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German Pages 138 [140] Year 2018
QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR
SPRACH- U M )
CULTUMESCHICHTE DER
GERMANISCHEN VÖLKER.
HERAUSGEGEBEN VON
ALOIS BRANDL, ERNST MARTIN, ERICH SCHMIDT.
cx. DAS VERHÄLTNIS DER ZWEITEN ZUR ERSTEN AUSGABE VON WERTHERS LEIDEN.
STRASSBÜRG. KARL
J.
TRÜBNER.
1910.
DAS VERHÄLTNIS DER ZWEITEN ZUR ERSTEN AUSGABE VON WERTHERS LEIDEN VON
MARTIN LAUTERBACH.
STRASSBÜRG. KARL
J.
TRÜBNER. 1910.
Druck von M» DuMontSchauberg, S t r a s b u r g .
DEM GEHEIMEN HOFRAT
HERRN. VICTOR MICHELS DE. PHIL. 0. Ö. PROFESSOR DER DEUTSCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT JENA
MEINEM VEREHRTEN LEHRER.
INHALTSVERZEICHNIS. Seite
Literaturangabe Einleitung
IX, X 1—3
Erster Teil. Sprachlich-formale Umbildung I. W o r t g e s t a l t 1. Diminutivsuffix -chen statt -gen 2. Alte Wortformen schwinden 3. Verba 4. Die Endungen -len, -let, -ren 5. Flexion der Substantiva 6. Das nicht flektierte attributive Adjektiv 7. Das stark flektierte attributive Adjektiv 8. den : denen 9. Auflösung der Aphäresis 10. Das auslautende -e a. Apokope und Wiederherstellung des -e . . . . b. Die Apokope und Elision des auslautenden -e der Verbalflexion durch die e-haltige Form ersetzt c. Einführung der Apokope seit H und im Texte H . d. Das paragogische -e des starken Präteritums . 11. Auflösung der Synkope II. W o r t b e s t a n d und W o r t g e b r a u c h 1. V e r b a a. Präfixwandlung b. Simplex statt Compositum c. Compositum tritt ein für Simplex 2. F r e m d w ö r t e r 3. P a r t i k e l n a. Konjunktionen b. Adverbia c. Wechsel der Präposition 4. W o r t e r s a t z . W a n d l u n g d e s S p r a c h b i l d e s . a. Worlersatz b. Junge : Bube c. Änderung des Sprachbildes
4—85 4—26 4 4—6 6—7 7 7—8 8—9 9—10 11 11—13 13—23 15—17 17—19 19—21 21—22 23—26 27—55 27—29 27 27—28 28—29 29—32 32—35 32—33 33—34 34—35 35—39 35—37 37 37—39
—
VIII
— Seite
5. 6. 7. 8.
Geschlechtswechsel W a n d l u n g des N u m e r u s Pronomina. Artikel M i l d e r u n g der K r a f t a u s d r ü c k e , des G e n i e stils 9. Das pronomen, „a.11" , 10. Die Partikel „fco" . . : .' i, . . . . . . . . . . III. S y n t a x 1. R e k t i o n a. Kasus bei Verben b. Kasus bei Präpositionen 2. G r a m m a t i s c h e K o n g r u e n z a. Tempora und Modi werden grammatischer und logischer Übereinstimmung und Regelung unterzogen b. Grammatische und logische Übereinstimmung in Person, Numerus, Kasus, grammatischem Geschlecht, genus verbi wird herbeigeführt . . . 3. S t i l b e s s e r u n g e n a. Auslassungen b. Zusätze c. Ausmerzung der Wiederholungen und Abwechslung im Ausdruck 4. S a t z b a u • a. Wortstellung b: Umgestaltung der Satzkonstruktion
39—40 40—41 42—44 44—48 48—52 52—55 55—85 55—56 55 55—56 56—61
56—60
60—61 61—79 61—72 73—76 76—79 79—85 79—83 83—85
Zweiter Teil. Umformung im Inhalt
86—128
LITERATUR. 1. A b h a n d l u n g e n zur germanischen Philologie. Festgabe für Richard Heinzel. Halle 1898. S. 31—110. M. H. Jellinek: Ein Kapitel aus der Geschichte der deutschen Grammatik (behandelnd : das Verhalten der älteren Grammatiker zum auslautenden -e im Nhd.). 2. B e r n a y s : Michel Bemays. Über Kritik und Geschichte des Goetheschen Textes. Berlin 1866. 3. B u r d a c h : Konrad Burdach. Die Sprache des jungen Goethe. Verhandlungen deutscher Philologen und Schulmänner in Dessau. Leipzig 1885. S. 166—180. 4. Br.: Goethes Briefe, Band 2 - 8 . Weimar, Bühlau 1887—90. 5. D. j. G.: Der junge Goethe. Seine Briefe und Dichtungen von 1764—1776. Mit, einer Einleitung von Michael B e r n a y s . 3 Bände. Leipzig 1875. III. 232—375. Die Leiden des jungen Werthers. ( = E s ). 6. C h a r a k t e r i s t i k e n : Charakteristiken von Erich Schmidt. 2. Aufl. Berlin 1902. Band I. „Aus der Wertherzeit". S. 274—286. 7. E 1 : Die Leiden des jungen Werthers. Leipzig, Weygand, 1774. 8. E u p h o r i o n : Euphorion, Band 7. Leipzig und Wien 1900. S. 1—47. Bernhard Seuffert: Philologische Betrachtungen im Anschluß an Goethes Werther. 9. F o r s c h u n g e n : Forschungen zur deutschen Philologie. Festgabe für Rudolf Hildebrand. Leipzig 1894. S. 291—324. Konrad Burdach: Zur Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache. (Regelung der Elision, Apokope und Synkope durch Opitz.) 10. G.-Kestner: Goethe und Werther. Briefe Goethes meistens aus seiner Jugendzeit. Herausgegeben von A. Kestner. 2. Aufl. Stuttgart und Augsburg 1855. 11. G.-La R o c h e : Briefe Goethes an Sophie von la Roche und Bettina Brentano von Gustav v o n L o e p e r . Berlin 1879. 12. G.-Frau v. S t e i n : Goethes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826. Zum erstenmal herausgegeben durch Adolf Schöll. 3 Bände. Weimar 1848—1851. (3. Aufl. 1899. Wahle.) 13. G o e t h e j a h r b u c h . Band 21. Frankfurt a. M. 1900. S. 246—251. Bernhard Seuffert. Skizze der Textgeschichte zu Goethes Werther. 14. G r a e f : Goethe über seine Dichtungen. Von H. G. Gräf. Erster Teil. Die epischen Dichtungen. Z w e i t e r B a n d . Frankfurt a. M. 1902. 15. H e r b s t : Goethe in Wetzlar 1772. Von Wilh. Herbst. Gotha 1881.
—
X
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16. H o c h s t i f t s b e r i c h t e : Berichte des Freien deutschen Hochstifts zu Frankfurt am Main. Neue Folge. 6. Frankfurt am Main 1890. Eugen Wolff: Die Leiden des jungen Werthers in Leben und Dichtung. S. 10—27. 17. M e r c k III: Briefe aus dem Freundeskreise von Goethe, Herder, Höpfner und Merck. Herausgegeben von Dr. Karl Wagner. Leipzig 1847. 18. N. H. J . B . : Neue Heidelberger Jahrbücher. X. Heidelberg 1900. Walther Arnsperger: Die Entstehung von Werthers Leiden. S. 195—217. 19. Nord und Süd. Band 66. Breslau 1893. Eugen Wolff: Blätter aus dem Wertherkreise. ( = Urkunden zur Geschichte der neueren deutschen Lit. II. 1894) S. 184—201, 295—315. 20. S c h e r e r : Aufsätze über Goethe. Von Wilh. Scherer. Berlin 1886. S. 73—88. Sophie von La Roche und ihre Enkelin. 21. E r i c h S c h m i d t : Richardson, Rousseau und Goethe. Ein Beitrag zur Geschichte des Romans im 18. Jahrhundert. Von Erich Schmidt. Jena 1875. 22. Tgb.: Goethes Tagebücher. Band I. Weimar (Böhlau.) 1887. 23. W. 19: Goethes Werke. 19. Band. Weimar (Böhlau.) 1899. S. 1 bis 191. Die Leiden des jungen Werther. 2 4 Die Bezeichnung der Drucke usw. ist die in der Weimarer Ausgabe (Band 19) übliche. E l - 6 Weygand 1774, 1775»). h2. 3 Himburg 1777, 1779. H = Handschrift (Goethe- und Schiller-Archiv). SSI Göschen. Klein- und Großoktav-Ausgabe 1787. Erster Band. A Cotta. Eilfter Band. 1808. B. Cotta. Zwölfter Band. 1817. Cl Cotta. Vollständige Ausgabe, letzter Band. Sechzehnter Band. 1828. kl. 8°. C 2 Cotta. Neudruck der Kleinoktavausgabe. C Cotta. Vollständ. Ausgabe letzter Hand. Sechzehnter Band. 1830. gr. 8°. g = Goethes Korrekturen im Texte H. ') Seuffert W. 19, 313 hat festgestellt, daß das Exemplar des ersten Weyganddruckes, welches sich in der Universitätsbibliothek zu J e n a befindet, unter der Signatur CAB III líJ™, aus Bogen von E l und E* gemischt ist. Das Exemplar CAB III Ii teilt dieses Schicksal trotz des Bibliotheksvermerks „nicht identisch mit CAB III 14^5"; es ist genau dasselbe Mischexemplar, auch hier ist das 7. Blatt des Bogens C (= S. 45] doppelt, d. h. aus beiden Drucken vorhanden. Die Bogen E 4 sind — abgesehen von Kennzeichen des Textes — gelb und fühlen sich schlaff an, die Bogen E 1 haben grauen Farbenton, das Papier ist härter und steifer. Man kann die Blätter auch ohne textkritische Indicien leicht scheiden.
Die Beantwortung der Frage nach dem Verhältnis der zweiten zur ersten Ausgabe von Werthers Leiden gliedert sich in 2 Teile, die A b w e i c h u n g e n in der S p r a c h e und die A b w e i c h u n g e n im I n h a l t ; die einen sind ebenso erheblich wie die anderen. Das s p r a c h l i c h e Gepräge der u r s p r ü n g l i c h e n F a s s u n g von 1774 und der in der Göschenschen Gesamtausgabe von 1787 enthaltenen Umarbeitung zeigt durchgreifende Unterschiede. Die zweite Fassung bewegt sich im Rahmen einer geregelten Schriftsprache; der kecke, oft derbe, ja unbändige aber immer erfrischend sinnfällige Wortschatz der Geniezeit, der auch in Goethes Briefwechsel der siebziger Jahre so sehr anmutet, wurde mit Bedacht gezügelt; Volkstümliches, Altertümliches, Mundartliches, ein Lieblingsgebiet des jungen Goethe, schwand in der Bearbeitung. Die grammatische Freiheit wird beschränkt. Eine regelmäßige Flexion breitet sich aus. Die in der heimischen Mundart des Dichters übliche Apokope und Synkope wird teils vermindert, teils aufgelöst. Nach bestimmtem Artikel oder Pronomen stark flektierte oder nach unbestimmtem Artikel flexionslos gebrauchte attributive Ajektiva, ebenfalls Eigentümlichkeiten des rheinfränkischen Dialekts, erhalten die schwache, bzw. starke Endung. Die grammatische Übereinstimmung der einzelnen Satzteile wird sorgsam durchgeführt. Rektion der Praepositionen und Verben wird in Übereinstimmung gebracht mit dem allgemeinen Gebrauch. So g e w i n n t die S p r a c h e der z w e i t e n F a s s u n g ein f e s t e r e s , g l ä t t e r e s G e f ü g e im S i n n e b e w u ß t e r A n n ä h e r u n g an ein e i n h e i t l i c h e s S c h r i f t d e u t s c h . Auch der Satzbau fügt sich strenger Ordnung überall da, wo in der ersten Fassung der hurtig springende Stil der Goetheschen Jugendbriefe sein munteres Wesen trieb. Diese QF. cx. 1
2
Einleitung.
wenigen Andeutungen zeigen, daß die U n t e r s c h i e d e in der äußeren Form beider durch ein umgestaltendes Jahrzehnt in Goethes Leben g e t r e n n t e n Ausgaben uns ein Bild der sprachlichen Entwicklung Goethes, der A u s b i l d u n g seines k ü n s t l e r i s c h e n Stils geben können. Burdach1) bezeichnet die Jugendsprache Goethes, die Sprache seiner Schriften, die etwa bis zum Jahre 1776 entstanden sind, als einen Abschnitt von großer Bedeutung in der neuhochdeutschen Sprachgeschichte; er nennt die Sprache Goethes in seiner Sturm- und Drangzeit — und besonders gilt das für die Sprache des Werther — den letzten Vorstoß gegen die auf ostmitteldeutscher Grundlage errichtete Gemeinsprache. Die Unterschiede beider Wertherausgaben geben also einen wichtigen Beitrag zum Problem der Einigung unserer modernen Literatur- und Schriftsprache.2) Der erste Teil der vorliegenden Abhandlung soll die Sprache der beiden "Wertherfassungen in Tabellen darstellen. Die Tabellen fußen auf der Grundlage des von Bernhard Seuffert in Band 19 der Weimarer Ausgabe mit staunenswerter Genauigkeit und Ubersicht hergestellten Textapparates. In die Handschrift der Umarbeitung im Goethe- und SchillerArchiv wurde oft Einblick gehalten der g-Korrekturen im Texte H wegen. An 2 Stellen wurde von Seuffert nicht in den Textapparat Aufgenommenes ergänzt, 80,9 wenn ich auf einen krummgewachsenen Baum mich setze | auf einem krummgewachsnen Baum mich sezze E 1_6 h 2 - 3 , 6, 6, eher als | ehe denn E ^ h ^ H g . Die tabellarische Darstellung will aber eine g e n e t i s c h e Übersicht der T e x t e n t w i c k l u n g geben. Eine Umwandlung des Textes beginnt in leisen Ansätzen3) schon in den älteren Drucken seit E 3 (Zweyte ächte Auflage, Weygand 1775), das von neuem mit der ersten Handschrift verglichen worden war. Auch die für die Textgeschichte wichtigen Himburg') Burdach, S. 166. ) Forschungen 291, 292. 3 ) Goethejahrbuch XXI, S. 247. Euphorion 7, S. 45, 46. s
3
Einleitung.
