Das Wechselrecht, nach den Grundsätzen der allgemeinen deutschen Wechselordnung [Reprint 2021 ed.] 9783112399941, 9783112399934


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Das Wechselrecht, nach den Grundsätzen der allgemeinen deutschen Wechselordnung [Reprint 2021 ed.]
 9783112399941, 9783112399934

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DaS

Wechselrecht, nach den Grundsätzen

der allgemeinen deutschen Wechselordnung »»d »ach stiuer Allwr»-»»g ii Sr» preißischt»

Von

Dr. C. /. Koch.

•Sfr

Breslau, b«i Grorg Philipp Aderholz. 1850.

Vorwort.

Me vorliegende Bearbeitung des neuen Wechselrechts war schon bald nach der Einführung der deutschen Wechselordnung gewünscht

worden, doch die Besorgniß einer möglichen Revision derselben durch die Kammern hielt davon ab. Inzwischen brachte die Er­ wägung, einerseits daß die Zerstörung eineS so lange angestrebten und mit so vieler Sorgfalt und Mühe vorbereiteten Werkes doch außer dem Bereiche der Wahrscheinlichkeit liege, und andererseits, daß es ungewiß sei, ob die zu erwartende Genehmigung der Kammern noch in dieser Sitzungsperiode eintreten würde, zu dem Entschlüsse, Hand anzulegen. Die Arbeit, welche auch die Lehre von den Handelsbillets und den kaufmännischen Anweisun­ gen umfaßte, wurde vollendet, der Druck unternommen. Noch vor der Vollendung deö Druckes erschien daS Gesetz, betreffend die Einführung der Allgemeinen Wechsel-Ordnung für Deutsch­

land, vom 15. Februar 1850. Die Wechsel-Ordnung ist unver­ ändert gelassen, und auch die Bestimmungen der EinführungSOrdnung vom 6. Januar 1849 sind, wie eS zu wünschen war, beibehalten worden; das Gesetz enthält nur einigt Zusätze. Daraus

IV

erklärt es sich, daß die Einführungs-Ordnung selbst bearbeitet ist und daS Gesetz bom 15. Februar 1850, mit einer Ueberarbeitung der darin enthaltenen Zusätze, durch welche in den Bestimmungen jener Verordnung und der Wechsel-Ordnung nichts verändert worden ist, hinter der Wechsel - Ordnung an die Stelle der bei Seite gelegten Arbeit über HanbelSbilletö und kaufmännische Assignationen getreten ist.

Der Verfasser.

Inhalt. EluleLtUvg.

Ccitt.

Gegenstände der Bearbeitung................................................................... 1 I. Wesenheit deö Wechselrechts, 6- 1............................................. » 6 n. Ursprung und Geschichte deö Wechselrechtö. 8. 2................................... 5 in. Rechtliche Natur deö Wechsels, 8. 3.................................................. 17 IV*. Erkcnntnißnormen in Wechselsachen, 8.4............................................ 23 V. Die in die preußischen Länder eingeführte Allgemeine deutsche Wechsel­ ordnung................................................................... 30 1. Einführung, 8. 5............................................................................ 30 2. Anfang der Kraft und GebietSumsang, 8.6.............................................. 58 3. Einfluß deS neuen Wechselrechtöauf vergangene Fälle, 8» 7 . . . .58 VI. Literatur, 8. 8......................................................................................... 63 Preußische Einführungö-Ordnung vom 6. Januar 1849.

Promulgation und Publikation, 8-1.............................................................. 69 Amortisation verlorener Wechsel, 8- 2. 1) Zuständigkeit deö Gerichts,............................................................. 71 2) Verfahren....................................................................................... 73 Gerichtöbeamte, welche Proteste aufnehmcn können, 8. 3........................ 81 Zeit der Protcsterhebung, 8-4....................................................................... 83 Zuständigkeit der Gerichte,8. 5 und 6..................................................... 84 Allgemeine deutsche Wechselordnung-

Erster Abschnitt. Von der Wechselfähigkcit, Art. 1 — 3............................... ... 88 Zweiter Abschnitt. Von gezogenen Wechseln. I. Erfordernisse eincö gezogenen Wechsels............................................. 110 II. Verpflichtung deö Ausstellers........................................................ 132 III. Indossament................................................................................. 133 IV. Präsentation zur Annahme............................................................ 151 V. Annahme (Acceptation).......................................................... . 160 VI. Regreß auf Sicherstellung. 1. Wegen nicht erhaltener Annahme......................................................176 2. Wegen Unsicherheit deö Acceptantcn................................................. 192

VI

VE. Erfüllung btr Wechselbnbindlichkeit. 1. ZahlungStag.................................................

Stile. 499 Prolongation............................................................................ 206 2. Zahlung................................................................................ 299 VIII. Regreß Mangels Zahlung......................................................... 221 IX. .. .............................................................................................................. 247 1. Ehrrnannahme....................................................................... 230 2. Ehrrnzahlung......................................................................... 263 X. ßertielfältigung eines Wechsels................................................... 271 1. Wechselduplikaie....................................................................... 272 2. Wechsellopieen........................................................................ 280 XI. Abhanden gekommene Wechsel.................................................... 284 XIL Falsche Wechsel.................................................................... 291 XM. Wechseldersührung..................................................................... 294 XIV. «lagerecht deS WechselgläubigerS.................................................. 301 XV. Ausländische Gesetzgebung......................................................... 327 XVI. Protest................................................................................... 332 XVIL Ort und Zeit für die Präsentation und andere im Wechsewerkchr vor­

kommende Handlungen......................................................... 340 XVIII. Mangelhafte Unterschriften........................................................ 348

Dritter Abschnitt. Bon eigenen Wechseln.............................................................. 348 Gest-, »«treffend die Einführung der Allgemeine» Wechsel-Ordnung für Dentschland, vom 15. Februar 1850 ................................... 389

Bon wechsklShnlichm Instrumenten............................................... 377

Einleitung

A)ie mannigfache Zerrissenheit und Zerklüftung deS Recht-zustandein Deutschland wirkt zwar überhaupt lahmend, tödtend auf da- Volks­ leben, aber in solchem Grade verkehrhemmend und auflösend wirkte seit der großen Münzverwirrung in Deutschland nicht- al- der kläg­ liche Zustand deS Wechselrechts. Das Wcchselinstitut, dem Münz« w,esen in Aeußerlichkeit und Zweck verwandt, war, auS den nämlichep Gründen wie vor Zeiten die Unzahl verschiedener Landesmünzen, fast untauglich für den internationalen Verkehr geworden, weil beinahe an bk 60 verschiedene Wechselordnungen **) sich in ihren Gebieten behaupte­ ten und dem WcchselrechtSverhältnisse rin eigene- Gepräge, elnm eige­ nen Werth gaben. Die fortdauernden Klagen über diesen kläglichen Zustand verhallten, die wiederholten Anforderungen um Abhilfe *) sanden wegen Mangel- eine- geeigneten politischen Körper- kein Tehöx. Der mögliche Weg war der der Vereinbarung zwischen der großen-Zaht deutscher Staat-regierungen, von welchen doch wenigsteneinfc die Jnitiactive hätte ergreifen müssen; und wenn diese Verein« bätüng erreicht worden wäre, blieben noch die verschiedenen politischen Körperschaften der einzelnen Länder unter einen Hut zu bringen. Wäre endlich auch da- erreicht worden, so fehlte rS immer an der poli­ tischen Gewährschaft für die Erhaltung der RechtSeinheit. Da- Jahr 1848 hat da- Unmögliche möglich gemacht; der gewallsame Ausbruch deS nun schon vier Jahrzehende andauernden Drängen- von Unten nach Einheit hat eine allgemeine deutsche Wechselordnung zum Dasein *) Dedekind, Abriß einer Geschichte de» WechsclrechtS, Braunschweig 1843, E. 169. *) Mtttermaier, über den Zustand der Gesetzgebung für da» Wechselrecht, über die an den Gesetzgeber tu dieser Beziehung zu stellenden Forderungen und über da» Bedürfniß einer gleichförmigen Wechselgesetzgebung für die Staaten de» deutschen Zollverein»; im Archiv für civilistische Praxi», Bd. XX.V, S. 114 ff.

gebracht.

Damit ist jedoch das Werk nicht vollendet.

Man würde

sich sehr der Täuschung hingeben, wenn man damit daS Bedürfniß für befriedigt halten wollte.

Man betrachte doch z. B. das Allgemeine

preußische Landrecht in seiner Anwendung in Preußen und nach seiner Anwendung in Anspach und Baireuth wie in OstfricSland.

Der

Unkundige wird kaum glauben, daß den RechtSanwcndungen in die­

sen verschiedenen Ländern daS nämliche Gesetzbuch zum Grunde liege, so unähnlich sind fit einander in sehr vielen Stückm.

Was daS Ober­

tribunal zu Berlin für einen ketzerischen Sah, für eine Nichtigkeit erklärt, daS erklärt daSObcrapprllationS-GerichtdeS Königreichs Baiem für daS

echte wahre Recht»).

Das Organ zur Erhaltung der RechtSrinheit —

ein einziges höchstes Gericht — fehlt. allgemeine Wechselordnung.

DaS gilt auch für die neue

Ohne ein einiges höchstes Reichsgericht

ist die RechtSrinheit in Wechselsachen, auch mit Anwendung der allge­

meinen deutschen Wechselordnung, ein Traum.

Noch Eins fehlt

außerdem zur Sicherheit der RechtSrinheit: eine Gewährschaft dafür, daß nicht jede einzelne LandrSrrgierung in ihrem Sinne Ergänzungen

und Auslegungen deS Gesetzes macht, die nicht auSbleiben werden. Hieraus erklärt sich der Titel dieser Schrift, die sich das deutsche Wechselrecht, nach seiner Anwendung in den Ländern deS preußischen

Staates, nennt. Die neue Wechselordnung, oder vielmehr das nach den in der neuen Wechselordnung aufgenommenen Grundsätzen sich herauSstellevde

Wechselrecht wird in dieser Schrift entwickelt, dargestellt, erläutert. Man kann sie deshalb wol einen Commentar zur Wechselordnung

nennen.

ES ist gesagt worden, rinm Commentar zu geben käme zu

früh; der mit Wechseln verkehrende HandelSstand bedürfe solcher Hilfsmittel nicht; Richter und Sachwalter gingen mit dem Gesetze am

sichersten; dasselbe müsse sich, mit Hilfe der Handels« und RechtS-PraxiS, auS sich selbst herausbilden«).

Man kann darüber verschiedener

') Ein Beispiel s. m. Im Schief. Archiv, Bb. VI, S. 173 ff. *) Gelpkc In feinen Beiträgen zur Kenntniß de» Handels- und Wechselrecht», 2. Heft, S. 3.

3 Meinung fein, je nachdem die individuelle Vorstellung von einem Com­ mentar und dessen Nutzen, und von der Recht-entwickelung ist. Aber nicht bloß da- neue Wechselgeseh, sondern da- Recht überhaupt muß sich au- sich selbst herausbilden. Wenn also die Entstehung?- und EntwickelongSart des Recht- die literarische Thätigkeit nutzlos und entbehrlich machte, so ist nicht rinzusehen, weshalb Derjenige selbst, der diesen Au-spruch thut, sich auf diesem Felde literarisch beschäftigt. Doch über Ansichten und Meinungen ist nicht zu streiten. Ob Jemand von einem Commentare zum neuen Wechselgesehe Gebrauch machen kann, kann füglich seinem eigenen Befinden überlassen bleiben. ES ist nur noch zu sagen, waS mit dieser Schrift, wozu eia äußerer Anstoß gegeben worden ist, geleistet werden soll. Sie beschäftigt sich wenig, fast gar nickt, mit einer Wort- odrr Buchstaben-Auölegung; sie faßt das Institut nach seiner Veranlassung, nach seinem Zwecke und nach seiner Wesenheit auf und will das daraus logisch folgende dar­ stellen. Nach der Verschiedenheit der menschlichen Auffassungsweise ist eS erklärlich ja nothwendig, daß aus denselben Voraussetzungen verschiedene Folgerungen gezogen werden. DaS ist der Grund der Recht-verschiedenheiten, auch im Wechselrecht. Einen objektiven Wahr­ heit-messer giebt rS nicht, jede RechtSansicht ist gleichberechtigt. Aber praktisch wichtig ist rS bei der Rechtsanwendung, zu wissen, welche Ent­ stehung oder welche Veranlassung dieser oder jener RechtSsah hat. Eine solche Geschichte hat auch die neue Wechselordnung. Sir ist nicht erfunden oder auSgedacht. CS trägt daher zu ihrer Entwickelung bei, die Richtung zu kennen, ans welcher ihre Satzungen kommen und wohin sie zielen. Darauf beruhet eben die »Herausbildung aus sich selbst." Außerdem hat die Reden-art keinen Sinn. Die Herkunft der Satzungen also nachzuwrisen und dadurch die rechte Auffassung vorzubereiten: da- ist eS, womit diese Schrift sich hauptsächlich beschäf­ tigt. Da- gemeine Landrecht, da- s. g. Civilrecht des Landes, hat auch, abgesehen von dem Mangel eines einheitlichen Organs, nothwen­ dig Einfluß auf die besondere Gestaltung de- Handels- und Wechsel­ rechts in dessen Einzelnheiten; denn Diele- reducirt sich auf civilrechti*

4 licht Grundsätze, und Viele- wird erst anwendbar durch die organi­ schen, instruktiven und processualischenLandeS-Verordnungen. Daraus entsteht die eigenthümliche Färbung, welche das allgemeine Wechsel­ recht in jedem besonderen Lande schon von Hause aus in seiner Anwen­ dung erhält. Auch diescs Element ist schon gegeben und kann ver­

arbeitet werden, ohne daß hierzu erst noch eine Herausbildung dcS Wechsel-Gesetzes auS sich selbst erforderlich wäre. Dies ist rin weite­ rer Gegenstand, womit sich die Schrift beschäftigt. Die hauptsächlichsten allgemeinen Fragen werden vorweg behan­

delt. Darauf folgt die Darstellung der Einzelnheiten. Hierbei wird, auS praktischen Rücksichten, dir GeseheSordnung beibehalten. Den voranzustellenden Textesworten der einzelnen Artikel schließt sich die Bearbeitung des Stoffs an. Ein Sachregister soll den praktischen Gebrauch erleichtern. Nach dieser Darlegung ist noch an die Bedeutung der Einführung der neuen Wechselordnung zu erinnern. Die Einführung ist durch bloße Regierungs-Verordnung, auf Grund des §. 105 der VerfassungsUrkunde vom 5. Decbr. 1848 geschehen, und soll noch von den Kam­ mern genehmigt werden. Man ist nicht sicher gegen eine Revision der von der deutschen National-Versammlung zum deutschen ReichSgeseh erhobenen Wechselordnung; und was von den Revisionen zu erwarten, ist bekannt: die Sonderung, das alte Unheil für den Verkehr, wäre wieder geboren, der glückliche Erfolg jahrelanger Bestrebungen würde vernichtet fein. Ein solcher beklagcnöwerthcr AuSgang müßte unheil­

voll wirken. ES läßt sich behaupten, daß die Einführung eine Berech­ tigung der Regierung war. Durch den Beitritt der LandeS-Regierung wurde die auf dem Reichstage zu Stande gebrachte Wechselord­ nung hier Landcögesch und durch die Promulgation (Einführung) erhielt sie Gesetzeskraft. Coll den Kammern noch eine Mitwirkung

zustehen, so kann sich diese nur auf die in dem Rcgicrungspatrntr ent­

haltenen Ergänzungen beziehen.

§.l. 1. Wesenheit de» Wechselrechte». Wechsel oder Wechselbrief in eigentlicher Bedeutung heißt eine schriftliche, im Hauptinhalte sich selbst so nennende Urkunde, worin der Aussteller einen Dritten anweiset, eine bestimmte Geldsumme zu einer gewissen Zeit nach Wechsclrecht zu zahlen. Der eigentliche Wech­ sel ist also eine Anweisung, die den Empfänger der Schrift in den Stand setzen soll, eine Geldsumme an einem andern Orte als in der Geschästsörtlichkeit des Ausstellers zu erheben. Aber eine jede Anwei­ sung ist kein Wechsel, eS muß noch Etwas hinzukommcn und dieses Etwas ist das f. g. Wechselrecht, d. h. die richterliche Strenge, mit wel­

cher im Nichtzahlungsfalle gegen die Person des Schuldners auf daS Schleunigste Verfahren wird (dir Wechsel-Exekution). Diese wesentliche Eigenschaft wird heutzutage der Urkunde durch daS bloße Wort »Wech­ sel,» wenn eS im Zusammenhänge ihres wesentlichen Inhalts gebraucht

wird, beigelegt; in der frühesten Zeit des Wechselvcrkehrs mag dazu eine andere Klausel oder sonstige Beschaffenheit der Urkunde erforder­

lich gewesen sein, waS wir nicht wissen.

8-2. IL Ursprung und Geschichte de» Wechselrechte». Büsch, von dem wahre» Grunde de» WechsrlrechteS, sammt einem Beitrage zur Geschichte desselben; in Büsch'» sämmtl. Schriften über die Handlung, Th. VI, S. 165 ff. — G. F. v. Marten», historische Entwickelung de» wahre» Ursprung» de»Wechsclrecht». Göttingen, 1797. 8. — Lelsewltz, Sbhandloug über den Ursprung de» Wechsel»; In von Selchow, jur. BIM. Th. V, S. 750. — Beiträge jur Geschichte de» Wechselrichter; In Beckmann'» Geschichte der Erfindungen, Bd. IV, Th. 2, S. 300. — Dedekind, «briß einer Geschichte de» Wechselrecht». Braunschweig 1843.

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DaS Wechselinstitut thrilt daS Schicksal aller solcher bürger­ lichen Einrichtungen, welche durch daS Bedürfniß im gesellschaftlichen Verkehr erzeugt und im Laufe der Zeit allmählig entwickelt worden sind: Niemand hat den für die Gegenwart oft unmerklichrn Gang der Entstehung und Ausbildung ausgezeichnet und erst nach Jahrhunder­ ten vertreten Hypothesen die Geschichte. Viele Ausdrücke weisen zwar auf Italien als das Land des Ursprung- drS WechselinstitutS hin, doch ist ein Zusammenhang desselben mit dem R. R. nicht vorhanden'). Der Name Wechsel, Tausch, cambium, weiset aufdaS mittel­ alterliche Gewerbe der Geldwechsler, CampsoreS, zurück. Man bezeich­ net damit die Handlung drS Umtausches und auch die Urkunde. Für den Umtausch von Lehen') und Kirchengütern*) ist der Ausdruck cambium schon in einer früheren Zeit des Mittelalter- gebräuchlich. Die Geldwechsclei war in den Städten Deutschlands •) ein bloß den Bürgem edler Abkunft eigenthümliches Gewerbe, welches sie ihren adligen Rechten für unnachtheilig hielten^). Einige (Stabte5) erwirk­ ten gegen diese Beschränkung kaiserliche Privilegien. Mit dem Geld­ wechsel stand daS Geldmünzen in Verbindung, da diese Kunst anfangs krtneöwegeS von der Staatsgewalt auSging, vielmehr als ein PrivatL

•) Die Römer kannten zwar Geldanweisungen auf andere Orte, nach Cicero ad Atticum Lib. XII, ep. 24 et Lib. XV, ep. 15; ad diversos, Lib. II, ep. 17 et Lib. III, ep. 5, doch find daraus sicher nicht die heutigen Wechsel entstanden, wie manche Recht-gelehrte, B. Huber, Prael. Lib. XVII, Tit. 1, §. 12, annehmen. ’) Conradiuische Constitution über die Erblichkeit der Lehen, übergegangen In dle Lex Longob. III, 8, §. 4: „Insuper et omnibus modis prohibemus, nt nullus senior de beneficio suorum militum cambium, aut precariam, aut libellum sine eorum assensu facere praesumat.“ Bei Georgisch in corpore jur. gcrm. ant. col. 1278. In gleicher Bedeutung kommt der Ausdruck vor in 1. F. 22 und 1 F. 4 §. 2. — Lergl. Lex Salica Tit. 39 et 49. *) C. 6 X. de exception. (II, 25.) Innoc. 1208. 3) Auch in Bologna. Savioli Annali Bolognesi II, 1, p. 198,202; II, 2, p. 176. 4) Lehmann, Epeiertsche Chronik vd. IV, Cap. 14. *) 3 8. Hamburg und Lübeck von Friedrich I. i I. 1181 und 1187. ES heißt darin: Argentum in ipsa civitatc si quis cambire voluerit, in quocunquc loco fuerit opportun um, libere cambiat, nisi fuerit ante domum monetae. Wtlle^ brandt Hans. Chronik S. 30 und La mb eck Orig. Hamb. I, p. 83.

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grschäst von jener Einwohnerklasse in denjenigen Städten, wo nicht die Stadtbehörde selbst das Gcldprägcn in die Hand genommen hatte, betrieben wurde, woher ihre Angehörigen auch Münzer, Münzbürger, Münzjunker, und, in Beziehung auf das MünzhauS, Hausgenossen genannt wurden *). Der Umstand, daß fast jeder Play feine eigene Münze hatte, die außerhalb feines Bannes keine Geltung fanb7), machte jedem Fremden die Umwechselung seiner Zahlmittel in Ortömünze nothwendig. Große Ausdehnung mußte daher daS Geschäft der Campsoren und Münzbürger auf Markt« und Meßplähen erlangen, und eS ist natürlich, daß man sich ihrer auch dazu bediente, um an andern Orten Zahlungen zu Vermitteln, weil die Uebersendung von baaren Geldern nicht allein in dem Mangel an Posten und in der Unsicherheit der Landstraßen, sondern auch besonders in dem Zustande des MünzwesenS ihre großen Schwierigkeiten hatte. Anfangs wech« feile der Reisende und der Kaufmann, welcher einen andern Ort besu­ chen wollte, oder die dort geltenden Münzen nöthig hatte, die ihm erforderlichen Gelder bei dem Wechsler wol wirklich ein. Doch war dieser Weg bei größem Summen wegen der Fortschaffung beschwerlich und gefahrvoll, sehr willkommen mußte es daher dem Kundmann sein, wenn der Wechsler sich dazu verstand, ihm die gesuchte Summe an dem Orte, wo er sie nöthig hatte, durch einen seiner dortigen Gewerbö« genossen, mit dem er in Geschäftsverbindung stand, zahlen zu lassen. Er empfing daher, statt der Geldsumme, eine Schrift, die ihn zur Erhe­ bung deS Geldes an dem bestimmten Orte legitimirte. Das Wechsel­ geschäft in dieser Art bestand sonach nur in der Hingabe deö Tausch•) Lehmann a. a. O. Die Stadt WonnS erwirkte einen Freibrief von Frie­ drich gegen die bischöflichen Minifleriallen. welche bei Gewerbe deS Geldprägens in Wormü betrieben. Schannat in Histor. Episc. Worin. T. 1, p. 205. Nächst Lehmann giebt Schmidt in feiner allgemeinen Geschichte der Handlung und Schifffahrt, im II Bande, Breölau, 1754, 4, die ausführlichsten Nachrichten über die Münzbürger. ’) Deshalb erwirkten manche Städte kaiserliche Privilegien, ihre Münzen in andern Orten in Umlauf zu bringen. Z. B. Nürnberg erhielt 1219 von Frie­ drich 11. die Begnadigung, daß ihre Denare auch in Donauwörth und in Nördlin­ gen gelten sollten. Toelner Cod, dipl. Palat. No. 80, p, 86.

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Werths und in dem Gegenempfang der Anweisung.

Daß der Name

de- Geschäft» »Wechsel * auch auf die Urkunde übertragen wurde,

entsprach der gewöhnlichen Sprachweise, da bekanntlich die Urkunde über einen Vertrag, Kontrakt, Kaufu. s. w. ebenso genannt wurde und

noch heute so genannt wird.

Hier hätten wir denn einen ganz natür­

lichen Anfang der eigentlichen (trassirten) Wechsel und die Erklärung ihrer Benennung.

Das Zeitalter ihrer Entstehung ist unnachweiölich.

Da» älteste überlieferte Beispiel eine- gezogenen Wechsels ist vom 9. März 1328 aus Mailand •), aber die Sache selbst ist viel älter, da

der Wrchselbrief schon eine ausgebildete Form hat und sogar den

bereits üblichen Gebrauch der Prima und Secunda nachweiset.

Wir

treffen auch in der That ein um saft 100 Jahre älteres Wechselgeschäst an, indem der Papst Jnnocenz IV. i. I. 1246 dem von ihm unter«

stütztm Gegenkönig Heinrich Raspe aus Thüringen 25,000 Mark Sil­ ber, die er an die Bank in Venedig zahlte, mittelst Wechsels durch

Kaufleute zu Frankfurt am Main zustellcn ließ ’).

Ohne Zweifel sind

die ersten Anfänge noch älter, denn sicher kann man sich darauf btt« lassen, daß die Sache keine Erfindung eines sperulativen Kopse- ist,

sondem sich von selbst durch den Geldvcrkchr gemacht und auSgebrei«

tct hat.

Die bekannten verschiedenen Entstehungsgeschichten, nämlich:

daß die Juden bei ihrer Vertreibung aus Frankreich den Wechsel als

ein Mittel erfunden hätten um ihr Vermögen vor der Confiscation •) Bel Baldus, Consil. 348. Die Urkunde lautet: Pagate per questa prima litera a di IX Oltobre a Luca de Goro Libre XLV. Sono per la Valuta qui da Masco-Beno, al tempo li pagate e ponete a mio conto e R. ehe Christo ve guarde Bonromeo de Bonromeis de Milano IX. de Mario 1328. Scaccia, in tract. de commerciis et cambiis läßt diesen Wechsel lateinisch so lauten: Numerate per istam prim am literam primo Octbr. Lucae de Goro 45 libras, quae in pari valore hic receptae sunt a Masio Rhena: numerate vero tempestive, et meum in compntum scribite, et R. ita Christus nos salvet. Bonromaeo de Bonromaeis salutem Mediolano 19. Martii 1325. In tergo: Alexandro de Bonromaei et Domino de Andrea. prima de libr. 45. •) Rothe Chron. Thuring. ad a. 1246, bei Menken Script, vet. Saxon. T. II, p. 1735.

9 nach Italien zu retten10);11daß die Kreuzzüge Len Wechsel veranlaßt hätten1 Oa); daß daS Wechselgeschäst von den auS Italien vertriebenen Ghibellinen erfunden wordm fei,ob): diese und ähnliche Erfindung-» geschichten haben, abgesehen von ihrer gänzlichen Beweislosigkeit, dm natürlichen Lauf der Geschichte gegen sich. Anfänglich erscheint daWechselgeschäst als ein wirklicher Umtausch von verschiedenartigen Geldmünzm durch Hin- und Gegenzahluvg. AIS eS aufkam, die augenblickliche Gegenzahlung des Wechslers durch Schrift, die an einem andern Orte realisirt werden sollte, leisten zu lassen, nahm man diese Urkunde (den Wechsel) als Zahlmittel, in der VorauSsehung, daß sie sicher werde eingelöst werden, etwa wie man heutzutage eine Kas­ senanweisung in der gewissen Voraussetzung, daß sie auf Verlangen realisirt werden wird, in Zahlung nimmt, und eS wird daher in Urkun­ den jener Zeit von Zahlungen mit und ohne Schrift bei Wechsel­ geschäften gesprochen *0 °). Die Schrift selbst wird also als Sache, nicht etwa als Beweismittel, angesehen, ein Umstand, in welchem noch heute der Hauptcharacter de- trassirten Wechsels besteht. Erst in späterer Zeit wird eS gebräuchlich, Wechselbriefe gegen etwas Anderes als baa« reS Geld1 *), nämlich zum Zwecke einer Schuldentilgung bei dem Wech­ selnehmer, oder als Zahlung gegen Waaren zu geben und ein solches Geschäft als ein wirkliches Wechselgeschäft zu behandeln. Leranlas10) DaS nimmt auch Montesquieu (esprit de lois L. XXI, ch. 20) für eine wahre beschichte, die schon Jac. du Puy in tract de arte literarum cambii, C. II, No. 5 widerlegt hat. io») Baumburger, Justitiaselecta Gentiumeuropaearumincambiis,c.II,§ 2. lob) Jac. du Puy L c.N.4,— de Rubis historia civitatis Lugdunensis, p. 289. loc) 3n dem HandelS-Privilegium, welches der Herzog Johann d. Brabant im Jahre 1315 der Hanse gab, heißt eS: „Item volumus et concedimus eisdem mer-

catoribus, quod possint cambiare et cambia facere cum quibuscunque, et solo, tiones facere ac recipere unus cum alio cum litteris vel sine litteris prout aibi visumfuerit expedire.“ Willebrandi, Hanseat. Chronik, Abth. III, S. 19. 11) Noch die Bologner Wechselordnung v. 1.1569 erklärt einen Wechselbrief mir dann für einen wirklichen Wechsel, wenn er gegen baare Zahlung einer Summe, Geldes, die an einem andern Orte gezahlt werden soll, gegeben worden. §. 1, bei Siegel, S. 500.

10

sung hierzu war der Handelsverkehr auf den Messen im Mittelalter. Der Verkäufer konnte seinerseüS von den Münzen deS PlahcS anderswo tonen Gebrauch machen und der Abnehmer andrerseits konnte auch die Zahlmittel, wofür er sich bei den WechSlem die dem Verkäufer anständigen Münzen hätte anfchaffm mögm, schwerlich in ausreichen­ der Menge immer mit sich führen. Deshalb muhte in anderer Weise als durch baare Zahlung das Handelsgeschäft vermittelt werden. Man handelte auf Credit und der Abnehmer stellte eine Schuldurkunde auf dm Verkäufer aus (Form des eigenen Wechsels), oder man nahm den Dienst eine- Wechslers in Anspmch, um die Zahlung nach dem Wunsche der Interessenten außerhalb deS MeßortcS zu vermitteln, indem dieser eine darauf laMende Anweisung gab. Dergleichen Meß­ wechsel machen noch heute eine eigene Att von Wechseln aus und waren zu jener Zeit wol weit zahlreicher als die Außcrmeßwechsel, sind auch älter als diese*2). Die Form der eigenen Wechsel wendete man mit der Zeit, zur Verdeckung deS Wuchers, indem man die verbotenen Zinsen zum Kapital schlug und als Hauptschuld mit verschrieb, auf simple Darlrhne au, weshalb dergleichen Verschreibungen von dm Cambialistm deS 16. Jahrhundert- nicht -für Wechsel gehalten, von den Päpsten Piuö IV. und V. ausdrücklich verboten wurden und noch jetzt von manchen Wechselordnungen nicht für Wechsel anerkannt werden. II. Die bisherige Darlegung zeigt wol, wie das Wechfelgeschäst als ein Verkehrsmittel habe in Gang kommen können, aber sie erklärt noch nicht dasjenige, was heutzutage das Wechselrecht und dessen Vor­ theile ausmacht, nämlich die richterliche Strenge gegen dir Person deS WechsclschuldnrrS "). Darüber ist Manches gemuthmaßt. Gewiß ist, daß der strenge richterliche Zwang wol drei Jahrhunderte vor aller v. Mariens, über den Ursprung deö Wechselrechts. S. 69. 13) Daher nennen manche Verordnungen die Einführung dieser Strenge eine Einführung deö Wechselrechts, ohne daß dort eine Wechselordnung bestanden hatte, wie B. die Nordhauser s. g. Wechselordnung v. 1720 und 1759 In Uhl, Forts, v. Siegel. IV, S. 102.

II Gesetzgebung über die Wechsel Gericht-gebrauch gewesen.

Die EM»

rung dieser geschichtlichen Erscheinung macht denjrnigm RechtSgelehrtrn drS vorigen Jahrhundert-, die den Gesetzgeber für die einzige

Recht-quelle halten und immer eine positive Satzung fordern, um Etwafür Recht gelten zu lassen, große Schwierigkeiten. Runde' ?») hat zwei ErklämngSgründe. Wer eine versprochene Wechselzahlung nicht prompt leiste, mache sich der Flucht verdächtig, und den fugae suspectum in Verhaft zu nehmen, erlaubten auch die zur Zeit der entstan­ denen Wechstlstrenge schon üblichen fremdm gemeinen Rechte. Allein nicht überall fängt die Wechsclexecution mit persönlicher Verhaftung an") und überdies ist eS Rechten-, daß der zahlunfähige Kaufmann seine Unfähigkeit kundgrben darf, ohne als fugae suspectus ringe»

sperrt zu werden. AuS dem Verdachte der Insolvenz, der au- der Nichtzahlung entstehen soll, erklärt sich also nicht-. Die Hauptsache soll dann auch — und die- ist der zweite Erklärung-grund — in einem, au- dem alten deutschen Gewohnheitsrechte herkommrnden Vertrage, wodurch man sich zum Gefängniß im Mangel der Zahlung verpflichten konnte (da- alte Obstagium), beruhen. Doch enthält kein au- jener frühen Zelt der Entstehung der Wechsel überliefertes Formular die geringste Andeutung einer solchen Verpflichtung, deshalb soll sie eine sehr natürliche Voraussetzung und stillschweigend bewilligt sein. Der Grund läuft somit auf eine stillschweigende Verpflichtung zum Personalarreste hinaus. Das läßt sich jetzt oder von der Zeit, wo daS Wechfelrecht bereits eine allgemein bekannte Sache war, wol sagen, trägt aber zur Erklärung der Entstehung nichts bei. Pätzold ") will die Sache auf eine andere Art erklären. Anfangs hätten sich die deutschen Kaufleute so getraut, daß man an keine besondere Verpflichtung gedacht hätte. Später sei das Mißtraum gekommm und da habe man zur

Sicherheit des Gläubigers allerlei Konventionalstrafen, unter Andem t >**) Grundsätze des gtmtinen deutschen Privatrecht», §. AI. 1 *) Die vologner W. O. 9, 10 z. v. spricht bloß von der Exekutiv» In da» vermögen de» Schuldner». * *) Dc fundamento rigoris cambialis. Gött. 1795.

12 auch persönliche Hast, durch pacta adjecta verabredet, um dem Man­

gel an positiven Gesehen abzuhelfen.

DaS habe man denn auch auf

da- Wechselgeschäft angewendrt und so sei die Wechselstrenge, durch

de» häufigen Gebrauch jener pacta adjecta, ein Gewohnheitsrecht geworden.

Dieser Hypothese fehlt eS nur an aller geschichtlichen

Grundlage, denn noch ist kein Beispiel bekannt, daß man sich bei Ein­ gehung eine- Wechselgeschäft» durch ein Nebenpact zum Personal­

arrest verpflichtet habe ‘Sa).

Die Geschichte weiset nach, daß da» strenge und schleunige ExekutionSverfahren lange Zeit gar nicht bloß den Wechselgeschäften eigen war, vielmehr unweigerlich bewilligt wurde, wenn der Anforderer dem

Richter eine .Urkunde, die alle Erfordernisse der Verbindlichkeit nachwieS und deren Archtheit der Schuldner nicht angriff, vorlegte: in die­

sem Falle hörte der Richter auf feine Einreden, bevor nicht der Schuld­ ner gezahlt hatte, nach dem Sprichworte: Geld vor, Recht nach. Die­ se» Verfahren ist späterhin unter der Benennung Exekutivprozeß al»

eine besondere Prozeßart auögebildet16), aber durch seine Vollkommen­

heit, die ihm die Gesetzgebung in Preußen, in dem Titel 29 Th. I. der A. G. O. »verliehen" hatte, zu nichte gemacht worden; denn dieser Pro­

zeß war nichts weiter als ein ordinairer Prozeß, der erst völlig siegreich

für den Kläger entschieden sein mußte, bevor ihm der Richter zu Hilfe kam.

Die Urkunden, welche die sofortige Exekution bewirkten, sind

unter dem st>ätern Namen der instrumenta guarentigiata (von Gewähr, guaranda, gewährend, gewährcndig)"), bekannt.

Das

Verfahren ist aus dem Gerichtsgebrauche entstanden, gründet sich auf

ua) Streitschriften über den Grund de» Wechselrecht» sind noch: Schmalz, Sbh. Ihr. 8 kl. Schriften über Recht und Staat, Halle 1806; Huch der Grund de» Wechselrecht», Tüb. 1832; Falk, staatsbürgerliche» Magazin 1834, Bd. 11. S. 898. 1») Die Veranlassung zur 8nwendung einer besondern Prozeßart fand die Praxi» in einigen retch»gesetzlichen Bestimmungen, namentlich im R. D. 8.6.1600, §. 32; Wkstphül. Fr. 8.32; I. R 8. v. 1651 8 174, wo freilich keine besondere Prozeßart ungeordnet, sondern da» Verfahren al» bekannt voraa»gesetzt wird. 1 >) Schiller, Praxis jur. Rom. Exerc. XIII, 8 15.

13 die durch da- schon erwähnte Sprichwort überlieferte Ansicht de- Mit­ telalter-, daß wegen klarer Schuldsachen sogleich mit der Exekution

vorgegangen werden könne"), und ist eine Folge der Aufhebung der in dem alten Pfandrechte gegebenen Selbsthilfe, vermöge welcher der­

jenige, dem kuntliche und unlogenbare Schuld von einem Andem

au- Briefen (Urkunden) zustand, altherrkömmlich ohne Derlehuag deLandfrieden- eigenmächtig pfänden durste").

Nach Aufhebung de-

Pfändung-rechts und al- da- weitläufige schriftliche Prozeßverfahren

Eingang fand, entstand die Ansicht, daß in diesen Sachen nun der Richter ohne Schwierigkeit die Exekution bewilligen müsse, die sonst der Gläubiger eigenmächtig zu vollstrecken befugt gewesen war.

Die­

ser Gebrauch findet nicht allein in vielen Verordnungen der Landesher­ ren deö 16. Jahrhundert-20), namentlich auch in derBrandenburg'schm Landreuter-Ordnung v. 1597, §. in unsemStädten2'), sondern selbst durch die Reich-gesetzgebung22) seine Bestätigung.

III.

ES käme jetzt darauf an, daß die Wechselbriefe für solche

Instrumente, auf deren Vorzeigung mit der Exekution verfahren wurde, vor Gericht angesehen worden seien, und wie man dazu gekom­

men.

In dieser Hinsicht geben die Recht-gelehrten jener Zeit Zeug­

niß.

Schon BartoluS (f 1357) erwähnt, nach Alciat2^), der

18) Magd. Weichbild Art. 46. — Dreyer de neu jur. Anglosax. p. 135. — Martini Thema jurid. an conventns ex instrumento guarentigiato in processu cxecutivo super exceptione v. gr. solutionis, contra id opposita jusjur. actori deferre qneat contra negantem Carpzovium affirmative resolutem. Halber* stadii 1685, tz. 5. — Schiller, XXII , §. 64. ••) Landfrieden v. 1398 §. 6 in Sammt, der Reichsabschiede §. 98 und Datt de pace publica L. I, c. 16. — Reformation Friedrichs III. v. 1442 §. 2 in 91. Samml. der Reichüabschiede I, S. 171. so) Z. v. Baier. Ger. O. v. 1518, VII., 7; Heuneberger Lände-ordnung v. 1539, II, 8, c. 1; Bremische Verordn, v. 1. Decbr. 1580. sl) Scheplitz, Consuet. Brand. Lib. 1, p. 332, No. 14 ff. ") 3- R. A. v. 1654, S. 174 bestimmt bezüglich auf Zinsen: .— sollen — unfehlbar bezahlet, und im Fall des CaumsalS auf bloße Vorzeigung der Obliga­ tion per paratam executionem wider den Schuldigen verfahren werden.« In Beziehung auf Wechselsachen bestimmt solche- der §. 107. S. unten Rote 27. ") Resolut. 337.

14

Wechfelform als eines Titels, der die Exekution erleichtere. AuS der Stelle erhellet zugleich, daß schon damals der Wechsel über Waarenschulden üblich war. BartoluS sagt: wenn ein wirkliches Schuld­ verhältniß zum Grunde liegt aus irgend einem Rechtstitel, z. E. aus einem Waarenkauf, und dann gleich die Schuldverschreibung einen andern RechtSgrund, nämlich des Wechsels angiebt, so ist hier doch nichts EimulirteS, sondern die Umwandlung des Titels geschieht nur der leichtern Exekution wegen. Alciat selbst bezeugt von formgerechten Wechselbrlefm: pro eis praesumitur, utexecutio concedi debeat juxta legem satis aperte, wofür eine Menge Autoritäten eitirt werden. Die spätern RechtSgelehrten nehmm, in Uebereinstimmung mit den Reichsgerichten und den Landesgerichten, die Wechsel, wenngleich sie nur Privaturkunden sind 2aa), für instru­ menta guarentigiata14), und noch heutigentageS begründenWechfelbriefe, als guarantigiirte Urkunden, dort, wo die Wechselstrenge nicht Eingang gefunden hat, den Exekutivprozeß8 s). Hieraus ergiebt sich zugleich, wie man dazu gekommen ist, bei Wechseln alle Erfordernisse um Zahlung zu bewirken, aus einer einzigen Urkunde klar ersichtlich zu machen, und zu diesem Behuf daS Accept wie die Indossamente auf den Wechselbrief selbst zu setzen: ein Wechsel, wozu daS Aecept auf einem besondern Blatte prcducirt worden wäre, würde kein guarantigürteS Instrument vorgestellt haben. Daß die Wechselbriefe wie guarantigiirte Instrumente sofortige Exekution wirkten, hat nichts Auffallende?, da zu jener Zeit der Cha­ rakter der Oeffentlichkcit überhaupt kein Ersorderniß eines solchen ,»a) Da? Statut von Piacenza und bat von Bologna stellt sie den öffentlichen Urkunden gleich. Martent a. a. D., Snh. S. 18 und 67. Dcrgl. ©tat. v.

Genua B. IV, c. 4. 1 *) Lauterbach, Colleg. theor. pract. Lib. XXII, Tit. 4 §. 47 und die dort angeführten Praktiker und Stechttstmiche. ••) Piitter, Novaepitome proccssus imperii amborum tribunalium supremornm, tz. 154. — Tafinger, Institut, jurisprudentiae cameralis, A. 567. — De Ludolf Com. System, de jure camer. Sect. I, ß. 10. No. 52. — Klein, Stechttsprüche II, Nr. 15.

15

Instrument- war. Die Wechsrlbriefe konnten gleich zu Anfang ihres Gebrauchs durch Gerichtsgebrauch zu dieser Kraft um so leichter kommen, alö nicht gelehrte Richter, die nichts anerkannten, wa- nicht auS den Pandekten erweislich war oder kein Anerkenntniß irgend eine- sich so nennenden Gesetzgebers für sich hatte, sondern meisten- die Konsuln, die doch wahrscheinlich kaufmännische Sachverständige waren, über Wtchselklagen zu entscheiden pflegten2 6), so daß als später die ordent­ lichen Gerichte zuständig wurden, ein bereit- fettige- Gewohnheitsrecht vorhanden war, welches denn im Laufe des 17. Jahrhunderts, als die Gesetzgebungen thätig wurden, durch diese bestätigt toutbc27). WaS in der neuem Zeit die Wechselstrenge auSmacht, der Perso­ nalarrest nämlich, ist weit jünger als die ältesten Wechselordnungen. Denn diese erwähnen entweder gar keiner eigenthümlichen Wechselrxekution"), oder sprechen nur von der Exekution in daS Vermögen''). ES ist danach mehr als wahrscheinlich, daß in den frühern Zeiten allenthalben nur daö nach den Landeögesehcn gewöhnliche ExekutionSverfahrrn in Schuldsachen eintrat. Allein als mit der Zeit, in Folge des schriftlichen Verfahrens, auch das Exekutionsverfahren schleppender wurde, konnte rS in Wechfelfachrn dem Bedürfniß nicht mehr genügen, und cS entstand nun der Gebrauch2'*), zur prompten Wechselzahlung durch Personalarrest zu zwingen, was um so weniger Bedenken *•) v. Marien-, Entstehung de» Wechselrechtö, S. 10. *’) Der I. R. A. v. 1654,8-107 bestimmt; »Al- auch bei den Handelt» flädten In Wechsclsachen, zu Meßzeiten und sonsten casns Vorfällen, da nicht allein nach Kaufmann-gebrauch, sondern auch »ach aller Recht-gelehrten Meinung die parata executio stracks Platz haben solle, und innerhalb 24 Stun­ den oder etllch wenig Tagen zu geschehen pflegt, so lassen wir e» auch — dabei verbleiben, daß in solchen Wechselfällen dem Richter erster Instanz unbenommen sein solle, ohngrhindert einiger Appellation oder Provokation, nach der Sachen Befinden und Ermäßigung, entweder mit oder ohne Kaution der Gläubiger, die Exekution zu vollziehen und die Drbitore- zur Schuldigkeit anzuhalten.» *•) Z. B. die älteste Hamburger v. 1603, In den Statuten Th. II, TU. 7 und dir Antwerpener. ") Bvlogucr Statuten 69- 0,10. — Der 3- 81 #■ §. 107 (Rote 27) gedenkt nur der schleunigen Exekution toi Allgemeinen. ..n) In Amsterdam erst 1656 bestätigt. Wlllkühr §. III.

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fand, al» diese» ExekutionSmittel in vielen deutschen Ländern schon von Alter» her da» gewöhnliche toar80) und sich auch durch ausdrück­ liche Verschreibung, daß der Schuldner sich der persönlichen Hast unterwerfe8 9, häufig in Anwendung erhielt. Einzelne landesherr­ liche Verordnungen bestätigten den Gebrauch de» Wechselarrestes, bevor man noch eine Wechselordnung hatte88). Nachdem da» Wech­ selrecht diese Eigenthümlichkeit angenommen hatte, wurde ein in die äußere Erscheinung tretende» Merkmal für die Absicht de» Schuldner», daß er sich der Wcchstlstrenge habe unterwerfen wollen, nothwendig und erst seit dieser Zeit läßt sich behaupten, daß da» dafür geltende Wort .Wechsel- oder »Wechsclbrief- wesentliche» Ersorderniß eine» gültigen Wechsel» fei83). •°) Sachs. Landr. B. III, Art. 39. Wenn einer eine Schuld vor Gericht don einem Manne fordert, die derselbe nicht bezahlen, noch einen Bürgen stellen sann, so soll der Richter Jenem den Mann vor baö Geld überantworten. — Hambur­ ger Statute, Th. I, Tit. 41. — Nürnberger Reformation. Auög. v. 1564, Bl. 68. Ebenso nach altem Lüb. R. und nach Drem. Stadtrecht v. 1433, Tit. XIII, 8. 5; Liefländ. Ritterrecht v. 1228, B. II, C. 28 (In Arndtö Liest. Chronik B. II, S. 27). •*) Sachs. Landr. Bd. II, Art. 11. In den alten Formularbüchern enthalten die Verschreibungen jener Zeit gewöhnlich die Verpflichtung zur freiwilligen Haft. ll) Surf. Johann Georg von Sachsen verordnete 1621 für die Naumburger und Leipziger Messen: daß unter Kauf- und Handelbleuten in bekanntlichen oder in continenti erweislichen uud überführten Schulden der Debitor ohne Verstattung einer — Frist, auf Ansuchen de» Gläubiger» baare Zahlung leisten, oder annehm­ liche Versicherung — machen — im Fall er aber deren Keine» vennag, alsobald in Gewahrsam gehen und so lange bleiben müsse, bi» er stch mit seinem Creditor abge­ funden habe. ") Daher schreiben die ältesten Wechselordnungen diese» Erforderniß noch nicht vor und e» ließ stch darüber streiten. Man s. de Cramer, cambium legiti mae formae non est, in quo vocabulum Wechselbrief non expressum; in ejus ob», jur. univ. P. I, No. 196. — Knorre Entscheidung der Frage: ob da» Wort Wechsel al» ein wesentliche» Stück eine» Wechselbriefe» anzusehen sei; in Schott'S jurist. Wochenblatte, Th. IV, S. 114, wo die Frage nach gemeinem Wechselrechte verneint ist. Nach heutigem deutschen Wechselrechte ist da» Ersorderniß unbestreitbar.

17 §.3. HL Rechtliche Natur de» Wechsel».

