Das höhere Schulwesen in der Stadt Köln zur französischen Zeit (1794–1814) [Reprint 2020 ed.] 9783111558691, 9783111188164


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German Pages 84 [93] Year 1913

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Das höhere Schulwesen in der Stadt Köln zur französischen Zeit (1794–1814) [Reprint 2020 ed.]
 9783111558691, 9783111188164

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STUDIEN ZUR RHEINISCHEN GESCHICHTE HERAUSGEBER: DR. JUR. A L B E R T AHN 6. Heft:

Das Höhere Schulwesen in der Stadt Köln zur Französischen Zeit (1794—1814) von

Dr. phil. Wilhelm Leyhausen

BONN A. MARCUS UND E. WEBERS VERLAG (Dr. ALBERT AHN) 1913

Herrn Robert F. Heuser in Ehrfurcht und Dankbarkeit.

Inhaltsverzeichnis. Seite

I. E i n l e i t u n g : A. B. C. D. E. F.

Pädagogisch-historischer Überblick

1

Pietismus Neu-Humanismus Philauthropinismus Jesuitismus Das Schulwesen in der freien Reichsstadt Köln Problemstellung

2 2 2 3 5 8

II. D a s S c h u l w e s e n 1795-1802 (an III—X)

unter

den

. . . .

Republikanern 9

A. Die „provisorische" Zeit B. Rudiers Verwaltungsantritt C. Der FIoreal-Beschluß Rudiers

9 9 10

a) Der Sturz der alten Schulen b) Die Intention der Regierung c) Die Zentral-Schule 1. 2. 3. 4. 5.

Die Die Der Die Die

III. N a p o l e o n X—1814)

12 14 15

Verwaltung fachwissenschaftlichen Institute Unterricht Erfolge Mängel der Schule und

das

Schulwesen

15 21 23 24 33 1802-1814

(an 35

A. Das Floreal-Dekret a) b) c) d)

35

Die Ziele des Erlasses Bitte der Stadt Köln um ein Lyceum Der Schluß der Zentral-Schule Die erste Sekundär-Schule

36 37 38 39

1. Ihre provisorische Genehmigung durch den Präfekten 2. Das Vendemiaire-Dekret

39 41

a) b) c) d)

Verwaltung Unterricht Pensionat Die Absichten des Dekrets

41 42 43 43

VI Seite

3. Die Errichtung der Sekundär-Schule a) b) c) d)

45

Verwaltung Pensionat Unterricht Resultate

45 45 46 47

B. Streben Kölns nach einer höheren Schule

51

Die Genehmigung der „école supérieure provisoire"

.

.

C. Das Brumaire-Dekret

52

a) Verwaltung b) Unterricht c) Durchführung des Dekrets

52 53 54

1. Unterrichtsentwurf für beide Sekundär-Schulen

.

.

a) Verwaltung für beide Schulen b) Unterricht der Sekundär-Schule I. Qrades . . . c) Unterricht der Sekundär-Schule II. Grades . . . 2. Etablierung der beiden Sekundär-Schulen

IV. S c h l u ß :

55 55 55 56

. . . .

a) Die Verwaltung beider Schulen b) Unterricht in der Sekundär-Schule I. Grades . c) Resultate d) Unterricht in der Sekundär-Schule II. Grades . e) Resultate D. Die »Université Imperiale" a) Die Ziele Napoleons b) Bedeutung für Köln

51

58 . .

59 63 63 63 68 71 71 71

Streben nach einer Akademie

72

a) b) c) d)

73 73 73 73

nach nach nach nach

einen einer einer einer

Lyceum Rechts-Fakultät medicin. Fakultät theolog. Fakultät

Zusammenfassung

74

Vorwort. Die Anregung zur vorliegenden Arbeit gab Herr Privatdozent Dr. Hashagen. Es liegen in der Hauptsache Aktenstudien zu Grunde. In erster Linie kamen die Bestände des Kölner Stadtarchivs in Betracht, wo der Direktor, Herr Prof. Dr. Hansen, und der Stadtarchivar, Herr Professor Dr. Keußen, mir mit weitgehender Freundlichkeit entgegenkamen. Besonders bin ich Herrn Prof. Hansen zu Dank verpflichtet, da er mir nicht allein bis dahin noch unbearbeitetes Aktenmaterial zur Verfügung stellte, sondern mich auch durch seine Ideen über den Zeitraum, der in dieser Arbeit in Betracht kommt, anregte. Auch mußten die Akten des Düsseldorfer Staatsarchivs herangezogen werden, dessen Leiter, Herr Geh. Archivrat Prof. Dr. Ilgen mir wohlwollend den Eintritt ermöglichte. Es sind ferner die Kommissariats- und besonders die Präfekturakten aus der Zeit der Fremdherrschaft und die offizielle Sammlung der „bulletins des lois" benutzt worden. Und endlich zog ich auch die betreffenden Bestände des Pariser National - Archivs heran. Hier machte es mir das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Dr. Charles Schmidt möglich, in relativ kurzer Zeit das reiche Material der dortigen Bestände zu bewältigen. Freilich haben diese letzten Akten für die vorliegende Arbeit nur sekundären Wert gehabt, indem sie die aus den vorgenannten Materialien gewonnenen Erkenntnisse lediglich bestätigten. Den genannten Herren, und nicht zuletzt Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. von Bezold, der mir durch das lebhafte Interesse, das er als Referent an meinen Arbeiten bewies, befördernde Anregungen gab, spreche ich aufrichtigen Dank aus.

