Table of contents : Das Narren Schyff Gen Narragonien Ein borred in Das narren schyff. Von vnnurzé buchern Von guten reten Von gytikeit. Von numen funden Von alten narren. Von ler der kind Von zwytracht machen Mit volgen gutem ratt. Von bosen fytten. Von worez fruntschafft Verachtüg der gschrift Von onbefinté narren Von buolschafft Vö vermessenheit gotz Von narrechtez anslag Von fullen und prassen Von onnutzem richtuz Vö dienst zmeyer herré Von vil schwetzen Von schatz fynden Vö stroffe und felb tun Dieler der misheit. Vö oberhebūgglucks Von zu oil sorg. Von zuo borg off nemé Von onnutzé wunsché Von vnnutzé Studieren Von mider gottreden Der ander lut orteilt Von vile der pfrunden Von offschlagsuché Von frowen huetten Von eebruch Darr hur als vern Von luchtlich zyrnen Von Eygenrichtikeit Von gluckes fall Vö kräcké die nitvolgé Von offliché anschlag. An narrë sich stoffen Mit achten off all red. Von spott vogelen. Verachtügewiger freyt Hebrachti der kirché Vö mutwilligé ongfell Vö dé gwalt der narré. Vö dé weg der fellikeit Goserépel der eltern. Von wolluhst Qeymlicheit verswigé Mibé durch gutz millé Von nyd und has. Von ungedult der kraff Von narrechter artzny Von end des gewalttes Für wilssenheyt gottes Syn felbs vergessen Von ondanckberkeyt Vö im felbs wolgefallé Von dantzen Von nachtes hofyeren. Von bettleren Von bosen wibern. Vö achtung des gstirns Von erfarung aller land Mit wellen eyn nar syn Schympf nit verston Dof dunond nit warté Mit fursehen by zyt. Zancké und zugericht gö Von groben narren Von geystlich werdé. Von onnutzem jagen Von bosen schutzen Von grossem ruemen Von Spylern. Von gdruckten narré. Ruter und schriber Marrehte bottschafft. Von kochen und keller Von burschem offgang Von verachtung armut Von beharren in gutem Mit fursehen den dot Von verachtung gottes Von gottes lestern Vö plag und strof gots Von dorechté wechfel Ere dater und mutter. Von schmetzé im chor. Überhebung der hoch fart Wucher und furkouff Von hoffnung off erbé Vö verfurüg am fyrtag Schécké und beruwé Vö tragkeit und fulheit Von osledingen narren Vö abgang des gloubẽ. Vö falbé hengst striché Von oren blosen. Vö falsch und beschiff Worheyt versch wigé. Dyndernys des gutten. Ablossüg gutter werck Von lon der wisheit Das schluraffen schiff Verachtung ungfelles Dynderred des guten Entschuldigüg des dichters Der mis man End desnarrenschiffs. Register des Darrenschiffs Anhang Nachwort. Das Narrenschiff und seine Holzschnitte
Hi funt qui defcendunt marein nauibus facietes opationem in aquismultis» Afccndu t vfcf ad c£ los I 8C defcedunt νίφ ad abyffos: aia eoru in malis tabefcebat Turbati funt 8L moti funt ii'cut ebrius: 8t omnis fapientiaeorü deuorataeft « Pfalmo .Cvi·
I I Panb fynbt toll (Jeflger gefcfjriflt' (X>nb was 9 er fePen jJeyPantrijft/ 25ißeP/9er ^eyßjen vatter Per "X>nb anberSer cflic§ Bäc§ermer/ maß/9asic§(erwunber Jp , Ö a s nyeraant Effert fic§ 9ar a Bf ^ *jfa würt aßPcffgrifft vnb Per veracfjt j£>ie ^ant5 xvePt Peßtin vmflrer nadjt V n b 9üt in junben ßßnt verharren ^ A CP (Irajlfen / gaffen / (inbt voll narren V • Dienüt9an mit forfeit vmftcfan tDeIIen9oc§ nitflen namen $an ^ ö e s §aß ic? gbac^t 5Ü Si'fer früft TPie ic§ 9er narren fc§iff vffrüft g^^'&P/wexblin^/§ornac^/rennfc9iff(Ufcf « ^ a*ü· 3
Den narren fpiegeP ic§ Vifi nenn "5n Sem ein yeber narr jic§ fenn V/er yeber fy wurt er Bericht I P e r rec§t in narren fpiegef ficfjt W e r fic§ rec§t fpiecjelt /Ser Pert wof J ö a s er nit wif ßc(J acuten jo Ρ ]Ttitvfffic§§alttenl9isiiitiß/ J 0 a n nyemanijlSem nilt5 cfeHriflfe Ober $er worlicjj fprecjjen tar Ö a s er fy wifI vnb nit ein narr D ann wer fidj fur ein narren ac§t Öerifl8alb 5ft eym wifen cfmacf^t A8er wer ye wiP wit5icj fyn ö e r ifl fatuus 9er ^fatter myn Ö e r Sfit mir ouc§ 9ar an gewaPt TPanii er Syg 8&c$Pin nit 8e$aPt
^ O o n 52» ftracbt macben; Mancher $er §at cj-roß freiib $ar an' α/> ' ι Jöas er verwirret yeberman machen fünn $or vjf^as x W J ^ a r v f vnfrüntfcffcfp: fpring vnb §ag 22
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J5tt Dolgen gutem ratt ö e r ijl ein narrver wyf\w'£Ffyn nb xrebcr cjfympf In odj mojjfDüt fc§yn £>nb wenn er wyf^eit pflegen 3 o ljleingouclj fpn ßSerfpff/
"Onb for 9t'e fePjns gellen Poc£ / TPer formet oß Sie ganß gent ßPog "t>nb fagen will all gap vnbftrofj T>nbeßen machen ßerg vnb taP l ö e r $at Peyn fryb/rüw/vßeraP
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63
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70
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2iSer9en trojl (fctyebernarr itrmeynt nitftnfen#§ffc$erfir "IPann er fc^oö anber flerßen fic§fc 23alb §at eyn vrficf er erbic§t Vnb fan fagen/$er $etta£fo/ nb weiß 9oc§ 9as er (terßen mßf TDo/\Pcnn Jvnbwi&yijl jm nit £unb€ "23ifj $as$ie feffert v>§ $emmunbt JÖojc§ dfoußt er nit §as fynb Sen fiinen Senyamfn/ Ober Sar noc§ ging follic§ gwynn
Mencfaas Ifetf ffη frow Beifan ^ett er Paris 9o vj]$in gePan t 4^ett2Ufamemionnit $ü (SePoffen |γη frünbt i£cftft§us Vnb $em vertrugt §of/nb meyntman foil jn vorcflten fer J 0 a s er miicj 5Ürnen wann er well 6 0 fpric^t eyn yeber gutter £fel l TPie $ut 9er narr fic$ fo 5erryf]Ten "JpnjjilicPwill vns mit narren ßfc§Yf]en. i£r want man ^aß feyn narren vor (Befe§en/9ann f^ansefefsor/ ö e r 50m ffynbert eyns wyfen mdt ö e r jornicj weyft nit was er 9üt/ Slrcfjytas/So jm vnrec^t cffcl^acfj "£>onfynem £nec§t/5Ü jmerfpracf^/ 7c§foftr9asyet$nit|c§encPen 9ir "TDann nitmercPteyn 50m jnmir/ ö e s (jfyc^en Pfato ouc§ cjefcl^ac^ teyn 50m von Socrates man fac$ / TPIn fycfjt fyn 50m (n vngebuft 5üc§t/9er vePt ßalb jn fünb vnb fc^ulbt/. (Bebufti fenjft wiberwerti(?eyt ^i£yn weiche 5uncJ ßric^t fjerttifeyt 2111 tuiJenb/vncJebuPt verfci^ytt TPe^ornicfifl/Serßettetnit D o r fc^nellem 50m /Sief) al^yt §ut ö a n n 50m wont jnn eyns narre gmüt "Dif ringer wer eyns ßeren 50m ö e r joc§ fyn jungen ^ettverforn ö a n n tufben /bas eyn narr Sir 9üt Ö e r vfffyn narr^eytfeQtfynmuti ö e r wifj man $ut gemacf) al^yt j£ynga§er/ ßillicf} efefrytt
33on nb vnwor feyt fym a9uocat ItDann er will nemen ßy jm ratt J 0 e r fjatt jm felßs alleyn gePogen "X>nb mit fym fcfjaben fief} ßetrocjen η narr i(l /9er eyn ar^et fäc§t ö e s wort Ivnb Per /er nitcferöcl^t nb voPget aPtter wißer rott nb Pojjt jic§ fegen jn 9en 9ott
95
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100
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101
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102
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109
"Win j'n 9as für ftn muttwill ßrin^t O b e r funfl: felßs jnn Brunnen fprimjt J 0 e m 3fc§ic^trec§t/oßer fc^on erSrincPt
V r i b Will 9ie Pappen 9oc? nit font i£rjüc$t fie ttgfic§ felßer an ,t?nb meynt /go tt well jn §oren nitt - 0 o weif* er felßjl nit was er ßitt/ "UPer mit müttwill jn Brunnen fpringt "t>nb vörc^tenb /9as er 9rynn erbrincPt Q c f j r y g vafl/$as man eyn feifjm Brecht θ ί η nocf>nur fprec$ /es gfc§ic§tjm r e j t
nb fucifcn nit wollufl/vnb gybt TDe we Sem ertric^ /S as $0 §at i£yn§erren /Ser jnnfyntt§eytnb Pru£ vor /nn I vnb §tfen ßricfjt
TPercfunjlvnb fjajj/ttitt vmSiJärfJat Man fynbtrgrofj nyb ijn allem flat ö c r nyt^art / 9er ίjl nd n b f e t j te y n g o t f i c § g w a P t j m ( W a . r t 9 o c f f v e r w a n b e P t ]Q e r
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137
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micfj nit fyn nott nb jnn jrnfunben fynbtfo fry 2lPs oß j'r werc?erc£enm6§t vnb iunbt "Pnb er/juntj/(larc§i|l/vnb gefunbt TPann Sas er fic§ nit woPmag Buchen J m (HcPt βγη jc^ePmenBeyn jm rucPen „ Ö i n ffnb Sie m&ffent juncj Sar an On vnberPof ^um BattePgan X>nb Peren woPSas BatteP^fc^rey ii Strafpurcf jn Sem SummenPocg
TtBcr narr$eit £ffc fo verßlant ί&γη narr 5Ü. alien j f t t e n want *£r ft wii$ig/fo man fin Pac§ V n b cyn jufftabing v f j m mac§ QtePt er fic§ crnflßc§ 5Ö 9er fac§; ö a s man jn ouc§ fliir wiijuf $aPt jm 9i'e pfif vgSem ermePfallt/ TPer viPgfit §at/9er §at viPfriinb S e r n §tffft man reblic§ ouc§ $u funb ί £ γ η yeber Pücjtwie er jn fcifynb Θ ο Pannb ficj mit e p cm truncfnen fcfjillt 176
Mancher 9er (leftt nocij geifTficffeyC Ö e r an 9üt pfaffen /Plofierfleyt &en es 8erüwt/vnb wärt jm fcyt
S^ongeyltlicl) 2» erbe. I Hoc§ §at man anbers ye^cfePer t i 9 a s ouc^jnns narrenfcijiff ieie fitf ßeramen (Jofler 9inöf Vnb wellentfyn/fes fie nit fint >Vnb wanen/9as all weft fy erßlinbt η «u'j • 197
öieRömfcfJeft'rcjJ vierfcljweflern gat Ö o man fließt Patriarchen (labt ConflanrinopeP/Afexanbria , w 59erufafem / Änt$ioc§ia S i e finbtycQ Pumen ijant} Sar von &swürt6alb an Sas §oußt ouc§ fcf^myijtjn $en ßuefj öbergytt jm eyn §ry tt jnn$ie ryppen JÖasj'm 9as Seiler feilt (n Sie Grippen \.S*er felßen wergütmu(]iggon IjTPann manfuft xeiffieit woPt ver(lon7 &TX>annyeber wer/ aPs er (ic§ ßePtt ^JÖen man für frumm/vnb rebPicf} £eft •Ober ffcePc fic§ aPs er Sann wer I DiP narren Pappen ßünben Par w
270
5eic§en 9er ßcc^tferifey t 3(1 /^fouBcn was εγη feber feit ί έ γ η flapperer Balb viP füt ν ortfeit
Apparatus et instruetus archivorura, Argentorati 1713, p. 15 f.
