Das hellenistische Gedicht "Megara": Ein Kommentar 3515131086, 9783515131087

Das hellenistische Gedicht Megara ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig: Es vereint epische, lyrische und dramatische C

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German Pages 236 [238] Year 2021

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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
AUSGABEN (IN CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE)
AUSGABEN ANDERER GRIECHISCHER AUTOREN AUSGABEN LATEINISCHER AUTOREN
ABKÜRZUNGEN HÄUFIG ERWÄHNTER LITERATUR
1. DAS „EPYLLION“ ALS LITERARISCHE FORM
2. DATIERUNG UND AUTORSCHAFT DES GEDICHTES MEGARA
3. DIE MYTHOLOGISCHEN BERICHTE ÜBER MEGARA UND HERAKLES UND DAS GEDICHT MEGARA
4. TEXT UND ÜBERSETZUNG
5. BEMERKUNGEN ZUR METRIK DES GEDICHTES MEGARA
6. DIE DRAMATISCHE FORM UND DER AUFBAU DES GEDICHTES MEGARA – NARRATOLOGISCHE BEMERKUNGEN ZUM GEDICHT
7. KOMMENTAR
8. ALKMENES TRAUM
9. MEGARA ZWISCHEN DER EURIPIDEISCHEN MEGARA UND DER SOPHOKLEISCHEN DEIANEIRA
10. MEGARA ALS GEGENSTÜCK ZU THEOKRITS IDYLL 24 HERAKLES IN MEGARA
11. ÜBERLEGUNGEN ZUM PUBLIKUM UND ZUR DARBIETUNGSART DES GEDICHTES MEGARA
VERZEICHNIS DER SEKUNDÄRLITERATUR
STELLENREGISTER
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Das hellenistische Gedicht "Megara": Ein Kommentar
 3515131086, 9783515131087

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Georgios P. Tsomis

Das hellenistische Gedicht Megara Ein Kommentar

Klassische Philologie Franz Steiner Verlag

Palingenesia | 130

Palingenesia Schriftenreihe für Klassische Altertumswissenschaft Begründet von Rudolf Stark Herausgegeben von Christoph Schubert Band 130

Das hellenistische Gedicht Megara Ein Kommentar Georgios P. Tsomis

Franz Steiner Verlag

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungsfonds Wissenschaft der VG WORT

Coverabbildung: Phönix aus einem byzantinischen Mosaik aus Antiochia am Orontes, jetzt im Louvre (Paris) © akg-images / Erich Lessing Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2022 Druck: Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-13108-7 (Print) ISBN 978-3-515-13111-7 (E-Book)

Εἰς μνήμην κλεινοῦ καθηγητοῦ Herbert Eisenberger, ὃς πότμον ἀνέπλησεν βιότοιο

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT .......................................................................................................

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AUSGABEN DER MEGARA ............................................................................ 11 AUSGABEN ANDERER GRIECHISCHER WERKE AUSGABEN LATEINISCHER WERKE ........................................................ 12 ABKÜRZUNGEN HÄUFIG ERWÄHNTER LITERATUR ............................ 16 1. DAS „EPYLLION“ ALS LITERARISCHE FORM ...................................... 21 2. DATIERUNG UND AUTORSCHAFT DES GEDICHTES MEGARA ........ 34 3. DIE MYTHOLOGISCHEN BERICHTE ÜBER MEGARA UND HERAKLES UND DAS GEDICHT MEGARA ............................................

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4. TEXT UND ÜBERSETZUNG ...................................................................... 43 5. BEMERKUNGEN ZUR METRIK DES GEDICHTES MEGARA ............... 52 6. DIE DRAMATISCHE FORM UND DER AUFBAU DES GEDICHTES MEGARA – NARRATOLOGISCHE BEMERKUNGEN ZUM GEDICHT ....................................................................................................... 56 7. KOMMENTAR .............................................................................................. 71 8. ALKMENES TRAUM .................................................................................. 173 9. MEGARA ZWISCHEN DER EURIPIDEISCHEN MEGARA UND DER SOPHOKLEISCHEN DEIANEIRA .................................................... 182 10. MEGARA ALS GEGENSTÜCK ZU THEOKRITS IDYLL 24 ― HERAKLES IN MEGARA .......................................................................... 188 11. ÜBERLEGUNGEN ZUM PUBLIKUM UND ZUR DARBIETUNGSART DES GEDICHTES MEGARA ................................ 198 VERZEICHNIS DER SEKUNDÄRLITERATUR ........................................... 203 STELLENREGISTER ...................................................................................... 213

οὐδὲν γὰρ νεμεσητὸν ὑπὲρ τέκνου γοάασθαι μητέρι δυσπαθέοντος· ἐπεὶ δέκα μῆνας ἔκαμνον πρὶν καί πέρ τ’ ἰδέειν μιν, ἐμῷ ὑπὸ ἥπατ’ ἔχουσα Megara vv. 83–85 Die Mutter trägt im Leibe das Kind dreiviertel Jahr; Die Mutter trägt auf Armen das Kind, weil’s schwach noch war; Die Mutter trägt im Herzen die Kinder immerdar. Friedrich von Logau (1605-1655)

VORWORT Die vorliegende ausführliche Kommentierung des aus 125 Versen bestehenden hellenistischen Gedichts Megara ist die erste in deutscher Sprache. Mein Hauptanliegen ist es, durch diese Arbeit eine neue Perspektive auf den Text anzubieten, dessen tiefe Verflechtung einerseits in die Sprache und Vorstellungswelt der Epik, der Lyrik und des Dramas sowie andererseits in die Strömung des Hellenismus aufgezeigt wird, und zwar in weit größerem Umfang, als dies aus den bisherigen Kommentierungen von Th. Breitenstein, Recherches sur le poème Mégara, Copenhagen 1966 und J. W. Vaughn, The Megara (Moschus IV). Text, Translation and Commentary, Bern/Stuttgart 1976 hervorgeht. Dieses Gedicht, das fast ausschließlich aus einem Hexametergespräch zwischen zwei Frauen, Megara, der ersten Gattin Herakles’, und Alkmene, ihrer Schwiegermutter und Mutter Herakles’, besteht, ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Es vereint epische, lyrische und dramatische Charakteristika, wobei es sich jeder eindeutigen literarischen Kategorisierung entzieht. Dieses Gedicht handelt von dem Helden Herakles, der jedoch überhaupt nicht darin erscheint. Stattdessen sind zwei Frauen die Hauptfiguren, die in ihrem vertrauten Gespräch, in dem sie als leidende und hilflose Mütter ihren Klagen und Sorgen freien Lauf lassen, Herakles nicht als großen Heros betrachten, sondern seinen Leidensweg im Zusammenhang mit seinen Handlungen und Heldentaten hervorheben. Das Gedicht hat keine wirkliche Handlung oder einen dramatischen Höhepunkt; es steht da wie ein in sich geschlossenes Fragment, als ein Randgeschehen aus der Geschichte über die Arbeiten des Herakles. Die vorliegende Studie beginnt mit dem Kapitel „Das ‘Epyllion’ als literarische Form“, da das Gedicht Megara von einigen Wissenschaftlern als Epyllion betrachtet wird. Dort wird untersucht, ob generell die kurzen narrativen hexametrischen Gedichte der hellenistischen Zeit die Kriterien eines Epyllions, dem man bekanntlich als literarischem Genre in der Antike nicht begegnet, erfüllen oder ob wir in diesen Gedichten vielmehr die Weiterentwicklung und Transformation des Epos in Auseinandersetzung mit den anderen dichterischen Gattungen, vorwiegend Lyrik und Drama, sehen sollten. Zusammen mit dem ersten Kapitel dienen die darauffolgenden zwei Kapitel „Datierung und Autorschaft des Gedichtes Megara“ und „Die mythologischen Berichte über Megara und Herakles und das Gedicht Megara“ als Einleitung zur

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Vorwort

Behandlung und Kommentierung des Gedichtes. Hierauf folgen eine neue textkritische Ausgabe des Gedichts, in der auch der neue Papyrus-Fund P.Oxy. 3325 zu diesem Gedicht (erschienen 1980) Berücksichtigung findet, eine Übersetzung des Textes sowie Bemerkungen zur Metrik des Gedichts. Der ausführlichen Kommentierung geht ein Kapitel voraus, das sich mit der dramatischen Form und dem Aufbau des Gedichtes sowie mit narratologischen Bemerkungen zum Gedicht befasst. Neben der innertextlichen und innerliterarischen Untersuchung (Aufbau, Sinnzusammenhang, Sprache, Stil, Metrik, Textkritik und Auseinandersetzung mit der handschriftlichen Überlieferung und den bisherigen Ansichten von Wissenschaftlern) widme ich einen großen Teil der Textanalyse und der Kommentierung der Intertextualität. Nach der Kommentierung des Gedichts behandle ich in einem weiteren Kapitel den Traum Alkmenes (vv. 91‒121), auch in seiner Gesamtheit, als Komplement zum Kommentar. Im darauffolgenden Kapitel wird Megara in unserem Gedicht mit der Megara der Euripideischen Tragödie Herakles und der Deianeira des Sophokleischen Dramas Trachinierinnen intertextuell verglichen, zumal unser Dichter beim Verfassen des Gedichts diese beiden tragischen weiblichen Figuren im Sinne hatte. Das vorletzte Kapitel betrachtet das Gedicht Megara als Gegenstück zu dem Theokritischen Idyll 24 (Der kleine Herakles), wobei die Darstellung Herakles’ in Megara parallel untersucht wird. Das letzte Kapitel befasst sich mit Überlegungen zum Publikum und zur Darbietungsart des Gedichtes Megara. Es wird näher betrachtet, ob dieses kleine Gedicht nicht nur als Lesestück, sondern auch aufgrund seines mimetischen und performativen Charakters auch für eine „inszenierte“ Darbietung vor einer Gemeinschaft geeignet wäre. An dieser Stelle möchte ich allen beteiligten Personen meinen großen Dank aussprechen, die mich bei der Anfertigung dieser Studie unterstützt haben. Mein besonderer Dank gilt dem Herausgeber der Reihe Palingenesia des Franz-SteinerVerlags, Stuttgart, Herrn Prof. Dr. Christoph Schubert, für die Aufnahme des Buches in diese Reihe und seine förderliche Kritik und hilfreiche Unterstützung zur Anfertigung dieses Bandes, sowie den Mitarbeiterinnen des Verlags Frau Katharina Stüdemann und Frau Stephanie Ernst für ihre stete Hilfe bei den Vorbereitungen zur Publikation des Kommentars. Außerdem möchte ich mich bei Frau Prof. Dr. Flora Manakidou für ihre kritischen Bemerkungen bei der Lektüre der Arbeit bedanken. Sehr dankbar bin ich auch Herrn Birol Chοuskoglou und Herrn Antonios Spiropoulos für ihre wertvolle Hilfe bezüglich der Formatierungs- und Indexherstellungsarbeiten. Nicht zuletzt muss ich zudem Herrn Michael Seibel und Herrn Waldemar Blech meinen Dank für ihr Engagement und ihr sorgfältiges Korrekturlesen aussprechen. Dieses Buch wurde mit Unterstützung des Förderungsfonds Wissenschaft der VG WORT gedruckt, der ich für die Übernahme des Druckkostenzuschusses im Besonderen dankbar bin. Diese Studie ist meinem lieben Doktorvater Prof. Dr. Herbert Eisenberger in memoriam gewidmet, dessen Güte und Wissen mein Leben bereichert hat. Εs wäre mir eine Freude gewesen, wenn er den Abschluss der Arbeit noch erlebt hätte. Komotini/Griechenland, im Juli 2021

Georgios P. Tsomis

AUSGABEN (IN CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE) Manutius, Aldus: Theocriti Idyllia … Editiones Venetae Aldi Manutii 1495. Iuntus, Philippus: Theocriti Idyllia … Edit. Philippi Iuntae 1516. Callierges, Zacharias: Theocriti Idyllia … Edit. Romana Zachariae Calliergis 1516. Vuinsemio, Vito: Interpretatio Eidylliorum Theocriti. Frankfurt, 1558. van Metkerke, Αdolf: Μόσχου τοῦ Σικελοῦ, καὶ Βίωνος Σμυρναίου εἰδύλλια. Bruges, 1565. Stephanus, Henricus: Theocriti aliorumque poetarum Idyllia. Genève, 1579. Vulcanio, Bonaventura: Callimachi Cyrenaei Hymni ... Et separatim, Moschi Syracusii et Bionis Smyrnaei Idyllia. Leiden, 1584. Heinsius, Daniel: Theocriti, Moschi, Bionis, Simmiae quae exstant. Heidelberg, 1604. Schwebelius, Nicolaus: Bionis et Moschi Idyllia (cum eiusdem animadversionibus, accedunt Ursini, Vulcanii, Stephani, Scaligeri, Casauboni, Heinsii, Xylandri, Palmeri, Longapetraei notae, ut & Versiones Metricae, Gallica Longapetraei, & Latina Whitfordi. Cum duobis indicibus). Venezia, 1746. Schier, Johann Adam: Bionis et Moschi Idyllia. Leipzig, 1752. Zamagna, Bernardo: Idillj di Mosco, Bione e Teocrito recati in versi latini dal Conte Bernardo Zamagna. Milano, 1784. Brunck, Richard Franz P.: Analecta Veterum Poetarum Graecorum. Straßburg, 1785, I, 4.406 ff. Manso, Johann Caspar Friedrich: Bions und Moschus Idyllen. Leipzig, 1807. Schaefer, Godofredus Henricus: Theocritus, Bion et Moschus. Leipzig, 1809. Valckenaer, Ludovico Casparo: Theocriti, Bionis et Moschi Idyllia. Edinburgh, 1810. Briggs, Thomas: Poetae Bucolici Graeci sive Theocriti, Bionis et Moschi quae supersunt. Cambridge, 1821. Meineke, August: Theocriti, Bionis et Moschi carmina. Accedit brevis annotatio critica. Leipzig, 1825; 2. Aufl. Berlin, 1836; 3. Aufl. Berlin, 1856. Kiessling, Theophilus: Theocritus, Bion et Moschus. London, 1829. Hermann, Gottfried: Bionis et Moschi Carmina. Leipzig, 1849. Ahrens, Henricus Ludolfus: Bucolicorum Graecorum Theocriti Bionis Moschi reliquiae accedentibus incertorum idylliis. 2 Bde. Leipzig, 1855–1859. Zimmermann, Friedrich: Die griechischen Bukoliker Theokritos, Bion und Moschos. Stuttgart, 1856. Hartung, Johann Adam: Die Bukoliker. Leipzig, 1858. Ameis, Carl Friedrich: Poetae Bucolici et Didactici. Paris, 1862. Ziegler, Christophorus: Bionis et Moschi Carmina ex Codd. Italis a se collatis. Tübingen, 1868. Lang, Andrew: Theocritus, Bion and Moschus. London, 1880.

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Ausgaben und Abkürzungen von Studien

Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Bucolici Graeci. Oxford, 1905. 2. verbesserte Aufl. Oxford, 1910. Edmonds, John M.: Greek Bucolic Poets (Theocritus, Bion, Moschus). Edited with a translation. Cambridge, MA, 1912 (Loeb Classical Library). Koennecke, Otto: Bucolici Graeci. Braunschweig, 1914. Legrand, Philippe-Ernest: Bucoliques grecs. Texte et traduction. Tome I: Théocrite; Tome II: Pseudo-Théocrite, Moschos, Bion, divers. Paris, 1925– 1927 (Collection des universités de France). 3. Aufl. 1946; 4. Aufl. 1953. Gallavotti, Carlo: Theocritus quique feruntur bucolici Graeci. Recensuit C. G. Roma: Istituto Poligrafico dello Stato, 1946 (Scriptores Graeci et Latini consilio Academiae Lynceorum editi). 2. Aufl. 1955; 3. Aufl. 1993. Gow, Andrew S. F.: Bucolici Graeci (O. C. T.). Oxford, 1952. Gow, Andrew S. F.: The Greek Bucolic Poets. Cambridge, 1953. Nachdr. Hamden, Conn., 1972. Vaughn, John William: The Megara (Moschus IV). Text, translation and commentary. Bern/Stuttgart, 1976 (Noctes Romanae 14). Vox, Onofrio: Carmi di Teocrito e dei bucolici greci minori. Ed. e trad. Torino, 1997 (Classici UTET).

AUSGABEN ANDERER GRIECHISCHER AUTOREN AUSGABEN LATEINISCHER AUTOREN Aeschyli tragoediae cum incerti poetae Prometheo. Ed. Martin L. West. Editio correctior editionis primae (1990). Stuttgart/Leipzig, 1998. Anthologia Graeca. Griechisch-Deutsch. Ed. Hermann Beckby. 4 vol. (Buch 1–6; Buch 7–8; Buch 9–11; Buch 12–16). München, vol. I–II: 1957; vol. III–IV: 1958 (Tusculum-Bücherei). Zweite verbesserte Auflage 1966. Die griechische Anthologie. Übertragen von Dietrich Ebener. Band I: Buch I–VI; Band II: Buch VII–X; Band III: Buch X–XVI. Berlin, 1981 (Bibliothek der Antike). The Greek Anthology. Hellenistic Epigrams. Ed. by Andrew S. F. Gow and Denys L. Page: Vol. I: Introduction, Text, and Indexes of Sources and Epigrammatists; Vol. II: Commentary and Indexes, Cambridge 1965. Apollonii Rhodii Argonautica. Εd. Hermann Fränkel. Oxford, 1961 (repr. 1970). Apollonios de Rhodes, Argonautiques. Ed. Francis Vian und Émile Delage. Paris, 1974–1999 (Collection des universités de France). Tome I: Chants I–II. Texte établi et commenté par F. V. et traduit par E. D. 1974; Tome II: Chant III. Texte établi et commenté par F. V. et traduit par E. D. 1980 (2. éd. rev. 1993); Tome III: Chant IV. Texte établi et commenté par F. V. et traduit par E. D. et F. V. 1981 (2. éd. rev. 1996). Ap. Soph. = Apollonii Sophistae Lexicon Homericum. Rec. Immanuel Bekker. Berlin, 1833. Aratus, Phaenomena. Edited with Introduction, Translation and Commentary by Douglas Kidd. Cambridge, 1997.

Ausgaben und Abkürzungen von Studien

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Aristophanis fabulae. Ed. Nigel G. Wilson. 2 Bde. Oxford, 2007. Artemidori Daldiani Onirocriticon libri V. Ed. Roger A. Pack. Leipzig, 1963. Ausonius Opera. Ed. Roger Green. Oxford, 1999. Die Lieder des Bakchylides. Erster Teil. Die Siegeslieder. I. Edition des Textes mit Einleitung und Übersetzung von Herwig Maehler. Leiden, 1982. Die Lieder des Bakchylides. Zweiter Teil. Die Dithyramben und Fragmente. Text, Übersetzung und Kommentar von Ηerwig Maehler. Leiden/New York/Köln, 1997. Callimachus. Edidit Rudolph Pfeiffer. vol. I.: Oxford, 1949; vol. II: Oxford, 1953. Kallimachos. Werke. Griechisch und Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Markus Asper. Darmstadt, 2004. Collectanea Alexandrina. Reliquiae minores Poetarum Graecorum Aetatis Ptolemaicae 323–146 A. C., Epicorum, Elegiacorum, Lyricorum, Ethicorum cum Epimetris et Indice Nominum. Ed. Iohannes U. Powell. Oxford, 1925. Colluto, Il ratto di Elena. Introduzione, testo criticο, traduzione e commentario a cura di Enrico Livrea. Bologna, 1968. Dionysii Bassaricon et Gigantiadis fragmenta. Cum prolegomenis italica versione et indicibus. Εd. Enrico Livrea. Roma, 1973. Poetarum Epicorum Graecorum. Testimonia et Fragmenta. Pars I. Εd. Alberto Bernabé. Leipzig, 1987. Epicorum Graecorum Fragmenta. Εd. Malcolm Davies. Göttingen, 1988. EGen. = Etymologicum Genuinum. Edd. François Lasserre & Nicolaus Livadaras, in: Etymologicum Magnum Genuinum, Symeonis Etymologicum una cum Magna Grammatica, Etymologicum Magnum auctum (α-βώτορες). Bd. I. Rom, 1976; Bd. II. Athen, 1992; Etymologicum Genuinum, littera λ. Ed. Klaus Alpers, in: Bericht über Stand und Methode der Ausgabe des Etymologicum Genuinum (mit einer Ausgabe des Buchstaben Λ). Κopenhagen, 1969, 25–53. EGud. = Etymologicum Gudianum quod vocatur [ἀάλιον-ζειαί]. Rec. Eduardo Luigi De Stefani (Leipzig 1909–1920); Etymologicum Graecae Linguae Gudianum [ζειαί-ω]. Ed. Friedrich Wilhelm Sturz. Leipzig, 1818. EM = Etymologicum Magnum. Ed. Thomas Gaisford. Oxford, 1848. Euripidis Fabulae. Ed. J. Diggle. 3 Bde. Oxford, 1984–1994. Eustathius. Commentarii ad Homeri Iliadem pertinentes ad fidem Codicis Laurentiani editi. Ed. Marchinus Van Der Valk. 4 Bde. Brill: Leiden, 1971–1987; 2. Aufl. 1997. Bd. V: Indices in Eustathii Commentarios ad Homeri Iliadem pertinentes ad fidem Codicis Laurentiani editos a Marchinus Van Der Valk, Jan Maarten Bremer et Cornelis Jord Ruijgh consiliantibus composuit Helena Maria Keizer. Leiden/New York/ Köln, 1995. Eustathii Archiepiscopi Thessalonicensis Commentarii ad Homeri Odysseam. Ed. Johann Gottfried Stallbaum. Leipzig, 1825–1826; Nachdruck Cambridge, 2010. FGrHist = Die Fragmente der griechischen Historiker. Ed. Felix Jacoby, 16 Bde. Berlin, 1923–1930; Leiden, 1940–1958.

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Ausgaben und Abkürzungen von Studien

FHG = Fragmenta historicorum Graecorum. Edd. Carl et Theodor Müller, 5 Bde. Paris, 1848–1870. Greek Epic Fragments. From the Seventh to the Fifth Centuries BC. Edited and Translated by Martin L. West. Cambridge, Mass./London, 2003. GDRK = Die griechischen Dichterfragmente der römischen Kaiserzeit. Ed. Ernst Heitsch. 2 Bde. Göttingen, 1963–1964. Harp. = Harpocrationis Lexicon in decem oratores Atticos. Ed. Wilhelm Dindorf. Oxford, 1853. Herodotus Historiae. Ed. Haiim B. Rosén. 2 Bde. Leipzig; Stuttgart/Leipzig 1987–1997. Hesiod. Theogony. Ed. Martin L. West with Prolegomena and Commentary. Oxford, 1966. Hesiod. Works and Days. Ed. Martin L. West with Prolegomena and Commentary. Oxford, 1978. Fragmenta Hesiodea. Edd. Reinhold Merkelbach et Martin L. West. Oxford, 3 1990. The Homeric Hymns. Edd. Thomas W. Allen, William R. Halliday et Edward E. Sikes. Oxford, 1963. Homerus. Ilias. Recensuit Martin L. West. Stuttgart/Leipzig; München/Leipzig, 1998–2000. Homeri Opera. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Thomas W. Allen. Bde. III-IV: Odysseae libros I-XXIV. 2. Aufl. Oxford, 1919. Hygini Fabulae. Ed. Peter K. Marshall. Leipzig, 1984. Iambi et Elegi Graeci ante Alexandrum Cantati. Ed. Martin L. West, 2 Bde. Oxford, 2. Aufl. 1991–1992. Luciani Opera. Ed. Matthew Donald MacLeod. 4 Bde. Oxford, 1972–1987 (O.C.T.). Lycophronis Alexandra. Ed. Lorenzo Mascialino. Leipzig, 1964. The Apotelesmatika of Manetho. Ed. Robert Lopilato. Diss. Brown University. Providence. Rhode Island, 1998 (unveröffentlicht). Nicander. The Poems and Poetical Fragments. Edited with a translation and notes by Andrew S. F. Gow and Alwyn F. Scholfield. Cambridge, 1953. Nicandre, Oeuvres: Tome III. Les Alexipharmaques. Lieux parallèles du Livre XIII des Iatrica d’Aétius. Ed. J.-M. Jacques. Paris, 2007. Nonni Panopolitani Dionysiaca. Ed. Rudolph Keydell. 2 Bde. Berlin, 1959. Nonnos de Panopolis. Les Dionysiaques. 18 Bde. + 1 Index-Bd. Paris, 1976–2006 (unter der Leitung von Francis Vian). Bde. I, V, IX, X XVIII: ed. Francis Vian; Bde. II und III: ed. Pierre Chuvin; Bd. IV: ed. Henry Chrétien; Bde. VI, XI: ed. Bernard Gerlaud; Bd. VII: edd. Joëlle Gerbeau; Bd. VIII: edd. Neil Hopkinson; Bd. XII: edd. Hélène Frangoulis et Bernard Gerlaud; Bd. XIII: ed. Hélène Frangoulis; Bde. XIV, XVI: ed. Bernadette Simon; Bd. XV: edd. Pierre Chuvin et Marie-Christine Fayant; Bd. XVII: ed. Marie-Christine Fayant; Bd. XIX: Marie-Christine Fayant et Francis Vian. Oppianus, Colluthus, Tryphiodorus. Ed. Alexander W. Mair. Cambridge, Mass., 1928 (repr. 1963).

Ausgaben und Abkürzungen von Studien

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Oppianus, Halieutica. Einführung, Text, Übersetzung in deutscher Sprache. Ausführliche Kataloge der Meeresfauna von Fritz Fajen. Stuttgart/Leipzig, 1999. Pseudo-Oppian: Kynegetika. Griechisch – Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Stephan Renker. Berlin, 2019 (Sammlung Tusculum). Oppianus Apamensis, Cynegetica. Eutecnius Sophistes Paraphrasis metro soluta. Rec. M. Papathomopoulos. München/Leipzig, 2003. Die Oracula Sibyllina. Ed. Johannes Geffcken. Berlin, 2016 (11902) [Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte 8]. Pausaniae Graeciae descriptio. Ed. v. Maria Helena da Rocha-Pereira. 3 Bde. Leipzig, 1973–1981. Pollucis Onomasticon. Ed. Erich Bethe. Leipzig, 1900–1937. Sibyllinische Weissagungen. Griechisch – Deutsch. Ed. Jörg Dieter Gauger. Berlin, 2014 (Sammlung Tusculum). Les argonautiques d’Orphée. Ed. Georges Dottin. Paris, 1930. Orpheus in der Spätantike. Studien und Kommentar zu den Argonautika des Orpheus: Ein literarisches, religiöses und philosophisches Zeugnis von Oliver Schelske. Berlin, 2011 (Beiträge zur Altertumskunde 296). P. Ovidii Nasonis Metamorphoses. Ed. William S. Anderson. 4. Aufl. Leipzig, 1988. P. Ovidii Nasonis Epistulae Heroidum. Ed. Henricus Dörrie. Berlin, 1971. Flavii Philostrati opera. Ed. Carl Ludwig Kayser. 2 Bde. Leipzig, 1871 (repr. Hildesheim 1964). Photii Patriarchae Lexicon. Ed. Christos Theodoridis. 3 Bde. Berlin/New York, 1982-2013. Pindari Carmina cum Fragmentis – Epinicia / Fragmenta. Indices. Ed. Bruno Snell et Herwig Maehler. 2 Bde. Leipzig, 81987/1989. Platonis opera. Ed. John Burnet. 5 Bde. Oxford, 1900–1907 (unver. Nachdr. 1995). PCG = Poetae Comici Graeci. Edd. Rudolf Kassel et Colin Austin. 7 Bde. Berlin, 1983–2001. Polybius. The Histories. Übersetzung von William Roger Paton. 6 Bde. London u.a.O., 1922–1927 (Loeb Classical Library). Vian, Francis. Quintus de Smyrne, La suite d’Homère. Texte établi et traduit par V. F. Paris. Tome I: Livres I-IV (1963); Tome II: Livres V-IX (1966); Tome III: Livres X-XIV (1969). Sappho et Alcaeus. Fragmenta. Ed. Eva-Maria Voigt. Amsterdam, 1971. Scholia graeca in Homeri Iliadem (Scholia vetera). Recensuit Harmut Erbse. 7 Bde. Berlin, 1969–1988. Sophoclis Tragoediae. Vol. I et II. Iterum ed. Roger David Dawe. Leipzig, 1984– 1985. Strabons Geographika. Ed. Stefan Radt. Text, Übersetzung und Kommentar. 10 Bde. Göttingen, 2002–2011. Suda = Suidae lexicon. Ed. Ada Adler. 5 Bde. Leipzig, 1928–1938 (Nachdruck Leipzig, 1994–2001).

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Ausgaben und Abkürzungen von Studien

Supplementum Epigraphicum Graecum. Edd. Jacobus J. E. Hondius et al. Leiden, 1923–2007. SH = Supplementum Hellenisticum. Edd. Hugh Lloyd-Jones et Peter Parsons. Indices in hoc Supplementum necnon in Powellii Collectanea Alexandrina confecit H.-G. Nesselrath. Berlin/New York, 1983. Theocritus. Ed. Andrew S. F. Gow. 2 Bde. Cambridge, 1950. 2 Aufl. 1952 (Nachdr.1965). TrGF = Tragicorum Graecorum Fragmenta. 5 Bde. Göttingen, 1971–2004: Bd. 1: Ed. Bruno Snell / ed. correctior et addendis aucta Richard Kannnicht; Bd. 2: Edd. Richard Kannicht et Bruno Snell; Bd. 3: Ed. Stefan Radt; Bd. 4: Edd. Stefan Radt et Richard Kannicht; Bd. 5, Teile I und II: Ed. R. Kannnicht. Τριφιοδώρου Ἰλίου ἅλωσις. Triphiodor: Die Einnahme Ilions. Ausgabe mit Einführung, Übersetzung und kritisch-exegetischen Noten von Uwe Dubielzig. Tübingen, 1996. P. Vergili Maronis Opera. Ed. Roger Aubrey B. Mynors. 2. Aufl. Oxford, 1972. P. Vergilius Maro, Aeneis. Ed. Gian Biagio Conte. Berlin, 2009.

ABKÜRZUNGEN HÄUFIG ERWÄHNTER LITERATUR1 Ambühl, „Narrative Hexameter Poetry“: Ambühl, Annemarie: „Narrative Hexameter Poetry.“ In: James J. Clauss und Martine Cuypers (Hgg.): A Companion to Hellenistic Literature. Chichester/Malden, 2010, 151–165. Bär, „Inventing and Deconstructing Epyllion …“: Bär, Silvio: „Inventing and Deconstructing Epyllion: Some Thoughts on a Taxonomy of Greek Hexameter Poetry.“ In: Christine Walde (Hg.): Stereotyped Thinking in Classics. Literary Ages and Genres Re-Considered = thersites 2, 2015, 23–51. Beckby: Beckby, Hermann: Die griechischen Bukoliker. Theokrit, Moschos, Bion. Text, Übersetzung und Kommentar. Meisenheim am Glan, 1979 (Beiträge zur klassischen Philologie 49). Beekes/van Beek , EDG: Beekes, Robert und Van Beek, Lucien: Etymological Dictionary of Greek, Vol. I– II, Leiden/Boston, 2010. Breitenstein: Breitenstein, Thorkild: Recherches sur le poème Mégara. Copenhagen, 1966.

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Alle zitierten Weblinks, die bibliographische Angaben betreffen, wurden am 15.11.2020 letztmals abgerufen.

Ausgaben und Abkürzungen von Studien

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1. DAS „EPYLLION“ ALS LITERARISCHE FORM The epyllion is epic which is not epic, epic which is at odds with epic, epic which is in contrast with grand epic and old epic values1.

Das aus 125 Versen bestehende hexametrische hellenistische Gedicht unter dem Titel Megara, den wir in manchen Handschriften finden2, wird von einigen Wissenschaftlern als Epyllion betrachtet. Es ist sattsam bekannt, dass uns der Begriff „Epyllion“ in der antiken literarischen Kritik in der Bedeutung eines literarischen Genres, d.h. eines kurzen, narrativen, hexametrischen (bzw. elegischen) Gedichtes, nicht begegnet. Das Wort erscheint zum ersten Mal bei Aristophanes (Ach. 398; Pax 532; Ran. 942) mit abschätziger Note bezüglich der Verse von Euripides (vgl. Scholion zu Arist., Ach. 398c.2: ἐπύλλια δὲ εὐτελῶς οὕτω τὰ Εὐριπίδου ἰαμβεῖά φησι; Scholia zu Pax 532: θέασαι, πῶς τὸν μὲν Σοφοκλέα καὶ τοῖς ὀνόμασιν ἐξαίρει, τὸν δὲ Εὐριπίδην σμικρύνει, ἐκεῖ μὲν λέγων ,Σοφοκλέους μελῶν‘, ἐνταῦθα δὲ ἐπυλλίων Εὐριπίδου. In Ran. 940–944 sagt Euripides, dass die Kunst der Tragödie unter Aischylos von Schwulst und Schwerfälligkeit strotzte; sobald er sie aber von Aischylos übernommen hatte, unterzog er sie wie ein guter Arzt zunächst einmal einer Abmagerungskur. Unter anderem hat er ihr Gewicht (βάρος) mit Verschen (die Scholien dazu erklären: ἐπυλλίοισιν ἀντὶ τοῦ λογίοις μικροῖς) verringert. Diesen ironischen Sinn des Wortes treffen wir später in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. bei Clemens von Alexandria, Strom. 3, 3, 24, an, der einen hexametrischen Vers (Fr. Orph. 648 F Bernabé = 291 K.), den er als ἐπύλλιον bezeichnet, überliefert: ταύτῃ μυστικῶς ἀπαγορεύουσι κυάμοις χρῆσθαι, οὐχ ὅτι πνευματοποιὸν καὶ δύσπεπτον καὶ τοὺς ὀνείρους τεταραγμένους ποιεῖ τὸ ὄσπριον, οὐδὲ μὴν ὅτι ἀνθρώπου κεφαλῇ ἀπείκασται κύαμος κατὰ τὸ ἐπύλλιον ἐκεῖνο, ,ἶσόν τοι κυάμους τρώγειν κεφαλάς τε τοκήων‘, μᾶλλον δὲ ὅτι κύαμοι ἐσθιόμενοι ἀτόκους ἐργάζονται τὰς γυναῖκας. Im Sinne eines Diminutivums versteht auch der Scholiast zu Aristoph., Ran. 942a diesen Begriff: ἐπυλλίοισιν ἀντὶ τοῦ λογίοις μικροῖς· ὡς δὲ βρέφος βρεφύλλιον, καὶ εἶδος εἰδύλλιον·οὕτω καὶ ἔπος ἐπύλλιον. Der einzige Hinweis auf hexametrische Dichtung findet sich bei Athenaios. Er berichtet über das uns verlorene ps.-homerische Gedicht „Epikichlides“, Deipn. 2, 68: ὅτι τὸ εἰς Ὅμηρον ἀναφερόμενον ἐπύλλιον, ἐπιγραφόμενον δὲ Ἐπικιχλίδες, ἔτυχε ταύτης τῆς προσηγορίας διὰ τὸ τὸν Ὅμηρον ᾄδοντα αὐτὸ τοῖς παισὶ κίχλας δῶρον λαμβάνειν, ἱστορεῖ Μέναιχμος ἐν τῷ περὶ τεχνιτῶν (fr. 8 M.). Es ist möglich, dass Athenaios, dessen Kenntnisse über die Komödie umfangreich 1 2

B. Effe, Dichtung und Lehre. Untersuchungen zur Typologie des antiken Lehrgedichts, München 1977, 22. Tr überliefert: Θεοκρίτου Μεγάρα ἢ γυνὴ Ἡρακλέους; D: Μεγάρα λέγει τὴν πενθεράν; C: Μεγάρα ἡ γυνὴ Ἡρακλέους προσδιαλέγεται τῇ πενθερᾷ usw. Dazu siehe die Bemerkungen von Vaughn, 36.

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waren, diesen Begriff aus Aristophanes entnommen hat, um diesen Versen einen ähnlich lustigen Aspekt wie bei Aristophanes zu verleihen. Sicher meinte er ein Gedicht, das offensichtlich nicht so lang wie die Ilias oder die Odyssee ist3. In der römischen Literatur wird dieses Wort in seiner lateinischen Transliteration zweimal bei Ausonius benutzt, um Gedichte zu charakterisieren: Gegen Ende seines Briefes an Symmachus, um sein Gedicht Griphus Ternarii Numeri zu beschreiben, schreibt er: Quod si alicui et obscurus videbor, aput eum me sic tuebere: primum eiusmodi epyllia, nisi vel obscura sint, nihil futura. Dieser Griphus ist ein Gedicht aus neunzig Hexametern, das der Autor, wie er behauptet, fast unvorbereitet verfasste und das sich mit den Aspekten der Zahlen drei und neun befasst. Die Aussage primum eiusmodi epyllia, nisi vel obscura sint, nihil futura, solche kurzen Gedichte ohne etwas Dunkelheit hätten keine Substanz, hat den Sinn einer Rechtfertigung. Damit will der Dichter einer möglichen Kritik an seinen Versen begegnen, die auf eine gewisse Dunkelheit, Uneindeutigkeit bezüglich der Diktion hinweisen. Ein zweiter Fall von Selbstverteidigung findet sich im letzten Teil seines Cento nuptialis (VIII. Imminutio), in dem Ausonius gegen den Vorwurf, dass er obzöne Verse schreibt, erklärt: Meminerint autem, quippe eruditi, ... Platonis Symposion composita in ephebos epyllia continere. Vermutlich bezieht Ausonius sich auf Passagen aus dem Platonischen Symposion, die er mit einem einfachen Diminutiv bezeichnet, wobei es jedoch auch möglich ist, dass Ausonius die platonischen amatorischen Epigramme im Sinne hatte (vgl. Apul., Apol. 10). Auch dieser Autor der Spätantike scheint den technischen Begriff des Wortes Epyllion nicht gekannt zu haben. Was wir allen diesen Zeugnissen entnehmen können, ist lediglich die Tatsache einer bestimmten Kürze der Gedichte, die diese charakterisiert. Aber das Kallimacheische Gedicht Hekale, das von der modernen philologischen Forschung als Epyllion betrachtet wird, wird in einem Scholion zu dem v. 106 des Kallimacheischen Hymnos auf Apollon als μέγα ποίημα angesehen: ἐγκαλεῖ διὰ τούτων τοὺς σκώπτοντας αὐτὸν μὴ δύνασθαι ποιῆσαι μέγα ποίημα, ὅθεν ἠναγκάσθη ποιῆσαι τὴν Ἑκάλην. Krinagoras (A.G. 9, 545, 1) bezeichnet Hekale als τορευτὸν ἔπος, während ΕΜ s.v. Ἑκάλη dasselbe Gedicht als ποίημα charakterisiert. Quintilian, 10, 1, 55–56, der als eine der besten Quellen für die antike Literaturtheorie gilt, ordnet alle Gedichte Theokrits, sowohl die bukolischen als auch die epyllischen, wie auch die von Euphorion, der ebenfalls kleine epische Gedichte verfasste, in die epische Poesie ein, d.h. in die gleiche Reihe wie die Gedichte von Homer, Hesiod, Antimachos, Panyassis, Apollonios Rhodios und Aratos. Für Quintilian ist also das Versmaß das einzige Kriterium, mit dem diese Gedichte in eine bestimmte dichterische Gattung, d.h. die Epik, eingereiht werden4. So werden alle hexametrischen Gedichte als epische Gedichte im Sinne der homerischen bezeichnet. Wenn er keine anderen Kriterien annimmt, liegt das 3 4

Vgl. W. Allen Jr., „The Epyllion: A Chapter in the History of Literary Criticism“, Transactions and Proceedings of the American Philological Association, 71 (1940), 5. Hier folgt Quintilian wahrscheinlich Aristophanes von Byzanz und Aristarchus von Samothrake, wobei das Versmaß als Kriterium schon im fünften Jahrhundert, in den Theorien von Gorgias, zu finden ist. Dazu siehe Gutzwiller, Studies in the Hellenistic Epyllion, 3f.

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daran, dass er sie nicht für notwendig hält. Für ihn ist beispielsweise die Länge eines Gedichtes kein relevantes oder entscheidendes Kriterium, um ein poetisches Genre zu bestimmen5. In der Antike scheint es also so zu sein, dass das sogenannte hellenistische Epyllion sowie die homerischen Epen in das gleiche Genre eingeordnet wurden. Als literarischer Begriff ist Epyllion eine Erfindung der literarischen Kritik der Neuzeit. Masciadri6 argumentiert auf der Grundlage einer sorgfältigen Analyse von Textausgaben, Übersetzungen, Kommentaren und anderen wissenschaftlichen Arbeiten von ca. 1500 bis ca. 1800 n. Chr. (d.h. von den Anfängen des Buchdrucks bis zur Französischen Revolution) überzeugend, dass die alten Texte, die heute standardmäßig als „Epyllien“ bezeichnet werden und somit als ein ziemlich kohärentes Genre gelten, erst Mitte des 18. Jahrhunderts als solche betrachtet worden seien, während sie vor 1750 in Ausgaben, Sammlungen usw. noch kaum miteinander in Verbindung gebracht wurden. Wie Masciadri ausführt (23f.), änderte sich dieses Bild in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts; von da an werden diese Texte zunehmend in Ausgaben, Sammlungen und Kommentaren miteinander verbunden. Er vermutet, dass die aufkommende Popularität kleiner epischer Gedichte und insbesondere die Wahrnehmung ihrer Zusammengehörigkeit auf die ästhetischen Veränderungen in den europäischen nationalen Literaturen zurückzuführen sein könnten. Bär ist des Weiteren der Ansicht, dass die Einführung des literarischen Begriffs „Epyllion“ gegen Ende des 18. Jh. mit dem Beginn der Romantik zusammenfällt7. Die Romantik sei bekanntlich eine literarische Epoche gewesen, die nicht nur Formen der Kleindichtung vorzog, sondern auch eine spezifische Ästhetik des Fragmentarischen und Unvollendeten entwickelte und für diese berühmt war. So könnte man vermuten, dass das zu dieser Zeit zunehmende Interesse an antiken Kleinepen wie Triphiodoros’ Die Einnahme Ilions, Moschos’ Europa oder Musaios’ Hero und Leander aufgrund ihrer Einordnung als „fragmentarisch“ (im Gegensatz z.B. zu den umfassenderen Großepen wie der Ilias oder der Odyssee) zu erklären sei. 2012 hat sich Tilg intensiv mit der Geschichte der Verwendung dieses Begriffs beschäftigt und brachte neue Beweise bei8. Bis dahin glaubten die meisten Gelehrten, dass die Erstverwendung von Epyllion bezüglich antiker Texte vom Philologen Friedrich August Wolf (1759–1824) in seiner Ausgabe der pseudo– hesiodischen Aspis, die posthum von Wolfs’ Schüler Karl Ferdinand Ranke (1802–1876) veröffentlicht wurde, stammt. Most9 war der Ansicht, dass Wolf den Begriff zwischen 1817 – als Wolf laut Ranke mit der Arbeit an seiner Ausgabe der Aspis begonnen hatte – und seinem Tod im Jahre 1824 geprägt haben dürfte.

5 6 7 8 9

Vgl. auch Cusset, „L’epyllion hellénistique … “, Abs. 8 mit Anmerkungen. V. Masciadri, „Before the Epyllion: Concepts and Texts“, in: Baumbach/Bär (2012), 3‒28. Bär, „Inventing and Deconstructing Epyllion … “, 38. St. Tilg, „On the Origins of the Modern Term ,Epyllion‘: Some Revisions to a Chapter in the History of Classical Scholarship“, in: Baumbach/Bär (2012), 29‒54. Gl. W. Most, „Neues zur Geschichte des Terminus ,Epyllion‘“, Philologus 126 (1982), 153‒ 156.

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Tilg (47ff.) lieferte aber auch andere, sogar frühere Zeugnisse des Begriffes, die zeigen, dass er durch Klassische Philologen zwischen 1797 und 1855 Verwendung fand. Zum ersten Mal erscheint der Begriff nun in einer Ausgabe der Homerischen Hymnen von Karl David Ilgen (1763–1834) bezüglich des Hymnos auf Hermes, wobei Tilg nicht sicher ist, ob Ilgen tatsächlich der Erste war, der ihn im literarischen Sinne angewandt hat; er hat aber gezeigt, dass dieser Begriff weder von Ilgen noch von Wolf abwertend verwendet wurde. Darüber hinaus stellte Tilg fest, dass Wolf in einem Vortrag an der Universität Berlin mit dem Titel „Theocriti idyllia et epyllia“ (1821) den Begriff ἐπύλλιον als Prägung analog zu εἰδύλλιον betrachtete, wobei Letzteres schon in der Spätantike als literarischer Begriff verwendet wurde, so in zahlreichen Angaben zu den Scholien zu Theokrit; im 5 Jh. n. Chr. bei Sozomenos, Hist. Eccl. 6, 25, 5, der damit Gedichte von Apollinarios von Laodikeia, einem der einflussreichsten und fruchtbarsten Kirchenschriftsteller des 4. Jhs, bezeichnet: πρὸς γὰρ τῇ ἄλλῃ παιδεύσει καὶ ποιητικὸς ὢν καὶ παντοδαπῶν μέτρων εἰδήμων καὶ τοῖς ἐντεῦθεν ἡδύσμασι τοὺς πολλοὺς ἔπειθεν αὐτῷ προσέχειν· ἄνδρες τε γὰρ παρὰ τοὺς πότους καὶ ἐν ἔργοις καὶ γυναῖκες παρὰ τοὺς ἱστοὺς τὰ αὐτοῦ μέλη ἔψαλλον. σπουδῆς γὰρ καὶ ἀνέσεως καὶ ἑορτῶν καὶ τῶν ἄλλων πρὸς τὸν ἑκάστου καιρὸν εἰδύλλια αὐτῷ πεπόνητο, πάντα εἰς εὐλογίαν θεοῦ τείνοντα; später bei Niket. Chon., 1, 106. εἰδύλλιον scheint aber in der Antike kein klarer literarischer Begriff gewesen zu sein, da er, wie Gutzwiller10 bemerkt, auf keine spezifischen formalen Merkmale hinweist. Bär (35f.) meint sogar, dass es unter diesen Umständen vernünftig sei zu vermuten, dass ein etablierter „verschwommener“ Begriff wie „Eidyllion“ die analoge Entstehung des (ursprünglich) ebenso unspezifischen „Epyllions“ gefördert haben könnte: zunächst im mündlichen Gebrauch unter den Gelehrten, bevor es in wissenschaftlichen Schriften erscheine. Nach Ilgen, Wolf und anderen Gelehrten beschränkte sich die Verwendung dieses Begriffes im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie Trimble11 nachgewiesen hat, hauptsächlich auf Catulls Gedicht 64 aufgrund der Tatsache, dass die Neoteriker für ihre poetischen Ideen direkt von der hellenistischen Dichtung inspiriert wurden12. Seitdem fand dieser Begriff häufig für Kompositionen aus der hellenistischen Zeit oder spätere, sowohl griechische als auch lateinische Texte narrativer Natur Verwendung und nicht mehr für die kleinen epischen Gedichte der vorhellenistischen, insbesondere der archaischen Zeit. Diese wurden mehr oder weniger als Vorläufer einer vermeintlich hellenistischen Innovation angesehen. Dazu siehe Heumanns Doktorarbeit: De epyllio Alexandrino, Königsee 1904. Die Frage, ob das Epyllion als ein selbstständiges literarisches Genre wie z.B. das Epigramm oder der Roman betrachtet werden kann, hat die Wissenschaftler seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder beschäftigt. Hier ist die Aussage Drachmanns13 aus dem Jahre 1908 anzuführen: „Die beiden Gedichte (scil. Catull. 10 11 12 13

Gutzwiller, Studies in the Hellenistic Epyllion, 3. G. Trimble, „Catullus 64: The Perfect Epyllion?“, in: Baumbach/Bär 2012, 55‒79, bes. 78f. Man vergleiche M. Haupt, Opuscula, Bde. I‒II, Leipzig 1875–1876, 67ff. A. B. Drachmann, „Zur Cirisfrage“, Hermes 43 (1908), 417f.

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Carm. 64; Verg., Ciris) sind ja Epyllien und insofern stilistisch von sämtlichen andern Stücken verschieden; das allein reicht aber schwerlich aus, um eine so weitgehende Gleichheit der Technik zu erklären“. Heumann erkennt bei den Epyllien zwei Hauptmerkmale: Die Entmythologisierung der Helden und das bürgerliche oder rustikale Ambiente der Erzählungen. Jackson14 war einer der ersten, der sich bemühte, eine systematische Analyse des Epyllions vorzunehmen. Er vertritt dabei die Ansicht, dass es sich hier um eine Mischung von Merkmalen unterschiedlicher Genres handele. Nach Jackson mischt Catull in seinem berühmten c. 64 epische Merkmale mit denen von Elegie und Epithalamium; die Aristaeus-Episode von Vergils 4. Georgica weise auf eine Mischung von Epik mit Elementen der Klagedichtung hin; die Ciris der Appendix Vergiliana kombiniere Epik mit Lyrik und das Culex-Epos Epik mit pastoralen Elementen. Jackson behandelt das Epyllion nicht als Genre und vermeidet es, es näher zu beschreiben und auf seine Eigenschaften einzugehen, wobei er in griechische und lateinische Epyllien unterteilt und zwei Spielarten erkennt: eine heroische sowie eine romantische. Das heroische Epyllion beschränke sich auf die griechische Literatur; er betrachtet dabei nur Theokrits Idylle 24 und 25 als heroische Epyllien, die als Hauptperson Herakles haben. Die Unpopularität des Heldenepyllions führt Jackson auf das „unpopuläre und antiquierte Heldenepos“ zur Zeit des Hellenismus zurück. Das romantische Epyllion sei weitaus häufiger zu finden und gelte als wichtiger. Es beinhalte epischen Stil und Sprache, göttliche Machenschaften, Invokationen, Kataloge und Gleichnisse, wobei als Hauptfiguren in der Regel Frauen fungieren. Jackson glaubt, dass der Einfluss von Apollonios Rhodios und dessen Darstellung von Medea auf das romantische Epyllion erheblich gewesen sei. Mendel15 meinte, dass das Epyllion auf eine literarische Form hinweist, die darauf abzielt, das traditionelle Epos zu parodieren, eine Feststellung, die wir auch bei Lenchantin16 finden: „L’epillio, nell’accezione della parola tra i moderni, e un componimento narrativo d’ambito ristretto, un breve ἔπος, un ποιημάτιον in esametri. Esso, anche secondo i suoi autori, non costituiva un genere nuovo in contrasto con il macchinoso carme epico tradizionale, ma un correttivo alle inopportune degenerazioni di questo, un perfezionamento secondo la nuova coscienza estetica elaboratasi nel periodo ellenistico.“ Perrotta17 führt ferner eine Reihe von charakteristischen Merkmalen des hellenistischen Epyllions aus. Dazu gehören die Kürze und das schnelle Tempo in der Erzählung sowie die Tendenz, sich direkt an einer Stelle der Handlung zu öffnen und ebenso abrupt zu enden. Perrotta stellt auch fest, dass viele der hellenistischen Epyllien mit einer besonderen Formel beginnen, die als gleichwertig mit der aus den Märchen bekannten Formel „Es war einmal“ angesehen werden kann. Schließlich hebt Perrotta den „bürgerlichen“ Ton dieser Epyllien hervor, der dazu 14 15 16 17

C. N. Jackson, „The Latin Epyllion“, HSPh 24 (1913), 37‒50. C. W. Mendel, „Satire as Popular Philosophy“, CPh 15 (1920), 146. M. Lenchantin, P. Vergili Maronis Ciris, Torino 1930, xviii. G. Perrotta, „Arte e tecnica nell’epillio alessandrino“ Atene e Roma 4 (1923), 213ff.

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beiträgt, dass die Handlungen der traditionell heroischen Charaktere in einer normaleren, häuslichen und mittelständischen Umgebung erzählt werden. Ähnliches betont auch Gutzwiller18. Kroll19 betrachtet das Epyllion als eine Gattung, die zu den homerischen Epen und den Epen der alexandrinischen Zeit von Apollonios Rhodios und Rhianos in Opposition stehe, deren Wortführer Kallimachos gewesen sei. Das Epyllion habe zwar mit dem Epos die metrische Form und den mythischen Inhalt gemein, auch seine Sprache und Technik stamme vom Epos, aber es verfolge ein anderes poetisches Ziel. Während das Epos eine anschauliche und detaillierte Schilderung von Vorgängen mit eindeutiger Bevorzugung von Kämpfen und Abenteuern unter Betonung des Stofflichen angestrebt habe, sei das Epyllion auf die Ausmalung von Nebenzügen und seelischen Vorgängen ausgerichtet, und zwar in dem Maße, dass die Ereignisse selbst darüber leicht in den Hintergrund getreten und wesentliche Teile der Handlung als nebensächlich betrachtet worden seien. Er zitiert von Wilamowitz (Textgesch. d. Bukol. 176): „Nicht was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird, ist dem Dichter die Hauptsache“. Der Dichter des Epyllions fühle sich weder an eine strenge Tradition noch an die Verpflichtung zu einer objektiven Haltung seinem Stoffe gegenüber gebunden. Bezüglich des Stils der römischen Epyllien sieht er eine bestimmte Nähe zu dem Stil der elegischen Erzählung. An die Stelle der breiten Reden des Epos treten pathetische Monologe, die an die Tragödie erinnern und oft von der Rhetorik beeinflusst worden seien. Crump20 versucht mit ihrer umfassenden Studie eine vollständige, deskriptive Definition des Epyllions in einer detaillierten Darstellung. Ihre Arbeit hat die Rezeption des Begriffs im gesamten 20. Jahrhundert bis heute am stärksten beeinflusst. Die Autorin förderte nicht nur die Idee des Epyllions als spezifisch alexandrinisches Phänomen, sondern zog von dort aus auch eine direkte Verbindung zu den römischen Neoterikern und bot gleichzeitig einen Kriterienkatalog an, der die Zugehörigkeit eines epischen Gedichts zu diesem Genre bestimmt. Nach Crump ist das Epyllion ein kurzes narratives Gedicht, das nicht mehr als 500 Verse umfasst und sich auf eine wenig bekannte Episode im Leben eines Helden oder einer Heldin konzentriert. Die späteren Alexandriner und Römer tendierten jedoch dazu, Liebesgeschichten zu bevorzugen und sich dabei besonders auf eine Heldin zu konzentrieren. Der Stil des Epyllions sei in der Regel streng narrativ, könne aber auch Schilderungen enthalten und grenze gelegentlich an das Dramatische, so dass die direkte Rede (mindestens eine längere Rede sei üblich) eine wichtige Rolle spiele. Crump hebt hervor, dass die Protagonisten eines Epyllions fast ausschließlich Sterbliche seien, und wenn ein Gott in der Erzählung erscheint, werde kein besonderer Schwerpunkt auf das Göttliche gelegt. Crump vertritt die Ansicht, dass diese Nicht-Akzentuierung des Göttlichen in einem Epyllion den Hauptunterschied zwischen einem Hymnos und einem Epyllion darstelle. Sie glaubt, dass eines der wichtigsten Merkmale eines Epyllions die Abschweifung von der 18 Gutzwiller, Studies in the Hellenistic Epyllion, 5ff. 19 W. Kroll, Studien zum Verständnis der römischen Literatur, Stuttgart 21964, 212f. 20 M. M. Crump, The Epyllion from Theocritus to Ovid, Oxford 1931.

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Haupterzählung sei, die oft in der Form einer Ekphrasis oder einer Nebenerzählung vorkomme. Der Zusammenhang zwischen dem Exkurs und der Hauptgeschichte liege in der Regel in der Parallelität der erzählten Geschichten, aber die Details seien oft kontrastreich. Es sei auch möglich, dass mittels des Exkurses zwei völlig unterschiedliche Geschichten miteinander verbunden werden. Hier hat Crump anscheinend Catulls c. 64 im Sinne. Die wichtigsten Merkmale, die Gutzwiller im hellenistischen Epyllion sieht, bestehen sowohl in der Aufhellung des Tons auf das Humorvolle oder Halbhumorige hin als auch in einem bemerkenswert unheroischen Verhalten von traditionell heldenhaft handelnden Charakteren. Sie parallelisiert diese Subversion (oder Inversion) von traditionellen epischen Idealen mit dem homerischen Hymnos auf Hermes, der mit seinem leichten Ton und humorvollen Schilderungen der homerischen Tradition gegenübersteht. Sie sieht in diesem Hymnos einen wichtigen Vorläufer des hellenistischen Epyllions, wobei bei ihr der Begriff „Genre“ dem Epyllion vorbehalten bleibt21. Merriam22 legt in ihrer Studie den Schwerpunkt auf die agierenden Figuren des alexandrinischen Epyllions und sieht darin das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des Epyllions zu dessen Muttergenre, dem Epos. In vielen Punkten stimmt sie mit Crump überein. Sie betont, dass die Figuren in einem Epyllion vielmehr Randfiguren heroischer Ereignisse seien. Während die traditionellen Helden immer nur Könige, Prinzen und Göttersöhne seien, seien die Figuren des Epyllions in den meisten Fällen einfache Menschen wie z.B. Hirten, kleine Jungen, Kinder, aber vor allem Frauenfiguren – in diesem Fall auch Frauenfiguren königlicher Abstammung –, die aber nicht aus einer männlichen Perspektive gesehen werden. Die Autorin hebt den Unterscheid zwischen den Frauenfiguren in den traditionellen Epen und den Frauenfiguren in den Epyllien hervor: Erstere, wenngleich aktiv, seien nicht so dynamisch, wie sie sein könnten, und würden schließlich durch Götter oder andere Sterbliche in ihren Bemühungen behindert. Sie haben letztlich keine Kontrolle über ihre persönlichen Angelegenheiten und es mangele ihnen an Wirksamkeit in ihren Handlungen. Dies sei der wichtigste Unterschied zu den Frauenfiguren in den Epyllien, die in der Lage seien, wirksame und machtvolle Akteure ihres eigenen Schicksals zu werden. Die Frauen spielen als Handlungsträger eine so wichtige Rolle, dass man das Epyllion als „Frauenforum“ des epischen Genres betrachten könne. Die männlichen Charaktere, die in diese Geschichten eingewoben sind, d.h. traditionell heroische Figuren wie Väter, Ehemänner, Liebhaber, Helden, bleiben Nebenfiguren in der Erzählung, selbst wenn sie in die Handlung eingreifen. Selbst in Epyllien, in denen männliche Charaktere im Mittelpunkt der Handlung stehen, würden deren Handlungen in den meisten Fällen von weiblichen Charakteren und Göttinnen kontrolliert oder zumindest stark beeinflusst. In den Epyllien mit traditionellen Helden (z.B. Theo21 Vgl. Gutzwiller, Studies in the Hellenistic Epyllion, 2–9; insbes. S. 8: „The epyllion thus constitutes a genre only in a modern sense and only for the purpose of study“; vgl. auch A. S. Hollis, Callimachus Hecale, Oxford 22009, 23–26. 22 Merriam, The Development of the Epyllion …, 6ff.

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krits Epyllien) würden die Geschichten dieser Helden aus der Sicht von Frauen oder anderweitig marginaler Figuren im Leben der Helden erzählt. Insbesondere fülle das Epyllion die Lücken des heroischen Mythos aus, indem es darstelle und schildere, womit sich die weiblichen Charaktere beschäftigten, während die männlichen Helden ihre wohlbekannten Taten vollbrachten. Merriam betrachtet die Argonautika von Apollonios Rhodios aufgrund der Erscheinung von Medea und ihrer herausragenden Position in diesem Werk sowie der Konzentration des Dichters auf die weiblichen Charaktere – hier seien noch die göttlichen Frauenfiguren zu erwähnen, die Kontrolle über die menschlichen Handlungen haben, – und andere unheroische Figuren, die als Helden der neuen Art angesehen werden, als das Nächstverwandte zu dem Epyllion. Medeas Position und Darstellung sind auch deshalb für die Autorin von großer Bedeutung, da, auch wenn Medea nicht dem weiblichen Prototyp entspreche, sie doch sicherlich den Frauentyp darstelle, der das hellenistische Epyllion in bedeutender Weise bestimme. Wie Merriam bemerkt, erzählt ein Epyllion nie die Geschichte eines großen heldenhaften Ereignisses, wie zum Beispiel eines Krieges, einer Seereise oder eines schwierigen Unternehmens in einem fremden Land. Vielmehr behandelt es Ereignisse am Rande der heroischen Tradition, so dass die Epyllien einen Seitenblick auf die großen Helden der epischen Welt geben. Die Handlung vollzieht sich dabei innerhalb eines begrenzten Raumes: Haus, Hütte oder Palast stellen die häufigsten Handlungsorte eines Epyllions dar. In einigen Epyllien sei der örtliche Rahmen der Handlungsaktionen etwas weiter gefasst und erstrecke sich über die Grenzen eines bestimmten Hauses hinaus auf eine ganze Stadt. Dennoch sei das Handlungsfeld viel enger als in der Ilias, der Odyssee, den Argonautika oder der Aeneis gesteckt. Da sich die Dichter der Epyllien auf Frauencharaktere konzentrieren, fokussieren sie den häuslichen Bereich, das Gehöft und die Stadt, also Bereiche, in denen Frauen traditionell aktiv seien, wobei eine solche Konzentration auf das häusliche Leben in einem späteren Stadium der Entwicklung des Genres sich zu ändern scheine: Die zentralen weiblichen Charaktere bewegen sich aus ihren ursprünglichen häuslichen Verhältnissen heraus und machen sich auf die Suche nach ihren eigenen Abenteuern. Sie wandeln sich zu den männlichen Helden der epischen Abenteuer. Diese Abenteuer enden jedoch mit der Rückkehr in eine etwas veränderte häusliche Umgebung. Hier meint die Autorin vor allem die Europa von Moschos. In den Epyllien spiele im Allgemeinen die Prophezeiung, die Glück für die Heldin und ihre Familie ankündigt, eine wichtige Rolle. So erhalten Heldinnen wie Theokrits Alkmene zuverlässige Prophezeiungen, die bisher fast ausschließlich männlichen Charakteren vorbehalten waren. Sie machen sich auf die Suche nach ihrer Zukunft, und obwohl sich das Epyllion im Wesentlichen auf ein bestimmtes Ereignis im Leben der Heldin konzentriere, ende es doch mit einem Ausblick in die Zukunft der Frauen, in der Rolle der Ehefrau und Mutter. Den unglücklichen Heldinnen des späteren hellenistischen Epyllions werde der Ausblick auf ein prophezeites Glück verweigert. Vielmehr enden die Gedichte abrupt und halten die Heldin inmitten ihrer verzweifelten Situation gefangen, ohne große Hoffnung auf Besseres. Hier denkt Merriam an Megara. Eines der aussagekräf-

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tigsten Merkmale des Epyllions sei das Vorhandensein einer Rahmenerzählung, die in die Haupterzählung eingebunden sei. Diese Rahmenerzählung, auch in der Form einer Ekphrasis oder einer Traumschilderung, ist immer in Zusammenhang mit der Hauptgeschichte zu sehen und nimmt Ereignisse vorweg, die sich in der Haupterzählung noch ereignen werden. Fast alle diese Rahmenerzählungen konzentrieren sich wie auch die Haupterzählung auf weibliche Figuren, wobei männliche Helden und Götter nur am Rande der Geschichte agieren. Die Autorin befasst sich mit dem hellenistischen Epyllion und seiner Entwicklung bei den römischen Neoterikern. Sie behandelt ausführlich Theokrits Idyll 24; Moschos’ Europa, Catulls c. 64, die pseudovergilische Ciris Vergils, Aristaeus-Episode aus den Georgica (4. Buch) und Ovids Einbeziehung der Form in seine Metamorphosen. Die Kriterien und die Merkmale, die Merriam für das Epyllion erkennt, beschränken sich vorwiegend auf die obengenannten Werke und können daher keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Allen war mit seinem im Jahre 1940 erschienenen Artikel „The Epyllion: A Chapter in the History of Literary Criticism“ einer der ersten Philologen, der den Begriff „Epyllion“ als literarisches Genre angefochten hat. Nachdem er die Bedeutung des Begriffs, den bekannten literarkritischen Streit zwischen Kallimachos und Apollonios und die dem Epyllion zugeschriebenen Eigenschaften untersucht hatte, kam er zu folgenden Ergebnissen: Die von den meisten Gelehrten beschriebenen Merkmale des sogenannten Epyllions gelten nur für die Gedichte Ciris und Catulls c. 64; diese Gedichte könnten als eine Mischung von Typen angesehen werden, die nicht immer in gleicher Weise zusammengesetzt sind; daher sollten wir den Begriff „Epyllion“ aus unserem kritischen Vokabular und die Gruppierung von Begriffen unter diesem Namen aus unserem kritischen Denken verbannen. Allen schlug vor, „Epyllion“ in einem weiteren Sinne zu verwenden, um alle narrativen Gedichte einzubeziehen, die nicht dem homerischen Stil zuzurechnen sind, da es keine Möglichkeit gebe, die genaue Natur dieser Form zu bestimmen. Ähnlich wie Gutzwiller und Hollis betrachtet Magnelli in seinem Aufsatz über die Dichtung von Alexander Aetolus23, der unter anderem auch „kurze mythologische Gedichte“, die allgemein als Epyllien bezeichnet werden könnten, miteinbezieht, das Epyllion nicht als eine autonome literarische Gattung, sondern als eine Tendenz, genauer gesagt, eine poetische Tendenz. Gleiches gilt für Bartels24, der auch die Meinung von Lightfoot25 teilt, die im Epyllion eine epische Episode und keine neue literarische Gattung sieht. Ambühl26 vertritt die Ansicht, dass die Auswahl und Kombination von verschiedenen literarischen Genres bei der Analyse der formalen und thematischen Vielfalt des hellenistischen „Epyllions“ berücksichtigt werden müssten, wobei sie eine genauere und detaillierte narratologische Unter23 E. Magnelli, „Alessandro Etolo poeta di provincia (o i limiti del callimachismo)“, in: R. Pretagostini (Hg.), La letteratura ellenistica. Problemi e prospettive di ricerca. Atti del colloquio internazionale, Università di Roma ‘Tor Vergata’, 29-30 aprile 1997, Roma 2000, 118. 24 A. Bartels, Vergleichende Studien zur Erzählkunst des römischen Epyllions, Göttingen 2004, 220‒222. 25 J. L. Lightfoot, Parthenius of Nicaea, Oxford 1999, 48f. 26 Ambühl, „Narrative Hexameter Poetry“, 151ff.

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suchung für die formale Definition dieser Gedichte für fruchtbar hält. In dieser Hinsicht beschäftigt sie sich mit einer narratologischen Analyse der uns erhaltenen hellenistischen Gedichte, die sich auf Herakles beziehen: d.h. mit Theokrits Idyllen 13, 24, 25 und dem Gedicht Megara, obwohl sie sich bewusst ist, dass diese Auswahl keinen allgemeinen Rückschluss auf alle verwandten Gedichte ermöglichen kann. Hier müssen wir den Beitrag von Bär27 erwähnen, der die bisherigen genannten Kriterien und Charakteristika, vorwiegend diejenigen, die Crump für das Epyllion postuliert, zusammenfasst und kritisiert. Er erkennt drei klar unterscheidbare Parameter, mit denen er sich auseinandersetzt: die Form (die relative Kürze im Vergleich zur großformatigen heroischen – homerischen – Poesie aus der archaischen Zeit), den Inhalt (Erzähltechniken wie im homerischen Epos, aber mit unhomerischen Themen und Charakteren sowie die Einbeziehung spezifischer Elemente wie Exkurse und/oder Ekphraseis) und die literarische Zeit der Entwicklung dieses Genres (Kontextualisierung innerhalb der hellenistischen Zeit und anschließend im Kreis der Neoteriker in der römischen Dichtung). In Anbetracht der Gedichte des epischen Kyklos, der längeren homerischen Hymnen sowie der pseudo-hesiodischen Aspis, die im Vergleich zu den homerischen Epen zu den kürzeren hexametrischen Gedichten zählen, kommt er zur Schlussfolgerung, dass die Behauptung, dass die Alexandriner das Epyllion als Gegenentwurf zur archaischen epischen Poesie „erfunden“ hätten, nicht haltbar sei. Was den Inhalt, die Charaktere, die Umgebung (das Setting) und die Erzähltechniken betrifft, so führt Bär aus, dass kein einziges Gedicht von denen, die wir als Epyllien zu betrachten pflegen, alle Kriterien von Crump erfüllt, noch eines dieser Kriterien auf alle diese Gedichte anwendbar sein dürfte. In Bezug auf die Sehweise, dass das Epyllion als programmatische Erfindung der hellenistischen Zeit (und damit auch als integraler Bestandteil der römischen neoterischen Dichtung) anzusehen sei, vertritt Bär die Ansicht, dass es keine Beweise gebe, die es uns erlauben würden, die Existenz einer spezifisch hellenistischen „Epylliontheorie“ sensu strictu zu postulieren, da der epische Kyklos höchstwahrscheinlich aus vergleichsweise kleinen Gedichten bestünde und sich daher die Rolle der hellenistischen Zeit bei der Entstehung der kurzen epischen Gedichte relativiere, wobei diese die Produktion kurzer epischer Gedichte vorziehe und fördere. Letzteres würde jedoch nicht die Forderung nach einem neuen Genre mit sich bringen, sondern vielmehr dazu beitragen, den variierenden Grad bezüglich der Kürze dieser Gedichte von Apollonios’ Argonautika über Kallimachos’ Hekale bis Moschos’ Europa zu erklären28. Der Kritik Bärs muss man m.E. Recht geben. Die Kriterien bezüglich des Umfangs, des Inhalts und der Erzähltechniken, mit denen die Forscher bis jetzt versucht haben, das sogenannte Epyllion, besonders das der nachklassischen Zeit, 27 Bär, „Inventing and Deconstructing Epyllion …“, 25ff. 28 Siehe auch M. Baumbach, H. Sitta und F. Zogg (Hgg.), Griechische Kleinepik, Berlin/Boston 2019, 8‒12; Finkmann, „Narrative patterns …“, 357‒361; N. Hömke, „Epic structures in classical and post-classical Roman epyllia“, in: Chr. Reitz und S. Finkmann (Hgg.), Structures of Epic Poetry. Volume I: Foundations, Berlin/Boston 2019, 446‒450.

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als Genre zu bestimmen, sind eher fließend, und relativieren die Position, dass man den Begriff „Epyllion“ auf solche Gedichte einheitlich anwenden könne. Sie sind so vielfältig in ihrer Komposition, dass sie unter einem Begriff nur schwer zu vereinen sind, wieviele einzelne Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten sie auch teilen mögen. Die sogenannten Epyllien der hellenistischen Zeit sind sicher keine Erfindung des Kallimachos oder Theokrit, sondern resultieren aus deren gemeinsamer Haltung dem älteren Epos gegenüber. Es handelt sich um hauptsächlich narrative hexametrische Texte kleinen Formats, die man aus methodologischen Gründen als „Sub-Genre“ des traditionell großformatigen Epos betrachten kann. Zusammen mit Fyntikoglou29 denke ich, dass es fruchtbarer wäre, das Epyllion als eine dynamische poetische Komposition aufzufassen, die durch die Auseinandersetzung mit traditionellen Erzähltechniken aus dem Epos, der lyrischen Dichtung und dem Drama (unter anderem abrupte Anfänge und Abschlüsse, unvollständige Erzählungen, überraschende oder gut organisierte Digressionen und Hinzufügungen innerhalb der Haupterzählung) und durch aktive Intertextualität bestimmt wird und somit dazu fähig ist, die engen Genregrenzen zu überschreiten. Es handelt sich dabei um eine für die hellenistische Dichtung charakteristische Gattungskreuzung, um den Begriff zu verwenden, den Kroll im neunten Kapitel seines einflussreichen Buchs Studien zum Verständnis der römischen Literatur geprägt hat30. Ähnlich hebt auch Bär die intertextuelle Auseinandersetzung dieser Texte mit anderen, nicht unbedingt epischen Texten hervor und hält die Ergebnisse, die sich aus einer Analyse dieser Auseinandersetzung ziehen lassen, für relevanter31. Cusset32 vertritt eine ähnliche Ansicht, wenn er den linguistischen Terminus Generizität vorschlägt, der eine dynamische Modalität der Umsetzung von Transformationen früherer Kriterien ermöglicht, was an die hellenistische Ästhetik sehr gut angepasst zu sein scheint, die weitgehend auf dem Prinzip der Variation basiert. Um die Gedichte der hellenistischen Zeit, die man als Epyllien betrachtet, zu studieren und zu erforschen, scheint es nicht notwendig zu fragen, inwieweit sie die Kriterien für die Bestimmung eines Genres erfüllen oder konsequent reproduzieren, sondern vielmehr zu sehen, in welchem Verhältnis sie zu früheren epi29 V. Fyntikoglou, „Απάτητα μονοπάτια: Οι διαδρομές του Καλλίμαχου από την Κυρήνη“, in: Fl. Manakidou und K. Spanoudakis (Hgg.): Αλεξανδρινή Μούσα. Συνέχεια και νεωτερισμός στην ελληνιστική ποίηση, Athen 2008, 216. 30 Vgl. seine Ausführungen (202f.): „Die Dichter aber benutzen sie für ihre Zwecke, die in der Hauptsache darauf hinauslaufen, in die alten Gattungen und Stoffe neue Variationen zu bringen und dem, was früher schon gesagt war, entweder aus dem Wege zu gehen oder es so umzumodeln, dass es ein neues Antlitz zeigt. Dieses Streben, um jeden Preis modern zu erscheinen und überraschende Effekte zu erzielen …“ Schon früher haben A. Couat 1882, Ph. E. Legrand 1898, R. Heinze 1919 und L. Deubner 1921 von „mélange“ gesprochen, von „confusion des genres“, von „Gemisch“ und von „Mischung“ von Genres, ohne auf eine bewusste und gezielte Praktik der hellenistischen Dichter hinzuweisen. Zu einer Zusammenfassung von Krolls Theorie siehe A. Barchiesi, „The Crossing“, in: S. J. Harrison (Hg.), Texts, Ideas, and the Classics: Scholarship, Theory, and Classical Literature, New York 2001, 144‒163. 31 In diesem Sinne vgl. auch Finkmann, „Narrative patterns …“, 360. 32 Cusset, „L’epyllion hellénistique …“, Abss. 11, 12 und 26.

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schen Produktionen stehen und wie sie eigene generische Kriterien vorstellen bzw. vorschlagen, die zu einer Evolution und Transformation des Epos und dessen traditionellen Normen beitragen. Während diese Gedichte sich in der epischen Tradition behaupten, ohne dabei ihre Zugehörigkeit zu einem Genre zu beanspruchen, entfernen sie sich von dieser Tradition, indem sie sie durch Variation transformieren. Somit bringen sie eine neue Art der Betrachtung der epischen Erzählung zum Ausdruck und eröffnen neue, „alternative“ Wege zur epischen Dichtung. M.E. ist diese Herangehensweise nützlicher und effektiver, zumal die Ergebnisse vieles über die literarischen, kulturellen, politischen und soziologischen Tendenzen zur Zeit der Abfassung dieser Gedichte aussagen können. Die Dynamik der Intertextualität z.B. in Moschos’ Europa auf literarischer und kultureller Ebene haben Kuhlmann33 und Smart34 ausführlich erforscht. Zur politischsoziologischen Ebene möchte ich Folgendes zu demselben Gedicht ausführen: Bereits in den ersten Zeilen, dem Traum Europas, wird die Gestalt Europas mit dem geographischen Begriff des Kontinents verknüpft. Bei Moschos ist Europa nicht bloß Namensgeberin des Kontinents, sondern erstreckt sich auch auf ihre Nachkommen und die ihr folgenden Generationen, die die europäische Entwicklung zu einer homogenen Kultureinheit vorangebracht haben. Insbesondere der Traum hat eine wichtige Funktion durch seine intertextuellen Bezüge zu den vv. 181–189 aus der Aischyleischen Tragödie Die Perser, die als Prätext gelten. So ist das Motiv der zwei miteinander streitenden und durch Frauen symbolisierten Erdteile Asien und Europa dem Traum der Königsmutter Atossa entnommen: Dort symbolisiert der Traum den Krieg des persischen Großkönigs Xerxes gegen die Griechen; zugleich ist dieser, genauso wie Europas Traum, prospektiv und wahr, indem er den Untergang des persischen Heeres vorhersagt. In beiden Stellen geht es um den Streit zweier Frauen. Bei Aischylos wird der Grund für den Streit nicht genannt; bei Moschos kämpfen die beiden Frauen / Kontinente um das Mädchen Europa. Xerxes will die beiden Frauen / Kontinente unter sein Joch bringen. Die eine der beiden Frauen (die europäische) widersteht ihm unter Anwendung von Gewalt. Anzeichen von Gewalt prägen auch die fremde Frau bei Moschos (d.h. den Kontinent, der später nach dem Namen des Mädchens Europa benannt wird) gegenüber Europa; sie will sie zu sich ziehen, was ihr auch gelingt. Die asiatische Frau leistet bei Aischylos keinen Widerstand; ganz im Gegenteil, ihr gefällt sogar das Unterjochtwerden durch Xerxes. Europa, das asiatische Mädchen, leistet ebensowenig Widerstand. Die Deutung des Traums weist bei Aischylos auf die Niederlage des Xerxes bei Salamis hin: Europas Widerstand, Abwehr und Überlegenheit gegen die despotische asiatische Welt. Bei Moschos ist die Deutung des Traums durchaus positiv: Europa, das Mädchen, vermählt sich mit Zeus (was ebenfalls als eine Art Joch gedeutet werden kann): Asien kommt so in Berührung und Kontakt mit Europa und integriert sich. Moschos, der zur Zeit des Hellenis33 P. Kuhlmann, „Moschos’ Europa zwischen Artifizialität und Klassizismus. Der Mythos als verkehrte Welt“, RhM 147 (2004), 276‒293. 34 J. Smart, „Intertextual Dynamics in Moschus’s Europa“, Arethusa 45 (2012), 43‒55.

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mus, zur Zeit einer gewissermaßen kosmopolitischen Menschheitskultur lebte, deutet durch seinen intertextuellen Bezug zu Aischylos darauf hin, dass der Kontakt Asiens mit Europa und dessen Integration wohl möglich erscheint. Mit anderen Worten: Moschos fördert die diskursive Konstitution einer europäischen Identität bzw. eines europäischen Bewusstseins. Das sogenannte Epyllion der hellenistischen Zeit bestätigt das Bestreben der Dichter, das Epos, ein Genre mit großer Tradition, formal und inhaltlich zu erneuern. M.E. kann es als eine „alternative“ Seite der epischen Dichtung betrachtet werden, die der epischen Erzählung neue Wege eröffnet und es unentwegt zu einem innovierenden Dialog und einer Auseinandersetzung mit früheren Gattungen, Formen oder literarischen Traditionen kommen lässt, d.h. nicht nur mit dem Epos, sondern auch mit der lyrischen Dichtung und dem Drama, und deren Elemente, Strukturen, Charakteristika und Mechanismen übernimmt, kombiniert, variiert oder transformiert35. Das sogenannte Epyllion bildet kein Genre in dem Sinne, dass es sich um eine literarische Kategorie handelte, die festgelegt und nach strengen Regeln verführe; wie Cusset richtig bemerkt36, „c’est une forme poétique libre, légère, digne représentante de la leptotès callimachéenne, une forme ouverte à tous [sic !] les possibles poétiques“.

35 Vgl. auch die Ausführungen von Cusset, „Recherches sur l’epyllion à l’époque hellénistique et au-delà“ Abs. 5: „À partir des catégories que met en place le classement des productions antiques dans la bibliothèque d’Alexandrie, les poètes mettent en œuvre une poésie qui est en effet la négation même de l’idée de genre. Ce qui intéresse les Alexandrins, c’est la circulation des formes, la porosité et la plasticité des formes poétiques. Le renouvellement de la poésie passe par l’invention de nouvelles manières d’écrire et de composer qui mêlent les caractéristiques de ce qui tend à se définir comme un genre. Mais ces formes nouvelles (qu’il s’agisse de l’épopée telle que la conçoit Apollonios de Rhodes, ou des Idylles de Théocrite, ou des Aitia de Callimaque), sont d’abord la contestation a priori de l’existence de genres littéraires et l’epyllion s’insère parfaitement dans cette représentation non figée, non sclérosée par les genres, de ce qu’est la littérature pour les poètes alexandrins.“ 36 Cusset, „Recherches sur l’epyllion à l’époque hellénistique et au-delà“, Abs. 6.

2. DATIERUNG UND AUTORSCHAFT DES GEDICHTES MEGARA Das Gedicht Megara (Moschus IV) findet man in 14 der 178 Manuskripte des griechischen bukolischen Corpus, die in Anhang 5 von Gallavottis Ausgabe (319– 328) aufgeführt sind. Diese Manuskripte werden ausführlich und ausreichend im Kommentar von Vaughn (11ff.), beschrieben, da die Stellung des Gedichtes Megara in der Überlieferungsgeschichte bis dahin nur wenig und sporadisch wissenschaftliches Interesse gefunden hatte. 1980 veröffentlichte M. E. Weinstein P.Oxy. XLVII 3325, der zwei Fragmente unseres Gedichtes (jeweils Reste aus dem zweiten Halbvers) aus einer einzigen Kolumne, und zwar die vv. 65–76 und 86–89, enthielt1. Dieser Papyrus-Fund ist der erste des Gedichtes Megara, der veröffentlicht wurde. Er bietet eine neue und rätselhafte Lesart in v. 74 und bestätigt eine seit langem akzeptierte Konjektur, bietet jedoch ansonsten weiter nichts von erwähnenswertem Interesse. Die handschriftlichen Indizien zur Autorschaft des Gedichts Megara helfen uns nicht wirklich, den Verfasser zu identifizieren. In Tr (Triklinios, geb. um 1280) und seinen Kopien wurde Megara Theokrit zugeschrieben, aber ob diese Zuschreibung von Triklinios selbst stammt, lässt sich nicht nachweisen. In R, D, W und Tr findet sich das Gedicht unmittelbar vor oder nach dem Theokrit zugeschriebenen Idyll 25, das ebenfalls von einer Episode aus dem Leben von Herakles handelt, und zwar vom Besuch des Helden im Land des Königs Augeias, dessen Erzählung vom Kampf mit dem Löwen und dessen Tötung durch Herakles. Die Beziehung zwischen den beiden Gedichten wurde zunächst von Valckenaer (366) und später von Hiller, Genther und Prinz ausgearbeitet2. Aber die Ansicht, dass beide Gedichte denselben Autor haben (vgl. Hiller, Susemihl), ist m.E. nicht zu halten. Es ist richtig, dass unser Gedicht einige stilistische Ähnlichkeiten mit [Theokr.], id. 25 aufweist, vgl. z.B. den abrupten Beginn und den Schluss des Gedichtes sowie das Fehlen einer Namensangabe der sprechenden Personen zu Beginn (der Name von Herakles erscheint erst in v. 71)3. Trotz dieser Entsprechungen und Analogien sind beide Gedichte sehr unterschiedlich. Beckby (551) bemerkt dazu: „Es steht ein Kleinepos gegenüber einem mehr lyrischen Gedicht (sc. Megara) und Kraftvolles gegenüber offenbarer Weichlichkeit, was auf verschiedene Autoren deuten müsste.“ Birt4 behauptete, dass Megara, Europa und Lenai ursprünglich zu einer Sammlung Τheokritischer Gedichte mit dem Titel Ἡρωΐναι gehörten (vgl. Suda s.v. Θεόκριτος: τινὲς δὲ ἀναφέρουσιν εἰς αὐτὸν (sc. Theokritos) καὶ ταῦτα· Προιτίδας, Ἐλπίδας, Ὕμνους, Ἡρωΐνας, Ἐπικήδεια μέλη, ἐλεγείας καὶ ἰάμβους, ἐπιγράμματα). Dafür gibt es aber keinen Beweis, der sich aus der 1 2 3 4

http://163.1.169.40/cgi-bin/library?e=d-000-00---0POxy--00-0-0--0prompt-10---4------0-1l-1-ru-50---20-help---00031-001-1-1utfZz-800&a=d&c=POxy&cl=CL3.2&d=HASH01232d6f4f3579fe94b73487. Siehe Breitenstein, 17. Siehe auch R. Hunter, „Before and after Epic: Theocritus (?), Idyll 25“, in: M. A. Harder/R. F. Regtuit/G. C. Wakker (Hgg.), Genre in Hellenistic Poetry, Groningen 1998, 125f. T. Birt, Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Literatur, Berlin 1882, 399.

Datierung und Autorschaft des Gedichtes Megara

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Überlieferung der Theokritischen Gedichte ergeben könnte. Dazu siehe Gow, xxivf. und Vaughn, 36. In S, v und e findet sich Megara unter den Gedichten von Moschos5. Breitenstein (11ff.) hat sich eingehend mit den früheren Versuchen von Gelehrten seit dem 18. Jahrhundert, den Autor und die Zeit der Abfassung des Gedichts Megara zu bestimmen, beschäftigt. Daher scheint es mir nicht nötig, auf diese Thesen, Ansichten und Erwägungen einzugehen, schon deswegen, weil die meisten dieser Bemühungen mehr oder weniger nur auf Hypothesen sowie sprachlichen und stilistischen Bemerkungen basieren, die allerdings keineswegs als sicher gelten. Andere vertreten die Meinung, dass die thematischen und stilistischen Unterschiede zwischen Theokr., id. 24 und [Theokr.], id. 25 eine gemeinsame Autorschaft unmöglich machen (Eichestaedt), andere, dass alle drei Gedichte von Moschos stammen (Hartung) und wieder andere, dass alle drei Gedichte Fragmente eines einzigen Epos von Pisander oder Panyassis seien (Manso, Schlegel)6. Beckby (551) – wie früher z.B. van Metkerte, Stephanus, Fulvio Orsini, Birt – hält es für möglich, dass das Gedicht von Moschos stammt. Ahrens, Gow und Gallavotti denken an einen unbekannten Dichter und Legrand, der an Moschos’ Autorschaft dieses Gedichtes zweifelt, ist jedoch wie Wilamowitz und Bethe der Meinung, dass Megara in die Zeit von Moschos fällt (d.h. ins zweiten Jahrhundert v. Chr.)7. Breitenstein und Vaughn lassen die Frage der Autorschaft wie auch die Datierung der Abfassung dieses Gedichtes offen, wobei ich mit Gow (138) und Breitenstein (104) eher dazu neige, das Gedicht in die Zeit Theokrits oder ein bisschen später zu platzieren. Man vergleiche Gow (138): „There is nothing to show its date, but it is a work of some power and seems nearer to the first generation of Hellenistic poets than to Moschus“ und Breitenstein (104), der einen kreativen Einfluss des Apollonios Rhodios auf unseren Dichter sieht: „Rien n’empêche de penser que ce poème appartienne, après tout, au IIIe siècle av. J.-C. Il semble que l’auteur soit plus voisin d’Apollonios que des poètes de l’hellénisme tardif.“ Der gleichen Meinung ist auch Vox (441): „breve alla maniera callimachea, per stile e attenzione psicologica la Megara sembra piuttosto vicina ad Apollonio Rodio: il dialogo fra le sue interlocutrici femminili non a caso mostra di aver presente, nell’impianto e in taluni particolari, il dialogo fra Medea e Calciope (Argonautiche III 667ss.).“ Auch die intertextuelle Beziehung unseres Gedichtes vorwiegend mit Theokr., id. 24, wie wir im Kommentar sehen werden, führt mich zu der Annahme, dass Megara in die Zeit des früheren Hellenismus datiert werden dürfte. Unser Dichter steht sprachlich und stilistisch nicht nur der homerischen Dichtung und der Dichtung von Apollonios Rhodios nahe, sondern auch der Theokrits. Den Einfluss des Letzteren hat Breitenstein im Unterschied zu

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Dies führte Stephanus dazu, das Gedicht Moschos zuzuschreiben. Ihm folgten van Metkerke, Orsini, Hartung und zuletzt Barber (siehe Breitenstein, 12f., 16, 19). Siehe ausführlich Breitenstein, 14ff. Eine Zusammenfassung bezüglich der Autorschaft des Gedichtes bietet auch Vox, 440f.

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Datierung und Autorschaft des Gedichtes Megara

früheren Gelehrten wie Hartung, Hiller, Genther und Cholmeley bezweifelt, was Giangrande, „Rez. zu Breitenstein“, 164f. kritisierte8.

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Siehe auch den Aufsatz von Pérez López, „[M.] IV Mégara y Theoc. XXIV…“, 57ff.

3. DIE MYTHOLOGISCHEN BERICHTE ÜBER MEGARA UND HERAKLES UND DAS GEDICHT MEGARA Megara ist die Tochter des Kreon, des Königs von Theben. Es ist nicht sicher, ob Henioche, die rechtmäßige Frau von Kreon (vgl. Ps.-Hes., Aspis 83; Schol. zu Il. 14, 323), ihre Mutter war. In der thebanischen Heraklessage ist sie die Gemahlin von Herakles (vgl. Od. 9, 269f.), die Kreon ihm als ἀριστεῖον zum Dank für die Befreiung Thebens von der Minyerherrschaft zur Frau gab. Diese Heldentat verrichtete Herakles nach der Tötung des kithaironischen Ebers, sodass die Hochzeit in seine Jugendzeit fällt. Megara wird in der mythischen Tradition mit dem Wahnsinn Herakles’ in Verbindung gebracht, durch den er seine Kinder, die er mit Megara gezeugt hat, ermordet. Nach Proklos (Chrest. p. 40, 29 Bernabé) erzählt Nestor Menelaos in den Kyprien von τὴν Ἡρακλέους μανίαν, ohne Erwähnung des Kindermordes. In der Odyssee 11, 266–270 wird Alkmene, die Mutter des Herakles, mit dessen Frau Megara in Verbindung gebracht: τὴν δὲ μετ᾽ Ἀλκμήνην ἴδον, Ἀμφιτρύωνος ἄκοιτιν, / ἥ ῥ᾽ Ἡρακλῆα θρασυμέμνονα θυμολέοντα / γείνατ᾽ ἐν ἀγκοίνῃσι Διὸς μεγάλοιο μιγεῖσα· / καὶ Μεγάρην, Κρείοντος ὑπερθύμοιο θύγατρα, / τὴν ἔχεν Ἀμφιτρύωνος υἱὸς μένος αἰὲν ἀτειρής. Diese Stelle stammt aus dem Frauenkatalog der Nekyia: Odysseus erzählt von den Frauen, die er in der Unterwelt gesehen hat. Bemerkenswert ist, dass sich Odysseus, obwohl er von den anderen Frauen Episoden aus deren Leben zu berichten weiß, im Falle Alkmenes und insbesondere Megaras sich nur auf Allgemeines beschränkt: Alkmene ist die Frau Amphitryons, die von Zeus Herakles gebar, Megara ist die Tochter Kreons und Gemahlin des Herakles. Zu Megara meint Eustathios, Od. 1, 413, dass nur die Erwähnung der Namen genüge, denn die Geschichte dieser Frauen sei wohlbekannt: Ὅμηρος γὰρ στίχῳ ἑνὶ περιέγραψε τὴν Μεγάραν οὐδέν τι προσεπειπὼν, ὃ καὶ ἐφ᾽ ἑτέρων τινῶν ποιήσει ἐν τοῖς ἑξῆς, ποικιλίαν καὶ οὕτω τεχνώμενος τῷ λόγῳ ἐκ τοῦ, τῶν μὲν πλατύτερον μεμνῆσθαι, τῶν δὲ πρὸς μόνα ὀνόματα διὰ τὸ δῆλα εἶναι τὰ περὶ τῶν τοιούτων ἱστορούμενα. Von Interesse ist, dass diese beiden Frauen nur in der Odyssee und in unserem Gedicht zusammen auftreten und eng miteinander verbunden sind, was zur Annahme führen könnte, dass diese homerische Stelle unseren Dichter dazu angeregt hat, ein Gedicht mit diesen beiden Frauen, Schwiegermutter und Schwiegertochter, als Protagonistinnen zu schreiben und sich mit ihrem gemeinsamen Schicksal, das sich auf das des Herakles bezieht – auch bei Homer wird Herakles als die Bezugsperson hervorgehoben, die beide Frauen miteinander verbindet – , unter dem Einfluss des Euripideischen Herakles zu beschäftigen und somit eine dichterische „Lücke“ bezüglich eines Lebensabschnitts des großen Heros, in dem auch diese Frauen vorkommen, abzudecken. Diese Vorgehensweise steht natürlich in der Tradition der hellenistischen Dichtung. Der Held wird aus den Augen dieser beiden Frauen gesehen, die sich nicht auf seine heroischen Taten fokussieren, sondern seinen Leidensweg bei seinen Handlungen und

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Die mythologischen Berichte über Megara und Herakles und das Gedicht Megara

Heldentaten hervorheben. Wie wir im Folgenden sehen werden, positioniert sich dieses Gedicht als Gegenstück zum Theokritischen Idyll 24, das auch unser Dichter gekannt haben sollte. Unser Dichter macht hier keine Angaben zu der Anzahl und den Namen der Kinder von Herakles und Megara, die von ihrem eigenen Vater in seinem gottgesandten Wahnsinn ermordet wurden. Die Überlieferung bietet dazu unterschiedliche Berichte. Pindar, I. 4, 63 spricht von acht, Euripides, Her. 474, 993ff. von drei, wobei beide Autoren keine Angaben zu ihren Namen machen. Die Scholien zu Pindar, I. 4, 104, die sich auf verschiedene Quellen beziehen, geben eine Zusammenfassung von Anzahl und Namen der Kinder: Διονύσιος μὲν ἐν πρώτῳ Κύκλων (FHG II 9) Θηρίμαχον καὶ Δηϊκόωντα, Εὐριπίδης (fr. 1016) δὲ προστίθησιν αὐτοῖς καὶ Ἀριστόδημον· Δεινίας δὲ ὁ Ἀργεῖος (FHG III 25) Θηρίμαχον, Κρεοντιάδην, Δηϊκόωντα, Δηΐονα· Φερεκύδης δὲ ἐν δευτέρῳ (FHG I 78) Ἀντίμαχον, Κλύμενον, Γλῆνον, Θηρίμαχον, Κρεοντιάδην, λέγων αὐτοὺς εἰς τὸ πῦρ ὑπὸ τοῦ πατρὸς ἐμβεβλῆσθαι· Βάτος δὲ ἐν δευτέρῳ Ἀττικῶν ἱστοριῶν (FHG IV 350) Πολύδωρον, Ἀνίκητον, Μηκιστόφονον, Πατροκλέα, Τοξόκλειτον, Μενεβρόντην, Χερσίβιον. Ἡρόδωρος δὲ (FHG II 30) καὶ δίς φησι μανῆναι τὸν Ἡρακλέα· ἐκαθάρθη δὲ ὑπὸ Σικάλου, ὥς φησι Μενεκράτης (FHG II 344) λέγων αὐτοῦ τοὺς υἱοὺς εἶναι ὀκτὼ καὶ καλεῖσθαι οὐχ Ἡρακλείδας, οὐδέπω γὰρ Ἡρακλῆς ὠνομάζετο, ἀλλ᾽ Ἀλκαΐδας. Zwei nennt Hygin, 31, 32, 72: Therimachos und Ophites bzw. Oneites. Die Scholien zu Stat., Theb. 4, 570; 10, 896 überliefern ebenfalls zwei: Kreontiades und Oxeus, während Myth. Vat. 2, 158 von Kreontiades und (?) Areas berichtet. Therimachos, Deikoon und Kreontiades nennt Ps.Apollodoros, Bibl. 2, 4, 11; 2, 7, 8 und die Scholien zu Od. 11, 269. Von vier (Therimachos, Deikoon, Kreontiades und Deion) sprechen die Scholien zu Lykophr., Alex. 38 und zu Luk., Dial. Deor. 13. Trotz der vorherrschenden Ansicht in der Antike, dass Herakles im Wahnsinn der Mörder seiner eigenen Kinder war, geben die Scholien zu Pindar, I. 4, 104 andere Täter an: περὶ τῶν Ἡρακλέους ἐκ Μεγάρας παίδων Λυσίμαχός φησί (FHG III 337) τινας ἱστορεῖν μὴ ὑπὸ Ἡρακλέους ἀλλ᾽ ὑπό τινων δολοφονηθῆναι ξένων· οἱ δὲ Λύκον τὸν βασιλέα φασὶν αὐτοὺς φονεῦσαι· Σωκράτης (FHG IV 499) δὲ ὑπὸ Αὐγέου φησὶν αὐτοὺς δολοφονηθῆναι. Nach Pausanias 9, 11, 2 waren Panyassis und Stesichoros die ersten, die über den Kindermord gedichtet haben1. Laut Scholien zu Pindar I. 4, 104 hat Pherekydes (FHG I 78) berichtet, dass Herakles seine Kinder ins Feuer geworfen habe. Da Pherekydes das Epos von Panyassis in seiner Behandlung des Herakles verwendet (vgl. RE s.v. Panyassis), liegt die Annahme nahe, dass auch Panyassis von Feuermord gesprochen hat und wahrscheinlich folgt Stesichoros der gleichen Tradition (vgl. dazu Breitenstein, 22). Dazu passt auch Ps.-Apollodoros, Bibl. 2, 4, 12, wobei er auch zwei Söhne des Iphikles als Opfer des wahnsinnigen Herakles hinzufügt. Ferner stellt ein Vasengemälde des Assteas (vgl. Mon. d. Inst. VIII, 10) diesen Feuermord dar. Es handelt sich um die einzige Darstellung von Herakles’ Wahnsinn in der antiken Kunst: Herakles, der seinen kleinen Sohn in den Armen hält, ist die zentrale Figur 1

Vgl. Stratiki, 198f.

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in dieser Abbildung. Zu seiner Linken brennt ein Feuer, zu seiner Rechten erscheint Megara, die, sich die Haare raufend und ihre Brust schlagend, dem Wahnsinn ihres Mannes durch eine offene Tür zu entrinnen versucht. Darüber befindet sich eine Galerie mit den Gesichtern von Mania, Iolaos und Alkmene, die von links nach rechts dargestellt sind, jeweils durch eine Säule voneinander getrennt. Jede Figur ist beschriftet und das Bild ist signiert. Zu dieser Darstellung und ihren möglichen literarischen Quellen siehe Vaughn, 24f. Unser Dichter folgt hier Euripides’ Version in Bezug auf die Tötungsart der Kinder: Herakles tötet sie mit Pfeilen. Nach Euripides fand auch Megara durch Herakles’ Pfeile den Tod sowie beinahe auch Amphitryon, wenn nicht Athene interveniert hätte (Her. 922ff.). Der euripideischen Darstellung folgen in groben Zügen Asklepiades Fr. 22 (siehe Schol. zu Od. 11, 269); Seneca, Hercules, besonders in Akt 4, in dem anders als bei Euripides Herakles’ Mord an seiner Familie dramatisiert wird; Hyg. 32, 72, 241; Schol. zu Lykophr., Alex. 38; Eust., Od. 1, 413; Serv. zu Verg., Aen. 8, 299; Schol. zu Stat., Theb. 10, 896; Philostr., Imag. 2, 23. Bei Diod. 4, 11 gerät Herakles in große Mutlosigkeit, als er den Auftrag zum Dienst bei Eurystheus bekommt, und nachdem Hera ihm den Wahnsinn gesendet hat, will er anfangs Iolaos ermorden, tötet jedoch mit seinen Pfeilen die eigenen Kinder: Τούτων δὲ πραχθέντων ὁ μὲν Ἡρακλῆς ἐνέπεσεν εἰς ἀθυμίαν οὐ τὴν τυχοῦσαν· τό τε γὰρ τῷ ταπεινοτέρῳ δουλεύειν οὐδαμῶς ἄξιον ἔκρινε τῆς ἰδίας ἀρετῆς, τό τε τῷ Διὶ καὶ πατρὶ μὴ πείθεσθαι καὶ ἀσύμφορον ἐφαίνετο καὶ ἀδύνατον. εἰς πολλὴν οὖν ἀμηχανίαν ἐμπίπτοντος αὐτοῦ, ῞Ηρα μὲν ἔπεμψεν αὐτῷ λύτταν· ὁ δὲ τῇ ψυχῇ δυσφορῶν εἰς μανίαν ἐνέπεσε. τοῦ πάθους δ᾽ αὐξομένου τῶν φρενῶν ἐκτὸς γενόμενος τὸν μὲν Ἰόλαον ἐπεβάλετο κτείνειν, ἐκείνου δὲ φυγόντος καὶ τῶν παίδων τῶν ἐκ Μεγάρας πλησίον διατριβόντων, τούτους ὡς πολεμίους κατετόξευσε. μόγις δὲ τῆς μανίας ἀπολυθείς, καὶ ἐπιγνοὺς τὴν ἰδίαν ἄγνοιαν, περιαλγὴς ἦν ἐπὶ τῷ μεγέθει τῆς συμφορᾶς. πάντων δ᾽ αὐτῷ συλλυπουμένων καὶ συμπενθούντων, ἐπὶ πολὺν χρόνον κατὰ τὴν οἰκίαν ἡσύχαζεν, ἐκκλίνων τὰς τῶν ἀνθρώπων ὁμιλίας τε καὶ ἀπαντήσεις· τέλος δὲ τοῦ χρόνου τὸ πάθος πραΰναντος κρίνας ὑπομένειν τοὺς κινδύνους παρεγένετο πρὸς Εὐρυσθέα. καὶ πρῶτον μὲν ἔλαβεν ἆθλον ἀποκτεῖναι τὸν ἐν Νεμέᾳ λέοντα. Die Scholien zu Stat., Theb. 4, 570 überliefern eine völlig andere Version: In dieser erscheint Lykus als Megaras Vater, der von Hera, weil dieser seine Tochter Herakles zur Frau gab, mit Wahnsinn bestraft wird und seine Enkelkinder tötet. Megaras Ermordung durch Herakles ist höchstwahrscheinlich eine Erfindung von Euripides2. Ihm folgen Seneca, Herc. 1002ff.; Hygin 32; 241; Schol. zu Lykophr., Alex. 38.; Eustathios, Od. 1, 413 und Servius zu Verg., Aen. 8, 299. Pausanias 10, 29, 7 überliefert, dass Herakles nach der Ermordung seiner Kinder die Ehe mit Megara löst, während Ps.-Apollodoros, Bibl. 2, 6, 1 und Diodoros 4, 31, 1 bezeugen, dass Herakles Megara Iolaos zur Frau gibt; bei Plutarch, Amat. 754E erfahren wir sogar, dass Iolaos damals 16, Megara 33 Jahre alt gewesen seien.

2

Siehe dazu auch Finkmann, „Narrative patterns …“, 403f.

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Interessant ist die Version, die Nikolaos von Damaskos Fr. 20 (FGH III 369) überliefert; sie scheint unserem Dichter bekannt zu sein. Denn er platziert Megara und Alkmene in Tiryns nach dem Kindermord, wahrscheinlich am Hof des Eurystheus, der der Ankunft des Herakles harrt, und verleiht Iphikles eine bedeutende Rolle in der Geschichte: Ὅτι μετὰ τοὺς γάμους Ἡρακλῆς, εἴτε χολῆς ζεσάσης, εἴτε ἄλλῳ τρόπῳ παραφρονήσας καὶ μανεὶς, κτείνει μὲν δύο τῶν Ἰφικλέους παίδων· τὸν γὰρ πρεσβύτατον Ἰόλαον ὁ πατὴρ ἐξήρπασε· κτείνει δὲ τοὺς Μεγάρας υἱεῖς, ὧν τὸν νεώτατον, ἐπιμαστίδιον ὄντα, ἀποσπάσας βίᾳ τῆς μητρὸς, ὀλίγου ἐδέησε Μεγάραν ἀποκτεῖναι ἀντεχομένην τοῦ παιδὸς, εἰ μὴ καὶ ταύτην ἐρρύσατο ἐπελθὼν Ἰφικλῆς. Μετ᾽ οὐ πολὺ δὲ ταῦτα δράσας, ἔννους ἐγένετο καὶ ἐσωφρόνισεν, ἐκλιπεῖν τε διενοεῖτο τὰς Θήβας, ἀχθόμενος ἐπὶ τῇ συμφορᾷ. Ἰφικλῆς δὲ καὶ Λικύμνιος παρεκάλουν αὐτὸν ἀπενιαυτίσαντα, ὡς νόμος ἐστὶν, ἔξω, καὶ καθηράμενον ἐπανελθεῖν εἰς Θήβας, καὶ οἰκεῖν. Ὡς δ᾽ οὐκ ἔπειθον, καὶ αὐτοὶ συνεξώρμησαν. Μεγάρα δὲ καὶ αὐτὴ συνεξώρμα, τῆς μητρὸς κωλυούσης, τοῦ δὲ πατρὸς συνεπαινοῦντος Κρέοντος. Εὐρυσθεὺς δὲ ὁ Σθενέλου τοῦ Περσέως, αἰσθόμενος τὰ καταλαβόντα Ἡρακλέα, μετεπέμπετο αὐτὸν εἰς Τίρυνθα· ὁ δὲ, εἰς νοῦν βαλόμενος τὸ Ἀμφιτρύωνι χρησθὲν, ὅτι χρεὼν εἴη πείθεσθαι Εὐρυσθεῖ, καὶ ἐσαῦθις μέγα ἕξειν κλέος, ἐναγόντων ἅμα Λικυμνίου καὶ Ἀλκμήνης κατὰ τὴν συγγένειαν, ὥρμησεν εἰς Τίρυνθα μετὰ πάντων. Καὶ ἐπεὶ ἀφίκοντο, Εὐρυσθεὺς Λικυμνίῳ μὲν καὶ Ἰφικλεῖ εὐθέως φίλος ἦν, Ἡρακλέα δὲ ὑφεωρᾶτο, καὶ οὐδαμῶς ᾠκειοῦτο, προσέταττέ τε αὐτῷ τοὺς πόνους ἐκτελεῖν, οὕστινας ἄθλους καλοῦμεν. Ὁ δὲ ἐπείθετο, τῷ μαντείῳ ἑπόμενος. Herakles hat neben seinen Söhnen auch zwei Kinder von Iphikles (vgl. auch Ps.-Apollod., Bibl. 2, 4, 12) getötet, während Megara nur mühsam durch Iphikles vor dem sicheren Tod gerettet wurde. Der Heros verlässt nach der Mordtat Theben, wird aber nach Jahresfrist von Iphikles und seinem Onkel Likymnios zurückgerufen. Da sie ihn nicht überzeugt haben, machen sie sich zusammen mit Megara gegen den Willen ihrer Mutter, doch mit Erlaubnis ihres Vaters Kreon auf den Weg, ihn aufzusuchen. Eurystheus lädt Herakles nach Tiryns ein. Der Heros gelangt, sich an das Amphitryon gegebene Orakel erinnernd, wonach Herakles Eurystheus dienen müsse und später großen Ruhm erlangen werde, zusammen mit allen anderen einschließlich Alkmene nach Tiryns. Dort befinden sich Likymnios und Iphikles, die von Eurystheus freundlich aufgenommen werden. Im Gegensatz dazu wird Herakles von ihm argwöhnisch und keineswegs freundlich empfangen. Er habe ihm sogar die sogenannten Arbeiten befohlen. Herakles, dem Orakel folgend, habe ihm gehorcht. In dieser Version gibt der Kindermord den Anlass für die Knechtschaft Herakles’ bei Eurystheus. Wie Breitenstein, 27ff. ausführt, spielt unser Dichter auf diese Version vor allem bezüglich der Ortswahl, der Zeit, der Situation sowie der Personen an. Likymnios ist zwar in unserem Gedicht nicht erwähnt, aber unser Dichter könnte ihn ausgelassen haben, um Iphikles eine bedeutendere Rolle in der Familiengeschichte zu verleihen. Es war Iphikles, der zusammen mit Likymnios Herakles vorschlug, nach Theben zurückzukehren, nachdem sein Verbrechen gesühnt worden war. Da sie es nicht schafften, ihn zur Rückkehr zu überreden, folgten sie ihm, um ihn wahrscheinlich vor etwaigen Gefahren zu schützen. Dies weist

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darauf hin, dass Iphikles sich um die Sicherheit seines Bruders kümmerte, was wir auch in unserem Gedicht, in Alkmenes Traum (vv. 110ff.), erkennen. Aus unserem Gedicht geht klar hervor, dass auch Iphikles etwas Schlimmes widerfahren ist. Pyhrra, die Frau von Iphikles und Megaras Schwester, die sich auch in der Nähe von Megara befindet, leidet selber Kummer um ihren Gemahl und zwar in viel größerem Maße (vv. 52‒54). Megara geht darauf jedoch nicht weiter ein. Nur in der Aspis erfahren wir, dass Iphikles sich freiwillig in Eurystheus’ Diensten befand, was er später jedoch bereute: vv. 89‒93: τοῦ μὲν φρένας ἐξέλετο Ζεύς, / ὃς προλιπὼν σφέτερόν τε δόμον σφετέρους τε τοκῆας / ᾤχετο τιμήσων ἀλιτήμενον Εὐρυσθῆα, / σχέτλιος· ἦ που πολλὰ μετεστοναχίζετ᾽ ὀπίσσω / ἣν ἄτην ὀχέων· ἣ δ᾽ οὐ παλινάγρετός ἐστιν. Es ist wahrscheinlich, dass die Leiden, die auch Iphikles erfährt, von Eurystheus selbst verursacht worden sind. Es ist auch möglich, dass unser Dichter ein Gedicht oder einen Bericht über Herakles im Sinne hat, in dem auch von Iphikles’ Schicksal berichtet wurde. Vielleicht handelt es sich um dasselbe Gedicht oder den Bericht – mögliche Quellen zu den heroischen Zeiten Griechenlands waren für Nikolaos von Damaskos Ephoros und Hellanikos, wie Breitenstein 27 mit Anm. 37 ausführt –, das Nikolaos von Damaskos auch gelesen und von dem er eine Zusammenfassung überliefert hat. Breitenstein (29 mit Anm. 41 und 42) denkt, dass, wenn man die Verse 89‒93 aus der Aspis mit dem letzten Abschnitt unseres Gedichts vergleiche, man daraus schließen könne, dass hier ein verlorengegangenes archaisches Gedicht zu Grunde liege, das erzähle, wie Iphikles von einem großen, von Eurystheus verursachten Unglück getroffen worden sei. Letzte Sicherheit können wir aber nicht gewinnen. Hier ist m.E. von Bedeutung, dass der Bericht von Nikolaos von Damaskos aufschlussreich in Bezug auf die Bestimmung der Situation in unserem Gedicht ist. Denn er weist Ähnlichkeiten mit unserem Gedicht auf. Es liegt also die Annahme nahe, dass unser Dichter eine bestimmte Version des Herakles-Mythos bezüglich des Kindermordes und der Zeit nach dieser Mordtat vor Augen hatte und daraus ein Gedicht unter Euripideischem Einfluss verfasst hat. Pindar, I. 4, 81 lässt die acht Kinder des Herakles als χαλκοαρᾶν sterben, ohne jedoch von Kindermord zu sprechen. χαλκοάρας, dor. χαλκοάρης, ες = att. χαλκήρης bedeutet eigentlich „erzgewappneter Kämpfer“. In I. 5, 41 charakterisiert dieses Adjektiv Memnon. Pindar distanziert sich hier von der bekannten Version des Kindermordes durch Herakles. Er will, dass die Heraklessöhne einen ruhmreichen Tod als Kämpfer erleiden, ohne dies näher zu bestimmen. Mit χαλκοαρᾶν schafft er also einen Kontrast zur üblichen Version, die sich im Laufe der Zeit in Theben verbreitet hatte (vgl. Paus. 9, 11, 2). Die acht Söhne starben bewaffnet und im Kampf, nicht unbewaffnet und hilflos. Dazu siehe auch Thummer3, der erklärt, dass die Erwähnung des Kindermordes für Pindar unangemessen im Hinblick auf den Ruhm und die Siege von Herakles gewesen sein dürfte. Daher deutet er auf eine edlere Geschichte hin, die er nicht weitererzählt4. Der 3 4

E. Thummer, Pindar. Die Isthmischen Gedichte. Band II. Kommentar, Heidelberg 1969, 79. Siehe auch L. R. Farnell, Critical Commentary to the Works of Pindar, Amsterdam 1961, 355.

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Scholiast zu dieser Stelle erklärt: „χαλκοαρᾶν δὲ εἶπεν ὡς βιαιοθανάτων γενομένων τῶν τοῦ Ἡρακλέους παίδων.“ Dies scheint der Versuch des Scholiasten zu sein, die bekannte traditionelle Version mit der Version von Pindar zu verbinden. Indem er χαλκοάρας mit βιαιοθάνατος gleichsetzt, impliziert er, dass Pindar hier auf die übliche Version des Kindermordes indirekt hinweist. Herakles hat die Kinder mit ehernen Waffen (mit Speer, Schwert oder mit der Spitze seiner Pfeile) getötet. Sowohl bei Euripides als auch in unserem Gedicht und bei Diodoros 4, 11, streckt Herakles seine Söhne mit Pfeilschüssen nieder. Ob Pindar mit χαλκοαρᾶν tatsächlich beabsichtigte, indirekt auf den gewaltsamen Tod von Herakles’ Kindern durch diesen selbst hinzuweisen, lässt sich keineswegs mit Sicherheit behaupten. Zu diesem Thema siehe auch Breitenstein (22f.), der an ein Missverständnis des Scholiasten denkt, das auf den Einfluss der populären Version des Mythos zurückzuführen sei.

4. TEXT UND ÜBERSETZUNG ‘Μῆτερ ἐμή, τίφθ’ ὧδε φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις ἐκπάγλως ἀχέουσα, τὸ πρὶν δέ τοι οὐκέτ’ ἔρευθος σῴζετ’ ἐπὶ ῥεθέεσσι; τί μοι τόσον ἠνίησαι; ἦ ῥ’ ὅτι ἄλγεα πάσχει ἀπείριτα φαίδιμος υἱός ἀνδρὸς ὑπ’ οὐτιδανοῖο, λέων ὡσεί θ’ ὑπὸ νεβροῦ; ὤμοι ἐγώ, τί νυ δή με θεοὶ τόσον ἠτίμησαν ἀθάνατοι; τί νύ μ’ ὧδε κακῇ γονέες τέκον αἴσῃ; δύσμορος, ἥτ’ ἐπεὶ ἀνδρὸς ἀμύμονος ἐς λέχος ἦλθον, τὸν μὲν ἐγὼ τίεσκον ἴσον φαέεσσιν ἐμοῖσιν ἠδ’ ἔτι νῦν σέβομαί τε καὶ αἰδέομαι κατὰ θυμόν, τοῦ δ’ οὔτις γένετ’ ἄλλος ἀποτμότερος ζωόντων οὐδὲ τόσων σφετέρῃσιν ἐγεύσατο φροντίσι κηδέων. σχέτλιος, ὃς τόξοισιν, ἅ οἱ πόρεν αὐτὸς Ἀπόλλων ἠέ τινος Κηρῶν ἢ Ἐρινύος αἰνὰ βέλεμνα, παῖδας ἑοὺς κατέπεφνε καὶ ἐκ φίλον εἵλετο θυμόν μαινόμενος κατὰ οἶκον, ὃ δ’ ἔμπλεος ἔσκε φόνοιο. τοὺς μὲν ἐγὼ δύστηνος ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι βαλλομένους ὑπὸ πατρί, τό τ’ οὐδ’ ὄναρ ἤλυθεν ἄλλῳ, οὐδέ σφιν δυνάμην ἀδινὸν καλέουσιν ἀρῆξαι μητέρ’ ἑήν, ἐπεὶ ἐγγὺς ἀνίκητον κακὸν ἦεν. ὡς δ’ ὅτ’ ὀδύρεται ὄρνις ἐπὶ σφετέροισι νεοσσοῖς ὀλλυμένοις, οὕς τ’ αἰνὸς ὄφις ἔτι νηπιάχοντας θάμνοις ἐν πυκινοῖσι κατεσθίει, ἡ δὲ κατ’ αὐτούς πωτᾶται κλάζουσα μάλα λιγὺ πότνια μήτηρ, οὐδ’ ἄρ’ ἔχει τέκνοισιν ἐπαρκέσαι, ἦ γάρ οἱ αὐτῇ

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Titulus ἡ Μεγάρα λέγει τῇ πενθερᾷ κεχαρισμένη Svem Μεγάρα λέγει τὴν πενθεράν D Θεοκρίτου Μεγάρα ἢ γυνὴ Ἡρακλέους. Δωρίδι·διηγηματικόν Tr omis. W Μεγάρα γυνὴ Ἡρακλέους VAld add. Δωρίδι Ald2 Iunt Call Θεοκρίτου διηγηματικόν· Μεγάρα ἣ γυνὴ Ἡρακλέους προσδιαλέγεται τῆ πενθερᾶ C 1 μῆτερ ἐμή SDv μᾶτερ ἐμά cett. 2 ἐκπάγεως Iunt ἐκπατίοις Ahrens ἀχέουσα (vel -οισα) codd. pl. ἀχέεσσι D Iunt Ahrens 3 σώζετ’ vulg. ἐπι ρρεθ’ S ἐπὶ ῥρεθ’ TrV ἐπιρρεθ’ D ἐπίρρεθ’ Ald ἐπίρ’ ῥεθ’ Ald2 4 ὅτι codd. pl. ὅ τοι D 5 νευροῦ h 6 δή με SDTr μ’ ὧδέ cett. (quod in Tr in δή με correctum est), ex v. 7 male illatum ἠτίμησαν Sh -ασαν cett. 7 κακοὶ W 8 ἐς VTr εἰς SD 9 φαρέεσσιν V (ante corr.) 12 τόσον Iunt 13 πόρεν αὐτὸς codd. pl. πόρε Φοῖβος D (ubi v. αὐτὸς a recenti manu suprascr.) 14 Ἐρινύος D -ιννύος cett. 15 ἑοὺς SDTr αἰνοὺς W ἐκ φίλον εἵλετο codd. pl. ἔκφυλον ὤλεσε S1 ἔκφιλον ὤλ- S2 ἔμπλεος SD ἔμπλεως TrWh 18 τ’ Gow δ’ cett. 19 δυνάμαν D1 20 ἀνίκητον SDTr2 -ατον cett. καλὸν Ald2Call 21 ὡς δ’ ὅτ’ ὀδύρεται ὄρνις Meineke ὡς δ’ ὄρνις ὀδύρηται SDTrW ὡς δ’ ὄρνις ὀδύρεται h ὡς δέ τ’ ὀδύρεται ὄρνις Ald Call ὡς δέ τ’ ὀδήρεται ὄρνις Iunt ὡς δ’ ὄρνις δύρηται coni. Meineke νεοσσοῖς codd. pl. νεοττοῖς S 23 κατεσθίῃ Ahrens αὐτούς codd. pl. -άς D αὐλὰς Ahrens 25 ἦ ῥά Cholmeley ἦ τε Meineke.