Drucke beteiligen sich an der Änderung der Textgestalt in der Richtung einer fortschreitenden Korrektheit des Schriftstils. So bahnt sich eine Fortbildung des Textes schon vor der zweiten Handschrift an, eine Vorbereitung der Umarbeitung im Sinne der Stilisierung der zweiten Fassung. Goethe wird sehr wahrscheinlich durch diese seiner eigenen Absicht entgegenkommende Umwandlung hie und da beeinflußt worden sein, vgl. z.B. 34,17 wegen des Gegensatzes | wegen dem Gegensätze E1—5h2 50,11 die Kinder | den Kindern nichts weis machen E 6 h 3 HS—C. E i n e D a r s t e l l u n g der s p r a c h l i c h e n E n t w i c k l u n g muß also auch diese vorbereitenden Änderungen buchen. Weder H noch die aus H abgesetzten Göschendrucke SS1, die ihrerseits den Lautstand regeln, bilden aber die letzte Redaktion und die letzte Stufe für die Darstellung der formalen Umbildung. Der erste Cottasche Druck A stellt eine Revision Goethes dar. Der zweite Cottasche Druck B und die 3 Ausgaben letzter Hand führen die Änderungen im Sinne der zweiten Bearbeitung weiter. Für B steht eine Beteiligung Goethes zwar nicht fest, sie ist jedoch auch nicht ausgeschlossen. C1C2C wurden von dem durch Goethe autorisierten Göttling durchgesehen. So muß eine Darstellung der Textentwicklung die Lesarten bis zur Großoktavausgabe letzter Hand 1830 enthalten. D e r A b h a n d l u n g z w e i t e r Teil behandelt die literargeschichtliche Seite des Themas und soll die U m f o r m u n g des I n h a l t s , welche die zweite Fassung erfuhr, herleitend begründen. Der Übersichtlichkeit halber soll die Ausgabe von 1774 mit I, die von 1787 mit II bezeichnet werden.
1*
ERSTER
TEIL.
SPRACHLICH-FORMALE UMFORMUNG. I. WORTGESTALT. 1. Das Diminutivsuflix -chen statt -gen. In mehr als 70 Fällen haben E1—6h2-3 die Schreibung der Verkleinerungssilbe -gen, an deren Stelle seit H -chen tritt. In mehr als einem Dutzend Fällen haben die guten Weyganddrucke von Anfang an -chen; die Schreibung -gen führt hier erst einer der geringen Weyganddrucke ein, meist E6. 2. Alte Wortformen schwinden. Schon Gottsched hatte die gemeinsprachliche Lautgebung gelehrt. Setzer und Korrektor der Göschenausgabe waren von dem Dichter ermächtigt worden, die Rechtschreibung nach Adelung zu regeln. Die seit H auftretenden Neuschreibungen werden durch Goethes eigenhändige Besserungen im Texte H erheblich vermehrt. S setzt die Änderungen eifrig fort und die Cottadrucke schließen sich an. Änderungen vor H : 47,4 thörichte | thörige E1-2 — 109,27 religiöser | religiöser E 1 ' 2 I Stäten religiöser Erinnerung. Seit H : 12,12 33,4 82,21 100,5 Wirkung | Würkung Ei-6h2.3 _ i 4 ; i 4 Wirksamkeit | Würksamkeit E 1 - 6 ^ - 3 — 64,6 Gebirge | Gebürg E 1 - 6 ^ - 3 — 26,8 dumpfichten | dumpfigen E 1—6 h 2,3 — 37,7 vorschwatzen | vorschwäzzen E 1 - 6 h2-3 — 65,23 thöricht | thörig E ^ h 2 ' 3 — 82,15 buschig | büschig — 123,20 verdrießt | verdrüst — 138,1 dürstende | durstende — 156,21 schrecklichen | schröklichen — 159,19 schreckliche j schröckliche — 166,14 unstäten | unsteten — 185,9 Schrecknisse | Schröknisse — 171,16 Kissen | Küssen
I. Wortgestalt.
5
— 172,2 schluchzet | schluchset — 191,18 tuschten | tischten I Die Gegenwart des Amtmanns und seine Anstalten t i s c h t e n einen Auflauf. Im Texte H: 17,14 Ergetzen | Ergözzen E 1_6 h 2 - 3 Ergözen H daraus Lemma g — 21,5 ergetze | ergözz'ich E 1—6 h2-3 g aus ergöze H — 36,5 thörichte | thörige E1—6h2-3Hg — 95,2 Ergetzen | Ergözzen E 1_6 h 2 - 3 H daraus Lemma — 172,5 ergetzen | ergözzen E ^ ^ ^ H g — 21,14 Vortreffliche 1 ) | fürtreffliche H daraus vortreffliche g — 52,17 Heirath | aus Heurath H — 118,15 heirathen | aus heurathen H — 34,15.16 Schreckliches | schrökliches E 1 _ 4 H daraus Lemma g — 106,8 schrecklich | schröklich E 1_6 h 2 - 3 g ebenso 168,8; 172,24; 175,3; 176,8; 188,26 — 170,16 schrecklich | g aus schröklich H — 39,25 abfädne | abfädme E 1 - 6 h 2 3 H daraus Lemma — 40.20 kitzelte | küzzelte E 1_6 h 2 - 3 küzelte Hg — 42,10 Gebirge | Gebürge E1—6h2-3Hg — 64,18 ungeladen | ohngeladen — 64,19 regnichten | regnigten — 64,24 erschrecken | erschrökken — 72,27 Incidentpunct | Inzidenzpunkt — 130,25 schrecklichen | schröklichen E 1—4 H daraus Lemma — 136,5 thörichte | thörige E 1 _ 6 h 2 ' 3 H Lemma g. Seit S: 16,13 Ungefähr | Ohngefähr E 1 " 4 (Ohngefehr 5 6 2 E - h ) H — 17,6 ungefähr | ohngefähr E 1 - 2 (ohngefehr E 3 ) 27,23 ungeachtet | ohngeachtet E 1 - 6 E 4-6 h 2.3 H _ 17)10; 2 3 h - H — 17,24; 28,3; 28,9 ungefähr | ohngefähr E ^ h ^ H — 32,10 ergetzten | ergözten E 1 _ 6 h 2 - 3 H — 62,21. 22 ergetzen | ergözzen E 1—6 h 2 - 3 H — 157,5 Ergetzungen | Ergözzungen E 1 - 6 h 2 - 3 H — 26,4. 5 Gebirge | Gebürge E 1 ^ 2 - ^ ebenso 75,2; 109,2; 124,7 — 74,20. 21 Gebirg | G e b ü r g E 1 - 6 h2-3H — 166,25 Gebirge | Gebürg E 1 - ^ 2 Gebürge h 3 H — 168,15 Gebirges | Gebürges E 1 - 8 h 2 - 3 H — 67,6 wirkten | würkten — 69,7 Wirkung | Würkung — 69,13; 71,17; 74.21 wirken | würken — 132,17 wirkte | würkte — 80,1 jähen | gähen I Einen gähen Berg — 166,25 Gebirge | Gebürg E 1 " 6 !! 2 Gebürge h 3 H — 175,19 schluchzend | schluchsend E1—6h2-3H. Seit A: 40,25 gescheidten | gescheuten E ^ h ^ S H S S 1 — ') Beide Schreiber, Seidel sowohl als Vogel, neigen zu altertümlicher Schreibung.
6
Erster Tell.
41,20 gescheidter | gescheuter E1—8h2-3HSS1 — 177,13 stiebte | stübte E1_ sh^HSS 1 I es stübte zwischen Regen und Schnee, Seit B: 14,23; 71,3; 110,7; 176,8 Ahnung1) | Ahndung 1 6 E i-3 h 2.3 H S—A — 26,11; 83,4; 154,3 ahnen | ahnden E " 2 3 1_6 2 3 h - HS—A — 82,7 ahnete | ahndete E h - HS—A — 100,1 Wirksamkeit I Wirksamkeit E1-6h2-3HS—A — 185,12 Ahnungen | Ahndungen E1_6h2-3HS—A. Seit C 1 : 15,27 fortkeucht | fortkeicht E1_6h2-3S—B1 — 28,22 fünfzehn | fünfzehn E ^ h ^ H S — B — 53,15 ich betriege | ich betrüge E1_6h2-3H—B — 79,6 betriegst | Betrügst s E i-6 h 2.3jjS—B (Betrugst h Drf.) — 81,24 romantischsten | 1_6 2 3 romantischten E h - HS—B1 — 157,11 betriegen | betrügen 1 6 2 3 1 E i-6 h 2.3 H S—B — 173,28 Doggen | Dokken E ^ h - HS—AB . 3. Verba. Eine Anzahl Verben wird ursprünglich ohne Umlaut gebraucht, alte Ablautreihen werden im Praeteritum bevorzugt, ein schwaches Participium und das schwache Praeteritum „rufte" stehen an Stelle der starken Formen. Überall dringt hier die Form der Schriftsprache durch. Änderung vor H: 30,22 ausdrückte | ausdrukte E1—5 — 49,16; 123,24 ausdrücken | ausdrukken E 1 - 6 — 190,7 läuft | lauft E 1 - ^ 2 — 176,9. 10 drückte | drukte E ^ h 2 . Seit H: 29,8 verstand | verstund E ^ h 2 - 3 - 20,24 kommt | kömmt E 1_6 h 2 - 3 — 73,2 gewesen | gewest E 1 " 6 ^ 2 - 3 — 85,8 aufhob | aufhub E ^ h 2 - 3 — 90,20 vorläuft | vorlauft E ^ h 2 - 3 — 91,6 verstanden 1 p. pl. | verstunden E ^ h 2 - 3 — 133,2; 176,19 widerstand | widerstund — 160,24 rief | rufte — 174,16 hob | hub. Änderungen im Texte H: 17,13; 51,10; 86,6 stand | stund 49^23; 51,8 dastand | dastund E 1 ^ 2 - ^ — E i-6 h 2.3 Hg _ 34,14 wurde | ward E ^ h 2 - ^ — 46,5; 173,22 erhob | erhub E1_6h2-3Hg — 49,12; 105,10; 135,15 rief | rufte E 1 - 6 h2-3Hg — 51,2; 105,7 standen | stunden Ei-e^^Hg — 135,16 steckst | stikst E1_6h2-3Hg I wo stikst du? II wo steckst du? ') 120,22 Ahnung | Ahndung HS—A. — 181,7 ahnen | ahnden HS—A. Die Vorliebe der Schreiber für altertümliche Formen.
I. Wortgestalt.
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— 165,13 standen | stunden E ^ h 2 - 3 ! ! daraus Lemma — 166,16 erhob | erhub E ^ h 2 - 3 ! ! daraus Lemma — 173,4 widerstand | widerstund E ^ h 2 - 3 ! ^ . Seit S: 42,22 erhob | erhub E ^ h 2 - 3 ! ! — 45,7 1 p. s. 94,26 3 p. s. gestand | gestund E ^ h 2 - 3 ! ! — 166,22 ausdrückte | ausdruckte H. — 174,20 stand | stund E ^ h ^ H — 175,21 hob | hub E 1 - 6 ^ - 3 ^ Seit S'A: 104,5 überhöben | überhüben E1_6h2-3HS. Seit C1: 143,8 gedrückt | gedruckt HS—B1. 4. Die Endungen -len, -let, -ren, sind ersetzt durch -ein, -elt, -ern.1) Seit H: 21,6 simpeln | simplen E 1_6 h 2 3 I an ihren simplen Ausbrüchen. — 136,21 trauerst | traurest E 1- % 2 - 3 . — 168,27 trauern | trauren E 1 - 6 ^- 3 . Seit S: 83,17. 18 versammelt | versammlet E 1 - ^ — 98,7 versammeln | versammlen E ^ h 2 - 3 ! ! — 116,9 bedauern | bedauren H — 122,4 vertrauern | vertrauren E 1_6 h 2 - 3 H — 141,8 sammeln2) | sammlen H — 141,12 handelnden | handlenden H — 144,4 dauernde | daurende H — 146,2 versammelt | versammlet H — 152,18 betheuern | betheuren E 1 - 6 h2-3H — 157,8 bedauern | bedauren E^h 2 - 3 !! — 189,9Edeln | Edlen E ^ h 2 - 3 ! ! I wenig Edlen. 5. Flexion der Substantiva. Die zweite Fassung entfernt namentlich die beliebte schwache Flexion des Singulars von Seele und des Plurals von Sinn. Auch sonst wird Eegel und Ordnung in die Casusendungen der Substantiva gebracht. Änderung vor H: 133,7 Seele | Seelen E1-2 I vor meiner Seelen — 65,15 Pistole | Pistolen gen. sing. E 1 - 3 I drukt ich mir die Mündung der Pistolen . . . an die Stirn — 129,17 Seele | vor meiner Seelen E 1 - 5 h i . *) 136,6 ; 139,16 Lächeln | Lächlen E». — 134,28 Lächeln | Lächlen El—® hier also von h 2 - 3 an vorbereitende Änderung im Sinne der zweiten Fassung. *) Vogel schreibt in der Einlage die alten Endungen.
8
Krster Teil.
