Denkwürdigkeiten Charakterzüge und Anekdoten aus dem Leben der vorzüglichsten deutschen Dichter und Prosaisten: Band 2 [Reprint 2021 ed.] 9783112433324, 9783112433317


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German Pages 388 [395] Year 1813

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Denkwürdigkeiten Charakterzüge und Anekdoten aus dem Leben der vorzüglichsten deutschen Dichter und Prosaisten: Band 2 [Reprint 2021 ed.]
 9783112433324, 9783112433317

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Denkwürdigkeiten

Charakterzüge und Anekdoten aus dem Leben

der vorzüglichsten deutschen

Dichter und Prosaisten. -------------

Illi I

■■

III



Herausgegebe« von

Karl Heinrich JördenS Rektor des Lycet der Köuigl. S«chs. SechSstsdt L a « b a n.

Zweiter Band.

Leipzig 1812. Bet Paul Gotthelf Kummer.

Sr. Wohlgeboren dem

Herrn

Kommerzienrath

Carl Christian Lachmann in

Greiffenberg

hochachtungsvoll

gewidmet.

Verzeichniß der in diesem Bande enthaltenen Artikel.

19. tessmg, Ghold Ephraim

S.

3-43

Gotthold Ephraim Lessiugs Leben rc. herauögeden von Ä. G. Lessing. Erster, zwei­ ter uLOetl. Berlin 1793. >795. 8. — Gott­ hold Ephraim Lessings Briefwechsel mit seinem Bruder Karl Gotthelf Lessings Berlin 1794. 8. — Gorthvld Epdrarm Lessings Briefwechsel mir K. W. Ram­ ler , 3» 3- Eschenburq und Frdr. Nicolai» Berlin 1794. 8. — Berlrnitche Monats­ schrift 1791. Januar S. 35 ; 44- — Neue­ stes Vademekum, eineAnswavl derwizzigsten Anekdoten und sinnreichsten Einfälle, gelammelt von Z. Morgenstern. Berlin 18IL 8.—Handschriftltche Nach­ richten.

20. Mendelssohn, Moses

S. 43 • 64

Leben und Meinungen Moses Mendels­ sohns, nebu dem Geiste reiner Schriften tti einem kurzen Abrisse dargesteur. Ham­ burg 1787.8. (von dem vormaligen Chur­ sachs. Hofrarh Frdr. Wild, von Schütz) — MoseS Mendelssohns kleine philosophi­ sche Schriften (herausaegeben von 3oh. George Muchler). Mit einer Skizze sei­ nes Lebens und Charakters von D» 3enisch. Berlin 1789. 8. — Feddersens Nachrichten von dem Leben und Ende gurqesiunter Menschen, fortgeletzt von Frdr. Will). Wolftarh. Samurl. 6. Halle 1790.8.S. 1285161. — Wolfraths Cha­ rakteristik edle*- und merkwürdiger Men­ schen, nebst einzelnen schonen CharakterZügen.

züaen. Th.i.S.zir.— Ghold Ephraim Lessings Briefwechsel mit K. W. Ramler, I. I. Eschenburg und Frdr. Nicolai. Berlin 1794. 8. — Der neue Anekdotenfreundere, von Karl Mucpler. Zweite-

Hundert. Berlin I811. 8.

96. —

Anekoorenalmanach auf das Jahr 1809. berausgegeben von Karl Mücdler. Ber­ lin 1808. 8. S. 296. — auf das Iahe

1811. S. 403» — Handschriftliche Nach­ richt.

ar. Kant, Jmman.

*

S. 64- T19

Darstellung des Lebens und CharakterImmanuel Kant-von Ludwig ErnstBorowsky. Von Kant selbst genau reviiurt und berichtigt. Königsberg 1804. 8. — Immanuel Kanr geschildert in Briefen an einen freund von Reinhold Bern­ hard Jachmann. Königsberg 1804.8.— I nmanuel Kant in seinen letzten Lebens­ jahren. Ern Beitrag zur Kenntniß seineCharakters und häuslichen Lebens aus dem täglichen Umgänge mit ihm vouE. A. Cd. Wasianski. Königsberg 1804.8.— Anekoorenalmanach auf das Jahr 1808. herausgegeben von Karl Müchler. Ber­ lin I8»7. 8. — auf daS Jahr 1811. — Handschriftliche Nachrichten.

