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German Pages 30 [33] Year 1954
SITZUNGSBERICHTE DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Klasse für Sprachen, Jahrgang
Literatur
und Kunst
1952 Nr. 2
JOHANNES
STROUX
DAS HISTORISCHE FRAGMENT DES PAPYRUS 4 0 DER MAILÄNDER SAMMLUNG
1953 AKADEMIE-VERLAG
BERLIN
Vorgelegt in der Gesamtsitzung vom 14. 6. 1951 Zum Druck genehmigt am gleichen Tage, ausgegeben am 30. Oktober 1953
Erschienen
im
Akademie-Verlag
GmbH.,
B e r l i n W 8,
Veröffentlicht unter der L i z e n z n u m m e r des Amtes für Literatur und Satz und
Verlagswesen
der D e u t s c h e n
Mohrenstraße
Demokratischen
Druck: Druckerei „Magnus Poser" Zweigbetrieb, Bestell- und V e r l a g s n u m m e r : Preis: 3,50 P r i n t e d in
2010/52/IV/2
DM
Germany
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1218 Jena
Republik
Das historische Fragment des Papyrus 40 der Mailänder Sammlung Dem Gedächtnis VOGLIANOS
ACHILLE
T 26.6.
1953
Zu den zahlreichen Verdiensten des Mailänder Gräzisten A C H I L L E um die Papyrologie gehört die Veröffentlichung eines kurzen, aber historisch sehr bedeutsamen 1 Textes auf Papyrus Mailand 40 (Raccolta Milanese dei papiri Collezioni del Castello Sforzesco). Er erkannte darin das Bruchstück eines Berichtes über den Feldzug gegen Äthiopien, der im Auftrag des Kaisers Augustus vom Präfekten Ägyptens und den ihm unterstellten Truppenkommandanten geführt wurde. Durch die umfassende Kommentierung und Heranziehung aller Parallelberichte über Roms Kriege mit Äthiopien (dai unter die neugelesene Stele von Philae mit der Inschrift des Präfekten Cornelius Gallus) hat sich die Edition des Papyrus zu einem eigenen, für die geschichtlichen Zusammenhänge wertvollen Buch ausgewachsen: Un Papiro storico Greco della Raccolta Milanese e le campagne dei Romani in Etiopia, a cura di Achille Vogliano (Mailand, Hoepli 1940).2 Die erste Anzeige von A. K Ö R T E findet sich in dem Bericht über Literarische Papyri im Archiv für Papyrusforschung XIV (1941), S. 131. Hier wird der Papyrus wegen des geringen Umfanges des Textes nur registriert, ohne näheres Eingehen und ohne einen Vorschlag zur Lesung. Um so verdienstlicher ist es, daß E. G. T U R N E R in dem Journal of Roman Studies, vol. XL, vom Jahre 1950, S. 57 bis 59 eine kritische Stellungnahme beisteuert, die sowohl den Text durch eigene, aus der Fotografie VOGLIANOS gewonnene Lesarten verbessern hilft, als auch aus der Form des Papyrus und der inhaltlichen Deutung eine neue Auffassung des Stückes begründet. Durch seine Publikation ist die Aufmerksamkeit auf den Text und die Bedeutung dieses Papyrus wieder hingelenkt worden. Die folgende Behandlung gibt mit wenigen Zusätzen den Vortrag wieder, den ich in der Sitzung der Berliner Akademie vom 14. 6. 51 gehalten habe. 1* VOGLIANO
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JOHANNES STROUX
Nach zwei Seiten wird die Bemühung um den Wortlaut, die den vom Herausgeber mit gelehrter Umsicht gelegten Grundlagen zu großem Dank verpflichtet bleibt, weitergeführt werden können: einmal sind in dem erhaltenen Teil zu Anfang und Ende der Zeilen Wortstücke, deren Ergänzung noch nicht versucht oder fraglich geblieben ist, die beiden Zeilen 7 und 8 sind sogar im ganzen noch nicht gedeutet. 3 Hier erzielte Fortschritte werden sich auch auf das Verständnis der benachbarten Lücken und die inhaltliche Interpretation des Ganzen auswirken. Sodann sind auch die Lücken selbst wenigstens mit einem hypothetischen Wortlaut, der dem erzielten inhaltlichen Verständnis gerecht wird, zu füllen. Denn nur um einen hypothetischen Wortlaut kann es sich bei dem Umfang des Verlorenen in den Zwischenräumen handeln. Um so wichtiger wird es sein, diejenigen A n s a t z w o r t e , von denen noch Reste erhalten sind, sicher zu bestimmen. Erhalten sind auf dem nur auf der Vorderseite beschriebenen Blatt, das 7% cm hoch und 10% cm breit ist, die Anfangsstücke von'8 Zeilen, die 21 bis 26 Buchstaben enthalten. Nur in der 8. Zeile fehlen