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Text und Übersetzung

ἆσσον ἴμεν μέγα τάρβος ἀμειλίκτοιο πελώρου ὣς ἐγὼ αἰνοτόκεια φίλον γόνον αἰάζουσα μαινομένοισι πόδεσσι δόμον κάτα πολλὸν ἐφοίτων. ὥς γ’ ὄφελον μετὰ παισὶν ἅμα θνῄσκουσα καὶ αὐτή κεῖσθαι φαρμακόεντα δι’ ἥπατος ἰὸν ἔχουσα, Ἄρτεμι, θηλυτέρῃσι μέγα κρείουσα γυναιξί· τῷ χ’ ἡμᾶς κλαύσαντε φίλῃσ’ ἐν χερσὶ τοκῆες πολλοῖς σὺν κτερέεσσι πυρῆς ἐπέβησαν ὁμοίης, καί κεν ἕνα χρύσειον ἐς ὀστέα κρωσσὸν ἁπάντων λέξαντες κατέθαψαν ὅθι πρῶτον γενόμεσθα. νῦν δ’ οἳ μὲν Θήβην ἱπποτρόφον ἐνναίουσιν Ἀονίου πεδίοιο βαθεῖαν βῶλον ἀροῦντες, αὐτὰρ ἐγὼ Τίρυνθα κάτα κραναὴν πόλιν Ἥρης πολλοῖσιν δύστηνος ἰάπτομαι ἄλγεσιν ἦτορ αἰὲν ὁμῶς, δακρύων δὲ πάρεστί μοι οὐδ’ ἴ’ ἐρωή. ἀλλὰ πόσιν μὲν ὁρῶ παῦρον χρόνον ὀφθαλμοῖσιν οἴκῳ ἐν ἡμετέρῳ, πολέων γάρ οἱ ἔργον ἑτοῖμον μόχθων, τοὺς ἐπὶ γαῖαν ἀλώμενος ἠδὲ θάλασσαν μοχθίζει πέτρης ὅγ’ ἔχων νόον ἠὲ σιδήρου καρτερὸν ἐν στήθεσσι· σὺ δ’ ἠύτε λείβεαι ὕδωρ, νύκτας τε κλαίουσα καὶ ἐκ Διὸς ἤμαθ’ ὁπόσσα. ἄλλος μὰν οὐκ ἄν τις ἐυφρήναι με παραστάς κηδεμόνων· οὐ γάρ σφε δόμων κατὰ τεῖχος ἐέργει, καὶ λίην πάντες γε πέρην πιτυώδεος Ἰσθμοῦ ναίουσ’, οὐδέ μοί ἐστι πρὸς ὅντινά κε βλέψασα οἷα γυνὴ πανάποτμος ἀναπτύξαιμι φίλον κῆρ

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26 ἀμειλίκτοιο πελώρου codd. pl. ἀμειλίκτου νεαώρου S 27 γόνον SDIunt τόκον TrW τέκον h τέκος Heins 28 κάτα Iunt (idem voluit S κ΄τα) κατὰ cett. πολλὸν codd. πάντη coni. Hermann 29 ὣς ὄφελον Ameis ὣς γ’ ὄφελον Tr II 30 ἤπατος SDWh (corr.) ὕπατος Trh -ἔχουσα SDv -οισα cett. Post v. 30 lacunae signa pos. Wakefield, Hermann, Ahrens, Legrand v. 31 interpolationem esse putavit Ruhnken v. 31 ante 29 trans. Maas 32 φίλῃσ’ Αhrens φίλησ’ SDC2 -αις cett. (-οις Iunt) ἐν S ἐνὶ Cm ἐπὶ DTrh omis. W τοκῆε Hermann -ῆες codd. 34 ἐς SD εἰς cett. 35 πρῶτον SD πρᾶτον cett. 36 ἱπποτρόφον SDIunt κουρο- TrhAldCall Hartung, Meineke, Giangrande et Vaughn 38 Ἥρης SD ἧρα vel ἇρα cett. 40 αἰὲν Brunck αἰεὶ codd. 42 πολλῶν C δέ οἱ Hermann γέ τοι Gallavotti ἑτοῖμον SDIunt ἕτοιμον TrhCall 45 λείβεαι TrW λείβεται SD 46 ἤμαθ’ ὁπόσσα SDIuntCall ἤματα πάντα WAld2 ἥματα πάντα Trh κλαίουσ’ ὅσα τ’ ἐκ ἤματα πάντα Hermann 47 τις ἐυφρ. SDWIunt: τις’γ εὐφρ. hAld2 τίς γ’εὐφρ. Tr εὐφρήναι WΙunt: εὐφρῆναι DCall εὐφράνειε S 48 δὴ γάρ σφε δόμον τοῖχος Meineke τοῖχος IuntCall τεῖχος TrhAld2 κατατεῖχος D 49 λίαν ... πέραν TrhAld2 λίην ... πέρην SDIuntCall 50 βλέψασα SDW βλάψασα Tr 51 ἀναπτύξαιμι WTrIunt ἀναψύξαιμι SDcorr. (ἀπο- D) Call.

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Text und Übersetzung

νόσφι γε δὴ Πύρρης συνομαίμονος· ἣ δὲ καὶ αὐτή ἀμφὶ πόσει σφετέρῳ πλέον ἄχνυται Ἰφικλῆι, σῷ υἱεῖ· πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα γείνασθαί σε θεῷ τε καὶ ἀνέρι θνητῷ ἔολπα.’ Ὣς ἄρ’ ἔφη· τὰ δέ οἱ θαλερώτερα δάκρυα μήλων κόλπον ἐς ἱμερόεντα κατὰ βλεφάρων ἐχέοντο μνησαμένῃ τέκνων τε καὶ ὧν μετέπειτα τοκήων. ὣς δ’ αὔτως δακρύοισι παρήια λεύκ’ ἐδίαινεν Ἀλκμήνη· βαρὺ δ’ ἥγε καὶ ἐκ θυμοῦ στενάχουσα μύθοισιν πυκινοῖσι φίλην νυὸν ὧδε μετηύδα· ‘δαιμονίη παίδων, τί νύ τοι φρεσὶν ἔμπεσε τοῦτο πευκαλίμῃς; πῶς ἄμμ’ ἐθέλεις ὀροθυνέμεν ἄμφω κήδε’ ἄλαστα λέγουσα τά τ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται; ἦ οὐχ ἅλις, οἷς ἐχόμεσθα τὸ δεύτατον αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ γινομένοις; μάλα μέν γε φιλοθρηνής κέ τις εἴη ὅστις ἀριθμηθεῖσιν ἐφ’ ἡμετέροις ἀχέεσσιν. θάρσει· οὐ τοιῆσδ’ ἐκυρήσαμεν ἐκ θεοῦ αἴσης; καὶ δ’ αὐτὴν ὁρόω σε, φίλον τέκος, ἀτρύτοισιν ἄλγεσι μοχθίζουσαν· ἐπιγνώμων δέ τοί εἰμι ἀσχαλάαν, ὅτε δή γε καὶ εὐφροσύνης κόρος ἐστίν. καί σε μάλ’ ἐκπάγλως ὀλοφύρομαι ἠδ’ ἐλεαίρω

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52 νόσφιν δὴ Πύρρης τε συναίμονος S νόσφι δε γε C συνομαίμονος D τε συναίμονος C ἣ δὲ SD ἠδὲ cett. 53 ἄχνυται SD ἄχθεται cett. 54 υἱεῖ SD υἱῷ cett. 56 μηλῶ D μήλων codd. pl. πηγῶν Sitzler, Legrand et Beckby μᾶλλον Wakefield 58 τέκνων SDIuntCall τεκέων TrWhAld2 τε codd. pl. omis. D 59 ὡς D αὔτως STrW 60 δ’ ἥγε WTr δ’ ἧγε D δέ γε S 61 φίλην codd. pl. φίλον D 63 πευκαλίμῃς codd. πευκαλίμαις Meineke ἄμμ’ SDTr ἄν μ’ W ἐθέλεις SD ἐθέλῃς TrW 64 τά τ’ οὐ Gow et Marcovich τά δ’ οὐ codd. τάδ’ οὐ Giangrande κέκλαυται SDIuntCall κέκλῳνται Tr κέκλωνται Wh κέλονται Ald2 κέκλονται Vaughn post κέκλαυται signum interrogationis pos. 65 ἦ (vel ἢ) οὐχ codd. pl. ἦ omis. Dc Call αἰεὶ P.Oxy 3325 et codd. αἰὲν Brunck καί κεν Vaughn 66 γινομένοις STrW γιγνομένοις Heins γεινομένοις D μέν γε codd. in crucibus Vaughn πάγχυ propos. Vaughn φιλοθρηνής codd. pl. φιλοφρήνης D κέ τις P.Oxy 3325 et DCall κετ’ ἂν TrhAld2 κατ’ ἂν Iunt κε τ’ἀνὸν W 67 ἀριθμήσειεν codd. ἀριθμήσειν ἐν Hermann ἀριθμηθεῖσιν Wilamowitz ἀριθμήσειν ἂν Hartung ὅστ’ ἀναριθμήτοισιν Koennecke ἀχέεσσιν P.Oxy. 3325 ἀχέεσσι codd. 68 θάρσει· οὐ τοιῆς δ’ codd. θαρσοίη· τοιῆς δ’ Hermann θάρσει γοῦν· τοιῆσδ’ Valckenaer θάρσει νῦν· τοιῆσδ’ Wakefield θάρσει· ἐπεὶ τοιῆσδ’ Wakefield et Legrand θάρσει· ὁμοῦ τοιῆσδ’ Briggs θάρσει οὐ τοίης δ’ Giangrande θάρσει· οὐκ ἴσης γ’ Marcovich ἐκυρήσαμεν SDTrW ἐκύρσαμεν C ἐπεκύρσαμεν Meineke post v. 70 lacunae signa pos. Marcovich 71 ἀσχαλάαν codd. ἀγχαλάαν Sitzler ὅτε DTr ὅτι S ἐστίν P.Oxy. 3325 ἐστί codd. pl. ἐντί S 72 ὀλοφύρομαι DTr ἐποδύρομαι S νν. 71-72 partim omis. W.

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Text und Übersetzung

ὅς θ’ ἡμῖν ἐφύπερθε κάρης βαρὺς αἰωρεῖται. οὕνεκεν ἡμετέροιο λυγροῦ μετὰ δαίμονος ἔσχες ἴστω γὰρ Κούρη τε καὶ εὐέανος Δημήτηρ, ἅς κε μέγα βλαφθείς τις ἑκὼν ἐπίορκον ὀμόσσῃ δυσμενέων, μηδέν σε χερειότερον φρεσὶν ᾗσι στέργειν ἢ εἴπερ μοι ὑπὲκ νηδυιόφιν ἦλθες καί μοι τηλυγέτη ἐνὶ δώμασι παρθένος ἦσθα· οὐδ’ αὐτήν γέ νυ πάμπαν ἔολπά σε τοῦτό γε λήθειν. τῷ μή μ’ ἐξείπῃς ποτ’, ἐμὸν θάλος, ὥς σευ ἀκηδέω, μηδ’ εἴ κ’ ἠυκόμου Νιόβης πυκινώτερα κλαίω. οὐδὲν γὰρ νεμεσητὸν ὑπὲρ τέκνου γοάασθαι μητέρι δυσπαθέοντος· ἐπεὶ δέκα μῆνας ἔκαμνον πρὶν καί πέρ τ’ ἰδέειν μιν, ἐμῷ ὑπὸ ἥπατ’ ἔχουσα, καί με πυλάρταο σχεδὸν ἤγαγεν Αἰδωνῆος, ὧδέ ἑ δυστοκέουσα κακὰς ὠδῖνας ἀνέτλην. νῦν δέ μοι οἴχεται υἱὸς ἐπ’ ἀλλοτρίης νέον ἆθλον ἐκτελέων, οὐδ’ οἶδα δυσάμμορος εἴτε μιν αὖτις ἐνθάδε νοστήσανθ’ ὑποδέξομαι εἴτε καὶ οὐκί. πρὸς δ’ ἔτι μ’ ἐπτοίησε διὰ γλυκὺν αἰνὸς ὄνειρος ὕπνον, δειμαίνω δὲ παλίγκοτον ὄψιν ἰδοῦσα ἐκπάγλως μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἔρδοι. εἴσατο γάρ μοι ἔχων μακέλην εὐεργέα χερσί παῖς ἐμὸς ἀμφοτέρῃσι, βίη Ἡρακληείη,

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73 ἐφύπερθε codd. pl. καθύπερθε D: κάρη Ald2 αἰωρεῖται codd. ].οχει P.Oxy. 3325 (e.g. ὀχεῖται putavit Weinstein) 74 ἔσχες SDTr ἔχες W 75 τε codd. με Legrand εὐέανος Tr: εὐάνος C 76 ἅς κε SDcCall αἷς κε TrWhAld2 ἅστε Meineke et Legrand τις ἑκὼν ἐπίορκον DW ἐπίορκος TrAld2Call τις οὐκ ἐπίορκον ὀμόσσῃ codd. ὀμόσσαι Brunck et Legrand et al. 77 δυσμενέων codd. μὴ μὲν ἐγὼ Ahrens εὔχομ’ ἐγὼ Wilamowitz μηδέν codd. pl. μηθέν D 78 μ’ post στέργειν add. Hermann νηδυιόφιν Valckenaer νηδυόφιν codd. ἦλθες codd. pl. ἦνθες D 81 μή μ’ S μή τ’ D μηδ’ TrW ποτ’ S: πότ’ D τότ’ WCTr2 τόγ’ Tr1h τό γ’ Heins τόδ’ Hartung σευ h (γρ.) Ald2Call σεῦ S εὐ Dc in vac. spat. man. rec. σ’ οὐ Trh σοῦ W ἀκηδέω IuntDc ἀκήδω SAld2 κηδέω Tr κηδεύω W ἀκύδω Call 82 εἴ κ’ codd. pl. εἴη D κ’ omis. Valckenaer γ’ Hartung 83 οὐδὲν Heins οὐθὲν DTrh οὐθὴν W οὐδ’ ὡς S 85 πρὶν καί περ τ’ codd. πρὶν ἤ πέρ Ahrens καὶ πρίν περ Vaughn ὑπὸ ἤπατ’ ἔχοισα codd. et Vaughn ἔχουσαν D ἔχουσα Ahrens ἔχοισαν Iunt ὑφ’ ἥπατι εἴσω ἔχουσα Ahrens 86 Αἰδωνῆος S Ἀιδωνῆος D Ἀϊδονῆος Tr Ἀηδονῆος WC 87 δυστοκέουσα SD δυστοκέσασα Tr δυστοκεύσασα W (cf. 81 κηδεύω pro κηδέω) ἀνέτλην P.Oxy. 3325 et SD ἀνέτλαν TrW 88 οιος DΙuntCall οἷος cett. υἱὸς Valckenaer οὗτος Hermann 89 αὖτις DcIunt αὐτόν DWTrhAld2 Call 90 εἴτε καὶ SWTr ἠὲ καὶ D 93 ἔρδοι SDTrh ἔρδῃ Schaefer et Legrand ἕρπῃ Hermann 94 εἴσατο SDIuntCall ἵστατο TrWhAld2 εὐεργέα Tr ἐνεργέα C.

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Text und Übersetzung

τῇ μεγάλην ἐλάχαινε, δεδεγμένος ὡς ἐπὶ μισθῷ, τάφρον τηλεθάοντος ἐπ’ ἐσχατιῇ τινος ἀγροῦ γυμνὸς ἄτερ χλαίνης τε καὶ εὐμίτροιο χιτῶνος. αὐτὰρ ἐπειδὴ παντὸς ἀφίκετο πρὸς τέλος ἔργου καρτερὸν οἰνοφόροιο πονεύμενος ἕρκος ἀλωῆς, ἤτοι ὃ λίστρον ἔμελλεν ἐπὶ προύχοντος ἐρείσας ἀνδήρου καταδῦναι ἃ καὶ πάρος εἵματα ἕστο· ἐξαπίνης δ’ ἀνέλαμψεν ὑπὲρ καπέτοιο βαθείης πῦρ ἄμοτον, περὶ δ’ αὐτὸν ἀθέσφατος εἰλεῖτο φλόξ. αὐτὰρ ὅγ’ αἰὲν ὄπισθε θοοῖς ἀνεχάζετο ποσσίν ἐκφυγέειν μεμαὼς ὀλοὸν μένος Ἡφαίστοιο· αἰεὶ δὲ προπάροιθεν ἑοῦ χροὸς ἠύτε γέρρον νώμασκεν μακέλην, περὶ δ’ ὄμμασιν ἔνθα καὶ ἔνθα πάπταινεν μὴ δή μιν ἐπιφλέξῃ δήιον πῦρ. τῷ μὲν ἀοσσῆσαι λελιημένος, ὥς μοι ἔικτο, Ἰφικλέης μεγάθυμος ἐπ’ οὔδεϊ κάππεσ’ ὀλισθών πρὶν ἐλθεῖν, οὐδ’ ὀρθὸς ἀναστῆναι δύνατ’ αὖτις, ἀλλ’ ἀστεμφὲς ἔκειτο, γέρων ὡσείτ’ ἀμενηνός ὅντε καὶ οὐκ ἐθέλοντα βιήσατο γῆρας ἀτερπές καππεσέειν, κεῖται δ’ ὅγ’ ἐπὶ χθονὸς ἔμπεδον αὔτως εἰσόκε τις χειρός μιν ἀνειρύσσῃ παριόντων αἰδεσθεὶς ὄπιδα προτέρην πολιοῖο γενείου. ὣς ἐν γῇ λελίαστο σακεσπάλος Ἰφικλείης, αὐτὰρ ἐγὼ κλαίεσκον ἀμηχανέοντας ὁρῶσα παῖδας ἐμούς, μέχρι δή μοι ἀπέσσυτο νήδυμος ὕπνος ὀφθαλμῶν ἠὼς δὲ παραυτίκα φαινόλις ἦλθε.

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96 ὡς omis. C 98 ἄτερ SD ἄνευ cett. 100 οἰνοφόροιο SD οἰνοπέδοιο WTrh ἀλωῆς DC2 ἀλωήν TrC ἁλωῆς S. 101 ἔμελλεν ἐπὶ προύχοντος DWTr ἐπὶ προύχοντος σπεῦδεν S ἐρείσας SDW ἀρείσας Tr 102 εἵματα Tr (εἵ corr. ex ἥ) ἥματα h 103 ὑπὲρ codd. ὑπὲκ C 104 εἰλεῖτο Wilamowitz εἱλεῖτο SDIuntCall εἱλεῖται TrhC εἱλλεῖται W 106 μένος codd. pl. βέλος S 112 πρὶν SWD πρὶν γ’ Tr αὖτις TrWDc αὖθις SD 113 ἀμενηνός SW ἀμενοινός TrC: ἀμενηνώς DC2 114 βιήσατο SDIuntCall δηΐσσατο TrhAld2 et Vaughn δηΐσατο W et Giangrande 115 καππεσέειν SDIunt κάππεσε(ν) TrWh (corr) Ald2 κάππεσες h man. pr. κάππεισεν Call αὕτως S αὔτως Ahrens αὐτοῦ cett. 116 ἀνειρύσσῃ S ἀνειρύσῃ cett. 117 προτέρην codd. τρομερὴν Ahrens et Beckby στυγερὴν Valckenaer κρατερὴν vel κρυερὴν Fr. Jacobs προπετῆ Briggs 118 σακεσπάλος SD σακέσπαλος WTr 119 ἀμηχανέοντας DWTr ἀμηχανόωντας S 121 φαινόλις ἦλθε D φαίδιμος ἦλθε WTrIuntCall φαίνετο δῖα S.

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Text und Übersetzung

τοῖα, φίλη, μοι ὄνειρα διὰ φρένας ἐπτοίησαν παννυχίῃ· τὰ δὲ πάντα πρὸς Εὐρυσθῆα τρέποιτο οἴκου ἀφ’ ἡμετέροιο, γένοιτο δὲ μάντις ἐκείνῳ θυμὸς ἐμός, μηδ’ ἄλλο παρὲκ τελέσειέ τι δαίμων.’

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122 ἐπτοίησαν SD ἐποίησαν Dc (-ησεν D). 123 τρέποιτο codd. pl. πρέποιτο Trh 125 μηδ’ SDIunt μὴ cett.

Text und Übersetzung

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ÜBERSETZUNG „Meine Mutter, warum härmst du dein Herz so sehr, entsetzlich ächzend, warum erhält sich die frühere Röte auf deinem Gesicht nicht, warum bist du mir so betrübt? Weil vielleicht dein herrlicher Sohn wohl unendliche Leiden [5] von einem nichtigen Mann erfährt, wie ein Löwe von einem Hirschkalb? Weh mir, warum haben mich die unsterblichen Götter wohl so verächtlich behandelt? Warum haben meine Eltern mich unter einem so schlimmen Geschick geboren? Ich Unglückliche, die, seitdem ich das Bett eines untadligen Mannes bestiegen habe, ihn in Ehren gehalten habe wie meine eigenen Augen [10] und ihn auch jetzt noch anbete und ehrfurchtsvolle Scheu vor ihm im Herzen habe. Doch kein anderer Lebender ist unglückseliger als dieser, noch keiner hat so viel Kummer in seiner Seele gekostet. Der Bedauernswerte, der mit Pfeilen, die ihm Apollon selbst verschaffte, – schreckliche Geschosse entweder von einer der Keren oder der Erinnys – [15] seine eigenen Söhne erschlug und ihnen das Leben nahm, während er in wahnsinnigem Zustand im Hause raste; es war mit Mordblut gefüllt. Ich, die Unglückliche, sah mit eigenen Augen, wie sie durch ihren Vater erschossen wurden. Niemand hat auch nur in einem Traum davon geträumt. Ich konnte ihnen, die laut ihre Mutter um Hilfe riefen, nicht beistehen, [20] weil das unbesiegbare Unheil nahe war. Wie, wenn ein Vogel seine sterbenden Jungen beklagt, die, noch klein, eine schreckliche Schlange im dichten Busche frisst. Da fliegt die unglückliche Mutter um sie herum schrill kreischend, [25] und doch kann sie ihren Kindern nicht helfen, denn sie hat große Angst davor, sich dem unbarmherzigen Untier zu nähern. So rannte ich, die Unglücksmutter, meine Söhne bejammernd, mit rasenden Füßen im Hause auf und ab. Hätte doch auch ich, zusammen mit meinen Söhnen [30] durch den giftigen Pfeil im Herzen getroffen, im Sterben gelegen, Artemis, du mächtige Herrin über das Frauengeschlecht! Dann hätten meine Eltern uns beweint und mit ihren eigenen Händen und mit vielem Totengeschenk uns auf einen gemeinsamen Scheiterhaufen gehoben und unser aller Gebein in denselben goldenen Aschenkrug gelegt [35] und dort begraben, wo wir einst geboren wurden. Die aber bewohnen nun das Pferde fütternde Theben und beackern die fruchtbare Erde der Aonischen Ebene. Und ich Elende werde ununterbrochen durch endlose Schmerzen im Herzen in Tiryns, der felsigen Stadt der Here, gequält. [40] Kein Nachlassen der Tränen gibt es für mich. Nur für kurze Zeit sehe ich mit meinen Augen meinen Gatten in unserem Haus, denn ihm liegt eine Arbeit vieler Mühen vor, die er mit Anstrengung auf Irrfahrten über Land und Meer vollbringt, mit einem Herzen in seiner Brust, das so hart wie Fels oder Eisen ist. [45] Doch du zerfließt in Tränen wie Wasser, weinend die Nächte hindurch und die Tage, die Zeus beschert. Kein anderer der Verwandten vermag mich durch sein Beisein aufzuheitern, denn keine Wand des Hauses schließt sie ein. Und ja gewiss wohnen alle (meine Verwandten) jenseits des fichtenreichen Isthmos. [50] Für mich gibt es niemanden, auf den ich, eine so unglückliche Frau, blicken und vor ihm mein Herz öffnen kann (und meiner Trauer Ausdruck geben kann) außer Pyrrha, meiner Schwester. Und diese selbst ist betrübt, in viel größerem Maß um ih-

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Text und Übersetzung

ren eigenen Gemahl, deinen Sohn, den Iphikles. [55] Ich glaube, du hast wohl einem Gott und einem Sterblichen die allerelendsten Kinder geboren.“ Also sprach sie und Tränen, reichlicher (als vorher), flossen von ihren Wimpern und ihren Wangen auf ihren reizenden Busen herab, als sie ihrer Kinder und dann ihrer eigenen Eltern gedachte. Gleich so benetzte Alkmene ihre weißen Wangen mit Tränen; [60] diese seufzte schwer aus tiefstem Herzen und redete mit verständigen Worten ihre Schwiegertochter an: „Seltsames, unseliges Kind, warum ist dieses dir nur in deinen umfassenden, scharfen Sinn gekommen? Wie kannst du uns beide so erregen wollen, indem du von unvergesslichen Leiden sprichst, die nicht erst jetzt, sondern schon längst beweint worden sind? [65] Sind es der Leiden nicht genug, von denen wir in der letzten Zeit behaftet sind, die stets alltäglich über uns kommen? Denjenigen, der eine Aufzählung unserer Leiden vornehmen wollte, könnte man gewiss wohl als klagefreudig bezeichnen. Sei guten Mutes! Haben wir nicht dieses Los von einem Gott bekommen? Und ich sehe dich selbst, mein liebes Kind, [70] wie du dich mit unablässigen Schmerzen abquälst. Ich verstehe freilich wohl deine Empörung und Ungehaltenheit: selbst von Freude gibt es Sättigung. Und ich jammere bitter über dich und habe Mitleid mit dir, denn du hattest Anteil an unserem elenden Schicksal, das uns schwer über dem Kopfe schwebt. [75] Denn das wisse Kore und die wohl gekleidete Demeter, bei denen nur einer meiner Feinde im Wahnsinn willig wäre, einen Meineid zu leisten, dass ich dich in eigenem Herzen nicht weniger liebe, als wenn du aus meinem Schoße kämest und meine eigene spätgeborene Tochter im Haus wärst; [80] und ich glaube wohl recht nicht, dass du selber dies nun eben gerade vergisst. Darum, mein Kind, sag mir nie wieder, dass ich mich um dich nicht kümmere, auch nicht, wenn ich noch mehr als die schönhaarige Niobe weine. Denn es ist für eine Mutter nicht tadelnswert, über ihren schwer leidenden Sohn zu jammern. Ich habe zehn Monate lang gelitten, [85] bevor ich ihn, während ich ihn in meinem Bauch trug, überhaupt gesehen habe, und er brachte mich in die Nähe von Hades, dem Wächter des Tores; in so hohem Maße habe ich die heftigen Wehen, während ich ihn schwer gebar, erduldet. Und nun ist er allein zu meinem Leidwesen in ein fremdes Land gegangen, um eine neue Arbeit zu vollenden, [90] und ich Unglückliche weiß nicht, ob ich ihn einmal bei seiner Rückkehr hier im Haus willkommen heißen werde oder nicht. Außerdem versetzte mich ein schrecklicher Traum während des süßen Schlafens in Furcht und Erschütterung; ich fürchte mich schrecklich beim Anblick dieses feindlich gesinnten Gesichts; möge es so sein, dass dies kein Leid für meine Kinder vollbringt. [94–95] Denn es erschien mir mein Kind, des Herakles Gewalt, wie er eine wohlgearbeitete Hacke in beiden Händen hatte. Damit hob er wie ein Tagelöhner einen großen Graben am Rande eines reichlich grünenden Feldes aus; nackt war er ohne Mantel und schöngegürtetes Gewand. Nachdem er, [100] arbeitend am Bau eines starken Zauns des weinreichen Gefildes, zum Ende seiner Anstrengungen kam, war er im Begriff, nachdem er die Schaufel auf dem Erdreich des Dammes abgelegt hatte, seine Kleider anzuziehen, die er zuvor getragen hatte. Plötzlich loderte ein unablässiges Feuer über dem tiefen Graben auf und eine unermessliche Flamme umhüllte ihn. [105] Er aber wich beständig mit schnellen Fü-

Text und Übersetzung

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ßen rückwärts zurück, voll des Wunsches, des Hephaistos Verderben bringender Wut zu entkommen. Dauernd schwang er seine Schaufel wie einen mit Rindsfell überzogenen leichten Schild vor seinem Körper; er schaute mit seinen Augen angstvoll umher, damit das verderbliche Feuer ihn nicht verbrennt. [110] Da, so schien es mir, glitt Iphikles, voll hohen Mutes, der begierig danach trachtete, ihm beizustehen, aus und fiel auf die Erde nieder, bevor er zu ihm gelangte; er konnte sich nicht mehr erheben, sondern lag regungslos da wie ein kraftloser Greis, den gegen seinen Willen das unerfreuliche Alter bezwang, [115] so dass er niederstürzt und flach am Boden liegt, bis einer der Vorbeigehenden aus ehrfurchtsvoller Scheu, die er schon früher für das ergraute Kinn hegte, ihn bei der Hand nimmt und hochzieht. So war der Schild schwingende Iphikles zu Boden gesunken. Da weinte ich und weinte, als ich meine Söhne rat- und hilflos sah, [120] bis der süße Schlaf mir von den Augen wich und die leuchtende Eos sogleich erschien. Das, meine Liebe, waren die Träume, die meine Sinne die ganze Nacht lang verstörten. Mögen sie sich alle gegen Eurystheus und nicht gegen unser Haus wenden; möge mein Herz ein Prophet zu seinem Leidwesen werden, [125] möge Gott nichts anderes vollbringen.“

5. BEMERKUNGEN ZUR METRIK DES GEDICHTES MEGARA Mit der Metrik des Gedichts Megara haben sich sowohl Breitenstein (vgl. insbesondere 92f.) als auch Vaugh (80f.). befasst. Detaillierte Ausführungen zur Metrik der Megara bot kürzlich Cerbo1, die sich intensiv mit der architektonischen Struktur des Stückes beschäftigt, für die die metrische Analyse und die Klang- und Rhythmuseffekte eine wichtige Rolle spielen. Sie unterteilt das Gedicht in narrative Segmente, die auf den lyrischen Charakter der Tragödie verweisen, d.h. in der Form von Strophen und Antistrophen mit mesodischen oder palinodischen Perioden. So sieht sie in diesem Gedicht eine Kontamination der drei Genres: Epos, Lyrik und Drama, typisch in der hellenistischen Dichtung. Auf metrischrhythmischer Ebene stellt sie fest, dass Megaras Rede ein „crescendo di intensità patetica“ darstellt, das die Figur zur Selbstisolation führt, während Alkmene den Ton ihrer Klage „in una modalità più controllata e uniforme“ beibehält, ohne darauf zu verzichten, ihre eigenen Gefühle auszudrücken und den Kontakt mit ihrer Gesprächspartnerin zu bewahren. Aus der Arbeit von Cerbo führe ich hier die von ihr vorgeschlagenen narrativen Segmente, die die architektonische Struktur des Stückes zeigen, zusammen mit der metrischen Analyse der Verse an. Megaras Rede: vv. 1–55 I: vv. 1–28 (AA’ B CC’) A (vv. 1–5): dsddd sdddd dddds ddddd dddsd A’(vv. 6–10): dddds ddddd ddddd dsddd ddddd B (vv. 11–12): sddds ddddd C (vv. 13–20): dsddd dsddd 1

Die Rede Alkmenes I: vv. 62–90 (A B A’) A (vv. 62–71): dsddd dsddd dddsd ddddd dddsd dsddd ssddd sddds dsdsd ddddd B (vv. 72–80): dsddd ddddd sddds ssdds dsddd dsddd

E. Cerbo, „Architettura e stile metrico dell’epillio Megara (Ps.-Mosch. IV)“, Aitia [En ligne], 6 | 2016, mis en ligne le 17 juin 2016. URL: https://journals.openedition.org/aitia/1517.

Bemerkungen zur Metrik des Gedichtes Megara

ddddd ddddd dsdds ddddd sdddd dddsd C’ (vv. 21–28): ddddd dsddd sdddd ssddd dsddd dddsd dddds ddddd (vv. 29–31): dddsd sdddd dddsd II: vv. 32–55 (A B A’) A (vv. 32–40): ssdsd sdddd dsddd sddsd sssds dddsd dsddd ssddd ddddd B (vv. 41–46): ddsds ddddd sdddd ssddd dsddd ssddd A’ (vv. 47–55): ssdsd dsddd ssddd sddds dddsd dsddd dddds

ssdsd sdddd sdddd A’ (vv. 81–90): ssddd sdddd sddsd ddddd sdddd dsdds dddsd ddddd dsddd dsddd II: vv. 91–121 (A B C B’ A’) A (vv. 91–93): dsddd ssddd ssddd B (vv. 94–102): dddsd dddss ddddd sdddd dsdsd dsddd ddddd dddsd sdddd C (vv. 103–109): ddddd dddds ddddd dddds sdddd sdddd ssdsd B’ (vv. 110–118): dsddd ddddd ssdsd sddsd ddddd dsddd dsdsd

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Bemerkungen zur Metrik des Gedichtes Megara

ssdsd sdddd Zwischenspiel: Eingriff des Erzählers (vv. 56–61) AA’ A (vv. 56–58): ddddd ddddd dsddd A’ (vv. 59–61): sdddd sddsd sdddd

sdddd sddds A’ (vv. 119–121): dsddd ddddd ssddd Abschluss (vv. 122–125): dddds dddsd2 ddddd dsddd

Wie bei Kallimachos sind in unserem Gedicht ddddd und dsddd die häufigsten Verstypen (27mal: ddddd; 26mal: dsddd). Die Zahl der dreisilbigen Daktylen überwiegt (116 Verse von 125). Spondeen erscheinen vor allem im ersten (43mal) und zweiten Metrum (45mal), im dritten nur zweimal, im vierten 26mal. Versus spondiaci begegnen uns in achtzehn Fällen, was doch recht häufig zu sein scheint. Trotz der Vorliebe der hellenistischen Dichter für den versus spondiacus wird eine solch häufige Verwendung nur von Euphorion erreicht3. In fünf Versen des Gedichtes weist der Spondeus im fünften Metrum zusammen mit dem sechsten eine viersilbige Verbform, in drei Versen ein Partizipium, in sechs Versen einen Namen, in drei Versen ein viersilbiges Nomen auf. Versus spondiacus mit einsilbigem Wort am Versende erscheint in v. 104 (φλόξ). In v. 109 kommt noch einmal ein Monosyllabum am Versende vor (πῦρ). Sowohl πῦρ wie auch φλόξ als letzte Wörter eines Hexameters kommen auch in anderen hexametrischen Gedichten vor. Der versus spondiacus 75 enthält noch zwei weitere Spondeen (im ersten und zweiten Metrum). Vier Spondeen in einem Vers finden sich nur in v. 36 (sssds). Wie Vaugh, 81 bemerkt, sind die bevorzugten Zäsuren von Megara ein deutliches Indiz für die Kallimacheische metrische Praktik, aber die Abweichungen in Bezug auf Kallimachos’ Besonderheiten des Hexameters stellen die Möglichkeit eines direkten Einflusses in Frage. Kallimachos bevorzugt die Zäsuren A4, B2 und C2. Von den 106 A-Zäsuren stellt man 65 an der A4-Versstelle (64,3 %), von den 111 B-Zäsuren, 74 an der B2-Versstelle (66,6 %) und von den 101 C-Zäsuren, 61 an der C2-Versstelle (60,4 %) fest. Die Zäsur B2 erscheint häufiger als die Zäsur B1. Die bukolische Brücke (kein Wortende nach zweisilbigem 4. Metrum) wird nur in den Versen 37 und 64 verletzt. Wie Kallimachos vermeidet auch unser Dichter Wortenden nach dem zweiten zweisilbigen Metrum; wichtige Ausnahme nur in v. 99. Einen bemerkenswerten Hiat finden wir zu Beginn des v. 68: θάρσει· 2 3

Nicht dddds, wie Cerbo ausführt. Vgl. B. A. van Groningen, La Poésie verbale grecque: Essai de mise au point, Amsterdam 1953, 33; E. Magnelli, Studi su Euforione, Roma 2002, 57ff.

Bemerkungen zur Metrik des Gedichtes Megara

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οὐ, der durch die Interpunktion toleriert wird. Synizesen bemerken wir in v. 12: κηδέων; v. 65: ἦ οὐχ ἅλις; v. 81: ἀκηδέω. Zur Berücksichtigung des initialen Digamma vgl. vorwiegend v. 3: ἐπὶ ῥεθέεσσι. Muta cum liquida wird meist doppelkonsonantisch gewertet. Positio debilis erscheint in 15 Fällen4.

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v. 2: τὸ πρὶν; v. 12: ἐγεύσατο φροντίσι; v. 34: ὀστέα κρωσσὸν; v. 38: κάτα κραναὴν; v. 40: δακρύων; v. 55: ἀνέρι θνητῷ; v. 59: δακρύοισι; v. 64: κέκλαυται; v. 73: λυγροῦ; v. 82: πυκινώτερα κλαίω; v. 88: ἐπ’ ἀλλοτρίης; v. 93: τέκνοις; v. 99: ἀφίκετο πρὸς; v. 120: μέχρι; v. 123: πάντα πρὸς.

6. DIE DRAMATISCHE FORM UND DER AUFBAU DES GEDICHTES MEGARA – NARRATOLOGISCHE BEMERKUNGEN ZUM GEDICHT Das Gedicht Megara besteht fast ausschließlich aus einem Hexametergespräch zwischen zwei Frauen. Beide Frauen tragen je eine Rede etwa gleicher Länge vor. Zwischen den Reden dieser Frauen schaltet sich der Erzähler mit nur sechs Versen ein (vv. 56–61). Mit Ausnahme des Metrums und dieses einzigen aus wenigen Versen bestehenden Eingriffs des Erzählers erweckt der Text aufgrund seiner Thematik (die Klagereden zweier Frauen) den Eindruck eines Teils aus einer Tragödie1. Anders gesagt: Wenn dieser poetische Text uns in iambischen Trimetern als Papyrusfund erhalten geblieben wäre, dann hätte es keinen Zweifel daran gegeben, dass es sich um ein Fragment aus einem dramatischen Stück handelt. Man kann sogar sagen, dass dieses für eine dramatische Aufführung geeignete Gespräch von 125 Versen mit der Aufführungszeit eines Prologs einer Tragödie gleichgesetzt werden kann. Schon Kroll stellte im Jahr 1924 fest2, dass dieser tränenreiche Dialog zwischen Megara und Alkmene, der durch ein paar überleitende Verse als episch erscheint, fast wie ein Stück aus einer Tragödie wirke (er denkt dabei an die Anfangsrede der Sophokleischen Deianeira). Wie die meisten kleinepischen Gedichte der hellenistischen Zeit hat auch unser Gedicht keine wirkliche Handlung oder einen dramatischen Höhepunkt; es geht um eine „Momentaufnahme“3, ein Randgeschehen, aus der Geschichte über Herakles’ Arbeiten, hier das vertraute Gespräch zwischen den beiden Frauen. Sowohl die analeptische Erzählung der Kindertötung durch Herakles von Megara, als auch die Traumschilderung seitens der Alkmene – beide Frauen treten hier als sekundäre Erzählerinnen auf – heben diese statische Episode hervor und weisen auf keine Retardation im Verlauf der bestimmten Szene hin. Diese beiden erzählten Ereignisse aus der Vergangenheit, die diese „Momentaufnahme“ umrahmen, werden von den sekundären Erzählerinnen zusammengefasst und lenken die Aufmerksamkeit des Lesers auf das „Hier und Jetzt“, das als Ausgangspunkt dient, von dem aus andere Ereignisse und damit die Vergangenheit und Zukunft der in diese Geschichte verwickelten Personen beobachtet und interpretiert werden können. Die erste Frau stellt fest, dass ihre Gesprächspartnerin, die sie gleich zu Beginn ihrer Rede mit μῆτερ ἐμή (v. 1) anredet, zu viel in ihren eigenen Sorgen verharre und sich nicht ausreichend um sie kümmere; sie erinnert sich an ihr Unglück bezüglich des Mordes an ihren Kindern durch deren eigenen Vater und Sohn der Adressatin – erst hier kann der Leser die zwei Frauen (Megara und Alkmene) so1 2 3

Vgl. Hunter, On Coming After..., 304: „The Megara presents an epic form reduced to the scale of a scene from drama.“ Kroll, Studien zum Verständnis der römischen Literatur, 205. Hier verwende ich den von E. Sistakou eingeführten Begriff „snapshots“ in ihrer Arbeit „,Snapshots‘ of Myth: The Notion of Time in Hellenistic Epyllion“, in: J. Grethlein und A. Rengakos (edd.), Narratology and Interpretation. The Content of Narrative Form in Ancient Narrative. Berlin 2009, 293ff.

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wie den Kindermörder (Herakles) identifizieren – und gesteht, dass sie in ihrem Unglück niemanden habe, der ihr beistehe: ihr Mann sei ständig unterwegs, ihre Eltern sind weit weg beheimatet, ihre Schwiegermutter kümmere sich nicht um sie, sondern nur um ihren eigenen Sohn, ihre einzige Vertraute ist nur ihre Schwester, die aber selbst mit eigenen Sorgen beschäftigt ist. Der stöhnenden und weinenden Frau antwortet ihre Schwiegermutter – der Erzähler nennt sie namentlich –, ebenfalls weinend und stöhnend: Alkmene erklärt ihrer Schwiegertochter, dass es unangebracht sei, sich über früheres Unglück zu grämen, zumal die Übel eines jeden Tages ausreichen, um beide zum Weinen zu bringen. Sie versichert ihr, dass sie sich überhaupt nicht egoistisch verhalte und sie wie eine eigene Tochter liebe. Jedoch habe sie als Mutter das Recht, ihren mütterlichen Sorgen freien Lauf zu lassen und erzählt dann von einem Traum, der sie in der vorigen Nacht bezüglich des Schicksals ihrer beiden Söhne, Herakles und Iphikles, in Bestürzung versetzt hat. Zum Schluss ihrer Rede wünscht sie sich, dass dieser schlechte Traum sich auf Eurystheus und nicht auf ihr eigenes Haus beziehen möge. Das Gedicht endet plötzlich und ähnlich abrupt, wie es begonnen hat. Wie schon erwähnt, ist dieses Gedicht ein dramatischer Dialog, ein Austausch von zwei langen Rheseis zwischen zwei Müttern, Megara und Alkmene. Das Gedicht fängt gleich mit der Rhesis von Megara an. Der Verzicht auf die Einführung eines Erzählers zu Beginn des Gedichtes, der zumindest die beteiligten Personen vorstellen könnte, und dessen bescheidene Rolle im ganzen Gedicht – es handelt sich nur um ein kurzes Zwischenspiel in der Funktion eines Inszenierungshinweises in der Mitte des Gedichts – erinnern eher an die Mimesis eines Dramas als an die Diegesis einer Erzählung. Die Szene erinnert an einen tragischen Prolog, indem sie Ereignisse zusammenfasst, die sich vor Beginn des Spiels ereignet haben, und zukünftiges Unglück antizipieren. Der Bericht über das Unglück Megaras in der Vergangenheit (Vorgeschichte) und ihren jetzigen Zustand sowie die Schilderung eines durch einen Traum angekündigten Unheils am Ende des Gedichts von Alkmene deuten auf die spannungsreiche und fesselnde Eröffnung eines Dramas hin, das den gespannten Zuschauer ungeduldig darauf warten lässt, auf welche Art und Weise dieser Traum wohl in den verschiedenen Episoden des Dramas Erfüllung finden wird. Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist der Prolog der euripideischen Iphigenie in Tauris. Auch der Beginn mit der Anhäufung von Fragen an die Gesprächspartnerin erinnert an die Eröffnung eines Dramas (vgl. etwa Eur., IA 34ff.; Menand., Her. 1ff.)4. Unser Dichter spielt mit der Identität der Figuren. Erst in v. 8 erfährt der Leser, dass es sich bei der redenden Person um eine Frau handelt und erst ab vv. 13ff. kann der Leser mit der Erzählung des Kindermordes im Nachhinein die redende Frau sowie ihre Gesprächspartnerin als solche identifizieren und deren Verwandtschaftsverhältnis (vgl. μῆτερ ἐμή, v. 1) genau bestimmen. Dies erinnert uns an manche Dramenprologe, die die Identität und die Beziehungen unter den handelnden mythischen Personen voraussetzen: z.B. die Prologe der Sophokleischen Trachinierinnen (dazu siehe auch unten) und der Euripideischen 4

Vgl. auch Hunter, On Coming After…, 304.

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Herakleiden. Auf ähnliche Art und Weise verfährt auch der Dichter des Idylls 25 aus dem Theokritischen Corpus5. Aus diesen Anmerkungen geht klar hervor, dass wir es hier mit einem dichterischen Stück zu tun haben, das sich der Mimesis des Dramas nähert. Indem sich die Frauen schlimme Ereignisse aus der Vergangenheit ins Gedächtnis zurückrufen, betrachten sie ihre Gegenwart als grausam und ihre Zukunft als ungewiss. Der Traum, von dem Alkmene zum Schluss des Gedichtes erzählt, kündigt für Herakles und seinen Bruder Iphikles und folglich auch für beide Frauen neue Leiden an. Alkmene erwägt nicht, wie beide Frauen diesen schwierigen Momenten entgegentreten können. Beide sehen sich als hilflos, sie können nichts anderes dagegen tun, als klagen. Dieses „Kurzspiel“ nähert sich einem Threnos. Man vergleiche besonders vv. 1–3, 45f.; 50f.; 56–61; 63–67; 81–90; 119f. Das ganze Gedicht weist auf Leiden hin, die schon ausgiebig beweint wurden und noch immer beweint werden. Dies weist auf die literarische Form des Threnos (vgl. etwa bei Simonides und Pindar) hin, der später als fester Bestandteil der Tragödie zu finden ist. Die vv. 63–67: … πῶς ἄμμ’ ἐθέλεις ὀροθυνέμεν ἄμφω / κήδε’ ἄλαστα λέγουσα τά τ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται; / ἦ οὐχ ἅλις, οἷς ἐχόμεσθα τὸ δεύτατον αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ / γινομένοις; μάλα μέν γε φιλοθρηνής κέ τις εἴη / ὅστις ἀριθμηθεῖσιν ἐφ’ ἡμετέροις ἀχέεσσιν, in denen Alkmene die repetitive Natur der Klagen beider Frauen betonen lässt – es handelt sich um Leiden, die auch zuvor beklagt wurden (v. 64) – , betrachtet Ambühl6 als einen poetologischen Hinweis. Der Dichter scheint sich des tragischen Threnos in seinem Gedicht bewusst zu sein und charakterisiert sich selbst so mit Alkmenes Worten spielerisch als φιλοθρηνής (klagefreudig) (v. 66), als ein Dichter, der die literarische Tradition liebt, in der das Schicksal des Herakles (insbesondere in der Tragödie) beklagt wird. In unserem Gedicht erlebt man den Threnos gleich zu Beginn des Stückes, mit dem „Aufgehen des Vorhangs“, genau dem Moment, in dem die beiden weiblichen Figuren dem Leser/Zuschauer zum ersten Mal erscheinen.

5

6

In diesem Gedicht bleibt die Identität des Herakles zunächst unklar. Die Handlung beginnt in medias res und Informationen über die Identität des Helden erfährt der Leser erst im Verlauf des Gedichts. Zunächst informiert ein alter Pflüger einen nachfragenden Fremden (ξεῖνε, vv. 3, 22) über die Größe des Landgutes von Augeas (vv. 1‒33) und fragt ihn nach dem Zweck seines Besuchs, mit der Bemerkung, dass er nicht wie ein gewöhnlicher Mensch aussehe, sondern wie ein Gottessohn (vv. 34–41). Dann bezeichnet der Erzähler den Fremden als „den tapferen Sohn des Zeus“ (Διὸς ἄλκιμος υἱός, v. 42). An dieser Stelle kann der Leser nachvollziehen, dass der Besucher Herakles ist, wenn er dies nicht schon bei der Erwähnung von Augeas (v. 7) erwogen hat. Im Gegensatz dazu wagt der alte Mann es nicht, den Fremden zu fragen, wer er wirklich sei, obwohl er sich über die Löwenhaut und die Keule wundert (vv. 62– 67). Unmittelbar danach nennt der Erzähler zum ersten Mal Herakles beim Namen (Ἀμφιτρυωνιάδηι Ἡρακλέι, v. 71). Dazu siehe auch Hunter, „Before and after Epic: Theocritus (?), Idyll 25“, in: M. A. Harder/R. F. Regtuit/G. C. Wakker (Hgg.): Genre in Hellenistic Poetry, Groningen 1998, 115–132 und Ambühl, „Narrative Hexameter Poetry “, 160ff. mit Literatur. Ambühl, „Narrative Hexameter Poetry“, 164. Vgl. auch Finkmann, „Narrative patterns …“, 406.

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Wie oben erwähnt, beginnt das Gedicht gleich mit der Rede einer Person ohne Einleitung seitens des Erzählers. Diese Rede besteht aus zwei Hauptteilen: vv. 1– 28 und 29–55. Die redende Person gibt ihre Identität nicht preis, ihr Geschlecht bestimmt der Leser mit Sicherheit erst in v. 8: δύσμορος, ἥτ’ ἐπεὶ ἀνδρὸς ἀμύμονος ἐς λέχος ἦλθον. Unbenannt bleibt auch die Gesprächspartnerin, die mit μῆτερ ἐμή (v. 1) – die ersten zwei Worte des Gedichts – angeredet wird. Die Sprecherin wendet sich also an eine weibliche Person, die sie „meine Mutter“ nennt, und benennt so ihre Beziehung zu ihrer Adressatin: beide sind miteinander verwandt. Alkmene wird erst im v. 60 vom Erzähler namentlich genannt, während Megara im Gedicht niemals mit Namen erwähnt wird. Die Sprecherin richtet sechs Fragen an ihre Adressatin. Durch die ersten drei sucht sie den Grund für die Traurigkeit ihrer Gesprächspartnerin zu ergründen: Warum beschädigst, verletzest, verzehrst du dein Herz, indem du so sehr trauerst? Warum ist die frühere rosige Farbe deines Gesichtes verblichen? Warum bist du in so eine Betrübnis geraten? Das μοι in v. 3 zeigt die vertraute und innere Teilnahme der redenden Person am Zustand der Gesprächspartnerin an. Mit der vierten Frage erwägt die redende Person, selbst den Grund dafür zu nennen: Quält dich die Tatsache, dass dein herrlicher Sohn so unendliche Leiden von einem Nichtsnutzigen erfährt, wie ein Löwe von einem Reh? Hier wird weder der Name des φαίδιμος υἱός noch eine nähere Information über seine Leiden noch der Name des ἀνδρὸς οὐτιδανοῖο genannt. Diese zwei Verse geben aber dem belesenen Leser den Anstoß, die Identität dieses ruhmreichen Sohnes zu erahnen: Herakles – er wird namentlich erst in v. 95 mit der homerischen Formel βίη Ἡρακληείη genannt – , der unter Eurystheus, der mit der Bezeichnung „Nichtsnutziger“ angeführt wird (sein Name wird erst im v. 123 angegeben), ungerechterweise leidet. Durch diese Fragen der vv. 4–5 geht die Sprecherin zu einer Wehklage ihre eigene Person betreffend über, die durch zwei weitere Fragen, beginnend mit dem emphatischen ὤμοι ἐγώ (v. 6), eingeleitet wird: Warum haben mich die Götter verachtet? Warum haben meine Eltern mich unter schlimmem Geschick zur Welt gebracht? Diese zwei Fragen beziehen sich auf die Sprecherin selbst, weisen aber darauf hin, dass die Leiden des Sohnes der Adressatin auch die Sprecherin selbst emotional beeinflussen. In v. 7 hört die Sprecherin mit ihren Fragen auf, ab v. 8 fokussiert sie nunmehr ihre Rede auf sich selbst, was sie mit den zwei Fragen in v. 6f. vorbereitet hat, und konzentriert sich auf ihr eigenes Leid, was dazu führt, dass ihre Gesprächspartnerin in den Hintergrund tritt – die Frau wird erst in v. 45 (σὺ δ’) und dann am Ende der Rede (vv. 54 und 55) wieder angeredet – und ihre Rede sich in eine Art Selbstgespräch bzw. Selbstbeklagung wandelt: vgl. v. 17 und 39 die Charakterisierung δύστηνος, sowie die Relativ-, Demonstrativ- und die Personalpronomen in den vv. 8, 9, 10, 17, 27, 29, 38, 40. In v. 8 nennt sie sich δύσμορος und versucht in den folgenden Versen dies zu erklären. Sie heiratete einen untadligen Mann. Der Leser vermutet, dass der Ehemann der Sprecherin, von dem sie spricht, identisch mit dem leidenden Sohn ihrer Gesprächspartnerin ist. δύσμορος kontrastiert mit ἀμύμονος in dem gleichen Vers – v. 8 –, aber dieses rühmende Epitheton wird im Folgenden mit ἀποτμότερος (v. 11) und σχέτλιος (v. 13) ersetzt. Sie ehrte diesen untadligen Mann, sie betet ihn immer noch an, von ehrfurchtsvoller Scheu

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ergriffen. ἔτι νῦν in Verbindung mit ihrer Selbstcharakterisierung als δύσμορος weist auf eine Änderung des Schicksals des Ehemannes zum Schlimmeren hin, was die Sprecherin stark beeinflusst hat. Jedoch liebt die Sprecherin ihn immer noch. Dies wird durch die Verben σέβομαι und αἰδέομαι in der Mitte des v. 10 hervorgehoben. κατὰ θυμόν in v. 10 am Versende, bezogen auf die Sprecherin, entspricht dem gleichen Ausdruck in v. 1 bezogen auf ihre Gesprächspartnerin. So schließt sich ringkompositorisch der erste Abschnitt ihrer Rede. Der zweite Abschnitt der Rede beschäftigt sich weiter mit dem Schicksal dieses Mannes. Die vv. 11‒12 gelten als Einleitung für die folgenden Ausführungen der Sprecherin: Ihr Mann wird nunmehr als der elendste unter den Menschen betrachtet, dessen Seele viel Leid erfahren hat. In v. 13 wird er von der Sprecherin σχέτλιος genannt; dies entspricht ihrer eigenen Charakterisierung als δύσμορoς. In den vv. 13ff. schildert die Sprecherin mit großer Lebendigkeit die Ermordung ihrer Kinder durch deren eigenen Vater (dramatische Darstellung). Denkt man an die Euripideische Tragödie Herakles, die unser Dichter sicher kannte7, übernimmt Megara in den vv. 13ff. die Rolle des Boten in dieser Tragödie (vv. 922ff.)8, der traditionell auch Augenzeuge der erzählten Ereignisse ist (vgl. Meg. 17f.: τοὺς μὲν ἐγὼ δύστηνος ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι / βαλλομένους ὑπὸ πατρί) und dessen furchterregende Reaktionen dieser Partie ein integraler Bestandteil in einer Tragödie sind (vgl. Meg. 25f.: ἦ γάρ οἱ αὐτῇ / ἆσσον ἴμεν μέγα τάρβος ἀμειλίκτοιο πελώρου)9. Der Vater raste μαινόμενος im Haus, tötete seine eigenen Kinder mit seinen todbringenden (vgl. v. 14) Pfeilen, die Apollon oder eine der Keren oder die Erinnys ihm gegeben hatten, das Haus füllte sich mit dem Mordblut, die Mutter war unfähig, den laut um Hilfe rufenden Kindern beizustehen, während diese vor ihren Augen (v. 17: ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι) von deren Vater ermordet wurden. Dies wird von der Mutter als ein Erlebnis kommentiert, das so schrecklich war, dass niemand auch nur in einem Traum davon hätte träumen können. (τό τ’ οὐδ’ ὄναρ ἤλυθεν ἄλλῳ, v. 18). Der Leser kann nunmehr Personen und Situation identifizieren. Der σχέτλιος Ehemann – sein Name wird noch nicht angegeben – ist Herakles. Die Ehefrau ist Megara, die ihre Unfähigkeit zum Ausdruck bringt (externe Analepsis). Der Mythos vom Wahnsinn des Herakles und der Ermordung seiner Kinder durch ihn, die auch Megara miterlebte, ist dem gut informierten Leser auch aus Euripides’ Tragödie Herakles bekannt. Dem Leser ist nun klar, wer mit ἀνδρὸς ὑπ’ οὐτιδανοῖο in v. 5 gemeint ist; nämlich Eurystheus, dem Herakles zur Tilgung seiner Schuld aufgrund der Tötung seiner Kinder für eine bestimmte Zeit dienen musste; dieser beauftragte ihn mit den bekannten zwölf Arbeiten. Der Leser erfährt, dass Herakles bei Megaras Rede abwesend ist und sich im Dienst von Eurystheus befindet. Die Sprecherin ignoriert zwar, dass Herakles durch Hera dem Wahnsinn 7 8 9

Dazu siehe das Kapitel Megara zwischen der Euripideischen Megara und der Sophokleischen Deianeira. Anders als bei Euripides tötet der wahnsinnige Herakles in unserem Gedicht seine Kinder, aber er verschont Megara. Dazu siehe Sistakou, Tragic failures …, 196f.

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verfallen war, erkennt aber, dass der Kindermord des Herakles, von dem sie berichtet, durch eine göttliche Macht initiiert wurde und nicht von ihrem Gatten selbst. Herakles ist also in Megaras Wahrnehmung ein Opfer des Schicksals. So erklären sich auch die vorhergehenden Verse, in denen die Sprecherin trotz der Missetat ihres Mannes eingesteht, dass Herakles ungerechterweise leide und sie ihn auch jetzt (immer noch) liebe und ehre10. Als Mutter vergleicht sie ihre wehrlose Situation mit der eines Vogels, der den Tod seiner eigenen Jungen durch eine furchtbare Schlange beklagt. Die Vogelmutter kann ihnen nicht zur Hilfe kommen, denn sie kann sich aus großer Furcht der Schlange nicht nähern. Ähnlich verhielt sich Megara – sie nennt sich Unglücksmutter (v. 27: αἰνοτόκεια): Sie beklagte ihre eigenen Kinder und befand sich selbst zu Hause in einem wahnsinnsähnlichen Zustand (μαινομένοισι). Das Partizipium μαινομένοισι, das sich auf Megara bezieht, entspricht dem Partizipium μαινόμενος (v. 16), das auf Herakles hinweist. Der Vater tötete seine eigenen Kinder in seiner Raserei κατὰ οἶκον, ohne zu wissen, was er tut. Megara ist in vollem Bewusstsein über das Geschehene; ihre Unfähigkeit, den Kindern zu helfen, was auch impliziert, dass sie alleine und hilflos ist – das Thema des Alleinseins und der Hilflosigkeit wird im Folgenden thematisiert –, bringt sie in einen wahnsinnsgleichen Zustand im Haus, δόμον κάτα. Auf die Schilderung des Kindermordes folgt ihr Wunsch, zusammen mit ihren Kindern von Herakles getötet worden zu sein. Sie wendet sich an Artemis, die für die Herbeiführung plötzlicher Tode von Frauen bekannt ist; die Göttin möge Herakles dazu bringen, auch sie mit seinem Pfeil zu töten. Sie fügt noch den Wunsch hinzu, dass ihre Eltern sie zusammen mit ihren Kindern auf dem Scheiterhaufen verbrennen und alle zusammen in einer goldenen Urne ὅθι πρῶτον γενόμεσθα (v. 35) begraben sollen. Megara verbindet also den Todeswunsch mit dem Wunsch, von ihren Eltern zu Hause, d.h. in Theben, begraben zu werden. Mit dem Ausdruck ὅθι πρῶτον γενόμεσθα geht sie zum Thema „Alleinsein und Hilflosigkeit“ über; darunter leidet sie immer noch (vgl. v. 36: νῦν δ’). Erst in v. 38 erfährt der Leser, dass dieses Gespräch mit Alkmene in Tiryns stattfindet. Die Eltern wohnen weit entfernt in der fruchtbaren Ebene Böotiens, Megara aber in der felsigen Stadt von Hera. Mit der Bezeichnung von Tiryns als πόλιν Ἥρης weist unser Dichter in Megaras Rede auf die Urheberin von Herakles’ Wahnsinn hin und in der Folge auf das unerträgliche Leben der Sprecherin. Dieser geographische Kontrast spiegelt den Kontrast zwischen dem ruhigen Leben der Eltern und dem leidvollen Leben Megaras wider (vgl. v. 40: αἰὲν ὁμῶς pointiert am Versanfang 40 und den Ausdruck in demselben Vers: δακρύων δὲ πάρεστί μοι οὐδ’ ἴ’ ἐρωή). Megara hat begonnen, von ihrer Einsamkeit und Hilflosigkeit zu sprechen: Ihre Eltern sind nicht in ihrer Nähe. Im Folgenden spricht sie ebenso wie Deianeira in dem Prolog des Sophokleischen Dramas Trachinierinnen über die ständige Abwesenheit ihres Mannes. Nur jeweils für eine kurze Zeit sieht sie ihren Gatten zu Hause, denn er muss viele Arbeiten in 10 Siehe dazu die Bemerkungen von Finkmann, „Narrative patterns …“, 405f. Wie die Autorin feststellt, ist eine solche Haltung für Mütter innerhalb der griechischen Tragödie, die aufgrund ihrer Ehemänner ganz ähnliche Verluste erleiden, eher untypisch.

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der Ferne erledigen. Dies weist wie im Falle Deianeiras auf eine dauerhafte Kritik und Beschwerde hin, wobei sie sich trotz Herakles’ Gräueltat nach dessen Rückkehr sehnt. Das Gleiche gilt auch für Alkmene (vgl. vv. 88‒90). Die vv. 41‒45 weisen darauf hin, dass eine gewisse Zeit, zwischen dem Kindermord und Herakles’ Dienst bei Eurystheus liegt, wobei Megara mit ἀλλὰ πόσιν μὲν ὁρῶ παῦρον χρόνον ὀφθαλμοῖσιν / οἴκῳ ἐν ἡμετέρῳ impliziert, dass Herakles sie in der Zwischenzeit mindestens einmal aufgesucht hat. Ferner kann der Leser nachvollziehen, dass Megara nicht zum ersten Mal über den Kindermord und ihre Einsamkeit und Hilflosigkeit wehklagte. Auch ihre Gesprächspartnerin, ihre Schwiegermutter Alkmene, kann nicht bei ihr sein und ihr beistehen, obwohl sie sich in ihrer Nähe befindet, denn diese widmet sich ganz ihrer Trauer. Mit ihrer Aussage verweist sie auf den Anfang ihrer Rede, in der sie ihre Schwiegermutter nach dem Grund ihrer Trauer fragt (v. 1ff.). Sie hat niemanden, weder ihre Eltern noch ihren Mann noch ihre Schwiegermutter, die ihr Beistand leisten könnten. In den vv. 47ff. kehrt sie zum Thema der Abwesenheit ihrer Verwandten zurück (vgl. vv. 36‒40): Ihre anderen Verwandten sind weit weg von ihr beheimatet, noch jenseits des Isthmos. Sie ist eine γυνὴ πανάποτμος, sie hat niemanden, auf den sie hoffen kann. Mit γυνὴ πανάποτμος (Priamos bezeichnet sich selbst ebenfalls als πανάποτμος in Il. 24, 255, 493)11 stellt sie eine Verbindung zwischen ihrer Situation und der ihres Mannes her, den sie in v. 11 ἀποτμότερος ζωόντων charakterisiert hat. Nur Pyrrha, ihre Schwester befindet sich in ihrer Nähe, die aber selbst von eigenen Problemen und noch größerem Kummer um ihren eigenen Gemahl, Iphikles, Herakles’ Bruder, geplagt wird, auf die sie aber nicht näher eingeht. Das heißt, dass weder Pyrrha noch Iphikles bei ihr sein können. Pyrrha und Iphikles sind die ersten mit Namen genannten Personen in diesem Gedicht, wobei sie als Nebenfiguren in dem Geschehen fungieren. Sie werden mit Wörtern eingeführt, die die Verwandtschaft bestimmen: Πύρρης συνομαίμονος und ἀμφὶ πόσει σφετέρῳ … Ἰφικλῆι, auf chiastische Weise mit Hyperbaton, und dann mit der Bezeichnung σῷ υἱεῖ (v. 54). Nun wird Alkmene wieder in Bezug auf ihren Sohn Iphikles angesprochen, der im Folgenden in der Rede Alkmenes eine Rolle spielen wird. Megara beendet die Klage über ihr eigenes Leid mit dem Fazit: Beide Söhne Alkmenes können zu den unglücklichsten Menschen gezählt werden. Sowohl Megara als auch Alkmene sind Mütter, die unter dem Schicksal ihrer Kinder leiden. Megara hat in ihrer Rede die unglückliche Situation ihres Mannes hervorgehoben: vgl. vv. 4 (ἄλγεα πάσχει ἀπείριτα), 10‒11a (τοῦ δ’ οὔτις γένετ’ ἄλλος ἀποτμότερος ζωόντων / οὐδὲ τόσων σφετέρῃσιν ἐγεύσατο φροντίσι κηδέων. / σχέτλιος), 42b‒44a (πολέων γάρ οἱ ἔργον ἑτοῖμον / μόχθων, τοὺς ἐπὶ γαῖαν ἀλώμενος ἠδὲ θάλασσαν / μοχθίζει). Zum Schluss betont sie dies mit ihrer Äußerung in den vv. 54f. ringkompositorisch. Hier ist Iphikles auch miteinbezogen und mit ihm seine Gattin Pyrrha. Mit γείνασθαί σε θεῷ τε καὶ ἀνέρι im letzten Vers ihrer Rede verweist Megara auf die Väter ihrer Söhne: der eine (Herakles) gezeugt von Zeus, einem Gott ‒ die einzige Referenz in unserem Gedicht für die göttli11 Siehe auch Finkmann, „Narrative patterns …“, 404 mit Anm. 252.

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chen Abstammung des Herakles ‒ , der andere (Iphikles) gezeugt von Amphitryon, einem Sterblichen. Mit θεῷ weist Megara auf die Spannung hin, dass ihr Gatte, der φαίδιμος Sohn von Zeus und Alkmene (vgl. v. 4) zu den von Eurystheus auferlegten niedrigen Arbeiten gezwungen wurde. Ihr Mann muss leiden. Aufgrund dieses Leidens sowie Herakles’ Unheil sind alle Beteiligten in tiefen Jammer verfallen. Herakles jedoch ist kein schwacher Mensch, denn er hat den Geist eines Steins oder Eisens (vgl. vv. 44f.). Er muss kämpfen und dies erhöht das Leid der zurückgebliebenen Frauen noch mehr. Die vv. 52–55, die den Schluss von Megaras Rede bilden, konkretisieren die Identität der an diesem Gedicht teilnehmenden Personen. Pyrrha, Megaras Schwester, Iphikles, der Gemahl von Pyrrha und Sohn von Alkmene, Herakles und Iphikles, Brüder und Söhne von Alkmene: der eine stammt von Zeus ab, der andere von Amphitryon. In den letzten Versen ihrer Rede präsentiert Megara also auf kunstvolle Art und Weise die ganze Familie, der sie angehört. Sie stellt die Beziehung zu ihrer Gesprächspartnerin klar dar, die sie in v. 1 als μῆτερ ἐμή angeredet hat. Zum Schluss (v. 54) redet sie Alkmene erneut an und öffnet somit den Weg zu deren Antwort. Die vv. 55‒61 stellen den einzigen Eingriff des Erzählers in diesem Gedicht dar. Man fragt sich, warum der Erzähler nur hier, in der Mitte des Gedichts, eingreift, und nicht z.B. zu Beginn und am Ende, was zu erwarten wäre. Dies ist bemerkenswert. Diese wenigen narratorischen Verse, die zwischen dem Ende von Megaras Rede und dem Beginn von Alkmenes Antwort platziert sind, und die dramatische Aufführbarkeit des Stücks stören, könnten auch fehlen, zumal alles klar ist, was die Frauen zueinander sagen. Diese Verse trennen die beiden Frauenreden voneinander und gelten als Handlung-Summary für die Rede Megaras (drei Verse: 56–58) und bereiten auf die Worte Alkmenes vor (ebenfalls drei Verse: 59–61), wobei sie als gemeinsames Thema die Tränen beider Frauen haben. Wir müssen aber hier konstatieren, dass der Erzähler in manchen Gedichten des Theokritischen Corpus ebenfalls eine bemerkenswerte und manchmal sogar willkürliche Rolle innehat: man vergleiche z.B. id. 18, in dem der Erzähler das Lied, das für Helena gesungen wird, vorstellt und dann nicht mehr eingreift; ähnliches finden wir in id. 25, das ziemlich abrupt in medias res beginnt; der Erzähler verschwindet ganz im dritten Teil des Gedichts, in dem Herakles selbst die Erzählerrolle übernimmt, und erscheint dann nicht noch einmal. Hunter12 erklärt die manchmal ungewöhnliche Rolle des externen Erzählers im Theokritischen Corpus zweifach: zunächst aufgrund der Dominanz (relativ) kurzer poetischer Formen in dieser Zeit, die der Ausdrucksvollkommenheit und der narrativen Erklärung entgegenwirken und dann aufgrund der Tatsache, dass die ständig wachsende Erwartung an die Rezeption dieser Gedichte durch das Lesen die Grenzen zwischen Mimesis und Diegesis verwischt, was den Dichtern erlaubte, eine neue Reihe von „gemischten“ Erzählformen im Rahmen eines erzählerischen Experimentierens zu 12 R. Hunter, „Theocritus and Moschus“, in: I. J. F. de Jong, R. Nünlist und A. Bowie (Hgg.), Narrators, Narratees, and Narratives in Ancient Greek Literature, Leiden 2004, 83ff., bes. 94.

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produzieren. In Megara ist dieses Experimentieren zu finden: unser Dichter setzt den Erzähler weder am Anfang noch am Ende des Gedichts ein, sondern nur in der Mitte, zwischen den beiden Frauenreden, und zwar in der Funktion eines Inszenierungshinweises13, weil er ein kleines hexametrisches Gedicht schaffen will, das durch seinen mimetischen Charakter gekennzeichnet ist. Da es aber hexametrisch ist, fühlt sich der Dichter quasi gezwungen, einen diegetischen Teil einzusetzen, der aber den mimetischen Charakter des Ganzen nicht zerstört. Megara vergießt viele Tränen; auch Alkmenes Augen sind voller Tränen und ihr Seufzen schwer. In den vv. 56‒58 fasst der Erzähler Megaras Rede zusammen (Handlung-Summary). Er berichtet von ihren zahlreichen Tränen, als sie an ihre Kinder (1. Abschnitt ihrer Rede: vv. 1‒28) und dann an ihre Eltern dachte, die weit weg von ihr beheimatet sind; sie ist also allein und hilflos (2. Abschnitt ihrer Rede: vv. 29‒55). In den vv. 59‒61 geht er zu Alkmene über, der Gesprächspartnerin Megaras, die er zu Beginn des v. 60 namentlich nennt. Sein Bericht über Alkmene besteht aus drei Versen, genauso wie der über Megara. Beide Teile beginnen mit ὣς und haben, wie schon erwähnt, die Tränen der Frauen als gemeinsames Thema. Alkmenes Trauer und ihre Tränen wurden sowohl im ersten Abschnitt der Rede Megaras (vv. 1‒3) als auch im zweiten (vv. 45‒46) erwähnt. δακρύοισι παρήια λεύκ’ ἐδίαινεν verweisen auf die vv. 45‒46 der Rede Megaras, während βαρὺ δ’ ἥγε καὶ ἐκ θυμοῦ στενάχουσα auf τίφθ’ ὧδε φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις / ἐκπάγλως ἀχέουσα (v. 1f.) und τί μοι τόσον ἠνίησαι (v. 3) hinweist ‒ eine chiastische Entsprechung. Alkmenes Rede besteht ebenfalls aus zwei Teilen: vv. 62‒90 und 91‒125. Der erste Teil ihrer Rede umfasst genau die gleiche Verszahl wie der erste Teil der Rede Megaras. Mit diesem ersten Teil nimmt Alkmene Stellung zu der vorhergehenden Rede Megaras. Der zweite Teil ihrer Rede umfasst 34 Verse, d.h. 8 Verse mehr als der zweite Teil von Megaras Rede. Der erste Teil ihrer Rede besteht aus zwei Abschnitten. Vv. 62‒67 und vv. 68‒90. Hier versucht Alkmene dem Gefühl Megaras zu begegnen, dass sie die Trauer und die missliche Situation ihrer Schwiegertochter nicht nachvollziehen könne, und eine Erklärung abzugeben, warum sich ihre Besorgnis jetzt in erster Linie um das Leben ihres Sohnes Herakles drehe. Sie beginnt ihre Antwort mit δαιμονίη παίδων (v. 62), einem Ausdruck, der sowohl auf den Anfang von Megaras Rede (μῆτερ ἐμή, v. 1) wie auch auf den Schluss derselben Rede (vgl. vv. 54f. und besonders den Ausdruck ὀιζυρώτατα τέκνα) hinweist. Somit stellt Alkmene klar, dass sie Megara als Tochter ebenso wie Megara sie als Mutter betrachtet. Δαιμονίη deutet auf einen kleinen Tadel hin, gleichzeitig kann diese Anrede aber auch auf die unglückliche Situation Megaras hinweisen. Der Beginn der Rede der Alkmene weist symmetrisch auf den Anfang der Rede Megaras (vv. 1–7) zurück. Ähnlich wie Megara beginnt Alkmene ihre 13 Wenn z.B. dieses Gedicht zu einer modernen Inszenierung gelangen würde, dürfte der Regisseur die Anweisungen des Erzählers (vv. 56‒61) berücksichtigen: tränenreiches Weinen für Megara, mit schluchzender Stimme ruft Megara ihre getöteten Kinder und ihre ferngebliebenen Eltern, auch Weinen für Alkmene und lautes, schweres Seufzen aus tiefem Herzen.

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Rede mit drei aufeinander folgenden Fragen (τί νύ τοι …; πῶς ἄμμ’…; ἦ οὐχ ἅλις…;) als Gegenüberstellung zu den fünf Fragen Megaras in 1–7: (τίφθ…; τί μοι…; ἦ ῥ’…; τί νυ δή…; τί νύ…;). Mit den vv. 62‒67 liefert Alkmene eine pauschale Kritik des ersten Teils von Megaras Rede. Mit τοῦτο meint sie vor allem den Kindermord. Warum hast du an all dies gedacht? Wie kannst du uns beide mit deinen Worten aufwühlen wollen, indem du von unvergesslichen (quälenden) Sorgen sprichst, die nicht erst jetzt, sondern schon längst beweint worden sind? Mit dieser letzten Bemerkung deutet Alkmene darauf hin, dass das Unglück des Kindermordes nicht die jüngste Vergangenheit betrifft, also nicht vor kurzem erst geschehen ist. Daraus kann der Leser schließen, dass das Gespräch zwischen Megara und Alkmene nicht direkt nach dem Kindermord durch Herakles stattfindet. Es ist anzunehmen, dass ein bestimmter Zeitraum zwischen dem Gespräch der Frauen und Herakles’ Wahnsinnstat liegt. Sicher ist, dass Herakles die Arbeiten, die ihm Eurystheus auferlegt hat, noch nicht erledigt hat (vgl. vv. 9‒12 und besonders 41‒45). Wie oben dargelegt, weist die Partie 41‒45 darauf hin, dass Herakles bereits vom Wahnsinn geheilt worden ist, und seine Frau nach dem Kindermord, wenn auch nur für kurze Zeit, schon aufgesucht hat. Megara kann aber das Leid aufgrund des Kindermordes nicht überwinden und fühlt sich alleingelassen und hilflos. Alkmene gesteht zwar ein, dass alles, was Megara geschildert hat, unvergessliche Qualen seien, diese jedoch weder die letzten noch die einzigen: Jeder Tag überrascht sie stets mit neuen Schreckensnachrichten und Unglücksfällen. Es genüge, sich mit dem zu beschäftigen, was ohnehin vor ihnen läge. Die jetzigen Leiden werden von Alkmene in den vv. 88ff. (νῦν δέ, v. 88; πρὸς δ’ ἔτι, v. 91) erzählt. Wenn Megara sich nun zusätzlich noch mit den alten, schon vergangenen Schreckensnachrichten beschäftige und gräme, mache sie ihr Leben nur noch unerträglicher. Mit ihrer Aussage in den vv. 66f. rät sie ihr, von solch einer quasi masochistischen Einstellung abzulassen. Es ist bemerkenswert, dass Alkmene nicht explizit über den Mord ihrer Enkel spricht, über den Megara ihre verzweifelte Trauer ausführlich zum Ausdruck brachte. Dies ist psychologisch sehr geschickt seitens Alkmenes. Sie will Megara von diesem großen Schmerz ablenken und weist dieses grausame Ereignis zusammen mit anderen als Ursache für ihre Trauer in der Vergangenheit zurück. Beide Frauen müssen sich nun mit neuen Leiden konfrontieren, die die männlichen Mitglieder der Familie und folglich die ganze Familie in Lebensgefahr bringen. Der Rest des zweiten Abschnitts des ersten Teils von Alkmenes Rede befasst sich mit dem zweiten Teil der Rede von Megara. Alkmene lädt Megara dazu ein, Mut zu fassen, denn ihre Schicksalsschläge seien gottgesandt. Sie gibt zu, dass Megara unter unaufhörlichen Seelenschmerzen leide und ihr Leben ohne anderweitige Abwechslung quasi nur daraus bestehe. In einem solchen Zustand wäre sie auch gewesen, wenn sie nur Freude und Heiterkeit erlebt hätte. Mit den vv. 72‒74 versichert die Schwiegermutter, dass sie Megara jedoch in sehr großem Maße beklage und bemitleide. V. 72: καί σε μάλ’ ἐκπάγλως ὀλοφύρομαι ἠδ’ ἐλεαίρω weist auf v. 2: ἐκπάγλως ἀχέουσα hin. Mit der Wiederholung des Adverbs ἐκπάγλως aus der Rede Megaras zeigt Alkmene mit Nachdruck, dass ihre

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Trauer auch für sie gilt und nicht nur für ihren Sohn Herakles, zumal sie als Gattin Herakles’ an seinem Unglück und folglich an dem Unglück seiner Familie Anteil nimmt (vv. 73‒74). In den folgenden vv. 75‒90 tritt sie der Behauptung Megaras entgegen, dass ihre Schwiegertochter niemanden neben sich habe, der ihr beistehe. Alkmene versucht, die Aussage Megaras, dass sich ihre Schwiegermutter Tag und Nacht den Tränen und der Trauer um ihren Sohn hingebe und sie so vernachlässige, zu widerlegen. In Analogie zu Megaras Anrufung der Artemis (v. 31) schwört Alkmene bei Persephone und Demeter, dass sie Megara wie eine eigene, spätgeborene Tochter liebe (vv. 75‒89). Sie sollte diese Tatsache nie vergessen. Alkmene scheint hier auf Megaras Äußerung im v. 1 μῆτερ ἐμή zu antworten, indem sie ihrer Schwiegertochter versichert, dass sie Megara liebt, als wäre sie ihr leibliches Kind. In v. 81 redet sie Megara mit ἐμὸν θάλος an. Vv. 81‒82 entsprechen den vv. 45‒46 aus der Rede Megaras: Sie solle niemals behaupten, dass ihre Schwiegermutter sich nicht um sie sorge, auch nicht, wenn sie noch mehr als Niobe weine – hier spielt Alkmene auf deren Genealogie an: Niobe war die erste menschliche Geliebte des Zeus, Alkmene die letzte (siehe dazu den Kommentar). Dies begründet sie in den vv. 83‒90: Niemand kann eine Mutter tadeln, wenn sie sich über ihren leidenden Sohn grämt. Als Mutter erinnert sie sich an die schwierige Geburt von Herakles, aufgrund derer ihr Leben bedroht war. Nun ist ihr Sohn in großer Gefahr, denn er ist allein in die Fremde gezogen, um einen neuen Kampf zu bestehen, und sie weiß nicht, ob es ihr vergönnt ist, ihn noch einmal bei seiner Heimkehr zu Hause willkommen zu heißen. Megara hat in den vv. 41f. über die ständige Abwesenheit ihres Mannes geklagt. In dieser Partie ist die Auswahl von Komposita mit δυσ- als Präfix von Bedeutung: Herakles wird von Alkmene als δυσπαθής (v. 84) bezeichnet. Hier ist die Wortstellung charakteristisch: ὑπὲρ τέκνου γοάασθαι / μητέρι δυσπαθέοντος, die einer chiastischen Struktur nahekommt und somit den Eindruck erweckt, dass δυσπαθής auch die Mutter betrifft. Alkmene bezeichnet sich selbst als δυστοκέουσα (v. 87) und δυσάμμορος (v. 89). Beide, Sohn und Mutter, sind unglückliche Personen. νέον ἆθλον am Schluss von v. 88 bedeutet, dass Herakles früher noch andere Taten vollbracht hatte und sein Leben in Gefahr war. Mit der Erwähnung seiner schweren Geburt (Vergangenheit) und der neuen gefährlichen Aufgabe, die Herakles jetzt vollbringen muss (Gegenwart), zeigt Alkmene klar, wie schwer das Leben für sie und ihren Sohn gewesen ist. Mit den vv. 89‒91: νῦν δέ μοι οἴχεται υἱὸς ἐπ’ ἀλλοτρίης νέον ἆθλον / ἐκτελέων, οὐδ’ οἶδα δυσάμμορος εἴτε μιν αὖτις /ἐνθάδε νοστήσανθ’ ὑποδέξομαι εἴτε καὶ οὐκί in Verbindung mit der Traumerzählung in den folgenden Versen konzentriert sich Alkmene auf die neuen Leiden der Familie; diese müssen jetzt von den beiden Frauen beweint werden. Somit verweist sie auf ihre frühere Aussage an Megara 63–66a: πῶς ἄμμ’ ἐθέλεις ὀροθυνέμεν ἄμφω / κήδε’ ἄλαστα λέγουσα τά τ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται; / ἦ οὐχ ἅλις, οἷς ἐχόμεσθα τὸ δεύτατον αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ / γινομένοις; Der gut informierte Leser kann in diesen beiden Begebenheiten Eurystheus miteinbeziehen. Hera beschleunigte die Geburt von Eurystheus und verzögerte die des Herakles. Eurystheus erhielt durch das Recht der Erstgeburt das Reich und die Herrschaft über die Perseiden, während Herakles zu dessen Dienstmann wurde und die von ihm auferlegten Arbeiten bestehen musste.

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Der neue Kampf des Herakles, von dem Alkmene spricht, ist von Eurystheus befohlen. Alkmenes Traum im zweiten Teil ihrer Rede hängt mit der Lebensgefahr zusammen, in der Herakles im Rahmen einer seiner von Eurystheus beauftragten Arbeiten schwebte. Der zweite Teil von Alkmenes Rede (91‒125) befasst sich mit der Erzählung ihres Traums. Er besteht aus einer Einleitung (vv. 91‒93), der Schilderung des Traums (92‒121) und einem Schluss (122‒125). Mit πρὸς δ’ ἔτι geht sie zur Schilderung des Traums über: Zudem (d.h. zu ihren bisherigen Leiden, Ängsten und Befürchtungen) hat sie einen schrecklichen Traum gesehen (αἰνὸς ὄνειρος). Die Juxtaposition von γλυκὺν und αἰνὸς und die chiastische Stellung von Epitheta und Substantiven διὰ γλυκὺν αἰνὸς ὄνειρος / ὕπνον (vv. 90f.), pointiert am Versschluss und Versanfang, zeigen dem Leser sowohl die Wichtigkeit und die Aufmerksamkeit, die Alkmene diesem Traum schenkt, als auch ihre Erschütterung. Zu αἰνὸς ὄνειρος kommen noch die Ausdrücke δειμαίνω … ἐκπάγλως und παλίγκοτον ὄψιν, was Alkmenes Angstzustand aufgrund des Traums noch verstärkt. Ihre Angst gilt nicht nur Herakles, sondern auch Iphikles, wie das Substantiv τέκνοις (v. 93) zeigt. δειμαίνω … ἐκπάγλως, jetzt bezogen auf die Söhne Alkmenes, verbindet sich mit v. 72: καί σε μάλ’ ἐκπάγλως ὀλοφύρομαι ἠδ’ ἐλεαίρω, bezogen auf Megara. Beide Stellen verweisen nun auf den Beginn des Gedichtes, v. 2: ἐκπάγλως ἀχέουσα in Megaras Rede, bezogen auf Alkmene (vv. 2f.), und verdeutlichen rückwirkend für den Leser den Grund, warum Alkmene in tiefe Betrübnis versunken ist: Sie grämt sich über Herakles, Megara und Iphikles, d.h. über ihre ganze Familie; der Traum, der in ihr Schrecken und Angst hervorruft, vergrößert ihre Bekümmertheit und Betrübtheit. Deshalb erscheint sie ihrer Schwiegertochter zu Beginn des Gedichtes als schwermutig, äußerst trauernd, blass und zutiefst beunruhigt und erschüttert. ἐκπάγλως, begleitet durch Verbformen, die Trauer, Jammern und Angst bezeichnen, ist ein leitmotivisches Wort für den seelischen Zustand Alkmenes. Die Schilderung des Traums besteht aus folgenden Abschnitten: vv. 94‒102; vv. 103‒109; vv. 110‒118 und 119‒121. Die Verse 94‒102 stellen Herakles als Tagelöhner dar, der nackt einen Graben mit einer Schaufel in einem Weingarten aushebt und diesen Weingarten dann in der Folge mit einem Zaun umgibt. Nach der Arbeit ist er im Begriff, seine Gewänder anzuziehen. Vv. 103‒109 befassen sich mit dem plötzlichen Ausbruch eines heftigen Feuers über dem tiefen Graben. Es umgibt Herakles und der Held versucht, dem Feuer mit seiner Schaufel zu entkommen. In dieser Partie ist die Dominanz von Feuer bemerkenswert, begleitet immer mit einem negativ kolorierten Epitheton: πῦρ ἄμοτον und ἀθέσφατος … φλόξ (v. 104 am Versanfang und Versschluss in chiastischer Stellung); ὀλοὸν μένος Ἡφαίστοιο (v. 106 am Versschluss); ἐπιφλέξῃ δήιον πῦρ (v. 109 am Versschluss). In den vv. 110‒118 tritt Iphikles, Herakles’ Bruder, als Helfer auf. Seine Handlung im Traum ist von Alkmene vorausgesagt (vgl. v. 93): Alkmene drückt ihre Furcht aus, dass dieser Traum etwas Schlimmes für ihre Söhne ankündigt. Den Bruder Herakles’ erwähnt auch Megara als Ehemann ihrer Schwester Pyrrha, der sich wie Herakles ebenfalls in einer schlimmen Situation befinde; zusammen mit Herakles wird er von Megara als einer der elendesten Menschen beschrieben

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(vv. 52ff.). Iphikles will zur Hilfe kommen ‒ seine Charakterisierung als μεγάθυμος (v. 111) trägt zu dieser Bereitschaft bei ‒, er schafft es aber nicht, weil er stürzt und nicht mehr in der Lage ist, sich zu erheben. Dies kommt etwas unerwartet, besonders für einen Heros, der in v. 111 als μεγάθυμος, in v. 118 als σακεσπάλος pointiert bezeichnet wird (Ἰφικλέης μεγάθυμος am Versanfang, σακεσπάλος Ἰφικλείης am Versschluss in chiastischer Stellung), aber das Stürzen einer Person und deren Unfähigkeit, sich fortan zu bewegen, ist etwas, dem man typischerweise in Träumen begegnet. Diese rühmenden Epitheta für Iphikles in der Schilderung des Traums verleihen diesem Vorgang eine bestimmte Tragik und Pathos genauso wie in der dramatischen Darstellung des Fluchtversuchs von Herakles vor dem wilden und heillosen Feuer. Durch ein Gleichnis (vv. 113b‒118), das den Zustand von Iphikles verdeutlicht, bricht Alkmene die Schilderung ihres Traumes ab (Pause): Iphikles wird mit einem Greis verglichen, der niedergestürzt ist, und aufgrund seines hohen Alters am Boden verharrt, bis ihm jemand aus Ehrfurcht vor seinem silbernen Bart (d.h. vor seinem Alter) wieder auf die Beine hilft. In den vv. 119ff. erzählt sie von ihrer eigenen Teilnahme am Traum. Sie stand weinend als mitleidende Beobachterin dabei, als sie ihre hilflosen Söhne betrachtete: den einen, der den heftigen Flammen zu entkommen versuchte, den anderen, niedergestürzt und unfähig, sich wieder zu erheben, um seinem Bruder Beistand zu leisten. ἀμηχανέοντας (v. 119) bezeichnet prägnant den dauernden und unrechtmäßig schlimmen Zustand beider Söhne, was rückwirkend auf die letzten Worte Megaras verweist: πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα / γείνασθαι. (vv. 54f.) Alkmene verharrte bis zum Tagesanbruch unaufhörlich weinend in ihrem Traum, als der νήδυμος ὕπνος aus ihren Augen wich. Man vergleiche die pointiert positive Bezeichnung des Schlafens, jeweils am Anfang und Schluss ihrer Schilderung: v. 91: γλυκὺν … ὕπνον mit Enjambement und Hyperbaton (in chiastischer Stellung mit αἰνὸς ὄνειρος) und v. 121: νήδυμος ὕπνος am Versschluss. Ebenso verweisen folgende Wörter und Ausdrücke gegen Ende ihrer Schilderung auf deren Anfang: ἐγὼ κλαίεσκον (v. 119) ~ μ’ ἐπτοίησε (v. 91); vgl. auch ἐπτοίησαν (v. 122); ἰδοῦσα (v. 119) ~ ὁρῶσα (v. 119) an der gleichen Versstelle; παῖδας ἐμούς (v. 120) ~ μοί τι τέκνοις (v. 93). Alkmenes Schilderung des Traums weist bestimmte Ähnlichkeiten mit Megaras Erzählung bezüglich des Unheils des Kindermordes auf, die dazu beitragen, Alkmenes Traum als Unheilsverkündung zu bestätigen. Zunächst verweist der αἰνὸς ὄνειρος (vgl. v. 91) Alkmenes auf die Äußerung Megaras in ihrer Schilderung des Kindermords in v. 18: τό τ’ οὐδ’ ὄναρ ἤλυθεν ἄλλῳ. Alkmene hat einen schrecklichen Traum gesehen, in dem ihre eigene Kinder in Lebensgefahr waren. Megara betrachtet den Mord ihrer Kinder durch ihren eigenen Vater als ein schreckliches Erlebnis, das niemand sonst auch nur im Traum gesehen habe. Diese Kommentierung Megaras in v. 18, fast zu Beginn des Gedichtes, verweist auf den letzten Teil des Gedichts mit der Schilderung des Traums der Alkmene. Den Söhnen beider Frauen ist etwas Schlimmes und Grausiges widerfahren. Charakteristisch ist hier der Ausdruck παῖδας ἐμούς am Versanfang (v. 120), der auf παῖδας ἑοὺς ebenfalls am Versanfang (v. 15) verweist. In beiden Fällen sind die Frauen hilflos. Die anwesenden Mütter verharren nur als passive Beobachterinnen

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vor ihren leidenden Söhnen. Der Beitrag der Frauen besteht in Wehklagen sowie in verzweifeltem Auf- und Abschreiten (Megara) bzw. Weinen (Alkmene). Wir können zudem folgende Parallelitäten zwischen beiden Schilderungen feststellen: In der Darstellung des Traums erscheint Iphikles, ein Familienmitglied, um seinem Bruder zu helfen, was ihm jedoch nicht gelingt. Auch Megara wollte ihre Kinder vor ihrem wahnsinnigen Mann retten; sie war hilflos, da das Unheil sich als unabwendbar erwies. Strukturell ist noch Folgendes zu konstatieren: Iphikles’ und Megaras Zustand werden jeweils durch ein Gleichnis, die einzigen Gleichnisse im Gedicht, versinnbildlicht. Beide Gleichnisse bilden das Ende der jeweiligen Schilderung und malen das Unglück aus. Beide Frauen drücken nach ihrer Erzählung einen Wunsch aus: Megara den Wunsch zu sterben, Alkmene den Wunsch, dass der Traum sich nicht zum Leidwesen ihrer Familie erfüllt. Die vv. 122‒125 bilden den Schluss von Alkmenes Rede, wobei man hier einen Einschub des Erzählers erwarten könnte. In den vv. 122–123a redet sie Megara mit φίλη an und fasst ihre Schilderung zusammen (Appositive-Summary). Dazu fügt sie in den vv. 122b‒125 einen Wunsch die Deutung des Traums betreffend hinzu. Der schlimme Traum möge Eurystheus und nicht ihre Familie betreffen. Das Bangen und die Unruhe, die sie in ihrem Gemüt empfinde, möge Eurystheus erleiden: μηδ’ ἄλλο παρὲκ τελέσειέ τι δαίμων. Diese Schlussworte Alkmenes erinnern an den Schluss von Europas Rede in dem gleichnamigen Gedicht von Moschos nach der Schilderung des Traums durch den Erzähler: ἀλλά μοι εἰς ἀγαθὸν μάκαρες κρήνειαν ὄνειρον (v. 27). An beiden Stellen wünschen die betreffenden Personen einen positiven Ausgang des Traums für sich. Denkt Alkmene mit δαίμων an Zeus, den Vater von Herakles, dessen göttliche Abstammung schon Megara in v. 54 hervorhob? Die Schlusspartie vv. 122–125 (Rede von Alkmene) weist auf den Beginn des Gedichtes hin (Rede der Megara), so dass wir von einer ringkompositorischen Technik sprechen können: θυμὸς ἐμός in v. 125 (Versanfang) lässt den Beginn des Gedichtes anklingen: τίφθ’ ὧδε φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις. Alkmenes θυμός in v. 1 ist ihr θυμός in v. 125, d.h. nach dem Unheil verkündenden Traum, der ihre Sorgen um Herakles und Iphikles vergrößert hat. Nicht nur die Leiden, die Herakles durch die von Eurystheus auferlegten Arbeiten erfährt, lassen ihre innere und äußere Erscheinung elend wirken, sondern auch der nächtliche Traum, der auf ein neues Unheil hindeutet. Die Traumschilderung zum Schluss des Gedichtes begründet zum einen die Tatsache, dass Alkmene sich vor allem um Herakles und dann erst um Iphikles sorgt, zumal ein neuer Schicksalsschlag auf ihr lastet, und zum anderen weist sie Megara darauf hin, dass sie von ihrem Leid hinsichtlich des Gefühls der Einsamkeit, das sie in ihrer Rede bekundet hat, Abstand nehmen müsse, da beide Frauen nun mit einem neuen Unheil, das der Traum vorankündigt, konfrontiert sind. In den vv. 63‒66 hat Alkmene Megara mitgeteilt, dass die alten, unvergesslichen Leiden schon beweint wurden. Neues kommt auf beide Frauen zu. Der Unheil bringende Traum verkündet neues Ungemach. Eurystheus ist in den Schlussversen des Gedichtes zum ersten Mal namentlich genannt, aber schon am Anfang des Gedichts wird er als Urheber von Herakles’ Leiden genannt. Er ist auch an anderen Stellen des Gedichtes impliziert: vgl. etwa vv. 41‒45; vv. 88‒91.

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Dramatische Form, Aufbau, Narratologische Bemerkungen

Die Erwähnung des Göttlichen am Schluss des Gedichts finden wir auch an dessen Beginn: μηδ’ ἄλλο παρὲκ τελέσειέ τι δαίμων (v. 125); τί νυ δή με θεοὶ τόσον ἠτίμησαν (v. 6). Es sei noch bemerkt, dass die beiden redenden Figuren vor allem Mütter sind. Das Thema der Mutterschaft ist im ganzen Gedicht präsent. Ihre Kinder waren oder sind in ernster Gefahr, müssen leiden und sind dem Ganzen hilflos ausgesetzt. Dasselbe gilt auch für die Mütter: Mit ihren Kindern sind auch die Mütter in Gefahr, die ebenfalls hilflos dem Schicksal ihrer Kinder gegenüberstehen und nichts anderes tun können als zu klagen. Die Klage Megaras über ihr Alleinsein und ihre Hilflosigkeit entsteht vorwiegend aufgrund des schrecklichen Todes ihrer Kinder; sie selbst lebt alleine ohne die Unterstützung ihrer Eltern. Sie betrachtet Alkmene als Mutter schon zu Beginn des Gedichts, aber auch Alkmene sieht ihre Schwiegertochter als eigene Tochter an. Als Mutter sowohl des fern von zu Hause leidenden Herakles als auch des Iphikles, der ebenfalls viel erdulden muss, klagt sie über das Schicksal ihrer Söhne. Beide bezeichnen sich als Unglücksmütter und drücken dies auch aus: Megara erzählt vom grausamen Mord ihrer Kinder durch ihren eigenen Vater, Alkmene berichtet über ihren unglücklichen Sohn Herakles schon von Geburt an.

7. KOMMENTAR 1–7 Das Gedicht beginnt gleich mit Megaras Rede. Sie stellt ihrer Gesprächspartnerin sechs aufeinander folgende Fragen. Mit den ersten drei will sie den genauen Grund für Alkmenes Traurigkeit erfahren (vv. 1‒5), während sich die letzten drei Fragen auf sie selbst beziehen (vv. 5‒7). In ihrer Antwort (vv. 62ff.) stellt Alkmene Megara ebenfalls drei Fragen, mit denen sie die Haltung ihrer Schwiegertochter kritisiert. Den Beginn einer Rede mit aufeinander folgenden Fragestellungen des Sprechers an seinen Adressaten finden wir schon bei Homer: vgl. Il. 6, 376‒ 380 (Hektor will erfahren, wo sich Andromache aufhält); 16, 7‒19 (Achilleus fragt den weinenden Patroklos nach dem Grund seiner Traurigkeit); Od. 2, 28‒32 (Aigyptios fragt nach dem Grund der Volksversammlung). Man vergleiche auch Apoll. Rh., Arg. 3, 674–678 (Chalkiope zu Medea, siehe unten zu v. 7). 1‒2a Μῆτερ ἐμή, τίφθ’ ὧδε φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις / ἐκπάγλως ἀχέουσα: ◆ μῆτερ ἐμή: Der Vokativ μῆτερ ἐμή befindet sich häufig in der hexametrischen Dichtung zu Beginn einer Rede und am Versanfang: vgl. Il.18, 79; 19, 21; Od. 1, 346; 11, 164, 210; 17, 46; 18, 227; 21, 344; 23, 97; hom. Hymn. Herm. 162; Nonn., Dion. 4, 36; 30, 150. In der Il. 1, 586 und Theokr., id. 9, 15 wird er zwar zu Beginn einer Rede, aber nicht in der ersten Position verwendet. Eustathios, Il. 4, 277 bemerkt zur Kommentierung der Stelle Il. 19, 21, dass μῆτερ ἐμή sich tiefer in die Seele einpräge und deutlicher und wahrhaftiger als das einfache μῆτερ sei: Τὸ δὲ ,μῆτερ ἐμή‘ ἐνδιαθετώτερον καὶ σαφέστερον τοῦ ἁπλῶς μῆτερ εἰπεῖν. Der Ausdruck μῆτερ ἐμή weist auf eine besondere Zuneigung hin, denn eine Schwiegermutter wird nur selten von ihrer Schwiegertochter als μῆτερ bezeichnet, vgl. z.B. Eur., Tr. 634: Andromache wendet sich mit ὦ μῆτερ, ὦ τεκοῦσα an Hekabe – dies entspricht Hekabes Anrede an Andromache v. 632: ὦ παῖ, vgl. auch v. 697: ὦ φίλη παῖ –. Mit ὦ τεκοῦσα redet Andromache Hekabe an, als die Mutter, die ihre Kinder unter Schmerzen zur Welt gebracht hat und unter deren Leid fortwährend leidet. Wie Breitenstein, 39, Anm. 3 ausführt, verleiht μῆτερ ἐμή dem Beginn des Gedichts eine ausdrucksstarke Nuance, die dem Leser von Anfang an zeigt, dass es sich um keine Gespanntheit oder Missstimmung zwischen beiden Frauen handelt. Zu v. 1 vgl. besonders Od. 23, 97f.: μῆτερ ἐμή, δύσμητερ, ἀπηνέα θυμὸν ἔχουσα, / τίφθ᾽ οὕτω πατρὸς νοσφίζεαι. ◆ τίφθ’ – aspiriertes τίπτε: A. Lillo, „Zu griechisch τίπτε“, Glotta 70 (1992), 15–19 hat ausreichend gezeigt, dass sich diese Form aus (*kwis/) *kwid kwe herleite und auf die epische pronominale Sequenz τίς / τί τ’(ε) hinweise. Das interrogative τί τ’(ε) – man vergleiche Il. 12, 409; 18, 6; Od. 1, 346; 23, 264 – unterscheidet sich überhaupt nicht von τίπτε, das Fragen einleitet, zumal beide Ausdrücke in den gleichen Zusammenhängen vorkommen (vgl. Il. 15, 90; 16, 721; Od. 9, 494). ◆ τίφθ’ ὧδε: vgl. Il. 11, 655 und Od. 5, 339. Ähnlich: Il. 12, 409: ὦ Λύκιοι τί τ᾽ ἄρ᾽ ὧδε μεθίετε θούριδος ἀλκῆς; Od. 1, 346: μῆτερ ἐμή, τί τ᾽ ἄρα φθονέεις ἐρίηρον ἀοιδὸν… ◆ φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις: (Tmesis, κατιάπτω) Vgl. Od. 2, 376; 4, 749: ὡς ἂν μὴ κλαίουσα κατὰ

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χρόα καλὸν ἰάπτῃ. Unser Dichter variiert hier den homerischen Ausdruck, indem die Betrübnis nicht den Körper, sondern das Innere des Menschen affiziert. In diesem Sinne vergleiche man auch Theokr., id. 2, 82f.: χὠς ἴδον, ὣς ἐμάνην, ὥς μοι πυρὶ θυμὸς ἰάφθη / δειλαίας, τὸ δὲ κάλλος ἐτάκετο., wobei man hier auch die Lesart der codd. in Betracht ziehen muss: ὥς μευ περὶ ϑυμὸς ἰάφϑη an der gleichen Versstelle wie bei unserem Dichter. Vgl. auch v. 39: πολλοῖσιν δύστηνος ἰάπτομαι ἄλγεσιν ἦτορ. Die Junktur φίλος θυμός ist schon homerisch: vgl. Il. 5, 155; 11, 342, 407 u.a.; Od. 13, 40; 14, 405. ◆ ἐκπάγλως ἀχέουσα (entsetzlich ächzend): In D und Iunt liest man ἀχέεσι, was Ahrens übernimmt und ἐκπάγλως zu ἐκπατίοις (ἐκπάτιος: von der gewöhnlichen Bahn abweichend, außerordentlich) konjiziert, wahrscheinlich als lectio difficilior aus Aisch., Ag. 49: οἵτ᾽ ἐκπατίοις ἄλγεσι παίδων. Das Adjektiv ἐκπάτιος kommt nur hier bei Aischylos vor, wobei das Adverb ἐκπατίως bei Erotianos als Variante zu ἐκπάγλως bei Hippokrates, Mul. 2, 171 erscheint: ἐκπατίως· ἐκτρόπως. καὶ ... ὁδοῦ ἀγνοοῦντες. ἔνιοι δὲ γράφουσιν ἐκπάγλως. Dazu siehe ausführlich Fraenkel, Agamemnon, Oxford 1950, II, 30f. Wir brauchen nicht das einhellig überlieferte ἐκπάγλως ἀχέουσα zu ändern, zumal ἐκπάγλως auch in v. 72 in einem ähnlichen Kontext καί σε μάλ᾽ ἐκπάγλως ὀλοφύρομαι ἠδ᾽ ἐλεαίρω und in v. 93 vorkommt: δειμαίνω δὲ παλίγκοτον ὄψιν ἰδοῦσα / ἐκπάγλως μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἕρπῃ. Man vergleiche auch Od. 15, 355: ἐκπάγλως γὰρ παιδὸς ὀδύρεται οἰχομένοιο. Apion erklärt dieses Adverb: ἐκπάγλως· ἰσχυρῶς. φοβερῶς (Α 268). ἀχέουσα: (ἄχνυμαι – Part. auch ἀχεύων, ἀχέων) bei Homer findet es sich in Verbindung mit θυμός: Il. 5, 869; 9, 162; 18, 461; 23, 566; 24, 128; Od. 21, 318; vgl. auch Il. 5, 399: κῆρ ἀχέων ὀδύνῃσι πεπαρμένος. Vv. 1–2a weisen auf eine Stelle in der Odyssee hin, 5, 339f.: κάμμορε, τίπτε τοι ὧδε Ποσειδάων ἐνοσίχθων / ὠδύσατ᾽ ἐκπάγλως, ὅτι τοι κακὰ πολλὰ φυτεύει; Diese Stelle ist der Beginn von Leukotheas Rede, als sie den umhertreibenden Odysseus in elender Situation auf hoher See sah und sich seiner erbarmte. Es handelt sich dabei um einen indirekten Verweis unseres Dichters auf die Ähnlichkeit des Schicksals der beiden Frauen Leukothea bzw. Ino und Megara. Leukothea hat wie Megara sehr unter der Raserei ihres Mannes Athamas gelitten. Hera war auch über Athamas erzürnt und trieb ihn wie Herakles in den Wahnsinn. Beide Männer werden durch Heras Zorn ihrer Söhne beraubt. In seiner Raserei tötet Athamas auf der Jagd seinen älteren Sohn Learchos, den er für einen Löwen bzw. einen Hirsch hält, während er den jüngeren Melikrates in einen Kessel mit siedendem Wasser wirft. Ino entreißt ihn dem Wasser, flieht mit ihm und, vom wahnsinnigen Athamas verfolgt, stürzen Mutter und Sohn sich ins Meer (vgl. Ps.-Apollod., Bibl. 3, 4; Nonnos, Dion. 10, 67‒125). Zum Mythos des rasenden Athamas siehe auch Aisch., Athamas TrGF III 1–4a; Tzetzes zu Lykophr., Alex. 22; Hyg., Fab. 2, 4, 5; Eust., Il. 2, 409f.; Od. 1, 228 u.a. 2b‒3a τὸ πρὶν δέ τοι οὐκέτ’ ἔρευθος / σῴζετ’ ἐπὶ ῥεθέεσσι; δέ hat eine lose, anreihende Verbindungsfunktion mit dem ersten τίφθ’-Fragesatz; τίπτε ist auch hier gemeint. τοι verbindet sich mit dem medialen σῴζετ’ wie bei Aristoph., Ekkl. 402:

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ὃς αὐτὸς αὑτῷ βλεφαρίδ᾽ οὐκ ἐσώσατο; in der Bedeutung von „sich etwas erhalten“. ◆ πρὶν tritt hier zwischen dem Artikel τὸ und dem Nomen ἔρευθος in der Funktion eines Adjektives auf – die frühere Röte (des Gesichtes). Die Struktur „Artikel + πρίν“ bzw. „πάρος, πάροιθε(ν) + Nomen“ ist unhomerisch, sie kommt aber bei Pindar, I. 7, 1 und bei den Tragikern vor: vgl. Aisch., Eum. 563: τὸν πρὶν ὄλβον; Soph., OC 69: τοῦ πρὶν Αἰγέως τόκος; Ph. 1224: ἐν τῷ πρὶν χρόνῳ; Aisch., Th. 424f.: τοῦ πάρος λελεγμένου / μείζων; Soph., Tr. 340f.: καὶ γὰρ οὐδὲ τὸν πάρος / μῦθον μάτην ἤκουσας; Aisch., Pers. 180: τῆς πάροιθεν εὐφρόνης; Eur., Phoin. 853: τῆς πάροιθεν ἡμέρας u.a. Vaughn führt aus, dass dieser Satz auf eine erst in hellenistischer Zeit entwickelte syntaktische Struktur der Form „bestimmter Artikel + πρίν (bzw. πάρος, πάροιθεν) + Name bzw. Pronomen (oft im Dativ) + Substantiv“ hinweist. Dies ist aber abwegig, zumal die Dative in den ausgeführten Beispielen immer von Adjektiven abhängig sind. Sein Verweis auf Svensson, Der Gebrauch des bestimmten Artikels in der nachklassischen griechischen Epik, Lund 1937, 35, dass man mit diesem Satz ein gewisses Pathos zum Ausdruck bringt, ist richtig. Megara blickt wehmütig auf den früheren Glanz ihrer Schwiegermutter zurück, der jedoch in der Gegenwart nicht mehr vorhanden ist. ◆ ἔρευθος / … ἐπὶ ῥεθέεσσι ist die Röte, die Rosigkeit des Gesichtes nicht als Krankheitsanzeichen wie bei Hippokr., Epid. 2, 3, 3 u.a., sondern als Hinweis auf Gesundheit und Schönheit: vgl. etwa Apoll. Rh., Arg. 3, 121f.: γλυκερὸν δέ οἱ ἀμφὶ παρειάς / χροιῆς θάλλεν ἔρευθος mit den Ausführungen von Campbell, Argonautica III, 1–471 zur St.; Kallim., Hymn. Pall. 27. ῥέθος bezieht sich hier entweder auf die Wangen oder auf das Gesicht, vgl. Hesych. ῥέθος· πρόσωπον. παρειά. Alkmenes Wangen haben ihren roten Teint verloren. Mit Breitenstein, 40 bin ich aber eher der Ansicht, dass hier ῥέθος das Gesicht bedeutet. Vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 68f.: αὐτίκ᾽ ἀνασχόμενοι ῥεθέων προπάροιθε βαρείας / χεῖρας mit den Scholien dazu: ῥεθέων νῦν τῶν προσώπων. L g b, ῥέθος δὲ ἅπαν μέλος, ἐνταῦθα δὲ τὸ πρόσωπον. P. Bei den Tragikern und Theokrit kommt die Singularform ῥέθος in der Bedeutung von „Gesicht“ (vgl. Soph., Ant. 529; Eur., Herakl. 1205; Theokr., id. 29, 16) vor. Interessant ist der Deutungsversuch bei Eustath., Il. 3, 942: Ἰστέον δὲ ὅτι ῥέθεα οἱ μὲν ἄλλοι τὰ μέλη φασί, Αἰολεῖς δὲ μόνοι κατὰ τοὺς παλαιοὺς τὸ πρόσωπον ῥέθος καλοῦσιν, ἐπεὶ δι᾽ αὐτοῦ ῥέα, ἤγουν εὐκόλως, ἦθος διαφαίνεται; vgl. Tzetz., Schol. zu Lykophr., Alex. 862: ῥέθος κυρίως τὸ πρόσωπον παρὰ τὸ ῥᾶον τὰ ἔθη δι᾽ αὐτοῦ φαίνεσθαι, νῦν δὲ καταχρηστικῶς πάντα τὰ μέλη εἶπε ῥέθη (794). T. Dazu und zum Versuch einer etymologischen Erklärung siehe Beekes/van Beek, EDG s.v. Siehe auch ausführlich Ritter, De adj. ap. Nic., 70f.; Breitenstein 39f. mit Anmerkungen und die Ausführungen von Vaughn z. St., der aber für die Bedeutung „Wangen“ ist. Man vergleiche hier die ähnlich lautenden Ausdrücke ἔρευθος und ἐπὶ ῥεθέεσσι, eine Art von Klangnachahmung (Parechesis). Metrisch wird hier das initiale Digamma berücksichtigt wie bei Nikandr., Ther. 165: ἀπὸ ῥέθεος; Alex. 456: διὰ ῥέθος und Heges., Fr. 466, 3: τὰ δὲ ῥέθει. Man vergleiche auch den Ausdruck ἐπὶ ῥηγμῖ (-νι, -νος, -να, -σι): Il. 1, 437; 8, 501; 20, 229; neunmal in der Odyssee – vgl. 4, 430 usw.; hom. Hymn. Apoll. 490, 505, 508; Apoll. Rh., Arg. 1, 1004; 4, 251; Opp., Hal. 1, 563; 4, 313; Orph. Arg. 1198; Il. 21, 445: μισθῷ ἔπι ῥητῷ; Od. 18, 414; 20, 322: ἐπὶ ῥηθέντι;

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hom. Hymn. Apoll. 382: ἐπὶ ῥίον; Apoll. Rh., Arg. 4, 1497: ἐπὶ ῥήνεσσιν; Kallim., Aet. 26, 5: ἐπ[ὶ ῥάβδῳ; 85, 6: ἐπὶ ῥήτρῃσι; Nikandr., Alex. 184: ἐπὶ ῥαγέεσσι; [Opp.], Kyn. 3, 27: ἐπὶ ῥῖνα. Oft wird das anfängliche ῥ vor einem kurzen Vokal als doppelkonsonantisch im Metrum gewertet. ◆ Zu 2b–3a vgl. Theokr., id. 20, 21: καὶ γὰρ ἐμοὶ τὸ πάροιθεν ἐπάνθεεν ἁδύ τι κάλλος. ◆ σῴζετ’: Außer Od. 5, 490, σῴζων, finden sich nur noch bei Homer und Apollonios Formen von σάω. 3b τί μοι τόσον ἠνίησαι; Warum bist du mir so betrübt? ◆ ἠνίησαι: 2. Pers. Med.Pass. Perf. von ἀνιάω in der Bedeutung von: „bekümmert / betrübt sein“. ◆ μοι bezeichnet die vertrauliche Teilnahme der Redenden am Leid der Angeredeten und so bezieht sich Megara zugleich auch auf sich selbst wie etwa in Il. 14, 501f.: εἰπέμεναί μοι Τρῶες ἀγαυοῦ Ἰλιονῆος / πατρὶ φίλῳ καὶ μητρὶ γοήμεναι ἐν μεγάροισιν; 23, 94: τίπτέ μοι ἠθείη κεφαλὴ δεῦρ᾽ εἰλήλουθας … ; Soph., OT 2f.: τίνας ποθ᾽ ἕδρας τάσδε μοι θοάζετε / ἱκτηρίοις κλάδοισιν ἐξεστεμμένοι; Apoll. Rh., Arg. 3, 386: Αἰήτη, σχέο μοι· τῷδε στόλῳ … . Dieser Gebrauch des Dativs wurzelt in der Volkssprache und findet sich auch im Lateinischen (vgl. etwa Hor., Epist. 1, 3, 15: Quid mihi Celsus agit) und in anderen Sprachen. 4‒5 ἦ ῥ’ ὅτι ἄλγεα πάσχει ἀπείριτα φαίδιμος υἱός / ἀνδρὸς ὑπ’ οὐτιδανοῖο, λέων ὡσεί θ’ ὑπὸ νεβροῦ; ◆ ἦ ῥ’ ὅτι ἄλγεα πάσχει ἀπείριτα: Zu Recht zieht Vaughn die Lesart von STrWV ὅτι der ὅ τοι von D vor. Nicht nur die m.E. unbelegte lange Sperrung zwischen Artikel und Substantiv, sondern auch der Sinn des Satzes spricht für die erste Lesart. In Form einer Frage erwägt Megara eine Antwort auf ihre vorherige Frage: „Warum bist du mir so betrübt? / Weil vielleicht dein herrlicher Sohn wohl unendliche Leiden von einem nichtigen Mann erfährt, wie ein Löwe von einem Hirschkalb?“ Zum Ausdruck vgl. Kallim., Fr. 510 Pf. (= 384 Asper): ἦ ῥ᾽ ὅτι τὼς ὁ γέγειος ἔχει λόγος. Damit bringt Megara nicht nur Alkmenes Grund für deren Leid ins Spiel, sondern führt auch ihr eigenes Leid an. Der Ausdruck ἄλγεα πάσχειν ist homerisch (15mal), bis auf Od. 9, 121 immer am Versende; vgl. auch Hes., Erga 211. Nur hier findet sich dieser Ausdruck an dieser Versstelle, vor der Zäsur des dritten Trochäus. Die übliche Verwendung des Adjektivs ἀπείριτος liegt in der hexametrischen Dichtung direkt nach dem dritten Trochäus wie hier; Ausnahme: PH 10, 145; Maneth., Apot. 2, 29 (vor dem letzten Versfuß). ἄλγεα … ἀπείριτα begegnet uns nur hier, eine Variation aus Apoll. Rh., Arg. 4, 447: ἄλγεά τ᾽ ἄλλ᾽ ἐπὶ τοῖσιν ἀπείρονα τετρήχασι. Man vergleiche auch Il. 1, 2: μυρί᾽ Ἀχαιοῖς ἄλγε᾽ ἔθηκε; Apoll. Rh., Arg. 1. 259: Ἀλκιμέδῃ μετόπισθε καὶ ἄλγεα μυρία θείη und Soph., Aias 927: ἀπειρεσίων πόνων über die Leiden von Aias. ◆ φαίδιμος υἱός ist ein formelhafter Ausdruck bei Homer insgesamt 16mal vorwiegend am Versende (Ausnahme Od. 16, 395; 18, 413; vgl. PH 7, 472; 8, 335: vor der Zäsur des dritten Trochäus); vgl. auch hom. Hymn. Herm. 328; Hes., Th. 940, 986; Fr. 343, 1 (am Versende). In den homerischen Epen und immer am Versende werden mit φαίδιμος troianische und griechische Helden gepriesen: Hektor (vorwiegend in der Ilias: 4, 505; 6, 466, 472 u.a.); Aias (Il. 5, 617; 7, 187;

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11, 496 u.a.), Achilleus (vgl. Il. 9, 434; 21, 160, 583; 22, 16), Odysseus (vgl. Od. 10, 251). Häufig ist auch die Junktur φαίδιμα γυῖα (Il. 6, 27; 13, 435; 16, 805 u.a.); vgl. auch φαίδιμα τέκνα: Hes., Th. 453, Fr. 33a, 8. ◆ ἀνδρὸς ὑπ’ οὐτιδανοῖο: vgl. Il. 11, 390: κωφὸν γὰρ βέλος ἀνδρὸς ἀνάλκιδος οὐτιδανοῖο (auf Paris bezogen); Od. 8, 209: ἄφρων δὴ κεῖνός γε καὶ οὐτιδανὸς πέλει ἀνήρ; PH 1, 746f.: αἶψα δ᾽ ἄναλκις ἀπὸ μελέων φύγε θυμὸς / ἀνέρος οὐτιδανοῖο; 823: νόσφι δὲ Θερσίταο λυγρὸν δέμας οὐτιδανοῖο (für Thersites). ◆ λέων ὡσεί θ’ ὑπὸ νεβροῦ: In den homerischen Tier-Gleichnissen, in denen Hirsche sich mit mächtigen Tieren wie z.B. Löwen und Wölfen messen, sind sie immer das Opfer. Somit wird der schwächere Gegner mit Hirschen, der stärkere mit den Löwen, Wölfen u.a. verglichen: vgl. Il. 3, 21–29; 11, 112–121; 13, 101–106; 16, 156–166; 22, 189–193; Od. 4, 335–340 (= 17, 126–131). Der Hirsch dient als Sinnbild der Furchtsamkeit, der Verzagtheit und der Schwäche (vgl. dazu auch Theogn. 949f.: νεβρὸν ὑπὲξ ἐλάφοιο λέων ὣς ἀλκὶ πεποιθώς / ποσσὶ καταμάρψας αἵματος οὐκ ἔπιον), aber auch der Schnelligkeit und körperlichen Biegsamkeit (vgl. z.B. Sappho, 58, 15f. V.: γόνα δ’ [ο]ὐ φέροισι, / τὰ δή ποτα λαίψηρ’ ἔον ὄρχησθ’ ἴσα νεβρίοισι). Man vergleiche ein Fragment des Lyrikers Kydias (714 PMG), das Platon, Charm. 155d zitiert: μὴ κατέναντα λέοντος / νεβρὸς ἐλθὼν μοῖραν αἱρεῖσθαι κρεῶν. Dort wird der machtlose Liebhaber als Hirschkalb, der Junge, der ihn mit seiner Schönheit aussticht, als Löwe dargestellt. Athenaios, 5, 12 erklärt diese Platonische Stelle folgendermaßen: τὰ δ᾽ ἐν τῷ Χαρμίδῃ ἐναντιώματα ἐξ αὐτοῦ τοῦ διαλόγου ὁ βουλόμενος εἴσεται. ποιεῖ γὰρ αὐτὸν ἀσυμφώνως ποτὲ μὲν σκοτοδινιῶντα καὶ μεθυσκόμενον τῷ τοῦ παιδὸς ἔρωτι καὶ γινόμενον ἔξεδρον καὶ καθάπερ νεβρὸν ὑποπεπτωκότα λέοντος ἀλκῇ (155d), ἅμα δὲ καταφρονεῖν φησι τῆς ὥρας αὐτοῦ. Bei Platon, Leg. 707a finden wir etwas Sinnverwandtes: καὶ λέοντες ἂν ἐλάφους ἐθισθεῖεν φεύγειν τοιούτοις ἔθεσι χρώμενοι. Damit warnt der Autor davor, die Hopliten in der Nähe von Schiffen kämpfen zu lassen. Der Vergleich in v. 5 weist daher auf ein Paradoxon hin: Der starke Herakles muss von einer nichtigen und feigen Person, Eurystheus, Leiden erfahren. Dieser Satz kommt einem Sprichwort nahe, um etwas Unmögliches/ein Adynaton bzw. Unnatürliches auszudrücken und wurde uns als solches überliefert: Diogenianos, Paroem. 3, 42: Ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα ἐπὶ τῶν ἀδυνάτων εἴληπται. und Arsenius, Apophthegmata 12, 83a: Ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα πυνθάνεται ἐπὶ τῶν ἐναντίως γινομένων. Es handelt sich dabei um eine Umkehrung der natürlichen Ordnung. Man vergleiche auch Lukian, D. Mort. 18, 1: τοῦτο ἐκεῖνο τὸ τῆς παροιμίας· ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα“ mit Bezug auf die Geschichte zwischen dem jungen Knemon und dem alten, reichen und kinderlosen Hermolaos. Knemon (der Löwe: der stärkere aufgrund seines jungen Alters) und Hermolaos (der Hirsch: der schwächere wegen seines fortgeschrittenen Alters) schlossen einen gegenseitigen Erbvertrag ab. Knemon hoffte darauf, dass er, wenn der alte Hermolaos stirbt, dessen Erbe wird. Knemon starb aber als Erster und Hermolaos wurde noch wohlhabender durch die Erbschaft. Die Scholien zu diesem Sprichwort bei Lukian erklären: „⌊B⌋CφMΩ. Addit C: ὁμοία δὲ τούτων ἐστὶ καὶ αὕτη ,ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα‘. ~ – ] παροιμία λεγομένη ἐπὶ τῶν γινομένων ἐναντίως πραγμάτων. ~ R und ] παροιμία. ~ ΓMΩ. Addunt MΩ: ἐπὶ τῶν μὴ προσηκόντων. ~ – ] καὶ

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αὕτη ἡ παροιμία ὁμοία ταῖς ἀνωτέρω. ~ φ – ] καὶ αὕτη ὁμοία ταῖ⌊ς ἀνωτέρω⌋ δυσὶ παροιμίαις·⌊ ἀναστρο⌋φὴν φυσικῶν εἰς ⌊ ⌋ παρὰ τὸ προσῆκο⌊ν πρα⌋γμάτων. ~ ⌊B⌋“. Dazu siehe auch Vaughn z. St. An unserer Stelle hier handelt es sich um einen sehr gelungenen Verweis auf dieses Sprichwort, besser gelungen als in der Geschichte bei Lukian, der in derselben Schrift noch zwei andere sprichwörtliche Redewendungen überliefert, die ebenfalls ein Adynaton ausdrücken und thematisch eng mit dem oben genannten Fall verbunden sind. Dies zeigt, dass derart sprichwörtliche Ausdrücke in der Antike sehr beliebt waren: Luk., D. Mort. 16, 2: ἔμψυχόν τινα τάφον ὑπὸ τῶν νέων καταγελώμενον, ἀποθνήσκειν δὲ καλλίστους καὶ ἐρρωμενεστάτους νεανίσκους· ἄνω γὰρ ποταμῶν τοῦτό γε· ἢ τὸ τε λευταῖον εἰδέναι γε ἐχρῆν, πότε καὶ τεθνήξεται τῶν γερόντων ἕκαστος, ἵνα μὴ μάτην ἂν ἐνίους ἐθεράπευον. νῦν δὲ τὸ τῆς παροιμίας, ἡ ἅμαξα τὸν βοῦν πολλάκις ἐκφέρει. Die erste Redewendung kommt schon bei Aischylos, TrGF 355 (vgl. Hesych s.v. ἄνω ποταμῶν), Eur., Medea 410: ἄνω ποταμῶν ἱερῶν χωροῦσι παγαί und bei Demosthenes Or. 19, 287: καὶ τί ταῦτα; ἀλλὰ τὸν ἀδελφὸν ὁρῶν Ἀφόβητον. ἀλλὰ δῆτ᾽ ἄνω ποταμῶν ἐκείνῃ τῇ ἡμέρᾳ πάντες οἱ περὶ πορνείας ἐρρύησαν λόγοι (vgl. auch Photios, Bibl. zu ἄνω ποταμῶν ῥέουσι πηγαί) vor. Die Scholien zu der Euripideischen Stelle überliefern: ἄνω ποταμῶν: θέλει εἰπεῖν ὅτι ἀντέστραπται ἡ φύσις· οὐκέτι γὰρ δόλιαί εἰσιν αἱ γυναῖκες, ἀλλ᾽ οἱ ἄνδρες. παροιμία ἐπὶ τῶν εἰς τὸ ἐναντίον καὶ παρὰ τὸ προσῆκον μεταβαλλομένων πραγμάτων, οἷον· ἀντέστραπται τὰ πράγματα, ὥστε δολίους μὲν καὶ ἐπιψόγους φαίνεσθαι τοὺς ἄνδρας, τὰς δὲ γυναῖκας εὐγνώμονας καὶ δικαίας. λέγει δὲ ταῦτα διὰ τὸν Ἰάσονα. ἀντεστράφη, φησὶν, ἡ τάξις, καὶ ἄνδρες μὲν δόλιοι καὶ ἄπιστοι γεγόνασι, γυναῖκες δὲ αἱ πρῴην διαβαλλόμεναι ἔνδοξοι καὶ πισταί – AB. Hesychios zu ἄνω ποταμῶν χωροῦσι πηγαί erklärt: παροιμία ἐπὶ τῶν ὑπεναντίως γινομένων ἢ λεγομένων, οἷον ὁ πόρνος τὸν σώφρονα εἰ λέγοιτο πόρνον. ἐπειδὴ οἱ ποταμοὶ ἄνωθεν κάτω ῥέουσι. τουτέστιν ἐπὶ τῶν τὰ ἑαυτοῖς προσόντα ἐλαττώματα ἑτέροις προσανατιθεμένων. Zu dem anderen sprichwörtlichen Ausdruck bei Lukian, D. Mort. 16, 2: νῦν δὲ τὸ τῆς παροιμίας, ἡ ἅμαξα τὸν βοῦν πολλάκις ἐκφέρει vergleiche man die Scholien dazu, die alle drei von Lukian angeführten Sprichwörter in Zusammenhang bringen: νῦν – ἡ ἅμαξα τὸν βοῦν] [παρο]ιμία τῇ ἀνωτέρω ὁμοία [τῇ ,ἄ]νω ποταμῶν‘. λέγονται [δὲ ἄμφ]ω ἐπὶ τῶν παρὰ τὴν φύσιν ἀ[νεστρ]αμμένων τὴν τάξιν· [οὔτε] γὰρ τοῖς ποταμοῖς ἄνω καὶ [κατὰ τῶν] πηγῶν φέρεσθαι φύσις [τὸ ῥε]ῖθρον οὔτε τοὺς βόας ἡ [ἅμα]ξα ἕλκει ἀλλ᾽ ἔμπαλιν. ⌊B⌋CφMΩ. Addit C: ὁμοία δὲ τούτων ἐστὶ καὶ αὕτη ,ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα‘. Vgl. auch Diogenianos, Paroem. 3, 30; Photios, Lex. zu ἅμαξα τὸν βοῦν ἐλαύνει; Gregorios, Paroem. 1, 74 und Apostolios, Coll. Paroem. 2, 55. Das Stilmittel des Adynaton, dessen besonderes Charakteristikum die Hyperbole ist, begegnet uns auch bei Theokrit, id. 1, 132–136: νῦν ἴα μὲν φορέοιτε βάτοι, φορέοιτε δ᾽ ἄκανθαι, / ἁ δὲ καλὰ νάρκισσος ἐπ᾽ ἀρκεύθοισι κομάσαι, / πάντα δ᾽ ἄναλλα γένοιτο, καὶ ἁ πίτυς ὄχνας ἐνείκαι, / Δάφνις ἐπεὶ θνάσκει, καὶ τὰς κύνας ὥλαφος ἕλκοι, / κἠξ ὀρέων τοὶ σκῶπες ἀηδόσι γαρύσαιντο. Um seinem bevorstehenden Tod eine besondere Bedeutung zu geben, bedient sich Daphnis der Hyperbole durch das Adynaton, die das Gefühl einer scheinbaren Ernsthaftigkeit und der Komik erzeugt. Vgl. dazu [Demetrios], De eloc. 125–126: πᾶσα μὲν οὖν ὑπερβολὴ ἀδύνατός ἐστιν […] Διὰ τοῦτο δὲ μάλιστα

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καὶ οἱ κωμῳδοποιοὶ χρῶνται αὐτῇ, ὅτι ἐκ τοῦ ἀδυνάτου ἐφέλκονται τὸ γελοῖον, … Man vgl. auch Verg., Ecl. 8, 52‒55: nunc et ouis ultro fugiat lupus, aurea durae / mala ferant quercus, narcisso floreat alnus, / pinguia corticibus sudent electra myricae, / certent et cycnis ululae, sit Tityrus Orpheus; App. Verg. Dirae 4‒5: ante lupos rapient haedi, uituli ante leones, / delphini fugient pisces, aquilae ante columbas. Zu der sprichwörtlichen Redewendung „ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα“ siehe ausführlich M. Hillgruber, „ὁ νεβρὸς τὸν λέοντα“, MH 62 (2005), 53‒55. Unserem Dichter ist wahrscheinlich dieses Sprichwort bekannt, wobei die Komik, die dieses Sprichwort erzeugt, hier die Tragik und das Pathos der Sprecherin und ihrer Schwiegermutter erhöht. Ausdrucksmäßig kann man aus der lateinischen Dichtung Ovid, Met. 1, 504f.: nympha, precor, Penei, mane! non insequor hostis; / nympha, mane! sic agna lupum, sic cerva leonem anführen. Apollon verfolgt Daphne nicht als hostis und bittet sie nicht vor ihm zu fliehen, wie das Lamm vor dem Wolf, das Hirschkalb vor dem Löwen flieht, denn Liebe ist der Grund, warum er sie verfolgt; vgl. auch Stat., Achill. 1, 466: captos contempsit cerva leones. Diese Belege bilden aber keine parallelen Texte im engeren Sinne zu unserer Stelle hier. In dem Theokritischen Gleichnis id. 13, 61–65 wird Herakles mit einem Löwen in den Bergen verglichen, der, wenn er ein Hirschkalb in der Ferne röhren hört, sogleich sein Lager hastig verlässt, um die gebotene Beute zu verschlingen. Ebenso streifte Herakles grimmig durch unbetretene Dornen, sehnsuchtsvoll nach dem Jungen suchend (seinem vermissten Geliebten Hylas) und wanderte so weit in die Ferne. Hier wird auch Herakles als leidender Heros dargestellt, der viel erdulden muss. Gleichzeitig haben wir es hier aber auch mit einem liebenden Herakles zu tun, der unter dem Verlust seines vermissten, geliebten Hylas, leidet und auf der Suche nach ihm ist. Charakteristisch ist der Kommentar des Erzählers in den folgenden Versen: σχέτλιοι οἱ φιλέοντες, ἀλώμενος ὅσσ’ ἐμόγησεν / οὔρεα καὶ δρυμούς, τὰ δ’ Ἰάσονος ὕστερα πάντ’ ἦς. Dazu siehe auch vv. 43–45a. 5‒6a ὤμοι ἐγώ, τί νυ δή με θεοὶ τόσον ἠτίμησαν / ἀθάνατοι; ◆ ὤμοι ἐγὼ findet sich schon bei Homer am Versanfang als Frageeinleitung: vgl. Il. 11, 404; 18, 6f.; Od. 5, 229 = 465; 6, 119; 13, 200; vgl. auch Soph., OC 216; Apoll. Rh., Arg. 3, 674; PH 5, 465. ◆ τί νυ: vgl. Il. 1, 41: ὤ μοι τέκνον ἐμόν, τί νύ σ᾽ ἔτρεφον αἰνὰ τεκοῦσα; mit dem Scholion dazu: Τί νυ. Διατί δή σε ἀνέτρεφον; Il. 4, 31; 16, 859; 22, 431. Wie Vaughn ausführt, scheint die Lesart von WV and Tr τί νύ μ' ὧδε vom darauffolgenden Vers übernommen zu werden. ◆ νύ δη erscheint nur hier; vgl. aber den Ausdruck: καί νύ κε δή als Apodosis zu einem „Wenn nicht“-Satz in der epischen Dichtung: Il. 7, 273; 17, 530; 23, 490; 24, 713; Apoll. Rh., Arg. 2, 284 und δή νυ: Il. 19, 95; Od. 1, 32; Apoll. Rh., Arg. 2, 458; 3, 500; [Opp.], Kyn. 2, 589; PH 5, 465 (Frage); 10, 284. ◆ θεοὶ … / ἀθάνατοι mit Sperrung und Enjambement an der gleichen Versstelle wie Il. 4, 127f. und Hes., Erga 289f. Ich möchte die Lesart ἠτίμησαν der dorischen Form ἠτίμασαν vorziehen. Zum Ausdruck vgl. Od. 13, 141: οὔ τί σ᾽ ἀτιμάζουσι θεοί.