Ohne eine klare Auffassung der rechtlichen Natur wird, auch bei der größten Ausführlichkeit der Wechselgesetze, die Entscheidung der, durch die Mannigfaltigkeit und sich stet- verjüngenden SchaffungSkrast des Verkehrs stets neu entstehenden, Zweifel und Fragen immer schwan­ kend und unsicher sein. Es läßt sich deshalb nicht an die Darstellung drS WechselrechtS und an die Auslegung der dahin gehörigen Satzun­ gen Hand legen, bevor nicht klar gemacht ist, was der Wechsel sei und bezwecke. DaS Wechselgeschäft erscheint in seiner Entstehung alS eine Tausch­ handlung, in welcher ursprünglich von beiden Seiten Geld gegeben und empfangen wird (§. 2). DaS Geld wird hierbei also gleichzeitig alS Zahlmittel und beziehlich auch als Waare behandelt, wie eS noch jetzt im Wechselverkehr geschieht. Später trat an Stelle deS gemünz­ ten Geldes auf der einen Seite das Papier (der Wechsel), und ver­ trat die Geldsumme, welche der Empfänger als Zahlmittrl für sich anzuschaffcn beabsichtigte. Absicht und Zweck ging also darauf, daß der Wechsclgeber dem Nehmer die gewünschte Summe Geldes in kursirenden Mitteln geben und natürlich für ihre Brauchbarkeit einstehen sollte. Statt gemünzten Geldes gab er Papier und übernahm natür­ lich dafür zu stehen, daß der Nehmer diesen Stellvertreter deS Geldes (Werthzeichen) zu dem von ihm beabsichtigten Zwecke als Zahlmittel wirklich würde gebrauchen können. Der Wechselbries war mithin, nach der Absicht der Parteien und nach dem Zwecke deS Geschäfts, eine Art von Papiergeld, für dessen Güte und Annehmbarkeit der Ausgeber (Wechsler) von selbst haftete. Daß man die Sache in der That so ansah, daß man die Umtauschbrirfe für Geldpapiere oder Stellvertre­ ter deö Geldes als Zahlmittel gab und nahm, das beweisen u. A. die schon 1171 zu Venedig in Umtausch gesetzten BilletS der Leihkammer, die gleichfalls alS Umtauschbrirfe auSgegcben wurdm ®4). „La lettre ••) Weber, Ricerche aull origine e aulla natura del contratto di cambio, Venezia, 1810, p. 35. — Daru, histoire de Venise, III, p. 71. Damit soll 2

18 de change — sagt Regnaud in feinem expos6 de motifa du Code de commerce treffend: la lettre de change (est) eap&ce de monnaie, frapple au coin du commerce, lancee dans la circulation generale.“ Bei dieser Auffassung zeigt sich die Reihe der Operatio­ nen bei dem Umläufe eine? Wechsels als natürlich und nothwendig. 1) Der Wechselgeber haftet für die Güte seines GeldpapierS; der Empfänger nimmt eS nur in der gewissen Voraussetzung, daß er eS in der bedungenen Weise als Zahl- oder Tauschmittel werde gebrauchen können. Daraus folgt der Wegfall des Tausches, wenn die Voraus­ setzung nicht zutrifft: der Geber muß sein Papier wiedernehmen und daS dafür Empfangene zurückgeben. Dazu muß er die Kosten erstat­ ten, welche die versuchte Realisimng deS werthlosen Papiers dem Empfänger verursacht hat. Die Vorstellung, daß der WechselauSgeber über daS für den Wechsel eingetauschte Geld oder die empfan­ gene Waare nicht verfügen sollte, bevor er von der durch den Bezoge­ nen geschehenen Acceptation unterrichtet worden, so daß er biS dahin gewissermaßen als Verwahrer oder Pfandinhaber anzusehen, — diese Vorstellung hat weder einen geschichtlichen noch juristischen Grund. Der Wechsler wird durch den Tausch voller Eigenthümer deS Empfan­ genen. Die Herstellung deS frühern Zustandes geschieht entweder durch wirklichen Rücktausch aus Hand in Hand; oder mittels Schaf­ fung einer gleichen Münze, die der Wechselgeber für sich gelten lassen und eintauschen (zurückwechseln) muß. DieS ist der Rückwechsel. Der RechtSgrund dieser Verbindlichkeit deS WechselgeberS ist die allge­ meine Rechtsregel, daß der Tausch dadurch, daß die umgetauschte Sache dem Empfänger in Folge eines auS der Person deS Gebers herkom­ menden Mangels entzogen wird, zusammenfällt, oder vielmehr nicht gehörig vollzogen worden ist. Der Rückwechsel ist sonach kein neues Wechselgeschäft für sich, vielmehr ein Mittel zu der auS der Nichtigkeit

nicht behauptet werden, daß die Nmtauschbrlefe schon damals ein überall verkäufli­ ches oder in Zahlung zu gebendes Papier waren, aber fle wurden eS später wirk­ lich, vermittels de» Indossament» und durch die auf den Inhaber lautenden Wech­ sel, die flch von andern Geldpapleren im Wesentlichen nicht unterscheiden----- *>—

19

drS Tauscht- folgenden Wiederherstellung des frühem Zustande, tmb der rechtliche Klagegrund ist die datio ob causam: der Wechfelgeber hat nicht gegeben was bedungen worden, totnn er nicht gar dolofe gehandelt hat. AuS diesen Gründen kommt auch darauf nichts an, daß der nichtzahlende Trassat acceptirt hat und deshalb zur Zahlung gezwungen werden könnte: zu diesem Prozeßgange hat der Wechsel nehmer sich nicht verbindlich gemacht, er hat keine Schuld deS Trassa­ ten eingetauscht, sondem ein Geldpapier, welches ihm auf sein Verlan­ gen zur bestimmten Zeit in Mrtallmünzen umgeseht werden sollte. 2) Der Wechselnehmer kann daS eingetauschte Papier (den Wech­ sel) alS Zahlmittel dazu verwenden, einem Andern an dem Orte, wo eS eingewechselt werden soll, Zahlung zu leisten und eS Diesem über­ senden. Dadurch wird eine vierte Person (der Präsmtant) in daS Geschäft gezogen, während, wenn er selbst den Umsatz bewirken will, nur drei Personen, nämlich der Wechfelgeber (Trassant), der Wechsel­ nehmer (Remittent), und der bezeichnete Eintausche! deS Papier» (Tras­ sat) austreten. Der Präsentant ist nicht verpflichtet, stch mit dem Papiere abfinden zu lassen; nimmt er eS,' so geschieht eS unter dersel­ ben Voraussetzung, unter welcher der Remittent eS von dem Wechsler angenommen hat, und er unterzieht sich der Mühe, dasselbe dem Tras­ saten zum Umtausch zu präsentiren und von ihm die Geldsumme dafür an dem bestimmten Orte zu empfangen. Führt diese Bemühung nicht zu seiner Befriedigung, so darf er dadurch in keinem Stücke in eine schlimmere Sage kommen, als wenn er sich nicht darauf eingelassen sondem die ihm gebührende Zahlung unmittelbar von dem Remittmtm erhal­ ten hätte. Damm ist er nicht schuldig, Zwangsmaßregeln gegm den Trassaten zu nehmen, wenn dieser etwa die Zahlung vrrspmchrn (den Wechsel acceptirt) hätte. Aber, damit der Remittent seine Schadlos­ haltung bei dem Geber deS nicht elngetauschten PaplrrS suchen könne, bevor eS vielleicht durch plötzliche Veränderung der Umstände zu spät wird, muß dieser erfahren, daß sein Rehmer (der Präsentant) sich den Tausch deS Wechslers nicht gefallm lassen will. Darin bemhrt die Nothwendigkeit für den Präsentanten, gegen die Nichtannahme oder z*

20 Nichtzahlung zu protestiren und den Protest an den Remittenten schleunig zu versenden. Denn würde er sich ruhig verhalten, so gäbe

er damit dem Wechselschuldner Nachsicht und verfügte somit über das Papier wie über sein eigenes! er gäbe dadurch zu erkennen, daß er es

in Zahlung behalten wolle, er hätte mithin sein Rechtsverhältniß

zu dem Remittenten aufgelöst und konnte auf ihn nicht mehr zurück­ gehen. Würde er aber gegen eine solche Annahme protestiren (den Protest erheben) doch den Remittenten davon nichts wissen lassen (den Protest nicht versenden), so könnte dies dem Remittenten nichts helfen;

würde er aber mit der Zusendung säumen, so könnte der Remittent die Lage der Sache zu spät erfahren und um sein Geld kommen, ein

Fall, der sich schon manchmal ereignet tyat35). — Bedingung deS Rückgriffs ist die Diligenz deS Inhabers und zur Erlangung schleuniger

Rechtshilfe ist die Vorlegung klarer und glaubwürdiger Urkunden über

die Erfüllung der Bedingung erforderlich.

Darum muß der Protest

in gehöriger Form erhoben werden. 3) Der Präsentant, welcher an einem bestimmten Tage Zahlung

zu fordern hatte, hat darauf daö Papier, ganz in derselben VorauSsehung wir der Remittent selbst, angenommen, er schickt eS also, da dieses Zahlmittel sich als werthloS erweist, dem Einsender zurück und fordert die ihm verursachten Kosten sammt dem Interesse wegen der nicht erfolgten Zahlung oder zieht darauf einen Rückwechsel. Am

nächsten ist ihm darin derjenige, von welchem er das Geldpapier unmittelbar erhalten hat, d. L der Remittent. Aber das Papier ist ein

in Lauf gesetztes Zahlmittel eines Jeden, der es dafür auSgegeben hat. Jeder Ausgeber einer von ihm herrührenden Münze oder in Kurs gesetzten Note muß seine eigene Münze in Zahlung oder, wenn sie mangelhaft befunden wird, zurücknehmcn und umsetzcn. Darum hat der Empfänger (der Präsentant) die Wahl: ob er sich an den Einsen­ der (Remittenten) oder an den Urheber deS Zahlmittels (Trassanten)

”) M. s. Büsch, von dem wahren Ursprung deS Wechselrcchtö, 8. 28 (in der Sammt, seiner Schriften, Bb. VI, S. 223).

21 wenden will. Würde daS Verhältniß als Uebertragung einer Forde« rung aufgefaßt; so fehlte jeder RcchtSgrund für den Empfänger, sich unmittelbar an den Trassanten zu halten, der mit jenem in gar kei­ nem obligatorischen Verhältnisse steht. 4) DaS von dem Wechsler auSgegebene Zahlmiltel ist augen­ scheinlich darauf gegründet, daß der darin genannte Einwechsler (Tras­ sat) die Mittel dazu hergeben soll. DaS sieht Jeder. Mag auch der Trassat auS einer schon bestehenden Verbindlichkeit gegen den Trassanten verpflichtet sein, daS Papier umzutauschen (den Wechsel zu honorirrn), so bringen es doch die menschlichen Umstände mit sich, daß man nicht immer auf urplötzliche Aufforderung augenblicklich baare Geldsummen, zumal beträchtliche Summen, bereit haben kann alS wenn sie nur auf Abholung warteten. Der Mann muß Zeit zur Besin­ nung und Vorbereitung haben; deshalb kann der Trassant dem Tras­ saten die Zahlung billig nur nach einer gewissen Zeit zumuthen. Die Bestimmung dieser Zeit hängt meistens davon ab, wie bald der Remit­ tent von dem Zahlungsmittel an dem Zahlorte Gebrauch zu machen gedenkt, wobei wieder die zurückzulegende Entfernung deS ZahlorteS von Einfluß ist. Mit Rücksicht auf diese Umstände verabredete man die Zeit, welche daS Papier bis zur Umwechselung zu laufen haben sollte, die mithin bei verschiedenen Orten, mit Rücksicht auf die Entfer­ nung und auf die Verbindungömittel (den Postenlauf, Schifffahrt u. s. w.) verschieden war. An manchen Plätzen wurde auf diese Weise eine gcwiffe Frist gebräuchlich. Diese ist der s. g. Uso. Die neuere Zeit hat infolge der Vervollkommnung der Transport- und Reisegele« genheiten jenes Bedürfniß weniger, daher ist der Uso durch die neue Wechselordnung abgeschafft. 5) Der Wechselnehmer hat das Papier alö ein geldgleiches, als ein Zahlmittcl erhalten. Den Umtausch in Münze kann er zwar zu einer frühern Zeit oder an einem andern Orte alS wofür der Ausgeber gut gesagt hat, nicht fordern, aber wenn er für daS Zahlmittrl, wie eS ist, Abnehmer findet, so kann ihm nicht verwehrt werden, von demselben Gebrauch zu machen. Darauf-beruhet die Berechtigung zum Jndos-

22 firrn, d. h. btn Wechsel auf eine bisher noch nicht in das Geschäft gezogene Person zu übertragen. Die Handlung erscheint äußerlich wie eine Cesflon, ist aber davon innerlich verschieden. Der Indossant ist — wenn er nicht blo» per pro cura indossiit — ebenfalls Aus­ geber eine» ihm eigenthümlichen GeldpapierS, für dessen Güte und Annehmbarkeit er als Ausgeber jedem Abnehmer einstehen muß, nicht ein Schuldverhältniß zwischen ihm und dem ersten Ausgeber ist Gegen­ stand der Uebertragung, das Geschäft zwischen ihm und dem Abnehmer ist ein ganz selbstständiges Zahlung»- oder Tauschgeschäft. Daraus folgt, daß dem Indossatar kein auö der Person de» Trassan­ ten oder Indossanten hergenommenes Einwenden entgegengesetzt wer­ den könne; ferner folgt einerseits, daß der Abnehmer Alles hinsichtlich der Umwechselung oder Realisirung zu beobachten schuldig ist, wa» die klar vor Augen liegende Beschaffenheit deS Wechselpapierö erfor­ derlich macht und dem Ausgeber (Indossanten) selbst obgelegen haben würde; andererseits folgt daraus, daß der Abnehmer, wenn er sich in der vorausgesetzten Güte deS Papiers getäuscht sieht, auf den Geber in gleicher Weise wie Dieser auf seinen eigenen Gewährsmann, den Trassanten, zurückgehen kann. Aus der Beschaffenheit deS Papiers, al» eines in Lauf gesetzten wrrthlosen Zahlmittels folgt aber noch mehr: auch jeder stühere Ausgeber muß eS wiedernehmen. Darum kann der Inhaber, nach feinem Gutfinden, dem unmittelbaren Bor­ mann Vorbeigehen und den Umtausch von dem ersten Ausgeber, dem Trassanten, fordern. Da» Indossament in feiner eigenthümlichen Bedeutung ist erst lange nach den Wechselbriefen in Gebrauch gekommen"), weil die Juristen dasselbe aus dem R. R. erklärten und, da nach dessen Grund­ sätzen dem Schuldner wider dessen Willen kein anderer Gläubiger auf­ gedrungen werden kann, für unzulässig hielten. Daher sind manche Wechselordnungen dem Indossamente ungünstig, indem Einige das • •) Das älteste Hamburger Wechselrecht von 1603 leimt das Indossament «och nicht.

23 weitere Indossiern (daS Giriern) torrbitkn*7), Xnbert88) das Jndossammt überhaupt nicht ohne den Willen drS Trassanten, d. h. ohne daß der Wechselbrief auf Ordre lautet, gestatten. Dergleichen Cahung steht jedoch im Widerspruch mit der rechtlichen Beschaffenheit des Instituts. Ein ohne Borbehalt auSgegebeneö Geldpapier ist zum Umläufe bestimmt, eS bedarf mithin nicht erst noch einer besondern Einwilligung deS Urhebers, um eS in Lauf zu fetzen, vielmehr muß er umgekehrt dem auszugebenden Papiere diese Eigenschaft ausdrücklich entziehen, indem er die Übertragung mit den Worten »nicht an Ordre­ oder einem ähnlichen Ausdrücke verbietet. Je nach der Auffassung der Bedeutung deS Wechselpapiers sind die Gelehrten und Schrift­ steller verschiedener Meinung 9) über die Zulässigkeit deS Giros und in Folge dessen sind die verschiedenen Wechselordnungen in ihren Bestimmungen darüber ebenso widersprechend40). Tie neue Wechsel­ ordnung §. 9 hat darin glücklich daö Rechte getroffen. 8-4. IV. 6rtenntni8normen in Wechselsachen.

ES vergingen mehr als drei Jahrhunderte seit der Entstehung deS Wechselverkehrs, bevor die Gesetzgebung den Gegenstand aufnahm. AIS dieses geschah, bestand ihre ganze Thätigkeit darin, daS Hcrkom-

”) Z. B. die Botzener Cop 41; die Nürnberger Art. 10 U.S. s. Scheerer Handbuch Cb. I,S. 702. *•) Z. B. die Augsburger, Cap. VIII, §. 3; ble Würtembergsche, Cap. IV, §. 2. ••) Sm Ausführlichsten sucht die Nothwendigkeit de» Ausdruck» »an Ordre,« nämlich der Nothwendigkeit einer ausdrücklichen Einwilligung zur Uebertrogung zu begründen: Thoel de verbi an Ordre cainbiiainserti vi, Gott. 1830; Pöhl» Wechselrecht S. 343; Cropp Gutachten S. 159. Die Grundlage dieser Begrün­ dung ist jedoch nach ihrer Herkunft unzulässig. Ueber die entgegengesetzte Mei­ nung u. A. Treitschke Eneykiopädie de» Wechselrechts (Leipzig 1831) Cd- 1 S. 457; Grüudler PolemikII, S. 251. ") Da, «. L. 8t. II, 8 §.829 folgte der hierfür richlig erklärten Ansicht, was wol auch die meisten Wechselordnungen ihun. Bon den neuern Gesetzgebungen ist die niederländische, im Handelsgesetzbuch von 1834, §. 115, der andern Ansicht nachgegangen.

24 men und dir Gebräuche auSzumittcln und festjustrllen. Einen klaren Beleg hiervon geben dir Amsterdamer Willkührrn, welche die zu Pro­ tokoll genommenen Aussagen erfahrener und angesehener Kaufleute wörtlich überliefern. DaS älteste Protokoll hat das Datum vom I I. Juli 160141 )•

Wiewohl die Gebräuche nicht aller Orten diesel­

ben waren und mithin auch die Wechselordnungen der einzelnen Plähe nicht übereinstimmten, so betrafen die Abweichungen doch nur Neben­

dinge, denn in Beziehung aus alles Wesentliche des WechselgeschäftS findet sich in den Wechselgeschen der verschiedensten Länder eine so

große Uebereinstimmung, wie sie kaum in irgend einer andern DiSeiplin noch angetroffen wird. In Dingen menschlicher Willkühr ist Uebereinstimmung eine äußerst seltene Erscheinung, wo aber die Natur

einer Sache maßgebend ist, kann keine innerliche Verschiedenheit statt­ finden. Darum konnte Jahrhunderte lang die Natur der Cache die alleinige Erkenntnißquelle sein und den Grund zu den Entscheidungen vorkommender Streitfälle geben. Dieser Erkenntnißgrund fällt für die Gegenwart, aller Ausführlichkeit der neuen Wechselordnungen ungeachtet, nicht weg; eS ist ein fruchtloses vergebliches Bestreben, in Worten und Buchstaben der bereits vorhandenen ErsahrungSsätze die EntscheidungSnorm für Zweifel zu suchen, welche durch ganz neue Unternehmungen oder Anwendungen veranlaßt werden: hier muß die

Entscheidung aus dem Wesen deS angcwcndrtcn Instituts geschöpft

werden. Bekanntlich gab es in Deutschland biS auf die neueste Zeit kein allgemeines Wechselgefth, fast jeder Plah, jedes selbststän­ dige Land hatte seine eigene Wechselordnung"). In den Reichs *') S. V bei Siegel, I, S. 484. * •) Lio alphabetisch geordnetes lveizelchnlß der alleren und neueren europäi­ schen Wechselgesetze von Dr. Wrahtnautr findet sich in den v. Kamptzschen Jahrbüchern, Bd. VII, S. 263 ff. — Sammlungen von Wechselgeschen sind: Riccard lois et coutumcs de changc des principales places de l’Europe. Amst. 1725. 4. — Siegel, Corpus Juris cambialis. II Theile, 1742, Fol. — vier Fortsetzungen von Uhl, Leipzig 1757, 1704, 1771, 1786, Fol. - Zim­ mert vollständige Sammlung der Wechselgesetze aller Länder. III Bände in

25 gesehen") wird daS Wechselinstitut, gewissermaßen als rin kaufmänni­ sches, als bekannt vorausgesetzt, ohne daß Bestimmungen getroffen oder Vorschriften gegeben werden. Erst die RrichSversammlung von

1848 hat eine allgemeine deutsche Wechselordnung geschaffen.

Doch

kann eine allgemeine Wechselordnung für einen so großen Umfang wie Deutschland hat, nur über die Hauptsachen Bestimmung

treffen; die Einzelnheiten, welche von Sitten, Gebräuchen und Oertlichkritcn bedingt werden, können nicht an allen Orten gleichförmig sein.

Darum wird die Anwendung dieses dadurch begründeten allge­

meinen Wechselrechts in den verschiedenen Ländern Deutschlands doch eine andere werden, um so leichter, als es an dem Organe zur Erhal­ tung der Einheit der Grundsätze in den RechtSsprüchen, nämlich an einem obersten Reichsgerichte fehlt, ohne welches eine verschiedene Ent­ wickelung der Jurisprudenz in den verschiedenen Ländern gar nicht zu verhindern ist. Noch ein anderer, innerer Grund wirkt für diese Ver­ schiedenheit der Rcchtöanwendung in den Einzelnheiten und den Neben­ dingen. Handlungen und Zustände, die nicht dem Wechselgeschäste ausschließlich eigen sind, z. B. persönliche Eigenschaften und Fähigkei­ ten, Einwilligung und deren Erfordernisse, Vorsatz (dolus) und Ver­ sehen (culpa) mit den rechtlichen Folgen u. s. w., sind immer nach allgemeinen Rechtsgrundsähen beurtheilt worden. In denjenigen deut­ schen Ländern, wo Landesgesehe in dieser Hinsicht nichts verfügen,

wird daS gemeine deutsche Recht auch in Wcchsclsachen angcwrndrt; wo eS ein allgemeines einheimisches Recht giebt, kommt selbstredend

dieses bei den in Rede stehenden Fragen zur Anwendung.

Soweit nun daS bisher in preußischen Ländern einheimisch gewesene Wechsel­

recht durch daS einheimische allgemeine Recht eine eigenthümliche Fär­ bung erhalten hat, ist auch jetzt noch daS durch die deutsche Wechsel5 Abtheilungen, Wien 1809—1813, und Nachtrag der neucfien Wechselordnun­ gen. Wien 1829. — Meißner, Codex der europäischen Wechsclrcchtc. 2 Lände. Nürnberg 1835. *•) I. R. A. S. 107; NelchSgutachten von 1668 (Gerstlacher Handbuch Th. X, S. 2149); Relchbschl. von 1671 (Sammt, der R.«. IV, S. 76).

26 ordnung verdrängte Wcchsclrccht von praktischem Werthe. DirS ist nicht so zu verstehen, daß im Zweifel die Bestimmungen der aufgeho­ benen Wechselordnungen entscheiden, oder daß die Bestimmungen der deutschen Wechselordnung im Sinne der Grundsätze jener Wechselord­ nungen auSzulegen seien, sondern daß in Einzelnhciten, worüber keine Bestimmungen in der Wechselordnung anzutreffrn sind und welche sich auch nicht folgeweise nach den Grundsätzen derselben bestimmen, nach dem bisherigen Rechte zu urtheilen und zu Ver­ fahren ist. In den preußischen LandeStheilen gab cö nach- und nebeneinan­ der verschiedene Wechselgesehe. Das älteste Erzeugniß gesetzgeberi­ scher Thätigkeit ist daS »Wechselrecht für daS Herzogthum Preußen," vom 12. Septbr. 1684. Weiter erschien in den alten Provinzen, den 19. Decbr. 1701, daS »Wcchsclrccht in der Chur und Mark Branden­ burg")" und den 25. April 1703 die damit übereinstimmende Wech­ selordnung für daS Herzogthum Magdeburg4S); und 1708 die Hal­ berstädter. Für die Mark Brandenburg erschien den 18. März 1709 ein »revidirteS Wechsclrccht")." Im Jahre 1724 erschienen zwei neue Wechselordnungen, nämlich: für daS damalige Königreich Preu­ ßen am 29. Januar"), und für die Chur- und alle übrigen im »Reich" btltgenkn Lande, d. h. für die in Deutschland, außerhalb dcS König­ reichs Preußen belegenen Gebiete, am 25. September«»). Durch diese wurde die ältere Brandenburgische, Magdeburg'sche und Halber« städt'sche außer Kraft gesetzt. Neben derselben bestanden bis zur Emanirung der Allgemeinen Wechselordnung von 1751 noch die »verneuerte General-Wechselordnung im Herzogthume Schlesien", vom 21. August 1738"), welche nur eine verbesserte und vermehrte Auö“) C. C. M. Tom. II, «bth. 2, S. 23. “) Corp. const. Magd. Tom. II, S. 221. ••) C.C. M. Tom. II, «bth. 2, S. 475. ♦’) Siegel, corp. jur. camb. 1, S. 111. *•) ebenda S. 119 und C. C. M. Tom. II, «bth. 2, S. 213. *•) Siegel a. a. D..S.295 ff.

27 gabt bcr alten Breslauer Wechselordnung von 1672, rcvidirt 1712 und kaiserlich bestätigt den 30. Januar 1716so) ist. An dir Stelle

dieser Partikular «Wechselordnungen trat dir allgemeine Wechsrlord« nung von 1751Sl), welche thatsächlich schon durch da- Allg. Landrecht Th. II, Tit. 8 §§. 713 bis 1249 ersetzt, aber formell erst durch die Verordnung vom 11. Mai 1839 (G. S. S. 166) aufgehoben wurde. Bon den nach Einführung der allgemeinen Wechselgesrhr unter preu­ ßische Botmäßigkeit gekommenen LaadrStheilen brachten eigene Wech­

selordnungen mit: 1) die Stadt Elbing eine vom 27. Januar 1758“); 2) dir bei der zweiten Theilung Polen» an Preußen gekommenen

Theile von Westpreußen in der polnischen Wechselordnung vom 13. April 1775"); 3) die Stadt Danzig eine vom 8. März 1701"); 4) die Stadt Naumburg eine vom 11. Juni 1693 und Erläu­ terung vom 21. Juni 1698"); 5) dir Stadt Nordhausen eine von 1720, aufs Neue wieder aufgelegt und publicirt den 19. Junl 1759"). Sie ist sehr dürftig und enthält auch aber nicht blos Bestimmungen über das Verfahren. 6) Die Städte Erfurt ad interim in der Leipziger Wechselord­

nung; und Mühlhausen in einer Verordnung, wonach das Wech­ selrecht des Ortes, welchem man sich im Wechsel unterworfen, angc-

wendrt werden fofite57); ‘») Ebenda, S. 281 u. ff. ‘ *) Erneuerte Wechselordnung, wonach tn dem Königreiche Preußen, der Churund allen übrigen lin Reiche belcgenen Landen, wie auch In dem souderäluen Herzogthum Schlesien und der ldrafschast Tlah gegangen und verfahren werden soll. Born 30.Januar 1751. (N. C. C. Tom. 1, S. 19; Siegel a. a. O. Forts, t, S. 2 ff.) *•) Uhl'» III. Fortsetzung von Siegel, S. 69 ff. ") Uhl'» IV. Fortsetzung S. 1 ff. •*) Siegel a. a. O. I, S. 308 ff. “) Ebenda, I, S. 365. ‘•) Uhl'» Fortsetzung von Siegel, IV, S. 102. ") Siegel a. a. V. I, S. 432, und Uhl'» Fortsetzung II,S. 52.

28 7) btt dm Gcrichtssprengcl bcs AppellationSgerichtS zu Köln

bildende Theil der Rheinlande in den Artikeln 110 bis 189 des Code

dc commerce.

Die Elbing sche Wechselordnung (Nr. I- wurde nach der ersten Theilung Polens durch Einführung der Allgemeinen Wechselordnung

von 1751 bei Seite gestellt").

Die polnische Wechselordnung (Nr. 2)

kam infolge der Declaration vom 30. April 1797") außer Kraft; die Städte Naumburg, Nordhausen und Mühlhausen verloren ihre Wechselordnungen (Nr. 3, 4, 5) durch die Einführung der fran­ zösischen Gesetzbücher; in Danzig (Nr. 3), Erfurt (Nr. 6) und in

den Rheinprodinzcn aber behielten die mitgebrachten Wcchselrechte Geltung.

WaS Danzig betrifft, so wurde die dortige Wechselordnung von

1701 bei der ersten preußischen Iustizeinrichtung durch das Publika-

tionSpatent vom 2. Januar 1793 §. IX"), aufrecht erhalten.

Zwar

führte der Freistaat Danzig 1808 den Code Napoleon bei sich rin,

doch mit faktischer Beibehaltung der Gewohnheiten und Statutarrcchte. AIS man 1814 die preußische Justiz in Danzig wieder cinrichtrte,

ließ man die Statutarrrchtc und namentlich die Wechselordnung

bestehen").

Erfurt und dessen Gebiet erhielt daö Allg. Landrecht durch das Patent vom 24. März 18036 2j, nach dessen §. 2 die bisher für gültig anerkannten Gesetze und Konstitutionen über einzelne RcchtSmaterirn, ingleichen die wohlhergebrachten Gewohnheiten

in Kraft blieben.

Bekanntlich wurde Erfurt mit Gebiet, nach dem Tilsiter Friedensschluß 1 •) Siezt, für den Magistrat und die Gerichte der Äönlgl. Preuß. Stadt Elbing, Vertin den 10. Septbr. 1773, Ilt.IV, S.2, lit. B„ § 35. (N.C.C. 1773, S.850.)

") N.c. C. Tom. X, Nr. 3K; Rabe Sammt. Bd. V, S. 104. ••) N. C. C. Tom. IX, p. 1616. • *) Derf. der OrganlsatlonS-Äommisston für Danzig, v. 24. März 1814 (Dan­ ziger Jntcltigenzbl. Bon 1814 Nr. 25; Wefiprcuß. «mtdbl. von 1814, S. 177).— Publ. bei ObcrlandeSgerichtS zu Marienwerder, vom 19. Epril 1814 (Jahrb. vd. II. S. 109.) ") N. C. C. Tom. XI, S. 1797; Stengel Beiträge, XVII.253; Rabe, Sammt. Bd. VII, S. 432.

29 von 1807, nicht Bestandtheil deS Königreichs Westphalen, sondem blieb bis 1814 unter französischer Herrschaft, ohne daß eine Berändemng deS RechtSzustandeS dort vorgenommen wurde. Da- Patent vom 9. September 1814"), wegen Wiedereinfühmng deS A. 8. R. und der A. G. O. in die von den preuß. Staaten getrennt gewesenen und mit denselben wieder vereinigten Provinzen, bezog sich auch auf da» s. g. Fürstenthum Erfurt64), obwol dort nicht von einer Wieder­ einführung und davon, daß eS — wie im §. 1 gesagt wird — von Neuem Kraft haben solle, Rede sein konnte"). In diesem Patente §. 2 werden die in einzelnen Provinzen und Orten bestandenen beson­ deren Rechte und Gewohnheiten, welche durch die unter den vorigen Regierungen eingeführten Gesetze nicht aufgehoben und abgeschafft worden, alS fortbestehend bcibehalten; folglich hätte die Leipziger Wechselordnung neben dem A. L. R. in Erfurt und Gebiet fortbefldnbtn66): doch hält man daS Interim durch die erste Einführung deS A. 8. R. für aufgehoben. Die Rheinprovinzen haben bekanntlich die preußischen Gesetzbücher bisher von sich entfernt gehalten. Der Rcchtszustand war sonach dieser: In Danzig und Erfurt galten die einheimischen Wechselordnungen hauptsächlich und daS A. 8. R. war Eubsidiarrccht: in allen übrigen Landcstheilen, wo daS A. 8. R. eingeführt worden war, galt cS in der Lehre von Wechseln ausschließlich; auf dem linken Rheinufer und in der auf dem rechten Rheinufer bele­ senen Herrschaft Wildenburg galt der Code de commerce auö••) G. S. 1814, S. 89. “) B v. 1. August 1817 (®. S. 1817, S. 201). •’) Die Behauptung des ObertribunalS in den, Zahrb. Bd. XXXIX, 6.124, abgedrucktcn EntscheidungSgründen, daß der Ausdruck ganz elgenlllch auch auf Erfurt paffe, weil daS 8.2. R. sich nur ohne Hlnzutrltt derfpäternAbänderungen re. erhalten habe — diese Behauptung und Ihr Beweib wird wol wenig Glauben fin­ den. Die Abänderungen ic. wurden hier zum ersten Male, also nicht wieder und nicht von Neuem eingeführt. ••) Woher die von Crelioger und Gräff io dem Wechselrecht S. 3 gege­ bene Nachricht, daß die Leipziger Wechselordnung in Erfurt besonder» seit 1808 durch den code dc commerce aufgehoben worden sei, stammt, wird nicht angegeben.

30

schließlich; und der GerichtSbezirk de» Justiz-Senat» zu Ehrenbrrttenstein (rechte» Rheinufer), so wie Neuvorpommern und Rügen hatten kein Wechselrecht. Bei diesem Zustande erschien 1848 die Allgemeine deutsche Wech­ selordnung, welche der ReichSverweser, in Ausführung de» Beschlusse» der ReichSversammlung vom 24. November 1848, al» Gesetz verkün­ det hat8'). Nach dem EinführungSgesehe Art. 1 ist dieselbe mit dem 1. Mai 1849 in dem deutschen Reiche in Gesetzeskraft getreten und nach Art. 2 dürfen die zur Ausführung dieser Wechselordnung in den Etnzelnstaaten etwa erforderlichen, von diesen zu erlassenden Bestim­ mungen keine Abänderungen derselben enthalten. V. Die in die preußischen Länder riugeführte Allgemeine deutsche Wechselordnung.

85.

1. Einführung. Die preußische Regierung hat diese Wechselordnung, aber ohne da» Einsührungögesth, mittels Ordnung vom 6. Januar 184968), in ihre Länder eingcführt. Beide Ordnungen lauten wie folgt:

Einführungsordnung

zur Allgemeinen Wechselordnung für Deutschland. Vom 6. Januar 1849.

Wir Friedrich Wilhelm, von GottcS Gnaden, König von Preußen rc. rc. verordnen in Beziehung auf die Einführung der Allgemei­ nen deutschen Wechselordnung, welche Wir in der Anlage zur öffent­ lichen Kenntniß bringen, auf den Antrag Unseres StaatS-MinisteriumS •’) StelchSgrß'hblaN vom 27. November 1848. ") ®.®. 1849, ). 2) Die Restitution. DieS ist das gewöhnliche, dem Auögebliebenen und deshalb Ausgeschlossenen zustehende Rechtsmittel. 3) Die Beschwerde gegen richterliche Beschlüsse, welche nicht die Form eine- Urtels haben. Wer die zuständige Behörde für die Be­ schwerden in Aufgebotssachen sei, ob nämlich daö AppellationSgericht oder das Obertribunal, — findet sich in jedem einzelnen Falle bei der

,0) Einen solchen Fall sehe man In Simon'» und v. Strampff'S RechtSfällen, Sb. IV, ©. 210 ff. “) Angenommen von dem Plenum de» ObertribunalS, in der Plenarsitzung vom 8. März 1849, bei dem Beschluß zu dem Plrnarbeschluß vom 3. Januar 1848 (Präs. 1955 in den Enlsch. Sb. XV, S. 503), welcher durch senen Plenarbeschluß vom 5. März 1849 moblfldrt worden.

81 Prüstmg: ob, wenn der Anspruch, statt in der beschwerenden Brrfä< gung, in dem abzufassrnden Urtel ergangen wäre, gegen Letzteres die Appellation oder die Nichtigkeitsbeschwerde da- zulässige Rechtsmittel gewesen sein würde. Zm ersten Falle, der in der Regel eintteten wird, wenn der Extrahent de- Aufgebot- sich über die verwcigrtte Einleitung desselben beschwert, ist da- Appellation-gericht zuständig, im letztem Falle da- Dbtttribunal22). Zn der Rheinprovinz kann nur Appellation eintteten. Vin. Die Wirkung deS rechtskräftigen Amortisation-au-spruchist, daß kein unbekannter Inhaber deS WechselbriefcS gegen irgend einen Wechselverbundenen einen wechselmäßigen Anspmch auf Grund diese- Papier- hat, daß mithin die Zahlung an den Verlierer, welcher fich al- Eigenthümer auSgewirsen hat, die Erlöschung der Wechselverbindlichkcit wirft.

§. 3. Zu den Gerichtsbeamten, welche Proteste aufaehmen kön­ nen, gehören im Bezirke deS AppellationS-GerichtShofeS zu Köln auch die Gerichtsvollzieher. Die Bestimmung erläutert den Att. 87 der Wechselordnung. Nach der französischen Gerichtsverfassung kann kaum ein Zweifel darüber sein, daß die Gerichtsvollzieher (Huiesiers) zu der Gattung von GerichtSdeamten gehören, die einen Wechsel-Protest mit öffent­ lichem Glauben aufzunchmcn vermögen. Sie sind nicht mit dem deut­ schen GerichtSfrohn oder mit dem preußischen Exekutor zu vergleichen. Der preußische Exekutordienst ist nicht- al- ein Institut zur Versorgung wohlgedienter Unteroffiziere und Kapitulanten! diese können mitunter nicht viel mehr alö ihren Namen schreiben und lemen in ihrem Leben nicht, sich so zu benehmen, wie rö eine gute, »Gott gefällige* Gerechtig­ keit-Pflege erfordert. Da- preußische Exekutionsverfahren mit seinen Or«

") Plenarbeschlllß deS Obertribonal» Dom 5. März 1849. (tkotsch.Ld. LVII, 6.512, Präj. 2107.)

82

ganm nullifidrt bett ganzen Prozeß und da- mit schweren Geldvor­ schüssen erstrebte günstige Urtel, ein Verfahren, welche- mit der Bureau­ kratie verwachsen ist, und den Rcchisbedürstigen theuer zu stehen kommt. DaS französische Exekution-verfahren unterscheidet sich davon schon durch die Grundidee, nach welcher der Richter sein Urtheil nur fällt, aber nicht selbst vollstreckt, nicht wegen ihm etwa mangelnder Exekutiv­ gewalt, sondern weil andere minder wichtige Personen berufen sind, die richterlichen Befehle selbstständig und auf eigene Verantwortung zu vollziehen; der Richter befiehlt daher bloß im Allgemeinen die Voll­ streckung seine- AuSspruchS. Diese exekutive Gewalt, welche ein we­ sentlicher Bestandtheil der Gerichtsbarkeit ist, hat ihre besondern Beam­ ten, die s. g. Huissiers, wofür im Deutschen der Titel Gerichtsvoll­ zieher üblich geworden ist. Sie sind in ihrem Verfahren unabhängig von einzelnen Anweisungen und Vorschriften deS Richters, handeln viel­ mehr unter eigener Verantwortlichkeit nach Vorschrift der Gesetze und ihren eben so bestimmten wie strengen Instruktionen"). Sie sind be­ rufen, die zur Feststellung gewisser Handlungen oder Vorfälle bei der Verwaltung der ihnen anvertrauten Exekutivgewalt dienlichen öffent­ lichen Akten und Protokolle abzufassen und auSznfertigen. Ganz von selbst fällt danach unter ihre Amtsgeschäfte auch die Vorzeigung deS Wechsels, womit der Inhaber sich an ihn wendet, und die Aufforde­ rung an den Schuldner zur Zahlung, und selbstredend ist damit die Fest­ stellung dieser Handlung durch ein Protokoll über den Hergang ver­ bunden. So erklärt eS sich, daß schon von SlterS her die HuissierS zur Aufnahme von Wechselprotesten ermächtigt waren'") und in der Rheinprovinz auch bleiben mußten, wenn man nicht die Gerichtsver­ fassung durchlöchern wollte. Der Beruf der rheinischen Gerichtsvoll­ zieher setzt fteilich andere Eigenschaften und Fähigkeiten der Person ") Glne Cd von preuß. Instruktion, daö Amt ber Gerichtsvollzieher in bet Rheinprovinz und beten Gebühren betreffend, von dem nun fei. v. Kamph, findet sich In dessen Zahlt, 83b. XLI, ©. 587 ff. **) Code de commerce Art. 173.

83 voraus als die verdiente DerforgungSberechtigung eine- preußischen Unteroffiziers oder Kapitulanten. Man verlangt von den Kandida­ ten eine mehrjährige praktische Geschäflöüdung und eine gehörige Gesehkrnntniß "). M.

Proteste dürfen nur bon 9 Uhr Vormittags biS 6 Uhr Abends, zu einer früheren oder späteren Tageszeit aber nur mit Zustimmung deS Protestaten erhoben werden. Der Artikel 88 der Wechselordnung, der über die Zeit der Zuläs­ sigkeit deS Protestes in der Aufzählung der Erfordernisse derselben nicht- enthält, wird hierdurch ergänzt. Der Geschäftsverkehr hat seine bestimmten Tageszeiten und Stun­ den, weil der Mensch Ruhe und Erholung nöthig hat. DaS ist der Grund, warum ein Gewerbtreibender in Gewcrbösachen an seinem Geschäftsakte und in den Geschäftszeiten angegangen werden muß, wenn rechtliche Folgen daran geknüpft werden sollen. Der Gebrauch kann in Ansehung der Geschäftszeit nicht überall derselbe sein; in der That Haden darüber auch die Wechselordnungen theils gar keine, theils verschiedene Bestimmungen2DaS A. 2. R. forderte, wie die mei­ sten Wechselordnungen, die Aufnahme deS Protestes vor Sonnenunter­ gang22); eine Anfangszeit für dieses Geschäft war nicht bestimmt, sie ergab sich jedoch von selbst dadurch, daß die Präsentation nur von 8 biS 12 Uhr Vormittags und von 2 biö 7 Uhr Nachmittag- gefche**) Verf. deS F.v. Hardenberg vom 15. Oktober 1820 (Jahrb. Bb. XVIII, S. 79). *•) 3- ®- die Nürnberger, Cop. IV, g. VI, gestattet bis Abends um 8 Uhr; die Breslauer und Schlesische Wechselordnung g. XIV auch so; die Russische Cap. 1, g. 14, die Hamburger Arl. XiX. die Bremer -rt. XXXIX dieOksterretchtsche Alt.XXXVll, dieWürttemberg'sche Cap. IV, §.37, bk Eibinger 8rt. LXXl u. A. bis Sonnenuntergang die Lufnahme des Protestes. ") II, 8, §. 1007. ••

84

hen durste und die Protesterhebung in der Regel noch denselben Tag erfolgm mußte*'). Der in diesen Bestimmungen liegende Wider­ spruch, daß man zwar bi» um 7 Uhr Abend» präsentiren aber — in dm Winterlager! — nur bi» etwa 3 Uhr Protest erheben dürfe, hatte Meinungsverschiedenheiten über die Wirksamkeit eine» ohne Geneh­ migung de» Protestaten erst nach Sonnenuntergang aber noch in der PräsentationSzeit aufgenommenen Proteste» veranlaßt. Dieser Streit wird durch die neue Bestimmung erledigt. Ein zu einer stühem oder spätem Tageszeit, ohne Zustimmung de» Protestaten, aufgenommener Protest ist nichtig: da» Wechsrlrecht wird dadurch nicht erhalten- Die Zustimmung de» Protestaten, durch welche rin unzeitig aufgenommener Protest Kraft erhält, muß durch den Protest selbst bewiesen werden, weil Alle» wa» zur Entstehung, Erhaltung und Ausübung des Wechftlrecht» erforderlich ist, in Einer Urkunde enthalten fein muß. Einen solchen Protest wird der Pro­ testat, wenn er schreiben kann, nothwendig unterschreiben müssen, da die Lerweigemng der Unterschrift mit einer Einwilligung sich nicht verträgt. 8- 5. Wechselklagen können sowohl bei dem Gerichte deS Zah­

lungsorte», als bei dem Gerichte, bei welchem der Beklagte sei­

nen persönlichen Gerichtsstand hat, erhoben werden.

Wenn

mehrere Wechselschuldner zusammen belangt werden, so ist außer dem Gerichte des Zahlungsortes jedes Gericht kompetent, wel­

chem Einer der Beklagten persönlich unterworfen ist. Bei dem Gerichte, bei welchem hiernach eine Wechselklage anhängig gemacht ist, müssen sich demnächst auch alle Wechsel-

berpflichtetrn einlassen, welche von einer Partei in Gemäßheit der in den berschiedenen Landestheilen bestehenden Prozeßgesehe *•) Sdkndci,88-972,1U06,1007.

85

zur Regreßleistung beigeladen oder nach gehörig geschehener Streitberkundigung belangt werden. Durch diese Vorschrift wird der Artikel 4 Ztr. 8 erweitert und der Artikel 49 der Wechselordnung im Sinne des französischen Recht­ ergänzt. In der Wechselordnung hatte man den Sah, wegen der Sondcrintcresscn der einzelnen deutschen Staaten, bei der Leipziger Konferenz beseitigt. I. Der Kläger soll zwischen dem foro peraonali und dem foro contractaa wählen dürfen, und zwar ohne daß auf den Umstand: ob der Beklagte am Orte de- geschlossenen oder zu erfüllenden Vertrageanzutreffrn ist, gesehen wird1 ’). Die- ist eine wichtige Abänderung de- bisherigen preußischen Prozeßrechte-30), jedoch nur für Wechsel­ sachen, während der Sah im französischen (rheinischen) Prozeßrechte bezüglich auf alle Rechtssachen gilt, welche vor die Handelsgerichte gehören. II. Der zweite Sah, daß rin Kläger, welcher mehrere Wechsel« schuldner zusammen belangen will, die unter verschiedenen Gerichten wohnen, den persönliche» Gerichtsstand des Einen wählen kann, und daß dadurch daS gewählte Gericht auch gegen die übrigen Mit- oder Nkbenschuldnrr kompetent wird, ist gleichfalls dem französischen Pro­ zeßrechte3') entnommen. Der Grund dieses gemeinschaftlichen Gerichtsstandes (formn continentiae cauaarum) ist daS praktische Bedürftuß, Vervielfältigung der Prozesse und widersprechende Ent­ scheidungen zu verhüten 3•)«. r. R. 1,13. J.9. 1#) Ässer dc pecunia quae provisionis nomine camb. debet. solut. destinata. Amstclod. 1834.

• ♦) Nach franz. Recht ist eö streitig. 17) Wie z. B. nach dem Code de commerce Art» 117.

164

Der Acceptant hat bet ausgebliebener Deckung, nach geleisteter Zahlung, dncn blos rivilrechtlichen Anspmch auf Schadloshaltung gegen den Trassanten"). Behauptet Dieser, daß und wie weit der Bezogene Deckung habe, so muß er seine Behauptung beweism, d. h. eS spricht keine Vermuthung für ihn, er hat daher die Beweislast"). Einer gegebenen Deckung wird rS gleich geachtet, wenn und soweit der Acceptant am Zahltage Schuldner des Ausstellers gewesen ist20). Die Schuld muß also an diesem Tage fällig sein, daher z. B. laufende noch nicht acceptirte Wechsel nicht zählen. Die Fragen über Liqui­ dität und Zulänglichkeit der Schuld haben nach deutschem Wechsel­ rechte keine Bedeutung: sie fallen nur da inö Gewicht, wo der Mangel der Deckung Einfluß auf die Wechselverbindlichkeit M Acceptanten gegen den Inhaber des Wechsels hat. n. Das Verhältniß zwischen dem Acceptanten und dem Wech­ selinhaber ist die eigentlich wechselrechtliche Seite des ganzen WechselVerhältnisses. Darauf auch nur beziehen sich die Bestimmungen der Wechselordnung in deil Artikeln 21 bis 24, mit einziger Aus­ nahme der Schlußbestimmung des Art. 23. Art. 21. Die Annahme deS Wechsels muß auf dem Wechsel schrift­

lich geschehen. Jede auf den Wechsel geschriebene und bon dem Bezogenen unterschriebene Erklärung gilt für eine unbeschränkte Annahme, sofern nicht in derselben ausdrücklich ausgesprochen ist, daß der

Bezogene entweder überhaupt nicht oder nur unter gewissen Einschränkungen annehmen wolle. **) Wechselordnung Art. 23 a. E. — vergl. 8. L. R. II, 8, §. 1105. 1 •) Dle BeweiUast war streitig. Plenarbcschl. M ObertrtbunalS d. 21. Mal 1846 (Entsch. Bb. XIII, S. 75). •♦) Ist allgemeiner wechselrechtlicher Trundsatz, welcher, durch formell« Sus. Hebung deS landrechll. WechsettechtS, in welchem er 9.1136 auerkauot Ist, nicht Wegfall!.

165

Gleichergtstatt gilt eS für eine unbeschränkte Annahme, wenn der Bezogene ohne weiteren Beisatz seinen Namen oder seine Firma auf die Vorderseite deS Wechsels schreibt.

Die einmal erfolgte Annahme kann nicht wieder zurück­ genommen werden. L Form. Erfordernisse und Zett der Acreptaüoa. II. Uowldernifllchkett der Sccepiaüoa. III. Lontremaadiruag.

Dieser Artikel beseitigt die große Mannigfaltigkeit der vielen Wech, selordnungrn in den Vorschriften über Form und Erfordernisse der Annahme. L Die Erfordernisse einer wechselverbindlichen Annahme sind: 1) Sie muß durch Schrift auSgcdrückt werden. Damit ist die mündliche Annahme für unkrästig erklärt und die sonst, nach eini­ gen Wechselordnungen**), zulässig gewesene stillschweigende Annahme abgeschafft. Die Ausdrucksweise oder Formel ist gleichgül­ tig **•); jeder Ausdruck, welcher nicht auSspricht, daß der Bezogene überhaupt nicht oder doch nur unter bestimmt anzugebmden Einschrän­ kungen annehmen toollt“), genügt, eS genügt selbst der bloße Name oder die bloße Firma deS Bezogenen»"), auf die Vorderseite deö Wechsels gesetzt. 2) Die Erklärung muß von dem Bezogenen selbst oder von dessen Prokuristen eigenhändig, mit seinem Namm oder mit seiner Firma unterschrieben»'), oder wmn daö ganze Accept nur in dem Namen ") Z. B. A. ». R II, 8,8.993; Hamburger W.O. Art. 7; Bremer Art. 21. ii») Der gewöhnliche Ausdruck ist: •angenommen', oder »acceptirt«. ") Tin Bezogener hatte auf den ihm präseoUrieo Wechsel geschrieben: »Viel Vergnügen«. Die» wmde für eia genügendes Accept gehalten. Eine grbräuch» licht Formel bei Sichtwechseln ist da» Wort „vu“ »gesehen«, »i«) War schon nach dem A. L R. behauptet und auch erkannt worden. Mathi, jvrist. Monatsschrift. Bb. X. S. »23. »») Einige Wechselordnungen, $. v. die neue Bremer, da» eogl. Wechselrecht, verlangen: nicht die LntrrschrP, sondern nur den eigenhändigen vermerk de» Acceptaaten.

166 oder der Firma besteht, muh dieser und bezirhlich diese von demselben eigenhändig geschrieben sein.

Tas von ihm auch die unterschriebene

Erklärung eigenhändig geschrieben werde, ist nicht mehr erforderlich24).

3) Die Erklärung muß auf daö präsentirte Exemplar deö Wechsels selbst geschrieben werden; auf mehre als ein Exemplar braucht der Bezogene daS Accept nicht zu sehen

Die in einer besondern Urkunde

erklärte Acceptation hat, nach Bcwandtniß der Sache, nur den Werth einer acceptirten Anweisung oder auch einer gemeinen Bürgschaft");

im Allgemeinen ist über die civilrechtliche Wirkung nichts zu sagenDie Stelle, auf welche das Accept gesetzt wird, ist gleichgültig, aus­ genommen der Fall, wo das ganze Accept in dem bloßen Namen oder der Firma2 6) des Bezogenen besteht: dann muß es auf die Vorder­ seite des Wechsels gesetzt werden, sonst gilt der Name nicht für ein Accept. Gebräuchlich ist, daS Accept quer durch den Context des

Wechsels zu schreiben, oder auch darunter, zwischen Adresse und Unter­ schrift, zu sehen. DaS Datum ist nicht wesentlich, auch bei Sichtwechseln nicht; bei diesen wird es auf andere Weise festgestellt (Art. 20). Auch die Beifügung der Summe bei uneingeschränkter Annahme ist unnöthig, doch nützlich. Einen Endtermin für die Acceptation giebt eö nicht; sie kann wech-

selgültig geschehen und muß zugclasscn werden noch nach der Verfall­ zeit, selbst nach vorheriger Zurückweisung des Wechsels und Protest­

erhebung, oder nach schon einmal aber mangelhaft geschehener Accep-

**) Das A. 8. R. 6.991 a. a. O. verlangte e». • •) Allgemeine Bürgschaft wollte sie dar A. 8. R. $. 984 a. a. O. angesehen wiffen. *•) Daß die Unterschrift der Firma zur Wcchsclgültlgkeit deö AcceptcS genau alle Buchstaben, aus weichen die Firma zusammengesetzt Ist, wicdcrgcbcn müsse, war schon nach der landrechtl. Praxis nickst mehr nothwendig: es sollte genügen, wenn die Unterschrift von der Art war. daß fit füglich die einer Firma sein konnte. Pleoarbeschl. des OberlrlbunalS vom 19. December 1845. Nach den Grundsätzen der neuen Wechselordnung ist daran viel weniger zu zweifeln, wenn nur dle Iden­ tität der Persönlichkeit seststeht.