22. Gedike, Frdr.

' S-n--»-;

Nekrolog der Deutschen für das neun­ zehnte Jahrhundert, herausgegebeu von Friedrich Gchlichteqroll(Gothe 1803.8.) Bd. 2. — Friedrich gedike, eine Biogra­ phie von Franz Horn. Nebst einer Aus­ wahl ausGedike's hinterlassenen, größrentheils noch ungedruckten Papieren. Berlin 1808. S. — Karl Müchlers Epi­ gramme , Fabeln und Erzählungen. Ber­ lin 1808.8. — Handschriftliche Nachricht.

23. Schubart, Chrstn. Frdr. Dan.

klagen sich, es fei eine taube Gottheit; es lasse sich vetv ehren und anflehen; man rufe vom Morgen bis an den Mittag: aber da sei keine Stimme noch Antwort. Ich

lege meine Blatter zu den Füßen eines Götzen nieder, der ton Eigensinn hat, eben so harthörig zu seyn. Ich habe gerufen, und er antwortet nicht.

Jetzt verklage ich ihn

vor dem tauben Richter, dem Publikum, das sehr oft gerechte Urtheile fällt, ohne zu Horen. Die Spötter sa/ gen: „Rufe laut! er dichtet, oder hat zu schaffen, oder

ist über Feld, oder schläft vielleicht — daß er erwache l"

s so h n ein, beweist mir die Güte der Vor­ sehung.

Sie wollte für meinen Herrn und mich zugleich

sorgen, und mußte deßhalb ihn reich und mich arm wer­ den lassen.

Ware es umgekehrt, so würde er gewiß sich

in großer Noth befinden, da ich ihn sicher nicht zu dem

Geschäfte brauchen könnte, wozu er jetzt mich braucht." König Friedrich der Zweite von Preußen ließ ihn einst zu sich nach Potsdam kommen.

Da es

eben

Mos. Mendelssohn.

57

eben Sabbath war, wo kein Jude reiten oder fahren darf, so mußte Mendelssohn zu Fuß durch das Thor in

Potsdam eingehen.

Ein Junker, der wohl in seinem

Leben weder Mendelssohns Phädon,

noch die

Briefe über die Empfindungen gelesen

mochte,. fragte ihn auf die Anzeige,

haben

daß er ein Jude,

Nahmens Mendelssoh n fei, und der König ihn ver/ langt habe, unter einigen soldatischen Flüchen, wie er

in aller Welt zu der Ehre komme, zum Könige gerufen

zu «erden. Mendelssohn besann sich nicht lange, sondern gab zur Antwort: „Ich spiele aus der Tasche." i— Ja,

das ist etwas anders,

sagre der Junker,

und

ließ den Taschenspieler Mendelssohn passiren, da er hingegen den Philosophen Mendelssohn vielleicht noch

lange inquirirr, und wohl gar am Ende auf die Wachtstu/ che gesetzt haben würde, da bekanntermaßen mehr Taschen/

spickt1, als Weltwcise, durch die Thore eingehcn.

Ein andermal sah ein junger Offerier, der an einem Thore Berlins die Wache hatte, einen unansehnlichen, verwachsenen Juden aus dem Thore gehen, ohne ihn rock

ler zu kennen.

Er wollte ihn ein wenig aufzichen, und

fragte ihü unter andern, womit er denn handle, er wolle ihm etwas abschachern. Der ungekannte Jude war M e m

delssohn.

Er gab dem Officier zur Antwort: „Wo/

mit ich handle, das kaufen Sie doch nicht." — Nun,

sagte der Officier,

womit handelst du denn? — „Mit

Verstand" erwiederte Mendels sahn.

Mendelssohn wurde einst in Berlin auf der Straße von einem gemeinen Soldaten insultirt.

