Das englische Perfekt: Grammatischer Status, Semantik und Zusammenspiel mit dem Progressive [Reprint 2017 ed.] 9783111353203, 9783484302778

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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German Pages 212 Year 1992

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
TEIL I
1. Einführung
2. Der streng strukturalistische Zugriff auf das Perfekt am Beispiel Twaddells
3. Das Perfekt bei Palmer
4. Leech und die Londoner Grammatik
5. Das Perfekt in Huddiestons Introduction to the grammar of English
6. McCawley und das englische Perfekt
7. Reichenbach und die Weiterentwicklung seines Modells durch Hornstein
TEIL II
8. Adverbialien und das Perfekt - eine Sammlung von Problemfällen
9. Geschehenskonzepte und das nicht-erweiterte Perfekt
10. Das Present Perfect Progressive
11. Das englische Perfekt im Überblick
Literatur
Recommend Papers

Das englische Perfekt: Grammatischer Status, Semantik und Zusammenspiel mit dem Progressive [Reprint 2017 ed.]
 9783111353203, 9783484302778

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Linguistische Arbeiten

277

Herausgegeben von H a n s AJtmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, H a n s Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Matthias

Meyer

Das englische Perfekt G r a m m a t i s c h e r Status, Semantik und Z u s a m m e n s p i e l mit d e m Progressive

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1992

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Meyer, Matthias : Das englische Perfekt : grammatischer Status, Semantik und Zusammenspiel mit dem Progressive / Matthias Meyer. - Tübingen : Niemeyer, 1992 (Linguistische Arbeiten ; 277) NE: GT ISBN 3-484-30277-1

ISSN 0344-6727

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1992 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nadele, Nehren

Inhalt

Vorwort

ix

Abkürzungsverzeichnis

x

TEIL I 1.

Einführung

1

1.1. 1.2.

Ein Blick auf die Forschung Aufbau und Gliederung der Arbeit

1 3

2.

Der streng strukturalistische Zugriff auf das Perfekt am Beispiel Twaddells

6

2.1. 2.2. 2.3. 2.4.

Vier Modifikationen der englischen VP Modifikation II: Das Perfekt und das Problem der current relevance Modifikation III: Das Progressive Zusammenfassung, Gesamtbewertung und Ausblick

6 7 11 12

3.

Das Perfekt bei Palmer

14

3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.5.1. 3.5.2. 3.6.

Phase im Zusammenspiel mit anderen Verbkategorien Tempus versus Phase Phase: Versuch einer Bedeutungsbestimmung Tote Persönlichkeiten und das Perfekt Das Perfect Progressive Charakteristik Ein Problemfall des erweiterten Perfekts Zusammenfassung, Wertung und Vergleich

14 18 20 22 24 24 27 29

4.

Leech und die Londoner Grammatik

32

4.1. 4.1.1. 4.1.2. 4.1.2.1. 4.1.2.2. 4.1.2.3. 4.1.3. 4.1.4. 4.1.5. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.2.3. 4.2.4. 4.2.5. 4.2.6.

Das Perfekt bei Leech Einführung Geschehenskonzepte und Verbklassifikation nach Leech Die Abgrenzung von Zuständen und Ereignissen Die einzelnen Verbgruppen Grafische Übersicht über Leechs Verbklassifizierung Vier "Bedeutungen" des PresPerf Abgrenzung des PresPerf vom Past Tense Zusammenfassung und vergleichende Wertung Die Londoner Grammatik Perfektiver Aspekt Das PresPerf in der CGEL und der StudGr PresPerf versus Past Tense Das Problem der Iterativität Pasi-Tense-Adverbialien und das Perfekt: Performance errorsl Zusammenfassung und Fazit

32 32 32 33 33 34 36 41 43 45 45 47 50 53 54 55

vi

5.

Das Perfekt in Huddiestons Introduction to the grammar ofEnglish

57

5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5. 5.6.

Verbkategorien in der IGE Past Tense und PresPerf im Vergleich Temporaladverbialien und Verzeitung in der Vergangenheit Funktionen des Perfekts Das Perfekt in Verbindung mit Tense (Past) Zusammenfassung

57 58 60 62 65 68

6.

McCawley und das englische Perfekt

70

6.1. 6.2. 6.3. 6.4.

McCawleys Auffassung des PresPerf im Englischen Vier "Bedeutungen" des Perfekts Skizze einer Alternative zu McCawleys Modell Zusammenfassung

70 75 80 82

7.

Reichenbach und die Weiterentwicklung seines Modells durch Hornstein

85

7.1. 7.1.1. 7.1.2. 7.1.3. 7.1.4. 7.1.5. 7.1.6. 7.2.

Reichenbachs Tempustheorie Reichenbach und die Forschung Das Fundament der Tempustheorie Reichenbachs Das PerfProg Das Past Perfect Komplexe Sätze bei Reichenbach Zusammenfassung Reichenbach versus Generative Semantik und Tempuslogik: Eine Bewertung von Hornstein (1977) und (1981) Hornsteins Zielsetzung Drei Verzeitungstheorien im Vergleich Adverbielle Referenz und Tempus Adverbialien und Ambiguität des Past Perfect Zusammenfassung und Ausblick

96 96 97 102 105 109

8.

Adverbialien und das Perfekt - eine Sammlung von Problemfällen

111

8.1. 8.2.

111

8.3. 8.4. 8.5.

Referentiell ambige Adverbialien des Typs on Monday Adverbialien, die eine in der Vergangenheit abgeschlossene Zeitspanne bezeichnen Ein definiteness-Gmdient Integration des Modells in das der CGEL Zusammenfassung

9.

Geschehenskonzepte und das nicht-erweiterte Perfekt

124

9.1. 9.2. 9.3. 9.3.1. 9.3.2.

Zielsetzung und Probleme einer Klassifizierung Lesarten für das SPrP und deren Definitionen Das System der CGEL und Lesarten im PresPerf Obersicht Qualities versus States

124 125 128 128 132

7.2.1. 7.2.2. 7.2.3. 7.2.4. 7.2.5.

85 85 86 90 92 93 95

TEIL II

113 119 121 122

Vll

9.3.3. 9.3.4. 9.3.5. 9.4. 9.4.1. 9.4.2. 9.5. 9.6. 9.7.

Die Stance- Verben Konklusiva Bewertung der CGEL-Prädikate Das System Schopfs Übersicht Schopfs Prädikate und Geschehenskonzepte im SPrP Grenzen der Analyse und Ausblicke Kontinuativität und das De/au/f-Prinzip Das isolierte SPrP: Zusammenfassung und Ergebnisse

133 133 135 138 138 141 145 146 147

10.

Das Present Perfect Progressive

147

10.1. 10.2. 10.3. 10.3.1. 10.3.2. 10.4. 10.5. 10.5.1. 10.5.2.

Behandlung des PerfProg in der Forschung und eigener Zugriff Definition der Lesarten des PrPP Prädikate im PrPP: Typologie und Einzelbewertungen Prädikate der CGEL Prädikate Schopfs Inkompatibilitäten und Umdeutungen von Geschehenskonzepten Abgrenzung des PerfProg vom SPerf Das Merkmal downtoned/modified resultativity Die eingeschränkte Kombinierbarkeit des PerfProg und die Anomalie einfacher Prozesse 10.5.3. Atelisierung und Konklusivität 10.5.3.1. Problemstellung 10.5.3.2. Durative Konklusiva 10.5.3.3. Punktuelle Konklusiva 10.5.4. Multiple-class membership der Verben feel, hear, see, smell und taste und das PerfProg 10.5.5. Nivellierter Bedeutungsunterschied zwischen SPerf und PerfProg 10.6. Zusammenfassung der Ergebnisse

147 149 151 152 154 161 161 161

11.

Das englische Perfekt im Überblick

181

11.1. 11.2. 11.3. 11.3.1. 11.3.2.

Eine neue Übersicht über englische Prädikate Lesarten des SPerf und des PerfProg im Überblick Thesen zum englischen Perfekt Allgemeines zur Kategorie Phase und zum SPerf Thesen zum PerfProg

181 185 188 188 191

Literatur

166 167 167 168 170 172 178 178

194

ix

Vorwort Die vorliegende Publikation verdankt meinem Lehrer Prof. Standop wesentliche Impulse. Er weckte mein Interesse für das englische Perfekt durch seine Ausführungen im Verlaufe einer Vorlesung über englische Grammatik und stand mir über mehrere Stadien des Manuskripts hinweg bei einzelnen Sachfragen durch wertvolle Anregungen und Hinweise hilfreich zur Seite. Ganz herzlicher Dank gebührt auch Prof. Burgschmidt, der mich als Assistent seit seiner Übernahme des Lehrstuhls von Prof. Standop sehr gefördert hat. Sein Zuspruch und Rat während der Entstehungsphase sowie sein tatkräftiger Einsatz für meine weitere Beschäftigung am Institut für Englische Philologie haben mir sehr geholfen, die vorliegende Arbeit erfolgreich zum Abschluß zu bringen.

X

Abkürzungsverzeichnis CGEL

A Comprehensive Grammar of the English Language (Quirk et al. 1985)

CR

Current Relevance (monoseme Perfektdeutung in Twaddell 1968)

EF

Expanded Form (neben Bezeichnung Progressive benutzt)

EngGGr

English G Grammatik

GS

Generative Semantik

IGE

Introduction to the Grammar of English (Huddleston 1984)

MEG IV

Modern English Grammar on historical principles, Part IV (Jespersen 1961 ['1931])

PerfProg

Perfect Progressive (progressives Gegenstück zum SPerf)

PresPerf

Present Perfect (sowohl in einfacher, als auch in erweiterter Form)

PrPP

Present Perfect Progressive

SF

Simple (= non-expanded) Form

SPerf

Simple Perfect (alle nicht progressiven Perfektformen in perfektiver Funktion; eingeschlossen also auch Formen wie had met oder must have seen, sofern sie nicht reine Tempusfunktion haben)

SPrP

Simple Present Perfect

StudGr

A Student's Grammar of the English language (Greenbaum/ Quirk 1990)

TL

TempusLogik

1. Einführung 1.1. Ein Blick auf die Forschung 1969 nannte Gerhard Dietrich in einem in Praxis 16 erschienenen Aufsatz den Gebrauch des Past Tense und des Perfekts "ein Schmerzenskind der englischen Grammatik". Ein Schmerzenskind ist das Perfekt bis heute geblieben, und zwar sowohl in deskriptiver, wie auch in sprachpraktischer Hinsicht. Die Mehrzahl der Forscher auf dem Gebiet der Verzeitung betrachtete damals noch wie Dietrich selbst das englische Perfekt trotz der Klarstellung in Jespersens MEG als Tempus. In den 60er Jahren war auch noch die Ansicht weit verbreitet, eine Form wie will go bilde das Future Tense, obwohl Jespersen auch hier seiner Zeit bereits voraus war (MEG IV, S. 4f). Inzwischen hat, begünstigt durch die 1972 erschienene Grammar of Contemporary English, auch bei vielen Autoren von Schulgrammatiken ein Umdenken dahingehend stattgefunden, daß man will go in einem Paradigma mit may go oder must go sieht und nur mehr von verschiedenen Möglichkeiten des Englischen, Zukünftiges zu bezeichnen, spricht. Die strenge Trennung zwischen Form und Funktion(en) ist bis heute keine Selbstverständlichkeit. Aliusque Idem sah noch 1986 berechtigten Anlaß, auf die insgesamt vier verschiedenen Verzeitungsfunktionen einer perfektiven modalen VP wie must have seen (die auch in der CGEL nur zum Teil gesehen werden) hinzuweisen (S. 33).1 Selbst die CGEL (1985) hat die in solchen Formen gegebene Neutralisation nicht in vollem Umfang durchdacht, so daß mir in Kap. 4.2 eine entsprechende Klarstellung angebracht schien. Diese Ausführungen zeigen, daß bereits die Form des englischen Perfekts große deskriptive Schwierigkeiten bereitet und daß es heute selbst zur formalen Integration des Perfekts in das englische Verbalsystem noch Neues zu sagen oder verschüttetes Wissen wiederzuentdecken gilt. Noch sehr viel komplexer gestaltet sich die Beschreibung der Semantik des englischen Perfekts. Hier sind zunächst die sehr kontrovers geführten Annahmen darüber zu nennen, wie viele Bedeutungen oder Funktionen für das englische Perfekt (und parallel dazu für das Progressive) sinnvollerweise anzusetzen sind. Das Angebot reicht von vier Bedeutungen (z.B. Leech 2 1987, Comrie 1976, McCawley 1971) bis hin zu nur einer Bedeutung (z.B. Huddieston 1984, Palmer 1988, Joos 1968, Sarensen 1964). Dazwischen findet sich Jespersen mit zwei2 und die CGEL mit drei Bedeutungen.3 Eine ' Die Erkenntnis ist nicht neu, wird aber in der Forschung oft ignoriert. Jespersen weist bereits darauf hin, daß der perfektive Infinitiv nach may einem Simple Past, einem PresPerf oder einem Past Perfect entsprechen kann, berücksichtigt die Ambiguität des Past Perfect jedoch noch nicht (MEG IV, 88). 2 Jespersen unterscheidet zwischen dem retrospective present (He has died), womit er die nicht-kontinuative current-relevance-Funklion des Perfekts bezeichnet, und dem inclusive present (/ have been married (now) twenty years), das dem kontinuativen (sprechzeitkontiguierendcn) Perfekt entspricht (MEG IV, S. 47ff; 57ff).

2

Typologisierung der Perfektforschung nach der Anzahl der angenommenen Funktionen allein besagt jedoch recht wenig, weil sie zu viele individuelle Inhalte und Erkenntnisse unberücksichtigt läßt. So wendet sich z.B. Stensen gegen Twaddells current relevance, obwohl er wie dieser von einer monosemen Auffassung des Perfekts ausgeht. Huddieston verzichtet trotz einer letztlich ebenfalls monosemen Einschätzung nicht auf eine Aufzählung verschiedener Funktionen des Perfekts, und bei der CGEL gilt es zu berücksichtigen, daß sie neben drei Hauptbedeutungen noch drei Untergruppen der zweiten Bedeutung annimmt, die man in der StudGr abgeändert hat. Viele Probleme des Perfekts haben die Forschung immer wieder beschäftigt; einige von ihnen sind meines Erachtens bis heute nicht zufriedenstellend gelöst worden. Zumindest seit Jespersen weiß man, daß man ein Prädikat im Perfekt nicht auf tote Personen beziehen kann: He has lost much strength during the week impliziert gemäß Jespersen, daß der Betreffende noch lebt (MEG IV, S. 67). Er überblickte jedoch noch nicht das Ausmaß des Problems, das im Zusammenhang mit dem Passiv vielfach (z.B. von Palmer, McCawley und Chomsky) wieder aufgegriffen wurde und nicht ohne Rekurs auf syntaktische und intonatorische Mittel der Fokussierung zu lösen ist. Große Schwierigkeiten bereitet auch eine Typologie der einzelnen Perfektfunktionen, ganz unabhängig von der Frage, ob man sie letztlich auf eine einzige Bedeutung zurückführen möchte oder nicht. Termini wie indefinite past, resultative, hot news, habitual, experiential und andere werden oft nicht stringent formuliert, was in den Systemen, in denen sie verwendet werden, zu so großen Überschneidungen führt, so daß man nicht mehr von einer brauchbaren Typologie sprechen kann. Viele Perfekttheorien kranken nicht zuletzt daran, daß sie nur einen Bruchteil der relevanten Parameter berücksichtigen. Insbesondere wird die Bedeutung des Perfekts nicht getrennt gehalten vom Einfluß des Kontextes, insbesondere der Zeitadverbialien und des Prädikatstyps. Zu schnell wird von der Lesart konkreter Beispiele rückgeschlossen auf eine eigene Funktion des Perfekts. Die Forschung hat bezüglich der Abgrenzung zwischen dem SPerf und dem PerfProg noch viele Fragen offengelassen. Das PerfProg ist insgesamt deutlich weniger erforscht als das SPerf, was zum einen wohl daran liegt, daß das PrPP in einem Roman wie The secret agent (Graham Greene) oder The nine tailors (Dorothy Sayets)4 weni-

3 Die Student's Grammar (Greenbaum/Quirk 1990) legt sich in dieser Hinsicht nicht mehr fest und spricht nicht mehr von Bedeutungen. Siehe hierzu Kap. 4.2. 4 Meine Beispielsammlung umfaßt eine vollständige Sammlung aller funktional nicht-ambigen Perfektfälle dieser beiden Romane, sowie die (nicht-erschöpfende) Auswertung weiterer Quellen (siehe hierzu die Bibliographie). Eine Untersuchung der Kollokationen in ca. 100 Verbeinträgen im ALD und DCE ergab eine ähnliche Verteilung. In beiden Wörterbüchern finden sich allerdings fast nur kontinuative Perfektfälle mit Adverbiale (/ have been chasing around town all morning\ ALD), was angesichts des knappen Kontexts in Wörterbüchern nicht verwunderlich ist.

3

ger als 10 Prozent der SPrP-Belege ausmacht, zum anderen aber daran, daß man zu lange glaubte,5 seine Bedeutung aus dem SPerf ableiten zu können. Wir können daher zwei Forschungslager unterscheiden: (a) die Vertreter des aspectual modification view und (b) die Anhänger des autonomous tense view (Termini nach Matthews (1987); der Begriff tense ist hier nicht dogmatisch zu verstehen). Erstere gehen trotz meist einiger Vorbehalte (wie z.B. Palmer) davon aus, daß die Merkmale des Progressive zum SPerf einfach hinzutreten (was ich für problematisch halte), letztere (z.B. Matthews und wohl auch Schopf) plädieren für eine eigenständige Bewertung der Semantik dieser Verbform, was sich in der Praxis als der fruchtbarere Ansatz herausgestellt hat. Als notorisch schwierig erwiesen sich ac/w'evemeni-Prädikate im PerfProg wie They\>e beert widetiing the road (Sieht man hier notwendigerweise eine Baustelle vor sich?) und die eigentümliche Resultativität der EF in Look at my hands! I've been washing potatoes, die Bodeisen, von dem letzteres Beispiel stammt (1974:151 [1936/37]) bereits aufgefallen war, die er aber mit seiner Dichotomie action für die EF und Statement of fact für die SF nicht lösen konnte. In Kapitel 10 wird der Versuch unternommen, anhand einer größeren Auswahl von Beispielen Licht ins Dunkel zu bringen. 1.2. Aufbau und Gliederung der Arbeit Die vorliegende Arbeit zerfällt in zwei Teile. Teil I greift einige wichtige Stationen der Forschung zum englischen Perfekt heraus. Im Vordergrund stand dabei nicht eine geraffte Übersicht über eine Vielzahl von Beiträgen, wie man sie z.B. in Schopf (1984) findet, sondern eine stark problematisierende Auseinandersetzung mit den einzelnen Autoren. Es ging mir also vor allem um die Aufarbeitung der Schwierigkeiten, die der jeweilige Zugriff eines Autors auf das Perfekt mit sich bringt. Der Leser möge mir daher verzeihen, wenn ich die einzelnen Forschungsbeiträge in erster Linie zum Anlaß genommen habe, bestimmte Themen im Bereich des Perfekts einmal grundsätzlich aufzurollen. Entsprechend setzt jedes Kapitel spezifische Schwerpunkte. Die Auseinandersetzung mit Twaddell (Kap. 2) beleuchtet vor allem das Problem der Monosemie des englischen Perfekts und die Problematik der Aufstellung des Formeninventars einschließlich des Verhältnisses der verschiedenen Modifikationen untereinander. In Kap. 3 bietet Palmers Perfekttheorie Anlaß zu einer Beschäftigung mit dem Formeninventar der finiten englischen VP unter dem Kriterium der Symmetrie zwischen Tempus und dem Perfekt, das auch Anlaß zu einem Exkurs über Chomskys ein-

' Eine der positiven Ausnahmen aus dem Bereich der jüngsten Perfektstudien ist die voo Matthews (1987), auf die ich in Teil II zurückkommen werde.