167 tation®7). Daß der Acccptant im Falle der Protesterhebung Man­ gels Annahme die Protcstkosten zu erstatten schuldig, ist ohne Weiteres

nicht zu behaupten. Dem Wechselinhaber wird er solche freilich erstat­ ten, um dem Wechselaussteller die Kosten deS Regresses zu ersparen, doch wird er sie dem Trassanten in Rechnung bringen können, wenn Dieser mit dem Addis oder mit der Anschaffung der Deckung säumig gewesen war. Verweigert der Acceptant die Erstattung der Kosten bei der spätern Acceptation, so muß der Präsentant von Neuem dieser-

halb Protest erheben, bei Verlust des Regresses. II. Der Acceptationsvertrag ist abgeschlossen in dem Augenblicke,

wo der Acceptant seinen Namen ausgeschrieben hat, die Handlung der Rückgabe des Wechsels ist zur Schließung des RechtsgeschästcS nicht erforderlich eS).

Die einseitige Zurücknahme des AcceptcS ist unter

allen Umständen unzulässig, wie der Art. am Schluffe sagt; denn kein Kontrahent kann einseitig zurücktretrn. Auch Betrug und Irrthum wirkt nicht gegen redliche Dritte nach der Statur deS Wechsels. Die Durchstreichung oder Vernichtung ist wirkungslos, mag sie vor oder

nach der Zurückgabe deS Wechsels geschehen2 ’). Ter Präsentant muß,

1 ’) Bergt. A. L. R a. a. O. g. 105*2. Bremer Wechselordnung Art. XI u. A. — K. O. v. 24. März 1831, ju §§. 28 u 30 a. E.

(®. S. S. 7.)

••) A. M. Treitschke Encykl. I, S. 33; und Handbuch deö Wechselrechts

§. 86, weil das Geschriebene eine einseitige Handlung sei und erst in der Zurück­ gabe der WilleilSauStausch (consensus) liege, wie bei jedem andern Vertrage, wo

die Pcrfcction erst In die Uebergabe der Urkunde zu sehen.

wo der Irrthum liegt.

Dieser vergleich zeigt,

ES Ist ein großer Unterschied zwischen dem aufgesetzten

Entwurf eines Vertrages, welcher zur Unterschrift übergeben wird, und einem

zur Acceptation vorgelegtcn Wechsel.

Jenen kann der Empfänger vernichten oder

zurückhalten; den Wechsel aber kann der Bezogene nicht behalten oder vernichten; er ist schon ein Geldpapier ohne den Beitritt deö Bezogenen. er muß ihn auf der

Stelle zmückgeben.

Indem er seinen Beitritt darauf seht, thut er daS, der Idee

nach, in Gegenwart deö Präsentanten, denn Dieser zeigt ja bloß vor und erwartet die Antwort.

Die Erklärung ist daher, sobald sic in die äußere Erscheinung getre­

ten, keine einseitige (innerliche) Handlung mehr.

”) Bergt «. L. R. a. a. O. 6g. 997, 998; Nieder!. H. ®. v. 1834, Art. 95; Portugies. H. B. Art. 340. — Büsch'ö Schriften über die Handlung Bd. II, S. 95; ll. VI, S.216.

168 um sicher zu gehen, gegm die ohne seinen Willen geschehene AuSstreichuog deS AccepteS Protest erheben, sonst, und auch tottm er dir AuSstreichung gestattet, hat er sich eigenmächtig mit dem Acceptantm benvmmm und die Durchstreichung kann als Beweis der Zahlung gelten; folglich verliert er sein Regreßrecht gegen die Indossanten und dm Aussteller. Dma das WechfrlrechtSverhältviß besteht nicht zwischm dem Inhaber und Acceptantm allein, daher hat eS der Inhaber nicht in seiner Befugniß, den Acceptantm von der gegm alle Bethet« ligten eingegangenen Verbindlichkeit, zum Nachtheil derselbm, zu ent­ binden. Die Auffassung, daß der AcceptationSvertrag nur zwischen dem Wechselinhaber und dem Acceptanten und dem Trassatm geschlossm wird'"), entspricht nicht dem WechselrechtSverhältnisse. HL Contremandirung, Contreordre heißt dir Aufforde­ rung deS Trassanten oder eines Indossanten an den Trassaten, dm in Umlauf gesetzten Wechsel nicht zu acceptiren oder nicht zu bezahlm. Ueber die Zulässigkeit der Contremandirung sind die Meinungen, je nach der Auffassung deö Wechselinstituts, widersprechend, und ebenso abweichend von einander sind die verschiedenen Wechselordnungen. Mehrere lassen sie zu, wenn die Contreordre noch vor der Accrptation eingrht; sie halten den Trassaten, falls er dennoch acceptirt, zur Schadloshaltung verpflichtet, wenn der Trassant keine Valuta erhaltm hat oder sonst in Schaden gekommen ist. Diese Meinung entnimmt ihre Rechtfertigung aus dem Rechtsverhältnisse, welches den Wechsel veranlaßt hat. Andere Wechselordnungen gestatten die Contreordre in dem Falle, wenn der Wechsel nicht auf Ordre lautet und auch kein Empfangsbekenntniß über die Valuta enthält. Noch Andere verbieten die Conttemandimng unbedingt"). Die neue Wechselordnung schweigt über die Contteordre. Nach ihren Grundsätzen aber muß die Contreordre unbedingt verworfen werden. Das einmal in Umlauf gesetzte Geld Papier kann durch die einseitige Erklärung ihres ersten ••) Nach Barth Promptuarium, Sb. 1, S. 103. ") Z.B. da» «. L. 9t. 11,8,6.962.

169

Ausgebers nicht werthloS gemacht werden. Dessen Geltung hängt nicht ab von der Befriedigung de- Ausgeber-; das Rechtsgeschäft, welches die AuSgebung des Papiers veranlaßt hat, ist für daS Publi­ kum eine ganz gleichgültige Sache. Niemand darf daS Publikum durch Ausgabe eines Taufchmittelö, welches er hinterdrein durch heim­ liche Ordre werthloS machen kann, täuschen. Dazu ist eine ausdrück­ liche Erlaubniß des Gesetzes nöthig, und da die neue Wechselordnung eine solche Befugniß nicht giebt, so ist eben dadurch die Contremandi« rung ausgeschlossen. Wer also eine Contreordre ergehen läßt, wird dem RemUtenten oder dem Inhaber rbmso verantwortlich wie er rS ist, wenn der Wechsel ohne solche zurückgewirsen wordm ist. Hat der Bezogene bereits acceptirt, so kann er von feiner freiwillig übernom­ menen Wechsclverbindlichkeit eben deshalb, weil der Trassant oder Indossant nicht berechtigt ist, einseitig daS Wechselverhältniß für nichtig zu erklären, nicht befreit werden. Art. 22.

Der Bezogene kann die Annahme auf einen Theil der im Wechsel derschriebeneu Summe beschränken. Werden dem Accepte andere Einschränkungen beigefügt, so lvird der Wechsel einem solchen gleichgeachtet, dessen Annahme gänzlich verweigert worden ist, der Acceptant hastet aber nach dem Inhalte seines AccepteS wechselmäßig. I. Beschränkte Sceeptatioa. II. verweigerte Acreptatloo.

L Die Acceptation muß schlechthin, d. h. ohne Einschränkung und ohne Bedingung geschehen. 1) Einschränkungen sind eS, wenn der Bezogene auf einen Theil der Wechselsumme acceptirt; oder in andern Münzsorten, oder zu einer andem Zeit, oder an einem andern Orte zahlen will; oder wenn er mit dem Wechselinhaber kompensirrn will. Bedingungen, auffchiebende oder auflöfende, sind eS z. B-,

170 für den Fall acceptirt wird, daß der Addis eingehen oder Deckung erfolgen werde: oder falls nicht gewisse Veränderungen in den Umstän­

den deS Trassanten eintreten. Dergleichen Bedingungen oder Ein­ schränkungen müssen ausdrücklich dem Accepte sogleich beigefügt wer­

den, sonst gilt das Accept für ein unbedingtes; auf mündliche Neben­ erklärungen oder auf besondere schriftliche Erklärungen wird im Wech-

selrechte keine Rücksicht genommen. Ob civilrechtliche Folgen entstehen, ist im Allgemeinen nicht zu bestimmen.

2) Die Wirkungen einer bedingten oder eingeschränkten Acceptation sind in manchen Wechselordnungen gar nicht bestimmt"). Andere Wechselordnungen erklären die Bedingungen oder Einschrän­

kungen für nicht beigefügt. Andere erklären die bedingten oder ein­ geschränkten Acceptationen für nichtig. Noch Andere geben die Regel, daß der Präsentant nicht schuldig sei, sich bei einem solchen Accepte zu

beruhigen, vielmehr die Sache so ansehen dürfe, als wenn die Acceptation ganz verweigert worden wäre; daß er aber auch die Acccptation, wie sie ist, sich gefallen lassen und danach an den Acceptantcn

wechselmäßig halten könne, doch zur Erhaltung seines Regresses Pro­ test erheben müsse. Einige Wechselordnungen ") gestatten ausnahms­

weise auch die Einschränkung der Annahme auf eine geringere Summe (einen Theil der im Wechsel verschriebenen Summe). 3) Die neue Wechselordnung schließt in diesem Artikel sich der

dritten und vierten Gruppe der Wechselordnungen an. Sie verordnet: a) daß der Bezogene die Annahme auf einen Theil der im Wech­ sel verschriebenen Summe beschränken darf und daß der Präsentant

diese theilweise Acceptation sich gefallen lassen muß. Der Grund ist die Nützlichkeit für den Trassanten und die Indossanten, welchen eine Theilzahlung muthmaßlich lieber ist als gar keine Zahlung. Dieser Rücksicht ist das Recht des Wechselinhabers, ter nach allgemeinen Rechtsgrundsätzcn nicht schuldig ist, sich Stückzahlung gefallen zu •*) Z. D. tlll Code de commerce, wo cö im Art. 124 heißt: l’acccptation ne peut etre cunditionelle. Die Praxis entnimmt daraus die Nichtigkeit des Acceptes. 3S) Z. B. der Code de commerce, Art. 124; die Niederländische.

171

lassen, untergeordnet. Wegen deS Restes muß er zur Sicherheit seines Rückgriffs Protest erheben 34), wenn auch am Zahltage nicht daö Ganze bezahlt wird; er ist aber auch befugt, schon Mangels vollstän­ diger Annahme, Behufs Regresses auf Sicherstellung, zu protestiren. b) daß andere Einschränkungen und Bedingungen brizufügen dem Acceptanten nicht zustehe. Geschieht die- doch, so gilt die Annahme für gänzlich verweigert. Der Präsentant kann daher sogleich Protest Mangels Annahme erheben, und er muß ihn Mangels vorschrifts­ mäßiger Zahlung erheben, wenn am Zahltage wirklich nicht nach deni Inhalte deS Wechsels gezahlt wird. Jedenfalls muß er sich so ver­ halten, als wenn gar nicht acceptirt worden wäre, er kann also, wenn er auch sofort Protest erhebt, nicht auf Zahlung sondern nur auf Sicherheitsleistung Regreß nehmen (Art. 25). Bemerkenswert!) ist, daß die RechtSpraxiS schon nach der landrechtlichen Wechselordnung in einem Falle der bedingt verweigerten Annahme daS Gleiche angenom­ men hatte. Wenn nämlich die Acceptation nur wegen Mangels deS AdviS oder wegen fehlender Rimesse verweigert und der Wechsel noch nicht verfallen war, so sollte zwar gehörig Protest erhoben werden — well die Protesterhebung Mangels Annahme Pflicht war —, aber der Inhaber sollte noch nicht Regreß (auf Zahlung) nehmen dürfen, sondern zuvörderst den Zahltag abwartcn, dann den Wechsel nochmals zur Zahlung präsentiren und nochmaligen Protest wegen Nichtzah­ lung erheben, und beide Proteste versenden. Er sollte aber in der Zwischenzeit, von der bedingt verweigerten Acceptation bis zum Zahl­ tage, auf die Vorzeigung deS ersten Protestes, von Demjenigen, an welchen er Regreß nehmen wollte, Sicherheitsleistung zu fordern berech­ tigt fein35). Dadurch war man, unversehens, aus dem landrecht14) So schreibt eö auch der Code dc commcrcc 1. c. u. das A. L. R. II, 8, §. 1012 vor. In dem Conferenzproiokolle 11 ist zwar davon Rede, daß eö in einem solchen Falle der Aufnahme des Protestes nicht bedürfe; doch bezieht sich dies wol nur auf den ganzen Wechsel und auf den Protest Mangels Annahme. In keinem Falle möchte anzurathen sein, die Protesterhebung Mangels vollständi­ ger Zahlung zu unterlassen. Das Gegentheil ergiebt auch Art. 25. ■*) Entsch. des Obertribunals, Bd. XIV, S. 326. — §§. 1074,1075 a. a. O.

172

licht« System der Protestpflicht in da» System der Protestberechtigung unb; der SicherheitSbestellung gekommen. Dem Wechsel-Inhaber steht, anstatt Regreß ans Zahlung zu neh­ men, auch ftei, sich an den bedingt oder beschränkt Acceptirenden zu hakten, doch, wir sich versteht, nur nach Maaßgabe deS AcccptS, denn der Acceptant ist in diesem Falle, nach Inhalt seines AccepteS, w ech« felmäßig verhaftet, wie der Artikel a. E. sagt. ES versteht sich sonach, daß in diesem Falle der Acceptant, welcher mit der Klausel, daß er kompensirm wolle (»um an sich selbst zu zahlen'), auch an einen spätern Giratar baar zu zahlen nicht verpflichtet, wenn und soweit er wirklich Gläubiger deS Präsentanten ist86). n. Dir Verweigerung der Annahme, also auch die bedingte Annahme, berechtigt den Präsentanten, sofort Protest Mangels Annahme zu erheben; doch kann er auch bis zum Zahltage warten, immer vorausgesetzt, daß nicht einer der beiden AuSnahmefällr vor­ handen ist (Art. 18 und 19). Auf Grund deS erhobenen Protestes sonn er Regreß nut auf Sicherheitsleistung für prompte und richtige Zahlung, nicht aber, wie nach landrechtlichem Systeme, auf Zahlung nehmen (Art. 25). Der Regreß Mangels Annahme im Falle einer bedingten Annahme fetzt aber einen solchen Anhang oder Vorbehalt voraus, wodurch die Verbindlichkeit des Acceptanten gegen den Inha­ ber bedingt oder eingeschränkt werden soll. Bezieht sich der Zusatz auf daS Verhältniß deS Acceptanten zu dem Aussteller, z. B. daß er sich seine Rechte gegen ihn Vorbehalte, oder daß er sich Vorbehalte: ob er unbedingt oder nur zu Ehren bezahlen wolle, so interesstrt der Inha­ ber dabei nicht, er hat also auch keinen Grund Protest zu erheben und Regreß zu nehmen.

") Lodern Meinungist hierüber Beo der6- 338. Dagegenjedoch varth Promptuarium, S. 101. Der (Blrant tonn au» dem Accepte nicht mehr Rechte übertragen al» n selbst hat. Dn Wechsel ist in vejichung auf den Acceptanten eben durch da» beschränkende «cccpt beschränkt.

173 Art. 23.

Der Bezogene wird durch die Annahme wechselmäßig berpflichtet, die bon ihm acceptirte Summe zur Derfallzeit zu zahlen. Auch dem Aussteller hastet der Bezogene anS dem Äccepte wechselmäßig. Dagegen steht dem Bezogenen kein Wechselrecht gegen den Aussteller zu. Wirkn- der Seeeptatio«. Durch die Acceptation tritt der Acceptant, rin neuer selbstständiger Wechselschuldner, in die Wechselverbindung. Er nimmt keines Andem Stelle ein, er ist weder Delegat noch Asstgnat, vielmehr steht er ganz für sich und ursprünglich. Daraus erhellet, daß der Trassant durch die Acceptation nicht befreit werden sann, mithin einstehen muß, wenn der Acceptant nicht bezahlen kann; ferner wird daraus klar, daß der Scceptant aus der Person des Trassanten oder eines Indossanten oder aus Beziehungen zum Trassanten keine Einreden für sich herzunehmeu vermag: er hastet absolut aus seinem AcceptationSvertrage, und ledig­ lich nach dem Inhalte desselben, wechselmäßig. Diese Wirkung und rechtliche Beschaffenheit der Verbindlichkeit fällt besonders in die Augen, wenn der Fall eines falschen Wechsel- oder der eine» nichtwechselfähl« gen Ausstellers eintritt: der Acceptant muß auch in diesem Falle hasten, ledigüch auö seinem AccrptationSvettrage*7). Nur die exceptio doli ist zulässig, wenn der Förderer selbst in dolo ist Die Verbindlichkeit ist streng einseitig, nicht- ist von Selten der Gläubiger gegenzuleisten. Daraus trftärt sich, daß dem Bezogenen aus dem AccrptationSverttage kein Wechselrecht gegen den Aussteller zusteht, wie der Artikel am Schlußabsahe ausdrücklich sagt, versteht sich, wenn der Bezogene als solcher und nicht etwa per honor accrptirt hat Bedürfniß ist jedoch, ihm auf anderem Wege Sicherheit durch die Gesetzgebung zu verschaffen. Dadurch wird die Wechselannahme

174 gefördert.

Gläubiger aus diesem Vertrage sind alle übrige Wechsel­

verbundene, also nicht allein der letzte Inhaber dcS Wechsels, sondem

auch alle Vormänner desselben, insofern der Inhaber sich an sie gehal­ Der Aussteller ist erst durch die

ten hat; und selbst der Aussteller.

neue Wechselordnung außer Zweifel gestellt, die Handelspraxis hatte ihn schon lange zu den Wcchselgläubigern des Acceptanten gezählt,

nur die Jurisprudenz, die nach einer gewissen Auffassung des Rechts erst eine Ordre des Gesetzgebers verlangt, und auf das schaffende Leben nichts geben will, hatte sich noch zweifelnd und widerspenstig gezeigt. Die durch das Acccpt gegründete absolute Wechselvcrbindlichkcit drS Acceptanten besteht gleichartig für alle Betheiligten; sie ist nicht für den Einen dieses und für den Andern Jenes, sie hat nicht

verschiedene Naturen je nach der Person dieses oder jenes Betheiligten. Daher ist kein Grund, dem Zieher als dem ersten Wechselgläubiger auS dem Acccpte das Wcchselrccht zu versagen. Diese Stellung deS Ausstellers ist wichtig: er kann den ringclöö'ten Wechsel von dem Acceptanten wcchselmäßig einsordern, ohne daß diesem (außer dem Fall deS DoluS) die Einrede der mangelnden Deckung zusteht, denn diese Einrede ist keine wcchsclrcchllichei er kann auch den Wechsel, wenn er an ihn durch Giro gelangt, wie jeder andere Inhaber, von Neuem

weiter girircn.

Art. 24.

Ist in dem Wechsel ein vom Wohnorte des Bezogenen ver­ schiedener Zahlungsort (Art. 4, Nr. 8) angegeben (Domicilwechsel), so ist, in so fern der Wechsel nicht schon ergiebt, durch wen die Zahlung am Zahlungsorte erfolgen soll, dies vom Bezogenen bei der Annahme auf dem Wechsel zu bemerken. Ist dies nicht geschehen, so wird angenommen, daß der Bezo­ gene selbst die Zahlung am Zahlungsorte leisten wolle.

Der Aussteller eines DomicilwechselS kann in demselben die Präsentation zur Annahme vorschreiben. Die Nichtbeobach-

175

hing dieser Vorschrift hat den Verlust deS Regresses gegen den Aussteller und die Indossanten zur Folge. L Scceptation eint» DomIcilwechsclS. n Präsentation eines solchen Wechsels zur Annahme. L Die Acceptation eines Domicilwechsels erfordert zu ihrer Voll­ ständigkeit die Angabe Desjenigen, welcher am Zahlorte Zahlung leisten soll (Domiciliat), wenn der Wechsel selbst dies noch nicht ent­ hält. Unterläßt der Bezogene die Zahladresse zu benennen, so heißt daS: er selbst wolle am Zahlorte Zahlung leisten; eS bedarf mithin keiner Protesterhebung wegen eingeschränkter Annahme. Erfolgt zur Verfallzeit an dem Zahlort keine Zahlung, sei es daß der Domiciliat die Zahlung verweigert oder daß in Ermangelung cincS solchen der Acccptant an dem Zahlorte nicht gefunden wird; so ist die Protest­ erhebung nur einmal am Zahlortc, bei der vom Acceptanten bezeichne­ ten Zahlungs-Adresse, nicht auch zum zweiten Male gegen den Accrptantcn selbst in dessen Wohnorte, nothwendig »H. Ein Wechsel, in

welchem nicht der Aussteller einen von dem Wohnorte deS Bezogenen verschiedenen Zahlort angegeben hat, wird dadurch kein Domicilwechsel, daß der Bezogene in dem Accepte einen andern Zahlort bezeichnet, vielmehr ist ein solches Accept ein eingeschränktes, denn der Acceptant will an einem andern Orte zahlen: der Präsentant muß sich daher vorsehcn, daß er nicht gegen die Vorschrift des Artikel 22 verstoße und seinen Regreß verliere»^). HI. Bei Domicilwcchscln kann es dem Bezogenen von Wichtigkeit sein, daß er von dem Schicksale des Wechsels schon vor der Verfallzeit Kenntniß erhalte, um Vorkehrungen zur Zahlung an einem fremden Orte zu treffen, ohne welche ihm die Zahlung vielleicht nicht möglich sein kann. Deshalb giebt dieser Art. dem Aussteller die Befugniß,

•*) Sri. 43 a. 6. — Entscheid, des Obertribnnats, Bd. X, No. 16, n. 111. ••) Völlig unrichtig ist daher die Erläuterung de» Herrn Dr. Ferdinand Schenk zu Art. 24, welche er In dieser Beziehung S. 30 feiner neuen Wechselord­ nung giebt

176

dem Remittenten und damit jedem dritten Inhaber zur Pflicht zu machen, den Wechsel zur Annahme zu präsentirm und folglich auch Protest Mangels Annahme zu erheben. Dies ist eine dritte Aus­ nahme von dem Berechtigungs-Prinzip (Art. 19). VI Regreß auf Sicherstellung. 1. Wegm nicht erhaltener Annahme. L RechtSgnmd de» Regresse» auf Sicherstellung. II. Eisoiderulffc zur vegrouduog diese» Regresse».

I ^DaS landrechtliche Wechselsystem berührte auf dem Prinzipe der sofortigen Auflösung deS WechselgrschästeS im Falle verweigerter Annahme. Der Inhaber war deshalb zur Protesterhrbung Mangels Annahme und zur sofortigen Einschreitung verpflichtet, wenn er sein Recht bewahren wollte. Der Wechselinhaber konnte im Wege deS Rückgriffs sofortige Zahlung fordern, wenn auch dir Verfallzeit noch Der weiß wie weit entfernt war. Dadurch wurde nicht allein der ganze Verkehr, zu dessen Grundlage der Wechsel gemacht worden war, gestört, sondern der Wechselinhaber erhielt auch, was ihm nach allge­ meinen RechtSgrundsähen nicht zukam: denn ihm war durch den Wech­ sel die Zahlung der verschriebenen Summe nur zu der bestimmten Zeit zugesichrrt; der Rückgriff war mithin, nach dieser Verabredung, erst dann gerechtfertigt, wenn die zugestcherte Zahlung wirklich auSblieb. Ob sie ausbleiben würde, war durch die Nichtannahme noch nicht gewiß geworden, der Trassant oder ein Vormann konnte bis zur Verfallzeit noch immer den Bezogenen umstimmm oder doch für einen Intervenienten sorgen. Dieses System ist durch die neue Wechselord­ nung, nach dem Vorbilde mancher andern Wechselordnungen, verän­ dert. Der Wechselinhaber muß den Zahltag abwarten und erst, wenn ihm dann auf Vorzeigung deö Wechsels keine oder nicht vollständige Zahlung geleistet wird, darf er auf seine Vormänner um Zahlung zurückgehen. Allein die Sicherheit des Handelsverkehrs beruht auf prompter Genügeleistung; die Zahlungsfähigkeit deS Einen Hängt oft von der pünktlichen Zahlung deö Andern ab; die Stockung des Ver-

177

kchrS beschränkt sich nicht auf einen Einzelnen. Darum muß sich jeder Verkehrtreibende nach Umständen sichem dürfen. Ein von dem Lezo« genen zurückgewiesener Wechsel gewährt keine Aussicht auf pünktliche Zahlung. Dem Wechselinhaber ist damit nicht gedient, Paß er später von dem Trassantm oder einem andem Bormanne Zahlung erhalten wird, er hat daS Bedürfniß der Sicherheit für pünktliche Zahlung, denn alle seine Geschäftsunternehmungen sind mehr oder weniger davon abhängig. Dieses Bedürfniß hat bei dem Prinzipe der Abwar­ tung des Zahltages das System der Sicherstellung für künftige prompte Zahlung veranlaßt. Der Rechtsgrund der Forderung auf Sicher­ stellung ist hierbei nicht die Unsicherheit eine- bestimmten Schuldners und die daraus wahrscheinliche Gefahr des Verlustes der Forderung, sondern die Sicherung des Verkehrs überhaupt und Abwendung mög­ licher Stockungen desselben. Deswegen kann nicht, wie in civilrechtlichcn Sachen, in jedem einzelnen Falle nach dem Grunde der Beforgniß des Gläubigers und nach der Unsicherheit des Schuldners gefragt werden, vielmehr muß hier ein allgemeiner Grundsatz gelten, der in allen Sachen ohne Unterschied der Personen und ohne Rücksicht auf die sonst bekannte Zahlungsfähigkeit des WechsrlfchuldnerS, gleich­ mäßig zur Anwendung kommt. Dem Wechselgläubigrr muß eS über­ lassen sein, zu befinden, ob eS mit Rücksicht auf die Person und die Umstände deS Wechselschuldners nöthig sei, von dem ihm gegebenen Rechtsmittel Gebrauch zu machen, ob nicht. Auf dieser Auffassung beruhen die Bestimmungen, welche die neue Wechselordnung in den Artikeln 25 bis 28 über die Sicherstellung wegen Nichtannahme getroffen hat. II. Ist der Fall nicht so, daß der Wechselinhaber ausnahmsweise die Pflicht hat, den Wechsel zur Annahme zu präsentiren, so, kann er, wenn er gleichwohl präsentirt hat und ihm das Accept oder überhaupt eine Erklämng darauf verweigert worden ist, sich so verhalten, als wenn nichts vorgefallen wäre. Er leidet dadurch keine Veränderung an seinem Rechte gegen die Indossanten und den Aussteller; er kann den Zahltag abwarten, zur Zahlung präsentiren und dann Mangels 12

178

Zahlung protestiren ’). Will tr aber aus der Nichtannahme für sich ein Recht ablritrn, namentlich darauf den Regreß auf Sicherstellung für pünktliche und richtige Zahlung gründen, so muß er klar machen, daß er zur Annahme gehörig präfentirt habe, und daß er die giltige Acceptation nicht erwirken können. Dies kann nur durch Protester­ hebung geschehen; er muß also auch protestiren, wenn z. B. der angetroffene Disponent (Prokurist) zur Wechselacceptation nicht ermäch­ tigt war. Hat der Inhaber keine Pflicht zu Präsentiren und zu protestiren, so steht eS in seinem Belieben: ob uod wann er von dem Proteste Gebrauch machen, sich an einen Vorman» halten und diesen benach­ richtigen will. Ist er aber zu Präsentiren verpflichtet, so muß er'dieS innerhalb der gesetzlich oder vertragsmäßig vorgeschriebenen Frist thun, darauf den Protest wegen Mangels Annahme gehörig erheben und davon den Bormann, den eS angrht, benachrichtigen. Alles in der Zeit, welche für die Erhebung und Versendung des Protestes Mangels Zahlung vorgeschrieben ist1), bei Verlust deö Regresses. Dies vorauSgrschilkt, folgm die Bestimmungen selbst. Art. 25. Wenn die Annahme eines Wechsels überhaupt nicht, oder unter Einschränkungen, oder nur auf eine geringere Summe er­ folgt ist, so sind die Indossanten und der Aussteller wechsel­ mäßig berpflichtet, gegen Aushändigung deS, Mangels Annahme ausgenommenen, Protestes genügende Sicherheit dahin zu leisten, daß die Bezahlung der im Wechsel verschriebenen Summe oder deS nicht angenommenen Betrages, so wie die Erstattung der *) Da» wurde auch schon früher nach allgemeinen deuischeo Grundsätzen ange­ nommen. Mittermaier, Grundsätze de» deutschen Prlvattecht» (5k Au»g.), 6.344 (sonst fi.245) III; Barth, Promptoarium, I, S. 100. •) Art. 41 und 45. eint andere Frist ist nicht vorgeschrieben, daß aber der Inhaber nicht nach Belieben verfahre» darf, folgt au» seiner Pflicht.

179

durch die Nichtannahme veranlaßten Kosten am Verfalltage er­ folgen werde. Jedoch sind diese Personen auch beftigt, auf ihre Kosten die schuldigt Summe bei Gericht oder bei einer andern, zur An­ nahme von Depositen ermächtigten Behörde oder Anstalt niederzulegen. I. Fälle de» Regresse- auf Sicherstellung. II. Aautton-pflichtige. verhalten de- Gläubiger-. III. Form der Sicherstellung. IV. Sicherstellung durch Depositen. V. Sicherstellung durch Arrest. VL Gegenstand der Sicherung. VII. Wirkung der Sicherstellung I. Der Regreß auf Sicherstellung findet statt: 1) wenn die An­ nahme eines Wechsels überhaupt nicht erfolgt ist« sei eS, daß der Be­ zogene die Annahme ausdrücklich verweigert, oder daß er sich nicht erklärt, oder daß er nicht zustieden iß3). Dahin gehört auch der Fall, wenn der abwesende Bezogene zwar einen Geschäftsführer an fort und Stelle hat, dieser aber einm schriftlichen Auftrag, wodurch er zur Annahme von Wechseln ermächtigt wird, nicht vorzeigen will oder kann. 2) Wenn die Annahme unter einer Bedingung, sei sie Sus­ pensiv« oder Resolutiv-Bedingung, geschieht. 3) Wenn die Annahme auf eine geringere als im Wechsel verschriebene Summe geschieht. 4) Wenn der Wechsel mit- einer Einschränkung angenommen wird. Eine Einschränkung ist jeder Anhang oder Zusatz, wodurch der Accep« tant erklärt, daß er nicht nach dem Wortlaute des Wechsrlbriefe» Zahlung zu leisten gedenke, also jede Abweichung von der Münzsorte, von der Derfallzeit oder von dem Zahlorte. Anhänge dagegen, welche nicht eine solche Abweichung von der Vorschrift des Wechsels andeu­ ten, z. B- ein Vorbehalt der Rechte deS Bezogenen gegen einm Drit­ te», beeinttächtigen das Recht deS Inhabers nicht und berechtigen ihn daher nicht zur Regreßnahme: ihm genügt eS, wenn ihm wechsel«

*) Wie die» festzupellen, bestimmt bet Art. 91, Alwea 2.

180 mäßige Zahlung zugesichert wird, auf ein Andere- geht auch die Gewährleistung seiner Vormänner und de- Au-stellerS nicht. Zn allen

diesen Fällen ist jedoch vorausgesetzt, daß der Wechsel keine auf den Ort laufende Nothadresse hat oder auch von dieser keine unbedingte,

uneingeschränkte und vollständige Annahme zu erhalten ist»'). Wird von der Nothadressc acceptirt, so fällt die Sicherheitsforderung weg.

II. Verpflichtet zur Sicherstellung sind die Vormänner deS Wech­ selinhabers und der Aussteller, und zwar Zeder von ihnen solidarisch und wechselmäßig.

Mehrere Wechselordnungen **) schrieben die be­

stimmte Ordnung vor, daß der Inhaber sich zuerst nur an seinen un­ mittelbaren Vormann, und, wenn von diesem nichts zu erlangen war, an den nächstfolgenden und so aufwärts bis zum Trassanten, halten durfte. (Regreß per ordinem.) Andere gestatteten eine beliebige Aus­ wahl (den s. g. springenden Regreß).

Den springenden Regreß hat

die neue Wechselordnung ausgenommen: der Wechselinhaber kann unter den Verpflichteten wählen, auch von der getroffenen Wahl wie­ der abgchcn und sich gegen einen zuvor Uebersprungenen wendens). Der Grund der Verschiedenheit der Wechselordnungen über die Ord­ nung der Regreßnahme ist vor dem Abschnitte VIH (Art. 41) angedeutet.

Der Wechselinhaber muß Denjenigen, welchen er in Anspruch neh­ men will, von der Nichtannahme vor Anstellung der Klage benachrich­

tigen und ihm den Protest vorzeigen, damit der in Anspruch Genom­ mene Gelegenheit hat, sich von seiner Verbindlichkeit zu überzeugen und ohne Weiterungen den Protest durch Leistung der verlangten Sicherheit einzulösen, sonst macht sich der Regreßnehmer für die unnöthig verursachten Prozeßkosten verantwortlich. Ob der Protest dem in Anspruch Genommenen sogleich auSgehändigt werden müsse, war »a) Art. 56 lt. öl. *) Z. B. die Wcimar'sche 6. 134 u. 140; die Oesterreichische Art 24; die Leipziger 9- 19; die Bremer 9.52. ’) S. den folg. Art. 26 Alinea 2. Der springende Regreß wurde für gemein­ rechtlich gehalten, galt auch nach dem Code de commerce Art. 164.

181

zwar streitig, doch war die bejahende Behauptung schon »darum nicht zu rechtfertigen, weil dem Regreßnehmer daS Mittel würde genommen

worden sein, in der Verfolgung seines Rechtes weiter zu gehen. Der Artikel entscheidet diesen Zweifel durch die Worte: »gegen Aushän­ digung deS — Protestes — Sicherheit — zu leisten.-

Aber ein an­ derer Zweifel kann wieder durch diese Fassung veranlaßt werden,

die Frage nämlich: wer von Beiden vorleisten muß.

Nach dem

Wortlaute »gegen- ist die SichrrheitSbestrllung eine Gegenleistung, der Regreßnehmer hat sonach mit der Aushändigung anzufangen, mithin vorzuleisten. Damit würde er aber unsicher gestellt sein;

denn die Aushändigung des Protestes und die Sicherstellung lassen sich nicht wechselseitig auS Hand in Hand bewerkstelligen, die Sicher­

stellung fordert meistens die Mitwirkung eines Dritten und ist eine sich

in die Länge ziehende Handlung. Der in Anspruch Genommene kann vor der Vollendung den Protest weiter versenden und einen Vormann

in Anspruch nehmen, dann aber die Sicherstellung auf sich beruhen lassen. Damit wäre der Wechselinhaber inö Bloße gesetzt, denn eS ist ihm damit nicht gedient, gerade gegen diesen Vormann den Prozeß erfolglos durchzumachen, er würde besser zu seinem Zwecke kommen,

wenn er einen Andern angreifen könnte. Das ist ihm nun durch Ent­

ziehung deS Protestes unmöglich geworden. Schwerlich hat man dies bei der beliebten Fassung bedacht oder gewollt; zumal bei dem umge­ kehrten Verfahren für keinen Theil der mindeste Nachtheil rintreten

kann. Denn überlieferte nach der SicherheitSbestellung der Regreß­ nehmer den Protest nicht, so würde der Belangte seine Kaution zu­

rücknehmen.

Doch nach dem Wortlaute muß der Protest auSgehän-

digt werden und dagegen hat dann der Belangte Sicherheit zu leisten. Die Praxis muß hier aushelfen. Die richtige Fassung des Art. 48, welcher sich auf den Regreß Mangels Zahlung bezieht, zeigt auch, daß

eS nicht beabsichtigt worden ist, das Sach- und Rechtsverhältniß um# zukrhren.

Der Art. 54 ist aber wieder widersprechend gefaßt.

Man

darf kein Gewicht darauf legen. in. Auch die civilrechtlichcn Formen der Sicherstellung sind für

182

btn Zweck des wechselmäßigm Regresse- nicht geschickt. Diese Formen

sind bekanntlich nach gemeinem Rechte: daS bloße Versprechen, da­ eidliche Versprechen, die Bürgenstellung, die Pfandbestellung, der persönliche und der Real-Arrest.

Der Artikel schreibt genügende

Sicherheit (idonea cautio) vor. Wie diese zu bestellen, muß in jedem einzelnen Falle der Richter nach civilrechtlichen Grundsätzen ermessen.

So ist eS auch nach Preuß. Rechte6).

Man darf annehmen, daß die

s. g. Verbal-Kaution kein Richter für genügend halten wird.

Da

blieben denn nur die Formen der Bürgschaft und deS Pfande-; und

solche verlangt man auch nach Gemeinem Rechte, wenn von einer

idonea cautio Rede ist ’).

Auch nach Preuß. Rechte

muß, wenn

die Art der Kaution für den besondern Fall nicht bestimmt ist, die Sicherheit durch Bürgen oder Pfand bestellt werden.

Allein diese

Sicherungsmittel verhelfen nur zu einem civilrechtlichen Ansprüche,

dessen Durchführung für den Handel-- und Wechselverkehr viel zu

langwierig ist.

Denn da- wechselrechtliche Verfahren endet mit der

Sicherstellung; wird au-der geleisteten Sicherheit später Beftiedigung

gesucht, so muß gegen den Bürgen die actio ex stipulatu und gegen den Pfandbesteller ’) die actio pignoratitia oder hypothecaria ge­

braucht werden.

Diese verhelfen nicht zur prompten Zahlung.

Die Wechselordnung mußte mit ihrem SicherstellungS-Shsteme einen

Schritt weiter gehen und IV. die Niederlegung der Deckung in Baarem als wrchselmäßige Form der Sicherstellung vorschreiben. Sie hat aber dir Niederlegung

nur al- eine Befugniß deö Kautionspflichtigen ausgenommen.

Be­

kanntlich sind in den LandeStheilen, in welchen die alte Gesetzgebung besteht, dir Gerichte mit der Verwahrung von Depositen belastet; in •) «. L. «. 1,14 S. 187. ') L. 59 §. 6 D. mandati (XVII, 1). — L. 4 9. 8 D. de fideicommissariit, libertatibus (XL, 5). •) «. L R. I, 14, §. 183-186.

*) Ist der belangte Wechselschuldner selbst der Pfaadbestcller, so wird bd dem spätern Regreß auf Zahlung allerdings sogleich die Exekution in bl< Pfandstücke vollstreckt werden können.

183

der Rheinprovinz haben die Gerichte damit nicht- zu thun. Darauf bezieht sich die Verfügung de» Artikels am Ende: »oder bei einer andem u. f. to.* Diese Depositen erfordert weiter kein vorgängigeVerfahren, wie er sonst bei Niederlegungrn eintreten muß. Der Belangte hat die erforderliche Summe zu offrriren und da- Gericht erläßt ohne Weitere- den Annahmebrfehl an seine Depositarien. Wo andere Anstalten zur Annahme von Depositen bestehen,.wird dort die Nlederltgung bewirkt und dem Gerichte der Beweis darüber vorge­ legt, womit der Regreßprozeß beendet ist. Diese Niederleguvg hat die rechtliche Natur einer Pfandbrstellung; die niedrrgelegte Summe ist da- Pfand, aus welchem, wenn eS darauf dereinst ankommt, Befrie­ digung gesucht wird. V. Wird weder Sicherheit bestellt noch statt derselben die schul­ dige Summe depouirt, so kommt eö zur Wechselexekution auf Sicher­ stellung. Auf diesem Wege kommt dann die noch übrige Form, der Arrest, zur Anwendung. ES steht bei dem Gläubiger, ob er den Arrest nur gegen die Person, oder nur gegen da- Vermögen de- Schuldners eintreten lassen will1 °). Kommt rS zum Rralarrest, so werden so viel Vermögen-stücke durch den Exekutor abgepfändrt, als zur Deckung der schuldigen Summe und der Kosten nach ungefährer Schätzung erforderlich sind. Auf dieser Stufe bleibt das Verfahren stehen, bidie Sicherheit zurückgegeben oder zur Beftiedigung deS Gläubigers ange­ griffen wird. Dieses geschieht durch den Regreß Mangels Zahlung. Er­ folgt darauf ein verurtheilendeS Erkenntniß, so kann dasselbe sogleich in die unter Arrest stehenden Vermögenöstücke vollstreckt werden, und eS mußte sonst (jetzt nicht mehr) zunächst darin vollstreckt, oder eS mußten, wenn der Personalarrest verhängt werden sollte, die verkümmerten Sachen herausgegeben werden"). Zwischen einem in diesem Derfahrm angelegten und dem gewöhnlichen Arreste ist der wichtige Unter­ schied, daß dieser zur Erzwingung der Sicherstellung verhängte Anest rin s. g. prätorischrö Pfandrecht, d. i. nach Preuß. Rechte da» Bor#

*•) «. ®. 0.1,27, §. 46,47. ' *) «llhang j. e. ®. D. e. 188 (ju 1,27,«. 45). - S. o. S. 99.

184 recht der fünften Klasse im Konkurse und soweit der Werth der ge­ pfändeten Sachen reicht, giebt").

Es ist mithin, nach den positiven

Vorschriften der Preußischen Verordnungen, durch richterlichen Zwang

hier durchaus nicht zu erreichen, was dem Gläubiger gebührt, nämlich ein wirkliches Pfandrecht.

VI. Die Sicherheit wird dafür geleistet, daß die Bezahlung der

im Wechsel verschriebenen Summe oder deö nicht acceptirten Theiles,

so wie die Erstattung der durch die Nichtannahme veranlaßten Kosten am Verfalltage erfolgen werde, also: die Sicherstellung betrifft Haupt-

und Nebensache. Zur letztem gehören, außer den Kosten, auch Zinsm für den Fall, daß die Zahlung später erst durch die SicherungSmittel erzwungen werden muß.

Den Gesammtbetrag der Nebensache hat

der Richter, nach einer ungefähren Schätzung mit Rücksicht auf die Angaben deS Gläubigers und auf die Umstände vorläufig festzusetzen. Die Pretestkesten müssen scher: jetzt ersetzt werden. VH. Die Wirkung der Sicherheitsleistung besteht, wenn

ein

Dritter Kavent ist, darin, daß der Gläubiger gegen den Kaventen

dasjenige Rechtsmittel erwirbt, welches aus der zur Sicherstellung angewendeten Form (Bürgschaft oder Pfandbestellung) ihrer recht­ lichen Natur nach entsteht. (Ztr. III, a. E.) Ist der Wechselschuldner selbst der Psandbesteller, so kann das Pfand künftig unmittelbar zum

Gegenstände der Exekution deö auf Zahlung lautenden Urtels dienen;

es bedarf dann nicht erst noch der besonderen PsandklageBei der einmal bestellten Kaution verbleibt eö bis zur Auflösung

deS Verhältnisses; eine Nachforderung auf Verbesserung der angenom­ menen oder von dem Richter für genügend erklärten Sicherheit findet

nicht statt, wenn feit der Bestellung keine Veränderung der Umstände eingrtreten ist; denn außerdem ist eben die freiwillige Annahme der Sicherheit oder der richterliche Spruch die Begränzung. Werden aber

die eingetretenen Bürgen unsicher oder wird das Pfand ohne Schuld deS Gläubigers schlechter, so wird die Forderung auf Bestellung neuer

") «. G. 0.1,50, §. 448. — ans), z. A. G. O. 8- 380.

185

Sicherheit nicht zurückgewiesen werden können,3). DaS Gleiche gilt, wenn die erste Bürgschaftsleistung wegen Fehlerhaftigkeit unkrästig ist"). Bon einem andem Falle weiterer SichrrheitSsorderung han­ delt der Art. 27. Art. 26.

Der Remittent, so wie jeder Indossatar wird durch den Be­ sitz deS, Mangels Annahme aufgenommenen Protestes ermäch­

tigt, von dem Aussteller und den übrigen Vormännern Sicher­

heit zu fordern und im Wege des Wechselprozesses darauf zu

klagen. Der Regreßnehmer ist hierbei an die Folgeordnung der

Indossamente und die einmal getroffene Wahl nicht gebunden. Der Beibringung des Wechsels und des Nachweises, daß

der Regreßnehmer seinen Nachmännern selbst Sicherheit be­ stellt habe, bedarf eS nicht. Ersorderolffe zur Begründung der Regreßklage.

Die s. g. Aktiv-Legitimation zur Sache, d. i. der Nachweis, daß gerade der Person deS austretenden Regredienten die SicherheitSforderung zustehe, wird durch den Besitz deS Mangels Annahme aufgenommenen Protestes geführt. Jeder auö der Reihe der Indossanten wird dadurch zur Klage auf Sicherstellung gegen seine Vormänner legitimirt, ohne daß er selbst seinem Hintermanne Kaution bestellt hat. DaS ist wichtig. Sein Hintermann kann ihn für sicher halten und künftig auf Schadloshaltung Mangels Zahlung in Anspruch nehmen wollen. DaS genügt, um den Bedrohten zu berechtigen, sich selbst zu sichern. Sonst gab es eine Meinung, nach welcher diese Berechtigung erst durch eigene Sicherung des Hintermannes erworben werden sollte. Weiter ist auch zur Begründung der Klage die Vorlegung deS Wech­ sels nicht erforderlich, was sonst gleichfalls von Manchen behauptet ll) Bergl. L. 10 §. 1 D. qui aatisdare coguntur (II, 8). “) L. 6, L. 8 §. 2 D. ibidem.

186

wurde. Die Versendung des Wechsels ist schon darum unthunlich, weil er am Verfalltage wiederum zur Zahlung präsentirt werden muß; der Wechsel ist bei der Verhandlung über die Sicherheitssorderung aber auch entbehrlich, weil eine getreue Abschrift davon in dem Pro­ teste enthalten ist, so daß über die gemeinte Tratte kein Zweifel sein kann, Dtc Passiv-Legitimation ergiebt sich ans dem s. g. springenden Regresse und aus der in der Willkühr des Regredienten stehenden Wahl des Vormannes. (S. Nr. II zu Art. 25.) Art. 27. Die bestellte Sicherheit haftet nicht bloß dem Regreßneh­

mer, sondern auch allen übrigen Nachmännern des Bestellers,

insofern sie gegen ihn den Regreß auf Sicherstellung nehmen.

Dieselben sind weitere Sicherheit zu verlangen nur in dem Falle berechtigt, wenn sie gegen die Art oder Größe der bestellten Sicherheit Einwendungen zu begründen vermögen. I. Jeder andere Nachmann des Sicherheitsbestellerö kann von demselben gleichfalls Sicherheit fordern. II. Inwiefern er weitere (besondere) Sicherheit verlangen könne.

Diese beiden Satzungen enthält der Artikel. I. Die erste Satzung, daß auch alle übrigen Nachmänner deS Sicherhcitsbestellers gegen ihn auf Sicherstellung Regreß nehmen können, ist in ihrer Anwendung vielleicht selten. Wie soll man sich einen solchen Fall denken? Der Sicherheitsbesteller hat den Protest empfangen, ohne welchen die Regreßnahme nicht möglich ist. Der Protest wird dem SicherheitSbestellcr zu dem Zwecke überliefert, um ihn in den Stand zu setzen, sich weiter zu sichern. Das kann er nur durch den Regreß gegen einen seiner Vormänner oder gegen den Aus­ steller. Wie soll auf diesem Wege wohl der Protest an einen Nach­ mann kommen? Der Sicherheitsbesteller müßte den Protest, ohne da­ von zu seinem Vortheil Gebrauch zu machen, einem Nachmanne auShändigen. Das wird er freilich nicht dazu thun, um von Ebendemselben von Neuem auf Sicherstellung belangt zu werden; aber es könnte so

187 geschehen, daß in einer langen Reche von Indossanten ein entfernter Indossant von ihm den Protest empfinge, damit dieser einen seiner nahem Vormänner, der noch immer ein entfernter Nachmann deS Bestellers wäre, auf Sicherstellung belangte; und daß dann Dieser

wieder auf den ersten Besteller ginge. Der Fall ist gewiß sehr unge­ wöhnlich und hätte auf einen besonderen Rechtssah wol kaum An­ spruch. Man könnte auch den Fall so denken, daß der Regreßnehmer von dem Regreßpflichtigen nicht genügende Sicherheit erhalten hätte und darum auf einen zuvor übersprungenen Vormann zurück­ kehrte. Dann aber muß er die ungenügend bestellte Sicherheit ganz zurückgeben, sonst erhält er den Protest nicht; denn der Sicherheits­ besteller darf nicht in die Lage kommen, daß er seinerseits nicht weiter Regreß nehmen könnte. Dieser Fall kann mithin auch nicht eintreten. Möglich aber ist es, daß einer der ersten Indossanten, oder der Aus­ steller selbst, wenn man an ihn Regreß genommen hat, den Protest an

einen der letzten Jndossatoren sendet, damit sie als Nachmänner des ersten Sicherheitsbestellcrs gleichfalls für sich sorgen können. Eö könnte auch fein, daß ein mehrmals vorkommcnder Girant einmal ein Vormann und ein andermal ein Nachmann des ersten Sicherheitsbe­ stellers wäre, daß dieser auf ihn als Vormann weitern Regreß genom­ men hätte, und daß dieser Vormann dann in der Eigenschaft als Nachmann Gebrauch von dem Protest gemacht und dadurch denselben in die Hände der Nachmänner des ersten Bestellers gebracht hätte. Dies ist vermuthlich der Fall, an welchen man bei der Bestimmung vielleicht gedacht hat. II. Nimmt ein Nachmann des Bestellers gegen denselben Regreß auf Sicherstellung, so bewirkt er dadurch, daß die bereits bestellte Sicherheit ihm gleichfalls haftet. Dieses hat der Richter, wenn er den Regreß begründet findet, nach Verhandlung der Sache durch sein Ur­ theil auszusprechen. Mit dieser Sicherheit muß sich der Nachmann in der Regel begnügen. Zwei Ausnahmen gestattet der Artikel: wenn gegen die Art, und wenn gegen die Größe der bestellten Sicherheit etwas Gegründetes einzuwenden ist.

188

1) »Wenn gegen die Art der bestellten Sicherheit" gegründete Einwendungen sind.

Das ist unklar.

Eö kann heißen sollen: wenn

gegen die Form der Sicherheitsbestellung Ausstellungen zu machen sind, d. h. wenn der SicherhritSforderer berechtigt gewesen wäre, eine andere Art von Mittel der Sicherstellung zu fordem, wenn er also statt einer Bürgschaft, womit er sich zuftieden erklärt hat, Pfand hätte

fordern können. Dann würde der Nachmann durch die ihn nicht bindende Erklärung deS ersten SicherheitSnehmerS freilich kein Prä­

judiz leiden können.