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7 τί νύ μ’ ὧδε κακῇ γονέες τέκον αἴσῃ; Zu dieser Frage vgl. Od. 6, 25: Ναυσικάα, τί νύ σ᾽ ὧδε μεθήμονα γείνατο μήτηρ; ◆ κακῇ … αἴσῃ: Mit diesem Dativ wird der Umstand ausgedrückt, unter dem etwas geschieht, unter schlimmem Geschick (vgl. Kühner II, 386) wie Il. 1, 418 (Thetis zu Achilleus): τώ σε κακῇ αἴσῃ τέκον ἐν μεγάροισι; 5, 209: τώ ῥα κακῇ αἴσῃ ἀπὸ πασσάλου ἀγκύλα τόξα; Od. 19, 259: τῶ ῥα κακῇ αἴσῃ κοίλης ἐπὶ νηὸς Ὀδυσσεὺς und Apoll. Rh., Arg. 2, 66 an der gleichen Versstelle wie hier: νήπιοι ὕστατα κεῖνα κακῇ δήσαντες ἐπ᾽ αἴσῃ; man vergleiche auch Apoll. Rh., Arg. 1, 443: αὐτὰρ ἐμοὶ θανέειν στυγερῇ ὑπὸ δαίμονος αἴσῃ; PH 5, 594; 6, 184; 10, 396. Zum Ausdruck κακῇ αἴσῃ vgl. PH 2, 236; 3, 331 an der gleichen Versstelle. Die Anhäufung der Fragen, die Megara Alkmene in den vv. 1‒7 stellt, erinnert an eine Stelle aus Apollonios Rhodiosʼ Argonautika 3, 674‒680, die vermutlich als Vorbild zu unserer Stelle hier gedient haben dürfte. Chalkiope findet Medea, ihre Schwester, in einem verwirrten Zustand auf ihrem Bett liegend vor und stellt ihr Fragen, die die Situation ihrer Schwester klären könnten: Ὤ μοι ἐγώ, Μήδεια, τί δὴ τάδε δάκρυα λείβεις; / τίπτ᾽ ἔπαθες; τί τοι αἰνὸν ὑπὸ φρένας ἵκετο πένθος; / ἤ νύ σε θευμορίη περιδέδρομεν ἅψεα νοῦσος, / ἦέ τιν᾽ οὐλομένην ἐδάης ἐκ πατρὸς ἐνιπήν / ἀμφί τ᾽ ἐμοὶ καὶ παισίν; ὄφελλέ με μήτε τοκήων / δῶμα τόδ᾽ εἰσοράαν μηδὲ πτόλιν, ἀλλ᾽ ἐπὶ γαίης / πείρασι ναιετάειν, ἵνα μηδέ περ οὔνομα Κόλχων. Während Chalkiope den Grund des fassungslosen Zustandes ihrer Schwester nicht kennt – sie erwägt eine plötzliche Krankheit ihrer Schwester mit unerträglichen Schmerzen, fürchtet auch, dass Medea etwas Unheilvolles über ihre eingenen Kinder erfahren hat –, ahnt Megara, warum sich ihre Schwiegermutter in einem solch elenden Zustand befindet, d.h. wegen der Tötung von Megaras Söhnen durch deren eigenen Vater, Herakles, so dass ihre Fragen rhetorisch wirken. In beiden Fällen aber treffen sich die Frauen, um sich gegenseitig zu helfen. Fränkel, Noten …, 365f. zu Apoll. Rh., Arg. 3, 676ff. spricht von „windschiefen Beziehungen“ zwischen Chalkiope und Medea. Letztere nutzt die Angst ihrer Schwester bezüglich des Schicksals ihrer Söhne aus, um ihren Plan, Jason helfend beizustehen, durchzusetzen. Wie Fränkel, Noten …, richtig bemerkt, sind, auch wenn sich die beiden Schwestern weinend und jammernd schwesterlich umarmen (vv. 705‒709), unterschiedliche Gründe für das Leid und die Qualen der beiden Frauen verantwortlich. Wenn Medea in 3, 1155‒1158 nach ihrer Zusammenkunft mit Jason nach Hause zurückkehrt, interessiert sie sich kaum dafür, der nach der Rettung ihrer Kinder fragenden und besorgten Chalkiope eine Antwort zu geben: ἡ δὲ παλιντροπίῃσιν ἀμήχανος οὔτε τι μύθων / ἔκλυεν οὔτ᾽ αὐδῆσαι ἀνειρομένῃ λελίητο. Sie widmete sich ganz den Gedanken und Ängsten hinsichtlich ihrer Teilnahme am listigen Plan zur Rettung des fremden Jason. Die Rettung ihrer Neffen war ihr nicht wichtig. In Anbetracht dieser Stellen aus den Argonautika fragt sich der Leser schon zu Beginn des Gedichtes nach der Beziehung zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter. Kann oder will Alkmene die Ängste ihrer Schwiegertochter hören und ihr entsprechend Beistand leisten, oder interessiert sie sich nur für ihre eigene Situation? Es gibt noch zwei Berührungspunkte zwischen der Medea-Chalkiope-Szene bei Apollonios und Megara-Alkmene in unserem

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Gedicht, die den Einfluss des Apollonios auf unseren Dichter sehr wahrscheinlich machen. Nach der Rede der Megara fügt der Erzähler hinzu, dass sie heftige Tränen vergoß, als sie ihrer Kinder und dann ihrer Eltern gedachte. Ähnliches geschah auch bei Alkmene: Sie netzte ihre Wangen mit ihren Tränen und seufzte schwer aus tiefem Herzen. Dies findet eine Entsprechung bei Apollonios Rhodios Arg. 3, 705‒710 nach der Rede von Chalkiope: Tränen ergossen sich in Strömen, sie umfasste Medea mit ihren beiden Händen an ihren Knien und gemeinsam ließen sie ihren Kopf auf die Brust niedersinken. Beide klagten herzzerreißend und es erhoben sich leise Laute im ganzen Palast, als sie in ihrem Kummer jammerten. Zu Beginn ihrer Antwort tadelt Alkmene ihre Schwiegertochter und sagt in den vv. 62–64: δαιμονίη παίδων, τί νύ τοι φρεσὶν ἔμπεσε τοῦτο / πευκαλίμῃς; πῶς ἄμμ᾽ ἐθέλεις ὀροθυνέμεν ἄμφω / κήδε᾽ ἄλαστα λέγουσα τά τ᾽ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται; dies weist auf die nachfolgende Antwort Medeas zu Beginn ihrer Rede hin (vv. 711‒717): Δαιμονίη, τί νύ τοι ῥέξω ἄκος; οἷ᾽ ἀγορεύεις, / ἀράς τε στυγερὰς καὶ Ἐρινύας· αἲ γὰρ ὄφελλεν / ἔμπεδον εἶναι ἐπ᾽ ἄμμι τεοὺς υἱῆας ἔρυσθαι. / ἴστω Κόλχων ὅρκος ὑπέρβιος, ὅντιν᾽ ὀμόσσαι / αὐτὴ ἐποτρύνεις, μέγας Οὐρανὸς ἠδ᾽ ὑπένερθεν / Γαῖα, θεῶν μήτηρ, ὅσσον σθένος ἐστὶν ἐμεῖο, / μή σ᾽ ἐπιδευήσεσθαι ἀνυστά περ ἀντιόωσαν. Die sprachliche Ähnlichkeit zwischen Megara vv. 62–63a und Apoll. Rh., Arg. 3, 711 ist auffallend. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Medeas Bereitschaft und Kraft ausreichen, Chalkiope und deren Kindern zu helfen, was sie durch einen starken Schwur der Kolcher versichert. Dies verweist uns auf den Eid, den Alkmene vor Megara leistet und durch den sie ihr versichert, dass sie sie wie eine leibliche Tochter liebt. Dazu siehe auch Breitenstein 95. 8‒12 Die vv. 8ff. weisen, wie schon Breitenstein, 41 und Vaughn ausführen, sowohl sprachlich wie auch stilistisch auf Thetis’ Klage in der Il. 18, 54ff. hin. Nach den aufeinander folgenden Fragen, die Megara Alkmene stellt, nennt sie sich δύσμορος, was sie durch einen Relativsatz mit kausalem Kolorit begründen will. Die eigentliche Begründung folgt aber erst im v. 9. Sie ist sehr unglücklich, denn sie habe zum Gatten einen Menschen, der der Elendste der Lebenden sei. Nach δύσμορος folgt in v. 8, ähnlich wie in der Ilias nach Thetis’ Klage ὤ μοι ἐγὼ δειλή, ὤ μοι δυσαριστοτόκεια (Il. 18, 54) ein mit ἥτε eingeleiteter Relativsatz (vgl. Il. 18, 55), der gleich von einem mit ἐπεί eingeleiteten Temporalsatz unterbrochen wird (vgl. Il. 18, 55–56a). Durch die selbstständige Ausführung des Satzes ὃ δ᾽ ἀνέδραμεν ἔρνεϊ ἶσος (Il. 18, 56b) wird in der Ilias-Stelle die regelgerechte Entwicklung des Nachsatzes gestört, sodass das Prädikat des Relativsatzes fehlt und es nach v. 57 mit τὸν μὲν ἐγὼ … ἐπιπροέηκα … τὸν δ᾽ οὐχ ὑποδέξομαι … zwei selbstständige Hauptsätze gibt, die inhaltlich den Relativsatz, bestehend aus zwei Teilen, komplementiert hätten (Anakoluth). In unserem Gedicht bemerken wir, dass der mit ἥτ’ eingeleitete Relativsatz auch aus zwei Teilen besteht: ἥτ’ … τὸν μὲν ἐγὼ τίεσκον … ἠδ᾽ ἔτι νῦν σέβομαί τε καὶ αἰδέομαι … und τοῦ δ’ οὔτις γένετ’ … οὐδὲ … ἐγεύσατο … Im zweiten Teil stellen wir aber ein Anakoluth fest, denn das Subjekt ist nicht mehr die sprechende Person, sondern Herakles. An

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beiden Stellen liegt der Grund des Unglücks jeweils im zweiten Teil: Thetis ist sehr unglücklich, weil sie einen Sohn gebar und aufzog, den sie durch den Krieg nie mehr lebend wiedersehen wird. Megara ist sehr unglücklich, da ihr Mann, den sie seit ihrer Heirat immer geehrt und hochgeachtet hatte, der Elendste unter den Lebenden zu nennen sei und kein anderer so viel Leid in seiner Seele gefühlt habe. Die Anakoluthe an beiden Stellen erklären sich wohl aufgrund der psychischen Verfassung beider leidenden Frauen. Hier wirkt auch eine andere iliadische Stelle, 1, 413–418, nach, in der Thetis das kurze Lebenslos und das Unglück ihres Sohnes Achilleus, nachdem er von Agamemnon beleidigt wurde, beklagt: τὸν δ᾽ ἠμείβετ᾽ ἔπειτα Θέτις κατὰ δάκρυ χέουσα· / ὤ μοι τέκνον ἐμόν, τί νύ σ᾽ ἔτρεφον αἰνὰ τεκοῦσα; / αἴθ᾽ ὄφελες παρὰ νηυσὶν ἀδάκρυτος καὶ ἀπήμων / ἧσθαι, ἐπεί νύ τοι αἶσα μίνυνθά περ οὔ τι μάλα δήν· / νῦν δ᾽ ἅμα τ᾽ ὠκύμορος καὶ ὀϊζυρὸς περὶ πάντων / ἔπλεο· τώ σε κακῇ αἴσῃ τέκον ἐν μεγάροισι. Ähnlich wie Achilleus muss sich Herakles einem Mann unterwerfen, der ihm an Kraft und Mut weit unterlegen ist. Achilleus wirft Agamemnon in Il. 1, 225–232 Feigheit und Mutlosigkeit vor (vgl. besonders vv. 225–228: οἰνοβαρές, κυνὸς ὄμματ᾽ ἔχων, κραδίην δ᾽ ἐλάφοιο, / οὔτέ ποτ᾽ ἐς πόλεμον ἅμα λαῷ θωρηχθῆναι / οὔτε λόχον δ᾽ ἰέναι σὺν ἀριστήεσσιν Ἀχαιῶν / τέτληκας θυμῷ· τὸ δέ τοι κὴρ εἴδεται εἶναι.). Megara bezeichnet Eurystheus als Schwächling, unter dem Herakles unendliche Leiden erfährt, λέων ὡσεί θ’ ὑπὸ νεβροῦ (vv. 4‒5). In Anbetracht dieser Stellen interpretiert Megara den Grund für die Betrübnis ihrer Schwiegermutter richtig. Alkmene grämt sich vor allem über die Leiden ihres Sohnes, was sie in ihrer Rede gesteht (vv. 83‒90): Beide Frauen beklagen das Unglück ihrer Söhne: Thetis hat Achilleus zum Unheil geboren (Il. 1, 414, 418), er zeigt sich vor allen als elend, ὀϊζυρός (Il. 1, 417), was an die Verse 11: τοῦ δ’ οὔτις γένετ’ ἄλλος ἀποτμότερος ζωόντων, 54: πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα und 83f.: ὑπὲρ τέκνου … / … δυσπαθέοντος erinnert. Thetis weiß, dass ihr Sohn kein langes Leben zu erwarten hat (Il. 1, 418); Alkmene weiß nicht, ob sie ihren Sohn wiedersieht (vv. 89‒90). Megara und Alkmene charakterisieren sich als δύσμορος (v. 8) bzw. δυσάμμορος (v. 89), Thetis als δειλή und δυσαριστοτόκεια (Il. 18, 54). Thetis’ Klage über den elenden Zustand ihres Sohnes im ersten und achtzehnten Buch der Ilias gilt als Vorbild für die Klagen Megaras und Alkmenes in unserem Gedicht. 8 δύσμορος, ἥτ’ ἐπεὶ ἀνδρὸς ἀμύμονος ἐς λέχος ἦλθον: Mit diesem sowie dem folgenden Vers kontrastiert Megara ihre glückliche Vergangenheit mit ihrer unglücklichen Gegenwart. ◆ δύσμορος findet sich bei Homer immer am Versanfang (siehe LfgrE s.v.); vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 3, 783. Hier folgt dem Adjektiv ein Relativsatz mit kausalem Kolorit wie in Il. 22, 60; Od. 1, 49; 16, 139; 24, 290. ◆ ἀμύμονος: Zu ἀμύμων siehe Vaughn and LfgrE. Dieses Epitheton charakterisiert Herakles in A.G. App. 2, 119, 3: Τήλεφος Ἡρακλῆος ἀμύμονος υἱὸς ἀμύμων (vgl. Suda s.v. Χάραξ); bei Ps.-Hes., Aspis 112 wird so der Vater von Herakles gepriesen. Zum Ausdruck ἀνδρὸς ἀμύμονος vgl. Od. 21, 325. Eurymachos charakterisiert Penelope als ἀμύμονος ἀνδρὸς ἄκοιτιν und wahrscheinlich erinnert sich unser Dichter an diese Stelle, um indirekt Megara mit Penelope, die ihrem Mann

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immer liebevoll und treu zur Seite stand, zu vergleichen. In den vv. 9‒10 bekundet Megara, dass sie ihren Mann seit ihrer Verbindung mit ihm überschwänglich liebte und ihn trotz seiner ungerechterweise erfahrenen Leiden und vor allem trotz der Untat des Kindermordes noch immer ehrt. Zu diesem Ausdruck vgl. weiter PH 11, 445; 14, 192. ◆ ἐς λέχος ἦλθον: Dieser Ausdruck kommt bei Homer nicht vor; er erscheint aber bei Hes., Th. 912: αὐτὰρ ὁ Δήμητρος πολυφόρβης ἐς λέχος ἦλθεν; vgl. Maneth., Apot. 6, 118, 169 auch am Versende und A.G. 7, 465, 5f. (Herakleitos): Εὔφρονος ἦλθον / εἰς λέχος. Vgl. auch TrGF Critias Fr. 1, 8f. (= Eur., Fr. 591, 3f. N.2): ἐμῇ γὰρ ἦλθε μητρὶ κεδνὰ πρὸς λέχη / Ζεύς; Soph., Aias 491: ἐπεὶ τὸ σὸν λέχος ξυνῆλθον. In der Ilias 11, 115 begegnet uns der Ausdruck ἐλθὼν εἰς εὐνήν am Versanfang, während bei Hes., Th. 404: ἦλθεν ἐς εὐνήν am Versschluss vorkommt. Mit den Substantiven λέχος bzw. εὐνή – interessant ist die Bemerkung des Grammatikers Ptolemaios, De diff. voc. s.v. λέχος: λέχος καὶ εὐνὴ διαφέρει. λέχος μὲν γάρ ἐστιν ἡ κλίνη, εὐνὴ δὲ ἡ ἐπὶ ταύτης στρωμνή – finden sich sonst die Prädikate εἰσαναβαίνειν (vgl. Il. 8, 291; Hes., Th. 57, 508, 939; Fr. 23a, 7; 25, 35 u.a.), ἐπιβαίνειν (vgl. Il. 9, 133 u.a.); (εἰσ)έρχεσθαι bzw. ἰέναι (vgl. Od. 17, 129; Pind., P. 3, 99; Mosch., Eur. 39f.); ἱκνεῖσθαι (Od. 23, 354); ἥκειν (Sib. Or. 11, 283). 9 τὸν μὲν ἐγὼ τίεσκον ἴσον φαέεσσιν ἐμοῖσιν: τίεσκον findet sich an der gleichen Versstelle wie Od. 22, 414; 23, 65. Bei Homer ist das ι von ἶσος, ἴση, ἶσον immer lang. ἴσος mit kurzem ι findet sich zuerst bei Hes., Erga 752; vgl. Fr. 276, 2 M.W. nach der Zäsur des dritten Trochäus und immer bei Pindar und den Attikern. Die alexandrinischen Dichter gebrauchen das ι lang oder kurz je nach Versbedarf, kurz ist es nach dem dritten Trochäus wie hier und bei Nikandr., Ther. 680, 751; Rhian., Fr. 41, 1. Kurzes ι kommt auch im ersten Daktylos in den Gedichten Eros dr. 9; Epit. Bion. 60 vor: οὐ γὰρ ἴσον … Der Ausdruck τίειν ἶσον mit Dativ ist schon homerisch: vgl. Il. 5, 467; 13, 176; 15, 551; 18, 81f. Vorbild für diesen Vers ist der letztgenannte iliadische Vers 18, 81f.: τὸν ἐγὼ περὶ πάντων τῖον ἑταίρων / ἶσον ἐμῇ κεφαλῇ aus Achilleus’ Totenklage um Patroklos in Gegenwart seiner Mutter Thetis. ◆ ἴσον φαέεσσιν ἐμοῖσιν entspricht dem iliadischen ἶσον ἐμῇ κεφαλῇ und klingt ferner an Kallim., Ηymn. Dian. 210f.: καὶ δέ σέ φασι / καλὴν Ἀντίκλειαν ἴσον φαέεσσι φιλῆσαι an. Diese Intertexte verdeutlichen die große Liebe Megaras zu Herakles. Megara will dies bei Alkmene hervorheben. Vgl. auch Catull, c. 3, 3: quem plus illa oculis suis amabat; c. 14, 1f.: Ni te plus oculis meis amarem, / iucundissime Calve … Zum Ausdruck vgl. etwa auch Aisch., Pers. 150f.: ἀλλ᾽ ἥδε θεῶν ἴσον ὀφθαλμοῖς / φάος ὁρμᾶται μήτηρ βασιλέως. 10 ἠδ’ ἔτι νῦν σέβομαί τε καὶ αἰδέομαι κατὰ θυμόν: auch jetzt noch bete ich ihn an und habe ehrfurchtsvolle Scheu vor ihm im Herzen. ◆ σέβομαί τε καὶ αἰδέομαι: σέβομαι (bei Homer kommt das Verbum nur dreimal vor: Il. 4, 242 und 6, 167, 417: σεβάσσατο γὰρ τό γε θυμῷ), hier in der Bedeutung von „jemanden mit frommer Scheu verehren / anbeten“ – vorwiegend die Götter wie in Pind., P. 6,

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25‒26; Prom. 937; Aisch., Hik. 921 u.a. αἰδέομαι: ehrfurchtsvolle Scheu haben, bes. die Götter scheuen, vgl. Il. 24, 503; Od. 9, 269. Mit dem Ausdruck ἠδ’ ἔτι νῦν und mit ihrer Aussage, dass sie Herakles immer noch wie einen Gott verehre, weist Megara nicht nur auf den jetzigen schlimmen Zustand ihres Gatten hin, den sie in den vv. 4f. zum Ausdruck brachte, sondern auch auf eine schlechte Tat seinerseits, was sie aber nicht daran hinderte, ihn weiter zu verehren. Vorbild zu diesem Vers scheinen die homerischen Stellen Il. 24, 435: τὸν μὲν ἐγὼ δείδοικα καὶ αἰδέομαι περὶ κῆρι; Od. 17, 188: ἀλλὰ τὸν αἰδέομαι καὶ δείδια und Ps. Hes., Aspis 9: ἣ δὲ καὶ ὣς κατὰ θυμὸν ἑὸν τίεσκεν ἀκοίτην zu sein. Unser Dichter variiert δείδοικα bzw. δείδια durch σέβομαι, περὶ κῆρι in der Il. 24, 435 wird durch den ebenfalls am Versschluss homerischen Ausdruck κατὰ θυμόν ersetzt. Dadurch und in Bezug auf das Prädikat des vorherigen Verses (τίεσκον) weist der Dichter auf die oben genannte Stelle des Gedichtes Aspis hin, bei der es sich um die Mutter des Herakles, Alkmene, in unserem Gedicht Megaras Adressatin, handelt, die ihren Gatten Amphitryon hoch geehrt hatte. Mit diesem Verweis zeigt Megara Alkmene, dass sie ihren eigenen Gatten Herakles wie ihre Schwiegermutter Amphitryon hochachtete. Beide Frauen verbindet jetzt etwas Gemeinsames in Bezug auf ihre Männer. Wie der Erzähler der Aspis, 11f. darlegt, ehrte Alkmene Amphitryon so sehr, wie keine andere Frau, auch wenn Amphitryon ihren tapferen Vater Elektryon aus Ärger über einige Rinder getötet hatte (vgl. auch Ps.-Apollod., Bibl. 2, 4; Tzetz. zu Lykophr., Alex. 932). Megara achtet Herakles immer noch trotz des Unglücks, das er über seine Familie gebracht hat. Megaras Liebe und Treue zu ihrem Gatten wird von Herakles in der gleichnamigen Tragödie von Euripides erkannt: 1371‒1373: σέ τ᾽ οὐχ ὁμοίως, ὦ τάλαιν᾽, ἀπώλεσα / ὥσπερ σὺ τἀμὰ λέκτρ᾽ ἔσωιζες ἀσφαλῶς, / μακρὰς διαντλοῦσ᾽ ἐν δόμοις οἰκουρίας. 11 τοῦ δ’ οὔτις γένετ’ ἄλλος ἀποτμότερος ζωόντων: Vorbild zu diesem Vers ist Od. 1, 219: νῦν δ᾽ ὃς ἀποτμότατος γένετο θνητῶν ἀνθρώπων (Telemachos spricht über seinen Vater). Wie mit dem Ausdruck ἀνδρὸς ἀμύμονος in v. 8, der auf die Odyssee-Stelle 21, 325 hinweist, an der Odysseus als ἀμύμονος ἀνδρὸς gezeigt wird, haben wir auch hier mit diesem Vers einen Verweis auf die Gestalt des Odysseus. Es scheint, dass unser Dichter schon zu Beginn des Gedichts versucht, das Schicksal des abwesenden Herakles, der durch Hera ungerechterweise Leiden erdulden muss, mit dem Schicksal des πολύτλας Odysseus, der durch Poseidon weit entfernt von seiner Heimat viel Leid erfahren musste, zu vergleichen. ◆ ἀποτμότερος: Ap. Soph. 40, 18 erklärt ἀποτμότατος als κακοδαιμονέστατος (νῦν δ᾽ ὃς ἀποτμότατος) und Hesychios s.v. ἀπότμου führt in Bezug auf Il. 24, 388 (Priamos über das Schicksal Hektors) ἀπότμου· δυστυχεστάτου aus. Hier handelt sich um eine pointierte Variation, ein typisches Merkmal der hellenistischen Dichtung, des homerischen ἀποτμότατος. Wie Giangrande, „Rez. zu Breitenstein“ 164 mit Sekundärliteratur bemerkt, basiert die Variation auf der Austauschbarkeit von Superlativen mit Komparativen in der epischen Dichtung. ◆ Zu ζωόντων am Versschluss nach einem Superlativ vgl. Od. 10, 72: ἔρρ᾽ ἐκ νήσου θᾶσσον, ἐλέγχιστε ζωόντων; 15, 229: Νηλέα τε μεγάθυμον, ἀγαυότατον ζωόντων. Zu die-

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ser Aussage von Megara vgl. die Schlussbemerkung des Boten nach der Schilderung der Ermordung von Herakles’ Kindern und dessen Frau in Euripides’ Herakles 1014f.: ἐγὼ μὲν οὖν / οὐκ οἶδα θνητῶν ὅστις ἀθλιώτερος. Wir stellen hier den Einfluss von Euripides fest. 12 οὐδὲ τόσων σφετέρῃσιν ἐγεύσατο φροντίσι κηδέων: Das Verbum γεύομαι (kosten) mit dem Gekosteten im Genitiv findet sich schon bei Homer im eigentlichen (Od. 17, 413) und im metaphorischen Sinne (Obj. ist ein Waffenstück wie in Il. 21, 60f.; Od. 21, 98; vgl. auch Od. 20, 181; Il. 20, 258) belegt. Mit dem Genitiv eines Abstraktums kommt es erst bei Pindar vor: πόνων (Pind., N. 6, 24), ἀλκᾶς (Pind., P. 9, 35) u.a. Wie Vaughn z. St. festgestellt hat, weist dieser Vers auf zwei Tragödien-Stellen hin, in denen Herakles die zentrale Figur ist: Soph., Tr. 1101: ἄλλων τε μόχθων μυρίων ἐγευσάμην und Eur., Her. 1353, eine sicherlich Sophokleische Reminiszenz: ἀτὰρ πόνων δὴ μυρίων ἐγευσάμην. An beiden Stellen spricht Herakles und bezieht sich auf die mühevollen Arbeiten, die er auf Eurystheus’ Befehl unternommen hat. Megara bezieht sich ebenfalls auf diese Arbeiten, wobei sie nicht die mühsame Anstregung, sondern als Frau den Kummer, die Betrübnis und die Leiden ihres Mannes mit dem Höhepunkt der Tötung seiner Kinder hervorhebt. φροντίσι fasst Vaughn in der Bedeutung von „Sinnesart“, „Sinn“ wie bei Soph., Ph. 864, OT 170, 1390 und besonders Eur., Med. 48 auf und übersetzt „in his heart“. Auch ich verstehe φροντίσι hier als sorgenvolle, intensive Gedanken, Berechnungen, Überlegungen, die mit κηδέων verbunden sind (vgl. vorwiegend Aisch., Ag. 165, 669, 1530 mit Fraenkel, Agamemnon); in unserem Gedicht stehen beide Substantive nebeneinander. Ich würde übersetzen: „noch keiner hat so viel Kummer bei sorgenvollen Gedanken gekostet“. Vgl. etwa Pind., N. 3, 42: μυριᾶν δ᾽ ἀρετᾶν ἀτελεῖ νόῳ γεύεται. 13 σχέτλιος, ὃς τόξοισιν, ἅ οἱ πόρεν αὐτὸς Ἀπόλλων: ◆ σχέτλιος als Charakterisierung für Herakles leitet den Bericht Megaras über den Kindermord durch ihn, was auf den ersten Blick diesem Epitheton die Bedeutung von „grausam“, „verderblich“, „verwegen“, „tatkräftig“, „nicht nachgebend“ – eine Bedeutung, die sich bei Homer findet, – geben könnte. Die vv. 8‒12 sprechen aber gegen diese Auffassung. Ferner hebt die Sprecherin hervor, dass er diese Mordtat μαινόμενος (v. 16) ausführte. Obwohl sie nicht weiß, wer der Urheber dieser μανία ist, glaubt sie, dass der Kindermord durch eine göttliche Macht herbeigeführt wurde und nicht von Herakles selbst. In ihrer ganzen Rhesis wird Herakles als ein starker, ehrenhafter und vor allem bedauernswerter, nicht aber als schlechter oder böser Mensch dargestellt, obwohl er ihre Kinder vor ihren Augen tötete (vgl. vv. 41‒44a; 54f.) So erscheint es plausibel, dass σχέτλιος als „bedauernswert / erbärmlich“ übersetzt werden sollte. Es handelt sich um eine Bedeutung, die häufig in der Tragödie vorkommt, vgl. Soph., Ant. 47; Ph. 369, 930; Eur., Hek. 783 usw.; vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 3, 1133. Hesychios s.v. gibt beide Bedeutungen an: σχέτλιος· τάλας. ἀγνώμων. φορτικός. στεναγμοῦ ἄξιος. χαλεπός. In der hexametrischen

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Dichtung findet sich das Wort fast immer zu Versbeginn. Auf die Charakterisierung des Herakles als σχέτλιος durch die Sprecherin folgt ein Kausal-Relativsatz wie in Il. 2, 212; 5, 403; 9, 19; Od. 3, 161; Ps. Hes., Aspis 149. Der Nebensatz wird durch einen Relativsatz unterbrochen, der die τόξα des Herakles, mit denen er seinen eigenen Kindern den Tod brachte, näher bestimmt. Diese Stelle stellt Apollon als denjenigen dar, der Herakles die τόξα geschenkt hat. ◆ τόξοισιν: Der Plural des Substantivs kann „Bogen bzw. Bögen mit Pfeilen“, wie dies schon oft bei Homer der Fall ist (vgl. Il. 1, 45; 3, 17; 5, 209, 215; 7, 140; 8, 296; Od. 21, 90 usw.), bedeuten oder allein „Bogen“ (vgl. hom. Hymn. 27, 16; Soph., Ph. 710f. neben ἰοί) oder auch „Pfeile“ (Plat., Leg. 815a) oder „Kunst des Bogenschießens“ (Il. 2, 718 mit Schol. D; ähnlich 4, 206 usw.). In der Ilias gibt Apollon als Gott des Bogens und Schutzpatron aller Bogenschützen Pandaros und Teukros das τόξον: Il. 2, 827: Πάνδαρος, ᾧ καὶ τόξον Ἀπόλλων αὐτὸς ἔδωκεν; Il. 15, 440f.: ποῦ νύ τοι ἰοὶ / ὠκύμοροι καὶ τόξον ὅ τοι πόρε Φοῖβος Ἀπόλλων; (Aias zu Teukros). An beiden Stellen erklären die Scholia, dass mit τόξον die Kunst des Bogenschießens gemeint ist: Zu Il. 2, 827: ὅτι οὐ τὸ τόξον λέγει, ἀλλὰ τὴν τοξικὴν ἐμπειρίαν (A), τὴν τοξείαν μετωνυμικῶς (b); zu Il. 15, 441: ὅτι τόξον λέγει οὐ τὸ σκεῦος τὸ πολεμικόν, ἀλλὰ τὴν τοξικὴν τέχνην. (A), ἡ τῆς τοξικῆς ἐμπειρία· οὐ γὰρ τόξον αὐτῷ παρέσχεν ὁ Ἀπόλλων, ἀλλὰ τὴν ἐκ τῶν τόξων ἑκηβολίαν. (b), τόξον δὲ ἤτοι τὴν τοξικήν. (T) In einem Hesiodischen Fragment, 33a, 28ff. M.-W. ist Herakles genannt, der über einen berühmten Bogen, eine Gabe Apollons, verfügt und unter Athenes Beistand mit gewaltiger Kraft seinen Pfeil abschießt und den in ein kleines Insekt verwandelten Periklymenos tötet: νήπιος, οὐδ᾽ ἔδδεισε Διὸς ταλασίφρονα παῖδα, / αὐτὸν καὶ κλυτὰ τόξα, τά οἱ πόρε Φοῖβος Ἀπόλλων. / ἀλλὰ] τ̣ό̣τ᾽ ἀντίος ἦλθε βίης Ἡρακληείης / … (28‒30). Hier steht klar, dass es sich mit κλυτὰ τόξα um eine gottgegebene Waffe handelt, die Herakles besitzt, wie auch Ps.-Apollod., Bibl. 2, 4, 11: προσμαθὼν δὲ παρ᾽ αὐτοῦ τὴν τοξικὴν Ἡρακλῆς ἔλαβε παρὰ Ἑρμοῦ μὲν ξίφος, παρ᾽ Ἀπόλλωνος δὲ τόξα, παρὰ δὲ Ἡφαίστου θώρακα χρυσοῦν, παρὰ δὲ Ἀθηνᾶς πέπλον· ῥόπαλον μὲν γὰρ αὐτὸς ἔτεμεν ἐκ Νεμέας. und Diod. 4, 14, 3: ἐτίμησαν αὐτὸν (sc. Herakles) δωρεαῖς οἰκείαις ἕκαστος τῶν θεῶν, Ἀθηνᾶ μὲν πέπλῳ, ῞Ηφαιστος δὲ ῥοπάλῳ καὶ θώρακι· […] τῶν δ᾽ ἄλλων Ποσειδῶν μὲν ἵππους ἐδωρήσατο, Ἑρμῆς δὲ ξίφος, Ἀπόλλων δὲ τόξον τε ἔδωκε καὶ τοξεύειν ἐδίδαξε … überliefern. 14 ἠέ τινος Κηρῶν ἢ Ἐρινύος αἰνὰ βέλεμνα: Es handelt sich um einen parenthetischen Satz, der τόξοισιν näher bestimmt. Zu Κήρ / Κῆρες siehe Tsomis, PH 10, 68ff. Zu Ἐρινύς im Singular als eigenständiger Einzelmacht siehe S. Zerhoch, Erinys in Epos, Tragödie und Kult, Berlin/Boston 2015, 132ff. Der Verfasser des unechten Schlusses zu Aischylos’ Th.. (4. Jh.; siehe dazu U. von WilamowitzMoellendorff, Aischylos. Interpretationen, Dublin/Zürich 21966, 95 z. St.) setzt Keres und Erinyes als Unheilsdämonen nebeneinander, vgl. 1054–1056: ὦ μεγάλαυχοι καὶ φθερσιγενεῖς / Κῆρες Ἐρινύες, αἵτ᾽ Οἰδιπόδα / γένος ὠλέσατε πρυμνόθεν οὕτως. ◆ αἰνὰ βέλεμνα: Dieser Ausdruck findet sich erstmals hier und dann in PH 6, 115: θῆγον δ᾽ αἰνὰ βέλεμνα καὶ ἔγχεα τοῖσι μάχοντο. Unser Dichter

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ist hier von den homerischen Ausdrücken πικρὰ βέλεμνα (Il. 22, 206; vgl. auch [Opp.], Kyn. 2, 468), βλαφθέντα βέλεμνα (Il. 15, 484, 489), στονόεντα βέλεμνα (Od. 24, 180) immer am Versende beeinflusst. Zu den vv. 13f. vgl. Eur., Her. 1135. Amphitryon beantwortet Herakles’ Frage, wer die Kinder ermordet hat, folgendermaßen: σὺ καὶ σὰ τόξα καὶ θεῶν ὃς αἴτιος. Ähnlich führt Megara aus: ὃς τόξοισιν, ἅ οἱ πόρεν αὐτὸς Ἀπόλλων / ἠέ τινος Κηρῶν ἢ Ἐρινύος αἰνὰ βέλεμνα, / παῖδας ἑοὺς κατέπεφνε … (vv. 13ff.). Was durch menschliches Verhalten nicht erklärt werden kann, wird tendenziell externalisiert und einer Gottheit zugeschrieben, ohne dabei aber die völlige Verantwortung vom Menschen auf den göttlichen Akteur zu verlagern. In diesem Sinne vgl. Il. 19, 86–90: Agamemnon entschuldigt sich für seine ἄτη: ἐγὼ δ᾽ οὐκ αἴτιός εἰμι, / ἀλλὰ Ζεὺς καὶ Μοῖρα καὶ ἠεροφοῖτις Ἐρινύς, / οἵ τέ μοι εἰν ἀγορῇ φρεσὶν ἔμβαλον ἄγριον ἄτην, / ἤματι τῷ ὅτ᾽ Ἀχιλλῆος γέρας αὐτὸς ἀπηύρων. / ἀλλὰ τί κεν ῥέξαιμι; θεὸς διὰ πάντα τελευτᾷ. Agamemnon bei Aisch., Ag. 811 betrachtete die Götter als mitverantwortlich an der Einnahme von Troia (siehe auch Fraenkel, Agamemnon z. St.); Klytemestra bei Aisch., Ch. 910 erwähnt die Mitwirkung der Moira bei der Ermordung ihres Gatten. Dazu siehe Euripides, Herakles. With Introduction and Commentary by G. W. Bond, Oxford 1981 zu v. 1135 mit Sekundärliteratur. Heras Feindseligkeit – Heras Verantwortung für diese üble Tat ist dem Leser wohl bekannt – wird hier in unserem Gedicht nicht erwähnt. Nur in v. 38 gibt es mit dem Ausdruck Τίρυνθα κάτα κραναὴν πόλιν Ἥρης eine Anspielung auf deren Mitwirkung. Bei Euripides behandelt Herakles das Thema von Heras Feindseligkeit erst später in den vv. 1263ff. 15 παῖδας ἑοὺς κατέπεφνε καὶ ἐκ φίλον εἵλετο θυμόν: ◆ παῖδας ἑοὺς am Versanfang vgl. v. 95: παῖς ἐμός; v. 120: παῖδας ἐμούς ebenfalls zu Versbeginn wie Il. 6, 477; 24, 214; Od. 7, 300; hom. Hymn. Apoll. 317, 327; Apoll. Rh., Arg. 3, 304. ◆ κατέπεφνε(ν): Diese Form findet sich an der gleichen Versstelle in Il. 6, 183, 186, 190, 423, Od. 5, 128; 11, 574; hom. Hymn. Aphr. 5, 160; Apoll. Rh., Arg. 2, 212. Zu παῖδας ἑοὺς κατέπεφνε vgl. Hes., Th. 467: παῖδας ἑοὺς κατέπινε an der gleichen Versstelle (Kronos verschluckt zum Leidwesen Rheas seine eigenen Kinder); Eur., Andr. 655: Πάρις γάρ, ὃς σὸν παῖδ᾽ ἔπεφν᾽ Ἀχιλλέα. Wie schon Vaughn z. St. bemerkt, verwendet Homer κατέπεφνε in Verbindung mit Apollon. In unserem Gedicht sind die verderblichen τόξα Apollons Gabe. Vgl. Il. 24, 758f.: κεῖσαι, τῷ ἴκελος ὅν τ᾽ ἀργυρότοξος Ἀπόλλων / οἷς ἀγανοῖσι βέλεσσιν ἐποιχόμενος κατέπεφνεν; mit dem formelhaften Vers οἷς ἀγανοῖσι βέλεσσιν ἐποιχόμενος κατέπεφνεν kommt in der Odyssee Apollon als Mörder mit seinen Pfeilen vor: 3, 279f.; 15, 410f. (zusammen mit seiner Schwester Artemis); in Od. 5, 123f.; 11, 172ff., 198f. wird dieser Vers in Verbindung mit Artemis verwendet. Apollon bzw. Artemis oder beide zusammen senden den Menschen plötzlichen und schmerzlosen Tod mit ihren Pfeilen. Hier geschieht es durch Herakles mit den τόξα von Apollon. ◆ καὶ ἐκ φίλον εἵλετο θυμόν (Tmesis): Hendiadyoin. Zu dem homerischen Ausdruck θυμὸν ἐξαιρεῖσθαι vgl. Il. 5, 317, 346; 11, 201, 381; 12, 150; 15, 460; 17, 678; 21, 112; 22, 68, 388; Od. 17, 236; 20, 62. In den meisten

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Fällen geht diesem Ausdruck der todbringende Schlag des Feindes durch eine Waffe voraus. 16 μαινόμενος κατὰ οἶκον, ὃ δ’ ἔμπλεος ἔσκε φόνοιo: ◆ μαινόμενος κατὰ οἶκον: Zu diesem Partizipium am Versanfang vgl. Il. 6, 389; 15, 128; Od. 21, 298 und Theokr., id. 13, 7. Letztere Stelle bezieht sich ebenfalls auf Herakles: μαινόμενος· χαλεπὸς γὰρ ἔσω θεὸς ἧπαρ ἄμυσσεν. Auf die Erkenntnis des Verlustes seines Geliebten Hylas irrt Herakles, soweit ihn die Füße tragen, wie rasend umher, denn der Gott durchbohrte ihm schwer die Leber. Hier handelt es sich um einen Wahnsinn, der durch Eros hervorgerufen wird (ähnlich bei Apoll. Rh., Arg. 1, 1270 im Rahmen der Hylas-Episode: μαιμώων). Herakles’ erotische μανίη bei Theokrit führt dazu, dass der Held von den anderen Heroen als Deserteur und dumm verhöhnt wird, denn er verließ die schnelle Argo und gelangte zu Fuß nach Kolchis und zum ungastlichen Phasis. In unserem Gedicht tötet der μαινόμενος Herakles mit Pfeilen, die eine Gottheit ihm gegeben hat, seine eigenen Kinder. Zu μαινόμενος κατὰ οἶκον vgl. Οd. 19, 66: δινεύων κατὰ οἶκον. κατὰ οἶκον an der gleichen Versstelle wie Od. 19, 18, 536; hom. Hymn. Herm. 105. ◆ Zur Stelle vgl. Anacreontea 9, 10–12: ἐμαίνετ᾽ Ἡρακλῆς πρίν, / δεινὴν κλονῶν φαρέτρην / καὶ τόξον Ἰφίτειον. ◆ ἔμπλεος, α, ον, att. ἔμπλεως, ων, ep. ἔμπλειος und ἐνίπλειος: „angefüllt“ (mit Genitiv). ◆ φόνοιο (hier das durch Mord vergossene Blut, Mordblut) kommt in der epischen Dichtung vorwiegend am Versschluss vor; bei Homer und Apollonios Rhodios immer am Versschluss. ◆ Zum Ausdruck ὃ δ’ ἔμπλεος ἔσκε φόνοιο vgl. Od. 18, 119; 20, 26: ἐμπλείην κνίσης τε καὶ αἵματος; Od. 22, 2f.: φαρέτρην / ἰῶν ἐμπλείην. 17–18 τοὺς μὲν ἐγὼ δύστηνος ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι / βαλλομένους ὑπὸ πατρί, τό τ’ οὐδ’ ὄναρ ἤλυθεν ἄλλῳ: Mit μὲν fokussiert Megara nunmehr den Tod ihrer Kinder durch deren eigenen Vater. Zu ihrer Charakterisierung als δύστηνος – in v. 8 bezeichet sie sich als δύσμοιρος ‒ vgl. den Beginn der Klage von Andromache über Hektors Tod in Il. 22, 477: Ἕκτορ ἐγὼ δύστηνος mit ἐγὼ δύστηνος an der gleichen Versstelle wie hier. Wie Breitenstein, 72 bemerkt, erscheint die Nominativform von δύστηνος bei Homer immer an der gleichen Stelle im Vers, vgl. noch Od. 5, 436; 6, 206; 17, 501. Man vergleiche weiter Opp., Hal. 5, 571; PH 5, 532. Megaras Situation scheint noch schlimmer als die von Andromache zu sein, denn Megara klagt nicht, weil sie ihren Mann, den Schutz ihres Lebens, verloren hat, sondern weil ihr Mann in seiner Raserei seine eigenen Kinder getötet hat. δύστηνος ist Megara auch, weil sie die Ermordung ihrer Kinder mit ihren eigenen Augen gesehen hat. ◆ ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι: Zu der emphatischen Stelle ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι am Versschluss vgl. Od. 12, 258: ἐμοῖσ᾽ ἴδον ὀφθαλμοῖσι (auch [Opp.], Kyn. 3, 482; 4, 16); vgl. auch Il. 3, 169; 5, 770; 10, 275; 14, 153; 15, 488; 17, 466; 20, 342; 22, 25, 236; 23, 202; Od. 2, 155; 3, 373; 4, 269; 6, 160; 10, 414; 11, 390 usw. ◆ βαλλομένους ὑπὸ πατρί: Das Partizipium Präsens βαλλομένους verleiht der Erzählung Intensität. Zu der Szene vgl. Hymnus in Dion. LVI GDRK,

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37f. (ca 3. Jh. n. Chr.): ἦ γὰρ ἔμελλον / φθίσεσθαι ὑπὸ πατρὸς ἐναντίον ὄμμασι μητρός. Dionysos lenkt Lykourgos’ Seele durch Wahnsinn ab. Er kämpft gegen imaginäre Schlangen und glaubt, dass seine Söhne, Astakios und Ardys, Schlangen seien. So tötet er sie vor den Augen ihrer Mutter Kytis, die aber von Dionysos selbst gerettet wird. ◆ τό τ’ οὐδ’ ὄναρ ἤλυθεν ἄλλῳ: und dies ist auch nicht einmal im Traum jemandem anderen widerfahren. Der Satz hat hier eine parenthetische Funktion und unterstreicht die Einzigartigkeit dieses Unheils. Gows τ’ anstelle des überlieferten δ’ ist zutreffend. Siehe Vaughn z. St. Der Ausdruck οὐδ’ ὄναρ hat die Bedeutung von „nicht einmal im Traum“: vgl. Eur., TrGF 107: πλήσας δὲ νηδὺν οὐδ᾽ ὄναρ κατ᾽ εὐφρόνην / φίλοις ἔδειξεν αὑτόν; Dem. Or. 13, 30, 9; Kallim., Epigr. 63, 4f. Pf. Zu ἔρχομαι mit Dativ einer Person im feindseligen Sinne vgl. auch Offb. Joh. 2, 5. 19–20a οὐδέ σφιν δυνάμην ἀδινὸν καλέουσιν ἀρῆξαι / μητέρ’ ἑήν: Megara drückt hier ihre Unzulänglichkeit aus, ihren Kindern, die ihre Mutter laut herbeiriefen, Beistand zu leisten. Wie Sistakou, „Megara“ 419 zur Kommentierung des v. 19 bemerkt, deuten die Schreie der Kinder darauf hin, dass Megara zunächst nicht am Tatort war und sich daher bis zum Ende Herakles nicht nähern konnte. ἀρῆξαι am Versschluss und μητέρ’ ἑήν zum Versbeginn wirken emphatisch, was zur Tragik der Szene beiträgt. Vaughn bemerkt mit Recht, dass μητέρ’ ἑήν am Anfang des Verses 20 auf den Beginn des Gedichts hinweise: μῆτερ ἐμή … Die ersten zwanzig Verse des Gedichts bieten eine Vignette von Herakles’ Familie sowie der Leiden, die dieser Familie widerfahren sind. Jede wichtige Person, die mit den Leiden dieser Familie verbunden ist, sei mit einer emphatischen Stelle im Vers zu verbinden; sie werden dabei nicht mit Namen genannt, sondern mit Ausdrücken, die ihre Verwandtschaft anzeigen: v. 1: Μῆτερ ἐμή (Alkmena) am Versbeginn, v. 4: φαίδιμος υἱός (Herakles) am Versschluss, v. 5: ἀνδρὸς ὑπ’ οὐτιδανοῖο (Eurystheus) am Versanfang, v. 6 und v. 8: ὤμοι ἐγώ und δύσμορος jeweils zu Versbeginn (Megara), v. 13: σχέτλιος (Herakles) am Versanfang, v. 15: παῖδας (die Kinder) und v. 20: μητέρ’ ἑήν (Megara). Nur der Gott Apollon ist am Ende von v. 13 mit seinem Namen genannt. Megara tritt als unglückliche Ehefrau und Mutter und Herakles als Alkmenes herrlicher Sohn und unglücklicher Ehemann von Megara auf. ◆ ἀδινὸν: als Adverb wie Il. 18, 124; Od. 4, 721; 10, 413. 20b ἐπεὶ ἐγγὺς ἀνίκητον κακὸν ἦεν: weil das unbesiegbare (d.h. unabwendbare) Unheil nahe war. ◆ ἀνίκητος: Dieses Adjektiv kommt bei Homer nicht vor; es erscheint erst bei Hes., Th. 489 zur Charakterisierung des Säuglings Zeus, der durch Rheas List von Kronos nicht gefressen wurde. Wie Vaughn ausführt, kommt dieses Adjektiv in Verbindung mit Herakles vor: vgl. Tyrt., Fr. 11, 1 W.: Ἡρακλῆος γὰρ ἀνικήτου γένος ἐστέ; bei Soph., Ph. 78 beschreibt das Adjektiv die Waffen des Herakles: ὅπως γενήσῃ τῶν ἀνικήτων ὅπλων. In Anbetracht dieser beiden Stellen können wir feststellen, dass unser Dichter die Unbesiegbarkeit von Herakles und dessen τόξα, mit denen er seine Kinder getötet hat, auf das Unheil über-

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trägt: Der unbesiegte Herakles mit seinen unbesiegbaren Waffen sorgt für ein unabwendbares Unheil für seine eigene Familie. ◆ Zum Satz vgl. Od. 9, 423: μέγα γὰρ κακὸν ἐγγύθεν ἦεν. Die Dominanz des /e/-Klanges in v. 20, das Homoioteleuton im Ausdruck ἀνίκητον κακὸν, sowie das Echo des Possessivpronomens ἑήν in dem Prädikat ἦεν am Versschluss geben den schmerzhaften Schrei der Kinder, den sie an ihre hilflos erscheinende Mutter richten, wieder. 21–22a ὡς δ’ ὅτ’ ὀδύρεται ὄρνις ἐπὶ σφετέροισι νεοσσοῖς / ὀλλυμένοις: Meineke konjizierte anfangs die aus metrischen Gründen inakzeptable Lesart der Handschriften: ὡς δ’ ὄρνις ὀδύρηται bzw. ὀδύρεται zu ὡς δ’ ὄρνις δύρηται, indem er die eliminierte Form des Verbums ὀδύρομαι vorzog, eine Form, die aus metrischen Gründen fast ausschließlich in der Tragödie zu finden ist. Dazu siehe LSJ9. In Anbetracht des Textes in Ald2, Iunt und Call, die auf eine handschriftliche Überlieferung ὡς δὲ τ’ ὀδύρεται ὄρνις hinweist, schlug dann Meineke folgende Lesart vor: ὡς δ’ ὅτ’ ὀδύρεται ὄρνις. Diese Lesart behält die einhellig überlieferte Form der Handschriften ὀδύρομαι bei und ersetzt das unbezeugte ὡς δὲ τ’ durch ein Gleichnis einleitendes ὡς δ’ ὅτ’, das in der epischen Dichtung oft vorkommt (vgl. 63mal bei Homer; 15mal bei Apollonios Rhodios). Wie Vaughn ausführt, ist die letztgenannte Lesart von Meineke auch aus paläographischen Gründen plausibel. Zu ὀδύρομαι mit ἐπὶ + Dativ vgl. auch Aristot., De virtutibus et vitiis 1251b, 21: ὀδύρεσθαι δ᾽ ἐπὶ πᾶσι καὶ δυσφορεῖν; Heraklid., Exc. Polit. 60, 2: παρ᾽ αὐτοῖς ὀδύρεσθαι οὐκ ἔστιν ἐπὶ τοῖς τελευτήσασιν; Diod. Sic., 18, 67, 4: ὀδυρόμενοι καὶ συμπάσχοντες ἐπὶ τῷ μεγέθει τῶν ἀτυχημάτων; Test. Abrahae 11, 40: καὶ ὀδυρόμενος ἐπὶ τῇ ἀπωλείᾳ τῶν ἁμαρτωλῶν. Dieser Vers erinnert an Euripides’ Her., 71f. in Megaras Rede an Amphitryon: οἵ θ᾽ Ἡράκλειοι παῖδες, οὓς ὑπὸ πτεροῖς / σώιζω νεοσσοὺς ὄρνις ὣς ὑφειμένους. Megara schützt Herakles’ Söhne, wie der Vogel seine Brut unter seinen Fittichen schützt. In dieser Tragödie werden Herakles’ Kinder noch zweimal als νεοσσοί bezeichnet: v. 224 und v. 982. Im letztgenannten Beleg glaubt Herakles, dass er ein Kind von Eurystheus tötete. 22b οὕς τ’ αἰνὸς ὄφις ἔτι νηπιάχοντας: ◆ αἰνὸς ὄφις: Dieser Ausdruck findet sich mit Sicherheit erst bei Kallim., Hymn. Apoll. 101. Die Scholia zu Apoll. Rh., Arg. 1, 156a zitieren aus dem Hesiodischen Fragment 33a M.-W. die Verse 12b‒19a und überliefern den Ausdruck: ἄλλοτε δ᾽ αἰνὸς ὄφις καὶ ἀμείλιχος (v. 17), wobei wir in der direkten Überlieferung aus P.Oxy. 2485 fr. 1 coll. II; P.Oxy. 2486: ἄλλο]τε δεινὸς ὄφις καὶ ἀμείλιχος finden. Der Ausdruck kommt dann in Sib. Orac. 1, 39f. vor und noch in PH 7, 332 im Rahmen eines Gleichnisses, das auf unser Gleichnis hinweist. Er findet sich auch in Orph., Lithika 116. Wie bei Hes., Th. 334 γείνατο δεινὸν ὄφιν, ὃς ἐρεμνῆς κεύθεσι γαίης muss die Endsilbe von ὄφις als lang skandiert werden. Sistakou, „Megara“, führt zu v. 22 aus, dass das Sigma von ὄφις beim prosodischen Vorlesen des Verses verdoppelt werden müsse, was diesen Ausdruck noch zischender mache, den Zischlaut der Schlange nachahmend (ainos ophiss). ◆ νηπιάχοντας: Das Partizipium zum Verbum νηπιάχω Apoll.

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Rh., Arg. 4, 868; [Opp.], Kyn. 2, 343 am Versschluss; vgl. das homerische νηπιαχεύων in Il. 22, 502 ebenfalls am Versschluss. 23–24 θάμνοις ἐν πυκινοῖσι κατεσθίει, ἡ δὲ κατ’ αὐτούς / πωτᾶται κλάζουσα μάλα λιγὺ πότνια μήτηρ: ◆ θάμνοις ἐν πυκινοῖσι: Dieser Ausdruck findet sich ebenfalls zu Versbeginn in Od. 5, 471. ◆ κατ’ αὐτούς: κατά mit Akkusativ zeigt hier in Verbindung mit πωτᾶται, v. 24, eine Ausdehnung über einen Ort hin. Vgl. etwa Il. 12, 469f. an der gleichen Versstelle: οἳ δὲ κατ᾽ αὐτὰς / ποιητὰς ἐσέχυντο πύλας. ◆ πωτᾶται: Die epische Form πωτάομαι = πέτομαι, ποτάομαι begegnet uns nur einmal bei Homer Il. 12, 287: ὣς τῶν ἀμφοτέρωσε λίθοι πωτῶντο θαμειαί (vgl. auch Schwyzer I, 719 mit Anm. 3); zweimal in den homerischen Hymnen: hom. Hymn. Apoll. 442; hom. Hymn. 30, 4; vgl. auch Theogn., 238; Aisch., Ag. 978 mit Fraenkel, Agamemnon, z. St. und Simon., Fr. 567, 1f. PMG; einmal bei Apoll. Rh., Arg. 1, 1085: ἡ δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ ξανθοῖο καρήατος Αἰσονίδαο / πωτᾶτ᾽ ἀλκυονίς (1, 1084f.) und zweimal bei Theokr., id. 7, 142: πωτῶντο ξουθαὶ περὶ πίδακας ἀμφὶ μέλισσαι; 15, 122: οἱ δέ τε κῶροι ὑπερπωτῶνται Ἔρωτες, / οἷοι ἀηδονιδῆες ἀεξομενᾶν ἐπὶ δένδρῳ / πωτῶνται πτερύγων πειρώμενοι ὄζον ἀπ᾽ ὄζω (120–122). Vgl. auch PH 5, 436f.: ὅτ᾽ ἐγγύθεν ὀξὺ κεκληγὼς (sc. der Adler) / πωτᾶτ᾽ ἔνθα καὶ ἔνθα τανυσσάμενος πτερύγεσσιν. Bei Apollonios, Theokrit und Quintus Smyrnaeus findet sich das Verbum am Versanfang. ◆ κλάζουσα μάλα λιγὺ: Zur Verwendung des Verbums κλάζω (tönen, rauschen, klingen) vom Schreien der Vögel vgl. Il. 17, 755–757: τῶν δ᾽ ὥς τε ψαρῶν νέφος ἔρχεται ἠὲ κολοιῶν / οὖλον κεκλήγοντες, ὅτε προΐδωσιν ἰόντα / κίρκον, ὅ τε σμικρῇσι φόνον φέρει ὀρνίθεσσιν; vgl. auch Il. 16, 430; 10, 276; 12, 207; Hes., Erga 448f.; Soph., Ant. 112; OT 966 u.a. Siehe auch LfgrE s.v. κλάζω. Zum Ausdruck vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1299: λιγέα κλάζουσι νεοσσοί; Opp., Hal. 3, 248: λίγα κλάζουσι νεοσσοῖς; 4, 123: ἡ δὲ λίγα κλάζει ξουθὸν μέλος; alle drei sind Belege für Vögel. Vgl. auch Orph. Arg. 1276: Ἤειδον δὲ λιγὺ κλάζων διὰ θέσκελον ὕμνον. μάλα hier mit langer Endsilbe wie in Il. 3, 214; Od. 21, 56 (μάλα λιγέως); 4, 379 (μάλα λίσσοντο) und vor μ in Il. 10, 172; 17, 595. λιγύ hier in der Bedeutung von ὀξέως; vgl. Il. 2, 222; 17, 88: ὀξέα κεκλήγων; 12, 125: ὀξέα κεκλήγοντες; PH 1, 198; 5, 436: ὀξὺ κεκληγὼς und Eustath., Il. 1, 150: ἰστέον δὲ καὶ ὅτι, εἰ καὶ ἰσοδυναμεῖ τὸ λιγύς τῷ ὀξύς, ἀλλὰ τὸ μὲν λιγύς μόνης ἐστὶν ἐπίθετον φωνῆς. ◆ πότνια μήτηρ: Es handelt sich um einen formelhaften homerischen Ausdruck am Versschluss (34mal; vgl. auch hom. Hymn. Dem. 39, 122, 185), aber nur hier wird er nicht für eine weibliche Person (Frau oder Göttin), sondern für ein Tier verwendet. Vgl. den Ausdruck PH 7, 332: μητέρα κεδνήν über eine Vogelmutter aus einem Gleichnis, das von unserer Stelle inspiriert ist. Tr glossiert πότνια in v. 25: ἡ δυστυχὴς ἐνταῦθα, wahrscheinlich in Verbindung mit dem Verbum ποτνιάομαι, vgl. z.B. EGud. s.v. ποτνιᾶται, wobei der Unterschied in der Bedeutung zwischen Verb und Nomen hervorgehoben wird: κυριώτερον ἄν τις φήσειεν ἐπὶ γυναικῶν, ὅταν γυνὴ κακὸν τὶ πάσχῃ καὶ θέλει ἱκετεύειν θέον, ὦ πότνια λέγουσα· ποτνιᾷσθαι δὲ ὅταν εἴπῃ τις ἄνδρα, προφανῶς ἁμαρτάνει· ποτνιᾶσθαι δὲ ἐστὶ ἐλεεινολογεῖσθαι, καὶ μετὰ

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δακρύων τὶ λέγειν καὶ ὀδυρμῶν· πότνια δὲ ἡ σεμνή, ἄλλο γὰρ τὸ ῥῆμα σημαίνει, καὶ ἄλλο τὸ ὄνομα. 25 οὐδ’ ἄρ’ ἔχει τέκνοισιν ἐπαρκέσαι, ἦ γάρ οἱ αὐτῇ: ◆ ἐπαρκέσαι: ἐπαρκέω hier in der Bedeutung von „helfen“, „beistehen“, „unterstützen“ mit Dativ der Person wie Theogn. 871: εἰ μὴ ἐγὼ τοῖσιν μὲν ἐπαρκέσω οἵ με φιλεῦσιν; Eur., Hek. 985; Dem. Or. 50, 23 u.a. ἐπαρκέσαι an der gleichen Versstelle wie Apoll. Rh., Arg. 2, 1161; vgl. auch Il. 2, 873; Od. 17, 568; Kallim., Fr. 760 Pf.; PH 1, 712; Nonn., Dion. 35, 290; (ἐπήρκεσε(ν)); PH 11, 392 (-αν); A.G. 16, 273, 7 (-εον, Krinagoras). ◆ ἦ γάρ οἱ: gegen die Emendationen von Meineke (ἦ τε οἱ) und Cholmeley (ἦ ῥά οἱ) siehe die Ausführungen von Vaughn. An dieser Versstelle ist γάρ, dem οἱ folgt, in der hexametrischen Dichtung immer als kurz zu skandieren (d.h. ohne Digamma vor οἱ): vgl. Il. 2, 665: γάρ οἱ ἄλλοι; 24, 72: ἦ γάρ οἱ αἰεὶ; Opp., Hal. 2, 142: ἦ γάρ οἱ εὖρος; A.G. 6, 266, 3 (Hegesippos): ἐφάνη γάρ οἱ αὐτὰ. In v. 42 ist das γάρ im Ausdruck γάρ οἱ ebenfalls als kurz zu skandieren. ◆ οἱ αὐτῇ: An der gleichen Versstelle wie in Il. 15, 226; 23, 126; 24, 292; Od. 2, 33; 4, 667; 15, 285; 22, 214; Apoll. Rh., Arg. 3, 626; Opp., Hal. 3, 324. 26 ἆσσον ἴμεν μέγα τάρβος ἀμειλίκτοιο πελώρου: ◆ ἆσσον: Komparativ zu ἄγχι „näher“, gewöhnlich mit ἰέναι (vgl. Il. 1, 335, 567; 6, 143; 9, 508 u.a.; Theokr., id. 1, 112) oder mit ἱκέσθαι (vgl. Il. 14, 247; 23, 44) auch für eine feindliche Annäherung und oft mit Genitiv wie hier (ἀμειλίκτοιο πελώρου): vgl. Il. 22, 4: τείχεος ἆσσον ἴσαν; Od. 10, 537 (11, 50, 89, 148): αἵματος ἄσσον ἴμεν; 24, 221: ἄσσον ἴεν πολυκάρπου ἀλῳῆς. ◆ μέγα τάρβος (sc. ἐστί) + Dativ (οἱ αὐτῇ) wie Eur., Ba. 1310: πόλει τε τάρβος ἦσθα; Or. 1531: Μενέλεων δ᾽ οὐ τάρβος ἡμῖν ἀναλαβεῖν ἔσω ξίφους; Soph., OT 296: Ὧι μή ᾽στι δρῶντι τάρβος, οὐδ᾽ ἔπος φοβεῖ; Apoll. Rh., Arg. 3, 480: οὐκέτι τάρβος ἔσσετ᾽ ἀεθλεύοντι δαμήμεναι. Die Junktur μέγα τάρβος kommt erstmals hier vor, dann bei Greg. Naz., Carm. 557, 3: μέγα τάρβος ἀλιτροῖς; vgl. auch 672, 6; 762, 4; Paul. Sil., Descr. Sanctae Sophiae 910. ◆ ἀμειλίκτοιο πελώρου: πέλωρ, πέλωρον, „Monstrum, Ungeheuer, Untier“ (gewöhnlich mit der Nebenbedeutung des Furchtbaren), meist als Substantiv, aber auch als Adjektiv in appositionellem Gebrauch, nur in den Formen πέλωρ, πελώρου, πέλωρον (πελώρη), πέλωρα belegt. Siehe dazu LfrE s.v. πέλωρ, πέλωρον. In Ilias 12, 202 wird ein Drachen als πέλωρος bezeichnet: φοινήεντα δράκοντα φέρων ὀνύχεσσι πέλωρον ‒ hier nur als ominöses Tier, nicht als Monstrum (vgl. auch Od. 15, 161: ἀργὴν χῆνα … πέλωρον); bei Hes., Th. 295 ist mit πέλωρον ἀμήχανον (als Substantiv) Echidna gemeint; in v. 299 charakterisiert es, diesmal in appositionellem Gebrauch, ebenfalls Echidna: ἥμισυ δ᾽ αὖτε πέλωρον ὄφιν δεινόν τε μέγαν τε. Theokr., id. 24, 13: αἰνὰ πέλωρα δύω; 59: δεινὰ πέλωρα bezeichnet mit πέλωρα die furchtbaren Schlangen, die Hera den kleinen Kindern Herakles und Iphikles schickt. Zu einem möglichen Verweis unserer Stelle hier auf das Theokritische πέλωρα siehe unten in der vergleichenden Betrachtung unseres Gedichtes mit Theokrit, id. 24. ἀμείλικτος: nicht erweicht (von μειλίσσω),

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hart; bei Homer begegnet es uns zweimal Il. 11, 137; 21, 98: ἀμείλικτον δ’ ὄπ’ ἄκουσαν (-εν); vgl. auch hom. Hymn. Dem. 259: ἀμείλικτον Στυγὸς ὕδωρ; Hes., Th. 659: ἀμειλίκτων ὑπὸ δεσμῶν; Apoll. Rh., Arg. 3, 337: ἀμειλίκτοιο Διὸς; Nikandr., Ther. 185: ἔνθεν ἀμείλικτον … ἰόν. Bion, Fr. 12. 3: εἰ καὶ ἀμειλίκτοιο κατήλυθεν εἰς Ἀΐδαο. Zur Bezeichnung von Tieren siehe auch: Opp., Hal. 1, 394: ἀμειλίκτοις ἐνὶ κήτεσι; 704f.: ἀλλὰ καὶ οἰωνοῖσιν ἀμειλίκτοισί τε θηρσὶν / ἰχθύσι τ᾽ ὠμηστῇσιν; [Opp.], Kyn. 2, 507f.: πάντες γὰρ θήρεσσιν ἀκαμπέες εἰσὶν ὀδόντες, / οὐδὲ τέχναις εἴκουσιν, ἀμείλικτοι δὲ μένουσι; Nonn., Dion. 11, 80: ἀμειλίκτοιο … ταύρου; bei Triph., 289 wird das hölzerne Pferd als ἀμειλίκτοιο φόβου τέρας charakterisiert. Der Ausdruck ἀμείλικτος πέλωρος findet sich nur hier. Ich glaube, dass die Hesiodische Stelle, Fr. 33a, 17 M.-W.: ἄλλοτε δ᾽ αἰνὸς (bzw. δεινὸς) ὄφις καὶ ἀμείλιχος, oben angeführt, hier nachgewirkt hat. 27 ὣς ἐγὼ αἰνοτόκεια φίλον γόνον αἰάζουσα: ◆ αἰνοτόκεια, „Unglücksmutter“, ist höchstwahrscheinlich ein Neologismus unseres Dichters. Vorbild sind die iliadischen Stellen Il. 1, 414: ὤ μοι τέκνον ἐμόν, τί νύ σ᾽ ἔτρεφον αἰνὰ τεκοῦσα (Thetis zu Achilleus) und Il. 18, 54: ὤ μοι ἐγὼ δειλή, ὤ μοι δυσαριστοτόκεια (ebenfalls Thetis über Achilleus’ Tod, vgl. Ap. Soph., 60, 27f.: ἡ ἐπὶ κακῷ ἄριστον τεκοῦσα. οἱ δὲ μεταφράζουσι δύστηνος ἄριστον τεκοῦσα; EΜ s.v.: ἐπὶ κακῷ τὸν ἄριστον τετοκυῖα, ὡς ἄν τις εἴποι ἐπὶ δυστυχίᾳ εὔτεκνον.). In Il. 1, 414 ist αἰνά entweder adverbial (d.h. schrecklich, unglücklich, zum Unglück) wie Od. 15, 255; 22, 447, gleichbedeutend mit κακῇ αἴσῃ τέκον ἐν μεγάροισι (Il. 1, 418) zu finden – siehe dazu Ameis-Hentze z. St. und Latacz/Nünlist/Stoevesandt z. St. mit Literatur – oder als Akkusativ des Ergebnisses (d.h. wozu nur habe ich dich aufgezogen, ich, die dich als unglückselig geboren habe). αἰνοτόκεια bezieht sich hier m.E. vorwiegend auf die Mutter Megara, die ihre Kinder aufgrund deren schlimmen Schicksals zu ihrem eigenen Unglück gebar. Ich schließe aber die Möglichkeit nicht aus, dass auch die Kinder, die zum Unglück bestimmt sind, mitgemeint sind; eine Annahme, die auch Vaughn z. St. erwägt. Dazu vgl. Eur., Hik. 918f.: ἰὼ τέκνον, δυστυχῆ / σ᾽ ἔτρεφον mit der Konjektur von Markland und Wilamowitz: δυστυχή / σ᾽ ἔτρεφον bezogen auf den Mütterchor. Eine ähnliche Auffassung finden wir bei Nonnos, Dion. 48, 428, bei dem das Wort αἰνοτόκεια noch einmal vorkommt: Τανταλὶς αἰνοτόκεια; die Rede ist von Niobe, die als Steinbild um ihre von Artemis und Apollon getöteten Kinder weint. Bei Theokr., id. 24, 73 findet sich ἀριστοτόκεια, „die trefflichsten Kinder gebärend“ (vgl. Triph. 401 μῆτερ ἀριστοτόκεια). Zu den ἀριστο-Komposita, die in der hexametrischen Dichtung relativ häufig vorkommen, siehe White, 70f. Für das hintere Glied des Kompositums -τόκεια vgl. C. D. Buck/W. Petersen, A Reverse Index of Greek Nouns and Adjectives, Hildesheim/New York, 1970, 130; zu Bildungen mit ἀριστο- und -εια vgl. O. Rebmann, Die sprachlichen Neuerungen in den Kynegetika Oppians von Apamea, Diss. Basel 1918, 42. Das Adjektiv αἰνοτόκος („zum Unglück gebärend, unglücklich als Mutter oder Vater“) begegnet uns bei Opp., Hal. 5, 526: μητρὶ μὲν αἰνοτόκῳ und sechsmal bei Nonnos: Dion. 2, 162; 3, 301; 5, 409; 12, 130; 48, 730 und Paraphr. Johann. 6, 227; vgl. auch IG 14, 1858. Man vergleiche auch folgen-

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de Komposita mit dem vorderen Glied αἰνός, die unseren Dichter zu dieser Wortschöpfung angeregt haben könnten: αἰνόγαμος, Eur., Hel. 1120; αἰνόλεκτρος, Aisch., Ag. 713; Lykophr., Alex. 820; 1354 („unglücklich vermählt“); αἰνόπατερ, Aisch., Ch. 315 („unglücklicher Vater“). ◆ φίλον γόνον: an der gleichen Versstelle wie hom. Hymn. 19, 1; [Opp]., Kyn. 3, 163; Pampr. 4, 51 GDRK, immer vor der bukolischen Dihärese. Hier ist das Substantiv als kollektiv aufzufassen wie etwa in Il. 20, 409; Hes., Th. 919; Pind., O. 9, 45; Her., 1, 109; 7, 2. Man vergleiche auch das Randscholion der Leipziger Abschrift von Iunt zu v. 27: τοὺς υἱούς. Die Lesart τόκον von TrW ist wohl ein Schreibfehler, der höchstwahrscheinlich durch das zweite Glied des Kompositums von αἰνοτόκεια entstanden ist, wobei eine solche Wiederholung in Il. 1, 414 vorkommt: ὤ μοι τέκνον ἐμόν, τί νύ σ᾽ ἔτρεφον αἰνὰ τεκοῦσα. Siehe Vaughn z. St. ◆ αἰάζουσα: αἰάζω („wehrufen, wehklagen“) nicht bei Homer, mit dem Akkusativ wie hier in der Bedeutung von „beweinen“, „bejammern“, vgl. Aisch., Pers. 922f.: γᾶ δ᾽ αἰάζει τὰν ἐγγαίαν / ἥβαν Ξέρξᾳ κταμέναν; Eur., Med. 1347; Tr. 158; Bion, Epit. Ad. 1, 6, 15, 67; A.G. 7, 476, 6 (Meleagros); 739, 1 (Phaidimos); 11, 437, 1 (Aratos). 28 μαινομένοισι πόδεσσι δόμον κάτα πολλὸν ἐφοίτων: Der Vers verweist auf v. 16a: μαινόμενος κατὰ οἶκον, bezogen auf das Unheil, das Herakles seiner eigenen Familie zugefügt hat. Die angstvolle und hilflose Megara rannte μαινομένοισι πόδεσσι wie von Wahnsinn getrieben im Haus auf und ab. Dies in Verbindung mit v. 27 entspricht dem Flattern der Vogelmutter um ihre getöteten Kinder herum und ihrer Klage mit schriller Stimme (vv. 23f.). Zu μαινομένοισι πόδεσσι vgl. Erinna Fr. 1b, 15: [λε]υκᾶν μαινομέν[οισιν ἐσάλατο π]ο̣σ̣σ̣ὶ̣ν̣ ἀφ᾽ ἵ[π]π̣ω̣[ν]; Adesp. Lyr. 977 PMG: ὡς πὸς ἔχει μαινομένοισι. ◆ δόμον κάτα: Dieser präpositionale Ausdruck findet sich an der gleichen Versstelle siebenmal in der Odyssee: 2, 322; 7, 144; 16, 274; 17, 232, 332; 21, 298; 22, 199 vor der bukolischen Dihärese. ◆ πολλὸν ἐφοίτων: vgl. Sappho, Fr. 96, 15 V.: πόλλα δὲ ζαφοίταισ᾽ über die seelische Verfassung der Frau in Sardes, die fern vom sapphischen Mädchenkreis auf und ab wandert, wobei sich ihr Herz in Kummer verzehrt. ἐφοίτων, ἐφοίτα kommt bei Homer nicht am Versschluss, sondern immer vor der bukolischen Dihärese vor. Am Versende findet es sich erst bei den alexandrinischen Dichtern: vgl. Kallim., Aet. 72, 1; Hymn. Dian. 193; Theokr., id. 2, 155; A.G. 6, 172, 3 (Thyillos); 7, 65, 3 (Antipatros). Diesem Gleichnis, in dem Megara Alkmene ihren elenden Zustand schildert, als ihr Gatte Herakles ihre gemeinsamen Kinder tötete und sie nichts dagegen tun konnte, liegt vor allem die Ilias-Stelle 2, 311–316 im Rahmen eines Schlangenprodigiums zugrunde: ἔνθα δ᾽ ἔσαν στρουθοῖο νεοσσοί, νήπια τέκνα, / ὄζῳ ἐπ᾽ ἀκροτάτῳ πετάλοις ὑποπεπτηῶτες / ὀκτώ, ἀτὰρ μήτηρ ἐνάτη ἦν ἣ τέκε τέκνα· / ἔνθ᾽ ὅ γε (sc. ὁ δράκων) τοὺς ἐλεεινὰ κατήσθιε τετριγῶτας· / μήτηρ δ᾽ ἀμφεποτᾶτο ὀδυρομένη φίλα τέκνα· / τὴν δ᾽ ἐλελιξάμενος πτέρυγος λάβεν ἀμφιαχυῖαν. Die Übernahme von Wörtern und die Variationen iliadischer Ausdrücke bezeugen dies: ὀδύρεται ~ ὀδυρομένη, νεοσσοῖς, νηπιάχοντας ~ νήπια τέκνα, θάμνοις ἐν πυκινοῖσι ~ ὄζῳ ἐπ᾽ ἀκροτάτῳ πετάλοις, κατεσθίει ~ κατήσθιε, ἡ δὲ

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κατ᾽ αὐτούς / πωτᾶται κλάζουσα μάλα λιγὺ πότνια μήτηρ ~ μήτηρ δ᾽ ἀμφεποτᾶτο (ὀδυρομένη φίλα τέκνα). Zu Il. 2, 311–316 vgl. die Nachahmung von Ovid, Met. 12, 15–17: nidus erat volucrum bis quattuor arbore summa: / quas simul et matrem circum sua damna volantem / corripuit serpens avidoque recondidit ore. Vaughn z. St. erwägt die Möglichkeit, dass Ovid hier auch das Megara-Gedicht im Sinne hatte: οὕς τ’ αἰνὸς ὄφις korrespondiere etwa mit quas … corripuit serpens und ὀλλυμένοις mit damna. Antipatros von Sidon behandelt in seinem Epigramm A.G. 7, 210 eine ähnliche Szene, auch von der oben angeführten IliasStelle beeinflusst. Hier handelt es sich um eine Schwalbe, die ihre neugeborenen Kinder als Mutter unter ihrem Flügel wärmte; eine Schlange in vierfacher Windung drang in das Nest ein, das die Kleinen schützte, und tötete sie. Als sie erneut wiederkam, um auch die klagende Schwalbe zu verschlingen, fiel sie in die lodernde Flamme des Herdes hinab und starb: Ἄρτι νεηγενέων σε, χελιδονί, μητέρα τέκνων, / ἄρτι σε θάλπουσαν παῖδας ὑπὸ πτέρυγι, / ἀίξας ἔντοσθε νεοσσοκόμοιο καλιῆς / νόσφισεν ὠδίνων τετραέλικτος ὄφις· / καὶ σὲ κινυρομέναν ὁπότ᾽ ἀθρόος ἦλθε δαΐζων, / ἤριπεν ἐσχαρίου λάβρον ἐπ᾽ ἄσθμα πυρός. / ὣς θάνεν ἠλιτοεργός· ἴδ᾽, ὡς ῞Ηφαιστος ἀμύντωρ / τὰν ἀπ᾽ Ἐριχθονίου παιδὸς ἔσωσε γονάν. Zu diesem Epigramm siehe A. S. F. Gow/D. L. Page, The Greek Anthology. Hellenistic Epigrams, Vol. II, Cambridge 1965, zu LXIII [A.P. 7.210]. Hierzu siehe auch die Georgica-Stelle von Vergil 4, 507‒515. Es handelt sich um Orpheus’ leidvollen Gesang, mit dem er Tiger rührte und Eichen herbeizog, nach dem zweiten Verlust von Eurydike. Der Dichter vergleicht seinen Gesang mit dem der Nachtigall, die unter Pappellaub voll Trauer den Verlust ihrer Kinder beweint. Sie wurden von einem grausamen Pflüger erspäht, der sie noch federlos aus dem Nest entfernte: septem illum totos perhibent ex ordine mensis / rupe sub aeria deserti ad Strymonis undam / flesse sibi, et gelidis haec euoluisse sub antris / mulcentem tigris et agentem carmine quercus; / qualis populea maerens philomela sub umbra / amissos queritur fetus, quos durus arator / obseruans nido implumis detraxit; at illa / flet noctem, ramoque sedens miserabile carmen / integrat, et maestis late loca questibus implet. Hier handelt es sich nicht um eine Schlange, die die Jungen aus dem Nest raubt und tötet. Beinflusst von der Odyssee-Stelle 16, 216–218: κλαῖον δὲ λιγέως, ἁδινώτερον ἤ τ᾽ οἰωνοί, / φῆναι ἢ αἰγυπιοὶ γαμψώνυχες, οἷσί τε τέκνα / ἀγρόται ἐξείλοντο πάρος πετεηνὰ γενέσθαι, ersetzt Vergil die Schlange durch einen grausamen Pflüger, der die noch nackten Jungen raubt. Charakteristisch für unser Gedicht sowie für Vergil ist die Tatsache, dass die Mutter die Jungen überlebt und in der Folge um sie klagt. Auch in den späteren Versionen der gleichen Thematik ist dies immer der Fall (siehe unten bei Oppianos, Aisop, Babrios und Quintus Smyrnaeus). Zudem sind sprachliche und stilistische Ähnlichkeiten zwischen den beiden Partien festzustellen, was zu der Annahme führt, dass Vergil auch dieses Gedicht neben Il. 2, 311‒316 bekannt gewesen sein dürfte: ὀλλυμένοις – amissos (Georg. 4, 512), beide Partizipien jeweils am Versanfang; οὕς τ’ αἰνὸς ὄφις ~ quos durus arator (4, 512); κατεσθίει, ἡ δὲ ~ detraxit; at illa (4, 513); πωτᾶται – flet (4, 514), beide Prädikate jeweils am Versanfang; κλάζουσα μάλα λιγὺ – maestis late loca questibus (4, 515). Schon Heyne/Wagner, Publius Virgilius…, Leipzig 1830, I, 681 hielten es für sehr wahrscheinlich, dass

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Vergil in seinem Gleichnis in Georg. 4, 510–514 vom Megara-Dichter beeinflusst worden sei. Dazu siehe auch Vaughn z. St. Von Schwalben, die um ihre Kinder wehklagen, da sie hartherzige Menschen oder böse Schlangen aus dem Nest geraubt haben, handeln die Halieutika-Stellen des Oppianos, 1, 729–731: ἠὲ καὶ εἰαρινῇσι χελιδόσιν ἐγγὺς ἔκυρσε / μυρομέναις ἑὰ τέκνα, τά τε σφίσι ληΐσσαντο / ἐξ εὐνῆς ἢ φῶτες ἀπηνέες ἠὲ δράκοντες. und 5, 579–586 im Rahmen eines Gleichnisses: ὡς δ᾽ ὁπότ᾽ ὀρταλίχοισι χελιδόσι νηπιάχοισι / νέρθεν ὑπὲξ ὀρόφοιο τυχὼν ὄφις ἄγχι πελάσσῃ, / καὶ τοὺς μὲν κατέπεφνε καὶ ἔσπασεν ἔνδον ὀδόντων, / μήτηρ δὲ πρῶτον μὲν ἀτυζομένη δεδόνηται / λοίγια τετριγυῖα φόνου γόον· ἀλλ᾽ ὅτε παῖδας / ἀθρήσῃ φθιμένους, ἣ δ᾽ οὐκέτι φύξιν ὀλέθρου / δίζεται, ἀλλ᾽ αὐτῇσιν ὑπαὶ γενύεσσι δράκοντος / εἱλεῖται, μέσφ᾽ ὄρνιν ἕλῃ παιδοκτόνος ἄτη. Man vergleiche auch den Aisopmythos über die Schwalbe und die Schlange, Fabul. 255: χελιδὼν … νεοττοποιησαμένη ἐξέπτη. δράκων δὲ προσερπύσας κατέφαγεν αὐτῆς τοὺς νεοττούς. ἡ δὲ ἐπανελθοῦσα καὶ τὴν καλιὰν κενὴν εὑροῦσα ὑπερπαθῶς ἔστενεν.; vgl. dazu Babrios, 118. Man vergleiche auch PH 7, 330–336, ein Gleichnis, das Deidameias Jammern um Neoptolemos’ Abfahrt nach Troia veranschaulicht: Οἵη δ᾽ ἀμφὶ μέλαθρα μέγ᾽ ἀσχαλόωσα χελιδὼν / μύρεται αἰόλα τέκνα τά που μάλα τετριγῶτα / αἰνὸς ὄφις κατέδαψε καὶ ἤκαχε μητέρα κεδνήν, / ἣ δ᾽ ὁτὲ μὲν χήρη περιπέπταται ἀμφὶ καλιήν, / ἄλλοτε δ᾽ εὐτύκτοισι περὶ προθύροισι ποτᾶται / αἰνὰ κινυρομένη τεκέων ὕπερ· ὣς ἄρα κεδνὴ / μύρετο Δηιδάμεια. Quintus Smyrnaeus hatte beim Verfassen dieser Stelle sicher auch unser Gleichnis im Sinn. Dazu siehe Tsomis, PH 7, 199ff. 29–31 In diesen Versen wendet sich Megara an Artemis und drückt ihren Todeswunsch aus: „Artemis, du mächtige Herrin über das Frauengeschlecht, wäre doch auch ich sterbend zusammen mit meinen Söhnen tot gewesen, durch den giftigen Pfeil, der mein Herz durchdrang.“ Sie wünscht sich also, zusammen mit ihren Kindern gestorben zu sein, und zwar auf die gleiche Art und Weise wie diese: durch einen der giftigen Pfeile von Herakles. Anders als einige Forscher glaube ich, dass Megara hier nicht den Tod durch Artemis wünscht. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn Herakles auch sie mit einem giftigen Pfeil getötet hätte. Als Zurückgebliebener scheint es ihr unmöglich, ein solches Unheil zu ertragen. Sie wendet sich an Artemis, weil die Göttin bekannt dafür war, dass sie einen in den meisten Fällen plötzlichen, aber milden Tod an Frauen durch ihre Pfeile bewirken konnte. Vgl. Od. 11, 172f., 198f.; 15, 478; 20, 61f.; ein einziges Mal bewirkt sie den Tod eines Mannes, Orions: Od. 5, 121–124. Apollon bringt den Männern einen schmerzlosen Tod: vgl. Il. 3, 279f.; 24, 758f. Artemis ist hier also die richtige Ansprechpartnerin für ihren Todeswunsch. Artemis hätte Herakles dazu bringen müssen, auch Megara mit seinem Pfeil tödlich zu treffen. Sie kann am besten die leidvolle Situation dieser Frau verstehen. Daher birgt die Charakterisierung des Pfeils als φαρμακόεις keine Schwierigkeit, denn es handelt sich um den giftigen Pfeil des Herakles – nach Euripides’ Tragödie Herakles 1188, hat Herakles zur Tötung seiner Kinder vergiftete Pfeile verwendet: ἑκατογκεφάλου βαφαῖς ὕδρας (Amphitryon erklärt Theseus, was Herakles zu die-

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ser Missetat geführt hat); vgl. auch Paus., 2, 37, 4: Herakles verwendet giftige Pfeile –, was auch die Textgestaltung unterstützt: Zunächst kommt der Todeswunsch zum Ausdruck und dann die Anrufung der Artemis. Hätte Megara den Wunsch geäußert, durch Artemis’ Pfeil getötet zu werden, dann hätte der Dichter die Anrufung gleich zu Beginn des Todeswunsches platziert wie etwa in Od. 20, 61f.: Ἄρτεμι, πότνα θεά, θύγατερ Διός, αἴθε μοι ἤδη / ἰὸν ἐνὶ στήθεσσι βαλοῦσ᾽ ἐκ θυμὸν ἕλοιο bei Penelopes Todeswunsch; vgl. v. 80 und 18, 202–205. In diesem Sinne erklärt sich Maas’ Umstellung von v. 31 zwischen den vv. 28 und 29 (Gow, Buc. Graec., 147): Der Vokativ verbindet sich direkt mit dem Ausdruck ὥς ὄφελον, ein kühner Eingriff, m.E. aber unnötig. So brauchen wir nicht mit Wakefield, Hermann und Ahrens eine lacuna von einem Vers nach v. 30 anzunehmen, in dem Megara ausdrücklich den Tod durch Artemis wünscht: Wakefield hat folgenden Text vorgeschlagen: ἢ πρὶν σοῖς ἀγανοῖσιν ὑπὸ βελέεσσι δαμῆναι, der aber auf ein metrisches Problem in ὑπὸ βελέεσσι hinweist, während Hermann annahm: ἢ καὶ σοῖς ἀγανοῖσιν ὑπαὶ βελέεσσι δαμῆναι, was das metrische Problem beseitigt. Ahrens denkt an folgenden Text: ἢ καὶ σοῖς ἀγανοῖσιν ἄφαρ βελέεσσι δαμεῖσα. Ruhnken (Meineke, S. 448) betrachtete die Anrufung der Artemis als spätere Zufügung, also als Interpolation, und hat so den v. 31 aus dem Text gestrichen. Zu dem Todeswunsch einer sterblichen Frau an Artemis, der die Psychologie einer Frau in Bedrängnis widerspiegelt, vergleiche man neben Od. 20, 61f. (Penelope) auch Apoll. Rh., Arg. 3, 773–775 (Medeas Todeswunsch): ὡς ὄφελόν γε / Ἀρτέμιδος κραιπνοῖσι πάρος βελέεσσι δαμῆναι, / πρὶν τόνγ᾽ εἰσιδέειν. Hier wünscht sich Megara den Tod durch einen Pfeil, einen Pfeil, der sie bei Euripides, Her. 998–1000 durch Herakles tödlich traf: ὁ δ᾽ (sc. Herakles) ὡς ἐπ᾽ αὐτοῖς δὴ Κυκλωπίοισιν ὢν / σκάπτει μοχλεύει θύρετρα κἀκβαλὼν σταθμὰ / δάμαρτα καὶ παῖδ᾽ ἑνὶ κατέστρωσεν βέλει. 29–30 ὥς γ’ ὄφελον μετὰ παισὶν ἅμα θνῄσκουσα καὶ αὐτή / κεῖσθαι φαρμακόεντα δι’ ἥπατος ἰὸν ἔχουσα: ◆ ὥς γ’ ὄφελον: Tr überliefert ὥς γ’ ὄφελον, während Ameis ὥς ὄφελον liest. Vaughn, Ameis folgend, denkt, dass das Eindringen von γε auf einen Schreibfehler aus ὣς ἐγὼ in v. 27 hinweisen könne. In der Odyssee 5, 308–310 finden wir aber ὡς δὴ ἐγώ γ᾽ ὄφελον θανέειν καὶ πότμον ἐπισπεῖν / ἤματι τῷ ὅτε μοι πλεῖστοι χαλκήρεα δοῦρα / Τρῶες ἐπέρριψαν περὶ Πηλεΐωνι θανόντι. ὥς ὄφελ- bzw. αἴθ’ ὄφελ- verbindet sich in der epischen Dichtung wie hier mit dem Infinitiv (κεῖσθαι). Vaughn verbindet es falsch mit dem Partizipium θνῄσκουσα, wie er ausführt: „ὥς ὄφελον does not normally take a particle“. Eine solche Syntax ist unbelegt. Eine andere Konstruktion von ὡς ὄφελον bzw. αἴθ’ ὄφελον begegnet uns bei Quintus Smyrnaeus. Er verwendet ὡς ὄφελον bzw. αἴθ’ ὄφελον (PH 2, 61; 5, 565) in den meisten Fällen adverbial mit der dritten Person eines Vergangenheitstempus (vorwiegend Aorist, Imperfekt nur in 2, 323f.; 4, 30 und 12, 266; Plusquamperfekt nur in 3, 464 und 7, 656). Diese Konstruktion kommt in der epischen Dichtung nur in den Posthomerica vor. Dazu siehe Tsomis, PH 10 zu PH 10, 359. ◆ μετὰ παισὶν: an der gleichen Versstelle wie in Il. 20, 409. Das Partizipium an der gleichen Versstelle in Il. 1, 56; vgl. auch Nonn., Di-

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on. 30, 133, 154. ◆ καὶ αὐτή: Der Ausdruck καὶ αὐτός begegnet häufig in der epischen Dichtung am Versschluss. ◆ κεῖσθαι: Die Infintivform κεῖσθαι findet sich in der epischen Dichtung fast ausschließlich am Versbeginn (Ausnahmen z.B.: Apoll. Rh., Arg. 4, 984; Opp., Hal. 2, 112; [Opp.], Kyn. 2, 337). ◆ φαρμακόεντα … ἰὸν: Das Adjektiv φαρμακόεις (aus dem Verbum φαρμακόω, zum ersten Mal bei Pindar, P. 4, 221f.: σὺν δ᾽ ἐλαίῳ φαρμακώσαισ᾽ / ἀντίτομα στερεᾶν ὀδυνᾶν: „mit Öl versetzte Heilmittel gegen schwere Schmerzen“), „besonders giftig“, kommt erstmals in der hellenistischen Dichtung vor: Nikandr., Alex. 4, 293; vgl. auch Or. Sib. 1, 365; 8, 289. Zu giftigen Pfeilen vgl. auch Od. 1, 260–262: ᾤχετο γὰρ καὶ κεῖσε θοῆς ἐπὶ νηὸς Ὀδυσσεὺς / φάρμακον ἀνδροφόνον διζήμενος, ὄφρα οἱ εἴη / ἰοὺς χρίεσθαι χαλκήρεας. Wie oben erwähnt, hat Herakles in der gleichnamigen Tragödie von Euripides vergiftete Pfeile zur Tötung seiner Kinder verwendet (v. 1188); vgl. Paus., 2, 37, 4. Zu vergifteten Pfeilen als barbarische Taktik vgl. Horaz, c. 1, 22, 3 und RE XIX.2, 1427f. s.v. „Pfeil“. Wie Vaughn richtig ausführt, ist die Annahme von Meineke (ἰός) hier als Gift zu verstehen (vgl. Aisch., Eum. 478; Soph., Tr. 771) aus semantischen und stilistischen Gründen abwegig. ◆ δι’ ἥπατος: Dieser Ausdruck findet sich erstmals bei Euripides: vgl. Med. 40: μὴ θηκτὸν ὤσηι φάσγανον δι᾽ ἥπατος; 379: ἢ θηκτὸν ὤσω φάσγανον δι᾽ ἥπατος; TrGF 495, 29. Man vergleiche auch Od. 22, 83: ἐν δέ οἱ ἥπατι πῆξε θοὸν βέλος; Theokr., id 11, 18: Κύπριδος ἐκ μεγάλας τό οἱ ἥπατι πᾶξε βέλεμνον. 31 Ἄρτεμι, θηλυτέρῃσι μέγα κρείουσα γυναιξί: ◆ Zu κρείουσα γυναιξί vgl. Il. 22, 48 auch am Versschluss: τούς μοι Λαοθόη τέκετο κρείουσα γυναικῶν mit den Scholien dazu: κρείουσα γυναικῶν: ἀντὶ τοῦ βασιλικωτάτη b καὶ ἐντιμοτάτη, b ὡς τὸ δῖα γυναικῶν. In Kallimachos’ Hymnos an Artemis 268 wird die Göttin als κρείουσα gepriesen: χαῖρε μέγα, κρείουσα, καὶ εὐάντησον ἀοιδῇ. Vgl. weiter Carm. conv. Fr. 886, 4 PMG: Ἄρτεμιν, ἃ γυναικῶν μέγ᾽ ἔχει κράτος; A.G. 6, 269, 5: δέσποινα γυναικῶν für Artemis (Sappho?); 287, 1: Ἄρτεμι, σοὶ ταύταν, ἐυπάρθενε, πότνα γυναικῶν (Antipatros). ◆ Zu θηλυτέρῃσι … γυναιξί vgl. Il. 8, 520: θηλύτεραι δὲ γυναῖκες ἐνὶ μεγάροισιν ἑκάστη; Od. 11, 434: θηλυτέρῃσι γυναιξί, καὶ ἥ κ᾽ εὐεργὸς ἔῃσιν; vgl. auch Od. 15, 422; 24, 202. In PH 3, 648 kommt der Ausdruck an der gleichen Versstelle vor: δάμνασο θηλυτέρῃσιν ἴσον γοόωσα γυναιξίν. 32 τῷ χ’ ἡμᾶς κλαύσαντε φίλῃσ’ ἐν χερσὶ τοκῆες: Die Dualform des Partizipiums Aorist hat als Subjekt die Pluralform τοκῆες, wobei das Prädikat (ἐπέβησαν) auch im Plural steht. Dieser Wechsel zwischen Dual und Plural findet sich gewöhnlich nicht nur bei Homer, sondern auch bei den hellenistischen Dichtern. Dazu siehe Kühner II, 70f. mit Beispielen und Vaughn z. St. sowie Schwyzer, II, 609f. und Chantraine, GH II, 26f. Vgl. auch A. Bieber, De duali numero apud epicos, lyricos, atticos, Diss. Jena 1864. Bei Apollonios Rhodios vgl. auch Arg. 4, 421, 693f. Dieser Wechsel ist hier aus metrischen Gründen notwendig wie etwa in Il. 11,

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621f.: τοὶ δ᾽ ἱδρῶ ἀπεψύχοντο χιτώνων / στάντε ποτὶ πνοιὴν παρὰ θῖν᾽ ἁλός; Apoll. Rh., Arg. 2, 666f.: οἱ δ᾽ ἐνὶ γαίῃ / χηλὰς σκηρίπτοντε πανημέριοι πονέονται; [Opp.], Kyn. 2, 260f.: οἱ μὲν γάρ τ᾽, ἐφύπερθεν ἐπιστρέψαντε κάρηνον, / ὀφρύας ἠδὲ μέτωπον ἐνιπρίουσι γένυσσιν; 624: οἰκτείραντε γέροντα κατέκτειναν τότε φῦλα. Daher ist Hermanns Korrektur zu τοκῆε nicht notwendig. ◆ φίλῃσ’ ἐν χερσὶ: Ζu diesem Ausdruck vgl. Tyrt., Fr. 10, 25: αἱματόεντ᾽ αἰδοῖα φίλαις ἐν χερσὶν ἔχοντα (vgl. Lyk., Leokr. 107, der die Elegie des Tyrtaios zitiert: αἱματόεντ᾽ αἰδοῖα φίλῃσ᾽ ἐν χερσὶν ἔχοντα) und Apoll. Rh., Arg. 2, 710: Λητὼ Κοιογένεια φίλαις ἐνὶ χερσὶν ἀφάσσει an der gleichen Versstelle; vgl. auch Margites Fr. 1, 3: φίληις ἔχων ἐν χερσὶν εὔφθογγον λύρην. Zu φίλῃσι als Attribut zu χερσί vgl. Il. 17, 620; 18, 27; 23, 99; Od. 5, 462, 482; Hes., Th. 283; hom. Hymn. Dem. 41, 378. In Vaughns Übersetzung „lovingly with their own hands“ ist „lovingly“ nicht treffend, zumal φίλῃσ᾽ an die Stelle des Possesivpronomens tritt. ◆ τοκῆες: In der epischen Dichtung findet sich die Form τοκῆες am Versschluss. Zu dem Wunsch eines Menschen, von seinen Lieben beweint und begraben zu werden, vgl. vor allem Il. 11, 452‒455. 33 πολλοῖς σὺν κτερέεσσι πυρῆς ἐπέβησαν ὁμοίης: ◆ κτερέεσσι: κτέρεα im Plural bezeichnen die Gegenstände, die man den Toten bei der Bestattung als Eigentum oder als Ehrengeschenk beilegt. Hesychios glossiert das Wort als ἐντάφια. Es sind Dinge, die dem Verstorbenen im Leben besonders lieb waren und die man mit ihm auf dem Scheiterhaufen verbrannte, was hier der Fall ist. Zu dem Wort siehe LfgrE s.v. κτέρας, -εα. Die unhomerische Dativform κτερέεσσι erscheint zuvor nur bei Apollonios Rh., Arg. 1, 254 in einem ähnlichen Kontext wie hier, Arg. 1, 253–255: ἦ τέ οἱ ἦεν / βέλτερον, εἰ τὸ πάροιθεν ἐνὶ κτερέεσσιν ἐλυσθείς / νειόθι γαίης κεῖτο, κακῶν ἔτι νῆις ἀέθλων. Für Aison wäre es besser gewesen, wenn er sich zuvor in sein Grabtuch gehüllt ausgeruht hätte, bevor er von dem gefährlichen Unternehmen der Argonauten erfuhr. Wahrscheinlich hatte unser Dichter diese Stelle im Sinne. Zu der Form κτερέεσσι vgl. SEG 33.563, 6: ἐπηετανοῖς κτερέεσσιν. Zum Ausdruck vgl. Soph., El. 931: τὰ πολλὰ πατρὸς πρὸς τάφον κτερίσματα. ◆ ἐπέβησαν: der Aorist ἐπέβησα wird transitiv benutzt (Fut. ἐπιβήσω): „besteigen lassen“: Il. 9, 546: πολλοὺς δὲ πυρῆς ἐπέβησ᾽ ἀλεγεινῆς, er schickte viele auf den leidigen Scheiterhaufen. Vgl. auch Il. 8, 129; 11, 756; Hes., Erga 580, außer Il. 11, 756 immer mit Genitiv. Siehe auch LfgrE das Lemma βαίνω ΙΙΙ6α. ◆ πυρῆς … ὁμοίης: Der Dichter variiert hier Il. 9, 546: πυρῆς ἐπέβησ᾽ ἀλεγεινῆς (vgl. auch Il. 4, 99: πυρῆς ἐπιβάντ᾽ ἀλεγεινῆς) an der gleichen Versstelle. Vgl. auch PH 10, 447: πυρῆς ἐπιβήμεναι αἰνῆς; A.G. 7, 529, 2 (Theodoridas); Nonn., Dion. 29, 61. Hier betont der Dichter den gemeinsamen Scheiterhaufen: Megara wünschte, den gleichen Scheiterhaufen mit ihren Kindern geteilt zu haben. Vv. 32–33 weisen auf eine gewisse Ähnlichkeit mit A.G. 7, 665, 5–7 (Leonidas von Taras): ἀλλ᾽ ἐνὶ γαίῃ / πατρίδι καὶ τύμβου καὶ κτερέων ἔλαχεν / κηδεμόνων ἐν χερσίν, was zu der Annahme führt, dass dieses Epigramm unserem Dichter bekannt war.

