau der Doppelkapelle genoss offenbar Priorität gegenüber dem Neubau des Querhauses. Jedenfalls wurde der Querhausneubau bei der Errichtung der Doppelkapelle nicht bedacht, weil man andernfalls die alte Ostmauer kaum erhalten hätte, der man jetzt den Strebepfeiler vorlegen musste. Die neue Kapelle war bei der Querhauserweiterung also im Weg und Ursache dafür, dass die Westwand des Südquerarmes für den Neubau nicht in stärkeren Dimensionen aufgeführt werden konnte. Aufgrund der zeitlichen Abfolge von Bau II ist die Doppelkapelle relativ gut datierbar. Bau II wurde vor 1082 begonnen, der Umbau des Querhauses erfolgte um 1090. Der Neubau der Emmerams-Kapelle entspricht also zeitlich dem Neubau der Apsis,
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3. Doppelkapelle und St.-Afra-Kapelle
bald nach 1080. Was aber sagen die prächtigen korinthischen Kapitelle der Katharinen-Kapelle, denen ein Kapitell des Nordquerarmes verwandt ist? Kubach und Haas geben an, dass die Umfassungsmauern der Doppelkapelle zunächst fertiggestellt wurden. Dann aber sei der Weiterbau der Kapelle so lange zurückstellt worden, bis der Bau des neuen Querhauses fortgeschritten war. Das könnte eine Erklärung sein, denn die Fertigstellung der Katharinen-Kapelle zog sich tatsächlich in die Länge. Die Kapelle konnte erst zu Ende gebaut werden, nachdem das Problem der zu schlanken Querhauswestwand durch Anbau des Strebepfeilers gelöst werden konnte. Bei der großen Domrestaurierung ab 1959 wurde der Fußboden tiefer gelegt, er befand sich allerdings noch 10 Zentimeter über dem ursprünglichen Niveau. Die Bänke wurden auf die ursprüngliche Höhe aufgemauert und die Halbkreisfenster durch kleinere Rundfenster ersetzt. Die Achtecköffnung mit Pendentifs wurde wiederhergestellt, die Dekorationsmalerei Joseph Schwarzmanns entfernt und das reliefierte Ornament des Taufsteins von 1838 abgearbeitet. Auf die ursprüngliche Nutzung der Kapellen gibt es keine Hinweise. Als bischöfliche Hauskapelle kommt der Bau eher nicht in Frage, weil die bischöfliche Pfalz auf der nordöstlichen Seite des Domes eine eigene Kapelle besaß. Die Sitzbänke im Erdgeschoss erinnern an Kapitelsäle. Seit dem 19. Jahrhundert dient die untere Kapelle als Ort der Taufspendung. Die obere Kapelle war zwischen 1858 und 1863 Ausstellungsraum für die Entwurfszeichnungen und Farbskizzen Johann Baptist Schraudolphs, von 1906 bis 1957 präsentierte dort das Domkapitel die Funde aus den Kaisergräbern, dann war sie Nebenraum der Sakristei. Am 17. Dezember 2000 wurde sie, nach einer gründlichen Renovierung, als Reliquienkapelle des Domes ihrer Bestimmung übergeben.
St.-Afra-Kapelle Die St.-Afra-Kapelle besteht aus vier kreuzgratgewölbten Jochen und befindet sich auf der Nordseite des Domes im Winkel von Querarm und Seitenschiff. Sie dient heute der Dompfarrei für die Werktagsgottesdienste und ist außerdem Raum für das stille Gebet. Daher ist die Kapelle grundsätzlich für touristische Besichtigungen nicht zugänglich. Die Kapelle bestand ursprünglich aus zwei Teilen. Die beiden östlichen Joche bildeten die eigentliche Kapelle, während die beiden westlichen Joche zum so genannten „Kleinen Paradies“ gehörten und dessen Ostflügel bildeten. Zwei Rundbogenfenster in der Nordwand sorgten für Tageslicht in der kleinen Kapelle. Das „Kleine Paradies“ war eine offene Halle vor dem nordöstlichen Seitenportal. Da sich das Portal in unmittelbarer Nähe der Bischofspfalz befand, diente es vermutlich dem feierlichen Einzug des Bischofs bei Pontifikalgottesdiensten. Das „Kleine Paradies“ hatte die Form einer – wahrscheinlich gewölbten – Halle in Form eines T. Fünf Joche lehnten sich an die Nordwand des Domes. An das mittlere Joch schloss sich auf der Portalachse eine Vorhalle quadratischen Grundrisses Richtung Norden mit zwei Apsiden nach Westen und Osten an. Wie bei vielen Kreuzgängen öffnete sich die Halle nach
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II. Einzelbetrachtungen
außen durch Drillingsbögen, die von Säulen getragen wurden. Die Anlage ohne die beiden westlichen Joche, die vermutlich beim Bau der Marienkapelle 1475 abgebrochen wurden – oder auch nur geplant waren und nie zur Ausführung kamen – ist auf der so genannten „Wiener Zeichnung“ (vgl. Abb. 36) abgebildet. Ein Walm über vier Rundbögen schloss das Satteldach der Vorhalle nach oben ab, wie die Zeichnung dokumentiert. Im Jahr 1689 zerstörte der große Stadtbrand den mittleren Teil der Anlage, weshalb die Ruine mit den Resten der gotischen Kapellen der Nordseite um 1750 abgerissen wurde. Vom „Kleinen Paradies“ sind der Ansatz der östlichen Apsis und die beiden westlichen Joche der heutigen Kapelle übriggeblieben. Eventuell flankierten die beiden Portallöwen im Historischen Museum, die sich als Kopien in der Krypta befinden, den offenen Eingang zur Vorhalle. Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt vor 1613 („Wiener Zeichnung“) wurden sowohl die Kapelle als auch die beiden östlichen Joche des „Kleinen Paradieses“ zu einem Raum zusammengefügt (vgl. Abb. 39). Dabei wurde die Trennmauer abgebrochen und durch einen beidseitig gestuften Gurtbogen ersetzt. Auch die Westwand erhielt einen neuen Bogen. Unter ihm verrichtete die alte Pforte, die man hierher versetzte, weiterhin ihren Dienst als Eingangstür. Die profilierte rechteckige Rahmung mit dem darüber befindlichen offenen Entlastungsbogen, der das gleiche Profil wie die Türrahmung aufweist, lässt auf die Wiederverwendung schließen. Im Zuge der Kapellenerweiterung vermauerten die Handwerker die beiden Drillingsarkaden der Nordwand und ersetzten sie durch je ein Rundbogenfenster. Der vorhandene Mörtelestrich der ursprünglichen Kapelle sowie der Fußboden des „Kleinen Paradieses“ erhielten eine dünne Erdaufschüttung und darauf einen einheitlichen Fußboden, möglicherweise den vorgefundenen Ziegelboden. Nachdem das Feuer 1689 Dach und Gewölbe der Kapelle zum Einsturz gebracht hatte, wuchs das Fußbodenniveau über dem einplanierten Schutt erneut erheblich an. 1850 erneuerte man die Ruine und stellte die Gewölbe wieder her, allerdings wegen der geringen Neigung des Pultdaches, die durch die Fensterbänke des Seitenschiffs bestimmt war, sehr flach. Die Kapelle erhielt einen Steinplattenfußboden und außen, über alle vier Joche hinweg, gleichmäßig vorgelegte Blendarkatur. Der nordwestliche Pfeiler brachte wegen seiner Breite eine gewisse Unregelmäßigkeit, wurde aber im 19. Jahrhundert deshalb angelegt, weil er die Wunde verdecken sollte, die der Abbruch des „Kleinen Paradieses“ verursacht hatte. 1853 schmückte Johann Baptist Schraudolph die Apsis mit dem Fresko der heiligen Afra. Die heilige Afra († um 304), die Namensgeberin der Kapelle, war eine frühchristliche Märtyrerin. Sie wurde 1064 von Papst Alexander II. (um 1010 – 1073, reg. 1061 – 1073) heiliggesprochen und gilt als Schutzpatronin von Stadt und Bistum Augsburg. Heinrich IV. war 1071 bei der Weihe der nach Afra benannten Kirche in Augsburg dabei. 1096 erhielt er eine Reliquie der Heiligen und brachte sie als Geschenk mit nach Speyer. Die Reliquie, das zweite Glied des großen Zehs, wurde lange Zeit in der Afra-Kapelle aufbewahrt, ging jedoch im Laufe der Zeit verloren.
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3. Doppelkapelle und St.-Afra-Kapelle
Die St.-Afra-Kapelle entstand etwa um 1100. Aus der Ummantelung des Nordquerarmes für den Neubau wurde die Apsis der Kapelle bereits ausgespart. Der Kapellenbau war also an dieser Stelle geplant, konnte aber erst begonnen werden, als das Querhaus stand. Der noch ungeweihte Kapellenbau muss 1106 gerade fertig gewesen sein, weil dort die Leiche des im Kirchenbann befindlichen Heinrich IV. vorläufig bestattet wurde. Am 7. August 1111, dem Gedenktag der heiligen Afra, wurde der Leichnam Heinrichs IV., nachdem Heinrich V. die Aufhebung vom Kirchenbann gegen seinen Vater erwirkt hatte, in die Familiengrablege überführt. Möglicherweise wurde am gleichen Tag die Afra-Kapelle geweiht. Kapelle und „Kleines Paradies“ wurden in einem Zug errichtet. Die frühromanische Quaderwand des Seitenschiffs diente gleichzeitig als Außenwand der Kapelle. Das erklärt, weshalb die Säulen im Inneren frei vor der Wand stehen. Alle Säulen haben verjüngte monolithische Schäfte, quadratische Plinthen und attische Basen mit Eckzehen. Die Kapitelle sind in teils unfertigem Zustand versetzt worden. Die beiden westlichen Kapitelle haben anstatt Eckvoluten Affendarstellungen (Abb. 80). Die Nordwand steht möglicherweise auf einem älteren Längsfundament, das sich über das „Kleine Paradies“ hinaus nach Westen fortsetzt. In der Mitte des Raumes trennte ein breites Querfundament unter dem Gurtbogen den Raum. Unter den schmalen Gurtbögen fand man nur dünne Spannfundamente vor. Unter dem Estrich wurden bei Grabungen vier Gräber gefunden. Sie sind älter als der Kapellenbau, was auf ein Friedhofsareal hinweisen könnte. Ein Steinsarg befand sich im Ostjoch (nach Karlwerner Kaiser eine junge Frau), jeweils einer im ersten (Skelett zerstreut) und zweiten Joch von Westen (jugendlicher Mann) und der vierte in der Vorhalle des „Kleinen Paradieses“. Ob die Kapelle einen Vorgänger besaß, wurde bei Grabungen nicht festgestellt. Die Erneuerung der St.-Afra-Kapelle war eines der letzten Projekte der großen Domrestaurierung in den Jahren 1970 und 1971. Wegen des Einbaus einer Heizungsanlage musste der Fußboden geöffnet werden, was wiederum die Archäologen auf den Plan rief. Dabei wurde an beiden Längswänden ein Sockel von rund 50 Zentimeter Vorsprung gefunden, der ohne Fundament und ohne Verband mit der Außenmauer als Sitzbank und als Auflager für die Säulen errichtet worden war. Diese Bänke, die stellenweise sehr be80 Afra-Kapelle, Westwand; südliches, einst frei vor die Wand gestelltes Kapitell mit Affenköpfchen anstelle der Eckvoluten (Bau II).
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II. Einzelbetrachtungen
schädigt waren, kannte man vorher nicht. Man hatte also bisher den Eindruck, als würden die Säulen die Gewölbe wie einen Baldachin tragen, „während sie tatsächlich zwischen Sohlbank und Schildbogen fest eingespannte Teile eines Wandsystems sind, das das Strukturanliegen der II. Speyerer Bauperiode vorträgt: die Zerlegung der Mauermasse in Schalen“ (Hans Erich Kubach). Gefunden wurde bei den Arbeiten das Speyerer Fragment des Codex Argenteus aus dem 4. Jahrhundert, das letzte Blatt eines Codex der gotischen Bibelübersetzung des Bischofs Ulfilas (um 311 – 383). Der Codex wird heute in der Universität in Uppsala/Schweden aufbewahrt, das gefundene Blatt im Historischen Museum der Pfalz. Das Fußbodenniveau senkte man um 50 Zentimeter auf das alte Niveau, verlegte darauf einen Steinplattenfußboden und schuf ein neues Altarpodest samt Würfelaltar. Bei der Abnahme des Putzes wurden viele Steinmetzzeichen vorgefunden. Das vermauerte Kreisfenster im zweiten Joch der Nordwand (von Osten) wurde wieder geöffnet. Es wird mit der Bestattung Heinrichs IV. in Verbindung gebracht und könnte von außen einen Blick auf dessen Sarkophag ermöglicht haben (Hagioskop). Auffällig ist nämlich, dass der Mittelpunkt des Fensters etwa in Augenhöhe eines Menschen über Außenniveau liegt. Ein Kämpfergesims, das einst innen die Apsis umzog, wurde nicht wiederhergestellt. An der Westmauer trug man die Innenschale ab, damit die westlichen Kapitelle frei stehen. Im Bereich der Pforte baute das Bischöfliche Bauamt eine Innentreppe ein und führte die Sitzbank der Langhauswände fort, obwohl sie nicht zum historischen Bestand gehörte. Dem Apsisfresko, das bereits 1959 übertüncht wurde, schlug nun endgültig sein letztes Stündlein. Schließlich wurden die Gurt- und Schildbögen sowie die Gewölbe als romanische Anlage rekonstruiert. Den neuen Altar und die Tabernakel-Stele gestaltete Elmar Hillebrand (1925 – 2016), Köln, im Jahr 1971. Die Kreuzigungsgruppe schuf der österreichische Bildhauer Jakob Adlhart (1898 – 1985), Hallein. Aufgrund der Umbaumaßnahme erhielt die Kapelle ihre romanische Architekturform zurück. Die Afra-Kapelle bildet ein wichtiges Glied bei der Datierung von Bau II auf die Jahre 1082 bis 1106. Im Jahr der vorübergehenden Beisetzung Heinrichs IV. muss die Kapelle einigermaßen fertig gewesen sein. Die zum Teil unfertigen Kapitelle der Kapelle korrespondieren mit denen der jüngsten Gruppe des Domes. So muss der Dombau insgesamt 1106 sehr weit fortgeschritten gewesen sein, was auch mit den Quellen übereinstimmt, die alle Heinrich IV. als Erbauer nennen. Die großen Niveau-Unterschiede vom nördlichen Seitenschiff zur Afra-Kapelle und vom südlichen Seitenschiff zur Taufkapelle geben nach wie vor Rätsel auf. Wenn das Niveau des heutigen Domgartens zur Bauzeit (wie seitlich der St.-Afra-Kapelle) wesentlich tiefer lag, dann müssten Treppen von außen in das Innere des Domes geführt haben. Für Treppenanlagen vor den Portalen gab es bei den bisherigen Grabungen aber keine Befunde.
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts Zwischen 1846 und 1853 wurden die gesamten Wand- und Gewölbeflächen des Kircheninneren mit Bild- und Ornamentschmuck ausgestattet. Den Auftrag dafür erteilte Bayernkönig Ludwig I. (1786 – 1868, reg. 1825 – 1848). Verantwortlich für die Gestaltung der Freskenbilder war der spätnazarener Maler Johann Baptist Schraudolph (1808 – 1879), für die dekorative Ausschmückung sorgte der Maler Joseph Anton Schwarzmann (1806 – 1890). Mit der Ausmalung des Domes wurde eines der größten, spektakulärsten und bedeutendsten Kunstprojekte des 19. Jahrhunderts verwirklicht. Die Innengestaltung war nicht nur einzigartig in ihren monumentalen Dimensionen, in ihrer Programmatik und Pracht, erstmals wurde auch ein zentrales Anliegen nazarenischen Kunststrebens verwirklicht, nämlich die Idee, „die Wände alter Dome durch monumentale Freskomalerei wieder zum Reden zu bringen“ (Marianne Schönenberg). Henrik Karge nannte das Werk gar „ein Triumph der religiösen Malerei im Geist der Nazarener und – durchaus im Zeichen der Zeit – ein Triumph der Polychro-
81 Mittelschiff des Domes in ausgemaltem Zustand, Originalfoto kurz vor dem Abschlagen der Fresken und der Dekorationsmalerei 1957.
82 Dom-Inneres nach Westen mit Ausmalung, Christus als Weltenrichter am Hauptportal, Empore und Sattel-Orgel von 1941.
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II. Einzelbetrachtungen
mie über die Steinsichtigkeit“. Am 8. Juni 1846 begann Schraudolph mit seiner Arbeit. Im September 1853 war die größte Unternehmung dieser Art, in kürzerer Zeit als vertraglich vereinbart, abgeschlossen (Abb. 81 und Abb. 82). Die teils farbig leuchtende, teils golden glänzende Malerei beeindruckte jeden Besucher. Bis auf den letzten Sandsteinquader waren die Pfeiler und Wände mit szenischen und figürlichen Darstellungen und mit ornamentaler Schablonenmalerei, mit Blumenranken, geometrischen Formen oder orientalisch anmutenden Mustern, geschmückt. Wer die Kathedrale betrat, fühlte sich in Himmelssphären eingetaucht. Die blau gefassten Mittelschiffgewölbe in 33 Meter Höhe wirkten wie ein Himmelszelt, an dem goldene Sterne funkelten. Der Raumeindruck mit dem prächtigen Bildschmuck war unvergleichlich. Der Blick des Betrachters wurde von der relativ schlichten Farbigkeit des Mittelschiffs zum Höhepunkt des Bilderzyklus im Ostteil gelenkt.
83 Mittelschiff des Domes nach Osten in ausgemaltem Zustand, Computersimulation 2011.
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
Die mit Blattgold gefassten Bilder dort, in der Vierung, in den Querarmen und im Altarhaus, waren besonders prächtig ausgestattet (Abb. 83). Die von Engeln flankierte Krönung Mariens durch ihren Sohn Jesus Christus auf glänzendem Goldgrund in der Apsiskalotte samt Gottvater- und Heiliggeist-Darstellung bildete den Höhepunkt und Abschluss des Bildprogramms.
Speyer als Regierungssitz des Rheinkreises Nachdem zum Jahreswechsel 1793/1794 französische Revolutionsheere das gesamte Inventar des Domes kurz und klein geschlagen hatten, ahnte niemand, dass sich das Innere der Kirche rund fünfzig Jahre später in ungeahnter Farbenpracht präsentieren würde. Zunächst aber diente die Kathedrale als Lager und Lazarett und sollte 1806 sogar abgerissen werden. Was war inzwischen geschehen? Im Zuge der territorialen Neuordnung Deutschlands auf dem Wiener Kongress 1814/1815 wurde die Pfalz im Austausch für das an Österreich abgetretene Herzogtum Salzburg samt Innviertel ab 1. Mai 1816 bayerisch. Speyer mit seinen damals 6000 Einwohnern wurde Sitz der bayerischen Regierung des Rheinkreises. Mit Bayerischem Konkordat von 1817 und päpstlicher Bulle von 1818/1821 wurde das Bistum Speyer neu gegründet. Noch hatte die neue Diözese keine funktionierende Kathedrale. Die feierliche Amtseinführung von Matthäus Georg von Chandelle (1745 – 1826 , reg. 1818 – 1826) als Bischof des neu errichteten Bistums Speyer im Januar 1822 musste in der Klosterkirche St. Magdalena vollzogen werden. Bayernkönig Maximilian I. Joseph (1756 – 1825, reg. 1806 – 1825) versprach die gründliche Renovierung der Kathedrale. Nach dem Tod Maximilians im Oktober 1825 übernahm König Ludwig I. mit 39 Jahren die Regierungsgeschäfte. Zwei von ihm initiierte künstlerische Großprojekte sollten dem Dom neuen Glanz geben: Er ließ den barocken Westbau Neumanns von 1778 weitgehend abtragen und durch einen neuromanischen Westabschluss ersetzen. Sein besonderes Interesse aber galt der Ausmalung des Dom-Inneren.
Ankündigung des Großprojektes Am Anfang der Innen-Ausmalung des Domes steht der viel zitierte Ausspruch des Bayernkönigs Ludwig I. vom 13. Juni 1843, den er dem wartenden Bischof Nikolaus von Weis (1796 – 1869 , reg. 1842 – 1869), den Mitgliedern des Domkapitels und dem pfälzischen Regierungspräsidenten Eugen Fürst von Wrede (1806 – 1845) samt einer Handvoll seiner Beamten in der Vorhalle des Speyerer Domes zugerufen haben soll: „Ich habe mich entschlossen, den Dom malen zu lassen. Im Jahr 1845 wird angefangen.“ Begleitet wurde Ludwig von den beiden Malern Heinrich Maria von Hess (1798 – 1863), Münchener Akademieprofessor, und dessen Schüler Johann Baptist Schraudolph. Am 14. August 1842 legte König Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) von Preußen den Grundstein zum Weiterbau des Kölner Domes, nachdem die Arbeiten nach
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250 Jahren Bauzeit eingestellt worden waren. Die zeitliche Nähe dieses Vorhabens zur Entscheidung, den größten romanischen Dom des Königreichs Bayern durch den künstlerischen Großauftrag auszuzeichnen, legt die Vermutung nahe, dass dabei die kulturpolitische Prestigekonkurrenz des katholischen Bayern mit dem protestantischen Preußen eine Rolle gespielt haben könnte. Ludwig verfolgte mit der Ausmalung des Domes auch das Ziel, eine engere Bindung der Pfalz an Bayern zu erreichen. Denn mit dem Projekt in Speyer trat der König Vorwürfen entgegen, er würde sich insbesondere um München und nicht genug um die Randgebiete seines Königreiches kümmern. Die Unterstützung der Kirche passte gut in Ludwigs politisches Kalkül. Er hoffte, dass vom Zusammenwirken der Künste, der Architektur und der Malerei, eine besonders starke positive Wirkung ausginge. Wie bedeutend und wichtig dem König die Dom-Ausmalung war, demonstrierte er spätestens bei seiner Abdankung im Jahr 1848, als er diesen Schritt mit der Bedingung einer Fortsetzung des Projektes in Speyer durch seinen Nachfolger, seinen Sohn Maximilian II. (1811 – 1864 , reg. 1848 – 1864), verknüpfte. Die Idee zur Ausmalung des Dom-Inneren im Nazarener Stil in Speyer stand in Zusammenhang mit dem kurz zuvor erfolgten Neubau und der Bemalung dreier Münchener Kirchen. Die Gestaltung der Allerheiligen-Hofkirche, die von 1826 bis 1837 nach Plänen des Architekten Leo von Klenze (1784 – 1864) gebaut wurde, übernahm Heinrich Maria von Hess. Chor und Apsis in der Kirche St. Ludwig, errichtet zwischen 1829 und 1844, geplant von Friedrich von Gärtner (1791 – 1847), gestaltete der Nazarener Peter von Cornelius (1783 – 1867), Lehrer an der Königlichen Kunstakademie in Düsseldorf und seit 1819 auch Lehrer in München, dort seit 1824 Akademiedirektor. Die Bonifatius-Basilika, die größte der drei Kirchen, wurde zwischen 1835 und 1850 vom Architekten Georg Friedrich Ziebland (1800 – 1873) erbaut und von Hess und seinen Gehilfen ausgeschmückt. Ludwig I. war bereits als Kronprinz bei seinem Rombesuch 1818 mit den Nazarenern in Kontakt gekommen. Ludwig glaubte an eine Veredelung der Menschen durch die erzieherische Wirkung von Wissenschaft und Kunst. Er war der Meinung, die Kunst solle im Alltag präsent sein, in eigens für die Öffentlichkeit hergestellten Denkmälern, die zum Schönen und Edlen hinführen und das Geschichtsbewusstsein fördern. Sie solle nicht „Biskuit“ sein für das Volk, sondern „tägliches Brot“. Peter von Cornelius, seit 1811 Mitglied des Lukasbundes in Rom, beeindruckte den späteren König besonders. Er sollte mithelfen, die großen Pläne des Prinzen und späteren Königs von Bayern zu verwirklichen. Nach Bekanntgabe des Ausmalungsprojektes, also rund zwanzig Jahre nach der Indienststellung des Domes als Bischofskirche, begannen umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen. Dabei begnügte man sich nicht mit der Trockenlegung der Wände und Pfeiler, die in den Berichten als schwerwiegendes Problem geschildert wird.
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Um mehr Malfläche zu schaffen, schlossen die Maurer Fenster und Nischen im gesamten Ostteil des Domes und überzogen die Wände mit einer dicken Putzschicht. In der Vierung, den Querhausapsiden und im Mittelschiff schlugen sie die Horizontalgesimse ab. Für die Wandgliederung des Langhauses waren diese durchlaufenden horizontalen Gesimse wichtig, weil sie optisch das Gegengewicht zu den vertikalen Kräften der Hochschiffwand bildeten. Heinrich Maria von Hess, der zunächst die Arbeiten in Speyer ausführen sollte, fühlte sich zu alt für die Aufgabe. Er empfahl seinen von ihm hochgeschätzten Schüler Johann Baptist Schraudolph, der ihm schon bei Arbeiten in der Münchener Allerheiligen-Hofkirche und in der Bonifatius-Basilika als Gehilfe zur Seite gestanden hatte. Schraudolph, am Tag der Bekanntgabe der Entscheidung 35 Jahre alt geworden, erhielt von Ludwig den Auftrag zur Ausführung der Arbeiten. Der junge Maler stand vor einer großen Herausforderung. Die Gestaltung eines kompletten Kirchenraumes war die größte Erfüllung seines künstlerischen Wirkens. Johann Baptist Schraudolph wurde am 13. Juni 1808 als ältester Sohn des Tischlers Ignaz Schraudolph und dessen Ehefrau Rosalie Weißenbach in Oberstdorf geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule folgte beim Vater eine Lehre als Schreiner und Tafelmaler. Er ging nicht, wie damals üblich, auf Wanderschaft, sondern arbeitete in der väterlichen Werkstatt. Mit der Bewerbung an der Münchener Akademie verfolgte er zielstrebig seinen Berufswunsch, Maler zu werden. Aufgrund seiner religiösen Einstellung muss sich Schraudolph vom Sujet der Nazarener Malerei besonders angesprochen gefühlt haben. Es folgten Stationen in Regensburg, wo er Entwürfe für Glasfenster für den Dom in originalgroße Kartons übertrug, und die Arbeit als Gehilfe bei Hess in München. Konrad Reither (1814 – 1871), Inspektor des katholischen Lehrerseminars und späterer Bischof, verfolgte die Vorgänge aus nächster Nähe und veröffentlichte bereits 1849, also lange vor dem Abschluss der Ausmalung, die erste umfassende Interpretation in einer Schrift über „Die Bilder im Speyerer Dome. Kurze Beschreibung der bis jetzt vollendeten, oder in Arbeit begriffenen Freskogemälde im Kaiserdome, besonders mit Rücksicht auf ihren inneren Zusammenhang“. 1851 erschien eine neue Ausgabe, die mehrfach neu aufgelegt und ergänzt wurde. Das Staunen vor dem Ausmalungs-Vorhaben „wuchs in dem Maaße, als man die Großartigkeit des Unternehmens begreifen lernte“, schrieb Reither. „Bald sollte sich zeigen, dass durch diese Unternehmung die Kunst der religiösen Historienmalerei auf einer Stufe an den Rhein verpflanzt werde, wie sie derselbe vorher nie gesehen, und daß dadurch das ziemlich verödete Speyer sich erhebe, wie zu einem Wallfahrtsorte der Kunst.“ Aber auch politische Hoffnungen wurden mit dem Engagement des Königs verknüpft, besonders an die Adresse der Franzosen gerichtet, die 1840 erneut die Rheingrenze gefordert hatten. Bischof Nikolaus von Weis schrieb am 16. Juni 1843 an Ludwig, drei Tage nach dessen Dom-Besuch: „Deutschland aber wird nicht nur eine die
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II. Einzelbetrachtungen
Religion und Kunst gleichmäßig erhöhende großartige Ruhestätte seiner Kaiser in frommem Geiste anstaunen, sondern es wird in ihr auch die Beruhigung finden, dass künftighin keine Fremdherrschaft mehr mit Eroberungs- und Zerstörungsplänen dem vaterländischen Stamme nahen dürfe.“ Schraudolph kam Anfang 1844 mit Joseph Schwarzmann nach Speyer. Beide hatten bereits in München zusammengearbeitet. Gemeinsam besprachen sie die malerische und dekorative Gestaltung des Dom-Inneren. Von Dezember 1844 bis Juli 1845 bereiste Schraudolph Italien, um sich Anregungen für sein Speyerer Schaffen zu holen. König Ludwig I. war daran gelegen, dass die vorbereitenden Arbeiten zügig vonstattengingen, damit pünktlich mit der Ausmalung begonnen werden konnte. Überlegungen zu einer intensiven Bauuntersuchung blieben deshalb unberücksichtigt. Dennoch dauerten die gesamten Bauvorbereitungen drei Jahre. Im November 1845 schließlich schlugen die Zimmerleute die Gerüste für die Ausmalung des Altarhauses auf.
Das Bildprogramm Die Themen der Ausmalung sollten Bezug nehmen auf die Patrozinien des Domes: den heiligen Diakon und Erzmärtyrer Stephanus, den Papst und Märtyrer Stephanus, Bernhard von Clairvaux sowie insbesondere die Gottesmutter Maria (Abb. 84). Schraudolphs erste Entwürfe stießen beim König gleich auf Anerkennung. Deshalb wurde am 30. August 1844 mit ihm ein Vertrag geschlossen. Dieser „Contract“ skizzierte auch das Bildprogramm: Themen aus dem neuen Testament und der späteren Kirchengeschichte sowie im Langhaus Bilder aus dem Leben der Gottesmutter Maria. Vier Propheten sollten auf Goldgrund in der Vierung gemalt werden, in den beiden Apsiden des Querhauses Bernhard und eine Martyriums-Darstellung des heiligen Stephanus. Je zwei weitere große Bilder waren in den beiden Querarmen vorgesehen. Eigens wird vermerkt, dass sie nicht auf Goldgrund, sondern mit farbigem Hintergrund gemalt werden. Neben den beiden Türmen im Altarhaus waren die sieben Sakramente zu thematisieren. „Sodann im obersten Theil des Chores die heiligste Dreifaltigkeit in der Glorie von Engeln umgeben, nebst den zwölf Aposteln. Im unteren Theile die vier Kirchenväter, vier Evangelisten, alle auf Goldgrund. In die Gurte die Auferstehung Christi mit Bildern aus dem Leben Christi, nebst mehreren kleineren Bildern, als die sieben Gaben des h. Geistes u. s. w. theils in Farbe, theils grau in grau.“ Der „Contract“ legte die einzelnen Arbeitsschritte fest und hatte folgende Eckpunkte: Gemalt wird „a buon fresco“ (direkt auf frischen Putz), die Entwürfe sind vor Ausführung dem König zur Genehmigung vorzulegen, Schraudolph muss im Jahr 1846 beginnen, die Arbeiten sind binnen zehn Jahren zu vollenden. Wenn eine der beiden Vertragsparteien während der Ausführungszeit sterben sollte, wird der Vertrag aufgehoben und nach den vollendeten Leistungen abgerechnet. Das vereinbarte
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
Honorar in Höhe von 100.000 Gulden war ein Festpreis, der alle Kosten für Entwürfe, Farben und Malgerät, selbst die Entlohnung der Gehilfen einschloss. Vom König waren nur die Gerüste, Putz, Stuck und die Vergoldungen extra zu bezahlen. Der Vertrag wurde am 30. August 1844 von Friedrich von Gärtner als Architekt und Direktor der Kunstakademie unterzeichnet. Bei der Entwicklung des Bildprogramms setzte sich die Marienkrönung als zentrales Motiv – im Kontext der Dreifaltigkeit – durch. Die weiteren Figuren sollten die positiven Eigenschaften Mariens repräsentieren, etwa die heilige Agnes als Bekennerin des Glaubens oder die heilige Elisabeth als Friedensstifterin. Da die Taube als Symbol des Heiligen Geistes in das Bildwerk eingearbeitet ist, Gottvater im benachbarten westlichen Tonnengewölbe thront, umgeben von einer Engelschar, wird das Ensemble auch zur marianisch akzentuierten Trinitätsdarstellung. Die christologische Aussage, dass Jesus seine Mutter Maria durch die Krönung symbolisch zur Königin des Himmels erhebt, wird bestätigt durch Gottvater und den Heiligen Geist.
84 Schematische Darstellung der Motive in den Querarmen (v. l. n. r.): Ankunft Bernhards von Clairvaux in Speyer 1146, Gebet vor dem Gnadenbild, Übergabe des Kreuzbanners an den König, Simultanbild (Westwand); Diakonenweihe des Stephanus, Verhör vor dem Hohen Rat, Märtyrertod des Papstes Stephanus, Gebet des Papstes Stephanus (Westwand).
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II. Einzelbetrachtungen
Außerdem erhielt das Gesamtprojekt, entgegen dem „Contract“ von 1844, eine Ausweitung und Steigerung der Pracht des Bildprogramms, etwa durch Einbeziehung ursprünglich nicht für die Ausschmückung mit Bildern vorgesehener Flächen und durch dichtere Füllung von Flächen und Raumteilen. Aus den jeweils zwei vorgesehenen Bildern in den Querarmen wurden vier. Die Bilder des Langhauses wurden durch Hereinnahme des Marienthemas in das Altarhaus, beispielsweise die Bilder vom Tod und von der Himmelfahrt Mariens, thematisch miteinander verknüpft. Ferner wurden alttestamentliche Szenen ins Langhaus aufgenommen. Zwischen der im „Contract“ definierten Idee und der tatsächlichen Bild-Ausstattung lag eine Programmentwicklung, die zu einem schlüssigen Konzept herangereift war. Zum Grundgedanken des Bildprogramms schreibt Konrad Reither in seinem Führer: Die „Bilderbibel des Domes“ berichtet von der „Offenbarung der Gnade Gottes zur Erlösung, Heiligung und Beseligung der Menschen, dargestellt in der Geschichte Maria’s und der anderen Schutzheiligen des Domes – das bildet den Grundgedanken des Künstlers, die leitende Idee, welche den ganzen Bildercyclus beherrscht. Durch diesen Gedanken werden nicht nur die großen Gemälde, sondern auch die einzelnen Heiligenbilder zu einem Ganzen geordnet und verbunden“. Das ikonographische Programm der gesamten Dom-Ausmalung geht auf den Speyerer Bischof Nikolaus von Weis zurück, der wohl von Domkapitular Wilhelm Molitor und Konrad Reither beraten wurde. Es scheint so, als habe Ludwig I. dem Bischof die Planung des theologischen Bildprogramms sogar ganz überlassen. Jedenfalls hatte Weis reichlich Freiraum, den er auch zu nutzen wusste. An anderer Stelle beschreibt Reither die theologische Idee, die hinter dem Zyklus steckt: „Nachdem also in dem Langhause, verknüpft mit dem Leben Mariens, die göttlichen Thaten zur Erlösung und Heiligung der Menschen dargestellt sind, und in der Kuppel hingewiesen ist auf das ewige Opfer als die bleibende Quelle des Gnadenstromes oder das Herz des Christenthums; so wird in den Seitenchören die siegreiche Kraft und ausgebreitete Wirksamkeit des Christenthums in den Scenen veranschaulicht, welche dem Leben der übrigen Schutzheiligen des Domes entnommen sind. In consequenter Folge schließt sich hieran das beseligende Ende, der Eingang in das ewige Leben, der Friede und das Glück des göttlichen Reiches im Himmel. Dieser Abschluß tritt uns in den Bildern des Stiftschores entgegen.“ Die thematische Abfolge der Fresken im Mittelschiff beginnt beim Betreten des Domes im Westen mit dem ersten Bild im westlichsten Joch der Nordseite, der Darstellung des Sündenfalles, überspringt den Raum auf die gegenüberliegende Seite als zweites Bild (Abb. 85). Durchgezählt befinden sich die ungeraden Nummern auf der 85 Schematische Darstellung des 24-teiligen Gemäldezyklus im Mittelschiff mit Themen aus dem Alten und Neuen Testament sowie Szenen aus dem Leben Mariens. Bis auf das Widmungsbild der Vorhalle sind die Fresken des Mittelschiffs die einzigen Bilder, die an Ort und Stelle verblieben sind.
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
Auferstandener erscheint Maria Max Bentele Mai/Juni 1852
Bildfeld jeweils ca. 5,00/3,00 Meter groß *Komposition Johannes Schraudolph
Aussendung des hl. Geistes
Johannes Schraudolph Juni /Juli 1852
Jesus als Lehrer
Kreuzigung Christi
Josephs Tod
Hochzeit zu Kana
12-jähriger Jesus im Tempel
Die hl. Familie in Nazareth
Beschneidung Christi
Flucht nach Ägypten
Anbetung der Könige
Darbr. Jesu im Tempel
Heimsuchung
Geburt Christi
Mariä Vermählung
Mariä Verkündigung
Mariä Geburt
Mariä Tempelgang
Davids Vision
Jesaias Weissagung
Max Bentele Juni /Juli 1852
Johannes Schraudolph Juni/August 1851
Johannes Schraudolph August/September 1851
Max Bentele Juli/August 1851
Georg Mader (außer Kopf Maria & Jesus) Juni/Juli 1852
Andreas Mayr Juli/August 1852 Andreas Mayr August/September 1851
Max Bentele August/September 1851 Johannes Schraudolph Juli/August 1852
Georg Mader September/Oktober 1852
Max Bentele September /Oktober 1852
Andreas Mayr Juli/August 1851
Max Bentele Juni/Juli 1853
Johannes Schraudolph September 1852
Max Bentele* August/September 1853
Andreas Mayr September/Oktober 1852
Georg Mader* August/September 1853
Abrahams Vision Georg Mader* Juni/Juli 1853
Andreas Mayr August/September 1853
Christus als Weltenrichter 1862
Ausweisung aus dem Paradies
Moses vor dem Dornbusch
Adolph Baumann* Juni/Juli 1853
Noahs Dankopfer Andreas Mayr Juni/Juli 1853
Johannes Schraudolph Juni/Juli 1853
Votivbild 1853
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II. Einzelbetrachtungen 86 Abschluss und Höhepunkt des Bilderzyklus der Dom-Ausmalung in der Apsiskalotte: Jesus hält mit weit ausgestreckter rechter Hand die Krone, setzt sie auf Marias Haupt und krönt sie zur Königin des Himmels. Über der Szene schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, acht Engel rahmen das Geschehen.
