Das Evangelium des Markus
 9783666515019, 9783525515013

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W eyers Kommentar I2 Loymeyer / L a s Evangelium des M arkus

Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament Begründet von Heinrich August Wilhelm ItTeyer Erste Abteilung, 2. Land

jöaQ Evangelium des Markus Übersetzt und erklärt von Ernst Lohmes er

Nach dem Handexemplar des Verfassers durchgesehene Nusgabe m it Ergänzungsheft

17. Auflage

Göttingen • vandenhoeck & Ruprecht • 1967

1. Aufl. Matth., MI. u. 21.) von H.A.W. Meyer 1832 2. „ „ „ „ (M l.u . 21.) 1846 3. „ „ „ „ „ 1855 4. „ „ „ „ „ 1857 „ „ „ „ 5. „ 1867 6. „ „ von Bernhard Weitz 1878 7. „ „ „ „ „ 1883 8. „ „ „ „ „ u. Joh. Weiß 1892 9. „ „ „ „ „ 1901 10. „ „ Ernst Lohmeyer (Markus) 1937 „ „ „ „ 11. „ 1951 12. „ „ „ „ „ 1953 13. „ 1954 „ „ „ „ „ „ „ „ 14. „ 1957 15. „ „ „ „ „ 1959 16. „ „ „ „ „ 1963

© Bandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1957. — Printed in Germany. — Ohne aus­ drückliche Genehmigung des Berlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. Druck: Omnitypie-Gesellschaft Nachf. Leopold Zechnall, Stuttgart 6255

V o r w o r t zur 10. A uf la ge Im Jahre 1901 wurde als 9. Auslage der ersten Abteilung des H. A. W. Megerschen Kommentarwerkes die Erklärung der synoptischen Evangelien von Bern­ hard w eiß in zwei Bänden zum letzten Male herausgegeben. Lin Menschenalter ist seitdem vergangen. Wilhelm heitmüller, dem während des Krieges die Neu­ bearbeitung anvertraut wurde, starb darüber hin. w enn jetzt zwölf Jahre nach seinem allzu frühen Tode zunächst die Erklärung des Mk-Lvangeliums als erster Band und nicht mehr m it der des Lk-Lvangeliums verbunden erscheint, so bedarf es keines Wortes der Versicherung oder der Begründung, daß der Kommentar ein neues Werk geworden ist. Wohl aber verdienen die Gesichtspunkte erwähnt zu werden, unter denen die ganze Neubearbeitung steht. Vas Mk-Lvangelium bildet den ersten Teil der Erklärung der synoptischen Evangelien,- ihm sollen in Bälde die Kommentare zum M t- und Lk-Evangelium folgen. Der Stoff der Überlieferung ist nach reiflicher Überlegung so verteilt worden, daß der vorliegende Band vor allem die Tradition der Geschichten von Jesus behandelt,- dem Mt-Kommentar wurde vor allem die Erklärung der Sprüche und Reden Jesu zugewiesen, vatz von dieser Regel diejenigen Redestücke aus­ genommen sind, die M t allein überliefert hat, wie auch später diejenigen Er­ zählungsstücke gesondert behandelt werden, die nur bei M t oder nur bei Lk sich finden, versteht sich von selbst. Die sogenannten Fragen der Einleitung, die in den letzten Jahrzehnten besonders reich und fruchtbar erörtert worden sind, habe ich aus den Kommentarbänden herausgenommen, um sie mit denen der beiden an­ deren Evangelien zusammen zu behandeln. w ie es dem Charakter des Mk-Evangeliums entspricht, habe ich das Gewicht auf die genaue, geschichtliche und theologische Erklärung der Einzelberichte gelegt, vieles mutzte auch da nur angedeutet, Manches fortgelassen werden, was in anderen Zusammenhängen als in denen eines Kommentars eine bessere Stelle hat. Fragen der Textkritik sind nur an inhaltlich wichtigen Stellen behandelt, sprachliche und geschichtliche Linzeluntersuchungen nur dort angestellt, wo sie mir noch nicht ge­ nügend geklärt schienen,' hier mögen jüngst erschienene Werke wie die Textaus­ gabe von S. L. E. Legg oder die Wörterbücher von Moulton-Milligan, w . Bauer und G. Kittel ergänzen. Auf das Unternehmen, ein „Leben Jesu" aus dem MkEvangelium abzulesen, ist grundsätzlich verzichtet; die Gründe dieses Verzichtes gibt der Kommentar wie unter einem besonderen Gesichtspunkt meine Arbeit „Galiläa und Jerusalem" an. Überall aber ist durch reiche Angabe von Literatur versucht, den witzbegierigen auch in solchen Fragen weiter zu leiten, vatz auch so nur ein Bruchteil des Reichtums ausgenommen werden konnte, der an dem unerschöpflichen Gegenstand erarbeitet worden ist, wird jeder Kundige begreifen.

6*

Vorwort.

Der Erklärung ist die 16. Ausgabe des Restleschen RT.s zugrunde ge­ legt. Das AT — und in der Regel ist auf den griechischen Text verwiesen — ist nach der Handausgabe von A. Rahlfs zitiert. Bei jedem Stück des Evangeliums ist der Kommentar so angelegt, datz nach der Übersetzung die Besprechung der äußeren Fragen des Textes in Kleindruck gegeben wird; ihr folgt in größerem Druck die genaue Erklärung Satz für Satz und Vers für Vers, an die sich eine zu­ sammenfassende Betrachtung des Inhaltes, wiederum in Kleindruck, anschließt. Die Erklärung von Stücken, die genauer im Mt- oder Lk-Kommentar behandelt werden, ist ebenfalls in Kleindruck gegeben. Meinem jungen Freunde Lic. Bernhard Aebert danke ich, daß er mit mir die Last der Korrekturen getragen hat. G reifsw ald, im Novem ber 1936.

Ernst Lohnteyet.

Z u r 11. R u f l a g e Ernst Cohmeyets ITtatlus=Kommentar w ar feit Jahren vergriffen. Die vorliegende Ausgabe ist ein photomechanischer Abdruck der 10. Auflage von 1937. 3m lieft wurden nach dem Handexemplar des Verfassers Berichtigungen, Zusähe und Änderungen von geringerem Umfange vorgenommen sowie Druckfehler beseitigt. Die in eckige Klammern [ ] gesetzten Abschnitte waren im Handexemplar gestrichen. AUe vom Verfasser vorgesehenen umfangreicheren Änderungen und Zusätze wurden in dem anliegenden L r g ä n z u n g s h e f t zusammengefaßt. Näheres bitten wir dort dem Vorwort des Herausgebers Lic. Gerhard Satz (S. 2) zu entnehmen. S t e r n e und K r e u z e (* ** * t t t t t t ) neben dem Text verweisen auf das Lrgänzungsheft, das die Zusätze entsprechend der Seitenzählung des Hauptbandes fortlaufend verzeichnet. O er Verlag

Inhalt und Gliederung. 1. 2. 3. 4.

Jesus Hojarcncr Lehrer Prophet

(Einleitung. Namen ttnb Titel Jesu. 5. Gesalbter 6. Gottessohn und Rlenschensohn 7. Evangelium

I. DU ansänge 1 ,- 3 s . a ) Am Abend 132-34 1. Der Anfang des Evangeliums lv ia b) I n der Stühe 135-39 a) Johannes der Täufer li-s c ) Der Aussätzige 140-45 b) Die Taufe Jesu le-n 5. Die Srage der Sünder und Zöllner 2 117 c) Die Dersuchung Jesu I12-13 a ) Der Gelähmte 21-12 2. Botschaft und Jünger I14-20 b) Lern 2 13.14 a) Jesu Derkündung I14. 15 c ) Das Zöllnermahl 2 15-17 b) c) Berufung der Jünger lie-ao 3. Der erste Tag in Kapernaum 121-31 6. Die Srage des Sastens und Sabbats 2 is— 3« a) b) I n der Synagoge 121-28 a) Das Saften 218-22 c ) Im Hause Simons 129-31 b) Der Sabbat 213-28 4. Außerhalb Kapernaums 132-45 c ) Heilung am Sabbat 3 i-e II. am See Genezaret 3 7 - 6 1 0 . a ) Sprüche über Gleichnisse 421-25 7. Dolk und Jünger 37-19 a) b) Am See 37-12 b) Gleichnis von der Saat 426 » c ) Gleichnis vom Senfkorn 430-32 c) Die Zwölfe 3 13-19 Derwandte und Gegner 320-3» Schluß der Rede 433.34 a ) Jesu Angehörige 3 2 0 .2 1 11. Wunder am See 4 35—543 a ) Stillung des Sturmes 435-41 b) Die Schriftgelehrten 8 2 2 - 3 0 b) Der Besessene zu Gerasa 61-20 c ) Jesu mutter und Brüder 3 3 1 - 3 5 c ) Die Tochter des Ja n u s und das 9. 10. Rede am See 4 1-34 blutflüssige Weib 621-43 Einleitung 4 1-3 9 . Das Sämannsgleichnis 43-20 12. Derwerfung und Aussendung 61-10 a ) Das Gleichnis 43-9 a ) Derwerfung in Harares 6 1 -« b) Zweck der : ( ( e 4 10-12 b) Aussendung der Zwölfe 67-13 c ) Deutung des Gleichnisses 4 13-20 c ) Urteile über Jesus 614-16 10. Sortsetzung der Rede 421-32 13. Der Tod Johannes des Täufers 6 1 7 -2 9 III. Das vrotwunder 6 3 0 - 8 2 6 . 14. Wunder am See 630-50 16 Wunder im Heidenland 724- - 8 e a ) Speisung der Sünftausend 630-44 a ) Die Phönizierin 724-30 b) Wandeln auf dem See 645-52 b) Der Taubstumme 731-37 c ) Speisung der Diertausend 81-9 c ) Heilungen in Gennesar 653-50 15. Rein und Unrein 71-23 17. Don Zeichen und ihrem Derstehen a ) Rede gegen die Pharisäer 7i-i3 a) Zeichenforderung 810-13 b) Rede über das Brotwunder 814-21 b) Spruch für das Dolk 7io. 15 c ) Heilung eines Blinden 822-20 c ) Deutung für die Jünger 7 i ?-23

8*

Inhalt und Gliederung.

IV. Der w eg zumLeiden 18. Das Geheimnis des IRenschensohns a) 82 7 — 9 i b) c) a) Die Rlenschensohnftage 827-29 b) Der weg des Menschensohns 820-33 21 . I n a) c ) DerLeidensweg der Jünger 8 s«— 9 i b) 19. Die Offenbarung des Menschensohns 9 2 -2 9

a) Die Derklärung 92-8 b) Gespräch über Elia 99-13 c ) Heilung eines Knaben 9 14-29 20. I n Galiläa 930-50

827-

lOez. Die zweite Leidensverkundung 930-32 Groh und Klein 933-37 Jüngersprüche 9 38-50 Judäa und peräa 10 1-31 Die Frage der Ehescheidung IO1-12 Die Segnung der nhtder lOis-ie c ) Reich und Htm 10 17-31 22 . Rach Jerusalem 10 32-52 a) Die dritte Leidensverkündung 10 32-34

b) Die Frage der Zebedaiden 10 35-45 c) Der Blinde zu Jericho 1046-62

V. Jesu Botschaft inJerusalem 1 1 ,-1 3 ,? . a) Die Zinsfrage 12 13-17 23. Der erste Tag lh-11 b) Die Frage der Auferstehung 12i8-2? a) Das Reittier lli-e c ) Die Frage des größten Gebotes b) Der Einzug 117-10 1228-34 c ) Im Tempel l l n 27. Drei Lehrstücke 12 35-44 24. Der zweite Tag 1112-19 a) Dom Davidsohn 12 35-37 a) Der Feigenbaum II12-14 b) Gegen die Schriftgelehrten 1238-40 b) Reinigung des Tempels llis-i? c ) Anschlag gegen Jesus llis. 19 c ) Das Scherflein der Witwe 1241-44 28. Die apokalyptische Rede lZi- 3? 25. Der dritte Tag II20—12i2 a) Sprüche vom Glauben II20-25 (Einleitung 13 1-5 a) Der Ünfang 13 6-13 b) Die Dollmachtsfra^e II2 7 - 3 3 b) Das Ende 13 14-27 c ) Das Winzergleichnis 121-12 c ) Mahnungen zum Ende 1328-87 26. Drei Streitfragen 1212-34 VI. Die Passion1 4 ,-1 6 8 . 29. Dor dem Fest 14i-n 33 . I n der Frühe 15 i- 8o a) Das Derhör vor P ilatu s 15 1-5 a) Der Todesplan 141 . 2 b) Der Todesbeschluß 15 6-15 b) Die Salbung 143-9 c ) Die Derspottung 15ie-2o c ) Judas Iskariot 141 0 .1 1 30. Der passaabend 1412-25 34. Die Kreuzigung 15 20-32 a) Der Gang nach Golgatha 1520-23 a) Die Dorbereitung 1 4 i 2-i« b) Kreuzigung 1524-27 b) Die Dorhersage 1417-21 c) Schmähungen 15 29-32 c ) Das Abendmahl 1422-25 31. Die Rächt der Gefangennahme 1426-52 35. Der (tob 1533-41 a) Jesu Tod 15 33-37 a) Auf dem Wege zum Glberg 1426-31 b) Die W under des Todes 1538. 39 b) Gethsemane 1 4 3 2 -4 2 c ) Die galiläischen Krauen 1540. 41 c ) Die Gefangennahme 14 43-52 32. Dor dem Synhedrium 14 5 3 -7 2 56. Dom Begräbnis und leeren Grab 1542-168 a) Die Überführung 14 5 3 .5 4 a) Begräbnis 1542-46 b) Das Derhör 1456-65 b) Die Frauen 1547 c ) Die Derleugnung des Petrus 1466-72

c)

Das leere Grab I 6 1 -8

Schluß. a) Der längere Anhang I69-20 b) Der kürzere Anhang Literatur Abkürzungen

(Einleitung. Das BIk-Cvang. beginnt seinen Bericht m it einer knappen Wendung, die eine ctrt von Überschrift und Vorrede zugleich ist: stnfang der frohen Botschaft von Jesus Christus, dem Sohne Gottes. Der Sinn dieser Hamen und Begriffe wird nirgends gedeutet; er ist dem Erzähler wie den Hörern bekannt und bildet darum die gleichsam selbstverständliche Voraussetzung, die auch die einzelnen Stücke der evangelischen Überlieferung bis in ihre sprachliche Färbung hinein bestimmt, w ir müssen den (behalt dieser Begriffe, die alle nur die (Eine Gestalt meinen, aber von ihr verschieden reden, zu bestimmen versuchen, wollen wir die Grundlagen kennen lernen, auf denen das (Evangelium ruht, und schicken diese Untersuchung, anknüpfend an des B is Überschrift, aus äußeren G ründen voraus. Sie betrifft die Hamen, die Jesus trägt, und das w o rt, das die Kunde von seinem Leben und wirken zusammenfaßt: (Evangelium1. 1. Der Harne J e s u s 8 ist die korrekt gebildete griechische Form des hebräischen Hamens Jehöschüa (Josua), der seit dem Exil die kürzere Form Jeschüa angenommen hatte. Dieser kürzere Harne ist, wie schon das HC lehrt, um von dem Zeugnis des Josephus, philo oder griechischer Inschriften zu schweigen, unter den Ju den jener Zeit verbreitet (s. zu 157 Kol 4n Philem 23); auch von Blännern der Vergangenheit, die im stT den Hamen Jehöschüa tragen, spricht es in dieser leichter aussprechbaren Form ’Irjcrovg (£ f 329 stet 7 45 Hb 4s). Der Harne ist also weder ungewöhnlich noch gar einzigartig. (Er bedeutet etw a: Jahve ist Rettung (Hilfe); so Hat ihn philo gedeutet3, so B it ln ver­ standen. stber auf diesen Sinn bezieht sich B it nirgends und das HC nur an der einen Bit-Stelle. Der Harne steht fast immer ohne einen Zusatz, wenn er die geschichtliche Gestalt aller einzelnen (Erzählungen angeben soll; auch dann gebraucht ihn B it nicht allzu oft. häufiger redet er von Ih m in der 3. Person des Prädikates oder des Personal­ pronom ens; es ist ja selbstverständlich, wer „Cr" ist. 2. Zu diesem (Eigennamen tritt bei B it niem als der Harne NaCcogalog wie in den drei anderen Cvv. oder den sttten, sondern nur dreimal der andere Na^aQTjvog, den außer ihm nur Lk 4s4 hat (Bit I 24 14s? 16s), und einmal äno N aCagir (ls). (Es ist jüdischer Brauch, B tänner gleichen Hamens durch die Kennung ihres Heimatortes zu unterscheiden4; es bedeutet also auch NataQrjvög zunächst nur „aus Hazaret stam­ mend". So gebraucht das w o rt die Blagd, die p e ttu s in der Hacht des Verhörs erkennt (14 97 ); aber w as diesen Jesus von Anderen unterscheiden sollte, bestimmt Ih n hier schon * allein und eindeutig: (Es gibt nur diesen (Einen Hazarener, der Jesus heißt, v o n hier ist es kein weiter Schritt, daß auch dieser Heimatname sich m it dem Sinn des Glaubens 1 vgl. zum Folgenden Burkitt, Christian Beginnings (1924); w . Staerf, Soter I (1933); H. (Eaöbury in Beginnings of Christianity V (1933) 354— 375. 2 v g l. st. Deißmann, Der Harne Jesus in Mysterium Christi (1931), 11— 41; Cramer, Philol. wochenschr. 50, 763ff. 8 De mut. nom. 121 p. 597 M: EQfitjveveTai . . . *Ir\oovg . . oajrrjQla x v q I o v . 4 vgl. Saul von Tarsu?, Johannes von Gischala u. st. 6255

Lohmeye?, MarknS,

1

2

Einleitung.

füllt, der sich an diese geschichtliche Gestalt knüpft,- Dämonen ( I 24) und Engel (16«) nennen Ih n „Nazarener", das w o rt bezeichnet Ih n schon als den von G ott Erkorenen gegenüber Unwissenden und Ungläubigen, vielleicht hat hier der Gebrauch des Bei­ nam ens NatcoQdloQ mitgewirkt. 3. häufiger ist der Titel öiödoxaAog1 (12m al s. Konkordanz) und m it ihm ver­ bunden die Anrede Rabbi (9s I I 2 1 U 4 5 ) und Rabbuni ( t i b i ) . Vas griechische und dar semitische w o rt decken sich nicht völlig (trotz Joh las). Denn Rabbi (wörtlich: „mein Großer") entspricht etwa unserem altertümlich gewordenen „Ehrwürden" (englisch etw a: Sir); es bezeichnet den Angeredeten ehrfürchtig als eine Autorität, wie im m er sie be­ gründet sein mag, durch Leistung oder w acht oder Reichtum oder auch Gelehrsamkeit2. Darum heißt nicht notwendig jeder religiöse Lehrer schon „Rabbi" und ist nicht der m it Rabbi Angeredete schon ein Lehrer. Erst das NT hat beide W örter zur Deckung gebracht und die Entwicklung des Judentum s nach der Zerstörung Jerusalem s aus dem Lehrer auch einen Nabbinen werden lassen. Der Name Lehrer, von Luther treffend m it „Meister" überseht, wird Jesus nicht nur von Seinen Jü n g ern gegeben, ja im Alk-Cvang. von ihnen am wenigsten (4sa 9s« lOas 13i), sondern auch von Jedem , der m it Ih m in Berührung kommt, von den Pharisäern, die Ih m eine Lehrfrage vorlegen ( 12 m . 1 9 . 3 2 , vgl. auch I O 1 7 . 20 ), wie von denen, die Seine Hilfe erflehen (5as 9i?). Daß Jesus im Sinne seiner Zeit Lehrer w ar, zeigt deutlich die halacha, die Er über die Frage von rein und unrein in 7« 28 gibt;' es ist wohl auch nicht zu pressen, daß Er auch dort Lehrer heißt, wo es sich nicht um Seine Lehre, sondern um Seine W under handelt. Venn es mag hier das grie­ chische w o rt bisweilen die Anrede Rabbi vertreten, wie es wohl 14i4 deutlich der Fall ist8; sodann waren die jüdischen „Lehrer", d. H. die gelehrten Exegeten der heiligen Schrift und ihrer Überlieferung, auch die religiösen Wächter und Seelsorger im jüdischen Leben geworden, von denen m an auch einzelne Beispiele einer W under wirkenden Fröm mig­ keit erzählen konnte (vgl. Alt 1 2 2 ?). wichtiger ist, daß der Name Lehrer auch im Nlunde der Jü n g er bei Alk nur dort erscheint, wo es sich um die Alacht (4as 9ss lOas) und das wissen des göttlichen Aleisters (13i) handelt. So gewiß also im Verständnis Seiner Zeit Jesus Lehrer w ar und als solcher angeredet werden konnte, so gewiß unterscheidet die Anrede „Lehrer", wenn Jü n g er sie bei Alk gebrauchen, diesen Einen von allen Lehrern. 4. Den Namen „ P r o p h e t" gebraucht Alk an keiner Stelle. Er begegnet wohl als Urteil des Volkes (6 1 5 8 2 «) und in dem sprichwortartigen Satze Jesu: Ein Prophet h at keine Ehre in seinem vaterlande (s. zu 6 4 ). w e n n Lk (424 7i« 13aa 24iv) ihn als Titel für Jesus gebrauchen kann, für Alk sagt er nichts oder nichts Zureichendes aus. Lbenso* wenig findet sich auch die Bezeichnung nalg oder nalg deov. Etw as anders liegt es m it dem Namen H e rr (xvgiog). Zwar begegnet er nirgends in der Erzählung, wie denn erst das Petrus-Evangelium ihn durchgehend und der spätere Alk-Anhang 16 9-20 ihn häufiger gebraucht; aber in 7 2 « redet die heidnische Frau Jesus m it xvqie an, und in 1 1 a bestellen die Jü n g er wie ihnen aufgetragen: „Der Herr bedarf seiner." In d es trägt an diesen beiden Stellen das w o rt noch nicht die Fülle seines späteren gläubigen I n ­ haltes. w ie nach dem Targum zu I I Kg 5ia die Diener zu NaZman sagen: Mari, oder nach philo der König im Alimus sich Magisv) nennen läßt*, wie nach Alt 27ea die hohen» ** priester P ilatus m it xvgie anreden, so bedeutet bei Alk xvgiog nur die ehrfurchtsvolle Bezeichnung eines hochgestellten; die Anrede ist devote Steigerung zu Qaßßt, m it dem es sachlich auf einer Stufe steht6. Ein vergleich zwischen 1 1 s und 14 14 lehrt das deutlich6. 1 v g l. CH. Vodd, Jesus als Lehrer und P rophet (Alystetium Christi 67ff.) und Rengstorf in T hw b I I 155ff., wo weitere Literatur. 2 Die Sam aritaner reden G ott m it Rabbi an (Valm an, W orte Jesu I 275), die Araber rufen noch heute au s: l)a Rabbi = aoQ(ovx a i . . . oi dyftaXfiol fiov, Nc. a A dagegen nenriQtov* r a t ; beide Worte scheinen in ihrer Bedeutung wechseln zu können, wie 3. A. Robinson, Eph. 264ff. gezeigt bat. 2 änexaTeoTaVr] (zum doppelten Augment vgl. Blaß-Oebr.§693, ähnlich P.Tebt.4134, vgl. Exp. 1908, 185f.) noch 835 äjiexax doxr). 3n LXX und Korne ziemlich häufig, steht es im NT fast nur (außer hebr 13is) in messianischem Sinn, vielleicht auf Grund von Mal 3 2 3 . (£s ist als sei diese Heilung ein Beitrag zur anoxaxaaxaaig ndvxcov (flct 321). 3 avfißovXiov öiöövat begegnet nur hier; es ist nicht notwendig Latinismus (Con­ silium facere s. zu 15i), sondern vielleicht nach yvcbfirjv, iprjyov öiöövat gebildet — dann spricht es freilichnicht nur von Überlegungen, sondern auch von Beschlüssen, — oder eine aramaisierende Wendung (wellhausen). 4 So besonders von B. w . Bacon, The Beginnings of Gospel Story (1925), 32ff.; er überschreibt den Abschnitt: The Mission of the Twelve, und findet in ihm als Haupt-

TU! 35-7.

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W under am See. Ist das richtig, so ist auch ein katechetischer Gesichtspunkt kaum zu verkennen. Denn w as den Jü n g ern damals allein anvertraut ist, das ist der Glaubens­ inhalt der u tchristlichen Gemeinde; hier also findet sie das wichtigste an Lehre und Werk ihres Herrn, das damals in Gleichnis und Geheimnis geschah, jetzt aber von ihr in seiner offenbaren Bedeutung gewußt wird. Daß neben allem diesem auch das Schema der Dreiheit mitgewirkt hat, wird die Einzelerklärung lehren. Der erste Teil (37-35) träg t ein besonderes Gepräge: Nicht mehr einzelne Ge­ schichten (vielleicht bis auf 331-35), sondern zusammenfassende Berichte, ein JüngerDerzeichnis und eine Anzahl Sprüche. Ls scheint sich m it diesem Wechsel der Darstellung auch ein literarisches Problem zu verknüpfen. Doraus geht eine thematisch geschlossene G ruppe von Traditionsstücken (2 i— 3 «), es folgen zwei ähnliche, die Gleichnisreden und Seegeschichten, die nicht erst ITCf in sich so verbunden hat (s. u.). Dann scheint aber 37-35 erst von w k zusammengestellt zu sein, um von einer in w k 2 i— 3 s erhaltenen m ünd­ lichen oder schriftlichen (Quelle zu anderen in 4 i - 3* und 4 35— 543 geschlossen überlieferten (Quellen überzuleiten; B it und Lk behandeln dieses Kapitel m it verhältnismäßig großer Freiheit. Nus solcher Entstehung erklären sich gut die mancherlei Unebenheiten dieses Abschnittes, die auch in der Erhaltung des Textes zum Ausdruck kommen (s. zu 3 13ff. 32of.). Sie macht dann auch die Arbeitsweise des w k klar. Aus gegebenen Traditions­ elementen komponiert er ein allgemeines Bild der Tätigkeit Jesu und gliedert es nach den wechselnden Schauplätzen und auftretenden Personen.

