Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen: Theoretische Anforderungen und praktische Möglichkeiten der Datenermittlung im Rahmen des investitionspolitischen Entscheidungsprozesses [Reprint 2018 ed.] 9783111656342, 9783111272139


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German Pages 269 [272] Year 1969

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Inhaltsverzeichnis
1. Grundlegung
2. Zentralprobleme der Beschaffung theoretisch erforderlicher Daten
3. Zur Praktikabilität der wichtigsten Rechen- und Planungsverfahren aus der Sicht der Schwierigkeiten der Datenermittlung
4. Organisatorische Gestaltung der Datenermittlung und -gewichtung im Rahmen des Entscheidungsprozesses
5. Zusammenfassung und Gesamtergebnis
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
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Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen: Theoretische Anforderungen und praktische Möglichkeiten der Datenermittlung im Rahmen des investitionspolitischen Entscheidungsprozesses [Reprint 2018 ed.]
 9783111656342, 9783111272139

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Frischmuth • Investitionsentscheidungen

Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen Theoretische Anforderungen und praktische Möglichkeiten der Datenermittlung im Rahmen des investitionspolitischen Entscheidungsprozesses

von

Gunter Frischmuth

Mit 10 Abbildungen und 9 Tabellen

Walter de Gruyter & Co • Berlin 1969 vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Geora Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp.

©

Copyright 1969 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Archiv-Nr.: 1398691. — Satz und Drude: Verlagsdruckerei E. Rieder, Schrobenhausen. — Printed in Germany.

Inhaltsverzeichnis

1. Grundlegung

9

1.1 Einführung 1.11 Problemstellung 1.12 Untersuchungsmethodik

9 9 13

1.2 Untersuchungsgegenstand 1.21 Daten als entscheidungsrelevante Information 1.211 Daten 1.212 Datenermittlung 1.22 Investition als Gegenstand der Entscheidung 1.221 Investition 1.222 Investitionsbereiche 1.223 Investitionsarten 1.23 Entscheidung als Wahlakt und organisierbarer Prozeß 1.231 Entscheidung 1.232 Organisation 1.233 Entsdieidungsprozeß

14 14 14 17 18 18 20 22 27 27 28 30

. . .

1.3 Einordnung des Datenproblems in den Prozeß der Investitionsentscheidung 1.31 Phasen des Entsdieidungsprozesses 1.32 Stellung des Datenproblems in den Phasen des Entscheidungsprozesses 1.321 Phase der Investitionsanregung: Daten als Symptome für Investitionsprobleme 1.322 Phase der Investitionsuntersuchung: Daten als entscheidungsbildende Faktoren 1.323 Phase der Investitionsentscheidung: Daten als aufbereitete Bestandteile der Entscheidungsgrundlage . . . . 1.324 Phase der Investitionsdurchführung und -kontrolle: Daten als Leitgrößen für die Sicherung der Entscheidungsrealisierung

2. Zentralprobleme der Beschaffung theoretisch erforderlicher Daten 2.1 Struktur des Investionskalküls als Bestimmungsgrund der Datenermittlung 2.11 Arten der Investitionsalternativen 2.12 Vollständigkeit der Investitionsalternativen 2.121 Divergierende Zahlungsreihen als Gegenstand des Investitionsvergleichs 2.122 Daten und Prämissen im Vorteilvergleich von Alternativen mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz und unterschiedlicher Nutzungsdauer

31 31 33 33 34 37 38

40 40 40 45 45 47

6

Inhaltsverzeichnis 2.123 Daten und Prämissen im Vorteilvergleidi von Alternativen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit des Kapitalrüdeflusses 2.124 Vergleichbarkeitssicherung von Alternativen durch Supplementinvestitionen und ihre Problematik 2.2 Berücksichtigung theoretischer Erfordernisse der Datenermittlung und Folgerungen aus praktischen Einschränkungen 2.21 Berücksichtigung der Kosten des knappen Kapitals bei der Bestimmung des Kalkulationszinsfußes 2.211 Aufgabe und Beurteilung des Kalkulationszinsfußes . . 2.212 Darstellung und Kritik kapitaltheoretischer Lösungsversuche 2.213 Andere Lösungsversuche und ihre Problematik . . . 2.214 Praktischer Lösungsvorschlag 2.22 Berücksichtigung von Interdependenzen bei der Ermittlung und Zurechnung investitionsobjektbezogener Daten . . . . 2.221 Kennzeichnung investitionsobjektbezogener Daten . . 2.222 Grundsätzliche Erscheinungsformen von Interdependenzen 2.223 Unterschiedliche Grade der Interdependenzen und Zurechnungsmöglichkeiten bei den Investitionsarten . . . 2.224 Folgerungen für die praktische Behandlung des Zurechnungsproblems und die Anwendung von Ersatzlösungen 2.23 Berücksichtigung der Ungewißheit der Erwartungen . . . 2.231 Sicherheitsgrad der Erwartungen 2.232 Lösungsversuche unter Berücksichtigung ungewißheitstheoretischer Grundgedanken 2.233 Folgerungen für die praktische Behandlung des Ungewißheitsproblems 2.24 Berücksichtigung nicht oder schwer quantifizierbarer Faktoren 2.241 Bedeutung und Erscheinungsformen 2.242 Möglichkeiten der Berücksichtigung

126 128 128 130

3. Zur Praktikabilität der wichtigsten Rechen- und Planungsverfahren aus der Sicht der Schwierigkeiten der Datenermittlung • •

133

3.1 Grundsätzliche Kennzeichnung der Verfahren und ihre Einordnung in den Entsdieidungsprozeß 3.2 Datenanforderungen und Anwendungsmöglichkeiten von Verfahren im sukzessiven Entscheidungsprozeß 3.21 Beurteilung der klassischen Investitionsrechnung 3.211 Art und Zusammensetzung der Rechengrößen . . . . 3.212 Anwendung zweckmäßiger Rechenverfahren . . . . 3.22 Beurteilung der Amortisationsrechnung 3.221 Art und Zusammensetzung der Rechengrößen . . . . 3.222 Anwendung und Aussagefähigkeit des Rechenverfahrens 3.23 Beurteilung des MAPI-Systems 3.231 Art und Zusammensetzung der Rechengrößen . . . . 3.232 Anwendung und Aussagefähigkeit des Rechenverfahrens 3.3 Datenanforderungen und Anwendungsmöglichkeiten von Verfahren im simultanen Entscheidungsprozeß 3.31 Beurteilung des „Optimalen Investitionsbudgets" . . . . 3.311 Konzeption des Modelles

53 69 78 78 78 81 91 100 106 106 108 112 117 118 118 121

133 135 135 135 155 161 161 162 165 165 171 173 173 173

Inhal tsverzeidinis 3.312 Kritische Würdigung 3.32 Beurteilung weiterentwickelter Simultanansätze 3.321 Richtungen und Probleme verfeinerter Optimierungsmodelle 3.322 Ergebnisse und ihre Bedeutung

4. Organisatorische Gestaltung der Datenermittlung und -gewiditung im Rahmen des Entscheidungsprozesses 4.1 Erarbeitung und Weiterleitung von informativen Daten in der Phase der Investitionsanregung 4.11 Anzeichen und Informationsquellen des Investitionsbedarfs 4.12 Ausgestaltung von Informationsquellen 4.121 Innerbetriebliche Informationsquellen 4.122 Zwischenbetrieblich-kooperative Informationsquellen . 4.123 Sonstige außerbetriebliche Informationsquellen . . . 4.13 Ausschöpfung von Informationsquellen 4.131 Anregungsstellen und Informationswege 4.132 Anregungsverfahren und Informationsfluß 4.2 Beschaffung und Aufbereitung von Daten in der Phase der Investitionsuntersuchung 4.21 Vorprüfung und organisatorische Klassifizierung von Investitionen 4.22 Festlegung der Träger der Investitionsuntersuchung . . . . 4.23 Organisatorische Regelungen und Hilfsmittel der Ermittlung investitionsobjektbezogener Daten 4.231 Ermittlung des Kapitaleinsatzes 4.232 Ermittlung der Ertragsentwicklung 4.233 Ermittlung der Kostenentwicklung 4.234 Ermittlung der Nutzungsdauer 4.3 Zusammenfassende Gewichtung von Daten und Informationen in der Phase der Investitionsentscheidung 4.31 Gegenüberstellung von aufbereiteten Rechendaten und relevanten nicht quantifizierbaren Faktoren 4.32 Festlegung der Träger der Investitionsentscheidung . . . . 4.33 Organisatorische Überlegungen zur Entschlußfassung . . . 4.4 Berücksichtigung zusätzlicher Daten in der Phase der Investitionsdurchführung und -kontrolle 4.41 Einleitung der Entscheidungsdurchsetzung und Vorkehrungen gegenüber Datenänderungen im Zeitablauf 4.42 Gestaltungsformen der Investitionskontrolle 4.421 Summarische Investitionskontrolle 4.422 Objektbezogene Investitionskontrolle

7 176 182 182 187

190 190 190 192 192 196 199 201 201 203 208 208 212 213 213 215 222 230 235 235 237 239 242 242 245 245 247

5. Zusammenfassung und Gesamtergebnis

252

Literaturverzeichnis

254

Abkürzungsverzeichnis

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Stichwortverzeichnis

266

1. Grundlegung

1.1 Einführung 1.11 Problemstellung

„Wir haben uns eine Wissenschaft zu unserem Arbeitsgebiet gewählt, die nicht bei der Abstraktion, so notwendig sie ist, stehenbleiben kann, sondern immer wieder untersuchen muß, ob ihre Gedankengänge mit dem Verhalten der wirklichen Unternehmungen übereinstimmen" [249, S. 14]. Diese allgemein für jede Realwissenschaft geltende Forderung 1 ist insbesondere auf dem Gebiet der betriebswirtschaftlichen Investitionstheorie berechtigt und gegenwärtig mit Nachdruck zu vertreten. Von einer Berechtigung kann deshalb gesprochen werden, weil der Nutzen investitionstheoretischer Erkenntnisse und Methoden der Betriebswirtschaftslehre bestimmt ist durch ihre Dienlichkeit bei der Lösung von Problemen in der Wirtsdiaftspraxis. Mit Nachdruck ist die vorangestellte Forderung deshalb zu vertreten, weil empirische Untersuchungen über Investitionsentscheidungen in Unternehmungen mehrfach die Notwendigkeit bestätigt haben, die Kluft zwischen dem zu überbrücken, was einerseits theoretisch erarbeitet worden ist, und dem, was andererseits in der Praxis tatsächlich zur Anwendung kommt. Vgl. z. B. [35; 187; 71; 76; 78; 86]. Die zwischen betriebswirtschaftlicher Investitionstheorie und praktischer Investitionsrechnung klaffende Lücke scheint sich während der letzten Jahre sogar verbreitert zu haben [169, S. 57], Fragt man nach den Ursachen dieser offensichtlichen Diskrepanz, so kommt als Hinderungsgrund für die Anwendung der heute verfügbaren, z. T. hochentwickelten mathematischen Planungsverfahren weniger deren rechentechnische Kompliziertheit in Betracht, die im Zuge der Entwicklung technischer Hilfsmittel [37; 150] an Bedeutung verloren hat. Bei fortschreitender Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung sind in dieser Hinsicht vor allem für Groß-, aber auch für Mittel- und Kleinbetriebe [39] in Zukunft noch weniger Schwierigkeiten zu erwarten. Als ursächlich ist 1

Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang „die für den gesamten Bereich der Sozialwissenschaften charakteristischen Probleme der Generalisierung von Beobachtungen. Sie stellen sich in ganz anderer Weise als in der Technik und in den Naturwissenschaften. Daher kommt es in den Wirtschaftswissenschaften zu Modellkonstruktionen, die nur einen Teilaspekt der Wirklichkeit erfassen, mit all der Problematik einer derartigen Vorgangsweise, denn es resultieren daraus Theorien, die nicht falsifizierbar sind" [251, S. 4],

10

Grundlegung

vielmehr die Skepsis der Praktiker gegenüber der Präzision der Investitionsmodelle anzusehen. In einer Zeit, in der sich die Unternehmungen nur zögernd von überholten Faustformeln trennen und allzu langsam wissenschaftlich fundierte Methoden übernehmen, wird diese Skepsis nicht geringer, solange die Weiterentwicklung abstrakter Investitionsmodelle ohne Rücksicht auf die Schwierigkeiten der dazu erforderlichen Datenermittlung vorangetrieben wird. „Wie leicht haben es die mit mathematisch fundierten Rechenmodellen arbeitenden Forscher und Theoretiker, die sich in fast allen Fällen alsbald mit Hilfe eines formalisierten Kalküls in die Vorstellung eines vollständigen Prozesses (überdies durch Abstrahierungen und Weglassungen recht handlich gemacht) zurückziehen können, um von dieser hohen Warte aus Postulate abzuleiten, die der in einer Stelle Operierende, nach Entscheidung Ringende nicht annehmen kann, da schon sein verfügbarer Datenkranz die Ausgangsgrößen für solche Postulate gar nicht aufweist. (Es wirkt sehr ironisch, wenn die Theoretiker dann einwenden, das Informationswesen müsse verändert werden, ohne vorher zu erhärten, ob sie selbst mit einem zutreffenden Kalkül operieren.)" [46, S. 122]. Solange auf dem Gebiet der Datenermittlung keine Fortschritte erzielt werden, muß die Weiterentwicklung abstrakter Investitionsmodelle auch wissenschaftlich als unbefriedigend empfunden werden. Den Modellkonstruktionen kommt dann nämlich lediglich ein formaler Erklärungswert, nicht aber der Wert praktisch anwendbarer Entscheidungshilfen zu. Diese Entwicklung kann nicht als ein Schritt in Richtung auf eine engere pragmatische Orientierung betriebswirtschaftlicher Forschungen an realen Sachverhalten angesehen werden, wenn dabei die Möglichkeit der Ermittlung von Daten sowie deren Schätzungscharakter vernachlässigt und stattdessen — oft zweifelhafte — Prämissen gesetzt werden. In diesem Sinne erscheint es geboten, das Problem der Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen im wesentlichen unter zwei Aspekten zu untersuchen: — einmal unter einem investitionstheoretisch-verfahrenstechnischen Aspekt, um die Datenanforderungen des rein logischen Kalküls herauszuarbeiten und — zum anderen unter einem praktisch-organisatorischen Aspekt, um die Möglichkeiten der Datenermittlung und die Praktikabilität von Rechen- und Planungsverfahren im Rahmen des umfassenden Entscheidungsprozesses zu prüfen und zu verbessern. Den Anlaß, an die Investitionstheorie und die von ihr entwickelten Verfahren anzuknüpfen, sehen wir zunächst in der Notwendigkeit, die Struktur des Investitionskalküls als Bestimmungsgrund für die Art und den Umfang der zu ermittelnden — relevanten — Daten aufzuzeigen. Anlaß gibt aber auch die Befürchtung, daß mit der fortschreitenden Formalisie-

Einführung

11

rung betrieblicher Sachverhalte z. T. eine „mehr oder weniger unbewußte Anpassung ökonomischer Probleme an irgendeinen bestimmten Stand moderner mathematischer Instrumente" [205, S. 307] einhergeht, die in komplizierten Rechenmodellen konstruierte „Idealproblematik" in konkreten Entscheidungssituationen nicht auftritt und unter der Prämisse vollkommener Voraussicht von realen wirtschaftlichen Gegebenheiten weitgehend abstrahiert wird2. Daß sich Investitionsprobleme nicht allein in dem von modernen Investitionstheoretikern so sehr beanspruchten „geistigen Experimentierraum" [146, S. 126] lösen lassen, ist jedem verständlich, der um die Schwierigkeiten weiß, die Datenanforderungen theoretisch fundierter Rechenverfahren und -modelle zu erfüllen. Diese Schwierigkeiten sind es, die uns dann auch veranlassen, auf die Fragen einzugehen, 1. inwieweit die für eine mathematische Behandlung geeigneten Informationen überhaupt beschaffbar sind, 2. ob die wegen ihrer vereinfachenden Voraussetzungen vielfach kritisierten Verfahren der klassischen (dynamischen) Investitionsrechnung den heute verfügbaren — hinsichtlich ihrer Datenanforderungen weit anspruchsvolleren — modernen mathematischen Planungsmodellen in ihrer praktischen Anwendung und Aussagefähigkeit wirklich unterlegen sind und 3. welche Entscheidungshilfen und Modifizierungen von Rechengrößen und -verfahren unter Berücksichtigung der Datenproblematik angemessen erscheinen. Diese Fragen leiten bereits über zu einer Betrachtung unter praktischorganisatorischen Aspekten. Versteht man die Datenermittlung als eine Teilaufgabe des in der Unternehmung arbeitsteilig ablaufenden Entscheidungsprozesses, so zeigt sich auch in dieser Hinsicht eine vielfältige Problematik. Hier liefern allein schon die Verhaltensweisen der an der Entscheidungsbildung beteiligten Personen genügend realwissenschaftlichen Untersuchungsstoff 3 . Da die modernen Simultanansätze der Investitionsmodelle die gleichzeitige Festlegung aller Plangrößen bedingen und demnach eine weitgehende Zentralisierung der Teilentscheidungen voraussetzen, reale Entscheidungsprozesse sich aber in stufenweiser Abstimmung Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang z. B. die Prämisse vollkommener Voraussicht über die Einnahmen- und Ausgabenwirkungen von Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten, die zwar eine optimale Abstimmung von Rentabilität und Liquidität auf rechnerischem W e g e ermöglicht, dafür aber, wie noch zu erläutern ist, von wesentlichen Merkmalen des Liquiditätsproblems abstrahiert. ® „ ü b e r die Bedingungen, die aus den Schichten des Seelischen und Geistigen erwachsen, in die die Betriebswirtschaft hineinragt, wissen wir noch wenig; sie nicht zu vernachlässigen ist der Betriebswirtschaftslehre aufgegeben, wenn sie als eine realwissenschaftliche Disziplin auf Grund theoretischer Einsichten zu verifizierbaren Schlußfolgerungen und zu Erklärungen dessen gelangen will, was sich tatsächlich in der Betriebswirtschaft vollzieht, und wenn sie darüber hinaus im Rahmen der ihr als Wissenschaft gezogenen Grenzen zu einer Fundierung des praktischen Handelns beitragen möchte [79, S. 73 f.]". 2

12

Grundlegung

dezentralisierter Entscheidungsbereiche der Unternehmung verdichten, liegen gerade hierin die bedeutsamsten Hinderungsgründe für die Anwendung komplexer Optimierungsmodelle [157], Kennzeichnend für diese Betrachtungsweise ist insbesondere, daß die Entscheidung nicht mehr als ein einheitlich-rationaler Entschluß des Unternehmers zur Verwirklichung einer theoretisch bestmöglichen Kombination produktiver Faktoren angesehen wird, bei der die Organisation als Quelle eigener Probleme ausgeschaltet ist, sondern als ein von praktisch-organisatorischen Gegebenheiten abhängiger Prozeß der arbeitsteiligen Entscheidungsbildung in der Unternehmung. Die Determinanten dieses Entscheidungsprozesses resultieren nicht allein aus normativ bestimmten Erfordernissen eines gedachten Optimalzustandes bei monistischer Zielsetzung, sondern aus tatsächlichen Entscheidungsaufgaben einer vielschichtigen Zielkonzeption der Unternehmung [79, S. 60 f.; 156, S. 28 ff. u. S. 51 ff. ; 41], auf deren Lösungen die von der organisatorischen Umgebung ausgehenden Beschränkungen zurückwirken und damit wiederum bestimmte Nutzenvorstellungen des Entscheidungsmodelles modifizieren. Dabei ist von grundlegender Bedeutung, daß in jeder Organisation der Mensch als Entscheidungsträger wichtige nicht formalisierbare und nicht mechanisierbare Funktionen ausübt. Eine dieser Funktionen besteht in der Bildung von Erwartungen. Unter Erwartungen versteht man ganz allgemein bestimmte Vorstellungen über zukünftige Verhältnisse (Datenkonstellationen). Naturgemäß verlangt die Ungewißheit der Erwartungen bei Investitionsentscheidungen besondere Beachtung. Die Ungewißheit bringt es mit sich, daß zukünftige Daten nicht exakt, sondern bestenfalls innerhalb einer gewissen „Bandbreite" ermittelt werden können. Das hat neben einer allgemeinen (außerbetrieblichen) Ursache für den in einer Organisation Tätigen auch noch eine besondere (innerbetriebliche) Ursache. Einmal läßt sich die Ungewißheit darauf zurückführen, daß der Planende die Dynamik des Marktes und umweltbedingte Einflüsse auf die Unternehmungsentwicklung nicht oder nicht genau abzuschätzen vermag. Zum anderen liegt die Erklärung der Ungewißheit in der unzureichenden Kenntnis der Verhaltensweisen in der Unternehmung als Organisation, in der die Verteilung von Entscheidungsaufgaben zusätzliche Probleme aufwirft4. Insbesondere erschweren fehlende Übersicht und unvollständige Informationen über betriebliche Zusammenhänge ein gleichgerichtetes Verhalten der einzelnen Entscheidungsträger. In einer Organisation, in der die Entscheidungen anderer zugleich Bedingungen für eigene Entscheidungen darstellen und die Entscheidungen des einzelnen nur innerhalb des von ihm zu überblickenden Aufgabenbereichs gefällt werden können, entsteht bei nicht ausreichendem Informationsstand das 4

Einen Ausnahmefall bildet hier lediglich die Einpersonen-Untemehmung, die wir im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht weiter behandeln wollen.

Einführung

13

Problem der innerorganisatorischen Erwartungsbildung. Soweit die innerbetriebliche Information und Kommunikation in der Unternehmung nicht so gut ausgebildet ist, daß sich diese Erwartungsbildung durch Koordination der Teilentscheidungen weitgehend erübrigt, wird die Datenermittlung im Rahmen des Entscheidungsprozesses auch durch das in diesen Erwartungen liegende Ungewißheitsphänomen erschwert. Weil in der Wirtschaftspraxis die Handlungsnotwendigkeit stets weiter geht als die vollständige Informations- und Erkenntnismöglichkeit außerund innerbetrieblicher Verhältnisse, kann es letztlich bei der Gestaltung realer Entscheidungsprozesse nicht so sehr auf ein theoretisch brilliantes, sondern vielmehr auf ein mit angemessenem Aufwand erreichbares Optimum in praktisch verwertbaren Lösungen ankommen [96, S. 12], In einer solchen Betrachtungsweise gilt es, sowohl die Grenzen der Datenermittlung als auch die Grenzen des nur theoretischen Bemühens der betriebswirtschaftlichen Forschung um praktisch brauchbare Dispositionshilfen überhaupt zu beachten. 1.12 Untersuchungsmethodik

Aus der Problemstellung wird bereits verständlich, daß die Qualität der Investitionsentscheidung sowohl durch theoretisch fundierte Entscheidungsgrundlagen als auch durch sinnvolle organisatorische Regelungen der Entscheidungsbildung selbst bestimmt wird. Beide Problembereiche sind miteinander verbunden und bieten erst aufgrund einer gemeinsamen Ausrichtung auf den Entscheidungsprozeß die Möglichkeit, als solche einheitlich behandelt zu werden. Dieser methodisch wertvolle Anhaltspunkt, der insbesondere aufgrund von Untersuchungen moderner organisationstheoretischer Beiträge als systembildend und fruchtbar im Sinne einer pragmatischen Orientierung des betriebswirtschaftlichen Wissenschaftszieles erkannt worden ist [122, S. 241f. u. S. 256f.; 129, S. 141; 16, S. 49ff. u. S. 142ff. ; 189, S. 681 ff.], dient auch der vorliegenden Arbeit als Ordnungsprinzip. Im eisten Teil dieser Arbeit wird der Untersuchungsgegenstand, Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen, begrifflich und wesensmäßig geklärt und in den Entscheidungsprozeß eingeordnet. Damit stellen wir das Datenproblem in einen Zusammenhang, von dem aus es möglich ist, Daten als integrierende Bestandteile eines umfassenden Entscheidungsprozesses zu ermitteln. Im zweiten Teil konzentrieren wir uns auf die als vordringlich erkannte Frage der Beschaffbarkeit investitionstheoretisch erforderlicher Daten. Dazu ist es zweckmäßig, die Bestimmungsgründe für die Ermittlung problementsprechender Daten aufgrund einer Analyse des rationalen Investitionskalküls zu erarbeiten. Folgerungen für die Datenermittlung ergeben

14

Grundlegung

sich dann im einzelnen aus der Gegenüberstellung theoretischer Erfordernisse und praktischer Notwendigkeiten. Im dritten Teil können wir dann, aufbauend auf den vorangegangenen Überlegungen, aus der Sicht der Schwierigkeiten der Datenermittlung die Praktikabilität der wichtigsten Rechen- und Planungsverfahren beurteilen. Mit der Untersuchung der Art und Zusammensetzung der benötigten Rechengrößen werden nicht nur Datenanforderungen der wichtigsten rechnerischen Entscheidungsgrundlagen analysiert, sondern auch schon Vorschläge für die zweckmäßige Veranschlagung von Rechengrößen sowie vertretbare Vereinfachungen und sinnvolle Modifizierungen diskutiert. Die kritische Würdigimg von Simultanansätzen der modernen Investitionstheorie läßt zwar keinen unmittelbaren Beitrag zur Datenermittlung, wohl aber zur Verbesserung der Transparenz von Datenzusammenhängen erwarten. Im vierten Teil schließlich tragen wir dem zuvor begründeten Erfordernis Rechnung, die Datenermittlung im Rahmen eines sinnvoll geregelten Entscheidungsprozesses zu verbessern. Hier gilt es vor allem, weitere Vorschläge zur zweckmäßigen Behandlung des umfassenden Datenproblems innerhalb der Phasengliederung des Entscheidungsprozesses in organisatorischer Hinsicht zu unterbreiten.

1.2 Untersuchungsgegenstand 1.21 Daten als entscheidungsrelevante Information 1.211 Daten Jede Entscheidung setzt bestimmte Informationen über die Entscheidungssituation voraus. Unter Information verstehen wir ganz allgemein „zweckorientiertes Wissen" [114, S. 14]. Dieses Wissen umfaßt zunächst lediglich eine Sinneswahrnehmung oder Nachricht schlechthin, die für den einzelnen jedoch erst dann zu einer Information wird, wenn sie ihm „etwas bedeutet" [28, S. 96], wenn sie sein Verhalten in irgendeiner Weise beeinflußt 5 . Die für Entscheidungen relevanten Informationen beziehen sich insbesondere auf die möglichen Alternativen, die Gesetzmäßigkeiten, die eine Voraussage ermöglichen, und die Konsequenzen der Alternativen. 5

„Doch nicht alles, was wir mit unseren Sinnesorganen aufnehmen, ist Information. Für den Empfänger haben nur solche Nachrichten einen Informationsgehalt, die im voraus nicht sichere Änderungen der Umwelt bestätigen. Man kann noch einen Schritt weitergehen und nur das als Information erklären, was beim Empfänger zu einer Verhaltensänderung, vor allem gedanklich, führt. Aber audi Sinneseindrücke, die das augenblickliche Verhalten nicht ändern, jedoch auf spätere Handlungen von Einfluß sind, haben Informationswert" [208, S. 3].

Untersuchungsgegenstand

15

Ferner werden Informationen bezüglich des Wertebereichs (oft als „Zielsetzung" bezeichnet) benötigt, um eine Auswahl nach bestimmten Regeln treffen zu können. Eine besondere Erscheinungsform der Information ist das Wissen um Daten. In der Literatur werden die Begriffe Daten und Information z. T. allerdings synonym verwandt [188, S. 164f.]. Ohne kritischen Vorbehalt kann dies jedoch zu terminologischen Schwierigkeiten führen, und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal sind Daten an sich zweckneutral. Erst im Hinblick auf die betriebliche Tätigkeit sind sie zweckorientiert und haben insoweit für Entscheidungen in der Unternehmung einen bestimmten Informationsgehalt. Daten sind für betriebliche Zwecke dann nicht informativ, wenn sie entweder der Unternehmung gar nicht erst bekannt werden oder zwar bekannt, aber im Hinblick auf das zielgerichtete Verhalten der Unternehmung nicht aussagefähig (nicht relevant) sind 6 . Zum anderen erscheint eine Abgrenzung zwischen Daten und Informationen auch deshalb zweckmäßig, weil wir in dieser Arbeit im wesentlichen auf die Untersuchung von Daten im Sinne von quantifizierbaren Größen abstellen wollen. Unabhängig davon ist der Begriff „Datum" überdies nicht ganz sachgemäß, wenn es sich nicht um eine klar fixierbare (z. B. meßbare) Größe handelt, sondern lediglich um Beobachtungen und Eindrücke, die aber als Informationen durchaus für die Meinungsbildung und das Auffinden von Lösungen von Bedeutung sein können [82, S. 93]. Der Begriff der Information umfaßt Wissen sowohl in Form von quantifizierbaren Einflußgrößen der Entscheidung (und deckt sich insoweit mit dem Begriff der relevanten Daten) als auch in Form von nicht quantifizierbaren Bestimmungsgründen der Entscheidung (und geht insoweit über den Begriffsumfang der Daten hinaus). Diese Unterscheidung von Information (Merkmal: Zweckorientiertheit) und Daten (Merkmal: Quantifizierbarkeit) veranschaulicht die folgende Abbildung. Information quantifizierbare Informationen informative Daten

nicht informative Daten

nicht quantifizierbare Informationen

Daten Abb. 1. Unterscheidung von Information und Daten

Nach dieser etwas abstrakten Unterscheidung, die uns notwendig erscheint, um mit beiden Begriffen korrekt arbeiten zu können, ist nun zu klären, was konkret unter Daten als Grundlage für Investitionsentschei4

„Für den einzelnen Organismus, gleichgültig, ob organischer oder anorganischer Struktur, sind jedoch nur diejenigen Informationen von praktischer Bedeutung, die das Erreichen der jeweils gesetzten Ziele fördern oder gefährden" [208, S. 3J.

16

Grundlegung

düngen zu verstehen ist. In Anbetracht ständiger Situationsänderungen im Wirtschaftsleben sind Daten für eine Unternehmung, besonders für eine Großunternehmung mit Marktmacht und Gestaltungskraft nicht schlechthin etwas unveränderlich fest Gegebenes 7 , wie dies nach dem lat. Wort „datum" zu verstehen wäre, sondern Bestimmungsgrößen, deren zukünftige Beschaffenheit und voraussehbare Entwicklung auf die Entscheidung einwirken. Unter Beschaffenheit der Daten ist ihre Eigenschaft zu verstehen, mehr oder weniger sichere Erwartungen widerzuspiegeln und dabei unternehmungspolitisch wichtige Merkmale erkennen zu lassen. Im Hinblick auf das Merkmal „Grad der Beeinflußbarkeit" der Daten z. B. tragen sowohl die Beachtung unternehmungspolitischer Ziele als auch die Erforschung zukünftiger Verhältnisse in der Unternehmung und ihrer Umwelt zur Bereitstellung des relevanten Datenmaterials bei. Dabei gilt es insbesondere, die Wirksamkeit des möglichen Mitteleinsatzes (Maßnahmen) zum Zwecke der Einflußnahme auf bzw. Anpassung an bestimmte Entwicklungen zu berücksichtigen. Grundsätzlich kann sich die einzelne Unternehmimg gegenüber Datenänderungen unternehmungspolitisch aktiv oder passiv verhalten [19, S. 53ff. ; 222, S. 133]. Einmal kann die Unternehmung bestimmte Datenänderungen selbst zur Alternative zielerreichenden Entscheidens erheben, d. h. aktiv ökonomisch relevante Größen zu beeinflussen versuchen, etwa durch Anwendung eigenentwickelter neuer technischer oder wirtschaftlicher Kombinationen von produktiven Faktoren [93]. Dieser Entscheidung liegen Gewinnerwartungen zugrunde, die sich aus der verzögerten Anpassung der Konkurrenz ergeben. Zum anderen kann die Unternehmung passiv auf Datenänderungen reagieren, in dem sie diese als Gegebenheiten berücksichtigt und bestrebt ist, die betriebliche Leistungserstellung bestmöglich den Veränderungen anzupassen. Bei Investitionsentscheidungen der Unternehmung kommen beide Verhaltensweisen in Betracht. Daten können dabei sowohl erfolgbestimmende Größen darstellen, als auch Rahmenbedingungen abgeben, die den Bereich der Entscheidungsmöglichkeiten beschränken. Konkret schlagen sich Daten nieder in zahlenmäßigen Unterlagen, die aus der Fülle der beschafften Informationen ermittelt und, zu rechenbaren Faktoren aufbereitet, der weiteren Durchdringung des Investitionsproblems dienen. Wir haben also Daten in Betracht zu ziehen, die nicht von vornherein als Faktoren einer absolut transparenten Erfolgsentwicklung „gegeben" sind, sondern erst aus der näheren Untersuchung und Einordnung von Investitionsproblemen in die Zielsetzung der Unternehmung sowie aus investitionsobjektbezogenen Datenprognosen resultieren. 7

Der Begriff der Daten wird hier anders gefaßt als in der Volkswirtschaftstheorie, die vielfach unter einzelwirtschaftlichen Daten Tatsachen versteht, die die Unternehmung als gegeben ansieht und danach ihren Wirtschaftsplan ausrichtet. Vgl dazu z. B. [24, S. 127 ff.].

Untersuchungsgegenstand

1.2/2

17

Datenermittiung

Aufgrund der zuletzt angestellten Überlegungen wird bereits die Aufgabe der Datenermittlung verständlich. Im Gegensatz zum Mathematiker, der mit abstrakten Daten (Zahlen) und Funktionen operiert, ist der Betriebswirt gezwungen, Daten in ihrem realen Hintergrund zu sehen. Das betriebswirtschaftliche Problem besteht nicht nur darin, Daten als relevante Einflußgrößen der Entscheidung zu erkennen, sondern auch darin, ihre Bedeutung im Hinblick auf spezifische investitionspolitische Zielsetzungen und Maßnahmen richtig zu beurteilen. Dabei stehen die Tätigkeiten der Datensammlung, -auswahl, -aufbereitung und -beurteilung in einem engen Zusammenhang 8 . Einmal bildet die — umfassende — Datenermittlung die Voraussetzung für exakte Lösungen von Investitionsproblemen und zeigt im einzelnen Beschränkungen auf, innerhalb derer Lösungen zu suchen sind. Zum anderen ist die Datenermittlung auch geeignet, die Beibehaltung bestimmter Zielsetzungen zu überprüfen und ggf. zum Abstecken neuer Ziele zu veranlassen. Da Investitionsentscheidungen stets weitreichende betriebspolitische Probleme aufwerfen, deren Lösung durch Berechnungen allein nicht möglich ist", müssen wir uns ferner mit der Frage beschäftigen, in welchem Maße rechenbare Größen zur Fundierung der Entscheidung heranzuziehen sind. „Kennzeichnend für Entscheidungen betriebspolitischen Charakters ist jedoch, daß bei ihnen immer rechnerisch nicht erfaßbare (weil nicht oder nur schwer erfaßbare) Faktoren eine — oft beträchtliche — Rolle spielen" [229, S. 263]. Insbesondere geht es um nicht quantifizierbare Entscheidungsgründe, welche die Wirtschaftlichkeit oder Rentabilität der Investition nur mittelbar, nur möglicherweise oder überhaupt nicht beeinflussen oder bei denen dies wenigstens nicht rechenbar feststellbar ist. Dennoch haben derartige Informationen für die Datenermittlung eine gewisse Bedeutung, und zwar in doppelter Hinsicht: Im Rahmen der Entscheidungsvorbereitung kommt zwar, wie später im einzelnen zu erläutern ist, weniger der Versuch in Betracht, Imponderabilien letztlich doch irgendwie zu quantifizieren, wohl aber vielmehr das Bemühen, 1. zunächst nicht quantifizierbar schei8

„Es geht bei Lebensersdieinungen um ein begrenztes und begrenzbares Wahrnehmungsfeld, das zu einem spezifischen Wissensmaterial führt. Nicht die möglichst weit ausgedehnte Speicherung von Daten und die Handhabung einer bestimmten Verknüpfungsform der gespeicherten Daten kennzeichnet dieses Wissensmaterial, sondern die selektive Auslese und seine kombinatorische Verarbeitung durch einen Denkprozeß, der nicht allein an formal begründbare Schlußfolgen, sondern auch an arteigene Maximen inhaltlicher Art anknüpft" [46, S. 228], 'Investitionsrechnungen sind stets Hilfsmittel der Entscheidungsfindung und stellen „nur ein Steinchen im Zusammenspiel der Bestimmungsfaktoren für die Vornahme einer Investition dar, dessen Größe mit der Rechenhaftigkeit des zugrunde liegenden Falles variiert" [86, S. 21].

Grundlegung

18

nende Informationen näher zu untersuchen, um auf diesem Wege zusätzliche zahlenmäßige Einflußgrößen (Daten) zu ermitteln, und 2. verbleibende, tatsächlich nicht quantifizierbare Informationen im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf zahlenmäßige Größen abzuschätzen. Beide Bemühungen tragen dazu bei, Entscheidungen soweit als möglich rechnerisch zu begründen. Audi insoweit haben wir also Fragen der Datenermittlung zu prüfen. 1.22 Investition als Gegenstand der Entscheidung 1.221

Investition

Um zu verhindern, daß wesentliche Aspekte der Ermittlung von Daten für Entscheidungen über Investitionen durch eine sogleich enge Definition dieses Entscheidungsgegenstandes von vornherein aus der Untersuchung ausgeschlossen werden, ist der Begriff der Investition zunächst in einem größeren Zusammenhang abzuklären. Investitionsentscheidungen betreffen die Kapitalwirtschaft der Unternehmung, die Finanzierung i.w.S. Das Kapital in betriebswirtschaftlicher Sicht [38] erfordert grundsätzlich eine zweiseitige Betrachtung, nämlich Kapital als Sachmittel (Güterformen des Kapitals) und als Quelle (Mittelherkunft) [81, S. 99]. Dementsprechend teilt sich die Kapitalwirtschaft in die Kapitalbeschaffung und Kapital Verwendung. In dem erstgenannten Teil der Kapitalwirtschaft werden unter dem Begriff Finanzierung i. e. S. Aufgaben der Mittelbeschaffung, -Verwaltung und -rückzahlung (negative Finanzierung) zusammengefaßt. Der andere Teil besteht aus unterschiedlichen Formen der Mittelverwendung. Eine besondere Form der Mittelverwendung ist der Kapitaleinsatz für Investitionen. Obwohl die Fragen der Investitionsfinanzierung von denen des Kapitaleinsatzes praktisch nicht zu trennen sind und beide Seiten der Investition letztlich Gegenstand einer Entscheidung sind [66, S. 94], ist wissenschaftlich eine klare Abgrenzung zweckmäßig [96, S. 173]. Es ist hier nicht notwendig, auf die in der Literatur häufig zu findenden unterschiedlichen Investitionsbegriffe einzugehen, die überwiegend nach speziellen Untersuchungsrichtungen abgegrenzt sind10. Wohl aber ist die Definition, die dieser Arbeit zugrunde liegt, im folgenden näher zu erläutern: Investition ist eine langfristige Festlegung von vorhandenen und (oder) beschaffbaren finanziellen Mitteln in Wirtschaftsgütern der Unternehmung. Stellt man im Rahmen dieser Definition auf den eigentlichen Gegenstand der Entscheidung ab, nämlich auf Wirtschaftsgüter des Aniagevermögens, 10

Die folgenden umfangreichen Untersuchungen über den Investitionsbegriff spiegeln das Bemühen wider, eine einheitliche terminologische Grundlage zu bilden. Vgl. dazu insbesondere: [G; 158; 77],

Untersuchungsgegenstand

19

so entspricht dies insoweit einem in der Wirtschaftspraxis gebräuchlichen — engen 11 — Investitionsbegriff. Darüber hinaus ist aber auch die Festlegung von finanziellen Mitteln in häufig — vor allem bei Erweiterungsinvestitionen — notwendigen erhöhten Um/au/mittelbeständen zu berücksichtigen [142, S. 57; 219, S. 169; 234, S. 62f.]. Ein diesbezüglich weitergefaßter Investitionsbegriff ist insbesondere im Hinblick auf die richtige (vollständige) Berechnung der Verzinsung der Investition erforderlich [235, S. 1435f.]. Das Begriffsmerkmal der Langfristigkeit der Kapitalverwendung ist in doppelter Weise zu begründen: Einmal, um zu zeigen, daß eine zusätzliche Kapitalbindung im Umlaufvermögen diesem Merkmal nicht widerspricht. Zwar sind Gegenstände des Umlaufvermögens unter normalen Umständen leichter und schneller (ohne Verlust) liquidierbar als solche des Anlagevermögens, auch ist die Bindung liquider Mittel in bezug auf ein einzelnes Umlaufgut in der Tat kurzfristig, jedoch kommt es nicht darauf, sondern auf folgendes an: Soweit der zur Durchführung einer Investition erforderliche Bestand an Umlaufmitteln überhaupt erst geschaffen oder erhöht werden muß, ist damit zwangsläufig auch eine langfristige Kapitalbindung verbunden. Zum anderen — und das gilt sowohl für Anlage- als auch für Umlaufgüter — darf das Merkmal der Langfristigkeit nicht einfach auf die tatsächliche Bindungsdauer des eingesetzten Kapitals, sondern muß auf die im Entscheidungszeitpunkt gegebene wirtschaftliche Zwecksetzung der •— beabsichtigten — Kapitalverwendung abstellen. Eine installierte Maschine stellt z. B. auch dann eine Investition dar, wenn sie bereits nach zwei Monaten verkauft werden muß, etwa weil sie — unvorhergesehen — den Anforderungen nicht mehr entspricht [17, S. 12, Fn. 3], Trotz der vorgenommenen Abgrenzung des Investitionsbegriffes gegenüber der Finanzierung ist die Definition insofern nicht zu eng, als sie den für diese Untersuchung benötigten Raum gewährt, um „die weitgehende Interdependenz des Investitionsphänomens" [158, S. 98] theoretisch und praktisch erfassen zu können. Insbesondere wird nicht ausgeschlossen, daß die Kapitalbeschaffung für Investitionen keine feste, sondern weitgehend entscheidungsabhängige Größe darstellt 12 . Ferner wird nicht ausgeschlos11

Die enge Begriffsfassung hat den Vorzug, daß sie sich auf den Kern des Investitionsproblems konzentriert. Fehlentscheidungen wirken sich bei Investitionen im Anlagevermögen wesentlich verhängnisvoller aus als bei Kapitaleinsätzen im Umlaufvermögen. Dies erklärt übrigens, warum das betriebswirtschaftliche Interesse an der Investition sich vornehmlich den Anlagen zuwendet. 12 Abgesehen von den Schwankungen der Zinsen und Ergiebigkeit des Kapitalmarktes sei hier nur auf folgendes hingewiesen: beispielsweise beeinflußt die Dividendenpolitik der Unternehmung direkt und indirekt die Möglichkeit der Kapitalbeschaffung. Direkt, indem etwa durch höhere (niedrigere) Beträge an Dividendenzahlungen weniger (mehr) Mittel der Selbstfinanzierung zur Durchführung von Investitionen zur Verfügung stehen. Indirekt, indem etwa durch

20

Grundlegung

sen, daß auch der Kapitalbedarf für Investitionen keine starre Größe ist. Indem wir aber davon ausgehen, daß finanzielle Mittel vorhanden und (oder) beschaffbar sind13, ist es möglich, Finanzierungsfragen bei Investitionsuntersuchungen weitgehend zurückzustellen. Damit tragen wir den verschiedenartigen Grundlagen rentabilitätsorientierter Investitionsrechnungen und liquiditätsorientierter Finanzplanungen Rechnung und befinden uns dabei in Übereinstimmung mit dem Vorgehen in der Wirtschaftspraxis 14 . Das Abstellen der o. a. Definition auf Wirtschaftsgüter der Unternehmung ermöglicht schließlich, die vorliegende Untersuchung lediglich auf Probleme erwerbswirtschaftlich orientierter Institutionen zu beschränken16. 1.222

Investitionsbereiche

Betrachtet man die Aktivseite der Bilanz, so lassen sich nach der Art der Kapitalanlage zwei Gruppen unterscheiden, nämlich Sachanlage- und Finanzanlageinvestitionen16. Beispiele für .Finanzanlageinvestitionen sind Kapitalverwendungen in Form von festverzinslichen Wertpapieren, Beteiligungen, Patenten, Lizenzen und ähnlichen Rechten. Ihr besonderer Investitionscharakter ergibt sich aus der langfristigen wirtschaftlichen Zwecksetzung der Kapitalverwendung in Verbindung mit vertraglich geregelten Zahlungsverpflichtungen einerseits und der (gewinnbringenden) Nutzung der erworbenen Rechte andererseits17. Die Zwecke können dabei sehr unterschiedlich sein, wie Kurspflege und sinnvolle (stetige) Ausschüttungspolitik günstige Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten (z. B. in Form der Kapitalerhöhung) gewahrt bleiben. 13 Möglicherweise ist die zusätzliche Kapitalbeschaffung erst aufgrund des die Kapitalgeber überzeugenden Verzinsungs- und Rückzahlungsnachweises zu erreichen. 14 „Die finanziellen Probleme der Investitionsentscheidungen gehören nicht zum Problembestand der Investitionsmotive . . . Grundsätzlich bildet die Finanzierung der Investitionen lediglich eine Voraussetzung, nicht aber ein Motiv für die Planung und Durchführung von Investitionen... Die finanzielle Lage der Unternehmung stellt gewissermaßen eine Nebenbedingung der Investitionstätigkeit dar" [35, S. 188f.], , 5 Die Abgrenzung ist insofern notwendig, als der ökonomische Nutzeffekt von Investitionen in Betrieben der sozialistischen Länder, ihrem Wirtschaftssystem folgend, anders zu bewerten ist als der Investitionserfolg in Unternehmungen, die sich an erwerbswirtschaftlichen (marktwirtschaftlichen) Prinzipien orientieren. Entsprechendes gilt auch für die zu ermittelnden Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen. Vgl. dazu [75, S. 15 ff.]. 14 Desgleichen unterscheidet man in der Literatur allgemein Real- und Finanzinvestitionen. Vgl. z. B. [63, S. 161; 43, S. 2 ff.; 91, S. 7], , 7 Nicht zuzustimmen ist u. E. der — einer volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise nahestehenden — Ansicht von L. Pack [77, S. 47 ff.], der der Finanzinvestition deshalb den Investitionscharakter abspricht, weil diese nicht der Beschaffung

Untersuchungsgegenstand

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z. B. die Schaffung von Liquiditätsreserven, die Erzielung einer bestimmten Rendite, die Ausnutzung von Steuervorteilen, die Ausdehnung wirtschaftlicher Macht, die Absicherung gegen branchenbedingte Risiken. In der Literatur gilt das Hauptinteresse jedoch den Sachanlage Investitionen. Bemerkenswert ist, daß sich die Investitionstheorie bislang fast ausschließlich den Anlagen im Produktionsbereich widmete. Ohne Zweifel liegt hier der für wissenschaftlich exakte Aussagen am besten geeignete Untersuchungsstoff. Dennoch erscheint uns die übermäßige Vernachlässigung von Anlagen in anderen Investitionsbereichen der Unternehmung nicht gerechtfertigt. Man denke dabei vor allem an die erheblichen Kapitalbeträge, die außerhalb des Produktionsbereichs investiert werden 1 8 , für deren Entscheidungen aber eine unmittelbare Orientierung an Renditekriterien nicht möglich ist. Weil außerproduktionswirtschaftliche Investitionen keine direkt meßbare Beziehung zur wirtschaftlichen Leistungserstellung haben und ihnen deshalb keine Erträge zugerechnet werden können, muß zwangsläufig nach vereinfachten (Ersatz-) Kriterien entschieden werden. Hier kommen vor allem Kosten- und technische Leistungsvergleiche sowie nicht zuletzt nicht quantifizierbare Entscheidungsgründe in Betracht. Um den verschiedenartigen Gesichtspunkten bei der Vorbereitung von Investitionsentscheidungen in organisatorisch zweckmäßiger Weise gerecht zu werden, unterscheiden wir folgende unternehmungspolitisch wichtige Bereiche für die Gesamtheit der Sachanlageinvestitionen: 1. Anlagen im Beschafiungs- und Vertriebsbereich (z. B. Ein- und Verkaufskontore, Lager für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Fuhrpark, Auslieferungslager, Kundendienststellen) 2. Anlagen im Forschungs- und Entwicklungsbereich (z. B. Versuchsanlagen, Labors, Meßgeräte, Teststrecken) (z. B. Be- und Verarbeitungsmaschinen 3. Anlagen im Produktionsbereich einschließlich maschineller Ausrüstung, auch in Hilfsstellen des Produktionsbereichs) 4. Anlagen im Sozialbereich (z. B. Kantine, Erholungsheime, Werkswohnungen) 5. Anlagen im Verwaitungsbereich (z. B. Grundstücke und Verwaltungsgebäude, Einrichtungen, Datenverarbeitungsanlagen) Innerhalb dieser Bereiche kann nun weiter nach bestimmten Investitionsarten unterschieden werden.

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von Gütern mit konkreten Werten (Realinvestition) an konkreten Werten verbriefen. Beispielsweise gibt die chemische Großindustrie der Umsatzes für Forschungs- und Entwicklungszwecke Investitionsbereichs wird auch von K. Hajek [147, S.

dienen, sondern nur Rechte BRD derzeit etwa 5 °/o ihres aus. Die Bedeutung dieses 82] hervorgehaben.

Grundlegung

22

1.223

Investitionsarten

Für eine den spezifischen Investitionsproblemen entsprechende Entscheidungsvorbereitung ist es unerläßlich, die Investitionstätigkeit der Unternehmung zu ordnen. In Anbetracht der vielfältigen Gliederungsmöglichkeiten der Investitionsarten [6, S. 12ff.; 77, S. 87ff.] erscheint es zweckdienlich, nach einem sachlich geeigneten und zugleich anschaulichen Gliederungsmerkmal zu suchen. Obwohl mit einer Investition selten nur ein Ziel angestrebt werden soll und kann, zumal häufig die charakteristischen Effekte mehrerer Investitionsarten zwangsläufig gleichzeitig auftreten, erlaubt das Gliederungsmerkmal des „dominierenden Motivs für die Investitionsentscheidung" [96, S. 15ff.] eine praktisch brauchbare Unterscheidung nach folgenden Investitionsarten: 1. Errichtungs-(Anfangs-)investition, 2. Ersatz- und Rationalisierungsinvestition, 3. Erweiterungsinvestition, 4. Umstellungsinvestition, 5. Diversifikationsinvestition. Zu 1.: Die Errichtungs- oder Anfangsinvestition tritt, im Gegensatz zu den übrigen o. a. Investitionsarten, die mehr oder weniger laufend getätigt werden, im Leben der Unternehmung streng genommen nur einmal auf. Der Vollständigkeit halber sei diese Investitionsart hier jedoch erwähnt. Immerhin ist sie nicht nur als (logische) Voraussetzung für die Vornahme anderer Investitionsarten, sondern auch aus folgendem Grunde von Bedeutung: Im Falle der Unternehmungsgründung gelten sämtliche eingebrachten Vermögensgegenstände als eine Investition, so daß hier das Problem der Gewinnzurechnung auf einzelne Investitionsobjekte entfällt. Ähnlich zu behandeln sind Neugründungen ganzer Betriebe, wobei allerdings aus der Sicht der Gesamtunternehmung der Ubergang zur Erweiterungsinvestition bereits flüssig wird. Im engeren Sinne können als Errichtungs- (Anfangs-) investitionen auch Anlagen innerhalb einzelner Investitionsbereiche der Unternehmung angesehen werden, etwa wenn erstmals Werkswohnungen gebaut werden, um zusätzliche Arbeitskräfte an den Betrieb zu binden. Zu 2.: Unter Ersatzinvestition verstehen wir eine Investition, die in erster Linie dazu dient, eine in technischer Hinsicht den betrieblichen Anforderungen nicht mehr genügende alte Anlage gegen eine neue auszuwechseln. Ziel der Ersatzinvestition ist die „Fortführung der Leistungserstellung" [17, S. 12]. Charakteristisch für diese Art der Investition ist, daß die Grenze der technischen Nutzungsfähigkeit erreicht ist, was dann entweder die Inbetriebnahme einer neuen Anlage oder die Vornahme einer Großreparatur an der alten Anlage notwendig werden läßt. In Übereinstimmung mit praktischen Gepflogenheiten zählen wir auch eine Großreparatur

Untersuchungsgegenstand

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insoweit zur Ersatzinvestition, als diese durch Auswechselung von Anlagenteilen eine bedeutende Verlängerung der Nutzungsdauer bewirkt. Als Rationalisierungsinvestition bezeichnen wir eine Investition, die vor allem dem Ersatz von technisch noch brauchbaren Anlagen (-teilen) oder Verfahrensänderungen dient. Ziel der Rationalisierungsinvestition ist die „vorteilhaftere Leistungserstellung" [17, S. 12]. Im wesentlichen geht es dabei um eine Senkung oder Vermeidung der Erhöhung von Kosten. Unter Umständen können aber auch Ertragssteigerungen verwirklicht werden, die z. B. aufgrund verbesserter Qualität der Verarbeitung von Produkten entweder durch Absatzpreiserhöhungen oder, bei konstanten Preisen, durch Erhöhung der Absatzmengen zu erwarten sind. Sofern in dem zuletzt genannten Fall (der mengenmäßigen Umsatzerhöhung) außerdem eine bessere Ausnutzung der (einfachen) Kapazität möglich ist, bewirkt die Rationalisierungsinvestition gleichzeitig Kostenersparnisse und Ertragssteigerungen. Auch in dem Falle, wo eine zusätzliche Anlage aufgestellt wird, um übermäßig beanspruchte und deshalb mit progressiven Kosten arbeitende Anlagen durch Umverteilung der Produktionsmengen zu entlasten, steht für die Unternehmung weniger die Kapazitätserweiterung als vielmehr der Rationalisierungseffekt der Kostensenkung im Vordergrund [209, S. 1995]. Die Abgrenzung zwischen Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen ist allerdings problematisch, weil echte (identische) Ersatzinvestitionen in Zeiten reger Forschungs- und Entwicklungstätigkeit immer seltener werden [230, S. 356]. „Alte" Anlagen werden heute vielfach, bevor sie technisch verbraucht sind, durch neuartige Anlagen ersetzt, die eine wirtschaftlichere Arbeitsweise ermöglichen. Soweit nicht auf einzelnen Sachgebieten die Beibehaltung der Unterscheidung zwischen typischen Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen für die Datenermittlung zweckmäßig ist, dies wäre ggf. besonders zu vermerken, wollen wir deshalb diese Investitionsarten im folgenden zusammengefaßt behandeln19. Zu 3.: Von Erweiterungsinvestitionen sprechen wir dann, wenn eine Investition in Form des zusätzlichen Einsatzes neuer Anlagen oder der Auswechselung vorhandener Anlagen gegen leistungsfähigere Anlagen primär dazu dient, die Kapazität der Produktion derselben Erzeugnisse zu vergrößern. In dieser Definition kommen die beiden Erscheinungsformen der Erweiterungsinvestition zum Ausdruck, nämlich einmal die Einrichtung zusätzlicher Produktionswerkstätten und zum anderen die Beseitigung von Engpässen in bereits vorhandenen Produktionsteilen.

" Audi bei Untersuchungen in der Wirtschaftspraxis erwies sich die getrennte Behandlung von Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen als unbrauchbar. „Immer wieder wurde darauf hingewiesen, daß fast jede neue Anlage eine verbesserte Konstruktion darstellt und einen höheren Rationalisierungsgrad aufweist als die alte, ersetzte Anlage" [35, S. 29],

24

Grundlegung

W i e oben bereits angedeutet, bestehen Abgrenzungsschwierigkeiten auch z w i s c h e n Ersatz- u n d R a t i o n a l i s i e r u n g s i n v e s t i t i o n e n auf der e i n e n S e i t e u n d E r w e i t e r u n g s i n v e s t i t i o n e n auf der anderen. In zahlreichen Fäll e n v e r s c h m e l z e n s o g a r d i e E f f e k t e d i e s e r Investitionsarten 2 0 . T r o t z d e m ist m e i s t e n s die U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n b e i d e n Gruppen gut möglich, w e n n m a n ggf. r e l a t i v u n b e d e u t e n d e N e b e n e f f e k t e v e r n a c h l ä s s i g t u n d auf d e n v o r h e r r s c h e n d e n Z w e c k abstellt. Zu 4.: Unter U m s t e l l u n g s i n v e s t i t i o n w i r d e i n e I n v e s t i t i o n v e r s t a n d e n , die d e m U m b a u o d e r der A u s w e c h s e l u n g v o n A n l a g e n ( - t e i l e n ) g e g e n andere dient, u m mit n e u e n , v i e l f a c h w e i t e r e n t w i c k e l t e n E r z e u g n i s s e n , die auf d e n b i s h e r b e n u t z t e n A n l a g e n nicht h e r g e s t e l l t w e r d e n k ö n n e n , am Markt e i n e n M e h r g e w i n n z u erzielen. Charakteristisch für d i e s e Investitionsart ist der Kapitaleinsatz z u m Z w e c k e produktionstechnischer A n p a s s u n g an q u a l i t a t i v e M a r k t v e r h ä l t n i s s e oder -lücken, w o b e i d i e strukturelle Ä n d e rung d e s P r o d u k t i o n s p r o g r a m m e s i m a l l g e m e i n e n mit der Substitution bestimmter E r z e u g n i s s e v e r b u n d e n ist, mit d e n e n e i n e U n t e r n e h m u n g innerhalb e i n e r Branche b i s h e r v e r t r e t e n war 2 1 .

20

Aufgrund dieser Abgrenzungsschwierigkeiten ist vorgeschlagen worden, stattdessen zwischen Erhaltungs-, Anpassungs- u n d Gesiai/ungsinvestitionen zu unterscheiden. Vgl. [153; 154], Nach K. Hax dienen dabei der Unternehmungserhaltung sowohl reine Ersatzinvestitionen als auch Erweiterungsinvestitionen, letztere vor allem im Hinblick auf die Erhaltung bestimmter Marktanteile (im Falle einer Marktausweitung). Von Anpassungsinvestitionen sei zu sprechen, wenn eine Unternehmung sich lediglich passiv auf veränderte Marktsituationen einstellt, sei es mit Rationalisierungen oder Erweiterungen. Im Falle der Gestaltungsinvestition schließlich greift die Unternehmung aktiv in das Marktgeschehen ein, um mit neuartigen oder schon bekannten, jedoch nun — durch verbesserte Produktionsmethoden ermöglichten — verbilligten Erzeugnissen neue Käuferschichten zu gewinnen. Diese gedankliche Dreiteilung wollen wir nicht übernehmen; sie ist vor allem wegen des nicht einheitlichen Substanzerhaltungsbegriffes schwer abzugrenzen. Darüber hinaus ist sie weniger sprachgebräuchlich als die von u n s empfohlene Unterscheidung der Investitionsarten und — worauf es uns im wesentlichen ankommt — für die mit Investitionsuntersuchungen beauftragten Personen weniger anschaulich. 21 Ein gutes Beispiel hierfür sind die Umstellungsinvestitionen im Fernsehgerätebau, wo die Betriebe beinahe alle zwei J a h r e gezwungen waren, Fertigungsautomaten durch neue zu ersetzen, um weiterentwickelte Bildröhren herstellen zu können. Große Bedeutung haben Umstellungsinvestitionen auch in der chemischen Industrie. In den letzten Jahresberichten der Nachfolgefirmen der IGFarben ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß z. B. bei Hoechst und Bayer etwa 50 °/o des Umsatzes auf Erzeugnisse entfallen, die vor 5 J a h r e n noch nicht im Produktionsprogramm enthalten waren. Zum Motiv der Entscheidung über die Vornahme von Umstellungsinvestitionen in industriellen Unternehmungen vgl. auch [35, S. 99 ff.]. Zur weiteren Untersuchung des Umstellungsproblems vgl. [228; 232],

Untersuchungsgegenstand

25

Ein Hinweis auf Schwierigkeiten der Unterscheidung gegenüber anderen Investitionsarten ist hier im wesentlichen bzgl. der Abgrenzung der Umstellungs- zur Rationalisierungsinvestition erforderlich. So kann z. B. der Fall eintreten, daß mit der Anschaffung oder Herstellung einer Anlage beabsichtigt wird, aufgrund höherer Arbeitspräzision die Qualität bestimmter Erzeugnisse zu verbessern, um damit am Absatzmarkt einen höheren Preis zu erzielen. Wegen des vorwiegend marktorientierten Motivs sollte man hier im Zweifel nicht von einer Rationalisierungs-, sondern von einer Umstellungsinvestition sprechen [96, S. 17]. Zu 5.: Schließlich wollen wir unter Diversifikationsinvestition eine Investition verstehen, die hauptsächlich vorgenommen wird, um über den Rahmen des bisherigen Betätigungsfeldes hinaus in anderen Branchen Fuß zu fassen [8; 130]. Im Vordergrund der zahlreichen Motive zu dieser Investition stehen gewinn- und risikopolitische Beweggründe, insbesondere der sogenannten Wachstumsunternehmungen. Genannt sei hier vor allem das Ziel, sich gegen Risiken eines schrumpfenden oder stagnierenden Arbeitsgebietes abzusichern und auf anderen Märkten langfristig die Gewinnentwicklung der Unternehmung zu verbessern und zu stabilisieren. Die zunehmende Bedeutung der Diversifikation spiegelt sich z. B. wider in den fast 2400 Zusammenschlüssen von Kapitalgesellschaften — ungefähr ein Fünftel der Gesamtzahl seit Ende des Zweiten Weltkrieges —, die in den USA im Jahre 1966 registriert worden sind. Die Besonderheit dieser neuen mächtigen Welle von Fusionen liegt darin, daß die sich zusammenschließenden Unternehmungen nur in Ausnahmefällen die gleichen Produkte herstellen. Die Andersartigkeit des Fusionspartners wird geradezu gesucht [194], Diversifikationsinvestitionen treten sowohl in Form der Sachanlage- als auch Finanzanlageinvestitionen in Erscheinung. Sofern Unternehmungen in sterbenden Branchen produzieren, wird vielfach empfohlen, Beteiligungen oder Unternehmungskäufe eigenen Experimenten auf neuen Gebieten vorzuziehen. Erstens sind die eigenen Versuche langwierig, zweitens risikoreich und drittens ist z. B. eine Unternehmung, die ausschließlich bisher mit Metallfertigung zu tun hatte, mentalitätsmäßig nicht in der Lage, plötzlich eine Kunststoffertigung einzurichten und durchzuführen [255]. In j edem Fall sind planmäßige Diversifikationen erforderlich [220]. Hinsichtlich der Datenermittlung treten dabei ähnliche (wenn auch weiterreichende 22 ) Probleme auf, wie sie bei Umstellungsinvestitionen zu bewältigen sind. Mit der vorliegenden Gliederung kommen wir dem Erfordernis nach, daß die Beschaffung des relevanten Datenmaterials, z. T. aber auch die kalkülmäßige Behandlung der o. a. Investitionsarten unterschiedliche Regelungen bedingen. Die hier getroffenen Unterscheidungen werden sich vor al22

Dies bezieht sich nicht auf Diversifikationen in Form von Finanz-, sondern Sachanlageinvestitionen.

Untersuchungsgegenstand

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lern unter organisatorischen Aspekten als zweckmäßig erweisen. Aus Gründen der besseren Ubersicht veranschaulicht zunächst die Abbildung 2 den erläuterten Begriffszusammenhang zwischen Investition, Investitionsbereichen und Investitionsarten im Rahmen der Kapitalwirtschaft der Unternehmung. 1.23 Entscheidung als Wahlakt und organisierbarer Prozeß 1.231

Entscheidung

Nach der begrifflichen Klärung und Abgrenzung von Daten und Investitionen ist nun noch die Entscheidung selbst näher zu kennzeichnen. Sie stellt im engsten Sinne des Wortes lediglich einen Wahlakt dar. Wird dieser bewußt als Lösung eines Wahlproblems vollzogen, das entweder seiner Natur nach einmalig ist oder zumindest doch stets unter verschiedenen Bedingungen auftritt, so spricht man von echten Entscheidungen. Sie sind charakterisiert durch die Wahrnehmung einer neuen Situation und die Lösung des durch sie geschaffenen Problems. Investitionsentscheidungen der Unternehmung sind dafür ein typisches Beispiel. Im Gegensatz zu den echten Entscheidungen stehen ßouiineentscheidungen, denen unmittelbar keine planenden Überlegungen vorausgehen. Sie beruhen nicht auf konkreten Erwartungen, sondern werden, da sich der Entscheidende so verhält, wie er sich in früheren Situationen auch schon verhalten hat, vielmehr aufgrund bisheriger Erwägungen unter Verwendung von Faustregeln getroffen 23 . In dieser Arbeit geht es nicht um routinemäßiges, sondern um — aufgrund neugewonnener Einsichten begründetes — spezifisches Handeln, also um echte Entscheidungen. Bei genetischer Betrachtung lassen sich unternehmerische Entscheidungen in zwei Gruppen einteilen [41, S. 18 f.]: erstens Zieientscheidungen oder Zielsetzungsentscheidungen, die die Ziele festlegen, deren Erreichung mittels wirtschaftlicher Betätigung angestrebt werden soll; zweitens Miltelentscheidungen oder Zielerreichungsentscheidungen, die die W a h l der einzusetzenden Mittel betreffen, um den vorgegebenen Zielen zu entsprechen. Beide Gruppen hängen eng zusammen. Ihre Unterscheidung ist für Zwecke 23

Zur Unterscheidung von echten Entscheidungen und Routineentscheidungen vgl. [53, S. 57 ff.].

24

Beeinflussung der Entscheidungen auf beiden Gebieten der Kapitalwirtschaft durch Erfordernisse der liquiditätswirksamen Mittelrückzahlung und (oder) rentabilitätswirksamen Mittelverzinsung. Negative Finanzierung im engeren Sinne. Langfristige Festlegung finanzieller Mittel in Anlage- (und ggf. auch Umlauf-) Kapital. Diese Investitionsarten sind praktisch besonders schwer von einander zu unterscheiden. Ihre Zusammenfassung ist deshalb in der Regel vertretbar.

25 26

t7

28

Grundlegung

der Untersuchung des Datenproblems nicht sehr ergiebig. Im Hinblick auf den unternehmungspolitisdien Charakter 28 der Investitionsentscheidung ist jedoch der folgende Aspekt interessant: Grundsätzliche Entscheidungen lassen sich selbst wiederum darstellen als Entscheidungen über Zwischenziele in einer Kette von Teilaufgaben bis zum Endziel der langfristigen Planung. So gesehen ist es möglich, im einzelnen zu berücksichtigen, daß Informationen über neue Datenkonstellationen sowohl Zielkonzeptionen revidieren als auch den Mitteleinsatz beeinflussen können. 1.232

Organisation

Investitionsvorhaben sind komplexe Entscheidungsprobleme. Sie betreffen mehr oder weniger sämtliche Bereiche der Unternehmung. Fragt man, wie und unter welchen Bedingungen komplexe Entscheidungen zustande kommen und welche Rolle dabei die Datenermittlung spielt, so ist die Berücksichtigung organisatorischer Zusammenhänge unumgänglich. Wie jeder andere Handlungsvorgang ist auch der Vorgang der Entscheidungsbildung grundsätzlich unter folgenden Voraussetzungen organisierbar: er muß sich in einzelne Teilaufgaben aufspalten lassen und die Erfüllung dieser Teilaufgaben mit wiederholten Verrichtungen verbunden sein, die im einzelnen zwar wechseln können, jedoch Gemeinsamkeiten in der Formalstruktur aufweisen müssen. Ohne hier auf die in der einschlägigen Literatur zu findende Vielzahl unterschiedlicher Begriffsprägungen der Organisation eingehen zu müssen [85], legen wir dieser Arbeit die folgende Definition zugrunde, die im wesentlichen mit der herrschenden Meinung als übereinstimmend angesehen werden kann: Organisation ist das System der auf eine längere Geltungsdauer abgestellten Regelungen, das eine möglichst weitgehende Erreichung der Unternehmungsziele und Realisierung der von den Leitungskräften (bzw. Aufsichtsorganen oder Kapitalgebern) gefällten Entscheidungen gewährleisten soll [97, S. 42]. Der instrumentale Charakter der Organisation ist dabei unverkennbar. Die Organisation ist ein Hilfsmittel für eine möglichst wirtschaftliche und sichere Verwirklichung unternehmerischer Entscheidungen. Organisation umfaßt aber nicht nur das nach diesen Prinzipien sachlichrational gestaltete Ordnungssystem, sondern auch andere — wesentliche — Bestandteile, welche die Unternehmung erst zu einer handlungsfähigen und zugleich elastischen Institution machen. Gemeint sind die im rationalen System der Formaiorganisation sich entwickelnden menschlichen Ver28

„Unternehmungspolitik verlangt etwas Doppeltes, das Setzen der Ziele und das Fällen der Entscheidungen, soweit es sich nicht um solche rein technischer Art handelt. Da auch das Zielsetzen Entscheidungen bedeutet, sind beide nicht nur untrennbar verbunden, sondern es erscheint gerechtfertigt, Unternehmenspolitik einfach als Treffen von Entscheidungen grundsätzlicher Art zu bestimmen" [69, Bd. I, S. 83 f.].

Untersuchungsgegenstand

29

haltensweisen. Unser Bestreben, zu wirklichkeitsnahen A u s s a g e n zu kommen, bedingt deshalb, die v o n der Betriebswirtschaftslehre „bisher als rationales S y s t e m geplanter Beziehungen dargestellte Organisationsstruktur außerdem noch als d a s anzusehen, w a s sie ebenfalls ist: ein S y s t e m zwischenmenschlicher Beziehungen, hinter dem durch zahllose individuelle Normen bedingte menschliche Verhaltensweisen stehen" [249, S. 10]. In dieser Untersuchung sollen uns jedoch die menschlichen N e i g u n g e n nur am Rande und insoweit beschäftigen, als diese in Gestalt sogenannter intoimalei Bestandteile 2 9 der Gesamtorganisation die Regelungen der Datenermittlung unmittelbar betreffen. In betriebswirtschaftlicher Sicht sind Regelungen informaler Art daran zu erkennen, daß sie v o n jenen formal geplanten, schriftlich festgelegten oder mündlich erteilten W e i s u n g e n abweichen, die offiziell angeordnet sind, und zwar v o n dafür zuständigen (kompetenten) Personen. Der Gesamtkomplex der Organisation kann weiter in die Teilkomplexe Aufbau- und Abiauforganisation gegliedert werden. Wenngleich diese Unterscheidung überwiegend theoretische Bedeutung hat 3 0 , so dient sie doch einer methodisch wichtigen Abstraktion, um unter verschiedenen Aspekten d a s s e l b e — einheitliche — Phänomen „Organisation" betrachten zu können. Dies ermöglicht, Wechselwirkungen zwischen Gebildeaufb a u und Prozeßablauf der Unternehmung zu erkennen und bei der praktischen Gestaltung von aufgabenteiligen Einheiten (Stelle, Instanz) und Arbeitsprozessen zu berücksichtigen [58, S. 32f. u. S. 186ff.]. Aufbauorganisation umfaßt institutionale Bestandsprobleme, insbesondere die Zuweisung bestimmter Teilaufgaben an bestimmte A u f g a b e n t r ä g e r und die Festlegung der gegenseitigen Beziehungen zwischen verschiedenen Aufgabenträgern. Bei der Ablauforganisation handelt es sich um Prozeßprobleme, um zusätzliche Regelungen des zeitlichen und räumlichen Fortschreitens der Arbeiten zwecks Erfüllung der Betriebsaufgabe. Organisation dient letztlich stets der Gestaltung d e s B e t r i e b s a b l a u f e s . Auch die A u f b a u o r g a nisation hat keinen Selbstzweck, sondern ist nur Mittel zum Zweck der Sicherung eines sinnvollen Prozeßablaufes. Die Ablauforganisation steht der Erfüllung der obersten Betriebsaufgabe nur eben gedanklich näher [231, S. 583]. 29

50

„Meist wird aber nicht genügend hervorgehoben, daß die informale Organisation erstens gar keine gesamtbetrieblich zusammenhängende, in sich geschlossene „Organisation" ist, sondern sich nur in relativ kleinen Teilbereichen entwickelt, und daß sie zweitens im wesentlichen als Reaktion der Beteiligten auf die Formalorganisation zu verstehen ist" [27, S. 96]. Im Hinblick auf das Vorgehen in der Praxis ist die häufig in der deutschsprachigen Organisationsliteratur vorgenommene Trennung von Aufbau- und Ablauflehre umstritten. Sie wird z. T. sogar als „Fehler" bezeichnet; „denn zwischen Aufbau und Ablauf gilt die Beziehung: der Aufbau ist nichts als der .gefrorene' Ablauf" [4, S. 166],

Grundlegung

30

1.233

Entscheidungsprozeß

Mit den zuletzt angestellten Überlegungen haben wir schließlich die Grundlage gebildet, um die Entscheidung als einen organisierbaren Prozeß verstehen und darstellen zu können. Investitionsentscheidungen, die weitgehend auf längere Sicht die Richtung der Unternehmungstätigkeit bestimmen, sind grundsätzlich Aufgabe der obersten Leitung. Aus dem Prozeßcharakter der Entscheidung, der heute eine gesicherte Erkenntnis der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre darstellt 31 , erwächst nun die Möglichkeit, einzelne Teilaufgaben, z. B. die Informationsgewinnung und -aufbereitung zu delegieren. In Unternehmungen, deren Eigenart und Größe einen mehrstufigen Instanzenbau sowie die Einrichtung von Stellen für Leitungsgehilfen, insbesondere für Stäbe, Personen mit begrenzter funktionaler Autorität, Assistenten und Ausschüsse nahelegen [227; 233; 236], erfordert der Entscheidungsprozeß relativ detaillierte organisatorische Regelungen. Das Treffen von rationalen 32 Investitionsentscheidungen setzt Entscheidungsgrundlagen voraus, die ohne Sonderuntersuchungen unter Einbezug von Mitarbeitern aus verschiedenen Rangstufen und Aufgabenbereichen (Ressorts) nicht gebildet werden können. Mindestens zur Entscheidungsvorbereitung ist die Unternehmungsleitung auf Informationen zahlreicher Personen mit Fachkenntnissen angewiesen. Die organisatorische Aufgabe besteht dabei in der arbeitsteiligen Gestaltung der Willensbildung und, daran anschließend, der Willensdurchsetzung der Unternehmungsleitung. Bei Investitionsentscheidungen geht es, wie erwähnt, um das Vorbereiten und Treffen betriebspolitischer Entscheidungen. „Bei der der Unternehmungsleitung nachgeordneten Leitungsebene endet im allgemeinen der Prozeß, der als betriebspolitischer Prozeß anzusprechen ist oder als qualifizierte Planungsarbeit einer betriebspolitischen Entscheidung sehr nahe steht, die also nicht rein „technische" Planung ist, wie wir sie etwa auch noch weiter unten in der Unternehmungshierarchie finden" [231, S. 623], Das schließt allerdings nicht aus, daß zur Lösung des Datenproblems im Rahmen des Entscheidungsprozesses zumindest in den Details auch das Fachwissen von Mitarbeitern unterer Rangstufen berücksichtigt wird.

81 32

Vgl. z. B. Kosiol [58, S. 102], der das Entscheiden als Prozeß und eine spezifische Art des Handelns in der Unternehmung beschreibt. Unter Rationalität ist hier weniger das allgemeine, formale Verhaltensprinzip des homo öconomicus zu verstehen als vielmehr das Rationalverhalten der in der Unternehmung tatsächlich entscheidenden Personen, das bestimmt ist durch die Art und den Umfang von gegenwärtigen Informationen und Informationsmöglidikeiten sowie durch ihre Fähigkeiten, zukünftiges Geschehen in bezug auf eine einheitliche Zielkonzeption der Unternehmung zu erkennen und zu beurteilen. Vgl. dazu auch [240, S. 101].

Einordnung des Datenproblems in den Entscheidungsprozeß

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1.3 Einordnung des Datenproblems in den Prozeß der Investitionsentscheidung 1.31 Phasen des Entscheidungsprozesses Der folgende Uberblick über die Stellung des Datenproblems im Rahmen des Entscheidungsprozesses dient der grundsätzlichen Abklärung und näheren Orientierung des Untersuchungsgegenstandes an den Zentralproblemen der uns gestellten Aufgabe. Voraussetzung dazu ist die Aufgliederung des Entscheidungsprozesses in bestimmte Teilaufgaben. Zweckmäßigerweise unterteilt man den Entsdieidungsprozeß in einzelne Stufen oder, wie wir sagen wollen, in Phasen. Im wesentlichen geht es darum, die „äußeren Etappen" eines geistigen Prozesses, der sich beim Handeln im einzelnen Menschen abspielt [106], gleichsam in der Unternehmung strukturell nachzubilden. Dies erscheint erheblich schwieriger als die Gestaltung des Ablaufes von konkreten Handlungsvorgängen, etwa einer sachlichen Ausführungsarbeit. Von der Analyse individueller, psychischer Probleme ausgehend, gilt es, Ansatzpunkte für die Organisation einer kollektiven gleichgerichteten Willensbildung zu finden, um Entscheidungsprozesse in der Unternehmung im eigentlichen Sinne des W o r t e s zu rationalisieren. In der einschlägigen Literatur, vor allem der amerikanischen [7; 18; 202; 99], aber auch der deutschsprachigen 3 3 wird der Entscheidungsprozeß in ungleicher Tiefengliederung und verschiedener Abgrenzung der einzelnen Entscheidungsphasen behandelt. Bemerkenswert ist dabei weniger der schon naturgemäß hohe Abstraktionsgrad als vielmehr die Tatsache, daß die bisherigen Untersuchungen so gut wie gar nicht auf inhaltliche Merkmale konkreter Entscheidungsabläufe abgestellt sind. Dies erklärt sich wohl aus dem Bemühen, eine allgemeingültige, entwicklungslogische Reihenfolge der mehr oder weniger bewußt in jedem Entscheidungsprozeß vorhandenen Phasen herauszuarbeiten. W i e weit der Entscheidungsprozeß aufzuspalten ist, hängt ab von der Art des Wahlproblems, den Möglichkeiten der Wiederholbarkeit und der organisatorischen Verselbständigung der Teilaufgaben. Für unseren Zweck, der grundsätzlichen Einordnung des Datenproblems in den Prozeß der Investitionsentscheidung, genügt es, die folgenden vier Phasen zu unterscheiden: 1. In der Phase der Anregung wird ein Wahlproblem aufgeworfen, aus dem die Entscheidungsaufgabe resultiert. Das ist durchaus nicht selbstverständlich; erst mit der Wahrnehmung problemverursachender Umstände (Veränderungen) und deren Konfrontation mit einem (oder mehreren) 53

Vgl. z. B. [1; 119; 123; 12; 13, S. 159ff. u. S. 261 ff.; 28, S. 95ff.; 40; 41, S. 187ff.; 181; 82; 241; 102; 248; 253],

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Grundlegung

grundsätzlichen Ziel(en) wird der Entscheidungsprozeß in Gang gesetzt. Nur bei guter Investitionsplanung wird die Existenz eines Wahlproblems rechtzeitig entdeckt und das plötzliche Auftauchen „dringender" Investitionen weitgehend vermieden. 2. In der Phase der Vorbereitung der Entscheidung sind zunächst die Ursachen des Entsdieidungsproblems näher zu analysieren, um genaue Vorstellungen über seine Art und Tragweite zu erhalten. Daraus ergeben sich die ersten Anhaltspunkte für entsprechende Problemlösungen. Im einzelnen gilt es, mögliche Alternativen ausfindig zu machen, etwaige — auf spätere Phasen übergreifende — Faktoren, die die Entscheidungsmöglichkeiten einschränken, festzustellen, die Konsequenzen sämtlicher Alternativen zu ermitteln und die zugrunde liegende Zielsetzung zu präzisieren. Hier erlangt die Bildung von Erwartungen besondere Bedeutung, vor allem im Hinblick auf Daten, für die nur unvollkommene Informationen vorliegen. 3. In der Phase des Entschlusses geht es um die Beurteilung, ob und in welcher Weise ein Mitteleinsatz zur Erreichung bestimmter Ziele erfolgen soll. Die Wahlhandlung vollzieht sich auf dem Wege einer ständigen Einengung von Entscheidungsalternativen. Dies erfordert die inhaltliche Vorstellung möglicher Ergebnisse der Alternativen sowie die Wertschätzung derselben unter Abwägung der Erfüllung bestimmter Kriterien. Die Bewertung kann dabei nicht ohne Kompromisse vollzogen werden 34 . Die Entscheidung selbst ist der Entschluß und Wille zugleich, eine bestimmte Alternative zu realisieren. Der willensbildende Prozeß ist damit abgeschlossen. 4. In der Phase des Vollzuges der Entscheidung haben wir es mit dem Prozeß der Willensdurdisetzung zu tun. Aus der Kontrolle und Auswertung von Zwischenergebnissen gehen Informationen hervor, die — ggf. in Abänderung der ursprünglichen Entscheidung — zu Anpassungsmaßnahmen in neuen Situationen führen und letztlich wieder neue Entscheidungsaufgaben entstehen lassen.

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„Das Charakteristikum ökonomischer Situationen ist nun gerade das Vorliegen eines solchen Dilemmas („mehr von einem" bedeutet „weniger von einem anderen" Kriterium), aber auch die Möglichkeit eines solchen Kompromisses (Verzicht auf einseitige volle Erfüllung eines Kriteriums zugunsten höherer Erfüllung eines anderen). Man kann die Entscheidungstheorie geradezu als Wissenschaft des Kompromisses bezeichnen — intrapersonell als Kompromiß zwischen einander widersprechenden Wertindizes, interpersonell als Kompromiß zwischen verschiedenen Aktoren bei kollektiver Entscheidung" [28, S. 138].

Einordnung des Datenproblems in den Entsdieidungsprozeß

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1.32 Stellung des Datenproblems in den Phasen des Entscheidungsprozesses 1.321 Phase der Investitionsanregung: Daten als Symptome iür Investitionsentscheidungen In der Phase der Investitionsanregung treten Probleme der Datenermittlung nidit erst dann auf, wenn sich gewisse Schwierigkeiten im Geschäftsablauf zeigen. Die Verwirklichung einer erfolgreichen Investitionspolitik ist vielmehr davon abhängig, ob es gelingt, zukünftig auftretenden Schwierigkeiten und Risiken im vorbeugenden Sinne, nämlich der Vermeidung von Nachteilen in der Anlagenwirtschaft zu begegnen, vor allem aber gewinnbringende Investitionsmöglichkeiten eher als die Konkurrenz zu finden. Sinnvolle Ziele und Aufgaben der Investitionspolitik ergeben sich nicht von selbst, sondern erst aufgrund der Erfassung und Auswertung von Informationen über gegenwärtig erkennbare und erwartete Veränderungen in der Unternehmung und ihrer Umwelt. Auf die Notwendigkeit systematischer Ideensuche und -entwicklung, geregelter Zuständigkeiten für Verbesserungsvorschläge und des Ansporns der Initiative sei hier nur hingewiesen. Wichtig ist ferner, daß relevante Daten nicht in der gewohnheitsmäßigen Verwendung „altbewährter", in Wirklichkeit aber anlagenpolitisch oft verfehlter Prinzipien und grober Faustregeln 35 untergehen oder in falschen Relationen zueinander gesehen werden. Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Daten und Informationen im Unternehmungs- und Marktgeschehen erscheint es notwendig, durch besondere Vorkehrungen sicherzustellen, daß Symptome von Investitionsproblemen — überhaupt erkannt werden, — richtig gedeutet werden, — daß dies rechtzeitig geschieht und — der Entscheidungsprozeß durch entsprechende Informationen in Gang gesetzt wird.

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Beispiele dafür sind in der Praxis immer wieder anzutreffen: „Eine Investition darf vorgenommen werden, wenn sie nicht mehr kostet als das 20fache der Betriebskostenersparnis, oder wenn die voraussichtliche Nutzungsdauer der neuen Anlage mindestens so groß ist wie der Quotient aus Anschaffungskosten und jährlicher Betriebskostenersparnis. In Zeiten besonders knappen Kapitals wird gefordert, daß sich eine Investition bereits nach fünf Jahren aus der Kostenersparnis amortisieren soll; oder die Entscheidung zwischen verschiedenen Investitionsmöglichkeiten wird nach dem günstigsten Verhältnis von Anschaffungswert und Nutzungsdauer getroffen" [66, S. 99]. Auch die Gewohnheit, eine Ersatz- und Rationalisierungsinvestition nicht vorzunehmen, wenn noch ein relativ hoher Restwert der alten Anlage zu Buche steht, ist hier zu erwähnen. Vgl. dazu im einzelnen Abschnitt 3.211.

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Grundlegung

Im Aufspüren von Impulsen zu möglichen Entscheidungsprozessen hegt das ursprüngliche Problem der Datenermittlung für Investitionsentscheidungen. In dieser Hinsicht erweist sich die Investitionsanregung als eine wichtige Phase des Entscheidungsprozesses, und zwar in einem doppelten Sinne: Einmal haben die zwar objektiv vorhandenen, aber nicht bemerkten Entscheidungsprobleme keine Chance, gelöst zu werden. Selbst wenn sie bemerkt werden, die Entscheidungsanregung aber verspätet einsetzt, kann dies sieh schon ungünstig auswirken, weil ein verzögerter Entschluß nicht nur mit einem Gewinnentgang verbunden ist, sondern u. U. auch nicht mehr geeignet ist, das ursprüngliche Problem zu lösen. Zum anderen erscheint die Hervorhebung der Investitionsanregung als eine besonders zu organisierende Teilaufgabe des Entscheidungsprozesses auch deshalb gerechtfertigt, weil in der Unternehmung die Anregungsinformationen über Daten im allgemeinen nicht von denjenigen Stellen ausgehen, die diese zu spezifischen Entscheidungsgrundlagen aufbereiten und letztlich Investitionsentscheidungen fällen 30 . 1.322 Phase der Investitionsuntersuchung: Daten als entscheidungsbildende Faktoren Während es in der Anregungsphase darum geht, Datenänderungen und -zusammenhänge als Anzeichen für mögliche Investitionsprobleme festzustellen, besteht die Aufgabe der Datenermittlung in der folgenden Phase im wesentlichen darin, Daten als entscheidungsbildende Faktoren für die Beurteilung bestimmter Investitionsalternativen zu beschaffen. Das zentrale Problem der Ermittlung von Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen liegt hier in der Phase der Entscheidungsvorbereitung, die wu kurz als „InvestitionsUntersuchung" bezeichnen wollen. Der großen Bedeutung entsprechend, nimmt die Investitionsuntersuchung einen relativ breiten Raum im Rahmen des Entscheidungsprozesses ein. Die Hauptaufgabe der Datenermittlung sehen wir in der Beschreibung der Konsequenzen der Alternativen, wobei die in den einzelnen Alternativen enthaltenen Handlungsmöglichkeiten grundsätzlich sowohl in einem Tun als auch in einem Unterlassen bestehen können. Mit der quantitativen Charakterisierung der Konsequenzen sämtlicher Alternativen, die im Hinblick auf die Beurteilung nach bestimmten Entscheidungskriterien (Zielsetzungen) erfolgt, wird die Basis für den Vergleich der Alternativen mit Hilfe eines Investitionskalküls gelegt. Die Ermittlung von Daten zur Lösung eines richtig formulierten Entscheidungsproblems bildet dabei den Ausgangspunkt für das Bemühen, Denkfehler und Flüchtigkeitsfehler m der 36

Zur organisatorischen Regelung der Datenermittlung m der Anregungsphase, msbes. zur Mitlieferung von Daten bei Investitionsantragen vgl. im einzelnen Abschnitt 4.13.