Nord-, die geraden auf der Südseite. In den Bildern des Mittelschiffs wurde die Heilsgeschichte unter Einschluss der Vorbilder und Propheten im Alten Testament bis zur Aussendung des Heiligen Geistes thematisiert. Besondere Berücksichtigung findet dabei natürlich das Leben der Gottesmutter, die aus theologischer Sicht als Mittlerin zwischen Gott und den Menschen eine bedeutende Rolle im Erlösungswerk einnimmt. Praktisch malten Johann Baptist Schraudolph und Joseph Schwarzmann jedoch der Reihenfolge des Bildprogramms entgegengesetzt: Die zuletzt ausgeführten Bilder waren die ersten des Zyklus. Mit der Malerei begonnen wurde also in der Apsis und im Altarhaus. Auf den hohen Gerüsten in der Apsis arbeitete Schraudolph zunächst am Höhepunkt und Abschluss des marianischen Bilderzyklus, an der Krönung Mariens (Abb. 86). Darunter, zwischen den Apsisfenstern, befanden sich die zwölf Apostel 87 Restaurierte und applizierte Fresken aus der Dom-Ausmalung von Johann Baptist Schraudolph, 1846. Die zwölf Apostel aus der Apsis des Domes, so wie sie 2012 bei der Ausstellung „Die Eroberung der Wand“ im Arp-Museum in Remagen gezeigt wurden. In dem vorliegenden Bild wurden die Darstellungen in der Reihenfolge montiert, in der sie sich einst in der Apsis des Domes befanden.
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
88 Entwurf zur Gottvater-Darstellung (Historisches Museum der Pfalz), das Original-Fresko befand sich im Gewölbebogen westlich der Marienkrönung. Das Motiv ist thematisch Bestandteil der Marienkrönung.
(Abb. 87) und die vier großen lateinischen Kirchenväter. An dem Fuß des Tonnengewölbes malte er die vier bedeutendsten Ordensstifter. Auf dem Tonnengewölbe befand sich Gottvater von den neun Engelschören umgeben (Abb. 88). Im Altarhaus folgten an den Seitenwänden Maria und der Evangelist Johannes bei der Heimkehr von Golgatha und der Tod Mariens (Nordseite) sowie das Begräbnis Mariens im Tal Josaphat und ihre Aufnahme in den Himmel (Südseite). Begleitet waren die achteckig gerahmten Gemälde von 16 Heiligengestalten mit Bezug auf die Seligpreisungen (Nordseite) und die Lobsprüche aus der Lauretanischen Litanei (Südseite). Im Scheitel des Vierungsturms umgaben vier alttestamentliche Opferszenen das Lamm Gottes, darunter wurden die vier großen Propheten und in den Zwickelnischen die vier Evangelisten dargestellt.
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II. Einzelbetrachtungen
89 Restauriertes und appliziertes Doppelbild „Heilung eines Knaben und Abreise des Heiligen“, Motive aus dem Zyklus zu Bernhard von Clairvaux, ursprünglich an der Westwand des nördlichen Querarmes, Johann Carl Koch, 1849.
Der nördliche Querarm wurde dem heiligen Bernhard von Clairvaux (Begebenheiten bei seinem Besuch in Speyer 1146) gewidmet: Vision, Ankunft in Speyer und Begrüßung durch König Konrad III. (1093 – 1152) vor dem Domportal, Gebet vor dem Marienaltar, Übergabe des Kreuzbanners an den König mit Rittergefolge (Ostwand) und als Doppelbild (Abb. 89) die Heilung eines kranken Knaben und die Abreise von Speyer (Westwand). Dem heiligen Diakon Stephanus und dem heiligen Papst Stephanus war der südliche Querarm thematisch zugeordnet: Diakonenweihe, Verhör vor dem Hohen Rat, Steinigung und Märtyrertod (Ostwand); das Bild Gebet des Heiligen (Westwand) ist dem Papst gleichen Namens gewidmet. In den Zwickeln der Bandrippengewölbe waren je vier Heilige wiedergegeben, je zwei weitere in den vier Wandkapellen.
Akzente durch die Dekoration Auch die Dekorationsmalerei in ihrer gestuften Farbigkeit und die Hierarchie der Farben waren ganz auf den Höhepunkt des Bildprogramms ausgerichtet, die auf glänzendem Goldgrund von Engeln flankierte Krönung Mariens. Wände, Pfeiler und Vorlagen erhielten einen graugrünlich-beigen Grund-Farbanstrich. Das Gestaltungsprinzip Joseph Anton Schwarzmanns bestand in der mehrfachen Unterteilung der zum Teil riesigen Flächen in verschiedene, immer kleiner werdende geometrische Formen.
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
Joseph Anton Schwarzmann wurde am 1. Februar 1806 in Prutz in Tirol geboren. Ärmliche Verhältnisse zwangen seine Eltern Anton Schwarzmann und Maria Dilitz, den Jungen mit dreieinhalb Jahren zu Verwandten nach Nauders und Landeck zu geben. 1820 begann er eine Lehre bei Maler Anton Schönherr (1780 – 1832) in München. Daneben studierte Schwarzmann bei Heinrich Maria von Hess (1798 – 1863) an der Akademie der Bildenden Künste in München. Während der Regierungszeiten der bayerischen Könige Ludwig I. und Maximilian II. avancierte er zum meistgefragten und meistbeschäftigten Ornament- und Dekorationsmaler Bayerns. Mit seiner Kunst schmückte er nicht nur Wohnräume und Villen wohlhabender Bürgerinnen und Bürger, er war auch verantwortlich für die Innengestaltung großer Bauprojekte, von Kirchen und öffentlichen Gebäuden. Im Alter von vierzig Jahren hatte sich Schwarzmann ein Renommee als Dekorationskünstler erarbeitet, das ihn für den Großauftrag in Speyer prädestinierte. Ein wichtiges Gestaltungsmittel zur Steigerung der optischen Wirkung bildeten breite, farbige, mit Ornamenten geschmückte Bänder, wobei die einzelnen Verzierungsmotive, in regelmäßigen Rapporten mehrfach hintereinander gereiht, ein bestimmtes Dekorationsmuster ergaben. Durch geschickte Kombination der Farben gelang es Schwarzmann, die Wirkung einzelner Dekorationen zu verstärken. Die verschiedenen Ornamente bestanden aus vegetabilischen Mustern (Blätter, Ranken oder Blüten) oder geometrischen Formen (Quadrate, Kreise und Kreuze). Der routinierte Künstler malte aber auch Band- oder Flechtmotive sowie Rosetten- oder Palmettenbänder. Die unterschiedlich breiten Bordüren selbst wurden seitlich von einer oder mehreren schmalen farbigen Linien, manchmal auch zusätzlich von pinselbreiten farbig gemusterten Borten besäumt. Bestimmte Bauteile des Domes wurden durch besonders üppige ornamentale Ausstattung ausgezeichnet, etwa die Kanten und Profile des Baldachinbogens der Ädikulä und deren Gesimse oder die vier Wandkapellen der beiden Querarme. Nahezu alle Fensterlaibungen des Domes trugen auf ihren Innenseiten Bordüren. Das Langhaus gestaltete der Künstler im unteren Bereich, vom Boden bis zur Zone der Pfeilerkämpfer, schmucklos und dezent. Die Dekoration oberhalb der Arkadenzone fiel dagegen reichhaltiger aus. Im Gegensatz zum Mittelschiff besaßen die beiden Seitenschiffe keine figürlichen Darstellungen. Bordüren und Ornamente schmückten die Pfeiler, Wände und Gewölbe. In der Vierung, den Querarmen und im Altarhaus samt Apsiskalotte vollzog sich merklich eine Änderung des Farbkanons. Gold und Goldgrund waren fortan dominierend. Das Wechselspiel von Bild und Ornament, das auf die Betrachterin, den Betrachter überwältigend wirken musste, war elementarer Bestandteil des Gesamtkunstwerks. Die Rahmung umfasste die einzelnen Bilder und ihre Themen, die Ornamentgestaltung schloss die Oberfläche der Raumschale und beruhigte das gesamte Ensemble. Die dekorativen Ornamente, die Formenvielfalt der bunten Schmuckelemente und
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II. Einzelbetrachtungen
der glänzende Goldgrund dienten dem großen, theologisch bedeutsamen Ereignis, der Krönung Mariens. Für die Nazarener war das eigentliche Kunstwerk die Gesamterscheinung, weniger das einzelne Bild.
Verfahren der Freskierung Am 8. Juni 1846, nach einer gemeinsamen Messe der Künstler und Handwerker, nahm Schraudolph die Arbeit auf. Er wurde von seinem jüngeren Bruder Claudius und seinem Gehilfen Joseph Mösl begleitet. Die erste Arbeit war der Kopf Gottvaters. Aufgrund der guten Vorbereitung ging die Arbeit zügig vonstatten. Am 6. November war der erste Arbeitsabschnitt zu Ende. Bereits bei der Planung seiner Bilder stand Schraudolph in Kontakt mit dem König. In einem Brief vom 12. September 1848 schärfte ihm Ludwig ein: „Wünsche sehr, daß ich rechtzeitig die Entwürfe zu den Gemälden, welche vertragsmäßig im nächsten Verwaltungsjahre Sie in dem Speyerer Dom zu malen haben, zu sehen bekomme, meine Bemerkungen Ihnen machen zu können, bevor es ans Malen geht. Strenger Styl, wiederhole ich, wie Raphaels Disputa, nicht jener in der Transfigurazione.“ Das Arbeitsprogramm wurde von den Jahreszeiten bestimmt. In der kalten Jahreszeit, etwa ab Mitte November, während der man wegen der eisigen Temperaturen im Dom nicht malen konnte, entwarf Schraudolph in München die Bilder für die bevorstehende Malphase. Die Arbeiten in Speyer begannen jeweils im Mai oder Juni mit Vorbereitungen. Farben und Arbeitsgeräte mussten eingekauft, das Kalkwasser angesetzt, die Farben gerieben und gemischt werden. Dafür verpflichtete der Meister seine Helfer. Ferner mussten die Entwurfszeichnungen, sofern nicht bereits in München geschehen, in Ausführungspläne umgearbeitet werden. Auch für das Durchdrücken der Umrisslinien von den Pausen in den feuchten Putz brauchte Schraudolph die Helfer. Vor der Entstehung eines großen Fresko-Bildes entstanden kleine, spontan gezeichnete Bleistiftskizzen mit ersten Kompositionsentwürfen. Diese unterschieden sich in Haltung und Stellung der Hauptfiguren und des Hintergrundes häufig noch sehr von der endgültigen Komposition. Anschließend wurde eine dieser Ideenskizzen etwas größer, aber immer noch flüchtig mit Bleistift gezeichnet. Am Ende einer Reihe von Entwürfen stand ein kleines, sehr genau mit Bleistift gezeichnetes und plastisch durchmodelliertes Bild, das meist datiert und signiert wurde. Dieses wurde Ludwig I. zur Begutachtung geschickt. War der König mit der Komposition einverstanden, fertigten die Künstler kleine Einzelstudien zu Köpfen und Gliedmaßen sowie Aktzeichnungen zu den Stellungen der Figuren. Die Bleistiftzeichnungen versahen die Künstler häufig mit weißen Kreide-Schraffuren. Diese überzogen sie manchmal mit einer Quadrierung für die anschließende Vergrößerung. Danach fertigten in der Regel die Gehilfen große Kartons an. Da die Künstler gemeinsam in einem Atelier arbeiteten, konnte Schraudolph stets helfen und korrigieren. Einzelne Kartons hat Schraudolph
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4. Innen-Ausmalung des 19. Jahrhunderts
auch selbst gezeichnet, vor allem solche, die er später eigenhändig ausführen wollte, beispielsweise die Kreuzigung oder die Köpfe von Christus und Maria. Kleine Bilder in Öl, Tempera und Tusche skizzierte man für die farbliche Planung. Mit Wasserfarben ausgemalte Figürchen, die mit Bleistiftangaben versehen wurden, dienten zur Zubereitung der Farben. In einigen Fällen fertigten die Maler auf Blech oder Putz kleine Fresken, um die Farbwirkung zusätzlich zu überprüfen. Im letzten Arbeitsgang wurde eine dem Freskoformat entsprechende Vergrößerung mit Kohle auf einem stabilen Untergrund angefertigt. Nachdem die Kohle durch Wasserdampf fixiert worden war, konnten von dieser letzten Vergrößerung die eigentlichen Arbeitspausen auf ölgetränktes Papier durchgezeichnet werden. Diese Arbeitspausen wurden entsprechend dem geplanten Tagwerk auf dem Gerüst in Stücke geschnitten und auf dem frischen Putz befestigt. Schraudolph malte seine Bilder vorwiegend in reiner Freskotechnik – also mit grob geriebenen Erdfarben, die mit Magerquark und gelöschtem Kalk vermischt und mit Kalksinterwasser verdünnt worden waren – auf den frischen Putz, der erst am Morgen des jeweiligen Arbeitstages auf die zu bemalende Mauerfläche aufgebracht wurde. Die richtige Einschätzung der Farbwirkung im feuchten und im trockenen Zustand setzte viel Erfahrung voraus. Die Mischung der Farben kontrollierte daher Schraudolph selbst. Schüler, die schon lange bei ihm beschäftigt waren, durften eigene Kompositionen versuchen. Zu derartiger Mithilfe durch die Gehilfen kam es aber erst bei den Entwürfen für die Langhausfresken ab 1851 (Marianne Schönenberg). Die Leistung der Helfer war für den Fortgang der Arbeiten sehr wichtig. Sie sorgten mit dafür, dass die Aufgabe in der vertraglich vorgegebenen Frist erfüllt werden konnte. Ihr Engagement war aber von unterschiedlicher Dauer. Die einen erkrankten, die anderen hatten anderswo Engagements erhalten. Die Helfer waren Schraudolphs Bruder Claudius (1813 – 1891) aus Oberstdorf im Allgäu, Franz Hellweger (1818 – 1880) aus St. Lorenzen im Pustertal, Johann Nepomuk Caspar (1822 – 1885) aus Obergünzburg im bayerischen Allgäu, Franz Joseph Wurm (1816 – 1865) aus Stiefenhofen im Allgäu, Jakob Späth (1820 – 1856) aus Dietenheim, Joseph Mösl (1821 – 1851) aus Klöstendorf bei Salzburg, Andreas Mayr (1820 – 1893) aus Oberdorf in Schwaben, dessen Bruder Joseph Mayr (1828 – 1904), Alois Süssmayr (1825 – 1885) aus Landsberg am Lech, Johann Carl Koch (1806 – 1900) aus Hamburg, Max Bentele (1825 – 1893) aus Lindenberg bei Lindau, Georg Mader (1824 – 1881) aus Steinach in Tirol und Adolf Baumann (1829 – 1865) aus München. Neben Schraudolph und seinem Team arbeitete auch die Gruppe der Dekorationsmaler um Joseph Anton Schwarzmann im Dom. Für die Schablonenmalerei benötigte Schwarzmann viele Hände. Ein Helfer war als Vergolder tätig, andere hielten die hölzernen Schablonen, die eine gleichmäßige Wiederholung der Ornamentbänder ermöglichten, wieder andere malten die Zwischenräume in den Ornamenten aus. Für feine Linien und Inschriften benutzten die Dekorationsmaler Federn. Beide Teams
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II. Einzelbetrachtungen
arbeiteten Hand in Hand. Damit die zwei Gruppen sich auf den Gerüsten nicht gegenseitig behinderten, mussten ihre Arbeitspläne aufeinander abgestimmt werden. Dennoch kam es gelegentlich zu Rangeleien. Ludwig legte daraufhin fest, dass die Tätigkeit der Maler jener der Dekorationsgestalter vorrangig sei. Die Dekorationen sollten gemalt werden, wenn Schraudolph und seine Gehilfen nicht im Dom sind. Grundsätzlich wurde so verfahren, dass zuerst die Bilder gemalt und dann die Zwischenräume mit Ornamenten geschlossen wurden. 1847 war die Bemalung des Altarhauses abgeschlossen. Es folgten 1848 die Arbeiten im Vierungsturm sowie in den oberen Zonen der Querhausflügel. Im Jahr 1849 waren die Querarme bis auf die südliche Konche und die vier Wandkapellen fertig. Konche und Kapellen wurden 1850 nach der Ausrüstung des Querhauses bemalt. Ab 1851 arbeiteten die Künstler an den vier östlichen Jochen des Langhauses. Im Jahr 1853 war die Dom-Ausmalung vollendet. Trotz der Abdankung des Königs am 20. März 1848 und der revolutionären Umtriebe in Baden und der Pfalz gingen die Arbeiten im Dom ungehindert weiter. In der Folge allerdings verzögerte Maximilian II. die weitere Finanzierung. Eine Unterbrechung der Malarbeiten konnte Ludwig schließlich verhindern, indem er eine Vorauszahlung leistete. In einem Brief vom 14. August 1849 lobte Schraudolph die Fürsorge des Monarchen für das Werk, die ihm und seinen Gehilfen Mut gemacht habe. „Aufs neue begeistert haben uns die erneuten Versicherungen Ew. Königlichen Majestät, und wenn auch der Kanonendonner von Waghäusel, Wiesenthal und Ubstadt her im hohen Dom widerhallte, so hat doch der Pinsel in unserer Hand nicht gebebt, und nahe bei dem Werke des Krieges, wie es wohl noch selten geschehen, trieben wir die Künste des Friedens.“ Im Jahr 1849 gab es zwischen Ludwig und seinem Sohn eine Übereinkunft, die die Fortsetzung der Arbeiten sicherte. Immer wieder erinnerte Ludwig daran, wie wichtig ihm das Speyerer Projekt sei, beispielsweise in einem Schreiben an den Bischof Nikolaus von Weis vom 22. August 1851: „Es wird mir ein beseligendes Gefühl seyn wenn ich durch die Gemälde in demselben zur Förderung der frömmigkeit werde beygetragen haben. So sehr liegt mir dessen Ausmalung am Herzen, daß ich sie zu einer Bedingung der Kronübertragung an meinen Sohn machte.“
Vollendung der Ausmalung Schraudolph konnte diese Leistung innerhalb der vertraglich gesetzten Frist nur erfüllen, weil der Arbeitsablauf straff organisiert war. Diese Organisation basierte auf der Erfahrung, die er bei seinen Lehrern Joseph Schlotthauer (1789 – 1869) und Heinrich Maria von Hess gewonnen hatte. Geschickt verteilte er die Aufgaben. Schraudolph orientierte sich „durch dieses verschränkte Vorgehen mit verschiedenen Händen an einem Gemälde“ einerseits „an mittelalterlichen Werkstätten […], wo dem Hauptmeister meist der Gesamtentwurf und die Hauptfiguren, den Gesellenhänden Entwürfe und Ausführungen von Nebenfiguren zukamen, andererseits erzwang
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er so durch diese strenge Kontrolle eine Vereinheitlichung der individuellen künstlerischen Handschriften […]. So erreichte er eine ruhige und relativ durchschaubare Kompositionsanordnung von Figuren und Szenen“ (Clemens Jöckle). Das Werk der Dom-Ausmalung umfasste insgesamt 123 Gemälde mit 470 meist überlebensgroßen Figuren. Ohne Ausnahme sind „die Compositionen zu sämmtlichen Bildern in der Kuppel und den drei Chören“ von Schraudolph selbst. Außerdem „sey hier nur so viel bemerkt […], daß er den größten Theil der Bilder im Schiffe gleichfalls selbst componierte und nur einzelne davon durch seine tüchtigsten Schüler unter seiner Aufsicht entwerfen ließ, und daß er zu den wichtigsten Gemälden die Cartons selbst gezeichnet hat. Dazu hat er nicht nur die schwierigsten Bilder al fresco selbst ausgeführt, sondern auch alle Arbeiten seiner Gehülfen überwacht und mehr oder weniger corrigiert“ (Konrad Reither). Am 10. September 1853 erfolgte Schraudolphs vorerst letzter Pinselstrich, nachdem er kurz zuvor das große Widmungsbild über dem äußeren Bogenfeld des Hauptportals fertiggestellt hatte. Es dokumentiert den Abschluss des künstlerischen Großprojekts und trägt die Signatur: „Ex voto Joh. Schraudolph 1853“. Nach acht Jahren war die Ausmalung beendet, zwei Jahre früher als vertraglich vereinbart. Vom 15. bis 17. November 1853 feierten Stadt und Kirche das Weihefest mit Reliquienübertragung und Segnung des neuen Hochaltars. Für das Volk wurde Wein aus dem Domnapf ausgeschenkt. Schraudolph und Schwarzmann erhielten die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Anlässlich der Fertigstellung der Dom-Ausmalung formulierte Bischof Nikolaus von Weis in einem Hirtenbrief: „Die weiten Hallen des alten Domes zu Speyer, der Mutterkirche unseres Bistums, öffnen sich ungestört wieder der Dienste Gottes und laden wie seit langen Jahrhunderten die Gläubigen auf ’s Neue ein, in großen Schaaren in diesem ehrwürdigen Gotteshause sich zu versammeln […]. Acht Jahre sind verflossen, seit das große Werk der inneren Ausschmückung durch die hochherzige Freigebigkeit und den frommen Kunstsinn zweier Könige, ihrer Majestäten Königs Ludwig I. und Königs Maximilian II., begonnen und vollendet ist. Fürwahr ein christliches, wahrhaft ein katholisches Werk, das da im uralten Kaiserdome am Rheine unter Gottes Hülfe vollbracht worden ist, das zu Gebet und Dank für die königlichen Stifter, deren hohe Namen es in den fernsten Zeiten noch verkünden wird, uns, die glücklichen Besitzer eines solchen Gotteshauses, und alle andächtigen Besucher stets auffordert und verpflichtet.“ An anderer Stelle sagte der Bischof: „Bei dem Eintritte in den Dom zu Speyer stellen sich den fast geblendeten Blicken in den erhabensten Schöpfungen der Kunst die großen Thaten Gottes dar, die er gewirkt in der Verheißung und Erlösung des Menschengeschlechts. Sie führen uns mit den Stammeltern des Geschlechts aus dem Paradiese, wo die trostvolle Botschaft des Heiles dem sündigen Geschlechte mitgegeben ward, auf die um ihretwegen verfluchte Erde. Sie führen uns durch die Sehnsucht
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II. Einzelbetrachtungen
des alten Bundes in die Gnadenfülle des neuen Bundes und bis in die selige Vollendung im Himmel. Der Name aber, welche diese frommen Bilder zu einem Ganzen verbindet, ist der süße Name Maria, der allerheiligsten Jungfrau und Gottesmutter, der Patronin dieses erhabenen Gotteshauses, der Schutzherrin des ganzen Bisthums, fürwahr ein würdiger Gegenstand des Lebens Mariä, die da schon im Paradiese verheißen, in der Fülle der Zeiten, als der Morgenstern von der Sonne der Gerechtigkeit erschienen, als unbefleckte Jungfrau den Sohn des Allerhöchsten gebar, und von ihrem göttlichen Sohne zur Königin des Himmels erhöhet ist.“ Nach Vollendung des Westbaues 1858 weilte Schraudolph mit seinem Sohn Claudius im Sommer 1862 noch einmal in Speyer, um die Arbeit am inneren Bogenfeld des Hauptportals auszuführen: Christus als Weltenrichter, flankiert von zwei Posaune blasenden Engeln.
Kritik und Schicksal Die üppige Bildausstattung mit der dekorativen Ornamentgestaltung im Dom zu Speyer war beispielhaft für die Geschichte der Monumental-Malerei des 19. Jahrhunderts. Als Exponate des Spätklassizismus und des Spätnazarenertums haben die Fresken besondere Bedeutung erlangt. „Die Einordnung in den gegebenen Raum ist mit bewundernswerter Klarheit gelungen. Man versteht von hier aus, weshalb der Speyerer Dom dem Bamberger für das große Unternehmen vorgezogen wurde“ (Albert Verbeek). Für Ludwig I. war Schraudolph einer der „höchsttragenden Künstler unserer Zeit“. Seit dem 16. Jahrhundert habe es keinen Künstler wie Johann Baptist Schraudolph gegeben, lobte Ludwig voller Überzeugung in einem seiner Briefe. Selbst in Rom enthalte keine Kirche nach dem 16. Jahrhundert entstandene Gemälde, die auch nur zu vergleichen wären mit den Fresken des Domes von Speyer. Für die Zeitgenossinnen und Zeitgenossen war die Ausschmückung von großer Bedeutung. „Durch den Reichtum, die Pracht und die Größe der Malerei […] sah man die Bedeutung des Baues als Kaisergrab und Nationaldenkmal, als Bischofssitz und damit als Mutterkirche des Landes, als ehrfurchtsgebietendes Architekturwerk von historischem Rang und nicht zuletzt als Symbol für die wiedererstandene nationale Größe glanzvoll unterstrichen und in seiner Wirkung erheblich gesteigert […]. Die religiöse Thematik und der Stil der Bilder wurden als angemessene und würdevolle Ausstattung des sakralen Raumes angesehen, dessen spirituelle Funktion durch die Bilder sinnfällig erfahrbar gemacht wurde […]. Die Bewunderung galt also nicht der Bemalung oder dem Bauwerk, sondern dem Ensemble, dessen Komponenten sich wechselseitig erhöhten“ (Marianne Schönenberg). Die Bildausstattung wurde nach Vollendung weitgehend gelobt, eine grundsätzliche Ablehnung war selten. Freilich gab es unterschiedliche Meinungen innerhalb der verschiedenen Richtungen im zeitgenössischen Kunstleben. Einige hätten sich beispielsweise weniger religiöse Bildinhalte gewünscht, dafür Themen aus der Geschichte des Domes und der
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90 Präsentation abgenommener und applizierter Fresken der Dom-Ausmalung von 1846 bis 1853 im großen Saal über der Eingangshalle des Domes.
dort bestatteten Kaiser. Auch wenn Bischof Nikolaus von Weis in seiner Festpredigt am 29. September 1853 die „umfassendste Innenausmalung eines Kirchenraumes im Deutschland des 19. Jahrhunderts“ als das „große Werk, das da […] unter Gottes Hülfe vollbracht worden ist“, lobte, keimte allmählich Kritik auf, die in der Folge nicht mehr verstummen sollte. Beanstandet wurde das Verhältnis von Architektur und Malerei: Dem Dom sei durch die Malerei eine romantische Note aufgezwungen worden, die im Missverhältnis zur Architektur stehe. Die romanische Kathedrale sei zum reinen Bildträger verkommen. Die Missfallensbekundungen richteten sich vor allem dagegen, dass der monumentale Charakter des romanischen Raumes durch die Ausmalung verloren ging. Das 19. Jahrhundert war bemüht, die Beschädigungen des Domes der vergangenen Epochen wieder wettzumachen, nachdem der Dom zuvor abgerissen werden sollte und viele Flickereien und notdürftige Reparaturen hinter sich hatte. Der im Auftrag der Bayernkönige renovierte und ausgeschmückte Dom zog viele Jahrzehnte
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II. Einzelbetrachtungen
lang scharenweise interessierte Betrachterinnen und Betrachter an, bis sich die Menschen – aufgrund des sich wandelnden Kunstgeschmacks – davon distanzierten. Als in den 1950er Jahren eine Instandsetzung des Dom-Inneren notwendig wurde, die das Domkapitel am 29. Mai 1957 beschloss, war endlich die Chance der Kritikerinnen und Kritiker gekommen, sich von der Ausmalung zu trennen. Die reine romanische Raumschale sollte wieder sichtbar werden, man wollte den puren Stein sehen. Die grundlegende Renovierung bot dazu die Möglichkeit. Schon bei der Restaurierung in den 1930er Jahren wurde die Abnahme der Bilder angestrebt, aber nicht verwirklicht. Für den Bauherrn selbst war die Ornamentmalerei nur künstlerisch wertloses Dekorationsmuster. „Die damals führenden Persönlichkeiten von Staat und Kirche gehörten einer Generation an, die in Aversionen gegen die Kunst des 19. Jhs., die Generation der Väter und Großväter, erzogen worden war […]. Zweifellos hätte man sich mit einer Reinigung begnügen können, aber die Weichen waren seit mehr als 50 Jahren anders gestellt. Initiative für diese Restaurierung ging nicht von der Denkmalpflege aus“ (Dethard von Winterfeld). Die Konsequenzen aber hat die Denkmalpflege billigend in Kauf genommen. So galt Speyer lange Zeit sogar als Vorbild für den Umgang mit der Kunst des 19. Jahrhunderts und konnte „geradezu als Leitprojekt der Denkmalpflege des fortgeschrittenen 20. Jahrhunderts betrachtet werden“ (Hendrik Karge). Ein umsichtiges Verfahren mit dem Erbe des 19. Jahrhunderts wäre möglich und angemessen gewesen. Gut einhundert Jahre lang leuchteten die bunten Farben der riesigen Bilder, schimmerte der Goldgrund im Kerzenlicht, bis der Glanz allmählich verblassen sollte, um dem Zeitgeschmack zu weichen. Von der einstmals prächtigen Ausstattung sind die 24 hochrechteckigen Fresken über den Arkadenbögen des Mittelschiffs und das Widmungsbild in der Dom-Vorhalle einzig heute noch an ihrem ursprünglichen Platz erhalten geblieben. Die größten Bilder konnten dank des genialen Restaurators Otto Schultz (1913 – 1993) erhalten werden, einige werden nun in einer Ausstellung in dem großen Raum über der westlichen Vorhalle gezeigt (Abb. 90). Aber die beispielhafte monumentale Ornamentmalerei ist unwiederbringlich verloren. Während die meisten Nazarener Kunstprojekte des 19. Jahrhunderts in Folge des Zweiten Weltkrieges zugrunde gingen, wurde das große Speyerer Kunstprojekt Schraudolphs und Schwarzmanns in den ausgehenden 1950er Jahren aufgrund einer heute längst vergangenen Kunstauffassung bewusst zerstört.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
1. Rundgang durch Oberkirche und Kapellen Der Rundgang durch den Kirchenraum beginnt am Hauptportal und erfolgt im Uhrzeigersinn, zunächst Langhaus, Querhaus, Vierung und Altarhaus und schließlich zur St.-Afra-Kapelle und zur Doppelkapelle. Zuletzt folgt ein Blick in den Ausstellungsraum über der Eingangshalle mit den großformatigen Freskenbildern Johann Baptist Schraudolphs (1808 – 1879) aus dem ausgemalten Dom des 19. Jahrhunderts. Die Zahlen im Grundriss bezeichnen die Stellen, an denen die Objekte zu finden sind (Abb. 91). 1 Das rundbogige Stufenportal (Bau I) führt von der Vorhalle in den Kirchenraum. Das im Lichten 8,40 Meter hohe und 3,70 Meter breite Portal, das nach Westen und Osten durch je fünf Stufen gegliedert ist, durchbricht die aus mächtigem Quaderwerk bestehende, ungegliederte Westwand der Kathedrale. Das Portal (vgl. Abb. 18) besitzt weder Tympanon noch Kämpfer oder Sockel. Die besondere Wirkung des Portals wird ausschließlich durch die stufenweise Verjüngung der massiven Mauer erzielt, verstärkt durch den unregelmäßigen roten und gelben Farbwechsel. Die romanische Außenseite des Portals ist seit dem 19. Jahrhundert von der neuromanischen Portalarchitektur verdeckt. 2 Grabmal des Freiherrn Karl Wolfgang Heinrich von Rollingen (1676 – 1730), Stiftsherr zu Mainz, Speyer, Bleidenstadt und Allerheiligen. Den oberen Abschluss des Grabmals bildet das von zwei Pfauen getragene Wappen der Familie von Rollingen. Unter dem Familienwappen das Porträtmedaillon des Verstorbenen, eines Neffen des Fürstbischofs Heinrich Hartard von Rollingen (Höhe 2,28 Meter, Breite 1,40 Meter). Darüber: Kreuzwegdarstellung von Gottfried Renn (1818 – 1900) aus französischem Muschelkalk, siebte Station (Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz), geschaffen im Jahr 1877. Der Kreuzweg besteht aus vierundzwanzig Stationen und beginnt über dem Beichtstuhl bei Rundgang-Punkt 7 (Jesus wird zum Tode verurteilt). Der Kreuzweg setzt sich im südlichen Seitenschiff über Punkt 18 fort (Jesus begegnet den weinenden Frauen) und endet schließlich über der Nummer 15 (Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt). 3 Beichtstuhl mit Schnitzwerk in der Mitteltür von Karl Wex (1912 – 1997). Darstellung der Sünde am Beispiel von Adam und Eva, geschaffen 1959/1960. Ein Beichtstuhl dient als Ort für den Vollzug des Buß-Sakraments. Der Begriff Sakrament bezeichnet die Teilhabe an einer unsichtbaren Wirklichkeit Gottes, vergegenwärtigt durch eine bei einem Ritus vollzogene zeichenhafte Handlung. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente. Die Beichte oder Buße ist eines die-
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91 Führungsplan durch den Kaiserdom. Die Zahlen im Grundriss bezeichnen die Stellen, an denen die beschriebenen Objekte zu finden sind.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
ser Sakramente. Das Buß-Sakrament ist zwar grundsätzlich nicht an den Ort des Beichtstuhles gebunden und kann überall vollzogen werden. Beichtstühle haben sich aber in der Tradition als praktisch für den Vollzug des Buß-Sakraments erwiesen. 4 Beichtstuhl, Schnitzwerk von Karl Wex, Thema: Heil und Leben. Dargestellt ist Christus der gute Hirte, 1959/1960. 5 Beichtstuhl, Schnitzwerk von Karl Wex, Thema: Barmherzigkeit. Dargestellt ist der heilige Antonius der Große, 1959/1960. 6 Grabmal des Domkapitulars und Domkantors Lothar Friedrich Mohr von Waldt (1659 – 1713). Dargestellt ist eine kniende Gestalt vor einem Altar, auf dem ein Kruzifix steht. Der Altar, den der Verstorbene zu Ehren der Heiligen Bernhard und Cäcilia stiftete, stammt wohl aus der ehemaligen Bernhardus-Kapelle am Dom (Höhe 2,32 Meter, Breite 1,24 Meter). 7 Beichtstuhl, Schnitzwerk in der Mitteltür von Karl Heinrich Emanuel (1911 – 1995) mit einer Kreuzigungsdarstellung, geschaffen 1959/1960. 8 Grabplatte für Bischof Gerhard von Erenberg († 1363, reg. 1336 – 1363). Freie Nachschöpfung der ursprünglichen Grabplatte aus schwarzem Marmor, die 1689 zerstört wurde. Das Wappen des Hochstifts Speyer hinter der Mitra und die Halbfigur des Bischofs werden flankiert von den Familienwappen Erenberg und Bibrau. Geschaffen wurde die Grabplatte von Vinzenz Möhring (1718 – 1777) im Jahr 1775 (Höhe 3,10 Meter, Breite 2,00 Meter). 9 Speyerer Wallfahrtsmadonna (Abb. 92): Maria mit dem Jesuskind, Patronin von Dom und Bistum Speyer. Geschaffen von Bildhauer August Weckbecker (1888 – 1939), München, im Jahr 1930. In Auftrag gegeben von Papst Pius XI. (1857 – 1939, reg. 1922 – 1939) anlässlich der 900-Jahrfeier der Grundsteinlegung des Domes im Jahr 1930. 1979/1980 farbig gefasst.
92 Speyerer Wallfahrtsmadonna, Nachbildung der 1793/1794 zerstörten Statue, geschaffen von August Weckbecker.
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1. Rundgang durch Oberkirche und Kapellen
93 Mittelschiff mit erneuerter Altarbühne und Pfarraltar nach Entwurf von Alexander von Branca. Westliche Vierungspfeiler mit Verstärkung (Bau I) sowie weiterer Verstärkung mit Unterzug von Johann Leonhard Stahl, 1759. 10 Pfarraltar (Abb. 93) nach einem Entwurf von Alexander von Branca (1919 – 2011),
München. Nach Umgestaltung der liturgischen Bühne erfolgte am 29. November 1998 die Altarweihe. Ein Jahr nach der baulichen Veränderung des Pfarraltarbereichs erhielt das Areal neue Ausstattungsstücke, ein Stand- und ein Vortragekreuz, vier Leuchter, zwei Kredenztische fünfzehn Sitze für Priester und Ministranten sowie ein Lesepult. Das Grundmaterial des neuen Inventars ist Bronze, das Kreuz ist besetzt mit Bergkristallen. Gestalter war der Gold- und Silberschmied Hermann Jünger (1928 – 2005), Mitglied der Münchner Akademie der Schönen Künste. 11 Stilisierte Grabkrone Konrads II. aus Messingblech, Entwurf von Rudolf Esterer (1879 – 1965), München (Durchmesser 2,50 Meter, Höhe 0,60 Meter, Aufsätze 0,60 Meter). 12 Zugang zur Krypta; Geländer der Querhaustreppen und Gittertüren zu Krypta, Gruft und Taufkapelle nach Entwurf von Rudolf Esterer, München.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
13 Lichtträger aus Bronze, geschaffen von der Dominikanerin Burghildis Roth (1932 – 1987), Landstuhl. Der Lichtträger für die so genannten Opferkerzen der Dombesucher und Gläubigen stellt den Stammbaum Jesu dar. „Aus drei Wurzeln, die die Dreifaltigkeit symbolisieren, entfaltet sich der Baum der Menschheit in die zwölf Stämme Israels. Während elf dieser Äste absterben, trägt einer die herrliche Rose Maria und Christus“ (Burghildis Roth). Die Schlange ist das Symbol für das Böse in der Welt. 14 Frühromanische Grabplatte (vgl. Abb. 67) eines Bischofs aus rotem Sandstein, gefunden wurde die Grabplatte in der Mittelachse am Westende des Langhauses unter Fußbodenniveau. Die Platte weist eine Vielzahl eingemeißelter geometrischer Formen auf (Höhe 2,24 Meter, Breite 0,75 Meter). 15 Steinerne Inschrifttafel mit der Liste der Speyerer Bischöfe von der Neuerrichtung des Bistums Speyer 1821 bis heute (Höhe 2,35 Meter, Breite 1,47 Meter). 16 Grabmal des Domherrn Johannes Bernhard von Droste (1658 – 1713) mit Maria als „Patrona Spirensis“, verehrt von den Heiligen Johannes dem Täufer, Bernhard und Michael sowie von Schutzengeln (Höhe 2,34 Meter, Breite 1,42 Meter). Links und rechts der Grabtafel zwei Wandpfeiler der Frührenaissance vom Grabmal des Bischofs Philipp II. von Flersheim (1481 – 1552), um 1530 (Höhe 2,34 Meter). 17 Grabmal des Domdekans und Domkustos Johannes Heinrich von Gysenberg († 1717) mit der Auferstehung Christi in einer Wolke. Darauf knien die Heiligen Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist, Kaiser Heinrich II. (mit einem Kirchenmodell) und Johannes Nepomuk (Höhe 2,25 Meter, Breite 1,40 Meter). 18 Grabmal des Domherrn Alexander Johannes Franziskus Ignatius Freiherr Waldbott von Bassenheim (1667 – 1715) mit Darstellung der Himmelfahrt Christi, Sandstein (Höhe 2,27 Meter, Breite 1,35 Meter).