ES kann aber auch heißen sollen: wenn gegen

die Tüchtigkeit deS SicherungSmittelS etwas rinzuwenden ist, also namentlich gegen die Tüchtigkeit deö Bürgen oder gegen den Werth des Pfandes, — dann soll der Nachmann einen bessern Bürgen, ein besseres Pfand fordem dürfen. Mir scheint das Recht deS Nachmanns in beiderlei Beziehungen ungeschmälert zu sein. Ist der Fall so, daß

Bürgschaft bestellt worden ist da doch hätte Pfand gefordert werden können: so kann der Nachmann Pfand fordern; ist der Bürge un­

tüchtig oder daS Pfand zu gering: so kann er einen tüchtigen Bürgen, ein genügendes Pfand fordern. Der erste Regreßnehmer kann durch seine Wiükühr einem Dritten an dessen Rechten nichts vergeben. 2) Der Fall, wenn die Summe, wofür Sicherheit bestellt worden, dem Nachmanne nicht hoch genug ist, ist einfach. Der neue

Regreßnehmer muß den Betrag seiner Forderung, für welchen er ge­ sichert sein will, nachweisen oder doch (in den Nebensachen) wahr­ scheinlich machen. Die Bestimmung des Art- 27 wird wol nicht ins Leben übergehen.

Die Gmndsähe sind für den Wechselverkehr nicht brauchbar. Dieser verlangt sofortige Flüssigmachung und Bereithaltung der Fonds.

Was soll er mit Bürgschaften und Pfandbestellungen und mit den daraus entspringenden civilrcchtlichen Ansprüchen anfangen? Nur baare Kaution oder Wechselhaft kann helfen "). ") Darin ist btnltnlgtn, welche wie Bender, Bb. II, S. 134, baare Kau­ tion forbtrn, betznstlinmen, doch ist eine Berechtigung dazu aus den biö jetzt geltend gewesenen gemeinrechtlichen Grundsätzen nicht nachzuwelsen; der Grund-

189

Art. 28.

Die bestellte Sicherheit muß zurückgegeben werden: j) sobald die vollständige Annahme deö Wechsels nachträg­ lich erfolgt ist; 2) wenn gegen den Regreßpflichtigen, welcher sie bestellt hat, binnen Jahresfrist, bom Verfalltage deö Wechsels an gerechnet, auf Zahlung aus dem Wechsel nicht geklagt worden ist; 3) wenn die Zahlung des Wechsels erfolgt oder die Wechsel­ kraft desselben erloschen ist. L Erlöschungsgründe. II. Form der Auflösung. Der Artikel verhält sich über die Auflösung deS eingegangenen KautionS-DerhältnisseS. Dabei kommen in Betracht: die Auflösungögründe und die Form der Auflösung.

I. Der Inhalt der Sicherstellung entspricht dem Inhalte der Ge­ währleistung. Diese geht darauf, daß der Wechsel werde angenommen und richtig bezahlt werden, vorausgesetzt, daß der Inhaber nichts ver­ säume. In allen Fällen, in welchen die Gewährleistung durch Erfül­ lung deS Gewährleisteten oder durch Erlöschung der GewährleistungsVerbindlichkeit wegfällt, muß zugleich auch die Sicherheitsleistung dafür wegfallen. Diesem Grundsätze entsprechend, erlischt die Kaution: 1) sobald die vollständige Annahme deS Wechsels nachträglich er­ folgt ist, d. h. von dem Bezogenen als solchem, in Folge seiner Berufung im Wechsel, nicht etwa zur Ehre eines Wechsclverbundencn, erfolgt ist. Auch versteht sich, daß bei nachträglich erfol­ gender Annahme die in Folge der bisherigen Weigerung verur­ sachten Kosten erseht werden müssen, sonst bleibt die Sicherheits­ bestellung auf den Belauf dieser Kosten bestehen. Sollte dann auch die Zahlung auSbleiben, so kann der Wechselinhaber an sah ist aber nothwendig zur Suftechthaltung und Förderung deö Verkehrs und muß deshalb al» geltend ausgesprochen werden.

190

die etwa thatsächlich noch nicht zurückgegebene Sicherheit sich doch nicht halten, denn diese Sicherheitsbestellung ist erloschen;

sie war nur wegen Nichtannahme bestellt, nicht wegen Unsicher­ heit des Acccptanten. Ferner entspricht die Erlöschung jenem Grundsätze: 2) wenn die Zahlung des Wechsels erfolgt oder die Wechselkraft desselben erloschen ist. Denn die Sicherheitöbestellung hängt in ihrer Wirksamkeit und Gegenständlichkeit formell von dem Schick­ sale der Wechselverbindlichkeit ab, und hört folgeweise auf, so­

bald der Wechselanspruch erlischt oder aufhört klagbar zu sein. Die gehörige Wechselzahlung ist das ordnungsmäßige Tilgungs­ mittel für das ganze Verhältniß. Unter den Worten des Arti­ kels: wenn — die Wechselkraft desselben erloschen ist, sind alle übrigen Erlöschungsarten16) begriffen, insbesondere Präjudiz und Verjährung17). Andere, aus dem Rechtsverhältnisse von selbst hervorgehende Aufhebungsgründe giebt es nicht; der Artikel schafft jedoch po­

sitiv noch einen dritten, nämlich: 3) wenn gegen den Regreßpflichtigen, welcher sie bestellt hat, binnen Jahresfrist, vom Verfalltage des Wechsels an gerechnet, auf

Zahlung aus dem Wechsel nicht geklagt worden ist. Damit ist eine besondere Verjährung für das Kautionsverhältniß ein­ geführt. Dieser Punkt bedarf einer näheren Erörterung. Gesetzt, der Re­ greß auf Zahlung wird gegen den Sicherheitsbesteller später, als ein Jahr nach dem Verfalltage des Wechsels, aber noch vor der Zurück­ gabe der bestellten Sicherheit genommen, wird da der Regreßnehmer sich an die Sicherheit noch halten dürfen? Ich meine, ja, vorausgesetzt, daß der Sicherheitsbesteller vor Anbringung der Regreßklage die Zu­ rückgabe noch nicht gefordert hatte. Denn nach der Fassung des Art. 28 »muß die bestellte Sicherheit zurückgegeben werden," wenn Ie) Z. B. auch Erlaß, Confuston. L. 8. D. judicatum solvi (XLVI, 7). 17) L. 2, L. 15 et 13 pr. D. ibidem.

191 rinrr drr angegebenen Gründe eintritt; die SicherheitSbestellung

soll nicht durch den Eintritt eine-dieser Gründe (ipsojure) er­

löschen: dazu soll eS einer Form bedürfen, nämlich der Zurückgabe. Ueberläßt also der Sicherheit-besteller dem SicherheitSnehmer die Sicherheit ftriwillig länger al» er schuldig war, und die Gewährlei­

stung, welche damit gesichert werden sollte, dauert noch fort, so leistet

er eben dadurch fteiwillig noch länger Sicherheit; er hat noch nicht er­ klärt, daß er nicht länger einstehen wolle.

Solche» geschieht denn durch die Zurückforderung.

Ein Zweifel»-

grund gegen diese Meinung kann au» dem nach Prruß. Rechte gelten­ den Sahe: dies interpellat pro homine18), entnommen werden.

Denn der ÄautionSnehmrr ist, wenn r» zur Auflösung de» Verhält­ nisse» geht, Schuldner, und der Art. 28 sagt: »die bestellte Sicherheit

muß jurückgrgtben werden, wenn — binnen Jahresfrist — nicht ge­ klagt worden ist;' und der Sicherheitsnehmer kennt den Tag, wo die

Verbindlichkeit zur Zurückgabe für ihn eintritt. Doch ist diese Bestim­ mung eben erst der RrchtSgrund zur Lösung drö Verhältnisse»,

keineSwegr» die Festsetzung eine» bestimmten Verfall- oder LeistungStagt» (dies): r» ist eine Bedingung (»wenn', si) der Rückforde­ rung, nicht ein Termin (dies) für den Schuldner. Der Schuldner

weiß daran» nicht» weiter, al» daß der Andere berechtigt ist, da» KautionSverhältniß aufzulösrn.

Ob er, der Andere, da» thun werde, steht

dahin, e» kann in feinem Interesse liegen, r» dabei bewenden zu lassen, so lange da» Haupt-Schuldverhältniß noch dauert.

Drr Gläubiger (hier der SicherheitSsteller) muß sonach die Zurück­ gabe der bestellten Sicherheit fordem; und erst wenn darauf die Regrrßklage auf Zahlung folgt, wird der SicherheitSnehmer an die den­

noch zurückgehaltene Sicherheit sich nicht halten dürfen.

Die Frage

hat wenig Bedeutung, wenn der Regreßpflichtige auch der Sicherheitö-

drstellrr ist, denn alsdann kann drr Wechselgläubiger in jede» bereite Vrnnögenvpück das auf wechfelmäßige Zahlung lautende Urtheil voll-

") A. L. R. l, l ö, 0.20.

192

strecken lassen. Wichtig aber wird sie, wenn ein Dritter hei der Sicher« heitsbestellung interbenirt oder auf SicherheitSmittel Superattest ge­ legt hat. IL Die Form (die Auflösungsart, der Modus) der Auflösung deS Kautionsverhältnisses ist dir Zurückgabe. Bürgen müssen sonach aus der übernommenen Berbindlichkcit entlassen und Pfänder müssen auSgrhändigt werden. Ist das Pfand deponirt, so muß der KautionSnehmrr glaubhaft erklären, daß er in die Zurückgabe willige. Mit dieser Einwilligung hat sich der SicherheitSbesteller an die Depositalanstalt zu wenden. Die Kosten trägt btr SicherheitSbesteller als Schuldner in der Sache selbst, auch alsdann, wenn eS der SicherheitSnehmer auf die Klage wegen Zurückgabe hat ankommen lassen; dmn dadurch macht er sich nur für die Kosten dieses Prozesses verantwort­ lich, falls er die Zurückgabe ohne Grund verweigert hat.

2. Wegen Unsicherheit des Acceptanten. Wird der präsentirte Wechsel vorschriftsmäßig angenommen, so hat der Wechselinhaber erlangt, waS er vorläufig fordern konnte; er muß nun die Verfallzcit abwarten. Da aber ein Wechsel wesentlich auf Personal-Kredit beruhet, so können bis zur Verfallzcit mancherlei Veränderungen in den Umständen des Acceptanten uncttvartet eintreten, welche dir Zahlung am Verfalltage ungewiß, vielleicht unwahr­ scheinlich machen. In diesem Falle hat der Wechselinhaber ebendie­ selbe, wenn nicht noch größere Berechtigung, sich nach Sicherheit für die ihm zugrsagte Gewährleistung umzusehen, als im Falle der Nicht­ annahme. Die Wechselrechte treffen auch in der That in dem Grund­ sätze zusammen, daß der Wechselinhaber bei cintretcnder Unsicherheit deS Acceptanten vor dem Verfalltage von dem Acceptantenl8a), und wenn er von diesem nicht sicher gestellt wird, Sicherstellung von seinen Gewährsmännern fordern könne. Die neue Wechselordnung hat den i.a) 3(1 schon ctvilrechtllchcr Grundsatz (A. L. SR. 1,5, g. 378; 1,11, gg. 759, 700; 1,20, gg. 441, 462; A. ®. O. I, 29, g. 12), welcher auch nach Gemeinem Rechte gilt.

193 Grundsatz ausgenommen und in Gemäßheit desselben im Art. 29 Lerfugung getroffen. Art. 29. Ist rin Wechsel ganz oder thrilweise angenommen Korden, so kann in Betteff der aceeptirten Summe Sicherheit nur ge­

fordert werden: 1) wenn über daS Vermögen deS Acceptanten der Konkurs (Debitbrrfahren, Falliment) eröffnet worden ist, oder der Acceptant auch nut seine Zahlungen eingestellt hat; 2) wenn nach Ausstellung deS Wechsels eine Exekution in daS

Vermögen deS Acceptanten ftuchtloS ausgefallen, oder wider denselben wegen Erfüllung einer ZahlungSberbindlichkeit die Vollstreckung deö PerfonalarresteS verfügt worden ist. Wenn in diesen Fällen die Sicherheit von dem Acceptanten nicht geleistet und dieserhalb Protest gegen denselben erhoben wird, auch von den auf dem Wechsel etwa benannten Noth­ adressen die Annahme nach Ausweis deS Protestes nicht zu er­ halten ist, so kann der Inhaber deS Wechsels und jeder Indos­ satar gegen Auslieferung deS Protestes von seinen Vormännern Sicherstellung fordern. (Art. 25—28.) Der bloße Besitz deS Wechsels berttitt die Stelle einer Voll­ macht, in den Nr. 1 und 2 genannten Fällen von dem Acceptanten SicherheitSbestellung zu fordern, und wenn solche nicht zu erhalten ist, Protest erheben zu lassen. I. Fälle, wo der Aeceptaot für unsicher gilt. II. Regreßpflichtige. Zurückgabe der Sicherheit. III. Benehmen de» Wechselinhaber». Securttättprotest.

I. In bitt Fällen wird die Unsicherheit deS Acceptanten für klar und notorisch angenommen: 1) wenn über dessen Vermögen, nach den Gesehen seines Lande-, fömlicher Konkurs eröffnet worden ist. Dieses ist da, wo die 13

194

Allgemeine Gerichtsordnung gilt, erst mit der Publikation des EröffnungSdekreteS oder des auf Konkurseröffnung lautenden Erkenntnisse- *9) geschehen. In dem Falle, wo nicht durch ein bloßeS Dekret der Konkurs eröffnet werden darf, fondem auf Konkurseröffnung förmlich erkannt werden mufj20), muß der Ablauf der AppellationSfrist und, wenn gegen das auf Kon­ kurseröffnung ausgefallene Erkenntniß apprllirt wird, die Bestätigung dcö Erkenntnisses erster Instanz abgewartet werden"). Diese Suspensiv-Wirkung der Appellation paßt nicht zu dem KautionS-Shsteme drö WechfelrrchtS. Andere Gläubiger dür­ fen während der Prozeßverhandlungrn über die Konkurseröff­ nung wegen liquider Forderungm Arrest anlegen; sie haben also dar Recht, sich vorläufig zu sichern. Der Inhaber eines acceptirten, noch nicht zahlbaren Wechsels soll eS nicht habend DaS greift nicht in einander. Doch wird bei dieser Lage der Sache meistens der zweite Fall eintrrten, nämlich 2) wenn der Acceptant feine Zahlungen eingestellt hat. Da­ schriftliche Bekenntniß der Zahlungsunfähigkeit ist nicht noth­ wendig. Wie die Thatsache der Zahlungseinstellung frstgestcllt werden soll, ist die Frage. Gesteht der Acceptant dieselbe schrift­ lich oder, gegen den protesterhebcnden Beamten, mündlich rin, so ist weiter kein Zweifel. Auch daS Verschwinden deö Acceptanten ohne Zurücklassung eines Bevollmächtigten22), oder der Verschluß deS GeschästSgelasseS kann als faktische Zahlungsein­ stellung angesehen werden. Außer diesen, durch den bloßen Au­ genschein und durch Nachfrage in der Wohnung deS Acceptanten leicht festzustellenden, Umständen wird der Wechselinhaber jene Thatsache schwerlich so klar machen können, daß er darauf ' •)«. ®. v. I, SO, 9.22. Bergt, g. 4 «. 6. u. 8.18 das. *•) 99.9 u. flg. ebenda. *‘)9.19 o. a.O. ”) Tonfereoj-Protokoll XII.

195 dm SecuritätSprotrst und den SicherstellungSaufpruch totes)» frlmäßig begründen kann. In beiden Fällm istderRegreßaufSicherstellung zuläßig, wenn sie auch schon vor Ausstellung des Wechsels eingetreten waren. Der Wechselzieher konnte das vielleicht noch nicht wissen, und wenn er eS schon wußte, so ist er um so mehr verpflichtet, dem in Um­ lauf grsehtmPapieredurch Sicherstellung Geltung zu verschaffen. 3) Wenn nach Ausstellung deS Wechsels eine Exekution in das Vermögen deS Accrptanten fruchtlos ausgefallen; 4) wenn, gleichfalls nach Ausstellung deS Wechsels, wider den Acceptantm wegen Erfüllung einer ZahlungSverdindlichkeit der Prrfonalarrest verfügt worden ist. ES genügt also schon die Verfügung der Verhastnehmung, die vom Richter auSgege­ bene (zugestellte) Verfügung. Zweck der Hast muß aber die Erzwingung einer Geldzahlung, nicht etwa die einer Handlung oder sonstigen Leistung gewesen sein, auch macht die Einziehung der Person wegen eines Vergehens oder zur Strafe den Acceptantrn noch nicht unsicher; die Unsicherheit kann jedoch davon dir Folge werden, wenn er dadurch genöthigt wird, feine bürger­ lichen Geschäfte rinzustellen. Dann würde der Fall 2 eingetreten sein, falls er keinen gehörig legitimirtenGeschästsführer bestellt hat. IL In diesen Fällen ist zur Sicherheitöbestellung der Acceptant vorzüglich verbunden. Erst wenn von ihm, und dann von den auf dem Wechsel (andere Anweisungen braucht der Wechselinhaber nicht zu beachten) etwa benannten Nothadressen, genügende Sicherheit nicht zu erlangen ist, tritt die Verbindlichkeit der Vormänner und deS Aus­ stellers zur SicherheitSbestellung nach denselben Grundsätzen wie im Falle der Nichtannahme (Art. 25—28) ein. Die Stothadresse darf nicht übergangen werden. Aceeptirt dieselbe, so muß der Wechselinha­ ber sich beruhigen. Der Artikel nimmt wegen deS Regresses gegen die Vormänner auf die Art. 25 —28 Bezug. Der Art. 28 aber, welcher über die Auf­ lösung deS Kautionsverhältnisses Bestimmung macht, paßt nicht nach 13*

196

seinem ganzen Inhalte auf die Sicherheit-bestellung wegen Unsicher­ heit deS Aeceptanten.

Der unter Ziffer 1 angenommene AuflösungS-

grund: »sobald die vollständige Annahme deS Wechsels nachträglich erfolgt ist,' kann natürlich niemals rintreffrn. ES ftägtsich daher: ob und in wie weit eine analoge Anwendung stattfindea darf. Dies ist nicht ohne Zweifel. 3m Allgemeinen muß angenommen werden, daß mit

der Ursache (dem RechtSgrunde) auch die Wirkung aufhört. Danach müßte die bestellte Sicherheit zurückgegeben werden, sobald der Zustand

der Unsicherheit aufhört, also:

1) wenn der eröffnete Konkurs wegen VermögrnSzulänglichkeit und Befriedigung der Gläubiger wieder aufgehoben und der Ac-

eeptant wieder in die freie Verfügung über fein Vermögen ge­

fetzt worden ist; 2) wenn er wieder ordnungsmäßig Zahlung leistet. DaS kann freilich nach RechtSgründen angenommen werden. Denn

was den Fall 1 betrifft, so ist er dem Falle 3 unter Nr I gleichzustel­ len. Der Konkurs ist ein allgemeines Exekutionöverfahren, welches völlig befriedigenden Erfolg gehabt hat. Die Praxis muß und wird hier den rechten Weg bahnen. Verträgt eö sich mit der Sicherheit de» Verkehrs, was vielleicht bezweifelt werden kann, so ist es nicht unju­ ristisch, die bestellte Sicherheit in diesen Fällen zurückgeben zu lassen.

Dagegen kann die Wirkung der beiden Fälle 3 und 4 nicht aufhören, denn e» ist dort von einer einzelnen Thatsache, nicht von einem dauern­ den Zustande Rede. HI. Der Wechselinhaber muß, um den Regreß zu begründen,

zuerst den Aeceptanten zur Sicherheitsleistung auffordrm, und wenn darauf die Sicherheit nicht geleistet wird, gegen denselben Protest erhe­ ben. Diesen Protest nennt man SicherheitS- oder SecuritätS-

Protest22‘). Zn demselben muß die Unsicherheit, mit bestimmter An­

gabe der notorischen oder sonst durch den protrstrrhebenden Beamten na) Beitrag zur Lehre vom Securitätüprotest; in den Rechtfällen aub dem Gebiete deö Handelsrecht und deren Entscheidungen durch da- Hamburg'sche Handel-gericht, Hamburg 1836. Th. II, S. 145.

197 festgestellten Thatumstände, welche den gesetzlichen Grund der Sicher­ heit-forderung darstellen, festgrstellt werden. Nächstdem präsentirt der Wechselinhaber den Wechsel den Nothadrrssen nach und nach zur An« nähme, und erhebt, wenn die Annahme verweigert wird, wieder Pro­ test .Mangel- Annahme. Ueber sämmtliche Proteste kann Eine Ur­ kunde verfaßt totrbtn18). *•) Art. 89. (Ein solcher Securttät».Protest würde z B. lauten: Heute, Donnerstag, den neunten November, im Jahre Eintausend Achthun­ dert Acht und vierzig (unb im ersten Jahre der glorreichen Regierung Er. Maje­ stät de» tkalser» von Oesterreich Franz Joseph)'), vormittag- um 10 Uhr, begab ich, der unterschriebene öffentliche Notar Im Sprengel de- Appellation-gerichte« von Niederöstmeich, Appollyon Griepdenkerl, wohnhaft zu Bkn auf btr Bri­ gittenau, Nr. 00, auf Ersuchen de» Freiburger- Herrn Ulbert Brom von hier, mich nach dem GeschästSlokai de» Bankhausr» Ferdinand Troddel, Nr. 0 an der Hofburg hirselbst, um gegen dasselbe, wett e» seine Zahlungen eingestellt unb sein Gewölbe geschloffen haben soll, einen SecuritälSprotest aufzunehmen, wegen einer von dem gedachten Bankhause angenommenen Original-Tratte, welche mir ringt*•) * händigt wurde und wörtlich lautet, wie folgt: Wien, den 14. März 1848. Per 500 Coubtrain». Sin Jahr nach heute zahlen Sie gegen diesen Sola-Wechsel an die Ordre der Herren Völker et Camp, die Summe von Souverain» Fünfhundert. Den Werth in uni selbst; Sie stellen solchen aus Rechnung Fr. et Fr. W., laut Bericht. Herrn Ferdinand Troddel in Wien.

Michel Deutsch.

Nöthigensall» bei Sofiu» Wittwe daselbst.

(Auf der Lehrsrite.) Für un» an die Ordre der Herren Wienern. Söhne zu Wien. Wartenberg, den 20. März 1848. Völker et Comp. Für un» an dieOrdre der Herren Gebrüder Deuffchländer zu Frankfurt«. M. Wien, den 18. Juni 1848. Diener u. Söhne. Für un» an die Ordre de» Henn Ulbert Btom. Frankfurt a. M., den 1. November 1848. Gebrüder Deutschländer. Ich sand da» mir wohlbekannte Geschäft-lokal de» Bankhause» Kndtnand

*) In einigen Ländern, z. B. Oesterreich und Baiern, muh in öffentlichen Up künden auch da» Regierung-jahr de» Regenten angegeben werden.

198

Nunmehr, und wenn von Allen die Annahme verweigert worden ist, kann auf Grund de» Protestes gegen die Lormänner Regreß auf Sicherstellung genommen werden. Dabei wird, wie zu den Art. 25 bi» 28 angrdeutrt worden ist, verfahren. Gegen die Lormänner lrgitimirt der Besitz de» Proteste», welcher gegen die Sicherheit-bestellung an den Besteller auSgehändigt werden muß, und gegen den Acceptantrn ermächtigt die faktische Gewahrsam de» Wechsel», gleich einer Lollmacht, wie der Art. am Schluffe sagt. Diese Bestimmung hat den Zweck, dem Eigenthümrr.de» Wechsel» dir Bestellung eine» Geschäft»» besorgerö in und außer Gericht zu erleichtern; denn auch die Klage gegen den Acceptanten auf Sicherstellung wird der faktische Brirftnha» der anbringen und durchführen können, wenn er e» im Interesse de»

Troddel, Nr. 0 an der Hofburg, fest verschlossen und konnte deshalb keinen Ein­ gang erhalten. Deshalb ging ich In die Wohnung des mir bekannten Ehest dieses Hansel, Herrn Ferdinand Troddel, In demselben Hause, traf dort denselben an und, ihm den gedachten Original-Wechsel vorzeigend, fragte ihn im Namen de» Herrn Ulbert Brom: ob eS richtig sei, daß er seine Zahlungen eingestellt habe. Er antwortete: »Ich kann thun, wa» ich will, ich habe mein Geschäft geschloffen.» Ich forderte ihn nun auf, für die acceptirte Summe von Fünfhundert Sonveraiy» und alle Losten und Schäden SlcherheU zu bestellen: ich erhielt zur Antwort: -Lassen'» mich in Ruh'.» Ich protestirte deshalb Namen» de» Herrn Ulbert Brom wegen verweigerter Sicherstellung. Nun begab ich mich auf weiteren Antrag in da» Geschäft-lokal der auf dem Wechsel vermerkten Nolhadieffe de» HandlungShause» Sofia» Wittwe, traf dort den bekannten Handlungs-Disponenten Herrn Schwind! an und präsentirte ihm den borbrzetchneten Original-Wechsel zur Annahme, erhielt aber zur Antwort: -Wir acceptiren den Wechsel nicht.» Ich protestirte deshalb auch wegen verweigerter Annahme und behielt dem Herrn Requirenten gegen alle und jede au» dem gedachten Wechsel verpflichtete seine Gerechtsamx vor*). Zum Beweise Dessen ist diese Urkunde unter meinem Amttstegel und unter meiner Unterschrift auSgefertlgt worden. So geschehen wie oben. (L. S.) Appollyon Grlepdenkerl, öffentlicher Notar im Sprengel de» Appellation»grricht» von Rlederösterrelch. •) Diese Rechtsverwahrung (Protestation) kann auch wegbleibeu.

199

WrchsrleigenthümerS findet, die Sicherheit-forderung gegen ihn durchzusehen. VH. Erfüllung der Wechsrlverbindlichkeit.

1. ZahlungStag. Die Wechselverblndlichkeit kann nur durch baare Zahlung erfüllt werden, keine andere Erfüllung-art ist, nach der rechtlichen Natur der Wechselbriefe, wider den Willen deS Wechselinhaber- zulässig, auch nicht Kompensation. Die Wechselordnung handelt daher auch aur don der Zahlung. Sie regelt in den Art. 30—35 die Zahlung-zeit, nach Maaßgabe de- Inhalt- der Wechselbriefe. Der Fall, wo der danach bestimmte Zahltag durch Uebereinkunst weiter hinauSgeschvben wird (Prolongation), ist mit Stillschweigen übergangen. Hier sollen daher zunächst die Bestimmungen in Betreff deö verschriebenen Zahltages angesehen, und darauf da- Erforderliche über die Prolongation be­ merkt werden.

Art. 30. Ist in dein Wechsel ein bestimmter Tag alS ZahlnngStag bezeichnet, so tritt die Verfallzeit an diesem Tage ein. Ist die ZahlungSzeit auf die Mitte eines Monats gesetzt worben, so ist der Wechsel am 15. dieses MonatS fällig. Die erste Satzung beseitigt den bisher gemachten, dem Wrchfelverkehr ungünstigen Unterschied zwischen Verfallzeit und Zahlung-zeit'). Der Verfalltag ist fortan auch der Zahltag. Damit ist der Streit darüber: ob schon am Verfalltage Zahlung gefordert und MangelZahlung Protest mit Wirkung erhoben werden durste, erledigt. Eine Au-nahme gilt jedoch für Wechselplähe, wo allgemeine Zahltage (Kasstrtage) bestehen '*). Die zweite Satzung seht fest, waö schon vorher in mehreren Wech') Wagner, Handbuch, Bb. I, S. 117. ia)8rt 93. Z. ß. In Augsburg.

200 selordnuugen ausgesprochen und durch dir Praxis anerkannt worden war'). Art. 31.

Gin auf Sicht gestellter Wechsel ist bei der Vorzeigung fällig. Ein solcher Wechsel muß bei Verlust des wechselmäßigen Anspruch- gegen die Indossanten und den Aussteller nach Maß­ gabe der besonderen, im Wechsel enthaltenen Bestimmungen, uttd in Ermangelung derselben binnen zwei Jahren nach der AiiSstellung zur Zahlung prasevtirt werden. ' Hat ein Indossant auf einem Wechsel dieser Art seinem Inböffamente eine besondere PräsentationS-Frist hinzugesugt, so erlischt seine wechselmäßige Verpflichtung, wenn der Wechsel nscht innerhalb dieser Frist prasentirt worden ist. Der erste Sah soll sagen, daß ein Sichtwechsel bei der Vorzeigung zahlbar fei3). Die Bestimmung ist ein Fortschritt; fit hebt die Ver­ schiedenheit der Wechselordnungen in Bestimmung der Zahlzeit bei Skchtwechseln aus. Viele ließen die Zahlzrlt erst 24 Stunden nach der Vorzeigung eintreten 4). Die Wechselordnung macht keinen Unter­ schied: ob der Wechsel aus Sicht oder nach Sicht lautet. (Zu Art. 4, Nr. IV.) Die Veranlassung und der Zweck der im zweiten Absatz gegebenen Bestimmung ist schon zu Art. 19 angedeutet worden. Die Berechtigung zu der, dem Indossanten im dritten Absätze bei­ gelegten, Dorschrist liegt in seiner Eigenschaft als Wechselgrber. «rt. 32.

Bei Wechseln, welche mit dem Ablaufe einer bestimmten •) vergl. er. L. R. II, 8, §. 857. •) So lautet der Art. 130 deo Code de commerce. *) Aach da, 8. L. R. II, 8. §. 849.

201

Frist nach Sicht ober nach Dato zahlbar sind, tritt die Verfall­ zeit ein: 1) wenn die Frist nach Tagen bestimmt ist, an dem letzten Tage der Frist; bei Berechnung der Frist wird der Tag, an welchem der nach Dato zahlbare Wechsel ausgestellt oder der nach Sicht zahlbare zur Annahme praseutirt ist, nicht mitgerechnet; 2) wenn die Frist nach Wochen, Monaten oder einem, meh­ rere Monate umfassenden Zeitraume (Jahr,, halbes Jahr, Vierteljahr) bestimmt ist, an demjenigen Tage der Zahlungöwoche, oder deS ZahlungSmonatö, der durch feine Benennung oder Zahl dem Tage der Ausstellung oder Präsentation entspricht; fehlt dieser Tag in dem ZahlungSmonate, so tritt die Verfallzeit am letzten Tage deS ZahlungSmonatS ein. Der Ausdruck „halber Monat" wird einem Zeiträume von 15 Lagen gleichgeachtet. Ist der Wechsel auf einen oder meh­ rere Monate und einen halben gestellt, so sind die 15 Tage zu­ letzt zu zählen.

Die durch den Artikel bestimmte Zeitrechnung entspricht der civil­ rechtlichen Regel: daß daS Ende des letzten TägeS der bestimmten Frist abgewartet werden muß, wenn durch den Ablquf ^ineS Zeit­ raums rin Präjudiz eintreten solls). Der Tag wird als uotheilbarer Zeittheil behandelt, eS fällt mithin der GeschäftStag mit dem Kalender­ tag zusammen, und auf die Stunden des Tages, an welchem der Zeit­ raum anfängt, wird nicht gesehen (civilis computatio). Daraus folgt von selbst, daß der Tag, an welchem der Zeitraum anfängt, nicht mit­ zählen kann, man würde sonst den Anfangspunkt schon für einen vol------------.... tV »)!.«.«. 1,3, §5*46 unb 47; 1,9, §§, 847? 849.

202 lendeten Tag rechnen, tvaS augenscheinlich widersinnig ist. Erst am an­

dern Tage ist rin zählbarer Zeitthcil (Tag) verflossen, mithin hebt erst

der folgende Tag die Zählung an. und geschrieben worden *).

Doch ist darüber viel gesprochen

Der Artikel hat den richtigen Grundsatz

unter Ziffer 1 ausgenommen, der auS geltenden Gründen nicht bestreit­

bar ist. In Ansehung der übrigen Zeitthrile (der Woche, de- Monats und

deS Jahre-), auf welche sich die Bestimmung 2 bezieht, ist gleichfalls

keine Nruemng eingetreten'): rS wird die Zeit nach Wochen, Mona­ ten und Jahren so genommen und gezählt, wie sie der Gregorianische

Kalender, von dem Tage an, welchen der Wechsel als Anfangspunkt vvrfchreibt, anjdgt8). DaS gilt jedoch nur für das Wechselrecht8).

Die Schlußbestimmung ist auch nicht neu, denn der Gebrauch hatte, nach der Natur der Sache, für einen halben Monat schon 15 Tage angenommen.

Dies wird durch die Bestimmung außer

Streit gesetzt. In dem Falle, welchen der Absatz am Ende vorauSseht,

macht eS freilich einen Unterschied: ob der halbe Monat zuerst oder zuletzt gezählt wird, da man auf die natürliche Kalendrrzeit sieht. Des­ halb ist die Bestimmung, zur Beseitigung von Streitigkeiten und Zweifeln, gut- ES macht danach keinen Unterschied, ob der halbe Mo­

nat zuerst oder zuletzt genannt wird, wie z. B. in der Weise: »Einen

halben Monat und Zwei nach Sicht." Art. 33. Respekttage finden nicht statt.

DaS Bedürfniß der Respittagr hatte schon lange aufgehört.

Fast

alle neue Wechselordnungen hatten sie daher abgeschafft ,0).

Die

♦) Für die Preuß. StechtSgelehrten mußte erst eine K. O. v. 22. Mat 1815 (®. S. S. 125) den Meinung-zwist entscheiden. Der Satz steht schon Im -. 853. II, 8, A. 2. K., nur fehlt tn etnlgen Ausgaben da» kritische Wort »nicht-. — Bergt. Code de commerce Art. 132. ’) 8. 2. R. a. a. O. 69.854-856. *) Bergt. Code de commerce Art. 132. ') Bergt. A. 2. R. 1,9, §. 550. --Bynkcrshoeck Obs. IV, c. 8. 1 ’) Bergt. Code de commerce Art. 135.

203

Preuß. Gesetzgebung war darin zurückgeblieben und veranlaßte in den LandeStheilrn deS landrechtlichen Gebietes vielerlei Streitigkeiten. Die Abänderung dieser Gesetzgebung ist daher ein großer Gewinn. Nicht allein daß diese Fristen den Verkehr lähmten, man {tritt auch darüber: ob sie zum Besten des Seerptanten, oder zum Besten des Präsentanten, oder zum Besten sämmtlicher Interessenten eingeführt seien "), waS freilich von Erheblichkeit war, wenn der Acceptant frü­ her zahlen und der Wechselinhaber die Zahlung nicht annehmen wollte. Art. 34.

Ist in einem Lande, in welchem nach altem Style gerechnet wird, ein im Jnlande zahlbarer Wechsel nach Dato ausgestellt, und dabei nicht bemerkt, daß der Wechsel nach neuem Style datirt sei, oder ist derselbe nach beiden Stylen datirt, so wird der Verfalltag nach demjenigen Kalendertage deS neuen Sthls be­ rechnet, welcher dem nach altem Style sich ergebenden Tage der Ausstellung entspricht. Der alte Styl ist die Zeitrechnung nach dem Julianischen, der Neue die nach dem Gregorianischen oder verbesserten Kalender. Der Julianische ist gegen den neuen Kalender jetzt um 12 Tage zurück, nach 50 Jahren (1900) wird er um 13 Tage zurück sein. Ein nach altem Style datirter Wechsel z. B. vom 1. Januar 1850 ist nach neuem Styl am 13. Januar ausgestellt. Der Artikel stellt eine NechtSvrrmuthung (praesumtio Juris auf: es wird angenommen, daß ein Wech­ sel nach altem Styl datirt sei, wenn er in einem Lande, wo man nach altem Style rechnet, ausgestellt und nicht das Gegentheil vermerkt worden ist. Dies ist für russische und griechische Wechsel erheblich. In andern europäischen Ländern rechnet man nicht mehr nach altem Styl.

204

Art. 35.

Meß- ober Marktwechsel werden zu der durch die Gesetze deS Meß- oder MarktorteS bestimmten Zahlungszeit, und in Er­ mangelung einer solchen Festsetzung an dem Tage vor dem ge­ setzlichen Schluffe der Messe oder des Marktes fällig. Dauert die Messe oder der Markt nur einen Tag, |fo tritt die Verfollzeit deS Wechsels an diesem Tage ein. I. Btfonbert Orttgcsche. II. Allgemeine Bestimmung.

I. Der Artikel erhält, wie hinsichtlich der Präsentation (Art. 18), die besondern Gesetze der Meß- oder Marktorte über die Zahlungszeit bei Meß- oder Marktwechseln auftecht, die Bestimmungen deS Allg. Landrechts darüber gelten daher, der allgemeinen Aufhebung der land­ rechtlichen Wechselordnung ungeachtet, nach wie vor. Man hat folgende Ortsgrsehe: 1) KinigSbergische Wechsel müssen nach Wahl deS Schuldners am 4trn oder 5ten Tage der Zahlwoche (zweiten Woche) bis Abends 6 Uhr berichtigt werden"). Am zweiten Tage aber darf die Zahlung so^stüh gefordert werden, daß noch Protest Mangels Zahlung erhoben werden kann, denn der Wechselin­ haber ist dazu noch am ZahlungStage berechtigt13). 2) 3p Elbing sind die Marktwechsel am sechsten, siebenten und achten Tage, nachdem auSgeläutet worden, bis um 12 Uhr Mit­ tags zu berichtigen"). 3) Wechsel auf Breslauer Messen oder Märkten müssen vom Moni tage in der zweiten bis Donnerstag in derselben Woche Vormit­ tags um 9 Uhr bezahlt werden *$). Der dieser Bestimmung * ’) S. 8 R. II, 8, §. 863, derb, mit §. 4 der EInfühnmgS-Ordnlwg v. 6. Ja­ nuar 1849. *») Artikel 41 a. E. “)«. 8. R. a. a. O. §. 864. Slblngtr Wechs.-Orbnuog, Art. XLIX. ")S. 8. R. o. a. O. 865. vreriauer Meß- onb Sechsei-Orbouag Art. XXXVIII.

205

4) 5)

6)

7)

8) 9)

angehängte Zusah in Betreff der Juden fällt nach den Grund­ sätzen der neuen Wechselordnung und de» neuen StaatSrrchtS weg. In Frankfurt an der Oder muß vom Dinstage der Zahlwyche bis zum vierten Tage derselben, und in Magdeburg gleichfalls längsten- den vierten Tag der Zahl­ woche gezahlt werden16). In Leipzig ist in der Zahlwoche, und zwar spätesten» .den fünften Tag derselben, wenn aber derselbe in der Neujahr-messe auf dm Sonntag trifft, den Montag darauf zu zahlen17). In Naumburg tritt die Zahlzeit am Din-tage in der Zahl­ woche ein und endet mit dem Donnerstage17*). In Braunschweig wird vom Montage der andem Mrßwoche bis Sonnabend Nachmittag gezahlt*1 •). In Frankfurt am Main ist die ganze Zahlwoche bis an den Samstag um 2 Uhr Zahlzeit ‘ ’).

Lautet ein Wechsel auf die erste oder dritte Meßwoche, so gelten dieselben Wochentage, welche für die Zahlwoche deS Orte- bestimmt sind, als Zahltage7^); ist ein bestimmter Tag in der Messe bezeichnet, so muß dieser inne gehalten werden.

IL Die allgemeine Bestimmung de» Artikel», welche zurAnwenwmdung kommt, wenn für den Ort keine besondere Festsetzung besteht, ist aü» dem ftanzösischen Rechte2')* *entnommen.

*•) e. 8. R. a. a. D. 6.866. — Red. Meßordnuagfür grantfurt v.31.März

1832,9.74®. S. ®. HO). *’) Leipziger Wechsel-Ordnung, 9- XIV, u. 8. v. 20. November 1715. •,») Ä. O. v. 24. März 1831 (®. S. S. 7).

1 •) Braunschweigische Wechsel Ordnung, Art. XXV. B. p. 5. Februar 1778,

9 17. 1 •) Frankfurter Wechsel-Ordnung, 9. XIX. ’•) Bergl. Braunschweiger Berordnung v. 5. Februar 1778, 9. 17.—Span, Fraolftrter Wechsettecht, 9,53.

• *) Code de commerce, Art. 135.

,

.

.

206 Prolongation.

Becker, de litcrar. camb. prolongatione. Rostock 1738. — Kaps, de prolongatione cambii. Tub. 1777. I. Prolongation heißt Verlängerung der Zahlungszeit.

Sie

wirkt zum Vortheile der Schuldner Verschiebung der Zahlung und

zum Vortheile des Gläubigers Verlängerung der Verjährungsfrist-, sie kann deshalb mit rechtlicher Wirkung nach allen Seiten nur unter Zustimmung sämmtlicher Wechselverbundenen erfolgen.

Damm ist

sie bei Tratten ungebräuchlich und wird in den Wechselordnungen ge­ wöhnlich übergangen. Läßt rin Wechselinhaber den Wechsel ohne Zu­

ziehung und Mitunterzrichnung der Wechselnder von dem Acceptanten prolongiern, so verliert er dadurch gegen Diesen sein Wechselrecht

nicht, aber gegen die übrigen Wechselverbundenen hat er den Regreß

verloren.

Insofern in einem Lande die Prolongation überhaupt ver­

boten ist, hat die dennoch geschehene Prolongation keine rechtliche Wirkung").

II. Die Prolongation muß schriftlich geschehen, auf den Wechsel selbst oder auf eine Abschrift desselben gesetzt und von dem Schuldner

unterschrieben werden. Don Seiten des Gläubigers genügt mündliche, selbst stillschweigende Einwilligung2 ^).

Andere Erfordernisse in der

Form giebt eS nicht, selbst Ort und Datum können fehlen24). Es ge­ nügt das bloße Wort »prolongirt- mit der Unterschrift des Schuld­

ner-2 §).

Kehlt die Bestimmung der Zeit, bis zu welcher der Verfall

verschoben wird, so wird dir in dem Wechsel oder, wenn er schon vor­

her prolongirt worden war, die in der letzten Prolongation festgesetzte Frist angenommen. Ist zwar die Prolongationszeit bestimmt, aber der Anfangspunkt nicht angegeben, so wird sie vom Verfalltage des Wech­

sels an gerechnet, die Prolongation mag vor oder nach derVerfallzeit ge-

• *) In Hamburg verbietet eine Verordnung vom 4. September 1832 die Pro­ longation eigener Wechsel der Nichtkaufleute. ") Vergl. «. L. R 11, 8, 88.1219, 1224-1226. “) g. 1227 a. a. O. *‘) gg. 1229, 1230 ebenda. Bewöhnlich lautet die Formet: Prolongirt den (Datum der Prolongation) bl« den (Datum der nen festgesetzten Leifallzelt).

207 schehrn sein2 6).

Ein sachliches Erforderns aber ist, daß die Prolon­

gation zu einer Zeit geschehen moß, wo der Wechsel noch nicht ver­ jährt ist2')-

Darum ist die Beifügung drS Datum- nützlich.

Die

landrrchtllchr Wechselordnung nahm im Zweifel, also wenn z. B. der Wechsel nach der ursprünglichen Fristbestimmung zur Zeit der Klage

verjährt gewesen sein würde, und aus dem Papier nicht ersichtlich ge­ wesen wäre: wann die Prolongation geschehen, die Vermuthung zu

Hülfe, daß die Verlängerung nach erloschener Wechselkraft geschehen

sei, d. h. der Kläger konnte da- Erforderniß beweisen.

Eine solche

Beweisführung im Wechselverfahren entstrricht aber dem Wechselinsti­

tute nicht, weshalb eS, nach formeller Aufhebung dieser Satzung, in

Frage steht: ob sie noch zuläßig sei.

ich, nein.

Ohne positive Satzung meine

Ein Inetrumentum guarentigiatum muß alle zur Be­

gründung der darauf gestützten Klage in sich tragen.

Deshalb kann

die Wechselklage auf einen in solcher Weise prolongirten Wechsel nur dann gegründet werden, wenn aus der Vergleichung aller Umstände

klar ist, daß der ProlongationSvrrmerk nicht erst nach Erlöschung der Wechselkraft auf den Wechsel gesetzt worden sein kann.

III Ist der Prolongation-vermerk von dem Gläubiger, nicht aber von dem Schuldner unterschrieben, so wirkt er gar nicht. Das läßt sich

bezweifeln.

Man kann sagen: die Erklärung enthalte eine Fristbewll«

ligung, welche der Gläubiger nicht einseitig zurücknehmen kann. Hätte dieser Sah hier Geltung, so käme der Wechsrlgläubiger In eine sehr

schlimme Lage.

Einfordern darf er die Wechselschuld nicht, und die

Verjährung hemmt rin solcher Vermerk zum Nachtheile de- Schuld­ ners auch nicht2").

Da- geht nicht an, ohne eine Ungleichheit der

Rechte grundsätzlich für zuläßig zu halten. schen Grund.

ES hat auch keinen juristi­

Eine Fristbewilligung ist entweder bindend oder sie ist

••) SS. 1231—1235 a. a. O. Diese Srnadsähe werden allgemein angenom­ men. Bender, Handbuch II, S.247; Treitschke, §. 161. »') «. ii. R. §. 1221. Such da» gilt allgemein. * •) Bergt. Carpzow Conetit, P. I, const. XVII, des. 34. — Homme), Rhape. ob». 293.

208 t6 nicht. Ist sie bindend, so hindert sie auch die Verjährung"); ist sie nicht bindend, so ist sie auch der Einforderung nicht hinderlich. Ein von dem Schuldner nicht unterschriebener Prolongation-Vermerk be­ wirkt keine gültige Hinausschiebung der Verfallzeit, also steht sie der Wrchsrlklagt nicht entgegen. IV. Wird ein Wechsel, worau» Mehrere al- Selbstschuldner ver­ pflichtet sind, nur von und mit Einem prolongirt und diese Verlänge­ rung nicht ausdrücklich auf die Person desselben (in personam) be­ schränkt, so wirkte dieselbe nach altem preußischen Rechte in rem, d. h. der Wechsel konnte auch von den Uebrigen nicht eingefordert werden und verjährte auch in Beziehung auf sie nicht früher, al- r- die Pro­ longation mit sich brachte. Dieser Sah gründete sich auf die civilrecht­ liche Wirkung de- Stundung-verträge- 30), und würde, wenngleich die dir-fällige Bestimmung in der landrechtlichen Wechselordnung for­ mell aufgehoben ist, seine Geltung behalten, wenn man die dabei zum Grunde liegende Recht-ansicht: die Wechselprolongation sei ein Stun­ dung-vertrag und verbessere daher den Zustand de- Schuldner-"), für richtig hält. Dagegen läßt sich jedoch viel einwenden, in-besondere daß die Wechselprolongation ein eigenthümlicher Vertrag ist und nicht den Vortheil de- Schuldner- allein, fonbtrtt auch die Verlängerung deWechselrrcht- gegen den Schuldner bewirft. Von dieser Seite betrach­ tet, kann dir Prolongation Eine- von mehreren Wechselschuldnem dir Verjährungsfrist zum Nachtheil der Andrm nicht verlängern»»). DieS halte ich nach den Grundsätzen de- ntutn Wechselrrcht-, welche» die WechsrlrechtSinstitute nicht nach civilrechtlichen Sehnlichkeiten auffaßt und behandelt, für richtig3’). ”) «. 8.91.1,9.8 545. ••) II, 8, 88. 1236 und 1237. - I, 5, 88 441, 442. - «uyet, über die Wirkung der Nachlaß- (Stundung»-) Verträge bet den s. g. Korrealobllgatlonen; in den Abhandlungen au» dem Gebiete de» Livilrecht», S. 262 flg. ei) Darauf beruhet die Wirksamkeit de» StundungSvertrage» nach A. 2. R, I, 5, §§. 437, 438. •’) Ebenda, §. 439. ••) Ist auch gemeinrechtlich angenommen. Scherer, Rechtbfälle in Wech­ selsachen, S. 212.

209 2. Zahlung. Zahlung Ist die ordentliche Welfe, die Wechselverbindlichkeit völlig zu tilg«. Die dabei in Betracht kommenden Hauptstücke sind: 1) der Legitimation-punkt, auf welchen sich der Art. 36 bezieht; 2) die Rechtzeitigkeit der Zahlung, und 3) die Zahlmittel, wovon bei dem Art. 37 zu sprechen ist; 4) unvollständige Zahlung, wovon der Art. 38 handelt; 5) dir Gegenleistung de- ZahlungSnehmeri, wovon im Art. 39 Rede ist, und 6) der Verzug de- WechfelgläubigerS (mora accipiendi) und die Niederlegung. Art. 36. Der Inhaber eines indossirten Wechsels wird durch eine zusammenhängende, biS auf ihn hinuntergehende Reiht von In­ dossamenten als Eigenthümer deS Wechsels legitimirt. DäS erste Indossament muß demnach mit dem Namen deö Remitten­ ten, jedes folgende Indossament mit dem Namen Desjenigen unterzeichnet sein, welchen das unmittelbar vorhergehende Indos­ sament alS Indossatar benennt. Wenn auf ein Blanco-Indossament ein weiteres Indossament folgt, so wird angenom­ men, daß der Aussteller des Letzteren den Wechsel durch daS Blanco-Indossamrnt erworben hat. AuSgkstrichent Indossamente werden bei Prüfung der Le­

gitimation als nicht geschrieben angesehen. Die Aechtheit der Indossamente zu prüfen, ist der Zahlende nicht verpflichtet. Stgitimotton brt Inhaber».