Literatur. A s b a c h , J., Der Zustand des bergischen Schulwesens im Jahre 1809 und die napoleonische Universität. (Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 69.) —, Die napoleonische Universität in Düsseldorf. (Düsseldorfer Programm 1899.) —, Das Düsseldorfer Lyceum unter bayrischer und französischer Herrschaft. (Düsseldorfer Programm 1900.) —, Die Entwicklung der Universität Münster. (Düsseldorfer Programm 1901.) B i a n c o , Fr. v., Versuch einer Geschichte der ehemaligen Universität und der Gymnasien der Stadt Köln Köln 1833. —, Die alte Universität und die späteren gelehrten Schulen dieser Stadt Köln, 1855. B u s c h m a n n , W., Zur Geschichte des Bonner Gymnasiums. (Jahresberichte des königlichen Gymnasiums zu Bonn 1 8 9 0 - 9 4 . ) D o r s c h , J. A, Statistique du departement de la Roer 1804. D a r m s t ä d t e r , P., Das Unterelsaß unter Napoleon I. (Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1904.) E n n e n , L., Zeitbilder aus der Geschichte Kölns 1857. E s c h b a c h , P., Die Universität Duisburg unter französischer Verwaltung. (Düsseldorfer Jahrbuch 1900.) ( F r a n z ) , J. A. J. F. „F***", Gedanken zur Aufnahme und Beförderung der Handlung Köln 1786/(88). F r i t z , A., Öffentlicher Unterricht im Roer-Departement. (Westdtsche. Zeitschrift 29, 1910, Heft IV.) —, Das Kaiser Karls Gymnasium und die Jesuiten. (Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 30, 1908.) H a n s e n , J o s . , Gustav von Mevissen, Berlin 1906. H a s h a g e n , J., Die Rheinlande und die französische Herrschaft 1908. —, Die Zeiten der Fremdherrschaft in Mühlheim a. Ruhr. (Festschrift zur Jahrhundertfeier 1908.) H o o g e n , ]., Durch welche Mittel läßt sich in den vier Departementen . . . . Anhänglichkeit an die Verfassung . . . . bewirken, (i X?) 1801. K l i n k e n b e r g , J., Das Marzellengymnasium in Köln. Festschrift 1911.

IX K n i f f l e r , G., Die Entwicklung des Schulwesens in Diisseldor (Düsseldorfer Jahrbuch Band 3.) 1888. M i l z , H., Geschichte des Marzellengymnasiums. 1886. M e s s e r , A., Reform des Schulwesens unter Emmerich Josef 1763-1754, Mainz 1897. P a u I s e n , Fr., Geschichte des gelehrten Unterrichts. 1896/7. S c h m i d t , Charles, Le grand-duché de Berg. Paris 1904. —, La réforme de l'université impériale en 1811. Paris 1905. S c h m i t z , H. J., Professor Kaufmanns und die Universität Köln in den letzten 50 Jahren. (Historisches Jahrbuch 1894.) S c h o e n e n , G., Die Kölner Studienstiftungen. Köln 1892. T a i n e , H , Les origines de la France contemporaine, 3 m e partie, le régime moderne 1890(94). V a r r e n t r a p p , C., Die Universität Straßburg unter französischer Herrschaft. (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Neue Folge Band 13.) W i 11 e m s e n , H., Das bergische Schulwesen unter der französichen Herrschaft 1 8 0 6 - 1 3 . (Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 1908.) Recueil des actes de la préfecture du département de la Roër. — 1814. Recueil des règlements pour les pays entre Meuse et Rhin. 1798. A k t e n : Archiv der Stadt Köln : Französische Abteilung, Schulakten. Staatsarchiv, Düsseldorf: !> II M Archives nationales, Paris: département de la Roër, écoles.