4

stige Expansion von AUX und deren Schwächen gab. Weitere Schwerpunkte sind das von Palmer unzureichend geklärte Verhältnis von SPerf und PerfProg sowie das Zusammenspiel von Thema-Rhema-Struktur und dem Perfekt. Abschnitt 4.1 untersucht vor allem Leechs Prädikatstypologie, die als Vorstufe zum CGEL-System gesehen werden kann und nimmt Stellung zur Abgrenzungsproblematik, die die Annahme mehrerer "Bedeutungen" für das Perfekt mit sich bringt. Die Besprechung der Londoner Grammatik (Abschnitt 4.2) klärt alle (dort mangelhaft berücksichtigten) Neutralisationstypen im Bereich des Perfekts und versucht, anhand des Vergleichs der CGEL mit der neuen StudGr zu zeigen, wie willkürlich die Annahme einer festen Anzahl von Bedeutungen wird, wenn man sich von einer monosemen Auffassung des Perfekts entfernt. Gleichzeitig offenbart dieser Vergleich auch die Weiterentwicklung des Londoner Grammatikmodells von 1985 bis 1990. Anhand der methodisch relativ stark reflektierten Grammatik Huddiestons (1984) schließlich läßt sich zeigen, wie man trotz verschiedener Einzelfunktionen des Perfekts letztlich doch eine monoseme Perfektauffassung vertreten kann (Kap. 5). Einen der Schwerpunkte dieses Abschnitts bildet die Frage nach einer Tiefenstruktur für das Past Perfect und die von Huddieston bestrittene Unterscheidbarkeit verschiedener PerfektLesarten in Kombination mit dem Tempus. Der mittlerweile klassische Aufsatz zum Perfekt von McCawley (1973) dient in Kap. 6 als Prüfstein für die Leistungsfähigkeit einer generativen Einbettungstheorie für das Perfekt. Ich habe hier auch versucht, eine theorieimmanente Alternative zu McCawleys Modell vorzustellen. Nicht zuletzt ist McCawley auch als einer der entschiedensten Vertreter einer polysemen Perfektdeutung diskussionswürdig. Meine Beschäftigung mit Reichenbach zielt in erster Linie auf den Status und die Funktion des Referenzzeitpunktes, sowie auf seine Bedeutung für die Differenzierung von Past Tense und PresPerf (Abschnitt 7.1). Meine hier eher kritische und skeptische Haltung Reichenbachs Modell gegenüber, die ich mit Comrie (1981) teile, steht einer großen Anzahl von Befürwortern des Modells gegenüber. Ein solcher Befürworter ist Hornstein, dessen Aufsätze (1977 und 1981) mir Gelegenheit zu einem Theorienvergleich zwischen Reichenbachscher Referenzpunktverzeitung, Tempuslogik und generativer Semantik geben (Abschnitt 7.2). Somit informiert also der eher besprechende Teil I nicht nur über die ausgewählten Forschungsbeiträge, sondern auch über meine Position zu wesentlichen formalen und semantischen Problemen, die das Perfekt aufwirft und bildet damit die theoretische Fundierung der vorliegenden Arbeit. Teil II geht weg von einzelnen, zur Vorführung eines bestimmten Sachverhalts erdachten Beispielen und widmet sich der Beurteilung einer Vielzahl von Prädikaten, sowie einer Auswahl problematischer Adverbialien und authentischer Beispiele.

5

Teil II beginnt mit einer Untersuchung der in der Forschung meist als marginal eingestuften Kombinierbarkeit vermeintlicher reiner Po-sr-Tense-Adverbialien (z.B. in my youth) mit dem Perfekt (Kap. 8). Eine Vielzahl entsprechender Belege zeigen, daß das Problem einmal grundsätzlich angegangen werden mußte. Die These Schopfs, wonach "Kollokationsrestriktionen bezüglich Tempus und Zeitintervall" "unproblematisch und allgemein bekannt", ferner "im Englischen besonders deutlich für das Past und Present Perfect" sind (1984:22), kann angesichts der dort vorgestellten Ergebnisse nicht mehr aufrechterhalten werden. In den Kapiteln 9 und 10 wird ein detaillierter Katalog eng definierter Lesarten sowohl für das SPerf als auch für das PerfProg erstellt, wobei beide Verbformen völlig autonom berücksichtigt wurden. Diese Lesarten werden dann auf zwei von Matthews zusammengestellte Prädikatskataloge bezogen, von denen der erste der CGEL, der zweite Schopf 1984 entstammt. Die Bewertung zeigt, (a) daß die PerfProg-Lesarten nicht aus denen des SPerf abgeleitet werden dürfen; (b) daß das Geschehenskonzept des Prädikats von ausschlaggebender Bedeutung für seine Interpretation im Perfekt ist. Die Abweichungen von Matthews Bewertung der gleichen Prädikate zeigt, daß die Ermittlung einer Lesart in hohem Maße subjektiv ist und natürlich stark mit dem jeweils zugrundegelegten Raster schwankt. Das Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick über die weiteren behandelten Themen. Das in Teil II erarbeitete Modell verdankt dem Ansatz Schopfs insofern viel, als es ebenfalls eine (zum Teil auch auf Schopf aufbauende) Geschehenstypologie 6 der englischen Prädikate zur Grundlage der Erforschung des englischen Perfekts (das bei Schopf nicht allzu ausführlich behandelt wird) macht. Ich halte den von Schopf eingeschlagenen und von Matthews weiterverfolgten Weg methodisch im wesentlichen für richtig, auch wenn die hier vertretene Meinung in vielen Einzelfragen abweicht. Einer der markantesten Unterschiede liegt in meiner Auffassung begründet, daß ich im Gegensatz zu Schopf das englische Perfekt nicht für ein Tempus halte (Begründung hierfür in Kap. 11).

6 Natürlich ist auch Schopfs Verbklassifizierung nicht von Grund auf neu; sie stellt eine Erweiterung und Korrektur früherer Systeme wie dem Vendlers oder dem der Londoner Grammatik (die sie allerdings für das Perfekt nicht nutzt!) dar.

2. Der streng strukturalistische Zugriff auf das Perfekt am Beispiel Twaddells 2.1. Vier Modifikationen der englischen VP Twaddell (1968) [^1960] ist immer noch ein Muß für jeden, der sich mit dem englischen Verbsystem und seiner Verzeitungsstruktur beschäftigt. Trotz deutlicher Kritik von Stensen (1964) und trotz einiger notwendiger Änderungen und Erweiterungen kann sein klarer strukturalistischer Zugriff immer noch hilfreich sein, die eine oder andere Klippe in der Beschreibung des englischen Perfekts zu umschiffen. Indem sich Twaddell mit einer Skizzierung der im folgenden zu erläuternden vier Modifikationen der englischen VP begnügt hat, hat er manche Probleme und Fehler vermieden, die mit den ebenfalls streng strukturalistischen, aber tiefer ins Detail gehenden Zugriffen in Joos (1964) und Diver (1963) verbunden sind. Für eine Kritik der semantischen Implikationen der Modelle Joos' und Divers sei auf Schopf (1974:25 lff, 258ff) sowie auf McCoard (1978:56ff) verwiesen. Twaddell unterscheidet vier binäre Verbkategorien, die er Modifikationen (1968:6) nennt. Er umgeht mit diesem Terminus die äußerst problematische Frage, ob das englische Perfekt, das er nicht als Tempus auffaßt, durch die Einstufung als Aspekt II (wie in der Londoner Grammatik) in die Nähe des Progressive gerückt werden darf. Eine Modifikation wird definiert als "Limitation, focussing or extension' of the semantic content of the lexical verb." (S. 8) Twaddell setzt nicht etwa, obwohl dies naheliegend wäre, eine Kategorie [Modal] als fünfte Modifikation an, wenngleich er den Modalverben ein eigenes Kapitel (Kap. 4, S. 13-15) gewidmet hat. Jeder dieser Kategorien wird auch eine Bedeutung zugeordnet; somit jongliert Twaddell nicht nur mit Formen, deren Bedeutung allenfalls über ihre Distribution erschlossen werden kann.1 Im einzelnen unterscheidet Twaddell: (a) Modifikation I oder [ Past]. Das Präsens wird schlicht - und dem folgt, wenn auch vorsichtiger, die CGEL - als das Fehlen von Modifikation I oder als [-Past] gewertet. Eine Form wie he arrives bezeichnet Twaddell als z/sro modification, worunter er die unmarkierte Form schlechthin, also die Abwesenheit aller Modifikationen, versteht (S. 6). (b) Modifikation II oder havt + Partizip. Die Bedeutung des Perfekts wird, auf einen Nenner gebracht, mit current relevance (im folgenden CR) umschrieben (S. 8). Näheres hierzu nach diesem kurzen Überblick über Twaddells Modell.

1

Die strukturalistische Vorliebe für die reine Form und ihre Distribution bat zu den mittlerweile mit Recht in Verruf gekommenen Pattern Drills der 50er Jahre geführt, in denen oftmals ohne Rücksicht auf natürliche Kontexte und Vermittlung von Bedeutung nur mechanistische Umformungen oder das Einsetzen von Formen gefordert wurde. Dies ist jedoch kein grundsätzliches Argument gegen die Vorführung eines Pattems im Unterricht, um Strukturen transparent zu machen und auch nicht gegen abwechslungsreiche Einsetz- und Tranformationsübungen mit sinnvollen Kontexten aus dem persönlichen Bereich der Schüler.

7

(c) Modifikation III oder be + -ing. Das Progressive ist nach Twaddell eine sehr komplexe Kategorie, deren grammatische Bedeutung limited duration je nach Verbtyp auf unterschiedliche Weise (also ggf. auch gar nicht) zum Tragen kommt. (d) Modification IV oder be + Partizip. Die Wirkung des Passivs wird folgendermaßen beschrieben: "the subject referent undergoes an action or effect rather than [...] producing or constituting an action or state" (S. 12). Twaddell warnt hier vor der Annahme, die Abwesenheit dieser Modifikation bedinge automatisch eine "aktive" Bedeutung (ib.). Diese Tatsache war einer der Ausgangspunkte für Filimores Kasustheorie, die deutlich machte, daß in The hammer broke the window und The door opens easily eben the hammer und the door keineswegs Agentia sind.

Diese Sicht der englischen VP war von großem Einfluß auf Joos, und ich werde in meiner Besprechung Palmers noch einmal darauf zurückkommen. Bemerkenswert an Twaddells Modell ist u.a., daß das Tempus parallel zum Perfekt und den anderen Verbkategorien als fakultativ eingesehen werden kann, was die Symmetrie des Systems entscheidend vergrößert. [+Tense] ist somit gleichbedeutend mit [+Past]. In dem gegenüber Twaddell erweiterten Complete Finite Schema von Martin Joos (1968:812) wird dies besonders deutlich: Category

Tense

Assertion

Phase

Aspect

Voice

Function

Unmarked

Actual

Factual

CuiTent

Generic

Neutral

Propredicate

Marked

Remote

Relative

Perfect

Temporary

Passive

Verb

Markers

-D

will etc.

Have -N

Be-ing

Be -N

show etc.

Es war nicht sehr geschickt von Joos, das Verbum selbst in eine solche Tabelle mit aufzunehmen, weil es im Gegensatz zu den Modifikationen nicht fakultativ ist (Joos' Propredicate ist eine Phantomkategorie, die allenfalls im Sinne einer generativen Tiefenstruktur existieren kann). 2.2. Modifikation II: Das Perfekt und das Problem der current

relevance

Die Bedeutung der perfektiven Modifikation ist bei Twaddell deutlich weiter gefaßt als das Konzept des resultativen Perfekts, wenngleich die Ergebnisorientiertheit einer Situation durchaus auch bei ihm im Mittelpunkt steht. Sinngemäß kann nach Twaddell die Bedeutung des Perfekts hinreichend mit "current relevance" umschrieben werden. Twaddell wörtlich:

^ Joos war offensichtlich sehr in dieses Schema verliebt. Es befindet sich in exakt der gleichen Form dreimal in The English verb (^1968), und zwar zu Beginn der Kapitel IV ("Basic meanings and voice"; S. 81), V ("Aspect, Tense and Phase"; S. 101) und VI ("Assertion"; S. 147).

8

"It signals a significant persistence of results, a continued truth value, a valid present relevance of the effects of earlier events, the continued reliability of conclusions based on earlier behavior." (1968:8)

Er warnt darüber hinaus vor der Suggestion der Abgeschlossenheit durch den Terminus Perfekt: "The have + participle modification does not necessarily imply completed action except to the extent that the earlier 'action' must have matured sufficiently to produce currently relevant effects. There need be no implication of completion in the sense of non-continuation of the 'action' at the present moment." (ib.:9)

CR schließt Resultativität im weitesten Sinne ein und macht deutlich, daß die Ergebnisse nicht immer greifbar sein müssen. Palmer spricht in solchen Fällen von Nullresultaten; sein Beispiel ist I've hit it twice, but it's still standing up (1988:48; siehe hierzu Abschnitt 3.3). Denkt der Leser bei obiger Definition vor allem an den Typ I have broken my leg, so wird er überrascht; Twaddells Standardbeispiel für die current-relevance-Funkiion ist vielmehr: (1)

My family has lived in this town since 1638 (S. 8)

Entgegen Twaddell liegt in (1) jedoch ein kontinuativ interpretiertes Perfekt vor, d.h. es wird eine bis zum Sprechzeitpunkt andauernde Handlung bezeichnet. Diese Lesart ist aber für das englische Perfekt eher untypisch. Man beachte, daß eine Verkürzung von (1) zu (2) ohne weiteren Kontext gerade nicht bedeutet, daß die Familie jetzt noch dort lebt: (2)

My family has lived in this town

Erst Twaddells zweites Beispiel kann als typischer Fall für CR gelten: (3)

Four students have come out (S. 9)

Damit soll Twaddells Definition der Bedeutung des Perfekts nicht in Frage gestellt werden; sowohl (1) als auch (2) sind damit vereinbar. (1) ist lediglich deshalb kein gutes Standardbeispiel, weil es die Kontinuativität der Situation als zusätzliche Bedeutungskomponente enthält, die nicht dem Perfekt, sondern vielmehr dem Adverbiale since 1638 zuzuschreiben ist. Bei Twaddell hat sich noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt, daß die Lesart einer VP nicht nur durch den Verbinhalt und vier Modifikationen zuzüglich der Modalverben bedingt wird, sondern auch durch Temporaladverbialien, den engeren und weiteren Kontext und nicht zuletzt durch das pragmatische Wissen des Sprechers. Trotz der genannten Einwände ist CR, wie obige Beispiele andeuten, ein äußerst flexibles Konzept, das auf eine Vielzahl von Fällen angewendet werden kann. Es kann

9

kontinuativ wie in (1), als experience (wie in (2)) oder resultativ (hier: Bezeichnung des Nachzustandes) gedeutet werden. Es sollte jedoch - und hierauf geht Twaddell nicht ein - so definiert sein, daß es auch z.B. das Past Perfect in She had cheated me again and again until I finally left her mit abdecken kann. CR ist entsprechend als relativ entweder zum Sprechzeitpunkt oder zu einem in der Vergangenheit oder Zukunft liegenden Referenzpunkt (/ may have left her by tomorrow morning) zu definieren. Es gibt wohl keinen Perfekttyp - von Neutralisationsfällen wie John seems to have come yesterday3 abgesehen - der die Allgemeingültigkeit von CR widerlegen könnte. Man hat diesem Konzept aber entgegengehalten, es sei zu weit gefaßt und könne nicht zur Differenzierung von Past Tense und Perfekt herangezogen werden. Serensen, ein Gegner des CR-Konzeptes, wendet hier ein: "Any past event, significant or negligible, is connected, or may at least be plausibly maintained to be connected, with the present, [...] directly or indirectly, through its results or consequences, since whatever is is the result of past events, and since whatever was cannot have vanished into thin air, leaving no trace whatsoever." (Serensen, 1964:79)

Twaddell selbst würde dies nicht bestreiten; er erklärt sogar ganz in diesem Sinne: "NB that the Tast' modification by no means denies such current relevance; per se Modification I neither affirms nor denies that the earlier event or state is linked with the current situation." (1968:9)

Da Twaddell nur das Perfekt als bezüglich CR merkmalhaft, das Past Tense jedoch als diesbezüglich unmarkiert ansieht, kann obiger Einwand Twaddells CR-Konzept nicht erschüttern. Serensens Argument hat auch Joos beschäftigt, der allerdings im Gegensatz zu ihm eine Lanze für CR zu brechen versucht: "A finite verb will hardly be used to specify an event unless there are effects; it is fair to say that language is not organized for entirely idle talk but is rather well adapted to mentioning things because they matter." (Joos, 1964:138)

Diese Zitate verdeutlichen, daß man kaum (zumindest nicht prinzipiell) von im Past Tense geschilderten Ereignissen behaupten kann, sie hätten keinerlei Auswirkungen auf die Gegenwart. Dennoch könne man, so Joos, am Prinzip der CR festhalten, denn: "... the events designated by perfect verbs may be interesting in themselves, and may have simultaneous effects, but all that is now treated as uninteresting; the focus of attention is entirely on the delayed effects which remain uncertain until separately specified by other verbs. [...] the event is not mentioned for its own sake but for the sake of its consequences." (Joos, 1964:140)

Wir haben also jetzt zwei Lösungen zur Rettung von CR: die von Joos und die Twaddells. Joos Abgrenzung des Perfekts vom Past Tense durch das Merkmal 'delayed

3

Diese Neutralisationen werden in Abschnitt 4.2.1 über die Londoner Grammatik besprochen.