III
wertvoll. Sie war es zudem, die das eintt berühmte und überfchwdnglldi gepriefene Werk, das als Weltbibel ein ganzes leitalter gefpeiit hatte, nach zweihundertjähriger Pergellenheit wieder hervorzog. Für eine Kommentierung und literarhiltorirdie Analyfe des narrenichlffes war freilich der gelehrte Antiquar, der [ich übrigens audi der Unter· itützung des Freiherrn v. üleufebach hatte erfreuen dürfen, keineswegs gerüftet. Er gehörte noch Jener älteren, aus dem 17. Jahrhundert herkommenden und durch das 18. und beginnende 19. Jahrhundert [ich fortpflanzenden Richtung der «Idterärgelchichfei» an, die, unberührt von den äfthetifchen, kritifchen und gefchichtlichen ümpulfen des 18. J a h r · hunderts und der Romantik, Zwilchen Catiachen und Ilamen, Bücher· titeln und Exzerpten die geiltigen Bindungen nicht vermiete. Spurlos war an feiner Ausgabe des narrenidiiffes die Entwicklung der deutlchen Spradiwiffenfchaft vorübergegangen, und die erklärenden Anmerkungen trugen mit manchen grellen niifjveriiändniifen nur dazu bei, den Sinn ftellenweife noch mehr zu verdunkeln. Die Erftttliefjung des narrenfchiffes nach allen Richtungen knüpft [ich an den [lamen Friedrich Z a r n c k e s . Was mit feiner Ausgabe des Jahres 1854 geboten wurde, ift alles in allem ein Werk, das in der deutlchen Philologie nicht viele feinesgleichen hat, beftimmt, dauernd in ihrem EhrenRhreine zu [tehen. Und zweifelnd fragt man (ich an· gefichts der ßingebung und Selehrfamkeit in dieter klaffifchen beiltung, ob nicht heute die Zeiten bereits hinter uns liegen, die in der fiitera· turgefchichte monumentale Arbeiten von reiner, aber fo der Allgemein· heit am betten dienender Wiffenichaftlichkeii hervorbringen wie dieie. Das üarrenfchiff ift Abfchlufj und Sammelbecken der mittelalter· liehen behrdichtung. Es ift aufgebaut auf der Bibel, den fllten, dem kanonifdien Recht. Der Seiehrte, der Jurift, der Politiker [pridit in ihm. Es umfdireibt den ganzen Kulturkreis (einer Zeit, Weltliches und Geiftliches, und wurzelt tief im Volkstümlichen. Wie es aus einer langen Tradition hervorwächft, fo hat es eine lange Kette von Bearbeitungen, üaehahmungen, Kompilationen, Paraphrafen des huma· IV
niftifchen und Reformationszeitalters nicht nur in Deutfdiland hervor« gerufen und der ihm folgenden Literatur allenthalben feinen Stempel aufgedrückt, bis die galante Renaiffancekultur des nachopifcifchen 17. Jahrhunderts das holzgeldmittfeffe Werk gänzlich beiieite fchob. Seine Form zeigt die deutfche Sprache in dem wenig erforfchten Stadium des Überganges vom Iüittelhodideutfdien zum Frühneuhoch· deutfchen. nach allen diefen Seiten iff Zarnckes Ausgabe in nie per· tagender Kleinarbeit dem Werke gerecht geworden. Durch feine Erbeiten über den Deutfchen Sato (1852) und feine Studien Ober die Uniperfitäten im ülitfelalter heimifdi gemacht in der Sphäre, aus der das üarrenfchiff hervorgegangen war, permochte er auf Grund einer Gelehrfamkeit, der auch die Bekanntfchaft mit dem Verfteckten und Fernliegenden felbftperftändlich iff, das Werk, deffen Erklärung nicht nur dem baien bisweilen fchwerer fallen wird als die eines Gedichtes aus einer weit älteren Sprachperiode, faff reftlos nach Worffinn, Quellen, Wirkung, Gefchichfe des Cextes, nach Sprachgebrauch und kultur· gefchichtlichem Gehalt in die rechte Beleuchtung zu rücken - ohne grofjes Hufgebot darftellerifcher mittel, am liebften in jener wortkargen Hrt der alten meiffer der deutfchen Philologie, poran Jakob Grimms und Karl hachmanns, die die Belege für (ich felber fprechen liefen. So ward Zarnckes Husgabe mit Einleitung, Beigaben und Kommentar nicht nur ein Corpus Branfianum, fondern eine fchwerlich zu er' fdiöpfende Fundgrube und ein Quellenwerk erften Ranges für die Ixiteratur*, Sprach' und Kulturgefchichte des 15. und 16. Jahrhunderts und hätte die eines Beffern belehren follen, die an dem Perfaffer die Fähigkeit zur Überfdiau großer Gebiete und Strecken permigten l . Es wäre ein ausfichtslofes Unternehmen, mit diefem Kommentar wetteifern zu wollen, mag man auch an manchen Stellen pon feiner Huffaffung abzuweichen geneigt oder berechtigt fein 8 . Hudi die kommentierte Pgl. (eine Kleinen Schriften 2, Leipzig 1898, S. 385. Ein eklatantes IIll{ji?erltdndnis 11t ζ. Β. pon El. Soefce, Paul-Braunes Beitrage 23, 245 aufgedeckt worden, und es liege fidi nodi mit einer Reihe anderer aufwarten. 1
J
V
Ausgabe/
die Karl
Goedeke
1872 in
normierter
Sprachform
er·
[dieinen liefj, ffehf, ίο [ehr fie [ich [elblfändig zu geben bemüht war, im Schatten der Lteiffung Zarndtes, pon Simrodts mifjglüdtfer Über· feljung ins
rteuhochdeutiche
(1872),
von
Bobertags
Husgabe
KQrldiners «Deuffcher [lafionalliferafuri» (Bd. 16) zu fchweigen.
in
Jeden-
falls iff für den, dem es um das Wort* und Sachverftändnis zu tun ift, durch die vorhandenen Veröffentlichungen beftens geforgt: unfere Fakfimileausgabe braucht, was die Erklärung des üextes angeht, lieh nicht zu belaften oder Ichon getane Arbeit nochmals zu tun.
Sie darf
lieh in dieler Beziehung um lo eher mit einem fiinweis auf das bereits Vorliegende begnügen, als eine Reproduktion des Ilarrenfchiffes heute Beobachtungen anderer Hrt nahelegt. Zarndtes klatliiche fieiftung hat, foweit die Philologen und fiiterar· hiftoriker in Betracht kamen,
die Forfchung über das flarrenlchiff
und feinen Verfaffer lange in Bann gehalten.
Und mit Recht: wer,
nicht gefchreckt durch die Unüberßditlichkeit des Werkes, das fo vieles enthält, was man dort nicht gefucht hätte, es fidi gründlich zu eigen gemacht hat, wird wenig ßoffnung haben, in den von Zarncke angerührten exakten Fragen über feine Ergebniffe hinauszukommen.
So
erfchien im legten halben Jahrhundert Brant und fein ßauptwerk als ein Segenftand, dem nicht mehr viel abzugewinnen war.
Und erft
in jüngfter Zeit haben neue 6efiditspunkte audi hier die Perfpektive verändert.
Einmal macht fidi das Bedürfnis nach einer erfchöpfenden
Sefamfcharakteriffik des ITIannes und feiner verzweigten literarifchen Cätigkeit, nach einer
fierleitung
und Kennzeichnung feiner fäirift·
ftelleriichen mittel geltend. Bereits C h a r l e s Schmidt hat eine ähnliche Aufgabe zu löfen fidi vorgelegt, fowohl in feiner notice sur Sibaftien Brant (Revue d'Hlsace 3 [1874], S. 3 - 5 6 , 1 6 1 - 2 1 6 , 3 4 6 - 3 8 8 ) wie in dem feinen erften Huffaft erweiternden Kapitel feiner ßistoire lifföraire de l'fllsace ά la fin du XV e et au commencement du XVI e Steele, Paris 1879, I, II, 3 4 0 - 3 7 3 .