7 . Volk u n d Jünger (37-19). M an kann zweifeln, ob auch hier die gewohnte Dreiteilung beibehalten ist; so eng scheinen 3 7-12 durch den gleichen Schauplatz und die gleiche Wenge verbunden. Im m erhin liegt in 3 ?s. der Nachdruck auf dem, w as die Wenge, in 39-12 auf dem, was Jesus tut, als drittes Stück reiht sich dann in 3 is-is die Berufung der Zwölfe an. Solche Dreiteilung wird auch durch das deutlich dreigegliederte Gegenstück in 320-35 nahegelegt. Ein innerer Zusammenhang ist aus den ersten Blick schwer zu erkennen; daß er dennoch vorhanden, wenn auch nur schwach angedeutet ist, scheint das deutliche Gegenüber von 37-19: Jesus unter den Seinen und 820-35: Jesus gegenüber verw andten und Gegnern zu lehren. Sieht man genauer zu, so überrascht die Nennung von Gegenden, die das ganze jüdische Volk repräsentieren; es geschieht nur hier im Wk-Evang. Beides weist auf den Gedanken, daß hier am galiläischen See sich um diesen Einen w eister ganz Israel sammelt, nicht nur als eine historische Tatsache des Lebens Jesu, sondern als eine paradigmatische, für die gläubige Christenheit gültige: An dieser S tätte schuf der Herr aus Israel die Eine Gottesgemeinde, Er führte es zur Einheit zusammen, wie es vom eschatologischen Tage erhofft w urde: Eine Herde und Ein Hirt. Er tilgte in ihr alle Krankheit und alles Leiden (3 9-12); daß dabei das Bekenntnis der Dämonen m it dem Worte genannt wird, welches das höchste des Wk-Eoang. ist, das zeigt, welches Gewicht w k dieser allgemeinen, in 5 ? bestätigten Szene am galiläischen w ee r beilegt. Dann schließt sich auch sinnvoll die Berufung der Zwölfe an ; auf einem galiläischen Berge geschah dieser Akt, auf den die Urchristenheit als auf ihren sichtbaren Ursprung zurück­ schaut. Wohl steht dies alles noch unter dem „Geheimnis" Seiner Verborgenheit, aber der ganze Abschnitt dient dann der Gsfenbar-W erdung von Herr, Gemeinde und Aposteln, w it Nachdruck steht zugleich voran, daß „Jesus an den See entwich"; das galiläische w e e r ist also die begnadete Stätte, an dem dieses v o r- und Urbild der urchristlichen Gemeinde zuerst geheime Wirklichkeit wurde, hier vollziehen sich denn hernach auch die deutlichsten göttlich offenbaren „Werke" Jesu, hier die Gleichnisrede, auf die v . 9 schon hinweist, und dem stehen alsdann die Gegner gegenüber, die „von Jerusalem herabkommen" *. gedenken: The formatiern of a „brotherhood“ of the followers of Christ in the midst of the unbelieving . . . environment of Judaism. 1 vgl. meine Arbeit: Galiläa und Jerusalem S. 22— 31.

72

Hm See.

7a b . Hm S e e (37-12).

7Uni> Jesus mit Seinen Jüngern entwich jirrn See, und viel Volk aus Galiläa folgte, und aus Judäa 8und aus Jerusalem und aus Jdumäa und jenseits des Jordans und um Tyrus und Sidon viel Dolk^ — da sie hötten was er alles tut, kamen sie zu Ihm . 9Und Er sagte Seinen Jüngern, ein Schiff solle Seiner warten wegen der Menge, daß sie Ihn nicht drängten. 10Z)enn viele heilte er, sodaß sie Ihn anfielen, damit die Ihn anrührten, die an Plagen litten. 11Und die unreinen Geister, wenn sie Ihn erblickten, fielen vor Ihm nieder und schrien: „Du bist der Sohn Gottes." 12Und Er bedrohte fie hart, daß fie Ihn nicht offenbar machten. Line Anzahl geographischer Kamen sind in 3 ?f. genannt. Die Hufzählung nennt nicht Stätten der Wirksamkeit Jesu, sondern vielleicht die Gegenden, in denen es zur Zeit des Klk urchristliche Gläubige gab: Idumäa wird erwähnt, wo Jesus nicht weilte, Samaria nicht genannt, das auch p ls nach Hct 1821s. 21s gemieden hat. Die Landstriche sind nach den Himmelsrichtungen ausgezählt,- Klk beginnt im Süden, geht über zum Süd­ osten und Osten und endet im Korden bzw. Kordwesten, er scheint danach auch mit den Präpositionen and, ntgav, negi zu wechseln. Der Standort ist Galiläa. Über die Kamen und Grenzen der Gegenden vgl. die Bibellexiken und Schürer, Gesch. des jüd. Dolkes I4 § 17. 3 ?f. m it dem ersten Satz scheinen mir UNS noch — nach der Absicht des IKf — unter der Wirkung des eben erzählten W unders und seines A usganges zu be­ finden: Jesus „entwich"2. Linen Grund nennt der Erzähler nicht2, w ichtiger ist es ihm , Jesus inm itten der Seinen zu zeichnen,- es sind „Seine Jünger" und viel D o l!4. Nicht w ie einst beim Täufer, nur das jüdische Land findet sich um Ih n zusammen, sondern alle Bezirke des heiligen Landes, w o Ju d en w ohnen. Dieses Niegedachte ist gewirkt durch das, „w as Er tut". I n dem Präsens klingt noch das Gerücht nach, w ie es von Galiläa ausgehend, ringsum sich ausbreitet, vom Linen zum Andern getragen 89 Kitt einer merkwürdigen kleinen Bemerkung wird dieses Kom m en von „viel Volk" veranschaulicht,- Jesu s läßt ein B oot bereitstellen, „damit sie Ih n nicht drängen"6. w ir erfahren auch nicht, ob die Jünger tun w ie ihnen befohlen ist; 1 Die Punktation ist hier unsicher. Nestle seht hinter fjxolov&rjoev ein Kolon, und betrachtet deshalb nlfj&og n o lv als Subjekt zu ijl&ov. Die Derbindung ist wohl in der Koine möglich, aber sie bleibt nach der korrekten Schreibung fjxolov&rjaev hart. Zudem scheint n o lv nlrjftog und nlfj&og n o lv sich entsprechen zu sollen. Also wird man besser, wie in der Übersetzung geschehen, punktieren. 2 dvaxcogelv ist ein Lieblingswort des Kit (lOmal), bei Klf nur hier. 3 Klan kann es historisch verstehen: wegen der Klordpläne in 3 e, oder typisch: wegen der durch die Heilung verursachten (Erregung (verwandt Joh 615) oder auch wegen des Wechsels von „Stadt" und „einsamer Gegend" ( s . zu I 4 5 ). 4 axolov&elv vom Dolk nur noch 524. 5 axovovreg ist dagegen hist. Präs., wie es Klk liebt, oder drückt aus, wie das Ge­ rücht auf seinem Wege dauernd wächst (Swete). Zu erwarten wäre dxovaavreg, was denn auch eine Anzahl Hss. lesen, öoa ist wohl nicht „wie groh", sondern „wie viel", vgl. Klk 328 5 l 9 630 IO21. 6 Zu elnev . . . Iva c. conj. (statt oncog c» Ind. fut.) vgl. P. © fyrh .121: elna cot etva dd)G(üoiv; es ist also kein Latinismus. Klk schreibt sonst nlolov (auch 4 i) statt nloidgiov; im KT steht dieses nur noch Joh 622-24 21s, wo es mit nlolov wechselt, ngooxagregelv findet sich noch Act (6 mal) und p ls (3 mal), aber dort mit anderem Sinn, ftlißeiv ist nur hier und Kit 7i4 im buchstäblichen Sinne gebraucht wie 5 24.31 ovv&Mßeiv; sonst in L X X und KT fast nur metaphorisch. §ast im ganzen Abschnitt steht das Subjekt an erster Stelle, nicht mehr das Prädikat.

das B oot wird nicht benutzt, und später, bei der Gleichnisrede, bezieht der Er­ zähler sich nicht auf diese Notiz. Aber sie hat hier auch keinen rechten S inn; daß Jesus in ein B oot steigt, um sich vor dem gefährlichen Gedränge der M en ge zu retten, wäre begreiflich, w enn hier etw as von S einem Lehren stünde, w ie es in K a p .4 geschieht. Aber Nlk erzählt nur von Seinem h eilen , und das setzt nach D .io die körperliche Berührung voraus. So bleibt kaum eine andere Auskunst, als daß hier eine versprengte überlieferte Nachricht vorliegt, die nur das Bild festhält: Jesus am Strande des M eeres, von Volk umdrängt und gefährdet, vor dem Er sich durch das Einsteigen in ein B oot retten muh. (Es ist nicht unwichtig, daß schon die Überlieferung solche malerisch biographischen Einzelheiten gekannt hat. 3 io N un schildert Mk m it lebendigen Zügen die Tätigkeit Jesu. J e mehr Er heilt, um so mehr „fallen die Kranken Ih n an"1; und Bedingung der Heilung ist,, daß sie Ih n berühren, hier steht nicht mehr das heilende W ort im Vorder­ grund, sondern die heilende Macht S ein es Leibes; schon das Anfassen löst sie aus, w ie Lk verdeutlicht. M it einem besonderen Sah bedenkt Mk „die unreinen Geister"2. v o n einem Austreiben wird nicht gesprochen, nur daß sie Ih m huldigen m it dem Schrei: v u bist der Sohn G ottes, so dah Er nun erscheint als Herr der Jünger, Herr des Volkes, Herr auch der D äm onen; und über ihre Lippen drängt sich zuerst das laute Bekenntnis Seiner Gottessohnschast, früher als bei dem Volk oder Seinen Jüngern. Er aber bringt sie w ie früher durch Sein zorniges W ort zum verstum m en3. Auch diese W ahrung des „Geheimnisses" scheint dem Zweck zu dienen, Ih n als Schirmer Seiner Gem einde hinzustellen. 7c. D ie Z w ö l f e ( Z i 3 - i s ) . 13 Und Er steigt au f zu dem Berge und ruft herzu, die Er, allein Er w ill, und sie gingen fort, hin ju I h m . 14Und Er schuf Zwölfe [die er auch Apostel nannte], daß sie m it I h m seien, und daß Er sie sende, ju verkünden 16und Vollmacht zu haben, die D äm onen auszutreiben. 16Und schuf die Zwölfe und verlieh einen N am en dem S im o n : P e t r u s ,17 und Jakobus des Zebedäus S o h n und J o h a n n es, den Bruder des Jakobus, und verlieh ihnen den N am en B oan erges, d. H. des D on n ers S ö h n e, 18 und Andreas und P hilippus und B arth olom äu s und M atth äu s und T h om as 1 Zu emninreiv n v i (gew öhnlicher ist in l n va oder nvi) vgl. I I Kg 17 e Hiob 6 ie Ju d ith 1 5 e; ähnlich auch Thuk V I I 8 4 s : enemnrov re dXXrfkoK; xal xarenarovv . — fidaru £ ist schon bei Hom er und ttesch. (p r o m .6 8 2 : paarig &eta) d as von b eleid igten G öttern verhängte Unglück, hier ist d as dichterische W ort w oh l einfach Bezeichnung v o n Krankheit, so noch 529. 3 4 ; der G edanke, der hinter paarig steht, ist auch im s t 4 häufig bezeugt (Pf 724 s. J e r 5 s Tob 13io IIIN a k k 3 s4 9 11 PfSal 10 1 ). 2 Örav c. Ind. Imperf. (statt onore c. Opt.) ist in der K oine häufig (Itlou lton 168). ngoaninreiv ist im N T (auher ITtt 7 s5 > eine G ebärde der H uldigung (A ct I 6 2 9 ) , so auch schon L X X P [ 94«: nQoaxvvrjawpev xai nQoaneampev a v r a>. „Kranke fa lle n I h n an, D ä m o n en fa llen vor I h m nieder" — dieser Gegensatz ist kaum zu fällig. — xgageiv be­ zeichnet ebenso den „Schrei" u nreiner D äm on en ( I 26 5 s. 7 9 2 «) w ie den d es h eiligen G eistes (G a l 4«). S . zu I 2 «. 8 noXXa a ls Adverb gebraucht ist nicht „häufig", sondern „heftig" ( 5 i o . 2 3 . 4 3 6 2 0 92«; D g überseht vehementer). Zu dem Gedanken, daß D äm on en den G ottessoh n be­ kennen, Hat schon B eda P s 49 ( 50) i « verglichen: Z um G ottlosen spricht G ott: w a r u m verkündigest du m ein e Satzungen und nim m st m ein en B u n d in d ein en M u n d ? Und B e n g e l bemerkt zu Jesu D rohung: Nec tempus erat neque hi praecones. v g l . zur Zrage d es „M essias-G eheim nisses", d as durch diese S te lle gestützt w ird, zuletzt (D. B a u er n ­ feind, 64 ff.

74

Die Berufung der Zwölfe.

und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus und Sim on den Eiferer, und J u d a s Jskarioth, der I h n auch übergab. Der Abschnitt ist voller Schwierigkeiten: (Eben noch war Jesus in Gefahr, von dem Dolk „bedrängt" zu werden, jetzt steigt Cr zum Berge hinauf und mit Ihm eine größere Schar, die Ihn begleitet. So muß man schließen, da es ausdrücklich heißt: „sie gingen fort, hin zu Ihm". Aus dieser Schar „schuf er Zwölfe"; das ist inhaltlich wohl klar, aber wie ist der seltsame Ausdruck zu erklären? Als Semitismus nach Analogie von IR g 12« und ähnlichen Stellen oder als ein Latinismus? Ein Amt scheint ihnen übertragen zu werden; aber der Name, der diesem Amt entspricht, begegnet erst in dem Relativsatz; und die Ausgabe -er so Benannten ist doppelt, nämlich Seine ständigen Gefährten zu sein und zugleich an anderen (Drtert Seine Boten, die an Seiner Statt verkünden und heilen. Endlich ist nicht durchsichtig, weshalb der kleine Satz: Und Cr schuf Zwölfe, noch einmal in i«a wieder aufgenommen wird. Um den Katalog der Namen anzugeben? Aber dann könnte ein hinweisendes novrovq o. ä. kaum fehlen; noch weniger könnte in die Folge der Namen die Bemerkung über Verleihung neuer Namen an nur drei v er­ traute hineingeflochten werden. So ist zunächst die Folge der Sätze dunkel. Aber auch jeder einzelne Vers hat seine Schwierigkeiten in sich. 3 13 Der erste Satz schildert eine Berufung von Jüngern, er drängt in wenige Worte zusammen, was liess, und 2 13f. von Einzelnen ausführlicher erzählt war. Die Stätte dieser Berufung ist „der Berg“, nicht irgendeine (Erhebung im Ge­ birge; er ist der Schauplatz besonderen göttlichen Geheimnisses und besonderer göttlicher Offenbarung, wie schon im £15 und auch in anderen antiken Religionen, er ist heilig und bekannt durch das, was auf ihm geschieht. Und was wäre hier geschehen? Das W ort nQoaxaXeia'&ai, das zum ersten Male in der Geschichte Isaaks und Jakobs begegnet, spricht seitdem von Gottes (Erwählung Einzelner zu Seinen Dienern und zu Gliedern Seiner Gemeinde, w e r so „herbeiruft“ , der vermag mit königlicher Hoheit zu bestimmen, und die Gerufenen gehen fort, aus allem, was sie bisher umgab, um in Ih m das einzige Ziel ihres Lebens zu finden. Cs ist wichtig, daß hier alles auf Seinen Willen abgestellt ist; darin scheint zu liegen, daß es sich hier nicht nur darum handelt, von dem Umbruch im Leben Einzelner zu berichten — es müßten dann sofort Namen stehen wie in M t I16-20 —, sondern von dem, wozu (Er sie will. Wie einst Gott Nlose und Israel zu sich rief auf dem Berge Sinai, so ruft Jesus jetzt, welche (Er will; d. H. (Er bildet Seine Gemeinde, es ist der Anfang des eschatologischen Volkes. So scheint sich diese Berufung von der früher berichteten (Einzelner zu scheiden.

3i4f M it diesem Sinn stimmt wohl der übernächste, nicht aber der nächste Sah zusammen, xai inolrjaev öwöexa kann nicht heißen: „Cr bestimmte Zwölfe" — denn es fehlt das nähere Objekt (vgl. Act 23«) — , sondern nur: „Cr machte oder schuf Zwölfe". Davon kann zur Not die Bestimmung abhängen: Iva (boiv per* avrov; aber inolrjoev Iva änoareXkri ist unmöglich. Wiederum läßt sich begreifen: ä n o a rM rj xrjQvoaeiv, aber unsinnig ist, Jemanden auszusenden, damit er Vollmacht habe. Diese Wendung aber so zu interpretieren, daß die Ausgesandten Vollmacht erst gewinnen sollen, ist sprachlich und sachlich unerlaubt. Zu alledem kommt, daß der Relativsatz otig xai änoarökovg (bvöfiacrev erst von Mk herrührt oder später von Lk 6 1 3 her in den Mk-Cext eingefügt ist.

Freilich wird von diesen Schwierigkeiten mehr die Sprache als der In h alt des Satzes betroffen; er will sagen, daß Jesus Sich zwölf Jünger erwählt als Gefährten Seines Lebens und Boten Seines Evangeliums in W ort und heilender Tat. Nun wird auch der veränderte Gesichtspunkt in diesem Satze klar : Im ersten Satz war Jesus der Herr und Gründer der eschatologischen Gottesgemeinde, und die Be-

ZTtf 513-16.

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rufenen Gemeindeglieder,' in diesem zweiten ist und bringt Er in Seinem Wirken und Leben Gottes Königreich ,und die Berufenen empfangen durch Ih n die gleiche Gabe und Aufgabe. Sie Unter diesem Gesichtspunkt steht auch der letzte Satz. Venn der Aus­ druck „die Zwölfe" empfängt seinen Sinn nur durch die Beziehung auf das Volk der zwölf Stämme. Er spricht darin nicht von einer geschichtlichen Gliederung, die seit Jahrhunderten nicht mehr existierte, sondern von der gottgegebenen und darum eschatologisch gültigen Ganzheit dieses Gottesvolkes (vgl. Ult 1928). So würde sich auch ein Verzeichnis der zwölf Namen sinnvoll anfügen,- aber es wäre auch gefordert, daß sie alle entweder neue Namen empfingen oder die alten allein behielten. Venn in dem durch Jesus berufenen Kreis der „Zwölfe" ist einer dem anderen gleich, hier sind drei durch neue Namen ausgezeichnet,- sie sind also nicht durch ihre Zugehörigkeit zu den „Zwölfen" begründet, sondern durch die besondere Art ihres Verhältnisses zu Jesus. Diese Namensverleihung schließt sich also an den im zweiten Satz (D.u) genannten Gesichtspunkt an, der an die Zahl Zwölf nicht notwendig gebunden ist. So sind hier zwei verschiedene Überlieferungen miteinander verbunden,- man kann sie nicht mehr aus literarkritischem Wege trennen oder auf textkritischem sie vereinheitlichen. Die erste entspricht etwa dem Bilde, das die ersten Kapitel der Apostelgeschichte zeichnen: Die Zwölfe sind Kern und Witte der ältesten Gemeinde, mit der sie in Jerusalem auf das Kommen des Herrn harren,- die zweite seht sich etwa in dem Taufbefehl des Itlt (28isf.) fort: Die Jünger, die mit Jesus gelebt und von Ihm gelernt haben, sind Seine Boten und Seine Stellvertreter bis zum Tage des Herrn. Beide Gesichtspunkte gehören auch geschichtlich und sachlich eng zusammen: Sie sind einmal der Urgemeinde in dem­ selben Personenkreis vereint, und ihre Geschichte hat an ihm bald den einen, bald den anderen hervorgekehrt. Sie gehören auch nach ihrem Sinn zusammen,- denn wenn diese Zwölfe die eschatologischen Richter und Herrscher der Stämme Israels sind, so sind sie von den Gliedern des Gottesvolkes auch geschieden,- und diese Sonderung ist dadurch be­ dingt, daß sie mit Jesus verbunden lebten, der sie berief und zu Seinen Dienern bestimmte. Das NT hat vier Listen dieser zwölf Jünger (noch Itlt 102 Lk 614 Act lia): sie variieren etwas in der Reihenfolge der Namen, nur Thaddäus ist nicht sicher. Itlt 3iaD liest mit Itlt statt seiner Lebbäus, in dem man den Zöllner Levi von 2iaf. zu erkennen pflegt, Lk ersetzt ihn durch Judas, des Jakobus Sohn1; erheblichere Abweichungen zeigen erst die Liste der Epistula Apostolorum und der sog. apostolischen Kirchenotönung2. Die Namen sind in vielfältiger Hinsicht lehrreich: Zwei Jünger, rechnet man Petrus ein (s. zu Itlt I617-19), drei tragen rein griechische Namen, Andere wie Thomas, Bartholomaios, Thaddaios, Nlatthaios aramäische in gräzisierter Zorm; es ist ein Zeichen für den starken Einfluß griechischer Sprache in Galiläa. Don Thomas, „der Zwilling heißt“ (Joh 2024), kennen wir nur den Beinamen, den ihm sein Heimatdorf oder auch die Zwölfergemeinschaft gegeben haben mag. Sein ursprünglicher Name ist verloren; die alte syrische Tradirion sagt, daß es der Herrenbruder Judas gewesen sei. vielsagend ist der Beiname „der Eiferer" bei dem zweiten Simon3; er gehörte also der Partei der 1 I . Jeremias, Jesus als Weltoollender S. 714 sieht unter den drei Namen dieselbe Person; Lk gebe den Eigennamen mit patronymikon, Itlt einen aramäischen Beinamen (libbai = Herzenskind oder Beherzter), Itlk einen griechischen (taddai = Theodotos = Gottesgeschenk). Aber die Deutung von Lebbaios ist keineswegs sicher, und Thaddaios hängt wohl mit Theodotos zusammen, ist aber doch ein aramäischer, auch talmudischer Name. 2 Dgl. dazu zuletzt K. Lake in Beginnings of Christ V 41—46. Über den etymo­ logischen Sinn und die griechische Transkription der Namen s. Pr.-B auer2 unter den ein­ zelnen Namen, wo weitere Literatur. 3 Dgl. Burkitt, Syriac forms of NT Proper Names (1912), 5.

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verwandte und Gegner.

Zeloten an, die durch Gewalt die römische Herrschaft zu brechen versuchten um des religiösen Zieles der Aufrichtung der Gottesherrschaft willen. Gb auch der Beiname des Judas, Iskarioth, in die gleiche Richtung weist, ist sehr unsicher (s. zu 14iof.). Btan ver­ mutet auch in den Beinamen der Zebedaiden „Boanerges“ einen ähnlichen Sinn1. BI! selbst deutet es frei als „Donnersohne“, was auf bne argls = Söhne des Aufruhrs, der Un­ ruhe o. ä. führt. (Die Herkunft des Doppellautes oa ist dabei völlig dunkel.) w orauf dieser Name zurückgeht, wissen wir nicht; ihn aus der Szene £f 9m z u erklären, ist reine Verlegenheit. Geistvoller, aber sicher unrichtig, ist die Deutung des (vrigenes auf die johanneische Theologie, die vorjrii ßgovrrj sei (philoc. X V 18); wenn der Name auf die Zugehörigkeit zu messianischen Aufrührern weisen sollte, so zeigt er, wie dunkel uns die Geschichte Jesu und seiner Jünger ist. (Es ist auffällig, daß nur drei Jünger von Jesus Beinamen erhalten; man hat wohl, gestützt aus die Lesarten von W b c e q , den Namen Boanerges auf die Zwölf ausdehnen wollen, aber dazu besteht kein genügender Anlaß, w enn gerade die Drei Namen empfangen, die in Sa?ff. 9 2ff. Maaff., wohl auch in 13aff. die Jesu Nächsten und hernach die ersten Leiter der jerusalemischen Urgemeinde sind, so haben sie wohl den ältesten Kreis um Jesus gebildet, denen sich erst später der Kreis der Zwölfe, nicht völlig bestimmt in seinen Namen und schwankend in seiner geschichtlichen Bedeutung, angeschlossen hat. vielleicht sind hier auch verschiedene Überlieferungen am Werk.

8. verwandte und Gegner

( 320 -35),

Daß dieser dreigeteilte Abschnitt das Gegenstück zu 3 7-19 bildet, ist an manchen Zügen erkennbar. Dort der galiläische See, hier „das Haus“ in Kapernaum; dort das Volk aus ganz Israel, das kommt Ih n zu hören, hier die Schristgelehrten, „die aus Jeru ­ salem herabgekommen waren“ ; dort das w o rt: „Du bist der Sohn Gottes“, hier das w o rt: „(Er hat Beelzebub“ ; dort endlich der Heiland, der Besessene von Dämonen be­ freit, hier die anklagenden Worte gegen die, die Ih n selbst dämonischer Besessenheit zeihen. Am (Ende ist eine Geschichte angefügt, die mit besonderen Zügen noch einmal diesen Gegensatz zeichnet: Blutter und Brüder Jesu, die „draußen stehen“, die Blenge „drinnen“, die in Wahrheit „Blutter und Brüder und Schwester“ heißt. 8 a . J e su s und S e in e A n g eh ö rig en (320 . 21).

20Und Er kommt heim, und wieder kommt die Menge zusammen, so daß sie nicht einmal essen konnten. 21 Und da Seine Angehörigen es hörten, zogen sie aus, Ihn festzuhalten, denn man sagte: Er ist von Sinnen. Die kleine Szene ist nicht mehr sicher zu deuten; denn der Text schwankt2, und wäre er selbst fester begründet, so ist die Beziehung der Worte und Sätze so wenig klar, daß man nur mit Möglichkeiten rechnen kann. Der überkommene Text wird zumeist in dem Sinne der Vulgata verstanden. Danach hören die verwandten Jesu von Seinem wirken und des Volkes Zulauf; sie erklären Ihn für verrückt 1 vgl. Pr.-B auer2, s. v., wo weitere Literatur; außerdem p. Jouon in Rech. de scienc.r61.1925, Nr. 5; w . Ascher, Die Donnersöhne, ZNW 1924,310f.; Bardg, Boanerges, Rech. de scienc. rel. 1925, 167ff. ; H. Raschke, Die Werkstatt des Blk-Lvangelisten 157 f. 2 k hat et cum audissent de eo (!), exierunt detinere eum scribae et ceteri, 22dicebant enim. D und die meisten Latt.: axovaavreg 01 nag avrov ore rjxovaav negi avTov 01 yga/Lijii. xai 01 Xomoi. Das bedeutet doch wohl, daß D. 21 eine Variante zu v . 22 war, die, als sie in den Text eindrang, sich langsam auffüllte (a) durch o n igeozr) || Sri BeeXZeßovX exet, (b) durch Verbesserung von negi avrov in oi nag a vro v . Dann wäre der ursprüngliche Text: Snrjxovaav negi a vro v , i^fjXO'ov xgarfjaai avrov oi ygaju/x. xai oi XomoL' eXeyov yäg o n BeeXt,eßovX e%ei. vgl. Pallis, Notes z. St., Touchoud, JT hS t 1933, 1918.