Einordnung des Datenproblems in den Entscheidungsprozeß

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rationalen Entscheidungsgrundlage zu vermeiden. Typische Entscheidungsfehler liegen: „I. im Informationssystem a) in der Informationsgewinnung 1. falsche Fakten 2. Fehlen relevanter Fakten b) in der Informationsverarbeitung 1. falsche Ableitung von Konsequenzen 2. lückenhafte Ableitung von Konsequenzen 3. unvollständige Betrachtung der Alternativen II. im Wertsystem a) Irrtümer in der Anwendung von Wertmaßstäben b) Benutzung widerspruchsvoller Wertmaßstäbe c) lückenhafte Bewertung (z. B. Vernachlässigung von an sich für das Wertempfinden wichtigen Konsequenzen)" [28, S. 102], Für Zwecke der sachgemäßen Investitionsuntersuchung lassen sich aus der Theorie der Investitionsrechnung Bestimmungsgründe dafür ableiten, welche Daten im einzelnen für die Problemlösung relevant sind und wie sie zu Entscheidungsgrundlagen verarbeitet werden. Der Ansatz des Kalkulationszinsfußes als Wertmaßstab bereitet dabei die größten theoretischen Schwierigkeiten. Aber auch die Frage der verursachungsgerechten Zurechnung von zahlungswirksamen Veränderungen in der Unternehmung auf einzelne Investitionsobjekte hat uns hier zu beschäftigen. Ein Problem, das mehr oder weniger in alle Teilfragen der Datenermittlung hineinspielt, stellt die Ungewißheit der Erwartungen dar. Da jede zukunftsbezogene Information für den Menschen das Risiko in sich trägt, sich später als falsch zu erweisen, erwachsen gerade hieraus die größten praktischen Schwierigkeiten der richtigen Beschreibung von Handlungsalternativen. „Bei Ungewißheit ist nun Rationalität im üblichen Sinne nidit möglich: es kann keine schlechthin optimale Alternative existieren, da jede Alternative mehrere Resultate zur Folge haben kann (nur der Sonderfall, daß sämtliche möglichen Resultate einer Handlung besser sind als die aller anderen Handlungen, läßt die Existenz eines Optimums zu). Dennoch gibt es aber bei Ungewißheit Anhaltspunkte für eine Bewertung der Alternativen und damit für rationale Wahl: 1. Die Menge der möglichen Resultate einer Alternative, 2. die Grade der Gewißheit, die den einzelnen Resultaten zuzuordnen sind (Wahrscheinlichkeiten verschiedenen Begriffsinhaltes oder Plausibilitätsgrade)" [28, S. 135]. Wenngleich der Versuch einer Nutzung ungewißheitstheoretischer Anhaltspunkte für die Lösung von Investitionsproblemen sinnvoll erscheint, so sind doch — und das kann hier schon gesagt werden — weitgespannte

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Grundlegung

Hoffnungen auf eine mathematisch exakte Behandlung des Ungewißheitsproblemes nicht zu erfüllen37. Einmal ist die Bestätigung jener prognostischen Gesetzmäßigkeiten, wie wir sie etwa in technologischen Modellen in Form stochastischer Verteilungen finden und die dort angeben, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Konsequenzen auf die Wahl einer bestimmten Alternative folgen, allgemein in den Sozialwissenschaften äußerst fraglich [28, S. 109]. Dies ist insbesondere im Hinblick auf den Charakter der Einmaligkeit betrieblicher Investitionsentscheidungen zu beachten. Er setzt hier der Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung von vornherein enge Grenzen, weil der Umfang des homogenen Zahlenmaterials vielfach nicht ausreicht, das „Gesetz der großen Zahl" anzuwenden. Zum anderen ist fraglich, ob der mit der Datenprognose Beauftragte überhaupt in der Lage ist, die ihm abverlangten Gesetzmäßigkeiten zu erkenneu und numerisch auszudrücken [28, S. 109]. Diese Frage ist weitgehend abhängig von objektiven Verhältnissen der Wirklichkeit sowie von dem Umfang und der Qualität des subjektiven Wissens. Die Verläßlichkeit der Prognose wird aber nicht nur bestimmt durch die überschaubarkeit zukünftiger Entwicklungen aufgrund verfügbarer Informationen, sondern auch durch die Beeinflussung bestimmter Entwicklungen. Grundsätzlich erscheint die Erfassung zukünftiger Datenkonstellationen von zwei Seiten her zweckmäßig: — erstens sind alle Einflüsse aus der Umwelt festzustellen, die das Investitionsvorhaben berühren und dabei weitgehend als gegeben hingenommen werden müssen (z. B. Begrenzung des Absatzvolumens durch Marktsättigung); — zweitens sind die Einflüsse festzustellen, die durch Maßnahmen der Unternehmung selbst beeinflußbar38 sind, wobei nicht nur die mit dem Investitionsvorhaben direkt im Zusammenhang stehenden Maßnahmen, sondern auch solche, die unabhängig davon getroffen werden, von Bedeutung sein können (z. B. der verstärkte Einsatz absatzpolitischer Mittel zwecks Erhöhung des Marktanteils).

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„Der Diskussionsstand des Unsicherheitsproblems und der bisherige Lösungsansatz in dieser Frage lassen sich —- zumindest was die Betriebwirtschaftslehre angeht — so charakterisieren, daß man eine graduelle Klassifizierung von Unsicherheitssituationen benutzt, um auf die logische Struktur des jeweiligen Entscheidungsproblems und das demnach angebrachte Risikoverhalten hinzuweisen . . . Abgesehen davon, daß diese und ähnliche Gliederungen selbst für Beschreibungszwecke häufig unzureichend sein dürften, kann eine Lösung des Unsicherheitsproblems selbstverständlich hierdurch nicht erwartet werden" [186, S. 89], Im Hinblick auf die Beeinflußbarkeit der Daten durch die Unternehmung unterscheidet man in der Literatur Erwartungs- und Aktionsparameter. Vgl. dazu z. B. [90, S. 61 ff.].

Einordnung des Datenproblems in den Entscheidungsprozeß

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Mit den zuletzt angestellten Überlegungen wird das Problem der Entsdieidungsabhängigkeit relevanter Daten deutlich. Dies ist nicht nur in prognostischer, sondern auch in organisatorischer Hinsicht zu berücksichtigen. Dieses Problem, das wir im einführenden Kapitel dieser Arbeit als eine — von Informations- und Koordinationsmöglichkeiten stark abhängige — Frage der innerorganisatorischen Erwartungsbildung bereits aufgezeigt haben, resultiert aus der zeitlichen und personellen Teilung des Entscheidungskomplexes. Die Erwartungsbildung „bezieht sich also auf die die eigene Entscheidung berührenden autonomen Entscheidungen anderer und auf die durch die eigene Entscheidung hervorgerufenen Reaktionsentscheidungen anderer. In besonderem Maße verdient gerade das Zusammenspiel verschiedener Entscheidungen mehrerer in einer Unternehmung dazu autorisierter Personen Beachtung. J e mehr es dem einzelnen gelingt, sich richtige Erwartungen über die Entscheidungen seiner Kollegen zu bilden und je mehr dieser Entscheidungszusammenhang durchschaut und berücksichtigt wird, um so mehr wird es gelingen, zu einem echten Miteinander der Entscheidungen zu gelangen, das durch einheitliche Stoßrichtungen bzw. Ziele ausgezeichnet ist" [181, S. 18]. Bei Investitionsuntersuchungen gilt es insbesondere, die mit den einzelnen Vorhaben verfolgten Ziele konkret abzustecken und dabei Bedingungen zu berücksichtigen, die als Begrenzungsfaktoren unterschiedlicher Art (z. B. in Form der finanziellen Bedingung) durchaus von Maßnahmen in anderen Teilbereichen der Unternehmung abhängig sein können. Die Schwierigkeiten liegen dabei einmal darin, daß in der arbeitsteiligen Unternehmung Daten in dezentralisierten Entscheidungsbereichen (Ressorts) erfaßt werden müssen und z, T. unterschiedliche Teilziele in die Prognose eingehen. Zum anderen ist auch die Abstimmung von nicht gleichgerichteten Teilpolitiken nicht immer leicht möglich, im Hinblick auf übergeordnete gesamtbetrieblich orientierte Ziele der Unternehmung aber unumgänglich. 1.323 Phase der Investitionsentscheidung: Daten als aufbereitete Bestandteile der

Entscheidungsgrundlage

Die Aufgabe der Datenermittlung im eigentlichen Sinne des Erfassens und Aufbereitens von relevanten Faktoren ist in der Phase der Investitionsentscheidung abgeschlossen. Dennoch ist es in gewisser Hinsicht berechtigt, bestimmte Teile des umfassenden Datenproblems auch in dieser Phase zu behandeln, wenngleich nur unter speziellen Gesichtspunkten ergänzender Art. In der Entscheidungsphase geht es im wesentlichen darum, Daten als aufbereitete Bestandteile der Entscheidungsgrundlage letztmalig zu begutachten, sich die Konsequenzen der möglichen Handlungsalternativen zu vergegenwärtigen, abzuwägen und zu bewerten, um die günstigste Alternative auszuwählen. Soweit die Auswahl sich auf ein mathematisches Mo-

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Grundlegung

dell stützt, setzt dies die isomorphe Abbildung der Entscheidungssituation im Investitionskalkül voraus. Bei gegebenen Zielsetzungen, Alternativen, Bewertungen und Bedingungen handelt es sich letztlich um ein Problem rein logischer Natur, da es nur auf die richtige Umformung der Informationen der Ausgangssituation ankommt [186, S. 91]. Der nach den Regeln der Logik vorzunehmende Auswahlakt ist eng mit der Frage des Prämissenbewußtseins verbunden. Auf die Freilegung der Implikationen der im Modellansatz enthaltenen Verknüpfungen von Daten und Annahmen legen wir besonderen Wert. In diesem Zusammenhang spielt auch die zweckmäßige Behandlung von nicht oder nur schwer quantifizierbaren Faktoren neben der rechnerischen Entscheidungsgrundlage eine bedeutende Rolle. Der Informationsgehalt und die Aussagefähigkeit der aufbereiteten Entscheidungsgrundlage wird hierdurch wesentlich mitbestimmt. Die Auslösung des Entschlusses bedarf schließlich noch einer Bewertung der Qualität des eingereichten Informations- und Datenmaterials. Wird die Qualität nicht für ausreichend erachtet, so kann es zweckmäßig sein, die endgültige Entscheidung noch zurückzustellen. Bei aufschiebbaren Investitionsvorhaben z. B. erweist sich nicht selten eine gewisse Distanzierung von der unmittelbaren Entschlußfassung als zweckmäßig, um den Grad der Gewißheit über zukünftige Datenkonstellationen zu erhöhen. Vor allem bei risikoreichen Investitionen kann die Beurteilung der beschafften Entscheidungsunterlagen es geraten erscheinen lassen, auf den Eingang zusätzlicher Informationen im Zeitablauf zu warten (z. B. im Falle eines in nächster Zeit bevorstehenden technisch-wirtschaftlichen Verfahrensfortschrittes) bzw. sich intensiver um zusätzliche Informationen zu bemühen, um den Informationsstand und damit auch die Entscheidungsqualität zu verbessern. Schließlich ist aus der Gesamtschau über relevante Informationen die endgültige Entscheidung zu fällen und eine sinnvolle Reihenfolge der Realisierung der einzelnen Investitionsvorhaben im Rahmen eines ausgewogenen Investitionsprogrammes festzulegen. 1.324 Phase der Investitionsdurchführung und -kontrolle: im die Sicherung der Entscheidungsrealisierung Daten alsLeitgrößen In der Phase der Investitionsdurchführung und -kontrolle dienen Daten der Entscheidungsdurchsetzung. Da unsere Untersuchung auf Daten als Entscheidungsgrundlage abgestellt ist, scheint eine Behandlung der Datenermittlung in dieser Phase der Realisierung von bereits genehmigten Investitionsvorschlägen über den Rahmen dieses Themas hinauszugehen. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn wir uns auf die Ermittlung von Daten als Leitgrößen für die zweckmäßige Realisierung des Investitionsvorhabens beschränken. Der umfassende Prozeß der Investitionsentscheidung als ein willensbildender und -durchsetzender Vorgang ist nämlich erst abge-

Einordnung des Datenproblems m den Entsdieidungsprozeß

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schlössen, wenn das Investitionsvorhaben verwirklicht ist. Bis zu diesem Abschluß bestehen Aufgaben der Datenermittlung, die hier insbesondere darauf gerichtet sind, aus der Kontrolle der Fortschritte und Teilergebnisse des Entscheidungsvollzuges Informationen zu beschaffen, die rechtzeitig ggf. notwendig werdende Maßnahmen zum Zwecke der Anpassung der ursprünglichen Entscheidung an veränderte Situationen auslosen können Soweit aus der Eimittlung von Kontrolldaten des Entscheidungsvollzuge gleichzeitig Impulse zu neuen Investitionsentscheidungen hervorgehen, handelt es sich um ein Problem der Datenermittlung, das wiederum zu Beginn eines weiteren Entscheidungsprozesses zu untersuchen w ä r e and in die Phase der Investitionsanregung einzuordnen ist

2. Zentralprobleme der Beschaffung theoretisch erforderlicher Daten 2.1 Struktur des Investitionskalküls als Bestimmungsgrund der Datenermittlung 2.11 Arten der Investitionsalternativen Jede Investitionsentscheidung erfordert die Berücksichtigung alternativer Kapitalverwendungen 39 ; ohne Alternative ist ex definitione keine Entscheidung möglich. Soweit Investitionsalternativen ein rechenbares Problem aufwerfen, sind sie Gegenstand des Investitionskalküls. Ihre sorgfältige Erfassung und Analyse ist nicht nur für die richtige Formulierung des Investitionsproblems erforderlich, sondern bildet auch eine wesentliche Voraussetzung für die sinnvolle, problementsprechende Datenermittlung. Einmal ist es die Art der Investitionsalternative, die die spezifische Richtung der Bemühungen um relevante Daten des Investitionsproblems bestimmt. Zum anderen ist die Vollständigkeit der in Betracht gezogenen Investitionsalternativen Voraussetzung für einen sachlich korrekten Investitionsvergleich. Das vollständig formulierte Problem bestimmt somit auch den Umfang der erforderlichen Daten. Die Ermittlung von richtigen Daten für einen nicht rationalen Investitionskalkül wäre ebenso wertlos wie die richtige Antwort auf ein falsch gestelltes Problem. Bevor wir uns um die Datenermittlung im einzelnen bemühen, ist deshalb eine grundlegende Klärung dieser Fragen geboten. Was die Arten der Investitionsalternativen betrifft, so unterscheiden wir die folgenden vier Gruppen, die grundsätzlich als zu vergleichende Kapitalverwendungsmöglichkeiten bei Investitionsentscheidungen in Erwägung gezogen werden müssen [17, S.l 13]: 1. Wahl zwischen Investion oder Nichtinvestition, 2. Wahl zwischen sofortiger oder späterer Investition, 3. Wahl zwischen verschiedenen Anlagenobjekten für das gleiche Investitionsvorhaben und 4. Wahl zwischen verschiedenen Investitionsvorhaben. Die Entscheidung darüber, ob überhaupt investiert werden soll oder nicht, stellt in dieser allgemeinen Form lediglich einen Ausnahmefall dar. Sieht man von Zeiten der Krise und der Depression ab, in der es ganz an rentablen Anlagemöglichkeiten mangelt und sogar Ersatzinvestitionen und Instandhaltungen unterlassen werden, wie dies gelegentlich bei struk38

Alternative zur Investition ist u. U. auch eine kurz- oder mittelfristige Kapitalverwendung, z. B. die Festlegung der Mittel in Wertpapieren des Umlaufvermögens, die im strengen Sinne der o. a. Definition als Nichtinvestition anzusehen ist.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

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turellen Schwierigkeiten in einzelnen Branchen der Fall ist 40 , so zwingen doch in der Regel schon der technisch-wirtschaftliche Fortschritt und der Konkurrenzdrude zur Vornahme von Investitionen, zumindest von Ersatzund Rationalisierungs- sowie Umstellungsinvestitionen. Die grundlegende Frage der Zweckmäßigkeit von Investitionen überhaupt wirft deshalb bei näherer Betrachtung auch weniger in dieser allgemeinen als vielmehr in einer speziellen Hinsicht, nämlich der Formulierung der Zweckmäßigkeitsgrenze, Probleme auf, mit denen wir uns im Rahmen dieser Arbeit näher beschäftigen werden. In praxi wird die Zweckmäßigkeit des Kapitaleinsatzes anhand von Mindestanforderungen an die Rentabilität und — unter Risikoaspekten — an die Wiedergewinnungszeit beurteilt [17, S. 113]. Demnach sind zunächst nur die Daten eines in Betracht gezogenen Investitionsobjektes zu ermitteln, zu einem Kriterium zu verarbeiten und mit gewissen vorgegebenen Mindestwerten zu vergleichen. Entgegen dem äußeren Anschein, handelt es sich jedoch im allgemeinen hier schon um einen Vergleich verschiedener Anlagemöglichkeiten, also um „echte" Alternativen. Dies wird verständlich, wenn man die Frage nach den Bestimmungsgründen der irgendwie festzulegenden Höhe der Mindestanforderungen stellt. Eine sinnvolle Antwort kann z. B. in dem Nutzentgang gesehen werden, der bei Vornahme der betreffenden Investition in Höhe der anderweitig (bei etwa gleichem Risiko) erzielbaren Verzinsung des verfügbaren Kapitals entsteht. An dieser Stelle mag der Hinweis genügen, daß die Mindestanforderungen an Investitionen in bezug auf ihre Verzinsung keineswegs willkürlich angesetzt werden muß, sondern, wie später im einzelnen im Zusammenhang mit der Frage des Kalkulationszinsfußes gezeigt wird, durchaus rational begründet werden kann. Nur soviel sei hier vorangestellt: Im ungünstigsten Falle besteht die anderweitige Verwendungsmöglichkeit des zur Vornahme einer Sachanlageinvestition erforderlichen Kapitals in Form von Finanzanlagen (z. B. Obligationen) [96, S. 199f.]. So gesehen ist die Wahl zwischen „Investition und Nichtinvestition" weiter auszulegen. Sie hat dann auch für die Ermittlung von Daten als Entscheidungsgrundlage eine weitere Bedeutung. Daten sind insoweit nämlich immer für mindestens zwei Möglichkeiten der alternativen Kapitalverwendung zu ermitteln, und zwar einmal in bezug auf das zu beurteilende Investitionsobjekt selbst und zum anderen in bezug auf den Maßstab der Mindestrendite, die ggf. bei anderweitiger Verwendung des Kapitals erzielbar ist. Die Wahl zwischen sofortiger oder späterer Investition ist eine Entscheidung, deren Vorbereitung hinsichtlich der Datenermittlung gleichfalls Probleme besonderer Art aufwirft. Theoretisch ist das Abwägen von gegenwärtigen und zukünftigen Investitionsmöglichkeiten erforderlich, um 40

Dies ist gegenwärtig z. B. in einzelnen Unternehmungen der Montanindustrie bei Zechenstillegungen zu beobachten.

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

eine rationale Kapitalverwendung zu gewährleisten 41 . Nach dem Schwierigkeitsgrad der Datenermittlung bietet sich in diesem Zusammenhang folgende Unterscheidung an: Es sind die Fälle auseinanderzuhalten, ob lediglich der Zeitpunkt der Durchführung eines konkreten Investitionsvorhabens (z. B. des vorzeitigen Ersatzes einer alten Maschine durch eine neue kostengünstiger arbeitende Maschine) zur Debatte steht, oder ob noch nicht bzw. nicht genau bekannte, erst zukünftig verfügbare Investitionsobjekte mit gegenwärtigen Anlagemöglichkeiten konkurrieren. Im ersten Falle handelt es sich um ein noch relativ einfaches (Ersatz-)Problem, dessen Lösung die Ermittlung von Daten zweier Situationen bedingt, nämlich die Kosten- und Ertragsänderungen in der Unternehmung bei sofortiger Investition einerseits und bei Aufschub der Investition andererseits. Die weitaus größere Problematik der Datenermittlung liegt in dem Vergleich von gegenwärtig vorhandenen und zukünftigen, nicht zuverlässig voraussagbaren Investitionsmöglichkeiten für einen bestimmten Verwendungszweck. Daß zukünftige Investitionsmögliciikeiten grundsätzlich in den Kalkül einzubeziehen sind, steht theoretisch außer Zweifel [17, S. 114 f. u. S. 130 f.] und darf auch nach den Ergebnissen von Untersuchungen in der Wirtschaftspraxis 42 nicht übersehen werden. Inwieweit jedoch die Bewältigung von praktischen Schwierigkeiten, insbesondere in Anbetracht der Unsicherheit der Voraussage eine Berücksichtigung zukünftiger Anlagemöglichkeiten entweder 1. als selbständige Alternative zu gegenwärtigen Anlagemöglichkeiten im Investitionskalkül zuläßt oder 2. nur eine Berücksichtigung als antizipierte Einwirkung zukünftiger Entwicklungen auf den Erfolg gegenwärtiger Investitionsvorhaben in deren Rediengrößen möglich ist oder aber 3. als sonstige, nicht quantifizierbare Faktoren in der Entscheidungsgrundlage vertretbar erscheint, hängt in erster Linie von der Beschaffbarkeit der Daten ab. Wenngleich zukünftige, verbesserte Anlagen bei Investitionsuntersuchun41

Dies entspricht dein theoretischen Grundgedanken, auf dem das Mapi- Verfahren in seiner ursprünglichen Konzeption aufgebaut und der ebenso im überarbeiteten neuen Mapi-System, wenn auch in anderer Form, beibehalten worden ist. Vgl. dazu [104; 105]. 12 So ergaben z. B. die von Terborgh durchgeführten Untersuchungen von Ersatzinvestitionen bei Werkzeugmaschinen, „daß im Durchschnitt etwa 80% des Kostenvorteils, den neue Maschinen gegenüber alten aufwiesen, auf technische Überholung der alten Anlagen und nicht auf ihre technische Abnutzung zurückzuführen waren" [105, S. 39], Ein anderes Beispiel ist die besonders stürmische technische Entwicklung auf dem Veredelungssektor der Mineralölwirtschaft, die derartig ins Gewicht fällt, daß sie regelmäßig zum vorzeitigen Ersatz der Verarbeitungsanlagen zwingt; „die Produktionseinrichtungen veralten vor allem in den Erdölverarbeitungsunternehmen so schnell, daß die Unternehmen oft gezwungen sind, bereits dann Erneuerungen vorzunehmen, wenn die vorhandenen Anlagen oder Teile dieser Anlagen noch brauchbar s i n d . . . Es ist keine Seltenheit, daß eine Anlage bereits nach drei Jahren veraltet ist" [35, S. 38 f.].

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

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gen nur schwer erkennbar sind, so erscheinen Überlegungen gerade in dieser Richtung stets notwendig, um Anhaltspunkte für die Wirkungen des tediniscii-wirtschaftlidien Fortschritts auf gegenwärtig zu entscheidende Investitionen zu finden und beim Ansatz der Prognosedaten, insbesondere der Nutzungsdauer zu berücksichtigen. Die Wahl zwischen verschiedenen Anlagenobjekten iüi das gleiche Investitionsvorhaben wird im allgemeinen als wichtigste investitionspolitische Entscheidung angesehen [69, Bd. II, S. 435]. Dabei handelt es sich z. B. um mehrere Angebote unterschiedlicher, sich gegenseitig ausschließender Maschinentypen, die um den Einbau in eine Fertigungsstufe konkurrieren. Als verschiedene Anlageformen für dasselbe Investitionsvorhaben können dabei Alternativen in Betracht kommen, wie z. B. Kauf bzw. Herstellung oder Leasing (Anlagenmiete), Eigenproduktion oder langfristige Verträge über Fremdbezug, Eigenentwicklung oder Inanspruchnahme von Lizenzen und Patenten usw. Die zuletzt genannten Alternativen zeichnen sich vor allem durch eine sehr unterschiedlich gelagerte Datenproblematik aus, und zwar hier insbesondere im Hinblick auf den Unsicherheitsgrad der Ausgaben und die Bedeutung erfolgsteuerlicher Gesichtspunkte. In diesem Zusammenhang erweist sich auch die weiter vorn getroffene Unterscheidung von alternativen Sachanlage- und Finanzanlageinvestitionen für ein bestimmtes Vorhaben als sinnvoll. Eine andere Frage, die wir hier nicht unerwähnt lassen wollen, ist die, ob die Bindung verfügbarer Mittel in Anlageoder Umlaufgüter als allgemein realistische Alternative anzusehen ist. U. E. ist dies nicht der Fall 48 , weil „regelmäßig zwischen anderen Alternativen zu wählen ist. Meistens geht es darum, sich zwischen verschiedenen Sachanlage-Investitionen zu entscheiden. Die Umlaufmittel spielen dabei... u. U. eine wichtige Rolle", wobei die Fragen im Vordergrund stehen, „ob für die (z. B. zu erwartende Erhöhung der) Umlaufmittel ebenfalls Kapital zur Verfügung steht und ggf., ob die konkurrierenden Alternativen unterschiedlich hohe Veränderungen — mit den daraus resultierenden verschiedenartigen Wirkungen auf die Rentabilität — bedingen" [96, S. 176]. Die Wahl zwischen verschiedenen Investitionsvorhaben schließlich wird im allgemeinen nicht als alternative Kapitalverwendung angesehen. Sofern als Begründung dafür die vorweggenommene Gruppierung des verfügbaren Kapitals angegeben wird, die sich aus der unterschiedlichen Einschätzung verschiedener Investitionsarten im Rahmen der langfristigen Finanzplanung ergibt, halten wir dies nicht für zulässig. Theoretisch konkurrieren bei der Aufstellung des Investitionsprogrammes sämtliche, und zwar eben auch zweckverschiedene Investitionsvorhaben um das knappe 43

Vgl. auch [191]. Anderer Ansicht ist offensichtlich Mellerowicz, wenn er sagt, daß die Verteilung das verfügbaren Kapitals auf Anlage- und Umlaufvermögen zu den „ständigen" Investitionsalternativen der Investitionspolitik zähle [69, Bd. II, S. 433 f.].

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Kapital. Die langfristige Finanzplanung sollte grundsätzlich nur den Rahmen für den Umfang des Investitionsprogrammes bestimmen, nicht aber Entscheidungen über die Zusammensetzung des Investitionsprogrammes (etwa durch einen größeren Spielraum für Rationalisierungen gegenüber Erweiterungen) vorwegnehmen [17, S. 114]. Allerdings ist die Erfüllung der hiermit zum Ausdruck kommenden Forderung nach einer objektiven Rangordnung der Investitionsvorhaben und Kapitallenkung an die ertragreichste Stelle der Unternehmung praktisch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden 44 . Sie ist andererseits auch theoretisch schwierig zu erfüllen, weil die leitenden Gesichtspunkte für den Kapitaleinsatz sich nicht nur in den rechenbaren Kriterien eines auf Gewinnmaximierung unter Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts der Unternehmung abzielenden Investitionskalküls niederschlagen, sondern auch in nicht oder nur schwer quantifizierbaren Faktoren einer vielfältigen unternehmungspolitischen Grundkonzeption enthalten sind [172], Dies zeigt sich z. B. bei Entscheidungen über zweckverschiedene Investitionsvorhaben in Form des Erwerbs einer Beteiligung aus strategischen Gründen, des Baues von Werkswohnungen aus personal- und sozialpolitischen Gründen oder in der Präferenz verstärkter Investitionen im Forschungs- und Entwicklungsbereich. Wir wollen an dieser Stelle die Gedanken in dieser Richtung nicht weiter vertiefen; für die Datenermittlung im Rahmen des Entscheidungsprozesses interessiert zunächst einmal nur, daß sie bei zweckverschiedenen Investitionsalternativen weitgehend auf unterschiedliche unternehmungspolitische Grundlinien Rücksicht nehmen muß, die insbesondere es erforderlich machen können, einzelne Projekte weitgehend unabhängig von Kalkülgesichtspunkten auszuwählen und für die Zuteilung finanzieller Mittel vorzusehen.

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Besonders in Konzernen „klagen Tochtergesellschaften immer wieder über einseitige Schwerpunktbildung der Kapitallenkung, meist zu Gunsten der Muttergesellschaft. Entsprechende Vorzüge genießen auch in Einzelunternehmungen immer einzelne Werke, Geschäftszweige, Produkte, Leitungskräfte. Die Grenze zwischen objektiver Notwendigkeit und subjektiver Sonderstellung ist flüssig, weil sich für jede Investition eine gute Begründung mit bestimmten, quantifizierten Erwartungen finden läßt und Fehlinvestitionen meist erst nachträglich erkennbar werden. Zudem geht es nur sehr selten um den Extremfall der krassen Fehlinvestition, sondern in der Regel um mehr oder weniger vorteilhafte Objekte" [69, Bd. II, S. 436],

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

45

2.12 Vollständigkeit der Investitionsalternativen

2.121 Divergierende Zahlungsreihen als Gegenstand des Investitionsvergleichs Nach der Erläuterung der Arten von Investitionsalternativen, die den Gegenstand des Kalküls darstellen, ist nun auf die Forderung nach vollständigen Alternativen des Investitionsvergleichs einzugehen. Damit greifen wir investitionstheoretische Probleme auf, deren korrekte Formulierung den Umfang der zu ermittelnden — problementsprechenden — Daten im einzelnen bestimmt. Dazu ist allerdings notwendig, vorher die Struktur der Investition selbst kurz zu beschreiben. Jede Investition läßt sich theoretisch durch einen erwarteten, ihr zugehörigen Strom von Ein- und Auszahlungen darstellen. Mehrere Investitionen unterscheiden sich grundsätzlich nur durch ihre spezifischen Zahlungsströme. Die Unterschiede in den Breiten und Längen dieser Zahlungsströme lassen ein Wahlproblem zwischen Investitionsalternativen überhaupt erst entstehen. Zur Beschreibung und kalkulatorischen Analyse der einzelnen Investition ist es zweckmäßig, die Vorstellung von einem kontinuierlich fließenden Zahlungsstrom aufzugeben und stattdessen anzunehmen, daß die Summe der in einer bestimmten Periode anfallenden Beträge zu Beginn oder am Ende einer Periode gezahlt wird. Auf diese Weise wird der Zahlungsstrom durch eine Zahlungsreihe ersetzt [91, S. 2ff.]. Um die verschieden hohen und zeitlich unterschiedlich anfallenden Beträge dieser Zahlungsreihen von Investitionsalternativen miteinander vergleichen zu können, müssen sie erst auf einen einheitlichen Vergleichszeitpunkt bezogen werden. Dies geschieht bekanntlich durch die Verrechnung von Zinseszinsen, d. h. durch Ab- bzw. Aufzinsen von Zahlungen auf einen Kalkulationszeitpunkt mit einem in einer bestimmten Höhe anzusetzenden Kalkulationszinsfuß. Gebräuchlich, aber zugleich theoretisch umstritten ist es, die innerhalb eines Zeitabschnittes (in den meisten Fällen innerhalb eines Jahres) zusammengefaßten Zahlungen so zu verrechnen, als würden sie jeweils am Ende einer solchen Rechnungsperiode anfallen und ebenso auch Zinsen und Zinseszinsen tragen 45 . 43

In der Literatur wird z. T. nicht mit Jahreszinsen, sondern mit kontinuierlicher Verzinsung gerechnet. Vgl. z. B. [49, S. 18ff.; 50, S. 31], Als Begründung für eine solche — auch als stetig bezeichnete — Verzinsung wird im allgemeinen angegeben, daß die Zahlungen während des ganzen Jahres und nicht nur am Ende desselben anfallen und kurzfristig wiederangelegt werden können. Dabei wird aber übersehen, daß gerade die zinswirksame Wiederanlage vielfach erst verspätet und jedenfalls nicht zu einem solchen hohen Zins möglich ist (weil häufig schon die Nebenkosten der Wiederanlage die Zinsvorteile z. T. wieder aufzehren). Da auch beim Rechnen mit Jahreszinsen nicht unterstellt wird, daß alle Zahlungen insgesamt erst am Ende des Jahres erwirtschaftet, sondern lediglich, daß diese im Durchschnitt erst am Ende des Jahres anderweitig zinswirksam

46

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Aufgrund dieses finanzmathematisdi korrekten Bezuges der periodischen Zahlungsbeträge auf einen einheitlichen Kalkulationszeitpunkt ist es möglich, beliebige Zahlungsreihen miteinander zu vergleichen. Benutzt man die Kriterien der Methoden der dynamischen Investitionsrechnung 46 , nämlich Kapitalwert, Annuität und internen Zinsfuß, um die vorteilhafteste Zahlungsreihe (Investition) auszuwählen, so müßten, wenn keine unterschiedlichen Annahmen in den Kalkül eingehen, alle drei auf dasselbe Wahlproblem angewandten Kriterien — unabhängig von den unterschiedlichen Zahlungsverläufen — zum gleichen Ergebnis führen. Gerade dies ist aber häufig nicht der Falll Tatsächlich kann die von E. Schneider getroffene Feststellung, daß es theoretisch gleichgültig sei, welches Kriterium im konkreten Fall angewandt wird, weil „sämtliche drei Methoden in Wirklichkeit identisch sind" [91, S. 26], leicht mißverstanden und in dieser allgemeinen Form nicht aufrechterhalten werden. In der Literatur ist wiederholt die Widersprüchlichkeit dieser Methoden der Investitionsrechnung aufgezeigt worden 47 . Es erübrigt sich deshalb eigentlich auch, dies in rechenmethodischer Hinsicht erneut zu beweisen. Wenn wir die Aufgabe der Datenermittlung für eine investitionstheoretisch widerspruchsfreie Entscheidungsgrundlage lösen wollen, so kommen wir aber nicht umhin, wiederum an den klassischen Investitionskalkül anzuknüpfen, wenngleich in einer etwas anderen Hinsicht. Unser Interesse gilt, wie erwähnt, der Vollständigkeit der Alternativen als Bestimmungsgrund theoretisch erforderlicher Daten des Investitionskalküls. Um im folgenden die verschiedenartige Problematik der Datenermittlung einzelner Entscheidungssituationen besser erfassen zu können, gehen wir zweckmäßigerweise nacheinander von relativ einfachen zu schwierigeren Fällen über und veranschaulichen die Untersuchung anhand von Zahlenbeispielen. Dabei können wir grundlegende Feststellungen aus vier Entscheidungssituationen ableiten, in denen jeweils zwei Investitionsobjekte zur Wahl stehen sollen. Fall 1: Vergleich der Investition A mit der Investition B; Merkmal der Investitionsalternativen: unterschiedliche Anfangsausgaben, jährlich konstante Einnahmenüberschüsse und gleiche Nutzungsdauer.

verwandt werden können, halten wir das Rechnen mit Jahreszinsen für richtiger. (Zur Problematik und Gefahr von Fehlinvestitionen beim Rechnen mit stetiger — und damit vergleichsweise höherer — Verzinsung vgl. [96, S. 41 ff., bes. S. 47f.], 48 Die Methoden der dynamischen Investitionsrechnung werden hier als bekannt vorausgesetzt. Zur Theorie der Investitionsrechnung vgl. [91]. " Vgl. z. B. [3, S. 21 ff.; 17, S. 95ff.; 141, S. 387ff.; 43; 159, S. 332ff.; 167, S. 12ff.; 32, S. 40 ff.].

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

47

Fall 2: Vergleich der Investition A mit der Investition C; Merkmal der Investitionsalternativen: gleiche Anfangsausgaben, jährlich konstante Einnahmenüberschüsse und unterschiedliche Nutzungsdauer. Fall 3: Vergleich der Investition D mit der Investition E; Merkmal der Investitionsalternativen: gleiche Anfangsausgaben, unterschiedliche zeitliche Verteilung der Einnahmenüberschüsse und gleiche Nutzungsdauer. Fall 4: Vergleich der Investition F mit der Investition G; Merkmal der Investitionsalternativen: unterschiedliche Aniangsausgaben, unterschiedliche zeitliche Verteilung der Einnahmenüberschüsse und unterschiedliche Nutzungsdauer. 2.122 Daten und Prämissen im Vorteilsvergleich von Alternativen mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz und unterschiedlicher Nutzungsdauer In der Literatur ist seit langem bekannt, daß mit Hilfe von sogenannten Differenzinvestitionen die Bedingungen erfüllt werden können, unter denen die Methoden der dynamischen Investitionsrechnung zu gleichwertigen Ergebnissen führen [91, S. 32ff. u. S. 38ff.]. Dies ist des öfteren vor allem für den Fall der Investitionsalternativen untersucht worden, die sich hinsichtlich des Kapitaleinsatzes und der Nutzungsdauer unterscheiden. Deshalb wollen wir den Ansatz von Differenzinvestitionen nur kurz anhand eines für die Fälle 1 und 2 zusammengefaßten Rechenbeispiels erläutern. Die Problematik der Daten und Prämissen einer solchen Vervollständigung des Investitionsvergleichs aber wird oft in ihrer praktischen Bedeutung nicht voll erkannt. Es erscheint daher sinnvoll, den Investitionskalkül vorwiegend in dieser Hinsicht näher zu analysieren. Gegenstand des folgenden Vorteilvergleichs (siehe das Beispiel auf der nächsten Seite) sind Investitionsalternativen, deren Zahlenreihen eine noch relativ einfache Struktur aufweisen. Die sowohl für den Vergleich der Investitionen A und B (Fall 1) als auch für den Vergleich der Investitionen A und C (Fall 2) gegebenen jährlich konstanten Einnahmenüberschüsse dienen hier nur der besseren Ubersicht und rechnerischen Vereinfachung. Die Rechnung könnte ebensogut auch mit im Zeitablauf unregelmäßigen Zahlenreihen durchgeführt werden; dadurch würden sich die aus der Untersuchung dieser Entscheidungssituationen gezogenen Feststellungen nicht verändern. Die Ergebnisse der folgenden Vorteilhaftigkeitsberechnung sind geeignet, ohne weite Umschweife auf die Gefahr der Fehlbeurteilung von Investitionsalternativen aufmerksam zu machen. Sie beweisen nämlich, daß (bei Außerachtlassung der Differenzinvestition) alle drei Kriterien der

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

48

auf dasselbe Wahlproblem angewandten Methoden der dynamischen Investitionsrechnung sich entweder widersprechen oder wenigstens zu verzerrten Aussagen über die Verhältnisse der Vorteilhaftigkeit von Alternativen führen können. Tab. 1 Investition

Anfangsausgabe a 0 (DM)

jährl. konst. Einn.-übersch. e x (DM)

1000 1400 1000

300 400 200

A B C

NutKapital- Annuität zungsd. wert A0" n (Jahre) K0* (DM) (DM) 6 6 11

Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit: (1 + i)n—1 (1 + i)n-i K A = — 1 0 0 0 + 3 0 0 • 4 , 6 2 3 = 386,90; K B = — 1 4 0 0 + 4 0 0 • 4 , 6 2 3 = 449,20; K C = — 1000 + 200 • 7,139 = 427,80; K0 = — a 0

*

386,90 449,20 427,80

83,68 97,15 59,92

20 18 16

B-C-A

B-A-C

A-B-C

+ ex •

(1 + i)n • i A 0 = K 0 • -;— n r (1 + i) —1 6

Interner Zinsfuß Io"*(°/o)

1

(8°/o; 6 Jahre) (8%; 6 Jahre) 7,139 = R (8°/o;ll Jahre) R: Rentenbarwertfaktor 4,623 = R 4,623 = R

bei konst. eK ist einfacher zu rechnen:

(l + i ) n - l )

A a = 300 — (1000 • 0,21632) = 83,68; 0,21632 = W (8%; 6 Jahre) AB = 400 — (1400 • 0,21632) = 97,15; 0,21632 = W (8°/o; 6 Jahre) A c = 200—(1000-0,14008) = 59,92; 0,14008 = W (8°/o¡11 Jahre) W : Kapitalwiedergewinnungs-(Annuitäten-)faktor 0

_

- a „ + ex-

(1 + i)n—1 .i

( 1 + i ) n

a 0 _ (1 + i)n—1 - (1 + i ) „ . i

ex

Für einen gegebenen Wert von a 0 /e x und eine gegebene Nutzungsdauer der Investition kann man den zugehörigen internen Zinsfuß leicht aus der Tabelle der Barwerte einer nachschüssigen Rente von DM 1,— ablesen. Derartige Tabellen finden sich in jeder finanzmathematischen Formelsammlung [5; 101]. 1000 RA =

3Q0

;

RA (? °/o; 6 Jahre) = 3,333;

I A ~ 20®/«

;

RB (? °/o; 6 Jahre) = 3,500;

I B ~ 18%

1400 RB =

4Q0

Rc = 1000 Rc (?°/o;ll Jahre) = 5,000; I c ~ 16»/o 20Q ; Diese vereinfachte Berechnung des internen Zinsfußes setzt allerdings voraus, daß der Kapitaleinsatz a 0 in einer Summe im Zeitpunkt Null erfolgt, der jährliche Kapitalrückfluß e x während der gesamten Nutzungsdauer konstant ist und kein Liquiditationserlös der Anlage am Ende ihrer Nutzungsdauer erzielt wird.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

49

Beschränkt man die Untersuchung zunächst auf das Wahlproblem A—B, so ist zu klären, warum die Investition A aufgrund ihrer größeren internen Rendite sich als vorteilhaft erweist, während demgegenüber die Investition B sowohl aufgrund ihres größeren Kapitalwertes als auch ihrer größeren Annuität günstiger erscheint. Die folgenden Überlegungen verdeutlichen die in diesem Falle 1 aufgeworfenen Daten- und Prämissenprobleme des Vorteilvergleichs von Alternativen mit unterschiedlichen Anfangsausgaben (Kapitaleinsätzen): Das hier zu lösende Wahlproblem ist insofern nicht vollständig definiert, als nicht angegeben wird, zu welchem Zinsfuß die zusätzlich mögliche Anlage des Spitzenbetrages möglich ist; wählt der Investor die Alternative B, so verzichtet er nicht nur auf die Investition A, sondern auch auf eine Differenzinvestition A' in Höhe der zusätzlichen Anlagemöglichkeit des verbleibenden Betrages von DM 400, weil A ja nur einen Kapitaleinsatz von DM 1000 erfordert. In Wirklichkeit besteht also das Problem nicht einfach in der Wahl zwischen A und B, sondern zwischen A + A' auf der einen Seite und B auf der anderen. Der Vorteilvergleich zwischen den Investitionen A und B kann nur dann allein aufgrund der entsprechenden Kapitalwerte oder Annuitäten vorgenommen werden, wenn der Kapitalwert oder die Annuität der Differenzinvestition A' bei dem gegebenen Kalkulationszinsfuß gleich Null ist, A' also lediglich eine Verzinsung von 8% erzielt. Ist das tatsächlich der Fall, dann führt die Bevorzugung der Investition A aufgrund der internen Zinsfußmethode zum falschen Ergebnis, da man dabei unterstellt, daß sich die Differenzinvestition A', wie die Investition A, effektiv zu 20°/o verzinst. Dies entspricht der (vielkritisierten) Prämisse, der Investor könne beliebige Beträge zu jenem Kalkulationszinsfuß leihen und ausleihen, der der dynamischen Investitionsrechnung zugrunde liegt 48 . Nur wenn der Kapitalwert der Differenzinvestition A' größer wäre als DM 62,30 ( = 449,20 — 386,90) oder, was hier dasselbe besagt, wenn ihre während der gleichen Nutzungsdauer erzielten durchschnittlichen jährlichen Netto-Überschüsse (Annuitäten) größer wären als DM 13,47 ( = 97,15 — 83,68), ist nicht die Alternative B vorteilhaft, sondern die Anlagenkombination A + A'. Erst unter dieser Bedingung führen die Kriterien des Kapitalwertes, der Annuität und des internen Zinsfußes zur gleichen Auswahlentscheidung 49 . 48

„Die Bedingung, daß der Kapitalwert der (Differenz-, d. Verf.) Investition bei dem gegebenen Kalkulationszinsfuß gleich Null sein soll, ist also mit der Bedin gung identisch, daß der Investor in der Lage ist, zu dem gegebenen Kalkulationszinsfuß beliebige Beträge zu leihen und auszuleihen" [91, S. 35]. 48 Versucht man, beim Vorteilvergleich zwischen den Investitionen A und B dadurch ohne den gesonderten Ansatz des mit der Differenzinvestition A' zu erzielenden absoluten Gewinnes auszukommen, daß man die Kapitalwertmethode in modifizierter Form, nämlich als Verhältnis des Barwer.tes der Einnahmenüberschüsse zum Kapitaleinsatz, anwendet, so ist folgendes zu beachten: Dieses

50

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Die Einbeziehung der tatsächlich möglichen Differenzinvestition bewirkt einmal eine gewisse Einschränkung der mit der o. a. wirklichkeitsfremden Prämisse implizierten Annahme eines unendlich elastischen Kapitalmarktes, indem die Beanspruchung des verfügbaren Kapitals in die Investitionsüberlegungen wenigstens teilweise eingeht. Zum anderen wird damit der Gefahr vorgebeugt, die darin besteht, daß aufgrund von isolierten (von nur begrenzt verfügbaren Finanzierungsmitteln abstrahierenden) Vorteilsvergleichen u. U. jene Investitionsobjekte aus der weiteren Untersuchung bereits ausscheiden, die sich bei geschickter Kombination mit anderen (weniger Kapital erfordernden) Investitionsmöglichkeiten durchaus als vorteilhaft erwiesen hätten. Theoretisch erfordert die Zuteilung des knappen Kapitals auf die rentabelsten Investitionen, daß grundsätzlich sämtliche Anlagemöglichkeiten miteinander verglichen werden. Dadurch werden innerhalb des finanziellen Rahmens automatisch vollständige Alternativen (in bezug auf ihren unterschiedlichen Kapitaleinsatz) gebildet. Die zutreffende Beurteilung der Vorteilhaftigkeit ist damit gewährleistet [17, S. 98], Für die uns gestellte Aufgabe, Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen zu ermitteln, bedeutet dies streng genommen, daß der Umfang des zu erfassenden relevanten Datenmaterials sich nicht nur auf einzeln zu untersuchende Investitionsalternativen mit unterschiedlichen Kapitalanforderungen erstrecken dürfte, weil diese Anlagen nicht isoliert unter Vorteilsaspekten beurteilt werden können, sondern durch sämtliche Anlagemöglichkeiten bestimmt wäre. In diesem Falle 1, der Beurteilung von Alternativen mit unterschiedlichen Kapitalanforderungen, zeigt sich damit ein im Vergleich zum nachfolgend zu erläuternden Fall 2 formal anders gelagertes Datenproblem, nämlich das der Erfassung von Daten (Zahlungsreihen) entsprechender betragsmäßiger Differenzinvestitionen, die zum gegenwärtigen Kalkulationszeitpunkt realisiert werden können 50 . Beim Vorteilvergleich A—C ist zu beachten, daß die Alternativen zwar gleiche Anfangsausgaben erfordern, aber eine unterschiedliche Nutzungsdauer aufweisen. In dem oben dargestellten Beispiel erscheint in diesem Vorgehen ist nur dann sinnvoll, wenn bei der Alternative A von vornherein damit zu rechnen ist, daß deren Prozentsatz des „relativen Kapital wertes" nicht nur für den investierten Teilbetrag von DM 1000, sondern auch für den Spitzenbetrag von DM 400 gilt. Diese Voraussetzung trifft in der Wirklichkeit aber nicht immer zu, so daß eine Anwendung dieser modifizierten Kapitalwertmethode Fehlentscheidungen nicht ausschließt. Vgl. dazu auch die analogen Ausführungen zur statischen Rentabilitätsrechnung bei Koch [55, S. 96 f.], 50 Die hierin offenbar werdenden Fragen einer Verbindung der Kapitalbeschaffungs- und -Verwendungsseite, insbesondere die Problematik einer kombinatorischen rentabilitätsorientierten Investitionslenkung unter Beachtung finanzieller Nebenbedingungen stellen wir aus Gründen der besseren Ubersicht vorerst noch zurück. Auf diese Fragen ist später im einzelnen vor allem im Zusammenhang mit dem Ansatz des Kalkulationszinsfußes einzugehen. Vgl. dazu Abschnitt 2.21.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

51

Falle nach dem Kapitalwertvergleich die Investition C vorteilhaft und nach dem Vergleich aufgrund von Annuitäten sowie internen Zinsfüßen dagegen die Investition A. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß selbst die Kriterien des Kapitalwertes und der Annuität sich widersprechen können, und zwar dies bei korrekter Rechnung mit demselben Kalkulationszinsfuß. Das zeigt, daß hier offenbar unterschiedliche Prämissen gesetzt werden. In einem vollständigen Investitionsvergleich muß die ggf. mögliche nochmalige Anlage des Kapitaleinsatzes (DM 1000) während der Jahre 7 bis 11 berücksichtigt werden. Deshalb beschränkt sich der sachgemäße Investitionskalkül auch hier nicht auf die Wahl zwischen den Investitionen A und C, sondern zwischen A(o_6) und einer zeitlichen Differenzinvestition A"(7—Ii) einerseits und C(o—n) andererseits. Sofern der auf den Kalkulationszeitpunkt bezogene Kapitalwert dieser zukünftigen Differenzinvestition größer ist als DM 40,90 ( = 427,80 — 386,90), ist es vorteilhaft, die Investition A(o—6) durchzuführen und das Kapital nach 6 Jahren erneut werbend einzusetzen. Dann aber liefert die Kapitalwertmethode ein falsches Ergebnis. Die Differenzinvestition A" darf nur dann außer Betracht bleiben, wenn ihr Kapitalwert (und ihre Annuität) gleich Null ist (sind), der interne Zinsfuß also mit dem Kalkulationszinsfuß übereinstimmt. Die Differenzinvestition spielt dann bei dem Vorteilvergleich der Alternativen A(o—6) und C(o—ii) natürlich keine Rolle [91, S. 34 f.]. Mit Recht ist die wirklichkeitsfremde Annahme, daß die zukünftige (Anschluß-) Investition bei Betriebsfortführung keinen positiven Kapitalwert besitzt, kritisiert worden. Eine solche Annahme „läßt die Anlage mit der längeren Nutzungsdauer im allgemeinen vorteilhaft erscheinen, obgleich eine kurzfristige Bindung im Hinblick auf den technischen Fortschritt oftmals weitaus günstiger ist" [17, S. 96]. Um Anlagen mit unterschiedlicher Nutzungsdauer unter Außerachtlassung der vielfach noch unbekannten zeitlichen Differenzinvestition vergleichen zu können, ohne derartig unrealistische Annahmen treffen zu müssen, wird (vor allem bei Ersatzproblemen und Verfahrenswechseln) die Anwendung der Annuitätenmethode empfohlen [17, S. 103; 167, S. 15 f.]. Der Annuitätenvergleich geht von einer anderen Voraussetzung aus, die es formal ermöglicht, den Nutzungsdauerunterschied zu vernachlässigen. Mit der Umrechnung des Kapitalwertes in Annuitäten 5 1 werden die effektiven jährlichen Nettoüberschüsse als fiktive Durchschnittswerte auf die tatsächliche Nutzungsdauer der betreffenden Investition bezogen. Die Ursache der aufgezeigten Widersprüchlichkeit der Rechenergebnisse liegt nun auf der Hand: Während im Kapitalwert51

Die Annuitätenmethode stellt nur eine andere mathematische Form der Kapitalwertmethode dar, indem sie eine Transformation unregelmäßiger Zahlungsvorgänge in uniforme Zahlungsreihen vornimmt. Zur finanzmathematischen Rüdeführung der Annuitätemnethode auf die Kapitalwertmeithode vgl. [91, S. 25 f. u. S. 36],

52

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

vergleich von Alternativen mit unterschiedlicher Nutzungsdauer unterstellt wird, daß die zeitliche Differenzinvestition einen Kapitalwert von Null hat (und deshalb außer Betracht gelassen werden kann), erscheinen in der spezifischen Betrachtungsweise des Annuitätenvergleichs die durchschnittlichen jährlichen Nettoüberschüsse ad infinitum verlängert. Indem der Investor aber den Vergleichszeitraum einheitlich auf die Nutzungsdauer der längerlebigen Investition C begrenzt, wird — im Hinblick auf die Nettoüberschüsse — die identische Wiederholung der kürzerlebigen Investition A angenommen, und zwar in unserem Beispiel bis zum Ende des 11. Nutzungsjahres. Die Annuität ist als Auswahlkriterium übersichtlicher, wenn nicht nur auf den größeren oder kleineren Betrag der Annuität selbst abgestellt wird, sondern dabei auch die unterschiedliche Länge der ursprünglichen (nur in finanzmathematische Durchschnittswerte transformierten) Zahlungsreihen der Investitionsalternativen beachtet wird. Beim praktischen Annuitätenvergleich erscheint deshalb die zusätzliche ausdrückliche Angabe der ggf. unterschiedlichen — Nutzungsdauern von Investitionsalternativen zweckmäßig 52 . Die einzige Möglichkeit, jede — an sich bedenkliche — Annahme über die Rendite der wiederholten Kapitalanlage während der Nutzungsdauerdifferenz zu vermeiden, besteht darin, effektive Anlagemöglichkeiten zu prognostizieren und explizit als Differenzinvestition(en) in den gegenwärtigen Investitionskalkül einzubeziehen. Der Investitionsvergleich zwischen den Alternativen A + A" einerseits und C andererseits könnte in dieser Weise sachlich korrekt vervollständigt werden. In konkreten Entscheidungssituationen setzt dies aber die Bewältigung praktischer Schwierigkeiten voraus: Einmal müssen die sich in Zukunft bietenden Anlagemöglichkeiten selbst vorausgeschätzt und zum anderen die den Erfolg dieser Anlagen kennzeichnenden Daten (Zahlungsreihen) zumindest für den einheitlichen Vergleichszeitraum ermittelt werden. Im Hinblick auf die — im allgemeinen noch unbekannten — Anschlußobjekte bereitet die Ungewißheit der zukünftigen Entwicklung des Anlagenmarktes häufig schon große Schwierigkeiten. Noch unsicherer ist die entsprechend erforderliche Datenermittlung in Form der Erfassung und Zurechnung von Zahlungsvorgängen und -terminen für die zukünftige Differenzinvestition. Wenn aber über die Rentabilität dieser Anschlußinvestition keine ausreichend genauen Vorstellungen gebildet werden können, wohl aber mit einer Betriebsfortführung zu rechnen ist, so wäre es an sich vernünftig, innerhalb des einheitlich festgelegten Vergleichszeitraumes mit einer Wiederholung der gegenwärtig ermittelten Rentabilitätsverhältnisse der ersten Investi52

Zwar steht die Annuitätenmethode der Differenzmethode hinsichtlich des Abstraktionsgrades nicht nach. In bezug auf die praktische Anwendung kommt der Annuitätenmethode aber eine weitaus größere Bedeutung zu. Vgl. dazu Abschnitt 3.21.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

53

tion auch für die Anschlußinvestition zu rechnen, wie dies bei der Annuitätenmethode unterstellt wird. Die Jahresüberschüsse dieser Investition können im Vergleich zu denen der Erstinvestition — eben aufgrund ggf. inzwischen eingetretener technisch-wirtschaftlicher Fortschritte — nämlich sowohl höher als auch niedriger sein. Möglicherweise ist es im Einzelfalle jedoch sinnvoller, von vornherein auf den Vergleichszeitraum abzustellen, der der Alternative mit der kürzeren Nutzungsdauer entspricht. Dies ist eine (noch zu erläuternde) Frage der Ungewißheit der Erwartungen und des sinnvoll veranschlagten Planungshorizontes. Jedenfalls — und das kann hier schon festgestellt werden — sollten solche „Lösungsvorschläge" zur Vervollständigung der Alternativen außer Betracht bleiben, die darauf hinauslaufen, den Vergleichszeitraum mechanisch auf das kleinste gemeinsame Vielfache der verschiedenen Nutzungszeiträume von Investitionsalternativen (in diesem Beispiel 66 Jahre!) auszudehnen [17, S. 96], Wie weit die Datenermittlung selbst den Anforderungen exakter Investitionsrechnung nachkommen kann und welche methodisch vertretbaren Mittelwege in solchen Situationen zwangsläufig zu beschreiten sind, soll uns im einzelnen später beschäftigen. 2.123 Daten und Prämissen im Vorteilvergleich

von Alternativen

mit

unterschiedlicher Geschwindigkeit des Kapitalrückflusses Während die Differenzinvestition als Strukturproblem des klassischen Investitionskalküls heute als geklärt gelten kann, ist das mit diesen Fragen eng verwandte Problem der im Kalkulationszinsfuß (mehr oder weniger bewußt) enthaltenen Prämissen in seiner theoretischen und praktischen Bedeutung u. E. bislang noch nicht voll ausdiskutiert. Nach den in den Fällen 1 und 2 erörterten Fragen der Erfassung von Daten (Zahlungsreihen) für Differenzinvestitionen gilt es im nachfolgend zu untersuchenden Fall 3 vor allem, direkt auf das Problem der Bewertung der — in den Investitionsalternativen unterschiedlichen — zeitlichen Verteilung von Daten (Zahlungsreihen) aufmerksam zu machen, das in der Frage nach der richtigen Höhe des Kalkulationszinsfußes zum Ausdruck kommt. Soweit der Vorteilvergleich sich nicht mit Hilfe der bekannten Prämisse der Leih- undAusleihbarkeit beliebiger Beträge zu dem in der Rechnung verwandten Kalkulationszinsfuß auf eine isolierte Beurteilung von Alternativen beschränkt, sondern stattdessen realistische anderweitige Anlagemöglichkeiten einbezieht, spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob die Abweichungen in den Zahlungsreihen der Investitionsalternativen — als unterschiedliche Anfangsausgaben (Beginn der Zahlungsreihe), — als Divergenz der im Zeitablauf (häufig unregelmäßig) anfallenden Einnahmenüberschüsse (Struktur der Zahlungsreihe) oder — als solche Zahlungsdivergenzen auftreten, die aus der unterschiedlichen Nutzungsdauer (Länge der Zahlungsreihe) resultieren.

54

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

In der einschlägigen Literatur, die auf die Widersprüchlichkeit des dynamischen Investitionskalküls eingeht, herrscht z. T. auch heute noch nicht Klarheit darüber, welche Prämissen sich im Ansatz des Kalkulationszinsfußes „verbergen" und welche Rechenmethoden für die Auswahl von Investitionsalternativen geeignet erscheinen. Um gewisse —• z. T. heftig umstrittene — Prämissen in aller Schärfe herausarbeiten zu können, untersuchen wir im folgenden anhand eines Beispiels die Alternativen D und E, die sich bei gleichen Anfangsausgaben und gleicher Nutzungsdauer lediglich durch eine verschiedene Struktur und Summe ihrer Zahlungsreihen unterscheiden. Zweckmäßigerweise beginnen wir die Untersuchung mit einer zitierten Aussage, die wir anschließend präzisieren müssen. Damit wird die Absicht verfolgt, die Aufmerksamkeit direkt auf das Kernproblem des Investitionskalküls zu lenken: „Die Verfahren dynamischer Investitionsrechnung werden im allgemeinen als gleichwertig betrachtet. Sie führen jedoch bei der Feststellung der Vorteilhaftigkeit von Kapitalanlagen nur zu dem gleichen Ergebnis, wenn die verglichenen Kapitalanlagen hinsichtlich Nutzungsdauer und Kapitaleinsatz 53 vollständige Alternativen sind. Andernfalls wird das Ergebnis der Untersuchung von der Wahl des Berechnungsverfahrens beeinflußt" [17, S. 99]54. Es kann nun aber gezeigt werden, daß auch diese doppelte Bedingung allein noch nicht ausreicht, um die Forderung der Vollständigkeit zu erfüllen55. Vergleicht man z. B. die Investitionen D und E (siehe Abb. 3), so ist festzustellen, daß diese zwar im Sinne der eben zitierten Aussage vollständige Alternativen darstellen, aber dennoch nicht die Gleichwertigkeit des rechnerischen Beurteilungsergebnisses gewährleistet ist: Bei einer Mindestzinsforderung von 8°/o ist die Investition E aufgrund ihres größeren Kapitalwertes klar vorteilhaft. Bei einem Kalkulationszinsfuß von Unter Kapitaleinsatz ist die Anfangsausgabe in der Zahlungsreihe einer Investition für die Anschaffung oder Herstellung einer Anlage zu verstehen; d. Verf. 54 In Anlehnung an Brandt ist auch Harrmann der Meinung, daß die Methode des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes sich dann nicht im Ergebnis unterscheiden, wenn die verglichenen Investitionsalternativen den gleichen Kapitaleinsatz und die gleiche Nutzungsdauer aufweisen. Vgl. [148, S. 1064], Gleichfalls korrekturbedürftig ist die folgende Feststellung, die den Vorteilsvergleich von Kapitalanlagen aufgrund ihrer internen Zinsfüße betrifft: „Dieser Vergleich führt jedoch nur dann unmittelbar zu Schlußfolgerungen, wenn die Investitionssumme und wirtschaftliche Lebensdauer der zu vergleichenden Anlagen gleich ist" [139, S. 586], 55 Da die Berechnung von Annuitäten hier insoweit keine gegenüber der Kapitalwertmethode andersartige Problematik der Daten und Prämissen des Investitionskalküls aufwirft, als beim Vorteilvergleich von Alternativen mit gleichlanger Nutzungsdauer mit demselben Kalkulationszinsfuß gerechnet wird, erübrigt es sich, in der folgenden theoretischen Analyse die Annuitätenmethode gesondert in Betracht zu ziehen. 55

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung — a 0 + eiq + e2 q 2 + e3q3 Kapitalwert im Zeitpunkt 0 Anfangsausgabe Einnahmenüberschuß im Jahre x 1 q = (1 + i) = Abzinsungsfaktor P = Kalkulationszinsfuß 100 in Prozent K D = —1000+700q+500q2+300q3 K E = —1000+100q+400q2+1200q3 K0 = K = a0 = ex =

Jahr 0 1 2 3 2

—1000 100 400 1200 700

Kapitalwert K D (DM)

Kapitalwert K E (DM)

0 8 10 14,4 20 22,6 27,6 30 40

500 315 274 194 104 67 0 — 29 —136

700 389 324 194 55 0 — 98 —140 —288

, 40

interner Zinsfuß der investition E

—1000 700 500 300 500

Zahlungen der Investition E

Kalkulationszins fuß i (°/o)

Kapitalwert K (DM)

Mindest- „kritischer Kalkula- Kalkulationszins- tionszinsfuS fuß

Zahlungen der Investition D

55



Kalkulationeinsfuß 1 (%)

interner Zinsfuß der Investition D

Abb. 3 Abhängigkeit der Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen von der Höhe des KalkuJationszinsiußes (zugleich eine Gegenüberstellung von unterschiedlichen Ergebnissen der auf dasselbe Entsdieidungsproblem angewandten Kapitalwertmethode unid der internen Zinsfußmethode).

56

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

14,4% ist eine „kritische" — indifferente — Entscheidungssituation gegeben. Nach der Redinung mit noch höheren Kalkulationszinsfüßen erweist sich fortan die Investition D als vorteilhaft, weil diese sich gegenüber der Investition E durch relativ größere Kapitalwerte auszeichnet. Diskontiert man beide Zahlungsreihen mit so hohen Kalkulationszinsfüßen, daß die Kapitalwerte der Investitionen D und E jeweils gleich Null sind, dann hat man damit die internen Zinsfüße ermittelt 56 . Wird die Vorteilhaftigkeit der Investitionsalternativen aber nach dem Kriterium des (höheren) internen Zinsfußes beurteilt, so zeigen sich im dargelegten Beispiel Ergebnisse, die den — mit einem als realistisch angenommenen Kalkulationszinsfuß in Höhe von 8°/o errechneten — Kapitalwertergebnissen völlig widersprechen. Worin liegt die Ursache dieser Erscheinung? Offenbar beeinflußt die Höhe des Kalkulationszinsfußes (in diesem Beispiel sogar ausschließlich) die Vorteilhaftigkeit einer Investition, und zwar auch bei im übrigen vollständigen Alternativen! Ein nicht sachgemäßer, d. h. ein nicht vollständiger Investitionsvergleich (im Sinne Brandts) kommt also hier als mögliche Ursache der Widersprüchlichkeit der Kriterien des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes nicht in Betracht. Der vorliegende Fall zwingt uns damit, die weiteren Überlegungen unmittelbar auf die Struktur der alternativen Zahlungsreihen und auf das im Ansatz des Kalkulationszinsfußes zum Ausdruck kommende Grundprinzip der Zinseszinsrechnung zu konzentrieren. Es ist zweckmäßig, zunächst die bei dem Kalkulationszinsfuß von 14,4°/o gegebene indifferente Entscheidungssituation zu analysieren. Hier wird der Nachteil einer absolut kleineren Summe des Kapitalrückflusses durch eine entsprechend hohe Bewertung des Vorteils eines schnelleren Kapitalrückflusses gerade ausgeglichen. Weil beide Alternativen, D und E, den gleichen Kapitaleinsatz (DM 1000) und die gleiche Nutzungsdauer (3 Jahre) haben, kann der gleiche Kapitalwert (DM 194) bei unterschiedlicher Summe der absoluten Einnahmenüberschüsse nur daraus resultieren, daß die Alternative E (mit insgesamt größeren absoluten Einnahmenüberschüssen) u

Der interne Zinsfuß bezeichnet demnach nichts anderes als einen Grenzfall der Kapitalwertmethode: So gesehen, vermag er lediglich anzugeben, bis zu welchem Zinsfuß bei stetig fallender Kapitalwertkurve noch ein positiver Kapitalwert zu erwarten ist, nämlich bis zum Schnittpunkt derselben mit der i-(Zinsfuß-) Achse des Koordinaitenisyistems (siehe Abb. 3). Bei mehrdeutigen (positiven und/ oder negativen) internen Zinsfüßen, die sich insbesondere bei alternierenden Vorzeichen der Glieder einer Investitionszahlungsreihe, d. h. also bei im Zeitablauf wechselnden Ausgaben- und Einnahmenüberschüssen ergeben können, schneidet die Kapitalwertkurve die i-Achse mehrmals. Sie gibt dann die Zinsbereiche an, innerhalb derer positive Kapitalwerte, und nur diese erscheinen praktisch relevant, zu erwarten sind. Vgl. dazu auch [132, S. 440; 91, S. 12; 96, S. 27], Eine wirtschaftliche Erklärung mehrdeutiger interner Zinsfüße hat in der jüngeren Literatur Kilger zu finden versucht; vgl. dazu [177].

Investitionskalkül als Bestimmungsgrand der Datenermittlung

57

eine größere Diskontierungseinbuße erleiden muß, um zum Kalkulationszeitpunkt der Alternative D (mit insgesamt kleineren absoluten Einnahmenüberschüssen) äquivalent zu sein. Daraus folgt, daß ein vergleichsweise größerer Anteil der Einnahmenüberschüsse von E einen längeren Diskontierungsweg bis zum Kalkulationszeitpunkt hat, und zwar dies allein aufgrund ihrer zeitlichen Verteilung überwiegend auf spätere Perioden des Vergleidiszeitraumes. Deshalb sind die Barwerte der Einnahmenüberschüsse von E insgesamt stärker vom Kalkulationszinsfuß abhängig als diejenigen von D. Diese größere Zinsempfindlichkeit der Investition E (gegenüber D), die als typisch für Investitionen mit längeren „Produktionsumwegen" anzusehen ist, zeigt sich deutlich in dem stets größeren Steigungsmaß der Kapitalwertfunktion von E (siehe Abb. 3) 57 . Begnügt man sich nun aber nicht mit der abstrakten Klärung dieser an sich einfachen finanzmathematischen Zusammenhänge, sondern fordert darüber hinaus eine wirtschaftlich sinnvolle Interpretation des Kalküls, so ist vor allem die Frage nach der Realität der Voraussetzungen unumgänglich, von denen man bei der Festlegung eines bestimmten Kalkulationszinsfußes ausgeht. Konkret handelt es sich um das Problem der Ermittlung des richtigen gegenwartsbezogenen Äquivalents für anderweitige Anlagemöglichkeiten von verfügbarem Kapital. Diskontiert der Investor z. B. die Zahlungsreihen der Alternativen D und E durchgängig (über die Nutzungsdauer von 3 Perioden) mit dem Kalkulationszinsfuß von 14,4%, so ist dies rational, wenn die anderweitige Anlage der während des Vergleichszeitraumes zurückfließenden Einnahmenüberschüsse zu eben diesem Zinsfuß möglich erscheint. Das ist die Voraussetzung der o. a. indifferenten Entscheidungssituation, die im folgenden wirtschaftlich zu deuten ist: Mit der Abzinsung (nach Zinseszinsregeln) berücksichtigt der Investor den Minderwert später anfallender Beträge gegenüber früher anfallenden Beträgen, und zwar mit der Begründung, daß Kapital umso eher produktiv genutzt werden kann, j e früher es ihm (wieder) zur Verfügung steht. Im Kalkulationszinsfuß selbst sind also bereits anderweitig mögliche Kapitalanlagen „kalkuliert", d. h. die Opportunitätskosten des Kapitals veranschlagt. Dieses, grundsätzlich in allen dynamischen Investitionsrechnungen zum Ausdruck kommende Prinzip des „Produktionsumweges" 58 gilt theoretisch 57

58

Bei Verringerung des Kalkulationszinsfußes wächst der Kapitalwert von E offensichtlich stärker als derjenige von D. Damit ist zugleich die — in der Literatur angezweifelte — Aussage bewiesen, daß bei sinkenden Kalkulationszinsfüßen „Produktionsumwege" lohnender werden. Vgl. dazu die gegenteilige Meinung von Moxter [203] sowie auch die kritische Stellungnahme dazu von Heister [160], Wir sehen die Rechtfertigung des Ziins(seszins-)nehmens nicht, wie v. BöhmBawerk [15], in der subjektiven Überschätzung zukünftiger Güterversorgung bzw. Unterschätzung zukünftiger Bedürfnisse und nicht allein in der größeren

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

58

auch für die im Zuge des Desinvestitionsprozesses von gegenwärtig auszuwählenden Investitionen freigesetzten Mittel, die (wenigstens z.T.) wiederum für die Finanzierung neuer Investitionen verwandt werden können. Beschränkt sich der Investitionskalkül aber lediglich auf die gegenwärtigen Anlagemöglichkeiten der Alternativen D und E, so wird — und dies ist in der Wirtschaftspraxis allgemein üblich — das Problem wie folgt gestellt: Der Investor fragt nicht gleichzeitig danach, was mit den zurückfließenden re-investierbaren Beträgen geschieht, sondern betrachtet dies ggf. als Aufgabe einer neuen Investitionsentscheidung, die ihrerseits erst aufgrund von neuen — zukünftigen — Datenkonstellationen getroffen werden muß. Die Zeitpräferenz divergierender Zahlungsreihen allerdings bewertet er im Diskontierungsvorgang, und zwar zum jeweils verwandten Kalkulationszinsfuß. Dies gilt auch für den Fall einer zu erwartenden, in den Alternativen unterschiedlichen Geschwindigkeit des Kapitalrückflusses. Theoretisch kann der Investor die zusätzlich verfügbaren Einnahmenüberschüsse im Vorteilsvergleich der gegenwärtigen Alternativen außer Betracht lassen, wenn er annimmt, daß die mit der Wiederanlage dieser Beträge erzielbare Rendite nicht von der Höhe des Kalkulationszinsfußes seines Kalküls abweicht. Anderenfalls würde dadurch u. U. das Beurteilungsergebnis des Alternativvergleichs beeinträchtigt werden. Letzteres ist z. B. der Fall, wenn der — bei Realisierung der Investition D — am Ende der 1. Periode errechnete positive Differenzbetrag (DM 600) für zwei Perioden zinseszinswirksam angelegt und der am Ende der 2. Periode errechnete Differenzbetrag (DM 100) für eine Periode zinswirksam angelegt werden können, und zwar zu einem größeren oder kleineren Zinsfuß als 14,4°/o. Zahlungsreihe Investition D Investition E

: a0 ei e2 e3 : — 1000 + 700 + 500 + 300 : — 1000 + 100 + 400 + 1200

Differenzbeträge

:

+ 600 + 100 (—900)

Ähnlich der weiter vorne in den Fällen 1 und 2 erläuterten Prämisse der Leih- und Ausleihbarkeit beliebiger Beträge zu dem in der Rechnung verwandten Kalkulationszinsfuß wird auch in diesem Falle 3 die Vorteilhaftigkeit der gegenwärtigen Alternativen D und E nur dann nicht durch Produktivität der Produktionsumwege (Produktivitätstheorie des Zinses), sondern einfach als Preis für die Überlassung von Kredit. Dieser Kredit kann für konsumtive, aber auch — und dies ist im Investitionskalkül der Unternehmung zu unterstellen—für produktive Zwecke verwandt werden. Im Sinne des Investitionskalküls ist der Begriff „produktiv" allerdings weit auszulegen; er umfaßt auch die Vermeidung von Ausgaben, wie dies z. B. mit der Rückzahlung von hochverzinslichem Fremdkapital zwecks Abwendung hoher Zinslasten zu erreichen ist.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

59

zusätzlich mögliche anderweitige Alternativen beeinflußt, wenn die für Re-investitionen verfügbaren Beträge während der restlichen Nutzungs(vergleichs-)dauer der Alternativen jeweils gerade eine Rendite in Höhe des Kalkulationszinsfußes abwerfen, d. h. der Kapitalwert der Re-investitionen gleich Null ist! Mit der Begründung dieser — offenbar nur schwer erkennbaren — Re-investitionsprämisse ist schließlich auch die Widersprüchlichkeit der Kriterien des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes erklärt: Ist der Vorteil einer früheren produktiven Verwendung der Einnahmenüberschüsse der Investition D nur zu 8°/o zu realisieren, wie dies im dargelegten Beispiel bei der Kapitalwertrechnung mit einem 8°/oigen Kalkulationszinsfuß unterstellt wurde, so erweist sich die Investition E als vorteilhaft. Bewertet der Investor aber den Vorteil des schnelleren Kapitalrückflusses, etwa aufgrund anderweitiger Anlagemöglichkeiten dieses Kapitals, mit einem höheren Zinssatz als 14,4%, z. B. zu einem (internen) Zinsfuß von 22,6% (E) oder 27,6% (D), so ist stets die Investition D vorzuziehen. Es zeigt sich also, daß die Kriterien des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes zum gleichen Ergebnis führen, wenn die ihnen immanenten Annahmen übereinstimmen. Soll aber die Vorteilhaftigkeit einer Investition nicht von der Wahl der Rechenmethode abhängen, muß die Forderung nach gleichen Annahmen erfüllt sein. Hinter dieser Forderung verbirgt sich gleichzeitig die komplexe Problematik des richtigen Kalkulationszinsfußes, die uns zunächst in rechenmethodischer und später in prognostischer Hinsicht beschäftigen soll. Um das mit dem Kalkulationszinsfuß verbundene Problem einer — oft nicht erkannten oder unterschätzten — Entscheidungsabhängigkeit dieses Datums in rechenmethodischer Hinsicht einer Lösung näher zu bringen, gehen wir von folgender Überlegung aus. Während für die Kapitalwertmethode (und ebenso für die Annuitätenmethode) die Bestimmung der Höhe des anzusetzenden Kalkulationszinsfußes häufig zum Angelpunkt der Entscheidung wird, ob das Kapitalwertkriterium zu richtigen oder zu falschen Ergebnissen führt, gibt es bei der internen Zinsfußmethode erst gar keine derartige Möglichkeit oder Notwendigkeit der Entscheidung über den entsprechenden Kalkulations-(=Diskontierungs-)zinsfuß 59 . Demzufolge ist bei Anwendung der internen Zinsfußmethode auch nicht die Gefahr der Beeinflussung des Vorteilvergleichs durch willkürlich gewählte Zinsfüße der Diskontierung gegeben; denn der interne Zinsfuß ist ja schon durch die Struktur der Zahlungsreihe selbst einer jeden Investition determiniert. Seine Ermittlung ist lediglich eine Rechenaufgabe 60 . Aus diesen 59

Kalkulations- und Diskontierungszinsfuß werden im folgenden als gleichbedeutende Begriffe verwandt. M Eine andere Frage ist es dagegen, ob die Lösung dieser Rechenaufgabe in praktischen Entsdieidungssituationen häufig mit größeren mathematischen Schwierigkeiten verbunden ist als die Berechnung des Kapitalwertes einer Investition

60

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Gründen und, weil es der Investitionstheorie bis heute noch nicht gelungen ist, ein allgemein anerkanntes Kriterium für den in der Tat fragwürdigen Ansatz des Kalkulationszinsfußes bei Anwendung der Kapitalwertmethode zu entwickeln, wird in der Literatur mehrfach die Ansicht vertreten, die interne Zinsfußmethode sei „die beste Form der Investitionsrechnung und Investitionslenkung", ja sogar „von unübertroffenem methodischem W e r t " [173]61. Dieser Ansicht können wir nicht beipflichten. Es ist u. E. nämlich sehr zweifelhaft, ob die eben aufgezeigte Problematik der Beeinflussung der Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen durch die Höhe des Kalkulationszinsfußes damit gelöst oder auch nur umgangen werden kann, daß man einfach den internen Zinsfuß errechne t, also allein die interne Zinsfußmethode benutzt. Zwar ist der interne Zinsfuß eine objektive Rechengröße und der bei Anwendung der Kapitalwertmethode veranschlagte Kalkulationszinsfuß dagegen bis zu einem gewissen Grade immer das Ergebnis subjektiver Einschätzung, jedoch rechtfertigt dies nicht, die Frage nach dem richtigen Kalkulationszinsfuß auf eine „Rechenaufgabe mit bereits bekannten Größen" zu reduzieren. Ein solches Vorgehen würde dann nämlich folgendes bedeuten: Einmal wäre die Ermittlung des richtigen Kalkulationszinsfußes kein empirisches Problem der Datenermittlung mehr. Zum anderen müßte jedes Auswahlergebnis der Kapitalwertrechnung, das dem Ergebnis der auf dasselbe Auswahlproblem angewandten internen Zinsfußmethode widerspricht, als nicht richtig angesehen werden. Beide Annahmen sind nicht zutreffend. W e r so argumentiert, übersieht, daß die stets notwendige Prüfung, ob die mit dem in der Rechnung verwandten Diskontierungszinsfuß fixierten Annahmen realistischen Bedingungen entsprechen, bei der Kapitalwertmethode vor der Bestimmung des Kalkulationszinsfußes erfolgen muß und bei der internen Zinsfußmethode erst nach dem Vorliegen des Rechenergebnisses erfolgen kann. Nach welchem Kriterium die richtige Entscheidung getroffen wird, ist allein davon abhängig, ob der veranschlagte Kalkulationszinsfuß der Kapitalwertmethode oder der errechnete interne Zinsfuß der internen Zinsfußmethode die realen anderweitigen Anlagebei gegebenem Kalkulationszinsfuß. Letzteres ist aus folgendem Grunde der Fall: „In allen Fällen, wo Zahlungen nicht mit einer gewissen Regelmäßigkeit erfolgen und (oder) nicht gleich groß sind, kann der interne Zinsfuß nur approximativ ermittelt werden" [91, S. 14], 61 Als überzeugter Anhänger der internen Zinsfußmethode lehnt Jonas die Anwendung der Kapitalwertmethode mit folgenden Argumenten ab: „Die Bestimmung des Kalkulationszinsfußes ist nur willkürlich möglich — es gibt hierzu keinen exakten Weg. Und solange dieses Problem ungelöst ist — leider fehlt es auch oft bei den Theoretikern, die diese Methode propagieren, an der Kenntnis der Probleme, um die es hier geht —, wird diese Methode wohl kaum eine praktische Bedeutung gewinnen" [173].

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

61

möglidikeiten des Kapitals widerspiegelt. Ist man sich dessen bewußt, daß, wie oben nachgewiesen, die Kriterien des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes bei divergierenden Zahlungsreihen von Investitionsalternativen die Renditen der (nicht explizit berücksichtigten) Differenzbeträge zu dem jeweils verwandten Diskontierungszinsfuß fixieren, so ist Heister zuzustimmen, wenn er sagt: „Eine Wahlireiheit des Kalkulationszinstußes gibt es somit streng genommen überhaupt nicht. Seine Orientierung muß . . . stets an den empirischen Gegebenheiten in der Umgebung einer jeden Investitionsalternative erfolgen" [159, S. 350]. Und gerade den zur Erfüllung dieser Forderung gebotenen Spielraum gewährt die Methode des internen Zinsfußes nicht. Sie führt deshalb nur zufällig zu einem empirisch vertretbaren Ansatz des Investitionskalküls. In diesem Zusammenhang ist ferner auf den unglücklichen Begriff des „internen" Zinsfußes hinzuweisen, der in Anbetracht der Annahme der zur selben (internen) Rendite in die Umgebung einer bestimmten Investitionsalternative — insoweit als „extern" — re-investierbaren Differenzbeträge angreifbar ist [162, S. 350f.]. Nicht minder bedeutsam ist der Hinweis auf die folgende Schwäche der Methode des internen Zinsfußes. Soll zunächst lediglich eine einzelne Investition im Hinblick auf ihre Zweckmäßigkeit beurteilt werden, geht es also um die Frage, ob die Investition den Mindestanforderungen der Verzinsung genügt oder nicht, so führen selbstverständlich alle o. a. drei Methoden der dynamischen Investitionsrechnung zum gleichen Ergebnis. Für Zwecke des ggf. anschließenden Vorteilvergleichs von Investitionsalternativen jedoch ist die Methode des internen Zinsfußes schon aus folgendem Grunde nicht zu empfehlen: Es muß als immanenter Widerspruch angesehen werden, wenn die für alternative Investitionsobjekte unterschiedlich hoch ausfallenden internen Zinsfüße zugleich implizieren, daß z. B. im Falle der Investition D die im Zuge des Desinvestitionsprozesses freiwerdenden Mittel bis zum Ende des Vergleichszeitraumes durchschnittlich zu einer internen Rendite von 27,6°/o anlegbar sind, dieselbe Annahme im Falle der Investition E aber nur in Höhe von 22,6% gelten soll [141, S. 389; 167, S. 21 f.]. Weil insbesondere eine solche Bedingung nicht nach der Höhe der internen Zinsfüße einzelner Investitionen schwanken wird, ist die interne Zinsfußmethode im Vorteilvergleich wirtschaftlich-logisch nicht anwendbar [190, S. 573]62. Aufgrund dieser Unzulänglichkeiten lehnen wir den

Auch in folgender Hinsicht ist dieses Kriterium in seiner Aussagefähigkeit einos 'jjjuiaq }iS5[ßi;n3pjqajAl auias pun gnjsuiz uauiajut uap s p m " ¡ppieiipsafi kann vom empirischen Standpunkt aus nur das eine gesagt werden, daß der interne Zinsfuß unter dem Gesichtspunkt einer finanzmathematischen Abbildung eine gewisse Existenzberechtigung hat. Für die empirische Vorteilsuntersuchung iist er jedoch ohne nennenswerte Bedeutung. Mehrere interne Zinsfüße sind das Produkt der finanzmathematischen Abstraktion" [159, S. 350].

62

62

Besdiaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

internen Zinsfuß als Auswahlkriterium für den Vorteilvergleich von Investitionen ab®3. Dennoch können wir die Untersuchung der mit dem Diskontierungszinsfuß verbundenen methodisch bedingten Problematik nicht abschließen, ohne vorher auf die in jüngster Zeit erneut geäußerten Behauptungen einzugehen, die unseren Feststellungen scheinbar widersprechen. So vertritt z. B. Jonas mit Nachdruck die folgende Ansicht: „In der theoretischen Diskussion wird immer wieder behauptet, die interne Zinsfußmethode setzte voraus, daß der aus der Investition während ihrer Lebensdauer fließende Einnahmenüberschuß zum internen Zins ( = Rendite der Investition) wiederangelegt werde. Diese Behauptung ist falsch; die einfache Darstellung der Kapitalbewegung in den einzelnen Perioden der Investition beweist, daß diese Voraussetzung nicht gemacht wird" [173]. Nach einer Analyse grundsätzlich möglicher Zahlungsverläufe von isoliert betrachteten Investitionen kommt auch Kilgei — allerdings nur in bezug auf einen bestimmten Investitionstyp 64 — zur gleichen Ansicht wie Jonas. Prüfen wir nun diese Aussagen anhand des im Falle 3 dargelegten Zahlenbeispiels, so kommen wir zunächst zu folgender Auflösung der nach dem Barwertprinzip berechneten internen Zinsfüße: Auilösung Periode (Jahr)

Kapitalbindung

der internen Zinsfüße nach

Barwerten

27,6°/o Zinsen

Kapitalrückzahlung

Auszahlg. insges. (Einn.-übersch.)

(1)

(2)

(3)

(4)

(5)

1 2 3

1000 576 235

276 159 65

424 341 235

700 500 300

500

+ 1000

= 1500

Summe



Tab. 2 a 63 84

Zu demselben Ergebnis kommen u. a. auch GTOOS [31, S. 45] u. Schwarz [96, S. 33]. Kilger beschränkt seine Feststellung insbesondere auf den Investitionstyp, „dessen Zahlungsreihen sich zeitlich in eine Phase mit Auszahlungsbeträgen und eine Phase mit Einzahlungsüberschüssen trennen lassen" [177, S. 797]. Bei anderen Investitionstypen, deren Zahlungsreihen so liegen, daß die einzelne Investition nicht ohne Vorab- oder Zwischenanlagen freiwerdender Kapitalbeträge isoliert durchführbar ist, werde stillschweigend die Wiederanlage von Einnahmenüberschüssen zum selben internen Zinsfuß unterstellt. Dies sei insbesondere bei solchen Investitionen der Fall,deren Zahlungsreihen eineniimZeitablauf mehrfachen Wechsel von Ausgaben- und Einnahmenüberschüssen aufweisen. Nur dadurch und in diesen Fällen versage die interne Zinsfußmethode [177, S. 797f.].

63

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

Periode (Jahr)

Kapitalbindung

22,6% Zinsen

Kapitalrückzahlung

Auszahlg. insges. (Einn.-übersch.)

(1)

(2)

(3)

(4)

(5)

1 2 3

1000 1126 980

226 254 220*

—126 146 980

100 400 1200

700

+ 1000

= 1700

Summe



* = — 1 Rundungsdifferenz Tab. 2 b In d e n v o r s t e h e n d e n T a b e l l e n sind die i n t e r n e n Zinsfüße der I n v e s t i t i o n s a l t e r n a t i v e n D (27,6%) und E (22,6%) j e w e i l s in ihre b e i d e n Bestandt e i l e a u f g e l ö s t , nämlich i n die Verzinsung d e s in d e n e i n z e l n e n P e r i o d e n restlich „gebundenen" 6 5 Kapitals e i n e r s e i t s u n d in d i e e n t s p r e c h e n d e Kapitalrückzahlung andererseits.Mit d i e s e r D a r s t e l l u n g s f o r m der „ K a p i t a l b e w e gung" e i n e r I n v e s t i t i o n w ä r e , s o w i r d in der Literatur b e h a u p t e t [49, S. 131; 177, S. 792], der B e w e i s erbracht, daß die Berechnung d e s i n t e r n e n Zinsf u ß e s k e i n e s w e g s zur V o r a u s s e t z u n g habe, daß d i e a u s der I n v e s t i t i o n rückfließenden E i n n a h m e n ü b e r s c h ü s s e zu d e m s e l b e n Zinsfuß w i e d e r a n g e legt werden können. Tatsächlich b e s t ä t i g t die o b e n d a r g e l e g t e A u f l ö s u n g d e s i n t e r n e n Zinsf u ß e s m a t h e m a t i s c h nur d i e f o l g e n d e A u s s a g e : D e r interne Zinsfuß bezeichnet die E f f e k t i v r e n d i t e einer Investition, b e i der nicht nur die G e s a m t h e i t der e i n g e s e t z t e n B e t r ä g e w i e d e r g e w o n n e n , s o n d e r n auch d a s in d e n e i n z e l n e n P e r i o d e n restlich „gebundene" Kapital w ä h r e n d der N u t 65

Um Fehldeutungen zu vermeiden, muß allerdings der in den Tabellen benutzte (aus der o. a. Literatur übernommene) Begriff der „Kapitalbindung" in einem weiteren Sinne verstanden wenden. Dies zeigt schon ein Blick auf den effektiven Kapitalrückfluß (siehe Spalte 5): Die wirkliche Amortisationsdauer des Kapitaleinsatzes (DM 1000) beträgt bei der Investition D etwa 1,6 J a h r e und bei der Investition E etwa 2,4 Jahre. Der Begriff der „Kapitalbindung" beschränkt sich hier nämlich nicht nur auf die noch nicht amortisierten Anfangsaufgaben (Kapitaleinsatz), sondern umfaßt die Barwerte aller restlichen Ein- und Auszahlungen während der Nutzungsdauer der betreffenden Investition. So erklärt sich übrigens auch die in der 2. Periode um DM 126 über den Kapitaleinsatz angestiegene „Kapitalbindung" der Investition E (siehe Spalte 2), obwohl doch nach Beginn der Investition effektiv nur Emnahmenüberschüsse anfallen. Im übrigen ist dies auch einfach aus dem Wesen der internen Zinsfußmethode selbst zu verstehen: man geht von demjenigen Ausgabenbetrag aus, der einem erst zeitlich später in bestimmter Weise anfallenden (rückfließenden) Einnahmenbetrag unter Berücksichtigung der zu ermittelnden Verzinsung im Kalkulationszeitpunkt gleich wertig (äquivalent) sein soll.