Am 6. Oktober 1794 besetzte der französische General Championnet die freie Reichsstadt Köln. Drei Jahre später am 17. Oktober 1797, erfuhr dieser Besitz durch den Frieden von Campo Formio die völkerrechtliche Bestätigung, indem das ganze linke Rheinufer endgültig an Frankreich abgetreten wurde, und die französische Regierung säumte nicht mit der Organisation, die sie ganz in dem Sinne einleitete und durchzuführen strebte, wie wenn eroberte Länder dem Staatskörper des Siegers dauernd einverleibt werden sollen. Kein W u n d e r daher, wenn nicht zuletzt das Schulwesen von den neuen Herren sorgfältig ins Auge gefaßt wurde, die alles zu entdecken und abzuschaffen suchten, was die nationale Propaganda hemmen konnte; denn eben diese galt es hier mit Kraft und Umsicht in Angriff zu nehmen. Und es wurde vieles geändert. Aber es kam auch das Jahr 1814, und die Rheinlande wurden von Frankreich wieder losgerissen. Die ganze französische Angelegenheit erhielt ihren Abschluß durch den gewaltsamen Abbruch der fremden Herrschaft. — Von preußischer Seite wurde auf den französischen Schulorganisationen nicht aufgebaut, sie wurden beseitigt. Ihre Ergebnisse sind deshalb nicht zu bewerten, als gäben sie das Glied einer kontinuierlichen Entwicklung ab. Daß dem so ist, liegt an der Verschiedenheit der nacheinander herrschenden Ideen, die immer jedem Schulwesen zu Grunde gelegt werden. Deshalb ist eine Geschichte des Schulwesens zugleich, wenn nicht in erster Linie, eine Geschichte der herrschenden Ideen und muß in diesem Sinne eingeleitet und durchgeführt werden. Daraus ergibt sich dann von selbst das gleich rege Interesse an jedem organisatorischen Versuch pädagogischer Art. — Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein galt in den Schulen noch das Ziel: K o r r e k t h e i t d e s l a t e i n i s c h e n S t i l s L e y h a u s e n , Der Höhere Unterricht. 1



2



u n d K o r r e k t h e i t d e s B e k e n n t n i s s e s . 1 ) Dagegen war man begreiflicherweise zuerst in den protestantischen Ländern zu kämpfen gewillt, und zwar mit dem Erfolg, daß hier in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die alte lateinische Poesie und Eloquenz und nicht minder die alte Dogmatik und Polemik mehr als abgetan galten. Die A u f k l ä r u n g hatte dahin gewirkt, und darüber hinweg bekämpften sich die Universitäten, vor allem Halle und Göttingen: P i e t i s m u s und N e u h u m a n i s m u s . Die erste Richtung hatte sich durch ihr Autoritätsprinzip und ihre „Übungen im Christentum" die gebildete Welt zum Feind gemacht und schied bald aus. Der Neuhumanismus — ich erinnere an Namen wie Winckelmann, Lessing, Herder, Goethe, Schiller, Wolf, W . v. Humboldt — hatte die Hallische Richtung erdrückt: Wir stehen im Zeitalter Friedrichs des Großen. Da ergreift im Westen Rousseau das Wort, und eine neue Richtung nimmt vor allem mit der tätigen Propaganda Basedows ihren Lauf: Der P h i l a n t h r o p i n i s m u s . Die beiden Richtungen, Neuhumanismus und Philantropinismus gingen in vielen Dingen einig. Beide waren sie Gegner des starren grammatischen und des altprotestantischen KatechismusUnterrichts; sie forderten die Loslösung der Schule von der Kirche und ihre Leitung durch den Staat,2) beide Richtungen wollten endlich auch die natürlichen Anlagen des Menschen von innen heraus entwickeln. Sie betonten den Menschen den Dingen, die Seele den Kenntnissen gegenüber. Das gemeinsame Ziel war Bildung des Verstandes, des Urteils und des Geschmacks. Die Wissenschaften sollen sich letzten Endes auf die Dinge beziehen, nicht etwa auf die Sprachen; deren Erlernen ist — ganz wie Leibniz bereits gewollt — Mittel zum Zweck, und das also vor allem der grammatische Unterricht. Von hier aus aber, in der Wahl der Dinge, nämlich der hauptsächlich zu pflegenden Wissenschaften, gehen die Meinungen auseinander. Die Neuhumanisten sind begeisterte, Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts II p. 46. •) Die Philanthropinisten wollten später — z. B. Trapp — sogar auch den staatlichen Einfluss verdrängen. Paulsen, a. a. O. p. 60 f.

wenn auch — dem alten Humanismus gegenüber — selbständige Anhänger des Altertums und sehen in der griechischen Welt den Höhepunkt der Menschheit. Die Philanthropinisten aber halten die Hegemonie des Altertums für nicht mehr zeitgemäß; sie stehen im Kampf mit der Gegenwart auf der Grundlage der modernen Philosophie und Bildung, leben mehr der nützlichen Wirklichkeit. Sie laufen Sturm auf die Herrschaft der antik gefärbten gelehrten Schulen und Universitäten. Bürgerschulen, Realschulen scheinen ihnen tauglicher; die künftigen G e l e h r t e n sollen vom 15. Lebensjahre an separaten, zweckentsprechenden Unterricht erhalten, und die Universitäten seien leicht durch Spezialkurse zu ersetzen, die sich den einzelnen Schulen anschließen sollen. 1 ) Frei von dieser Einseitigkeit und ganz verschiedenen Zielen strebt auf der anderen Seite ein Herder entgegen, unterstützt von der großen Literatur des endenden Jahrhunderts. 2 ) Drüben herrschen e t h i s c h e , 3 ) hier ä s t h e t i s c h e Prinzipien vor. Das Rousseausche Naturevangelium wird durch das Bildungsideal besiegt, der Wert der „schönen Seele" in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, in der sich „Natur und Einfalt mit freiester Bildung des Kopfes und des Herzens" vereinigen. 4 ) Man denke an die hellenistische Begeisterung eines Hölderlin, eines Wilhelm von Humboldt usw. Rousseau steht am Ausgangspunkt auch dieses Weges: Von ihm hat Kant gelernt, und auch in der Wertung menschlicher Dinge ist dieser Mann der Lehrer der Großen unseres Volks geworden. Wie aber sah es zu jener Zeit in den k a t h o l i s c h e n Ländern aus? Hier war man zurückgeblieben; die protestantischen Länder hatten in allen Dingen das Übergewicht 5 ): Preußen gegen Polen und Österreich, England und die Niederlande gegen Frankreich und Spanien. Die