Sein

Begleiter, ein junger Gelehrter, äußerte darüber seinen Uik

Mof. Mendelssohn.

58 Unwillen.

„Aber, mein Gott! sagte Mendelssohn-

was bleibt denn einem solchen Menschen noch übrig, wenn er nicht einmal einen Juden kuionircn darf!"

Friedrich der Zweite hatte von der Unster6/ lichkeit der Seele —» nicht nach Mendelssohn-

Dieser rügre dieß streng in den

System —> gedichtet.

Lireraturbriefcn, walzte jedoch alle Schuld auf die

leidige Nachahmung des Lukrez, entweder weil er dem königlichen Schutzbriefe; Dans la republique des let-

tres les opinions sont libres (in der Schrift: Jitterature allemande) nicht recht traute,

sich selbst ein Kompliment zu machen.

De la

oder um

Der Genera lfis,

kal hielt e- für seine Pflicht, davon Notiz zu nehmen^ verbot den Debit der Litera tu r bricfe bis nach aus,

gemachter Sache, und stellte den Recensenten wegen seiner Frechheit zur Rede.

Dieser antwortete: „Wer Verse

macht, schiebt Kegel, und wer Kegel schiebt, er sei, wer

er wolle, König oder Bauer, muß es sich gefallen lassen, daß der Kegeliunge ausruft, wie er schiebt." — Diese bescheidene Ansicht der'Poesie und Philosophie gefiel, und

die Sache war abgethan. Friedrich der Zweite, der einmal eine Abnei, gung gegen die Juden gefaßt hatte, und darin durch An, dere bestärkt wurde, strich Mendelssohns Nahmen in

der, von oer Berlinischen Akademie der Wissen, schäften ihm überschickten, Liste der neu zu erwählen,

den Mitglieder.

„0, fiigte Mendelssohn, ich grä,

me mich nicht darüber.

Nur alsdann würde es mich

schmerzen, mit würdigen Mannern in einer solchen Der,

-rüderuug nicht stehen zu dürfen, wenn mich die Akade, mir.

Mof. Mendelssohn.

mie,

und

59

bcr König davon ausgeschlossen hätt

nicht

te."

Wenn in Mendelssohns

Abenduntcrhaltungen

mit seinen Freunden das Gespräch zufällig auf Philosophie

sehe Matti icn, oder andre ernsthafte Gegenstände zu fale len schien, so pflegte er durch irgend eine schickliche Wen/

düng auszubeugen.

So lenkte sich das Gespräch eines

Abends auf die Ontologie, und man that verschiedene

Fragen an ihn.

„Es ist wahr, fiel er ein, cs ist etwas

Vortrcfliches um die Ontologie, vorzüglich wenn sie einem ein gutes Nachtlager verschafft.

Mir hat sie ein/

mal zu einem sehr guten.Nachtlager verholfen, als ich, schon darauf gefaßt war, die Nacht in meinem Wagen

unter freiem Himmel zuzubringen."

Alle waren begierig

zu hören, wie dieses zugegangen, und Mendelssohn

erzählte,

was folget.

„Ich war auf einer Reife im

* Äschen begriffen, und wurde eines Abends genöthigt,

in einem kleinen Dorfe zu übernachten, wo kein ordentt licher Gasthof war.

Das Wetter war sehr unfreundlich.

Als ich erfuhr, daß ein Prediger im Dorfe wohne, schick/

te ich zu diesem, und ließ mich bei ihm als einen Gelchr/

teit aus Berlin melden, der um ein Nachtlager bitte. Der Prkdigcr ließ sich willig finden , mochte aber doch ett

nige Bedenklichkeiten hegen, da er hörte, daß der Gclchr/

te aus Berlin ein Jude sei.

Wie ich auf das Haus

zukam, sahe ich den Prediger, der mich erwartete, einen

sehr ehrwürdigen Greis, vor der Thür stehen.

Ehe mich

aber der alte Mann unter sein Dach nöthigte,

wollte er

erst einige genauere Erkundigung einziehen, und fragte mit ausgcstrccktcm Arm und auf mich gerichteten Zeigefin,

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