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34–35 καί κεν ἕνα χρύσειον ἐς ὀστέα κρωσσὸν ἁπάντων / λέξαντες κατέθαψαν ὅθι πρῶτον γενόμεσθα: Das Randscholion der Leipziger Abschrift von Iunt paraphrasiert die vv. 34f. folgendermaßen: καὶ ἂν οὗτοι οἱ τοκῆες συλλέξαντες τὰ ὀστᾶ ἁπάντων ἡμῶν κατέθαψαν εἰς ἓν ἀγγεῖον, ἐκεῖσε λέγω ὅπου τὸ πρῶτον ἐγενόμεθα. ◆ κρωσσόν: dieses unhomerische Wort bezeichnet eigentlich einen Wassereimer oder einen Krug und kommt zum ersten Mal bei Aischylos in seiner verlorenen Tragödie Kabeiroi vor: TrGF 96 (bei Poll., Onomast. VI 23) ... καὶ ,οἰνηρός‘ ... καὶ ,μήποτε κρωσσοὺς / μήτ᾽ οἰνηροὺς μήθ᾽ †ὑδατηροὺς† / λίπειν ἀφνεοῖσι δόμοισιν‘ …; vgl. EGen [EM]: ,κρωσσός‘· ὑδρία, ἤ τι ἄλλο ἄγγος εἰς τὸ ἐπιχεῖν ὕδωρ· παρὰ τὸ ,κρῶ‘ τὸ ἐπιχέω, τοῦτο δὲ ἐκ τοῦ ,κερῶ‘, ὅθεν ,κέρασεν‘, οἷον (Homer. Odyss. ε 93) – vgl. Hesychios zum Lemma κρωσσοί: ὑδρίαι, στάμνοι, λήκυθοι und Suda zu κρωσσός: ἡ ὑδρία, ἀγγεῖον ὑδροφορικόν. καὶ Κρώσσιον, ἡ στάμνος. In dieser Bedeutung findet es sich noch bei Soph., OC 478; Eur., Hyps. TrGF 752h, 29; Kykl. 89; Ion 66 post 1107; Theokr., id. 13, 46. Als „Totenurne / Aschenkrug“ kommt es erstmals bei Lykophr., Alex. 369 vor: vgl. die Partie 365–369, in der von den Nostoi der Griechen aus Troia mit Bezug auf Aias’ Missetat gegen Kassandra die Rede ist: Ἑνὸς δὲ λώβης ἀντί, μυρίων τέκνων / Ἑλλὰς στενάξει πᾶσα τοὺς κενοὺς τάφους, / οὐκ ὀστοθήκαις χοιράδων ἐφημένους, / οὐδ᾽ ὑστάτην κεύθοντας ἐκ πυρὸς τέφρην / κρωσσοῖσι ταρχυθεῖσαν, ἣ θέμις φθιτῶν. Dazu vgl. das Scholion zu Alex. 367, das die Verwendung des Wortes κρωσσός in der Bedeutung von „Aschenkrug“ in Bezug auf Od. 24, 74 beleuchtet: κρωσσὸς δὲ καὶ λάρναξ καὶ ἀμφορεὺς ss 4 καὶ κάλπις s 4 καὶ ξέστης τὸ αὐτό ss 4. τὸ δὲ τοιοῦτόν ἐστιν ss 3 ἐπειδὴ ἔθος ἦν τότε τοὺς ἀλλαχοῦ τῆς πατρίδος τετελευτηκότας καίειν καὶ τὴν τέφραν αὐτῶν ἐν κρωσσοῖς καὶ λάρναξι καὶ ἀμφιφορεῦσιν εἰς τὴν πατρίδα κομίζειν, ὅπερ ἐγένετο ἐν τῇ Η (334) τῆς Ἰλιάδος καὶ ἐπὶ Πατρόκλῳ καὶ Ἀχιλεῖ (ω 74). φησὶν οὖν ὅτι οὔτε ἐν τῇ πατρίδι ἀποθανοῦνται οἱ Ἕλληνες οὔτε ἐν τῇ ξένῃ ἀποθανόντες τὰ ὀστᾶ αὐτῶν ἐν κρωσσοῖς ἥξει εἰς τὴν πατρίδα, ἀλλὰ ναυαγήσαντες ἀπολοῦνται ἐν ταῖς ss 3 s 4 θαλασσίαις T πέτραις ss 3 s 4 καὶ ὡς τάφοι αὗται αὐτοῖς γενήσονται T.; vgl. auch Scholion zu Lykophr., Alex. 272: κρατῆρα δὲ λέγει τὸν κρωσσόν, τὸν ἀμφιφορέα Βάκχου […], ὃν καὶ Ὅμηρος λέγει ὅτι ἡ Θέτις ἔλαβε παρὰ τοῦ Διονύσου, ἀμφιφορέα [δὲ] χρυσοῦν, ἔνθα τοῦ Ἀχιλέως ὀστᾶ κεῖται καὶ Πατρόκλου. Man vergleiche auch Il. 23, 243 bzw. 253: χρυσέη φιάλη; an diesen Stellen ist von Patroklos’ Asche in einer goldenen Schale die Rede, in die später auch Achilleus’ Asche gelegt wird. Es ist m.E. eindeutig, dass unser Dichter auf diese homerischen Partien, besonders aber auf Od. 24, 73– 79 anspielt: er variiert das homerische χρύσεον ἀμφιφορῆα bzw. χρυσέη φιάλη mit einem Wort, nämlich κρωσσός, das zu seiner Zeit sowohl zur Bezeichnung von Wasserkrügen als auch für Gefäße zum Aufbewahren der Totenasche verwendet wurde. Ähnlich wie Thetis, die Mutter Achilleus’, die weißen Gebeine ihres Sohnes in einen doppeltgehenkelten Krug, ein Geschenk des Dionysos, Hephaistons Werk, zusammen mit denen des Patroklos (Od. 24, 77: μίγδα δὲ Πατρόκλοιο Μενοιτιάδαο θανόντος) legen ließ, so wünschte sich Megara, dass ihre Gebeine mit denen ihrer Söhne in denselben Aschenkrug von ihren Eltern

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gelegt würden. Man vergleiche auch A.G. 7, 710, 1f. (Erinna): Στᾶλαι καὶ Σειρῆνες ἐμαὶ καὶ πένθιμε κρωσσέ, / ὅστις ἔχεις Ἀίδα τὰν ὀλίγαν σποδιάν; das Epigramm in Vitae Pindari et varia de Pindaro 3 (vv. 3f.): Ἀργόθεν ἦμος ἵκοντο κομίζουσ᾽ ἔνδοθι κρωσσοῦ / λείψαν᾽ ἀπὸ ξείνης ἀθρόα πυρκαϊῆς und A.G. (App.) 2, 699: Παῖδά με πενταέτη ὀλίγη ἐκρύψατο κρωσσὸς / ἀ]λλίστου ταχέως ἀντιάσαντ᾽ Ἀΐδεω·/ οὔ]νομα δ᾽ [εἰ] δίζησαι, ἐνὶ πρώτοισι Μένης [ἦν. Zur Kommentierung des Wortes κρωσσός siehe Breitenstein, 44–47 und Vaughn z. St. ◆ ὅθι πρῶτον γενόμεσθα: Zum Ausdruck vgl. Od. 14, 140f.: οὐδ᾽ εἴ κεν πατρὸς καὶ μητέρος αὖτις ἵκωμαι / οἶκον, ὅθι πρῶτον γενόμην καί μ᾽ ἔτρεφον αὐτοί und Il. 6, 489 = Od. 8, 553: οὐ κακὸν οὐδὲ μὲν ἐσθλόν, ἐπὴν τὰ πρῶτα γένηται. Megara meint hier ihren Heimatort Theben, wo ihre Eltern lebten (vgl. vv. 36ff.) und sie zur Welt brachten. Sie drückt den unerfüllten Wunsch aus, dort zusammen mit ihren Kindern, die sie in Theben zur Welt brachte, bestattet zu sein. 36 νῦν δ' οἳ μὲν Θήβην ἱπποτρόφον ἐνναίουσιν: ◆ Θήβην ἱπποτρόφον: Die Handschriften bieten entweder ἱπποτρόφον oder κουροτρόφον an. Die meisten Herausgeber lesen ἱπποτρόφον. Hartung, Meineke, Giangrande 1969, 182 und mit ihnen Vaughn ziehen die Lesart κουροτρόφον vor. κουροτρόφος könne zwar als Attribut zu einem Ort ungeeignet sein, es sei aber als solches nicht unbelegt. Vaughn nennt folgende Stellen: Od. 9, 27; Eur., Tr. 566 und Kallim., Hymn. Del., 2, 276. Bei Kallimachos wird die Insel Delos als κουροτρόφος des Gottes Apollon bezeichnet (Amme, den jungen Apollon nährend). Die Wiederaufnahme des Attributs (aus Od. 9, 27) bei Euripides, Tr. 566 dürfte nicht zufällig vom Dichter gesetzt worden sein, denn Odysseus wird in diesem Stück als der Feind der Troer par excellence dargestellt. Man vergleiche auch A.G. 12, 58, 1 (Rhianos) für Troizen. Giangrande 1969, 182 glaubt, dass der Dichter der Megara das Adjektiv κουροτρόφος pointiert „in the Homeric sense“ anstelle des banalen ἱπποτρόφον gebrauche, das als Epitheton zu einem Ort plausibel sei. Trotz dieser Ausführungen möchte ich ἱπποτρόφον lesen. Homer (Il. 4, 391) kennt schon die Kadmeer als κέντορες („Stachler“) der Pferde. Dieses Adjektiv, das zuerst bei Hes., Erga 507 zur Bezeichnung Thrakiens belegt ist, ersetzt das homerische ἱππόβοτος (am häufigsten für Argos), vgl. Schol. D zu Il. 2, 287. ἱπποτρόφος findet sich als Attribut zu Orten noch bei Ibyk., Fr. S151, 30 Davies; Pind., N. 10, 41; P.Oxy. 2735 fr. 1, 31. Bakch., Ep. 11, 113. Pindar, I. 4, 14 bezeichnet die Thebaner als ἱπποτρόφoι. Charakteristisch ist die Bezeichnung von Theben als ἱπποτρόφος bei Heraklides Perieg. (Geographi Graeci minores, vol. 1) 1, 13: Καὶ ἱπποτρόφος (sc. Theben) δὲ ἀγαθή, κάθυδρος πᾶσα, χλωρά τε καὶ γεώλοφος, κηπεύματα ἔχουσα πλεῖστα τῶν ἐν τῇ Ἑλλάδι πόλεων. Καὶ γὰρ ποταμοὶ ῥέουσι δι᾽ αὐτῆς δύο τὸ ὑποκείμενον τῇ πόλει πεδίον πᾶν ἀρδεύοντες. Diese Beschreibung steht in Einklang mit v. 37. ◆ ἐνναίουσιν: ἐνναίειν mit Akkusativ in der Bedeutung von „bewohnen“ vgl. noch Apoll. Rh., Arg. 1, 1076; Nikandr., Ther. 150; Opp., Hal. 2, 40.

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37 Ἀονίου πεδίοιο βαθεῖαν βῶλον ἀροῦντες: ◆ Ἀονίου πεδίοιο: Die aonische Ebene befindet sich in Boiotien. Die Aones waren nach Strabon (7, 7, 1; 9, 2, 3) ein alter barbarischer Volksstamm, der mit den ebenfalls barbarischen Temmikes vom Vorgebirge Sunion aus in Boiotien eingedrungen und später von Kadmos unterworfen worden sein soll. Vgl. auch Ephoros, Fr. 2a, 70, F. 119. Pausanias, 9, 5, 1 glaubt dagegen, dass die Aonen ein boiotisches Volk waren und nicht ἐπηλύδων ἀνθρώπων. Hellanikos, Fr. 1a, 4 F. 51 (Schol. A D zu Il. 2, 494) bezeugt: ἡ Βοιωτία τὸ πρότερον Ἀονία ἐκαλεῖτο ἀπὸ τῶν κατοικούντων ἐν αὐτῆι Ἀόνων, μετωνομάσθη δὲ Βοιωτία κατὰ μέν τινας ἀπὸ Βοιωτοῦ τοῦ Ποσειδῶνος καὶ Ἄρνης, καθ᾽ ἑτέρους δὲ ἀπὸ τῆς ἐλαθείσης κατὰ τὸ πυθόχρηστον ὑπὸ Κάδμου βοός. Vgl. auch Steph. Byz. s.v. Ἄονες. Es handelt sich um die fruchtbare Ebene, die sich von Theben aus nordwärts bis zum See Hylike und zum Hypaton-Berg erstreckt, das sogenannte Ἀόνιον πεδίον, vgl. Strabon, 9, 2, 31: ἐν τῷ Ὑπάτῳ ὄρει ὅ ἐστιν ἐν τῇ Θηβαϊκῇ πλησίον Τευμησσοῦ καὶ τῆς Καδμείας, ᾧ ὑποπ]ίπτει τὸ Ἀόνιον καλούμενον πεδίον, ὃ διατείνει [εἰς τὴν Καδμεία]ν ἀπὸ τοῦ Ὑπάτου ὄρους. Es scheint, dass die alexandrinischen Dichter der Gelehrsamkeit wegen Ἀόνιος Βοιώτιος vorziehen, dem auch die römischen Dichter – vorwiegend der Kaiserzeit – folgten: vgl. Ovid, Met. 5, 333; 6, 2; Juv., 7, 59; Mart., 7, 22, 2; Sil. Ital., Pun. 11, 463; 12, 409; Stat., Th. 2, 697; 4, 183; 7, 730; 9, 95; 10, 195; Silv. 1, 2, 247; 5, 3, 122. Zum ersten Mal erscheint das Adjektiv ἀόνιος mit Sicherheit bei Kallim. Fr. 572 Pf., dann bei Apoll. Rh., Arg. 3, 1178: Ἀονίοιο δράκοντος und 3, 1185: Ἀονίοισιν … πεδίοισιν und später bei [Opp.], Kyn. 1, 25: οὐ χορὸν Ἀονίου παρὰ βένθεσιν Ἀσωποῖο; 2, 96: Μώνυχες Ἀόνιοι; 4, 250: Ἀόνιαι … γυναῖκες (am Versanfang wie hier), 276: Ἀονίῃσι γυναιξίν; Dion. Perieg., Orb. discr. 476: Ἀονίῳ … σιδήρῳ am Versanfang und öfter bei Nonnos, Dionysiaka: vgl. etwa 5, 208; 12, 151; 13, 532; 25, 18; 26, 71 (alle Belege am Versanfang). Zum Ausdruck vgl. auch Lykophr., Alex. 1209: Ἀόνων τε γῆν; Nonn., Dion. 4, 337: Ἀονίης σχεδὸν ἦλθε πέδον Βοιωτὸν ὁδεύων. ◆ βαθεῖαν βῶλον: ἡ βῶλος heißt „Erdkloß, Erdscholle“ und ist ein Hapax bei Homer: Od. 18, 374: τετράγυον δ᾽ εἴη, εἴκοι δ᾽ ὑπὸ βῶλος ἀρότρῳ. Vgl. Soph., Aias 1286: ὑγρᾶς ἀρούρας βῶλον. Hesychios glossiert das Wort als „Erde“ (βῶλαξ, βῶλος· γῆ). Man beachte auch EΜ s.v. βῶλος: Ἡ γῆ· παρὰ τὸ βῶ, τὸ τρέφω· ὅθεν καὶ βῶστρον. Ἐξ αὐτοῦ βῶλαξ, ὡς λίθος, λίθαξ. ῍Η παρὰ τὸ ὑπὸ τῶν βοῶν ἀλοᾶσθαι κοπτομένη ἡ γῆ· ἢ παρὰ τὸ πωλεῖσθαι καὶ συνεχῶς παρ᾽ αὐτῶν στρέφεσθαι, πῶλος καὶ βῶλος· ἢ ὅτι βαλλόμενος λύεται. Vgl. auch EGen. s.v. βῶλος. Das Substantiv findet sich fünfmal bei Apollonios Rhodios, vgl. Arg. 3, 1336: βάλλεν ἀρηρομένην αἰεὶ κατὰ βῶλον ὀδόντας an der gleichen Versstelle, vgl. auch A.G. 7, 175, 1: Οὕτω πᾶσ᾽ ἀπόλωλε, γεωπόνε, βῶλος ἀρότροις (Antiphilos) und Nonn., Dion. 40, 331: σχιζομένων ὑδάτων ἐχαράσσετο βῶλος ἀρότρῳ ebenfalls an der gleichen Versstelle. Das Adjektiv βαθύς bedeutet hier „fruchtbar“ wie auch bei Homer: vgl. Il. 2, 147 mit Scholion D: βαθύ· μέγα. εὔφορον. Wie Vaughn ausführt, hat unser Dichter zwei homerische Stellen zum Verfassen dieses Verses im Sinn: Il. 10, 353: ἑλκέμεναι νειοῖο βαθείης πηκτὸν ἄροτρον; 18, 547: ἱέμενοι νειοῖο βαθείης τέλσον ἱκέσθαι mit dem Kommentar von Eustathios, Il. 4, 246. Diese Verse be-

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stehen aus fünf Wörtern mit dem Adjektiv βαθύς an der gleichen Versstelle, dem ein Genitiv, der einen Ort anzeigt, vorausgeht. Unser Dichter variert das homerische νειός mit dem homerischen Hapax βῶλος, das er im fünften Versfuss genau wie Apoll. Rh., Arg. 3, 1336 setzt. ◆ ἀροῦντες ist wahrscheinlich von der obengenannten Stelle in den Argonautika beeinflusst: ἀρηρομένην … κατὰ βῶλον; vgl. auch Arg. 3, 1053: χερσὶ καὶ ἠνορέῃ στυφελὴν διὰ νειὸν ἀρόσσῃς. Das erste und das letzte Wort unseres Verses beginnen beide mit dem gleichen Vokal, während das Versinnere durch Alliteration von β gekenzeichnet ist: α β β α. Vaughn bemerkt zu Recht: „the poet achieved the beautiful alliterative flow of this line through his ability to combine euphonically elements drawn from different sources.“ Wir brauchen nicht das einhellig überlieferte ἀροῦντες in ἀρεῦντες (dorisch) zu ändern, wie es Meineke tut. Siehe dazu Giangrande 1969, 182, Anm. 2 und Vaughn z. St. Zu diesem Vers vgl. auch Apoll. Rh, Arg. 1, 685–687: ἦε βαθείαις / αὐτόματοι βόες ὔμμιν ἐνιζευχθέντες ἀρούραις / γειοτόμον νειοῖο διειρύσσουσιν ἄροτρον. 38 αὐτὰρ ἐγὼ Τίρυνθα κάτα κραναὴν πόλιν Ἥρης: ◆ αὐτὰρ ἐγὼ Τίρυνθα: αὐτὰρ ἐγὼ leitet einen scharfen Kontrast im Vergleich zu den zwei vohergehenden Versen ein (vgl. etwa Il. 24, 493; Od. 13, 286; 19, 541): Megara ist in Tiryns allein und fern von ihren Eltern, die in Theben leben. Dieser Kontrast wird noch durch den Ausdruck κραναὴν πόλιν, der im Gegensatz zu βαθεῖαν βῶλον steht, bekräftigt. ◆ κάτα κραναὴν πόλιν Ἥρης: κραναός kommt bei Homer als Attribut zu Ithaka vor: Il. 3, 201; Od. 1, 247; 15, 510; 16, 124; 21, 346. Bei Pindar, I. 1, 3 bezeichnet es Delos, in O. 7, 82 Athen; vgl. Aristoph., Ach. 75: Ὦ Κραναὰ πόλις zusammen mit dem Scholion: ὦ Κραναὰ πόλις· τοῦτο τέτριπται ὑπὸ τῶν παλαιῶν. καὶ Αἰσχύλος γὰρ καὶ Σοφοκλῆς ἐχρήσαντο τῇ λέξει. λέγει δὲ Κραναὰς τὰς Ἀθήνας, ἤτοι τὰς τραχείας. λεπτόγεως γὰρ ἡ Ἀττική. ἢ ἀπὸ Κραναοῦ τινος, ὃς ἦν τῶν αὐτοχθόνων εἷς. E Γ. Wie Vaughn ausführt, stellt dieser Vers eine der Hauptquellen bezüglich des Herakultes in Tiryns dar. Hesiod, Th. 292 bezeichnet Tiryns als „heilig“ (Τίρυνθ᾽ εἰς ἱερήν), während Plutarch, Fr. 3b, 388, F. 2 Folgendes überliefert: λέγεται δὲ Πείρας ὁ πρῶτος Ἀργολίδος ῞Ηρας ἱερὸν εἱσάμενος τὴν ἑαυτοῦ θυγατέρα Καλλίθυιαν ἱέρειαν καταστήσας, ἐκ τῶν περὶ Τίρυνθα δένδρων ὄγχνην τεμὼν εὐκτέανον ῞Ηρας ἄγαλμα μορφῶσαι. Pausanias, 2, 17, 5 erzählt, dass er selbst diese Statue noch gesehen habe: παρὰ δὲ αὐτήν (sc. ἄγαλμα ῞Ηβης) ἐστιν ἐπὶ κίονος ἄγαλμα ῞Ηρας ἀρχαῖον. τὸ δὲ ἀρχαιότατον πεποίηται μὲν ἐξ ἀχράδος, ἀνετέθη δὲ ἐς Τίρυνθα ὑπὸ Πειράσου τοῦ Ἄργου, Τίρυνθα δὲ ἀνελόντες Ἀργεῖοι κομίζουσιν ἐς τὸ Ἡραῖον· ὃ δὴ καὶ αὐτὸς εἶδον, καθήμενον ἄγαλμα οὐ μέγα. Dazu siehe Stratiki, 85ff. Zum Herakult in Tiryns siehe A. Frickenhaus, Die Hera von Tiryns, I., Athen 1912, 14ff. Mit der Bezeichnung von Tiryns als πόλιν Ἥρης bringt unser Dichter in Megaras Rede Hera ins Spiel, die dem Leser als Urheberin von Herakles’ Wahnsinn bekannt ist und folglich auch der Leiden der Sprecherin. In v. 6 fragt Megara sich, warum die Götter ihr solche Schande zugedacht haben.

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39 πολλοῖσιν δύστηνος ἰάπτομαι ἄλγεσιν ἦτορ: ◆ δύστηνος: Megara hat sich schon als δύστηνος bezeichnet, v. 17: τοὺς μὲν ἐγὼ δύστηνος ἐμοῖς ἴδον ὀφθαλμοῖσι. In v. 8 hat sie sich als δύσμορος, in v. 27 als αἰνοτόκεια bezeichnet. Das Adjektiv δύστηνος findet sich an dieser Verstelle auch in Il. 22, 59, 477; Od. 1, 55; 5, 436; 6, 206; 7, 223, 248; 11, 80, 93; 13, 331; 17, 10, 501; 19, 354; 20, 224; 24, 289; Batrach. 112; Opp. Hal. 4, 216; 5, 571; PH 5, 532. ◆ πολλοῖσιν … ἄλγεσιν: vgl. Il. 21, 585; Od. 4, 164; 6, 184; 13, 90; vgl. auch PH 12, 291: πολλὰ πονησαμένοισι κατὰ κλόνον ἄλγεα λυγρά. Die passive Form von ἰάπτειν findet sich erstmals bei Bakch., Prosodia Fr. 11+12, 6f. Maehler: αἰὲν ἰάπτεται / κέαρ (mit Kommentar dazu), was unserer Stelle nahekommt, dann bei Theokr., id. 2, 82. ◆ ἦτορ schließt sehr oft einen homerischen Vers. 40 αἰὲν ὁμῶς, δακρύων δὲ πάρεστί μοι οὐδ’ ἴ’ ἐρωή: ◆ αἰὲν: Bruncks Konjektur αἰὲν zu dem überlieferten αἰεί (vgl. auch Theokr., id. 25, 64, 123 mit dem Kommentar von Gow z. St.) scheint mir ebenfalls richtig zu sein; vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 451f.: ἀνέρες, οἳ καὶ πρόσθεν ἐπ᾽ ἤματι κεῖσε θάμιζον / αἰὲν ὁμῶς φορέοντες ἑῆς ἀπὸ μοῖραν ἐδωδῆς. Mit Ausnahme von Il. 9, 322 (αἰεί – correptio attica) findet sich bei Homer und Apollonios Rhodios am Versanfang αἰέν, wenn der erste Fuß ein Daktylos ist. ◆ ἴ’ ist die epische, aiolische und ionische feminine Form ἴα von εἷς statt μία: vgl. Il. 4, 437: οὐ γὰρ πάντων ἦεν ὁμὸς θρόος οὐδ᾽ ἴα γῆρυς in Verbindung mit οὐδ᾽ und an der gleichen Versstelle; vgl. auch 13, 354: ἦ μὰν ἀμφοτέροισιν ὁμὸν γένος ἠδ’ ἴα πάτρη; 21, 569. Zu ἴα siehe Ap. Soph., 89, 20ff.: ἴα· μία ,ἐν δὲ ἴα ψυχή.‘ κατὰ γενικὴν ,τῆς μὲν ἰῆς στιχὸς ἦρχε,‘ δοτικὴν ,ἐν δὲ ἰῇ τιμῇ ἡ μὲν κακὸς ἡ δὲ καὶ ἐσθλός,‘ αἰτιατικὴ ,τὴν μὲν ἴαν Νύμφῃσι.‘ Zur Erklärung und Etymologie dieser Form siehe Schwyzer, I, 588; Frisk, GrEW s.v.; Beekes/van Beek, EDG und LfgrE s.v. ἴα. ◆ ἐρωή: Apion, Fragmenta de glossis Homericis, gibt alle drei Bedeutungen des Wortes: ἐρωή· ὁρμή (Ο 358). ὑποχώρησις (s. Θ 122). καὶ παῦσις (Π 302). Vgl. Hesychios: ἐρωή· ὁρμή (Π 302) An. ὑποχώρησις p. ῥεῦσις. κώλυσις S, ἐρωῆσαι· ἡσυχάσαι r . χωρῆσαι. κωλῦσαι. ὑποχωρῆσαι (Τ 170); ΕM: Ἐρωή· Σημαίνει τρία· τὴν κατάπαυσιν τοῦ πολέμου, ὡς τὸ, πολέμου δ᾽ οὐ γίνετ᾽ ἐρωή. Καὶ τὴν ὁρμὴν, ὡς τὸ, Ὄφρα δὲ Τυδείδης μετὰ δούρατος ᾤχετ᾽ ἐρωήν. Καὶ τὴν ὑποχώρησιν, ὡς τὸ, ὑπερώησαν δέ οἱ ἵπποι ὠκύποδες. Ὑπεχώρησαν. Siehe auch LfgrE s.v. Zu δακρύων δὲ πάρεστί μοι οὐδ’ ἴ’ ἐρωή hat unser Dichter die Ilias-Stellen 16, 302; 17, 761: πολέμου δ᾽ οὐ γίγνετ᾽ ἐρωή im Sinn; vgl. Theokr., id. 22, 192: μάχης δ᾽ οὐ γίνετ᾽ ἐρωή (vgl. auch PH 9, 15: κακοῦ δ᾽ οὐ γίνετ᾽ ἐρωή) und die Apollonios-Stelle Arg. 1, 384: ᾧ κράτεϊ βρίσαντες ἰῇ στυφέλιξαν ἐρωῇ, wo die feminine Form ἴα vorkommt (ἰῇ ist eine Konjektur von Brunck zu dem metrisch unpassenden μιῇ, wenn wir nicht mit den codd. L, D und dem Pap. P.S.I. 15, 1478 die überlieferte Dualform βρίσαντε lesen). Bei Apollonios hat ἐρωή die Bedeutung von „Schwung, Andrang“. Unser Dichter benutzt hier das Wort in der Bedeutung von παῦσις wie in Il. 16, 302; 17, 761 und Theokr., id. 22, 192. Das Substantiv ἐρωή kommt nicht in der Odyssee

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vor; in der Ilias insgesamt elfmal und immer am Versende wie bei Theokrit. Zu der Etymologie des Wortes siehe Beekes/van Beek, EDG s.v. ἐρωή. 41–42a ἀλλὰ πόσιν μὲν ὁρῶ παῦρον χρόνον ὀφθαλμοῖσιν / οἴκῳ ἐν ἡμετέρῳ: ἀλλὰ hat hier m.E. keine adversative, sondern eine progressive und konnektive Bedeutung wie etwa „außerdem, übrigens“ (vgl. Denniston, GP, 21f.; Schwyzer I, 578). Vgl. etwa Il. 7, 425; Od. 5, 154; 11, 275; 15, 235; 20, 83; 24, 306. Nach Megaras Erwähnung der räumlichen Abwesenheit ihrer Eltern richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf ihren Mann. Sie sieht ihn jedoch kaum oder nur flüchtig im Haus, denn er ist dazu angehalten, viele Arbeiten in der Ferne zu verrichten. Vgl. auch das marginale Scholion Im ἀεὶ γὰρ ἄπεστι (sc. Herakles). ◆ παῦρον χρόνον: Das Adjektiv παῦρος, bezogen auf Zeit, ist erstmals bei Hesiod belegt: Erga 326: ἀνέρι τῷ, παῦρον δέ τ᾽ ἐπὶ χρόνον ὄλβος ὀπηδεῖ; vgl. auch Semon., Fr. 3, 2 West; Simon., Fr. 520, 3 PMG; Lykophr., Alex. 1429. ◆ ὁρῶ … ὀφθαλμοῖσιν: Die Verbindung von ὀφθαλμοῖσιν mit einer Form des Verbums ὁράω ist sehr häufig bei Homer zu finden, vgl. folgende Belege mit ὀφθαλμοῖσι am Versende: Il. 3, 169; 5, 212, 770; 10, 275; 14, 153; 15, 488; Od. 2, 155; 4, 47; 10, 181. ◆ οἴκῳ ἐν ἡμετέρῳ: an der gleichen Versstelle wie Il. 3, 233; Od. 1, 258; 22, 358; vgl. v. 124 und Il. 1, 30: ἡμετέρῳ ἐνὶ οἴκῳ. 42b–43a πολέων γάρ οἱ ἔργον ἑτοῖμον / μόχθων: Denn ihm steht eine Arbeit mit vielen Mühen bevor. Man beachte die chiastische Stellung der Substantive mit ihren Attributen: πολέων … μόχθων – ἔργον ἑτοῖμον. ◆ ἔργον ἑτοῖμον: Ich ziehe die epische Form des Adjektives vor (die Manuskripte überliefern teilweise ἑτοῖμον und ἕτοιμον), denn unser Dichter folgt dem epischen Stil wie Theokr., id. 22, 70, 155; Kallim., Hek. Fr. 256 Pf.; Del. 231; Apoll. Rh., Arg. 1, 1252; 4, 1745. Siehe auch Vaughn z. St. Das Adjektiv hat hier die Bedeutung von „was da ist, bereit ist, vorliegt, zur Hand ist“. Siehe dazu LfgrE s.v. Zum Ausdruck ἔργον ἑτοῖμον vgl. Theokr., id. 22, 70: ἦ καὶ ἄεθλον ἑτοῖμον ἐφ᾽ ᾧ δηρισόμεθ᾽ ἄμφω. ◆ πολέων … μόχθων: das Substantiv („Mühe, Anstregung, Mühsal“) ist nicht bei Homer belegt, wohingegen das verwandte μόγος vorkommt: Il. 4, 27: ἱδρῶ θ᾽ ὃν ἵδρωσα μόγῳ, καμέτην δέ μοι ἵπποι, wo es dem vorangehenden πόνος (v. 26) entspricht. Belegt ist aber bei Homer das Verbum μοχθέω, μοχθίζω: „sich abmühen, leiden (körperlich wie seelisch)“, Il. 2, 723: ἕλκεϊ μοχθίζοντα κακῷ ὀλοόφρονος ὕδρου mit dem Scholion D: πονοῦντα, κάμνοντα; Il. 10, 106: κήδεσι μοχθήσειν mit dem Scholion D: ταλαιπωρήσειν, κακοπαθήσειν; vgl. das Verbum μογέω: Il. 1, 162: ᾧ ἔπι πολλὰ μόγησα; 2, 690: πολλὰ μογήσας; 9, 492: ὣς ἐπὶ σοὶ μάλα πολλὰ πάθον καὶ πολλὰ μόγησα; 23, 607: ἀλλὰ σὺ γὰρ δὴ πολλὰ πάθες καὶ πολλὰ μόγησας; Od. 24, 388: ἐξ ἔργων μογέοντες usw. Das Substantiv μόχθος kommt zuerst bei Ps.Hes., Aspis 306 vor: πὰρ δ᾽ αὐτοῖς ἱππῆες ἔχον πόνον, ἀμφὶ δ᾽ ἀέθλῳ (v. 305) / δῆριν ἔχον καὶ μόχθον; vgl. auch Cert. 169: κοινὰς ὠφελίας ἰδίοις μόχθοισι πορίζειν. Zum Ausdruck πολέων μόχθων vgl. Aisch., Eum. 248; Eur., Alk. 938, 1025; Med. 1097; Theokr., id. 22, 83. Zu erwähnen ist auch, dass das Substantiv

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μόχθος Herakles’ Arbeiten bei Sophokles, Tr. 1101 und 1170 beschreibt, wie Vaughn z. v. 43 ausführt, aber auch bei Eur., Her. 830: ἐπεὶ δὲ μόχθους διεπέρασ᾽ Εὐρυσθέως; 1270: μόχθους οὓς ἔτλην τί δεῖ λέγειν; 43–45a τοὺς ἐπὶ γαῖαν ἀλώμενος ἠδὲ θάλασσαν / μοχθίζει πέτρης ὅγ’ ἔχων νόον ἠὲ σιδήρου / καρτερὸν ἐν στήθεσσι: Es scheint mir sicher, dass unser Dichter den homerischen Hymnos 15 an Herakles bei der Abfassung der vv. 43f. kannte: vgl. vv. 1–6: Ἡρακλέα Διὸς υἱὸν ἀείσομαι, ὃν μέγ᾽ ἄριστον / γείνατ᾽ ἐπιχθονίων Θήβῃς ἔνι καλλιχόροισιν / Ἀλκμήνη μιχθεῖσα κελαινεφέϊ Κρονίωνι· / ὃς πρὶν μὲν κατὰ γαῖαν ἀθέσφατον ἠδὲ θάλασσαν / πλαζόμενος πομπῇσιν ὕπ᾽ Εὐρυσθῆος ἄνακτος / πολλὰ μὲν αὐτὸς ἔρεξεν ἀτάσθαλα, πολλὰ δ᾽ ἀνέτλη. Der Relativsatz ὃς πρὶν μὲν κατὰ γαῖαν ἀθέσφατον ἠδὲ θάλασσαν / πλαζόμενος zeigt dies deutlich, mit κατὰ γαῖαν und ἠδὲ θάλασσαν an der gleichen Versstelle, πλαζόμενος wird durch das Synonym ἀλώμενος ersetzt, πολλὰ δ᾽ἀνέτλη verweist auf den Ausdruck πολέων … μόχθων, während ἔργον ἑτοῖμον (v. 42) dem Ausdruck πομπῇσιν ὕπ᾽ Εὐρυσθῆος ἄνακτος entspricht. Beeinflusst ist unser Dichter auch von Theokr., id. 13, 66f.: σχέτλιοι οἱ φιλέοντες, ἀλώμενος ὅσσ᾽ ἐμόγησεν / οὔρεα καὶ δρυμούς. Diese Stelle bezieht sich ebenfalls auf Herakles, sie betrifft aber seine Mühen auf der Suche nach seinem vermissten Geliebten Hylas. Wie schon Vaughn bemerkt hat, findet sich das Partizipium ἀλώμενος an der gleichen Versstelle wie in unserem Gedicht. Zwei Akkusative des Ortes, οὔρεα καὶ δρυμούς, ergänzen das Partizipium, während ἐμόγησεν auf μόχθων und μοχθίζει hinweist. Den Leser erinnern die vv. 42–44a an die ersten Verse der Odyssee, besonders v. 4: πολλὰ δ᾽ ὅ γ᾽ ἐν πόντῳ πάθεν ἄλγεα ὃν κατὰ θυμόν bezogen auf Odysseus, der weit weg von seiner Heimat viele Leiden auch aufgrund einer ihm feindselig gesinnten Gottheit (Poseidon) – in v. 38 wird dem Leser mit dem Ausdruck κάτα κραναὴν πόλιν Ἥρης die dem Herakles zürnende Hera indirekt vorgestellt – erdulden musste, bevor er nach Ithaka heimkehren kann. ◆ ἐπὶ γαῖαν ἀλώμενος: Das Partizipium des Verbums ἐπαλάομαι ἐπαλώμενος kommt in der hexametrischen Dichtung immer in Tmesis an dieser Versstelle vor, vgl. Od. 7, 239: οὐ δὴ φῂς ἐπὶ πόντον ἀλώμενος ἐνθάδ᾽ ἱκέσθαι; 15, 492; 19, 170: πολλὰ βροτῶν ἐπὶ ἄστε᾽ ἀλώμενος ἐνθάδ᾽ ἱκάνω. Alle Belege beziehen sich auf Odysseus. In Anbetracht dieser Anspielung wird Megara mit der auf Ithaka wartenden Penelope parallelisiert, eine Annahme, die m.E. auch durch das Epitheton κραναήν in v. 38 gestützt wird, das in der Odyssee ausschließlich Ithaka bezeichnet. ◆ ἐπὶ γαῖαν … ἠδὲ θάλασσαν / μοχθίζει: vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 496: ῎Ηειδεν δ᾽ ὡς γαῖα καὶ οὐρανὸς ἠδὲ θάλασσα mit γαῖα und ἠδὲ θάλασσα an der gleichen Versstelle. Der Ausdruck ἠδὲ θάλασσα ist in der hexametrischen Dichtung formelhaft, immer am Versende zu finden. Zu μοχθίζω (Il. 2, 723) und μοχθέω (Il. 10, 106) siehe Breitenstein 75 mit Anmerkungen 54 und 55. μοχθέω und μοχθίζω sind beide homerische Hapax legomena; das Substantiv μόχθος findet sich auch bei Homer nicht; erstmal bei Ps.Hes., Aspis 306 und Theogn. 1338. Für Herakles’ Arbeiten wird dieses Substantiv zum ersten Mal bei Sophokles, Tr. 1101 verwendet, dann bei Theokr., id. 24, 83. Siehe auch White zu Theokr., id. 24, 83. ◆ πέτρης ὅγ’ ἔχων νόον ἠὲ σιδήρου /

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καρτερὸν ἐν στήθεσσι: ἔχων νόον / καρτερὸν: vgl. Il. 5, 806: αὐτὰρ ὃ θυμὸν ἔχων ὃν καρτερὸν ὡς τὸ πάρος περ; A.G. 16, 278, 3 (Paul. Silent.): οἷς ἄγναμπτον ἔχει νόον; vgl. auch die Charakterisierung des Herakles als κρατερόφρων Il. 14, 324; Ps.-Hes., Aspis 458. Stein und Eisen zur Bezeichnung der Standhaftigkeit bzw. der Härte oder Unbändigkeit des Sinns oder des Willens finden wir in der Od. 19, 493f.: οἶσθα μέν, οἷον ἐμὸν μένος ἔμπεδον οὐδ᾽ ἐπιεικτόν· / ἕξω δ᾽ ὡς ὅτε τις στερεὴ λίθος ἠὲ σίδηρος. (Eurykleia zu Odysseus); Prom. 242–244a: σιδηρόφρων τοι κἀκ πέτρας εἰργασμένος / ὅστις, Προμηθεῦ, σοῖσιν οὐ συνασχαλᾷ / μόχθοις; Eur., Med. 1279–1281: τάλαιν᾽, ὡς ἄρ᾽ ἦσθα πέτρος ἢ σίδα- / ρος ἅτις τέκνων / ὃν ἔτεκες ἄροτον αὐτόχει- / ρι μοίραι κτενεῖς; Kykl. 596: πέτρας τὸ λῆμα κἀδάμαντος ἕξομεν; man vergleiche auch Il. 22, 357: ἦ γὰρ σοί γε σιδήρεος ἐν φρεσὶ θυμός. (Hektor zu Achilleus); 24, 205, 521: σιδήρειόν νύ τοι ἦτορ (Priamos); Od. 4, 293 (Odysseus): οὐδ᾽ εἴ οἱ κραδίη γε σιδηρέη ἔνδοθεν ἦεν; 5, 190f.: καὶ γὰρ ἐμοὶ νόος ἐστὶν ἐναίσιμος, οὐδέ μοι αὐτῇ / θυμὸς ἐνὶ στήθεσσι σιδήρεος, ἀλλ᾽ ἐλεήμων; 23, 172: ἦ γὰρ τῇ γε σιδήρεον ἐν φρεσὶν ἦτορ (Penelope); Hes., Th. 764f.: τοῦ δὲ σιδηρέη μὲν κραδίη, χάλκεον δέ οἱ ἦτορ / νηλεὲς ἐν στήθεσσιν; 239: Εὐρυβίην τ᾽ ἀδάμαντος ἐνὶ φρεσὶ θυμὸν ἔχουσαν; Aisch., Th. 51–53: οἶκτος δ᾽ οὔτις ἦν διὰ στόμα. / σιδηρόφρων γὰρ θυμὸς ἀνδρείᾳ φλέγων / ἔπνει, λεόντων ὣς Ἄρη δεδορκότων. Die innere Stärke des Helden weist auch auf die des Hektor in Il. 3, 60–63 (Paris zu Hektor) hin: αἰεί τοι κραδίη πέλεκυς ὥς ἐστιν ἀτειρὴς / ὅς τ᾽ εἶσιν διὰ δουρὸς ὑπ᾽ ἀνέρος ὅς ῥά τε τέχνῃ / νήϊον ἐκτάμνῃσιν, ὀφέλλει δ᾽ ἀνδρὸς ἐρωήν· / ὣς σοὶ ἐνὶ στήθεσσιν ἀτάρβητος νόος ἐστί. In der lateinischen Literatur siehe Vaughn z. St. Zu στῆθος als Sitz des νόος vgl. Il. 4, 309: τόνδε νόον καὶ θυμὸν ἐνὶ στήθεσσιν ἔχοντες; Od. 20, 366: καὶ νόος ἐν στήθεσσι τετυγμένος; Theogn. 121, 507, 1163f. 45–46 σὺ δ’ ἠύτε λείβεαι ὕδωρ, / νύκτας τε κλαίουσα καὶ ἐκ Διὸς ἤμαθ’ ὁπόσσα: Megara wendet sich wieder an Alkmene und redet sie mit σύ an. Durch ihre Klagerede, begonnen in v. 6, hat der Leser Alkmenes Anwesenheit fast vergessen. Gegen Ende ihrer Rede bringt die Sprecherin, ihre Klage fortsetzend, Alkmene wieder ins Spiel: Doch du zerfließt in Tränen wie Wasser weinend die Nächte hindurch und die Tage, die Zeus beschert. Diese Bemerkung weist auf den Anfang des Gedichts, vv. 1–3 hin. Das Verbum λείβω bzw. λείβομαι hat als Ergänzung eine Form des Substantivs δάκρυ, wenn die Bedeutung „Tränen vergießen“ ist. Man vergleiche Il. 13, 88, 658; Od. 5, 158; 8, 86, 93; Aisch., Th. 50f.; Soph., OC 1250; Eur., Andr. 417, 532; IA 650; Xenoph., Kyr. 6, 4, 3; Kal., hymn. Del. 121; Apoll., Arg. 3, 674; Nonn., Dion. 6, 224; A.G. 7, 446, 3f. (Hegesippos); 646, 2 (Anyte) usw. Soweit ich feststellen kann, sind Aristoph., Eq. 327: ὁ δ᾽ Ἱπποδάμου λείβεται θεώμενος und Eur., El. 145f. die einzigen Stellen vor unserem Gedicht, in denen das Verbum λείβομαι in der Bedeutung von: „Tränen vergießen“ ohne Ergänzung einer Form von δάκρυ belegt ist. Die Scholia zu Aristoph., Eq. 327 erklären dazu: ὁ δὲ εὐνούστατος τῇ πόλει καταλείβεται τοῖς δάκρυσιν, ἀναξίως ὁρῶν σε τὰ τῆς πόλεως καρπούμενον und ὁ δ᾽ Ἱπποδάμου] υἱός, ὁ Ἀρχεπτόλεμος. λείβεται] καταστάζεται τοῖς δάκρυσιν ὁρῶν σε τὰ τῆς πόλεως καρπούμενον. Vgl.

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auch Suda: λείβεται τοῖς δακρύοις· διάβροχος γίνεται. Ἀριστοφάνης· ὁ δ᾽ Ἱπποδάμου λείβεται θεώμενος. Wegen des Partizipiums κλαίουσα lässt der Dichter die Ergänzung δάκρυσι aus. Die Stellung von ἠύτε im zweiten Halbvers eines Hexameters findet sich normalerweise im fünften Versfuss (vgl. v. 107). An unserer Stelle und in A.G. 5, 55, 5 (Dioskorides): ὄμμασι νωθρὰ βλέπουσα· τὰ δ᾽, ἠύτε πνεύματι φύλλα kommt ἠύτε seltenerweise im vierten Versfuss vor. In v. 45 ist die Satzkonstruktion als problematisch anzusehen. Die normale Konstruktion wäre: σὺ δὲ λείβεαι ἠύτε ὕδωρ, die aber aus metrischen Gründen nicht zu halten ist. Die Lesart λείβεαι (TrW) ist sicher der von λείβεται (SD) aus stilistischen Gründen vorzuziehen, denn der Hauptsatz würde im Falle von λείβεται ohne Prädikat bleiben, was ungewöhnlich mit ἠύτε-Ausdrücken ist. Wie Vaughn z. St. ausführt, entstand λείβεται „through trivialization, ὕδωρ becoming the subject“, um die Struktur des Satzes zu normalisieren. Zu ὕδωρ mit λείβεσθαι vgl. Xenoph., Fr. 13, 3: καὶ μὲν ἐνὶ σπεάτεσσί τεοις καταλείβεται ὕδωρ; Theokr., id. 1, 8: τῆν᾽ ἀπὸ τᾶς πέτρας καταλείβεται ὑψόθεν ὕδωρ; 5, 33: ψυχρὸν ὕδωρ τουτεὶ καταλείβεται. ◆ ἐκ Διὸς ἤμαθ’ ὁπόσσα: Die Handschrifen überliefern mal ἤμαθ’ ὁπόσσα, mal ἤματα πάντα. Die zweite Lesart bildet einen formelhaften Ausdruck am Versende bei Homer (27mal); sechsmal bei Hesiod. ἤμαθ' ὁπόσσα wird von IuntCall überliefert, der den Text aus dem ältesten Cod. Pat. berücksichtigt, wie Vaughn z. St. erwähnt. Dies und die Tatsache, dass wir es hier mit einer lectio difficilior zu tun haben – ὁπόσσα kommt nur einmal bei Homer vor: Od. 22, 220: κτήμαθ᾽ ὁπόσσα τοί ἐστι – führt uns dazu, die erste Lesart vorzuziehen. Hier ist auch zu erkennen, dass der Dichter sich bemüht, die homerische Formula (auch viermal bei Apollonios) zu variieren, für den ganzen Vers die odysseische Stelle 14, 93: ὅσσαι γὰρ νύκτες τε καὶ ἡμέραι ἐκ Διός εἰσιν im Sinn habend, die er ebenfalls variiert; ὅσσαι entspricht ὁπόσσα. Dazu vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 1, 1071: ἀνδράσι τ᾽ ἐκ Διὸς ἦμαρ ἐπήλυθεν. Als Vorbild zu unserem Vers hier dient auch Il. 18, 340: κλαύσονται νύκτάς τε καὶ ἤματα δάκρυ χέουσαι (Troerinnen und Dardanerfrauen über Patroklos); Il. 24, 745: νύκτάς τε καὶ ἤματα δάκρυ χέουσα (Andromache über Hektor); Od. 11, 182f.: ὀϊζυραὶ δέ οἱ αἰεὶ / φθίνουσιν νύκτες τε καὶ ἤματα δάκρυ χεούσῃ (= 13, 337f.; 16, 38f. über Penelope). 47–48a ἄλλος μὰν οὐκ ἄν τις ἐυφρήναι με παραστάς / κηδεμόνων: Wie Vaughn z. St. bemerkt, ist das γ’ nach τις in Tr eingedrungen, denn dieses Manuskript liest εὐφρήναι (dreisilbig), was zur Folge hat, dass τις gedehnt werden müsste. ◆ ἐυφρήναι: Das Verbum ἐυφραίνω, „jemanden in frohe Stimmung versetzen, erfreuen, durch tröstliche Worte aufheitern“, findet sich bei Homer u.a. auch in Verbindung mit Familienmitgliedern entweder im Rahmen der Rückkehr eines Helden vom Krieg: Il. 5, 686–688: ἐπεὶ οὐκ ἄρ᾽ ἔμελλον ἔγωγε / νοστήσας οἶκον δὲ φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν / εὐφρανέειν ἄλοχόν τε φίλην καὶ νήπιον υἱόν; Il. 17, 27f.: οὐδέ ἕ φημι πόδεσσί γε οἷσι κιόντα / εὐφρῆναι ἄλοχόν τε φίλην κεδνούς τε τοκῆας oder in der Bedeutung von „Familienmitglieder glücklich zu machen“: Od. 13, 42–45: ἀμύμονα δ᾽ οἴκοι ἄκοιτιν / νοστήσας εὕροιμι σὺν ἀρτεμέεσσι φίλοισιν. / ὑμεῖς δ᾽ αὖθι μένοντες ἐϋφραίνοιτε γυναῖκας / κουριδίας καὶ τέκνα. ◆ παραστάς findet

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sich oft bei Homer am Versende (24 von 26 Belegen), manchmal im Ausdruck ἄγχι παραστάς. ◆ ἄλλος … τις … κηδεμόνων: Da Alkmene sich Tag und Nacht im Weinen verzehrt, kann sie ihren Schwiegertöchtern nicht beistehen und sie schützen. Vaughn behauptet z. St., dass Megara mit ἄλλος … τις … κηδεμόνων einen Verwandten durch Verschwägerung meine, wie das Wort κηδεστής („jeder durch Heirat Verwandte, Verschwägerte“). Diese Bedeutung von κηδεμών findet sich bei Eur., Medea 990; die anderen Belege bei Vaughn z. St. treffen nicht zu. ἄλλος … τις … κηδεμόνων bezeichnet dann eine andere verschwägerte Person als Alkmene. Megara hat schon erwähnt, dass weder ihre Eltern noch ihr Mann ihr bei diesem Unglück beistehen, da beide weit enfernt von ihr verweilen. In den vv. 48ff. sagt sie, dass sich keiner der κηδεμόνες (σφε) innerhalb des Palastes aufhalte, alle seien weit weg und lebten jenseits des Isthmos. Sie habe niemanden in ihrem Unglück in der Nähe, dem sie ihr Herz ausschütten könne, außer Pyrrha, ihrer Schwester, die sich aber selber um ihren eigenen Mann, Iphikles, Alkmenes Sohn, sorge, weshalb Megara nicht auf sie zählen könne. Daher scheint mir nicht sicher, dass Megara mit κηδεμών ausschließlich an einen κηδεστής denkt. Dieser Stelle kommt die Apollonios-Stelle Arg. 1, 269–271 nahe: ὧς ἔχετο κλαίουσ᾽ ἀδινώτερον, ἠύτε κούρη / οἰόθεν ἀσπασίως πολιὴν τροφὸν ἀμφιπεσοῦσα / μύρεται, ᾗ οὔκ εἰσιν ἔτ᾽ ἄλλοι κηδεμονῆες, / ἀλλ᾽ ὑπὸ μητρυιῇ βίοτον βαρὺν ἡγηλάζει. 48b οὐ γάρ σφε δόμων κατὰ τοῖχος ἐέργει: „Denn keine Wand des Hauses schließt sie ein“, d.h. denn keiner der Verwandten ist hier innerhalb des Palastes. ◆ σφέ: ionisch poetische Form, hier Akk. Plur. Mask. bzw. Femin. zu σφεῖς, immer enklitisch. Zu σφέ bei Homer siehe vorwiegend Chantraine, GH I, 267; Edwards zu Il. 19, 264f. und LfgrE s.v. σφ(εῖς); σφός mit Literatur. Bei Homer bezieht es sich mal auf zwei Personen, mal auf mehrere als echte Pluralform. Bei Apollonios Rhodios ist es mit Ausnahme von Arg. 3, 48 und vermutlich 2, 284 als echte Pluralform zu betrachten. Außer bei Kallim., Hymn. Dian. 197; Del. 15 (σφέ = αὐτήν siehe Mineur z. St.; A. Rengakos, Der Homertext und die hellenistischen Dichter, Wiesbaden, 1993, 119 Anm. 1) ist σφέ Pluralform: Kallim., Hymn. Jov. 80 v.l.; Dian. 80: Theokr., id. 4, 3 (ψε); 15, 80 (Neutr.) und hier. Dazu siehe Campbell, Argonautica III, 1–471 zu Apoll. Rh., Arg. 3, 48. γάρ σφε findet sich an der gleichen Versstelle auch in Il. 11, 111; Apoll. Rh., Arg. 3, 370; Opp., Hal. 1, 385; 5, 175. ◆ κατὰ τοῖχος ἐέργει: Das Prädikat in Tmesis: „einschließen, einsperren, zusammendrängen“. Mit Vaughn ziehe ich die Lesart τοῖχος von IuntCall der τεῖχος von Trh vor, denn τοῖχος bedeutet auch schon bei Homer „die Wand, die Mauer des Hauses“: vgl. Il. 16, 212f.: ὡς δ᾽ ὅτε τοῖχον ἀνὴρ ἀράρῃ πυκινοῖσι λίθοισι / δώματος ὑψηλοῖο; 18, 374: περὶ τοῖχον ἐϋσταθέος μεγάροιο; Od. 19, 37: τοῖχοι μεγάρων; vgl. auch Hes., Erga 732: πρὸς τοῖχον πελάσας εὐερκέος αὐλῆς. Dazu siehe auch Vaughn z. St. Man vergleiche Dion., Bassar. 4, 2 GDRK: τοῖόν μιν κλωστοῖο λινοῦ πέρι τεῖχος ἐέργει mit τεῖχος ἐέργει ebenfalls am Versende.

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49–50a καὶ λίην πάντες γε πέρην πιτυώδεος Ἰσθμοῦ / ναίουσ’: „und ja gewiss wohnen alle (meine Verwandten) jenseits des fichtenreichen Isthmos.“ Damit meint Megara ihre sonstigen Verwandten in Theben. ◆ καὶ λίην: λίην in Verbindung mit vorangestelltem καί am Versanfang mit Nachdruck in der Bedeutung von „und gewiss sehr“, „ja gewiss“ mit der Partikel γε, die den Zusatz betont wie in Il. 1, 553; 8, 358; 19, 408; Od. 1, 46; 9, 477; 11, 181; 15, 155; 16, 37; 17, 312. ◆ πέρην πιτυώδεος Ἰσθμοῦ / ναίουσ’: Zum Ausdruck ναίω πέρην mit Genitiv des Ortes vgl. Il. 2, 535: οἳ ναίουσι πέρην ἱερῆς Εὐβοίης; 626: αἳ ναίουσι πέρην ἁλὸς ῎Ηλιδος ἄντα; Hes., Th. 274: αἳ ναίουσι πέρην κλυτοῦ Ὠκεανοῖο, vgl. auch Th. 814: Τιτῆνες ναίουσι, πέρην χάεος ζοφεροῖο; Dion. Per., Orb. descr. 739f.: πέρην κελάδοντος Ἀράξεω, / Μασσαγέται ναίουσι. Der Genitv des Ortes wird immer von einem Epitheton begleitet. ◆ πιτυώδεος Ἰσθμοῦ: Schon im Mythos von Sinis, dem πιτυοκάμπτης, erscheinen die Fichten am Isthmos, vgl. Ps.-Apollod., Bibl. 3, 16, 2: οὗτος πιτυοκάμπτης ἐπεκαλεῖτο· οἰκῶν γὰρ τὸν Κορινθίων ἰσθμὸν ἠνάγκαζε τοὺς παριόντας πίτυς κάμπτοντας ἀνέχεσθαι. Strabon, 8, 6, 22 überliefert über das Poseidonheiligtum am Isthmos: ἐπὶ δὲ τῷ Ἰσθμῷ καὶ τὸ τοῦ Ἰσθμίου Ποσειδῶνος ἱερὸν ἄλσει πιτυώδει συνηρεφές, ὅπου τὸν ἀγῶνα τῶν Ἰσθμίων Κορίνθιοι συνετέλουν. Der nach Pausanias, 2, 1, 1 aus dem korinthischen Geschlecht der Bakchiaden stammende Epiker Eumelos (8/7. Jh. v. Chr.) überliefert in seinem Epos Κορινθιακά, Fr. 8, 1 Davies: εὐδαίμων πιτυώδεος ὄλβιος αὐχήν, / Ὠκεανοῦ κούρης Ἐφύρης , ἔνθα Ποσειδῶν, / μητρὸς ἐμῆς Λαμίης γενέτωρ, προὔθηκεν ἀγῶνα / πρῶτος ἅμ᾽ Ἠελίωι, τιμὰς δ᾽ ἠνέγκατο μοῦνος. In älterer Zeit soll nach Plutarch, Quaest. conv. 675D dem Isthmia-Sieger ein Fichtenkranz als Siegespreis aufgesetzt worden sein, erst dann kam der Eppichkranz auf und diesen löste wiederum der Fichtenkranz ab: Τίς αἰτία δι᾽ ἣν ἡ πίτυς ἱερὰ Ποσειδῶνος ἐνομίσθη καὶ Διονύσου· καὶ ὅτι τὸ πρῶτον ἐστεφάνουν τῇ πίτυι τοὺς Ἴσθμια νικῶντας, ἔπειτα σελίνῳ, νυνὶ δὲ πάλιν τῇ πίτυι. Als Beweis dafür bringt Plutarch, Quaest. conv. 677A–B Verse des Euphorion, Fr. 84 Powell (CA), des Kallimachos, Aetia Fr. 59, 8f. Pf. = 66, 8f. Asper und des Akademikers Prokles. Mehr dazu siehe RE s.v. Isthmia. Vgl. auch A.G. 16, 25, 1f. (Philippos). Bei Alkman, Fr. 157 PMG sind Πιτυώδεις ein anderer Name für die Inseln Πιτυοῦσσαι, während bei Bakch., Fr. Ep. 12, 39 das Adjektiv πιτυώδεις Korinth bezeichnet: οἱ δ᾽ ἐν Πέλοπος ζαθέας / νάσου π[ι]τυώδεϊ δείρᾳ (vv. 38f.) – mit ἐν Πέλοπος … δείρᾳ ist Korinth gemeint: vgl. Bakch., Fr. Ep. 1, 13f.; Pind., N. 2, 21. 50–51 οὐδέ μοί ἐστι πρὸς ὅντινά κε βλέψασα / οἷα γυνὴ πανάποτμος ἀναπτύξαιμι φίλον κῆρ: ◆ οὐδέ μοί ἐστι: Mit diesem Ausdruck beabsichtigt unser Dichter, seinen Leser an Il. 6, 413: οὐδέ μοι ἔστι πατὴρ καὶ πότνια μήτηρ – an der gleichen Versstelle wie hier – zu erinnern. Es handelt sich um die Homilia zwischen Andromache und Hektor. Andromache erinnert Hektor in ihrem Versuch, ihren Gatten vom Zweikampf mit Achilleus abzubringen, daran, dass sie keinen Vater und keine Mutter mehr habe; nur Hektor sei ihr geblieben. Sie appelliert damit an sein Mitleid und macht ihm klar, was sein Tod für sie bedeuten würde. In den vv. 429f.

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redet sie ihn emphatisch an und versichert ihm: Ἕκτορ ἀτὰρ σύ μοί ἐσσι πατὴρ καὶ πότνια μήτηρ / ἠδὲ κασίγνητος, σὺ δέ μοι θαλερὸς παρακοίτης. Hektor muss Andromache alle ihre Lieben ersetzen, die sie verloren hat; vor allem aber liebt Andromache ihn als ihren Gatten. In Anbetracht dieser iliadischen Stelle bemerkt der Leser, dass Megaras Situation noch schlimmer erscheint. Obwohl ihre Eltern noch am Leben sind, – sie sind jedoch weit entfernt – befindet sich Megaras Gatte, den sie wie Andromache Hektor liebt, nicht in ihrer Nähe. Sie ist völlig allein. Ihre Situation scheint noch schlimmer als die von Tekmessa, der im Krieg erbeuteten Bettgenossin von Aias, in Sophokles’ Aias zu sein. Unser Dichter hat auch Tekmessas Worte an Aias im Sinn, um ihn, der aus der gottgesandten Manie – vgl. auch Herakles’ Raserei – zu sich gekommen ist und das Werk seiner Rache als vollkommene Entwürdigung erkennt, vom Selbstmord abzubringen: Ἐμοὶ γὰρ οὐκέτ᾽ ἔστιν εἰς ὅ τι βλέπω / πλὴν σοῦ (vv. 514f.) … ἐν σοὶ πᾶσ᾽ ἔγωγε σῴζομαι. (519) – vgl. v. 50: οὐδέ μοί ἐστι πρὸς ὅντινά κε βλέψασα. Die Vorstellung, dass eine Frau in ihrer häuslichen Umgebung grundsätzlich nur auf ihren eigenen Mann vertrauen kann, was eigentlich den Normalzustand einer Frau innerhalb ihrer Ehe beschreibt, finden wir auch bei Euripides, Medea 247: ἡμῖν δ᾽ ἀνάγκη πρὸς μίαν ψυχὴν βλέπειν. Tekmessa wie Andromache appellieren an ihre Männer, die sie vor sich haben – Sophokles weist, wie bekannt, auf die Homilia Hektors und Andromaches in dieser Szene zwischen Tekmessa und Aias (vv. 485ff.) hin – und hoffen auf deren Meinungsänderung, die für sie und ihre Familien rettend ist. Bei Megara besteht diese Möglichkeit nicht. Sie hat nicht nur ihren Mann nicht bei sich, sondern auch sonst niemanden, auf den sie blicken und hoffen kann. Tekmessas πλὴν σοῦ (v. 515) findet eine Entsprechung in unserem Gedicht in v. 52: νόσφι γε δὴ Πύρρης συνομαίμονος, aber Megara weist diese Möglichkeit gleich zurück, denn ihre Schwester hat ihre eigenen großen Sorgen um ihren Gatten. Ihr Zustand unterscheidet sich auch von der Euripideischen Megara in Herakles 81, die doch mit ihrem Schwiegervater Amphitryon (πρὸς σὲ γὰρ βλέπω) eine ihr nahestehende Person, auf die sie blicken und hoffen kann, bei sich hat. Unsere Megara dagegen behauptet, dass sie niemanden bei sich hat, auch nicht ihre Schwiegermutter, obwohl diese sich in ihrer Nähe befindet. ◆ οἷα γυνὴ: am Versanfang wie Nonn., Dion. 3, 86; 25, 524; 46, 120. ◆ οἷα γυνὴ πανάποτμος: Mit diesem Ausdruck variiert der Dichter Il. 24, 255: ὤ μοι ἐγὼ πανάποτμος; 24, 493: αὐτὰρ ἐγὼ πανάποτμος. Die Rede ist an beiden Stellen – mit πανάποτμος an der gleichen Versstelle – von Priamos in Bezug auf seine Söhne; er hat die besten und tapfersten im Krieg verloren: ὤ μοι ἐγὼ (bzw. αὐτὰρ ἐγὼ) πανάποτμος, ἐπεὶ τέκον υἷας ἀρίστους / Τροίῃ ἐν εὐρείῃ, τῶν δ᾽ οὔ τινά φημι λελεῖφθαι (24, 255f., 493f.). Mit diesem Adjektiv bringt der Dichter Megaras Schicksal mit dem des Priamos in Verbindung, wobei Priamos’ Verlust seiner besten Söhne auf den Krieg (vgl. Ἄρης: vv. 260, 498) zurückzuführen ist. Megara dagegen hat alle ihre Kinder durch die Hand von deren eigenem Vater verloren, so dass ihre Situation noch leidvoller als die des Priamos erscheint. Zu πανάποτμος vgl. auch Bion, Ad. 56: ἐμμὶ δ᾽ ἐγὼ πανάποτμος mit πανάποτμος ebenfalls an der gleichen Versstelle. Die Göttin Aphrodite bezeichnet sich als πανάποτμος infolge des Todes ihres Geliebten Adonis und betrachtet sich selbst als schwächer als Persephone, die jetzt Ado-

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nis aufgenommen hat. Obwohl sie eine Göttin ist, konnte sie ihren Geliebten nicht retten: ἐσσὶ γὰρ αὐτά / πολλὸν ἐμεῦ κρέσσων, τὸ δὲ πᾶν καλὸν ἐς σὲ καταρρεῖ. / ἐμμὶ δ᾽ ἐγὼ πανάποτμος, ἔχω δ᾽ ἀκόρεστον ἀνίαν, / καὶ κλαίω τὸν Ἄδωνιν, ὅ μοι θάνε, καί σε φοβεῦμαι. (vv. 54–57) Megara, eine Sterbliche, konnte genausowenig ihren Kindern beistehen, als sie sie vor ihren Augen durch die Hand ihres Vaters fallen sah. ◆ ἀναπτύξαιμι φίλον κῆρ: Die Handschriften überliefern mal ἀναψύξαιμι, mal ἀναπτύξαιμι. Zusammen mit Vaughn und den meisten Herausgebern des Gedichts im 18. und 19. Jahrhundert möchte ich ἀναπτύξαιμι (so Tr) statt ἀναψύξαιμι (SDcCall) lesen. Wie Vaughn ausführt, ergibt die Lesart ἀναπτύξαιμι in unserem Text einen besseren Sinn als ἀναψύξαιμι. ἀναψύχω ist schon homerisch und bedeutet „auffrischen“, „erfrischen“, „beleben“ (vgl. Il. 5, 795; 10, 575; 13, 84; Od. 4, 568; Hes., Erga 608; siehe dazu LfgrE s.v. ψύχω ΙΙ Kompos. 1). Das Verbum ἀναπτύσσω in der Bedeutung von: „öffnen“, „aufschließen“ (auch in metaphorischem Sinn) ist zwar nicht homerisch, es findet sich auch nicht bei Apollonios, es kommt aber häufig bei den Tragikern vor. Eine treffende Parallelstelle, die auch Vaughn anführt, ist Eur., Tr. 662: πρὸς τὸν παρόντα πόσιν ἀναπτύξω φρένα („ich schließe dem derzeitigen Gemahl mein Herz auf“). Euripides, Tr. 662 ergänzt das Verbum mit dem präpositionalen Ausdruck πρὸς τὸν παρόντα πόσιν, vgl. auch Sophokles, El. 639f.: οὐδὲ πᾶν ἀναπτύξαι πρέπει / πρὸς φῶς, wir dürfen aber in unserem Gedicht πρὸς ὅντινά nicht mit ἀναπτύξαιμι, sondern müssen es mit βλέψασα verbinden. Zu der Verwendung dieses Verbums vergleiche man weiter Aisch., Pers. 254, 294; Soph., TrGF. 301, 2; Eur., Her. 1256. Man vergleiche auch die Glossa bei Tr: ἀνακαλύψαιμι τὰς ἀθυμίας – „mein Leid enthüllen, meiner Trauer Ausdruck verleihen“; vgl. Hesychios ἀναπτύξαντες· ἀνακαλύψαντες. Wahrscheinlich hat unser Dichter den homerischen Ausdruck Il. 10, 575: ἀνέψυχθεν φίλον ἦτορ bzw. 13, 84: ἀνέψυχον φίλον ἦτορ jeweils am Versende im Sinn, den er variiert. Anhand dieses Ausdrucks lasen einige Kopisten unseres Gedichtes hier ἀναψύξαιμι. φίλον ἦτορ findet sich sehr oft am Versschluss in der epischen Dichtung. 52 νόσφι γε δὴ Πύρρης συνομαίμονος· ἣ δὲ καὶ αὐτή: ◆ νόσφι γε δὴ: Zu νόσφι mit Genitiv (hier Πύρρης) in der Bedeutung von „außer“ am Versanfang vgl. Od. 1, 20; Hes., Th. 870; Apoll. Rh., Arg. 1, 197: νόσφιν γ᾽ Ἡρακλῆος ἐπελθέμεν. Zu νόσφι γε vgl. Bakch., Ep. Fr. 1, 168–171: παντί τοι / τέρψις ἀνθρώπων βίῳ / ἕπεται νόσφιν γε νόσων / πενίας τ᾽ ἀμαχάνου; Theokr., id. 25, 197. Zu der emphatischen Funktion von δή in Verbindung mit vorangehendem δέ siehe Denniston GP, 244–246 (in der Dichtung vgl. Il. 7, 281: ἄμφω δ᾽ αἰχμητά· τό γε δὴ καὶ ἴδμεν ἅπαντες, auch siebenmal in der Odyssee und wenig in der übrigen Dichtung). Ich bin mir nicht sicher, ob wir δὴ getrennt von γε betrachten müssen, wie Vaughn z. St. behauptet: γε habe eine determinative Funktion und definiere so schärfer die neue Idee, die hier eingeleitet werde, während δὴ vielmehr eine unabhängige emphatische Funktion besitze. Man vergleiche die prosaischen Ausdrücke πλήν γε δὴ mit Genitiv: Paus., 6, 8, 6: ἐν πολέμοις ἐστὶν ἔργα τῇ τε τόλμῃ λαμπρὰ καὶ οὐκ ἀποδέοντα τῇ εὐτυχίᾳ, πλήν γε δὴ τοῦ τελευταίου; 10, 3, 2: αἱ δὲ ἄλλαι πλήν γε δὴ

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Ἐλατείας τὰ πρότερα οὐκ ἐπιφανεῖς ἦσαν; Luk., VH 2, 17: Βούλομαι δὲ εἰπεῖν καὶ τῶν ἐπισήμων οὕστινας παρ᾽ αὐτοῖς ἐθεασάμην· πάντας μὲν τοὺς ἡμιθέους καὶ τοὺς ἐπὶ Ἴλιον στρατεύσαντας πλήν γε δὴ τοῦ Λοκροῦ Αἴαντος. ◆ Πύρρης: Sie ist die Tochter des thebanischen Königs Kreon und Schwester von Megara. Als Gattin des Iphikles wird sie bei Ps.-Apollodoros, Bibl. 2, 4, 11 ohne Namen erwähnt: λαμβάνει δὲ Ἡρακλῆς παρὰ Κρέοντος ἀριστεῖον τὴν πρεσβυτάτην θυγατέρα Μεγάραν, ἐξ ἧς αὐτῷ παῖδες ἐγένοντο τρεῖς, Θηρίμαχος Κρεοντιάδης Δηικόων. τὴν δὲ νεωτέραν θυγατέρα Κρέων Ἰφικλεῖ δίδωσιν. Eine Marmorstatue von ihr erwähnt Pausanias 9, 10, 3 vor dem Tempel des Ismenischen Apollon in Theben: ἐν δεξιᾷ δὲ τοῦ ναοῦ λίθου πεποιημένας εἰκόνας Ἡνιόχης εἶναι, τὴν δὲ Πύρρας λέγουσι, θυγατέρας δὲ αὐτὰς εἶναι Κρέοντος, ὃς ἐδυνάστευεν ἐπιτροπεύων Λαοδάμαντα τὸν Ἐτεοκλέους. ◆ συνομαίμονος: „mit, von demselben Blut, blutsverwandt (bes. Bruder und Schwester)“, erstmals bei den Tragikern bezeugt: Prom. 410; Eur., Hel. 639–640; IT 848; Paean Apoll. Delph. Fr. 1, 3 Powell (CA); Theodot. Jud., Fr. 759, 12 (SH); Ps. Phokyl., Sent. 206; A.G. App. 1, 239, 3; 2, 637, 28; 2, 646, 2, 9. Man vergleiche die Haplographie von S: συναίμονος: συναίμων IG 12(8).441.15 (Thasos), Supp.Epigr. 1.464.9 (Galatia, 3. Jh. n. Chr.), vielleicht bei Eur., Ph. 817 (lyr.). ◆ ἣ δὲ καὶ αὐτή: am Versende vgl. Il. 5, 520; Od. 1, 33; 2, 168; Opp., Hal. 1, 307; 5, 53 u.a.: οἳ δὲ καὶ αὐτοὶ; PH 2, 665: ἡ δὲ καὶ αὐτὴ; vgl. Arat., Phaen. 653: Ἡ δὲ καὶ αὐτὴ am Versanfang. καὶ αὐτός ist ein häufiger, formelhafter Ausdruck am Versende in der epischen Dichtung (vgl. auch Bühler, Europa, 71). 53–54a ἀμφὶ πόσει σφετέρῳ πλέον ἄχνυται Ἰφικλῆι, / σῷ υἱεῖ: Die Wendung an Alkmene setzt sich bis zum Ende von Megaras Rede fort: σῷ (v. 54); σε (v. 55). Zu diesem Vers vgl. Od. 19, 95: ἀμφὶ πόσει εἴρεσθαι, ἐπεὶ πυκινῶς ἀκάχημαι (Penelope); ἀμφὶ πόσει am Versanfang vgl. auch Od. 17, 554. Die Handschriften überliefern mal ἄχνυται, mal ἄχθεται. Im Vergleich zu ἄχνυμαι ist ἄχθομαι seltener bei Homer zu finden. Mit instrumentalem Dativ bzw. gleichwertigem Akk. Neutr. oder Akk. des Bezugs verweist es bei Homer meist auf ein Leid unter körperlichen Schmerzen (Il. 5, 354, 361; 11, 274, 400; 16, 510). Nur einmal wird es für psychisches Leid verwendet, Il. 13, 352f.: ἤχθετο (sc. Poseidon) γάρ ῥα Τρωσὶν δαμναμένους; dort wird es wie ἄχνυμαι verwendet. ἄχνυμαι (vgl. ἀκαχίζω, ἄχομαι) wird dagegen für das psychische Leid („traurig, betrübt, gekränkt, voller schmerzlicher Wut sein“) verwendet. Zum Ausdruck πλέον ἄχνυται vgl. Nonn., Dion. 42, 169: καὶ πλέον ἄχνυτο Βάκχος. ◆ Ἰφικλῆι, / σῷ υἱεῖ: vgl. Od. 16, 438: ὅς κεν Τηλεμάχῳ, σῷ υἱέϊ, χεῖρας ἐποίσει, vgl. auch Il. 3, 174; 24, 112. Iphikles war der leibliche Sohn der Alkmene und des Amphitryon, Zwillings- oder Stiefbruder von Herakles, vgl. Ps.-Hes., Aspis 48–56 (siehe unten); Pherekydes in den Schol. zu Od. 11, 266: ἔπειτα αὐτῇ (sc. Alkmene) συνευνασθεὶς Ζεὺς ἀπέρχεται, καὶ τῇ αὐτῇ παραγενόμενος νυκτὶ Ἀμφιτρύων μίσγεται. καὶ γεννᾷ Ἀλκμήνη ἐκ μὲν Διὸς Ἡρακλέα, ἐκ δὲ Ἀμφιτρύωνος Ἰφικλέα. ἡ ἱστορία παρὰ Φερεκύδῃ. V.; Ps.-Apollod., Bibl. 2, 4, 9: Ἀλκμήνη δὲ δύο ἐγέννησε παῖδας, Διὶ μὲν Ἡρακλέα, μιᾷ νυκτὶ πρεσβύτερον, Ἀμφιτρύωνι δὲ Ἰφικλέα; Tzetz. zu Lykophr., Alex. 33;

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Schol. zu Il. 14, 323. Iphikles war ein tapferer Krieger; er zeichnete sich in der Schlacht des Herakles und der Thebaner gegen Erginos und die Orchomenier aus, weswegen der thebanische König Kreon ihm seine jüngere Tochter Pyrrha zur Frau gab, während Herakles die ältere Megara heiratete. Vorher hatte Iphikles die Tochter des Alkathoos, Automedusa, geehelicht, mit der er Iolaos zeugte (Ps.Apollod., Bibl. 2, 4, 11: ἤδη παῖδα Ἰόλαον ἔχοντι ἐξ Αὐτομεδούσης τῆς Ἀλκάθου). Als Herakles in Raserei seine eigenen Kinder tötete, nahm er gleichzeitig auch zwei Kindern des Iphikles das Leben (Ps.-Apollod., Bibl. 2, 4, 12; Tzetz. zu Lykophr., Alex. 38), Iphikles gelang es jedoch, seinen älteren Sohn Iolaos sowie Megara zu retten (Nikol. Dam. Fr. 20), wobei er selbst von Athene gerettet wurde (Asklepiades Myth. in den Schol. zu Od. 11, 269). Unser Dichter setzt bei seinem Leser den Grund für Pyrrhas Kummer um ihren Gatten Iphikles sowie die Charakterisierung ὀιζυρώτατος auch für Iphikles voraus. Vielleicht weist er auf die Stelle Ps.-Hes., Aspis 89ff. hin, nach der Iphikles in von Zeus gesandter Verblendung Haus und Eltern verließ, um Eurystheus zu ehren, d.h. er begab sich in freiwillige Dienstbarkeit bei Eurystheus, was er später seufzend bereute. Dies dürfte mit der Darstellung von Nikol. Dam., Fr. 20 zusammenhängen, nach der Iphikles zusammen mit Herakles in den Dienst von Eurystheus trat, der Iphikles freundlich aufnahm, Herakles aber von vornherein feindselig gesinnt war. 54b–55 πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα / γείνασθαί σε θεῷ τε καὶ ἀνέρι θνητῷ ἔολπα: Wie oben erwähnt, garantiert Megaras Anrede der Alkmene mit σε in v. 55 (vgl. auch vv. 45, 54) die Fortsetzung des Gedichtes. Somit wird der Übergang zu Alkmenes Rede glatter, denn von v. 6 an beklagt Megara ihr eigenes Schicksal und das ihres Mannes und ihrer Kinder, so dass ihre Ansprechpartnerin, Alkmene, in den Hintergrund tritt. Die Partie 45b–55, in der Alkmene wieder angesprochen wird, zeigt klar, dass Megara von ihrer Schwiegermutter als einer ihr nahestehenden Person keine Unterstützung erwarten kann. Alkmene wird als eine trostlose Mutter dargestellt, die sich Tag und Nacht nicht nur um Herakles, sondern auch um Iphikles grämt. ◆ πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα: Megara bezeichnet ihre Kinder als ὀιζυρώτατα τέκνα, am elendsten, mühseligsten unter allen. Nach Megara ist sie die unglückliche Gattin sowohl eines Gottes wie auch eines Sterblichen. πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα: Die Superlativform des Adjektives ὀιζυρός („geplagt, elend, jammervoll, unglücklich“) findet sich schon in der Odyssee 5, 105f.: φησί τοι ἄνδρα παρεῖναι ὀϊζυρώτατον ἄλλων, / τῶν ἀνδρῶν, οἳ ἄστυ πέρι Πριάμοιο μάχοντο mit ὀϊζυρώτατον an der gleichen Versstelle. Hier ist von Odysseus die Rede. Auch hier bemerken wir das Streben unseres Dichters, indirekt Herakles mit Odysseus in Verbindung zu bringen. Der Komparativ ist in Il. 17, 446 hinsichtlich der conditio humana belegt (446f.): οὐ μὲν γάρ τί πού ἐστιν ὀϊζυρώτερον ἀνδρὸς πάντων, / ὅσσά τε γαῖαν ἔπι πνείει τε καὶ ἕρπει; vgl. auch Opp., Hal. 5, 613 und PH 7, 285. Zu vv. 54b–55 vgl. Od. 3, 95 = 4, 325: περὶ γάρ μιν ὀϊζυρὸν τέκε μήτηρ (über Odysseus). γείνασθαι: Der Aorist (ἐ)γείνατ(ο) wird als transitiv in der Bedeutung von „gebären“, „erzeugen“ in den meisten Fällen bei Homer verwendet. Dazu siehe LfgrE I 3 und Ludwig, „,ΓΙΝΕΤΟ‘ bei Moschos

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und Kallimachos“, Hermes 89, 1961, 185ff.; bes. 188f. Am Versanfang vgl. Il. 21, 160: τὸν δ᾽ ἐμέ φασι / γείνασθαι (159f.); vgl. auch Il. 4, 400, 476; 7, 10; 21, 85, 142; Od. 7, 57; 11, 268 usw. ◆ θεῷ τε καὶ ἀνέρι θνητῷ: Unser Dichter variiert die homerischen Ausdrücke οὔτε θεῶν οὔτε θνητῶν ἀνθρώπων (Il. 18, 404; vgl. Hes., Th. 535: θεοὶ θνητοί τ᾽ ἄνθρωποι); θεὸν θνητήν τε γυναῖκα (Od. 11, 244); οὔτε θεῶν μακάρων οὔτε θνητῶν ἀνθρώπων (Od. 9, 521). ἀθάνατοί τε θεοὶ θνητοί τ᾽ ἄνθρωποι (Od. 24, 64; vgl. Hes., Th. 302). Mit v. 55 spielt der Dichter auf zwei epische Stellen an: Od. 11, 266–268: τὴν δὲ μετ᾽ Ἀλκμήνην ἴδον, Ἀμφιτρύωνος ἄκοιτιν, / ἥ ῥ᾽ Ἡρακλῆα θρασυμέμνονα θυμολέοντα / γείνατ᾽ ἐν ἀγκοίνῃσι Διὸς μεγάλοιο μιγεῖσα, vorwiegend aber Ps.-Hes., Aspis 48–56: ἣ δὲ (sc. Alkmene) θεῷ δμηθεῖσα καὶ ἀνέρι πολλὸν ἀρίστῳ / Θήβῃ ἐν ἑπταπύλῳ διδυμάονε γείνατο παῖδε, / οὐκέθ᾽ ὁμὰ φρονέοντε· κασιγνήτω γε μὲν ἤστην· / τὸν μὲν χειρότερον, τὸν δ᾽ αὖ μέγ᾽ ἀμείνονα φῶτα / δεινόν τε κρατερόν τε, βίην Ἡρακληείην, / τὸν μὲν ὑποδμηθεῖσα κελαινεφέι Κρονίωνι, / αὐτὰρ Ἰφικλῆα δορυσσόῳ Ἀμφιτρύωνι· / κεκριμένην γενεήν, τὸν μὲν βροτῷ ἀνδρὶ μιγεῖσα, / τὸν δὲ Διὶ Κρονίωνι, θεῶν σημάντορι πάντων. V. 55 verweist klar auf die vv. 48: ἣ δὲ θεῷ δμηθεῖσα καὶ ἀνέρι πολλὸν ἀρίστῳ und 55bf.: τὸν μὲν βροτῷ ἀνδρὶ μιγεῖσα, / τὸν δὲ Διὶ Κρονίωνι, θεῶν σημάντορι πάντων und bildet einen klaren Hinweis. Das lange α zu ἀνέρι ist schon homerisch, und in vier von neun Fällen ist diese Form an der gleichen Versstelle zu finden wie hier: II. 17, 421; 19, 417; Od. 1, 292; 2, 223. Charakteristisch ist der Ausdruck γείνασθαί σε θεῷ τε καὶ ἀνέρι im letzten Vers von Megaras Rede. Hier haben wir die einzige Aussage in unserem Gedicht, die die göttliche Abstammung Herakles’ betrifft. θεῷ weist hier auf die Ambivalenz hin, die die Figur des Herakles in der antiken Literatur prägt: Der Zeussohn ist zu den von Eurystheus auferlegten niedrigen Arbeiten gezwungen. 56–57 Ὣς ἄρ’ ἔφη· τὰ δέ οἱ θαλερώτερα δάκρυα μήλων / κόλπον ἐς ἱμερόεντα κατὰ βλεφάρων ἐχέοντο: ◆ Ὣς ἄρ’ ἔφη·: Diese Klausula kommt häufig bei Homer (19mal) und bei Apollonios Rhodios (24mal) zum Schluß einer Figurenrede vor. Sehr oft leitet danach ein δέ die Worte des Erzählers ein wie hier. ◆ Zur Komposition dieser zwei Verse hat der Dichter als Vorbild die homerische Klausula immer im zweiten Halbvers θαλερὸν κατὰ δάκρυ χέων (Ιl. 6, 496 und achtmal in der Odyssee: 4, 556; 10, 201, 409, 570; 11, 5, 466; 12, 12; 22, 447). Man vergleiche Eur., IA 132f.: θαλερὸν / κατὰ δάκρυ χέων und Od. 11, 391: θαλερὸν κατὰ δάκρυον εἴβων und 16, 16: θαλερὸν δέ οἱ ἔκπεσε δάκρυ. θαλερόν … δάκρυ variiert er in v. 56 mit θαλερώτερα δάκρυα mit δάκρυα aber als Subjekt des Satzes und θαλερώτερα als Prädikatsnomen. Das Partizipium καταχέων (in Tmesis) der homerischen Belege variiert er in v. 57 als Prädikat ebenfalls in Tmesis: κατὰ … ἐχέοντο. Den zweiten Halbvers des v. 57 (nach dem dritten Trochäus) ergänzt er durch βλεφάρων, wobei hier die Apollonios-Stelle Arg. 4, 34: Ὣς ἄρ’ ἔφη, βλεφάρων δὲ κατ᾽ ἀθρόα δάκρυα χεῦεν eingewirkt hat; vgl. auch Il. 17, 437f.: δάκρυα δέ σφι / θερμὰ κατὰ βλεφάρων χαμάδις ῥέε μυρομένοισιν. Der Genitiv βλεφάρων wird von κατὰ … ἐχέον regiert: „Tränen flossen ihr von den Wimpern auf ihren reizenden Busen herab“. Die Charakterisierung von δάκρυ als θαλερόν

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ist, wie wir gesehen haben, schon homerisch. Dazu siehe LfgrE s.v. θαλερός mit Sekundärliteratur. Hesychios erklärt: θαλερὸν δάκρυον· τὸ πολὺ καὶ ξηραινόμενον, ἀλλ᾽ ἐπὶ τῶν ὀφθαλμῶν ἀεὶ θάλλον (Β 266), während Eustathios, Il. 1, 330 anführt: Θαλερὸν δὲ δάκρυον ἢ τὸ ἀκμαῖον ἢ τὸ ἔνικμον ἐκ μεταφορᾶς τῶν θαλλόντων φυτῶν. Erwähnenswert ist auch die Stelle im Roman Leukippe und Kleitophon des Achilleus Tatios 6, 7, 4: ἔστι μὲν γὰρ φύσει δάκρυον ἐπαγωγότατον ἐλέου τοῖς ὁρῶσι· τὸ δὲ τῶν γυναικῶν μᾶλλον, ὅσῳ θαλερώτερον, τοσούτῳ καὶ γοητότερον. Dazu vgl. EM zu θαλερός: Σημαίνει τὸ οἰκτρὸν, ὡς τὸ, θαλερὸν κατὰ δάκρυ χέουσα. Giangrande 1997, 266f. befasst sich anhand unserer Stelle ausführlich mit der Bedeutung von θαλερός in Verbindung mit δάκρυ und bezweifelt die Bedeutung von θαλερὸν δάκρυ als „big tears“, die LSJ9 und Edmonds in seiner Ausgabe Greek Bucolic Poets zu Megara, 56f. geben. Giangrande führt aus: „But θαλερός, in Greek, according to the unanimous evidence of ancient grammarians and commentators (material in Ebeling , Lex. Hom., s.v. θαλερός, and EΜ 441, 32ff.) nowhere denotes size, i.e. nowhere means ʽbig᾿, μέγας: the adjective, if referred to δάκρυ, means ʽcopious᾿, ʽprofuse᾿, ʽuberes᾿, i.e. it denotes tears which ʽmagna ubertate profunduntur᾿ (Thes., s.v. θαλερός), or signifies ʽvehementer prorumpens᾿ (Ebeling, loc. cit., with ancient evidence).“ Wir müssen Giangrande hier Recht geben, zumal die Bedeutung „big tears“, „schwellend“, von der Idee „well-grown, flourishing, in which the word generally occurs“, kommt, wie Leaf zu Il. 2, 266 „θαλερόν δάκρυ“ als „big“ zu erklären versucht. Die Bedeutung von θαλερός in Zusammenhang mit δάκρυ kann nur „üppig (hervor)quellend“, „reichlich“ sein. Nach θαλερώτερα δάκρυα am Schluss des v. 56 ist fast einhellig in den Handschriften μήλων überliefert, was syntaktisch auf den ersten Blick auf einen Genitivus comparationis zu θαλερώτερα hinweist. Dies wäre stichhaltig gewesen, wenn wir θαλερὰ δάκρυα als schwellende, große Tränen aufgefasst hätten, was schon frühere Herausgeber getan haben (vgl. z.B. Ameis, der übersetzt: „largiores lacrimae pomis“). So zieht Zimmermann in seiner Theokrit-Ausgabe von 1856, S. 180 diese Megara-Stelle als Beweis für das Verständnis des Theokritischen Verses id. 14, 38: τήνῳ τεὰ δάκρυα; μᾶλα ῥεόντω heran: „Tränen so schwer (oder so vollschwellend) wie Äpfel: ist der ungezwungene Sinn von δάκρυα μᾶλα bestätigt durch Moschos 4, 56, 57, wo von Tränen voller als die Äpfel die Rede ist.“ Auch Gow weist in seiner Kommentierung zu diesem Theokretischen Vers auf unsere Megara-Stelle hin, um die Richtigkeit von μᾶλα gegen den Vorschlag von Wilamowitz ἀλλὰ zu verteidigen: „The meaning therefore will be if your tears are for him, they may flow as big as apples.“ Zu μᾶλα hier als „Äpfel“ oder als „Wangen“ siehe unten. Sitzler, der wahrscheinlich θαλερώτερα nicht als „largiores“ auffassen wollte, las πηγῶν statt μήλων, was Legrand und Beckby übernahmen: „reichlicher, mehr Tränen als das Wasser von Wasserquellen“. Vgl. auch die Lesart μᾶλλον von Wakefield, die ich aber nicht teilen kann. Der Scholiast glossiert μήλων in v. 56 mit παρειῶν, d.h. die Wangen, eine Erklärung, die man auch berücksichtigen muss, vgl.: PPetr. 3. p. 2, al. (3. Jh. v. Chr.); A.G. 9, 556, 4 (Zon.); Ruf., Onom. 46; Luk. Im. 6; Arch.Pap. 4.271 (3. Jh. n. Chr.): im Sing., μ. ἀριστερόν BGU 998.4 (2. Jh. v. Chr.) usw. Bei Ps.Galen, z.B. Intr. seu med. 14, 703 finden wir: τὰ δὲ (sc. κοῖλα) τούτοις

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ἐπανεστῶτα μεταξὺ ῥινὸς καὶ ὤτων μῆλα ὀνομάζεται, ἃ τοῖς εὐχρουστέροις καὶ ἐλευθεριωτέροις ἐν τῷ αἰδεῖσθαι ἐρυθριᾷ. Giangrandes Annahme (1997, 267), dass hier μήλων auf die Wangen hinweist, finde ich zutreffend. Es handelt sich um einen adverbialen Genitiv der Ortsbezeichnung, der oft in der epischen Sprache mit Verben der Bewegung oder des Gehens zu finden ist: vgl. Il. 2, 785; 4, 244, 382; 5, 597; 6, 2; 22, 3; 24, 264 usw. Dazu vgl. besonders Chantraine, GH II, 58f. und Kühner II, 322f. Unser Dichter ist von folgenden homerischen Stellen inspiriert worden: Il. 24, 794: μυρόμενοι, θαλερὸν δὲ κατείβετο δάκρυ παρειῶν; Od. 4, 198: κείρασθαί τε κόμην βαλέειν τ᾽ ἀπὸ δάκρυ παρειῶν; 223: οὔ κεν ἐφημέριός γε βάλοι κατὰ δάκρυ παρειῶν; vgl. PH 9, 61: ἀπὸ θερμὸν ὀμόρξατο δάκρυ παρειῶν; in allen diesen Belegen findet sich der Genitiv παρειῶν am Versschluss als Ortsbezeichnung. Er variiert παρειῶν mit einem Substantiv gleicher Bedeutung, was ein medizinischer Begriff ist. Wie Giangrande bemerkt, pflegen die hellenistischen Dichter medizinisches Vokabular in ihren Versen zu benutzen, um somit ihre Gelehrtheit aufzuzeigen. Unser Dichter hat auch die Theokritische Stelle id. 14, 31–38 vor Augen: ἁ δὲ Κυνίσκα / ἔκλαεν ἐξαπίνας θαλερώτερον ἢ παρὰ ματρί / παρθένος ἑξαετὴς κόλπω ἐπιθυμήσασα. / τᾶμος ἐγώ, τὸν ἴσαις τύ, Θυώνιχε, πὺξ ἐπὶ κόρρας / ἤλασα, κἄλλαν αὖθις. ἀνειρύσασα δὲ πέπλως / ἔξω ἀποίχετο θᾶσσον. ἐμὸν κακόν, οὔ τοι ἀρέσκω; / ἄλλος τοι γλυκίων ὑποκόλπιος; ἄλλον ἰοῖσα / θάλπε φίλον. τήνῳ τεὰ δάκρυα μᾶλα ῥέοντι. In den vv. 31–33 lesen wir: ἁ δὲ Κυνίσκα / ἔκλαεν ἐξαπίνας θαλερώτερον ἢ παρὰ ματρί / παρθένος ἑξαετὴς κόλπω ἐπιθυμήσασα. Es handelt sich um das Weinen einer weiblichen Person, es wird auch der Komparativ θαλερώτερον als Adverb hier zur Charakterisierung des Weinens benutzt und befindet sich an der gleichen Versstelle wie in unserem Gedicht. Darauf folgt ein secundum comparationis durch einen ἢAusdruck. Anstelle eines expliziten secundum comparationis will unser Dichter seinen Vers mit einem zweisilbigen Wort abschließen, das er in v. 38 bei Theokrit findet und zwar im Genitiv der Ortsbezeichnung μήλων, der das homerische παρειῶν (siehe die oben angeführten homerischen Belege) ebenfalls am Versschluss variiert. Giangrande 1997, 267f. hat überzeugend gezeigt, dass anders als bei Gow und anderen Herausgebern μᾶλα bei Theokrit, id. 14, 38 die Wangen bezeichnet: „since Theocritus likes to construe verbs denoting movement (such as ῥέω) with the accusative of motion towards (cf. Gow, in his Commetary on Theocr. Index, s.v. Cases, ac. with verbs of motion), it is best to interpret μᾶλα ῥέοντι as fluunt ad genas, i.e. to interpret v. 38 as meaning your tears are flowing onto your cheeks (scil. from your eyes)“. Dass unser Dichter hier μήλων in der Bedeutung von „Wangen“ benutzt, zeigt m.E., was auch Giangrande 1997, 267, Anm. 7 vermutet, auch die Lesart von S μηλῶ, die einen Schreibfehler anstatt des richtigen Duals Akk. μήλω aufzeigt. Der Kopist hat wahrscheinlich den Ausdruck so verstanden: „und Tränen flossen auf ihre beiden Wangen (Akk. des Ortes mit Verben der Bewegung, auf welchen die Bewegung gerichtet ist) von ihren Wimpern auf ihren reizenden Busen herab.“ Für diese Auffassung sprechen auch vv. 59–60a, in denen von Alkmenes Weinen die Rede ist: Eben so (ὣς δ’ αὔτως) benetzte Alkmene mit Tränen ihre παρήια λεύκ’; παρήια (v. 59) variiert μήλων (v. 56): die Tränen beider Frauen flossen genauso reichlich auf ihren Wangen herab.

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Die Übersetzung zu den vv. 56f. unseres Gedichtes lautet also folgendermaßen: „Also sprach sie, und Tränen, reichlicher (als vorher, d.h. während sie sprach) flossen von ihren Wimpern auf ihren Wangen auf ihren reizenden Busen herab.“ Der erste Halbvers des v. 57 wird durch den Ausdruck κόλπον ἐς ἱμερόεντα ergänzt, der das junge Alter von Megara verdeutlicht. Die Theokrit-Stelle id. 17, 37: κόλπον ἐς εὐώδη ῥαδινὰς ἐσεμάξατο χεῖρας hat unser Dichter hier im Sinne, denn κόλπον ἐς εὐώδη deckt bei Theokrit ebenfalls den ersten Halbvers vor der Zäsur nach dem dritten Trochäus ab. Der Dichter variiert εὐώδη – die sonstigen Epitheta zu dem κόλπος einer Frau in der Dichtung haben die Bedeutung von „wohlriechend“: vgl. auch Il. 6, 483: ἣ δ᾽ ἄρα μιν κηώδεϊ δέξατο κόλπῳ; hymn. Hom. Dem. 231: θυώδεϊ δέξατο κόλπῳ – mit ἱμερόεντα wahrscheinlich angeregt von der Ilias-Stelle 3, 397: στήθεά θ᾽ ἱμερόεντα καὶ ὄμματα μαρμαίροντα. Zu ἱμερόεις κόλπος vgl. auch A.G. 5, 56, 5 (Dioskorides): καὶ μαζοὶ γλαγόεντες, ἐύζυγες, ἱμερόεντες; 15, 27, 14 (Simias): ταὶ δ᾽ ἀμβρότῳ πόθῳ φίλας ματρὸς ῥώοντ᾽ αἶψα μεθ᾽ ἱμερόεντα μαζόν; Orph. Arg. 780: Μηδείας κόλποισιν ἐν ἱμερτοῖσι συθῆναι; Lith. 310: στέρνῳ προσπτύσσεται ἱμερόεντι. 58 μνησαμένῃ τέκνων τε καὶ ὧν μετέπειτα τοκήων: Zur Struktur dieses Verses vgl. hom. Hymn. Apoll. 160: μνησάμεναι ἀνδρῶν τε παλαιῶν ἠδὲ γυναικῶν. Erwähnenswert ist auch die Stelle Od. 20, 204f.: δεδάκρυνται δέ μοι ὄσσε / μνησαμένῳ Ὀδυσῆος, an der das Gedenken an Odysseus im Zusammenhang mit Weinen steht. Vgl. auch Il. 24, 504: μνησάμενος σοῦ πατρός; Nonn., Dion. 48, 12: μνησαμένη τεκέων πλέον ἔστενεν. In allen Belegen steht das Partizipium am Versanfang. Wie Vaughn z. St. ausführt, ist die ausgeglichene Gestaltung des Verses durch Alliteration bemerkenswert: μνησαμένῃ τέκνων … μετέπειτα τοκήων. Sistakou, „Megara“, betrachtet v. 58 als einen sicheren Anklang an die Sapphische Stelle 16, 10f. V.: κωὐδ[ὲ πα]ῖδος οὐδὲ φίλων το[κ]ήων / π̣ά[μπαν] ἐμνάσθη, die Helena Megara gegenüberstellt. Anders als Helena, die von Aphrodite dazu verführt wurde, ihren Gatten zu verlassen und Paris nach Troia zu folgen, ohne dabei an ihre Tochter und ihre Eltern zu denken, kann Megara sowohl ihre Kinder als auch ihre Eltern nicht vergessen und beklagt heftig deren Abwesenheit. Es scheint mir sicher, dass Quintus Smyrnaeus bei dem Verfassen der Partie 10, 432– 434a auch die Megara-Stelle vv. 56–58a vor Augen hatte: Ὣς φαμένης ἐλεεινὰ κατὰ βλεφάρων ἐχέοντο / δάκρυα, κουριδίοιο ἀναπλήσαντος ὄλεθρον / μνωομένη. Dies zeigt vor allem die Tatsache, dass Quintus den zweiten Halbvers (nach dem dritten Trochäus) des v. 57 von Megara übernimmt. Dies ist auch ein Argument gegen die Konjektur von Wilamowitz (Textg. 40, Anm. 1) κατὰ γλαφυρῶν in Megara v. 57, die schon Edmonds (CR 27, 1913, 78), indem er die IliasStelle 17, 437f. (s.o.) zitierte, angefochten hat. Ferner schließen beide Stellen jeweils die Rede einer weiblichen Person mit den Worten des Erzählers ab: Ὧς ἄρ᾽ ἔφη bzw. Ὣς φαμένης. An beiden Stellen handelt es sich um die Klagerede zweier Frauen, die unter ihren Gatten gelitten haben und sich in einem elenden Zustand befinden. Zuletzt weist μνωομένη (PH 10, 434) auf μνησαμένῃ (Megara 58) jeweils am Versanfang hin. Mehr zu PH 10, 432–434a siehe Tsomis, PH 10, 238.

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59–61 Wie bei Megara widmet der Erzähler der Schilderung von Alkmenes Reaktion auf die Worte ihrer Schwiegertochter ebenfalls drei Verse (59–61), die gleichzeitig als Überleitung zu ihrer eigenen Rede fungieren. Die Tränen sind das gemeinsame Thema der Reaktion beider Frauen, wobei der Erzähler Alkmenes schweres Seufzen aus tiefstem Herzen hervorhebt und somit auf den Beginn des Gedichts hinweist: Μῆτερ ἐμή, τίφθ’ ὧδε φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις / ἐκπάγλως ἀχέουσα, τὸ πρὶν δέ τοι οὐκέτ’ ἔρευθος / σῴζετ’ ἐπὶ ῥεθέεσσι; τί μοι τόσον ἠνίησαι; 59–60a ὣς δ’ αὔτως δακρύοισι παρήια λεύκ’ ἐδίαινεν / Ἀλκμήνη: ◆ ὣς δ’ αὔτως: zu einer gleichen bzw. ähnlichen Reaktion von zwei Personen bzw. einer Gruppe von Personen vgl. Il. 3, 339; 7, 430; 9, 195; Od. 9, 31; 20, 238; 21, 203, 225; 22, 114; 24, 409; Theokr., id. 22, 185 immer am Versanfang. ◆ δακρύοισι: einmal in der Odyssee 18, 173; einmal auch bei Apoll. Rh., Arg. 3, 805; PH 3, 604; Orph. Lith. 285 immer an dieser Versstelle mit kurzem α. In der A.G. findet sich der Dativ Plural δακρύοισι zweimal: in 5, 9, 5 (Rufinus) an der gleichen Versstelle wie in Megara 59 mit kurzem α und in 5, 186, 1 (Poseidippos) ebenfalls mit kurzem α, aber im 4. und 5. Versfuß. Vgl. auch A.G. App. 2, 473, 5 im ersten Versfuß auch mit kurzem α. ◆ παρήια λεύκ’: παρήιoν bzw. παρήια oder παρήισι wie παρηίδα(ς) bzw. παρηίδος (dreisilbige Formen) findet sich an dieser Verstelle in der hexametrischen Dichtung, d.h. vor der bukolischen Dihärese. Zu παρήιον siehe LfgrE s.v.; παρήιον bzw. παρηίς im Kontext von Weinen vgl. Od. 19, 208: ὣς τῆς τήκετο καλὰ παρήϊα δάκρυ χεούσης. Diese Stelle und die Apollonios-Stelle Arg. 3, 1064: θεσπέσιον λιαροῖσι παρηίδα δάκρυσι δεῦε / μυρομένη – die Rede ist von Medea – dienten wahrscheinlich als Vorbild zu diesem Vers. Vgl auch Eur., Ion 242: δακρύοις θ᾽ ὑγράνασ᾽ εὐγενῆ παρηίδα; Hel. 1189f.: χλωροῖς τε τέγγεις δάκρυσι σὴν παρηίδα / κλαίουσα; PH 13, 323f.: ἀμφὶ δὲ δάκρυ / χεύατό οἱ ἁπαλῇσι παρηίσιν; Nonn., Dion. 20, 16: οὐκέτι δ᾽ αὐτοχύτοισι παρήια δάκρυσι δεύων. Das Adjektiv λευκός bezeichnet oft die Wangen als Schönheitscharakteristikum, vgl. Bakch., Dith. Fr. 3, 13f.; Soph., Ant. 1239; El. 1023; Eur., Med. 923; Hik. 76; Achill. Tat., Leuc. et Clit. 1, 4, 3; A.G. 16, 180, 3 (Demokritos): λευκὰ παρήια; Bion, Epith. Achill. et Deid. 18f.: καὶ τόσον ἄνθος / χιονέαις πόρφυρε παρηίσι. ◆ ἐδίαινεν: Das Verbum ist homerisch: „benetzen“ (vgl. δεύω, διερός); Ap. Soph., 58, 20: διαίνειν· βρέχειν. Vgl. Il. 21, 202: δίαινε δέ μιν μέλαν ὕδωρ; 13, 30: οὐδ᾽ ὑπένερθε διαίνετο χάλκεος ἄξων; 22, 495: χείλεα μέν τ᾽ ἐδίην᾽, ὑπερῴην δ᾽ οὐκ ἐδίηνε; in der Bedeutung von „mit Tränen benetzen“, „beweinen“ vgl. Aisch., Pers. 257f.: αἰαῖ, διαίνεσθε, Πέρ- / σαι, τόδ᾽ ἄχος κλύοντες (absolut); 1038f.: δίαινε δίαινε πῆμα / διαίνομαι γοεδνὸς ὤν; 1064: διαίνου δ᾽ ὄσσε; vgl. auch Soph., TrGF 210, 35 (in margine schreibt pap.2: δ]ακρύ[εις). ◆ Ἀλκμήνη: zum ersten Mal wird die Schwiegermutter in unserem Gedicht namentlich genannt; man findet den Namen Alkmene am Versanfang relativ oft in der hexametrischen Dichtung: Il. 19, 99, 119; hom. Hymn. 15, 3; Hes., Th. 943; Frr. 193, 19; 195, 3 M.-W.; ; Ps.-Hes., Aspis 3; Theokr., id. 13, 20; 24, 2, 22; 34, 60, 66, 78 usw.

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60b βαρὺ δ’ ἥγε καὶ ἐκ θυμοῦ στενάχουσα: βαρύ bzw. βαρέα στενάχων kommt häufig bei Homer vor, aber nicht mit Sperrung wie hier. Oft leitet dieser Ausdruck die Rede einer Person ein: vgl. Il. 9, 16: ὣς ὃ βαρὺ στενάχων ἔπε᾽ Ἀργείοισι μετηύδα, ein Vers, der unseren Dichter beim Verfassen der vv. 60f. beeinflusst hat; vgl. weiter Il. 1, 364 (= 18, 78): Τὴν δὲ βαρὺ στενάχων προσέφη πόδας ὠκὺς Ἀχιλλεύς; 4, 153: τοῖς δὲ βαρὺ στενάχων μετέφη κρείων Ἀγαμέμνων; 16, 20: Τὸν δὲ βαρὺ στενάχων προσέφης Πατρόκλεες ἱππεῦ; 18, 323: ὣς ὃ βαρὺ στενάχων μετεφώνεε Μυρμιδόνεσσιν. ◆ καὶ ἐκ θυμοῦ: Das καὶ hat hier eine hervorhebende Funktion, „sogar, auch“: „sogar aus tiefstem Herzen“. Der Ausdruck ἐκ θυμοῦ kommt bei Homer vor, aber am Versanfang: Il. 9, 343, 486; 23, 595. Zu v. 60 vgl. PH 3, 549: ἐκ θυμοῦ στενάχεσκον ἐύφρονα Πηλείωνα; 10, 411f.: Οἴη δ᾽ ἐκ θυμοῖο δαΐζετο κυδαλίμοιο / Οἰνώνη; 13, 505: ἣ δ᾽ αἰνὸν ἀναστενάχουσα μετηύδα (in Verbindung mit v. 61). 61 μύθοισιν πυκινοῖσι φίλην νυὸν ὧδε μετηύδα: Zu μύθοισιν πυκινοῖσι vgl. Od. 3, 23: οὐδέ τί πω μύθοισι πεπείρημαι πυκινοῖσιν. Telemachos wendet sich mit diesen Worten an Athene-Mentor. Alkmene übernimmt die Rolle der weisen Ratgeberin für Megara (so auch Sistakou, „Megara“ zu v. 61). Unser Dichter zieht es vor, den einmal bei Homer belegten Ausdruck zu benutzen statt des Ausdrucks πυκινὸν ἔπος, der viermal bei Homer vorkommt: Il. 7, 375; 11, 788; 24, 75, 744; vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 946: πυκινοῖσι παρατροπέων ἐπέεσσι; 4, 1200: Ἀρήτῃ πυκινὸν φάσθαι ἔπος Ἀλκινόοιο. Erwähnenswert ist die Verwendung dieses Ausdrucks bei Greg. Naz., Carm. 1512, 8; 1536, 14 am Versanfang wie hier; vgl. auch Luk., Jup. Trag. 31, 3: μύθοισι κορυσσόμενοι πυκινοῖσι. Das Verbum μεταυδάω in der Form μετηύδα findet sich in der Epik mit dem Dativ der Person bzw. der Personen, zu denen bzw. zu der man spricht. Mit dem Akkusativ der Person findet es sich hier und bei Apoll. Rh., Arg. 2, 54: αὐτὰρ ὁ τόνγ᾽ ἐπέεσσιν ὑπερφιάλοισι μετηύδα. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass die Dichter, da sie schon einen Ausdruck im Dativ, der die Art und Weise bezeichnet, verwendet haben, aus stilistischen Gründen keinen anderen Dativ der Person setzen wollten. Zwei dativische Ausdrücke hintereinander mit unterschiedlicher Funktion gelten als unschön und hätten ferner das Verständnis des Textes für den Leser erschwert. In allen epischen Belegen mit μετηύδα kommt bis auf den Dativ der Person kein anderer Dativ vor. Wird die Art und Weise ausgedrückt, dann benutzt der Dichter ein Adverb: vgl. Apoll. Rh., Arg. 2, 467: μειλιχίως ἑτάροισιν ὁμηγερέεσσι μετηύδα. 62–66a Der Beginn der Rede der Alkmene weist symmetrisch auf den Anfang der Rede der Megara (vv. 1–7) hin. Ähnlich wie Megara beginnt Alkmene ihre Rede mit drei aufeinander folgenden Fragen als Gegenüberstellung zu den fünf Fragen Megaras.