Seit H: 29,10 Romane | die Romanen E 1_6 h 2 - 3 I liebte ich nichts so sehr als die Romanen II liebte ich nichts so sehr als Romane — 56,8 Phantome | Phantomen E 1 _ 8 h 2 - 3 I sind das Phantomen — 64,21 Terzerolen1) | die Terzerols E 1 - 6 h2-3 — 91,26 Perioden | I wenn man seinen Period . . . heraborgelt — 101,21 Obristen | mit dem Obrist L — 126,6 Weibchen | meine Weibgens — 140,3 Sinne | die Sinnen meiner Stirne, desgl. 176,9 — 159,2 Stiefeln | die Stiefel ausziehen — 168,25 Felsens | des klingenden Felsen. Änderungen im Texte H: 9,6 ein Brunnen, ein Brunnen | ein Brunn' ein Brunn' E 1 _ 8 h 2 ' 3 H Lemma g — 20,9 Vetters j eines Vettern E ^ h 2 - 3 ! ! Lemma g — 35,3 Schlucker | Schlukkers (genet. plur.) E 1_5 h 2 - 3 H Lemma g I den Keckheiten unserer jungen Schlukkers — 49,4 Lieber Brunnen | lieber Brunn E 1 - 6 ^ - 3 Brunne Hg — 79,3 Birnen | und hole die Birn aus dem Gipfel E ^ h ' ^ H g — 94,12 Erde | Erden (dat. sing.) E 1_6 h 2 - 3 Hg I auf dieser Erden — 136,19 Sinne | g aus Sinnen H I II deiner Sinne. Seit S: 55,14 Phantome | vorübergehende Phantomen E 1_6 h 2 - 3 HS 1 . Seit A: 96,22 Sinne | meine Sinnen E ^ ^ ^ H S S 1 desgl. 128,13 — 126,10 Möbeln | diese Meubels E ^ h 2 - 3 Meubel HSS1 Meubeln A—C. Seit B: 159,23 Sinne | meiner Sinnen E 1_6 h 2 - 3 HS—A — 168,4 Schwerter2) | Ihre Schwerdte E 1-6 h 2 - 3 HS—A. Seit C 1 : 18,28 Liebe | Lieben Freunde E ^ h ^ H S — B * . Seit C: 153,2 Sinne | Meine Sinnen E 1_6 h 2 - 3 HS—C 2 . 6. Das nicht flektierte attributive Abjektiv. Namentlich nach unbestimmtem Artikel wird das attributive Adjektiv häufig flexionslos gebraucht, eine auch heute noch in der rheinischen (westmitteldeutschen) Umgangssprache bemerkbare Erscheinung. Die zweite Fassung führt die Flexion ein; in einem Falle 74,22 bedient sie sich der Umstellung des Adjektivs. ') 64,18 ein paar Terzerolen hat seit E 1 die Pluralendung -en. ) 105,20 nom. pl. Schwerder seit E>.
s
I. Wortgestalt.
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Vor H : 42,18 viele | viel Grüsse E 1 _ 6 h 2 . Seit H : 11,27 einförmiges | ein einförmig Ding E 1 _ 6 h 2 - 3 — 24,12 viele [ so viel Güte E 1 - 6 ^ - 3 — 73,18 vieler | mit so viel Wonne E ^ h 2 - 3 — 92,18 viele j er hätte viel Leichtigkeit E 1 _ 6 h 2 - 3 — 94,18 vieler | mit so viel Freymüthigkeit Ei-% 2 - 3 — 107,2 vielen | der viel Geschmack . . . findet E 1 - 6 h2-3 _ 109,26 viele | so viel Stäten E 1 - ^ 2 - 3 — 121,22 vielen | von so viel Jahren — 127,13 viele | so viel Liebenswürdigkeit — 134,18 viele | so viel Blumen — 137,14 viele Bedrängnisse | um viel Bedrängniß leichter. Sollte hier die Flexion des Adjektivs den Plural des Substantivs herbeigeführt haben? — 52,8 wenigen | Vor wenig Tagen — 91,22 besseres | ein besser Wort (bessres H daraus Lemma) — 97,12 weibliches | Ein einzig weiblich Geschöpf — 100,7 herrliches | Die Ruhe der Seele ist ein herrlich Ding — 109,20 ehrliches | ein ehrlich altes Weib — 112,3 wohlgeschriebenes | ein wohlgeschrieben Buch — 112,24 eignes | mein eigen Herz — 128,24 lackirtes | ein lakirt Bildgen — 134,24 schönes | ein schön Blümgen — 135,21 halbes | ein halb Jahr — 135,23 ganzes | ein ganz Jahr — 135,28 hitziges | ein hitzig Fieber — 158,21 unbedeutendes | ein unbedeutend Kompliment — 171,2 einziges | dein einzig Gedächtniß — 171,3 langes | Ein entblätterter Baum, lang Gras, Änderung im Texte H : 74,22. 23 alle die unergründlichen Kräfte | all die Kräfte unergründlich E 1 _ 6 h 2 - 3 unergründlichen g aus unergründliche H. Seit A: 189,9 wenigen | wenig Edlen E ^ h ^ H S S 1 . 7. Das nach bestimmtem Artikel oder Pronomen in I stark flektierte attributive Adjektiv erhält in II die schwache Endung. Vor H : 142,11 übrigen | die übrige Kräfte seines Geistes E 1 vgl. W. 19,410, 20 — 39,3 geketteten | die in einander gekettete Hügel E 1 - 6 h 2 — 44,18 guten | die paar gute Tage Ei-%2 _ 106,27 möglichen1) | die mögliche Fälle E ^ h 2 . *) 15,11 diejenigen | daß diejenige die glücklichsten sind E 1 — s h s .
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Erster Teil.
Seit H: 70,16 leeren | durch die leere Vergnügen E 1 - 6 h - . — 90,4 phantastischen | durch die phantastische Bilder Ei-%2-3 — 132,24 süßen | jene süsse Töne E1-%2-3 — 152,26 glühenden | diese glühende Freuden E 1_6 h 2 - 3 — 166,2 geschiedenen | meine geschiedene Freunde E1—%2-3. Änderungen im Texte H: 39,4 vertraulichen | vertrauliche E 1_6 h 2 H daraus Lemma I die ineinander gekettete (E 1 - 6 h2 siehe oben) Hügel und vertrauliche Thäler.1) SeitA.: 7 0,9 vorigen | allihre vorige Freuden E1—8h2-3HSS1 — 78,19 wenigen, glücklichen, unwiederbringlichen | jene wenige, glückliche, unwiederbringliche Tage E ^ l v ^ H S S 1 — 90,25 neuen | die allerley neue Gestalten E ^ h ^ H S S 1 — 99,4 eigenen | eigne HSS1 — II (Zusatz) in ihre eigenen Eingeweide zu wüthen — 108,14 unerwarteten | manche unerwartete Gefühle E ^ h ^ H S S 1 — 109,11 die alten bekannten [ alte bekannte E 1_6 h 2 - 3 HSS 1 alten bekannten A I alle alte bekannte Gartenhäusgen wurden von mir gegrüßt II alle die alten bekannten — 113,7 vergeblichen | meine vergebliche Wünsche E 1 - 6 h 2 - 3 HSS 1 — 165,19 stürmenden | die stürmende Winde haben sich gelegt E1_6h2-3HSSX — 176,14. 15 ihre zitternden, stammelnden Lippen | dekte ihre zitternde stammelnde Lippen mit wüthenden Küssen E ^ h ^ H S S 1 . Seit C 1: 78,15 blendenden | jene blendende Geschenke Ei-6h2.3H ( a u s blendenden) S—B1 — 99,21 überspannten | meine überspannte Ideen E 1_6 h 2 - 3 HS—B 1 . Seit C 2 C : 15,2 hochgelahrten | alle hochgelahrte Hofmeister E1_6h2-3HS—AB1 hochgelehrte BC1 hochgelehrten C«C — 67,5 außerordentlichen | alle außerordentliche Menschen 1 — 70,3 hoheni) | alle hohe Feste einmal zu E i-6 h 2.3HS—C tanzen E ^ h ^ H S - C » . 2 3
l ) H(Seidel) neigt zur starken Flexion des attributiven Adjektivs auch in Fällen, wo von Anfang an die schwache Flexion stand 41,14 goldenen | goldnen E'—'h8 goldne h* goldene H daraus Lemma g. — 74,22. 23 alle die unergründlichen Kräfte | all die Kräfte unergründlich El—6h2-3 unergründlichen g aus unergründliche H. ! ) 7,13 seiner | sein El—6h2-3 I sein selbst hier genießen, 28,7 selber | selbst El—6h2.3 I als wenn sie's selbst wäre; dagegen 153,13 jnöglichst | mit der möglichsten ruhigen Entschlossenheit El—6h2-3Ersatz des flektierten Adjektivs.
I. Wortgestalt.
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8. den : denen. Für den Dativ plur. des Artikels hat I viermal die vollere Form denen, die noch heute in der rheinfränkischen Umgangssprache durchaus gebräuchlich ist. Änderung seit H : 82,9 den | denen E 1 _ 6 h 2 - 3 I in denen schmachtenden süssen Gedanken — 109,6 den | denen E 1 _ 6 h 2 - 3 I mich in denen Wäldern, denen Thälern verliehren, Änderung im Texte H : 5,14 den | denen E 1_6 h 2 - 3 Hg I hab ich mich nicht an denen ganz wahren Ausdrücken der Natur . . . ergözt — 7,22 den | denen E 1 - 6 h 2 - 3 Hg I gleich denen süßen Frühlingsmorgen 9. Auflösung der Aphäresis. Die Tilgung der Aphaeresis in II gereicht der Flüssigkeit des Satzes nicht immer zum Vorteil. Die Mehrzahl der Fälle betrifft die Aphaeresis des Fürworts „es" in Anlehnung an Pronomina, Yerba, Präpositionen, Conjunctionen. Die Auflösung geschieht 1. durch Wiederherstellung der vollen Form des Pronomens es; in 5 Fällen wird hier in II „es" dem Personalpronomen vorangestellt zur Vermeidung einer schwerfälligen Wortfolge; 2. durch den Eintritt des bestimmten Artikels, in einem Falle 138,20 des Personalpronomens, für die in Anlehnung an Präpositionen erfolgte Aphäresis; 3. durch den Fortfall des in I gekürzten Pronomens. In rund 75 Fällen ist in II die Aphäresis erhalten, bezw. in den Einlagen von neuem eingeführt; Rückbildungen in H durch g finden statt, aber selten. 32,5; 104,23; 138,22; 150,22; 180,15; 191,22. Tilgung und Erhaltung der Aphäresis balancieren also ungefähr. Seit H: 10,16 mir es | mir's E 1_6 h 2 - 3 I die mir's verübeln würden II die mir es verübeln würden.1) — 79,18 *) In vielen Fällen wirkt die Auflösung der Aphäresis „mir's" schleppend und umständlich z. B.: 123,19. 20,1 Wenn ich nur ihre schwarzen Augen sehe, ist mir's schon wohl! II ist mir es schon wohl! — 135,10 I Ja es war einmal eine Zeit, da mir's so wohl war II da mir es so wohl war. — 180,20 I nah am Grabe ward mir's heller II wird mir es heller.
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Erster Teil.
mir es | mir's E ^ h 2 - 3 desgl. 1 0 6 , 8 . 5 ; 111,18; 1 2 3 , 1 9 . 2 0 ; 130,9; 131,7; 135,10; 135,14; 154,17; 180,20 — 11,13; 123,4 ihr es | ihr's E x - 6 h 2 - 3 I ihr's auf den Kopf zu helfen — 12,4 um es [ um's E 1 — 6 h 2 - 3 I um's los zu werden desgl. 36.6 — 15,9 kann es | kann's — 15,15 dem es ] dem's desgl. 29,18; 91,17. — 45,8 wollen es | wollens — 46,11 könnte es | könnts — 60,16. 17 weil es | weil's — 61,18 ist es | ist's — 73,2 war' es | wär's — 85,25 sind es | sinds, werden es | werdens I wir sinds! Wir werdens seyn. II Wir sind es! wir werden es sein! — 91,14.15 den es | den's — 91,19 wie es | wie's, desgl. 115,5. 6; 153,24 — 91,19 steht es | steht's I und wie's steht so steht's — 95,21. 22 gab es | gabs — 96,26 ob es | ob's — 97,16 ist es | ist's, desgl. 107,16; 111,13; 114,18; 115,5; 122,11; 130,19; 135,10; 137,22; 153,1. 2; 159,20; 171,8. — 97,21 geht es | geht's — 98,1 thut es | thut's I Muß nicht, thut's freywillig, — 99.7 halten es | haltens — 100,20 soll es | soll's I Nun so soll's bleiben! — 103,23 du es | du's — 105,6 mich es | mich's — 107,8 ich es | ich's, desgl. 113,12; 133,3; 160,11. — 112,12 er es | er's — 113,16 nimm es | nimm's — 113,20 wenn es | wenn's — 120,3 will's | will es I Ganz will's es doch nicht thun II Ganz will es doch die Wirkung nicht thun — 122,9 soll es | soll's — 122,22 war es | war's — 123,9 dachten es | dachtens — 123,10 erfuhr es | erfuhr's — 126,14 scheint es | scheint's — 129,4 ich fühle es | ich fühls — 129,14 Sie es | Sie's, desgl. 157,26. 27. — 130,7. 8 sie es | sie's — 136,13 dir es | dir's, desgl. 139,26; 188,11 I da dir's wohl war, wie einem Fisch im Wasser! II da dir es wohl war — 139.26 I Ich kann dir's nicht ausdrükken II ich kann dir es nicht ausdrücken — 188,11 I Ich vermache dir's zurük II Ich vermache dir es zurück — 151,29 fühle es | ich fühl's, desgl. 186,10. — 160,15 sei es | sey's, desgl. 189,27. 28. — 171.27 erinnerte es | erinnert's I Ihn erinnert's an den Tod seines Sohns II Ihn erinnerte es an den Tod seines Sohnes1) — 178,4 kommt es | kommt's — 187,2 will es | wills I ich will's enden — 187,7 warf es | warf's I und warf's in Ofen. 4) Hier tritt durch die Auflösung auch die präteritale Form, in der der ganze Abschnitt gehalten ist, deutlicher hervor.
I. Wortgestalt.
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Umstellung des wiederhergestellten Fürworts es: 79,20 es mich | mich's I und mich's an die Gurgel faßt II und es mich an die Gurgel faßt — 92,7 es sich | sich's I Die Leute erschweren sich's II Die Leute erschweren es sich — 131,23 es ging mir | mir giengs I und mir giengs durch Mark und Bein II und es ging mir durch Mark und Bein — 131,24 Ich habe es mir | Ich hab mir's hundertmal wiederholt — 162,12 es mir | mir's I 0 wie wohl ist mir's, II 0 wie wohl ist es mir, Tilgung der Aphäresis durch Fortfall des gekürzten Pronomens: 20,19 lindert | linderts I so linderts all den Tumult der Anblick eines solchen Geschöpfs II so lindert all den Tumult — 153,6 wäre | wärs I Mir wärs besser ich gienge, II Mir wäre besser ich ginge.1) — 153,23 ist alles | ist's all I den Vorhang aufzuheben ..., das ist's all! II das ist alles! Der bestimmte Artikel (138,20 das persönl. Fürwort) tritt für die Aphäresis ein. 11,27 um das | um's I Es ist ein einförmig Ding ums Menschengeschlecht — 55,6 vor den | vor'n I vor'n Kopf schiessen — 63,14 in dem | im Ernste — 76,9 in dem | im All der Natur, desgl. 101,19. 20 — 101,19 bei dem | beym Grafen — 138,20 du sie | du's I da mir sie (sc. die Geschichte) Albert ebenso gelassen erzählte, als du's vielleicht liesest II als du sie vielleicht liesest — 161,20 in das | in's Ohr — 180,3 an dem | am ihrigen — 188,17 in der Ecke | im Ekke — 187,22 an das | an's Fenster — 191,1 auf das Bette | aufs Bett Änderungen im Texte H: 24,19 geschah' es | geschäh's Ei-i h 2.3 H Lemma g — 104,3 wo es | wo's E 1 " 6 ^- 3 H Lemma g — 134,21 wie | wie's E 1-6 h 2 - 3 wie das H gestr.2), I sie wachsen wie's Unkraut II sie wachsen wie Unkraut, 10. Das auslautende -e. Das Oberdeutsche und Fränkische apokopieren das auslautende -e. Opitz3) machte durch das Gebot der Elision im ') Die Lesart II steht 154,13 schon seit E'. ) H löst die Aphäresis durch „wie das" auf und streicht dann das entbehrliche Pronomen. 3 ) Forschungen, S. 313 ff. s
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Erster Teil.