HT! 3 16-22.

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(in furorum versus est), und ziehen aus, um Ihn, der der Kamilie schadet, festzunehmen. Diese Deutung scheint auch deshalb sich zu empfehlen, weil sie für die urchristliche Gemeinde, in der die Mutter und zumindest der eine Bruder Jesu eine geachtete Stellung haben, einen schweren Anstoß bieten muhte. Aber auch wenn m an die mannigfachen V arianten des Textes nur für Erleichterungen halt, so bleiben da Schwierigkeiten. Der Text spricht in D. 21 von oi tzclq a v ro v ; es können dam it nähere oder fernere verw andte gemeint sein, aber häufiger ist der Sinn von „Anhänger", Gefolgschaft bezeugt, w a s diese Leute hörten, ist gar nicht gesagt; darf m an im allgemeinen „von Ih m " ergänzen? Sie wollen „ Ih n festnehmen". Das w o rt ist häufig von einer Gefangennahme gebraucht (617 1212 14 i. 44-51), aber der Zug begegnet bei IUI nie wieder, bei LI und öfter noch bei Joh (7 so 1020) steht er von „den J u d e n " . Kerner bezieht sich Xeyovaiv auf die „Seinen" oder ein unbestimmtes „m an"? Und w as bedeutet I m Sinne von Verrücktheit findet es sich sonst nur bei p ls ; und er fügt hinzu: e h e et-daTTjfxev, &£g ovx oldsv avrog sagt wohl n ur seine Achtlosigkeit aus und verstärkt dam it den Eindruck, daß alles Gedeihen von der Erde abhängt1. D arüber wird von allen G efahren abgesehen, die der S aat drohen, Hagel und Heuschrecken und B rand und Rost, auch vom Wechsel von Tag und Nacht, von S onne und Regen und W ind, welche die S a a t zum Wachsen und Reifen bringen: Das Land bringt alles hervor2. So ist aber dieses Bild von S aat und E rnte u n ter ganz bestimmten Gesichtspunkten gesehen,- ein wenig verrät davon der letzte Sah. Lr ist in seinem letzten Teil wohl Anspielung auf eine prophetische Stelle (Jo el 4i3): Sendet Sichel aus, denn bereit ist die Ernte. Freilich ist dam it noch nicht die E rnte zum Bilde des Weltgerichtes geworden^; denn das wird durch das W or­ feln dargestellt (ZTtt 3i2), das die S preu vom Korn trennt, vielm ehr die Frucht ist es, die alles bestimmt, oder die E rnte, die reif zum Schnitt ist,- auch das Sicheln des K ornes, gerade w enn es vom B auern vollführt w ird, gehorcht doch n u r der Regel, die das Land vorschreibt. So liegt der Sinn dieses Bildes in der stillen Gesetzmäßigkeit und willigen Kraft der Erde, die Samen blühen und reifen läßt, ohne Zutun, selbst ohne wissen des Land­ mannes. So aber ist auch das Königreich Gottes — doch wie? fluch an dieses Gleichnis heftet sich eine Fülle von Deutungen: Dem Einen ist es eine flllegorese für das wachsen der christlichen Kirche von ihrer Stiftung bis zu ihrer Vollendung, und Christus der Landmann, der während der Zeit ihres Wachsens in der Geschichte ihr ferne ist (zuletzt Freundorfer), dem Andern ein Beispiel für das „felsenfeste vertrauen des Gottesreichs­ propheten zu seinem Ideal" (Zülicher), dem Dritten ein Paradigma der Goetheschen Weisheit: Mein Acker ist die Zeit (wellhausen). Alle solche Deutungen scheiden zwischen „Bild- und Sachhälfte"; aber sie sagen nicht, durch welchen Gedanken es möglich wird, zwischen „den Hälften" eines Ganzen zu scheiden. Wohl könnte der einleitende Satz so gedeutet werden,- aber ein Gleichnis wie 4 3 -9 zeigt ja, daß er ebensogut fehlen kann. Der Sinn dieses Gleichnisses ist nicht außerhalb seiner Worte zu suchen, sondern nur in ihnen, in den Voraussetzungen, die die Fügung der einzelnen Sätze bestimmen. Sie drängen auf Eines hin: Richt Menschen bestimmen Wachstum der Saat, nicht der Same treibt Blüte und Frucht, die Erde selbst ist allem Nährerin nach ihrem Gesetz und willen. Man sieht es nicht, man weiß es nicht, der Alltag des Menschen geht darüber hin. Aber daß es ein wachsen ist, nicht ein Machen und handeln, daß es so unabänderlich ist und so unmerklich geschieht wie die Erde Gewächse und Früchte hervorbringt, darin ist alles beschlossen, wichtiger noch ist vielleicht, daß so dieser ländliche Vorgang durchsichtig wird für ein anderes Un­ genanntes und Unnennbares, das aleich dem wachsen des Sumetts und dem Blühen der Erde jetzt und hier geschieht, w er Augen hat zu sehen, der sieht und begreift darin das „Geheimnis von Gottes Königreich". Anders gesprochen, der Sinn dieser Parabel liegt 1 Man kann nicht übersehen: es wächst auf unbegreifliche weise, denn d>g ist keine Modalpartikel, auch nicht: er weiß nicht wie, das müßte heißen: x a i o v x olöev oncog (sc. yivTjTai). Klar ist nur die vulg.: Dum nescit ille; d. H. (bg ist Zeitpartikel wie sonst nicht im Griechischen. Dann erklärt sich auch das auffällige a v r o g ; es ist im Griechischen überflüssig, im Lateinischen eine fast notwendige Rückverweisung. 2 x °Q r ° g ist nicht der Halm, sondern das Wiesengras (die übrigen Bedeutungen kommen hier nicht in Betracht); herba ist sowohl Halm als Wiesengras. Freilich verwendet auch M t 1326 x °Q T° g im Sinne von Halm, e lr e v steht nur hier, eine ursprünglich jonische Form für e lr a . Der auffällige Nom. a lro g ist wohl an das indeklinable jiXrjqrig assimiliert (vgl. Zoh I 14 und dazu veißmann, Licht vom (Dften4 99f.). 3 Sonst wäre der Schluß des Satzes tautologisch mit seinem Anfang,- zudem paßt das kühne Bild wohl in die leidenschaftliche Sprache der Prophetie, aber nicht ursprünglich in die schlichte Erzählung der Parabel.

*

88

Schluß der Gleichnisrede.

nicht in den vergleichbaren „Hälften", sondern in dem Appell, so zu sehen wie der sah, der diese Erzählung „vom Königreich Gottes" zuerst sah und sprach. 1 0 c : D om S e n fk o r n (4 3 0 - 32 ). 30Und Er sagte: Wem vergleichen wir das Königreich G ottes? oder: I n welches Gleichnis fassen wir es? Einem Senfkorn, das, wenn es aufs Wie [ein Senfkorn); ob es gleich das Land gesät wird, aufgeht und große kleinste von allen Saatkörnern auf Zweige treibt [und zum D aum w ird4), Erden ist — wenn es gesät ist, wird es größer als alle Kräuter, so daß „unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten" können. 4 3 0 -3 2 Das Gleichnis vom Senfkorn leitet Alf durch eine Doppelfrage ein, die die Form * semitischer Poesie ohne inneres Recht h at; £f hat sie bewahrt, Ult in seine gewohnte kürzere Formel verwandelt (vgl. ähnlich Jes 40 is). Die Doppelzeile ist auch sprachlich kaum korrekt; zu dem Derbum opoiovv gehört nur bann ein „wie" und nicht ein „wem", wenn es schon technischer Ausdruck für gleichnishafte Darstellung ist; auch der Ausdruck n& evai i v nagaßoXfj ist nicht gerade glatt, es gibt kaum ein anderes Beispiel als bei herm as (Stellen bei B auer s. v. n a q a ß .). Auch das Gleichnis ist sprachlich in U nordnung: Der Anfang antw ortet auf die beiden Prädikate der Doppelfrage: d>g [xöxxov ftriootiev und] xöxxcp aivänecog [ö/ioicboofiev'], aber eben die Combination ist unmöglich. I n der Folge erscheint ein zweifaches 6 t av anagfj kurz nacheinander; das Partizip ov ist seinem G enus nach ein Fehler, die Form ist in die Konstruktion des Relativsatzes nicht sinnvoll einzuordnen; die W endung i m rfjg yfjg muß einmal bedeuten „auf den Acker", das andere W al „auf Erden". Kurz, diese Fassung des Gleichnisses kann nicht ursprünglich sein. Dergleicht man sie m it Alt und Lk, so scheinen zwei D arianten desselben Gleich­ nisses zusammengeschoben zu sein (s. oben Übersetzung). Die beiden Fassungen haben auch eine verschiedene gedankliche Richtung. Die eine spricht von dem unbeirrbaren Wachstum des Samenkornes zum „Baum ", die andere kontrastiert die Kleinheit des An­ fanges m it der Größe des Endes; jene entspricht der vorhergehenden Parabel, diese dem bei Alt und £k angefügten Gleichnis vom Sauerteig. Der Schlußsatz bei Beiden hat at.liche Färbung; die etwas auffällige Wendung vnö t Jjv o xiäv a v ro v (Alt und £k iv roig xM öoig av ro v ) entstammt wohl einer gedächtnismäßigen Derbindung von Ez 1723 m it Dan 4i2 Th (vgl. auch Ps 103[104]i2).

S c h lu ß d e r G l e i c h n i s s e (4 3 3 -34).

33Und in vielen solchen Gleichnissen redete Er ju ihnen das W ort, wie ste es vernehmen konnten; 34ohne Gleichnis redete Er nicht tu ihnen, beiseit aber deutete Er Seinen Jüngern alles. Zwei verschiedene Gesichtspunkte über Parabelreden sind hier miteinander verbunden. 1. Parabeln sind die weise, in der Er das w o rt vom Königreich Gottes verkündet; sie bedürfen deshalb der Deutung, die die Jünger „beiseit“ emp­ fangen. 2. Parabeln sind die weise, in der „sie bas Wort“ vomKönigreich Gottes „vernehmen können“ 2. Indes brauchen beide Gesichtspunkte sich kaum auszu­ schließen. Denn jedes Gleichnis enthüllt etwas vom Königreich Gottes, es ist offenbarende Rede, jedem verständlich wie er es „vernehmen kann“ ; und es bleibt doch auch Bild und Gleichnis, einer Deutung fähig und bedürftig; darum „deu1 Nach £k 13 19 . 2 Zu der W endung xa&cbg iö v v a ro äxoveiv vgl. Joh 16 12 I Kot 32 Hb 5 12 f. 12 20 und E. Alolland in Symb. Osloenses V III 83— 91.

tete er beiseit ihnen alles". Unö diese Doppelheit prägt sich eben in den verschie­ denen Schichten, der Jünger und des Volkes, plastisch aus. I I . W u n d e r am S ee (435-543). Der Rede am See folgen drei Wunder a m See: 1. Stillung des Sturmes (4 35-41) 2 . die Heilung des Geraseners ( 5 1 - 20); 3 . die Totenauferweckung, in welche die Ge­ schichte von der blutflüssigen Krau eingeschoben ist (5 21- 43). Aber nicht nur der gleiche Schauplatz verbindet diese Erzählungen, sondern auch eine gleiche Anschauung: I n ihnen ist Jesus der geheimnisvolle mächtige Wundermann, der, voll fremder Hoheit, durch Sein Erscheinen und Sein w o rt über Hleer und w ind, Dämonen und Tod herrscht. Die drei Erzählungen haben Mk wohl schon in fester literarischer Gestalt vorgelegen, wie ihre sorgfältige Gliederung und ihre sprachliche gügung im Einzelnen zeigt. Db er sie auch in dieser Ordnung schon übernommen hat, läßt sich nicht mehr sagen.

11a : Der Seesturm (435-41). 35Und Er spricht zu ihnen an jenem Tage, da es Abend wurde: „Wir wollen hin­ durchgehen, zum anderen Ufer" .36Und sie entließen die Menge, nehmen Ihn mit wie Er war im Boot, und andere Boote waren mit Ihm . 37Und es kommt ein starker Sturmwind auf, und die Wogen schlagen in das Boot, daß schon das Boot sich füllt. 38Und Er lag auf dem Heck, auf einem Kissen schlafend. Und sie wecken Ih n und sagen Ihm : „Meister, kümmert es Dich nicht, daß wir zugrunde gehen?" 39Und aufgeweckt BedtSute Er den Wind und sprach zur See: „Schweig und verstumme!" Und es legte sich der Wind und wurde eine große Stille. 40Und Er sprach zu ihnen: „Warum seid ihr feige? Habt ihr noch keinen Glauben?" "Und sie erschraken sehr und sprachen unter sich: „Wer ist denn dieser, dem Wind und See gehorsam sind?" 1. Die neue Geschichte weicht in vielen Punkten von den bisher bekannten ab: Breiter sind ihre Einzelheiten ausgemalt, bis hin zu dem Rissen, aus dem Jesus schläft, sorgfältiger ihre einzelnen Stadien gegeneinander gestellt und wie die Abschnitte einer Ballade geordnet: a) I n dem ersten ist die Situation geschildert: Ein einzelnes Boot, auf dem Meer, im Sturm und auf dem heck Jesus schlafend,- die Szene enthält in ihren starken Gegensätzen alles weitere in sich,- b) die Jünger sind ratlos, von Todesangst erfasst, Jesus wird geweckt. Und kaum geweckt c) genügt E in w ort von Ihm , daß Sturm und wellen sich legen,- hier liegt der Höhepunkt der Erzählung,- aber es geht nicht um dieses wunderbare Geschehen allein, sondern um den, der es wirkt, und die, denen es geschieht. So folgt d) der Vorwurf Jesu gegen die Jünger, dem früheren der Jünger gegen Jesus entsprechend,- so endete) die Erzählung in der Bestürzung der Mitfahrenden, die zugleich Be­ zeugung des Geschehenen ist. Don der Einleitung abgesehen, zeigt die Erzählung ein rhyth­ misches Gefüge1: es heben sich bis zu ihrem Ende hin parallele Satzglieder heraus. — 1 Die Sprachfärbung ist semitisch, wie die Wendung

£enn er, Herodes, schickte aus, fing den Johannes und band ihn, im Kerker, um der HerodiaS willen, der Frau des Philippus seines Bruders, die er geheiratet hatte; “ Johannes sagte nämlich dem Herodes: „Es ist nicht recht, daß du die Frau deines Bruders hast." “ Herodias aber lag ihm an und wollte ihn töten und konnte es nicht; 28denn Herodes fürchtete den Johannes, da er ihn als einen gerechten und heiligen Mann kannte, und schützte ihn, hörte ihn oft und hörte ihn gern. 22Und es kam ein gelegener Tag, da Herodes an seinem Geburtsfeste ein Mahl gab, für seine Edlen und die Hauptleute und die Vornehmen von Galiläa; 22und kam der Herodias eigene Tochter herein und tanzte und gefiel dem Herodes und seinen Gästen. Der König aber sprach zu dem Mädchen: „Verlange von mir was du willst, und ich will es dir geben",23und schwur ihr: „Was du von mir verlangst, ich will es dir geben bis zur Hälfte meines Königreiches." 24Und sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: „Was soll ich verlangen?" Die sprach: „Das Haupt Johannes des Täufers. 23Und gleich ging fie eifrig zum König hinein und ver­ langte : „Ich will, daß du mir sogleich auf einer Schüssel gibst — das Haupt Johannes des Täufers." 23Und ob der König gleich sehr betrübt war, um der Schwüre und der Gäste willen wollte er fie nicht abweisen; 27und gleich sandte der König den Henker und befahl ihm, sein Haupt zu bringen. Und er ging hin und enthauptete ihn im Kerker 28und brachte sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter. 28Und da seine Jünger es hörten, kamen fie und holten seine Leiche und setzten fie bei in einem Grabe. 1 . Die Erzählung vom Tode des Täufers geht dem, was in 6 1 « erzählt ist, zeitlich voraus. Trotzdem finden sich nur 3mperfetta und Aoriste; Mk hat also den Bericht nicht sprachlich der Stellung angepaßt, die er in der golge der Erzählungen hat. Schon das läßt den Schluß auf eine schriftliche Vorlage zu. Die Anlage der Geschichte weicht in ihrer Zorm von allem bisher Bekannten ab: Eine Reihe von Szenen, eine Sülle von Motiven und Personen sind in einer abgerundeten Komposition zusammengeschlossen. Am Anfang steht eine dreiteilige Exposition ( 17 - 2 0 ) sie handelt a) von der Einkerkerung der Johannes, b) von dem verlangen der herodias und c) dem widerstreben der gürsten. 3n drei Szenen folgt das Hauptstück ( 21 - 25 ), wie herodias dennoch den widerstand der Fürsten überwindet und das Todesurteil über den Täufer durchsetzt; die drei Abschnitte sind durch dar betonte eloeX&ovarjs ( 22 ), iteh&ovoa ( 2«), doei& ovoa ( 25 ) auch szenisch

w ie Joh I 21, vgl. w . Bauer z. St. Richtig schon Euthgm.: o tpovevoas (foßdrai tov ne go, xal xa$agl£ei arm. Die letzten drei Lesarten erleichtern deutlich die Konstruktion. Zu der Annahme einer alten Glosse treibt vor allem die W endung in Act IO 1 5 5 ö &edg ixa&agicrev, und die merkwüroiae Tatsache, daß Act lO neben Mk 7 steht. Freilich kann man gerade in der W endung Act IO15 eine Anspielung auf Mk 7 sehen, da ja nicht gesagt ist, w a n n G ott die Vierfüßler und Dögel rein sprach. Dann könnte aber, w ie K. Lake vermutet, auch xa&aglCcov ndvra rä ßgwjuara eine Anspielung auf die Dision des Petrus sein, „als ob Mk sagen w ollte: Dies ist die Stelle, da sie rein gesprochen wurden: auf sie bezieht sich die Stim m e, welche P etrus in Joppe hörte" (Beginnings of Christianity IV 115 zu Act lOis).

Prinzip der O rdnung ist nicht zu entdecken, v o n diesen zwölf Lastern nennt ITtf sieben allein: (Es sind 1. Habsucht; sie fehlt auch bei p ls nicht, und die W arnung vor ihr gehört zum festen Bestand jüdischer paränese. 2. Schlechtigkeit; auch in Hörn I29 sind die beiden ersten wie hier zusammen genannt, so daß hier eine feste Katechismusformel vorliegt. Aus ihr erklärt es sich, daß ein so allgemeines w o rt wie Schlechtigkeit inm itten ganz bestimmter Laster genannt w irb1. 3. Trug; schon im KT oft gegeißelt und veranschaulicht, ist es im NT zum Inbegriff alles Schlechten geworden, das sich gegen G ott und Sein Volk richtet; darum heißt es von dem Knecht Jahw es (Jes 53s) wie von Christus, daß i n Seinem W unde kein Trug gefunden ward ( I p t 2 2 2), und ist nur der „w ahrhaft ein Israelit, in dem kein Trug ist" (Joh l*s). Umgekehrt aber ist der Widersacher urchristlichen G laubens in Act 13io „voll jeglichen Truges" und darum ein „Sohn des Teufels", w e n n der Begriff hier wie in Hont I29 und anderen Lasterkatalogen erscheint, so ist das ein Erbe aus jüdischer tDeisheitslehre2. 4 . Schwelgerei, auch Gal 5 19 in einem ähn­ lichen Verzeichnis genannt, ist jegliche Ausschweifung und Zügellosigkeit, die den öffent­ lichen Anstand verletzt; wenn „Trug" als Schwäche des Ju d en galt, so „Schwelgerei" als Laster der „Heiden". 5. INit dem „bösen Auge" ist im NT niem als der aus Volks­ glauben und INagie bekannte „böse Blick" gemeint; es ist dem „Neid" des Armen auf besser Gestellte nahe verw andt (f. INt 20 15). 6. „Hoffart" — das Nomen erscheint nur hier im N T , die Sache ist sehr häufig, auch in Lasterkatalogen wie Nöm Iso und I I Tim 32 — ist der Gegensatz zur „Demut", der völligen Beugung vor G ott; es ist der Stolz auf eigenes Werk, eigenes vasein. Schon im AT ist der Begriff zum Kennzeichen des menschlichen Verhaltens zu G ott gemacht; er dringt bis in dessen letzte Tiefe, in der er „widerstand gegen Gott" ist3, und bis in die oberflächliche Breite, wo er zur „Überheblichkeit" gegen­ über dem Volksgenossen wird. Die Verbindung m it Lästerung findet sich auch I I Tim 32; sie stellt den Begriff mehr auf die Seite einer populären Ethik. 7. Als Letztes nennt im den „Unverstand"; w enn es am Schluß steht, so wohl nicht ohne Beziehung auf den Vorwurf Jesu (v .is). In d e s ist auch dieser Begriff in Lasterkatalogen heimisch (Rom Iso); denn Unverstand ist nicht der INangel an intellektuellen Zähigkeiten, sondern die willent­ liche „Verstocktheit des Herzens" (6 5 2 ), das at.lich gesprochen,,Gott nicht kennt" und nicht kennen null4. 723 INit Nachdruck wird am Ende noch einmal die zweite Zeile der Parabel wieder­ holt. Liegt auch der Ton darauf, daß der INensch allein, seine Gedanken und sein „herz", aber nichts „Außeres", die Quelle aller Unreinheit vor G ott ist,, so liegt in ihm doch auch die andere Versicherung — ein altes Erbe israelitisch-jüdischen Glaubens — , die G ott von allem Bösen der W elt und des INenschen freispricht. Das ethisch-religiöse Bild ist hier nur negativ gezeichnet; m an erkennt seine Züge genauer, wenn man die positiven Bestimmungen, die hier freilich nicht genannt sind, gegenüberstellt. (Es sind etwa für die letzten fünf: Wahrhaftigkeit, INäßigung, Neidlosigkeit, Demut, Einsicht. Alle Worte zeigen eine Haltung, die von dem Leben im Volk sich fernhält, und in der Beziehung des Einzelnen zum Nächsten und zu G ott sich erfüllt. Sie verzichtet auf weltmächtigkeit, aber sie fordert um so stärker Selbstmächtigkeit; sie w ertet nicht mehr die Tat, sondern hier nur „die Gedanken"; sie sieht darum auch nicht die Aufgabe, die Welt zu heiligen, 1 nXeovegicu, hier wie im folgenden der P lur., angelehnt an ö ia lo y io fx o l und dam it die einzelnen habsüchtigen Regungen bezeichnend. Zum Begriff s. IK o r 5 10f. 610 Eph 5s und vgl. meinen Kommentar zu Kol 3s. Plato spricht von der nXeoveU a, 6 n ä a a (pvoig öicoxetv necpvxev cog a y a fto v (Rep. I I 359c). Zu novr\giai s. noch INt 2 2 is Lk 1 Iso. 2 öoKog im AT z. B. Gen 2735 Dt 2724 ps 9 23; ferner Test. Iss. l n (zusammen m it TiovrjQia) 721 G ad.6s Benj. 64; zum positiven ps 234 312. — daeXyeia in L X X n t r Sap 1426 IIIINakk 22s (beide Riale von Heiden); vgl. noch Eph 4i9 I p t 4s Ju d . 4 — ötp&aXfiog novriQÖg Sir 14io 34is (31i4f.) Tob 4 ?B , auch Dt 15s. vgl. noch INt 62s. 8 vgl. prov 3 34, auch Jk 4s I p t 5s. 4 Auch dieser Begriff ist at.lich bedingt, vgl. ps 131, häufig in Sprüchen. Richtig E uthytm us: ätpgcov de xvglm g t ö juij elödvai ro v fteov.

144

Die Phönizierin.

sondern nur die andere, das eigene Ich zu heiligen. Ist das auch hier durch das Thema Hein und Unrein bedingt, so ist es doch ein Grundzug urchristlicher Ethik.

16. Wunder

im

Heidenland

(7 2 4 -8 9 ).

Der großen Hede folgen drei Wundererzählungen, rote sie auch der Parabelrede folgten. Waren sie dort eng durch die gleiche Situation verbunden, so stehen diese fast unvertnüpst neben ihr und spielen auf roeit entfernten Schauplätzen. Eine Heise Jesu ver­ bindet sie; sie berührt nur heidnisches Land und führt in großen Bogen durch die B e­ zirke, die nördlich und östlich von G aliläa liegen. Huf dieser Heise wird nirgends von einem Lehren und verkünden Jesu gesprochen, fluch von den erzählten Geschichten ist nur Eine zwingend m it einem Aufenthalt Jesu im Heidenland zu verbinden: 7 2 4 -3 1 ; alles sonst Erzählte könnte ebensogut auf jüdischem Boden geschehen, und spielt denn auch am See Genezaret, w enn auch auf seiner „heidnischen" Seite. Das zeigt, daß Tat­ sache und Lauf dieser Heise für den Erzähler selbständige Bedeutung haben. Welche M otive ihn dabei leiten, ist kaum mehr ganz ersichtlich. „Die Gegend von Tgrus und Sidon" ist die alte phönizische Seelüfte; um von dort unter Vermeidung von G aliläa „mitten durch die Dekapolis" zum galtläifchen M eer zu kommen, wäre vielleicht eine Houte durch den Libanon, flbtlene, Itu räa oder G aulanitis, Batanaä in die Dekapolis denkbar; sie würde freilich auch dann nicht „mitten durch oder in die Dekapolis" führen, sondern nur den nordwestlichen Zipfel dieses Gebietes streifen, der an den See heranreicht. Kennt Mk aber nur das Gebiet, auf dem die Heise beginnt, und das, m it dem sie schließt, jenes im Kordosten, dieses im Südwesten gelegen, und vermeidet er die Kamen aller dazwischen liegenden Länder, so ist diese ganze Heise nicht von einer deutlichen Kunde getragen, sondern es kommt ihm darauf an, Jesus gerade auch in diesen Gebieten wandern zu lassen. So folgen dann in der Darstellung des Mk: Galiläa (Kap. 1 — 6 ), Tgrus und Sidon und Dekapolis (Kap. 7), Tetrarchie des P hilippus (Kap. 8 ), Judäa und peräa (Kap. 1 0 und 11); es sind damit fast alle Landschaften genannt, aus denen nach Z? s die Anhängerschaft Jesu stammte. (Es sind zudem Gegenden, die ent­ weder rein jüdisch oder mehr oder minder judaisiert waren. Mk berichtet nur in diesen halb heidnischen Gebieten von einer Reiseroute Jesu, läßt Ih n in G aliläa und auch in Judäa und peräa ohne bestimmtes Ziel umherwandern. Das scheint ein Zeichen zu sein, daß die Überlieferung wohl von einem verw eilen Jesu in diesen Gebieten zu erzählen wußte, aber über den In h alt dieser Helfen nichts berichten konnte. Freilich ist mit dem allen noch nicht erklärt, weshalb hier nur die äußersten Gegensätze, von G aliläa aus gesehen, Tgrus und Sidon und Dekapolis in großem B ogen verbunden sind, v o n dem Ge­ danken aus, daß Galiläa das erkorene Land des Evangelium s ist, läßt sich ein Grund vermuten: Die Heise Jesu umschreibt das „G aliläa der Heiden" (M t 4 15 ), d .h . sie be­ gründet die Zugehörigkeit der galtläifchen Kachbargebiete zu dem erwählten Lande: auch hier hat Jesus Sich offenbart, vielleicht spricht der Bericht damit auch von dem Ursprung der ältesten Gemeinden in diesen G egenden1.