L Wird der Wechsel aufgefaßt alS ein in Umlauf gesetzte- Geldpapier, welche- am Ende seine- Laust, gleich einem Bankbillet, in kljngmde Münze umgeseht werden soll, so fällt in die Augm, daß der Ueberbringrr den Umsatz ebenso wie bisher die Ausgabe müsse bewerk14

210

stelligen tSnntn und brr Zahler sich auf eine in die Innerlichkeit der in die Augen fallenden LegitimationSmittel eingehende Untersuchung einjlllaffen weder berechtigt, noch verpflichtet sei. Auf Wechsel mit einem einzigen Blanco-Indossament, welches sichtlich mit dem Namen des Remittenten unterzeichnet ist, kann dieser Grundsatz ohne alle Ein­ schränkung angcwendet werden, denn sie sind lettres au porteur, deren Besitz alS Titel gilt. Sind dagegen die Indossamente vollstän­ dig, so trägt der Wechsel noch Etwas von einer Beweisurkunde über eine Forderung an sich, was als eine fremdartige Beimischung nicht soweit einwlrken darf, daß darunter die Natur drS Papiers verändert wird. Der Besitz muß daher sein überwiegendes Gewicht behalten, und die UebertragungSvermerke haben weiter keinen Anspruch auf Beachtung, als daß der Augenschein nicht vernachläßt wird. Dieser Auffassung entsprechen die Bestimmungen der neuen Wechselordnung. Sonst verlangte man eine vollständige Giro-Reihe; ein dazwischen stehendes Blanco-Indossament war ein unüberstriglicheS Hinderniß. DaS mußte sich mit der Anerkennung des Blanco-Giro ändern. Der Inhaber nach einem Blanco-Giro ist durch den faktischen Besitz als Erwerber des Wechsels legitimirt. Daraus folgt, daß ein dahinter stehendes Indossament von Jedwedem unterschrieben sein kann, voraus­ gesetzt, daß der darin benannte Indossatar den Wechsel von dem In­ dossanten auSgrhändigt erhält. — Noch einen andern Punkt hat die Wechselordnung sehr verständig beachtet. ES kommt vor, daß der Wechsel-Inhaber das Indossament auf den Wechsel seht und daß der darin gmannte Inhaber daS Papier nicht nimmt. Nach den Grundsätzen von der Urbertragung der Forderungsrechte müßte nun der Indossatar drnWechselzurückgiriren, und wenn er dies nicht gutwillig wollte, müßte er im ordentlichen Prozesse vielleicht erfolglos verklagt werden. Damit wäre der Umlauf dieses Wechsel- völlig vernichtet. DaS darf nicht Vorkommen. Dem Wcchselinstitute entsprechend ist mithin daS im Ar­ tikel ausgenommene Prinzip: »auSgestrichene Indossamente werden bei der Prüfung der Legitimation als nicht geschrieben erachtet." In dem gedachten Falle kann daher der Indossant sein Indossament mit voller

211

Wirkung, ohne Weiteres, ausstreichen. Noch mehr. Diese- Prinzip ermächtigt auch den letzten Inhaber deS Wechsels, die hinter einem Blanco-Giro stehenden Indossamente alle wegzustreichen und dadurch seine Legitimation auf das Blanko «Giro, d. h. auf den bloßen Besitz, zurückzuführen. II. Aus der SuffassungSweise der neuen Wechselordnung folgt ein wichtiger Punkt, betreffend die Beipflichtung deS Zahlers zur Prü­ fung der Legitimation deS ZahlungönehmerS. Diese Verpflichtung muß sich auf den bloßen Augenschein beschränken: iS genügt, wenn die Reihe der Indossamente zuletzt auf den Wechselinhaber führt. Auch dieses spricht der Artikel auS. Der Zahler hat bloß darauf zu halten, daß die unau-gestrichenen und auSgefüllten Indossamente in einander greifen, d. h. daß der Name deS im Indossamente genannten Indossa­ tars unter dem unmittelbar folgenden Indossamente steht, und daß Derjenige, welcher den Wechsel zur Zahlung präsentirt, der in dem letzten Indossamente genannte Indossatar ist. Er, der Zahler, hat daher, außer dieser Prüfung der Indossamente, nur darauf zu sehen, daß die sich meldende Person Derjenige, für den sie sich auSgirbt (Identität der Person), und daß er nicht eine augenscheinlich willen-unfähige Person sei. Damit hat der Zahler, dem kein besonderer Einspmch bekannt gemacht worden ist, gethan was ihm oblag; ob die Indossamente ächt oder falsch sind, kümmert ihn nicht, und kann ihn nicht kümmern, weil die Ergründung dieser Beschaf­ fenheit völlig außer seinem Bereiche liegt. Darin besteht ein Haupt­ fortschritt der Gesetzgebung. Bisher war dem Zahler aufgebürdet: die Aechthet t der Indossamente, wenigstens die Richtigkeit deS letzten Indossamente- zu prüfen *)• Dadurch war den Bezogenen natürlich weder eine Gerichtsbarkeit beigelegt, noch eine Durchschauungögabe mitgrtheilt, wohl aber ein dem Wechselverkehr sehr hinderlicher Stoff geschaffen. Der rechtschaffene doch ängstliche Bezogene kam in man­ cherlei Bedenklichkeiten und nahm deshalb mit der Zahlung Anstand;

•) «. r. «. n, 8, SS. 1153,1154.

212 der schlechte Zahler hatte ein tveiteS Feld zu allerlei Scheingründen für Ausflüchte. Dies ist durch die Bestimmung drS Artikels beseitigt, wenn fit nicht mißdeutet wird. III. Eine solche Mißdeutung kann nämlich der Schlußbestim­ mung: »die Aechthrit der Indossamente zu prüfen, ist der Zahlende nicht verpflichtet,' dadurch widerfahren, daß man ihr den Sinn beilegte: der Zahlende sei aber doch zur Prüfung der Aechtheit berechtigt.. In diesem.Sinne genommen würde die Bestimmung diese zwei Recht-sätze enthalten: der Bezogene ist für die dem Berechtigten entstehenden Nach­ theile wegen der unterlassenen Prüfung der Aechtheit der Indossamente niemals verantwortlich; und der Bezogene ist befugt, dir Unrichtigkeit des Indossamentes zu prüfen, d. h. praktisch: der Einwand der Unrichtigkeit eines Indossamentes ist im Wechselverfahren zulässig. Wollte man die Zuläßigkeit eines solchen wechselrechtlichen EinwandeS annehmen, so würde die Sache nach der Seite der schlechten Zahler, also gerade auf der Seite, wo Abhilfe am nothwendigsten war, nicht von der Stelle gerückt sein. Diese Meinung darf nicht aufkommen. Sie findet auch, nach der Entstehungsgeschichte der Bestimmung, keine Rechtfertigung. Stach der landrechtlichen RechtSpraxiS der höchsten Instanz wurde auf Grund des §. 1153, der den Bezogenen zur Untersuchung der Richtigkeit des letzten Indossamentes verpflichtet, der Einwand der Unrichtigkeit drS Letzteren doch nur unter sofortiger Klarmachung der staltgefundenen Fälschung deS Giro'S zugelassen-). Bei der neuen Redaktion deö WechselrechtS i. 1.1847 beabsichtigte man den Schuh beider Theile, des Schuldners nämlich gegen Verantwortlichkeit und des Gläubigers gegen Weiterungtn. In dieser Absicht wurde der §. 36 deö preußischen Entwur­ fes so gefaßt, wie der Art. 36 der neuen Wechselordnung wörtlich *) Gelpke, Beiträge zur Kenntniß M Handels- und WechselrechtS, 2teS H. 6.55.

213 lautet Danach kann die Einrede gegen die Richtigkeit der Indossa­ mente und gegen die Legitimation deS Wechselinhabers nicht für zuläs­ sig erachtet werden. Der daraus nach ftüherem Wechselrechte erwach­ sene Uebelstand war rS gerade, welchen man durch Abschaffung jene» landrechtlichen Grundsatzes wegräumrn wollte8), er darf sich nicht wie­ der rindrängen8 •). Daß wegen eines falschen Zwischen-Indossamente» die Zahlung nicht verweigert werden darf, ergiebt auch der Art. 76.

Art. 37.

Lautet ein Wechsel auf eine Münzsorte, welche am Zah­ lungsorte keinen Umlauf hat, oder auf eine Rechnungöwährung, so sann die Wechselsumme nach ihrem Werthe zur Berfallzeit in der Landeömünze gezahlt werden, sofern nicht der Aussteller durch den Gebrauch deS Wortes „effectib" oder eines ähnlichen Zusatzes die Zahlung in der im Wechsel benannten Münzsorte ausdrücklich bestimmt hat. I. Rechtzeitige Zahlung. II. Zahlmittel.

L Der Wechselinhaber muß sich zur Empfangnahme der Zah­ lung bei dem Schuldner oder bezirhlich bei dem Domiciliaten melden und ihm den Wechsel präsentiren 4). Vor der Versallzeit ist der Gläu­ biger nicht schuldig, Zahlung zu nehmen, hat er sie aber angenommen, so kann dieselbe von seinen Gläubigem, falls der Konkurs noch vor dem Verfalltage auSbricht, nicht angefochten werden. Der Schuldner, kann jedoch, wegen möglichen Daseins eines berechtigten Dritten, mit, Sicherheit nicht vor der Verfallzeit zahlen; thut er e», wenn auch mit Zustimmung des Wechselinhabers, so geschieht e» auf seine Gefahr8), weil man annimmt, daß der Verfalltag nicht zum Vortheile deS Bezv•) Telpke a. a.D. •») Nach gemeine» Wechselrechte wurde ohuehin schon angenommen, daß her Bezogene die Aechthelt der Indossamente nicht zu prüfen habe. *) Art 41, Nr. 1. Ist eia alter «echtlsah. * •) Lergl. Code de commerce, Art. 144.

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fltntn allein, fonbtm zum Besten aller Wechselinteressrnten festge­ setzt worden ist**). Auf Meßwechsel kann, wenn nach OrtSgesetzm mehrere Zahltage bestimmt sind, schon am Ersten sicher gezahlt werden7). II. Die Zahlung muß in der Regel nach dem Wortlaute des Wechsels, d. h. in klingender Münze, geleistet werden, doch ist eS an einigen Handelsplätzen Gebrauch, dir Zahlung durch Scontrirm und in Banco zu vermitteln. 1) Die baare Zahlung, auch contante Zahlung, Zahlung per contant, per Cassa genannt, muß in der im Wechsel genannten Münzsorte erfolgen. Eine Ausnahme tritt rin, wenn der Wechsel auf eine Rechnungswährung lautet, oder auf eine Münzsorte, welche am Zahlungsorte keinen Umlauf hat und nicht ausgedrückt ist, daß dieselbe in Natur (rffectiv) gegeben werden soll. Dann wird die Wechsel­ summe auf Landesmünze reducirt, und zwar nach dem Werthe, d. h. nach dem Börsenkurse zur Verfallzeit, falls nicht etwa der Wechsel einen Werth vorschreibt. Hat die fremde Währung am Zahlplatze keinen Kurs, so ist der Kurs der nächsten Börse maßgebend. Scheidemünzen bei Summen, welche in Courantstücken darzustellen sind8), und Papiergeld, wo eS keinen ZwangSkurS hat»), braucht Niemand in Zahlung zu nehmen. 2) Scontration, auch Scontro, Riscontro, ist eine Zah­ lungsart unter Kaufleuten, besonders gebräuchlich an großen HandelS-

•) Ist elvi,rechtlicher Grundsatz («. L. R. 1,5,ß. 241; l, 11, ß. 758: I, 16, §. 56), welcher auch nach landrechtl. Wechselrechte galt. II, 8, ß. 1161. Bergt. Sender, Sb. I, S. 530. ’) >— jedoch fleht dem Debitor! stet, die Zahlung auf den I tcn oder solgenden Tag zu thun, und Ist die Zelt nur zu endlicher Exekution »der Protestatton verord­ net.- Altenburger Wechselordnung Kap. 111, ß. I. — Leipziger Wechselordnung ß. XIV u.«. *) «es. v. 30. September 1821 §. 7 (®. S. S. 160). •) In Preußen hat r» keinen. B. d. l. Juul 1807 (Mathis lvd. IV, S. 488, «bth. 1); «dict v. 7. September 1814 f. 6 («. S. S. 87); B. d. 1. März 1815 ß. 7 (®. S. S. 10); Ä. O. v. 21. Derbr. 1824 ßß. VI, VU (®. S. S. 239).

215 Plätzen *°) und auf Messen.

Sie setzt Vereinbarung Vorau-, denn sie

besteht in wechselseitiger Ab- und Zuschreibung, mit Hilfe fremder For-

derungen und Schulden. Sie kann nicht ohne Dazwischenkunft eines Dritten auSgesührt werden; geschähe die Abrechnung bloß zwischen Gläubiger und Schuldner, so wäre eS Compensatio». Die Operation besteht bisweilen in einer Reihe von Urberwrisungen, ehe sie zur Ausgleichung zwischen den beiden Personen, von wel« chen dir Eine an die Andere zahlen will, führt. Z. B. CaSper hat

an Melchior einen Wechsel auf 1000 zu zahlen, und Melchior ist an Balthasar 1000 schuldig. Nun könnte Melchior seinm

Wechsel auf CaSper dem Balthasar giriren, und den Werth auf seine Schuld bei Balthasar abrechnen lassen. Damit ist jedoch dem Balthasar nicht gedient, denn er würde eS mit der Einziehung deS Wechsels zu thun haben; er will sich auf eine Ueberweisung und Abrechnung nur dann einlaffen, wenn er dadurch einer Schuld, die er

frtnerseitS au Beit zu berichtigen hat, entledigt werden könnte. ES kommt also jetzt darauf an, daß CaSper, der Wechselschuldner, einen seiner Schuldner finde, welcher durch Abrechnung auf den Belt, dm Gläubiger deS Balthasar, leitet. Einen solchen Schuldner hat er an Abel; dieser ist ihm 1000 schuldig und hat zugleich von Leit

1000 zu /ordern. Nunmehr ist die Operation auSzuführen. Abel überträgt seine Forderung an Leit dem CaSper und wird dafür seiner Schuld an CaSper entledigt. Dadurch ist CaSper Gläubi­ ger deS Leit geworden. Melchior auf seiner Seite überweist seine Wechselforderung an CaSper dem Balthasar und wird dafür von seiner Schuld an Balthasar frei; Balthasar überträgt diese

Forderung an Leit, und wird dafür von Beit quittirt.

Jetzt stehen

sich Beit und Casper alS Gläubiger und Schuldner auS dem Wechsel, und umgekehrt als Schuldner und Gläubiger auS jenen Ueber-

1 *) Ja Ingttnrg heißt sogar der dazu bestimmte tag (der Mittwoch) Econ» tro, unb man sagt: da» Jahr habe 52 Gcontrt. Sugtburger tzLechseloidaang. Kap. XIl, §. 7 und «ap. Vlll,e. 11.

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Weisungen gegenüber und rechnen mit einander auf. Durch diese Operation ist nicht allein der Wechsel deS Melchior auf Casper bezahlt, sondern eS sind noch eine Anzahl anderer Schuldverhältnisse ausgeglichen. Tie Kette kann beliebig verlängert werden. Man bedient sich dazu auch noch nicht fälliger Forderungen als Diittelglie­ der und reducirt sie auf ihren Werth durch Abrechnung deö InterusuriumS (DiSconto). Meistens haben diese Ueberweisungen den rechtlichen Charakter der Delegation"), doch ist dieS nicht nothwen­ dig, sie können auch negotiorum gestio fein"). Die bindende Form besteht in der Ab- und Zuschreibung in den kaufmännischen Büchern und, wo besondere Scontrodücher gehalten werden, in diesen. 3) Die Bancozahlung, Zahlung in Banco, per Banco, seht voraus, daß an dem Zahlorte eine Bankanstalt, wie z. B. in Hamburg, ist und daß sowohl Gläubiger als Schuldner auf derselben ein Folium (Conto), d. h. einen Fonds haben. Dann wird die Zah­ lung durch Abschreiben auf dem Conto deö Schuldners und durck Zuschreiben auf dem des Gläubigers bewirkt. Art. 38. Der Inhaber des Wechsels darf eine ihm angebotene Theil­ zahlung selbst dann nicht zurückweistn, wenn die Annahme auf

den ganzen Betrag der berschriebenen Summe erfolgt ist.

Sieht man lediglich auf das Verhältniß deS Wechselinhabers zu dem Wechselacceptanteu: so hat eine aufgezwungene Abschlagszah­ lung viel wider sich; nach civilrechtlichen Grundsätzen würde sie eine Rechtsverletzung sein1 *). Allein in dem Wechselrechtsverhältnisse ist eS daS Forderungsrecht deS Wechselinhabers nicht allein, worauf zu n) Damit tdentlficirt das A. 2. R. II, 8, g. 1264 dir Scontratlon. ”) Meno Pöhls Handelsrecht, Bd. I, S. 296. ") A. 2. R. I, 16, S 58. — L. 1 J. quibus modis toll. (III, 29); L. 21 D. de rebus creditie (XII, 1); L. 13, §. 8 D. de act, emti venditi (XIX, 1); L. 57 pr.D. de aedil. ed. (XXI, 1); Ja. 41. g. 1 D. de usuris (XXII, 1). — L. 9 C. de solut.

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sehen ist, der Wechselinhaber ist zugleich Geschäftsführer der Wechsel­ geber bei der Einkassirung der Schuld; sie, die Wechselgeber, sollen für die Schuld einstehen. Von diesem Gesichtspunkte aus möchte eS doch kaum zweifelhaft sein, daß rin Jeder von ihnen lieber Etwas al» Nicht» genommen haben würde, um für soviel weniger rinstehen zu müssen. Will daher der Wechselinhaber als ein redlicher Geschäfts­ mann, zugleich im Interesse der Vormänner, die Angelegenheit besor­ gen, so wird er eine Lheilzahlung nicht zurückweisen. Hiervon aus­ gehend hatten schon viele Wechselordnungen") die Annahme von Abschlagszahlung zur Pflicht gemacht, und eS ist gewiß im wohlver­ standenen Interesse de- WrchselverkehrS, daß die neue Wechselordnung, gleichwie sie Theilacceptationen zugelassen hat (Art. 22), eben so auch Theilzahlungen bei vollständigen Acceptationrn als allgemeine Regel einführt. Darin ist vollkommene Harmonie. ES versteht sich, daß durch die Annahme der Abschlagszahlung daS Wechselrecht hinsichtlich de-Restes nicht geschwächt wird; der Inhaber kann dasselbe sowohl gegen den Accrptanten mittels der Wechselklage, alS auch, nach gehöri­ ger Protesterhebung, gegen die Vormänner durch Regreß verfolgen.

Art. 39.

Der Wechselschulbner ist nur gegen Aushändigung des quittirten Wechsels zu zahlen verpflichtet. Hat der Wechselschuldner eine Theilzahlung geleistet, so kann derselbe nur verlangen, daß die Zahlung auf den Wechsel abgeschrieben und ihm Quittung auf einer Abschrift deS Wechsels ertheilt werde. Der Artikel entscheidet einen Streit. ES war in Frage gestellt worden: ob der Acceptant eine» trassirten Wechsels gegen Zahlung, außer der Aushändigung des Wechsels, auch noch eine Quittung zu forbtm berechtigt sei"). Abgesehen von positiven Sahungen läßt *♦) 3. v. dir Frankfurter §. XXX: die Hamburger, Art. XXXIII u. «. ") Einert, an is, qui cambium trassatum accept., in ipsa solutione red(lit, camb. et apocham exigere possit. Lips, 1801. — Barth, Sammlung auß-

218 sich wol darüber streiten; eS findet sich kein Verpflichtung-grund zu einer Handlung oder zu einer Willenserklärung für dm Gläubiger, welcher eine ihm schuldige Zahlung empfängt. Die Zahlung selbst ist die Tilgung-art und Cache drö Schuldner-, die Thatsache ohne Mitwirkung deö ZahlungSnehmerS festzustellen, um sie später beweisen zu können. Doch au- Nützlichkeitsgründen ist fast überall dem Gläubi­ ger positiv zur Pflicht gemacht worden, über die ihm geleistete Zah­ lung, auf Verlangen, zu quittirrn. Der Artikel spricht daher nur da­ allgemein Gebräuchliche al- Gmndsah aus. Daß der Wechsrlbries gegen gehörige Zahlung au-gehändigt werdm muß, versteht sich von selbst, eS liegt in der Statur de- Wechsels. Deshalb müssen dem Zah­ ler, wenn mehrere Exemplare des Wechsels gegeben worden sind, die­ jenigen, auf welchen girirt worden ist, und dasjenige, worauf das Aceept steht, gegeben werden16). Aber bei Teilzahlungen ist das nicht thunlich. Der Schuldner wird daher nur dadurch gesichert, daß man die Abschlagszahlung auf den Wechselbrirf selbst vmnerkt. Es ist gleichviel, von wem der Vermerk geschrieben oder unterschrieben ist, ob nämlich von dem Wechselinhaber oder von dem Zahler; dmn es genügt, daß jeder spätere Erwerber auf die Zahlung aufmerksam gemacht wird. Ist daS unterblieben, so muß der Acceptant, wenn der ganze Wechsel weiter begeben wird, nochmal- die ganze Wechselsumme bezahlen, eS wäre denn daß er die exceptio doli begründen und beweisen könnte. Die Quittung auf einer von dem Wechsel genom­ menes Abschrift — welche der Zahler nach dem Artikel fordern kann — würde ihn gegen dm Anspmch eine- Dritten nicht schützen. — Wegen de- Ausdruck- , nur gegen Aushändigung de- quittirten Wechsels zu zahlen —* sehe man da» zu Art. 25 und 48 Gesagte.

erlesener — Dissertationen, Bd. II, Nr. 22, S. 106. — Biener, Process. comm. et saxon. 11, §. 258. — Cropp, Gutachten, S. 109. ") 8. 8. R. II, 8, §. 1102. — Geiger und Glück, Rechtsfälle, II, S. 152.

219 Art. 40. Wird die Zahlung deS Wechsels zur Verfallzeit nicht gefor­ dert, so ist der Acceptant nach Ablauf der für die Protesterhe­

bung Mangels Zahlung bestimmten Frist befugt, die Wechsel­ summe auf Gefahr und Kosten deö Inhabers bei Gericht, oder bei einer anderen zur Annahme bon Depositen ermächtigten Behörde oder Anstalt niederzulegen. Der Vorladung des Inhabers bedarf eS nicht. I. Nlederlegung der Wechselströme. 1L Depostttoo-versahren.

Der Wrchsrlschllldner, welcher sich von seiner Schuld befreien will, und von Seiten de- Gläubigers an einer sichem oder wirk­ samen Zahlung gehindert wird, kann den Betrag der Wechselschuld hinterlegen. I. Meldet sich der Gläubiger zur Verfallzeit nicht, so ist daS ein Depositionögrund. Von diesem Falle handelt der Artikel. Er ent­ hält zwei neue Bestimmungen. 1) Die Brfugniß zur Nirderlegung tritt erst nach Ablauf der ProteftationSzelt ein. Der Protest kann rechtzeitig noch am zweitsn Werk­ tage nach dem ZahlungStage erhoben werden"), dir Niedrrlegung kann mithin erst am dritten Werktage nach dem Zahltage wirksam erfolgen. VormalS durste drponirt werden, wenn der Gläubige sich am ZahlungStage nicht meldete; eine Wartezeit war nicht festgesetzt *■?■), die Niedrrlegung stand daher schon am nächstsolgrndrn Werktage frei. Die Wartezeit ist im Interesse deS Inhabers vorgrschrieben. 2) DaS Brrfahrru ist vereinfacht. Nach der landrrchtlichen Wech­ selordnung mußte gemäß den Grundsätzen deS Civilrecht- über dieDrpo« sition verfahren werden. Dabei ist vorausgesetzt, daß der Gläubiger dem Schuldner dir Zahlung anbieten und daß er ihn zu diesem Zweite ") 8rt. 41 a. E. ?•) A. t. R. II, 8, g. 890. — Leipziger Wechselordnung §. 16,

220 aussuchen muß. Der Gläubiger sollte, wenn er wegen Mangels der Person drö ZahlungSnehmerS dcponiren wollte, sich Vernehmen lassen und dem Richter beharrlich versichern, daß er weder den Gläubiger noch seinen Bevollmächtigten, aller angewendeten Mühe ungeachtet habe finden können; erst darauf sollte ihn der Richter, jedoch mit Vor­ behalt der Rechte deS Gläubigers, zur Deposition zulassen' §). ein solches Verfahren paßt nicht zum Wechfelverkehr. Nach der neuen Bestimmung hat der Schuldner nichts weiter zu thun >IS der Deposital-Anstalt die Summe, welche er deponiren will, unter Angabe des Grundes: »weil die Zahlung des Wechsels zur Berfallzeit nicht gefor­ dert worden«, zur Annahme anzutragen. Die Annahme muß darauf ohne Weitere- erfolgen; rS bedarf keines Vorbehaltes der Rechte des Gläubigers durch die Depositalanstalt, der Vorbehalt versteht sich von selbst. ES wird sich finden, welche Wirkung die Deposition hat, wenn darüber Streit entsteht. Ist der Grund richtig und die Niederlegung nicht zu früh geschehen, waS Alles nicht von AmtS wegen zu unter­ suchen ist; so ist der Schuldner befreit und der Gläubiger trägt Gefahr und Kosten. Ueber die Nothwendigkeit der Vorladung deS Gläubi­ gers (ad videndum deponi) waren die Gelehrten nicht einig. Einige Particulargesehe schreiben sie bot40); Andere erklärten sie, namentlich in Beziehung auf diesen wechselrechtlichen Fall, für unnöthig4'); die meisten übergingen die Frage. Die Schlußbestimmung deS Artikels erledigt die Sache. n. ES giebt noch andere Fälle, in welchen der Schuldner nieder­ legen darf. Dergleichen sind z. B., wenn nur da- Exemplar deS Wechsels, welches zur Acceptation präsentirt worden, vorgelegt wird, und die zum Indossiern in Umlauf gesetzten Exemplare fehlen; wenn die Identität der Person des Inhabers nicht nachgewiesen werden kann; wenn ,btr Präsentant nicht dispositionsfähig, z. E. unter Vor-

") A. L. 8i. §. 890 Ü. a. C. u. I, 16, S. 217. 10) Z B. dir Preuß. Depos.-Ordnung II, gz. 54, 55. *') 3 B. die Leipziger Wechselordnung g. 16 a S.

221 mundschast gestellt oder in Konkurs verfallen ist; wenn der Wechsel abhanden gekommen (Art. 73). Für diese Fälle ist ein besondereDepositionSverfahren nicht vorgeschrieben, eS bewendet deshalb bei den landeSgesrhlichen Vorschriften. VÜL

Regreß Mangels Zahlung.

Der Regreß ist die Zurückgabe des nicht realisirbaren GeldpapierS an die Ausgeber. Darin beruhet die Sicherheit deö Wechselverkehrs. Das Kapitel von dem Wechselregreß ist daher eins der allerwichtigstm einer Wechselordnung. Von dem praktischen Werthe des RegreßfhstemS hängt Leben und Beweglichkeit deS WechselinstituteS ob. Natur und Zweck des WechselpapierS führen auf das Thunliche, die juristische Rechtfertigung folgt hinterdrein von selbst, sobald man nut über Ding und Wesen klar ist. Man darf aber einem Dinge nicht eine gewisse Natur andichten, man muß es für das nehmen, als was eS geschaffen ist. Der Wechsel ist eine körperliche Sache, und zwar ein in Umlauf gesehteS Tauschmittel, ein kursirendeS Geldpapier, drffen Werth in der Versicherung und Zahlungsfähigkeit des Ausgebers beruhet: der Kredit deS Ausgebers ist verkörpert und kursirt'). Daraus regeln sich die zu nehmenden Schritte deS Inhabers, wenn daS Papier keine Abnehmer mehr findet (von dem Bezogenen nicht eingelöst wird). I. Haben Mehrere, nach und nach, das Papier begeben (girirt), so ist ein Jeder von ihnen Ausgeber. Der Inhaber kann es einem Jeden zurückgeben, wenn eS nicht gilt; die Frage ist bloß nach der Ge­ wißheit der Person, die daö Stück auf eigene Verantwortung als gel­ tend in Umlauf gefetzt oder weiter gegeben hat. Diese Gewißheit wird durch die Indossamente hergcstellt; durch das Indossament drückt der Indossant dem Papiere seinen Münzstempel auf. Darin besteht der praktische Werth der Indossamente, sonst wären sie entbehrlich. AuS dieser natürlichen Berechtigung, daö öffentliche Geldmittel, sobald eS *) 6. o. Einleitung $. 3.

222 sich al- werthlo- zeigt, Jedem, der eö unter eigener, persönlicher Währ­ schaft au-gegeben hat, zurückzustellen, führt auf die freie Wahl de- In­ haber- unter den Münzherren, d. h. auf den f. g. springenden Regreß (regresaua per aaltum). Dir bi- auf die neuere Zeit sehr gangbar

gewesene Meinung von der Beobachtung der Ordnung von unten nach oben in der Regrrßnahme (regreaaua per ordinem) kommt daher, daß dir Juristen sich de- durch den Handel-- und Gewerbs-Verkehr

erzeugten neuen WechselinstitutS bemächtigten und — wie schon angedeutet worden ist — nach Grundsätzen drS fremden römischen Rechts über civilrrchtliche Institute modeln wollten, die mit dem römischen Rechte herüber gekommen waren und Aehnlichkrit mit Wechseln und deren Begebung zu Haden schienen. Cie hielten die Wechsel für Schrine oder Urkunden über Forderungen, und die Indossamente für Cessionrn; die Haftung deö Indossanten für eine Gewährleistung im

Sinne des Civilrechts.

Aus jeder ältern Wechselordnung kann man

diese Auffassung ersehen. Daraus folgt freilich, daß Jeder sich nur.an seinen unmittelbaren Vormann halten kann, weil er ja nur mit Diesem in einem obligatorischen Verhältnisse steht: daher also der regresaua per ordinem. Daraus folgt aber weiter, daß der Anspruch auf Ge­ währleistung für die Richtigkeit niemals auf eine Forderung an den Vormann fuhrt, wenn der Bezogene acceptirt hat, und die Haftung für die Sicherheit, nach ihrer rechtlichen Natur, nur eine subsidiarische Jn-

tercession ist, die gleichfalls nicht ohne Weiteres auf eine Anforderung an den Dormann führt. In diesem Punkte mußte man also doch von der Theorie der Juristen abgrhen und der Wirklichkeit folgen. Daraus entstanden denn Widersprüche in den Rechtssähcn, die sich theilweisr

biS auf die Gegenwart vererbt haben. In der neuern Zeit ist die Wahrheit in der Hauptsache durchgedrungen,- jene Ansicht, entlehnt

vom ForderungSrechte und der Cession, war meistens verdrängt, und die neue Wechselordnung hatte den siegenden Grundsatz nur als allge­

mein gültigen auSzusprechen, waö denn auch durch Anerkennung de» springenden Regresses geschehen ist. n. Eine andere Schwierigkeit findet das Benehmen des Inhabers

223 bei der Regreßnahme. ES sollen zweier Parteien Interessen dabei be­ rücksichtigt werden. DaS Recht des Inhaber» soll verwirklicht werden; er muß r» auf dem chm bequemsten Wege verwirkllchen können. Denn eS ist nicht seine Schuld, daß daS ihm in Zahlung gegebene Geldpapier keinen Umsatz findet; woher soll also der Grund kommen, ihn zu ver­ pflichten, sich Umständlichkeiten oder Mühwaltungea zu unterziehen, die zur Durchsetzung seine» Rechte» nicht nöthig sind. Eine andere Rück­ sicht nehmen die Wechselgeber in Anspruch. Sie möchten da» einge­ leitete Wechselgeschäst gerne bald ganz und gar obgewickelt sehen und auch zeitig erfahren, ob wol da» von ihnen ausgegebene Papier an sie zurückkommen wird, damit sie sich darauf vorbereiten und nach andern Seiten sichernd vorsehen können. DaS Erste, die baldige Erledigung der Sache, wird durch eine kurze Verjährung erreicht, da» Andere oberdie schleunige Benachrichtigung von dem Bevorstehenden, kann ander» nicht bewirkt werden, al- durch eine Verpflichtung de» Inhaber» zN Handlungen, die ihm von Rechts wegen nicht obliegen. Die Wechfelordnungea sind in dieser Beziehung verschieden in ihrm Bestimmun­ gen, je nach dem Grade der Achtung, welche daS Recht de» Indivi­ duum» vor den Augen de» Gesetzgeber» fand. Wir sehen daher meh­ rere Abstufungen, von der ausschließlichen Rücksicht auf da» Recht de» Wechselinhabers bi» zur vollkommensten Abhängigkeit desselben von den Dienstleistungen, welche der Wechselinhaber den WechselauSgebem zu leisten hat. Fachmänner nennen den Inbegriff der Regeln, welche der Wechselinhaber bei dem Rückgriffe zu beobachten hat, ein System und unterscheiden zwei Systeme dieser Art: da» sogenannte Verjäh­ rung»- und daS Notifikations-System. Man muß indeß, um er­ schöpfend zu sein, noch ein dritte- System, das halbwegige Notifika­ tion-system, annehmen. Da- Verjährungö-System besteht darin, daß der Wechselinhaber nichts weiter zu thun hat al- die Frist einzuhalten, innerhalb welcher es ihm erlaubt ist, Schadloshaltung zu fordern. Dabei ist eS in der Ordnung, daß er denjenigen oder diejenigen, an welchen oder welche er sich halten will, vor Anstellung der Klage zur Zahlung auffordert,

224 welche- durch Benachrichtigung von der Protestirung deS Wechsels innerhalb der dazu festgesetzten Frist geschieht. Diese- System hat daS französische Recht schon seit langer Zeit'). Man hat bisher .kei­ nen zulänglichen Grund gefunden eS zu wechseln. Bon Seiten der Wechselgrber wird daran getadelt, daß der Regreß bis zum Aussteller deS Wechsel- hin sich in die Länge ziehen und die letzten Verpflichteten unerwartet spät überraschen und in.Verlegenheit bringen kann. DaS ist aber nicht die Schuld dcö Wechselinhaber»; eS ist Sache der Aus­ geber, sich nach dem Schicksale ihres Geldpapierö zu erkundigen, wenn sie Ursache haben, sich auf mögliche Eventualitäten vorzusehen. Kurze Fristen helfen hier. DaS Notifikations-System besteht darin, daß der Wechselinhaber, bei Verlust seines Regresse», den erhobenen Protest schleunigst an den Vormann, den er belangen will, versenden; wenn er von ihm nicht bald vollständig bcfricdigt.wird, gegen ihn sogleich wieder Protest erhe­ ben und an Denjenigen versenden muß, auf welchen er nun zurückgehen will. Zn dieser Weise muß er so lange fortfahrcn, bi» er auf Einen trifft, welcher in der bestimmten Frist (gewöhnlich 24 Stunden) bezahlt oder bis er nach und nach gegen alle Vormänner und den Aus­ steller Protest erhoben und versendet hat. Dann muß er gegen Einen innerhalb der Verjährungsfrist klagen. Diese» System in Verbin­ dung mit vielen Förmlichkeiten und Fristbcobachtungen, deren geringste Verletzung den Verlust de» WcchsclrechtS zur Folge hatte, war der landrcchtlichcn Wechselordnung ^) und den meisten deutschen Wechsel­

ordnungen eigen. Diese» System beschleunigte den Rücklauf deS Wechsel» bi» zum Aussteller hin, aber auf Kosten deS Gläubiger». Dieser mußte ein Kapital in Bereitschaft haben um, bei einer großen Zahl von Vormänncrn, die nicht unbedeutende Summe von Protestkosten vorschußweise zu bezahlen. Dann mußte er, wenn er nicht selbst reisen wollte oder konnte, Jemand an dem Wohnorte deS gewählten Vor*) Code de commerce Art. 164 seq. und schon die Oldonnance von 1673. ») SS-1063 u. folg.

225 wanne-beauftragen, um den Protest vorzulegen und dm weiter nöthig werdenden Protest erheben und versenden zu lassen. Zeder Fehlgriff de- Vertreter- und jede- zufällige Hindrmiß brachte den Gläubiger um sein Recht. Vergeblich sucht man nach dem Recht-grunde solcher Zumuthungen an den Gläubiger, bloß zu dem Zwecke, um dem Schuldner zu dimm. Zu dieser Belastung trat noch mancher andere Urbrlstand in Folge der landrechtlichen Kasuistik und der dadurch ver­ anlaßten Widersprüche in den Entscheidungen der Preußischen Richter, so wie in Folge- der neuesten Veränderungen im Postwesen. Der Au-druck der Wechselordnungen »mit der nächsten Post nach derProtesterhebung" seht einen Postenlaus voraus, wie er vor Kv Jahren war. Lei dieser Fassung der Verordnungen tonnte man bei der aller­ größten Anstrengung um sein gutes Recht gebracht werden. Daß e» dabei nicht länger verbleiben konnte, hatte man begriffen. Doch wollte man auch, zu Liebe des Handelsstandes, der sich von den Vortheilen eine- solchen NotifikationS-SystemS nicht gem trennen mochte, davon nicht ganz «blassen. Das führte auf den Versuch eine- zwitterartigm Systems. Diese- System ist ein beschränkte- Notifikations-System. Ebesteht darin, daß der Inhaber seinen unmittelbaren Vormann von der Nichtzahlung de- Wechsels brieflich benachrichtigen soll; jeder Bmachrichtigte soll die- in gleicher Weise gegen seinen nächsten Vor­ mann thun. Wer eö unterläßt, verliert zwar nicht sein Wechselrecht, aber er soll um Zinsen und Kosten kommen und den sämmtlichen oder den übersprungenen Vormännem für den Schaden, welcher au- der unterlassenen Benachrichtigung entsteht, hasten. Dadurch wird aus­ gesprochen: die Benachrichtigung sei nicht wesentlich zur Erhaltung deWrchselrechtö, aber sie sei den Schuldnem nützlich, und um ihnen die­ sen Nutzen zu sichern, wird der Gläubiger mit Strafe bedroht, außerdem aber wird zu gleichem Zwecke eine gar nicht in- Wechselrecht gehörige Bestimmung getroffen über einen civilrechtlichen Anspruch wegen Beschädigung, und zwar über eine Art von vermeintlicher Beschädi­ gung. Denn diese neue SpccieS der actio ex lege Aquilia, womit 15

226

da- Civilrecht bereichert wird, ist ein Phantom*). Der erste Versuch mit diesem neuen Systeme ist in der für Baden und die Niederlande umgtschaffenen französischen Wechselordnung gemacht worden. Dann hat die neue Bremer Wechselordnung die Benachrichtigung an den Bormann, auf welchen man zurückgehen will, beschränkt und beziehlich vorgeschrirben, was auch die französische Wechselordnung vorschreibt, nur ohne an die Unterlassung einen andem Nachtheil zu knüpfen, als die unzeitige Klage von selbst mit sich bringts). Die Bremer Bestim­ mung hatte der preußische Entwurf zum Muster genommen. DaS genügte der Leipziger Konferenz nicht, sie nahm die baden-niederlän­ dische Erfindung auf. Die Erfahrung wird lehren waS davon zu halten. Eines ist gewiß: dem Schuldner kann in der gewünschten Weise nicht ohne Beeinträchtigung deö Gläubigers gedient werden. Also muß entweder, wie nach dem Verjähmngs-Systeme, daS Recht ungeschmälert bleiben, oder man muß, um dem Schuldner den gewünschsen Vortheil zu sichern, das Civilrecht des Gläubigers schonungslos antasten. Einen beiden Theilen zusagenden Mittelweg giebt eS nicht. Dies ist der Stand der neuen Wechselordnung im Punkte des Regresses, welchen sie in den Artikeln 41 bis 55 behandelt. Die Bestimmungen über die Einzelnzritrn bedürfen keines besondern VorbrreitungS-WorleS.

Art. 41. Zur Ausübung des bei nicht erlangter Zahlung statthaften Regresses gegen den Aussteller und die Indossanten ist erforderlich: 1) daß der Wechsel zur Zahlung prasentirt worden ist, und 2) daß sowohl diese Präsentation, als die Nichterlangung der Zahlung durch einen rechtzeitig darüber aufgenomme­ nen Protest dargethan wird. *) Eine mögliche Wirklichkeit ist unten zu Art. 45, S. 233 angedeutet. *) Code de comnicrce Art. 165.

227

Die Erhebung deS Protestes ist am ZahlungStage Mäßig, sie muß aber spätestens am zweiten Werktage nach dem Zah­ lungStage geschehen. I. Sli-stkller und Indossant für frcmbe Rechnung. 11. Btbiogungtn brt RcgrehanspnichS.

I. Der Aussteller und die Indossanten hasten in der Regel immer persönlich, wenn fit auch im Auftrage eines Dritten trasstrt oder girirt haben; doch ist gleichwohl zu unterscheiden der Prokurist und der Kommissionär. 1) Ein Disponent, Faktor, Prokurist, HandlungSvorstrher muß mittels eitler schriftlichen Bollmacht (Prokura) eingesetzt und die Prokura gehörig, d. h. den Kaufleuten auf der Börse, oder durch die Vorsteher der Kaufmannschaft, wo diese eine Korporation bildet, oder, wo das nicht ist, durch das Gericht und außerdem durch briefliche Benachrichtigung der HandelSfteunde unter Mittheilung der Firma und Unterschrift des Faktors, sowie durch Niedrrlegung der Firma und der Unterschrift deS Faktors auf der Börse oder in deren Ermangelung auf dem Handelsgerichte, bekannt gemacht werden6). Lautet die Prokura ganz allgemein auf Führung der Handlung, wel­ cher der Disponent vorgesetzt ist; so ist er auch zur Ziehung, Indosflrung und Annahme von Wechsrlbriefen ermächtigt; ist ihm aber nur eine gewisse Art von Geschäften übertragen, so muß er zu Wechsel­ geschäften, wenn er diese soll vollziehen dürfen, in der Prokura mit ausdrücklichen Worten bevollmächtigt sein7). Der Disponent, welcher im Namen seine-GeschästöherrnWechselgeschäste schließen und sich gegen persönliche Haftung sichern will, muß eS bei Schließung deS Wechsel­ geschäftes dem Wechselnehmer oder Präsentanten bekannt geben und seine Eigenschaft bei der Unterschrift vermerken8). Er haftet persönlich: •) 8. e. R. 11, 8, SS. 500, 503—505,511, 512. ’) SS. 501,502 514 a. a. D. - Bobrick in fdner ZeUschrist »b. 1,S. 163. •) Die gebräuchliche Formel der Unterschrift per procura ist: ’P- P? Fr. Wm. Schliker. Ehrenftied Hauteuffel. Dieser Ehrenftied ist hier der Faktor de- Schliker.

228 a) wrnn er nicht im Namen de» Prinzipals geschlossen hat; b) wenn er zwar in dessen Namen abgeschlossen, dabei aber sich ausdrücklich zugleich für seine Person verbindlich gemacht hat'); c) wenn er die Schranken seine- Auftrages überschritten oder gar keine Prokura gehabt hat ’). Möglich ist r- in diesem Falle, daß der Prinzipal gleichwohl verhaftet ist10), dieser Anspruch ist aber rein civilrechtlich. Die Regreßklage kann wenn er will unbedingt gegen den Geschäfts­ herrn, aber auch, wenn eS ihm beliebt, gegen den Faktor, wenn dessen Prokura noch besteht, gerichtet werden. Tie Wechsel-Exekution gegen den Faktor findet nur in den ihm anvertrauten Handlungöfond Statt. DaS gegen den Faktor erstrittene odsiegliche Urtel kann aber auch gegen den Prinzipal ohne Beschränkung vollstreckt werden, eS ist mithin nicht nöthig, ja nicht einmal zuläßig, daß der Gläubiger, nachdem er die Sache mit dem Faktor ausgemacht hat, von Neuem gegen den Prin­ zipal klage, um gegen ihn mit der Exekution vorschreitcn zu können **); denn der Faktor vertritt eben zugleich wie ein Bevollmächtigter den Herrn. 2) Der Trassant in Kommission haftet immer persönlich dem Remittenten und den Indossataren, selbst wenn, wie gewöhnlich, die Anfangsbuchstaben des Namens oder der Firma deS Dritten, für dessen Rechnung die Tratte gezogen, in dem Wechsel bcigefügt ist'e). Denn das KommissionSverhältniß zwischen dem Trassanten und dem Dritten ist aus dem Wechsel nicht ersichtlich und liegt auch außerhalb deS WechselrechtS-Verhältnisses. ES ist Sache des Trassanten, sich vorzusehen.

*) a. L. R. 11, 8. 8. 545. •) Ebenda. — «rt. 95. •«) SS- 493,597-5lv daselbst. n) L. 1 §. 24 I). (le exercit. actione (XIV, 1). Angenommen von dem III. Senate des Obertribunals am 13. Februar 1849, in der Sache III, 48. 1 ’) Code de commcrce Art. 115 u. franz. Ges v. 19. Marz 1817. — Preuß. K. D. vom 31. Oktober 1832 (G. S. S. 228).

229

II. Die Bedingungen des RegreßansprucheS sind: 1) Der Wechsel muß zurZahlung, aufVerfall, und nicht später *31),* präsentirt worden fein. Die Verweigerung der Annahme und die Protrsterhebung Mangels Annahme macht die spätere Präsmtation zur Zahlung nicht unnöthig. Eine Ausnahme machen die auf Sicht gestellten Wechsel, in der Art, daß sie nur einmal präsentirt zu werden brauchen. Denn diese sind bei der Vorzeigung fällig (Art. 31), wer­ den sie also nicht angenommen, so ist auch die Zahlung verweigert, indem die Präsentation zugleich zur Zahlung geschieht. Annahme und Zahlungszeit fallen hier zusammen. 2) Die Präsentation zur Zahlung und die Nichtzahlung müssen durch einen Protest dargethan werden. Andere Beweismittel sind unzulässig. Der Mangel deS Protestes hat den Verlust deS Regresses zur Folge. 3) Der Protest muß rechtzeitig ausgenommen worden sein. Der äußerste Zeitpunkt dazu ist der zweite Werktag nach dem Zahlungstage; den Regreßnehmer trifft aber kein Vorwurf, wenn er schon am ZahtungStage selbst den Protest erhoben hat. Der Bezogene darf sich daher, wenn er sich vor Kosten und Schadensersatz sichern will, nicht den ganzen Zahltag Zeit nehmen zur Zahlung"); er muß bei der ersten Meldung deS Wechselinhabers zahlen. Die frühere Strenge in der Zeit der Protesterhebung ist im Interesse der gütlichen Auflö­ sung deS Verhältnisses gemildert. Ter Wechselinhaber darf, wenn er gefällig sein will, bis auf den andern Tag warten, womit vielleicht allen Interessenten gedient ist. Art. 42. Die Aufforderung, keinen Protest erheben zu lassen („ohne Protest", „ohne Kosten" re.) gilt alö Erlaß deS Protestes, nicht 1 •) Srt. 42, Worte -Pflicht zur rechtzeitigen Präsentation.' > *) Die» Ist eine Lubnahme von dem civIlrechÄchea Sruudsahe, daß dem ver­ pflichteten zu der Leistung der ganze dazu bestimmte Tag zu statten kommt. A. 8. R. 1,3, §. 47. — L. 41 u. 135 S. 2 D. de verb. oblig.

230

aber als Erlaß der Pflicht zur rechtzeitigen Präsentation. Der Wechselberpflichtete, bon welchem jene Aufforderung ausgeht, muß die Beweislast übernehmen, wenn er die rechtzeitig gesche­ hene Präsentation in Abrede stellt. Gegen die Pflicht zum Ersätze der Protestkoflen schützt jene Aufforderung nicht. Die Formel »ohne Protest', »ohne Kosten', »sans frais* im Wechsel, d. h. zurück ohne Kosten re., ist im Gebrauche und deshalb beibehalten. Sie enthält die Uebereinkunst, daß der Regreß zuläßig sein soll, wenn auch der Protest nicht erhoben wird. Weiter nichtsDie rechtzeitige Einforderung der Zahlung muß mithin immer gesche­ hen. Der Wechselinhaber ist jedoch dadurch nicht verbunden, die Protesterhrbung zu unterlassen. Denn da der Regreßpflichtige durch Antretung deS Gegenbeweises über Versäumung der Präsentation Weiterungen machen kann, so hat der Wechselinhaber ein erheblicher Interesse, einen solchen Beweis abzuschneiden. Deshalb befreit jener Erlaß der Protesterhrbung von der Verbindlichkeit zur Kostenerstat­ tung nicht.

Art. 43.

Domicilirte Wechsel sind dem Domiciliatrn, oder wenn ein solcher nicht benannt ist, dem Bezogenen selbst an demjenigen Orte, wohin der Wechsel domicilirt ist, zur Zahlung zu Präsen­ tiren, und wenn die Zahlung unterbleibt, dort zu protestiren, Wird die rechtzeitige Protesterhebung beim Domiciliaten verabsäumt, so geht dadurch der wechselmäßige Anspruch nicht nur gegen den Aussteller und die Indossanten, sondern auch gegen den Acceptanten verloren. Diese Vorschrift ist nicht neu. S. o. zu Artikel 24. Die Bestim­ mung, daß die unterlassene oder unzeitige Protesterhebung am Orte deS DomicilS den Verlust deS WechselrechtS auch gegen den Acceptan-

231

im zur Folgt habt, ist eine nur bei domicilirten Wechseln geltende Ausnahme (Art. 44), und gründet sich darin, daß rin Dritter (der Domiciliat) den Wechsel rinlösen soll, mithin gegen den Wechsel­ schuldner der wrchstlmäßige Beweis geführt werden muß, daß der Inhaber seine Schuldigkeit gethan habe. Denn die Ernennung deö Domiziliaten hat dir rechtliche Natur einer Anweisung, Art. 44.

Zur Erhaltung des Wechselrechts gegen den Accepianten

bedarf eS, mit Ausnahme des im Art. 43 erwähnten Falles, weder der Präsentation am ZahlungStage, noch der Erhebung eine- Protestes. Der Grund dieser Bestimmung ist, daß der Wechselinhaber durch Lersäumung der Einforderung der Wechsclzahlung dem directen Wechselschuldner (dem Accepianten) keinen Nachtheil verursachen kann und daß die Wechselverbindlichkeit des Accepianten nicht eine durch beson­ dern Fleiß bedingte ist, wie die Regrrßpflichtigkeit. Der Acceptant kann sich von seiner unbedingten Verbindlichkeit nur auf gewöhnlichem Wege frei machen. Daran wird er durch die mora accipiendi des Gläubigers nicht verhindert, er kann deponiren (Art. 40).

Art. 45.

Der Inhaber eines, Mangels Zahlung protestirten Wech­ sels ist verpflichtet, seinen umnittelbaren Bormann innerhalb zweier Tage nach dein Tage der Protesterhebung von der Nicht­ zahlung deS Wechsels schriftlich zu benachrichtigen, zu welchem Ende eS genügt, wenn das BenachrichtigungSschreiben innerhalb dieser Frist zur Post gegeben ist. Jeder benachrichtigte Vormann muß binnen derselben, vorn Tage des empfangenen Berichts zu berechnenden Frist seinen nächsten Bormann in gleicher Weise benachrichtigen. Der Inhaber oder Indossatar, welcher die Benachrichti­ gung unterläßt oder dieselbe nicht an den unmittelbaren Bormann

232 ergehen läßt, wird hierdurch den sämmtlichen oder den übersprun­ genen Vormännern zum Ersaht deS aus der unterlassenen

Benachrichtigung entstandenen Schadens verpflichtet.

Auch ver­

liert derselbe gegen diese Personen den Anspruch auf Zinsen

und Kosten, so daß er nur die Wechselsumme zu fordern berechtigt ist.

Ueber Sinn und Bedeutung diese- Artikels ist im Allgemeinen schon im Vorworte unter Nr. II Rede gewesen. Hinsichtlich der Einzeluheiten ist nichts zu sagen. Nur die Nachtheile, welche mit der Unterlassung der Benachrichtigung verbunden sein sollen, nehmen noch die Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Verlust deS Wechselrechts ist nicht die Folge der unterlassenen Benachrichtigung, nur Zinsen und Kosten sollen verloren gehen. Das ist rin wechselrechtlicher Nachtheil. Tie Derbindlichmachung des Wechselinhabers zwar, zur Schadloshaltung aller nicht benachrichtigten Vormänner, kann freilich auch noch als eine wcchselrechtliche Bestim­ mung aufgefaßt werden, insofern nämlich, alö man sie für eine Ver­ schlechterung deS wechselrechtlichen Anspruchs, für eine Belastung der Wrchselfordrrung ansehcn mag. Unbedingt verloren soll die wechsel­ mäßige Forderung nicht sein, sie soll auch nicht durch die Einrede der Beschädigung entkräftet werden können, aber an ihr hastet die Enischädigungslast, die möglicher Weise noch den Betrag deS Wechsel­ anspruchs übersteigen kann. Das hat den Sinn, daß dem Wechsel­ inhaber, wenn er auf Entschädigung in Anspruch genommen wird, der Einwand, daß er sein Recht gebraucht ljabt1 s), entzogen ist: er hat sein Wechselrecht nicht nach den geschlichen Vorschriften auSgeübt. Diese Vorschriften und die Setzung der Schranken gehören allerdings in die Wechselordnung. Allein die Begründung und die Ausführung des Entschädigungsanspruchs gehört lediglich ins Civilrecht und können deshalb hier keine erschöpfende Erörterung finden. Die Bestimmung ") «. 8. R. 6ln(. 69. 88, 94 s 1,6, §§. 36,37.