191-333;
Es liegt mir fern, die Verdienfte des gelehrten, gefchmadt*
VI
polten und pon rechter hiebe zur Vergangenheit feines ßeimatlandes getragenen Forfchers zu Ichmälern. Seine plane und flüffige Darftellung iff reich an perftändigen Urteilen und werfpollen ßinweifen und zeugt pon der Umfidit des glücklichen Sammlers, dem die Sfrafjburger Bibliothek fo wertpolle Stücke aus der Zeit des Frühdruckes perdankt. Die Brant· Bibliographie im Hnhang zum zweiten Bande der ßistoire lifföraire iff die bislang pollltändiglte und zuperläffigfte, zu der zurückkehren mufj, wen die Lückenhaftigkeit des SrundriHes pon Karl Soedeke l 2 (1884), S. 383—392 in diefem Falle perdriegt. Hber alles dies lägt nicht hinweglehen über die Catfache, dag die Hrbeiten Charles Schmidts mehr lofe perbundene üotizen als eine runde flnalyfe und Charak· teriltik des meniäien und Schriftftellers Brant enthalten, mehr ein das ündipiduelle doch nicht erfaffendes Rüfonnement und eine Beurteilung pom Standpunkte der Segenwart als eine hiftorifche Ergründung und Perftändlichung, dag fie mehr ü b e r die Dinge als pon den Dingen reden und dag, ganz abgeiehen pon einzelnen €ntgleifungen und Schiefheiten, dem Autor die methodifche, hiftorifch'philologirdie Schulung fehlt, die den Gegenwänden gemäg ift. Dankenswert als ein Per· fudi, die Kenntnis Brants pom damaligen Standpunkte zufammenzu· fallen, madit die Darftellung Schmidts eine umfallende Biographie des gefchäftigen fiutors, der nach fo pielen Seiten repräfentatip für fein Zeitalter erfäieint, nidit überflüffig. 3ft doch auch das material zur Kenntnis feiner hiftorifäien Sdiriftftellerei wie feiner Dichtung in den legten Jahrzehnten durch W o l f r a m 1 , D a d i e u x 2 , V a r r e n t r a p p 3 , 1
«Ein bisher unbekanntes Werk Sebaltlan Branfs» («uszugk einer Stadt Straszburg alt harchomen und bestetlgten freyheiten»), Bandfchr. Im Straftburger Stadt· ardiio: 3ahrbudi far Sefdildife, Sprache und Literatur EifafS'boihrlngens 1 (1885), S.106 f. Eine ausführliche Behandlung diefes Werkes, in dem audi «der ßumor des Perfaffers in ergSftlldier Welle hervortritt», fteht noch a u s ; entftanden l(t es 1520. 9 Hnnales de SέbastIeπ Brant, mitteltungen der Seiellfthaft zur Erhaltung der geiäiicfit· Iidien Denkmäler Im Elfa&, 2. Folge, 15 (Strasburg 1892), S. XCVII, 211 ff. und 19 [1899], S. 35 ff. (Durdi S. I I beftimmt lieh die flbfaflung des Hnm. 1 genannten Werkes.) * Seb. Brants B e t r e i b u n g oon Deutichland und ihre PerSffentiidiung durdi Cafpar Bedlo, Zeitkhrlft f. d. Seidiidite des Oberrheins, neue Folge, 11, 288 iL
VII
üudw. Schmidt 1 , Priebfdi®, S f e n z e l 3 u. a. vermehrt und manches Steinchen hinzugetragen, auch in Ginzelunterfuchungen* diele und Jene Seite feiner Wirkfamkeit genauer darzuftellen unternommen worden. Freilich wäre es keine (eichte Hufgabe, ihm auf allen Gebieten zu folgen; denn die GeFdiichtsforlchung, die klaffifche Philologie, 3uris» prudenz, Cheologie, Pädagogik, die Gelehrfengeichichfe des Elfafc und die poliiiiche Gefchichte Strasburgs würden neben der deutfdien Sprach· und Kulturwiffenfdiaft an einer foldien ülonographie beteiligt fein. Die dringlichfte Hufgabe der Brant-Forfchung bleibt einftweilen eine Sammlung feiner kleineren weltlichen und geiftlichen, deutfchen und lateinifdien Poefien, die auch das Corpus der Varia Carmina pon 1498 mitumfaffen müfjte. Das lebendigfte üJntereffe fand in den legten Jahrzehnten das Ilarrenfchiff und fein Verfaffer auf feiten der kunftgefchichilichen For· Teilung. Batten fchon F. Fifcher 6 , Zarncke und Ch. Schmidt auf die Beziehungen Brants zur ßolzfchnittkunft ihr Hugenmerk gerichtet, fo kam Bewegung in diefe Probleme doch erft, feitdem, namentlich auf Grund der Anregungen Hnton Springers, die deutfehe Buchilluftration einer fyftematifchen Bearbeitung unterworfen wurde, nun erft zeigte fich Brant mit feinen zahlreichen holzfchnittgefchmückten Veröffentlichungen 1
Gin unbekanntes Gedicht Seb. Brants, Hnz. f. deuttdtes HItertum 24, 217 ff. Deutlche ßandfdirlffen in England 1, Erlangen 1896, S. 7: H y m n u s Pange linguS de Corpore Cbristi ex Latino in idioma vulgare sub congruis r y t h m i s per Sebastian Brant traduetus (ohne VerfaKernamen gedruckt auch bei Ph. Wacker· nagel, Kirchenlied 2, ΠΓ. 1364). • Jahrbuch für Selchldite, Sprache und Literatur Elfalj.Iiothringens 26 (1910), S. 165 f. 4 P. B e t f o n , De Sebastiani Brant s e r m o n e , Argentorati 1900 (ganz unzu· länglich). - Hd. C i e d g e , Sebaftian Brants Freidanh-Bearbeitung in ihrem Verhältnis zum Original, Diif. Balle 1903 (eine nfi|jliche, leider nidit »ollttändig oorliegende Hrbeit). Carl S e h r e e d e r , Der deutfche Facetus (Palaettra 86), Berlin 1911, S. 242 ff. - P. C l a u s , Rhythmik und ületrih in Sebaitian Brants Flarrenlchiff (Quellen und Forläiungen 112), Strasburg 1911. - S t e i n m e y e r in der Hllg. Deutfdien Biographie 3, 256 ff. 5 Friedrich Eggers Deutfdies Kunltblatt 1851, nr. 28, 29. 2
VIII
bei Bafeler und Straßburger Offizinen in feiner ganzen Bedeutung als Förderer diefes Kunffzweiges. Dabei ffand die überragende ülluffrations· kunff des üarrenfdiiffes naturgemäß an erlfer Stelle. Vollends feit im 3ahre 1892 Daniel Burdkhardts Schrift über Dürers Hufenthalf in Bafel diefe ülluftrationen mit andern dem größten üleilfer der deutfdien Re· naiffance zuwies, ift das üarrenfdiiff der üliftelpunkt einer angeregten und anregenden Kontroverfe geworden, die bis heute zu einem entfdieiden· den Hbfchlufie nicht gekommen ift. Seht diefe, weite Kreife ziehende und den ßintergrund der getarnten ßolzfchnittkunft des 15. Jahrhunderts erfordernde Streitfrage, tief ins Stilgefchiditliche hineinführend, audi in erfter Linie die Kunfthiftoriker an, die durch Burckhardts ßypothefe das Werk Dürers um ein (ehr Beträchtliches vermehrt fanden und nun feine Entwicklung neu aufbauen tollten, ίο ift das Problem doch nicht auf fie befchränkt. Und bedürfte es einmal eines überzeugenden Beleges für die üatfache, daß die immer mehr fpezialifierten gefchichtlichen Einzelwiffenfchaften nebeneinander herarbeiten, ohne fidi umeinander zu kümmern, während das beben und die Sefdiichte eines folchen Fächerwerkes fpotten, fo könnte das auch der Umftand fein, daß von der großen Literatur über die Bolz· fdmitfe des üarrenfchiffes in die Kreife der üiferarhilforiker nur wenig gedrungen ift. Dadurch Jedoch, daß feit einiger Zeit die ßolz· fdmitte des Brantfchen Werkes im Vordergrunde kunftgefchichflicher Erörterungen ftanden, ift einer deutlicheren Erkenntnis der flbfichten und Ziele Brants Vorfchub geleiftet, wobei fich Kunftgefchichte und Philologie in die ßände arbeiten muffen. Es (äffen fich da audi B e · obachtungen über das Wechfelverhältnis von bildender Kunft und Rede aufteilen, die über gefdiichtliche Ergebniffe hinausgehend, Einfiditen allgemeiner kunfttheoretifdier flrt zu befördern geeignet find. Somit erklärt (ich eine Fakfimileausgabe des Werkes, zu dem der Vater der elfäffifchen Iiiteratur des humaniftifdien und Reforma· tionszeitalters, inmitten des fluffchwunges der oberrheinifchen ßolz· fdinittkunft, fidi mit einem großen Künftler vereinigte, nicht aus der ix
Ileigung zu archaiiierender Spielerei in unterem «fakümiiefreudigen» Zeitalter, fondern aus dem Gegenftande und den Geboten der Willen· Ichaii. Die Gefellfdiaft für Elfäififche Literatur glaubte es an die Spifce ihrer Veröffentlichungen (teilen zu (ollen, unabhängig pon blofj bibliophilen 3ntereffen und ohne bis auf die Wiedergabe des Papieres den alten Schein zu fucfien, aber mit dem Beitreben, eine würdige und nicht exorbitante Reproduktion zu liefern, die das Künftlerildie und 6raphifche mit Schärfe und Ureue wiedergibt. Denn mit dem blofjen Cexte Brants kennt man nur die eine, die künltlerilch geringere Seite der Kompolition diefes üiteraturwerkes, das ein rechter Prototyp eines ethifdi und moralifch gerichteten Zeitalters i(t, dem (eine Didaxis im Bilde zu peranfdiaulichen ein Bedürfnis war. So wie das Ilarrenfchiff zu Balel 1494 in dem Verlage pon Brants Freunde Johann Bergmann pon Olpe ans Licht traf, bildet es eine impolante Einheit, zu der (ich Cext und ßolzfchnitte, Randleiften und Schriftbild pereinigen. Als eine folche Einheit will es im Sinne feines Schöpfers pon Forfchenden und Genießenden betrachtet werden.
II. «ITlan mufj», fagt Zarncke, "dies Werk in dem trefflich erhaltenen Exemplare gefehen haben, welches die Königliche Bibliothek in Berlin mit der meulebadifchen Sammlung erworben hat, um die pollendete Schönheit des Drucks und der flusftattung gebührend würdigen zu können.» Dies Exemplar liegt unferm Fakfimile zu Grunde. Es ift bekannt, dafj die Drucke der Offizin Bergmanns pon Olpe, der felber ein gebildeter fiumanift, nur als Förderer der neuen Bildung Werke feines Freundeskreifes oder folche humaniftifcher ßerkunft druckte, nach feiten der Husftatfung ungewöhnliche Erzeugniffe find, wenn mir auch Zarnckes lüeinung, daf} 4ie im ganzen 15. Jahrhundert innerhalb der Grenzen Deuffdilands ihresgleichen nicht» finden, übertrieben zu lein χ
idieint 1 . Jedenfalls aber find He der ßingebung an die Sache und des künftferifchen Empfindens in dem damaligen Vororfe 2 der neuen Kunft, in Bafel würdige Zeugniffe. Ob die IMdiung von Fraktur und Antiqua, die faft ein Unikum, aber von better Wirkung ift, auf eine äfthetifäie M e n t i o n zurückführt oder einer Ilotwendigkeif entfprang, infofern der nicht lange vor dem J a h r e 1494 etablierte Verleger über eine feinen Hnfprüchen genügende vollftändige üypenfammlung in Fraktur noch nicht verfügte, bleibe dahingeftellt. ΓΠαπ möchte das letjte annehmen, da von der allerdings weniger als prächtigen biebhaberdruck fidi gebenden zweiten Huf läge (1495) an das narrenfchiff, wenn nicht in reiner Fraktur, fo doch mit verfchwindend fparfamer BeimiFchung von Antiqua erfcheint. Dafj Brant die Korrektur des üextes felber verfah, ift aus verfchiedenen Gründen 3 fo gut wie ficher. Wir haben in der Erftausgabe einen authentilchen und verhältnismäßig faubern Uext vor uns. n u r mufj man darunter keine orthographirche normalifierung verliehen, wie fie, um fidi audi darin von Zarncke zu unterfcheiden, Goedeke in feiner mit erklärenden Fußnoten verfehenen Ausgabe bietet, zugleich mit der beweislofen und unbeweisbaren Behauptung, dafj das Original «flüchtig und nachläffig gedruckt iffi» und feine «vielfachen Fehler von allen nach· folgern in alter Zeit wiederholt find·» (S. XXXI) 4 . 1
Über B e r g m a n n
von Olpe, den
lebenslustigen ß u m a n l f t e n geiftlidien S t a n d e s ,
h a n d e l t nach Stockmeyer-Reber ( B e i t r ä g e zur B a s l e r Budidruckergeidiidife, Baiel 1840, S. 128 ff.) und Zarncke der gute Artikel von Steift in der HHgemeinen Deutfchen Biographie 2 4 , 3 1 4 f f . ; e r g ä n z e n d e
ITlitfeilungen bei ßeife und Bernouiili, B a s l e r BQdier·
m a r k e n , S t r a s b u r g 1 8 9 5 , S. X V I I I ; nichts n e u e s bei e h . W. ß e c k e t h o r n , Che printers of B a s l e , fiondon 1897. S. 132 ff., wo alte 3 r r t f l m e r wiederholt werden. ' fl. W e l t m a n n , Bolbein und feine Z e i t 2 1, iieipzig 1 8 7 4 , S. 1 0 9 t . 8
Zarncke S. 2 6 7 .