16a : D ie P h ö n iz ie r in (7 2 4 -3 0 )2. 2*Von dort stand Er auf und ging fort in die Gegend von Tyrus^. Und kam in ein tzaus und wollte, daß Niemand es erführe, und konnte doch nicht m * borgen bleiben. 25 9tfcer gleich — eine Frau hörte von ihm, deren Töchterchen einen unreinen Geist hatte, kam und fiel nieder zu Seinen Füßen. 26 Oie Frau war aber eine Griechin, /Phönizierin* nach ihrer Herkunft. Und sie bat Ih n , 1

Dgl. meine Arbeit: G aliläa und Jerusalem 28ff.; s. auch zu

8 2 2 -2 6 .

2 Dgl. Morgoliouth, The Syro-phenician Woman, The Expositor 1921, 1— 10. 8 6 t AB, die meisten m in fügen hinzu: x a t £iöä>vog; D U W < 9 ayrsln Or. lassen es aus. In d e s scheinen die ersteren mit M t 15 21 harmonisiert zu haben.

ritt 724-2«.

145

daß Er den Dämon aus ihrer Tochter vertriebe. 27Und Er sprach ju ihr: „Laß zuerst die Kinder satt werden; es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hündlein vorzuwerfen" 28@k aber antwortete und spricht zu Ihm : „Ach, Herr; auch die Hündlein unter dem Tisch essen von den Krumen der Kinder." 28Und Er sprach zu ihr: „Um dieses Wortes willen gehe hin! Ausgefahren ist von deiner Tochter der Dämon". 30Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Lager liegen und den Dämon ausgefahren. 1. Der einleitende Sah 24 dient lediglich dem Zweck, einen „heidnischen" Rahmen zu schaffen; die Geschichte des Ereignisses beginnt mit 2«. hier scheint im Ansang ITC! eingegriffen zu haben, um den Vorfall eng an die erwähnte Reise anzuschließen. Davon zeugen das markinische evftv wieder ging Er fort a u s dem G ebiet von T y ru s und kam durch S id o n an d as galiläische M eer inm itten des G ebietes der D ekapolis. (1 ) 32 Und sie bringen I h m einen Tauben und S tu m m en und flehen I h n an, daß Cr die Hand ihm auflege. (2 ) 33Und Er nahm ihn von dem Volk beiseit, und stieß die Finger in seine Ohren und netzte m it dem Speichel seine Zunge. (3) 34Und schaute a u f zum H im m el, seufzete und sprach zu ihm : Ephphatha, d as ist: S e i aufgetan. (4 ) 35Und es ward aufgetan sein Hören und stracks gelöst die Fessel seiner Zunge, und er redete recht. 36 Und Er gebot ihnen. N iem andem etw as zu sagen; so viel Er aber ihnen gebot, sie verkündeten es weiter und weiter. (5 ) Und über alles M aß erschraken sie und sprachen: 37„3ttles hat Er gut gemacht, und macht die Tauben hören und die S tu m m en reden." 1 . An zwei S tellen h at Ulf in Öen Bestand dieser überlieferten, n u r ihm ge­ hörigen E rzählung eingegriffen. 3 m U nfang fügte er die Reisebem erkung hinzu, die der Geschichte einen ungefähren (Drt gibt; sie w a r wie etw a I 4 0 -4 5 ursprünglich ohne Angabe von Zeit und (Drt überliefert. Der zw eite Zusah ist in D. 36 das Schweigegebot, das a u s dem R ahm en der Geschichte hinausw eist, von späteren W irkungen spricht, wo doch D. 37 w ieder zu (Drt und Zeit des Geschehens zurückbiegt. Anlaß dieser E infügung ist w ohl das x d T y iö la v von D. 3 3 , G rund die G eheim nistheorie des Ulf. B efreit m an die alte (Erzählung von diesen Z utaten, so tritt ein sprachlich und stilistisch m erkw ürdiges Gebilde h erau s. (Es besteht a u s fünf längeren Sähen, m it je drei P rädikaten, die zu kleineren S ähen von etw a gleicher Länge aufgefüllt sind. Sah 1 und 5 sprechen von den Zuschauern, Satz 2 — 4 von Je su s und dem T aubstum m en, und in g enauer U litte, in S ah 3, findet sich das w un d ertätig e w o rt. Auch vorher und nachher entspricht die satz­ weise G liederung genau dem 3 n h a lt. S ah 1 fa ß t die drei G ru p p e n : Jesu s, Kranker, Volk, zusam m en; Satz 2 — 4 sondern die beiden ersten vom Volk, und zw ar schildert Sah 2 die vorbereitenden G ebärden, S ah 3 die wirksame T a t in Blick, G ebärde und w o r t, Sah 4 die nachfolgenden W irkungen. D ann m ündet in Sah 5 alles in den feierlichen, choralartigen Schluß, den das „Volk" spricht. Die Geschichte ist so in besonderer w eise gegliedert und fast rhythmisch geform t. — 2 . Ähnliche (Eigentümlichkeiten zeigt der W o rt­ schatz. Seltene W orte tauchen auf (s. hernach); der letzte S ah wirkt wie der (Eingang eines D ankpsalm es. Alle diese (Eigentümlichkeiten berühren sich eng m it der Sprache der L X X , das Ulotiv aber m it eschatologifchen (E rw artungen der at.lichen P ro p h etie (s. (Erklärung). Also wächst die E rzählung a u s at.lichem B oden auf und erfüllt at.liche W eissagung; sie gehört d arum w ohl in jüdisches Gebiet, kaum aber in das „heidnische" der Dekapolis. — 3. Der Reiseweg Jesu fü h rt zunächst nach Uoröen, sei es durch die S ta d t S idon oder n u r durch ihr Gebiet*, v o n dort soll er an das galiläische Uleer gehen; die letzte B estim m ung d v d fie o o v rdbv ooImv rf j g A exa7tö?.eaj; soll wohl n u r dies östliche

1 w ellhausen verm u tet hier (B eth-)S aida statt Sidon als das ursprünglich G em einte. D as macht die Reise geographisch wahrscheinlicher, aber es fehlt dieser Konjektur jeder Rückhalt im Text. Ult h at hier Sidon ausgelassen.

Seeufer genauer bestimmenl. (Es ist zwar nicht für diese, wohl aber für die folgende Erzählung Voraussetzung2. 732-36 Denkbar kur; sind die Angaben, die von der Begegnung des Taub­ stummen m it Jesus sprechen^; alle Einzelheiten sind um so eindrucksvoller der Heilung vorbehalten. N ur das Eine ist bem erkenswert, daß m an Jesus bittet, „ihm die Hand aufzulegen". Es ist die v ertraute G ebärde der Heilung, dem Volk schon so bekannt, daß sie an Stelle der gem einten Heilung tritt, die sie verm ittelt; und hernach w ird gerade eine andere Geste Jesu geschildert, als scheue der Erzähler, Jesus durch irgendwelche M einungen oder W orte wie im voraus zu binden. M it liebevoller Sorgfalt w ird jedes einzelne S tadium des V organgs gezeichnet. Jesus löst den K rönten, der nicht hören und „kaum lallen" kann, von dem Volke los,- der Zug m ag früher n u r bedeuten, daß m an W under nicht schauen dürfe, hier erhöht er n u r das G eheim nis des schweigenden W undertäters Die Gesten, die E r vollführt, sind sinnbildliche Zeichen w ie wirksame M ittel der Heilung,- er „stößt ihm die Finger in die G hren", als sollten die verschlossenen durchbohrt w erden, benetzt die Zunge m it Speichel, wie um die schwer bewegliche zu lösen5. Ähnliches ist in vielen antiken Wundergeschichten bezeugt, aber alles dieses ist bisher n u r V orbereitung. Erst die dreifache T at Jesu bildet M itte und höhe dieser Erzählung: Sein Blick zum Himmel, Sein Seufzer und Sein W ort. Der Blick ist hier nicht ein Gestus des G ebetes, w ie ihn die From m en üben, sondern das stille und selbst­ mächtige Zeichen einer V erbundenheit m it „dem Himmel", die ihrer w under­ mächtigen W orte gewiß ist,- so blickt im 4 . E vangelium Jesus zum Himmel auf, ehe Sein R uf Lazarus aus dem Tode erweckt5. I n dem gleichen Sinne ist auch der Seufzer zu verstehen; er ist Zeichen eines gottgearteten Wesens, das in mensch­ lichen Grenzen eingeschlossen, dennoch allem Menschlichen fremd ist. völlig klar w ird dieser S inn durch das machtvolle, frem dartige Wort,- es ist ein frem der L aut und dennoch vertraut, gesprochen in der Sprache, die der Herr einst sprach, und zugleich seinem Sinne nach jedem e rs c h lo s s e n D a s W ort richtet sich w ohl an den Kranken, dessen M und und G hr bisher verschlossen w ar. N un w erden die ver-

1 Zu ävd p la o v vgl. Blaß § 204 . Möglich ist natürlich auch „mitten hinein" in (das Innere der) vekapolis. 2 Zur Reise s. oben Abschnitt 15. 3 (psQovaiv steht sonst nur von Kranken, die auf Bahren getragen werden (I32 2z) oder von Blinden (822). iioylXaXog ( = o fiöyig AaAcöv, einige Unzialen schreiben irr­ tümlich fioyyiX alov, als käme das w ort von \xoyyog = dumpfsprechend) begegnet nur hier,- es stammt wohl aus Jes 35 e, vgl. noch Ex 4 11 (Aq. Symm. Theod.; L X X bvoxuxpog) Jes 56 10 Aq. Belege aus den Papyri s. Moulton-Milligan zum Wort. nagaxciAeiv —bitten nur in „Menschensohn-Geschichten" I40 5 1 0 . 12.1 7 f. 623 6ee und 822. 4 änola^ ißdveiv steht nur hier im Mk (vgl. II Mass 621: dnoXa^ßdvovxeg a v ro v x a r 9 iöiav, auch P. Lond. 42 12ff; Wittkowski, p. 65 ). vgl. über die Gründe der Absonde­ rung Lagrange z. St. Analoge Beispiele aus dem AT sind IIIK g 17i»ff. IVKg 4 3 3 -35 . 6 Die Folge der Gesten ist in den Handschriften verschieden: Nach Tat. Diat. speit Jesus zunächst auf die Finger, legt sie in die Ghren des Kranken, und berührt seine Zunge, ähnlich auch WP 45 syrsin Ephrem. 6 vgl. zu d v a ß le n e iv 641 Joh 11 41 17i. earevaSev ähnlich noch 812, vgl. auch RöM 8 23. 26. 7 efpya&d ist natürlich Ethpeel von patach (valman, Grammatik p. 202. 222). w ort und Gebrauch des Speichels sind später in den Taufritus eingetragen, vgl. Sakram. Gelas. (ed. Wilson 79. 115). öiavolyeiv steht nur noch bei Lk 24 31 . 32 . 45 flct 7 se I614 173; es ist EX X -w ort (z. B. IIMakk U). S. auch zu 63«.

schlossenen Sinne geöffnet1. 3 n reicher und feierlicher Sprache w ird davon ge­ redet ; darum das ungewöhnliche „hören" statt G hren, das Bild von „der Sessel der Zunge"^ W endungen von biblischem Klange, fluch der letzte Sah „er redete recht" stellt nicht n u r fest, daß der Kranke richtig artikulieren kann, sondern be­ richtet darin wie im geheimen von der Wirkung einer göttlichen M acht: G ottes „W eisheit öffnete den M und der S tum m en und ließ die Zungen der U nm ündigen deutlich reden" (Sap. IO 21). Und so völlig gewitz ist der Bericht des wirksamen Jesus-W ortes, so durchdrungen von Seiner göttlichen M acht, daß er nicht m ehr davon redet, w oran m an dieses Hören-können konstatiert habe,' er verzichtet auch d arauf zu sagen, w as der Geheilte geredet oder w as die M enge von der ein­ getretenen Heilung habe w ahrnehm en können. 7 37 So hat auch der chorartige Abschluß hier einen neuen S inn, wie sonst nicht im Mk-Lvang. „D as Volk" ist wohl „über die M aßen betroffen"3, aber darin nicht von Zweifel oder U nglauben bewegt, sondern von einer frohen Gläubigkeit. Seine Be­ troffenheit gilt auch nicht der geheimnisvollen Macht des T äters, sondern der offen­ baren „G üte" seines „T u n s", das im v e rtra u e n bejaht wird. Ls ist also die A ntw ort einer gläubigen Gemeinde,- sie geht in W orten, die im AT n u r G ott zustehen und an den Schluß der Schöpfungsgeschichte erinnern4, w e il dieser Jesus Herr des G laubens ist, kann diese eine „gute Tat" zum Zeichen w erden, daß (Er „alles gut gemacht hat", wie es G ott einst tat. 3 n welchem Sinne das gem eint ist, lehrt der letzte Satz. (Eine alte W eissagung des Jesaja sagt (355.6): „D ann werden geöffnet die O hren der T a u b e n . . . und jubeln wird die Zunge des Stum m en", w a s an diesem (Einen geschah, ist also Zeichen größeren Geschehens, eben daß die Tauben hören und die Stum m en reden und (Er dam it „alles gut gemacht hat". 3 n ihm liegt dann der Gedanke, daß jetzt zu „guter", d. H. eschatologifcher Vollendung kommt, w as in einer langen dunklen Geschichte der Gottesgem einde vom ersten Anfang an angelegt w ar. h ier ist (Erfüllung at.licher eschatologischer P rophetie geschehen, und dies der ebenso geheime wie offenbare Sinn dieser Geschichte. Nun ist auch klar, daß das Schweigegebot D. sc auch sachlich in diesem Zusammenhang kein Recht hat. Wern sollte Jesus auch Schweigen gebieten5? Diese unbestimmten „sie" heißen ja in D . 33 das Volk, es stimmt in D . 37 den Lobpreis an ; aber das „Volk" zum Schweigegebot zu verpflichten, das hebt auch die Geheimnistheorie des Mk auf. — Die Geschichte trägt in sich eine merkwürdige S pannung; sie steht unter dem Gedanken der eschatologifchen (Erfüllung at.Iichen Glaubens und zeichnet zugleich das Bild eines antiken M agiers. M an pflegt beides für unvereinbar zu halten und das eine als u r­ tümlich jüdisches (Erbe, das andere als fremdes fynfretistifches G ut anzusehen. Diese Erzählung lehrt, daß in bestimmten Kreisen der Urgemeinöe beides in unlöslicher Ver­ bindung getragen worden ist. Aber welches sind diese Kreise und welcher Art diese Der4 Zur Form rjvolyrjaav, die noch M t 20 33 Act 12io Apt I I 19 15 5 begegnet, s. Blaß § 101. d x o a l = Gehör auch in I I M att 15ss vgl. noch £ t 7i Act l? 2 o Hb 5 11 Barn. 10 12 . 2 Biblisch ist an der letzten W endung nur der Gedanke, daß der Messias die Ge­ bundenen lösen werde (Jes 42? 49 s). Der Ausdruck öeofjidg rrjg ykcboorjg könnte ein magischer terminus (ein, wofür Deißmann, Licht vom O sten4 219ff. reiche Beispiele gebracht hat; nur daß hier auf eine dämonische Bindung nirgends reflektiert wird. 3 Auch vneQjieQioo&Q steht nur hier im N T; ynegnegioaeveiv noch Rom 5 20 I I Kor 74, s. auch ITHess 3 10 5 13 (Eph 3 20 . 4 Dgl. außer Gen I 3 1 noch Sir 39 1 « : r d egya x v q Lo v n a v ra o t i xaXd a h a ; Lk XvatreXet avrcg ei; MI xaXov ia r tv avrw fiäXXov ei. Zu xaXov . . . fiäXXov vgl. Act 2035 Gal 427, auch Jes 5 4 1 LXX. 2 vielleicht bars man auch sagen: Die römische Überlieferung bieses Herrenwortes neben einer palästinensischen. 3 fluch hier hat M t av/LKpeget h a t M t xaXov ia rtv c. ins. Zu xaXov ia rtv rj vgl. ps 1178s. hos 27 (9) Gen 4 9 12, für hebr. p 3 lt3 ; auch im Griechischen ist es nicht un­ bekannt. Herob. 926 ötxatov ia rtv . . . rj. 4 3 n D.43 verbeutlicht er für nichtjübische Leser noch ben Begriff Gehenna burch ben Zusah: „in bas geuer, bas nicht erlischt". Die wenbung geht auf Jes 6624 zurück, vgl. noch IV Kg 2 2 17 Jes 1 31 Je r 720 unb Lev 69(2): rö nvg rov $vataorr)gtov . . . ov aßea&rjaerat.

5 Dgl. Sir 7i? Jub I617 unb Bill. II 19 f. 6 Dgl. Bornhäuser, Gebeine ber Toten, 13. 23 .

-4sf. Endlich wird die Spruchreife durch drei Sätze beschlossen, die durch das Stich­ w ort vom Salz verknüpft sind,- und diese D reifeit gibt die größten Rätsel auf. Das m itt­ lere H)ort(D.5oa. b) ist auch Bit 5 13 und £11434 erfüllen, und die Iufanifche gorm stimmt genauer m it m f überein als die mattfäische. W t hat n u r im Vordersatz an Stelle von ficDQavftfj das verständlichere ä v a X o v y h r \ x a i gesetzt und irrt Nachsah das passiv ä g r v o & ij(r e r a i in das Aktiv a v r o a g r ä o e r e verwandelt^. Darin liegt w o fl nur gegenüber Bit eine sachliche Verschiebung; denn diese direkte Anrede der Jü n g e r macht es fast unmöglich, m it B it zu sagen: 3 f r seid das Salz der (Erde; Bis f a t also das Bild vom Salz von einer anderen Größe, dem W ort Gottes oder dem „Frieden" ( D . e o c ) verstanden. Bei dem ersten Spruch schwankt der Text so stark, daß eine sichere (Erklärung nicht rrtefr möglich ist2. Die verschiedenen V arianten lassen sich erklären, wenn m an den afrikanischen Text zugrunde legt: n ä a a ö e o v o i a ävaA .cü& rjaeT aiz . Der Satz gefört dann als Abschluß zu D. 48 und bringt eine freie von L X X abweichende Übersetzung der letzten im Blas. ver­ derbten Zeile von Jes 6 6 2 4 , das dort zitiert w ar. 3n dem letzten W ort (D . e o c ) , das -Bit allein fa t, läßt sich der Ausdruck „Salz" als ein festes Bild für göttliche K raft und Weise ©erstes en, wie etw a dem Ju d en die Tora dem Salz gleicht oder P au lu s von salzgewürzter Rede spricht4. Dann wäre der erste Teil tn efr ein Segenswunsch, dem im zweiten Teil die Apodosis folgen w ürde: „so fa b t if r Frieden untereinander"5.

21 . I n Judäa und Peräa (IO1-31). Wieder fassen sich drei Traditionsstücke zu einer gewissen (Einfeit zusammen: 1 . die Frage über Ehescheidung (10 1 -12 ); 2. die Frage der Kinder (IOis-ig); 3. die Frage des Reichtums (IO 17 -31 ). Der Anfang wird durch eine W anderung bezeichnet: „Und von dort stand er auf", und ebenso das Ende; in IO 32 folgt überdies die dritte £eidensverkündung. So vereint wieder ein und derselbe Schauplatz die drei Geschichten. Aber auch fier sind die geograpfischen Angaben ntefr die äußeren Wertzeichen für eine sachliche Zusammen­ gehörigkeit. Alle drei perikopen behandeln schon in der Folge ihrer Themen Fragen, die für die Jü n g er wichtig sind und in der Urgemeinde wichtig w urden; jede von ihnen ist wie 10 13-16 entweder selbst eine Unterweisung an die Jü n g er oder mündet in eine solche Unterweisung wie lO nf. und 10 23-31 . So ist auch hier das große Thema der Jü n g erlefre festgehalten, das über dem ganzen Abschnitt (8 2 7 — 1 0 5 2 ) steht.

21 a: D ie F ra g e der E h escheid u n g (IO1-12)6. 1Un$> von dort stand Er auf und kommt in das Gebiet Judäas und jenseits des Jordans, und wieder laufen Scharen zu Ih m und wie Er gewohnt war, lehrte Er fie wiederum. 2Und es kamen Pharisäer herbei und fragten Ih n , ob es einem Manne erlaubt sei, seine Frau fortzuschicken; sie wollten Ih n versuchen. 3Er aber ant­ wortete und sprach zu ihnen: „W as gebot euch Mose?" 4©te sagten: „Mose hat 1 Dgl. Bußm ann, Syn. Studien I I 101 f.; zum Spruch s. I . de Zwaan in N T hStu

1928, 176—182. 2 Dgl. Eouchoud, JThSt 1933, 124; pallis, Notes z. St. konjiziert a y v i o f t t f a e r a i statt ä h a f t t j o e r c u , wodurch aber die V arianten nicht erklärt sind. 8 D araus wurde a) durch Verlesung T iä a a f t v a i a ävaÄco& rjoE Tai, so b) durch Verdeutlichung n ä g y ä g n v g i ä va fo o & rja e x cu , so G . Unter Einfluß von £ev 2 13 wurde a) zu T iä a a y ä g & v o ia äX i ä fo o & ijo eT cu (so D), b) zu 7m g y ä g Tivgi ä X ia b r \a tT a i (so 6t B). Die weiteren V arianten erklären sich aus diesen fünf Formen von selbst (vgl. £egg z. St.); so im wesentlichen Eouchoud, J T h S t 1933, 124. 4 m ehr Beispiele in meinem Kommentar zu Kol 4« (W eyer I X 8 163?). 5 Freilich würde m an dann e lg r iv e v o e x e erw arten. R. Harris, Expos. Times 1924, 403ff., verm utet deshalb einen £atinism us: Das hebr. salem sei buchstäblich in das Lateinische übernommen als salem, und dieses im Sinne von Salz mißverstanden. Das ist geistreich, aber nicht weiter zu sichern. 6 £ it. : Branscomb, Jesus and the Law of Mose (1930), 149— 156. *

198

Die Frage bet Ehescheidung.

gestattet, eine Scheidungsurkunde zu schreiben und sie fortzuschicken." 8Jesus sprach zu ihnen: „Wegen eurer tzerzenstarrheit schrieb er euch dies Gebot. 6Vom An­ beginn der Schöpfung „hat Er sie gemacht, Mann und W eib;7Verhalten soll ein Mann feinen Vater und seine Mutter lassen, 8und sollen die beiden Ein Fleisch sein." "Daher sind sie nicht mehr zwei, sondern Ein Fleisch. W as also Gott gepaart hat, soll der Mensch nicht scheiden." 10Unt) zu Hause fragten Ih n wieder die Jünger darüber. 11Und Er spricht zu ihnen: „Wer fein Weib fortschickt nnt> heiratet eine andere, buhlt mit ihr; 12unt> wenn sie ihren Mann fortschickt und heiratet einen andern, buhlt sie." Ulf hat aus der Petifope von der Ehescheidung eine dreigliedrige Erzählung geformt, indem er ihr als Einleitung die Reisebemerkung und als Schluß die Jüngerunterweisung gab. 1. Die Wanderung Jesu „nach Judäa und jenseits des Jordans" ist mit at.lichen Worten geschildert: „Und von dort stand Lr auf"1; vielleicht steht auch hier wie häufig im AT der Gedanke dahinter, daß dieser Aufbruch in Gottes Rat liegt. Das Ziel der Wan­ derung heiht „Judäa und jenseits des Jordans"2, was nicht leicht vorstellbar ist; denn Judäa kann zuerst nur auf dem Wege durch Samatia erreicht werden, und das müßte wohl angesichts des für Juden gültigen Derbstes, durch Santaria zu wandern — das nach Ult 10s Jesus auch den Jüngern einschärft — gesagt sein, w äre Jesus auf dem Pilger­ weg gewandert, der den Jordan hinab auf seinem linken Ufer führt, so wäre peräa die zuerst besuchte Landschaft. Dieses wandern meint also nur, Jesus habe nun seine Tätig­ keit nach Judäa und peräa verlegt. Er ist dann noch nicht auf der Reise nach Jerusalem, und die Scharen, die „Ihm z u l a u f e n " 2, sind nicht galiläischeFestpilger, sondern Bewohner der beiden Bezirke, die Er „nach Seiner Gewohnheit lehrt". Beides sind typische Züge, und merkwürdig ist nur, daß sie erwähnt werden, nachdem Ulf das Kapitel der Lehre des Dolkes schon abgeschlossen hat. Sie sind deshalb wohl in der Tradition schon gegeben. Ulk berichtet von diesem wirken kaum etwas; die drei in Kap. 10 erzählten Dorf alle können überall unter Juden geschehen sein. Und die Folge ist auch nicht biographisch ge­ meint, sondern sachlich bedingt durch das Thema der Jüngerlehre. — 2. Das Hauptstück (2 -9 ) ist der Form nach ein Lehrgespräch; eine bestimmte rechtliche und religiöse Frage wird Jesu als einem anerkannten Lehrer der Schrift vorgelegt. Er verweist zunächst auf den Pentateuch; was dort gesagt ist, wird dann mit Hilfe einer zweiten Schriftstelle genauer geklärt, in diesem Falle berichtigt, und Jesu aus der Schrift begründete Uteimmg zuletzt in einem kurzen eigenen Satz zusammengefaßt. Die Partner des Gespräches heißen Pharisäer. Der Kante fehlt in wichtigen Handschriften, auch das nachgetragene neigdCovreg gelegentlich4. Das könnte ursprünglich sein, weil es der auch sonst zu beobachtenden Tendenz entspricht, unbestimmte Angaben zu verdeutlichen (s. zu 3« 6 2 2 ) und Jesu Erz­ feinde als versucherisch hinzustellen. — 3. Die Frage, die hier behandelt wird, ist im da­ maligen Judentum lebhaft erörtert5. An ihr scheiden sich die beiden Schulen, die des hillel, der eine laxe Scheidungspraxis für rechtens erklärte, und des Schammai, der die Scheidung einer geschlossenen Ehe für fast unmöglich hielt8. So finden sich zahlreiche Bei* 1 Z. B. Gen 22 s Ru 22 14 u. ö., auch Ulk 7 24. 2 Es lesen: xat niqav NBC*, Sia rov nigav A min, nur niqav C2D fam. 1. 13 lat syrr arm go aeth. Sia ist gewiß Korrektur, die Auslassung von xal durch Ult 19i be­ dingt; schon er hat wohl die im Text berührte geographische Schwierigkeit vermeiden wollen. 3 So ist ovfinoQEvovTai etwa zu übersehen, nicht aber „sie wanderten mit Ihm", was durch das ngög atiröv verwehrt ist. Erst Ult hat diese Wendung so verstanden (192): xai rjxoAovftrjcrav atircp noXXol ö%^oi, 4 TtQooeX&övreg oi qL&iv in diesem Sinne vgl. IKor 7ioff.