64

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

zungsdauer der Investition zu demselben Satz verzinst wird, ü b e r die Wiederanlage rückfließender Mittel wird dabei explizit keine A u s s a g e gemacht. Dennoch fragt es sich, ob durch diese Möglichkeit der rechnerischen Auflösung des internen Zinsfußes der—übrigens schon seit dem Jahre 1936 andauernde — wissenschaftliche Streit 66 um die Reininvestitionsprämisse und damit gleichzeitig um die Eignung der internen Zinsfußmethode überhaupt für die Beurteilung v o n Investitionsalternativen wirklich beendet ist. Soll der interne Zinsfuß nicht nur eine investitionsobjektindividuelle Meßziffer darstellen, sondern auch als Auswahlkriterium aussagefähig und damit als ein Instrument zur rentabilitätsorientierten Investitionslenkung anwendbar sein, so verbietet es sich v o n selbst, ausschließlich auf die isolierte A n a l y s e einer einzelnen Investition abzustellen. Und gerade dies wird bei der Anwendung der internen Zinsfußmethode im Vorteilvergleich oft, so auch v o n Jonas, übersehen und v o n Kilger — ausdrücklich — aus seiner Untersuchung ausgeklammert 6 7 . Es muß aber mit Nachdruck festgestellt werden, daß die Diskussion und der Streit um die Reinvestitionsprämisse im Hinblick auf die isolierte Rentabilitätsanalyse einer Investition in Wirklichkeit gegenstandslos ist. Es wäre müßig, in dieser Richtung wei66

Vgl. dazu die Kontroverse zwischen Boulding [132, S. 196 ff. u. S. 440] und Wright [254], * Vgl. dazu die tiefgreifende Untersuchung von Kilger [177]. Diese Untersuchung ist ausdrücklich nicht auf Investitionsvergleiche abgestellt [177, S. 771], sondern nur auf die isolierte Durchführung einzelner Investitionstypen. Die Einschränkung Kilgers, daß nur bei bestimmten Investitionstypen, zu deren Durchführung aufgrund der Struktur ihrer Zahlungsreihen Vor- oder Zwischenfinanzierungen notwendig sind, die Annahme der Re-investition rückfließender Einnahmenüberschüsse unbewußt getroffen wird, kann (und sollte nach Kilger auch) keine Gültigkeit für Investitionsvergleiche beanspruchen. Sie hat deshalb nur einen •— durch den Rahmen seiner Untersuchung begrenzten — theoretischen Aussagewert. Es darf aber nicht übersehen werden, daß Kilger mit der Verbindung von Gedanken der Investitions/inanzierung und reinen Rentabilitätsanalyse einzelner Investitionsobjekte in bezug auf die Anwendung der Zinseszinsrechnung (und nur um diese geht es hier!) den tatsächlichen Verhältnissen nicht gerecht wird. Die isolierte Betrachtung einzelner Investitionen erscheint im Rahmen der betrieblichen Finanzwirtschaft wirklichkeitsfremd. Gegen eine Aufspaltung der ganzheitlichen Bedingung des finanziellen Gleichgewichts der Unternehmung auf einzelne Investitionsobjekte wendet sich besonders Albach, wenn er sagt: „Im Sinne einer rationalen Liquiditätsrechnung erscheint eis vernünftig, daß einige Investitionsobjekte mit ihren finanziellen Überschüssen andere Investitionsobjekte so „finanzieren", daß die gesamten finanziellen Ströme, die durch das gesamte Unternehmen fließen, stets im Gleichgewicht sind. Es wäre mit einer vernünftigen Finanzpolitik im Unternehmen nicht vereinbar, von jedem Investitionsobjekt zu verlangen, daß es sein eigenes finanzielles Gleichgewicht einhält. Finanzielle Sicherheit ist eine Größe, die nur für das Gesamtunternehmen definiert ist, nicht aber für die einzelnen Komponenten des Unternehmens, also in diesem Falle die einzelnen Investitionsvorhaben" [121, S. 595]. 7

65

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

terzuargumentieren; denn das Prämissenproblem erscheint (auch in seiner praktischen Relevanz) in der Tat erst bei der Wahl zwischen Investitionsalternativen. Verzerrte oder sich widersprechende Ergebnisse der Methoden dynamischer Investitionsrechnung können logisch bei der Analyse einer Investition nicht auftreten. Sie zeigen sich erst im Vorteilvergleich von Investitionsalternativen aufgrund ihrer divergierenden Zahlungsreihen. In welcher Art die Zahlungsdivergenzen vorliegen, ob also die Unvollständigkeit der Alternativen auf unterschiedliche Anfangszahlungen (Kapitaleinsatz), unterschiedliche Zahlungsverläufe während der gleichen Nutzungsdauer oder auf eine unterschiedliche Länge (Nutzungsdauer) der Zahlungsreihen zurückgeführt wird, ist, wie bereits erwähnt, dabei grundsätzlich belanglos. Wenn aber nach der klassischen Investitionstheorie die Wahl zwischen mehreren Investitionsmöglichkeiten (ohne explizite Berücksichtigung der Differenzinvestition) nur unter der Annahme möglich ist, daß der Investor beliebige Beträge gleicher Zeitpunkte zum jeweils verwandten Kalkulationszinsfuß leihen und ausleihen kann, so muß das auch für die in den Alternativen unterschiedlich rückfließenden Kapitalbeträge gelten. Damit ist die Re-investition eine Grundannahme der Investitionstheorie. Um abschließend die in verschieden hohen internen Zinsfüßen „verborgenen" unterschiedlichen Annahmen sichtbar werden zu lassen, die im Vorteilvergleich von Alternativen mit gleichem Kapitaleinsatz und gleicher Nutzungsdauer nur schwer zu erkennen sind, wählen wir folgende Darstellung: In bezug auf das Rechenergebnis ist es gleichgültig, ob man einen Investitionsvergleich aufgrund von Barwert- (Abzinsungs-) oder aufgrund von Endwert-(Aufzinsungs-)rechnungen durchführt; die Vorteilhaftigkeit einer Investitionsalternative wird dadurch natürlich nicht beeinflußt. Das beweist das folgende Rechenbeispiel, in dem die weiter vorn nach Barwerten aufgelösten internen Zinsfüße hier nach Endwerten aufgelöst werden. Auflösung der internen 0 = — a 0 (1 + i)3 Investition D:0 = - 1000 (1.276)3 0 = — 2077 Investition E:0 = - 1000 (1,226)3 0 = 1841

Zinsfüße nach + ei (1 + i)2 + 700 (1,276)2 + 1139 + 100 (1,226)2 + 151

Endwerten + e 2 (1 + i) + + 500 (1,276) + + 638 + + 400 (1,226) + + 490 +

e3 300 300 1200 1200

Die Gegenüberstellung von Barwerten und Endwerten der Investitionen D und E ist besonders geeignet, das Re-investitionsproblem zu veranschaulichen. Abb. 4 zeigt die Zahlungs- sowie Zinseszinsvorgänge dieser Investitionsalternativen: In dem oberen Koordinatensystem werden die Wirkungen der internen Zinsfüße nach Endwerten durch Aufzinsung aller Zahlungen bis zum Ende der Nutzungsdauer ausgewiesen und in dem unteren

66

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

(DM) a,e

Investition D

(DM) a,e

(2077)

,-

I'

Investition E

2000

(1393) e2

1000 900 800 700

(893) (700)

I

(1841)

(1777)

i 641 »

600

'7523)

500 400 300

e2 200 L

(123)

100Zeit (Jahre)

0 100 2

-4—•

exBj

\

Zeit (Jahre)

(100)

200-

ei

300-

r r (500)

(1200) 1435)

I |e3 (1500) (2077)

(DM)

Investition D

(1503)

(DM)

. (1700) "(18411

2000-

Investition E

Abb. 4. Spiegelbildliche Darstellung der nach Endwerten (oben) und Barwerten (unten) aufgelösten internen Zinsfüße 27,6 °/o (D) und 22,6 °/o (E) sowie der mit unterschiedlichen Diskontierungiszinsfüßen verbundenen Prämissen. (Das halb-logarithmische Koordinatensystem ermöglicht es, alle Diskontierungskurven als gerade Linien zu zeichnen.)

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

67

Koordinatensystem dieselben Wirkungen nach, der üblichen Barwert(Diskontierungs-) rechnung. Wenn der interne Zinsfuß die Bedingung erfüllt, daß alle in späteren Perioden rüdefließenden Einnahmenüberschüsse (Zinsen + Kapitalrückzahlung) dem gesamten Kapitaleinsatz im Kalkulationszeitpunkt äquivalent sind, kommt umgekehrt in der Anlage dieses Kapitaleinsatzes über sämtliche Perioden der Nutzungsdauer der Investition zu dem betreffenden internen Zinsfuß auch die Re-investitionsrendite freigesetzter Uberschüsse zum Ausdruck: Die Darstellung der nach Endwerten aufgelösten internen Zinsfüße zeigt dann die unterschiedliche Bewertung (Zeitpräferenz) der Einnahmenüberschüsse, die im größeren Steigungsmaß (a) der Aufzinsungslinien der Investition D gegenüber (ß) der Investition E zu erkennen ist. In der Darstellung der nach Barwerten aufgelösten internen Zinsfüße ist dieser Tatbestand verdeckt, weil dort nach Abzug der periodischen Einnahmenüberschüsse von dem zinstragenden Kapital nicht der gesamte ursprüngliche Kapitaleinsatz, sondern jeweils nur das in den einzelnen Perioden restlich „gebundene" Kapital Basis der Verzinsung ist. Ein vollständiger Alternativvergleich ist theoretisch exakt aber nur auf der Basis der Verzinsung des gesamten ursprünglichen Kapitaleinsatzes möglich. Das wiederum bedingt Annahmen über die Höhe der Verzinsung der rückfließenden, bis zum Ende der Nutzungsdauer re-investierbaren Mittel, wobei man im einfachsten Fall die jeweilige interne Verzinsung unterstellt 88 . Die Ergebnisse der bisherigen Untersuchung können wir wie folgt zusammenfassen: 1. Die Gleichung der internen Zinsfußrechnung ist eine inverse Funktion oder Umkehrfunktion der gleich Null gesetzten Kapitalwertrechnung; der interne Zinsfuß bezeichnet daher lediglich einen Grenzfall der Kapitalwertfunktion und gibt als investitionsobjekt-individuei/e Meßziffer an, bei welchem Kalkulationszinsfuß der Kapitalwert einer isoliert betrachteten Investition den Wert Null annimmt, d. h. durch welche Effektivverzinsung sich eine Investition auszeichnet. 2. Weichen im Vorteilverg/eicfi von Investitionsalternativen der bei der Kapitalwertmethode (oder Annuitätenmethode) veranschlagte und bei der internen Zinsfußmethode errechnete Diskontierungszinsfuß voneinander ab, so geht der Investitionskalkül von unterschiedlichen Voraussetzungen aus. Dies führt zu nicht gleichwertigen, verzerrten Auswahlkriterien. 3. Diese Verzerrungen treten umso stärker auf, (a) j e größer die absoluten Abweichungen in den Zahlungsreihen der Investitionsalternativen sind, (b) j e näher diese Zahlungsdivergenzen dem Kalkulationszeitpunkt 68

Zu derselben Ausdeutung des Prämissenproblems kommen auch Blohm Lüder [14, S. 86],

und

68

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

stehen und (c) je mehr der Kalkulationszinsfuß der Kapitalwertmethode (oder Annuitätenmethode) und der interne Zinsfuß voneinander abweichen. 4. Soweit die explizite Berücksichtigung von Differenzinvestitionen unterbleibt, zeigt sich die praktische Bedeutung eines falsch angesetzten Kalkulationszinsfußes in folgender Wirkung: Bei einem zu niedrigen Kalkulationszinsfuß wird die Rendite der Differenzinvestition (en) unterbewertet, mit der Folge, daß kapitalintensive (d. h. hohe Anschaffungsausgaben erfordernde) und (oder) sich relativ langsam amortisierende (d. h. durch eine geringe Kapitalrückflußgeschwindigkeit charakterisierte) Anlagen ungerechtfertigt bevorzugt werden. Andererseits bewirkt ein zu hoher Kalkulationszinsfuß, daß arbeitsintensive (d. h. geringe Anschaffungsausgaben erfordernde) Anlagen und (oder) Investitionen mit vergleichsweise kurzer Amortisationsdauer zu günstig erscheinen. In jedem Falle beeinflußt der Kalkulationszinsfuß die Vorteilhaftigkeit der Alternativen in einer mit dem Ziel der Gewinnmaximierung nicht vereinbaren Weise. 5. Die Ursache der auch im (scheinbar) vollständigen Investitionsvergleich sich widersprechenden Kriterien des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes liegt in den unterschiedlichen, nur schwer erkennbaren (häufig unbewußten) Annahmen, die beim Vorteilvergleich von Alternativen in der unterschiedlichen Bewertung von Zahlungsdivergenzen und Zeitpräferenzen zum Ausdruck kommen. In bezug auf die umstrittene Re-investitionsprämisse konnte gezeigt werden, daß bei nicht expliziter Berücksichtigung der Differenzbeträge der Investor stillschweigend von der Voraussetzung ausgeht, daß er die zusätzlichen, freigesetzten Einnahmenüberschüsse zum jeweils verwandten Kalkulationszinsfuß für die restliche Dauer des Vergleichszeitraumes wiederanlegen kann. 6. Die im Falle der in den Alternativen übereinstimmenden Kapitaleinsätze und Nutzungsdauer zu stellenden Frage, nach welchem Kriterium die richtige Auswahlentscheidung getroffen wird, ist allein danach zu beantworten, ob die anderweitige „produktive" Verwendung (Verzinsung) des rückfließenden, zusätzlich verfügbaren Kapitals für den restlichen Zeitraum des Investitionsvergleichs realistisch veranschlagt ist. 7. Die Auswahl von Investitionsalternativen aufgrund des Kriteriums des internen Zinsfußes kann nur zufällig zu richtigen Ergebnissen führen, weil die mit der Errechnung des internen Zinsfußes gleichzeitig fixierten Prämissen keinen Spielraum gewähren, reale Anlagemöglichkeiten des Kapitals im vorhinein zu veranschlagen. Bei Anwendung der Kapitalwertmethode (und der Annuitätenmethode) ist dagegen der Kalkulationszinsfuß nicht von vornherein determiniert, so daß ein sorgfältig durchdachter, prämissenbewußter Ansatz desselben eher geeignet ist, Fehlentscheidungen zu verhindern.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

69

8. Die bei Anwendung der internen Zinsfußmethode für mehrere Investitionsalternativen errechneten verschieden hohen internen Zinsfüße sind im Vorteilvergleich wirtschaftlich-logisch nicht haltbar, weil sie zugleich unterschiedliche Annahmen implizieren, zusätzliches Kapital, je nach der betreffenden Alternative, zu dem jeweiligen internen Zinsfuß beschaffen und ausleihen (re-investieren) zu können. Die methodisch gleichfalls richtige Aufzinsungsbetrachtung der Alternativen D und E (Abb. 4) veranschaulicht insbesondere die wirklichkeitsfremde Bedingung, daß die freigesetzten Beträge, je nachdem, aus welcher Investition sie stammen, auch unterschiedliche Re-investitionsrenditen erzielen können69. 9. Aus all den o. a. Gründen erweist sich schließlich die Tatsache, daß der interne Zinsfuß objektiv ermittelt (berechnet) werden kann und die anhand dieses Kriteriums bestimmte Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen nicht von einem „irgendwie" anzusetzenden Kalkulationszinsfuß abhängig ist, nur scheinbar als ein Vorteil gegenüber der Kapitalwertmethode (und Annuitätenmethode). Gerade diese Tatsache verlangt nämlich eine wirtschaftliche Erklärung, die dem internen Zinsfuß als Auswahlkriterium aber versagt bleibt. Die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen aufgrund ihrer internen Zinsfüße gibt keine Gewähr für einheitliche Annahmen im Diskontierungszinsfuß. In methodischer Hinsicht erscheinen dazu aber die Kapitalwert- und Annuitätenmethode geeignet. 2.124 Vergleichbarkeitssicherung von Alternativen durch Supplementinvestitionen und ihre Problematik Mit der vorstehenden Erläuterung der Problematik des richtigen Kalkulationszinsfußes konnte gezeigt werden, welche Prämissen mit seinem Ansatz im dynamischen Investitionsvergleich verbunden sind und in welchem Grade die Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen von unterschiedlichen Kalkulationszinsfüßen und damit von mehr oder weniger unrealistischen Voraussetzungen abhängt. Unter diesen Umständen ist es folgerichtig, die weiteren Überlegungen in prognostischer Hinsicht auf die realen Bestimmungsgründe dieses so wichtigen (Rechen-)Datums abzustellen. Ist man sich dessen bewußt, daß mit der Diskontierung die Vergleichbarkeit divergierender Zahlungsreihen von Investitionsalternativen gee9

Darüber hinaus verleitet auch die Höhe des internen Zinsfußes, der ja naturgemäß schon über dem Kalkulationszinsfuß der Kapitalwert- oder Annuitätenmethode liegt, leicht zu Fehlentscheidungen: „Die interne Zinsfuß-Methode kann schon deshalb, besonders bei hohem internen Zinsfuß, gefährlich sein, weil in ihr angenommen wird, daß alle in den späteren Jahren erzielten Reineinnahmen zum internen Zinsfuß angelegt werden können. Dies braucht aber nicht der Fall zu sein. Weiter widerspricht auch der interne Zinsfuß den Zahlen, die ansonsten im instrumentalen Rechnungswesen aufgezeigt werden; es ist daher schwierig, ihn mit anderen Daten au vergleichen" [103, S. 149],

70

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

sichert, d. h. insbesondere die Verschiedenheit des zeitlichen Anfalles der Zahlungen bewertet und dabei eine bestimmte Rendite der Re-investition angenommen wird, so erscheint es sinnvoll, die tatsächlichen Verwendungsmöglichkeiten des freigesetzten Kapitals im Hinblick auf die Verzinsung zu erfassen und den Kalkulationszinsfuß daraufhin auszurichten. Das Re-investitionsproblem könnte, wie die Abb. 4 im Prinzip bereits andeutet, durch Aufzinsung von — zu bestimmten (Renditen-) Kalkulationszinsfüßen — wideranlegbaren Einzahlungen gelöst werden. Berücksichtigt der Investor ferner den unterschiedlichen zeitlichen Anfall der Auszahlungen durch Abzinsung mit einem entsprechend realistisch angesetzten Diskontierungszinsfuß, so ließe sich theoretisch die aufgezeigte Gefahr der Abhängigkeit der Beurteilungsergebnisse von stillschweigend angenommenen unrealistischen Prämissen 70 im dynamischen Investitionsvergleich vermeiden. Diesem Vorgehen entspricht die von Heister [43; 159] empfohlene sogenannte Rentabilitätsanalyse aui der Basis des ökonomischen Prinzips. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das der Bildung von Differenzinvestitionen zwar gleicht, aber einer anderen Fragestellung entspricht. Es ist zweckmäßig, diesen Vorschlag anhand eines Beispiels zu veranschaulichen und im Hinblick auf die dabei sichtbar werdenden Probleme der Datenermittlung zu untersuchen. Im folgenden betrachten wir dazu den o. a. Fall 4, der eine durchaus wirklichkeitsnahe Entscheidungssituation bezeichnet, in der sämtliche, in den vorangegangenen Fällen einzeln analysierten Probleme gleichzeitig auftreten und zu lösen sind. Damit kommen wir zu besonders schwierigen Strukturfragen des Investitionskalküls und der entsprechend erforderlichen Datenermittlung, wie sie in praxi, besonders bei Sachanlageinvestitionen, häufig zu beantworten sind. Will ein Investor z. B. die Investitionen F und G im Hinblick auf ihre Vorteilhaftigkeit vergleichen, so muß er sowohl die betragsmäßige als auch die zeitliche Entwicklung der diese Investitionen kennzeichnenden spezifischen Zahlungsreihen berücksichtigen:

70

In der jüngeren Literatur wird erneut auf die Gefahr aufmerksam gemacht: „Der Zwang zur Reinvestition und zur Abdiskontierung von Zahlungen läßt den Grad der Abhängigkeit deutlich erkennen. Mit zunehmender Länge und Größe der Projekte nimmt das Gewicht dieser Voraussetzungen mehr und mehr zu. Die in der Praxis üblichen, meist lang dauernden und umfangreichen Investitionsvorhaben verschieben den Akzent noch weiter in diese Richtung, so daß in vielen Fällen die Entscheidung weniger von den effektiven Daten der einzelnen Investi-

tionen als vielmehr unbewußt von der Gültigkeit der angenommenen Prämissen

aibhängt. (Unteistreddiungen nicht iim Original.) Das Ergebnis der Investitionsrechnung verliert dadurch wesentlich an Aussagequalität und verwischt die speziell wirtschaftlich relevanten Unterschiede alternativer Investitionsobjekte" [141, S. 388].

71

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung Zahlungen im Jeihr Investition 0

1

2

3

4

F

— 900

— 100

+ 500

+ 800

+ 700

G

— 600

+ 300

+ 400

+ 300

Tab. 3

Ein dynamischer Investitionsvergleidi nach dem ökonomischen Prinzip setzt grundsätzlich die Berücksichtigung von vier verschiedenen Größen voraus, nämlich 1. die Beträge der Auszahlungen, 2. die Beträge der Einzahlungen, 3. die Zeitpunkte der Auszahlungen und 4. die Zeitpunkte der Einzahlungen [43, S. 30 ff.]. Vergleichbar sind beide Investitionen nur dann, wenn (mindestens) drei Größen gleich sind. Die verbleibende, frei veränderliche Größe wird dann zum Maßstab, anhand dessen der Grad der Vorteilhaftigkeit gemessen werden kann. Weil aber in der Wirtschaftspraxis die meisten Investitionsalternativen in keiner einzigen dieser vier Größen übereinstimmen, muß die Vergleichbarkeit durch zusätzliche Annahmen gesichert werden. Anstatt mittels Differenzinvestitionen die Alternativen zu vervollständigen, schlägt Heister vor, die Zahlungsreihen der Investitionen so umzuformen bzw. zu ergänzen, daß einmal der Vergleichszeitraum der Alternativen (4 Jahre) übereinstimmt und zum anderen zu Beginn dieses Vergleichszeitraumes jeweils eine Ausgabe und am Ende desselben eine Einnahme erscheint. Um dies zu erreichen, werden nach Zinseszinsregeln alle zwischenzeitlich anfallenden Auszahlungen durch Abzinsen und alle Einzahlungen durch Aufzinsen auf die Begrenzungspunkte des Investitionsvergleichs bezogen. Diejenigen Investitionen, welche eine betragsmäßige oder zeitliche Angleichung der divergierenden Zahlungsreihen herbeiführen, werden als „Supplementinvestitionen" bezeichnet. Dementsprechend unterscheidet man Zahlungs- und Zeitsupplemente. Wenn also die Zahlungsreihen der Alternativen so ergänzt sind, daß entweder (zu Beginn des Vergleichszeitraumes) die Ausgaben übereinstimmen oder (am Ende des Vergleichszeitraumes) die Einnahmen gleich hoch sind, kann, gleichgültig nach welcher Erscheinungsform des ökonomischen Prinzips, diejenige Investition ausgewählt werden, welche — bei gleichen Ausgaben höhere Einnahmen erwarten läßt (Maximalprinzip) oder — bei gleichen Einnahmen die geringsten Ausgaben erfordert (Minimalprinzip).

72

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Das folgende Beispiel veranschaulicht einen in dieser Weise vervollständigten Investitionsvergleich. Im einzelnen erfordert der Ansatz von Supplementen folgende (zusätzliche) Angaben über die in jeder Periode erzielbare Kapital Verzinsung: Für das Auszahlungssupplement der Investition F in Höhe von DM 100 im Zeitpunkt 1 glaubt der Investor 8°/o ansetzen zu müssen, für das bei der Investition G (aufgrund ihres geringeren Kapitaleinsatzes) erforderliche Auszahlungssupplement in Höhe von DM 393 im Zeitpunkt 0 wird eine Verzinsung von 7°/o für angemessen gehalten. Die „Unterbringung" (Re-investition) der Einzahlungen veranschlagt der Investor optimistischer, wenngleich mit im Zeitablauf abnehmenden Erwartungen: Während er die aus der Investition G zum Zeitpunkt 1 freigesetzten DM 300 noch zu 12% wiederanlegen zu können glaubt, schätzt er für beide Alternativen die aus der Wiederanlage der in den Folgejahren 2 und 3 anfallenden Einzahlungen bis zum Ende des Vergleichszeitraumes zu erzielende Rendite nur zu 10 und 9% ein.

(Supplemente)

Kalkulationszinsfuß (%>)

F (Fl) (F2) (F3)

8 10 9

Investitionen

Z a h l u n g e n der Invest tionen F u nd G im Vergl eichszeitra um (DM) 0

1

2

3

4

—900 (— 93)

—100 (+100)

+ 500

+ 800

+ 700

(—800)

( + 605) (+872)

(—500)

2177

—993

G (Gl) (G2) (G3) (G4)

—600 12 10 9 7

+ 300 (—300)

+ 400

+ 300

—393

(+421) (+484) (+327) (+515)

—993

1747

(—400) (—300)

Tab. 4

Nach dem Maxima/prinzip ist die Investition F vorteilhaft, weil sie bei gleichen Ausgaben (DM 993) um DM 430 ( = 2177—1747) höhere Einnahmen aufweist. Nach dem MinimaJprinzip ergibt sich selbstverständlich dasselbe Ergebnis des Vorteilvergleichs. Nur der Vollständigkeit halber sei angedeutet, wie dabei vorzugehen ist: Die Angleichung der Einnahmen der Investition G in Höhe von DM 1232 (jetzt ohne das Supplement G4) an die Einnahmen

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

73

der Investition F in Höhe von DM 2177 geschieht durch ein Supplement in Höhe von DM 945. Dieser Betrag wird um 4 Perioden mit 7°/o diskontiert und erhöht die Ausgaben von G (DM 600) um DM 721, so daß sich folgendes Ergebnis zeigt: Bei gleichen Einnahmen (DM 2177) erfordert die Investition G Ausgaben in Höhe von DM 1321 ( = 600 + 721), die Investition F dagegen aber nur DM 993. Auch hier ist F also vorteilhaft. Der Vorteil des in dieser W e i s e vervollständigten Investitionsvergleichs besteht darin, die Verzerrungen und Widersprüche der Kriterien der dynamischen Investitionsrechnung zu vermeiden. Insbesondere ermöglicht dieses Verfahren, die im Kalkulationszinsfuß „eingefrorenen" Prämissen durch wirklichkeitsnahe Daten zu ersetzen; der Investor kommt vor allem von der stillschweigend gesetzten Annahme frei, daß die im Zuge des Desinvestitionsprozesses rückfließenden Mittel allein zu einem, nämlich zu dem in der Diskontierungsrechnung verwandten Kalkulationszinsfuß über alle Perioden des Vergleichszeitraumes angelegt werden können. Nur unter dieser Annahme, bei der die Wiederanlage von Einnahmenüberschüssen einen Kapitalwert von Null aufweist, konnte ja, wie dargelegt, der Investor bislang die Beeinflussung der Vorteilhaftigkeit der ursprünglichen Investitionsalternativen durch die Rendite der Re-investitionen außer Betracht lassen. Der allerdings noch gegebene Ausweg aus diesem Dilemma, mittels explizit veranschlagter Differenzinvestitionen die Alternativen zu vervollständigen, ist zwar theoretisch offen, jedoch im Hinblick auf seine praktische Benutzung bedenklich: Eine Rückführung der verzerrten oder sich gar widersprechenden Kriterien der dynamischen Investitionsrechnung auf übereinstimmende, realistische Annahmen würde erfordern, die Re-investitionsmöglichkeiten der Differenzbeträge von alternativen Zahlungsreihen im Überschuß jeder einzelnen Zeitperiode zu prüfen und in den Investitionskalkül einzubauen. Eine solche Forderung kann aber für die in der Wirtschaftspraxis zu lösenden Fälle nicht erhoben werden [107, S. 237 u. S. 240], zitiert bei [3, S. 33]. Ebenso wie der explizite Ansatz von Differenzinvestitionen mit Schwierigkeiten verbunden ist, erfordert auch die dargelegte Rentabilitätsanalyse auf der Basis des ökonomischen Prinzips kritischen Vorbehalt in bezug auf ihre Anwendung. Insbesondere veranlaßt die Ungewißheit der Erwartungen zu einer kritischen Stellungnahme 7 1 . Ohne den Ansatz von Supple71

In dieser Hinsicht trifft edne Kritik die Konzeption Heisters zwar nicht unmittelbar, denn sein Anliegen war es, für den Fall sicherei Erwartungen einen Beitrag für eine in sich geschlossene widerspruchsfreie Investitionstheorie zu leisten. Weil Heister aber meint, daß von der Rückführung der Investitionsentscheidung auf das ökonomische Prinzip unter zeitlichem Aspekt darüber hinaus „ein Beitrag zur praktischen Rentabilitätsanalyse erwartet werden kann, und zwar im alternativen wie im marginalen Bereich" [43, S. 1], sind die folgenden kritischen Überlegungen berechtigt; denn im Hinblick auf den praktischen W e r t der An-

74

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

mentinvestitionen in allen Einzelheiten untersuchen zu müssen [210], wollen wir hier unsere Bedenken vor allem unter dem Gesichtspunkt der Datenermittlung erläutern. Dies erscheint in theoretischer und in praktischer Hinsicht geboten. Der oben herausgestellte Vorteil der Konzeption Heisters, den Spielraum für die Ermittlung wirklichkeitsnaher Daten durch Nichtanwendung von Auswahlkriterien der übrigen dynamischen Investitionsrechnung (und damit Vermeidung ggf. unrealistischer Prämissen im Diskontierungszinsfuß) zu erweitern, wird mit ebenfalls bedenklichen Annahmen erkauft, und zwar sowohl in bezug auf die zu vergleichenden Auszahlungen als auch Einzahlungen der Investitionsalternativen. Die Probleme der Berücksichtigung von -Auszahiungssupplementen zeigen sich vor allem bei Investitionen mit langen Anlauf- und Bauzeiten sowie erst relativ spät einsetzenden Kapitalrückflüssen. Mit der Abzinsung und Zusammenfassung der gesamten — über mehrere Perioden sich verteilenden — Investitionsausgaben wird einmal unterstellt, daß diese Beträge, die sich u. U.in einem stark erhöhten „gegenwärtigenKapitalbedarf" widerspiegeln, im Anfangszeitpunkt des Investitionsvergleichs verfügbar sind [210, S. 296]. Zum anderen wird vorausgesetzt, daß sie bis zum Zeitpunkt ihrer Verausgabung eine Verzinsung in Höhe des in den einzelnen Perioden angesetzten Diskontierungszinsfußes erbringen. Im Hinblick auf die Totalfinanzierung der Kapitalwirtschaft in der Unternehmung verbietet sich aber eine solche isolierende Betrachtungsweise. Die nähere Begründung dieser Kritik geht sinngemäß aus den folgenden Überlegungen hervor. Nicht minder problematisch ist der Ansatz von Einzahlungssupplementen. Die Aufzinsung sämtlicher Einzahlungen auf den Endpunkt erfordert konkrete Daten über die Verzinsung des in jeder Periode des Vergleichszeitraumes aus einer Investition zurückfließenden Kapitals, und zwar unter Berücksichtigung tatsächlicher Wiederanlagemöglichkeiten in Form vor Sach- und (oder) Finanzanlageinvestitionen. Die Einbeziehung der Renditen dieser Wiederanlagen in den Vorteilvergleich der ursprünglichen Investitionen bildet einen Ansatz, dessen Tragweite es bedingt, in der Kritik weiter auszuholen. Die Investitionsrechnung ist ihrem Wesen nach nur als eine Totalrechnung theoretisch vollständig formuliert, zu deren Anwendung streng genommen alle durch eine Investition im Zeitablauf direkt und indirekt ausgelösten Aus- und Einzahlungen in der Unternehmung erfaßt werden müssen. Beschränkt sich der Investitionskalkül aber lediglich auf gegenwärtige Anlagemöglichkeiten des Kapitals, so vernachlässigt ein in dieser wendung der von Heister empfohlenen Rentaibilitätsanalyse spielen die Schwierigkeiten der Datenermittlung eine bedeutende Rolle.

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund den Datenermittlung

75

Weise begrenzter Investitionsvergleich den folgenden Zusammenhang: Es wird dann nämlich außer acht gelassen, daß die im Zuge des Desinvestitionsprozesses von gegenwärtig auszuwählenden Investitionen freigesetzten Mittel (wenigstens z. T.) auch zur Durchführung weiterer Investitionen verwandt werden können, deren Renditen wiederum schon bei der Beurteilung der ursprünglichen Investitionsalternativen berücksichtigt werden müßten; wollte man aber diese Re-investitionen erfassen, so wäre zu berücksichtigen, daß sie einmal vom Erfolg der vorangegangenen (ursprünglichen) Investitionen abhängig sind. Zum anderen könnten die richtigen Kapitalwerte dieser Re-investitionen erst dann ermittelt werden, wenn die effektive Verzinsung der aus den Re-investitionen ihrerseits rückfließenden und wiederanlegbaren Beträge berücksichtigt wird, die ebenfalls positive Kapitalwerte haben können 72 . Theoretisch müßte demnach der Investor Daten ermitteln, die, in Gestalt von sich gegenseitig bedingenden, kumulierenden Zahlungsreihen, als Grundlage für jene Entscheidung dienen, die über eine Kette von möglichen Investitionen und Re-investitionen ad infinitum getroffen wird, deren Wirkzusammenhang streng genommen nicht durchbrochen werden kann [3, S. 12, 19, 28 u. 59ff. ; 167, S. 13; 210, S. 292f.]. Eine solche theoretische Konzeption, deren Kompliziertheit bei unterj ähriger (z. B. stetiger) Verzinsung noch zunimmt, wäre von vornherein nicht praktikabel; die Schwierigkeiten einer entsprechend erforderlichen Ermittlung von Daten der zukünftigen Investitionsalternativen sind unüberwindlich. Mit diesen Problemen ist die Konzeption Heisters belastet. Weil insbesondere der Vorteilvergleich von Investitionen nach dem ökonomischen Prinzip nur zahlungs- und zeitbegrenzt möglich ist, muß Heister hier einen Einschnitt vornehmen. Um eine die zukünftige Wiederanlage von Einzahlungen einbeziehende Rentabilitätsanalyse auf einen bestimmten Zeitraum zu beschränken, glaubt Heister dort die Vergleichsgrerizen ziehen zu dürfen, „wo die Umgebung der zu vergleichenden Projekte als übereinstimmend angesehen werden kann" [43, S. 45, Fn. 69]. Dies bedeutet, daß, je nach Wahl der Grenzen, der Investor Einzelalternativen oder ganze Investitionskomplexe einbeziehen kann. „Mit Fixierung der Grenzen wird für das gesamte außerhalb liegende Feld eine bei allen Alternativen übereinstimmende Verzinsung unterstellt" [43, S. 50], Mit Recht ist die theoretisch nicht befriedigende Annahme einer übereinstimmenden Verzinsung für Zwecke der Begrenzung des Vergleichszeitraumes kritisiert worden, weil insbesondere, zumindest unter der 74

Moxier vermutet sogar eine stets positive Korrektur der Rentabilität der vorangegangenen Investition: „Es kann schon beinahe als Regel gelten, daß eine fortlaufende .Reinvestition' der Einnahmen (abzüglich der Gewinnauszahlungen) in der spezifischen Betriebsaufgabe erfolgt und daß diese Investitionen eine den Kalkulationszinsfuß übersteigende Rendite abwerfen" [203, S. 542],

76

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Prämisse sicherer Erwartungen, kein zwingender Grund besteht, die Wiederanlage von Einzahlungen z. B. auf die Restlebensdauer einer Investition zu beschränken [49, S. 132f.-, 210, S. 296f.]. Der zweifelhafte Aussagewert der Supplementinvestition zeigt sich vor allem darin, daß die aus der ursprünglichen Investition und den sich überlagernden Folgen der „Zwischenanlagen" resultierenden Beträge, sofern sie überhaupt im vollen Umfang re-investiert werden, in praxi wahrscheinlich z. T. in Projekten mit unterschiedlicher Lebensdauer angelegt werden, deren Zahlungsreihen aber durchaus nicht im Endpunkt des Vergleichszeitraumes der gegenwärtig auszuwählenden Investitionsalternativen enden müssen. Innerhalb des Vergleichszeitraumes ist zu bedenken, daß Heister keine Entnahmen (z. B. für Konsumzwecke) berücksichtigt [210, S. 295 u. S. 297], Insbesondere erscheint es fraglich, in welcher Höhe die rückfließenden Mittel tatsächlich wieder investiert, also wiederum in Kapitaleinsatz umgewandelt werden. Wenn man schon den Investitionskalkül so detailliert auf die effektiven Anlagemöglichkeiten des rückfließenden Kapitals abstellt, sollte dies aber beachtet werden. Lediglich für Kredittilgungen, die nach Heister als „negative Investitionen" zu behandeln sind, wird ein Verfahren zur Einbeziehung von Auszahlungen in den Vorteilvergleich angegeben [43, S. 51 ff.]. Folgenschwerer ist die Kritik an der Einbeziehung von im Zeitablauf unterschiedlich verzinslichen Supplementinvestitionen in den Vorteilvergleich von gegenwärtigen Alternativen. Man darf wohl von der zweifellos richtigen Feststellung ausgehen, „daß der Wert des Kapitals in einer Periode nicht von einer Investition zur anderen verschieden sein kann, weil die Reinvestition der Finanzüberschüsse nicht an einen bestimmten Zweck gebunden ist. Würde man versuchen, bestimmte Finanzierungsoder Reinvestitionsmöglichkeiten einer bestimmten Investition zuzuordnen, müßte man völlig willkürlich vorgehen" [31, S. 47], Die von Heister vorgeschlagene Einführung von Supplementinvestitionen erscheint deshalb „nur dann sinnvoll, wenn alle Investitionsvorhaben eines Unternehmens für den gesamten Planungszeitraum gemeinsam verglichen werden. Denn nur dann kann man wissen, auf welche Weise die finanziellen Mittel, die durch die eventuelle Wahl billigerer Investitionsvorhaben erübrigt werden, verwendet werden können" [103, S. 154], Dann bereitet aber „die Kombinatorik, in die man zwangsläufig gerät, wenn man alle Supplementinvestitionen berücksichtigt", erhebliche Schwierigkeiten. „Sie verbietet bei großen Problemen so einfache Abzählverfahren" [116, S. 463], wie sie in diesem Zusammenhang auch Heister empfiehlt. „Heister schlägt somit eine Methode vor, die in der Praxis bei der Erstellung des Investitionsbudgets in den Grundzügen oft zugrunde gelegt wird, aber bei dem gegenwärtigen Stand der Forschung nur durch Probieren gelöst werden kann" [103, S. 154].

Investitionskalkül als Bestimmungsgrund der Datenermittlung

77

Ein weiterer Ansatzpunkt der Kritik, dessen Begründung in praktischer Hinsicht die oben vorgebrachten theoretischen Einwände bezüglich der Begrenzung des Vergleichszeitraumes etwas abschwächt, kommt in der Frage zum Ausdruck, ob die Prognosesicherheit des Investors soweit ausreicht, spezifische Angaben über die Verzinsung von Supplementinvestitionen innerhalb des Vergleichszeitraumes zu machen. Davon hängt es letztlich ab, ob der Investitionskalkül durch die Rechnung mit im Zeitablauf unterschiedlich angesetzten Kalkulationszinsfüßen an Aussagekraft gewinnt. Bedenkt man aber nun, daß es praktisch schon schwierig ist, über die nächsten ein oder zwei Perioden (Jahre) hinaus genaue Angaben über die Höhe der Kapitalverzinsung zu liefern, so erscheint es uns durchaus vertretbar, allgemein mit einer zeitlich konstanten Durchschnittsverzinsung zu rechnen. Allenfalls kann dabei ein steigender oder fallender Trend berücksichtigt werden. Bedient man sich der sachgemäß angewandten Kapitalwert- oder der Annuitätenmethode und rechnet dabei einheitlich in allen Perioden des Nutzungs-(Vergleichs-) Zeitraumes mit einem gleichbleibenden Kalkulationszinsfuß, so kommt man u. E. mit geringerem Aufwand zum gleichen — nicht weniger genauen — Ergebnis, das überdies eine Investitionskontrolle im Zeitvergleich erleichtert. Unsere kritischen Überlegungen zusammenfassend können wir feststellen, daß theoretisch nicht befriedigende Annahmen, vor allem aber praktische Schwierigkeiten der Datenermittlung eine explizite Berücksichtigung von Wiederanlagemöglichkeiten des rückfließenden Kapitals in den Vorteilvergleich von gegenwärtig zu beurteilenden Alternativen im allgemeinen verhindern. Uns scheint die Ermittlung jener Daten eine insgesamt bessere Entscheidungsgrundlage zu bilden, die nicht aus der Spekulation über — in diesen Detals nicht zu übersehene — Rentabilitätsbedingungen der re-investierbaren Einnahmenüberschüsse resultieren. Es ist deshalb zu empfehlen, sich nicht der — in bezug auf die Datenermittlung höchst anspruchsvollen -— Konzeption Heisters zu bedienen, sondern eine in dieser Hinsicht einfachere und praktikablere Methode der üblichen dynamischen Investitionsrechnung (Kapitalwert- oder Annuitätenmethode) heranzuziehen, die lediglich mit einem über alle Perioden des Vergleichszeitraumes konstanten Diskontierungszinsfuß arbeitet. Ein solcher Ansatz trägt im übrigen auch unter wahrscheinlichkeitstheoretischen Gesichtspunkten der Ungewißheit der Erwartungen besser Rechnung, wenn man davon ausgeht, daß sich die tatsächlichen Abweichungen von der Zinsprognose in positiver und negativer Richtung durchschnittlich ausgleichen. Es darf andererseits aber nicht übersehen werden, daß in Höhe des so angesetzten Kalkulationszinsfußes die Möglichkeit der Re-investitionsrendite rückfließenden Kapitals angenommen wird. Im Hinblick auf die unvermeidbaren Nebenwirkungen dieser Annahme im Investitionsvergleich konzentriert sich das Problem auf einen Ansatz des Kalkulationszinsfußes,

78

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

der Fehlentscheidungen weitmöglidist vermeidet und die u. a. von der Finanzierungsseite ausgehenden renditebeeinflussenden Bedingungen, insbesondere die Kosten des knappen Kapitals bestmöglich berücksichtigt. Die Erörterungen zum Problem der Differenzinvestition und der Supplementinvestition haben in die Erfüllung unserer Aufgabe der Datenermittlung unmittelbar nicht weitergeführt; die Gefahr der Beeinflussung des Vorteilvergleichs durch unrealistische Prämissen im Ansatz des Kalkulationszinsfußes ist noch nicht beseitigt, wenn wir, wie beabsichtigt, zur dynamischen Investitionsrechnung zurückkehren. Und dennoch kommt den vorangegangenen Überlegungen mittelbar eine wichtige Bedeutung zu: Mit der logischen Einsicht in die mit dem Kalkulationszinsfuß verbundenen Probleme konnten zwar keine faktisch neuen Erkenntnisse gewonnen werden, wohl aber ist erreicht, daß — und darin liegt ganz allgemein der Wert einer jeden logischen Analyse — die Implikationen der Prämissen freigelegt sind. Diese werden oft nicht ohne weiteres erkannt, einfach weil sie psychologisch verdeckt sind 78 . In diesem Sinne hat der Nachweis der Zusammenhänge des komplex-problematischen Kalkulationszinsfußes in der Investitionsrechnung auch einen praktischen Wert, der uns im folgenden zugute kommt.

2.2 Berücksichtigung theoretischer Erfordernisse der Datenermittlung und Folgerungen aus praktischen Einschränkungen 2.21 Berücksichtigung der Kosten des knappen Kapitals bei der Bestimmung des KalkulationszinsfuBes 2.211 Aufgabe und Bedeutung des

KalkulationszinsfuBes

Die im Kalkulationszinsfuß zum Ausdruck kommenden Kosten des knappen Kapitals und die Problematik der finanziellen Beschränkung von gegenwärtigen und zukünftigen Investitionsmöglichkeiten konnte die klas75

In der logisdien Weiterführung des Problems der Differenzinvestition und der Ausdeutung der mit dem Ansatz des Kalkulationszinsfußes im Investitionskalkül begründeten Widersprüchlichkeit der Auswahlkriterien (insbesondere des Kapitalwertes und des internen Zinsfußes) liegt deshalb auch der Hauptverdienst der von Heister empfohlenen Rentabilitätsanalyse auf der Basis des ökonomischen Prinzips. Es darf aber nicht übersehen werden, daß logische Deduktion allein niemals zu neuer Erkenntnis führen kann. „Durch ein rein logisches Veriahren kann niemals Gehalt gewonnen werden ... Wenn die Logik auch nicht zu etwas führen kann, das neu ist im logischen Sinn, so doch zu etwas, das neu ist im psychologischen Sinn. Infolge der Beschränkung der psychologischen Fähigkeiten des Menschen ist die Auffindung einer .. . Implikationsbeziehung oder eines . . . wahren Satzes oft eine wichtige Erkenntnis. Aber es ist keine faktische Erkenntnis, keine Mitteilung über die Welt, sondern ein Klarwerden über logische Zusammenhänge

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

79

sische Investitionstheorie mit der bereits erläuterten (rechentechnischen) Prämisse umgehen, daß der Investor beliebige Beträge zum Kalkulationszinsfuß leihen und ausleihen kann. Angesichts einer solchen — mit der wirtschaftlichen Realität nicht übereinstimmenden — Prämisse, der offensichtlich die Fiktion eines vollkommenen elastischen Kapitalmarktes zugrunde liegt [2, S. 30f.], sind die Schwierigkeiten eines theoretisch einwandfreien und zugleich wirtschaftlich-realistischen Ansatzes des Kalkulationszinsfußes nicht zu übersehen. Schindler ist allerdings der Ansicht, „daß wir gegen diese Annahme keine allzu schweren Bedenken anmelden können", obwohl er einräumt, daß „für den Unternehmer tatsächlich kein beliebiger Zugang zum Kapitalmarkt besteht, so daß von dieser Sicht aus, eine solche Annahme, wie sie Schneider ausdrücklich macht, absurd erscheinen muß" [86, S. 68], Die Argumentation Schindlers, daß diese in den meisten Investitionsrechnungen stillschweigend gesetzte Prämisse praktisch eine „große Erleichterung" bedeutet, weil erst mit ihrer Hilfe es gestattet sei, „verschiedene Möglichkeiten durchzurechnen, ohne auf die finanziellen Verhältnisse im einzelnen Rücksicht nehmen zu müssen" [86, S. 68], trifft nicht den Sachverhalt. „Tatsächlich wird die Prämisse von E. Schneider nicht um der Erleichterung willen eingeführt, sondern ist eine echte conditio sine qua non, hinter der sich die gesamte empirische Problematik verbirgt" [43, S. 65, Fn. 73]. Die Praktikabilität einer Methode der Investitionsrechnung allein bietet noch keine Gewähr für die Aussagefähigkeit des Rechenergebnisses. Uns scheint insbesondere die aufgezeigte eben aus dieser wirklichkeitsfremden Prämisse resultierende Gefahr der Fehlbeurteilung von Investitionsalternativen erst gebannt, wenn ein den realen Bedingungen entsprechender Kalkulationszinsfuß zur Anwendung kommt. Die Ermittlung des richtigen Kalkulationszinsfußes wird damit auch zu einem Bestimmungsgrund für die Qualität eines Rechenverfahrens. In der dynamischen Investitionsrechnung erfüllt der Kalkulationszinsfuß grundsätzlich zwei Aufgaben, nämlich 1. die Zahlungen unterschiedlicher Zeitpunkte miteinander vergleichbar zu machen und 2. eine Forderung der Mindestrentabilität an das einzusetzende Kapital zu stellen. Im Gegensatz zu Brandt, der die Ansicht vertritt, die Ausschaltung der den Vergleich von Zahlungsreihen störenden Zeitkomponente könnte an sich mit jedem Zinsfuß geschehen [17, S. 146], sind wir der Meinung, daß die Erfüllung sowohl dieser ersten als auch der zweiten Aufgabe, nämlich die Festlegung der Mindestrentabilität, die Wahl einer bestimmten Höhe zwischen Begriffen, d. h. Zusammenhänge zwischen Bedeutungen . . . Das logische Verfahren enthüllt es, macht es uns bewußt, und ermöglicht uns daher, unsere praktischen Handlungen darauf zu basieren" [20, S. 21 f.].

80

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

des Kalkulationszinsfußes voraussetzt. In der Forderung nach einem nicht negativen Kapitalwert kommt einerseits zum Ausdrude, daß ein Maßstab an das Kapital gelegt werden soll, der über die Zweckmäßigkeit der Investition im Hinblick auf die Kapitalverzinsung entscheidet, d. h. darüber, ob es sich überhaupt lohnt, Kapital in der geplanten Investition anzulegen. Die dazu bestimmte Höhe der Mindestrentabilität entspricht zugleich dem Kalkulationszinsfuß, der andererseits über den Diskontierungsfaktor, wertbestimmend ist, für die gegenwartswertbezogene Zahlungsreihe einer Investition. Mit dem Ansatz des Kalkulationszinsfußes gilt es also auch, die Vergleichbarkeit zeitlich unterschiedlicher Zahlungen sicherzustellen. Dies kann aber nicht mit einem beliebigen, sondern muß mit einem bestimmten Kalkulationszinsfuß geschehen, der den Wertunterschied von zu verschiedenen Zeitpunkten anfallenden Beträgen entsprechend der Rendite ihrer anderweitigen Verwendung (in der Zwischenzeit) zum Ausdruck bringt. Ist man sich dessen bewußt, daß sowohl die Zweckmäßigkeit einer Investition als auch, wie gezeigt — ungewollt — die Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen von der Höhe des Kalkulationszinsfußes beeinflußt werden, so ist verständlich, daß letztlich die Wahl des Kalkulationszinsfußes Teil der Investitionsentscheidung selbst ist. Damit ist einmal die in der Tat entscheidende Bedeutung des Kalkulationszinsfußes erkennbar, zum anderen aber auch die Doppeldeutigkeit seines Ansatzes als Maßstab und als wertbestimmender Faktor zugleich. Unter diesen Umständen erscheint es lohnend, nach einem rationalen Kriterium seiner Bestimmung zu suchen. Bemüht man sich um einen theoretisch einwandfreien Ansatz dieses (Rechen-)Datums, so zeigt es sich, daß die Literatur an unverbindlichen Empfehlungen der verschiedensten Art keinen Mangel hat 74 . Im folgenden wollen wir die Bestimmungsgründe des Kalkulationszinsfußes anhand der wichtigsten Vorschläge in der Literatur kritisch herausarbeiten, um, darauf aufbauend, einen theoretisch durchdachten und zugleich praktikablen Lösungsvorschlag als Grundlage für Investitionsentscheidungen unterbreiten zu können. Die vielfältigen Vorschläge für den Ansatz des Kalkulationszinsfußes lassen sich allerdings nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Um dennoch eine gewisse Ordnung vorzunehmen, erläutern wir zunächst grundlegende kapitaltheoretische Lösungsversuche. Diese zielen darauf ab, den Kalkulationszinsfuß als ein Regulativ zur Erreichung des maximalen Gewinnes der Investitionstätigkeit der Unternehmung in den Griff zu bekommen, und zwar ohne dabei die Annahme eines vollkommen 74

Zur grundlegenden Problematik des Kalkulationszinsfußes vgl. bes. Reuther [80] sowie die einen großen Teil der bisherigen Erörterungen zum Kalkulationszinsfuß zusammenfassenden Darstellungen von Schindler [86, S. 130 ff.] und Albach [3, S. 37] und die dort jeweils angegebene Literatur.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

81

elastischen Kapitalmarktes treffen zu müssen. Anschließend stellen wir Ersatzlösungen zur Diskussion, die mehr oder weniger auf eine Vereinfachung des Problems hinauslaufen. 2.212 Darstellung

und Kritik kapitaltheoretischer

Lösungsversuche

Unternehmungen, denen sich rentable Investitionsmöglichkeiten bieten, stehen oft vor dem Problem, daß infolge begrenzter finanzieller Mittel Gewinnchancen nur z. T. realisiert werden können. Deshalb ist anhand eines sinnvollen Maßstabes eine Rangordnung aller möglichen Investitionen aufzustellen, um danach diejenigen Investitionen auswählen zu können, die den höchsten Gewinn erbringen. In der kapitaltheoretischen Literatur werden dazu vor allem zwei Verfahren empfohlen, nämlich die Reihenfolge für die Mittelzuteilung auf die verschiedenen Investitionsobjekte entweder nach den höchsten Kapitalwerten pro eingesetzter Geldeinheit [64, S. 41 ff., bes. S. 146 ff.] oder nach den höchsten internen Zinsfüßen [23, S. 62 ff.] zu bilden. Im Hinblick auf die zweckmäßige Behandlung des Zinsproblems wird im allgemeinen dem zuletzt genannten Verfahren die größte Bedeutung zugesprochen. Das veranlaßt uns, diese Lösungsansätze im folgenden genauer zu betrachten. Insbesondere scheinen jene theoretischen Bemühungen erfolgversprechend, die darauf abzielen, die richtige Höhe des Kalkulationszinsfußes unmittelbar aus der individuellen betrieblichen Situation selbst zu gewinnen. In diesem Zusammenhang haben die Vorschläge besondere Beachtung gefunden, welche darauf gerichtet sind, mit Hilfe der Methode des internen Zinsfußes den Kalkulationszinsfuß als Grenzzins ( = Grenzrendite) der letzten, gerade noch getätigten Investition zu bestimmen, der als Regulativ zugleich die Optimalitätsbedingung des Investitionsprogrammes im Rahmen des Investitionsbudgets einer Unternehmung erfüllen soll. Als ein Wegbereiter ist hier vor allem Boulding [131] zu nennen, der den rentabilitätsorientierten Investitionskalkül im Hinbiidt auf das optimale Investitionsbudget weiterentwickelt hat. Seiner Konzeption nach ist die Optimalitätsbedingung erfüllt, wenn der durchschnittliche interne Zinsfuß des gesamten Investitionsprogrammes mit dem marginalen internen Zinsfuß übereinstimmt. Der dabei stillschweigend angenommene ertragsgesetzliche Verlauf der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, wonach zusätzliches Investitionskapital zunächst steigende, bei fortschreitender Vergrößerung des Umfanges der Investitionstätigkeit dann aber fallende Grenzerträge (Gewinnzuwächse) erbringt, ist vor allem von Dean [23, S. 62ff.; 136] bestritten worden. Die beschränkte Aussagefähigkeit des Vorschlages von Boulding, eben aufgrund jener — dem Ertragsgesetz entsprechenden — Veränderung der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, kritisiert auch Albach, der zu bedenken gibt, daß nur unter dieser Bedingung „auch die

82

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

durchschnittliche Verzinsung des investierten Kapitals zunächst (steigt), um dann abzunehmen, wie das die traditionelle Kapitaltheorie unterstellte" [2, S. 43]. Weitaus größere Bedeutung und Anerkennung hat die auf Dean zurückgehende Theorie des Kapitalbudgets erlangt. Abweichend von der o. a. Annahme Bouldings, liegt dieser Theorie die Voraussetzung zugrunde, daß sich die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals in bezug auf das gesamte Investitionsprogramm mit jedem weiteren Investitionsobjekt vermindert, also eine abnehmende Funktion der Zahl der getätigten Investitionen darstellt. Insbesondere wird angenommen, daß eine Unternehmung für die Inanspruchnahme von Kapital prozentual umso mehr zahlen müsse, je mehr sie davon aufnehmen wolle, und daß Investitionen von zusätzlichem Kapital der Unternehmung abnehmende Renditen erbringen. Analog zum Kriterium der Preistheorie bei vollständiger Konkurrenz, maximiert der Investor dann seinen Gewinn, wenn er sein Investitionsprogramm (bzw. -budget) bis zu jenem Punkt vergrößert, an dem die Rendite des letzten, noch realisierten Investitionsobjektes gerade gleich ist den Kosten der zuletzt beschafften Kapitalmenge, wo also der Grenzertrag des eingesetzten Kapitals mit den Grenzkosten des verfügbaren Kapitals übereinstimmt. Wird in dieser Höhe des Grenzzinses ( = Grenzrendite) die Mindestrentabilitätsforderung durchgängig an alle Investitionsobjekte im Kalkulationszinsfuß gestellt, so scheiden alle nicht gewinnbringenden Investitionsobjekte aus. Das sind diejenigen, deren Rendite unter den Grenzkosten des Kapitals liegt. Nach der Theorie des Kapitalbudgets stellt demnach der richtige Kalkulationszinsfuß einen unternehmungsindividuell zu bestimmenden Maßstab der Mindestverzinsung dar. Als ein am Prinzip der Gewinnmaximierung orientiertes Instrument der Investitionslenkung entspricht dieser Kalkulationszinsfuß der von Schmalenbach empfohlenen optimalen Geltungszahl für den Kapitalzins, nämlich dem „mit Neukapital erzielbaren Nutzen, den die an letzter Stelle zur Verwendung kommende Kapitalmenge ermöglicht" [88, S. 86]. Formal ist die Ermittlung dieses Kalkulationszinsfußes ziemlich einfach75: Weil die Knappheit der finanziellen Mittel dazu zwingt, zunächst die rentabelsten Investitionen durchzuführen, läßt sich aus der Ordnung sämtlicher in einer Planungsperiode zur Wahl stehenden Investitionsobjekte in der Reihenfolge ihrer abnehmenden Renditen (internen Zinsfüße) eine treppenförmige „Kapitalnachfrage-Kurve" der Unternehmung ableiten und einer „Kapitalangebots-Kurve" gegenüberstellen. Das Kapitalangebot bildet sich als eine steigende Funktion der Kapitalkosten und der Kapitalmenge. Es gibt im einzelnen an, welche Kapitalbeträge in der Reihenfolge zunehmender Zinskosten der Unternehmung zur Verfügung stehen. Graphisch dargestellt (Abb. 5), bestimmt der Schnittpunkt beider Kurven auf der Abszisse den optimalen Investitionsbetrag (das optimale

83

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

Investitionsbudget) und auf der Ordinate den entsprechenden Kalkulationszinsfuß, und zwar dies aufgrund des Verlaufs der Renditenbeiträge und Finanzierungskosten des Investitionsprogrammes. Interne Zinsfüße Kapitalkosten (%)

„Kapita langebots-Kurve" (Kapitalkosten-Ordnung)

„Kapitalnachfrage-Kurve" (Renditen-Ordnung) (DM)

lnvest 'ti°nsbeträge finanzielle Mittel

gewinnbringende Investitionen

Abb. 5*. Ermittlung des Kalkulationszinsfußes als Grenzrentabilität Der so ermittelte Kalkulationszinsfuß gilt für alle Investitionsuntersuchungen, und zwar sowohl im Hinblick auf die Zweckmäßigkeit einer einzelnen Investition als auch im Hinblick auf die Vorteilhaftigkeit von Investitionsalternativen. Seine Anwendung im Kapitalwert- oder im Annuitätenvergleich vervollständigt automatisch 7 6 jene Investitionsalternativen, die einen unterschiedlichen Kapitaleinsatz erfordern; denn die Effektivrendite der betragsmäßigen Differenzinvestition kommt im Rahmen der Budgetbetrachtung bereits im Kalkulationszinsfuß zum Ausdruck. Insoweit vermeidet dieser Kalkulationszinsfuß gleichzeitig die Fehler der dynamischen Investitionsrechnung bei unvollständigen Alternativen. In der jüngeren Literatur hat Moxter dem Problem der Ermittlung des Kalkulationszinsfußes eine eingehende Untersuchung gewidmet. Sein Vorschlag weicht in der theoretischen Struktur nicht von dem vorgetragenen Ansatz im Rahmen des Investiitionisbudgiets ab. Vgl. zum folgenden auch Moxter [204, S. 186 ff.]. 76 Beim Investitionsvergleich von Alternativen mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz berücksichtigte Moxter allerdings die entsprechende betragsmäßige Differenzinvestition gesondert. Swoboda stellt dazu fest, daß diese gesonderte Rechnung „zu kompliziert" ist, „besonders wenn die Anzahl der Investitionsmöglichkeiten umfangreich ist und daher nicht feststeht, mit welchem Zinsfuß ersparte Beträge angelegt werden können. Es genügt vollkommen, die gesamten Einnahmen und Ausgaben jedes Investitionsobjektes mit dem Kalkulationszinsfuß (so wie ihn Moxter ermittelt) abzuzinsen und hierauf mittels des Wiedergewinnungsfaktors Annuitäten zu errechnen. Die Rechnung wird hierdurch nicht zersplittert und es werden die gleichen Resultate erzielt" [103, S. 151],

75

In Anlehnung an Moxter [204, S 189],

84

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Mit der Ermittlung des Grenzzinses ( = Grenzrendite) eines ausgeglichenen Investitionsbudgets ist erreicht, daß die Beziehungen zwischen der investitions-(renditen-)seite und der Finanzierungs-(kosten-)seite im Ansatz des Kalkulationszinsfußes berücksichtigt werden können. Bei näherer Betrachtung dieses — zunächst theoretisch bestechenden — Ansatzes sind jedoch die Probleme nicht zu übersehen, die seine praktische Anwendung in dieser Form in Frage stellen. Die Schwierigkeiten liegen weniger im formalen als vielmehr im materialen Bereich. Wir wollen unsere Bedenken gegen den dargelegten Lösungsvorschlag mit folgenden kritischen Uberlegungen begründen. Was die „Kapitalnacft/rage-Kurve" betrifft, so wird in der Literatur [2, S. 44; 141, S. 395] die Gültigkeit ihrer Ableitung schon allein deshalb angezweifelt, weil die Rangordnung der Investitionsobjekte (Kapitalanforderungen) nach Maßgabe ihrer internen Verzinsung erfolgt und eben dies wegen der Annahme der Verzinsung re-investierbarer Einnahmenüberschüsse der einzelnen Investition in Höhe desselben internen Zinsfußes bereits zu Fehlentscheidungen führen kann. Dieser Einwand ist jedoch nicht ganz stichhaltig. Sieht man zunächst einmal von sich gegenseitig ausschließenden Investitionen ab und betrachtet man nur voneinander unabhängige Investitionen, so kommt es streng genommen auf die richtige Rangfolge solange nicht an, als noch gewinnbringende Investitionsmöglichkeiten finanziert und damit genutzt werden können. Nur die Gesamtheit der zweckmäßigen Investitionen ist dann relevant. Soweit aber nur jeweils die Zweckmäßigkeit der einzelnen Investitionen beurteilt wird, treten die Verzerrungswirkungen der Re-investitionsprämisse bei Anwendung der internen Zinsfußmethode, wie übrigens auch bei jeder anderen Methode der dynamischen Investitionsrechnung, gar nicht auf. Hat eine Investition einen positiven Kapitalwert, der mit einem in Höhe der Grenzkapitalkosten angesetzten Diskontierungszinsfuß errechnet wurde, so zeichnet sie sich stets auch durch eine über diesem Zinsfuß liegende interne Rendite aus. Umgekehrt besagt jeder interne Zinsfuß, der die Grenzkapitalkosten übersteigt, daß die betreffende Investition einen positiven Kapitalwert hat. Die hier entscheidende Frage der Zweckmäßigkeit, ob eine Investition die geforderte Mindestrentabilität erbringt, wird also in jedem Falle — unabhängig von der Rechenmethode — richtig beantwortet. Der berechtigte Einwand, den wir bisher aus Gründen der besseren Übersicht noch zurückgestellt haben, betrifft die Voraussetzung, daß in die Reihung der internen Renditen keine Investitionsobjekte eingehen dürfen, die sich gegenseitig ausschließen. Sobald der Investor eine Vorauswahl von Investitionsalternativen treffen muß, besteht die weiter vorne (Abschnitt 2.123) ausführlich erläuterte Gefahr, daß die richtige Verzinsung der Differenz- bzw. Re-investitionen im Ansatz des Diskontierungszins-

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

85

fußes verfehlt wird. Diese Gefahr ist besonders bei Anwendung der internen Zinsfußmethode gegeben. Die Notwendigkeit, auch in diesem Zusammenhang auf mögliche Fehlbeurteilungen hinzuweisen, ergibt sich aus der häufig — selbst in der jüngeren Literatur noch — vertretenen irrtümlichen Ansicht, sich gegenseitig ausschließende Investitionen ohne Bedenken nach dem vergleichsweise höheren internen Zinsfuß auswählen zu können 7 7 . Zwar ist die nach Maßgabe der internen Rendite gebildete Rangordnung in der Tat von vornherein ohne subjektive Beeinflussung unabwandelbar festgelegt. Die F r a g e nach dem richtigen Kalkulationszinsfuß ist hier selbstverständlich irrelevant. Das folgende einfache Beispiel beweist aber eindeutig, daß gerade das Zustandekommen dieser „objektiv e n " Rangordnung, die für die Zuteilung der knappen finanziellen Mittel empfohlen wird, wirtschaftlich fragwürdig ist 7 8 . "

Investitionsbereich

Werk I

Werk II

Investition A

A'

A"

Kapitaleinsatz

1000

1500

Einnahmenüberschuß

1180

1800

] n v es titions alternative

Gewinn (vor Abzug der Zinskosten) interner Zinsfuß

180

300

18°/o

20 ®/o

B'

B"

Kapitaleinsatz

1800

2500

Einnahmenüberschuß

2016

2900

216

400

12°/o

16 °/o

Investition B

Gewinn (vor Abzug der Zinskosten)

.

interner Zinsfuß Tab. 5 77

78

Kennzeichnend für diese Ansicht ist das folgende Zitat: „Diese Entscheidung kann nach der vergleichsweisen Höhe des internen Zinsfußes getroffen werden. Die Investitionsalternative mit dem höheren internen Zinsfuß wird in die Rentabilitätskurve einbezogen. Die Kenntnis eines Kalkulationszinsfußes ist hierfür nicht erforderlich" [47, S. 29], Keineswegs garantiert aber die Anwendung der internen Zinsfußmethode dem Unternehmer, wie Jonas meint, „daß über alle wesentlichen Aspekte, die den wirtschaftlichen Wert der Investition bestimmen, in der richtigen Reihenfolge logisch geordnet nachgedacht wird" [173], Dieser Irrtum ist wohl nur mit der Unkenntnis der mit dem internen Zinsfuß als Auswahlkriterium verbundenen Prämissen zu erklären. Insoweit verweisen wir auf die weiter vorne angestellten Überlegungen. Vgl. hierzu und zum folgenden Nachweis auch Swoboda [245, S. 403 f.].

86

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

In den Werken I und II einer Unternehmung wird unabhängig voneinander je eine Investition geplant. Für jedes Investitionsvorhaben stehen zwei sich gegenseitig ausschließende Investitionsobjekte (z. B. Maschinen A und B) zur Auswahl. Der Einfachheit halber wird hier unterstellt, daß die wirtschaftliche Nutzungsdauer bei allen vier Investitionsobjekten 1 Jahr beträgt. Angenommen, der Grenzzins ( = Grenzrendite) sei 8°/o, so erweisen sich alle Investionsobjekte als zweckmäßig. Mit den nach internen Zinsfüßen vorab ausgewählten und „gereihten" Investitionen lassen sich folgende Gewinne erzielen: Brutto-Gewinn, Werk I, A': ./. 8 % von 1000: Netto-Gewinn:

180 — 80 100

Brutto-Gewinn, Werk II, A": ./. 8 % von 1500: Netto-Gewinn:

300 — 120 180

Gesamtgewinn (A' + A"):

280

Wählt man die Investitionsalternativen aber nicht nach internen Zinsfüßen, sondern nach absoluten Gewinnen unter Berücksichtigung des Grenzzzinses ( = Grenzrendite) aus, so wird eine andere Vorauswahl von Alternativen getroffen und letztlich eine Rangfolge von Investitionsvorhaben genehmigt, die einen höheren Gesamtgewinn erzielt: Brutto-Gewinn, Werk I, A': ./. 8 % von 1000: Netto-Gewinn:

180 — 80 100

Brutto-Gewinn, Werk II, B": ./. 8°/« von 2500: Netto-Gewinn:

400 — 200 200

Gesamtgewinn (A1 + B"):

300

Das Beispiel zeigt, daß die Auswahl von Investitionsalternativen nach Maßgabe ihrer internen Zinsfüße zu Fehlentscheidungen führen kann. Die Rangordnung nach internen Zinsfüßen ist also keine Gewähr für die Realisierung des gewinnmaximalen Investitionsprogrammes. Dazu ist die Berücksichtigung des durchgängig für alle Investitionsvorhaben geltenden Grenzzinses (im Sinne von Alternativkosten) erforderlich. Die in diesem Beispiel nach internen Zinsfüßen gebildete Rangordnung wäre nur dann optimal, wenn die Zinskosten nicht 8 %, sondern mehr als 10% betragen. Die Gefahr der Fehlentscheidung ist umso größer, je mehr

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

87

sich die internen Zinsfüße vom richtigen Kalkulationszinsfuß entfernen und je größer der zusätzliche Kapitaleinsatz der weniger rentablen Investitionsalternative ist. Die Verzerrung des internen Zinsfußes als Auswahlkriterium läßt sich, in diesem Beispiel (alternativer Investitionen mit einjähriger Nutzungsdauer) im übrigen auf das bekannte Problem der (betragsmäßigen) Differenzinvestition zurückführen, deren Verzinsung (interne Rendite) hier in Höhe von 8 °/o angenommen wurde. Bei Investitionsalternativen mit längerer Nutzungsdauer tritt zusätzlich das bereits erläuterte Re-investitionsproblem auf und erhöht die Gefahr der Fehlentscheidung. Die Probleme der „Kapitalangebots-Kurve" liegen vor allem in den Schwierigkeiten der Kapitalkostenermittlung. Relativ einfach sind noch die Fremdkapitalkosten zu ermitteln, weil man dabei von den effektiv gezahlten Zinsen ausgehen kann. Weitaus problematischer ist die Veranschlagung der Eigenkapitalkosten, und zwar wegen ihres fehlenden pagatorischen Charakters, überdies mangelt es an einer eindeutigen definitiven Festlegung der Eigenkapitalkosten. Theoretisch korrekt müssen sie als Opportunitätskosten bestimmt werden. Darunter ist jene außerhalb der Unternehmung (bei gleichem Risiko) erzielbare Rendite zu verstehen, die bei Nichtausschüttung erwirtschafteter Gewinne (Selbstfinanzierung) bzw. bei zusätzlichen Einlagen (Eigenfinanzierung) den Eigentümern ( = Kapitalgebern) entgeht, wenn sie ihre Mittel in der Unternehmung (weiter*) verwenden. Im allgemeinen ist es aber sehr schwer, eine vergleichbare „Außenrendite" auf dem Kapitalmarkt zu ermitteln und dabei allen Beteiligten unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Interessen und Möglichkeiten der Kapitalanlage gerecht zu werden. Deshalb ist die Heranziehung von Hilfsmaßstäben praktisch unerläßlich [204, S. 190 ff.], auf die wir später noch zurückkommen werden. Theoretische Bedenken ergeben sich ferner hinsichtlich der autonomen Ableitung der „Kapitalangebots-" und der „Kapitalnachlrage-Kurve". In der Tat wird von realen Sachverhalten abstrahiert, wenn man die Höhe des verfügbaren Kapitals lediglich als eine Funktion zu zahlender Zinsen betrachtet. Es kann nämlich durchaus die Situation eintreten, daß das Investitionsvolumen einer Unternehmung nicht erst durch hohe Zinskosten der Kapitalbeschaffung begrenzt ist, sondern schon dadurch, daß entweder einfach keine zusätzlichen finanziellen Mittel aufgenommen werden können, etwa weil eine obere Verschuldungsgrenze (Kreditlimit) erreicht ist, oder daß die Unternehmungsleitung aus bestimmten Gründen, z. B. im Hinblick auf gesellschaftsrechtliche Probleme des zusätzlichen Beteiligungskapitals (Furcht vor Überfremdung) kein Kapital mehr aufnehmen will. In einer solchen Situation, in der das Investitionsbudget zum absoluten Engpaß wird und das verfügbare Kapital rationiert werden muß, ist die Angebotskurve für betriebliches Investitionskapital im relevanten Bereich

88

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

völlig unelastisch, d. h. sie verläuft innerhalb desselben parallel zur Ordinatenachse. Daraus folgt, daß der Kalkulationszinsfuß, der die tatsächlichen Finanzierungsmöglichkeiten (Kapitalkosten) widerspiegeln soll, im Grenzbereich nicht determiniert ist. Wenn er dennoch die Funktion des gewinnmaximalen Ausgleichs zwischen Investitionsprogramm- und -budget erfüllen soll, muß er anders bestimmt werden, und zwar wie folgt: nicht die Grenzkosten des Kapitals, sondern der Grenznutzen ( = Grenzertrag) des Kapitals bestimmt nun die Höhe des Kalkulationszinsfußes. Danach erfüllt derjenige Kalkulationszinsfuß die Bedingung des „optimalen Investitionsbudgets", welcher die Mindestrentabilitätsforderung in Höhe der Rendite des nächstbesten, nicht mehr zum Zuge kommenden (verdrängten) Investitionsobjektes als entgangenen Gewinn widerspiegelt, die, wie gezeigt, durchgängig allen Investitionsobjekten als Alternativ- oder, wie man gleichbedeutend sagt, Opportunitätskosten angelastet wird79. Mit der Überwindung von Schwierigkeiten im Falle des finanziellen Engpasses ist allerdings noch nicht folgende theoretische Kritik widerlegt, die in der Literatur dahingehend vorgebracht wurde, daß die Kapitalkosten unabhängig von der Investitionsrenditen (Kapitalnachfrage-) seite ermittelt werden. Insbesondere wird die Nichtberücksichtigung des Zusammenhanges bemängelt, der sich darin zeigt, daß (z. B. bei Aktiengesellschaften) die Höhe der ausgeschütteten Dividende auch den Umfang der (Selbst-) Finanzierungsmittel für Investitionen beeinflußt und so „ein zusätzliches Element der Unbestimmtheit in die Ermittlung der Kapitalkosten und damit in die Angebotsfunktion des Kapitals (hineinbringt)" [2, S. 46]. Diese Schwierigkeiten stellen sich letztlich dar als ein theoretisch interessantes Problem, die Opportunitätskosten der Dividendenpolitik zu bestimmen. Ein solches Unterfangen setzt einmal das Wissen voraus, auf welche Investitionsmöglichkeiten verzichtet werden muß, wenn die hierfür benötigten Beträge ausgeschüttet werden. Auf der anderen Seite hängt aber die 79

Benutzt man statt der (aus bekannten Gründen ungeeigneten) internen Zinsfußmethode die Kapitalwert- oder Annuitätenmethode, so kann der richtige Kalkulationszinsfuß zwar nicht unmittelbar, wohl aber in einem iterativen Verfahren gefunden werden, indem ein vorläufig angesetzter Rechenzinsfuß solange erhöht wird, bis der Kapitalbedarf aller Investitionen mit nichtnegativen Kapitalwerten insgesamt sich mit den verfügbaren finanziellen Mitteln ausgleicht [65, S. 87]. Der so gefundene Kalkulationszinsfuß gewährleistet, daß die Vorauswahl von Alternativen richtig getroffen und die Selektion der Investitionsobjekte unter der Bedingung des bestmöglich (gewinnmaximal) ausgeschöpften Investitionsbudgets durchgeführt wird. Das hier anzuwendende Verfahren, Investitionsmöglichkeiten im Rahmen der finanziellen Beschränkung zu vergleichen und die vorteilhaftesten Investitionen (ähnlich der Engpaßbetrachtung des Linear Programming) aufgrund des Opportunitätskostentheorems auszuwählen, ist in bezug auf die gegenwärtigen Investition®- un/d Fmanzierunigsmöglichkeiten — methodisch — unproblematisch. Vgl. dazu auch [103, S. 150].

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

89

Frage, welche Investitionsvorhaben realisiert werden können, wiederum von den Kapitalkosten ab, die das Volumen rentabler Investitionen mitbestimmen. „Hier handelt es sich also um ein simultanes Problem, das der Investitionskalkül des Kapitalbudgets in der zweistufigen Form, in der diese Theorie vorgetragen wird, nicht lösen kann" [2, S. 46]. Ohne die Opportunitätskosten als Maßstab für die einwandfreie Bemessung der Kapitalkosten anzuzweifeln, darf aber die vorgebrachte Kritik nicht nur idealtypischen, sondern muß auch realtypischen Entscheidungssituationen gerecht werden. Man kann sich darüber streiten, wie die Unternehmungsleitung den durchaus nicht einheitlichen Interessen der Eigenkapitalgeber am besten gerecht wird. Vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt aus dürfte es jedenfalls unstrittig richtig sein, daß die Unternehmungsleitung Investitionsentscheidungen nicht in Abhängigkeit von der im Augenblick höchstmöglichen „Kapitalüberlassungsentschädigung" trifft, die in den Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften von „dividendenhungrigen" Aktionären manchmal gefordert wird. In erster Linie kommt es darauf an, den Bestand der Unternehmung zu sichern und auf lange Sicht den Gewinn zu maximieren; denn dafür ist die Unternehmungsleitung verantwortlich 80 . Praktisch geht es hier also um langfristige unternehmungspolitische Entscheidungen, um einen langfristigen Interessenausgleich zwischen der Unternehmung an sich und den Eigenkapitalgebern. In dieser Hinsicht hat der Versuch, die Kapitalkosten in Abhängigkeit von der Dividendenpolitik zu bestimmen, lediglich spekulativen Charakter. Ein solches Unterfangen bedeutet in der Tat eine „reichlich unsichere Kalkulation, die voll von Vermutungen und willkürlichen Unterstellungen ist [105, S. 247], Sinnvoller erscheint uns dagegen die folgende Ansicht, die Jonas [173} vertritt: „In Amerika hat Hunt gefordert, diesen unfruchtbaren Weg der Spekulation (über das, was die Opportunitätskosten der Aktionäre sind; d. Verf.) zu verlassen. Dem ist zuzustimmen. Eine praktisch brauchbare Lösung ist nur dadurch möglich, daß sich die Unternehmung überlegt, welche Kapitalstruktur sie langfristig mindestens braucht; welche Kosten sie hierfür einschließlich der für die Aktionäre angemessenen Dividende aufwenden muß. Hieraus und unter Einbeziehung der für ihre wirtschaftliche Entwicklung notwendigen Selbstfinanzierung wird ihr Ertragsziel entwickelt, aus dem sich die Mindestrendite ergibt, die den Investitionen vorgegeben wird. Das Problem wird also . . . in unabhängigen Schritten gelöst, die in der langfristigen finanziellen Vorschau zu einem Gesamtbild verbunden werden." 80

Zur Beeinflussung der Investitionsentscheidung durch den Umfang der einer Unternehmung zur Verfügung gestellten Finanzierungsmittel und durch Bedingungen, die an ihre Überlassung geknüpft sind, vgl. [221],

90

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Sogesehen, eröffnet der Kalkulationszinsfuß gleichzeitig die Möglichkeit, ihn als betriebsindividuelle Riditgröße im Hinblick auf die Berücksichtigung zukünftiger finanzieller Verhältnisse der Unternehmung weiter auszubauen. Dieser Aspekt, auf dessen praktische Seite wir später näher eingehen, ist schon von Dean [23, S. 19] klar erkannt worden. Wenngleich dem kapitaltheoretischen Grundgedanken nach der Kalkulationszinsfuß als ein Regulativ vor allem im Hinblick auf den gewinnmaximalen Ausgleich von gegenwärtigen Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten zu verstehen ist, so wird in der Theorie des Kapitalbudgets doch nicht die Notwendigkeit übersehen, voraussichtliche zukünftige Kapitalbeschaffungs- und -anlagemöglichkeiten in die gegenwärtige Betrachtung einzubeziehen. So kann z. B. in Anbetracht zukünftiger besserer Investitionsmöglichkeiten erforderlich sein, den Kalkulationszinsfuß höher anzusetzen, als es der augenblicklichen Kapitalsituation entspricht, um damit finanzielle Mittel zu sparen, die gegenwärtig nur zu geringeren Zinsen angelegt, in absehbarer Zeit aber langfristig für rentablere Investitionen verwandt werden können. Dies bedingt allerdings, daß der Investitionskalkül durch Richtlinien für die Haltung liquider Mittel bzw. (bei zwischenzeitlicher Anlage) für die Kontrolle der Amortisationsfristen ergänzt wird, um den zweckmäßigen zukünftigen Mitteleinsatz sicherzustellen 81 . Infolge der Berücksichtigung dieses zeitlichen Zusammenhanges in der Kapitalwirtschaft der Unternehmung wird der Kalkulationszinsfuß gleichsam von einer dritten Dimension der Rentabilität bestimmt und dadurch zugleich in seinen möglicherweise kurzfristigen periodischen Schwankungen stabilisiert. Dies kommt einer stetigen Investitionsbewertung zugute. Indessen werden auch diese Aspekte, die wir dem kapitaltheoretischen Ansatz des Kalkulationszinsfußes als Grenzzins abgewonnen haben, in der Literatur nicht einheitlich beurteilt, so daß man keineswegs von einer endgültigen Lösung sprechen kann. Vielmehr werden verschiedene Ersatzlösungen vorgeschlagen, die teils auf eine Vereinfachung des Investitionsproblems zugunsten einer zweistufigen Behandlung von Finanzierungsund Renditefragen hinauslaufen und teils auf eine Weiterentwicklung in Richtung auf die gleichzeitige Beantwortung dieser Teilfragen abzielen. Weil dabei der Kalkulationszinsfuß völlig unterschiedlich interpretiert 81

„This simple conception concentrates on rivalry with alternative investments to be made this year. It ignores another dimension of rivalry, namely, with alternative investments that will be more profitable if made in subsequent years. To include future investments in this year's demand curve, it is necessary also to conceive of patterns for storing funds for later use. This storage can be in cash or in government bonds, or it can be in the form of investments that have high cash-to-cash turnover, even though comparatively low prospective profitability. The cost of maintaining liquidity, to whatever degree, is an offset to the improvement in provitability of a later-year investment over a present-year investment" [23, S. 19],

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

91

wird, haben wir im folgenden weiter zu untersuchen, ob andere Bestimmungsgründe des Kalkulationszinsfußes wirtschaftlich sinnvoller erscheinen und wie sie ggf. konkret gehandhabt werden. 2.213 Andere Lösungsversuche

und ihre

Problematik

Die vorangegangenen kapitaltheoretischen Überlegungen haben gezeigt, daß dem Kalkulationszinsfuß als einem Mittel der rentabilitätsorientierten Investitionslenkung große Bedeutung zukommt. Darüber hinaus ist klar geworden, daß der notwendigerweise zukunftsorientierte Ausgleich von Investitions- und (knappen) Finanzierungsmöglichkeiten stets einer ergänzenden Liquiditätsrechnung bedarf und in eine langfristige Finanzplanung eingebettet sein muß. Unter diesen Umständen erscheint es zumindest nicht von vornherein abwegig, mit Investitionsrechnungen allein den rentabilitätsonentierten Teil des Investitionsproblems lösen zu wollen, und die Frage der Finanzierung gesondert zu behandeln. Dies liegt auch insofern nahe, als die eine Investition charakterisierenden Zahlungsreihen (Einnahmen, Ausgaben) von der Art der Investitionsfinanzierung unabhängig sind. Lediglich über den Zinsfuß können Finanzierungsgesichtspunkte in den Investitionskalkül eingehen und sein Ergebnis beeinflussen. Ein solches Vorgehen bei der Investitionsuntersuchung entspricht dem zweistufigen Ansatz der „traditionellen" 82 Investitionstheorie, die aber keineswegs, wie das folgende Zitat bestätigt, das Problem der finanziellen Beschränkung übersehen, sondern nur ausgegliedert hat. „Es i s t . . . stets notwendig, nicht nur zu fragen, ob eine Investition bei einem bestimmten Kalkulationszinsfuß vorteilhaft ist. Vielmehr muß auch untersucht werden, ob eine auf Grund der Rechnung sich als vorteilhaft erweisende Investition finanzmäßig gesehen durchführbar ist. Beide Fragen sind indessen scharf voneinander zu trennen, weil sie völlig unabhängig voneinander sind. Die erste Frage wird auf Grund einer Wirtschaftlichkeitsrechnung . . . beantwortet. Die zweite Frage erfordert zu ihrer Beantwortung die Aufstellung eines Finanzplanes" [91, S. 69]. Allerdings, und darin liegt das Problem, kommt es schon bei der Beantwortung der ersten Frage darauf an, wie der Kalkulationszinsfuß angesetzt wird. Die wohl weiteste Verbreitung hat der Lösungsvorschlag gefunden, die Höhe des Kalkulationszinsfußes von der jeweiligen Finanzie82

In Anlehnung an Albach [2, S. 25, Fn. 1] rechnen wir zur „traditionellen" Theorie u. a. die Forschungen von Boulding, Lutz, E. Schneider und mit gewissen Einschränkungen auch Dean. Kennzeichnend für diesen Theorietyp ist die Anwendung vorwiegend analytischer Methoden. Dagegen versteht man unter „moderner" Theorie alle Ansätze, die das Investitionsproblem als ein Kombinationsproblem auffassen und mit Hilfe der mathematischen Programmierung simultan zu lösen versuchen.

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

rungsform einer Investition abhängig zu machen und von den tatsächlichen Kapitalzinsen auszugehen, die um das spezielle Risiko der betreffenden Investition zu erhöhen sind. So empfiehlt z. B. Schneider, im Falle einer mit Fremdkapital finanzierten Investition mit einem Kalkulationszinsfuß zu rechnen, der „offenbar auf jeden Fall nicht kleiner sein (darf; d. Verf.) als der Zinsfuß, den der Investor für die Überlassung des Fremdkapitals zahlen muß. . . . Soll die Investition mit Eigenkapital finanziert werden, so wird der Investor mit einem Kalkulationszinsfuß rechnen, der mindestens gleich dem Zinsfuß ist, den er bei der Durchführung einer anderen mit dem gleichen Risiko behafteten Investition erzielen könnte. Bei Realinvestitionen wird sich die Höhe des Kalkulationszinsfußes deshalb im allgemeinen nach der in der betreffenden Branche als normal angesehenen Verzinsung richten" [91, S. 66f.]. Im Falle der Finanzierung mit Eigen- und Fremdkapital wird, nach Schneider, der Kalkulationszinsfuß „oft" als ein „mittlerer Zinsfuß" (i) bestimmt, und zwar nadi der Formel j_

k e • i e + kf • if k e + kf

. dabei bezeichnen die Symbole e und f „Eigenkapital" und „Fremdkapital".

Dieser Vorschlag kann, wie sich später zeigen wird, für die praktische Bestimmung der Untergrenze des Kalkulationszinsfußes eine gewisse Bedeutung erlangen 83 . In dieser Form ist er jedoch bestenfalls für die Untersuchung einzelner großer Investitionsobjekte zweckdienlich, die auch unter Finanzierungsgesichtspunkten (z. B. bei zweckgebundenen Krediten) von vornherein gesondert behandelt werden. Für die Untersuchung der meisten Objekte des jährlichen Investitionsprogrammes aber ist der Kapitalzins kein geeigneter Kalkulationszinsfuß, und zwar aus folgenden theoretischen und praktischen Überlegungen: Ein theoretischer Einwand betrifft die Verwendung des „mittleren Zinsfußes" im Falle der Untersuchung mehrerer Investitionsvorhaben. Seine Berechnung basiert auf Angaben über den für die Durchführung aller in Betracht gezogenen Investitionsvorhaben erforderlichen Gesamtkapital88

Um Mißverständnissen vorzubeugen, ist darauf hinzuweisen, daß Schneider mit diesem Vorschlag offenbar von der rechentechnischen Prämisse des zu einem bestimmten Mindest-Zinssatz (dem Kalkulationszinsfuß) unbeschränkt verfügbaren Kapitals abgerückt ist; denn anders ist der folgende Widerspruch nicht zu erklären: Sobald betragsmäßig oder zeitlich divergierende Zahlungsreihen von Investitiorasalternativen nach einem Kriterium der dynamischen Investitionsrechnunig verglichen werden, tritt das bekannte Problem der Differenzinvestition auf, deren Verzinsung implizit in Höhe des Kalkulationszinsfußes unterstellt wird. Wenn Schneider aber einerseits einen Kalkulationszinsfuß empfiehlt, der über dem Marktzinsfuß für Leihkapital liegt, so ist es unlogisch, auf der anderen Seite gleichzeitig die Prämisse aufrechtzuerhalten, der Investor könne beliebige Beträge zu eben diesem Kalkulationszinsfuß leihen und ausleihen [91, S. 34],

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

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einsatz sowie über dessen anteilige Belastung mit Eigenkapital- und Fremdkapitalzinsen. Der daraus errechnete „mittlere Zinsfuß", der einheitlich für alle Investitionsvorhaben gilt, fixiert im voraus unzulässigerweise einen Teil der Investitionsentscheidung, denn er wird unter der Annahme ermittelt, daß der Einsatz der gesamten Finanzierungsmittel auch tatsächlich wirtschaftlich gerechtfertigt ist. Die Frage der Zweckmäßigkeit der Investitionen soll aber erst aufgrund der Investitionsuntersuchung beantwortet werden und darf nicht vom Umfang des vorher festgelegten Kapitaleinsatzes abhängen. Ein solcher Ansatz des Kalkulationszinsfußes vernachlässigt also die Möglichkeit, daß auf den Einsatz des verfügbaren, insbesondere des beschaffbaren Kapitals teilweise verzichtet, d. h. nur ein Teil der Investitionsvorhaben realisiert wird [2, S. 52; 17, S. 149]. Ferner besteht die Schwierigkeit, daß die tatsächliche Belastung mit Eigen- und Fremdkapitalzinsen oft nicht exakt ermittelt werden kann, weil Aktiva und Passiva einander nicht zurechenbar sind. Dies gilt insbesondere für den Fall, wo die Mittel durch Innenfinanzierung (z. B. aus Abschreibungen, Bestandsminderungen oder anderen Vermögensumschichtungen) bereitgestellt werden, die sowohl Eigen- als auch Fremdkapital darstellen können [17, S. 149], Selbst wenn die tatsächlichen Kapitalzinsen ausreichend genau ermittelt werden können, ist ein daran orientierter Kalkulationszinsfuß bedenklich, weil sich die zukünftigen Kapitalanlage- und -beschaffungsmöglichkeiten während des Vergleichszeitraumes ändern können. Sofern dies aber der Fall ist und der Kalkulationszinsfuß sich den kurzfristigen Schwankungen der Kapitalzinsen anpaßt, wird die Stetigkeit der Investitionsbewertung verhindert. Daraus resultiert die in der Theorie des Kapitalbudgets bereits erkannte Gefahr der Kapitalverwendung für relativ unrentable Investitionen in Perioden mit geringer Zinsbelastung, während vorteilhaftere Investitionen in Perioden mit höherer Zinsbelastung nicht realisiert werden können, weil die finanziellen Mittel dafür bereits anderweitig gebunden sind [23, S. 63f.]. Schließlich ist die Korrektur des Kapitalzinses durch spezielle Risikozuschläge, gleichsam als „Sicherheitsventil gegen Fehler beim Ansatz der Einnahmen und Ausgaben" [91, S. 68], ebenso abzulehnen wie etwa eine Herabsetzung der Zinsforderung für strategisch wichtige und besonders „förderungswürdige" Investitionen (Ausnahmezinsen). Eine solche Manipulation ist praktisch in seinen Auswirkungen nicht nur schwer abzuschätzen, sondern verhindert auch die Vergleichbarkeit der Investitionsalternativen. Darüber hinaus verbietet sich eine Erhöhung des Kalkulationszinsfußes um das Risiko der einzelnen Investition auch theoretisch aus Gründen der erläuterten Re-investitionsprämisse 84 . 81

„Würde man den Kalkulationszinsfuß wegen des Investitionsrisikos erhöhen,

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Der folgende Lösungsvorschlag ist geeignet, die aufgezeigten Schwierigkeiten zu vermeiden, die mit einem Kalkulationszinsfuß verbunden sind, dessen Ansatz sich an den tatsächlichen Kapitalzinsen orientiert. Brandt empfiehlt, einheitlich, d. h. für sämtliche Investitionsobjekte und für die verschiedenen Nutzungsjahre einer Anlage einen Normalzins anzusetzen [17, S. 147]. Die Höhe eines solchen „normalen" Kalkulationszinsfußes, die weder von der jeweiligen Finanzierungsform noch von der unterschiedlichen Risikogefährdung einzelner Investitionen beeinflußt wird, sei aufgrund des Branchenzinses und der Gewinnplanung zu bestimmen. Der Branchenzins, der bei jeder außerbetrieblichen Kapitalanlage zu erzielen sei, bilde (analog zum Vorschlag Schneiders für die mit Eigenkapital finanzierte Investition) die Untergrenze. Entsprechend der Gewinnforderung der Unternehmung wird der Kalkulationszinsfuß höher als der Branchenzins angesetzt, sofern dies die langfristige Gewinnplanung vorsieht. Die Finanzierungskosten werden in der Gewinnplanung berücksichtigt. Ein solcher Normalzins soll sich nach Brandt letztlich an den Zielen der langfristigen Gewinnplanung orientieren. Seine konkrete Bestimmung läßt allerdings viel Spielraum. Nur scheinbar ist die Untergrenze eindeutig formuliert und problemlos. Zwar ist es sinnvoll, dem Gedanken im Kalkulationszinsfuß Ausdruck zu verleihen, daß die (Eigen-) Kapitalgeber bzw. die Unternehmungsleitung bei der Kapitalverwendung in der Unternehmung — um diese konkurrenzfähig zu erhalten — mindestens die branchenübliche Verzinsung fordern. „Sein Nachteil liegt aber darin, daß nun zwar nicht mehr auf dem Markt überhaupt, wohl aber innerhalb der Branche Vergleichbarkeit unterstellt wird. Diese Annahme ist aber besonders bei größeren Unternehmungen auf oligopolistischen Märkten, auf denen neben Preisführern auch viele kleinere Preisfolger vorhanden sind, nicht haltbar" [3, S. 38]. Ferner ist zu bedenken, daß die jeweilige branchenübliche Verzinsung nicht für jede Unternehmung eine geeignete Mindestzinsforderung sein kann. Dies gilt einmal für Unternehmungen, die lediglich in einer Branche tätig sind und deren durchschnittliche Rendite unter dem Branchenzins liegt. Diese Unternehmungen müßten, rechneten sie durchgängig mit einer am Branchenzins orientierten Mindestzinsforderung ( = Kalkulationszinsfuß) ihr Investitionsvolumen unbegründet einschränken und damit Gewinnchancen ungenutzt lassen; denn nach dem Grenzprinzip — und dies so bedeutete das: die Gewinne der Investitionen müssen vom Unternehmer zu einer entsprechend höheren Rendite angelegt werden als Sicherheitsäquivalent dafür, daß die Einnahmen bzw. Ausgaben bei der geplanten Investition nicht in prognostizierter Höhe anfallen. Da aber die Rentabilität von Re-investitionen bzw. des Unternehmens nicht nach dem für nötig gehaltenen Risikozuschlag für die einzelnen Investitionsprojekte schwanken wird, kann auch der Kalkulationszinsfuß nicht erhöht werden, um das Risiko abzufangen" [190, S. 575 f.].