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effects' ist problematisch, weil diese auch dann vorliegen können, wenn auf ein spezifisches Ereignis in der Vergangenheit Bezug genommen wird, das das Past Tense erfordert. Es ist durchaus möglich, die Frage Why is Johnny crying? mit (4) zu beantworten: (4)

He hit himself a nasty blow on the head [ALD unter hit]4

Man muß also einräumen, daß speziell das Indefinite-Past-Perfekt, das in (4) ebenfalls stehen könnte, dem Past Tense ohne Zeitengabe sehr nahe kommt. Twaddells Lösimg erscheint mir hier eleganter zu sein: Das Perfekt ist bezüglich CR merkmalhaft, das Past Tense hingegen indifferent. Daß zwischen den Bedeutungen der Past- und der Perfektmodifikation fuzzy borders existieren, entspricht der sprachlichen Wirklichkeit und sollte nicht Twaddells System angelastet werden. Für die Deskription stellt sich hierbei das folgende grundsätzliche Problem: In dem Moment, in dem man versucht, mit nur einer Bedeutung für das Perfekt auszukommen, wird diese notgedrungen sehr abstrakt und damit relativ inhaltsleer, so daß es oft schwer fallt, die Brücke von dieser allgemeinen Bedeutung zu der jeweiligen Deutung einzelner Äußerungen zu schlagen. Ferner werden mit zunehmender Abstraktion auch die Randbereiche unschärfer, was (wie gezeigt) die Trennung zwischen Perfekt und Tempus problematisch werden läßt. Je konkreter man werden möchte, um so mehr Funktionen des Perfekts muß man ansetzen. Teil II der vorliegenden Arbeit versucht, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden. Insgesamt scheint mir trotz dieser Probleme Twaddells CR nach wie vor brauchbar und wertvoll zu sein, weil er die Ausprägungen dieses Konzepts im konkreten Kontext nicht präjudiziert. CR ist überzeugender als die von Serensen angebotene, ebenfalls monoseme Lösung: "[The Perfect] denotes that the action denoted by the stem of the (main) verb is an accomplished fact at the moment of speech, and, consequently, that the action is anterior to the moment of speech. (Note this: The perfect does not denote that the action is brought to a conclusion at the moment of speech. Nor does it denote that it is not brought to a conclusion" (1964:74). Wenn Sorensens Bedeutung 'accomplished fact' zuträfe, dürfte das Perfekt mit dem Progressive in atelisierender Funktion nicht kompatibel sein, d.h. ein Beispiel wie My sister had really been dying until a stranger came and saved her müßte ungrammatisch sein. Auch sprechzeitkontiguierende Fälle wie She's been running this firm for only a fortnight passen nicht un^ Im AmE wäre hier das Past Tense anstelle des ¡ndefinäe-Past-Periek\s ohnehin die Norm. Hierauf weist u.a. die CGEL hin. Einen sehr konzisen Oberblick nebst informativen Beispielen zu den Unterschieden im Gebrauch des Perfekts und des Past Tense im AmE und BrE bietet Gerhard Vanneck (1958). Typische Beispiele für das AmE wären (1) You look worried. What happened?; (2) You missed him. He just went our, (3) I live in New York, but / never saw the St. Patrick's Day Parade (S. 238-239). Nach Vanneck sind diese Fälle vor allem für das (spontan) gesprochene AmE typisch: "... in many contexts Americans spontaneously use the preterit instead of the perfect, which is obscurely felt to be a somewhat literary tense." (S. 240)

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ter S0rensens Bedeutung, von der nichts mehr übrig bleibt, wenn man seine Einschränkung, wonach die Handlung nicht abgeschlossen sein muß, ernst nimmt. 2.3. Modifikation HI: Das

Progressive

Die Bedeutung limited duration für das Progressive erweckt den Anschein, als sei für Twaddell Modifikation III ebenso monosem wie das Perfekt, doch er erklärt: '"Limited duration' can be decomposed into limitation and duration, and duration itself into continuation or repetition" (1968:9-10). Beide Merkmale, so Twaddell, spielen eng mit fünf nicht näher definierten Verbklassen zusammen und können im Einzelfall sogar neutralisiert sein. Entsprechend sieht er die folgenden fünf Möglichkeiten (Verbbeispiele ebenfalls von Twaddell; ib.: 10-11): (1) Neutral with respect to duration, continuation or repetition (operate, expect, approach, provide, tell) (2) Durational, with possible limitation (reside, contrive, teach, sit, repair) (3) Non-durational, with possible repetition (break, hit, find, catch, kill) (4) Non-durational, momentary, often without possible repetition (proclaim, pronounce, sentence, taste (good) u.a.) (5) Durational, normally without limitation (equal, know, contain, dislike, border; "normally immune to the be + ing modification") Wir sehen hier, daß Twaddell das Progressive im Gegensatz zum Perfekt, wo dieses Vorgehen ebenfalls angebracht wäre, nicht ohne Rekurs auf den Prädikatstyp beschreibt. Hinter seinem Label limited duration verbergen sich also drei Merkmale des Progressive, nämlich Dauer, zeitliche Begrenzung und Wiederholung, die zudem noch alle neutralisiert sein können. Da die absolute Dauer der Situation im Progressive keine Rolle spielt, sondern nur relativ zu anderen Handlungen, Zeitpunkten oder Zeiträumen zu sehen ist, wäre ein Merkmal 'Verlauf 5 anstelle von 'Dauer' sinnvoller gewesen. Unklar bleibt auch, wie das Progressive von der Bezeichnung der (begrenzten) Dauer zur Bezeichnung der Iterativität gelangt. Twaddells Relaus auf einzelne Verbgruppen ist sicher richtig, aber es fehlt ihm ein Instrumentarium zur Klassifikation und Definition sinnvoller Verbgruppen, wie es zu einem beachtlichen Teil bereits in Vendler (1957) zur Verfügung gestellt wird.

5 Hierfür plädiert auch Leisi, der sogar glaubt, mit dem Label "Auffassung als Verlauf' das Progressive generell gegenüber der einfachen Form ("Auffassung als Tatsache") abgrenzen zu können: "Alle anderen Funktionen, die man [den beiden Formen] auch zuschreibt, lassen sich daraus ableiten" (1960, 1974:236). Ich bin hier mit Blick auf das PerfProg, das Ergebnisse feststellt, skeptisch: In You've beert cheating me vermag ich keine Akzentuierung des Verlaufs mehr zu erkennen.

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Twaddell mißt dem PerfProg wie auch anderen Kombinationen seiner vier Kategorien keine eigenständige Semantik zu. Er vertritt implizit das, was Matthews als "aspectual-modification view" des PerfProg bezeichnet hat (1987:112), d.h. Twaddell beschreibt die Semantik des Progressive und des Perfekts separat, so daß die Bedeutung des PerfProg aus der Kombination der beiden Modifikationen gedeutet werden muß. Seine Erläuterung zu Typ (4) macht dies deutlich: "The combination of Modifications II and III, have been -ing, signals iteration in the limited and currently relevant past." (S. 11) 2.4. Zusammenfassung, Gesamtbewertung und Ausblick Twaddells streng formaler Aufbau des Systems der englischen VP ist ebenso wie seine Darstellung der Semantik des Perfekts und des Progressive typisch für das Vorgehen der nordamerikanischen Strukturalisten. Für ihn ist das englische Perfekt kein Tempus, sondern eine Modifikation des Verbs, die aspektuelle Funktion hat. Twaddells Modell ist geschickter als das Joos', weil er das Verb selbst nicht in die Reihe der fakultativen Kategorien aufnimmt. Wie Serensen, Joos und Diver vertritt er eine monoseme Auffassung des englischen Perfekts, die sich in der Bedeutung 'CR' zusammenfassen läßt. Wie S0rensen betont Twaddell, daß das Geschehen im Perfekt keineswegs abgeschlossen sein muß. Angesichts der Kritik Serensens ist hier insbesondere bemerkenswert, daß Twaddell ausdrücklich einräumt, Modifikation I (Past bzw. -ed) sei ebenfalls mit CR kompatibel. Ich habe mich dafür ausgesprochen, die fuzzy borders der Konzepte Pastness und CR als der sprachlichen Wirklichkeit entsprechend anzuerkennen. Das Progressive wird bei Twaddell nur scheinbar monosem gedeutet; hinter dem Label limited duration' verbergen sich jedoch die Merkmale 'Dauer', 'zeitliche Begrenzung' und 'Wiederholung'. Hieran ist zu kritisieren, daß die disparat scheinenden Merkmale Dauer' und 'Wiederholung' bei Twaddell nicht in Beziehung zueinander gesetzt werden und daß das Merkmal 'Verlauf ('progression') besonders im Hinblick auf das PerfProg dem Progressive eher gerecht wird als T)auer'. Besonders wichtig erscheint es Twaddell, darauf hinzuweisen, daß der unmarkierten (merkmal losen) Form gegenüber der merkmalhaften keine Bedeutung zugewiesen werden darf. Als Beispiel verweist er u.a. auf die vermeintliche habituelle Funktion des einfachen Präsens (He reads Greek\ 1968:4). Übertragen auf das Perfekt bedeutet das, daß man dem PerfProg nicht vorschnell eine spezielle Bedeutung zuweisen sollte, um es gegenüber dem SPerf abzugrenzen. Dies scheint zunächst zu Leisis Auffassung im Widerspruch zu stehen, der davon ausgeht, daß sich EF und SF gegenseitig bedingen und hieraus folgert: "nicht nur die [progressive Form] hat eine besondere Funktion, sondern auch die einfache Form." (1974:237) Ich denke, daß beide

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Positionen etwas Richtiges enthalten und zusammengebracht werden können. Natürlich wird die Domäne des SPerf durch das PerfProg eingeschränkt, aber man muß sehr vorsichtig dabei sein, diesen Unterschied durch eine eigene Funktion des SPerf erklären zu wollen, weil je nach Prädikatstyp EF und SF durch unterschiedliche (Oberflächen-)Merkmale wie iterativ - semelfaktiv, abgeschlossen - nicht abgeschlossen, komplexiv - progressiv etc. kontrastieren können und wir nicht zuletzt auch Fälle haben, in denen der Bedeutungsunterschied nivelliert ist. Ich werde hierauf in Teil II zurückkommen.

3. Das Perfekt bei Palmer 3.1. Phase im Zusammenspiel mit anderen Verbkategorien Palmers basic primary paradigm der Verbformen, das sich auf die primären Hilfsverben be und have beschränkt (nicht etwa auch do, das in der CGEL ebenfalls zu den primären Hilfsverben gerechnet wird), faßt wie Twaddell die folgenden vier Kategorien als Modifikationen des Verbs auf: Tense, mit den Realisationen Past und Present, Aspect, worunter Palmer lediglich das Progressive faßt, Phase für das Perfekt, das also nicht wie etwa in der CGEL oder bei Comrie als Aspekt bezeichnet wird und schließlich Voice für das Passiv (Palmer, 1988:35). Diese vier Kategorien liefern = 16 Formen, wobei allerdings die Kombination der Kategorien Voice, Aspect und Phase kaum gleichzeitig, d.h. weder mit noch ohne Tense vorkommen, was Palmer in seinem Paradigma der Verbformen (hier Tafel 3.1a) durch die Fragezeichen hinter den Formen (15) und (16) deutlich macht. Palmer selbst zitiert jedoch Hills John had been being scolded by Mary for a long time when the neighbours came in (S. 33). Weitere Beispiele in plausiblen Kontexten finden sich bei Huddieston: He has been being interrogated without a break since 8 o'clock last night sowie She may still have been being tortured when the police entered the building (1984:130). Joos zitiert folgenden (authentischen) Beleg: Nevertheless, I think it is abundantly clear that Paul was on the right track, and he should have been being read constantly ever since he wrote his book (Handout von Prof. Murray Fowler; Joos, 1968:75). Alle diese Beispiele haben übrigens kontinuative Lesarten, die eine besondere Affinität zum Progressive aufweisen. Für die Marginalität solcher Belege sprechen (a) die Länge und die Komplexität dieser Formen; (b) euphonische Gründe, die in der Schwerfälligkeit der Sequenz been being liegen (für Joos ist auch be being eine unzulässige Kombination; er zitiert jedoch Dorothy Sayers mit "All I can say is, if 1 had to depend on you people to save me from being murdered with arsenic ... I might be being cut up and analysed by Dr. Spilsbury now" (ib.); (c) ein relativ geringer kommunikativer Bedarf für diese Formen, der ohne schwerwiegende Ambiguitäten von den nicht-erweiterten Formen mit übernommen werden kann.

Für die Modalverben hat Palmer ein zweites Schema mit weiteren 16 Formen (§6.1.1). Hier sei jedoch nur Palmers basic primary paradigm, das die Modalverben, die doUmschreibung sowie Verneinungen und infinite Formen unberücksichtigt läßt, unter Hinzufügung von Spalten und Überschriften wiedergegeben:

15

Tafel 3.1a: Palmers basic primary paradigm (Spaltenüberschriften ergänzt) TENSE (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) (16)

takes took is was has had has had is was is was has had has had

PHASE

taken taken been been

been been been been

ASPECT

VOICE

taking taking taking taking being being being being

taken taken taken taken taken taken taken(?) taken(?)

Strenggenommenwerden in dieser Übersicht das Perfekt, das Progressive (be + -ing) und das Passiv (be + -ed) morphologisch nicht durch ihre jeweilige Spalte repräsentiert, sondern durch eine diskontinuierliche Konstituente, die tabellarisch schwer zu erfassen ist.1 Störender ist jedoch, daß Palmers Schema eine gewisse Asymmetrie suggeriert zwischen dem Tempus einerseits, in dessen Spalte nicht zwischen Realisation und Nicht-Realisation von -ed unterschieden wurde und den übrigen Kategorien andererseits, deren Stehen oder Fehlen durch den Kontrast zwischen freier und besetzter Stelle auf einen Blick deutlich wird. Versteht man, wie von mir befürwortet, das Tempus im Sinne von Twaddells Modifikation I (Past), so kann man, wie in Tafel 3.1b geschehen, durch eine zusätzliche Spalte deutlich machen, daß auch sie stehen oder fehlen kann:

' Palmer hat dies ebenfalls gesehen; er schreibt "... tense is marked in the first column, while the second, third and fourth columns indicate partial markers of phase, aspect and voice respectively." (Meine Hervorhebung; Palmer, 1988:33)

16

Tafel 3.1b: Symmetrisches basic primary paradigm 0 (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) (16)

takes is

TENSE

PHASE

has

is is has has

VOICE

took taking taking

was has

ASPECT

had had

taken taken been been

taking taking

was was had had

been been been been

being being being being

taken taken taken taken taken taken taken(?) taken(?)

Das korrigierte System weist nun eine Spalte jE^'unmarked' für die präsentischen und damit bezüglich Modifikation I unmarkierten Formen auf. Der Kontrast z.B. zwischen der gänzlich unmarkierten Form takes und der komplexesten Form had been being taken, bei der alle vier Kategorien vertreten sind, tritt jetzt deutlicher zutage. Diese symmetrische Sicht aller Modifikationen einschließlich des Tempus ist nicht ganz trivial. Kein geringerer als Noam Chomsky war der Meinung, Tense müsse immer stehen: Exkurs: Chomskys A UX-Expansion? Chomsky hatte eine Expansionsregel für das englische Auxiliary vorgestellt, die alle (unter Hinzunahme der Modalverben) denkbaren 32 Formen der finiten englischen VP generieren können sollte. Diese Regel gibt es in zwei Fassungen: (i)

AUX ~> TENSE (MOD) (have + en) (be + ing) (be + en) [Chomsky, 1957:39]

(ii)

AUX --> TENSE (MOD) (PERF) (PROGR) [(VOICE)] [Chomsky, 1965:43] 3

^ Ich danke Prof. Standop für besondere Hinweise und Hilfestellung zu diesem Abschnitt. 3

Die exakte Generierung der Formen wird in keiner Schulgrammatik für Deutsche dargestellt, wobei Palmers bewußt einfach und übersichtlich gehaltenes Schema über deren Komplexität hinwegtäuscht. Dies darf nicht zu der Annahme verleiten, die Bildung etwa des englischen Perfekts sei z.B. im Vergleich zum Lateinischen relativ einfach zu erlernen. Ein jeder prüfe sich, ob er den dahinterstehenden Algorithmus schrittweise so darlegen könnte, daß er mechanistisch anwendbar, also z.B. unmittelbar für ein Computerprogramm umsetzbar wäre. Schulgrammatiken sind hier inkonsequent, indem sie diese Formen ganzheitlich vermitteln (durch schlichte Vorführung eines Pattern), während sie bei Strukturen wie I hate John lalking all the time einen analytischen Zugriff über Regeln vorziehen. Ich gehe davon aus, daß die Vorführung eines Pattern, wenn sie bei der Formenlehre erfolgreich sein kann, auch in der Syntax effektvoll eingesetzt werden könnte. Wie komplex die

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Der Parameter VOICE für das Passiv fehlt in Aspects, er wurde hier parallel zu (i) ergänzt. In Aspects findet man folgende Erläuterung: "... consider the analysis of the English Verbal Auxiliary. The facts are that such a phrase must contain Tense (which is, furthermore, Past or Present), and then may or may not contain a Modal and either the Perfect or Progressive Aspect (or both), where the elements must appear in the order just given." (1965:42) Chomsky hielt also Tense in der Tat für obligatorisch, obwohl es im Twaddellschen Sinne ebenfalls in Klammern hätte gesetzt werden müssen. Femer ist anzumerken, daß (i) und (ii) nicht gleichbedeutend sind, zumindest dann nicht, wenn man have + en als formale Kategorie sieht, PERF hingegen als semantische. Nimmt TENSE in (i) den Wert [+Past] an und steht die Klammer (have + en), so generiert (i) zwar ein korrektes Past Perfect als Form, doch die Ambiguität dieser Form bleibt unberücksichtigt, d.h. es ist nicht mehr zwischen der Funktion eines Pre-Perfect oder eines Pre-Past zu differenzieren, (ii) hingegen kann ein Pre-Past überhaupt nicht generieren, sondern nur noch die Form eines Past Perfect in der Bedeutung eines Pre-Past. Räumt man ein, daß beide Regeln nur Formen generieren sollen, so bleibt für die semantische bzw. die LF-Komponente das Problem, ambige syntaktische Strukturen jeweils eindeutig zu interpretieren, also einer SStruktur mit einer ambigen Expansion von AUX eine eindeutige Logical Form zuzuordnen. Dies ist dann nur unter Zuhilfenahme des Kontextes (etwa Typ des Adverbials) möglich.

Palmers nachfolgende Liste der entsprechenden Infuiitivformen des Verbs take illustriert nun die bereits angesprochene Neutralisierung der Kategorie Tense in infiniten Verbformen und nach Modalverben, die ebenfalls nur die nachfolgend aufgeführten Formen nach sich ziehen können (Palmer, 1988:34). Durch den Wegfall der Tense Opposition reduziert sich die Zahl der Formen auf acht: INFINITIVE (1/2) (3/4) (5/6) (7/8) (9/10) (11/12) (13/14) (15/16)

to take to be taking to have taken to have been taking to be taken to be being taken fwohl ebenfalls fraglich oder marginal] to have been taken to have been being taken (?)