233

wird vielleicht viele EntschädigungSprozesse veranlassen; doch mögen sich die Schadenskläger wohl vorschen: in den allermeisten Fällen wird der Anspruch gar keine Realität haben. Ter Schade soll an­ der unterlassenen Benachrichtigung entstanden sein. Wie soll dazugehen? Daß der nicht benachrichtigte Regreßpflichtige bezahlen muß, daß er dazu durch Exekution gezwungen werden muß, darin ist eine Beschädigung für ihn nicht zu suchen. Auch daraus, daß er, wenn er benachrichtigt worden wäre, hätte Geld anschaffen, borgen, wohlfeiler haben können, entsteht erst eine Rechnung nach der Weise jenes Milchmädchens. Den Mangel des Schuldners an Gelde hat der Gläubiger nicht zu verantworten; wer Wechselgeschäste treibt, muß immer Geld haben. Aber unter einer BorauSsehung kann eS wol kommen, daß der Regreßpflichtige infolge der unterbliebenen Benachrichtigung Nachtheil hat, wenn er nämlich von seinem Schuldner Deckung hat, die er bei der Abrechnung mit ihm ausgeglichen, nicht wissend, daß ihm der Regreßanspruch drohe; und wenn darauf der Schuldner fallirt oder sonst sich der Belangung entzieht. DaS Gleiche kann bei einem sonst sichern Bormann eintreten, durch Auswanderung. Hätte der nicht benachrichtigte Regreßpflichtige den Stand der Sache gekannt, so würde er sich durch Arrestschlag haben sichern können. Run aber hat er seinen Bormann ungehindert nach Amerika ziehen lassen und muß die Rückwechsclsumme, die er unerwartet auf sich gezogen sieht, einbüßen. In solchen Fällen läßt sich allenfalls ein Zusammenhang zwischen der unterbliebenen Benachrichtigung als Ursache und dem Verluste als Wirkung annehmen, wenn einmal die Pflicht deö Gläubigers feststeht, den Schuldner in Zeiten durch Benach­ richtigung zu warnen und wenn angenommen wird, daß ein Wechsels«-geber nicht nöthig hat, sich um das Schicksal seiner Geldpapiere weiter zu kümmern. Den Handelögcbrauch hat die Festsetzung allerdings für sich; eia sachkundiger und pünktlicher Geschäfts- und GewrrbSmann findet eS ganz in der Ordnung, die Benachrichtigung ergehen zu lassen, eine juristische Bedeutung hat sie nicht. Die Vorschrift ist in der beliebten Weise ein ganz willkührlicheS Anhängsel.

234

Drr Entschädigung- - Anspruch hat übrigens die rechtliche Statur einer subsidiären Jntercession; der angeblich beschädigte Regreßpflich­ tige muß sich zunächst an seine Vormänner und an den Aussteller, der Aussteller in Kommission an den Auftraggeber halten. Nur unter den BorauSsehungen, unter welchen rin Bürge, welchem die Einrede der Ordnung justehet, mit Uebergehung deS Hauptschuldners, belangt werden darf, kann auch ein Regredient sogleich in Anspruch genommen werden. Art. 46. Kommt eS auf den Nachweis der dem Bormanne rechtzeitig gegebenen schriftlichen Benachrichtigung an, so genügt zu diesem Zwecke drr durch ein Postattest geführte Beweis, daß ein Brief von dem Betheiligten an den Adressaten an dem angegebenen Tage abgrsandt ist, sofern nicht dargethan wird, baß der angekommene Brief einen anderen Inhalt gehabt hat. Auch der Tag deS Empfanges der erhaltenen schriftlichen Be­ nachrichtigung kann durch ein Postattest nachgewiesen werden. Die Beweiölast ist willkührlich aufgelegt, mit Beiseitesetzung der Logik. Bringt der Regreßkläger einen Postschein über einen unter Adresse deS belangten Lormannes aufgegebenen Brief, so soll bewiesen sein, oder besser: es soll vermuthet werden, daß dieser BriesdaS Bc« nachrichtigungSschreibeu gewesen sei und daß dasselbe auch den in Rede stehenden Wechsel betroffen habe. Der Adressat soll den Gegenbeweis führen. WaS zuerst die Erbringung deS Beweises, das Postattest, betrifft, so genügt nicht der gewöhnliche Postschein über einen rekommandirten Brief; denn dav Postattest soll über die Person deS Aufgebers Auskunft geben, was der gewöhnliche Postschein nicht thut. Es wird daher eine Anweisung an sämmtliche Postanstaltrn erlassen werden müsse», sich auf Verlangen mit der Feststellung der Person deS Aufge­ bers zu befassen und danach die Atteste zu ertheilen. Die Sache ist unpraktisch. Der gegen die gegründete Vennuthung Seitens des Adres­ saten zu führende Beweis hat seine Schwierigkeit. Er seht voran-,

235

daß btt Adressat von dem Beteiligten wirklich einen Brief erhalten hat, von welchem er vermuthen kann, daß rS auf den Nachweis feines Inhalte- ankommen möchte; denn eö ist augenscheinlich auf die Pro­ duktion deS BrirstS gerechnet. Wenn nun aber der Adressat keinen Brief von dem Betheiligtm erhalten hat, was sehr wohl fein kann, wenn auch die Aufgabe nachgewiestn ist; oder wenn er zwar einen Brief erhalten hat, doch von gleichgültigem oder eine andere abge­ machte Sache betreffendem Inhalte, welchen aufzubewahren er sich nicht veranlaßt fühlte; oder wenn der Adressat einen Brief vorlegt, der Be­ theiligte aber die Identität bestreitet? Wie sich das Alles gestalten wird oder muß, läßt sich nicht Voraussagen. Der Tag deS Empfanges der Benachrichtigung ist hinsichtlich dtr weitern Benachrichtigung erheblich. Auch dieser soll durch ein Post­ attest nachgewiesen werden können. Wie die Postanstalten sich in dst Lage sehen wollen, das Verlangte mit gutem Gewissen attestiren zu können, muß ihnen überlassen bleiben. Ganz leicht wird eö nicht sein, wenn kein Abgeordneter bei der Eröffnung und Lesung der Briefe gegenwärtig ist, besonders in dem Falle, wo das Brlefevnvert mit dem Briefe nicht zusammenhängt. Art. 47. Hat ein Indossant den Wechsel ohne Hinzufügung einer OrtSbezeichnung weiter begeben, so ist der Vormann desselben von der unterbliebenen Zahlung zu benachrichtigen. Wer seinem Indossamente keinen Ort beifügt, hat den Nachtheil, daß er unbenachrichtigt bleiben darf, ohne daß der Wechselinhaber bet* antwortlich wird oder an seiner Regreßforderung Einbuße zu erleiden hat. Doch muß wol der Fall deS DoluS ausgenommen werden. Ist der betroffene Indossant dem Wechselinhaber wohlbekannt, so muß er zur Benachrichttgung verpflichtet sein.

Art. 48. Zeder Wechselschuldner hat das Recht, gegen Erstattung der Wechselsumme nebst Zinsen und Kosten die Auslieferung dfS

236

quittirten Wechsels und des wegen Nichtzahlung erhobenen Pro­ testes bon dem Inhaber zu fordern. I. Bkdculung bitfer Bestimmung. II. Erläuterung derselben.

I. Der Artikel sagt: jeder Wechselschuldner hat daS Recht, nicht

etwa bloß der in Anspruch genommene, sondern jeder aus der ganzen

Reihe der Wrchsrlverbundenen kann unaufgefordert hervortreten und dem Wechselinhaber Befriedigung anbieten. Dadurch ist der in jedem Schuldverhältnisse begründete Grundsatz, daß der Schuldner die fällige

Zahlung zu leisten berechtigt ist, wenn der Gläubiger sie ihm auch nicht adfordrrt, auf das wechselrechtliche Korreal-Verhältniß angewendet:

jeder von mehreren Solidar-Schuldnern hat daS Recht zu interveniren,

kraft jenes Grundsatzes.

Ein solcher Wechselschuldner tritt, in Bezie­

hung ans die übrigen Wechselverpflichteten, als Intervenient auf. Die Befugniß dazu ist an sich unbestreitbar, aber sie ist durch die Bestim­

mung dieses Artikels außer Zweifel gesetzt. Das ist die Bedeutung derselben. Der Wechselinhaber darf die angebotene Zahlung nicht unter dem Vorwande, daß er sich an den Anbieter nicht Hallen wolle, ablehnen, er würde sonst den Regreß an ihn und dessen Hintermänner ver­ lieren. II. Der intervenirende Wechselschuldner tritt durch die Befriedi­ gung deS Gläubigers in dessen Rechte und vereinigt damit seine eigenen Rechte, welche ihm in der Eigenschaft alS Indossatar gegen seine Vor­

männer zustehen. Diese Schriftstücke sind daher dem Indossanten, wel­ cher den Wechsel einlöst, dazu nöthig, um ftfiitn eigenen Regreß gegen

seine Vormänner zu nehmen. Er muß dadurch beweisen, daß die Prä­ sentation zur Zahlung und die Protesterhebung Mangels Zahlung rechtzeitig geschehen. Hätte er den Wechsel eingrlöst, ohne selbst aus

diese Bedingungen deS Rechts zu sehen, so würde er keinen Regreß neh­ men können. Hat er nur Theilzahlung geleistet, so muß er sich mit quittirten Abschriften deS Wechsels und deS Protestes begnügen, weil

dem Wechselinhaber die Originalurkunden nöthig sind, um wegen des

Restes seiner Forderung weiter zu gehen.

237

Hirr entspricht die Fassung .gegen Erstattung der Wechsrlsumme — Auslieferung des quittirten Wechsels" dem Sach- und Rechtsver­ hältnisse.

Zuvor Zahlung, dann Quittung und Auslieferung der

Schuldurkunde.

Die umgekehrte Fassung im Art. 25, 39 und 54 ist

sicher nicht,mit Vorbedacht gewollt worden.

Man kann fragen: welchen Einfluß die Schlußbestimmung des

Art. 45 auf die Forderung eines solchen Indossanten habe, im Falle er selbst die Benachrichtigung des VormannS unterlassen hat. DaS Rich­ tige wird sein, daß er diejenigen Zinsen und Kosten verliert, welche ihm

selbst entstehen; die Wechsrlsumme, von welcher er selbst wieder Zinsen fordern kann, ist für ihn diejenige Summe, welche er zur Einläsung.deS

Wechsels hat zahlen müssen,Se). Art. 49.

Der Inhaber eines, Mangels Zahlung protestirten Wechsel­ kann die Wechselklage gegen alle Wechsrlverpflichtete, oder auch nur gegen Einige oder Einen derselben anstellen, ohne dadurch seinen Anspruch gegen die nicht in Anspruch genommenen Ver­ pflichteten zu verlieren. Derselbe ist an die Reihenfolge der Indossamente nicht gebunden. I. Beziehung der Bestimmung. II. Anwendung auf frühere Fälle. III. BegrüudungSerforderniffe der Regreßklage.

Der Artikel ist durch der Preuß. Einführung-Okdmrug, §. , er­ gänzt.

S. o. zu §. 5 der Eins-Ordnung.

Dreierlei giebt dir Bestimmung hrrvorzuheben Anlaß: die Bezie­ hung, die Anwendbarkeit auf frühere Fälle, und die BegründungSerforderniffe der Klage.

I. Nach dem Wortlaute kann die Wrchselklagr gegen alle Wechsel­

verpflichtete zugleich angebracht werden.

Darunter ist die subjektive

Klagenhäufung gemeint. Diese versteht sich aber nur von der Regreß-

Isa) Äergl. Art. 51.

238 klagt gegen die Indossanten und die Aussteller, nicht etwa auch don der direkten Wechselklage gegen den Acceptanten, wie man nach dem AuSdrucke deö Artikels glauben könnte. Tenn eü ist hier, im Ab­ schnitte VIII, überhaupt nur von dem Regreß Rede, und außerdem hat die Regreßkloge andere Begründungsersorderniffr und einen andern Inhalt als die direkte Wechselklage. Beide Klagen könnten also schon deshalb nicht kumulirt werden. Die subjektive Häufung der Regreßklagen war ftüher, nach den Prozeßgesrhen, an sich nicht unmög­ lich denn die Verschiedenheit drS Gerichtsstandes war, nach der damaligen Verfassung, zwar hinderlich, aber doch nicht unüberwindlich, eS konnte durch Prorogation der Gerichtsbarkeit geholfen werden. Aber eS stand bei den Wechselregreß-Klagen ein anderer Grund im Wege, der nämlich, daß gegen jeden Regreßpflichtigen, zur Erhaltung des Re­ gresses und Begründung der Klage, ein besonderer Protest, der s. g. Kontraprotest, ausgenommen werden mußte. Die Rcgrrßklage berührte daher gegen jeden Verpflichteten auf besonderen thatsächlichen Voraus­ setzungen, durch deren Erörterung Verwirrung und ein zweckwidriger Aufenthalt derCachc gegen Einzelne in den Prozeß gebracht worden sein würden. Mit dem Wegfall der Kontraproteste war die sachliche Schwie­ rigkeit der Klagcnhäufung bei der Regreßnahme beseitigt. Hinsichtlich der direkten Wechselklage aber gegen den Aceeptanten ist der RrchtSstand unverändert geblieben. Sie ist nach wie vor specifisch verschieden von den Rcgrrßklagen; sie verhält sich zu diesen wie die Hauptklagr zur GewährleistungSklage: der Wechselgläubiger kann zwischen Bri­ den nur wählen, Beide gleichzeitig kann er nicht gebrauchen. An diesen althergebrachten Rechlssähen'") ist durch die neue Wechselordnung nichts geändert. II. Von nur vorübergehendem Interesse ist eS: ob die subjektive Häufung der Regreßklagen auch bei Wechseln zulässig sei, welche vor dem I. Februar 1849 ausgestellt und in Umlauf gesetzt worden sind.

‘•)«.®.D.l 1, §$.36 unb37. »’)«. 2.«. II, MS- 1122-1125.

239

DaS ist zu bejahen. Denn da- Recht-Verhältniß selbst wird dadurch gar nicht berührt, die Bestimmung enthält einen prozrssualischm Grund­ satz und Prozeßgesetze finden von Zeit ihrer Einführung auf alle Recht-streitigkeiten Anwendung, wenn sie auch ihre Quelle in einer noch so altm Vorzeit haben's). UL Zur Begründung der Klage muß in den LandeStheilen, wo die Prozeßlritung und die Ladung dem Gerichte zusteht, der Original­ wechsel, der Protest und die Bescheinigung über die Benachrichtigung de- Beklagten, mit der Klageschrift zugleich, dem Richter vorgelegt werden1 ’). Klagt ein Indossant, welcher einen Nachmann brftiedigt hat, so muß er außer den nämlichen Urkunden, die ihm gegen Zah­ lungsleistung auSgrhändigt worden sein niüssen, noch dir Bescheini­ gung über die ihm selbst obgelegene Benachrichtigung de- Beklagten beibringen oder doch schon in der Klageschrift den Beweis darüber antretrn. Dieser Beweis tritt an die Stelle der nach der landrechtlichen Wechselordnung 20) erforderlich gewesenen s. g. Kontraproteste, d. h. der Proteste, welche der Wechselinhaber gegen jeden einzelnen Vor­ mann erheben mußte, wenn er von ihm nicht binnen 24 Stunden nach der Aufforderung dazu befriedigt worden war. Diese Proteste fallen jetzt weg. Der Artikel entscheidet übrigens die Legitimation-frage: ob der Besitz eine-, Mangels Zahlung protcstirten Wechsel- für den Indos­ santen ein hinlänglicher Beweis sei, daß er den Wechsel nach erfolgtem Proteste aus den Händen des Indossatar- wieder ringel-ft hat, und diesem au- dem Wechsel keine Rechte mehr znstchen, in Uebereinstim­ mung mit der Praris, bejahend2p*). •*) Anderer Meinung ist Gräff, über den Einfluß re., 6. 18, doch geht er auf die rechtliche Statur der Bestimmung de- Art. 4!> nicht ein. Die landrechNtche Wechselordnung verbietet überdies nicht einmal die Stimulation der Klagen; der §. 1072, auf welchen man fleh bezieht, enthält davon nicht». Da» Prinzip findet flch In der Proz.-Ordnung TU. 1, §. 37. *•)«. G. 0.1,27,9.4. ")«. L. R. II, 8,98. 1060,1061, vergl. mit 9.4 der«. V. O. a. a. O. •o») Archiv merkwürdiger Rechtslage und Entscheidungen der Rhelohcsflschcu Gerichte. 8b. f, B) Schon nach früherem Rechte. A. L. R. II, 8, §. 1028 u. v. a. Wechsel­ ordnungen. Unter den Autoren war darüber Streit. S. Bender a. a. y. $. 378, S. 654, und Treitsch ke Encyklopädie i, S. 552.

262

Wechsel nicht spätestens am zweiten Werktage nach dem Zah­ lungstage zur Zahlung borgelegt wird. L Verhältniß de» Ehrroacerptantta zum Wechselinhaber und dessen vormänncr. IL Verhältniß desselben zu dem Honoraten. Dieser Artikel und der folgende beziehen sich auf die Wirkung der InterventionI. DaS Ehren-Accept legt dem Intervenienten eine nur bedingte Wechselverbindlichkeit auf, denn eS enthält daS Versprechen wechsel­ mäßiger Zahlung unter der stillschweigend vorausgesetzten Bedingung: wenn weder der Bezogene noch die etwa vorhandenen Nothadressen aus Verfall zahlen, obwohl ihnen der Wechsel abermals rechtzeitig zur Zählung präsentirt und dieserhalb vorschriftsmäßig Protest Mangels Zahlung erhoben worden. Darauf beruhet der in dem Artikel aus­ gesprochene RechtSsah: daß der Intervenient von seiner Verbindlichkeit ftei wird, wenn ihm nicht binnen der bestimmten Frist der Wechsel zur Zahlung vorgrlegt wird. Nicht in diesem Falle allein erlischt seine Verbindlichkeit, sondern er wird auch frei, wenn ihm nicht gehörig und rechtzeitig erhobene Proteste Mangels Zahlung vorgelegt werben22). Hat der Wechselinhaber nichts versäumt, so kann er de» Inter­ venienten wechselmäßig in Anspruch nehmen. ES steht ihm aber auch, nachdem er rechtzeitig und gehörig Protest Mangels Zahlung auch gegen den Ehrenacceptantcn erhoben hat, ebenso wie in dem Falle, daß der Bezogene acceptirt hätte, frei, seinen Regreß gegen die Indos­ santen und den Aussteller zu nehmen. Thut er dies gegen einen Nach­ mann des Honoraten, so kann der Regreßpflichtige, welcher die Regreß­ nehmer befriedigt hat, seinerseits den Rückgriff, ebensogut gegen den Intervenienten alS gegen den Honoraten nehmen, denn der Honorant ist al» Intercrdent für den Honoraten ringetretrn, er hastet mithin Allen, welchen der Honorat selbst einstehen muß, also allen Nachmän­ nern desselben, wie der Artikel folgerichtig auSspricht. Selbst in dem

”) vrrgl dir Art. 62, 63 und 63.

263

Falle, wenn der Honorat inzwischen in Vermögeusverfall gerathen wäre: denn gerade dann kommt die Intervention zu ihrem Werth. II. DaS Verhältniß des Ehrenacceptanten zum Honoratm kommt nicht zur vollen wrchselrechtlichen Geltung, wenn der Intervenient nicht zur Zahlungsleistung gelangt. Er hat in Folge seiner Interven­ tion, wegen der dadurch übemommcnen Gefahr, außer seinen Aus­ lagen auf Kosten, j Prozent Provision zu fordern. Diese muß ihm der Zahlende, welcher ihn von der Zahlungsleistung ausschließt, leisten (Art. 65); er hat dann nur noch die dem Inhaber erstatteten Protest­ kosten zu fordern. Wer bezahlt ihm diese? Die Wechselordnung schweigt darüber. Durch die Zahlung ist er in die Rechte de- Wech­

selinhabers gegen den Honoraten, dessen Lormänner und den Accrptanten getreten (Art. 63), und die Protestkosten sind ein Theil her Wechselforderung des Inhabers. Der Intervenient kann sich mithin an jeden der genannten Wechselschuldner wechsrlmäßig halten. Wenn sich aber das wechselrechtliche Verhältniß vor dem Verfall deö Wechsels auflöst und der Intervenient aus diesem Grunde nicht zur Zahlungsleistung gelangt, hat er dann auch eine Provision zu fordern und von wem? Er wird keine zu fordem haben; denn der wrchselmäßige Schuldner (Art. 65) fehlt, und auS ciyilrechtlichen Gründen steht ihm eine solche Forderung gegen eine andre Person nicht zu. Wollte er ex capite negotiorum gestorum oder mandfi.ti gegen den Honoraten klagen, so würde er daraus die Forderung njcht begründen können.

Art. 61.

Wenn der Wechsel von einer Nothadresse oder eineur andern Intervenienten zu Ehren angenommen wird, so haben der Inhaber und die Nachmänner deS Honoraten keinen Regreß auf Sicherstellung. Derselbe kann aber von dein Honoraten und dessen Vor­ männern geltend gemacht werden.

264 Wirkung der Intervention: I. Im Verhältniß des Wechselinhabers zu den Bormännern; II. im Verhältniß de» Houoraten zu seinen vormäunera.

I Der Regreß des Wechselinhabers auf Sicherstellung fällt weg, wenn der Wechsel von Jemand angenommen wird, mag dies von einer Nothadrrffe oder von einem Intervenienten geschehen sein. Hinsicht­ lich der Nothadresse enthält die Bestimmung das bisher Gebräuchliche, welches darauf fußt, daß die Nothadresse ein durch die Wechselvorschrist Berufener ist und mithin durch besten Accept der Wechselinhaber die Sicherheit erhält, welche ihm zugcsagt war, nämlich das Zahlungs­ versprechen eines im Wechsel zur Zahlung Aufgefordcrten. Dagegen waren die Ansichten über die Wirkung der Intervention im Verhält­ nisse deS Inhabers zu seinen Bormännern verschieden"). Die Mei­ nung, welche auch in diesem Falle den Regreß Wegfällen lassen will, hat für sich, daß der Zweck der Intervention gerade in der Abwendung deS Regresses besteht, und daß, wenn der Wechselinhaber aus freier Willkühr eine Person als Acceptanten cintrcten läßt, welche er zuzu­ lassen nicht verpflichtet war, er mit der ihm durch daS Accept gewor­ denen Sicherheit sich zufticden gestellt und auf den Rückgriff verzichtet hat. Diese Meinung hat in die neue Wechselordnung Eingang gefunden, wie dieser Artikel besagt.

II. Die Sicherstellung durch die Intervention geschieht im Namen und auf Rechnung des Honoratcn. Er ist daher in demselben Falle, wie wenn der Wechselinhaber an ihn Regreß genommen und er ihm gegen Aushändigung des Protestes Mangels Annahme genügende Sicherheit bestellt hätte (Art. 25). Daraus folgt, einerseits, daß auch die Nächmänner des Honoraten durch die Intervention gedeckt sind und weitere Sicherstellung nicht zu fordern haben (Art. 27); anderer­ seits aber, daß der Honorat von seinen Vormännern, und jeder von diesen in Anspruch Genommene wiederum von seinen Bormännern,

>•) Mau sehr u.

Beuder a. a. EX, 8- 378.

265 Sicherstellung für stch verlangen kann (Art. 25).

Um ihn dazu in

dm Stand zu sehen, muß ihm der Intervenient den Protest Mangels Annahme übersenden (Art. 58 und 26).

2.

Ehrenzahlung.

Art- 62. Befinden sich auf dem von dem Bezogenen nicht eingelösten Wechsel oder der Kopie Nothadressen oder ein Ehrenaccept, welche auf den Zahlungsort lauten, so muß der Inhaber den Wechsel spätestens am zweiten Werktage nach dem ZahlungStage den sämmtlichen Nothadressen und dein Ehrenacceptanten zur Zahlung borlegen, und den Erfolg im Proteste Mangels Zah­ lung oder in einem Anhänge zu demselben bemerken lassen. Unterläßt er dies, so verliert er den Regreß gegen den Adressanten oder Honoraten und deren Nachmänner. Weist der Inhaber die von einem andern Intervenienten angebotene Ehrenzahlung zurück, so verliert er den Regreß gegen die Nachmänner deS Honoraten. Diese Vorschrift regelt daS Verhalten deS Wechselinhabers bei Einforderung der Zahlung.

Er muß vor Allem sich an die (n der

Wechselvorschrist Berufenen wenden und zwar nach der Rangordnung. Zuerst ist der Bezogene, dann die Adresse des Aussteller-, nächstdcm sind die Adressen der Giranten, nach der Folge der Indossamente, anzu­ gehen, mögen sie die Annahme verweigert haben oder nicht.

ES ist

auch gleichgültig: ob die Adressen auf dem Original oder auf einer

au-gegebenen Kopie,deS Wechsels stehen.

Erst nach vergeblicher

Anrufung der Berufenen kommt die Reihe an den Ehrenacceptanten (Intervenienten zur Annahme), und ganz zuletzt, wenn auch der Ehrenacceptant nicht zahlt und gegen Jeden Protest Mangels Zahlung erhoben worden ist, kann und muß die von einem erst jetzt bei der Zah­ lung auftretenden Intervenienten, welcher zur Ehre eines Wechselver-

266

bundenen zahlen will, Zahlung angenommen werden. Nur diese Zahlung, die durch keine vorauSgegangrne Wechselerklärung veran­ laßt wird, ist eine wahre Ehrenzahlung; die Rechte deS EhrenzahlrrS erwirbt aber auch der Ehrenacceptant, wenn er zur Zahlungsleistung kommt (Art. 63). Warum die Ehrenzahlung angenommen werden muß, bei Verlust des Regresses gegen den Honoraten und dessen Nachmänner, wie der Artikel auöspricht, ist bereits oben im Vorworte zu diesem Abschnitte, unter II, dargrstrllt. Art. 63.

Dem Ehrenzahler muß der Wechsel und der Protest Man­

gels Zahlung gegen Erstattung der Kosten auSgehändigt werden. Er tritt durch die Ehrenzahlung in die Rechte deS Inhabers (Art. 50 und 52) gegen den Honoraten, dessen Bormänner

und den Acceptanten. I. Rechte deS Ehreazahln». II. Verhältniß de» Inhaber» alb Intervenienten. 1IL Obliegenheiten de» Ehreazahler».

I. Der Intervenient kann in Folge Auftrages des Honoraten, oder auch ohne Auftrag acceptirt oder gezahlt haben. Im erstem Falle würde sein Verhältniß zu dem Honoraten, civilrechtlich, nach den Grundsätzen über daS Mandat und im zweiten Falle nach den Grundsätzen über die negotiorum gestio zu beurtheilen fein. Aber diese Rechtsverhältnisse entsprechen nicht der wechselrechtlichen Jntrrvention und bieten deshalb keine Analogie, wenigstens keinen ErklärungSgrund für manche Eigenthümlichkeiten derselben. ES macht keinen Unterschied, ob ein Auftrag vorauSging oder nicht: in beiden Fällen gelten dieselben Grundsätze. Ueber diese war man jedoch nicht durchaus einig. Manche Wechselordnungen") und Schriftsteller") nehmen an,

' •) Unter diesen da» «. L.«. II, 8, $. 1027. Leipziger SB. O- §. XVII. ’*) 3- B. Siegel Einleitung II, Kap. 5, g. 8 (im corp.jar. camb. n, p.435).

267 daß nur der Honorat, nicht auch btt Intervenient gegen die Vormän­ ner de- Honoraten Regreßrechte erwerbt. Änbtrt16) hingegen legen dem Intervenienten dieselben Rechte gegen die Vormänner drS Honomten wie gegen Diesen selbst bei, indem sie davon auSgehen, daß der Ehrenzahler durch die Zahlung in die Stelle und Rechte deS Inhabers eintrete. Da- thut auch die neue Wechselordnung in diesem Artikel. Man sagt hiergegen: wenn das Prinzip richtig wäre, so müßten dem Intervenienten, folgerecht, nicht bloß gegen die Vor-, sondem selbst auch gegen die Nachmänner de- Interventen (Honoraten) Regrcßansprüche zustehen, da ja der Inhaber selbst gegen alle Giranten nach seiner Wahl den Regreß nehmen kann*'). Diese Folgerung ist nicht einzuräumen. Die wirkende Ursache deS UebergangeS von Rechten deS Inhaber- auf den Zahler ist die Zahlung, aber nicht die Thatsache allein, sondem nur in Verbindung mit der Absicht und dem Zwecke des Zahlers. Wäre von beiden Seiten eine ausdrückliche Willenserklärung (Cession) die wirkende Ursache, so würde der CrssionariuS sagen: gegen welchen Schuldner deS Cedenten er die Rechte deö Gläubigers erwerben wolle; und der Cedent würde dem entsprechend seine Rechte gegen einen Bestimmtm seiner Solidarschuldner abtreten. Diese Erklärung giebt der Intervenient durch Bezeichnung drS bestimmtm Wechselverpflichteten: er will nur Diesem zur Ehre die Schuld zahlen, nur in das Verhältniß zu ihm will er treten. Die dem WIllm deö Inter­ venienten entsprechende Erklämng deS Gläubigers (Wechselinhabers) wird erseht durch Leistung und Annahme der Zahlung. Soweit ist alles klar. Danach ist jene Folgerung unannehmbar. Doch wäre man damit erst bis auf die Person deS Honoraten gekommen, über welchm hinaus Diejmigen, welche der rrstgedachten Meinung anhan­ gen, auch nicht gehen. ES bleibt zu erklären, wie der Intervenient

*•) Unter diesen der Code de rommerce Art. 159. — Bender 6. 381, S. 669 lit. c. *’) Barth Promptuartum, I, S. 128; Nach dem Wortlaut scheint die Hamburger Wechselordnung §. XI Flegel 1, p. 417) wirklich so weit -u gehen.

268 auch an die Bormänner des Honoraten soll kommen können. Das aber liegt in dem Wechsel-Regreßrechte deS Inhabers als eines Nach»

manneS deS Honoraten: der Nachmann vereinigt in seinem Rechte den Regreß gegen seinen unmittelbaren Bormann mit den an ihn zugleich übergangenen Rechten Desselben gegen Dessen Lormännrr. Tritt also der Intervenient wirklich in die Rechte des Inhabers gegen den Honoraten, so stehen ihm auch die Rechte zu, welche der Inhaber durch den Honoraten gegen dessen Dormänner übertragen erhalten

hatte.

Der Grundsatz des Artikel 63 ist mithin juristisch durchaus

gcrechtsertigt. Noch hat man dagegen gesagt: der Intervenient erkläre ja durch das Accept dem Begriffe eines solchen zufolge ausdrücklich, daß er an Stelle deö Bezogenen, nicht des Inhabers treten wolle, und daß er nicht im eigenen Namen, sondern füt einen Dritten, den Inter­

venten, handle, er mithin auch weder die Rechte, welche der Wechsel­ inhaber hatte, noch überhaupt Rechte, außer Dem, für welchen er handelte, gegenüber, sich erwerben könne2 8). Die Auffassung ist irrig. Nicht durch das Accept erklärt der Intervenient, in wessen Stelle er (als was? alS Zahler oder als Gläubiger?) treten wolle,

sondern durch die Bezeichnung der Person deö Honoraten giebt er zu erkennen, für wen er zahlen wolle. AlS Zahler nimmt er also die Stelle des Schuldners ciu den er bezeichnet. Wird aber die Stelle gemeint, die er als Gläubiger, vermöge der Zahlung rinzunehmen hat, so kann dies eben nur die Stelle dcs bezahlten Gläubigers sein.

So

lange also nicht der Bezogene sondern der Wechselinhaber als Wech-

sclgläubiger gilt, kann man nicht davon sprechen, daß der Ehrenzahler

durch die Zahlung in die Gläubigerrcchte deS Bezogenen zu treten beabsichtige. H.

Der Inhaber deS Wechsels scheidet in Folge des UebergangeS

seiner Rechte auf den Ehrenzahler auS dem wechselrechtlichen Verhält­ nisse völlig aus.

Jntervenirt also der Inhaber selbst, so kann er keine

anderen Rechte mehr geltend machen alS welche ihm in der Eigenschaft ") Barth a. a. 0. S. 129, Z. l - 8

269

als Ehrenzahler zustehen, wa- besonder- wichtig wird für den Fall, daß der Honorat, dessen Vormänner und der Acreptant zahlungs­ unfähig tocrbtn*29). III. Der Ehrenzahler hat, zur Erhaltung seine- WcchselrechtS gegen den Honvraten, dessen Bormänner und den Acceptanten, Allezu beobachten, waS dem Intervenienten zur Annahme obliegt (flirt. 58). Er muß also, nachdem er sich den quittirten Wechsel sammt den Pro­ testen Mangel- Zahlung hat auShändigen lassen, auch in einem Anhänge zu dem Proteste feststellen, daß er per honor gezahlt habe 30)e sonst hat er nur die Rechte de- Bezogenen. Den Wechsel braucht er jedoch erst nach seiner Befriedigung dem Honoraten auSzuhändigen. Soweit der Regreßanspruch durch wechselrechtliche Einwendungen auder Person de- Wechselinhabers entkräftet wird, muß ihm Dieser nach rivilrechtlichen Grundsätzen Gewähr leisten. Der Honorat ist, außer dem Falle de- Auftrages, dem Ehrenzahler nicht mehr zu leisten schul­ dig, al- er dem Wechselinhaber zu leisten gehabt haben würde, wenn Dieser selbst Regreß genommen hätte; denn weiter ist ihm die Inter­ vention nicht nützlich gewesen und weiter wird er durch dieselbe nicht verbindlich gemacht. In dieser Beziehung gilt der Grundsatz über die nützliche Geschäftsbesorgung.

Art. 64. Unter Mehreren, welche sich zur Ehrenzahlung erbieten, gebührt Demjenigen der Vorzug, durch dessen Zahlung die mei­ sten Wechselverpflichteten befreit werden. Ein Interbenient, welcher zahlt, obgleich auS dem Wechsel oder Proteste ersichtlich ist, daß ein Anderer, dem er hiernach uachstehcn müßte, den Wechsel einzulösen bereit war, hat keinen

*•) Die in Mathis Sb. 111, S. 493 mitgctheilte AppellattonS-Entscheiduvg über einen solchen Fall ist irrig. 30) Dergl. Code de commerce, Art. 159.

270

Regreß gegen diejenigen Indossanten, welche durch Leistung der von dem Anderen angebotenen Zahlung befreit worden wären. DaS nämliche Prinzip kommt auch bei der Ehrenannahme zur

Anwendung und ist schon zu Art. 57 unter Nr. III betrachtet worden.

Art. 65.

Der Ehren -Acceptant, welcher nicht zur Zahlungsleistung gelangt, weilder Bezogene oder ein anderer Intervenient bezahlt hat, ist berechtigt, von dem Zahlenden eine Provision von

’i3 Prozent zu verlangen. Der Grundsatz ist nicht neu.

Der Ehren-Acceptant muß sich zur

Zahlung vorbereitcn und das Geld dazu entweder anschaffen oder liegen lassen, auch übernimmt er ein Risico. Dafür muß er entschä­ digt werden. Wegen dieser Forderung hat er jedoch kein Wechselrecht gegen den Zahler. Der NexuS mit ihm ist dadurch entstanden, daß der Zahlende durch Versäumung seiner Obliegenheit dem Ehrenacceptanten Anlaß gegeben hat, eine Verpflichtung zu übernehmen, zu deren

Erfüllung er sich vorbereitcn und dadurch in Nachtheil setzen mußte. DieS begründet einen rivilrechtlichen Anspruch, welchen daS Wechsel­ gesetz anerkennt und dadurch außer Zweifel stellt. Dadurch ist daS Recht deS Ehrenacceptantcn verschlechtert worden.

Früher konnte er,

nach mehreren Wechselordnungen3'), auf wechselrechtlichem Boden sich behaupten, indem er dem sich so spät besinnenden Bezogenen nicht

zu weichen brauchte. Andere Wechselordnungen 32) verordneten zwar dessen Rücktritt aber doch nur nachdem er von dem Bezogenen wegen Provision und Spesen befriedigt worden.

DaS Verhältniß stellte sich

danach so, daß wenn der Inhaber dennoch, ohne vorherige Befriedi-

") Leipziger, §. XVlt, Braunschweiger Art. XV1I1, Bremer Art. XXV, BreSl-uer«. IX, Wiener Art. XXV11I. *•) Z. B. die Augsburger Kap. VII, §. |; die Danziger Art. XII; die de» Königreichs Preußen v. 1.1724,6- XXIX

271 guag des Ehrenaeceptanten, von dem Bezogenen Zahlung angenom­ men halte, der Ehrenacceptant seine Forderung gegen seinen Schuld­ ner, den Honoraren, wechselmäßig geltend machen konnte, wodurch aus dem Wege deS Regresses zuletzt der Zahler und durch diesen der ZahlungSnehmer, je nachdem Diesem oder Jenem daS Versehen zur Last fällt, zur Vertretung kommt. Durch die Bestimmung deS Art. 65 ist dieser Gang der Sache gehemmt und der Ehrenacceptant auf daS Gebiet deS CivilrechtS gewiesen.

X. Vervielfältigung eines Wechsels. (Cleynmaoo.) Ueber Wechseldupllkate, Wechselabschrlsten u. verwandte Gegen­ stände. Franlf. a. M. 1807. — Zschinsky de cambiia multiplicatis quae germanice dicuntur Prima. Lips. 1823. Uebtrseht in Barth Sammlung auserlesener Dissertationen, Bd. 11, Abh. 23.

I. Zweck der Bervielfälilgung. I>.

Arten der Vervielfältigungen.

I. Die Vervielfältigung derWcchsel bezweckt die Erleichterung deS WechselverkchrS. Sie ist ein alter Gebrauch'). Gewöhnlich giebt man einen zweifachen Zweck an, nämlich: den Wechselnehmer im Falle deS Verlustes eines Exemplars durch Bereitschaft deS Andem vor Kosten und Weiterungen bei der Einkafsirung zu bewahren, oder den Umlauf deS Papiers in der Weife zu erleichtem, daß man das eine Exemplar zur Präsentation Behufs Annahme versendet und ein Anderes in Umlauf fetzt. Doch ist hiermit der Gebrauch mehrerer Exemplare nicht begrenzt, der Verkehr kann noch zu andern Zwecken Exemplare nöthig habene). Die Anwendung mehrerer Exemplare ist reine Verkehrs-Sache. Die Gesetzgebung ist weder im Stande noch berufen, dazu Anleitung zu geben, sie hat sich bloß mit den rechtlichen Wirkungen der Anwendung zu befassen.

') Martens vom Ursprünge des Wechsels, im Anhänge S. S1. ’) Z. B. um auSzumitteln, wo eia bestimmtes andere- Exemplar sich befindet, wobei die Vergleichung nöthig wird.

272

IL ES giebt zwei Arten ton Vervielfältigungen: UranSfertigungen (Originale) und Abschriften (Kopien). UrauSfertigungen kann nur der Aussteller geben; keine Autorität kann in seine Stelle treten, wie z. B. bei der Ausfertigung öffentlicher Urkunden möglich ist. Die Wrchselgrsrhe bestimmen, waS er dabei zu beobachten habe und was die Folge von Unterlassungen dabei sei. Diese Original-Ausfertigungen nennt man Wechselduplikate. Davon handeln die Artikel 66 bis 69. Auf die Abschriften, welche jeder Inhaber geben kann, beziehen sich die Artikel 70 bis 72. 1. Wechselduplikate. Art. 66. Der Aussteller eines gezogenen Wechsels ist verpflichtet, dem Remittenten auf Verlangen mehrere gleichlautende Exem­ plare deS Wechsels zu überliefern. Dieselben müssen im Contexte als Prima, Sekunda, Tertia u. s. tv. bezeichnet sein, widrigenfalls jedes Exemplar als ein für sich bestehender Wechsel (Sola-Wechsel) erachtet wird. Auch ein Indossatar kann ein Duplikat deS Wechsels ver­ langen. Er muß sich dieserhalb an seinen unmittelbaren Vor­ mann wenden, welcher wieder an seinen Vormann zurückgeheo muß, biS die Anforderung an den Aussteller gelangt. Jeder Indossatar kann von feinem Normanne verlangen, daß die früheren Indossamente auf dem Duplikate wiederholt werden. L Verpflichtung zu mehrfacher Ausfertigung. II. Form der Ausfertigung. HL Person dev Berechtigten. Duplikate zu fordern.

I. Tie mehrfache Ausfertigung trafsirter Wechselbriefe ist Handclögebrauch, aber nicht alle Wechselordnungen verpflichteten den AuSstellcrdazu 3). Einige beschränkten die Zahl, Andere untersagten sogar, •) Das A L. R. II, s, §. 951 legte die Verpflichtung gleich vielen andern Wechselordnungen auf.

273

auS Beforgniß eines Mißbrauch-, die Vervielfältigung ganz, andere gaben dazu nur Erlaubniß in gewissen Fällen*). Die neue Wechsel­ ordnung schließt sich dem Gebrauche an: sie macht dem Aussteller die Ver­ vielfältigung, auf Verlangen, zur Pflicht, bestimmt aber nichts über die Anzahl. Im Falle eines Streite- darüber, muß da- Bedürfniß nach­ gewiesen werden, da der Aussteller nicht schuldig sein kann, eine unbe­ grenzte Anzahl zu lirfem. Von eigenen Wechseln ist der Aussteller, ohne Verabredung, zur Ausfertigung mehrerer Exemplare nicht ver­ pflichtet- Dazu ist auch kein Bedürfniß. Im Falle deS Verlustes ist die Erthrilung einer Secunda unvrrwehrt. IL Alle Exemplare zusammen gelten nur für Einen Wechsel. Ist nur ein Exemplar gegeben, so pflegt man die- dadurch auözudrückm, daß man den Wechsel »Sola-Wechsel* im Contexte nennt. Ist der Wechsel aber mehrfach auSgefertigt, so muß jede- Exemplar mit ihrer Ordnungszahl benannt werden, da- Erste also Prima-Wech­ sel, da» Zweite Secunda-Wechsel, daS Dritte Tertia-Wechsel u. s. w., und zwar im Context. Die Bezeichnung als Prima, Secunda u. s.w. in der Ueberschrist oder auf dem ödem Rande genügt nicht. Fehlt die Ordnungszahl im Context, so muß der Aussteller dafür wie für einen Sola-Wechsel stehen*). Im Uebrigen müssen alle Exemplare gleichlauten. Doch ist ei Gebrauch, den Acceptanten zu erinnem, daß er nicht auf mehrere Exemplare zahle, wenn er schon auf daS Eine Zahlung geleistet hat. Dieß geschieht durch die hinter den Worten: , zahlen Sie gegen diesen Primawechsel,* eingeschobeue Bemerkung: »(Secunda und Tertia rS nicht seiend),* oder: »(Secunda nicht),* oder: »(Secunda auSbezahlt)*, oder: »(wenn Secunda es noch nicht ist)'. HL Zunächst ist der Nehmer von der Hand (der Remittmt) berechtigt, mehrere Exemplare und die gleichzeitige Aushändigung derselben zu fordern; die Nachforderung ist nicht ausgeschlossen. *) Z.V. die Russische, «ap.l. 6. V. ') Ist schon im «. L.«. II, 8, §§. 944 und 946 ausgesprochen. 18

274 Drr Artikel giebt aber auch jedem Indossatar diese- Recht, dessen Aus­ übung rin ordnungsmäßige- Verfahren bedingt. Die wiederholten Ausfertigungen der Wcchfclcrktärungen müssen originell und mit drr Ersten gleichlautend fein. Dazu ist die Ansicht deS ersten Exemplar­ erforderlich: der girirte Wechsel muß deshalb von Hand zuHandrückwärtS gehen bis zu dem Aussteller. Dieser hat das verlangte Dupli­ kat auSznfertigen, und wenn ursprünglich drr Wechsel alS Sola-Wechsel gegeben ward, auf demselben zu vermerken, daß eS jetzt Prima sei. Die- geschieht auf dem Rande oder unter dem Wechsel mit den Wor­ ten: »DieserSola-Wechsel gilt als Prima. Secunda nachträglich au-gefrrtigt.' Hiernächst geht der Wechsel mit den Nrben-Exrmplaren seinen Weg zurück, und jeder Indossant hat sein, auf dem ersten Exemplar stehende- Giro auch auf die Neben-Exemplare zu sehen. Auf diese Weise gelangen die Exemplare alle als gleichlautende Ori­ ginale in die Hände dcö letzten Eigenthümer-. Die Kosten hat der Besteller zu tragen und zu erstatten. Würde jedoch ein Duplikat zum Ersaht deö abhanden gekommenen Sola-Wechsel- gefordert, so müßte rS freilich ohne dessen Vorlegung au- dem Gedächtnisse (wenn der Wechsel nicht in Abschrift zurückbehalten worden) ausgefertigt werden.

Art. 67. Ist don mehreren ausgefertigten Exemplaren das Eine bezahlt, so verlieren die Andern ihre Kraft. Jedoch bleiben aus den übrigen Exemplaren verhaftet: 1) der Indossant, welcher mehrere Exemplare desselben Wechsels an verschiedene Personen indossirt hat, und alle spätern Indossanten, deren Unterschriften sich auf den, bei der Zahlung nicht zuruckgeg ebenen Exemplaren befin­ den, aus ihren Indossamenten; 2) der Aceeptant, welcher mehrere Exemplare desselben Wech­ sels acceptirt hat, aus den Accepten auf den bei der Zah­ lung nicht zurückgegebenen Exemplaren.

275

L Derhältnlß der mehrem Exemplare zu dnanbtr. n. Fälle, In welchen jede» Exemplar al» Solawechsel angesehen werden kann. I. Zrdrö Exemplar ist für sich ein genügendes Werthzeichen für den Umlauf und für die Realisirung, aber Jede- stellt nur einen und ebendenselben Wechsel vor. Ist daher das Eine bezahlt, so sind dadurch auch die Urbrigen werthloS geworden. Dieser Grundsatz, welchen der Artikel an die Spitze stellt, macht jedoch, in Verbindung mit dem eigenthümlichen Wesen des Wechsels als eines kursirenden

GeldpapierS, Ausnahmen nothwendig. Er setzt nämlich voraus, daß alle Betheiligten bei ihren Handlungen und Wechselcrklärungen sich so benommen und auögrdrückt haben, daß Niemand aus dem Publi­ kum, ohne eigenes Versehen, Eines von mehreren Exemplaren eines WrchselbritfeS für einen Sola-Wechfel halten kann. IL Gegen die Voraussetzung kann der Aussteller, ein Indossant und auch der Acceptant verstoßen. 1) Der Aussteller fehlt dagegen, indem er die einzelnen Exemplare nicht vorschriftsmäßig als Duplikate bezeichnet. Er muß dann jedeS nicht als ein bestimmtes und nicht vorschriftsmäßig bezeichnetes Dupli­ kat, wenn eS von dem Remittenten oder einem Indossanten in Umlauf

gefetzt worden ist, als einen Sola-Wechfel gegen sich gelten lassen (Art. 66) und den Bezogenen, welcher accrptirt und bezahlt hat, schad­ los haltm, oder dem Inhaber auf dem Regrrßwege gerecht werden. 2) Der Inhaber vergeht sich gegen die Ordnung dadurch, daß er mehrere Exemplare an verschiedene Personen indosflrt. Dadurch wer­ den mehrere Wechselbegrbungen vollführt, denn jedes Indossament ist zugleich eine Wechselbegebung, auö welcher der Wechselgeber die Gewährschast für Güte und Richtigkeit seine- CirculationSmittelS

übernimmt*). Dabei ist die Gesinnung des Indossanten gleichgültig, rS kommt nichts darauf an: ob er betrügen will, oder ob er sich nur

•) Damm erzeugt tin an sich gültige» Indossament eine Wechselderblndllchkett de» Indossanten, wenn auch der Wechselbrief unkrästig Ist. 6. auch Scherer, Rechtfälle In Wechselsachen, S. 270; Kind Quaest. for. Tom. m, p. 91. 18*

276 versieht. Beide durch ihn in Umlauf gesetzte Wechsel müssen eingelöst werden. Löst der Bezogene ein Exemplar ein, so werden dadurch alle auf diesem Exemplare stehenden Wechselerklärungen diS zum Aus­ steller hinauf kraftlos: dieser Wechsel ist bezahlt. DaS Andere aber bleibt in Kraft dergestalt, daß alle Indossanten bis einschließlich Demjenigen, der zuerst die Exemplare an verschiedene Personen girirte, dem Inha­ ber im Regreßwege wechselmäßig haften. Auf diesem Indossanten bleibt der Regreß; dessen Bormänner und der Aussteller sind bereits durch die Zahlungsleistung des Bezogenen befreit. 3) Der Acceptant begeht ein Versehen, wenn er mehrere Exem­ plare desselben Wechsels acceptirt. Dann hastet er aus jedem seiner Accepte, welche er bei der Zahlung nicht auSgehändigt erhalten hat, wechsrlmäßig nach der Vorschrift deö Wechsel-ExemplarS. ES kann sein, daß er die Zahlung nicht vorenthalten darf, wenn ihm die Herbtischaffung oder Auslieferung aller aeceptirten Exemplare auch ver­ weigert wird. DaS ändert in feiner Wechfeldrrbindlichkeit aus den Accepten nichts. Hätte er also auch aus Unkenntniß, ohne alle Absicht sich mehrfach verbindlich machen zu wollen, fein Accept auf jedes Exemplar gesetzt und in Folge dessen gegen Rückgabe nur eines quittirten Exemplar- selbst gezwungen Zahlung geleistet, so würde er doch auch die übrigen aeceptirten Exemplare einlösen müssen, ohne auf Deckung Anspruch zu haben. Ob ihm auf civilrechtlichem Wege ein Mittel zu seiner Erholung zustehe, muß die Beschaffenheit deS Falle­ ergeben. Der Jndoffant, welcher die Exemplare als selbstständige Wechsel begeben hat, würde jedenfalls aufkommen müssen. Im Wechselverfahren würde dem Accrptanten nur die exceptio doli helfen.

Art. 68. Wer rineö von mehreren Exemplaren eines Wechsels zur Annahme versandt hat, muß auf den übrigen Exemplaren bemerken, bei wein das bau' ihm zur Annahme versandte Exem­ plar anzutreffen ist. Die Unterlassung dieser Bemerkung ent­ zieht jedoch dem Wechsel nicht die Wechselkraft.