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62–63a δαιμονίη παίδων, τί νύ τοι φρεσὶν ἔμπεσε τοῦτο / πευκαλίμῃς; Der Dichter hat beim Verfassen dieses Verses den Beginn der Worte Medeas an Chalkiope vor Augen, Apoll. Rh., Arg. 3, 711f.: Δαιμονίη, τί νύ τοι ῥέξω ἄκος; οἷ᾽ ἀγορεύεις, / ἀράς τε στυγερὰς καὶ Ἐρινύας; vgl. auch Arg. 2, 244f.; Ἆ δείλ᾽, οὔ τινά φημι σέθεν σμυγερώτερον ἄλλον / ἔμμεναι ἀνθρώπων. τί νύ τοι τόσα κήδε᾽ ἀνῆπται; (Zetes zu Phineus über den Grund von dessen Leiden); vgl. auch Orph. Arg. 1226: Ὦ δειλὴ, τί νύ τοι τοίην Κύπρις ὤπασε μοῖραν; ◆ δαιμονίη παίδων: Außer hom. Hymn. Herm. 97 kommt δαιμόνιος in der frühgriechischen epischen Dichtung nur als Anrede / Vokativ vor, vgl. δαιμόνιε, Il. 6, 407, δαιμονίη, 6, 486, δαιμόνιοι, Od. 4, 774; 18, 406. Außer Il. 9, 40 und 13, 44 findet sich der Vokativ am Anfang einer Rede und zwar als Ausdruck einer Reaktion auf ein für den Sprechenden unbegreifliches Verhalten; fast immer als Ausdruck schmerzlicher Betroffenheit und Verwunderung mit jeweils unterschiedlichen Nuancen, unter ihnen die der Zuneigung, wie in Il. 6, 407, 486 und hier. Zu diesem Wort siehe LfgrE s.v. mit Sekundärliteratur: Brunius-Nilsson, Δαιμόνιε, Uppsala 1955; Newiger, Gnomon 31, 1959, 104ff.; Burkert, GrR 278 und zu unserer Stelle Breitenstein 77f., der der semantischen Analyse von Brunius-Nilsson folgt. Siehe auch Vaughn z. St. Ich schließe aber die Möglichkeit nicht aus, dass Alkmene mit δαιμονίη auch die unglückliche Situation Megaras impliziert, was sie in den folgenden Versen ihrer Rede eingesteht. δαιμόνιος kann von Pindar an auch die Bedeutung von „glücklich“ oder „unglücklich“ haben, d.h. was von einer Gottheit verhängt ist, von ihr herrührt (vgl. v. 69; siehe dazu LSJ9). Wie hier folgt oft auf den Vokativ eine Frage, manchmal im tadelnden Sinn, durch die die redende Person versucht, den Grund für das unbegreifliche Verhalten des Gesprächspartners herauszufinden: vgl. etwa Il. 3, 399; 4, 31–33; Od. 19, 71; 23, 264; hom. Hymn. 7, 17; Hes., Erga 207; Apoll. Rh., Arg. 1, 476–478; 2, 880; 3, 711; Theokr., id. 16, 22; 22, 62, 145f. Wie in Od. 14, 443: ἔσθιε, δαιμόνιε ξείνων, καὶ τέρπεο τοῖσδε folgt hier auf die Anrede ein Genitiv (παίδων); vgl. auch Her., 4, 126, 3; 7, 48, 2; Aristoph., Ran. 835, 1227; Ekkl. 564; 784 usw. παίδων ist hier kein Genitivus causae wie die Glossa Im „[παίδων:] ἕνεκα των“ und, dieser folgend, Schwebel (apud Briggs) erklären: κακόδαιμον παίδων ἕνεκα, sondern ein Genitivus partitivus wie in Od. 14, 443 (siehe oben); vgl. auch Od. 14, 361; 21, 288: ἆ δειλὲ ξείνων… (vgl. das Scholion H. Vind. 133 dazu: τί ὦ δειλὲ καὶ ἄθλιε πλέον τῶν ἄλλων ξένων) in der Bedeutung von „seltsame / unselige Tochter“, aber keineswegs „filiarum praestantissima“, wie Wakefield meint. In Od. 14, 443 wundert sich Eumaios über die feine und gehobene Sprache des Bettlers Odysseus (vgl. 156, 358f.), der sich jetzt sogar mit Zeus vergleicht. Ameis-Hentze übersetzten „seltsamer Fremdling“. ◆ τί νύ τοι: Zum Ausdruck τί νύ τοι vgl. auch Od. 24, 474: τί νύ τοι νόος ἔνδοθι κεύθει; ◆ ἔμπεσε: An dieser Versstelle findet sich diese Verbform oft in der hexametrischen Dichtung: vgl. Il. 9, 436: ἐπεὶ χόλος ἔμπεσε θυμῷ (= 14, 207, 306; 16, 206); Il. 4, 108; 15, 451; 17, 625; Od. 2, 45; 4, 508; 5, 50, 318; 12, 266; 15, 375; Ps.-Hes., Aspis 420; Apoll. Rh., Arg. 3, 542; 4, 842; Nikandr., Alex. 169; Ther. 905; Theokr., id. 25, 231 usw. Zu unserer Stelle hier vgl. Od. 12, 266: καί μοι ἔπος ἔμπεσε θυμῷ. ◆ φρεσὶν … / πευκαλίμῃς: Das Adjektiv πευκάλιμος be-

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gegnet schon bei Homer und findet sich nur in der formelhaften Wendung φρεσὶ πευκαλίμῃσιν. Dieser Ausdruck kommt allerdings nicht mit Sperrung wie hier vor und πευκάλιμος nicht am Versanfang: Il. 8, 366; 14, 165; vgl. Hes., Fr. 283, 1 M.W.; PH 14, 201: am Versschluss; Il. 15, 81; 20, 35 nach der Penthemimeres; vgl. auch PH 10, 388: τοῦ πέρι πευκαλίμας ἀχέων φρένας οὔ τι πέπυστο. Wie LfgrE s.v. πευκάλιμος erklärt, steht dieses Adjektiv wahrscheinlich im Verhältnis zu πυκ(ι)νός so wie λευγαλέος zu λυγρός (ευ ist häufige Dehnung der Wurzel υ). Man vergleiche den Ausdruck πυκιναὶ φρένες (Il. 14, 294; hom. Hymn. Aphr. 38, 243; Stes., Fr. S88, coll. 19; Theogn. 1388; Apoll. Rh., Arg. 3, 289; 4, 1018). Die Bedeutung ist „dichtgefügt, kompakt, kohärent“ und in Bezug auf den Verstand „umfassend, vielseitig, souverän“. Es ist anzumerken, dass der Dichter die verwandten Adjektive πυκινός und πευκάλιμος aus Variationsgründen – er fasst sie anscheinend als etymologisch verwandt auf – als Beiwörter innerhalb von zwei Versen verwendet (vv. 61 und 63). Die homerischen Scholien erklären πευκάλιμος folgendermaßen: Scholia b T zu Il. 14, 165: πευκαλίμῃσι· δριμείαις παρὰ τὴν πεύκην· ἢ πυκναῖς παρὰ τὸ πύκα; sch. Min. P.Berlin inv. 11634 zu Il. 8, 366: δριμίαις (ebenso Sch. D zu Il. 20, 35), Sch. D zu derselben Stelle: συνεταῖς, ἢ πικραῖς παρὰ τὴν πεύκην; so auch Orion s.v. πευκαλίμας: τὰς συνετάς· παρὰ τὰς πεύκας, οἷον δριμεῖαι καὶ σώφρονες; Hesych. s.v. πευκαλίμῃσι: πυκναῖς. συνεταῖς. καὶ τὰ ὅμοια wie auch Eustathios, Il. 4, 363: ἠξίωσε δὲ καὶ ἔτι πλείονος λόγου τὸν Ἑρμῆν καὶ τὸν ῞Ηφαιστον, τὸν μὲν εἰπὼν φρεσὶ πευκαλίμαις κεκοσμῆσθαι, ἤτοι πυκιναῖς, συνεταῖς… Hesychios gibt auch s.v. πευκαλίμαις die Bedeutungen συνεταῖς. ὀξείαις. πικραῖς. ἢ ἀγαθαῖς und s.v. πευκαλίμη: θερμή. θρασεῖα. καὶ φλεγμαίνουσα. Man vergleiche auch Ap. Soph. 130, 34: πευκαλίμῃσι ταῖς πικραῖς καὶ συνεταῖς φρεσί, καὶ πευκεδανὸν τὸ πικρόν, ἀπὸ τῆς πεύκης, καὶ πευκεδανὸν πόλεμον τὸν πικρὸν μεταφορικῶς, ἐπεὶ πολλῶν αἴτιος κακῶν. Mit πικραῖς wie mit δριμείαις meinen die Grammatiker den scharfen, durchdringenden Verstand. Dazu siehe die Ausführungen von Buttmann, Lexilogus, 319ff., der Wörter wie ἐχεπευκής, πευκεδανός und πευκάλιμος mit dem πικρόν vom Baum πεύκη wie die antiken Grammatiker und Scholiasten miteinander verbindet, aber nicht in der Bedeutung von „bitter“, sondern von „spitzig“ und „scharf“; man vergleiche Od. 4, 406: πικρὸν ἀποπνείουσαι ἁλὸς πολυβενθέος ὀδμήν, es handelt sich um einen alles durchdringenden Geruch. Im Falle aber von πευκάλιμος zieht er es vor (19), dieses Adjektiv auf πυκνός zu beziehen. Daher denke ich nicht, dass die Übersetzung von πευκαλίμῃς durch Vaughn als „bitter“ zutrifft. Ich würde folgendermaßen übersetzen: „Warum ist dieses dir in deinen umfassenden bzw. scharfen Sinn / Verstand gekommen?“ Diese Frage Alkmenes, die voll Verwunderung ist, kann man mit dem homerischen ποῖόν σε ἔπος φύγεν ἕρκος ὀδόντων, ebenfalls zu Beginn einer Antwortrede vergleichen: Il. 4, 350; 14, 83; Od. 1, 64; 3, 230; 5, 22; 19, 482; 21, 168; 23, 70. 63b–64 πῶς ἄμμ’ ἐθέλεις ὀροθυνέμεν ἄμφω / κήδε’ ἄλαστα λέγουσα τά τ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται; ◆ πῶς … ἐθέλεις: Dies ist eine verwunderte Frage: „Wie kannst du wollen?“; vgl. Il. 4, 26: πῶς ἐθέλεις ἅλιον θεῖναι πόνον ἠδ᾽

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ἀτέλεστον…; 24, 203: πῶς ἐθέλεις ἐπὶ νῆας Ἀχαιῶν ἐλθέμεν οἶος… ◆ ἄμμ(ε) ist hier Dual Akkusativ. ◆ ὀροθυνέμεν: Das Verbum ὀροθύνω ist homerisch; hier an der gleichen Versstelle wie in Il. 13, 351; 21, 312; Od. 5, 292; Apoll. Rh., Arg. 1, 522. Zur Bedeutung vgl. Apion s.v. ὀροθύνειν: διεγείρειν (Φ 312) ἢ διαταράσσειν (ε 292) und Hesychios: ὀροθύνειν· ἐρεθίζειν (Φ 312). ταράσσειν (Κ 332). θαῤῥύνειν (407). Siehe auch LfgrE s.v. ◆ κήδε’ ἄλαστα: Unser Dichter variiert hier das homerische πένθος ἄλαστον: Il. 24, 105; Od. 1, 342; 4, 108; 24, 423; vgl. Hes., Th. 467. Diese Junktur findet sich nur hier. ◆ τά τ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται;: V. 64b bereitet uns textkritische Probleme bezüglich des letzten Wortes. Überliefert sind κέκλαυται, κέκλῳνται, κέκλωνται, κέλονται. Die meisten Herausgeber lesen κέκλαυται. Giangrande 1969, 184 und 1997, 264–266 liest dagegen κέκλωνται (Tr überliefert κέκλῳνται, ῳ ist hier ein Beispiel von iota parasiticum, das oft zusammen mit ω in den Papyri und in mittelalterlichen Handschriften zu finden ist) als lectio difficilior. κέκλωνται ist ein hellenistisch geformtes Imperfekt von κλώθω (wie nach ἐρήρεικα von ἐρείδω auch ἐρήρεινται, Apoll. Rh., Arg. 2, 320, ἠρήρειντο, Apoll. Rh., Arg. 3, 1398); er fasst den Text folgendermaßen auf: „these misfortunes (which you are crying over now) have not been spun to us as recently as now, but long ago“. Giangrande hat bezüglich der Bedeutung von οὐ νῦν πρῶτα Recht: „nicht erst jetzt, sondern schon lange“. Das Imperfekt sei ein resultatives Imperfekt. Er führt (siehe 1997, 264 Anm. 4) als Parallelstelle Soph., Ph. 965f. an: Ἐμοὶ μὲν οἶκτος δεινὸς ἐμπέπτωκέ τις / τοῦδ᾽ ἀνδρὸς οὐ νῦν πρῶτον, ἀλλὰ καὶ πάλαι: „Neoptolemus’ feelings of pity originated in him not twice, with an interval, but once only, long ago, and still dominate him, as is made evident by the resultative perfect ἐμπέπτωκε“. Vgl. auch Lysias Or. 27, 3: καὶ οὐ νῦν πρῶτον ὤφθησαν ἀδικοῦντες, ἀλλὰ καὶ πρότερον ἤδη; Dion. Hal., Antiq. Rom. 11, 36, 2: ὦ Οὐεργίνιε, καὶ ὑμεῖς οἱ σὺν τούτῳ παρόντες, οὐ νῦν πρῶτον ἀκήκοα, ἀλλὰ παλαίτερον ἔτι πρὶν ἢ τήνδε τὴν ἀρχὴν παραλαβεῖν. Gegen die von Giangrande vorgeschlagene Lesart κέκλωνται wendet sich Vaughn und bemerkt, dass das Verbum κλώθω uns weder bei Homer – er benutzt das Kompositum ἐπικλώθω auch im Medium mit Subjekt immer nur für Gottheiten – noch bei Apollonios und Theokrit begegne, und wenn es im Medium oder im Passiv vorkomme, dann immer in Verbindung mit Μοῖρα (explizit oder implizit). Er fügt noch hinzu, dass der Scholiast zu Tr, eine Handschrift, die Giangrande als sehr zuverlässig betrachtet, κέκλῳνται mit καλοῦνται, ὀνομάζονται glossiert. Er führt aus, dass die Form κέκλωνται 3. Ps. Pl. Konj. von κέκλομαι sei, eine hellenistische Bildung zu κέλομαι.; der Konjunktiv κέκλωνται entstehe durch attractio aus dem ἐθέλῃς (v. 63) der Handschriften TrW und h. Daher druckt er κέκλονται als Nebenform von κέλονται, eine Lesart, die Ald2 als „trivialization“ überliefert, beruhend auf der bei Homer häufig vorkommenden Form κέλομαι. In der Bedeutung von: „nennen“ erscheine dieses Verbum bei Pindar, I. 6 (5), 53. Vaughn übersetzt: „Surely these are not brought up now for the first time.“ Abgesehen davon, dass Vaughn οὐ νῦν πρῶτα nicht richtig auffasst, kann das von ihm vorgeschlagene κέκλονται mit Präsensbedeutung nicht einfach mit „are brought up“, mit „den Namen rufen“, „nennen“ übersetzt werden, was hier überhaupt nicht passt. Dazu siehe die Kritik von Giangrande 1997, 266. Trotz der Ausführungen von

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Giangrande möchte ich die von den meisten Herausgebern übernommene Lesart κέκλαυται beibehalten und den v. 64 folgendermaßen drucken: κήδε’ ἄλαστα λέγουσα τά τ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται; Ich lese mit Gow und Marcovich, 51 τά τ’ statt τά δ’: Die Partikel τε verleiht schon seit Homer dem Relativum verbindende Kraft, um es vom Demonstrativum zu unterscheiden (vgl. z.B. Il. 2, 669; 5, 52; 13, 625; 20, 65; Od. 1, 338; 2, 390 usw.) Die Übersetzung (vv. 63f.) lautet dann: „Wie kannst du uns beide aufreizen wollen (wie kannst du das Herz uns beiden empören wollen), indem du von unvergesslichen (quälenden, elenden) Sorgen sprichst, die nicht erst jetzt, sondern schon längst beweint worden sind?“ Marcovich zieht hier eine treffende Parallelstelle aus Euripides’ Alexandros zur Verdeutlichung dieser Stelle heran: Fr. 6, 5 Karamanou (= 46, 5 K.; 5 J.-v.L., 5): παλαιὰ καινοῖς δακρύοις οὐ χρὴ στένειν mit Kommentar (I. Karamanou, Euripides, Alexandros. Introduction, Text and Commentary, Berlin/Boston 2017, 169f.). Zu κέκλαυται: Giangrande kritisiert auch die Perfektform κέκλαυται als kontextuell nicht passend: „Alcmena cannot use the perfect κέκλαυται joined with οὐ νῦν πρῶτα, because the meaning produced by such junction would be nonsensical (‘these misfortunes were bewailed not as recently as now, but long ago’: τάδ’ οὐ νῦν πρῶτα κέκλαυται).“ Hier muss ich auf die Verwendung des Perfekts im Griechischen hinweisen. Durch das Perfekt wird etwas Vergangenes auf die Gegenwart des Redenden bezogen und so die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft. Wie Kühner II, 126 bemerkt, sei es gleich, ob die Handlung erst im Moment der Rede oder schon lange vorher zur Vollendung gebracht worden sei und sich bis auf den gegenwärtigen Zeitpunkt erstrecke. In unserem Fall vgl. Plut., Cons. ad Apoll. 115B: πολλοῖς γὰρ καὶ σοφοῖς ἀνδράσιν, ὥς φησι Κράντωρ, οὐ νῦν ἀλλὰ πάλαι κέκλαυσται τἀνθρώπινα, τιμωρίαν ἡγουμένοις εἶναι τὸν βίον καὶ ἀρχὴν τὸ γενέσθαι ἄνθρωπον συμφορὰν τὴν μεγίστην. Unser Dichter hat οὐ νῦν (πρῶτα) nicht durch ἀλλὰ καὶ πάλαι bzw. ἀλλὰ καὶ πρότερον oder ἀλλὰ παλαίτερον ἔτι u.ä. ergänzt, wie wir es in solchen Konstruktionen sehen (siehe Belege oben), wohl aber gemeint. Aus dieser Stelle geht klar hervor, dass Megara nicht zum ersten Mal über die Tötung ihrer Kinder und über ihre Einsamkeit und Hilflosigkeit geklagt hat. 65–66a ἦ οὐχ ἅλις, οἷς ἐχόμεσθα τὸ δεύτατον αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ / γινομένοις: „Sind (die Leiden) nicht genug, von denen / durch die wir in der letzten Zeit betroffen sind, die alltäglich werden / täglich über uns kommen?“ ◆ ἦ οὐχ ἅλις: Dieser Ausdruck ist homerisch: vgl. Il. 5, 349: ἦ οὐχ ἅλις ὅττι γυναῖκας ἀνάλκιδας ἠπεροπεύεις; 17, 450: ἦ οὐχ ἅλις ὡς καὶ τεύχε᾽ ἔχει καὶ ἐπεύχεται αὔτως; 23, 670: ἦ οὐχ ἅλις ὅττι μάχης ἐπιδεύομαι; Od. 2, 312f.: ἦ οὐχ ἅλις, ὡς τὸ πάροιθεν ἐκείρετε πολλὰ καὶ ἐσθλὰ / κτήματ᾽ ἐμά, μνηστῆρες; 17, 377: ἦ οὐχ ἅλις ἧμιν ἀλήμονές εἰσι καὶ ἄλλοι, / πτωχοὶ ἀνιηροί, δαιτῶν ἀπολυμαντῆρες; immer am Versanfang und mit ἦ οὐχ in Synizese. Vgl. auch Eur., Andr. 582: οὐχ ἅλις σοι τῶν κατὰ Σπάρτην κρατεῖν; ◆ οἷς ἐχόμεσθα: passiv, „von denen wir gefesselt, gehalten werden, betroffen sind“, vgl. Il. 15, 10: ὃ δ᾽ ἀργαλέῳ ἔχετ᾽ ἄσθματι (vgl. Il. 16, 109); 22, 409: κωκυτῷ τ᾽ εἴχοντο καὶ οἰμωγῇ; Od. 8, 182: νῦν δ᾽ ἔχομαι κακότητι καὶ

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ἄλγεσι; Soph., Aias 272: αὐτὸς μὲν ἥδεθ᾽ οἷσιν εἴχετ᾽ ἐν κακοῖς usw. ◆ τὸ δεύτατον ist als temporaler Adverbialausdruck aufzufassen wie z.B. τὸ πρῶτον bzw. τὰ πρῶτα: Pind., N. 3, 49; Aisch., Ag. 1286; Pers. 412 usw. ◆ αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ / γιγνομένοις: Der neue Papyrusfund P.Oxy. 3325 und alle Handschriften überliefern αἰεὶ. Das ει wird hier kurz skandiert (Hiatkürzung, correptio epica). So ist die Lesart von Brunck αἰὲν nicht notwendig. Das Partizipium γινομένοις bezieht sich auf οἷς. Vaughns Emendation zu dieser Stelle: καί κεν ἐπ’ ἦμαρ vermag ich nicht zu verstehen, vor allem κεν … γινομένοις und die darin enthaltene Nuance. Sein Hinweis auf vv. 36f.: καί κεν ἕνα χρύσειον ἐς ὀστέα κρωσσὸν ἁπάντων / λέξαντες κατέθαψαν bringt nichts bezüglich der Verbindung des Partizipiums mit κεν (ἄν). Der Sinn der Stelle hier ist folgender: „Ist das Leid, das uns in letzter Zeit Tag für Tag quält, nicht ausreichend?“ ◆ αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ: Zum Ausdruck αἰεὶ ἐπ’ ἦμαρ vgl. Soph., OC 688–691: ἀλλ᾽ αἰὲν ἐπ᾽ ἤματι / ὠκυτόκος πεδίων ἐπινίσεται / ἀκηράτῳ σὺν ὄμβρῳ / στερνούχου χθονός mit dem Scholion dazu: ἀλλ᾽ αἰὲν ἐπ᾽ ἤματι· ἀλλ᾽ ἀεὶ καθ᾽ ἡμέραν, φησίν, ἐπινίσσεται ὁ Κηφισὸς ὠκυτόκα ποιῶν τὰ πεδία καὶ ἔγκαρπα; vgl. auch vv. 681–683: Θάλλει δ᾽ οὐρανίας ὑπ᾽ ἄ- / χνας ὁ καλλίβοτρυς κατ᾽ ἦμαρ αἰεὶ / νάρκισσος. Zum Ausdruck ἐπ’ ἦμαρ vgl. Od. 18, 137; Soph., OT 199; TrGF 255, 3; Eur., El. 425; Ph. 401; Theokr., Epigr. 8, 3; Apoll. Rh., Arg. 4, 1634. 66b–67 μάλα μέν γε φιλοθρηνής κέ τις εἴη / ὅστις ἀριθμήσειεν ἐφ’ ἡμετέροις ἀχέεσσιν: ◆ μέν γε: Vaughn betrachtet unter Berufung auf Denniston (GP, 159f.) diese Kombination der Partikeln als unmöglich. Er führt aus, sie komme nie bei Homer vor und sei in der ernsten Dichtung nicht vorhanden. Dies trifft m.E. nicht ganz zu. μέν γε bedeutet „doch wenigstens“, „sicherlich“, „gewiss“; vgl. hom. Hymn. Apoll. 458–460: αὕτη μέν γε δίκη πέλει ἀνδρῶν ἀλφηστάων / ὁππόταν ἐκ πόντοιο ποτὶ χθονὶ νηῒ μελαίνῃ / ἔλθωσιν καμάτῳ ἀδηκότες mit μέν γε an der gleichen Versstelle wie hier; vgl. weiter: Il. 1, 216f.: χρὴ μὲν σφωΐτερόν γε θεὰ ἔπος εἰρύσσασθαι / καὶ μάλα περ θυμῷ κεχολωμένον; 6, 125f.: ἀτὰρ μὲν νῦν γε πολὺ προβέβηκας ἁπάντων / σῷ θάρσει, ὅ τ᾽ ἐμὸν δολιχόσκιον ἔγχος ἔμεινας; Eur., TrGF 909, 4f.: πρῶτα μέν γε τοῦθ᾽ ὑπάρχει· κἂν ἄμορφος ᾖ πόσις, / χρὴ δοκεῖν εὔμορφον εἶναι τῇ γε νοῦν κεκτημένῃ (trotz der Bedenken von Denniston, GP, 159); A.G. App. 2, 167, 1f.: Χαῖρε, Κρίτων· σοὶ μέν γε καὶ εἰν Ἀΐδαο δό[μοισιν / ὄντι τεῆς ἀρετῆς οὐχὶ λέλοιπε κλέος; vgl. auch in der Prosa: Thuk., 3, 39, 2: τί ἄλλο οὗτοι ἢ ἐπεβούλευσάν τε καὶ ἐπανέστησαν μᾶλλον ἢ ἀπέστησαν (ἀπόστασις μέν γε τῶν βίαιόν τι πασχόντων ἐστίν), ἐζήτησάν τε μετὰ τῶν πολεμιωτάτων ἡμᾶς στάντες διαφθεῖραι; Plat., Symp. 205d: Καὶ λέγεται μέν γέ τις, ἔφη, λόγος, ὡς οἳ ἂν τὸ ἥμισυ ἑαυτῶν ζητῶσιν, οὗτοι ἐρῶσιν. Daher brauchen wir weder μέν γε in crucibus zu setzen, wie Vaughn es tut, noch die Lesart von Vaughn unter Heranziehung der Ilias-Stelle 12, 164f. μάλα πάγχυ zu lesen. Er übersetzt aber „surely“. Der Sinn ist klar: „Ein besonderer Freund von Klagen wäre gewiss (doch), derjenige, der …“ ◆ φιλοθρηνής … εἴη: φιλοθρηνής ist der erste Beleg für dieses Adjektiv in der griechischen Literatur. Später findet es sich zweimal bei Euteknios, Paraphr. Nikandr., Ther. 68. Der Dichter variiert hier das

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viel häufigere φιλόθρηνος: Claud. Ptol., Apotel. 2, 3, 47; Poll., Onom. VI, 202, wo auch die Synonyme φιλόδακρυς (vgl. Joh. Chrys., Phar. et meretr. 61,730), φιλόδυρτος (Aisch., Hik. 68–69) und φιλοίκτιστος (Soph., Aias 580) vorkommen; Basil., Homil. grat. act. 31, 228, 21; Serm. Sym. Metaphr. 32, 1284, 10; Johan. Chrys., Epist. Thess. 62, 430; Hephaist., Apotel. 148, 13; 15mal bei Nonnos (vgl. Dion. 2, 81, 154 usw.) und viermal bei Proklos in seinem Kommntar zu Plat. Resp. Als Vorbild hat er wahrscheinlich das Adjektiv φιλοπενθής, erstmals bei Gorg., Fr. 11, 57 D.-K.; vgl. auch Plut., Cons. ad Apol. 113A; Joh. Chrys., Phar. et meretr. 61, 730). López, [M.] IV Mégara y Theoc. XXIV…, 66 meint, dass unser Dichter in einem Gedicht, das von einer traurigen und tränenreichen Atmosphäre beherrscht wird, mit einem Neologismus den gängigen Wortschatz überwindet und dabei innovativ agiert. Die Form εἴη kommt sehr häufig in der epischen Dichtung am Versende vor. ◆ ὅστις ἀριθμήσειεν ἐφ’ ἡμετέροις ἀχέεσσι: Auch ich lese mit den Handschriften ὅστις ἀριθμήσειεν ἐφ’ ἡμετέροις ἀχέεσσι. Diese Lesart haben auch in der letzten Zeit Breitenstein, 51, Giangrande 1969, 180 Anm. 2 und Vaughn z. St. als akzeptabel betrachtet gegen die Lesarten von Hermann, Ahrens, Wilamowitz und Gow (ἀριθμήσειν ἕν oder ἀριθμησεῖσιν plus θαρσοίη). Eine Schwierigkeit liegt in der Bedeutung des präpositionalen Ausdrucks ἐφ’ ἡμετέροις ἀχέεσσι, den, wie Vaughn z. St. ausführt, Giangrande 1969, 180 Anm. 2 unter Heranziehung von Apoll. Rh., Arg. 4, 1432f. (ἐφ’ ὑμετέροισιν … καμάτοισιν) zu erklären versuchte: ἐφ’ ὑμετέροισιν … καμάτοισιν habe an der Apollonios-Stelle vermutlich eine finale Bedeutung: „in order to help us to overcome our distress“. Ähnlich übersetzt er die Stelle in unserem Gedicht: „he would be a great moaner who would list our troubles in order to help us to overcome them.“ Dies trifft m.E. nicht zu. Alkmene betont gegenüber Megara in den vv. 65– 66a, dass sie beide in der letzten Zeit täglich vielfältige Leiden erleben, so dass man jemanden, der eine Aufzählung für ihre Leiden vornehmen wollte, als φιλοθρηνής bezeichnen könnte. Hier kann das Adjektiv mit einer negativen Konnotation versehen werden: Die Vielzahl der Leiden beider Frauen könnte dem, der sich gerne in Klagen ergeht, reiches Material zum Wehklagen geben. Indirekt rät Alkmene Megara von einer solchen, quasi masochistischen Einstellung ab. Der präpositionale Ausdruck weist m.E. einfach auf eine örtliche Bestimmung hin. 68 θάρσει· οὐ τοιῆσδ’ ἐκυρήσαμεν ἐκ θεοῦ αἴσης; Die Handschriften überliefern einhellig: θάρσει· οὐ τοιῆσδ’ ἐκυρήσαμεν ἐκ θεοῦ αἴσης, was der Interpretation vorwiegend wegen der Negation οὐ Schwiergikeiten bereitet. Mit dem Imperativ θάρσει will Alkmene Megaras Moral stärken, die ungehalten und resigniert erscheint. Es soll etwa die Bedeutung „Fass Mut!“; „Nur Mut!“; „Sei guten Mutes!“; „Halt durch!“; „Kopf hoch!“ haben. Diese Aufforderung tritt 14mal bei Homer am Versanfang auf, einmal bei Apollonios (Arg. 2, 421) und siebenmal bei Theokrit. Auf diese Aufforderung des Sprechers folgt eine Mitteilung, die den Gesprächspartner beruhigen oder ermutigen soll. In unserem Fall muss Alkmene zu Megara ein tröstliches Wort sprechen, um sie zu ermutigen oder sich mit dieser leidvollen Situation, in die sie geraten ist, abzufinden, wie etwa bei Aisch.(?), Fr.

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352 TrGF: θάρσει· πόνου γὰρ ἄκρον οὐκ ἔχει χρόνον („Halt durch! Das Leiden, wenn es seine Spitze erreicht, bleibt nicht lange.“). Wie Giangrande 1969, 181f. und 1997, 261f. unter Berufung auf Lattimore, Themes in Greek and Latin Epitaphs, Urbana 1962, 250–254 ausführt, kann θάρσει einen tröstlichen Sinngehalt haben, so, wie es schon Legrand in seiner Budé-Ausgabe versteht und mit „résigne-toi“ übersetzt; vgl. die Wendungen auf Inschriften: θάρσει ψυχή (bzw. θαρσεῖτε) · οὐδεὶς ἀθάνατος; [θα]ρσεῖτον δύο παῖδε τεθνηκ[τε· καὶ Διὸς] ὑιώ· [κοι]νὸν ἐπεὶ μερόπων πᾶσι μ[ένει τὸ τέλο]ς; ἀλλὰ θάρσει καὶ γενν̣α̣ί̣ω̣ς̣ φέ̣ρε· πάντων γὰρ τὸ̣ [θανεῖν ἐσ]τιν. Ohne die Negation οὐ wäre der Sinn des darauffolgenden Satzes plausibel: „Solch ein Los haben wir vom Gott bekommen, d.h. dieses schlimme Los ist von einem Gott gesandt; gegen dieses gottgesandte Los sind wir, da wir Sterbliche sind, ohnmächtig. Wir können nichts dagegen tun.“ Vgl. etwa Od. 2, 372: θάρσει, μαῖ᾽, ἐπεὶ οὔ τοι ἄνευ θεοῦ ἥδε γε βουλή. Die Negation, die den passenden Sinn des Satzes stört, hat einige Herausgeber dazu geführt, Emendationen vorzunehmen. So drucken Valckenaer: θάρσει γοῦν· τοιῆσδ’ ἐκυρήσαμεν ἐκ θεοῦ αἴσης; Wakefield: θάρσει νῦν· τοιῆσδ’… (vgl. Il. 15, 255f.: θάρσει νῦν· τοῖόν τοι ἀοσσητῆρα Κρονίων / ἐξ Ἴδης προέηκε παρεστάμεναι καὶ ἀμύνειν) oder θάρσει· ἐπεὶ τοιῆσδ’… (vgl. Od. 22, 372: θάρσει, ἐπεὶ δή σ᾽ οὗτος ἐρύσατο καὶ ἐσάωσεν; Apoll. Rh., Arg. 2, 422f.: θάρσει· ἐπεὶ δαίμων ἕτερον πλόον ἡγεμονεύσει / ἐξ Αἴης), dem auch Legrand folgt; Briggs: θάρσει· ὁμοῦ τοιῆσδ’ ἐκυρήσαμεν ἐκ θεοῦ αἴσης; Hermann: θαρσοίη· τοιῆσδ’… Alle diese Emendationsversuche negieren die in allen Handschriften einhellige Überlieferung. Beckby interpungiert mit Fragezeichen am Ende des Verses: „Füg dich! Haben wir nicht dies Los vom Himmel bekommen?“ Giangrande 1997, 263 wendet sich gegen diese Auffassung: „his suggestion is neverthelesss refuted by Greek usage, because the imperative θάρσει is, as a rule, followed by an assertion (a causal sentence: hence Legrand’s conjecture ἐπεί), not by a question“ – unter Berufung auf Ebeling, Wörterbuch zu Sophokles, Leipzig 1869, s.v. θαρσέω. Dies ist aber m.E. nicht zwingend, zumal dies nicht auf einen Stilbruch hinweist. Breitenstein, 51 bezieht τοιῆσδ’ nur auf die zwei vorhergehenden Verse: „Alcmène invite Mégara à prendre courage, pour le seul motif qu’elles ne sont pas obligées à compter tous leurs malheurs, tant les anciens que les actuels: Dieu ne leur a pas assigné un tel sort ... “. Solch eine Interpretation scheint mir nicht passend zu sein. Wie Marcovich, 52 erklärt, muss eine ἐκ θεοῦ αἴση sich auf etwas viel Wichtigeres im menschlichen Leben beziehen als einfach auf die Aufzählung von Schicksalsschlägen. Vaughns Interpretation (62) vermag ich auch nicht zu teilen: „Alcmena makes a neat comparison between the lot apportioned by Zeus and Megara’s self-imposed fate of endless lamentation. So she states: ,Be of good courage! We have not received such a fate as this from Zeus.‘“ τοιῆσδ’ weist nach Giangrande und Vaughn auf Megaras Worte in v. 7: τί νύ μ’ ὧδε κακῇ γονέες τέκον αἴσῃ; hin. Giangrande 1969, 182; vgl. 1997, 263 schlägt folgenden Text vor: θάρσει· οὐ τοίης δ᾽ ἐκυρήσαμεν… (Seiner Ansicht nach handelt es sich um „a solution, which is … of unsurpassable palaeographical elegance and contextually irrefutable“) und übersetzt: „Resign yourself, because we have not obtained an ἀγαθὴ αἶσα from the God.“ Er fasst τοῖος als ἀγαθός auf, eine Bedeutung, die man im

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hellenistischen Epos findet; vgl. Schol. zu Il. 7, 231: οἱ γλωσσογράφοι τὸ τοῖοι ἀντὶ τοῦ ἀγαθοί· ὅθεν καὶ Καλλίμαχος τῷ ,τοῖον †ἀεὶ‘ κέχρηται (fr. 627). b (BCE 3 E 4) und Hesychios s.v. τοῖοι· τοιοῦτοι· ἀγαθοί und s.v. τοῖον· τοιοῦτον. οὕτως ἀγαθόν. τοῦτον. τάσσεται καὶ ἐπὶ θαυμασμοῦ sowie Wackernagel, Kleine Schriften, 728, 730. Marcovich wendet sich gegen alle oben erwähnten Deutungen: Er bezweifelt sowohl die konsolatorische Nuance von θάρσει wie auch den Sinngehalt des überlieferten darauffolgenden Satzes stark: Eine solche Aussage von Alkmene sei kein Trost für Megara, den sie eigentlich von ihrer geliebten Schwiegermutter erwarte (vgl. vv. 45ff.). In den vv. 71ff. tröste jedoch Alkmene ihre Schwiegertochter. Auch die Auffassung des Imperativs θάρσει von Giangrande und Beckby sei nicht richtig. Nirgendwo habe es die Bedeutung von „resign yourself“ oder „Füg dich!“ und auch das wäre für Megara ebenfalls kein Trost. Marcovich bezweifelt auch die Bedeutung von τοῖος als ἀγαθός, für die Giangrande plädiert. Nach ihm muss auf die Imperativform θάρσει eine Aussage folgen, die Megara wirklich beruhigt, um ihren Zustand ertragen zu können. Er liest οὐκ ἴης γ’ (zu ἴση αἴση vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 207f.: ἠέρι δ᾽ ἴσην / καὶ χθὼν ἔμμορεν αἶσαν; Il. 9, 318: ἴση μοῖρα), statt οὐ τοιῆσδ’ und erklärt es paläographisch folgendermaßen: „OYTOIHCΔ for OYICIHCΓ. The scribal mistake TO for K (and vice versa) needs no explanation. And a dropped C may be paralleled by Megara 38, Ἥρης D S : ἦρα (i.e., Ἥρας) W Tr. After all, maybe the scribe wanted to write ἰῆς for ἴσης (compare Il. 9, 318f.: ἴση μοῖρα … ἰῇ τιμῇ). Finally, as for the error Γ’> T’> Δ’, compare Megara 81 μή μ’ S : μήτ’ D : μηδ’ W Tr.“ Mit dieser Lesart versuche Alkmene Megara Erleichterung zu verschaffen und sie zu beruhigen, indem sie die Situation ihrer Schwiegertochter relativiere: „Sei guten Mutes, mein Kind, wir haben nicht das gleiche Schicksal von Gott zugedacht erhalten“, d.h. Alkmenes Schicksal sei weit schlimmer als Megaras. Wie Marcovich, 53 ausführt, müsste nur Alkmene für immer weinen, nicht Megara. In v. 46 gesteht Megara, dass Alkmene Tag und Nacht weine, und das jeden Tag. In der Tat ist Alkmenes Schicksal schlimmer als das von Megara: Der Leser ist mit ihren Schicksalsschlägen vertraut. Einige werden sogar in dem Gedicht angeführt: Ihr Vater wurde von ihrem Mann erschlagen, Zeus verführte sie als verheiratete Frau; Hera erschwerte die Entbindung von ihrem Sohn Herakles und brachte ihr beinahe den Tod (vv. 83–87). Eurystheus ist ein gefährlicher Feind nicht nur für Megara, sondern auch für sie und ihre Familie (vv. 5 und 123), die Traumdeutung (vv. 91–121) spricht gegen ihre Söhne Iphikles und Herakles, so dass sie ihre Kinder verlieren könnte. Megara dagegen ist noch jung und kann andere Kinder mit Herakles oder mit einem anderen Gatten zeugen. Ihr Anteil am Schicksal dieser Familie sei eher klein. Trotz der heftigen Gegenkritik von Giangrande, 1997, 261ff. an Marcovich – Giangrande nimmt allerdings keine Stellung zu seiner vorgeschlagenen Lesart – ist der Emendationsversuch von Marcovich keineswegs abwegig. Ich würde aber trotz der Ausführungen von Giangrande und Marcovich die Textlösung von Beckby vorziehen: Ich behalte den überlieferten Text bei und setze, wie Beckby es druckt, ein Fragenzeichen nach αἴσης. Ich fasse somit den Satz nach θάρσει als eine rhetorische Frage auf, wobei ich in θάρσει den Versuch Alkmenes sehe, Megaras Verdrossenheit womöglich zu lindern, um ihrem leid-

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vollen Zustand mit Fassung zu begegnen. ◆ ἐκ θεοῦ αἴσης: vgl. Eur., Andr. 1204: θεοῦ γὰρ αἶσα, θεὸς ἔκρανε συμφοράν; sonst verbindet sich αἶσα mit Zeus: vgl. hom. Hymn. Ap. 433: ἐκ Διὸς αἴσης ebenfalls am Versende (auch: A.G. App. 2, 529, 5); Hermes., Fr. 7, 27: ἐκ Διὸς αἶσα; Od. 9, 52: τότε δή ῥα κακὴ Διὸς αἶσα παρέστη; Il. 9, 608; 17, 321; Choir., Fr. 22, 30 Bernabé; Pind., O. 9, 42; Apoll. Rh., Arg. 4, 1254. 69–70a καὶ δ’ αὐτὴν ὁρόω σε, φίλον τέκος, ἀτρύτοισιν / ἄλγεσι μοχθίζουσαν: ◆ φίλον τέκος: ein Ausdruck der Zuneigung von älteren Menschen für jüngere; er findet sich 16mal bei Homer, einmal in hom. Hymn. Dem. 71, vgl. PH 2, 594; 13, 261; 14, 300; Pampr., Fr 3, 95 GDRK; Orph. Arg. 308 immer an der gleichen Versstelle. In Zusammenhang mit v. 68 vgl. Il. 8, 39 (= 22, 183): θάρσει Τριτογένεια φίλον τέκος. ◆ ἀτρύτοισιν / ἄλγεσι μοχθίζουσαν: Das Adjektiv ἄτρυτος („unermüdlich“) ist unhomerisch und wird auch bei Übeln, die nicht ablassen, wie hier (ἀτρύτοισιν ἄλγεσι), benutzt: zum ersten Mal erscheint es bei Pindar, P. 4, 178: ἐπ᾽ ἄτρυτον πόνον; vgl. auch Her., 9, 52: πόνον ἄτρυτον; Soph., Aias 788: κακῶν ἀτρύτων. Wahrscheinlich hat unser Dichter die homerische Formula (siebenmal) Διὸς τέκος Ἀτρυτώνη (vgl. Il. 2, 157) am Versende beim Verfassen dieses Verses im Sinn. Zu ἄλγεσι μοχθίζουσαν hat unser Dichter die Apollonios-Stelle Arg. 4, 1652: ἀμφότερον δίψῃ τε καὶ ἄλγεσι μοχθίζοντες (vgl. Opp., Hal. 3, 329: ὀψὲ δέ μιν καμάτῳ τε καὶ ἄλγεσι μοχθίζοντα; Maneth., Apot. 6, 17: ἀνέρες ἐν πενίῃ τε καὶ ἄλγεσι μοχθίζουσιν, immer am Versende) vor Augen, wobei er den Ausdruck ἄλγεσι μοχθίζουσαν nicht am Versende, sondern zu Versbeginn setzt. 70b–71 ἐπιγνώμων δέ τοί εἰμι / ἀσχαλάαν, ὅτε δή γε καὶ εὐφροσύνης κόρος ἐστίν: ◆ ἐπιγνώμων δέ τοί εἰμι: Das Adjektiv ἐπιγνώμων, das uns außer hier nur in der Prosa begegnet, in der Bedeutung von „erkennend“, bezieht sich besonders auf eine schiedsrichterliche Erkenntnis (vgl. Plat., Leg. 843d; Dem., Or. 37, 40; Lys., Or. 7, 25 – nach Harp. 122: Ἐπιγνώμονας ἀντὶ τοῦ ἐπισκόπους Λυσίας ἐν τῷ περὶ τοῦ σηκοῦ – Aufseher der heiligen Ölbäume in Athen). Generell weist ἐπιγνώμων auf jemanden hin, der sich in einer Sache sehr gut auskennt. Marcovich, 55, der diese Stelle ausführlich behandelt, führt folgende Belege an: Sextus Emp., Math. 7, 56: τῆς γὰρ ἰδίας τέχνης ἐστὶν ἐπιγνώμων, πρὸς δὲ τὴν ἀλλοτρίαν ἰδιώτης καθέστηκεν; 7, 348: εἴπερ γὰρ ἐπιγνώμων ἐστὶ τἀληθοῦς ἡ διάνοια; vgl. auch 2, 67; 7, 310, 353 und Philon, Opif. 124; Spec. 3, 52; 2, 24. Ιn unserer Stelle wird das Adjektiv mit einem Dativus verbunden (τοι) und durch einen Infinitiv Präsens (ἀσχαλάαν) ergänzt. Dazu vgl. etwa die Stelle beim Stoiker Chrysippos SVF 3, 475: Ὅτι δ᾽ ὥσπερ ἄκαιρον ἐπιτιμητὴν καὶ οὐκ ἐπιγνώμονα τοῖς γινομένοις ἐν τῷ ἐρᾶν ἀποκλίνουσι τὸν λόγον. Vaughn z. St. denkt, dass dieses Adjektiv mit συγγνώμων gleichbedeutend ist (Hesych. s.v. ἐπιγνώμη· συγγνώμη. διάγνωσις, vgl. auch LSJ9 s.v.: συγγνώμων, pardoning, τινί; Mosch., 4, 70 und die lateinische Übersetzung der Megara in W. Holtzmanns Theokritedition von 1558: „ignosco verso tibi quod doles.“). συγγνώμων kommt, soweit ich sehen kann, in der Dich-

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tung nur bei Euripides vor: Med. 869f.: αἰτοῦμαί σε τῶν εἰρημένων / συγγνώμον᾽ εἶναι; TrGF 645, 1: συγγνώμονάς τοι τοὺς θεοὺς εἶναι δόκει; vgl. in der Prosa: Xenoph., Mem. 2, 2, 14: σὺ οὖν, ὦ παῖ, ἐὰν σωφρονῇς, τοὺς μὲν θεοὺς παραιτήσῃ συγγνώμονάς σοι εἶναι; Plat., Leg. 906d: ὡς εἰσὶν συγγνώμονες ἀεὶ θεοὶ τοῖς τῶν ἀνθρώπων ἀδίκοις καὶ ἀδικοῦσιν. Die Bedeutung dieses Adjektivs ist hauptsächlich „verzeihend“. Hesychios erklärt es als „ἐλεήμων“, eine Deutung, die hier überhaupt nicht passt. Alkmene zeigt hier mit ihren Worten, dass sie Einsicht in die leidvolle Situation Megaras hat, zumal sie aus Lebenserfahrung sehr gut weiß, was ἀτρύτοισιν ἄλγεσι sind. ◆ ἀσχαλάαν: Gegen die aus Interpretationsgründen gesetzte Emendation von Sitzler („Zu Moschos“, WKPh 32 (1915), col. 454) ἀγχαλάαν (ἀναχαλάω: „nachlassen, abspannen, lindern“), die Gow, The Greek Bucolic Poets, 140 übernimmt, im Gegensatz zum einhellig überlieferten ἀσχαλάαν, wendet sich Vaughn zu Recht. Zuerst kritisiert er die Übersetzung von Gow: „I counsel thee to rest“, denn ἐπιγνώμων kann, wie wir oben gesehen haben, nicht diese Bedeutung haben. Außerdem findet man ἀναχαλάω hauptsächlich in der Prosa; der einzige Beleg in der Dichtung findet sich bei Apoll. Rh., Arg. 2, 584f.: ἀλλά μιν ἔφθη Τῖφυς ὑπ᾽ εἰρεσίῃ βαρύθουσαν / ἀγχαλάσας – jedoch in transitiver Bedeutung: „indem (Tiphys) das unter den Ruderschlägen ächzende Schiff (μιν) gleiten ließ“. Das Verbum ἀσχαλάω, ἀσχάλλω (vgl. Schol. zu Od. 1, 304.2 s.v. ἀσχαλόωσι: δυσανασχέτως ἔχουσι. E2 H1 K Ma V. δυσχεραίνουσι. E2 H K Ma Q V. λυποῦσι. Y. λυποῦνται. k. ἀγανακτοῦσι, δεινοπαθοῦσι. k3) gibt hier einen klaren und treffenden Sinn und findet sich oft in der epischen Dichtung, zudem aber auch in der übrigen Dichtung: vor allem vgl. Il. 2, 297: ἀσχαλάαν παρὰ νηυσὶ κορωνίσιν, die gleiche Infinitivform am Versanfang; 24, 403: ἀσχαλόωσι γὰρ οἷδε καθήμενοι ebenfalls am Versanfang; insgesamt achtmal in der homerischen Dichtung; zwölfmal bei Apollonios Rhodios; siebenmal bei Oppianos; 36mal bei Quintus Smyrnaeus; 16mal bei Nonnos, siebenmal am Versanfang; jeweils einmal bei Theokr., id. 25, 236 (am Versanfang); bei Nikandr., Alex. 124 und Bion, Fr. 13, 7. Das Verbum kommt auch bei Archilochos, Fr. 128, 6 W.; Theogn. 219; Prom. 764; bei Soph., OT 937; dreimal bei Eur., Or. 785; IA 920; TrGF 285, 10; einmal bei Kallim., Aet. Fr. 110, 76 Pf. (126, 34 Asper) vor. ἀσχαλάω hat hier die Bedeutung von „Missfallen, Verdrossenheit, Empörung, Ungehaltenheit“. Alkmene versteht sehr gut die Empörung und Ungehaltenheit Megaras aufgrund ihrer ἀτρύτοισιν ἄλγεσι. ◆ ὅτε δή γε καὶ εὐφροσύνης κόρος ἐστί: Wie Breitenstein, 52 und Marcovich, 54 ausführen, weist dieser Satz auf die iliadische Stelle 13, 636–639 hin: πάντων μὲν κόρος ἐστὶ καὶ ὕπνου καὶ φιλότητος / μολπῆς τε γλυκερῆς καὶ ἀμύμονος ὀρχηθμοῖο, / τῶν πέρ τις καὶ μᾶλλον ἐέλδεται ἐξ ἔρον εἷναι / ἢ πολέμου· Τρῶες δὲ μάχης ἀκόρητοι ἔασιν. Breitenstein, 52 sieht allerdings in der homerischen Parallele nur eine „ressemblance mince“ mit unserer Stelle hier. Auf diese homerische Gnome beziehen sich viele spätere Autoren; dazu vgl. Breitenstein 52, Anm. 99. Marcovich, 54 hebt die Aussage von Gregor von Nazianz, Carm. 880, 8 hervor: Κόρος δὲ πάντων καὶ καλῶν καὶ χειρόνων, beeinflusst von Euripides, TrGF 213, 1. Man vergleiche auch die Kritik Nonnos’ zu dieser homerischen Gnome in Dion. 42, 178–181. ὅτε δή γε καὶ εὐφροσύνης κόρος ἐστί hat bestimmt Oppian, Hal. 4, 234: τοὺς δ᾽ οὔτις ἔχει κόρος

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εὐφροσυνάων zum Vorbild, wie auch Vaughn z. St. bemerkt. Zur Bedeutung von εὐφροσύνη hier („Frohsinn, Heiterkeit“) vgl. Theogn. 765–767: καὶ ἄμεινον ἐύφρονα θυμὸν ἔχοντας / νόσφι μεριμνάων εὐφροσύνως διάγειν / τερπομένους. Zu der emphatischen Funktion der selten belegten Kombination der Partikeln δή γε siehe Denniston, GP, 267; in der hexametrischen Dichtung findet sich δή γε nur hier. Hier hebt δή γε das ὅτε hervor (vgl. die häufige Wendung bei Homer ὅτε δή, ὅτε δή ῥα). Wie verbindet sich aber dieser Satz mit den vorhergenden Versen? Alkmene sieht und gesteht in v. 69, dass Megara sehr unter unablässigen Seelenschmerzen leidet, und kann Megaras Verdrossenheit und Frustration über diese Situation verstehen. Sie sieht also ein, dass ihre liebe Schwiegertochter ihrer unaufhörlichen Leiden überdrüssig ist – vgl. etwa Od. 4, 102f.: ἄλλοτε μέν τε γόῳ φρένα τέρπομαι, ἄλλοτε δ᾽ αὖτε / παύομαι· αἰψηρὸς δὲ κόρος κρυεροῖο γόοιο. Ihr Leben ist nicht von Abwechslung geprägt, es besteht nur aus Unglück und Elend. Megara ist also dessen überdrüssig. Alkmene versteht dies und begründet es in dem Satz ὅτε δή γε καὶ εὐφροσύνης κόρος ἐστί, der einer Gnome nahekommt: Satt und frustriert wird man, selbst wenn man ununterbrochene Heiterkeit, Fröhlichkeit erlebt. Frustration und Missfallen ergibt sich nicht nur infolge unaufhörlicher Seelenschmerzen, sonder auch durch eine diesen gegensätzliche, dauerhaft erlebte Heiterkeit. Daher scheint mir Marcovichs Annahme einer lacuna eines Verses nach ἐπιγνώμων δέ τοί εἰμι nicht notwendig zu sein: Er versteht die Stelle folgendermaßen (55f.): „Alcmena is saying to Megara: ,Believe me, I am an expert in suffering. And yet, a mortal cannot endure in mourning forever, for – as the adage goes – even of merriment there comes satiety [and much more so of grief].‘“ Er meint, dass ἐπιγνώμων mit dem Infinitiv ἀσχαλάαν nicht verbunden werden kann und schlägt daher eine lacuna von einem Vers vor, die er folgendermaßen komplettiert: ἀτλήτων ἀνιῶν· ἀτάρ οὐκ ἔνι συνεχὲς αἰεὶ unter Berufung auf Od. 9, 74; Arat., Phaen. 20; Theokr., id. 20, 12; Il. 12, 26 bezüglich des Ausdrucks συνεχὲς αἰεί. Er hält es für wahrscheinlich, dass ein Vers, der mit einem Wort mit α begann, ausgelassen sei. So beginnen drei darauffolgende Verse jeweils mit α (70 ἄλγεσι, 70a ἀτλήτων – nach seiner Ergänzung –, 71 ἀσχαλάαν). Dies ist aber keineswegs sicher, zumal die Überlieferung zu dieser Stelle einhellig ist. Auch seine Annahme, „with this line added, Megara’s speech takes 55 lines, Alcmena’s 65 lines (with two times three lines in the middle serving as a transition passage, 56–61)“ ist nicht überzeugend. 72 καί σε μάλ’ ἐκπάγλως ὀλοφύρομαι ἠδ’ ἐλεαίρω: ◆ μάλ’ ἐκπάγλως: vgl. Kypria, Fr. 25, 2 Bernabé ὧδε μάλ᾽ ἐκπάγλως an der gleichen Versstelle. Auf diesen Vers haben wahrscheinlich die odysseische Stelle 4, 364: εἰ μή τίς με θεῶν ὀλοφύρατο καί μ᾽ ἐλέησε mit ὀλοφύρατο nach der Penthemimeres-Zäsur (B1) wie hier und der iliadische Iteratvers ὃς σεῦ ἄνευθεν ἐὼν μέγα κήδεται ἠδ᾽ ἐλεαίρει (Il. 2, 27, 64; 24, 174) mit ἠδ᾽ ἐλεαίρει am Versende eingewirkt; vgl. auch hom. Hymn. Dem. 76: δὴ γὰρ μέγα ἅζομαι ἠδ᾽ ἐλεαίρω, eine Stelle, die schon Vaughn z. St. zitiert. ◆ Mit μάλ’ ἐκπάγλως ὀλοφύρομαι variiert der Dichter den odysseischen Ausdruck: οἴκτρ᾽ ὀλοφυρόμενος (4, 719; 10, 409; 19, 543; 24, 59 am

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Versanfang); vgl. auch Od. 22, 447: αἴν᾽ ὀλοφυρόμεναι; Apoll. Rh., Arg. 3, 806: αἴν᾽ ὀλοφυρομένης, ebenfalls am Versanfang. Das Verbum ὀλοφύρομαι (hier: „jemanden beklagen, bejammern“) findet sich sehr oft bei Homer nach der B1 Zäsur (neben der Stelle Od. 4, 364 vgl. auch Il. 8, 33, 202, 245, 464; 11, 656 usw.; Od. 10, 157; 22, 232), und nicht nur bei Apollonios Rhodios (Arg. 1, 250; 3, 72; 4, 1738) wie Vaughn z. St. ausführt; vgl. auch in den PH: 3, 431, 459, 574; 10, 456. 73 οὕνεκεν ἡμετέροιο λυγροῦ μετὰ δαίμονος ἔσχες: „Denn du hattest Anteil (μετὰ … ἔσχες –Tmesis) an unserem elenden Schicksal.“ Zu diesem Vers vgl. Theokr., id. 4, 40: αἰαῖ τῶ σκληρῶ μάλα δαίμονος ὅς με λελόγχει. δαίμων hat hier die Bedeutung von „(Todes)Schicksal“, „Verhängnis“; vgl. Il. 18, 166: πάρος τοι δαίμονα δώσω mit dem Scholion dazu: κακὸν θάνατον καὶ κακὴν εἱμαρμένην δώσω; Alk., Fr. 10b, 1–4 V.: ἔμε δείλαν, ἔ]με παίσ[αν κακοτάτων πεδέχοισαν / [ ]δομονο̣[ [ ]ε̣ι μόρος αἶσχ[ / ἐπὶ γὰρ πᾶρ]ος ὀνίατον [ †ἱκνεῖται. Die Junktur λυγρός δαίμων kommt zum ersten Mal hier vor; unser Dichter ist vielleicht von Theokr., Epigr. 16, 6: ἀνθρώποις δαίμων θῆκε τὰ λυγρότατα beeinflusst; zu dieser Junktur vgl. später Maneth., Apot. 6, 61: δαίμονι δ᾽ ἐν λυγρῷ; 220: ἐν δαίμονι λυγρῷ. Zu μετὰ δαίμονος ἔσχες (μετὰ … ἔσχες in Tmesis) vgl. etwa Aisch., Pers. 540: ἄλγους μετέχουσαι. 74 ὅς θ’ ἡμῖν ἐφύπερθε κάρης βαρὺς αἰωρεῖται: „das uns schwer über dem Kopf schwebt (herabhängt)“. Eine Parallele zu diesem Vers bietet Lukian, Cont. 15: αἱ δ᾽ ἐλπίδες ὑπὲρ κεφαλῆς αἰωρούμεναι. ◆ θ’ (=τε) macht seine verbindende und auch emphatische Bedeutung deutlich, wobei es auch aus metrischen Gründen mit ὅς gesetzt wird. Siehe dazu Denniston GP, 523f. ◆ ἐφύπερθε κάρης: „über dem Haupt“. Bei Homer ist ἐφύπερθε immer Adverb; vgl. Il. 14, 184 an der gleichen Versstelle. Zum Ausdruck vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 834: ἀμβροσίῳ δ᾽ ἐφύπερθε καρήατι βάλλε καλύπτρην; Arat., Phaen. 69f.: μέσσῳ δ᾽ ἐφύπερθε καρήνῳ / δεξιτεροῦ ποδὸς ἄκρον ἔχει σκολιοῖο Δράκοντος mit dem Kommentar von Kidd, Aratus, z. St. bezüglich des Dativs; Hes., Erga 417–419: δὴ γὰρ τότε Σείριος ἀστὴρ / βαιὸν ὑπὲρ κεφαλῆς κηριτρεφέων ἀνθρώπων / ἔρχεται ἠμάτιος; Apoll. Rh., Arg. 1, 1084f.: ἡ δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ ξανθοῖο καρήατος Αἰσονίδαο / πωτᾶτ᾽ ἀλκυονίς. ◆ ὅς … ἐφύπερθε κάρης βαρὺς αἰωρεῖται erinnert an den homerischen formelhaften Ausdruck στῆ δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ κεφαλῆς (Il. 2, 20, 59; 23, 68; 24, 682; Od. 4, 803; 6, 21; 20, 32; 23, 4); dazu vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 2, 578: ὑπὲρ κεφαλῆς γὰρ ἀμήχανος ἦεν ὄλεθρος; Dem., Or. 18, 260: τοὺς ὄφεις τοὺς παρείας θλίβων καὶ ὑπὲρ τῆς κεφαλῆς αἰωρῶν; Theokr., id. 22, 51: αὐτὰρ ὑπὲρ νώτοιο καὶ αὐχένος ᾐωρεῖτο. Zu der Vorstellung des δαίμων als βαρύς siehe Aisch., Pers. 515f.: ὦ δυσπόνητε δαῖμον, ὡς ἄγαν βαρὺς / ποδοῖν ἐνήλου παντὶ Περσικῷ γένει; Eur., Hek. 721f.: ὦ τλῆμον, ὥς σε πολυπονωτάτην βροτῶν / δαίμων ἔθηκεν ὅστις ἐστί σοι βαρύς; Apoll., Rh., Arg. 4, 1040f.: αὐτὰρ ἐμοὶ ἀπὸ δὴ βαρὺς εἵλετο δαίμων / ἀγλαΐας; A.G. App. 2, 391, 3: ἔκλα]σε συνθραύσας δαίμων βαρύς; vgl.

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auch [Eur.], Rh. 728: δαίμονος τύχα βαρεῖα; Aisch., Ag. 1660: δαίμονος χηλῇ βαρείᾳ δυστυχῶς πεπληγμένοι. Diese Stellen dürften unserem Dichter bekannt gewesen sein. Zu dem unhomerischen αἰωροῦμαι am Versende in der hexametrischen Dichtung neben den Stellen Apoll. Rh., Arg. 1, 639 und 4, 1687, die Vaughn auch z. St. anführt, vgl. auch Arat., Phaen. 387, 403; Theokr., id. 22, 51; Bion, Ad. 25; Opp., Hal. 2, 581; 3, 532; [Opp.], Kyn. 2, 266; 4, 216; Or. Chald. 54, 1; A.G. 6, 172, 5 (Thyillos). Zu dem Ausdruck hier vgl. auch Dion. Hal., Antiq. Rom. 12, 14, 2: ὡς ἐπὶ μικρᾶς αἰωρεῖται ῥοπῆς ἡ τῶν ἀνθρώπων εὐδαιμονία. P.Oxy. 3325 überliefert am Schluss zu v. 74 ].οχει; Weinstein denkt an ὀχεῖται – vgl. etwa Hesychios ὀχεῖται· μετέωρος φαίνεται – aber letzte Sicherheit können wir nicht gewinnen, zumal wir nicht wissen, ob ].οχει zu einer Glossa oder zu einer Variante gehört. 75 ἴστω γὰρ Κούρη τε καὶ εὐέανος Δημήτηρ: Mit den vv. 75ff. beabsichtigt Alkmene die von Megara in den vv. 45ff. ausgedrückten Vorwürfe zurückzuweisen. Für Alkmene geht es weniger um den Schmerz, den der Tod ihrer Kinder verursacht hat, sondern vielmehr um die Zukunft und das Schicksal ihres Sohnes Herakles. Sie versucht also Megara klarzumachen, dass ihre Ängste und Sorgen nicht zu vergleichen seien mit denen ihrer Schwiegertochter. Sie tut dies, indem sie ihr zunächst versichert, dass sie Megara wie eine eigene Tochter sieht. ἴστω γὰρ Κούρη τε καὶ εὐέανος Δημήτηρ: ◆ ἴστω: es handelt sich um einen formelhaften Ausdruck bei Schwüren, bei denen eine oder mehrere Gottheiten als Zeuge bzw. Zeugen des Eids erscheinen muss bzw. müssen: die Gottheit(en) sei(en) Zeuge(n); vgl. Il. 7, 411; 10, 329; 15, 36; 19, 258; Od. 5, 184; 14, 158 = 17, 155; 19, 303 = 20, 303; hom. Hymn. Dem. 259; Aphr. 84; Apoll. Rh., Arg. 2, 257ff. Vgl. Schol. A zu Il. 10, 329: ἴστω· ἐπιστάσθω, γινωσκέτω, μαρτυρείτω· ἴστωρ γὰρ ὁ μάρτυς. Dazu siehe LfgrE s.v. οἶδα, S. 541.28ff. ἴστω, 3. Pers. Sg. Imper., bleibt in Kongruenz mit dem zunächst stehenden Subjekt (hier Κούρη) wie in Il. 19, 258; vgl. 1, 255; 7, 386 usw. Siehe Schwyzer, II, 610; Chantraine GH II, 18f. Informelle Eide von Frauen finden sich hauptsächlich in der Komödie. Unter den Gottheiten, bei denen Frauen einen Eid leisten, sind Aphrodite, Artemis, Demeter und Kore, Kore allein, Hekate, Aglauros und Pandro zu nennen; zu Eiden bei Demeter und Kore vgl. Aristoph., Ach. 905: Νεὶ τὼ σιώ; Ekkl. 155: μὰ τὼ θεώ. Siehe auch Photios, Lex.: Μὰ τὼ θεώ· γυναικεῖος ὅρκος· δυϊκῶς δὲ ὀμνύουσι τὴν κόρην καὶ τὴν Δήμητραν· ἀνδράσι δὲ οὐ πρέπει τοῦτον ὀμνύναι. Bei Kore allein vgl. Aristoph., Vesp. 1438 mit MacDowell, 1971 z. St. Zum informellen Eid siehe besonders A. H. Sommerstein, „The Informal Oath“, in: A. H. Sommerstein/Isabelle C. Torrance, Oaths and Swearing in Ancient Greece, Berlin/Boston, 2014, 316–347 und zu den Eiden von Frauen siehe Judith Fletcher, „Oaths, Gender and Status“, in: A. H. Sommerstein/Isabelle C. Torrance, Oaths and Swearing in Ancient Greece, Berlin/Boston 2014, 156–178. Vgl. auch A. H. Sommerstein/A. J. Bayliss, Oath and State in Ancient Greece Berlin/Boston 2013. ◆ εὐέανος: „wohl gekleidet“: Dieses rühmende Epitheton weist auf eine Wortbildung unseres Dichters hin. Unter ἑανός kommen bei Homer ein Substantiv und ein Adjektiv vor, die sich durch

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die Quantität des α unterscheiden: das Substantiv ἑᾰνός: „Kleid“, das ein Frauengewand bezeichnet, und das Adjektiv ἑᾱνός, dessen genaue Bedeutung immer noch unklar bleibt: vgl. etwa Sch. D zu Il. 5, 734: ἰσχυρόν. ἢ τρυφερόν; Il. 19, 613: λαμπροῦ. εὐχύτου. ἁπαλοῦ. Buttmann, Lexilogus, 236ff. findet bei Homer fünf Belege, an denen ἑανός ein langes α hat und Adjektiv ist, fünf, an denen ἑανός ein kurzes α hat und Substantiv ist: 1) ἑᾰνός: Substantiv: Il. 3, 385: νεκταρέου ἑανοῦ, 419: ἑανῷ ἀργῆτι; 14, 178: ἀμβρόσιον ἑανόν φαεινῷ; 16, 9: εἱανοῦ ἁπτομένη; 21, 507: ἀμβρόσιος ἑανός 2) ἑᾱνός: Adjektiv: Il. 5, 734; 8, 385: πέπλον … ἑανόν; 18, 352; 23, 254: ἑανῷ λιτί; 18, 613: ἑανοῦ κασσιτέροιο. Nach Buttmann heißt das Substantiv „Frauenkleid“; er leitet ἑᾰνός von ἕννυμι ab (vgl. Schol. zu Il. 3, 382: [ἑανοῦ] ἑανὸς ὁ λεπτὸς χιτὼν, παρὰ τὸ ἕννυσθαι, ὅ ἐστιν ἐνδύεσθαι), während er das Adjektiv ἑᾱνός als „biegsam, weich“ übersetzt und von ἐάω ableitet. Hofmann, Etymologisches Wörterbuch des Griechischen, München, 1950 s.v. vermutet eine Etymologie aus *ἡανός: λάμπων, ἀκτινοβολῶν, verwandt zu ἠώς. Als unterscheidendes Merkmal beider Wörter ist noch Folgendes anzumerken: Das Adjektiv ἑᾱνός weist auf kein Digamma hin, wie die Stellen in Il. 18, 352, 613; 23, 254 zeigen, während das Substantiv ἑᾰνός deutliche Spuren einer Digammierung aufweist: Il. 14, 178; 21, 507 (vgl. auch hom. Hymn. Dem. 176: ἐπισχόμεναι ἑανῶν πτύχας ἱμεροέντων; Apoll. Rh., Arg. 4, 169: λεπταλέῳ ἑανῷ; 1155: τεινάμεναι ἑανοὺς εὐώδεας; 1189: πολυκμήτους ἑανούς; anders aber Orph. Arg. 877, 1223), was die Ableitung von ἕννυμι sicherstellt (*Ϝεσανός als Verbalnomen zu ἕννυμι; vgl. sanskr. Wurzel vas, Lat. vestis, Goth. vasti). Pape erwähnt z. St. noch eine andere Sichtweise: Es gebe nicht zwei verschiedene Wörter ἑᾰνός und ἑᾱνός, sondern nur eines; dort, wo es scheine, dass das α kurz gebraucht würde, müsse man ἑα mit Synizese als eine lange Silbe lesen; das Wort sei ursprünglich ein Adjektiv = „anziehbar, geschmeidig“, von ἕννυμι, und werde mit Ergänzung von πέπλος substantivisch gebraucht; in Il. 16, 9: εἱανοῠ ἁπτομένη kann man bei dieser Sichtweise εἱα entweder als eine lange Silbe lesen oder ebenfalls ἑανοῠ schreiben und dies als zweisilbig betrachten. Mehr dazu siehe bei Chantraine, DELG; Frisk, GrEW; Beekes/van Beek, EDG und LfgrE s.vv. Bei Antimachos, Fr. 117 finden wir das Adjektiv ἑανηφόρος, das auf ein kurzes α wie an unserer Stelle hinweist. Das Adjektiv εὐέανος begegnet uns nochmals bei Maximos Astr., Katarch. 10, 476: εὐεάνου Αἰτωλίδος; 11, 562: εὐεάνου Ἀφροδίτης. Unser Dichter variiert hier wahrscheinlich das homerische ἐύπεπλος bzw. εὔπεπλος (Il. 5, 424; 6, 372, 378, 383; 24, 769; Od. 6, 49; 21, 160); vgl. Theokr., id. 7, 32: εὐπέπλῳ Δαμάτερι. Pérez López, „[M.] IV Mégara y Theoc. XXIV…“, 65 vermutet, dass unser Dichter das Adjektiv εὐείμων bei Aischylos, Pers. 181: εὐείμονε im Sinne hatte. Giangrande, „Rez. zu Breitenstein“, 165 bemerkt, dass sich neben unserer Stelle hier der einzige Beleg mit einem zweiten Kompositum ἑανός bei Apollonios Rhodios, Arg. 3, 646 bezüglich Medeas Kleidung: οἰέανος („mit einem einzigen Gewand bekleidet“) findet. 76–77a ἅς κε μέγα βλαφθείς τις ἑκὼν ἐπίορκον ὀμόσσῃ / δυσμενέων: Es ist nicht zwingend, die Emendation von Brunck ὀμόσσαι anzunehmen, die viele Wissen-

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schaftler akzeptieren. Die folgenden Parallelstellen aus der Ilias und bei Hesiod sprechen für die Lesart ὀμόσσῃ der Handschriften: Il. 19, 258–262: ἴστω νῦν Ζεὺς πρῶτα θεῶν ὕπατος καὶ ἄριστος / Γῆ τε καὶ Ἠέλιος καὶ Ἐρινύες, αἵ θ᾽ ὑπὸ γαῖαν / ἀνθρώπους τίνυνται, ὅτις κ᾽ ἐπίορκον ὀμόσσῃ, / μὴ μὲν ἐγὼ κούρῃ Βρισηΐδι χεῖρ᾽ ἐπένεικα, / οὔτ᾽ εὐνῆς πρόφασιν κεχρημένος οὔτέ τευ ἄλλου; 3, 277–280: Ἠέλιός θ᾽, ὃς πάντ᾽ ἐφορᾷς καὶ πάντ᾽ ἐπακούεις, / καὶ ποταμοὶ καὶ γαῖα, καὶ οἳ ὑπένερθε καμόντας / ἀνθρώπους τίνυσθον ὅτις κ᾽ ἐπίορκον ὀμόσσῃ, / ὑμεῖς μάρτυροι ἔστε, φυλάσσετε δ᾽ ὅρκια πιστά wie auch bei Hes., Th. 231f.: Ὅρκόν θ᾽, ὃς δὴ πλεῖστον ἐπιχθονίους ἀνθρώπους / πημαίνει, ὅτε κέν τις ἑκὼν ἐπίορκον ὀμόσσῃ; vgl. auch Th. 793–795: ὅς κεν τὴν ἐπίορκον ἀπολλείψας ἐπομόσσῃ / ἀθανάτων οἳ ἔχουσι κάρη νιφόεντος Ὀλύμπου, / κεῖται νήυτμος τετελεσμένον εἰς ἐνιαυτόν; Erga 282– 284: ὃς δέ κε μαρτυρίῃσιν ἑκὼν ἐπίορκον ὀμόσσας / ψεύσεται (kurzvokalischer Konjunktiv), ἐν δὲ δίκην βλάψας νήκεστον ἀασθῇ, / τοῦ δέ τ᾽ ἀμαυροτέρη γενεὴ μετόπισθε λέλειπται. ◆ ἅς … ἐπίορκον ὀμόσσῃ: Das Verbum ὄμνυμι erscheint hier mit einem Akkusativ, die Gottheiten betreffend, auf die man schwört (ἅς), sowie mit einem Akkusativ des Inhalts als direktes Objekt (ἐπίορκον: Akkusativ Singular, Substantiv: „Meineid, Falscheid“) wie z.B. in dem hom. Hymn. Herm. 274: εἰ δὲ θέλεις πατρὸς κεφαλὴν μέγαν ὅρκον ὀμοῦμαι (darauf folgt die Beteuerung). Die Übersetzung der vv. 75–77a lautet: „Denn das wisse Kore und die wohl gekleidete Demeter, bei denen (nur) einer (meiner) Feinde in großer geistiger Verwirrung (im Wahnsinn, μέγα βλαφθείς) willig wäre, einen Meineid zu leisten.“ ◆ μέγα βλαφθείς deutet auf eine geistige Verwirrung hin wie z.B. PH 9, 491f.: Ὦ φίλ᾽, ἐπειδή πέρ σε θεῶν ἰότητι πάροιθε / Λήμνῳ ἐν ἀμφιάλῳ λίπομεν βλαφθέντε νόημα; vgl. auch Theogn. 705: ἥτε βροτοῖς παρέχει λήθην βλάπτουσα νόοιο, ein Beleg, den Vaughn z. St. zitiert. Wie Vaughn z. St. ausführt, habe δυσμενέων eine emphatische Position am Versanfang inne: Derjenige, der einen Meineid bei Kore und Demeter schwört, gilt für Alkmene als Feind und nicht nur als meineidig aus einer geistigen Verwirrung heraus. ◆ δυσμενέων: Das Adjektiv δυσμενής in viersilbiger Pluralform (δυσμενέες, δυσμενέων, δυσμενέσι) erscheint häufig in der epischen Dichtung auch am Versanfang: vgl. z.B. Il. 3, 51; 10, 100; Od. 2, 72; 4, 319, 822; Apoll. Rh., Arg. 1, 679; 4, 448, 1157; vgl. auch hom. Hymn. 8, 17; Theokr., id. 16, 89; 24, 100, 128; Kallim., hymn. Del. 182. Man braucht also nicht, das einhellig überlieferte δυσμενέων zu emendieren, wie es Ahrens (μὴ μὲν ἐγὼ) und Wilamowitz (εὔχομ’ ἐγὼ) tun. 77b–79 μηδέν σε χερειότερον φρεσὶν ᾗσι / στέργειν ἢ εἴπερ μοι ὑπὲκ νηδυιόφιν ἦλθες / καί μοι τηλυγέτη ἐνὶ δώμασι παρθένος ἦσθα: Die Beteuerung erfolgt mit einer Infinitivergänzung (στέργειν) wie Od. 5, 184–187: ἴστω νῦν τόδε γαῖα καὶ οὐρανὸς εὐρὺς / …. / … /, μή τί τοι αὐτῷ πῆμα κακὸν βουλευσέμεν ἄλλο; Apoll. Rh., Arg. 3, 714–717: ἴστω Κόλχων ὅρκος ὑπέρβιος, … / … / … /, μή σ᾽ ἐπιδευήσεσθαι ἀνυστά περ ἀντιόωσαν. ◆ μηδέν: D überliefert die spätere unattische Form μηθέν, die von Aristoteles und Theophrastos oft gebraucht wird und vorher nur spärlich, in der frühgriechischen Dichtung jedoch gar nicht, zu finden ist. Die anderen Handschriften überliefern μηδέν. Zu Recht vertritt Vaughn die

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Ansicht, dass es sich um eine alte Variante handeln dürfte. ◆ χερειότερον an der gleichen Versstelle wie in Il. 2, 248; Opp., Hal. 2, 660; PH 8, 437; Nonn., Dion. 29, 305. ◆ φρεσὶν ᾗσι (lokativischer Dativ; ᾗσι hat die allgemeine Bedeutung von „eigen“ wie das homerische φίλος; siehe dazu LfgrE s.v. ἑός, ὅς mit Literatur) ist ein homerischer Ausdruck und gehört zu den metrisch bedingten, semantisch gegeneinander austauschbaren Seele-Geist-Lexemen. Er erscheint meistens vor der Zäsur B2, ist jedoch auch am Versende wie hier zu finden: Il. 13, 558; Od. 5, 74; 10, 557; vgl. auch Hes., Erga 47, 381; Theokr., id. 25, 58. ◆ στέργειν: Das unhomerische Verbum στέργω erscheint erstmals bei Archil., Fr. 327, 1 W., in der hexametrischen Dichtung erst bei Theokr., id. 17, 130; 23, 63; vgl. auch Nikandr., Ther. 553; Opp., Hal. 1, 511; Orph. Arg. 771, 1164. Es heißt „lieben“, besonders in der Bedeutung gegenseitiger Liebe zwischen Eltern und Kindern: vgl. Soph., OT 1023; OC 1529; Eur., Med. 88 usw. wie hier und seltener in der Bedeutung von geschlechtlicher Liebe: vgl. Her. 7, 69; Soph., Tr. 577; Aias 211; Eur., Andr. 907; Hel. 1289 usw. Das Verbum findet sich am Versanfang wie auch bei Mosch., Fr. 2, 8; vgl. auch Theokr., id. 23, 63; Or. Sib. 4, 172; 12, 118. Hermanns Zufügung von erleichtert zwar den Sinn des Satzes (με als Subjekt von στέργειν), ist aber m.E. aufgrund des naheliegenden μοι nicht sicher. Vgl. auch Vaughn z. St. ◆ ὑπὲκ νηδυιόφιν ἦλθες: ὑπὲκ … ἦλθες: Das Verbum ὑπεξέρχομαι („darunter herausgehen / von unten herausgehen“) findet sich hier in Tmesis; vgl. z.B. διὰ δὲ στήθεσφιν ἔλασσε (Il. 5, 41, 57 usw.); anders als Vaughn z. St., der mehr für eine unabhängige Verwendung der Präposition ist. Man vergleiche auch die homerischen Komposita ὑπεξάγω (auch in Tmesis: Il. 20, 300); ὑπεξαλέομαι, ὑπεξαλύσκω, ὑπεκσαόω (auch in Tmesis: Hes., Fr. 307, 1 M.-W.), ὑπεκφέρω, ὑπεκφεύγω (auch in Tmesis: Od. 3, 175; 9, 489). νηδυιόφιν: Die codd. überliefern νηδυόφιν, Valckenaer emendierte des Metrums wegen zu νηδυιόφιν. Das δυist immer kurz in den dreisilbigen Kasus des Wortes νηδύς; υι wird hier zusammen als lang skandiert: „aus meinem Schoße“. Hier hat νηδύς die Bedeutung von „Mutterleib“: vgl. Il. 24, 496: ἐννεακαίδεκα μέν μοι ἰῆς ἐκ νηδύος ἦσαν, eine Stelle, die als eine treffende Parallelstelle zu unserem Vers betrachtet werden kann; Hes., Th. 459f.: ὥς τις ἕκαστος / νηδύος ἐξ ἱερῆς μητρὸς πρὸς γούναθ᾽ ἵκοιτο; Apoll. Rh., Arg. 4, 1328 (= 1354): ὧν ἔκαμεν δηρὸν κατὰ νηδύος ὔμμε φέρουσα; vgl. auch Aisch., Ch. 757; Eum. 665; Eur., Andr. 158; Ba. 91. νηδυιόφιν steht hier im Genitiv. Wie Breitenstein 79 ausführt, wird dieser Neologismus (das Suffix – φι ist allerdings sehr selten bei den späteren Dichtern) nach homerischem Gebrauch vielleicht dadurch erklärbar, dass unser Dichter damit einen starken spondeischen Versschluss vermeiden wollte. Wie Vaughn z. St. ausführt, kommt das Suffix -φι (ν) bei den Bukolikern nur bei Theokrit, id. 25, 138, 207 und 253 vor. ◆ τηλυγέτη … παρθένος: Das Adjektiv τηλύγετος bleibt etymologisch und bedeutungsmäßig unerklärt. Die alten Grammatiker erklären es vorwiegend im Sinne von: „als den Eltern im späten Alter geboren und deshalb besonders geliebt“, es wird also auf τέλος zurückgeführt: vgl. Ap. Soph., 152, 16ff. s.v. τηλύγετος: ὁ τηλοῦ τῆς ἡλικίας γεγονὼς τοῖς γονεῦσι, μεϑ’ ὃν οὐκ ἄν τις γένοιτο· ἐπεὶ οἱ τοιοῦτοι ἀγαπητοὶ γίγνονται; er setzt hinzu: ὁ ἐν νεότητι γενόμενος μονογενής; Schol. zu Il. 3, 175: κυρίως τηλύγετοι καλοῦνται οἱ τηλοῦ τῆς γονῆς ὄντες παῖδες,

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ὅ ἐστιν οἱ ἐκ γεροντικῆς ἡλικίας σπαρέντες· δοκεῖ γὰρ τὰ μετὰ ἀπόγνωσιν τῆς παιδοποιΐας γεννώμενα μᾶλλον ἀγαπᾶσϑαι; Schol. zu Il. 9, 482: ὁ τῆς γονῆς τέλος ἔχων, μεϑ’ ὃν ἕτερος οὐ γίνεται; Schol. zu Apoll. Rh., Arg. 1, 99: γηράσαντι αὐτῷ γενόμενος καὶ ταύτῃ προσφιλής. Buttmann, Lexilogus, 510ff. führt τῆλυ auf τέλος, τελευτή zurück und übersetzt: „der am Ende, zuletzt geborene“; vgl. Orion, 616, 38: ὁ τελευταῖος τῶ πατρὶ γενόμενος. Ein letztgeborener Sohn genießt in der Regel die besondere Zuneigung der Eltern und wird wohl in großem Maße verhätschelt. Ähnlich verhält es sich auch mit dem einzig geborenen Sohn, wie Orest (Il. 9, 142f.), der nur drei Schwestern hatte, oder Demophoon im hom. Hymn. Dem. 164, der nur vier Schwestern und keinen Bruder hatte, und deshalb τηλύγετος genannt wird. Ebenso wie bei Hermione (Il. 3, 175; PH 14, 162), die keine weitere Schwester hatte. Eustathios, Il. 2, 682 gibt dazu eine einleuchtende Erklärung: Τηλύγετος δέ, ὃς πολλαχοῦ φαίνεται, ἔσχε μὲν τὴν ἀρχὴν ἀπὸ τῶν γεννωμένων παίδων πατράσιν ἐξώροις οὖσιν ἤδη καὶ τῆλε τοῦ γεννᾶν, ὅθεν καὶ τηλύγετος παρωνόμασται. Ἀπ᾽ αὐτῶν δὲ τὴν ἀρχὴν ἡ λέξις λαβοῦσα τίθεται καὶ ἐπὶ τοῦ ἐν θηλείαις μόνου ἄρρενος παιδός, ναὶ μὴν καὶ ἐπὶ τῆς ἐν ἄρρεσι μιᾶς μόνης θυγατρός. Καὶ ὁ τοιοῦτος γὰρ καὶ ἡ τοιαύτη διὰ τὸ μονῆρες τοῦ γένους τηλύγετοι τρόπον τινὰ τοῖς γονεῦσίν εἰσιν. Οὕτω τῷ Ἀγαμέμνονι θυγατέρας ἔχοντι τρεῖς τηλύγετος ὁ Ὀρέστης λέγεται εἶναι, ὅ ἐστι μονογενὴς ἐπὶ θηλείαις. Ἀλλὰ καί, εἴ που ἐν ἔτι νέᾳ τῇ ἡλικίᾳ πατέρες γεννήσαντες οὐκέτι παῖδα δεύτερον τέκοιεν, τηλύγετος καὶ οὗτος αὐτοῖς, ὥς που ἡ Ἑρμιόνη τηλυγέτη ὠνομάσθη τῇ Ἑλένῃ, καθ᾽ ὁμοιότητά τινα καὶ αὐτὴ τοῦ πρώτου ἐκείνου τηλυγέτου. Vgl. auch Hesych. τηλυγέτην· μονογενῆ; τηλύγετος· ὁ τηλοῦ τῆς ἡλικίας τοῖς γονεῦσι γεγονώς, ἐπὶ γήρᾳ παῖς μονογενής; Photios, Lex.: Τηλυγέτης· μονογενής· καὶ τηλύγετον, μονογενῆ; Suda s.v. τηλυγέτης. In Anbetracht dieser Deutungen würde Megara von Alkmene als spätgeborene und einzige Tochter – Alkmene hatte nur Söhne – betrachtet und so von ihr bevorzugt geliebt werden. τηλυγέτη findet sich an der gleichen Versstelle, an der dieses Adjektiv meistens in der homerischen Dichtung vorkommt: Il. 3, 175; 5, 153; 9, 143, 285, 482; Od. 4, 11; 16, 19. Zu τηλύγετος siehe vorwiegend LfgrE s.v. τηλύγετος mit Literatur; Richardson zu hom. Hymn. Dem. 164 mit Literatur und Beekes/van Beek s.v. τηλύγετος. Zu τηλυγέτη … παρθένος vgl. Il. 3, 175: παῖδά τε τηλυγέτην; PH 14, 162: τηλυγέτοιο θυγατρός; an beiden Stellen ist von Helenas Tochter Hermione die Rede. ◆ ἐνὶ δώμασι: Unser Dichter variiert das homerische ἐν δώμασιν, das auch direkt nach der Penthemimeres vorkommt (Il. 23, 89; 24, 281; vgl. auch A.G. 7, 483, 3 – ohne Namen des Verfassers). Der Ausdruck ἐνὶ δώμασι kommt später bei dem Epigrammatiker Apollonides, A.G. 9, 287, 5 an der gleichen Versstelle wie hier und viermal in den Posthomerica, an der gleichen Versstelle in 7, 349; 13, 291, vor; vgl. auch Nonn., Dion. 4, 77 ebenfalls an der gleichen Versstelle. Diese Stelle erinnert uns an Il. 9, 480–482: ὃ δέ με πρόφρων ὑπέδεκτο, / καί μ᾽ ἐφίλησ᾽ ὡς εἴ τε πατὴρ ὃν παῖδα φιλήσῃ / μοῦνον τηλύγετον πολλοῖσιν ἐπὶ κτεάτεσσι. Phoinix berichtet über seine Flucht zu dem Herrscher Peleus, der ihn voller Güte aufnahm und liebte, so wie ein Vater den einzigen oder spätgeborenen Sohn liebt, als Erbe des gesamten Besitzes. Vgl. auch Il. 13, 176 und besonders PH 7, 647–651: Ἔσκε δέ μοι μέγ᾽ ὄνειαρ· ἴσον δέ ἑ παιδὶ τίεσκον / τηλυγέτῳ, ὃ δ᾽

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ἄρ᾽ ἶσον ἑῷ πατρὶ τῖεν ἐμὸν κῆρ· / κείνου μὲν γὰρ ἔγωγε πατήρ, ὃ δ᾽ ἄρ᾽ υἱὸς ἔμοιγε / ἔσκεν, ὅπως φήσασκεν ἰδών· Ἑνὸς αἵματός εἰμεν / εἵνεχ᾽ ὁμοφροσύνης. Auch hier spricht wieder Phoinix und beschreibt gegenüber Neoptolemos seine Beziehung zu dessen Vater Achilleus: Achilleus war Phoinix eine große Hilfe; Phoinix behandelte ihn wie seinen einzigen und vielgeliebten Sohn, wobei auch Achilleus ihn wie einen Vater ehrte. Phoinix war der Vater dieses Mannes, dieser war ihm der Sohn. Achilleus pflegte sogar zu ihm, wie folgt, zu sprechen: „Von einem Blut sind wir wegen unserer Eintracht.“ Dazu und in Zusammenhang mit der obengenannten iliadischen Stelle siehe Tsomis, PH 7 z. St. Alkmene gesteht Megara ähnliche Gefühle: Sie betrachtet sie nicht als Schwiegertochter, sondern als ihre – man bemerke die emphatische Wiederholung des Personalpronomens μοι – einzige, vielgeliebte Tochter. In Alkmenes Familie hat Megara die gleiche Stelle wie Herakles und Iphikles inne. Da jetzt die beiden Frauen ohne männlichen Schutz geblieben sind, wird die Beziehung zwischen ihnen noch enger: Sie werden nicht als Schwiegermutter und Schwiegertochter, sondern als Mutter und Tochter angesehen. 80 οὐδ’ αὐτήν γέ νυ πάμπαν ἔολπά σε τοῦτό γε λήθειν: In diesem Vers spricht Alkmene mit sehr großem Nachdruck. Nicht nur der Ausdruck οὐδ' … γέ, der eine verbindende, sogar emphatische Funktion im Laufe einer Rede hat (siehe dazu Vaughn z. St. und Denniston, GP, 156), sondern auch die Demonstrativpronomen αὐτήν und τοῦτo, das wiederholte γε vor λήθειν sowie auch πάμπαν in Verbindung mit Negation verleihen dem Satz großen Nachdruck: „Und ich glaube recht wohl nicht, dass du selber dies nun eben ganz und gar / durchaus vergisst.“ ◆ γέ νυ: Die Kombination γέ νυ(ν) ist sehr selten: vgl. etwa Pind., P. 11, 44. Es scheint gleichwertig mit δή νυ(ν) zu sein: Il. 19, 95; Od. 1, 32; Apoll. Rh., Arg. 2, 458; 3, 500. νυ drückt hier die Annäherung aus der Vergangenheit an die Gegenwart aus. ◆ ἔολπά … λήθειν: ἔλπω mit Infinitiv Präsens (λήθειν: Infinitiv Präsens von λήθω; vgl. Il. 1, 561; 10, 279; 23, 323, 648; 24, 563; Od. 19, 91; Hes., Erga 268, 491 auch am Versende) in der Bedeutung von „glauben, meinen“. 81 τῷ μή μ’ ἐξείπῃς ποτ’, ἐμὸν θάλος, ὥς σευ ἀκηδέω: Das μηδ’ von TrW anstelle von μή μ’ von S ist wahrscheinlich aus den Negationen der vv. 80: οὐδ’; 82: μηδ’; 84: οὐδὲν entstanden, wie auch Vaughn z. St. vermutet. Zu μηδέ mit Konjunktiv Aor. zum Ausdruck eines Verbots vgl. aber Od. 15, 263; Prom. 584, 783; Aisch., Hik. 423; Soph., OT 860; Aristoph., Nub. 1479; [Mosch.], Eros dr. 24; Bion, Fr. 6, 1. In Verbindung mit ποτέ vgl. etwa Od. 18, 141; 19, 81; 22, 287; Hes., Erga 555 usw. ◆ ἐξείπῃς in der Bedeutung von „heraussagen“, „etwas aussagen“ vgl. Il. 9, 61; hom. Hymn. Aphr. 286; Theokr., id. 25, 38; Apoll. Rh., Arg. 1, 839; oft mit der Konnotation des Verrats: Il. 24, 654; Od. 15, 443 usw. Zu unserem Vers hier vgl. Soph., TrGF 935: μή μοι κρυφαῖον μηδὲν ἐξείπῃς ἔπος. ◆ ἐμὸν θάλος: θάλος auf Menschen bezogen, hat die Nebenbedeutung von „frischer Kraft“ und „jugendlicher Anmut“. Hier variiert unser Dichter φίλον θάλος aus der Il. 22, 87

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(Hekabe spricht zu ihrem Sohn Hektor) an der gleichen Versstelle nach der B2 Zäsur; vgl. auch Od. 6, 157; hom. Hymn. Dem. 66, 187. In den meisten Stellen bezieht es sich auf das eigene Kind oder Nachkommen. ◆ ὥς σευ ἀκηδέω: Das Verbum ἀκηδέω, „vernachlässigen“, vgl. Apol., Lex. 20, 12: ἀκήδεσεν· ἠμέλησεν, ἠφροντίστησεν· ,τῶν δ᾽ ἄλλων οὔτις σεῦ ἀκήδησεν.‘ kommt bei Homer nur zweimal vor: Il. 14, 427: τῶν δ᾽ ἄλλων οὔ τίς εὑ ἀκήδεσεν; 23, 70: οὐ μέν μευ ζώοντος ἀκήδεις, ἀλλὰ θανόντος; vgl. auch Prom. 508: σαυτοῦ δ᾽ ἀκήδει δυστυχοῦντος. 82 μηδ’ εἴ κ’ ἠυκόμου Νιόβης πυκινώτερα κλαίω: „auch nicht (d.h. sag auch nicht, dass ich mich um dich nicht kümmere), wenn ich noch mehr als die schönhaarige Niobe weine.“ Hier verweist Alkmene auf die Aussage Megaras in den vv. 45f.: „σὺ δ’ ἠύτε λείβεαι ὕδωρ, / νύκτας τε κλαίουσα καὶ ἐκ Διὸς ἤμαθ’ ὁπόσσα.“ Zu μηδ’ εἴ κ(εν) + Konjunktiv vgl. Arat., Phaen. 973f.: τῶν τοι μηδὲν ἀπόβλητον πεφυλαγμένῳ ὕδωρ / γινέσθω, μηδ᾽ εἴ κεν ἐπιπλέον ἠὲ πάροιθεν / δάκνωσιν μυῖαι καὶ ἐφ᾽ αἵματος ἱμείρωνται, …; 980–982: μηδ᾽ εἴ κεν ἐπ᾽ αὐτόφι μαρμαίρωσιν / ἀκτῖνες· μηδ᾽ ἢν θέρεος μέγα πεπταμένοιο / νησαῖοι ὄρνιθες ἐπασσύτεροι φορέωνται. ◆ ἠυκόμου Νιόβης: Unser Dichter übernimmt diesen Ausdruck aus Il. 24, 602: καὶ γάρ τ᾽ ἠΰκομος Νιόβη ἐμνήσατο σίτου; somit regt er den Leser dazu an, sich an das traurige Schicksal Niobes zu erinnern, so, wie es Achilleus Priamos in der Form eines Exemplums erzählt. (vv. 602–618). Niobe galt seit Homer als eine Mitleid erregende Figur. Hier wird sie von Alkmene angeführt, da beide Frauen als Mütter mit einem leidvollen Schicksal bezüglich ihrer Kinder geschlagen sind. Zudem gibt es aber noch etwas, das Niobe und Alkmene teilen: beide waren die Geliebten von Zeus. Nach der argivischen Sage war Niobe, die Tochter des Phoroneus, die erste unter den menschlichen Frauen, welcher Zeus seine Gunst schenkte, und gebar diesem zwei Söhne, Argos und Pelasgos, – vgl. Akusilaos, FGrH 1a, 2, F. 25a; Ps.-Apollod., Bibl. 2, 2: Νιόβης δὲ καὶ Διός (ᾗ πρώτῃ γυναικὶ Ζεὺς θνητῇ ἐμίγη) παῖς Ἄργος ἐγένετο, ὡς δὲ Ἀκουσίλαός φησι, καὶ Πελασγός, ἀφ᾽ οὗ κληθῆναι τοὺς τὴν Πελοπόννησον οἰκοῦντας Πελασγούς; Dion. Hal., Antiq. Rom. 1, 11, 2; 1, 17, 3, – Alkmene, die als sechszehnte Nachkommin der Niobe galt, war die allerletzte sterbliche Frau, die Zeus verführte: vgl. Diod. Sic., 4, 14: Ζεὺς γὰρ πρώτῃ μὲν ἐμίγη γυναικὶ θνητῇ Νιόβῃ τῇ Φορωνέως, ἐσχάτῃ δ᾽ Ἀλκμήνῃ· ταύτην δ᾽ ἀπὸ Νιόβης ἑκκαιδεκάτην οἱ μυθογράφοι γενεαλογοῦσιν· ὥστε τοῦ γεννᾶν ἀνθρώπους ἐκ μὲν τῶν ταύτης προγόνων ἤρξατο, εἰς αὐτὴν δὲ ταύτην κατέληξεν· ἐν ταύτῃ γὰρ τὰς πρὸς θνητὴν ὁμιλίας κατέλυσε, καὶ κατὰ τοὺς ὕστερον χρόνους οὐδένα τούτων γεννήσειν ἄξιον ἐλπίζων οὐκ ἐβουλήθη τοῖς κρείττοσιν ἐπεισάγειν τὰ χείρω; Euseb., Praep. Evang. 2, 2, 23: Ζεὺς γὰρ πρώτῃ μὲν ἐμίγη γυναικὶ θνητῇ Νιόβῃ τῇ Φορωνέως, ἐσχάτῃ δὲ Ἀλκμήνῃ τῇ τοῦ Ἡρακλέους μητρί. ταύτην δὲ ἀπὸ Νιόβης ἑκκαιδεκάτην γενεαλογοῦσιν. ἐν ταύτῃ δὲ τὴν πρὸς τὰς θνητὰς ὁμιλίαν κατέλυσεν. Vgl. auch Breitenstein, 52f. Durch seine Liebesaffäre mit Alkmene beabsichtigte Zeus, mit ihr einen Sohn zu zeugen, der stark genug wäre, Götter und Menschen zu schützen: ὥς ῥα θεοῖσιν / ἀνδράσι τ᾽ ἀλφηστῇσιν ἀρῆς ἀλκτῆρα

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φυτεύσαι (Ps.-Hes., Aspis 28f.; vgl. vv. 26ff.). Sie war die letzte seiner Geliebten, denn er sah keine Hoffnung, nochmals einen Sohn wie Herakles mit einer anderen Frau zu zeugen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass unser Dichter hier bei seinem Leser auch auf die argivische Variante des Niobe-Mythos –Niobe als Geliebte von Zeus –, anspielt, wobei er auf die seit Homer bekannte thebanische Variante bezüglich des traurigen Schicksals, der Tötung ihrer Kinder durch Apollon und Artemis, hinweist. Alkmene weint noch heftiger als Niobe, denn Niobe wird aufgrund ihrer Überheblichkeit gegenüber Leto durch beide Gottheiten bestraft; Alkmene ihrerseits hat jedoch mit ihrem Verhalten niemanden beleidigt. ◆ πυκινώτερα κλαίω: Für unseren Dichter liegen wahrscheinlich folgende homerische Ausdrücke zugrunde: Il. 19, 312: πυκινῶς ἀκαχήμενον; Od. 23, 360: πυκινῶς ἀκάχηται; vgl. Od. 20, 83f.: ὁππότε κέν τις / ἤματα μὲν κλαίῃ, πυκινῶς ἀκαχήμενος ἦτορ. Zu der weinenden Niobe vgl. A.G. 5, 229, 1f. (Makedonios): Τὴν Νιόβην κλαίουσαν ἰδών ποτε βουκόλος ἀνὴρ / θάμβεεν, εἰ λείβειν δάκρυον οἶδε λίθος; Nonn., Dion. 48, 407: ἄλλη λαϊνέη Νιόβη κλαύσειε γενέθλην. 83–84a οὐδὲν γὰρ νεμεσητὸν ὑπὲρ τέκνου γοάασθαι / μητέρι δυσπαθέοντος: ◆ οὐδὲν ist die Emendation von Heins zu dem von DTrh überlieferten οὐθὲν. Dazu siehe v. 77. ◆ οὐδὲν γὰρ νεμεσητὸν … γοάασθαι: νεμεσητὸν (vgl. Hesychios: νεμεσητόν· ἐπίφθονον, μεμψίμοιρον. καὶ ὃ ἄν τις ἐντραπείη; Suda s.v. νεμεσητόν: μεμπτόν) wird hier in unpersönlicher Form verwendet, wie sonst auch in der griechischen Literatur: vgl. Tyrt., Fr. 10, 26 W.: αἰσχρὰ τά γ᾽ ὀφθαλμοῖς καὶ νεμεσητὸν ἰδεῖν; Soph., Ph. 1193–1195: Οὔτοι νεμεσητὸν / ἀλύοντα χειμερίῳ / λύπᾳ καὶ παρὰ νοῦν θροεῖν; Plat., Euth. 282b: οὐδὲ νεμεσητὸν ἕνεκα τούτου ὑπηρετεῖν καὶ δουλεύειν καὶ ἐραστῇ καὶ παντὶ ἀνθρώπῳ; Kallim., hymn. Del. 107: ἀλλά οἱ οὐ νεμεσητὸν ἐνὶ πρώτῃσι λέγεσθαι. Die Medium-Form von γοάω („wehklagen, jammern“) wird häufig bei den Dramatikern verwendet: vgl. Aisch., Pers. 1073; Soph., OT 1249; Aristoph., Thesm. 1036; in der Prosa: Xenoph., Kyr. 4, 6, 9, während sowohl bei Homer wie auch in der hellenistischen Dichtung die Aktivform vorgezogen wird; bei [Moschos], Ep. Bion. 3 vgl. aber: νῦν φυτά μοι μύρεσθε καὶ ἄλσεα νῦν γοάοισθε. Bei Homer wird die Futurform im Medium gebraucht: Il. 21, 124; 22, 353; vgl. PH 5, 444. ◆ ὑπὲρ τέκνου γοάασθαι: Zur Satzstruktur vgl. Prom. 66: σῶν ὕπερ στένω πόνων; Aisch., Ch. 508: ὑπὲρ σοῦ τοιάδ᾽ ἔστ᾽ ὀδύρματα; Or. Sib. 5, 60: σὺ μὲν κλαύσῃ ὑπὲρ Αἰγύπτου τὰ μέγιστα. δυσπαθέοντος: δυσπαθέω („sehr, heftig leiden“; vgl. Hesych.: δυσπαθῶν· πάσχων κακῶς) auch bei Nikandr., Ther. 381: ῥινῷ δυσπαθέοντας ὅτ᾽ ἐν παλάμῃσιν ἀεργοί; vgl. Polyb., Hist. 29, 7, 4; Arist. Gramm. Arg. Fab., 1, 4; später sechsmal bei Plutarch. Zu den participia defectiva wie δυσπαθέων siehe Rebmann, Die sprachlichen Neuerungen in den Kynegetika, 155f. 84b–87 In diesen Versen spricht Alkmene über ihre Leiden bei der Geburt ihres Sohnes, eine Darstellung, die wir von Ovid, Met. 9, 285ff. in Verbindung mit der Galanthis-Episode kennen, in der Alkmene durch eine List ihrer treuen Magd Ga-

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lanthis Herakles gebar, als Eileithyia auf Heras Befehl die Geburt verhindern wollte: namque laboriferi cum iam natalis adesset / Herculis et decimum premeretur sidere signum, / tendebat gravitas uterum mihi, quodque ferebam, / tantum erat, ut posses auctorem dicere tecti / ponderis esse Iovem. nec iam tolerare labores / ulterius poteram. quin nunc quoque frigidus artus, / dum loquor, horror habet, parsque est meminisse doloris. / septem ego per noctes, totidem cruciata diebus, / fessa malis, tendensque ad caelum bracchia, magno / Lucinam Nixosque pares clamore vocabam. / illa quidem venit, sed praecorrupta, meumque / quae donare caput Iunoni vellet iniquae. / utque meos audit gemitus, subsedit in illa / ante fores ara, dextroque a poplite laevum pressa genu et digitis inter se pectine iunctis / sustinuit partus. tacita quoque carmina voce / dixit, et inceptos tenuerunt carmina partus. / nitor, et ingrato facio convicia demens / vana Iovi, cupioque mori, moturaque duros / verba queror silices. matres Cadmeides adsunt, / votaque suscipiunt, exhortanturque dolentem. / una ministrarum, media de plebe, Galanthis, / flava comas, aderat, faciendis strenua iussis, / officiis dilecta suis. ea sensit iniqua / nescio quid Iunone geri, dumque exit et intrat / saepe fores, divam residentem vidit in ara / bracchiaque in genibus digitis conexa tenentem, / et ,quaecumque es,‘ ait ,dominae gratare. levata est / Argolis Alcmene, potiturque puerpera voto.‘ / exsiluit, iunctasque manus pavefacta remisit / diva potens uteri: vinclis levor ipsa remissis. Pausanias 9, 11, 3 berichtet von Historis, Tochter des Teiresias, in ähnlicher Weise wie von Galanthis, die die unglückliche Alkmene durch List von ihren Geburtsschmerzen befreite: ἐνταῦθά εἰσιν ἐπὶ τύπου γυναικῶν εἰκόνες· ἀμυδρότερα ἤδη τὰ ἀγάλματα· ταύτας καλοῦσιν οἱ Θηβαῖοι Φαρμακίδας, πεμφθῆναι δὲ ὑπὸ τῆς ῎Ηρας φασὶν ἐμπόδια εἶναι ταῖς ὠδῖσιν Ἀλκμήνης. αἱ μὲν δὴ ἐπεῖχον Ἀλκμήνην μὴ τεκεῖν· Τειρεσίου δὲ θυγατρὶ Ἱστορίδι σόφισμα ἔπεισιν ἐς τὰς Φαρμακίδας, ἐπήκοον αὐ τῶν ὀλολύξαι, τετοκέναι γὰρ τὴν Ἀλκμήνην· οὕτω τὰς μὲν ἀπατηθείσας ἀπελθεῖν, τὴν δὲ Ἀλκμήνην τεκεῖν φασιν. Zu dieser Stelle siehe Stratiki, 200ff. Die Verhinderung von Herakles’ Geburt durch Hera steht in Zusammenhang mit deren List gegenüber Zeus. Zeus hatte seinen Sohn Herakles zum Herrscher des argivischen Reiches bestimmt. Wie Ilias 19, 95–129 in einer Sekundärerzählung anführt, berichtet Agamemnon in seiner Versöhnungsrede an Achilleus, dass Hera Zeus am Tag, an dem Alkmene Herakles gebären sollte, mit einer List betrog. Zeus kündigte den Göttern an, dass Eileithyia, die Geburtsgöttin, heute einen Mann, aus dem Geschlecht der Sterblichen stammend, der über alle Umwohnenden herrschen werde, das Licht der Welt erblicken lasse. Die Herakles feindliche Hera ließ Zeus, der ihre List nicht bemerken konnte, schwören, dass derjenige von seinem Blut abstammende Sterbliche, der heute vor den Füßen einer Frau niederfalle, über die Umwohnenden herrschen werde. Hera eilte sofort nach Argos, wo die Gattin des Sthenelos, Sohn des Perseus, mit Eurystheus im siebten Monat schwanger war, und beschleunigte dessen Geburt, obwohl dieser im unzeitigen Monat war, und verzögerte gleichzeitig die rechtzeitige Geburt von Herakles: καρπαλίμως δ᾽ ἵκετ᾽ Ἄργος Ἀχαιικόν, ἔνθ᾽ ἄρα ᾔδη / ἰφθίμην ἄλοχον Σθενέλου Περσηϊάδαο. / ἣ δ᾽ ἐκύει φίλον υἱόν, ὃ δ᾽ ἕβδομος ἑστήκει μείς· / ἐκ δ᾽ ἄγαγε πρὸ φόως δὲ καὶ ἠλιτόμηνον ἐόντα, / Ἀλκμήνης δ᾽ ἀπέπαυσε τόκον, σχέθε δ᾽

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Εἰλειθυίας. (vv. 115–119) So schaffte sie es, dass Eurystheus durch das Recht der Erstgeburt das Reich und die Herrschaft über die Perseiden erhielt und Herakles in dessen Dienste geriet. Der gewaltige Zeussohn wurde so zum Untertanen des schwächlichen, feigen Eurystheus, dem ehemaligen Siebenmonatskind. Dazu vgl. auch Ps.-Apollod., 2, 4: Σθενέλου δὲ καὶ Νικίππης τῆς Πέλοπος Ἀλκυόνη καὶ Μέδουσα, ὕστερον δὲ καὶ Εὐρυσθεὺς ἐγένετο, ὃς καὶ Μυκηνῶν ἐβασίλευσεν. ὅτε γὰρ Ἡρακλῆς ἔμελλε γεννᾶσθαι, Ζεὺς ἐν θεοῖς ἔφη τὸν ἀπὸ Περσέως γεννηθησόμενον τότε βασιλεύσειν Μυκηνῶν, ῞Ηρα δὲ διὰ ζῆλον Εἰλειθυίας ἔπεισε τὸν μὲν Ἀλκμήνης τόκον ἐπισχεῖν, Εὐρυσθέα δὲ τὸν Σθενέλου παρεσκεύασε γεννηθῆναι ἑπταμηνιαῖον ὄντα und Diod. Sic., 4, 9, 4–5: διελθόντος δὲ τοῦ κατὰ φύσιν χρόνου ταῖς ἐγκύοις, τὸν μὲν Δία πρὸς τὴν Ἡρακλέους γένεσιν ἐνεχθέντα τῇ διανοίᾳ προειπεῖν παρόντων ἁπάντων τῶν θεῶν ὅτι τὸν κατ᾽ ἐκείνην τὴν ἡμέραν Περσειδῶν γεννώμενον ποιήσει βασιλέα, τὴν δ᾽ ῞Ηραν ζηλοτυποῦσαν καὶ συνεργὸν ἔχουσαν Εἰλείθυιαν τὴν θυγατέρα, τῆς μὲν Ἀλκμήνης παρακατασχεῖν τὰς ὠδῖνας, τὸν δ᾽ Εὐρυσθέα πρὸ τοῦ καθήκοντος χρόνου πρὸς τὸ φῶς ἀγαγεῖν. τὸν δὲ Δία καταστρατηγηθέντα βουληθῆναι τήν τε ὑπόσχεσιν βεβαιῶσαι καὶ τῆς Ἡρακλέους ἐπιφανείας προνοηθῆναι· διό φασιν αὐτὸν τὴν μὲν ῞Ηραν πεῖσαι συγχωρῆσαι βασιλέα μὲν ὑπάρξαι κατὰ τὴν ἰδίαν ὑπόσχεσιν Εὐρυσθέα, τὸν δ᾽ Ἡρακλέα τεταγμένον ὑπὸ τὸν Εὐρυσθέα τελέσαι δώδεκα ἄθλους οὓς ἂν ὁ Εὐρυσθεὺς προστάξῃ, καὶ τοῦτο πράξαντα τυχεῖν τῆς ἀθανασίας. Vgl. auch Paus., 9, 11, 3. 84b ἐπεὶ δέκα μῆνας ἔκαμνον: heißt nicht unbedingt, dass Alkmene eine verspätete, außerhalb der naturgemäßen Entbindungszeiten liegende Entbindung hatte. Vgl. auch Schol. zu Il. 14, 323: Ὡς δὲ ἐπιστρέψας ἀπὸ τῆς στρατείας ἦγε (sc. Amphitryon) τοὺς γάμους ἑαυτοῦ καὶ Ἀλκμήνης, τῇ αὐτῇ νυκτὶ ἐρασθεὶς αὐτῆς ὁ Ζεὺς, καὶ εἰκασθεὶς Ἀμφιτρύωνι, ἐμίγη, καὶ υἱὸν ἐποίησεν. Ὁμοίως δὲ καὶ ὁ Ἀμφιτρύων τῇ αὐτῇ νυκτί. ῎Ηδη δὲ ἐκείνης δεκαμηνιαῖον χρόνον τῆς μίξεως ἐχούσης, γεννᾶται Ἡρακλῆς μὲν ἐκ Διὸς, Ἰφικλῆς δὲ ἐξ Ἀμφιτρύωνος, τῇ αὐτῇ νυκτί. δέκα μῆνας weist hier m.E. auf eine normale Entbindung hin. Vgl. Ovid, Met. 8, 499f.: ubi sunt pia iura parentum / et quos sustinui bis mensum quinque labores?; 9, 285f.: namque laboriferi cum iam natalis adesset / Herculis et decimum premeretur sidere signum. Man vgl. auch Menanders Fr. 343: γυνὴ κυεῖ δέκα μῆνας, das Aulus Gellius, A.N. 3, 16 überliefert; es handelt sich um eine Passage, in welcher sich der Autor mit den naturgemäßen Enbindungszeiten von Frauen beschäftigt. Nach der Darstellung verschiedener Ansichten, vor allem des Aristoteles und Hippokrates, führt er Varros Bemerkung an, dass die alten Römer im Allgemeinen der Ansicht gewesen seien, dass nur die Entbindung einer Frau im neunten und zehnten Monat, nicht aber die Entbindung außerhalb dieses Rahmens als naturgemäß gelten könne (3, 16, 9). Bei Theokrit, id. 24, 31 wird der kleine Herakles als ὀψίγονος charakterisiert. Wie White zu Theokr., id. 24, 31 ausführt, bedeutet ὀψίγονος gewöhnlich „born late“. Hier haben wir eine Anspielung auf Herakles Geburt. Frühgeborene Kinder bleiben noch Monate nach ihrer Geburt schwach, während die Spätgeborenen mehr Zeit haben, in der Gebärmutter ihrer Mutter

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stark zu werden. Vgl. Hippokr., De septimestri partu 7: Καὶ γὰρ τὰ ἐν ἑπτὰ τεσσαρακοντάσι τικτόμενα, τὰ δεκάμηνα καλεόμενα, διὰ ταῦτα μάλιστα ἐκτρέφεται, ὅτι ἰσχυρότατά ἐστι καὶ πλεῖστον ἀπέχει τῶν γονίμων παιδίων τοῦ χρόνου ἐν ᾧ ἐκακοπάθησε τὰς τεσσαράκοντα ἡμέρας τὰς νοσουμένας περὶ τὸν μῆνα τὸν ὄγδοον. Herakles als δεκάμηνον παιδίον war stark und widerstandsfähig. Zu Beginn des Theokritischen Idylls 24 lesen wir Ἡρακλέα δεκάμηνον ἐόντα (v. 1). In Anbetracht des v. 31 können wir eine Ambiguität feststellen: Herakles war im doppelten Sinne δεκάμηνος. Einmal weil er zehn Monate alt war, als die Schlangen versuchten, ihn zu töten, und ein zweites Mal, weil er ein δεκάμηνον παιδίον in medizinischem Sinne war. Zu dem Ausdruck ἐπεὶ δέκα μῆνας ἔκαμνον vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1328: ὧν ἔκαμεν δηρὸν κατὰ νηδύος ὔμμε φέρουσα (vgl. 4, 1354) über die schweren Zeiten der Schwangerschaft; Kallim., Aet. 75, 16f. Pf. (= 87, 16f. Asper): δεύτερον ἡ π̣α̣[ῖ]ς̣ / ἑπτὰ τεταρταίῳ μῆνας ἔκαμνε πυρί; Theokr., id. 16, 71: οὔπω μῆνας ἄγων ἔκαμ᾽ οὐρανὸς οὐδ᾽ ἐνιαυτούς; Hipp., De morbis popul. 5, 1, 23: ἔκαμε δὲ μῆνας τρεῖς ἢ τέσσαρας. 85 πρὶν καί πέρ τ’ ἰδέειν μιν, ἐμῷ ὑπὸ ἥπατ’ ἔχουσα: Diesen Vers betrachten Wilamowitz und Gow als problematisch, deshalb setzen sie ihn in crucibus. Ahrens Konjektur πρὶν ἤ πέρ scheint mir unnötig. πριν ἤ ist sehr selten in der Dichtung (vgl. Theokr., id. 1, 51; 5, 158). πρὶν καί begegnet uns in der Dichtung: vgl. Il. 2, 348f.; 24, 551; Apoll. Rh., Arg. 2, 1190. Dasselbe gilt für πέρ τ(ε): vgl. etwa Il. 4, 259f.; 5, 340, 477; 10, 7 usw. Sowohl καί in Verbindung mit πρίν wie auch τε in Verbindung mit πέρ sind adverbial zu betrachten. Zu πέρ τ(ε) siehe Denniston, GP, 484. Diese Partikeln verleihen dem Satz Nachdruck und Intensität. Vaughn beruft sich auf die Ilias-Stelle 5, 134–136: Τυδεΐδης δ᾽ ἐξαῦτις ἰὼν προμάχοισιν ἐμίχθη· / καὶ πρίν περ θυμῷ μεμαὼς Τρώεσσι μάχεσθαι, / δὴ τότε μιν τρὶς τόσσον ἕλεν μένος, ὥς τε … und liest καὶ πρὶν πέρ τ’ ἰδέειν μιν. Er meint, dass der Dichter der Megara wahrscheinlich καὶ πρὶν πέρ τ’ ἰδέειν in Analogie zu Il. 5, 135: καὶ πρίν περ geschrieben hätte; aufgrund eines Schreibfehlers sei καὶ nach πρίν in den Handschriften erschienen. Aber in Il. 5, 135 leitet πρίν keinen Temporalsatz ein; es ist mit „früher“, „vorher“ zu übersetzen: „Der Sohn des Tydeus ging und mischte sich wieder unter die Vorkämpfer. War er schon vorher begierig darauf, mit den Troern zu kämpfen, packte ihn nun dreimal soviel Kampfeskraft, wie …“. Wie Leaf z. St. ausführt, ist καὶ höchstwahrscheinlich nicht mit „and“, sondern mit „even“ zu übersetzen und es ist immer zusammen mit περ zu betrachten, wenn diese beiden Wörter zusammenstehen. Das Scholion zu dieser Stelle erklärt den Ausdruck deutlich: Καὶ πρίν περ. Καί περ τὸ πρότερον. Daher brauchen wir der Emendation von Vaughn nicht zuzustimmen. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem καί postpositum zu tun haben, wofür Giangrande 1997, 268 plädiert. ◆ ἐμῷ ὑπὸ ἥπατ(ι) ἔχουσα: ἥπαρ weist hier auf eine anatomische Lokalisierung der Gebärmutter in der Schwangerschaft hin, eine Bedeutung, die uns zum ersten Mal bei Eur., Hik. 919 begegnet. Wir finden sogar einen ähnlichen präpositionalen Ausdruck: σ᾽ ἔτρεφον ἔφερον ὑφ᾽ ἥπατος; es handelt sich um eine Stelle, die unserem Dichter bekannt gewesen sein sollte. Chr. Collard, Euripides,

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Supplices, Groningen 1975, 339 und J. Morwood, Euripides: Suppliant Women, with Introduction, Translation and Commentary, Oxford 2007, 215 führen in ihren Kommentaren zu Eur., Hik. 919 diese Megara-Stelle nicht an. Gewöhnliche Wörter bzw. Ausdrücke für die Gebärmutter sind σπλάγχνα (vgl. Pind., O. 6, 43f.: ἦλθεν δ᾽ ὑπὸ σπλάγχνων ὑπ᾽ ὠ- / δίνεσσ᾽ ἐραταῖς Ἴαμος / ἐς φάος αὐτίκα; N. 1, 35f.: ἐπεὶ σπλάγχνων ὕπο ματέρος αὐ- / τίκα θαητὰν ἐς αἴγλαν παῖς Διός / ὠδῖνα φεύγων διδύμῳ / σὺν κασιγνήτῳ μόλεν; Paean 52 i A, 18f. Maehler: ··] ποτ᾽ εἶδεν ὑπὸ σπλάγχ[νοις / φέροισα τόνδ᾽ ἀνέρ᾽; Aisch., Th. 1031: δεινὸν τὸ κοινὸν σπλάγχνον οὗ πεφύκαμεν; IG 14, 1977: μητρὸς ἐν σπλάγχνοις), γαστήρ (vgl. Eur., Ion 15: γαστρὸς διήνεγκ᾽ ὄγκον), ζώνη (vgl. Aisch., Ch. 992: ἐξ οὗ τέκνων ἤνεγχ᾽ ὑπὸ ζώνην βάρος; Eum. 607f.: πῶς γάρ σ᾽ ἔθρεψεν ἐντός, ὦ μιαιφόνε, / ζώνης; Eur., Hek. 762: τοῦτόν ποτ᾽ ἔτεκον κἄφερον ζώνης ὕπο), νηδύς (Eur., Andr. 158: νηδὺς δ᾽ ἀκύμων διὰ σέ μοι διόλλυται). Siehe auch Collard, Euripides, Supplices z. St. Zu dem zweiten Halbvers vgl. Hes., Fr. 373b: ἑῶι κακὸν ἥπατι τεύχει. Zur Elision des Dativ-ι, einem seltenen Phänomen, siehe Chantraine GH I, 86. Vgl. auch A.G. 7, 77, 2. 86 καί με πυλάρταο σχεδὸν ἤγαγεν Αἰδωνῆος: Subjekt ist Herakles im Mutterleib seiner Mutter. ◆ πυλάρταο … Αἰδωνῆος: πυλάρτης ist Beiwort für Hades, der die Tore der Unterwelt fest verschlossen hält, oder nach dem Grammatiker Apion ὁ ταῖς πύλαις προηρτημένος, „der Türhüter der Unterwelt“, 116, 3–4: ὁ δὲ Ἀπίων πυλάρταο τοῦ ταῖς πύλαις προσηρτημένου, ἢ πυλωροῦ ἰσχυροῦ. Dieses Beiwort erscheint in Il. 8, 367: εὖτέ μιν εἰς Ἀΐδαο πυλάρταο προὔπεμψεν. Das Scholion erklärt dazu: Ἰσχυρῶς συναρμόζοντος καὶ κλείοντος τὰς πύλας, διὰ τὸ, μηδένα ὑποστρέφειν ἐξ ᾅδου. Es handelt sich um eine Stelle (8, 357–373), in der Athene, sich an Hera wendend, Zeus vorwirft, dass dieser den Achaiern nicht beistehe und Ruhm nur Hektor und den Troern zugestehe. In ihrer Rede an Hera erwähnt sie, dass Zeus vergessen habe, wie oft sie nach dessen Gebot seinem Sohn Herakles geholfen habe, als dieser von den Mühen, die ihm Eurystheus auftrug, erschöpft war. Hätte sie dies vorausgesehen, hätte sie Herakles, als Eurystheus ihn in den Hades schickte, um Kerberos herbeizuholen, nicht beigestanden, um den stygischen Wassern zu entrinnen. Vielleicht beabsichtigt unser Dichter mit diesem Ausdruck, seinen Leser an die oben genannte iliadische Stelle zu erinnern, zumal von Herakles und Eurystheus die Rede ist. Dieses Beiwort für Hades erscheint noch in Il. 13, 415: εἰς Ἄϊδός περ ἰόντα πυλάρταο κρατεροῖο und Od. 11, 277: ἡ δ᾽ ἔβη εἰς Ἀΐδαο πυλάρταο κρατεροῖο. Unser Dichter variiert den homerischen Ausdruck Ἀΐδαο πυλάρταο mit πυλάρταο … Αἰδωνῆος. Zu diesem Wort für Hades vgl. Il. 5, 190; 20, 61. In dem homerischen Hymnos an Demeter kommt es am Versschluss vor: 2, 84, 357, 376; vgl. auch Hes., Th. 913. Die Form Αἰδωνεύς findet sich auch bei Soph. OC 1559: Αἰδωνεῦ Αἰδωνεῦ, λίσσομαι. Man vgl. noch A.G. 9, 792, 3 (Antipatros): δώματα δ᾽ Αἰδωνῆος ἐρευνήσαντος Ὁμήρου.