4
Der tiefer des Fakfimiles wird gut t u n , die folgenden unzweifelhaften Druckfehler
und Verfehen
des
Originals
zu berückfichtigen:
S. 6, Z. 15 liiileyffent ff. idilyeifent;
S. 11, Z . 25 gwalttg ft. gwaltig; S. 17, Z. 14 heyfe ft. heynfc; S. 21, Z. 6 Und eim m e i s t e r ft. Und mit eim m e i s t e r ;
S. 38, Z. 2
HIleyn ond gerecht ft.
fllleyn
und
nit gerecht;
S. 4 0 , Z . 4 narrechtez ft. n a r r e d i t e m (ähnliches mehrfach a u s m a n g e l a n der nötigen Z a h l von Cypenexemplaren lör d a s Fraktur-m der Öberlchriften); S. 44, 1 . 4 Syrum it. C y r u m ; S. 51, Z. 15 wll ft. vif; S. 5 3 , Z. 2 läiieffen ft. fdiieffen (f ft. I nodi mehrfach); S. 84,
Über Barclays Ship of fools [neugedruebt Edinburgh 1874] und leine Quellen F. Fraultadts Breslauer DIHert. 1894.
XII
Von ihr wurden die Exemplare der Königlichen Bibliothek in Berlin, der ßof· und Staatsbibliothek in manchen, der Königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden, der Srogherzoglichen Bibliothek in Darmltadt, des k. u. k. ülufeums für Kunft und 3nduftrie in Wien zu Rate gezogen. Von allen Exemplaren empfahl (ich das Berliner nicht nur auf Grund feiner Erhaltung für eine fakfimilierte Wiedergabe am meiften. Das IRünchener und das itark belämittene Wiener Exemplar lind - durch einen fenkrechten Balken in der Iüajuskel am Hnfang einer jeden üextzeile — rubriziert. Das Darmftädter Exemplar mit (einen roh kolorierten ßolzichnitten und Randleiiten lägt wieder einmal die Barbarei empfinden, die mit diefem «Husftreichen» an der meifterlichen Kunft unferer betten Büdierholzlchnitte verübt wurde, da man (ich, in der noch lange wirkfamen Verkeilung, an dem Buche nur einen wohlfeileren Erfaij für die ehemalige ßandfehrift zu haben, auch von der ITliniaturenmalerei nicht trennen wollte und lie an der Budikunft der Inkunabeln handwerksmäßig fortlegte 1 . Eine bisher nicht erkannte Sonderftellung, hinausgehend über die kleinen Variationen, die (ich auch fonft wohl in den ünkunabeldrudten einer und derfelben Ausgabe finden, nimmt allen andern mir b e · kannten Exemplaren gegenüber das Dresdener ( D r ) ein. Buch dem flüchtigen Berdumer wird die Abweichung fogleich am legten Kapitel und an der Schlugfeite vor dem Regifter auffallen. Hber nicht nur der Cext auf den beiden offenbar neugefetjten mittleren Doppelblättern des legten Bogens (S. 309 ff.), auch bereits der Bogen d (S. 49 ff.) bietet Varianten 2 . 1 0 . Bate, Die Koberger 2 , Leipzig 1885, S. 58, 73, 113; vgl. audi Burdach, Vom miftelalfer zur Reformation, ßalle 1893, S. 6 i. 2 S. 51, Z. 3 antwürtt] antwurt D r ; Z. 14 gan] gon D r ; Z. 16 |n fehlt D r ; Z. 21 ueranttwurt] weranffwurt D r ; Z. 22 entpfoht] entpfodif D r ; S. 52, Z. 5 nodi red] noch· red D r ; Z. 12 das] dal D r ; Z. 13 uerlurt] w l ä r t D r ; Z. 16 wenn] wann D r ; Z. 20 half] hat D r ; Z. 21 cor vis] uorots D r ; S. 61, Z. 22 richtum] richlüm D r ; S. 62, Z. 8 getön] gethon Dr. - S. 309, Z. 5 wil] wyis D r ; Z. 7; S. 310, Z. 14 glirfi] glydi D r ; S. 310 Z. 15 wintkel mafs] wlncfcelrnafs D r ; Z. 18 Versefc] Versefct D r ; Z. 23 betraht] betradit D r ; Z. 29 verbessert] Debessert D r ; S. 311 Z. 10 Sin] Syn; zfidit] rudit D r ; Z. 11 wärck] werck D r ; Z. 20 iedit] redit D r ; Z. 24 gratias] gracias D r ; S. 312
XIII
Huf beiden Bogen und noch an einer driften Stelle weicht audi der fiolzfäinitfrchmucfc von dem der Vulgafa der editio p r i n c e p s ab.
Die
Seiten d I I a (51), d I I b (52), d V i l a (61), d V l l b (62) weifen andere Bordüren auf, BI. t VIII a (S. 303) zeigt
in der linken Bordüre eine
kleine Abweichung, fluch der ßoizrdinitt dieler Seife iff in D r ein offen· bar perbefferfer und geglätteter Abdruck. Beieifigf iff da der pon rechts nach links unmotipiert in das Bild hineinragende fchwarze ß a k e n , und es fehlt der Stein (?) auf der üürrchwelle links. im Schnitt (an der Gewandung
Kleine Verbefferungen
des pon links porn herbeieilenden
m a n n e s ) zeigt audi der ßolzfchnift auf Bl. v i a (S. 305).
Endlich
ftehen auf Bl. ν III a — ν I V b (S. 3 0 9 - 3 1 2 ) einmal andere Bordüren; fodann iff D r am Sdiluffe (S. 312) bereits mit dem Signet perfehen, das, der zweiten und der dritten Originalausgabe eigentümlich, beim Hbfchlufj der Srftausgabe offenbar noch nicht porhanden war 1 .
Be·
fondere Beachtung erfordert noch der ßoizrdinitt des Sdilujjkapifels («Der wyfs man») in D r (S. 309). Wiederum weift da das Dresdener Exemplar wandten
6Iäftungen
auf,
die
pon
minutiöfen Sorgfalt Zeugnis
der
den
ablegen.
ßolzfchnitten Derfelbe
zuge-
ßoizrdinitt
fleht aber bereits bei Kap. 22 («Die 1er der wisheif», S. 58), jedoch ohne die kleinen, nur bei idiarfem Zufehen erkennbaren Fehler, die ihm an der zweiten Stelle anhaften und dort pon D r beteiligt worden find.
Da er zweifellos für Kap. 22 gezeichnet ift und im inhaltlich
perwandten Sdilufjkapitel nur fekundäre Verwendung gefunden hat (wie denn bei allen Wiederholungen pon ßolzfchnitten der Abdruck in der erften ßälfte des Werkes der urfprünglidie iff), fo darf
man mit
einiger Beffimmtheif lagen, dafj f ü r d i e f e n ß o l z f d i n i f t z w e i
Faf*
Z. 3 eruolgüg] eruolgung D r ; Z. 4 Oudi] och D r ; Z. 6 ΡΠ] tmd D r . - Huf dem Bogen d perbeffert D r audi die elnigemale far I in den Cext gekommenen f. Über· wiegend bringen aber die Parianten pon D r Fehler in den Cext, und nur in den wenigen FdHen, in denen es lidi um Perbelierungen handelt, werden die Änderungen des Dresdner Exemplars pon der zweiten und den folgenden Husgaben des tlarrenldilffes akzeptiert. 1
Reproduziert im Anhang oben Mr. 7.
XIV
iungen
vorlagen, von denen die eine, die verbefferte, bei Kap. 22
zum Hbdrudk kam, während bei Kap. 112 nur aus Veriehen der weniger gute Stock
benutjt wurde.
3n D r wurde dann dies Veriehen
gut·
gemacht. Es lägt erkennen, dag von einem und demfelben ßolzfchnifte doppelte Ausfertigungen vorlagen.
Für die an die ßolzfdinitte an-
knüpfenden Kontroverfen kann diele Beobachtung wichtig werden. So Itellt lieh das Dresdener Exemplar des narrenfehiffes als einen an einigen Stellen revidierten Hbzug der editio p r i n e e p s dar, vielleicht als die Revifion eines Reftes der noch vorhandenen Huflage noch das eine und andere
Exemplar
falls
gleichen Schlages auftauchen
tollte —, oder als die Husbefferung eines defekten Exemplars ~ falls D r in feiner Hrt alleinfteht.
Wohl für den neuen Hbzug diefes und
jenen ßolzlchnittes, nicht aber für die Varianten des Cextes, an denen Brant felbft gewig nicht beteiligt war, vermag ich jegt eine triftige Erklärung zu finden. liniere
Fakfimileausgabe
reproduziert
getreu bis auf e i n e Umänderung.
das
Berliner
Exemplar
Die fiolzichniffe, die im Original
bei Kap. 38 (S. 9 4 ) : '(Von krancken die nit volgen» und bei Kap, 55 (S. 134):
«Von narrechter argny» liehen, haben im Fakiimile ihre
Pläge gewedifelt und find damit an die ihnen von rechtswegen zukommenden Stellen gerückt.
Denn es duldet keinen Zweifel, dag der
ßolzfdmitt, der den die zurückgeftreifte Ilarrenkappe tragenden bor« nierten Kranken zeigt, wie er im Bette liegend eigenfinnig mit dem Fug den Cilch mit Hrzneien umftögt, während der neben dem Lager ftehende Hrzt ihm dem Puls fühlt und mahnend die ß a n d hebt dag dies Bild nur das Kapitel vom unfolgfamen Kranken illuftrieren kann.
Und ebenfo ficher ift, dag das gleich genial charakterifierende
Bild, das in unferm Fakiimile Jegt das Kapitel «Von narrechter argny» begleitet, mit deffen Inhalt zufammengehört: wieder ein Kranker im Bette, ausgezehrt, mit bereits hippokratifchen Zügen, umftanden von den angftvollen Angehörigen.
Hber diesmal trägt der Hrzt die narren*
ohren: er wendet (ich mit dramatifcher Gebärde zur Cur, in der Linken
xv
das Sefäfc mit dem zu untergehenden ßarne des Kranken hochhebend. Die Szene Itellt (ich einleuchtend zu den erlten Zeiten des Kapitels 55 (S. 134): Der Wer Und Was
gat wo! heyn mit andern narrn eym dottbran&en bsytfif den harrn spricht, wart, bits ich dir oerkünd ich in mynen bflchern fynd.
6s erfchien geboten, diele offenkundige Vertaulchung der beiden leicht verwechfelbaren fiolzfthnitte zu rektifizieren, um fo mehr, als bereits die zweite Originalausgabe (1495), ja fchon der nürnberger üachdrudt von 1494 das Hörende Verfehen erkannt und befeitigt haben. Hndere Umftellungen von ßolzfthniften oder Ergänzungen nach ipäteren Editionen vorzunehmen, iff, ohne den Charakter der Gritausgabe anzufallen, m. E. kein Hnlafj vorhanden, ünsbefondere glaubte ich da nicht den Winken Bans Κ ο eg 1 er s (Repertorium für Kunltwilfen» ichaff 30 [1907], S. 190 ff., 203) folgen zu Jollen. Diefe Fragen aufrollen heißt bereits an die Erörterung der durch die ßolzichnitte lieh aufdrängenden Probleme des üarrenichiffes herantreten.