Die Numerierung verweist auf die entsprechenden finiten Formen in Tafel 3.1. Ein infinites take ist also die Entsprechung sowohl zu takes als auch zu took (formal gesehen). Die semantischen Beziehungen sind jedoch komplexer. Der Infinitiv Perfekt kann nicht nur die Formen (5) und (6), sondern auch die Form (2) (took) ersetzen. Man vergleiche die folgenden Fälle unter (a) und (b): (1)

(a) (b)

He claims that he has seen her recently He claims to have seen her recently [perfektive Funktion]

(2)

(a) (b)

He claims that he saw her yesterday He claims to have seen her yesterday [Past-Funktion]

Gesetzmäßigkeiten des Aufbaus einer VP wie may have been talking wirklich ist, ist bei Jacobsen nachzulesen (1986:46-48).

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(3)

(a) (b)

He claims that he had lived in Tokyo until he moved to Glasgow He claims to have lived in Tokyo until he moved to Glasgow [Pre-Per/ecf-Funktion]

(4)

(a)

It seems that Tom had abandoned his plans to leave a few hours before his train arrived Tom seems to have abandoned his plans to leave a few hours before his train arrived (/Ve-Pasi-Funktion)

(b)

Das Verhältnis von finiten und infiniten Formen ist von weiteren Asymmetrien geprägt. Als Entsprechung von (5) haben wir nicht (6), wie Palmers Formeninventar erwarten ließe, sondern (7): (5)

We have been solving this problem for the last two years

(6)

?It has been our utmost concern these last two years to have been solving this problem

(7)

It has been our utmost concern these last two years to solve this problem

Palmer selbst bemerkt an anderer Stelle (S. 70), daß der Infinitiv Perfekt in */ should have liked to have seen him (ib.) redundant ist und durch I should have liked to see him zu ersetzen ist. Damit haben wir eine zusätzliche Ersetzbarkeit des Infinitiv Perfekt durch den Infinitiv Präsens, falls der Kontext den Zeitbezug klar macht. 3.2. Tempus versus Phase An Palmers Ansatz ist bemerkenswert, daß er auf semantischer Ebene zunächst Tense und Phase zusammen behandelt, um deutlich zu machen, daß beide die Funktion haben, Zeitrelationen ("time relations") zum Ausdruck zu bringen. Dieses Vorgehen ist durchaus legitim und kontrastiert mit der Ansicht Comries, der ein Buch ausschließlich über Aspect (das bei ihm auch das Progressive abdeckt) und ein weiteres ausschließlich über Tense geschrieben hat. Nur Tense kann nach Comrie eine Situation auf dem Zeitstrahl lokalisieren; dem Aspekt (Perfekt, Progressive)4 schreibt er die Funktion zu, etwas über die interne Struktur einer Situation auszusagen ("internal contour"; Comrie, 1985:6).

* Comrie ist nicht der einzige, der das Perfekt als Aspekt bezeichnet Auch die Londoner Grammatik hat einen Aspekt I (das Perfekt) und einen Aspekt II (das Progressive). Dies ist zwar nicht falsch, weil es sich zumindest bei der CGEL um reine Labels handelt, aber die Terminologie suggeriert dennoch größere Zusammengehörigkeit zwischen dem Progressive und Phase als z.B. zwischen dem Progressive und dem Passiv oder dem Perfekt und dem Passiv. Die Terminologie sollte dies nicht präjudizieren. Wenn man vom Perfekt als Aspekt spricht, so will man damit ja in erster Linie der problematischen Darstellung z.B. in Schulgrammatiken begegnen, für die Present Tense, Past Tense und Presen! Perfect drei gleichberechtigte Tempora sind. Dies kann man mit der Bezeichnung Phase ebenso gut erreichen.

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Comries semantische Trennung zwischen Tempus und Aspekt ist eine sehr künstliche. Inhaltlich gesehen haben auf die eine oder andere Weise sowohl Tempus als auch das Perfekt und das Progressive mit zeitlicher Lokalisierung bzw. Verzeitung zu tun. Auch Comrie könnte wohl nicht bestreiten, daß He hos left her ebenso vorzeitig zum Sprechzeitpunkt ist wie He left her. Was das Progressive angeht, so hat er offensichtlich Fälle wie Tom is leaving tomorrow (hier hat - nach seiner Definition - das Progressive Tempusfunktion) aus seiner Aspektdefinition ausgeklammert Die Wurzel des Übels liegt bei ihm in der (offensichtlich auch von Huddieston geteilten) Auffassung, es gebe so etwas wie 'Aspekt' schlechthin, der in Sprache A durch bestimmte lexikalische Kategorien (z.B. Aktionsarten) realisiert, in einer anderen Sprache B (z.B. im Englischen) aber grammatikalisiert sei (have-en, be-ing). Ein solches Denken ist mir fremd. Aspekt ist für mich ein Label, das für jede Einzelsprache mit konkretem Inhalt zu füllen ist. Ich plädiere für eine rein formale Trennung von Tempus und Aspekt (bzw. Phase), wie sie in Palmers System zum Ausdruck kommt.

Anders als Comrie geht Palmer korrekterweise davon aus, daß sowohl Tense (mit Einschränkungen für das Present Tense, wie etwa den eternal truths und dem historischen Präsens) als auch das Perfekt eine Situation auf dem Zeitstrahl situieren können (vgl. S. 36-37). Palmer verdeutlicht dies in folgendem, stark idealisierten Schema (S. 37):5 REMOTER PAST

PAST

PRESENT

present non-perfect past non perfect present perfect past perfect

Palmer kämpft hier mit der gleichen Schwierigkeit, die sich auch in vielen Schul grammatiken findet: Es ist unmöglich, alle Funktionen des reinen Verzeitungs-PasiTense6 und des SPerf in einer einzigen Grafik unterzubringen. Palmers Darstellung zeigt, daß er in diesem Punkt noch sehr stark der traditionellen Grammatik verhaftet ist, die den kontinuativen Fall (Palmers Beispiel ist l've beert reading for an hour; S. 47) als Paradefall für das Perfekt ansieht. Dieser Typ setzt ein duratives, nicht-konklusives Prädikat (be, live, read) voraus und deckt nicht einmal für diese Verben alle Möglichkeiten ab. Keinesfalls eignet er sich als Ausgangsbasis für eine monoseme Deutung des Perfekts, wie sie von Palmer befürwortet wird. Es bleibt daher zu klären, wie Palmer von obiger Skizze ausgehend die Brücke zu anderen Perfekttypen (z.B.

5 In Palmer 21988 wurde der Ausdruck REMOTER PAST (hier: 'VORVERGANGENHEIT') unglücklich Uber die linke Spalte gesetzt Ich habe dies gemäß 11974 (S. 36) korrigiert.

® Ich möchte diesen Terminus nur auf Standardfunktionen des Past Tense, die der immittelbaren Lokalisierung eines Ereignisses in der Vergangenheit dienen, beschränkt wissen, nicht auf dazu homonyme Pasr-Fonnen in {^-Bedingungen oder in indirekter Rede, die natürlich - wie auch bei Palmer und in der CGEL geschehen - getrennt behandelt werden müssen.

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Sylvia has locked herself up) schlagen will. Seine Skizze läßt auch die Ambiguität des Past Perfect außer acht und registriert nur die Pre-Perfect-Bedeutung dieser Form, obwohl er diese Problematik in Kap. 3.3.3 ("HAVE as past") sieht und korrekt erläutert. 3.3. Phase: Versuch einer Bedeutungsbestimmung Palmer vertritt eine monoseme Auffassung des Perfekts, ohne dabei den Fehler zu begehen, wie die CGEL auf die sehr allgemeine, das Past einschließende Bedeutung 'anterior time' zurückzugreifen. Seine Definition ist bemerkenswert und sei daher hier im Original wiedergegeben: "Phase is best seen as the marker of a complex set of time relations. Though there are several possibilities, all of them share the characteristic that what is involved is a period of time that began before, but continued right up to, a point of time which may itself be present or past according to the tense used.* (Palmer, 1988:46)

Palmers Charakterisierung des Perfekts als "complex set of time relations" läßt trotz der monosemen Auffassung bereits mehrere Lesarten erwarten. Um diese nun alle auf einen Nenner zu bringen, muß Palmer zu der sehr vagen Formulierung greifen, eine Zeitspanne, die bis zur Gegenwart oder einem Punkt in der Vergangenheit heranreicht, sei "involved". Dies ist auch das Perfektkriterium der Londoner Grammatik (siehe Abschnitt 4.2). Hierunter faßt Palmer recht verschiedene Perfekttypen wie das kontinuative Perfekt in (8) und das sogenannte resultative Perfekt wie in (9) (alle Beispiele Palmer, 1988:47): (8)

(a) (b)

I've been reading for an hour I'd been reading for an hour

(9)

(a) (b)

I've cut my finger He's painted his house

In (8) füllt also die Handlung das angesprochene Intervall aus, in (9) ist Palmers Intervall lediglich ein theoretisches Konstrukt. Er wendet sich gegen die (weit verbreitete) Einstufung von Fällen wie (9) als resultativ, da man sonst auch Nullresultate anerkennen müsse wie in (10) (S. 48): (10)

I've hit it twice, but it's still standing up

Palmers Argument ist nicht stichhaltig. Natürlich ist (10) resultativ, zumindest im Sinne eines erwarteten Resultats, weil sonst der adversative Nebensatz, der ja gerade auf den Kontrast zwischen erwartetem und eingetretenem Resultat abhebt, gar keinen Sinn ergäbe. Dennoch hat Palmer recht, wenn er current relevance als bessere mono-

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senke Deutung einstuft als resultative (das z.B. beim experiential Perfect wie in Have you seen the new production of King Lear at the National theatre (StudGr, S. 52) nur mit größter Begriffsdehnung zur Anwendung gebracht werden kann): "A more accurate explanation is in terms of current relevance [ref. omitted], that in some way or other (not necessarily in its results) the action is relevant to something observable at the present. The past perfect may similarly be treated in terms of activity occurring before, but relevant to, a point of time in the past." (1988:48)

Man fragt sich, weshalb Palmer dieses überzeugende Konzept nicht einfach übernimmt, zumal er feststellt, daß CR auch das Past Perfect (in der Funktion eines PrePerfect) mit abdecken kann. Er kehrt jedoch unmittelbar nach dieser Einsicht zu seiner Perfektdeutung Involvierung eines bis zur Gegenwart oder zu einem vergangenen Referenzpunktes reichenden Intervalls' zurück: "The insistence on the interpretation of phase in terms of periods of time is partly justified by the fact that it makes possible a single statement for all the perfect forms, and does not need to handle current relevance as a special meaning of the perfect, unrelated to its other uses." (S. 49)

Man fragt sich, inwiefern CR ein enger gefaßtes Konzept als Palmers Zeitrahmentheorie ist oder gar als "special meaning" des Perfekts betrachtet werden kann. Zur Begründung führt er das ungrammatische (11) an: (11)

*They've come last Monday

(11) widerspreche dem CR-Konzept nicht, da es durchaus bedeuten könnte, daß sie (a) am vergangenen Montag ankamen und (b) jetzt noch hier sind, oder daß dies zum Sprechzeitpunkt relevant ist.7 Die nach ihm für das Perfekt erforderliche sprechzeitkontiguierende Periode schließe die Kombination mit Adverbialien wie last Monday hingegen aus (S. 49). Dieser Befund spricht jedoch nicht prinzipiell gegen CR: Man kann ebenso gut argumentieren, daß das CR-Signal des Perfekts nicht mit einem relativ scharf abgegrenzten Zeitraum in der Vergangenheit kompatibel ist. Dies ist allerdings noch nicht die ganze Wahrheit. Es gibt eine Reihe von Adverbialien, die ein in der Vergangenheit abgeschlossenes Intervall bezeichnen und dennoch mit dem Perfekt verbunden werden können. Hierher gehören z.B. in the (distant) past, long ago, in my time u.a. Da Kap. 8 diese Adverbialien eingehend behandelt, sei hier nur ein Beispiel herausgegriffen: (12)

7

... but unquestionably, I think, V.B. is right that there has been a failure of management in the early days [= postwar period] (Niemeyer, 1986:199)

Dies entspräche dem Perfektgebrauch im Deutschen: Ich bin gestern angekommen hat genau die beschriebene Deutung.

22

Ist das Adverbiale relativ unbestimmt, so sind solche Fälle nicht mehr so marginal wie das Perfekt mit yesterday (siehe hierzu auch Kap. 5). Twaddells CR läßt hier noch eine Deutungsmöglichkeit offen, präjudiziell also nicht wie Palmers Zeitrahmen, daß das englische Perfekt grundsätzlich nie mit einem abgeschlossenen Zeitintervall kombinierbar ist.8 Palmer wartet jedoch noch mit zwei weiteren Argumenten gegen CR auf: (a) Es ist prinzipiell schwierig, zu definieren, was gegenwärtig relevant ist und (b) die Einschätzung dieser Relevanz variiert von Dialekt zu Dialekt. Im AmE sei (13) trotz Vorliegen von CR (wenn das Kind zum Essen kommt) möglich: (13)

Did you wash your hands? (ib.:50)

Notgedrungen muß Palmers Zeitrahmentheorie bezüglich beider Einwände auf die gleichen Schwierigkeiten stoßen und bietet somit keinerlei deskriptiven Fortschritt gegenüber CR. Daß z.B. beim Perfect of achievement (/ have read these books in no time at all) oder beim resultant-state-"Perfekt (You have broken the vase) überhaupt ein Zeitrahmen "involviert" ist, der bis zur Gegenwart reicht, ist ein Postulat Palmers; er manifestiert sich letztlich in nichts anderem als der current relevance des betreffenden Ereignisses. 3.4. Tote Persönlichkeiten und das Perfekt Das Problem des Aktiv-Passivkontrasts perfektiver Aussagen, die tote Personen zum Subjekt haben, kann mittlerweile als klassisch in der Perfektforschung gelten. Jespersen beschert uns das schöne Beispiel: Macaulay did not impress the very soul of English feeling as Mr. Carlyle,for example, has done und notiert, dies müsse zwischen Macaulays und Carlyles Tod geschrieben worden sein (MEG IV, 67).® Andererseits läßt Jespersen Aussagen wie Newton has explained the movements of the moon zu, "when the reference is to the result as affecting the present day." (ib. 66) Laut McCawley, der das Problem 1973 wieder aufgreift, wird diese Problematik 1969 [1970?] von Chomsky in Zusammenhang mit dem Passiv gebracht. Auch die CGEL notiert den Unterschied zwischen ?Winston Churchill has twice visited Harvard und Harvard has twice been visited by Winston Churchill, ohne jedoch dem Problem wirklich zu Leibe zu rücken (§3.72, Note a).

8

Man muß sich vor einer vorschnellen Deutung dieser Adverbialien hüten. So erscheint mir McCoards Erklärung nicht stichhaltig: "Past years, former ages and the like often seem to be interpreted as precedents for the present: what has been, may still be. The present age or year is not contrasted, but taken to continue the past." (McCoard, 1978:1S8). Dies ist ad hoc und erklärt nicht, weshalb Adverbialien wie yesterday und das von Palmer mit just kontrastierte a moment ago offenbar sehr perfektresistent sind. Falls man den Unterschied zwischen diesen Adverbialien nicht einfach, wie Palmer bei seinem Vergleich zwischen just und a moment ago mutmaßt, als "formal fact" (S. 52) hinnehmen will, bleibt nur eine detailliertere Untersuchung der Bedingungen, unter denen Past- Adverbialien mit dem Perfekt stehen können. ' McCoard kontert mit einer emendierten Fassung: "... as the late Mr Carlyle, for example has done" (1978:39).

23

Palmer untersucht den zunächst verblüffenden Akzeptablitätsunterschied zwischen Aktiv und Passiv in (14) und (15). Neu an seiner Diskussion ist, daß er (16) in seine Problemlösung einbezieht: (14) (a) (b)

?Queen Victoria has visited Brighton ?Shakespeare has written a lot of plays

(15) (a) (b)

Brighton has been visited by Queen Victoria A lot of plays have been written by Shakespeare

(16) (a) (b)

Even Queen Victoria has visited Brighton Shakespeare has written most of the oest plays we know

Er notiert, daß CR nicht sinnvoll oder möglich ist, wenn, wie in (14), über tote Personen gesprochen wird. Die Passiva in (15) sind deshalb möglich, weil hier nicht von den Verstorbenen Queen Victoria und Shakespeare die Rede ist, sondern von Brighton bzw. den (uns heute vorliegenden) Stücken. Während Chomsky noch eine Restriktion einführen wollte, die das Subjekt bestimmter Perfekttypen [in erster Linie des experiential Perfect] auf lebende Personen einschränkt (was McCawley zu Recht ablehnt; 1973:106), stellt Palmer klar: "... subject position does not necessarily indicate what we are talking about and so what may be relevant." (S. 50) Er untermauert dies durch einen Verweis auf (16), wo nicht über Queen Victoria bzw. Shakespeare gesprochen werde, sondern (wie in (15)) über Brighton und die Stücke (ib.). Dies ist korrekt, aber noch nicht hinreichend griffig. Man kann sagen, daß ein experiential Perfect eine lebende Person zum Thema haben muß. Das Thema ist im Englischen zwar typischerweise, aber keineswegs immer das Subjekt. In Palmers (16) ist es deswegen nicht Thema, weil hier even impliziert, daß neben Queen Victoria viele andere nach Brighton gekommen sind, wodurch die Stadt charakterisiert wird und nicht die Königin. (16b) enthält im Gegensatz zu (15b) eine NP mit bestimmtem Determiner (the best plays we know), die themaheischend ist, weil sie bereits identifiziert und zudem durch die Postmodifikation we know noch näher bestimmt wird. Neben der Syntax kann jedoch auch die Intonation Einfluß auf die Thema-Rhema-Konstellation nehmen, was von Palmer nicht berücksichtigt wird. Die Bewertung der (In-)Akzeptabilität sowohl der Aktiv- als auch der Passivsätze in (14) und (15) hat nur unter der Voraussetzung einer unmarkierten Intonation Gültigkeit, was bedeutet, daß der Primärakzent jeweils auf der letzten NP liegt (Endfokus). Wie McCawley10 anhand anderer

McCawley notiert den Einfluß der Intonation anhand des von Chomsky übernommenen Beispielpaars (1973:106): (i) * Einstein has visited Princeton (ii) Princeton has been visited by Einstein Er zeigt, dafi Chomskys grammatically judgements nur im Falle unmarkierter Intonation (hier von mir verdeutlicht) gelten.