Altarhaus, Vierung, Querhaus 1 Wandkapellen der Nordseite mit profilierten Entlastungsbögen und kunstvollen Steinmetzarbeiten (Abb. 94). Der westliche Pfeiler der östlichen Kapelle ist mit reichem, allerdings unvollendetem Reliefschmuck versehen, einem PalmettenBlattmuster mit dreisträhnigen Ranken, darüber ein weiteres kleines Blattmuster. Weiterer Reliefschmuck ist eine Samson-Darstellung am östlichen Pfeiler. Samson trägt Kinn- und Schnurrbart, ein Schwert an der Hüfte. Er kniet auf dem Löwen und reißt ihm das Maul auf. 2 Charakteristisch für Bau II sind die beiden Ädikulä mit den schlanken Säulen und der Nachbildung korinthischer Kapitelle. Über den Apsis-Baldachinen fehlen heute Dreiecksgiebel. Die Fenster in den Nischen gestaltete Gabriel Loire (1904 – 1996), Chartres, um 1965. Sie waren ein Geschenk der französischen Stadt Chartres an ihre Partnerstadt Speyer.
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1. Rundgang durch Oberkirche und Kapellen
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3 Bischofssitz, 6 Chorgestühl, Osterleuchter und Bischofskathedra: Entwurf von Alo4 11 is Atzberger (1923 – 2012), Speyer; Reliefs von Jakob Adlhart (1898 – 1985), Hallein. 12 Das Chorgestühl „umspannt in seinen Darstellungen die Geschichte des Gottesvolkes von seinen Anfängen bis9 zur Vollendung. Wir sehen die großen Gestalten 3 Bundes 8Abraham, Mose, David. Den Höhepunkt der Heilsgeschichte des Alten 13 14 finden wir auf dem Osterleuchter dargestellt“ (Friedrich Wetter). Das neue Chor7 2 gestühl wurde 1970 eingebaut. Apsisfenster: Nachbildung des romanischen Fens10 1 15 7 ters aus der Klosterkirche Eberbach im Rheingau. 4 Hängekreuz von Otto Hupp (1859 – 1949) aus dem Jahr 1906. ReginbaldusOtto-Portal 5 Hauptaltar, konsekriert am 7. September 1961 vom damaligen Apostolischen Portal Nuntius in Deutschland, Erzbischof Corrado Bafile (1903 – 2005). Benno-Portal
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St.-Afra-Kapelle Die St.-Afra-Kapelle (vgl. Abb. 39) ist ein Raum der Stille und des Gebetes (Abb. 95). 5 1 Die Kapitelle der St.-Afra-Kapelle ruhen auf frei vor die Wand gestellten Säulen. Außergewöhnlich und beeindruckend sind die beiden Affenkapitelle an der 17 Westwand, links und rechts vom Portal (vgl. Abb. 80). 2 Grabdenkmal des Nikolaus Geishorn († 1458) aus gelblichem Sandstein. Der Verstorbene wird vom4heiligen Laurentius der Gottesmutter mit ihrem Kind empfohlen. Dazwischen das Wappen des Verstorbenen mit Spruchband. Mehrfach beschädigt. In der Umschrift das Todesjahr 1458 (Höhe 0,76 Meter, Breite 1,08 Meter). Stephanus-Portal Bernhardus-Portal Links daneben: Denkmal für Reichskammergerichtsassessor Kaspar Schober (1504 – 1532) mit dem triumphierenden, auferstandenen Christus (Höhe 0,76 Me3 ter, Breite 1,08 Meter). 18
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III. Der Dom und seine Ausstattung 1
3 Relief aus gelbem Sandstein: Ein Bischof empfiehlt einen knienden Dom95 herrn Maria mit ihrem Kind. Zwischen St.-Afrabeiden Personengruppen ein Kelch und Kapelle 5 6 ein Schriftband. Auf dem geschrägten 4 11 Inschrift mit Gebetsspruch, Rand eine 12 0,56 Meter, Mitte 15. Jahrhundert (Höhe Breite 0,85 Meter). 9 4 Kalksteinrelief mit Dreikönigsdarstel3 13 14 lung: In einer tiefen Rundbogennische befinden sich die Heilige Familie sowie 7 2 10 Zwei weitere Könige flankieein König. 1 15 ren das Relief. Zwei Engel sind beim Jesuskind platziert. Die Figuren wurden Reginbaldusteilweise umgearbeitet. Das Relief aus Otto-Portal Portal dem späten 15. Jahrhundert ist mehrBenno-Portal fach beschädigt (Höhe 0,48 Meter, 16 6 Breite 0,50 Meter). 5 Altar und Tabernakel-Stele der St.-Afra-Kapelle gestaltete Elmar Hillebrand (1925 – 2016), Köln, im Jahr 1971. Die Kreuzigungsgruppe schuf der österreichi5 sche Bildhauer Jakob Adlhart (1898 – 1985), Hallein. 6 Epitaph des Domherrn Nikolaus von Venningen († 1483), mit Verkündigung Mariä, um 1470 (Abb. 96). Das Relief ist Teil eines Grabmals aus dem Domkreuz17 gang, möglicherweise eines Doppelgrabes mit Bischof Siegfried III. von Venningen († 1459). Aus der Schule des niederländischen Bildhauers und Architekten Niclas (auch Nikolaus oder Niclaes) Gerhaert von Leyden (um 1420/1430 – 1473). 4 Gelblicher Sandstein, Spuren früherer Bemalung (Höhe 1,35 Meter, Breite 2,31). 7 Spolie vom Epitaph des Domdekans und Geschichtsschreibers Nikolaus BurgBernhardus-Portal mann (1374 – 1443). Relief der Kreuztragung Christi. In der rechten Ecke kniet Stephanus-Portal der Verstorbene, empfohlen vom Schutzpatron seines Geburtsortes St. Goar am Rhein, dem heiligen Goar. Burgmann studierte von 1383 bis 1386 Jura in Prag, 3 Heidelberg, war fünf Mal Rektor an der dortigen wurde ab 1386 Rechtslehrer in Universität und ab 1407 Domdekan in Speyer. Er ließ 1433 die Goars-Kapelle im Kreuzgang errichten (Höhe 1,68 Meter, Breite 3,28 Meter). 2
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Doppelkapelle, unten: Kapelle St. Emmeram und1 St. Martin
Deckel des Taufsteins in der Taufkapelle (vgl. Abb. 77) von Werner Schreiner (1927 – 1960), München; Osterleuchter aus dem Jahr 1960 von Max Faller (1927 – 2012), München; über dem Altar: Büste der heiligen Edith Stein, geschaffen von Bildhauer Klaus Ringwald (1939 – 2011), Schonach im Schwarzwald.
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1. Rundgang durch Oberkirche und Kapellen
96 Afra-Kapelle, Verkündigung Mariä, um 1470, Epitaph des Kanonikus Nikolaus von Venningen, Teil eines Grabmals aus dem Domkreuzgang.
Doppelkapelle, oben: St.-Katharinen-Kapelle Gesamtgestaltung der Reliquien- und Beichtkapelle (vgl. Abb. 78), Sandsteinsäulen und acht dreiarmige Kandelaber, von Leopold Hafner (1930 – 2015), Aicha vorm Wald/Passau (Abb. 97). 1 Reliquienkreuz von Otto Hupp, München, geschaffen 1904 für den Altar bei der Kaisergrablege. Holzkreuz, verkleidet mit vergoldetem Kupferblech, im Zentrum dargestellt Christus als Weltenrichter. Es enthält Reliquien der Apostel Andreas, Johannes, Petrus und Paulus sowie der Heiligen Bernhard von Clairvaux, Laurentius, Pirminius, Sebastian, Stephanus und Vincentius (Höhe 1,05 Meter, Breite 0,70 Meter). 2 Fragment des Brautkleides der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207 – 1 231). 3 Kopfreliquiar des heiligen Papstes Stephanus († 257, reg. 254 – 257) von Lioba Munz OSB (1913 – 1997), Fulda. 4 Reliquiar des heiligen Guido von Pomposa (um 970 – 1046) von Leopold Hafner. 5 Reliquiar des heiligen Märtyrers Anastasius († 628) von Lioba Munz. 6 Reliquienschrein des heiligen Pirminius († um 753) von der Goldschmiedewerkstatt des Benediktinerklosters Münsterschwarzach.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
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7 Reliquie des seligen Paul Josef Nardini (1821 – 1862) von Michael Amberg (* 1939), Würzburg. 8 Gedenktafel für Edith Stein (1891 – 1942), heiliggesprochen 2 1 3 von Papst Johannes Paul II. am 11. O ktober 1998, geschaf9 4 fen von Leopold Hafner. Edith 5 Stein wurde am 12. Oktober 8 7 6 1891 in Breslau geboren. Nach Jahren der Sinnsuche fand die Otto-Portal 97 Doppelkapelle Jüdin im Bistum Speyer zum katholischen Glauben. Die Philosophin unterrichtete in der Schule des Klosters St. Magdalena, der Dom war ihre Pfarrkirche. 1933 trat sie in den Orden der Karmelitinnen ein. Am 9. August 1942 wurde Schwester Teresia Benedicta a Cruce, so ihr Schwesternname, im Konzentrationslager Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet. An Edith Stein erinnert auch der Beichtstuhl an der Nordwand der Kapelle, in dem sie mehrmals das Buß-Sakrament empfing. 9 Denkmal für den Speyerer Fürstbischof Johann Hugo von Orsbeck (1634 – 1711, reg. 1675 – 1711), Kurfürst von Trier (reg. 1676 – 1711). Rechteckige Platte aus schwarzem Marmor, flach reliefiert. In der Mitte ein Sarkophag auf einem Sockelunterbau, darüber ein geflügelter, mit Fürstenhut bedeckter Totenkopf vor gekreuztemStephanus-Portal Bischofsstab (Pedum) und Schwert. Oben in der Mittelachse das Wappen des Fürstbischofs (Höhe 3,06 Meter, Breite 1,77 Meter). Davor, in den Fußboden eingelassen, das Herz des Fürstbischofs. Die Stelle ist mit einem Herz-Symbol gekennzeichnet.
Großer Ausstellungsraum über der Eingangshalle 18 Rundgang durch die Schraudolph-Ausstellung (vgl. Abb. 90) über der großen Eingangs-
halle des Domes (im Uhrzeigersinn): Über dem Eingang Gebet des heiligen Bernhard vor dem Gnadenbild im Dom; Ankunft des heiligen Bernhard in Speyer; darüber Krönung Marias im Himmel (vgl. Abb. 86); Weihe des heiligen Diakons und Märtyrers Stephanus; heiliger Diakon und Märtyrer Stephanus vor dem Hohen Rat; Gebet des Papstes Stephanus; Tod des Papstes Stephanus; Madonna von Joachim Günther (1720 – 1789), Hofbildhauer im Fürstbistum Speyer, geschaffen 1777, ehemals am barocken Westbau Ignaz Michael Neumanns (vgl. Abb. 115); Bernhard überreicht das Kreuzbanner; Simultanbild Heilung eines Knaben und Abreise Bernhards (vgl. Abb. 89).
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2. Rundgang durch die Krypta
2. Rundgang durch die Krypta Der Rundgang beginnt am Zugang zur Krypta am östlichen Ende des südlichen Seitenschiffs und erfolgt im Uhrzeigersinn. Die Zahlen im Grundriss (Abb. 100) bezeichnen die Stellen, an denen die Objekte zu finden sind. 1 Südliches Kryptaportal, südliche Bogenlaibung: kleine Figur als flaches Relief (Abb. 98) mit kurzem Rock und in die Hüften gestemmten Armen, häufig als Tänzerin bezeichnet (Höhe 0,21 Meter, Breite 0,08 Meter). 2 Eckstück eines römischen Inschriftsteins mit profiliertem Rand. 3 Romanische Portallöwen (Abgüsse, Originale im Historischen Museum der Pfalz, Speyer). 4 Sechseckfenster (vgl. Abb. 68). Nach dem Verschließen der Vorkrypta, um eine größere Fläche für die Grablege zu erhalten, blieben die drei Bögen zur Krypta hin zunächst offen. Vor den mittleren Bogen wurde dann der Kreuzaltar aufgestellt. Die beiden seitlichen Bögen erhielten um 1100 die profilierten Sechseckfenster mit den stark ornamentierten Rundbo- 98 Flaches Relief an der Bogenlaibung genrahmen. des südlichen Kryptaportals, häufig 5 Südliche Wand: Relief (vgl. Abb. 76) mit Dar- als „kleine Tänzerin“ bezeichnet. stellung der vier im Dom bestatteten Könige (offene Krone); nördliche Wand: Relief (vgl. Abb. 75) mit Darstellung der vier im Dom bestatteten Kaiser (geschlossene Krone), um 1470/1480. 6 Reliefplatte (Abb. 99) König Rudolfs von Habsburg (1218 – 1 291) um 1250, aus dem Johanniterhof in Speyer. 7 Teilbereiche der ursprünglichen Vorkrypta. 8 Sarkophag mit unbekannten Gebeinen. 9 Pfeilerbasen des Mittelschiffs (vgl. Abb. 72), dazwischen westlicher Quergang der Gruft. Er befindet sich auf einer um 35 Zentimeter abgearbeiteten Spannmauer des Mittelschiffs. Am Säulendienst des südlichen Mittelschiffpfeilers befindet sich eine Öffnung, in der man die sorgfältige Ummantelung des Dienstes von Bau I feststellen kann. Die heutige Gruftanlage wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet.
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III. Der Dom und seine Ausstattung 99 Bildnisplatte Rudolfs von Habsburg, um 1250, aus dem Johanniterhof in Speyer, seit 1961 an der Ostwand der Grablege, zuvor auf einem Sockel liegend in der Krypta.
10 Bischofsgräber aus dem 11., 12. und 13. Jahrhundert. Altar zu Ehren der Apostel Petrus und Bartholomäus. 11 Kaiser- und Königsgräber (vgl. Abb. 73): Östliche Reihe von links nach rechts (Nord nach Süd), Position der Kaisergräber in ursprünglicher Anordnung: Kaiser Heinrich IV. († 7.8.1106), war als Kind bei der Domweihe 1061 dabei, „Gang nach Canossa“ nach Streit mit dem Papst, er ließ den Dom in der heutigen Gestalt umbauen (Bau II); Kaiser Heinrich III. († 5.10.1056), stattete den Dom mit wertvollen Reliquien aus und ließ das goldene Evangelienbuch für den Dom fertigen; Kaiser Konrad II. († 4 .6.1039), Gründer des Domes, wurde in der Baustelle beigesetzt; Kaiserin Gisela († 15.02.1043), Ehefrau des Domgründers; Kaiserin Bertha († 27.12.1087), Ehefrau Heinrichs IV. Westliche Reihe von links nach rechts (Nord nach Süd) mit modernen Sarkophagen, Position gegenüber der ursprünglichen Anordnung verändert: König Adolf von Nassau († 2.7.1298), fiel in der Schlacht auf dem Hasenbühl bei Göllheim/Pfalz im Kampf gegen Albrecht von Österreich; König Albrecht von Österreich († 1.5.1308), der Sohn Rudolfs von Habsburg, wurde von seinem Neffen ermordet; König Rudolf von Habsburg († 15.7.1291), mit ihm begann die Dynastie der Habsburger; Kaiserin Beatrix († 15.11.1184), zweite Ehefrau Barbarossas, ist mit ihrer kleinen Tochter Prinzessin Agnes († 8.10.1184) im gleichen Sarkophag bestattet; König Philipp von Schwaben († 21.6.1208), Sohn des Stauferkaisers Friedrich l. (Barbarossa), fiel einem Attentat zum Opfer. 12 Kaiser Heinrich V. († 23.5.1125), er entmachtet seinen Vater Heinrich IV. im Jahr 1106, mit ihm endet die Dynastie der Salier. 1 3 Nordmauer des Gräberblocks (vgl. Abb. 10): Vierzeilige Ritzung, wohl aus dem 11. Jahrhundert. Die Inschrift wurde wahrscheinlich in den frischen Putz eingraviert. Unterhalb der Inschrift: Historischer Treppenverlauf zur Grablege durch Ritzlinie kenntlich gemacht.
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2. Rundgang durch die Krypta
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Heilige Jungfrau Maria, Schmerzensmutter; Erzengel Michael
I II III IV
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IV
Heiliger Abt Gallus
V
Heilige Petrus und Bartholomäus
Apostel Matthias und Matthäus
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Apostel Philippus und Jakobus
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Apostel Andreas und Thomas
oder II Apostel Simon und Judas
100 Schema zum Rundgang durch die Krypta: Krypta und Kaisergruft sowie Patrozinien der Krypta-Altäre.
14 Relief vom Grabmal eines unbekannten Domherrn, um 1530: Beweinung Christi. Der tote Heiland auf einem Leinentuch, dahinter seine schmerzgebeugte Mutter. Links Nikodemus und Josef von Arimathäa, rechts Cleophas und Salome. Maria Magdalena zu Füßen Christi kniend (Höhe 1,12 Meter, Breite 1,24 Meter). 15 Westlich vor dem mittleren Altar: Grabstätte, in der keine Gebeine gefunden wurden. Bestattung auch vor dem Verlegen des Estrichs möglich. Die heutige Grabplatte stammt vom benachbarten früheren Tischaltar. Daneben in nördlicher
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III. Der Dom und seine Ausstattung
Richtung kleinerer Sarkophag ohne Gebeine. Insgesamt wurden bei den jüngsten Ausgrabungen in der Krypta vier Gräber gefunden, keines konnte eindeutig identifiziert werden. 16 Nordwand, westliches Joch (vgl. Abb. 4): schmales Bruchstück eines römischen Inschriftsteins mit erhaltener Zeile „Marinus“ (Höhe 0,15 Meter, Breite 0,70 Meter). Daneben: Putzspuren von zwei übereinanderliegenden Turmzugängen (Bau I). 17 Glattwandiges, großes monolithisches Becken aus gelbem Sandstein von Vierpassform (vgl. Abb. 3). Ursprünglicher Standort und Funktion unbekannt, wahrscheinlich Taufbecken. Entstehung zeitgleich mit dem Bau des Domes möglich (Höhe 0,85 Meter, Durchmesser 1,68 Meter). 18 Zwischen Altar und Nordwand: Grabplatte des Weihbischofs Georg Schweycker (um 1500 – 1563), ursprünglich vor dem Hauptaltar, dann verlegt, um sie vor weiterem Abtreten zu schützen. 19 Kreuzigungsgruppe von Filip Piccolruaz (* 1977), St. Ulrich in Gröden, Edelkastanie natur (Höhe 1,10 Meter). Darunter: Gemauertes Grab mit männlichem Skelett, auch Zweitbelegung denkbar. Grab möglicherweise nachträglich ins Spannfundament eingetieft. 20 Links und rechts vom Apsisscheitel: zwei Steinreliefs, Wächter am Heiligen Grab, ursprünglich in der Kapelle des Ölbergs im Kreuzgang, von Leonhard Seyfer, um 1509. 21 Platte mit Teilen einer Inschrift von drei Zeilen (Höhe 0,26 Meter, Breite 1,30 Meter). 2 2 Westlich vor dem mittleren Altar (vgl. Abb. 8): Grab mit männlichem Skelett, wohl Kleriker zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Sarg in Spannfundament eingetieft, Bestattung im 11. Jahrhundert möglich, heutige Grabplatte vom benachbarten früheren Tischaltar. Über dem heutigen Altar, auf dem Schildbogen: Rest einer Rankenmalerei romanischer Stilisierung, Dunkelrot und Grün auf weißer Tünche, womöglich ursprüngliche oder spätgotische Architekturfassung. 23 Spätgotischer Grabstein des Domherrn Wipertus von Finsterlohe († 1503). Im Astwerkgehäuse sind dargestellt die Muttergottes, der heilige Abt Wipertus mit Abtstab und Schwert sowie der kniende Verstorbene (Höhe 1,70 Meter, Breite 0,86 Meter). 24 Bruchstück eines Steinrahmens mit brezelähnlichen Ornamenten und Lilien (Höhe 0,28 Meter, Breite 0,85 Meter).
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3. Die sechs Portale
3. Die sechs Portale Das Hauptportal Künstler: Breite: Höhe: Gewicht: Material: Guss: Montage:
Toni Schneider-Manzell (1911 – 1996), Salzburg 3,70 Meter 8,40 Meter (Lichtes Maß des romanischen Stufenportals) 6 Tonnen Bronzeguss mit Innenkonstruktion aus Stahlprofilen Kunstgießerei Priessmann, Bauer & Co, München Stahlbau Fritz Riegel, München; Beginn der Arbeiten 1967, Weihe am 7. März 1971
Von den mittelalterlichen Zugängen zur Kirche ist wenig bekannt. Der Dichter Theodor Reysmann (um 1503 – 1543/1544) erwähnt 1531 in einem Gedicht, dass ein Löwenkopf mit Ring das Hauptportal ziere. Es handelte sich wohl um eine romanische Bronzearbeit. Schon die vorchristliche Zeit deutete den Löwen als Sinnbild der Wachsamkeit. Mittelalterliche Kirchentüren dienten bis nach der Reformation auch als „Litfaßsäule“. Martin Luther (1483 – 1546) schlug seine Thesen der Überlieferung nach an eine Kirchentür. Für die Speyerer Domtüren ist die Funktion als Informationstafel mehrfach bezeugt. Kirchliche und weltliche Behörden benutzten das Domportal für amtliche Bekanntmachungen von Ämterbesetzungen, Ernennungen und Strafandrohungen oder zur Fahndung nach Kriminellen. Fürstbischof Raban von Helmstatt (um 1362 – 1439, reg. 1399 – 1438) ließ beispielsweise durch Anschlag am Portal mitteilen, dass ihm Papst Martin V. (1368 – 1431, reg. 1417 – 1431) das Erzbistum und Kurfürstentum Trier verliehen habe. Ein anderes Beispiel ist eine Vorladung vor das geistliche Gericht vom 3. Juni 1491. Das Domkapitel wachte stets darüber, welche Inhalte an die Domtüren angeschlagen wurden. Von 1528 stammt etwa eine Notiz, dass an der „Münstertüre“ ein Schreiben entfernt wurde, das ohne Erlaubnis befestigt worden war. Zwischen 1962 und 1971 erhielt der Dom sechs neue Bronzeportale. Die alten Holz-Türflügel des Hauptportals aus dem 19. Jahrhundert waren angefault, marode, verzogen und windschief. Einfache Holzprofile waren ihr einziger Schmuck. Beim Domfest 1961 gab Ministerpräsident Peter Altmeier (1899 – 1977, reg. 1947 – 1969) bekannt, dass die Landesregierung Rheinland-Pfalz als Festgabe für das Jubiläum ein neues Hauptportal aus Bronze stiften wolle. Die Landesregierung und das Domkapitel als Bauherr waren sich darin einig, dass im Hinblick auf das „Gesamterschei-
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III. Der Dom und seine Ausstattung
nungsbild und die Würde des Domes“ auch die Seitenportale in Bronze ausgeführt werden sollten. Nach den Vorstellungen des bauleitenden Architekten Rudolf Esterer (1879 – 1965) sollte die Beschriftung die künstlerische Hauptzier der Seitentüren bilden. Figürliche Darstellungen sollten nur „eingestreut“ werden. Das Domkapitel folgte dem Vorschlag des Architekten weitgehend und beschloss eine schlichte, vom geplanten Hauptportal stark abweichende Gestaltung der Seitenportale. Ein Zierband sollte die Türflügel mit ihrer Beschriftung rahmen und schmücken. Die Tympana erhielten figürliche Darstellungen, die auf den Namen der Tore Bezug nahmen. Entgegen der ursprünglichen Planung konnte die große Domrestaurierung mit dem Jubiläum 1961 nicht abgeschlossen werden. Die Tieferlegung des Fußbodenniveaus im Inneren der Kirche war ein Projekt, das die begleitende Bauforschung forderte. Deshalb wurden die Bronzeportale, die bereits vor der Tieferlegung des Fußbodens eingebaut waren, nach unten versetzt. Oben wurde ein Teil angeschweißt. Zur Motivgestaltung des Hauptportals formulierte das Domkapitel sehr unterschiedliche Vorschläge. Dazu zählten die Ideen, es als „Kaiserportal“ mit Szenen aus dem Leben der salischen Herrscher, Wappen des Bistums und des Landes Rheinland-Pfalz oder mit Bezug zum Thema „Reich Gottes auf Erden“ zu gestalten: Das Satansreich auf dem einen Türflügel sollte der Herrlichkeit Gottes auf der anderen Seite gegenübergestellt werden. Ein weiterer Vorschlag wollte in den neuen Türen eine „Triumph-Pforte“ zum himmlischen Jerusalem oder Motive einer „stummen Predigt“ sehen. Eine andere Empfehlung bezog sich auf eine Portalgestaltung mit Bildnissen der Päpste Pius XI. (1857 – 1939, reg. 1922 – 1939) und Pius XII. (1876 – 1958, reg. 1939 – 1958). Wieder ein anderer Vorschlag sah Erinnerungen an die Heiligen des Bistums und Szenen aus den Bildern von Johannes Schraudolph, die aus dem Dom entfernt wurden, vor. Eine konkrete Vorgabe wurde den Künstlern nicht gemacht. Die Ideenvorschläge sollten die Künstler lediglich inspirieren. Das Bischöfliche Bauamt schrieb 1964 einen Wettbewerb für die Gestaltung des Hauptportals aus, zu dem sechs Künstler eingeladen wurden. Der Salzburger Bildhauer Toni Schneider-Manzell (1911 – 1996) erhielt den Auftrag. Schneider-Manzell benutzte archaische Formen, die sich in Gesicht und Haltung der Figuren widerspiegeln. Er ließ die Bronzetafeln so, wie sie aus der Gussform kamen, nahezu ohne Nachziselierung zu dem monumentalen Portal, zusammenmontieren. Die Schweißnähte wurden zwar grob verputzt, sind jedoch als Werkprozess noch ablesbar. Gussgrate und Formsandreste, die beim Gießen in den Relieftiefen haften geblieben sind, nutzte Schneider-Manzell als künstlerisches Gestaltungsmittel. Die Außenseite (Abb. 101), zur Vorhalle hin, ist in 25 Felder und ein Tympanon aufgeteilt, wobei zwei Felder auf dem rechten Flügel und ein Feld auf dem linken Flügel als hochformatiges Rechteck in Erscheinung treten. „Diese Erweiterungen im Netz der Felderteilung verleihen der geistigen und ästhetischen Konzeption der Türe
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3. Die sechs Portale
Der gute Hirte
Geistsendung
Der gute Hirte
Simon Emmaus Ungläubiger Simon Thomas Petrus Nacht- Petrus liebst du liebst du gespräch mit mich? Nikodemusmich?
Geistsendung
Christi Nachtgespräch mit Nikodemus
Emmaus Christi
Ungläubiger Thomas
Hildegard von Bingen
von Philipp von FriedrichHildegard Albrecht Albrecht von Friedrich Barbarossa Österreich von Bingen Österreich BarbarossaSchwaben und Beatrix und Beatrix
Philipp von Schwaben
Christus gebietet den Elementen
Kreuzestod KreuzestodPetri Reue Auferstehung Christus Auferstehung gebietet den Elementen
Petri Reue
Nikolaus II. verkündet das Papstwahldekret
Leo IX. in LeoamIX. in Urban II.Viktor II. am Nikolaus II. Viktor II. normanninormanni- auf der Sterbebett verkündet Sterbebett III.Ge- Tiberinsel scher GeHeinrichs III. scher das Papst- Heinrichs fangenschaft fangenschaft wahldekret
Urban II. auf der Tiberinsel
Huldigung der Weisen
Bergpredigt Huldigung der Weisen
Verrat des Judas
Heinrich III. und Agnes
Ehe
Anselm von Canterbury
Christus und die Samariterin
Gregor VII.
Priester-Gregor VII. KrankenPriester- Rudolf von Krankenweihe salbungweihe Habsburgsalbung
Rudolf von Habsburg
Turmbau zu Babel
Heinrich IV. in Canossa
Buße Heinrich IV. Taufe Buße in Canossa
Erzengel Michael
Brudermord
Hugo von Cluny
Bruno Hugo NorbertBruno BernhardNorbert von Kölnvon Cluny von Xanten von Köln von von Xanten Clairvaux
Sündenfall
Otto von Bamberg
Konrad Otto II. von beginnt Bamberg den Dombau
Verkündigung
BergpredigtVerrat des Judas
Verkündi- Versuchung Christi gung
ChristusVersuchung und die Christi Samariterin
Abraham hört die Verheißung
zu Jakob ringt Abraham Moses Jakob ringtTurmbauMoses mit Gott hört die mit den mit Gott Babel mit den GesetzesVerheißungGesetzestafeln tafeln
Arche Noachs
Noach Arche pflanzt den Noachs Weinstock
Im Anfang war das Wort
Der GeistIm Anfang Gott Der Geist Sündenfall Gott schuf den über denwar das Wort schuf den über den Menschen Wassern Menschen Wassern
Noach Brudermord pflanzt den Weinstock
101 Schema der 25 Reliefs der Außenseite des Hauptportals und des Tympanons, Motiv „Ut unum sint – damit alle eins seien: im Glauben und im Frieden“.
Heinrich III.Eucharistie Ehe und Agnes
Anselm von Eucharistie Canterbury
Erzengel Taufe Michael
Benno von Konrad II. HermannBenno von Osnabrück Osnabrück beginnt dender Lahme Dombau
Bernhard von Clairvaux
Hermann der Lahme
102 Schema der Themen auf den inneren Flächen des Hauptportals: im Zentrum der 28 quadratischen Bildfelder plus Tympanon die Symbole der Sakramente.
jene Dynamik, die den Betrachter und den Durchschreitenden berühren soll“ (Toni Schneider-Manzell). Thematisch steht die Außenseite unter dem Motiv „Ut unum sint – damit alle eins seien: im Glauben und im Frieden“ (vgl. Abb. 52). Im Bild des guten Hirten, im Bogenfeld des Portals, dem so genannten Tympanon, wird dieser Auftrag Christi bildhaft ausgesprochen. Die Bildfelder auf den Türflügeln schildern die Heilsgeschichte, angefangen von der Schöpfung, der Vertreibung aus dem Paradies über den Glaubensweg der Menschen des alten Bundes bis zum Versöhnungswerk durch den Opfertod Christi. Die stark ausgeprägten Hochreliefs zeigen „die
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III. Der Dom und seine Ausstattung
ursprüngliche heile Welt, wie sie aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen, aber durch die Schuld des Menschen verfallen ist“ (Philipp Weindel). Die innere Fläche des Portals (Abb. 102) ist mit 28 quadratischen Bildfeldern gestaltet. Im Gegensatz zur Außenseite sind die Felder innen flacher gehalten, „um der Wucht des salischen Gewändes seine Wirkung zu lassen“ (Toni Schneider-Manzell). Im Zentrum sind die Symbole der Sakramente angeordnet: Ehe, Eucharistie, Priesterweihe, Krankensalbung, Buße und Taufe. Das Sakrament der Geistsendung ist figurativ im Tympanon dargestellt: Maria als Ecclesia im Kreis der Apostel beim ersten Pfingstfest (vgl. Abb. 18). Die weiteren Reliefs erzählen aus der Geschichte des Mittelalters. Da die Schicksale der Erbauer des Domes, die in der Krypta begraben sind, in besonderer Weise die Geschicke des Abendlandes und der Christenheit bestimmten, wurden sie auf dem Portal in Bronze verewigt (Hugo Büchler). Auch die Baumeister Otto von Bamberg und Benno von Osnabrück sowie verschiedene Gestalten, etwa die heilige Hildegard von Bingen oder Friedrich Barbarossa, sind dargestellt.
Bernhardus-Portal Künstler: Max Faller (1927 – 2012), München Breite: 1,85 Meter Höhe: 4,18 Meter Material: Bronzeguss auf Stahlunterkonstruktion Guss: Kunstgießerei Priessmann, Bauer & Co, München Einbau: November/Dezember 1962; 1965 angeschweißt, Firma Henrich, Speyer Der westliche Eingang der Nordseite (Abb. 103) erinnert an den heiligen Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153). Der Zisterzienserabt predigte an Weihnachten 1146 wortgewaltig im Dom. Als der Geistliche den Dom betrat, so ist überliefert, hätten die Gläubigen das „Salve Regina“ angestimmt. Bernhard habe den Anrufungen die Worte angefügt: „O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria“. Die Legende besagt, dass Bernhard von solcher Sehnsucht erfüllt gewesen sei, das Gnadenbild zu grüßen, dass er nach jeder Anrufung einen großen Sprung zum Altar hin gemacht habe. Die Türflügel, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt sind, weisen keinen plastischen Dekor auf und werden lediglich durch ein schmales Zackenband begrenzt. Der plastische Schmuck des Bronzeportals beschränkt sich auf das Tympanon, das Bogenfeld über den beiden Flügeln, mit der Darstellung des heiligen Bernhard von Clairvaux und der Gottesmutter mit dem Kind. Inschrift: O CLEMENS – O PIA – O DULCIS VIRGO MARIA. O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.
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3. Die sechs Portale
103 Bernhardus-Portal, Nordseite, westlicher Eingang mit barocker Portallaibung. Bronzetüren geschaffen von Max Faller, München.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
Benno-Portal (barrierefreies Portal) Künstler: Breite: Höhe: Material: Einbau:
Karl Nuding (1912 – 1983), Pirmasens/Clausen 1,85 Meter 4,40 Meter Bronzeguss auf Stahlunterkonstruktion Frühjahr 1966
Benno II. von Osnabrück (um 1020 – 1088) wurde von Heinrich IV. nach Speyer gesandt, berichtet sein Biograph, der Benediktinermönch Norbert von Iburg († 1117). Seine Ausbildung erhielt er von dem gelehrten Mönch Hermann Contractus (1013 – 1054) auf der Reichenau. Als Benno nach Speyer kam, war der Dom seit etwa 20 Jahren geweiht. Ein großer Umbau stand bevor. Benno habe den Bau des Domes mit höchster Kunstfertigkeit ausgeführt und mächtige Dämme gegen den Rhein gebaut, so sein Biograph. Die geistige Urheberschaft für die Planung werden ihm zwar zugeschrieben, aber Bennos Anteil am Dombau lässt sich aufgrund der Lebensbeschreibung nicht identifizieren. „Bauten gegen die Rheinflut“ wurden, wie an anderer Stelle dargestellt, nicht gefunden. Offenbar war Benno auch Lehrer an der Domschule, Speyer, bis er 1068 zum Bischof von Osnabrück berufen wurde. 1088 starb er. Ein umlaufendes Zierband umschließt die zwei Portalflügel und das Tympanon der östlichen Pforte auf der Nordseite (Abb. 104). Im Tympanon wird Benno als Lehrer der Domschule Speyer, auf dem rechten Türflügel als Bischof dargestellt, der seinen Hirtenstab fest in der Hand hält. Die Innenflächen des Portals sind ohne figürlichen Schmuck und weisen eine etwas kräftiger mit Wachs modellierte Struktur auf. Inschrift: Antistes templum Benno firmavit et auxit Henrici famulus caesaris atque Dei, Cunctipotenti qui struxit delubra cujusque Osnabrugense pedum firma manus tenuit. Bischof Benno befestigte und erweiterte diesen Dom, der getreue Diener des Kaisers Heinrich und Gottes, er, der als Baumeister dem Allmächtigen Kirchen erbaute und der den Osnabrücker Hirtenstab in starker Hand hielt.
104 Benno-Portal, Nordseite, östliche Pforte. Nahezu alle der 37 Türen und Portale des Domes (Walter Haas) haben die Form des offenen Rundbogens. Die drei romanischen Seitenportale haben einfache Schräglaibung, die sich im Bogen fortsetzen, ohne Sockel und Kämpfer.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
Reginbaldus-Portal Künstler: Breite: Höhe: Material: Guss: Einbau:
Hans Bruno Fay (1914 – 1981) und Marlys Fay (1921 – 2009), Altea/Spanien 1,21 Meter 2,49 Meter Bronzeguss auf Stahlunterkonstruktion Firma Weber, Mannheim; Montage: Firma Hans Henrich, Speyer Frühjahr 1965
Die kleine Kapelle auf der Nordseite, die St.-Afra-Kapelle, ist ein architektonisches und künstlerisches Kleinod. Erbaut wurde sie unter Heinrich IV. Als er im Jahr 1106 starb, wurde er in der noch ungeweihten Kapelle aufgebahrt, bis er, vom Kirchenbann gelöst, im Mittelschiff des Domes, neben seinen Eltern, bestattet werden konnte. Ein kleines, zweiflügliges Portal verschließt die Kapelle auf ihrer schmalen Westseite. Die Außenseite der beiden Portalflügel (Abb. 105) wurde aus sechs Platten zusammengesetzt, acht kleinere Bronzeplatten sind auf der Innenseite verschweißt. Eine lateinische Inschrift in verschieden großen Buchstaben und Anordnungen gestaltet die Außenseite. Außer der geschickten Flächenaufteilung durch die Zerlegung der lateinischen Inschrift bilden das frühchristliche Kreuz auf dem Türgriff und eine schwache ornamentale Musterung auf der Mittelleiste den Portalschmuck. Die lateinische Inschrift erinnert an Bischof Reginbald II. († 1039, reg. 1032/1033 – 1039), der auch als Baumeister des Domes unter Konrad II. angesehen wird. Seine Ausbildung hatte er in der berühmten Klosterschule von St. Gallen erhalten, wo nach Tradition der griechischen und römischen Baukunst Architektur gelehrt wurde. Reginbald war Abt zu St. Ulrich und Afra in Augsburg und zugleich von Lorsch und dem Heiligenberg bei Heidelberg. 1032 oder 1033 berief ihn Konrad II. auf den Bischofsstuhl von Speyer. Er wurde jahrhundertelang – auch durch Wallfahrten an sein Grab im Dom – als Seliger verehrt. Auf den Innenflächen der beiden Flügel des Portals befinden sich Reliefdarstellungen. Etwa in Augenhöhe sieht man links die leicht kubische Darstellung Reginbalds mit seinen Schülern. Er galt zu seiner Zeit als Kirchenlehrer. Der rechte Flügel zeigt eine Szene aus seinem Leben in St. Gallen. Daneben ist Reginbald mit einem Bären abgebildet, der, der Gründungslegende von St. Gallen nach, beim Bau des Klosters mitgeholfen haben soll. Geschaffen wurden die Türblätter vom Künstler-Ehepaar Hans Bruno Fay (1914 – 1981) und Marlys Fay (1921 – 2009). Hans Fay war ein Sohn des Malers Hanns Fay (1888 – 1957). Marlys Fay entstammte der Malerfamilie Croissant aus Landau. Beide lebten und arbeiteten in Altea/Spanien. 105 Reginbaldus-Portal, St.-Afra-Kapelle auf der Nordseite: Hans Bruno und Marlys Fay, Landau/Altea (Spanien).