III. Sechs ßolzichnitte der Erftausgabe find von der zweiten, 1495 er· Ichienenen Edition ab durch andere eriefjt worden. Es find einmal die 311u[frationen zu Kap. 9 (Von bösen sytten, S. 26), Kap. 67 (Ilit wellen eyn nar syn, S. 172) 1 , Kap. 69 (Bot dun vnd nit warten, S. 178). Die beiden erlten haben offenbar denfelben Urheber, der mit andern Arbeiten im liarrenlchiff nicht mehr vertreten ilt 2 . Seine unfeharfe, 1 D a g auch dieler Bolzidinitt in der zweiten Ausgabe durch eine Variante erlebt wurde, lit con Koegier a. a. 0 . S. 199 übertehen. ' V?. Weisbach, Die Baieier Budiillullrafion des X V . Jahrhunderts, Strasburg 1896 (Studien zur Deutfchen KunitgeTchichte 8. ßeft), S. 69 Tchreibt demtelben KOnitler zwar noch den Bolzichnltt von Kap. 49 ( S . 122) zu, meines Grachtens Jedoch mit Unrecht. Siehe auch welter unten.
XVI
wenig plaftifche ülanier, die lieh durch kurze Parallelfchraffierungen kenn* zeichnet, icheini ίο iehr mifjfallen zu haben, dag man (eine beiden Hrbeiten durch neue 3lluftrationen pon der Band eines andern, auch an der erften Huflage bereits beteiligten Künftlers erlebte.
Das dritte
Bild (S. 178) rührt von dem bedeutenden ITleifter der narrenfchiff» illuiirafionen h e r ; es wurde aber ~
mit Recht -
ebenfalls als nicht
gelungen angelehen. Drei weitere ßolzfchnifte der Erltausgabe jedoch erhielten
aus
andern als tedinifchen Gründen von der zweiten Husgabe ab tauglicher ericheinende nachfolgen 1. der ßolzfchnitt zu Kap. 73 (Von geystlich werden, S. 188), der mit dem zu Kap. 27 (Von pnnutjem studieren, S. 70) identiidi ift und zu dielem Kapitel auch entworfen fein wird. Sein in der zweiten Aus· gäbe bei Kap. 73 ihn erlebender üachfolger (narr mit Striegel, ein Paar niaultiere am Zügel
haltend) 1 wird von Koegler" zwar
«Originalbildi» diefes Kapitels angefprochen.
als
Eber die von ihm an>
genommene Beziehung zum Cexte ift ebenfowenig fchlagend, wie fie durch eine Bemerkung Zarndtes (S. 417) geklärt fein dürfte 3 . Der alte, * Reproduziert im Hnhang ΠΓ. 4. 3 Η. a. 0 . S. 200, 203. 8 Zarndte erklärt den ßolzfchnitt aus einer Bemerkung, die Hdi zu ihm am Rande der zweiten Husgabe der liocherlchen Überlegung von 1497 (Kai. A u g u s t i ) findet: «Quid R o m a e f a c i a m : m e n t i r i n e s c i o ; m u l o s q u i vel e q u o s s t r i g i l a n t p i n g u i a q u a e q u e f e r u n t . C l e r i c e , q n i n e s c i s quid j u s et q u i d sit h o n e s t u m , A p t i u s e s t a r a t r u m q u a m s a c e r o r d o tibi.» Hb er diele ΠοΗζ bei kodier iit nicht mehr als eine Crklflrung ex post. — Daniel Burdihardt (3ahrbudi der Königl. Preutjiidien Kunitiamm· lungen 28 [1907], S. 169) meint — ohne pon Zarncfces ßinweis flotiz zu nehmen —, dafj «das Bild gar keine Beziehung zum Cext belifjt. Die Kompoiition war — im iadiliehen Sinn — verfehlt und wurde deshalb von Brant zurückgeltelif». — Pgl. übrigens auch Kap. 110 (S. 304 Z. 71.): «Eijn rfldig rols das Iydt nit lang Das man mit strygelen umb es gang.» Sit der ßolzfchnitt vielleicht uriprünglidi eine Sllultration zu Kap. 110, die aber dann nicht recht wirfcfam erfüllen und durch das Bild, auf dem der Ka&e die Schelle umgehängt und ein Bund von einem Knochen getroffen wird (vgl. S. 304, Z. 5 und 9f.), verdrängt w u r d e t Dafj der den Striegel haltende ΠΙαππ Harrenkleidung trdgt, wäre kein Gegengrund. Denn der den geiltlgen Striegel fahrende Dichter Ipricht [ich ]a in dielem Kapitel die (larrenkappe felber zu (S. 304, Z. 23 f.).
XVII
b
in der Erffausgabe hier ΡΟΠ Kap. 27 wiederholte ßolzfchnitt erfcheint in [einer Allgemeinheit immer noch paffender als der neue der zweiten Auflage, der fo, wie der Cext dafteht, doch nur eine lehr mühfame Verbindung mit ihm (S. 189, Z. 1 3 - 1 8 ) aufrecht erhält. Dafj er Γώοη bei der Erftausgabe für Kap. 73 entworfen gewefen fei, ift Jedenfalls nicht zu erweifen. 2. Der ßolzfchnitt von Kap. 83 (Von Perachtung armut, S. 217) der Erftausgabe ift von Kap. 3 (Von gytikeit, S. 12) wiederholt.
Er
[teht an der erften Stelle in lockerem Zufammenhange mit dem Cext und ift noch am eheften zu beziehen auf die Verfe 5. 13, Z. 19 f.: Gib wil du lebst durdi gotfes ere (loch dym dot wirt ein ander here. 3 m übrigen ift er nur auf den Gefamtinhalt des Kapitels beredinet. Seine Wiederholung bei Kap. 83 erfcheint bei der nahen inhaltlichen Berührung beider Kapitel nicht ftörend.
Dennoch wurde er ~
er ift
pon geringerer Band — in der zweiten Husgabe durch einen ßolzfchnitt des ßauptmeifters erfetjt1, den auch die dritte Originalausgabe (1499) und die folgenden beibehielten: zwei manner por einer hügeligen band« Fdiaft; der eine hält einen Sack auf, in den der andere eine fidi wehrende Frau hineinfteckt.
Die Anregung zu diefem Bilde gab der
Vers (S. 218, Z. 25): Hlleyn der arm mfiis Jnn den sack. fluch hier nötigt jedoch nichts zu der Annahme, dafj der ßolzfchnitt bereits bei der Veröffentlichung der erften Busgabe porgelegen habe und aus irgend einer Urfache perfehentlich ausgelaffen fei, wie Koegler (a. a. 0. S. 200, 203) will.
Über die einer foldien Anficht zugrunde*
liegende Vorausfetjung wird fidi logleidi fprechen (äffen.
3n diefem
Zufammenhange mufj der Überfettung des üarrenfchiffes pon 3akob Locher gedacht werden, pon der im 3ahre 1497 zwei Originalausgaben (Basel, Kai. Martiis und Kai. Augusti) erfchienen, während eine dritte 1
Siehe Biihang ΠΓ. 5.
XVIII
1498 herauskam 1 . Diele Überlegung, die bekanntlich von Branf, als dem Freunde des Überlefjers, revidiert, kommentiert und mit Zufätjen perfehen wurde, enthält eine Reihe neuer ßolzfchnitte. Von ihnen kommen hier nur die in Betracht, die zu der Überlegung fchon vor* handener Kapitel des deutrdien narrenlchiffes gehören oder pon dem «lüeifter der Bergmannfchen Offizin» ftammen. Der in der zweiten Ausgabe des narrenlchiffes bei Kap. 83 zuerft auftauchende, foeben befprochene ßolzlchniff, auf dem die Armut «in den Sack geffedtfi» wird, ift bei kodier Fol. C X X I X zu einem neu hinzugekommenen Kapitel: «In commendationem philosophiae» perwandt worden, das im ßinblick auf den porhandenen fiolzfduiift gedichtet oder doch nachträglich mit Beziehungen auf ihn perfehen worden ift. Die ÜberIchriff lautet: In precio n o n e s t h o d i e d o c t r i n a b o n o r u m : S e d spuit ad doctas s t u l t u s u b i q u e t o g a s : D o c t i l o q u o s tentat v u l g u s d e t r u d e r e s a c c o : S u b pede s t u l t o r u m p h i l o s o p b i a i a c e t ,
die legten Zeilen: Currite vos docti: vestram observate
Minervam:
I n s a c c u m trudit dogmata v u l g u s i n e r s .
Das dem Kap. 83 des deutfdien narrenlchiffes entfprediende lateinifche Kapitel (Fol. X C I ) «De paupertatis contemptu» führt dafür bei kodier eine andere, porher nicht bekannt gewefene ülluftration des Bergmannmeifters: ein Παπτ mit einem Beutel in der einen, zwei Knütteln in der andern Band kniet por zwei m ä n n e m ; der eine ein ehrfamer Bürger, feines Weges ichreitend, hebt abwehrend die Band, während der andere ~ wohl ein Kumpan des Knieenden ~ den Bürger zur Annahme des Beutels beftimmen möchte 2 . Der 1
Vgl. Zarndte S . 2 1 0 f i . (irrige ältere Angaben berichtigend). Koegler meint a . a . O .
S. 2 0 1 , 2 0 3 , wenn er oon der «dritten Ausgabe» des FlarrenTdiiffes fprlcht, eben Locher. (Siehe auch unten S. X X I . )
3di ItQfce midi auf die Husgabe K a i . A u g u s t i 1497, habe
Jedoch die beiden andern verglichen. ' Siehe die Reproduktion im Hnhang n r . 8.
XIX
knieende Ilarr mit dem Geldbeutel hat eine ähnliche unfympafhifche Phyfiognomie, wie tie der ITleiifer der narrenfchiffholzfchniffe auch fonff Geizhälfen und Wucherern beilegtwährend der fchreifende Bürger faff dielelbe Geffalf iif, die auf dem ßolzlchnitt zu Kap. 95 (S. 252) «Von perfurung am fyrfagi» erfdieint. Das Ganze Itellt [ich zu den Verfen 1 — 17 des Kapitels (S. 217 f.), die pon Locher ziemlich getreu überlebt find: niemand will mehr arm bleiben, um Geld iif alles, auch die Ehrbar· keif, (eil: βατ bum pff erd ye(j bumen Die fugend hant, sunsf nflt Jm hu&. Der reditfchaffene, unbeffechliche Bürger auf unterem Bilde fteht im 6egenla, Strasburg 1904 (Studien zur deutfdien Kunlfgerdiichfe, ßeft 54), S. 152, Hnm. 26 kommt danach nicht in Betracht. s So glaube idi nicht, dafj genügende fechniMie Kriterien porhanden find, um die Gruppen Α und Β zu [ondern: He dürften eines Urfprunges fein. Der ßolzfchniff η ν zu Kap. 77 ( S . 201) darf ferner gewifj nicht der Gruppe Β (oder A ) zugezählt werden (liehe über ihn auch unten S. X X I X ) , ebeniowenig der von h v (Kap. 49, S. 122) zur Gruppe C (»gl. oben S. X V I ) : er gehört zur Gruppe Α und B . 3 m übrigen greifen meine A b weichungen von Welsbach in die Frage nach dem Eigentum des Bergmannmeiffers über. 3 Der ITIeifter der Bergmannfchen Offizin und Erbrecht Dürers Beziehungen zur Basler Buchiiluitration, Strasburg 1896 (Studien zur deuffchen Kunitgerchichte, ßeft 6). 4 Pgl. Weisbach, Der meilter ulw. S. 23.