24

Beispiele deutlich gemacht hat, kann man in (14) und (15) Thema und Rhema umkehren, indem man den Primärakzent an den Satzanfang verlagert: (17) (a) (b)

Queen Victoria has visited Brighton Shakespeare has written a lot of plays

(18) (a) (b)

?Brighton has been visited by Queen Victoria ?A lot of plays have been written by Shakespeare

Wie man sieht, ist die Intonation hier in der Lage, die Akzeptabilität der Aktiv- und Passivsätze umzukehren. Als Rhema kann nun sowohl Shakespeare als auch Queen Victoria Subjekt einer perfektiven Äußerung sein. Umgekehrt sind die entsprechenden Passivsätze in (18) nicht mehr sprachgerecht. 3.5. Das Perfect

Progressive

3.5.1. Charakteristik Palmer geht wie auch die CGEL von einer weitgehenden Bedeutungsüberlappung des PerfProg mit dem SPerf aus, räumt jedoch ein: "Although in general the same account [as for non-progressive forms] can be given of the progressive perfect, there are some differences." (S. 68) Er vertritt also trotz dieser Hintertüre wie die Mehrzahl der Forscher den "aspectual modification view" (Matthews, 1987:112), glaubt also nicht an eine nennenswerte semantische Eigenständigkeit dieser Verbform. Wie Twaddell geht Palmer von einer Progressive -Fun ktion limited duration (der er noch andere Funktionen hinzugesellt) aus, die sich auch mit dem Perfekt verbinden könne. Unter diesem Label faßt er sowohl den durativen kontinuativen Fall in (19) als auch den iterativen kontinuativen Fall in (20) zusammen: (19)

I've been reading since three o'clock (S. 47)

(20)

We've been getting up early this week (S. 62)

Palmers limitation ergibt sich hier zunächst einmal durch das jeweils bezeichnete Zeitintervall (dessen Endpunkt in beiden Fällen der Sprechzeitpunkt ist) und nicht durch das Progressive. Weshalb (20) nun etwa im Gegensatz zu We have got up early this week iterativ zu deuten ist, erläutert Palmer nicht. Dies erklärt sich dadurch, daß das Progressive ein Geschehen im Verlauf darstellt (die absolute Dauer spielt keine Rolle), was bei einem punktuellen Ereignis wie get up nicht möglich ist, so daß sich die iterative Deutung aufdrängt. Palmers (19) wirft die Frage auf, ob das kontinuative durative SPerf synonym zum PerfProg in der entsprechenden Funktion ist: (21)

I have smoked since I left school (Thomson/Martinet 1986:169)

25

(22)

He has always worked for us (ib.)

Palmers Label limited duration wäre nur dann angebracht, wenn er zeigen könnte, daß das PerfProg eine größere Affinität zu kürzeren Intervallen als das SPerf hat. Nach Ansicht einiger Grammatiker ist dies in der Tat der Fall. Leech urteilte 1969: "The semantic difference between the simple and continuous perfective is very slight, only the second criterion of "limited duration" being operative ... They have been living here suggests a smaller time scale than They have lived here ... and so for a few days would almost certainly go with the first and for thirty years with the second. But [...] this is a difference of psychological extent only ..." (S. 154). Colin Humphrey bestätigte mir diese Tendenz mit dem Hinweis, das PerfProg sei für ihn besonders typisch in Our aunt has been staying with us for a fortnight (and we are trying to get rid of her now). Sein Zusatz in Klammem deutet an, daß das PerfProg vor allem dann steht, wenn der Zustand in absehbarer Zeit ein Ende finden soll oder wird. Dies ist für Allen das entscheidende Kriterium; er unterscheidet zwischen suffusive und profusive predicates und kontrastiert / have taught English for many years, and I still do (suffusive) mit I have taught English all day, and I still am (profusive) mit den Hinweisen: (a) das profusive Prädikat enthalte "a definitive suggestion of change or development or "flow" of activity" und (b) "Perhaps a more common form for the last sentence would be the following: / have been teaching English all day, and I still am " (1966:226)." Dieser Befund stützt die These der Zeitweiligkeit des PerfProg. Visser lehnt hingegen eine solche Deutung ab und kritisiert die Einschätzung der GCE, wonach der Sprecher in John has been living in New York since 1970 (Quirk et. al., 1972:97) Johns Wohnsitz in N.Y. nur als vorübergehend betrachte: "One cannot help feeling at a loss to understand why the idea of temporariness should be evoked in such a sentence." (1973:2415, Fn.) Meine eigene Beispielsammlung scheint tendenziell Allens Befund zu stützen. Belege für dauerhafte Zustände sind z.B. 'She's my own bell,' he said 'I've rung her close on fifteen years now and I've looked after her for ten ... (D. Sayers, S. 64) oder For ten years I have said to myself... (ib.:161). Ein Beispiel für das PerfProg und einen temporären Zustand ist And I've been meaning to say, it's very good of that nice manservant of yours to clean the silver and brass so beautifully (ib.: 141). Ist demgegenüber This here sluice has been needing repairs oh! a matter of twenty year [sic], now (ib.: 153) ein Gegenbeispiel? Ja, wenn man nur Leechs Argument der Länge berücksichtigt; nein, wenn man von Allens "suggestion of change" ausgeht. Der Sprecher will ja zum Ausdruck bringen, daß die Schleuse längst hätte repariert werden sollen, daß also der gegenwärtige Zustand schon viel zu lange dauert. Solche Fälle deuten darauf hin, daß die Instabilität des Zustandes eine größere Rolle spielt als die Länge, auch wenn instabile Zustände typischerweise kurz sind, so daß beide Merkmale in hohem Maße korrelieren. Es ist gut vorstellbar, daß sich das temporariness-Merkmal der EF letztlich auf das Merkmal Verlauf (das relativ zu anderen Zeitpunkten oder -intervallen zu definieren ist und nichts mit absoluter Dauer zu tun hat) bzw. auf ihren atelisierenden Charakter zurückführen läßt.

In Abschnitt 4.5.1 '"Results'" diskutiert Palmer das PerfProg (a) zur Bezeichnung unabgeschlossener Handlungen und (b) den Typ You Ve been working too hard ('You ' ' Allen ging es hier in erster Linie um den Unterschied zwischen zwei verschiedenen Prädikats typen; sein Hinweis darauf, daß das PrPP im zweiten Fall vorzuziehen sei ist nur tenlativ, aber besonders bemerkenswert, weil Visser Allen mit der Bemerkung zitiert "the speaker has his choice of either of the two forms which are for all practical purposes synonymous, and the only explanation that could be given here for his choice would have to be a psychological one, which is here rejected as being too subjective for proper linguistic analysis." (Allen, 1966:93; Visser, 1973:2415) Allen vertritt diesen Standpunkt wider seine eigene oben zitierte Einsicht, wonach I have been teaching English all day and stül am dem entsprechenden Salz im SPerf vorzuziehen ist.

26

need a rest'), was einen relativ weit gefaßten Resultativitätsbegriff voraussetzt, der praktisch synonym mit CR zu deuten ist, da ein resultatives Perfekt im engeren Sinne nicht gleichzeitig ein unabgeschlossenes Geschehen bezeichnen kann. Ich gehe nun auf beide Result-Typen getrennt ein. Gruppe (a). In den folgenden Beispielen markiert das PerfProg nach Palmer - so übrigens auch Leech 1987 und die CGEL - die Unvollständigkeit einer Handlung (1988:68): (23)

Someone has been moving my books

(24)

Who's been eating my porridge?

In (23), so Palmer, seien nicht alle Bücher weggeräumt worden, in (24) müsse noch Haferschleim vorhanden sein. Er erläutert den Kontext von (24), das aus dem Märchen "Goldilocks and the three bears" stammt, sinngemäß wie folgt: Während Father Bear und Mother Bear, deren Teller noch einen Rest Porridge enthalten, fragen: 'Who's been eating my porridge?' sagt Baby Bear, dem nichts übrig geblieben ist: "Who's been eating my porridge and has eaten it all up?'. Der Witz bestehe nun darin, daß been eating und has eaten (up) miteinander kontrastierten und der erste Teil der Frage eine Imitation des Pattems der Eltern sei, das nicht zu dem leeren Teller passe und daher in einem Nachsatz korrigiert werden müsse (S. 68).

Diese Ausführungen vermitteln ein allzu einseitiges Bild der Funktion des PerfProg in (23) und (24). Es bezeichnet nicht die Unabgeschlossenheit des Geschehens selbst, sondern es assertiert lediglich den Finalpunkt nicht explizit. Daraus ergibt sich eine relativ variable Deutungsmöglichkeit von accomplishments wie widen the road, eat one's dinner oder move someone's books. Zumindest für einige Sprecher ist Palmers (23) ebenso wie Leechs They have been widening the road abgeschlossen, auch wenn dieser Abschluß im Gegensatz zum SPerf nicht explizit assertiert wird. Die Konklusivität dieser Prädikate ist graduell unterschiedlich und wird offensichtlich auch von verschiedenen Sprechern nicht einheitlich beurteilt. Palmers eat up ist extrem telisch und widersetzt sich daher einer Atelisierung im PerfProg (*Who has been eating up my porridge) ebenso wie *I've been drinking that bottle, das von meinen Informanten spontan zu I've been drinking from/out ofthat bottle korrigiert wurde. Palmers Who's been eating my porridge ? ist jedoch (sowohl abgeschlossen als auch unabgeschlossen gedeutet) akzeptabel (allenfalls stilistisch unsauber), weil es vager in seiner Konklusivität ist. Ich werde diese Problematik in Abschnitt 10.5.3.2 noch eingehender behandeln. Gruppe (b). Die folgenden Beispiele Palmers werden seinem übergeordneten Label 'Results' eher gerecht, da sie abgeschlossene Handlungen bezeichnen, die Auswirkungen auf die Gegenwart haben (S. 68): (25)

You've been working too hard ('You need a rest')

27 (26)

You've been playing with fire ('I can smell it')

(27)

I've been drinking tea ('That's why I'm late')

Palmer erläutert diese Fälle wie folgt: "The progressive is also used to show that it is simply the continuing, durational aspect of the activity that has the current relevance" (ib.). Man wird das Gefühl nicht los, daß Palmer hier unbedingt das alte ProgressiveMerkmal der Dauer dem PerfProg überstülpen will, weil er keine andere Rechtfertigung für diese Form sieht. Sein Kommentar liefert auch keine Erklärung dafür, weshalb (25)-(27) im Gegensatz zu den Beispielen der vorhergehenden Gruppe stets als abgeschlossen interpretiert werden. Der Unterschied zum SPerf besteht sicherlich nicht darin, daß hier die Dauer oder der Verlauf des Geschehens im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es darum, die sehr unmittelbare (oft harte) Resultativität des SPerf auszublenden, die in obigen Beispielen situativ völlig unangebracht wäre. You have worked too hard ist eher ein Vorwurf als die hier gut gemeinte Sorge um das Wohlergehen des anderen. I have drunk tea wäre ein Perfect of achievement/fulfilment, das nicht als Entschuldigung für das Zu-Spät-Kommen dienen kann. Somit sind SPerf und PerfProg beide resultativ, aber in qualitativ unterschiedlicher Weise. Dies wird in Abschnitt 10.5.1 noch eingehend erläutert. Es bleibt noch zu ergänzen, daß Gruppe (a) sich von Gruppe (b) dadurch unterscheidet, daß letztere keine accomplishments, sondern atelische, durative activities enthält. Da das Geschehenskonzept dieser Verben keinen Finalpunkt enthält und somit keine Atelisierung durch das PerfProg möglich ist, werden die entsprechenden Belege auch nicht unabgeschlossen gedeutet. 3.5.2. Ein Problemfall des erweiterten Perfekts Palmer diskutiert die Ambiguität des folgenden Beispiels: (28)

Every time I've seen them, they've been swimming12

(28) bedeutet nach Palmer (a) daß sie schwammen, als der Sprecher sie sah oder (b) daß sie jeweils vorher geschwommen waren, wobei er (a) zu Recht für die näherliegende Interpretation hält (S. 69). Seine folgende Grafik soll dies veranschaulichen (ib.):

12 Das Beipiel ist bereits in die Forschungsgeschichte eingegangen. Leicht abgewandelt und mit fast identischer Argumentation findet es sich bereits in Palmer (1965) und zwar als Every time I've seen them, they've been bathing (S. 102). Es wird ferner ausfuhrlich diskutiert in Huddieston 1968, der die Ambiguität durch zwei sehr abstrakte und, wie McCoard (1978) zeigt, abwegige semantische P-Marker im Stile McCawleys darzustellen versucht McCoard schließt sich der Diskussion des Beispiels nach Palmer '1974, die mit Palmer 2 1988 praktisch identisch ist, voll an (S. 177).

28

now (a)

•••

•••

•••

(b)

Every

time

I've

seen

them

Man vergleiche nun hierzu McCoards Grafiken, die Palmers Auffassung der beiden Lesarten deutlicher machen (McCoard, 1978:177): (a)

s e e

see-L x

2

x

see-j x

swim-L

swim2

swim3

see^ x

see2 x

see3 x

(b)

...J

swim-L

...J

swim2

...J

Moment o f > (so

coding far)

Moment o f > (so

coding far)

swim3

Vor der Diskussion der Grafiken sei nun Palmers relativ komplexe Erläuterung der Ambiguität von (28) (mit erläuternden Zusätzen) zitiert: "The ambiguity arises from the fact that the perfect may be used to refer either to the overall period of time that we are talking about, or in addition about [sic; lies to] each repeated period. The overall period of time is clearly shown by Every time I've seen them to be one that began in the past and continues up to the present moment. But the successive periods of time [i.e. the incidents of swimming] that are to be related to the series of points in time - my seeing them - may either be [(a)] periods that simply overlap these points of time (non-perfect type) or [(b)] they may be periods that began before but continued up to the points of time." (Palmer, 1988:69; Kennbuchstaben und Hervorhebung von mir)

Entgegen Palmer und McCoard vertrete ich die Meinung, daß Deutung (a) (von Palmer selbst als naheliegendste Interpretation bezeichnet) die einzig mögliche ist. Die Konstellation in (b) muß hingegen vom Sprecher durch das Past Perfect Progressive (in Pre-Perfect-Funktion) ausgedrückt werden. Offensichtlich spielt es für den Sprecher hier eine untergeordnete Rolle, daß eine zum Sprechzeitpunkt hin unabgeschlossene

29

Reihe von Ereignissen vorliegt (die für das PrPP sprechen würde); relevant ist vielmehr, daß jedes einzelne see-Ereignis vorzeitig zu einem bereits vergangenen Geschehen ist. 13 3.6. Zusammenfassung, Wertung und Vergleich Palmers basic primary paradigm ist ein streng formal aufgebautes System von Verbformen, das sich aus den vier Modifikationen Twaddells ergibt. Seine formale Trennung insbesondere von Phase und dem Tempus hebt sich wohltuend von der etwas künstlichen inhaltlichen Trennung Comries ab, der die nicht haltbare These vertritt, nur Tempus habe etwas mit der Situierung eines Geschehens auf dem Zeitstrahl zu tun. Palmers terminologische Unterscheidung zwischen Phase und Aspe et ist glücklicher als die Subsumierung des Progressive und des Perfekts unter den Oberbegriff Aspect (z.B. in der CGEL oder bei Comrie), weil Perfekt und Progressive nicht enger zusammengehören als z.B. Perfekt und Passiv (das noch niemand als Aspekt III bezeichnet hat). Es erschien sinnvoll, Palmers basic primary paradigm um eine zusätzliche Spalte • 'unmarkiert' zu erweitern, um die Optionalität aller vier Kategorien und die präsentischen Formen besser akkommodieren zu können. Es ließ sich zeigen, daß nicht einmal Chomsky in seiner früheren Expansion von AUX (1957 und 1965) gesehen hat, daß das Tempus (verstanden als [Past]) ebenso wegfallen kann wie das Perfekt und die anderen Verbalkategorien. Zudem wurde deutlich, daß die beiden Fassungen der AUXExpansion keineswegs synonym sind. Palmers System der infiniten Formen illustriert, daß jeder Infinitiv formal gesehen zwei finite Parallelen (eine präsentische und eine Pasr-Form) hat. Die inhaltlichen Beziehungen sind weitaus komplexer. Der Infinitiv Perfekt kann die Funktion eines finiten Past Tense, eines PresPerf oder eines Past Perfect (in Pre-Past oder Pre-PerfectBedeutung) übernehmen. Palmers Versuch, in einem Schaubild die verschiedenen Perfekt-Lesarten zusammenzufassen, mißlingt. Er ist hier noch zu sehr der traditionellen Grammatik verhaftet, die den durativen kontinuativen Fall als repräsentativen Perfekttyp ansieht. Palmers monoseme Perfektauffassung baut hierauf auf: Phase involviere stets einen bis zur ii

J Käme Palmers Deutung tatsächlich vor, so läge hier ein gebeugtes PerfProg vor (Palmer spricht von einer Perfektfonn, die "doubly perfect" sei; S. 70). Palmer räumt ein, daß die vorzeitige Deutung des PerfProg in oberem Beispiel zwar unwahrscheinlich sei, aber in anderen Kontexten erzwungen werden könne. Als Beispiel führt er Whenever I\>e had lo go to ihe doctor, l've cui my finger an, wo die Verletzung des Fingers vor dem Arztbesuch liegen müsse. Dieser Satz ist jedoch nur mit dem Past Perfect (I had cui) sprachgerechl; er konnte von Muttersprachlern, denen ich ihn vorlegte, nicht interpretiert werden. Sie waren offensichtlich nicht imstande, die zweite Perfektform hier als vorzeitig zu sehen und wollten das vermeintlich falsche Ursache-Wirkung-Verhältnis umkehren.

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Gegenwart oder zu einem Referenzpunkt heranreichenden Zeittahmen. Diese später von Huddieston aufgegriffene Zeitrahmentheorie paßt schlecht zum nicht kontinuativen Perfekt ohne sprechzeitkontiguierendes Adverbiale (z.B. He's painted his house). Hier besteht der Zeitrahmen in nichts anderem als der CR zum Sprechzeitpunkt. Palmers Vorbehalte gegenüber Twaddells CR konnten weitgehend entkräftet werden. Er hält sein Zeitrahmenkonzept für allgemeingültiger, weil er glaubt, daß es die Inkompatibilität des Perfekts mit typischen Past- Tense-Adverbialien besser akkommodieren kann. Das Beispiel * They've come last Monday würde durch CR nicht ausgeschlossen, weil es bedeuten könnte, daß sie am letzten Montag ankamen und jetzt noch hier sind. Dem ist zugunsten von CR entgegenzuhalten, daß das Perfekt sehr wohl mit einer Reihe von Adverbialien, die abgeschlossene, vergangene Zeiträume bezeichnen, vorkommt (in former years, in my time usw; siehe Kap. 8). Die in der Forschung bereits klassische Problematik von Sätzen wie Queen Victoria has Visited Brighton muß die von Palmer nicht berücksichtigte Intonation mit einbeziehen. Es ließ sich zeigen, daß das Perfekt nur dann keinen Verstorbenen zum Subjekt haben kann, wenn dieser Thema ist. Eine markierte Intonation kann ebenso wie unterschiedliche syntaktische Mittel zur Rhematisierung des Subjekts beitragen, so daß Subjekte wie Queen Victioria oder Albert Einstein nicht mehr mit der CR-Funktion des Perfekts in Konflikt stehen. Das PerfProg wird von Palmer etwas stiefmütterlich behandelt. Er sieht es vor allem als Modifikation des SPerf durch das Progressive mit der (von Twaddell übernommenen) Bedeutung limited duration. Palmers Beispiele wie We \>e been getting up early this week (S. 62) illustrieren ohne Vergleich mit entsprechenden SPerf-Beispielen die (offensichtlich vom Present Progressive abgeleitete) limited-duration-Funktion (von der auch z.B. die CGEL ausgeht) nur schlecht. Dennoch stützt meine Beispielsammlung die These, daß das PerfProg (a) zu kürzeren adverbiellen Zeitintervallen (z.B. for a fortnight) als das SPerf tendiert und (b) stärker die Instabilität des Zustandes suggeriert. Palmers Einschätzung, accomplishments wie Someone has been moving my books seien stets unabgeschlossen zu interpretieren, kann man nicht zustimmen. Die Telizität des jeweiligen Prädikats spielt hier eine große Rolle. Der Typ I've been drinking tea (That's why I'm late') hat im Gegensatz zu den accomplishments ein atelisches, duratives, acfivj'ty-Prädikat, bei dem eine Atelisierung durch die EF nicht möglich ist. Ich habe diese Fälle mit dem SPerf (I have drunk tea) (beide resultativ) kontrastiert und festgestellt, daß man verschiedene Typen von Resultativität unterscheiden muß, die in Abschnitt 10.5.1 näher beleuchtet werden. Für sein Beispiel Every time I've seen them, they've been swimming postuliert Palmer die folgenden Lesarten: (a) "they were swimming at the time at which I saw them" und (b) "at the time of each of my visits they had (previously) been swimming" (S.