277

Der Verwahrer deS zum Accepte versandten Exemplars ist verpflichtet, dasselbe Demjenigen auszuliefern, der sich als In­ dossatar (Art. 36) obtr-'fluf andere Weise zur Empfangnahme legitimirt. verfahren bei Versendung eint» Exemplar» zur Annahme.

I. Eine Verbindlichkeit deS Inhabers eine- auS mehreren Exem­ plaren bestehenden Wechsels, daS eine Exemplar unmittelbar an den Wohnort deS Bezogenen zur Annahme zu versenden, ist auö dem Wechselrechts-Verhältnisse an sich nicht nachzuweisen7). ES ist aber gleichviel, welches Exemplar zur Annahme versendet und welches in Umlauf gesetzt wird. IL Die Versendung geschieht an einen GeschästSfteund, mit dem Auftrage, den Wechsel zur Annahme zu präsentlren und, Mangels An­ nahme, Protest zu erheben. Der Empfänger tritt in das Rechtsver­ hältniß eines Mandatars, als welcher er die Vorschriften über Präsen­ tation zur Annahme zu beobachten hat. Wird der Wechsel acceptirt, so sendet er daS aeceptirte Exemplar an den Auftraggeber zurück, wenn die- verlangt worden ist, oder er bewahrt rS bis zur Abforderung auf. In jedem Falle erfordert eS aber seine Pflicht, von der Aceeplation Nachricht zu geben. Hat er Protest Mangels Annahme erhoben, so liegt ihm ob, den ausgefertigten Protest dem Auftraggeber ohne Zeit« Verlust zu übersenden, widrigenfalls er sich für die aus der Unterlassung entstehenden Nachtheile verantwortlich macht. Zur Einforderung der Zahlung und Protrsterhebung Mangels Zahlung ermächtigt ihn dieser Auftrag nicht; dazu ist ein ausdrückliches Mandat erforderlich **). Ver­ wahrt er daS aeceptirte Exemplar bis zur Abforderung, so hat er eS an Denjenigen auSzufolgrn, welcher sich als Inhaber deS Wechsels durch

') M. f. über bk Fragt: ist der Remittent einet Wechsel» verbunden, den Prima« wechsel unmittelbar an den Wohnort de» Trassaten zur Scceptation zu senden? In Hufeland, Beiträge zur Berichtigung und Erweiterung der positiven Rechttwiffenschasten, zweite» Stück, S. 190. *) Cropp, Gutachten, S. 10|,

278 dir darauf befindlichen Indossamente, oder als dessen Beauftragter ausweist. Er ist befugt, den auf dem ihm zur Legitimation des Ab-

fordererS produzirten Duplikat befindlichen Vermerk: »Prima bei Herrn Gefällig u. s. w.“ auszustreichen und darunter zu sehen: »die Prima auSgrhändigt an Herrn 91.“ in. Hält der Versender des Exemplars zur Acceptation das an­ dere, zum Giriren bestimmte Exemplar bis zur Zurückkunft des Ersteren an sich, so pflegt man beide Exemplare zu verbinden, und auf dem zu girirenden Exemplar zu vermerken, daß die acceptirte Prima (Secunda) angeheftet sei. Seht man das dazu bestimmte Exemplar ohne eine solche Verbindung in Umlauf, so muß der Versender auf demsel­ ben und auf den übrigen, nicht versandten Exemplaren vermerken, wo

das zur Annahme versandte Exemplar zu finden sei. Dies geschieht durch den auf die Vorderseite, unter die Wechselschrift zu sehenden Ver­

merk: »Prima (Secunda) zur Annahme bei Herrn Gefällig zu Wien,“ oder, wenn die Nachricht von der erfolgten Acceptation einge­ gangen ist: »Die acceptirte Prima sSecunda) bei Herrn Gefällig zu Wien.“ Diese Weisung für den Wechselinhaber bezweckt die Er­ leichterung der Auffindung. Die Unterlassung nimmt also dem Wech­ sel nichts von seinem Werthe, aber sie macht den Versender für die nachtheiligen Folgen verantwortlich, welche aus dem Mangel des acceptirten Exemplars entstehen. Der Inhaber hat in solchem Falle bei dem Bezogenen Nachfrage zu halten^).

Art. 69.

Der Inhaber eines Duplikats, auf welchem angegeben ist, bei wem das zum Aecepte versandte Exemplar sich befindet, kann Mangels Annahme desselben den Regreß auf Sicherstellung und Mangels Zahlung den Regreß auf Zahlung nicht eher nehmen, als bis er durch Protest hat feststellen lassen: ») $. u. zu Art. 69, sub Nr. II, 1,

279

1) daß das zum Accepte versandte Exemplar ihm vom Ver­ wahrer nicht verabfolgt worden ist, und 2) daß auch auf das Duplikat die Annahme oder die Zah­ lung nicht zu erlangen gewesen. Benehmen des Wechselinhaber?. I. Der Wechselinhaber hat am Wohnorte deS Bezogenen sich vor Allem daS dorthin versandte Exemplar zu verschaffen. Gelingt ihm das nicht, so muß er sich mit seinem Duplikate an den Bezogenen wen­ den und die Annahme oder, wenn der Wechsel schon verfallen, die Zah­ lung fordern. Natürlich wird ihm wahrscheinlich die Eine wie die An­

dere verweigert werden; er ist deshalb in dem Falle, Protest zu erhe­ ben. Doch muß er vorher haben feststcllcn lassen, daß und warum er das versandte Exemplar nicht habe erhalten können. II. Die Ursache des Mangels des versandten Duplikats kann sein,

weil der Inhaber desselben nicht auszusinden ist, oder weil derselbe das Duplikat nicht ausliefert. 1) Ist der Inhaber nicht zu finden, so ist er entweder vorschriftsmä­ ßig angegeben, oder nicht. In dem erstem Falle muß der In­ haber den Pcrqnisitionsprotest erheben lassen (Art.91). Indem zweiten Falle ist die Erhebung eines solchen Protestes nicht noth­ wendig. Denn der Artikel macht die Protestcrhebung Mangels des versandten Duplikats nur dann zur Bedingung der Regreß­ nahme, wenn auf dem Duplikate des Wechselinhabers der Ver­

wahrer des versandten Exemplars angegeben ist. Ist daS unter­

blieben, so ist es Sache des Versenders, dasselbe in der Woh­ nung des Bezogenen, wo der Inhaber sich jedenfalls zur Prä­ sentation einfinden muß, auf diesen Zeitpunkt in Bereitschaft zu

halten. 2) Die als Verwahrer angegebene Person überliefert das versandte Exemplar nicht, weil sie solches nicht erhalten haben will, oder weil sie die Herausgabe verweigert, oder weil sie es bereits ausgeliesert haben will.

In den beiden erftgedächten Fällen erhehf

280 der Wechselinhaber bloß wegen NichtvorhandenseinS, oder wegen Verweigerung Protest. Zn dem dritten Falle aber muß auch noch der angegebene Empfänger, wenn er an dem Zahlorte ist, zur Herausgabe auffordert und, wenn dies vergeblich ist, aber­ mals Protest erhoben werden. Die dem Wechselinhaber hier­ durch entstehenden Kosten können alle in die Retourrechnung gedrachtwerdrn, doch muß zuleht Derjenige, durch dessen Versehen solche veranlaßt worden sind, dafür tm civilrechtlichen Wege auf­ kommen. III. Erst wenn nun der Bezogene die Annahme oder die Zahlung verweigert, was er thun muß, um sicher zu gehen, hat der Wechselin­ haber gegen ihn Protest zu erheben und ist dann berechtigt, Regreß zu mhmrn. DrrWechseleigenthümrr ist auch berechtigt, die ihm fehlenden und vorenthaltenen Exemplare im civilrechtlichen Verfahren zu vindiciren, weil sic Bestandtheile seine- Eigenthum-, de- Wechsels, sind. IV. Erhält der Wechselinhaber das versandte Exemplar und zahlt der Bezogene gegen Auslieferung des girirten und de» acceptirten Exemplars, so sicht dem ZahlungSnehmer frei, in seiner Quittung zu vermerken, daß er das acceptirte Duplikat auSgeliefert habe. 2. Wechselkopieen. Beitrage zur Lehre von btn Wechselkoptcea. (Veranlassung der Wechsel-Duplikate und Kopiern; Vergleichung M Rechtsverhältnisses Beider zu einander, und Erörterung der Frage- ob der Inhaber der Kopie nach derslumtem Proteste noch de» Original fordern könne.) In Heise und Cropp suristlsche 8byavdkangtn, Vv. 1, 8bh. 26.

Art. 70.

Wechselkopieen müssen eine Abschrift deS Wechsels und der kyrauf befindlichen Indossamente und Vermerke enthalten und mit der Erklärung: „bis hierher Abschrift (Kopie)", oder mit einer ähnlichen Bezeichnung versehen sein. In der Kopie ist zu bemerken, bei wem da- zur Annahine

Versandte Original deS Wechsels anzutreffen ist.

DaS Unter-

281

lassen dieses Vermerkes entzieht jedoch der indossirteN Kopie nicht ihre tvechselmäßige Kraft I. Form bei Abschriften. II. VeweUkrast der Kopie.

I. Die Wechstlduplikatr können auch durch Abschriften erseht wer­ den- Der Geschäftsverkehr war damit längst vertraut, al» die gesehgelehrten Richter immer noch keine Rücksicht auf den Gebrauch nehmen wollten, weil davon in den Wechselordnungen nicht» zu lesen war. In Preußen wurde denn endlich durch eine KabinetSordre vom 16. Mai 1816’®) den Abschriften da zu sein erlaubt, »da da» Bedürfniß der­ selben von der Kaufmannschaft nachgewiesen worden. Der Artikel bezieht sich auf die Form der Abschriften. Sie müssen mit dem Originale wörtlich gleichlauten und Alle» enthalten, wa» auf dem Originale steht, wenn eö auch durchstrichen sein sollte. Da» Durchstrichene wird in der Abschrift ebenfalls durchstrichen. Man seht oben links auf den Rand der Kopie das Wort »Abschrift- oder »Kopie-, doch schadet die Weglassung der Gültigkeit nicht. Sollen auf die Abschrift Original-Erklärungen gefetzt werden, so macht man bemerkbar: wo daS Original anfängt. Dies geschieht durch den im Ar­ tikel beispielsweise angegebenen Vermerk, oder durch eine ähnliche An­ deutung, z- B.: »Hier beginnt daS Original-1 *). Der Mangel deVermerk» entzieht der Original-Wechsclerklärung nicht» von ihrer Kraft. Der zweite Absatz de» Artikels seht den Fall voraus, wo der Ori« glnalwtchsek zur Annahme versandt und eine davon genommene Ab­ schrift, gleich einem Duplikate, für den Umlauf bestimmt und indossirt worden ist. Dann hat der Versender hinsichtlich der Angabe: bei wem *•) ®. 6. 6. 153. Dieser Kab.-Befehl lautet: -Da die Vorschriften M Allgemeine» Landrecht» die Gültigkeit eine» Kopia» Wechsel» zweifelhaft gemacht haben, da» Bedürfniß derselben aber von der Aausmannschaft nachgewiesen worbe» ist, so sehe ich hiermit seft: daß gezogene Wechsel durch davon gefertigte Sbschristeo indossirt werbt» können, daß eine solche Abschrift dir Stelle etnrv Geruada-Wechsel« vertritt, und daß auf derselbe» bemerkt werde» muß, la wessen Hönde» sich da» zur Präsentation versendete Original besindet.“) M. f. eine solche Abschrift oben ,n Art. 0, Note 10, @. 137.

282 der zur Annahme versandte Originalwechsel anzutreffen, das Gleiche zu beobachten, waS in Ansehung der Wechselduplikate vorgeschrieben ist. Auch hat die Unterlassung dieser Angabe hier keine anderen Fol­ gen, als dort12). II. In einem Falle, wo es auf Rekognition einer Hand- oder Un­ terschrift ankommt, namentlich also, wo ein Wechselverbundener auf Grund seiner Wcchsclcrklärung in Anspruch genommen werden soll, kann eine Abschrift niemals das Original ersehen, auch eine öffentlich beglaubigte Abschrift nicht. Deshalb kann eine girirte Abschrift zur Begründung deS Regresses gegen Diejenigen, deren Original-Erklä­ rung auf dem Wechselbriefe fehlt, oder gegen den Wechselaussteller selbst, nicht gebraucht werden.

Zur Begründung von Ansprüchen

gegen Diejenigen aber, deren Original-Erklärungen auf der Kopie stehen, ist diese nicht allein genügend, sondern sogar nothwendig, aber wegen des darauf befindlichen Originals. In dieser Beziehung bestimmt der folgende Art. 71.

Jedes auf einer Kopie befindliche Original-Indossament verpflichtet den Indossanten ebenso, als wenn es auf einem Ori­ ginalwechsel stände. Der auf Grund einer indossirten Abschrift aus seinem darauf

befindlichen Original-Indossamente in Anspruch genommene Indossant hat hiernach nicht den Einwand des Mangels des Originalwechsels. Dessen bedarf es auch in Beziehung auf ihn nicht. Sein Indossament ist seine Wechselbegebung und zwar nach dem Inhalte und der Vor­ schrift der darüber stehenden Wechselabschrift. Mag diese mehr oder weniger enthalten, als das Original, so ist und bleibt sie die eigene Wechselvorschrift des Indossanten: sie ist für ihn Original. Sie könnte selbst fingirt sein, ohne daß eS auf seine Verbindlichkeit Einfluß hätte: in diesem Falle würde er der erste Wechselgeber (Wechselgeber von der

Hand) sein.

Das ist der Sinn dieses Artikels.

»') S. o. zu Art. 68, Nr. 111.

283 Art. 72.

Der Verwahrer des Originalwechsels ist verpflichtet, densel­ ben dem Besitzer einer mit einem oder mehreren Original-Jn-

doffamenten versehenen Kopie auszuliefern, sofern sich derselbe alS Indossatar oder auf andere Weise zur Empfangnahme legitimirt. Wird der Originalwechsel vom Verwahrer nicht ausgelie­

fert, so ist der Inhaber der Wechselkvpie nur nach Aufnahme deS im Art. 69, Nr. 1, erwähnten Protestes Regreß auf Sicherstellung und nach Eintritt des in der Kopie angegebenen

Verfalltages Regreß auf Zahlung gegen diejenigen Indossanten

zu nehmen berechtigt, deren Original-Indossamente auf der Kopie befindlich sind. Bei dieser Vorschrift ist noch immer der eine Fall der Anwendung

einer Kopie vorausgesetzt, wo die Kopie als Wcchsclduplikat zum Gi­ riren gebraucht worden istl3 11).* Dann hat der Inhaber der girirten

Kopie, wenn sie am Zahlorte anlangt, sich in Beziehung auf die Er­

langung des zur Annahme versandten Originalwechsels ebenso zu ver­ halten, wie wenn sein Brief ein wirkliches Original-Duplikat des Wechsels wäre,4). Der Artikel wiederholt hier die dort angenommenen Grundsätze.

Eine Abweichung von denselben findet sich hier: sie

betrifft die Bedingungen zur Regrcßnahmc. Dort (Art. 69) wird dazu,

außer der Feststellung deS Mangels des zur Annahme versandten

Exemplars, auch die Feststellung der Thatsache durch Protest verlangt: daß der Bezogene auf das ihm präsentirte Duplikat die Annahme, beziehlich die Zahlung, verweigert habe. Das wird hier nicht verlangt,

11) Die Praxis hatte schon früher angenommen, daß das Indossament eines Wechsels nicht nothwendig auf dem Originalwcchsel stehen müsse, sondern auch auf der Abschrift des Wechsels stehen könne, besonders wenn auf der Kopie bemerkt sei, in wessen Händen stch daS zur Präsentation versendete Original bcsinde. Archiv für Civil- und Kriminalrecht der pr. Rhcinprovinzen. Bd. XV, ite «bth. S. 12}. 1 *) S. o. das zu Art. 69 Besagte.

284 deshalb, weil der Wechsel nur in Abschrift präsmtirt werden kann und der Bezogene nicht schuldig sein soll, sich auf eine bloße Abschrift zu erklären. Zur Begründung deS Regresses ist eö also nicht nothwendig, daß der Inhaber der girirten Abschrift, nachdem er sich vergeblich um daS Original bemühet, sich erst noch an den Bezogenen gewendet habe. Doch Ist diese Satzung nicht folgerichtig. Wenn die Kopie gegen dm Jndossantm alö Original gilt, so kann er ja den Bezogenen — zumal wenn kein Original existirt —- veranlaßt haben, diesen seinen Wechsel­ brief, so wir er sich giebt, zu honoriren. Weshalb soll also der Inhaber sich Mihm nicht melden müssen?

XL Abhanden gekommene Wechsel. Rlcchis, de literar, camb. amissione; in Exercit, No. XVI« — Green, de amisiione literar. camb. Lips, 1793,

Art. 73. Der Eigenthümer eines abhanden gekommenen Wechsel­

kann die Amortisation deS Wechsels bei dem Gerichte deS Zah­

lungsorte- beantragen.

Nach Einleitung deS AmortisationS-

VerfahrenS kann derselbe bom Acceptanten Zahlung fordern, wenn er biS zur Amortisation deS Wechsels Sicherheit bestellt. Ohne eine solche Sicherheitsstellung ist er nur die Deposition der

auS^em Accepte schuldigen Summe bei Gericht oder bei einer auhesn, zur Annahme von Depositen ermächtigten Behörde oder

Anstatt zu fordern berechtigt. I. Aufgebots-Verfahren. II. VerbtudUchtett bet Wechsel-Aeeeptanteo. III. Regreßoahme. IV. Verlust vor der Suuahme. Sus dem Wesen deS Wechsels als eines eirculirenden GeldpapierS folgt der Grundsatz, daß ein Wechsel nicht realisirt werden kann, wenn er nicht auSgelicsert sumgetauscht) wird. Dabei ist jedoch von Einfluß die ungerechtfertigte Bereicherung deS WechselschuldnerS mit dem Scha­ den deS Verlierers. Um dies zu verhüten, erleidet jener Grundsatz Mo­ difikationen und Ausnahmen. Diese sind der Gegenstand des Artikels,

285

I. Da» Verfahren ist im §. 2 der EinführungS-Ordnung und des Gesetze» vom 15. Februar 1850 vorgefchrieben. M. f. die Bemer­ kungen dazu. Diese Prozeßvorschristen gehören gar nicht in die Wech­ selordnung und deren Einsührungöpatent. Aber da» Bedürfniß eine» zeitgemäßen AufgrbotSvrrfahrenS mußte beftirdigt werden, und deshalb mag die Benutzung dazu wol zu billigen sein. Von Wichtigkeit ist dieser Artikel durch die allgemeine Einfühmng deö preußischen AmortisationS-Verfahren» in alle preußischen Landestheile. II. War der abhanden grkommme Wechsel bereit» accrptirt, so ist rö zunächst Sache deS Verlierers, sich als Eigenthümer oder Macht­ haber zu legitimiren. Da» gehört zur Begründung des Antrages auf Amortisation. Derjenige also, welcher sich al» SuSbringer .de» gericht­ lichen Amortisations-Verfahrens bei dem Acceptanten auSweist, kann von diesem als legilimirtrr letzter Inhaber angesehen werden. Der Acceptant ist nun schuldig, die verfallene Wechselsummr, entiveder gegen Sicherheit-stellung bis zum AuStrage de» Verfahrens an jenen zu zahlen, oder zu drponiren *). * Befugt zu deponiern ist er schon am dritten Tage nach der Lerfallzrit 2)._ Der Artikel sagt, die Sicherheit solle bis zur Amortisation.,he» Wechsel- bestellt werden'). Dieß seht voraus, daß kein Inhaber mm, Vorschein kommen werde. Trifft da- zu, und der Wechsel wird dem­ zufolge amortisirt, so ist das Wechselpapier freilich bei Seite tzesch'M und der Acceptant hat nichts mehr zu besorgen. Aber wenn dürfte Haber austritt, so ist das AufgcbotSverfahren zu Ende, btt; WetM wird nicht amortisirt. Wie lange soll nun die Sicherheit haften? Sie muß haften bi- der dann entstehende Streit über das Eigenthum zwischen dem Inhaber und dem Zahlungöfordcrer endgültig entschieden Und der Inhaber, wenn dieser obsiegt, vollständig befriedigt ist. Denn dieser würde sich nun, da die Zahlung ihn nichts anginge, an den

*) War schon früher angenommen worden. Lropp, «Machten, S. los. •) Ärt. 40 u. 41 a. 6. Ueber da» DeposttlonS-Lrrfahren f o. jti Kit 40. •) Wo die Amortisation nicht bekannt ist, wirb die Äantion auf eine bestimmte Zeit gestellt. Code, art. 155.

286 Acccptanten halten, und für diesen Fall soll eben der Acceptant sicher gestellt werden. DaS Gleiche gilt, wenn ein Wechsel in mehreren Exemplaren auSgefertigt und davon Dasjenige, auf welchem das Accept steht, oder Dasjenige, auf welchem die Indossamente stehen, abhanden gekommen. Der Verlust eines andern Exemplars ist der Einkasstrung de» Wech­ sels nicht hinderlich; der Acceptant muß gegen Auslieferung jmer Bei­ den zahlen. Der Acceptant kann, nach Einleitung des Amortisations-Verfah­ rens, von dcm Antragsteller nach dessen Gefallen, entweder zur Zah­ lung gegen Sicherheit-stellung, oder zur Hinterlegung, wechfelmä« ßig gezwungen werden. Die Wechselklage ist daher, nach diesem Ar­ tikel, allerdings zulässig, nur gehört zur Begründung geeignete BrweiSantrctung über die Acceptation. Meldet sich gleichzeitig bei dem Acceptanten ein Inhaber zum Em­ pfange der Zahlung, so hat der Acceptant sich nur nach den äußerlich unverdächtigen Indossamenten zu richten und ist nicht schuldig oder befugt, auf den Einspruch drS angeblichen Verlierers und EigenthümrrS zu achten. DaS würde auch zur willkührlichen Störung de» Verkehr­ führen*). Der angebliche Eigenthümer muß sich an den Richter wen­ den und einen Beschlag erwirken. Deshalb muß der Acceptant sich Huten, vor der Verfallzeit, wenn auch noch so kurze Zell vorher, zu zahlm; eine solche Zahlung bestell ihn nicht gegm den rechtmäßigen Eigenthümer §).

*) Die nun außer Kraft gefetzten landrechtlichen Verfügungen über diesen Punkt«. 1167,1168), wonach jeder Privateinspruch die Zahlung an den Inhaber hemmen sollte, paßten nicht »um Wechselverkehr. ♦) Ueber den Satz: »Zahlt der Bezogene vor dem Verfalltage einen auf ihn gezogenen Wechsel, so trifft Ihn der Verlust, der daraus entsteht, daß diese anüclpirte Zahlung an einen Unbekannten und Rlchteigeuthümer des Wechsel- geschehen ist,» s. Archiv für Civil- und Kriminalrecht In den preuß. Rhcinprovlnzen. Sb. XIII, Ist Abth., S. 147. — Der $.1162 der landrechtllchen Wechselordnung, welcher In diesem Falle den Verlierer an den Aussteller wies und Diesen von der Deckung gegen den Zahler freisprach, ist nicht folgerecht.

287

HI. Der angebliche Verlierer kann, nach Einleitung deS AmortisationS-DerfahrenS, wenn derAcceptant Zahlung verweigert, statt den­ selben zur Zahlung oder Nirdrrlrgung anzuhalten, Protest Mangels Zahlung erheben und Regreß nehmen, doch nur gegen den Aussteller, und gleichfalls auf Zahlung gegen SicherheitSbestellung, oder auf Niederlcgung. ES versteht sich, daß er, da die Wechfelfchrist fehlt, einen andern Beweis antrrten muß. Unterläßt er, die Wechfrlklage gegen den Acceptanten oder die Regreßklage gegen den Aussteller zu gebrauchen, so verjährt der Wechsel. Daö Aufgebotsverfahren hemmt den Lauf der Verjährung nicht. Für die Amortisaüon zuständig bleibt daS Gericht des im Wechsel angegebenen BezahlortrS auch im Falle der Regreßnahme. Gegen den Indossanten hat der Verlierer keinen Regreß6), weil diese für die Folgen deü Verlustes nicht Gewähr leisten und aus der Nichteinlösung deS Wechsels nichts gewinnen. DaS Gleicht gilt in dem Falle, wenn nach bereits rrhobmem Pro­ teste Mangels Zahlung Wechsel und Protest abhanden kommen. Der Regredient muß sich dann rin Duplikat des Protestes auSsertigen lassen. IV. Kommt ein Wechsel vor der Acceptation abhanden, so muß der Verlierer davon den Bezogenen und den Wechselgeber benachrich­ tigen, sonst verliert er sein Recht, wenn der Bezogene den Wechsel aecrptirt und an einen legitimirten Inhaber bezahlt. Wird der Wech­ sel dem von dem Verluste in Kenntniß gesetzten Bezogenen zur An­ nahme präsentirt, so kann der Bezogene nur auf seine Gefahr acceptirrn. Nach der neuen Wechselordnung hat er nicht die Bcsugniß, dem Präsentanten den Wechsel abzunehmen, wenn der Inhaber unverdäch­ tig ist. Der Verlierer aber hat daS Recht, von dem Aussteller eine Duplikat-Ausfertigung zu fordern (Art. 66), weil sonst der Wechsel, gcbcr sich mit dem Schaden drö Verlierers bereichern würde. Der Verlierer wird jedoch dem Aussteller Sicherheit, bis der verlorene Wechsel präjudizirt ist (Art. 41), zu leisten haben?). •) Recht-fälle des Hamburger Gerichts, 1, S. 157. ’) So auch Lagt. Wcchfclrecht. Uhl'» Fortsetzung von Siegel'» Cörp. jur. camb. Forts. II, S. 8.

288 Kommt der Wechsel bi- zum Verfalltage nicht zum Vorschein, so bedarf rS keine- weitem Verfahren-. Der Bezogene hat, wenn er daadhandm gekommene Exemplar noch nicht acceptirt hatte, au- jenem Verluste keinen Gmnd, die Acceptation de- ihm präsentirtrn Duplikatzu vrrweigem. Thut er eS, so hat der Inhaber Gmnd zur Protest­ erhebung und zur Rrgreßnahme auf Sicherheit-stellung. Acceptirt der Bezogene, so ist der Verfalltag abzuwarten. Meldet fich dann auch Je­ mand mit dem abhanden gekommenen Wechsel, so kann der Accrptaat mit Sicherheit an Keinen zahlen, sondem muß deponiern.

Art. 74.

Der nach den Bestimmungen des Art. 36 legitimirte Be­ sitzer eines Wechsels kann nur dann zur Herausgabe desselben angehalten werden, wenn er den Wechsel in bösem Glauben erworben hat, oder ihm bei der Erwerbung deS Wechsels eine grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt. Man könnte diesem Artikel den Vorwurf machen, und man hat ihn wirklich gemacht, daß die Bestimmung al- ein rein civilrechtlicher Grundsatz nicht hierher gehöre. Da- ist den Verfassern wol auch nicht unbekannt gewesen, aber fit haben doch wohl gethan, die Bestimmung zu treffen; sie konnten dazu keine passendere Gelegenheit finden. Der Artikel macht einen partikularrechtlichen Recht-satz zu einem gemein­ rechtlichen. Da- ist seine Berechtigung für diese Stelle. Rach den Grundsätzen de- gemeinen Recht- ist die Redlichkeit keine Erwerbung-art und schließt mithin die Vindikation deS wahren Eigen­ thümer- niemals aus. In Ansehung kaufinännischrr Waaren') hat man eine Ausnahme behauptet, insbesondere soll ein angeblicher kauf­ männischer Gebrauch der Vindikation eines Wechsels entgegen sein'). Erheblicher ist ein aus der rechtlichen Natur deS Wechsels als circulirenden Geldes herzunehmender Grund,0). Man muß dann einen •) Stappaert, de rei vind. quae mereat, est. Lot. 1825. ’) Manrenbrecher, Deutsche- Privatrecht, vd. II, 6. 550. ,0) Eichhorn, Einleitung in da- Deutsche Privatrecht, 8.147.

289 Schritt weiter gehen und den Wechsel in die Klaffe nicht unterscheid­ barer, fungibler Sachen sehen, gleich dem Metallgelde. Damit würde der RechtSgrund zur Ausschließung der Bindikation gewonnen sein. Außerdem ist gemeinrechtlich kein Grund dazu tisindbar. Denn der Umstand, daß der Wrchselschuldnrr an den unverdächtigen Inhaber deS WerthzrlchenS zahlen darf, ist ohne allen Einfluß auf dm Stteit über das Eigenthum des WerthzeichenS zwischen dem Inhaber und einem Dritten. Diesen Meinungsstreit mtscheidet die nme Wechsel­ ordnung, und zwar unter dem Einflüsse de» preußischm Entwürfe-, daher ihre Satzung ebenso unlogisch und folgewidrig ist, wie die sich in jenem Entwürfe wiederspiegelnden positiven Satzungen des Allge­ meinen Landrechtes. Die Dorauösehung diese- Gesetzbuches, daß der Wechsel wie eine körperliche Sache zu betrachten, ist sachentsprechmd. ES müßten mithin folgewrise dir Grundsätze über die Lindikatiön beweglicher Sachen angewendet werden, insoweit nicht eine Ausnahme gerechtfertigt ist. Nach jenen Grundsätzen ist denn die Lindikatiön von Sachen, dir in den Läden von Kaufleuten erkauft worden, ganz ausge­ schlossen **)• In diese Klasse sind die Wechsel, zumal bet der jetzigen allgemrinm Wechsrlfähigkrit, nicht zu sehen, und auf die Jndividualisirung der einzelnen Fälle wird nicht einzugehen sein. Da- hat auch da» Landrecht nicht gethan, denn die Wechsel sind an sich vindicirbar. Eine andere Klasse machen die Sachen, welche außerdem auf Messen und Märkten, oder sonst von Leuten, welche Sachen dieser Art, unter obrigkeitlicher Erlaubniß12), öffentlich feil haben, erkauft worden sind. Diese könnm vindicirt werden, aber dem Besprochenen »kommen, we­ gen seiner Schadloshaltung, die Rechte eines redlichen Besitzers zu**'»). Bei dieser Fassung der Bestimmung ist nun freilich darüber zu streiten: ob hier eine bloße Recht-vermuthung, die nur die BeweiSlast auf dm Lindikantrn legt, oder eine praesumtio Juris et de jure gegründet »•)».«.». IJ5,9. 43. * •) Diese darf nach dem Staadpunkte der landrechtllchea Ecschgebllllg bei feiner bürgerlichen oder natürlichen Handlung fehlen. ") e.2. «.1,15,6.44.

290 worden ist. Diese Frage kann hier auf sich beruhen. Die Wechsel gehören nach ihrer rechtlichen Beschaffenheit zu dm körperlichm Sachen. Folgerichtig wird denn auch die Abforderung zugrlassm, doch ist die Fassung wieder so absonderlich, daß Niemand versteh« kann, waö damit recht gemeint worden ist. »Kann der letzte Inhaber — heißt rS — darthun, daß er redlicher Besitzer drö Wechsels sei: so wird ihm daö Geld verabfolgt, und Derjenige, welcher dm Wechsel verloren hat, kann sich nur an den vormaligen unredlichm Besitzer halten« *4). Nach dem Wortlaute soll hier also der besprochene Inhaber den Be­ weis seines guten Glaubens führen, während nach dm Grundsätzen über die Bewriölast bei der bona und mala fides daö Gegentheil Rechtens ist. Weiter soll nicht der Eigenthümer wirklich zu feinem Eigenthume wieder gelangen und nur gehalten sein, dm redlichen Be­ sitzer — wie eS die Regel vorschreibt*1 s) — schadlos zu halten wegen der ErwerbungSkosten; sondern er soll dem redlichen Inhaber, ohne Unterschied: ob dieser sich bereichert oder nicht, weichen. Darin forscht man vergeben- nach irgend einem logischen Faden. An diese Satzungen schließt sich die neue Wechselordnung an. Dm Grundsatz hat sie deutlich ausgenommen, daß die Redlichkeit eine ErwerbungSart bei Wechseln sein soll: verwahre Eigenthümer wird einem redlichen Besitzer gegenüber zurückgewiesm, wenn er diesm auch wegen seiner Kosten und Verwendungen entschädigen wollte1 b). Darin ist keine juristische Logik. Dagegen drückt sie sich hinsichtlich der Beweis« last verständiger aus: der Vindikant muß zur Begründung seiner Klage die Thatsache der Unredlichkeit behaupten, folglich auch bewei­ sen. Daß die grobe Fahrlässigkeit (culpa lata) dem DoluS gleichge­ stellt worden, ist nur die Anwendung eines unbestrittenen civilrecht­ lichen Grundsatzes. ■) Ebenda I, s, §. 185.

374 de» Gelde- sein, doch wollte man sich nicht der Wechsrtstrenge unter« werfen. Deshalb hatten die kaufmännischen Anweisungen mit dem trassirten Wechsel Viele- gemeinsam, wodurch sie sich von den civil, rechtlichen Anweisungm unterschieden. 2) Um eine Anweisung mit diesen Vorzügen zu versehen, mußte der Aussteller und, beziehlich auf gewiffe Wirkungen de- AcceptS, auch .der Asiignat ein Kaufmann sein"). Da diese Anweisungen ein Nebevläufer de- trassirten Wechsel- waren, so folgte man auch der Form de- Wechsel-, nur vermied man da- Wort Wechsel. Wesent­ liche Erfordernisse waren jedoch nur: »). hie Angabe der zu zahlenden Geldsumme; b) der Name der Person oder die Finna, welche zahlen sollte (deAssignaten); c) der Name der Person oder die Firma, an welche oder deren Ordxe gezahlt werden sollte (de- Assignatar); d) die Unterschrift deS Aussteller- (drö Assignanten) mit seinem Namen oder seiner Finna *2). Der wesentlichste Unterschied zwischen einer Tratte und einer kausmänssischen Anweisung bestand darin, daß die Tratte ein ZahlungSvtittrl ist und da-Recht-Verhältniß, wodurch sie veranlaßt worden, auflös't, Während hie Anweisung eben nur ein Auftrag zur Leistung und bezie­ hentlich Empfangnahme einer Zahlung behuf- Auflösung oder Begrün­ dung, eine-Rechtsverhältnisses an sich blieb, nur daß mit der kaustnännischen Anweisung, hinsichtlich ihrer Realisirung, gewisse wechselrecht« liche Vorzüge und Wirkungen verbunden waren. Diese Besonderheiten der von einem Kaufmanne in kaufmänni« 1 •> Entscheidungen bce Obertribunal-, Bb. VII, Nr. 37. *•) FormularBreölau, ben 4. Februar 1830. Bd Betjtigtmg zahlen $le gegen diese Anweisung an die Ordre bet Henn R. N. die Summe vonMnhundert Thalern preuh. Courant. Hmn 8L N. zu Leipzig. Unterschrift. Andere» FormularHenn N. N. zu N. ersuche ich, auf diese Anweisung an ben Henn 81.81. ober besten Ordre Einhundert Thaler Preuh. Courant zu zahlen. Unterschrift. Bre-lau, ben 4. Februar 1850.

375 schm Geschäften gegeben« Anweisung fallen nun weg; e- geltm von ihr die Grundsätze über gemeine Anweisungm"). UL Mit dem Tage, an dem die« Gesetz in Kraft tritt, erlischt die Gültigkeit der Verordnung vom 6. Januar 1849. Diese Bestimmung ist hinflchtlich der §§. 1 bis 4, 6 und 8 bedeu­ tungslos, denn hierin findet sich die Verordnung wirtlich wiederholt, folglich treten ihre Bestlmmungm nicht außer Kraft. Die §§. 7 und 9 haben gleichfalls nichts Besonderes. Dagegen ist der §. 5 der Gesetzes ein Gegenstand besonderer Betrachtung, hinsichtlich seiner Anwendung auf vergangme Fälle. Die Wechselordnung und die Einführungsordnung enthalten nichts davon, daß der Wechsel-Arrest gegm Offlciere unzulässig sei. Von selbst versteht sich diese Ausnahme nicht, weil analoge Anwendung von AuSnahmm an sich in der Jurisprudenz nicht stattflndet. Daraus ergiebt sich denn, daß nach den Grundsätzm der Wechselordnung und der ElnführungSordnung gegm Offlciere ebm so gut wie gegm jeden andem Wechselschuldner der Wechselarrest stattfinden konnte und mußte"). Daß diese Auffassung ganz richtig ist, wird von der Gesetzgebung selbst dadurch anerkannt, daß sie eS für nöthig gefunden hat, die Ausnahme durch eine besondere positive Satzung elnzufähren. Als sie die- that, erklärte sie damit deutlich, daß dieses nicht schon ge­ schehen war. Dabei hat sie nicht vorgeschrteben, daß die Satzung auf schon vorangegangme Fälle, also mit rückwirkmder Kraft, angewmdet werden soll, folglich darf sie für Wechselschuldner dieser Gattung nicht zur Anwendung komm«, welche vor dem Tage, an welchem da- Gesetz in Kraft getreten ist, ihre Wechselbrirfe auSgegebea haben. Da- würde eine Rechtsverletzung sein; derWechselgläubiger würde dmWechsel einer solchen Person, gegm welche sein Recht kein« Schuh findet, nicht gmommm haben, und darum ist die Rüikanwendung schon an sich unerlaubt, nicht zu gedenken, daß sie gegm einen der allgemeinsten **) Hierüber verweise ich auf mdne Schrift über ilrflloaea und Aaweisangeu. ") M. s. ob« ,u dem Art. 2, S. 100 u. 103.

376

Rechtsgrundsätze verstößt. Dennoch wird in dieser Hinsicht der RechtSlaufvon Sellen der MilitairbefrhlShaber thatsächlich gehemmt'^). BonwtchselähnlichrvJnstrmnenten.

Manche unterscheiden noch wechselähnliche Instrumente, d. h. solche, welche mit der Klausel , nach Wechselrecht “ ausgestellt sind. Sie sollen zwischen den eigenen Wechseln und den gemeinen Schuldschei­ nen stehen. DaS preußische Recht hat ihnen die Anerkennung ver­ sagt'^). Dagegen giebt rS nach diesem Rechte eine andere Art wechselähnllchrr Schuldverschreibungen, welche binnen Jahresfrist nach dem Verfalltage da- Vorrecht der Wechselforderungen haben und die Ezetutivklage begründen. Diese sind nämlich Schuldverschreibungen, wlelche von Personen, die sich wechselmäßig nicht verpflichten können, ilt der Form des eigenen Wechsels ausgestellt ftnb17). Sie haben durch die allgemeine Wechselfähigkeit ihre Bedeutung verloren. . ") Ein Hauptmann war im Januar 1850 wechselmäßig verurtheilt worden. Der Gläubiger versuchte zuerst die Eretutlon in das vermögen, doch, wie gewöhn­ lich, vergeblich. Run trug er auf Wechsel -Anest an. DaS Gericht verfügte den­ selben und requirirte den Festung» - Kommandanten alS zuständigen MilitairGeivalthäber, um Vollstreckung. Dieser legte stch aber die Appellation»-Instanz bei, resolvlrte, daß nach 6-155 drS «nh. z.«. G. O. und S- 686 Tlt.l t Th. I de»

A. L. P. kein Personal-Arrest gegen einen Offleier stattfinde und daß deshalb der R'tqiiisttfon keine Folge gegeben werden könne. Der Milltair-Befehlshaber ver­ steht dah Recht besser. In einem Lande, wo da» Recht seine Geltung hat, mußte opS AppellationSgericht, und zwar auf Antrag der bcnachthclllgtcn Partei, Lke'gesetzliche Instanz sein; doch bei uns zu Lande stst dergleichen Anmaßung her­ gebracht, Inter enna leges silent. Der beeinträchtigten Person bleibt nur übrig, den lir den öauf deS Recht» elagreifenden Gewalthaber auf Schadloshaltung wegen Ueberfchrestung seiner AmtSbefugnisse In rechtlichen Anspruch zu nehmen, fall» dir ^cschillmelstcrten, für ihre von den jetzigen Rormalansichteo abweichenden Beschlüsse der Di»cipliuar-Maßregelung ausgesetzten, Richter stch vermessen, eine solche Klage juzillassey. "1.A.L R. II, 8,6. 1182. *') «. G. 0.1,28, S. 2 Nr. 7. - «nh. z. A. G. 0.1.192 u. 366. - A.L. R. 1,11, SS. 750, 751; »nh. dazu, s. 25.

Sach- und technisches HVort-Vegisier. Abänderungen in Wechselerklärun­ Accord heißt der Nachlaß-Vertrag

(pactum remissorimn).

gen, s. Fälschung.

Abgabe und Abgebung

heißt die Akkreditiv, s. Creditbrief.

Handlung de- Abgebens, TrassireuS. Ab geb en heißt einen Wechsel ziehen,

Acquit, Dezahlungsschein, Quittung.

—Pr, (pour) acquit unter einem Wech­

trassiren, entnehmen, weil damit der

sel, Schuldschein oder einer Rechnung

Begriff der Abgebung (Uebertragung)

heißt „bezahlt."

eine- Guthabens des Ziehers bei dem Acquitiren, quittiren. Bezogenen an einen Andern verbun­ Aktuarius kann Proteste aufnehmen. S. 335. den wird. Abhanden gekommene Wechsel, S. 284. Adressant heißt der, welcher seinem Wechsel oder Indossamente eine Noth­ Abholen des Gelde- bei Wechselzah­ adresse beifügt, S. 251. lung, S. 213, 340; —auch bei trocke­ Adressat ist die in der Nothadreffe ge­ nen Wechseln, S. 352. nannte Person oder Firma, S. 251. Abrechnen, Abrechnung, s. SconAdresse ist der beigefügte Vermerk, tration. worin der Name der Person oder die Abschlagszahlung, S. 216. Firma angegeben ist, wo der Inhaber Abschnitt oder ApoLnt nennt man die sich nöthigenfalls zu melden hat,

einzelnen Wechsel, welche über Theile

S. 248, 250; — Ordnung mehrerer

einer Gesammtsumme gezogen werden

Adressen, S. 253.

(Partial-Wechsel).

A ärittnraziehen, heißt unmittelbar auf

Abschriften, Wechsel- S.272.

Jemand ziehen, ohne eine Zwischen?

Abweichungen in den mehrmaligen

person, welche für dessen Rechnung

Ausdrücken der Wechselsumme, S. 112,

zahlen soll, in da- Wechselgeschäst zu

124.

bringen, S. 244.

Accep t heißt die Schrift, wodurch man Advis, AdviSbrief, oder Avi- ist sich zur Bezahlung eine-Wechsels oder die briefliche Nachricht (Bericht), wel­ -einer Anweisung verbindlich gemacht che der Wechselzieher dem Bezogenen hat, S. 160. Aceeptant, der sich zur Zahlung ver­

bindlich gemacht hat. S. 160.

über den auf ihn gezogenen Wechsel

und über die Deckung de- Bezogenen giebt. S. 109,163,167,170,171.

Aceeptation, die verbindlichmachende Advisiren, Aviskren heißt diesen Handlung, S. 160; — per honor Bericht gebe«. S. 173; Form und Erfordernisse der, Aechtheit der Indossamente braucht

S. 165; — deren Wirkung bei falschen

Wechseln, S. 291.

der Zahler nicht zu prüfen, S. 209.

Agio, s. Aufgeld.

Acceptiren, sich zur Bezahlung ver- Aktien gesellschaftensind dem Wech­ verbindlich machen, S. 160. selarreste nicht unterworfen, S. 96.

378 Allenfalls, für nöthigenfalls. Aller Orten, wirb bisweilen der Adresse unter eigenen Wechseln: „auf mich selbst aller Orten re.", beigefugt, um anLUdeuten, baß der Aussteller Überall, wo ihm der Wechsel präseutirt wirb, zahlen will, rvaS überflüs­ sig ist, @. 121, SSL Alonge, Anhang, VerlängerungSzettel, heißt ein, an einm vollgeschn'ebenen Wechsel befestigtes, gewöhnlich angekledteS Blatt Papier zur Aufnahme von Wechselerklärungen, & 140« Atter Styl ber Jeitrechnung, S. 203. Amortisation ist Ungültigkeitserklä­ rung eine- abhanben gekommenen Wechsels, S. 71,81,284. Amortisations-Verfahren,S.73ff. Angabe anSahlungSstatt, (.DaNo in Bolutmn. Angewiesener wirb ber Assignatar genannt. @. 374. Anhang, s. Alonge. Anhang zum Wechselproteste, D. 258, 269. Annahme, s. Aceeptation. Annehmer, s. Acceptant. Anschaffung, f. Deckung. AnstavdSbrief, ein obrigkeitlicher, (in Preußen ein richterlicher) Befehl, einem Schuldner zu stunden — Mo­ ratorium, Indult. Antw ort des Protestaten muß in den Protest ausgenommen werden, @.336. Anweisung ist ei» schriftlicher Dop­ pel-Auftrag an zwei Personen, be­ ziehentlich an die Eine (den Assig­ naten), eine bestimmte Geldsumme der Andern zu zahlen; und an die Andere (den Assignatar), diese Summedortzu empfangen, S. 106,374 z— kaufmännische abgeschafft, S. 362,360. A piacere, nach Belieben—Wech­ sel, sind unstatthaft, @. 113.

Appellation in Wechselsachen hat nicht SuSpensiv-Effect, S. 103. — ist im Amortisationsprozeß zulässig, S.8. AequitaS, S. 324. Arrest, Wechsel-, dessen Ursprung, S. 11, 15;—gegen wen er zulässig oder unzulässig, @. 96 ff., 183,375.

Asseeuranz-Wechsel, s. bedingte Wechsel. Assignant heißt der Aussteller der Anweisung —der Anweisende, @.374. Assignat, s. Anweisung. Assignatar, s. Anweisung. Assignatiov, f. Anweisung. Attest der Post, S. 234; — eines Mäkler- oder zweier Kaufleute ist Beweismittel Über den Cour- bei der Regreßklage, @. 240. Aufbewahrer oder Verwahrer heißt Derjenige, bei welchem daS zum Accepte versandte Exemplar eineWechsels sich befindet, @. 277. Aufforderung, öffentliche, s. Edictalcitation. Aufgebot abhanden gekommener Wechsel, @. 71 ff., 284. Aufgeld, Aufwechsel, Agio ist das, was der Einwechsler einer Münzsorte dem VerwechSler über den Nominalwerth zulege» muß. Die Verschiedenheit deS innern Ge­ halts, der höhere Gehalt ber einge­ wechselten Sorte, ist nicht allein maßgebend dabei, es kommt noch die Arbeit des Wechslers, seine Zeit, die er durch das Wechslergeschäft verwerthet, hinzu. Wer z. B. Kas­ senanweisungen gegen Metallgeld ver­ langt, muß dem Wechsler EtwaS zulegen, obgleich beide Geldsorten im gewöhnlichen Verkehr jetzt völ­ lig gleich stehen. 3m umgekehrten Falle gilt das Gleiche; wer Metall­ geld kaust und durch Geldpapier (Kas­ senanweisungen) bezahlt, muß zulegen.

379 Dies ist der Lohn der Arbeit des Wechslers, wobei er auch noch die Zinsen des Betriebsfonds anschlägt. Darum ist das Agio ein Gegenstand der freien Vereinbarung. — Agio­ tage — heißt das Geschäft eines solchen Geldwechslers. Aufschiebung einer Messe oder ei­ nes Marktes — deren Einfluß auf den Verfall der Meßwechsel, S. 156. Aufwechsel, s. Aufgeld. Au porteur, Wechsel, S. 112. Auscultatoren können zur Protest­ aufnahme deputirt werden, S. 335. Ausfüllungen der Blanco-Jndossamente, S. 142, 210. Ausländer, deren Wechselfähigkeit, S. 328. Ausländische Gesetzgebung, S.327; — Wechselbriefe, S. 329; — sind solche, bei welchen entweder der Aus­ steller oder der Zahler ßm Auslande wohnt. Aussteller ist Derjenige, welcher ei­ nen Wechsel zieht (Trassant, Zieher) oder eine Anweisung giebt nant), S. 107,374, Ausstellung, Ort und Datum der, S. 118, 119. Ausstreichen des Indossamentes, S. 211; — des Acceptes S. 168.

Ausübung des Wechselrechts, nach welchen Gesetzen die Handlungen zur — beurtheilt werden, S. 331.

men unter den des Ausstellers zu setzen pflegte. Avalgeber, Wechselbürge. Avis, s. Advis. A vista, bei Sicht, auf Sicht, bei Vorzeigung heißt, daß der Wech­ sel bei Vorzeigung fällig sei, S. 34.

B. oder Br. auf Courszettely heißt Briefe und zeigt den Preis der Papiere als Waare an, wogegen die Kolonne G. (Geld) den Preis des Geldes als Waare anzeigt. Auf den Geld- und Wechselmarkt (ay der Börse) wird nämlich Geld und GeldPapier als Waare angesehen. Wer Geld sucht (kaufen will), bezahlt es mit Papier und wer Papier verlangt, bezahlt es mit Gelde. Daher die Coursdifferenz zwischen Br. und G. Der Verkäufer muß seine Provision haben, weshalb er sich mehr bezah­

len läßt als er selbst gegeben hat. Baarzahlung, S. 214. Bancozahlung, S. 216. Bastardwechsel werden an einigen Orten die simulirten oder ProformaWechsel genannt.

S. 245; — auch

Wechsel mit einem Formfehler. Beamte sind dem Wechselarrest un­ terworfen, S. 99, 103, 36 376.