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202

Die Frage der Ehescheidung. Segnung der Kinder.

zucht, die nicht nur außerhalb jeder göttlichen, sondern auch jeder menschlich recht­ lichen Grdnung steht.

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10 12 Der zweite Satz, der das Gleiche für die Frau stipuliert, ist nur bei ZTTf überliefert; er setzt nicht mehr jüdische, sondern wohl römische Verhältnisse voraus. Denn im jüdischen Eherecht heiratet der Mann, die Frau wird geheiratet,- sie hat weder vor noch nach der Ehe, sei diese nun geschieden oder durch den Tod des Gatten gelöst, über sich selbst recht­ liche Verfügungsgewalt, sondern untersteht in der Ehe der potestas des Gatten und als geschiedene grau oder als Witwe der des nächsten männlichen verwandten. Wohl aber hat im römischen Hecht eine Frau unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, die Scheidung einer geschlossenen Ehe zu fordern. Es ist hier also ein unter jüdischen Vor­ aussetzungen gesprochenes w o rt an die andersartigen Bestimmungen des römischen Eherechts angeglichen. Ulan kann diesem Schluß sich nur entziehen, wenn man unter den mancherlei Varianten des Textes die folgende für die ursprüngliche hielte: „w enn eine Frau von ihrem M ann fortgeht und heiratet einen Anderen." Aber der Anstoß ist damit nicht völlig behoben; denn nach jüdischem Hecht „heiratet eine Frau nicht einen Andern", sondern wird einem Anderen verheiratet. Man muß dann schon hier eine zweite Variante zu Hilfe nehmen, um ihn auch für palästinensische Verhältnisse zu halten; aber damit ist nun ein neuer Text konstruiert*. Zwei Fragen knüpfen sich an die letzten Sätze: M t hat bekanntlich in Abweichung von Mk eingefügt: ^ eni n oovetq. Es ist keine andere Überlieferung, wie Mt 5 32 II Lk 16is zeigt, sondern eine [Änderung des M t; aber man darf sie auch kaum als schwerwiegende Erweichung des strengeren Mk- und Lk-Textes werten.] Denn schwerlich hat einem Mk und £f eine durch Unzucht zerstörte Ehe noch als Ehe gegolten (s. genaueres zu Mt 5 32). Sodann: Mk läßt Jesus diese Vorschriften im engeren Kreise der Jünger erteilen, obwohl sie nur aussprechen, was schon das öffentliche w o rt Jesu enthält. Der Grund scheint zu sein, daß die Frage nach der Möglichkeit der Ehescheidung, wie in anderer weise auch IK or 7 lehrt, in den urchristlichen Gemeinden umstritten war; weil es also ein Hecht der von „Welt" und Volk abgeschlossenen Gemeinde begründet, darum spricht es Jesus zu ihren Gründern.

21b: S egn u n g der K inder (lOia-ie)2. 13Und sie brachten Ihm Kinder, daß Cr sie berührte; die Jünger aber fuhren sie an3. 14S a Jesus es sah, ward Er unwillig und sprach ju ihnen: „Lasset die Kinder ju mir kommen, hindert sie nicht! Denn solcher ist Gottes Königreich. 152BZeo&ai ganz abgesehen, xal xlg = xlg äga M t; ebenso (und zw ar nu r) J o h 935: xal xlg iaxiv . . . 1 D 157 streichen äXX* ov nagä &eq> und geben den letzten Satz w ieder: nagä öi to > öwaxöv, so auch a ff (k) Tlem . Alex. D er Nachsatz fehlt in A fam . 1 69 al. 2 Subjekt des Satzes ist also t ö otiteoftai, einerlei ob m an m it M t bzw. westlichen Handschriften ein t o v t o einschiebt oder nicht. 3 Sach 8 0 : el äövvaxrjoei ivcbmov rd>v xaxaXolncov x o v Xaov xovxov iv xaig rjfiigatg ixelvaig, firj xal ivconov ifxov äövvaxrjaei; Xiyei xvgiog navxoxgaxcog; vgl. auch G en 1814 Hiob IO13: navxa Svvaaai, äövvaxel 001 ov&iv. 4 Die erste Reihe wird durch r j . . . r j. . . H gebildet, die zweite durch x a l . . . x a l . . . xal. D araus weiß B engel den schönen Gedanken zu ziehen: q u a e re lin q u u n tu r, disju n ctiv o e n u m e ra n tu r; q u a e r e trib u u n tu r, c opulative. 6 D a b ff schickt in 30 noch einm al v o ra u s : 6g äv.

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Armwerden und Nachfolge als der von Gott gewiesene w eg zum „ewigen Leben" ange­ geben ist. Indes enthält sie eine geschichtliche Voraussetzung, v ie Nachrichten, daß die Jünger alles verlassen haben, um Jesus nachzufolgen, sind nicht einheitlich: w ir hören vom Hause des Simon, in das Jesus einkehrt, später auch von seiner grau, die er auf Wanderungen „mitführt" (IK o r9 s). Dort ist das verlassen nur ein zeitweiliges Sich­ entfernen, nicht aber ein dauerndes Sich-entäußern wie es später gränz von Assisi tat. hier ist sichtlich gemeint, daß die Jünger ein Leben freiwilliger Armut mit ihrem Meister ge­ führt haben,- und dieser Gedanke scheint durch einige Jüngersprüche Jesu bestätigt zu werden (ITtt 1037f. £1142«). Damit gehören dann die Jünger zu den exemplarisch Armen.

1028-30 I n bekannter weise nimmt Petrus für die Jünger das IDort1; Das ..Siehe" und das betonte „ w ir" stellen den Gegensatz des Jüngers zum Verhalten des Reichen ausdrücklich fest; aber daß sie „alles verlassen haben"2, das befreit hier nicht zu ewigem heil, sondern belastet zunächst mit zeitlicher Not und Ent­ behrung^. Auch das Nachfolgen ist hier nicht mit dem Schimmer dieses heiles Ge­ glänzt, sondern wie mit dem Dunkel der Entsagung beschwert4. Es herrscht also der Lohngedanke, und die Antwort Jesu bestätigt ihn: w e r hingibt, empfängt hundertfältig wieder; merkwürdig ist nur, daß der Armgewordene schon in dieser Zeit alles hundertfältig wieder empfangen wird. M it solcher Verheißung scheint die alte Erw artung von einem glückseligen Zeitalter aufgenommen zu sein, da „bereitet ist der Überfluß" und „bei den Menschen gerechter Reichtum ist", greilich wird dieses heil zumeist von dem Anbruch des eschatologischen Tages er­ hofft, nicht aber „jetzt in dieser Zeit"5, w en n unter den Gütern des heiles auch „Brüder und Schwestern und M ütter und Kinder" genannt werden, so ist klar, daß Mk diese Verheißung in der Gemeinde der urchristlichen Gläubigen erfüllt gesehen hat, wo Jeder dem Anderen Bruder ist6. Die Bestimmung der Gemeinde ist es also, „in dieser Zeit" dem Mitchristen, der um Jesu und des Evangeliums willen alles preisgegeben hat, alles hundertfältig zu ersetzen, Besitz wie gamilie. So blickt aber eine konkrete Anschauung von der gläubigen Gemeinde durch: I h r Grund ist „Er und Sein Evangelium"7, ihre Glieder haben alles miteinander ge­ mein, vielleicht nicht im rechtlichen oder tatsächlichen Verständnis, sondern in dem Sinne der Bereitschaft, dem Bruder alles zu geben und alles zu sein. I n dieser inneren Fülle und Gemeinschaft ist das heil der jüdischen Endhoffnung 1 Der Beginn des Absatzes: rjggaro U yeiv ist weder semitisch noch auch kaum griechisch möglich (ohne jede verbindende Partikel!), wohl aber lateinisch. Auch das ein klemer Zeichen für seinen anderen Ursprung. Mt schreibt: röre änoxgifteig . . . , £ f elnev Öi tie rg o g . — Zur Antwort des Petrus vgl. Clem. Alex. Quis dives 2: raxecog rjgnaoe xai avvißaXe röv Aöyov. . 2 S. zu liess.: Dort veranschaulicht die Wendung nur die göttliche Gewalt des Wortes Jesu. 3 Gedankliche parallelen finden sich charakteristischerweise Act. Thom. 61 oder auch philo de vita contempl. p. 50 (ed. Conybeare): x a ra h n ö vreg ädeX(-oig), die Wendung ia n v ifiov ist nicht UNgriechisch, aber unbiblisch. Zudem ist der Gegensatz zwischen den beiden Satzhälften un­ deutlich : ovx ia n v ijiov fordert ein aAAd fteov, das aAA olg tfrolfiaorai ein vorausgehendes vfiiv. Deshalb fügen die einen Handschriften ( c fk v g ) im Vordersatz ein „euch" ein, die andern im Nachsatz nach M t 2 0 23 ein tinö rov nargög fiov hinzu ( fam. 1 syr hcl*). Beide Zusätze machen den Sah wohl klarer, aber sind darum wohl nachträgliche Glättungen. So hat vielleicht D.40 ursprünglich negativ geschlossen: „(Es ist nicht meine Sache, den Sitz zur Rechten oder Linken zu verleihen"; er würde der Grundhaltung Jesu entsprechen, über nähere Fragen des kommenden Äons völlig zu schweigen (vgl. Mk 1332 s te t!?). Den Nachsah hätte dann die Urgerneinde hinzugesetzt, wohl um den Anspruch der Zebedaiden gegenüber Worten wie M t 16is zurückzuweisen; es kommt hinzu, daß der Ausdruck rirol/jLaarai sich nicht genau in das Bild vom Ehrensih einfügt; wie iroi/idteiv in eschatologischen Zusammenhängen verwandt wird, zeigt etwa Joh 142 (vgl. auch Mk 14i2. 15f.)8. 1038.39 Schwieriger sind die W orte über das M a rty riu m zu beu ten 4, w a s bedeutet das „K önnt ihr" der F rage? M einte es die Bereitschaft und Entschlossen­ heit auch zu Leiden und Tod, so w äre der Ausdruck ungenau und ein „w ollt ihr" treffender. E s bliebe auch dann noch die Schwierigkeit, daß ein M ä rty re rtu m nicht an menschlichem w o lle n oder K önnen hängt, sondern gottgegebene Pflicht und G nade ist. Auch n u r die Frage stellen, ob m an es tragen w olle oder könne, heißt die Möglichkeit setzen, daß m an sich w ider G o tt stelle, w e ite r ist die T at­ sache dieses M a rty riu m s seltsam ausgedrückt; die B ilder vom Kelchtrinken und der Todestaufe erscheinen niem als m ehr im UH5, D as Erste ist n u r durch die Ge1 Das Sitzen zur Rechten ist der höchste Ehrenplatz, danach der Sitz zur Linken; vgl. IIK g 16s IIIK g 2i9 IL sr 4-v ps 109 (110)i Sir 12 i 2, auch Jos. ant. V I 119. 2 Bisher stand das Aktiv alrelv, hier das Medium ahela&ai; es mag darin zugleich eine Verurteilung des eigensüchtigen Verhaltens liegen: n dyanri od rd iavrrjg. 3 Dgl. auch Bernarb, A Study of Mc X 38f. in JThSt 28, 262—270. 4 Über die Geschichtlichkeit dieses Märtyrertodes, die hier nicht zu erörtern ist, vgl. Ed. Schwach, Nachr. d. Gött. Gelehrt. Ges. 1907, 266f. und Z N u w 1910, 89f.; auch Bultmann a. a. G.2 23f. 5 S. zu Mk 143«; zu ßanrlteoftai vgl. Gepke in Thwb I 536, und mein „Urchristen­ tum" 1120f. Im Sinne von Bluttaufe läßt es sich etwa seit Irenaus nachweisen, vgl.

ITT! 1038-45.

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schichte Jesu eindeutig geworden, im AT begegnet es noch mit vielfältigem Sinne; von der Bluttaufe des Märtyrers hat man erst am Ausgang des 2. Jahrhunderts sprechen können. Selbst wenn man annimmt, daß schon Jesus die Taufe des Johannes zu einem Signum des Todes gemacht hätte, so hat Er nach £ f 12so nur von S e in e m Tode so gesprochen; dann ist aber „getauft werden" noch nicht ein allgemeines Bild, daß J ü n g e r leiden und sterben müssen. Vas Wort deutet zudem auf die beiden „Sakramente", Taufe und Abendmahl, mindestens für den Evangelisten. Wenn ihre Beziehung zu dem „Martyrium" Jesu tief begründet ist, in welchem Sinne besteht sie bei den Zebedaiden? v ie Frage zeigt nur, daß es sich um ein gleichsam göttlich ausgezeichnetes Martyrium handeln mutz. Man mag diese Auszeichnung darin finden, daß Jakobus und Johannes als die ersten Apostel oder auch als die Führer der Urgemeinde den Zeugentod sterben sollen; in jedem Falle wäre diese Charakterisierung ihres Martyriums nur als Gemeinde­ spruch möglich. D a n n läß t sich auch verm u ten , w elchen M o tiv en diese S zen e ihren U rsprung ver­ dankt. I n ihr scheinen sich K am pfe um die F ührung der U rgem ein d e niedergeschlagen zu haben. D en n der Sitz zur R echten und Linken Jesu b ed eu tet, geschichtlich gesehen, den Anspruch, die ein zigen Leiter der G em ein de zu sein, und er richtet sich geg en den gleichen Anspruch Anderer, etw a d es P etru s, der sich au f M t 1 6 ir gründet, h ie r ist die Entscheidung durch ein H errenw ort g e fä llt: Richt die ersten und ein zigen Leiter w erd en die Z ebedaiden sein, w o h l aber die ersten und ausgezeich n eten M ärtyrer, die d as Gleiche dulden w erden w ie der Herr, fluch die V erbindung, in der die P ro p h etie d es M a rty riu m s m it der A n tw ort auf die B itte der Zebedaiden steht, w ird au s solch ein er geschichtlichen S itu a tio n der G em ein d e h erau s begreiflich. D an n rückt auch die F rage nach dem M ärtyrertod e der Zebedaiden in ein e tw a s an d eres Licht. D en n dieser Spruch w ill dann zunächst nicht ein geschichtliches Faktum prophetisch b eglaubigen, sondern die S te llu n g der ältesten und vornehm sten A postel ordnen. 1041-45 Mk leitet durch ein en kurzen erzählenden Satz zu einer kleinen Spruchreihe über; er ist wirklich nur V erknüpfung, und wichtig allein , daß die H errenw orte fo lg en . S ie sind in ähnlicher F olge und z. T . in anderem Z usam m enhang auch bei Lk vorhanden — M l hat sie fast wörtlich w ie Mk ü b erliefert — , und bilden ein e p a r a lle le zu Mk 9-5, die hier nur durch den gegensätzlichen vergleich m it w eltlichen Herrschern verstärkt ist. D a m it w ird auch klar, daß diese Sprüche nicht ad h o c form u liert sind, sondern ein e R eg el a n geb en , die u n ter den J ü n g ern a llg em ein gelten soll1. Mk hat gegen ü b er M t nur in zw ei sprachlichen D in g en ein e kleine B esonderheit; er spricht von d enen, „die sich Herrscher über die Volker dünken", jener kürzer von den Herrschern der W elt, Lk von den „K önigen". B et Mk ist der Ausdruck also von dem w isse n getränkt, datz alle irdische Herrschaft nur ein Schein ist, g egen ü b er — so darf m an w o h l ergänzen — der w ah ren „Herrschaft" G o ttes. D en letzten Spruch leitet Mk m it „denn auch", M t m it „wie" ein . B e id es sind w o h l kleine Zeichen, daß d as nc h folgen d e w o r t erst nachträglich an die voran geh en d en angeschlossen ist. I n der R eih u n g dieser kurzen Sprüche aber liegt d as Verdienst d es Mk oder seiner T radition ; kein Abschnitt der N T p rägt so m ächtig und klar w ie dieser den Gegensatz von „weltlichem " herrschen und gläu b igen D ien en a u s.

22c: D er B l i n d e zu J eri cho (1046-62).

"Und sie kommen nach Jericho. Und da Er auszog aus Jericho und Seine Jünger und einiges Volk, saß am Wege des Timäus Sohn, Bartimäus, ein blinder Bettler. 47Und da er hörte: Jesus der Nazarener ist's, begann er zu schreien und D ölger, Antike und Christentum I I I 117 ff. und zum G an zen v . C am p en hau sen , D ie I d e e d es M a rty riu m s in der alten Kirche (1936) 60 ff. 1 D ie g en au ere Erklärung s. zu M t 20 25 -2 8 .

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Der B linde zu Jericho.

ju sagen: „Sohn Davids, Jesus, erbarme Dich mein!" Und fuhren ihn Diele an, daß er schwiege; der aber schrie viel mehr: „Sohn Davids, erbarme Dich mein!" 49Und Jesus stand und sprach: „Rufet ihn!" Und sie riefen den Blinden und sagten ihm: „Sei getrost, steh auf, Er ruft dich." ^D er warf sein Gewand ab, sprang auf und kam ju Jesus. 61Und ihm antwortete Jesus und sprach: „Was willst du, soll Ich dir tun? Der Blinde sagte ju Jhm : „Rabbuni, daß ich sehend werde." 62Jesus sagte zu ihm: „Gehe hin, dein Glaube hat dich geheilt." Und gleich ward er sehend und folgte ihm nach — auf dem Wege. 1. Die (Beschichte scheint ihrer A rt nach w ohl v e rtra u t: L in H eilungsw under, wie so manche des M k-E vangelium s; indes zeigt die E rzählung eine Sülle eigentüm licher Züge. B em erkensw ert ist zunächst ihre S tellu n g und ih r S to ff; sie ist seit 8 2 7 die zw eite, im Lause des W irkens Je su die letzte Heilungsgeschichte. D er G rund ist w ohl w ie in l it t 11« oder J o h 93, daß B lindenheilung ein klares messianisches Zeichen ist, zum al die (Beschichte in ih rer jetzigen $ o rm w ie in eschatologischem Lichte steht. Ebenso bem erkensw ert sind hier Sprache und Stil. E ine M enge seltener W orte begegnet hier: D avids S ohn, erbarm e dich m ein sind im M k-E vangelium theologisch selten, Ausdrücke w ie nooaaiTrig (-rc5r), ävanrjöäv, auch bis zu einem gewissen G rade tpcovelv sind sprachlich singulär. D er Aus­ bau der E rzählung scheint w ohl nach festem Schema erfolgt: Die B egegnung als Ex­ position (D. 4 6 -4 9 ), die Heilung als Höhepunkt (D. 5 0 -5 2 ), die B ezeugung (D. 5 2 c ) . A ber schon ein schneller Blick zeigt hier eigentüm liche Z üge: M alerisch und breit a u sg e fü h rt ist der erste Teil, knapper, aber völlig dialogisiert die Heilung, die B ezeugung ist endlich a u f den kleinen Satz zusam m engeschrum pft: „U nd er folgte I h m nach au f dem W ege." Diese drei Teile gliedern sich auch nach äu ß eren Gesichtspunkten; m an kann sie form elhaft so um schreiben: N eben Je su s, vor Je su s, h in te r Je su s, oder nach der A rt der B ew eg u n g : 1. Je su s geht vorüber, der B linde hockt a m W ege; 2. Je su s steht, der B linde springt a u f; 3. Je su s geht w eiter, der B linde folgt. Zwischen dem „Sitzen am W ege" und „dem Solgen a u f dem W ege" v e rlä u ft wie zwischen zwei M arksteinen die E rzählung. E s ist klar, daß hier m it einer einfachen Kunst M otive der besonderen S itu a tio n eindrücklich a u sg e fü h rt sind. — 2. Die E rzählung ist u n s in ih rer ursprünglichen F orm kaum ganz unversehrt erhalten. I n D. 46 finden sich verschiedene Anstöße. D er Satz ist unklar kon­ struiert; es sollte heißen: „U nd E r zog a u s von Jericho; da saß ein B linder am W ege", in ähnlicher w e ise hat auch M t ü b erliefert. Der genetivus absolutus ist ü b e rfü llt; xal tw v iua&r)Ta)v avrov xal o%kov ixavov hinten nach. D er doppelte griechische u n d a ra ­ mäische N am e, der bei M t und Lk fehlt, ist sehr a u ffä llig 1, endlich erregt auch die genaue Lokalisation Bedenken, w ie der A nfang ursprünglich g elau tet haben m a g 2, ist kaum m ehr festzustellen, da die E rzählung selbst n u r ein Ausschnitt a u s einem größeren G anzen sein w ill, d a ru m kaum nach dem M aß e a n d ere r isolierter Geschichten beu rteilt w erden darf.

1046-48 Aus einer anschaulich geschilderten Situation, wie sie im Grient häufig ist, erwächst die Geschichte: An der Pilgerstraße von Jericho nach Jerusalem hockt ein Blinder; er erfährt von der Menge die mit Jesus wandert, wer vorüber­ geht9, und schreit seinen Bittruf in sie hinein; er ruft um so stärker, je mehr er zum Schweigen verwiesen wird, bis Jesus anhält und ihn rufen läßt. Zwei Züge die sich gegenseitig zu ergänzen scheinen, sind hier bemerkenswert: weshalb droht man ihm, daß er schweige? Es ist mit dem häufigen Schweigegebot nicht zu ver­ gleichen; denn dieses geht allein von Jesus aus, nicht von „vielen". So kann man nur vermuten, daß dies Schreien den Zug und den Meister stört, der in ihm wan­ dert. Es liegt eine weihe über Beiden, und nicht nur die, die jeder Pilger zur 1 Auch die Stellung der Namen ist sonderbar; man sollte erwarten: BaQxifialog o ia n v vidg TifiaCov (vgl. 3 17 7 n . 34 14 se). Dgl. Nestle, Marginalien 83 ff. 2 Vorschläge bei D tbelius a. a. G .2 9 4 f., S u n d w all a. a. G . 6 9 f. 3 Zu 'Irjaovg 0 Na^aqr\v6q s. E inleitung N r. 1. 2.

ZTtt 1 0 4 ,- 5».