Hiatus der oberdeutschen apokopierenden Tendenz ein Zugeständnis, verbot aber die Apokope. Gottscheds1) e-Kanon, alle Wörter auf -e sind Feminina, war weder richtig noch dem Brauche seiner Umgebung angepaßt. Aber wenn er auch auf dem Gebiete der Gemeinsprache keine Nachfolge fand, so knüpft doch die grammatische Literatur des Südens an Gottscheds Sprachkunst an, denn in Gottscheds Zeit fällt der Eintritt Süddeutschlands in die literarische Bewegung. Adelung8) teilt die Wörter auf -e in solche ein, die es der gelinden (also stimmhaften) Aussprache der Endkonsonanten wegen haben, namentlich Wörter auf b d g s, und in solche, die durch ein angehängtes e die Härte der Einsilbigkeit vermeiden. Unklarheit und Unbestimmtheit herrscht in der Frage des auslautenden -e. Goethes Mundart stößt die nicht funktionellen -e ab. Die erste Wertherfassung apokopiert das auslautende -e in mehr als 100 Fällen, davon in rund 60 Fällen beim Nomen; in der überwiegenden Anzahl derselben hatte es aber flexivische Bedeutung. Die zweite Fassung stellt es wieder her. In der Verbalflexion wird in mehr als 200 Fällen das auslautende -e in I elidiert in II wiederhergestellt. Es handelt sich meist um Elision im Hiatus vor nachgestelltem Personalpronomen. Jedoch Konsequenz ist nicht erzielt; in fast 100 Fällen wird seit H die Akokope eingeführt; beide Schreiber neigen zu vollen Formen; in 80 Fallen apokopiert Goethes Hand. Eine Einteilung des Materials nach grammatischen Kategorien ist in Rücksicht auf die Anordnung nach Drucken vermieden. — Zum Vergleich sei hingewiesen auf Behageis3) Untersuchung „Das -e im Dativ der Einzahl männlicher und sächlicher Hauptwörter". Er faßt S. 273 ff. seine Beobachtungen zusammen. Das die Lautgestalt des Neuhochdeutschen beherrschende, noch heute fortwirkende Gesetz, das rhythmische Gefühl, lasse nach einer nicht stark betonten Silbe das 4
) Abhandlungen, S. 73 ff. ') Abhandlungen, S. 94 ff. a ) Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Heft 17/18, Febr. 1900, S. 251—277.
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I. Wortgestalt.
e des Auslauts abfallen; dem Werke, aber dem Handwerk. Auch die Art des stammschließenden Konsonanten sei von Einfluß auf die Dativform. Namentlich die auf b d g ausgehenden Stämme sowie die Bildungen mit Haus bevorzugen die Form mit e. Das Sprachgefühl neigt dazu, bei Ableitungen und Zusammensetzungen das e meist zu sparen. Die Art der Nachbarschaft begünstigt die eine oder die andere Form; vor vokalischem Anlaut werden die Formen ohne -e bevorzugt. a. ApoJcope und Wiederherstellung
des -e.
Textwandlung vor H: 51,12 Schlage | Schlag E1—2 I zum Schlag heraus lehnen — 158,28 Eilfe | Eilf E 1 - 2 I gegen Eilf — 24,23 heute | heut E1"6 — 126,18 lange | lang E 1 " 5 h2 I wie lang? — 166,25 Gebirge | Gebürg E ^ h 2 Gebürge h3H I im Gebürg Seit H: 3,5 Geiste | Geist E ^ h 2 - 3 I seinem Geist — 7,26 Gefühle | Gefühl E1—6h2-3 I in dem Gefühl versunken — 8,20 Papiere | Papier E 1_6 h 2 - 3 I dem Papier einhauchen — 10,4 Halse | Hals E ^ h 2 - 3 I laß sie mir vom Hals — 13,14 Lande | Land E ^ h 2 - 3 I hier zu Land — 20,22 Tage | Tag E 1_6 h 2 - 3 I von einem Tag zum andern — 24,23 frühe | früh Ei-6h2-3 _ 187,15 frühe | früh E 1_8 h 2 - 3 — 26,28 lange | lang 6 2 3 | Höh h - I indem es mit den kleinen Ei-6h2.3 H ö h e Händchen lang in die Höh gereicht hatte, — 37,17 lange | so lang ich — 37,19 lange | so lang hats — 111,14 lange | das hat mir lang am Herzen gelegen — 135,20 lange | wie lang ist er so? — 185,2 lange | und hätte noch lang gezögert — 27,1 ehe | eh I eh es — 58,10 ehe | eh ich — 60,8 ehe | eh Albert kam — 81,20 ehe | eh ich noch Lotten kannte — 136,16 ehe | eh sie... kommen — 154,21 ehe | eh es reif ist — 169,10 ehe | eh noch die Helden fielen — 174,24 ehe | eh der Morgen erschien — 27,15 Handschuhe | Handschuh I ihre Handschuh und Fächer — 28,16 wechselsweise | wechselsweis — 30,24 stille | still I als wir vor dem Lusthause still hielten, — 190,2 I da aber alles still blieb — 43,16 erstenmale | zum erstenmal — 82,16 erstenmale | zum erstenmal — 119,24 erstenmale | zum erstenmal — 45,26 gerne | gern — 46,5 Diskurse | an unserm Diskurs — 47,9 "Wehe | Weh denen — 128,3 Wehe |
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Erster Teil.
Weh mir — 186,6 Wehe! wehe! | Weh! Weh! — 106,22 wehe | Freylich muß es ihr weh thun. — 48,2 Auge | wenn das Aug gefühllos gen Himmel sieht, — 48,8 Geschöpfe | dem untergehenden Geschöpf — 52,4 heute | heut, desgl. 55,17; 72,17; 78,3; 104,14; 129,18; 132,11; 133,19; 138,23. — 54.26 Claviere | auf dem Ciavier. — 55,23 Kopfe | beym Kopf — 55,25 Steine | von dem Stein — 56,2 Gesichte | auf seinem Gesicht' — 56,22 Grunde | im Grund — 60,18 Halse | vom Hals — 64,6 Gebirge | ins Gebürg zu reiten — 70,17 gerade | grad nach dem Zwecke — 85,8 Bette | um's Bett — 93,4 Gehirne | dem Gehirn — 101,24 Gemahle | Gemahl I mit dero Herrn Gemahl II mit ihrem Herrn Gemahle — 101,26 Schnürleibe | m i t . . . niedlichem Schnürleib — 104,11 Geschwätze | Geschwätz I Wenn ihr Geschwätz leer ist — 105,8; 185,9 Begriffe | im Begriff — 114,5 Junge | Bub (Bube H, dafür Junge g) I der ältste Bub lief mir entgegen II der älteste Junge lief mir entgegen, — 120,2 Weste | und auch wieder so gelbe West und Hosen dazu. — 123,5. 7 Schulze | der Schulz — 126,11 Dintenfasse | Dintenfaß E 1 Dintefaß E 2 " 6 h 2 - 3 I diesem Dintenfaß — 129,13 Glase | von einem Glas Wein E 1 " 6 ^ 3 — 136,15 Schicksale | zum Schicksaal — 138,7 Mühe | auf Müh und Arbeit — 151,5 Eilfe | Nachts nach eilf — 153,21 Gehirne | aus meinem versengten Gehirn — 159,14 zum letztenmale | zum letztenmal — 160,6 Ruhe | in all der Ruh II in der Ruhe. — 160,20 Scheine | im Schein der sinkenden Sonne — 168,4 Gefechte | Ihre Schwerdte roth vom Gefecht — 168,17 Winde | im Wind — 170,6 Walde | im Wald — 171,16 Staube | ihr Küssen von Staub. II ihr Kissen von Staube. — 172,12 Ursache | Jammervoll! Wohl das bin ich, und nicht gering die Ursach meines Wehs. — 173,4 Kriege | im Krieg — 174,6 Grimme | in seinem Grimm — 175,4 Monde | im sinkenden Mond — 175,13 Schicksale | in dem Schiksal — 175,25 nahe | Aber die Zeit meines Welkens ist nah, nah der Sturm — 180,19 nahe | nah am Grabe — 176,2 Auge | rings wird sein Aug im Felde mich suchen — 185,7 Zustande | in dem Zustand — 185,23 Tische | zu Tisch gehn — 191,1 Bette | auf's Bett — 191,13 Ausdrucke | im Ausdruk des unbändigsten Schmerzens,
17
I. Wortgestalt.
Im Texte H: 10,25 I II Leute von einigem Stande | g aus Stand H — 30,26 Beifalle | an Lottens Beyfall E 1-6 h 2 - 3 H Lemma — 52,20 Gewerbe | unser Gewerb E1—®h2-3H Lemma g — 68,28 feige |. der Mensch ist feig E ^ h ^ H Lemma g — 94,10 gerade | grad E1—8h2-3H Lemma g I nur soll er mir nicht eben grad im "Wege stehn, — 148,6 Tage | g aus Tag H, II an dem nämlichen Tage — 174,27 im Kriege | im Krieg Ei-6h2.3 h Lemma g. b. Die Apokope und die Elision des auslautenden -e der Verbalflexion durch die e-haltige Form ersetzt. Textwandlung vor H: 92,17 brachte | bracht er E1-2. — 123,14 wollte | Ich wollt die Pfarrern E 1 - 4 . — 77,5 habe | Ich hab keine Vorstellungskraft E 1 - 6 . — 92,7 sagte | sagt er E 1 - 6 . — 174,9 erreichte | das Boot erreicht den Felsen, er sank dran nieder und starb. E 1 - 6 (vgl. W. 37, 75, 11 Gesänge von Selma „das Ruder starrt' in seiner Hand"). — 189,28 lebe | Lotte leb wohl! Leb wohl! E1-2-6. Seit H: 3,3 lege | i c h . . . leg es E 1_6 h 2 - 3 . — 6,25 befinde | Übrigens find ich mich hier gar wohl E1—6h2-3. — 7,17 werde | werd ich E 1_6 h 2 - 3 . — 8,19 sehne | sehn ich mich — 10,17 habe | habe ich, ebenso 11,21; 13,20; 37,11; 38,9; 52,24; 56,13; 57,21; 63,26; 75,6; 97,12; 101,7; 101,13; 111,8; 112,20; 119,25; 132,23; 152,16; 153,3; 188,4; 188,8; 188,13. — 96,12 habe | hab' ich — 11,20 habe | Ich hab allerley — 12,21 habe | ich hab sie gehabt — 37,11 habe | hab auch — 53,11 habe | ich hab selbst Leute gekannt — 85,13 habe | Ich hab oft — 85,15 habe | Hab es für deine Geschwister — 91,13 habe | ich hab es vorausgesehn — 101,2 habe | Ich hab einen — 101,17 habe | an die ich nie gedacht hab, auch mir nie aufgefallen ist, — 106,5 habe | ich hab hundertmal — 131,24 habe | Ich hab mir's . wiederholt — 178,11 habe | Ich hab manchen sterben sehen — 180,10 habe | Ich hab sie — 10,13 halte | halt ich — 10,23 fühlte | fühlt ich — 11,15 sagte | sagt ich, ebenso 25,26; 27,24; 46,7; 47,9; 49,5; 64,9; 65,17; 68,13; 72,8; 83,6; 103,20; 135,3; 139,12. — 37,18 sagte | sagt' ich, ebenso 105,2; 123,3; 129,15; 134,17; 135,3; 139,12. — 46,10 sagte | QF. CX.
2
18
Erster Teil.
sagt er, ebenso 64,10; 102,27; 103,23; 134,18; 135,1; 173,11; 184,25 — 135,4 sagte | sagt' er E 1 " 6 ^ — 135,13 sagte | sagt' er E ^ h 2 - 3 — 92,26 sagte | sagt ihm E ^ h 2 - 3 I und sagt ihm, der Graf sey ein Mann, II Ich sagte, der Graf sei ein Mann, — 13,5 werde | werd ich — 13,14 wandte | wandt er — 21,5 ergetze | ergözz' ich; ergöze H Lemma g — 30,13 gestehe | gesteh ich — 41,13 wiederhole | wiederhol ich. — 45,25; 69,4 versetzte | versetzt ich — 48,25 wußte | ich wüßt es E 1 _ 6 h 3 — 50,7 konnte | könnt ich E ^ h 2 - 3 — 55.23 hätte | ich hätt' ihn — 57,5 möchte | möcht ich E 1 - 6 h3 — 57,15 wollte | wollt ich's E 1-6 h 2 - 3 — 60,1 lasse | laß ich — 61,16 suche | such sie (imp.) — 64,8 Borge | Borg mir — 64,28 hatte | hatt' ich — 65,14 drückte | druckt ich | 69.24 wiederholte | ich erinnerte i h n . . . und wiederholt ihm — 72,25 versichre | das versichr' ich dich — 74,14 faßte | wie umfaßt ich — 76,19 suche | such ich — 77,11 beneide | beneid ich — 78,4 empfange | empfang ich — 80,20 gehe | geh ich, ebenso 82,26; 108,2. — 180,14 gehe |Ich gehe voran! Geh zu meinem Vater E1—®h2-3 II Ich gehe voran! Gehe zu meinem Vater — 80,24 überstehe | nun übersteh ich alles — 81,2 sitze | siz ich, ebenso 152,8; 175,2 — 82,5 fühle | Ich fühl es — 82,13 faßte | faßt ich — 83,23 rufe | ruf ich — 83,24 verzeihe | verzeih mir's — 83,25 thue | thu ich doch alles — 85,5 Bringe | Bring mir sie — 106,19 Bringe | Bring das... bey — 86,15 denke | denk ich — 89,12 verzweifle | verzweifl' ich — 89,20 stehe | steh ich — 91,22 möchte | möcht ich E ^ h 3 — 154,15 möchte | möcht ich E 1 " 6 h2-3 — 92,9 wäre | wär der Berg nicht da — 98,6 wollte | wollt ich, ebenso 101,28; 130,17 — 100,12 gebe | Gott... geb euch — 102,8 dachte | dacht ich, ebenso 103,27; 152,2 — 104,14 treffe | tref ich — 106,15 hoffe | hoff ich — 108,21 sehnte | sehnt ich — 111,22 Sage (imp.) | sag — 112,4 bleibe | bleib ich — 112,4 ziehe | zieh ich — 112,9 knirsche | knirsch ich — 113,6 verzeihe | verzeih mir — 114,24 laufe | lauf ich — 126,8 sehe | und seh das Zimmer an — 175,4 sehe | seh ich — 187,22 sehe | und seh und sehe noch E1—6h2-3 II und sehe und sehe noch — 126,11 Siehe | Sieh, 166,5; 178,10 — 127,4 werde | werd ich —