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87 ὧδέ ἑ δυστοκέουσα κακὰς ὠδῖνας ἀνέτλην: „in so hohem Maße habe ich die heftigen Wehen bei seiner schweren Geburt (während ich ihn schwer gebar) ausgehalten.“ ◆ δυστοκέουσα: δυστοκέω ist ein medizinischer Begriff und bedeutet „schwer gebären“: vgl. Plat., Theaet. 149d: Καὶ μὴν καὶ διδοῦσαί γε αἱ μαῖαι φαρμάκια καὶ ἐπᾴδουσαι δύνανται ἐγείρειν τε τὰς ὠδῖνας καὶ μαλθακωτέρας ἂν βούλωνται ποιεῖν, καὶ τίκτειν τε δὴ τὰς δυστοκούσας, καὶ ἐὰν †νέον ὂν† δόξῃ ἀμβλίσκειν, ἀμβλίσκουσιν; vgl. auch Hippokr., De superfatione 2; De morb. popular. 2, 2, 20; Aristot., HA 587a. In der Dichtung vgl. die adjektivische Form δυστοκέες bei Kallim., hymn. Del. 241f.: μηδ᾽ ὅθι δειλαί / δυστοκέες μογέουσιν ἀλετρίδες. Zum metaphorischen Gebrauch des Verbums siehe Aristoph., Ran. 1423: Ἡ πόλις γὰρ δυστοκεῖ. Das Substantiv δυστοκία bedeutet „schwere Geburt, schwere Entbindung“: Aristot., GA 719a; HA 587a; Theophr., Hist. Plant. 9, 16, 1. Hesychios erklärt dieses Wort in metaphorischem Sinn: „δυστοκία· ἐπὶ κακῷ τὸν καθαρὸν τετοκυῖα“, was, wie auch Vaughn z. St. bemerkt, auf die Formen αἰνοτόκεια (v. 27); δυσαριστοτόκεια (Il. 18, 54), vgl. Theokr., id. 24, 73: ἀριστοτόκεια, hinweist. ◆ κακὰς ὠδῖνας ἀνέτλην: Mit κακὰς ὠδῖνας variiert unser Dichter das homerische πικρὰς ὠδῖνας (Il. 11, 271) an der gleichen Verstelle. Dies ist der einzige Beleg bei Homer: ὠδίς, gewöhnlich im Plural ὠδῖνες „die Geburtswehen“. Vgl. auch hom. Hymn. Apoll. 92; Pind., O. 6, 31, 43f.; N. 1, 36; Fr. Hymn. 33d, 3 Maehler; Fr. Paean 52m, 14 Maehler und häufig bei den Tragikern im buchstäblichen Sinne (vgl. bes. Eur., Hik. 920; Ph. 30) sowie öfters im übertragenen. Vgl. auch Lykophr., Alex. 477: Φόρκῳ κακῆς ὠδῖνος ἔκλαυσεν βάρος. κακὰς ὠδῖνας ἀνέτλην: P.Oxy. 3325 überliefert einhellig ἀ]νέτλην im Unterschied zu Tr und W, die die dorische Form ἀνέτλαν haben, was gegen Vaughn, der dorische Formen an vielen Stellen seiner Edition druckt, für die Annahme der ionischen Formen im Text der Megara spricht. Zu Vaughns Vorliebe für dorische Formen im Text der Megara siehe die Kritik von F. T. Griffiths, „Rez. zu J. W. Vaughn: The Megara (Moschus IV)“, CR 28 (1978), 230. Zu κακὰς ὠδῖνας ἀνέτλην vgl. vorher Euphor., Fr. 92, 3 Powell: φοβερὰς δ᾽ ὠδῖνας ἀνέτλην und in einem Epigramm 1127, 3 Peek, ebenfalls am Versschluss (siehe unten); vgl. auch A.G. 16, 183, 9: καὶ μὴν οὐδ᾽ ἐπ᾽ ἐμοὶ μήτηρ ὠδῖνας ὑπέτλη. Von dieser Stelle ist wahrscheinlich Ovid, Met. 9, 289f. beeinflusst: nec iam tolerare labores / ulterius poteram (über Alkmenes Geburtsschmerzen). Man vergleiche noch Eur., Med. 1031: στερρὰς ἐνεγκοῦσ᾽ ἐν τόκοις ἀλγηδόνας; Lykophr., Alex. 942: οὐδ᾽ ἐκφυγὼν ὠδῖνας ἀλγεινὰς τόκων; Kallim., Hymn. Dian. 137: ὅτ᾽ ὀξείῃσιν ὑπ᾽ ὠδίνεσσι γυναῖκες; PH 11, 25f.: δάμναθ᾽ ὑπ᾽ ὠδίνεσσι πολυτλήτοισιν ἀνίη / θεσπεσίου τοκετοῖο. Zum Verbum ἀνατλῆναι am Versschluss vgl. noch Od. 10, 327; 14, 47; Apoll. Rh., Arg. 2, 179; 4, 109. In den vv. 83–87 begegnet uns ein übliches Motiv. Mütter, deren Söhnen großes Leid widerfahren ist, erinnern sich an ihre Schwangerschaft und die Schmerzen der heftigen Wehen, die sie bei der Geburt erdulden mussten, erst recht, wenn die Entbindung mit Komplikationen verbunden war, wie Alkmene hier bekundet. Auf diese Weise drücken sie ihre große Liebe aus. Ähnliches drückt auch der Mütterchor bei Euripides, Hik. 918–924 aus, eine kurze monostrophische Passage,

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die die Stimmung der lyrischen Trauer des zweiten Teils der Tragödie aufrechterhält: ἰὼ τέκνον, δυστυχῆ / σ᾽ ἔτρεφον ἔφερον ὑφ᾽ ἥπατος / πόνους ἐνεγκοῦσ᾽ ἐν ὠδῖσι· καὶ / νῦν τὸν ἐμὸν Ἀίδας / ἔχει μόχθον ἀθλίας, / ἐγὼ δὲ γηροβοσκὸν οὐκ ἔχω, τεκοῦσ᾽ / ἁ τάλαινα παῖδα. Hier und in Medea 1033f. sind die schweren Entbindungsschmerzen der Mütter in Verbindung mit deren Erwartung zu sehen, dass ihre Kinder sich im Alter um sie kümmern werden. Alkmene drückt zwar einen solchen Gedanken nicht aus, die Vorstellung der γηροβοσκία durch ihre Söhne scheint mir aber mitimpliziert zu sein, zumal die Griechen besonderen Wert auf diese Pflicht der Kinder gegenüber ihren alten Eltern legten. Vgl. z.B. W. K. Lacey, The Family in Classical Greece, London, 1968, 116ff. Breitenstein, 53 führt weitere Belege zu diesem Motiv aus der Anthologia Graeca an: 7, 261 (Diotimos); 7, 386 über Niobe (Bassos Lollios); 7, 467, 3 (Antipatros); 7, 468, 7 (Meleagros); 9, 362, 26ff. (Leon Phil.); vgl. Epigr. 1154, 3 Peek; [Opp.], Kyn. 3, 231. Ein ähnliches Argument, aber in einem ganz anderen Kontext – eine Mutter fleht ihren Sohn an, sie nicht zu töten (vgl. etwa Aisch., Ch. 896–898, 908; Eur., El. 1206 über Klytemestra) – finden wir bei Euphorion Fr. 92, 1–4 Powell: Τέκνον, μὴ σύ γε μητρὸς ἀπ᾽ ἀνθερεῶνας ἀμήσῃς, / ἠελίους ἥτις σε τριηκοσίους ἐφόρησα, / τέκνον, ὑπὸ ζώνῃ, φοβερὰς δ᾽ὠδῖνας ἀνέτλην / ἐς φάος ἐρχομένου mit ὠδῖνας ἀνέτλην am Versschluss wie in unserem Gedicht v. 87. Breitenstein, 54 bemerkt, dass dieser Ausdruck vorher nur bei Euphorion und in einem Epigramm 1127, 3 Peek (Lyd. Sardeis Ende 4. Jh. – Anfang 3. Jh. v. Chr.) ebenfalls am Versende: οὐδ᾽ ἐς ἄκαρπον ἐγὼ δισσὰς ὠδῖνας ἀνέτλην vorkommt. 88–89a νῦν δέ μοι οἴχεται οἶος ἐπ’ ἀλλοτρίης νέον ἆθλον / ἐκτελέων: Mit Vaughn und den älteren Herausgebern behalte ich die Lesart der Manuskripte οἶος bei. Gow übernimmt in seiner Ausgabe (Buc. Graec. p. 149) die unnötige Emendation von Valckenaer υἱὸς. Vgl. Il. 17, 588f.: νῦν δ᾽ οἴχεται οἶος ἀείρας / νεκρὸν ὑπ᾽ ἐκ Τρώων. ◆ μοι οἴχεται: Zu μοι (Dativus incommodi, „zu meinem Leidwesen“) οἴχεται vgl. Od. 4, 707: κῆρυξ, τίπτε δέ μοι πάϊς οἴχεται; – Penelope spricht über die Abreise ihres Sohnes Telemachos; vgl. auch Nonnos, Dion. 47, 196: πῇ μοι ἐμὸς γενέτης γλυκὺς οἴχεται; ◆ ἐπ’ ἀλλοτρίης („in die Fremde“) – Bewegung hin zu einem Ort mit anschließendem Aufenthalt dort – vgl. Greg. Naz., Carm. 590, 8: Ξεῖνος δ᾽ ἴσθι πάροικος ἐπ᾽ ἀλλοτρίης χθονὸς ἕρπων; 1347, 7: Καὶ νῦν ξεῖνος, ἔρημος ἐπ᾽ ἀλλοτρίης ἀλάλημαι. ◆ ἆθλον / ἐκτελέων: Hier wird aus metrischen Gründen nicht die epische Form ἄεθλος verwendet. Die Form ἆθλος kommt aber auch in der hexametrischen Dichtung vor: Od. 8, 160; Hes., Th. 800; Fr. 76, 5; Euphorion, Fr. 84, 2; Theokr., id. 1, 3; 23, 56; Opp., Hal. 3, 282. Die Junktur ἆθλον ἐκτελεῖν ist schon bei Homer bezeugt: Od. 8, 22: ἐκτελέσειεν ἀέθλους; 21, 135, 180, 268: ἐκτελέωμεν ἄεθλον am Versschluss; vgl. auch 22, 5: ἄεθλος ἀάατος ἐκτετέλεσται. Vgl. noch IG 14 1293.1.1. c. col. II, 14: δώδεκα μὲν τούσδ᾽ ἐξε[τέλεσσε τότ᾽· ˘¯¯˘¯¯] über Herakles und A.G. 14, 55, 6: Ἀμφιτρυωνιάδην ἐκτελέοντα πόνον; Luk., Fug. 23, 3: τρισκαιδέκατον γοῦν ἆθλον οἴου τοῦτον οὐ σμικρὸν ἐκτελέσειν; Nikol. Dam., Fr. 20 (FGH III 369): προσέταττέ τε αὐτῷ τοὺς πόνους ἐκτελεῖν, οὕστινας ἄθλους καλοῦμεν; Schol. zu [Opp.], Kyn. 2, 109. Das

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Verbum ἐκτελεῖν am Versanfang findet sich auch Il. 10, 105; 9, 245; Od. 2, 98 (= 19, 143; 24, 133); 3, 275; 10, 27. Vgl. auch Hes., Fr. 195, 22, 38; Ps.-Hes., Aspis 99, 115; 89b–90 οὐδ’ οἶδα δυσάμμορος εἴτε μιν αὖτις / ἐνθάδε νοστήσανθ’ ὑποδέξομαι εἴτε καὶ οὐκί: ◆ δυσάμμορος: an der gleichen Versstelle wie in Il. 19, 315; 22, 428, 485; 24, 727; vgl. auch Mosch., Eur. 146; sechsmal bei Apollonios Rh., Arg., neunmal in den PH an der gleichen Versstelle nach der Zäsur des dritten Trochäus. ◆ εἴτε μιν αὖτις / ἐνθάδε νοστήσανθ’ ὑποδέξομαι: Die Lesart αὖτις (Iunt), die eigentlich richtige, ist jetzt durch den P.Oxy. 3325 abgesichert. Als Vorbild zu v. 90 gelten die iliadischen Stellen 18, 59f. bzw. 440f.: τὸν δ᾽ οὐχ ὑποδέξομαι αὖτις / οἴκαδε νοστήσαντα δόμον Πηλήϊον εἴσω – Thetis spricht von ihrem Sohn Achilleus –; vgl. auch 18, 89f.: τὸν οὐχ ὑποδέξεαι αὖτις / οἴκαδε νοστήσαντ᾽ – Achilleus spricht zu Thetis über seinen bevorstehenden Tod; 330–332: ἐπεὶ οὐδ᾽ ἐμὲ νοστήσαντα / δέξεται ἐν μεγάροισι γέρων ἱππηλάτα Πηλεὺς / οὐδὲ Θέτις μήτηρ – Achilleus zu dem toten Patroklos; 238: οὐδ᾽ αὖτις ἐδέξατο νοστήσαντα – Achilles konnte Patroklos nicht wieder als Heimkehrer empfangen. Ferner kann man noch auf die Odyssee-Stelle 19, 257f. hinweisen: τὸν δ᾽ οὐχ ὑποδέξομαι αὖτις / οἴκαδε νοστήσαντα φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν – Penelope spricht von Odysseus. ◆ εἴτε … / εἴτε καὶ οὐκί: dieser Ausdruck erscheint noch einmal bei Theokr., id. 25, 178: εἴτ᾽ ἐτύμως μαντεύομαι εἴτε καὶ οὐκί mit εἴτε καὶ οὐκί ebenfalls am Versschluss. In der Prosa begegnet uns εἴτε … εἴτε καὶ οὔ (vgl. Her., 1, 61; Thuk., 6, 60, 2; Platon, Phaed. 70c, 5 usw.). Mit diesen Versen spielt unser Dichter auf homerische Stellen an, die die Trauer und den Kummer von weiblichen Personen über das Schicksal ihrer ihnen nahestehenden männlichen Personen zeigen. Thetis spricht zu den Nereiden (Il. 18, 52ff.) bzw. zu Hephaistos (Il. 18, 429ff.), dass sie zum Unglück den besten Sohn, den untadeligen und starken Achilleus, geboren habe; sie habe ihn wie die Pflanze im Winkel des Gartens aufgezogen, sie ließ ihn nach Ilion ziehen, um mit den Troern zu kämpfen. Sie werde ihn aber nicht als Rückkehrenden zu Hause in Peleus’ Haus wieder empfangen können (Il. 18, 54–60; 436–441). In Il. 18, 54 bezeichnet sie sich als δειλή und δυσαριστοτόκεια, die auf δυσάμμορος in v. 89 hinweisen. Dieses Epitheton charakterisiert in der Ilias Hekabe (Il. 22, 428) als unglückselige Mutter von Hektor in der ersten Rede des Priamos gleich nach der Tötung seines Sohnes durch Achilleus. In Il. 22, 485 und 24, 727 bezeichnet Andromache in ihren γόοι sich selbst und Hektor als δυσάμμοροι. Auch Alkimede, Iasons Mutter, nennt sich δυσάμμορος in ihrem Versuch, ihren Sohn von der Reise nach Kolchis abzubringen (Apoll. Rh., Arg. 1, 286). Sie stellt ihm ihren Zustand nach seinem Weggang dar. Als früher von den Achaierinnen Bewunderte, werde sie nun wie eine Dienerin in leeren Hallen verlassen sein und unglücklich in Sehnsucht nach Iason vergehen (vv. 284–286). In der Odyssee gesteht die weinende Penelope dem Fremden, der jedoch Odysseus selbst ist, dass sie ihren Gatten sicherlich nicht mehr als Rückkehrer in seiner Heimat erwarten könne. In Anbetracht dieser Stellen werden Alkmenes Kummer und Trauer über die jetzige

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Situation ihres Sohnes dem Leser verständlich. Unser Dichter variiert das homerische ὑποδέξεαι αὖτις οἴκαδε zu αὖτις / ἐνθάδε … ὑποδέξομαι, wobei ἐνθάδε klar zeigt, dass Tiryns nicht Alkmenes Heimat ist und sie es auch nicht als zweite Heimat und sicheren Ort betrachtet. 91–92a πρὸς δ’ ἔτι μ’ ἐπτοίησε διὰ γλυκὺν αἰνὸς ὄνειρος / ὕπνον: ◆ πρὸς δ’ ἔτι immer am Versanfang in der hexametrischen Dichtung: vgl. Od. 16, 291; 19, 10; 20, 41; A.G. 5, 178, 5 (Meleagros); 14, 121, 11 (Kleoboulos); Nikandr., Alex. 618; Opp., Hal. 1, 47; PH 1, 27; Nonn., Dion. 3, 343. ◆ ἐπτοίησε: Das Verbum πτοέω, auch πτοιέω und πτοιάω, „in Furcht und Schrecken setzen“, findet sich in Verbindung mit Träumen schon bei Aisch., Ch. 535: ἡ δ᾽ ἐξ ὕπνου κέκλαγεν ἐπτοημένη; Apoll. Rh., Arg. 4, 664: τοῖον γὰρ νυχίοισιν ὀνείρασιν ἐπτοίητο; vgl. auch Moschos, Eur. 23 ἡδὺ μάλα κνώσσουσαν ἀνεπτοίησαν ὄνειροι mit Bühler, Europa z. St. und Campbell, Moschus, Europa, Hildesheim 1991 z. St. und in unserem Gedicht 122f.: τοῖα, φίλη, μοι ὄνειρα διὰ φρένας ἐπτοίησαν / παννυχίῃ zum Schluss der Partie; Nonn. Dion. 44, 51f.: πάννυχον ὑπναλέοις ὀάροις εὕδουσαν Ἀγαύην / φάσματα μιμηλοῖο διεπτοίησεν ὀνείρου. Man vergleiche noch Fr. SH 1046: ἦμος δ᾽ ἠπεροπῆας ἀπεπτοίησεν ὀνείρους / ἠέλιος < > ἀνασχών. Man bemerke auch Plutarchs Ausführung in De virt. et vit. 100F: καὶ γὰρ ὃ καθεύδουσι τοῦ σώματος ὕπνος ἐστὶ καὶ ἀνάπαυσις, τῆς δὲ ψυχῆς πτοῖαι καὶ ὄνειροι καὶ ταραχαί. διὰ γλυκὺν … / ὕπνον: Diese Junktur begegnet uns häufig in der hexametrischen Dichtung seit Homer an verschiedenen Versstellen, aber nie mit Enjambement wie in unserer Stelle: 15mal bei Homer – vgl. auch γλυκερὸς ὕπνος (Od. 5, 472; Theokr., id. 24, 7; Apoll. Rh., Arg. 3, 751); dreimal in den homerischen Hymnen; Theokr., id. 11, 22, 23; Moschos, Fr. 1, 11; A.G. 7, 260, 7 (Karphyllides); 12, 138, 3 (Mnasalkos); ([Opp.], Kyn. 2, 34; PH 7, 732; vgl. auch Pindar, P. 9, 23–25: τὸν δὲ σύγκοιτον γλυκύν / παῦρον ἐπὶ γλεφάροις / ὕπνον. Unser Dichter hat das Enjambement vorgezogen, denn er wollte eine Antithese zwischen dem süßen Schlaf und dem furchtbaren Traum bilden, wobei die beiden Adjektive, die jeweils den Schlaf und den Traum charakterisieren, eng nebeneinanderstehen. αἰνὸς ὄνειρος findet sich noch einmal in der Odyssee 19, 568f. ἀλλ᾽ ἐμοὶ οὐκ ἐντεῦθεν ὀΐομαι αἰνὸν ὄνειρον / ἐλθέμεν ebenfalls am Versende. ὄνειρος begegnet uns oft am Versende bei Homer. Siehe Bühler, Europa, 48, Anm. 3. Wie schon Vaughn bemerkt hat, ruft αἰνὸς ὄνειρος hier den Ausdruck in v. 22 unseres Gedichts αἰνὸς ὄφις im Rahmen des Gleichnisses vv. 21–26 auf. Zur Kommentierung der vv. 91ff. siehe außerdem das Kapitel „Alkmenes Traum“. 92b–93 δειμαίνω δὲ παλίγκοτον ὄψιν ἰδοῦσα / ἐκπάγλως μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἔρδοι: ◆ δειμαίνω: Zu δειμαίνω als Reaktion nach einem seltsamen Traum vgl. Moschos, Eur. 16f.: ἣ δ᾽ ἀπὸ μὲν στρωτῶν λεχέων θόρε δειμαίνουσα, / παλλομένη κραδίην. Siehe dazu Bühler, Europa, z. St.; vgl. auch A.G. 12, 124, 3 (unbekannter Herkunft): δειμαίνω· καὶ γάρ μοι ἐνύπνιος ἦλθε φαρέτρην; PH 14, 280. Auch das Substantiv δεῖμα kommt oft bei der Erzählung eines Traums vor: Aisch., Pers.

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210; Ch. 524; Soph., El. 410; Eur., Hek. 70, 92 usw. Siehe auch Breitenstein 62 Anm. 19. An dieser Versstelle finden sich Formen von δειμαίνω in Ep. Bion. 105 und später bei Opp., Hal. 1, 488; 5, 320; PH 2, 28, 439; 14, 280; Koll., 56, 58, 94, 127; Nonn., Dion. 2, 263; 10, 19; 13, 487; 16, 233 usw. ◆ παλίγκοτος: „von Groll oder Zorn, feindlich gesinnt“ (vgl. Hesych. zu ἰοβόρον· παλίγκοτον, ἤγουν ὀργίλον. σκολιόν. ἐχθρόν; Suda s.v. ὀργίλος, στυγνός, φοβερός, ἐναντίος.) begegnet uns zum ersten Mal bei Archilochos, Fr. 176, 2 W. und bei Sappho Fr. 120, 1f. V.: ἀλλά τις οὐκ ἔμμι παλιγκότων / ὄργαν, ἀλλ᾽ ἀβάκην τὰν φρέν᾽ ἔχω ... und dann bei Pindar (O. 2, 20; N. 4, 96) und Aischylos (Hik. 376; Ag. 571, 863, 874). Nach Elberling, Observ. in aliquot locos Ag. Aesch., Copenhagen 1828, 9ff. und W. Aly, De Aeschyli copia verb., 1906, beinhaltet dieses Adjektiv den Nebenbegriff von „nova mala“, in der Bedeutung von wiederkehrendem Groll oder Zorn, nicht. Vgl. auch Theokr., id. 22, 58: ἄγριος εἶ, πρὸς πάντα παλίγκοτος ἠδ᾽ ὑπερόπτης; Bemerkenswert ist, dass bei Euphorion, Fr. 51, 12f. Powell dieses Adjektiv Eurystheus bezeichnet: Ἵκετο μὴν Τίρυνθα παλιγκότῳ Εὐρυσθῆι / ζωὸς ὑπὲξ Ἀίδαο δυώδεκα λοῖσθος ἀέθλων, eine Stelle, die unserem Dichter bekannt gewesen sein sollte und ein Hinweis darauf ist, dass Eurystheus die Ursache aller Leiden von Herakles’ Familie ist, auch in der Schilderung des Traums. παλίγκοτος erscheint in der hellenistischen hexametrischen Dichtung immer vor der bukolischen Dihärese, vgl. noch: Theokr., id. 22, 58; Nikandr., Ther. 118; Euphor., Fr. 51, 12 Powell; Fr. 429 col 1, 12 Powell. ◆ ἐκπάγλως μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἔρδοι: Zu der emphatischen Stelle von ἐκπάγλως siehe v. 2 und die narratologischen Bemerkungen. ἀποθύμιος („unbehaglich, missfallend, verhasst“; Hesych. s.v.: ἀπαρέσκοντα τῇ ψυχῇ ἢ ἐχθρά) findet sich einmal in der Ilias 14, 261: ἅζετο γὰρ μὴ Νυκτὶ θοῇ ἀποθύμια ἕρδοι, ein Vers, der an unseren stark erinnert; vgl. auch Hes., Erga 710: ἤ τι ἔπος εἰπὼν ἀποθύμιον ἠὲ καὶ ἔρξας; Her., 7, 168: οὐδέ τι ἀποθύμιον ποιῆσαι; Kallim., hymn. Del. 245: οὐδ᾽ ἔστιν ὅπως ἀποθύμια ῥέξω; PH 10, 300: Λιτῇς δ᾽ ἀποθύμια ῥέξεις. In Anbetracht dieser Belege (die Verba ῥέζω und ἔρδω sind etymologisch verwandt; sie hängen durch Buchstabenumstellung mit (Ϝ)έργον zusammen; siehe Hamp MSS 45, 1985, 106– 109) brauchen wir mit Hermann das einhellig überlieferte ἔρδοι nicht zu ἕρπῃ zu ändern. Mit der Emendation von Hermann ist Subjekt des Nebensatzes τι … ἀποθύμιον, ἕρπῃ im übertragenen Sinne gebraucht (vgl. etwa Soph., Aias 157: πρὸς γὰρ τὸν ἔχονθ᾽ ὁ φθόνος ἕρπει). Wenn wir das überlieferte ἔρδοι beibehalten, ist Subjekt des Nebensatzes ἡ παλίγκοτος ὄψις des Traumbildes. Problematisch ist aber hier der Optativus, denn das Verbum des Hauptsatzes steht im Präsens, was einige Herausgeber (z.B. Schaefer, Legrand, Ameis) dazu veranlasst hat, ἔρδοι zu ἔρδῃ zu ändern. Mit diesem Thema befasst sich ausführlich Vaughn z. St. Der Optativ in Finalsätzen ist nach einem Haupttempus im Hauptsatz bezeugt: vgl. Il. 8, 339f.; 18, 88ff.; Apoll. Rh., Arg. 1, 659ff.; 797, 1005; 4, 362– 365, 398–400; Theokr., id. 24, 100 (mit Whites Kommentar z. St.). Es handelt sich also um eine homerische Seltenheit, die von den späteren epischen Dichtern weitergepflegt wurde. Siehe dazu Giangrande 1997, 268f. Gow, 205 bezweifelt, dass diese Konstruktion auch in μή-Nebensätzen anzunehmen sei. Vaughn führt Belege an, in denen ein Befürchtungssatz, der von einem Optativ regiert werden

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kann, von einem Hauptsatz abhängig ist, dessen Prädikat Furcht ausdrückt: Il. 9, 244–246: ταῦτ᾽ αἰνῶς δείδοικα κατὰ φρένα, μή οἱ ἀπειλὰς / ἐκτελέσωσι θεοί, ἡμῖν δὲ δὴ αἴσιμον εἴη / φθίσθαι ἐνὶ Τροίῃ ἑκὰς Ἄργεος ἱπποβότοιο; Soph., OT 1011: ταρβῶ(ν) γε μή μοι Φοῖβος ἐξέλθοι σαφής, wobei manche zuverlässige Handschriften den Konjunktiv (ἐξέλθηι) überliefern; dazu siehe den Criticus Apparatus bei R. Dawe, Sophocles: Oedipus Rex, Cambridge, 21984 z. St.; Aias, 278f.: καὶ δέδοικα μὴ ᾽κ θεοῦ / πληγή τις ἥκoι; auch hier sind ἥκει bzw. ἥκηι (Suda 2, 16, 3) überliefert. Die meisten Herausgeber des Aias-Textes ziehen hier den Indikativ vor, denn der Chor drückt hier etwas Sicheres aus; siehe A. F. Garvie, Sophocles. Ajax, Warminster, 1998, z. St.; Aristoph., Vesp. 109f.: ψήφων δὲ δείσας μὴ δεηθείη ποτέ, / ἵν᾽ ἔχοι δικάζειν, αἰγιαλὸν ἔνδον τρέφει; Apoll. Rh., Arg. 3, 481: δείδω μή πως οὔ μοι ὑποσταίη τόγε μήτηρ; Mooney und ihm folgend Fränkel, Noten… lesen ὑποστήῃ. Weitere Belege siehe bei Vaughn z. St. Vaughn denkt, dass unser Dichter hier den Optativ ἔρδοι aus seinem Vorbild Il. 14, 261: ἅζετο γὰρ μὴ Νυκτὶ θοῇ ἀποθύμια ἔρδοι übernehme, wobei dort die Konstruktion mit dem Konjunktiv normal sei, eine Art syntaktischer Variation: „The poet of the Megara has not changed the mood, although he has changed the sequence of the verb to the primary.“ M.E. kann diese Verwendung aus dem rein optativischen Charakter des Optativs erklärt werden. In den oben genannten Belegen und in unserem Gedicht hier, ist auch eine unabhängige Auffassung des Satzes μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἔρδοι möglich: „Ich fürchte mich schrecklich beim Anblick dieses feindlich gesinnten Gesichts; es möge so sein, dass dies kein Leid für meine Kinder bringt.“ Dazu vgl. Schwyzer II, 323. Zu ἔρδοι am Versschluss vgl. noch Il. 10, 503; Od. 15, 360. 94–95 εἴσατο γάρ μοι ἔχων μακέλην εὐεργέα χερσί / παῖς ἐμὸς ἀμφοτέρῃσι, βίη Ἡρακληείη: ◆ εἴσατο ist die richtige Lesart von SDIuntCall; das ἵστατο von WTr macht keinen Sinn hier. Zu εἴσατο vgl. EGud. s.v.: Εἴσατο · ἔδοξεν, ἐφάνη ... ἐκ τοῦ εἴδω, τὸ φαίνομαι· ,τὸ δέ τοι κὴρ εἴδεται εἶναι‘· ὁ μέλλων εἴσω, ὁ ἀόριστος εἶσα, εἰσάμην καὶ τὸ εὐκτικὸν εἰσαίμην εἴσαιο εἴσαιτο. Zu Beginn der Beschreibung eines Traums vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1732ff., der dieselben Worte benutzt: μνήσατ᾽ ἔπειτ᾽ Εὔφημος ὀνείρατος ἐννυχίοιο, / ἁζόμενος Μαίης υἷα κλυτόν. εἴσατο γάρ οἱ / δαιμονίη βῶλαξ ἐπιμάστιος… Bei Stesichoros finden wir ein ähnliches Verb zur Einleitung der Erzählung des Traums von Klytemestra, Fr. 259 PMG: τᾶι δὲ δράκων ἐδόκησε μολεῖν κάρα βεβροτωμένος ἄκρον. Vgl. auch Aisch., Pers. 181: ἐδοξάτην μοι δύο γυναῖκ᾽ εὐείμονε; Eur., IT 129f.: ἔδοξ᾽ ἐν ὕπνωι τῆσδ᾽ ἀπαλλαχθεῖσα γῆς / οἰκεῖν ἐν Ἄργει. ◆ γάρ: Zur Partikel γάρ (εἴσατο γάρ), die hier den Geisteszustand von Alkmene erklärt (vgl. v. 91: πρὸς δ’ ἔτι μ’ ἐπτοίησε) vgl. Eur., Hek. 90f.: εἶδον γὰρ βαλιὰν ἔλαφον λύκου αἵμονι χαλᾶι / σφαζομέναν (vgl. vv. 85–89); PH 14, 276: ἦ γὰρ ὀίετο τύμβον ἐπ᾽ ἀντιθέου Ἀχιλῆος (vgl. vv. 273b–275). ◆ ἔχων μακέλην εὐεργέα χερσί: Μan vergleiche die parallelen Stellen: Il. 21, 259: χερσὶ μάκελλαν ἔχων; Hes., Erga 469f.: ὁ δὲ τυτθὸς ὄπισθε / δμῶος ἔχων μακέλην; auch Nonn., Dion. 47, 119–120: ὃς μὲν ἔχων βουπλῆγα σιδήρεον, ὃς δὲ μακέλλῃ /

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θωρήξας ἕο χεῖρας. Hesiod benutzt die Form μακέλη wie unser Dichter (vgl. auch Theokr., id. 16, 32; Philetas, Fr. 4, 2; Apoll. Rh., Arg. 4, 1533; Arat., Phaen. 8): „Schaufel, Spaten, Hacke“. Bei Aisch., Ag. 525; Soph., TrGF 727; Aristoph., Av. 1240 begegnet uns Διὸς bzw. Ζηνὸς μακέλλῃ, wobei man an Zeus’ Blitz denkt. Bei Homer ist μάκελλα ein Hapax (aus κέλλω, treiben, bewegen) und wird im Rahmen eines Gleichnisses benutzt (Il. 21, 257–262). Es handelt sich um den heftigen Sturm und das große Getöse des Flusses Skamandros, der gegen Achilleus kämpft. Die gewaltigen Szenen der Verfolgung des Flussgottes Skamandros stehen im Gegensatz zu der friedlichen Arbeit des Gärtners im Gleichnis. Wie wenn ein Gärtner, der einen Graben zieht, um das Wasser von der Quelle zu den Pflanzungen und den Gärten zu leiten, und mit einer Hacke in den Händen alles Hinderliche aus dem Graben beseitigt, damit nichts den Lauf des Wassers stören kann und so vom vorwärtsströmenden Wasser der Kiesel/das Geröll mitgerissen wird; so schnell rinnt das fließende Wasser auf dem geneigten Hang hinunter und holt selbst den Gärtner ein. So erreichte die Woge mit der Strömung Achilleus. In diesem Gleichnis ist die Arbeit des Gärtners nicht nur hart und mühsam, sondern auch wegen der Strömung des Wassers gefährlich. Ich schließe die Möglichkeit nicht aus, dass unser Dichter mit diesem homerischen Hapax auf dieses homerische Gleichnis anspielt, um einen indirekten Bezug zwischen Herakles’ Kampf gegen das Feuer (vv. 103ff.) und Achilleus’ Ringen mit dem Flussgott Skamandros, der die Troer unterstützt, herzustellen. Beide Helden werden von gefährlichen Naturelementen hart bedrängt, aber anders als bei Achilleus, der durch die Intervention von Poseidon, Athena, Hera und Hephaistos gerettet wird (vv. 284ff.), ist Herakles hier hilflos in seinem Kampf gegen das Feuer, zumal sein Bruder Iphikles nicht in der Lage ist, ihm zu helfen (vv. 110ff.). Sprachlich scheint es aber, dass unser Dichter von der Apollonios-Stelle Arg. 4, 1532f. beeinflusst wurde: αἶψα δὲ χαλκείῃσι βαθὺν τάφον ἐξελάχαινον / ἐσσυμένως μακέλῃσιν. Es handelt sich dort um die Anfertigung des Grabs von Mopsos nach seiner tödlichen Bissverletzung durch eine Giftschlange. Wenn wir diese Verse näher betrachten, stellen wir bestimmte Ähnlichkeiten mit unserem Gedicht, vv. 94–97, in Wortwahl und Satzbau fest: Αn beiden Stellen wird das Substantiv μακέλη mit einem Epitheton benutzt: bei Apollonios χαλκείῃσι; in der Megara εὐεργέα (v. 94). Auch das Prädikat haben beide Stellen gemeinsam und zwar in der gleichen Zeitform: ἐξελάχαινον (Arg. 1532f.), ἐλάχαινε (Megara v. 96). In beiden Stellen werden zwei Gräben gezogen (Arg. 4, 1532: τάφον; Megara v. 97: τάφρον), beide Stellen sind mit zwei Epitheta versehen: Arg. 4, 1532: βαθὺν, Megara v. 96: μεγάλην. Bei Apollonios müssen wir noch betonen, dass das Substantiv μακέλη nur hier in der zitierten Stelle vorkommt, während das Verbum (ἐκ)λαχαίνω nur noch zweimal zu finden ist (1, 374 und 3, 222). τάφος – bei ihm findet sich τάφρος nicht – erscheint insgesamt fünfmal, aber nur hier wird es mit einem Epitheton versehen. εὐεργής, „wohlgearbeitet, wohlgefertigt, schön gemacht“: bei Homer bezeichnet es das Schiff (Il. 24, 396; Od. 9, 279; 11, 70 u.a.; vgl. hom. Hymn. Apoll. 418; Dion. 18), den δίφρος (Il. 5, 585; 13, 399; 16, 743), auch ein Kleid (Od. 13, 224), das Gold („gut verarbeitet“, Od. 24, 274); bei Hesiod das Steuerruder (Erga 629); vgl. auch ἄγκιστρον δ᾽ εὐεργὲς bei Opp., Hal. 5,

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135. Zur Bezeichnung eines Werkzeugs vgl. auch Nikandr., Ther. 108f.: τυκτήν / εὐεργῆ λάκτιν; Kallim., Hek. Fr. 286 Pf. (= 287 Asper): εὐεργέα λάκτιν mit Overduin, Nicander of Colophon’s Theriaca zu Ther. 109. ◆ χερσί / … ἀμφοτέρῃσι: vgl. Od. 14, 351; hom. Hymn. Apoll. 39; Apoll. Rh., Arg. 4, 472. ◆ παῖς ἐμὸς: vgl. Od. 7, 300; 19, 530 ebenfalls am Versanfang. ◆ βίη Ἡρακληείη: Diese Periphrasis für Herakles findet sich siebenmal bei Homer, dreizehnmal bei Hesiod (fünfmal in der Theogonie, achtmal in den Fragmenten); vgl. auch fünfmal in der pseudo-hesiodischen Aspis. In der hellenistischen Dichtung begegnet es uns noch einmal bei Theokr., id. 25, 154. Alle Belege finden sich am Versschluss. 96–97 τῇ μεγάλην ἐλάχαινε, δεδεγμένος ὡς ἐπὶ μισθῷ, / τάφρον τηλεθάοντος ἐπ’ ἐσχατιῇ τινος ἀγροῦ: Vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1532f. (siehe oben); vgl. auch Dion. Per., Orb. descr. 1115: ψάμμον ἐϋγνάμπτῃσι λαχαίνοντες μακέλῃσιν; Maximus Astr., Katarch. 10, 461: σκαπάνῃ τε λαχαινέμεν ἄμβροτον αἶαν; Triph., 205– 208: λῦσαι λάινον ἕρκος ἐυγνάμπτοισι μακέλλαις, / […] / […] / καὶ τὸ μὲν ἐξελάχαινον ἐφημοσύνῃ βασιλῆος; Nonn., Dion. 4, 255: χαλκείῃσι πεδοσκαφέεσσι μακέλλαις. ◆ ἐλάχαινε: Das Verbum bedeutet „hacken“, „graben“, „umgraben“ und findet sich als Kompositum (absolutes Hapax) in der Odyssee, 24, 242: ἦ τοι ὁ μὲν κατέχων κεφαλὴν φυτὸν ἀμφελάχαινε. Ap. Soph. erklärt: 25: ἀμφελάχαινε· περιέσκαπτε, περιώρυσσεν· ,ἤτοι ὁ μὲν κατ᾽ ἔχων κεφαλὴν φυτὸν ἀμφελάχαινε.’ καὶ τὸ λάχανον ἀπὸ τούτου· περίσκαπτε γὰρ τὴν περὶ αὐτὸ γῆν, καὶ κούφη γίνεται πρὸς αὔξησιν τοῦ φυομένου; 107: λαχαίνειν· σκάπτειν· ,ἤτοι ὁ μὲν κατέχων κεφαλὴν φυτὸν ἀμφελάχαινεν.’ ὅθεν καὶ λάχανον τὸ ἐκ τοῦ περισκάπτεσθαι καὶ κουφίζεσθαι τὴν γῆν φυτευόμενον καὶ αὐξανόμενον. καὶ λάχεια νῆσος (Οd. 9, 116; vgl. 10, 509: ἀκτή τε λάχεια) ἡ εὔσκαφος; vgl. auch Hesych. s.v. ἀμφελάχαινε· περιέσκαπτεν, περιέσκαλλε, περιώρυσσεν (ω 242). Als Simplex begegnet es uns mit Sicherheit erst bei Apollonios Rh., 3, 221–223: αἱ δ᾽ ὑπὸ τῇσιν / ἀέναοι κρῆναι πίσυρες ῥέον, ἃς ἐλάχηνεν / ῞Ηφαιστος und bei Kallim., Fr. 701 Pf. (= 453 Asper): δέδαεν δὲ λαχαινέμεν ἔργα σιδήρου; vgl. auch Lykophr., Alex. 624; Dion. Per., Orb. descr. 1115; Opp., Hal. 3, 121; 5, 597; Maximus Astr., Katarch. 10, 461; Nonn., Dion. 12, 331; A.G. 7, 609, 2 (Paulus Silentarius). EM 558 führt aus: λαχαίνειν· τὸ σκάπτειν· ἤτοι παρὰ τὸ λάχειαν γίνεσθαι τὴν γῆν θρυπτομένην· ἢ παρὰ τὸ σφόδρα χαίνειν αὐτὴν σκαπτομένην. καὶ λάχανον ἐντεῦθεν, παρὰ τὸ δεῖσθαι τοῦ σκάπτεσθαι. καὶ λάχεια νῆσος (Οd. 9, 116), ἀπὸ τοῦ σκάπτεσθαι εἰς βάθος δύνασθαι. Als Kompositum: ἐκλαχαίνω, Apoll. Rh., Arg. 1, 374; 4, 1532; Triph. 208; διαλαχαίνω: Opp., Hal. 5, 264 (Tmesis). Zu diesem Verbum siehe auch die Ausführungen von Campbell, Argonautica III, 1–471 zu Apoll. Rh., Arg. 3, 222, der sich auch mit den vorgeschlagenen Etymologien des Wortes beschäftigt. Vgl. auch Perpillou in DELG Supp. und Perpillou RPh 73 (1999), 96 und Beekes/van Beek, EDG s.v. ◆ δεδεγμένος ὡς ἐπὶ μισθῷ: „als ob er auf Belohnung warten würde“ – zu dieser Bedeutung siehe LfgrE s.v. δέχομαι Ι6 und LSJ9 s.v. δέχομαι – , d.h. wie ein Tagelöhner. δεδεγμένος: an der gleichen Versstelle, nach der Zäsur des dritten Trochäus, wie bei Homer (Il. 4, 107; 8, 296; 10, 62; 11, 124; 15, 745; 23, 273); Apoll.

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Rh., Arg. 1, 1001; 3, 944; Theokr., id. 25, 228; Nikandr., Alex. 113; [Opp.], Kyn. 4, 274; Dion., Per., Orb. descr. 701 und bei Nonnos (Dion. 7, 161, 269; 10, 15 usw.; Periphr. 3, 146; 5, 110 usw.). ἐπὶ μισθῷ: dieser Ausdruck erscheint zuerst bei Herodot, 1, 160; 5, 65; 8, 4, 137 und begegnet uns hauptsächlich in der Prosa; in der Dichtung vgl. Krates, Fr. 33, 3 Kock: δέξετ᾽ ἐπὶ μισθῷ und A.G. 6, 295, 1 (Phanios): Σμῖλαν Ἀκεστώνδας δονακογλύφον ὅν τ᾽ ἐπὶ μισθῷ. ◆ τηλεθάοντος … ἀγροῦ: vgl. PH 9, 198: Ὡς δ᾽ ὁπότ᾽ αἰζηῶν τις ἀγρῷ ἐνὶ τηλεθάοντι. τηλεθάω ist eine verlängerte Form für θάλλω (aus τέθηλα für θηλετάω). Vgl. EM 756: Τηλεθάοντες. Παρὰ τὸ θάλλω, θάλλοντες. Δύναται δὲ εἶναι καὶ παρὰ τὸ θαλέθω· καὶ μεταθέσει τοῦ θ εἰς τ, θαλεθάοντες καὶ τηλεθάοντες· (οὐ γὰρ ἔγκειται τὸ τῆλε·) καὶ τηλεθόωσα, ἡ εὐθαλὴς καὶ μεγάλως θάλλουσα. In der frühgriechischen Dichtung begegnet es uns nur im Partizipium Präsens τηλεθάων oder τηλεθόων, „reichlich grünend, blühend“; in den meisten Fällen handelt es sich dabei um die Pflanzenwelt: Il. 6, 148: ἄλλα δέ θ᾽ ὕλη τηλεθόωσα φύει; Od. 7, 114: ἔνθα δὲ δένδρεα μακρὰ πεφύκασι τηλεθάοντα; 13, 196: πέτραι τ᾽ ἠλίβατοι καὶ δένδρεα τηλεθάοντα; 7, 116 = 11, 590: συκέαι τε γλυκεραὶ καὶ ἐλαῖαι τηλεθόωσαι; Archil., Fr. S478a, 42f.: ἐν ἄνθε[σιν τηλ]εθάεσσι; vgl. Apoll. Rh., Arg. 4, 1425: μετὰ δ᾽ ἔρνεα τηλεθάοντα; PH 1, 399, 490; 2, 537; 4, 424; 9, 198; 12, 122. Als Verbum finitum findet es sich erst bei Theokr., Ep. 4, 6 (=A.G. 9, 437, 6): ῥεῖθρον ἀπὸ σπιλάδων πάντοσε τηλεθάει; vgl. weiter Dion. Per., Orb. descr. 836, 1079, 1127; PH 6, 343; A.G. 9, 663, 2 (Paulus Silentarius). ἀγρός weist auf ἀλωή in v. 100 hin. Wie Breitenstein, 82 bemerkt, ist ἀγρός bei Homer nicht mit dem Partizip τηλεθάων versehen, aber eine ἀλωή kann als ἐριθηλής (Il. 5, 90) oder τεθαλυΐα (Od. 6, 293) bezeichnet werden. ἐπ’ ἐσχατιῇ … ἀγροῦ: vgl. Od. 4, 517; 24, 150: ἀγροῦ ἐπ᾽ ἐσχατιήν; 5, 489; 18, 358: ἀγροῦ ἐπ᾽ ἐσχατιῆς; A.G. 9, 382, 3 (anonym): ἀγροῦ ἐπ᾽ ἐσχατιῆς, ὅθι δένδρεα μακρὰ πεφύκει. Der Ausdruck ἐπ᾽ ἐσχατιῆς, -ιῇ, -ιήν findet sich einmal in der Ilias (20, 328) und insgesamt neunmal in der Odyssee, zweimal bei Hes., Th. 622: εἵατ᾽ ἐπ᾽ ἐσχατιῇ μεγάλης ἐν πείρασι γαίης und Fr. 240, 5 Μ.-W.: ἔνθα δὲ Δωδώνη τις ἐπ᾽ ἐσχατιῆι πεπόλισται – hier an der gleichen Versstelle wie in v. 97, nach der Zäsur des dritten Trochäus. 98 γυμνὸς ἄτερ χλαίνης τε καὶ εὐμίτροιο χιτῶνος: Unser Dichter benutzt hier zwei Kleidungsstücke, χλαίνη und χιτών, die oft bei Homer im selben Vers vorkommen (25mal; einmal bei Hes., Fr. 66, 6) – χλαίνη belegt immer die Stelle nach dem zweiten Longum – und zwar neunmal an der gleichen Versstelle wie in v. 98: Il. 22, 493; Od. 4, 50; 8, 455; 10, 365, 451; 14, 513; 15, 331; 17, 89; vgl. auch Hes., Fr. 66, 6, d.h. χλαίνη nach dem zweiten Longum (A4 Zäsur) und χιτών am Versschluss. Wie Breitenstein, 85 bemerkt, übernimmt unser Dichter den Beginn des Verses aus Il. 21, 50: γυμνὸν ἄτερ κόρυθός τε καὶ ἀσπίδος, οὐδ᾽ ἔχεν ἔγχος und ersetzt die Rüstungsteile durch die oben genannten Kleidungstücke, die, wie erwähnt, auch in homerischen Versen zusammen vorkommen. Zu diesem Vers vgl. auch A.G. 11, 37, 5f. (Antipatros): σοὶ δ᾽ οὔτε χλαίνης θερμὴ κροκὺς οὔτε χιτῶνος / ἔνδον; Greg. Naz., Carm. 454, 12: Γυμνὸν ἄτερ κακίης τε καὶ εἴδεος ἀμφιθέτοιο; Nonn., Dion. 5, 94: γυμνὸς ἄτερ σακέων ὠρχήσατο μείλιχος Ἄρης.

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εὐμίτροιο: εὔμιτρος, „mit schöner Mitra, schöngegürtet“ ist ein absolutes Hapax. Μίτρα, –η ist bei den Kriegern in der Ilias ein Rüstungsteil, eine Art Leibgürtel, der unter dem Panzer oberhalb der Hüften getragen wird, vgl. Il. 14, 135–137; 4, 187 („von Erz geschaffen“); 5, 857. Dazu vgl. Scholia zu Il. 4, 133b: περὶ δὲ τὸ ἦτρον („der Unterleib, der Bauch vom Nabel abwärts“), ἡ μίτρα, ἔσωθεν ἐριώδης, περὶ δὲ τὴν ἐπιφάνειαν χαλκῆ οὖσα, πρὸς τὸ μὴ θλίβεσθαι τὴν γαστέρα b (BCE 3 E 4) T ὑπὸ τοῦ θώρακος καὶ τοῦ ζώματος· T διὸ τὴν συμβολὴν διπλόον θώρακά φησιν. b (BCE 3 E 4) T ἄνωθεν δὲ τῆς μίτρας καὶ τῆς συνδέσεως τοῦ ζώματος καὶ τοῦ θώρακος ζώνη ἐπέκειτο συσφίγγουσα τὰ πάντα, ἣν ζωστῆρα καλεῖ. b (BE 3 E 4) T. In Verbindung mit χιτών finden wir in der Ilias das Adjektiv ἀμιτροχίτων, Il. 16, 419, ein homerisches Hapax: Σαρπηδὼν δ᾽ ὡς οὖν ἴδ᾽ ἀμιτροχίτωνας ἑταίρους; die Rede ist von den Lykiern, welche χιτῶνες ohne μίτρα trugen. Es ist hier möglich, dass darunter auch der Panzer zu verstehen ist, wie in χαλκοχίτων, vgl. χιτῶνα χάλκεον (Il. 13, 439). Bei Nonnos, Dion. 42, 439; 48, 507 wird dieses homerische Hapax für eine Jungfrau verwendet: ἀμιτροχίτωνι δὲ κούρῃ. Siehe auch LfgrE s.v. μίτρη und N. Bezantakos, Ἡ ἀρχαία Ἑλληνικὴ μίτρα, Athen 1987, 23ff.; 163ff. Zu μίτρα in der Bedeutung von „Jungfrauengürtel“ oder „Kopfbedeckung“, die bei Homer nicht vorkommt, siehe auch Bühler, Europa, 117–119. In der hellenistischen Dichtung erscheint das Substantiv μίτρη sowie die Komposita mit zweitem Kompositum – μίτρος zur Bezeichnung des Jungfrauengürtels mit Ausnahme unserer Stelle hier: Menander, Perik. 823; Kallim., Aet. 75, 45; Hymn. Jov. 21; Del. 166, 222; Apoll. Rh., Arg. 1, 288; 3, 867, 1013; 4, 1024; Theokr., id. 27, 55; Mosch., Eur. 73, 164; Kallim., Dian. 14, 43: πάσας ἔτι παῖδας ἀμίτρους (für die Okeaniden und die Nymphen); Lykophr., Alex. 997: χαλκομίτρου θῆσσαν ὀτρηρῆς κόρης (für eine Amazone). Man kann annehmen, dass Alkmene als Frau in der Schilderung ihres Traums für den Gürtel eines Mannes ein Wort benutzt, das hauptsächlich einen Frauengürtel bezeichnet; εὔμιτρος wie εὔζωνος, εὔπεπλος hauptsächlich für Frauen. Zusammen mit Pérez López, „[M.] IV Mégara y Theoc. XXIV…“, 66 bin ich der Ansicht, dass unser Dichter das homerische Hapax ἀμιτροχίτων (Il. 16, 419) im Sinne hatte und in Anbetracht der Verwendung des Substanitivs μίτρη und der Adjektive mit zweitem Glied des Kompositums -μίτρος für Frauen in der hellenistischen Dichtung indirekt auf die demütigende Arbeit des Helden Herakles, eine Arbeit, die sich nicht für einen Helden geziemt, in Alkmenes Traum verweist. ◆

99 αὐτὰρ ἐπειδὴ παντὸς ἀφίκετο πρὸς τέλος ἔργου: In der hexametrischen Dichtung findet sich am Versbeginn αὐτὰρ ἐπεί (vgl. Il. 1, 458, 464, 467, 469 usw.). αὐτὰρ ἐπειδὴ: vgl. Parm. Fr. 9, 4 D.-K.; Apoll. Rh., Arg. 2, 714; Triph. 99; Greg. Naz., Carm. 454, 5. αὐτὰρ hat hier eine weiterführende Funktion, wobei der ἐπειδή-Satz das unmittelbar Vorhergehende resümiert. Zu diesem Vers vgl. Soph., OC 1621f.: ὡς δὲ πρὸς τέλος / γόων ἀφίκοντ᾽. Der Ausdruck πρὸς τέλος findet sich an der gleichen Versstelle auch bei Theokr., id. 22, 165: „ἀλλά, φίλοι, τοῦτον μὲν ἐάσατε πρὸς τέλος ἐλθεῖν“.

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100 καρτερὸν οἰνοφόροιο πονεύμενος ἕρκος ἀλωῆς: „Am Bau eines starken Zauns des weinreichen Gefildes arbeitend.“ Zunächst müssen wir darauf hinweisen, wie kunstvoll dieser Vers gebaut ist. Es handelt sich um einen versus aureus. Das Partizipium πονεύμενος befindet sich in der Versmitte umgegeben von jeweils zwei Nomen: zwei Adjektive im ersten Halbvers und zwei Substantive im zweiten Halbvers, die parallel miteinander in Verbindung stehen. Das erste Adjektiv charakterisiert das erste Substantiv des zweiten Halbverses, während das zweite Adjektiv des ersten Halbverses das Substantiv am Versschluss bezeichnet. πονεύμενος (EM s.v. πονεύμενον· ἐπιπονοῦντα, μαχόμενον. ἐκ τοῦ πονέομαι πονεόμενος· καὶ κράσει Δωρικῇ, πονεύμενος) immer an der gleichen Versstelle in der hexametrischen Dichtung, nach der Zäsur des dritten Trochäus: Il. 4, 374; 13, 288; hom. Hymn. Herm. 436; Apoll. Rh., Arg. 1, 731; Nikandr., Ther. 808; Opp. Hal. 2, 441; 3, 39; 3, 283; 15mal in den Posthomerica; vgl. noch Orph. Arg. 1059; A.G. 7, 635, 5 (Antiphilos von Byzanz). Wie Vaughn bemerkt, hat unser Dichter hier die Odyssee-Stelle 24, 222–227 im Sinne: οὐδ᾽ εὗρεν Δολίον, μέγαν ὄρχατον ἐσκαταβαίνων, / οὐδέ τινα δμώων οὐδ᾽ υἱῶν· ἀλλ᾽ ἄρα τοί γε / αἱμασιὰς λέξοντες ἀλῳῆς ἔμμεναι ἕρκος / ᾤχοντ᾽, αὐτὰρ ὁ τοῖσι γέρων ὁδὸν ἡγεμόνευε. / τὸν δ᾽ οἶον πατέρ᾽ εὗρεν ἐϋκτιμένῃ ἐν ἀλῳῇ, / λιστρεύοντα φυτόν. Odysseus ging zu seinem Vater Laertes, er wollte selbst feststellen, ob ihn sein Vater noch erkannte. So betrat er den früchtereichen Garten, fand dort aber weder Dolios noch einen der Knechte oder der Söhne vor. Der Erzähler führt weiter aus, dass alle den Garten verlassen hatten, um Steine für eine Umfriedung zu sammeln; der Alte war ihnen den Weg vorausgegangen. Odysseus fand seinen Vater, der allein einen Setzling in die Erde grub, in dem wohlgestalteten Garten vor. In dieser Partie erscheinen die Ausdrücke ἀλῳῆς … ἕρκος (v. 224) und das Partizipium λιστρεύοντα (v. 225), das auf λίστρον in v. 101 unseres Gedichtes verweist. Man vergleiche noch die Ilias-Stelle 5, 90f. im Rahmen eines Gleichnisses, das die Kraft und den Drang von Diomedes versinnbildlicht: οὔτ᾽ ἄρα ἕρκεα ἴσχει ἀλωάων ἐριθηλέων / ἐλθόντ᾽ ἐξαπίνης ὅτ᾽ ἐπιβρίσῃ Διὸς ὄμβρος. Die Junktur ἕρκος ἀλωῆς kommt sonst im hom. Hymn. Hermes 188 ebenfalls am Versschluss vor: κνώδαλον εὗρε νέμοντα παρὲξ ὁδοῦ ἕρκος ἀλωῆς. Es scheint, dass Oppian, Hal. 4, 601f. von unserer Stelle beeinflusst wurde: φραξάμενοι πυκινῇσι περίδρομον ἕρκος ἀλωῆς / ἀγρονόμοι mit ἕρκος ἀλωῆς am Versende. Zu καρτερὸν … ἕρκος vgl. A.G. 9, 232, 3f. (Philippos von Thessalonike): νῦν κλασθεὶς κεῖμαι νεοθηλέι καρτερὸν ἕρκος / κλήματι. Die Handschriften SD überliefern οἰνοφόροιο, was die meisten Herausgeber übernommen haben, während WTrh οἰνοπέδοιο lesen, was Meineke, Giangrande 1969, 183 und ihm folgend Vaughn als lectio difficilior für ursprünglich halten. Die Junktur ἀλῳῆς οἰνοπέδοιο findet sich schon in der Odyssee 1, 193; 11, 193 und im hom. Hymn. Herm. 207 am Versschluss; vgl. auch Theokr., id. 24, 130: οὗ ποκα κλᾶρον ἅπαντα καὶ οἰνόπεδον; [Opp.], Kyn. 4, 331. Ich selbst möchte die Lesart οἰνοφόροιο wie die meisten Herausgeber vorziehen, denn ich denke an eine variatio des homerischen ἀλῳῆς οἰνοπέδοιο. Die Scholia zu Od. 1, 193 erklären οἰνοπέδοιο mit οἰνοφόρου (vgl. auch Hesych. zu οἰνοπέδοιο· οἰνοφόρου, ἀμπελοφύτου γῆς). Die Scholien zu Il. 11, 638 und 14, 230 bezeichnen Ikaria und

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Lemnos als οἰνοφόροι Inseln; vgl. Schol. zu Pindar I. 8, 109: Μυσία οἰνοφόρος vgl. auch Schol. zu Il. 2, 561: ἀμπελόεντα. πολυάμπελον, οἰνοφόρον. πονεύμενος erscheint in der epischen Dichtung immer an dieser Versstelle vor der bukolischen Dihärese: vgl. Il. 4, 374; 13, 288; Apoll. Rh., Arg. 1, 731; Nikandr., Ther. 808; Opp., Hal. 2, 441; 3, 39, 283 usw. 101–102 ἤτοι ὃ λίστρον ἔμελλεν ἐπὶ προύχοντος ἐρείσας / ἀνδήρου καταδῦναι ἃ καὶ πάρος εἵματα ἕστο: ἤτοι ὃ λίστρον: ◆ ἤτοι ὃ λίστρον ἔμελλεν: Hier variiert unser Dichter das obengenannte μακέλην (v. 94) mit einem seltenen Wort; λίστρον ist ein Werkzeug zum Aufgraben und Ebnen des Erdreichs. Es ist ein Hapax bei Homer; es findet sich in Od. 22, 455. Dort handelt es sich um Schabeisen, mit denen Telemachos zusammen mit Eumaios und Philoitios den vom Blut der ermordeten Freier getränkten Boden in Odysseus’ Palast abkratzten: αὐτὰρ Τηλέμαχος καὶ βουκόλος ἠδὲ συβώτης / λίστροισιν δάπεδον πύκα ποιητοῖο δόμοιο / ξῦον (vv. 454–456). Vgl. die antiken Scholien dazu: τοῖς ξυστῆρσιν, ἀπὸ τοῦ λιαίνειν. V. ξυστῆρσιν, ἀπὸ τοῦ λεῖον ποιεῖν τὸ ἔδαφος. τὰ ἀναξυόμενα μολύσματα. H.V. Zur Auswahl dieses Wortes wurde unser Dichter durch den Ausdruck λιστρεύοντα φυτόν (Od. 24, 227) aus der Odyssee-Stelle 24, 222ff. angeregt, die ihn zur Partie 96ff. bewogen hat. Die Scholien dazu erklären: λιστρεύοντα· περιξύοντα καὶ περισκάπτοντα. Q.V. εἰς ἀρδείαν, καὶ ὁμαλίζοντα.V. Das Wort erscheint später bei Aristophanes (Fr. 809) in der Form λίστριον, zu der Phryn. Att., Praep. soph. 88 überliefert: λίστριον (Aristoph. fr. 809) τὸ ὑπὸ τῶν πολλῶν καλούμενον κοχλιάριον (= „Löffel“) Ὅμηρος μὲν (χ 455) λίστρον ξυστῆρα, οὗ ὑποκοριστικὸν λίστριον, οἷον ξυστηρίδιον. Erst in der hellenistischen Dichtung begegnet es uns wieder bei Lykophr., Alex. 1348 und Kallim., Fr. 806 Pf. Bei Nikandr., Ther. 29 finden wir die Form λιστρωτός („geebnet, geglättet“): καί τε παρὲκ λιστρωτὸν ἅλω δρόμον; die Scholia dazu: λιστρωτόν· τὸ ὁμαλὸν καὶ ἐξυσμένον. λίστροι γὰρ οἱ ξυστῆρες. καὶ Ὅμηρος (Od. 22, 455) ,λίστροισι δάπεδον‘. Dazu siehe Spanoudakis, Philitas of Cos, 2002, 50 und Overduin, Nicander of Colophon’s Theriaca zu Nikandr., Ther. 29. Pollux, Onom. I 245 ordnet λίστρον zusammen mit μακέλη unter die Werkzeuge eines Bauers ein: ἐργαλείων γεωργικῶν ὀνόματα δρέπανον, δρεπάνη, δίκελλα, ἄμη, μακέλη, ἀξίνη, λίστρον, πλόκανον, θρῖναξ, σμινύη, πτύον ἢ πτέον. ◆ ἐπὶ προύχοντος ἐρείσας / ἀνδήρου: „nachdem er (die Schaufel) auf dem Erdreich des Dammes abgelegt hatte“. Als Vorbild dient hier der iliadische Vers 22, 97: πύργῳ ἔπι προὔχοντι φαεινὴν ἀσπίδ᾽ ἐρείσας (das Scholion dazu: παρὰ τὸ προέχον τοῦ πύργου); vgl. auch PH 1, 802: πύργῳ ἐπὶ προὔχοντι; Od. 19, 544: κατ᾽ ἄρ᾽ ἕζετ᾽ ἐπὶ προὔχοντι μελάθρῳ; 24, 82: ἀκτῇ ἔπι προὐχούσῃ; hom. Hymn. Dem. 272, 298: ἐπὶ προὔχοντι κολωνῷ. Dreisilbige Formen des Verbums ἐρείδω, darunter auch das Partizipium Aorist ἐρείσας kommen in der hexametrischen Dichtung häufig am Versschluss vor: Il. 11, 114; 12, 192; 22, 112, 225; Od. 8, 66, 473; 9, 383; 11, 426; Tyrt., Fr. 11, 31 W.; Theokr., id. 7, 104; Apoll. Rh., Arg. 1, 784, 3, 1287; 4, 957, 1447; Opp. Hal. 2, 110, 178 usw. Wenn das Partizipium mit ἐπί konstruiert wird, dann folgt auf ἐπί neben dem Dativ (vgl. Il. 22, 97; Apoll. Rh., Arg. 3, 1160; 4, 957) auch der Geni-

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tiv wie an unserer Stelle; zu ἐπί + Genitiv vgl. Il. 22, 225; Tyrt., Fr. 11, 31 W.; Theokr., id. 23, 49; Apoll. Rh., Arg. 1, 784. ἄνδηρον ist hier der Damm, die Erhöhung des Erdreichs um einen Graben (vgl. v. 96f.: μεγάλην … / τάφρον). Eustathios, Il. 4, 480 führt aus: ὡς καὶ ἄνδηρά εἰσι καὶ αἱ τῶν τάφρων ἀναβολαί, ἤγουν τὸ ἀναβαλλόμενον χῶμα, δι᾽ οὗ ὀχθώδης ἄνω ἡ τάφρος γίνεται. Das Substantiv begegnet uns sonst im Plural; zum ersten Mal kommt es bei Bakch., Ep. 1, 54 in der Bedeutung von „Ufer des Meeres“ ἐπ᾽] ἀνδήροις ἁλὸς (vgl. Opp., Hal. 4, 319: ἐπ᾽ ἀνδήροισι θαλάσσης) vor, sonst wird es in der Bedeutung von „Flußufer“ gebraucht (Hyperid., Fr. 113: τὰ χείλη τῶν ποταμῶν ἄνδηρα λέγουσι διὰ τὸ ἀεὶ ἔνικμα καὶ διερὰ εἶναι; Schol. Theokr. 5, 93: κυρίως δὲ ἄνδηρα τὸν ἔνυγρον τόπον καὶ τὰ τῶν ποταμῶν ἀναχώματα γίνωσκε). Es begegnet uns häufig in der hellenistischen Dichtung: vgl. Euphorion, Fr. 418, 36; Antimachos, Fr. 191 West (= 93 Matthews = 79 SH); Lykophr., Alex. 629; Theokr., id. 5, 53; Nikandr., Ther. 576; A.G. 12, 197, 3 (Straton); in den vier letzten Belegen hat das Wort die Bedeutung von „Gartenbeet“ (Suda s.v. ἄνδηρα· μέρος τι τοῦ κήπου, ὥσπερ ἡ πρασιὰ καὶ ὁ ὀχετός); vgl. auch Theophr., Hist. Plant. 7, 15, 2; Caus. Plant. 3, 15, 4; Plut., Quaest. Conv. 649D; Lukian, Lexiph. 2, 19. ◆ καταδῦναι: hier in der Bedeutung von „sich anziehen / anlegen“: Il. 6, 504: ἀλλ᾽ ὅ γ᾽, ἐπεὶ κατέδυ κλυτὰ τεύχεα ποικίλα χαλκῷ; 7, 103: Ὣς ἄρα φωνήσας κατεδύσετο τεύχεα καλά; Od. 12, 228: αὐτὰρ ἐγὼ καταδὺς κλυτὰ τεύχεα καὶ δύο δοῦρε; hom. Hymn. Herm. 237: σπάργαν᾽ ἔσω κατέδυνε θυήεντ᾽. ◆ ἃ καὶ πάρος: Der Ausdruck καὶ πάρος findet sich nicht bei Homer; er begegnet uns bei Bakch., Ep. 12, 4: εἰ δή ποτε καὶ πάρος; Her., 9, 2: οἵ περ καὶ πάρος; Timoth., Fr. 15 col. 3, 72: ἤδη θρασεῖα καὶ πάρος; in der Tragödie bei Sophokles (OC 1738, 1744) und Euripides (Medea 595; Andr. 1095; Rh. 710); viermal bei Apoll. Rh., Arg.: 1, 445, 476, 1335; 2, 1142; vgl. auch Opp., Hal. 3, 471: ὃ καὶ πάρος ἧκε καθ᾽ ὕδωρ. ◆ εἵματα ἕστο: Dieser Ausdruck schließt bei Homer fünfmal einen Vers in der Formel περὶ χροῒ εἵματα ἕστο ab: Il. 23, 67; Od. 17, 203 = 338 = 24, 158; 19, 218; vgl. auch Kypr. Fr. 4, 7 Bernabé: ὥραις παντοίαις τεθυωμένα εἵματα ἕστο. 103–104 ἐξαπίνης δ’ ἀνέλαμψεν ὑπὲρ καπέτοιο βαθείης / πῦρ ἄμοτον, περὶ δ’ αὐτὸν ἀθέσφατος εἰλεῖτο φλόξ: ἐξαπίνης leitet oft einen hexametrischen Vers ein: Od. 10, 557; 14, 38; 24, 160; hom. Hymn. 28, 13; Theogn. 664; Kallim., Hymn. Apoll. 5; Dian. 103; Arat., Phaen. 863; Opp., Hal. 2, 118; [Opp.], Kyn. 3, 102. ◆ ἀνέλαμψεν … / πῦρ: Das Verbum ἀναλάμπω („auflodern“) findet sich erst bei Xenoph., Kyr. 5, 1, 16 in Verbindung mit πῦρ: καὶ πυρὸς γάρ τοι ἔστι θιγόντα μὴ εὐθὺς καίεσθαι καὶ τὰ ξύλα οὐκ εὐθὺς ἀναλάμπει; vgl. Anab. 5, 2, 24: ἐξαπίνης γὰρ ἀνέλαμψεν οἰκία im Rahmen einer Verbrennung und mit der Verwendung von ἐξαπίνης; später bei Plutarch, Them. 13, 3: ἅμα μὲν ἀνέλαμψεν ἐκ τῶν ἱερῶν μέγα καὶ περιφανὲς πῦρ (vgl. Phaenias, Fr. 25, 5); Sull. 7, 2: πῦρ μὲν γὰρ αὐτόματον ἐκ τῶν τὰ σημεῖα δοράτων ὑποφερόντων ἀνέλαμψε καὶ κατεσβέσθη μόλις und bei Dio Cass., Hist. Rom. 54, 9, 6: καὶ πῦρ ἐκ τῶν βωμῶν τῶν ὑπὸ τοῦ Ἀντωνίου ἐν τῷ ταφρεύματι ἱδρυθέν των αὐτόματον ἀνέλαμψε. Man vergleiche auch Theophr., Caus. Plant. 4, 13, 6: καὶ ὁ ἥλιος ὅταν ἀναλάμψῃ συνεξάγει τὴν οἰκείαν ὑγρότητα

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καὶ ἰσχάνει. In der metaphorischen Auffassung, dass der Krieg wieder entbrennt, erscheint es bei Plutarch, Sull. 6, 2: ὁ συμμαχικὸς πόλεμος πάλαι τυφόμενος ἐπὶ τὴν πόλιν ἀναλάμψας. In der Bedeutung von „wieder zu sich kommen“, „sich erholen“ findet es sich bei Aristot., Mir. 841a: ὕδατι δὲ ῥαινόμενοι ἀναλάμπουσι καὶ ἀνάπτουσι κάλλιον. Unser Dichter gilt als der Erste, der ἀναλάμπω in der Dichtung verwendet; später vgl. auch A.G. 7, 697, 9 (Christodoros): εἰς ὑπάτους δ᾽ ἀνέλαμψε καὶ Ἰλλυριοῖσι δικάζων. ◆ ὑπὲρ καπέτοιο βαθείης: vgl. Il. 15, 356: ὄχθας καπέτοιο βαθείης. κάπετος (vgl. σκάπτω) ist der Graben, die Grube. EGud. s.v. erklärt: ἡ τάφος, παρὰ τὸ σκάπτω, σκάπετος καὶ κάπετος, παρὰ τὸ ἐσκάφθαι. Bei Homer erscheint es noch zweimal: in Il. 18, 564: ἀμφὶ δὲ κυανέην κάπετον in der Bedeutung von „Vertiefung“, „Einschnitt“ und in Il. 24, 797: αἶψα δ᾽ ἄρ᾽ ἐς κοίλην κάπετον θέσαν in der Bedeutung von „Grab“; vgl. Soph., Aias 1165, 1403. In der hellenistischen Dichtung kommt es noch einmal bei Nikandr., Fr. 74, 17: κισσοῦ δ᾽ ἄλλοτε κλῶνας ἐυρρίζου καπέτοισι vor; vgl. auch PH 4, 424. πῦρ ἄμοτον: Das Adjektiv ἄμοτος – der Grammatiker Philoxenos, Fr. 436 etymologisiert es folgendermaßen: παρὰ τὸ μένω γίνεται μοτὸς καὶ ἄμοτος καὶ ἄμοτον, οἷον ,ἄμοτον μεμαῶ τι μάχεσθαι‘ (Ν 80). ἀνυπομόνητον, ἵν᾽ ᾖ τὸ α ἐπιτατικόν – erscheint als Adverb neunmal bei Homer; einmal bei Ps.-Hes., Aspis 361 und Theokr., id. 25, 202; achtmal bei Apollonios Rhodios usw. Als Adjektiv kommt es erst bei Theokrit, id. 25, 242: θὴρ ἄμοτος vor. Der Ausdruck πῦρ ἄμοτον findet sich später in den PH 3, 36: πῦρ ἄμοτον μάρμαιρε und 8, 349: πῦρ ἄμοτον πνείεσκον ebenfalls am Versanfang. Dies sind die einzigen Belege in diesem Epos, in dem ἄμοτος (insgesamt 14mal) als Adjektiv gebraucht wird, wahrscheinlich in Anlehnung an unsere Stelle hier. Soweit ich feststellen kann, kommt ἄμοτος als Adjektiv in der griechischen Literatur nur bei Theokrit, in Megara und Quintus Smyrnaeus vor; sonst als adverbiales Neutrum. πῦρ ἄμοτον variiert vermutlich den homerischen Ausdruck πῦρ ὀλοὸν (Il. 13, 629; vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1301) ebenfalls am Versanfang, wobei die homerische Formel ἀκάματον πῦρ (vgl. Il. 5, 4; 15, 598, 731 usw.) am Versende nachgewirkt hat. ◆ ἀθέσφατος εἰλεῖτο φλόξ: Die Junktur ἀθέσφατος φλόξ, die sich nur hier findet, variiert hier den Ausdruck πῦρ ἄμοτον. Zur Etymologie des Wortes ἀθέσφατον siehe EGen.: πολύν· ἐκ τοῦ θεός καὶ τοῦ φατός, τοῦτο ἐκ τοῦ φημί, τοῦ λέγω, θεόφατός τις ὤν, καὶ κατὰ συγκοπὴν καὶ πλεονασμῷ τοῦ θέσφατον, καὶ μετὰ τοῦ ἐπιτατικοῦ α ἀθέσφατον· ὃν οὐδὲ ὁ θεὸς ἑρμηνεύει διὰ τὸ πλῆθος; siehe weiter LfgrE s.v. mit Literatur. Es bedeutet „außerordentlich“, „übermäßig“, „unermesslich“. Bei Homer steht dieses Adjektiv attributiv zu ὄμβρος (auch bei Apollonios Rh.; vgl. PH 14, 603: ἀθέσφατος ὑετὸς), οἶνος, σῖτος, θάλασσα, γαῖα, ἀήρ; vgl. hom. Hymn. Apoll. 298: φῦλ’ ἀνθρώπων; Hes., Erga 830: ὕμνος; Hes., Th. 830 ὄψ und prädikativ zu νύξ und zu βόες. In der Tragödie erscheint es nur einmal bei Euripides, IA 232. Bei Theokrit, id. 25, 24 begegnet uns ἀθέσφατον ὄλβον, während wir bei Nikandr., Ther. 201: μῶλον … ἀθέσφατον und 587: ἀθέσφατον ἐκ μόγον finden. In der Ilias 18, 135 kommt δεινὴ δὲ φλὸξ vor. εἰλεῖτο: das Verbum εἴλω oder εἴλλω (att. εἵλλω), häufiger εἰλέω (att. εἱλέω), oder ἴλλω hat hier die Bedeutung von „umhüllen“, „einschließen“, „einengen“, „sich herumwinden“. Vgl. auch Theokr., id. 1, 30f.: ἁ δὲ κατ᾽ αὐτόν / καρπῷ ἕλιξ εἱλεῖται; Apoll. Rh., Arg. 2, 571:

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νῆα δ᾽ ἔπειτα πέριξ εἴλει ῥόος. Zu φλόξ am Versschluss in der hexametrischen Dichtung vgl. Il. 16, 123; 23, 228; Apoll. Rh., 4, 925; Triph., 239; Orph. Arg. 330; immer in den Dionysiaka von Nonnos. Zu der Partie vv. 103–118, die auf IliasStellen hinweist, in denen Auseinandersetzungen von Feinden auf dem Schlachtfeld geschildert werden, siehe unten nach der Kommentierung des v. 118. 105–106 αὐτὰρ ὅγ’ αἰὲν ὄπισθε θοοῖς ἀνεχάζετο ποσσίν / ἐκφυγέειν μεμαὼς ὀλοὸν μένος Ἡφαίστοιο: ◆ ὄπισθε (in seiner lokalen Bedeutung: „rückwärts“); dieses Adverb findet sich in der hexametrischen Dichtung in den meisten Fällen entweder am Versschluss oder im Versinneren vor der Zäsur des dritten Trochäus wie hier: vgl. Il. 4, 362; 6, 526; 9, 332; 11, 613 usw.; Apoll. Rh., Arg. 1, 783; 4, 290. Ausnahmen: Il. 22, 157; Od. 17, 201; 23, 261. Der Ausdruck αἰὲν ὄπισθε kommt nur hier vor. ◆ θοοῖς … ποσσί: Diese Junktur erscheint bei Homer nicht, erst bei Panyassis, Fr. 15, 1: Παρνησσὸν νιφόεντα θοοῖς διὰ ποσσὶ περήσας und dann bei Apoll. Rh., Arg. 1, 183; 2, 106. Vgl. auch PH 4, 416; 9, 366; 13, 325; A.G. 2, 1, 300 (Christodoros); A.G. 15, 27, 20 (Simias von Rhodos). ◆ ἀνεχάζετο: Das Verbum ἀναχάζομαι wird bei Homer für das Zurückweichen der Helden im Kampf verwendet. Er gebraucht auch ἀναχάζεσθαι ὀπίσσω bzw. ἐξοπίσω, was auf unser ὄπισθε … ἀνεχάζετο hier hinweist: Il. 5, 443: Ὡς φάτο, Τυδεΐδης δ᾽ ἀνεχάζετο τυτθὸν ὀπίσσω; Il. 16, 710: Πάτροκλος δ᾽ ἀνεχάζετο πολλὸν ὀπίσσω; Il. 11, 461; 17, 108: αὐτὰρ ὅ γ᾽ ἐξοπίσω ἀνεχάζετο; vgl. auch PH 6, 401, 548, 592. Man vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 3, 1038 für das Zurückweichen vor dem Feuer: ἂψ ἀπὸ πυρκαϊῆς ἀναχάζεο. ◆ ἐκφυγέειν μεμαὼς ist ein Ausdruck, den unser Dichter aus der Odyssee 19, 231 übernommen hat: αὐτὰρ ὁ ἐκφυγέειν μεμαὼς ἤσπαιρε πόδεσσι; vgl. PH 6, 613f.: Πολλοὺς δ᾽ ἐν κονίῃσι βάλον μάλα περ μεμαῶτας / ἐκφυγέειν ὀλοοῖο φόνου στονόεσσαν ὁμοκλήν; A.G. 9, 17, 2 (Germanikos): ἐκπροφυγεῖν μεμαὼς τρηχὺν ὀδόντα κυνός. ◆ ὀλοὸν μένος Ἡφαίστοιο: μένος Ἡφαίστοιο ist hier metonymisch für Feuer gebraucht (vgl. auch Hesychios: Ἡφαίστοιο· τοῦ πυρός (Β 426) und Ἥφαιστος· ὁτὲ μὲν ὁ θεός· ῞Ηφαιστος ποίησεν ἰδυίῃσιν πραπίδεσιν (Α 608), ὁτὲ δὲ μετωνυμικῶς τὸ πῦρ. παρά τισι δὲ ὁ ἥλιος.). Siehe dazu auch Giangrande 1997, 269. Der Dichter hat hier vor allem zwei homerische Ausdrücke im Sinn: Od. 8, 359: ὣς εἰπὼν δεσμὸν ἀνίει μένος Ἡφαίστοιο und die odysseische Formula ἱερὸν μένος Ἀλκινόοιο am Versschluss (17, 167; 8, 2, 4 usw.; vgl. auch Od. 7, 178: μένος Ἀλκινόοιο). Man kann auch auf das homerische Iteratum verweisen: Il. 9, 468; 23, 33: εὑόμενοι τανύοντο διὰ φλογὸς Ἡφαίστοιο; vgl. Od. 24, 71: αὐτὰρ ἐπεὶ δή σε φλὸξ ἤνυσεν Ἡφαίστοιο. Dazu vgl. auch Il. 5, 524: μένος Βορέαο; 11, 268: ὀξεῖαι δ᾽ ὀδύναι δῦνον μένος Ἀτρεΐδαο; Od. 16, 269: ἐν μεγάροισιν ἐμοῖσι μένος κρίνηται Ἄρηος. Darüber hinaus hat auch der homerische Ausdruck πυρὸς μένος eingewirkt: vgl. besonders Il. 6, 182: δεινὸν ἀποπνείουσα πυρὸς μένος αἰθομένοιο; Od. 11, 220: ἀλλὰ τὰ μέν τε πυρὸς κρατερὸν μένος αἰθομένοιο; Il. 17, 565: ἀλλ᾽ Ἕκτωρ πυρὸς αἰνὸν ἔχει μένος. Alle diese Belege enthalten ein Epitheton zu μένος: δεινόν, κρατερόν, αἰνόν. Der Dichter variiert es zu ὀλοόν, ein Adjektiv, das Homer als Epitheton zu πῦρ gebraucht: Il. 13, 629; 15, 605; Od. 12, 68; vgl. Apoll. Rh., Arg. 3, 1301;

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auch in den PH: 5, 33; 8, 90, 244; 9, 99; 12, 574. Hier sind auch zwei Stellen der Posthomerica zu erwähnen, die auf unsere Stelle hinweisen: 1, 793f.: Καὶ τὴν μὲν κατέδαψε μένος μέγα Ἡφαίστοιο, φλὸξ ὀλοή; 7, 570: τεύχων ἰχθύσι πῆμα φέρει μένος Ἡφαίστοιο; vgl. auch A.G. App. 6, 296, 5: Ὃς δέ κε δειλὸς ἐὼν φεύγῃ μένος Ἡφαίστοιο. Die Form Ἡφαίστοιο erscheint oft am Versschluss in der hexametrischen Dichtung. Zu der hier unpassenden Lesart von S βέλος, d.h. Ἡφαίστοιο βέλος, damit keine Verwechslung seitens der Leser zwischen dem Gott selbst und dem Substantiv „Feuer“ entsteht (vgl. z.B. Od. 18, 34: ἱερὸν μένος Ἀντινόοιο – keine Metonymie) siehe Giangrande 1997, 269. 107–108a αἰεὶ δὲ προπάροιθεν ἑοῦ χροὸς ἠύτε γέρρον / νώμασκεν μακέλην: ◆ αἰεὶ δὲ προπάροιθεν: am Versanfang vgl. Erinna, Fr. 1b, 36: αἰε̣[ὶ] δὲ προπάροιθ[ε ¯ ˘ ˘¯¯ ˘]. προπάροιθεν findet sich sehr oft an dieser Versstelle in der hexametrischen Dichtung. Bei Nonnos, Dion. 35, 58; 42, 424; 48, 584; Paraphr. Joh. 2, 102 und in der A.G. 5, 301, 7 (Paul. Silentarios) erscheint der Ausdruck ἑοῦ (bzw. τεοῦ) ◆ χροὸς gleich nach der Zäsur des dritten Trochäus. Der Genitiv χροός bzw. der Dativ χροΐ kommen häufing an dieser Versstelle in der hexametrischen Dichtung vor. ◆ ἠύτε γέρρον: γέρρον ist ein unhomerisches Wort und bezeichnet verschiedene geflochtene Gegenstände; hier handelt es sich um einen viereckigen (nach Strabon, 15, 3, 19: ῥομβοειδεῖ) mit Rindsfell überzogenen leichten Schild. Solche Schilde benutzten die Perser, vgl. Her., 7, 61 usw.; Xenoph., Kyr. 1, 2, 13 usw.; Anab. 2, 1, 6 usw.; vgl. 1, 8, 9: γερροφόροι – „Schildträger“); Lex. Patmense s.v. Γέρρα: κυρίως μὲν τὰ Περσικὰ ἀσπιδισκάρια, καταχρηστικῶς δὲ αἱ τῶν σκηνῶν διφθέραι καὶ καλύμματα. Plutarch, Aem. 32, 6 spricht von Θρᾴκια γέρρα als Bewaffnung. Das Wort findet sich auch in der Komödie: Eup., Fr. 405 K.; Pherekr., Fr. 17. C.Α.F. Ι 150 Κ. Zu anderen Bedeutungen siehe LSJ9 s.v.; zur Etymologie siehe Beekes/van Beek, EDG s.v. γέρρον. Die Versstelle mit ἠύτε zur Einleitung eines Vergleichs ist schon in der hexametrischen Dichtung üblich. ◆ νώμασκεν: Iterativ von νωμάω – die iterative Form ist erstmals bei Hes., Fr. 85, 9 M.-W.: [ν]ωμάσκο[ντο bezeugt, danach nur hier in der Bedeutung von „handhaben“, „schwingen“, und zwar „die Bewegung des Schwingens gut beherrschen“. Es wird besonders bei Waffen benutzt: vgl. Il. 5, 594: Ἄρης δ᾽ ἐν παλάμῃσι πελώριον ἔγχος ἐνώμα; Od. 21, 245: Εὐρύμαχος δ᾽ ἤδη τόξον μετὰ χερσὶν ἐνώμα; Pind., Fr. 111, 3: ]·[ν]ωμῶν τ[ραχὺ ῥόπαλον; Aisch., Pers. 320f.: πολύπονον δόρυ / νωμῶν; Ch. 163: νωμῶν βέλη; Eur., Ph. 1385: λόγχην ἐνώμα, aber auch bei anderen Werkzeugen und Geräten, die geschickt gehandhabt werden müssen (vgl. Il. 3, 218: σκῆπτρον; vom Ruder: Od. 12, 218; vgl. 10, 32; 22, 10; Pind., I. 2, 9: ἁνία τ᾽ ἀλλοτρίαις οὐ χερσὶ νωμάσαντ᾽ ἐθέλω; P. 4, 18f.: ἁνία τ᾽ ἀντ᾽ ἐρετμῶν δί- / φρους τε νωμάσοισιν ἀελλόποδας, auch im übertragenen Sinne: Pind., P. 2, 23f.: νώμα δικαίῳ / πηδαλίῳ στρατόν; Aisch., Th. 2f.: ἐν πρύμνῃ πόλεως / οἴακα νωμῶν). Es kommt auch in der Bedeutung von „die Glieder des Körpers geschickt gebrauchen und bewegen“ vor: Il. 15, 369; 10, 359; Soph., OT 468. Hier nutzt Herakles seine Schaufel (μακέλην) – ein Werkzeug – wie einen Schild, denn er hat beim Graben kein anderes geeigneteres Mittel, um sich des Feuers zu erwehren.

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108b–109 περὶ δ’ ὄμμασιν ἔνθα καὶ ἔνθα / πάπταινεν μὴ δή μιν ἐπιφλέξῃ δήιον πῦρ: ◆ περὶ … / πάπταινεν: περιπάπταινεν (Tmesis): „furchtsam umherschauen“, wie bei Apoll. Rh., Arg. 3, 633f.: παλλομένη δ᾽ ἀνόρουσε φόβῳ περί τ᾽ ἀμφί τε τοίχους / πάπτηνεν θαλάμοιο; das Verbum findet sich auch bei Arat., Phaen. 297: πολλάκις ἐκ νηῶν πέλαγος περιπαπταίνοντες; vgl. später Ann. Komn., Alexias 2, 7, 5: Οὐδὲ γὰρ ἧν τῷ Ἀλεξίῳ ἁλώσιμος, καίτοι πανταχόσε περιπαπταίνοντι, εἴ που καὶ τοῦτον θεάσαιτο; viermal bei Michael Choniatis. Das Verbum παπταίνω (mit πτήσσω zusammenhängend), „umherblicken, um sich schauen“, beinhaltet oft auch die Nebenbedeutung von Furcht, Vorsicht oder Behutsamkeit: Daher ist ein Satz, der eine Befürchtung ausdrückt, möglich, wie in Il. 13, 649: πάντοσε παπταίνων μή τις χρόα χαλκῷ ἐπαύρῃ, eine Stelle, die wahrscheinlich Vorbild für die vv. 108b–109 ist, zumal es sich dabei um eine ähnliche Situation handelt. Nach dem erfolglosen Angriff mit seinem Speer gegen Menelaos weicht Harpalion in die Schar seiner Gefährten zurück und ist darauf bedacht, dass keiner seinen Körper mit dem Erz berührt. Zu dieser Konstruktion vgl. auch Prom. 334: πάπταινε δ᾽ αὐτὸς μή τι πημανθῇς ὁδῷ; Arat., Phaen. 1045f.: πάντη δέ τε πολλὸς ἀλωεὺς / αἰεὶ παπταίνει, μή οἱ θέρος ἐκ χερὸς ἔρρῃ. παπταίνειν erscheint schon in der hexametrischen Dichtung am Versanfang mit Enjambement wie hier: vgl. Il. 13, 551; Apoll. Rh., Arg. 1, 1171; 3, 64; Theokr., id. 17, 10. Siehe auch Vaughn z. St. ◆ ἔνθα καὶ ἔνθα findet sich oft am Versschluss in der hexametrischen Dichtung (vgl. Il. 2, 476, 812; 7, 156 usw.; Od. 5, 327, 330; 7, 86; Apoll. Rh., Arg. 1, 222; 3, 236, 651 usw.). Zu περὶ δ’ ὄμμασιν ἔνθα καὶ ἔνθα / πάπταινεν vgl. PH 7, 488f.: τοὶ δ᾽ ὄμμασι γλαυκιόωντες / στρωφῶντ᾽ ἔνθα καὶ ἔνθα; Paul. Silentarios, Descr. Sanct. Soph. 297f.: θελγομένοις / δὲ ὄμμασιν ἔνθα καὶ ἔνθα. ◆ μὴ δή μιν ἐπιφλέξῃ δήιον πῦρ: Zum emphatischen δή gleich nach μή, das einen Nebensatz einleitet, vgl. Il. 14, 44: δείδω μὴ δή μοι τελέσῃ ἔπος ὄβριμος Ἕκτωρ; 22, 455– 457; Od. 18, 10. Vorbild zu diesem Befürchtungssatz ist der iliadische Vers: 23, 52: ὄφρ᾽ ἤτοι τοῦτον μὲν ἐπιφλέγῃ ἀκάματον πῦρ, vgl. auch Il. 2, 455: Ἠΰτε πῦρ ἀΐδηλον ἐπιφλέγει ἄσπετον ὕλην; unser Dichter variiert hier das Epitheton zu πῦρ, indem er δήϊον πῦρ, einen homerischen formelhaften Ausdruck, der ebenfalls am Versschluss vorkommt, verwendet: vgl. Il. 9, 347, 674; 16, 301; 18, 13. In der nachhomerischen Dichtung findet sich dieser Ausdruck nur hier. 110–112a τῷ μὲν ἀοσσῆσαι λελιημένος, ὥς μοι ἔικτο, / Ἰφικλέης μεγάθυμος ἐπ’ οὔδεϊ κάππεσ’ ὀλισθών / πρὶν ἐλθεῖν: ἀοσσῆσαι: Dies ist der einzige Beleg für das Verbum ἀοσσέω: „helfen, beistehen“. In der hexametrischen Dichtung seit Homer fnden wir das Substantiv ἀοσσητήρ (Il. 15, 254, 735; 22, 333; Od. 4, 165; 23, 119; Kallim., Aet. 18, 4 Pf. (= 19, 4 Asper); Hymn. Apoll. 104; Apoll. Rh., Arg. 1, 471; 4, 146, 407, 785; PH 3, 418, 489; 10, 320; bei Nonnos, Dion. 19mal) in der Bedeutung von „Helfer“, aber nicht wie ἀμύντωρ als den tatsächlichen Beschützer in einer aktuellen Situation, sondern denjenigen, der als potentieller Helfer oder Rächer im Krieg oder in einer schwierigen Situation bereitwillig erscheint; insbesondere ist an die Hilfe von tauglichen Familienangehörigen gedacht (vgl. Od. 4,

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164–167; 23, 118–120; Apoll. Rh., Arg. 4, 406f.: νόσφιν ἄνακτος / ὅς τοι ἀοσσητήρ τε κασίγνητός τε τέτυκται; PH 10, 319f.: Πῇ δὲ πέλει γαμβροῖο λελασμένος ἀκάματος Ζεύς; / τοὺς ἔχ᾽ ἀοσσητῆρας). Vgl. auch LfgrE s.v. ἀοσσητήρ. Bei Kallim., Hymn. Apoll. 104; Apoll. Rh., Arg. 4, 146 und 407 findet sich ἀοσσητήρ an fast der gleichen metrischen Stelle wie ἀοσσῆσαι in unserem Gedicht; vgl. auch PH 3, 418; 10, 320; Nonn., Dion. 27, 287, 332; 28, 173; 44, 85; 47, 435. ◆ λελιημένος: isoliertes Partizipium Perfekt (entweder zu λίαν / λίην oder zu λῆ- „wollen“ – siehe dazu LfgrE s.v.), voll Verlangen, eifrig wie λιλαιόμενος, μεμαώς; vgl. Hesych. s.v.: προθυμούμενος καὶ ἔνθερμος ὤν. Es findet sich an der gleichen Versstelle wie bei Homer (Il. 4, 465; 5, 690; 12, 160; 16, 552) und später wie bei Oppianos, Hal. (fünfmal) und PH (8, 416; 14, 147, 499) vor der bukolischen Dihärese. ◆ ὥς μοι ἔικτο: „wie es mir dünkte“. ἔικτο ist episches Plusquamperfekt von ἔοικα, auch am Versschluss bei Homer (Il. 1, 104; 21, 285; 23, 379; Od. 4, 27, 662), Ps.-Hes., Aspis 390, Apoll. Rh., Arg. 4, 1612; Nikander (Ther. 747; Alex. 377). ◆ Ἰφικλέης μεγάθυμος: Das Adjektiv μεγάθυμος, „mit großer Energie, Antriebskraft, voll hohen Mutes“, gilt in der frühgriechischen Epik als Beiwort von tapferen Männern und ganzen Völkern; Il. 16, 448 auch des Stiers, während es in der Odyssee 8, 520; 13, 121 Athene (vgl. Bakch., Ep. 13, 158) bezeichnet. Siehe dazu LfgrE s.v.; an dieser Versstelle nach der Nennung der Person, die so charakterisiert wird, vgl. Il. 6, 145; 21, 153; Od. 7, 62; PH 6, 309. ◆ ἐπ’ οὔδεϊ κάππεσ’ ὀλισθών: Zu ἐπ’ οὔδεϊ vgl. Il. 5, 374 = 888, 385; 9, 12; hom. Hymn. Herm. 149, 284; an der letzteren Stelle findet es sich an der gleichen Versstelle wie hier. Zu ἐπ’ οὔδεϊ κάππεσ’ vgl. Il. 23, 731: ἐπὶ δὲ χθονὶ κάππεσον ἄμφω und den formelhaften Ausdruck in der Ilias ὃ δ᾽ ὕπτιος οὔδει ἐρείσθη (7, 145; 11, 144; 12, 192) für verletzte bzw. sterbende Krieger. Zu κάππεσ’ ὀλισθών vgl. Il. 23, 774: ἔνθ᾽ Αἴας μὲν ὄλισθε θέων; zu ὀλισθαίνειν am Versschluss vgl. Theokr., id. 25, 230; Batrachom. 63; Opp., Hal. 1, 113, 289, 783; 3, 105. πρὶν ἐλθεῖν: Wie Vaughn z. St. richtig bemerkt, ist die Partikel γ’ in Tr unnötig, um das ι in πρὶν lang zu machen, denn schon bei Homer begegnet uns πρίν mit dem ι sowohl kurz wie auch lang; siehe LSJ9. πρὶν ἐλθεῖν findet sich schon in der Odyssee am Versanfang: 17, 105; 18, 402. 112b οὐδ’ ὀρθὸς ἀναστῆναι δύνατ’ αὖτις: Vgl. Od. 18, 241f.: οὐδ᾽ ὀρθὸς στῆναι δύναται ποσὶν οὐδὲ νέεσθαι / οἴκαδ᾽. Die Rede ist hier von Iros, den Odysseus im Duell besiegte. Telemachos vergleicht seinen Zustand mit dem eines Betrunkenen, der nicht im Stande ist, aufrecht auf den Füßen zu stehen und nach Hause zurückzukehren. 113–115a ἀλλ’ ἀστεμφὲς ἔκειτο, γέρων ὡσείτ’ ἀμενηνός / ὅντε καὶ οὐκ ἐθέλοντα βιήσατο γῆρας ἀτερπές / καππεσέειν: ◆ ἀστεμφὲς: Zu ἀστεμφής, „unerschütterlich, unwandelbar, fest“, siehe EGen. s.v. ἀστεμφὴς καὶ ἀστεμφέως: ἀμετακινήτως, ἰσχυρῶς· […] παρὰ τὸ στέμβω, ὃ σημαίνει τὸ κινεῖν συνεχῶς, οὗ μέμνηται Αἰσχύλος (fr. 440). ἀστεμβής οὗν ὁ ἀκίνητος, καὶ ἀστεμφής. οὕτως

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Φιλόξενος (fr. 450). Ἀλέξανδρος ὁ τοῦ Ἀσκληπιάδου (fr. novum) παρὰ τὸ στρέφω ἀστρεφής, καὶ ἐλλείψει τοῦ ρ καὶ πλεονασμῷ τοῦ μ ἀστεμφὴς καὶ ἀστεμφές, τὸ ἀμετακίνητον. Bei Homer und Hesiod kommt es als Adjektiv vor (Il. 2, 344; Hes., Th. 812, überliefert ist ἀστεμφής und ἀστεμφές; siehe dazu West, Th. z. St. und LfgrE s.v. B) und Adverb (ἀστεμφέως, Od. 4, 419, 459; Th. 748) bzw. adverbiales Neutrum (ἀστεμφές, Il. 3, 219 mit der Bemerkung von K. Alpers in LfgrE s.v. ἀστεμφής Β). Das Wort findet sich als Adjektiv je einmal auch bei Anakreon (Fr. 367, 2 PMG), Theokrit (id. 13, 37) und bei Apollonios Rhodios (4, 1375). Bei Aratos, Phaen. 878 erscheint es wie hier als adverbiales Neutrum: ἀσσότεραι δὲ καὶ ἀστεμφὲς μελανεῦσαι mit dem Kommentar von Kidd, Aratus, z. St.; vgl. auch Theod., Jud., Fr. 761, 4 SH: ἀστεμφὲς δὲ τέτυκται. Zu unserer Stelle vgl. Il. 3, 219: ἀλλ᾽ ἀστεμφὲς ἔχεσκεν ἀΐδρεϊ φωτὶ ἐοικώς. ◆ γέρων ὡσείτ’ ἀμενηνός: Zu ὡσείτ’ (ὡς εἴ τε) zur Einleitung eines Vergleichs bzw. Gleichnisses siehe z.B. Il. 9, 468; 19, 366; vgl. auch Il. 2, 780; 5, 374; 9, 481; 11, 474; 23, 598; Pind., P. 4, 112. Zu ἀμενηνός siehe G. Tsomis, „Mένος in der frühgriechischen Dichtung und ἀμενηνός im homerischen Aphrodite-Hymnos (5, 188)“, WS 117 (2004), 15ff. ◆ οὐκ ἐθέλοντα: οὐκ ἐθέλω bzw. οὐκ ἐθέλων ist ein üblicher homerischer Ausdruck auch an dieser Versstelle: vgl. Il. 3, 241, 289; 4, 300; 12, 171; 13, 106 usw. 2 ◆ βιήσατο … καππεσέειν: In v. 115 ist bald δηΐσσατο (TrhAld ), bald δηΐσατο (WTr), bald βιήσατο (SDΙuntCall) überliefert. Aus metrischen Gründen ist δηΐσατο trotz des Versuchs von Giangrande 1969, 183f., diese Lesart durchzusetzen, unmöglich, denn, auch wenn man das η als kurz skandiert (vgl. A.G. 6, 123, 2 – Anyte, mit Sekundärliteratur und v. 109: δήιον), ist das ι kurz und man braucht zusammen mit dem ΐ eine lange Silbe. Giangrandes Bemerkung, „the author of Megara has clearly coined his δηΐσατο [mit langem ι] on the Homeric model δηρίσαντο“, um die Länge des ι zu rechtfertigen, ist überhaupt nicht sicher. Vaughn neigt, sich auf Giangrande stützend, zu der Lesart δηΐσσατο als lectio difficilior, wobei er anders als Giangrande die Lesart βιήσατο in SD und IuntCall nicht als eine bloße Trivialität betrachtet. Er meint, dass das Verbum δηίω eine „Hellenistic coinage on the Homeric δηϊόω“ sei. Trotz seiner und Giangrandes Ausführungen glaube ich, dass wir die Lesart βιήσατο vorziehen müssen. Eine Infinitivergänzung (vgl. v. 115: καππεσέειν) ist mit δηϊόω bzw. δηΐω („feindlich behandeln, bekämpfen, töten, niederhauen, zerhauen, zerreißen, zermalmen, verwüsten“) m.E. unvereinbar und auch nicht bezeugt. βιάω hat hier die Bedeutung von „zwingen“, „nötigen“, „bedrängen“ und eine Infinitivergänzung ist zwar nicht bei Homer, aber bei Apoll. Rh., Arg. 4, 1236 bezeugt: ὅτε τόνδε βιῴατο κόλπον ἱκέσθαι. Darüber hinaus finden wir in der Odyssee 21, 348 eine parallele Stelle zu v. 115: τῶν οὔ τίς μ᾽ ἀέκοντα βιήσεται; vgl. auch PH 2, 158: οὐ γὰρ ἐγώ σ᾽ ἀέκοντα βιήσομαι. Anhand der eben genannten Belege finde ich die Lesart βιήσατο geeigneter; καππεσέειν ist hier, wie Vaughn z. St. richtig bemerkt, als konsekutiv aufzufassen. Man findet βιήσατο an dieser Versstelle, d.h. vor der bukolischen Dihärese, schon bei Homer, Il. 21, 451; Od. 7, 278 und später; siehe dazu Breitenstein 84. Die Form des Aorist Infinitiv πεσέειν findet sich in der epischen Dichtung als Simplex in Il. 6, 82, 307; Apoll. Rh., Arg. 4, 388; Opp., Hal. 2, 262; PH 1, 187; Pantel. Fr. 8 GDRK, als Kompositum in Il. 23, 467, 595

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(ἐκπεσέειν), Opp., Hal. 3, 587 (ἐσπεσέειν am Versanfang wie καππεσέειν hier). ◆ γῆρας ἀτερπές: Zu βιήσατο γῆρας ἀτερπές möchte ich die Stelle von Herodot, 7, 83: ἢ θανάτῳ βιηθεὶς ἢ νούσῳ nennen. Das Epitheton ἀτερπές zu γῆρας findet sich zum ersten Mal hier, später noch einmal in den Posthomerica 3, 451: ὀχθήσει μέγα πένθος ἀτερπέι γήραϊ κύρσας. Unser Dichter variiert die epischen negativen Attribute zum Alter wie beispielsweise ὁμοίϊον (Il. 4, 315; hom. Hymn. Aphr. 244; vgl. PH 13, 197;), λυγρόν (Il. 10, 79; 18, 434; 23, 644; Od. 24, 249), στυγερόν (Il. 19, 336; hom. Hymn. Aphr. 233; Apoll. Rh., Arg. 1, 684; 4, 872), χαλεπόν (Il. 8, 103; 23, 623; Od. 11, 196), ὀλοόν (Hes., Th. 604; ὀλοιόν: hom. Hymn. Aphr. 224), κακόν (Nikandr., Ther. 735), βαρύ (Euphor., Fr. 53, 3) durch das Adjektiv ἀτερπής („trostlos, unerfreulich“), das bei Homer und Hesiod unter anderem Hunger, λιμός, bezeichnet (Il. 19, 354; Hes., Erga 647), weil es das Leben des Menschen unerfreulich macht, indem es ihn physisch und psychisch schwächt. Dazu siehe Latacz, Zum Wortfeld „Freude“ in der Sprache Homers, Heidelberg 1966, 218 Anm. 33. Dieses Adjektiv wird in der Odyssee auch für die Charakterisierung von öden Regionen (Od. 7, 279; 11, 94) sowie vom Mahl (Od. 10, 124) verwendet. Vgl. auch Il. 6, 285: ἀτέρπου ὀϊζύος. Anders als Giangrande 1969, 184 glaube ich nicht, dass die Stelle hier auf eine metaphorische Personifikation des γῆρας hinweist. 115b κεῖται δ’ ὅγ’ ἐπὶ χθονὸς ἔμπεδον αὔτως: Zu κεῖται δ’ ὅγ’ ἐπὶ χθονὸς vgl. Il. 18, 461: ὃ δὲ κεῖται ἐπὶ χθονὶ θυμὸν ἀχεύων; auch 3, 195; 20, 345; 21, 426. ἐπὶ χθονός: an dieser Versstelle (vor der bukolischen Dihärese) findet sich dieser Ausdruck immer in der hexametrischen Dichtung. Zu κεῖται ... ἔμπεδον vgl. PH 10, 22: ἔμπεδον εἴδατα κεῖται. Die Handschriften TrWD überliefern αὐτοῦ, S αὕτως, was Ahrens zu αὔτως verbesserte und übernahm; ihm pflichtete Gow in seiner Ausgabe bei. Man vergleiche Apoll. Rh., Arg. 4, 1429: τοῖαι πάλιν ἔμπεδον αὔτως ebenfalls am Versende. Vaughn z. St. plädiert für die Lesart αὐτοῦ (als adverbial: „hier“ bzw. „dort“) und führt die Stellen Il. 2, 237 und Od. 10, 271 an, an denen das adverbiale αὐτοῦ mit der Angabe des Ortes wie hier gebraucht wird (ἐπὶ χθονὸς ἔμπεδον). Ich möchte auf einige homerische Stellen hinweisen, an denen uns der Ausdruck κεῖσθαι αὔτως in der Bedeutung von „noch immer in derselben Situation verharrend“ in Beziehung auf einen vorangehenden Zustand begegnet; dort schwingt die Konnotation des Verlassens und der Abwesenheit der Fürsorge für jemanden mit: Il. 24, 412f.: ἀλλ᾽ ἔτι κεῖνος κεῖται Ἀχιλλῆος παρὰ νηῒ αὔτως / ἐν κλισίῃσι (für Hektor); Il. 18, 338: τόφρα δέ μοι παρὰ νηυσὶ κορωνίσι κείσεαι αὔτως (Achilleus wird sich um Patroklos’ Leiche nicht eher kümmern, bis er die Waffen von Hektor und dessen Kopf in seinen Besitz bringt); vgl. Od. 20, 130: ἦ αὔτως κεῖται ἀκηδής; Opp., Hal. 1, 544f.: τοῖς ὑπὸ καὶ ζωός περ ἐὼν ἔτι κείμενος αὔτως, / οὐδὲν ἀμυνόμενος, δαιτρεύεται, ὄφρα θάνῃσι. Anhand dieser Stellen scheint mir die Lesart von S, die die meisten Herausgeber übernommen haben, attraktiv. Durch αὔτως betont Alkmene dramatisch die elende Situation des Greises, der im Gleichnis hilflos und ganz verlassen erscheint; dies versinnbild-

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licht den Zustand von Iphikles, der in Alkmenes Traum sich weder um sich selbst noch um Herakles kümmern kann. 116–117 εἰσόκε τις χειρός μιν ἀνειρύσσῃ παριόντων / αἰδεσθεὶς ὄπιδα προτέρην πολιοῖο γενείου: ◆ εἰσόκε (εἰς ὅ κε) τις am Versanfang vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 820; 4, 347. εἰς ὅ κε kommt schon bei Homer am Versanfang vor: Il. 9, 46; 14, 6; Od. 8, 318; 11, 122; 15, 26; 23, 269. Man vergleiche auch Il. 12, 150: εἰς ὅ κέ τίς im Versinneren. ◆ χειρός μιν ἀνειρύσσῃ: Das Verbum ἀνε(ι)ρύω, „emporziehen“, findet sich schon bei Homer Od. 9, 77; 12, 402: ἀνά θ᾽ ἱστία λεύκ᾽ ἐρύσαντες; in ionischer Form vgl. Her., 9, 96: ἀνειρύσαι τὰς νέας; vgl. 9, 97; Theokr., id. 14, 35f.: ἀνειρύσασα δὲ πέπλως / ἔξω ἀποίχετο θᾶσσον („beim Laufen“); vgl. id. 26, 17. Da das υ des ἐρύω immer kurz ist, folge ich zusammen mit Beckby der Lesart von S ἀνειρύσσῃ. DWTr überliefern ἀνειρύσῃ. In solchen Fällen wird immer ein doppeltes σ verwendet (vgl. Buttmann, Lexilogus 307f.). Dasselbe Problem gibt es auch bei Theokr., id. 14, 35, wo die Handschriften zwar ἀνειρύσασα überliefern, die meisten Herausgeber aber, mit Ausnahme von Gow, ἀνειρύσσασα drucken. Gow glaubt, „the precept however has not been universally followed.“ Zu χειρός μιν ἀνειρύσσῃ vgl. Il. 24, 515: γέροντα δὲ χειρὸς ἀνίστη: Achilleus zieht den bittenden und flehenden greisen Priamos vom Boden hoch; vgl. auch: Od. 14, 319: χειρὸς ἀναστήσας; man vergleiche weiter die Ausdrücke: χειρὸς ἑλεῖν: Il. 1, 323; 4, 452, 493; 5, 30; 7, 108 usw.; χειρὸς ἔχειν: Il. 4, 154; 11, 488. ◆ τις … παριόντων: τὶς τῶν παριόντων ist ein prosaischer Ausdruck: vgl. Plat., Resp. 515b; Lysias, Or. 15, 4 und später. Es wird auch bei Aristoph., Vesp. 622: πᾶς τίς φησιν τῶν παριόντων verwendet; vgl. auch A.G. App. 2, 681, 7: Τίς ὅδ᾽ ἀνήρ; φήσει τις ὁδιτάων παριόντων mit dem Partizipium am Versschluss wie hier. ◆ αἰδεσθεὶς ὄπιδα προτέρην πολιοῖο γενείου: αἰδεσθείς findet sich am Versanfang auch in Il. 4, 402; 17, 95; vgl. A.G. 6, 228, 3 (Adaios von Makedonia) und PH 2, 308: αἰδεσθεὶς ἀνὰ θυμὸν ὁμήλικα πατρὸς ἑοῖο – Memnon verspürt in seiner Seele ehrfurchtsvolle Scheu vor Nestor, der im selben Alter wie sein Vater war. Zur Auswahl des Verbums hier vgl. etwa auch Soph., Aias 506–508: Ἀλλ᾽ αἴδεσαι μὲν πατέρα τὸν σὸν ἐν λυγρῷ / γήρᾳ προλείπων, αἴδεσαι δὲ μητέρα / πολλῶν ἐτῶν κληροῦχον; Plut., De lib. educ. 7E.: ὅτι δεῖ θεοὺς μὲν σέβεσθαι, γονέας δὲ τιμᾶν, πρεσβυτέρους αἰδεῖσθαι. Zum homerischen Substantiv ὄπις, ιδος, Akk. ὄπιν und ὄπιδα (wie hier Od. 14, 82; 20, 215), „göttliche Vergeltung, Strafe, Rache“ siehe LfgrE s.v. ὄπις. Zu unserer Stelle vgl. Od. 21, 28: σχέτλιος, οὐδὲ θεῶν ὄπιν αἰδέσατ᾽ οὐδὲ τράπεζαν. ◆ προτέρην in den Handschriften hat einigen Herausgebern Schwierigkeiten bereitet, so dass manche zu Emendationen übergingen: Ahrens schlug τρομερὴν, Valckenaer στυγερὴν und Fr. Iacobs κρατερὴν bzw. κρυερὴν anhand Apoll. Rh., Arg. 3, 390 vor, Briggs προπετῆ anhand A.G. 16, 89, 6 (Gallos). M.E. brauchen wir hier keine Emendation. Ich würde folgendermaßen übersetzen: „Weil er ehrfurchtsvolle Scheu hatte, die er schon früher für das ergraute Kinn hegte.“ Dieser Passant, der den gefallenen Greis vom Boden hochzieht, hatte schon immer erfurchtsvolle Scheu vor älteren Menschen – πολιοῖο γενείου steht metonymisch für die Greise –, da er so erzogen wurde. Zu

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πολιοῖο γενείου am Versschluss vgl. auch A.G. App. 6, 34, 5: ἀμφαγαπᾷ τέγγων ἄκρον πολιοῖο γενείου. Unser Dichter verweist seinen Leser auf zwei iliadische Stellen: Il. 22, 74–76: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ πολιόν τε κάρη πολιόν τε γένειον / αἰδῶ τ᾽ αἰσχύνωσι κύνες κταμένοιο γέροντος, / τοῦτο δὴ οἴκτιστον πέλεται δειλοῖσι βροτοῖσιν. Priamos spricht zu Hektor von seinem Versuch, ihn vom Duell gegen Achilleus abzubringen; gegen Ende seiner Rede führt er aus, dass der Tod einem jungen Mann, der im Krieg gefallen ist, gut stehe, auch wenn er vom scharfen Erz zerrissen daliege; alles sei schön an dem Toten, was da erscheine. Aber wenn die Hunde das graue Haupt, das ergraute Kinn und den Genitalbereich des getöteten Greises schänden, sei dies wohl das bedauernswerteste Bild unter den Menschen. Vgl. auch Il. 24, 515f.: αὐτίκ᾽ ἀπὸ θρόνου ὦρτο, γέροντα δὲ χειρὸς ἀνίστη / οἰκτίρων πολιόν τε κάρη πολιόν τε γένειον. Nachdem Achilleus seine Klage um seinen Vater und um Patroklos beendet hat, springt er von seinem Thron auf und zieht Priamos, der zu ihm als Bittflehender um die Leiche von Hektor gekommen ist, hoch, weil er sich des grauen Hauptes und des grauen Kinns des Flehenden erbarmt. Unser Dichter hat auch die Stelle aus der Elegie des Tyrtaios im Sinne, 10 W., vv. 19–27: τοὺς δὲ παλαιοτέρους, ὧν οὐκέτι γούνατ᾽ ἐλαφρά, / μὴ καταλείποντες φεύγετε, τοὺς γεραιούς. / αἰσχρὸν γὰρ δὴ τοῦτο, μετὰ προμάχοισι πεσόντα / κεῖσθαι πρόσθε νέων ἄνδρα παλαιότερον, / ἤδη λευκὸν ἔχοντα κάρη πολιόν τε γένειον, / θυμὸν ἀποπνείοντ᾽ ἄλκιμον ἐν κονίηι / αἱματόεντ᾽ αἰδοῖα φίλαις ἐν χερσὶν ἔχοντα / αἰσχρὰ τά γ᾽ ὀφθαλμοῖς καὶ νεμεσητὸν ἰδεῖν, / καὶ χρόα γυμνωθέντα, die auf die iliadische Stelle 22, 74–76 zurückverweist. Die Stelle vv. 113–117 erinnert an die Verse eines hellenistischen Fragments Ep. Adesp. 2, 64–68 (CA): ὁ δ᾽ ἄρ᾽ αὐτόθι κάππεσε πρέσβυς / [ἐν κονίῃ, χερσὶν] δ᾽ ἐπαμήσατο μακρὰ [γ]εγωνώς. / [ δέ σφε πέ]δου ἀναείρυεν·[…] / […] / [ὁ πρέσβυς δ᾽ ἀνάειρε κ]άρη καὶ ἐφέζετο ποσσίν. Diese Verse stammen aus dem sogenannten Dioemedes-Epyllion (P. Berol. 10566), das nach seinen ersten Herausgebern, U. von Wilamowitz-Moellendorff, W. Schubart und J. U. Powell in die frühhellenistische Zeit des 3. Jahrhunderts zu gehören scheint. Auf die vv. 113–117 unseres Gedichtes hat schon Powell in seinem kritischen Apparat z. St. verwiesen. Obwohl die oben angeführten Verse des Papyrusfragments nicht auf die gleiche oder eine ähnliche Situation wie in unserer Stelle hinweisen, halte ich es für möglich, dass der Dichter der Megara auch diese Verse vor Augen hatte, zumal beide Stellen einen Greis darstellen, der auf den Boden niedergefallen ist, ein unangemessenes, ungebührliches Bild. Ferner weist das ἀνειρύσσῃ unseres Gedichtes (v. 116) auf die Verbformen ἀναείρυεν (v. 66) und ἀνάειρε (v. 68) des Diomedes-Epyllions hin. Phidon, ein alter treuer Diener, dem Diomedes vor seiner Abreise nach Aetolien seinen Sohn anvertraut hatte, erfährt von Iphis’ Sohn, dass die Argier in der Schlacht, an der auch Diomedes’ Sohn teilnahm, besiegt wurden und die Stadt eingenommen wurde. Diese Nachricht erschüttert den Alten sehr, da er sich Sorgen um das Schicksal des ihm anvertrauten jungen Mannes macht. Er wirft sich als Bittsteller zu Boden und bittet seinen Gesprächspartner darum, keine schlimmen Nachrichten mehr zu erhalten. Seine Haltung erinnert einerseits an den Greis Priamos und seinen Versuch, seinem Sohn Hektor vom Duell mit Achilleus abzuraten (Il. 22, 33–35), andererseits

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geben diese Verse den übermäßigen Schmerz des alten Phidon wieder, was auf die Reaktionen von Achilleus und Priamos auf die Ankündigung vom Tod des Patroklos bzw. von Hektor (vgl. Il. 18, 22–28 bzw. 24, 159–165) hinweist, wobei Phidon nicht weiß, ob Diomedes’ Sohn wirklich tot ist oder nur in Lebensgefahr schwebt. Iphis’ Sohn versucht, dem alten Mann vom Boden aufzuhelfen (vgl. v. 66: ἀναείρυεν); der Alte hebt den Kopf und steht zu dessen Füßen (vgl. v. 68: [ὁ πρέσβυς δ᾽ ἀνάειρε κ]άρη καὶ ἐφέζετο ποσσίν). Dazu vgl. A. Pellin, Quattro poemi ellenistici su papiro: Fr. Ep. Adesp. 2, 3, 4 Powell e SH Fr. 939, Venedig 2008, 159ff. 118 ὣς ἐν γῇ λελίαστο σακεσπάλος Ἰφικλείης: ◆ λελίαστο: Vom Verbum λιάζω, „beugen“ (Hesych. s.v. erklärt: ῥίπτειν, ταράσσειν; vgl. Epimerismi Homerici s.v. λιασθείς: ἔστι τὸ θέμα λιάζω, ὁ μέλλων λιάσω· σημαίνει δὲ τὸ ἐγκλίνω καὶ ἐκφεύγω καὶ πλανῶ· ὁ παρακείμενος λελίακα, λελίασμαι, ἐλιάσθην καὶ ἡ μετοχὴ λιασθείς) sind bei Homer nur die Formen λιάζομαι, ἐλιάσϑην im Gebrauch: „seitwärts ausweichen, weggehen“. Das Plusquamperfekt findet sich nur hier. An unserer Stelle hat es die Bedeutung von „ausgleiten“, „sinken“ wie z.B. in Il. 15, 543: ὃ δ᾽ ἄρα πρηνὴς ἐλιάσθη; Il. 20, 420: ἔντερα χερσὶν ἔχοντα λιαζόμενον ποτὶ γαίη; vgl. auch Il. 20, 418. ◆ σακεσπάλος ist ein homerisches Hapax (Il. 5, 126) als Beiwort für Tydeus: οἷον ἔχεσκε σακέσπαλος ἱππότα Τυδεύς, „den Schild schwingend“. Zum Akzent σακέσπαλος oder σακεσπάλος siehe Ruijgh, L’élément achéen dans la langue épique, Assen, 1957, 95. Vgl. auch die Schol. zu Il. 5, 126: σακέσπαλος] πολεμικός. ἀπὸ τοῦ πάλλειν τὸ σάκος καὶ κινεῖν. εἴρηται δὲ σάκος, ἐπειδὴ παρὰ τοῖς πρώτοις εὑρέθη. Σάκαι δέ εἰσιν οἱ Θρᾷκες. Es ist wie ἐγχέσπαλος gebildet, „lanzenschwingend“: Ιl. 2, 131; 14, 449; 15, 615; PH 6, 39. In der nachhomerischen Dichtung erscheint das Adjektiv erst bei Kallim., Hymn. Jov. 71: οὐκ ἄνδρα σακέσπαλον; PH 1, 514: δῶκεν ἐπειγομένοισι σακέσπαλος Ἀτρυτώνη; Triph. 161: ὠκυμόρῳ τέκε παῖδα σακεσπάλῳ Αἰγιαλῆι; zwölfmal bei Nonnos; vgl. auch A.G. 2, 1, 144 (Christodoros) immer an der gleichen Versstelle wie hier. ◆ Ἰφικλείης: zu dieser Endung vgl. Od. 15, 244: ’Οικλείης. Wie Breitensein, 63f. ausführt, haben Wörter und Ausdrücke der vv. 103ff. ein kriegerisches Kolorit und weisen auf kriegerische Auseinandersetzungen hin, in denen die Vorstellung des Todes in den Vordergrund tritt. Herakles und in der Folge Iphikles werden also in der Erzählung von Alkmenes Traum als Kämpfer gegen einen Feind dargestellt, wahrscheinlich Eurystheus. Zum Phänomen der Transposition von Elementen aus dem Bereich des heroischen Epos in den Alltag innerhalb der hellenistischen Poesie siehe Greene, „Playing with Tradition. Gender and innovation in the epigrams of Anyte“, Helios 27 (2000), 15ff. Sie konzentriert sich auf Anytes Grabepigramme, insbesondere 5 G-P (= A.G. 7, 486); 6 G-P (= A.G. 7, 490); 8 G-P (= A.G. 7, 649); 10 G-P; 4 G-P (= A.G. 7, 724) und untersucht die Umsetzung des homerischen Vokabulars in die persönliche und häusliche Sphäre durch die Dichterin; dies führt dazu, dass sich das Häusliche zum Heroischen erhebt.