XXVIII
BI. b I — b IV (Kap. 6—8, S. 1 8 - 2 4 ) , b V I (Kap. 10, S. 28), c I - c V (Kap. 1 3 - 1 6 , S. 34—42), d III (Kap. 20, S. 54), d V (Kap. 22, S. 58), e III (Kap. 27, S. 70), e V I I — e V I I I
(Kap. 31—32, S. 7 8 - 8 0 ) ,
fill
bis h III (Kap. 3 4 - 4 8 , S. 8 6 - 1 1 8 ) , h VI (Kap. 50, S. 124), h V I I I - k I (Kap. 52—59, S. 128—146),
k III—11 (Kap. 6 1 - 6 5 ,
1 V I I I — m V I (Kap. 6 8 - 7 3 ,
S. 176—188),
nVIII
(Kap. 79, S. 207),
ο I I — ο III (Kap. 81—82, S. 2 1 1 - 2 1 4 ) , o V I I - o V I I I S. 2 2 2 - 2 2 4 ) ,
pV—qVIII
(Kap. 100—107, bis 309). fchiffs.
(Kap. 8 7 - 9 6 ,
S. 2 6 9 - 2 9 1 ) ,
tVII—vIII
S. 150—162), (Kap. 8 4 - 8 5 ,
S. 2 3 3 - 2 5 5 ) ,
r V I I — t II
(Kap. 109—112,
S. 301
Das find ungefähr zwei Drittel aller ßolzidinitte des Harren« Zweifelhaft bleibt mir, ob nicht auch der ßolzlchnitt auf der
RQckfeite des Titelblattes (wiederkehrend bei Kap. 108, S. 295) und ferner der auf BI. n V (Kap. 77, S. 201) pon dem Bergmannmeifter herrührt, während Weisbach f!e ihm beide abfpricht. geneigt, ihm das
Dagegen bin ich
Bild BI. e V (Kap. 20, S. 74) gegen Weisbach zu
nehmen: bei einigen itiliftifchen Übereinftimmungen hat es nach Erfindung und Ausführung doch auch manches dem großen Künftler Fremde \ und man braucht nur die beiden Bilder zu betrachten, die das gleiche Illotip des kranken Illannes bringen (S. 94 u. 134), um Öhnlidikeiten, aber auch Unterichiede zu erkennen.
Die Zweifel über das Eigentum
des nieifters mögen lieh an diefer und vielleicht noch an einigen andern Stellen, abgefehen von der perfchiedenen Qualität der Formltfineider, aus der Beteiligung mehrerer Bände an einem Entwurf erklären, wie denn zugegeben werden mufj, dafj (ich die zeichnerifche beiftung nicht durchweg auf der gleichen ß ö h e hält. Solche
perhältnismäfjig
geringen
Inkongruenzen
abgerechnet,
bilden die ßolzidinitte des Bergmannmeifters eine künitlerifche Einheit, die längft das Entzücken derer erregt hat, denen für die Ausdrucks· 1 Wie ζ. B. In der Ilarrenflgur und dem ßöllenungefflme redifs. Dagegen deckt [ich die Figur des Kranken und die der am hager Ifehenden Ποππε mit den gleichen Seitalten auf einem ßoizfehnitt des ebenfalls con dem Bergmannmeiffer iliuffrierfen Ritters pom Cum (Bafel 1493) bei Kaufcfch (f. unten S. XXXII) Blatt 40 der Reproduktionen.
XXIX
Fähigkeit des ßolzFchnittes die Hugen geöffnet find. Die kunftgelchichf· liehe Forfchung, die in der Lage ilt, diele Blätter in die Entwicklung der künftlerifchen Fähigkeit und üechnik einzureihen, erkennt hier ein Πσ· vum\ ITlan lernt an diefen feinen und fieberen Bilddien nicht fo bald aus. Sie bewähren die Eigenfchaft des großen Kunftwerkes darin, dafj man ihnen neue Reize abgewinnt, fo oft man zu ihnen zurückkehrt. Das Figürliche feffelt immer wieder durdi die hier ausgeprägte virtuofe, aber der einfachften mittel fidi bedienende Fähigkeit nafuraliffilcher Charakferiftik, die fich auf ITlienen und Gebärden, Stellung und ßaltung, ja auf Körperbau, Schädelbildung und ßaarwuchs der Perfonen erftredit und deren wirk* famlter komifcher ürumpf in der ausdrucksvollen Verwerfung der Ilarren· ohren befteht. Bei zweifellofer Familienähnlichkeit unter gewiffen Gruppen feiner Perfonen bleibt der Künftler doch nirgends im Uypifchen ftecken. Ein hödift individuell abgeftuftes Pandämonium von Dummheit, Un· verichämtheit, Verlegenheit, üäppifdiheit, Verfchlagenheit, Genufjruchf und fierabgekommenheit tut fich auf. Bürger und Bauer, Ritter und Kaufleute, Pfaffen und Schreiber, ßandwerker und Bauherr, üandftreicher und Stubengelehrte, Hrzfe und Quackfalber, Geizhälfe und Gecken, Vetteln und ßuren ziehen vorüber. Aber feinem Stifte Hegt auch die Hnmut und Lieblichkeit frifdier und reiner Frauengeftalten; er fängt ihr Wefen ebenfo blofj durch das ülotorifche, durch die Einteilung eines Kopfes, durch eine Linie des Hackens auf, wie es Schwind in feiner gretchenhaften «lülorgenftunde» tut. Ein üleifter, dem man anfühlt, dajj feine Fähigkeit nicht aus mühfamem Studium, fondern aus der Gabe intuitiver «Hntecipation» erwuchs, die ihm in kurzer Frift eine auch quantitativ imponierende Summe von Werken zu fäiaffen erlaubte. Das ßumoriftifdie und Schwankhafte fteht durchaus voran, ohne das Zarte ganz zu überdecken — ein nebeneinander wie in 3ugendfarcen Goethes. Einfach und durchliditig, immer nur auf das 1 Cine knappe Charabterilfik bei Zarncfee S. L ; Weisbach, Der meiifer der Berg· mannfehen Offizin S. 30ff., 61 ff.; Kaufefch, Die Bolzichnltte des Ritter vom Cum (Bafel 1493), Strasburg 1903 (Studien zur deutfdien Kunftgefchidite, ßeft 44), S. 16 ff.
XXX
Wefentliche gerichtet, und hierin auch durch die liebevolle Erfüllung alles Gegenftändlichen nicht beeinträchtigt, geben [ich Hufbau und Kompofition. 3mmer iucht dieler üleiiter, innere Vorgänge mit den e i n f a c h e n ITlitteln zu verfinnlichen. ΠΙαη hat den Zufammenhang diefer rechten 311u[fra> tionskunft, der die Deutlichkeit in der Bezeichnung der Effekte über alles geht, mit der mittelalterlichen ßandichriffenilluftration treffend hervor· g e h o b e n W i r find immer fogleich in der Situation: etwas Dramatifches kann (einen Kompofitionen nicht abgebrochen werden. Und wie verlieht er Gruppen zufammenzuftellen von lebendiger Gefamtwirkung und voll amulanten naturaliftifchen Details: die Gruppen zu Karren und zu Schiff auf dem Uitelblatt, die Schlemmerfzene (S. 42), die Prügelfzene (S. 28), das geniale grofje Bild mit den vollbefetjten ßandwerkerfchiffen (S. 118), deren Anfallen eine ganze Skala bürgerlicher Philiftrofität und Befchränktheit bilden, endlich die «hehre der Weisheit·' (S. 5 8 ) mit ihrer wundervollen Gegenuberftellung andächtiger Verfenkung und bornierter Ilarreiei. n i e übertreibt er bis zur Karikatur: «man glaubt feine Gefiditer alle bereits im Leben gefehen zu haben». Und nicht zuleftt liegen die Reize feiner Bilder im üandfchaftlichen. Wir fehen Stadt und Dorf, Ecker und Berg, die Burg in der ßöhe, das Städtchen mit mauern und Uürmen im Waffer fleh fpiegelnd, fchauen durch fich Qberfchneidende hohe Giebel, durch Erker, malerifdie Einbauten, Cor· Wölbungen ein Stück winkliger Gaffe. Solche Durchblicke liebt er b e · fonders. Elles ift mit ein paar Strichen wiederum mehr fkizziert, als um feiner felbft willen ausgeführt. Wieweit die E r t des ITleifters, die üandfehaft zu erfaffen, neu und bahnbrechend ift, das zu entfdieiden mufj Kundigeren überlaffen bleiben 2 . Wer ift diefer reiche und feffelnde Künftler, der nunmehr fdion Kautjidi a. a. 0 . S . 18 f. Den meines Erachtens über das Ziel hinausrdiiefjenden Bemerkungen von Weis· bach (Der üleilter S. 63 f.) liehen die einichrdnkenden von Kaufelch (a. a. 0 . S . 16 f.) gegenüber, bei denen es fidi freilidi nicht um die narrenidiiMuItrationen, londern um die zum Ritter vom Cum handelt. Hber die Behandlung der liandfehaft iff in beiden Zyklen die gleiche. 1
2
XXXI
eine ganze üiteratur auf (ich gehäuft hat? Hufjer dem größten Ceil der Ilarrenfchiffilluftraiionen bezeugen feine Art die ßolzfchnitte zu den Bafel 1493 unter einer nicht näher zu ermittelnden Beteiligung Bergmanns von Olpe bei ülichael Furter gedruckten Erzählungen des «Ritters vom C u m » 1 und ein - wohl e i n e m Urheber zuzuweifender — Zyklus pon Zeichnungen auf ßolzftöcken, die für eine in diefer Form nicht zuftande gekommene Busgabe des üerenz beftimmt waren und bis auf wenige nicht gefdinitten wurden. Diefe Stöcke befanden [ich um die mitte des 16. Jahrhunderts nachweislich im Belize des Basler Buchdruckers Bans Hmerbach, finden fidi gegenwärtig in der öffentlichen Kunftfammlung zu Bafel und find — nicht vollftändig — 1892 von Daniel Burckhardt in feiner Veröffentlichung über «Dürers Eufenthalt in Bafel (1492-1494) •> bekannt gemacht, nachdem fdion früher auf fie hingewiefen war 2 . Es fteht weder feit, dafj diefe üerenzzeichnungen am Hnfange der neunziger Jahre, noch dafj fie in Bafel für die Offizin Hmerbachs entftanden find, in deffen Belitz fie möglicherweife erft fpäter gelangten 3 . Hber ebenfowenig läfct lieh ein Beweis dafür erbringen, dafj fie für die Bergmannfche Offizin an* gefertigt wurden, wie Weisbach 4 will. Diefe Hnnahme findet ihre Erklärung nur darin, dafj man Sebaftian Brant zur ßerausgabe jenes geplanten üerenz in Beziehung gebracht hat, ohne dafj man für nötig hielt, diefe, fouiel ich fehe, feit F. Fifchers fluffat} pom Jahre 1851 unbefehen weitergegebene ßypothefe einer ernfthaften Prüfung zu unterziehen 5 . 1 S. die bereits mehrfach genannte Busgabe von R. Kaufefch, Strasburg 1903 (Studien zur deutidien Kunltgeicfiichfe, ßeff 44). s F. Fifcher, eggers deutfdies Kunftblatt 1851, S. 228 f. und diefem unkritifdien Huffafo tklaoifch folgend B . Weltmann, Geichichfe der deutfehen Kunft Im Elfaf), Leipzig 1876, S. 269. 3 Diele con Weisbach, Der üleiffer S. 55 f. betonte ITlögMkeit ift audi durch die zuoerfichtiichen Segenbemerkungen con Burckhardt im 3ahrbuch der PreufjiTchen Kunftlammlungen 28 (1907), S. 169 nicht beleitigt. 4 fl. a. 0 . S. 57. 5 Allerdings erklärt Burckhardt, Dürers Aufenthalt in Bafel S. 23: «Brants Anteil an diefer niemals erfchienenen Basler Ausgabe fteht ganz feft durch die Cafiadie, dag
XXXII
n e b e n dielen drei ßolzlchnittzyklen (denen idt die IlaAzflgter der narrenfdiiffillultrationen zuredine) lit dem üleiiter nodi eine Reihe pon fieiligenholzfdmitfen bis
1518 in
kleineren Formates zuzufchreiben, die pon 1494
Basler
Drucken porkommen.