19
I. Wortgestalt.
127,22 schlage | schlag ich — 132, 18 und 19 durfte | dürft ich — 134,12 glaubte | glaubt' ich — 135,5 versetzte | versezt ich — 135,12. 20 fragte | fragt ich E ^ h 3 — 135,13 wollte | Ach ich wollt, ich wäre wieder so! E1—6h2-3. — 136,2 sollte | Wenn ich ihm erzählen sollt, Herr- — 136,18 beneide | beneid ich — 136,24 kehre | ich g e h e . . . und kehr wieder heim — 139,26 Mache | Mach ich — 150,25 schweife | schweif ich — 151,1 mußte | mußt ich — 151,5 rannte | rannt ich — 151,21 hätte | hätt ich — 154,18 verziehe (imp.) | verzieh nur noch vierzehn Tage — 159,12 schreibe | schreib ich — 160,21 weine | wein ich — 168,17 vernehme | vernehm ich — 169,10 kehrte | Einst kehrt Ullin von der Jagd zurük, — 174,2 faßte | faßt (faßt' h2-3) und band ihn — 174,17 hörte | hört ich — 174,19 konnte | doch könnt sie ihr Yater nicht retten. — 177,10 Lebe | Leb wohl, ebenso 186,20; 187,2; 189,28 — 177,26 schlage | schlag ich — 178,7 Stehe | Steh ich — 178,8 liege | lieg ich — 179,16 verzagte | verzagt' ich — 180,14 gehe | Ich gehe voran! Geh zu meinem Vater, — 184,25 lasse | Ich laß ihm wünschen — 187,22 sehe | und seh und sehe noch •— 188,18 wünsche | wünsch ich — 188,19 Bitte (imp.) | Bitt ihn auch. Im Texte H: 6,19 sage (imp.) | sag E 1_6 h 2 - 3 H Lemma g. c. Einführung der Apokope seit H und im Texte H. Seit H: 24,15 Gewäsch | das ist alles garstiges Gewäsche Ei-%2.3 _ i3 ? 24 neun | deren er neune hat E 1_6 h 2 - 3 — 35,24 Kreis 1 ) | Sie gieng mit ausgestrektem Arme (E1—6h2-3 Lemma g, siehe unten) im Kreise herum E 1_6 h 2 - 3 — 42,11 Vier | gegen viere E 1_6 h 2 ' 3 — 43,10 Jahr | fünfzig Jahre Ei-%2.3 _ 61,16 Fall | Im ersten Falle — 81,15 Fluß | über dem sanften Flusse E 1_6 h 2 - 3 — 135,2 Schatz | meinem Schazze E 1-6 h 2 - 3 — 156,3 Thür | die unerwartete Öffnung der Thüre E 1_6 h 2 - 3 — 157,17 Blick | mit einem starren unwilligen Blikke — 160,27 zurecht | zurechte machen — 162,1 Fünf | Gegen fünfe — 165,7 drin | drinne — 190,18 Überfluß | Man ließ ihm zum Überflusse eine Ader — 33,19 Begriff | Sie war im Begriffe. — desgl. 67,20. ') 35,19 habe alle Drucke „im Kreise" außer B 1 . 2*
20
Erster Teil.
Im Texte H: 6,9 Geschäft | ihr Geschäfte B ^ h 2 - 3 ! ! Lemma g — 6,21 Geschäft ) bey diesem kleinen Geschäfte Ei-e h 2.3H Lemma g — 7,4; 39,9 darin | darinne E 1 - 6 ^ - ^ Lemma g — 15,14 Eespect | mit großem Respekte E ^ h 2 - 3 H Lemma g — 16,9 Ort | an einem vertraulichen Orte E 1 - 6 h2-3H — 16,16 Dorf | zum Dorfe E 1_8 h 2 - 3 Hg — 19,14 Arm | am Arme E 1 _ 6 h 2 - 3 H Lemma — 26,6 schwül | es war sehr schwühle E1—6h2-3Lemma aus schwüle H — 26,18 Thür | in die Thüre E ^ h 2 - 3 ] } daraus Lemma — 29,12 Glück | an dem Glükke E 1 _ 6 h 2 - 3 H Lemma — 29,16 Geschmack | nach meinem Geschmakke E 1 _ 6 h 2 3 H g — 30,15 Ciavier | auf meinem verstimmten Claviere E 1 - 6 h 2 - 3 Hg — 31,3 Saal | von dem erleuchteten Saale E 1_6 h 2 - 3 Hg — 33,10 Arm | an ihrem Arme E 1_6 h 2 - 3 Hg — 33,11 Ausdruck | voll vom wahrsten Ausdrukke E!- 5 h 2 - 3 Hg — 33,22 Stirn | auf ihrer Stirne E 1 - 6 h2-3Hg — 34,1 Verhältniß | im Verhältnisse — 35,24 Arm j mit ausgestrecktem Arme — 36,5 Geschwärm ) Ein allgemeines . . . Geschwärme — 39,9 darin | darinne — 40,14 Wachsthum | an dem fortschreitenden Wachsthume — 40,18 Amtmann | zum Amtmanne — 42,14 Hausthür | vor der Hausthüre — 43,12 Amt | im Amte — 48,5 Gefühl | g aus Gefühle H, I II in dem innigsten Gefühl — 53,17 Schicksal | an mir, und meinem Schicksaale — 54,13 Gespräch | im Gespräche — 56,5 Augenblick | in dem Augenblikke — 59,2 Angesicht | vor meinem Angesichte — 59,3 Besitz | im Besizze — 59,16 ihr | ist der Vorteil immer ihre — 60,23 heut | heute — 65,11 Anlaß | bey diesem Anlasse — 67,3 "Wahnsinn | weit vom Wahnsinne — 67,28 Joch | anter dem unerträglichen Joche — 7 0,2 Putz | in einem nach und nach zusammengeschafften Puzze — 70,18 Zweck | grad nach dem Zwecke — 72,22 gern | gerne — 73,21 Geist | zu einem quälenden Geiste — 80,12 Dämmerschein | in dem Dämmerscheine — 81,8 Gespräch | in einem Gespräche — 81,21 Anfang | im Anfange unserer Bekanntschaft — 86,22 Gartenthür | nach der Gartenthüre — 91,14 Narr | der pünktlichste Narre — 91,27 drin | drinne I so versteht er gar nichts drinne. — 99,12 Kopf | nach meinem Kopfe E ^ n 2 - 3 ! ! daraus Lemma — 99,21 zurecht | zurechte weißt E 1 _ 6 h 2 - 3 zurecht-
I. Wortgestalt.
21:
weiset aus zurechteweiset H — 101,20 Saal | im grossen Saale 1 6 E i-6 h 2.3 Hg _ 109,14 Thor | zum Thore hinein E " ! « daraus Lemma — 110,15 Meer | von dem ungemessenen Meere E1-6h2-3Hg — 110,21 Jagdschloß | auf dem fürstlichen Jagdschlosse — 111,17 Spaziergang | auf einem Spaziergange — 115,1 zum Thor | "Wenn ich so dem Thore hinaus gehe — 124,21 Stirn | auf seiner Stirne — 126,3 Bett | ans Bette E1_6h2-3H daraus Lemma — 128,14 Stirn | meine Stirne — 130.24 süß | als schmeckte er mir süsse E 1 - ^ 2 - ^ — 130,25 Augenblick | in dem schröklichen Augenblikke E1—6h2-3H daraus Lemma — 132,21 Ciavier | zum Claviere E1_%2-3Hg — 132.25 Instrument | aus dem Instrumente — 133,24 fern | Von ferne — 140,3 Stirn | die Sinnen meiner Stirne — 157,7 Geschöpf | von einem Geschöpfe E1—6h2-3H daraus Lemma Herder. — 171,11 Ruf | von deinem Rufe E1-6h2-3H Lemma g — 178,5 Traum | dem dämmernden Traume E1—6h2-3H daraus Lemma. — 178,23 Levit | daß Priester und Levite... vorüberging, E 1 - 6 H Lemma g — 191,1 Stirn | die Stirne verbunden E1_6h2-3H Lemma g. Seit S: 61,18 Fall | im ander[e]n Falle1) ermanne dich 1—6 2 3 E h - H. Seit A: 75,1 gering | geringe HSS1 I II der du alles so gering achtest — 111,23 lang | lange HSS1 I II die Zeit wird mir lang — 122,22 allein | alleine HSS1 I So ein Ding war's auch allein, II So einer Creatur war es auch allein möglich, Seit B: 72,15 ungern | ungerne HS—AB1. Seit C: 80,1 Feld | im Felde E ^ h ^ H S — C 2 . d. Die paragogischen -e des starken Präteritums, die in I einige Male sich finden, aber in II getilgt werden, gehören nicht Goethes Mundart an; sie sind eine Eigenheit der süddeutschen Schriftsprache2) jener Zeit und werden z. B. bei Haller angetroffen, desgl. in Goethes Jugendbriefen. ») Vgl. 61,16 Fall | Falle E l - % 2 - 3 I Im ersten Falle such sie, wo Apokope schon seit H. 2 ) Burdach 173.
22
Erster Teil.
Im Texte'S.-. 35,16 sähe|Ich sähe manchen E 1 " 6 ^ 3 sah' H daraus Lemma g — 64,16 hielt | Ich hielte mich E 1 2 H Lemma g — 110,12 Sieh | Siehe E ^ h 2 Sieh' H. Seuffert bemerkt hierzu S. 397: eigentlich müßte Siehe in den Text kommen wie 126,11 und 178,10 weil die Änderung auf h3 zurückgeht; jedoch 130,15 änderte g sieh aus siehe. Seit B: 69,12 Sieh | Siehe HS—A I Sieh den Menschen an SeitC*: 134,5 sah | sähe ich HS—BC'C I sah ich. Seit C: 49,9 sah | Ich sähe Lotten an E ^ h 2 - 3 siah' HS—CK Nachtrag. Eine Anzahl Formen werden hier noch angeführt, die zwar in beiden Fassungen kein auslautendes -e haben; die Tabelle zeigt, wie g die vollen Formen der Schreiber einschränkt 14,1 erhielt 3 p. s | g aus erhielte H — 17,7 hielt 3 p. s I II und hielt ein anderes | g aus hielte H — 20,5. 6 Ich unterhielt | g aus unterhielte H — 26.23 Sie hielt ein schwarzes Brot | g aus hielte H — 55,18 eine Gesellschaft hielt mich ab | g aus hielte H — 87,7. 9 hielt 1 p. s | g aus hielte H — 92,24. 25 II Ich hielt ihm Stand, und focht | g aus hielte föchte H — 97,10 erhielt 3 p. s | Herder aus erhielte H (Zusatz Fassung II) — 99,18 erhielt 1 p. s | aus erhielte H — 119,9 aufhielt 3 p. s | aus aufhielte H (Zusatz II) — 120,16 hinhielt 3 p. s | g aus hinhielte H (Zusatz H als s i e . . . hinhielt) — 152,21 hielt ich | aus hielte H — 130,15 sieh | aus siehe H, I sieh nicht etwa Spott — 15,8. 10 gern | g aus gerne H; 30,13; 50,4; 56,20; 94,3; 98,1 — 91,18 gern | aus gerne H — 107,18 ungern | aus ungerne H — 21,16; 62,12 heut j g aus heute H (Zusatz Fassung II) — 29,26 jedem Autor | aus jedem Autore H — 48,5 Gefühl | g aus Gefühle H; I II in dem innigsten Gefühl — 53,17 darin | g aus darinne H — 64,26 drin | g aus drinne H — 65,15 Stirn | g aus Stirne H; I an die Stirn — 69,25 Geschöpf | g aus Geschöpfe H; I Ein gutes junges Geschöpf — 176,7 Stirn | aus Stirne H; I wider seine Stirn — 70,25 Vorgefühl | g aus Vorgefühle H; I in einem Vorgefühl — 73,1 bei'in zweitenmal | g aus zweytenmale H; I bey'm zweitenmal — 79,15. 16 Ausdruck | g aus
I. Wortgestalt.
23
Ausdrucke H; I an dem himmlischen Ausdruck — 90,22 fern | ferne h2-3H Lemma g; I in sofern — 95,3 Stockwerk | aus Stockwerke H; I von ihrem Stockwerk herab — 100,25. 26 leb' wohl | lebwohl g? aus Lebe wohl H; I Leb wohl — 115,2 erstenmal | aus erstenmale H; I zum erstenmal — 121,5 Gesicht | g aus Gesichte H; Zusatz II Ich kehrte das Gesicht weg. — 134,5; 136,5 darin | g aus darinne — 136,14 Fisch [ g aus Fische H; I wie einem Fisch im Wasser! — 138,16 Dienst | g aus Dienste H; I aus dem Dienst geschikt — 138,24 Ciavier | g aus Claviere H; I auf ihrem Ciavier — 139,4 Gesicht | g aus Gesichte H; I in's Gesicht — 139,13 Ausbruch | g aus Ausbruche H; I mit einem heftigen Ausbruch — 145,7 Hausthür | g aus Hausthüre H; Zusatz II vor der Hausthür — 148,12 darin | aus darinne H; Zusatz II — 153,1 zurückzurufen | zurük zu rufen E1—6h2-3 zurücke zu rufen H daraus zurück zu rufen — 166,13 Blick | g aus Blicke H; I mit niedergeschlagenem Blik — 168,23 zurückbleiben | g aus zurükke bleiben H; I zurük bleiben — 170,21 Arm | aus Arme H; I vor deinem Arm — 176,24 Blick | Blicke H (daraus Lemma Herder); I mit dem vollsten Blik der Liebe — 177,3 Geräusch | g aus Geräusche H; I ein Geräusch — 182,19 Recht | aus Rechte H; Zusatz II jedes dachte seinem Recht und dem Unrechte des andern nach — 190,17 Gehirn | g aus Gehirne H; I das Gehirn war herausgetrieben — 190,25 Frack | g aus Frakke H; I im blauen Frak1) 11. Die Synkope der ersten Fassung wird in fast 200 Fällen von II aufgelöst. Textwandlung vor H: 28,2 ältesten | der ältsten Schwester E1 — 32,10 mannichfaltigen | manncfifaltigen E1 — 102,7 redete | redte E1 — 191,11 ältesten | ältsten E1 Seine ältsten Söhne — 17,16 gebrochene | einige gebrochene Wagenräder E1-2 — 19,21 Ältesten | ¡mit meinem Ältsten E1-2 — 30,7 *) 178,9 schlaff | aus schlafe H; I II und morgen Iieg(e) ich ausgestreckt und schlaff am Boden — Die Form „schlafe" in H zeigt deutlich wie beim Diktieren oder unter Mitwirkung des Gehörs beim Abschreiben der Schreiber „schlaff" für eine apokopierte Verbalform hielt und gewohnheitsgemäß flektierte.