225

heiligen Stadt unmittelbar vor dem Ziele fühlt (vgl. ps. 41 b), sondern auch die andere, die über diesem Meister liegt; denn für den Erzähler ist Er der „Sohn Davids", als den Ih n alsbald der Blinde anredet1. Das ist natürlich nicht eine genealogische Benennung, sondern der eschatologische Würdename. fllte Träume politisch-religiösen Glanzes haften an ihm, und was der Messias ihnen getreu voll­ bringt, das gilt nicht dem Einzelnen, sondern dem Volke als Ganzem, hier geht es um nichts dergleichen, sondern gilt es nur, die Not eines einzelnen blinden Bettlers zu lindem. So treten die beiden Gestalten, um die es sich in dieser Szene handelt, der Bettler und der Daoidide, noch eindrücklicher einander gegenüber, aber die Anrede zeigt auch, daß sie nicht mehr ihren ursprünglichen jüdischen Sinn hat. Noch deutlicher ist das durch die Bitte ausgesprochen: „Erbarme Dich mein!"2 Ein Jude kann sie nicht an den irdischen Messiaskönig richten, dessen Kommen und Walten selbst ein Zeichen von Gottes Erbarmen ist, sondern nur an Gott oder an einen göttlichen Herrn. Das bedeutet, daß in dem größeren Bilde der Urchristenheit die Züge des göttlich erbarmenden Heilandes und des Davidsohnes verschmolzen worden sind; sie hat den Gebetsruf geformt, sie drängt danach, diese einmalige Szene mit Linien auszuzeichnen, die über den Rahmen dieser Ge­ schichte hinausweisend, sie mit der heiligen weihe der letzten Wanderung Jesu zu seiner „Verherrlichung" erfüllen. Der eine Ruf genügt dem Erzähler nicht, er verdoppelt ihn; es ist ein altes Mittel volkstümlicher Steigerung. Er umgibt Jesus, obgleich oder auch weil Lr wie ein Rabbi mit Seinen Jüngern wandert, in allem mit dem Schimmer einer verborgenen Hoheit: Er vernimmt nicht sogleich den Ruf, der vom Wegrande her ertönt, kommt auch nicht zu dem Blinden, ruft ihn nicht einmal selber. M it der Wahrung solchen geheimen königlichen Glanzes * wird man es deshalb begründen dürfen, daß der Ruf des Bettlers verstummen soll: Es ist nicht Sache des eschatologischen Davidsohnes, sich um die Not eines Blinden zu sorgen; Größeres steht bevor. 10*9 f. M it zarten Strichen ist der Eintritt einer gleichsam ahnungsvollen Stille gezeichnet. Es fällt kein Wort, daß Jesus den Ruf gehört habe. Er verhält nur den Schritt3 und läßt ihn durch Andere rufen; und dieses fast alltägliche w ort ändert schon die ganze Lage. Eben noch bedroht, wird der Blinde jetzt getröstet; Hoffnungen wachen auf, die sich in dem kleinen alles verheißenden und alles ver­ hüllenden Satz aussprechen: „Sei getrost4, steh auf, Er ruft dich." Und noch tiefer ergreift den Blinden der Befehl des Meisters, und was sich begibt, darin wirft schon die Macht des kommenden Wunders. Lr kann wie ein Sehender handeln; der sonst am Wege hockt, springt auf6, und den man sonst führt, der findet allein durch die Menge der Menschen den weg zu Jesus. So führt eine leidenschaftliche Bewegung zu dem unmittelbaren Gegenüber des geheimen messianischen Königs und des blinden, halb nackten Bettlers. 1 Die Anrede Davidsohn findet sich bei Mk und Lk nur hier; vgl. zu 12--sf. und Einleitung, Nr. 5. 2 So häufig im Psalter,;. B. 6r 9i» 40». n 1223. Don hier hat die christliche Kirche das Kyrieleis ihres Gottesdienstes entlehnt. 3 fluch dieser Zug findet sich sonst bei Mk nicht; er prägt den Vorgang zu einer Episode um, auf einem Gang, der zu anderen über die Geschichte hinausweisenden Zielen führt. 4 Zu ö d g o e i vgl. zu 6 so. 6 ä v a n T jd ä v nur hier im NT, vgl. aber IKg 2034 251» Tob 24 u. ö. 6255 tohmey«, Markus,

15

Der Text berichtet, daß er sein Gbergewanü abgeworfen habe. Ts ist indes stehende Gewohnheit orientalischer Bettler, ihre Kleidet aus den Weg zu breiten, damit die vorübergehenden ihre Gaben darauf legen. So wäre zu erwarten, nicht daß der Blinde sein Gewand fortwirst, sondern daß er es an sich rafft, wie es in verwandter Lage Jer I17 oder stet 12» heißt: „Gürte dich." S w 8ln 565 lesen denn auch hier in iß a lü v , nicht änoßaX w v. Sachlich ist das passender. (Es scheint vor allem in der griechischen Literatur ein fester Zug gewesen zu sein, daß Jemand sein Gewand ablegt, um schneller laufen zu tonnen1; aus der Bibel gibt es dafür keine Belege*. I O 6 1 .5 2 So drängt die Erzählung dem Höhepunkt der Heilung zu. hier bricht alle Schilderung ab, es begegnet nur ein fast menschliches Gespräch, das alle wunderbaren Züge vermeidet und nur an kleinen Zügen seinen göttlichen Sinn enthüllt. Jesus mutz fragen, was die Bitte um Erbarmen bedeuten soll; Er weitz es nicht, sieht es auch nicht, sondern lätzt sich wie ein König das Anliegen des Blinden vortragen; und doch sind ähnlich formulierte Kragen bei Bis nur da be­ zeugt, wo zugleich auch die göttliche Art des Menschensohnes sich offenbart3. Des Bettlers Anrede ist aramäisch erhalten, gewitz nicht ohne Absicht, aber auch ohne Deutung, was anzeigt, datz sie den ersten Lesern aus sich verständlich war*. Seine Bitte lautet wörtlich : „Datz ich aufschaue" und mahnt so mit leisem Klang an die Verheißung,datzüer Gesalbte des herrndenBlinden ein „Aufschauen" geben werde3. Es ist weiter dieser Erzählung eigentümlich, daß sie weder von einer heilenden Gebärde noch auch einem heilenden Wort spricht. Das Wunder bleibt verborgen, und auch Jesu Abschiedswort spricht nur Geschehenes aus; es lehnt zudem alles Tun von Ihm ab und schreibt es dem Glauben des Bettlers zu. Der Zug ist auch sonst aus Heilungsgeschichten bekannt (5 m ), aber dort begleitet und erläutert er die geschehene Heilung, hier liegt es anders: Der selbst fragt: „w as soll Ich tun?", * der macht im folgenden w ort den Glauben des Bettlers zur heilenden Macht. Das bedeutet wohl, datz der Satz selbst schon eine feste Wunderformel ist, die man von diesem Meister kennt. Darum kann der Erzähler sie auch hier verwenden, wo die Heilung noch nicht geschehen ist, und braucht nicht zu fragen, wie es der Glaube sein soll, der hier geholfen hat. Diese spätere erbauliche Stilisierung ist auch an dem letzten Satz noch erkennbar. Er berichtet von der vollzogenen Heilung; aber er kennt nicht den Thorschluß, mit dem sonst ein wunder endet, gibt auch kaum ein Zeugnis für das Geschehene, vielmehr wo Er gesprochen hat, bedarf es keines weiteren Zeugnisses. Denn auch das letzte Sätzchen meint mehr als Bestä­ tigung des Geschehenen. Zum ersten und einzigen Male wird der sehend Ge­ wordene zum Jünger; er folgt dem Meister auf Seinem Gange und achtet selbst des ergangenen Wortes nicht: Gehe hin! So selbstverständlich ist dem Erzähler schon, — und diese Selbstverständlichkeit kann sich nur auf einen Gesamtaspekt der

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1 Dgl. Horn. II. B 183; Aristoph. Niib. 1104 und die Stellen, die Blayöes in seiner Ausgabe anführt. Dgl. Pallis, Notes 37. (Eine genaue Parallele steht bezeichnenderweise bei Lukian, Katapl. 15: iya ) S i . . . aafievog änogglipag n )v Ofilfajv . . . dvanrjör'jaag ev&i)s äw näSrjT os . . . r.inofirjv. Dgl. aber Lewis, The old syriac Gospels X X II. 2 iV K g 7 is oder auch Hb 12i gehören in andere Zusammenhänge. Ist ä n o ß a t ä v ursprünglich, so verrät es den hellenistischen Ursprung der (Erzählung; ist es inißaX d)vt so hat ein Späterer in AnoßaXcov geändert, nach hellenistischem Muster. 8 Dgl. Joh 5« und zu Ulf lio . 4 g a ß ß o w e l (s. Joh 20 1«), wie in den Targumen, entspricht etwa dem stanz. Monseigneur (oder auch monsieur). Dgl. (Einleitung, Nr. 3. (Es scheint das schlichtete Qoßßel ehrfürchtig zu steigern, [weshalb Mt und Lt es hier durch xvgie ersetzen.) • Dgl. Jes 42i».

IU! lOsi.62.

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Geschichte Jesu berufen — , daß der, den Jesus heilt, Ih m auch folgt. Aber zu­ gleich bleibt dieser Zug in dem Bilde dieser Geschichte: Am Wege gleichsam hielt sie, da der Zug Jesu vorüberging, verhielt einen kurzen wundersamen Augen­ blick, und nun geht der Zug weiter und führt „auf dem Wege" den mit, der ver­ loren am Wege hockte. Die Geschichte ist nur ein Ausschnitt aus diesem großen Gange, und ihr Ende kehrt sich wieder den ungesagten Zielen Seines „Weges" zu. D ie Geschichte ist ein e E inzel-C rzählung w ie andere,- aber sie ist zugleich von dem w iss e n u m d as G anze der Geschichte getragen , in die sie hin ein geh ört. D arau s erklären sich ihre ein zeln en Z üge, nicht a u s sich selbst w ie etw a die Anrede D avidsohn oder d as J esu s-W o rt: D ein G laube hat dich gerettet. Auch n eu e Z üge sind d am it hinzugewachsen: S ie ist lokalisiert, sie leg t nicht m ehr au f bedeutsam e W orte oder G ebärden Jesu w e r t , sondern S ein B ild steht in der I h m eigen en verb orgen en H oheit fest. D afü r w en d et sie ihr In teresse dem B lin d en zu,- m it dem , w a s er tu t, ist sie stärker beschäftigt a ls m it dem , w a s J e su s sagt oder handelt, und noch der letzte Satz redet von dem , der sehend w u rd e, nicht v o n dem , der ihn sehend m achte. S o hat ein erbauliches In teresse die G e­ schichte geform t,- der B lin d e w ird den Hörern a ls Vorbild und B eisp iel hingestellt, w e il m a n des G ru n d es und U rbildes, der G estalt I e su , sicher ist1. D ie E rzählung ist nach ihrer sprachlichen und sachlichen Art erst verh ältn ism äß ig spät geform t. Ulk h at w oh l nur in der E in leitu n g die V erknüpfung m it seinem Z usam m enhang deutlicher herausgestellt. I h m ist sie ein letzter B e w e is der messianischen w a ch t Jesu und ein Auftakt zu S ein em messianischen E in zu ge. Und sie eign et sich für diese S te lle trefflich : ihr feh len die ausdrücklichen H eiland­ züge, w ie w k sie sonst b eton t — nichts m ehr vom G eh eim n is w a lte t in ihr — sie ist eine königliche Erzählung, und ist sich, so in n ig sie sich dem b linden B ettler zu w en d et, dennoch be­ w u ß t, daß der w e if te t größerem Z iele zugeht: „Er geht vorü b er" ; Er komm t des W eges, Er erbarm t Sich a u f dem W ege einer ein zeln en N o t und w an d ert w eiter S ein en größeren w e g .

V. Jesu Botschaft in Jerusalem (II1-13 37). Daß m it d em feierlichen E inzug Jesu in Jeru salem ein n eu er Abschnitt d es w k E v a n g eliu m s b egin n t, ist offenbar,- fragen kann m an aber, ob nicht sein Ende erst m it dem Ende d es E v a n g eliu m s gegeben ist. D en n alle folgen d en Ereignisse haben den E in en Schauplatz in und u m Jeru salem . I n d e s ist die Geschichte von I e s u Leiden und Tod in jeder Hinsicht ein besonderes Stück der T radition (f. E in leitu n g zu V I). Auch besteht zwischen diesem fü n ften und dem folgen d en sechsten Abschnitt kein unm ittelbarer zeitlicher Zusam m enhang,- der erstere w eiß nur von der g o lg e dreier T age zu reden, der letztere setzt in 1 4 i n eu ein : „C s w aren noch zw ei T age b is zu m passa." Endlich hat dieser Abschnitt ein großes T hem a, in das nur an einer S te lle d as drohende Leiden seinen Schatten v o ra u sw ir ft (I 2 1 - 1 2 ) : E s ist die Botschaft I e s u für oder auch gegen die h eilige S ta d t. Cs ist dann aber auch zu fragen , ob w k die Geschehnisse von K op. 11— 16 in den R a u m einer ein zigen W oche zu sam m en ged rän gt hat. G esagt haben es erst W t 2 6 1 und I o h 1 2 i, nicht w k und auch nicht Lk. w k hat es aber auch kaum gem eint,- d enn er spricht v o n verschiedenen A nhängern J e s u m Jeru salem , von ein em „täglichen" Lehren im T em p el (1449). D er Z eitraum zwischen K ap. 13 und 14 ist also unbestimmt,- es m ag sehr v iel m ehr Z eit verstrichen sein a ls ein ( lo g 2, w k hat diesen Abschnitt obenhin geglied ert; D en ersten T ag schildert l l i - n , den zw eiten l l i s - 1 9 . w i t I I 2 0 b egin n t der dritte T ag; w a n n er endet, ist nicht m ehr gesagt. D ie in n ere g o lg e seiner Ereignisse reicht ein d eu tig nur bis 1212. D a n n sind, ohne einen zeitlichen Z usam m enhang, drei g ra g en berichtet, 1 v g l . dazu die schönen Satze des G rigen es in w t h om . X V I 11 ed . Lommatzsch

IV, p. 35. 2 D aß J esu s zum passa nach Jeru salem hinaufzieht, sagt w k n irgen d s. Er n en n t nur das Z iel: „ v iel leiden". Also ist auch d araus keine Z eitbestim m ung zu g ew in n en .

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Der Einzug in Jerusalem.

die man an Jesus stellt ( 1 2 i 2-m); ihnen folgen drei kurze Stücke, in denen Jesus „anhebt und lehrt“ (1235-14). Endlich wird der ganze Abschnitt durch die kleine Apokalypse in Kap. 13 beschlossen.

23. Der erste Tag (tli-n ). Auch die Ereignisse dieses Tages in Jerusalem halten nach fest, was den voran­ gegangenen Abschnitt beendete: Jesus ist „auf dem IDege". Sein Gang beginnt hier in Bethanien (lli-e), steigert sich zum triumphalen Einzug in Jerusalem (117-10) und endet im Tempel (llu ) . Durch diese dreifache räumliche Unterscheidung hat Ulk wieder in alter weise seinen Bericht gegliedert; daß dabei die beiden ersten Teile sachlich eng zu­ sammengehören und der dritte sich auf eine kurze Bemerkung beschränkt, ist deutlich. 23 a b c : O er E in zu g in J e r u s a le m ( l l v u ) 1. 7Und da sie nahe gen Jerusalem kommen . . . nach Bethanien an den Berg, sendet Er zwei Seiner Jünger 2utti> spricht zu ihnen: „Gehet in das Dorf, das vor euch liegt, und stracks wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen ange­ bunden finden, auf dem noch keiner der Menschen gesessen hat; löset es und bringet's her! 3Uttb wenn Jemand zu euch spricht: Warum tut ihr das?, so sprecht: Der Herr bedarf seiner, und gleich sendet Er es wieder her." 4Unt> sie gingen fort und fanden das Füllen angebunden am Tor, außen auf der Straße. °Und einige derer, die dort standen, sagten zu ihnen: „Was tut ihr, daß ihr das Füllen löst?" "Sie aber sprachen zu ihnen wie Jesus gesagt hatte; und sie ließen sie. 7Und sie bringen das Füllen zu Jesus und werfen ihm ihre Kleider auf, und Er setzte sich darauf. 8Und Viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, Andere grüne Büschel, die sie von den Äckern hieben. 8Und die vorausgingen und nach­ folgten, schrien: „Osanna! Gesegnet ist, der kommt im Namen des Herrn, 10ge# segnet das kommende Königtum unseres Vaters Davids, Osanna in der Höhe!" "Und Er zog ein nach Jerusalem in den Tempel, sah alles an, und da es schon späte Stunde war, ging Er hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen. £> b

1. Bethanien, „domus adflictionis eins vel domus obedientiae" (Hieronymus)2 liegt auf der Jerusalem abgewandten, südöstlichen Seite des (Blberges, von Jerusalem noch 15 Stadien = etwa 3 Kilometer (Joh llis) entfernt. Bethphage, das Ult an Stelle von Bethanien bietet und eine Anzahl Handschriften auch hier hinzufügt2, zu deutsch etwa „Zeigenhausen", lag wohl dicht vor den Toren Jerusalems4 im Kidrontal, das den (Biberg vom Tempelberg trennt. Der w eg Jesu führt von Jericho zum (Biberg hinauf, läßt vorher Bethanien rechts liegen, steigt dann den westlichen hang des (Bibergs hinab und führt durch Bethphage zu dem Nordtor Jerusalems. Ztlit dieser geographischen Lage 1 Lit.: Burkitt, JThSt 1916, 148 ff.; K. Pieper, Zum Einzug Jesu in Jerusalem (Bibi. Zeitschr. 1913, 397 ff.); H. Vogel, Tvang. ZtlattH. 21i-n (Blätter f. d. bayr. Gym­ nasialschulwesen 1923, 212f.); Lyder Brun, Segen und Zluch im Urchristentum 75; auch Burkitt, Amer. Journ. of Theol. 1911, 180 ff. 2 0 b die Etymologie richtig ist, ist fraglich; vgl. Dalman, (vrte und Wege (s. Verzeichnis). Es ist vielleicht das heutige el ’Azarijeh, das Lazarium des 4. Jhdts. (vgl. Silvia p. 57: Lazarium, id est Bethania, est forsitan secundo miliario a civitate). Zur Lage vgl. Kirsopp Lake in Beg. of Christ. V 475 f. 3 elg Br\$yayr\ xai ( + eig fct C, eig syreln) Brföaviav fct(A)BC, fast alle min, syrr arm go aeth; xai elg Brjftavlav D a b ff i (k) (r) vg, nur elg Brjftv eXai&v.

ritt 111 - 3 .

229

ist die westliche Lesart: xal elg Brj&aviav ngog r o ögog t w v eXai&v zur Not zu ver­ einen aber in keinem Falle die von NABC, die Bethphage zuerst und dann Bethanien nennt. Der Ölberg, ögog rw v ihaiwv oder auch ögog t o 9EXaietm Diele zeugten falsch wider I h n und ihre Zeugnisse waren nicht gleich.57Und Einige standen auf, zeugten falsch wider I h n und sagten: „ " W ir haben I h n sagen hören: Ich, ich werde vernichten diesen Tempel, mit Händen gemacht, und in drei Tagen einen andern, nicht mit Händen gemacht, werde Ich erbauen". 59Und auch so war ihr Zeugnis nicht gleich. 60Und es trat der Hohepriester in die Mitte und fragte Jesus also: „Antwortest D u nichts? W as zeugen diese wider Dich?" 61©et aber schwieg und antwortete nichts. Wieder fragte der Hohepriester I h n und sprach zu Ih m : „Bist D u der Gesalbte, D u der S ohn des Hochgelobten?" 62Jesus sprach: „Ich bin's, und ihr werdet sehen „den Menschensohn zur Rechten sitzend der Kraft und kommend mit des Himmels Wolken". " D e r Hohepriester aber zerriß seine Kleider und spricht: „W as bedürfen wir noch der Zeugen? 64I h r habt die Lästerung gehört. W as urteilt ih r?" Alle aber verurteilten Ih n , des Todes schuldig zu sein.65Und es begannen Einige Ih n anzuspeien und Sein Antlitz zu verhüllen und mit Fäusten I h n zu schlagen und zu Ih m zu sagen: „Prophezeie!" Und die Diener bedrohten Ih n mit Schlägen. Der Bericht gliedert sich deutlich in drei Absähe: 3 m ersten wird d as Suchen „des ganzen S ynhedrium s" nach ein em Z eu gn is w ider J esu s berichtet (D . 55 - 59 ) ; im zw eiten greift der Hohepriester selbst ein, und fein Zwiegespräch m it Zesus führt zum T od esu rteil ( D . 6 0 -6 4 ); der dritte bringt w ie ein Nachspiel die M iß h an dlu n g Zesu (D . es). So ist der zw eite Absatz eindrucksvoll a ls Kern des Berichtes h erau sgeh ob en 1.

1455-5? Gleich der erste Satz zeigt, in welchem Sinn der Bericht von dieser Verhandlung gegeben ist. (Es war Vorschrift bei Kapitalprozessen, daß die den Angeklagten freisprechenden Zeugnisse zuerst erörtert wurden; hier sind es Zeug­ nisse, die ihn belasten sollen. Die Richter „suchen" selbst nach begründeten An­ klagen, ja es wird unbefangen von der Absicht, Jesus zu „töten", gesprochen, was unmöglich wäre, wenn es sich um ein ordentliches Gerichtsverfahren handeln soll. M an kann diese Haltung des Satzes zwiefach deuten: (Er erzählt ohne genaue Kenntnis der Vorgänge und deshalb unrichtig, oder die Verhandlung w ar kein rechtmäßiges, sondern ein politisches Verfahren; vielleicht kommt auch Beides zu­ sammen. Zeugen treten auf; Mk spricht sogleich von falschem Zeugnis, vom (Er­ gebnis auf das Motiv schließend, aber er betont zugleich, daß nicht zwei die gleiche Anklage vorbringen können. Was sie sagen, ist überhaupt nicht berichtet. Nur (Eine Anklage wird ausdrücklich erwähnt, ein EDort Jesu angeblich wider den Tempel. 1459 D a s L ogion ist u n s a ls direktes H errenw ort nur J o h 2 i9 ü berliefert; M t hat nicht den Gegensatz von x £lQ07l0^VT0V und äxeiQonoirjrov, der auch J o h 2 19 feh lt. (Er ist sicherlich erläuternder Zusah der Urgerneinde, da er hier der Anklage jedes G ewicht neh m en w ürde und M t 1529 fehlt. Lk läßt den Zug hier a u s und bringt ihn in der S te ­ p h an us-E rzäh lu n g flct 6 14: 'Itjaovg ö Na^mgaiog xaraXvaei t ö v t o t i o v t o v t o v xaiäXXagei rd e&7] ä nagedcoxev rj/üv McoVorjc. A us dem vergleich der T exte folgt w oh l, daß die erste Z eile ursprünglich la u tete: xaraXvaco rdv vaöv rovrov , die zw eite Z eile: xai öiä rgi&v rjpEQMv olxoöofirjoa) avrov. M a n kann nur fragen , ob die zw eite Zeile auch ursprünglich zu d em W ort gehörte; Act 6 1 4 ergänzt anders, aber doch w oh l in bew ußter Korrektur, u m eben ein e Anklage zu form u lieren ; u m der W en d u n g öid (iv) rgi&v (-alv) rjfiegä>v(-ats) 1 Über d as jüdische V erfahren bei Kapitalprozessen hat Billerbeck die B e le g e zu M t 2 6 57 ff. I 997— 1024 zusam m engestellt, s. dort; ferner Juster, L es J u ifs d a n s l’em p ire ro m a in I I 1 3 2 ff., Lietztmmn, D er P rozeß Jesu.

Hl! 1455-61.

327

w ille n sie a ls sekundär zu verw erfen , ist W illkür. Der Spruch geht w o h l sicher au f ein W ort J esu zurück.

Jesus stellt in diesem W ort einen andern „Tempel" dem bestehenden gegen­ über,- es ist eine apokalyptische Hoffnung des Judentum s, daß der Messias ein neues Heiligtum bauen werde an Stelle des alten, sündig entweihten1. Zreilich ist dieses W ort etwas schärfer,- denn es verzichtet auf Gründe, weshalb dieser Tempel vernichtet werden mutz. Aber zugleich erklärt es diese Zerstörung als die Aufgabe und Absicht Jesu. Dann meint das w o rt aber in und mit dem Tempel den gesamten Bestand jüdischen Glaubens,- so hat es ja auch flc tö u verstanden, wenn dort hinzugesetzt ist: „und wird die Sitten (e&rj) ändern, die uns Mose über­ lieferte". 3n ihm liegt dann wohl nicht die Zerstörung jüdischen Glaubens über­ haupt ausgesprochen — wenngleich das W ort so gedeutet werden konnte —, sondern die eschatologische Befreiung von allem kultischen Wesen, von Blut und Gpfer. Damit wäre durch ein kühneres w o rt bestätigt, was der Sinn der Tempel­ reinigung war,- aber es ist zugleich auch der Anspruch angedeutet, datz der also spricht, der eschatologische Vollender selber ist. Noch dunkler ist, was die zweite Zeile meint. Zunächst bestätigt sie, datz dieser „neue" Tempel ein Wunder Gottes ist: in drei Tagen soll er erstehen, w en n Mk erläuternd hinzufügt, datz er nicht m it Händen gemacht sei, so ist ihm offenbar die johanneische Deutung auf „den Tempel Seines Leibes", d. H. auf die Auferstehung Christi noch fremd. Cr ver­ steht diesen Tempel dann wohl als die eschatologische Gottesgemeinde, die Ekklesia, deren vergleich m it einem Bau oder Tempel ein vertrautes Bild jüdischer (Eschatologie ist (ebenso M t 16is). Dann bezeichnet „in drei Tagen" nichts Anderes als einen denkbar kurzen Zeitraum, der das unbegreifliche Wunder dieses Baues und dieses Bauens veranschaulicht; in Allem spricht sich nur die Eine Tatsache aus: Ich bin der Vollender der Endzeit und ihrer Gottesgemeinde. D a s w o r t gehört dann sichtlich in die R eihe der M enschensohn-Sprüche; aber ihm ist eigentüm lich die scharfe W en d u n g gegen T em p el und K u ltu s. S ie taucht im MkC v a n g eliu m w o h l gelegentlich au f (s. zu 11 1 5 ff. 1 3 3 f f . ) , aber sie b egegn et nur hier in dieser grundsätzlichen Schärfe. N u n ist es ein Glaubenssatz der C bioniten, ausgedrückt in ein em H errenw ort: „Ich bin gekom m en die G p fer aufzulösen" ((E piph.haer. X X X 16s 3 5 4 s H oll), ein S ah , zu dem die U rgem ein d e zum m indesten durch ihr V erhalten teilw eise in W iderspruch stand ( z .B . Act 2 »s). D an n w ird vielleicht hier ein geschichtlicher G rund für das seltsame und undurchsichtige Auftauchen dieses J esu s-W o rtes klar, der hier nur eben a n g ed eu tet w erden kann: U m d es Gegensatzes w illen zu der in jen em w o r t nieder­ g eleg ten Anschauung sind in der evangelischen T radition die gegen T em p el und K u ltu s ge­ richteten J esu s-W o rte zurückgetreten, hat auch Mk dieses w o r t nur in solch flüchtiger w e is e berührt. K lar ist dann aber, datz hier ein e an d ersartige und ursprüngliche Ü b erlieferung v orliegt, die Mk durch die bezeichneten Zusähe um ihre Schärfe gebracht hat.

14ö9-6i Der Erzähler berichtet, auch so sei ihr Zeugnis nicht gleich gewesen. Der Satz ist nicht leicht verständlich; wenn „Einige" darin übereinstimmten, dieses w o rt sei von Jesus gesprochen worden, weshalb heitzt dann ihr Zeugnis „falsch" (D . 6s) oder „nicht gleich"? Die Auskunft des Hieronymus versagt hier: falsus testis est qui non in eodem sensu dicta intelligit quo dicuntur; die Anklage ist höchstens noch nicht präzis und klar genug, aber sie ist deswegen nicht falsch. Der Satz berichtet also nicht von einem Urteil, das die Sanhedristen aussprachen, sondern enthält ein eigenes Urteil des Erzählers, wie es das w o rt iyevdo/LiaQTVQow 1 Hen 9 0 aoff. T arg. Jes 5 3 s und vgl. z. B . Bousset, R e lig io n 3 2 8 3 ff; W eber, Jü d . T h eo lo g ie 2 3 7 5 f.; Billerbeck 1 1 0 0 4 s.

zweifellos tu t; es ist um jo verständlicher, wenn es durch eine spätere geschichtliche Auseinandersetzung der Urgemeinde bedingt ist. Dann aber ergibt sich auch ein sinnvoller Zusammenhang m it dem folgenden vialog zwischen dem Hohenpriester und Jesus. Der Hohepriester tritt feierlich in die M itte und befragt Jesus über dieses von den Zeugen angeführte W ort, das als Anklage nicht klar zu verwerten ist, und erfüllt damit nur die richterliche Pflicht, auch den Beschuldigten zu hören. (Er stellt zwei Kragen, die erste aus der Verwunderung über Jesu bisheriges Schweigen, das für das Gericht den verdacht der Schuld bestärkt, die zweite konkret nach In h a lt und Bedeutung des eben vorgebrachten Tempelwortes*. Erst das be­ harrliche Schweigen Jesu führt ihn zu neuer Krage; sie ist ja in dem Tempelwort angelegt. Wenn es gesprochen ist, wie die Ankläger behaupten, dann mutz Jesus auch den Anspruch erheben, der erwartete eschatologische Vollender im „Zerstören und Erbauen" zu sein. Die Krage mit ihrem betonten „Du" scheint spöttisch oder ingrimmig gedacht zu sein; sie geht von der himmlischen w ürde und Art des Ge­ salbten aus — o %QioTQQ ist, streng genommen, wegen des Artikels das gramma­ tische Subjekt — , um m it ihm das „Du" dieses Gefangenen zu kontrastieren. Die beiden Begriffe scheinen derart nebeneinander zu stehen, daß der erste allgemeiner die eschatologische w ürde, der zweite die besondere und unvergleichliche Art des erhofften Vollenders beschreibt. Sie stellen zusammen sein Bild dar als das einer göttlich transzendenten Gestalt, wie es nach v a n 7 auch der Menschensohn ist. Und auf diese Eine Krage antwortet Jesus zum ersten und einzigen M ale in diesem verhör wie hernach ähnlich in dem verhör des Pilatus mit einem „Ich bin"2, das doch zugleich für jüdisches Verständnis die feste Aussage des ersehnten eschatologischen Retters ist (f. zu 13s); und fügt nur, um die Wahrheit dieses „Ich bin" allem gegenwärtigen Augenschein zum Trotz zu bekräftigen, eine prophetische Aussage hinzu. 1 4 62 Sie verbindet ps 109i: xd& ov i x öe£iä>v stov und Dan 7i» Theod. löov p e r ä (L X X i n t vgl. M t 26«4) t d>v v etp etö v ro v ovgavov wg vlog äv&gcbnov ig%6{j,evog. Über die Verwendung von Dan 7ia f. zu 13 26 . Die stärkste Änderung hat das Zitat aus P f 109 1 erfahren; es ist in die Menschensohn-Anschauung hineingezogen und spricht damit von der Erhöhung des Menschensohnes — ein Gedanke, der der danielischen Vision und damit auch der von ihr getragenen jüdischen Apokalyptik unbekannt ist. Richt unwichtig ist auch der Ersatz des G ottesnam ens durch ötivafiig; er findet sich im R T nur hier und M t 2664, später noch p t-E v. 19, auch im gleichen Zusammenhang als Aussage des Herren­ bruders Jakobus (nach hegesipp bei Euseb. h. c. II 23ia). M an führt die W endung auf rabbinischen Gebrauch zurück (Dalmann, Worte I 165; Billerbeck I 1006); das ist gewiß richtig, aber es bleibt zu bedenken, daß sie geläufig nur in der Korm ist: „aus dem M unde der Allmacht", d .h . in der Verbindung m it dem Worte (Bottes8. Sie ist hier nicht gegeben; das läßt vermuten, daß das Wort „Kraft" nur in bestimmten jüdischen und urchristlichen Schichten eine wirklich allgem eine Umschreibung des G ottesnam ens war; vielleicht darf man dabei an die Kreise der galiläischen Anhänger Jesu denken.