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Der Ausdruck πῦρ ἄμοτον kann den Leser an zwei homerische Gleichnisse erinnern, in denen das Feuer die Gewalt des Kampfes darstellt: Il. 17, 737ff. und 21, 13ff. Der Ausdruck καπέτοιο βαθείης erscheint nur einmal in der Ilias 15, 356. In dieser Szene leistet Apollon den Troern Beistand, indem er die Ränder des tiefen Grabens der Achaier mit den Füßen einreißt und sie in der Mitte aufhäuft, um auf diese Weise eine lange und breitangelegte Fahrbahn für sie zu schaffen. Das Verbum ἀναχάζομαι wird oft bei Homer in der Bedeutung von „im Kampf zurückweichen“ (vgl. z.B. Il. 15, 728; 16, 710 usw.), ἐκφεύγω, „herausfliehen, wegfliehen, entkommen“, ebenfalls im kriegerischen Kampf in der Ilias verwendet (vgl. z.B. Il. 11, 362; 18, 307; 20, 350; 21, 66 usw.). Das Gleiche gilt für das Verbum νωμάω, das besonders für das Schwingen von Waffen benutzt wird (siehe z. St.). Die μακέλην – ein Werkzeug – tritt hier für Herakles an die Stelle eines Schildes, damit der Held vor dem Feuer geschützt wird. Das Verbum παπταίνω, „umherblicken“, hängt oft und auch im Kampf gegen den Feind mit Furcht und Behutsamkeit zusammen: vgl. Il. 13, 649, eine Stelle, die wir schon als Vorbild zu den vv. 108b–109 genannt haben; vgl. weiter 13, 551; 17, 115, 674. ἀοσσέω: „helfen, beistehen“ (der einzige Beleg für das Verbum). Homer benutzt ἀοσσητήρ in der Bedeutung von „potentieller Helfer“ oder „Rächer“ im Krieg (siehe z. St.). λελιημένος ist ebenfalls ein Partizipium, das auf den Eifer im Krieg hinweist, vgl. Il. 4, 465; 5, 690; 12, 106; 16, 552. Sehr häufig wird in der Ilias die Form κάππεσε für die Gefallenen im Krieg verwendet: vgl. Il. 4, 523; 5, 560; 12, 23, 386; 13, 549; 15, 280 usw. μεγάθυμος gilt häufig in der Ilias als Epitheton tapferer Krieger (siehe z. St.). Zu λιάζομαι für gefallene Krieger, die auf der Erde daniederliegen, vgl. Il. 15, 543; 20, 420 (siehe auch z. St.). Das homerische Hapax σακεσπάλος, „der sehr gut den Schild schwingen kann“, ist in der Ilias 5, 126 Beiwort zu Tydeus. Damit wird seine spezifische kriegerische Kunst hervorgehoben. Wie wir in der Kommentierung der Iphikles-Partie gesehen haben, fördert die Auswahl einiger Wörter wie ἀστεμφές, ἔκειτο, ἀμενηνός, ἀτερπές, καππεσέειν, κεῖται die Vorstellung des Todes; vgl. auch das Gleichnis (vv. 113ff.) mit den Intertexten Il. 22, 74–76; Tyrtaios 10, 19ff. W. Die Rhetorik der vv. 103ff. verleiht also der Partie ein Unheil verkündendes Kolorit, das die für die daran Beteiligten ungünstige Deutung des Traums veranschaulicht. 119–120a αὐτὰρ ἐγὼ κλαίεσκον ἀμηχανέοντας ὁρῶσα / παῖδας ἐμούς: vgl. Apoll. Rh., Arg. 1, 276f.: ὧς ἀδινὸν κλαίεσκεν ἑὸν πάιν ἀγκὰς ἔχουσα / Ἀλκιμέδη. Die iterative Form κλαίεσκον erscheint einmal bei Homer, Il. 8, 364; vgl. auch A.G. App. 2, 498, 2 immer an der gleichen Versstelle. Zum Weinen der träumenden Person vgl. Od. 19, 541: αὐτὰρ ἐγὼ κλαῖον καὶ ἐκώκυον ἔν περ ὀνείρῳ; Eur., IT 54f.; Plut., Caes. 63, 9. ◆ ἀμηχανέοντας: Das Verbum ἀμηχανέω, „rat-und hilflos sein, sich nicht zu helfen wissen“, erscheint zum ersten Mal bei Aischylos: vgl. Hik. 379; Pers. 458; Ag. 1177, 1530. Das Partizipium Präsens findet sich auch bei Aischylos, TrGF 199, 6: ἰδὼν δ᾽ ἀμηχανοῦντά σ᾽ οἰκτερεῖ πατήρ. In der hexametrischen Dichtung kommt das Partizipium Präsens bei Theokrit, id. 14, 52; 22, 103 an der gleichen Versstelle wie hier vor, siebenmal bei Apoll. Rh., Arg. (2, 410,

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885, 1140; 3, 423; 4, 692, 825, 1701); mit Ausnahme von 4, 1701 an der gleichen Versstelle. Siehe auch Vaughn z. St. Später vgl. Kolluth., 306; Nonn., Dion. 24, 196; 48, 488; Paraphr. Joh. 10, 21; 13, 102. ◆ ὁρῶσα: am Versschluss wie Od. 8, 459. Das Präsens des Partizipiums zeigt schon, dass der Traum bis zum Morgengrauen dauerte. ◆ παῖδας ἐμούς: Vaughn bemerkt z. St., dass dieser Ausdruck am Versanfang vielleicht absichtlich auf v. 15 hinweist: παῖδας ἑούς, v. 95: παῖς ἐμός, ebenfalls zu Versbeginn. 120b–121a μέχρι δή μοι ἀπέσσυτο νήδυμος ὕπνος / ὀφθαλμῶν: vv. 120b–121a hat die odysseische Stelle 12, 366 als Vorbild: καὶ τότε μοι βλεφάρων ἐξέσσυτο νήδυμος ὕπνος. Unser Dichter variiert das Prädikat des odysseischen Verses ἐξέσσυτο durch ἀπέσσυτο. Er behält das Simplex des Verbums bei und ersetzt nur die Präposition: Sowohl ἐξέσσυτο als auch ἀπέσσυτο finden sich bei Homer fast immer an der gleichen Versstelle, d.h. vor der bukolischen Dihärese; ἐξέσσυτο: Il. 7, 1; Od. 9, 438; Od. 12, 366 – Ausnahme: Od. 9, 373; ἀπέσσυτο: Il. 6, 390; 15, 572; vgl. Hes., Th. 859; PH 12, 584. Beide Komposita haben fast die gleiche Bedeutung: „herauseilen“, „forteilen“, „weglaufen“. Mit dieser Variatio schafft unser Dichter einen Vers nur mit Daktylen, der durch den daktylischen Rhythmus die Vorstellung der Abkehr vom Schlaf am besten widerspiegelt. Siehe auch Vaughn, z. St. Sowohl der odysseische als auch unser Vers hier werden durch eine homerische Formula abgeschlossen, die oft am Versende zu finden ist: diese Formula erscheint zehnmal bei Homer, noch weitere siebenmal am Versschluss: Il. 10, 91; 12, 242; 14, 354; 16, 454; Od. 4, 793; 12, 311, 366; vgl. auch PH 2, 163; 4, 72; Orph. Arg. 538. ◆ νήδυμος ὕπνος ist ein Schlaf, aus dem man nicht aufwachen kann, ein tiefer, fester Schlaf; dieses Beiwort kommt in Verbindung mit einem anderen Beiwort für Schlaf vor, nämlich νήγρετος, vgl. Od. 13, 79f.: καὶ τῷ νήδυμος ὕπνος ἐπὶ βλεφάροισιν ἔπιπτε, / νήγρετος ἥδιστος, θανάτῳ ἄγχιστα ἐοικώς. Man vergleiche das Scholion zu Od. 4, 793: ἐπήλυθε νήδυμος ὕπνος] ἀγνοοῦσί τινες τὸ νήδυμος ὕπνος ἀποδιδόντες τὸ ἡδύς. ἔστι δὲ νήδυμος ὁ μὴ δύνων μηδὲ περιεχόμενος, ἀλλ᾽ αὐτὸς περιέχων. καὶ οὕτως λέγουσιν ,οὐδέ μιν ὕπνος ᾕρει πανδαμάτωρ‘ (Il. ω, 4.). τὸ δὲ νη στερητικὸν καὶ ἐν τῷ νήγρετος. ἥδιστος καὶ θανάτῳ ἄγχιστα ἐοικώς; siehe auch bei Apion, 79: ὁ δὲ Ἀπίων ἐτυμολογῶν φησιν ἄδυμος, ὃν οὐκ ἔστιν ἀποδύσασθαι διὰ τὸ βάθος. Siehe Literatur zu diesem Wort in LfgrE s.v. νήδυμος. Mit ὀφθαλμῶν (v. 121) variiert unser Dichter das βλεφάρων seines Vorbildes, Od. 12, 366. 121b ἠὼς δὲ παραυτίκα φαινόλις ἦλθε: παραυτίκα: Der erste Beleg zu diesem Adverb, das mit dem Adverb πάραυτα zusammenhängt („sogleich, augenblicklich, vollständig“; vgl. Hesych. s.v. παραυτά: παραχρῆμα, εὐθέως, παραυτίκα und s.v. παραχρῆμα: παραυτίκα. [ἀθρόως.] εὐθέως) findet sich bei Aesch., Hik. 748: θαρσοῦσι ναῶν ποιμένες παραυτίκα; vgl. auch Eur., Alk. 12; oft bei Herodot (16mal). In der hexametrischen Dichtung kommt es vielleicht nur hier vor. Vaughn führt die Stelle Theokr., id. 25, 222 an: πρὶν ἰδέειν ἀλκῆς τε παραυτίκα

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πειρηθῆναι – παραυτίκα wird von WTrM überliefert – , aber einige Herausgeber lesen μεταυτίκα, ein herodotisches Wort; dazu siehe Gow z. St. In v. 121 überliefert D φαινόλις ἦλθε, während man in WTrIuntCall φαίδιμος ἦλθε, in S φαίνετο δῖα liest. φαινόλις (nur im Nominativ, „lichtbringende, leuchtende“) als Epitheton für Eos kommt zweimal vor: hom. Hymn. Dem. 51: ἀλλ᾽ ὅτε δὴ δεκάτη οἱ ἐπήλυθε φαινολὶς Ἠὼς – es scheint, dass diese Stelle unserem Dichter als Vorbild diente – und bei Sappho, Fr. 104a V.: Ἔσπερε πάντα φέρων ὄσα φαίνολις ἐσκέδασ᾽ Αὔως. Beide Stellen waren unserem Dichter sicher bekannt. Man vergleiche auch die odysseischen Stellen 6, 48: αὐτίκα δ᾽ Ἠὼς ἦλθεν ἐΰθρονος – vgl. παραυτίκα in v. 121 ‒; 15, 495: αἶψα γὰρ Ἠὼς ἦλθεν ἐΰθρονος. φαίδιμος („leuchtend, glänzend“), das man in einigen Manuskripten liest, ist ein Epitheton, das oft bei Homer und Hesiod vorkommt, aber Glieder des menschlichen Körpers bezeichnet (γυῖα, Il. 6, 27; 8, 452 usw.; Hes., Th. 492; vgl. Bakch., Dith. Fr. 4, 47; Soph., TrGF 453, ὦμος, Od. 11, 128; 23, 275; vgl. Pind., O. 1, 27; vgl. auch κόμα, Pind., N. 1, 68; πρόσοψις P. 4, 28; auch ἵπποι, O. 6, 14; βραχίονες Achaeus, TrGF 4), einmal Gegenstände (hom. Hymn. Ap. 4: φαίδιμα τόξα), oder auch in übertragenem Sinne Menschen, glanzvoll, ruhmvoll; in der Ilias heißt so insbesondere Aias (vgl. 5, 617 usw.), Hektor (vgl. 6, 27 usw.), in der Odyssee für Telemachos (vgl. 15, 2), auch für Achilleus (24, 76) und Odysseus (vgl. 10, 251 usw.), aber nie für Gottheiten. In der Dichtung der hellenistischen Zeit begegnet uns dieses Epitheton eigentlich nicht. Zu der Lesart von S φαίνετο δῖα vergleiche man die homerischen Ausdrücke (ἐ)φάνη ῥοδοδάκτυλος Ἠώς (Il. 1, 477; 6, 175; 23, 109; Od. 2, 1 usw.); ἐφάνη φαεσίμβροτος ἠώς (Il. 24, 785; vgl. auch Orph. Arg. 1078) am Versende; δῖος gilt als Beiwort für Eos auch am Versschluss: Il. 9, 240: ἀρᾶται δὲ τάχιστα φανήμεναι Ἠῶ δῖαν; vgl. auch Il. 11, 273; 18, 255; Od. 9, 151, 306, 436; 12, 7; 16, 368; 19, 342. Zusammen mit Ahrens und den meisten modernen Herausgebern lese ich am Ende des v. 121 φαινόλις ἦλθε als lectio difficilior. 122–123a τοῖα, φίλη, μοι ὄνειρα διὰ φρένας ἐπτοίησαν / παννυχίῃ: Zu diesem appositiven Summary nach der Schilderung eines Traums vgl. Aisch., Pers. 200: καὶ ταῦτα μὲν δὴ νυκτὸς εἰσιδεῖν λέγω (Atossas Traumschilderung). ◆ φίλη: Zu dem Vokativ φίλη an der gleichen Versstelle vgl. Od. 8, 292. ◆ ὄνειρα: oft bezieht sich der Plural von ὄνειρον auf einen einzigen, bestimmten Traum: vgl. Aisch., Ch. 38, 523, 929; Eum. 155; Soph., El. 460, 481; Eur., IT 151, 348, 569; Xenoph., An. 4, 3, 13; Apoll. Rh., Arg. 3, 618, 636; 4, 664, 685, 723; Xenoph. Ephes., 5, 8, 7; Heliod., 1, 18; 4, 14 usw. Siehe auch Breitenstein, 68. Alkmene schließt ihre Erzählung vom Traum ähnlich, wie sie begonnen hat (v. 91). ◆ διὰ φρένας ἐπτοίησαν παννυχίῃ: Das Prädikat διαπτοιέω (Tmesis), „auseinanderscheuchen“, im Medium: „verstört, durcheinander sein“, findet sich einmal in der Odyssee 18, 340: ὣς εἰπὼν ἐπέεσσι διεπτοίησε γυναῖκας; vgl. auch einmal bei Apollonios Rh., Arg. 3, 1345: καὶ τοὺς μὲν πεδίονδε διεπτοίησε φέβεσθαι; Eur., Ba. 303f.: στρατὸν γὰρ ἐν ὅπλοις ὄντα κἀπὶ τάξεσιν / φόβος διεπτόησε πρὶν λόγχης θιγεῖν; auch bei Platon, Resp. 336b; Polyb., 3, 51, 5; Plut., Caes. 10, 3; Mul. virt. 247D usw.; auch sporadisch in der Prosa der Spätantike; öfter dann bei Nonnos, Dion.: siehe besonders

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44, 51f.: πάννυχον ὑπναλέοις ὀάροις εὕδουσαν Ἀγαύην / φάσματα μιμηλοῖο διεπτοίησεν ὀνείρου, eine Stelle, die auf unsere hier verweist; vgl. auch 11, 289; 27, 238; 28, 278; 33, 336; 34, 29; 37, 248. Zu dem Simplex in Verbindung mit Träumen siehe v. 91; zu πτοιέω mit φρένες vgl. Od. 22, 298: τῶν δὲ φρένες ἐπτοίηθεν; Apoll. Rh., Arg. 1, 1232f.: τῆς δὲ φρένας ἐπτοίησεν / Κύπρις; Fr. 12, 6 (bei Parthen., Narr. am. 21, 3): ἡ γὰρ ἐπ᾽ Αἰακίδῃ κούρῃ φρένας ἐπτοίησεν / Πεισιδίκῃ; vgl. auch Greg. Naz., Carm. 565, 2f.: Κάλλεος ἰσχανόωσαν, ὅ μευ φρένας ἐπτοίησε / δερκομένης. Zu ὄνειρα ἐπτοίησαν / παννυχίῃ vgl. die Stelle bei Apollonios Rh., Arg. 4, 664: τοῖον γὰρ νυχίοισιν ὀνείρασιν ἐπτοίητο. Es handelt sich dabei um den Traum von Kirke, von dem der Erzähler im Folgenden berichtet (4, 665–669); vgl. noch Fr. 1046 SH: ἦμος δ᾽ ἠπεροπῆας ἀπεπτοίησεν ὀνείρους / ἠέλιος < > ἀνασχών. διὰ φρένας: an der gleichen Versstelle wie hom. Hymn. Herm. 421. παννυχίῃ: Vaughns Auffassung, dass wir hier mit παννυχίῃ als adverbialem Dativ Femininum den einzigen Beleg in der griechischen Literatur haben, ist falsch, denn παννυχίῃ ist von μοι abhängig. Bei Homer wird παννύχιον als adverbiales Neutrum gebraucht: Il. 2, 24, 61. παννύχιος erscheint oft am Versanfang in der epischen Dichtung: zehnmal bei Homer bei insgesamt 17 Belegen; bei Apollonios findet es sich immer am Versanfang (fünfmal); vgl. auch hom. Hymn. Herm. 141; Hes., Fr. 195, 46; Ps.-Hes., Aspis 46; PH 2, 634; Triph. 512, 559. 123b–124a τὰ δὲ πάντα πρὸς Εὐρυσθῆα τρέποιτο / οἴκου ἀφ’ ἡμετέροιο: Alkmene beendet ihre Rede mit einem Fluch: Alles, was sie in ihrem Traum gesehen und davon erzählt hat, möge nicht ihr Haus betreffen, sondern gegen Eurystheus gerichtet werden. Vgl. dazu Apoll. Rh., Arg. 3, 690–692: τοῖα κατακνώσσουσα μινυνθαδίῳ νέον ὕπνῳ / λεύσσω ὀνείρατα λυγρά – τά τις θεὸς ἀκράαντα / θείη, μηδ᾽ ἀλεγεινὸν ἐφ᾽ υἱάσι κῆδος ἕλοιο. Wie Vaughn z. St. ausführt, ist es typisch, dass Worte mit apotropäischem Charakter am Ende eines Traumes vorkommen (vgl. Bühler, Europa, 71; Breitenstein, 69). In der griechischen Tragödie folgt oft nach der Erzählung eines Traums die Darbietung eines Sühneopfers mit apotropäischer Absicht (Aisch., Pers. 201ff.; Ch. 22ff.; 538ff. Soph., El. 406ff.). Hier erfolgt kein Sühneopfer, aber, wie Breitenstein, 69 bemerkt, wird die Idee der ἀποτροπή durch den Satz: τὰ δὲ πάντα πρὸς Εὐρυσθῆα τρέποιτο / οἴκου ἀφ’ ἡμετέροιο impliziert. Der Wunsch der träumenden Person, dass ein Unheil verkündender Traum sich gegen einen Feind wenden solle, ist eher selten. Breitenstein, 69 zitiert Soph., El. 644–647: Ἃ γὰρ προσεῖδον νυκτὶ τῇδε φάσματα / δισσῶν ὀνείρων, ταῦτά μοι, Λύκει᾽ ἄναξ, / εἰ μὲν πέφηνεν ἐσθλά, δὸς τελεσφόρα, / εἰ δ᾽ ἐχθρά, τοῖς ἐχθροῖσιν ἔμπαλιν μέθες. Normalerweise wendet man sich mit der Bitte an die Götter, dem bedrohten Menschen das vorhergesagte Unglück zu ersparen (vgl. Eur., Hek. 96ff.), oder dass sie durch ihr Einwirken alles zum Guten wenden. Siehe dazu Bühler, Europa, 71ff. und Breitenstein, 69. In den vv. 123b–125 handelt es sich eigentlich um Fluchworte gegen Eurystheus. Der Traum soll sich auf ihn beziehen und nicht auf ihre eigenen Kinder. Zu τὰ δὲ πάντα an dieser Versstelle vgl. Il. 4, 363; Od. 2, 265; 22, 256; Apoll. Rh., Arg. 2, 154; Bion, Epit. Ad. 65; PH 5, 536;

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9, 109. Zu οἴκου ἀφ’ ἡμετέροιο am Versanfang vgl. v. 42; Il. 3, 233; Od. 1, 258; 22, 358: οἴκῳ ἐν ἡμετέρῳ. Εὐρυσθῆα: an dieser Versstelle findet sich immer bei Homer der Genitiv des Namens (Il. 8, 363; 15, 639; 19, 133), vgl. auch Apoll. Rh., Arg. 1, 1347. 124b–125 γένοιτο δὲ μάντις ἐκείνῳ / θυμὸς ἐμός, μηδ’ ἄλλο παρὲκ τελέσειέ τι δαίμων: ◆ γένοιτο δὲ μάντις ἐκείνῳ: vgl. Aisch., Th. 402: τάχ᾽ ἂν γένοιτο μάντις ἡ ἀνοία τινί. Zu θυμὸς als μάντις, d.h. der Thymos einer Person als Unglücksprophet vgl. Aisch., Pers. 10f.: κακόμαντις ἄγαν ὀρσολοπεῖται / θυμὸς ἔσωθεν; Ag. 975–982: τίπτε μοι τόδ᾽ ἐμπέδως / δεῖμα προστατήριον / καρδίας τερασκόπου / πωτᾶται, / μαντιπολεῖ δ᾽ ἀκέλευστος ἄμισθος ἀοιδά, / οὐδ᾽ ἀποπτύσαι δίκαν / δυσκρίτων ὀνειράτων / θάρσος εὐπειθὲς ἵ- / ζει φρενὸς φίλον θρόνον; Eur., Andr. 1072: πρόμαντις θυμὸς ὥς τι προσδοκᾶι. Dies entspricht dem Vergilischen praesaga mali mens (Aen. 10, 843); vgl. etwa Plaut., Aul. 178: praesagibat mi animus; Cic., Div. I 65. Vaughn führt z. St. die Stelle aus Aisch., Pers. 224f. an, an der der Chor Atossa rät, wie sie das Böse aus ihrem Traum abwenden kann, von dem sie dem Chor erzählte, der sich als θυμόμαντις bezeichnet, d.h. der prophezeien könne nicht aufgrund göttlicher Eingebung, sondern ἀπὸ λογισμοῦ κρίνων καὶ ἀπὸ ἐνθυμήσεως (Schol. z. St.), und so zu einem Urteil kommen könne: οὔ σε βουλόμεσθα, μῆτερ, οὔτ᾽ ἄγαν φοβεῖν λόγοις / οὔτε θαρσύνειν. θεοὺς δὲ προστροπαῖς ἱκνουμένη, / εἴ τι φλαῦρον εἶδες, αἰτοῦ τῶνδ᾽ ἀποτροπὴν τελεῖν, / τὰ δ᾽ ἀγάθ᾽ ἐκτελῆ γενέσθαι σοί τε καὶ τέκνοις σέθεν / καὶ πόλει φίλοις τε πᾶσι. δεύτερον δὲ χρὴ χοὰς / γῇ τε καὶ φθιτοῖς χέασθαι· πρευμενῶς δ᾽ αἰτοῦ τάδε / σὸν πόσιν Δαρεῖον, ὅνπερ φῂς ἰδεῖν κατ᾽ εὐφρόνην, / ἐσθλά σοι πέμπειν τέκνῳ τε γῆς ἔνερθεν ἐς φάος, / τἄμπαλιν δὲ τῶνδε γαίᾳ κάτοχα μαυροῦσθαι σκότῳ. / ταῦτα θυμόμαντις ὤν σοι πρευμενῶς παρῄνεσα·/ εὖ δὲ πανταχῇ τελεῖν σοι τῶνδε κρίνομεν πέρι. (Pers. vv. 215–225). Alkmene erinnert sich an alles Schlechte und Ungerechte, das Herakles durch Eurystheus widerfahren ist, und wünscht sich, dass die Deutung ihres Alptraums sich gegen Eurystheus richtet. Die Angst, Unruhe und Bekümmertheit, die sie nun in ihrem Gemüt empfinde, möge auf Eurystheus übergehen. ◆ μηδ' ἄλλο παρὲκ τελέσειέ τι δαίμων: παρὲκ (häufig an der gleichen Versstelle in der epischen Dichtung) mit Akkusativ: „nicht anderes als dieses“; vgl. Od. 4, 347f. (= Od. 17, 138f.): οὐκ ἂν ἐγώ γε / ἄλλα παρὲξ εἴποιμι παρακλιδὸν οὐδ᾽ ἀπατήσω; Il. 24, 434: ὅς με κέλῃ σέο δῶρα παρὲξ Ἀχιλῆα δέχεσθαι. Schon die antiken Grammatiker schwankten bezüglich der Akzentuierung des Wortes: πάρεξ oder παρέξ; einige unterschieden zwischen παρέξ mit Akkusativ („außer, ausgenommen“) und πάρεξ mit Genitiv (= ἐκτός). Vgl. Scholia zu Il. 9, 7b: παρέξ· δύο εἰσὶ προθέσεις. ἀμέλει καὶ τρέπεται τὸ ξ εἰς κ, ,παρὲκ μέγα‘(π 165. 343), ,παρὲκ νόον‘ (Κ 391. Υ 133), b (BCE 3 E 4) T ,παρὲξ ὁδοῦ‘ (Κ 349), ,παρὲξ εἴποιμι‘ (ρ 139), ,παρὲξ ἀγορευέμεν‘ (Μ 213). T τινὲς δὲ ἓν μέρος λόγου, ὅπερ ἐστὶν ἐπίρρημα. ἔστι δὲ καὶ πάρεξ, ὃ γενικῇ θέλει συντάσσεσθαι. b (BCE 3 E 4) T μετὰ τὴν διά δὲ οὖσα ἡ ἔξ οὐδέποτε τρέπει τὸ ξ. τὸ δὲ ἑξῆς οὕτω· πολλὸν δὲ παρὰ τὴν ἅλα φῦκος ἐξέχευαν. b (BCE 3) T; Herodianos, Περὶ μον. λέξ. s.v. πάρεξ: οὐδὲν εἰς εξ ἐπίρρημα βαρυνόμενον ἐκ δύο

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προθέσεων συνεστηκός, ὅπερ καὶ γενικῇ θέλει συντάττεσθαι, ἀλλὰ μόνον τὸ πάρεξ. καὶ γὰρ ἡ συνήθεια οὕτως ἔσθ᾽ ὅτε φησὶ ,πάρεξ Ἀπολλωνίου‘. ὃν τρόπον καὶ Ἡρόδοτος ἐν τῇ τετάρτῃ (c. 46) ἔφη ,πάρεξ τοῦ Σκυθικοῦ ἔθνεος‘. παρὰ μέντοι τῷ ποιητῇ ἕτερόν ἐστι τὸ ὀξυνόμενον ἀλλὰ παρὲξ τὴν νῆσον ἐλαύνετε (μ 276), παρὲξ περιμήκεα δοῦρα (μ 443). Der Vers 125b erinnert uns an die letzten Worte Europas in dem gleichnamigen Epyllion von Moschos, nach der Erzählung ihres Traums, v. 27: ἀλλά μοι εἰς ἀγαθὸν μάκαρες κρήνειαν ὄνειρον. Anders als in unserem Gedicht hier, bei Aisch., Pers. 217–219 und Soph. El. 645–647 wünscht sich Europa nicht, dass das Böse abgewendet wird. Zu τελέσειέ τι δαίμων vgl. A.G. App. 4, 63, 1: Νῦν τοι πάντα τελεῖ δαίμων καὶ ἐς ὀρθὸν ὁδηγεῖ. Das letzte Wort δαίμων verweist auf das erste Wort zu Beginn der Rede von Alkmene: δαιμονίη παίδων (v. 62). Obwohl die Vorstellung der Gottheit in v. 62 semantisch nicht erscheint (siehe auch LfgrE s.v. δαιμόνιος mit seinen unterschiedlichen semantischen Nuancen), ist die etymologische Verwandtschaft präsent. Das θυμός des letzten Verses weist ringkompositorisch auf den Beginn des Gedichts hin (1–2a): Μῆτερ ἐμή, τίφθ’ ὧδε φίλον κατὰ θυμὸν ἰάπτεις / ἐκπάγλως ἀχέουσα. Der durch den θυμός hervorgerufene schlimme Zustand Alkmenes in v. 125 entspricht eigentlich dem der vv. 1ff. Ihre Angst und der Kummer um ihren Sohn Herakles sowie ihre Familie wird jetzt durch den Unheil verkündenden Traum vergrößert. In solch einem desolaten Zustand erscheint Alkmene vor Megara zu Beginn des Gedichts. Nicht nur der unter Eurystheus ungerechterweise leidende Herakles, was auch Megara behauptet, ist der Grund für Alkmenes Besorgnis und Gram, sondern zudem die große Angst um die Erfüllung des unheilvollen Traums, von dem Megara noch nichts ahnt. Die Schilderung des Traums geschieht also zu Recht zum Schluss des Gedichts. Einerseits bekräftigt dies die Argumentation Alkmenes, dass sie sich vor allem um Herakles und in der Folge um Iphikles sorgt, zumal ein neues Unheil durch die Traumdeutung auf ihre Söhne zukommen wird; andererseits bewirkt sie, dass Megara aufhört, über ihr Alleinsein und die Abwesenheit einer ihr beistehenden Person zu klagen. Beide Frauen müssen sich jetzt um den neuen Schicksalsschlag, den der Traum ankündigt, sorgen. Alkmene hat Megara schon mit ihren Worten in den vv. 63–66 darauf hingewiesen: „Unsere alten, unvergesslichen Leiden haben wir schon beweint. Sind die neuen Sorgen nicht genug, mit denen uns jeder Tag überrascht?“ Der Unheil bringende Traum ist also die neue Sorge beider Frauen. Das Substantiv θυμός taucht in unserem Gedicht insgesamt fünfmal auf (vv. 1, 10, 15, 60, 125) immer in leidenschaftlichen Äußerungen und immer an emphatischen Stellen im Vers. Dies trägt zu der emotionalen Reglosigkeit beider bemitleidenswerten Frauen bei, die die Abwesenheit des großen Heros und folglich ihr Schicksal beklagen. Siehe Vaughn z. St. Die vv. 123–125 erinnern uns vielleicht an das Ende des Euripideischen Dramas Herakleiden, in dem Eurystheus als Gefangener vor Alkmene geführt wird, die ähnlich wie in unserem Epyllion über das Schicksal der Söhne des Herakles im Kampf besorgt ist (vgl. v. 791: φόβος γὰρ εἴ μοι ζῶσιν οὓς ἐγὼ θέλω). Nachdem sie ihn wegen der Verfolgung ihres Sohnes und ihrer Enkelkinder getadelt hat, verlangt sie seinen Tod, obwohl die Hinrichtung von Gefangenen in Athen nicht gestattet ist. Trotz der Tatsache, dass Eurystheus sich

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mit dem Argument verteidigt, dass Hera Urheberin für seine Feindschaft mit Herakles sei, besteht Alkmene auf seinem Tod. Charakteristisch sind die vv. 941–960: ὦ μῖσος, ἥκεις; εἶλέ σ᾽ ἡ Δίκη χρόνωι; / πρῶτον μὲν οὖν μοι δεῦρ᾽ ἐπίστρεψον κάρα / καὶ τλῆθι τοὺς σοὺς προσβλέπειν ἐναντίον / ἐχθρούς· κρατῆι γὰρ νῦν γε κοὐ κρατεῖς ἔτι. / ἐκεῖνος εἶ σύ, βούλομαι γὰρ εἰδέναι, / ὃς πολλὰ μὲν τὸν ὄνθ᾽ ὅπου ᾽στὶ νῦν ἐμὸν / παῖδ᾽ ἀξιώσας, ὦ πανοῦργ᾽, ἐφυβρίσαι / ὕδρας λέοντάς τ᾽ ἐξαπολλύναι λέγων / ἔπεμπες; ἄλλα δ᾽ οἷ᾽ ἐμηχανῶ κακὰ / σιγῶ· μακρὸς γὰρ μῦθος ἂν γένοιτό μοι. / τί γὰρ σὺ κεῖνον οὐκ ἔτλης καθυβρίσαι; / ὃς καὶ παρ᾽ Ἅιδην ζῶντά νιν κατήγαγες. / κοὐκ ἤρκεσέν σοι ταῦτα τολμῆσαι μόνον, / ἀλλ᾽ ἐξ ἁπάσης κἀμὲ καὶ τέκν᾽ Ἑλλάδος / ἤλαυνες ἱκέτας δαιμόνων καθημένους, / τοὺς μὲν γέροντας, τοὺς δὲ νηπίους ἔτι. / ἀλλ᾽ ηὗρες ἄνδρας καὶ πόλισμ᾽ ἐλεύθερον, / οἵ σ᾽ οὐκ ἔδεισαν. δεῖ σε κατθανεῖν κακῶς, / καὶ κερδανεῖς ἅπαντα· χρῆν γὰρ οὐχ ἅπαξ / θνήισκειν σε πολλὰ πήματ᾽ ἐξειργασμένον.

8. ALKMENES TRAUM Nachdem Alkmene Megara versichert hat, dass sie ihre Schwiegertochter wie ihre eigene Tochter liebt, geht sie in den folgenden Versen dazu über, ihre Trauer um ihren eigenen Sohn Herakles anzusprechen. Alkmene liebt zwar ihre Schwiegertochter, doch nicht sie befindet sich in Gefahr, sondern ihr eigener Sohn. Dieser hat sich aufgemacht, um einen neuen Kampf zu bestehen; so muss Alkmene um ihn weinen und sich sorgen. Ihr Sohn ist allein unterwegs, und seine Mutter weiß nicht, ob sie ihn jemals wiedersehen wird. Megara dagegen hat zumindest Alkmene zur Seite. Deshalb sei es für Megara auch nicht von Nöten bei Alkmene zu klagen, auch wenn sie ihre Schwiegermutter vor Augen habe, wie sie allzu sehr um ihren leidgeplagten Sohn weine. Ihre Trauer und ihre Besorgnis gälten deshalb vorrangig ihrem Sohn. Sie begründet dies zunächst mit einer Gnome: οὐδὲν γὰρ νεμεσητὸν ὑπὲρ τέκνου γοάασθαι / μητέρι δυσπαθέοντος (vv. 83f.). Das Leid ihres Sohnes und folglich ihr eigenes haben schon mit seiner Geburt begonnen. Alkmenes Beunruhigung und Besorgnis um ihre Söhne wird durch einen Traum, der ihren Schlaf erschüttert und sie in Schrecken und große Furcht über deren Schicksal versetzt hat, noch vergrößert. Hier wird der Traum nicht durch einen Erzähler, wie in der epischen Dichtung üblich, geschildert, sondern von Alkmene selbst als einer im Traum vorkommenden Figur, die das Traumgeschehen wahrnimmt und selbst erzählt (Traum-Ich). Als Träumerin ist sie in das Traumgeschehen mit einbezogen, agiert jedoch nicht als handelnde Person. Die zentralen Figuren des Traumprozesses sind Herakles und sein Bruder Iphikles. In den vv. 119f. berichtet sie, dass sie ständig weinte, während sie ihre hilflosen Söhne beobachtete. Wie üblich in der Dichtung wird das Traumbild perfekt geschildert und stellt eine relativ abgeschlossene Handlung dar. Wie in den Träumen oft üblich beschäftigt sich auch dieser Traum mit einer Situation aus dem Alltag und bezieht Episoden und Situationen des alltäglichen Lebens in verfremdender Form mit ein1. In ihrem Traum sah sie ihren Sohn Herakles, wie er, einem Gärtner gleich, eine Schaufel in beiden Händen haltend, einen tiefen Graben am Rande eines bepflanzten Ackers zog. Er entledigte sich dazu seiner Kleider, um seine Arbeit leichter ohne die Last seiner Gewänder zu bewerkstelligen. Nach Beendigung der Arbeit war es ihm gelungen, einen starken Zaun zu bauen. Nachdem er seine Schaufel auf dem ausgehobenen Erdreich des Grabens abgelegt hatte, wollte er seine Gewänder wieder anlegen. Doch plötzlich brach ein großes Feuer aus, dessen wilde Flammen ihn umhüllten. Herakles versuchte daraufhin, mit einer schnellen Rückwärtsbewegung dem Feuer zu entkommen. Er schwang seine Schaufel wie einen Schild vor seinem Körper hin und her und versuchte dabei in 1

Vgl. I. Strauch und Β. Meier, Den Träumen auf der Spur. Ergebnisse der experimentellen Traumforschung. Bern/Stuttgart/Wien 1992, 193ff. Vgl. auch S. Freud, Die Traumdeutung, Leipzig/Wien, 1900, 179: „… was uns bei Tage in Anspruch genommen hat, beherrscht auch die Traumgedanken, und wir geben uns die Mühe zu träumen nur bei solchen Materien, welche uns bei Tage Anlass zum Denken geboten hätten.“

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alle Richtungen Ausschau zu halten, damit das Feuer ihn nicht erfasste. Sein Bruder Iphikles wollte ihm zu Hilfe eilen, was ihm jedoch nicht möglich war, da er stürzte und sich nicht mehr erheben konnte. Unfähig sich zu bewegen, lag er danieder, wie ein auf Hilfe angewiesener Greis, darauf hoffend, dass ein Vorbeikommender, sein Alter achtend, ihm wieder auf die Beine helfe. Als Alkmene ihre hilflosen Söhne so sah, weinte sie unaufhörlich in ihrem Traum, bis sie schließlich bei Tagesanbruch aufwachte. Dass dieser Traum etwas Schlimmes ankündigt, erwähnt Alkmene sowohl in der Einleitung ihrer Erzählung (vv. 91–93) als auch am Schluss ihres Berichtes (vv. 122–125) selbst. Ihr Wunsch ist, dass dieser αἰνὸς ὄνειρος – im Unterschied zu dem Traum Europas bei Moschos, der als γλυκὺς ὄνειρος vom Erzähler charakterisiert wird (v. 1) –, nicht ihre Kinder betrifft (vgl. vv. 92f.: δειμαίνω δὲ παλίγκοτον ὄψιν ἰδοῦσα / ἐκπάγλως μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἔρδοι), sondern Eurystheus (vgl. vv. 123–125: τὰ δὲ πάντα πρὸς Εὐρυσθῆα τρέποιτο / οἴκου ἀφ’ ἡμετέροιο, γένοιτο δὲ μάντις ἐκείνῳ / θυμὸς ἐμός, μηδ’ ἄλλο παρὲκ τελέσειέ τι δαίμων.). Die chiastische und gleichzeitig antithetische Stellung der Wörter im Ausdruck διὰ γλυκὺν αἰνὸς ὄνειρος / ὕπνον (vv. 91f.) mit γλυκὺν als Epitheton zu ὕπνος, das den Schlaf als erquickendes Göttergeschenk ausweist, und αἰνὸς als Bezeichnung des Traumbildes, markiert für den Leser die Besonderheit und das Unheil, das dieser Traum verkündet. Eine ähnliche Antithetik findet sich auch in der Erzählung des Traums von Agamemnon zu Beginn des zweiten Buchs der Ilias: Der Traum, den Zeus Agamemnon schickt, wird als οὖλος („Verderben bringend“) bezeichnet (2, 6, 8) und trifft Agamemnon in seinem Zelt, während ambrosischer Schlummer ihn umfängt. Anders als in den anderen literarischen Träumen (in der epischen Dichtung und in der Tragödie; vgl. auch Moschos, Europa) geht die Erzählung oder die Handlung in unserem Gedicht nicht weiter, so dass der Leser über die Art und Weise der Erfüllung des Traums nichts erfährt. Der Dichter berichtet nach der Schilderung des Traums auch nichts von Megaras Reaktion als Alkmenes Gesprächspartnerin, die vielleicht einen Deutungsversuch oder einen Kommentar dazu vornehmen könnte. Anders als in dem epischen Gedicht Europa, in dem der Traum des Mädchens Europas zu Beginn des Gedichts platziert ist, endet unser Epyllion mit der Erzählung des Traums und dem Wunsch der Sprecherin, dass der Gott diesen Traum zum Leidwesen von Eurystheus erfüllen möge. Eine weitere Besonderheit von Alkmenes Traum ist, dass der Bericht über den Traum keinen intertextuellen Bezug mit anderen Träumen aus der früheren Literatur aufweist, wie z.B. der Traum Europas im gleichnamigen Gedicht des Moschos, der auf den Traum von Nausikaa in der Odyssee, der der Atossa in der Aischylischen Tragödie Die Perser und Medeas Traum im dritten Buch der Argonautika des Apollonios Rhodios hinweist. Nur Herakles’ demütigende Arbeit als tagelöhnender Gärtner verweist etwa auf seine Arbeiten, so z.B. auf seine fünfte Arbeit, die darin bestand, den verschmutzten Viehstall des Augeias an einem Tag zu reinigen. Dieser Traum unterscheidet sich von dem Europas auch insofern, als der Traum Europas ein gottgesandter war: Εὐρώπῃ ποτὲ Κύπρις ἐπὶ γλυκὺν ἧκεν ὄνειρον (v. 1), ähnlich wie die gottgesandten Träume bei Homer, die den Zweck

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haben, die Träumenden auf eine bestimmte Vorgehensweise hinzuweisen oder sie zu täuschen. In unserem Gedicht gibt es keine Ausschickungsszene. In den vv. 91f. erwähnt Alkmene nur: πρὸς δ’ ἔτι μ’ ἐπτοίησε διὰ γλυκὺν αἰνὸς ὄνειρος / ὕπνον. Alkmenes Traum spiegelt die Gefühle und die Sorgen der Träumenden wider, wie es in den anderen hellenistischen Träumen mit Ausnahme des der Europa der Fall ist: Apoll. Rh., Arg. 3, 617ff.; 4, 662ff.; 1732ff.; Theokr., id. 21, 39ff. Alkmene war voller Sorgen um ihre Söhne: Eine Gottheit sandte ihm Wahnsinn, aufgrund dessen er seine eigenen Kinder tötete; Herakles erfährt unendliches und würdeloses Leid durch Eurystheus, einem im Vergleich zu Herakles unbedeutenden Menschen (vgl. vv. 4f.; vgl. vv. 13ff.); zudem erduldet auch Iphikles unzählige Leiden (vv. 52ff.). Megara schließt ihre Rede mit einer resümierenden Bemerkung über Alkmenes Söhne: πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα / γείνασθαί σε θεῷ τε καὶ ἀνέρι θνητῷ ἔολπα. (vv. 54f.). Alkmene selbst gesteht, dass Megara mit dem schrecklichen Schicksal ihrer Familie verbunden ist, das wie eine große Bedrohung über der Familie schwebt (vv. 74f.). Sie sorgt sich hauptsächlich um Herakles, aber auch um Iphikles und, wie aus ihrem Traum zu schließen ist, ist das Schicksal ihrer beiden Söhne irgendwie miteinander verbunden; höchstwahrscheinlich leiden beide unter Eurystheus. Alkmenes Traum ist also in ihrem Geisteszustand und ihrer psychischen Verfassung begründet und kündigt ihr durch Zeichen künftige Entwicklungen an, die ihre Söhne betreffen. Wenn diese Zeichen entschlüsselt werden, warnen sie sie vor künftigen Geschehnissen, in die Herakles und vielleicht auch Iphikles verwickelt sind. Die Deutung des Traums kann daher indirekt durch den Geisteszustand der Träumerin und die Entschlüsselung der Zeichen des Traumbildes seitens des Lesers erschlossen werden. Der Dichter hat den Traum Alkmenes so verfasst, dass sie durch die Zeichen innerhalb des Traumes erkennen kann, dass etwas Schlimmes auf ihre Söhne und folglich auch auf sie und Megara zukommt. Zusammen mit Plastira Valkanou2 glaube ich, dass unser Dichter bei dem Verfassen dieses Traums von seinem Leser erwartete, dass er imstande sei, diese Zeichen auch unter Heranziehung der antiken ὀνειροκρισία zu deuten. Hauptvertreter der antiken Traumdeutung war Artemidοros mit seinem Werk Oneirocritica. Dieses Werk ist, wie Artemidoros in seinem Prooimion berichtet, sowohl eine sorgfältige Kompilation aus älteren, uns nicht erhaltenen Autoren, die der Verfasser sehr vorsichtig und kritisch verwandte, als auch das Ergebnis des Umgangs des Autors mit Wahrsagern, die sich auf öffentlichen Märkten und Plätzen tummelten, sowie Artemidoros‘ Reisen zu vielen Orten in Griechenland, Asien und Italien auf der Suche nach Traumgeschichten. Artemidoros ist also bei der Niederschrift seines Buches in besonderem Maße seiner Erfahrung gefolgt (vgl. auch 2, 70). Es ist mir völlig bewusst, dass die Interpretation und der Deutungsversuch eines antiken literarischen Traumtextes nur auf der Basis von Artemidoros’ Aus-

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M. Plastira-Valkanou, „Alcmena’s Dream in Moschus’ Megara: An Interpretation in the Light of Ancient Ὀνειροκρισία“, Habis 30 (1999), 127–134.

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führungen zu keinem ganz sicheren Ergebnis führen können. Wie Walde3 betont, stellt zwar Artemidoros die professionelle Traumdeutung als eine jahrhundertelange Kumulation von Wissen dar, aber sein Werk stellt ein ganz bestimmtes Modell von Praxis und Theorie der Traumdeutung vor, ist also Material für die Deutung spontaner Träume und nicht im Kontext eines literarischen Kunstwerks zu sehen. Daher sollten die Oneirocritica in unserem Fall nicht als Interpretationsführer zu einer Traumdarstellung als Teil eines literarischen Kunstwerkes gelten: „Artemidor stellt die Praxis der Traumdeutung als eine kommunikative Kunst dar, die in der Interaktion von Klient und Deuter ihren Ort hat. Er betont die gleichzeitig individuelle und kollektive Prägung eines Traums, dessen Bedeutung man nur auf die Spur kommen könne, wenn man den Träumer über sein Leben, seine Familienverhältnisse, seine Wünsche etc. befragt. Diese Anamnese ist im Falle des literarischen Kunstwerkes weder möglich, noch wäre sie sinnvoll.“ Die Heranziehung von Elementen und Auszügen aus Artemidoros’ Abhandlung dienen also der Bekräftigung unserer Interpretation zu dem literarischen Traum, in unserem Fall zu Alkmenes Traum, „als Ersatz für nicht zugängliche Erfahrungen eines antiken Lesers und Korrektiv unseres eigenen Verständnisses, […] als eine Art Amplifikator […], der zeigt, was man alles mit einem bestimmten Element in Verbindung bringen könnte. […] Aufgrund der Ambivalenz und Vielfalt der Bedeutung eines spontanen Traums kann das Traumbild in einem literarischen Kunstwerk als Raum des Ungefähren genutzt werden, als polysemantische, beliebig füllbare Leerstelle“ (458)4. Artemidoros, 1, 2 erklärt den ὄνειρος als eine Bewegung oder ein vielgestaltiges Bild der Seele, das durch positive und negative Zeichen, symbolisch andeutet, was sich in der Zukunft ereignen wird: Ὄνειρός ἐστι κίνησις ἢ πλάσις ψυχῆς πολυσχήμων σημαντικὴ τῶν ἐσομένων ἀγαθῶν ἢ κακῶν. τούτου δὲ οὕτως ἔχοντος, ὅσα μὲν ἀποβήσεται χρόνου μεταξὺ διελθόντος ἢ πολλοῦ ἢ ὀλίγου, ταῦτα πάντα δι᾽ εἰκόνων ἰδίων φυσικῶν τῶν καὶ στοιχείων καλουμένων προαγορεύει ἡ ψυχή, ἐν τῷ μεταξὺ χρόνῳ νομίζουσα ἡμᾶς δύνασθαι λογισμῷ διδασκομένους μαθεῖν τὰ ἐσόμενα. Perrotta5 hat eine pauschale Deutung des Traums geliefert: Er denkt, dass Herakles im Traum sein eigenes Grab („si scava la fossa“) aushebt. Legrand6 ist der Ansicht, dass der Traum zeigt, dass Herakles nie zur Ruhe kommen könne in dieser Welt; der Graben versinnbildliche die Arbeiten des Heros in ihrer Gesamtheit, das Feuer zeige seinen Scheiterhaufen in Trachis. Ich denke nicht, dass der Traum hier sowohl Herakles’Arbeiten in ihrer Gesamtheit als auch deren Ende

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Chr. Walde, Die Traumdarstellungen in der griechisch-römischen Dichtung, München/Leipzig 2001, 457ff. Vgl. auch S. 459: „Eine Legitimation, nur mit Hilfe der Oneirokritika literarische Traumtexte zu deuten, erwächst aus dieser Möglichkeit der Applikation jedoch nicht, zumal die Frage zu stellen ist, ob die in literarischen Traumtexten vorkommenden Traumelemente nicht aus sich selbst oder durch andere Referenzpunkte als ein oneirokritisches Handbuch verständlich sind.“ G. Perrotta, „Arte e tecnica nell’epillio Alessandrino“, Scritti Minori, II, Roma 1978, 46. Bucoliques grecs. Bd. II, 174f. Anm. 4.

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impliziert und vorwegnimmt. Ich meine, dass der Traum Alkmenes auf die nahe Zukunft des Heros in Verbindung mit Iphikles’ Schicksal hinweist. Die Arbeit mit einer Schaufel im Traum wird im Allgemeinen als ein Sinnbild für anstrengendes und mühevolles Arbeiten bei nur geringem Gewinn gesehen. Die Schaufel kündigt an, dass man zu einer unangenehmen Aufgabe verpflichtet wird, der man sich nicht entziehen kann. Nach Artemidoros sind die meisten Werkzeuge für das Graben Zeichen für Schaden und Verlust, vgl. 2, 24: ὕνις δὲ καὶ ὁ λεγόμενος μίσχος καὶ θρίναξ καὶ πτύον βλάβην καὶ ἀποβολὴν σημαίνουσιν. Plastira-Valkanou (132) sieht hier das Schaffen eines Grabens durch Herakles als landwirtschaftliche Beschäftigung, beruhend auf der Artemidoros-Stelle 1, 51, in der er von γεωργεῖν im Traum berichtet: γεωργεῖν ἢ σπείρειν ἢ φυτεύειν ἢ ἀροτριᾶν ἀγαθὸν τοῖς γῆμαι προῃρημένοις καὶ τοῖς ἄπαισιν· […]· τοῖς δὲ ἄλλοις πόνον καὶ κακοπάθειαν σημαίνει. Auch der folgende Satz bei Artemidoros ist für uns interessant: καὶ ἐάν τις νοσῇ κατὰ τὸν οἶκον τοῦ ἰδόντος, τεθνήξεται, wenn wir an den Wahnsinn des Herakles denken. Ferner erwähnt Artemidoros, 2, 24, dass Mauern, Zäune, Palisaden und Gräben um die Grenzen herum von Bedeutung für die Sicherheit der Ängstlichen sind, derjenigen, die um ihre Sicherheit fürchten: θριγκοὶ δὲ καὶ περίβολοι καὶ φραγμοὶ καὶ σκόλοπες καὶ οἱ περὶ τοὺς ὅρους γῦροι τοῖς μὲν φοβουμένοις ἀσφαλείας εἰσὶ σημαντικοί. Für Eurystheus, der von Megara als οὐτιδανὸς ἀνήρ bezeichnet und mit einem Rehkalb vor einem Löwen (Herakles) verglichen wurde (v. 5), scheint der Zaun, mit dem Herakles den Weingarten umgab, ein positives Zeichen zu sein. Artemidoros fügt noch hinzu, dass solche Umzäunungen πρὸς δὲ τὰς κινήσεις καὶ ἀποδημίας nicht besonders günstig sind, weil sie Verzögerungen beim Reisen bedeuten διὰ τὸ ἀποκεκλεικέναι τὰ ἐντός („zumal sie das behindern, was sich innerhalb der Einfriedung befindet“). Im Fall der übrigen Unternehmungen und Unterfangen kennzeichnen sie Menschen, die in Notlagen ihren Mitmenschen beistehen, sie verteidigen und mit ihnen gemeinschaftlich der Gefahr entgegentreten: πρὸς δὲ τὰς λοιπὰς ἐγχειρήσεις τοὺς παρισταμένους καὶ ἀμύνοντας καὶ συναιρομένους ἐν ταῖς χρείαις σημαίνουσιν. Anhand dieser Bemerkung von Artemidoros kündigt der Zaun etwas Unangenehmes für Herakles an, der seine Heimat verließ und Gefahren zum Schutz anderer auf sich nimmt oder nehmen wird. Dies kann ein Indiz auf eine bevorstehende Arbeit sein, die ihm Eurystheus auferlegt, oder es weist auf eine schwierige Unternehmung hin, in die auch Iphikles einbezogen ist. Wie schon Plastira-Valkanou (132) festgestellt hat, spielt die Betonung der Nacktheit des Herakles während des Grabens und der Absicht sein Gewand nach der Beendigung der Arbeit wieder anzuziehen, was ihm jedoch wegen des plötzlichen Ausbruchs des Feuers nicht möglich ist, eine bedeutende Rolle in der Deutung des Traums. Artemidoros, 2, 3 führt aus: τοῖς δὲ ἄλλοις οὔτε γυμνοῦσθαι οὔτε τὰ ἱμάτια ἀπολλύειν ἀγαθόν· πᾶν γὰρ τὸ πρὸς κόσμον τεῖνον ἀπολέσαι σημαίνει („Für andere ist es nicht gut, nackt zu sein oder die Kleidung zu verlieren. Denn es bedeutet den Verlust aller Ordnung im Leben“). Das wilde Feuer, das plötzlich über dem tiefen Graben aufloderte und Herakles mit schaurigen Flammen umhüllte, deutet ebenfalls auf ein unheilvolles Zeichen hin. Artemidoros beschäftigt sich im zweiten Buch, 9 und 10, ausführlich

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mit dem Feuer im Traum und unterscheidet zwischen οὐρανίου καὶ θείου und περὶ ἐπιγείου καὶ τοῦ ἐν χρήσει. Im Traum Alkmenes weist der Ausbruch des wilden und plötzlichen Feuers auf ein οὐράνιον και θεῖον πῦρ hin: πῦρ ἐν οὐρανῷ ἰδεῖν λαμπρὸν καὶ καθαρὸν καὶ ὀλίγον ἀπειλὴν ἔκ τινων ὑπερεχόντων σημαίνει, τὸ δὲ πολὺ καὶ πολεμίων ἔφοδον καὶ ἀφορίαν καὶ λιμὸν μαντεύεται. ὅπου δ᾽ ἂν ᾖ τὸ πῦρ ἢ ὁπόθεν ἂν φέρηται, οἷον ἀπ᾽ ἄρκτου ἢ μεσημβρίας ἢ δύσεως ἢ ἀνατολῆς, ἐκεῖθεν ἔρχονται οἱ πολέμιοι ἢ κατ᾽ ἐκεῖνα τὰ κλίματα ἡ ἀφορία ἔσται. πονηρότατον δ᾽ ἂν εἴη καταφερόμενον εἰς γῆν τὸ πῦρ ἰδεῖν. Helles und reines Feuer inmitten des Himmels zu beobachten oder auch nur einen kleinen Teil davon, bedeutet Bedrohung durch machtvolle Menschen – hier kann man an Eurystheus denken. Große, ausgedehnte Feuer deuten auf einen Angriff von Feinden, Unfruchtbarkeit oder Hungersnot hin. Der Ausbruchsort des Feuers oder die Richtung, aus der es kommt – zum Beispiel von Norden, Süden, Westen oder Osten – verweisen entweder auf die Richtung, aus denen die Feinde kommen werden, oder auf eine drohende Unfruchtbarkeit in diesen Regionen. Herakles hatte neben Eurystheus noch viele andere Feinde, die für ihn eine ständige Bedrohung darstellten. Feuer zu sehen, das auf die Erde geschickt wird, verkündet Unheil. Eindrücklich erscheint hier Artemidoros’ Bemerkung in diesem Zusammenhang: ἃ δὴ πάντα τοῖς ἰδοῦσι περὶ τὴν κεφαλὴν τὸν κίνδυνον συνίστησιν. Dies kann auch Alkmene betreffen, die das Feuer in ihrem Traum sah. Die Flammen in Alkmenes Traum umgeben Herakles: περὶ δ’ αὐτὸν ἀθέσφατος εἰλεῖτο φλόξ (v. 104). Breitenstein (66, Anm. 47) erinnert dies an den Traum von Xenophon in An. 3, 1, 11–13: μικρὸν δ᾽ ὕπνου λαχὼν εἶδεν ὄναρ. ἔδοξεν αὐτῷ βροντῆς γενομένης σκηπτὸς πεσεῖν εἰς τὴν πατρῴαν οἰκίαν, καὶ ἐκ τούτου λάμπεσθαι πᾶσα. περίφοβος δ᾽ εὐθὺς ἀνηγέρθη, καὶ τὸ ὄναρ τῇ μὲν ἔκρινεν ἀγαθόν, ὅτι ἐν πόνοις ὢν καὶ κινδύνοις φῶς μέγα ἐκ Διὸς ἰδεῖν ἔδοξε· τῇ δὲ καὶ ἐφοβεῖτο, ὅτι ἀπὸ Διὸς μὲν βασιλέως τὸ ὄναρ ἐδόκει αὐτῷ εἶναι, κύκλῳ δὲ ἐδόκει λάμπεσθαι τὸ πῦρ, μὴ οὐ δύναιτο ἐκ τῆς χώρας ἐξελθεῖν τῆς βασιλέως, ἀλλ᾽ εἴργοιτο πάντοθεν ὑπό τινων ἀποριῶν. Xenophon sieht einen Blitz, der in sein Vaterhaus einschlug und damit das ganze Haus in Brand setzt. Er wacht in großer Angst auf und versucht, den Traum zu deuten: Er deutet den Traum als Glück verheißend, weil er inmitten von Gefahren ein großes Licht von Zeus zu erblicken schien. Andererseits hatte er jedoch Angst, denn er dachte, dass das Feuer vom persischen König kam, κύκλῳ δὲ ἐδόκει λάμπεσθαι τὸ πῦρ, sodass er, von allen Seiten durch unterschiedliche Schwierigkeiten und Hindernisse eingeschlossen, nicht aus dem Land des Königs fliehen könne. Die Einkreisung durch Feuer bedeutet für Xenophon Gefangensein und Ausweglosigkeit in einer schlimmen Situation. Am Ende aber zeigten die Ereignisse, dass der Traum positiv war, denn Xenophon konnte entkommen. Das Erscheinen Iphikles’, der seinem Bruder helfen wollte, ohne aber dazu in der Lage zu sein, da er stürzte und dann nicht mehr imstande war, sich alleine zu erheben, zeigt zunächst den Kummer der Mutter nicht nur um Herakles, sondern auch um ihren anderen Sohn, der sich ebenfalls in großer Not befindet. Megara erwähnt in den vv. 53ff., dass Pyrrha, ihre Schwester, um ihren Gatten Iphikles weit größeren Kummer verspürte und beide Brüder als πάντων … ὀιζυρώτατα

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τέκνα betrachtet werden können. Alkmene befürchtet, dass dieser Traum auch Unheilvolles für Iphikles andeuten könnte, da sie ihn ebenfalls in ihrem Traum in einer ausweglosen Situation gesehen habe, ähnlich hilflos wie seinen Bruder Herakles. Artemidoros, 4, 70 berichtet, dass Brüder im Hinblick auf Traumausgänge die gleiche Logik wie Feinde verfolgen, da sie nicht helfend eingreifen, sondern eher schaden, wie es auch Feinde tun, denn das, was man gerne ganz alleine besitzen möchte, wird man nur zur Hälfte oder zu einem Drittel zusammen mit seinen Brüdern besitzen können: Ἔτι καὶ οἱ ἀδελφοὶ τοῖς ἐχθροῖς τὸν αὐτὸν ἔχουσι λόγον πρὸς τὰ ἀποτελέσματα [καὶ οἱ ἐχθροὶ τοῖς ἀδελφοῖς]. οὐ γὰρ ἐπ᾽ ὠφελείᾳ γίνονται ἀλλ᾽ ἐπὶ βλάβῃ ὥσπερ καὶ οἱ ἐχθροί, ἐπειδὴ ἃ μόνος τις ἔμελλεν ἕξειν, ταῦτα οὐ μόνος ἀλλ᾽ ἐξ ἡμισείας ἢ τρίτου μέρους μετὰ τῶν ἀδελφῶν ἔχει. Das Erscheinen des Bruders kündigt also Unglück an, aber nicht nur für Herakles, wie PlastiraValaknou meint (133), sondern auch für Iphikles selbst. Im Allgemeinen deutet das Stürzen im Traum auf einen Verlust hin, der sich entweder auf den Träumenden selbst, andere Personen oder Dinge beziehen kann7. Zusammenfassend lässt sich festellen, dass unser Dichter hier beim Leser bezüglich der Interpretation von Alkmenes Traum zumindest Grundkenntnisse der Traumdeutung voraussetzt, die entweder auf einer volkstümlichen Tradition oder auf antiken Abhandlungen8, die sich mit Traumauslegungen befassen, basieren. Wir haben gesehen, dass die Wortwahl der vv. 103ff. in der Erzählung des Traums von Alkmene häufig auf Schlachtszenen der Ilias hinweist. Herakles kämpft gegen das Feuer wie ein iliadischer Krieger gegen seinen Feind. Dies betrifft auch Iphikles, der als ἀοσσητήρ erscheint, aber Herakles keinen Beistand leisten kann. Ferner, wenn unser Dichter mit dem homerischen Hapax μακέλην (vv. 94, 108) seinen Leser an das berühmte iliadische Gleichnis 21, 257ff. erinnern will, das Achilleus’ Kampf gegen den Fluss Skamandros versinnbildlicht, stellen wir einen indirekten Bezug zwischen Herakles’ Kampf gegen das ἄμοτον πῦρ, die ἀθέσφατος φλόξ und das ὀλοὸν μένος Ἡφαίστοιο und Achilleus’ kriegerischer Auseinandersetzung mit dem Flussgott Skamandros fest. Die Feuerszene stellt jedenfalls einen Kampf zwischen den zwei Söhnen Alkmenes und ihrem Feind Eurystheus dar, der vermutlich auch das Ausheben des großen Grabens durch Herakles befohlen hat. Diese Sichtweise scheint mir als sicher zu gelten, wenn wir von den Ängsten und Wünschen der Träumerin in den vv. 123–125 ausgehen. Die Frage ist jetzt, ob der Unheil verkündende Traum auf einen bestimmten Lebensabschnitt des Herakles anspielt, hier insbesondere auf die Zeit nach dessen Wahnsinnsanfall und dies in Verbindung mit dem Bruder Iphikles.

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Finkmann, „Narrative patterns …“ 409 behauptet: „his (sc. Iphikles) comparison to an elderly man […] may also suggest that he has a long life ahead of him and will eventually die peacefully of old age.“ Aber Alkmene sieht in ihrem Traum keinen Greis. Der Vergleich des stürzenden Iphikles mit einem Alten ist eine Bemerkung Alkmenes in ihrer Erzählung vom Traum. Zu antiken Traumdeutern, die ihre Weisheit schriftlich abfassten, informiert uns Tertullian, De an. 46. Zu den zur Zeit des Hellenismus verfassten Abhandlungen von ὀνειροκρισίαι, die auch Artemidoros berücksichtigt hatte, siehe RE s.v. Traumdeutung.

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Breitenstein (64ff.) erwägt in seinem Versuch, Alkmenes Traum mit Herakles’ Heldentaten in Zusammenhang mit Iphikles’ Anwesenheit zu setzen, aus der Untersuchung des vorhandenen mythologischen Materials die drei folgenden Möglichkeiten: Die erste bietet Nikander, Theriaka 685–688: Iphikles hat Herakles bei seinem Kampf gegen die Hydra geholfen und wurde dort verletzt: ὅ ῥά τε πρῶτος / Παιήων Μέλανος ποταμοῦ παρὰ χεῖλος ἄμερξεν, / Ἀμφιτρυωνιάδαο θέρων Ἰφικλέος ἕλκος, / εὖτε σὺν Ἡρακλῆι κακὴν ἐπυράκτεεν Ὕδρην. Wie Gow/Scholfield (1953, 183) bemerken, ist Nikanders Entscheidung, Herakles’ Bruder Iphikles hier zu nennen, seltsam, denn in der früheren Überlieferung ist es Iolaos, der Sohn des Iphikles, der als Begleiter und Helfer Herakles’ bei dessen Arbeit gegen die Hydra genannt wird (z.B. Hes., Th. 317; Eur., Ion 198)9. In dieser Hinsicht ist es bemerkenswert, dass manche Handschriften statt ἕλκος ἔρνος überliefern mit der interlinearen Anmerkung Ἰφικλέος ἔρνος]Ἰόλεω. Wenn wir die Lesart ἔρνος aufnehmen – obwohl sie nicht in den zuverlässigen Handschriften enthalten ist – , ist es nicht mehr Iphikles, sondern Iolaos, der als Helfer des Herakles nicht nur bei der Arbeit gegen die Hydra, sondern auch in vielen anderen erscheint. Außerdem ist es nirgendwo bezeugt, dass Iphikles an den bekannten Arbeiten des Herakles teilgenommen hat. Wie auch Breitenstein glaubt, ist das Unternehmen gegen die Hydra unvereinbar mit den Ereignissen in der Traumerzählung. Die zweite Möglichkeit liegt in Iphikles’ Teilnahme an Herakles’ Seite im Kampf gegen die Söhne des Hippokoon, während dessen er fiel (Diod. Sic., 4, 33, 6; Ps.-Apollod. Bibl., 2, 7; Plut., Aetia Rom. et Graec. 285F; Schol. zu Pind., I. 10, 31). Aber dieser Kampf fand nach den zwölf Arbeiten des Herakles statt und der Held und seine Familie hatten bereits Tiryns verlassen. Die dritte Möglichkeit bietet Pausanias 8, 14, 9, der überliefert, dass Iphikles von den Söhnen Aktors tödlich verletzt wurde, als er mit Herakles gegen Augeias und die Eleer kämpfte (vgl. auch Schol. zu Pind. O. 10, 31)10. Bei Diod. Sic., 4, 33, 1 fand diese Unternehmung kurz vor Herakles’ Vertreibung aus Tiryns samt seiner Familie (4, 33, 2) statt. Pausanias, 5, 2, 2 weist darauf hin, dass Herakles damals in Tiryns lebte, und wenn Pindar dessen Armee als Τυρύνθιον (O. 10, 31) bezeichnet, besteht kein Zweifel daran, dass auch er Tiryns als Ausgangspunkt von Herakles’ Arbeiten ansah. Breitenstein erwägt die Möglichkeit, dass die Aushebung des Grabens in Alkmenes Traum auf die Reinigung der Ställe von Augeias hinweise. Die vv. 111ff. könnten auf Iphikles’ Tod hinweisen. Er starb, bevor er Herakles zu Hilfe kommen konnte. Nach Breitenstein scheint diese Annahme die wahrscheinlichste zu sein. Unter Heranziehung der vv. 52–55 unseres Gedichtes, in denen Megara auch von Leiden des Iphikles zeitgleich mit denen des Herakles berichtet, und der vv. 92ff., in denen sich Alkmene große Sorgen auch um Iphikles macht, den sie mit Herakles in ihrem Traum sieht, bin ich der Ansicht, dass sich unser Gedicht auf einen Lebensabschnitt Herakles’ kurz nach dessen Wahnsinn beziehen könnte, in den auch Iphikles miteinbezogen war. Gestützt wird diese Annahme durch die 9 Siehe dazu Breitenstein 64f. Anm. 36 und Overduin, Nicander of Colophon’s Theriaca z. St. 10 Vgl. dazu Stratiki, 186f.

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Stelle Ps.-Hes., Aspis 89ff., nach der Iphikles in von Zeus gesandter Verblendung Haus und Eltern verließ, um Eurystheus zu ehren, d.h. er begab sich in freiwillige Dienstbarkeit bei Eurystheus, was er später seufzend bereute. Dies dürfte, wie oben dargelegt, mit der Darstellung von Nikol. Dam., Fr. 30 zusammenhängen. Diese Annahme scheint mir die geeignetste zu sein, denn Alkmenes Traum spielt nicht auf eine bestimmte seiner Arbeiten an, sondern vielmehr auf die Leiden und Mühen ihres Sohnes zur Zeit seiner Dienstbarkeit bei Eurystheus, zeitlich wahrscheinlich nahe Herakles’ Wahnsinn und der daraus resultierenden Kindertötung. Das Feuer, wie auch Breitenstein, 66 bemerkt, stellt generell die Kämpfe von Alkmenes Söhnen und die Gefahren dar, von denen sie zu jedem Zeitpunkt während ihrer Dienste bei Eurystheus bedroht wurden. Es weist nicht, wie manche Gelehrte vorschlagen, auf das Ende des Herakles hin11 – eine Annahme, die m.E. abwegig ist –, zumal dieser Traum in seiner Unbestimmtheit (hinsichtlich des Ortes und der Zeit; keine Erklärung des Ursprungs des Feuers) die Befürchtungen und die Ängste der Mutter Alkmene widerspiegeln, die mit den Leiden und Gefahren ihrer Söhne zu tun haben, denen sie von Tag zu Tag ausgesetzt sind12. Herakles’ Tod in Trachis liegt in einer fernen Zukunft, in der Deianeira und nicht Megara die Protagonistin ist, und Iphikles überhaupt keine Rolle mehr spielt.

11 Vgl. F. Fawkes, The Works of Anacreon, Sappho, Bion, Moschus and Musæus, London, 1760, 280; J. C. F. Manso, Bions und Moschus Idyllen, Gotta 1784, 345ff.; S. Meisling, Idylliske Digte af Moschus, København 1824, 79. Legrand, Bucoliques grecs, Bd. 2, 174f., Anm. 4; Wilamowitz, Euripides. Herakles, Berlin 1895, Bd. 1, 84, Anm. 161, sind der Ansicht, dass das Feuer des Traumes im Allgemeinen den gewaltsamen Tod des Herakles darstellt. Perrotta, „Arte e tecnica…“, 46 meint, dass die eigentliche Absicht des Dichters mit der Erzählung des Traums gewesen sei, den Tod des Herakles in das Gedicht einzuführen. Crump, The Epyllion …, 67, Anm. 2 bemerkt, dass es sich um einen Traum handele, der den Tod des Herakles bedeute. Ich glaube auch nicht, dass der plötzliche Ausbruch des Feuers (vv. 103f.), als Herakles im Begriff war, seine Kleider wiederanzuziehen (v. 102), eine Anspielung auf Herakles’ zweite Frau Deianeira und die versehentliche Vergiftung ihres Gatten mit dem von ihr in Nessus’ Blut gefärbten Gewand sein könnte (vgl. Soph., Tr. 531-587), wie Finkmann, „Narrative patterns …“, 409 vermutet. 12 Dazu vgl. auch die Ansicht von Vox, 448: „Il sogno è, nel solco della tradizione euripidea e apolloniana, forse solo manifestazione dell’animo inquieto di Alcmena, più che presagio di qualche evento preciso nella carriera di Eracle, p. es. la morte sulla pira del monte Età (così Breitenstein, op. at., pp. 59–69).“

9. MEGARA ZWISCHEN DER EURIPIDEISCHEN MEGARA UND DER SOPHOKLEISCHEN DEIANEIRA Megara kommt als Hauptfigur vor unserem Gedicht nur bei Euripides in der Tragödie Herakles vor und es scheint, dass unser Dichter nicht nur dieses Euripideische Drama kannte, sondern sich auch von ihm beeinflussen ließ. Der Prolog des Dramas weist in bestimmten Zügen auf unser Gedicht hin. Zu Beginn des Dramas suchen zwei hilflose Personen, der greise Amphitryon, der Vater des Herakles, und seine Schwiegertochter Megara, die Gattin des Herakles, zusammen mit ihren drei unbenannten Söhnen Zuflucht als Schutzflehende am Altar von Zeus dem Erlöser. Herakles selbst ist abwesend, beschäftigt mit seiner letzten Arbeit in der Unterwelt. Lykos, der neue Herrscher über Theben, der Megaras Vater ermordet hat, hält Herakles für tot und versucht nun, Herakles’ Kinder zu töten. Ungeachtet der Unterschiede ist die Situation in beiden Werken ähnlich. Da Herakles abwesend ist und es keine Kunde von ihm gibt, leben beide Personen, sowohl bei Euripides als auch in unserem Gedicht, in Unsicherheit. In beiden Werken hoffen Amphitryon-Megara bzw. Alkmene-Megara auf das Erscheinen des Herakles, wobei die Euripideische Megara dies für ausgeschlossen hält (vgl. vv. 296–297). Bei Euripides erscheint die Notwendigkeit des Kommens von Herakles dringlicher zu sein, da Amphitryon und Megara samt ihren Kindern von einer konkreten Gefahr bedroht sind. Der Usurpator Lykos will Herakles’ ganze Familie vernichten. In vv. 6ff. unseres Gedichts blickt Megara auf das grausame Schicksal, das die Götter und die κακὴ αἴση ihr zugefügt haben, nachdenklich zurück. Einst wurde sie die Frau eines trefflichen Helden, den sie liebte, der ihr so teuer wie ihr Augenlicht war und den sie immer noch verehrt und achtet. Sie ist aber jetzt die Frau des Unglücklichsten unter den Menschen. Kein anderer erduldet in seinem Gemüt so unsäglichen Kummer wie Herakles. Diese Verse können wir leicht mit den vv. 62–72 aus dem Euripideischen Herakles vergleichen, in denen Megara ebenfalls, als sie sieht, dass ihr glückliches Leben vorbei ist, zu Amphitryon sprechend, ihre sorgenlose und vom Glück begünstigte Vergangenheit mit ihrer grausamen Gegenwart vergleicht: ὡς οὐδὲν ἀνθρώποισι τῶν θείων σαφές. / ἐγὼ γὰρ οὔτ᾽ ἐς πατέρ᾽ ἀπηλάθην τύχης, / ὃς οὕνεκ᾽ ὄλβου μέγας ἐκομπάσθη ποτὲ / ἔχων τυραννίδ᾽, ἧς μακραὶ λόγχαι πέρι / πηδῶσ᾽ ἔρωτι σώματ᾽ εἰς εὐδαίμονα, / ἔχων δὲ τέκνα· κἄμ᾽ ἔδωκε παιδὶ σῶι, / ἐπίσημον εὐνὴν Ἡρακλεῖ συνοικίσας. / καὶ νῦν ἐκεῖνα μὲν θανόντ᾽ ἀνέπτατο, / ἐγὼ δὲ καὶ σὺ μέλλομεν θνήισκειν, γέρον, / οἵ θ᾽ Ἡράκλειοι παῖδες, οὓς ὑπὸ πτεροῖς / σώιζω νεοσσοὺς ὄρνις ὣς ὑφειμένους. Man vergleiche auch die v. 493: ἣ πρὶν μακαρία διὰ σ᾽ ἐκληιζόμην βροτοῖς. Die vv. 71f. erinnern den Leser an das Gleichnis im Megara-Gedicht vv. 21–261. In den vv. 80–86 des Euripideischen Dramas drückt Megara Amphitryon gegenüber die Ausweglosigkeit der schlimmen Situation aus, in der sie sich befinden, und die Unmöglichkeit eines Beistandes durch Freunde. Die wenigen, die ihnen zu Hilfe gekommen sind, sind einige alte Freunde ihres Schwiegervaters, jedoch sind sie 1

Vgl. auch Eur., Her. 971b–974 und 1039–1041; siehe dazu auch Finkmann, „Narrative patterns …“, 404f.

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so alt, dass sie ihre Waffen nicht mehr erheben können (vgl. vv. 430–441). Ähnlich gesteht die entsetzte Megara Alkmene in unserem Gedicht, dass kein Verwandter durch seine Anwesenheit sie zu trösten vermag. Denn alle sind weit weg von ihr und diejenigen, die in ihrer Nähe sind (Alkmene, Pyrrha), beschäftigen sich mit ihren eigenen Leiden (vv. 47ff.). Anders als unsere Megara sucht die Euripideische nach praktischer, konkreter Hilfe und nicht nur nach Trost. Amphitryon versucht in den vv. 95ff., sie zu trösten. In den vv. 321ff. bittet Amphitryon Lykos, ihn und Megara, die unglückselige Mutter, vor den Kindern sterben zu lassen, damit der Todeskampf der Kleinen ihnen erspart bleibt: vv. 322–325: κτεῖνόν με καὶ τήνδ᾽ ἀθλίαν παίδων πάρος, / ὡς μὴ τέκν᾽ εἰσίδωμεν, ἀνόσιον θέαν, / ψυχορραγοῦντα καὶ καλοῦντα μητέρα / πατρός τε πατέρα. Dies erinnert uns an den Wunsch Megaras in unserem Gedicht, vv. 29–31: ὥς γ’ ὄφελον μετὰ παισὶν ἅμα θνῄσκουσα καὶ αὐτή / κεῖσθαι φαρμακόεντα δι’ ἥπατος ἰὸν ἔχουσα, / Ἄρτεμι, θηλυτέρῃσι μέγα κρείουσα γυναιξί. Nachdem der Bote erzählt hat, wie Herakles seine Kinder getötet hat, beendet er seine Rede mit dem Fazit, v. 1015: οὐκ οἶδα θνητῶν ὅστις ἀθλιώτερος; vgl. auch 1196f. (Amphitryon zu Theseus): οὐκ ἂν εἰδείης ἕτερον / πολυμοχθότερον πολυπλαγκτότερόν τε θνατῶν. Diese Verse verweisen in unserem Gedicht auf v. 11: τοῦ δ’ οὔτις γένετ’ ἄλλος ἀποτμότερος ζωόντων und vv. 54f.: πάντων γὰρ ὀιζυρώτατα τέκνα / γείνασθαί σε θεῷ τε καὶ ἀνέρι θνητῷ ἔολπα. Zu der Verwendung des Verbums γεύομαι in unserem Gedicht (v. 12) und bei Sophokles, Tr. 1101 und Euripides, Her. 1353, das sich auf die Arbeiten von Herakles bezieht, siehe den Kommentar zu v. 12. In der Tragödie Herakles wie in unserem Gedicht ist Megara bei der Ermordung der Kinder anwesend. Aber anders als in unserem Gedicht, in dem die Kinder ihre Mutter zu Hilfe riefen, bleibt Megara in der Tragödie nicht untätig. Nach dem Tod des zweiten Kindes jagt Herakles dem dritten und letzten Kind hinterher, Megara aber ergreift es und schließt sich zum Schutz ein. Herakles bricht die Tür auf und tötet sowohl das Kind als auch die Mutter (vv. 994–1000). In unserem Gedicht gesteht Megara, dass sie den Kindern nicht zu Hilfe kommen konnte, da das Unheil unabwendbar war. Aber der Wunsch, den sie in v. 29 äußert, doch zusammen mit ihren Söhnen gestorben zu sein, stellt, wie auch Breitenstein, 24 feststellt, eine Reminiszenz an die Euripideische Version dar. In der Tragödie werden nur der erste und der dritte Sohn zusammen mit ihrer Mutter durch Pfeilschüsse getötet. Den zweiten tötet Herakles mit einer Keule. In den vv. 1062f. fasst Amphitryon Herakles’ Mord folgendermaßen zusammen: ὃς ἔκανεν ἄλοχον, ἔκανε δὲ ψαλμῶι / τέκεα τοξήρει. In unserem Gedicht werden alle Kinder durch die Pfeilschüsse des Herakles getötet. Euripides stellt mit Megara eine Figur als vorbildliche Frau vor, die für die Athener Gesellschaft die weiblichen Tugenden verkörpert. Als Ehefrau und Mutter ist ihr Verhalten makellos. Sie macht Herakles trotz der leidvollen Situation, in der sie sich befindet, keine Vorwürfe wegen dessen Abwesenheit. Auch bei Herakles’ Rückkehr klagt sie weder darüber, dass er sich ständig auf Reisen befindet und diese ihn von zu Hause fernhalten, noch bittet sie ihn um Erklärungen für sein verspätetes Kommen. Sie nimmt ihre Rolle als Ehefrau an. Weit entfernt von Vorwürfen rühmt die Euripideische Megara die Taten ihres Mannes und ihre Ehe.

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Kurz vor der Ausführung des Todesurteils, das Lykos über sie, ihre Kinder und Amphitryon verhängt, wagt sie es, Herakles zu rufen, auch als Schatten zu Hilfe zu kommen, tut dies jedoch ohne jeglichen Ausdruck von Beschwerde und Beschuldigung. Sie ruft ihn in diesem kritischen Moment mit liebevollen Worten, die ihre Schreie versüßen, vv. 490–496: ὦ φίλτατ᾽, εἴ τις φθόγγος εἰσακούεται / θνητῶν παρ᾽ Ἅιδηι, σοὶ τάδ᾽, Ἡράκλεις, λέγω· / θνήισκει πατὴρ σὸς καὶ τέκν᾽, ὄλλυμαι δ᾽ ἐγώ, / ἣ πρὶν μακαρία διὰ σ᾽ ἐκληιζόμην βροτοῖς. / ἄρηξον, ἐλθέ·καὶ σκιὰ φάνηθί μοι. / ἅλις γὰρ ἐλθὼν κἂν ὄναρ γένοιο σύ· / κακοὶ γάρ εἰσιν οἳ τέκνα κτείνουσι σά. Obwohl Megara unseres Gedichtes Herakles, den Mörder ihrer gemeinsamen Kinder, für seine Tat nicht beschuldigt – er wird von ihr auch als verflucht und bedauernswert angesehen – beschwert sie sich in ihrer Selbstbeklagung wegen der ständigen Abwesenheit ihres Mannes und klagt heftig darüber, dass sie niemanden hat, der ihr beisteht – ihr Vorwurf gilt auch ihrer Schwiegermutter, die sich, wie Megara behauptet, obwohl sie sich in ihrer Nähe befindet, nur um ihren Sohn kümmert und sich um ihn grämt (vv. 41ff.). Hier nähert sie sich der späteren Ehefrau von Herakles Deianeira im Prolog der Sophokleischen Tragödie Die Trachinierinnen an, wie ich im Folgenden ausführen werde. Anders als in unserem Gedicht sehen wir bei Euripides eine entschiedene Megara, die den Mut fasst, sich der Gefahr zu stellen und den Tod als die einzige würdige Lösung gegen den Usurpator vorzuschlagen (vv. 275–311). Der Tod ist grausam, aber es ist nicht angebracht, sich gegen das unvermeidliche Schicksal zu erheben (vv. 281–283). Sie ist bereit, in die Fußstapfen ihres Mannes Herakles zu treten. Lieber sterben, als den Ruf eines Feiglings zu ertragen! Das ist eine Haltung, die sie von ihrem Mann übernommen hat und die sie an ihre Kinder weitergeben will2. Ihre Entscheidung, die dem Ruhm von Herakles und seinen Kindern entspricht, verfolgt sie aktiv. Sie zwingt auch ihren Schwiegervater, der aufgrund seiner Lebenserfahrung auf eine Veränderung ihrer unglücklichen Situation durch ein unerwartetes Ereignis hofft, von seiner Position als Bittsteller abzulassen und so den Tod vorzuziehen. Erst als Megara zusammen mit den Kindern in Trauerkleidung (vv. 451ff.) erscheint, beklagt sie ihr Schicksal. All dies hat aber fast nichts gemein mit der entmutigten und angstvollen Megara unseres Gedichts. Sie beklagt sich sehr, was Alkmene ihr zunächst vorwirft. Nach den ersten Versen ihrer Rede geht es ihr nicht mehr so sehr um das Schicksal ihres Mannes und dessen Mutter, sondern vor allem um sie selbst: ὤμοι ἐγώ (6), τί νυ δή με θεοὶ τόσον ἠτίμησαν /ἀθάνατοι; (6f.), τί νύ μ’ ὧδε κακῇ γονέες τέκον αἴσῃ; (7), δύσμορος (8), ἐγὼ δύστηνος (17), γυνὴ πανάποτμος (51); vgl. auch 29f.; 39f. und 47f. Trotz dieser Bemerkungen sehen wir in beiden Werken zwei Ehefrauen, die sich nach ihrem in der Vergangenheit liegenden Familienglück sehnen, Schmerz in Bezug auf ihr gegenwärtiges Leben fühlen, Pessimismus für ihre Zukunft und nur wenig Hoffnung auf eine Besserung ihrer Situation hegen. Im Unterschied zu ihren älteren Gesprächspartnern (Amphitryon und Alkmene) konstatieren wir bei beiden 2

Zu der Euripideischen Megara als „μίμημ᾽ ἀνδρὸς“ (v. 294) siehe vorwiegend die Ausführungen von E. I. Karampela, Σκοτεινὸν φάος. Δραματολογική προσέγγιση στον Ηρακλή του Ευριπίδη, Herakleion 2003, 102ff.

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Frauen eine mangelnde Anpassungsfähigkeit an die neuen und schmerzhaften Situationen sowie ein von Ungeduld geprägtes Verhalten. Die vv. 8ff. unseres Gedichtes erinnern uns nicht nur an die Euripideische Megara, sondern auch an die Deianeira des Prologs der Sophokleischen Tragödie Die Trachinierinnen. Genauso wie sich Megara in unserem Gedicht an die frühere sorglose Zeit mit Herakles erinnert und ihre Hingabe, ihre Liebe und ihren Respekt zu ihm eingesteht, Gefühle, die sie immer noch für ihn, der nun ungerechterweise leidet, empfinde, erinnert sich auch die Sophokleische Deianeira an ihre erste Verbindung mit Herakles, als er den Kampf mit ihrem Freier, dem Flussgott Acheloos, aufnahm und sie von ihm befreite, vv. 18–21: Χρόνῳ δ᾽ ἐν ὑστέρῳ μέν, ἀσμένῃ δέ μοι, / ὁ κλεινὸς ἦλθε Ζηνὸς Ἀλκμήνης τε παῖς, / ὃς εἰς ἀγῶνα τῷδε συμπεσὼν μάχης / ἐκλύεταί με. Zum Schluss entschied Zeus den Kampf zu ihren Gunsten. Aber seitdem sie Herakles’ Gattin ist, ist sie ständiger Furcht und Sorgen um ihn ausgesetzt (vv. 26–29). Für Deianeira war das Eheleben eine Erfahrung ständiger Angst (vv. 29f.: νὺξ γὰρ εἰσάγει / καὶ νὺξ ἀπωθεῖ διαδεδεγμένη πόνον) um das Leben ihres Mannes und folglich auch um ihr eigenes Leben. Ihrem Sohn erklärt sie, dass sie (Deianeira und Hyllos) von Herakles’ Schicksal abhängig seien. Mit ihm werden sie errettet oder untergehen (vv. 79–85). Diese Worte deuten darauf hin, dass Deianeiras Leiden nicht durch die Sehnsucht nach einer geliebten Person bestimmt wird, sondern durch die Suche nach Schutz, den Herakles ihr bieten kann. Sie ist wie Megara in unserem Gedicht von Unsicherheit und Angst geprägt und wird deswegen von Einsamkeit geplagt. Wie Megara sich in unserem Gedicht bei Alkmene über ihre Einsamkeit aufgrund Herakles’ Abwesenheit beschwert, tut dies auch Deianeira bei Sophokles, indem sie sich der Amme anvertraut. Herakles sieht seine Kinder kaum. Dies versinnbildlicht Deianeira durch einen Vergleich. Er sieht seine Kinder wie der Bauer, der sein abgelegenes Feld nur bei der Saat und dann noch einmal bei der Ernte sieht (vv. 32–33). Die vv. 34–35: τοιοῦτος αἰὼν εἰς δόμους τε κἀκ δόμων / ἀεὶ τὸν ἄνδρ᾽ ἔπεμπε λατρεύοντά τῳ erinnern uns an die vv. 41–44 unseres Gedichtes. Nach der Ermordung seiner eigenen Kinder ist Herakles wieder nicht greifbar, verschwunden, und Megara weiß nicht, wo er sich aufhält. Deianeira ist mehr in Angst um Herakles denn je. Nachdem er seine zwölf Arbeiten erledigt hatte, ermordete Herakles Iphitos. Er und seine Familie wurden aus Tiryns verbannt und finden bei einem Gastfreund in Trachis Unterschlupf. So ist Herakles wieder abwesend und niemand weiß, wo er sich befindet. Solche Beschwerden und Klagen hören wir von der Euripideischen Megara nicht3. Im Rahmen dieses Vergleiches mit Sophokles und Euripides müssen wir noch Folgendes konstatieren: Schauplatz ist in diesem hellenistischen „Kurzspiel“ im Gegensatz zu den öffentlichen Räumen der attischen Tragödie der innere Raum 3

Zu einem Vergleich zwischen der Euripideischen Megara und der Sophokleischen Deianeira als Ehefrauen von Herakles siehe die Arbeit von I. Calero Secall, „Mégara y Deyanira: actitudes y miradas contrapuestas de las esposas de Heracles“, in: R. Palomares Perraut (Coord.), Historia(s) de mujeres en homenaje a Mª. Teresa López Beltrán. Bd. I, Málaga, 2013, 179– 192.

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des Oikos. Dort sind nur Frauen anwesend, Megara und ihre Schwiegermutter Alkmene, während die männlichen Familienmitglieder abwesend sind, was die Atmosphäre der Isolation und der Hilflosigkeit fühlbar macht. Obwohl sich die Rheseis beider Frauen auf Herakles und seine ungerechten Leiden beziehen, bleibt der Heros, der ihr Leben bestimmt, vom ersten bis zum letzten Vers abwesend. Sowohl in dem Prolog der Trachinierinnen (Gespräch zwischen Deianeira und ihrer Amme) wie auch in dem von Herakles (Gespräch zwischen Amphitryon und Megara) wird, wie in unserem Gedicht, Herakles’ Ankunft erwartet4. Aber anders als in unserem Gedicht führen diese Gespräche die Handlung weiter und Herakles erscheint tatsächlich in beiden Werken auf der Bühne und handelt. In Megara erscheint der Heros als handelnde Person nur in den Erzählungen beider Frauen (Kindermord und Traum). Eine andere männliche Figur, die beiden Frauen Schutz gewähren und Beistand leisten könnte, wäre Amphitryon (vgl. etwa seine Rolle und Funktion in der Euripideischen Tragödie Herakles). Aber er ist, wie auch Sistakou5 bemerkt, nicht nur abwesend, sondern im Bewusstsein der beiden verlassenen Frauen nicht einmal existent. Der hellenistische Dichter lässt Alkmene etwa an die Stelle Amphitryons treten, was an ihre Funktion in den Herakleiden bei Euripides erinnert, wobei sie selbst zum Schluss dieses Stückes den Familienfeind, Eurystheus, zum Tode verurteilt. Dieses „Kurzspiel“ bietet zum Schluss keine emotionale Katharsis. Das Ende bringt überhaupt keine Änderung in den Gefühlen und in den Haltungen beider Frauen. Sie bleiben genauso allein und ratlos wie zu Beginn des Stückes. Die Schwiegermutter erscheint Megara zu Beginn des Gedichts innerlich und äußerlich elend vorwiegend aufgrund des Unheil verkündenden Traums, den sie zum Schluss des Stückes geschildert hat. Beide Frauen sind jetzt in ihrer Abgeschiedenheit und Hilflosigkeit mit einem neuen Schicksalsschlag konfrontiert, wobei ihre Zukunft völlig ungewiss erscheint. Was ihnen in dieser Notlage übrig bleibt, ist, Mut zu fassen und ihr Durchhaltevermögen aufrechtzuerhalten. Sistakou6 kommt zum Schluss, dass die Botschaft dieses kurzen Stückes, wie folgt, beschrieben werden kann: „Surviving tragedy is more tragic than experiencing tragedy. […] Two women trapped in a household, waiting and mourning for their personal losses – this may signify the beginning of a tragedy, but, at the same time, may point to the direction of an anticlimactic ending, a drama pending without closure.“7 Die Leser/Zuhörer/Zuschauer fühlen am Ende das gleiche Mitleid und die gleiche Furcht wie zu Beginn des Stückes. Die vom Dichter im ganzen Stück geschaffene Atmosphäre von Wehrlosigkeit, Verzweiflung und Verlassenheit lässt den Wunsch Alkmenes, dass sich der schreckliche Traum nur auf Eurystheus und nicht auf ihre eigene Familie beziehen möge (vv. 123–125) fast unerfüllbar erscheinen, auch wenn der belesene Rezipient an das Ende der Euripideischen Tragödie Herakleiden denken wird. Aufgrund des 4 5 6 7

Vgl. auch A. Ambühl, „Narrative Hexameter Poetry“, 164. Sistakou, Tragic Failures …, 198. Sistakou, Tragic Failures …, 199. Sistakou, Tragic Failures …, 199 Anm. 17 bezieht sich auf Handlungen von Dramen des 19. und 20. Jhs. wie z.B. A. Tschechows, Onkel Wanja und S. Beckets, Warten auf Godot.

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abrupten Endes unseres Gedichtes bleibt der Leser bezüglich der Fortsetzung der Handlung und hier insbesondere bezüglich der Erfüllung von Alkmenes Traum sich selbst überlassen. Aber genau dieses plötzliche Ende hebt die Ausweglosigkeit und Trostlosigkeit beider Frauen hervor und verleiht dem ganzen Gedicht eine Tragik, was auch das Hauptanliegen unseres Dichters ist. Ich stimme mit Ambühls8 Bemerkung überein, dass diese narrative Ellipse, die wir hier und in anderen epischen Gedichten dieser Zeit finden, nicht nur aufgrund des kleinen Formats dieser Gedichte zu erklären ist, sondern vielmehr eine bewusste poetische Wahl widerspiegelt9. Im folgenden Kapitel, in dem wir das Theokritische Idyll 24 als Gegenstück unseres Gedichtes untersuchen, werden wir sehen, dass unser Dichter, indem er die tragische Seite Herakles’ hervorhebt und dafür die dramatische Form für sein Stück vorzieht, von Theokrit, der als Hauptthema in seinen Idyllen 13, 24 und PsTheokr. 25 den großen Heros Herakles hat, abweicht.

8 9

Ambühl, „Narrative Hexameter Poetry“, 165. Im neunten Buch der Metamorphosen Ovids, vv. 273ff. finden wir einen Dialog zwischen Alkmene und Iole, der Frau von Herakles’ Sohn. Sie ist die letzte Geliebte des Herakles. Als er im Sterben lag, gab er seinem und Deianeiras Sohn Hyllos Iole zur Gattin. In den vv. 273ff. führt Ovid die beiden Frauen zusammen. Eurystheus hat seinen feindseligen Hass auf Herakles aufgegeben und überträgt ihn stattdessen auf dessen Nachkommenschaft. Alkmene, gequält von langjährigen Sorgen, jetzt um die Söhne des Herakles, die gegen Eurystheus kämpfen, kann nur bei Iole ihre questus aniles loswerden. (vv. 275f.: at longis anxia curis / Argolis Alcmene, questus ubi ponat aniles). Iole scheint die einzige Person zu sein, die Alkmene anhören kann. Wir stellen also fest, dass wir vor einer ähnlichen Situation stehen. Die Mutter des Herakles und Großmutter seiner Söhne macht sich Sorgen um ihre Enkelkinder und hat als Gesprächspartnerin ihre Schwiegertochter Iole. Aber Ovid lässt beide Frauen nicht von ihren aktuellen Sorgen und Schicksalsschlägen sprechen und darüber reflektieren. Die traurige Lage beider Frauen bildet hier nur den Rahmen für die Erzählung von Verwandlungserzählungen, wobei wir zwei Berührungspunkte mit unserem Gedicht feststellen können. Alkmene erzählt von der mühsamen Geburt Herakles’ und der List und Verwandlung ihrer Dienerin Galanthis (9, 281–323). Iole schildert dann ihrerseits die Verwandlung ihrer Schwester Dryope (9, 326–393), deren Leiden und seltsames Schicksal, wie sie zu Beginn ihrer Rede konstatiert, für sie noch trauriger als das von Galanthis ist, mit der Begründung, dass letztere nicht von ihrem Blut abstamme. Dies könnten wir mit der Reaktion Alkmenes auf Megara in unserem Gedicht vergleichen, in dem Alkmene ihrer Schwiegertochter versichert, dass sie sich um Megara kümmere und sorge, ihre Klagen aber vielmehr ihrem eigenen Sohn Herakles gelten (vgl. besonders vv. 81–84a). Ferner wendet sich Iole zu Begin ihrer Rede an Alkmene mit dem Vokativ genetrix (v. 326), der uns auf v. 1 unseres Gedichts verweist: Megara redet Alkmene mit μῆτερ ἐμή an. Zu dem hochsprachlichen genetrix in Zusammenhang mit μῆτερ ἐμή unseres Epyllions siehe Breitenstein, 57f.

10. MEGARA ALS GEGENSTÜCK ZU THEOKRITS IDYLL 24 HERAKLES IN MEGARA Die große Gefahr, der Alkmenes Söhne in der Schilderung ihres Traums ausgesetzt sind, erinnert den Leser an das Theokritische Gedicht 24, das den Titel Herakliskos trägt. Es handelt sich um eine wohlbekannte Episode aus dem Säuglingsalter des Herakles. W. Christ1 hat als erster darauf hingewiesen, dass der Dichter der Megara, der nicht mit Theokrit identifiziert werden dürfe, das Theokritische Idyll 24 als Inspirationsquelle genutzt haben dürfte mit der Absicht, die Theokritische Alkmene der Alkmene unseres Gedichtes gegenüberzustellen. Nachdem Alkmene ihre zehn Monate alten Zwillinge Herakles und Iphikles gefüttert und für ihre Sicherheit gebetet hat, wiegt sie sie in den Schlaf; in der Nacht erscheinen zwei von Hera gesandte tödliche Schlangen im Raum und nähern sich den Kindern. In diesem Moment erhellt ein übernatürliches Licht die Szene, und während Iphikles schreiend zu fliehen versucht, erwürgt Herakles blitzschnell die Schlangen. In der Zwischenzeit durch die Schreie des Iphikles aufgeschreckt, weckt Alkmene ihren Gatten Amphitryon; auch wird der gesamte Haushalt gerufen, um Fackeln zu bringen; denn das wundersame Licht ist nun verschwunden. Die Gefahr ist bereits gebannt: Herakles zeigt seinem Vater freudig die toten Schlangen, woraufhin die Familie sich wieder schlafen legt (1–63). Am nächsten Morgen lädt Alkmene Teiresias ein, um ihr dieses sonderbare Geschehen zu deuten: Er muntert sie auf und prophezeit die künftigen zwölf Arbeiten sowie die Vergöttlichung ihres Sohnes Herakles und schreibt ein rituelles Verfahren zur Entsorgung der toten Schlangen vor (64–102). Im nächsten Abschnitt dieses Gedichts (103–140) werden die verschiedenen fürstlichen Tätigkeiten katalogisiert, in denen Herakles während seiner Kindheit von den heldenhaften Lehrern seiner Zeit ausgebildet wurde. Die letzten Verse (141ff.), die nur in Fetzen aus dem P.Oxy. 2064, dem sogenannten Antinoe Theocritus2, erhalten sind, bieten nur wenige lesbare Worte: Sie scheinen jedoch einen kurzen Hinweis auf die Erfüllung der Prophezeiung Teiresias’ und einen Hinweis auf die Ehe von Herakles mit Hebe enthalten zu haben. Ein marginales Scholion im Papyrus deutet auch darauf hin, dass die Idylle mit einem Gebet endete, in dem der siegreiche Herakles dem Dichter den Sieg über alle seine Rivalen gewährt3. Dem Sieg des Säuglings Herakles über die Schlangen steht der verzweifelte Versuch des erwachsenen Helden in Alkmenes Traum, dem Feuer zu entkommen, gegenüber. Beide Kämpfe finden in einem friedlichen Ambiente statt. In Megara zieht Herakles einen tiefen Graben am Rande eines bepflanzten Geländes. Bei 1 2 3

W. v. Christ, „Die überlieferte Auswahl theokritischer Gedichte“, SBAW, 1904, 392ff. Siehe A. S. Hunt / J. Johnson, Two Theocritus Papyri, London, 1930. Zu diesem Idyll, das nach dem Vorbild von Pindars N. 1, 33–72 und Paean 20 = Paean S1 Rutherford (siehe I. Rutherford, Pindar´s Paeans. A Reading of the Fragments with a Survey of the Genre, Oxford, 2001, 399–402) komponiert wurde, siehe vorwiegend Gow II, 415ff.; J. Stern, „Theocritus` Idyll 24“, AJPh 95 (1974), 348–361; White, Theocritus’ Idyll XXIV. A Commentary, Amsterdam 1979; Chr. Cusset, „L’enfance perdue d’Héraclès …“, 198ff.; Stephens, Seeing Double …, 123ff.

Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

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Theokrit haben wir eine realistisch dargestellte, gewöhnliche, häusliche Atmosphäre, in der sich der Kampf des Säuglings mit den Schlangen ereignet. Hinter diesen friedlichen Umgebungen verbirgt sich in beiden Episoden jedoch eine kriegerische Atmosphäre, die durch die Wortwahl zu Tage tritt. Herakles wird in beiden Gedichten als Kämpfer gegen einen Feind dargestellt. Diese Wortwahl haben wir in der Kommentierung der vv. 103ff. des Gedichtes Megara untersucht. Bei Theokrit finden wir das Feuer in den Augen der Schlangen, das wundersame Licht durch Zeus, das das Schlafgemach erhellt, und die Beschreibung der Erwürgung der Schlangen durch Herakles, die zum Schluss als θανάτῳ κεκαρωμένα δεινὰ πέλωρα (id. 24, 59) bezeichnet werden. In Megara kämpft der große Held in dem Traum seiner Mutter aussichtslos und vergeblich mit dem πῦρ ἄμοτον (104), das die Partie 103–109 auch als ἀθέσφατος … φλόξ (104), ὀλοὸν μένος Ἡφαίστοιο (106) und δήιον πῦρ (109) dominiert. Im Theokritischen Idyll kämpft der kleine Herakles erfolgreich mit den Schlangen, die aus ihren Augen ein verzehrendes Feuer, κακὸν πῦρ (id. 24, 18), sprühen (λάμπεσκε, v. 19; vgl. in unserem Gedicht v. 103 ἀνέλαμψεν für das Feuer), während sie kriechen. Dieses κακὸν πῦρ erträgt und überwindet Herakles selbst; seine Eltern kommen nicht rechtzeitig, um ihn vor der Bedrohung zu retten. In den obengenannten Szenen beider Gedichte tritt Iphikles auf. Während er in Alkmenes Traum in Megara als potentieller Helfer seines unbewaffneten und ratlosen Bruders erscheint – er wird als μεγάθυμος (v. 111) und σακεσπάλος (v. 118) bezeichnet –, wird er in Theokrits Gedicht als sehr angstvoll beschrieben: Kaum erblickte Iphikles die beiden grässlichen Schlangen und sah ihre grausigen Zähne, schrie er laut auf, zerriss mit den Füßen die wollene Decke und wollte fliehen (id. 24, 26: φευγέμεν ὁρμαίνων), während Herakles, anders geartet, die Arme reckte, und die Schlangen am Hals packend erwürgte (id. 24, 23ff.). So erscheint die Tötung der Schlangen allein als Verdienst des Herakles. In beiden Gedichten finden wir zwar die liebevolle Sorge der Alkmene, in der Traumschilderung in Megara verbleibt sie aber eher passiv, während sie sich in dem Theokritischen Idyll sehr aktiv zeigt: Sie erwacht als erste, als sie ihr jüngeres Kind schreien hört, und macht sich zur Rettung auf. Sie nimmt Iphikles, das verängstigte Kind, auf ihren Schoß; am nächsten Tag ruft sie in mütterlicher Sorge nach Teiresias und übernimmt dann die Verantwortung für die Erziehung des Herakles in allen fürstlichen Künsten. Ihre Initiative wird im ganzen Gedicht hervorgehoben. Teiresias versichert ihr, dass zahlreiche achäische Frauen sie beim Spinnen am Abend aufgrund ihres heldenhaften Sohnes namentlich preisen und auch Frauen aus Argos sie verehren (id. 24, 76–78). Diese Prophezeiung bringt ihr sowohl Erleichterung von ihren Ängsten als auch Freude4. Megaras Alkmene bleibt bis zum Schluss des Gedichtes sehr über das Schicksal des Herakles und Iphikles besorgt und verängstigt. Das Einzige, das sie tun kann, ist zu den Göttern zu beten, so dass sich ihr Unheil verkündender Traum gegen Eurystheus und nicht gegen ihre 4

Zu Alkmene als zentraler Figur in Theokrits Idyll 24 siehe ausführlich Merriam, The Development of the Epyllion …, 26ff.

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Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

Familie richten werde. Ihr Sohn Herakles leidet ungerechterweise (vgl. v. 84 δυσπαθέοντος) durch einen nichtigen Menschen, ἀνδρὸς ὑπ’ οὐτιδανοῖο, λέων ὡσεί θ’ ὑπὸ νεβροῦ (v. 5), und sein Leben und damit auch das Leben ihrer ganzen Familie werden jeden Tag bedroht. Dies steht in krassem Gegensatz zu der Verheißung des Teiresias im Theokritischen Gedicht: τοῖος ἀνὴρ ὅδε μέλλει ἐς οὐρανὸν ἄστρα φέροντα / ἀμβαίνειν τεὸς υἱός, ἀπὸ στέρνων πλατὺς ἥρως, / οὗ καὶ θηρία πάντα καὶ ἀνέρες ἥσσονες ἄλλοι (vv. 79–81). In der Partie 83–90 des Gedichtes Megara erscheinen drei Komposita mit dem Präfix δυσ- als erstem Kompositum: Alkmene hat einen leidenden Sohn (v. 84: δυσπαθέοντος), sie erinnert sich an die Komplikationen bei der Geburt ihres Sohnes und nennt sich δυστοκέουσα (v. 87). In v. 89 betrachtet sie sich als δυσάμμορος aufgrund der Leiden ihres Sohnes. Alle drei Komposita kontrastieren mit der Bezeichnung ἀριστοτόκεια γύναι zu Beginn von Teiresias’ Prophezeiung bei Theokrit (id. 24, 73), was uns an das Hapax αἰνοτόκεια von Megara (v. 27) erinnert, mit dem Megara sich selbst als Unglücksmutter aufgrund der Tötung ihrer Kinder durch Herakles bezeichnet. Mir scheint, dass unser Dichter dieses Wort aus dem Theokritischen ἀριστοτόκεια – wahrscheinlich unter dem Einfluss von Pind. P. 11, 3f.: σὺν Ἡρακλέος ἀριστογόνῳ / ματρὶ – geschaffen hat; beide Wörter kommen an der gleichen Versstelle vor (vgl. Triph., 401; [Opp.], Kyn. 3, 62), genauso wie das δυστοκέουσα in Megara (v. 87)5. Es gibt aber noch andere Anspielungen des Gedichtes Megara auf das Theokritische Idyll 24, die die Annahme bestätigen, dass der Dichter von Megara dieses Idyll im Sinne hatte und sich darauf bezieht, um die Figuren von Alkmene, Herakles und Iphikles im Unterschied zu Theokrit als unglücklich darzustellen. Das Idyll 24 beginnt mit einer glücklichen Familienszene: Herakles war zehn Monate alt (δεκάμηνον, v. 1). Seine Mutter Alkmene aus Midea badete ihn zusammen mit dem um eine Nacht jüngeren Bruder Iphikles. Sie gab den beiden reichlich Milch zu trinken und bettete sie in den ehernen Schild, Amphitryons Beutestück aus seiner kriegerischen Auseinandersetzung mit Pterelaos. Die Mutter streichelte die Köpfe der Säuglinge und sang ihnen ein Wiegenlied: „Schlaft meine Kinderleien, schlaft süß und erwachet auch wieder am Morgen, schlaft beide Brüder, mein Leben, gesegnete Kinder, ruht im Glück und seht im Glück das Morgenrot leuchten!“ Dabei wiegte sie den riesigen Schild, und die Kinder schliefen ein (vv. 1–10). Die Alkmene in Megara erinnert sich dagegen an ein düsteres und leidvolles Ereignis, an ihre Entbindungskomplikationen bei der Geburt des Herakles, die sie beinahe hätten sterben lassen: ἐπεὶ δέκα μῆνας ἔκαμνον / πρὶν καί πέρ τ’ ἰδέειν μιν, ἐμῷ ὑπὸ ἥπατ’ ἔχουσα, / καί με πυλάρταο σχεδὸν ἤγαγεν Αἰδωνῆος, / ὧδέ ἑ δυστοκέουσα κακὰς ὠδῖνας ἀνέτλην (vv. 84–87). M.E. bildet die Zeitangabe von zehn Monaten in beiden Gedichten (δεκάμηνον, id. 24, 1 in Verbindung mit ὀψίγονον in v. 31 – siehe dazu Kommentar zu v. 84b – und ἐπεὶ δέκα μῆνας ἔκαμνον, Meg. 84) einen starken Hinweis darauf, beide Partien miteinander zu verbinden und einander gegenüberzustellen.

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Dazu vgl. auch López, „[M.] IV Mégara y Theoc. XXIV …“, 59ff.

Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

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Die Worte Alkmenes bei Theokrit, id. 24, 7–9, mit denen sie ihre kleinen Kinder zum Schlafen bringt: εὕδετ᾽, ἐμὰ βρέφεα, γλυκερὸν καὶ ἐγέρσιμον ὕπνον· / εὕδετ᾽, ἐμὰ ψυχά, δύ᾽ ἀδελφεοί, εὔσοα τέκνα· / ὄλβιοι εὐνάζοισθε καὶ ὄλβιοι ἀῶ ἵκοισθε stehen ihren Worten vv. 91–93 im Gedicht Megara entgegen: πρὸς δ’ ἔτι μ’ ἐπτοίησε διὰ γλυκὺν αἰνὸς ὄνειρος / ὕπνον, δειμαίνω δὲ παλίγκοτον ὄψιν ἰδοῦσα / ἐκπάγλως μή μοί τι τέκνοις ἀποθύμιον ἕρπῃ. Auch wenn diese Theokritischen Verse die Krise, die die Familie bald treffen wird, unheilvoll vorwegnehmen, haben wir es im Unterschied zu unserem Gedicht hier mit einem glücklichen Ausgang zu tun. Im Traum Alkmenes in Megara versucht Herakles vergeblich, dem heftigen Feuer mit einer μακέλη zu entkommen, die er wie einen Schild schwingt (vv. 107f.). Er verfügt über keinen Schild, um sich gegen das Feuer zu wehren. Ein Schild bildet zu Beginn des Idylls 24 die Wiege der kleinen Zwillinge. Es handelt sich um einen ehernen Schild (χαλκείαν … ἀσπίδα), den Amphitryon als stolze Beute nach Pterelaos’ Tod davontrug, τὰν Πτερελάου / Ἀμφιτρύων καλὸν ὅπλον ἀπεσκύλευσε πεσόντος (vv. 4–5). Nach ihrem Wiegenlied wiegte die Mutter Alkmene den riesigen Schild: δίνησε σάκος μέγα (v. 10). Ein Schild, und zwar nicht irgendein Schild, ein prächtiges königliches Beutestück, wird für einen friedlichen Zweck bei Theokrit verwendet: als Wiege der Zwillinge6. Der Dichter bezeichnet ihn als χαλκείαν … ἀσπίδα (v. 4) und als σάκος μέγα (v. 10). Wie oben gesagt, wird in Megara vv. 107f. eine einfache Bauernhacke in einer ebenfalls friedlichen Umgebung von dem Helden Herakles vergeblich als Schild benutzt, um dem Feuer, das ihn umhüllt, zu entkommen. Wenn wir vom prosaischen Wort γέρρον für den Schild, das auch in der Komödie vorkommt, in unserem Gedicht absehen (vgl. Kommentar z. St.), stellen wir fest, dass in Megara 103ff. das Vokabular episch ist und die Partie auf eine epische kriegerische Auseinandersetzung hinweist. Der Ausdruck ἠύτε γέρρον / νώμασκεν μακέλην für Herakles in v. 107f. bildet jedoch einen Kontrast zu id. 24, 10: δίνησε σάκος μέγα. Herakles schwingt in Megara vergeblich eine Schaufel, als wäre sie ein Schild, um das große Feuer zu bekämpfen. Alkmene bei Theokrit schwingt den riesigen Schild, der die Funktion einer Wiege hat, erfolgreich, um ihre Kinder zum Schlafen zu bringen. Dieser Kontrast verdeutlicht Herakles’ elenden Zustand in Megara bei dem vergeblichen Versuch, sein Leben zu retten. Der Wunsch, den Alkmene in ihrem Wiegenlied bei Theokrit ausdrückt, dass ihre Kinder süß schlafen und auch wieder am Morgen erwachen mögen, wird erfüllt. Das bloße Erwachen beider Kinder (id. 24, 21f.), noch bevor Herakles die Schlangen erwürgt, ist eine Erfüllung ihres Wunsches. Alkmene weiß in Megara hingegen nicht, ob sie ihren Sohn unversehrt wiedersehen wird (vgl. vv. 89f.). 6

Theokrit benutzt in v. 10 das Verbum δίνασε, was auf eine militärische Handhabung hinweist. Vgl. Aisch., Th. 489f.: ἅλω δὲ πολλήν, ἀσπίδος κύκλον λέγω, / ἔφριξα δινήσαντος. Der Krieger, der seinen Schild senkrecht hält, dreht ihn in einer halbkreisförmigen Bewegung um seinen Körper vor Schlägen und Schüssen, die von vorne, links und rechts kommen, zu schützen. Genauso wie der Krieger, der seinen Schild, den er vertikal hält und ihn um seine Achse dreht, dreht auch Alkmene den Schild von Pterelaos, den sie als Wiege benutzt. Dazu siehe G. Giangrande, „Two Theocritean Notes“, CR 23 (1973), 7f.

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Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

In Megara wollte Iphikles seinem Bruder Herakles zu dessen Rettung zu Hilfe kommen. In Anbetracht seines Auftretens im Theokritischen Idyll, in dem er vor den riesigen Schlangen voller Angst und Schrecken fliehen wollte, klingen die rühmenden homerischen Epitheta, die Krieger auszeichnen, μεγάθυμος (v. 111) und σακεσπάλος (v. 118) – siehe dazu die Kommentierung z. St. –, mit denen Alkmene im Gedicht Megara Iphikles preist, ironisch. In Alkmenes Traum gelingt es ihm nicht, seinem Bruder Beistand zu leisten und ihn aus der lebensbedrohlichen Situation zu retten. Er rutscht aus und fällt zu Boden und liegt da so steif wie ein ohnmächtiger Greis: ἀλλ’ ἀστεμφὲς ἔκειτο, γέρων ὡσείτ’ ἀμενηνός (v. 113). Zusammen mit López, „[M.] IV Mégara y Theoc. XXIV …“, 63 halte ich das Adverb ἀστεμφές für eine Anspielung auf das Theokritische ξηρόν (id. 24, 61): Ἀλκμήνα μὲν ἔπειτα ποτὶ σφέτερον βάλε κόλπον / ξηρὸν ὑπαὶ δείους ἀκράχολον Ἰφικλῆα (vv. 60f.). Nach der Tötung der Schlangen durch Herakles verharrt der kleine Iphikles aus Furcht in heftiger Gemütsbewegung; seine Mutter nimmt ihn in die Arme um ihn zu beruhigen. Wie Gow z. St. ausführt, denkt Theokrit wahrscheinlich an den Spasmus der Rigidität (Steifheit), der bei kleinen Kindern durch gewalttätige Emotionen hervorgerufen werden kann. Dazu siehe auch White zu Theokr., id. 24, 61, die anhand der Stelle bei Kolluthos 371ff., die Ansicht vertritt, dass das Gefühl des Schreckens, das bisher das Kind Iphikles beherrschte – er ist ξηρὸν ὑπαὶ δείους – , nun durch Wutgefühle auf die Mutter aufgrund ihrer Abwesenheit im Moment der Gefahr sowie auf die Schlangen, die ihn und seinen Bruder töten wollten, ersetzt wird7. Iphikles ist jetzt, in Megara, der tapfere Krieger mit einem Schild, der Herakles jedoch fehlt. Es gelingt ihm aber nicht, seinem Bruder, der als Kind ohne die Notwendigkeit eines Schildes – er besaß ihn aber als Wiege – seine erste Heldentat vollbrachte, hilfreich zur Seite zu stehen und ihn aus einer sein Leben bedrohenden Situation zu befreien. Alle diese Anspielungen und Anklänge machen Megara zu einem Gegenstück zu dem Theokritischen Idyll 24. Die Demütigung und Erniedrigung des großen Helden Herakles, der ungerechterweise Leiden erfährt – der Dichter der Megara hebt dies, wie wir gesehen haben, hervor (vgl. 4f.; 11f.; 54f.; 83f.) – kontrastiert mit der Verherrlichung und Huldigung des Heros im 24. Theokritischen Idyll. Der Dichter der Megara impliziert, dass Herakles seine Vergöttlichung aufgrund seiner Heldentaten jedoch nicht ohne Leiden und Demütigungen erreichte. In Teiresias’ Prophezeiung an die Mutter Alkmene ist davon in keiner Weise die Rede: τοῖος ἀνὴρ ὅδε μέλλει ἐς οὐρανὸν ἄστρα φέροντα / ἀμβαίνειν τεὸς υἱός, ἀπὸ στέρνων πλατὺς ἥρως, / οὗ καὶ θηρία πάντα καὶ ἀνέρες ἥσσονες ἄλλοι. / δώδεκά οἱ τελέσαντι πεπρωμένον ἐν Διὸς οἰκεῖν / μόχθους, θνητὰ δὲ πάντα πυρὰ Τραχίνιος ἕξει· / γαμβρὸς δ᾽ ἀθανάτων κεκλήσεται, οἳ τάδ᾽ ἐπῶρσαν / κνώδαλα φωλεύοντα βρέφος διαδηλήσασθαι. (id. 24, 79–85)8. Es findet keine Hervorhebung von Herakles’ Arbeiten statt, die gewöhnlich als Voraussetzung für seine 7 8

Siehe S. 62: „In reality, Theocritus has offered to us a fine piece of child characterisation, typical of Hellenistic writers (cf. H. Herter, Burs. Jahresber. 255, 1937, 79). Children, as is well known, can be suffering from terror and anger in quick succession.“ Vgl. auch Finkmann, „Narrative patterns …“, 378.

Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

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Vergöttlichung angesehen werden. Die Formulierung von Teiresias’ Prophezeiung zeigt, dass Herakles’ Apotheose als πεπρωμένον angesehen wird (vv. 82f.). Die Arbeiten werden nur in der üblichen Anzahl erwähnt, ohne mit der Vergöttlichung des Herakles kausal verbunden zu sein9. Im 24. Idyll wird Eurystheus, der eine so wichtige Rolle bei der Apotheose des Herakles spielt, überhaupt nicht erwähnt. Auch im 25. Idyll aus dem Theokritischen Corpus finden wir keinen Hinweis auf die Leiden Herakles’. Der Name des Eurystheus wird in diesem Gedicht, das zwei Arbeiten des Heros behandelt (den Nemeischen Löwen und die Ställe des Augeias), von Herakles selbst ganz neutral erwähnt: τὸν μὲν ἐμοὶ πρώτιστα τελεῖν ἐπέταξεν ἄεθλον / Εὐρυσθεύς, κτεῖναι δέ μ᾽ ἐφίετο θηρίον αἰνόν (id. 25, 204f.). Das Hauptthema dieses Idylls, Herakles’ demütigende Aufgabe, die Ställe zu reinigen, wird überhaupt nicht erwähnt, was die Frage offenlässt, ob Herakles die Ställe tatsächlich gereinigt hat10. An keiner Stelle des Gedichts erscheint Herakles als leidender Held. Die Alkmene unseres Gedichtes ist nicht die von den Ängsten hinsichtlich der Zukunft ihres Sohnes erleichterte Alkmene des Theokritischen Idylls nach den Verheißungen Teiresias’, der ihr versichert, dass ihr Sohn zu einem glücklichen und erfolgreichen Ende kommen wird, so wie es sich jede Mutter wünschen würde. In Megara sind Alkmenes schlimmste Ängste wahr geworden. Auch die letzten Szenen von Theokrits Idyll zeigen einen optimistischen Ausblick auf die Zukunft von Herakles und vermeiden jede Erwähnung von Leiden und schrecklichen Abenteuern, die vor ihm liegen. Die Zukunft des jungen Helden scheint durch die Bemühungen seiner Mutter aufgrund seiner Erziehung und Ausbildung gesichert zu sein. In Megara ist alles anders: Durch die Haltungen, Reaktionen, Ängste und den Ausdruck von Gefühlen beider ihm nahestehenden Frauen, seiner Mutter und seiner Gattin, veranschaulicht und hebt unser Dichter den Leidensweg des Herakles, der voll von Drangsal, Schmerz und Demütigung ist, als Ergänzung zu seinem traditionell heroischen Bild auf eine realistische und zugleich tragische Weise für den Leser hervor. Hier dringen uns die Worte Alkmenes an den festgenommenen Eurystheus zum Schluss der Euripideischen Tragödie Herakliden ans Ohr, vv. 945–952: ἐκεῖνος εἶ σύ, βούλομαι γὰρ εἰδέναι, / ὃς πολλὰ μὲν τὸν ὄνθ᾽ ὅπου ᾽στὶ νῦν ἐμὸν / παῖδ᾽ ἀξιώσας, ὦ πανοῦργ᾽, ἐφυβρίσαι; / τί γὰρ σὺ κεῖνον οὐκ ἔτλης καθυβρίσαι; / ὃς καὶ παρ᾽ Ἅιδην ζῶντά νιν κατήγαγες, / ὕδρας λέοντάς τ᾽ ἐξαπολλύναι λέγων / ἔπεμπες; ἄλλα δ᾽ οἷ᾽ ἐμηχανῶ κακὰ / σιγῶ· μακρὸς γὰρ μῦθος ἂν γένοιτό μοι. Im 15. Homerischen Hymnos an Herakles, dessen dreiteilige Struktur auf die ebenfalls dreiteilige Struktur des Idylls 24 verweist, wie schon Gutzwiller11 festgestellt hat, ergänzen Heldentaten und Leiden das Bild des großen Heros, der ver9

Im Gegensatz zu Apollonios Rhodios, 1, 1317–1320. Dort erklärt der Meeresprophet Glaukos, dass die Erfüllung der Arbeiten von Herakles nach den Anordnungen durch Eurystheus eine Voraussetzung für dessen Apotheose ist. Vgl. auch Papadimitropoulos, „Alexandrian adaptations …“, 60. 10 Dazu siehe Finkmann, „Narrative patterns …“, 384f. mit Sekundärliteratur. 11 Gutzwiller, Studies in the Hellenistic Epyllion,13f.