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geht klar aus der Theorie des Kapitalbudgets hervor — lohnt sich ein zusätzlicher Kapitaleinsatz immer dann, wenn die damit erzielte Verzinsung höher ist als die zusätzlichen Kapitalkosten. Diese Grenzverzinsung kann aber durchaus unter der branchenüblichen Verzinsung liegen. Zum anderen führt der an der branchenüblichen Verzinsung orientierte Kalkulationszinsfuß für jenen Investor zu grotesken Ergebnissen, der zwischen (z. B. Diversifikations-) Investitionen in mehreren Branchen wählen kann. Ein relativ niedriger Branchenzins würde seine Investitionstätigkeit in einer wenig erfolgversprechenden Branche anregen, weil mit einem entsprechend niedrig angesetzten Kalkulationszinsfuß relativ hohe Kapitalwerte errechnet werden. Umgekehrt würde die Investitionstätigkeit in einer Branche, die sich durch ein hohes Zinsniveau auszeichnet, gehemmt werden, wenn der Kalkulationszinsfuß der entsprechend hohen branchenüblichen Verzinsung entspricht85. Um dieser Antinomie zu entgehen, sollte u. E. der Kalkulationszinsfuß nicht auf der Basis einer bestimmten Branchenverzinsung festgelegt werden. Darüber hinaus ist auch die Bestimmung des Kalkulationszinsfußes nach der langfristigen Gewinnplanung nicht eindeutig. Dies müsse, nach Brandt, in „Anlehnung an die langfristige Finanzplanung" [17, S. 148] geschehen. Was die Berücksichtigung der Finanzierungskosten betrifft, die ja den Normalzins neben den „objektiven" Marktgegebenheiten und der Gewinnforderung des Investors bestimmen sollen, werden keine näheren Angaben gemacht, wie dies im einzelnen erfolgen soll. Demgegenüber zielt der von Albach unterbreitete Vorschlag in den Einzelheiten sehr genau darauf ab, Renditeforderungen und Finanzierungskosten im Rahmen einer — simultanen — Investitions- und Finanzplanung zu berücksichtigen. In bezug auf den Kalkulationszinsfuß ist die Begründung des Vorschlages ohne Detailwissen um die von Albach entwickelte Konzeption des „Optimalen Investitionsbudgets" 86 verständlich und soll im folgenden kritisch betrachtet werden. Es genügt hier, lediglich zu wis85

86

Aus den gleichen Gründen lehnt die U.E.C. es ab, den branchenüblichen Zins zur Kapitalisierung des durchschnittlich erzielbaren Reinertrages bei der Berechnung des Gesamtwertes einer Unternehmung heranzuziehen; denn dies würde zu der unmöglichen Konsequenz führen, daß eine Unternehmung einen höheren (niedrigeren) W e r t hat, wenn sie in einer Branche mit kleiner (großer) Branchenrendite tätig ist. Vgl. hierzu die Richtlinien der Studienkommission der U.E.C. (Union Européenne des Experts Comptables, Economiques et Financiers) : [109, S. 52f.]. Anderer Ansicht ist Mellerowicz, der überdies eine Vielzahl von speziellen Risikofaktoren im Kapitalisierungszins berücksichtigt, die sich allerdings, wie er selbst einräumt, eines zahlenmäßigen Nachweises entziehen. Vgl. [67, S. 81 ff.]. Auf die Gesamtkonzeption ist zweckmäßigerweise erst im Abschnitt 3.31 näher einzugehen, weil die umfassende Beurteilung einen weiteren Überblick über die Schwierigkeiten der Datenermittlung voraussetzt, als er hier unter dem speziellen Aspekt des Kalkulationszinsfußes erarbeitet wird.

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

sen, daß es eine Zielfunktion zu maximieren gilt, nämlich die Summe der Kapitalwerte aller Investitionsmöglichkeiten, die gleichzeitig mit den auf der anderen Seite in negativen Kapitalwerten angegebenen (restriktiven) Finanzierungsmöglichkeiten in Beziehung tritt und dabei bestimmte Nebenbedingungen einhalten muß, u. a. die Sicherstellung des finanziellen Gleichgewichts in den einzelnen Perioden des Planungszeitraums. Wichtig ist, darauf zu achten, daß der Kalkulationszinsfuß selbst ein wesentlicher Bestandteil der Zielfunktion ist, und zwar dies nicht nur deswegen, weil er zwangsläufig die Kapitalwerte mitbestimmt, sondern auch, weil er von Albach zur Zielgröße auf lange Sicht erhoben wird. Während der Kalkulationszinsfuß dem kapitaltheoretischen Grundgedanken nach die Aufgabe des gewinnmaximalen Ausgleichs von Investitions- und knappen Finanzierungsmöglichkeiten erfüllen soll, sieht Albach in dem Kalkulationszinsfuß nur noch eine Größe, welche „die langfristige durchschnittliche Rentabilität des Unternehmens widerspiegelt. Dadurch wird zum Ausdruck gebracht, daß das Unternehmen langfristig keine Investitionen vornehmen will, welche die durchschnittliche Rentabilität des Unternehmens mindern würden" [2, S. 86], Mit der Feststellung, daß dieser Kalkulationszinsfuß „keinerlei Aussagen über die tatsächliche Finanzierungsform enthält, welche das Unternehmen für die Durchführung der Investitionen einsetzen muß" [2, S. 87], befürwortet Albach die völlige Loslösung des Kalkulationszinsfußes von den Kosten des Kapitals, um jener im Kalkulationszinsfuß enthaltenen — unvermeidbaren — Annahme gerechtzuwerden, daß nämlich die Einnahmenüberschüsse einer Investition zu eben diesem Kalkulationszinsfuß re-investiert werden können. Langfristig sei diese Annahme durchaus zulässig, „denn die durchschnittliche Rentabilität des Unternehmens läßt j a gerade erkennen, daß es dem Unternehmen stets gelungen ist, Reinvestitionen zu diesem Zinssatz vorzunehmen. Die Erwartung, daß diese Rentabilität auch in Zukunft erzielt werden kann, erscheint daher vertretbar" [2, S. 86]. Leider gibt Albach nicht näher an, wie dieser Kalkulationszinsfuß zu ermitteln ist, so daß die Unternehmung auf Vermutungen angewiesen ist. Es besteht allerdings Anlaß, daran zu zweifeln, ob die Höhe des Kalkulationszinsfußes überhaupt ganz ohne Bezug auf die Kapitalkosten begründet werden kann. Wir wollen im folgenden unsere Bedenken zu diesem Lösungsvorschlag, mit dem Albach glaubt, „die gegen den Kalkulationszinsfuß der traditionellen Theorie gemachten Einwendungen... ausgeschaltet" [2, S. 87] zu haben, näher erläutern. Einmal kommt nicht klar zum Ausdruck, ob die Durchschnittsrendite der Unternehmung ein vergangenheits- oder zukunftsorientierter Wert sein soll. Zweifellos dürfen in die Investitionsrechnung aber nur zukunftsbezogene Daten eingehen. Wenn dem so ist, dann hängt die zukünftige Durchschnittsrendite ( = Kalkulationszinsfuß) aber erst von dem gesuchten opti-

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malen Investitionsprogramm ab, bei dessen Ermittlung sie also noch gar nicht zugrunde gelegt werden kann 87 . Wenngleich die Strenge dieser Interdependenz (zwischen Kalkulationszinsfuß und dem gegenwärtigen Investitionsprogramm) durch die Langfristigkeit des angesetzten Kalkulationszinsfußes abgeschwächt wird, so bleibt doch dieser theoretische Einwand berechtigt. Auch in folgender Hinsicht ist die langfristige Durchschnittsrendite der Unternehmung problematisch, wenn diese als Mindestzinsforderung an alle Investitionsvorhaben gestellt wird. Die mit dem in dieser Höhe veranschlagten Kalkulationszinsfuß errechneten Kapitalwerte der Investitionen streuen um den Wert Null. Die Realisierung nur derjenigen Investitionen, die einen positiven Kapitalwert aufweisen, würde die durchschnittliche Rendite der Unternehmung anheben, d. h. der Kalkulationszinsfuß wäre zu niedrig angesetzt und müßte in der folgenden Periode erhöht werden 88 . Um die schädlichen Folgen einer Abweichung von der ursprünglich festgelegten langfristigen Durchschnittsrendite zu vermeiden, glaubt Albach wie folgt vorgehen zu können: Die Tatsache eines positiven Kapitalwertes ließe lediglich erkennen, daß sich eine kurzfristige Gewinnmöglichkeit bietet, die über der langfristig erzielbaren Rendite der Unternehmung liegt. Um diese Gewinnchancen wahrnehmen zu können, sei es sinnvoll, zusätzliches Kapital aufzunehmen, dessen Kosten die langfristige Durchschnittsrendite der Unternehmung übersteigen können. In diesem Falle ließe sich zeigen, „daß eine Investition nicht schon dann vorteilhaft ist, wenn ihr Kapitalwert größer Null ist." Vielmehr müsse „das im Kalkulationszinsfuß zum Ausdruck kommende langfristige Maximierungskrit e r i u m . . . durch das kurzfristige Kriterium ergänzt werden, wonach die Grenzerträge einer zusätzlichen Kapitaleinheit größer sein müssen als die Grenzkosten der letzten Einheit aufgenommenen Kapitals" [2, S. 87]. Die 87

Treffend formuliert auch Gioos [31, S. 214]: „Der ciroulus vitiosus der Kapitalkostenermittlung in der traditionellen Theorie, dem wir durch die Einführung der langfristigen Durchschnittsverzinsung entronnen .schienen, tritt in neuer Gestalt wieder auf. Welches Invastitionsbudget optimal ist, wird durch die langfristig erzielbare Rentabilität mitbestimmt. Diese hängt aber von den verwirklichten Investitionsbudgets ab." 88 Ähnlich kritisiert auch Hax [152, S. 434] die Zielfunktion des Albachs&ien Modells: „Die Annahme, daß sich zukünftige Reinvestitionen stets mit der in der Vergangenheit erzielten Rentabilität verzinsen werden, erscheint aber ziemlich willkürlich. Wenn man gleichzeitig unterstellt, daß die Rentabilität der Vergangenheit eine gewünschte Mindestverzinsung darstellt, dann ist die Annahme sicherlich falsch. Wenn nämlich nur Investitionen durchgeführt werden, bei denen diese Mindestverzinsung erreicht oder überschritten wird, dann wird die durchschnittliche Verzinsung dieser Investitionen über der Mindestverzinsung liegen, es sei denn, daß bei allen Investitionen die Mindestverzinsung gerade erreicht und bei keiner überschritten wird; der letztere Fall ist sehr unwahrscheinlich." Vgl. dazu auch Jacob [167, S. 21] und Moxter [205, S. 301].

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

durch zusätzliche Kreditaufnahmen bewirkten Rentabilitätserhöhungen, die in positiven Kapitalwerten der Investitionen zum Ausdruck kommen, gehen in den Gewinnplan ein und stehen dort den in negativen Kapitalwerten angegebenen (rentabilitätsmindernden) Krediten gegenüber [2, S. 184f.]. Der Kapitalwert eines zusätzlichen Kredites wird, analog der Ermittlung des Kapitalwertes eines Investitionsobjektes, als Barwert der finanzwirtschaftlichen Einnahmen (Betrag des aufgenommenen Kapitals) und Ausgaben (Zinsen und Tilgung) berechnet. Der Gesamtkapitalwert des Investitionsbudgets stellt sich dar als Summe der Kapitalwerte der Investitionsobjekte abzüglich der Summe der Kapitalwerte der Finanzierungsmöglichkeiten. Moxter stellt dazu fest, daß das von Albach ergänzend herangezogene kurzfristige Kriterium ja nur bedeutet, „daß er den Einsatz von Beträgen mit über der langfristigen Durchschnittsrendite liegenden Kapitalkosten nidit ausschließen will, sofern sie mindestens jenen Durchschnittsrenditesatz erbringen, deshalb werden jene Grenzkosten (und jene Grenzerträge) auch unter Zugrundelegung des Durchschnittsrenditesatzes ermittelt: Die mit einem Kredit verbundenen Zins- und Tilgungsausgaben werden mit jenem Durdischnittssatz diskontiert, um den Gegenwartswert der Kredite errechnen und in die Zielfunktion einsetzen zu können" [205, S. 302]. Damit hängt letztlich die Ermittlung des optimalen Investitionsbudgets entscheidend von der Berechtigung der von Albach gewählten ökonomischen Sinngebung des Kalkulationszinsfußes selbst ab. Und gerade diese ist in mehrfacher Hinsicht zweifelhaft, wie die folgenden Ausführungen beweisen. Wenn der Kalkulationszinsfuß von der Finanzierungsform losgelöst sein soll, so kommt offenbar als Mindestrentabilitätsforderung nur die GesamtkapitalTentäbilität in Betracht 89 ; denn diese wird, im Gegensatz zur Eigenkapitalrentabilität, unabhängig von der Finanzierungsstruktur der Passiva der Unternehmung gebildet. Bedenkt man aber, daß der der Diskontierungsrechnung zugrunde liegende Kalkulationszinsfuß selbst schon kalkulatorische Zinsen auf das eingesetzte Kapital als Gewinnbestandteil enthält, so kann nicht übersehen werden, daß Albach die Zinskosten unzulässigerweise zweifach verrechnet: einmal bei der Abzinsung der Zahlungsreihen (Einnahmen, Ausgaben) der Investitionsobjekte, zum anderen auch bei der Berechnung der (negativen) Kapitalwerte der Kredite, deren Zinskosten, wie erwähnt, neben den Tilgungsbeträgen explizit veranschlagt und diskontiert werden [103, S. 175; 238, S. 24], 89

In Erwiderung auf eine Rezension seines Buches betont Albach [116, S. 465], daß •der Kalkulationszinsfuß in Höhe der Rendite zukünftiger Investitionschancen anzusetzen ist und dafür „die durchschnittliche ex-post-Rentabilität des betrieblichen Gesamfkapitals" (im Original nicht kursiv) einen Anhaltspunkt gebe.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

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Zeichnet sich h i e r b e i schon ab, d a ß d e r K a l k u l a t i o n s z i n s f u ß im G r u n d e g a r nicht v o n d e n K a p i t a l k o s t e n 9 0 zu t r e n n e n ist, so w i r d dies nach folgend e r Ü b e r l e g u n g noch deutlicher. „Um die F e s t s e t z u n g der l a n g f r i s t i g e n Durchschnittsrentabilität v o n j e d e r W i l l k ü r f r e i z u h a l t e n , m u ß m a n letztlich w i e d e r auf die K a p i t a l k o s t e n zurückgreifen. Auf l a n g e Sicht w i r d es f ü r d e n I n v e s t o r l o h n e n d sein, s o l a n g e zu i n v e s t i e r e n , bis k e i n e Investitionsmöglichkeit m e h r v o r h a n d e n ist, die e i n e n h ö h e r e n E r t r a g a b w i r f t als d a s a u f g e n o m m e n e Kapital langfristig a n K o s t e n v e r u r s a c h t " [31, S. 215], Die v o n Albach g e w ä h l t e Z i e l f u n k t i o n b i e t e t a b e r k e i n e v o l l s t ä n d i g e G e w ä h r f ü r d a s Erreichen d e r so definierten theoretisch s i n n v o l l e n Zielgröße. Ist nämlich die g e w ü n s c h t e M i n d e s t r e n d i t e des I n v e s t o r s (z. B. 2 0 % ) g r ö ß e r als die höchsten zu z a h l e n d e n Z i n s k o s t e n f ü r a u f g e n o m m e n e s Kapital (z. B. 15%), so scheiden im M o d e l l Albachs v o n v o r n h e r e i n alle d i e j e n i g e n I n v e s t i t i o n e n aus, welche die g e w ü n s c h t e Durchschnittsrendite (20%) nicht erreichen, die a b e r bei e i n e m a n den tatsächlichen K a p i t a l k o s t e n orientiert e n K a l k u l a t i o n s z i n s f u ß d u r c h a u s noch als r e n t a b l e I n v e s t i t i o n e n h ä t t e n realisiert w e r d e n können 9 1 . Mit e i n e m ü b e r h ö h t e n K a l k u l a t i o n s z i n s f u ß b l e i b e n letztlich e f f e k t i v e G e w i n n c h a n c e n u n g e n u t z t , d e r Prozeß der A n gleichung a n d a s optimale I n v e s t i t i o n s b u d g e t wird v e r h i n d e r t . D a g e g e n k a n n bei e i n e r n i e d r i g e r a n g e s e t z t e n M i n d e s t r e n t a b i l i t ä t s f o r d e r u n g schon e h e r e i n e A n g l e i c h u n g a u f g r u n d zusätzlicher K a p i t a l b e s c h a f f u n g e r w a r t e t w e r d e n [31, S. 216; 205, S. 301; 238, S. 24f.]. Selbst in d e m Falle, w o die Durchschnittsrendite d e r U n t e r n e h m u n g ( = Kalkulationszinsfuß) k l e i n e r ist als die Z i n s k o s t e n zusätzlichen (Kredit-)Kapitals, e r g e b e n sich Schwierigkeiten. Es ist wirtschaftlich nicht einzusehen, u n d z w a r dies v o r allem nicht bei so h o h e n Zinskosten, w a r u m die im Zuge des D e s i n v e s t i t i o n s p r o z e s s e s f r e i g e s e t z t e n Mittel stets n u r zu d i e s e m K a l k u l a t i o n s z i n s f u ß w i e d e r a n g e l e g t w e r d e n k ö n n e n u n d nicht e t w a zur (soweit möglichen) v o r z e i t i g e n Tilgung hochverzinslicher Kred i t e o d e r ü b e r h a u p t schon zur V e r h i n d e r u n g e i n e r hochverzinslichen Kred i t a u f n a h m e v e r w a n d t w e r d e n d ü r f e n . Mit d e r s t r e n g e n F o r d e r u n g Albachs, daß d e r K a l k u l a t i o n s z i n s f u ß k e i n e Beziehung zu d e n Finanzie90

Unter Kapitalkosten können, wie gezeigt, auch Opportunitätskosten des Kapitals verstanden werden. 91 Albach geht auf diese Situation nicht ein. Stattdessen rechnet er in seinen Beispielen mit einer Durdischnittsrendite von 10 °/o und sehr hohen Zinskosten für aufgenommenes Fremdkapital zwischen 10 und 40°/o, während die Kasten der Selbstfinanzierung jener langfristigen Durchschnittsrendite entsprechen (und deshalb einen Kapitalwert von Null aufweisen) und die Kosten der Beteiligungsfinanzierung nur geringfügig über dem Kalkulationszinsfuß liegen. Indem Albach mit so hohen Zinskosten für zusätzliches Fremdkapital rechnet, gelingt ihm stets eine kostenmäßige Beschränkung der Finanzierungsmöglichkeiten. Vgl. [2, S. 190], Die für die Wirtschaftlichkeit von Krediten so wichtige steuerliche Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen behandelt Albach nicht.

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

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rungsmöglidikeiten (Kapitalkosten) haben soll, kann nicht berücksichtigt werden, daß sich in der Planperiode die tatsächlichen Zinszahlungen (durch Kredittilgungen) vermindern, die Durchschnittsrendite mithin ansteigt. Für die nächste Planperiode muß, wie gesagt, ein höherer Kalkulationszinsfuß angesetzt werden. Das vorangegangene Investitionsbudget wäre dann aber nicht optimal strukturiert [238, S. 25]. Die dadurch begründeten Fehler können zwar durch das von Albach vorgeschlagene Regulativ eines ergänzend herangezogenen kurzfristigen Kriteriums abgeschwächt, nicht aber ausgeglichen werden. Als Ergebnis dieser kritischen Betrachtungen ist festzuhalten, daß der von Albach empfohlene Kalkulationszinsfuß, der „weder konkrete Angaben über die tatsächliche Reinvestition (macht), sondern nur . . . eine Mindestverzinsung (angibt), n o c h . . . ein Maximierungskriterium für die augenblickliche Investitionsentscheidung (enthält) u n d . . . auch keinerlei Aussagen über die Finanzierungsform (erfordert)" [2, S. 87], nicht haltbar ist. Etwas scharf formuliert ist die Frage Moxters, „was ein derartiger, seiner herkömmlichen Funktionen nahezu ganz entleerter Kalkulationszinsfuß eigentlich noch soll?" [205, S. 297]. Nichtsdestoweniger bestätigt die nähere Untersuchung, daß die von Albach angestrebte „Neutralisierung des Diskontierungszinsfußes nicht gelungen ist, daß sie überhaupt nicht gelingen kann" [205, S. 302], Resignierend stellt Jacob fest, daß der Kalkulationszinsfuß eine „fiktive Größe darstellt, deren Höhe irgendwie gegriffen werden muß" [167, S. 61]. Allerdings sind wir nicht der Ansicht, daß praktisch brauchbare Ersatzlösungen nur ohne Kalkulationszinsfuß möglich sind, wie dies aufgrund der theoretischen Weiterentwicklungen anhand verbesserter Modelle den Anschein haben kann [152; 167, S. 59ff.; 170; 239]. Vielmehr halten wir es für vertretbar, mit einem Kalkulationszinsfuß zu rechnen, dessen Ansatz das theoretische Optimum zwischen Rentabilität gegebener Investitionsmöglichkeiten und knappen Finanzierungsmöglichkeiten allein zwar nicht mit Sicherheit herbeiführen kann, wohl aber sich diesem Ziele annähert. In diesem Sinne ist der folgende praktische Lösungsvorschlag darauf abgestellt, Fehlerquellen so gut wie möglich einzudämmen, indem wir einen willkürlichen Ansatz des Kalkulationszinsfußes dadurch zu vermeiden suchen, daß wir seine Höhe nach wirtschaftlich-rationalen Gesichtspunkten festlegen. 2.214

Praktischer

Lösungsvorschlag

Rückblickend auf die vorangegangene kritische Untersuchung theoretischer Bemühungen um einen einwandfreien Ansatz des Kalkulationszinsfußes ist festzustellen, daß keiner der erläuterten Vorschläge in reiner Form befriedigen kann. Immerhin ist die Kritik nicht fruchtlos, denn die Kenntnis der Schwachstellen verschiedener Lösungsansätze verhilft dazu,

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

101

will man das Prinzip der Zinseszinsrechnung im Investitionskalkül nicht ganz aufgeben, den Weg des kleinsten Übels zu finden und wenigstens grobe Fehlentscheidungen zu vermeiden. Zunächst muß man die Illusion aufgeben, mit dem Ansatz eines bestimmten Kalkulationszinsfußes allein, gleichsam als einziges Regulativ, im Rahmen eines Investitionsbudgets den gewinnmaximalen Ausgleich von Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten erreichen zu können. Der Kalkulationszinsfuß ist mit einer solchen Aufgabe überfordert; hier handelt es sich um ein vielschichtiges, in sich verwobenes mehrperiodisches Problem. Die praktische Lösung dieses Problems setzt immer auch eine detaillierte Finanzplanung voraus, um die Durchführung von Investitionsprogrammen im Zeitablauf sicherzustellen und, ganz allgemein, das finanzielle Gleichgewicht der Unternehmung einzuhalten. Es kann zwar nicht oft genug gesagt werden, daß Rentabilität und Liquidität Kriterien sind, die bei Investitionsentscheidungen streng akzessorischer Natur sind. Es ist aber ebenso berechtigt, zu betonen, daß beide Kriterien unternehmerischen Handelns artverschiedenen ökonomischen Sektoren entstammen, eine unter schiedliche Bedeutung haben und deshalb in Investitionsuniersuchungen durchaus eine entsprechend unterschiedliche Behandlung erfordern. In dieser Hinsicht halten wir es für organisatorisch sinnvoll, rentabilitätsorientierte Investitionsrechnungen von liquiditätsorientierten Finanzplanungen zu trennen. Dazu muß allerdings sichergestellt werden, daß die auf die Ermittlung der Rentabilität abgestellte Teilanalyse des Investitionsproblems für sich aussagefähig ist. Insbesondere darf nicht übersehen werden, daß der Kalkulationszinsfuß selbst, wie gezeigt, zwangsläufig die Verbindung zur Finanzierungsseite herstellt, wenn er nicht die irreale Prämisse beinhaltet, der Investor könne zu diesem Zinssatz nach Belieben Kapital leihen und ausleihen 92 . Die Festlegung des Kalkulationszinsfußes in Höhe des Grenzzinses stellt einen Ansatz dar, der u. E. (im Vergleich zu den o. a. Ersatzlösungen) der Knappheit der Finanzierungsmittel noch am besten gerecht wird. Wir wollen den oben erläuterten kapitaltheoretischen Ansatz sinngemäß auch praktisch weiterverfolgen. Um die Höhe des Kalkulationszinsfußes zu bestimmen, ist es zweckmäßig, zwei Situationen zu unterscheiden, nämlich einmal den Fall der ausreichenden und zum anderen den der absolut beschränkten Kapitalbeschaffung für Investitionen [45, S. 230f. ; 103, S. 149f.]. Im ersten Falle, wo der Investor die Finanzierung seiner Investitionsvorhaben durch Eigen- und Fremdkapital sicherstellen kann, ist die Bee2

Um an dieser problemvereinfachenden Prämisse im dynamischen Vergleich von Investitionsalternativen festhalten zu können, ist Schindler der Ansicht, daß der „Kalkulationszinsfuß wieder mehr oder weniger in die ihm angemessene Rolle des Marktzinsfußes zurückgedrängt" werden müsse [86, S. 135]. Dieser Ansicht können wir nicht beipflichten.

102

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Stimmung des Kalkulationszinsfußes relativ leicht. Zweckmäßigerweise geht man von einem Basiszinsfuß aus, der grundsätzlich in keinem Falle unterschritten werden sollte. Als eine solche Untergrenze wählen wir mit Schwarz [96, S. 51 f.] den für die nächsten Jahre im Durchschnitt zu erwartenden Zinsfuß festverzinslicher Wertpapiere (Obligationen der öffentlichen Hand und bestrenommierter Unternehmungen sowie Pfandbriefe). Da sich die zusätzliche Kapitalbeschaffung (und -Verwendung) für einen erwerbswirtschaftlich orientierten Investor solange lohnt, als die damit zu erzielende Verzinsung die Kapitalkosten übersteigt, kann man die Mindestzinsforderung auch sogleich in Höhe der effektiven Kapitalkosten ansetzen, sofern diese über dem Zinssatz für Obligationen liegen. Unabhängig von der Finanzierungsform des einzelnen Investitionsobjektes wird man bei mehreren zu zahlenden Zinssätzen denjenigen des teuersten (noch in Frage kommenden) Kredites wählen. Dies gilt auch für die Verwendung finanzieller Mittel, die durch Selbstfinanzierung oder Vermögensumschichtung in der Unternehmung gewonnen wurden; denn diese können ja dazu verwandt werden, die Aufnahme hochverzinslicher Kredite zu vermeiden oder, soweit möglich, den teuersten Kredit zurückzuzahlen, somit also — bei Unterlassung einer untersuchten Investition — zumindest eine Rendite in Höhe der ersparten Zinskosten erzielen. Als Abgeltung für das allgemeine Risiko des in der Unternehmung eingesetzten Eigenkapitals bzw. für die mit der Aufnahme und Tilgung von Fremdkapital verbundenen Risiken sowie für die aufgrund der damit verbundenen Arbeiten entstehenden Kosten ist ein geringer (etwa l°/o) Zuschlag zum Basiszinsfuß erforderlich [96, S. 52f.]. Im zweiten Falle, wo gewinnbringende Investitionsmöglichkeiten bestehen, aber nicht alle realisiert werden können, weil die Unternehmungsleitung kein zusätzliches Kapital mehr aufnehmen will oder kann, stellt der finanzielle Sektor einen Engpaß dar. In dieser Situation ist das Bewertungsproblem bei der Feststellung der Kapitalkosten, wie gezeigt 93 , nicht mehr ohne weiteres lösbar. Infolge unterschiedlicher Kapitaleinsätze der Investitionsalternativen bereitet die Vorauswahl unter Renditegesichtspunkten insofern Schwierigkeiten, als die Verzinsung der Beträge, die bei der Entscheidung für eine weniger kapitalintensive Investitionsalternative erspart werden, streng genommen erst aus der Gesamtschau aller Investitionsmöglichkeiten im Rahmen der Budgetrestriktion ermittelt werden kann. Theoretisch exakt kann das im Kalkulationszinsfuß aufzufangende Bewertungsproblem — wenn überhaupt — nur aufgrund eines den gesamten Investitions- und Finanzierungsbereich umfassenden simultanen Planungsansatzes ermittelt werden.

93

Vgl. Abschnitte 2.122 und 2.212.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

103

„Hieraus darf allerdings noch nicht der Schluß gezogen werden, daß die Kapitalwertmethode 94 der Investitionsrechnung für die Praxis nutzlos sei. . . . Vielfach kann man . . . auf viel einfachere Weise verhältnismäßig enge Grenzen angeben, innerhalb derer dieser (Zins-; d. Verf.) Satz liegen muß. Möglicherweise ist bei vielen Investitionsentscheidungen der Praxis das Ergebnis unabhängig davon, welchen Kalkulationszinsfuß innerhalb dieser Grenzen man wählt, immer dasselbe. Um sicher zu gehen, daß keine Fehlentscheidung getroffen wird, müßte die Rechnung mit der Kapitalwertmethode 94 durch eine Sensitivitätsanalyse ergänzt werden" [151, S. 756]. Konkret gilt es, jenen Kalkulationszinsfuß der Investitionsrechnung zugrunde zu legen, den diejenige Investition als Rentabilität aufweist, die zwar nicht mehr getätigt wird, aber als nächstbeste realisiert werden würde, falls zusätzliche finanzielle Mittel verfügbar wären. Dieser Zinsfuß kann dadurch gefunden werden, daß man den Rechenzinsfuß stufenweise erhöht, bis die Kapitalanforderungen des geplanten Investitionsvolumens den finanziellen Möglichkeiten des Investitionsbudgets entsprechen. Damit ist erreicht, daß alle getätigten Investitionen eine größere Rentabilität aufweisen als die nicht mehr finanzierbaren Investitionen. Die Anwendung eines solchen Kalkulationszinsfußes kommt einer rentabilitätsmäßigen Bewertung des Engpasses „Investitionsfinanzierung" gleich [45, S. 231]. Praktisch kann dieses Verfahren noch vereinfacht werden. Das Probieren mit verschiedenen Rechenzinsfüßen läßt sich dadurch abkürzen, daß man sogleich allen Investitionsrechnungen einheitlich einen Kalkulationszinsfuß vorgibt, dessen Mindestzinsforderung einem betriebsindividuell festgelegten Anspruchsniveau entspricht. Die Bestimmung eines solchen Anspruchsniveaus, die immer schon eine wichtige investitionspolitische Entscheidung darstellt, wird erleichtert durch den Überblick über die Kapitalanforderungen und Renditeschätzungen einerseits, die aus den angemeldeten Investitionsvorschlägen zu ersehen sind, und über die begrenzten Möglichkeiten der Investitionsfinanzierung andererseits. Neben dem so bemessenen Kalkulationszinsfuß wird man zweckmäßigerweise geringfügig variierte Rechenzinsfüße veranschlagen. Dadurch kann nicht nur festgestellt werden, ob die Variation des Diskontierungszinsfußes die Vorteilhaftigkeit einzelner Investitionsalternativen verändert, was für ihre Vorauswahl von Bedeutung ist, sondern auch die endgültige Investitionsentscheidung besser vorbereitet werden. „Das simultane Lösungsmodell bleibt lediglich als Erklärungsmodell bedeutsam. Mit seiner Hilfe läßt sich nachweisen, daß ein geeigneter Kalkulationszinsfuß existiert; außerdem lassen sich Hinweise darauf gewinnen, innerhalb welcher Grenzen er zu suchen ist" [151, S. 756]. Das probeweise Heraufsetzen des Rechenzinsfußes kann unterbleiben, wenn z. B. die Aussichten auf zukünftige, bessere InvestitionsmöglidikeiM Das gilt gleichermaßen auch für die Annuitätenmethode (d. Verf.).

104

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

ten ohnehin veranlassen, den Kalkulationszinsfuß höher anzusetzen als es der gegenwärtigen Situation in der Kapitalwirtschaft der Unternehmung entspricht. Dies ist sinnvoll, um finanzielle Mittel für spätere Investitionen aufzusparen, die einen höheren Gewinn erwarten lassen. Besonders für umfangreiche Investitionsvorhaben erscheinen derartige vorsorgende Maßnahmen geeignet. Gleichzeitig erfährt der Kalkulationszinsfuß damit eine längerfristig stabilere Ausrichtung. Als Instrument der zukunftsorientierten Investitionslenkung hat die begründete Erhöhung des Kalkulationszinsfußes die investitionspolitisch hier durchaus gewollten Effekte, daß nicht nur finanzielle Mittel zurückgehalten, sondern auch gegenwärtig tendenziell weniger kapitalintensive und sich relativ rasch amortisierende Investitionen vorgezogen werden. Allerdings ist dieses Instrument praktisch nur schwer zu handhaben, weil die Auswirkungen der Zinsmanipulation im voraus schwer abzuschätzen sind. Außerdem setzt seine erfolgreiche Anwendung ein Zinsbewußtsein bei der Unternehmungsleitung voraus, das umso fragwürdiger wird, je weiter sich die zinsbestimmenden Gründe in die Zukunft erstrecken 95 . Deshalb halten wir lediglich eine äußerst vorsichtige Modifizierung des Grenzzinses im Hinblick auf prognostisch fundierte Gewinnerwartungen der Zukunft für vertretbar, um den Kalkulationszinsfuß von spekulativen Momenten und Wunschvorstellungen weitmöglichst freizuhalten. Zusammenfassend können wir der Ansicht Swobodas beipflichten: „Die Schätzung einer Grenzinvestition (unter Berücksichtigung auch von zukünftigen Anlagemöglichkeiten) ist . . . in den meisten Fällen keine grobe Vereinfachung, sondern die notwendige und im Hinblick auf die Ungewißheit der Zukunft einzig mögliche Annahme" [103, S. 154], Ein danach bemessener Kalkulationszinsfuß ist keine Marktgröße, sondern eine unternehmungsindividuell anzusetzende Mindestrentabilitätsforderung, die einen — von jeder Willkür freizuhaltenden — festen Bezugspunkt darstellt und die Investitionslenkung an die rentabelste Stelle der Unternehmung ermöglicht. Abschließend ist noch auf drei Sonderprobleme einzugehen, die im Hinblick auf die Beeinflussung der Höhe des Kalkulationszinsfußes beachtet werden müssen. 1. Einmal bedürfen die zuletzt angestellten Überlegungen, hinsichtlich der Ausrichtung des Kalkulationszinsfußes auf zukünftige Verhältnisse, 95

In 'diesem Sinne teilen wir die Bedenken Schindlers, der feststellt, daß es „nicht günstig (ist), wenn schon in den Kalkulationszinsfuß, der nachher b e i . . . Maximierungsoperationen eine feste Größe ist, subjektive GewinuerwartungsVorstellungen des Unternehmers eingehen. So könnten nämlich, die Gewinnzuschläge, die der Unternehmer auf den Kalkulationszinsfuß macht, von Gedankeninhalten belastet sein, die in irgendeiner Weise mit dem zu maximierenden Kriterium in Zusammenhang stehen" [86, S. 135].

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

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einer ergänzenden Betrachtung. Grundsätzlich ist der Ausgleich zwischen Kapitalbeschaffung und -Verwendung bei Investitionsentscheidungen immer auch ein langfristiges Problem, das im Rahmen der langfristigen Gewinnplanung und finanziellen Vorschau unter Berücksichtigung einer bewußt angestrebten soliden Kapitalstruktur zu lösen ist. Dennoch kann es vorkommen, daß eine Unternehmung Investitionen erwägt und nicht in der Lage ist, die klassischen Finanzierungsregeln, insbesondere die Fristenentsprechungsregel im vollen Maße einzuhalten. Die daraus resultierenden finanzierungsseitig bedingten — höheren — Risiken müssen aber, soll die Realisierung des Investitionsplanes nicht zu einer Frage der Spekulation werden, anderweitig aufgefangen werden. In diesem Falle ist es sinnvoll, die Mindestrentabilitätsforderung des Kalkulationszinsfußes soweit höher anzusetzen, daß mit ausreichender Wahrscheinlichkeit die Refinanzierung der Investitionsvorhaben auch bei einem möglicherweise angestiegenen Zinsniveau als gesichert angenommen werden kann [96, S. 114f.]. Auf diesen speziellen Risikoaspekt kommen wir in einem anderen Zusammenhang noch im Abschnitt 3.321 zurück. 2. Eine andere Frage betrifft die Geldentwertung, eine Erscheinung, die neben der Abzinsung bewirkt, daß die in späteren Perioden anfallenden Einnahmenüberschüsse zum gegenwärtigen Entscheidungszeitpunkt einen geringeren Wert besitzen. Diese „Abwertung" zukünftiger Beträge könnte in einer entsprechend angesetzten Prämie zusätzlich im Kalkulationszinsfuß berücksichtigt werden; sie würde dann im Diskontierungsvorgang Berücksichtigung finden. Um Doppelbelastungen der Investitionen durch Zuschläge zu vermeiden, muß aber von einer solchen Erhöhung des Kalkulationszinsfußes abgesehen werden, insbesondere dann, wenn der als Basiszinsfuß zugrunde gelegte (vermeidbare oder rückzahlbare) Kreditzins bzw. der Zinssatz festverzinslicher Wertpapiere die Geldentwertung antizipieren, d. h. eine gewisse Inflationsrate bereits enthalten. Dies ist meistens der Fall. Außerdem erscheint ein solcher Zuschlag zum Kalkulationszinsfuß auch dann unbegründet, wenn man annimmt, bei fortschreitender Geldentwertung die eigenen Preise entsprechend anpassen zu können 96 , diese Annahme in der Investitionsrechnung aber nicht veranschlagt ist. 3. Schließlich hat der Investor, wenn er die Erfolgsteuerwirkungen im Investitionskalkül berücksichtigt, darauf zu achten, daß der Kalkulationszinsfuß aufgrund der geringeren Netto-Grenzrendite ( = Verzinsung nach Abzug von Erfolgsteuern) herabgesetzt werden muß. Dies erklärt sich einmal aus der Verminderung der Zinserträge festverzinslicher Wertpapiere um Erfolgsteuern bzw. aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der FremdM

Um die Inflationsrate voll abzudecken, müssen die Preise allerdings soweit erhöht werden können, daß auch nach der nominalen Gewinnbesteuexung ein solcher Ausgleich tatsächlich gewährleistet ist.

106

Besdiaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

kapitalzinsen des teuersten (vermeidbaren oder rückzahlbaren) Kredites. Bei ausreichender Kapitalbeschaffung ist deshalb der Basiszinsfuß mit dem Faktor (1 — erwarteter Erfolgsteuersatz) zu multiplizieren. Die Herabsetzung des Kalkulationszinsfußes gilt selbstverständlich auch für den Fall der für Investitionszwecke nicht ausreichenden Kapitalbeschaffung, wo ebenfalls die Netto-Grenzrendite seine Höhe bestimmt. Die bei abnutzbaren Anlagegütern zusätzlich auftretende Einflußgröße der steuerlichen Abschreibung ist hier insofern relevant, als sie die zu versteuernden Einnahmenüberschüsse der Grenzinvestition mindert und damit zu einer geringeren Erfolgsteuerbelastung führt, wodurch wiederum die für die Höhe des Kalkulationszinsfußes maßgebliche Netto-Grenzrendite entsprechend korrigiert wird [103, S. 153; 242, S. 414f.], 2.22 Berücksichtigung von Interdependenzen bei der Ermittlung und Zurechnung investitionsobjektbezogener Daten

2.221 Kennzeichnung

investitionsobjektbezogener

Daten

Im Gegensatz zum Kalkulationszinsfuß, der ein — in bezug auf die einzelne Investition — unabhängiges Datum mit Maßstabcharakter darstellt, geht es im folgenden um investitionsobjektbezogene Daten, d. h. um solche, die die individuellen Verhältnisse der einzelnen Investition kennzeichnen. Bekanntlich setzt die Theorie der dynamischen Investitionsrechnung voraus, daß sich jede Investition durch eine spezifische Reihe von Einnahmen und Ausgaben charakterisieren läßt. Bemüht man sich, diese Voraussetzung zu erfüllen, so ist man gezwungen, zwei Hauptprobleme zu lösen, nämlich — die Ungewißheit der Erwartungen und — die verursachungsgerechte Zuordnung von zahlungswirksamen Veränderungen in der Unternehmung auf einzelne Investitionsobjekte. Wenn man bedenkt, daß es sich bei Investitionen stets um in die weite Zukunft reichende Werte, also langfristige Erwartungsgrößen handelt, bereitet allein schon die bloße Ermittlung von Daten im Sinne des Eikennens ihrer Relevanz für zukünftige Entwicklungen erhebliche Schwierigkeiten. Das alle Aspekte der Datenermittlung mehr oder weniger überdeckende Problem der Ungewißheit der Erwartungen soll uns im einzelnen jedoch erst später beschäftigen, um die theoretischen Erfordernisse der Berücksichtigung von Interdependenzen und Zurechnungsfragen hervortreten zu lassen. Die folgenden Überlegungen hinsichtlich der datenmäßigen Erfassung von spezifischen Wirkungen einzelner Investitionen werden erleichtert, wenn wir uns zunächst darüber Klarheit verschaffen, wodurch investitions-

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

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objektbezogene Daten gekennzeichnet sind. Dabei können wir uns auf drei grundsätzliche Feststellungen beschränken. 1. Vom theoretischen Standpunkt aus gesehen basiert, wie gesagt, die dynamische Investitionsrechnung eindeutig auf der Ermittlung von Einnahmen und Ausgaben. Entsprechend ihrer rentabilitätsorientierten Zielsetzung sind allein die Höhe und die zeitliche Verteilung der von einem bestimmten Investitionsobjekt während seiner Nutzungsdauer verursachten Einnahmen und Ausgaben maßgebend. Eine andere Frage ist es allerdings, ob man aus praktischen Gründen dennoch mit Erträgen und Kosten rechnen sollte, um die Datenermittlung mit Hilfe einer sinnvollen Auswertung des betrieblichen Rechnungswesens zu erleichtern. Dies ist eine Zweckmäßigkeitsfrage, mit der wir uns später auseinanderzusetzen haben. 2. Beinahe selbstverständlich, aber gerade im Zusammenhang mit Zurechnungsproblemen von besonderer Bedeutung ist die Feststellung, daß in der dynamischen Investitionsrechnung nur zusätzlich anfallende Einnahmen und Ausgaben berücksichtigt werden. Das bedeutet mit anderen Worten, daß von den durch ein Investitionsobjekt tatsächlich entstehenden Einnahmen und Ausgaben die tatsächlich entfallenden Einnahmen und Ausgaben abzusetzen sind, also eine Differenzbetrachtung gegenüber der Situation der Unternehmung vor Durchführung des Investitionsobjektes anzustellen ist. 3. Schließlich verdient auch der Grundsatz besondere Beachtung, daß nicht nur diejenigen Einnahmen und Ausgaben zu ermitteln sind, welche in einem unmittelbaren, direkten Zusammenhang mit der Vornahme der Investition in einem bestimmten Unternehmungsbereich (z. B. in einer Abteilung) stehen, sondern auch jene indirekten, ebenfalls durch die betreffende Investition verursachten zahlungswirksamen Veränderungen, die in anderen Unternehmungsbereichen induziert werden. Gerade diese indirekten investitionsobjektbezogenen Daten sind es nämlich, die hinsichtlich ihrer Verursachung, Höhe und ihres zeitlichen Anfalles oft nur schwer spezifiziert werden können, aber nicht vernachlässigt werden dürfen. Die Möglichkeit der Bestimmung investitionsobjektbezogener Daten wird in der Literatur als eine wesentliche Bedingung für die Praktikabilität der Methoden dynamischer Investitionsrechnung angesehen. „Unabdingbare Voraussetzung dafür, diese Methoden anwenden zu können, ist der Umstand, daß sich die betrachteten Investitionsmöglichkeiten jeweils eindeutig durch eine Auszahlungs- und eine Einzahlungsreihe charakterisieren lassen. Besteht diese Möglichkeit nicht, so sind die hier genannten klassischen Methoden der Investitionsrechnung nicht zu gebrauchen" [167, S. 11]. Während man hinsichtlich der Ausgabenreihe (Anschaffungsausgaben für das Investitionsobjekt und die laufenden Betriebsausgaben für Roh-,

108

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Hilfs- und Betriebsstoffe, Löhne usw.) die Prämisse der Zurechenbarkeit im allgemeinen noch als erfüllbar ansehen kann — auch das ist, wie zu zeigen sein wird, bereits bedenklich —, erscheint dies für die Einnahmenreihe meistens schwieriger. In der Tat ist es in vielen Fällen unmöglich, das Zurechnungsproblem für die am Absatzmarkt erzielten Einnahmen zu lösen, da sie in der Regel nicht auf die Vornahme eines einzelnen Investitionsobjektes zurückzuführen sind, sondern auf eine Vielzahl gleichzeitig zusammenwirkenden Produktivfaktoren. Dennoch scheint es uns fraglich zu sein, ob dadurch die Anwendung der dynamischen Investitionsrechnung generell unmöglich ist, wie dies z. B. in der These von Klinger zum Ausdruck kommt: „Die Vorstellung, daß man die Erträge einer Maschine bestimmen, ja, daß man sie darüber hinaus sogar im voraus ermitteln kann, ist, betriebswirtschaftlich betrachtet absurd. . . . Die in der Annahme von Einnahmenströmen aus einer Maschine liegende Willkür macht die Theorie der dynamischen Investitionsrechnung praktisch unbrauchbar" [180, S. 1823]. Diese Feststellung und die auch in jüngster Zeit erneut geäußerten pessimistischen Ansichten hinsichtlich der Anwendbarkeit der dynamischen Investitionsrechnung, eben aufgrund der Schwierigkeiten der Zurechnung von (zahlungswirksamen) Erträgen bzw. Einnahmen auf einzelne Investitionsobjekte [115] sind in der Literatur nicht unwidersprochen geblieben [141, S.384ff. ; 161;96, S. 147ff.]. Angesichts des Widerstreits in diesen Fragen ist es geboten, nicht „global" zu urteilen, sondern differenzierte Feststellungen zu begründen. 2.222 Grundsätzliche

Erscheinungsformen

von

Interdependenzen

Zur Klärung der aufgezeigten strittigen Fragen ist es zweckmäßig, zunächst grundsätzliche Erscheinungsformen von Interdependenzen zu analysieren. Ganz allgemein besteht die Ursache der Schwierigkeiten einer Zurechnung von Einnahmen und Ausgaben auf ein Investitionsobjekt in den mehr oder weniger engen wechselseitigen Beziehungen aller betrieblichen Einrichtungen und Vorgänge. Das Wesen der Investition im Rahmen des betrieblichen Leistungsverbundes einer Unternehmung ist nicht gleichbedeutend mit der Umwandlung von freiem Kapital in gebundenes Kapital, sondern liegt vielmehr in der Aufgabe sowohl der bisherigen wirtschaftlichen Selbständigkeit als auch des Eigenwertes des investierten Gutes [87, S. 84f.]. Deshalb muß sich der Wert, der einem Investitionsobjekt bei Kapitaldispositionen beigemessen wird, an dem Nutzen orientieren, den es in der Gesamtunternehmung stiftet. Der Nutzen eines Kapitaleinsatzes für ein bestimmtes Investitionsobjekt hängt zunächst wesentlich von der Beschaffenheit und Auslastung bereits vorhandener Betriebseinrichtungen ab, in die es als Teil eines Ganzen eingefügt wird, aber auch von anderen, in der betreffenden Periode (streng genommen gleichzeitig) realisierten Investitionsobjekten, mit denen es ebenfalls zusammenwirkt. In diesem

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

109

Sinne spricht man in der Literatur gleichsam von einer zeitlich horizontalen Interdependenz [3, S. 49ff.; 167, S. 24ff.]. Die in dieser Hinsicht auftretenden Schwierigkeiten der investitionsobjektbezogenen Datenermittlung mag das folgende Beispiel veranschaulichen, das wir bewußt aus dem Produktionsbereich einer Unternehmung wählen, weil dort, vor allem aus technischen Gründen, Interdependenzen besonders augenfällig sind. Es handelt sich um den Spezialfall der Erweiterungsinvestition, nämlich der Engpaßbeseitigung, in einem dreistufigen Produktionsprozeß. Die in den Produktionsstufen (z. B. -abteilungen) A, B und C vorhandenen Maschinen werden lediglich zur Erstellung eines Produktes herangezogen. Zur Zeit wird bei unterschiedlicher Kapazitätsauslastung der Maschinen die Menge xi produziert. Da die Marktlage es erlaubt, die Menge xo abzusetzen, stellt, wie die Abbildung 6 zeigt, die Maschine A einen Engpaß dar. Falls die Unternehmung eine zusätzliche Einheit des Maschinentyps A anschaffen würde, könnte die Produktion bis auf X2 ausgedehnt werden. Der Nutzen dieser Investition wäre relativ gering, weil der nun in der Produktionsstufe C auftretende Engpaß die Auslastung der neuen Maschine erheblich einschränkt. Würde aber gleichzeitig eine zusätzliche Einheit des Maschinentyps C angeschafft, so könnte die Produktion bis auf X3 gesteigert werden. Hinsichtlich der Zurechenbarkeit von Einnahmen und Ausgaben auf einzelne Investitionsobjekte ist folgendes festzustellen. Produktionsstufen

4—1 Xl

Xl

Xj

IXo

Produktion* - > • (Absatz) Menge

Abb. 6*. Disharmonische Teilkapazitäten einer mehrstufigen Produktion

Wird nur die Maschine in der Produktionsstufe A angeschafft, so können ihr einwandfrei einmal die direkt durch sie verursachten zusätzlichen Netto-Einnahmen aus der Produktions- und Umsatzsteigerung (xi—X2) zugerechnet werden. Die in diesem Falle darüber hinaus in der Produktionsstufe A wahrscheinlich zweckmäßige Umverteilung der Produktion (Ausbringungsmenge), und zwar in Form der Übernahme eines Teiles der * In Anlehnung an Jakob [167, S. 25].

110

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

von der bisherigen Engpaßmaschine wahrgenommenen Produktionsaufgaben durch die neue Maschine, kann indirekte zusätzliche Gewinnsteigerungen (durch Kostensenkung) bewirken. Dies ist zu erwarten, wenn die neue Maschine billiger arbeitet als die bisher voll ausgelastete, ggf. mit progressiven Betriebsausgaben arbeitende alte Maschine. Auch diese Umverteilungseffekte können der Erweiterungsinvestition in der Produktionsstufe A zugerechnet werden. Dazu muß im voraus die günstigste Kapazitätsauslastung für den Fall des positiven Entschlusses in der Investitionsrechnung veranschlagt werden. Sofern allerdings der Engpaß in der Produktionsstufe C durch die gleichzeitige Anschaffung einer dort zweckmäßigen zusätzlichen Maschine vermieden wird, können den einzelnen Investitionsobjekten in den Produktionsstufen A und C nicht mehr isoliert Einnahmen und Ausgaben zugerechnet werden. Sämtliche zahlungswirksamen Veränderungen, die auf die Produktions- und Umsatzausweitung (xi—X3) zurückgehen, und zwar stets auch (möglicherweise sprungfixe) in anderen Unternehmungsbereichen (z. B. Verwaltungs- und Vertriebsbereich) müssen beiden Investitionsobjekten als einem Gesamtobjekt zugerechnet werden. Auf eine andere Schwierigkeit stoßen wir, wenn wir uns bemühen, die Wirkungen der im Zeitablauf stattfindenden betrieblichen Anpassungsprozesse 97 an veränderte Situationen auf die Entwicklung und Länge (Nutzungsdauer) der Einnahmen-Ausgabenreihe eines gegenwärtig zu entscheidenden Investitionsvorhabens zu berücksichtigen. Dies ist erforderlich, weil der Nutzen eines gegenwärtigen Investitionsvorhabens auch davon abhängt, in welcher Kombination es mit anderen Anlagen und Maßnahmen zusammenwirkt, die zwar erst in Zukunft realisiert, bei guter Investitionspolitik und -planung aber heute schon durchdacht werden müssen. Da umgekehrt der Nutzen der für die Zukunft geplanten Investitionsobjekte wenigstens z. T. wiederum auch davon abhängt, welche Investitionen heute vorgenommen werden, handelt es sich hier um eine zeitlich vertikale Interdependenz einzelner Investitionsobjekte. Variieren wir das o. a. Beispiel noch einmal in der Weise, daß zunächst nur die Erweiterung in der Produktionsstufe A erfolgt und erst in späteren Perioden die Ausdehnung der Produktion in Stufe C geplant ist, so wird die Notwendigkeit der zusätzlichen Berücksichtigung dieser Erscheinungsform der Interdependenz deutlich. Theoretisch müssen auch in diesem (variierten) Falle beide Investitionen, A und C, obwohl sie zeitlich auseinander liegen, als ein Gesamtobjekt behandelt werden, weil sie in ihrer Vorteilhaftigkeit sich gegenseitig beeinflussen. Die Situation ist hier aber weitaus schwieriger. Problematisch erscheint insbesondere die Berücksichtigung einer möglichen Rückgängigmachung der zunächst durch die Investi97

Zu den Formen der betrieblichen Anpassung vgl. [33, Bd. I, S. 336 ff.].

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

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tion in der Produktionsstufe A bewirkten positiven Umverteilungseffekte nadi Inbetriebnahme der später anzuschaffenden Maschine in der Produktionsstufe C, wenn dies unter der Prämisse sonst (d. h. zwischenzeitlich) gleichbleibender Bedingungen prognostiziert wird. Gerade im Hinblick auf die unsichere Voraussage der Marktentwicklung und zusätzlich in Betracht zu ziehender Möglichkeiten, etwa in Form einer zukünftigen intensitätsmäßigen Anpassung in der Engpaßstufe C oder einer ggf. aufgrund zu erwartender Marktänderung gebotenen qualitativen Anpassung, muß dies bedenklich erscheinen. Praktisch wird man nur dann beide zeitverschiedenen Investitionen als ein Gesamtobjekt in der Investitionsrechnung behandeln können, wenn die Vornahme der späteren Erweiterungsinvestition heute bereits mit genügender Sicherheit vorausgesagt werden kann. Ist dies nicht möglich, kann allenfalls für das gegenwärtige Investitionsvorhaben A eine Alternativrechnung für die Situationen mit und ohne Folgeinvestitionen durchgeführt werden. Das ist zweckmäßig, um mögliche Wirkungen späterer Investitionen auf die Einnahmen-Ausgabenentwicklung des gegenwärtigen Investitionsvorhabens zu simulieren und dieses Problem unter Wahrscheinlichkeitserwägungen nach „kritischen Werten" (z. B. in bezug auf die Rentabilitätsgrenze der mindest erforderlichen Kapazitätsauslastung der Maschine) auszuloten. Unabhängig von diesem Beispiel sind ähnliche Überlegungen in dem folgenden Fall anzustellen: Eine heute in Erwägung gezogene Anlage für die Erfüllung einer bestimmten Produktionsaufgabe ist völlig unterschiedlich zu beurteilen, wenn z. B. nach zwei Jahren eine ganz andere Anlage, die heute noch zur produktiven Kombination gehört, ausgewechselt wird, so daß das gegenwärtige Investitionsobjekt entweder dann erst zur vollen Entfaltung gelangt (z. B. beim Vorliegen einer Kapazitätsreserve) oder in seiner weiteren Nutzung von da an erheblich eingeschränkt wird, etwa weil es veränderten Anforderungen (z. B. im Falle einer späteren Umstellungsinvestition) im Zusammenwirken mit technologisch weiterentwickelten Anlagen nicht mehr oder nur ungenügend nachkommen kann. Sofern derartige Gesichtspunkte im voraus aber nicht oder nur schwer (d. h. mit nicht ausreichender Genauigkeit) zahlenmäßig ausgedrückt werden können, erscheint es zweckmäßig, sie neben der Investitionsrechnung als „sonstige" Einflußfaktoren bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen 98 . Entgegen dem in der Literatur [115, S. 992f.; 167, S. 29] z. T. hervorgerufenen Eindruck erscheinen uns derartige Probleme der Entscheidungsabhängigkeit investitionsobjektbezogener Daten hier, in zeitlich vertikaler Hinsicht, aber nicht primär als eine Zurechnungsfrage, sondern vor allem als Problem der Ungewißheit überhaupt, das wir nun nicht mehr ®8 Vgl. dazu im einzelnen Abschnitt 2.24.

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unerwähnt lassen können. Nicht die Verfeinerung mathematischer Planungsinstrumente kann hier weiterhelfen, sondern in erster Linie die Verstärkung der Prognosebemühungen. Vordringlich erscheint die Suche nach Leitgrößen marktmäßiger und betrieblicher Art sowie ihre Koordination in Perspektivplänen, z. B. langfristigen Absatz- und Kapazitätsplänen. Nach diesen grundsätzlichen Ausführungen ist es notwendig, das Zurechnungsproblem differenzierter zu untersuchen, insbesondere in diesem Zusammenhang relevante weitere Unterschiede in den Investitionsarten herauszuarbeiten und auf Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die in besonderen Fällen bei Investitionen in Mehrprodukunternehmungen mit disharmonischen Teilkapazitäten zu bewältigen sind. 2.223 Unterschiedliche Grade der Interdepertdenzen und Zurechnungsmöglichkeiten bei den Investitionsarten Sowohl im Hinblick auf die theoretische Analyse als auch praktische Behandlung des Zurechnungsproblems ist es wichtig, die zur Diskussion stehenden Investitionsmöglichkeiten nach dem Grad der Abhängigkeit voneinander zu unterscheiden. Berücksichtigt man, daß zumindest in erwerbswirtschaftlich orientierten Unternehmungen die Genauigkeit der Investitionsuntersuchung selbst eine Wirtschaftlichkeitsfrage ist und die Dynamik der Marktverhältnisse häufig auf unverzügliche Entscheidungen drängt, so wird man praktisch davon ausgehen müssen, mehr oder weniger grob zwei Gruppen zu bilden [3, S. 54], nämlich — voneinander unabhängige Investitionsmöglichkeiten und — voneinander abhängige Investitionsmöglichkeiten. Voneinander unabhängig sind Investitionen, wenn sich der Grad der Vorteilhaftigkeit eines Investitionsobjektes, abgeleitet aus der gesamten Einnahmen- und Ausgabenentwicklung in der Unternehmung, nicht dadurch ändert, daß gleichzeitig eine andere Investition realisiert wird. Andererseits beeinflussen voneinander abhängige Investitionen, wie im grundsätzlichen bereits dargelegt, sich mehr oder weniger gegenseitig in ihrer Vorteilhaftigkeit. Diese Unterscheidung wollen wir in den folgenden Ausführungen beibehalten. Sie ermöglicht es, und darauf kommt es in erster Linie an, das Interdependenzproblem in zeitlich horizontaler Hinsicht systematisch näher zu analysieren und abzugrenzen. Sie ist im Prinzip aber auch in zeitlich vertikaler Hinsicht anzuwenden, sofern für zukünftige Investitionsvorhaben und anderweitige, die Zahlungsreihen des gegenwärtigen Investitionsobjektes beeinflussende zukünftige Maßnahmen die entsprechenden Daten bereits heute gegeben oder beschaffbar sind, so daß sie in die Untersuchung des vorliegenden Entscheidungsproblems miteinbezogen werden können. Weil letzteres aber aus Gründen der Ungewißheit der Erwartungen jedenfalls über längere Zeiträume oft gar nicht oder

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nicht wirtschaftlich möglich ist, kann die zeitlich vertikale Interdependenz praktisch nur bedingt als ein Zurechnungsproblem des Investitionskalküls gegenwärtiger Investitionsvorhaben behandelt werden. Sie soll uns deshalb als solche nur beiläufig interessieren. Es ist zweckmäßig, die weiteren Überlegungen zunächst auf den einfachsten Fall einzelner oder mehrerer gleichzeitig geplanter voneinander unabhängiger Investitionsvorhaben abzustellen. Richtet man sein Augenmerk auf die eingangs erläuterten Investitionsarten, deren Unterscheidung nach dem dominierenden Motiv für die Vornahme einer Investition eine praktisch vertretbare Abgrenzung erlaubt, so ist festzustellen, daß unterschiedliche Investitionsarten im Hinblick auf die Möglichkeit der Zurechnung von Einnahmen auf einzelne Investitionsobjekte unterschiedlich zu beurteilen sind. Befolgt man jenes oben vorangestellte Grenzprinzip, lediglich die durch ein Investitionsobjekt zusätzlich entstehenden bzw. entfallenden Einnahmen zu berücksichtigen, so zeigt sich, daß bei einzelnen Investitionsarten regelmäßig keine unüberwindbaren Zurechnungsprobleme auftreten, bei anderen Investitionsarten dagegen in dieser Hinsicht erhebliche Schwierigkeiten zu bewältigen sind. Der einfachste Fall ist zweifellos der einer Finanzanlageinvestition mit vertraglich festgelegten Zahlungskonditionen, wo Zurechnungsprobleme praktisch im Grunde gar nicht auftreten. Auch bei Sachanlageinvestitionen liegen noch relativ einfache Situationen vor, wenn es sich um eine Erriditungs-(Anfangs-)investition handelt, etwa in Form der Gründung eines Zweigbetriebes zur Herstellung marktbewertungsfähiger Erzeunisse (nicht Zwischenprodukte mit Verrechnungspreisen einer Unternehmung), oder um eine Erweiterungsinvestition in Form der Schaffung zusätzlicher Fertigungskapazitäten innerhalb eines Betriebes zum Zwecke der Produktions- und Absatzausweitung marktgängiger Erzeugnisse. Im ersten Falle muß sich die Untersuchung ohnehin auf den gesamten zu gründenden Betrieb als ein in sich geschlossenes Investitionsobjekt erstrecken. Im zweiten Falle sind sämtliche Bedingungen der zusätzlichen fertigungs- und marktmäßigen Kapazität zu berücksichtigen. Beiden Investitionsarten können eindeutig die entsprechenden Einnahmenreihen (Umsatzerlöse) zugerechnet werden. Dies gilt auch, wie bereits gezeigt, bei einfach gelagerten Problemen für den Fall der Engpaßbeseitigung. Im Falle einer Umstellungsinvestition, wo Teilkapazitäten ausgewechselt werden, um neue Erzeugnisse an den Markt zu bringen, oder einer Diversifikationsinvestition in Anlagen zur Herstellung branchenverschiedener Erzeugnisse ist die Zurechnung von Einnahmen grundsätzlich in gleicher Weise vorzunehmen. Bei allen absatzändernden Investitionen, besonders jedoch bei Umstellungsinvestitionen dürfen allerdings nicht jene Wirkungen übersehen werden, daß zusätzliche oder neue Erzeugnisse den Umsatz anderer Erzeugnisse herabsetzen können (Substitutionsgüter) oder, wenn etwa mit der

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Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Ausweitung des Produktionsprogrammes neue Kundenkreise gewonnen werden, auch den Umsatz anderer Erzeugnisse erhöhen können (Komplementärgüter). Soweit derartige indirekt umsatzmindernde oder -erhöhende Wirkungen zu erwarten sind und auf die Vornahme der betreffenden Investition zurückgeführt werden können, korrigieren sie entsprechend die Einnahmenreihe des Investitionsobjektes, sind also im Prinzip ebenfalls zurechenbar. Ganz anders ist die Situation bei Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen, die ja lediglich im Hinblick auf die Fortsetzung bzw. Verbilligung der bisherigen Leistungserstellung vorgenommen werden. Zusätzliche absolute Einnahmen werden durch diese Investitionsarten nicht ausgelöst, wenn die am Markt abgesetzte Leistungsmenge nach Vornahme der Investition unverändert bleibt". Demnach kommt hier eine Zurechnung von Einnahmen auf das Investitionsobjekt regelmäßig nicht in Betracht 100 . Es darf aber nicht übersehen werden, daß die betriebliche Praxis eine Vielzahl von Investitionen aufweist, bei deren Vornahme Einnahmenwirkungen in der Unternehmung oft gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand für einzelne Investitionen feststellbar sind. Dabei ist insbesondere an Investitionen außerhalb des Produktionsbereichs zu denken, z. B. der Bau eines Verwaltungsgebäudes, Rationalisierungen im Rechnungswesen in Form der Anschaffung moderner Buchungsautomaten oder im Beschaffungs- und Vertriebsbereich in Form kostensparender Transportund Lagereinrichtungen. Die Kapitallenkung für derartige Investitionen muß sich, gleichgültig ob sie auf Ersatz-, Rationalisierungen oder Erweiterungen abzielen, unabhängig von der Einnahmenseite zwangsläufig an (noch zu erläuternden) Ersatzkriterien orientieren. W a s die Zurechnung von Ausgaben auf einzelne Investitionsobjekte betrifft, so ist grundsätzlich nicht anders zu verfahren als bei der Einnahmenzurechnung. Lediglich technisch und organisatorisch erscheint diese Aufgabe schwieriger. Um nicht späteren Ausführungen vorzugreifen, seien hier nur die folgenden Probleme angedeutet. Besonders bei Erweiterungs99

100

Zeichnet sich eine Rationalisierungsinvestition dadurch aus, daß sie unbeabsichtigt, gewissermaßen „nebenbei" eine Vergrößerung der Kapazität mit sich bringt, so treten im Vergleich zur „reinen" Rationalisierungsinvestition keine zusätzlichen Zurechnungsprobleme auf. Kann allerdings die Kapazitätsreserve des Rationalisierungsobjektes effektiv (z.B. für Zwecke der Engpaßbeseitigung) genutzt werden, so ist vorzugeben, wie dies für einfach gelagerte Situationen der Erweiterungsinvestition bisher beschrieben wurde und für schwierige Fälle, etwa der Engpaßverschiebung in Mehrproduktbetrieben noch zu erläutern ist. Ausnahmsweise kann eiine Rationalisierungsinvestition zusätzliche Einnahmen bewirken, wenn es sich etwa um eine verfahrenstechnisch weiterentwickelte Anlage handelt, die mit höherer Präzision arbeitet als die alte bisher im Betrieb befindliche Anlage und dadurch die Produktqualität verbessert. Dies kann u.U. zu höheren Umsätzen führen, deren Nettoerlöse der Rationalisierungsinvestition zuzuredinen wären.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

115

Investitionen, die vorhandene Teilkapazitäten in Anspruch nehmen, ist zu beachten, daß, wie gezeigt, möglicherweise in ganz anderen Fertigungsstellen Engpässe entstehen und Kosten der Überbeschäftigung anfallen, die dem Investitionsobjekt anzulasten sind. Desgleichen können durch die Erweiterung auch in anderen Bereichen, z. B. im Sozialbereich oder im Verwaltungs- und Vertriebsbereich zusätzliche Kosten entstehen, die aber nur schwer verursachungsgerecht auf ein Investitionsobjekt „umgelegt" werden können. Ähnliche Probleme sind auch bei Umstellungs- und größeren Rationalisierungsinvestitionen im Leistungsverbund zu lösen. Die Schwierigkeiten liegen einmal darin, möglicherweise weit verzweigte, induzierte (einmalige und laufende) Ausgaben in ihrer Zwangsläufigkeit mit der Vornahme von einzelnen Investitionen im voraus überhaupt richtig einzuschätzen und zum anderen darin, daß die in der Kostenrechnung verwandten Kostenaufschlüsselungen und -Umlagen für die Investitionsrechnung hinsichtlich ihrer Bestandteile (sie enthalten hier nichtrelevante kalkulatorische Kostenarten) und Zweckorientierung nicht geeignet sind. Bei strenger Auslegung des Grenzprinzips, nur die von einzelnen Investitionen unmittelbar verursachten zusätzlichen Ausgaben zu berücksichtigen, ist leicht die Gefahr gegeben, „sonstige", nur schwer zurechenbare allgemeine (ausgabenwirksame) Kosten zu vernachlässigen und Investitionen mit einer permanent zu hohen Verzinsung auszuweisen. Praktisch ist man deshalb auch in der Investitionsrechnung gezwungen, den Kausalzusammenhang zwischen Einzelinvestitionen und allgemeinen Kosten aufgrund ähnlicher Zuschläge zu veranschlagen, wie dies in der Kostenrechnung geschieht100. Mit diesen Überlegungen haben wir bereits Fragen angeschnitten, die im Prinzip z. T. auch für voneinander abhängige Investitionen gelten. Diese Investitionen können ebenfalls nur schwer erfaßbare indirekte Wirkungen — hier aber in höherem Grade gemeinsam — in anderen Bereichen der Unternehmung auslösen. So können z. B. die mit der Anschaffung einer neuartigen Anlage im Produktionsbereich verbundenen Ausgaben für Wartung (einschließlich Instandhaltung) wesentlich geringer ausfallen, wenn gleichzeitig (oder in absehbarer Zeit folgend) eine weitere gleichartige Anlage beschafft wird, so daß die anteiligen Ausgaben für den Wartungsdienst pro Anlage insgesamt geringer sind. In einem anderen Falle ist es z. B. denkbar, daß die Durchführung einer Erweiterungsinvestition Zusatzanlagen, etwa in Form des Ausbaues einer Energieanlage oder der Errichtung einer Fabrikhalle bedingt, deren Ausgaben dann nicht allein dem Erweiterungsobjekt zugerechnet werden dürfen, wenn die Zusatzanlagen gleichzeitig anderen Investitionsobjekten dienen. In solchen Situationen ist es notwendig, interdependente Investitionsobjekte zusammenzufassen 100

Vgl. dazu Abschnitt 4.233.

116

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

und die beste Anlagenkombination aufgrund einer Gesamtuntersuchung zu ermitteln. Dies gilt selbstverständlich auch für mehrere in Betracht gezogene Investitionsobjekte, deren Einnahmenreihen ggf. Substitutionsoder Komplementärbeziehungen zueinander aufweisen 101 . Abschließend soll auf eine besonders schwierige Situation hingewiesen werden, in der die einlache Anwendung des Grenzprinzips nicht mehr weiterhilft. So kann z. B. der Fall eintreten, daß in einer Unternehmung, in der Anlagen gleichzeitig zur Herstellung mehrerer Produkte herangezogen werden, durch eine im Zuge der Anlagenharmonisierung vorgenommene Erweiterungsinvestition in einer bestimmten Teilkapazität nicht nur die genannten Umverteilungseffekte entstehen, sondern auch andere Produktkombinationen als bisher sinnvoll werden 102 . Das bedeutet, daß über die Vornahme und das Ausmaß der betreffenden Erweiterungsinvestition nicht entschieden werden kann, ohne die durch sie ausgelösten Änderungen des Produktionsprogrammes mitzuberücksichtigen. Hier gilt es, den Vorteilvergleich von Investitionsalternativen auf die jeweils erreichbare günstigste Produktkombination abzustellen. Die dazu erforderliche Ermittlung des jeweils optimalen Produktionsprogrammes erscheint methodisch hier nicht schwieriger als die Ermittlung in dem Falle, daß es lediglich um die günstigste Ausnutzung vorhandener Kapazitäten geht. In beiden Fällen ist die theoretisch exakte Ermittlung des optimalen Produktionsprogrammes, jedenfalls beim Vorliegen mehrerer als Engpässe erscheinender Teilkapazitäten, nur mit Hilfe der linearen oder nichtlinearen Programmierung zu erreichen. Im Grunde geht es aber auch hierbei, wie in anderem Zusammenhang bereits angedeutet, stets um ein mehrperiodisches Problem und damit primär um die Frage der Überwindung der Ungewißheit der Erwartungen [96, S. 151 f.]. Der eigentliche „Engpaß" liegt hier nicht in den methodischen Schwierigkeiten einer optimalen Simultanentscheidung über Investitions- und Produktionsprogramme, sondern unmittelbar in den Schwierigkeiten der erforderlichen Datenermittlung selbst 103 . 101

108

103

Typisch für derartige Verflechtungen einzelner Investitionsobjekte untereinander ist, daß die Höhe der auf eine isoliert untersuchte Investition zurückzuführenden zusätzlichen Einnahmen und Ausgaben von der Reihenfolge abhängt, in der die einzelnen Investitionsobjekte betrachtet werden. Die daraus resultierende Fehllenkung des Kapitals zu verhindern, scheint uns eine wesentliche organisatorische Aufgabe im Rahmen des Entscheidungsprozesses zu sein. Dieselben Wirkungen, nämlich Umverteilungen der Produktionsmengen auf den bisherigen Anlagen mit der Folge einer anderen Produktkombination, kann auch eine Rationalisierungsinvestition haben, deren Vortailhaftigkeit gegenüber der zu ersetzenden Anlage sich ggf. daraus erklärt, daß sie nicht nur die Produktionsaufgabe der zu ersetzenden Anlage wahrnimmt, sondern aufgrund ihrer verfahrenstechnischen Flexibilität und Leistungsfähigkeit auch Teilaufgaben ariderer Anlagen kostengünstiger mitübernimmt. Vgl. dazu auch Abschnitt 3.32.

117

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

2.224 Folgerungen für die praktische Behandlung des Zurechnungsproblems und die Anwendung von

Ersatzlösungen

Versuchen wir, das aufgezeigte Interdependenz- und Zurechnungsproblem in seiner praktischen Bedeutung zu beurteilen, so kommen wir zu folgenden Feststellungen: 1. Die pessimistische These, daß einzelnen Investitionsobjekten keine Einnahmen zugerechnet werden können, ist in dieser allgemeinen Form nicht haltbar. Voneinander unabhängigen Investitionsobjekten, deren Leistung marktbewertungsfähige Erzeugnisse darstellen, lassen sich regelmäßig direkt Einnahmen zurechnen. Dies gilt vor allem für Errichtungs(Gründungs-), Erweiterungs-, Umstellungs- und Diversifikationsinvestitionen. 2. Voneinander abhängige Investitionen werden zweckmäßigerweise zu einem Anlagenkomplex zusammengefaßt und gemeinsam beurteilt [3, S. 55; 17, S. 174]. Dabei gilt es, schrittweise verschiedene Anlagenkombinationen durchzurechnen und diejenige auszuwählen, welche den höchsten Einnahmenüberschuß erbringt. Für die Mehrzahl der betrieblichen Investitionsobjekte kommt allerdings eine solche Untersuchung der Interdependenz im allgemeinen nicht in Frage [3, S. 56], weil in praxi meistens nur wenige Investitionsobjekte gleichzeitig auftreten, die so eng verflochten sind, daß eine kombinatorische Gesamtbetrachtung mit komplizierten Planungsverfahren erforderlich ist [96, S. 150f.]. 3. Sofern zukünftige Investitionsvorhaben und Maßnahmen mit ausreichender Sicherheit geplant werden können, detailliert erscheint das im allgemeinen nur auf kurze und mittlere Sicht möglich, ist es zweckmäßig, diese hinsichtlich ihrer wahrscheinlich zu erwartenden Wirkungen auf gegenwärtig zu entscheidende Investitionsobjekte im Investitionskalkül zu veranschlagen. Die Ungewißheit der Erwartungen einerseits und die erfahrungsgemäße „Gewißheit" des Eintritts einer technisch-wirtschaftlichen Überholung durch zumeist noch unbekannte zukünftige bessere Anlagen andererseits lassen Ersatz- und Rationalisierungsprobleme zu einer laufenden Untersuchungsaufgabe werden. Aus den Überlegungen in dieser Richtung ergeben sich häufig Ansatzpunkte für die Vorausschätzung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer gegenwärtig zu entscheidender Anlagen. Infolge mangelnder Voraussicht ist u. U. eine abgekürzte Investitionsrechnung notwendig, die sich auf einen überschaubaren Zeitraum erstreckt und damit die weiterreichende zeitlich vertikale Interdependenz zwangsläufig „beschneidet". 4. Vielfach ist tatsächlich die Ermittlung von Einnahmen einzelner Investitionsobjekte nicht oder nicht wirtschaftlich möglich. Dies gilt insbesondere für Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen und allgemein für Investitionsvorhaben außerhalb des Produktionsbereichs. Hier bieten sich

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

118

jedoch praktisch, brauchbare Ersatzlösungen an, etwa in der Form der verbesserten (dynamischen) Kostenvergleichsrechnung [96, S. 153 ff.]. Die in einzelnen Fällen durch Rationalisierungsinvestitionen zusätzlich bewirkten (feststellbaren) Umsatzsteigerungen können als Kostenminderungen und etwaige Umsatzminderungen als Kostensteigerungen berücksichtigt werden. 5. Die Schwierigkeiten der Ermittlung und verursachungsgerechten Zuordnung von Zahlungsgrößen auf einzelne Investitionsobjekte, die Notwendigkeit der Heranziehung von Ersatzlösungen und die trotz aller Vorbehalte unentbehrliche Auswertung der Kosten- und Leistungsrechnung zum Zwecke der Datenermittlung legen es nahe, die Möglichkeit der Verwendung von Erträgen und Kosten an Stelle von Einnahmen und Ausgaben für Investitionsrechnungen zu prüfen und ggf. auch in dieser Hinsicht zweckmäßige Vereinfachungen anzustreben 104 .

2.23 Berücksichtigung der Ungewißheit der Erwartungen 2.231 Sicherheitsgrad

der

Erwartungen

Die größten Schwierigkeiten bei der Ermittlung investitionstheoretisch erforderlicher Daten bereitet die Ungewißheit der Erwartungen. Unter Erwartungen versteht man gegenwärtige Vorstellungen über zukünftige Verhältnisse (Datenkonstellationen). Da es sich bei Investitionen um langfristige Kapitaldispositionen handelt, die überschaubarkeit der Zukunft aber begrenzt ist, hängt die Rationalität der Investitionsentscheidung weitgehend von dem Sicherheitsgrad der Erwartungen ab. Dieser beeinflußt wesentlich die Aussagefähigkeit und Zuverlässigkeit der den Erfolg einer Investitionsalternative bestimmenden Daten. In der Literatur werden Erwartungen nach ihrem Sicherheitsgrad eingeteilt [3, S. 3 f.] in — sichere Erwartungen — Risikoerwartungen und — unsichere Erwartungen. Von sicheren Erwartungen spricht man, wenn die vorliegenden Informationen keinen Zweifel über den Eintritt bestimmter Ereignisse aufkommen lassen, von Risikoerwartungen dagegen, wenn die Gefahr der Abweichung tatsächlicher Ereignisse von den erwarteten zwar besteht, aber noch genau berechenbar ist. Sichere Erwartungen und Risikoerwartungen führen zu nur einer künftigen Datenkonstellation der Entscheidungsgrundlage. Deshalb bezeichnet man beide auch als einwertige Erwartungen. Wenn infolge ungenauer oder lückenhafter Informationen keine exakten Aussagen, sondern nur Vermutungen über zukünftige Ereignisse möglich 104

Vgl. dazu Abschnitt 3.211.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

119

sind, spricht man von unsicheren Erwartungen. In diesem Falle kann nicht mehr von einer schlechthin optimalen Alternative die Rede sein, weil jede Alternative in der Regel mehrere Resultate zur Folge haben kann. Bei unsicheren Erwartungen sieht sich somit der Investor mehreren Datenkonstellationen gegenüber, die ihm mehr oder weniger glaubwürdig erscheinen. Unsichere Erwartungen bezeichnet man deshalb auch als mehrwertig 105 . Diese mehrwertigen Erwartungen bilden für die Entscheidungsforschung den vergleichsweise wichtigeren Problembestand gegenüber Entscheidungen bei einwertigen Erwartungen. Die vorstehende Unterscheidung der Erwartungen nach ihrem Sicherheitsgrad spielt bei der Bildung von Investitionsentscheidungen eine bedeutende Rolle. Dies erklärt sich aus der Notwendigkeit, das Entscheidungsproblem in doppelter Hinsicht abzugrenzen. Die Berücksichtigung des Ungewißheitsmoments bedingt zunächst einmal die Beschränkung der Investitionsuntersuchung auf einen relevanten Planungszeitraum 106 , den sogenannten „ökonomischen Horizont" 107 . Darunter ist jene zeitliche Grenze des Entscheidungsfeldes zu verstehen, jenseits derer sich zukünftige Ereignisse der menschlichen Prognose entziehen und somit keinen Einfluß auf die Lösung des gegenwärtigen Entscheidungsproblems ausüben können. Die Berechtigung der Annahme eines ökonomischen Horizonts ist damit zu begründen, daß erstens bestimmte zukünftige Ereignisse hinter dieser Zeitgrenze außer acht gelassen werden können, weil es für die gegenwärtige Entscheidung des Investors unerheblich ist, ob er sich über die Daten dieser Ereignisse Erwartungen bildet oder nicht. Bspw. sind zukünftige Investitionsmöglichkeiten als Alternative zu gegenwärtigen Investitionsvorhaben dann nicht relevant, wenn sie soweit in der Zukunft liegen, daß die betreffenden gegenwärtigen Investitionsvorhaben sich offensichtlich zwischenzeitlich amortisiert und 105

Koch [55, S. 107 f.] weist auf diie terminologische Unklarheit des Ausdrucks „mehrwertige Erwartungen" hin und ersetzt diesen durch den Ausdruck „mehrwertige Zukunftsvorstellung", versteht aber darunter denselben Tatbestand, nämlich das „Fürwahrscheinlichhalten mehrerer verschiedener Datenkonstellationen". 108 Soweit die Investitionstheorie auf der Prämisse sicherer Erwartungen beruht, ist es erforderlich, die Investitionsuntersuchung auf die gesamte Lebensdauer der Unternehmung auszudehnen. Eine derartige konsequente Ausweitung des Entscheidungsproblems ist theoretisch, wie unsere Ausführungen über die Prämisse der Re-investitionsrendite und über die zeitlich vertikale Interdependenz der Investitionsobjekte gezeigt haben, durchaus begründet. Praktisch kann aber eine solche Forderung nicht erfüllt werden, weil es für die Unternehmung keine sichere Voraussicht gibt. 107 Der für die Beschreibung des unternehmerischen Zukunftsbildes recht plastische Begriff des „Horizonts" wurde von Tinbergen in die Literatur eingeführt und ist in der Zwischenzeit zum Begriff des „ökonomischen Horizonts" ausgeweitet worden. Vgl. dazu Wittmann [114, S. 137ff.].