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3. Die sechs Portale
Inschrift: Augusta Spiras abbatem Vindelicorum sanctae Afrae misit, sumeret ut regimen: Reginbaldus alta primordia crescere vidit huius delubri. – Pax sacra sit cineri! Augsburg schickte den Abt von Sankt Afra nach Speyer, damit er das Bistum regiere: Reginbald war es; er sah diesen Dom in seinen Anfängen emporwachsen. – Seine Asche ruhe in heiligem Frieden!
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III. Der Dom und seine Ausstattung
Otto-Portal Künstler: Breite: Höhe: Material: Guss: Einbau:
Karl Heinrich Emanuel (1911 – 1995), Pirmasens/Merzalben 1,75 Meter 4,20 Meter Bronzeguss Stahlunterkonstruktion Firma Hans Henrich, Speyer Frühjahr 1966
Das östliche Tor der Südseite (Abb. 106) ist einem der Baumeister des Domes, Otto von Bamberg (um 1065 – 1139), gewidmet. Das Bogenfeld zeigt Otto, neben ihm eine stilisierte Darstellung des hochromanischen Domes. Mit der Rückkehr des Kaisers Heinrich IV. aus Italien begann ein weiterer Abschnitt des Erweiterungsbaues. Neben Werkmeistern, Steinmetzen und Architekten brachte der Kaiser auch seinen Hofkaplan Otto mit. Otto, der seine Ausbildung in St. Gallen und auf der Reichenau erhielt, vertraute er den Weiterbau an. Er war Hofkaplan bei Polenherzog Władysław I. von Gnesen (um 1043 – 1102), der Judith (um 1054 – 1092/1096), die Schwester Heinrichs IV., geheiratet hatte. 1102 wurde Otto zum Bischof von Bamberg ernannt. Auch als Bischof arbeitete er am Dom. Seine heutige Gestalt mit Zwerggalerie, Querhaus und den Mittelschiffgewölben wird ihm als Architekt zugeschrieben, allerdings ohne Bestätigung durch die Quellen. Er gründete, baute und förderte über zwanzig Klöster. Mit der Bekehrung der Pommern krönte er sein Lebenswerk. Inschrift: Otto, cui regio Christum Pomerancia debet, templum complevit sculptile grande id opus. Totius orbis fanorum Mariana corona haec aedes facta est saecula condecorans. Otto, dem Pommern das Christentum verdankt, vollendete diesen Dom als großartiges Bauwerk. Dieser Marientempel wurde zur Krone aller Kirchen der Erde, ein Schmuckstück für Jahrhunderte.
106 Otto-Portal, Südseite, östliches Portal: Karl Heinrich Emanuel, Pirmasens/Merzalben; Inschriften auf den Portalwangen, östliche Wange datiert 1313.
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3. Die sechs Portale
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III. Der Dom und seine Ausstattung
Stephanus-Portal Künstler: Breite: Höhe: Material: Guss: Einbau:
Toni Schneider-Manzell (1911 – 1996), Salzburg 1,80 Meter 4,22 Meter Bronzeguss auf Stahlunterkonstruktion Kunstgießerei Priessmann, Bauer & Co, München November/Dezember 1962; 1965 angeschweißt, Firma Henrich, Speyer
Drei Reliefs kennzeichnen das westliche Portal der Südseite (Abb. 107). In der Höhe des Türdrückers befinden sich auf dem jeweiligen Türblatt ein Delphin und eine Eidechse. Der Delphin ist ein Symbol für Christus. Als Begleiter eines Schiffes verweist er auf das Lebensschiff, auf das tragende Geleit Christi in die Ewigkeit. Die Eidechse wird mit der Auferstehung in Verbindung gebracht. Sie ist ein Symbol für die Sehnsucht nach Licht. Der figürliche Schmuck gipfelt im Papstbildnis des Stephanus I. († 257, reg. 254 – 257) im Bogenfeld, der 257 als Märtyrer in Rom starb. Er trägt den Namen des Erzmärtyrers Stephanus († ca. 36/40), der nach der Apostelgeschichte als Diakon vor den Toren Jerusalems gesteinigt wurde. Sowohl der Erzmärtyrer Stephanus als auch Papst Stephanus I. sind Patrone des Domes. Der ursprüngliche Entwurf des Künstlers sah im Tympanon das von zwei Engeln auf einem Leichentuch getragene Haupt des Papstes Stephanus vor. Die beiden Engel wären aber zu stark in Erscheinung getreten, so dass schließlich der heilige Stephanus nur als Büste dargestellt wurde. Kaiser Heinrich III. brachte 1047 die Kopfreliquie des Papstes Stephanus I. als Geschenk von Papst Clemens II. (1005 – 1047, reg. 1046 – 1047) für den Dom zum Speyer mit. Inschrift: Qui est caput ecclesiae Christo Domino capita nostra humiliemus levemusque Stephani Papae caput fideliter venerantes ut ecclesiam per hanc portam pie intrantes consortes corporis Christi inveniamur Lass uns beugen das Haupt vor Christus, dem Haupt der Kirche. Ehrend Papst Stephani Haupt lasst uns erheben das Haupt! Wer Deinen Tempel betritt durch diese erhabene Pforte, mach ihn zum würdigen Glied, Herr, Deines mystischen Leibes.
107 Stephanus-Portal, Südseite, westliches Portal, geschaffen von Toni Schneider-Manzell, Salzburg.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
4. Das Glockengeläut Geläut und Glockenschlag begleiten seit Jahrhunderten die Menschen in Europa durch den Tag. Weil in den Quellen des 13. Jahrhunderts von Schäden an den Glocken berichtet wird, ist zu erschließen, dass es spätestens ab diesem Zeitpunkt in der Speyerer Domkirche Glocken gegeben haben muss. Leider sind die Nachrichten von den alten Domglocken eher spärlich. Das Geläut befindet sich seit alters her, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Mittelturm des Westbaues. So brach 1306 eine Glocke beim Läuten aus dem Glockenstuhl aus und durchschlug zwei Gewölbe der Vorhalle. Im Zusammenhang mit dem Begräbnis des Bischofs Nikolaus I. von Wiesbaden († 1396, reg. 1381 bis 1396) wurde von einer Liebfrauenglocke berichtet. Eine städtische Glocke, die im Dom deponiert war, hängte man 1449 ausnahmsweise vom Glockenturm in einen Seitenturm um. Die starke Hitze aufgrund eines Brandes im Jahr 1450 machte einige Glocken aus dem Gesamtbestand unbrauchbar. 1452 wurde das Geläut um fünf neue Glocken ergänzt, was den katholischen Priester, Dichter Name / Inschrift
Schlagton
Durchmesser in Meter
Gewicht in Kilogramm
1
Maximilianus Josephus Rex Bavariae (Maximilian Joseph, König von Bayern)
go
2,08
5350
2
Friderica Wilhelmina Carolina Regina Bavariae (Friederike Wilhelmine Karoline, Königin von Bayern)
bo
1,75
2600
3
Ludovicus Carolus Dux Bavariae Princeps hereditarius (Ludwig Karl, Herzog von Bayern, Erbprinz)
des‘
1,47
1650
4
Matthaeus de Chandelle primus episcopus ecclesiae Spirensis restauratae (Matthäus v. Chandelle, erster Bischof der wiederhergest. Kirche von Speyer)
f‘
1,15
600
5
O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria (O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria)
as’
0,955
601
6
St. Joseph, Patron der Kirche, bitte für uns
b‘
0,903
494
7
Heilige Anna, halte deine Hand über die Familien
des‘‘
0,838
440
8
Heiliger Pirmin, stärke den Glauben, den du verkündet hast
es‘‘
0,75
312
9
St. Otto, erhalte dein Werk
f‘‘
0,667
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4. Das Glockengeläut
108 Fünf neue Glocken, aufgereiht zur Glockenweihe am 10. März 1963. Das Foto von Hans Stoltz entstand am Vortag.
und Historiker Jakob Wimpfeling (1450 – 1528) später veranlasste, die Glocken in einem Gedicht in höchsten Tönen zu preisen. Der Speyerer Liber Ordinarius aus dem 15. Jahrhundert, der sich im Generallandesarchiv Karlsruhe befindet, erwähnt eine „wyn glocke“ (zu Ehren des heiligen Kreuzes). 1453 erhielt der Dom wieder eine Liebfrauenglocke. Sie zersprang aber ein Jahr darauf beim Läuten. Ein neuer Guss dieser Glocke gelang 1484. Um 1500 läuteten im Westturm (mindestens) sechs Glocken. Nach dem Stadtbrand 1689 und dem Teilabriss des Westbaues und der Türme 1755 wurden 1770 vier neue Glocken für den Dom gegossen, die wenig später – während der Errichtung des barocken Westbaues – von einem eigens von Johann Leonhard Stahl errichteten Notglockenturm läuteten. Sie gelangten 1778 in die von Ignaz Michael Neumann errichtete neue Glockenstube. Bestätigt werden sechs Glocken im Zusammenhang mit der französischen Besetzung 1794. Sie wurden wohl von den Revolutionären beschädigt oder verschleppt. Das Geläut des Domes besteht heute aus neun Glocken. Die vier großen Glocken wurden 1823 von Johann Peter Lindemann (1788 – 1866) in dessen Gießerei in Zweibrücken gegossen. Bischof Matthäus Georg von Chandelle (1745 – 1826) weihte die vier Glocken in der Dom-Vorhalle am 12. Oktober 1823, dem Namenstag von König Maximilian I. Joseph von Bayern (1756 – 1825). An Allerheiligen des gleichen Jahres waren sie erstmals zu hören. Eine fünfte Glocke wurde im August 1828 vom selben Meister aus Zweibrücken zu Ehren des heiligen Martin gegossen. Wegen ihrer problematischen Tonlage durfte sie nur allein erklingen. Schon bald verschwand sie ganz aus dem Geläut.
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III. Der Dom und seine Ausstattung
Die übrigen fünf Glocken fertigte 1963 Friedrich Wilhelm Schilling (1914 – 1971), Glockengießer in Heidelberg (Abb. 108). Die Konsekration fand am 10. März 1963 durch Bischof Isidor Markus Emanuel (1905 – 1991, reg 1953 – 1968) statt. An Ostern 1963 erklang erstmals das komplette neunstimmige Geläut. Die Kosten für den Glockenguss in Höhe von 17 000 Mark wurden durch eine anonyme Zuwendung aufgebracht. Das Zusammenspiel der Glocken des Domes und der zahlreichen weiteren Kirchen in Speyer sorgen vor hohen Festtagen für ein ganz besonderes akustisches Erlebnis. Der Uhrschlag erfolgt über die vier großen Glocken des 19. Jahrhunderts: Die Glocken „Matthaeus de Chandelle“ und „Ludovicus Carolus“ werden im Wechsel für die Viertelstunden angeschlagen, die Glocken „Friderica Wilhelmina Carolina“ und „Maximilianus Josephus“ zeigen nacheinander die vollen Stunden an.
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
1. Anfänge einer ambitionierten Kirchenmusik Der Kaiserdom zu Speyer ist ein christliches Gotteshaus. Es dient der Verehrung Gottes, der Vertiefung des christlichen Glaubens und dem Vollzug des religiösen Lebens. Darüber hinaus erfüllt das Bauwerk die wichtige Aufgabe, gemeinschaftlichen Gottesdienst zu ermöglichen, denn Kirche ist „Ekklesia“, Gemeinschaft der Glaubenden. Nach christlichem Verständnis vollzieht sich in der Liturgie, insbesondere bei der Feier der Eucharistie, das Erlösungswerk Christi. Wesensbestandteile des christlichen Gottesdienstes sind Verkündigung, Gebet, Gesang und zeichenhafte Handlungen. Nach der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Sacrosanctum Concilium“ vom 4. Dezember 1963 wird der Kirchenmusik ein herausgehobener Rang eingeräumt, „weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht“. Seine „vornehmste Form“ erreicht der Gottesdienst immer dann, wenn er feierlich mit Gesang gestaltet wird. Die Konstitution hebt den gregorianischen Choral und die Orgelmusik hervor. Ein besonderer Auftrag ergeht nach Auffassung des Konzils an die Kathedralkirchen, den „Schatz der Kirchenmusik“ mit größter Sorgfalt zu bewahren. Damit bestätigt der Konzilstext die Tradition der Kirche, denn Kirchenmusik und Gesang werden seit alters her in den Kathedralkirchen besonders gepflegt. Das liegt daran, dass die Kathedralen seit dem Mittelalter Träger von Domschulen waren, in denen die geistliche Musik als Unterrichtsfach auf dem Stundenplan stand. Domschulen sind ab dem 8. Jahrhundert an westeuropäischen Bischofssitzen nachgewiesen. Auf Karl den Großen († 814) geht eine Anordnung (Admonitio generalis) aus dem Jahr 789 zurück, dass an Kathedralkirchen eine Schule einzurichten sei. Latein und Musik gehörten zu den Disziplinen. Die erste sichere Quelle über die Pflege der Kirchenmusik durch einen geschulten Sängerchor in Speyer stammt von dem späteren Speyerer Bischof Walter (um 965 – 1027, reg. 1006 – 1027) aus den 980er Jahren. Er war selbst Schüler der Speyerer Domschule. Walter verfasste eine Lebensbeschreibung des Märtyrers Christophorus mit dem Titel „Vita et Passio Sancti Christophori Martyris“. Diesem Text fügte er einen Bericht über die Ausbildung an der Speyerer Domschule bei. Seine Schilderung belegt, dass in Speyer Klassiker wie Homer (8. Jahrh. v. Chr.) und Cicero (106 – 43 v. Chr.) gelesen wurden. Die Speyerer Domschule lehrte nach dem in der Antike entstandenen Kanon der „septem artes liberales“, der sieben freien Künste. Dazu gehörten – zur Vorbereitung auf die Studien der Theologie, Jurisprudenz und Medizin – die Fächer Grammatik, Dialektik und Rhetorik sowie Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Ihr Vorbild hatten die Kathedralschulen in der „Schola cantorum“ am
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1. Anfänge einer ambitionierten Kirchenmusik
päpstlichen Hof in Rom. Dort wurden die Schüler als kirchliche Sänger mit einem umfangreichen Repertoire an liturgischen Gesängen ausgebildet. Das Leben der Schüler war vom kirchlichen Tagesablauf geprägt. Freie Zeit war knapp. Die Schüler lebten in Kommunität und feierten mit den Geistlichen des Domes Gottesdienste mit Stundengebet und Eucharistie. Die Matutin unterbrach sogar die Nachtruhe der Zöglinge. In Walters Amtszeit als Bischof erlangte die Speyerer Domschule hohe Reputation. Als Gründer der Speyerer Domschule gilt der Lehrer Walters, Bischof Balderich († 986, reg. 970 – 986). Er genoss seine Ausbildung in St. Gallen. Von dort brachte er die Idee einer Sängerschule verbunden mit einer Ausbildungsstätte für Diplomaten und Funktionäre des Reiches mit. Speyer könne sich glücklich preisen, einen Lehrer wie Balderich zu haben, lobte Walter ihn. Die Speyerer Domschule ist demnach älter als der heutige Dom. Mit ihr etablierte sich fortan eine Einrichtung für gute Allgemeinbildung und solide musikalische Ausbildung. In seiner Publikation „Musik in Speyer“ erläutert der Musikwissenschaftler Klaus Finkel, dass sich der Musikunterricht an der Domschule zunächst „nicht nur auf das Vordergründige, den vernehmbaren Ton, sondern [...] das Dahinterliegende, die Zahl bzw. die Zahlenverhältnisse“ als das Entscheidende konzentriert habe. Dem praktischen Hören folgte die rationale Durchdringung. „Begriffe wie Diatonik, Enharmonik, Chromatik, Quarte, Quinte, Oktave, Duodecime, Quindecime, Ganz-, Halb- und Kleintöne waren am Dom im 10. Jahrhundert geläufig [...]. Tonarten, Intervall- und Monochordlehre sowie die Übung der Gesangspraxis befähigten die Schüler zur musica practica oder ars musicae.“
Von der Theorie zur praktischen Musiklehre Im 12. Jahrhundert habe das Fach Musik in Speyer nach Finkel eine Wende erlebt, weil man sich allmählich von der Musiktheorie gelöst habe: „Die Musiktheorie als Wissenschaftsfach näherte sich der theoretisch fundierten praktischen Musiklehre. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung wird zugunsten einer praktischen Anweisung zum Singen und Komponieren aufgegeben.“ Die neue, mehr praxisorientierte Entwicklung führte 1213 zur Gründung einer Kantorei. Diese hatte wohl bis ins 15. Jahrhundert Bestand. Das Repertoire der Sänger war durch die Liturgie vorgegeben. Zur musikalischen Ausbildung der Schüler wurde ein Kantor berufen, dem vier Hilfskantoren zur Seite gestellt wurden. Einer war für den Schulunterricht verantwortlich und ein anderer war Vorsänger im Priesterchor. Für die Dommusik hatten der Organist und der Betreuer der gesanglichen Elite aus dem Kreis der Schüler die wichtigsten Funktionen. Die Reformation im 16. Jahrhundert hatte gravierende Folgen für die Dommusik, denn bis zu diesem Zeitpunkt stellte die Kathedralschule die Sänger für die Gottesdienste im Dom. Nach dem Auftreten Martin Luthers (1483 – 1546) 1521 in Worms und den beiden Reichstagen 1526 und 1529 in Speyer kehrten viele Bürgerinnen und Bürger der Kirche den Rücken. Mönche der Speyerer Orden traten zur protestantischen
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
Konfession über. Unter Kurfürst Ottheinrich (1502 – 1559, reg. 1522/1556 – 1559) wurde die Kurpfalz 1557 lutherisch. 1576 zählte die Stadt, abgesehen von Klerus und kirchlichen Bediensteten, nach Fritz Klotz nur noch etwa dreißig Katholikinnen und Katholiken. Weil Schüler fehlten, konnte der Chor nicht fortbestehen. Die Reformation gab den entscheidenden Impuls, dass die Stadt 1538 selbst eine – von der Geistlichkeit unabhängige – bürgerliche Ratsschule eröffnete. Religion und Musik wurden zwar gelehrt, spielten aber neben den Hauptfächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik nur eine Nebenrolle. Die auf Initiative des Domkapitels nach Speyer gekommenen Jesuiten übernahmen 1567 den Unterricht in der Domschule. Verbunden war damit der Auftrag, die Tradition der Domkantorei wieder aufleben zu lassen. Bis 1639 betrug der wöchentliche Musikunterricht fünf, danach sogar sechs Stunden. Davon unabhängig erhielten die Zöglinge auch Instrumentenunterricht. Die Speyerer Jesuiten nutzten die Kirchenmusik für die Katechese und brachten 1599 ein Gesangbuch heraus, welches Liedgut zeitgenössischer Liturgie der verschiedensten Gattung zusammenfügte. Gemäß jesuitischen Selbstverständnisses verzichtete man auf konfessionelle Polemik und berücksichtigte sogar Liedgut aus der Feder Martin Luthers (Pfälzisches Klosterlexikon). Die Jesuitenschule betrieb zwar die Kantorei, die Patres sahen jedoch in erster Linie ihre Aufgabe darin, für eine umfassende Bildung ihrer Schützlinge zu sorgen. Damit entfiel für die Schüler die Aufgabe, alle musikalisch-liturgischen Funktionen zu übernehmen. Dennoch hielt sich – wohl bis ins 18. Jahrhundert – ein Knabenchor auch deshalb, weil zusätzlich ein attraktiveres Angebot mit mehrstimmigem Gesang und Instrumentalmusik eingeführt wurde. Daraus entstand die nur mit Schülern besetzte „Domkapelle“, die sich sowohl vokal als auch instrumental betätigte. Bei Gottesdiensten, in denen Instrumentalsätze mit Streichern – später mit Holzund Blechblasinstrumenten – zur Aufführung kamen, unterstützten die „Reichsstädtischen Stadtmusikanten“ mit ihren Instrumenten die Schüler der „Domkapelle“. Die neun bis zwölf Stadtmusikanten, alle professionelle Musiker, gaben Konzerte, unterstützten andere Ensembles und spielten auch bei Jubiläen und Hochzeiten in der Stadt und im Umland auf. Nach dem Stadtbrand 1689 hatte das Bistum viele Jahre keine Kathedralkirche. Erst als die Ostteile des Domes instandgesetzt und vom stark beschädigten Langhaus durch eine hohe Wand (vgl. Abb. 42) abgetrennt waren, konnte wieder Gottesdienst stattfinden. 1703 stellte man vor die Apsis einen provisorischen Hauptaltar, das Domkapitel erhielt seine Sitze unter der Vierung. Rund sechzig Jahre später schuf Peter Anton von Verschaffelt einen prächtigen Hochaltar, der nun unter der Vierung einen neuen Platz erhielt. Ein neues Chorgestühl wurde im Ostteil des Domes aufgeschlagen. Nach der Auflösung einiger Provinzen des Jesuitenordens durch das Breve „Dominus ac Redemptor“ von Papst Clemens XIV. (1705 – 1774, reg. 1769 – 1774) im Jahr 1773 und der darauffolgenden Schließung des Speyerer Jesuitenkollegs waren weder grego-
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1. Anfänge einer ambitionierten Kirchenmusik
rianischer Choral noch mehrstimmige Messen durchführbar. Domschule und Domkantorei wurden aufgegeben. Das von Ignaz Michael Neumann zwischen 1772 und 1778 rekonstruierte Langhaus mit dem neuen Westabschluss (vgl. Abb. 79) sollte eigentlich beste Voraussetzungen für das Wiederaufleben der Kathedralmusik bieten. Der Neuanfang fand aufgrund der Verwüstungen des Dominneren durch die französischen Revolutionstruppen 1793/1794 abrupt ein Ende. Die Noten und Choralbücher der Domkantorei waren verbrannt. Von den Musikalien aus den neun Jahrhunderten Kathedralmusik konnte nichts gerettet werden. Was nicht durch den Stadtbrand zunichtegemacht wurde, kam durch die Revolutionstruppen zu Schaden. Im ausgeplünderten Dom konnten unterdessen keine Gottesdienste gefeiert werden. Die Revolution verbot den Geistlichen bei Strafe, die Messe zu lesen. Sie flüchteten über den Rhein und fanden im Priesterseminar Bruchsal vorübergehend sichere Unterkunft. Knapp 4000 Einwohner zählte Speyer, davon etwas mehr als 900 Katholikinnen und Katholiken. Seit 1802 gehörte es zum Bistum Mainz. Bischof war Ludwig Colmar (1760 – 1818, reg. 1802 – 1818). Organist und Kantor wurde 1804 der junge Volksschullehrer Johann David Zwiesel (1777 – 1845). Er spielte in der Klosterkirche St. Magdalena die Orgel und gründete mit Schulkindern mehrere Chöre. Nach dem Konkordat von 1817 entstand das Bistum Speyer neu. Erster Bischof der neu errichteten Diözese wurde Matthäus von Chandelle (1745 – 1826, reg. 1818 – 1826). Seine Amtseinführung fand erst nach der rechtskräftigen Errichtung des Bistums am 20. Januar 1822 in der Klosterkirche St. Magdalena statt, die seit 1805 Stadtpfarrkirche war. Da die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren, stattete man den Dom mit einem Notaltar aus. Die Protestanten der Stadt stellten dem Domkapitel eine Truhenorgel zur Verfügung. Am Pfingstmontag 1822 zelebrierte der Bischof nach langjähriger Unterbrechung erstmals wieder ein Pontifikalamt im Dom. 1824 errichtete man hinter dem Hochaltar eine kleine Orgel (Philipp-Christian-Schmidt-Orgel). Am 28. Mai 1827 trat Bischof Johann Martin Manl (1766 – 1835, reg. 1827 – 1835) als Nachfolger von Matthäus von Chandelle sein Amt an. Mit den Kindern und Jugendlichen aus seinem Schulorchester und seinen Chören, unterstützt von Sängern des konfessionell gemischten Speyerer Musikvereins (1831 umgewandelt in gemischten Chor), der auch ein Liebhaberorchester betrieb, führte Johann David Zwiesel unter fremdem Dirigat Orchestermessen auf. Belegt ist beispielsweise die Aufführung einer Orchestermesse von Joseph Haydn (1732 – 1809) in Anwesenheit König Ludwigs I. von Bayern am 8. Juni 1829. Zwiesel gelang es aber nicht, einen Domchor neu zu etablieren. Aufgrund der Quellenlage der in der Pfälzischen Landesbibliothek gesammelten und ausgewerteten Musikhandschriften des Speyerer Domchores kommt Edith Klenk zu dem Ergebnis, dass sich für die Amtszeit Bischof Manls eine völlig neue Beurteilung der Musik am Dom zu Speyer ergibt. „In der Tat gab es keinen Domchor, gleichwohl wurden qualitativ hochwertige Kirchenkompositionen aufgeführt. Zu den
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
Festgottesdiensten wurden Sänger und Instrumentalisten aus der bürgerlichen Musikszene Speyers verpflichtet. Soweit die Noten der Aufführungen Namen von Sängern tragen, erkennt man viele Namen des gehobenen Speyerer Bürgertums, die wohl zugleich Mitglieder des 1818 gegründeten Musikvereins waren, der 1829 in Cäcilienverein umbenannt wurde.“
Ein Domchor entsteht Noch als Domkapitular und Schulreferent strebte der spätere Bischof Johannes von Geissel (1796 – 1864, reg. 1837 – 1841) eine Reform des gottesdienstlichen Gesanges im Dom an. Zur Begründung führt Fritz Steegmüller in seiner Jubiläumsschrift „1000 Jahre Musica sacra an der Bischofskirche in Speyer“ an, Geissel habe die Tatsache gestört, dass ein konfessionell gemischter Chor die Liturgie im Dom bestreite. In einem katholischen Lehrerseminar, das unter der Leitung eines Geistlichen errichtet wurde, sah Geissel eine geeignete Instanz als Träger der Musikpflege am Dom. Der jeweilige Musiklehrer des Seminars sollte nach seiner Auffassung in Doppelfunktion auch die Aufgabe des Domkapellmeisters übernehmen. Die katholischen Seminaristen bekamen die Aufgabe zugewiesen, einen Domchor zu bilden und regelmäßig bei den wichtigen Gottesdiensten zu singen. Nachdem Geissel am 13. August 1837 Bischof wurde, bestellte er im Mai 1838 den Chorleiter des Priesterseminars, Domvikar Viktor Zahm (1807 – 1854), zum Direktor des Domkirchengesanges. Dieser sammelte zunächst sangesfreudige Männer um sich und hielt Singstunden ab, initiierte aber auch einen Chor mit Schulkindern. Am 4. November 1839 öffnete die Lehrerbildungsanstalt mit Internat ihre Pforten. Nach einer Ausschreibung in den bayerischen Amtsblättern wählten Bischof und Domkapitel aus 27 Bewerbungen Eduard Rottmanner (1809 – 1843) aus München für das Amt des Domkapellmeisters aus. Steegmüller berichtet, dass die Anstalt bei Eröffnung 51 junge Männer zählte. Bei Aufnahme waren die zukünftigen Lehrer 16 bis 17 Jahre alt und hatten eine dreijährige Lehrzeit bei einem Schulmeister absolviert. Die Jugendlichen bildeten den Kern des zukünftigen Domchores. Die Musikausbildung stand mit sechs Stunden pro Woche auf dem Stundenplan. Rottmanner übte so den gregorianischen Choral und die mehrstimmigen Gesänge für die Sonn- und Feiertage im regulären Unterricht ein. Ab 7. März 1840 war eine neue Orgel (Karl-Frosch-Orgel) spielbereit. Mit Zahms Chor, den Mädchen aus St. Magdalena und den Lehramtsanwärtern kam die Chorgemeinschaft Ende 1840 auf rund 120 Stimmen. Die Konstellation funktionierte in den Anfangsjahren gut. Die Sängerinnen und Sänger verstanden sich als Chor der Kathedralkirche und gestalteten die Pontifikal- und Kapitelsämter. Besonders an Ostern und Weihnachten verringerte sich wegen der Ferienzeiten die Beteiligung der Seminaristen, so dass der von Gesangsdirektor Zahm geleitete und von der katholischen Bürgerschaft der Stadt gebildete Chor immer mehr an Bedeutung erlangte.
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1. Anfänge einer ambitionierten Kirchenmusik
Nach dem frühen Tod von Rottmanner wurde zunächst Georg Hammer (1811 – 1845), dann Johann Baptist Benz (1807 – 1880) zum Domkapellmeister berufen. Michael G. Kaufmann beschreibt im großen Buch über die neuen Orgeln am Kaiserdom das Wirken der Musiker am Dom. Über Benz schreibt er, dass mit ihm „eine hochgebildete und künstlerisch ambitionierte Persönlichkeit“ nach Speyer kam, die über dreißig Jahre das Musikleben am Dom und in der Stadt prägte. „Rasch erfolgte die Konsolidierung der Dommusik über das Erarbeiten eines breiten Repertoires von gregorianischem Choral [...], von Werken der Vokalpolyphonie sowie von zahlreichen eigenen und zeitgenössischen fremden Kompositionen aus cäcilianischem Geist.“ Benz habe für ein durchweg hohes Niveau bei den Aufführungen gesorgt. Sorge bereitete dem Domchor während der beiden Weltkriege die geringe Anzahl der Sängerinnen und Sänger. Am Anfang fehlten die Bässe und Tenöre, weil die Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Später verkleinerte sich der Chor erneut, weil die Nationalsozialisten Frauen zum Graben von Erdwällen an die Front befahlen. Die Kultusbehörde löste 1935 die Lehrerbildungsanstalt formell auf, die letzten Seminaristen verließen zwei Jahre später das Haus. Nach den Kriegen normalisierten sich die Verhältnisse beim Domchor, mit der Chorarbeit ging es wieder aufwärts. Neuen Schwung erhielt die Dommusik durch die liturgische Bewegung mit ihren Protagonisten Ildefons Herwegen (1874 – 1946), Abt der Benediktinerabtei Maria Laach, und Romano Guardini (1885 – 1968), Theologe in Freiburg im Breisgau. Von der Begeisterung für die kirchliche Erneuerungsbewegung im Sinne einer tätigen Teilnahme des einzelnen Gläubigen an der Liturgie „wurde auch Erhard Quack (1904 – 1984) erfasst, der bereits vor seiner Tätigkeit als hauptberuflicher Domkapellmeister in Speyer 1947 die Weichen für eine Umstrukturierung der Kirchenmusik im Bistum Speyer gestellt hatte“, schreibt Kaufmann. Er wurde über seine Aufgabe als „hauptverantwortlicher Kirchenmusiker der Diözese hinaus [...] nach dem Zweiten Weltkrieg einer der maßgeblichen Reformer der Kirchenmusik in den deutschsprachigen Ländern“. Auf ihn gehen die stärkere Qualifizierung des Domchores, die Bildung einer Domsingschule und die Gründung des Bischöflichen Kirchenmusikalischen Instituts in Speyer zurück. Die Begeisterung für die Erneuerung der Liturgie griffen die Bischöfe des Konzils auf und formulierten in der Liturgiekonstitution als Grundsatz: Das christliche Volk muss die Liturgie „möglichst leicht erfassen und in voller, tätiger und gemeinschaftlicher Teilnahme mitfeiern“ können. Den Konzilsvätern war bewusst, dass Musik als echte Kunst und so genannte Gebrauchsmusik im Sinne der Teilnahme aller Gläubigen an der Liturgie kaum in Einklang zu bringen seien. Der Theologe Karl Rahner, der selbst als Sachverständiger beim Konzil mitarbeitete, berichtete, dass unbedingt ein Weg der Annäherung beider Richtungen gefunden werden musste. Die Konzilsväter spendeten der Kirchenmusik hohes Lob und kamen dann zu der eingangs erwähnten Bewertung, dass liturgische Handlungen dann am vornehmsten sind, „wenn
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sie mit Gesang verbunden“ sind. Daher empfahlen die Bischöfe den Weg des Sowohlals-auch: Auf der einen Seite möge der religiöse Volksgesang eifrig gepflegt werden, meinten die Konzilsväter. „Bischöfe und Seelsorger sollen dafür sorgen, daß in jeder liturgischen Feier mit Gesang die gesamte Gemeinde tätig Anteil nehmen kann.“ Andererseits ermunterten die Bischöfe die Sängerchöre an Kathedralkirchen, anspruchsvolle Kirchenmusik von hoher Qualität zu pflegen und den wertvollen musikalischen Schatz zu kultivieren. Gregorianischem Choral komme ein Ehrenplatz in der römischen Liturgie zu, ohne – so wird ausdrücklich hervorgehoben – andere Arten der Kirchenmusik auszuschließen, wenn sie dem Geist der Liturgie entsprechen.
2. Die Domorgeln Seit 2006 konzipierte die 1885 gegründete Orgelbau-Werkstatt Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer eine neue Orgel auf dem Königschor (Abb. 109). Optisch sollte sich das Instrument unmerklich in eine Mittelschiff-Arkade im Langhaus einfü-
109 Am 18. September 2011 erklang erstmals die Hauptorgel auf der Westempore. Die Orgel auf dem Königschor versah ihren Dienst erstmals am 22. November 2008. Beide Instrumente schuf die Orgelbau-Werkstatt Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer.
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2. Die Domorgeln
gen. Am 22. November 2008 wurde die neue Orgel, die 9,5 Tonnen wiegt, ihrer Bestimmung übergeben. Die 2410 Pfeifen der Chororgel verteilen sich auf 38 Register auf drei Manualen und Pedal. Ein besonderes Merkmal dieses Instruments ist, dass es über zwei unabhängige klangliche Bereiche verfügt. Ein Bereich, die fünf mitteltönig gestimmten Register, die ein eigenständiges Werk bilden, ermöglicht die authentische Aufführung ältester Orgelmusik. Aus der gleichen Werkstatt stammt auch die große Hauptorgel auf der Westempore. Das 31 Tonnen schwere Instrument wurde am 18. September 2011 in Dienst gestellt. Es besitzt 83 Register auf vier Manualen und Pedal mit insgesamt 5496 Pfeifen. Technisch wie klanglich vereint diese Orgel viele Erfahrungen und Errungenschaften des Orgelbaues. Das Klangkonzept hat Bezüge zur Orgelbautradition der Region mit pfälzisch-süddeutschen und elsässisch-französischen Akzenten. Der Entwurf für die Prospektgestaltung mit den asymmetrisch hintereinander angeordneten Pfeifenreihen stammt von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm (1920 – 2021). Bei der Vorstellung seines Konzepts erläuterte Böhm, dass die große Orgel den gewaltigen Gesamteindruck des Domes unterstützen soll, indem sie ohne künstliche Formgebung auskommt (vgl. Abb. 111). „Sie sollte unter Vermeidung jeglicher Dekoration ohne formale Anleihen aus der Architektur des Doms auskommen, als ein eigenständiges Element im Raum, das seinen eigenen gestalterischen Ausdruck hat […]. Das Musikinstrument sollte bündig in der großen Bogenöffnung als ein freistehendes Element empfunden werden können. Um dies zu erreichen, werden die an die Wände anschließenden Seitenteile möglichst weit in den Hintergrund geschoben und farblich neutral behandelt […]. Die Erscheinung der Orgel wird damit lediglich durch den Prospekt mit seinen Reihen von Metallpfeifen bestimmt, sie steht wie eine Skulptur frei und mit gebührendem Abstand in dem großen Bogen. Die Ordnung der vom Kirchenraum aus sichtbaren Pfeifen fällt entsprechend der natürlichen Tonfolge immer jeweils von links oben nach rechts unten. Mehrere solcher Pfeifenreihen bilden, zu einer Gruppe zusammengestellt, den Orgelprospekt.“ Beide Domorgeln sind eigenständige Instrumente. Dank ihrer Doppeltrakturen (mechanisch und elektrisch) können sie auch zusammengespielt werden. Im Jahr 2021 wurde eine kleine Orgel in der St.-Afra-Kapelle zur Begleitung der Werktagsgottesdienste der Dompfarrei eingebaut. Die Orgel baute die Instrumentenwerkstatt Henk & Niels Klop, Garderen (Niederlande). Im Jahr 1333 besaß der Dom eine große Orgel. Standort der Hauptorgel war, für das Mittelalter eher unüblich, die Westempore (vgl. Abb. 13). Infolge einer Reparatur kam es 1450 zu einem schweren Brand, dem das Instrument zum Opfer fiel. Fünf Jahre später baute Friedrich Stuchs aus Nürnberg am gleichen Standort eine neue Hauptorgel. Zusätzlich werden zwei kleinere Orgeln nahe dem Kreuzchor und im Altarhaus genannt. Standort für die kleine Orgel beim Kreuzchor könnte das so genannte „Orgelchörlein“ (Abb. 110) an der Westwand des nördlichen Querarmes gewesen sein. Seitdem wird über eine Reihe von verschiedenen Instrumenten an unterschiedli-
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus 110 Nördlicher Querarm, Westwand, Kammer mit Kreuzgratgewölbe, so genanntes „Orgelchörlein“, 3,08 Meter lichte Scheitelhöhe, Öffnung zum Dachraum (Bau II). Ursprünglich vielleicht als Standort für kleine Orgel vorgesehen.
chen Standorten berichtet: auf der Empore des Westbaues, im Bereich von Altarhaus (1503), Vierung und Querhaus sowie auf dem so genannten Königschor (1466 auf einer Empore über den Bänken der Stuhlbrüder). Als französische Truppen 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg den großen Stadtbrand entfachten, wurde die gesamte Inneneinrichtung des Domes mitsamt den darin noch stehenden Orgeln ein Raub der Flammen. Dieses Schicksal sorgte für eine Zäsur. Den behelfsmäßig hergerichteten Ostteil des Domes versuchte man mit kleineren Orgeln von unterschiedlicher Qualität zu bespielen. Der neue, barocke Westbau von 1772 bis 1778 brachte der Dommusik neue Möglichkeiten, doch die französischen Revolutionstruppen vernichteten 1794 mit dem kompletten Inventar auch die vorhandenen Orgeln. Beim ersten Gottesdienst im Dom nach der Wiedererrichtung des Bistums Speyer 1822 musste man sich mit einer geliehenen, mobilen Orgel begnügen. Seit 1824 hatte der Dom dann eine neue Orgel (Philipp-Christian-Schmidt-Orgel), die seit 1831 wieder auf der Westempore stand. Drei weitere Hauptorgeln folgten (Karl-Frosch-Orgel 1840, Steinmeyer-Orgel 1883 und Paul-Sattel-Orgel 1946). Im Zuge der großen Domrestaurierung von 1957 bis 1961 erhielt die Westempore eine große Hauptorgel, erbaut von dem Speyerer Orgelbaumeister Wolfgang Scherpf (1921 – 1997). Insgesamt sind in der Geschichte des Domes über zwanzig Orgeln an verschiedenen Standorten innerhalb der Kirche nachweisbar. Die Details zu den drei aktuellen Orgeln im Speyerer Dom werden in den folgenden Dispositionen beschrieben. Daraus gehen die Register, die technischen Details wie die Art der Spiel- und Registertraktur sowie die Manualverteilung und die Spielhilfen der Gesamtanlagen hervor.