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Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

göttlicht wurde: Ἡρακλέα Διὸς υἱὸν ἀείσομαι, ὃν μέγ᾽ ἄριστον / γείνατ᾽ ἐπιχθονίων Θήβῃς ἔνι καλλιχόροισιν / Ἀλκμήνη μιχθεῖσα κελαινεφέϊ Κρονίωνι· / ὃς πρὶν μὲν κατὰ γαῖαν ἀθέσφατον ἠδὲ θάλασσαν / πλαζόμενος πομπῇσιν ὕπ᾽ Εὐρυσθῆος ἄνακτος / πολλὰ μὲν αὐτὸς ἔρεξεν ἀτάσθαλα, πολλὰ δ᾽ ἀνέτλη· / νῦν δ᾽ ἤδη κατὰ καλὸν ἕδος νιφόεντος Ὀλύμπου / ναίει τερπόμενος καὶ ἔχει καλλίσφυρον ῞Ηβην / Χαῖρε ἄναξ Διὸς υἱέ· δίδου δ᾽ ἀρετήν τε καὶ ὄλβον. Herakles vollbrachte viele waghalsige Taten und erduldete vieles. Jetzt aber thront er auf dem schneebedeckten Olympos, genießt seinen Aufenthalt dort und hat Hebe mit den reizenden Knöcheln zu eigen (vv. 6–8). Dieses Bild tritt auch in dem anonym überlieferten hellenistischen epischen Gedicht Heraclea (?), Epica Adespota 8 Powell (CA) 4–9 auf: [ τελέ]σας πάμπρωτον ἀγῶνα / [ἔκπλησεν μετόπι]σθε δυώδεκα πάντας ἀέθλους. [ ] νοεῖς ἔτι σήματα νίκης / [κοὐδὲ τις ἀμνήμων γε παρέ]ρχεται Ἡρακλῆος / [ ]ων μεγαλήτορα θυμὸν / [ πάν]τ᾽ ἀκλέα μόχθον ἀνέτλη. Hinter den düsteren Versen unseres Gedichtes bleibt dem Leser die wohlbekannte traditionelle heroische Größe des Herakles nicht verborgen; im Gegenteil: sie wird hervorgehoben. Die Tötung der Schlangen ist die allererste Heldentat des Herakles, die Ermordung seiner eigenen Kinder durch Pfeilschüsse – Theokrit, id. 24, 107f. berichtet, dass Herakles die Bogenkunst erlernte und dieser mächtig war – stellt den Beginn seines Leidenswegs dar. In dieser Hinsicht können wir das Adjektiv πέλωρος, das sowohl im 24. Idyll des Theokrit als auch in unserem Gedicht die furchtbare Schlange bezeichnet, in Betracht ziehen: Theokr., id. 24, 13: αἰνὰ πέλωρα δύω; 59: δεινὰ πέλωρα – die furchtbaren Schlangen, die Hera den kleinen Kindern schickt –; Meg. 26: ἀμειλίκτοιο πελώρου – Megara bezeichnet so die Schlange in dem Gleichnis, das ihren psychischen Zustand nach der Tötung ihrer Kinder durch Herakles versinnbildlicht. Im Idyll 24 tötet der Säugling Herakles die riesenhaften und furchtbaren Schlangen; im Gedicht Megara stellt Megara Herakles (im Gleichnis der vv. 21–28) als schreckenerregende Schlange (αἰνὸς ὄφις, v. 22) und unbarmherziges Untier (ἀμειλίκτοιο πελώρου, v. 26) dar, das die Jungen eines Vogels tötet12. Das ganze Gedicht Megara dreht sich um Herakles. Er ist aber nicht der Protagonist und vor allem tritt er persönlich überhaupt nicht auf. Er ist abwesend. Diese Abwesenheit ist einzigartig in der ganzen griechischen Dichtung, in der Herakles eine Rolle spielt. Seine Taten und Handlungen werden nur durch das Bewusstsein seiner Frau und seiner Mutter gefiltert. Er ist die Figur, über die die zwei Frauen reden und klagen; er handelt nur in ihren Erzählungen, vorwiegend im Bericht Megaras über den Kindermord und in der Schilderung von Alkmenes Traum. Megara (trotz des Kindermordes), aber auch Alkmene stellen ihn als starken, ehrenhaften und vor allem bedauernswerten Menschen dar. Die Erwähnung seiner göttlichen Abstammung zum Schluss der Rhesis von Megara betont nur 12 Treffend bemerkt Finkmann, „Narrative patterns …“, 405: „The combination of the bird simile with the traditional Heraclean snake imagery moreover compellingly visualizes Heraclesʼ infamous transformation from a snake-killing infant to an infant-killing serpent.“

Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

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seine zu Unrecht missliche Lage. Obwohl er ein Zeussohn ist, muss der φαίδιμος (v. 4), löwenartige (v. 5) und ἀμύμων (v. 8) Mann, mit einem Herzen aus Stein oder Eisen (vv. 44f.) leiden; er wird als ein Mensch angesehen, der ἄλγεα ἀπείριτα erfährt, die kein anderer Lebender erduldet hat (v. 11: ἀποτμότερος), als ein δυσπαθής (vgl. v. 84) Mann, der schon seit seiner Geburt (v. 84–87) so viel Leid in seiner Seele erduldet hat wie kein anderer (v. 12). Er muss in der Fremde viele Arbeiten verrichten (vv. 42‒44; vgl. vv. 88‒90); mit seinem Bruder Iphikles wird er als der kläglichste Mensch angesehen (vv. 54ff.). In der Kommentierung des Gedichts haben wir den intertextuellen Versuch des Dichters gesehen, Herakles mit dem ebenfalls von großem Leid geprüften Odysseus und Megara mit der auf Odysseus wartenden Penelope zu vergleichen. Im Unterschied zu Odysseus, der durch die göttlichen Mächte Leid erfuhr, war Herakles’ Leid durch einen nichtigen Menschen bestimmt (v. 5). Auch diese tragische Figur des Herakles, der trotz seiner göttlichen Abstammung zu den niedrigen, von Eurystheus auferlegten Arbeiten verurteilt wird, ist in der Dichtung der hellenistischen Zeit einzigartig. Bis auf das Theokritische Idyll 24 vergleiche man noch die Idylle aus dem Theokritischen Corpus 1313, 25 und 17; auch Apollonios Rhodios, Argonautika (vgl. 1, 122–132, 989–997, 1159–1357; 2, 771–795, 1047–1059; 4, 1393–1482). Dort ist seine göttliche Abstammung betont; die Dichter berichten auch über seine Arbeiten, aber diese Heldentaten werden nicht als niedrig angesehen in dem Sinne, dass sie aus einer untergeordneten Knechtsposition heraus vollbracht werden14, und Eurystheus wird nicht so bezeichnet wie in unserem Gedicht (vgl. v. 5)15. Dies steht im Einklang mit der Auffassung der alexandrinischen Monarchen über Herakles, mit dem sie sich eher zu identifizieren pflegten.

13 Im Idyll 13, 19 wird Herakles als ταλαεργός charakterisiert. Es ist aber nicht sicher, ob der Dichter damit den leidenden Herakles, der vieles bezüglich seiner Arbeiten zu erdulden hatte, impliziert, denn das Adjektiv wird im frühgriechischen Epos für Maulesel benutzt (vgl. Il. 23, 654, 662; Od. 4, 636; Hes., Erga 46 usw.; vgl. auch A.G. 16, 203, 3 (Moschos): Eros spannt den duldsamen Nacken der Stiere); bei Apoll. Rh., Arg. 4, 1062 findet es sich zur Charakterisierung einer Sklavin. Siehe dazu Gow, Theokr. zu id. 13, 19 und D. J. Mastronarde, „Theocritus’ Idyll 13. Love and the Hero“, TAPhA 99 (1968), 283. Idyll 13 stellt zwar einen leidenden Herakles dar, aber der Held leidet unter dem Verlust seines Geliebten Hylas. Wir sehen ihn grimmig durch unwegsame Dornen streifen, voller Schmerz auf der Suche nach Hylas, und es zieht ihn in die Ferne. Der Dichter bemerkt: Bitter das Los der Liebenden: Was musste er auf seinem Streifzug durch Berge und Wälder erleiden, und er vergaß Jasons Sache (vgl. vv. 64–67). Zum Schluss des Idylls (vv. 70–75) werden Hylas und Herakles gegenübergestellt: Der schöne Hylas, ist paradoxerweise derjenige, der die Unsterblichkeit erlangt, während Herakles, von Eros überwältigt, als Deserteur und als dumm verhöhnt wird. Es ist möglich, dass die Dummheit des Herakles bereits durch das Epitheton ταλαεργός im v. 19 angedeutet wird. Dazu siehe Papadimitropoulos, „Alexandrian adaptations …“, 54. 14 Effe, „Held und Literatur …“, 148. 15 Man findet bei Apoll. Rh., Arg. 1, 1317: ἀτασθάλῳ Εὐρυσθῆι; Euphor. 51, 12 Powell (CA): παλιγκότῳ Εὐρυσθῆι. Damit wird Eurystheus’ frevelhafter und feindlich gesinnter Charakter betont.

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Megara als Gegenstück zu Theokrits Idyll 24 – Herakles in Megara

Im Theokritischen Idyll 24 sehen Koenen16 und Cusset17 Bezüge zu den politischen Verhältnissen zur Zeit der Abfassung des Gedichtes; sie datieren es in die Zeit des Königtums von Ptolemaios Philadelphos. Sie bemerken, dass die Ausbildung des jungen Herakles, wie sie im dritten Teil des Gedichts geschildert wird (vv. 103ff.), viel besser zu der eines hellenistischen Fürsten, einer bedeutenden Figur, wahrscheinlich eines Monarchen in der alexandrinischen Welt, als zu der eines Helden aus der mythologischen Zeit passt18. Man kann dazu in Betracht ziehen, dass Theokrit keinen bestimmten geographischen Ort in der Erzählung der Schlangenepisode nennt, und so scheint die allererste Heldentat von Herakles nicht an einen Ort gebunden zu sein und daher beliebig transponiert werden zu können. Ferner hielten die Ptolemäer Herakles für ihren glorreichen Vorfahren. Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Figur des Herakles als das mythologische Äquivalent zu Ptolemaios Philadelphos betrachtet werden kann. Diese Aufwertung des Monarchen ist auch im Zusammenhang mit der problematischen, bereits hervorgehobenen menschlich-göttlichen Dualität zu sehen, die Herakles charakterisiert: Diese Heldenfigur könnte gut in die hellenistische Tradition passen, in der die Vergöttlichung der königlichen Macht eine Tatsache ist, die sich gerade bei Ptolemaios Philadelphos durchsetzt. Theokrit, der Ptolemaios Philadelphos im 17. Idyll offen lobt, richtet mit diesem Gedicht einen indirekten Lobpreis an den Monarchen19. Herakles musste demnach zwar an menschlichere Standards angepasst werden, wobei seine außergewöhnlichen Leiden, die mit seinen legendären Arbeiten, die ihn zur Apotheose führten, verbunden waren, eher weggelassen werden. Ein leidender Herakles würde mit den Bestrebungen der Ptolemäer nach Unsterblichkeit nicht übereinstimmen, da ihre Unsterblichkeit als eine Art Erbrecht angesehen wurde, das von der Monarchie an sich ausging20. Der Dichter der Megara thematisiert dagegen diese Tragik, die er und seine Leser vorwiegend aus Tragödienstücken kennen, in denen Herakles als tragischer Heros dargestellt wird. Man vergleiche hierzu den Euripideischen Herakles und die Sophokleischen Trachinierinnen. Im Unterschied zum Euripideischen Herakles folgt unser Dichter der mythologischen Tradition bezüglich der Gewalttat des 16 L. Koenen, Eine agonistische Inschrift aus Ägypten und frühptolemäische Königsfeste, Meisenheim 1977, 79ff. 17 Cusset, „L’enfance perdue d’Héraclès …“, 198ff. 18 Siehe auch den Beitrag von B. Acosta-Hughes, „Miniaturizing the Huge: Hercules on a Small Scale (Theocritus Idylls 13 and 24)“, in: Baumbach/Bär 2012, 249ff. 19 Stephens, Seeing Double …, 123ff. hält es für wahrscheinlich, dass dieses Gedicht zur Zeit der Krönung von Ptolemaios Philadelphos verfasst worden ist, und bietet dazu eine ausführliche Argumentation. Sie sieht in diesem Gedicht ein Wechselspiel des Dichters mit den verschiedenen griechischen und asiatischen Traditionen des Heros Herakles mit der Absicht, nicht nur den neu gekrönten Ptolemaios Philadelphos zu preisen, sondern gleichzeitig auch Kritik, Vorhaltungen und Warnungen bezüglich des königlichen Verhaltens indirekt vorzubringen. 20 Vgl. Papadimitropoulos, „Alexandrian adaptations …“, 59; B. Effe, „Der Held als Gott: Die Apotheose des Herakles in der alexandrinischen Dichtung“, in: G. Binder/B. Effe und R. F. Glei (Hgg.): Gottmenschen. Konzepte existentieller Grenzüberschreitung im Altertum. Trier, 2003, 27ff.

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Kindermordes durch Herakles als Ursache für dessen Leiden, weil er mit seinem Gedicht den leidenden Ehegatten und Sohn bei der Ausführung seiner Arbeiten in den Vordergrund stellen wollte; somit bildet die Tragik des ungerecht leidenden Menschen den Beginn für seinen heroischen Werdegang. In der Euripideischen Tragödie kommt dagegen diese Gewalttat erst nach der Vollendung von Herakles’ Arbeiten vor. Der durch diese Arbeiten ausgewiesene Heros Herakles, der seine Familie anfangs rettet, wird schließlich zum rasenden und seine eigene Familie vernichtenden Herakles. Er fällt in den Status eines leidenden Menschen, der durch den freundlich gesinnten Theseus, der seinen Selbstmordplan abwendet, den Mut findet, das Leben zu ertragen. Ebenfalls sehen wir in den Sophokleischen Trachinierinnen einen Herakles, der die Reihe seiner Arbeiten abgeschlossen, und damit den Höhepunkt seiner heldenhaften Karriere erreicht hat. Innere und äußere Kräfte verursachen aber den Sturz von einem heroischen Status zu dem eines leidenden und schwachen Menschen, der sich wie eine Frau verhält (vgl. Soph., Tr. 1070–1075; ähnliches finden wir auch in Herakles, v. 1412)21. Die Tragik des leidenden Heros erfolgt in unserem Gedicht in Form eines dramatischen Dialogs und zwar als ausgedehnte Klage. Diese Klage, die einem tragischen Threnos entspricht, wird von zwei ihm nahestehenden Frauen, die in der Tragödie auch als handelnde Figuren bekannt sind (vgl. die Euripideischen Tragödien Herakles und Herakliden22), ausgesprochen. So präsentiert der Dichter der Megara mit dramatischen Mitteln die tragische, leidende Seite des großen Heros, der sich die hellenistische Dichtung in der Darstellung des Herakles widersetzt.

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Zu Herakles als tragischem Helden bei Sophokles und Euripides siehe die einflussreichen Arbeiten von K. Kik, „Herakles w tragediach Eurypidesa“, Meander 18 (1963), 339ff.; M. S. Silk, „Heracles and Greek Tragedy“, G&R 32 (1985), 1ff; H. G. Nesselrath, „Herakles als tragischer Held in und seit der Antike“, in: H. Flashar (Hg.), Tragödie. Idee und Transformation, Stuttgart/Leipzig, 1997, 307ff. und L. Papadimitropoulos, „Heracles as Tragic Hero“, CW 101 (2008), 131ff. mit Sekundärliteratur. Zum Thema der Herakles-Darstellung in der antiken Dichtung, im Sinne einer transtextuellen Untersuchung (zum Begriff „Transtextualität“ siehe B. Richardson, „Transtextual Characters“, in: J. Eder/F. Jannidis/R. Schneider (Hgg.): Characters in Fictional Worlds. Understanding Imaginary Beings in Literature, Film and Other Media, Berlin/New York, 2010, 527ff.), gibt es viele Studien. Erwähnt seien hier A. R. Anderson, „Heracles and his successors. A study of a heroic ideal and recurrence of a heroic type“, HSCPh 39 (1928), 7ff.; V. Ehrenberg, Aspects of the Ancient World. Kap. 10: „Tragic Heracles“, New York 1946, 144ff.; P. J. Conradie, Herakles in die Griekse Tragedie. Groningen, 1958; G. K. Galinsky, The Herakles Theme: The Adaptations of the Hero in Literature from Homer to the Twentieth Century, Oxford, 1972; B. Effe, „Held und Literatur …“, 145ff.; U. Huttner, Die politische Rolle der Heraklesgestalt im griechischen Herrschertum, Stuttgart, 1997; S. Bär, Herakles im griechischen Epos. Studien zur Narrativität und Poetizität eines Helden, Stuttgart, 2018. Vgl. auch die Euripideische Tragödie Alkmene, die uns in Fragmenten erhalten ist. Dazu siehe J. Schwartz, „Essai sur l’,Alcmène‘ d’Euripide“, BFS (30), 1951–1952, 277ff. und die Diplomarbeit von D. Mai, H Αλκμήνη του Ευριπίδη, Patras, 2009. Eine Tragödie Alkmene hat auch Aischylos geschrieben (Aisch., TrGF 12).

11. ÜBERLEGUNGEN ZUM PUBLIKUM UND ZUR DARBIETUNGSART DES GEDICHTES MEGARA Das Gedicht Megara gehört in die Reihe der hellenistischen Gedichte, die sich mit Episoden oder Lebensabschnitten aus der Heraklessage befassen, einer sehr beliebten Thematik am Hof der Ptolemäer, da sie sich als Abkömmlinge des Herakles sahen (vgl. z.B. Theokr., id 17, 20ff.)1. Wie oben erwähnt, erklärt sich die Affinität der Ptolemäer zur Heraklesgestalt wahrscheinlich aus der Tatsache, dass für die Dichter Herakles als Halbgott mit ihren Auffassungen über die Herrscher im Einklang stand. Bei Kallimachos vgl. Aet. I Fr. 22 u. 23 Pf. (= 23–24 Asper); Fr. 24 u. 25 Pf. (= 25 u. 26 Asper); Aet. III Fr. 76–77a Pf. (= 88–89 Asper); 515 Pf. (= 386 Asper); Hymn. 3, 146–161; 5, 30; Epigr. 22 GP; 55 GP; SH 256ff.; SH 267, 2. Bei Apollonios Rhodios sind, wie oben erwähnt, folgende HeraklesReferenzen von Belang: 1, 122–132, 989–997, 1159–1357; 2, 771–795, 1047– 1059; 4, 1393–1482. Wie bei Apollonios (Arg. 1, 1159–1357) begegnet uns die Hylas-Episode auch bei Theokrit, id. 13. Neben dem Theokritischen Idyll 24 (Herakliskos) erscheint Herakles auch im Idyll 17, 20ff. Dort berichtet der Dichter, dass Herakles sich im Olymp, den freudigen Festschmaus genießend, an seinen Urenkeln Alexander und Ptolemaios erfreut, dass seine Nachkommen als unsterblich gelten und er mit seinen eigenen Waffen von diesen ins göttliche Schlafgemach von Hebe geleitet wird. Man vergleiche auch Ps.-Theokrit, id. 25 (Herakles der Löwentöter) und Lykophron, Fr. 1e, ein Hinweis auf ein Drama mit dem Titel Herakles. Zu erwähnen sind noch Rhianos’ Herakleia (CA 2–10, SH 715), Diotimos’ Herakleia (SH 393) und Ἡρακλέους Ἆθλα (SH 394) und Phaedimοs’ Herakleia (SH 669), wobei nur Testimonien und vereinzelte Verse überliefert sind. Diese Gedichte schilderten die Taten des Helden wahrscheinlich in chronologischer Reihe wie bei Pisander und Panyassis. Schließlich ist das Gedicht Meropis (eines unbekannten Dichters) zu nennen, dessen Datierung von der archaischen bis zur hellenistischen Zeit reicht (SH and SSH 903A). Aus der frühgriechischen Zeit vgl. noch Die Einnahme von Oichalia von Kreophylos aus Samos (vgl. das Kallimachische Epigramm 55 GP)2 und die pseudo-hesiodische As-

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Vgl. auch Adulis Inschrift (OGIS 54, 1–5) über Ptolemaios III.; Vgl. S. A. Stephens, „Egyptian Callimachus“, in: F. Montanari / L. Lehnus (Hgg.), Callimaque: sept exposés, Geneva, 2002, 235–270; dies., Seeing Double …, 69–71; 123ff. (zu Theokr., id. 24); B. AcostaHughes; S. A. Stephens, Callimachus in Context: From Plato to the Augustan Poets, Cambridge, 2012, 168ff. Proklos, Vit. Hom. 30 Seve überliefert, dass Kreophylos aus Samos Homer aufgenommen habe, der ihm daraufhin zum Dank das epische Gedicht Οἰχαλίας ἅλωσις schenkte. Dazu siehe auch die Testimonien zu Kreophylos bei Bernabé (Seiten 157ff.). Kallimachos selbst hat dieses Gedicht als Kreophylos’ Werk herausgegeben. Das Epigramm berichtet von Eurytos, dem König von Oichalia, der seine Tochter Iole demjenigen versprach, der ihn im Pfeilschuss besiegen könne. Herakles kam und siegte, doch Eurytos hielt sein Versprechen nicht. Herakles tötete ihn, zerstörte dessen Land und nahm Iole mit sich. Zu diesem Epigramm siehe Καλλιμάχου Επιγράμματα. Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar von Ph. PagonariAntoniou, Athen, 1997, 110–113.

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pis, die sich wie Theokrit, Idyllen 13; 24; Ps.-Theokr. 25 und Megara auf eine bestimmte Episode aus dem Leben des Herakles konzentrieren. Was war die primäre Zielgruppe des Gedichtes Megara? Soll man dabei mit einer einfachen Lektüre, also Buchpoesie, oder mit einer öffentlichen Rezitation oder sogar aufgrund seines mimetischen Charakters mit einer szenischen Aufführung rechnen? Zur Frage der Rezeption der hellenistischen Dichtung bezüglich des primären Publikums ist das Buch von Gregor Weber3 sehr aufschlussreich. Die hellenistischen Gedichte sind hauptsächlich Produkte der höfischen Literatur. Viele von diesen Gedichten mythologischen Inhalts beschäftigen sich mit Dingen oder Thematiken, die sich auf den ptolemäischen Hof direkt oder indirekt beziehen. Diese Gedichte sind also nicht nur das Ergebnis des Suchens und des Forschens im mythologischen oder philologischen Bereich, sondern lassen sich auf aktuelle Zeitbezüge ein. Wie Weber (128) klarstellt, ist die bisherige communis opinio einer Beschränkung des Publikums der Dichtung ausschließlich auf den engsten Literatenzirkel bzw. Kollegenkreis im Museion aufzugeben. Die Dichter am ptolemäischen Hof sprengten den Rahmen des reinen Dichterkollegenkreises. „Dies zeigt, dass die Dichter am ptolemäischen Hof nicht ausschließlich nach innen, auf ihren wissenschaftlichen Bereich oder ihre poetologischen Streitigkeiten hin orientiert waren, sondern am Hof selbst oder außerhalb von diesem Ereignisse der Politik, etwa militärische Aktionen, politische Intentionen, diplomatischen Verkehr, konkrete offizielle Maßnahmen und private Verehrung im Bereich der Religion, sowie Soziales, z.B. aus dem Verhältnis des Königs zu den verschiedenen Gruppen seiner Untertanen, erlebten, sich davon betreffen ließen, sie letztlich reflektierten und poetisch umsetzten.“4 Es ist nicht anzunehmen, dass die hellenistischen Könige, insbesondere die ptolemäischen, die sich um Prestige und Repräsentation kümmerten, ein Gedicht nur zur ihrer eigenen Psychagogie und der ihrer Familie lasen oder vortragen ließen. Eine solche Dichtung war auch für das Publikum ihres näheren oder weiteren Umfeldes in Form von Lektüre, Rezitation oder (szenischer) Darbietung bestimmt. Wie Weber (127) anführt, ist es nicht plausibel, dass z.B. ein Enkomion auf den Herrscher nur innerhalb eines Dichterkreises oder allein vor dem König vorgetragen wurde. Als formale und inhaltliche Erneuerung des traditionellen Epos könnten die kleinen epischen Gedichte der hellenistischen Zeit auch zur Schaffung oder Erhaltung der griechischen kulturellen Identität beigetragen haben, und aus diesem Grund zielten sie auf ein breiteres Publikum mittels der Rezitation durch die Rhapsoden, gelegentlich auch durch die Dichter selbst, die ihre eigenen Gedichte 3 4

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Weber, Dichtung und höfische Gesellschaft. Die Rezeption von Zeitgeschichte am Hof der ersten drei Ptolemäer, Stuttgart, 1993. Weber, Dichtung und höfische Gesellschaft …, 126. Zu den Aufführungs- und Rezeptionskontexten dichterischer Werke in der hellenistischen Zeit siehe auch B. Zimmermann; A. Rengakos (Hgg.), Handbuch der griechischen Literatur der Antike Bd. 2: Die Literatur der klassischen und hellenistischen Zeit, München, 2014, 39ff.

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vortrugen, und natürlich auch durch die Homeristen ab5. Schon zu Lebzeiten von Sokrates und Platon erfahren wir, dass sich die Rhapsoden im Rahmen ihrer Rezitation von epischen Gedichten um eine bühnenwirksame Präsentation bemühten. Ion gesteht Sokrates Folgendes über seine Kunst als Rhapsode (Platon, Ion 535c): ἐγὼ γὰρ ὅταν ἐλεινόν τι λέγω, δακρύων ἐμπίμπλανταί μου οἱ ὀφθαλμοί· ὅταν τε φοβερὸν ἢ δεινόν, ὀρθαὶ αἱ τρίχες ἵστανται ὑπὸ φόβου καὶ ἡ καρδία πηδᾷ. Dies führt Sokrates zur Schlussfolgerung, dass der Rhapsode gleichzeitig ὑποκριτής ist: ὁ δὲ μέσος σὺ ὁ ῥαψῳδὸς καὶ ὑποκριτής (536a). Aristoteles erwähnt in seiner Poetik einen gewissen Rhapsoden Sosistratos, der in seinen Rezitationen mittels seiner Gestik und Mimik übertreibt (1462a). Die Homeristen repräsentieren in der hellenistischen Zeit eine eher dramatische Darbietung der epischen Erzählung, und zwar im Theaterraum. Schon während der Regierungszeit von Demetrios Phaleraios in Athen erscheinen die Homeristen, die epische Gedichte im Theater rezitieren. Als Quelle dafür ist Athenaios, 14.12, anzuführen, der überliefert: τοὺς δὲ νῦν Ὁμηριστὰς ὀνομαζομένους πρῶτος εἰς τὰ θέατρα παρήγαγε Δημήτριος ὁ Φαληρεύς. Der Ausdruck τοὺς δὲ νῦν Ὁμηριστὰς weist darauf hin, dass es einen früheren Typus von Homeristen gab, die nach Aristokles in seinem Werk „Über Tanzchöre“ (Fr. 10 FHG iv. 331) bei Athenaios 14, 12 mit den Rhapsoden gleichgesetzt werden sollten: ὅτι δ᾽ ἐκαλοῦντο οἱ ῥαψῳδοὶ καὶ Ὁμηρισταὶ Ἀριστοκλῆς εἴρηκεν ἐν τῷ περὶ Χορῶν. Dieser neue Typus von Homeristen stand für eine Weiterentwicklung der Theatralisierung des rhapsodischen Vortrags6. Ptolemaios II. hatte ein Theater im Palastbezirk bauen lassen (siehe Weber vorwiegend 116f.). Von Athenaios (14, 12) erfahren wir noch, dass Iason (FGrHist 632 F 1) in dem dritten Buch seines Werkes „Die göttlichen Ehrungen für Alexander“ erklärt, im großen Theater von Alexandria habe der Komödienschauspieler Hegesias die Werke von Hesiod gespielt (ὑποκρίνασθαι), Hermophantos die von Homer. Die Tatsache, dass es sich um Schauspieler handelte (nicht bloß um Rhapsoden oder Homeristen), die Homer und Hesiod im Theater von Alexandria „spielten“ (wahrscheinlich zur Zeit des Ptolemaios II.), ist ein

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Vgl. Weber, Dichtung und höfische Gesellschaft…, 110 mit Anmerkungen 1, 2 und 3, besonders unter Berufung auf K. Ziegler, Das hellenistische Epos. Ein vergessenes Kapitel griechischer Dichtung, Leipzig, 21966, 21; J. B. Hainsworth, The Idea of Epic, Berkeley/Los Angeles/Oxford, 1991, 59f. und M. Fantuzzi, Vorwort zu: K. Ziegler, L’epos ellenistico. Un capitolo dimenticato della poesia greca, a cura di F. De Martino, Bari, 1988, xxxvif. mit Anm. 24., die auch aufgrund zahlreicher inschriftlicher Zeugnisse die Wichtigkeit von Agonen im Rahmen religiöser Feste herausstellen, an denen ‚Rhapsoden’, also Dichter, mit mythologischen oder lokalhistorischen Themen sowie mit epischen Enkomia teilnahmen. G. Nagy, Poetry as Performance: Homer and Beyond, Cambridge, 1996, 161f.; D. Collins, „Homer and Rhapsodic Competition in Performance“, OT 16 (2001), 151ff.; Chr. Κ. Tsagalis, Τέχνη Ραψωδική. Η απαγγελία της επικής ποίησης, Thessaloniki, 2018, 129. Zu der künstlerischen Tätigkeit der Homeristen in der hellenistischen Zeit siehe auch M. R. Pallone, „L´epica agonale in età ellenistica“, Orpheus 5 (1984), 156ff.; M. Hillgruber, „Homer im Dienst des Mimus. Zur künstlerischen Eigenart der Homeristen“, ZPE 132 (2000), 68ff. mit Sekundärliteratur; M. L. West, „Rhapsodes at Festivals“, ZPE 173 (2010), 1ff.; J. M. Gonzáles, The Epic Rhapsode and His Craft, Washington, 2013, 449ff.; Tsagalis, Τέχνη Ραψωδική, 127ff.; 191ff.

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Indiz dafür, dass die Theatralisierung des Vortrags der epischen Dichtung zu dieser Zeit weiter gefördert wurde. In Anbetracht dieser Bemerkungen scheint es durchaus plausibel, dass auch die kleinepischen Gedichte zusammen mit den traditionellen Epen für ein größeres Publikum im Rahmen von religiösen oder politischen Festen7 in Theatern vorgetragen wurden. Es ist klar, dass sich nicht alle Rezipienten dieser anspruchsvollen Poesie auf der gleichen Verständnisebene befanden. Trotz des gelehrten Charakters dieser Dichtung, die oft zu „akademischen Übertreibungen“ neigt, die gekennzeichnet ist durch ein außergewöhnliches Vokabular, durch häufige, eine vertiefte Kenntnis seitens der Rezipienten voraussetzende Anspielungen auf die frühere und zeitgenössische Literatur oder durch ungewöhnliche narratologische Techniken, die das unmittelbare Verständnis erschweren können, kann sie im Vorgang des Hörens (bei Rezitation) rezipiert werden, wenn der Rezipient seine grundlegenden Kenntnisse und Erfahrungen durch das Hören ihm bekannter Namen, Ereignisse, mythologischer Bezüge und Zitate aktiviert. Fehlinterpretationen hinsichtlich der intendierten Aussage sind dabei kaum auszuschließen, im Gegenteil: Es können dem Hörer wesentliche Verstehenselemente entgehen, was bei entsprechender Sachkompetenz aufgrund seiner Ausbildung und Auffassungsgabe freilich nicht zwingend ist. Je gebildeter der Rezipient ist, desto effektiver und erfolgreicher gestaltet sich das Verständnis des Gedichtes. Im Falle der sogenannten Epyllien baut der Dichter seitens des Rezipienten auf dessen gute Kenntnisse bezüglich der mythologischen Tradition und der epischen Diktion8. Aufgrund des mimetischen, performativen Charakters des Gedichtes Megara halte ich die inszenierte Darbietung dieses Textes vor einer Festgemeinschaft nicht für ausgeschlossen9. Die szenische Umsetzung und das dadurch mögliche Verfolgen des Geschehens durch den Zuschauer im Rahmen einer Aufführungssituation bietet weitere Hilfen zum Verständnis der kunstvollen, aber auch anspruchsvollen Aussagen des Dichters vor einem breiteren Publikum an: Die szenische Präsentation des Textes durch den Dichter selbst oder durch den Rhapsoden bzw. den Homeristen, der die Zweifigurenreden (Megara und Alkmene) „spielte“ – möglich wäre auch die Teilnahme von zwei Mitwirkenden: einer für die Partie der Megara und einer für die der Alkmene – , die Mimik und Gestik (vgl. z.B. die Schilderung der Kindertötung, Megaras Klagen vor Alkmene, die Rede der Schwiegermutter und deren anschließende Schilderung des Traums) sowie die szenischen Effekte sollten zu einer gelungenen, eindrucksvollen und nachhaltigen Rezeption dieses poetischen Textes beigetragen haben, und zwar in einer Zeit, in 7 8 9

Dazu siehe ausführlich Weber, Dichtung und höfische Gesellschaft…, 243ff. Vgl. auch Weber, Dichtung und höfische Gesellschaft …, 128ff. Manche Forscher wie G. Mastromarco, The Public of Herondas (London Studies in Classical Philology 11), Amsterdam, 1984, 21ff.; 95f.; Zanker, Realism in Alexandrian Poetry …, 90; 110 mit Anm. 142; D. Konstan, „The tyrant goddess. Herodas’ fifth mime“, CLAnt (1989), 267f. erwägen die Möglichkeit einer Performance solcher Gedichte wie auch der Mimen von Herondas, sie neigen aber eher zur Lektüre. W. Albert, Das mimetische Gedicht in der Antike, Frankfurt/Main, 1988, 80ff. mit Anm. 238, denkt an eine szenische Darstellung der Mimiamben aufgrund ihrer mimetischen Elemente.

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der neue dramatische Werke nur sporadisch erschienen und mit „Wiederaufnahmen“ älterer Tragödien zu rechnen war. Solche poetischen Texte waren vermutlich ein Experiment zur Wiederbelebung der dramatischen Kunst nach dem Vorbild der neoterischen Dichtung der großen hellenistischen Dichter im Schatten von Euripides, der nicht nur der „true father of the Alexandrians’ Crossing of the genres“ war, wie Zanker10 zu Recht bemerkt, sondern auch derjenige, der die nachfolgende literarische Produktion in großem Maße beeinflusst hat. Megara folgt den neuen Prinzipien und Mechanismen der hellenistischen epischen Poesie bezüglich der Thematik, des Inhalts, des Stils und der narrativen Technik; gleichzeitig scheint sich dieses kleine Gedicht unter dem Euripideischen melodramatischen Einfluss in der Theaterszene erfolgreich behaupten zu können.

10 Zanker, Realism in Alexandrian Poetry …, 148.

VERZEICHNIS DER SEKUNDÄRLITERATUR1 Acosta-Hughes, Benjamin: „Miniaturizing the Huge: Hercules on a Small Scale (Theocritus Idylls 13 and 24).“ Ιn: Manuel Baumbach und Silvio Bär (Hgg.): Brill’s Companion to the Greco-Roman Epyllion. Leiden, 2012, 245–257. Acosta-Hughes, Benjamin und Stephens, Susan A.: Callimachus in Context. From Plato to the Augustan Poets. Cambridge/New York, 2012. Adamietz, Joachim: „Jason und Hercules in den Epen des Apollonios Rhodios und Valerius Flaccus.“ A&A 16, 1970, 29–38. d’Agostino, Vittorio: „Considerazioni sull’epillio e sull’idillio nell’età ellenistica.“ RSC 4, 1956, 34–40. Albert, Winfried: Das mimetische Gedicht in der Antike: Geschichte und Typologie von den Anfängen bis in die augusteische Zeit. Frankfurt am Main, 1988 (Beiträge zur klassischen Philologie 190). Allen, Walter, Jr.: „The Epyllion: A Chapter in the History of Literary Criticism.“ TAPhA 71, 1940, 1–26. Aly, Wolfgang: De Aeschyli copia verborum. Berlin, 1906. Ambühl, Annemarie: „Narrative Hexameter Poetry. “ In: James J. Clauss und Martine Cuypers (Hgg.): A Companion to Hellenistic Literature. Chichester/Malden, 2010, 151–165. Ameis, Carl Fr. und Hentze, Carl: Homers Ilias. Für den Schulgebrauch erklärt von Carl Friedrich Ameis und Carl Hentze. Leipzig/Berlin, 1868–1884 (Gesang 1–6 von Ameis, bearb. von Hentze; 7–24 von Hentze); letzte veränd. Aufl.: Bd. 1.1 (Gesang 1–3) 71913, bearbeitet von P. Cauer; Bd. 1.2 (4–6) 61908; Bd. 1.3 (7–9) 51907; Bd. 1.4 (10–12) 51906; Bd. 2.1 (13–15) 4 1905; Bd. 2.2 (16–18) 41908; Bd. 2.3 (19–21) 41905; Bd. 2.4 (22–24) 41906. Unveränderter Nachdruck Amsterdam, 1965. Dies.: Anhang zu Homers Ilias. Schulausgabe. VIII Hefte. Leipzig, 11868–1886 (Erläuterungen zu Gesang 1–6 von Ameis, bearb. von Hentze; 7–24 von Hentze); letzte veränd. Aufl.: 1. Heft (1–3) 31896; 2. Heft (4–6) 21882; 3. Heft (7–9) 21887; 4. Heft (10–12) 21888; 5. Heft (13–15) 2 1897; 6. Heft (16–18) 21900; 7. Heft (19–21) 11883; 8. Heft (22–24) 11886. Anderson, Andrew Runni: „Heracles and his successors. A study of a heroic ideal and recurrence of a heroic type.“ HSCPh 39, 1928, 7–58. Angeli Bernardini, Paola: „Eracle: una biografia eroica tra epos arcaico, poesia lirica e tradizioni locali.“ In: Ettore Cingano (Hg.): Tra panellenismo e tradizioni locali: generi poetici e storiografia. Alessandria, 2010, 385–409 (Hellenica 34). Ardizzoni, Anthos: „L’Eracle di Euripide.“ A&R, ser. 3, 5, 1937, 46–71. Arnott, W. Geoffrey: „Hellenistica. Notes on Asclepiades, Herodas and Moschus.“ CL 4, 1985, 7–16. Bär, Silvio: „Inventing and Deconstructing Epyllion: Some Thoughts on a Taxonomy of Greek Hexameter Poetry.“ In: Christine Walde (Hg.): Stereotyped Thinking in Classics. Literary Ages and Genres Re-Considered = thersites 2, 2015, 23–51. Ders.: Herakles im griechischen Epos. Studien zur Narrativität und Poetizität eines Helden. Stuttgart, 2018 (Palingenesia 111). Bartels, Annette: Vergleichende Studien zur Erzählkunst des römischen Epyllion. Göttingen, 2004 (GFA Beihefte 14). Baumbach, Manuel und Bär, Silvio (Hgg.): Brill’s Companion to the Greco-Roman Epyllion. Leiden, 2012. Baumbach Manuel, Sitta, Horst und Zogg, Fabian (Hgg.): Griechische Kleinepik. Berlin/Boston, 2019 (Sammlung Tusculum). Baurain, Claude: „Héraclès dans l’épopée homérique.“ In: Corinne Bonnet und Jourdain1

Alle zitierten Weblinks, die bibliographische Angaben betreffen, wurden am 15.11.2020 letztmals abgerufen.

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STELLENREGISTER Achaeus TrGF 4: 168 Achilleus Tatius 1, 4, 3: 117 6, 7, 4: 114 Aischylos Ag. 49: 72 Ag. 165: 83 Ag. 525: 149 Ag. 571: 147 Ag. 669: 83 Ag. 713: 91 Ag. 811: 85 Ag. 863: 147 Ag. 874: 147 Ag. 978: 89 Ag. 1177: 166 Ag. 1286: 123 Ag. 1530: 83, 166 Ag. 1660: 131 Ch. 22ff.: 169 Ch. 38: 168 Ch. 163: 158 Ch. 315: 92 Ch. 508: 138 Ch. 523: 168 Ch. 524: 147 Ch. 535: 146 Ch. 538ff.: 168 Ch. 757: 134 Ch. 896–898: 144 Ch. 908: 144 Ch. 910: 85 Ch. 929: 168 Ch. 992: 142 Eum. 155: 168 Eum. 248: 103 Eum. 478: 96 Eum. 563: 73 Eum. 607f.: 142 Eum. 665: 134 Hik. 68–69: 124 Hik. 376: 147 Hik. 379: 166 Hik. 423: 136 Hik. 748: 167 Hik. 921: 82

Pers. 10f.: 170 Pers. 150f.: 81 Pers. 180: 73 Pers. 181: 148 Pers. 181–189: 32 Pers. 200: 168 Pers. 201ff.: 169 Pers. 210: 146f. Pers. 215–225: 170 Pers. 217–219: 171 Pers. 224f.: 170 Pers. 254: 110 Pers. 257f.: 117 Pers. 295: 110 Pers. 320f.: 158 Pers. 412: 123 Pers. 458: 166 Pers. 515f.: 130 Pers. 540: 130 Pers. 922f.: 92 Pers. 1038f.: 117 Pers. 1064: 117 Pers. 1073: 138 Th. 50f.: 105 Th. 51–53: 105 Th. 402: 170 Th. 424f.: 73 Th. 489f.: 191 A. 6 Th. 1031: 141 Th. 1054–1056: 84 TrGF 12: 197 A. 22 TrGF 96: 98 TrGF 199, 6: 166 TrGF 352: 125 TrGF 355: 76 TrGF III 1–4: 72 [Aischylos] Prom. 66: 138 Prom. 242–244: 105 Prom. 334: 159 Prom. 410: 111 Prom. 508: 137 Prom. 584: 136 Prom. 764: 128 Prom. 783: 136 Prom. 937: 82

Akusilaos FGrH 1a, 2 F. 25a: 137 Alkaios Fr. 10b, 1–4 V.: 130 Aesop 255: 94 Alkman Fr. 157 PMG: 108 Anakreon Fr. 367, 2 PMG: 161 Anna Komnene Alexias 2, 7, 5: 159 Anthologia Graeca 2, 1, 144: 165 2, 1, 300: 157 4, 63, 1: 171 5, 9, 5: 117 5, 55, 5: 106 5, 56, 5: 116 5, 178, 5: 146 5, 186, 1: 117 5, 229, 1f.: 138 5, 301, 7: 158 6, 123, 2: 161 6, 172, 3: 92 6, 228, 3: 163 6, 266, 3: 90 6, 269, 5: 96 6, 287, 1: 96 6, 295, 1: 151 7, 65, 3: 92 7, 175, 1: 100 7, 210: 93 7, 260, 7: 146 7, 261: 144 7, 386: 144 7, 446, 3f.: 105 7, 465, 5f.: 81 7, 467, 3: 144 7, 468, 7: 144 7, 476, 6: 92 7, 483, 3: 135

214 7, 486: 165 7, 490: 165 7, 529, 2: 97 7, 609, 2: 150 7, 635, 5: 153 7, 646, 2: 105 7, 649: 165 7, 665, 5–7: 97 7, 697, 9: 156 7, 710, 1f.: 99 7, 724: 165 7, 739, 1: 92 9, 17, 2: 157 9, 232, 3f.: 153 9, 287, 5: 135 9, 362, 26ff.: 144 9, 382, 3: 151 9, 437, 6: 151 9, 545, 1: 22 9, 556, 4: 114 9, 663, 2: 151 9, 792, 3: 142 11, 37, 5f.: 151 11, 437, 1: 92 12, 58, 1: 99 12, 124, 3: 146 12, 138, 3: 146 12, 197, 3: 155 14, 55, 6: 144 14, 121, 11: 146 15, 27, 14: 116 15, 27, 20: 157 16, 25, 1f.: 108 16, 89, 6: 163 16, 180, 3: 117 16, 183, 9: 143 16, 203, 3: 195 A. 13 16, 273, 7: 90 16, 278, 3: 105 Anthologia Graeca Appendix 1, 293, 3: 11 2, 119, 3: 80 2, 167, 1f.: 123 2, 391, 3: 130 2, 473, 5: 117 2, 498, 2: 166 2, 529, 5: 127 2, 637, 28: 111 2, 646, 2: 111 2, 681, 7: 163

Stellenregister 2, 699: 99 6, 34, 5: 164 6, 296, 5: 158 Antimachos Fr. 117: 132 Fr. 191: 155 Anyte 4 G-P: 165 5 G-P: 165 6 G-P: 165 8 G-P: 165 10 G-P: 165 Apion Fragmenta de glossis Homericis s.v. ἐρωή: 72 s.v. ὀροθύνειν: 121 s.v. νήδυμος: 167 s.v. πυλάρτης: 142 Apollodoros Bibliothece 2, 2: 137 2, 4: 82, 140 2, 4, 9: 111 2, 4, 11: 38, 84, 111, 112 2, 4, 12: 38, 40, 112 2, 6, 1: 39 2, 7: 180 2, 7, 8: 38 3, 16, 2: 108 3, 4: 72 Apollonios Soph. 20, 12: 137 25: 150 40, 18: 82 58, 20: 117 60, 27f.: 91 89, 20ff.: 102 107: 150 130, 34ff. 120 152, 16ff.: 134 Apollonios Rhodios Argonautika 1, 122–132: 195, 198 1, 183; 157 1, 197: 110

1, 222: 159 1, 250: 130 1, 253–255: 97 1, 254: 97 1, 259: 74 1, 269–271: 107 1, 276f.: 166 1, 284–286: 145 1, 286: 145 1, 288: 152 1, 374: 149, 150 1, 384: 102 1, 443: 78 1, 445: 155 1, 471: 159 1, 476: 155 1, 476–478: 119 1, 496: 104 1, 522: 121 1, 639: 131 1, 658ff.: 147 1, 679: 133 1, 684: 162 1, 685–687: 101 1, 731: 153, 154 1, 783: 157 1, 784: 154, 155 1, 797: 147 1, 820: 163 1, 839: 136 1, 989–997: 195, 198 1, 1001: 151 1, 1004: 73 1, 1005: 147 1, 1071: 106 1, 1076: 99 1, 1084f. 130 1, 1085: 89 1, 1159–1357: 195, 198 1, 1171: 159 1, 1232f.: 169 1, 1252: 103 1, 1270: 86 1, 1317: 195 A. 15 1, 1335: 155 1, 1347: 170 2, 54: 118 2, 66: 78 2, 68f.: 73 2, 106: 157 2, 154: 169 2, 179: 143

215

Stellenregister 2, 212: 85 2, 244f.: 119 2, 257ff.: 131 2, 284: 77, 107 2, 320: 121 2, 410: 166 2, 421: 124 2, 422f.: 125 2, 451f.: 102 2, 458: 77, 136 2, 467: 118 2, 571: 156f. 2, 578: 130 2, 584: 128 2, 666f.: 97 2, 710: 97 2, 714: 152 2, 771–795: 195, 198 2, 880: 119 2, 885: 167 2, 1047–1059: 195, 198 2, 1140: 167 2, 1142: 155 2, 1161: 90 2, 1190: 141 3, 48: 107 3, 64: 159 3, 72: 130 3, 121f.: 73 3, 207f.: 126 3, 221–223: 150 3, 222: 149, 150 3, 236: 159 3, 289: 120 3, 304: 85 3, 337: 91 3, 370: 107 3, 386: 74 3, 423: 167 3, 480: 90 3, 481: 148 3, 500: 77, 136 3, 542: 119 3, 617ff.: 175 3, 618: 168 3, 626: 90 3, 633f.: 159 3, 636: 168 3, 646: 132 3, 651: 159 3, 674: 77, 105 3, 674–678: 71

3, 674–680: 78 3, 676ff.: 78 3, 690–692: 169 3, 705–709: 78 3, 711(f.): 79, 119 3, 711–717: 79 3, 714–717: 133 3, 751: 146 3, 773–775: 95 3, 783: 80 3, 805: 117 3, 806: 130 3, 834: 130 3, 867: 152 3, 390: 163 3, 944: 151 3, 946: 118 3, 1013: 152 3, 1038: 157 3, 1053: 101 3, 1064: 117 3, 1133: 83 3, 1155–1158: 78 3, 1160: 154 3, 1178: 100 3, 1185: 100 3, 1287: 154 3, 1301: 156, 157 3, 1336: 100, 101 3, 1345: 168 3, 1398: 121 4, 34: 113 4, 109: 143 4, 146: 159, 160 4, 169: 132 4, 251: 73 4, 290: 157 4, 347: 163 4, 362–365: 147 4, 388: 161 4, 398–400: 147 4, 421: 96 4, 406f.: 160 4, 407: 159, 160 4, 447: 74 4, 448: 133 4, 472: 150 4, 662ff.: 175 4, 664: 146, 168, 169 4, 665–669: 169 4, 685: 168 4, 692: 167

4, 693f.: 96 4, 723: 168 4, 785: 159 4, 825: 167 4, 842: 119 4, 868: 89 4, 872: 162 4, 925: 157 4, 957: 154 4, 984: 96 4, 1018: 120 4, 1024: 152 4, 1040f.: 130 4, 1062: 195 A. 13 4, 1155: 132 4, 1157: 133 4, 1189: 132 4, 1200: 118 4, 1236: 161 4, 1254: 127 4, 1299: 89 4, 1328: 134, 141 4, 1354: 134 4, 1375: 161 4, 1393–1482: 195, 198 4, 1425: 151 4, 1429: 162 4, 1432f.: 124 4, 1447: 154 4, 1497: 74 4, 1532(f.): 149, 150 4, 1533: 149 4, 1612: 160 4, 1634: 123 4, 1652: 127 4, 1687: 131 4, 1701: 167 4, 1732ff.: 148, 175 4, 1738: 130 4, 1745: 103 Fr. 12, 6: 169 Apostolios Coll. Paroem. 2, 55: 76 Apuleius Apol. 10: 22 Aratos Phaenomena 8: 149 20: 129

216 69f.: 130 297: 159 387: 131 403: 131 653: 111 863: 155 878: 161 973f.: 137 980–982: 137 1045f.: 159 Archilochos Fr. 128, 6 W.: 128 Fr. 176, 2 W.: 147 Fr. 327, 1 W.: 134 Fr. S478a, 42f.: 151 Aristokles Fr. 10 FHG iv. 331: 200 Aristophanes Ach. 75: 101 Ach. 398: 21 Ach. 905: 131 Av. 1240: 149 Ekkl. 155: 131 Ekkl. 402: 72f. Ekkl. 564: 119 Ekkl. 784: 119 Eq. 327: 105 Nub. 1479: 136 Pax 532: 21 Ran. 835: 119 Ran. 940–944: 21 Ran. 942: 21 Ran. 1227: 119 Ran. 1423: 143 Thesm. 1036: 138 Vesp. 109f.: 148 Vesp. 622: 163 Vesp. 1438: 131 Fr. 809: 154 Aristophanes Gramm. Argumenta fabularum 1, 4: 138 Aristoteles De virt. et vit.: 1251b, 21: 88 GA 719a: 143 HA 587a: 143

Stellenregister Mir. 814a: 156 Poet. 1462a: 200 Arsenius Apophth. 12, 83a: 75 Artemidoros Oneirocritica 1, 2: 176 1, 51: 177 2, 3: 177 2, 9: 177f. 2, 10: 177f. 2, 24: 177 2, 70: 175 4, 70: 179 Athenaios Deipn. 2, 68: 21 Deipn. 5, 12: 75 Deipn. 14, 12: 200 Aulus Gellius A.N. 3, 16: 140

Bion Epit. Ad. 1: 92 Epit. Ad. 6: 92 Epit. Ad. 15: 92 Epit. Ad. 25: 131 Epit. Ad. 54–57: 110 Epit. Ad. 56: 109 Epit. Ad. 65: 169 Epit. Ad. 67: 92 Fr. 6, 1: 136 Fr. 12, 3: 91 Fr. 13, 7: 128 [Bion] Epith. Achill. et Deid. 18f.: 117 Carmina convivalia Fr. 886, 4 PMG: 96 Catull c. 3, 3: 81 c. 14, 1f.: 81 Choirilos Fr. 22, 30 Bernabé: 127

Ausonius Cento nuptialis: 22 Griphus Ternarii Numeri (Ausonius Symmacho): 22

Chrysippos SVF 3, 475: 127

Babrios 118: 94

Cicero Div. I 65

Bakchylides Ep. 1, 54: 155 Ep. 1, 168–171: 110 Ep. 1, 13f.: 108 Ep. 11, 113: 99 Ep. 12, 4: 155 Ep. 12, 39: 108 Ep. 13, 158: 160 Dith. Fr. 3, 13f.: 117 Dith. 4, 47: 168 Pros. Fr. 11+12, 6f.: 102

Claudius Ptolemaeus Apotel. 2, 3, 47: 124

Basilios Caes. Homil. grat. act. 31, 228, 21: 124 Serm. Sym. Metaphr. 32, 1284, 10: 124

Clemens Alexandrinus Strom. 3, 3, 24: 21 Collectanea Alexandrina (CA) Ep. Adesp. 2, 64–68 Powell: 164f. Euphorion, Fr. 51, 12(f.) Powell: 147, 195 A. 15 Euphorion, Fr. 53, 3 Powell: 162 Euphorion, Fr. 84 Powell: 108 Euphorion, Fr. 84, 2 Powell: 144

217

Stellenregister Euphorion, Fr. 92, 1–4 Powell: 144 Euphorion, Fr. 92, 3 Powell: 143 Euphorion, Fr. 418, 36 Powell: 155 Euphorion, Fr. 429 col. 1, 12 Powell: 147 Paean Apoll. Delph. Fr. 1, 3 Powell: 111 Epica Adespota Fr. 8, 4–9 Powell: 194 Critias TrGF 1, 8f.: 81 Demetrios De eloc. 125–126: 76f. Demosthenes Rh. 13, 30, 9: 87 18, 260: 130 19, 287: 76 37, 40: 127 50, 23: 90 Dio Cassius Hist. Rom. 54, 9, 6: 155 Diodorus Siculus 4, 9, 4–5: 140 4, 11: 39, 42 4, 14, 3: 84, 137 4, 31: 39 4, 33, 1: 180 4, 33, 2: 180 4, 33, 6: 180 18, 67, 4: 88 Diogenianos 3, 30: 76 3, 42: 75 Dionysios von Halikarnassos Antiq. Rom. 1, 11, 2: 137 Antiq. Rom. 1, 17, 3: 137 Antiq. Rom. 11, 36, 2: 121 Antiq. Rom. 12, 14, 2: 131

Dionysios Periegetes Orbis descr. 476: 100 701: 151 739f.: 108 836: 151 1079: 151 1115: 150 1127: 151 Dionysios Bassar. Fr. 4, 2 GDRK: 107 Ephoros Fr. 2a, 70, F. 119: 100 Epimerismi Homerici s.v. λιασθείς: 165 Epischer Kyklos Kypria Fr. 4, 7 Bernabé: 155 Fr. 25, 2 Bernabé: 129 Kreophylos aus Samos, Einnahme von Oichalia Frr. 1–8 Bernabé: 198 und A. 2 Erinna Fr. 1b, 15: 92 Fr. 1b, 36: 158 Erotianos Vocum Hippocraticarum collectio s.v. ἐκπατίως: 72 Etymologicum Genuinum s.v. ἀθέσφατον: 156 s.vv. ἀστεμφής καὶ ἀστεμφέως: 160f. s.v. βῶλος: 100 s.v. κρωσσός: 98 Etymologicum Gudianum s.v. εἴσατο: 148 s.v. κάπετος: 156 s.v. ποτνιᾶται: 89f.

Etymologicum Magnum s.v. βῶλος: 100 s.v. Ἑκάλη: 22 s.v. ἐρωή: 102 s.v. θαλερός: 114 s.v. λαχαίνειν: 150 s.v. πονεύμενον: 150 s.v. τηλεθάοντες: 151 Eumelos Korinth. Fr. 8, 1 Davies: 108 Eupolis Fr. 405 Kock: 158 Euripides Alex. Fr. 6, 5 Karamanou: 122 Alk. 12: 167 Alk. 938: 103 Alk. 1025: 103 Andr. 158: 134, 142 Andr. 417: 105 Andr. 532: 105 Andr. 582: 122 Andr. 655: 85 Andr. 907: 134 Andr. 1072: 170 Andr. 1095: 155 Andr. 1204: 127 Ba. 91: 134 Ba. 303f.: 168 Ba. 1310: 90 El. 425: 123 El. 1206: 144 Her. 62–72: 182 Hek. 70: 147 Hek. 85–89: 148 Hek. 90f.: 148 Hek. 92: 147 Hek. 96ff.: 169 Hek. 644–647: 169 Hek. 721f.: 130 Hek. 762: 142 Hek. 783: 83 Hek. 985: 90 Hel. 639–640: 111 Hel. 1120: 92 Hel. 1189f.: 117 Hel. 1289: 134 Her. 71f.: 88, 182

218 Her. 81: 109 Her. 224: 88 Her. 275–311: 184 Her. 281–283: 184 Her. 297–297: 182 Her. 322–325: 183 Her. 430–441: 183 Her. 451ff.: 184 Her. 474: 38 Her. 490–496: 184 Her. 493: 182 Her. 830: 104 Her. 922ff.: 38, 60 Her. 971–974: 182 A. 1 Her. 982: 88 Her. 993ff.: 38 Her. 994–1000: 183 Her. 998–1000: 95 Her. 1014f.: 83 Her. 1015: 183 Her. 1039–1041: 182 A. 1 Her. 1062f.: 183 Her. 1135: 85 Her. 1188: 94, 96 Her. 1196f.: 183 Her. 1256: 110 Her. 1263ff.: 85 Her. 1270: 104 Her. 1353: 83, 183 Her. 1371–1373: 82 Her. 1412: 197 Herakl. 1ff.: 58 Herakl. 791: 171 Herakl. 941–960: 172 Herakl. 945–952: 193 Herakl. 1205: 73 Hik. 76: 117 Hik. 918f.: 91 Hik. 918–924: 143f. Hik. 919: 141f. Hik. 920: 143 IA 34ff.: 57 IA 132f.: 113 IA 232: 156 IA 650: 105 IA 920: 128 Ion 15: 142 Ion 66 post 1107: 98 Ion 198: 180 Ion 242: 117 IT 1ff.: 57, 61f. IT 54f.: 166

Stellenregister IT 129f.: 148 IT 151: 168 IT 348: 168 IT 569: 168 IT 848: 111 Kykl. 89: 98 Kykl. 596: 105 Med. 40: 96 Med. 48: 83 Med. 88: 134 Med. 247: 109 Med. 379: 96 Med. 410: 76 Med. 595: 155 Med. 869f.: 128 Med. 923: 117 Med. 990: 107 Med. 1031: 143 Med. 1033f.: 143 Med. 1097: 103 Med. 1279–1281: 105 Med. 1347: 92 Or. 785: 128 Or. 1531: 90 Ph. 30: 143 Ph. 401: 123 Ph. 817: 111 Ph. 1385: 158 Rh. 710: 155 Rh. 728: 131 Tr. 158: 92 Tr. 566: 99 Tr. 632: 71 Tr. 634: 71 Tr. 662: 110 Tr. 697: 71 Fr. 591, 3 f. N.2 TrGF 107: 87 TrGF 213, 1: 128 TrGF 285, 10: 128 TrGF 495, 39: 96 TrGF 645, 1: 128 TrGF 752h, 29: 98 TrGF 909, 4f.: 123

Il. 2, 409f.: 72 Il. 2, 682: 135 Il. 3, 942: 73 Il. 4, 246: 100 Il. 4, 277: 71 Il. 4, 363 : 120 Il. 4, 480 : 155 Od. 1, 22: 72 Od. 1, 413: 37, 39

Eusebios Praep. Evang. 2, 2, 23 : 137

Hellanikos Fr. 1a, 4 F. 51: 100

Eustathios Il. 1, 150: 89 Il. 1, 330: 114

Euteknios Paraphr. Nikandr., Ther. 68: 123 Ps.-Galenos Intr. seu med. 14, 703: 114f. Gorgias Fr. 11, 57 D.-K.: 124 Gregorios Naz. Carmina 454, 5: 152 454, 12: 151 557, 3: 90 565, 2: 169 590, 8: 144 672, 6: 90 762, 4: 90 880, 8: 128 1347, 7: 144 1512, 8: 118 1536, 14: 118 Gregorios Paroem. 1, 74: 76 Harpokration 122: 127 Heliodoros Aith. 1, 18: 168 Aith. 4, 14: 168

Hephaistion Astr. Apotel. 148, 13: 124

219

Stellenregister Heraklides Hist. Exc. Polit. 60, 2: 88 Heraklides Perieg. 1, 13: 99 Hermesianax Fr. 7, 27: 127 Herodianos Περὶ μον. λέξ. s.v. πάρεξ: 170f. Herodot 1, 61: 145 1, 109: 92 1, 160: 151 4, 126: 119 5, 65: 151 7, 2: 92 7, 48: 119 7, 61: 158 7, 69: 134 7, 83: 162 7, 168: 147 8, 4: 151 8, 137: 151 9, 2: 155 9, 52: 127 9, 96: 163 9, 97: 163 Hesiod Erga 46: 195 A. 13 47: 134 211: 74 207: 119 268: 136 282–284: 133 289f.: 77 326: 103 381: 134 417–419: 130 448f.: 89 491: 136 507: 99 555: 136 580: 97 608: 110 629: 149 647: 162

710: 147 732: 107 752: 81 830: 156 Fragmenta 23a, 7 M.-W.: 81 25, 35 M.-W.: 81 33a, 8 M.-W.: 75 33a, 12b–19a M.-W.: 88 33a, 17 M.-W.: 91 33a, 28ff. M.-W.: 84 66, 6 M.-W.: 151 76, 5 M.-W.: 144 85, 9 M.-W.: 158 193, 19 M.-W.: 117 195, 3 M.-W.: 117 195, 22 M.-W.: 145 195, 38 M.-W.: 145 195, 46 M.-W.: 169 240, 5 M.-W.: 151 276, 2 M.-W.: 81 283, 1 M.-W.: 120 307, 1 M.-W.: 134 343, 1 M.-W.: 74 373b M.-W.: 142 Theogonie 57: 81 231f.: 133 239: 105 274: 108 283: 97 292: 101 295: 90 302: 113 317: 180 334: 88 404: 81 453: 75 459f.: 134 467: 85, 121 469f.: 148 489: 87 492: 168 508: 81 535: 113 604: 162 622: 151 659: 91 748: 161 764f.: 105 793–795: 133 800: 144

812: 161 814: 108 830: 156 859: 167 870: 110 912: 81 913: 142 919: 92 939: 81 940: 74 943: 117 986: 74 Ps.–Hesiod Aspis 46: 169 3: 117 9: 82 11f.: 82 26ff.: 137 28f.: 137f. 48–56: 111, 113 83: 37 89–93: 41, 112, 181 99: 145 112: 80 115: 145 149: 84 306: 103, 104 361: 156 390: 160 420: 119 458: 105 Hesychios s.v. ἀναπτύξαντες: 110 s.vv. ἄνω ποταμῶν: 76 s.v. ἀπότμου: 82 s.v. βῶλαξ, βῶλος: 100 s.v. δυσπαθῶν: 138 s.v. δυστοκία: 143 s.v. ἐπιγνώμη: 127 s.v. Ἡφαίστοιο: 157 svv.θαλερὸν δάκρυον: 114 s.v. ἰοβόρον: 147 s.v. κρωσσοί: 98 s.v. λελιημένος: 160 s.v. λιάζει: 165 s.v. νεμεσητόν: 138 s.v. ὀροθύνειν: 121 s.v. οἰνοπέδοιο: 153 s.v. παλίγκοτος: 147

220 s.v. παραυτά: 167 s.v. πευκαλίμαις: 120 s.v. πευκαλίμη: 120 s.v. πευκαλίμῃσι: 120 s.v. συγγνώμων: 128 s.v. σχέτλιος: 83 s.v. τοῖον: 126 s.v. τηλυγέτην: 135 Hippokrates De morbis popul. 2, 2, 20: 142 De morbis popul. 5, 1, 23: 141 De septimestri partu 7: 141 De superfatione 2: 142 Epid. 2, 3, 3: 73 Mul. 2, 171: 72 Homer Ilias 1, 2: 74 1, 30: 103 1, 41: 77 1, 45: 83 1, 56: 95 1, 104: 160 1, 162: 103 1, 216f.: 123 1, 225–232: 80 1, 255: 131 1, 323: 163 1, 335: 90 1, 364: 118 1, 413–418: 80 1, 414: 80, 91, 92 1, 417: 80 1, 418: 78, 80 1, 437: 73 1, 458: 152 1, 464: 152 1, 467: 152 1, 469: 152 1, 477: 168 1, 553: 108 1, 561: 136 1, 567: 90 1, 586: 71 2, 1ff.: 174 2, 20: 130 2, 24: 169

Stellenregister 2, 27: 129 2, 59: 130 2, 61: 169 2, 64: 129 2, 131: 165 2, 147: 100 2, 157: 127 2, 212: 84 2, 222: 89 2, 237: 162 2, 248: 134 2, 297: 128 2, 311–316: 92f. 2, 344: 161 2, 438f.: 141 2, 455: 159 2, 476: 159 2, 535: 108 2, 626: 108 2, 665: 90 2, 669: 122 2, 690: 103 2, 718: 84 2, 723: 103, 104 2, 780: 161 2, 785: 115 2, 812: 159 2, 827: 84 2, 873: 90 3, 17: 84 3, 21–29: 75 3, 51: 133 3, 60–63: 105 3, 169: 86, 103 3, 174: 111 3, 175: 135 3, 195: 162 3, 201: 101 3, 214: 89 3, 218: 158 3, 219: 161 3, 233: 103, 170 3, 241: 161 3, 277–280: 133 3, 279f.: 94 3, 289: 161 3, 339: 117 3, 385: 132 3, 397: 116 3, 399: 119 3, 419: 132 4, 26: 103, 120f.

4, 27: 103 4, 31: 77 4, 31–33: 119 4, 99: 97 4, 107: 150 4, 108: 119 4, 127f.: 77 4, 153: 118 4, 154: 163 4, 187: 152 4, 206: 84 4, 242: 81 4, 244: 115 4, 259f.: 141 4, 300: 161 4, 309: 105 4, 315: 162 4, 350: 120 4, 362: 157 4, 363: 169 4, 374: 153, 154 4, 379: 89 4, 382: 115 4, 391: 99 4, 400: 113 4, 402: 163 4, 437: 102 4, 452: 163 4, 465: 160, 166 4, 476: 113 4, 493: 163 4, 505: 74 4, 523: 166 5, 4: 156 5, 30: 163 5, 41: 134 5, 52: 122 5, 57: 134 5, 90(f.): 151, 153 5, 126: 165, 166 5, 134–136: 141 5, 135: 141 5, 153: 135 5, 155: 72 5, 190: 142 5, 209: 78, 84 5, 212: 103 5, 215: 84 5, 317: 85 5, 339f.: 72 5, 340: 141 5, 346: 85

221

Stellenregister 5, 349: 122 5, 354: 111 5, 361: 111 5, 374: 160, 161 5, 385: 160 5, 399: 72 5, 403: 83 5, 424: 132 5, 443: 157 5, 467: 81 5, 477: 141 5, 520: 111 5, 524: 157 5, 560: 166 5, 585: 149 5, 594: 158 5, 597: 115 5, 617: 74, 169 5, 686–688: 106 5, 690: 160, 166 5, 734: 132 5, 770: 86, 103 5, 795: 110 5, 806: 105 5, 857: 152 5, 869: 72 5, 888: 160 6, 2: 115 6, 27: 75, 168 6, 82: 161 6, 125f.: 123 6, 143: 90 6, 145: 160 6, 148: 151 6, 167: 81 6, 175: 168 6, 182: 157 6, 183: 85 6, 186: 85 6, 190: 85 6, 285: 162 6, 307: 161 6, 372: 132 6, 376–380: 71 6, 378: 132 6, 383: 132 6, 389: 86 6, 390: 167 6, 407: 119 6, 413: 108 6, 417: 81 6, 423: 85

6, 429f.: 108f. 6, 466: 74 6, 472: 74 6, 477: 85 6, 483: 116 6, 486: 119 6, 489: 99 6, 496: 113 6, 504: 155 6, 526: 157 7, 1: 167 7, 10: 113 7, 103: 155 7, 108: 163 7, 140: 84 7, 145: 160 7, 156: 159 7, 187: 74 7, 273: 77 7, 281: 110 7, 375: 118 7, 386: 131 7, 411: 131 7, 425: 103 7, 430: 117 8, 22: 144 8, 33: 130 8, 39: 127 8, 103: 162 8, 202: 130 8, 245: 130 8, 291: 81 8, 296: 84, 150 8, 338f.: 147 8, 357–373: 142 8, 358: 108 8, 363: 170 8, 364: 166 8, 366: 120 8, 367: 142 8, 385: 132 8, 452: 168 8, 464: 130 8, 501: 73 8, 520: 96 8, 553: 99 9, 12: 160 9, 16: 118 9, 19: 84 9, 40: 119 9, 46: 163 9, 61: 136

9, 133: 81 9, 142: 135 9, 143: 135 9, 162: 72 9, 195: 117 9, 240: 168 9, 244–246: 148 9, 245: 145 9, 285: 135 9, 322: 102 9, 332: 157 9, 343: 118 9, 347: 159 9, 434: 75 9, 436: 119 9, 468: 157, 161 9, 480–482: 135 9, 481: 161 9, 482: 135 9, 486: 118 9, 492: 103 9, 508: 90 9, 546: 97 9, 608: 127 9, 647: 159 10, 7: 141 10, 62: 150 10, 91: 167 10, 100: 133 10, 105: 145 10, 106: 103, 104 10, 172: 89 10, 179: 162 10, 275: 86, 103 10, 276: 89 10, 279: 136 10, 329: 131 10, 353: 100 10, 359: 158 10, 503: 148 10, 575: 110 11, 111: 107 11, 112-121: 75 11, 114: 154 11, 115: 81 11, 124: 150 11, 137: 90 11, 144: 160 11, 201: 85 11, 268: 157 11, 271: 143 11, 273: 168

222 11, 274: 111 11, 342: 72 11, 362: 166 11, 381: 85 11, 390: 75 11, 400: 111 11, 404: 77 11, 407: 72 11, 452–455: 97 11, 461: 157 11, 474: 161 11, 488: 163 11, 496: 75 11, 613: 157 11, 621f.: 96f. 11, 655: 71 11, 656: 130 11, 756: 97 11, 788: 118 12, 23: 166 12, 26: 129 12, 50: 163 12, 106: 166 12, 125: 89 12, 150: 85 12, 160: 160 12, 164f.: 123 12, 171: 161 12, 192: 154, 160 12, 202: 90 12, 207: 89 12, 242: 167 12, 287: 89 12, 386: 166 12, 409: 71 12, 469f.: 89 13, 30: 117 13, 44: 119 13, 84: 110 13, 88: 105 13, 101–106: 75 13, 106: 161 13, 176: 81, 135 13, 288: 153, 154 13, 351: 121 13, 352f.: 111 13, 354: 102 13, 399: 149 13, 415: 142 13, 435: 75 13, 439: 152 13, 549: 166

Stellenregister 13, 551: 159, 166 13, 558: 134 13, 625: 122 13, 629: 156, 157 13, 636–639: 128 13, 649: 159, 166 13, 658: 105 14, 6: 163 14, 44: 159 14, 83: 120 14, 135–137: 152 14, 153: 86, 103 14, 165: 120 14, 178: 132 14, 184: 130 14, 207: 119 14, 247: 90 14, 261: 147, 148 14, 294: 120 14, 306: 119 14, 354: 167 14, 324: 105 14, 427: 137 14, 449: 165 14, 501f.: 74 15, 10: 122 15, 36: 131 15, 81: 120 15, 90: 71 15, 128: 86 15, 143: 165 15, 226: 90 15, 254: 159 15, 255f.: 125 15, 280: 166 15, 356: 156, 166 15, 369: 158 15, 440f.: 84 15, 451: 119 15, 460: 85 15, 484: 85 15, 488: 86, 103 15, 489: 85 15, 543: 166 15, 551: 81 15, 572: 167 15, 598: 156 15, 605: 157 15, 615: 165 15, 639: 170 15, 728: 166 15, 731: 156

15, 735: 159 15, 745: 150 16, 7–19: 71 16, 9: 132 16, 20: 118 16, 109: 122 16, 123: 157 16, 156–166: 75 16, 206: 119 16, 212f.: 107 16, 269: 157 16, 301: 159 16, 302: 102 16, 419: 152 16, 430: 89 16, 448: 160 16, 454: 167 16, 510: 111 16, 552: 160, 166 16, 710: 157, 166 16, 721: 71 16, 743: 149 16, 805: 75 16, 859: 77 17, 27f.: 106 17, 88: 89 17, 95: 163 17, 108: 157 17, 115: 166 17, 321: 127 17, 421: 113 17, 437f.: 113, 116 17, 450: 122 17, 466: 86 17, 530: 77 17, 565: 157 17, 588f.: 144 17, 595: 89 17, 620: 97 17, 625: 119 17, 674: 166 17, 678: 85 17, 737ff.: 166 17, 755–757: 89 17, 761: 102 18, 6: 71 18, 13: 159 18, 6f.: 77 18, 22–28: 165 18, 27: 97 18, 52ff.: 145 18, 54: 145

223

Stellenregister 18, 54: 91, 143 18, 54–60: 145 18, 55: 79 18, 55–56: 79 18, 56: 79 18, 59f.: 145 18, 78: 118 18, 79: 71 18, 81f.: 81 18, 88ff.: 147 18, 89f.: 145 18, 124: 87 18, 135: 156 18, 166: 130 18, 238: 145 18, 255: 168 18, 307: 166 18, 330–332: 145 18, 323: 118 18, 338: 162 18, 340: 106 18, 352: 132 18, 374: 107 18, 404: 113 18, 429ff.: 145 18, 434: 162 18, 436–441: 145 18, 440f.: 145 18, 461: 72, 162 18, 547: 100 18, 564: 156 18, 613: 132 19, 21: 71 19, 37: 107 19, 86–90: 85 19, 95: 77, 136 19, 95–129: 139 19, 99: 117 19, 115–119: 139f. 19, 133: 170 19, 199: 117 19, 258: 131 19, 258–262: 133 19, 259: 78 19, 312: 138 19, 315: 145 19, 318: 126 19, 336: 162 19, 354: 162 19, 366: 161 19, 408: 108 19, 417: 113

20, 35: 120 20, 61: 142 20, 65: 122 20, 229: 73 20, 258: 83 20, 300: 134 20, 328: 151 20, 342: 86 20, 345: 162 20, 350: 166 20, 366: 105 20, 409: 92, 95 20, 418: 165 20, 420: 165, 166 21, 13ff.: 166 21, 50: 151 21, 56: 89 21, 60f.: 83 21, 66: 166 21, 85: 113 21, 98: 90 21, 112: 85 21, 124: 138 21, 135: 144 21, 142: 113 21, 153: 160 21, 159f.: 75, 113 21, 180: 144 21, 202: 117 21, 257–262: 149, 179 21, 259: 148 21, 268: 144 21, 284ff.: 149 21, 285: 160 21, 312: 121 21, 348: 161 21, 426: 162 21, 445: 73 21, 451: 161 21, 507: 132 21, 569: 102 21, 583: 75 21, 585: 101 22, 3: 115 22, 4: 90 22, 5: 144 22, 16: 75 22, 25: 86 22, 33–35: 164 22, 48: 96 22, 59: 102 22, 60: 80

22, 68: 85 22, 74–76: 164, 166 22, 87: 136f. 22, 97: 154 22, 112: 154 22, 157: 157 22, 183: 127 22, 189–193: 75 22, 206: 85 22, 225: 155 22, 236: 86 22, 333: 159 22, 353: 138 22, 357: 105 22, 388: 85 22, 409: 122 22, 428: 145 22, 431: 77 22, 455–457: 159 22, 477: 86, 102 22, 485: 145 22, 493: 151 22, 495: 117 22, 502: 89 23, 33: 157 23, 44: 90 23, 52: 159 23, 67: 155 23, 68: 130 23, 70: 137 23, 89: 135 23, 94: 74 23, 99: 97 23, 109: 168 23, 126: 90 23, 202: 86 23, 228: 157 23, 243: 98 23, 253: 98 23, 254: 132 23, 273: 150 23, 323: 136 23, 379: 160 23, 467: 161 23, 490: 77 23, 566: 72 23, 595: 118, 161 23, 598: 161 23, 607: 103 23, 623: 162 23, 644: 162 23, 648: 136

224 23, 654: 195 A. 13 23, 662: 195 A. 13 23, 731: 160 23, 774: 160 24, 72: 90 24, 75: 118 24, 105: 121 24, 112: 111 24, 128: 72 24, 159–165: 165 24, 174: 129 24, 203: 121 24, 205: 105 24, 214: 85 24, 255(f.): 62, 109 24, 260: 109 24, 264: 115 24, 281: 135 24, 292: 90 24, 334: 170 24, 388: 82 24, 396: 149 24, 403: 128 24, 412f.: 162 24, 435: 82 24, 493(f.): 62, 101, 109 24, 496: 134 24, 498: 109 24, 503: 82 24, 504: 116 24, 515(f.): 163, 164 24, 521: 105 24, 551: 141 24, 563: 136 24, 602: 137 24, 602–618: 137 24, 654: 136 24, 682: 130 24, 713: 77 24, 727: 145 24, 744: 118 24, 745: 106 24, 758f.: 85, 94 24, 769: 132 24, 785: 168 24, 794: 115 24, 797: 156 Odyssee 1, 4: 104 1, 20: 110 1, 32: 77, 136 1, 33: 111

Stellenregister 1, 46: 108 1, 49: 80 1, 55: 102 1, 64: 120 1, 193: 153 1, 219: 82 1, 247: 101 1, 258: 103, 170 1, 260–262: 96 1, 292: 113 1, 338: 122 1, 342: 121 1, 346: 71 2, 1: 168 2, 28–32: 71 2, 33: 90 2, 45: 119 2, 72: 133 2, 98: 145 2, 155: 86, 103 2, 168: 111 2, 223: 113 2, 265: 169 2, 312f.: 122 2, 322: 92 2, 372: 124 2, 376: 71 2, 390: 122 3, 23: 118 3, 95: 112 3, 161: 84 3, 175: 134 3, 230: 120 3, 275: 145 3, 279f.: 85 3, 373: 86 4, 11: 135 4, 27: 160 4, 47: 103 4, 50: 151 4, 102f.: 129 4, 108: 121 4, 164: 102 4, 164–167: 160 4, 165: 159 4, 198: 115 4, 223: 115 4, 269: 86 4, 293: 105 4, 319: 133 4, 325: 112 4, 335–340: 75

4, 347f.: 170 4, 364: 129, 130 4, 406: 120 4, 419: 161 4, 430: 73 4, 508: 119 4, 517: 151 4, 556: 113 4, 459: 161 4, 568: 110 4, 636: 195 A. 13 4, 662: 160 4, 667: 90 4, 707: 144 4, 719: 129 4, 721: 87 4, 749: 71f. 4, 774: 119 4, 793: 167 4, 803: 130 4, 822: 133 5, 22: 120 5, 50: 119 5, 92: 121 5, 74: 134 5, 105f.: 112 5, 121–124: 94 5, 123f.: 85 5, 128: 85 5, 154: 103 5, 158: 105 5, 184: 131 5, 184–187: 133 5, 190f.: 105 5, 229: 77 5, 308–310: 95 5, 318: 119 5, 327: 159 5, 330: 159 5, 339: 71 5, 436: 86, 102 5, 462: 97 5, 465: 77 5, 471: 89 5, 472: 146 5, 482: 97 5, 489: 151 5, 490: 74 6, 21: 130 6, 25: 78 6, 48: 168 6, 49: 132

225

Stellenregister 6, 119: 77 6, 157: 137 6, 160: 86 6, 184: 102 6, 206: 86, 102 6, 293: 151 7, 57: 113 7, 62: 160 7, 86: 159 7, 114: 151 7, 116: 151 7, 178: 157 7, 223: 102 7, 239: 104 7, 248: 102 7, 278: 161 7, 279: 162 7, 300: 85, 150 7, 144: 92 8, 2: 157 8, 4: 157 8, 66: 154 8, 86: 105 8, 93: 105 8, 106: 144 8, 182: 122f. 8, 209: 75 8, 292: 168 8, 318: 163 8, 359: 157 8, 455: 151 8, 459: 167 8, 473: 154 8, 520: 160 9, 27: 99 9, 31: 117 9, 52: 127 9, 74: 129 9, 77: 163 9, 116: 150 9, 121: 74 9, 151: 168 9, 269f.: 37, 82 9, 279: 149 9, 306: 168 9, 373: 167 9, 383: 154 9, 423: 88 9, 436: 168 9, 438: 167 9, 477: 108 9, 489: 134

9, 494: 71 9, 521: 113 10, 27: 145 10, 32: 158 10, 72: 82 10, 124: 162 10, 157: 130 10, 181: 103 10, 201: 113 10, 251: 75, 168 10, 271: 162 10, 327: 143 10, 365: 151 10, 409: 113, 129 10, 413: 87 10, 414: 86 10, 451: 151 10, 509: 150 10, 537: 90 10, 557: 134, 155 10, 570: 113 11, 5: 113 11, 50: 90 11, 70: 149 11, 80: 102 11, 89: 90 11, 93: 102 11, 94: 162 11, 122: 136 11, 128: 168 11, 148: 90 11, 164: 71 11, 172f(f.): 85, 94 11, 181: 107 11, 182f.: 106 11, 193: 153 11, 196: 162 11, 198f.: 85, 94 11, 210: 71 11, 220: 157 11, 244: 113 11, 266–268: 113 11, 266–270: 37 11, 268: 113 11, 275: 103 11, 277: 142 11, 390: 86 11, 391: 113 11, 426: 154 11, 434: 96 11, 466: 113 11, 574: 85

11, 590: 151 12, 7: 168 12, 12: 113 12, 68: 157 12, 218: 158 12, 228: 155 12, 258: 86 12, 266: 119 12, 311: 167 12, 366: 167 12, 402: 163 13, 40: 72 13, 42–45: 106 13, 79f.: 167 13, 90: 102 13, 121: 160 13, 141: 77 13, 196: 151 13, 200: 77 13, 224: 149 13, 286: 101 13, 331: 102 13, 337f.: 106 14, 38: 155 14, 47: 143 14, 82: 163 14, 93: 106 14, 140f.: 99 14, 156: 119 14, 158: 131 14, 319: 163 14, 351: 150 14, 358f.: 119 14, 361: 119 14, 405: 72 14, 443: 119 14, 513: 151 15, 2: 168 15, 26: 163 15, 155: 108 15, 229: 82 15, 235: 103 15, 244: 165 15, 255: 91 15, 263: 136 15, 285: 90 15, 331: 151 15, 355: 72 15, 360: 148 15, 375: 119 15, 410f.: 85 15, 422: 96

226 15, 443: 136 15, 492: 104 15, 495: 168 15, 510: 101 15, 578: 94 16, 16: 113 16, 19: 135 16, 37: 108 16, 38f.: 106 16, 124: 101 16, 139: 80 16, 216–218: 93 16, 274: 92 16, 291: 146 16, 368: 168 16, 395: 74 16, 438: 111 17, 10: 102 17, 46: 71 17, 89: 151 17, 105: 160 17, 126–131: 75 17, 129: 81 17, 138f.: 170 17, 155: 131 17, 167: 157 17, 201: 157 17, 203: 155 17, 232: 92 17, 236: 85 17, 312: 108 17, 332: 92 17, 338: 155 17, 377: 122 17, 446(f.): 112 17, 501: 86, 102 17, 554: 111 17, 568: 90 18, 10: 159 18, 34: 158 18, 119: 86 18, 137: 123 18, 141: 136 18, 173: 117 18, 202–205: 95 18, 227: 71 18, 241f.: 160 18, 340: 168 18, 358: 151 18, 374: 100 18, 402: 160 18, 406: 119

Stellenregister 18, 413: 74, 83 18, 414: 73 19, 10: 146 19, 18: 86 19, 66: 86 19, 71: 119 19, 81: 136 19, 91: 136 19, 95: 111 19, 143: 145 19, 170: 104 19, 208: 117 19, 218: 155 19, 231: 157 19, 257f.: 145 19, 303: 131 19, 342: 168 19, 354: 102 19, 482: 120 19, 493f.: 105 19, 530: 150 19, 536: 86 19, 541: 101, 166 19, 543: 129 19, 544: 154 19, 568f.: 146 20, 26: 86 20, 32: 130 20, 41: 146 20, 61f.: 94, 95 20, 62: 85 20, 80: 95 20, 83(f.): 103, 138 20, 130: 162 20, 181: 83 20, 204f.: 116 20, 215: 163 20, 224: 102 20, 238: 117 20, 303: 131 20, 322: 73 21, 28: 163 21, 90: 84 21, 98: 83 21, 160: 132 21, 168: 120 21, 203: 117 21, 225: 117 21, 245: 158 21, 288: 119 21, 298: 86, 92 21, 318: 72

21, 325: 80f., 82 21, 344: 71 21, 346: 101 22, 2f.: 86 22, 10: 158 22, 83: 96 22, 114: 117 22, 199: 92 22, 214: 90 22, 220: 106 22, 232: 130 22, 256: 169 22, 287: 136 22, 298: 169 22, 358: 103, 170 22, 372: 125 22, 414: 81 22, 447: 91, 113, 130 22, 454–456: 154 22, 455: 154 23, 4: 130 23, 65: 81 23, 70: 120 23, 97: 71 23, 97f.: 71 23, 118–120: 160 23, 119: 159 23, 172: 105 23, 261: 157 23, 264: 71, 119 23, 269: 163 23, 275: 168 23, 354: 81 23, 360: 138 24, 59: 129 24, 64: 113 24, 71: 157 24, 73–79: 98 24, 74: 98 24, 76: 168 24, 77: 98 24, 82: 154 24, 133: 145 24, 150: 151 24, 158: 155 24, 160: 155 24, 180: 85 24, 202: 96 24, 221: 90 24, 222–227: 153, 154 24, 227: 154 24, 242: 150

227

Stellenregister 24, 249: 162 24, 274: 149 24, 289: 102 24, 290: 80 24, 306: 103 24, 388: 103 24, 409: 117 24, 423: 121 24, 474: 119 Homerica Batrachomyomachia 63: 160 112: 102 Certamen Homeri et Hesiodi 169: 103 Homerische Hymnen Dion. 18: 149 Dem. 2: 142 Dem. 39: 89 Dem. 41: 97 Dem. 51: 168 Dem. 66: 137 Dem. 71: 127 Dem. 76: 129 Dem. 84: 142 Dem. 122: 89 Dem. 164: 135 Dem. 176: 132 Dem. 185: 89 Dem. 187: 137 Dem. 231: 116 Dem. 259: 91, 131 Dem. 272: 154 Dem. 298: 154 Dem. 357: 142 Dem. 376: 142 Dem. 378: 97 Apoll. 4: 168 Apoll. 39: 150 Apoll. 92: 143 Apoll. 104: 159 Apoll. 160: 116 Apoll. 298: 156 Apoll. 317: 85 Apoll. 327: 85 Apoll. 382: 74 Apoll. 418: 149 Apoll. 433: 127 Apoll. 442: 89 Apoll. 458–460: 123

Apoll. 490: 73 Apoll. 505: 73 Apoll. 508: 73 Herm. 97: 119 Herm. 105: 86 Herm. 141: 169 Herm. 149: 160 Herm. 162: 71 Herm. 188: 153 Herm. 207: 153 Herm. 237: 155 Herm. 274: 133 Herm. 284: 160 Herm. 328: 74 Herm. 421: 169 Herm. 436: 153 Aphr. 38: 120 Aphr. 84: 131 Aphr. 160: 85 Aphr. 224: 162 Aphr. 233: 162 Aphr. 243: 120 Aphr. 244: 162 Aphr. 286: 136 7, 17: 119 8, 17: 133 15, 1ff.: 193f. 15, 3: 117 15, 1–6: 104 19, 1: 92 27, 16: 84 28, 13: 155 30, 4: 89 Margites Fr. 1, 3: 97 Horaz c. 1, 22, 3: 96 Epist. 1, 3, 15: 74 Hyginus Fabulae 2: 72 4: 72 5: 72 31: 38 32: 38, 39 72: 38, 39 241: 39 Hymnus in Dion. LVI 37f. GDRK: 86f.

Hyperides Fr. 113: 155 Ibykos Fr. S151, 30 Davies: 99 Inschriften Epigr. 1127, 3 Peek: 143, 144 Epigr. 1154, 3 Peek: 144 IG 12(8).441.15: 111 IG 14, 1293.1.1 c. col. II, 14: 144 IG 14, 1858: 91 IG 14, 1977: 142 OGIS 54, 1–5: 198 A. 1 SEG 33.563, 66: 97 Sup.Epigr. 1.464.9: 111 Johannes Chrysostomos Epist. Thess. 62, 430: 124 Phar. et meretr. 61, 730: 124 Juvenal 7, 59: 100 Kallimachos Aet. 18, 4 Pf.: 159 Aet. 22 Pf.: 198 Aet. 23 Pf.: 198 Aet. 26, 5 Pf.: 74 Aet. 59, 8f. Pf.: 108 Aet. 72, 1 Pf.: 92 Aet. 75, 16f.: 141 Aet. 75, 45 Pf.: 152 Aet. 76 Pf.: 198 Aet. 77a Pf.: 198 Aet. 85, 6 Pf.: 74 Aet. 110, 76 Pf.: 128 Hek. Fr. 256 Pf.: 103 Hek. Fr. 286 Pf.: 150 Hymn. Jov. 21: 152 Hymn. Jov. 71: 165 Hymn. Jov. 80: 107 Hymn. Apoll. 101: 88 Hymn. Apoll. 104: 160 Hymn. Apoll. 5: 155 Hymn. Dian. 14: 152 Hymn. Dian. 43: 152 Hymn. Dian. 80: 107 Hymn. Dian. 103: 155

228 Hymn. Dian. 137: 143 Hymn. Dian. 146–161: 198 Hymn. Dian. 193: 92 Hymn. Dian. 197: 107 Hymn. Dian. 210f.: 81 Hymn. Del. 2: 99 Hymn. Del. 15: 107 Hymn. Del. 107: 138 Hymn. Del. 121: 105 Hymn. Del. 166: 152 Hymn. Del. 182: 133 Hymn. Del. 222: 152 Hymn. Del. 231: 103 Hymn. Del. 241f.: 142 Hymn. Del. 245: 147 Hymn. Del. 276: 99 Hymn. Pall. 27: 73 Hymn. Pall. 30: 198 Epigr. 22 GP: 198 Epigr. 55 GP: 198 Epigr. 63, 4f. Pf.: 87 Fr. 510 Pf.: 74 Fr. 515 Pf. 198 Fr. 572 Pf.: 100 Fr. 701 Pf.: 150 Fr. 760 Pf.: 90 Fr. 806 Pf.: 154 SH 256ff.: 198 SH 267, 2: 198 Kolluthos 56: 147 58: 147 94: 147 127: 147 306: 167 371ff.: 192 Krates Fr. 33, 3 Kock: 151 Kydias 714 PMG: 75 Lexicon Patmense s.v. Γέρρα: 158 Lukianos Cont. 15: 130 D. Deor. 13: 38 D. Mort 16, 2: 76

Stellenregister D. Mort 18, 1: 75 Fug. 23, 3: 144 Jup. Trag. 31, 3: 118 Im. 6 Lexiph. 2, 19: 155 VH 2, 17: 111 Lykophron Alexandra 365–369: 98 369: 98 477: 143 624: 150 629: 155 820: 92 942: 143 997: 152 1209: 100 1348: 154 1354: 92 1429: 103 Fr. 1e: 198 Lykourgos, Rhetor Leokr. 107: 97 Lyrica adespota Fr. 977 PMG: 92 Lysias 7, 25: 127 15, 4: 163 27, 3: 121 Manetho Apot. 2, 29: 74 Apot. 6, 17: 127 Apot. 6, 61: 130 Apot. 6, 118: 81 Apot. 6, 169: 81 Martial 7, 22, 2: 100 Maximus Astrol. Katarch. 10, 461: 150 Katarch. 10, 476: 132 Katarch. 11, 562: 132 Megara 1: 56, 57, 59, 64, 66, 69, 87, 171, 174, 187 A. 9

1–2: 64, 71f., 171 1–3: 58, 64, 105f., 117 1–5: 71 1–7: 64, 71, 78f., 118 1ff.: 62, 171 1–28: 59, 64 2: 55 A. 4, 65, 67, 147 2–3: 67, 72ff. 3: 55, 59, 64 4: 62, 63, 87, 195 4–5: 59, 74ff., 80, 175, 192 5: 60, 87, 126, 177, 190, 195 5–6: 77 5–7: 71 6: 59, 70, 87, 184 6f.: 184 6ff.: 182 7: 59, 78f., 184 8: 57, 59, 80f., 102, 184, 195 8–12: 79f., 83 8ff.: 185 9: 59, 81 9–10: 81 9–12: 65 10: 59, 60, 81f., 171 10–11: 62 11: 59, 62, 80, 82f., 183, 195 11–12: 60, 192 12: 55 und A. 4, 83, 183, 195 13: 59, 60, 83f., 87 13ff.: 60, 175 14: 84f. 15: 68, 85f., 87, 167, 171 16: 61, 83, 92 17: 59, 102, 184 17–18: 60, 86f. 18: 60, 68 19–20: 87f. 21–22: 88 21–26: 146, 182 21–28: 194 22: 88f., 146, 194 23–24: 89, 92 25: 90 25f.: 60 26: 90, 194

Stellenregister 27: 59, 61, 69, 92, 95, 102, 143 28: 92 29: 59, 183 29f.: 184, 95f. 29–31: 94f., 183 29–55: 59, 64 31: 66, 96 32: 96f. 32–33: 97 33: 97 34: 55 A. 4 34–35: 98f. 35: 61 36: 54, 61, 99 36f.: 123 36–40: 62 37: 100f. 38: 55 A. 4, 59, 61, 85, 101, 104 39: 59, 72, 102 39f.: 184 40: 55 A. 4, 59, 61, 102f. 41–42: 66, 103 41–44: 185 41–45: 62, 64, 69, 184 42: 90, 104, 170, 171 42–43: 103 42–44: 62, 83, 195 43–45: 104f. 44–45: 63, 105f. 45: 59, 112 45–46: 58, 64, 66, 137 45ff.: 126, 131 46: 126 47f(f.): 62, 106f., 183, 184 48: 107, 113 49–50: 108 50–51: 58, 108ff. 51: 184 52: 110f. 52–55: 63, 180 52ff.: 68 53–54: 111f. 53ff.: 178f. 54: 59, 62, 63, 80, 112 54–55: 62, 64, 68, 83, 112, 175, 183, 192 54ff.: 195 55: 55 A. 4, 59, 62f., 113 56–57: 113 56–58: 63, 64, 115, 116

56–61: 56, 58, 63, 64 A. 13 58: 116 59: 55 A. 4 59–60: 115, 117 59–61: 63, 64, 117 60: 59, 118, 171 61: 118 62: 64 62–63: 79, 119f. 62–64: 79 62–66: 118 62–67: 64, 65 62ff.: 71 62–90: 64 63–64: 120ff. 63–66: 66, 69, 171 63–67: 58 64: 55 A. 4 65: 55 65–66: 122f. 66: 58 66–67: 65, 123f. 68: 124ff. 68–90: 64 69–70: 127 70–71: 127ff. 71ff.: 126 72: 65, 67, 72, 129f. 72–74: 65 73: 55 A. 4, 58, 130 73–74: 66 74: 130f. 74f.: 175 75: 131f. 75–89: 66 75–90: 66 76–77: 132f. 77: 138 77–79: 133ff. 80: 136 81: 55, 66, 124, 136f. 81–82: 66 81–84: 187 A. 9 81–90: 58 82: 55 A. 4, 136, 137f. 83–84: 138, 173, 192 83–87: 126, 143f. 83–90: 66, 80 84: 66, 136, 140f., 190, 195

229 84–87: 138ff., 85: 141f., 190, 195 86: 142 87: 66, 143f., 190 88: 55 A. 4, 65, 66 88–89: 144 89: 66, 80, 190 88–90: 62, 80, 195 88–91: 69 88ff.: 65 89–90: 145f., 191 89–91: 66 90–91: 67 91: 65, 68, 148, 168, 169 91–92: 146, 175 91–121: 126, 146 91–125: 64, 67 91–93: 67, 174, 191 92–93: 146ff., 174 92–121: 67, 180 93: 55 A. 4, 67, 68, 72 94: 149 94–95: 148ff. 94–97: 149 94–102: 67 95: 59, 85, 167 96: 149 96–97: 150f. 97: 149 98: 151f. 99: 55 A. 4, 152 100: 153f. 101–102: 154f. 103: 189 103–104: 155 103–109: 67, 149, 189 103ff.: 166, 179, 189, 191 104: 54, 67, 178, 189 105–106: 157f. 106: 67, 189 107: 106 107–108: 158, 191 108–109: 159, 166 109: 54, 67, 189 110–112: 159 110–118: 67, 149 111: 68, 189, 192 111ff.: 180 112: 160 113: 192 113–115: 160ff. 113–118: 68, 166

230 115: 162f. 116–117: 163ff. 118: 68, 165f., 189, 192 119: 68 119f.: 58 119–120: 68, 166f., 173 119–121: 67 120: 55 A. 4, 68, 85 120–121: 167 121: 68, 167f. 122: 68, 146 122–123: 69, 168f. 122–125: 67, 69, 174 123: 55 A. 4, 59, 126 123–124: 169f. 123–125: 169, 179, 186 124: 103 124–125: 170ff. 125: 69, 70, 171 Menandros Her. 1ff.: 57 Perik. 823: 152 Fr. 343: 140 Moschos Eur. 1: 174 Eur. 1–15: 32 Eur. 16f.: 146 Eur. 23: 146 Eur. 27: 171 Eur. 39f.: 81 Eur. 73: 152 Eur. 146: 145 Eur. 164: 152 Fr. 1, 11: 146 Fr. 2, 8: 134 [Moschos] Ep. Bion. 3: 138 Ep. Bion. 60: 81 Ep. Bion. 105: 147 Eros dr. 9: 81 Eros dr. 24: 136 Mythographi Vaticani 2, 158: 38 Nikandros Alex. 4: 96 Alex. 113: 151 Alex. 124: 128

Stellenregister Alex. 169: 119 Alex. 184: 74 Alex. 293: 96 Alex. 377: 160 Alex. 456: 73 Alex. 618: 146 Fr. 74, 17: 156 Ther. 29: 154 Ther. 108f.: 150 Ther. 118: 147 Ther. 165: 73 Ther. 150: 99 Ther. 185: 91 Ther. 201: 156 Ther. 381: 138 Ther. 553: 134 Ther. 576: 155 Ther. 587: 156 Ther. 680: 81 Ther. 685–688: 180 Ther. 735: 162 Ther. 747: 160 Ther. 751: 81 Ther. 808: 152, 154 Ther. 905: 119 Niketas Choniates Hist. 1, 106: 24 Nikolaos von Damaskos Fr. 20 (FGH III 369): 40, 112, 144, 181 Nonnos Dionysiaka 2, 81: 124 2, 154: 124 2, 162: 91 2, 263: 147 3, 86: 109 3, 301: 91 3, 343: 146 4, 36: 71 4, 77: 135 4, 255: 150 4, 337: 100 5, 94: 151 5, 208: 100 5, 409: 91 6, 224: 105 7, 161: 151 7, 269: 151

10, 15: 151 10, 19: 147 10, 67–125: 72 11, 80: 91 11, 289: 169 12, 130: 91 12, 151: 100 12, 331: 150 13, 487: 147 13, 532: 100 16, 233: 147 20, 16: 117 24, 196: 167 25, 18: 100 25, 524: 109 26, 71: 100 27, 238: 169 27, 287: 160 27, 332: 160 28, 173: 160 28, 278: 169 29, 305: 134 30, 133: 96 30, 150: 71 30, 154: 96 33, 336: 169 34, 29: 169 35, 58: 158 35, 290: 90 37, 248: 169 40, 331: 100 42, 169: 111 42, 178–181: 128 42, 424: 158 42, 439: 152 44, 51f.: 146, 169 44, 85: 160 46, 120: 109 47, 119–120: 148f. 47, 196: 144 47, 435: 160 48, 12: 116 48, 407: 138 48, 488: 167 48, 507: 152 48, 584: 158 48, 428: 91 48, 730: 91 Paraphrasis Sancti Evangeli Joannei 2, 102: 158 3, 146: 151

231

Stellenregister 5, 110: 151 6, 227: 91 10, 21: 167 13, 102: 167 Novum Testamentum Offb. Joh. 2, 5: 87 Oppianos Halieutika 1, 47: 146 1, 113: 160 1, 289: 160 1, 307: 111 1, 385: 107 1, 394: 91 1, 488: 147 1, 511: 134 1, 544f.: 162 1, 563: 73 1, 704f.: 91 1, 729–731: 94 1, 783: 160 2, 40: 99 2, 110: 154 2, 118: 155 2, 142: 90 2, 178: 154 2, 212: 96 2, 262: 161 2, 441: 152, 154 2, 581: 131 2, 660: 134 3, 39: 153, 154 3, 105: 160 3, 121: 150 3, 248: 89 3, 282: 144 3, 283: 153, 154 3, 324: 90 3, 329: 127 3, 532: 131 3, 741: 155 4, 123: 89 4, 216: 102 4, 234: 128f. 4, 313: 73 4, 319: 155 4, 601f.: 153 5, 53: 111 5, 135: 149f. 5, 175: 107

5, 264: 150 5, 320: 147 5, 526: 91 5, 571: 86, 102 5, 579–586: 94 5, 597: 150 5, 613: 112 Ps.-Oppianos Kynegetika 1, 25: 100 2, 34: 146 2, 96: 100 2, 260f.: 97 2, 266: 131 2, 337: 96 2, 343: 89 2, 468: 85 2, 507f.: 91 2, 589: 77 2, 624: 97 3, 27: 74 3, 62: 190 3, 102: 155 3, 163: 91 3, 482: 86 3, 587: 162 4, 16: 86 4, 216: 131 4, 250: 100 4, 274: 151 4, 331: 153 4, 476: 100 Oracula Chaldaica 54, 1: 131 Oracula Sibyllina 1, 39f.: 88 1, 365: 96 4, 172: 134 5, 60: 138 8, 289: 96 11, 283: 81 12, 118: 134 Orion, Gramm. s.v. πευκαλίμας: 120 s.v. τηλύγετος: 135 Orphica Argonautica 308: 127

330: 157 538: 167 771: 134 780: 116 877: 132 1059: 153 1078: 168 1164: 134 1198: 73 1223: 132 1226: 119 1276: 89 Orphica Lithika 116: 88 285: 117 310: 116 Ovid Met. 1, 504f.: 77 Met. 5, 333: 100 Met. 6, 2: 100 Met. 8, 499f.: 140 Met. 9, 273ff.: 187 A. 9 Met. 9, 285f(f.): 138f., 140 Met. 9, 289f.: 143 Met. 9, 326: 187 A. 9 Met. 12, 15–17: 92 Pamprepios Fr. 3, 95 GDRK: 127 Fr. 4, 51 GDRK: 92 Panteleius Fr. 8 GDRK: 161 Panyassis Fr.15, 1 Bernabé: 157 Papyri Arch.Pap. 4.271: 114 P.Oxy. 2064: 188 P.Oxy. 2485 fr. 1 coll. II: 88 P.Oxy. 2486: 88 P.Oxy. 2735 fr. 1, 31 P.Oxy. 3325: 34, 123, 131. 143, 145 P.Petr. 3, p. 2: 114 P.S.I. 15, 1478: 102

232 Parmenides Fr. 9, 4 D.-K.: 152 Parthenios Narr. am. 21, 3: 169 Paulus Silentiarius Descriptio Sanctae Sophiae 297f.: 159 910: 90 Pausanias 2, 1, 1: 108 2, 17, 5: 101 2, 37, 4: 95, 96 5, 2, 2: 180 6, 8, 6: 110 8, 14, 9: 180 9, 5, 1: 100 9, 10, 3: 111 9, 11, 2: 38, 41 9, 11, 3: 139, 140. 10, 3, 2: 110 10, 29, 7: 39 Phaenias Phil. Fr. 25, 5: 155 Pherekrates Fr. 17 C.A.F. I 150 Kock: 158 Philetas Fr. 4, 2: 148 Philon von Alexandria Opif. 124: 127 Spec. 2, 24: 127 Spec. 3, 52: 127 Philostratos Soph. Im. 2, 23: 39 Philoxenos, Gramm. s.v. ἄμοτον: 156 Ps. Phokylides Sent. 206: 111

Stellenregister Photios Lex. ἅμαξα τὸν βοῦν ἐλαύνει: 76 Lex. μὰ τὼ θεώ: 131 Lex. τηλυγέτης: 135 Phrynichos, Att. Praeparatio sophistica 88: 154 Pindar O. 1, 27: 168 O. 2, 20: 147 O. 6, 14: 168 O. 6, 31: 143 O. 6, 43f.: 142, 143 O. 7, 82: 101 O. 9, 42: 127 O. 9, 45: 92 P. 2, 23f.: 158 P. 3, 99: 81 P. 4, 18: 158 P. 4, 28: 168 P. 4, 112: 161 P. 4, 178: 127 P. 4, 221f.: 96 P. 6, 25–26: 81f. P. 9, 23–25: 146 P. 9, 35: 83 P. 11, 3f.: 190 P. 11, 44: 136 N. 1, 33–72: 188 A. 3 N. 1, 35f.: 142 N. 1, 36: 143 N. 1, 68: 168 N. 2, 21: 108 N. 3, 42: 83 N. 3, 49: 123 N. 4, 96: 147 N. 6, 24: 83 N. 10, 41: 99 I. 1, 3: 101 I. 2, 9: 158 I. 4, 14: 99 I. 4, 63: 38 I. 4, 81: 41 I. 5, 41: 41 I. 6 (5), 53: 121 I. 7, 1: 73 I. 8, 109: 154 Hymn. 33d, 3 Maehler: 143

Paean 20 Maehler: 188 A. 3 Paean 52m, 14 Maehler: 143 Paean 52 I A, 18f. Maehler: 142 Fr. 111, 3: 158 Platon Charm. 155d: 75 Euth. 282b: 138 Ion 535c: 200 Ion 536a: 200 Leg. 707a: 75 Leg. 815a: 84 Leg. 843d: 127 Leg. 906d: 128 Phaed. 70c, 5: 145 Resp. 336b: 168 Resp. 515b: 163 Symp. 205d: 123 Thaet. 149d: 143 Plautus Aul. 178: 170 Plutarchos Aetia Rom. et Graec.: 285F: 180 Amat. 754E: 39 Aem. 32, 6: 158 Caes. 10, 3: 168 Caes. 63, 9: 166 Cons. ad Apoll.: 113A: 124 Cons. ad Apoll. 115B: 122 De lib. educ. 7E: 163 De virt. et vit. 100F: 146 Mul. virt. 247D: 168 Quaest. Conv. 649D: 155 Quaest. Conv. 675D: 108 Quaest. Conv. 677A–B: 108 Sull. 6, 2: 156 Sull. 7, 2: 155 Them. 13, 3: 155 Fr. 3b, 388F 2: 101 Pollux Onomastikon I 245: 154 VI 23: 98

233

Stellenregister VI 202: 124 Polybios 3, 51, 5: 168 29, 7, 4: 138 Proklos Chrest. p. 40, 29 Bernabé: 37 Vit. Hom. 30 Seve: 198 A. 2 Ptolemaios Gramm. De diff. voc. s.v. λέχος: 81 Quintilian 10, 1, 55-56: 22 Quintus Smyrnaeus Posthomerica 1, 27: 146 1, 187: 161 1, 198: 89 1, 399: 151 1, 490: 151 1, 514: 165 1, 712: 90 1, 793f.: 158 1, 802: 154 1, 823: 75 2, 28: 147 2, 61: 95 2, 158: 161 2, 163: 167 2, 236: 78 2, 308: 163 2, 323f.: 95 2, 537: 151 2, 594: 127 2, 439: 147 2, 634: 169 2, 665: 111 3, 36: 156 3, 331: 78 3, 418: 159, 160 3, 431: 130 3, 451: 162 3, 459: 130 3, 489: 159 3, 549: 118 3, 574: 130 3, 604: 117

3, 648: 96 4, 30: 95 4, 72: 167 4, 416: 157 4, 424: 151, 156 5, 33: 158 5, 436f.: 89 5, 444: 138 5, 465: 77 5, 532: 86, 102 5, 536: 169 5, 565: 95 5, 594: 78 6, 39: 165 6, 115: 84 6, 184: 78 6, 309: 160 6, 343: 151 6, 401: 157 6, 548: 157 6, 592: 157 6, 613f.: 157 7, 285: 112 7, 330–336: 94 7, 332: 88, 89 7, 349: 135 7, 472: 74 7, 488f.: 159 7, 570: 158 7, 647–651: 135f. 7, 732: 146 8, 90: 158 8, 244: 158 8, 335: 74 8, 349: 156 8, 416: 160 8, 437: 134 9, 15: 102 9, 61: 115 9, 99: 158 9, 109: 170 9, 198: 151 9, 366: 157 9, 491f.: 133 10, 22: 162 10, 145: 74 10, 284: 77 10, 300: 147 10, 319f.: 160 10, 320: 159, 160 10, 388: 120 10, 396: 78

10, 411f.: 118 10, 432–434: 116 10, 447: 97 10, 456: 130 11, 25f.: 143 11, 392: 90 11, 445: 81 12, 122: 151 12, 266: 95 12, 291: 102 12, 574: 158 12, 584: 167 13, 197: 262 13, 261: 127 13, 291: 135 13, 323f.: 117 13, 325: 157 13, 505: 118 14, 147: 160 14, 162: 135 14, 192: 81 14, 201: 120 14, 273–275: 148 14, 276: 148 14, 280: 146, 147 14, 300: 127 14, 499: 160 14, 603: 156 Rhianos Fr. 41, 1: 81 Frr. CA 2–10: 198 SH 715: 198 Rufus, Med. Onom. 46 Sappho Fr. 16. 10f. V.: 116 Fr. 58, 15f. V.: 75 Fr. 96, 15 V.: 92 Fr. 104a V.: 168 Scholia Aisch., Pers. 224f.: 170 Apoll. Rh., Arg. 1, 99: 135 Apoll. Rh., Arg. 2, 68f.: 73 Apoll. Rh., Arg. 1, 156 Aristoph., Ach. 398c.2: 21 Aristoph. Eq. 327: 105 Aristoph., Pax 532: 21 Eur., Med. 410: 76

234 Il. 2, 147: 100 Il. 2, 287: 99 Il. 2, 494: 100 Il. 2, 561: 154 Il. 2, 718: 84 Il. 2, 723: 103 Il. 2, 827: 84 Il. 3, 175: 134f. Il. 3, 382: 132 Il. 4, 133: 152 Il. 5, 126: 165 Il. 5, 135: 141 Il. 5, 734: 132 Il. 7, 231: 126 Il. 8, 366: 120 Il. 8, 367: 142 Il. 9, 7: 170 Il. 9, 482: 135 Il. 10, 106: 103 Il. 10, 329: 131 Il. 11, 638: 153 Il. 14, 165: 120 Il. 14, 230: 153f. Il. 14, 323: 37, 112, 140 Il. 15, 441: 84 Il. 19, 613: 131 Il. 20, 35: 120 Il. 22, 97: 154 Od. 1, 193: 153 Od. 1, 304: 128 Od. 4, 793: 167 Od. 11, 266: 111 Od. 11, 269: 38, 39, 112 Od. 21, 288: 119 Od. 22, 454–456: 154 Kallim., Schol. Hek. 106: 22 Luk., D. Mort. 16, 2: 76 Luk., D. Mort. 18, 1: 75f. Lykophr., Alex. 22: 72 Lykophr., Alex. 33: 111 Lykophr., Alex. 38: 38, 39, 112 Lykophr., Alex. 272: 98 Lykophr., Alex. 367: 98 Lykophr., Alex. 862: 73 Lykophr., Alex. 932: 82 Nikandr., Ther. 29: 154 [Opp.], Kyn. 2, 109: 144 Pind., O. 10, 31: 180 Pind., I. 4, 81: 42 Pind., I. 4, 104: 38

Stellenregister Pind., I. 10, 31: 180 Stat., Theb. 4, 570: 38, 39 Stat., Theb. 10, 896: 38, 39 Theokr., 5, 93: 155 Semonides Fr. 3, 2 West: 103 Seneca Herc. 1002ff.: 39 Servius Aen. 8, 299: 39 Sextus Empiricus Math. 2, 67: 127 Math. 7, 56: 127 Math. 7, 310: 127 Math. 7, 348: 127 Math. 7, 353: 127 Silius Italicus Pun. 11, 463: 100 Pun. 12, 409: 100 Simonides Fr. 520. 3 PMG Fr. 567, 1f. PMG: 89 Sophokles Aias 157: 147 Aias 211: 134 Aias 272: 123 Aias 278f.: 148 Aias 485ff.: 109 Aias 491: 81 Aias 506–508: 163 Aias 514f.: 109 Aias 519: 109 Aias 580: 124 Aias 788: 127 Aias 927: 74 Aias 1165: 156 Aias 1286: 100 Aias 1403: 156 Ant. 47: 83 Ant. 112: 89 Ant. 529: 73 Ant. 1239: 117 El. 406ff.: 169 El. 410: 147

El. 460: 168 El. 481: 168 El. 639f.: 110 El. 644–647: 169 El. 645–647: 171 El. 931: 97 El. 1023: 117 OC 69: 73 OC 216: 77 OC 478: 98 OC 681–683: 123 OC 688–691: 123 OC 1250: 105 OC 1529: 134 OC 1559: 142 OC 1621f.: 152 OC 1738: 155 OC 1744: 155 OT 2f.: 74 OT 170: 83 OT 199: 123 OT 296: 90 OT 468: 158 OT 860: 136 OT 937: 128 OT 966: 89 OT 1011: 148 OT 1023: 134 OT 1249: 138 OT 1390: 83 Ph. 78: 87 Ph. 369: 83 Ph. 710: 84 Ph. 864: 83 Ph. 965f.: 121 Ph. 1193–1195: 138 Ph. 1224: 73 Tr. 1ff.: 57 Tr. 18–21: 185 Tr. 26–29: 185 Tr. 29f.: 185 Tr. 32–33: 185 Tr. 34–35: 185 Tr. 79–85: 185 Tr. 340f.: 73 Tr. 531–587: 181 A. 11 Tr. 577: 134 Tr. 771: 96 Tr. 1070–1975: 197 Tr. 1101: 83, 104, 183 Tr. 1170: 104 TrGF 210, 35: 117

235

Stellenregister Theodotos, Fr. 761, 4: 161 Fr. 903A: 198 Fr. 1046: 146, 169

TrGF 255, 3: 123 TrGF 301, 2: 110 TrGF 453: 168 TrGF 727: 149 TrGF 935: 136

Testamentum Abrahae 11, 40: 88

Sozomenos Hist. Eccl. 6, 25, 5: 24

Tertullian De an. 46: 179 A. 8

Statius Achill. 1, 466: 77 Silv. 1, 2, 247: 100 Silv. 5, 3, 122: 100 Th. 2, 697: 100 Th. 4, 183: 100 Th. 7, 730: 100 Th. 9, 95: 100 Th. 10, 195: 100

Theognis 121: 105 219: 128 238: 89 507: 105 664: 155 705: 133 765–767: 129 871: 90 949f.: 75 1163f.: 105 1338: 104 1388: 120

Stephanos Byzantios s.v. Ἄονες: 100 Stesichoros Fr. 259 PMG: 148 Fr. S88 col. 19: 120 Strabon 7, 7, 1: 100 8, 6, 22: 108 9, 2, 3; 100 9, 2, 31: 100 15, 3, 19: 158 Suda s.v. ἄνδηρα: 155 s.v. κρωσσός: 98 s.vv. λείβεται δακρύοις: 106 s.v. παλίγκοτος: 147

τοῖς

Supplementum Hellenisticum (SH) Diotimos Herakleia, Fr. 393: 198 Ἡρακλέους Ἆθλα, Fr. 394: 198 Hegesianax Fr. 466, 3: 73 Phaidimos Herakleia, Fr. 669: 198 Theodotos, Fr. 759, 12: 111

Theokritos 1, 3: 144 1, 8: 106 1, 30f.: 156 1, 51: 141 1, 112: 90 1, 132–136: 76 2, 82(f.): 72, 102 2, 155: 92 4, 3: 107 4, 40: 130 5, 33: 106 5, 53: 155 5, 158: 141 7, 32: 132 7, 104: 154 7, 142: 89 9, 15: 71 11, 18: 96 11, 22: 146 11, 23: 146 13, 7: 86 13, 19: 195 A. 13 13, 20: 117 13, 37: 161 13, 46: 98 13, 61–65: 77 13, 64–67: 195 A. 13

13, 66f.: 104 13, 70–75: 195 A. 13 14, 31–38: 115 14, 35(f.): 163 14, 38: 114, 115 14, 52: 166 15, 80: 107 15, 120–122: 89 15, 122: 89 16, 32: 149 16, 22: 119 16, 71: 141 16, 89: 133 17, 10: 159 17, 20ff.: 198 17, 37: 116 17, 130: 134 20, 12: 129 20, 21: 74 21, 39ff.: 175 22, 51: 130, 131 22, 58: 147 22, 62: 119 22, 70: 103 22, 83: 103 22, 103: 166 22, 145f.: 119 22, 155: 103 22, 165: 152 22, 185: 117 22, 192: 102 23, 49: 155 23, 56: 144 23, 63: 134 24, 1: 141, 190 24, 1–10: 190 24, 1–63: 188 24, 2: 117 24, 4: 191 24, 4–5: 191 24, 7: 146 24, 7–9: 191 und A. 6 24, 10: 191 24, 13: 90, 194 24, 18: 189 24, 19: 189 24, 21f.: 191 24, 22: 117 24, 23ff.: 189 24, 26: 189 24, 31: 140, 190 24, 59: 90, 189

236 24, 60f.: 192 24, 61: 192 24, 64–102: 188 24, 73: 91, 143, 190 24, 76–78: 189 24, 79–81: 190 24, 79–85: 192 24, 82f.: 193 24, 83: 104 24, 100: 133, 147 24, 103–140: 188, 196 24, 107f.: 194 24, 128: 133 24, 130: 153 24, 141ff.: 188 25, 1–33: 58 A. 5 25, 3: 58 A. 5 25, 7: 58 A. 5 25, 22: 58 A. 5 25, 24: 156 25, 34–41: 58 A. 5 25, 38: 136 25, 42: 58 A. 5 25, 58: 134 25, 62–67: 58 A. 5 25, 64: 102 25, 71: 58 A. 5 25, 123: 102 25, 138: 134 25, 154: 150 25, 178: 145 25, 197: 110 25, 202: 156 25, 204f.: 193 25, 207: 134 25, 222: 167f. 25, 228: 151 25, 230: 160

Stellenregister 25, 231: 119 25, 236: 128 25, 242: 156 25, 253: 134 26, 17: 163 27, 55: 152 29, 16: 73 34, 60: 117 34, 66: 117 34, 78: 117 Epigr. 4, 6: 151 Epigr. 8, 3: 123 Epigr. 16, 6: 130 Theophrastos Caus. Plant. 3, 15, 4: 155 Caus. Plant. 4, 13, 6: 155 Hist. Plant. 7, 15, 12: 155 Hist. Plant. 9, 16, 1: 143

Tyrtaios Fr. 10, 19–27 W.: 164, 166 Fr. 10, 25 W.: 97 Fr. 10, 26 W.: 138 Fr. 11, 1 W.: 87 Fr. 11, 31 W.: 154, 155 Vergil Aen. 10, 843: 170 Ecl. 8, 52‒55: 77 Georg. 4, 507–515: 93 Georg. 4, 510–514: 94 Georg. 4, 512: 93 Georg. 4, 513: 93 Georg. 4, 514: 93 Georg. 4, 515: 93 Appendix Vergiliana Dirae 4–5: 77

Timotheos Fr. 15 col. 3, 72: 155

Xenophanes Fr. 13, 3: 106

Triphiodoros 99: 152 161: 165 205–208: 150 208: 150 239: 157 289: 91 401: 91, 190 512: 169 559: 169

Xenophon An. 1, 8, 9: 158 An. 2, 1, 6: 158 An. 3, 1, 11–13: 178 An. 4, 3, 13: 168 An. 5, 2, 24: 155 Kyr. 1, 2, 13: 158 Kyr. 4, 6, 9: 138 Kyr. 5, 1, 16: 155 Kyr. 6, 4, 3: 105 Mem. 2, 2, 14: 128

Thukydides 3, 39, 2: 123 6, 60, 2: 145

Xenophon, Scr. Erot. Ephes. 5, 8, 7

Das hellenistische Gedicht Megara ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig: Es vereint epische, lyrische und dramatische Charakteristika, wobei es sich jedoch jeder eindeutigen literarischen Kategorisierung entzieht. Das Gedicht, das fast ausschließlich aus einem Hexametergespräch besteht, handelt von dem Helden Herakles, der jedoch überhaupt nicht darin erscheint. Stattdessen lassen seine erste Frau Megara und seine Mutter Alkmene ihren Klagen und Sorgen freien Lauf. Als leidende und hilflose Mütter betrachten sie Herakles nicht als großen

Heros, sondern heben seinen Leidensweg im Zusammenhang mit seinen Handlungen und Heldentaten hervor. Georgios P. Tsomis kommentiert erstmals das aus 125 Versen bestehende Gedicht in deutscher Sprache. Er bietet eine neue Perspektive auf den Text, dessen tiefe Verflechtung einerseits in die Sprache und Vorstellungswelt der Epik, der Lyrik und des Dramas sowie andererseits in die Strömung des Hellenismus aufgezeigt wird – und das in weit größerem Umfang, als dies aus den bisherigen Kommentierungen hervorgeht.

ISBN 978-3-515-13108-7

www.steiner-verlag.de

9 783515 131087

Franz Steiner Verlag