24
Erster Teil.
offenen | mit offnen Augen E1-2 — 44,9 Friederike | Friedrike B1-2 — 44,14 Friederiken | mit Friedriken E1-2 — 56,11 ermuntere | wenn ich mich ermuntre E1-2 — 75,18 Zustandes | das Bange des Zustands E1-2 — 159,13 Tages | des Tags E1-2 — 159,14 sehen | sehn E1-2 — 169,26 unbeständige ] unbeständge E1-2 — 91,21 findet | findt E 1 - 3 — 189,19 Freundes | Freunds E 1 - 3 — 59,18 gelassene | seine gelassne Aussenseite E1-3-4 — 137,24 Linderungskraft | Lindrungskraft E 1 - 4 — 28,11 ältesten ] ältsten E 1 " 5 — 38,16 Wanderungen | Wandrungen E 1 " 6 — 76,15 Ungeheuer | E i n . . . Ungeheur E 1 - 6 — 47,24 innere | ihre innre Seele E 1 _ 6 h 2 — 64,9 Meinetwegen | Meintwegen E1—%2 — 105,4 ehegestern | ehgestern E 1 - 6 h 2 — (172,20 Herbstes | Auf! ihr Winde des Herbst, auf! 4 Herbstes h2-3). E i-3.5.6 Herbsts E Seit H: 6,24 letzteren | die beyden leztern E1"^6h2-3 — 7.15 verfallenen | in dem verfallnen Cabinetgen E1—6h2-3 — 7.16 meines | das . . . auch mein's ist E ^ h 2 - 3 — 9,13; Ortes | des Orts E 1 - ^ 2 - 3 desgl. 10,18 — 9,17 ehemals | ehmals E 1_6 h 2 - 3 — 17,7 anderes | ein anders E ^ h 2 - 3 — 18,9 Tages | alle Stunden seines Tags E1—6h2-3 — 18,28 gelassenen | die gelaßnen Kerls E ^ h 2 - 3 — 19,7 darüber | drüber — 28,21 älteste | der ältste desgl. 114,5. — 28,8 naseweise | nasweise — 29,24 Briefes | des Briefs — 30,6 anderen | die andern — 61,18 anderen | im andern Falle — 89,10 andere | andre desgl. 90,7; 90,17; 100,1; 126,2; 127,2; 135,4. — 90,10; 105,26 anderer | andrer — 32,7 darauf | drauf — 38,21 inneren | den innern Trieb — 41,14 goldenen | die goldnen Worte E 1 _ 6 h 3 goldne h 2 goldene II Lemma g — 41,16 Unseresgleichen | unsers gleichen E 1 _ 6 h 2 - 3 — 41,25 Altes | das ist auch was alt's — 42,3 eigenen | an meinem eignen armen Herzen — 43,23 Pfarrerin | die Jungfer Pfarrern — 43,26 wohlgewachsene | wohlgewachsne — 44,9 bei'm Spazierengehen | beym Spazierengehn — 45,5 Pfarrerin ] die Pfarrern — 46,2 Arzeneien | Arzneyen — 47,2 unsere eigene | unsre eigne Unwürdigkeit — 50,25 unserer | unsrer — 90,16 unserem | unserm desgl. 55,10; 94,16; 109,18. — 47,7 redete | ich redte — 50,16 vorbeigehen | vorbey gehn — 52,11 redete | und redte ihn also an — 102,24; 129,19 redete | redte — 111,1;
I. Wortgestalt.
25
126,7 redet | redt — 49,12 süßesten | mit dem süßten Ausdrukke — 52,11.12 gestehen [ gestehn — 53,3 darauf | drauf — 54,7 unversehens | unversehns — 57,6 übergehen | übergehn — 61,5 daran | dran — 65,25 inneren | die innern Verhältnisse — 77,27 innere | innre Ungedult — 69,17 gelassene | der gelaßne Mensch — (70,17 grade | grad nach dem Zwecke) — 71,18 Verzweifelung | Verzweiflung — 73,16 Elendes | seines Elends — 76,23 Schlafes | Schlafs — 77,8 Tagelöhner | Taglöhner — 80,9 krummgewachsenen | auf einem krummgewachsnen Baum — 111,7; 80,15 Elendes | Elends — 82,2 düsterer | düstrer — 82,11 Wiedersehens | des Wiedersehns 82,21. 22 Mondenlichtes | Mondenlichts — 83,28 sehen | sehn desgl. 51,13; 86,10.15; 104,9; 127,14; 151,7; 171,21; 180,21; 180,27. — 156,25 sehen | sehn E ^ h 2 - 3 — 89,10 andere | andre E ^ h 2 - 3 desgl. 90,7. 17; 94,1; 100,1; 126,2; 127,2; 135,4. — 90,10; 105,26 anderer | andrer — 94,4 Pfades | Pfads — 94,4 gehen | gehn desgl. 35,21; 45,27; 63,4; 102,9; 107,9; 110,10; 158,17; 185,23. — 94,10 stehen | stehn — 167,24 stehen | die Felsen stehn — 95,6 reiferen | in reifern Jahren — 95,9 eherne | ehrne E 1_6 h 2 - 3 ehrene g (SS1) aus eherne H vgl. 189,3. —• 99,21 zurecht weiset | zurechte weißt j]i-6h 2 - 3 _ 101,27 hochadelichen | ihre — hochadlichen Augen — 102,22 Saales | Saals — 105,28 wahresten | mit der wahrsten Theilnehmung — 106,23 gerade | grad — 106,26 daraus | draus — 113,18 Buches | Buchs — 114,25 führet | führt — 131,18; 115,5 Gefühles | Gefühls — 122,7 zusehen | zusehn — 122,18 Christenthumes | Christenthums — 123,6 geschehen | aber eins ist recht geschehn — 124,11 grasbewachsenen | grasbewachsnen — 124,19 Tapferen | der Tapfern — 125,15 Geschöpfes | Geschöpfs — 131,7 Ausdruckes | Ausdruks — 137,12 Linderungstropfen | Lindrungstropfen — 137,13 Tagereise | Tagreise —137,22 Weinstockes | Weinstoks —138,24 mannichfaltige | manchfaltige — 152,11; 159,24 freudeloses | freudloses — 154,20 Weiteren | mit dem weitern — 156,4 Baumes | Baums — 162,10 benetzest | benezt — 166,9 Gesanges | Gesangs — 176,1; 167,19 Wanderer | Wandrer —170,21 Grimmes | die Flamme deines Grimms — 171,11.18 Sohnes | Sohns 171,26 lautesten | am lautsten — 172,16 Stammes | der lezte
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Erster Teil.
seines Stamms — 172,20 finstere | die finstre Haide — 174,21 Mondes | Monds — 174,22 Schreien | ihr Schreyn — 174,23 Berges | Bergs —• 176,6 Verzweifelung | Verzweiflung — 176,19 Gefühles | des edelsten Gefühls — 184,27 aufzustehen | aufzustehn — 186,20 gesehen | gesehn — 189,4 Glückes | des Glüks — 191,18 Amtmannes | des Amtmanns. Im Texte H: 13,25 ältesten | von seiner ältsten Tochter Ei-6 h 2.3 Hg _ 4 3 1 pfarrerin | der Frau Pfarrern E1_6h2-®Hg — 43,14 darunter | drunter E 1 - ^ 2 - ^ — 63,7 darüber | drüber E 1 - 6 ^ - ^ — 75,5 Staubes | Staubs E 1 - ß h 2 - 3 Hg — 80,13 härene | das härne Gewand E 1_6 h 2 - 3 Hg (ein Teil der Exemplare E 1 hat härine) — 81,27 erinnere | g aus erinnre H (I ich erinnere mich) — 84,3 batest | batst E 1 - 6 ^ - ^ — 100,22 darin | drinne E ^ h 2 - ^ — 117,13 vergönnet | g oder Herder aus vergönnt H, II welche Nähe sie ihm vergönnet (part. perf.) — 134,7 geraden | graden E ^ ^ ^ H g — 182,2 sehen | Herder aus sehn H. Seit S: 20,2 Ältesten | dem Altesten E 1 2 H — 116,27 eines | eins H, II eines Tages Seit A: 6,24 seltener | seltner E ^ h ^ H S S 1 — 91,23 Bindewörtchen | Bind wörtchen E 1_6 h 2 - 3 Bindewörtchen sonst H dafür anderes Bindwörtchen g Bindwörtchen SS1 — 99,4 eigenen | eigne HSS 1 II in ihre eigenen Eingeweide zu wüthen (im Zusatz). Seit C 1 : 84,10 vergissest | du vergißt E 1-6 h 2 - 3 HS—B 1 — 144,27 älteste | ältste HS—AB 1 . Seit C 8 : 23,21 eigenen | vor meinen eignen Augen HS—C1. Seit C: 54,10 schwindelig | schwindlich E ^ h ^ H S — C 1 schwindlig C2 — 124,22 verlassenen | verlaßnen E 1_6 h 2 - 3 H S—C2 — 141,17 hinterlassenen | hinterlaßnen HS—C 2 — 153,17 angefangener | angefangner h^HS 1 —C 2 I II ein angefangener Brief; H bewahrte hier die Lesart h 3 ; schon S änderte formerweiternd. — 183,20 verlegenen | verlegnen HS—C2 n mit einer verlegenen Hastigkeit
II. Wortbestand und Wortgebrauch.
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II. WORTBESTAND UND WORTGEBRAUCH. 1. Yerba. a. Präfixwandlung. Mehrere Komposita ändern ihre Vorsilbe, die komponierenden Präpositionen und Adverbia werden oft zum Nachteil sinnlicher Kraft durch andere ersetzt. Es handelt sich wohl weniger um eine Änderung des Vorstellungskreises bei der Bildung dieser Komposita als darum, daß mit wachsender Einheit der nhd. Schriftsprache einer bestimmten Wortbildung das Übergewicht über mundartliche Redeweise oder lokale Schriftweise zugefallen war. Änderung seit H : 61,27 verzehrt | wegzehrt E 1 - 6 h 2 - 3 I Das Übel, das ihm die Kräfte M>e) Zu Lotte hegt Albert dasselbe Vertrauen wie früher, die ') Die Zeilen 143,9—16 haben allerdings in erster Linie die technische Bedeutung, Werther nach dem Schauplatz der bäuerlichen Tragödie zu führen.
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Umformung im Inhalt.
gegenseitige Gattenliebe wird durch Alberts Eifersucht nicht getrübt; es ist keine Rede davon, daß Werthers Leidenschaft den Frieden des Ehepaares untergraben habe. Nur Werther verkennt bei dem ewigen inneren Unfrieden die maßvolle, gütige Haltung Alberts; er fürchtet das Verhältnis der Gatten gestört zu haben; er vermag den pflichttreuen Gemahl Lottes, dessen Ausgeglichenheit er für Gleichgiltigkeit hält, nicht richtig zu beurteilen und glaubt, dieser wisse das Glück, das er in Lotte gefunden habe, nicht genügend zu schätzen. So läßt er sich gegen Albert zur Ungerechtigkeit verleiten und legt den ruhigen Ernst seines Freundes, der nur bemüht ist, jeden Schein des Verdachts von Lotte fern zu halten, falsch aus, indem er unfreundliche Gesinnung gegen sich selbst vermutet. Auf einem beigefügten Blättchen gesteht Werther seine Schuld selbst ein 148,23: „ich kann nicht gerecht sein". Es folgt dann in II 149,1 auf dem Rückwege von dem Besuche bei Lottes Vater eine Aussprache der beiden Ehegatten über Werthers Verhältnis zu Lotte, in welcher Albert im Gegensatz zu der barschen Aufforderung in I, Werthers Besuche abzuschneiden, in zarter, liebevoller Weise, — ohne gegen seinen bedauernswerten Freund, dessen seelische Verfassung er nachsichtig zu beurteilen weiß, ungerecht zu werden, — seine Frau bittet, in Rücksicht auf das Publikum dem Betragen Werthers eine andere Richtung zu geben. Den Schluß des einleitenden Teils bildet in II der Hinweis darauf, daß die zerrüttete Gemütsbeschaffenheit Werthers erhöht wurde durch seinen gänzlichen Zerfall mit den Forderungen des praktischen Lebens, so daß er haltlos seinem Untergang entgegentrieb. Diese Hindeutung, die den ergänzenden Abschluß der im ersten Teile des Schlußkapitels geschilderten Verhältnisse bildet, folgt in I erst vor dem Briefe vom 20. Dezember 154,10. Dann sind in II die Briefe vom 12. und 14. Dezember, die inhaltlich hierher gehören, hier 150,18 eingeschaltet, und schließlich folgt die Mitteilung, welche in I den einleitenden Teil des Schlußkapitels beendet hatte, daß in Werthers Seele der Entschluß, freiwillig aus dem Leben 8*
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Zweiter Teil.