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2. Die Domorgeln
Disposition der Hauptorgel Orgelbau Romanus Seifert & Sohn, Weihe am 18. September 2011 83 Register auf vier Manualen und Pedal I. Hauptwerk (C-a''')
Blockflöte 4'
Zungen IV/II Melodie III/II
Principal 16'
Koppeln:
Nasat 2 2/3'
Octave major 8' 2f.
II/I
Doublette 2'
Octave minor 8'
III/I
Terz 1 3/5'
Holztraverse 8'
IV/I
Mixtur 1 1/3' 4f.
Großgedackt 8'
Sub III/I
Fagott 16'
Spitzflöte 8'
Sub IV/I
Trompete 8'
Viola di Gamba 8'
Super IV/I
Cromorne 8'
Großquinte 5 1/3'
Labiale IV/I
Tremulant
Octave major 4' 2f.
Zungen IV/I
Octave minor 4'
Melodie II/I
III. Schwellwerk (C-a''')
Hohlflöte 4'
Melodie III/I
Bourdon doux 16'
Koppeln:
Großterz 3 1/5'
Melodie IV/I
Geigenprincipal 8'
IV/III
Quinte 2 2/3'
Basskoppel P/I
Flûte traversière 8'
Super IV/III
Octave 2'
Koppeln dynamisch
Bourdon 8'
Sub IV/III
Flauto 2'
Gamba 8'
Sub III/III
Terz 1 3/5'
Voix céleste 8'
Labiale IV/III
Cornett 8' 5f.
Flûte octaviante 4'
Zungen IV/III
Mixtur major 2' 6f.
Hohlflöte 4’
Mixtur minor 1 1/3' 6f.
Salicional 4'
Tuba 16'
Nasard 2 2/3'
Trompete 8'
Octavin 2' Tierce 3 1/5'
II. Positiv (C-a''', im Schweller)
Flageolet 1'
Rohrgedeckt 16'
Koppeln:
Progressio 2 2/3' 4f.
Salicional 16'
III/II
Bombarde 16'
Principal 8'
IV/II
Trompette harmonique 8'
Rohrflöte 8'
Sub III/II
Hautbois 8'
Dolce 8'
Super IV/II
Voix humaine 8'
Vox angelica 8'
Sub IV/II
Clairon harmonique 4'
Principal 4'
Labiale IV/II
Tremulant
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
IV. Solo (C-a''')
Pedalwerk (C-g')
Starktongamba 8'
Contrabass 32'
Koppeln:
Seraphonflöte 8'
Bordun 32'
I/P
Flûte expressive 8'
Majorbass 16'
II/P
Flûte harmonique 4'
Principalbass 16' (Tr. HW) III/P
Nasard harmonique 2 2/3'
Subbass 16'
IV/P
Piccolo harmonique 2'
Zartbass 16' (Tr. Pos)
Super III/P
Tierce harmonique 1 3/5'
Salicetbass 16'
Septime harmonique 1 1/7'
Octavbass 8’
Cornett 8' 5f (Gruppenzug)
Bassflöte 8'
Trompeta magna 16' Trompeta imperial 8' Clarin real 4' Koppel: Sub IV/IV
Cello 8' Superoctav 4' Hintersatz 4' 4f. Contraposaune 32' Posaune 16' Fagottbass 16'
Auxiliaire
Basstrompete 8'
(Bass-) Clarinette 16'/8'
Cornettbass 4'
(mit Windschweller)
Sinua-Setzer
Celesta
Doppelte Spieltraktur (mechanisch, elektrisch), elektrische Registertraktur, elektronische Setzerkombination, Tastenfessel, Registerfessel Stimmtonhöhe: a1 = 440 Hz bei 18°C, Stimmtemperatur: Bach-Fischer, modifiziert Disposition: Christoph Keggenhoff und Andreas Saage
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2. Die Domorgeln
Disposition der Chororgel Orgelbau Romanus Seifert & Sohn Weihe am 22. November 2008 38 Register auf drei Manualen und Pedal I Hauptwerk
II Positiv
III Schwellwerk
Manual I (C-a3)
Manual II (C-a3)
Manual III (C-a3)
Praestant 16'
Coppel 8'
Bourdon 8'
Principal 8'
Salicional 8'
Flûte harmonique 8'
Flaut douce 8'
Spitzflaut 4'
Viole de Gambe 8'
Octave 4'
Nasat 2 2/3'
Voix céleste (ab c°) 8'
Querflaut 4'
Waldflöte 2'
Flûte 4'
Superoctave 2'
Terz 1 3/5'
Trompette 8'
Cornett 3fach (ab c1) 2 2/3'
Quint 1 1/3'
Hautbois 8'
Mixtur 4fach 1 1/3'
Mixtur 3fach 1'
Voix humaine 8'
Trompete 8'
Cromhorn 8'
Clairon 4'
Tremulant
Tremulant
Tremulant
II-I
I-II
Sub III-III
III–I
III-II
Super III-III
Sub III–I
Sub III-II
Super III–I
Super III-II
Pedalwerk (C-g1)
Mitteltöniges Werk
Praestant
Manual I
(Transmission aus HW) 16'
Principal 8'
Subbass 16'
Octave 4'
Octavbass 8'
Mixtur 5fach 2'
Gedecktbass 8'
Terz zur Mixtur 4/5'-1 3/5'-3 1/5'
Octave 4'
Tremulant
Posaune 16'
II-I
Trompete 8'
Manual II
I-P
Regal 8'
II-P
Tremulant
III-P
I-P
Super III-P
II-P
(C, D, E, F, G, A-f3)
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
Doppelte Spieltraktur (mechanisch, elektrisch), Elektrische Registertraktur Elektronische Setzerkombination mit innovativem Bediensystem
Stimmtemperatur: Saage 1 (a = 440 Hz bei 18°C) Mitteltönigkeit nach Praetorius (a = 415 Hz bei 18°C) Disposition: Christoph Keggenhoff und Andreas Saage
111 Die Hauptorgel mit ihren asymmetrisch hintereinander angeordneten Pfeifenreihen steht als eigenständiges Element im Raum.
Disposition der Orgel in der St.-Afra-Kapelle Henk & Niels Klop, Garderen, Niederlande Erbaut 2021 I. Manual (C-g3)
II. Manual (C-g3)
Pedal (C-f1)
Rohrflöte 8‘
Gedackt 8‘
Subbass 16‘
Prinzipal 8‘ (ab c°)
Rohrflöte 4‘
Bourdon 8‘
Octav 4‘
Nasard 2 2/3‘ b/d
Octav 2‘
Flöte 2‘
Regal 8‘
Terz 1 3/5‘ (ab c°) b/d
Tremulant Koppeln: II-I, I-Ped, II-Ped
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3. Liturgische Räume
3. Liturgische Räume Der monumentale Bau mit seinen ausgewogenen Proportionen vermittelt den Eindruck, als hätte der Dom im Mittelalter aus einem einzigen großen Raum bestanden. Die Vorliebe dafür, ein einheitliches Raumgefüge vor sich zu haben, entspricht eher unserem heutigen ästhetischen Empfinden (vgl. Abb. 32). Ursprünglich besaß der Dom nämlich mehrere, jeweils auf seine liturgische Funktion bezogene, voneinander getrennte Räume. Jeder Bereich hatte seine eigene Ausstattung mit Altären und individueller Ausschmückung. Die Altäre wurden unter den Beistand eines bestimmten Märtyrers oder eines anderen Heiligen (Patrozinium) gestellt. Nachdem in der frühen Kirche Altäre in der Nähe eines Märtyrergrabes errichtet worden waren, setzte bald die Tradition ein, Reliquien eines Heiligen (Überreste des Körpers oder der Kleidung) im Altar einzulassen. Im Zweiten Konzil von Nicäa 787 wurde die Tradition verbindlich festgelegt. Reliquien erinnerten an die Heiligen. Von ihnen erhoffte man sich Beistand, um an göttlicher Gnade teilhaftig zu werden. Nach dem heute geltenden Kirchenrecht darf unter einem Altar kein Leichnam bestattet sein (Can. 1239 – § 1). Die Tradition der Reliquienverehrung wird aber weiterhin empfohlen. So heißt es im Gesetzbuch der Katholischen Kirche von 1983: „Die alte Tradition, unter einem feststehenden Altar Reliquien von Märtyrern oder anderen Heiligen beizusetzen, ist nach den überlieferten Normen der liturgischen Bücher beizubehalten“ (Can. 1237 – § 2).
Inneneinrichtung und Funktion Im Gegensatz zu den doppelchörigen Nachbardomen von Worms und Mainz, in denen jeweils im Osten und Westen Altäre standen, besaß Speyer nur einen liturgischen Schwerpunkt im Osten. Eine Schranke teilte die Kirche in zwei Teile, einen Bezirk für die Laien, den ein Sakristeibuch aus dem 15. Jahrhundert stets „das monaster“ nannte, und ein durch Stufenanlagen erhöhtes, vom Laienraum abgesondertes hochgelegenes Podium für den Klerus. Ein sehr großer Teil des Dominneren war also den Geistlichen und privilegierten Besuchern vorbehalten. Die Gläubigen betraten die Kathedrale – nach dem Durchschreiten einer Vorhalle – durch ein mächtiges Hauptportal im Westen. Die Sicht in das Altarhaus im Osten war durch die hohe Chorschranke, die sich zwischen die beiden westlichen Vierungspfeiler spannte, versperrt. Von oben herab, vom Triumphbogen, hing ein großes Kreuz, das Kaiser Otto III. (980 – 1002) gestiftet hatte und in den Neubau überführt worden war. Darunter befand sich der Kreuzaltar der Dompfarrgemeinde (vgl. Abb. 40). Westlich vor dem Kreuzaltar erstreckte sich das memoriale Zentrum des Domes: die Gräber der im Dom bestatteten Kaiser und Kaiserinnen sowie der Könige. An den Hochgräbern
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus 112 Rekonstruktion des Dom-Inneren nach Osten, Bau II (Computersimulation), Langhauswände mit Stützenwechsel, Raumabschluss gewölbt, verstärkte Vierungspfeiler (Bau I) als Unterbau für den Vierungsturm und 3 Altäre.
brannten 72 Öl-Lampen, wie der Domvikar und Dichter Jakob Wimpfeling (1450 – 1528) im Jahr 1486 in seinem Lobgedicht „Laudes ecclesiae Spirensis“ anmerkte. An den Gräbern beteten die Stuhlbrüder für das Seelenheil der Herrscher. Der Laienbruderschaft dienten zwei Bankreihen als Betstühle, die südlich und nördlich die Gräber flankierten. Zwischen zwei Langhauspfeilern der beiden Seitenschiffe führten seit dem 15. Jahrhundert kleine Wendeltreppen zu den Stuhlbrudersitzen. Beim Einbau des Fundaments für die Chororgel 2008 kam eine Treppenspindel erneut zum Vorschein, nachdem sie bereits in den 1960er Jahren dort vorgefunden worden war. Von der Grablege aus führte eine zweigeteilte Treppenanlage (Abb. 112) mit jeweils zwölf Stufen zum Langhaus. Dazwischen stand der Annenaltar. Nach der Beschreibung eines Domküsters aus dem 15. Jahrhundert hingen an den Pfeilern des Mittelschiffs Grabplatten und Gedenktafeln verstorbener Geistlicher, in den Seitenschiffen Skulpturen und Bildtafeln und im nördlichen Querarm ein Wandgemälde des heiligen Christophorus. Obgleich sich die Innenausstattung über die Jahrhunderte hinweg verändert haben mag, erlaubt diese spätmittelalterliche Quelle dennoch Rückschlüsse auf vorausgegangene Epochen. Bunte Glasgemälde mit Szenen aus der Heiligen Schrift schmückten die hohen Fenster. Vom südlichen Seitenschiff aus führten Türen zur Emmerams-Kapelle und in den Kreuzgang. Vom nördlichen Seitenschiff gelangte man in die zum Teil neu errichteten Kapellen-Anbauten und durch das „Kleine Paradies“ zum „Freythof “ vor der Bischofspfalz (vgl. Abb. 36), dem traditionellen Versammlungsplatz der Bürgerschaft. Nach dem Orgelbrand 1450 errichtete Friedrich Stuchs aus Nürnberg 1454 auf der Westempore eine neue Hauptorgel. Je eine kleine Orgel stand im Kreuzchor und im Altarhaus. Die westliche Hälfte der Speyerer Domkirche diente zwar als Gebets- und Andachtsraum der Laien und als Standort der Hauptorgel, ansonsten war sie aber liturgisch ungenutzt. Selbst für einen Michaelsaltar, der sich häufig im Westteil von Kirchen nachweisen lässt, gibt es keine Befunde. Die differenzierten Geschossanordnungen über der Eingangshalle zwingen geradezu anzunehmen, dass die Räume dennoch eine Funktion innehatten. Zur Beantwortung dieser Frage verweist Cle-
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3. Liturgische Räume
mens Kosch auf die karolingische Tradition in Aachen: „Wir erkennen am Speyerer Dom eine herausragende Manifestation architekturgeschichtlicher Traditionslinien, die sich formal und hinsichtlich ihres Bedeutungsgehalts zurückverfolgen lassen bis zu karolingisch-ottonischen Westwerken und letztlich jenem Thron im Obergeschoss der Aachener Pfalzkapelle, auf dem die deutschen Könige nach ihrer Krönung Platz nahmen.“ Der sakrale Charakter des Herrschertums war in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts noch unangefochten. Der traditionelle Platz des Königs beim Gottesdienst war unter den Klerikern. Bei der Anwesenheit eines Regenten im hochmittelalterlichen Speyer gab es mit Sicherheit auch administrative und repräsentative Veranstaltungen und Konferenzen, die mehr dem profanen Staatszeremoniell zuzuordnen waren. „Dafür würde sich ein derart autonomer, mit den doppelgeschossigen Querflügeln auf sein Zentrum konzentrierter Bauteil als Gegenpart einer ebenso deutlich über Langhausniveau liegenden östlichen ‚Sonderkirche‘ der Geistlichkeit ausgesprochen gut eignen. Sein Funktions-Schwerpunkt (und eben nicht: Kultzentrum) läge dann im Kernraum des Westbaus auf der oberen Ebene, mit visuellen und akustischen Kommunikationsmöglichkeiten“, argumentiert Kosch. Von der Westempore aus lässt sich das Mittelschiff und der Königschor beobachten. Außerdem könnte der Herrscher den Seelenmessen für seine verstorbenen Angehörigen beiwohnen. „Zum anderen aber wäre umgekehrt vom Langhaus aus die ungehinderte Wahrnehmung eines an der Emporenbrüstung erscheinenden Herrschers gewährleistet, und damit Huldigungen, Akklamationen, offizielle Verlautbarungen.“ Aufgrund fehlender Quellen bleiben Erklärungsversuche zunächst Spekulation. Über das liturgische Geschehen im Ostteil des Domes informiert uns eine Handschrift in den Beständen des Generallandesarchivs Karlsruhe. Es ist ein Liber Ordinarius des Speyerer Domes aus dem 15. Jahrhundert. Geschrieben wurde das Buch hauptsächlich in deutscher Sprache und entstand wohl nach 1438 und vor 1470. Es handelt sich um das Regiebuch eines Glöckners und Küsters am Dom, das möglicherweise nach ihm Regulae Karsthans (Johannes Karst, Glöckner von 1502 bis 1533) benannt wurde. „Diese neue Gattung liturgischer Bücher trägt dem Faktum Rechnung, dass sich die mittelalterliche Liturgie immer mehr ausdifferenzierte. Deshalb bedurfte es eines Buches, das als ‚Regiebuch‘ unterschiedliche liturgische Rollenbücher [...] und deren Handlungen koordinierte und auf den jeweiligen Kirchenraum hin auslegte“ (Andreas Odenthal). 113 Durchgang zur ehemaligen Bischofspfalz in der Nordwand des nördlichen Ostturmes. Rechts Wendeltreppe zu den Turmgeschossen.
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IV. Der Dom – ein Gotteshaus
Ihrem Wesen nach wurde Liturgie immer als Gemeinschaftshandlung verstanden. Auch das Brevier, das Tagzeitengebet, war ursprünglich öffentlich und eine Angelegenheit der ganzen Gemeinde. Im Zeitalter der Gotik zeigten sich zunehmend individualistische Tendenzen. Die Liturgie wurde zur Klerusliturgie, bei der die Geistlichkeit alle Riten, Gesänge und Gebete allein vollzog. Eine Ursache dafür war wohl nicht mangelnde Frömmigkeit der Menschen, sondern eine übergroße Ehrfurcht vor dem Sakrament. Diese Tendenz wurde durch den Lettner verstärkt. Der Lettner, zu dessen beider Pforten vom Kreuzchor zehn Stufen führten, zerriss die Einheit der aus Geistlichen und Laien bestehenden einen Gemeinde Christi. Der Liber Ordinarius gibt Einzelheiten über die liturgische Nutzung des Domes bei Gottesdiensten mit Bischof und Domkapitel im späten Mittelalter preis. Auf der Grundlage des Buches lassen sich auch Ausstattungsgegenstände liturgischen Räumen zuordnen. Die Rückwände des südlich und nördlich unter der Vierung aufgestellten Gestühls des Domkapitels waren so hoch, dass damit auch der Chor von den beiden Querarmen optisch abgetrennt wurde. Von der Vierung hing ein Kronleuchter aus vergoldetem Kupfer, den Bischof Reginbald II. († 1039, reg. 1032/1033 – 1039) gestiftet hatte. Wann die Chorschranke errichtet und zu einem Lettner mit Lektorium ausgebaut oder erneuert wurde, lässt sich nicht feststellen. Bereits seit konstantinischer Zeit sind Schranken und Vorhänge bekannt, die Altäre vor den Blicken der Laien verbergen sollen. Nach Kubach und Haas kann die Speyerer Abschrankung bereits in staufischer Zeit entstanden sein. 1499 wird von der Aufstellung eines neuen Lettners berichtet. Vielleicht wurde die Anlage aber auch schon früher in schlichterer Form aufgebaut. Abgetragen wurde sie 1737/1740. Vom Chor führten zwei Stufen durch ein niedriges Eisengitter in das Altarhaus. Der Hauptaltar stand vor der Apsis, wie auch ein Protokoll des Domkapitels 1501 bestätigt. Der Altar war mit Bildern geschmückt. Auf ihm befanden sich ein Kreuz und zwei silberne Leuchter. Um den Altar gruppierten sich vier hohe Kerzenhalter aus Messing. Vor dem Altar stand ein mehrarmiger Leuchter. An Hochfesten verkleideten Sakristane die Apsiswände mit Wandteppichen. Die adligen Kanoniker feierten täglich gemeinsam Eucharistie und vollzogen das Stundengebet sowie zahlreiche Prozessionen (Beispiele: Prozession als Taufgedächtnis in die Krypta, Bittprozessionen, Prozessionen an Heiligenfesten). Franz Klimm schrieb 1953 dazu: „In dem durch hohe Schranken umhegten Raum unter der Kuppel beteten und sangen die Kanoniker mit Vikaren und Scholaren ihr Officium divinum. Dies dauerte viele Stunden hindurch, auf die 7 Horen mit der Konventsmesse verteilt.“ Besonders an den feierlichen Pontifikal- und Kapitelsämtern der Hochfeste war viel liturgisches Personal versammelt. Franz Klimm zählt die Kanonikate und Vikariate auf, die bereits die Kaiser gestiftet hatten: „Durch Zustiftungen aus dem wohlhabenden Klerus selbst war die Domgeistlichkeit im 15. Jh. auf 118 Personen angewachsen: 2 Prälaturen: Propst und Dekan; 5 Ämter: Scholaster, Kantor, Kustos, Kämmerer
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und Pförtner; im ganzen 40 Kanonikate; 67 Vikariate; Kreuzpfarrer und Kapläne; 6 Wächter, einige Sakristane und 12 Stuhlbrüder.“ Neben den feierlichen Gottesdiensten musste auch dem Andenken an die bestatteten Könige Rechnung getragen werden. In einem Gedicht bestätigte Domvikar Jakob Wimpfeling (1450 – 1528) aus Anlass eines Besuches König Maximilians I. (1459 – 1519) am 9. Juni 1494, dass „alle gottesdienstlichen Offizien rechtmäßig“ zum Gedächtnis an die bestatteten Könige verrichtet würden und das Andenken an die Könige rege sei. In einem Jahr, berichtete er weiter, seien 12.167 Messen zum Gedächtnis der Kaiser gefeiert worden. Damit unterstreicht er die große liturgische Bedeutung der Memoria für den Speyerer Dom. Beide Querarme, in denen jeweils drei Altäre standen, öffneten sich frei über die Treppenanlagen in die Seitenschiffe. Vom Johanneschor im Norden gelangte der Bischof durch eine Pforte im Nordostturm (Abb. 113) auf kurzem Weg in seine Bischofspfalz. Zu festlichen Anlässen und feierlichen Gottesdiensten betrat der Bischof mit seinen Gästen, gegebenenfalls auch mit dem in Speyer weilenden Herrscher, durch das „Kleine Paradies“ seine Kirche. Wenn der König in Speyer weilte, logierte er in der Bischofspfalz. Vom Stephanschor im Süden führten Türen in die Sakristei und in die KatharinenKapelle. Durch eine Tür in der Südwand der Kapelle gelangten die Kleriker zum angrenzenden Dormitorium im oberen Stockwerk des Klausurtraktes. Zu Anfang lebten die Kanoniker in einer klosterähnlichen Gemeinschaft. Im 12. Jahrhundert bezogen die Kapitulare eigene Gebäude oder Wohnungen in der Domumgebung, die Domizellare und Hilfsgeistlichen lebten weiterhin in der Gemeinschaft und nutzten so den kurzen Weg über die Katharinen-Kapelle in das Klausurgebäude. Weitere liturgische Räume befanden sich in der Krypta (vgl. Abb. 7). Die Krypta war offenbar für die Laien zugänglich. Franz Klimm schrieb in seinem Dombuch: „In der Laienkirche des Langhauses und in der Krypta verwirklichte sich das vielgestaltige [...] religiöse Leben [...]. Bei besonders festlichen Anlässen, wie an [...] dem Fest der Domweihe, an den großen Wallfahrtstagen der Marienfeste, an den Christi Himmelfahrtstagen, wo 36 Gemeinden von diesseits und jenseits des Rheines zur Mutterkirche der Diözese zogen, oder an den Jahrgedächt114 Altarweihe im südlichen Querarm der Krypta am 1. Februar 1963 (v.l.n.r.): Altar der Heiligen Petrus und Bartholomäus, der Apostel Philippus und Jakobus und der Apostel Andreas und Thomas. Die Flammen symbolisieren den überirdischen Charakter des geweihten Altares.
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nisfeiern der Kaiser wurden die beiden sonst geschiedenen Räume gemeinsam genützt.“ Da in der Krypta acht Altäre standen, heute aber nur sieben vorhanden sind, versuchte man einen Altar im Vierungsbereich zu rekonstruieren. Befunde hierfür gibt es nicht. Der Ostarm der Krypta war offenbar seit alters her der Ort der Taufspendung der Kathedrale. Dort steht heute noch ein monolithischer Taufstein (vgl. Abb. 3). Sein Alter ist nicht belegt. Er könnte durchaus auch älter sein als der Dom selbst.
Sakraltopographie Der oben beschriebene Liber Ordinarius informiert über die Messen an den verschiedenen Altären, deren Patrozinien, die Prozessionen in und um den Dom sowie das tägliche Chorgebet der Domherren, ihrer Vikare und der Stiftsschüler im Chorgestühl unter der Vierung. Das Regelbuch war für die Hand des Zeremonienmeisters bestimmt und strukturierte die Funktionen des liturgischen Personals bei den Gottesdiensten. Der Liber Ordinarius spiegelt die spätmittelalterliche Frömmigkeit und ihre Inszenierungen wider bis hin zur Aufführung von Szenen liturgischen Theaters unter der Vierungskuppel an verschiedenen Festen im Kirchenjahr durch die Schüler der Domschule. So wurde beispielsweise an Christi Himmelfahrt, um den Festtag anschaulich zu machen, eine Figur des Auferstandenen in das Gewölbe hinaufgezogen; an Pfingsten wurden brennende Reisigbündel aus dem Gewölbe herabgeworfen. Aus dem Text des Liber Ordinarius wurde in der Vergangenheit mehrfach zitiert. Nach mehreren Anläufen wurde nun diese liturgische Quelle aus dem Speyerer Dom ediert. Bei der Auswertung des Sakristeibuches analysierte man unter anderem die Frage, ob den Patrozinien des Domes ein theologisches Programm zugrunde liegt, das unter dem Begriff „Sakraltopographie“ firmieren kann. Das religiöse wie politische Selbstverständnis der Salier spiegle sich in den gottesdienstlichen Handlungen des Domes und der damit verbundenen Altaranordnung – der „sakralen Binnentopographie“ – wider, resümiert Andreas Odenthal. Die liturgische Konzentration auf den Osten werde durch die ungewöhnlich große Unterkirche, die auch Laien zugänglich war, vorbereitet. Theologische Grundlinie sei das Weihnachtsfest, definiert durch die Altarpatrozinien. Die Erklärung dafür mag in der Marienfrömmigkeit Konrads II. liegen sowie im Weihnachtstag als bevorzugtem Termin für Kaiserkrönungen (Karl der Große, Otto II. und Heinrich III.). Nach Odenthal dürfte der Hochaltar St. Maria auf das Fest Mariä Geburt (am 8. September) Bezug nehmen, denn an diesem Tag wurde Konrad II. im Jahre 1024 im alten Mainzer Dom zum König gekrönt. Der Tag wurde zu einem zentralen Fest. „Liest man den Marientitel im Kontext der beiden Seitenaltäre, St. Stephanus im Süden (Fest am 26. Dezember) und St. Johannes Evangelist im Norden (Fest am 27. Dezember), gerät erneut das Weihnachtsfest in den Blick. Damit wird ein wichtiges Datum der Salierdynastie festgehalten, denn am Weihnachtstag des Jahres 1046 wurde Heinrich III. in Alt-St. Peter in Rom zum Kaiser gekrönt.“
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Ein achter, aufgrund der Quellen rekonstruierter zentraler Altar der Krypta sei nicht zufällig dem Apostel Petrus geweiht, sondern könne als Romzitat gedeutet werden. „Die dem Petrusaltar zur Seite gestellten sechs Altäre (Abb. 114) des Kryptaquerschiffes erschließen sich erst in ihrer Zuordnung zur auf gleicher Ebene gelegenen Saliergrablege. Nicht nur, dass der nördliche Altar den Aposteln Simon und Judas geweiht war, deren Fest am 28. Oktober der Geburtstag Heinrichs III. und dann auch sein Begräbnistag 1056 in Speyer war. Auch die übrigen Aposteltitel finden sich in der Krypta, mit Ausnahme Johannes des Evangelisten, der bereits in der Oberkirche zu finden ist. Im Sinne einer Jenseitsvorsorge sicherten die Apostel quasi die Saliergrablege ab“ (vgl. Abb. 73). Nach Odenthals Erkenntnissen haben die Salier nicht nur in der baulichen Gestalt des Domes, sondern auch in der ursprünglichen Anordnung der Altäre sowohl politische wie auch theologische Akzente gesetzt.
Marienwallfahrtsort Der wohl älteste Nachweis für das Marienpatrozinium der Kirche von Speyer stammt aus einer Urkunde des Merowingerkönigs Childerich II. († 675, reg. 662 – 675). Er bezeichnete sie darin als „ecclesia domne Marie vel domni Sthephani Nimentensis ecclesie“. Zum vorläufig letzten Mal nannte Karl der Große († 814) in einer Urkunde aus dem Jahr 782 beide Titel zusammen: „ecclesia domne Marie, vel domni Stephani“. Fortan wird lange Zeit nur Maria als Patronin geführt. Bischof Gundekar II. von Eichstätt (1019 – 1075, reg. 1057 – 1075), der die feierliche Domweihe 1061 zelebrierte, sagte zur Kathedrale „Haus der heiligen Maria – domus sanctae Mariae“ (Bernd Schneidmüller). Das Doppelpatrozinium erscheint erst wieder ab 1500 in den Urkunden. Ganz verloren ging das Stephanus-Patrozinium aber nicht. Der Altar des südlichen Querarmes (vgl. Abb. 30) wurde dem heiligen Diakon und Märtyrer Stephanus († ca. 36/40) geweiht. Es sei auch daran erinnert, dass sich südlich des Domes bereits vor 1220 eine Stephanskirche befand, die 1231 in Ergänzung des Domspitals vom Deutschen Orden erworben wurde. Beim Neubau der Kathedrale fanden die Salier das Marienpatrozinium bereits vor. Als Verehrer der Gottesmutter suchten Konrad II. und seine Nachfolger im Speyerer Dom den Schutz der Dompa115 Der Hofbildhauer Joachim Günther schuf 1777 die Madonnenstatue mit Christuskind, die Ignaz Michael Neumanns spätbarocken Westbau zierte. Heute steht die Figur im großen Ausstellungsraum über der Vorhalle.
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tronin, auf deren Namen der Hochaltar geweiht wurde. Es folgten zahlreiche Schenkungen auf das Patrozinium. In der Domliturgie spielte die Marienverehrung eine immer größere Rolle. Hohe Marienfeste treten in den Mittelpunkt, wie etwa Mariä Lichtmess am 2. Februar, Mariä Verkündigung am 25. März oder das Patronatsfest Mariä Himmelfahrt am 15. August. Schon bald nach der Domweihe 1061 setzte eine Wallfahrtsbewegung ein. Der Erlass einer Wallfahrtsordnung, Ablass-Gewährungen und zahlreiche Stiftungen zu Ehren der Gottesmutter belegen diese Entwicklung. Das Ziel von Marienwallfahrten war seit alters her eine Pilgerstätte mit einem verehrungswürdigen Gnadenbild oder eine Madonnenstatue. Leider fehlen Hinweise auf die erste Wallfahrtsmadonna im Dom. Als der Zisterzienser-Abt Bernhard von Clairvaux (um 1090 – 1153) im Jahr 1146 Speyer besuchte (vgl. Abb. 89), um am Weihnachtstag König Konrad III. (1093 – 1152, reg. 1138 – 1152) zum Kreuzzug aufzufordern, betete er vor einem Gnadenbild. Ein Siegel des Speyerer Domkapitels aus dem 13. Jahrhundert zeigt eine thronende Muttergottesdarstellung, möglicherweise eine Nachbildung der Wallfahrtsmadonna. Sie stand zeitweise auf dem Annenaltar oder unweit von diesem am südlich gelegenen Pfeiler. Die wundertätige Madonna – oder ein inzwischen neu geschaffenes Gnadenbild – blieb zwar beim Stadtbrand 1689 unversehrt, wurde aber am 30. Dezember 1793 von französischen Revolutionstruppen zerschlagen. Die Bruchstücke wurden am 19. Januar 1794 unter dem Freiheitsbaum verbrannt. Ein Beinchen des Jesuskindes blieb erhalten. Eine Marienstatue von Joachim Günther bekrönte die Barockfassade (Abb. 115). Peter Anton Linck (1743 – 1824) schnitzte eine Madonna, die der alten Wallfahrtsmadonna sehr ähnlich sehen soll. Da der Dom entweiht war, wurde sie 1810 sicherheitshalber in der Klosterkirche St. Magdalena aufgestellt. Dort steht sie heute noch. Eine weitere Madonnenstatue schuf 1858 Josef Gasser zur Aufstellung in der Taufkapelle. Zu Beginn der Domrestaurierung 1957 gab sie das Domkapitel als Leihgabe nach Landau. Auf der Südseite des Königschores stand von Anfang der 1920er Jahre bis 1930 eine Madonna des Speyerer Bildhauers Simon Höpfel (1874 – 1939). Sie wurde als Leihgabe nach Kaiserslautern gegeben, wo sie im Zweiten Weltkrieg einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Das Motiv der Marienkrönung (vgl. Abb. 86) bildete den Höhepunkt der Domausmalung von 1846 bis 1853/1862, die Bayernkönig Ludwig I. (1786 – 1868) in Auftrag gegeben hatte. Die jetzige Madonnenfigur, Maria als Königin auf einer Mondsichel stehend, mit Szepter in der rechten und dem segnenden Kind in der linken Hand, war ein Geschenk von Papst Pius XI. (1857 – 1939, reg. 1922 – 1939) anlässlich des Jubiläums der Grundsteinlegung des Domes 1930 (vgl. Abb. 81). Geschaffen wurde die Statue vom Bildhauer August Weckbecker (1888 – 1939), München, in Anlehnung an die wundertätige Madonna. Sie wurde vom Papst in Rom gesegnet und am 6. Juli 1930 in feierlicher Prozession via alte Schiffbrücke über den Rhein zum Dom gebracht. Sie wechselte mehrfach ihren Standort (vgl. Abb. 92).
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1. Erforschung der Baugeschichte Seit über 200 Jahren bemühen sich Forscher, die Baugeschichte des Domes zu ergründen. Vor der Ausmalung des Dominneren durch Johann Baptist Schraudolph und Joseph Schwarzmann blieb die Chance zu einer systematischen wissenschaftlichen Untersuchung weitgehend ungenutzt, weil sich spezielle Fragestellungen noch nicht in der Weise auftaten, als dass man sie auf dem Wege einer intensiven Bauforschung vor Ort zu beantworten suchte. Die dicke Putzschicht unter der Ausmalung verhinderte sodann die intensive Untersuchung. Erst allmählich wuchs auch das Bestreben nach einer differenzierten Betrachtung.
Bestandsaufnahme Wiebekings Eine frühe Bestandsaufnahme des Domes samt Aufmaß veröffentlichte der Wasserbau-Ingenieur, Architekt und Landvermesser Carl Friedrich von Wiebeking (1762 – 1842) in einem vierbändigen Werk mit dem Titel: „Theoretisch-practische bürgerliche Baukunde, durch Geschichte und Beschreibung der merkwürdigsten antiken Baudenkmahle und ihrer genauen Abbildungen bereichert“. Die einzelnen Bände des Werkes erschienen zwischen 1821 und 1826. Wiebeking war offenbar an den Instandsetzungsarbeiten des Domes der 1820er Jahre beteiligt und hatte dabei Gelegenheit, das Bauwerk in Augenschein zu nehmen. Seine Zeichnungen erschienen in einem – dem vierbändigen Gesamtwerk – beigefügten Tafelband. Der Tafelband enthält neben vielen Zeichnungen von bedeutenden Bauwerken auch ein Blatt über den Dom zu Speyer. Auf der Seite sind abgebildet: Grundrisse des Langhauses, des Westbau-Obergeschosses und der Krypta mit den Einbauten Johann Leonhard Stahls. Ferner befinden sich auf dem Blatt die Ansicht der spätbarocken Westfassade und ein Schnitt durch Quer- und Altarhaus sowie das nördliche Seitenschiff in einer Abbildung nebeneinander gezeichnet. Teilweise sind die Zeichnungen mit Maßangaben versehen. Ein Längsschnitt zeigt den Westbau Neumanns, während eine perspektivische Ansicht der Nordseite den Zustand vor dem Stadtbrand mit dem romanischen Westbau wiedergibt. Wiebeking merkte an, dass es sich bei der Zeichnung um eine Kopie eines vorhandenen Planes handelt. In den romanischen Westbau hinein skizzierte er für einen Größenvergleich die Umrisslinien des spätbarocken Bauteils. Außerdem befinden sich zwei Zeichnungen von Krypta-Säulen auf der Tafel. In seinem erläuternden Text nannte Carl Friedrich von Wiebeking den 12. Juli 1030 als Gründungsdatum des Domes. Der Ostteil und ein Teil des Langhauses waren seiner Ansicht nach bereits im Jahr 1038 fertiggestellt. Konrad II. hätte sonst 1039 dort nicht beigesetzt werden können, argumentierte der Münchener Architekt. „Der in
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seinem Alter eben so schwache als unglückliche Heinrich IV., der dem kraftvollen und herrschsüchtigen Papste Gregor VII. nicht gewachsen war, vollendete ihn 1060.“ Als schwere Schicksalsschläge nannte Wiebeking die Brände von 1289, 1450 und 1689. Die bis dahin zuweilen in Fachkreisen geäußerte Meinung, der Dom sei nach dem Brand von 1450 in weiten Teilen neu gebaut worden, hielt Wiebeking für abwegig. Der schwere Brand von 1450 sei zwar die Ursache dafür gewesen, dass das Dach auf die westlichen Gewölbejoche gefallen sei und diese zum Einsturz gebracht hätte. Die Güte der Sandsteine sei aber dafür verantwortlich gewesen, dass die Außenmauern, Säulen und Wände aufgrund des Unglücks nicht einstürzten. „Somit ist die Meinung, als ob nach dem Jahre 1450, wo auch ein ganz anderer Baustyl in Deutschland herrschte, der Dom ganz von Neuem erbaut worden wäre, für ein Märchen zu halten.“ In den Folgejahren erschien eine ganze Reihe von Arbeiten über den Speyerer Dom. Der spätere Speyerer Bischof Johannes Geissel (1796 – 1864, reg. 1837 – 1841) veröffentlichte beispielsweise 1828 eine Monographie. Darin verarbeitete er umfangreiches Quellenmaterial. Die Auseinandersetzung mit der Baugeschichte des Domes setzte der Kunsthistoriker und Jurist Karl Schnaase (1798 – 1875), zuletzt wohnhaft in Wiesbaden, fort. Er datierte 1845 im „Kunstblatt“ den Hauptbau samt Wölbung in die Zeit Heinrichs IV. Der Band des Wiesbadener Architekten und Stadtbaumeisters Franz Xaver Geier (1804 – 1864) und des Mainzer Architekten Richard Görz (1811 – 1880) mit dem Titel „Denkmale romanischer Baukunst am Rhein“ aus dem Jahr 1846 enthielt vier Blätter mit Zeichnungen zum Dom: Schnitt durch Langhaus und Querhaus sowie Grundriss des Langhauses (zum Teil rekonstruiert), der Krypta, des Ostteils der Galeriezone sowie des Vierungsturms und der Osttürme. Der Krypta-Plan enthielt noch die Einbauten Stahls, die Vorkrypta wurde – wie von Wiebeking – nicht erkannt, im Altarhaus wurde dessen trapezförmige Anlage vernachlässigt und die Wandkapellen blieben unbemerkt. Nach Angaben der Autoren entstand der Dom Konrads II. aus einem Guss. Allerdings sei er zur Weihe 1061 in seinen oberen Bereichen nicht vollendet gewesen. Der Kunsthistoriker Franz Kugler (1808 – 1858), Professor an der königlichen Akademie der Künste zu Berlin, vertrat 1848 in der zweiten Auflage seines Handbuches der Kunstgeschichte die Meinung, dass der Dom nach Bränden im 12. Jahrhundert samt Wölbung völlig neu errichtet worden sei. Ferdinand von Quast (1807 – 1877), erster preußischer Staatskonservator, erkannte 1853 in seiner Publikation über die drei Dome Mainz, Worms und Speyer eine flache Holzdecke am Ursprungsbau und eine spätere Wölbung. Außerdem differenzierte er Bauphasen, identifizierte die Ummantelung der Krypta und ordnete den unteren Teil der Osttürme sowie die Seitenschiffwände dem älteren Dombau zu. Domkapitular Franz Xaver Remling (1803 – 1873) betätigte sich als Chronist, verfasste zum 800-jährigen Weihejubiläum 1861 eine bemerkenswerte Denkschrift mit einer Beschreibung des Baues und veröffentlichte eine Arbeit über die Bischöfe von
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Speyer. Peu à peu kristallisierte sich heraus, dass der Dom in mehreren Etappen und Abschnitten errichtet worden sein muss. Wie viel von Bau I im hochromanischen Dom steckt, blieb lange eine offene Frage.