Diele Bildchen hat
teil·
weile zuerlt Weisbach hervorgeholt, Koegler permehrt und als einem Zyklus zugehörig erkannt, dellen Gntltehung mit einiger Wahrfchein· lichkeit in eine nicht fpätere Zeit als d a s 3 a h r 1494 perlegt werden kann1.
Dazu kommt
endlich noch der
fiolzfchnitt,
der, ein
Sebaltian Brants, den barhäuptig knieenden Dichter por einer Ichaft zeigt.
Porträt band·
Das Bild fdimückt die bei B e r g m a n n erfchienenen P a r i a
Carmina (1498), den Citel des ebendort perlegten Brantldien Facetus (1499) und leinen bei 3 a k o b p. Pforzheim in Balel 1501 gedruckten Hefop (2. Ceil, Bl. A I b).
Ohne S r u n d hat Koegler es dem Bergmannmeilter
abgebrochen.
Seit Daniel Burckhardts mehrfach genanntem Buche fdiwebt für unfern Künltler der name fllbrecht D ü r e r s auf den flippen. So wenig ich mir getraue, diele perwickelte und weifausholende kunftgefäiiditliche Frage in einem beftimmten Sinne zu beantworten, fo lehr gehört es doch zur Hufgabe diefes üadiwories, die Kontroperfe zu berühren: hiftorirdi'philologifche Kritik hat dabei ein Wort mitzufprechen. der Selehrfe mit oft (ehr flüdifiger Band auf die Rfldtfeite der ßolzltödie ]eueilen die erlten Worte der Scene, welcher die Zeichnung (der andern Seite) zur SHuJtration dienen loll, niedergerdirieben hat.» Die Bestimmtheit diefer Angabe icheint Jeden Zweifel auszulchliefyen. Hllein getraut (idt Burdihardt wirklich troQ der eingeltandenerma&en oft lehr flüchtigen Band und bei dem individuell noch fo wenig ausgeprägten Sdiriftcharakter des ausgehenden 15. Jahrhunderts die Identität der abgerufenen Sduiftzflge auf den Stechen mit der Bandfchrift Sebaltian Brants zur Euidenz zu machen) 3m übrigen aber fpricht die von Burdihardt reproduzierte angebliche Shizze Brants zu Hndria V, Szene woran fidi Jene flufftellung für den, dem die Originale nicht zugänglich lind, allein nachprüfen lägt, gegen die Brantfche Berkunft der Schriftzfige. 1 Weisbach, Der Illeilter S. 39 ff.; Koegler, Repertorium 30, 195 ff., 201 ff.; hinzu kommt noch der kleine ßolzldinitt des hl. Sebaltian, den W. ü . Schreiber in feinen «ßolzfdinitten des fünfzehnten Jahrhunderts in den Füriflidi Fürftenbergilchen Sammlungen zu Donauefchingen», Strasburg 1907, BI. 2 0 bekannt gemacht und als eine Hrbeit des Bergmannmeilters angelprochen h a t : ein Peftblatt einer St. Sebaltlanus-Bruderfchaft, wohl aus Bafel herftammend.
XXXIII
Um Offern des Lahres 1490 ging der kaum neunzehnjährige Dürer pon nflrnberg aus auf die Wanderung; nach Pfingften des Lahres 1494 kehrte er zurück,
m a n kennt Hnfang und Endpunkt aus feinen eigenen
ITIitteilungen in der Familienchronik \
Dagegen gibt es nur zwei direkte
urkundliche Zeugnifle, und zwar pon anderer Seite, darüber, wohin ihn feine Wanderlchaff geführt hat.
Beide weifen fie auf den Oberrhein,
und das erfte bezieht fidi auf kein früheres Datum als das 9ahr 1492 2 . Danach wäre er, nachdem er Deutfäiland durchwandert hätte, in diefem 3ahre nach Colmar gekommen, pon den drei Brüdern des foeben per· ftorbenen martin Schongauer dort und pon dem pierten Bruder in B a f e l freundlich aufgenommen worden.
Das andere Zeugnis, deffen
Zuperläffigkeit manche Forfdier ohne Grund angezweifelt haben — es entftammt dem 3mhof flehen 3m>enfar
weift auf Strasburg und das
3ahr 1494. Die Hnnahme ühaufings, daff Dürer bereits während diefer feiner erften Wanderlchaft Sfalien, d. h. Venedig befucht habe, wird heute ziemlich allgemein abgelehnt 8 .
Das zugunften einer folchen Vermutung
perwertete Zeugnis aus einem Briefe Dürers an Pirkheimer pom 7. Fe· bruar 1506 deutet, wie andere Indizien, pielmehr auf das 3ahr 1495. Es duldet demnach keinen Zweifel, dag lieh Dürer in der Zeit pon 1492 bis 1494 am Oberrhein und auch in Bafel aufgehalten hat.
Und
für feine künftlerifche Cätigkeit in Bafel gibt es noch ein bisher nicht berührtes Beweisftück: den gefchniffenen ßolzffock des hl. ßieronymus in feiner Zelle, der aus der öffentlichen Kunftfammlung in Bafel pon Burckhardt ans liidif gezogen wurde.
Huf der Rückfeite diefes Stockes
fteht in zweifellos echten Schriftzügen zu lefen: «fllbrecht Dürer pon nörmergk.»
Der Stock iff zuerft abgedruckt in einer Ausgabe der
Briefe des hl. ßieronymus, die 1492 bei Kegler in Bafel erfchien'. Das • ChauOng» 1, 97. * 3ch nerweile kurz auf Chausing * 1, 98 f.; Dan. Burdihardf, Dürers Hufenfhalf in Bafel S. I i ; Weisbadi, Der ]unge Dürer, Leipzig 1906, S. 2 0 f . ' Weisbach, Der junge Dürer S. 2 1 ; Wölfflin, Die Kunlf HIbredii Dürers, manchen 1905, S. 3 f. 4 Vgl. Burdthardt a. a. 0 . S. 7 ! .
XXXIV
[fimmf zu dem erwähnten Zeugnis fiber Dürers dortige Anwefenheit im 3ahre 1492. So lag es nahe, in ihm den «üleifter der Bergmann* fchen Offizin» zu fehen, der jene den fahren 1493 und 1494 angehören· den Basler ßolzlchnittfolgen Ichuf, und auch die demfelben Künftler zu« zurdireibenden Cerenzzeidmungen ohne Bedenken in diefe 3ahre zu periegen. Cine äußere Stüfje fuchte Burckhardt feiner ühefe auch durch die Beobachtung zu geben, dag die Spuren des Künftlers, der nachweislich in den Sahren 1493 und 1494 in Bafei eine fo ungewöhnlich rege Tätigkeit entwickelt hatte, nach dem letztgenannten 3ahre dort im wefentlichen perfchwinden. Wenigifens fänden fidi keine neuen ßolz· lämittfolgen mehr pon ihm. Diefe Angabe lägt (ich aber nur aufrecht· halten, wenn man die undatierten Cerenzzeidmungen ohne weiteres in den gleichen Zeitraum pon 1492 bis 1494 perlegt, wobei zu beachten ift, dag pon dem 3ahre 1492 wie pon 1494 nur je ein Ceil für Dürers oberrheinifchen, gefchweige für feinen Basler Aufenthalt in Betracht kommt. Dag man lieh hinfichtlidi der Chronologie der Cerenzzeidmungen in einem Kreife bewegt, Scheint noch niemandem recht aufgefallen zu (ein. Es fehlt für fie ein fefter Punkt zur dironologiichen Anknüpfung. Uhre ftiliftifäie Übereinftimmung mit den ßolzfchnitten des «Ritters pom Cum» und des üarrenfehiffes befagt, da man ja pon der Entwicklung des Künftlers nichts objektip Gültiges weif}, nicht, dag fie gleichzeitig mit dielen Zyklen entftanden find. Ulan wird um fo eher geneigt fein, fie, fei es uor, fei hinter den genannten Zeitraum zu legen, als — wie Γώοη andere empfunden zu haben Tcheinen — der Fruchtbarkeit des Künftlers doch etwas viel zugemutet wird, wenn man ihm für die perhältnismägig be· Tdiränkte Zeitfpanne auch den Cerenzzyklus pindiziert. Bereits oben wurde herporgehoben, dag auch die üachzügler der narrenrehiffilluftrationen nicht unbedingt bis auf das 3ahr 1494 zurück· geführt werden dürfen. Eher erläieint das möglich bei der erwähnten Folge der kleinen Einzelheiligen des B e r g m a n n m e i f t e r s K u r z , ein 1
Siehe oben S. X X X I I I ; Koegler, Repertorium 30, 197 ff.
XXXV
äußerer Beweis für die Udentität des Künftfers mit Dürer iff bei unvoreingenommener Abwägung des Für und Wider weder direkt noch indirekt zu führen, (o beftediend eine nach diefer Richtung zielende Kombination der verftfiiedenen Umftände fein mag1. fiber wo und wann läfct [ich denn die an den Basier Slfuffrafions· werken bezeugte Kunft des üleifters vorher und nachher feftftellen? Und wie weit geht denn feine Übereinftimmung mit der beglaubigten Kunft Dürers? Dabei fteht man bei den eigentlich kunft« und ftil* gefäiichtlidien Problemen, fiuf diefem Boden müfjfe die Cnffcheidung fallen, fin diefem Punkte aber hört auch die Zuftändigkeit des Philologen auf. Und felbft pon der Kunffgefchichfe find hier fo viele [trittige Vorfragen allgemeinerer firt zu klaren, dafj es mir zweifelhaft erfcheinen will, ob man in diefer heuriffifäien Kontroverfe innerhalb abfehbarer Zeit zu einem greifbaren Refultat gelangen wird. Die Unficherheit über Dürers künfflerifche SFugendentwicklung, die geringe finzahl lieber beglaubigter Werke der Frühzeit, die allein einen methodifchen Hnfalj« punkf herzugeben permögen und hergeben follten, die Stilgefchidife des Basler und nürnberger liokalholzfchnitfes, Dürers früheres und fpäteres, rezeptives und gebendes Verhältnis zur nürnberger ßolzfchnittkunli, das mag feiner Abhängigkeit von martin Sdiongauer, von dem der Bergmannmeifter zweifellos ftark beeinflufjf ift, - das iff fo eine Reihe von Problembündeln, die die ganze Unferfuchung über die Identität des narrenfäiiffilluftrators mit dem großen nürnberger meiffer auf rdiwankendem Boden ruhen und jeder beffimmt ausgefprochenen Anficht fofort ein Aber zur Seite treten laffen. ßaben vor allem max 3. Friedländer S. montagu Pearfree8, 3aro Springer4 die fiuffaffung Burck1 3di geifehe, daij mir die Dürerrdie ßerkunft der Ilarrenfdiiffholzrchnitfe bei der ertten Beichäffigung mit dem Segenftande bei weitem wahridieinlidier war, als He es nun· mehr ilt. > Repertorium für Kunffwilfenrdiaft 19 (1896), S. 383 ff. 1 Jahrbuch der preufjitdien Kunftfammlungen 25 (1904), S. 119 ff. 4 Sebaitian Brants Bildnllie, Strasburg 1907 (Studien zur deutrdien Kunftgefdildite, Belt 87), S. 8.