Bedecken, Decken, Deckung, d. i. Pfand oder andere Sicherheit geben,

S. 163. Bedeckte Wechsel sind durch Pfand, Hypothek oder Bürgschaft versicherte

Außermeßwechsel oder Nichtmeß­ Wechsel. wechsel sind alle Wechsel, welche we­ der auf einer Messe ausgestellt noch Bedingte Wechsel sind solche, deren Verfall von der Erfüllung einer be­ auf eine Messe zahlbar gestellt sind, stimmten Handlung oder Begeben­ S. 61. heit abhängen soll; sie sind ungültig. Aval, das auch der, avallum,Wech­ S. 113. selbürgschaft, S. 303, vom lateini­ schen ad valere, fr. ä valoir (gut Bedingungen bei der Acceptation sind nicht gestattet, S. 169, 179. für), nach Andern vom veralteten italienischen a valle, zu Thale, berg- Begeben, einen Wechsel, heißt einen Wechsel veräußern, abgeben. — unter, weil der Bürge seinen Na­

380 Begebung soviel als Veräußerung. Bezeichnete Wechselbriefe heißt soviel Sie geschieht 'auf zweierlei Weise: wie gezeichnete, unterzeich­ durch Ausstellung auf den Wechsel­ nete, signirte Wechsel, d.h.solche nehmer (Remittenten), wo es Be­ welche ein Bürge mit unterzeichnet hat. gebung von der Hand ist, S.273, Bezogene Wechsel sind gezogene, 293; — oder durch Indossament, Tratten. wo es Begebung gemachter Bezogener, Trassat, ist Derjenige, Wechsel ist. welcher in der Tratte beauftragt Begriff eines Wechsels, S. 105; — wird, den Wechsel zu bezahlen, eines Handelsbillets, S. 371; — einer S. 107; — dessen Name ein wesent­ kaufmännischen Assignation, S. 374. licher Bestandtheil des Wechsels, S. 119. Bei Sicht, bei Vorzeigung, Bianco oder Blanco heißt eine leere s. L vista. (weiße) Stelle in einer Schrift, in B filäufer sind Mäkler. der Absicht offen gelassen, um sie später Benachrichtigung von der Nicht­ nach Gefallen auszufüllen, S. 141. zahlung, S. 225, 231; — von der Nichtacceptation eines zur Accepta- Bianco- (Blanco-) Indossament oder Giro ist ein solches, in welchem der tion versandten Exemplars, S. 277. Name des Jndoffatars fehlt und an Beneficium ordinis findet nicht die dazu frei gelassene Stelle einge­ Statt, S. 304. rückt werden kann, oder ein solches, Bereicherung, Klage aus der— des welches aus dem bloßen Namen des Wechselschuldners mit dem Schaden Indossanten, als Unterschrift so ge­ des Inhabers, S. 96, 131, 133, stellt, daß auf dem darüber befindli­ 323 ff., 327. chen leeren Raum das vollständige Bericht, s. Advis. Indossament geschrieben werden kann, Beschwerde gegen richterliche Ver­ besteht, S. 141. fügungen, S. 80. Besitz des Wechsels ermächtigt zur Bianco, in, trassiren oder acceptiren, heißt ohne vorher überwiesene Dek-Präsentation und Protesterhebung kung trassiren und acceptiren, weil Mangels Annahme, S. 153; — zur das Folium (Conto) davon leer ist. Sicherheilsforderung, S. 193; zur Daher Blanco-Credit geben oder Regreßklage, S. 239. eröffnen, wenn Jemand einem An­ Betagte Wechsel, soviel wie ver­ dern verspricht, dessen auf ihn gezo­ fallene Wechsel. Äetrassirer nennen Manche den genen Wechsel ohne Deckung zu acceptiren. Trassanten und Betrafsirter den Bilanz ist die Vergleichung des De­ Trassaten. Betrug hat gegen den redlichen Drit­ bet und Credit durch Auf- und Ab­ rechnung beider Rubriken. Der ten keine Wirkung, S. 95, 167, Ueberschuß auf der einen oder an­ 173, 315. dern Seite heißt Saldo. Bettag ist ein allgemeiner Feiertag,

S. 342. Billet, ein Zettel, s. Handelsbillet. Bevollmächtigter ist der Indossa­ Bönhase, ein Winkelmäkler. tar pro cura, S. 149; — s. Stell­ Bona fides, s. Glaube. vertreter. Börse heißt das öffentliche Geschäfts-

381 Haus der Kaufleute und deren Beiläu­ fer an einem Handelsplatz. Brief im Courszettel, s. B. Briefe für Wechsel, daher Briefe von der Hand, die der Begeber selbst ausgestellt hat, f. Begebung. Briefsinhaber, Wechsel auf den, S. 112. Briefsteller heißt der Wechsel-Aus­ steller. Buchstaben bei der Wechselsumme, S. 112. Bürgschaft, s. Aval. Bußtag, s. Bettag. Calculirte Wechsel, s. contirte Wechsel. Cambist, der Wechselaussteller, sonst auch ein Wechsler. Eambium, Bedeutung von, S. 6. C am bi um da buono a buono, ein ohne Mittelsperson geschlossener Wechsel, auch cabium a drittura genannt. Campsans, der Trassant. Campsarius oder Campsuarius wird als Bezeichnung für den Wech­ selbetheiligten gebraucht, welcher bei Eingehung des Wechselgeschäftes der andere Theil, d. h. die Person ist, der das Geschäft angetragen wird, sowohl bei der Begebung von der Hand als auch durch Indossament. Daher kann der Ausdruck auch den Aussteller bezeichnen, wenn der Re­ mittent den Wechsel sucht; gewöhn­ lich wird damit der Wechselnehmer gemeint. Campsores, S. 6. Cassa heißt nicht bloß der Ort, das Behältniß zur Aufbewahrung des Geldes, sondern auch das baare Geld selbst, daher Zahlung per Cassa, S. 214. Cassatag, soviel wie Zahltag auf Messen. Causa debendi e, obligationis be­

zeichnet das Mittel, wodurch eine Verbindlichkeit begründet wird, z.B. eine unerlaubte Handlung, ein be­ stimmter Vertrag, eine gewisse for­ melle Erklärung u. s. w. Bei der Wechselverbindlichkeit ist die causa lediglich und ganz allein die schrift­ liche Erklärung in der bestimmten Form. Ein dieser Form gemäß ver­ faßtes Billet ist ein kursfähiges ge­ münztes Papiergeld, für welches der Urheber, wenn er es wirklich ausgiebt, einstehen muß, ohne Frage: ob er Etwas dafür erhalten hat oder nicht, S. 106, 122, 123, 13Ö, 292, 321. Caution bezeichnet jede juristische Handlung, wodurch für irgend eine Verbindlichkeit oder gegen eine Be­ einträchtigung Sicherheit bestellt wird und auch das Mittel oder den Ge­ genstand, wodurch die Sicherheit verschafft werden soll. Cautionsbestellung, s. Sicherheits­ bestellung. Cavent ist eigentlich ein subsidianscher Schuldner; im Handelsverkehr wird darunter Jeder verstanden, welcher für eine Schuld einsteh't, wennauch als Hauptschuldner, S.184. Cedirte Wechselbriefe sind solche, welche durch eine besondere, sticht auf den Wechsel gesetzte Erklärung abgetreten sind, S. 139. Cessio bonorum wirkt Befreiung vom Personalarrest, S. 99. Session ist Uebertragung eines For­ derungsrechts der Substanz nach, S. 139. Charfreitag ist ein allgemeiner F^ertag, 342. Circularien, s. Oblatorien. Collibista ist auch eine Bezeichnung des Trassirers.

382 Collision verschiedener Wechselrechte, I S. 89, 327.

Commissionair heißt der Mandatar in Handelsgeschäften, S. 108, 228. Commiß wird in Wechselbriefen bis­ weilen für „Obre" gebraucht. Commißgüter sind Waaren, welche Jemand (der Commissionair) im Auf­ trage eines Andern (Eommittenten) angekauft hat oder zum Verkaufe feil halt. Commissionswechsel, committirte Wechsel sind Wechsel, welche ein Prokurist namens des Prinzipals ausgestellt hat, S. 227,—sowie solche, welche derAussteller zwar im eigenen Namen, doch für Rechnung eines Dritten, ausstellt, S. 109. 228, 252. Committirte Wechsel, s. Commissionswechsel. OympLrLtio Iiierarum,s.Handschr. Comparirte Wechsel, s. contirte Wech­ sel. Compensation, heißt die Handlung des Schuldners, wodurch er seinem Gläubiger die eigene Forderung an ihn anrechnet; in wiefern sie bei Wechselzahlungen zulässig, S. 163, 199,215, 310, 313, 315. Competenz, s. Forum. Comp.lement nennt die Kaufmanns­ sprache die Prokura, welche einenDisponenten zum unbeschränkten HandlungsMrjgenten macht. Complementarius, Complementirer ist ein solcher Faktor. Concurre nz mehrererJntervenienten, Vorzug dabei, s. Vorzug. Concurs des Acceptanten berechtigt, Sicherheitsbestellung zu fordern, S. 193. Conferenz, Leipziger, S.57.

des Schuldners, — in wiefern sie die Wechselverbindlichkeit aufhebt, S.313, 314 ff. Contante Zahlung, S. 214. Context des Wechsels, S. 111. Contirte, comparirte oder calcul i r t e W e ch s e l nennt man diejenigen, welche den Zweck haben, die Rechnun­ gen (die Conti) zwischen den Haupt­ personen zu berichtigen, z. B. wenn der Aussteller an einen auswärtigen Handelsfreund zu fordern, also auf diesen Ort zu trassiren, dagegen aber an einen Andern daselbst zu zahlen (zu remittiren) hat, sei es für eigene Rechnung oder für Rechnung eines Dritten, und nun in diesem Falle auf seinen Schuldner einen Wechsel zahl­ bar an seinen Gläubiger daselbst zieht, hiernach aber die allseitigen Rechnun­ gen wie bei stattgefundener Zahlung regulirt werden. Meistens werden hierzu die Wechsel an eigene Ordre und die eigen-trassirte Wechsel benutzt.

Conto heißt eine Rechnung und bedeu­ tet in der kaufmännischen Sprache eine aus Debet und Credit zugleich bestehende Rechnung. Conto currente ist blos die Seite des Debet der Rechnung, ohne die Nebenseite des Credit. Contrap rötest, Gegenprotest nennt man den Protest, welchen der Regreßnehmer gegen den in Anspruch genommenen Regreßpflichtigen auf­ nehmen läßt, wenn Dieser ihn nicht befriedigt, — kommt nach neuem Rechte nicht vor, S. 238, 239. Contremande, Contreordre ist die Ordre des Wechselgebers an den Bezogenen, das Papier nicht zu be­ zahlen,— ist bei Wechseln unzulässig. S, 168. Confusion ist Tilgung einer Schuld Copia-Wechsel, S. 137, 139. durch Eintreffen einer Personeneinheit hinsichtlich des Gläubigers und (Korporationen, deren Wechselfähig-

383 feit, S. 91; — find dem Wechselar­ reste nicht unterworfen, S. 33,101. Correal-Verbindlichkeit, S. 104. 302. Correcturen in Wechseln, S.125,129. Courantgeld ist die gangbare Lan­ des- oder Ortsmünze, S. 112. Cours ist der Marktpreis des Geldes und der Effekten, s. B. und Br. Courszettel ist ein von dazu bestell­ ten Börsenbeamten, oder Mäklern ausgefertigtes Verzeichniß der an einem gewissen Tage stattgehabten Preise. — Beweiskraft der, S. 204. Courtage, Cotage oder Sensarie ist die Maklergebühr, passirt in der Retourrechnung, S. 245. Creditbrief, Creditiv, Accreditiv ist eine Anschrift, worin der Schreiber den Adressaten ersucht, an einen Drit­ ten nach dessen Verfügung, d. i. an den Creditbriefs-Jnhaber oder dessen Ordre Geld zu zahlen. Hieron. Theoph. Kind, Species mandati, quod dicitur Accreditiv seu Credit­ brief, Lipsiae 1830. Darlehnsverträge zu schließen, Fä­ higkeit, S. 95. Datio in solutum, Angabe an Aahlungsstatt, S. 112; — Datowechsel find Wechsel, deren Ver­ falltag nach dem Tage derAusstellung bestimmt ist, S. 114, 201. Datum der Ausstellung, S. 119; —des Acceptes S. 166;—bei Sicht­ wechseln, S. 158. Debitowechsel find eigene, über eine schon vorhandene Schuld ausgestellte Wechsel. Debitverfahren, s. Concurs. Deckung, Anschaffung oderProvision, heißen die Mittel, welche der Wechselaussteller demjenigen, der den Wechsel bezahlen soll, dazu anweist. S. 161, 163. Rechte des Zahlers

wegen mangelnderDeckung, S. 162 ff. 173; — Einrede der mangelden, S. 163,174.* Delcredere heißt die Haftung für die Schuld eines Andern. Daher Del­ credere stehen, d. h. für solche fremde Schuld einstehen, wenn fie nicht be­ zahlt wird, S. 326. — Dann bedeu­ tet es auch die Proviflon, welche für diese übernommene Gefahr gebührt, daher z.B. in der Rechnung die Post : jK Delcredere. Delegation nennt man die Aufhebung eines Schuldverhältnisses dadurch, daß der alte Schuldner ausscheidet und eine andere Person als Schuldner ein­ tritt, S. 216. Deposital-Anstalten, S. 219. Depositar der zur Acceptation ver­ sandten Wechsel-Exemplares, S.277. Deposition oder Deponirung ddr Wechselsumme, S. 103,219,284,355. Dep o si to wech sel,ein wenig gebräuch­ licher Name für den eigenen, gegen baare Zahlung (Darlehn) ausgestell­ ten Wechsel, S. 348. Depot bei eigenen Wechseln, S. 357. Dies, S. 191. Diffessionseid im Wechselprozdffe, S. 307. Diffitiren, die Wechselunterschrift eidlich ableugnen, S. 307. Diligenzeid, nicht erforderlich beim Aufgebot eines Wechsels, S. 15. Diskontant ist eine Person, welche ein Geschäft daraus macht, noch nicht fällige Wechsel anzukaufen, um durch das Disconto ihr Geld nutzbar zu machen. Discontiren oder escomptiren,ein solches Geschäft machen. Disconto oder Rabat ist dasJnterusurium, welches der Käufer eines noch nicht fälligen Wechsels, auf die noch übrige Laufzeit, von dem Nennwerthe abzieht, also die Differenz

384 -wischen dem

und

Kaufpreise

Wechselsumme.

der

Einen haften mehrere Wechselschuld­

Der Bezogene selbst

ner, S. 104, 302. kann auf diese Weiseren Wechsel an Einfache Wechsel sind Solawechsel. sich bringen und auf sich indosiiren las. ELnführungS-Ordnung, S.30,

sen.

S. 216.

359.

DiscretionStage, s. Respekttage.

Disponent,

dessen Unterzeichnung,

Eivkassirung,

S. 116,227, — welcher dem Remit­ Einlösen,

tenten zur Seite steht, S. 109.

Indossament

zur

S. 149.

einen Wechsels heißt als

Schuldner einen Wechsel gegen Be­

Dietantia loci, S. 120.

zahlung aus dem Verkehr ziehen.

Ditta ist ein Ausdruck für Firma. Dolus, s. Glaube.

Einreden imWechselprozeffe; s.wech-

selrechtliche.

Domi-il, de- Bezogenen, S. 121; —

eines Wechsels, S. 121, 174,352. Domiziliant ist der, welcher den Do­

miziliaten ernennt.

Einschränkungen bei der Accepta-

tio eines Wechsels, S. 169,179.

Einthun,

einhandeln, ankaufen, er­

werben z.B., ich habe, nach dem Auf­

Domiziliat ist der, bei welchem Zah­ lung erfolgen soll, S. 121. Domizilirte Tratten, S. 121, 174,

230; - eigene Wechsel, S.127, 357. Domizilwechsel, S.121,164,270,357.

Dor>o oder Dosso, die Rückseite des

Wechsels, S. 134.

trage, die und die Papiere für Sie eingethan. EmpfängerdeS Wechsels, s. Remittent. Endossement, s.Indossament.

Entnehmen, s. abgeben. Entnehmer soviel als Wechselzieher.

Entschädigung wegen unterlassener

Duplikate, Wechsel-, S. 272, 355.

Benachrichtigung, S. 225, 231. Erben des Wechselschuldners sind dem

Edictaleitation

beim

Aufgebot

Wechselarreste

nicht

unterworfen.

Erfordernisse des trassirten Wech­

eine- Wechsels, S. 73, 75.

Effecten sind kursirende Geldpapiere,

sels, S. 110; —des trockenen Wechs.,

S.350,355; - deSProtestes, S.33Ü;

also auch Wechsel.

Effektiv, in Natur, S. 212.

— des Antrages auf Amortisation

Ehefrauen, s.Frauen.

ejnes abhanden gekommenen Wechsels

Ehren aecep tation,

Ehrenan-

nähme, S.250,254, 355; — deren

S. 74; —der Prolongation, S.206;

— der Wechselklage, S. 249. Erfüllung der Wechselverbindlichkeit,

Förmlichkeiten, S. 258.

S.199.

Ehrenzahlung, S. 265,355.

Eigene Ordre, Wechsel an, S. 108, Erkenntnißnormen

in

Wechsel­

sachen, S. 25.

125 ff.

Erlaß, S. 315.

Eigene Wechsel, S. 107,348.

EigenedomizilirteW., S.349,357. Erlöschung derWechselverbindlichkeit

Eigene Tratten oder eigentrassirte Wechsel,

S. 206, 319.

S. 107, 126, 349.

Eröffnung des Konkurses, S. 193.

Eigentliche oder förmli cheWechsel,

Erster Wechsel, Primawechsel oder

Prima ist da- also bezeichnete Exem­

S. 105. Eigentrassirte Wechsel,

Tratten. Siner für

s. eigene

plar eines Wechsels, welcher mehrfach ausgefertigt worden ist, S. 272, 263.

Alle und

Alle

für Eöcomptiren, s. DiScontiren.

385 Exeeptionen, s. Einreden.

G., s. B. und Br.

EreeutionS-Derfahren,preußisch, Gämbler soviel wie Mäkler. S. 81,102z - stanzösische-, tz. 82. Gant, s. Concurs. Execution in Dechselsachen, S. 96ff. Geber gebrauchen Biele Executiv-Prozeß, S. 12. Exemplare, Wechsel-, S. 272.

Ausgeber der Wechsel-

briefe-;

Andere verstehen darunter

auch

der* Valuta,

den

halb jeder Mal darauf geachtet wer­

Fälschung s. falsche Wechsel.

den

Falliment, s. EoncurS.

Falsche Wechsel, S. 128, 129, 173,

muß,

in

welchem Sinne

ein

Schriftsteller oder eine Ordnung den Ausdruck gebraucht. Hier wird darun­

291, 315, 356. Feiertage, allgemeine, S. 341.

Messe;

den Geber

Wechselnehmer und Geldgeber, wes­

Factor, s. Disponent.

Fiera,

für Aus­

steller,

daher Wechsel per

Fiera schließen:

Meßwechsel schlie­

ßen, S. 115.

ter immer der Briefgeber verstanden. S. 108, 273. Gebung anZahl ungsstat t, s. äs-

.

tio in solntnm.

Gegenprotest, s. Contraprotest.

Fing irje Rittratte, S. 245.

Gegenwechsel, Rückwechsel, Her­

Firma heißt der angenommene Name, unter welchem eine Person oder meh­ rere Personen zusammen, Handelsge­

schäfte tteiden, S. 118; — deren Un­ terzeichnung, S. 117,166.

wechsel, Widerwechsel, Retourwechsel, RicorSwechsel, Ricambio hat vierBe-

deutungen: 1) versteht man darunter den Wechsel, welchen der Regreßneh­

mer über den Dettag seiner Retour­

Fixe Wechsel sind solche, in welchen der Zahltag bestimmt, nach der Zahl oder

rechnung

auf den Regreßpflichtigen

zieht, S. 18, 241; — 2) gebraucht

dem Namen der Monatstages ange­

man den Ausdruck auch für die Mak­

geben ist.

lergebühren beim Verkaufe des Rück­

Förmliche

Wechsel,

s.

eigentliche

Wechsel. Form, s. Erfordernisse.

nimmt, S. 245; — 3) heißt man so verschiedenen

Gerichtsbarkeiten, S. 84, 361. Frauen,

sowie für da- DiSeonto,

welche- der Käufer des Rückwechsels

Forum, gemeinschaftliches, für mehrere Wechselbeklagte unter

wechsels,

in wiefern sie wechselfähig,

einen trassirten Wechsel, welchen man

dem Trassanten statt der Valuta giebt

— wenn man „den Werth wechselt;" und 4) auch den eigenen Wechsel, wel­

S.'93,102,303;- .dem Wechselar­

chen man dem Trassanten über die

reste unterworfen, S. 101.

Valuta ausstellt, S. 348. Geldsumme, ein wesentliches Erfor­

Freibrief, s. Moratorium.

derniß eines Wechsels, S. 112.

Fremde, deren Wechselfähigkeit, S.238.

Fremdtrassirte Wechsel sind Trat­

Geldwechsler, S. 6.

GemachteBriefe oder Wechsel, s.Be-

ten, in welchen der Bezogene eine

gebung. als der Ausstel­ Gerichte sind in den landrechtlichen ler, also im Gegensatze zu den e i g e n Ländern die Deposital - Anstalten, trassirten Wechseln, S. 107. S. 219. andere Person ist,

Furcht, Einwand der,

wechselrechtlich, S. 94.



ist nicht Gericht-beamte

können

aufnehmen, 6. 81, 360.

25

Proteste

386 Gerichtsvollzieher gehören zu die­ Halber Monat, S. 201. sen Beamten, S. 81,82,361. Halter ist ein, bisweilen kn Schriften^ Gerichtsstand, f. Forum. z. B. Amsterdamer WechselgebrLuche, Kap. H. z. 10 und Kap. X. §.2, vor­

deren Wechselfähigkeit,

Gesandten,

kommender Ausdruck für Inhaber —

e. 92,102.

Geschäft-lokal

der welcher den Wechsel feil halt.

ist

des Bezogenen

der Ort der Präsentation und der Hand, Briefe von der, s. Begebung. Handelsbillet, S. 369 ff. Protesterhebung, S. 340.

Handelsgerichte sind zuständig für

Geschichte deS DechselrechtS, S. S.

Gesellschafter

hasten

Wechselsachen, S. 71.

solidarisch,

Handelsgesellschafter haften soli­

S. 105.

darisch, S. 105.

Gewährleistung, ohne, — was dies

bedeute, S. 144; — ist eine bedingte Handelsmann, soviel wie Kaufmann, S. 372. Verbindlichkeit, S. 318. s. Handels­ Gewerbesteuer-Betrag ist ohne Ein­ Handelsobligation, billet.

fluß auf die Rechte eines Kaufman­

Handpapier oder Handtratten,

nes, 6.372.

s. Begebung.

Gezeichnete Wechsel, s. signirte.

Handschrift, Beweis durch Verglei­

Gezogene, trassirte, fremdtras-

firte,

eigentliche,

chung der, S. 369.

förmliche

Handzeichen, s. Kreutze.

Wechsel, S. 105. Herwechsel, s. Gegenwechsel. Girant heißt die Person, welche einen " ! Herr deö Wechsels ist der Eigenthümer auf sie indossirten Wechsel weiter beimDerhältniß zumJndossatar LnProgiebt, V. 134. kura, S. 149. G iratarist der Nehmer bei einer sol­ - Himmelfahrt, ein allgemeiner Feierchen weitern Begebung, S. 134. I tag, S. 342. Tirlrter Wechsel ist ein mehr als Heiermänner, s. N-chmänner. Honor, Acceptation und Zahlung per,

einmal indassirter.

Giro im eigentlichen Sinne heißt des:

s, Ehrenannahme und Ehrenzahlung.

zweit« und jedes folgende Jndoffa- Honorant, dessen Recht« und Pflich-

ment eines Wechsels; im weitern. ten, S. 258 ff. Sinn« versteht man darunter ein Zm ^»nörat, der Wechs.lverbunden«, zu doffament, S. 134.

j

Glaube, guter, bona fides ist der:

dessen Ehre acceptirt oder gezahlt wird;-wer dafür gilt, S.261,

negative Zustand des Gemüths, da Ho„orirte Wechsel sind acceptirte man bei einer juristischen Handlung ■

sjßecfjfeU

nicht- weiß, was die Rechtlichkeit der- Hüzfsadresse, s. Adresse,

selben aufhebtz—schlechter, mal» Huissiers ki ä eo, ist eine dergleichen Wissenschaft und begründet den Einwand der Un- * redlichkeit

oder der

exceptio

Proteste aufneh-

üoi!, Jahr der Ausstellung, S. 119.

S. 163, 173,174, 218, 270, 290,292, Jahr 312, 324. i Güterabtretunghebt den Personal-^ arrest auf, S. 99.

können

^en, S. 81, 82.

und Lag

ist eine Frist, nach

preuß. Landrecht von einem Jahre und vier Wochen, — nachgemernem

deutschen Rechte von einem Jahre,

387 sechs Wochep unb drei Lage», wobei Intervention-- oder In terposider Lag einen Gerichtstag bedeutet,

tionS-Protest/ S. 259,269, 338.

bis zu welchem eine (sächsische) Arist Irre gulär-od. Irregulierwechsel von 14 Lagen nach der Ladung fteige-

sind Außermeßwechsel.

laffen werden muß; und da erst die Irrthum, s. Betrug. dritte. Ladung perrmtorisch war, so Juden, von den auf einen — gezoge­ nen Wechseln, S. 62.

entsteht daraus die Frist von sechs

Jüdische Feiertage

Wochen drei Lagen.

werden nicht

beachtet, S. 341. Identität der Person deS Inhabers, IuristischePersonen, derenWech» S. 211. 3m Fall,, soviel wie nötigenfalls.

selfahigkeit, S. 91,101.

In Blaneo, f. Bianco.

Incasfo, Indossamente zum, S. 150. Kaufm ännische Anweisung In dorso, s. Dorso und Indossament.

Indossament,Indosso oderGiro,

heißt die Uebertragung eines Wech­ sel- an einen Andern, S. 22, 133,

353; —in procura, S. 134, 141, 149. Indossant, Indossent, Girant, der Uebertragende. Jndossator,

Indossat,

Zndos-

sirter und Giratar der, auf wel­ chen der Wechsel übertragen wird.

Indosso, s.Indossament. In dult unterbricht

die Verjährung

nicht, S. 296, 301.

Inhaber, Wechsel auf jeden, S. 112,

210.

Insinuation der Ladung unterbricht die Verjährung, S. 299. In Bolidum und solidarisch, s. Einer für Alle k. Instrument» gu aren tigiata

S. 12,123. Jnstrümentszeugen, S. 334.

6.369,374. Kellerwechsel find erdichtete, alst eine Art falscher Wechsel, wodurch der

creditlose Urheber sich Credit zu -er­ schaffen sucht.

Bald sind unter dem>

als von auswärts herkommend ge*

stellten Papiere, Namen gar nicht vor» handener Kaufleute, bald aber auch

von bekannten soliden Häusern unter­

schrieben und um dem falschen Wech­

sel scheinbare Sicherheit zu geben, wird eine, oft lange, erdichtete Giro-

Reihe, darauf gesetzt. Mit dem Namen des Bezogenen oder Acceptavten, sowie

dem des Remittenten verhütt es sich wie mit dem des Ausstellers.

Die Absicht

hierbei ist entweder sich bloß auf eine

Zeit den Gebrauch des Gelde- zu ver­ schaffen: dann wird der Wechsel vor

der

Verfallzeit

wieder

eingelöst,

wozu man sich das Geld oft durch Verfertigung eines neuen Kellerwech­ sels verschafft, in welchem Falle die

ist das schriftliche

Bettügerei zugleich auch in Wechsel­

Anerkenntniß über ein geschlossenes

reiterei übergeht; oder den Abkäu­

Interim-schein

Wechselgeschäft und die daraus für

ferum daS gezahlte Geld zubettügen. den Aussteller entsprungene Verbind­ Kassa, s. Cassa. lichkeit, deren Erfüllung verschoben Kassirtage, allgemeine, S.343. worden ist. Er begründet nur einen Klage, deren Behändigung, unter­

civilrechtlichen Anspruch im gewöhn­ lichen Verfahren.

Jnterusupium,s.Disconto.

Intervention, S. 247.

bricht die Verjährung, S. 209. Klagenhäufung, S. 237.

Klagerecht

S. 301,356.

de-

Wechselgläubiger-,

388 Äonferjni, eefoäfaer S. 57.

bediente, und zwar ein, unter obrig­

Kopiawechjel, s. Copiawechsel.

keitlicher Genehmigung

Korporationen/ f. Korporationen«

und vereideter, öffentlicher Be­

Kosten,

deren Erstattung, S. 270,

234; deren Verlust, S. 232.

Kreutze,

statt

340.

angestellter

diente zur Vermittelung kaufmänni­ scher Geschäfte.

Namensunterschrist, Mala fides, s. Glaube. Marktwechsel, s. Meßwechsch

Kumulation der Klagen, S. 237. Kündigung bei Wechseln ist keine zu­

lässige Destimmungsart der Verfall­

zeit, €$♦ 351.

Kurze ober kurzsichtige Briefe, S.114. Kurze Sicht, ebenda.

Kurs, s. Courü.

Medio, s.Mitte.

Mehrere Wechselverpflichtete, deren Haftbarkeit. S, 302.

Meßwechsel sind Wechsel, welche in

einer Messe ausgestellt ober, auf eine Messe zahlbar gestellt sind, S. 114, 115, — deren PräsentationSzeit, S. 154; — deren Iahlzeit, S. 268.

Militairheamte, S. 365.

Ladung, s. Vorladung.

Landesmünze, dient als Zahlmittel,

Mitte eines Monats ist der 15. Tag des Monats, S. 199. Mittelplatz beim Wechselgeschäft

S. 112, 213.

Lange ober langsichtige Briefe,

S. 244. Monat, Verfallzeit nach ganzem oder

S. 114.

LangeSicht, ebenda.

halbem, S. 201.

Laufen, Laufzeit des Wechsels, Zeit Monatsbrief oderMonatspapier ist ein Wechsel, der nach einem ober bis zur Fälligkeit. mehreren Monaten fällig wird, S.114. Laut Bericht oder laut Avis, ist eine Andeutung im Wechsel für den Mon atStag der Ausstellung ist noth­ wendig, S. 119. Bezogenen, daß über die Wechselzie­

hung besondere briefliche Nachricht Moratoriums. Jndult. gegeben worden sei, welche bei der An­ Münzbürger, S. 7. nahme und bei derZahlung zu beachten. M ü n z s o r t e, verschriebene, S. 213.

Legitimation des Inhabers, S.209. Leidenschaften begründen eine Ein

rede, S. 94.

Nachforschungs-Protest/S. 279, 341.

Nachmann, Hintermann heißt ein

Leipziger Konferenz, S. 57. Liquidität derEinreden,S.310,366 ff.

Indossant in Beziehung auf einen be­

stimmten andern Indossanten, wenn

LitiSdenunciation, S. 86,299.

er später als dieser in die Reihe der

Locus regit actum, S. 330.

Indossanten eingetreten ist, also erst

Makelgeld,

nach ihm folgt. Mäcklergebühr, Nach Sicht, s. a vista.

s. Courtage.

Nachlaßvertrag,

s.

Stundungs­

Mäckler, Makler, Sensal, Eour-

vertrag. tier, Unterhändler, Unterkäu- Nachträglich kann noch vollständ.und

fer, Beiläufer, Mittelmann,

unbedingt acceptirt werden,189.

Markthelfer, Gambier, Gimb- Natur des Wechsels, S. 17.

ler, engl. Broker, ist ein Handels­ Nebenadr esse, s. Adresse.

389 Nebenw echselbriefe sind WechselNehmer, s. Geber.

Neujahr S. 342.

Verfügung, Auftrag in kaufmänni­

schen Geschäften; daher: ichhabekeine

Duplikate. ein

Ordre zu zahlen.

allgemeiner Feiertag, Ort der Ausstellung, S. 118; — der

Nicht an Ordre, Bedeutung dieser

Klausel, S. 145.

Zahlung, S. 120, 352; — der Prä­

sentation und anderer wechselrechtli­ cher Handlungen, S. 154, 340,357.

Niederlegung, s. Depositen. Ostern, ein allgemeines Fest, S. 342. Nöthigenfalls, im Falle es erfor­ Pactum de combianda, S. 123. derlich sein sollte, S. 248. Pagament heißt Zahlung. Notarius kann Proteste aufnehmen, Papier bezeichnet Wechselbriefe. S. 334. Papiergeld braucht man nicht zuneh­ Nothadresse, s. Adresse. men, S. 214. Nötification, s. Benachrichtigung. Parere nennt man ein kaufmännisches Oblatorien heißen die Benachrich­ Rechts-Gutachten. tigungsschreiben, welche über die Er- Pari, al pari wechseln, gleich aufwechrichtung einer Handlung oder über seln, ohne Zulage oder Abzug. die eingetretenen Veränderungen in Partikular-Acceptation, G. 169; — einer schon bestehenden Handlung er­ Indossament, S. 137; — Zahlung,

lassen worden. S. 216. Obligo heißt in der kaufmännischen Partiten heißen Posten in der Rech­ Sprache Gewährleistung, Vertre­ nung. tung, ohne Obligo (etwas erklären), Per acquit, s. acquit. heißt also: nicht dafür einstehen wol­ Perquisitions-Protest, s. Nachfor­ len, S. 144, 317,353. Obstagium, S. 11.

schungsprotest. Personal-Arrest, S.ll, 15, 91, 97,

Offiziere sind wechselfähig und dem — Ausnahmen davon, S. 100 ff. 363. Wechselarrestnichtunterworfen,S.99, Personen, juristische, sind dem 103, 361, 363. Wechselarreste nicht unterworfen, Ohne Bericht in einem Wechsel be­ S. 101 — ; deren Wechselfähigkeit, deutet, daß der Trassant keinen Advis-

S. 91.

Pfandbestellung, im Wechseln, brief ergehen läßt. Ohne Gewährleistung,S.144,353. S. 357. Ohne Kosten, sans frais, ist ein Pfingsten, ein allgemeines Fest, Erlaß der Protesterhebung für den Wechsel-Inhaber, S. 229.

Ohne Obligo, S. 144, 361.

Ohne Protest, S. 299.

Onor, s. honor. Ordnung, ordo, ist die Reihenfolge, in welcher der Regreßnehmer Rück­ griff nehmen muß, wenn er nicht die

S. 342. Piacere, Wechsel a, sind nicht gültig, S. 113.

Platzwechsel, sind trassirte, auf den Platz der Ausstellung gestellte Wechselbriefe, S. 120. Porteur, Wechsel au, S. 112, 210.

Post-Attest,

dessen

Beweiskraft,

S. 234, 260. Wahl unter den Vormännern hat, daher regressus per ordinem, S. 180, Präcise Wechsel sind solche, in wel­

2L2, 249. Ordre heißt Anweisung, Verordnung,

chen ein bestimmter Tag als Verfall­ tag angegeben ist, s. Tagwechsel.

390 Präelusiyns - Erkenntniß inJ Provision heißt der Lohn für kauf’ Wtchsel-ÄufgebotS-Sachen,©« 72,75. mänm'sche Bemühung, €. 24H 263,

270; — bedeutet auch die Deckung, s. Präjudiz, 0« 317, 325ff. 357. Deckung. Präscriptihn, s.Verjährung« r P!täs^ntant ist derWechselbetheiügie/ Prozeßkosten, 0.104? welcher derl Wechselbrief dem Bezoge­ Prüfun g berLegtkirnativtl des Wechsel' Znhahers, 0. 212.

nen und Adressatm zutAunahme und

' -tkAahÜmg vdrzulegen hat, 0. 108. Publikation der Gesetze, 0.6fr. Präsentatio «zur Annahme, 0.151; Pure acceptiren, ohne Einfchtänkung

und ohneDedingung beirWechsel an­

— zür Zahlung, 0.213. P rgsevt-a tio'nszeit, ©.153340/257. Präsentatiansschrift ' wedeln, 0.200,353.

bei

©icht-

nehmen, S. 164. Quartaist das vierte Exemplar eines

Wechsels, S. 272. Pr. (pour oder per) acquit, f. acquit. ^rima, erstes Wechsel - Exemplar, Quittung über

Wechselzahlung,

0.217; — ist das formelle Mittel

©. 272,273.

Procura heißt die Bevollmächtigung

inHandelöangelegenheiten, sowohl das

zur Tilgung der Dechselverbindlichkeit, 0. 313.

Rechtsverhältn. als die Legitimations-

Urkunde (Vollmacht,) S. 116,227.

Rab at, s. Disconto.

Ptocurant, Prokurist, Procu- Rasuren im Wechsel, 0.125,129. raträger,

ist ein solcher Bevoll­ Recambium, Ricambium, s. Ge­

mächtigter, S. 151, 227.

genwechsel. Procura-Indossament oder In­ Recapitiren, ricapetiren dossament in pro cura, S. 149. wie acceptiren.

soviel

Prolongation, S. 206, 300.

Rechange, s. Gegenwechsel. Promessen sind Wechsel, welche die Rechnung, Trassiren für Indofflrung untersagen oder die Klau­ 0. 227.

sel«

„nicht

an

Ordre"

enthalten, Rechnungsmünze oder R e ch -

6.145.

nungswährung, G. 112,213.

Promulgationder Gesetze, S.69.

Proprewechsel,

fremde,

eigene

Wechsel,

Rechtsmittel gegen Anwrtisqtions-

urtel, 0. 78.

©. 348.

Rechtsverfolgung, verhinderte, Protest, 0. 332; — dessen Erforder­ hemmt die Verjährung, 0< 297.

nisse, 0. 336t Protesterhebung, Ort und Zeit der,

S. 83, 340, 344. Protestkosten,

Recognosciren, anerkennen, seine Unterschrift im Prozesse, 0. 345.

Reetawechsel sind Promessen — s. Protestspefen,

d. W. — oder Vollmachten in Wech­

müssen dem Inhaber ersetzt werden,

selform, wodurch der Aussteller be­

0.167, 240; deren Verlust, 0.232.

zweckt, den Präsentanten zur Erhe­

Protesttag, wann er für den Tag der

bung einer Zahlung an dem Orte des

Präsentation gilt, S. 158. Bezogenen, zu ermächtigen, weshalb Protesturkunde kann mehrere Pro­ das Giro untersagt ist, 0.145. teste enthalten, 0.1Ö7. Referendarien können Proteste auf­ Protokollführer ist bei Protesten nehmen, S. 335.

nicht erforderlich, S. 3341

Regelmäßige Wechsel,'s.'ÄeKwechsel.

391 Register über aufgenommene Proteste,

dessen, der den Wechsel emgelöst hat,

S.306. S. 339. Regreß, Rückgriff, Rückanspruch, Retourwechsel, 1

auf Sicherheit-bestellung, S. 171, Ricambio, S s. Gegenwechsel. 172,176,354$ - auf Schadloshal­ RicorSwechsel, \

tung, Mangel- Zahlung, Rückgriff, s l- «es«-. gels Zahlung, oder auch für den ohne

Deckung bezahlten Wechsel, Schadlos­ Rückrechnung, s. Retourrechnung. Rückwechsel, s. Gegenwechsel. haltung fordern, «emesse, Remisse, Rimesse heißt Rückwirkende Kraft der Wechsel­ eine, nach einem andern Orte über­

ordnung, S. 58, 376.

mittelte, «erthsumme, bestehe sie in

baarem Gelde, oder in Papieren oder Saldiren heißt ein Conto auf beiden andern Werthgegenständen.

Daher

Seiten aufrechnen und abschließen.

wird darunter auch die Tratte, welche

Caldo, s. Bilanz.

der Empfänger (Remittent) an den

Scheidemünze, in wieweit sieinIah-

Einkaffirung

lung genommen werden muß, S. 214.

Zahlungsort

übermittelt, Regresses

Behufs

sowie der im Wege des Scheinwechsel sind simulirteWechsel.

gezogene

Rückwechsel, Schlußzettel heißt die Bescheinigung

indem er dem Regreßpflichtigen an

des Mäkler- über ein durch ihn ge­

Zahlung oder in Abrechnung Über­

schloffenes Geschäft; auch da- schrift­

macht wird, verstanden, S. 108,243;

liche Anerkenntniß eines schließenden

— sowie die Deckung, 171, 243.

Remittent, S. 108,112; s.Remesse.

Remittiren,

übermit­

übermachen,

Ehren-,

Vergün-

stigungS-, Gnaden-, Nach-, Fa-

veurtage, S.61; — finden nicht mehr statt, S. 202;—wenn sie statt­

finden, S. 343. gegen

Scontration oderRiscontration,

Secretaire, Gerichts-, können Pro­

Respecttage, Respitttage, DiS-

Restitution

wechselähnliche,

S. 349, 377. S.214.

teln, s. Remesse.

cretionS-,

Theile- selbst wird damit bezeichnet.

Schuldscheine,

Remission, s. Versendung.

ein

teste aufnehmen, S. 335. Cecunda oder Secundawechsel ist

da- zweite Exemplar eine- Wechsels, S. 272,273.

Securitätsprotest, Sicherheits­

protest, S. 197. Amortisa- Seekrieg, S. 297.

tionSurtel, S- 78, 80.

Sensal, s. Mäkler.

Retorsion-recht, S. 102.

S e n sa ri e, s. Courtage. Retourrechuuug heißt das Verzeichn, Separatverfahren beim Wechsel­ der Posten, welche der Regreßnehmer prozesse, S» 316.

von dem Regreßpflichtigen fordert, SLchepheit-pxotest, C. 196. S. 240; — die quittirte gehört zur

Sicherstellung, s.Regreß.

Begründung der weitern Regreßklage

Sicht oder Ansicht

oder Vorzei-

392 guag oder Vista ist der Zeitpunkt, Summe, Abweichungen in der,S. 112. nach welchem der Verfall eine- auf Stunden zur Präsentation, und Pro­ oder? bei

oder nach

ausgestellten

Wechsel- bestimmt wird.

testerhebung, 0. 83, 360. Stundungsvertrag, S. 208.

Sichtwechsel, oder Vistawechsel,

0; 114 j



deren

Styl, alter und neuer, 0. 203. Präsentation, Tagewechsel heißen Wechsel, in wel­

0.157, 200,229.

chen ein bestimmter Tag als Zahltag

0igaat«r, s. Unterschrift. Signirte Wechsel sind solche, welche

von einem Bürgen mit unterzeichnet sind, 0. 302. Simulation, Einwand der, 0. 312. Solawechsel Ist ein einfach ausgefertigterWechftl, 0.272,273; man nennt

uueigentlich auch eigene Wechsel so. Soldaten, deren W.-Fäh., siOfficiere.

Solidarisch oder in solidum, s. Ei­

ner für Alle. Solidarität

mehrerer Wechselver­

bundenen, S. 302.

S. P. kann heißen sopra protesto, aber

auch sine präjudicio, daher darauf, wenn sie dem Accepte beigefügt wor­ den, nicht Rücksicht genommen wird.

0. 254« Sopra protesto acceptiren oder zah­

len heißt unter Protestation oder zur Ehre annehmen oder zahlen, 0. 255,

261.

Spring e nd e rRegreß,0.180,222,237. Stellvertreter, ohne Vollmacht, haf­ tet persönlich, 0. 347.

Stellzettel heißen in Leipzig An­

weisungen auf dortige Kaufleute zur Erhebung einer Geldsumme noch an

demselben Tage, welche im Nichtzahlungsfalle sogleich, noch am Tage der zurückgegeben

Ta usch ist das Wechselgeschäft, 0.17. Tertia,

da- dritte Exemplar eines

Wechsels, 0.272,273. Theil-Indossament, 0 137.

Tbeilzahlung ist zuläMg, 0.216. Tolrte Wechsel sind eigene oder IroL kene Wechsel, 0. 348.

Trassant, Trassent heißt derWechsel-AuSsteller, s. Aussteller. Trassat, s. Bezogener.

T rassiren oder ziehen, einen Wech­

sel aufIemand ausstellen, s. abgeben.

Sonntag, S. 341.

Ausstellung

bezeichnet ist, S. 114.

werden

Trassirt — eigene Wechsel, 0.107. Trassirte

Wechsel,

s. gezogene

Wechsel. Tratta,

Tratte,

Tracta ist die

Geldsumme, welche durch den Bezo­

genen an den Wechselinhaber Über­ macht werden soll, — die gezogene

Summe,

gleichwie

Rimesse die

durch den Wechselnehmer (Remitten­ ten) mittels des Wechsels übersandte

Summe bezeichnet; dann versteht man darunter auch den Wechselbrief selbst als Vertreter der Geldsumme,

s. gezogener Wechsel.

Trokkene Wechsel, 0.107, 378. Trunkenheit, begründet keinen wech­

selrechtlichen Einwand, 0. 94.

Ueberbringer des Wechselbriefes ist

müssen.

der Präsentant. für den Rück­ Ueberschrist des Wechselbriefes heißt wechsel treten dessen Betrag hinzu, das was über dem Contert vermerkt

Stempelgebühren

S. 244. Sterbehaus, Präsentation im.

0. 154.

Streitverkündigung, S. 86.

steht.

Man pflegt auch Ort, Tag,

Monat und Jahr

der Ausstellung

hineinzusetzen. Dieses allein ist einwe­

se ntliches Erforderniß. Alles übrige,

393 namentlich die Summe und Münz- Verfallene Wechsel, deren Verfallzrit vorüber ist. fortr, ist überflüssig. Uebertragung eines Wechsels, wo­ Verfalltag, Verfallzeit, «199, 296,343. durch sie untersagt werden kann, Verfügung, s. Ordre. 0 145. Ultimo, der letzte Lag eine- Monats. Vergangene Fälle, Einfluß der Wechr selordnung auf, S. 58. 375. Umstände, s. veränderte. Uneigentliche X Vergleich, inwiefern er die Wechsel­ Unförmige oder I Wechsel sind trokverbindlichkeit aufhebt, S. 314 ff.

Verjährung des Wechselrechts, unförmliche ( kene Wechsel. S. 286, 294, 319, 356, 359; — der Unregelmäßige ) Sicherheitsbestellung, S. 190. Unrichtigkeiten im Wechsel, S.128. Unsicherheit des Rcceptanten,S.192. Verlängerung, s. Prolongation. Unterbrechung der Verjährung, Verlängerungszettel, s. Rlonge. e. 28-, 296. Verlorene Wechsel, s. abhandengr» kommene Wechsel. Unterhändler, s. Makler. Unterschrift he-Wechsels, S. 115; Verlust des Wechselrechts, durch Prä­ —durch Stellvertreter, S. 116,151; judiz, S. 319. —mangelhafte, S. 116,118, 345. Verordnung, s. Odre. Unterzeichnete Wechselbriefe, s. sig- Versäumniß, s. Präjudiz. Versehen, s. Präjudiz. nirte. Ursprung des Wechselrechts, 0. 5. Versendung des Wechsel- -umRcceptS. 271,277. Usanzen heißen in der kaufm.Sprache das Gewohnheitsrecht, die Maximen Vertreter von juristischen Personen, wie sie haften, S« 101, 347. im Handelsverkehr. Vervielfältigung der WechselUfo, dessen Entstehung, 0. 21.

S. 271. Usowechselsind abgeschafft, S.21,113. Ut retro, wie umstehend, statt Verwahrer des zum Recept versand­ Datum, womit das vorseitige Datum ten Exemplars, S. 279. Vindikation desWechsels,S. 144,150, gemeint ist. 280, 288, 294. Ut »upra, wie oben, womit das oben angegebene Datum gemeint ist. Vistawechsel, s. Sichtwechsel. Vollmacht, wenn der Besitz des V alidiren, gelten, als Zahlung, d. h. Wechsels als — dient, s. Besitz. Etwas als Zahlung annehmen oder Vollziehende Gewalt, S. 70. Vorbehalt bei Indossamenten,S.144, gelten lassen. 146, 149; beim Recept, S. 169. Valuta, Werth, Pretium, ist die | Vergeltung, welche der Wechselneh- Vorladung, deren Behändigung unmer dem Begeber zu leisten hat; — | terbricht die Verjährung, S. 299. das Empfangsbekenntniß der — ist Vormänner, s. Nachmänner, kein Erforderniß des Wechsels, S.122.1 Vormünder, wie sie haften, S. 101, Veränderte Umstände,

Einrede'

der, S. 161. Veraltete Wechsel sind verjährte.

verfälschte Wechsel.

Wechsel

sind

347.

i Vorname des Russtellers ist nicht | nöthig, S. 117.

falsche Vorzeigung, ' Sicht.

s. Präsentation und

394 Vorzug unter mehreren Intervenier,- Widerwechsel, s. Gegenwechsel. ten, S. 249, 256,269;—mehreren Widersprüche im Wechsel, bei der

1

Adressen, S. 250.

Waarenwechsel, S. 112. Währung

der

heißt

Werth

Summe, s. Abweichungen.

i Wiedereinsetzung in den vorigen I Stand, s. Restitution.

einer Windprotest, s. Rachforschungspro-

Münze, S. 213.

Wechsel,

test. dessen Bedeutung, S. 6, 9, Wochenwechsel sind aufWochenzahl-

111; — Begriff und Erfordernisse,

S. 105,110. Wechselähnliche

Schuldscheine, Zahltag, dessen Bestimmung, S. 113,

S. 349, 377. Wechselcopien

bar gestellte Briese, S. 114,

Wohnort, s. Domizil.

und

Duplikate,

199; — bei Sichtwechseln, S. 158,

200; — dessen pünktliche Haltung,

S. 272, 355.

S. 88 ff.; — S. 213. wird nach den Gesetzen zur Zeit der Zahltage, allgemeine, S. 199, 343. Wechselerklärung beurtheilt, S. 59. Zahlung, S. 112, 209, 286; — deren

WechselfähigkeLt,

Wechselgesetze, S.23ff. Wechselordnung, S. 33.

Wechselprozeß, S. 306, 361, 366.

Wirkung, S. 313, 315. Zahlungseinstellung berechtigt Si­ cherheit zu fordern, S. 193.

Wechselrecht, dessen Wesenheit, S.5, Zahlungsmittel, S. 214. 92; dessen Verlust, S. 317. WechselrechtlicheEinreden,S.95, 109, 116, 124, 128, 163, 173, 212,

232,293,303,308,352,357,361,366. Wechselreiterei nennt man einMit

tel bankerotter Kaufleute, wodurch

Zahlungsort, S. 120, 355.

Zahlungslag, s. Zahltag. Z a h l w o ch e, auf Messen, S. 204,214. Zeichen, s. Kreutze. Zeichnen einen Wechsel, als Bürge

mit unterschreiben; s. signirte Wech­

sie sich Geld zu verschaffen und ihren

sel. Fall eine Zeit lang hinzuhalten suchen. Zeit der Ausstellung, S. 119; — für ES besteht darin, daß sie langsich­

tige Wechsel auf einen auswärtigen Handelßfreund ziehen und begeben,

die Präsentation und andere wechsel­

rechtliche Handlungen, S. 154, 340. Zeitrechnung, S. 201.

gegen die Verfallzeit andere ähnliche Ziehen, s. trassiren.

Wechsel ziehen und dadurch Deckung Ziffern, deren Geltung im Vergleich schaffen, oder den Bezogenen anwei­ sen, auf sie, oder für ihre Rechnung

auf einen Dritten, ebenfalls auf lange

zu Buchstaben, S. 112.

Zinsen,

wenn

sie gefordert werden

kön nen, S. 232, 240, 241, 351.

Sicht zu ziehen, unter welcher Zeit Zorn begründet keinen wechselrechtlichen

da- Begeben derartiger Wechsel wie­

Einwand, S. 94.

Zuständigkeit des Gerichts überhaupt derholt wird. Wechselverbundene heißen die bei und bei mehreren Beklagten, S. 84; einem Wechsel Betheiligten. Weihnachten, ein allgemeines Fest,

S. 342.

— bei der

Wechsel - Amortisation,

S. 71, 287, 360.

Zwang begründet keinen wechselrecht,

Werth des Wechsels, s. Valuta. Widerruf, s. Contremande.

lichen Einwand, S. 94.

Zwischenplatz, s. Mittelplatz.

Druck und Papicr von Heinrich Richter.