Lin apokalyptisches Bild soll sich als ein dringlich nahes Ereignis vor den Augen des hier versammelten SynHedriums entrollen; es wird den Menschensohn

*

1 w ä re nur Eine Krage gemeint (so a b lq r 2, ähnlich c k f f vg: ad ea quae . . . ) , so müßte es eben heißen: ngog ä. BW tF lesen ort statt rl. o v x . . . ovöev ist verschärfte Negation, Blaß § 4 3 1 . 2 O fam . 13. 543. 472. 565. 700. 1071 arm Grig. lesen: av einag ort iya> e ifii. D as kann ursprünglich sein, da sich von hier aus die Varianten bei M t und £ f erklären, v g l. Streeter, The four G ospels4 322. 3 v g l. auch mein „G aliläa und Jerusalem" 6 9 f.

sehen als Herrscher der Dotier, der an Gottes Seite thront, und als Richter der Menschen, der mit den Wolken des Himmels kommt. Die beiden Partizipien sind also wohl mehr dazu bestimmt, die göttlichen Funktionen dieses Menschen­ sohnes anzugeben als konkrete himmlische Geschehnisse zu bezeichnen, da es schwer möglich ist, das „Sitzen" zur Seite Gottes und das Kommen auf Wolken sich gleich­ sam u n o intuitu vorzustellen. Dann folgt auch daraus, daß dieser Menschensohn der Gleiche ist, der vorher spricht: Ich bin’s — der Wechsel vom „Ich" zum „Men­ schensohn" entspringt also in erster Linie dem Zwang des Zitierens — ; und durch diese Identität wird dann der Widerspruch aufgehoben, der zwischen der Erschei­ nung des Gefangenen und Seiner Aussage besteht. Es gibt keine andere Stelle des IMPs, die so eng wie in Einem Akt Erhöhung und parusie verbindet und verheißt, dah Beides, nicht nur das letztere, von den Gegnern des Menschensohnes „gesehen" werde. (Es gibt auch kein w ort Zesu in den synoptischen Evangelien, das ähnliches verkündete,- denn von Sprüchen wie 9 i unterscheidet sich dieser Satz dadurch, dah er nicht zu Jüngern, sondern zu Gegnern gesprochen ist. (Es ist im Laufe des Mk-Evangeliums so, daß an dieser einzigen Stelle ausgesagt wird, w as die Leidensweissagungen noch verschweigen. 1463-64 M it lebendigen Zügen ist die Antwort des Hohenpriesters und des Synhedtiums auf dieses kühne Wort Jesu geschildert. Das Zerreißen der Kleider ist nicht nur ein Zeichen leidenschaftlicher Trauer, sondern Pflicht für Jeden, „der eine Gotteslästerung hört", insonderheit für den Richter1. So tut es auch hier der Hohepriester. Seine erste Frage lehnt nicht nur die Dernehmung weiterer Zeugen ab, sondern verzichtet auch auf das bisher von den aufgetretenen Zeugen vorge­ brachte Material. Sie klingt wie eine Antwort auf die Bemerkung des Erzählers D. Ls,- allem „Suchen" nach Zeugnissen, „um Ihn zu töten", hat der Angeklagte selbst ein Ende gemacht: Sein eigenes w o rt ist todeswürdige „Lästerung". M an * hat wohl gefragt, worin denn die Gotteslästerung bestünde, und zahlreiche Bei­ spiele angeführt, daß auch nach jüdischem Recht eine solche Lästerung nicht vor­ liegen könne. Das ist in juristisch formalem Sinne richtig; aber wie hier, so hat noch klarer das Johannes-Evangelium den Tatbestand formuliert, wenn Jesus dort sagt (lOse): Ihr sagt „Du lästerst", w eil Ich gesagt habe: „Ich bin Gottes Sohn" (vgl. auch Joh 5is). So liegt es auch hier: Der Hohepriester hat verstanden, daß Jesus Sich zum Herrscher und Richter, der an Gottes Seite sitzt, und damit „Gott gleich" gemacht hat (Joh 5is), w ie es zum Wesen des Satans gehört. Damit ist der Tatbestand der „Lästerung" erwiesen, und es bedarf nur noch der Frage nach dem Maß der Strafe: wie urteilt ihr? Und diese Frage ist rein formaler Art; denn auf Lästerung steht die Todesstrafe (Ru lSso Leo 24 1 6 f. I I IK g 20ioff.). (Es ist auch hier zu beobachten, daß der Hohepriester nicht nach den Regeln der jüdischen Prozeßordnung verfährt, auch umgreift sein Begriff der Lästerung den weiten und etwas unbestimmten Inhalt, den er in der politisch-religiösen Polemik der Öffentlichkeit hat. Das bedeutet bann: Sprache und Art der politischen Macht in religiösen Dingen redet aus diesem Abschluß der Derhandlung wie aus ihrem Anfange; und wieder ist zu fragen, ob der Erzähler eine ordnungsmäßige Der­ handlung ungenau und tendenziös wiedergegeben hat oder ob sie überhaupt eine solche Derhandlung gewesen ist. 1 Dgl. Sillerbeck I 1007ff., aus dem AT Gen 37rs Jud 14ie IIlTtafMas stet 14i«, auch Jos. bell. II 154, Oyid. hcroid. VI 27. Zur Frage auch Plato Pol. 340 A: xai t /, ig nqcoi ßrjoavT eg t ö v ’Irjcrovv dnrjveyxav*41 und wäre ovfxßovfaov . . . avveägiov nur eingeschoben, um mit 14 55-65 zu verknüpfen. Für solche Einfügung, wohl durch Mk, wäre auch der sachliche Grund anzuführen, daß 14 55-65 ja einen Beschluß über die Auslieferung Jesu an Pilatus nicht enthielt. Aber wie dem auch sei, es ist dann kaum erlaubt, 15i als das Rudiment einer älteren Tradition aufzufassen, die von 14 55-65 noch nichts wisse; der Schluß läßt sich mit demselben Recht umdrehen: weil 14 55-65 die ältere Tradition ist, der Fortgang des Prozesses aber von einer Verurteilung durch Pilatus zeugte, mußte diese „Beratung" von 15i eingefügt werden, um die Kluft zu überbrücken. — 2. Pontius Pilatus — Mk braucht nur das Eognomen — war seit dem Jahre 25/26 Prokurator von Judäa und blieb es durch zehn Jahre. Sowohl Josephus (ant. X V III und bell. jud. II 9 2ff.) als auch philo (leg. 38, wo er aus einem Brief des Agrippa I. zitiert) haben ein Bild von ihm entworfen als einem starrsinnigen, gewalttätigen und erpresserischen Despoten; doch mag dieses Bild verzerrt sein, wenn es auch in Lk 13iss. noch lebendig zu sein scheint. Seine Residenz war Eäsarea (Jof. bell. jud. II 92); aber wie in der passawoche eine römische Besatzung auf der Burg Antonia einzog, so verbrachte auch der Prokurator diese Zeit in Jerusalem (Jof. bell. jud. II 14s 15s). Er wohnte dort in dem „prätorium"

TU! 15i-5.

335

(f. zu 1515 ); aber wo dieses lag, ist nicht sicher. Entweder war es der Palast des herodes (vgl. stet 2335 und Schürn I n , p. 48) oder die Burg stntonia selbst (vgl. westcott zu Zoh I 8 2 8 19i3 und Dalman, Palästina-Jahrbuch II 15ff.), worauf in BI! 15s ävaßag ver­ weisen könnte (s. dort).

152-5 Nur in ganz knappen Zügen ist das verhör durch Pilatus geschildert. Die S t a g e , &ie er stellt, ist wohl wieder spöttisch gemeint, wie das betonte „Du" nahe legt, spöttisch gegenüber dem Gefangenen oder auch dem jüdischen Volk. Der Titel ist derselbe, der hernach über dar Kreuz geschrieben wird (1526), ist der ins rein politische übersetzte Begriff „Messias" und ist damit ein Zeichen der Auf­ lehnung gegen den römischen Cäsar und seine Herrschaft. Jesus antwortet auf die knappe $rage mit einem vieldeutigen „Du sagest es". So zu erwidern, kann der höfliche Ausdruck für ein Za sein, den man höhergestellten gegenüber an­ wendet ; es kann auch ausweichend sein, weder ein Za noch ein Nein, und soll so faktisch die Antwort verweigern, aber die $ortfühnm g der Szene ermöglichen1, wichtiger ist, daß $rage und Antwort auch kaum im rechtlichen Sinne der % e p stellung eines Vergehens gemeint sind. Venn ein römischer Richter kann nicht fragen: Bist Du der König, sondern höchstens: hast Du Dich so genannt oder so ge­ handelt? Und selbst wenn seine Stage lauten könnte, wie sie hier steht, so würde auch eine bejahende, geschweige eine vieldeutige Antwort einem Richter kaum ge­ nügen, wenn nicht Worte oder Handlungen zugleich bekannt würden, die den An­ spruch auf königliche w ürde beweisen. Anders ist es, wenn die Stage in einem verwandten religiösen Sinne gemeint ist wie in 14eo die Stage des Hohenpriesters; denn hier genügt ein einfaches Za oder Nein, um Schuld oder Unschuld in reli­ giösem Sinne zu begründen. Daraus geht aber hervor, daß die evangelische Tra­ dition die Stage auch in diesem messianischen Sinne gemeint hat, und Zesu Ant­ wort scheint dann gleichsam ein halbes Za zu sein, voll verständlich für den Gläu­ bigen, der weiß, daß Er der Christus ist; der Ungläubige mag dieses „Du sagest es" verstehen wie er will. Darum fährt denn auch Mk fort, daß die Hohenpriester Ih n „vielfach verklagen"; in diesen Anklagen könnte also allein ein rechtlicher Grund, sei es der $rei(prechung oder der Verurteilung, liegen. Don dieser Verhand­ lung w ar es wohl leichter, genauere Kunde zu erhalten, als von der Verhandlung des Sgnhedriums, wenn man darum bemüht w ar; denn eine römische Gerichts­ verhandlung ist, wenn sie ordnungsgemäß gehalten wird, der Öffentlichkeit zu­ gänglich2. Die evangelische Überlieferung hat sich offenbar nicht darum gemüht. Ih r ist ein Zug im Verhalten Zesu wichtiger: Er ist allen Stagen und Anklagen gegenüber völlig stumm. Der Grund ist auch hier wohl der von Zes 53?: stumm wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Dabei wird noch ein Nebenzug erkennbar, der Pilatus angeht; ein Richter würde etwa fragen: w a s hast Du zu antworten, und würde genau bezeichnen müssen, worauf im einzelnen die An­ klage lautet. Pilatus redet etwa wie ein Herr zu seinem Schützling gegenüber fremden Beschuldigern und wird durch das Schweigen Zesu zur „Verwunderung" geführt. Es ist das w o rt, das sonst dazu dient, die Wirkung göttlicher Wunder und Worte Zesu zu schildern. An dieser kurzen Notiz läßt sich ablesen, woran dieser Bericht interessiert ist, nicht an den Rechtsgründen des Prozesses, sondern an der 1 Etwa im Sinne von: „Du hast recht mit deiner Stage." vgl. Dibelius in ZNTlv 1915, 117. 2 Auch die Zeit eines solchen Verfahrens ist im römischen Recht die frühe Morgen­ stunde; Seneca de ira II 7 spricht von prima luce.

336

Das v erhör vor P ilatu s. Der Todesbeschluh.

Haltung der Menschen, die dem Meister, sei es als Richter oder als Klaget gegen­ übertreten. vor Ihm wird offenbar, was in ihren Herzen ist. Der Bericht seht zwei schwierige Stagen voraus: w ie kam es überhaupt zur Ver­ handlung vor dem römischen Prokurator und wie lautete die Anklage gegen Jesus? Die A ntw ort läßt sich, wie gezeigt, nicht aus einzelnen Andeutungen heraus, etw a in 14 65-6$ oder in 15 1-5 geben, sondern n ur aus der Art und dem Zusammenhang des konkret Ge­ schehenen,- sie hängt aber zugleich an der nicht völlig entschiedenen Stage, in welchem Umfang das Synhebrium Blutgerichtsbarkeit zu dieser Zeit besah. Selbst wenn es das Recht hatte, Todesurteile zu fällen, und die Macht sie zu vollstrecken, so fragt es sich dennoch, ob es in dieser konkreten Lage den W illen hatte, von solchem Recht und solcher Macht Gebrauch zu machen,- das heißt, wäre auch in 14 «4 ein rechtskräftiges Todesurteil ausge­ sprochen, so bestand noch im m er die Möglichkeit, dah das Synhedrium, welches ja zu­ gleich oberste politische Instanz w ar, aus politischen Erwägungen die V erantw ortung für Urteil und Vollstreckung abzuschieben suchte. Das ist im Salle Jesu zweifellos geschehen, wie das spätere Urteil des P ilatu s zeigt. Die Anklage kann dann aber nur politisch m oti­ viert gewesen sein: Jesus sei ein Rebell gegen die römische Herrschaft, der für Sich „das Königtum der Juden" in Anspruch nehme. So lehrt es die Überschrift am Kreuz (1526 Jo h I 8 1 9 ) . welche positiven Beweise für solche Anklage die Hohenpriester angeben konnten, läht sich nicht mehr feststellen, höchstens ihre Motive sind vielleicht noch zum Teil erkennbar: Es scheint einm al die „Surcht vor dem Volke", d. H. die Besorgnis um die eigene Stellung und die bestehende O rdnung gewesen zu sein (vgl. zu 14if.); dam it wohl eng verbunden ist die andere Anschauung, Jesus sei Seind jüdischen Glaubens, insbe­ sondere des heiligen Tempels. Die religiösen lassen sich hier von den politischen kaum scheiden. N ur noch unsicher läßt sich vermuten, weshalb solche Motive verhüllt und der vorw and eines politischen Aufstandes gegen die Römer gewählt wurde. Konnte Jesus schon nur durch einen nächtlichen Handstreich in die G ewalt des Synhedrium s gebracht werden, so mochte die Gefahr bestehen, dah eine öffentliche Vollstreckung des Todes­ urteils auf Anordnung des Synhedrium s noch viel stärker das Volk erregte. Solchen Ge­ fahren konnte man entgehen, wenn die römische Obrigkeit dazu zu bringen w ar, das Todesurteil zu fällen und zu vollstrecken, w ir m ühten die politischen Umstände des Todes Jesu und das offene und geheime politische Spiel zwischen römischer und jüdischer Be­ hörde kennen, um hier Sicheres sagen zu können.

33b: D er T o d esb esch lu h (ISe-is). «Zum Fest pflegte er ihnen Einen Gefangenen freizugeben, den sie sich aus­ baten. 7 65 lag aber einer, der Barabbas hieß, mit den Aufrührern gefangen, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. 8Und das Volk zog hinauf und be­ gann sich auszubitten, wie er ihnen zu tun pflegte. 8Pilatus antwortete ihnen und sagte: „W ollt ihr, daß ich euch den König der Juden freigebe?" 10Semt er merkte, daß aus Neid die Hohenpriester Ih n überantwortet hatten. 11S k Hohenpriester aber wiegelten das Volk auf, daß er ihnen lieber Barabbas freigäbe. 12Pilatus aber antwortete wieder und sprach zu ihnen: „W as soll ich dann mit Dem tun, den ihr den König der Juden nennt?" 13S k wieder schrien: „Kreuzige Ih n !" Pilatus fragte: „W as hat Er denn Böses getan?" 14Sk aber schrien immer lauter: „Kreuzige Ihn!" ^ P ilatu s wollte dem Volk Genüge tun und gab ihnen den Barabbas frei und übergab Jesus, den er hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung. 1. Der Bericht spricht von einer seltsamen gorm von Amnestie,- da sie die V oraus­ setzung der folgenden Szene enthält, wird sie in einem vorausgeschickten Sah kurz gestreift. Der Brauch ist sonst nirgends in dieser gorm bezeugt,- er erinnert von fern an den Bericht, den Livius von dem lectisternium gibt (V 13), und an die Bemerkung des Athenäus über das gest der p elo rien : xai rovg öeofilovg Iveiv. Näher kommt schon ein ägyptischer

Vorfall (Papiri greco-egizii Nr. 61 aus dem Jah re 86/88 n. Chr.); der Präfekt E. Sep- * tirnius vegetus erläßt einem Angeklagten die Strafe der Geißelung m it den W orten: ä£iog ftev Jjg fiaoriyco'&rjvai . . . £ag££o/-tat ea yeMcboag). Die Geißelung wird nicht berichtet. M an weiß daher nicht, in welchem Sinne D. 16-20 „Ausführung" und weshalb sie sekundär ist. 2 v gl. dazu zuletzt H. Tadbury in Beg. of Christ. V .300f. 3 P u rp u r und goldener Kranz werden Jo n ath an IMakk IO20 dargereicht; vgl. auch IlM akk 144. Sonst wird vom diddrjfia gesprochen: Jes 623 Esth 6s IMakk ls llia Apk 1 9 i 2 . Der Kranz kennzeichnet also wohl den Im p erato r, vgl. Sueton. Tib. 17. Zum P u rp u r vgl. meinen Kom m entar zu Apk 174. 4 Macrob. sät. I I 4 2 s. Zu äonateoftai s. windisch in T hw b I 494ff., zu tiqooxvveiv Joh§. Hort, Proskynein, passim.

es wohl darum, weil der Psalter es mit tieferem Sinne gefüllt hatte: „Spotten" können nur die Gottlosen, und sie spotten überall, wo sie einem „Gerechten" be­ gegnen,- darum leidet dieser Gerechte immer unter dem Spott, so lange er allein auf Gott baut inmitten einer gottlosen Welt. So erfährt auch Jesus diesen Spott der Welt,- es ist ein Stück des Ih m bestimmten Leidens. Hugo G rotius (ad M atth. 2727) hat zum ersten M ale diese Erzählung m it dem Bericht philos in Elacc. 6 p. 522 verglichen, nach dem beim Einzug Agrippas in Alexan­ drien ein ITCimus aufgeführt wurde: Ein Blöder wird m it einer Papierkrone bekränzt, m it einer Decke umhüllt, ein Rohr ist in seinen Händen, vor solchem Bild führen dann die übrigen die feierlichen Zeremonien einer königlichen Audienz auf. Wettstein zog die Beschreibung des Sakenfestes bei Dio Ehrysost. IV 66 f. heran, bei der zu der theatra­ lischen Verspottung des Sakenkönigs auch die M ißhandlung sich gesellt. Ähnlich ist es bei dem Fest der Saturnalien (w endland, Jesus als Saturnalienkönig, Hermes 33, 175ff.) ; und solche Bräuche scheinen bis in die babylonische Zeit zurückzureichen. Um solcher ferneren und näheren Analogien willen ist es möglich, dah dieser Vorfall in der Passion Jesu auf eine Soldatensitte zurückzuführen ist, welche einen ursprünglichen Festesbrauch zu einer rohen Belustigung m it verurteilten depraviert.

34. Die Kreuzigung (15 200-32). w ieder sind drei Erzählungen um eine kurze Zeitangabe gesammelt: Es w ar die dritte Stunde ( v .25). Der neue Anfang an dieser Stelle ist durch den Wechsel des G ries gegeben: 15i-2oa spielt in und vor dem präto riu m , 152ob-32 auf Golgatha. Das Ende wird in D. 33 durch eine neue Zeitbestimmung gegeben. Die drei Erzählungen gliedern sich nach ihrem In h alt, und in jeder von ihnen treten neue Personen auf: 1. D .200-22: Der Gang nach Golgatha m it Simon von Kyrene; 2 . D. 23-27: Die Kreuzigung m it den beiden Schächern; 3 . v . 20-32: Die Schmähung der vorübergehenden. So ergibt sich eine seltsame und wohl kaum ganz zufällige Parallele zu dem vorigen Abschnitt: Dem Gang zum p räto riu m entspricht der Gang zum Tode, dem Gegenüber von Jesus und B arabbas das von Jesus und den beiden Rtitgefreuzigten, der Verspottung durch die Soldaten die Schmähung durch die vorübergehenden.

3 4 a: D er G a n g nach G o l g a t h a (lSaob-22). 20Und sie führen I h n hinaus, daß sie I h n kreuzigen. 21Und pressen Einen, der vorüberging, Sim on von Kyrene, der vom Felde kam, den Vater des Alexander und R ufus, daß er Sein Kreuz trüge. 22Und bringen Ih n nach der S tä tte Gol­ gatha, das ist übersetzt: „Schädelstätte." 1520-22 Ls ist jüdische wie römische Sitte, dah eine Hinrichtung vor den Toren der Stadt stattfindet; so wird auch Jesus hinausgeführt „außerhalb der Stadt", wie Hb IZ12 verdeutlicht1. Der w eg, den Jesus geht, mag mit der späteren Via Dolorosa übereinstimmen, die von der alten Burg Antonia quer durch Jerusalem zu der späteren Grabeskirche führt2. Der verurteilte trägt sein Kreuz selbst zur Richtstätte3; es scheint auch hier gemeint zu sein, dah Jesus im Anfang des Weges die Last des Kreuzes getragen hat, vielleicht durch die Gassen Jerusalems, und dah vom Stadttore ab Simon von Kyrene von den Soldaten gepreht wird, das Kreuz dem verurteilten abzunehmen. Dieser Simon braucht kein Ausländer zu 1 p lu t. de ser. num. vind. 554 A, Artemidor. Oneirocr. II 56, Pauly-Wissowa IV 1731, Billerbeck I 587. 2 vgl. Robinson, Later Researches . . . 170; Dalman, Palästina-Jahrbuch II 15ff. 3 vgl. p lau tu s mil. glor. 359f.; Cicero pro Rabir. 3, 10.

sein, sondern mag ein Zestpilger gewesen sein, der zufällig dem Zuge begegnete, vielleicht einer jener nicht wenigen Juden, die nach der heiligen Stadt zurück­ kehrten und dort bis zu ihrem Ende lebten1. Vieser Simon ist also Zeuge der Kreu­ zigung Jesu,- er ist durch seine beiden Söhne noch jetzt in der Gemeinde bekannt, die deshalb erwähnt w erden2. vielleicht hat ihm die evangelische Tradition auch um des Dienstes willen, den er Jesus erwies, hier ein Denkmal gesetzt,- er ist der erste, der Ih m Sein Kreuz nachtrug3. So gelangt der Zug nach Golgatha. Golgatha ist die Transkription von aram. golgoltha, hebr. gulgoletb, jyr. gugaltha; es ist schon Hi 9 5 3 IV Kg 9 3 5 durch xoavlov wiedergegeben, daher hier roh yoftä ronoq = Koavlov ronoq ( — calvariae locus Vg), d. H. ein Hügel, dessen Form einem menschlichen Schädel gleicht (vgl. £f 233a: i m . . . Koavlov). Erst die christliche f e ­ gende weiß, dah hier Adams Grab war (holl, Ges. Aufsätze III 36—47), und erst in ihrer späten Horm dient sie zur Erklärung des Namens (vgl. auch harnack, Texte und Untersuch. 42, 47f. 161f.). Hieronymus erwähnt noch die Deutung locus decollatorum, die aber unglaubwürdig ist, da Enthauptung keine jüdische Strafe ist. Die Lage ist nicht völlig ohne Zweifel, doch wird man die Stätte etwa dort zu suchen haben, wo jetzt die Grabes­ kirche sieht4.