XXXVI
hardfs zu ftüfjen gelucht, für die ihr Urheber neuerlich noch einmal mit Argumentationen gegenftändlicher und ftiliftifcher flrt1 eingetreten iff, in denen er mir hier glücklicher zu fein icheint als in feiner hiftoritch· kritifchen Beweisführung 2 , fo folgte auf der andern Seite dem Wider· fpruche Weisbachs, der in feinem «3ungen Düren· (1906) das Chema nochmals aufgriff, namentlich die gewichtige Autorität pon Kau^Ich \ Überhaupt dürfte auf kunfthiftorilcher Seite die Skepfis gegenüber der Burckhardtlchen ßypothefe noch immer überwiegen. Euch Wolfflin lieht auf der Seife der Zweifler und mochte die unleugbaren Dürerfchen Π1ο· tipe in den Werken des Bergmannmeifters «durch die blofje perlön· liehe nähe Dürers und eine indirekte Anteilnahme erklären», «manches»», fo lagt er, «ftreift fo hart an Dürer heran, dafj man feine unmittelbare Ilähe zu fpüren glaubt, als hätte er dem Zeichner bei der Hrbeit über die Schulter gefehen. Und warum auch nicht? meinetwegen mag er ihm fogar einmal den Stift aus der Band genommen haben, aber die Gründe find meines Trachtens noch nicht gefunden, die den Zeichner mit Dürer gleichzufeijen erlaubten.» 4 Die Kunftgelchichfe hat bei einer indirekten, ftiliftifchen Beweis* führung pon vornherein mit ftärkeren methodifchen Bedenken zu rechnen als die Iiiferaturgefdiichte: technifdie und handwerkliche Cra* 1 3ahrbuch der preislichen Kunttiammlungen 28 (1907), S. 168 ff. * Was bisher über das Verhältnis des fidier beglaubigten ßleronymusholzfchnlffes zu den ßolzrdmltfen des Bergmannmeifters getagt worden iff, befriedigt nicht. 3e häufiger ich diefe Pergleichung vornehme, um fo ftdrker empfinde Ich die Überelnfflm· mungen. Beiipielsweiie hat man meines Willens noch nie darauf hingewiefen., wie ichlagend der Durchblick aus dem 6emach des Hieronymus auf die Strafe mit ihren Bäufern, Giebeln, Cörmen, Erkern und dahinter aufzeigenden Bügeln (ich mit dem gleichen, (ehr häufig wiederkehrenden, diarakteriftilchen iTlotio in den Hrbeiten des «ülelffers» deckt. Zweifellos rührt ferner von unferm Kflniller der Bolzfchnift auf der Rflckfeite des Citefs der von Konrad Geltes herausgegebenen O p e r a R o s w i t h a e (flOrn· berg 1501) h e r ; das Bild ift In Kinneckes Bilderatlas reproduziert. Über Dürers Per· hditnis zu den Siluftrationen der O p e r a R o s w i t h a e befteht keine Einigkeit (f. Weisbach, D. 1. Dflrer S. 77).
» Ritter com Curn S. 21 ff. 4 Die Kunft Elbrecht Dürers, manchen 1905, S. 31 f., 311 f.
XXXVII
dition, riadiahmung und Unterweifung lind bei ihr mehr in Hnltfilag zu bringen als bei der unmittelbarer aus einem individuellen geiftigen Porrat Kröpfenden Wortkunff. Das mag in unlerem Falle die ohnehin gebotene Zurückhaltung gegenüber Dürer noch beftärken, aber auch zur entfchiedenen flblehnung pon Hrbeiten führen, in denen perfudit wird, die Werke des Bergmannmeifters ohne irgend einen urkundlichen oder biographischen Anhalt einem Bans Weditlin oder gar Grünewald zuzu· weifen1. mehr als eine bloge ITlögltchkeit fpridit dafür, dag Brant und Dürer [ich in Bafel kennen lernten. Dürer wird gewig über Empfehlungen feines Paten, des berühmten Verlegers flnton Koberger, zu per· fügen gehabt haben. Kobergers Korrefpondenz mit dem Basler Per· leger Bans Hmerbach, demfelben, für den die oben befprochenen Cerenzzeiduiungen angefertigt fein follen, ift pon Oskar ßafe im Hnhange zu feiner nionographie über die Koberger peröffentlicht worden. Schade, dag He dort erft mit dem 3ahre 1495 anhebt. Seb. Brants Hnfehen bei den Basler Verlegern und feine engen Beziehungen zu ihnen find bekannt 2 . 3nsbefondere für Hmerbach hat er in den neunziger fahren die ßerausgabe einer Reihe theologifcher, fäiolaftifcher, juriftifcher und humaniliifcher Schriften beforgt, die man am beften in dem bibliographifchen ündex zu Charles Schmidts ßistoire littiraire 2, S. 356ff. überfieht. 3üngft hat nun die Bekanntfchaft Brants und Dürers pon einer andern Seite her Weht empfangen. Clus den «iflnnales de Sέba[tieπ Brant» 3 und aus Dürers eigenen Aufzeichnungen zeigte im 3ahre 1 Röffinger, Jahrbuch der kunfthiltorirdien Sammlungen des HHerhödiften Kailer· haufes 27 (Wien und Leipzig 1907), S. 1 ff. - Franz Bock, Die Werke des Iltathfas Grünewald, Strasburg 1904 (Studien zur deutöien Kunltgeläiichfe, ßeft 54). - Die einem kritiläien Problem gegenüber in den Kunftwillenfchaften heute Io häufig zu findende Indifferenz und beiditherzlgkeit bewährt an unlerm Falle W. Worringer, Die altdeutldie Budiillultration, mandien und Leipzig 1912, S. 81 ff. * ZarnAe S. XXVI f. * Siehe oben S. VII, flnm. 2.
XXXVIII
1905 P. Kalkoff in einem für die Biographie Seb. Brants auch fonft wichtigen Hufiafj1, dag (ich beide im Huguft 1520 in Hntwerpen getroffen haben mülfen, als Brant, der Sprecher Strasburgs, obwohl zeitig alternd und kränkelnd, in die riiederlande gereift war, um dem neuen Kaifer zu huldigen. Das war zehn ülonate por feinem üode. Damals entftand Jene im Kupferftichkabinett zu Berlin befindliche Silberftiftzeichnung, die durch Julius ianitRh identifiziert worden iit2. Liebt es die SeFchichte, bisweilen in Symbolen zu fpielen? Als ein folches Symbol möchte es erfcheinen, dag in jenen flugufttagen des Lahres 1520 zu Hntwerpen am Vorabend grofjer Ereignille Dürer, der fich auch pon den Ilachwehen jener niederländiidien Reife nimmer hat recht erholen können, das Bild des typifchen Poeten (einer Zeit mit dem Stifte feftgehalten hat; als ein Symbol für die Zufammengehörigkeit pon Dichtung und bildender Kunft jener Epoche, die (ich hier in ihren beiden überragenden Vertretern, kurz bepor diefe fcheiden müffen, die Band reichen, als ein Symbol auch für die geiftige Berührung zwilchen den beiden ßochburgen des humaniffilchen und reformatorifchen Geiifes im 16. Jahrhundert: Strasburg und üürnberg. Die Bildniffe Brants find jüngft pon 3aro Springer in einem fdiarf· finnigen Büchlein behandelt worden8. Sopiel fteht feft: keinem andern 1 «Zur liebensgeichidite Hlbredif Dürers. 3. fllbredif Dürer, Sebaftlan Brant und Konrad Peutinger In Hntwerpen Im Sommer 1520», Repertorium für Kunltwiliendiaft 28, 17* ff. ' Jahrbuch der preislichen Kunttlammlungen 27 (1906), S. 75 ff.; Sanitfäi, Das Bildnis Sebaftlan Brants von HIbrecht Dürer, Strasburg 1906 (Studien zur deutfdien Kunftgerdiichte, ßeft 74). fln beiden Stellen auch Reproduktionen der Zeichnung. ' Sebaftlan Brants Bildniffe, Strasburg 1907 (Studien zur deutfdien Kunftgefdiidite ßeft 87). Es mag geftattet fein, diele Sonographie durch drei dem Perfaffer entgangene Bildniffe Brants zu ergänzen. Huf das eine hat bereits Charles Schmidt hin· gewiefen (ßistoire litteralre 2, 365 f.; Bulletin de la Societe pour la conservation des monuments historiques d'Hlsace, 2« serle, Bd. 10 [1879], S. 30). Cs findet (ich in dem pon Brant bei Srünlnger in Strasburg herausgegebenen fieiligenleben von 1502 (6oedeke J 1, 390, 27 a) und zeigt den Dichter inmitten einer größeren, bei Charles Schmidt betriebenen Kompofition auf einer Barke Im ITIeere. Unter der Barke der flame: «S. Brand». Der Stiftsbibliothek in Einfiedeln bin ich für die ßerleihung des Bandes zu Dank verpflichtet. — Die beiden andern Portrfltholzfchniffe kenne ldi zuerft
XXXIX
der deutfchen ßumanilfen wurde die gleiche Auszeichnung vielfacher Porträtierung durdi die beften deutfchen Künlfler zuteil. Unier allen Bildern aber gebührt der Dflrerlchen Zeichnung der Preis. Da iitzt vor uns ein fchon alter ΙΠαηη in lälliger Ballung, die Bände ineinandergelegt, angetan mit einer faltigen Pelzlchaube und einem tief auf dem Kopfe fitzenden Barett, unter dem dünne, geringelte Sreilenhaare hervorkommen. Pon den Zügen des Dargeftellten wird man feltfam angezogen und abgeflogen: ein Sefichi, bartlos, runzlig und durchfurcht, mit einer ftarken ilale und eigentümlich geformten Ilüftern. «Die Augenlider hängen Tchwer herab, die Cränenfäcke find ftark ausgeprägt, die Augenbrauen hodigezogen, als ob fie die müden Lider mit in die ßöhe halten tollten.» mit einem leeren Blick, wie er oft ITlenfchen eigen ift, die ihr lieben zwifchen Büchern und Papier verbringen, Harren die zerlefenen Augen vor (ich hin. Dabei hat das ganze Antlitj mit dem aus der bei Bupfuff In Strasburg 1511 erfchienenen Husgabe von Ulridi Cenglers «üayen Spiegel. Von rechtmäßigen Ordnungen in Bürgerlichen und peinlichen regimenten», zu dem Brant und kodier Vorreden Ichrieben. Huf der RQdtfeite des Citels fleht ein die ganze Seite einnehmender Bolzfchnitt: oben Gott Vater und Illaria auf einem Wolken· bogen tronend, oon Engeln umgeben; unten in einer Gelehrtenzelle Brant, an einem Pulte übend, das aufgeichfagene Buch vor (ich, die Feder in der Band, barhäuptig, ο er· zfldtten Blickes nach oben fchauend; fünf manner, offenbar ebenfalls Gelehrte, liehen por ihm. Die fprechende Ähnlichkeit mit den bekannten Brantblldntlien, namentlich mit dem ebenfo wie hier halb pon porne genommenen Kopfe der Darerichen Zeichnung wirkt überzeugend. Wiederholt lit der BoIzMmitt auf Fol. C X C V b der bei Bupfuff 1513 er· fchienenen neuen Husgabe des oben erwähnten, zuerit 1502 gedruckten Beiligenlebens, mit der Unterichrift: ο Zu eren der wOrdigen mutter Gottes Bei