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69). Demgegenüber habe ich argumentiert, daß Lesart (b) das Past Perfect Progressive erfordert und daß das Perfekt auch im kontinuativ-iterativen Fall keine Vorzeitigkeit zu einem anderen vergangenen Ereignis zum Ausdruck bringen kann. Entgegen Palmer hielten meine Informanten Fälle wie * Whenever I've had to go to the doctor I've cut my finger für nicht sprachgerecht.

4. Leech und die Londoner Grammatik 4.1. Das Perfekt bei Leech 4.1.1. Einführung Leech kann als Spezialist für die Semantik der englischen VP gelten; sie wird in seinem Semantikbuch von 1969, in dem hier zu besprechenden, nun in 2. Auflage erschienenen Meaning and the English verb (im folgenden Meaning) sowie in Kapitel 4 der CGEL behandelt. Eine eigene Besprechung von Meaning ist aus vier Gründen angebracht: (a) Es ist ausführlicher als die CGEL; (b) die Bewertung des SPrP ist nicht isomorph mit der der LGr; (c) Meaning berücksichtigt die Abgrenzung von Past Tense und PresPerf stärker als die CGEL; (d) Die Verbklassifizierung in Meaning ist eine interessante Vorstufe zu dem System der CGEL, auf das ich in Teil II ausführlich zu sprechen komme. Zur 2. Auflage (1987). Leech hat die intensive Forschung, die seit 1971 gerade im Bereich der Temporalsemantik stattfand, nicht in die Neuauflage einbezogen; die StudGr (1990) kann demgegenüber im Vergleich zur CGEL (1985) als progressiver gelten. Er hat zwar Kapitel 5 über die Modalverben umgeschrieben, die uns hier betreffenden Kapitel 2 ("Progressive aspect") und 3 ("The expression of past time") aber relativ unberührt gelassen. Einzelne Änderungen sind dennoch bemerkenswert. Die Bibliographie wurde maßvoll erweitert und aktualisiert; der neu aufgeführten Arbeit von Schopf (1984) hat Leech jedoch nicht Rechnung getragen; Arbeiten nach 1980 sind (mit Ausnahme des Bereichs der Modalverben) rar. Auch wer hoffte, die Neuauflage würde insbesondere im Bereich des Progressive auf der Verbklassifikation der CGEL (Fig. 4.27) aufbauen, wird enttäuscht.

4.1.2. Geschehenskonzepte und Verbklassifikation nach Leech Leechs Darstellung des Perfekts rekurriert immer wieder auf seine Verbtypologie, die in einigen Punkten vom System der CGEL bzw. der StudGr abweicht. Um die nachfolgende Diskussion zu erleichtem, beginne ich daher mit einer Übersicht über die Verbklassifikation in Meaning. Vendlers Verbeinteilung in (a) activity terms (push a cart), (b) accomplishment terms (run a mile), (c) achievement terms (reach the summit) und (d) state terms (love sb) scheint keinen spezifischen Einfluß ausgeübt zu haben (Vendler, 1974:219ff [1957]); die Unterscheidung zwischen accomplishments und achievements bleibt sowohl in der CGEL als auch in Meaning unberücksichtigt. Zum Zeitpunkt der 1. Auflage (1971) mußte Leechs Klassifizierung der Verben im Hinblick auf ihre Funktion im Progressive als sehr modern gelten. In der 2. Auflage ist Leech zwar leider auf dem Status quo stehengeblieben, behandelt die Verbklassifikation aber in Teilen ausführlicher und liefert mehr Beispiele als die GCE und die CGEL. Sein

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System ist eine wichtige Etappe zum System der CGEL und letztlich auch zu meiner in Abschnitt 11.1 vorgestellten Prädikatstypologie, die einige Klassifizierungsschwächen Leechs zu vermeiden sucht. 4.1.2.1. Die Abgrenzung von Zuständen und Ereignissen Zustände und Ereignisse bilden zwei von insgesamt vier Hauptkategorien Leechs. Ein 'Zustand' wird von ihm definiert als "undifferentiated and lacking in defined limits" (S. 8). Ein Ereignis ('event') hingegen hat seiner Auffassung nach sowohl Anfang als auch Ende, kann in seiner Gesamtheit gesehen werden und als ein Glied in einer Kette von Ereignissen fungieren (ib.). Zu den Ereignisverben zählt Leech jump, nod, get, put, land, begin, find, hit, fall, go und in der 2. Auflage auch become und take (S. 9). Zustandsverben sind be, live, belong, last, like, stand, know, have, contain (S. 9). Die Liste zeigt, daß hier die Stance- Verben der CGEL (live, stand etc.) ebenfalls zu den Zuständen gerechnet werden. In der CGEL hat man dies wegen der Progressive-Verträglichkeit dieser Prädikate nicht gewagt; vom Geschehenskonzept her ist Leechs Entscheidung jedoch richtig (siehe hierzu Abschnitt 11.1).

Beide Gruppen sind noch sehr heterogen. Leech unterteilt daher sowohl Zustände als auch Ereignisse in weitere Subklassen. Ferner setzt er zusätzliche Verbkategorien an, die weder zu den Zuständen, noch zu den Ereignissen gerechnet werden und für die er keine weitere übergeordnete Kategorie nennt. Alle diese Gruppen werden im folgenden vorgestellt. 4.1.2.2. Die einzelnen Verbgruppen Ich habe die Reihenfolge der nachfolgend vorgestellten Prädikatsgruppen geändert, um dem Leser eine bessere Vergleichbarkeit mit dem System der CGEL (vorgestellt und diskutiert in Kap. 9) zu ermöglichen. Die in eckigen Klammern angegebenen Kennbuchstaben verweisen auf Leechs Zählung. Die Übersetzungen der Gruppenbezeichnungen erfolgten in Anlehnung an Schopf (1984). (1) Zustände (a) Verben des Seins und Habens [G] sind be, belong to, contain, consist of, cost, depend on, deserve, have, matter, own, resemble (S. 21-22). Diese Gruppe umfaßt die temporären Zustände der CGEL (be happy), die Qualities (be tall) und die Gruppe other states of being and having (matter) (CGEL, §§4.28ff). (b) Verben der passiven Wahrnehmung ('inert perception') [E]:feeL, hear, see, smell, taste. Diese Verben stehen nach Lecch nicht im Progressive (*/ am/was hearing)-, als Ersatz diene die Konstruktion mit can: / can/could hear (S. 24-25). Dies ist von Leech zu absolut formuliert; es lassen sich durchaus Progressive-Belege für diese Gruppe finden. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit diesem Problem findet sich in Abschnitt 10.5.4.

34

(c) Verben der mentalen Wahrnehmung ('inert cognition") [F]: believe, forget, hope, imagine, know, suppose, understand. Verben dieser Gruppe seien "passive in meaning". Sie treten nach Leech gelegentlich im Progressive auf (S. 25). (d) Verben der körperlichen Wahrnehmung ("bodily sensation") [H]: ache, feel, hurt, itch, tingle. Für Leech sind SF und EF dieser Verben ohne Bedeütungsunterschied austauschbar (S. 26-27). Dies muß mit Einschränkungen für das SPerf versehen werden, das im Gegensatz zum PerfProg stark resultativ wirkt und deshalb in den meisten Kontexten unerwünscht ist. Man vergleiche My back has been aching versus My back has ached, das auf einen ganz spezifischen Vorfall hindeuten würde.

(2) Ereignissse (a) Momentane Ereignisse [A]. Hierher zählt Leech hiccough, hit, jump, kick, nod, tap und wink. Diese Gruppe hat nach ihm im Progressive eine iterative Lesart (S. 23). (b) (Punktuelle) Veränderungen ("transitional events') [B]. Hierher gehören arrive, die, fall, land, leave, lose, stop. Punktuelle Veränderungen bezeichnen nach Leech ein Ereignis, das ein "Umschalten" von einem Zustand auf einen anderen bewirkt (S. 23). Das Progressive bezeichne hier eine Annäherung an die Veränderung (z.B. The bus is stopping; ib.). Ich nenne diese Funktion des Progressive Atelisierung (vgl. hierzu Abschnitt 10.5.3).

(3) Weitere Verbgruppen Es muß der Klassifikation Leechs angelastet werden, für die folgenden Verbgruppen keine gemeinsamen Merkmale oder Oberbegriffe bereitzustellen. Sie sind alle den Ereignissen verwandter als den Zuständen, weil sie wie diese dynamischen Charakters sind. Hier zeigt sich, daß die Unterscheidung der CGEL zwischen Stative und dynamic im Gegensatz zu der zwischen state und event in Meaning alle Verben umfaßt und daher als primäre Dichotomie geschickter ist Die Termini 'Ereignisverb' im hier vorgebrachten Sinne und 'dynamisches Verb' sind also keineswegs synonym. (a) Aktivitäten und Vorgänge [C], Hierher zählt Leech drink, eat, play, rain, read, work und write. Die Verben dieser Gruppe können nach Leech in der SF Ereignisse bezeichnen, sind aber im Progressive gebräuchlicher, wo sie eine Aktivität oder einen Vorgang bezeichnen. Das für diese Subunterscheidung praktische Merkmal [+/—agentive] wird in Meaning nicht benutzt Nach Leech nehmen diese Verben auf eine "continuing though bounded activity" Bezug (S. 23), was zumindest mißverständlich ist, da das Progressive hier ja gerade den Finalpunkt des Geschehens (z.B. in / am writing) nicht assertiert. Femer wäre es geschickter, den Begriff bounded für diejenigen Verben dieser Gruppe zu reservieren, die ein Objekt zu sich nehmen und dann telisch werden können wie z.B. drink a cup, play this game (Vendlers accomplishments). Leech möchte vermutlich diesen Typ von eternal truths dynamischer Verben (Typ The sun rises in the east; Water boils at a hundred degree Q unterscheiden, die nicht abgegrenzte, wiederholte Aktivitäten/Vorgänge bezeichnen. (b) Prozesse [D], Die Verben change, grow, mature, slow down, widen und deteriorate drücken nach Leech Prozesse aus, die typischerweise im Progressive stehen und durch das Merkmal "begrenzte Dauer" zu charakterisieren sind (S. 24).

4.1.2.3. Grafische Übersicht über Leechs Verbklassifizierung Um dem Leser einen unmittelbaren Vergleich mit der Verbklassifikation der CGEL, Schopfs und der in der vorliegenden Arbeit benutzten zu geben, seien die Verb- bzw. Prädikatstypen Leechs in Tafel 4.1.2.3 dargestellt.

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Tafel 4.1.2.3 Übersicht über Leechs Prädikatstypen (gemäß S. 21-24) [G]

being and having (S. 21-22) be, belong to, contain, consist of, cost, depend on, deserve, have (several sisters), matter, own, resemble [normalerweise kein Progressive, Ausnahmen S. 26]

[E]

inert perception (S. 24-25) feel (the ground), hear, see, smell, taste [kein Progressive]

[F]

inert cognition (S. 25) believe, forget, hope, imagine, know, suppose, understand, feel (that sth must be done) [gelegentlich im Progressive (S. 25)]

[H]

bodily sensation (S. 26-27) ache, feel (hungry), hurt, itch, tingle [SF oder EF ohne nennenswerten Bedeutungsunterschied]

[A]

momentary (S. 23) hiccough, hit, jump, kick, nod, tap und wink [im Progressive mit iterativer Bedeutung]

[B]

transitional (S. 23) arrive, die, fall, land, leave, lose, stop [im Progressive "approach to transition" (S. 23)]

state —

event —

[C]

activity/goings on (S. 23) drink, eat, have (breakfast), play, rain, read, work und write [gewöhnlich im Progressive]

[D]

process (S. 24) change, grow, mature, slow down, widen, deteriorate ["tend to go with the Progressive aspect" (S. 24)]

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Die Übersicht zeigt am Beispiel von feel, das je nach Bedeutung den Typen [E], [F] und [H] zuzurechnen ist, daß Leech wie die CGEL vom Prinzip der multiple class membership der Verben ausgeht. Neben den Merkmalen [+/—dynamic], [+/—agentive] und [+/—durative] vermißt man auch das sowohl für das Progressive als auch für das Perfekt wichtige Merkmal [+/—conclusive], mit dessen Hilfe man vor allem die Gruppen [C] und [D] hätte voneinander trennen können. Leechs Bewertung der Progressive-Affinität der Gruppen [C] und [D] ist für das Perfekt nicht haltbar, weil das SPrP mit der Lesart resultant State hier häufiger als das PrPP ist. Tafel 4.1.2.3 zeigt auch, daß die besondere Problematik der in der CGEL als stance bezeichneten Gruppe von Verben (live, stand, lie, sit), die zwar Zustände bezeichnen, aber dennoch progressive-freundlich sind, auch in der zweiten Auflage noch ausgespart bleibt (vgl. CGEL, §4.32). 4.1.3. Vier "Bedeutungen" des PresPerf Leech kritisiert die Perfektbedeutung 'past with present relevance' als zu vage, da sie zwei verschiedene Fälle abzudecken habe (S. 36): (a) Das Perfekt könne ein Zeitintervall "involvieren", das bis zur Gegenwart eindauere, oder (b) es könne noch in der Gegenwart bestehende Ergebnisse haben (S. 36). Hier berührt Leech das grundsätzliche Problem der Monosemie versus Polysemie des englischen Perfekts. Will man wie z.B. Twaddell an einer monosemen Auffassung des Perfekts festhalten, so gibt es kaum eine Möglichkeit, diese beiden Fälle auf weniger vage Weise zusammenzufassen. Will mein hingegen genauer sein und Einzelfunktionen des Perfekts beschreiben, so kann auch obige Zweiteilung noch nicht befriedigen. Leech selbst strebt ein feineres Raster als obige Zweiteilung an, die immer noch sehr abstrakt ist, da Fall (a) (wie Palmers Zeitrahmentheorie oder Huddiestons inclusive past) offen läßt, ob sich die im Perfekt ausgedrückte Situation selbst bis zur Gegenwart erstreckt oder ob sie lediglich in einen gegenwärtig noch andauernden Zeitraum fällt. Fall (b) schließt zudem (a) keinesfalls aus. Leech ersetzt nun obige Zweiteilung durch vier Bedeutungen ('meanings') des Perfekts, von denen die erste nur mit Zustandsverben, alle weiteren nur mit Ereignisverben (nicht identisch mit dynamischen Verben; siehe hierzu Abschnitt 4.1.2.1) vorkämen, was im einzelnen zu prüfen sein wird. Leech befindet sich hier nicht im Einklang mit der auch hier vertretenen Position von Schopf (1984), Huddieston (1984) und Matthews (1987), wonach es prinzpiell klüger ist, einzelne Verwendungsweisen des SPrP und des PrPP zunächst einmal nur als readings zu bezeichnen, also nicht sofort eine echte Polysemie des englischen Perfekts zu postulieren, die ja nur dann aufrecht erhalten werden kann,

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wenn es nicht gelingt, diese Verwendungsweisen als kontextbedingte Varianten nur einer Grundfunktion des Perfekts zu deuten. Die Kapitel 9 und 10 stellen die hier angenommenen Lesarten für das SPerf bzw. das PerfProg vor.

Leechs "Bedeutungen" des PresPerf sind: (a) Bis zur Gegenwart andauernder Zustand (S. 36). Diese Bedeutung kommt nach Leech nur mit Zustandsverben vor (siehe Abschnitt 4.1.2.1). Leech gibt folgende Beispiele (S. 36; englische Kommentare wurden im Original übernommen, deutsche gemäß Leechs Ausführungen ergänzt): (1)

We've lived in London since last September (i.e. 'London is where we are living now')

(2)

Have you known the Faulkners for long?

(3)

That house has been empty for ages

Es fällt auf, daß Leech in (1) das Stance-Verb live verwendet, während die Verben in (2) und (3) zu den EF-feindlichen Zustandsverben gehören. Während ich davon ausgehe, daß im Kontext von (1) (ein geeignetes Verb, insbesondere des Stance-Typs vorausgesetzt) typischerweise das PrPP für das SPrP eintritt, möchte Leech hier einen Bedeutungsunterschied zwischen SPrP und PrPP konstruieren: (4)

(a) (b)

The Browns have lived in this house since their marriage The Browns have been living in this house since their marriage (S. 49)

In Beispiel (4b) liege eine "temporary situation leading up to the present" vor; es impliziere im Gegensatz zu (4a), daß die Browns noch nicht lange verheiratet seien. Diese bereits in Leech (1969:154) zu findende Auffassung ist in der Forschung heftig kritisiert worden, hat aber dennoch etwas für sich, wenngleich man möglicherweise nur von einer Tendenz sprechen kann. Eine Besprechung dieses (nicht immer feststellbaren Bedeutungsunterschiedes) findet sich in Abschnitt 3.5.1. Leech räumt ein, daß für diesen Perfekttyp meist ("generally"; in der 1. Auflage "almost compulsorily") eine Intervalladverbiale vonnöten ist (ib.). Der Kontext erübrige eine solches Adverbiale jedoch in den folgenden Beispielen (S. 36): (5)

He's lived a good life

(6)

You've outstayed your welcome

Ich formuliere Leechs Befund umgekehrt: Das Perfekt ist aus eigener Kraft nicht in der Lage, eine kontinuative Lesart zu bedingen. Da die Kontinuativität vielmehr von der Adverbiale beigesteuert wird, ist es ungeschickt, diese Interpretation als spezielle Lesart des Perfekts auszugeben.