2

) 3 ) 4 ) 6 )

So Trapp. Paulsen a. a. O. II p. 61. Paulsen II. a. a. O. p. 192 f. cf. Hashagen, Das Rheinland und die französische Herrschaft p.548. Paulsen a. a. O. p. ebda. Paulsen a. a. O. p. 99. 1»



4



Glaubenskämpfe, selbst zwar unfruchtbar, hatten die Geister mächtig angeregt, und aus ihnen waren die Begründer der freien wissenschaftlichen Forschung hervorgegangen. — In den katholischen Ländern hatten die J e s u i t e n im X V I . Jahrhundert als die Führer der Gegenreformation den gelehrten Unterricht in die Hand genommen. Aber ihre Pädagogik erstarrte in den Formen, die der Orden damals von früheren Jahrhunderten her übernommen und statuiert hatte, ohne dem Fortschreiten des Zeitgeistes die schuldige Rechnung zu tragen, dessen Entwicklung in sich aufzunehmen und weiterzugeben. Dieses Prinzip entwickelte sich zu einer Art von Weltflucht. In den Schulen der Jesuiten bliejben z. B. Persönlichkeiten wie Descartes, Leibniz, Locke usw. unbekannt. Man hielt sich mit geringen Ausnahmen korrekt an die aristotelische Schulphilosophie, und die Hauptsache war lateinische Eloquenz, die Imitation der Alten. Diesen Standpunkt behauptete man starrsinnig gegen alle Reformversuche. So disputierte denn ein jesuitischer Schüler nach wie vor über die letzten Dinge, jedoch ohne das zeitgemäße Rüstzeug, ohne die Kenntnis der die Zeit beherrschenden Fortschritte. Das mußte natürlich in dem Zeitalter Voltaires, Lessings usw. dazu führen, daß der Quell solcher Gelehrsamkeit, also der Betrieb dieser Institute, sehr angezweifelt wurde. Kein Wunder daher, daß die katholischen Herrscher, als man auch in ihren Ländern mit der Zeit weiter zu gehen sich anschickte, auf das Schulwesen besonderes Augenmerk lenkten. Man denke an die Josephinische Reform und die in Bayern, denen sich dann bald die meisten anderen katholischen Staaten anschlössen. Freilich war es da nicht möglich, gleich einen neuen Lehrkörper zu schaffen, und so blieben auch die Jesuiten (selbst auch nach der Auflösung des Ordens 1773) vielfach als Ex-Jesuiten im Amt. Aber die Reform griff doch weiter und tiefer durch. „So hatten sich denn am Ende des 18. Jahrhunderts das katholische und protestantische Deutschland nach langer Trennung auf dem Boden der Aufklärung wieder zusammengefunden." 1 ) — Die Ergebnisse der rastlosen pädagogischen Arbeit 2 ) des Jahr») Paulsen a. a. O. II. 123. ») Hashagen:

Zeiten

der

Fremdherrschaft

in Mülheim-Ruhr

i. d.



5

-

hunderts kann man kurz zusammenfassen, wie folgt: Die lateinische Sprache war durch die Muttersprache aus den Hörsälen verdrängt worden, der alte Imitationsbetrieb eingestellt und ebenso die Abhängigkeit der Schulen und Lehrer von dem Kirchenregiment; die libertas philosophandi war die Norm und die neue Philosophie auf die Grundlagen der modernen Wissenschaften gestellt worden. Die Schulen hatten völlig den Beruf gewechselt. — Es darf nicht zu erwähnen versäumt werden, von welcher Wichtigkeit diese Umbildung besonders f ü r die deutschen U n i v e r s i t ä t e n werden sollte.1) Diese wurden eben dadurch befähigt, in dem folgenden Jahrhundert die Führung des Volkes in die Hand zu nehmen, auch selbst im öffentlichen Leben. Nicht so in England und Frankreich; dort geschah keine Wandlung in diesen Dingen. Die englischen Universitäten stagnierten einfach; bei unseren Nachbarn wurden sie durch die Revolution fortgeweht, und das oben erwähnte Fachschulenprinzip gewann dort die Oberhand. In dieser gewaltigen Entwicklungsgeschichte spielt die freie Reichsstadt K ö l n mit ihrer p ä p s t l i c h e n , k a t h o l i s c h e n U n i v e r s i t ä t eine ganz eigenartige Rolle hartnäckigster Reaktion; hier hatte der J e s u i t i s m u s seine Hochburg und hier wurde durchaus n i c h t r e f o r m i e r t . Daran konnten auch die willigen Kurfürsten nichts ändern, denn der reichsstädtische Magistrat beschützte die „Väter der Stadt" und deren Institutionen. Hier brachte auch das Jahr 1773 keine Änderung. Freilich fielen damals die B o n n e r Jesuitengüter an den Erzbisc'nof, der nun das dortige Gymnasium zu einer A k a d e m i e und diese dann 1786 zur U n i v e r s i t ä t machte. So hielt denn auch in diesem Territorium der Geist der Zeit Einzug. R e k t o r d e r n e u e n U n i v e r s i t ä t w u r d e e i n G ö t t i n g e r ! — In K ö l n aber war der Kurfürst ohnmächtig. Hier war der M a g i s t r a t T e r r i t o r i a l h e r r . Der zwar dachte auch an Reformen, und zu solchem Zweck wurden die Jesuitengüter bestimmt, Denkschrift zur Jahrhundertfeier der Stadt M. a. d. R. p. 51 „zu den Lieblingswissenschaften des Jahrhunderts gehört die Pädagogik." Paulsen a. a. O. II. p. 146.