34 b : K r e u z i g u n g (1623-27). 23Unb sie geben Ih m gewürzten Wein, Er aber nahm ihn nicht. 24Und kreu­ zigen I h n uttb verteilen Seine Kleider, das Los über sie werfend, wer was davon­ trüge. 25@6 war aber die dritte Stunde, da sie Ih n kreuzigten. 26Und war die Aufschrift Seiner Schuld geschrieben: „Oer König der Juden." 27Und mit Ih m kreuzigen sie zwei Aufrührer, einen zur Rechten und einen zu Seiner Linken3. 1523 (Es w ar ein jüdischer Brauch, für den man sich auf prov 24 74 berief, dem verurteilten einen Trunk stark gewürzten Weines zu geben, der wohl die bevor stehenden Dualen lindern sollte6; man hat später geschlossen, daß jerusalemische Stauen Jesus diese letzte Barmherzigkeit haben zuwenden wollen (£k 2237ff.). Aber Jesus verweigert auch diesen wie es scheint betäubenden Trunk7, vielleicht ist es nicht ganz zufällig, daß INk hier von der Kreuzigung im Präsens spricht, obwohl das Präsens sonst ihm geläufig ist und schon in 1627 wieder begegnet. Aber vorher und nachher hat er nur Präterita gebraucht. (Es ist als wäre die Kreu1 Auf kyrenaica gab es eine starke jüdische Kolonie, und in Jerusalem eine Syna­ goge derer von Kyrene Act 2 10 6s 13i Jos. c. Ap. II 4; Schürer I II 53. 2 Ein Hufus wird Hörn I 6 1 3 erwähnt, der Name Alexander noch Act 1933 IT im I 20 IIT im 4 1 4 . weshalb Simon zu diesem Dienst gepreht wurde, wissen wir nicht. Joh 19i? leugnet den ganzen Vorgang. Zür die Chronologie des Todestages Jesu ist aus der Bemerkung: „Der vom $elöe kam", nichts zu entnehmen. 3 Der Erzähler braucht a I q s iv t o v o r a v q ö v a v r o v wie INt 8 3 4 . 4 Dgl. Sachjse ZN Tw 1920, 29ff.,- Jeremias, Golgatha 28ff.; Dalman, Grte und Wege 276 ff. 6 Der Tcxtus receptus liest als D. 2 s: x a l in Ä T jQ ti)#?] r) y g e u p t) ((pcovrj H) r) M y o v o a ' x a l fXBTOL ävopicD v i h o y l o f t r ) . (Er fehlt in HABCD u. A. und ist wohl aus £k2237 ein­ gedrungen. I n D. 25 ist das letzte x a l wohl volkstümliche, auch im Klassischen mögliche, im Neugriechischen übliche Redeweise für ein Ö r e (vgl. £k 2344 und INk 2i&). o r e lesen fam. 13. 543. 544. 1071. vg.; D ff k n r 1 haben x a l i x p v X a a a o v a v r o v . Das könnte auch ursprünglich sein trotz INt 2736 und würde die auf den ersten Blick vorhandene Doppelheit der Kreuzigung beseitigen (vgl. Allen z. St., Couchout) a. a. G. 133, auch Bläh §4424. 6 vgl. Billerbeck I 1037. Über den Gebrauch von Würzweinen vgl. auch Plin. h. n. XIV 15. 7 o q (e)t den Ruf nach Llia herauszuhören, weshalb die ursprüngliche hebräische Anrede r\Xtl wahrscheinlicher ist. Schwieriger ist die zweite Frage: aaßa%^avei (-xravei R) führt auf die Wurzel sabaq „verlassen" (vgl. Dan 4 12.20. 25). D hat Zay&avei ; das sieht wohl nach stärkerer Assimilation an den T e x t.Mas. aus. Aber D i c k übersehen dann (bvelöiaag bzw. maledixisti, bringen es also m it dem syr. Stam m für verfluchen zusammen. Noch Makarius M agnes I 12 kennt die doppelte Lesart,- für die zweite könnten Stellen wie Dt 2123 Gal 3 13 sprechen*. Jedenfalls ist das w o r t sprachlich gemischt.

1533 I n einem wundersamen Zeichen kündigt sich der Tod Jesu an: Dunkel lagert um die helle Zeit des M ittags über dem ganzen Land. (Es ist wohl ein all­ gemeiner Volksglaube, daß über den Tod gottbegnadeter Menschen Himmel und Erde m ittrauent2; für unseren Bericht darf man nicht nur an Am 89 denken: „Geschehen wird's an jenem Ta g e , . . . Ich lasse die Sonne eingehn im Glanz, ver­ finstern die Erde am lichten Tag", sondern auch an Mk 1324: w en n der Menschen­ sohn kommt, verliert zuvor die Sonne ihren Schein. Der Tod Jesu macht also die Herrlichkeit des Menschensohnes offenbar,- das ist aus dem plötzlichen und wunderbaren Dunkel zu lesen. Gb dieses Dunkel über „der ganzen Erde" oder nur über Judäa lagert, sollte man nicht mehr fragen, noch weniger aber dieses Dunkel durch „natürliche Bewölkung" erklären w ollen3. 1534 Das letzte w o rt Jesu* ist ein Psalmwort: Der leidende Fromme betet im Angesicht seiner Feinde und Verächter zu Gott. M it geheiligten Worten klagt Er also Seine Gottverlassenheit. M an darf von ihrer Strenge kaum etwas ab­ dingen,- das w o rt spricht von einer unergründlichen Verzweiflung, auch und ge­ rade an Gott. I n dem Augenblick des Todes zerbricht auch dieser halt, der nicht zerbrechen kann, und leer ist die Welt von Gott. Aber dieser Schrei der Verzweif­ lung ist zugleich ein Gebet an „Meinen Gott" mit Worten der heiligen Schrift; Beides enthüllt noch andere Motive. Niemals vorher ist die Nähe zu Gott, gleich­ sam der Besitz Gottes so klar zu Worte gekommen wie in diesem Worte abgrün­ diger Gottverlassenheit,- und wenn es mit Worten von Pf 22a geschieht, so emp­ fängt dieses betonte „Mein" nur um so tieferen Sinn und größere Kraft. Und dieser Sinn liegt darin, daß Jesus alle die Leiden erduldete und erdulden mußte, die der Beter des ATs prophetisch verkündete. Sein Leiden am Kreuz, Seine Ver­ zweiflung in diesem w o rt ist gerade darum eschatologische Erfüllung,- indem sich Ihm jetzt Gottes herz verschließt, ist es Ihm erschlossen. Beides ist die bis ins innerste Leben gezogene Folgerung aus dem Satze, der über der ganzen Geschichte des Leidens steht: „Des Menschen Sohn wird übergeben in die Hände der Sünder." „Muß der Menschensohn leiden" (831 ff. u. ö.), so muß (Er auch die völlige Gott­ verlassenheit erleiden,- und sie ist alsdann der unmißverständliche Ausdruck Seiner göttlichen Art und Bestimmung. So offenbart sich denn auch hier das Geheimnis des Menschensohnes; w eil (Er es ist, deshalb ist (Er hier im Augenblicke des wider­ göttlichen Todes nichts Anderes als unergründlich bis zur völligen Verzweiflung 1 Dgl. harnack SBA 1901, 261ff.; auch Epiph. haer. LXIX 68. 2 Dgl. etwa Dergil. georg. I 466, Diog. Laert. IV 64, p lu t. Pelop. 295 A. Diel M aterial bei Wettstein I 5 3 7 ff.; Usener, Rhein. Mus. Neue Folge 55, 2 8 6 f . ; Billerbeck I 1040ff. 3 Grigenes, B. w eiß , Ed. M eyer. Lk spricht ausdrücklich von Sonnenfinsternis (vgl. auch Acta Pilati ed. Tischendorf 234). (Es ist auch keine astronomische Sonnen­ finsternis, vgl. schon J u liu s Africanus bei Georgius Syncellus ed. Dindorf I 609 f. und Grigenes in Mt comm. ser. lat. 134), sondern ein Wunder. 4 Dql. zuletzt I . Johnston, Mk 15*4 (Exp. Times 29/30, 281— 283).

angefochtene, zitternde und zerschlagene K reatur und ist eben deshalb der eschatologische Ü berw inder des Todes und aller widergöttlichen Mächte. 1535 . 36 Lin verzerrter Widerschein dieses S innes ist wohl noch in der sich anschließenden Szene erhalten. Denn zu dem Satz: „E r ru ft den Elia," hat wohl kaum n u r die nicht sehr große klangliche Ähnlichkeit geführt, sondern auch der jüdische Gedanke, daß Elia dem Messias vorhergehen und ihn offenbaren wird. Das läßt sich wohl als neue V erhöhnung verstehen1, aber es ist auch möglich, daß gleichsam im letzten M om ent sich noch die S p u r eines bisher unterdrückten G lau­ bens undeutlich regt, es könnte ein W under an diesem so oft von G ott begnadeten Menschen geschehen — „Ändere hat E r gerettet" — und Shn als R etter offenbaren. Die „Umstehenden" sind deshalb wohl als „Ju d en " gedacht. Ob auch der ein Ju d e sein soll, der Jesus m it Essig tränkt, ist zw eifelhaft: sein w o rt, w enn es das seine ist2, spricht von dieser n u r bei Ju d e n möglichen Hoffnung. Seine Handlung er­ in n ert stark an ps 6822: „Und für m einen Durst tränkten sie mich m it Essig". Uber bei Mk fehlt das w o rt: „Mich dürstet" (Jo h 1928 ), und es finden sich au ß e rn o r/te iv und ögog keine wörtlichen B erührungen3. Die Szene ist zudem völlig ver­ ständlich als ein versuch, das entweichende Leben durch ein scharfes Reizm ittel noch einm al zurückzuhalten. So wird m an hier nicht in P f 6822 den Ursprung dieses Zuges sehen dürfen, wohl aber fü r M t und Jo h das M ittel seiner späteren D eutung, w ie d e r ist hier nicht zu entscheiden, ob dieser Zug Verhöhnung und neue T u a l bedeutet oder eine dum pfe Regung, die noch m it einem W under rechnet. 1537 Jesus stirbt nach Mk m it einem lauten wortlosen Schrei. Dieser Zug w äre kaum erw ähnt, w enn er nicht Besonderes bedeutete,- und er ist sachlich merkwürdig, da der Tod am Kreuz a u f Erschöpfung zurückgeht. Es ist fü r den Erzähler sichtlich ein W under, das geschieht,- und aus diesem w u n d erb aren scheint auch die w ortlosigkeit zu rühren. Es ist wie ein ägQrjrov gfj/Lia und darum gött­ liches Zeugnis. 3 5 b : D a s W u n d e r d e s T o d e s ( 1538 .39).

38Und der Vorhang des Tempels zerriß in zwei Stücke von oben bis unten. 39S a aber der Hauptmann sah, der Ihm gegenüberstand, daß Er also rsthrkM, sprach er: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!" 1538 Mk hat nicht wie M t das Zeichen im Tem pel in eine Reihe anderer w u n d e r, die m it dem Tode Jesu geschehen, eingeordnet. So kann m an dieses 1 fluch Lk und Joh haben den Satz wohl so verstanden,- sie lassen ihn deshalb aus. 2 M t: o l Xoinoi e ln a v ' ätpsg xrX . Syrsin hat auch hier e t dicunt; ä(psg liest fctD© fam . 13 543. 28 (praem. 01 Se Xomoi) 59. 61 usw., auch i k n . Der Widerspruch würde verschwinden, wenn man mit L. h. Turner (Tomm. z. St.) die W orte: ögajucov . . . äeg vgl. Moulton-Milligan, s .v . ä. 3 o£og (e$ o i v o v ) kann das Getränk der Zeldarbeiter sein (Nu 63) oder auch der niederen Soldaten (plut. Cato major p. 336), von plau tu s posca genannt (mil. glor. I I I 2. 25, trucul. II 7. 48). 4 B liest ovrcog E^envEvaev, D ovrcog a v rö v x g a £ o vra (!) x a l e^etivevOev (ohne S n und Ei7iEv)r AC S n ovrcog xga£ag e^etzvevgev, W O xgal-ag eZeuvevoev. Die Lesart von D scheint die Varianten zu erklären,- in ihr scheint x a l e^etivevoev später hinzugefügt,

um die Übereinstimmung mit anderen Lesarten zu erreichen. Dann hat D eine Lesart gekannt, die nur ovrcog a v ro v x g a ^ a v r a bzw. ori ovrcog ix g a ^ s v hatte. So liest denn auch k: quia sic exclam avit (vgl. auch 0112). Diese Lesart ist aber für das nachfolgende w ort sprechender als das allgemeinere ovrcog e H k v e v o e v . Deshalb wird sie ursprünglich sein (vgl. (fouchoud a. a. 0 . 133 f.).

Eine auch nicht auf Öen Volksglauben zurückführen, der Öen Toö seiner helöen von w u n ö ern begleitet sein läßt. Sein S inn mutz in M isch en Anschauungen ruhen. N un ist es nicht ganz öeutlich, welcher Tem pelvorhang gem eint ist, Öer vor Öem „heiligen", ö. H. am T em pelgebäuöe, oöer öer vor öem Allerheiligsten, Ö.h. in seinem Inneren*. E s ist aber kaum sinnvoll, ein Zeichen zu erwähnen, öas nicht oöer nur von w enigen Priestern hätte gesehen w eröen können2. So w irö öenn auch hier öer Vorhang am T em pel, nicht Öer vor Öem Tabernakel gem eint sein. Der allgem einere Sinn öieses Zeichens ist auch öurch ähnliche M isch e Züge fest­ gelegt,- er beöeutet öie örohenöe oöer sich vollziehenöe Zerstörung öes jüöischen Tem pelsb. Aber öas Zusamm entreffen von ToÖ unö Zerreihen öes Vorhanges öeutet noch einen besonöeren S inn an: Jesu s ist um öes lv o r tes w illen getötet: „Ich w eröe Öen T em pel zerstören" (1529s.); unö eben Sein ToÖ ist öer Anfang öer Erfüllung öieser P rophetie. U nö öieser S inn örängt w eiter: Er gibt öie Ge witzheir, öatz auch in Kürze öer zw eite T eil öieser P rophetie sich erfüllen w irö, unö offenbart öam it Öen T oten als öen eschatologischen Vollender. So hat öenn auch öer Toö Jesu hier nur öiesen einen Bezug auf Öen T em pel unö öam it auf Öen Gpferöienst; er enöet Öen alten unö beginnt Öen neuen Gpferöienst. hier liegt also öer gleiche Geöanke vor, Öen öas Ebion.-Ev. (Epiph. X X X 16) ausörückt: „Ich bin gekommen, öie O pfer zu zerstören," unö Öen öer Hb-Brief entfaltet hat. 1 5 39 Es ist öann auch leicht verstänölich, w eshalb sich öas w o r t öes heidnischen Hauptm annes anschließt; öenn öie Zerstörung öes T em pels kann in sich öie D e­ p o n ie r u n g öes jüöischen Volkes enthalten, öas „Öen Herrn getötet hat"4. D as aber beöeutet öann öie Annahme öer heiöenvölker. INk Öeutet Öiesen GeÖanken in öem w o r t öes nam enlosen römischen Hauptm anns a n 5. Es hat einen eigen­ tümlichen unö w ohl beabsichtigten D oppelsinn: G ottes Sohn heißt Öem h eiöen jeöes ungewöhnliche menschliche W esen, vom Philosophen bis zum Cäsar; aber es ist für ZU! zugleich öer In b eg riff aller göttlichen w ü r ö e unö Art, öie Er unö nur Er trägt. D as W ort erschien im Anfang öes E vangelium s, es w irö aus öem INunöe G ottes oöer Seiner öämonischen wiöersacher laut, aber es erklingt als ein mensch­ liches Bekenntnis nur bei diesem heiönischen Hauptmann unter öem Kreuz; es überbietet öas Z eugnis öes P etru s unö bejaht, w a s öem Hohenpriester als G ottes­ lästerung erscheint. So wirö Öer h eiöe zum wahren Zeugen öes T oöes Zesu, öer einzige, von Öem unter Öem Kreuz nicht S p ott unö hohn laut w ir ö 6. $ür öie 1 v g l. Billerbeck I 1043ff., öer sich freilich für Öen Vorhang vor öem Allerheiligsten entscheidet. 2 Hb 93 spricht von öem inneren Vorhang Öeutlich als öem ÖEvxsgov xa x a n ix a a fta ; w enn Hb-Evangelmrn fr. 18 schreibt, Öatz öie Gberschwelle öes (Tempels eingestürzt sei, so ist auch hier ein für jeöen Besucher sichtbarer Vorgang gemeint. 3 v g l. Z. Zorna VI 43c, 61 Bar.; Zos. bell. V I 5a, auch (Tac.hist. V 13, ps. Clem. recogn. I 41, hieran, ep. 120, 7. v g l. auch Zahn unö Billerbeck zu INt 27si. 4 Test. Levi 10 3 f. Heißt es: x a i a v o u ie r e r e i v xq> ’lo q a ijX & oxe fxrj ß a a x a g e iv x rjv yIe Q o v o a h )(i a n ö n o o a ed n o v xrjg n ovrjglag vfxü v, äXXä a x ia ftfjo e x a i x d x a x a n e x d o fia x a (v. 1. Evövfia) x o v v a o v a>axe /Lirj xaxaX vrpai xrjv a a x ^ o a v v r \v . x a i ötaon aQ rjoeo& e alxfiaX coxoi i v xolg eftvecnv x a i e o e o ö e eig öveiöog x a i eig x a x d g a v i x e t. Das ist kein

christlicher Zusatz, wie Billerbeck I 1044s. meint, wohl aber ist öer Text nicht völlig sicher (vgl. Charles in seiner Übersetzung z. St.). Einen christlichen Kommentar z. St. gibt Test. Benj. 93s. (nach c ß S i): x a i e a x a t xd än X oifta x o v v a o v a x ^ d fie v o v x a i ftex a ß rjo ex a i xd n v e v fia x o v & eov i n i x d e&vt) m a n sg n v g ix x vvo fiE vo v. v g l. Charles a. a. ßov D 472. 1342 f f n q syr^n v g . ; laxojßov x a i k o o t j t o s vgl. auch c; ad d . fir)rr)Q W fam . 13. 543; = filia iacobi ayi*1” ; maria jacobi et maria Joseph g 2 vg. (2 M SS).

&,

fernt — bann klingt diese Bemerkung, als sei die Grabstätte schwer wieder zu finden. Aber sollte das von der Zeisenkammer eines vornehmen R atsherrn gelten? hinzu kommt, daß nach 16i die Zrauen am (Dftermorgen gehen, den Leichnam Jesu zu salben, w en n nun auch Rif von Spezereien und Salben hier nichts berichtet, so erweckt doch sein Bericht den Eindruck, daß die Grablegung, wenn auch in hast, so doch m it möglichster P ietät vorgenommen sei. Jen e Absicht der Stauen, der schon dieser Schlußsatz dient, läßt aber verm uten, daß Jesus lieblos und ohne die üblichen und versöhnlichen Bräuche in irgendein nahes Grab gebracht worden sei. — 3. Nun berichtet Act 1329, daß es „die Juden" w aren, die Jesus „vom Kreuz nahmen und in ein Grab legten". Auch in Joh 19si geht die In iativ e, die Gekreuzigten vor Sonnenuntergang abzunehmen, von den Ju d en aus, und ähnlich läßt das Pt-E v. den herodes zu P ilatu s sprechen: „w en n Niemand um Seine Leiche gebeten hätte, wurden w ir Ih n beerdigt haben." Trotzdem dann „die Ju d en " Joseph den Leichnam übergeben, so wird doch gesagt, daß sie nicht zugelassen hätten, den Leichnam ordnungsmäßig zu bestatten. D am it taucht aber eine sehr verschiedene Über­ lieferung von der Grablegung auf; sie ist wohl nicht einheitlich, auch n u r trüm m erhaft erhalten, aber in dem einen Punkte klar, daß sie von einem Begräbnis, wie es der jüdischen Sitte entsprach, nichts weife. Sie macht entweder die Ju d en zu den Urhebern der Be­ stattung oder deutet wenigstens an, daß sie hastig und pietätlos, ohne eine Salbung des Toten vorgenommen w urde: sie scheint nur vorläufig gewesen zu sein, nicht wie die von Rif berichtete endgültig, vorläufig aus Sorge um die (Erfüllung der alten gesetzlichen Vor­ schrift Dt 2123^ — 4. So stehen w ir bei der Grablegung vor einer zweifachen Überlieferung. Die eine Nachricht aus der anderen zu erklären, sei es durch Umbildung oder Rückführung auf einen „Urbertcht", dazu fehlt jede Möglichkeit. $ ü r solche Verschiedenheit gibt ja auch die von Rif geschilderte Lage einen deutlichen Grund, da alle Jü n g e r und $reunöe aus G aliläa an dem Begräbnis unbeteiligt sind und bei Rif ein bisher Unbekannter es auf sich nim m t. Die Verschiedenheit ist aber deshalb wichtig, weil sie sich in analoger weise in dem „ Auferstehungsbericht" fortzusetzen scheint.

36c: D a s le e r e G rab (16 i - b) 2. M nd da der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala und Maria des Jakobus Frau und Salom e Spezereien, daß sie hingingen und Ih n salbten. 2 Und in aller Frühe, am ersten Lage der Woche kommen sie zum Grabe, da die Sonne aufgin g.3Und sie sprachen zueinander: „Wer wird uns den Stein von der Tür des Grabes wälzen?" 4 Und schauen auf und sehen: Der Stein ist abgewälzt; er war sehr groß. 6Und gingen in das Grab hinein und sahen einen Jüngling, sitzend zur Rechten, gehüllt in weißes Gewand; und waren sehr erschrocken. 6 (Sr spricht zu ihnen: „Erschrecket nicht; Jesus sucht ihr, den Nazarener, den Gekreuzigten! Er ward aufgerichtet, Er ist nicht hier; siehe, da ist die S tätte, wohin sie Ih n legten. 72lber gehet hin, saget Seinen Jüngern und Petrus: Er zieht vor euch nach Galiläa; dort werdet ihr Ih n schauen, wie Er euch sagte". 8Und sie kamen heraus und flohen von dem Grabe, denn es befiel sie Zittern und Entsetzen. Und sagten Niemandem nichts, denn sie fürchteten sich. 1 6 i (Es ist d er A bend des zw eiten T a g e s, die S a b b a tru h e ist v o rü b er, da kaufen die drei Z ra u e n , die schon Z eu g in n en des T o d es Je s u w a re n , S p ezereien , u m 1 Über die angebliche Tradition des h y p atiu s von Ephesus aus dem Jah re 536 n. Ehr. vgl. S. Bakhuizen van den Brinck in Z N T w 1927, 213— 219, wo w eiteres; R. Eisler, Jesus Baftleus I I 6922 und dagegen RI. Goguel a. a. G. 134ff. 2 Die Literatur ist auch hier unübersehbar; vgl. etwa Lyder Brun, Die Auferstehung Christi (1925); (E. Biaerm ann, Das leere Grab m ZNTW 23, 281— 292; G. Bälden» fperger, Le tombeau vide in Rev. d’hist. et phil. rel., 1935, 104— 135; RIargolioutH, The visite to the Tomb in Exp. Times 38, 278— 80.

Ihn zu falben1. Noch in der Dunkelheit brechen sie am nächsten Morgen auf2 und kommen zum (Brabe, „da die Sonne aufging". Schon bet diesen zwei Sätzen er­ heben sich zahlreiche Kragen. Mt nennt hier nur zwei grauen, aber seine Angaben lassen sich mit denen des Mk vereinen. Lk nennt mit Namen Maria aus Magdala und Maria des Jakobus grau wie Mk, statt Salome indes Johanna (die grau des herodianischen Kämmerers Lhusa) und außerdem „die übrigen mit ihnen", das sind wohl nach Lk 23»» und 8 2 s. „Sustmna und viele Anderen". Die Namen schwanken also in der Überlieferung bis auf den einen Maria aus Magdala, der in allen Evangelien begegnet (zu der „anderen Maria" vgl. zu 15 4 0 ). Das bedeutet dann wohl, daß die dreimalige Nennung der grauen in der Über­ lieferung nur wie eine Kette der Zeugenschaft, die drei Grundtatsachen des Ketygmas: Tod, Begräbnis, Auferstehung zusammenhält. Noch schwieriger ist, was von den grauen berichtet wird. Der Grund ihres frühen Besuches beim Grabe ist nach Mk „Ihn zu salben (ähnlich wie Lf24i), nach M t „das Grab zu sehen", — eine so allgemeine Angabe, daß sie nichts erklärt,- wozu dann die frühe, ungewöhnliche Stunde? Aber auch der Grund des Mk ist fragwürdig. Zwar kann man wohl nicht bezweifeln, daß auch im jüdischen Dolf die Salbung eines Toten vorkam, w enn auch rabbintfche Zeugnisse fehlen, so lehrt IIThron 16 14 das deutlich genug, vielleicht auch ein w ort wie Joh 12?, und man braucht nicht an ferne griechisch-römische Trauersitten zu erinnern. Aber Salbung eines Toten, der schon einen Tag und zwei Nächte im Grabe lag, erscheint bei dem orientalischen Klima fast sinnlos. Zudem wäre dabei vorausgesetzt, daß Jesus nur provisorisch in ein Grab gelegt sei, was der Erzählung vom Begräbnis durch Joseph widerspricht. Den grauen wäre auch erst am Grabe aufgefallen, daß sie ihr Dorhaben nicht durchführen konnten, weil ein „sehr großer" Stein das Grab verschloß. Endlich weiß diese Notiz sichtlich nichts von der Salbung Jesu in Bethanien „auf das Begräbnis hin", die ihr Tun überflüssig machen sollte. Aus alledem ist zu schließen, daß dieser einleitende Satz des Mk künstlich die Erzäh­ lung vom Begräbnis und die von dem Besuch beim Grabe verbinden soll. Tr ist darum kaum erfunden; aber er gehört in die spärliche Überlieferung, die von einer provisorischen Bestattung Jesu weiß, und wohl nicht erst Mk, sondern schon seine Dorlage haben ihn be­ nutzt, um durch ihn das Ende des Lebens Jesu mit dem neuen Anfang der Auferstehung zu verknüpfen. Mt scheint ein richtiges Gefühl für diesen Zusammenhang gehabt zu haben, wenn er den besonderen Grund der Salbung fortließ und den allgemeinen Aus­ druck „das Grab zu schauen" an die Stelle sehte. (Es bleibt dann bestehen, daß am frühen Morgen des (Dstertages einige galiläische grauen (nach Joh nur eine) zum Grabe gehen. Joh 20 1 drückt diesen Sachverhalt in klassischer Kürze aus. I 6 2 - 5 M it lebendigen Zügen schildert Mk, wie die grauen ihre Sorgen um die Öffnung des Grabes wunderbar und unbegreiflich zerstreut sehen. (Er allein berichtet von dem Gespräch, das sie miteinander führen; er schildert, wie „sie auf­ schauen" und dann sehen w as geschehen ist, er gibt auch wie einen Ausruf der grauen den Satz w ieder: „Der Stein ist abgewälzt". Auch die scheinbar nachträgliche Bemerkung, „denn er war sehr groß"2, scheint aus der Situation heraus verständ­ lich, so als hätte der riesige Stein bisher die Sicht auf das geöffnete Grab ge­ hindert und sie gezwungen „aufzuschauen und zuzusehen4". I n das Innere der

1 Nach D, der öiayevojudvov. . . EaXwfxri ausläßt, haben sie es schon vor Sabbat­ beginn, also am greitag abend getan, gür öiaylyveo&ai vgl. Act 25 13 27», für dgd>/iara II Thron I614 uno die Liste in Sir 2415. 2 t fj filgi = TigdiTT), ein Semitismus vgl. Blaß § 247i. 3 D 0 565 c d f f n Syrein Euseb. setzen sie an den Schluß von D. 3 . 4 I n D.» fügen hinter öecogovoiv D 0 565 c n Euseb. ein xcu egxovxcuxcu evgioxovoiv, ähnlich Syrsin pesch q