Meyer-Schwartaus erste Baumonographie Die Diskussion an den Bau- und Kunstakademien, Technischen Hochschulen und Architektenvereinigungen von Berlin bis München führten unterdessen zu der Frage nach dem rechten Umgang mit historischer Bausubstanz, wie die Bauzeitschriften der 1850er Jahre belegen. Bemängelt wurde unter anderem, dass es bei herausragenden Bauwerken an hinreichend genauen Bauaufnahmen fehle. Die Untersuchungen über Speyer wurden als falsch oder unzureichend eingeschätzt. Überdies blieb der Fachwelt nicht verborgen, dass in Speyer ein neuer Westbau entstehen sollte. Diesen Umstand nahm der Berliner Architekten-Verein 1855 zum Anlass – allerdings wohl mehr zu Übungszwecken –, einen Wettbewerb für einen Westbauentwurf auszuloben. Ein paar Jahre später vergab die Königlich Technische Hochschule zu Berlin ein Reise- und Forschungs-Stipendium zur Untersuchung des Speyerer Domes. Unter 21 Bewerbern erhielt 1883 Regierungs-Baumeister Wilhelm Meyer (1854 – 1935) aus Schwartau bei Lübeck das Stipendium. Sein Werk „Der Dom zu Speyer und verwandte Bauten (die Dome zu Mainz und Worms, die Abteikirchen zu Limburg a. Hardt, Hersfeld und Kauffungen etc.)“ erschien 1893 in Berlin. Auf über 170 Seiten erläuterte er seine Befunde und dokumentierte auf 29 von 32 großformatigen Tafeln seine Speyerer Aufmaße. Alle Zeichnungen beruhen auf eigenen Vermessungen, weil ihm die wenigen vorhandenen Pläne zu ungenau waren. Mit Wilhelm Meyer-Schwartaus ausführlicher Baumonographie, die auf eingehender Bauuntersuchung, systematischer Beobachtung, detaillierter Vermessung und der Verwertung der bis dahin vorliegenden Quellen beruhte, setzt die in wissenschaftlichem Sinne moderne Bauforschung ein. Seine exakten, maßstabsgerechten Zeichnungen waren jahrzehntelang Grundlage für die gesamte Domforschung. Aber auch ihm stellte sich die völlige Ausmalung des Dominneren als unüberwindliches Hindernis entgegen. Eingehende Untersuchungen des Mauerwerkes konnten deshalb nicht überall vorgenommen werden. „Es ist dies um so ungünstiger als große Theile des Domes jenen Zeiten angehören, in welchem Material, Bearbeitung desselben, Steinschnitt und dergl. die wichtigsten und oft einzigen Unterscheidungsmerkmale liefern. So mussten mehrfach sich unmittelbar widersprechende ältere Angaben als Fundament für die Arbeit benutzt werden. Irrthümer werden desshalb nicht immer vermieden worden sein“, schrieb Meyer-Schwartau. Er listete auf, was für die weitere Forschung erforderlich wäre: der Durchbruch der nördlichen Langchorwand in der Krypta bis in den Nordostturm, die Aufgrabungen in der Krypta und die Freilegung größerer Flächen der Mittelschiff- und Seitenschiffpfeiler. Um die offenen Fragen nach Material und Bearbeitung beantworten zu können, habe er mehrfach
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1. Erforschung der Baugeschichte
Eingaben nach Speyer und München gemacht. „Da meine, noch im vorigen Jahr unternommenen Schritte, von dem Domcapitel zu Speier und dem Königlichen bayerischen Kultusministerium die Erlaubnis zur Vornahme dieser Untersuchungen und wenn thunlich auch die hierzu erforderlichen Geldmittel zu erhalten, in beiden Punkten trotz der Bemühung bayerischer Fachgenossen bis jetzt völlig erfolglos geblieben sind, habe ich mich nunmehr, dem berechtigten Drängen meiner Auftraggeberin folgend, entschließen müssen, meine Arbeit in der vorliegenden Form der Oeffentlichkeit zu übergeben.“ Die Mittelschiffwölbung („eine ursprüngliche Wölbung kann unter Umständen bereits geplant gewesen sein, aber die Mauerstärke gestattet sichere Schlüsse nicht“), Vierungsturm und obere Geschosse der Osttürme, ja sogar den größten Teil der Krypta datierte Meyer in die Regierungszeit Heinrichs IV. Geradezu modern ist seine Hypothese, dass auch der Umbau des Querschiffs im Hinblick auf eine Wölbung in diese Zeit gehört. Mit der Veröffentlichung seines Werkes über den Dom, an dem er zehn Jahre arbeitete, war sein Wirken in Speyer beendet. In Stettin fand er bereits 1891 als Stadtbaurat und Architekt seine eigentliche Lebensaufgabe. Die Bauforscher Ernst Gall (1888 – 1958) und Rudolf Kautzsch (1868 – 1945) widerlegten die bis dahin vorherrschenden Meinungen, wonach die architektonische Entwicklung ausschließlich von der Wölbung ausgegangen sei. Durch stilistische Vergleiche zur Normandie schloss Gall, dass die Wandgliederungen die entscheidenden Faktoren für die Architektur des 11. Jahrhunderts waren. Einer Wölbung von Langhaus und Querarmen des frühsalischen Domes widersprachen beide. Die umfangreiche Sicherungsarbeit von 1930 und 1931 werteten Max Schmitt (1891 – 1963) und Bernhard Hermann Röttger (1891 – 1972) wissenschaftlich aus. In einem umfangreichen Inventarband fasste Röttger 1934 alle Ergebnisse zusammen. Nach seiner Darstellung ist das Langhaus als Werk des mittleren 11. Jahrhunderts anzusehen. Der Geistliche Rat Franz Klimm (1881 – 1952) stellte diese Ergebnisse weitgehend in Frage und meinte, das Mittelschiff des Baues I sei niedriger gewesen und durch eine steinerne Längstonne – wie auch das Querhaus – gewölbt gewesen. Eine bemerkenswerte Zusammenfassung seiner Beobachtungen erschien 1953 posthum.
Baumonographie von Kubach und Haas Die 1957 begonnene Restaurierung des Domes bot endlich die Gelegenheit, den Bau in allen seinen Teilen zu untersuchen. Aber wegen der knappen Zeit bis zum bevorstehenden Domjubiläum im Jahr 1961 und fehlender finanzieller Ressourcen war eine Forschungskampagne nicht vorgesehen. Es ist das große Verdienst von Hans Erich Kubach (1909 – 1999), der damals mit der Inventarisation der Kunstdenkmäler des Kreises Zweibrücken beauftragt war, beharrlich auf eine die Sanierung begleitende Domforschung zu pochen. Auf dem Deutschen Kunsthistorikertag im August 1958 in Trier präsentierte Kubach seine Vorstellungen dem Fachpublikum und trotzte dem
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damaligen rheinland-pfälzischen Kultusminister Eduard Orth (1902 – 1968) das Versprechen ab, die fehlenden Mittel für eine eingehende Domforschung bereitzustellen. Domkapitel, rheinland-pfälzisches Kultusministerium und das Landesamt für Denkmalpflege schufen daraufhin gemeinsam die Möglichkeit zu einem über mehrere Jahre ausgedehnten Forschungsunternehmen. Kubach wollte die einmalige Gelegenheit des total eingerüsteten Gotteshauses nutzen, um einerseits Hypothesen zu erhärten oder zu widerlegen, andererseits neue Erkenntnisse vor allem im Hinblick auf die Bautechnik zu gewinnen. Zunächst wurde der Dom steingerecht aufgemessen: das südliche Seitenschiff, das Mittelschiff, das Querhaus, der Vierungsturm und das Altarhaus sowie die Krypta. Dieses Stein für Stein exakte Aufmaß erwies sich als wesentliche Grundlage für die Bauforschung und zur Fixierung der Befunde am Dom. Die Erkenntnisse der Wissenschaft flossen in die Restaurierung ein und hatten zur Folge, dass die Renovierungsmaßnahmen nach dem Jubiläum ab 1962 fortgesetzt werden mussten. Abgesehen von der Farbgestaltung des Innenraumes erhielt der Dom nach abgeschlossener Instandsetzung ein Gesicht, das einen Eindruck vom hochromanischen Bau vermittelt. Die Untersuchungen von Hans Erich Kubach und Walter Haas (1928 – 2005) wurden 1972, unter Mitwirkung einer wissenschaftlichen Kommission und auswärtiger Forscher, in einem umfangreichen, dreibändigen Werk publiziert. Auf diesem Forschungsergebnis beruht im Wesentlichen – und das ist innerhalb der Wissenschaft bis heute unbestritten – der heutige Wissensstand über den Dom.
Neuere Forschungsarbeiten Die Bauforschung richtete ihr Augenmerk seit alters her auf den romanischen Dom. Dethard von Winterfeld datierte die Bandrippengewölbe (Gewölbe mit Diagonalgurten) der Querarme neu, und zwar noch zu Bau II gehörig. In den 1990er Jahren erschienen Arbeiten zur Bauplastik (Holger Mertens) und zu den Kapitellen des Domes (Dorothea Hochkirchen). Erst allmählich rückten in den letzten Jahren die Folgen des Stadtbrandes von 1689 in den Fokus. Der Dom wird verstärkt unter dem Aspekt der Denkmalpflege thematisiert. Bei Restaurierungen im 17. und 18. Jahrhundert setzte sich die bewahrende Haltung durch. Das Historische wurde geschont oder als Maßstab für alle Erneuerungen angesehen. Vorgelegt wurden inzwischen umfangreiche Forschungen, etwa über Johann Leonhard Stahl (Markus Weis) und Johann Baptist Schraudolph (Marianne Schönenberg). Auch widmet man sich neuerdings Detailfragen wie der Bildnisplatte Rudolfs von Habsburg. Neues über die Stuhlbrüder trug Sven Gütermann bei. Die Bischofsgräber und deren Öffnung 1900 waren Gegenstand von umfangreichen Arbeiten von Thomas Meier und Bernd Päffgen. Eine Untersuchung der textilen Grabbeigaben durch das Historische Museum der Pfalz schloss sich an. Johannes Cramer analysierte die Westwand des Südquerarmes von Bau I und definierte die Anschlussbereiche neu. Hauke Horn trug Argumente für eine frühere
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2. Restaurierungen seit 1900
oder möglicherweise nur geplante Mittelschiffwölbung bei. Die „Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ veranstaltete von 2006 bis 2018 vier internationale wissenschaftliche Symposien, die den Stand der modernen Kulturwissenschaft in Verbindung mit dem Dom widerspiegeln. Aus dem kulturhistorischen Ansatz heraus wurde das Ziel verfolgt, gegenwärtige Forschung zum Dom zu bündeln und Desiderate zu eruieren. Die Beiträge wurden in vier Tagungsbänden dokumentiert.
Neubewertung der Kunst des 19. Jahrhunderts Mit der Ausmalung des Dominnern durch Johann Baptist Schraudolph und Joseph Schwarzmann entstand „eines der größten Freskenprogramme aller Zeiten und Länder“, das heute nur noch in Gestalt eines schwachen Abglanzes in situ erhalten ist (Henrik Karge). Im Hinblick auf die Kunst der Nazarener, jahrzehntelang als naive Frömmelei und süßlicher Kitsch verschrien, zeichnet sich schrittweise ein Prozess der Umdeutung und Neuinterpretation ab. Das wurde bei einem wissenschaftlichen Symposium 2013 deutlich. Das Abschlagen der Ausmalung bei der umstrittenen Restaurierung in den 1950er Jahren wurde als diskussionswürdiges Fallbeispiel gewertet. Die Präsentation der Schraudolph-Fresken im großen Saal über der Eingangshalle wurde wegen der „Verdichtung des fragmentierten Bildprogramms als nicht unproblematisch“ (Nico Kirchberger, Friederike Oberkrome, Katharina Täschner) angesehen. Als „schwer erträglichen“ Eingriff in die Schöpfung des Künstlers kritisierte man die Einbettung der Darstellung der Marienkrönung in eine befremdlich-eigenartige Rahmung im Zentrum der Ausstellung sowie die „vier ‚Rosetten‘, die in unterschiedlicher Ornamentierung wiederum vorgeben, das Bild zu halten. Diese Gebilde stören jedoch die Betrachtung des Kunstwerkes auf empfindliche Weise.“ Dennoch biete die Präsentation der Fresken insgesamt die einmalige Möglichkeit, einen unmittelbaren Eindruck von Schraudolphs Schaffen zu gewinnen.
2. Restaurierungen seit 1900 Denkmale sind Teil unserer Kultur. Der Dom zu Speyer ist aufgrund seiner Größe, seines Alters und seiner architektonischen Bedeutung ein herausragendes Bauwerk, ein Denkmal deutscher und europäischer Geschichte. Er ist einzigartig in seiner historischen Authentizität und nicht reproduzierbar. Denkmalkultur verlangt nach wissenschaftlicher Forschung und Dokumentation. Das uns treuhänderisch anvertraute Erbe ist Verpflichtung für alle Generationen: Auch die Nachkommen sollen die architektonische Einzigartigkeit des Domes erleben dürfen. Vorsorge für die Nachkommenschaft bedarf aber zu allen Zeiten Maßnahmen der Instandhaltung und Erneuerung. Restaurierungen müssen denkmalgerecht erfolgen, also nach heutiger Auffassung
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substanzschonend und reversibel. Auch die Nutzung eines Denkmals muss behutsam sein und sich an den Kriterien zu dessen Schutz orientieren, damit die denkmalwerten Eigenschaften und der historische Zeugniswert nicht verloren gehen. Vor allem die Brandkatastrophen nötigten immer wieder zu gewaltigen Sicherungseingriffen. Die umfangreichen Instandsetzungen nach dem Stadtbrand 1689 bis zur Errichtung des Westabschlusses durch Heinrich Hübsch werden in den entsprechenden Kapiteln beschrieben. Die Rekonstruktion des eingestürzten Langhausteiles sowie die beiden Westabschlüsse Neumanns und Hübschs charakterisieren eindrücklich den Umgang der vorausgegangenen Generationen mit dem Überlieferten. Dass nach Jahren an einem Gebäude dieser Größe immer wieder Bauschäden auftreten, ist nichts Ungewöhnliches. Diese müssen zuweilen zügig behoben werden. Aufgrund seiner Funktion als Wallfahrts-, Bistums-, Bischofs- und Pfarrkirche bedarf das Bauwerk dauerhafter Pflege.
Untersuchung der Grablege 1900 Die Gruft ist ein Neubau des beginnenden 20. Jahrhunderts (vgl. Abb. 73). Die beauftragten Architekten errichteten die Anlage innerhalb der Kathedrale, indem sie die Aufschüttung des Königschores aushöhlten, den so geschaffenen Hohlraum überwölbten (vgl. Abb. 71) und einen neuen Zugang durch die Krypta schufen. Der Neubau entstand im Anschluss an die nur 18 Tage dauernden Grabungen mit der Öffnung der Kaisergräber (vgl. Abb. 70) zwischen 1900 und 1906. 1961 erweiterte man den Zugang zur Gruft, legte das Fußbodenniveau tiefer (vgl. Abb. 74) und rekonstruierte die ursprüngliche Vorkrypta (vgl. Abb. 9).
Statische Sicherung 1930/1931 1930 und 1931 mussten statische Sicherungen vorgenommen werden, weil vor allem in den östlichen Bereichen des Domes große, tiefe Risse sichtbar wurden. Als verantwortlichen Statiker berief das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege im Einvernehmen mit dem Hochbaureferat der Regierung der Pfalz und dem Landbauamt Speyer Georg Rüth (1880 – 1945) von der Technischen Hochschule Darmstadt (seit 1931 Technische Hochschule Dresden). Die Schäden führte Rüth in erster Linie auf die „Schubwirkungen der Kuppel, der Gewölbe, Vierungsgurtbögen, des Ostgiebeltragebogens und der Dächer zurück“. Der Baugrund selbst war für ihn eher unproblematisch. Allerdings machte er die Ummantelung der Fundamente (vgl. Abb. 61) und der Krypta-Außenwände (Bau II) für das statische Problem mitverantwortlich. Georg Rüth unterfütterte die gefährdeten Fundamente des Ostteiles mit Eisenbeton und verbreiterte die Turmfundamente. Er sicherte die östlichen Türme, die nördlichen und südlichen Vierungsbögen sowie den Vierungsturm durch Ringanker aus Eisen. Die Vermauerungen Stahls in den Osttürmen und in den Eckarkaden des östlichen Mittelturmes (vgl. Abb. 34) öffnete Rüth wieder. Die Laufgänge der Apsis, des Chores und des Querhau-
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ses erhielten Eisenbetonringanker, die teilweise vorhandenen bauzeitlichen Holzanker wurden dafür entnommen. Zur Stabilisierung des Langhauses spannte Rüth durch die Hochschiffmauern hindurch Rundeisenanker. Die in ihrer Vielzahl unschön wirkenden Flacheisenklammern Leonhard Stahls ließ Rüth aus den Fassaden entfernen.
Große Domrestaurierung 1957 – 1972 Die weitgehende Wiederherstellung des ursprünglichen romanischen Aussehens vor allem durch die Abnahme der dicken Putzschichten und der kompletten spätnazarener Innenausmalung (vgl. Abb. 81 und vgl. Abb. 82) sowie die gründliche Renovierung und weitere statische Sicherung des Domes waren das Ziel einer umfassenden Maßnahme, die das Domkapitel als Hausherr am 29. Mai 1957 beschloss. Die dritte große Instandsetzungsmaßnahme des 20. Jahrhunderts sollte 1961 zur großen Feier der Domweihe vor 900 Jahren beendet sein. Die Eile, die durch den unumstößlichen Festtermin geboten war, mag Ursache dafür gewesen sein, dass nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt gearbeitet wurde. Kurz vor dem Domfest stand schließlich fest, dass die Instandsetzung ohnehin im Folgejahr fortgesetzt werden musste. Die Restaurierung hatte durch die begleitende Bauforschung neue Impulse erhalten, aufgrund deren sich neue Forderungen ergaben, die weitere Baumaßnahmen notwendig machten. Die Eile war also unnötig gewesen. Die Gesamtleitung der Maßnahme übertrug man Rudolf Esterer (1879 – 1965), einem Münchener Architekten, der vom Werkbund geprägt war. Für den ehemaligen Präsidenten der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen war der steinsichtige Stein ein Handlungsgrundsatz. Esterer meinte nach seiner ersten Besichtigung am 23. Januar 1957: „Der Bauzustand […] ist weder der sakralen Würde einer Bischofskirche gemäß, noch trägt er der überragenden geschichtlichen und kulturellen Bedeutung des ehrwürdigen Baudenkmals als eines hervorragenden Zeugen abendländischer Kultur Rechnung. Er verlangt daher gebieterisch eine durchgreifende Wiederherstellung in der alten Schönheit und Ausstrahlungskraft seiner grandiosen Hausteinarchitektur.“ Die Bauausführung übernahm das Bischöfliche Bauamt. Später gesellte sich verantwortlich für die statischen Berechnungen Wilhelm Schorn (1895 – 1968) von der Technischen Hochschule Darmstadt hinzu. Als Obergutachter fungierte Siegfried Hasenjäger (1899 – 1970), Düsseldorf, Leiter des Landesamtes für Baustatik von Nordrhein-Westfalen. Esterer wollte schrittweise vorgehen, sich allmählich am Restaurierungsobjekt vortasten. Im Hinblick auf sein Konzept formulierte er: „Der Dom darf nicht Objekt, sondern muß als Subjekt angesehen werden, d. h. er muß uns sagen, was er will; nicht wir dürfen ihm sagen, was wir wollen. Einziges Ziel bleibt, dem Dominneren die alte salische Größe und Aussagekraft wiederzugeben, ohne sich auf die Wiederholung einer bestimmten historischen Form festzulegen.“ Im Herbst 1957 schlugen Handwerker probeweise an den drei westlichen Jochen des nördlichen Seitenschiffs die Dekorationsmalereien Joseph Schwarzmanns ab.
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Der gewonnene Raumeindruck überzeugte die damals Verantwortlichen. Daher setzte man die Maßnahme fort. Mit einem speziell für die Abnahme der Fresken Johann Baptist Schraudolphs entwickelten Verfahren löste der geniale Herxheimer Restaurator Otto Schultz (1913 – 1993) viele der vorhandenen großflächigen Freskenbilder (vgl. Abb. 90) ab. Bereits im Januar 1958 machten die Gerüstbauer das nördliche Seitenschiff wieder frei. Im Sommer des gleichen Jahres kam das Hauptschiff an die Reihe. Zu Pfingsten 1959 waren alle drei Schiffe, bis auf das Mittelschiff mit seinen 24 Bildern (vgl. Abb. 85), ohne Putz und Malerei. Erst nachdem der pure Stein hervortrat, erkannte man, dass statische Sicherungen im Langhaus, in den Querarmen, in der Vierung, im Altarhaus und in der Krypta notwendig waren. In riesigen Mengen spritzte eine Spezialfirma Zementmörtel in das Mauerwerk ein, um die großen Hohlräume im Innern zu schließen und den Gesamtbau zu festigen. Notwendig wurde auch der Einzug neuer Eisenanker zwischen den großen Gurtbögen des Langhauses und einem Gewölbebogen der Apsis. Flankierend folgte eine Reihe weiterer Maßnahmen: Das Zwischengewölbe von St.-Emmeram- und Katharinen-Kapelle (vgl. Abb. 7 7 und vgl. Abb. 78) öffnete man wieder und stellte auf diese Weise den Charakter einer Doppelkapelle wieder her. Steinmetze korrigierten die drei mittleren Apsisfenster (vgl. Abb. 32) und führten sie auf ihre ursprüngliche Länge zurück. Insgesamt öffneten sie 42 im Zuge der Domausmalung vermauerte Fenster. Dadurch entstand rund ein Drittel mehr Fensterfläche. Die ebenfalls wieder geöffneten Fenster in den beiden Querschiffkonchen erhielten Kunstwerke (vgl. Abb. 30) des französischen Glasmeisters Gabriel Loire (1904 – 1996) aus Chartres, gestiftet von der Speyerer Partnerstadt in Frankreich. Im Querhaus und im Altarhaus ergänzten Steinfachleute abgeschlagene Gesimse. Die Vorkrypta (vgl. Abb. 9) rekonstruierte man nach romanischem Vorbild und glich den Fußboden dem – ebenfalls korrigierten – Niveau der Krypta (vgl. Abb. 74) an. An der Westwand befestigte man die Porträtplatte Rudolfs von Habsburg (vgl. Abb. 99) und an den Seitenwänden die Kaiserreliefs (vgl. Abb. 75 und vgl. Abb. 76). Der Dom erhielt 1961 eine neue Orgel aus der Orgelbauwerkstatt Wolfgang Scherpf in Speyer. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb am 2. September 1961 anlässlich des Domfestes, nachdem bekannt geworden war, dass die Restaurierung mit der Tieferlegung des Fußbodens im Mittelschiff fortgesetzt werden soll: Die Tieferlegung „scheint wichtiger als die Ablösung der letzten Wandmalereien, für die sich schon Stimmen gefunden haben sollen: man möchte wünschen, daß damit gewartet wird, bis über die farbige Behandlung des Steines endgültig entschieden ist. Wir haben es hier mit einem der wenigen großen Programme religiöser Malerei des 19. Jahrhunderts zu tun; dem Geist des Mittelalters war diese Malerei vielleicht näher als der Purismus der gegenwärtigen Restaurierung […]. Im Außenbau wird durch das freigelegte Kleinsteinmauerwerk, das niemals unverputzt gedacht war, der Gesamteindruck völlig zerrissen. Das sind Werkbundideen, vielleicht moralisch zu loben, aber hier ganz unkünstlerisch
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und nicht im Sinne des Mittelalters. Diese Restaurierung ist ein Werk unseres Jahrhunderts, mit allen Vorteilen der Abstraktion und mit allen Nachteilen der Materialgerechtigkeit, mit allen Desiderata, die noch offenstehen und an die man sich noch begeben wird. Man wird sich, bei allem Bemühen um den Zustand des 12. Jahrhunderts, vor Augen halten müssen, daß man den Originalzustand nicht wieder herbeiführen kann. Man wird dann vielleicht toleranter gegen Veränderungen, die der Dom im Laufe der Geschichte erfahren hat, mögen sie uns auch heute fehlgeleitet erscheinen.“ Bauforschung und Restaurierung gingen mit der Instandsetzung der Krypta weiter. Sie erhielt einen neuen Plattenbelag und neue Beleuchtung. Die Altäre wurden den romanischen Steinwürfeln (vgl. Abb. 114) nachgebaut. Im Langhaus legte man, aufgrund der heftigen Intervention der Bauforscher, den Fußboden zwischen 65 und 70 Zentimeter tiefer (Abb. 116). Denn beim Wiederaufbau des Langhauses hatte man den Bauschutt einfach auf dem Fußboden liegen lassen und planiert (Abb. 117). Hans Erich Kubach argumentierte: „Der Fußboden ist Teil der Architektur. Er bildet die Ebene, auf der sie steht. Achtet man die Architektur als Kunstwerk, so kann man die Proportion der Pfeilerwände und Portale nicht willkürlich verändern, indem man die Bodenplatten höher oder tiefer legt.“ Im Zuge der Tieferlegung des Fußbodens wurde eine Fußbodenheizung eingebaut. Die Folge der Niveauveränderung war, dass die
116 Mittelschiff im August 1961 vor dem großen Domjubiläum, Pfarraltar auf einer breiten Zwischenstufe der Treppenanlage zum Königschor, der Ambo aus hellen Sandsteinplatten ersetzte die alte Kanzel.
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V. Forschung und Sanierung 117 Tieferlegung des Langhaus-Fußbodens auf das ursprüngliche Niveau. Die Arbeiten im Dom-Inneren fanden vom 19. August bis 18. Dezember 1963 statt.
118 Mittelschiff, Aufnahme zwischen Tieferlegung des Langhausfußbodens und Einbau des neuen Chorgestühls 1970. Aufgrund der Liturgiereform wurde der Pfarraltar vorgezogen und zur Grablege hin mit Seitenteilen abgemauert.
alten Holzportale zu kurz wurden. In die Türöffnungen der Seitenschiffe baute man neue Bronzetüren ein. Das Äußere des Domes erhielt durch die Tieferlegung der in der Barockzeit steiler gezogenen Dächer ein Gesicht, das dem ursprünglichen romanischen Aussehen wieder annähernd entsprach (vgl. Abb. 35). Allerdings ging dem Prozess der Findung eines geeigneten Neigungswinkels eine lange und heftige Diskussion voraus. Mit der Tieferlegung der Dächer ging die Erneuerung der Giebel einher. Das Altarhaus erhielt 1970 ein neues Gestühl. Die Reliefs schnitzte Jakob Adlhart aus Hallein bei Salzburg. Seine Darstellungen umspannen die Geschichte des Got-
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tesvolkes von seinen Anfängen bis zur Vollendung. Zuletzt wurde die St.-Afra-Kapelle (vgl. Abb. 39) restauriert und der Fußboden um 25 Zentimeter auf das alte Niveau gesenkt. Das Gewölbe wurde in romanischen Formen neugestaltet (1970/1971). Den feierlichen Abschluss der Domrestaurierung bildete 1971 die Weihe des großen Bronzeportals (vgl. Abb. 18), geschaffen vom Salzburger Bildhauer Toni Schneider-Manzell (1911 – 1996). Die Tragik der Domrestaurierung jedoch liegt darin, dass die ursprüngliche, grundlegende Idee nicht realisiert werden konnte. Die beabsichtigte Abnahme der Vierungsverstärkung Johann Leonhard Stahls (Abb. 118), die optisch das liturgische Zentrum und das Altarhaus zum Langhaus hin einschnürt, konnte nicht verwirklicht werden, weil kein Statiker die Verantwortung für deren Herausnahme übernommen hätte. Die Fachleute hatten Bedenken, dass eine ausreichende Standsicherheit des romanischen Vierungsturmes nach Abbruch der barocken Pfeilervorlagen und Bogenunterzüge nicht mehr gewährleistet sei. Abgesehen von einer Instandsetzung der Osttürme (vgl. Abb. 25) in den 1980er Jahren waren 25 Jahre lang keine Gerüste mehr am Dom zu sehen.
Domrestaurierung seit 1996 Natürliche Alterung und Umwelteinflüsse, aber auch unsachgemäße Sanierung während der vorausgegangenen Kampagne waren Anlass für die vierte große Domrestaurierung innerhalb eines Jahrhunderts. Sie begann im Jahr 1996 mit der spektakulären Notsicherung des stark geschädigten westlichen Glockenturms (vgl. Abb. 47). Der Turm musste durch den Einbau von zwei neuen Zuganker-Systemen ertüchtigt werden, weil die Statik Heinrich Hübschs aufgrund von Korrosionsschäden nicht mehr voll funktionsfähig war. Regenwasser hatte das Fugennetz der Sandsteinplatten-Abdeckung des Turmes ausgewaschen, so dass die Feuchtigkeit ungehindert in das Innere eindringen konnte. Frostsprengungen in der kalten Jahreszeit bewirkten außerdem, dass an der inneren und äußeren Schale des Turmes erhebliche Abplatzungen und tiefe Risse entstanden waren. Mit der Restaurierung sämtlicher Gewölbe im Dominneren folgte das nächste Großprojekt. Nach einer umfangreichen Voruntersuchung wurden die zum Teil sehr alten, tiefen Risse in der gesamten Gewölbekonstruktion als Ursache für die Kondensat-Bildung ausgemacht, die letztlich für die Verfärbungen verantwortlich war. Risse werden auch in Zukunft durch Bewegung des Gebäudes entstehen. Deshalb wurde ein Verfahren entwickelt, die Rissbildung so zu beeinflussen, dass eine „kontrollierte Rissnaht“ entsteht (vgl. Abb. 38). Erwartet wird von dem Verfahren, dass sich Haarrisse künftig an den eingebauten Furnieren bilden, während die Kontaktstellen zwischen alten und neuen Putzen verbunden bleiben. Im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit mehrerer Universitäten und Institute wurden schließlich solche Mörtel nachgebaut, die den historischen Vorgängern entsprachen. Hohlstellen
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unter dem Gewölbeputz wurden mit Injektionen hinterfüllt. Sämtliche Gewölbe wurden mit einer hauchdünnen Kalklasur von naturbelassener weißer Farbe überzogen. Zur Schadens-Vorbeugung wurde im Dach, an den Gewölben und im Kirchenraum eine Messeinrichtung installiert, die alle relevanten Daten zur Klimasituation erfasst und speichert. Dadurch wird es grundsätzlich möglich sein, die Öffnung der Fenster für einen Klimaausgleich automatisch zu steuern. Die Instandsetzung der Gewölbe des Mittelschiffs bewältigte man mit einem 12 Tonnen schweren dreistöckigen Hängegerüst. Die Arbeitsbühne nahm jeweils die Fläche eines gesamten Joches ein und hing an vier Drahtseilen, die an dem eigens dafür verstärkten Dachwerk befestigt wurden und mit Spezialgreifzügen nach oben gezogen und wieder abgelassen werden konnten. Das Gerüst wanderte von Joch zu Joch, von West nach Ost. Die Arbeitsbühne war von der Zwerggalerie her begehbar. Sämtliche verputzten Wandflächen und Werksteine wurden mit Bürste und Staubsauger vorgereinigt. Die eigentliche Reinigung der Werksteinteile erfolgte als Trockenreinigung im Strahlverfahren mit Latex-Granulat. Mit diesen Maßnahmen hatte der Restaurator die Vorgaben des bauleitenden Architekten Johannes Cramer erfüllt, die in den ersten Jahren der Restaurierung grundsätzlich als Prinzipien galten: reparieren und den historischen Zustand möglichst erhalten. Die Protagonistinnen und Protagonisten der Architektur, der Restaurierung und des Handwerks fühlten sich der historischen Bausubstanz in allen Phasen verpflichtet. Bei übereinander lagernden Schichten versuchte man zu erhalten, was möglich ist. Insofern ist die Aufgabe der Denkmalpflege ein dynamischer Prozess am lebendigen Organismus. Die konservatorische Behandlung der wertvollen künstlerischen Steinmetzarbeiten vor allem im Osten des Domes war eine Maßnahme, die die Sanierungskampagne mehrere Jahre begleitete. Aber auch Risse und Abplatzungen an den Stützen der Zwerggalerie des 18. und 19. Jahrhunderts mussten behoben werden. Die Ursache für die Schäden waren rostende Eisendübel, die die einzelnen Teile der Stützen miteinander verbanden. Die romanischen Stützen-Systeme wiesen weit weniger Schäden auf, mussten aber dennoch grundsaniert werden. Umwelteinflüsse verbunden mit der natürlichen Alterung machten der romanischen Bauzier (vgl. Abb. 27) am meisten zu schaffen. Im Zuge der statischen Instandsetzung des gesamten Westbaues wurde der große Saal über der Eingangshalle als Ausstellungsraum ertüchtigt (vgl. Abb. 90). Die noch vorhandenen großformatigen Fresken aus der Domausmalung von Johann Baptist Schraudolph, die einst das Querhaus schmückten, wurden auf Träger appliziert. Sie werden nun in dem Saal präsentiert. Das Projekt wurde von der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ in Gang gebracht, besonders vorangetrieben und finanziell gefördert, weil Wissenschaft und Denkmalpflege die Erhaltung der Freskenbilder seit Jahrzehnten forderten. Das veraltete Brandschutzsystem mit vier Trocken-Steigleitungen wurde überarbeitet, ergänzt und optimiert. Dombaumeister Alfred Klimt (* 1950) erwarb sich
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dabei große Verdienste, indem er mit Architekt, Brandschutzexperten und Feuerwehr ein umfassendes Brandschutzkonzept entwickelte. Wichtiger Bestandteil war der Einbau einer Brandmeldeanlage. Schlüsselfunktionen nahmen die Bildung von Brandabschnitten und die Absicherung der Flucht- und Rettungswege ein. Sie sollen entscheidend für die Eindämmung eines Schadenfeuers sein. Im Einzelnen waren folgende Schritte notwendig: Ausbildung zusätzlicher Brandabschnitte für die Dächer der beiden Seitenschiffe, die Türme, den Saal über dem Eingang und die Glockenstube, Teilung des Mittelschiff-Daches in drei Brandabschnitte durch Einbau von Feuerschutzvorhängen, Einbau von Brandschutztüren entsprechend den geltenden Vorschriften, Einbau einer Sprinkleranlage, die nur im Brandfall geflutet wird, Einbau einer Brand- und Rauchmeldeanlage, die bei Brandgefahr für die einzelnen Brandabschnitte getrennt meldet und nach Anforderung die Sprinkleranlage gesondert auslöst, Einbau eines alarmgesicherten Schlüsseltresors für den Löschangriff der Feuerwehr und Einbau eines Feuerwehrleitsystems für den Brandangriff. Im Zuge der Renovierung des Domes senkten 1998 die Bauleute das bisherige Altarniveau im Bereich des Pfarraltars um eine Stufe und verlängerten die Plattform um etwa 5 Meter nach Westen – ein halbes romanisches Joch – über die Bischofsgräber hinweg (vgl. Abb. 93). Dadurch erhielt das Areal mehr Fläche für die Liturgie. Die Grabplatten wurden gereinigt und wieder auf neuem Niveau eingesetzt. Der Stufenverlauf zum Altarpodest nimmt auf die erhaltenen romanischen Basen der verstärkten Pfeiler Rücksicht. Auf Vorschlag des Autors wurde der Stufenverlauf auf jeder Seite um 50 Zentimeter zur Mitte hin eingerückt und verkröpft, so dass die Basen freigestellt bleiben. Der feststehende Altar aus schlichtem rötlichen Sandstein steht jetzt etwa an der Stelle, wo sich früher die Kommunionbank befand. Der Altar hat eine quadratische Grundfläche von 1,70 Meter Kantenlänge und ist 1 Meter hoch. Der Umbau erfolgte ohne Eingriffe in den historischen Bestand und ist grundsätzlich reversibel. Der Pfarraltar entstand nach einem Entwurf von Alexander von Branca (1919 – 2011), München. Altarweihe war am 29. November 1998. Im Jahr 2008 erhielt der Dom auf dem Königschor eine neue Orgel, 2011 eine neue Hauptorgel auf der Westempore (vgl. Abb. 109). Seitdem stehen dem Dom optimale Musikinstrumente für Liturgie und kirchenmusikalische Konzerte zur Verfügung. Wie bei der Renovierung eines jeden Gebäudes, so war auch hier eine Reihe unspektakulärer Arbeiten erforderlich, von der Erneuerung der Regenrinnen und Fallrohre bis hin zur Sanitär- und Elektroinstallation oder zur Festigung der Dachkonstruktion. Insgesamt wies der gesamte Katalog 35 Einzelmaßnahmen aus. Die Kampagne sollte ursprünglich nach 14 Jahren abgeschlossen sein. Die Baumaßnahmen wurden dann aber auf unbestimmte Zeit verlängert, die Kampagnen seit 2009 zeitlich nicht mehr begrenzt.