6



aber die Geistlichkeit wollte nicht so. Erst der Selbsterhaltungstrieb ließ angesichts der lebenskräftigen Universität der Nachbarstadt einige modernisierende Stimmen zu Wort kommen. 1 ) Man nahm auch wirklich einen Anlauf. So erschien z. B. im Jahre 1786 das erste in d e u t s c h e r Sprache gedruckte Vorlesungsverzeichnis. 2 ) Aber die harte Arbeit der Reform blieb weiterhin den politischen und geistigen Vätern der Stadt erspart. Die Wellen der großen Revolution machten ihre Pläne unnötig. Bis in diese Tage hinein hatte sich hier im höheren Schulwesen folgende O r d n u n g erhalten 3 ): Es bestanden eine Universität mit einem Rektor und drei Gymnasien 4 ) mit je einem Regens an der Spitze. Dazu kamen ungefähr 30 Vorschulen, „Tirocinien", und ungefähr ebenso viele „Silencien", wo repetiert wurde. Die Gymnasien waren von der Universität nicht scharf geschieden; sie bildeten im Gegenteil die „facultus artium", die philosophische Fakultät. Der ganze Apparat lag natürlich in den Händen der Geistlichkeit, und hier dominierten, wie schon gesagt, die Jesuiten; ihr Gymnasium, das „Tricoronatum", war das berühmteste. Seit dem Jahre 1773 leiteten sie es nach wie vor als Ex-Jesuiten. 5 ) Die Universität war eine „päpstliche katholische". 6 ) Ihre z. B. Wallraf cf. Ennen, Zeitbilder aus der Geschichte Kölns p. 101 f. 2

) Kölner Stadt-Bibliothek, Kapsel »Universität Köln zur Zeit Napoleons.* 3 ) S c h o e n e n : Die kölnischen Studienstiftungen, Einleitung. E n n e n : a. a. O. p. 73 ff. v. B i a n c o : Versuch einer Gesch. der ehem. Univ. und der Gymn. der Staat Köln p. 19. Wie diesen Einrichtungen der Bürger gegenüberstand, zeigt besonders deutlich die kleine Schrift von J. A. J. F. F . . . ( F r a n z ) Gedanken zur Aufnahme und Beförderung der Handelung Hier macht sich § 64 ff. eine sehr interessante Reaktion geltend, indem ausführlich auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit von R e a l - B ü r g e r s c h u l e n hingewiesen wird. Cf. H a n s e n: Gustav von Mevissen Band 1 p. 825 Anm. 4 ) Genannt: Montanum, Laurentianum, Tricoronatum. ') B i a n c o a. a. O. p. 65. •) S c h m i t z , Professor Kaufmanns und die Universität Köln in den letzten 50 Jahren. (Historisches Jahrbuch 1894 p. 19.

Lehrer, wie die der Gymnasien, erfreuten sich vom Papste festgesetzter Präbenden, die von den kölnischen Stiftern aufgebracht werden. 1 ) Die einzelnen Anstalten verfügten ferner über ein reiches Eigentum an Liegenschaften, und für unsere Begriffe ungewöhnlich hohe und viele Stiftungen standen zu Gebote. Der Studiengang wurde in den Tirocinien begonnen. Hier wurde der Knabe gleich mit der lateinischen Formenlehre vertraut gemacht. Im Alter von 11—13 Jahren trat er in das eigentliche Gymnasium ein, wo sogleich die lateinische Syntax gelehrt wurde. Dieser erste Kurs dauerte drei Jahre: „Infima", „Sekunda", „Syntaxis" wurden die Abteilungen genannt. Daran schloß sich der humanistische Unterricht in zwei Jahren: „Poética", „Rhetorica". So war Gelegenheit geboten, recht gründliche Kenntnisse der lateinischen Sprache zu erwerben, und darauf kam es ja an. „Eloquens et sapiens pietas", war die bezeichnende Formel für dieses Schulziel. Hierbei verfolgte man das Prinzip, daß e i n u n d d e r s e l b e L e h r e r seine Schuler bis zur „Rhetorica" in a l l e n Fächern durch a l l e Klassen führen sollte. Nach diesen Jahren der „studia inferiora" trat der Schüler nacheinander in zwei weitere Klassen von ebenfalls je einjähriger Dauer ein, „Logica", „Physica", In diesen Stufen galt zwar noch die O r d n u n g der Gymnasien, aber andererseits unterstand der Schüler von jetzt ab der akademischen Jurisdiktion und hatte akademische Rechte und Pflichten. Die „Physica" wurde durch das Baccalaureats-Examen erledigt. Dann erst, nachdem die Gymnasien, die „facultas artium", absolviert waren, kamen die drei positiven Fakultäten, Theologie, Jurisprudenz und Medizin, als Fachstudien in Betracht. Den Geist einer solchen Universität schilderten wir bereits, und um hier, *) B i a n c o : Die alte Universität Köln Band 1 p. 224. K e u s s e n , Westdeutsche Zeitschrift IX und in den Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 1890; französische Abteilung. 63. B. II. IV. u.a. m. Die Akten des Kölner Stadt-Archivs zitieren wir im folgenden mit K.; die des Düsseldorfer Staats-Archivs mit D., mit P die des Pariser National-Archivs. Eine gute Übersicht über das damalige Schulwesen gibt auch K l i n k e n b e r g , Das Marzellengymnasium in Köln, Festschrift 1911.