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Darüber hinaus sind Leechs Ausnahmen von dieser Regel mehr als unglücklich gewählt. Live a good life und outstay one's welcome sind konklusive Prädikate, auch wenn dies nicht unmittelbar einsichtig ist. In (5) wird ein Fazit bezüglich eines erfüllten Lebens gezogen, was nur möglich ist, wenn zumindest implizit ein Endpunkt des zu bewertenden Zeitraums angenommen wird. Der Sprecher spricht also über das Leben so, als sei es schon zu Ende. Die Sprache läßt dies mit derselben Logik zu, mit der auch von einem Mann in hohen Jahren gesagt werden kann: Er hat ein erfülltes Leben hinter (!) sich. (5) entspricht bezüglich seiner Verzeitung also dt. "Er hat ein gutes Leben geführt' (der Betreffende kann noch leben) und nicht 'Er lebt (schon lange) ein gutes Leben'. Nur die letztere Interpretation entspräche jedoch der Deutung Leechs als State up to the present. In (6) liegt wie in (5) ein achievementPrädikat (Typ climb the mountain) vor; hier wird ausgesagt, daß ein gewisser kritischer Punkt überschritten wurde, so daß dieses Beispiel je nach Kontext eher die Lesarten resultant State oder fulfilment hat, also einen Nachzustand nach vollzogener Verbalhandlung (wie He has climbed the mountain) assertiert, nicht aber einen zum Sprechzeitpunkt noch andauernden Zustand. Näheres zu Geschehenskonzepten, Konklusivität und Lesarten des Perfekts in den Kapiteln 9-11.

(b) Indefinite Past. Das Perfekt kann nach Leech auch zeitlich nicht bestimmbare Ereignisse in der Vergangenheit bezeichnen. Diese Nicht-Bestimmbarkeit von Situationen in der Vergangenheit, die für das Perfekt typisch ist, haben andere Grammatiker, z.B. Allen (1966) zur Grundlage ihrer Perfekttheorie gemacht (siehe McCoard, 1978, Kap. 3). Leech wendet sich gegen das gebräuchliche Label 'indefinite past' und plädiert stattdessen für das Merkmal 'at-least-once-in-a-period-leading-up-to-the-present'. Indefiniteness kann nach ihm aber auch bedeuten, daß die Anzahl der Ereignisse offen bleibt. Diese Bedeutung kommt, so Leech, nur mit Ereignisverben vor (S. 37). Leech gibt folgende Beispiele für die indefinite-past-Bedeutung des Perfekts (S. 37): (7)

Have you been to America?

(8)

He's a man who has experienced suffering

(9)

I've known them to strike their children in front of visitors

(10)

I have played tennis ('... but not very often')

(11)

Have you visited the Gauguin exhibition? (i.e. 'while it has been on')1

Es überrascht, in (7) bzw. (9) die Verben be und know zu finden, die von Leech als Zustandsverben klassifiziert wurden. Dies wird in Leechs Beispielerläuterungen nicht thematisiert, läßt sich aber rechtfertigen, indem man für diese Verben Polysemie oder, um noch einmal Leechs Ausdruck zu gebrauchen, multiple class membership postuliert. So hat be in (7) im Gegensatz zu (3) die Bedeutung 'go to'. Auch know in (9)

1

Leechs Zusatz in Klammern macht nicht ganz deutlich, ob er der Meinung ist, die Ausstellung müsse noch geöffnet sein. Diese Ansicht wird in der CGEL anhand des Kontrastes zwischen (i) Have you seen the Javanese Art Exhibition [yet] und (ii) Did you see the Javanese Art Exhibition [when it was here] vertreten: "The first of these implies that the Exhibition is still open; the second that the Exhibition has finished." (§4.21) Hier hat man nicht bedacht, daß (i) auch als experiential Perfect denkbar ist, das keine noch laufende Ausstellung voraussetzt.

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mag als Ereignisverb hingehen, wenn man davon ausgeht, daß es synonym mit 'come to know' verwendet wurde. (12) zeigt, daß know auch als Ereignisverb verwendet werden kann: (12)

Many famous people have known what it is to be poor ('make the relevant experience'; ALD unter know)2

Wenngleich man Leechs Verbklassifizierung bezüglich be und know noch retten kann, so ist er bei der Zuordnung der übrigen Beispiele zu den Ereignisverben definitiv von seiner ursprünglichen Kategorisierung abgewichen. Play in (10) ist ein Verb, das er dort zu den activity verbs stellt, zu denen wohl auch visit in (11) zählt. Das Prädikat experience suffering gehört zu Leechs Gruppe [D] der Prozesse. Der Fehler liegt nicht in seiner Verbklassifzierung, sondern in seiner nicht haltbaren These, dieser Perfekttyp benötige ein Ereignisverb. Eine Vielzahl dynamischer Verben kann ebenso wie Stance-Verben (Paul has lived in Munich (before). Napoleon has (once) stood on this very spot) und sogar einige temporäre Zustände (This family has once been happy) eine indefinite-past-Lesart haben. Leech weist darauf hin, daß dieser Perfekttyp selten ohne "adverbielle Verstärkung" vorkommt, läßt aber offen, weshalb seine Beispiele (7)-(l 1) auf eben diese verzichten. Das Adverbiale dürfe zwar die Anzahl der Ereignisse spezifizieren (I've been to America three times), nicht jedoch den genauen Zeitpunkt (*I've been to America last year) (S. 32, Beispiele ebenfalls übernommen). In der 2. Auflage ergänzt Leech, daß einige Sprecher sich dieser Regel offenbar nicht fügen, indem sie Sätze wie "Have you ever been to Austria?" "Yes, I've been to Vienna in 1980" produzieren (S. 37). Ich halte solche Sätze unter zwei Bedingungen für möglich: (a) Nach einleitender Frage oder sonstigen Äußerung im SPrP mit indefinite-past-Lesart, d.h. dem Sprecher wird die Struktur geradezu in den Mund gelegt; (b) Wenn man sich in 1980 als Nachgedanken vorstellt, der dann intonatorisch durch eine entsprechende eigene Tongruppe mit potentieller vorangehender Pause abzutrennen ist (näheres hierzu in Kap. 8). In obigem Beispiel liegen vermutlich sogar beide Voraussetzungen vor (man würde in diesem Falle allerdings ein Komma setzen).

(c) Gewohnheit in einem bis zur Gegenwart heranreichenden Intervall. Leech definiert 'Gewohnheit' (Tiabit') - etwas irreführend - als "state consisting of repeated events" (1987:37). Der Begriff 'iteratives Geschehen' wäre hierfür besser gewesen (die gleiche Ungeschicklichkeit findet sich auch in der CGEL, §§4.14 und 4.20). Beispiele Leechs (ib.): (13)

Mr. Phillips has sung in this choir for fifty years

(14)

I've always walked to work

i

Jespersen hal sogar ein Beispiel fur ein extrem punktuell verwendetes know, das im heutigen Englisch allerdings stilistisch schief ist; When /first knew him ('when I made his acquaintance'; Jespersen, 1931:80).

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(15)

The news has been broadcast at ten o'clock for as long as I can remember

(16)

The machine has been serviced every month since we bought it

Keines dieser Beispiele kommt ohne ein Intervalladverbiale aus, das für die Deutung als wiederholte Handlung entscheidend mitverantwortlich ist. Somit wird auch hier nicht das SPrP an sich, sondern eine bestimmte SPrP-Adverbiale-Konstellation charakterisiert. Gleiches gilt auch für die Kontinuativität, jedoch nicht bei allen Beispielen in gleichem Maße. Die Adverbialien for fifty years und always können im Gegensatz zu denen in (15) und (16) auch abgeschlossene Zeiträume bezeichnen; somit kann in (13) und (14) das SPrP mit dem Past Tense kontrastieren, in (15) und (16) hingegen nicht. Versteht man Leechs Label als kontinuative, iterative Lesart, könnte man hier auch den Typ John has been hitting me all the time unterbringen, für den Leech sonst kein Schubfach hat. Leechs Einsicht, daß eine Gewohnheit als ein aus wiederholten Ereignissen bestehender Zustand gesehen werden kann hätte zu der Konsequenz führen müssen, Bedeutung (c) unter (a) zu subsumieren und dort zwei Unterfälle zu unterscheiden. Iterativität ist eine abgeleitete Größe, die dem Zusammenspiel zwischen Adverbiale und Geschehenstyp im SPrP erwächst.3 Dieses Manko ist auch in der CGEL noch nicht bereinigt worden, wo ebenfalls noch eine eigenständige iterative Bedeutung für das Perfekt angenommen wird (siehe hierzu Abschnitt 4.2). (d) Resultative Vergangenheit. Das Perfekt ist nach Leech in der Lage, gegenwärtig relevante Ergebnisse vergangener Handlungen auszudrücken (S. 39). Diese Bedeutung trete am deutlichsten mit den transitional event verbs auf. In (17) bis (23) liegt nach Leech ein resultatives Perfekt vor (S. 39): (17)

The taxi has arrived (i.e. 'The taxi is now here')

(18)

He has been given a camera ('He now has the camera')

(19)

I've recovered from my illness ('I'm now well again')

(20)

Someone has broken her doll (The doll is broken')

(21)

I've had/taken a bath ('I'm now clean')

(22)

Have you seen my slippers ('Do you know where they are') (S. 40)

(23)

What I have written, I have written ('[It] must stay there'; S. 40, Anm. c)

3 Leech zieht eine solche Betrachtungsweise offenbar nur für das Progressive in Betracht, wenn er über die punktuellen Ereignisverben (Gruppe [A]) schreibt: "These verbs refer to happenings so momentary that it is difficult to think of them as having duration. Consequently, the Progressive form, in attributing duration to them, forces one to think of a series of events, rather than of a single event. Compare He nodded (a single movement) with He was nodding (a repeated movement);..." (S. 23)

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Nur (17) und (20) illustrieren übrigens punktuelle Veränderungen (Gruppe [B]). Leech räumt ein, daß das resultative SPrP oft schwer vom indefinite-posr-Perfekt zu trennen ist (S. 39), was nicht verwundern muß, wenn indefinite-past-Theoretiker diese Funktion als charakteristisch für alle Perfekttypen ansehen. In der Tat fragt man sich, weshalb nicht etwa (8) und (11) hier unter (d) zu finden sind. Diese fließende Grenze ist ein weiteres Indiz dafür, daß Leechs Postulat von vier Bedeutungen für das SPrP in hohem Maße anfechtbar ist. Lesarten wie 'resultative' oder 'indefinite past' sind für eine Perfekttypologie generell zu weit gefaßt und überschneiden sich mit einer Reihe anderer Funktionen. Ein Ausweg ist hier, im Bereich der SPerf-Lesarten gänzlich darauf zu verzichten und stattdessen mit einem viel enger definierten Label 'resultant State' zu arbeiten (Definition in Abschnitt 9.2). Seine Anwendung sollte auf einen klar faßbaren (nicht nur mental vorhandenen) Nachzustand beschränkt werden. Nur so läßt sich auch das SPerf sinnvoll vom PerfProg abgrenzen. Siehe hierzu Kapitel 10 und 11. Leechs Zusätze in Hochkommata sind übrigens keine Paraphrasen im strengen Sinne, d.h. nicht synonym mit ihren jeweiligen Pendants im Perfekt, sondern geben nur deren Implikationen wieder. Someone has broken her doli und The doli is now broken stimmen zwar bezüglich ihrer Implikationen überein, sind aber nicht synonym, da sie nicht im gleichen Kontext vorkommen. Man vergleiche Tom has broken her doli because he enjoys breaking things und IT he doli is now broken because Tom enjoys breaking things.

4.1.4. Abgrenzung des PresPerf vom Past Tense Nach Leech bezeichnet das Past Tense im Gegensatz zum PresPerf keine die Gegenwart einschließende Dauer oder Anzahl von Wiederholungen, keine gegenwärtigen Resultate und keine vergangenen Ereignisse unbestimmter Zeit (S.40-41). Auf eine einfachere Formel gebracht bedeutet dies, daß für Leech das Past Tense die Einbeziehung der Gegenwart in jedweder Form ausschließt. Er formuliert dies jedoch positiv in Form zweier "Bedeutungselemente" ('elements of meaning', S. 13): (a) Das Ereignis im Past Tense findet vor dem gegenwärtigen Zeitpunkt statt. Ein Andauern der Situation bis zur Gegenwart wird ausgeschlossen. (b) Der Sprecher denkt an eine bestimmte Zeitspanne oder einen bestimmten Zeitpunkt, wenn er das Past Tense verwendet (ib.). Daraus muß man schließen, daß nach Leech das Past Tense eine dem PresPerf entgegengesetzte Bedeutung hat. Hieraus ergeben sich zunächst die beiden folgenden Möglichkeiten: (a) Perfekt und Past Tense kontrastieren im gleichen Kontext, haben dort also eine unterschiedliche Bedeutung. Dies ist z.B. in (13) und (14) der Fall, (b) Die beiden Verbformen sind in bestimmten Kontexten - Leech nennt hier vor allem bestimmte Adverbialien wie since last September in (1) - komplementär verteilt. Es bleibt jedoch eine dritte Möglichkeit, die hier ergänzt werden muß: (c) PresPerf und Past Tense sind komplementär verteilt. Dies ist insbesondere im Zusammenspiel mit

42

Past-Tense- oder PresPerf-spezifischen Adverbialien der Fall (siehe den nachfolgenden Abschnitt). Für den Kontrast zwischen dem Past Tense und dem PresPerf gibt Leech die folgenden Beispiele, wobei die Zusätze in Klammern wieder wörtlich übernommen wurden (S. 40-41): (24) (a) (b)

His sister has been an invalid all her life (i.e. 'She is still alive') His sister was an invalid all her life (i.e. 'She is now dead')

(25) (a) (b)

Has Samuel Beckett written any novels? ('Beckett is still alive')4 Did Disraeli write any novels? ("Disraeli is now dead')

(26) (a) (b)

Peter has injured his ankle ('His ankle is still bad") Peter injured his ankle ("but now it's better')

Nach Leech bezeichnet das Perfekt in (24) ein bis zur Gegenwart andauerndes, in (25) ein zeitlich nicht bestimmbares und in (26) ein durch ein Ergebnis gegenwärtig relevantes Ereignis, während das Past Tense all diese Funktionen nicht aufweise (ib.). Trotz der gedanklichen Nähe zu Jespersen, der keine Überlappung zwischen beiden Verbformen zulassen wollte, tritt Leech nicht voll in dessen Fußstapfen, sondern berücksichtigt ebenso wie Huddieston (1984:161) Beispiele, in denen die Wahl zwischen Gegenwartsbezug und Ausschluß der Gegenwart kaum relevant ist (S. 43): (27) (a) (b)

Now where did I put my glasses? Now where have I put my glasses?5

Leech erklärt die Austauschbarkeit dieser Varianten folgendermaßen: "The difference between these two is merely a slight difference of viewpoint: in the first sentence, the speaker's attention is fixed on the moment when he lost his glasses, in an effort to remember what he did at the time; in the second he turns his attention to the present result of this action, and the question uppermost in his thoughts is "Where are they now?" (S. 38)

Man muß mit diesen Folgerungen im einzelnen nicht einverstanden sein, aber der wesentliche Punkt hinter dieser Erläuterung dürfte korrekt sein: In einigen Kontexten spielt es kaum eine Rolle, ob der Sprecher den Einschluß der Gegenwart durch das Perfekt oder ihren Ausschluß durch das Past Tense zum Ausdruck bringt.6 Trotz dieser

4

Leechs Implikation ist hier nicht zwingend; das Beispiel wäre auch heute noch möglich, obwohl Samuel Beckett inzwischen verstorben ist. 5 Leech weist hier ebenfalls auf das AmE hin, das für die indefinäe-past-Lesaii häufig das Post Tense bevorzugt (S. 41, Note b). Siehe hierzu Kap. 2, Fn. 4. 6

Dieser Befund stützt auch Twaddells These, wonach das Post Tense indifferent gegenüber CR ist. Siehe hierzu Kap. 2.

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Erkenntnis betrachtet Leech nur eine - die möglicherweise häufigste - Implikation der Beispiele (24) bis (26). Fälle wie (28), die mit denen in (25) kontrastieren, hält Leech offenbar nicht für denkbar: (28) (a) (b)

Shakespeare has written the most fascinating sonnets we know Did Iris Murdoch write any novels?

In (28a) ist nicht Shakespeare Thema, sondern die Sonette. In (28b) muß man nur Leechs definiteness-Merkmal als gegeben ansehen, d.h. einen impliziten, in der Vergangenheit abgeschlossenen Zeitraum annehmen (z.B. when she lectured in Oxford). 4.1.5. Zusammenfassung und vergleichende Wertung Leech glaubt, daß eine Charakterisierung des Perfekts durch das Label current relevance (das auf Twaddell zurückgeht) keine Hilfestellung für die praktische Verwendung des PresPerf leisten kann. Sein Anliegen unterscheidet sich also von dem Twaddells: Letzterer suchte (wie Serensen, Huddieston und Palmer) ein Label, um das Perfekt monosem zu deuten, während Leech konkreter werden will, dafür aber die Monosemie aufgibt. Die Einstufung der vier von Leech vorgestellten Perfekttypen als "Bedeutungen" ist nicht haltbar, da sie zu stark von kontextuellen Faktoren (insbesondere von IntervallAdverbialien) mitgeprägt werden. Daß die Art und Anzahl der vier Bedeutungen kein Dogma sein kann, zeigt bereits ein Blick auf Leechs Darstellung des Perfekts in der CGEL bzw. der StudGr (siehe Abschnitt 4.2), die nur drei Hauptfunktionen (allerdings Untergruppen) auflisten. Ebenfalls vier Bedeutungen hat McCawley (1973), von denen drei Entsprechungen bei Leech ((a), (b) und (d)) haben. Ich stelle gegenüber: Leech (1987):

McCawley (1973):

(a) State (up to the present)

Universal

(b) Indefinite Past

Existential

We've lived in London since last September)

I've known Max since I960

Have you been to America?

I have read Principia Mathematica five times

(d) Resultative Past

Stative

The taxi has arrived

I've caught the flu

Keine unmittelbaren Pendants haben hingegen Leechs Gruppe (c) "Habit in a state up to the present" (Mr Philips has sung in this choir for fifty years) und McCawleys Hotnews-Perfekt (Malcolm X has just been assassinated). Zur Trennbarkeit der "Bedeutungen" McCawleys siehe Abschnitt 6.2.