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Anhang Photogrammetrische Vermessung Von 1995 bis 2000 wurden das Äußere des Domes und Teile des Inneren photogrammetrisch vermessen (Abb. 119 bis 123). Photogrammetrie ist ein Spezialgebiet des Vermessungswesens. Mit Hilfe modernster, technisch hochentwickelter Messkameras wurden Stereoaufnahmen hergestellt, die als Grundlage für die Anfertigung millimetergenauer Arbeitspläne dienen. Für die eigentliche Vermessung wird zunächst ein
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119 Photogrammetrische Bestandsaufnahme, Gesamtgrundriss des Hauptgeschosses.
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Messpunkte-Netzwerk definiert. Die Entfernungen der jeweiligen Messpunkte werden dabei mit Infrarot-Strahl millimetergenau eingemessen. Die auf diese Weise erhobenen Daten werden automatisch gespeichert und an das Vermessungsbüro weitergeleitet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Büros werten die Daten aus und erstellen die jeweils erforderlichen Pläne, und zwar in dem Maßstab, der für die praktische Arbeit auf der Baustelle erforderlich ist (Übersichtspläne, Detailpläne, Schnitte u. s. w.). Die ersten ausgewerteten Pläne bildeten die Grundlage für das Sanierungsprojekt zur Instandsetzung des Glockenturmes, mit dem im Jahr 1996 eine große Restaurierungskampagne am Kaiserdom begann. Für die Instandsetzung des westlichen Mittelturmes war eine millimetergenaue Bestandsaufnahme zur Kartierung der Schäden notwendig. Die photogrammetrische Vermessung des Domes führte das Ingenieurbüro für Photogrammetrie und Vermessung, Diplom-Ingenieur Wolfgang Fischer, Müllheim/Baden, durch.
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120 Photogrammetrische Bestandsaufnahme, Ansicht von Ost (September 1997).
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121 Photogrammetrische Bestandsaufnahme, Ansicht von West (November 1997).
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122 Photogrammetrische Bestandsaufnahme, Ansicht von Süd (Oktober 2000).
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123 Photogrammetrische Bestandsaufnahme, Ansicht von Nord (Oktober 2000).
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Maßtabelle Bezugspunkt für die Höhenmessung des Domes ist die Höhenmarke des Höhensystems des Landesamtes für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz in Koblenz. Die Höhenmarke mit einem Durchmesser von 0,15 Meter befindet sich an der Westfassade des Domes, etwa 0,98 Meter von der Nordkante entfernt und 0,67 Meter über dem derzeitigen Straßenpflaster (gemessen am 3. September 2021). Die Oberkante dieser Höhenmarke liegt nach der letzten periodischen Überprüfung aus dem Jahr 2011 bei 103,236 Meter über Normalnull (ü. NN). Die photogrammetrische Vermessung des Domes ab 1995 durch das Ingenieurbüro Wolfgang Fischer, Müllheim/Baden, orientierte sich an der Höhenangabe aus dem Jahr 1970 und ging von einer Höhe von 103,292 Meter ü. NN aus. Da die Erdkruste ständigen Veränderungen unterliegt, werden periodische Überprüfungen des Höhennetzes durchgeführt und die neu ermittelten Höhen in die Festpunktdatei eingefügt. Die photogrammetrisch erfassten Maße, beispielsweise vom Höhenfestpunkt an der Westfassade zur Turmspitze, ändern sich nicht. Sie stehen fest. Veränderlich sind also nur, wie oben ausgeführt, die Höhenangaben ü. NN. Auf diese Weise lassen sich die Höhenmaße des Domes leicht errechnen. Für alle Messwerte der Rubrik „ab Straßenpflaster“ gilt als Bezugspunkt die Höhenmarke, deren Oberkante sich 0,67 Meter über dem Niveau des derzeitigen Straßenpflasters befindet (also auch für die Daten zur Ostpartie des Domes). Zur Berechnung der jeweiligen Höhen können zwei weitere Höhenmarken am Dom hinzugezogen werden. Für die Berechnung der Daten in der Tabelle wurden sie nicht berücksichtigt. Die erste dieser Höhenmarken befindet sich auf der Südseite des Domes (im Bereich der Plattenverkleidung des Westbaues) mit dem Höhenwert von 103,431 Meter ü. NN. Sie sitzt zurzeit 0,54 Meter über den Bodenplatten und ist um 0,195 Meter höher als die Höhenmarke an der Westfassade. Die zweite Marke ist an der Ostapsis angebracht. Ihre Oberkante ist vom Domgartenniveau um 0,60 Meter entfernt und ist in der amtlichen Festpunktdatei mit 103,740 Meter ü. NN vermerkt. Mit diesen Angaben lässt sich auch die Höhe der Osttürme an diesem Standort errechnen. Die horizontalen und vertikalen Maße im Inneren des Domes wurden durch Handaufmaß bei der großen Domrestaurierung 1957 bis 1971 neu ermittelt und im Tafelband zur Baumonographie Kubach und Haas dokumentiert (vgl. Hans Erich Kubach, Walter Haas: Der Dom zu Speyer [Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 5], 3 Bände: Textband, Bildband, Tafelband. München 1972, hier Tafelband, insb. Tafeln 11, 34, 37, 48, 63, 68, 84 und 75). Die horizontalen Außenmaße wurden in den 1960er Jahren durch Handaufmaß ermittelt und durch Photogrammetrie bestätigt. Die vertikalen
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Maßtabelle
Außenmaße wurden durch Photogrammetrie des Ingenieurbüros Wolfgang Fischer, Müllheim/Baden, neu erhoben. Da die Wandfluchten des Domes nicht immer rechtwinklig zueinanderstehen, wurden bei den horizontalen Maßangaben in der Tabelle, wo möglich und nötig, zwei Messwerte angegeben.
Vertikale Maßangaben Außenmaße
Angaben bis Ziel- Angaben bis Zielpunkt in Meter punkt in Meter über Normalnull
ab Straßenpflaster
158,13
55,57
Westfassade, Höhe Fassadengiebel, ohne Kreuz
144,30
41,74
Westturm Nord, ohne Kreuz
168,46
65,90
Westturm Süd, ohne Kreuz
168,46
65,90
142,82
40,26
160,68
58,12
Höhe Ostturm Nord, ohne Wetterfahne
173,78
71,22
Höhe Ostturm Süd, ohne Wetterfahne
173,78
71,22
Westlicher Mittelturm ohne Kuppelrose (bisher tradiertes Maß ab Straßenpflaster: 53,60 Meter) Kuppelrose (Höhe: 1,707 Meter)
Kreuz der Westtürme (gleiche Höhe von Nord- und Südturm: 2,124 Meter) Dachfirst des Langhauses (gemessen am östlichen Portal der Südseite) Höhe Zwerggalerie (vom Laufgangboden bis zum Dachansatz 4,14 Meter) Höhe des Vierungsturmes, ohne Kuppelkreuz Kuppelkreuz (Höhe: 3,20 Meter)
Wetterfahne der Osttürme (von Turmspitze bis Oberkante, Nord: 4,58 Meter/Süd: 4,48 Meter) Innenmaße (jeweils i. L.)
Handaufmaß in Meter
Höhe Mittelschiff vom Fußboden bis zum Scheitelpunkt Gewölbe (gemessen im 4. Joch von Westen)
32,82
Höhe Mittelschiff bis Scheitelpunkt Gurtbögen (gemessen am sechsten Pfeiler von Westen)
29,96
Höhe Arkadenscheitel (gemessen im vierten Joch von Westen)
12,36
Seitenschiff Süd bis Gewölbescheitel (westlichstes Joch)
14,74
Höhe Scheitelpunkt Vierungsturm über Plattenbelag des südlichen Querhauses
46,57
Höhe Gewölbescheitel des nördlichen Querarmes ab Fußboden
29,56
Höhe Gewölbescheitel des südlichen Querarmes ab Fußboden
29,47
Höhe des Altarhauses, vom Plattenbelag bis zum Gewölbescheitel an der höchsten Stelle im Westen
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Anhang
Horizontale Maßangaben Außenmaße Gesamtlänge vom Westbau bis zur Ostapsis einschließlich Sockel Gesamtlänge des romanischen Baues ohne Verkleidung und Sockel
Handaufmaß in Meter Nord: 133,19 Süd: 134,00 Nord ohne Ang. Süd: 132,79
Gesamtbreite des Westbaues einschließlich Verkleidung
39,35
Gesamtbreite des romanischen Westbaukerns
37,85
Gesamtbreite Langhaus, Außenwand zu Außenwand (gemessen in Höhe der westlichen Seitenportale)
37,62
Querhausbreite von Außenwand zu Außenwand (gemessen zw. östl. bzw. westlichen Außenkanten)
Innenmaße Gesamtlänge von Westwand bis Apsiswand Vorhalle von Westwand zur Ostwand Stärke des Stufenportals mit Verkleidung (romanischer Kern des Stufenportals: 6,15 Meter)
Ost: 55,36 West: 59,43 Handaufmaß in Meter 109,37 Nord: 9,01 Süd: 9,33 6,37
Mittelschiff von Westwand bis Vierungspfeiler
Nord: 71,39 Süd: 70,75
Vierungsquadrat
Nord: 14,98 Süd: 14,91
Lichte Breite des Langhauses (gemessen im ersten Joch von Westen) Lichte Breite des Mittelschiffes (gemessen an der Westwand bzw. an östlichen Seitenportalen)
34,38 West: 13,97 Ost: 13,84
Lichte Breite des nördlichen Seitenschiffes (gemessen in Höhe der östlichen Seitenportale)
7,77
Lichte Breite des südlichen Seitenschiffes (gemessen in Höhe der östlichen Seitenportale )
7,96
Lichte Breite des Querhauses
Ost: 46,99 West: 47,13
Lichte Breite der Apsis (am Vierungspfeiler bzw. Beginn Halbkreissegment)
Ost: 15,00 West: 16,37
Stärke der freistehenden Pfeiler des Mittelschiffes ohne Halbsäule, unterschiedlich 2,50/1,91 Meter
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Literatur Hans Ammerich (Hrsg.): Lebensbilder der Bischöfe von Speyer seit der Wiederherstellung des Bistums Speyer 1871/21 (Festschrift für Bischof Anton Schlembach). Speyer 1992. Hans Ammerich: Der Dom zu Speyer (Das Bistum und seine Geschichte 6). Kehl 2003. Hans Ammerich: Das Bistum Speyer. Von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Annweiler 2011. Hans Ammerich: Maria Patrona Spirensis – Marienverehrung im Dom und Bistum Speyer. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 224 – 231. Martin Armgart: Art. Walter von Speyer. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 13, 1998, Sp. 236 – 239. Hans Peter Autenrieth: Über das Feinrelief in der romanischen Architektur. In: Franz Much (Hrsg.): Baukunst des Mittelalters in Europa (Festschrift für Hans Erich Kubach). Stuttgart 1988, S. 27 – 70. Helmut Bernhard: Speyer in der Vor- und Frühzeit. Von der Steinzeit bis zum Frühmittelalter. In: Wolfgang Eger (Hrsg.): Geschichte der Stadt Speyer, 3 Bde. Stuttgart u.a. 1982, 21983, hier Bd. 1, S. 1 – 161. Helmut Bernhard: Das römische Speyer. In: Stadt Speyer und Landesamt für Denkmalpflege, Abt. Archäologische Denkmalpflege, Amt Speyer (Hrsg.): Unter dem Pflaster von Speyer. Archäologische Grabungen von 1987 – 1989. Speyer 1989, S. 15 – 23. Walter Berschin: Die Domschule von Speyer um das Jahr 1000. In: Thomas Fandel, Lenelotte Möller, Joachim Kemper (Hrsg.): Zur Frühgeschichte von Stadt und Bistum Speyer (Schriften des Diözesan-Archivs Speyer 49). Speyer 2016, S. 58 – 73. Rolf Bohlender: Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie. Speyer 1963, 21979. Nicola Borger-Keweloh: Die mittelalterlichen Dome im 19. Jahrhundert. München 1986. Hugo Büchler: Das Hauptportal des Domes: Motive und Theologie. In: Karl-Markus Ritter
(Hrsg.): Das Hauptportal am Kaiserdom zu Speyer. Ut unum sint – damit sie eins seien. Regensburg 2001, S. 11 – 37. Johannes Cramer: Der Speyerer Dom im Spannungsfeld von Sakralität und Restaurierung von 1000 Jahren. In: Kunst und Kirche 65/3 (2002) S. 179 – 183. Johannes Cramer: Neues von Speyer I. In: Architectura 34 (2004) S. 43 – 48. Johannes Cramer: Bauforschung am Speyerer Dom – während der seit 1994 laufenden Restaurierungsarbeiten. In: Matthias Müller, Matthias Untermann, Dethard von Winterfeld (Hrsg.): Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus. Darmstadt 2013, S. 123 – 134. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler IV, Südwestdeutschland. Berlin 1911, S. 372. Ludwig Anton Doll: Zur Frühgeschichte der Stadt Speyer. Eine topographische Untersuchung zum Prozeß der Stadtwerdung Speyers vom 10. bis 13. Jahrhundert. In: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 52 (1954) S. 133 – 200. Ludwig Anton Doll: Entstehung und Entwicklung der Pfarreien der Stadt Speyer. In: Ludwig Stamer (Hrsg.): 900 Jahre Speyerer Dom. Festschrift zum Jahrestag der Domweihe. 1061 – 1961. Speyer 1961, S. 260 – 291. Ludwig Anton Doll: Überlegungen zur Grundsteinlegung und zu den Weihen des Speyerer Domes. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 24 (1972) S. 9 – 25. Ludwig Anton Doll, Günter Stein: Es ist Speier ein alte Stat. Ansichten aus vier Jahrhunderten 1492 – 1889. Speyer 1991. Domkapitel Speyer (Hrsg.), Hans-Jürgen Kotzur (Red.): Fromme Einfalt, hehre Kunst? Die Speyerer Domfresken von Johann Baptist Schraudolph. Annweiler 2012. Reinhard Düchting, Antje Kohnle: Jakob Wimpfeling. Lob des Speyerer Doms – Laudes ecclesiae Spirensis. Wiesbaden 1999.
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Anhang Caspar Ehlers: Metropolis Germaniae. Studien zur Bedeutung Speyers für das Königtum 751 – 1250. Göttingen 1996. Caspar Ehlers: Ein Erinnerungsort im 12. Jahrhundert. Speyer. In: Caspar Ehlers, Helmut Flachenecker (Hrsg.): Geistliche Zentralorte zwischen Liturgie, Architektur, Gottes- und Herrscherlob. Limburg und Speyer. (Die deutschen Königspfalzen 6). Göttingen 2005, S. 119 – 140. Caspar Ehlers: Die salischen Kaisergräber im Speyerer Dom. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 202 – 209. Renate Engels: Zur Topographie der Stadt Speyer vor 1689. In: Wolfgang Eger (Hrsg.): Geschichte der Stadt Speyer, 3 Bde. Stuttgart u.a. 1989, hier Bd. 3, S. 487 – 547. Renate Engels: Speyer in der Salierzeit. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 131 – 139. Klaus FinkeI: Musikerziehung und Musikpflege an den gelehrten Schulen in Speyer vom Mittelalter bis zum Ende der freien Reichsstadt. Tutzing 1973. Klaus FinkeI: Die Speyrer Domkantorei im Mittelalter (Schriften des Diözesan-Archivs Speyer 1). Speyer 1975. Klaus FinkeI: Die Speyrer Domkapelle im 17. und 18. Jahrhundert (Schriften des Diözesan-Archivs Speyer 2). Speyer 1975. Klaus FinkeI: Musik in Speyer. Ein Überblick zur Speyrer Musikgeschichte. Speyer 1975. Klaus Finkel: Der Zerfall des Quadriviums und seine Auswirkungen auf die Kirchenmusik des Mittelalters. Dargestellt am Beispiel der Gründung von Kantorei 1213 und Succentorei 1229 am Dom zu Speyer. In: Kirchenmusikalisches Jahrbuch 60 (1976) S. 29 – 33. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Die Orgeln im Dom zu Speyer (Schriften des DiözesanArchivs Speyer 10). Speyer 1987. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Mittelalterliche Orgelstandorte im Speyerer Dom und in anderen mittelrheinischen Kirchen. In: Lothar Altmann, Hans Ramisch (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in München e. V. 17 (Festgabe für Friedrich Kardinal Wetter). München 1988, S. 113 – 132.
Martin Fogt: Gesang in der Lehrerbildung im Bayern des 19. Jahrhunderts (Diss.). Augsburg 2009. Gerhard Fouquet: Domkapitel, Hof und Universität. Speyerer Domherren als Amtsträger und Klienten des Königs und der Fürsten im Spätmittelalter. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 43 (1991) S. 109 – 143. Gerhard Fouquet, Anja Meesenburg: „Lebendige Steine“ – Das Speyerer Domkapitel um 1100. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 101 – 107. Ernst Gall: Niederrheinische und normännische Architektur im Zeitalter der Frühgotik. Teil 1: Die niederrheinischen Apsidengliederungen nach normännischem Vorbild. Berlin 1915, S. 9 – 13, Tf. VII. Franz J. Gebhardt: Der Kaiserdom zu Speyer, seine Geschichte, sein Schicksal und seine Bedeutung. Speyer 41930. Franz Xaver Geier, Richard Görz: Denkmale romanischer Baukunst am Rhein. Frankfurt 1846, S. 47 – 50, Tf. I–IV. Johann Geissel: Der Kaiser-Dom zu Speyer. Eine topographisch-historische Monographie, 3 Bde. Mainz 1828. Ernst Gierlich: Die Grabstätten der rheinischen Bischöfe vor 1200 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 65). Mainz 1990. Georg Gresser: Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 89). Mainz 1998. Uwe Grünwald: Mittelalterliche und neuzeitliche Gebäudereste im Bereich des Doms. In: Stadt Speyer und Landesamt für Denkmalpflege, Abt. Archäologische Denkmalpflege, Amt Speyer (Hrsg.): Unter dem Pflaster von Speyer. Archäologische Grabungsergebnisse von 1987 – 1989. Speyer 1989, S. 81 – 90. Uwe Grünwald: Römische Besiedlung am Domplatz. In: Stadt Speyer und Landesamt für Denkmalpflege, Abt. Archäologische Denkmalpflege, Amt Speyer (Hrsg.): Unter dem Pflaster von Speyer. Archäologische Grabungsergebnisse von 1987 – 1989. Speyer 1989, S. 24 – 34. Sven Gütermann: Die Stuhlbrüder des Speyerer Domstifts. Betbrüder, Kirchendiener und Almosener des Reichs (Bensheimer Forschungen zur Personengeschichte 2). Frankfurt 2014.
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Literatur Klaus Haarlammert: Der Maler Schraudolph im Dom zu Speyer. Annweiler 2004. Walter Haas: Romanische Bauformen im 18. Jahrhundert. Zum Wiederaufbau des Speyerer Domes 1772 – 1778. In: Pfälzer Heimat 12 (1961) S. 103 – 108. Walter Haas: Der Dom zu Speyer. Königstein 1984, 21988, 31988. Walter Haas: Der Platz von Bischof und Domkapitel im Speyerer Dom. In: Lothar Altman, Hans Ramisch (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in München e. V. 17 (Festgabe für Friedrich Kardinal Wetter). München 1988, S. 205 – 224. Walter Haas, Hans Erich Kubach: Zur heutigen Gestalt des Speyerer Domes. In: Kunstchronik 28 (1975) S. 146 – 148. Paul Habermehl: Vom Domstift und Nebenstiften, Stuhlbrüdern und Glocken, Kerzen und Kosten. Begräbnisriten im 15. Jahrhundert, dargestellt anhand eines Speyerer Sakristanbuchs. In: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 91 (1993) S. 127 – 161. Adolf Hahnl: Jakob Adlharts Chorgestühl zu Speyer. Skizzen und Archivalien aus dem Nachlaß des Künstlers. In: Lothar Altmann, Hans Ramisch (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in München e. V. 17 (Festgabe für Friedrich Kardinal Wetter). München 1988, S. 225 – 244. Karl Halbauer: Hans Seyfer, Künstlerische Herkunft, Werke, Wirkung. In: Andreas Pfeiffer, Karl Halbauer (Hrsg.): Hans Seyfer, Bildhauer an Neckar und Mittelrhein um 1500 (Heilbronner Museumskatalog 105). Heidelberg 2002, S. 22 – 35. Theodor Heuss: Von Ort zu Ort. Wanderungen mit Stift und Feder. Tübingen 1959, S. 104. Frank G. Hirschmann: Die Stadt Speyer und ihr Dom als Ergebnis einer mittelalterlichen Monumentalplanung. In: Matthias Müller, Matthias Untermann, Dethard von Winterfeld (Hrsg.): Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus. Darmstadt 2013, S. 55 – 75. Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Des Kaisers letzte Kleider. Neue Forschungen zu den organischen Funden aus den Herrschergräbern im Dom zu Speyer. Speyer 2011. Dorothea Hochkirchen: Mittelalterliche Steinbearbeitung und die unfertigen Kapitelle
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Anhang Romantik (Ausst. Katalog). Karlsruhe 1984. Michael G. Kaufmann: Der Dom zu Speyer und die Geschichte seiner Orgeln. In: Karl-Markus Ritter (Hrsg.): Himmlische Klänge – Grandioses Raumerlebnis. Die neuen Orgeln im Kaiserdom zu Speyer. Öhringen 2014, S. 75 – 111. Michael G. Kaufmann: Musik, Musiker und Musikerinnen am Dom zu Speyer seit der Wiedererrichtung des Bistums im Jahre 1817. In: KarlMarkus Ritter (Hrsg.): Himmlische Klänge – Grandioses Raumerlebnis. Die neuen Orgeln im Kaiserdom zu Speyer. Öhringen 2014, S. 47 – 66. Sabine Kaufmann: Kaiserdom und Domschatz. Speyer 2001, 22003. Sabine Kaufmann: Die Öffnung der Kaisergräber im Speyerer Dom. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Ausst. Katalog). München 2011, S. 36 – 37. Rudolf Kautzsch: Der Dom zu Speier. In: StädelJahrbuch I (1921) S. 75 – 108. Jürgen Keddigkeit, Charlotte Lagemann, Matthias Untermann, Martin Armgart, Ellen Schumacher: Speyer, St. Maria, Domstift, Stadt Speyer. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Hans Ammerich, Charlotte Lagemann, Lenelotte Möller (Hrsg.): Pfälzisches Klosterlexikon, Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden 4. Kaiserslautern 2017, S. 133 – 238. Christoph Keggenhoff: Die Orgeln im Kaiserdom zu Speyer. In: Karl-Markus Ritter (Hrsg.): Himmlische Klänge – Grandioses Raumerlebnis. Die neuen Orgeln im Kaiserdom zu Speyer. Öhringen 2014, S. 121 – 247. Nico Kirchberger: Biskuit für Speyer. Ein Nazarener? Johann Baptist Schraudolph und die Speyerer Domfresken. In: Kunstchronik 67/2 (2014) S. 72 – 76. Edith Klenk: Die Musikhandschriften des Speyerer Domchores. Speyer 1995. Franz Klimm: Der Kaiserdom zu Speyer. Zum Jubiläum 630, 1030, 1930. Speyer 1930, 21953. Fritz Klotz: Speyerer Dombau 1772 – 1778, Handwerker, Baumaterial und -kosten. In: Pfälzische Heimatblätter 7 (1959) S. 51 – 53. Fritz Klotz: Speyer. Kleine Stadtgeschichte. Speyer 1971, 41988. Fritz Klotz: Domkapitularische Höfe, Häuser, Hausplätze und Gärten in Speyer im 18. Jahr-
hundert (Schriften des Diözesan-Archivs Speyer 14). Speyer 1991. Clemens Kosch: Die romanischen Dome von Mainz, Worms und Speyer. Architektur und Liturgie im Hochmittelalter. Regensburg 2011, S. 60 – 93. Hans Erich Kubach: Zu den romanischen Kapellen an den Domen von Mainz und Speyer. In: Mainzer Zeitschrift 67/68 (1973) S. 118 – 121. Hans Erich Kubach: Architektur der Romanik. Stuttgart u.a. 1974. Hans Erich Kubach: Verborgene Architektur. Über das Verhältnis von Fundament und Bauwerk am Beispiel des Speyerer Domes. In: Günther Borchers (Hrsg.): Beiträge zur rheinischen Kunstgeschichte und Denkmalpflege 2 (Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Beiheft 20). Düsseldorf 1974, S. 35 – 48. Hans Erich Kubach: Der Dom zu Speyer. Darmstadt 1974, 21982, 31988, 41998 erg. v. Günther Binding [mit Eingriff in Text und Datierung ohne Kenntlichmachung]. Hans Erich Kubach: Über die Portale des Domes zu Speyer. In: Cahiers alsaciens d’archéologie, d’art et d‘histoire 32 (Festschrift für Robert Will). Straßburg 1989, S. 123 – 128. Hans Erich Kubach, Walter Haas: Der Dom zu Speyer (Die Kunstdenkmäler von RheinlandPfalz, Bd. 5), 3 Bände: Textbd., Bildbd., Tafelbd. München 1972. Hans Erich Kubach, Dethard von Winterfeld: Der letzte Abschnitt der Speyerer Domrestaurierung: Die Afrakapelle. In: Pfälzer Heimat 23 (1972) S. 104 – 108 (Wiederabdruck in: Dethard von Winterfeld: Meisterwerke mittelalterlicher Architektur. Regensburg 2003, S. 331 – 335). Franz Kugler: Handbuch der Kunstgeschichte. Stuttgart 21848, S. 482 – 483. Markus Lothar Lamm: Das Bistum und Hochstift Speyer unter der Regierung des Kardinals Franz Christoph von Hutten (1743 – 1770). Mainz 1999. Kurt Martin: Peter Anton von Verschaffelts Vorschlag für den Aufbau des Speyerer Domes. In: Kaiserdom und Liebfrauenmünster zu Speyer. Beiträge zum Domjubiläum 1030 – 1930. Speyer 1930, S. 43 – 88. Vincent Mayr: Franz Ignaz Michael von Neumann und die Domkuppeln von Mainz und Speyer. In: Lothar Altmann, Hans Ramisch (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in
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Literatur München e. V. 17 (Festgabe für Friedrich Kardinal Wetter). München 1988, S. 69 – 86. Wolfgang Medding: Die Ablösung der Fresken im Dom zu Speyer. In: Die BASF 4 (1960) S. 146 – 149. Thomas Meier: Zwischen Stiftern und Heiligen – Die Saliergräber im Speyerer Dom. In: Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 14 (1998) S. 37 – 48. Holger Mertens: Studien zur Bauplastik der Dome in Speyer und Mainz. Stilistische Entwicklung, Motivverbreitung und Formenrezeption im Umfeld der Baumaßnahmen des frühen 12. Jahrhunderts (Diss.). Mainz 1995. Wilhelm Meyer-Schwartau: Der Dom zu Speier und verwandte Bauten (die Dome zu Mainz und Worms, die Abteikirchen zu Limburg a. Hardt, Hersfeld und Kauffungen etc.). Berlin 1893. Lenelotte Möller, Hans Ammerich: Die Salier 1024 – 1125. Wiesbaden 2015. Karl Rudolf Müller: Die Genauigkeit der „Wiener“ und der „Kölner“ Zeichnung des Speyerer Domes. In: Pfälzer Heimat 14 (1963) S. 90 – 98. Friederike Oberkrome, Katharina Täschner: Ein Nazarener? Johann Baptist Schraudolph und die Speyerer Domfresken. Internationales wissenschaftliches Symposium der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“. In: Das Münster 67/2 (2014) S. 161 – 163. Andreas Odenthal: Gottesdienst, Sakraltopographie und Saliermemorie. Zum Liber Ordinarius des Speyerer Domes aus dem 15. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 122 (2011) S. 20 – 51. Andreas Odenthal: Liturgie, Sakraltopographie und Saliermemorie. Eine Spurensuche zum theologischen Grundkonzept des Speyerer Domes anhand des Liber Ordinarius aus dem 15. Jahrhundert. In: Matthias Müller, Matthias Untermann, Dethard von Winterfeld (Hrsg.): Der Dom zu Speyer. Konstruktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus. Darmstadt 2013, S. 279 – 296. Andreas Odenthal, Erwin Frauenknecht: Der Liber Ordinarius des Speyerer Domes aus dem 15. Jahrhundert (Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 67, Kopialbücher 452). Zum Gottesdienst eines spätmittelalterlichen Domkapitels an der Saliergrablege (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 99). Münster 2012. Bernd Päffgen: Die Speyerer Bischofsgräber und
ihre vergleichende Einordnung. Eine archäologische Studie zu Bischofsgräbern in Deutschland von den frühchristlichen Anfängen bis zum Ende des Ancien Régime (Studia archaeologiae medii aevi, Bd. 1). Friedberg 2010. Ferdinand von Quast: Die romanischen Dome des Mittelrheins zu Mainz, Speier, Worms. Kritisch untersucht und historisch festgestellt. Berlin 1853, S. 25 – 40. Karl Rahner, Herbert Vorgrimler: Kleines Konzilskompendium. Freiburg 1966, S. 48 – 49, 84 – 87. Erwin Reidinger: 1027: Gründung des Speyerer Domes. Sonne – Orientierung – Achsknick – Gründungsdatum – Erzengel Michael. Annweiler 2014. Konrad Reither: Die Bilder im Speyerer Dome. Kurze Beschreibung der bis jetzt vollendeten, oder in Arbeit begriffenen Freskogemälde im Kaiserdome, besonders mit Rücksicht auf ihren inneren Zusammenhang. Speyer 1849. Konrad Reither: Der Kaiserdom und seine Gemälde. Ein Führer für die Besucher des Domes zu Speyer. Speyer 21851, 41854, 51855, 61859. Franz Xaver Remling: Der Speyerer Dom, zunächst über dessen Bau, Begabung, Weihe unter den Saliern. Eine Denkschrift zur Feier seiner achthundertjährigen Weihe. Mainz 1861. Franz Xaver Remling: Nikolaus von Weis, Bischof von Speyer im Leben und Wirken. 2 Bde. Speyer 1871. Karl-Markus Ritter: Forschen und Gestalten. Das Wirken des Architekten Wilhelm MeyerSchwartau und seine Forschungen am Speyerer Dom. In: Pfälzer Heimat 45/1 (1994) S. 2 – 7. Karl-Markus Ritter: Substanzsicherung und Denkmalpflege mit innovativen Lösungen. Zweiter Vorbericht zur Baukampagne 1996 bis 2010 am Kaiserdom zu Speyer. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 51 (1999) S. 517 – 540. Karl-Markus Ritter: „Wie eine Fuge im überraschenden Spiele von Form und Farben“. Der Tiroler Dekorationsmaler Joseph Anton Schwarzmann. In: Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol (Hrsg.): Tiroler Heimatblätter 94/2 (2019) S. 68 – 76. Bernhard Hermann Röttger: Stadt und Bezirksamt Speyer (Die Kunstdenkmäler der Pfalz, Bd. 3). München 1934. Georg Rüth: Die technischen Sicherungsmaß-
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Anhang nahmen am Dom zu Speyer 1930/31. In: Die Denkmalpflege 4/5 (1933) S. 10 – 22. Peter Schappert, Mario Colletto: Der Dom zu Speyer. Gebaut für Gott und Kaiser. Annweiler 2012. Rudolf Schieffer: Domkapitel in der Salierzeit. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 95 – 99. Wulf Schirmer: Die Domhügelgrabung zu Speyer. Vorbericht über die Kampagne 1966. In: Pfälzer Heimat 18 (1967) S. 41 – 47. Wulf Schirmer: Eine Skizze für eine Westfassade des Domes zu Speyer. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 67 (1969) S. 375 – 380. Wulf Schirmer, Otto Teschauer: Die Domhügelgrabung zu Speyer. Vorbericht über die Kampagne 1967. In: Pfälzer Heimat 19 (1968) S. 81 – 91. Wulf Schirmer, Otto Teschauer: Die Domhügelgrabung zu Speyer. Vorbericht über die Kampagne 1968. In: Pfälzer Heimat 23 (1972) S. 1 – 7. Franz-Josef Schmale, Irene Schmale-Ott (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV. Darmstadt 42000, S. 281 – 285. Max Schmitt: Die Sicherungen des Speyerer Domes im 18. und 20. Jahrhundert und die Fundamentgrabungen in den Jahren 1929 und 1931. Speyer 1932. Karl Schnaase: Der Kaiserdom zu Speyer. In: Kunstblatt 26 (1845) S. 275 – 276. Bernd Schneidmüller: Die Kaiser des Mittelalters. Von Karl dem Großen bis Maximilian I. (Beck’sche Reihe 2398). München 2006. Marianne Schönenberg: Die Ausmalung des Speyerer Domes (1846 – 1853/1862) durch Johann Baptist Schraudolph und seine Gehilfen (Diss.). Köln 1989. Sebastian Scholz: Die Urkundeninschriften Kaiser Heinrichs V. für Speyer aus dem Jahr 1111. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 167 – 175. Albert Schwartzenberger: Der Dom zu Speyer, das Münster der fränkischen Kaiser. 2 Bde. Neustadt 1903. Eva-Maria Seng: Modern oder gothisch – gothisch und antique römische Architectur vermischt. Die Vorschläge zu Wiederaufbau und
Rekonstruktion des Speyrer Doms 1771. In: Hanns Hubach, Barbara von Orelli-Messerli, Tadej Tassini (Hrsg.): Reibungspunkte. Ordnung und Umbruch in Architektur und Kunst (Festschrift für Hubertus Günther). Petersberg 2008, S. 241 – 251. Anke Elisabeth Sommer: Glasmalereien im Bistum Speyer. Leuchtende Zeugen christlichen Glaubens von der Romanik bis heute. Regensburg 2013, S. 19 – 26, 32 – 33, 50 – 51, 154 – 155. Johannes Spengler: Der Kurmainzer Architekt Johann Valentin Anton Thoman, 1695 – 1777 (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz). München u.a. 1987, S. 134 – 145. Franz Staab: Speyer im Frankenreich. In: Wolfgang Eger (Hrsg.): Geschichte der Stadt Speyer, 3 Bde. Stuttgart u.a. 1982, 21983, hier Bd. 1, S. 163 – 248. Fritz Steegmüller: Geschichte der Lehrerbildungsanstalt Speyer 1839 – 1937. Speyer 1978. Fritz Steegmüller: 1000 Jahre Musica sacra an der Bischofskirche in Speyer. 983 – 1983. Speyer 1982. Peter van Treek: Franz Ignaz Michael von Neumann. Würzburg u.a. 1973. Matthias Untermann: Between ‚Church Families‘ and Monumental Architecture: German EleventhCentury Cathedrals and Mediterranean Traditions. In: Gerardo Boto Varela, Justin E. A. Kroesen (Hrsg.): Romanesque Cathedrals in Mediterranean Europe. Architecture, Ritual an Urban Context (Architectura Medii Aevi 7). Turnhout 2016, S. 47 – 70. Albert Verbeek: Zur spätnazarenischen Ausmalung des Speyerer Domes 1846 – 1854. In: Ludwig Stamer (Hrsg.): 900 Jahre Speyerer Dom, Festschrift zum Jahrestag der Domweihe 1061 – 1961. Speyer 1961, S. 138 – 164. Susanne Völker, Reinhard Munzel: Virtuelle Realitäten – Eine Reise durch die Geschichte des Speyerer Doms. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Ausst. Katalog). München 2011, S. 90 – 95. Ernst Voltmer: Von der Bischofsstadt zur Reichsstadt. Speyer im Hoch- und Spätmittelalter. In: Wolfgang Eger (Hrsg.): Geschichte der Stadt Speyer, 3 Bde. Stuttgart u.a. 1982, 21983, hier Bd. 1, S. 249 – 368. Philipp Weindel: Das Bronzetor des Speyerer Domes. Speyer 1974, 21980.
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Literatur Philipp Weindel: Das Chorgestühl im Speyerer Dom. Speyer 1982. Stefan Weinfurter: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchzeit. Siegmaringen 1992. Stefan Weinfurter: Das Jahrhundert der Salier (1024 – 1125). Ostfildern 2004. Stefan Weinfurter: Canossa. Die Entzauberung der Welt. München 2007. Stefan Weinfurter: Ordnungswandel in der späten Salierzeit. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 19 – 25. Markus Weis: Die konstruktiven Sicherungen der Vierungskuppel des Speyerer Domes 1698 bis 1700. In: Universität Karlsruhe (Hrsg.): Erhalten historisch bedeutsamer Bauwerke (Sonderforschungsbereich 315). Berlin 1987, S. 88 – 110. Markus Weis: Der Bruchsaler Hofarchitekt Johann Leonhard Stahl (1729 – 1774) und die Bautätigkeit im Fürstbistum Speyer unter Franz Christoph Kardinal von Hutten (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 67). Mainz 1993. Carl Friedrich von Wiebeking: Theoretisch-practische bürgerliche Baukunde, durch Geschichte und Beschreibung der merkwürdigsten antiken Baudenkmahle und ihrer genauen Abbildungen bereichert, 4 Bde. u. Tafelband. München 1821 – 1826, insb. Bd. 2, S. 27 – 37 und Tf. 7. Wilhelm Winkler: Der Briefwechsel zwischen König Ludwig I. v. Bayern und Johann Schraudolph über die Ausmalung des Domes zu Speyer. In: Kaiserdom und Liebfrauenmünster zu Speyer. Beiträge zum Domjubiläum 1030 – 1930. Speyer 1930, S. 121 – 140. Dethard von Winterfeld: 1689 – 1957 – Zweieinhalb Jahrhunderte Denkmalpflege am Dom in Speyer. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 44/2 (1986) S. 148 – 158 (Wiederabdruck in: Dethard von Winterfeld: Meisterwerke mittelalterlicher Architektur. Regensburg 2003, S. 336 – 346).