8



analog unserer Schilderung der gleichzeitigen Verhältnisse anderwärts, begründende Persönlichkeiten zu nennen, müßten wir natürlich zurückgreifen auf Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Bonaventura, Petrus Hispanus u. a. m. Auch das ist wohl geeignet, in unserem Zusammenhang die Dinge wiederum zu beleuchten. Diese Einleitung muß unsere Gesichtspunkte bestimmen. Denn wenn wir nun an der Hand der Akten die Tatsachen festlegen, die Organisationen des Schulwesens beschreiben, so dürfen wir nicht ihre Kausalverknüpfung mit den die Zeit beherrschenden Ideen außer acht lassen. Von besonderer Wichtigkeit ist es dabei, ob die Ereignisse von einzelnen Persönlichkeiten individuell gestaltet werden, oder ob eine regierende bezw. regierte Klasse unter dem Eindruck einer Idee handelt bezw. reagiert. — Im Lager der Stadt K ö l n ist k e i n e P e r s ö n l i c h k e i t zum Wirken gekommen, die auch nur der Reaktion ein bestimmtes Gepräge hätte aufdrücken können. Dagegen auf f r a n z ö s i s c h e r Seite steht im Vordergrunde der letzten größeren Hälfte der Fremdherrschaft eine die Entwicklung weitgehend beherrschende Persönlichkeit, und das ist N a p o l e o n . Wir werden sehen, wie er und seine Minister die kaum begonnenen Ordnungen wieder umwälzen und bisher begünstigte Faktoren zurückdrängen, während andere bisher unterdrückte Zustände und Intentionen sich in dieser Zeit hervordrängen und die Idee des großen Eroberers in der Realisierung mannigfaltig beeinträchtigen. Dieser Umstand begründet die Zweiteilung unseres Stoffes. Die weitere, eingehende Disposition wird durch die Genesis und Folge der einzelnen Ereignisse und Institutionen reguliert. Wir müssen zuerst untersuchen, welche Ideen den französischen Beschlüssen zu Grunde liegen, und in welchem Verhältnis die aufeinander folgenden Organisationen zueinander stehen, wo hinaus sie sich zu entwickeln streben. Die Resultate, das sind die tatsächlich zustande kommenden Einrichtungen, geben uns dann einerseits Aufschluß über die Art und Kraft einer etwa möglichen Reaktion, andererseits sollen sie zuletzt zu unserer Einleitung in ein Verhältnis gebracht, das heißt pädagogisch-historisch fixiert werden.



9



Die ersten Jahre der Fremdherrschaft kommen für unsere Darstellung kaum in Betracht. Man pflegt sie als die Zeit der „ p r o v i s o r i s c h e n R e g i e r u n g " zu bezeichnen. Eine Stockung des Betriebes in der Folge des Einmarsches der französischen Truppen kann nicht überraschen. Als dann einerseits in Köln der öffentliche Unterricht vorläufig das alte Gleis weiter befahren durfte, andererseits aber die Universität von Bonn und auch größtenteils die benachbarten von Frankreich und Belgien zu existieren aufgehört hatten, wurde natürlich das Kölner Institut mehr als je besucht. So litt das Schulwesen zuerst am wenigsten unter dem Druck fremder Willkür. — Eine der vielen kurzlebigen französischen Regierungsorgane, die damals in den eroberten Ländern eingesetzt wurden, die Intermediar-Kommission zu Bonn, hob die reichsstädtische Verfassung Kölns auf und verlangte den Eid auf die neue Verfassung unter anderem auch von den Professoren. Da aber der Friede von Campo formio noch nicht abgeschlossen war, die Stadt noch nicht völkerrechtlich zu Frankreich gehörte, verweigerten einige diesen Eid und wurden daraufhin ihres Amtes entsetzt, so auch der zeitige Rektor Wallraf.1) Auf die Studienordnung hatte jedoch auch das noch keinen Einfluß. — Da ernennt am 4. November 1797, also nach dem Frieden von Campo formio, das Direktorium den Bürger R u d 1 e r zum Regierungskommissar und beauftragt ihn, die Länder zwischen Rhein, Maas und Mosel nach französischem Muster einzurichten und zu verwalten.2) Rudier nimmt seinen Sitz in Mainz. Von ihm stammt die Einteilung dieser Länder in die vier Departements, die dann im Mai 1800 in Arrondissements und weiter in Kantone eingeteilt wurden, die wieder einige Munizipalitäten zusammenfaßten und deren das département de la Roer 42 zählte.3) Die Departements erhielten damals statt der ZentralBianco Vers, einer Gesch. d. ehem. Univ. u. d. Qymn. p. 72 f. ) Recueil des actes (i. d. Folg. cit.: Pr.-Act.) de la préfecture du département de la Roer, an VI p. 1. Erst der Konsularbeschluss vom 30. Juni 1802 hob das Kommissariat auf und stellte die 4 neuen Departements den französischen gleich. ') Pr.-Act. an XIII p. 545. ferner K. : 50 D. I. 2