zu scheiden, immer mehr Kraft gewonnen habe, ja daß Werther über die Art der Ausführung des Entschlusses kühle Überlegungen angestellt habe. (153,7 ff.) Hinter dem Briefe vom 20. Dezember (155,3) fährt dann wieder die Erzählung des Herausgebers fort, und zwar beginnt dieselbe in I sofort mit dem Bericht über "Werthers Besuch bei Lotte, in dessen Yerlauf diese den Freund mit eindringlichen Worten ermahnt, die unnütze Leidenschaft mit männlichem Ernst niederzukämpfen und sein Leben nicht nutzlos zu vergeuden. Die zweite Ausgabe führt hier als Einleitung Aufschlüsse über die Yorgänge in Lottes Gedankenkreis hinzu (155,3—21); der Entschluß, Werther zu entfernen, ist in ihr immer fester geworden, wenn sie auch aus freundschaftlichem Mitgefühl mit dem Unglücklichen noch zaudert; doch die edle Gesinnung ihres Mannes, der in sicherem Feingefühl ihr Yerhältnis zu Werther seit jener Aussprache nicht mehr berührt hat, und die Regelung ganz ihrem weiblichen Takte überläßt, treibt sie an, ihren Plan zur Tat zu machen, zu beweisen, daß ihre Gesinnung der seinigen wert sei. Lotte ist in II zu konsequenterem Handeln entschlossen. In diesem Abschnitt ist auch Alberts Verhalten wieder milder gefärbt. E r betritt im Laufe der Unterhaltung das Zimmer (158,9) und gibt in I, als er vernahm, daß gewisse Aufträge noch nicht erledigt seien, seiner Frau spitze Reden, die Werther durch Herz gingen, während er in II einige Worte sagte, die — lediglich nach Werthers Auffassung — kalt, ja hart klangen. Dann will Werther gehen, doch er zaudert bis 8, „da sich denn der Unmuth und Unwille an e i n a n d e r immer vermehrte, bis der Tisch gedeckt wurde und er Hut und Stock nahm, da ihm denn Albert ein unbedeutend Kompliment, ob er nicht mit ihnen vorlieb nehmen wollte? mit auf den Weg gab." In II läßt sich Albert keine Yerstimmung, keine Unhöflichkeit zu schulden kommen, nur W e r t h e r s e i g e n e r A r g w o h n vermutet eine solche: „Er . . . zauderte bis 8, da sich dann sein Unmuth und Unwillen immer vermehrte, bis der Tisch gedeckt wurde und er Hut und Stock nahm. Albert
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lud ihn zu bleiben, er aber, der nur ein unbedeutendes Kompliment zu hören glaubte, dankte kalt dagegen und ging weg". (158,12 ff.) Auch der Abschnitt, welcher Werthers verhängnisvollen Besuch bei Lotte erzählt, 162,13 ff., hat mannigfache Veränderungen erfahren, die das Yerhältnis der beiden Ehegatten wiederum zu mildern und zu heben bestimmt sind. In I hatte Lotte ihrem Manne in Diskurs gesagt, daß Werther vor dem Weihnachtsabend nicht wiederkommen werde; bald darauf ließ Albert sein Pferd satteln und ritt trotz der üblen Witterung zu einem Beamten in der Nachbarschaft, um Geschäfte abzuwickeln, wobei sich Lotte der betrübenden Erkenntnis nicht erwehren konnte, daß Albert dieses Geschäft schon lange verschoben hatte, weil es ihn auswärts zu nächtigen zwang. In II ist dieser Zug ehelichen Mißtrauens getilgt; nur ganz beiläufig hat Albert erfahren, daß Werther vor Weihnachten nicht wieder kommen werde, und seine Abreise steht mit dieser Nachricht in gar keiner Verbindung. Lotte gibt sich nun in ihrer Einsamkeit ihren Gedanken hin; sie stellt Betrachtungen an über ihr Verhältnis zu Albert und zu Werther und kommt zu dem Ergebnis, daß Albert trotz ihrer Liebe zu ihm, trotz ihres Wertes „statt des versprochenen Glücks anfing, das Elend ihres Lebens zu machen". (E 1 S. 190.) Ihre Gedanken gehen zu Werther über, und sie wird sich des unauslöschlichen Eindrucks bewußt, den Werther in der langen, gemeinsam durchlebten Zeit auf sie gemacht habe. Tränen erlösen die Hilflose aus dieser Gemütsbewegung. Diese in I nur kurz angeführten Betrachtungen sind in der zweiten Fassung sehr erweitert. Lotte beurteilt auch ihren Gatten (163,1), dessen Liebe, dessen Treue und Zuverlässigkeit den Grundstein ihres Glücks bilden, in durchaus gerechter Weise. Daneben befindet sie sich unbeschadet der Würdigung und Wertschätzung Alberts in einem nur zu verständlichen Zwiespalt der Empfindungen Werther gegenüber, dessen Wesen ihr vom ersten Augenblicke an sympathisch gewesen, dem sie bei der Verwandtschaft ihrer Seelen in
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Zweiter Teil.
regem geistigem Verkehr immer näher getreten war, und dessen zur Notwendigkeit gewordene Entfernung für sie einen großen Yerlust bedeutete. Dieser Gedankengang ist von wahrer Empfindung erfüllt, aber ohne leidenschaftliche Beimischung. Derlei Erwägungen haben Lotte in eine trübe Stimmung versetzt, die ihr reines, sonst so leichtes und leicht sich helfendes Gemüt (II 164,4) nicht bannen konnte. „ A b e r w i e s c h l u g i h r Herz", fährt I fort, „als sie Werthern die Treppe heraufkommen und außen nach ihr fragen hörte". Nachdem sie mit Mühe ihre Verwirrung gemeistert hatte, warf sie ihm vor, sein Wort nicht gehalten zu haben; während dieser Anrede kam sie zu dem Entschluß, einige ihrer Freundinnen holen zu lassen, um Zeugen ihres Gespräches mit Werther zu haben und um diesen abends zeitig zu entfernen, da er die Damen nach Hause begleiten mußte. Die Freundinnen ließen sich jedoch entschuldigen, und Lotte war gezwungen, mit Werther allein zu sein, worüber sie anfangs nachdenklich wurde. Aber das Gefühl der Unschuld erweckte ihren Stolz und ließ sie „Albertens Grillen Trutz" bieten, so daß sie ihre Absicht, das Mädchen in die Stube zu rufen, aufgab und am Klavier zur Erholung und Wiedererlangung ihrer Sicherheit e i n i g e Menuette spielte, worauf sie sich gelassen zu Werther setzte. In II 164,8ff. lesen wir entschuldigend und erklärend: „Wie schlug ihr Herz und wir dürfen fast sagen zum erstenmal bei seiner Ankunft." Ferner wird in II der Entschluß Lottes, nach ihren Freundinnen zu schicken als unwillkürlich und halb unbewußt dargestellt, als Ausfluß ihrer augenblicklichen Verwirrung und Bestürzung über Werthers nicht erwarteten Besuch, was die Lage der Dinge feiner charakterisiert und Lotte besser ansteht als die Darstellung in I. 164,1211 „Sie hätte sich gern vor ihm verläugnen lassen, und als er hereintrat, rief sie ihm in einer Art von leidenschaftlicher Verwirrung entgegen — I „Es war zu spät sich verläugnen zu lassen, und sie konnte sich nur halb von ihrer Verwirrung ermannen, als er ins Zimmer trat". Lotte ist in II nicht so unsicher und unbeholfen, sie zeigt
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bei aller verständlichen Erregung viel mehr Erauenwürde. Auch fehlen die in I angeführten trivialen Entschuldigungsgründe der Freundinnen, deren eine unangenehmen Verwandtenbesuch hatte, während die andere sich wegen des schmutzigen Wetters nicht anziehen wollte. Ein gewisses Schuldbewußtsein Lottes, das in I zu sehr hindurchleuchtet, sowie der Trotz gegen Alberts Grillen sind in II nicht berührt. — Es wird nur berichtet, daß sie, nachdem die Freundinnen abgesagt hatten, das Mädchen mit seiner Arbeit ins Nebenzimmer rufen wollte, daß sie sich aber anders besann. Die ganze Schilderung dieses Versuchs, das Alleinsein mit Werther zu vermeiden, ist in II bedeutend verfeinert worden. Darauf bemüht sich Lotte, ein Menuett zu spielen (165,2), das aber nicht fließen wollte, was ebenfalls natürlicher erscheint als die Erzählung in I, da Lotte in ihrer Verwirrung die zum Spiel nötige Sammlung eben nicht haben konnte. Eine Änderung hat auch die Stelle 165,10—11 erfahren, wo Lotte ihrem Freunde erzählt, sie habe seine Übersetzung aus Ossian noch nicht gelesen; denn sie habe stets gehofft, den Vortrag von ihm selbst zu hören: „aber zeither sind sie zu nichts mehr tauglich", wofür II eine den Umständen mehr entsprechende, lindere Wendung einführt: „aber zeither hat sich's nicht finden, nicht machen wollen", Der Abschnitt 181,5 ff. zeigt Lotte im größten Widerstreit der Empfindungen; die stürmische Szene mit Werther hält ihr Blut noch in fieberhafter Empörung; sie erinnert sich an die Tage unbefangener Unschuld, sorgloser Selbstzufriedenheit und schaudert schon im voraus vor der Rückkehr ihres Mannes und vor seinen halb verdrießlichen, halb spöttischen Fragen, wenn er von Werthers Besuch hören würde. — Sie hatte sich nie verstellt und sah sich jetzt in die Notwendigkeit versetzt, die Wahrheit zu verheimlichen, wodurch ihr die Schuld immer größer erschien. Trotzdem konnte sie deren Urheber „weder hassen noch sich versprechen, ihn nie wiederzusehen". Sie fand nur wenig Schlaf und weinte bis gegen Morgen. Als Albert zurückkam, war ihr seine Gegenwart zum erstenmale „ganz unerträglich", denn durch die Furcht, ihr überwachtes, verweintes Aus-
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Zweiter Teil.
sehen möchte ihm auffallen, wurde sie immer unsicherer und begrüßte ihn mit einer so heftigen Zärtlichkeit, daß Albert aufmerksam wurde. Als er erfuhr, Werther sei dagewesen, versetzte er: „er nimmt seine Zeit gnt" und begab sich in sein Zimmer. Ein „unbekannter Zug" bewog Lotte, ihm nachzugehen, doch scheiterten ihre Unterhaltungsversuche an der Kälte Alberts, der „wenig oder nichts drauf gab," so daß Lotte in ihrer "Wehmut sich selbst überlassen blieb. Die zweite Fassung weicht auch hier mehrfach ab. Zunächst sind die Gründe für Lottes qualvolle Unruhe vor Alberts Rückkehr nicht in Form von Behauptungen angeführt, sondern sie sind nur als mögliche Fälle in der Form von Fragen aufgestellt ; besonders ist das direkte Schuldbewußtsein Lottes in der zweiten Bearbeitung abgeschwächt; denn sie steht nicht mehr in solchem Grade unter der Nachwirkung des leidenschaftlichen Ausbruchs. Daher sieht sie der Ankunft ihres Mannes auch nicht mit solcher Angst entgegen wie in I, obwohl sie keinen Ausweg weiß, ihm die Szene mit Werther in einer falsche Beurteilung ausschließenden Weise darzustellen. In gleichem Sinne bewegt sich die Änderung des folgenden Satzes: 185,15 „der Tisch ward gedeckt, und eine gute Freundin, die nur etwas zu fragen kam, und die Lotte nicht wegliess, machte die Unterhaltuug bei Tische erträglich", während II „eine gute Freundin, die nur etwas zu fragen kam, gleich gehen wollte und blieb", aufweist, was dem Zustand Lottes, die von trüber Ahnung über Werthers Schicksal beunruhigt ist und Lottes Würde entschieden mehr entspricht. Auch Alberts Verhalten ist wieder gemildert; Lotte fürchtet keine verdrießlichen, spöttischen Fragen, Alberts Gegenwart ist ihr keineswegs unerträglich, aber Albert enthält sich auch jeder verletzenden Äußerung; als Lotte, von einem „heimlichen Zug" getrieben, ihm in sein Zimmer nachfolgt, überhört er ihre Fragen nicht, sondern er beantwortet sie, wenn auch nur kurz, denn er befindet sich nicht in der besten Stimmung, da sein Geschäft mißglückt ist. Ferner noch 2 kleinere. Änderungen; Werthers Knabe erscheint, um die Pistolen zu holen 184,23 „er überreichte
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Alberten das Zettelchen, der sich ganz kalt nach seiner Frau wendete", wofür II „gelassen" einsetzt Lotte erhält von Albert den Auftrag, dem Diener die Pistolen zu übergeben: „Langsam ging sie nach der Wand, zitternd nahm sie sie herunter, putzte den Staub ab und zauderte und hätte noch lange gezögert, wenn nicht Albert durch einen fragenden Blick: was denn das geben sollte, sie gedrängt hätte"; in II heißt es nur 185,3: „wenn nicht Albert durch einen fragenden Blick sie gedrängt hätte". Die zweite Fassung streift auch noch die Frage, warum Lotte, welche bei ihrer genauen Kenntnis des haltlosen Seelenzustandes ihres Freundes die nach dem verhängnisvollen Besuch unvermeidliche Katastrophe voraussehen muß, keine Schritte zur Rettung Werthers unternimmt? Albert hatte die Lösung der heiklen Aufgabe, Werther zu entfernen, ganz dem Taktgefühl seiner Frau überlassen; infolgedessen kam das Thema zwischen beiden nie mehr zur Sprache, und es fehlte ihnen eine gewisse Vertraulichkeit, wodurch es Lotte unmöglich wurde, sich Albert ohne Rückhalt zu offenbaren; andererseits kannte sie seine Abneigung gegen die von Werther ausgesprochenen Selbstmordgedanken und wußte, daß er die Verwirklichung einer so verzweifelten Tat für ausgeschlossen hielt; Lotte konnte also ein Eingehen Alberts auf ihre Bedenken n i c h t voraussetzen (182,14—183,18). Die E p i s o d e vom B a u e r n b u r s c h e n . Die Episode vom Bauernburschen bildet in der Handschrift eine von Vogels Hand geschriebene Einlage in die Seideische Reinschrift. Die erste Fassung des Romans weist 4 Episoden 1 ) auf (die junge Frau in Wahlheim und deren Knaben, der irrsinnige Schreiber, die Zurückweisung im Hause des Grafen, die Nußbäume im Pfarrhofe); sie alle stehen in innerlicher Verknüpfung mit Werthers Gefühlsleben, mit Hoffnung und Freude, mit sinnverwirrendem Konflikt zwischen Leidenschaft und ') Vgl. E. Schmidt, Richardson, Rousseau und Goethe, S. 145 ff.
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Zweiter Teil.