Dethard von Winterfeld: Die Rippengewölbe des Domes zu Speyer. In: Lothar Altmann, Hans Ramisch (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst in München e. V. 17 (Festgabe für Friedrich Kardinal Wetter). München 1988, S. 101 – 112 (Wiederabdruck in: Dethard von Winterfeld: Meisterwerke mittelalterlicher Architektur. Regensburg 2003, S. 347 – 358). Dethard von Winterfeld: Die Kaiserdome Speyer, Mainz, Worms und ihr romanisches Umland. Würzburg 1993, insbes. S. 9 – 21 und 47 – 115. Dethard von Winterfeld: Romanik am Rhein. Stuttgart 2001, insbes. S. 66 – 69. Dethard von Winterfeld: Worms, Speyer, Mainz und der Beginn der Spätromanik am Oberrhein. In: Franz J. Much (Hrsg.): Baukunst des Mittelalters in Europa (Festschrift für Hans Erich Kubach). Stuttgart 1988, S. 213 – 250 (Wiederabdruck in: Dethard von Winterfeld: Meisterwerke mittelalterlicher Architektur. Regensburg 2003, S. 359 – 396). Dethard von Winterfeld: Der Dom Heinrichs IV. und sein Rang in europäischer Perspektive. In: Bernd Schneidmüller, Stephan Weinfurter (Hrsg.): Salisches Kaisertum und neues Europa. Die Zeit Heinrichs IV. und Heinrichs V. Darmstadt 2007, S. 371 – 409. Dethard von Winterfeld: Die Baugeschichte des Speyerer Doms. In: Hist. Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Die Salier. Macht im Wandel (Essays). München 2011, S. 192 – 201. Dethard von Winterfeld: Offene Fragen der Bauforschung zum Speyerer Dom. In: Matthias Müller, Matthias Untermann, Dethard von Winterfeld (Hrsg.): Der Dom zu Speyer. Konstruktion, Funktion und Rezeption zwischen Salierzeit und Historismus. Darmstadt 2013, S. 135 – 157. Jochen Zink: Ludwig I. und der Dom zu Speyer. München 1986. Jochen Zink: „Conservator et creator, sed non destructor, dieses will ich sein“. Ausmalung und Ausbau des Speyerer Domes unter König Ludwig I. von Bayern. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 44/2. München u.a. 1986, S. 159 – 180.
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Anhang
Personen- und Sachregister Abkürzungsverzeichnis Bf. = Bischof, bibl. = biblisch, dt. = deutsch, Ebf. = Erzbischof, fränk. = fränkisch, frz. = französisch, Fürstb. = Fürstbischof, Gem. = Gemahlin, Gfn. = Gräfin, griech. = griechisch, Hl. = Heilige/Heiliger, Hz. = Herzog, Kard. = Kardinal, Kg. = König, Ks./Ksn. = Kaiser/Kaiserin, röm. = römisch, u. = und, v. = von.
A
Aachener Münster, Kirche 14 Aachen, Pfalz Ks. Karls des Großen 19, 179 Abraham, bibl. 139 Adam, bibl. 134 Adlhart, Jakob, Bildhauer 112, 139, 140, 196 Admonitio generalis, Kapitular Ks. Karls des Großen 164 Adolf v. Nassau, röm.-dt. Kg. 66, 77, 99, 100, 144 Adolf Wilhelm Karl August Friedrich v. NassauWeilburg, Hz. v. Nassau, Großhz. v. Luxemburg 70 Afra v. Augsburg, Hl., Märtyrerin 110, 111 Agneskapelle des Speyerer Domes 55 Agnes v. Rom, Hl., Märtyrerin 119 Agnes v. Staufen, Tochter Ks. Friedrich I. Barbarossas 99, 100, 144 Alamannen 8 Albrecht I., röm.-dt. Kg. 99, 100, 144 Alexander II., Papst 110 Allerheiligen-Hofkirche, München 116, 117 Altar des Speyerer Domes 58, 60, 61, 95, 97, 99, 108, 112, 124, 129, 139, 143, 146, 166, 167, 177, 178, 180, 182, 184 Altarhaus des Speyerer Domes 18, 21, 22, 23, 30, 31, 33, 37, 39, 40, 41, 42, 50, 51, 55, 57, 58, 60, 86, 87, 89, 90, 94, 118, 122, 123, 125, 128, 134, 171, 172, 177, 178, 180, 186, 187, 197 Altmeier, Peter, Ministerpräsident v. RheinlandPfalz 147 Alt-St. Peter, Kirche, Rom 182 Amberg, Michael, Gold- u. Silberschmied 142 Anastasius, Hl., Märtyrer 141 Andreas, Apostel, bibl. 141 Anna, bibl. 160 Antonius der Große, Hl. 136 Apsis des Speyerer Domes 22, 23, 30, 31, 38, 39, 40, 42, 50, 58, 64, 85, 87, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 118, 122, 138, 166, 180, 192, 194 Aquädukt, röm. 35 Aribo, Ebf. v. Mainz 19 Arkosolgrab, Grabform 47 Atzberger, Alois, Architekt 139
Augustinus, Hl., Kirchenlehrer, Bf. v. Hippo Regius 76 August v. Limburg-Stirum, Fürstbf. v. Speyer, Domdekan v. Speyer 61, 65
B
Bafile, Corrado, Apostolischer Nuntius in Deutschland 139 Balderich, Bf. v. Speyer 165 Barock 16, 50, 58, 61, 63, 65, 69, 72, 102, 115, 142, 161, 172, 186, 196, 197 Barockdach des Speyerer Domes 50 Bartholomäus, Apostel, bibl. 144 Basler Münster, Kirche 19 Bassenheim, Alexander Johannes Franziskus Ignatius Waldbott v., Freiherr v. Bassenheim, Domherr zu Speyer, Worms u. Münster 138 Bau I des Speyerer Domes 9, 18, 30, 37, 39, 41, 42, 45, 47, 49, 54, 85, 86, 87, 89, 90, 91, 96, 108, 134, 143, 146, 188, 190 Bau II des Speyerer Domes 9, 30, 38, 42, 47, 49, 53, 54, 63, 86, 87, 89, 90, 91, 107, 108, 112, 138, 144, 190, 192 Baumann, Adolf, Maler 127 Beatrix v. Burgund, Ksn., Gem. Ks. Friedrich I. Barbarossas 99, 100, 144 Benno v. Osnabrück, Bf. v. Osnabrück, Baumeister 10, 150, 152 Bentele, Max, Maler 127 Benz, Johann Baptist, Domkapellmeister v. Speyer 169 Berliner Architekten-Verein 188 Bernhardskapelle des Speyerer Domes 55, 136, 142 Bernhard v. Clairvaux, Hl. 65, 72, 80, 118, 124, 136, 138, 141, 142, 150, 184 Bertha v. Savoyen/Turin, Gem. Ks. Heinrichs IV. 96, 98, 144 Bischöfliches Kirchenmusikalisches Institut, Speyer 169 Bischofspfalz, Speyer 55, 59, 60, 109, 178, 181 Böhm, Gottfried, Architekt 171 Bonifatius-Basilika, Kirche, München 116, 117 Branca, Alexander v., Architekt 137, 199
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Personen- und Sachregister Bruchsal, Schloss 59 Bruno v. Saarbrücken, Bf. v. Speyer 13 Burgmann, Nikolaus, Domdekan v. Speyer u. Geschichtsschreiber 140 C Cäcilia v. Rom, Hl., Märtyrerin 136 Canossa, Burg 12, 144 Carl Philipp Theodor, Pfalzgf. u. Kurfürst v. der Pfalz, Kurfürst v. Bayern 60 Caspar, Johann Nepomuk, Maler 127 Chandelle, Matthäus Georg v., Bf. v. Speyer 115, 160, 161, 167 Cherub, Begleiter Gottes 74 Childerich/Hilderich, Bf. v. Speyer 9 Childerich II., fränk. Kg. 9, 183 Chorgestühl des Speyerer Domes 60, 65, 166 Chorwinkeltürme des Speyerer Domes 23, 24, 27, 30, 37, 42, 50, 63, 85, 187, 189, 192, 208 Christophorus, Hl., Märtyrer 164, 178 Cicero, röm. Politiker, Schriftsteller u. Philosoph 164 Civitas Nemetum, röm. Gründung (Speyer) 8, 9 Clemens II., Papst 158 Clemens XIV., Papst 166 Cleophas, bibl. 145 Cluniazensische Reform, monastische Reformbewegung 10 Codex Argenteus, Evangeliar 112 Colmar, Joseph Ludwig, Bf. v. Mainz 65, 167 Cornelius, Peter v., Maler 116 Cramer, Johannes, Architekt 42, 45, 51, 54, 190, 198 Croissant, Malerfamilie 154 D Dachtraufe des Speyerer Domes 30, 36, 42, 44, 54 Dagobert I., fränk. Kg. 79 Damian Hugo v. Schönborn, Fürstbf. v. Speyer 59, 65, 100 David, bibl. 139 Dehio, Georg Gottfried Julius, Kunsthistoriker 70 Dendrochronologie, Datierungsmethode (Baumringe) 33, 53 Dietrich, Anton, Bildhauer 79 Dilitz, Maria, Mutter des Malers Joseph Anton Schwarzmann 125 Dombauverein Köln 66, 67 Dombauverein Speyer 66, 67, 68, 69, 70 Domchor v. Speyer 167, 168, 169 Domgarten des Speyerer Domes 19, 37, 60, 90, 112, 208 Dom I. Siehe Bau I des Speyerer Domes Domschule, Speyer 9, 164, 165, 166, 167, 182
Domweihe (1061) des Speyerer Domes 9, 18, 30, 37, 38, 144, 181, 183, 184, 187 Dom zu Bamberg, Kirche 19, 99, 130 Dom zu Köln, Kirche 115 Dom zu Lüttich (St. Lambert), Kirche 96 Dom zu Magdeburg, Kirche 19 Dom zu Mainz, Kirche 19, 61, 62, 177, 182, 187 Dom zu Regensburg, Kirche 117 Dom zu Speyer, Kirche 8, 9, 10, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 29, 30, 31, 37, 42, 44, 53, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 65, 66, 67, 68, 70, 72, 77, 79, 82, 83, 84, 85, 87, 91, 92, 94, 95, 96, 98, 99, 100, 101, 107, 109, 112, 113, 115, 116, 117, 118, 120, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 134, 136, 142, 143, 144, 147, 148, 150, 152, 154, 155, 156, 158, 160, 161, 164, 165, 167, 168, 169, 171, 172, 177, 178, 179, 181, 182, 183, 184, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 193, 194, 195, 197, 199, 201, 208 Dom zu Utrecht, Kirche 94 Dom zu Worms, Kirche 19, 53, 69, 177, 187 Droste, Johannes Bernhard v., Domherr zu Speyer u. Münster 138 E Eberbach, Kloster 139 Elisabeth v. Thüringen, Hl. 119, 141 Emanuel, Isidor Markus, Bf. v. Speyer 162 Emanuel, Karl Heinrich, Bildhauer 136, 156 Engesser, Lukas, Architekt 68 Esterer, Rudolf, Architekt 51, 137, 148, 193 Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer 191, 198 Eva, bibl. 134 Exkommunikation, Ausschluss aus der christl. Glaubensgemeinschaft 11, 12, 13, 53, 96, 111, 154 F Faller, Max, Bildhauer 140, 150 Fay, Hanns, Maler 154 Fay, Hans Bruno, Bildhauer 154, 155 Fay, Marlys, Bildhauerin 154 Ferdinand, Speyerer Brezelverkäufer 76 Fernkorn, Anton, Bildhauer 79 Finsterlohe, Wipertus v., Domherr zu Speyer 146 Franken 8, 10 Franz Georg v. Schönborn, Kurfürst v. Trier, Domdekan v. Speyer 59, 61, 65 Franz Joseph I., Ks. v. Österreich, Kg. v. Ungarn, Kg. v. Böhmen 70, 79 Französische Revolution 14, 16 Friderica Wilhelmina Carolina, Glocke des Speyerer Domes 160, 162 Frieden v. Rijswijk (1697) 57
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Anhang Friederike Wilhelmine Karoline, Kgn., Gem. Kg. Maximilians I. Joseph v. Bayern 160 Friedrich I. Barbarossa, röm.-dt. Kg., Ks. 99, 100, 144, 150 Friedrich Wilhelm IV., Kg. v. Preußen 115 G Gabriel, Erzengel, bibl. 76 Galerie des Speyerer Domes 40, 43, 50, 51, 54, 63, 64, 70, 74 Gall, Ernst, Kunsthistoriker u. Denkmalpfleger 189 Gärtner, Friedrich v., Architekt 116, 119 Gasser, Josef, Bildhauer 74, 79, 184 Gatternicht, Adam, Lithograph u. Verleger 68 Gebhard II. v. Urach, Bf. v. Speyer 96 Geier, Franz Xaver, Architekt u. Stadtbaumeister 187 Geishorn, Nikolaus, nicht adliger Kleriker am Dom 139 Geissel, Johannes v., Bf. v. Speyer 168, 187 Gerhard v. Ehrenberg, Bf. v. Speyer 136 Germanen 8 Gisela v. Schwaben, Ksn., Gem. Ks. Konrads II. 12, 20, 31, 79, 94, 98, 144 Glocken des Speyerer Domes 160, 161, 162 Goar, Hl. 140 Goars-Kapelle des Speyerer Domes 140 Goldenes Evangelienbuch, Evangeliar, hergestellt in Kloster Echternach 31, 144 Görz, Richard, Architekt 187 Gotik 34, 55, 59, 82, 110, 112, 146 Grablege des Speyerer Domes 13, 14, 29, 53, 72, 91, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 104, 109, 111, 130, 141, 143, 144, 177, 178, 192 Gregor VII., Papst 10, 11, 12, 187 Guardini, Romano, Theologe u. Philosoph 169 Guido v. Pomposa, Hl. 141 Gundekar II. v. Eichstätt, Bf. v. Speyer 183 Gunhild v. Dänemark, Gem. Ks. Heinrichs III. 94 Günther, Joachim, Bildhauer 65, 142 Gysenberg, Johannes Heinrich v., Domdekan u. Domkustos v. Speyer 138 H Haas, Walter, Denkmalpfleger u. Bauforscher 190 Habsburger 144 Hafner, Leopold, Bildhauer 141, 142 Hagioskop, Mauerdurchbruch in einem Kirchengebäude 112 Hammer, Georg, Domkapellmeister v. Speyer 169 Hasenjäger, Siegfried, Bauingenieur 193 Hauptportal des Speyerer Domes 65, 75, 79, 134, 147, 148, 177 Haydn, Joseph, Komponist 167
Heiligenberg, Kloster (Heidelberg) 23, 154 Heiliges Römisches Reich. Siehe Sacrum Imperium Romanum, röm.-dt. Herrschaftsbereich Heinrich Hartard v. Rollingen, Fürstbf. v. Speyer 57, 134 Heinrich II., röm.-dt. Kg., Ks. 12, 19, 138 Heinrich III., röm.-dt. Kg., Ks. 13, 31, 79, 94, 95, 96, 97, 98, 144, 158, 182, 183 Heinrich IV., röm.-dt. Kg., Ks. 9, 10, 11, 12, 13, 20, 37, 38, 39, 47, 53, 90, 96, 97, 98, 110, 111, 112, 144, 154, 156, 187, 189 Heinrich V., röm.-dt. Kg., Ks. 9, 13, 14, 54, 96, 97, 98, 100, 104, 111, 144 Heinrich VII., röm.-dt. Kg., Ks. 99 Heinrich-Kunigunden-Kapelle des Speyerer Domes 55 Hellweger, Franz, Maler 127 Herbst, Franz Joseph, Architekt 68 Hermann der Lahme. Siehe Hermann Contractus, Gelehrter Hermann, Franz Anton, Schreiner 60 Herwegen, Ildefons, Abt v. Maria Laach, Liturgiker u. Historiker 169 Hess, Heinrich Maria v., Maler 115, 116, 117, 125, 128 Heuss, Theodor, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland 100 Hildebrand, Mönch. Siehe Gregor VII., Papst Hildegard v. Bingen, Hl. 150 Hillebrand, Elmar, Bildhauer 112, 140 Historisches Museum der Pfalz, Speyer 31, 98, 101, 104, 110, 143, 190 Hohenstaufen/Staufer 98, 180 Homer, griech. Autor u. Dichter 164 Höpfel, Simon, Bildhauer 184 Hopfgarten, Emil Alexander, Bildhauer 74 Hübsch, Heinrich, Architekt 37, 60, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 192, 197 Hupp, Otto, Maler u. Grafiker 139, 141 Hutten, Franz Christoph v., Fürstbf. v. Speyer, Kard. 61 Hypokaustenheizung, röm. Warmluftheizung 8 I Investitur, Amtseinsetzung 10, 11, 12 Investiturstreit 10 J Jesuitenkolleg, Speyer 166 Jesus Christus, bibl. 12, 72, 76, 79, 115, 118, 119, 127, 130, 134, 136, 138, 140, 141, 145, 149, 158, 164, 180, 181, 182 Johannes, Apostel, bibl. 141 Johannes der Täufer, bibl. 72, 80, 138
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Personen- und Sachregister Johannes, Evangelist 123, 138, 182, 183 Johannes Nepomuk, Hl., Märtyrer 138 Johannes Paul II., Papst 142 Josef v. Arimathäa, bibl. 145 Joseph, bibl. 160 Judas, Apostel, bibl. 183 Judith v. Ungarn, Tochter Ks. Heinrichs III. 156 Jünger, Hermann, Gold- u. Silberschmied 137 K Kamba, Königshof 19 Kantorei des Speyerer Domes 165, 166, 167 Karl der Große, fränk. Kg., Ks. 19, 79, 164, 182, 183 Karl-Frosch-Orgel des Speyerer Domes 168, 172 Karl VI., Erzhz. v. Österreich, röm.-dt. Ks. 100 Karl Wolfgang Heinrich v. Rollingen, Stiftsherr zu Mainz, Speyer, Bleidenstadt u. Allerheiligen 134 Karolinger 9 Karst, Johannes, Glöckner v. Speyer 179 Kastell, röm., Speyer 8 Katharinen-Kapelle des Speyerer Domes 30, 66, 71, 101, 106, 107, 108, 109, 181, 194 Kathedrale v. Speyer. Siehe Dom zu Speyer, Kirche Kautzsch, Rudolf, Kunsthistoriker 189 Kirchenmusik 164, 166, 169, 170 Klassizismus 130 Kleines Paradies, Eingangshalle zum östl. Seitenportal und zur St.-Afra-Kapelle des Speyerer Domes 55, 109, 110, 111, 178, 181 Klenze, Leo v., Architekt 79, 116 Klimm, Franz, Geistlicher Rat 180, 181, 189 Koch, Johann Carl, Maler 127 Königschor des Speyerer Domes 14, 48, 56, 65, 66, 72, 77, 93, 97, 99, 100, 101, 102, 170, 172, 179, 192, 199 Konrad II., röm.-dt. Kg., Ks. 9, 12, 13, 19, 20, 21, 29, 79, 94, 98, 137, 144, 154, 182, 183, 186, 187 Konrad III., röm.-dt. Kg. 124, 184 Kreuzgang des Speyerer Domes 55, 66, 107, 108, 140, 146, 178 Krypta des Speyerer Domes 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 32, 37, 39, 40, 42, 47, 58, 60, 84, 85, 86, 87, 89, 90, 91, 93, 94, 95, 97, 101, 102, 104, 110, 137, 143, 146, 150, 180, 181, 182, 183, 186, 187, 188, 189, 190, 192, 194, 195 Kubach, Hans Erich, Kunsthistoriker u. Denkmalpfleger 189, 190, 195 Kugler, Franz, Kunsthistoriker 187 Kunigunde, Ksn., Gem. Ks. Heinrichs II. 19
L Langhaus des Speyerer Domes 16, 21, 23, 29, 32, 33, 35, 42, 47, 48, 54, 57, 58, 61, 62, 63, 64, 70, 84, 85, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 117, 118, 120, 125, 128, 134, 166, 167, 170, 178, 179, 181, 186, 187, 189, 192, 193, 194, 195, 197 Laurentius v. Rom, Hl., Märtyrer 139, 141 Leyden, Niclas/Nikolaus/Niclaes Gerhaert v., Bildhauer u. Architekt 140 Liebfrauenglocke, Speyer 160, 161 Limburg an der Haardt, Stammsitz v. Ks. Konrad II. 19, 20 Limburg, Kloster (Bad Dürkheim) 23, 94 Limes, Grenzwall 8 Linck, Peter Anton, Bildhauer 65, 184 Lindemann, Johann Peter, Glockengießer 161 Liturgie 164, 165, 166, 168, 169, 179, 180, 199 Loire, Gabriel, (Glas-)Maler 138, 194 Lorsch, Kloster 154 Ludovicus Carolus, Glocke des Speyerer Domes 160, 162 Ludwig I. v. Bayern, Kg. v. Bayern 66, 67, 68, 69, 79, 113, 115, 116, 117, 118, 120, 125, 126, 128, 129, 130, 167, 184 Ludwig Karl v. Bayern, Erbprinz 160 Ludwig XIV., frz. Kg. 56, 100 Luther, Martin, Reformator 147, 165, 166 M Mader, Georg, Maler 127 Manl, Johann Martin, Bf. v. Speyer 167 Maria, Hl. 13, 19, 64, 65, 115, 118, 119, 120, 122, 123, 124, 126, 127, 130, 136, 138, 140, 142, 150, 160, 183, 184 Maria Laach, Kloster 169 Maria Magdalena, bibl. 145 Marienburg, fürstbischöfliche Residenz (Kirrweiler) 58 Marien-Kapelle des Speyerer Domes 55, 110 Martin V., Papst 147 Martin v. Tours, Hl. 161 Mathilde v. England, Ksn., Gem. Ks. Heinrichs V. 97 Mathilde v. Tuszien, Markgfn. 12 Matthaeus de Chandelle, Glocke des Speyerer Domes 160, 162 Maximilian II. Joseph v. Bayern, Kg. v. Bayern 68, 79, 116, 125, 128, 129 Maximilian I., röm.-dt. Kg., Ks. 56 Maximilian (Max) I. Joseph v. Bayern, Kg. v. Bayern 66, 115, 160, 161, 181 Maximilianus Josephus, Glocke des Speyerer Domes 160, 162 Mayr, Andreas, Maler 127 Mayr, Joseph, Maler 127
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Anhang Merowinger 9 Meyer-Schwartau, Wilhelm, Architekt u. Regierungsbaumeister 188, 189 Michael, Erzengel, bibl. 21, 72, 76, 138 Mikwe, Speyer 83 Möhring, Vinzenz, Bildhauer 136 Mose, bibl. 139 Mösl, Joseph, Maler 126, 127 Münsterschwarzach, Kloster 141 Munz, Lioba, Goldschmiedin 141 N Napoleon I. Bonaparte, Ks. der Franzosen 65 Nardini, Paul Josef, Sel. 142 Nazarener 113, 116, 117, 126, 130, 132, 191, 193 Nemetae. Siehe Civitas Nemetum, röm. Gründung (Speyer) Nemeter 8 Neumann, Balthasar, Baumeister 59, 63 Neumann, Ignaz Michael, Baumeister 16, 61, 62, 63, 64, 67, 69, 93, 115, 142, 161, 167, 186, 192 Neuromanik 16, 50, 51, 60, 70, 107, 115, 134 Nikodemus, bibl. 145 Nikolaus I. v. Wiesbaden, Fürstbf. v. Speyer 160 Nikolaus v. Weis, Bf. v. Speyer 66, 68, 72, 75, 115, 117, 120, 128, 129, 131 Noviomagus. Siehe Civitas Nemetum, röm. Gründung (Speyer) Nuding, Karl, Bildhauer 152 O Obergaden des Speyerer Domes 36, 54, 58, 63, 64 Ohnmacht, Landolin, Bildhauer 77 Ordericus Vitalis, Chronist 9 Orgel des Speyerer Domes 56, 65, 167, 168, 170, 171, 172, 178, 194, 199 Orsbeck, Johann Hugo v., Ebf. v. Trier, Bf. v. Speyer 58, 142 Orth, Eduard, Kultusminister v. Rheinland-Pfalz 190 Osttürme des Speyerer Domes. Siehe Chorwinkeltürme des Speyerer Domes Ottheinrich v. der Pfalz, Pfalzgf., Kurfürst 166 Otto I. der Große, ostfränk. Kg., Ks. 12, 19, 79 Otto II., röm.-dt. Kg., Ks. 182 Otto III., röm.-dt. Kg., Ks. 177 Ottonen 10, 12, 19 Otto v. Bamberg, Bf. v. Bamberg 10, 150, 156 P Paul-Sattel-Orgel des Speyerer Domes 172 Paulus, Apostel, bibl. 141 Pauluskapelle des Speyerer Domes 55 Petrus, Apostel, bibl. 11, 12, 141, 144, 183
Pfälzischer Erbfolgekrieg 59, 172 Philipp-Christian-Schmidt-Orgel des Speyerer Domes 167, 172 Philipp II. v. Flersheim, Fürstbf. v. Speyer 138 Philipp v. Schwaben, röm.-dt. Kg. 99, 100, 144 Photogrammetrie (Bildmessung) 44, 200, 201, 208, 209 Piccolruaz, Filip, Bildhauer 146 Pigage, Nicolas de, Baumeister 59 Pilz, Vincenz, Bildhauer 79 Pirminius, Hl. 141 Pius XII., Papst 148 Pius XI., Papst 136, 148, 184 Prospektion, Untersuchung archäologischer Stätten im Boden 19 Ptolemaios, griech. Mathematiker u. Philosoph 8 Q Quack, Erhard, Domkapellmeister v. Speyer, Komponist 169 Quast, Ferdinand v., preußischer Staatskonservator 187 Querhaus des Speyerer Domes 21, 23, 24, 32, 36, 42, 43, 45, 51, 57, 58, 70, 86, 90, 92, 108, 109, 111, 118, 128, 134, 156, 172, 186, 187, 189, 190, 193, 194, 198 R Raban v. Helmstatt, Fürstbf. v. Speyer 147 Rahner, Karl, Theologe 169 Reformation 147, 165, 166 Reginbald II. v. Dillingen, Bf. v. Speyer 32, 95, 154, 180 Reither, Konrad, Bf. v. Speyer 76, 117, 120, 129 Remling, Franz Xaver, Domkapitular 187 Renaissance 138 Renn, Gottfried, Bildhauer 74, 75, 80, 134 Restaurierung 31, 40, 50, 54, 70, 71, 102, 109, 111, 132, 148, 172, 184, 189, 190, 191, 193, 194, 195, 197, 198, 208 Reysmann, Theodor, Humanist u. Dichter 147 Ringwald, Klaus, Bildhauer 140 Romanik 9, 10, 14, 22, 30, 38, 42, 47, 49, 50, 51, 54, 55, 57, 61, 62, 63, 64, 65, 67, 68, 70, 71, 82, 93, 95, 107, 111, 112, 116, 131, 132, 134, 138, 139, 143, 146, 147, 156, 186, 188, 190, 193, 195, 197, 198, 199 Rosenthal, Kloster (Göllheim) 99 Roth, Burghildis, Bildhauerin 138 Röttger, Bernhard Hermann, Kunsthistoriker u. Denkmalpfleger 95, 189 Rottmanner, Eduard, Domkapellmeister v. Speyer 168, 169 Rudolf I. v. Habsburg, röm.-dt. Kg. 66, 77, 79, 99, 100, 104, 143, 144, 190
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Personen- und Sachregister Ruprecht v. der Pfalz, röm.-dt. Kg. 79 Rüth, Georg, Bauingenieur 192, 193 S Sacrum Imperium Romanum, röm.-dt. Herrschaftsbereich 12 Sakristei des Speyerer Domes 55, 60, 109, 181 Salier 9, 10, 12, 13, 14, 19, 21, 85, 95, 96, 98, 99, 101, 102, 144, 148, 150, 182, 183, 189 Salome, bibl. 145 Samson, bibl. 138 Sanierung 44, 58, 108, 189, 197, 201 Scherpf, Wolfgang, Orgelbaumeister 172, 194 Schilling, Friedrich Wilhelm, Glockengießer 162 Schirmer, Wulf, Bauforscher u. Architekt 85 Schisma (1054), Spaltung zw. kathol. Kirche (Rom) u. orthodoxer Kirche (Byzanz) 12 Schlacht bei Göllheim (1298) 99, 144 Schlaun, Johann Conrad v., Baumeister 59 Schlotthauer, Joseph, Maler 128 Schmidt, Heinrich v., Architekt 101 Schmitt, Max, Bauingenieur u. Grabungsleiter (Speyerer Dom) 24, 59, 86, 189 Schnaase, Karl, Kunsthistoriker u. Jurist 187 Schneider-Manzell, Toni, Bildhauer 147, 148, 149, 150, 158, 197 Schober, Kaspar, Reichskammergerichtsassessor 139 Schola cantorum, Chor des päpstlichen Hofes 164 Scholl, Johann Baptist der Ältere, Bildhauer u. Maler 77 Schönherr, Anton, Maler 125 Schorn, Wilhelm, Bauingenieur 193 Schraudolph, Claudius der Ältere, Maler u. Lithograph 126, 127 Schraudolph, Claudius der Jüngere, Maler 130 Schraudolph, Ignaz, Tischler, Vater des Malers Johann Baptist Schraudolph 117 Schraudolph, Johann Baptist, Maler 16, 66, 69, 79, 109, 110, 113, 114, 115, 117, 118, 122, 126, 127, 128, 129, 130, 132, 134, 142, 148, 186, 190, 191, 194, 198 Schreiner, Werner, Bildhauer 140 Schultz, Otto, Restaurator 132, 194 Schwanthaler, Ludwig, Bildhauer 77 Schwarzmann, Anton, Vater des Malers Joseph Anton Schwarzmann 125 Schwarzmann, Joseph Anton, Maler 16, 66, 109, 113, 118, 122, 124, 125, 127, 129, 132, 186, 191, 193 Schweycker, Georg, Weihbf. v. Speyer 146 Sebastian, Hl. 141 Sebastiani, Johann Christoph, Baumeister 58 Seidl, Gabriel v., Architekt 101 Seitenportale des Speyerer Domes 92, 148
Septem artes liberales 164 Seyfer, Leonhard, Bildhauer 146 Sieben freie Künste. Siehe Septem artes liberales Siegfried III. v. Venningen, Fürstbf. v. Speyer 140 Sigibodo I. v. Speyer, Bf. v. Speyer 94 Simon, Apostel, bibl. 183 Simonie, (Ver-)Kauf v. Kirchenämtern 10 Späth, Jakob, Maler 127 Speyerer Musikverein 167, 168 Speyer II. Siehe Bau II des Speyerer Domes Stadtbrand v. Speyer (1689) 13, 55, 110, 161, 166, 167, 172, 184, 186, 187, 190, 192 St.-Afra-Kapelle des Speyerer Domes 53, 55, 93, 109, 110, 111, 112, 134, 139, 140, 154, 171, 197 Stahl, Johann Leonhard, Architekt 49, 59, 60, 61, 62, 161, 186, 187, 190, 192, 193, 197 Stein, Edith, Hl. 140, 142 Steinmeyer-Orgel des Speyerer Domes 172 St.-Emmeram-und-St.-Martin-Kapelle des Speyerer Domes 93, 106, 108, 178, 194 Stephanskirche, Speyer 19, 183 Stephanus, Hl., Märtyrer 19, 72, 80, 118, 124, 141, 142, 158, 183 Stephanus I., Papst 65, 118, 124, 141, 142, 158 St. Gallen, Kloster 154, 156, 165 St.-Guido-Stift, Speyer 20 St. Johannis, alter Mainzer Dom 19 St. Ludwig, Kirche, München 116 St. Magdalena, Kloster, Speyer 115, 142, 167, 168, 184 St. Maria und St. Stephan. Siehe Dom zu Speyer, Kirche Straßburger Münster, Kirche 19 St. Simeon u. Judas, Stift, Goslar 96 Stuchs, Friedrich, Orgelbauer 171, 178 Stuhlbrüder, Gebetsgemeinschaft in Speyer 14, 56, 65, 172, 178, 181, 190 Stuhlschwestern. Siehe Stuhlbrüder, Gebetsgemeinschaft in Speyer St. Ulrich u. Afra, Kirche, Augsburg 154, 155 Süssmayr, Alois, Maler 127 T Teresia Benedicta a Cruce. Siehe Stein, Edith, Hl. Thoman, Johann Valentin, Architekt 59, 62 U Ulfilas, Bf. v. Terwingen 112 UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization), Sonderorganisation der Vereinten Nationen 14, 16 V Valkenhauer, Hans, Steinbildhauer 56 Venningen, Nikolaus v., Domherr zu Speyer 140
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Anhang Verschaffelt, Peter Anton v., Bildhauer 60, 61, 166 Vierungsturm des Speyerer Domes 33, 49, 50, 56, 58, 59, 60, 123, 128, 187, 189, 190, 192, 197 Vincentius, Hl. 141 Vorhalle des Speyerer Domes 27, 35, 53, 59, 62, 64, 69, 70, 76, 77, 79, 80, 93, 109, 110, 111, 115, 132, 134, 148, 160, 161, 177 W Waldt, Lothar Friedrich Mohr v., Domkapitular u. Domkantor v. Speyer 136 Walter v. Speyer, Bf. v. Speyer 9, 20, 95, 164, 165 Weckbecker, August, Bildhauer 136, 184 Weißenbach, Rosalie, Mutter des Malers Johann Baptist Schraudolph 117 Westbau des Speyerer Domes 36, 37, 42, 54, 55, 59, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 68, 70, 71, 72, 85, 90, 92, 93, 142, 161, 172, 179, 186, 188 Westbau I des Speyerer Domes 36 Westtürme des Speyerer Domes 62, 69, 70 Wettingen, Kloster 99 Wex, Karl, Bildhauer 134, 136 Wiebeking, Carl Friedrich v., Architekt 186, 187 Wiener Kongress (1814/1815) 115
Wies, Wallfahrtskirche 14 Wilhelm (I.) Georg August Heinrich Belgicus zu Nassau, Hz. v. Nassau 70, 77 Wilhelm Molitor, Domkapitular v. Speyer, Schriftsteller 120 Wimpfeling, Jakob, Humanist u. Schriftsteller 161, 178, 181 Wipertus, Hl., Abt des Benediktinerklosters Fritzlar 146 Władysław I. v. Gnesen, Hz. v. Polen 156 Wrede, Eugen Franz, Fürst v. Wrede, pfälz. Regierungspräsident 115 Wurm, Franz Joseph, Maler 127 Würzburger Residenz, Barockschloss 14 Z Zahm, Viktor, Domvikar u. Direktor des Domkirchengesangs 168 Ziebland, Georg Friedrich, Architekt 116 Zweiter Weltkrieg 101, 132, 184 Zweites Konzil v. Nicäa (787) 177 Zweites Vatikanisches Konzil (1963) 164, 169 Zwerggalerie des Speyerer Domes 38, 42, 44, 47, 49, 54, 62, 64, 72, 107, 156, 198 Zwiesel, Johann David, Organist u. Kantor v. Speyer 167
Abbildungsnachweis Albertina, Wien (Graphische Sammlung, Inv. Nr. 3525): Abb. 36. – ArchimediX GbR, Ober-Ramstadt, f. d. Hist. Museum, Speyer: Abb. 2, 12, 40, 83, 84, 112. – Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München (Plan SLG 10371), z. Zt. Landesarchiv Speyer, W 2 Nr. 21: Abb. 58. – Bistumsarchiv Speyer (AB Sp): Abb. 43, 44, 61, 64, 71, 79, 88. – Renate J. Deckers-Matzko, Heidelberg: Abb. *18, 41 (bearb. Susan Bauer, Mannheim), *99, 103 – 107. – Domkapitel Speyer: Abb. 49 (8039/GDKELandesmuseum Mainz, Ursula Rudischer), sowie alle mit * gekennzeichneten Aufnahmen. – H. Fenner, Berlin: Abb. 60 (entn. Kubach/Haas, Tf. 2), 63 (Tf. 53b). – Wolfgang Fischer, Ingenieurbüro für Photogrammetrie und Vermessung, Müllheim: Abb. 119 – 123. – Willi Fix, Speyer: Abb. 34. – Alfons Gebhart, Jockgrim: Abb. 81, 82. – Historisches Museum der Pfalz, Speyer: Abb. 42, 45, 46, 70. – Rainer Hussendörfer, Stuttgart: Abb. 11 (entn. Kubach/Haas, Tf. 104). – Franz J. Klimm, Speyer: Abb. 74. – Landesbank Rheinland-Pfalz LRP (Jürgen Pitzer)/Norbert Guthier: Abb. 89. – Klaus Landry, Dudenhofen: Abb. *4, *6, *9, *10, *13, *15,
*17, 20, *24, 25 – 28, *30, *31, *33, *38, *39, 47, *52, *59, *67 – 69, *72, *75 – 78, *80, 86, *93, *96, *98, *110, *115 u. S. 81 u. S. 133. – Norbert Latocha, Obertshausen: Abb. 3, 7, 8, 32, 73, 109, 111 u. S. 2/3 u. S. 163. – Andreas Lechtape, Münster: Abb. 29, 113. – Karl-Markus Ritter, Speyer: Abb. 1 (Graphische Realisierung: Silke Däschler, Harthausen), *5, 16, 21 (Däschler), 23, 48 (Graphische Realisierung: Thorsten Wolff, Peregrinus GmbH, Speyer), 50, 56 (Wolff), 85 (Wolff), 87 (Fotomontage: Peter Haag-Kirchner, Hist. Museum), 91 (Däschler), *92, 94 u. 95 (Däschler), 97 (Däschler), 100 (Däschler), 101 u. 102 (entn. K.-M. Ritter (Hrsg.): Das Hauptportal am Kaiserdom zu Speyer. Regensburg 2001). – Hans Stoltz, Speyer: Abb. 35, 57, 62, 65, 66, 108, 114, 116 – 118 u. S. 185. – Klaus Venus, Römerberg: Abb. 22, *51, *53 – 55, *90 u. S. 17. – Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln (Z 02657)/Rheinisches Bildarchiv Köln, Sabrina Walz (rba_c014823): Abb. 37. – Dethard von Winterfeld, Mainz: Abb. 14 (entn. Kubach/Haas, Fig. 81), 19 (Tf. 18).
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KARL-MARKUS-RIT TER
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Machen Sie den Dombesuch zum Erlebnis – dieser reich illustrierte Führer ist Ihr idealer Begleiter!
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