10



Verwaltungen, die im Februar 1799 eingesetzt worden waren, j e einen Präfekten als obersten Verwaltungsbeamten und jedes Arrondissement einen Unter-Präfekten, während jede Munizipalität von einem Maire geleitet wurde. Der Präfekt verwaltete von Aachen aus. Die Munizipalität Köln war der Sitz eines Unter-Präfekten; der nach der Stadt benannte Kanton umfaßte „Köln und seinen Umkreis". 1 ) Doch gehörten Müngersdorf und Melaten bereits zum Kanton Weiden. Mit Rudiers Antritt ändert sich das Bild der Fremdherrschaft. Statt der Willkür tritt mehr und mehr das I n t e r e s s e a n d e r F r a n z ö s i e r u n g d e r G e b i e t e hervor, es beginnt eine systematische Organisation der gesamten Verwaltung, auch des öffentlichen Unterrichts. Am 28. April 1798 erfolgt die erste entscheidende V e r f ü g u n g 8 ) : „ D e r öffentliche Unterricht in den Universitäten Köln, Bonn, Trier und Mainz soll geteilt und in Primärschulen, 3 ) einer Zentralschule und Spezialschule abgegeben werden." (Art. 1.)*) N u r mit Mühe war es gelungen, die Güter der Schulen Kölns dem französischen Konfiskationsgesetze 5 ) zu entziehen, um sie ihren Zwecken zu erhalten, und jetzt galt es natürlich, während über die Organisation und Verteilung der Schultypen unter den einzelnen Städten geplant und entschieden wurde, nicht nur die Bewilligung für eine Zentralschule, son-

!) K . : 50 D. I. ) Beschluss vom 9. Floreal VI,

2

abgedruckt

bei Bianco a. a. O.

p. 581 f. J

) Volksschulen; über ihren Zustand vgl. Hoogen, Durch welche Mittel

läßt sich in den 4 Departements . . . .

Anhänglichkeit an die Verfassung

. . . . bewirken? ( 1 8 0 1 ) . 4

) Das Dekret enthält weiter — freilich nur in großen Zügen — ein

Bild von den genannten Schultypen.

Die organisatorischen Einzelheiten

sollen durch einen weiteren Beschluß bekanntgegeben werden, und damit dies möglichst

bald

und

den

verschiedenen Verhältnissen entsprechend

geschehen könne, wird den einzelnen Universitäts-Behörden

aufgetragen,

über ihre Geschäfts- und Personal-Verhältnisse umständlichen Bericht zu erstatten.

Diese

Rapporte

sind

von

den

Munizipalitäts-Behörden

beglaubigen. 6

) Vom 10. März 1793 cf. Bianco a. a. O. p. 73.

zu



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d e m auch f ü r Fachschulen zu erlangen. Denn ein möglichster Ersatz f ü r die Universität, die nun das letzte Semester erlebte, lag ja durchaus im Interesse der Stadt.*) Und doch herrscht in diesen wichtigen Wochen hier Zank und Streit. Best, der letzte Rektor, 2 ) hat die Verhandlungen mit Mainz zu führen. Es scheint ihm unmöglich, all die Professoren der alten Schulen als Lehrer für die künftige Zentralschule vorzuschlagen; und kann er z. B. angesichts des zu erwartenden republikanischen Lehrplans die juristischen Professoren der alten Universität auf die Liste setzen? Seine Kollegen haben ja nicht einmal alle der Republik den Eid geleistet. Er kommt in die Verlegenheit, fremde Namen nennen zu müssen. Da aber beklagen sich die im Dienst ergrauten Schulmänner. Der „eigenmächtige" Mann hat sich bei der Munizipalität zu verteidigen, 3 ) ja, er wird sogar bei Rudier aufs gröbste angeschwärzt, 4 ) freilich umsonst. Best wird auch weiterhin von der Zentralverwaltung in der Sache beauftragt. Ebensowenig Erfolg haben die Schwierigkeiten, die einzelne Behörden — undiplomatisch genug — den organisatorischen Arbeiten in den W e g legen; die drei Regenten der alten Gymnasien werden schon im Mai desselben Jahres suspendiert, 6 ) und Munizipalverwalter mit den Geschäften betraut. Inzwischen benutzt die Zentralverwaltung das Semesterende, um die Durchführung des Rudlerschen Dekretes zu besorgen, und eben jetzt wird der Umstand verhängnisvoll, daß in den vergangenen Jahrzehnten hier durchaus nicht reformiert worden war. In a n d e r e n Gegenden nämlich knüpften die Franzosen an die vorgefundenen Zustände an,