Pflicht, mit Weltverachtung, mit Zerstörung seiner reinen Naturfreude. Werther erlebt die Episoden nicht äußerlich als etwas neben ihm Stehendes, sondern er ist seelisch an diesen noch so kleinen Vorgängen beteiligt. Die Erzählung vom Bauernburschen, der seiner Dienstherrin in reiner, flammender Leidenschaft zugetan ist, bildet einen künstlerisch bedeutsamen Zusatz. Die Episoden der ersten Fassung halten sich im Rahmen des Genrebildes, in heiterer oder ernster aber immer ruhig gehaltener Stimmung; auch die ehrverletzende Ausweisung aus der adligen Gesellschaft ist, wie bedeutsam auch ihre Folgen sein mögen, ohne sonderliche Bewegung berichtet. Hier aber von Anfang an heiße Empfindung, tiefste seelische Erregung, die sich zu tragischer Wucht steigert. Goethes Hinneigung zu den unverbildeten Menschen einfachen Standes hatte sich durch seine amtliche Tätigkeit, durch die Geschäfte der Bergwerks- und Forstverwaltung, der Kriegskommission zu tiefer Kenntnis, zu teilnehmendem Einblick in Denkart und Gemütsleben der unteren Klassen entwickelt. Ein Verhör, an dem er auf einer Inspektionsreise im September 1780 zu Ilmenau teilnimmt, ist ihm „ein gross Studium der Menschheit und der Physiognomik"1) und führt herbei ein „lang Gespräch mit dem Herzog . . . bey Veranlassung der Deliquenten über den Werth und Unwerth menschlicher Thaten". So hat Goethe also aus den Erfahrungen seines Amtslebens die Anregung zu dieser Dorfgeschichte geschöpft. Besonders kunstvoll und wirksam ist die Einordnung dieser dreiteiligen Episode in das Gefüge des Romans. Der erste Teil 21,11—23,22 schließt sich direkt an die fortsetzende Schilderung des lieblichen Wahlheimer Idylls, an die Anknüpfung der Bekanntschaft mit der jungen Mutter an, die der Rückkehr ihres Gatten aus der Schweiz froh entgegenharrt. Die Natur steht in Frühlingspracht; auch Werther wird von Lenzstimmung beherrscht, mit offenem, ja trunkenem Herzen genießt er alle die intimen Reize der Naturpracht. «) An Ch. v. Stein 9. Sept. 1780. = Br.4, 286,10—287,3.
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Um so empfänglicher ist er für die sinnliche Stärke und seelische Reinheit, die sich in der verzehrenden Leidenschaft des Bauernburschen vereinigen. "Welch feiner Bedacht bei Einschaltung des Anfanges der Episode vor dem Briefe vom 16. Juni 23, 23, welcher "Weither mit Lotte zusammenführt und den Beginn von "Werthers verhängnisvoller Liebe bildet! Die Umgebung, welche den zweiten Teil der Episode 115,16—119,6 aufnimmt, ist nicht minder wirkungsvoll. Der Anfang zeigt die Parallele zwischen der Herbststimmung in der Natur und der Herbststimmung in Werthers Innern. Yon hoffnungsloser Leidenschaft zu Lotte läßt er sich treiben. Im vorhergehenden Briefe vom dritten September ein verzweifelter Schrei "Werthers, er begreife nicht, wie ein anderer Lotte lieb haben könne, ja dürfe, da sie seine Seele so ganz erfülle. In dem diesem vorangehenden Briefe der in "Werther aufsteigende wahnwitzige Gedanke (114,21) an Alberts Tod, ein Hirngespinst, das ihn an Abgründe führe, vor denen er schaudere! Der Brief 114,1 zeigt die Vernichtung der Wahlheimer Idylle; die junge Frau hat ihren jüngsten Knaben verloren; ihr Mann ist ohne die erhoffte Erbschaft in Not aus der Schweiz zurückgekehrt. Im Briefe 113,1 gibt sich "Werther der Vorstellung hin, Lotte sei seine Frau und malt die Seligkeit dieses Besitzes aus; er betont die Überzeugung, sie wäre mit ihm glücklicher geworden als mit Albert. Die Briefe am Beginn des zweiten Buches 90,1—112,24 zeigen "Werther als eine jener problematischen Naturen, denen keine Lage genügt und die keiner Lage genügen. Er hatte sich von Lotte und Albert losgerissen, er war in den Staatsdienst getreten. Die Reibungen mit den Mißlichkeiten des bürgerlichen Lebens haben ihm seine amtliche Tätigkeit bald verleidet, sie ward ihm keine Rettung vor sich selbst. Er hat die Entlassung genommen, und von dem Schlosse des wohlwollenden Fürsten strebt er unter dem Scheingrunde, Bergwerke besuchen zu müssen, in kraftlosem Taumel hin zu Lotte. Der Einschub des zweiten Teiles der Dorfgeschichte an
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Zweiter Teil.
dieser Stelle des zweiten Buches ist eine Steigerung von dramatischem Gange. Der Anfang hoffnungsfroh, der zweite Teil düster. Des Burschen Liebesfreude hat sich zum Liebesleid gewandelt. Seine Leidenschaft hat eine sinnbetörende Siedehitze erreicht; in einem unbeherrschten Augenblick will er den Besitz der Bäuerin erzwingen; sie weist ihn ab. Ihr Bruder, getrieben von den schnödesten Erbschaftsmotiven, jagt ihn zum Hause hinaus. Ein anderer Knecht wird in Dienst genommen, der in Gunst bei der Frau steht und als ihr künftiger Gatte gilt. Aber der abgewiesene Liebhaber ist entschlossen, das nicht zu ertragen. Die elementare Kraft, mit der sich die Leidenschaft der unberührten Bauernnatur äußert, erfüllt Werther, den strauchelnden Spielball seiner Gefühle, mit Erhebung, mit Andacht. „Lies, mein Geliebter, und denke dabei, daß es auch die Geschichte deines Freundes ist" (119,1 — 3). Die Einflechtung des tragischen Schlusses dieser Geschichte, die Ermordung des Nebenbuhlers, in den Endabschnitt des Gaüzen „der Herausgeber an den Leser" bildete einen Teil des schweren Pensums,1) dessen Beendigung Goethe aus Karlsbad am 22. August 1786 an Frau von Stein berichtet. In Werthers Gemütszerrüttung drängt alles zum schlimmen Ende hin. Mitten in seiner Qual ereilt ihn unvorbereitet die seine ganze Gefühlswelt aufwirbelnde und noch einmal straff anspannende Kunde, der unglückliche Bursch habe seinen Nebenbuhler erschlagen. 148,7 „Du bist nicht zu retten, Unglücklicher! ich sehe wohl, daß wir nicht zu retten sind". Mit grellem Nachdruck hebt die bäuerliche Tragödie die Katastrophe heraus, der Werther unentrinnbar entgegentreibt. Werthers selbstquälerischer Unentschiedenheit ist der zerstörende Ausbruch einer gleichen Leidenschaft entgegengesetzt. Naturmensch und überfeinerter Kulturmensch sind in scharf und plastisch wirkendem Kontraste gegenübergestellt; der eine bricht in vernichtende Wildheit aus, der andere zerreibt sich selbst in seinem Leid. ») Br. 8, 6, 2—6.
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F r a u von Stein. 1
Adolf Schöll ) vermutet, daß in die Stimmung einiger Zusätze die Liebe Goethes zu. Frau von Stein hineinspiele. Es ist allerdings überraschend, daß Goethe Ton und Farbe einer längst verflossenen Periode so naturgetreu wiedergetroffen hat. Und in der Tat ähneln Goethes Briefe an Frau v. Stein vom November 1782, also aus der Zeit, wo er Knebel den Beginn der Umarbeitung des Werther meldet, in Gehalt und "Wortbild vielfach den Wertherbriefen. Eine stille Wehmut lag auf des Dichters Gemüt bei seinem Gedanken an die Geliebte, seine Seele neigt sich zur Einsamkeit, sein ganzes Wesen ist an sie geknüpft, sie ist ihm Anker zwischen den Klippen, sie ist Glück, Ende, Anfang seiner Zeit. Schöll denkt besonders an die kurzen Zusätze: 57,23 („keinen Sand mehr auf die Zettelchen") — 127,6 („Ich habe so viel und die Empfindung an ihr verschlingt alles") — 132,3—9 („Ich kann nicht beten! Laß mir sie!) — 133,9—15 („Dein Schicksal ist einzig; preise die Übrigen glücklich — so ist noch keiner gequält worden.") Man könnte dann auch die Einschaltungen 119,7—20 {„sie hatte ein Zettelchen an ihren Mann auf's Land geschrieben, wo er sich Geschäfte wegen a u f h i e l t . . . ich konnte mir einen Augenblick vorspiegeln, als wäre es an mich geschrieben. — Sie brach ab, es schien ihr zu mißfallen, und ich schwieg.") und 120,6—121,12 (das Spiel mit dem Kanarienvogel) hierher beziehen. Es sei an eine Stelle in Dichtung und Wahrheit erinnert: 2 ) „Bei meiner Arbeit war mir nicht unbekannt, wie sehr begünstigt jener Künstler gewesen, dem man Gelegenheit gab, eine Venus aus mehreren Schönheiten herauszustudieren, und so nahm ich mir auch die Erlaubniß, an der Gestalt und den Eigenschaften mehrerer hübschen Kinder meine Lotte zu bilden, obgleich die Hauptzüge von der geliebtesten genommen waren".3) ') G. - Frau v. Stein III, 284, 285, Anm. 1. ) Dichtung und Wahrheit, Teil 3, Buch 13, W. 28, 233, 1—5. 3 ) Erinnert sei an die Verschmelzung der Züge Lilis und Frau v. Steins in dem Charakter der Heldin des „Falken": „Ich hab an s
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Zweiter Teil.
Erich Schmidt 1 ) zeigt, daß die „theure köstliche Frau" (W. 19, 144, 6), die im Schlußteil der zweiten Fassung in so ausgeglichener Gedankenharmonie zu Werther (W. 19, 163) sich befindet, nicht Lotte, nicht Maxe, sondern die Weimarer Freundin ist; er warnt allerdings vor Überschätzung des Einflusses neuer Erfahrungen auf den alten Roman, weil bei dem Überwiegen jüngerer Empfindungen der Bestand des Romans in seiner Originalität gelitten hätte. Sicherlich sei das liebliche Genrebildchen 120, 6 — Lottes reizendes Spiel mit dem Kanarienvogel — den Beziehungen zu Frau v. Stein zu verdanken. Diese Szene war erlebt. Die Freundin erfüllte im August 1776 von Kochberg aus Goethes Bitte um einen Besuch in Ilmenau; am 8. August dankt er ihr 2 ) „Deine Gegenwart hat auf mein Herz eine wunderbare Wirkung gehabt, ich kann nicht sagen wie mir ist! Mir ist wohl und doch so träumig". Noch am 23. Februar 1784 gedenkt Goethe, wieder von Ilmenau aus, die Beziehung erweisend, dieses Besuches: „Ich bin in der Stube wo du mir ehmals mit dem zahmen Vogelgen begegnetest".3) Ebenso sei anzunehmen, daß Werthers Bitte 57, 23—58,3, keinen Sand mehr auf die Zettelchen zu streuen, weil beim Küssen der Schrift die Zähne knisterten, den häufigen kurzen Botschaften von Haus zu Haus entlehnt sei; solche kleinen Züge, darin ist E. Schmidt beizupflichten, seien niemals ganz erfunden; es ist also ein Anhalt an die Erlebnisse und Vorgänge des täglichen Verkehrs zwischen Goethe und Frau v. Stein anzunehmen. meinem Falken geschrieben, meine Giovanna wird viel von L i l i haben, du erlaubst mir aber doch, daß ich e i n i g e T r o p f e n d e i n e s W e s e n ' s d r e i n g i e s s e , nur so viel es braucht, um zu tingieren. Dein Verhältnis zu mir ist so heilig sonderbaar, daß ich erst recht bei dieser Gelegenheit fühlte: es kann nicht mit Worten ausgedrückt werden, Menschen könnens nicht sehen. Vielleicht macht mir's einige Augenblicke wohl, meine verklungenen Leiden wieder als D r a m a zu v e r k e h r e n . Adieu, liebe, d. 8. Aug. 76. Ilmenau." = Br. 3, 94,7—18. ') E. Schmidt, Charakteristiken. 2. Aufl. I, 281 ff. s ) G.-Frau v. Stein, I, 51 = Br. 3, 93, 10—13. 3 ) G.-Frau v. Stein, III, 23 = Br. 6, 246, 12—15.
Umformung im Inhalt.
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Dieselbe Beziehung darf man dann aber auch bei dem Zusatz 119, 7—20 vermuten, in welchem Werther ein von Lotte an ihren in Geschäften abwesenden Mann gerichtetes Zettelchen: „Bester, Liebster, komme sobald du kannst, ich erwarte dich mit tausend Freuden" im Phantasiespiel auf sich bezieht, wodurch er Lottes Mißfallen erregt. Alle diese Zusätze sind nun schon oben besprochen worden unter dem Gesichtspunkte einheitlicher Umgestaltung aus inneren Gründen der Komposition heraus. Werthers dumpf-lässige Selbstzergliederung, seine erschreckend klare Einsicht in das Unmögliche und Unheilvolle seiner tatenlosen Leidenschaft sollte mit strafferer Linienführung hervorgehoben werden; gleichzeitig sollte Lottes Gemüt dem Einfluß von Werthers Leidenschaft mehr entrückt, mehr von der Ansteckung schwüler Glut befreit werden. Abschließend sei nun betont, daß die Liebe zu Frau v. Stein den Dichter befähigte, unbewußt und bewußt die Stimmung seelischer Bewegung und die Bildchen rührender Unbefangenheit dem Gefüge des Ganzen farbenecht einzuverleiben. Die Weimarische Lotte gab dem seinem Stoffe entfremdeten Dichter die Kraft seelischer Anpassung und meißelte fein an den Zügen von Werthers Lotte.
Bei der Lösung der Frage, welcher der beiden Bearbeitungen der Vorzug als Kunstwerk gebühre — es sei an die Wertherstelle 73, 5 erinnert: „Ich habe daraus gelernt, wie ein Autor durch eine zweite veränderte Ausgabe seiner Geschichte, und wenn sie poetisch noch so besser geworden wäre, nothwendig seinem Buche schaden muß" •— ist ein "Verstoß gegen die Eigenart des Dichters schwer zu vermeiden. Auf der einen Seite steht das Originalwerk, die geniale Darstellung der Stimmung jener Zeit überreizter Gefühle, der naturgewaltige, unmittelbare Ausdruck der inneren Lebensfülle des Autors voll drängender Kraft und Überkraft, das Werk des jungen Goethe, welches die eigentliche Wertherbegeisterung hervorrief — auf der anderen Seite die Bearbeitung in künst-
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Zweiter Teil.
lerisch höchst vervollkommneter Form, aber von dem Dichter geschaffen, der seiner eigenen Kunstweise fremd geworden war, der in einer ganz anderen Geisteswelt lebte, die Iphigenie, Tasso, Elpenor bezeichnen. Ich leihe meinem Urteil die Worte von Michael Bernays: 1 ) „Man wird den beiden Bearbeitungen nur dann gerecht werden, wenn man sie als Denkmale verschiedener Kunstepochen der Goetheschen Poesie nebeneinander gelten läßt". ") D. j. G. I, LXXVIII.