120

Besdiaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

rentiert haben. Zweitens ist es möglich, daß sich der Investor zwar über bestimmte hinter dem ökonomischen Horizont liegende Ereignisse Vorstellungen machen kann, die auch durchaus für die gegenwärtige Entscheidung relevant sind, die aber dennoch nicht in Erwartungen umgeformt werden, weil er nicht in der Lage ist, vorauszusagen, in welchem Grade er den Eintritt dieser Ereignisse für möglich hält. Dabei ist z. B. an Marktänderungen zu denken, die dem Investor auf lange Sicht in dieser oder jener Richtung infolge unvollkommener Informationen gleichermaßen wahrscheinlich erscheinen. In jedem Fall wird der Investor nur den vom ökonomischen Horizont begrenzten Zeitraum im Investitionskalkül berücksichtigen. Allerdings ist zu beachten, daß einzelne Investitionsobjekte weiterreichende Konsequenzen haben als andere, so daß man v o n einem einheitlichen Gesamthorizont des Entscheidungsproblems nicht sprechen kann. Welche Probleme damit hinsichtlich der Umformung der rechnerischen Fragestellung z. B. bei unterschiedlicher Nutzungsdauer von Investitionsalternativen verbunden sind, wird im Rahmen der Behandlung der Investitionsrechnung zu klären sein. Auch auf die Tatsache, daß die Weite der Voraussicht je nach Art der einzubeziehenden Daten unterschiedlich ist, soll hier nur hingewiesen werden. Im allgemeinen reicht der ökonomische Horizont aus Gründen der besseren Beherrschbarkeit bei (vor allem technischen) Betriebsdaten weiter als bei Marktdaten, so daß letztere oft zu einem „Engpaß" werden und den Investitionskalkül in seiner zeitlichen Ausdehnung beschränken. Innerhalb des ökonomischen Horizonts erfordert die Berücksichtigung des Ungewißheitsmoments eine Abgrenzung des Entscheidungsproblems in anderer Hinsicht. Hier geht es um die richtige Einschätzung und Auswahl bestimmter relevanter Datenkonstellationen aus der Vielzahl für möglich gehaltener zukünftiger Entwicklungen. Auch hier spielt der Sicherheitsgrad der Erwartungen eine bedeutende Rolle. Grundsätzlich k a n n man davon ausgehen, daß die überschaubarkeit der Zukunft und damit auch die Prognosesicherheit mit zunehmender zeitlicher Entfernung abnimmt 108 . Das bedeutet, daß Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen nur in einem gewissen, sich zum ökonomischen Horizont hin erweiternden Streubereich prognostiziert werden können, innerhalb dessen sie sich durch einen unterschiedlichen Sicherheitsgrad auszeichnen. 108

Allerdings ist auch zu beobachten, daß es mandimal gerade umgekehrt schwieriger ist, Marktgrößen, z. B. Umsatzdaten a:uf kurze Sicht (etwa für die nächsten Monate) sicher vorauszuischätzen als Umsatzplanungen für mehrere Jahre aufzustellen. Langfristig können sich nämlich bestimmte Grundtendenzen durchsetzen, während kurzfristig die Zufälligkeiten der Saison- und Modeschwankungen, außerbetriebliche Faktoren usw. sich niur schwer erfassen lassen. Erfahrungsgemäß sind z. B. die Prognosen des besonders witterungsabhängigen Bierverbrauchs auf kurze Sicht sehr unsicher, auf lange Sicht bilden sie dagegen eine gute Unterlage für Investitionsplanungen.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

121

Diesem Sicherheitsgrad der Daten gilt es, in geeigneter Weise Rechnung zu tragen. Dabei kommt es sowohl darauf an, den Informationsgehalt der Daten in der Entscheidungsgrundlage unverfälscht zu erhalten als auch der Gefahr der Fehlinvestition vorzubeugen, die aufgrund von Diskrepanzen zwischen der tatsächlich eingetretenen und der als am wahrscheinlichsten angesehenen Entwicklung gegeben ist. Im folgenden bemühen wir uns näher um die Frage der zweckmäßigen Behandlung des Ungewißheitsphänomens bei Investitionsuntersuchungen, das trotz systematischer Marktforschung und Intensivierung der Prognosebemühungen nie ganz ausgeschaltet werden kann. Der Rückgriff auf einige viel diskutierte Ungewißheitstheorien und die kritische Einstellung dazu hinsichtlich ihrer Verwertbarkeit dient der Schärfung des Problembewußtseins. Es ist allerdings nicht beabsichtigt, eine ins einzelne gehende, abgerundete Darstellung von Ungewißheitstheorien wiederzugeben 109 , sondern lediglich wichtige ungewißheitstheoretische Grundgedanken herauszustellen, um eine sinngemäße Anwendung für unseren speziellen Untersuchungszweck zu prüfen. 2.232 Lösungsversuche Grundgedanken

unter Berücksichtigung

ungewißheitstheoretischer

Das wohl am häufigsten angewandte Verfahren der Berücksichtigung des Ungewißheitsphänomens ist die Reduzierung unsicherer Erwartungen auf sichere Erwartungen mit Hilfe von Sicherheitsäquivalenten. Darunter versteht man Risikozu- oder -abschläge von Daten der als am wahrscheinlichsten angesehenen Entwicklung. Dieses Verfahren ist grundsätzlich nur dort zu vertreten, wo Risikoerwartungen statistisch meßbar sind. Im Hinblick auf die Prognose der Daten einer Investition setzt dies voraus, daß erstens bestimmte Unsicherheiten der Abweichung tatsächlicher von erwarteten Daten in genügend großer Zahl von gleichartigen Fällen in der Vergangenheit bereits beobachtet worden sind und zweitens der Grad dieser Unsicherheiten auch für die Zukunft gültig ist. Im allgemeinen sind diese Voraussetzungen nur bei einzelnen speziellen Daten erfüllbar. So kann es z. B. im Falle einer Erweiterungsinvestition sinnvoll sein, den prozentualen Anteil der erfahrungsgemäß auftretenden Forderungsverluste am bisherigen Gesamtumsatz des betreffenden (nun in größerer Menge abzusetzenden) Erzeugnisses zu ermitteln. Dieses Risiko erscheint durchaus meßbar und kann, sofern es auch in der Zukunft in etwa gleichem Maße besteht, in Form eines Korrekturfaktors zwecks entsprechender Minderung der Einnahmenreihe der Investition berücksichtigt werden. Selbstverständlich verbietet sich eine schematische Übernahme des bis10» Vgl. dazu die zusammenfassenden Darstellungen von Albach [3, S. 73 ff. u. S 119 ff.] sowie von Wittmann [114, S. 38 ff.].

122

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

herigen Debitorenrisikos, insbesondere dann, wenn zur Anregung der Absatzausweitung erhöhte Zahlungsziele eingeräumt und neue Kundenkreise gewonnen werden. Bessere Voraussetzungen für die Berücksichtigung von Sicherheitsäquivalenten sind z. T. bei der Ermittlung einzelner technischer Daten gegeben, z. B. für die Ermittlung von Stillstandszeiten einer anzuschaffenden Maschine, deren Typ im Betrieb bereits vorhanden ist, oder für die Ermittlung des Ausschusses bei Erwartungen des Materialverbrauchs einer bestimmten Fertigungsanlage, wenn jeweils das entsprechende statistische Erfahrungsmaterial vorliegt. Höchst problematisch sind aber jene Versuche, Risikoabschläge für Unsicherheiten vorzunehmen, die nicht dem Gesetz der großen Zahl unterliegen. Derartige Lösungsvorschläge sind vor allem im Zusammenhang mit der Bildung von Preiserwartungen bekannt geworden. Der Grundgedanke ist dabei folgender: Vielfach ist die Schätzung von Daten, z. B. Absatzpreisen nur in einem gewissen Streubereich möglich, dessen Breite (unter Außerachtlassung extremer Streuwerte) als ein Maß für den Grad der Unsicherheit angesehen wird. Um zu sicheren Daten zu kommen, wird der erwartete „wahrscheinlichste Preis" um einen Risikoabschlag reduziert, dessen Höhe sich nach dem Umfang der Streuung der erwarteten Preisentwicklung richtet. Der so reduzierte Preis geht als „sichere" Größe in die Planungsrechnung ein. Für den Risikoabschlag vom wahrscheinlichsten Preis hat Lange [61] den Begriff des „Gewißheitsäquivalents" in die Literatur eingeführt. Hicks [44] spricht in diesem Zusammenhang von „allowance for risk". Kritisch ist hier zunächst zu bemerken, daß es sich bei der Reduzierung unsicherer Preiserwartungen auf „sichere" Erwartungen immer nur um subjektive Abschläge handeln kann, die im Ermessen desjenigen liegen, der die Planung durchführt. Ferner ist gegen diesen Lösungsansatz einzuwenden, daß der Unternehmer seinen Dispositionen Plandaten einer Entwicklung zugrunde legt, die er eigentlich nicht erwartet. Tritt aber die mit größter Wahrscheinlichkeit erwartete Datenkonstellation tatsächlich ein, so erweist sich die aufgrund korrigierter Daten getroffene Entscheidung nicht als optimal. In gleicher Weise bedenklich sind investitionsobjektbezogene (spezielle) Risikozu- oder -abschläge, etwa in Form des im Einzelfalle bewußt zu hoch veranschlagten Kalkulationszinsfußes 110 , des Ansatzes einer kürDer weiter vorne empfohlene (geringe) allgemeine Risikozuschlag zum Basiszinsfuß ist jedoch erforderlich, um eine wirtschaftlich sinnvolle Mindestrentabiliitätsfonderung einzuhalten; denn die als Vergleidisbaisis herangezogene außerhalb der Unternehmung erzielbare Verzinsung das Kapitals, das in o. a. festverzinslichen Wertpapieren anzulegen wäre, kann nach menschlichem Ermessen als risikofrei angesehen werden und bedarf deshalb, um für die Kapitalverwendung in der Unternehmung vergleichbar zu sein, eines Zuschlages.

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

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zeren als der erwarteten Nutzungsdauer der betreffenden Anlage und der Veranschlagung von niedrigeren Einnahmen oder höheren Ausgaben als den erwarteten. Im Grunde handelt es sich bei derartigen Lösungs ans ätzen um die Anwendung des Vorsichtsprinzips, das Koch in folgender Weise umschreibt: „Wenn die Gewinnchancen nicht voll ausgeschöpft worden sind, dann ist der möglicherweise eintretende Verlust bzw. Mindergewinn geringer als in dem Fall, daß die Unternehmung auf Grund zu günstiger Beurteilung der zukünftigen Daten zu groß geplant worden ist" [55, S. 119]. Zweifellos kommt diesem Sicherheitsgedanken bei der Investitionsenfscheidung eine besondere Bedeutung zu. Seine Berücksichtigung ist aber in Form des Sicherheitsäquivalents bei der Investitionsuntersuchung nicht angebracht, denn deren Aufgabe ist es gerade, das Investitionsrisiko nicht auszuklammern, sondern kenntlich zu machen. In der Tat kann die von der psychologischen Einstellung des Schätzers abhängige Korrektur der mit größter Wahrscheinlichkeit erwarteten Ausgangsdaten nach der ungünstigsten Seite hin das Problem der Unsicherheit nicht lösen, sondern nur — unzulässigerweise— ausklammern [3, S. 81] I111 Eine andere Kategorie von Ungewißheitstheorien [36] versucht, dem Ungewißheitsphänomen nicht einseitig durch Reduktion von unsicheren auf sichere Erwartungen, sondern durch Verwendung von Wahrscheinlichkeitskoelfizienten gerecht zu werden. Dieses Verfahren erfordert, die Eintrittswahrscheinlichkeiten verschiedener für möglich gehaltener Entwicklungen der Gewinne (oder der Umsätze) in spezifischen Wahrscheinlichkeitsziffern, von 0 bis 1, auszudrücken. Dies erfolgt zu dem Zweck, die den verschiedenen Entwicklungen entsprechenden Gewinngrößen mit zugehörigen Wahrscheinlichkeitsziffern zu multiplizieren und aus der Summe dieser mathematischen Produkte ein gewogenes Mittel zu bestimmen, das letztlich als repräsentative Erwartung angesehen wird. Kritisch ist hiergegen eingewandt worden, daß die Unterstellung, der Unternehmer oder die Absatzfachleute seien in der Lage, die spezifische Wahrscheinlichkeit des Eintretens verschiedener möglicher Entwicklungen wenigstens einigermaßen genau numerisch zu veranschlagen, regelmäßig nicht haltbar ist [96, S. 137], Wird dennoch eine solche Konkretisierung der Wahrscheinlichkeitserwägungen verlangt, so besteht die Gefahr, daß dadurch die tatsächliche Erwartung verfälscht wird [96, S. 138; 114, S. 61 f.]. Da es im subjektiven Ermessen des Planenden liegt, Wahrscheinlichkeiten zu bestimmen, fehlt für die Errechnung mathematischer Erwartungen die materielle Voraussetzung objektiver Häufigkeitsverteilungen [34, S. 93]. Bei Investitionsvorhaben steht die Unternehmung in einer ein111

Soweit man — trotz theoretischer Bedenken — bei der Entscheidung nach dem Prinzip der kaufmännischen Vorsicht praktisch dennoch Sicherheitsäquivalente berücksichtigt (z. B. Erhöhung des Kalkulationszinsfußes bei speziellen Finanzierungsrisiken), handelt es sich immer nur um eine Ersafzlösung.

124

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

maligen Entscheidungssituation. Dies bedeutet, daß, im Gegensatz zu den Risikomodellen, die mit statistisch feststellbaren (objektiven) Wahrscheinlichkeiten arbeiten, die Unsicherheit der Erwartungen bei Investitionen nicht berechenbar ist, sondern lediglich subjektive Wahrscheinlichkeitsurteile über den Eintritt verschiedener zukünftiger Entwicklungen möglich sind. Durch die Gewichtung alternativ für möglich gehaltener Datenkonstellationen mit subjektiven Wahrscheinlichkeitsziffern kann regelmäßig die Prognosesicherheit und Aussagefähigkeit der Daten als Entscheidungsgrundlage nicht verbessert werden. Deshalb stellt dieses Verfahren für die Vorbereitung von Investitionsentscheidungen kein brauchbares Hilfsmittel dar. Angesichts der bisher aufgezeigten Problematik der Behandlung des Ungewißheitsphänomens scheinen jene Konzeptionen aussagefähiger zu sein, die bewußt ohne subjektive Wahrscheinlichkeiten auszukommen versuchen. Bekannt geworden ist vor allem die Theorie von Shackle [98]. Dem Grundgedanken nach geht diese Theorie davon aus, daß der Unternehmer verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten bestimmte Indexzahlen zuordnen kann, die nicht Wahrscheinlichkeiten, sondern lediglich ein Maß für die Überraschung angeben sollen, wenn eine bestimmte Entwicklung eintreten sollte. Nach Ansicht von Shackle berücksichtigt der Unternehmer bei der Wahl einer Strategie jeweils nur eine Gewinn- und Verlustmöglichkeit, sogenannte Fokuswerte, die als Extreme unter Berücksichtigung der möglichen Überraschung den größten Reiz ausüben. Abgesehen davon, daß es niciit leichter sein dürfte, den Grad der „potentiellen Überraschung" zu schätzen als den Grad der Eintrittswahrscheinlichkeit einer bestimmten Entwicklung, scheint uns dieser Ansatz auch im Hinblick darauf fraglich zu sein, ob sich ein Unternehmer bei seinen Entscheidungen von zwei möglichen Erfolgen leiten läßt, mit deren Eintreffen er im Grunde gar nicht rechnet, sondern von denen er überrascht wird. Deshalb ist auch eine lediglich sinngemäße Übertragung dieses Grundgedankens auf den Ansatz von Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen problematisch. Dies würde nämlich bedeuten, daß z. B. die Einnahmenreihe einer Investition nach zwei extremen Umsatzentwicklungen veranschlagt werden müßte, deren Eintritt als überraschend, nicht aber als sehr wahrscheinlich angesehen wird [96, S. 139]. Immerhin läßt sich aus der Theorie Shackles die Anregung ableiten, daß für die Vorbereitung von Entscheidungen über große Investitionsvorhaben, die besonders riskant erscheinen und möglicherweise die Existenz der Unternehmung gefährden, die Entscheidungsgrundlage auch durch Daten ergänzt werden muß, die die Auswirkungen auch extremer Entwicklungen für die Unternehmung kennzeichnen. Das im Rahmen der Spieltheorie von v. Neumann [73], Morgenstern [73] und Wald [250] entwickelte Minimax-Prinzip stellt eine Entsdieidungs-

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

125

regel dar, die sicherstellen soll, daß bei Eintritt der ungünstigsten Entwicklung der Verlust minimiert bzw., falls keine Verluste möglich erscheinen, im ungünstigsten Falle der höchste Mindestgewinn erzielt wird. Um jegliche Enttäuschung auszuschließen, werden lediglich die bei jeder Alternative möglichen ungünstigsten Entwicklungen der Entscheidung zugrunde gelegt während die in den Alternativen möglicherweise unterschiedlichen positiven Prognoseabweichungen außer acht gelassen werden. Niehans [207] und Savage [217] haben das Minimax-Prinzip in gewisser Weise abgewandelt. Nicht der höchstmögliche Mindestgewinn bzw. der geringste Verlust einer Alternative sei entscheidend, sondern der größte relative Nachteil, den eine Alternative gegenüber einer anderen aufweist. Auch hier soll der Unternehmer also, wie beim Minimax-Prinzip, die Verlustgefahr minimieren, dazu aber diejenige Alternative auswählen, bei der er im Falle des Eintritts der ungünstigsten Entwicklung es am wenigsten bedauert, sich gerade für diese Alternative entschieden zu haben. Mit Recht ist gegen derartige Auffassungen vorgebracht worden, daß sie Ausdruck eines übertriebenen Pessimismus seien und unternehmerischen Handlungsweisen nicht adäquat erscheinen [22, S. 254 f. u. S. 259]. In der Wirtschaftspraxis besteht immer die Gefahr, daß die Unternehmung durch Krisen, technische Erfindungen und dergleichen mehr Verluste erleidet. Wenn aber das grundsätzliche Prinzip der Gewinnerzielung durch eine Politik der Risikominimierung ersetzt werden würde, müßten langfristige Investitionen unberechtigt meistens unterbleiben, streng genommen die betriebliche Tätigkeit ganz eingestellt werden [103, S. 70], Unter dem für unseren Untersuchungszweck relevanten Aspekt folgt daraus, daß der höheren Prognosesicherheit nicht einseitig Rechnung getragen werden darf. Die Richtigkeit einer Investitionsentscheidung hängt ebenso auch davon ab, daß die Gewinnprognosen nicht zu niedrig veranschlagt werden. Demgegenüber erscheint das von Hurwicz [163, S. 280 ff.] vorgeschlagene Pessimismus-Optimismus-Kriterium für unsere Zwecke aussagefähiger. Dem Grundgedanken nach ist dabei die Entscheidung unter Berücksichtigung der besten und schlechtesten Ergebnisse einer Strategie zu fällen. Ähnlich wie bei der Theorie von Shackle sind auch hier nur zwei mögliche Entwicklungen maßgebend. Löst man sich von der Methodik dieses Ansatzes, bei dem nur die beiden extremen Ergebnisse, nicht aber alle anderen möglichen Erfolge beachtet werden, so bietet sich die sinngemäße Übertragung des Grundgedankens als Ergänzung des in der Praxis üblichen Vorgehens an, nämlich neben der Prognose der wahrscheinlichsten Entwicklung eine noch für möglich gehaltene pessimistische und eine optimistische Schätzung durchzuführen. Ein solches Verfahren, das in der Literatur vor allem für Absatzprognosen, also für besonders unsichere Daten des Investitionskalküls empfohlen wird [96, S. 141 ff.], hat die bedeutenden Vorteile, Willkürlichkeiten bei Risikoabschlägen (Gewißheitsäquivalen-

126

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

ten) zu vermeiden, die Verfälschung von wirklichen Erwartungen durch Quantifizierung subjektiver Wahrscheinlichkeiten auszuschließen und „potentiellen Überraschungen" bei Fehlprognosen weitgehend zuvorzukommen. 2.233 Folgerungen Ungewißhei

für die praktische tsproblems

Behandlung

des

Versuchen wir, aus den vorangegangenen kritischen Überlegungen einige grundlegende Folgerungen für die praktische Behandlung des Ungewißheitsproblems zu ziehen, so kommen wir zu folgenden Feststellungen: 1. Der mit zunehmender Entfernung vom Gegenwartszeitpunkt abnehmende Sicherheitsgrad der Erwartungen erfordert es, bei der Investitionsuntersuchung gewisse Zeitgrenzen der Uberschaubarkeit zukünftiger Verhältnisse abzustecken. Die nächstliegende Zeitgrenze ist die Wiedergewinnungszeit des eingesetzten Kapitals, die als ein Maßstab für die Beurteilung des Risikos des Kapitalverlustes anzusehen ist. Ihre Ermittlung ist Aufgabe der Amortisationsrechnung. Sie soll uns später noch näher beschäftigen. Die weiteste Zeitgrenze bildet der ökonomische Horizont, der nach der überschaubarkeit relevanter Einflußfaktoren des vorliegenden Entscheidungsproblems festgelegt wird 112 . Seine Bedeutung liegt vor allem in der zeitlichen Beschränkung der Investitionsrechnung. Gerade bei kapitalintensiven Anlagen, deren Auswirkungen oft bis in Zeiträume jenseits des ökonomischen Horizonts hineinragen, sind zeitliche Abgrenzungsüberlegungen unumgänglich. 2. Innerhalb des ökonomischen Horizonts gilt es, Streugrenzen der Datenprognosen zu berücksichtigen. Zweckmäßigerweise geht man dabei von der mit größter Wahrscheinlichkeit erwarteten Entwicklung aus und versucht dann, mögliche Abweichungen einschließlich ihrer Folgen von den erwarteten Daten gesondert zu erfassen. Von der unmittelbaren Verrechnung von Risikozu- oder -abschlägen ist grundsätzlich abzuraten, weil dadurch die objektive Beurteilung der Investitionsobjekte bei der endgültigen Entscheidung nicht mehr gewährleistet ist. Lediglich bei einzelnen speziellen Daten sind Risikokorrekturen theoretisch gerechtfertigt und praktisch erforderlich. Dies gilt für jene Daten, deren Risikoerwartungen aufgrund objektiver Wahrscheinlichkeiten berechenbar sind und im Sinne einer Selbstversicherung auch für die Zukunft berücksichtigt werden können, wie dies etwa bei der Behandlung kalkulatorischer Wagnisse in der 112

Dies ist keineswegs eine selbstverständliche Aussage, wenn man bedenkt, daß die Investitionstheorie z. B. bei der Berechnung der optimalen Lebensdauer von Anlagen mit der wirklichkeitsfremden Prämisse arbeitet, eine Investition könne unendlich oft in der gleichen W e i s e wiederholt werden. Vgl. dazu z. B. [89, S. 56 f.].

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

127

traditionellen Kostenrechnung aufgrund statistischer Aufzeichnungen über eingetretene Wagnisverluste möglich ist. Den für Investitionsentscheidungen typischen unsicheren Erwartungen ist am besten dadurch gerecht zu werden, daß der Investor aus der Vielzahl möglicher Entwicklungen mehrere ernsthaft in Erwägung zu ziehende veranschlagt, insbesondere die als am wahrscheinlichsten angesehene, eine optimistische und eine pessimistische Datenkonstellation. Eine in dieser Weise vorbereitete Entscheidungsgrundlage kommt dem unternehmerischen Wägen zwischen Risiko und Chance besonders entgegen. 3. Grundsätzlich kann nach diesem Verfahren jede zukunftsorientierte Größe als Variable betrachtet und in der Investitionsrechnung alternativ veranschlagt werden. Dabei kommen insbesondere Änderungen der Preise und Mengen für Kosten- und Umsatzgüter sowie des Beschäftigungsgrades und der Lebensdauer der betreffenden Anlage in Betracht. Es ist zweckmäßig, im Einzelfalle jeweils vor allem diejenige Größe als Variable zu betrachten, deren Unsicherheit sich offensichtlich am stärksten auf das Ergebnis der Investitionsrechnung auswirkt. Im Hinblick auf die Effizienz der Durchleuchtung des Ungewißheitsproblems erscheint es im allgemeinen vertretbar, nicht alle Größen des Investitionskalküls, sondern lediglich die Umsatzentwicklung in drei Trends zu simulieren. Gerade die langfristigen Umsatzprognosen sind es nämlich, die die Vorteilhaftigkeit einer Investition maßgeblich beeinflussen, die ferner mit der größten Unsicherheit belastet sind und gleichzeitig auf die Kostenentwicklung starken Einfluß ausüben. Hat man sich erst einmal für die Durchrechnung dreier Umsatzentwicklungen entschlossen, so ist man zum gleichen Vorgehen auch auf der Kostenseite gezwungen. Bei Eintritt der pessimistischen Prognose der Umsatzmengen ist z. B. nicht nur damit zu rechnen, daß die proportionalen Kosten entsprechend reduziert, sondern, zumindest auf lange Sicht, auch zahlreiche Fixkostenelemente abgebaut werden können [96, S. 144], Nicht zuletzt ist daran zu denken, daß für den Fall des Eintritts der ungünstigsten Entwicklung die Wirkungen bestimmter Maßnahmen untersucht werden müssen, die auf die Verhinderung des Absinkens der Gewinne abzielen. In Betracht kommen dabei z. B. preispolitische Maßnahmen, die wiederum über die Beschäftigungslage auf die Kostensituation zurückwirken, oder Umstellungen der Anlagen, die aufgrund qualitativer Marktänderungen erforderlich werden können. 4. Es ist erkennbar, daß eine derartige Eventualplanung mit beträchtlichem Arbeitsaufwand verbunden ist, der in einem angemessenen Verhältnis zum Wert der zusätzlichen Aussagefähigkeit der Entscheidungsgrundlage stehen muß. Bei der Vielzahl kleinerer Investitionen ist es vertretbar, die gesamte Investitionsrechnung allein auf den wahrscheinlichsten Fall abzustellen, und zwar dies sowohl aus Wirtschaftlichkeitsgründen als auch

128

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

aus Gründen des bei diesen Investitionen möglichen Ausgleichs von Fehlschätzungen positiver und negativer Art. Bei großen Investitionsvorhaben dagegen ist ein solcher Risikoausgleich nicht möglich. Die Notwendigkeit, das Ungewißheitsproblem nach Extremwerten auszuloten, zeigt sich bei Großprojekten vor allem darin, daß der Investor sich zumindest dann nicht für die als am günstigsten angesehene Alternative entscheiden wird, wenn die Investitionsplanung ihm zeigt, daß bei Eintritt der pessimistischen Prognose die Existenz der Unternehmung gefährdet ist. Bei mittleren Investitionen erscheint die Investitionsplanung nach drei verschiedenen Entwicklungen gleichfalls zweckmäßig, wird sich aber im allgemeinen auf eine weniger detaillierte Feststellung wichtiger „kritischer Werte" beschränken können, weil die Auswirkungen bei Fehlschätzungen dieser Investitionen für die Gesamtunternehmung nicht so gravierend sind und auch nidit so weit reichen, wie dies bei Großinvestitionen der Fall ist. 5. Die Schwierigkeiten, exakte Daten aus fernen Zeiträumen zu ermitteln, rechtfertigen nicht eine Ablehnung dynamischer Investitionsrechnungen. Soweit in der Wirtschaftspraxis auf die unlösbaren Probleme der langfristigen Datenermittlung verwiesen wird, übersieht man manchmal, daß Entscheidungen über Investitionen ohnehin dazu zwingen, sich mit ihren langfristigen Auswirkungen auseinanderzusetzen. Im übrigen wird die Unsicherheit der längerfristig geschätzten Daten durdi die Abzinsung auf den Kalkulationszeitpunkt gemildert, so daß sich Fehlschätzungen in späteren Jahren im Rechenergebnis wesentlich geringer auswirken als solche in früheren Jahren. 2.24 Berücksichtigung nicht oder schwer quantifizierbarer Faktoren

2.241 Bedeutung und

Erscheinungsformen

Investitionsentscheidungen werden nicht nur aufgrund von Daten gefällt, die sich zu Kriterien der Investitions- und Amortisationsrechnung verarbeiten lassen, sondern auch aufgrund von Faktoren, die nicht oder nur schwer quantifiziert werden können. Diese Faktoren haben in vielen Fällen ein so großes Gewicht, daß sie — unabhängig von Rechenergebnissen — die Entscheidung über ein Investitionsvorhaben herbeiführen oder den Ausschlag für die Wahl einer bestimmten Alternative geben können 113 . Als Beispiel für die oftmals entscheidende Bedeutung dieser Fakto113

Die Bedeutung dieser Faktoren stellt auch Schneider heraus, wenn er betont: „Der Unterschied zwischen zwei Investitionen — und es ist ja dieser Unterschied, auf den es bei der Entscheidung ankommt — ist nämlich durch Angabe der Unterschiede der zu den Investitionen gehörenden Zahlungsreihen noch nicht hinreichend charakterisiert. In die Zahlungsreihen gehen ja nur die für eine Investition charakteristischen Faktoren ein, die quantitativer Natur sind und schließlich in Geld ausgedrückt werden können. Diese in Geld ausdrück-

Theoretisdie Erfordernisse und praktische Einschränkungen

129

ren sei hier nur der folgende Fall angeführt: Trotz des positiven Ergebniss e s der rechnerischen Voruntersuchung für die Anschaffung einer bestimmten Maschine kann es dennoch zweckmäßig sein, auf d i e s e Investition zu verzichten oder eine andere — ggf. im Hinblick auf die Verzinsung und Amortisation etwas weniger günstige — Investitionsalternative zu wählen, wenn etwa die Lärmbelästigung oder die kostenmäßig nicht ausreichend g e n a u v o r a u s s e h b a r e Reparaturanfälligkeit mit der Gefahr d e s Produktionsausfalles bei der rechnerisch günstiger beurteilten Maschine relativ groß ist. Um eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen rechnerischen Investitionsuntersuchungen einerseits und der Ermittlung dieser — in der Literatur als „sonstige Beurteilungsmaßstäbe" [17, S. 200ff.] k a t a l o g a r t i g aufgeführter — Faktoren andererseits festzulegen, ist es zweckmäßig, die für ein Investitionsproblem als relevant erkannten Faktoren zunächst nach ihrer Quantifizierbarkeit zu ordnen [96, S. 94 ff.]. Dabei ist nicht maßgebend, ob durch den betreffenden Faktor die Rentabilität oder die Amortisationsdauer in irgendeiner W e i s e beeinflußt werden oder nicht, sondern ob derartige Beeinflussungen ausreichend genau abschätzbar und zahlenmäßig ausdrückbar sind. Diese Unterscheidung ermöglicht es, die A u s s a g e f ä h i g keit der rechnerischen Entscheidungsgrundlage zu erhalten und nur subj e k t i v zu beurteilende A s p e k t e gesondert zu behandeln. Allerdings muß in j e d e m Einzelfalle geprüft werden, ob tatsächlich nicht oder nur scheinbar nicht quantifizierbare Faktoren vorliegen. Dies ist durchaus nicht immer einfach festzustellen. Entgegen der Ansicht v o n Brandt [17, S. 202] scheinen uns die durch eine Investition hervorgerufenen V e r ä n d e r u n g e n der Umlaufmittel im allgemeinen noch recht gut quantitativ abschätzbar zu sein. Einen echten Zweifelsfall dürfte z. B. der Faktor „höhere Präzision" einer A n l a g e darstellen, dessen ertrags- bzw. kostenbeeinflussende Wirkung oft nur sehr schwer zahlenmäßig veranschlagt werden kann. Soweit keine oder nicht ausreichend g e n a u e Quantifizierbarkeit g e g e b e n ist, sollten die betreffenden relevanten Faktoren zweckmäßigerweise neben der eigentlichen Investitions- und Amortisationsrechnung berücksichtigt werden, und zwar in der folgenden Gliederung: 1. Faktoren, die offensichtlich rentabilitätsbeeinflussende, aber nicht mit genügender Genauigkeit quantitativ schätzbare Wirkungen ausüben und 2. Faktoren, von denen nur möglicherweise merkliche, überwiegend aber andere als rentabilitätsbeeinflussende Wirkungen ausgehen. baren quantitativen Faktoren stellen indessen nur einen Teil sämtlicher Charakteristika einer Investition dar. Ebenso

wichtig für die Beurteilung

des Un-

terschiedes zwischen zwei oder mehreren Investitionen sind die für die stitionen charakteristischen Faktoren, die keinen quantitativen Charakter zen und deshalb monetär nicht ausgedrückt werden können" [91, S. 129],

Invebesit-

130

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Erscheinungsformen nicht oder nur schwer quantifizierbarer Faktoren der ersten Gruppe sind z. B. unterschiedliche Kapazitätsreserven, Ersatzteilbeschaffungsmöglichkeit, leichte Umstellbarkeit, Mehrzweckverwendbarkeit usw. Als Beispiele für die zweite Gruppe seien hier nur genannt Formschönheit, Unfallsicherheit, soziale Rücksichten, gesetzliche Bestimmungen, Geschäftsbeziehungen und Firmenruf von Lieferanten. 2.242 Möglichkeiten

der

Berücksichtigung

Wenn wir im folgenden grundsätzliche Möglichkeiten erörtern, nicht oder nur schwer quantifizierbare Faktoren bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen, so geschieht dies, gemäß unserer Aufgabenstellung, Daten als quantifizierbare Einflußgrößen zu untersuchen, vor allem im Hinblick auf zusätzlich quantifizierende Bemühungen. In diesem Zusammenhang ist die Frage Schindlers berechtigt, ob auf diesem Gebiet überhaupt eine Theorie als praktisch instrumentale Hilfe für Investitionsentscheidungen geliefert werden kann [86, S. 26f.]. Um nicht den Rahmen unserer Aufgabenstellung zu sprengen, beschränken wir uns auf folgende Feststellungen: 1. Man kann versuchen, wenigstens einzelne bisher nicht rechnerisch behandelte Faktoren doch irgendwie zahlenmäßig auszudrücken und in der Investitionsrechnung selbst zu veranschlagen. Das ist immer dann sinnvoll, wenn, wie erwähnt, nur scheinbar die Quantifiziert)arkeit fehlt. Als ein methodisch interessanter Lösungsansatz in diesem Sinne kann der Versuch Terborghs gelten, im (noch zu erläuternden) MAPI-System an sich nur schwer quantifizierbare Wirkungen des technischen Fortschritts zu antizipieren, die dann — in alternativen Normprojektionen der Gewinnverläufe veranschlagt — unmittelbar in die Investitionsrechnung einbezogen werden. Leider bestehen weder vergleichbare Maßstäbe noch einheitliche Ansichten darüber, was im einzelnen noch sinnvoll zu Rechengrößen umgeformt in die Investitionsrechnung einbezogen werden sollte. Während z. B. Schneider die Bedingung der Liquidität der Unternehmung — vom Standpunkt der Investitionsrechnung aus gesehen — außerhalb derselben als einen imponderablen Faktor behandelt wissen will [91, S. 130f.], gehen Bemühungen der modernen Investitionstheorie dahin, Rentabilitäts- und Liquiditätsdaten als gleichwertige Faktoren eines simultanen Entscheidungsmodelles zu berücksichtigen. Daß diese Bemühungen auch heute noch nicht vollständig ausdiskutiert sind, wurde bereits in unseren Ausführungen zum Kalkulationszinsfuß deutlich. Mit der Weiterentwicklung der Investitionstheorie haben sich z. T. auch die Ansichten geändert, welche Faktoren noch als quantifizierbare Größen der Investitionsrechnung anzusehen sind. Dies bestätigt z. B. die in der Literatur vertretene Meinung, daß „durch die Anwendung von Methoden des Operations Research für

Theoretische Erfordernisse und praktische Einschränkungen

131

die Ermittlung optimaler Investitionsentscheidungen . . . viele Tatbestände, die noch Schneider und Schindler zu den Imponderabilien (Unwägbarkeiten) zählten, in die Investitionsrechnung eingeführt werden können" [244, S. 103]114. Dieses Zitat darf jedoch nicht mißverstanden werden. Offenbar sind hiermit nicht Faktoren gemeint, die ihrem Wesen nach echte Imponderabilien darstellen 115 , wie z. B. die Gesichtspunkte „Beeinflussung des Betriebsklimas" oder „Wahrung der Firmentradition". Vielmehr geht es um Faktoren, die zwar an sich quantifizierbar sind, bisher aber nicht exakt behandelt werden konnten, weil dazu das vorhandene traditionelle Instrumentarium zu einfach war. Konkret geht es um die Feststellung und Einbeziehung von Daten größerer Entscheidungsbereiche aufgrund systematischer kombinatorischer Betrachtung — bereits ermittelter — interdependenter Ausgangsdaten. Beispielsweise können bei engpaßverschiebenden Investitionen in mehrstufigen Produktionsprozessen die zu erwartenden Ertrags- und Kostenänderungen einer optimalen Anlagen- und Produktkombination exakt nur mit Hilfe der linearen oder nichtlinearen Programmierung bestimmt (zugerechnet) und somit in die Investitionsrechnung eingegeben werden. Zwar stehen der Berücksichtigung von Abhängigkeiten zwischen Produktionsprogramm- und Investitionsplanung im Hinblick auf die optimale Dimensionierung kapazitätsverändernder Investitionen methodisch keine unüberwindbaren Schwierigkeiten entgegen. Nicht zu übersehen ist aber, daß, wie erwähnt, das eigentliche Problem der Datenermittlung, nämlich die Ungewißheit der Erwartungen, stets die Vorstufe derartiger weiterreichender „quantifizierender" Überlegungen einnimmt. Praktisch liegt hier bereits der „Engpaß", wenigstens soweit es um die Ermittlung von genügend zuverlässigen langfristigen Daten aus dem Absatzbereich geht [60, S. 190ff.], die j a ihrerseits weitgehend die Kostenentwicklung des Betriebes beeinflussen. 2. Im Gegensatz zu der eben erläuterten Möglichkeit einer zusätzlichen Quantifizierung spezieller Faktoren zwecks Einbeziehung in die Investitionsrechnung stellt der folgende Versuch ganz allgemein darauf ab, an sich nicht zahlenmäßig ausdrückbare Faktoren anhand eines Punktsystems zu bewerten, um somit eine Auswahl von Investitionen aufgrund einer 114 115

Der gleichen Ansicht ist aiuch Jacob [165]. „Hüten muß man sich . . . vor zwei Maßnahmen, die im Interesse einer Problemlösung hin und wieder ergriffen werden, nämlich die einer Quantifizierung nichtquaiitifizierbaxer Erscheinungen und die Addition ungleichartiger G r ö ß e n . . . Nichtquantifizierbare Probleme und Einflüsse entziehen sich einer rechnerischen Erfassung und Behandlung durch die Optimierungskunde. Sie können höchstens bei der Entscheidungsbildung intuitiv berücksichtigt werden. Diese Feststellung gilt allerdings nicht für solche Daten (Parameter), die an sich quantifizierbar sind, deren Ausmaße aber gewissen Zufallseinflüssen unterliegen" [54, S. 27],

132

Beschaffbarkeit theoretisch erforderlicher Daten

Gesamfbewertung zu ermöglichen. Ein solches Vorgehen, dem, wie in der Literatur vorgeschlagen [17, S. 214ff.], „Anlagewertzahlen" als Vergleichsmaßstab dienen, istu. E. aus folgenden Gründen abzulehnen [96, S. 100]: — Die Verwendung eines Schemas von vergleichbaren — subjektiv festgelegten — Anlagewertzahlen ist trotz größeren Arbeitsaufwandes (für die analytische Vorarbeit) nicht genauer als die systematische verbale Darlegung der Gesamtergebnisse der Investitionsuntersuchung. — Nicht quantifizierbare Faktoren könnten, wenn man sie dennoch — wenn auch nur relativ — gewichtet, in diesem Falle auch gleich in die Investitionsrechnung eingehen, aus der sie bisher aus Gründen ihres unterschiedlichen Aussagegehaltes und ihrer Nichteignung, in Geldeinheiten ausgedrückt zu werden, ausgesondert wurden. — Die relative Gewichtung nicht quantifizierbarer Faktoren gilt bei Investitionsentscheidungen oft nur für einen sehr begrenzten Zeitabschnitt, weil sich die Relationen im Zeitablauf wertmäßig verschieben. Das Punktsystem müßte dauernd überprüft und ggf. geändert werden. Wird dies vernachlässigt, so besteht die Gefahr der Fehlbeurteilung aufgrund eines Relationsschemas, das nicht der Variabilität nicht quantifizierbarer Faktoren gerecht wird. — Das Punktsystem wägt wesensverschiedene Faktoren miteinander (z. B. „Gefahr der sozialen Unruhe" gegenüber dem Faktor „keine Kapazitätsreserven vorhanden") nach Wertzahlen, wo doch die Faktoren dieses Vergleichs in einem anderen Falle möglicherweise in ganz anderer Relation zueinander stehen und ungleich schwerer wiegen können. 3. Eine einwandfreie Beurteilung nicht quantifizierbarer Faktoren kann nur durch eine individuelle Abschätzung im konkreten Fall durch die zur Entscheidung berufene Stelle (ggf. unter Hinzuziehung von Sachverständigen aus verschiedenen Ressorts) erfolgen. U. E. kommt es nicht darauf an, ob ein für die Entscheidung relevanter Tatbestand auf irgendeine Weise letztlich doch zahlenmäßig ausgedrückt werden kann, sondern darauf, daß derselbe unverfälscht und möglichst ohne Reduzierung seines Informationsgehaltes in der Entscheidungsgrundlage berücksichtigt werden kann. Dies sind organisatorische Gesichtspunkte, die wir hier noch zurückstellen, um sie später in den betreffenden Stufen des Entscheidungsprozesses zu berücksichtigen.

3. Zur Praktikabilität der wichtigsten Rechen- und Planungsverfahren aus der Sicht der Schwierigkeiten der Datenermittlung

3.1 Grundsätzliche Kennzeichnung der Verfahren und ihre Einordnung in den Entscheidungsprozeß Angesichts der Schwierigkeiten der Datenermittlung und der begrenzten Möglichkeiten der Gewinnung zusätzlicher Rechengrößen aus dem Bereich der nicht oder schwer quantifizierbaren Faktoren erscheint die Frage nach der Praktikabilität der von der Investitionstheorie entwickelten Rechenund Planungsverfahren unumgänglich. Dies gilt umso mehr, als die Investitionstheorie zu immer umfassenderen Fragestellungen tendiert. Dabei scheint die Aufgabe der Ermittlung und Behandlung von Daten als entscheidungsbildende Faktoren einem Wandel zu unterliegen. Offenbar geht mit der Weiterentwicklung der Investitionstheorie eine Akzentverlagerung einher, und zwar von der Investitionsrechnung als einem Hilfsmittel der EntscheidungsVorbereitung hin zum komplexen Entscheidungsmodell, mit dessen Hilfe unmittelbar Entscheidungsprobleme optimal zu lösen versucht werden. Deshalb ist es zweckmäßig, die Anwendbarkeit traditioneller und moderner Rechen- und Planungsverfahren hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Datenanforderungen im Rahmen grundsätzlicher Gestaltungsformen des Entscheidungsprozesses zu beurteilen. Dazu sind folgende charakteristische Unterscheidungen notwendig. Die von der traditionellen Investitionstheorie entwickelten Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung haben analytischen Charakter. Sie sind vorwiegend auf die rentabilitätsorientierte Untersuchung einzelner Investitionsobjekte abgestellt. Aufgrund der Kriterien der Investitionsrechnung können unter Verzinsungsgesichtspunkten vorteilhaft erscheinende Investitionsalternativen ausgewählt und für die Aufnahme in das Investitionsprogramm vorgesehen werden. Bei dieser Vorauswahl von Alternativen handelt es sich um eine stufenweise Folge von Teilentscheidungen, die unter der Voraussetzung getroffen werden, daß — vom Standpunkt der Investitionsrechnung aus gesehen — die Finanzierung der einzelnen Investitionsvorhaben gesichert ist. Erst bei der endgültigen Abstimmung und Verabschiedung des Investitionsprogrammes erlangen Finanzierungs-, insbesondere Liquiditätsgesichtspunkte eine entscheidende Bedeutung. Sobald nämlich die das Volumen des Investitionsprogrammes beschränkende Budgetrestriktion erreicht ist, können weitere Investitionsmöglichkeiten nur durch Änderungen der finanziellen Rahmenbedingung selbst oder der Struktur des Investitionsprogrammes durch bessere Kom-

134

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

bination der Investitionsobjekte erreicht werden. Kennzeichnend für diese Art der analytischen Investitionsplanung ist demnach die Abfolge von Teilentscheidungen in einem sukzessiven Entscheidungsprozeß. Im Gegensatz dazu haben die in der modernen Investitionstheorie gebräuchlichen Planungsinstrumente synthetischen Charakter. Sie zielen von vornherein auf die Ermittlung des optimalen Investitionsprogrammes ab. Eine Vorauswahl von Investitionsalternativen nach Vorteilhaftigkeitskriterien erfolgt dabei nicht. Stattdessen gehen sämtliche Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten in ein Gesami-entscheidungsmodell ein. Hier handelt es sich um eine weitergehende Fragestellung, mit der z. B. im Hinblick auf die knappen finanziellen Mittel zu berücksichtigen versucht wird, daß einerseits die Höhe des verfügbaren Kapitals absolut begrenzt oder durch die Zahl derjenigen Investitionsobjekte bestimmt wird, die eine Rendite erbringen, welche den für die Aufnahme von Kapital zu zahlenden Zinssatz übersteigt, zum anderen aber das verfügbare Kapital seinerseits sowohl die Anzahl als auch die Zusammensetzung der realisierbaren Investitionsobjekte im Rahmen des Investitionsbudgets mitbestimmt. Die Auswahl von Investitionsobjekten erfolgt im Hinblick auf die bestmögliche Erreichung eines gesamtbetrieblich formulierten Zielkriteriums unter Einhaltung ebenfalls ausdrücklich formulierter Nebenbedingungen knapper Faktoren (z. B. finanzielle Mittel, Arbeitskräfte, Absatzvolumen) aus der Gesamtheit aller Investitionsmöglichkeiten. Dies geschieht in einer systematisch-kombinatorischen Gesamtbetrachtung anhand eines mathematisch formulierten Modells. Möglicherweise können dadurch diejenigen — mit den vorhandenen Mitteln nicht realisierbar scheinenden — Investitionsobjekte, die beim analytischen Verfahren aufgrund der Vorauswahl im sukzessiven Entscheidungsprozeß bereits ausgeschieden wären, hier mit Hilfe des synthetischen Verfahrens bei geschickter Kombination dennoch realisiert werden. Das Verfahren der synthetischen Investitionsplanung tendiert demnach zu einem — in reiner Form allerdings nur theoretisch denkbaren — simultanen Entscheidungsprozeß, bei dem also die Festlegung aller möglichen Verhaltensweisen gleichzeitig am Ende des Prozesses in einer Gesamtentscheidung erfolgt. Die in diesen Idealtypen des sukzessiven und simultanen Entscheidungsprozesses 116 gegebene unterschiedliche Objektbeziehung der Daten als 119

Die idealtypischen Gestaltungsformen des Entscheidungsprozesses stellen, da sie in reiner Form praktisch nicht auftreten, lediglich begriffslogisch echte Alternativen dar. In der Realität laufen die Prozesse von Investitionsentscheidungen nicht stereotypisch nach dieser oder jener Betrachtungsweise ab, sondern allenfalls unter bestimmten Teilaspekten vorwiegend nach Ansätzen der dargelegten Art. Im übrigen ist selbst theoretisch eine vollständige Simultanentscheidung gar nicht möglich. Die moderne Investitionstheorie behandelt meist nur die Teilphasen der Datenaufbereitung und rechnerischen Kombinatorik in simultanen Modellansätzen (und auch dies — in Rechengängen — streng ge-

Datenanforderungen im sukzessiven Entsdieidungsprozeß

135

Grundlage für Investitionsentsciieidungen veranschaulicht Abbildung 7 im Uberblick. Das vereinfachte Schema macht vor allem auf die im sukzessiven Entsdieidungsprozeß zu beachtende Gefahr aufmerksam, daß erst in späteren Teilentscheidungen offenbar werdende nicht antizipierte Begrenzungsfaktoren gleichsam kybernetische Rückkopplungsvorgänge auslösen können, die zum nochmaligen überdenken und u. U. zur Korrektur früher vorgenommener Teilentscheidungen führen. In diesem Falle erscheint auch die Überprüfung der unter den ursprünglichen Detailzielen und Bedingungen getroffenen Vorauswahl von Alternativen notwendig. Im simultanen Entsdieidungsprozeß besteht diese Gefahr nicht. Daten sind hier nämlich nicht Grundlage für Vorentscheidungen über einzelne Investitionsalternativen, sondern Gegenstand eines Funktionenkomplexes des Gesamtmodelles, das die optimale Entscheidung über ein ganzes Investitions- und Finanzierungsprogramm ermittelt.

3.2 Datenanforderungen und Anwendungsmöglichkeiten von Verfahren im sukzessiven Entsdieidungsprozeß 3.21 Beurteilung der klassischen Investitionsrechnung 3.211 Art und Zusammensetzung der

Rechengrößen

Die Anwendung der dynamischen Investitionsrechnung führt im sukzessiven Entsdieidungsprozeß bekanntlich nur dann zu einwandfreien Ergebnissen, wenn die für den betreffenden Vergleich von Alternativen relevanten Daten ermittelt, gegenüber anderen Entscheidungsproblemen sachgemäß abgegrenzt und im Kalkül unter gleichen Bedingungen veranschlagt werden. Vielfach wird die Erfüllung dieser Voraussetzungen dadurch erschwert, daß über die Art und die Zusammensetzung der zu berücksichtigenden Daten nicht genügend Klarheit besteht. Als Einflußgrößen der Investitionsrechnung kommen in Betracht:

nommen schrittweise). Zumindest bilden Alternativsud)e und Datenermittlung vorgelagerte Phasen jedes Entscheidungsprozesses. Wenngleich wir im folgenden unsere Untersuchunigen nadi den formal unterschiedenen „sukzessiven" und „simultanen" Entscheidungsprozessen gliedern, so sehen wir in diesen Begriffen lediglich Arbeitshilfen, die ein systematisches Vorgehen erleichtern. Bei der realen Gestaltung des Entscheidungsprozesses wird es letztlich immer darauf ankommen, die Nachteile der Sukzessiv- gegenüber der Simultanentscheidung durch sinnvolle organisatorische Regelungen weitmöglichst zu vermeiden und die Vorteile entsprechend zu nutzen. Vor- und Nachteile erst einmal erkennen zu lassen, ist der Zweck der beabsichtigten Gegenüberstellung.

136

Praktikabilität der Investitionsredinung und -planung —c &

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(DM/Jahr) (DM/Jahr) (DM/Jahr)

405 1000 405

Rohgewinn nach Erfolgsteuern (Netto-Kapitalrüdcfluß) Diskontierungsfaktor

(DM/Jahr)

595

595

f°/o; Jahre)

Summe der Barwerte des Netto-Kapitalrückflusses Netto-Kapitaleinsatz 132

(DM) (DM)

Kapitalwert nach Erfolgsteuern 133

(DM)

Tab. 6 * Spalte des Arbeitsblattes der Investitionsredinung. "* Rechenvorgang. Die Rechentechnik läßt sich im übrigen, w i e anhand des o. a. Beispiels bereits angedeutet, ab Spalte 5 durch A n w e n d u n g der folgenden Formel noch wesentlich vereinfachen: 131

Mit Ausnahme kalkulatorischer Abschreibungen und Zinsen. Vgl. die weiter v o m 'erläuterte Zusammensetzung des Kapitaleinsatzes. 133 Bei Anwendung der Annuitätenmethode ergibt sich der durchschnittliche NettoGewinn (DM/Jaihr), wenn der Netto-Kapitalrückfluß und der davon zu subtrahierende Netto-Kapitaleinsatz jeweils mit dem Kapitalwiedergewinnungsfaktor multipliziert werden.

1,1

Datenanforderungen im sukzessiven Entscheidungsprozeß

153

Netto-Kapitalrückfluß = Brutto-Kapitalrückfluß • (1-Erfolgsteuersatz) + steuerlidie AfA • Erfolgsteuersatz

Die Ermittlung der Barwertsumme desNetto-Kapitalrückflusses wird dadurch erleichtert, daß dazu lediglich das Produkt: Barwertsumme des Brutto-Kapitalrückflusses • (1-Erfolgsteuersatz) zu beredinen ist, während die Bestimmung des Produktes: Barwertsumme der steuerlichen AfA • Erfolgsteuersatz sehr leicht anhand von Tabellen möglich ist, die für verschiedene AfA-Systeme, Steuersätze und Diskontierungszinsfüße, einmalig erarbeitet, ständig anwendbar sind 134 . Aus den relativ ausführlichen Erörterungen der Einbeziehung von Erfolgsteuern in die Investitionsrechnung darf indessen nicht geschlossen werden, daß dem steuerlichen Einflußfaktor bei der Auswahl von Investitionsalternativen regelmäßig ein besonders großes Gewicht beizumessen ist. Dies ist nur ausnahmsweise der Fall, etwa wenn es um Entscheidungen geht, — ob überhaupt investiert werden soll oder nicht (Krisenfall) bzw. ob vorhandene flüssige Mittel in Sachanlagen oder Finanzanlagen investiert werden sollen; — ob ein steuerbegünstigter Standort der Investition in der BRD wahrgenommen werden soll oder nicht, wobei vor allem die Steuerpräferenzen für West-Berlin und die Ostzonenrandgebiete in Betracht kommen; •— ob im In- oder Ausland investiert werden soll, wobei die unterschiedlichen Gewinnermittlungs- und Besteuerungsvorschriften der betreffenden Steuerhoheiten gleichfalls wichtige Standortfaktoren darstellen können; — in welcher Rechtsform z. B. eine Gründungsinvestition vorzunehmen ist und wie die Kapitalstruktur einer Beteiligungsgesellschaft gestaltet werden soll; — ob eine Anlage gekauft bzw. selbst hergestellt oder aufgrund eines Leasingvertrages beschafft werden soll; — ob Investitionen aus speziellen Überlegungen im Zusammenhang mit Organschaftsverhältnissen bei Ergebnisausschlußverträgen bzw. aus Gründen des Schachtelprivilegs vorgenommen werden sollen.

1,4

Auf die Existenz derartiger Tabellen weist Harrmann [148, S. 1063] hin, der in diesem Zusammenhang die ECN-Manual-Sonderausgabe der Zeitschrift „European Ghienndcal Newis" vom 29. 1. 1965 (ohne Verfaisseirangahe) zitiert. Auf eine ähnliche Vereinfachung der Rechnung zielen auch die von Blohm und Lüder [14, S. 122 f.] ausgearbeiteten „Tabellen für Abschreibimgsfaktoren" ab, deren Anwendung die Errechnung des Baiwertes der steuerlichen AfA erleichtert.

154

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

Wenngleich es an der Notwendigkeit der Einbeziehung steuerlicher Überlegungen in die Investitionsrechnung grundsätzlich keinen Zweifel gibt 135 , so ist doch vor einer Überschätzung der dadurch erreichten Verbesserung der Aussagefähigkeit des Rechenergebnisses zu warnen; die Steuerbelastung der Unternehmungsgewinne ist von einer Fülle von Umständen abhängig, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Vornahme der einzelnen Investition stehen. Wir haben gesehen, daß die Schwierigkeiten der Datenermittlung nicht nur in der Unsicherheit der Vorausschätzung der Gewinnentwicklung in der Unternehmung, sondern auch in der Entscheidungsabhängigkeit liegen, die sich in der Verbindung zur Steuerpolitik der Unternehmung, der Art ihrer Gewinnverwendung und Dividendenpolitik äußert. Nicht zuletzt wird die Investitionsrechnung auch durch die Unsicherheit jener Erwartungen belastet, daß sich während der Vergleichsdauer das Steuerrecht und die Verwaltungspraxis ändern können. Zu 4.: Die Bestimmung der Nutzungsdauer einer Anlage ist für die Investitionsrechnung von umfassender Bedeutung. Sie entspricht dem Zeitraum, für den aufgrund der überschaubarkeit der Absatz- und Beschaffungsmärkte Ertrags- und Kostendaten ermittelt werden können und eine wirtschaftliche Nutzung der Anlage erwartet wird. Bei vielen Investitionen, besonders bei Großprojekten werden Investitionsgüter eingesetzt, deren unterschiedliche Nutzungsdauern die Zugrundelegung einer einheitlichen Laufzeit der Gesamtinvestition erschweren. Theoretisch ist zwar das gesamte, auf die Vornahme einer Investition zurückgehende Betriebsgeschehen von der Gründung bzw. Inbetriebnahme der Anlage bis zur Liquidation als eine einzige Investition zu betrachten. Praktisch ist jedoch eine Totalrechnung meistens nicht möglich, so daß eine mehr oder weniger willkürliche Zerlegung in „Teilinvestitionen" unvermeidbar erscheint. Die aufgrund der Unsicherheit der Erwartungen notwendige Beschränkung der Investitionsrechnung auf einen überschaubaren Planungs- und Vergleichszeitraum erfordert, wie zu 1. bereits dargelegt, die Einbeziehung wiederholter Kapitaleinsätze lediglich für kürzerlebige Teile des zu kalkulierenden Anlagenkomplexes und die Abgrenzung des Kapitaleinsatzes für längerlebige Anlagenteile. Selbst wenn die Nutzungsdauern aller Investitionsgüter eines Gesamtprojektes innerhalb des Vergleichszeitraumes gleich groß wären, ist noch eine weitere praktische Notwendigkeit zu berücksichtigen. Der investitionstheoretischen Forderung gemäß, die Nutzungsdauer einer Investition aufgrund der veranschlagten Einnahmen-Ausgabenentwicklung in der Investitionsrechnung zu optimieren [89, S. 79 ff.], d. h. den Zeitpunkt zu be135

Jonas [49, S. 80 ff.] vertritt allerdings die Auffassung, daß steuerliche Überlegungen die Inveistitionsrechming grundsätzlich nicht berühren, läßt davon aber gewisse Ausnahmen zu.

Datenanforderungen im sukzessiven Entsdieidungsprozeß

155

redinen, bei dem der Kapitalwert der Investition sein Maximum erreicht, wäre eine Vorausschätzung der Nutzungsdauer streng genommen überflüssig. Da aber die dazu erforderliche detaillierte Ermittlung der auf die Beendigung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer einer Investition einwirkenden Daten, wie z. B. der marktbedingte Erlösverfall, der auf der Anlage herzustellenden Produkte, die Zunahme des Gebrauchsverschleißes und nicht zuletzt die infolge des technischen Fortschrittes eintretende wirtschaftliche Überholung der gegenwärtig zu entscheidenden Anlage durch — heute noch unbekannte — zukünftig bessere Anlagen (Ersatzproblem) sehr unsicher ist, erscheint die in der Praxis übliche Vorgabe einer vorausgeschätzten Nutzungsdauer durchaus vertretbar [96, S. 165ff.; 138, S. 533, Fn. 11]. Durch welche Regelungen und Vergleichsgrößen die Nutzungsdauerschätzung selbst verbessert werden kann, soll uns später im Abschnitt 4.234 noch beschäftigen. Im Hinblick auf die hier relevante Frage der Praktikabilität der Investitionsrechnung genügt zunächst die Feststellung, daß die Nutzungsdauer eine gesondert abzuschätzende Rechengröße darstellt, die allerdings nicht kritiklos mit etwaigen technischen oder steuerlichen Erfahrungswerten gleichgesetzt werden darf. Zu 5.: In Anbetracht unserer ausführlichen Untersuchungen zum Kalkulationszinsfuß erübrigt sich hier eine weitere Erörterung. 3.212 Anwendung

zweckmäßiger

Rechenverfahren

Unter Heranziehung der Ergebnisse der im zweiten Teil dieser Arbeit angestellten Untersuchungen läßt sich nun die Anwendung zweckmäßiger Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung aus dem Überblick über Prämissen und Datenanforderungen beurteilen. Da wir die Interne-Zinsfußmethode bereits abgelehnt haben, kommen für die praktische Anwendung nur noch die Kapitalwert- und die Annuitätenmethode in Betracht. Allerdings führen auch diese Methoden bekanntlich nur dann zu einwandfreien Ergebnissen, wenn der Rechnung vollständige Alternativen zugrunde liegen und der Kalkulationszinsfuß realistisch veranschlagt ist. Im sukzessiven Entsdieidungsprozeß bereiten einmal Alternativen mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz Schwierigkeiten, weil die Verzinsung der im Falle der Wahl einer weniger kapitalintensiven Investitionsalternative streng genommen erst aus der Gesamtschau aller Investitionsmöglichkeiten im Rahmen der Budgetrestriktion ermittelt werden kann. Wie gezeigt, wird bei Außerachtlassung der betragsmäßigen Differenzinvestition deren Verzinsung in Höhe des verwandten Kalkulationszinsfußes unterstellt. Da es praktisch nicht möglich ist, zur Vervollständigung der Vielzahl einzelner, im Rahmen des Investitionsbudgets zu untersuchender Alternativen die Verzinsung aller Differenzbeträge explizit zu ermitteln und in den Kalkül über alle Perioden des Vergleichszeitraums einzubeziehen, sind vereinfachende Annahmen unumgänglich. Gelingt es, die Ver-

156

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

zinsung der Differenzinvestition(en) im Kalkulationszinsfuß einzufangen, so verliert das Problem der Unvollständigkeit von Investitionsalternativen erheblich an Bedeutung 13 '. Damit verlagert sich das Problem auf den entsprechenden Ansatz des Kalkulationszinsfußes. Mit der Veranschlagung desselben in Höhe der geschätzten Grenzrendite kommt man einer realistischen Bewertung des knappen Kapitals nahe. Dadurch wird letztlich auch die wirklichkeitsfremde Prämisse eines unendlich elastischen Kapitalmarktes als Voraussetzung für die Anwendung der Kapitalwertmethode entbehrlich. Somit kommen wir zu einer Beurteilung, mit der wir im übrigen die folgende Ansicht teilen: „Die Kapitalwertmethode kann also durchaus praktisch bedeutsam bleiben, obwohl es theoretisch weit perfektioniertere Modellansätze gibt. Die Auffassung, das theoretisch genauere Modell sei dem einfachen auch in der wirtschaftlichen Anwendung überlegen, ist falsch. Diese Überlegenheit wäre erst erwiesen, wenn feststünde, daß durch die theoretische Perfektionierung eine wesentliche Verbesserung der Entscheidungen erreicht würde. Ob dies im Bereich der Investitionsentscheidungen der Fall ist, ist zur Zeit noch eine offene Frage" [151, S. 756 f.]. Im Gegensatz zu diesen Feststellungen, die gleichermaßen sowohl für die Kapitalwert- als auch für die Annuitätenmethode gelten, sind beide Methoden unter folgenden Gesichtspunkten verschieden zu beurteilen. Das ist im Hinblick auf die Gefahr der Fehlinvestition erforderlich, die beim Vorteilsvergleich von Alternativen mit unterschiedlicher Nutzungsdauer auftritt. Wie gezeigt 187 , führt die schematische Anwendung der Kapitalwertmethode zur unberechtigten Bevorzugung längerlebiger Investitionsalternativen. Sie liefert nur dann unverzerrte Resultate, wenn die Nutzungsdauern alternativer Anlagen gleich groß sind oder, sofern dies nicht der Fall ist, die begrenzte Marktübersicht ohnehin dazu zwingt, einen engeren ökonomischen Horizont zugrundezulegen und den Anlagenvergleich auf den (einheitlichen) Zeitraum der Nutzungsdauer der kürzerlebigen Alternative zu beschränken. Anderenfalls muß das Ergebnis der Kapitalwertmethode berichtigt werden, indem man den für die kürzerlebige Investitionsalternative errechneten Kapitalwert noch um den auf denselben Kalkulationszeitpunkt diskontierten Kapitalwert der zeitlichen Differenzinvestition erhöht. In Anbetracht der zumindest bis zum Ende des Vergleichszeitraums beabsichtigen und erwarteten Betriebsfortführung ist dies zweifellos eine notwendige Vervollständigung des Investitions1M

,87

Die Vervollständigung von Alternativen mit unterschiedlicher Nutzungsdauer kann unter realen Bedingungen allerdings nicht im Ansatz des Kalkulationszinsfußes, sondern nur, wie anschließend erläutert wird, durch eine korrigierte Kapitalwertrechnunig oder durch diie Anwendung der Annuitätenmethode erreicht werden. Vgl. das Redienibeispiel im Abschnitt 2.122.

Datenanforderungen, im sukzessiven Entscheidungsprozeß

157

kalküls. Den hohen Anforderungen an die für eine explizite Berücksichtigung dieser (zukünftigen) Anschlußinvestition erforderliche Datenermittlung ist praktisch aber nur schwer nachzukommen. In diesem Fall erweist sich die Anwendung der Annuitätenmethode als zweckmäßig. Sie vervollständigt selbständig den Alternativvergleich, und zwar aufgrund der Prämisse, daß auch die Anschlußinvestition wieder Gewinne erzielt, nämlich die gleichen, die die Erstinvestition voraussichtlich erwirtschaftet 138 . Demgegenüber wird im nichtkorrigierten Kapitalwertvergleich die wirklichkeitsfremde Prämisse gesetzt, der nochmals mögliche Kapitaleinsatz für die zeitliche Differenzinvestition habe einen Kapitalwert von Null. In dieser Hinsicht und darüber hinaus, weil der Kapitalwert als eine auf mehrere Jahre bezogene Größe dem herkömmlichen Rechnungswesen wesensfremd ist, die Annuität dagegen dem betrieblichen Periodendenken besonders gut entspricht 139 , sind die Vorteile der Annuitätenmethode nicht zu übersehen. U. E. spricht auch die bei Anwendung der Kapitalwertmethode umständlichere Abgrenzung des Kapitaleinsatzes jener über den Vergleichszeitraum hinausragenden Anlagen (teile) der Investition für die Wahl der Annuitätenmethode. Andererseits ist mit der Umrechnung in Annuitäten ein im Vergleich zur Kapitalwertrechnung zusätzlicher Rechengang verbunden, der allerdings nur eine geringfügige Mehrarbeit verursacht und bei der Methodenwahl praktisch nicht ins Gewicht fällt. Jedenfalls dürfte der Annuitätenmethode aus Gründen der Zweckmäßigkeit bei Ersatzproblemen der Vorzug zu geben sein, wo im allgemeinen die Restnutzungsdauer der alten Anlage nicht mit der Gesamtnutzungsdauer der neuen Anlage übereinstimmt [14, S. 93]. Sind Erträge einer Investition nicht feststellbar, oder nicht zurechenbar, so kann sowohl die Annuitäten- als auch die Kapitalwertmethode vereinfacht als dynamische Kostenvergleichsrechnung angewandt werden. KriDiese Amiahme muß natürlich auf ihre Zulässigkeit im konkreten Fall überprüft werden; stehen nämlich für den Zeitraum zwischen dem Ende der Nutzungsdauer der Erstinvestition und dem Ende der Nutzungsdauer der längerlehigen Investitionsalternatdve ausnahmsweise schon heute ausreichend zuverlässige Informationen zur Verfügung, daß die Anschlußinvestition innerhalb dieses Zeitraums höhere oder niedrigere Überschüsse erzielen wird, so muß dies, wie iim Abschnitt 2.122 gezeigt, explizit veranschlagt werden. Keinesfalls darf die o. a. Prämisse der Anruuitätenmethode zur Vervollständigung des Alternativvergleichs leichtfertig als Ersatz für mangelnde Bemühung um Zukunftsdaten angesehen werden. 139 Aufgrund dieser Überlegungen hält Swoboda [103, S. 145 ff. u. S. 155] die Annuitätenmethode für die geeignetste Methode der klassischen Investitionsrechnung. In gleicher Weise äußert sich auch Iüetschko [45, S. 228]: „Da die Umrechnung der Kapitalwerte auf gleiche Investitionsdauern... oft sehr kompliziert ist und außerdem Periodengrößen mit ¡anderen betrieblichen Daten leichter zu konfrontieren sind, kann der Annuitätenmethode der Vorzug gegenüber der berichtigten Kapitalwertmethode gegeben werden."

138

158

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

terium des Vorteilvergleichs ist dann entweder die durchschnittliche Gesamtkostenersparnis pro Jahr oder die Barwertsumme der Betriebskostenersparnisse je Kapitaleinsatz. Unabhängig davon, ob aufgrund der Gegebenheiten im konkreten Falle die berichtigte Kapitalwertmethode oder die Annuitätenmethode zweckmäßiger erscheint, sei ausdrücklich betont, daß beide Methoden auf demselben Fundamentalprinzip beruhen und deshalb bei sachgemäßer Anwendung im Alternativvergleich unter einheitlichen Bedingungen immer zu gleichwertigen Ergebnissen führen. Im Hinblick auf eine gezielte Behandlung des Ungewißheitsphänomens ist es sinnvoll, die dynamische Investitionsrechnung noch durch die „Methode des kritischen Wertes" zu modifizieren. Dabei handelt es sich um eine seit langem bekannte Rechentechnik [33, Bd. I, S. llOf. u. S. 400 ff.; 91, S. 62ff. ; 176; 84, S. 73ff.; 96, S. 72ff.], mit deren Hilfe der Sicherheitsspielraum jeder in der Investitionsrechnung veranschlagten Erwartungsgröße ausgelotet werden kann. Praktisch geschieht dies in der Weise, daß man eine als besonders unsicher angesehene Größe ceteris paribus variiert und dann den Wert sucht, bei dem die einzelne Investition gerade noch wirtschaftlich gerechtfertigt erscheint oder bei dem die Investition im Vergleich zu einer anderen beginnt bzw. aufhört, vorteilhaft zu sein. Diese Methode wurde bereits benutzt, als wir die Abhängigkeit der Wahl zwischen Investitionen von der Höhe des Kalkulationszinsfußes untersuchten (vgl. Abschnitt 2.123, bes. Abb. 3). Die Ermittlung weiterer kritischer Werte veranschaulicht das folgende Beispiel, das auf den rechnerisch einfachsten Fall der Investition mit im Zeitablauf konstantem Kapitalrückfluß abstellt. Aus Gründen der besseren Übersicht sehen wir von der Berücksichtigung der Erfolgsteuerbelastung ab. Ihre Einbeziehung ist im Prinzip jedoch ebenfalls möglich. Das Beispiel bezieht sich zunächst auf die im Abschnitt 2.122 bereits gekennzeichnete Investition A, deren Rechengrößen hier wie folgt weiter aufgegliedert sind: M P VK FK KE W Q X

= = = = = = = =

Absatzmenge Absatzpreis variable Kosten fixe Kosten 140 Kapitaleinsatz Wiedergewinnungsfaktor Faktorpreis Faktormenge wobei VK = Q • X

Ausgangsgleichung: 140

Gewinnannuität

(Stück/Jahr) (DM/Stück) (DM/Stück) (DM/Jahr) (DM) (8%; 6 Jahre) (DM/Stück) (Stück)

800 1,00 0,50 100 1000 0,21632 0,25 2

= M • P — M • VK — FK — KE • W

Mit Ausnahme kalkulatorischer Abschreibungen und Zinsen, da der Kapitaldienst bereits aufgrund der Multiplikation des Kapitaleinsatzes mit dem Wiedergewinnungsfaktor berücksichtigt wird.

Datenanforderungen im sukzessiven Entscheidungsprozeß

159

Setzt man diese Gleichung gleich Null und löst sie nach der gesuchten Größe auf, so erhält man folgende kritische Werte: kritische Absatzmenge : M =

KE • W + FK — ; P — v IC

,

KE•W + FK

. .

,

A

,

kritischer Absatzpreis : P = kritiSChe

Nutzungsdauer : W (°/o; n) =



M = 633

h VK;

P = 0,90 DM/Stück

M (P — VK) — FK — ; KE

n =4

1

KE • W + FK

1

ICH • W H- FK

kritischer Faktorpreis : Q = — (P kritische Faktormenge : X = — (P

^



Stück/Jahr

Jahre141

) ; Q = 0,30 DM/Stück ) ; X = 2,4 Stück

Entsprechende kritische Werte für die Wahl zwischen mehreren Investitionen lassen sich ermitteln, indem man z. B. die Annuitäten-Gleichung der Investition A gleich derjenigen der — im Abschnitt 2.122 ebenfalls bereits erläuterten — Investition B setzt und dann nach der gesuchten Größe auflöst. Dies sei am Beispiel der kritischen Absatzmenge (M) veranschaulicht. Investition B unterscheide sich von Investition A bei im übrigen gleichen Daten durch folgende Rechengrößen: VK = 0,30; FK = 160; KE = 1400 und X = 1,2. M kann nun bestimmt werden aus: 0,5 M — 100 — 1000 • 0,21632 = 0,3 M — 160 — 1400 • 0,21632 M = 733 Stück/ Jahr. Bis zu dieser Absatzmenge erweist sich, wie Abbildung 8 zeigt, Investition A noch als vorteilhaft. Bei einer größeren Absatzmenge ist Investition B vorteilhaft, weil hier die Kostendegression stärker ist. Die Methode des kritischen Wertes läßt sich in der Weise verfeinern, daß zwei oder mehr — vor allem zusammengehörende — Größen (z. B. Absatzmengen und -preise) als variabel betrachtet und ihre „kritischen Wertkombinationen" ermittelt werden [91, S. 65f.]. Eine weitere Verfeinerung ist dadurch zu erreichen, daß man kritische Werte nicht nur für im Zeitablauf als konstant angenommene Größen errechnet, sondern auch für ihre zeitliche Veränderung, um z. B. die kritische Faktorpreisentwicklung, insbesondere die kritische Lohnsteigerungsrate zu bestimmen [176, S. 351 ff.]. Allerdings ist damit auch ein größerer Rechenaufwand verbunden, und es müssen zusätzliche vereinfachende Annahmen getroffen werden, die wiederum die Aussagefähigkeit der verfeinerten Rechnung beeinträchtigen. 141

Bei gegebenem Kalkulationszinsfuß und gegebenen Werten des dem Wiedergewinnungsfaktor gleichen Quotienten kann die kritische Nutzungsdauer ( = Amortisationsdauer) leicht aus einer finanzmatheanatischen Tabelle für Wiedergewinnungsfaktoren abgelesen werden.

160

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung durchschnittt. Gewinn (DM/Jahr)

iL 100-

-97,15

Ii

-B = 0.7 M - 462.85

-83,68

Investition A

- A = 0,5 M - 3 1 6 , 3 2

60-

40-

20o-V/i

600 ^ 6 3 3

/

/661

,

700

1-

733

H — •

M (Stück)

800

Abb. 8. Kritische Absatzmenge bei alternativen Investitionen

Die praktische Bedeutung der Methode des kritischen Wertes läßt sich anhand folgender Vorteile zusammenfassen: — Da besonders unsichere Größen oft nur in einem gewissen Streubereich angegeben werden können, bedeutet es eine Erleichterung der Schätzungsaufgabe, wenn lediglich festzustellen ist, ob die betreffende (zu ermittelnde) Größe innerhalb bestimmter Grenzen oder ober- bzw. unterhalb einer errechneten kritischen Grenze liegt. — Als Ergänzung der normalen Investitionsrechnung gewähren kritische Werte bei relativ einfacher Anwendung einen Einblick in die Struktur der Sicherheitsspielräume relevanter Daten der einzelnen Investition 142 . — Hinsichtlich der Wahl zwischen mehreren Investitionen erlauben kritische Werte die Beurteilung der Empfindlichkeit des Rechenergebnisses des Vorteilvergleichs im Falle möglicher Abweichungen von den veranschlagten Plandaten. Dies mindert die Gefahr einer fehlerhaften Vorauswahl von Investitionsalternativen und ist zugleich eine gute Grundlage für die endgültige Abstimmung und Entscheidung von Investitionsobjekten. Demgegenüber dürfen die Nachteile der Methode des kritischen Wertes nicht übersehen werden. Sie liegen einmal vor allem in der isolierenden Betrachtungsweise bei der Analyse des Sicherheitsspielraumes einer Größe, wobei die übrigen Größen als unabhängig behandelt werden, zum an142

So ist z. B. aufschlußreich, daß bereits ein Preiseinbruch von 10°/o vom geplanten Absatzpreis die Erreichung der geforderten Mindestrendite bei der Investition A gefährdet, der Sidierhedtsspielraum für einen Rückgang der Absatzmenge dagegen 21°/o beträgt. Dies erklärt sich daraus, daß im Falle eines Rückganges des Preisniveaus die stückproportionalen Kosten weiterhin anfallen, während bei einem Rückgang der Absatz- ( = Produktions-)menge diese Kosten sich in gleichem Maße verringern.

Datenanforderungen im sukzessiven Entscheidungsprozeß

161

deren aber auch in mathematischen Schwierigkeiten, die z. B. bei der nur approximativ möglichen Bestimmung des kritischen Kalkulationszinsfußes oder der kritischen zeitlichen Entwicklung einer Größe auftreten. „Ist man sich aber der Grenzen dieser Methode bewußt und versteht man die Relativität ihrer Ergebnisse richtig, so kann sie für die Praxis der Investitionsrechnung als wertvolles Hilfsmittel angesehen werden" [176, S. 353]. 3.22 Beurteilung der Amortisationsrechnung

3.221 Art und Zusammensetzung

dei

Rechengrößen

Angesichts der Dynamik der Marktentwicklung und der unwiderruflichen Natur der Investitionsentscheidung entspricht die Frage, wann eine Investition sich aus ihren Überschüssen bezahlt macht, besonders gut den Motivationen des Unternehmers, der unter unsicheren Erwartungen handeln muß [53, S. 298]. Darüber hinaus ist die Gefahr von Schätzungsirrtümern bei der Ermittlung von Daten der ferneren Zukunft besonders groß. Deshalb erscheint es zweckmäßig, neben der auf Rentabilitätsermittlung abzielenden eigentlichen Investitionsrechnung die Amortisationsdauer 143 zu berechnen, die als Risikomaßstab dem Streben nach Sicherheit und Elastizität Ausdruck verleiht [3, S. 220]. Die dazu benötigten Rechengrößen, die wegen ihres kurz- bzw. mittelfristigen Charakters verhältnismäßig sichere Erwartungen darstellen, werden unmittelbar aus der Datenunterlage der Investitionsrechnung entnommen. Dies gilt im vollen Maße für den Kapitaleinsatz und im beschränkten Maße für den Kapitalrückfluß. Letzterer ist nur für jenen Zeitraum zu veranschlagen, innerhalb dessen das eingesetzte Kapital — unverzinst — wiedergewonnen wird. Soll die Amortisationsrechnung sinnvoll die Investitionsrechnung ergänzen, so ist auf die Sicherstellung der nominalen Kapitalerhaltung abzustellen. Dabei geht man davon aus, daß der gesamte Kapitalrückfluß der schnellstmöglichen Amortisation des Kapitaleinsatzes dient und während dieses Zeitraumes auf eine Verzinsung verzichtet wird. Bei Ersatz- und Rationalisierungsvorhaben setzt sich der Kapitalrückfluß aus den jährlichen Betriebkostenersparnissen (sowie ggf. feststellbaren Ertragszuwächsen) und den jährlichen Abschreibungen der Investition zusammen. Bei allen umsatzbeeinflussenden Investitionen, wie z. B. Erweiterungs-, Umstellungs- und Diversifikationsvorhaben werden als Kapitalrückfluß die durch die betreffende Investition bewirkten jährlichen Gewinne und die jährlichen Abschreibungen verrechnet. U. E. ist der Amortisationsrechnung der Netto-Kapitalrückfluß, also der Rohgewinn nach Ab-

143

In der amerikanischen Literatur wird die Amortisationsdauer als pay-back, pay-off- oder pay-out-period bezeichnet.

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

162

zug von Erfolgsteuern zugrundezulegen 144 . Erst die Einbeziehung der Erfolgsteuerbelastung, die naturgemäß eine Verlängerung der rechnerischen Amortisationsdauer mit sich bringt, garantiert die Ermittlung einer tatsächlich liquiditätswirksamen Amortisationsdauer. 3.222 Anwendung

und Aussageiähigkeit

des

Rechenveriahrens

Unter der Voraussetzung, daß der Kapitalrückfluß während der Nutzungsdauer der Investition als konstant angenommen werden kann, läßt sich die Amortisationsdauer leicht aufgrund einer Durchschnittsrechnung nach folgender Formel bestimmen: .

..

,

Amoitisahonsdauei

,,

,

.

Kapitaleinsatz (DM) r , „—.. , .. , ., _ , . durchschnittlicher Kapitalruckfluß (DM/Jahr)

(Jahre) = - — .

Fehlt diese Voraussetzung, so kann die Amortisationsdauer nicht mit Hilfe einer Formel, sondern muß aufgrund einer Kumulationsiedinung ermittelt werden. Dazu sind die effektiven jährlichen Kapitalrüdeflüsse (Zeitwerte) so lange zu addieren, bis sie die Höhe des Kapitaleinsatzes erreicht haben. Der Zeitraum, in dem das der Fall ist, stellt die gesuchte Amortisationsdauer dar. In dem nachfolgenden Beispiel beträgt die in dieser Weise — statisch — errechnete Amortisationsdauer der Investition H = 3 Jahre und der Investition J = 4 Jahre.

Periode (Jaihr)

faktor 10°/»

Investition H Netto-Kapitalräckiluß

Investition J Netto-Kapi talrücklluß

Zeitwert

Barwert2-3

Zeitwert

Barwent2-5

(1)

(2)

(3)

(4)

(5)

(6)

1 2 3 4 5 6

0,9091 0,8264 0,7513 0,6830 0,6209 0,5645

40.000 30.000 30.000 20.000 20.000 10.000

36.364 24.792 22.539 13.660 12.418 5.645

10.000 20.000 30.000 40.000 60.000 40.000

9.091 16.528 22.539 27.320 37.254 22.580

150.000

115.418

200.000

135.312

Summe



Kapitaleinsatz : — 100.000 Kapitaleinsatz : — 100.000 Kapitalwert H :

15.418 Kapitalwext J :

35.312

Tab. 7 144

Blohm und Lüder [14, S. 64] sind allerdings der Ansicht, daß es zweckmäßiger sei, erf o Igst euerli ch e Gesichtspunkte bei der Ermittlung der Amortisationsdauer außer acht zu lassen.

Datenanforderungen im sukzessiven Entscheidungsprozeß

163

In der Literatur wird z. T. der dynamischen Amortisationsrechnung der Vorzug gegeben [148, S. 1063], die den Zeitraum ermittelt, in welchem der Kapitaleinsatz einer Investition zuzüglich einer bestimmten Verzinsung wiedergewonnen ist: Im Falle des jährlich konstanten Kapitalrückflusses teilt man den Kapitaleinsatz durch den durchschnittlichen Kapitalrückfluß pro Jahr und sucht den so errechneten Wert unter dem vorgegebenen Kalkulationszinsfuß' einfach in der Tabelle für Rentenbarwertfaktoren auf. Die diesem Wert entsprechende Periode ist die gesuchte Amortisationsdauer. Im Falle des im Zeitablauf unregelmäßigen Kapitalrückflusses werden die Barwerte des periodisch veranschlagten Kapitalrüdeflusses kumulativ zur Amortisation herangezogen. In dem o. a. Beispiel beträgt die so ermittelte dynamische Amortisationsdauer der Investition H = 4,21 Jahre und der Investition J = 4,66 Jahre. Hinsichtlich ihrer Form und Aussagefähigkeit ist die dynamische Amortisationsrechnung mit der im Abschnitt 3.212 erläuterten Methode der „kritischen Nutzungsdauer" identisch. Infolge der Einbeziehung von Zinsen, wodurch die dynamische Amortisationsdauer übrigens stets größer ausfällt als die statische, weist die dynamische Amortisationsrechnung offenbar Berührungspunkte mit der eigentlichen Investitionsrechnung auf. Eine dahingehend abgewandelte dynamische Amortisationsrechnung, die nicht mehr den Zeitpunkt sucht, in dem bei gegebenem Kalkulationszinsfuß der Kapitalwert (oder die Annuität) den Wert Null hat, sondern die prüft, ob innerhalb einer autonom gesetzten — von der betrieblichen Planung noch konkret übersehbaren — „Höchstamortisationszeit" die geforderte Mindestrendite auf das investierte Kapital neben seiner Wiedergewinnung erzielt wird, ist bereits eine Synthese aus dem Denken in Renditen und Amortisationsperioden [175]. Der Unterschied zur eigentlichen Investitionsrechnung besteht lediglich darin, daß statt der Nutzungsdauer die Hödistamortisationsdauer vorgegeben wird. Verfolgt man aber mit der Amortisationsrechnung die Ziele, 1. eine zusätzliche Grundlage für die Abschätzung des Risikos des Kapitaleinsatzes zu schaffen und 2. eine Unterlage für die Beurteilung der von Investitionsvorhaben ausgehenden (bei den Alternativen ggf. unterschiedlichen) Einflüsse auf die zukünftige Liquidität zu erlangen [96, S. 88], so erscheint ihre Anwendung in statischer Form geeigneter. Als Risikomaßstab hat die statische Amortisationsdauer gegenüber der dynamischen den Vorteil, nicht etwaigen subjektiven Einflüssen der Wahl des Kalkulationszinsfußes zu unterliegen [14, S. 98]. Zur Messung des Risikos einer Investition stellen wir deshalb im folgenden auf die statische Amortisationsdauer ab.

164

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

Die Aussagefähigkeit dieser Amortisationsdauer ist zunächst lediglich auf die Kennzeichnung der Geschwindigkeit beschränkt, mit der sich das investierte Kapital voraussichtlich wieder in liquide Form umwandelt. Erst im Vergleich mit einer geforderten Mindest- oder Soll-Amortisationsdauer, dessen Ansatz die psychologisch bedingte Risikoeinstellung des Investors widerspiegelt, ist ein zusätzliches Entscheidungskriterium gewonnen. Zeigt es sich z. B., daß die Wiedergewinnung des Kapitaleinsatzes nicht innerhalb des übersehbaren Zeitraumes der Soll-Amortisationsdauer möglich ist, so wird die Investition wegen des hohen Risikos des Kapitalverlustes im allgemeinen unterbleiben. Will sich der Investor dem Liquiditätsrisiko gegenüber absichern, so ist zu bedenken, daß dies nur im Rahmen einer vollständigen, die Gesamtunternehmung umfassenden Finanzplanung ausreichend zuverlässig möglich ist. „Trotzdem bleibt es sinnvoll, auch die einzelnen Investitionsvorhaben in sich vom Liquiditätsrisiko her zu beurteilen. Von zwei im übrigen gleich vorteilhaften Vorhaben ist immer dasjenige vorzuziehen, das ein kleineres Liquiditätsrisiko trägt" [69, Bd. II, S. 448], das sich also durch eine kürzere Amortisationsdauer auszeichnet. Problematisch wird die Amortisationsrechnung jedoch, wenn sie — gleichwohl ausnahmsweise — als Ersatz für die rentabilitätsorientierte Investitionsrechnung angewandt wird. So empfiehlt Jonas, bei allen Investitionen in besonders riskanten Feldern, z. B. bei der Aufnahme neuer Produkte in das Produktionsprogramm und bei angespannter Finanzlage der Unternehmung mit daraus resultierender starker Begrenzung des Kapitals die Amortisationsdauer als primären Maßstab für die Investitionsentscheidung zu verwenden [174]. Nur allzu leicht wird dabei übersehen, daß die Amortisationsdauer als ausschlaggebendes Kriterium für die Beurteilung der Investition keine Aussage über die Rentabilität erlaubt und leicht zu Fehlentscheidungen verleitet, weil die Restnutzungsdauer nach Ablauf der Amortisationszeit und die Gewinnentwicklung in diesem Zeitraum außer acht bleiben. Im o. a. Beispiel (Tab. 7) wird dies besonders deutlich: aufgrund der Amortisationsrechnung müßte man sich für die Investition H entscheiden. Daß die Investition J aber einen wesentlich größeren Kapitalwert aufweist als die Investition H, kommt dabei nicht zum Ausdruck. Ferner ist zu beachten, daß die Amortisationsrechnung längerlebige alternative Investitionsobjekte benachteiligt. Da es sich dabei meist um kapitalintensive Anlagen handelt, bedeutet dies, daß bei der Entscheidung aufgrund der kürzeren Amortisationsdauer eher kapitalextensive Anlagen gewählt werden und damit die technische Entwicklung gehemmt wird [103, S. 155]. Deshalb sollte die Amortisationsrechnung grundsätzlich nur als Ergänzung zur eigentlichen Investitionsrechnung verwandt werden. Unbestritten bleibt, daß bei besonders großen Risiken, wie z. B. in politisch unsicherer Lage, bei Erwartung eines umwälzenden technischen Fort-

Datenanforderungen im sukzessiven Entscheidungsprozeß

165

schritts oder für die Unternehmung folgenschwere Bedarfsänderungen die Amortisationsdauer bei der Investitionsentsdieidung ausschlaggebend sein kann. 3.23 Beurteilung des MAPI-Systems 3.231 Art und Zusammensetzung

der

Rechengrößen

Gegenstand der folgenden Beurteilung ist ein besonderes Verfahren der Investitionsrechnung, das am Machinery and Allied Products Institute (MAPI), Washington, v o n Terborgh entwickelt wurde und heute als ein umfassendes System von Leitbildern und Diagrammen weiter ausgebaut vorliegt [105]. Es handelt sich um ein die Prognosebemühungen vereinfachendes, abgekürztes Verfahren, das uns vor allem im Hinblick auf die Bedingungen interessiert, unter denen es den Schwierigkeiten der Datenermittlung Rechnung trägt. Dem Grundgedanken nach zielt das MAPI-Verfahren darauf ab, die relative Rentabilität eines Investitionsvorhabens zu ermitteln. Dabei ist auf die Differenz der Gewinne abzustellen, die für eine bestimmte Periode in den Alternativen mit und ohne Vornahme der Investition veranschlagt und an der Vergleichsgröße des zusätzlich erforderlichen Kapitaleinsatzes der Investition gemessen werden. Da mit der Länge des Aufschubes der Investition über mehrere Perioden auch der Gewinnentgang (Verlust) ansteigt, der bei fortgesetzter Verwendung alter, wirtschaftlich überholter Anlagen entsteht, bei sofortiger Realisierung des Investitionsvorhabens aber vermieden werden kann, ist die Höhe des — so definierten — relativen Gewinnes selbst als ein Gradmesser für die Dringlichkeit der Vornahme der Investition anzusehen. „Das Maß augenblicklicher Dringlichkeit ist die Rentabilität, die der Aufschubperiode mit der geringsten Rentabilität entspricht" [105, S. 94], Eine gute Investitionspolitik wird demzufolge darauf gerichtet sein, die relativen Gewinne eines Investitionsvorhabens klein zu halten, d. h. Verluste aus verspäteter Vornahme von Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen möglichst auszuschalten. Unter der Annahme, daß die relativen Gewinne aus dem sofortigen Anlagenersatz von J a h r zu Jahr steigen, braucht sich die Rechnung nur auf das nächste J a h r zu beziehen, um einen Hinweis darauf zu erhalten, ob bereits im gegenwärtigen Zeitpunkt die wirtschaftliche Nutzungsdauer einer vorhandenen (ggf. zu ersetzenden) Anlage abgelaufen ist. Die relative Rentabilität gibt dann das Maß des Vorteils an, den man ungenutzt läßt, w e n n die Investition um ein J a h r aufgeschoben wird. Die Nutzanwendung dieses Grundgedankens kommt in der M API-Formel zum Ausdruck, die auf der Annahme beruht, daß ein Vergleich der Alternativen, sofortige Vornahme oder Aufschub der Investition, in bezug auf eine einjährige Aufschubperiode die minimale relative Rentabilität ergibt.