!) Daraals beschloß der Rat, das Silbergerät der Jesuiten zu verkaufen; der Ertrag sollte »zu den würklich angefangenen öffentlichen Unterrichtsanstalten verwendet werden". (K.: 49 D V p. 32.) 2 ) Er war von der Zentral-Verwaltung eingesetzt worden, wogegen die Professoren, freilich vergebens, Einspruch erhoben: K . : 63 B. II. 14. s ) K.: 63 A IX 13 u. 14. «) K.: 63 A IX 22. 5 ) K.: 63 D VIII 1.



wie z. B . im Gymnasien aber,

wo

verbunden

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Bergischen.Auch neben

der

in M a i n z 2 )

Zentralschule

die G y m n a s i e n

noch

so

ließ m a n

bestehen.3)

eng

mit

w a r e n , u n d w o ihre O r d n u n g e n

der

In

die Köln

Universität

so g a n z

absurd

e r s c h i e n e n , w u r d e n sie a u c h mit dieser g e s c h l o s s e n u n d a u f gehoben.4)

Damit

war

zu

Anfang Oktober

wesen völlig gestürzt, a b e r n o c h

das alte

Schul-

n i c h t s N e u e s an die Stelle

gesetzt. Man

mußte nun ruhig warten, w a s von Mainz a u s

s t i m m t w u r d e ; u n d d o c h w a r die F r a g e s o b r e n n e n d . konnte neuer

man

nicht e i n m a l

Schulen

einen

bekanntgeben,

so

Termin stand

für zu

die

be-

Denn,

Eröffnung

befürchten,

daß

*) Willemsen, Das Berg. Schulwesen unt. d. franz. Herrschaft 1806—13 p. 153. cf. auch dazu: P. Eschbach: Die Universität Duisburg unter franz. Verwaltung. Düsseid. Jahrbuch 15 (1900). J. Asbach : Der Zustand des Berg. Schulwesens im Jahre 1809 und die napoleonische Universität. (Annalen ds. hist. Ver. f. d. Ndrrh. 69.) D e r s e l b e : Die napoleonische Universität in Düsseldorf. (Düsseldorfer Programm 1899.) D e r s e l b e : Das Düsseid. Lyzeum unt. bayr. u. franz. Herrschaft. (Düsseid. Progr. 1900.) D e r s e l b e : Die Entwickig. d. Univ. Münster. (Düsseid. Progr. 1901.) K n i f f 1 e r : D. Entwickig. d. Schulwesens in Düsseldorf. (Düsseid. Jahrbuch Bd. III.) C h a r l e s S c h m i d t : Le grand duché de Berg. (Paris 1904.) H a s h a g e n : Zeiten der Fremdherrschaft in Mülheim a. d. Ruhr. -) A. M e s s e r : Reform des Schulwesens unter Emmerich Joseph 1703—74. (Mainz 1897.) s) M i l z : Qesch des Marzellen-Gymnasiums. (1886) p 5. 4 ) Beschluss der Zentral-Administration vom 12. Vendémiaire VII. Art. 1. (Abgedr. bei Bianco a. a. O. p. 536.) Es werden ferner genauere Anweisungen gegeben, wie die von Rudier verlangten Rapporte bewerkstelligt werden sollen; dem Rektor Best, der jetzt ungefähr die Stellung eines Studiendirektors einnimmt, wird ein Geschäftsführer zur Seite gestellt, der ihm bei der Aufnahme des gesamten Inventars der alten Schulen behilflich sein soll. Die betreffenden Gebäude sollen von den Professoren, die darin Wohnung hatten, gleich geräumt werden. Den Ex-Jesuiten, die sich keines Kanonikates oder Benifiziums erfreuen, wird eine Jahresrente von Frs. 800 zugesprochen.



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die Jugend sich nach anderen Universitäten umsah, und das bedeutete f ü r die Stadt, besonders bei dem augenblicklichen Stillstand der Industrie, natürlich einen großen Schaden. 1 ) Und Rudier gibt erst auf solche dringende Vorstellungen Anfang November 2 ) der Munizipalität Nachricht, 3 ) daß sein konstituierender Beschluß 4 ) nach Aachen abgegangen und die Zentralschule bereits zu Anfang des folgenden Monats 5 ) solle eröffnet werden. Er hätte, so heißt es weiter in seinem Schreiben, Köln auch gerne den Vorteil einer Universität 6 ) gewährt; aber einerseits wären ihm durch die Schwierigkeiten der „schola domestica" '