auch am Anfang ca. 4 Buchstaben, alle Zeilen aber sind durch den Bruchrand rechts etwa um die Hälfte verkürzt. Auf eine Länge von ca. 45 Buchstaben veranschlagt VOGLIANO die volle Zeile; es wird sich zeigen,: daß man wohl darüber hinausgehen muß, bis auf ca. 50 Buchstaben. Die Schrift wird von ihm in den Beginn des 2. Jhs. n. d. Zw. gesetzt.' Die Umschrift des Erhaltenen zeigt folgendes Bild: riAPErENETOKAIPOY&OZEIIATOME AQNEnHA&ENÄEKAIOIMETAnE nAPXQIinnEIZOYZOIAIOIOIIEZE PHE0EYWNQNTAZKOPY&AZOIKA s IJAPENTEZYI7OPOY0OYTPQrO ZTANTQNAETQNIIHIEQNKA I PATENEZQAIIJOIHZANTQNIIAPY PIANKEAEYZ6QZIHPEMIAIE
Das historische Fragment des Papyrus 40 der Mailänder Sammlung
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Der Herausgeber bezeichnet nur e i n e n Buchstaben, den letzten der Zeile 4, als unsicher. Nach den beiden beigegebenen Nachbildungen zu urteilen, müßte man auch die Lesung der Zeile 8 von xehevo& an, nyt Ausnahme des P, für unsicher halten. Über die technischen Mittel, mit denen aus dem Zustand des Papyrus, den Tafel I wiedergibt, das Schriftbild auf Tafel I I gewonnen wurde, sind keine Angaben gemacht. In obiger Umschrift ist nicht der Versuch gemacht, die Buchstabenformen des Papyrus nachzubilden. Dieser schreibt z. B. C (nicht 27), ein rundes E und co und gebraucht viele Ligaturen. Z. 3. exxMvavxeg oder ein ähnliches Zeitwort, das sich auf den erschwerten Rückzug der Äthiopier bezieht. Z . 4 . xg. L. CASTIGLIONI stellt xa[xav xag xoovcpäg oi xa[xacpgaxxoi xaxeXaßov (?). Panzerreiter im äthiopischen Heere hätten zuerst die Gipfel besetzt. Z . 5 . VOGLIANO bespricht zwei Möglichkeiten, entweder diaa7iaQevreg vno Poixpov, in welchem Falle die W o r t t r e n n u n g diaa-
auffällig ist, oder nagevxsg, dann müsse vno Poixpov gehören zu einem Partie, pass. (z. B. dmyflsvxsg), das auf die Parenthese TQöjyofg yäq 7tQov%(bQEi folgte. Die Ergänzung dieser Parenthese erläutert er durch die Distanz zwischen der unter Trogus vorgehenden Reiterei und dem Fußvolk. Z . 6. A l s M ö g l i c h k e i t e n w e r d e n dmooxdvxcov,
vnooxdvxwv,
avxi-
genannt, doch will sich VOGLIANO nicht entscheiden, da die militärische Situation unklar bleibe. oxavxcov
Darauf gründet der Herausgeber folgenden Textvorschlag: nageyevexo
xal'Povcpog
1(7)v, en'qX'd(o)v 7iaQ%aji innelg, Q7] sglg öe XOVXOJV evvea ¡iiv elai anelgai'Po)/j,aicov, xgelg ¡USV ev x f j nokei, xgeig ö' enl xmv OQOJV xfjg AWioniag ev Zvrjvrj, g xal diav xäg xoqvcpag als Objekt kann wohl nur von dem Partizip naqevreg abhängen, wenigstens ergeben die vom Herausgeber erörterten Versuche, diagjnaqevxeg zu vervollständigen oder als Prädikat xaxeXaßov zu ergänzen, keine in den verfügbaren Kaum passende Konstruktion. Dagegen würde folgender freilich hypothetische Wortlaut der Situation entsprechen: &v rag xoqvyäg oi xaxaxexXeifievoi dt evdeiav nagevreg oder d>v rag xoQvcpäg ai (poovoal bi evdeiav rQocpfjg nagevreg. Sie wurden blockiert, von Zufuhr und wohl auch vom Wasser abgeschnitten, interclu'si commeatu, und räumten daher auch die Bergstellungen kampflos. Deshalb gibt der Bericht keine Einzelheiten, deshalb geht die Satzkonstruktion mit Partizipien darüber weg, während, wenn ein Kampf stattgefunden hätte, auch syntaktisch eine selbständige Satzkonstruktion zu erwarten war. Festen Halt für die Deutung der Situation und die Rekonstruktion des Textes bietet Zeile 5 durch die beiden Namen, die sie enthält. Der aus Zeile 1 bekannte Führer einer Gruppe des Fußvolkes, Rufus, tritt wieder auf, von der Präposition und abhängig, also einer passivischen Verbalform zugeordnet, während das Subjekt die von den Bergen zurückweichenden Äthiopier sind. Da ist die Ergänzung edidjxftrjoav wenigstens dem Sinne nach gesichert. Der zweite Name aber, mit dem Wortanfang Tqayyo erhalten, den VOGLIANO auf den Namen des Eparchen deutete, gab geographisch die Richtung der Verfolgung an Tqwyo[dvrixrfv eig %Qav oder wahrscheinlicher das Ziel, bis wohin die Verfolgung fortgesetzt wurde: TQu>yo[dvrixfjg fi£%Qi %