166

Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

Mit Hilfe dieser Formel wird der Dringlichkeitsmaßstab beredinet, und zwar unter Berücksichtigung folgender Einflußgrößen [105, S. 99 ff.]: Dringlichkeitsmaßstab ( = relative Rentabilität)

(•/»/Jahr) =

(2) + (3) —(4) —(5) (1)

• 100

(1) = Netto-Kapitaleinsatz: Anschaffungs- (oder Herstellungs-)kosten des Investitionsobjektes, abzüglich der Kapitalbeträge, die beim Anlagenersatz in Höhe des Liquidationserlöses der alten Anlage freigesetzt werden, und der Kapitalbeträge, die ggf. für eine Großreparatur an der alten Anlage im Falle ihrer Weiterverwendung notwendig gewesen wären, deren Verausgabung für diesen Zweck aufgrund des Anlagenersatzes unterbleiben kann; (2) = Betiiebsgewinnänderung des nächsten Jahres: Summe aus Ertragssteigerung und Kostensenkung, die aufgrund der Vornahme der Investition gegenüber dem voraussichtlichen Betriebsergebnis im Falle des Aufschubs der Investition erwartet wird; (3) = vermiedener Kapitalverzehr des nächsten Jahres: Verminderung des Liquidationserlöses der alten Anlage nach einem Jahr plus Anteil des nächsten Jahres an den (auf eine entsprechend verlängerte Nutzungsdauer verteilten) Aufwendungen für Großreparaturen, falls diese bei Weiterverwendung der alten Anlage notwendig werden; (4) = entstehender Kapitalverzehr des nächsten Jahres: Nutzwertabnahme des Investitionsobjektes nach einem Jahr, gemessen als Differenz zwischen dem Barwert des gesamten Kapitalrückflusses der Jahre 1 bis n zu Beginn des 1. Jahres und dem Barwert des restlichen Kapitalrüdeflusses der Jahre 2 bis n zu Beginn des 2. Jahres (n = Nutzungsdauer); (5) = Erfolgsteueränderungen des nächsten Jahres: Erhöhung der Erfolgsteuer infolge der durch die Vornahme der Investition bewirkten Steigerung des Betriebsgewinnes (Größe 2) und Vermeidung des Kapitalverzehrs der alten Anlage (Größe 3). (Die Verminderung der Erfolgsteuer infolge der durch die Anschaffung der neuen Anlage selbst zusätzlich steuerlich abzugsfähigen Beträge für Abschreibungen und Fremdkapitalzinsen wird aus methodischen Gründen bereits in Größe 4 berücksichtigt.) Die Ermittlung der o. a. ersten drei Einflußgrößen dürfte in der Praxis relativ leicht mit ausreichender Genauigkeit möglich sein und bedarf deshalb hier keiner weiteren Erörterung. Die eigentliche Problematik liegt in der Abschätzung des bei Vornahme der Investition innerhalb des nächsten Jahres entstehenden Kapitalverzehrs sowie in der sachgemäßen Veranschlagung der effektiven zusätzlichen Erfolgsteuerbelastung.

Datenanforderungen im sukzessiven Entsdieidungsprozeß

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Der schwierigste und hinsichtlich der Datenproblematik zugleich interessanteste Teil des MAPI-Systems ist die Bestimmung der Rechengröße (4), also des Kapitalverzehrs der neuen Anlage, der sich aus dem Unterschied des Barwertes der erwarteten absoluten Kapitalrüdeflüsse zu Beginn und am Ende des 1. Jahres ergibt. So definiert, unterscheidet sich der Kapitalverzehr wesentlich von der gebräuchlichen, als Abschreibung bezeichneten Wertminderung einer Anlage. Seine Ermittlung läßt naturgemäß die Beschränkung der Analyse auf das nächste Jahr, ohne die restlichen bis zum Ende der Nutzungsdauer anfallenden Zahlungen (Kosten und Erträge) der neuen Anlage einzubeziehen, die ja ebenso Bestandteile der Investition sind, nicht zu. An Stelle der von der Investitionstheorie geforderten individuellen Prognose der absoluten Gewinne stellt Terborgh Normprojektionen zur Verfügung, die den Trend der absoluten Gewinnentwicklung über die Laufzeit einer Investition angeben. Diese Normprojektionen gewinnt Terborgh durch bestimmte Annahmen über die zukünftigen Auswirkungen des technischen Fortschrittes und der technischen Abnutzung. Beide Faktoren bewirken gemeinsam ein Absinken der Gewinne des zu beurteilenden Investitionsobjektes im Zeitablauf, und zwar einmal aufgrund des Leistungsabfalles der gegenwärtig in Betracht gezogenen Anlage gegenüber zukünftig verfügbaren, verbesserten Anlagen, zum anderen aufgrund der erwarteten ansteigenden Ausschuß-, Wartungs- und Reparaturkosten usw. Der Investitionsrechner hat die Möglichkeit, je nach dem erwarteten Tempo der technisch-wirtschaftlichen Überholung der betreffenden Anlage zwischen drei Normverläufen der Gewinnabnahme, nämlich einem Standard-Verlauf mit konstanten Abnahmearten, einem Verlauf mit steigenden (Variante A) und einem mit fallenden Abnahmeraten (Variante B) zu wählen. Die Normverläufe selbst sind in Abhängigkeit von bestimmten Einflußgrößen in MAPI-Diagrammen dargestellt, aus denen der im ersten Jahr entstehende Kapitalverzehr der Investition (abzüglich der Erfolgsteuerersparnis aus den steuerlich absetzbaren Beträgen des ersten Jahres) nur noch abgelesen zu werden braucht. Im einzelnen sind zur Bestimmung dieses Diagrammsatzes folgende Angaben erforderlich, die, nachdem sie ermittelt sind, die absolute Gewinnentwicklung des Investitionsvorhabens der Form und Höhe nach in einem einzigen Verlauf determinieren: 1. Angaben, die aufgrund der Einschätzung der spezifischen Verhältnisse der einzelnen Investitionen zu ermitteln sind: a) gewählter Normverlauf der Gewinne (Standard, Variante A oder Variante B); b) wahrscheinliche wirtschaftliche Nutzungsdauer der neuen Anlage (Anwendungsbereich: zwischen 5 und 40 Jahren); c) voraussichtlicher Liquidationserlös der neuen Anlage zum Zeitpunkt

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

ihres Ersatzes (Anwendungsbereich: zwischen 0 und 50°/o der Anschaffungskosten) ; d) anzuwendender Erfolgsteuersatz (bei Abweichungen von dem den Diagrammen zugrunde liegenden Satz von 50°/° ist die Berücksichtigung von vorausberechneten Steuerberichtungsfaktoren erforderlich); e) steuerlich zulässige Abschreibungsmethode (digital = arithmetischdegressiv, geometrisch-degressiv oder linear); 2. Angaben, die den Diagrammen als ieste Werte, unabhängig von den Verhältnissen der einzelnen Investition zugrunde liegen: a) Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital: 25%>; b) Fremdkapitalzins: 3%; c) Netto-Verzinsung des Eigenkapitals (nach Abzug von Erfolgsteuern): 10%.

Die gedankliche und mathematische Vorarbeit Terborghs liegt in den vorausberechneten alternativen Gewinnverläufen der Diagramme, die die unter 1. und 2. genannten Angaben in ihrem Zusammenwirken darstellen. Um über die Anwendung und Aussagefähigkeit des MAPI-Systems urteilen zu können, müssen zuvor diese Angaben sowie bestimmte — nicht immer leicht zu erkennende — problemvereinfachende Prämissen allerdings einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Zu 1.: Hinsichtlich der Wahl eines der drei Normverläufe ist zu bemerken, daß damit u. a. auch die Zahlungen der unmittelbaren Zukunft fixiert werden, ü b e r kürzere Zeiträume hegt der Investor aber oft konkrete Erwartungen, die eine größere Wirklichkeitsnähe versprechen als die Übertragung eines starren Schemas [31, S. 147f.]. Insoweit bleiben also möglicherweise verfügbare Informationen unberücksichtigt, die als gegenwartsnahe Daten nur einer geringen Diskontierung unterliegen und deshalb im Rechenergebnis relativ stark ins Gewicht fallen würden. Für längere Zeiträume (vom 2. oder 3. Jahr an) erscheint uns dagegen eine trendmäßig festgelegte Gewinnentwicklung durchaus zweckmäßig und im Hinbiidt auf die Ungewißheit der Erwartungen vertretbar. Eine theoretisch befriedigende Behandlung des Ungewißheitsproblems in der Investitionsrechnung ist zwar nur aufgrund eines Verfahrens möglich, das mit einem Streubereich möglicher Erwartungen arbeitet und im Ergebnis noch das Maß der Unsicherheit erkennen läßt, unter dem letztlich die Entscheidung getroffen werden muß. Dennoch erscheint das MAPI-Verfahren, obwohl es lediglich auf den wahrscheinlichsten Wert aus der Bandbreite möglicher Entwicklungen abstellt und diesen als „sichere" Erwartung behandelt, bei den Investitionsvorhaben sinnvoll, bei denen sich erstens im Durchschnitt die Abweichungen der tatsächlich eingetretenen von den erwarteten Größen kompensieren und zweitens einzelne Fehlschätzungen zwischenzeitlich

Datenanforderungen im sukzessiven Entscheidungsprozeß

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keine schwerwiegenden Folgen für die Unternehmung haben. Das ist hauptsächlich bei der Vielzahl kleinerer Projekte der Fall. Bei kleineren Investitionsvorhaben ist dieses Vorgehen auch praktisch, nämlich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit der Investitionsuntersuchung selbst, zu rechtfertigen. Die Schätzung der Nutzungsdauer bereitet insofern Schwierigkeiten, als der Ablauf des MAPI-Verfahrens es nicht zuläßt, analytisch von den auf die Beendigung der Nutzungsdauer hinwirkenden Faktoren des technischen Fortschrittes und des Verschleißes auszugehen; diese Faktoren sind nämlich bereits in den jeweils gewählten Normverlauf mathematisch eingearbeitet. Als normierte und integrierte Größen besitzen sie nicht die Transparenz, die erforderlich ist, um für Zwecke der Abschätzung anderer relevanter Größen noch informativ zu sein. Die Nutzungsdauer der neuen Anlage muß deshalb gleichsam „autonom" als ein Resultat technisch-wirtschaftlicher Überholung veranschlagt werden [126, S. 154 f.]. Diese methodisch bedingte Eigenart des MAPI-Systems und das Fehlen einer absoluten Gewinnprognose lassen die Abschätzung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der Investition besonders unsicher erscheinen. Dies ist insofern bedenklich, als dadurch Fehlschätzungen der Nutzungsdauer begünstigt werden, die vor allem bei kurzlebigen Investitionen das Rechenergebnis relativ stark beeinflussen. Gerade kleinere Investitionsvorhaben, auf die das MAPI-System ja besonders abstellt, weisen im allgemeinen keine allzu lange Nutzungsdauer auf. Mit der Fehlschätzung der Nutzungsdauer kann u.U. gleichzeitig eine Fehlschätzung des Liquidationserlöses der neuen Anlage auftreten: Wenn sich nämlich herausstellt, daß infolge technisch-wirtschaftlicher Überholung der neuen Anlage ihre tatsächliche Nutzungsdauer gegenüber der geschätzten kürzer ist, kann häufig damit gerechnet werden, daß auch der Restwert niedriger sein wird, als seinerzeit erwartet, sofern nicht ursprünglich ohnehin nur mit einem Resterlös in Höhe des Schrottwertes gerechnet wurde. In bezug auf die allgemeine Problematik der Einbeziehung von Erfolgsteuern verweisen wir auf die entsprechenden Überlegungen, die wir im Zusammenhang mit der klassischen Investitionsrechnung im Abschnitt 3.211 angestellt haben. Nur soviel sei hier festgestellt, daß auch das MAPISystem mit seiner Forderung, einen einheitlichen Steuersatz der Rechnung zugrunde zu legen, in Deutschland auf die erläuterten Schwierigkeiten eines gespaltenen KöSt-Satzes stößt und deshalb bei Kapitalgesellschaften lediglich approximative Lösungen aufgrund eines stets problematischen „zusammengefaßten" KöSt-Satzes zuläßt. Hinsichtlich der von Terborgh zur Wahl gestellten steuerlichen AfA-Methoden ist zu bemerken, daß davon nur die lineare AfA in Deutschland zulässig ist und die hier bedeutsame (auf 20% und auf das Zweifache der linearen AfA) begrenzte, also stark modifizierte geometrisch-degressive AfA nicht gesondert berücksich-

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Praktikabilität der Investitionsredinung und -planung

tigt ist [96, S. 69f.]. Die Anwendbarkeit der MAPI-Diagramme ist in diesem Punkt noch durch weitere einengende Bedingungen beschränkt. Sie gelten nämlich nur, wenn erstens es sich um ein Investitionsvorhaben handelt, dessen Kapitaleinsatz sich vollständig aus Aufwendungen für ein abnutzbares, absdireibungsfähiges Anlagegut zusammengesetzt, zweitens die der steuerlichen AfA zugrunde gelegte (von der Finanzverwaltung anerkannte) Nutzungsdauer mit der wahrscheinlichen (in der Investitionsrechnung zu veranschlagenden) wirtschaftlichen Nutzungsdauer übereinstimmt und drittens keine Sonder-AfA wahrgenommen wird, d. h. wenn die steuerliche AfA sich streng an den von der gewählten AfA-Methode vorgeschriebenen Verlauf hält 145 . Diese Bedingungen werden in der Praxis durchaus nicht immer erfüllt. Zu 2.: Die übrigen Angaben, der Verschuldungskoeffizient, der Fremdkapitalzins und die Netto-Verzinsung des Eigenkapitals, sind konstante Größen des MAPI-Systems [105, S. 107, 117, 120f., 167 u. S. 236f.). Sie werden zur Bestimmung des Diskontierungszinsfußes herangezogen. Dies verwirrt insofern, als der Kapitalverzehr der neuen Anlage mit Hilfe der internen Zinsfußmethode ermittelt, der interne Zinsfuß selbst dabei aber nicht, wie üblich, durch Probieren errechnet, sondern als bereits bekannt vorausgesetzt wird! Die Erklärung dafür ergibt sich aus folgender Überlegung. Infolge des Ersatzes der Prognose absoluter Gewinne der Investition durch einen gewählten Normverlauf kann der interne Zinsfuß nicht direkt berechnet werden. Terborgh schlägt deshalb vor, diesen vereinfacht aus dem Unternehmungsgewinn abzuleiten: Im Durchschnitt erzielen die einzelnen Investitionsobjekte eine Verzinsung in Höhe der Gesamtkapitalrentabilität der Unternehmung. Das Eigen- und Fremdkapital, über das die Unternehmung in einem bestimmten Zeitpunkt verfügt, stammt aus einer Vielzahl von Quellen und ist, der Totalfinanzierung der betrieblichen Kapitalwirtschaft entsprechend, praktisch untrennbar ineinandergeflossen. Unter der Annahme, daß zusätzliche Investitionen in gleicher W e i s e finanziert werden wie das Gesamtkapital (die Kapitalgüter) der Unternehmung, sei es möglich, ihre Renditen auf der einheitlichen Grundlage einer bei allen Investitionsvorhaben gleichen Finanzierungsstruktur zu berechnen. Werden, wie vorausgesetzt, die Investitionen im Durchschnitt zu 7 5 % mit Eigen- und zu 2 5 % mit Fremdkapital finanziert, beträgt der Fremdkapitalzins 3 % und kann auf das Eigenkapital eine geforderte Netto-Verzinsung in Höhe von 10% erzielt werden, so ergibt sich eine Rentabilität des Gesamtkapitals von 8,25% 1 4 6 . Dieser Satz liegt den Diagrammen als ein sich im Durchschnitt in allen Investitionsobjekten realisierender interner Zins145

Lediglich für den Fall der steuerlichen Sofort-AfA (z. B. für sogen, geringwertige Wirtschafte guter) stellt Terborgh [105, S. 277 if.] Sonderdiagrainme zur Verfügung. 8,25°/« = (0,75 • 0,10 + 0,25 • 0,03) • 100.

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fuß zugrunde. Audi hier baut Terborgh offenbar auf dem Gesetz der großen Zahl auf. Da man bei der Ermittlung des Kapitalverzehrs aber auf die einzelne Investition, deren interner Zinsfuß nur zufällig gerade 8,25% betragen wird, abstellt, sind Abweidlungen des tatsächlichen internen Zinsfußes von dem angenommenen schlechthin zwangsläufig. Allerdings hält sich die Auswirkung dieser Abweichungen im Rechenergebnis in relativ engen Grenzen. Nach Ansicht von Terborgh bewegen sich die Abweichungen des Diagrammsatzes z. B. für den Standardverlauf der absoluten Kapitalrückflüsse innerhalb eines Spielraumes von l°/o, wenn der Toleranzbereich des Verschuldungsgrades zwischen 0 und 50°/o, des Fremdkapitalzinses zwischen 0 und 5 % und der Netto-Eigenkapitalrentabilität zwischen 5 und 15% nicht überschritten wird [105, S. 275]. Zumindest in Ländern mit hohem Zinsniveau dürfte die praktische Anwendung des MAPI-Verfahrens auch aus diesem Grunde problematisch sein. In theoretischer Hinsicht ist die o. a. Annahme der einheitlichen Effektivverzinsung sämtlicher Investitionsobjekte insofern angreifbar, als sie das Ergebnis der Rechnung präjudiziert. Die eigentliche Unbekannte des MAPI-Systems ist der interne Zinsfuß, dessen Vorgabe eine Umkehr von Ursache und Wirkung bedeutet. 3.232 Anwendung

und Aussagetähigkeit

des

Rechenverfahrens

Aus den vorangegangenen kritischen Erörterungen der Rechengrößen und wichtigsten Prämissen ergeben sich bestimmte Folgerungen für die Anwendung 147 und Aussagefähigkeit des Rechenverfahrens. Nach den zahlreichen Unterstellungen und Einschränkungen, die übrigens aus der einfachen MAPI-Formel nicht zu erkennen sind und bei der praktischen Auswertung der Ergebnisse leicht übersehen werden können, ist man geneigt, der folgenden Feststellung Böhms zuzustimmen. Er bezeichnet das MAPI-System als „ein völlig kopflastiges Gebilde . . ., bei dem man einen imponierenden und inzwischen nur für den Spezialisten noch durchsichtigen mathematischen Wolkenkratzer auf methodischen Prämissen errichtet hat, die den krummen Baumstämmen eines Pfahlbaues gleichen" [126, S. 154). Eine gerechte Beurteilung muß allerdings die besondere Zielsetzung Terborghs im Auge behalten: eine Methode der Investitionsrechnung zu entwickeln, die wissenschaftlich akzeptabler ist als es die vielfach üblichen Faustformeln sind und in der praktischen Anwendung weder an den Schwierigkeiten der Datenermittlung noch an einer zu komplizierten Rechentechnik scheitert. 147

Die Anwendumgs/ecftniJc des MAPI-Verfahrens braucht hier nicht näher erläutert zu werden; sie geht eindeutig hervor aus den übersichtlich gestalteten MAPI-Formiulaxen [105, S. 136 ff. u. S. 151 ff.] und den Benutzungsanweisungen der MAPI-Diaigramme [105, S. 166 ff.]. Größeren Wert legen wir dagegen auf eine kritische Beurteilung des möglichen Anwendungsbereichs.

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Praktikabilität der Investitionsredinung und -planung

Es ist unmittelbar einleuchtend, daß der Verzicht auf die Ermittlung von wesentlichen spezifischen Ausgangsdaten zugunsten vorausgesetzter bzw. vorgeformter Werte nur soweit zulässig ist, als die vereinfachenden Annahmen im konkreten Fall noch realistisch erscheinen. Ob allerdings der angenommene Satz der internen Verzinsung von 8,25°/o, bei dem ja der Nutzwert ( = Barwert des gesamten Kapitalrückflusses) einer Investition den Anschaffungskosten gleich sein soll, in jedem Falle praktisch vertretbar ist, wagen wir zu bezweifeln. Mit dieser Annahme gelingt es Terborgh zwar, der Praxis die Arbeit des Diskontierens zu ersparen und die Abnahme des Nutzwertes, d. h. den Kapitalverzehr der neuen Anlage im nächsten Jahr von vornherein in nomographischen Funktionstafeln für jedes beliebige Investitionsobjekt als Prozentsatz der Anschaffungskosten anzugeben. Warum aber soll es keinen anderen Diskontierungszinsfuß geben, der den in der Abzinsung zum Ausdruck kommenden Kapitalverzehr im Einzelfall besser wiedergibt als der Zinsfuß, den Terborgh innerhalb der o. a. Toleranzgrenzen zugrunde legt? J e mehr das der Fall ist, umso größer ist die rechnerische Ungenauigkeit und damit auch die Gefahr der Fehlentscheidung. Die vielfach kritisierte Starrheit des MAPI-Systems, das sowohl für die Kapitalstruktur als auch für die Kapitalverzinsung mit „eingefrorenen Werten" arbeitet [120, S. 780], verbietet eine blinde Anwendung. Auch die in folgenden Situationen notwendige Abwandlung des Rechenergebnisses [105, S. 185 ff.] bedingt einen stets kritischen Vorbehalt: steigender oder fallender Trend der Anschaffungskosten, voraussehbarer unregelmäßiger Verlauf des technisch-wirtschaftlichen Fortschrittes, allgemeiner Preisanstieg, lange Anlaufzeiten, Vorauszahlungen auf den Anschaffungspreis und im Zeitablauf zunehmende Kapazitätsausnutzung der neuen Anlage. Bei mittleren, in jedem Falle aber bei größeren Investitionsvorhaben dürfte es nicht ausreichen, unter Beibehaltung des MAPI-Verfahrens nach bloßem Fingerspitzengefühl das Ergebnis zu modifizieren; denn dann würde ja gerade das — von Terborgh mit Recht verworfene — „Urteilen über den Daumen" wieder Einzug halten! In der Tat stehen weitgehende rechnerische Verfeinerungen auf der einen Seite, wie sie etwa bei der — für deutsche Verhältnisse allerdings unzureichenden — Einbeziehung von Erfolgsteuern zum Ausdruck kommen, und schwerwiegende Abwandlungen des Ergebnisses ohne exakte Datenunterlage auf der anderen Seite im Widerspruch zueinander. Letztlich werden die Einfachheit der Anwendung — ein nicht zu unterschätzendes Positivum — und die an sich begrüßenswerte Verfeinerung rechnerischer Überlegungen jedoch mit einem Übermaß an Starrheit erkauft. Ohne das MAPI-System grundsätzlich abzulehnen, ist festzustellen, daß es seiner Konzeption nach von vornherein auf eine bestimmte Kategorie von Investitionen beschränkt bleibt. Der Fragestellung der Ausgangsformel entsprechend, ist es vor allem zur Beurteilung von Ersatz- und Rationali-

Datenanforderungen im simultanen Entsdieidungsprozeß

173

sierungsinvestitionen vorgesehen. Den erläuterten methodisch bedingten Vereinfachungen entsprechend, kommen lediglich kleinere Investitionsobjekte in Betracht. Dies nicht zuletzt deswegen, weil es sich hier um ein nur z. T. dynamisches Verfahren handelt. Es ähnelt der statischen Rentabilitätsrechnung und berücksichtigt lediglich zur Bestimmung der Rechengröße (4) den Diskontierungsgedanken. In seiner jetzigen Form-—die Entwicklung ist auch heute noch nicht abgeschlossen — können wir die Anwendung des MAPI-Systems allerdings auch für die Analyse kleinerer Objekte insoweit nicht empfehlen, als die Realitätsferne z. T. recht willkürlich gesetzter Prämissen im konkreten Falle Fehlbeurteilungen befürchten läßt.

3.3 Datenanforderungen und Anwendungsmöglichkeiten von Verfahren im simultanen Entscheidungsprozeß 3.31 Beurteilung des „Optimalen Investitionsbudgets"

3.311 Konzeption

des Modells

Nachdem wir im vorangegangenen Kapitel Rechenverfahren beurteilt haben, die es bedingen, daß die finanzielle Seite des Investitionsproblems weitgehend außerhalb des Investitionskalküls gelöst wird, kommen wir nun zu einem Planungsverfahren, das den Interdependenzen zwischen Rentabilität und Liquidität gleichzeitig Rechnung zu tragen versucht. Es handelt sich um die in geschlossener Form erstmals von Albach vorgelegte Konzeption des „Optimalen Investitionsbudgets", die wir weiter vorn unter dem speziellen Aspekt des Kalkulationszinsfußes z. T. bereits kennengelernt haben. Im folgenden bemühen wir uns um eine nähere Prüfung der Frage, ob dieses moderne synthetische Planungsinstrument den traditionellen analytischen Verfahren gegenüber tatsächlich sowohl theoretisch als auch, wie Albach meint, in der praktischen Anwendung überlegen ist [2, S. 5], Zum besseren Verständnis unserer Überlegungen sei die vorn nur kurz erläuterte Grundkonzeption näher gekennzeichnet. Dem Grundgedanken nach geht Albach davon aus, daß Rentabilität und Liquidität Totalgrößen der Unternehmung darstellen und als solche behandelt werden müssen. Die Optimierung dieser Größen setzt einen Investitionsplan voraus, der alle Auswirkungen der Investitionsentscheidung auf die betrieblichen Teilbereiche erfaßt. Da der Investitionsplan nicht ein selbständiger Teilplan der Unternehmung, sondern ein integrierender Bestandteil des betrieblichen Gesamtplanes ist, bedingt seine Aufstellung die Abstimmung zwischen den betrieblichen Teilbereichen, insbesondere dem Absatz-, Produktions- und Beschaffungsbereich sowie der finanziellen Sphäre. Im Rahmen der Gesamtplanung muß sich die Investitionsplanung

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

am Engpaßbereidi ausrichten. Dies bereitet insofern Schwierigkeiten, als grundsätzlich kein betrieblicher Teilbereich von vornherein als Engpaßsektor angenommen werden darf. Der Engpaßsektor ergibt sich streng genommen erst mit der Entscheidung selbst. Bspw. kann ein kapitalintensives Investitionsvorhaben die finanziellen Mittel der Unternehmung schnell ausschöpfen, so daß im Falle einer Entscheidung für dieses Vorhaben die finanzielle Sphäre als Engpaß auftritt. Demgegenüber kann eine arbeitsintensive Anlage das vorhandene Potential an Arbeitskräften stark beanspruchen und damit den Faktor Arbeit zum Engpaß werden lassen [2, S. 75]. In derartigen Fällen, wo also die Planung durch einen Engpaßsektor oder gar durch mehrere Engpaßsektoren begrenzt wird und keinem Engpaß a priori eine Vorzugsstellung zukommt, ist es erforderlich, die Abstimmung der einzelnen Teilbereiche simultan vorzunehmen. Für den Entscheidungsprozeß ergibt sich dann folgender Aufbau: „ 1. Bestimmung aller Investitionsmöglichkeiten und Ermittlung aller sich bietenden Finanzierungsmöglichkeiten, 2. Erfassung der Auswirkungen dieser Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten auf alle betrieblichen Teilbereiche, 3. Zusammenstellung dieser Teilpläne zu einem möglichen Gesamtplan, 4. Auswahl der zulässigen und des optimalen Investitionsbudgets aus diesen vielfältigen Möglichkeiten unter den Gesichtspunkten der Gesamtrentabilität und der Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts im Unternehmen" [2, S. 76], In den Punkten 1 bis 3 wird die Verzahnung der Investitionsplanung mit den wichtigsten Teilplänen (Produktions-, Kapazitäts-, Absatz- und Finanzplan) herausgearbeitet und das sogenannte „Möglichkeitsfeld" der Entscheidung in einem Gesamtplan abgesteckt. Die Bestimmung dieses Möglichkeitsfeldes, innerhalb dessen alle mit den betrieblichen Gegebenheiten realisierbaren Entscheidungsmöglichkeiten der Unternehmung liegen, erfordert die umfangreichste betriebswirtschaftliche Vorarbeit. Die Erstellung eines umfassenden Planungswerkes im Sinne einer völligen Optimierung des Unternehmungszieles wäre für einen einzelnen Autor schon arbeitstechnisch unmöglich. Auch Albach ist gezwungen, lediglich einen Ausschnitt der Betriebspolitik zu behandeln. Er beschränkt seine Aufgabenstellung auf die Untersuchung der Beziehungen zwischen Investitions-(kapital-)bedarf und Finanzierungsmöglichkeiten. Die Begrenzung der Investitionsentscheidung durch sonstige Faktoren aus anderen Bereichen, wie z. B. Absatzbedingungen in Form von Sättigungsmengen des Marktes bei bestimmten Verkaufspreisen oder Kapazitätsbedingungen wird als konstant angenommen. Im Punkt 4 gilt es schließlich, aus der Vielzahl der die Nebenbedingungen erfüllenden — und deshalb als „zulässig" bezeichneten — Investitions-

Datenanforderungen im simultanen Entscheidungsprozeß

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budgets das optimale Investitions- und Finanzierungsprogramm zu finden. Ein „Wegweiser", der es gestattet, ohne Umwege die optimale Lösung zu erreichen, ist „das Opportunitätskostenprinzip, . . . welches besagt, daß eine Entscheidung dann besser ist als eine andere, wenn der Gewinn, auf den man verzichten muß, um die eine Entscheidung treffen zu können, mehr als aufgewogen wird von dem Gewinn, den man durch diese Entscheidung realisieren kann" [2, S. 81]. Das optimale Investitionsbudget läßt sich demnach auswählen, indem man ein erstes zulässiges Programm von Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten aufstellt und diese Kombinationen unter Einhaltung ständiger Zahlungsfähigkeit und sonstiger Nebenbedingungen den möglichen Alternativen entsprechend schrittweise 148 solange ändert, bis sich eine bestimmte Kombination nicht mehr verbessern läßt. Die optimale Lösung ist gefunden, wenn kein anderes zulässiges Investitionsbudget einen höheren Gesamtgewinn erbringt. Infolge unterschiedlicher Beanspruchung der verfügbaren knappen produktiven Faktoren durch die verschiedenen Investitionsmöglichkeiten stellt sich die Auswahl des optimalen Investitionsbudgets dar als eine komplizierte Maximierungsaufgabe, deren Lösung mit Hilfe eines Entscheidungsmodelles möglich ist. Ohne die mathematische Struktur dieses Modelles im einzelnen hier wiedergeben zu müssen [2, S. 301 ff.], sei nur kurz der grundsätzliche Ansatz verbal erläutert. Wie erwähnt, verwendet Albach den „Kapitalwert" als Auswahlkriterium sowohl für Entscheidungen über Investitions- als auch über Finanzierungsobjekte. Dies setzt bekanntlich voraus, daß jedem dieser Objekte isoliert bestimmte Einnahmen und Ausgaben zugerechnet werden können. Bei Finanzierungsobjekten, z. B. der Aufnahme eines Bankkredites werden, den jeweiligen Konditionen entsprechend, als Einnahmen der eingehende Betrag des beschafften Kapitals und als Ausgaben die Finanzierungskosten (Zinsen) sowie die Kapitalrückzahlung (Tilgung) angesehen. Die zu maximierende lineare Zielfunktion Albachs setzt sich aus der Summe der einzelnen Kapitalwerte der Investitionsmöglichkeiten und der (in negativen Kapitalwerten angegebenen) Finanzierungsmöglichkeiten zusammen. Zielvariable sind die jeweiligen Kapitalwerte, Entscheidungsvariable die Zahl der betreffenden Investitionsobjekte (z. B. Maschinen eines bestimmten Typs) bzw. die Einheiten der herangezogenen Finanzierungsarten. Als Nebenbedingungen dieser Zielfunktion sind einmal finanzwirtschaftliche Restriktionen zu beachten. Diese ergeben sich daraus, daß die Finanzierungsmittel begrenzt sind und der Kapitalbedarf (Anschaffungsausgaben der Investitionen) die Deckungsmöglichkeiten (Finanzierungsmittel) nicht überschreiten darf. Ferner ist die Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts, also die ständige Zahlungsfähigkeit der Unternehmung sicherzustellen. Dies ge148

Vgl. auch die Fußnote 116 auf Seite 134 f.

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

schieht durch die Einführung der Bedingung, daß die finanziellen Überschüsse der Investitionen und eine eventuell vorhandene Kassenreserve die Ablösung der Zahlungsverpflichtungen (Zins- und Tilgungszahlungen) in zukünftigen Perioden ermöglichen müssen. Der Einbau dieser Liquiditätsbedingung in das Modell bereitet keine Schwierigkeiten, weil Albach sichere Erwartungen über Einnahmen und Ausgaben für jedes Investitionsobjekt unterstellt. Da ungenutzte liquide Mittel wegen der Kosten der Kapitalüberlassung die Rendite der Unternehmung mindern, ist in dem Modell die Forderung zu erfüllen, nur insoweit „Kasse zu halten", als dies notwendig ist, um noch effektive Gewinnchancen durch Investitionen wahrnehmen zu können. „Optimale Liquidität hält ein Unternehmen, wenn der Grenzerfolgssatz des eingesetzten Kapitals gerade Null ist" [2, S. 253]. Liquide Mittel (einschließlich eines gewissen Spielraumes für die Aufnahme zusätzlicher Mittel, insbesondere Kredite) werden lediglich für Transaktionszwecke oder zur Übertragung von Beträgen in spätere Perioden gehalten, in denen sie weniger günstig aufgenommen werden können. Kassenhaltung aus Gründen der Vorsicht kommt in dem Modell nicht zum Ansatz. Bei den anderen Nebenbedingungen handelt es sich im wesentlichen um Restriktionen in Form begrenzter Absatzmöglichkeiten, begrenzt verfügbarer Arbeitskräfte, Räumlichkeiten und Energieversorgung, die die Ausdehnung des Investitionsvolumens einschränken. Eine zusätzliche selbständige Nebenbedingung fordert schließlich, daß negative Investitionen im Modell nicht zugelassen sind und negative Kredite ( = gewährte Darlehen) nicht in Frage kommen. Das Grundmodell, das alle gegenwärtigen Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten in ihren gegenseitigen Abhängigkeiten darstellt, bedarf einer mathematischen Lösung. Mit Hilfe der Simplex-Methode bereitet dies keine besonderen Schwierigkeiten. Darüber hinaus entwickelt Albach ein langfristiges Modell, das auch zukünftige Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten einbezieht und damit in Zeiträume vorstößt, in denen die gegenwärtig getroffenen Entscheidungen zu Daten zukünftiger Entscheidungen werden. Dieses Modell, das naturgemäß weitaus höhere Anforderungen an die Datenermittlung und auch an das mathematische Instrumentarium stellt und von Albach selbst nur in sehr allgemeiner Form skizziert wird, braucht uns im Rahmen dieser Arbeit nur insoweit zu interessieren, als das Grundmodell einer kritischen Betrachtung standhält. 3.312 Kritische

Würdigung

Die vorliegende Konzeption des „Optimalen Investitionsbudgets" ist eine systematische und grundlegende Arbeit auf einem bislang nur sporadisch erkundeten Gebiet. Wie aus den im Abschnitt 2.212 dargelegten kapitaltheoretischen Erörterungen bereits hervorgeht, ist die Notwendigkeit,

Datenanforderungen im simultanen Entscheidungsprozeß

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Investitions- und Finanzplan simultan zu bestimmen, zwar schon früher erkannt, jedoch noch nie so klar und detailliert formuliert worden wie in dem Modell Albachs. Was seinen Ansatz vor allen traditionellen Lösungsversuchen auszeichnet, ist die Möglichkeit, ein optimales Bündel von Investitionsobjekten und Finanzierungsmaßnahmen zu finden, bei dem das finanzielle Gleichgewicht der Unternehmung tür mehr als eine Periode gewahrt bleibt, die erforderlichen Ausgaben also stets durch Kassenbestände und Einnahmen gedeckt sind. Gegenüber jenen traditionellen Verfahren der Investitionsrechnung, die einzelne Investitionen lediglich unter Renditegesichtspunkten beurteilen und das Liquiditätsproblem als eine einengende Nebenbedingung dadurch aus dem Kalkül eliminieren, daß sie mit einem Kalkulationszinsfuß arbeiten, der auf der Prämisse des vollständigen Kapitalmarktes beruht, stellt das Modell Albachs einen bedeutenden Fortschritt dar. Auch gegenüber den erläuterten kapitaltheoretischen Lösungsversuchen, die auf dem Grundgedanken der Kosten des knappen Kapitals aufbauen und auf die Rechnung mit einem Grenzzins hinauslaufen, bietet das Modell Albachs seinem Ansatz nach die Möglichkeit, durch die differenzierte Berücksichtigung der Finanzierungsarten und Konditionen die Zahlungsströme der Unternehmung über mehrere Perioden im Gleichgewicht halten zu können. Dennoch ist das Modell in theoretischer Hinsicht, aber auch und besonders hinsichtlich der — von Albach im Vorwort zu seinem Buch ausdrücklich betonten — unmittelbaren Bedeutung für die „Praxis der Investitionsplanung" umstritten. Dies ergibt sich im wesentlichen aus folgenden Ansatzpunkten der Kritik. 1. Die Charakterisierung der einzelnen Investitionsobjekte durch ihre Kapitalwerte setzt voraus, daß die Zurechnung entsprechender Einnahmen und Ausgaben möglich ist. Diese Voraussetzung, die bekanntlich bei Anwendung eines jeden Verfahrens der dynamischen Investitionsrechnung erforderlich ist, erscheint hier insofern bedenklich, als sich Albach ja gerade aus Gründen der Engpaßproblematik zur simultanen Bestimmung des „Optimalen Investitionsbudgets" veranlaßt sieht. „Man muß sich bewußt sein, daß ein solches Zusammentreffen von isoliert bewertbaren Investitionen einerseits und Engpässen andererseits sehr selten sein wird. Ein solches Modell wird daher kaum auf die industrielle Produktion anwendbar sein" [103, S. 167]. Es ist von vornherein auf die Auswahl jener Investitionsobjekte beschränkt, deren zahlungswirksame Veränderungen in der Unternehmung nicht dadurch beeinflußt werden, daß gleichzeitig (oder in absehbarer Zeit) noch andere Investitionsvorhaben realisiert werden. Die Einnahmen und Ausgaben der einzelnen Investitionen müssen also von der tatsächlichen Zusammensetzung des — gesuchten — Investitionsprogrammes unabhängig sein! Auf die Tatsache, daß sich in Engpaßsituationen vor allem im Produktionsbereich vielfach nur Kombinationen von Investitionsvorhaben in einem Anlagenkomplex in Verbindung mit Fragen des Pro-

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duktionsprogrammes auf ihre Einnahmen- und Gewinn Wirkungen untersuchen lassen, wozu die lineare Programmierung in methodischer Hinsicht geeignet erscheint [74; 244], geht Albach in seinem Buch nicht ein. 2. Die Frage, welchen Kalkulationszinstuß man bei der Berechnung von Kapitalwerten zugrunde legen soll, wenn die Voraussetzung eines vollkommenen Kapitalmarktes nicht gegeben ist, haben wir wegen ihrer fundamentalen Bedeutung weiter vorn gesondert untersucht. Auf das Ergebnis dieser Untersuchung, daß auch die Näherungslösung Albachs, nämlich den Kalkulationszinsfuß in Höhe der langfristigen Durchschnittsrendite der Unternehmung anzusetzen, nicht befriedigen kann, sei hier lediglich verwiesen. Ein in diesem Zusammenhang auftretender weiterer Ansatzpunkt der Kritik, der auf das Prämissenproblem des Vorteilvergleichs unvollständiger Investitionsalternativen zurückführt, bedarf allerdings einer ergänzenden Betrachtung. Der häufig begangene Fehler, alternative Investitionsvorhaben aufgrund von Kapitalwerten auszuwählen, die aus den Daten (Zahlungsreihen) von Anlagen mit unterschiedlicher Nutzungsdauer berechnet werden, haftet auch dem vorliegenden Modell an. Mit der Annahme, daß die Kapitalrückflüsse aus den im Augenblick zur Entscheidung stehenden Investitionen allein zum Kalkulationszinsfuß angelegt werden können, Re-investitionen also einen Kapitalwert von Null aufweisen und deshalb unberücksichtigt bleiben können [2, S. 220f.], glaubt Albach offenbar, zeitliche Differenzinvestitionen außer acht lassen zu dürfen. Sobald aber die Kapitalwerte der zu vergleichenden Investitionen nicht auf einen einheitlichen Vergleichszeitraum bezogen sind, sondern aufgrund sehr unterschiedlicher Nutzungsdauern berechnet werden, hat dies, wie gezeigt, beträchtliche Verzerrungen in den Rechenergebnissen zur Folge. Wenn Albach einerseits z. B. für eine Anlage mit einer zehnjährigen Nutzungsdauer die Einnahmen-Ausgabenreihe veranschlagen und den entsprechenden Kapitalwert berechnen kann, dann ist nicht einzusehen, warum auf der anderen Seite lediglich für eine alternative Anlage mit einer fünfjährigen Nutzungsdauer ein aufgrund der Zahlungsreihen dieses kürzeren Zeitraumes berechneter Kapitalwert in die Auswahlrechnung eingeht und die vom sechsten bis zum zehnten Jahr bei Aufrechterhaltung des Betriebes doch ebenso erwarteten Zahlungen, die mit einer gleichen oder ähnlichen wiederbeschafften Anlage verbunden sind, dieser nicht zugerechnet und nicht einer vollständigen Kapitalwertrechnung zugrunde gelegt werden können I In dieser Hinsicht beruht das Modell Albachs auf sich widersprechenden Annahmen [103, S. 146]. Diese Feststellung wird durch die im folgenden Punkt 3 zu betrachtende Prämisse noch unterstrichen. 3. Im Hinblick auf die praktische Anwendung kommt der Kritik an der dem Modell zugrunde liegenden Prämisse sicherer Erwartungen wohl die größte Bedeutung zu. Grundsätzlich — und dies sei ganz allgemein voran-

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gestellt — ist die Annahme vollkommener Voraussicht bei Entscheidungen logisch nicht einwandfrei [28, S. 35]; wäre diese tatsächlich gegeben, so würde sich nämlich beim Vorgang des Entscheidens „eine Art umgekehrter Kausalität... auswirken: Zukünftige Konsequenzen würden die Determinanten gegenwärtigen Handelns sein" [99, S. 48], Bei vorgegebener Zielsetzung bliebe dem Entscheidenden kein Entscheidungsspielraum [102, S. 22], Auf die besondere Fragestellung des vorliegenden Modelles übertragen, bedeutet dies, daß im Falle sicherer Erwartungen, in dem also die Ein- und Auszahlungen sowohl der Höhe als auch der Zeit nach verläßlich bekannt sind, Liquiditätsfragen weder theoretisch noch praktisch Schwierigkeiten bereiten. Die Forderung nach Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts zur Sicherung des Bestandes der Unternehmung wirft, formuliert man sie lediglich als eine einwertige Nebenbedingung des Strebens nach maximalem Gewinn, höchstens rechnerische Probleme auf [102, S. 39], Mox/er folgert daraus, daß Albach jenes doch erst aus der Unsicherheit der Erwartungen resultierende Vorsichtsmotiv gar nicht erörtert und das eigentliche Liquiditätsproblem „auf ein reines Redienexempel reduziert" [205, S. 306] hat. In der Tat erscheint die exakte Formulierung des finanziellen Gleichgewichts „mit einer Abstraktion von seinen wesentlichen Seiten allzu teuer erkauft" [205, S. 306] und kann unter der o. a. Bedingung praktisch nicht befriedigen [152, S. 431]. 4. Da die Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten innerhalb bestimmter Nebenbedingungen lediglich im Hinblick auf die Maximierung eines rechenbaren Kriteriums, den Gesamtkapitalwert, ausgewählt werden, kann das Modell auch den folgenden Tatbestand nicht berücksichtigen, über die Investitionsmöglichkeiten der Unternehmung wird praktisch nicht nur unter Verzinsungsgesichtpunkten entschieden, sondern auch unter Abwägung zusätzlicher nicht oder schwer quantifizierbarer Faktoren, durch welche die Vorauswahl und z. T. auch schon die Mittelzuteilung auf einzelne Investitionsobjekte wesentlich mitbestimmt wird. Vor allem ist dabei an Investitionen zu denken, bei denen nicht quantifizierbare Faktoren überwiegen und Überlegungen der Investitionsrechnung zurücktreten oder ganz entfallen. Indem die Realisierung derartiger Investitionen aber das zu ihrer Finanzierung erforderliche — stets knappe — Kapital dem verfügbaren Budget der übrigen Investitionen entzieht bzw. zu einem Rückgriff auf teureres Kapital veranlaßt, beeinflußt dies offenbar die finanzielle Restriktion des „Optimalen Investitionsbudgets" und damit auch die Zusammensetzung des endgültigen Investitions- und Finanzierungsprogrammes! 5. Ferner ist die Frage berechtigt, ob Albach nicht das Gewicht der absoluten Beschränkungen bei Investitionsentscheidungen überschätzt, wenn er die Daten für die augenblicklichen Engpässe, etwa die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte, eine bestimmte Raumgröße oder Absatzmenge als

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

konstant annimmt. Ein vollständiges Ausrichten des Investitionsprogrammes auf gegenwärtig bestehende Engpässe ist schon deshalb bedenklich, weil diese vielfach nur kurz- oder mittelfristiger Art sind und überdies im Zeitablauf neue Engpässe auftreten können. Hier scheint uns der folgende Einwand zutreffend zu sein: „Man bemüht sich ja gerade durch die Investitionspolitik, die Engpässe im Betrieb zu überwinden. So schränkt sich die Methode Albachs auch aus diesem Grunde auf Sonderfälle ein, da eine Berücksichtigung von Variationen in den Engpässen (Beschränkungen) nicht vorgesehen ist" [244, S. 100]. In diesem Zusammenhang ist vielmehr das Merkmal der Entscheidungsabhängigkeit der Daten zu beachten, das einen bedeutenden Unsicherheitsfaktor der Datenprognose für Investitionsentscheidungen darstellt. In bezug auf die praktische Behandlung restriktiver Bedingungen ist es sinnvoll, diese nach ihrer Beeinflußbarkeit zu unterscheiden. 6. Zweifel ein der praktischen Aussagefähigkeit des „Optimalen Investitionsbudgets" sind weiter dadurch begründet, daß Albach von ganzzahligen Lösungen im Hinblick auf die dabei auftretenden Programmierungsschwierigkeiten absieht [2, S. 98, Fn. 57], Praktisch realisierbar sind aber nur ganzzahlige Lösungen, weil Sadianlage-, gelegentlich aber auch Finanzanlageinvestitionen und selbst Finanzierungsmaßnahmen nicht beliebig teilbar sind [152, S. 442], Führt man jedoch die Ganzzahligkeitsbedingung zusätzlich in das Modell ein, so ist folgendes festzustellen: „Der Unterschied zwischen den Gesamtkapitalwerten der exakten mathematischen Lösung und derjenigen der ganzzahligen Programmierung ist erheblich. Das Bestreben, die häufig recht umfangreiche zusätzliche Rechenarbeit für ganzzahlige Lösungen zu vermeiden und exakte ganzzahlige Lösungen durch auf- und abgerundete Werte der gebrochenen Optimallösung zu ersetzen, kann die Optimalität eines Programmes stark beeinträchtigen" [11, S. 147], 7. Auch in organisatorischer Hinsicht erweist es sich als schwierig, mit Hilfe des vorliegenden Modelles optimale Entscheidungen zu fällen. Seine Anwendung erfordert bekanntlich die Zusammenstellung sämtlicher Handlungsmöglichkeiten einer Periode und schließt Vor- oder Teilentscheidungen aus. Tatsächlich ist es jedoch „eine wirklichkeitsfremde Vorstellung, daß alle Investitionsalternativen einer Periode zusammen zur Entscheidung kommen. Der Investitionsprozeß vollzieht sich kontinuierlich während eines Geschäftsjahres, ü b e r die Investitionsalternativen, die sich auf jeweils denselben Investitionszweck beziehen, wird oft schon vor der letzten Investitionsentscheidung entschieden. So kommt es, daß immer nur eine begrenzte Auswahl der gesamten Investitionen eines Geschäftsjahres zur Entscheidung ansteht" [173]. Diese Verhaltensweise erscheint nicht zuletzt durch folgende Überlegung gerechtfertigt: Tatsächlich werden in der Unternehmung die verschiedenen Alternativen „nur zum Teil und erst

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durch systematisches Suchen nadi und nach bekannt. Die Suche nach neuen Alternativen erfordert neben nicht selten erheblichem Aufwand auch Zeit, so daß mit dem Erkennen einer neuen Strategie oft der Verzicht auf die Durchführung einer bereits bekannten Strategie verbunden ist. So steht aus der Sicht der Unternehmensleitung bei der Suche nach neuen Strategien ein oft sicherer Gewinnentgang einem unsicheren Sucherfolg gegenüber, ein Tatbestand, der bremsend auf die unternehmerischen Suchanstrengungen wirkt" [102, S. 47]. Auch ist daran zu denken, was Albach an anderer Stelle selbst betont, daß nämlich „die Möglichkeiten, .. . Marktvorteile auszunutzen,... umso größer (sind), je weniger Zeit zwischen der Erkenntnis der Gewinnchancen und der Ausführung der darauf basierenden Entscheidungen vergeht" [3, S. 109]. Ist schon die gleichzeitige Festlegung der Alternativen mit Schwierigkeiten verbunden, weil die Informationen unvollkommen sind und Änderungen der Markt- und Betriebsdaten laufend Lern- und Anpassungsvorgänge erfordern, so gilt dies im besonderen Maße für jene Phase des Entscheidungsprozesses, in der die Auswirkungen sämtlicher Handlungsmöglichkeiten zu erfassen sind. Voraussetzung für die Anwendung eines geschlossenen Modelles ist, daß alle erforderlichen Informationen über Alternativen und deren Konsequenzen zur Verfügung stehen. Die detaillierte Erarbeitung von ganzen Investitions- und Finanzierungsprogrammen stellt enorme Anforderungen an die Datenprognose und das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten der Datenzusammenhänge in und zwischen allen Unternehmungsbereichen. Die Vielzahl der zu berücksichtigenden heterogenen Gesichtspunkte und Entscheidungstatbestände ist ohne Arbeitsteilung in der Unternehmung gar nicht zu bewältigen. Daraus folgt unmittelbar, daß optimale Investitionsentscheidungen nicht nur von zweckmäßigen materiellen Entscheidungsgrundlagen, sondern auch von einer zweckmäßigen Organisation des Entscheidungsprozesses selbst abhängen, deren Regelung die Qualität dieser Entscheidungsgrundlagen wiederum beeinflußt [96, S. 106ff.]. Faßt man die dargelegten Überlegungen zusammen, so ist festzustellen, daß zahlreiche problemvereinfachende, z. T. widersprüchliche Prämissen sowie organisatorische Schwierigkeiten der praktischen Anwendung des Modelles zur Ermittlung des „Optimalen Investitionsbudgets" entgegenstehen. Fraglich ist vor allem, „ob man die Streugrenzen der Gewinnlage einer Investition für die einzelnen Jahre der Nutzung so eng setzen kann, daß das mathematische Optimum noch etwas aussagt" [68, S. 517], Ein Modell, das die Ungewißheit der Erwartungen unberücksichtigt läßt, kann die praktischen Probleme des finanziellen Gleichgewichts der Unternehmung nicht lösen. Dennoch ist die Untersuchung Albachs keineswegs völlig nutzlos. Mit der exakten Beschreibung von Teilstrukturen komplizierter Sachverhalte

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

dient das Modell dem Verständnis und der Klärung betrieblicher Zusammenhänge. Damit werden Probleme transparenter, was indirekt einer besseren Entscheidungsbildung zugute kommt [149, S. 73], Die Bedeutung derartiger — die Kapitalbeschaffungs- und -Verwendungsseite verbindender— Konzeptionen scheint letztlich „mehr darin zu liegen, daß sie uns veranlassen, die Investitionsprobleme neu zu durchdenken, also mehr in den Fragen, die sie aufwerfen, weniger in jenen, die sie beantworten, und schon gar nicht in ihrer praktischen Anwendung" [205, S. 307], Deshalb sollte in diesem Falle besser nicht von einem Entscheidungs-, sondern deutlich von einem ßrWärungsmodell gesprochen werden, um eine mißbräuchliche Interpretation zu vermeiden [206, S. 10]. Um mit angemessenem Aufwand Investitionsalternativen auszuwählen und mit Fragen des nur begrenzt verfügbaren Kapitals abzustimmen, ist es notwendig, sich weiterhin der als zweckmäßig erkannten Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung zu bedienen, die mit einem sinnvoll angesetzten Kalkulationszinsfuß durchaus zu praktisch vertretbaren Ergebnissen führen. Die Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts der Unternehmung ist als eine —• zweckmäßigerweise organisatorisch ausgegliederte — umfassende Aufgabe im Entscheidungskomplex der Finanzplanung sicherzustellen.

3.32 Beurteilung weiterentwickelter Simultanansätze

3.321 Richtungen und Probleme verfeinerter

Optimierungsmodelle

Seit einigen Jahren sind Bemühungen im Gange, jene vereinfachenden Voraussetzungen abzubauen, die bekanntlich hinsichtlich der vollkommenen Voraussicht, der Einnahmen- bzw. Ertragszurechnung, der Höhe des Kalkulationszinsfußes sowie der Re-investitionsrendite Ansatzpunkte der Kritik bieten. Diese Bemühungen haben noch zu keiner endgültigen Lösung geführt. Im folgenden beschränken wir uns darauf, lediglich die Richtungen und Probleme verfeinerter Optimierungsmodelle in Grundzügen zu diskutieren. Unabhängig von der historischen Reihenfolge sei zunächst auf ein in jüngster Zeit von Albach veröffentlichtes Verfahren hingewiesen, das in einer speziellen Form der stochastischen Programmierung das optimale Investitionsbudget unter Berücksichtigung der Unsicherheit der Erwartungen zu ermitteln sucht [117]. Unter Beibehaltung seiner ursprünglichen Zielsetzung erscheint das oben kritisierte Grundmodell hier insofern weiterentwickelt, als es die mit den Investitionsobjekten zu erzielenden Finanzüberschüsse nunmehr als unsichere Erwartungen einbezieht. Demgegenüber werden die von den Finanzierungsmöglichkeiten verursachten Zahlungen als — den Kreditverträgen entsprechende — unabdingbare, „sichere" Größen festgelegt. Im einzelnen wird unterstellt, der Unterneh-

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mer besitze hinsichtlich der Erwartungswerte der aus den Investitionen rückfließenden Finanzüberschüsse subjektive 'WahrscheinlichkeitsvorStellungen, die sich für jede Periode in einer Normalverteilung zusammenfassen lassen. Die Standardabweichung dieser Normalverteilung sei als ein Maß für das durch subjektive Schätzung ermittelte Risiko der Entscheidungssituation anzusehen. Davon zu unterscheiden sei die individuelle Reaktion des Unternehmers auf die Unsicherheit der Zukunft, das subjektive Risikoveihalten. Dieses komme, da der Unternehmer bei Ungewißheit in seiner Finanzplanung nicht davon ausgehen darf, daß er die Einhaltung des finanziellen Gleichgewichts für jede Periode der Zukunft garantieren kann, in der Vorgabe einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck, mit der in jeder Periode Kassenbestände und Finanzüberschüsse die erforderlichen Ausgaben decken müssen. Diese Sicherheitsanforderung, die Albach in Form eines entsprechenden Risikoabschlages (Sicherheitsäquivalents) als Nebenbedingung berücksichtigt, schränkt je nach ihrer Höhe das Investitionsvolumen unterschiedlich stark ein. In dieser Weise könne für jedes subjektive Unsicherheitsniveau des gesamten Investitionsbudgets der zugehörige Kapitalwert ermittelt werden. Aus diesen Unsicherheits- und Gewinnkombinationen solle der Unternehmer dann die aufgrund seiner subjektiven Risikopräferenz optimale Kombination aussuchen. Ein solches Verfahren, das Albach für „taktische" Finanzierungsentscheidungen empfiehlt, läßt nicht nur Zweifel darüber aufkommen, ob es die Bildung unternehmerischer Entscheidungen zutreffend beschreibt, sondern es muß auch fraglich erscheinen, ob es dem Unternehmer als Anleitung für rationales Handeln bei Ungewißheit praktisch zu dienen vermag. Bedenken ergeben sich vor allem hinsichtlich der Voraussetzung, die Ungewißheit durch numerische Werte so weit zu konkretisieren, daß sich auf mathematischer Basis noch wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen ableiten lassen. In der Wirklichkeit ist diese Voraussetzung, wie bereits im Abschnitt 2.232 dargelegt, nur schwer zu erfüllen. Im Zeitpunkt der Entscheidung kann häufig nur die Unter- oder Obergrenze des Erfolges, der bei Wahl einer Alternative entsprechend einer bestimmten Datenkonstellation eintreten wird, mit einiger Überzeugung angegeben werden [22, S. 263]. Das Modell verlangt aber weit mehr Angaben, um stochastische „Gesetzmäßigkeiten" programmatisch zu verarbeiten, die hier ja nur aufzeigen können, mit welcher subjektiven Wahrscheinlichkeit bestimmte Konsequenzen auf die Wahl einer bestimmten Alternative folgen, sich mithin also gar nicht falsifizieren lassen! Ferner ist jene ebenso aus der Ungewißheit resultierende Gefahr gegeben, daß der Unternehmer (genauer: die am Entscheidungsprozeß maßgeblich beteiligten Personen) die tatsächlich eintretende Entwicklung bei der Entscheidung(sbildung) übersieht oder für unbeachtlich hält oder die abverlangten Wahrscheinlichkeiten für die Datenkonstellationen irrig einschätzt. In diesen Fällen würde die Entscheidung von

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

vornherein das Optimum im Sinne des Modelles verfehlen. Um aber das finanzielle Gleichgewicht und damit den Bestand der Unternehmung nicht zu gefährden, liegt es nahe, spezifische Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, katastrophale Folgen unvorhergesehener oder falsch eingeschätzter Entwicklungen zu vermeiden. Als eine gebräuchliche Maßnahme in diesem Sinne bietet sich die Einhaltung der klassischen Finanzierungsregeln, insbesondere die Beachtung der Fristenentsprechung, die Übereinstimmung von Kapitalüberlassungs- und -bindungsdauer, bei der Investitionsfinanzierung an [235, S. 1436f.]. Albach zieht zwar die Berücksichtigung von Finanzierungsregeln als „strategische" Richtlinien für die Planung des Investitionsbudgets bei Unsicherheit in Betracht, kommt aber zu dem Ergebnis, daß diese zu grobe Hilfsmittel darstellen. Seine Kritik, die Finanzierungsregeln ließen eine rationale Bestimmung eines selbständigen Risikoparameters sowie des Anwendungszeitpunktes nicht zu und enthielten, da sie sich ausschließlich an nicht prognostizierten Bestandsgrößen orientieren, als Bestimmungsgrund für die Entscheidung „überhaupt keine ökonomisch faßbaren Größen" [117, S. 517], rechtfertigt jedoch nicht die generelle Aufgabe der Finanzierungsregeln. Dies bestätigt einmal die Deutung der Finanzierungsregeln als umweltbedingte Normen, die, solange sie im Wirtschaftsleben existieren, als restriktiv wirkende Tatsachen, ggf. als Nebenbedingungen bei der Investitionsfinanzierung von den Unternehmungen nicht übersehen werden dürfen [128; 252], Zum anderen ist — damit durchaus verträglich — die Interpretation der Finanzierungsregeln als Maßstab der tinanzwirtschaitlichen Dispositionselastizität sinnvoll, d. h. als Ausdruck jener „Fähigkeit einer Unternehmung, sich zukünftigen, im Planungszeitpunkt noch unbekannten Entwicklungen reibungslos durch Vergrößerung bzw. Verkleinerung des Kapitalstocks anzupassen" [128, S. 351]. Im Rahmen dieser Arbeit ist es nicht möglich, die Verwendung von Finanzierungsregeln als Hilfsmittel der Politik der Risikoabsicherung näher zu diskutieren. Hier genügt die Feststellung der Zweckmäßigkeit, innerhalb eines überschaubaren Zeitraums (ca. ein Jahr) die Liquidität den empirischen Möglichkeiten entsprechend „traditionell" auf der Grundlage einer detaillierten Finanzplanung abzusichern; darüber hinaus bietet die Einhaltung von Finanzierungsregeln zumindest ein zusätzliches Maß an finanzwirtschaftlicher Sicherheit der Unternehmung, — ein Maß, das die Finanzplanung infolge begrenzter Prognosefähigkeit eben nicht zwangsläufig liefert [128, S. 352]. Bilanzielle Deckungsregeln sind zwar keine Liquiditätsgarantie, wohl aber ein wertvolles Hilfsmittel bei der Beurteilung der Kapitalstruktur und der betrieblichen Finanzpolitik. Die aus den Deckungsverhältnissen der Kapitalbeschaffungs- und -Verwendungsseite der Unternehmung zu ersehenden Liquiditätsrisiken bzw. Liquiditätsreserven sind umso bedeutsamer, je unsicherer die Vorschaurechnungen sind [124].

Datenanforderungen im simultanen Entsdieidungsprozeß

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Bei der Kennzeichnung von Simultanansätzen der folgenden Lösungsversuche können wir uns kürzer fassen, weil diese verhältnismäßig spezielle Probleme aufgreifen, ohne dabei in der allgemeinen, vordringlichen Frage der Unsicherheit der Erwartungen weiterzuführen. Aufgrund der oben erläuterten Kritik an der Zielfunktion, insbesondere an der unbefriedigenden Veranschlagung des Kalkulationszinsfußes im Albachsdien Modell entwickelte Hax [152, S. 435 ff.] einen Ansatz, mit dem er den Nachweis erbringt, daß die Benutzung des Kapitalwertes als Auswahlkriterium bei der Ermittlung des optimalen Investitionsbudgets nicht notwendige Voraussetzung für die Anwendung der linearen Programmierung ist. Als zu maximierende Zielgröße wählt Hax das Betriebsvermögen am Ende des Planungszeitraums. Die Abzinsung von Zahlungsüberschüssen vermeidet er durch die explizite Berücksichtigung effektiver Anlagemöglichkeiten innerhalb des Planungszeitraums. Zwecks sachgemäßer Abgrenzung und Bewertung müssen allerdings die jenseits des Planungshorizonts anfallenden Zahlungen auf diesen Zeitpunkt diskontiert werden, soweit diese durch Investitionsobjekte und Finanzierungsmaßnahmen verursacht sind, die innerhalb des Planungszeitraums beginnen, aber erst später enden. Damit tritt aber das Problem des Kalkulationszinsfußes wieder auf, wenngleich die mit seiner Schätzung verbundenen Ungenauigkeiten sich hier weit weniger auswirken als im Modell Albachs. Ferner stellt sich auch hier das Problem der Unsicherheit und Zurechenbarkeit von Ein- und Auszahlungen einzelner Investitionsobjekte und Finanzierungsmaßnahmen. Um die Schwierigkeiten der Ertragszurechnung auf einzelne Investitionsobjekte zu überwinden, wurden — in der deutschsprachigen Literatur erstmals von Förstner und Henn [25, S. 119 ff.] — Vorschläge unterbreitet, den Interdependenzen zwischen Produktions- und Investitionsplanung mit Hilfe der linearen Programmierung gerecht zu werden. Während anfangs nur der einfachste Fall der reinen (nicht zu neuen Produktionsverfahren führenden) Erweiterungsinvestition behandelt wurde, der technische Fortschritt also noch ausgeschlossen blieb, und unter Beachtung gegebener Produktionsbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten simultan das optimale Investitions- und Produktionsprogramm berechnet wurde, ist dieser Ansatz in der Zwischenzeit weiter ausgebaut worden. So vermeidet z.B. das von Swoboda [246; 103, S. 168ff.] entwickelte Modell die einschränkende Prämisse der Gleichartigkeit der Anlagen der Erweiterungsinvestition und bezieht außerdem den Ersatz betrieblicher Anlagen durch Rationalisierungsinvestitionen mit ein. Sein Ansatz geht davon aus, daß alle Erlöse und Nutzungskosten der Investitionsobjekte durch ihre Verwendung im Rahmen von Produktionsverfahren entstehen und demnach in den Bruttogewinnen der einzelnen Produktionsverfahren zu berücksichtigen sind. Das jeweilige Investitions- bzw. Desinvestitionsobjekt wird daher nur noch negativ, nämlich durch seine Bestandskosten (fixe Kosten pro

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Jahr) charakterisiert, wozu auch die anteiligen Anpassungskosten zählen. In dieser Weise ist es möglich, für beide Aktivitäten, einmal für Anlagen (die nicht isoliert bewertet werden können, bevor nicht das günstigste Produktionsprogramm feststeht) und zum anderen für die herzustellenden Produktionsmengen (die nicht festgelegt werden können, bevor nicht über die dazu am besten geeigneten Anlagen entschieden ist) eine Gewinngröße zu ermitteln. Das Modell, das sowohl Produktionsverfahren als auch Investitions- und Desinvestitionsobjekte als Variable enthält, führt mit Hilfe der Simplex-Methode zu einem nadi Perioden gegliederten optimalen Produktions- und Investitionsprogramm. Mit dieser Modellbildung wird ausdrücklich das Ziel verfolgt, vor allem ein Erklärungsmodell für Ausbildungszwecke zu erstellen, um wesentliche Beziehungen zwischen Produktions- und Investitionstätigkeit bei Engpaßsituationen realitätsnah aufzuzeigen. In ähnlicher Weise greift Jacob [167, S. 29 ff.] das Interdependenzproblem auf und entwickelt überdies unter Berücksichtigung variierbarer Absatzgrenzen ein Modell, das auf die Fragen nach dem optimalen Investitionsund Produktionsprogramm sowie Umfang absatzpolitischer Bemühungen gleichzeitig Antwort geben soll. Dieser Lösungsansatz kann, ebenso wie der zuvor genannte, sinnvoll nur für ein mehrperiodisches (dynamisches) Modell verstanden werden. Damit ist aber die Prämisse vollkommener Voraussicht praktisch nicht mehr vertretbar. Deshalb ist auch das Prinzip der „Gewinnrückkopplung" [167, S. 59ff.] nur schwer zu verwirklichen, wonach die Diskontierung mit einem Kalkulationszinsfuß überflüssig wird, wenn die rückfließenden Überschüsse als re-investierbare Beträge für reale Kapitalanlagemöglichkeiten späterer Perioden dem Modell vorgegeben und so mit effektiven Erträgen bewertet werden 149 . Die Unsicherheit eines solchen Vorgehens wird auch dadurch nicht geringer, daß Jacob die zeitliche Verschiedenheit der periodischen Kapitalrückflüsse aufgrund von 149

Es ist bemerkenswert, daß die anspruchsvollen Bestrebungen deT neueren Inveistitionstheorie, den Kalkulationisainsfuß ganz auszuschalten, sich gerade gegen jenen — im Grunde theoretisch, abgeklärten — Wertmaßstab richiten, für dessen Ermittlung in praktisch vertretbaren Toleranzen durchaus wirtschaftlich rationale Bestimmunigsigründe angegeben werden konnten. Die Ermittlung des Kalkulationszinsfußes bereitet tatsächlich weniger Schwierigkeiten als die Lösung des nächstliegenden — bisher von der Theorie vernachlässigten — eigentlichen Problems der Investitionsentscheidung, nämlich die Prognose der Erträge der Investition. Mit der expliziten Berücksichtigung von Re-dnvestitionserträgen, deren realer Bediingungszusammerihang mit zunehmender Weite des Planungshorizonts infolge progressiv anwachsender Komplexität und Unsicherheit immer weniger zu übersehen ist, leistet idie Theorie jedenfalls keinen pragmatischen Beitrag zur Lösung der eigentlichen „Engpaßprobleme" das Investitionsphänomens. In dieser Hinsicht sind die Erkenntnisse der Entscbeidungstheorie im Hinblick auf die Behandlung des Ungewißheitsproblems offenbar (noch) nicht fruchtbar aufgenommen worden.

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187

Risikoerwägungen durch eine periodenverschiedene subjektive Gewichtung berücksichtigt. In welcher Weise man den vielfach noch ungelösten Problemen der Ungewißheit neuerdings beizukommen versucht, zeigt die Weiterentwicklung dieses Modells, wobei Jacob Maßnahmen der Risikobegrenzung in Form der flexiblen Ausgestaltung des Produktionsapparates einbezieht [166; 168], Geht man davon aus, daß die Fertigungskosten für die einzelnen Erzeugnisse beim Einsatz von Universalmaschinen höher liegen als bei der Verwendung von Spezialmaschinen, so ist verständlich, daß der im ersten Falle gegebene Vorteil der Flexibilität etwas „kostet". Auf der anderen Seite steht diesen „Kosten" der Flexibilität die Möglichkeit gegenüber, sich mit den gleichen Anlagen kostengünstiger an ggf. eintretende unterschiedliche Absatzsituationen anzupassen. Da Jacob das Optimum an Flexibilität unter der Annahme berechnet, daß über die in den einzelnen Perioden des Planungszeitraums zu erwartenden mehr oder weniger unsicheren Absatzmöglichkeiten der einzelnen Erzeugnisse numerische subjektive Wahrscheinlichkeitswerte vorliegen, werden damit jene Schwierigkeiten als gelöst vorausgesetzt, die uns weiter vorn, bei „traditioneller" Investitionsuntersuchung, dazu veranlaßten, die Flexibilität als einen nichtquantifizierbaren Faktor neben der eigentlichen Investitionsrechnung zu berücksichtigen. 3.322 Ergebnisse

und ihre

Bedeutung

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die o.a. Simultanansätze nur einige theoretische Schwachstellen der klassischen Investitionsrechnung zu überwinden vermögen, dafür aber weitaus höhere Datenanforderungen stellen und zum Teil neue, oft wirklichkeitsfremde Prämissen setzen. Die Bedeutung ständig verfeinerter Modellkonstruktionen liegt, wie erwähnt, vor allem in ihrem analytischen und heuristischen Wert. Indessen fehlt es jedoch nicht an Warnungen vor einer Uberbetonung des logischformalen Aspektes des unternehmerischen Entscheidungsproblems, die umso nachdrücklicher werden, je weniger die in die Modelle einzusetzenden prognostizierten Daten und inhaltlichen Beziehungen angegeben werden können [186, S. 78 f. u. S. 96]. Gerade darin zeigt sich „Glanz und Elend der heute so im Schwünge stehenden Mode der mathematisch-algebraischen Formulierung betrieblicher Sachverhalte; Glanz in den erreichten Lösungen zur Grenzbetrachtung und zur Durchführung von Programmierungen, Elend in dem Unverständnis für den im Betrieb Entscheidenden, der mit stochastisch gefundenen Größen und Wertungsskalen bei partieller Kenntnis des Betriebs-Prozesses nur durch Einsatz seines fachlichen Wissens zu richtigen Entscheidungen kommen kann" [46, S. 122]. Bei Vernachlässigung des Problems der Datenermittlung läßt sich die Überlegenheit theoretisch perfektionierter Simultan-Modelle gegenüber

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Praktikabilität der Investitionsrechnung und -planung

einfacheren Verfahren des sukzessiven Entscheidungsprozesses immer nachweisen. „Zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit in der praktischen Anwendung reicht das aber nicht aus; es müßte bewiesen werden, daß das theoretisch genauere Modell in den in der Praxis tatsächlich vorkommenden Entscheidungssituationen um soviel bessere Ergebnisse liefert, daß mindestens die Kosten der Modellbildung, der Datenbeschaffung und der Optimierungsrechnung gedeckt sind" [151, S. 761]. Von den vielen im Vorfeld der mathematischen Entscheidungsforschung noch unbeantworteten Fragen kommt dem Problem der Datenermittlung für Investitionsentscheidungen unter organisatorischen Aspekten besondere Bedeutung zu. Das Problem der Entscheidungsabhängigkeit der Daten zeigt sich dabei im folgenden Dilemma der Optimierung des Entscheidungsprozesses: „Logisch kann nur eine simultane, eine umfassende Gesamtplanung zu optimalen Ergebnissen führen. Eine solche gleichzeitige Festlegung aller Plangrößen bedingt eine weitgehende Zentralisation der Teilentscheidungen. Faktisch müssen aber diese Entscheidungen — bei auch nur einigermaßen komplexen Gebilden — weitgehend dezentralisiert und sukzessive getroffen werden" [155, S. 13]. In der Praxis sind u. a. die finanziellen, absatzwirtschaftlichen und produktionstechnischen Aufgaben jeweils verschiedenen Abteilungen zugewiesen. „Simultane Entscheidungen . . . sind nur innerhalb partieller zentralisierbarer Entscheidungsbereiche einer Unternehmung möglich. Für die gesamte Unternehmung stellen sie ein Ideal dar. Ein Ideal nicht deshalb, weil hierfür die mathematischen Modelle fehlen — diese werden ja immer umfassender und realistischer —, sondern einfach deswegen, weil es an den organisatorischen Gegebenheiten mangelt. Die Gesamtabstimmung jener immer größer werdenden simultan fixierbaren „Inseln" im Entscheidungsfeld einer Unternehmung bedarf auch in der Zukunft noch der Methoden der Sukzessivplanung" [155, S. 13], Zwar ist seit langem bekannt, daß neben dem investitionstheoretischen Problem der unsicheren Erwartungen „die Erstellung der Entscheidungsfunktion . . . zusätzlich mit einem Unsicherheitsgrad behaftet (erscheint), der aus der Tatsache resultiert, daß auch die innerbetriebliche Organisation als solche einbezogen werden muß und die hier bestehenden Unsicherheiten der Information, Kommunikation und gegensätzlichen Zielsetzungen auf die Bildung einer Entscheidungsfunktion einwirken" [3, S. 134], ja es wird sogar betont, daß theoretische und praktisch-organisatorische Gegebenheiten gleichzeitig berücksichtigt werden müssen, Entscheidung und Organisation infolge ihrer gegenseitigen Abhängigkeit gar nicht als zwei getrennnte Bereiche angesehen werden können [122, S. 241 f.]; in Anbetracht der heute fast unübersehbar gewordenen abstrakt-deduktiven Literatur zur Investitionstheorie muß jedoch festgestellt werden, daß diese Erkenntnis auf dem Gebiet der Investitionsentscheidung bis heute relativ

Datenanforderungen im simultanen Entsdieidungsprozeß

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wenig beachtet worden ist. Mit den folgenden Ausführungen versuchen wir, die aus der vorangegangenen Durchdringung des Datenproblems gezogenen Folgerungen in organisatorischer Hinsicht einer praktischen Anwendung näher zu bringen.

4. Organisatorische Gestaltung der Datenermittlung und -gewichtung im Rahmen des Entscheidungsprozesses

4.1 Erarbeitung und Weiterleitung von informativen Daten in der Phase der Investitionsanregung

4.11 Anzeichen und Informationsquellen des Investitionsbedarfs Das Erkennen der Relevanz gegenwärtiger und zukünftiger Veränderungen in der Unternehmung und ihrer Umwelt für die betriebliche Anlagenwirtschaft ist Voraussetzung für die Inangriffnahme von Investitionsproblemen überhaupt. Dabei geht es zunächst um das systematische Aufspüren von Entscheidungsanlässen, denn in der Praxis sind Entscheidungsprobleme keineswegs immer offenkundig. Dies aber erfordert nun insbesondere organisatorische Vorkehrungen, die der Erarbeitung und Weiterleitung von sogenannten Anregungsinformationen dienen. Ansatzpunkte zur Verbesserung der Datenermittlung liegen sowohl in der Erschließung von Informationsquellen als auch in der Regelung des Verhaltens der Anregungsstellen selbst. Die Ausnutzung von Gewinnchancen durch eine dynamische Anlagenpolitik setzt also aktive Bemühungen um Anregungsinformationen voraus. Die Vielfalt der Vorgänge in immer größer und komplizierter werdenden Unternehmungen und Märkten erfordert im zunehmenden Maße die systematische Beobachtung und Feststellung der symptomatischen Daten eines möglichen Investitionsbedarfs. Es ist deshalb zweckmäßig, sich zunächst einen Überblick über die wichtigsten Anzeichen für Investitionsmöglichkeiten zu verschaffen und dazu den folgenden — beispielhaft dargelegten — Informationsquellen nachzugehen, die sich bestimmten Bereichen der Unternehmung zuordnen lassen: Im

Einkaulsbereich:

— Angebote und Prospekte über Neukonstruktionen der Anlagenhersteller — Auswertungen von Fachzeitschriften, wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Ausstellungen, Messen usw. hinsichtlich neuer Produkte und Verfahren sowie deren Verwendungsmöglichkeiten — Aufzeichnungen über Veränderungen am Beschaffungsmarkt hinsichtlich der Preise, Mengen und Qualitäten bereits bekannter Materialien — Unterlagen über neuartige Rohstoffe und Zwischenprodukte, insbesondere über etwaige Substitutionsmöglichkeiten

Daten und Investitionsanregung

191

Im Produktionsbereich: — Veränderungen der Produktions- und Kapazitätsplanung hinsichtlich Zusammensetzung und Umfang des Produktions- und Absatzprogrammes und des sich daraus ergebenden Anlagenbedarfs — Aufzeichnungen über häufige Reparaturen an einzelnen Anlagen — Meldungen von Fehlproduktionen, Ausschußquoten und Nacharbeiten — Aufzeichnungen über wiederholte anlagenbedingte Engpaßsituationen und ihre Ursachen -— Beobachtung der Maschinenzeiten nach Produktions- und Stillstandszeiten — Messungen der Kapazitätsausnutzung von Anlagen — Feststellung häufiger Terminüberschreitungen und deren Ursachen — Meldungen über das Anwachsen von Zwischenlägern — Registrierung steigenden Energieverbrauchs und Ersatzteilbedarfs Im

Vertriebsbereich:

— Aufzeichnungen über Retouren und Preisnachlässe aufgrund von Qualitätsmängeln der Erzeugnisse — Statistiken über Änderungen der Umsätze, unterteilt nach Absatzgebieten, Kundengruppen, Erzeugnisgruppen, Mengen- und Preisentwicklung der Umsätze — Untersuchungen über Änderungen der Konsumgewohnheiten — Auswertung der langfristigen Absatzplanung nach Absatzmengen der Erzeugnisgruppen — Branchenanalysen, insbesondere hinsichtlich Sättigungsgrad des Marktes, Angebotsstruktur einschließlich Marktanteile — Marktanalysen hinsichtlich neuer Verwendungsmöglichkeiten der eigenen und der Konkurrenzerzeugnisse Im Forschungs- und

Entwicklungsbereich:

— Ergebnisse der Neu- und Weiterentwicklung von Produkten und Verfahren in der Unternehmung — Verbesserungen von Werkzeugen und Vorrichtungen — Erfahrungen aus anwendungstechnischen Versuchen und Erprobungen — Auswertung wissenschaftlicher Dokumentation über anlagen- und verfahrenstechnische Neuerungen — Verfolgung der Anmeldung von Patenten Im Personal- und

Sozialbereich:

— Unfallmeldungen hinsichtlich Ursache und Häufigkeit des Vorfalls — Beschwerden über Arbeitsbedingungen und Arbeitsbeanspruchungen — Meldungen von Krankheiten hinsichtlich ihrer Ursachen und Häufigkeiten

Organisation der Datenermittlung

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— Unterlagen über Einstellungen und Kündigungen, insbesondere Kündigungsgründe der Arbeitskräfte — Beobachtung der Lohn- und Gehaltsentwicklung Im Finanz- und

Verwaltungsbereich:

— Übersicht über steuerliche Investitionshilfen — Beobachtung von Vermögens- und Kapitaländerungen unter finanzstrukturellen und konzernpolitischen Gesichtspunkten — Berichte der Finanzplanung und -kontrolle hinsichtlich der Möglichkeit der Kapitalbeschaffung und der Verwendung von Liquiditätsspitzen — Auswertung der Betriebsabrechnung hinsichtlich Zusammensetzung der Stellenkosten, Masdiinenstundensätze in den einzelnen Fertigungsabteilungen, Ursachen und Kosten der ungenutzten bzw. überbeschäftigten Teilkapazitäten — Ergebnisse der Kostenträgerrechnung hinsichtlich Herstellkosten der Kostenträgergruppen, Vergleich zwischen kalkulierten und erzielten Preisen — Statistiken über Innen-, Lager- und Kundenleistungen — Wirtschaftlichkeitsanalysen einzelner Anlagen und Verfahren Die vorstehende Übersicht läßt erkennen, daß für Investitionsanregungen in Betracht kommende Informationen aus vielfältigen Quellen fließen. Je nachdem, ob Informationen aus der Unternehmung oder aus ihrer Umwelt kommen, unterscheiden wir allgemein interne und externe Informationsquellen. Letztere entziehen sich weitgehend dem direkten Einfluß der einzelnen Unternehmung. Ihre Ausschöpfung ist deshalb nur bedingt organisierbar. Innerhalb dieser Unterscheidung kann weiter nach ursprünglichen und abgeleiteten Informationsquellen gegliedert werden. Sobald gewisse Tatbestände im Rahmen der betrieblichen Zwecksetzung erstmals bekannt werden, liegt eine ursprüngliche Informationsquelle vor. Demgegenüber spricht man von einer abgeleiteten Informationsquelle, wenn ursprüngliche Informationen erst nach Verarbeitung oder Verbindung mit anderen Informationen weitgehend neues zweckorientiertes Wissen darstellen [59, S. 70 ff.]. Die Ergiebigkeit der Informationsquellen für den hier verfolgten Zweck ist zunächst von ihrer sinnvollen Ausgestaltung, dann aber auch von ihrer systematischen Ausschöpfung abhängig. 4.12 Ausgestaltung von Informationsquellen

4.121 Innerbetriebliche

Informationsquellen

Die nächstliegende Frage bezieht sich darauf, wie weit Anregungsinformationen aus dem betrieblichen Rechnungswesen gewonnen werden können. Da die Teile des Rechnungswesens in Form der 1. Geschäftsbuchhaltung und Bilanz, 2. Finanzplanung und -kontrolle sowie 3. Kostenrechnung

Daten und Investitionsanregung

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(Betriebsabrechnung und Kalkulation) nicht unmittelbar anlagenobj einbezogene Informationen liefern, kommen sie hier weniger in Betracht als jener Teil in Form der 4. statistischen Neben- und Sonderrechnungen 150 . Dieser zuletzt genannte Teil ergänzt die anderen drei Teile des Rechnungswesens in doppelter Hinsicht: Einmal resultieren aus den laufend oder regelmäßig in kurzen Zeitabständen im Rahmen des gewöhnlichen Betriebsablaufes erstellten Nebenrechnungen wichtige Kontroll- und Entscheidungsinformationen über Zustände und (oder) Entwicklungen, die aus den übrigen Teilen des Rechnungswesens nicht oder nidit deutlich genug hervorgehen. Zum anderen führen erst die sporadisch außerhalb des gewöhnlichen Betriebsablaufes anläßlich besonderer Entwicklungen und Aufgaben erstellten Sonderrechnungen zu spezifischen Unterlagen für bestimmte, meist schwerwiegende Entscheidungen. Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, auf die Vielzahl unterschiedlicher statistischer Nebenrechnungen einzugehen, wie sie vor allem in Form von Kennziffern zur Kontrolle der Betriebsgebarung, insbesondere im Rahmen der Überwachung des Absatzes, der Produktion, der Belegschaft, der Kosten, der Finanzlage, des Vermögens und des Ergebnisses erstellt werden. Auch auf die komplizierteren und aufwendigeren — und deshalb nur bei außergewöhnlichen Anlässen durchzuführenden — Sonderrechnungen sei hier nur hingewiesen 151 . In diesem Zusammenhang kommt es vielmehr auf die für das Erkennen von Investitionsproblemen wesentliche anlagenorientierte Betrachtungsweise und die in Neben- und Sonderrechnungen erarbeiteten abgeleiteten Informationsquellen an. Beispielsweise lassen die in der Betriebsabrechnung pro Kostenstelle ausgewiesenen Kosten nicht erkennen, welche Kosten- und Leistungsänderungen auf einzelne Maschinen zurückgehen. Innerhalb einzelner Kostenstellen verursachen nämlich die dort ggf. zusammengefaßten Maschinen unterschiedliche Kosten, weil sie vielfach nicht gleichartig sind. Insbesondere wirken neue und alte, lohn- und kapitalintensive (somit gegenüber Lohnerhöhungen unterschiedlich empfindliche), mehr und weniger reparaturanfällige bzw. instandhaltungsbedürftige Maschinen zusammen. Oft wird auch übersehen, daß aus den Fertigungsstellen ausrangierte Aggregate, die noch in Hilfsbetrieben „ihre Dienste tun", dort ebenso erhöhte altersbedingte Kosten verursachen, die dann wieder auf Fertigungsstellen verrechnet werden. Für die Überwachung der Wirtschaftlichkeit der Anlagen ist deshalb neben der kostenstellenweisen auch eine objektweise Erfassung der Kostenarten erforderlich [214]. Sofern bei der Uraufschreibung nicht nur die Kostenstelle, sondern gleichzeitig auch die Inventarnummer des jeweiligen Anlagenobjektes mit aufgeführt und entsprechend 150 Ygj z u dieser Gliederung des Rechnungswesens [94, S. 14 f.]. 151 Vgl. zu den wichtigsten Sonderrechnungen im Rahmen der Kostenträgerrechnung [95, S. 82 ff.].

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Organisation der Datenermittlung

abgelocht wird, können die Daten der abgelochten Karten nach Anlagen z. B. jährlich sortiert und ausgewiesen werden. Durch den Einsatz von EDV-Anlagen läßt sich die bei der systematischen Objektbetrachtung auftretende Massenarbeit weitgehend maschinell erledigen. Diese Art der Kostenüberwachung ermöglicht, zusammen mit den in gleicher Weise oder durch Sondererhebungen festgestellten Leistungsgraden, das rechtzeitige Erkennen von UnWirtschaftlichkeiten und verhütet das „Mitschleppen" ersatzbedürftiger Anlagen. Eine weniger umfassende Möglichkeit der kontinuierlichen Ermittlung des Investitionsbedarfs besteht in der Überwachung von Instandhaltungskosten, die bei zunehmender Anlagenintensität der Betriebe immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die systematische Sammlung und Aufzeichnung der Instandhaltungskosten nach verursachenden Anlagenobjekten auf Apparate- und Maschinenkarten oder auf besonderen Instandhaltungskarten der Anlagenkartei ist bei den heutigen Organisationsformen des modernen Rechnungswesens gleichfalls einer lochkartenmäßigen und elektronischen Auswertung zugänglich. Diese bildet eine wichtige Informationsquelle für die Ermittlung des wirtschaftlichen Ersatzzeitpunktes, die Aufdeckung besonders empfindlicher und reparaturbedürftiger Anlagenteile, (damit zusammenhängend) die Anregung instandhaltungstechnisch günstigerer Konstruktionen sowie für die Ableitung von Kostenkennziffern einzelner Anlagen(-teile) zwecks verfeinerter Kosten- und Wirtschaftlichkeitsvergleiche [184]. Da mit zunehmender Integration und Automation der Produktionsapparatur und -verfahren die Folgen eines Maschinenausfalles für den Gesamtbetrieb immer gravierender werden, entsteht auch mit dem — notwendigen — Ausbau eines Systems der vorbeugenden Instandhaltung als Mittel zur Verringerung von Produktionsausfällen [135; 182; 226] eine wichtige Informationsquelle für Investitionsanregungen. Gleichzeitig gewinnen Ersatzprobleme dergestalt eine größere Bedeutung, daß die Anwendung von Optimierungsmodellen hier praktischen Nutzen verspricht 152 . Dabei gilt es zwei Fälle zu unterscheiden: Im ersten Falle, einer mit zunehmender Nutzungsdauer stetig anwachsenden Kostenverursachung und Leistungsabnahme (z. B. bei Werkzeugmaschinen und Fahrzeugen), besteht das Problem in der Optimierung des Ersatzzeitpunktes. Im allgemeinen ist dieser erreicht, wenn in bezug auf die gleiche Leistung die Betriebskosten der alten Anlage, worin die Instandhaltungs- und Stillstandskosten bei älteren Anlagen eine bedeutende Rolle spielen, die Betriebskosten plus Kapitaldienst einer neuen Anlage übersteigen 153 . Im Rahmen eines größeren Fuhrparks oder Maschinenparks kann es durchaus sinnvoll sein, insbesondere anhand eines Model152

Zu grundsätzlichen Formen der Ersatzmodelle vgl. [21, S. 166 ff. u. S. 435 ff.].

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les systematisch daraufhinzuwirken, daß die jährlichen Anlagenkosten, bestehend aus Beschaffungs-, Amortisations- und Unterhaltskosten, abzüglich der Liquidationserlöse für ausscheidende Anlagen, minimiert werden, wobei natürlich die Nebenbedingung eines bestimmten Mindestbestandes an Fahrzeugen bzw. Produktionsmaschinen einzuhalten ist. Im zweiten Falle, eines zu befürchtenden plötzlichen Ausfalles bestimmter Anlagen (z. B. Flugzeugmotoren, Glühlampen), steht man meist vor der Frage, welche mehr oder weniger abgenutzten Anlagen(-teile) rechtzeitig einzeln oder gruppenweise ausgewechselt werden sollen, um ein Minimum an Erneuerungs- und Ausfallkosten bei bestimmter Ausfallwahrscheinlichkeit zu erreichen. Hier erweist sich die Anwendung der Monte-Carlo-Methode zur Ermittlung des günstigsten Zeitpunktes für den Ersatzteileinbau als zweckmäßig [199; 237], Dabei handelt es sich um eine Technik der experimentellen Simulation der Lebensdauer (Ausfallhäufigkeit) einzelner Maschinen (teile). Derartige abgeleitete Informationen lassen allerdings nur einen Teil des Bedarfs an Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen erkennen. Darüber hinaus gilt es immer auch, ursprüngliche Anregungsinformationen aufzunehmen, wie z. B. unmittelbar bekannt werdende anlagenbedingte Störungen oder Umstellungserfordernisse aufgrund neu- oder weiterentwickelter Produkte und Verfahren. Besondere Beachtung verdienen ferner Einrichtungen zur systematischen Erschließung externer Informationsquellen in Verbindung mit dem Wissen um interne Zustände und Entwicklungen. Dies gilt zum großen Teil für Informationen, die — oft in einer erweiterten sogenannten statistischen Abteilung — auch außerhalb des betrieblichen Rechnungswesens gewonnen werden. Die Sammlung, Sichtung, Speicherung, Aufbereitung und Weitergabe von Informationen aus dem Marktgeschehen und der Unternehmung durch eine besondere betriebliche Dokumentationssteile wird jedoch immer mehr zu einer vordringlichen, auf Verbesserung des Informationsstandes gerichteten Aufgabe [114, S. 83 ff.]. Von Großbetrieben abgesehen, sind aber heute vielfach noch Abteilungen für volkswirtschaftliche und marktwirtschaftliche Aufgaben, die vor allem für größere Investitionsvorhaben wertvolle Informationen liefern, nur ungenügend ausgestattet. Oft sind sie lediglich in Direktionssekretariate eingegliedert oder an statistische Büros, Firmenarchive oder Pressestellen „angehängt". In der Bewältigung der besonders in Großbetrieben anschwellenden Informationsflut durch eine zentrale Dokumentations- und Informationsstelle, die häufig den Einsatz von speziellen Organisationsmitteln erfordert, um eine systematische Erfassung und thematische Selektion zu ermöglichen, liegen noch erhebliche Rationalisierungsreserven. Zu den wichtigsten Aufgaben dieser 15

' Vgl. den Ersaitzkalkül im Abschnitt 3.211, zu 2.

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Organisation der Datenermittlung

Stelle zählt Mertens „die Ermittlung des Informationsbedarfes, das Auffinden und Auswerten von Informationsquellen (Sichtung von Literatur einschließlich Bibliographien, Verlagskatalogen, Anzeigenteilen, Besuch bzw. Veranlassung des Besuchs von Tagungen, Messen, Vorträgen, Kontakt mit Personen und Instituten, die als Informationsquellen dienen können, Auswertung von Korrespondenz, Durchführung bzw. Veranlassung von Versuchen, aus Produkten bzw. Maßnahmen der Konkurrenz Erkenntnisse zu gewinnen, Verfolgung von Gerüchten), die Weiterleitung der aufgefangenen Informationen an die Mitarbeiter und die Speicherung dieser Informationen zum Zwecke der späteren Auskunftserteilung" [70, S. 51]. Vor allem in forschungsintensiven Industriezweigen, z. B. der chemischen Industrie werden aufgrund der Vielzahl zu klassifizierender Sachverhalte und Vorgänge an die Technik der Informationssammlung, -speicherung und -Selektion hohe Anforderungen gestellt. Das für die Farbwerke Hoechst entwickelte Dokumentationssystem z. B. dient mit Hilfe von EDV-Anlagen [140] neben kaufmännischen auch umfangreichen naturwissenschaftlichen Informationsbedürfnissen [70, S. 159ff.]. U. a. wird damit laufend die Patentsituation überwacht. Vielfach gehen aus der ständigen Information über Neuerungen Investitionsanregungen für Umstellungen und Diversifikationen hervor oder entwickeln sich aus der systematischen Verfolgung des Trends technisch-wirtschaftlicher Forschungen. 4.122 Zwischenbetrieblich-kooperative

Informationsquellen

Zur Vermeidung von Fehlinvestitionen sehen sich die Unternehmungen zunehmend veranlaßt, zwischenbetrieblich-kooperative Einrichtungen zu schaffen, mit denen sie zukünftige Entwicklungen besser vorausschätzen können. Vor allem für Klein- und Mittelbetriebe, die wegen der hohen Kosten auf eine eigene Marktforschungsabteilung und oft auch auf die Hilfe privater Marktforschungsinstitute verzichten müssen, erweist sich die Verbandsmarktforschung [52] als sehr fruchtbar. Neben der Aufgabe der Interessenvertretung übernehmen Verbände mehr und mehr Aufgaben der Sammlung und Aufbereitung von Marktdaten, welche den Mitgliedern als Ausgangsmaterial ihrer Prognosen dienen. Im einzelnen erstreckt sich die Verbandstätigkeit auf •— statistische Erhebungen bei den Mitgliedunternehmungen — Vermittlung von Marktinformationen (Daten der Statistik, nichtstatistische Informationen und Berichte über Marktstudien anderer Institutionen) — eigene Marktuntersuchungen und — eigene Prognosen [51, S. 94ff.]. Den größten Umfang nehmen dabei die Erhebungen bei den Mitglieduntemehmungen ein, deren Daten sich in der Verbandsstatistik nieder-

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schlagen. Diese ermöglicht es den Mitgliedern, in der Gegenüberstellung der eigenen Umsatzergebnisse mit dem Branchenumsatz ihre jeweilige Marktstellung innerhalb der Branche nach Warengruppen, -arten und -Sorten, Käufergruppen und Absatzgebieten im Zeitvergleich zu erkennen. Die für Investitionsüberlegungen so wichtige frühzeitige Deutung der Entwicklung des Branchenmarktes und der Marktanteile wird hiermit wesentlich erleichtert. Die Verbandsstatistik zeichnet sich insbesondere durch die Vorzüge aus, daß ihre Daten früher vorliegen als die der amtlichen Statistik, die erfaßten Daten bereits im Hinblick auf die speziellen Belange der Branche aufbereitet sind, alle Unternehmungen der Branche (auch diejenigen unter zehn Beschäftigten) einbezogen werden und schließlich daß die Daten oft warenmäßig, mitunter auch regional untergliedert, detaillierter als in der amtlichen Statistik erscheinen, überdies ist die Verbandsstatistik manchmal sogar die einzige Informationsquelle, wenn nämlich von der amtlichen Statistik keine Daten nachgewiesen werden. Allerdings darf andererseits nicht übersehen werden, daß die Warengruppen der Verbandsstatistik oft von denjenigen der amtlichen Statistik abweichen, die Daten der nicht dem Verband angehörenden Unternehmungen — es besteht keine gesetzliche Meldepflicht — lediglich durch Schätzwerte berücksichtigt werden können, die Verbandsstatistik aus Gründen der Geheimniswahrung oft nur den Mitgliedern zugänglich ist und letztlich das Interesse der Verbände an der Verbandsstatistik ungleich ausgebildet ist. Ein Ausbau dieser Informationsquelle in Verbänden, die noch keine Verbandsstatistik unterhalten, läge im Interesse besserer Absatzprognosen. ü b e r die Verbandsmarktforschung [215, S. 21 ff.] hinaus hat sich die Verbandstätigkeit auch auf anderen Gebieten bewährt. Als Beispiel sei hier nur der Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA) genannt, der als größter Wirtschaftsverband u. a. Kostenkennziffern ermittelt und auswertet. Dabei bleibt die Anonymität der untersuchten Firmen aus Wettbewerbsgründen voll gewahrt. Die Kostenkennzahlen des VDMA basieren auf einer hohen Repräsentanz und geben im Vergleich mit betriebsindividuellen Unterlagen Hinweise auf Rationalisierungsreserven. Eine dankbare Aufgabe der Fachverbände bietet sich ferner in der Weise an, Unternehmungen mit vergleichbaren Fertigungsgebieten näher zusammenzuführen. Als eine festere Form der zwischenbetrieblichen Kooperation haben sich Erfahrungsaustausch-Kreise [143, Bd. II], in der Praxis kurz „Eifa-Kieise" genannt, herausgebildet, so z. B. im Fachbereich Werkzeugmaschinen. Im allgemeinen handelt es sich um die Zusammenarbeit zwischen 5 bis höchstens 10 Firmen gleicher Branche. Dabei werden mehrmals im Jahr Erfahrungen über genau umrissene Gebiete in Sitzungen ausgetauscht, an denen u. a. Spezialisten teilnehmen, wie z. B. Konstrukteure, Betriebsleiter, Fachleute des Rechnungswesens, Verkaufsleiter und nach Bedarf auch Einkäufer und Versandleiter. Aus der Erörterung betriebstech-

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Organisation der Datenermittlung

nischer Gegenwartsfragen gehen nicht selten Investitionsanregungen hervor, und zwar vor allem aufgrund von Informationen über Konstruktionsfragen allgemeiner Art Anwendung von neuzeitlichen Werkstoffen Austausch über die Ergebnisse abgeschlossener Versuche Anwendung moderner Fertigungsverfahren Fragen der Rationalisierung (vornehmlich lohnsparender Arbeitsmethoden) und — Fertigungssteuerungen im besonderen.

— — — — -—

Aus dem kaufmännischen Bereich des Erfahrungsaustausches ergeben sich Anregungen zu (vor allem Rationalisierungs-) Investitionen aufgrund von Betriebsvergleichen, insbesondere unter Heranziehung von Kostenkennzahlen. Auf diesem Gebiet haben sich Erfa-Kreise mit beachtlichem Erfolg betätigt. Eine andere Form der zwischenbetrieblichen Kooperation stellen externe Iniormationsringe dar. Die besonders langfristigen Investitionsplanungen einzelner Industriezweige, z. B. der Stahlindustrie, der Elektroindustrie und der chemischen Industrie einerseits und die Dynamik des technischen Fortschritts sowie des Bedarfwandels andererseits begründen die Notwendigkeit einer Koordination mit der Entwicklungstätigkeit von Investitionsgüterherstellern [100, S. 169ff.]. Der Einsatz von EDV-Anlagen ermöglicht hier das Aufspüren technisch-wirtschaftlicher Entwicklungen durch systematische Auswertung der Fachdokumentation. Zu diesem Zweck schließen sich ein oder mehrere Hersteller von Investitionsgütern mit interessierten Verwenderbetrieben einzelner Industriezweige zu einer Dokumentationsgemeinschaft zusammen. In mehreren Großbetrieben der chemischen Industrie werden so die Entwicklungstendenzen für neue Stoffe und Verfahren analysiert. Dadurch erfährt einmal die Forschung und Entwicklung, insbesondere die Produktentwicklung der Verwenderbetriebe eine marktgerechte Ausrichtung. Zum anderen gewinnt auch der Investitionsgüterhersteller frühzeitig Einblick in die Art der benötigten Anlagen und Produktionsverfahren. Externe Informationsringe existieren ferner für Unternehmungen der gleichen Branche, und zwar auch auf internationaler Ebene. Ein instruktives Beispiel gibt ein in der chemisch-pharmazeutischen Industrie eingerichteter Informationsringtausch, an dem sich acht bedeutende Unternehmungen aus vier verschiedenen Staaten (Schweiz, Italien, USA, BRD) beteiligen [62, S. 169f.]. Zur Vermeidung von Doppelarbeit haben die beteiligten Unternehmungen die Auswertung der in Betracht gezogenen Fachzeitschriften untereinander aufgeteilt. Der Inhalt der auf lichtpausfähigem Papier ausgetauschten Normreferate wird nach bestimmten Stichwörtern

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und Symbolen auf Sachverhaltslodikarten übertragen und kann von den Beteiligten individuell ausgewertet werden. Externe Informationsringe existieren mit und ohne Zentralinstitut [70, S. 162ff.]. Vielfach ist die Benutzung eines Zentralinstituts, das die Auswertung, Vervielfältigung und Verteilung der Informationsträger sowie andere verwaltungstechnische Arbeiten (z. B. den Kostenausgleich) übernimmt, nicht nur zweckmäßig, um auch Betriebe teilnehmen zu lassen, die nicht über Lochkartenanlagen verfügen, sondern auch erforderlich, wenn aus Geheimhaltungsgründen nicht bekannt werden soll, woher bestimmte Informationen stammen. Vielfach befürchten nämlich die Teilnehmer, daß die Konkurrenzunternehmungen aus der Zusammensetzung der ihnen gelieferten Informationen auf das Forschungsprogramm schließen könnten. In der BRD ist z. B. eine solche Zusammenarbeit von Unternehmungen in der Elektroindustrie bekannt geworden, wobei der Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) als Zentralinstitut fungiert. Schließlich seien noch die — den Zentralinstituten externer Informationsringe vergleichbaren— sogenannten Gemeinschaftsinstitute erwähnt. Hierbei werden bestimmte Marktdaten für mehrere Unternehmungen vorwiegend mit gleichartigem Absatzprogramm, aber auch für Unternehmungen komplementärer Branchen erhoben und ausgewertet. So versuchen z. B. in dem Arbeitskreis „PKW- und LKW-Prognose" die Automobilhersteller gemeinsam mit der Mineralölwirtschaft und der Reifenindustrie die künftige Marktentwicklung vorauszuschätzen. Im allgemeinen geht die Initiative zu gemeinschaftlichem Vorgehen von Marktforschungsinstituten, von den Unternehmungen selbst oder den Verbänden aus. Als Informationsquelle hervorzuheben sind die von Marktforschungsinstituten erstellten „Standarduntersuchungen" einzelner isolierbarer Teilmärkte oder Branchen [10, S. 169], Hinsichtlich der Erfüllung spezieller Informationswünsche, mit deren Bekanntgabe u. U. auch schon das Forschungs-, Produktions- oder Absatzprogramm verraten ist, erscheint ein Gemeinschaftsinstitut allerdings nicht geeignet. Weil es überdies vielfach nicht in dem gewünschten Maße individuell zu arbeiten in der Lage ist, kommt ein solches Institut in der Regel nur für die Übernahme von allgemeinen Massenarbeiten in Frage, ohne daß dabei die Informationsabteilung in der einzelnen Unternehmung überflüssig wird [70, S. 165]. 4.123 Sonstige außerbetriebliche

Informationsquellen

Mit den vorangegangenen Überlegungen wird bereits deutlich, daß sidi die bislang erläuterten Gestaltungsformen der Informationsgewinnung keineswegs einander ausschließen, sondern weitgehend ergänzen. Dies gilt auch für die selbständige Inanspruchnahme außerbetrieblicher Informationsquellen. Soweit betriebliche Abteilungen für Information oder Marktforschung bestimmte Teilaufgaben nicht oder nur ungenügend er-

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Organisation der Datenermittlung

füllen können, erweist sich vielfach eine Ausgliederung als zweckmäßig [10, S. 160ff.]. Als Lieferanten für die bei Investitionsplanungen benötigten langfristigen Prognosedaten stehen der einzelnen Unternehmung zahlreiche betriebswirtschaftlich orientierte Marktiorschungsinstitute1Si zur Verfügung. Mit zunehmender Verflechtung nationaler Wirtschaftsräume gewinnen Institute mit internationalen Tätigkeitsbereichen und Verbindungen an Bedeutung. Von den durch vorwiegend volkswirtschaftlich ausgerichteten Wirtschaftsforschungsinstituten165 ermittelten Informationen interessieren hier vor allem die aus der Konjunkturbeobachtung hervorgehenden Daten. Besonders zu erwähnen ist z. B. der vom Ifo-Institut, München, jährlich durchgeführte Branchen-Investitionstest über erfolgte und geplante Investitionen einzelner Industriezweige. Die Testergebnisse vermitteln der Unternehmung Anhaltspunkte über die wirtschaftliche Lage im allgemeinen und über die Zukunftseinschätzungen von Marktpartnern auf gleicher oder auch auf vor- bzw. nachgelagerter Wirtschaftsstufe im besonderen. Sie sind geeignet, als Einflußgrößen bei der Erstellung oder Korrektur der Absatzprognose unmittelbar berücksichtigt zu werden [51, S. 121]. Auch Werbeagenturen, die sich heute vielfach gut ausgebaute Marktforschungsabteilungen angegliedert haben, sind als Lieferanten externer Informationen bedeutsam, hier insbesondere hinsichtlich der Image- und Produktforschung neu einzuführender Produkte bei Umstellungs- und Diversifikationsinvestitionen. Die Marktinformationen der Industrie- und Handelskammern sind vor allem wegen der guten binnenund außerwirtschaftlichen Verbindungen und Erfahrungen dieser Einrichtungen zu schätzen und bilden eine wertvolle Ergänzung des oft wenig aussagefähigen ausländischen Zahlenmaterials 158 . Letztlich können auch freiberufliche Absatzberater, Wirtschaitsauskuniteien151, größere GeZ. B. die GfK-Nürnberg, Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung; die Gesellschaft für Marktforschung (GFM), Hamburg. 1 5 5 Z.B. das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München; das Institut für Weltwirtschaft, Kiel; das Deutsche Institut für Wirtsdiaftsforsdiung, Berlin; das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtsdiaftsforsdiung, Essen; das Institut für Handelsforschung, Köln. 156 Als zentrale Informationsstelle ist hier vor allem die Bundesstelle für Außenhandelsinformation in Köln zu nennen. 157 Besonders in den USA, aber auch schon in Europa hat sich, begünstigt durch die Fortschritte auf dein Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung, die Zulieferung von Informationen zu einem heiß umkämpften Geschäft entwickelt. Beispielsweise haben Spezialinstitute wie Dun & Bradistreet sowie Standard & Poors 95°/o alleir amerikanischen Unternehmungen erfaßt und liefern neben den allgemeinen Kreditauskünften auch Spezialinformationen. Die F. W. Dodge Co. von McGraw Hill speichert sämtliche Daten über den Baumarkit, A. C. Nielsen weltweite Marktdaten. Große Kommunikationsgesellschaften unterhalten sogenannte Daten-Banken, so z. B. die International Telephone & Telegraph Co. eine für wirtschaftliche Vorhersaigen und eine für die Welthandelsstatistiken 154

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schäftsbanken (und zwar sowohl für Finanz- als audi Sadianlagen), statistische Ämter und Wirtschaftsministerien wegen ihres Überblicks über Marktsituationen für Investitionsprojektierungen wertvolle Anregungen geben. Dies ist hervorzuheben, weil die genannten Institutionen selbst spezifische Marktinformationen beschaffen und auswerten. 4.13 Ausschöpfung von Informationsquellen 4.131 Anlegungsstellen

und Inlormationswege

Auch die sich anschließende Frage, welche Stellen im besonderen mit der Ausschöpfung der vielfältigen Informationsquellen betraut und welche Informationswege bei der Anregung von Investitionen benutzt werden, bietet Ansatzpunkte für organisatorische Regelungen. Grundsätzlich sollte der Betrieb die Initiative der gesamten Belegschaft fördern, und zwar durch Verkündung des allgemeinen Rechts zur Anregung von Anlagenbeschaffungen und durch finanzielle Ansporne, wie sie auch im betrieblichen Vorschlagswesen üblich sind. Erfahrungsgemäß reicht das aber nicht aus. Erforderlich ist auch die Aufklärung der leitenden Mitarbeiter in der Unternehmung, daß häufig vorgebrachte Investitionsvorsdiläge aus ihrem Bereich bei ihren eigenen Vorgesetzten nicht — wie man manchmal meint — einen ungünstigen, sondern gerade umgekehrt einen guten Eindruck hinterlassen. Tatsächlich mißt man Führungsqualitäten der Leitungspersonen nämlich auch daran, inwieweit sie über die Fähigkeit verfügen, untergeordnete Mitarbeiter zu konstruktiver Initiative anzuregen [97, S. 87], Außerdem muß für bestimmte Stellen, deren Informationsstand es erlaubt bzw. denen die Aufgabe der Überwachung der Anlagenausstattung obliegt, eine Anregungsp/iichf auch ausdrücklich festgelegt werden [187, S. 31 ff.]. Eine solche Regelung, die am besten in Stellenbeschreibungen [97] der betreffenden Mitarbeiter fixiert wird, ist vor allem für Stellen zu empfehlen, die — laufend Anlagen unmittelbar kontrollieren und instandhalten, z. B. Anlageningenieure, Betriebselektriker, Beauftragte für Sicherheitsvorrichtungen, Schmierkolonnen, Reparaturstellen; — über den Zustand und das Leistungsvermögen der Anlagen ständig der Vereinten Nationen. Die Hersteller der Computer beteiligen ¡sich zunehmend an dem Geschäft mit der Anwendung ihrer eigenen Produkte. So hat die International Business Machines Corp. von Dun & Bradstreet eine Lizenz erworben, um deren Daten von über 390.000 amerikanischen Unternehmungen durch Computer in Verbindung mit einem Input-Output-Modell des Handelsministeriums auszuwerten. Interessenten für diesen Marketing-Dienst gibt IBM seine Listen von Kunden für bestimmte Produkte, deren Uinsatzzahlen und Verkaufsgebiete, worauf der Computer aufgrund der Daten vom Dun & Bradstreet und des Modells den potentiellen Markt der Unternehmung exakt nach verschiedenen Merkmalen identifiziert [201].

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orientiert sind, z. B. Einrichter, Werkstattmeister, Arbeitsvorbereitung, Fertigungs- und Qualitätskontrolle! — das Betriebsgeschehen, insbesondere den Produktionsprozeß unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten betrachten, z. B. Stellen der Kosten- und Leistungsrechnung, betriebswirtschaftliche Abteilung, interne Revisoren; — sich vorwiegend mit der konstruktiven Verbesserung und Verbilligung von Erzeugnissen und Produktionsapparaturen beschäftigen, z. B. Stellen für Verfahrensplanung, Werkzeugbau, Produktentwicklung, Patentüberwachung, Wertanalyse-Teams 158 ; — den Anlagenbedarf aus Planungsunterlagen ableiten können, z. B. Koordinierungsstellen für Absatz-, Produktions- und Kapazitätsplanung, Fabrikenplanung. Die informativen Anregungen selbst ergeben sich •— oft weitgehend unabhängig von formalen Rangstufen und Dienstwegen — aus dem Arbeitskontakt verschiedener Stellen untereinander. Im allgemeinen unterbreiten •die einzelnen Stellen des Investitionsbedarfs bestimmte Vorschläge für Anlagenbeschaffungen. Im Produktionsbereich werden in den meisten Fällen konkrete Anlagenwünsche von leitenden Mitarbeitern der einzelnen Produktionsabteilungen vorgebracht. Sie besitzen das sachliche Wissen über Zustand und Leistungsfähigkeit der Anlagenapparatur, das erforderlich ist, um die Notwendigkeit von Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen zu beurteilen. Sie sind es auch, die über Mängel in der Anlagenausstattung ständig informiert werden, und zwar ggf. auch durch Stellen aus ganz anderen Bereichen, wie z. B. durch die Vertriebsleitung bei häufig auftretenden Qualitätsmängeln der Erzeugnisse. Ferner werden ihnen u. a. Informationen über Neukonstruktionen der Anlagenhersteller durch den Einkauf sowie Arbeitsbeschwerden und Unfallmeldungen durch Stellen des Personal- und Sozialwesens zugeleitet. Selbst im Falle einer beabsichtigten Produktionsausweitung, die Erweiterungsinvestitionen erforderlich macht, gehen konkrete Anlagenwünsche von den Produktionsabteilungen aus, obwohl die eigentliche Anregung dazu im allgemeinen aus dem Vertriebsbereich stammt und von entsprechenden Planungsstellen vorbereitet wird. Anlässe zu Umstellungs- und Diversifikationsinvestitionen geben vor allem Abteilungen, die sich mit Marktforschung und Produktentwicklung beschäftigen. Dabei werden die — oft langwierig erarbeiteten — Anregungsinformationen aus Wettbewerbsgründen vielfach bis zur Projekt158 WertanaJyse ist ein Verfahren, mit dessen Hilfe in der Produktentwickluxig und Produktion systematisch unnötige Kosten aufzudecken und zu beseitigen versucht wild. Nach den Erfahrungen, die man in großen amerikanischen Unternehmungen (z. B. General Electric Co., Ford Motor Co.) bisher gesammelt hat, konnten die Henstellkosten eines Produktes oder eines Einzelteiles durch Anwendung der Wertanalyse im allgemeinen um 15—20°/o gesenkt werden. Vgl. dazu [72], Einen kurzen Überblick, gibt [197].

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reife geheim gehalten. Derartige Investitionsideen, die in forschungsintensiven Industriezweigen systematisch entwickelt und gespeichert werden, nehmen den Weg zu ihrer Realisierung fast immer über die höchsten Unternehmungsstellen. Anregungen zu Wachstumsinvestitionen, besonders in neuen Tätigkeitsgebieten z. B. vor- und nachgelagerter Produktionsstufen werden meistens von der Unternehmungsleitung selbst oder den mit der Untersuchung derartiger Spezialaufgaben betrauten Stellen vorgebracht. Im übrigen entsteht auch in außerproduktionswirtschaftlichen Bereichen der Unternehmung in den entsprechenden Abteilungen ein arteigener Investitionsbedarf zur rationalen Erfüllung ihrer Aufgaben, auf deren Bedeutung wir bereits im Abschnitt 1.222 hingewiesen haben. Die Vielzahl dezentralisierter Anregungsstellen bedarf einer organisatorischen Verbindung, die eine geregelte Entgegennahme und Koordination der Investitionsvorschläge ermöglicht. Dies kann durch die Einrichtung einer zentralen Sammelstelle erreicht werden, die für die Annahme und sachgerechte Weiterleitung von Investitionsanregungen zuständig ist. Sie stellt insbesondere sicher, daß die Anregungen nach bestimmten Richtlinien vorgeprüft, soweit erforderlich zunächst einem Investitionsausschuß vorgelegt und anschließend an die Unternehmungsleitung weitergegeben werden. Diese Aufgaben sollte zweckmäßigerweise eine Stabsstelle „Investitionsplanung" wahrnehmen, die unmittelbar der Unternehmungsleitung untersteht. Abbildung 9 veranschaulicht zunächst die organisatorische Eingliederung dieser Stabsstelle in die Gesamtorganisation und weist auch schon auf die Zweckmäßigkeit eines Investitionsausschusses hin, der uns jedoch erst im Abschnitt 4.3 näher interessieren soll. Statt der nach Funktionen gegliederten Organisationsbereiche (Haupabteilungen) ist ebenso ein nach Objekten (z. B. einzelnen Werken) gegliederter Unternehmungsaufbau denkbar. Um Organisationsprobleme besser hervortreten zu lassen, stellen wir auch im folgenden auf typische Verhältnisse einer Großunternehmung ab. Eine sinngemäße Übertragung der Regelungen auf den konkreten Fall ist aber auch für kleinere Unternehmungen nicht ausgeschlossen. 4.132 Anregungsverfahren

und

Informationsfluß

Die Möglichkeit, investitionspolitische Entscheidungen allein schon durch eine sinnvolle Organisation auf eine bessere Grundlage zu stellen, wird noch deutlicher in der Regelung des Anregungsverfahrens. Da der Vorstand nicht in der Lage ist, sämtliche Investitionsvorschläge selbst entgegenzunehmen und zu prüfen, muß vor allem gesichert sein, daß brauchbare Ideen und Anregungsinformationen nicht durch untergeordnete Instanzen eigenmächtig abgefiltert werden. Bei Einhaltung des Dienstweges wäre dies umso mehr zu befürchten, j e größer der Betrieb und die Anzahl zwischengeschalteter Instanzen ist. Die vorzeitige und oft nicht oder un-

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Organisation der Datenermittlung

vollkommen begründete Verwerfung von Investitionsideen durch untergeordnete Leitungsstellen hemmt nicht nur die Initiative der Mitarbeiter, sondern ist auch aus folgendem Grunde bedenklich. Die Unterlassung der Weitergabe von Anregungen kommt einer negativen Entscheidung gleich, von der übergeordnete Leitungsstellen nichts erfahren. Eine vorzeitig verworfene Idee kann aber aus der Gesamtschau der Investitionsvorschläge Teilzielsetzungen und Maßnahmen anderer Bereiche durchaus vorteilhaft ergänzen. Deshalb ist die direkte Abgabe von Investitionsvorschlägen an eine zentrale Sammelstelle, die „Investitionsplanung", zweckmäßig. Dies trägt gleichzeitig dazu bei, Interessenkollisionen zu vermeiden. Im übrigen sollte auch die „Investitionsplanung" mit der selbständigen Ausarbeitung von Investitionsanregungen beauftragt werden. Wenngleich erfahrungsgemäß die meisten Stellen des Investitionsbedarfs nicht erst zu Anlagenwünschen ermuntert werden müssen159, so ist doch eine allgemeine Aufforderung nötig, Investitionsanträge in bestimmten Zeitabständen geregelt einzureichen. Erst der gleichzeitige Eingang sämtlicher Investitionsanträge ermöglicht nämlich eine sorgfältige Auswahl der Vorschläge. Außerdem bilden die periodisch ermittelten Kapitalanforderungen eine wichtige Grundlage der gleichfalls periodisierten Finanzplanung. Um allen Beteiligten eine ordentliche Bearbeitung der Anträge zu ermöglichen und die Plandaten einwandfrei feststellen zu können, ist eine rechtzeitige Antragstellung erforderlich. Im allgemeinen werden die Investitionsvorschläge in jährlichen Planperioden gesammelt und bearbeitet. Eine große Anzahl von Investitionsvorhaben kann aber auch die Festlegung kürzerer Zeitabstände erfordern. Dadurch wird allerdings die Übersicht über alternative Kapitalverwendungen beeinträchtigt, denn nur gemeinsam untersuchte Investitionen können als Alternativen behandelt werden [17, S. 128]. Mit besonderer Sorgfalt sind Ausnahmefälle zu regeln, die selbst in einer geordneten Anlagenwirtschaft immer wieder auftreten, zumal die Notwendigkeit einer rechtzeitigen und wirkungsvollen Anpassung des Betriebes an wechselnde Umweltbedingungen ein zu starres Bewilligungsverfahren verbietet. Dabei können drei Gruppen von Ausnahmefällen unterschieden werden [14, S. 20ff.]. Erstens bereiten erfahrungsgemäß bereits bewilligte Investitionen nicht selten dadurch Schwierigkeiten, daß sie infolge technischer Änderungen, nicht erwarteter Preiserhöhungen oder einfach durch Fehlschätzung wesentlich höhere Mittel als vorgesehen verursachen. Wenn sich z. B. im Falle des Umbaues einer Fabrikhalle herausstellt, daß große Teile des Fundaments erneuert werden müssen, was ursprünglich nicht berück,M

Im allgemeinen gehen die Investiitionsanträge vor allem der Produktionsabteilungen über idie zu ihrer Realisierung verfügbaren Finanzmittel hinaus [187, S. 79].

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sichtigt wurde, so ist ein Nachantrag unvermeidlich. Meistens enthält dieser aber keinen Nachweis zusätzlicher Erträge, sondern nur erhöhter Aufwendungen. Derartige Schwadistellen nehmen leicht den Charakter von Organisationslücken im Bewilligungsverfahren an und verleiten zu bedenklichen informalen Verhaltensweisen. Soweit auf diesem Wege z. B. anfänglich „zu hoch" erscheinende Investitionssummen bewußt geringer veranschlagt werden, um das Gesamtprojekt über die von der Unternehmungsleitung geforderte Mindestrentabilität hinaus günstiger erscheinen zu lassen, geht mit solchen Manipulationen die einheitliche Linie der Investitionspolitik verloren. Ferner werden dadurch andere Bereiche beeinträchtigt, vor allem wird die Zuverlässigkeit der Finanzplanung gemindert. Um der Neigung der Antragsteller, Organisationslücken auszunutzen, entgegenzutreten, sollte bekannt gemacht werden, daß in derartigen Fällen das gesamte Projekt nochmals überprüft wird. Ergibt sich dabei, daß sich die Rentabilität erheblich, ggf. bis unter die festgelegte Mindestgrenze verschlechtert und das schon in Angriff genommene Projekt nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, so ist der betreffende Antragsteller zur Verantwortung zu ziehen.

= Anordnung;



= Anregung;



= Teilnahme am Ausschuß.

Abb. 9. Die Stellung der Investitionsplanung und des Investitionsausschusses in der Gesamtorganisation

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Organisation der Datenermittlung

Im zweiten Ausnahmefall handelt es sich um Investitionen, die durch unerwartete Änderungen der Umweltbedingungen oder der innerbetrieblichen Verhältnisse kurzfristig erforderlich werden. Eine solche Situation kann z. B. dadurch eintreten, daß die Konkurrenz überraschend ein verbessertes Produkt auf den Markt bringt, so daß zur Vermeidung von Markteinbußen unverzüglich über eine entsprechende Umstellungsinvestition außer der Reihe entschieden werden muß. Ein anderes Beispiel sind Investitionen, die zur Verhinderung kostspieliger Unterbrechungen des Betriebsablaufes etwa bei plötzlich offenbar werdenden Maschinendefekten, Einsturzgefahren usw. vorgenommen werden müssen. Nicht selten läßt die Dringlichkeit bestimmter Investitionen eine genaue — zeitraubende — Investitionsuntersuchung und -rechnung gar nicht zu. Für derartige Fälle müssen Sonderanträge möglich sein. Um aber den Mißbrauch häufiger Beantragung vorrangig zu behandelnder „dringender" Investitionen auszuschließen, dürfen für Sonderanträge grundsätzlich keine geringeren Prüfungsanforderungen gestellt werden als bei normalen Anträgen. Schließlich ist auf einen dritten Ausnahmefall hinzuweisen, der in der Form auftritt, daß Anträge für Kleininvestitionen gestellt werden, die zweckmäßigerweise, je nach Höhe des Kapitalbedarfs von untergeordneten Instanzen im begrenzten Rahmen bewilligt werden. In der Praxis ist aber immer wieder festzustellen, daß Investitionsvorhaben, die über den Rahmen der Kleininvestitionen hinausgehen, in mehrere Teilabschnitte „zerlegt" und so unter Umgehung der Genehmigungspflicht von unteren Leitungspersonen entschieden und realisiert werden [187, S. 61; 69, Bd. II, S. 481]. Solche Manipulationen verschleiern in gefährlicher Weise das tatsächliche Kapitalrisiko und verhindern die korrekte Beurteilung der Rentabilität. Diesen Eigenmächtigkeiten kann durch sorgfältige Vorprüfung der Investitionsanträge und Stichprobenkontrollen bei Kleininvestitionen vorgebeugt werden. Grundsätzlich sollte, und zwar nicht nur im Interesse einer Klärung der Frage, ob einer der o. a. Ausnahmefälle vorliegt oder nicht, sondern ganz allgemein im Interesse einer sachlich begründeten Investitionsanregung, jeder Antrag möglichst genau erläutert und schon mit global veranschlagten Daten vervollständigt sein. Um unnötige — den Entscheidungsprozeß hemmende — Rückfragen zu vermeiden, ist insbesondere darauf zu dringen, daß Anträge von vornherein durch Zeichnungen, Berechnungen und Hinweise auf nicht quantifizierbare Faktoren ergänzt werden, technische Einzelanforderungen erkennen lassen und eine detaillierte Gliederung des Kapitalbedarfs enthalten. In diesem Zusammenhang erweisen sich entsprechend zweckmäßig gestaltete Formulare (vgl. das in Abbildung 10 entworfene Beispiel), aus denen die wichtigsten Datenanforderungen zu ersehen sind, als nützlich, weil sie die Vorprüfung der Investitionsanträge erleichtern und beschleunigen.

Daten und Investitionsanregung

207

An trag-Nr.: . Werk:

INVESTITIONSANTRAG (Vorprüfung)

Abteilung: Projekt-Nr.

1. Beschreibung des Investitionsvorhabens a) Gesamtprojekt

b) Anlagenbestandteile (Haupt- und Nebenanlagen) -

2. Begründung des Investitionsvorhabens a) Zweckbestimmung. b) Dringlichkeitsvermerk. c) Hinweis auf mögliche nichtquantifizierbare Faktoren .

3. Einzelanforderungen a) Leistungsvermögen. Arbeitsgänge . Leistungsmenge (Kapazität) _ Leistungsqualität. b) Standort Raumhöhe . Bodenfläche Bodenbelastung _

c) Arbeitskräfte . Personenanzahl. Ausbildung. korperl. Beanspruchung d) gewünschter Liefertermin e) Vorschlag für Antagenherstel(er >

4. Kapitalbedarf a) Zusammensetzung160 + Hauptanlage (Gebäude, Maschinen...) DM_ + Nebenanlagen (Förder-, Meßgeräte...) DM_ + sonst. Vorrichtungen, Werkzeuge usw.DM_ + zusätzliches Umlaufvermögen DM_ = Zwischensumme DM_ - Verkaufserlös alter Anlagen DM_ -vermiedene Großreparatur DM_ - Investitionszulage (in Berlin) DM_

b) zeitliche Verteilung und Aufbringung 160 vor Inbetriebnahme ""\19_I.Quartal II.Quartal III.Quartal IV.Quartal Summ&\ DM

DM

I.Jahr

2.Jahr DM

DM

3. Jahr DM

4. Jahr DM

5. Jahr DM

c) Annuität:. d) Amortisationsdauer:.

Antragstellung (betr. Abteilung) Datum: Unterschrift:

Bearbeitung (Investitionsplanung) Datum: Unterschrift:

Vgl. dazu im einzelnen auch Sedte 137 ff.

6.-10. Jahr DM -DM _Jahre

Einzelgenehmigung (soweit erforderlich, Vorstand) Datum: Unterschrift:

Abb. 10. Formblatt eines Investitionsantrages

180

DM

I.Quartal I I.Quartal II (.Quartal I V.Quartal DM

DM b) I Rentabilität:.

DM

nach Inbetriebnahme

- Netto-Kapitaleinsatz: 5. Überschlägig errechneter Erfolg a) Gewinne oder Kostenersparnisse

DM

208

Organisation der Datenermittlung

4.2 Beschaffung und Aufbereitung von Daten in der Phase der Investitionsuntersuchung 4.21 Vorprüfung und organisatorische Klassifizierung von Investitionen Der Investitionsanregung folgt als nächster Schritt die zentrale Durchsicht und Vorprüfung der Investitionsanträge durch den Investitionsstab. Die kritische Durchleuchtung und Zusammenstellung diskussionsfähiger Investitionsanregungen nach den von der obersten Leitung festgelegten investitionspolitischen Prinzipien stellt hohe Anforderungen an die dafür eingesetzten Fachkräfte. Die Mitglieder des Investitionsstabes, der sich aus Technikern und Betriebswirten zusammensetzt, müssen über ein ausgeprägtes Urteilsvermögen sowie über fundierte Kenntnisse aller Betriebsvorgänge und -zusammenhänge verfügen, um nicht nur sachgerecht prüfend, sondern auch ändernd sowie mit eigenen Vorschlägen ergänzend und fördernd eingreifen zu können. Oft ist der vorgetragene Wunsch zur Anlagenbeschaffung noch unklar formuliert, so daß er einer Präzisierung bedarf. Die Konkretisierung des Investitionsbedarfs stützt sich weitgehend auf Untersuchungen des Anlagenmarktes sowie den Investitionsanträgen entsprechende und ggf. zusätzlich angeforderte technische Daten der geplanten Anlage, z. B. die erforderliche Leistungsmenge und -qualität, Arbeitsgeschwindigkeit, der Stromverbrauch, Raumbedarf usw. Darüber hinaus gilt es, alternativ in Betracht kommende Anlagen zu erfassen. In der Regel bestehen nämlich für die einzelnen Investitionsvorhaben mehrere technische Möglichkeiten, die den gleichen Zweck erfüllen. Dabei ist z. B. an gleichartige Anlagen verschiedener Hersteller, an Anlagen mit unterschiedlichem Mechanisierungsgrad und Antriebsverfahren oder an Anlagen mit unterschiedlicher Kapazität und Umstellbarkeit zu denken. Bevor der Entscheidungsprozeß im Detail anläuft, sind sodann technische Voruntersuchungen anzustellen. In dieser Teilphase ist neben den technischen Daten auch schon eine Vielzahl nicht (genau) quantifizierbarer Faktoren zu prüfen, die gegenwärtig bereits erkennbar sind oder sich möglicherweise erst nach der wirtschaftlichen Analyse des Investitionsvorhabens oder gar erst nach Inbetriebnahme der Anlage als „Nebenwirkungen" zeigen und die Verwirklichung des ganzen Projektes in Frage stellen können. Nach sorgfältigem Abwägen technischer Einzelheiten ist im Einvernehmen mit leitenden Mitarbeitern der betreffenden Stelle des Investitionsbedarfs oft schon eine Vorauswahl technisch notwendiger und zweckmäßiger Anlagen erforderlich. Es sei hier nur auf Eigenschaften einzelner Aggregate hingewiesen, die z. B. gegen gesetzliche oder sonstige Vorschriften (der Baupolizei, des Gewerbeaufsichtsamtes, des Unfallschutzverbandes usw.) verstoßen oder voraussichtlich in zu starkem Maße Erschütterungen, Hitze, Staub oder Lärm verursa-

Daten und Investitionsuntersuchung

209

chen, eine geforderte Leistungsqualität nicht erreichen und deshalb aus der weiteren Untersuchung ausscheiden. Ferner müssen allein aufgrund technischer Überlegungen Anlagen außer Betracht bleiben, für deren Installierung der vorhandene Raum nicht ausreicht, die erforderlichen Fundamentierungen, Anschlüsse für elektrische Energie, Kühl- und Abwässer oder die Benutzung des innerbetrieblichen Transportsystems Schwierigkeiten bereiten. Aber auch wirtschaftliche Gründe zwingen oft schon vor dem eigentlichen Investitionskalkül zur Vorauswahl. Das ist z. B. der Fall, wenn die vom Anlagenhersteller verlangte Lieferfrist zu lang ist, um eine an sich technisch mögliche Lösung zu realisieren, der qualitative und quantitative Bedarf an Bedienungspersonal nicht gedeckt werden kann oder die für bestimmte Verfahren benötigten Materialien nicht in ausreichendem Maße beschaffbar sind. Der Charakter derartiger Vorprüfungen vor allem technischer Daten, die sachgerecht im Hinblick auf die besondere Zwecksetzung und Nützlichkeit der vorgesehenen Anlage(n) am besten in der Stelle des Investitionsbedarfs zu beurteilen sind, läßt zwar eine weitgehende Dezentralisierung der technischen Investitionsplanung und Vorauswahl sinnvoll erscheinen. Dann darf aber nicht die Notwendigkeit einer zentralen Abstimmung technisch-wirtschaftlicher Planungsüberlegungen übersehen werden. Dies gilt nicht nur für Großprojekte, die — meist von der obersten Leitung angeregt — wegen ihrer weitreichenden Auswirkungen in der gesamten Unternehmung ohnehin die Untersuchung durch eine zentrale Stelle erfordern. Auch die Vielzahl der von untergeordneten Stellen vorgeschlagenen weniger großen Investitionen bedarf der Koordination durch den Investitionsstab, um Doppelbeschaffungen und das Entstehen unausgenutzter Kapazitäten zu verhindern, die weitgehende Austauschbarkeit und die Umdisposition von Anlagen auf andere Abteilungen oder Werke zu ermöglichen sowie den bei uneinheitlichem Maschinenpark auftretenden Schwierigkeiten und einer übermäßig hohen Kapitalbindung bei der Vorratshaltung von verschiedenen Betriebsstoffen und Ersatzteilen vorzubeugen [187, S. 41]. Wichtig ist ferner das Denken in neuen Kombinationen, das sich aufgrund des Überblicks über gesammelte Investitionsanregungen weitaus mehr entfalten kann als bei der Beurteilung der Einzelobjekte. Der Umfang und die Zusammensetzung der anstehenden Investitionsvorhaben kann dadurch bereits wesentlich beeinflußt werden. Ergänzend ist noch auf größere Investitionsvorhaben hinzuweisen, die der Genehmigung durch den Aufsichtsrat bedürfen. Diese sollten so frühzeitig vorgeprüft und durch entsprechende technische und wirtschaftliche Empfehlungen vervollständigt werden, daß sie noch vor dem Jahresbudget dem Aufsichtsrat vorgelegt werden können. Das erscheint deshalb zweckmäßig, weil derartige Vorhaben im Rahmen der Kapitalbedarfsrechnung

Organisation der Datenermittlung

210 Gliederungsmerkmal

Kategorie

Bereich des Investitionsvorhabens

— Beschaffung und Vertrieb — Forschung und Entwicklung — Produktion — Personal und Sozialwesen — Verwaltung

Kontrolle und Neuorientierung investitionspolitisdierLeitlinien, insbes. Abstecken grundsätzlicher Ziele der langfristigen Investitionsplanung nach Maßgabe der Präferenzstruktur in der Zielkonzeption der Gesamtunternehmung

vorh errs chendes Investi tionsmoitiv

— Ersatz- und Rationalisierung — Erweiterung — Umstellung — Diversifikation

Erkennen der Art und Ausstrahlung von Investiitionsproblemen, Durchführung problemadäquater Investitionsuntersuchungen

abnehmender Dringlichkeitsgrad

— dringend erforderlich — erforderlich — wünschenswert —gegenwärtig uninteressant

Ableitung von Hinweisen auf eine Reihenfolge der Realisierung, wobei die Ordnung nach Renditen und Amortisationsdauern nur unter sonst gleichen Bedingungen gilt

Größe des Investi tionsobj ektes (gemessen am Kapitaleinsatz, z. B.)1M

— Kleininvestition bis DM 800 — Mittelinvestition zw. DM 800 und DM10000 — Großinvestition über DM 10 000

Entlastung der Unternehmungsleitung durch Delegation begrenzter Entscheidungsbefugnisse über Investitionen ohne Genehmigung, mit Pauschalgenehmigung und Einzelgenehmigung des Vorstandes 162

Anlagengruppen

Sachanlagen: — unibebaute Grundstücke — Verwaltungs- u. Wohngebäude — Fabrikgebäude — Geschäftsausstg. — Maschinen — Förderanlagen — Fahrzeuge — Werkzeuge usw. Finanzanlagen: — Beteiligungen — festverzinsliche Wertpapiere — Lizenzen usw.

Beurteilung vermögenisstruktureller und liquiditätsmäßiger Konsequenzen bzgl. Kapitalbindung und -freisetzung, Art des Bedarfs an Mitteln der Investitionsfinanzierung, Auswertung von Gruppenrelationen zwischen vorhandenen und geplanten Anlagen sowie Anlagen untereinander, Aufschlüsse über Umfang der Abschreibungsimöglichkeiten und deren Auswirkung auf die steuerpflichtigen Jahres erfolge

Gliederungszweck

Tab. 8

Daten und Investitionsuntersuchung

211

einen breiten Raum einnehmen. Bei kleineren Investitionen dagegen ist weder der Aufsichtsrat noch der Vorstand an den Einzelheiten der Projekte interessiert; hier beschränkt sich ihr Informationsbedürfnis auf die Gesamtheit der Investitionen und deren Kapitalanforderungen [42, S. 347f.]. Die Zusammenarbeit zwischen „Investitionsplanung" und Unternehmungsleitung setzt persönlichen Kontakt und eine weitgehende Übereinstimmung in den Grundsatzfragen voraus. Für die Vorbereitung investitionspolitischer Beratungen und Vorentscheidungen ist es zweckmäßig, der Unternehmungsleitung den nach folgenden Kriterien sinnvoll gegliederten und mit bestimmten Ordnungskennzeichen versehenen Investitionsbedarf vorzulegen: siehe Tabelle 8. Eine in dieser Weise gegliederte Übersicht über die Gesamtsituation und Schwerpunkte notwendiger und möglicher Investitionen sowie über den voraussichtlichen Kapitalbedarf erleichtert es der Unternehmungsleitung, globale Vorentscheidungen zu fällen. Bemerkenswert ist, daß in der theoretischen Literatur über Simultanansätze optimaler Investitionsentscheidungen die organisatorische Notwendigkeit und das Gewicht derartiger Vorentscheidungen als Einflußgröße des endgültigen Investitionsprogrammes allerdings nicht behandelt wird. Tatsächlich müssen aber in realen Entscheidungsprozessen nicht nur dringende Investitionsvorhaben vorab bewilligt, sondern — nach einer ersten Stellungnahme zur finanziellen Durchführbarkeit der Gesamtheit der Investitionsvorhaben und einzelner Großprojekte — auch grundsätzliche Vorentscheidungen über das Volumen und die Grobstruktur des Investitionsprogrammes gefällt werden. Letztere betreffen z. B. Fragen, in welchem Verhältnis finanzielle Mittel auf einzelne Investitionsbereiche der Unternehmung verteilt, in welcher Art auf erkannte Marktchancen reagiert werden soll, inwieweit die Fortführung oder Änderung der bisherigen langfristigen Investitionsplanung geboten erscheint und in welchen Branchen aus risikopolitischen Erwägungen überhaupt Diversifikationsinvestitionen vorgenommen werden sollen. Aufgrund der Beurteilung der Marktentwicklung und betrieblicher Gegebenheiten, insbesondere des Vermögensaufbaues, der Kapitalstruktur, der finanziellen Situation und der danach abzuschätzenden RisikoerKleininvestitionen sollten zweckmäßigerweise nach dem für die steuerliche Festlegung der sog. geringwertigen Wirtschaftsgütar z. Zt. geltenden Höchstbetrag von DM 800,— bemessen werden. Das hat den Vorteil, daß damit gleichzeitig die Einhaltung steuerlicher Vorschriften besser überwacht werden kann. Die übrigen Größenangaben sind hieT nicht eindeutig festlegbar, sondern müssen ggf. durch eine — d e n besonderen Verhältnissen der einzelnen Unternehmung entsprechende —• individuelle Klassifizierung modifiziert werden. 162 Außerdem legt eine derartige größenmäßige Gliederung der Investitionen die sinnvolle, d. h. angemessene Anwendung und Modifikation mehr oder weniger komplizierte! Rechenverfahren nahe [96, S. 72 ff.].

161

212

Organisation der Datenermittlung

Wartung werden Rahmen- und Strukturentscheidungen der obersten Leitung erforderlich, um die Grundzüge der Investitionspolitik festzulegen und den betreffenden Planungsstellen zur sachgemäßen Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen mitzuteilen. In diesem Zusammenhang ist auch die Vorgabe von Beurteilungsmaßstäben, des einheitlichen Kalkulationszinsfußes (Mindestrendite) und der nach unterschiedlich riskanten Investitionssektoren differenzierten Höchst-Amortisationsfristen, abzuleiten, die in den anschließenden wirtschaftlichen Hauptuntersuchungen anzuwenden sind. Dabei handelt es sich um Anweisungen zur Durchführung von detaillierten Investitionsuntersuchungen, die nach investitionspolitischen Vorentscheidungen keineswegs überflüssig werden. 4.22 Festlegung der Träger der Investitionsuntersuchung Die o. a. Klassifizierung der Investitionsvorhaben erweist sich als organisatorische Hilfe, indem sie Art und Umfang der nun im einzelnen zu ermittelnden Daten für qualifizierte Entscheidungsprobleme erkennen läßt und eine entsprechend differenzierte Regelung der Entscheidungsvorbereitung nahelegt. W e g e n ihres speziellen Charakters sollten Finananlageinvestitionen zweckmäßigerweise von der Hauptabteilung „Finanzen" selbst untersucht werden, so daß die Tätigkeit des Investitionsstabes auf die Untersuchung von Sachanlageinvestitionen beschränkt bleibt [17, S. 123]. Im Hinblick auf die Ermittlung der zahlungswirksamen Konsequenzen können wir im folgenden die Behandlung von Finanzanlageinvestitionen insoweit vernachlässigen, als deren vertragliche Grundlage besondere Prognoseschwierigkeiten oft gar nicht aufkommen läßt. Ist dies aber nicht der Fall, so gelten die folgenden Ausführungen über die Durchführung der Datenermittlung sinngemäß auch für diese Investitionsart. Die eigentliche Problematik der Investitionsuntersuchung liegt, sieht man von Banken, Versicherungen und ähnlichen Unternehmungen ab, bei den Sachanlageinvestitionen. Die Entscheidungsvorbereitung ist hier bekanntlich im hohen Maße mit den Schwierigkeiten verbunden, die voraussichtliche Ertrags- und Kostenentwicklung der einzelnen Investitionsobjekte festzustellen, um damit einen möglichst exakten Nachweis der Zweck- und Vorteilhaftigkeit des Kapitaleinsatzes für alternative Anlagen zu erbringen. Bei der Vielzahl kleinerer Investitionsobjekte sollten die Stellen des Investitionsbedarfs entsprechend ihrer begrenzten Entscheidungsbefugnis auch zur Datenermittlung für Zwecke des Rentabilitäts- und Amortisationsnachweises herangezogen werden, allerdings unter methodischer Anleitung und Koordination durch die „Investitionsplanung". Bei mittleren und größeren Investitionsvorhaben ist es wegen der hohen Anforderungen an die Sachkenntnis der Träger der Investitionsuntersuchung insbesondere im Hinblick auf das Wissen um die weiterreichende Entschei-

Daten und Investitionsuntersuchung

213

dungsabhängigkeit wesentlicher Daten zweckmäßig, daß sich, die „Investitionsplanung" selbst, unter Mitarbeit der antragstellenden Abteilungen um die entsprechenden Daten bemüht. In Großunternehmungen mit örtlich getrennten Organisationsbereichen (z. B. Werken) ist es sinnvoll, Assistenten oder Stabsstellen für „Betriebswirtschaft" oder „Verfahrensplanung", die der jeweiligen Werkleitung unterstellt sind, mit dieser Aufgabe zu betrauen, um einen engen informatorischen Kontakt zu den Stellen des Investitionsbedarfs und zu anderen durch das betreffende Investitionsvorhaben direkt oder indirekt berührte Betriebsstellen zu gewährleisten. In diesem Falle hat die dem Vorstand unterstellte zentrale „Investitionsplanung" vor allem Aufgaben der Koordinierung, Beratung, Zusammenfassung und Prüfung von Einzeluntersuchungen zu erfüllen. Grundsätzlich muß also die Sachbearbeitung des Investitionsantrages federführend von einer Sammelstelle technisch-wirtschaftlicher Planungsüberlegungen wahrgenommen werden, die imstande ist, Informationen aus verschiedenen Unternehmungsbereichen, insbesondere die vom Rechnungswesen abgegebenen Zahlen in spezifische investitionsobjektbezogene Erwartungszahlen umzuformen. Der im Rahmen von Investitionsuntersuchungen erforderliche Abstimmungs- und Informationszusammenhang ist dabei weitgehend außerhalb von Befehlswegen sicherzustellen. Das verlangt, wie im folgenden zu zeigen ist, die Vielzahl von Stellen unterschiedlicher Aufgabenbereiche und Rangstufen in der Unternehmung, die unter Anleitung der Investitionsplanung zur Datenermittlung herangezogen werden. 4.23 Organisatorische Regelungen und Hilfsmittel der Ermittlung investitionsobjektbezogener Daten 4.231 Ermittlung

des

Kapitaleinsatzes

Sachkenntnis und Übersicht über die einschlägigen Informationsquellen und Unterlagen wird bereits bei der Feststellung der Höhe und zeitlichen Verteilung des Kapitaleinsatzes der geplanten Anlage (n) vorausgesetzt. Hierbei handelt es sich um Daten, die eine wichtige Grundlage sowohl für den Rentabilitäts- und Amortisationsnachweis der Investition als auch für die kurz- und mittelfristige Finanzplanung bilden. Aus den im Abschnitt 3.211 dargelegten inhaltlichen Problemen der Ermittlung des Kapitaleinsatzes als eine aus verschiedenartigen Bestandteilen zusammengesetzte Rechengröße resultieren hier — in organisatorischer Hinsicht — entsprechend diffizile Probleme der Lösung dieser Teilaufgaben durch Heranziehung verschiedenartiger Unterlagen und Verarbeitung von Querinformationen. Im allgemeinen lassen sich die Anschaffungskosten einer geplanten Anlage aufgrund vorhandener Richtwerte, Listenpreise oder Orientierungs-

214

Organisation der Datenermittlung

angebote der Anlagenhersteller ziemlich genau feststellen. Das gilt auch für die sogenannten Anschaffungsnebenkosten, wie z. B. Frachten, Emballagen, Transportversicherung usw. Die entsprechenden Unterlagen sind vom „Einkauf" anzufordern. Schwierigkeiten treten allerdings bei betriebsindividuell zu erstellenden Spezialanlagen auf, für die der Anlagenlieferant genaue Angaben über den Anschaffungspreis oft erst nach Auftragserteilung aufgrund einer gesondert veranschlagten Detailkonstruktion machen kann. Hier muß der Sachbearbeiter die — ggf. in Preisgleitklauseln eingeräumten — möglichen Preisänderungen eingrenzen. Besonders bei längeren Bau- oder Herstellzeiten, die sich z. B. infolge schlechter Witterung und Lieferschwierigkeiten als unsichere Daten erweisen, kann die Ermittlung des Kapitaleinsatzes mit größeren Ungenauigkeiten belastet sein. Ähnliche Überlegungen sind auch dann anzustellen, wenn die Anlage selbst herzustellen geplant ist, wobei sorgfältig vorkalkulierte Herstellkosten 163 den wesentlichen Bestandteil des Kapitaleinsatzes bilden. Beim Bau von Großanlagen, die sich durch komplexe Strukturen und Abhängigkeiten zwischen einzelnen Bauvorgängen auszeichnen, hat sich die Netzplantechnik als ein wertvolles Instrument der Projektierung und Terminüberwachung praktisch bewährt [171; 218]. Ihre Anwendung ist in unserem Zusammenhang vor allem als ein organisatorisches Hilfsmittel der genauen betragsmäßigen und zeitlichen Ermittlung des Kapitaleinsatzes für komplexe Errichtungs- und Umstellungsinvestitionen zu empfehlen. Darüber hinaus ist die Netzplantechnik für die Planung und Überwachung nicht nur einzelner abgegrenzter, sondern auch mehrerer gleichzeitig in einem Betrieb beabsichtigter unterschiedlicher Projekte als ein Organisationsinstrument geeignet, mit dessen Hilfe eine optimale Kapazitätsplanung zwischen den einzelnen Vorhaben erzielt und, darauf aufbauend, eine Budget- und Kostenoptimierung erreicht werden kann [193]. Ebenso wie die bisherigen Ausführungen die Ermittlung des Kapitaleinsatzes aus Gründen einer Koordinierung durch eine zentrale Stelle zweckmäßig erscheinen lassen, ist dies auch in bezug auf folgende Bestandteile des Kapitaleinsatzes geboten. Soweit die Installierung einer geplanten Anlage Umorganisationen und insbesondere die vorübergehende Stillegung einzelner Betriebsteile bedingt, wie dies z. B. bei der Auswechselung oder Umstellung von Maschinen in weitgehend integrierten Produktionsprozes163

Dabei ist ziu unterscheiden, ob die Herstellung der Anlage in einem unterbeschäftigten oder in einem vollbeschäftigten Unternehmungsteil erfolgt. Im zuerst genannten Falle sind die proportionalen Hersitellkosten anzusetzen, also u. a. auch Teile der Abschreibungen, nämlich die verbraudisbedirugten. Fixe Teile der Henstellkosten sind nicht einzubeziehen. Im zweiten Falle (Vollbeschäftigung in der die Anlage herstellenden Abteilung) müssen zusätzlich zu den proportionalen Herstellkostten auch diejenigen Deckungsbeiträge geredinet werden, die durch das Erlbringen der Innenleistung der Unternehmung entgehen, wenn Kundenaufträge verdrängt werden.

Daten und Investitionsuntersuchung

215

sen der Fall sein kann, müssen die auf die voraussehbaren — oft weitreichenden — Auswirkungen der Stillegung zurückgehenden Nachteile quantifiziert und dem Rationalisierungs- bzw. Umstellungsvorhaben kalkulatorisch angelastet werden, überdies ist zu beachten, daß die Minimierung derartiger Anpassungskosten selbst wieder ein entscheidungsbedürftiges Problem darstellt, das nur in zentraler Abstimmung lösbar ist. Ähnliche Schwierigkeiten sind bei der Erfassung der zusätzlichen Kapitalbindung in Zusatzanlagen oder Wirtschaftsgütern des Umlaufvermögens zu überwinden, soweit diese auch von anderen geplanten Maßnahmen und Investitionsvorhaben abhängt. Die Interdependenz mehrerer Anlagen kann, wie in den Abschnitten 2.223 und 2.224 gezeigt, es bedingen, voneinander abhängige Anlagen zu Gruppen zusammengefaßt, gemeinsam zu untersuchen. Schließlich sei noch auf ein besonders bei Umstellungsinvestitionen ins Gewicht fallendes — in anderer Hinsicht entscheidungsabhängiges — Problem hingewiesen, nämlich das der betragsmäßigen und zeitlichen Bemessung des Werbeaufwandes im Falle der Einführung neuer Erzeugnisse. Die bis zur Inbetriebnahme der betreffenden Anlage(n) zu tätigenden Werbeaufwendungen, die ein Vielfaches der Anschaffungskosten einer Produktionsanlage ausmachen können 164 , bedürfen besonderer Voruntersuchungen und Vorentscheidungen des Vertriebsbereichs und zählen in der so fixierten Höhe zum Kapitaleinsatz der betreffenden Investition 165 . Desgleichen erfordern die beim Ansatz der Bestandteile des Kapitaleinsatzes zu Nettowerten durchzuführenden erfolgsteuerlichen Korrekturen und Abgrenzungen besondere Sachkenntnis und informatorischen Kontakt zu den entsprechenden kaufmännischen Stellen. 4.232 Ermittlung

der

Ertragsentwicklung

Die Vorausschätzung der zahlungswirksamen Ertragsentwicklung für einzelne Anlagen oder Anlagengruppen ist grundsätzlich nur bei Investitionen möglich, die marktbewertungsfähige Leistungen erbringen oder beeinflussen. Das ist, abgesehen von Investitionen im Finanzbereich, im wesentlichen nur bei Anlagen im Produktionsbereich der Fall. Allerdings gilt diese Aussage für die einzelnen Investitionsarten nicht im gleichen Maße. Auch insofern bietet die o. a. Klassifizierung der Investitionen Ansatzpunkte für unterschiedlich zu regelnde Investitionsuntersuchungen. Zunächst bleiben Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen insoweit außer Betracht, als sie — und das ist wohl der Regelfall — keine Ertrags164 165

Die besondere Bedeutung der Werbekosten als Investition hebt auch Dean [137] hervor. Die nach Inbetriebnahme der Anlage entstehenden Werbekosten werden zweckmäßigerweise wie laufende Betriebskosten auf die beteiligte(n) Anlage(n) verrechnet.

216

Organisation der Datenermittlung

änderungen bewirken und deshalb bekanntlich nur vereinfacht aufgrund von Kostenersparnissen beurteilt werden können. Soweit die Vornahme dieser Investitionen ausnahmsweise auch Ertragserhöhungen erwarten läßt, werden diese durch Sonderuntersuchungen der Absatzfachleute ermittelt und als Nebeneffekt auf die verursachende(n) Anlage(n) wie Kostenersparnisse verrechnet. Vielfach werden aber infolge der Überbetonung technischer Aspekte in der Praxis bei diesen Investitionsarten Absatzüberlegungen unzulässigerweise ganz außer acht gelassen 166 . Ein solches Verhalten ist jedoch bedenklich. Kostspielige Ersatzinvestitionen (z. B. Spezialmaschinen) sollten nämlich in jenen Bereichen, die in Anbetracht der rückläufigen Absatzentwicklung bestimmter Produkte ohnehin in absehbarer Zeit umgestellt oder stillgelegt werden müssen, durch behelfsmäßige Reparaturen möglichst hinausgezögert werden, und die Effekte (Kostenersparnisse) von Rationalisierungsinvestitionen bestimmen sich maßgeblich nach der — wiederum umsatzabhängigen — Kapazitätsausnutzung der betreffenden Anlagen. Zumindest als Voraussetzung und (oder) indirekte Einflußgröße sind Absatzerwartungen also auch bei Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen zu berücksichtigen. Bei Erweiterungs-, Umstellungs- und Diversifikationsinvestitionen ist stets die Bildung spezifischer Absatzerwartungen möglich und notwendig, und zwar dies nicht nur im Interesse einer sachgemäßen Investitionsrechnung, sondern ganz allgemein im Interesse der Unternehmungsentwicklung. Die Vorausschätzung des Absatzes der Produkte, die aufgrund von Erweiterungsinvestitionen zusätzlich hergestellt und abgesetzt werden können, bereitet noch relativ wenig Schwierigkeiten. Hier kann — mit kritischem Vorbehalt hinsichtlich der übertragbarkeit bisher wirksamer Bedingungen auf zukünftige Absatzentwiddungen — auf Erfahrungen beim Absatz der gleichen Produkte zurückgegriffen werden 167 . InsbesonDas bestätigen die Ergebnisse von Untersuchungen in der Praxis: „Die Vernachlässigung der Absatz-Erlösseite und damit des Kapazitätseffektes führte bei mehreiren Unternehmungen zu Fehlberechnungen auch bei Ersatz- und Rationaüsierungsinvestäitiionen. So gab der kaufmännische Chef einer großen Firma zu, daß main unlängst eine teure Maschine beschafft habe, deren Rationalisierungseffekt Theorie bleiben mußte, weil die Berechnungen der Techniker auf nicht absetzbaren Mengen beruht hatten. Dieses Beispiel zeigt, welche Folgen das Überwiegen technischer Überlegungen bei der Investitionsentscheidung haben kann. Dem Kaufmann blieb oft nur die undankbare Aufgabe, auf dem Wege der Nachkalkulation die Fehler der Invesititiorasredmiung aufzudecken" [76, S. 45], 167 Dies gilt auch für Diversifikationsinvestitionen in Form des Kaufs branchenfremder Unternehmungen, weil das vorhandene „know-how", das eingearbeitete Personal, die eingelaufenen Maschinen und die bewährte Vertriebsorganisation das Invesititionsxisiiko mindern und insbesondere eine weitgehend erfahrungsgestützte Feststellung der Ertragsentwicklung und — umfassender — der Gewinnentwicklung ermöglichen. 1M

Daten und Investitionsuntersudiung

217

dere bildet ein bereits erbrachter Nachweis der Korrelation des eigenen Absatzes anhand interner Absatzstatistiken mit bestimmten gesamt- und branchenwirtschaftlichen Größen eine recht gute Unterlage für die Schätzung des zukünftigen Absatzes der Anlagenleistung 168 . Weitaus größere Schwierigkeiten bereiten in dieser Hinsicht die aufgrund technisch erfolgreicher Forschungs- und Entwicklungsergebnisse geplanten Umstellungs- und Diversifikationsinvestitionen. Die Einführung neuer Produkte, sei es in Form von Produktverbesserungen, Produktdifferenzierungen oder echten Neuerscheinungen, lassen entsprechende Investitionen stets mit einem besonderen Risiko behaftet erscheinen. Neue Produkte rufen Unruhe am Markt hervor; sie ziehen Nachfrage von Käufern auf sich, die bisher die Produkte anderer Unternehmungen gekauft haben, d. h. die Unternehmung wird auf einem Markt tätig, der ihr bisher verschlossen war, weil sie das neue Produkt noch nicht führte (Partizipationseffekt) [33, Bd. II, S. 401 ff.]. Die Nachfrage nach einem neuen Produkt kann aber auch von Käufern ausgehen, die bisher bei der Unternehmung ein bestimmtes Produkt gekauft haben, nun aber das neue Produkt seiner besseren Qualität wegen bevorzugen (Substitutionseffekt) [33, Bd. II, S. 401 ff.]. Der absatzpolitische Akzent derartiger Investitionen läßt hier naturgemäß mechanische Trendextrapolationen besonders problematisch erscheinen. Dies zeigt sich vor allem in der Einführungsphase neuer Produkte, in der Aktions- und Reaktionserwartungen hinsichtlich des Effektes der Marktbeeinflussung aufgrund geplanter eigener oder vermutlicher fremder absatzpolitischer Maßnahmen und die daraufhin folgenden Reaktionen der Marktteilnehmer besonders unsicher erscheinen. Das gilt umso mehr, als die durch — oft zeitraubende — Beobachtung der Umsatzentwicklung auf Testmärkten gewonnenen Umsatzdaten und die darauf aufbauende Prognose in der Phase der Investitionsuntersuchung häufig noch gar nicht oder nicht endgültig vorliegen. Auf die Relevanz entscheidungsabhängiger Absatzerwartungen, insbesondere hinsichtlich umsatzbeeinflussender Wirkungen hoher oder niedriger Einführungspreise, auf Substitutions- und Komplementäreigenschaften der Produkte innerhalb des eigenen Sortiments und die vor allem in der Konsumgüterindustrie zu berücksichtigende Preis-, Einkommens- und Werbeelastizität der Produkte, die auf der betreffenden Anlage erstellt werden sollen, kann im Rahmen dieser Arbeit nur hingewiesen werden. Diese Zusammenhänge lassen erkennen, daß man in der Absatzplanung also nicht nur eine bloße Vorausschätzung des Absatzes für einen bestimmten Zeitabschnitt, sondern auch ein Mittel zur Koordinierung absatzpolitischer Maßnahmen einer bewußten Einflußnahme auf die den Absatz be188

Zu methodischen Fragen der Voraussage vgl. im einzelnen [29; III],

218

Organisation der Datenermittlung

stimmenden Größen sehen kann [145]. In Branchen mit günstigen Voraussetzungen169 entwickeln Großunternehmungen die Absatzplanung immer mehr zu einem Instrument aktiver Unternehmungspolitik, dessen Anwendung es bedingt, daß mehrere qualifizierte Stellen mit verschiedenartigen Tätigkeiten sinnvoll zusammenarbeiten. Es erscheint zweckmäßig, die für die Erstellung der Absatzplanung geltenden organisatorischen Regelungen weitmöglichst auch für Investitionsuntersuchungen zu nutzen. Für die Absatzschätzung kommen vor allem in Betracht: die Vertriebsstellen, d. h. das Verkaufspersonal und die Vertreter, die Vertriebsleitung, die Marktforschung und die Unternehmungsleitung. Besondere Beachtung verdient dabei der Umstand, daß am Prozeß der organisatorischen Erwartungsbildung Personen beteiligt sind, die sich u. a. durch eine spezifische Betrachtungsweise, unterschiedliche Motivation und überschaubarkeit der Aufgabenbereiche auszeichnen. Ein in der Praxis weit verbreitetes Verfahren besteht darin, vor allem die Vertriebsstellen selbst zu Absatzschätzungen heranzuziehen. Es hat einerseits die Vorteile, daß es sich auf die Erfahrung und das Urteil des Personenkreises stützt, der mit dem Markt unmittelbar in Berührung kommt, daß es ferner mit der Vielzahl der ihm zugrunde liegenden Schätzungen zu relativ stabilen Voranschlägen führt, Schätzungen für einzelne Produkte, -gruppen, Absatzgebiete usw. erleichtert und sich die Vertriebsstellen, eben aufgrund ihrer Mitarbeit an der Absatzplanung, stärker an Absatzvorgaben gebunden fühlen. Andererseits sind Nachteile doch nicht zu übersehen. Einmal ist auf mögliche Manipulationen der von Vertretern aufgestellten Absatzschätzungen hinzuweisen, die in dem Maße zu erwarten sind, als die Vertreter befürchten müssen, daß die Unternehmungsleitung die von ihnen abgegebenen Erwartungswerte — vor allem bei optimistischen Schätzungen — für sie als verbindliche Unterziele der nächsten Periode(n) festlegen könnte. Sind überdies Vertreterprovisionen nach einem mit zunehmender Planerfüllung ansteigenden Tarif gestaffelt, so ist zu vermuten, daß die Schätzwerte systematisch zu gering veranschlagt werden, da dies u. U. Vorteile, zumindest aber keine Nachteile zur Folge hat [102, S. 54f.]. Ähnliche Motive erklären auch Unterschätzungen des zukünftigen Absatzes durch die Verkäufer, die bemüht sind, sich die Verwirklichung der danach bemessenen Verkaufsquoten zu erleichtern. Im Hinblick auf die besonderen Anforderungen an Absatzschätzungen für Investitionsuntersuchungen fällt jedoch vor allem als Nachteil ins Gewicht, daß das Verkaufspersonal meistens nicht in der Lage ist, über mehrjährige zukünftige Absatzentwicklungen fundierte Prognosen zu liefern. Dazu be189

Diese sind vor allem in solchen Produktions- und Geschäftszweigen gegeben, die Gegenstände des differenzierten Massenkonsums herstellen oder handeln, aber auch in vielen Industrien, die den industriellen Massenbedarf an technischen Erzeugnissen decken.

Daten und Investitionsuntersuchung

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darf es einer sorgfältigen Auswertung statistischer Unterlagen und methodischen Verfolgung der für die Absatzentwicklung ausschlaggebenden Einflußgrößen. Diese Nachteile können z. T. durch die Vertriebsleitung beseitigt werden. Sie besitzt im allgemeinen genügend Erfahrungen, um Faktoren beurteilen zu können, die Marktentwicklungen bestimmen, und ist auch in der Lage, an dezentral erarbeiteten Absatzschätzungen aufgrund des Vergleichs mit Verkaufsleistungen der Vergangenheit entsprechende Korrekturen vorzunehmen. Dies ist jedoch insofern problematisch, als damit u. U. weniger Tatsachen zugunsten eines erhöhten Gewichts persönlicher Ansichten der Markteinschätzung in die Planung einfließen und die Verantwortung für die Richtigkeit der Absatzprognose gerade den Stellen wieder abgenommen wird, die letztlich den Plan verwirklichen sollen. Im Falle des Fehlens geeigneter Absatzdaten kann die Schätzung der Vertriebsleitung manchmal jedoch das einzig brauchbare Verfahren sein. Von vorrangiger Bedeutung für die Absatzschätzung im Rahmen von Investitionsuntersuchungen ist die Marktforschung. Sofern sie systematisch betrieben wird [83] vermittelt sie in ihren Formen als Marktanalyse und Marktbeobachtung Kenntnisse über die jeweilige Marktstruktur und über die Kräfte, die das Absatzpotential bestimmen. Dazu zählen vor allem Faktoren, die außerhalb des Einflußbereiches der einzelnen Unternehmung liegen, wie z. B. die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, im allgemeinen aber auch die Entwicklung einzelner Produktions- und Geschäftszweige 170 , deren Bedeutung es letztlich immer im Hinblick auf die speziellen Absatzmöglichkeiten auszuwerten gilt. In bezug auf die Entwicklung des eigenen Absatzes der Unternehmung liefert die Marktforschung in einer gehobenen Form Informationen über die Wirksamkeit des Einsatzes absatzpolitischer Mittel, insbesondere der Absatzmethode, Produktgestaltung, W e r b u n g und Preispolitik. Vom Charakter der Aufgabe her ist die Marktforschung zweckmäßigerweise als Stabsstelle einzurichten. Sie wird in der Praxis meistens unmittelbar der Unternehmungsleitung unterstellt, in weniger häufigen Fällen der Vertriebsleitung zugeordnet 171 . Letzteres ist dann sinnvoll, wenn die Marktforschung primär mit absatzwirtschaftlichen Aufgaben betraut ist und im wesentlichen als Hilfsmittel der Absatzplanung eingesetzt wird. Aufgrund der Entscheidungsabhängigkeit des Absatzerfolges vom Einsatz absatzpolitischer Mittel müssen in der arbeitsteiligen Absatzvorbereitung, insbesondere bei der Erwartungsbildung entweder schon 170

Letztere können nur dm begrenzten Maße durch einzelne Großunternehmungen beeinflußt werden. 171 Eine Umfrage des RKW hat ergeben, daß die Marktforschung in 66 °/o der eigene Marktforschung treibenden Betriebe unmittelbar der Unternehmungsleitung unterstellt war, während sie zu 31 %> der Vertriebsleitung und zu 3 °/o sonstigen Bereichen zugeordnet wurde [48, S. 27],

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eine bestimmte (z. B. die bisherige) Absatzpolitik vorausgesetzt oder — besser — die Konsequenzen mehrerer Ziele möglicher Absatzgestaltungen in Alternativplänen durchdacht werden. Letzteres erleichtert die Entscheidung, welches Absatzziel schließlich angestrebt und welche Mittel dazu grundsätzlich eingesetzt werden sollen. Diese Entscheidung ist jedoch nicht Aufgabe der mit Vorbereitungsarbeiten betrauten Stellen, sondern allein der Unternehmungsleitung selbst [145, S. 297]. In dieser Weise kann zweckmäßig die Linie festgelegt werden, auf der absatzpolitisch zu operieren ist und die der Absatzplanung zugrunde liegt, die ihrerseits elastisch genug ist, um eine ggf. notwendige Neuorientierung absatzpolitischer Zielsetzungen zu ermöglichen 172 . Die bloße Ableitung investitionsobjektbezogener Erträge aus den Unterlagen einer so konzipierten Absatzplanung reicht jedoch in vielen Fällen, zumindest bei größeren Investitionsvorhaben nicht aus. Im allgemeinen sind zusätzliche Regelungen erforderlich, um die bei Investitionen besonders folgenschwere Unsicherheit der Erwartungsbildung einzudämmen. Die Genauigkeit der Vorausschätzung der Ertragsentwicklung wird einmal durch das—bei Einzelprognosen oft unkontrolliert mitwirkende—Prinzip der kaufmännischen Vorsicht beeinträchtigt, zum anderen aber auch durch die Sorge des Schätzers, später von seinem Vorgesetzten den Vorwurf zu erhalten, er habe sich beträchtlich verschätzt. Da man erfahrungsgemäß fast nie einem Vorwurf ausgesetzt ist, wenn eine günstigere Entwicklung eintritt als man vorausgesagt hatte, besteht die Neigung, von den als am wahrscheinlichsten angesehenen Werten einen Abschlag zu machen, sofern die Investitionsanregung nicht von dem für die Schätzung Verantwortlichen selbst stammt. Ist letzteres dagegen der Fall, so ist umgekehrt zu befürchten, daß eine etwas günstigere als die tatsächlich erwartete Entwicklung veranschlagt wird [96, S. 131]. Um derartige Schwachstellen zu beseitigen, erweist sich die in den Abschnitten 2.232 und 2.233 in ungewißheitstheoretischer Hinsicht bereits als sinnvoll erkannte Regelung hier auch als organisatorisch zweckmäßig, nämlich zumindest bei größeren Investitionsvorhaben neben der als am wahrscheinlichsten angesehenen eine optimistische und eine pessimistische Schätzung zu fordern. In den Arbeitsblättern zur Investitionsrechnung 172

Eine klare Zielvcwstellung als Grundlage für Prognosen isit vor allem für Großunternehmungen nichit nur eine theoretische Einsicht, sondern auch eine praktische Notwendigkeit. Bezeichnend, dafür ist z. B. die Feststellung des Planungschefs desr Glanzstoff A.G., Wuppertal, Dr. H. Karus: Es käme nicht so sehr darauf an, im Sinne einer reagierenden Planungsmentalität zu analysieren, „wohin der Karren läuft". Wichtiger sei die Antwort auf die Frage, „wohin wir denn fahren wollen . . . Denn wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele. Die Mittel zu vervollkommnen, ist eine wichtige, aber sicher leichter zu bewältigende Aufgabe, wenn man die Ziele gesetzt hat" [256].

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sollten zwedcmaßigerweise schon entsprechende Nebenspalten für die Simulation optimistisch und pessimistisch eingeschätzter Entwicklungen vorgesehen sein [108, S. 78ff.]. Wenn darüber hinaus ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß beträchtliche Fehlsdiätzungen gleichermaßen sowohl in positiver als auch in negativer Richtung zu verantworten sind, kann damit etwaigen Manipulationen bis zu einem gewissen Grade entgegengetreten werden. Zumindest ist der psychologische Effekt nicht von der Hand zu weisen, daß die Verfälschung der Erwartungswerte weitgehend unterbleibt, wenn der Schätzer sich durch die zusätzliche Angabe eines möglichen Streubereichs um den wahrscheinlichsten Wert gewissermaßen „absichern" kann. Die Notwendigkeit zusätzlicher Regelungen der Ertragsermittlung für Investitionsvorhaben besteht auch hinsichtlich der für die Erwartungsbildung überaus wichtigen innerbetrieblichen Information. Einerseits können die Wirkungen größerer, insbesondere absatzprogrammverändernder Investitionen von Einzelpersonen oft gar nicht überblickt und beurteilt werden, weil ihr Informationsstand dazu nicht ausreicht. Andererseits besteht in der Unternehmung, so z. B. bei Umstellungsinvestitionen aus Konkurrenzgründen bis zur endgültigen Einführung neuer Produkte das Bedürfnis, entsprechende Informationen über geplante Maßnahmen geheim zu halten. Deshalb sollten wirklich aussagekräftige langfristige Ziel- und Maßnahmenpläne, die immer auch vertrauliche und geheime Informationen enthalten, lediglich in obersten Leitungsinstanzen unter Hinzuziehung ausgewählter Fachleute ausgewertet werden. Grundsätzlich erscheinen dazu Gruppendiskussionen von Fachleuten aus verschiedenen Aufgabenbereichen geeignet. Dies ermöglicht eine gegenseitige Information auf kürzestem Wege und ganzheitliche Betrachtungsweise, die für die Vorhersage jener Entwicklungen besondere Bedeutung erlangt, welche die Unternehmung in fundamentaler Weise beeinflussen, sich aber nicht befriedigend in mechanischen Prognoseverfahren erarbeiten lassen. In Gruppendiskussionen, zu denen die „Investitionsplanung" je nach Art und Tragweite des vorliegenden Problems verschiedene Personen nach Gesichtspunkten der erforderlichen Sachkenntnis einlädt, besteht ferner die Möglichkeit, den Ursachen für Unterschiede in den Absatzschätzungen mehrerer Personen nachzugehen und subjektive Momente weitmöglichst zu eliminieren. In gleicher Weise hat sich in der Praxis die mit der Absatzplanung verbundene anscheinende Doppelarbeit als nützlich erwiesen, weil die der zentralen Planungsstelle zwecks Abstimmung eingereichten Absatzschätzungen der Außenstellen des Vertriebs unter anderen — ergänzenden — Aspekten erstellt werden als etwa deduktiv erarbeitete Absatzprognosen mit Hilfe der Marktforschung. Besonders in bezug auf die Wirkung zentral gelenkter Absatzförderungen können so auch die zwischen Vertriebsstellen und Marktforschung erfahrungsgemäß oft auftretenden über- und Unterschät-

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Zungen in gemeinsamen Besprechungen aufgedeckt und korrigiert werden [134, S. 42ff.]. Schließlich erweist sich auch, die Zurechnung spezifischer Absatzerwartungen (Ertragsentwicklungen) auf einzelne Investitionsobjekte insofern als eine organisatorisch relevante Teilaufgabe, als voneinander abhängige Investitionen kombinativ auf ihre Ertrags- (und Gewinn-)wirkungen untersucht werden müssen. Soweit derartige Interdependenzen gegeben sind, ist damit die Forderung zu unterstreichen, die Vorteilhaftigkeit einzelner Investitionsobjekte nicht von Abteilungsleitern (Stellen des Investitionsbedarfs) errechnen zu lassen, sondern unter Berücksichtigung aller einschlägigen Daten zentral zu bestimmen [244, S. 97], 4.233 Ermittlung der

Kostenentwicklung

Nach der Ermittlung der Ertragsentwidclung, die sich durch einen besonders hohen Unsicherheitsgrad auszeichnet, weil viele absatzbeeinflussenden Faktoren außerhalb des Bereichs der direkten Kontrolle der einzelnen Unternehmung liegen, bereitet die Ermittlung der Kostenentwicklung in dieser Hinsicht vergleichsweise weniger Schwierigkeiten; Kostendaten liegen im allgemeinen mehr im betrieblichen Einflußbereich, sind somit besser beherrschbar und haben einen größeren Sicherheitsgrad. Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß die Kostenentwicklung von Investitionsvorhaben wesentlich von Größen mitbestimmt wird, die ihrerseits von der Einschätzung der zukünftigen Absatzentwicklung abhängen, wie z. B. Anlagendimensionierung und Kapazität, Beschäftigungsgrad, Materialbedarf, Arbeitskräftebedarf usw. Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang die Koordination der Investitionsplanung mit der Kapazitätsplanung. Die Berücksichtigung des Kapazitätsgesichtspunktes ist nicht nur erforderlich bei der Festlegung technischer Einzelheiten und der Zumessung von Absatzleistungen (Erträgen) auf einzelne Investitionsobjekte, sondern ist hier auch eine wichtige Grundlage der Kostenermittlung. Vor allem bei Erweiterungsinvestitionen im Produktionsbereich ist zu beachten, in welchem Maße die Kapazität verändert wird, inwieweit sie überhaupt ausgenutzt werden kann, ob und wo insbesondere engpaßbeseitigende Investitionen an anderer Stelle neue Engpässe entstehen lassen und wie sich die Kapazitätsausnutzung im Zeitablauf gestalten wird. Derartige Zusammenhänge können von den einzelnen Produktionsabteilungen nicht übersehen werden. Andererseits ist aber in der Praxis, abgesehen von Kleinbetrieben und sehr übersichtlichen Mittel- und Großbetrieben, die alleinige Durchführung der Kapazitätsplanung in einer zentralen Stelle erfahrungsgemäß nur beschränkt möglich [187, S. 48f.]. Häufig wird deshalb das Problem der Berücksichtigung der Auswirkungen von Anlagenbeschaffungen auf die Kapazität organisatorisch in einem mehrstufigen Prozeß, d. h. unter Mitwir-

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kung mehrerer Instanzen wie folgt gelöst: Aus der Sicht der den einzelnen Werkstätten übergeordneten Betriebsleitung sind Engpässe und nicht ausnutzbare Spitzen am besten zu übersehen. Vielfach ist hier die Beseitigung von Engpässen noch an Augenblicksprobleme gebunden und oft Gegenstand der kurzfristigen Planung. Darüber hinaus verfügen auf Werkebene die mit der umfassenden Kapazitätsplanung betrauten Spezialstellen, wie z. B. „Verfahrensplanung" oder „Anlagenabteilung" über die die voraussichtliche Absatzentwicklung betreffenden Informationen aus dem Vertriebsbereich. Die Erfüllung des jährlichen Produktionsplanes kann ohnehin nur durch sorgfältiges Studium der Bereichskapazitäten gesichert werden. In den oberen Leitungsstellen tritt die Bedeutung der langfristigen Vorschau stark in den Vordergrund. Der Vorstand (oder ein entsprechendes höchstes Leitungsorgan) betrachtet das Kapazitätsproblem in Perspektivplänen und entwirft ein mit der Absatzplanung abgestimmtes langfristiges Konzept über die benötigten Produktionsmengen und die zu ihrer Realisierung erforderlichen Mittel. Spezielle Anlagen treten dabei gegenüber der Gesamtschau zurück. Aus dem Überblick über die im Instanzenzug nach oben systematisch zusammengefaßten und langfristig ausgerichteten Teilkapazitäten [187, S. 96 f.] resultieren die Leitlinien der Kapazitätsplanung, die bei Investitionsuntersuchungen einzelner Anlagen als Grundsatzentscheidung zu berücksichtigen sind. Mit einer derartig geregelten Einordnung von Investitionsvorhaben in eine langfristige Grundkonzeption kann organisatorisch sinnvoll übrigens auch den Problemen der zeitlich-vertikalen Interdependenz in der Anlagenwirtschaft Rechnung getragen werden, also jenen materiellen Fragen, die wir bereits im Abschnitt 2.222 hinsichtlich des Zuredinungsproblems kritisch analysierten. Darin kommt insbesondere zum Ausdruck, daß die Investitionspolitik durch Berücksichtigung der kapazitätsabhängigen Anlagenkosten mit der Kapazitätspolitik verbunden ist. Die aus diesem Zusammenhang abgeleiteten grundlegenden Bestimmungsgründe der Kostenermittlung reichen jedoch für investitionsobjektbezogene Kostenprognosen noch nicht aus. Im einzelnen wird nun die Heranziehung und Auswertung detaillierter Unterlagen erforderlich, deren materielle Aussagefähigkeit für Investitionsentscheidungen ebenfalls von sinnvollen organisatorischen Regelungen abhängt. Bei der Vorbereitung der Entscheidung über eine — für den investierenden Betrieb — neuartige Anlage ist man oft auf die Erfahrungen anderer Betriebe (soweit diese dem Investor zugänglich sind) und Angaben des Anlagenlieferanten angewiesen. Es sollte jedoch in Arbeitsanleitungen (innerhalb von Stellenbeschreibungen oder in Verfahrenshandbüchern) zur Investitionsuntersuchung ausdrücklich auf den notwendigen kritischen Vorbehalt gegenüber derartigen Erfahrungsdaten hingewiesen und gefordert werden, daß diese immer nur als Hilfsgrößen für eigene Schätzungen zu verwenden

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Organisation der Datenermittlung

sind. Abgesehen davon, daß nämlich die mitgelieferten Daten des Anlagenherstellers oft unter etwas zu günstigen Bedingungen ermittelt worden sind, ist doch erst aus betriebsindividuellen Untersuchungen der Anlage und ihrer Eingliederung in die technisch-organisatorischen Gegebenheiten des konkreten Betriebsablaufes eine zuverlässige Aussage über Nutzungsbedingungen und Kostenänderungen möglich. In derartigen Situationen, in denen also für eine geplante Anlage noch keine betrieblichen Daten vorliegen oder die Bedingungen der Anlagennutzung sich gegenüber der Vergangenheit wesentlich geändert haben, erlangen die Ergebnisse der technischen Voruntersuchung (einschließlich ggf. möglicher eigener Erprobungen und Laborversuche) für die Kostenermittlung besondere Bedeutung. Dies gilt weniger für die Feststellung der im allgemeinen recht gut abzuschätzenden leistungsunabhängigen Daten (z. B. Raumbedarf, erforderliche Spezialarbeiter) als vielmehr für die Feststellung des von der erwarteten Anlagenleistung abhängigen Mengenverbrauchs der Kostengüter. Mit besonderer Sorgfalt ist das Verhältnis von Einsatz- und Ausbringungsmenge zu ermitteln, das eine wesentliche Ausgangsbasis für die Errechnung der Kosten darstellt und in der chemischen Industrie z. B. in sogenannten „Material- und Energiebilanzen" [56, S. 60ff. u. S. 69 ff.] geplant und kontrolliert wird. Die sachgerechte Erfüllung dieser Aufgaben erfordert Spezialkenntnisse über Einzelapparaturen, Maschinen, Produktionsstufen und in sich geschlossene Verfahren. Als Aufgabenträger der Erstellung des Mengen- und Zeitgerüstes der Kostenentwicklung kommen daher vor allem technische Mitarbeiter des Investitionsstabes, in Großunternehmungen mit mehreren Werken die bereits erwähnte „Verfahrensplanung" und die jeweils betroffenen Produktionsabteilungen in Betracht. Die Vorausschätzung der Kostenentwicklung wird wesentlich erleichtert, wenn auf Statistiken vergleichbarer Anlagen im eigenen Betrieb zurückgegriffen werden kann. In diesem Falle sind die — in der Phase der Investitionsanregung schon erläuterten — Unterlagen der Anlagenkontrolle und -instandhaltung aufschlußreich. Wichtige Anhaltspunkte für die voraussichtliche Kostenentwicklung geben dabei z. B. Erfahrungswerte über Veränderungen von Leistungs- und Ausschußmengen im Zeitablauf, Häufigkeitsverteilungen der Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten und deren kostenmäßige Ausmaße, Aufzeichnungen über Leistungsqualität, Nutzungsintensität, Stillstands- und Ausfallhäufigkeiten. Bei (ausnahmsweise) reinen Ersatzinvestitionen, aber auch bei Erweiterungsinvestitionen in Form der Anschaffung zusätzlicher gleicher Anlagen sind für die Verwendung von betrieblichen Erfahrungsdaten naturgemäß die besten Voraussetzungen gegeben. Die Vergleichbarkeit ist bei Rationalisierungsinvestitionen oft nur sehr gering vorhanden. Noch schwieriger ist die Situation bei Umstellungs- und

Daten und Investitionsuntersuchung

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Diversifikationsinvestitionen in Sachanlagen. Umstrukturierung und Neuorientierung von Produktionsprozessen lassen die Kostenvorausschätzung besonders unsicher erscheinen. Erschwerend wirkt hier einerseits, daß die der Kostenermittlung meist zugrunde gelegten erwarteten Normalfertigungszeiten pro Stück oder Los im allgemeinen sidi erst nach Erreichen eines bestimmten Beschäftigungsniveaus erzielen lassen, wenn nämlich Anlaufschwierigkeiten weitgehend überwunden sind. Andererseits haben vor allem in den USA durchgeführte empirische Forschungen ergeben, daß das „In-den-Griff-bekommen" der Produktion, insbesondere das Anlaufen neuer Produkte und neuer Produktionsverfahren gewissen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die berechnet und in die Planung einbezogen werden können173. Dabei handelt es sich um die — übrigens in der Arbeitswissenschaft seit langem bekannte — Erscheinung, daß das Vertrautmachen mit neuen Gegebenheiten in der Produktion, einem Lernprozeß gleicht, demzufolge die Produktionszeiten und -kosten je Teil, je Baugruppe, je Enderzeugnis oder je Maschinengruppe mit zunehmender Anzahl der produzierten Einheiten abnehmen. Als weitere Meßgrößen des Lernens in der Produktion seien hier nur genannt die auf zusätzliche Einheiten bezogene Abnahme der Reparaturstunden, des Schrottanfalles, des Materialverbrauchs, des Betriebsmittelverbrauchs u.a.m. Das Wesentliche an der in sogenannten „Lernkurven" abgebildeten Kostensenkung ist nun, daß diese nicht auf die Beschäftigungs- oder Auflagendegression zurückzuführen ist, sondern auf „Übungsgewinne" der menschlichen Aufgabenträger infolge des bei wiederholter Durchführung nahezu zwangsläufig eintretenden Produktivitätszuwachses. Für Unternehmungen, die ihr Produktionsprogramm oft ändern und die nur in Kleinserien fertigen können, erlangen Lernkurven besondere Bedeutung als Instrument der Produktionsplanung und Kostenkontrolle. In bezug auf den hier interessierenden zukunftsorientierten Aspekt bei Investitionsvorhaben mit neuen Produktionsvorgängen erweisen sich bereits gefundene Lernkurven als ein Hilfsmittel für die genauere Prognose vor allem der Anlaufkosten. Hohe Anlaufkosten können, zumal sie im Vergleich zum Kostenanfall späterer Perioden nur einer geringen Diskontierung unterliegen, das Rechenergebnis relativ stark beeinflussen und sind deshalb besonders sorgfältig zu planen. Lernkurven dürfen dazu allerdings nicht kritiklos auf neue Verhältnisse übertragen werden. Das verbietet die im Einzelfalle unterschiedlich zu173

Statistische Untersuchungen bestätigen, daß mitunter erhebliche Einsparungen durch Lernprozesse auftreten, so z. B. in der Flugzeugindustrie, im Schiffsbau, in der Werkzeugmaschinenindustrie und elektronischen Industrie. Vgl. die bei Baur [9, S. 18 ff.] wiedergegebenen Beispiele und Schneider [225] sowie die dort angegebene Literatur.

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sammengesetzte Vielfalt der den Lerneffekt beeinflussenden Größen, wie z. B. Umfang der vorangegangenen Erprobung, Gründlichkeit der Produktionsplanung und Arbeitsvorbereitung, Erfahrung und Flexibilität der am Produktionsprozeß mitarbeitenden Personen, Schwierigkeitsgrad der einzelnen Tätigkeiten, Anteil masdiinengebundener Arbeit an der Gesamtarbeitszeit sowie nicht zuletzt Art und Unterschiede des neuen Produktes im Vergleich zu bisher erzeugten ähnlichen Produkten, für die Erfahrungen bereits vorliegen. Aufgrund der Abhängigkeit des Verlaufs der Lernkurve von den konkreten Gegebenheiten der einzelnen Unternehmung kann sie nur schwer von anderen Unternehmungen übernommen werden, auch wenn diese der gleichen Branche angehören. Das Kernproblem liegt auch hier in der betriebsindividuellen Ermittlung und Auswahl von Erfahrungsdaten, mit deren Hilfe Lernkurven erst festgestellt und in die Zukunft projiziert werden können. Dazu ist erforderlich, die Produktion in Einzelvorgänge zu zerlegen, für die sich aus den Unterlagen der Betriebsabrechnung Einzelkurven ermitteln lassen, die dann zu einer realistischen Gesamtkurve zusammengefaßt, der Vorschaurechnung dienen [125]. Auch die Auswertung der betrieblichen Kosten- und Leistungsrechnung zwecks Gewinnung von Anhaltspunkten für die Vorausschätzung der laufenden Kosten ist nur mit kritischem Vorbehalt möglich. Wenngleich Kosten in der Investitionsrechnung soweit als sinnvoll möglich praktisch nach denselben Regeln zum Ansatz kommen sollten, wie sie üblicherweise in der Betriebsabrechnung und Kalkulation angewandt werden, so sind bei Investitionsuntersuchungen doch stets folgende Besonderheiten zu berücksichtigen. 1. Der Investitionsrechnung liegen bekanntlich nur zukünftige Daten zugrunde. Deshalb darf von den gegenwärtigen Kostensätzen, wie sie sich aus der Betriebsabrechnung und anderen Unterlagen des Rechnungswesens ergeben, nur bedingt als ein ungefährer Anhaltspunkt ausgegangen werden. Erforderlich ist vielmehr, den jährlichen Mengeneinsatz an Kostengütern dem voraussichtlichen Beschäftigungsgrad der Anlage entsprechend zu veranschlagen und mit Zukunftspreisen zu bewerten. Dabei stellen Preisänderungen der Kostengüter im Zeitablauf oft einen besonders zu beachtenden Unsicherheitsfaktor dar. Zwar wird die Gefahr der Fehlschätzung z. T. dadurch eingeschränkt, daß Lohnerhöhungen für die Laufzeit der geltenden Tarifverträge ausgeschaltet sind. Für einen längeren Planungszeitraum darf jedoch der in der Regel steigende Trend der Personalkosten nicht übersehen werden. Auch die Möglichkeit, durch Kaufverträge zu Festpreisen das Risiko von Preissteigerungen bei der Beschaffung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen zu bannen, dürfte nicht in jedem Falle und vor allem langfristig nicht immer möglich sein. Brauchbare Anhaltspunkte liefert auch hier — auf der Beschaffungsseite — die Marktforschung. Die entsprechenden Unterlagen sind von Mitarbeitern des Investitions-

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stabes zweckmäßigerweise in Zusammenarbeit mit der Einkaufsabteilung auszuwerten. Dabei gilt es, Beschaffungsmöglichkeiten, Preisentwicklungen und ggf. Substitutionsmöglichkeiten bestimmter Stoffe im einzelnen abzuklären. Bei besonders unübersichtlichen Entwicklungen, die größere Fehlschätzungen befürchten lassen, empfiehlt es sich, wie im Abschnitt 3.212 gezeigt, durch die Ermittlung kritischer Werte zu prüfen, bis zu welcher Variation in einzelnen Werten die Investition noch interessant ist. 2. Die Ermittlung der Kosten für Investitionsrechnungen nach denselben Regeln, wie sie auch in der Kostenrechnung gelten, hat die Vorteile, die formale und materiale Vergleichbarkeit beider Rechnungsarten sicherzustellen, der möglichen Verwirrung und organisatorischen Unsicherheit als Folge eines Pluralismus unterschiedlicher Rechenelemente in der Unternehmung zu vermeiden und die Kontrolle der der Investitionsentscheidung zugrunde gelegten wirtschaftlichen Daten wesentlich zu erleichtern [49, S. 65]. Ein solches Vorgehen setzt allerdings voraus, daß nachträglich die ermittelten Kosten für Zwecke der Investitionsrechnung gesondert berichtigt werden. Im einzelnen sind sowohl aus den Herstellkosten der ggf. selbsterstellten Anlage als audi aus den Herstellkosten der auf der neuen Anlage zu fertigenden Produkte die kalkulatorischen Abschreibungen und Zinsen wieder herauszurechnen, um auf die Ausgabenwirksamkeit abzustellen und Doppelverrechnungen von Kosten für die Investitionsrechnung zu vermeiden. Soweit in der Betriebsabrechnung kalkulatorische Abschreibungen und Zinsen verrechnet werden, sind diese Kostenarten auch aus abgeleiteten Kosten zu eliminieren. Da abgeleitete Kosten durch Transformation von (ursprünglichen) Kosten einer Stelle im Zuge der Verrechnung innerbetrieblicher Leistungen (z. B. Reparaturen) auf andere Kostenstellen entstehen, erfordert die Abspaltung in dieser Weise verrechneter kalkulatorischer Kosten aus den abgeleiteten Kostenarten vor allem in leistungsmäßig eng verflochtenen Betrieben besondere Sachkenntnis. 3. Schließlich bedarf der Grundsatz, daß in der Investitionsrechnung nur die Kosten erfaßt werden, welche durch die Investition in der Unternehmung zusätzlich verursacht werden, einer sinnvollen Ergänzung. Soweit die fixen und variablen Grenzkosten einer Investition (auch außerhalb des Produktionsbereichs) direkt feststellbar sind, sollten sie, wie im Abschnitt 2.223 gezeigt, stets Grundlage der Investitionsrechnung sein. Während man bei der Ermittlung der (ausgabenwirksamen) Herstellkosten der Leistungen von Investitionen im Produktionsbereich sowie der laufenden Betriebskosten von Investitionen auch in anderen Bereichen das Grenzprinzip im allgemeinen recht gut anwenden kann, bestehen in bezug auf die übrigen Kosten Schwierigkeiten. Wollte man z. B. auf die den einzelnen Investitionen nicht direkt zurechenbaren Kosten des Verwaltungsund Vertriebsbereichs verzichten, weil sich hier marginale und residuale

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Kostenbestandteile vermengen, so bedeutete dies, daß Investitionen nicht die vollen Kosten tragen und demnach ständig mit einer fälschlicherweise zu hohen Rendite ausgewiesen werden. Ferner bliebe außer acht, daß die Kosten dieser Bereiche nicht durch jede Investition im gleichen Maße hervorgerufen werden; beispielsweise können in der Regel nur Investitionen im Produktionsbereich zusätzliche Vertriebskosten verursachen, nicht aber Investitionen im Verwaltungsbereich. Um der Gefahr vorzubeugen, daß bei strenger Auslegung des — theoretisch richtigen — Grenzprinzips die Vollkosten nicht ganz erfaßt werden, weil eine eindeutige Kausalität zwischen einer Investition im Produktionsbereich und der Kostenentstehung in anderen Bereichen der Unternehmung oft nicht oder nur bedingt feststellbar ist, kann man in verschiedener Weise vorgehen. Entweder werden die folgenden Kosten überschlägig abgeschätzt, um sie weitmöglichst individuell einzelnen Investitionsobjekten zuzuordnen, oder aber — wie nachfolgend dargelegt — mittels geeigneter Schlüsselgrößen auf einzelne Investitionen anteilig verrechnet [49, S. 68 ff.]: In der nebenstehenden Übersicht [49, S. 79] ist zunächst der Vorschlag unterbreitet, die pro Jahr erwarteten Kosten des Vertriebsbereichs, die aus den Überschüssen des im Produktionsbereich der Unternehmung gebundenen Kapitals gedeckt werden müssen, wenn die Produktion wirtschaftlich sinnvoll sein soll, nach einem Kapitalschlüssel zu verteilen. Das entspricht dem weitgehend fixen Charakter dieser Kosten besser als ihre Umlage nach den Herstellkosten, die eine Proportionalität zwischen Vertriebskosten und der hergestellten Leistung voraussetzt, die praktisch nicht gegeben ist. Eine Verfeinerung ist dadurch zu erzielen, daß man bei der Ermittlung der Vertriebskosten nach Produkten oder Produktionsbereichen differenziert und jede Investition mit dem Satz belastet, der für den speziellen Produktionsbereich gilt, in dem sie vorgenommen werden soll. Anlagen, auf denen Vorprodukte hergestellt werden, die in verschiedene Endprodukte eingehen, sollten entweder mit -5em Satz belastet werden, der sich nach der Aufgliederung des hauptsächlichsten Verwendungszweckes für einen Produktionsbereich errechnet oder, sofern dies nicht möglich ist, mit einem Durchschnittssatz belastet werden. In gleicher Weise können die jährlichen Kosten des Forschungs- und Entwicklungsbereichs auf Vor- und Endprodukte von Investitionen im Produktionsbereich verrechnet werden. Das erscheint sinnvoll, weil die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung dazu dienen, die Produktivität des in allen Produktionsstufen gebundenen Kapitals der Unternehmung zu erhöhen, seine Rendite zu verbessern und Möglichkeiten zu neuem, produktivem Kapitaleinsatz zu schaffen. Die Kosten des Verwaltungsbereichs im weiteren Sinne fallen in allen Betriebsbereichen an und dienen der Pflege und Erhaltung des gesamten Vermögens der Unternehmung. Soweit diese Kosten (ggf. auch als abge-

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leitete Kosten) nicht den Herstellkosten der Kostenträger direkt zugerechnet werden können, müssen sie v o n allen Investitionen, gleich in welchen Bereichen diese erfolgen, getragen werden. Investitionen Kosten/Jahr

Herstellkosten

Kosten des Vertrdebsbereichs

im i roduktionsbereich Verkaufsprodukte

Vorprodukte

direkt

direkt

Verrechnung: Schlüssel: Verhältn is dieser Kosten zu den Anschaffungsk osten des im Produktionsbereich c er Unternehmung gebundenen Kapita ls, bezogen auf den Kapitaleinsatz der Investition differenziert nach Produktionsbereichen oder Durchs chnittssatz

übrige Bereiche

(statt Herstellkosten z. B. Unterhaltungskosten) direkt

entfällt

differenziert nach Produktionsbereichen

Kosten des Forsdiunigs- und Entwicklungsbereichs

Verredinunig: Schlüssel: Verhältnis dieser Kosten zu den Anschaffungskosten des im Produktionsbereich der Unternehmung gebundenen Kapitals, bezogen auf den Kapitaleinsatz der Investition, differenziert nach Produktionsbereichen oder Durchschnittssatz

Kositen der Zentralverwaltung und sonstige Kosten

Verredinunig: Schlüssel: Verhältnis dieser Kosten zu den Anschaffuragskosten des gesamten Vermögens der Unternehmung, bezogen auf den Kapitaleinsatz der Investition

Kosten des Umsatzes

entfällt

Verrechnung nach dem Verhältnis dieser Kosten zum Umsatzerlös oder Mengenumsatz Tab. 9

entfällt

entfällt

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Organisation der Datenermittlung

Die Vorausschätzung der Kosten des Umsatzes erfolgt zweckmäßigerweise im Zusammenhang mit der Prognose des Umsatzerlöses und der Umsatzmenge. Allen Investitionen, die Umsatzleistungen erbringen, können so die umsatzabhängigen Kosten, wie z. B. Mehrwertsteuer 174 , Provisionen, Verpackungs- und Frachtkosten besser zugerechnet werden. Die Umlage dieser übrigen — über die Herstellkosten hinausgehenden — Kosten ist natürlich theoretisch nicht voll befriedigend und wird auch praktisch, je nach konkreten betrieblichen Verhältnissen, z. T. nur modifiziert durchgeführt werden können. Um zu praktisch brauchbaren Investitionsrechnungen zu gelangen, erscheint ein derartiges Vorgehen jedoch nicht unbegründet. Allerdings muß dabei ständig die Gefahr einer kritiklosen, d. h. lediglich schematischen Verwendung von Schlüsselgrößen im Auge behalten werden. 4.234 Ermittlung der

Nutzungsdauer

Gelänge es, alle Einflußgrößen der Nutzungsdauer einer Anlage zuverlässig und vollständig in den Daten der Investitionsrechnung zu berücksichtigen, so entfiele streng genommen das Problem der Nutzungsdauerschätzung überhaupt. Könnte nämlich vorausgesehen werden, wann der Zeitpunkt eintritt, in dem sich die Kurven der investitionsbedingten zahlungswirksamen Ertrags- und Kostenentwicklung schneiden, d. h. bis zu dem der Weiterbetrieb der Anlage noch einen absoluten Überschuß erbringt, so wäre damit im einfachsten Falle bereits die wirtschaftliche Nutzungsdauer bestimmt. Das mag vereinzelt bei Investitionen möglich sein, deren Umsatzleistungen einem sehr starken Erlösverfall ausgesetzt sind, oder (und) bei denen mit erheblichen Kostensteigerungen im Zeitablauf gerechnet werden muß oder auch bei Investitionen, die an ein Produkt gebunden sind, das selbst nur eine eng begrenzte Lebensdauer hat, z. B. Spezialwerkzeuge für einen bestimmten Automobiltyp [49, S. 97 f.]175. In der Regel ist die Bestimmung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer jedoch in dieser Weise nicht möglich, weil detaillierte Prognosen mit zunehmender Entfernung vom gegenwärtigen Planungszeitpunkt immer unsicherer werden und die Uberschaubarkeit sämtlicher auf die Beendigung der Nutzungsdauer hinwirkenden Faktoren durch einen engeren Planungshorizont begrenzt ist. Praktisch kann in den letzten Perioden des Planungszeitrau174

Soweit die auf den Einsatz von Kostengütern gezahlte Mehrwertsteuer als Vorsteuer von den eigenen Mehrwertsteuerverbindlidikeiten gegenüber dein Fiskus abzugsfähig ist, wird sie in der Investitionsredinung selbstverständlich nicht veranschlagt. 175 Führt man die genannten Ausnahmen an, so darf aber nicht der häufig auftretende Fall übersehen werden, daß die — zur Grundausrüstung zählende — gleiche Anlage auch z w Herstellung neuer Produkte, die die bisherigen Produkte im Zeitablauf ablösen, genutzt wird, nur eben mit anderen Werkzeugen oder Zusatzanlagen (z. B. Karosseriepressen in der Automobiiiproduktion).

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m e s n u r global mit e i n e m b e s t i m m t e n N i v e a u d e r E r t r ä g e u n d Kosten gerechnet w e r d e n , das die U n t e r n e h m u n g in dieser Zeit zu h a l t e n hofft. N a t u r g e m ä ß b i e t e n sich d a n n a b e r k e i n e A n s a t z p u n k t e m e h r zur Bestimm u n g d e r wirtschaftlichen N u t z u n g s d a u e r einer A n l a g e , weil hier d e r T r e n d d e r Ertrags- u n d d e r K o s t e n e n t w i c k l u n g fehlt, aus d e m sich ein Schnittpunkt b e i d e r K u r v e n e r g e b e n k ö n n t e . A u ß e r d e m ist zu b e d e n k e n , d a ß A n l a g e n vielfach i n f o l g e technisch-wirtschaftlicher Ü b e r h o l u n g g a r nicht bis zu d i e s e m Schnittpunkt genutzt, sond e r n vorzeitig, d. h. o b w o h l noch — w e n n auch r e l a t i v g e r i n g e — Überschüsse erzielt w e r d e n k ö n n e n , durch n e u e v e r b e s s e r t e A n l a g e n ersetzt w e r d e n , u m ein w e i t e r e s A b s i n k e n d e r betrieblichen G e w i n n e zu v e r m e i den u n d mit s t ä n d i g n e u - u n d w e i t e r e n t w i c k e l t e n P r o d u k t e n u n d V e r f a h r e n zusätzliche G e w i n n e zu erzielen. W o l l t e m a n aber d e n o. a. Vorschlag theoretisch v e r v o l l s t ä n d i g e n u n d demnach die wirtschaftliche N u t z u n g s d a u e r e i n e r A n l a g e durch e i n e — erst z u k ü n f t i g v e r f ü g b a r e — b e s s e r e E r s a t z a n l a g e b e s t i m m e n , so stößt m a n auf noch g r ö ß e r e praktische Prognoseschwierigkeiten 1 7 6 . „Trotz aller A n f o r d e r u n g e n , welche a n die V o r a u s sicht der U n t e r n e h m u n g bei d e r D u r c h f ü h r u n g i h r e r I n v e s t i t i o n s r e c h n u n gen gestellt w e r d e n müssen, w i r d es a b e r in d e r Regel unmöglich sein, schon zu d e m Zeitpunkt, in d e m ü b e r die n e u e I n v e s t i t i o n entschieden wird, g e n a u e A n g a b e n ü b e r e i n e a n d e r e A n l a g e zu machen, welche diese n e u e I n v e s t i t i o n in einigen J a h r e n e r s e t z e n k a n n " [49, S. 99]. D a r a u s folgt, d a ß auch dieser W e g im a l l g e m e i n e n nicht zur Ermittlung d e r wirtschaftlichen N u t z u n g s d a u e r führt. Mit diesen Ü b e r l e g u n g e n w i r d die im Abschnitt 3.211, zu 4. b e r e i t s get r o f f e n e Feststellung unterstrichen, die wirtschaftliche N u t z u n g s d a u e r e i n e r A n l a g e praktisch a n d e r w e i t i g abzuschätzen u n d g e s o n d e r t d e r Investitionsrechnung z u g r u n d e z u l e g e n . Brauchbare A n h a l t s p u n k t e dazu lassen sich mit f o l g e n d e n Hilfsmitteln g e w i n n e n , w e n n m a n sich nicht n u r ü b e r die G r e n z e n i h r e r A u s s a g e f ä h i g k e i t im k l a r e n ist, s o n d e r n sie auch organisatorisch sinnvoll zu h a n d h a b e n v e r s t e h t . 1. Als A u s g a n g s b a s i s b i e t e t sich zunächst die Schätzung der technischen Nutzungsdauer an. D a r u n t e r v e r s t e h t m a n d e n Zeitraum, i n n e r h a l b d e s s e n die A n l a g e an sich g e b r a u c h s f ä h i g ist. Durch A u s w e r t u n g v o n E r f a h r u n g e n ü b e r die Leistungsfähigkeit u n d d e r e n A b n a h m e mit z u n e h m e n d e r N u t zung bei v e r g l e i c h b a r e n A n l a g e n e r g e b e n sich r e l a t i v leicht A n s a t z p u n k t e dafür, mit w e l c h e r N u t z u n g s d a u e r m a x i m a l gerechnet w e r d e n k a n n . Inform a t i v sind in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g — soweit v o r h a n d e n — U n t e r l a g e n 178

Eine ganz andere, wesentlich leichter zu beantwortende Frage ist es dagegen, ob eine im Betrieb befindliche alte Anlage noch wirtschaftlich genutzt werden kann, wenn sich die Alternative ergibt, sie durch eine verbesserte neue Anlage zu ersetzen, die gegenwärtig bereits verfügbar ist. Vgl. dazu Abschnitt 3.211, zu 2.

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der weiter vorn bereits erwähnten vorbeugenden Instandhaltung, denn dabei spielen die Beobachtung des Gebrauchsverschleißes, der Korrosionsgeschwindigkeit sowie die sorgfältige Feststellung der technischen Nutzungsdauer von Anlagen und -teilen eine besondere Rolle. Günstig liegen auch die Verhältnisse, wenn die mögliche Leistungsabgabe unter Berücksichtigung der geplanten Leistungsmengen in Zeiteinheiten umgerechnet werden kann. Schwieriger ist es dagegen, die Auswirkungen unterschiedlicher Gebraudisbedingungen auf die technische Nutzungsdauer abzuschätzen. Wichtig ist dabei vor allem, mit welcher Intensität die geplante Anlage genutzt werden soll, z. B. im Ein- oder Mehrschichtbetrieb. Hier zeigt sich eine Entscheidungsabhängigkeit der technischen Nutzungsdauer, die in ähnlicher Weise auch in folgendem Zusammenhang zu berücksichtigen ist. Bei genügend großem Aufwand für Reparaturen, Instandhaltung und Ersatzteile lassen sich viele Anlagen technisch beliebig lange nutzen. Bei Außerachtlassung wirtschaftlicher Überlegungen gibt es streng genommen keine technische Nutzungsdauer [96, S. 167]. 2. Praktisch ist man deshalb gezwungen, die Untersuchung im Grunde auf eine nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten modifizierte technische Nutzungsdauer zu beschränken. Neben der Abschätzung des Zeitpunktes, von dem ab der im Zeitablauf ansteigende Wiederherstellungsaufwand sich voraussichtlich nicht mehr lohnt, gilt es, noch andere Faktoren der wirtschaftlichen Überholung der geplanten Anlage zu berücksichtigen. Einmal können die auf der Anlage herzustellenden Produkte durch billigere, qualitativ höherwertige oder neue Konkurrenzprodukte aus dem Markt verdrängt werden und Nachfrageverschiebungen eintreten. Diese Gründe erklären z. B. den bereits erwähnten — möglicherweise starken — Erlösverfall von Umsatzleistungen. Hier kann die technische Nutzungsdauer aufgrund von Einflußgrößen modifiziert werden, die sich z.T. aus den Unterlagen der langfristigen Ertragschätzung ergeben. Zum anderen ist der wirtschaftlichen Überholung der Anlage selbst Rechnung zu tragen, und zwar durch Abschätzung des erwarteten technischen Fortschritts auf dem betreffenden Investitionsgütermarkt. Allerdings wird man, wie gesagt, nur ungefähr abschätzen können, wann wesentlich verbesserte Anlagen als Folge des technischen Fortschritts auf dem betreffenden Investitionssektor auftauchen, welche die im Augenblick zur Entscheidung anstehende Anlage zu ersetzen vermögen. Manchmal können jedoch Neuerungen aus eigener Forschung und Entwicklung, soweit sie sich schon im Stadium der Erprobung befinden, für die Bemessung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer einer geplanten Anlage insofern von Bedeutung sein, als sie z. B. bei Erweiterungsvorhaben bisherige Produkte oder Verfahren in absehbarer Zeit verdrängen werden. Organisatorisch ist sicherzustellen, daß entsprechende Informationen aus Gründen der Geheimhaltung ggf. nur wenigen Mitarbeitern zugänglich gemacht und als solche bei Nutzungsdauerschät-

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zungen nicht offengelegt werden. Bei starker verbundwirtschaftlicher Verflechtung mehrstufiger Produktionsverfahren müssen sich die Überlegungen hinsichtlich derartiger Entwertungsursachen auch auf andere Anlagen erstrecken. Besonders vorsichtig ist die wirtschaftliche Nutzungsdauer für Anlagen mit geringer Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit bei veränderten Produktionsaufgaben zu veranschlagen, vor allem dann, wenn — wie z. B. in der chemischen Industrie — häufig der technische Fortschritt mehrere Anlagen im Sinne technischer und wirtschaftlicher Einheiten als Ganzes, weniger dagegen die hierunter zusammengefaßten einzelnen Apparate, Maschinen usw. trifft. „Kann die wirtschaftliche Nutzungsdauer der Gesamtanlage etwa nur mit 7 Jahren angesetzt werden — dies ist heute die ungefähre mittlere Lebensdauer-Erwartung chemischer Verfahren —, so wäre es aufgrund der nur sehr begrenzt möglichen Wiederverwendung der einzelnen Anlagenelemente nach der Entwertung und Stillegung der Gesamtanlage sinnlos, für die Teilanlagen mit längeren Nutzungszeiten zu rechnen, wenn sie sich im Hinblick auf die technischen Verschleißbedingungen rechtfertigen ließen" [183]. 3. Das Wissen um die Gefahr einer derartigen — mittelbaren — Entwertung einzelner Anlagen im Zusammenwirken mit anderen Anlagen läßt zugleich den kritischen Vorbehalt verständlich werden, der auch gegenüber folgenden Hilfsmitteln der Nutzungsdauerschätzung geboten ist. In einigen Großunternehmungen bemüht man sich, aufgrund der in der Anlagenkartei registrierten Abgänge um eine systematische statistische Auswertung der erzielten tatsächlichen Nutzungsdauern, um anhand der gewonnenen Ergebnisse innerbetriebliche Nutzungsdauer-Kataloge aufzustellen. Abgesehen davon, daß derartige Verzeichnisse meist zu einseitig auf technische Verschleißbedingungen abgestellt sind und mit Rücksicht auf die Veränderungen der Konstruktionstypen und Werkstoffe des öfteren einer Überarbeitung bedürfen, ist ihre Aussagefähigkeit auch aus folgenden Gründen begrenzt: Die meist nur nach technisch-konstruktiven Merkmalen der Anlagen differenzierten Aufzeichnungen vernachlässigen die Beziehung der Anlagegüter zum Produktionsprozeß und lassen damit die prozeß- und anlagenabhängige wirtschaftliche Überholung außer Betracht. Wie bereits erwähnt, sind aber einzelne Anlagen für verschiedene Prozesse und Anlagenzusammenhänge in ganz unterschiedlichem Ausmaß von wirtschaftlichen Uberholungsrisiken bedroht. Nicht zuletzt ist zu bedenken, daß unwirtschaftlich gewordene Anlagen erfahrungsgemäß oft weiterbetrieben werden, etwa weil es an Arbeitskräften, Finanzmitteln, bestimmten Materialien usw. mangelt, die einen Aufschub des an sich gebotenen Anlagenersatzes erzwingen. Nicht selten ist für den Weiterbetrieb unwirtschaftlicher Anlagen aber auch die Furcht maßgeblich, ursprüngliche Fehlentscheidungen offenzulegen, so daß trotz ungünstiger Voraussetzungen versucht wird, durch weiteren Kapitalein-

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satz zur Verbesserung der bisherigen Anlage Kapitalverluste zu vertuschen. So kommt es dann, daß häufig unwirtschaftlich gewordene Anlagen durch mangelhafte Untersuchungsmethodik und schlechte Kontrollorganisation nicht als solche erkannt und längere Zeit weiterbetrieben werden. Erfolgt dann endlich die Ausmusterung, so weisen die ausscheidenden Anlagen eine viel zu lange Nutzungsdauer auf als es ihrer Bemessung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zukommt. Bei der Aufstellung innerbetrieblicher Nutzungsdauer-Kataloge sollte dies aber besonders berücksichtigt werden, um sie überhaupt erst aussagefähig zu machen. 4. Gleichfalls kritisch zu betrachten sind die Anhaltspunkte, die man aus den sogenannten AfA-Tabellen in Form von Richtwerten für die „betriebsgewöhnliche" Nutzungsdauer von abnutzbaren Anlagegütern erhalten kann. Die Richtwerte wurden aufgrund von Erfahrungen der steuerlichen Betriebsprüfung im Bundesgebiet unter Mitwirkung der Fachverbände für die verschiedenen Wirtschaftszweige erarbeitet. Sie spiegeln jeweils die für alle Betriebe eines Wirtschaftszweiges geltenden durchschnittlichen Nutzungszeiten bestimmter Anlagegüter wider. Darin kommt zugleich die für die Vereinfachung der steuerlichen Finanzverwaltung typische Schematisierung zum Ausdruck; bei Inanspruchnahme kürzerer Nutzungszeiten entfällt die verfahrenserleichternde Vermutung der Angemessenheit der steuerlichen AfA, und der Steuerpflichtige muß im einzelnen nachweisen, daß sich die kürzere Nutzungsdauer aus den besonderen betriebsbedingten Verhältnissen zwangsläufig ergibt. Die unkritische Übernahme der „betriebsgewöhnlichen" Nutzungsdauer für Investitionsuntersuchungen verbietet sich einmal deshalb, weil für die Annahme, daß derartige — aus einer Vielzahl von Betrieben gewonnene — durchschnittliche Erfahrungswerte auf der Basis einer optimalen Anlagenpolitik ermittelt wurden, kein Anlaß besteht, zum anderen aber auch deshalb, weil ein Durchschnittswert im Hinblick auf die hier relevanten konkreten Verhältnisse der einzelnen Unternehmung nicht maßgeblich sein muß. In Anbetracht der heterogenen Anlagenstruktur und der Vielzahl unterschiedlich wirksamer Entwertungsursachen bleibt die betriebsindividuelle Ermittlung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer für Investitionsuntersuchungen unumgänglich. Steuerliche Erfahrungswerte können dabei immer nur ein zusätzliches Hilfsmittel sein. Organisatorisch ist sicherzustellen, daß es keinesfalls von vornherein, sondern stets ergänzend herangezogen wird [96, S. 168], um damit der Gefahr vorzubeugen, daß die mit der Schätzung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer beauftragten Mitarbeiter sich leichtfertig an —im Einzelfalle unzutreffende — steuerliche Maßstäbe anlehnen177. 177

Die gleiche Gefahr bestellt übrigens auch in der Kostenrechnung, wenn kalkulatorische Nutzungsdauern leichtfertig nach oft zu langen steuerlichen Nutzungsdauern „beimessen" werden. Dies führt zu überhöhtem Gewinnausweis und überhöhter Gewinnibesteuarung, verfälscht die Kostenrechnung und voran-

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5. Aus den gleichen Überlegungen verbietet sich letztlich auch eine kritiklose Anlehnung an sonstige außerbetriebliche Erfahrungszeiten. Abgesehen davon, daß derartige Richtwerte ohnehin spärlich vorhanden sind, erstrecken sich diese meist nur auf typische Anlagegüter des Maschinenbaues. In diesem Zusammenhang seien z. B. die erstmalig 1930 vom Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA) veröffentlichten Abschreibungstabellen genannt, die sich in der Praxis als brauchbar erwiesen haben und 1938 von der damaligen Wirtschaftsgruppe Maschinenbau übernommen worden sind 178. Die Tatsache, daß der Fachliteratur empirische Daten nur selten zugänglich gemacht werden, ist möglicherweise eine Bestätigung der Schwierigkeiten, unter Vernachlässigung betriebsindividueller Eigenarten der Anlagennutzung noch zu allgemeingültigen Einschätzungen der technischen Abnutzungs- und wirtschaftlichen Überholungsfaktoren zu kommen, überdies ist festzustellen, daß Nutzungsdauern, soweit sie als Erfahrungszeiten veröffentlicht worden sind, oft nur mit einem erheblichen „Spielraum" von Jahren angegeben werden. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die seit 1952 angestrengten Bemühungen der Deutschen Gesellschaft für Betriebswirtschaft (DGfB), in Zusammenarbeit mit dem Rationalisierungskuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW) den speziellen Nutzungscharakter der Investitionsobjekte im jeweiligen Betrieb durch Korrektur technisch bedingter Rahmensätze (Richtwerte) mittels besonders bestimmter Multiplikatoren zu berücksichtigen und so den praktischen Gegebenheiten anzupassen.

4.3 Zusammenfassende Gewichtung von Daten und Informationen in der Phase der Investitionsentscheidung 4.31 Gegenüberstellung von aufbereiteten Rechendaten und relevanten nicht quantifizierbaren Faktoren

Mit der Ermittlung investitionsobjektbezogener Daten und ihrer Verarbeitung zu Kriterien der Investitionsrechnung und der Amortisationsrechnung ist die Bildung zweier wichtiger Entscheidungsgrundlagen abgeschlossen. Wie aus der grundsätzlichen Einordnung des Datenproblems in den Prozeß der Investitionsentscheidung hervorgeht (vgl. Abschnitt 1.32), haben die nun folgenden Überlegungen im Rahmen dieses Themas lediglich ergänzenden Charakter und sind dementsprechend kürzer gefaßt. laßt nachteilige betriebliche Dispositionen. „Die steuerrechtlich anerkannte Nutzungsdauer übt in Wirklichkeit einen viel stärkeren Einfluß auf die Bemessung der kalkulatorischen Nutzungszeiten aus, als man es in der Kostenlehre vielleicht wahrhaben möchte" [183], 178 Ein Abdruck davon findet sich bei Kosiol [57, S. 327 ff.].

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Für die hier zu behandelnde Entschlußfassung selbst kommen wir aber nicht umhin, die Daten der o. a. quantifizierbaren Entscheidungsgrundlagen im Zusammenhang mit den Elementen einer dritten — nicht minder wichtigen — Entscheidungsgrundlage zu sehen, nämlich den relevanten nicht quantifizierbaren Faktoren. Erst aus dieser Gesamtschau ist die Bedeutung von Daten und Informationen für die Entscheidung endgültig zu beurteilen. In Anbetracht des in der einschlägigen Literatur der letzten Jahre hervorgerufenen Eindrucks einer Überschätzung der Berechenbarkeit von Investitionsentscheidungen ist in diesem Zusammenhang der Hinweis gerade des Autors erwähnenswert, der die Einführung mathematischer Methoden in die Wirtschaftstheorie und -praxis besonders gefördert hat. So stellt Gutenberg fest, „daß der rechnerische Kalkül und der Sinn für die Unwägbarkeiten wirtschaftlicher und technischer Geschehnisse zusammen die Investitionsentscheidung bestimmen. Vielleicht darf . . . überhaupt gesagt werden, daß alle Investitionsentscheidungen auf diesem merkwürdigen Neben- und Ineinander von Rechenbarem und Nichtrechenbarem beruhen. Die Schwierigkeiten, die Investitionsentscheidungen industriellen Unternehmen bereiten, gründen in dieser Situation, die nicht aufhebbar ist, aus der heraus also alle Investitionsentschlüsse gefaßt werden müssen. Worin das Geheimnis richtiger Investitionsentscheidungen beruht — diese Frage ist mit betriebswirtschaftlichen Mitteln allein nicht lösbar" [35, S. 215]. Was aber mit Hilfe sinnvoller organisatorischer Regelungen getan werden kann, um die Qualität der Entscheidungsgrundlage zu verbessern, geht im wesentlichen schon aus den bisher angestellten Überlegungen hervor: in allen Phasen des arbeitsteiligen entscheidungsbildenden Prozesses in der Unternehmung daraufhinzuwirken, daß technische und wirtschaftliche Daten unvoreingenommen ermittelt und die Tatsachen und Annahmen genannt werden, auf denen rechnerische Voruntersuchungen beruhen. Insbesondere ist darauf zu achten, daß die Kenntnis der Lückenhaftigkeit und Ungenauigkeit der Primärinformationen in den Unterlagen, die später anderen Stellen als Entscheidungsunterlage vorgelegt werden, nicht verloren geht, sondern die Unsicherheit der Erwartungen bewußt offengelegt wird, sei es durch zusätzliche Angaben über Entwicklungen, die man bei optimistischer oder pessimistischer Einschätzung noch für möglich erachtet oder über kritische Werte, die den Sicherheitsspielraum des vorliegenden Entscheidungsproblems kennzeichnen. Die Aufschichtung und Zusammenfassung verschiedener Teilbeurteilungen auf dem Weg zur obersten Leitung sollte ohne vorzeitige Wertung der Entscheidungsgrundlagen erfolgen, denn dies käme ggf. einem „illegalen" Entscheidungsvorgang gleich, der die zweckmäßige Anlagenauswahl gefährdet [96, S. 110]. Deshalb haben wir uns wiederholt gegen unkontrollierte Abschläge von den Daten der als am wahrscheinlichsten angesehenen Entwicklung ausgesprochen.

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Auch die sorgfältige Absonderung nicht oder nur schwer quantifizierbarer Faktoren und ihre Systematisierung neben den Entscheidungsgrundlagen der Investitions- und Amortisationsrechnung dienen, wie im Abschnitt 2.24 gezeigt, der Erhaltung jener Aussagefähigkeit und Transparenz von rechenbaren und nichtrechenbaren Teilergebnissen der Investitionsuntersuchung, die für die endgültige Stellungnahme der zur Entscheidung berufenen Stelle erforderlich ist. Bewußt haben wir uns ferner gegen eine Gewichtung verschiedenartiger Beurteilungsmaßstäbe mit Hilfe eines problematischen einmal erarbeiteten — und dann in seiner relativen Bedeutung als konstant angesehenen — Punktsystems ausgesprochen und die individuelle Abschätzung nicht quantifizierbarer Faktoren bevorzugt, die im konkreten Fall weitaus verläßlicher ist. All dies trägt dazu bei, den Sinn für nichtrechenbare Gesichtspunkte zu erhalten, das — trotz aller methodischen Verfeinerungen nie ganz entbehrliche — Fingerspitzengefühl und den Instinkt für Risiko und Chance zu verfeinern und Entscheidungen letztlich im Bewußtsein der Grenzen menschlicher Voraussicht zu fällen. 4.32 Festlegung der Träger der Investitionsentscheidung

Obwohl Investitionsentscheidungen grundsätzlich zu den Aufgaben der obersten Leitung gehören, ist diese in Großunternehmungen und oft auch in mittelgroßen Unternehmungen, insbesondere bei umfangreicher Investitionstätigkeit, nicht in der Lage, jedes einzelne Investitionsvorhaben selbst zu prüfen und zu verabschieden. In diesem Zusammenhang ist auf die Gefahr hinzuweisen, daß bei Überlastung der obersten Leitung infolge mangelnder Aufgabendelegation die Entscheidungen zu lange dauern, so daß ihre Treffsicherheit aufgrund inzwischen z. T. veralteter Informationen darunter leidet, der Betrieb sich zu langsam veränderten Umweltbedingungen anpaßt oder zu spät aktiv gestaltende Maßnahmen ergreift und damit eine sinnentsprechende Realisierung des ursprünglichen Vorhabens verhindert wird. Außerdem erhöht sich die Neigung zu Manipulationen, etwa „Schwarzinvestitionen" vorzunehmen 179 , wenn die Antragsteller zu lange auf eine Entscheidung warten müssen. Schließlich verbleibt den Leitungsorganen infolge Überbelastung mit Nebensächlichkeiten für wesentliche Aufgaben oft zu wenig Zeit, so daß darunter die Qualität wirklich wichtiger Entscheidungen leidet [14, S. 25]. So ist es nicht verwunderlich, in der Praxis beobachten zu können, daß sich die oberste Leitung durch begrenzte Delegation von Entscheidungs179

Dies ist z. B. der Fall, wenn unter Umgehung der Genehmigungspflicht Ausgaben für die Beschaffung oder Herstellung von Anlagen getätigt und dadurch verdeckt werden, daß sie als solche nicht aktiviert, sondern über Reparaturen, Instandhaltung usw. verbucht werden.

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beiugnissen zu entlasten bestrebt ist, und zwar vor allem in bezug auf laufend vorzunehmende kleinere Investitionen und Ersatzbeschaffungen [187, S. 58ff. u. S. 103ff.]. Soweit dadurch nicht Abstimmungs- und Koordinierungsnotwendigkeiten vernachlässigt werden, ist eine Bevollmächtigung untergeordneter Leitungsstellen zu Investitionsentscheidungen nach bestimmten Richtlinien und innerhalb zentral festgelegter finanzieller Begrenzungen sinnvoll. Dies setzt allerdings eine klare Abgrenzung der Entscheidungsbefugnisse und Verantwortungsbereiche, die detaillierte Berichterstattung an die oberste Leitung und eine leistungsfähige Investitionskontrolle voraus. Mit Hilfe zweckmäßiger Stellenbeschreibungen kann die Delegation von — nach der Instanzenhöhe differenzierten — Entscheidungsbefugnissen wesentlich erleichtert werden [97, S. 21 ff. u. S. 69 ff.]. Dennoch setzt die Notwendigkeit einer straffen zentralen finanziellen Führung und Koordination der Anlagenausstattung sämtlicher Bereiche der Unternehmung einer Dezentralisation von Investitionsentscheidungen, wie sie bei kleineren Objekten im begrenzten Umfang zweckmäßig ist, relativ enge Grenzen. Bewährt hat sich vielfach die Bildung eines Investitionsausschusses [187, S. 55ff. u. S. 88ff.; 231, S. 610ff.] und zwar als Hilfsmittel zentraler Investitionsentscheidungen der obersten Leitung. Die Tagungshäufigkeit dieses Ausschusses kann dem jeweiligen Investitionsumfang angepaßt werden. In Großbetrieben ist er oft schon zu einer ständigen Einrichtung geworden. In seiner Zusammensetzung ist er dabei, der Art der jeweils vorliegenden Investitionsprobleme gemäß, durchaus flexibel. Es entspricht der ausschließlichen Zweckorientierung des Investitionsausschusses, daß ihm, wie die Abbildung 9 (S. 205) bereits andeutet, Fachleute verschiedener Aufgabenbereiche und Rangstufen angehören. Teilnehmer sind vor allem die Leiter der Ressorts „Produktion", „Vertrieb", „Finanzen" sowie „Personal" und Sozialwesen" (oder deren Stellvertreter), dann aber auch, je nach Tragweite der Investitionsprobleme, die an der Planungsarbeit beteiligten Personen anderer Bereiche, etwa „Einkauf und Lager" sowie „Forschung und Entwicklung". Um eine straffe Ausschußarbeit zu gewährleisten, ist es zweckmäßig, diese durch den — ebenfalls teilnehmenden — Investitionsstab vorbereiten zu lassen, der in den vorangegangenen Phasen bereits wesentliche Unterlagen zusammengetragen und geprüft hat. Vorsitzender des Investitionsausschusses sollte ein Mitglied der obersten Leitung sein. Indem so der Vorstand über ein (oder mehrere) „Kontaktmitglied(er)" in den Ausschußsitzungen mitwirkt, wird das Entscheidungsorgan gleichsam unmittelbar aus dem Erlebnis der ursprünglichen Diskussionen und nicht erst nach Abschluß der Beratungen informiert. Eine derartige Verschachtelung des Planungs-(Beratungs-) und Entscheidungsgremismus ist geeignet, umständliche Plankorrekturen, kostspielige Doppelarbeiten, persönliche Spannungen und andere Schwierigkeiten, wie sie im

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Falle häufiger Ablehnung von — bereits koordinierten — Investitionsvorschlägen entstehen, weitgehend zu vermeiden und einen zweckmäßigen Informationsfluß zu sichern. Wenngleich es zweckmäßig erscheint, über die Verwirklichung kleinerer Investitionsobjekte ausnahmsweise schon im Investitionsausschuß endgültige Entschlüsse nach vorgegebenen betriebspolitischen Richtlinien zu fassen, deren Einhaltung dann aber aufgrund besonderer Berichterstattung von der obersten Leitung kontrolliert werden muß, so darf doch folgendes nicht übersehen werden: Abgesehen von den genannten Ausnahmefällen, trifft nur die oberste Leitung (z. B. der Vorstand) endgültige Investitionsentscheidungen. Dem steht auch nicht entgegen, daß der Vorstand dabei praktisch meistens den beratenden Vorbeurteilungen des Investitionsausschusses folgen wird. Grundsätzlich bleibt dem Vorstand als beschlußfassendes und letztlich die Verantwortung tragendes Organ die Möglichkeit, Anträge abzulehnen und an den Investitionsausschuß zurückzuweisen. Hinzu kommt, daß der Aufsichtsrat, der im allgemeinen nicht in die Geschäftsführung eingreift, bei schwerwiegenden Investitionsentscheidungen in unterschiedlichem Grade üblicherweise mitwirkt, im gleichen Maße dann aber seinen Charakter als reines Kontrollorgan des Vorstandes verliert. 4.33 Organisatorische Überlegungen zur Entschlußfassung Um zu einer Entscheidung zu kommen, ist den verschiedenen Teilbeurteilungen im Rahmen der Gesamtbetrachtung letztlich ein bestimmtes Gewicht beizumessen. Dabei gilt es, unterschiedliche Betrachtungsweisen, wie sie für die einzelnen Ressorts in der Unternehmung kennzeichnend sind, in Entscheidungsprozessen zu einer Gesamtstellungnahme zu vereinen. Ein auf das bestmögliche Erreichen übergeordneter Ziele hin ausgerichtetes einheitliches Verhalten in der Organisation ist bei Investitionsentscheidungen von besonderer Bedeutung. Soweit über kleinere Investitionen und ggf. auch Ersatzinvestitionen bis zu einem bestimmten Betrag von untergeordneten Instanzen, z. B. den einzelnen Ressortleitern entschieden wird, ist in der Praxis oft zu beobachten, daß man vorgegebene Etats in jedem Falle auszuschöpfen versucht. Dies spiegelt ein Etatdenken wider, dem die — nicht selten durch Erfahrungen bestätigte — Befürchtung zugrunde liegt, bei nicht voller Ausschöpfung des Etats eine Kürzung der Mittel hinnehmen zu müssen 180 . Um der damit verbundenen Gefahr vorzubeugen, daß ein Teil der Mittel rentabilitätsmäßig ungünstigen Verwendungszwecken zugeführt wird, sollten 180

Blohm und Lüder [14, S. 23] stellen dazu nachdrücklich fest: „Wenn die Leitung eines Betriebes keinen anderen Maßstab für die Etats zu entwickeln vermag als die bisherige Ausnutzung derselben, wobei der Sparsame immer der Benachteiligte ist, dann braucht sie sich nicht über derartige Auffassungen ihrer Mitarbeiter zu wundern."

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die Etats auf der Grundlage einer die zukünftigen Verhältnisse berücksichtigenden Analyse festgelegt, keinesfalls aber an der bisherigen Ausnutzung der Etats orientiert werden. Ferner sollten Kürzungen, die mitunter in Zeiten finanzieller Anpassung notwendig sind, nicht global vorgenommen werden 181 . Anderenfalls würde sich damit die Neigung, mehr Mittel zu fordern als gebraucht werden, genauso verstärken, wie dies auch ein zu starres Bewilligungsverfahren bewirkt, das für ausreichend begründete Vorschläge keine Nachtragsbewilligungen vorsieht [14, S. 28]. Der Gefahr, daß innerhalb der Organisation Sachfragen zu Machtfragen werden, ist vor allem im Investitionsausschuß zu begegnen. Seine eigentliche Aufgabe besteht darin, die Summe isolierter Prüfungsergebnisse zu einer abgewogenen Gesamtstellungnahme umzuformen und letztlich eine Rangfolge ausgewählter Investitionsobjekte für die Zuteilung knapper finanzieller Mittel festzulegen. Der gegenseitige Meinungs- und Informationsaustausch ermöglicht es, Investitionen unter verschiedenartigen Gesichtspunkten zu beurteilen, die im stufenweisen Planungsprozeß nur zeitlich nacheinander oder bislang getrennt untersucht wurden und nun in ihrer Abhängigkeit voneinander zutage treten. Nicht selten erweist sich dabei, daß eine Anlage mit höchster technischer Wirksamkeit durchaus nicht immer die wirtschaftlichste bzw. rentabelste und diese wiederum nicht in jedem Falle die liquiditätsmäßig beste Alternative darstellt. Abgesehen von einzelnen (sehr kapitalintensiven) Investitionen, die wegen ihrer fraglichen finanziellen Realisierbarkeit zweckmäßigerweise bereits in einer früheren (der Anregung folgenden) Phase einer entsprechenden Vorprüfung unterworfen werden, um für sie nicht erst kostspielige Detailuntersuchungen anzustrengen, wenn sie schließlich aus Liquiditätsrücksichten (z. Zt.) doch abgelehnt werden müssen, sind etwaige finanzielle Beschränkungen der Investitionsplanung regelmäßig nur für die Gesamtheit der Investitionsvorhaben von Bedeutung [187, S. 90 u. S. 98], In diesem Zusammenhang ist die organisatorische Sonderstellung des Finanzleiters hervorzuheben. Sein Einfluß auf die Gestaltung der Unternehmungspolitik ergibt sich aus der Verantwortlichkeit, die finanzielle Entwicklung der Unternehmung im Griff zu behalten. Um die Liquidität der Unternehmung sicherzustellen, müssen finanzwirtschaftliche Überlegungen an den Ursachen der Zahlungsvorgänge (und damit an den betrieblichen Prozessen) ansetzen und, wie dargelegt, gerade aus Gründen der Unsicherheit der Erwartungen auf die Einhaltung von Grundregeln einer soliden Finanzstruktur gerichtet sein. Sobald ein Liquiditätsengpaß droht, muß dem Finanzleiter, der sich bislang lediglich auf die Aufgaben einer aufwandminimalen und risikoangemessenen Finanzierung konzentrierte, ein absolutes 181

Zu liquiditätspoLitischen Maßnahmen und zu entsprechenden Entscheidungskriterien vgl. z. B. Witte (113, S. 41 ff. ,u. 78 ff.].

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Veto zugestanden werden, das ggf. einschneidende erfolgswirtschaftliche Überlegungen auslöst. Im Falle eines Fehlbetrages der Investitionsfinanzierung, der aus der Gegenüberstellung von zahlungswirksamen Grunddaten (Kapitalanforderungen) der Investitionsplanung mit denen der umfassenden Finanzplanung erkennbar wird, besteht nun eine wesentliche Aufgabe des Investitionsausschusses darin, Investitionsalternativen so zusammenzustellen, daß mit der endgültigen Entscheidung ein Minimum an Erfolgseinbußen verursacht und dabei der Liquiditätsengpaß mit Sicherheit überwunden wird [113, S. 114], In ablauforganisatorischer Hinsicht ist erwähnenswert, daß für Zwecke einer Sensitivitätsanalyse veranschlagte unterschiedliche Kalkulationszinsfüße die Prüfung beschleunigen, ob aufgrund eines ggf. geänderten Zinsmaßstabes die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit sukzessiv ausgewählter Alternativen revidiert werden sollte. Bei diesen Abstimmungsproblemen verliert allerdings die Strenge einer mathematischen Kombinatorik, wie sie in der Theorie bekanntlich gefordert wird, insofern an Bedeutung, als nicht Erfolgsgesichtspunkte allein für die Auswahl von Investitionen maßgeblich sind, sondern auch Faktoren nicht quantifizierbarer Art. Vor allem Investitionen außerhalb des Produktionsbereichs müssen vielfach nach nicht rechenbaren Gesichtspunkten entschieden werden, deren Präferenz nach arteigenen Wertungen einer mehrschichtigen unternehmungspolitischen Zielkonzeption zu beurteilen ist, wie dies schon im Abschnitt 4.21 bei der Erläuterung grundlegender Vorentscheidungen deutlich wurde. Auf der Vorstandsebene werden die von den vorgeschalteten Planungsund Koordinationsstellen aufbereiteten Daten und Informationen einer letzten Begutachtung unterzogen. Zweckmäßig gestaltete Entscheidungsgrundlagen sollten die Entscheidungsbedingtheit der Voraussagen erkennen lassen. Die Ergebnisse durchdachter Handlungsantizipationen sind deshalb nicht nur aus den Informationen einer passiv perzipierten Umwelt der Unternehmung, sondern auch aus der vom Entscheidungsträger selbst veränderten Situation der Investitionsentscheidung zusammenzustellen. Dies erleichtert der obersten Leitung jene inhaltliche Vorstellung über die Konsequenzen realisierbarer Alternativen, die sie für eine rationale Wahl benötigt. Ein positiver Investitionsentschluß kommt im allgemeinen jedoch erst bei einer als ausreichend erachteten Qualität (Verläßlichkeit) des eingereichten Daten- und Informationsmaterials zustande. Eine generelle Regel für die Höhe der Anforderungen hinsichtlich der Vollständigkeit und Genauigkeit der ermittelten Daten gibt es nicht. Grundsätzlich findet aber das Streben nach höchstmöglicher Verbesserung des Informationsstandes im Einzelfalle seine Grenzen in der Informationsdauer und den Informationsaufwendungen, deren zusätzlicher „Nutzen" überdies selbst fragwür-

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dig ist 182 . Für die organisatorische Ablaufgestaltung und Beendigung des entscheidungsbildenden Prozesses folgt daraus, daß die Informationsgewinnung, -Verarbeitung und auch die Entschlußfassung im Bewußtsein eines der Bedeutung des Entscheidungsobjektes „angemessenen" Aufwandes an Zeit und Kosten erfolgen müssen. In diesem Sinne sollte der Entschluß wirtschaftlich sinnvoll gewissermaßen in einer „organisierten Unvollkommenheit geistiger Arbeit" [253, S. 123] gefaßt werden.

4.4 Berücksichtigung zusätzlicher Daten in der Phase der Investitionsdurchführung und -kontrolle 4.41 Einleitung der Entscheidungsdurchsetzung und Vorkehrungen gegenüber Datenänderungen im Zeitablauf Mit dem Beschluß der obersten Leitung über den gesamten Investitionsplan kommt nicht nur der Prozeß der Entscheidungsbildung zum Abschluß, sondern zugleich auch der Wille zum Ausdruck, den so fixierten Plan in der Wirklichkeit durchzusetzen. Dazu bedarf es zunächst bestimmter Weisungen und Informationen, die die oberste Leitung zweckmäßigerweise über die „Investitionsplanung" an jene Stellen weiterleitet, deren Aufgaben im Zusammenhang mit vorgesehenen Investitionen betroffen werden 183 . Als zusätzlicher Nutzen, der aufgrund von Informationsaufwendungen erzielt werden kann, sind Verbesserungen der eigentlichen Entscheidung zu verstehen, die ein erhöhter Informations&taind ermöglicht. Das ist z. B. der Fall, wenn zusätzliche Informationen bewirken, idaß erreichbare bessere Handlumgsalternativen offengelegt werden, die man vorher nicht als solche erkannt hat. Mitunter führen intensivierte Informationsbemühungen — wie übrigens auch die Anwendung methodisch verfeinerter Rechenverfahren — lediglich dazu, mit größerer Gewißheit die Vorteiihaftigkeit jener Alternative zu bestätigen, für die man sich ohnehin, d. h. aufgrund einer weniger kostspieligen Vorbereitung entschieden hätte. Die Schwierigkeit liegt nun darin, daß man das Ergebnis zusätzlicher Informationsgewinmmg vorher — gerade infolge des Informationsmangels — nicht kennt. Die Entscheidung über die Infonmationstätigkeit ist selbst immer eine Entscheidung unter Ungewißheit. Das Problem wird außerdem noch dadurch kompliziert, daß eine Auswahlentscheidung über bestimmte Informationen getroffen wenden muß. Das aber erfordert wiederum bereits vorliegende Informationen, lind zwar über die Richtigkeit und den Wert der Informationsaiuswahl. Diese unendliche BedingungsfoLge von Infomiationsentscheidungen kann nur abgeschnitten werden, wenn man von einem irgendwie gegebenen Informationsstanid ausgeht, auch wenn dieser eben nicht vollkommen ist [28, S. 128 f.]. 185 Damit wird der Zweck verfolgt, die weiteren Dispositionen der Unternehmung rechtzeitig aiuf die bevorstehende Realisierung der Investitionsvorhaben auszurichten. Im Falle von Erweiterungs- und Umstellungsinves,titionen im Produk-

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Im wesentlichen handelt es sich um 1. Bescheide über die Genehmigung (oder Ablehnung mit Begründung) an die Stellen, die Investitionsanträge gestellt haben; 2. Anweisungen des technischen Einkaufs zur Anlagenbeschaffung oder einer geeigneten Innenleistungsstelle zur Anlagenherstellung; 3. Mitteilungen an die beteiligten Planungsstellen zwecks koordinierter Planrealisierung und Einleitung von Investitionskontrollen. Die Veranlassung und Abstimmung von Kapitaldispositionen allein genügt indessen nicht, die Verwirklichung investitionspolitischer Entscheidungen sicherzustellen. Erforderlich ist stets auch eine — die Investitionsplanung ergänzende — Investitionskontrolle. Erst der zirkuläre gleichsam kybernetische Zusammenhang zwischen Planung und Kontrolle deckt Realisationsfehler (die Korrekturen im Vollzug erfordern) und Planungsfehler (die Planrevisionen auslösen) auf, macht die Planung selbst zum Lenkungsinstrument der Unternehmungsleitung [185, S. 390] und sichert damit die sinnvolle Entscheidungsdurchsetzung. Die Notwendigkeit, durch Rückmeldungen den Investitionsprozeß zu regeln, erklärt sich aus nicht erwarteten Datenänderungen im Zeitablauf, mit denen immer gerechnet werden muß. Von vorrangiger Bedeutung (vor allem für Planrevisionen) sind Änderungen der Finanzlage. Entwickelt sich diese z. B. besser als vorausgesehen, so kann den Werkleitern ein Vorgriff auf die ursprünglich für spätere Monate des Jahresinvestitionsplanes vorgesehene Realisierung einzelner Investitionsvorhaben ermöglicht werden. Bei unerwartet angespannter Liquiditätsentwicklung dagegen erwirkt der Finanzleiter einen Vorstandsbeschluß, demzufolge die Realisierung des verabschiedeten Investitionsplanes ggf. eingeengt oder verschoben wird. In diesem Fall obliegt vielfach den Werkleitern, die in der Regel am besten die Dringlichkeit vorgesehener Anlagenbeschaffungen beurteilen können, die Entscheidung, welche Vorhaben eine zeitliche Verschiebung erlauben [187, S. 95]. Derartige Maßnahmen sind zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß sich der Absatz mengenmäßig besser oder schlechter entwickelt als vorausgesehen und deshalb bei entsprechender Liquiditätslage der Investitionsplan schneller erfüllt werden kann oder aber verschoben bzw. gestoppt werden muß. Artmäßig veränderte Absatzentwicklungen, die sich durch unterschiedliche Verkaufserfolge bei einzelnen Erzeugnissen auszeichnen, können nachträglich Umstrukturierungen des Investitionsprogrammes zur Folge haben, etwa in der Form der Forcierung oder Ausweitung einzelner Investitionsvorhaben zu Ungunsten anderer Projekte. Nicht zuletzt müssen auch aus anderen Datenänderungen Konsequenzen gezogen werden, tionsbereich ist dies z. B. auch für die Vertriebsleitung erforderlich, und zwar im Hinblick auf das Treffen entsprechender absatzvorbereitenider Maßnahmen.

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etwa wenn sich der Bau von Großanlagen unvorhergesehen verteuert und (oder) verzögert, in den Fertigungsstellen plötzlich Engpässe (z. B. infolge Maschinenausfalles) auftreten oder sich neuerdings Rationalisierungsciiancen bieten, die mitunter — wie in dem zuvor genannten Fall — Produktionsumverteilungen nahelegen. In all diesen Fällen handelt es sich um Änderungen der Voraussetzungen, die dem Investitionsplan zugrunde liegen. Um größere Verluste infolge von Fehlschätzungen zu vermeiden, sollten zweckmäßige Verhaltensweisen unter veränderten Bedingungen im voraus durchdacht und —• soweit möglich — organisatorisch gesichert werden. Dazu bieten sich folgende Möglichkeiten an: Grundsätzlich könnten Regelungen dergestalt getroffen werden, daß bei veränderten Gegegebenheiten jedes Mal ein völlig neuer Planungsprozeß unter Einschaltung aller o. a. beteiligten Stellen und Instanzen in Gang gesetzt wird. Diese — theoretisch genaueste — Methode ist praktisch nicht nur zu kostspielig, sondern dürfte auch so zeitraubend sein, daß sie den Effekt rechtzeitiger Anpassungsmaßnahmen gefährdet. Der zuletzt genannte Mangel ließe sich evtl. durch einen Rückgriff auf — bereits verschiedentlich erläuterte — Alternativpläne beheben. Sofern derartige Pläne vorbeugend erstellt worden sind, bilden sie die Bestandteile einer sogenannten „Schubladen-Planung", die es bekanntlich erlaubt, je nach Eintritt alternativ veranschlagter Entwicklungen in kürzester Zeit ggf. erforderliche Umstellungsmaßnahmen aufgrund einer neuen, bereits durchdachten Strategie zu treffen. Der damit verbundene außerordentliche Aufwand dürfte jedoch nur für einzelne Großprojekte und auch dann nur im Hinblick auf die Bewältigung von Ausnahmesituationen wirtschaftlich vertretbar sein. Mit der Weiterentwicklung von Simulationstechniken erscheint dieser Weg in Verbindung mit der Anwendung elektronischer Datenverarbeitungsanlagen in Großunternehmungen u. E. weiter ausbaufähig. Fraglich ist allerdings, inwieweit eine Unternehmung in dieser Weise wirklich konstruktiv Überraschungen begegnen kann, wie sie etwa durch das plötzliche Auftreten neuartiger Konkurrenzprodukte oder durch politische Ereignisse mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen ausgelöst werden. Für außergewöhnliche Situationen sollte organisatorisch jedenfalls die Bildung einer Sonderkommission vorgesehen sein. Sie verbindet, wie auch der Investitionsausschuß, direkt Mitarbeiter verschiedener Sachgebiete und Rangstufen in der Unternehmung und nutzt so die Vorteile der Urteilsüberlegenheit der Gruppe gegenüber dem Einzelnen. Eine solche, lediglich auf die Untersuchung von Sonderentwicklungen abgestellte Kommission ist zwar ständig vorzusehen, aber doch nur als eine Einrichtung für den Eventualfall. Ihrer Zweckbestimmung nach stellt sie keine Dauereinrichtung dar, sondern wird nur fallweise tätig. Deshalb ist darauf zu ach-

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ten, daß nach der Lösung von Sonderproblemen die Rückbildung zur normalen organisatorischen Abwicklung des Investitionsprozesses stattfindet. Im übrigen ist die Sonderstellung der Kommission, zumindest was ihre Arbeitsweise im einzelnen betrifft, eigentlich weniger durch organisatorische Regelungen festzulegen, als vielmehr darauf gerichtet, kritische Situationen durch Improvisation schnell zu überwinden [187, S. 102f.]. Schließlich sei auf eine weitere Möglichkeit hingewiesen, nämlich die Einschaltung zentraler Steuerungsstellen [187, S. 100f.]. Datenänderungen, die nur geringfügig die Investitionsplanung beeinträchtigen, können von der dem Vorstand unterstellten „Betriebswirtschaftlichen Abteilung (vgl. Abbildung 9, S. 205) in Zusammenarbeit mit technischen und kaufmännischen Planungsstellen der betroffenen Werke ausgewertet und im Namen der ihnen übergeordneten Instanzen zugleich in entsprechenden Korrekturen berücksichtigt werden. Bedeutsame Vorgänge hingegen sollten — gleichfalls im Schnellverkehr — aber unter Anrufung des Vorstandes bearbeitet werden. Dabei kann die „Betriebswirtschaftliche Abteilung", die oft mit der eigenen Ausarbeitung von Anpassungsvorschlägen beauftragt wird oder geeignete Stellen dazu anregt, zur zentralen Auskunfts- und Verbindungsstelle der von Änderungen betroffenen Stellen werden. Sie trägt dann auch dafür Sorge, daß den ggf. dezentral gefällten Anpassungsentscheidungen aktuelle Informationen zugrunde liegen. Außerdem ist die Einschaltung der Finanzabteilung zweckmäßig, um zu vermeiden, daß die Beseitigung von Störungen evtl. noch unangenehmere finanzielle Anspannungen zur Folge hat. Die Anwendung der erläuterten Vorkehrungen für evtl. notwendige Anpassungen des Investitionsplanes an neue Gegebenheiten setzt geeignete Investitionskontrollen voraus. Umgekehrt haben Investitionskontrollen nur dann einen Sinn, wenn mit ihrer Durchführung nicht „Zahlenfriedhöfe" produziert, sondern aus den Abweichungen zwischen Plan- und Ist-Daten auch entsprechende Konsequenzen gezogen werden. Dabei ist zu beachten, daß Investitionskontrollen, j e nachdem ob sie summarisch für zusammengefaßte Investitionen einzelner Bereiche bzw. der Gesamtunternehmung oder aber objektbezogen, d. h. jeweils für einzelne Investitionen erfolgen, unterschiedlich aussagefähig sind. 4.42 Gestaltungsformen der Investitionskontrolle 4.421 Summarische

Investitionskontrolle

Als vorzügliches Instrument der summarischen Investitionskontrolle wird in der Literatur die Bewegungsbilanz, auch finanzwirtschaftliche Bilanz [110] genannt, herausgestellt [96, S. 118]. Mit ihrer Hilfe läßt sich die Kapitalbeschaffung und -Verwendung in ihren Veränderungen planen und kontrollieren sowie, was hier in bezug auf die finanzielle Sicherung der

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Investitionsdurchführung vor allem interessiert, aufzeigen, ob etwa ein größerer Kapitalbedarf zu erwarten als ursprünglich veranschlagt worden ist. Die — zweckmäßigerweise zentralisierte — Kontrolle des Verbrauchs finanzieller Mittel für Investitionen ist im Rahmen der Bemühungen um die Erhaltung des finanziellen Gleichgewichts der Unternehmung zwar unentbehrlich, sagt aber noch nichts darüber aus, wieweit die eigentlichen Zielsetzungen der Investitionsdurchführung tatsächlich erreicht wurden. Dazu bedarf es der Kenntnis jener Abweichungen zwischen prognostizierten und tatsächlichen Daten, die aufgrund einer Erfolgskontrolle zu ermitteln sind. Sofern in der Unternehmung ein ausgebautes Kennzahlensystem, z. B. auf der Basis des „Return on Investment", vorhanden ist, erscheint dessen Anwendung zur rentabilitätsorientierten Lenkung der Investitionstätigkeit nützlich. Damit kann grundsätzlich in vor- und rückschauender Rechnung die Kapitalertragskraft von Investitionen im Rahmen sowohl einzelner nach Produktgruppen gegliederter Sparten oder „Divisions" als auch der Gesamtunternehmung beurteilt werden [178]. Die periodische Verfolgung der Komponenten des „Return on Investment", nämlich der Umsatzgewinnrate und des Kapitalumschlages, führt zu rentabilitäts- und kapitalbindungspolitischen Meß- und Leitlinien der Investitionskontrolle, deren Analyse auf Ursachen etwaiger Fehlentwicklungen und Unwirtschaftlichkeiten in der Unternehmung schließen läßt. Problematisch ist allerdings die Berechnung des Gewinnes für einzelne Produktgruppen, weil dazu der Fixkostenblock entsprechend aufgeteilt werden muß. Zur Vermeidung der durch pauschale Schlüsselung in der Kostenrechnung verursachten Gefahr von Fehlbeurteilungen der Erfolgswirksamkeit einzelner Produktgruppen ist wenigstens eine sorgfältige Unterscheidung und getrennte Beurteilung von speziellen (ausschließlich durch einzelne Produkte oder Produktgruppen verursachten) und allgemeinen Fixkosten vorzunehmen, wie sie etwa in einer modernen kombinierten Grenz- und Vollkostenrechnung erfolgt [95], Die Aussagefähigkeit einer Investitionskontrolle mit Hilfe des „Return on Investment" erfordert weiterhin, daß man sich der schwierigen Aufgabe unterzieht, das investierte Kapital den einzelnen Produktgruppen betriebswirtschaftlich richtig zuzuordnen. Aber selbst dann darf nicht übersehen werden, daß bisher gebundenes und durch Investitionen zusätzlich gebundenes Kapital zusammenfließt, so daß der Investitionseffekt in der einheitlichen Basiskennzahl des „Return on Investment" nicht mehr klar zum Ausdruck kommt. Die gleichen Einschränkungen — und dies ist der Mangel jeder summarischen Investitionskontrolle — gelten auch hinsichtlich der Zusammenfassung mehrerer Investitionen in einzelnen Kontrollbereichen der Unternehmung, deren insgesamt ermittelter „Return" nicht erkennen läßt, daß einzelne Investitionsobjekte mitunter erheblich von den Plandaten abweichen, dies

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aber durch die Kompensation von gleichermaßen positiven wie negativen Diskrepanzen verdeckt bleibt. Wenngleich damit die Notwendigkeit einer besonderen anlagenobjektorientierten Betrachtungsweise unterstrichen wird, die uns bereits im Abschnitt 4.121 in der Phase der Investitionsanregung beschäftigte, so darf doch folgendes nicht vernachlässigt werden: Die auf die Gesamtunternehmung bezogenen rentabilitäts- und liquiditätsorientierten summarischen Investitionskontrollen haben neben den (nachfolgend zu behandelnden) detaillierteren objektbezogenen Investitionskontrollen eine durchaus eigenständige Bedeutung. So erklärt sich übrigens auch die Möglichkeit der Kontrolle jenes — vom einzelnen Investitionsobjekt unabhängigen — Datums, nämlich des Kalkulationszinsfußes; denn dessen Bestimmung als Wertmaßstab orientiert sich, wie gezeigt, an den Verhältnissen der Gesamtunternehmung. 4.422 Objektbezogene

InvestitionskontroIIe

Erst aus der objektbezogenen Investitionskontrolle gehen die Daten hervor, die im einzelnen ggf. notwendige spezifische Änderungen im Zusammenhang mit der Investitionsdurchführung auslösen. Diese Form der Investitionskontrolle erstreckt sich im wesentlichen auf 1. die Überwachung der Ausführung des Projekts, angefangen von der Bestellung, Lieferung bzw. Herstellung über die Montage bis einschließlich zur Abnahme der betriebsbereiten Anlage [84, S. 134 ff.] und 2. die „Nachkalkulation" der dem Projekt zugrunde liegenden Daten, die in der Investitions- und der Amortisationsrechnung veranschlagt worden sind. Die Notwendigkeit der Erfüllung der erstgenannten Kontrollaufgabe ist relativ leicht zu erklären. Neben rechtlichen Erfordernissen zur Geltendmachung von Vertragsstrafen, Mängelrügen oder Ansprüchen auf Nachbesserung bei Werkverträgen sind es vor allem wirtschaftliche Gründe, die zu Termin- und Qualitätsüberwachungen veranlassen. Hier genügen Hinweise darauf, daß der Erfolg der einzelnen Investition oft wesentlich durch die Qualität, den Umfang und die zeitliche Dauer der Projektausführung beeinflußt wird. Ein anschauliches Beispiel bilden die an anderer Stelle bereits erwähnten größeren Bauprojekte, deren Ausführungsfortschritte nicht nur wegen des oft schwankenden außerordentlichen Kapitalbedarfs in Kontrollberichten an die Finanzplanung sorgfältig verfolgt, sondern auch zwecks Vermeidung erhöhter Zinskosten bei unvorhergesehen notwendiger Aufnahme von Sonderkrediten überwacht werden müssen. Hervorzuheben sind ferner Terminüberwachungen bei solchen (z. B. Umstellungs-) Investitionen in Anlagen, bei deren verzögerter Fertigstellung erhebliche Markteinbußen zu befürchten sind. In diesen Fällen ist vor allem die Zweckmäßigkeit der Kosten- und Terminüberwachung mit Hilfe der —

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im Abschnitt 4.231 bereits erläuterten — Netzplantechnik, zu unterstreichen, die hier auch Ansatzpunkte für sinnvolle Maßnahmen zur Behebung von Terminschwierigkeiten in „kritischen Wegen" offenlegt. Das eigentliche Problem der objektbezogenen Investitionskontrolle aber liegt in der „Nachkalkulation" des geplanten Investitionserfolges. Ihre Notwendigkeit resultiert u.a. aus Abweichungen zwischen Vor- und Nachrechnungen, die nach Perdunn [211, S. 17] besonders häufig auf folgende Ursachen zurückzuführen sind: — Transportkosten und Kosten der Beanspruchung von Fremdleistungen bei der Aufstellung von Maschinen können nicht von der Unternehmung beeinflußt werden und sind daher häufig zu niedrig angesetzt. — Die Schulung des Personals bereitet mehr Schwierigkeiten als ursprünglich vorhergesehen wurde. — Die durch Anlaufzeiten, Maschinenstörungen oder Ausschuß verursachten Kosten werden in der Regel unterschätzt. — Die Nebenausgaben sind in der vollen Höhe oft erst nach Inbetriebnahme der Anlage zu erkennen (z. B. Einbau von Schalldämpfungsvorrichtungen, Umstellung des elektrischen Leitungsnetzes wegen Überbelastung). — Die Erwartungen über die Lebensdauer der Projekte werden eher zu niedrig als zu hoch angesetzt. Eine vollständige Investitions-Nachrechnung ist allerdings in mehrfacher Hinsicht problematisch. Grundsätzlich kann sie als solche erst dann durchgeführt werden, wenn alle mit dem Investitionsobjekt verbundenen zahlungswirksamen Vorgänge abgeschlossen sind. Aufgrund des Leistungsverbundes in der Unternehmung ist sie außerdem streng genommen nur bei Investitionen durchführbar, die eine zusätzliche isolierte Geschäftstätigkeit begründen, wie z. B. die Errichtung oder Angliederung (durch Erwerb einer ganzen Unternehmung) eines neuen Produktionszweiges, Erweiterungen in Form des Baues eines zusätzlichen Werkes oder Investitionen mit ähnlich klar abgrenzbarer Ergebnisrechnung. Bei Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen, deren Kostenersparnisse (und ggf. Ertragserhöhungen) an der betrieblichen Wirkungsdifferenz der Situationen mit und ohne derzeitige Vornahme der Investition gemessen werden, besteht die Schwierigkeit, daß sich die Ergebnisse, die sich bei Wahl der nicht realisierten Alternative hätten erzielen lassen, tatsächlich nicht in Daten niederschlagen [108, S. 92]. Die zukünftige Kosten- und Ertragsentwicklung der alten (ersetzten) Anlage wird man für den Fall ihrer fortgesetzten Nutzung aufgrund von Erfahrungsdaten immer nur schätzen, nicht aber kontrollieren können.

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Die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit vollständiger Nachrechnungen darf aber nicht hindern, die Wirkungen einzelner Investitionen soweit zu prüfen, als sie sich verhältnismäßig leicht und frühzeitig feststellen lassen. Dies gilt vor allem für die Kontrolle des Kapitaleinsatzes, die in jedem Fall vorgenommen werden sollte, zumal ihre Auswertung in doppelter Hinsicht erfolgt: einmal unter Liquiditätsgesichtspunkten während der Realisierung der Investition (insoweit handelt es sich um einen Teil der eingangs erläuterten summarischen Investitionskontrolle); zum anderen unter Rentabilitätsgesichtspunkten nach Inbetriebnahme des Investitionsobjektes [196, S. 1141]. Wird der Kapitaleinsatz sogleich mit der beginnenden Realisierung des Investitionsobjektes überwacht, so lassen sich, wie gezeigt, manchmal sogar noch rechtzeitig Mängel aufdecken und — soweit rechtlich und technisch möglich — teilweise beheben, bevor größere Beträge in fehlgeplanten Investitionen gebunden werden. Schwieriger ist dagegen die Kontrolle des Kapitalrückflusses. Wichtig ist auch hier die frühzeitige Überwachung. In bezug auf Zeitpunkt und Häufigkeit dieser Kontrolle ist eine allgemeingültige Aussage nicht möglich. Das Verhalten der Praxis zeigt allerdings eine gewisse Regelmäßigkeit, meistens erst etwa ein Jahr nach Inbetriebnahme der Anlage Nachprüfungen anzustellen, wenn Anlaufschwierigkeiten weitgehend behoben sind und die weitere Entwicklung des Projekts im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des erzielbaren Erfolges aufgrund inzwischen gewonnener Einsichten besser beurteilt werden kann [179, S. 28]. Das schließt nicht aus, daß Zwischenprüfungen früher einsetzen, etwa um „Kinderkrankheiten" zu beseitigen oder um aus einer möglichst genauen Erfassung von Anlaufschwierigkeiten für zukünftige Investitionsrechnungen zu lernen, und Wiederholungsprüfungen innerhalb der ersten Jahre stattfinden, vor allem bei solchen Projekten, deren Leistungen nicht zufriedenstellen. Gegenstand derartiger Investitionskontrollen ist ein Soll-Ist-Vergleich von veranschlagten und tatsächlichen Einsparungen (Gewinnerhöhungen), wobei es besonders auf das Erkennen der Ursachen für Abweichungen ankommt (z. B. gestiegene Lohnkosten, veränderte Materialkosten, veränderte Verkaufserlöse usw.). Mitunter haben sich aufgrund von Fehlschätzungen oder Nichtberücksichtigung wesentlicher Daten Tatbestände ergeben, die als neue Bedingung der Anlagennutzung berücksichtigt werden müssen und in zweckmäßigerweise neuformulierten Planwerten Gegenstand weiterer Kontrollen darstellen. Im Hinblick auf die Verantwortung der Abweichungen spielt der Grad der Beeinflußbarkeit von Plangrößen im Sinne ihrer Zielsetzung eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang ist besonders darauf zu achten, daß die im Investitionsantrag vorgeschlagenen Kosteneinsparungen und Ertragserhöhungen soweit als möglich in das System der Kosten- und

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Leistungsstandards eingebaut, d. h. als Normgrößen oder aber Budgetgrößen vorgegeben und als solche überwacht werden. Damit werden die Wirkungen der einzelnen Investition zwar nidit genau erfaßt, jedoch wird ein Anschluß an betriebliche Teilplanungen hergestellt, aus deren Kontrolle zugleich auch die Daten hervorgehen, die in bezug auf einzelne Anlagenobjekte überwadiungsaufgaben wesentlich erleichtern. Außerdem lassen sich die oft als diskriminierend empfundenen Investitionskontrollen „von außen" bis zu einem gewissen Grade durch „Selbstkontrollen" ersetzen. Zumindest werden durch Uberprüfungen der angegebenen Einsparungen im Soll-Ist-Vergleich die Antragsteller dazu veranlaßt, abgegebene Hinweise auf Einsparungsmöglichkeiten in ihrem Bereich zu realisieren [108, S. 93], Erfahrungsgemäß kann damit übrigens gegen Verschleierungen der Ausgangsdaten schon bei der Erstellung der Vorschaurechnungen wirksam vorgegangen werden [179, S. 29]. Nicht zuletzt ist auch die Wirtschaftlichkeit der Investitionskontrolle selbst ein wesentlicher Gesichtspunkt ihrer Gestaltung. In der Literatur wird zwar der Grundsatz betont: „Die Kontrolle von Einzelinvestitionen soll lückenlos erfolgen. Die Unternehmensleitung darf sich nicht darauf verlassen, daß einzelne Fehlschätzungen sich in der Masse ausgleichen" [69, Bd. II, S. 506]. Im besonderen wird man dieser Forderung jedoch, was die Kontrolle des veranschlagten Kapitalrückflusses betrifft, nur für Groß(u. U. auch Mittel-)objekte im vollen Maße nachkommen können. Bei der Vielzahl der Kleinobjekte jedenfalls sollte man sich, wie im Zusammenhang mit der Regelung von Ausnahmefällen des Bewilligungsverfahrens bereits erwähnt, auf stichprobenweise Kontrollen beschränken [96, S. 119 f.]. In der Regel erscheint nämlich der „Nutzen" der objektbezogenen Investitionskontrolle bei Großobjekten größer als bei Kleinobjekten, einfach deshalb, weil die bei Großobjekten durch Korrekturmaßnahmen vermeidbaren Verluste oder erzielbaren Gewinne größer sind [196, S. 1143], Rückblickend auf die Vorteile der — in der Literatur noch bemerkenswert spärlich behandelten — Investitionskontrolle lassen sich folgende Feststellungen treffen: 1. Investitionskontrollen schränken die Gefahr ein, daß aus persönlichen oder abteilungsegoistischen Motiven Datenschätzungen bewußt manipuliert werden. Hier handelt es sich um einen vorbeugend wirksamen Effekt, der zur Verbesserung der Qualität von Investitions- und Amortisationsrechnungen sowie damit auch der Entscheidungen selbst beiträgt. 2. Investitionskontrollen lassen aufgrund des Vergleichs von Plan- und Ergebnisdaten unerwünschte Entwicklungen erkennen und ermöglichen mitunter noch eine rechtzeitige Revision der Entscheidung vor ihrer vollständigen Realisierung sowie zweckmäßige Anpassungsmaßnahmen aufgrund von Datenänderungen im Zeitablauf. Die Erzielung dieses

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Effektes setzt naturgemäß voraus, daß Investitionen bereits während ihrer Durchführung überwacht werden. 3. Investitionskontrollen decken begangene Plan- und Vollzugsfehler auf, deren Erkenntnis wesentlich auch dazu beiträgt, die Schätzgenauigkeit der Datenermittlung für zukünftige Investitionsvorhaben zu verbessern, vor allem soweit es sich um ähnliche Projekte handelt. Dieser Effekt tritt u.U. schon mit Anregungsinformationen auf, die aufgrund von Investitionskontrollen ermittelt worden sind und weitere Entscheidungsprozesse in Gang setzen. Sogesehen stellen Kontrolldaten wesentliche Grundlagen von Entscheidungsbildungs- und Entscheidungsdurchsetzungsprozessen dar.

5. Zusammenfassung und Gesamtergebnis

Daten als Grundlage für Investitionsentscheidungen bildeten den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit. Die Komplexität des Themas verlangte die Einordnung des Datenproblems in ein umfassendes System, von dem aus es möglich ist, Grundfragen tiefgreifend zu erörtern, ohne dabei Gesamtzusammenhänge zu verlieren. Im ersten Teil haben wir uns deshalb bemüht, den Untersuchungsgegenstand in seinen wesentlichen Merkmalen abzuklären und Anhaltspunkte für eine Verbindung mit richtungweisenden Grundlinien der Betriebswirtschaftslehre als pragmatische Wissenschaft zu finden. Die Einordnung des sowohl investitionstheoretisch-verfahrensmäßigen als auch praktisch-organisatorischen Problems der Datenermittlung in die Phasen des Entscheidungsprozesses bildeten den Zusammenhang und zugleich die Ausgangsbasis für Untersuchungen in den folgenden Teilen. Im zweiten Teil haben wir zunächst theoretische Erfordernisse der Datenermittlung erarbeitet, und zwar aufgrund einer gedanklichen Durchdringung der Struktur des Investitionskalküls. Dabei wurden insbesondere jene im Ansatz des Kalkulationszinsfußes aufgefangene, nur schwer erkennbare Prämissen offengelegt, die hinsichtlich ihrer Existenz, Realitätsnähe und Wirkung in der Literatur nicht immer eine richtige Beurteilung erfahren haben. Sinn dieser Überlegungen war es, aufzuzeigen, welche Anforderungen ein vollständiger Alternativvergleich an die Ermittlung effektiver Daten stellt, soweit diese eben nicht einfach durch Prämissen ersetzt werden. Bei der Berücksichtigung theoretischer Erfordernisse der Datenermittlung selbst blieben wir nicht dabei stehen, Diskrepanzen aufgrund praktischer Einschränkungen aufzuzeigen, sondern bemühten uns ferner, daraus Folgerungen zu ziehen und diese in entsprechenden Lösungsvorschlägen zu konkretisieren. Im dritten Teil war es dann möglich, aus der Sicht der Schwierigkeiten der Datenermittlung auch zur Praktikabilität der wichtigsten Rechen- und Planungsverfahren Stellung zu nehmen. Die grundsätzliche Kennzeichnung der Verfahren in bezug auf ihre Verwendung in vorwiegend sukzessiv oder simultan gestalteten Entscheidungsprozessen diente vor allem dem besseren Verständnis der entsprechend unterschiedlich abzugrenzenden Daten rechenbarer Entscheidungsgrundlagen. Den Schwerpunkt der weiteren Untersuchung bildete die Datenermittlung für — als zweckmäßig erkannte — klassische Investitions- und Amortisationsrechnungen, deren praktische Anwendungsmöglichkeit und Aussagefähigkeit aufgrund einer detaillierten Analyse der Art und Zusammensetzung der benötigten Re-

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chengrößen beurteilt und durch vertretbare Vereinfachungen sowie sinnvolle Modifizierungen unterstrichen werden konnten. Demgegenüber ließen sich für verfeinerte Simultansätze der modernen Investitionstheorie wegen ihrer weit höheren Datenanforderungen derzeit lediglich ihr analytischer und heuristischer Wert, nicht aber — wie in der Literatur behauptet — in der Regel auch ihre praktische Überlegenheit über diesbezüglich weniger anspruchsvolle, sinnvoll angewandte klassische Verfahren feststellen. Im vierten Teil fuhren wir mit der Bildung von Entscheidungsgrundlagen als zwangsläufige Folge vorangegangener Überlegungen in organisatorischer Hinsicht fort. Bei der organisatorischen Gestaltung der Datenermittlung, und -gewichtung im Rahmen des umfassenden investitionspolitischen Entscheidungsprozesses bemühten wir uns, an die Folgerungen anzuknüpfen, die wir aus praktischen Einschränkungen theoretischer Erfordernisse ziehen konnten. Dies ermöglichte die Erörterung auf einem — gegenüber früheren Überlegungen — niedrigeren Abstraktionsgrad und erleichtert die Uberprüfung auf Realisierbarkeit der aufgezeigten Möglichkeiten der Datenermittlung in der Wirtschaftspraxis.

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