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Leechs Bedeutungen weisen mehrere Überschneidungen auf. In vielen Fällen konnte gezeigt werden, daß seine Beispiele nicht das belegen, was sie belegen sollen. Dies lag zum größten Teil daran, daß die Bewertung seiner Beispiele oft im Widerspruch zu seiner Verbklassifikation stand. Dies kann hier nicht mehr nachgezeichnet werden; es sei nur noch einmal an I have played tennis (ursprünglich (10)) erinnert, das von Leech der Gruppe (b) zugeschlagen wurde. Es bietet gleich zwei Schwierigkeiten: Erstens hätte man es ebensogut unter (d) stellen können und zweitens enthält es nicht das für (b) postulierte Ereignisverb. Die Beschränkung von (b) auf Ereignisverben ist ohnehin nicht sinnvoll. Das Label 'resultativ' für (d) ist insgesamt zu weit gefaßt und für eine Perfekttypologie, die eine Explizierung des Twaddellschen CR-Begriffs anstrebt, nicht brauchbar. Eine Einengung auf die Lesart resultant State könnte hier Abhilfe schaffen, wenn auch Überschneidungen nicht vollständig ausräumen. Doch bereits Leechs Verbklassifizierung erwies sich als zu grob und lückenhaft. Für Verben des Stance-Typs (live) hat er kein eigenes Schubfach. Es zeigte sich ferner, daß man ohne die Oppositionen durativ - punktuell, konklusiv - nicht konklusiv und statisch - dynamisch mit Sicherheit nicht auskommt. Eine Übernahme des CGEL-Modells in der 2. Auflage hätte hier bereits eine Besserung herbeigeführt, wenngleich auch dieses System vor allem im Hinblick auf das Perfekt noch weiterzuentwickeln und zu modifizieren ist (siehe hierzu Teil II). Leech bezieht die Opposition des PresPerf zum Past Tense auf drei Merkmale: (a) Das Past Tense schließt ein Andauern der Situation oder deren Wiederholung bis zur Gegenwart aus; (b) es zeitigt keine gegenwärtigen Resultate und (c) es bezeichnet keine vergangenen Situationen unbestimmter Zeit (dies widerspräche dem Merkmal der definiteness). Insbesondere das de^imte/iess-Merkmal ist problematischer, als es bei Leech den Eindruck erweckt; ich komme in Abschnitt 4.2 noch einmal darauf zurück. Wie Huddieston läßt Leech aber auch Neutralisationsfälle (ohne diesen Terminus zu gebrauchen) zu: Kontexte, in denen beide Formen ohne nennenswerten Bedeutungsunterschied austauschbar sind (Where did/ have Iput my glasses?). Diese Überlegungen führen dazu, insgesamt drei Möglichkeiten des Verhältnisses zwischen PresPerf und Past Tense anzusetzen: (a) Kontrast im gleichen Kontext (He went/has gone to the cinema), (b) (weitgehende) Neutralisation {Where did / have I put my glasses?) und (c) komplementäre Verteilung (/ managed to do it yesterday; I have managed to do it by now).

45

4.2. Die Londoner Grammatik Die Londoner Grammatik (Quirk et al.) kann, was die Darstellung der Semantik der englischen VP angeht, auf eine lange und umfangreiche Tradition zurückblicken. Eine Behandlung des Perfekts findet sich bereits in den Vorgängergrammatiken der CGEL (1985): in der GCE von 1972, in der UG von 1973 und in der Communicative Grammar von Leech/Svartvik (1975). Inzwischen ist die Nachfolgegrammatik der UG, die Student's Grammar (Greenbaum/Quirk 1990; im folgenden StudGr) erschienen, von der die Autoren sagen, sie sei mehr als eine Kurzfassung der CGEL: "It has been adapted to the needs of students, with much reorientation and simplification of the material in the parent book. Moreover, it has made use of research by ourselves and others that has been published since the mid-eighties ..." (StudGr, Preface). Dies macht ebenso neugierig wie die Tatsache, daß die Bibliographie nun auch die von mir intensiv benutzten Titel Schopf (1984) und Schopf (1987) enthält. Ich habe daher bei meiner Besprechung der CGEL an vielen Stellen die StudGr zum Vergleich herangezogen. 4.2.1. Perfektiver Aspekt Die LGr unterscheidet zwischen Tense mit den Realisationsmöglichkeiten Past oder Present und den Aspekten Perfective und Progressive. Das Perfekt ist für sie also wie für Palmer (1988), aber entgegen Schopf (1984) kein Tempus. Dies entspricht auch meiner Position. Der perfektive Aspekt wird in folgenden Beispielen vorgestellt (CGEL, §4.18): (1)

I have already met your sister

(2)

The flight was cancelled after we had paid for the tickets

(3)

If you had listened to me, you would have avoided mistakes

(4)

By next week, they will have completed their contract

(5)

I may have left the key at the office (last night)

(6)

I am/was sorry to have missed the concert

(7)

She regrets/regretted having abandoned the plan

Als gemeinsame Bedeutungskomponente des perfektiven Aspekts gibt die CGEL anterior time an und definiert dieses Merkmal als "time preceding whatever time orientation is signalled by tense or by other elements of the sentence or its context" (§4.18). Auf diesem Hintergrund folgert die CGEL:

46

"The examples [above] have given evidence that 'past with current relevance' [Twaddells Charakterisierung des Perfekts] is not an adequate description of the meaning of the perfective aspect. Yet when we concentrate on the present perfective, there is indeed reason for such a description ..." (§4.20)

Hat Twaddell die Bedeutung oder Funktion des englischen Perfekts tatsächlich zu eng gefaßt? Kann für den perfektiven Aspekt insgesamt wirklich nur die Bedeutung anterior time übrigbleiben? Ich meine nicht. Dieses Merkmal ist deshalb wenig brauchbar, weil es uneingeschränkt auch für das Past Tense gilt. Daß es nurmehr die Schnittmenge der Merkmale von Past Tense und Present Perfect abdecken kann, ist kein Zufall, sondern dadurch zu begründen, daß die VP des Englischen mehrere Neutralisationen kennt, die es sinnlos erscheinen lassen, dem perfektiven Aspekt als formaler Kategorie eine Bedeutung zuzuweisen, die dann sowohl das PresPerf mit finitem have (has told) als auch z.B. infinite oder modale Perfektformen (to have eaten; may have eaten) in allen ihren Verzeitungsfunktion gleichermaßen gilt. Folgende Neutralisationen kommen vor: (A) Das Past Perfect als Form kann eine Vorzeitigkeit zum Past Tense wie in (2) oder zum Present Perfect bezeichnen, also als Pre-Past oder als Pre-Perfect fungieren. Im Sinne einer (aufgeklärten) generativen Semantik könnte man ein Pre-Past dann durch die Einbettung eines Past in ein Past, ein Pre-Perfect durch die Einbettung eines Perfect in ein Past darstellen, wobei Past und Perfect in diesem Sinne dann als semantische Merkmale interpretiert werden sollten, die sich - unter Mißachtung des Merkmals [+Tense] eng an die Bedeutung des Present Perfect mit finitem have (also nicht des perfektiven Aspekts allgemein!) beziehungsweise des Simple Past anlehnen.^ Man beachte, daß ein Pre-Past semantisch gesehen nichts Perfektives an sich hat und daher - ohne daß dies in der CGEL gesehen würde - als reines Tempus interpretiert werden kann. Ein Pre-Perfect vereinigt dagegen aspektuelle (Beziehung zwischen E und R) und temporale (Beziehung zwischen R und S) Funktionen. (B) Dem vierfachen Kontrast finiter VPs, der sich durch die Merkmale [+/—Past, +/—Perfect] beschreiben läßt (John goes/went/has gone/had gone) steht in infiniten Sätzen nur die Opposition perfektiv - nicht perfektiv gegenüber (John seems to go/*to went/to have gone/*to had gone), wobei der perfektive Infinitiv auch Pasi-Bedeutung haben kann, was sich u.a. in der Kombinierbarkeit mit Adverbialien zeigt, die mit dem Present Perfect nicht kombiniert werden können (vgl. John seems to have left yesterday versus It seems that John leftl*has left yesterday). (C) Eine modale, perfektive VP wie in (5) (also eine Form wie may have bought) kann, wie in Aliusque Idem 1986 gezeigt, in der Funktion eines Present Perfect, eines Past Tense oder eines Past Perfect auftreten, wobei letztere Form wiederum die unter (A) beschriebene Ambiguität aufweist. Dies gilt allerdings nicht für alle Modalverben, z.B. nicht für epistemisches will, das aber in Verbindung mit dem perfektiven Aspekt ohne Adverbiale immerhin noch zweifach ambig sein, d.h. als Modal + Past (He will have left the room two minutes before I will enter it; die Handlung ist einfach vorzeitig zu ihrem Referenzpunkt) oder als Modal + Perfect (Beispiel (4) oben; die Handlung reicht bis zu ihrem Referenzpunkt heran) interpretiert werden kann.

Diese Neutralisationen hat die CGEL nicht bedacht, als sie die Bedeutung des perfektiven Aspekts mit anterior time angab. Dies ist insofern erstaunlich, als man die Neutralisation nach Modalverben sowohl in der CGEL als auch in der StudGr gesehen hat, n ' Siebe hierzu auch die Abschnitte 5.6 und 7.2 sowie Kap. 6.

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wenn auch nicht vollständig. Beide Grammatiken weisen darauf hin, daß ein Beispiel wie (5) sowohl durch (8a) als auch durch (8b) paraphrasierbar ist (CGEL, §4.19; StudGr, §4.8, Note [e]): (8)

(a) (b)

It is possible that I left the keys at the office (last night) It is possible that I have left the keys at the office

Versteht man nun Twaddells CR als relative CR, d.h. läßt man einen Bezug des Perfekts auch auf einen in der Vergangenheit liegenden Referenzpunkt zu, so hat man damit die Eigenbedeutung dieser Modifikation wesentlich besser erfaßt als durch anterior time, auch wenn man einräumen muß, daß sie in den oben spezifizierten Umgebungen neutralisiert sein kann. Der Denkfehler der CGEL ist dem eines Phonologen vergleichbar, der etwa im Deutschen die Opposition zwischen /d/ und /t/ untersucht und als distinktive Merkmale für /d/ nur noch f+plosiv, +alveolar] (aber nicht mehr [+stimmhaft]) annimmt, weil phonologisch gesehen im Auslaut nur noch das bezüglich der Stimmhaftigkeit unmarkierte Archiphonem /T/ stehen kann. Sollen jedoch /dj und /t/ als Phoneme mit allen ihren distinktiven Merkmalen definiert werden, so sind Neutralisationsumgebungen zunächst einmal außer acht zu lassen. Entsprechend bezeichnet anterior time nur noch eine dem Perfekt und dem Tempus (Past) gemeinsame Bedeutungskomponente, ist also kein perfekt-spezifisches Merkmal mehr. Die StudGr hat dieses Problem umgangen, indem sie auf eine Bestimmung der Bedeutung des perfektiven Aspekts verzichtet hat und nach einer rein formalen Bestimmung ihres Begriffs von Aspekt (§4.7) sofort zum PresPerf übergeht. Die entsprechende Kürzung stellt durchaus eine Verbesserung dar. Man hat dort auch erkannt, daß "the combination [of the Perfect] with a modal may represent a simple past or a present perfect" (§4.8, Note [e]), wenngleich man übersehen hat, daß ein may have gone auch die Funktionen des Past Perfect mit abdeckt (siehe Abschnitt C oben). Ferner wird auch der unter Abschnitt A skizzierten Ambiguität des Past Perfect jetzt in §4.9 Rechnung getragen. 4.2.2. Das PresPerf in der CGEL und der StudGr Sowohl die CGEL als auch die StudGr vertreten eine polyseme Perfekttypologie mit drei Hauptkategorien, die in der CGEL als "meanings" ausgegeben werden, eine Einschätzung, die man in der StudGr vermieden hat, was ebenfalls als klare Verbesserung zu werten ist.8 Die StudGr läßt damit die Möglichkeit offen - und dies ist sinnvoll o8

Matthews subsumiert in seinem insgesamt sehr informativen Fotschungsquerschnitt die Perfektdarstellung der CGEL unter "three-reading accounts" (1987:115), ein Label, das auf die CGEL noch schlechter paßt als auf die StudGr, weil die CGEL explizit von Bedeutungen spricht. Bezieht man sich hingegen auf Lesarten, so müßte

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verschiedene Perfektfunktionen letztlich aus einer Bedeutung abzuleiten und die einzelnen Lesarten durch den Einfluß des Prädikats und gegebenenfalls des Adverbials zu erklären. Die drei angenommenen Hauptkategorien der CGEL und der StudGr stimmen überein; ansonsten aber fällt der Umstieg relativ schwer, weil Terminologie und Reihenfolge der Präsentation voneinander abweichen und vor allem, weil die Klassifikationen im Detail nicht isomorph sind. Tafel 4.2.2 stellt beide Systeme gegenüber; alle Beispiele entstammen der CGEL bzw. der StudGr: Tafel 4.2.2: Vergleich CGEL und StudGr CGEL (§4.20):

StudGr (§4.8):

A "State leading up to the present" That house has been empty for ages

A "State Present Perfect" We have lived in Amsterdam for five years

B "Indefinite event(s) in a period leading up to the present" B1 Die Zeitzone erstreckt sich bis zur Gegenwart Have you (ever) been to Florence?

B "Event Present Perfect"

B2 Das Ereignis ist erst jüngst vergangen Have you heard the news? The president has resigned B3 Das Resultat der Handlung ist in der Gegenwart noch relevant The apples have all been eaten C "Habit (ie recurrent event) in a period leading up to the present" Mr Terry has sung in this choir ever since he was a boy

B2 Remote-indefinite-PerfekL She has given an interview only once in her life B1 Recent-indefinite- bzw. hot-news-Perfckt. [a] There's been a serious accident

[b] The Republicans have won the election C "Habitual Present Perfect" (mit dynamischen Verbbedeutungen) I've been reading only science fiction (till now)

Erläuterung: Alle vergleichbaren Perfekttypen befinden sich auf gleicher Höhe. Die in Anführungszeichen gesetzten Kategorien wurden direkt übernommen, alle anderen wurden wörtlich oder (um Raum zu sparen) sinngemäß übersetzt. Wie man aus der Tabelle ersehen kann, wird Typ B in der CGEL in drei "implications" (§4.23) unterteilt, denen nur zwei "subtypes" der StudGr (§4.8) entsprechen. Das recent-indefinite-PcrfckL der StudGr muß nun sowohl Typ B2 als auch B3 der CGEL abdecken. Die Unterteilung in [a] und [b] habe ich zur Verdeutlichung hinzugefügt; sie mußte aus den Beispielen erschlossen werden. Da die Reihenfolge der Präsentation geändert wurde, entspricht nun B2 der StudGr dem Typ B1 der CGEL.

man der CGEL einen five-reading account bescheinigen, weil dann die als "implications" bezeichneten Unterkategorien von Bedeutung B ebenfalls als Lesarten ('readings') gewertet werden müßten.

49

Bei dieser Bedeutungsdifferenzierung hat sich die CGEL recht deutlich an Leechs Meaning angelehnt. Sein zu eng gefaßtes Label habit (anstelle des neutraleren iterativen Perfekts) hat sich nun über die CGEL bis in die StudGr fortgepflanzt. Seine vierte Hauptgruppe Resultative Past haben CGEL und StudGr nun dem Indefinite-Event-Perfekt zugeschlagen (Typ B3 der CGEL, B1 der StudGr). Ein Grund hierfür mag darin liegen, daß beide Aspekte des Perfekts nicht kontrastieren, sondern vielmehr kombiniert vorkommen. Während es bei Leech schwer einsehbar war, daß He's a man who has experienced suffering (1987:37) dem Indefinite Past, He has been given a camera (S. 39) dem Resultative Past zugeordnet wurde, stellt sich dieses Pseudo-Problem in der CGEL nun nicht mehr.9 Während das resultative Perfekt in der CGEL immerhin noch als Implikation des indefinite-past-Perfekts existierte, gibt es diese Kategorie in der StudGr überhaupt nicht mehr, so daß die entsprechenden Beispiele entweder dem recent-indefinite- oder dem remote-indefinite-Perfekt zugeschlagen werden müssen. Fazit der Gegenüberstellung. Wenn die CGEL (anders als die StudGr) mit den drei Hauptkategorien des Perfekts drei verschiedene Bedeutungen postuliert, so hält dies einer genaueren Prüfung nicht stand, da bereits das kontinuative Perfekt in A nicht ohne ein up-till-now-Adverbiale auskommt. Auch das iterative Perfekt in C ist eine kontextbedingte Variante der entsprechenden semelfaktiven Perfekttypen, wobei die iterative Deutung der zitierten Beispiele darauf zurückzuführen ist, daß der adverbiell spezifizierte Zeitrahmen so groß gewählt ist, daß er die von der Verbalhandlung benötigte Zeit erheblich übersteigt. Man vergleiche z.B. das Beispiel der CGEL unter C mit (9): (9)

Mr Terry has sung [meist: has been singing] in this choir for an hour [semelfaktivf]

In dem Moment, in dem man wie die CGEL von einer monosemen Perfektauffassung weggeht (die StudGr sagt hierzu nichts), kann man im Prinzip beliebig viele Bedeutungen annehmen; dies ist dann lediglich eine Frage der Feinheit des Rasters. Die drei Haupttypen der CGEL und der StudGr bezeichnen ebenso wie die drei bzw. zwei Unterkategorien der indefinite-past-Gnippe Klassen von Äußerungen, aber nicht mehr Bedeutungen von have-en, die strengen Kriterien wie dem der minimal distinctivity (d.h. Kontrast zweier Bedeutungen unter Konstanthaltung edler kontextuellen Faktoren einschließlich des Prädikats; siehe hierzu auch Abschnitt 6.2) standhalten können. Die CGEL hätte z.B. unter Verzicht auf eine Großkategorie indefinite past auch den

9

Damit behaupte ich nicht, es sei nicht möglich, diese beiden Perfekttypen zu differenzieren. Man sollte in diesem Falle aber von prädikatsabhängigen Lesarten und nicht von Bedeutungen sprechen und man müßte dann anstelle der sehr weiten Kategorie des indefinite-past-Perfekts mit einer engeren Lesart experiential (für den Typ He has experienced suffering) arbeiten. Für eine solche Prädikatsbewertung mit einem System eng definierter Lesarten siehe Kap. 9.

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"implications" B1 bis B3 (analoges gilt für B1 und B2 der StudGr) den Status eigener Gruppen zuerkennen können, womit sie auf fünf Bedeutungen und die StudGr auf vier Haupttypen gekommen wäre. Auch ganz andere Grenzziehungen wären denkbar; man hätte z.B. (Bl) und (C) wegen des gemeinsamen Zeitrahmens bis zur Gegenwart zusammenfassen können. Die StudGr wollte offensichtlich kategoriale Überschneidungen soweit wie möglich verhindern. Mit der Zusammenfassung von B2 und B3 der CGEL ist sie die lästige Frage losgeworden, ob (10) als recent indefinite (hot news) oder als resultativ einzustufen ist: (10)

Julius and Ethel Rosenberg have gone to the Electric Chair (Matthews, 1987:128)

Der Kontrast remote verus recent indefinite, auf den die StudGr nun stärker abhebt, kennt eine solche Überschneidung nicht mehr, aber man hat jetzt im Gegensatz zu Leech kein eigenes Schubfach für markant resultative Fälle mehr und muß Typ (11) und (12) (beide recent indefinite) in einen Topf werfen: (11)

Why can't you switch on the light again? Tom has blown a fuse [resultativ und recent]

(12)

Little Tommy has been very dirty (again) [nur recent]

Diese Überlegungen zeigen, daß der Londoner Ansatz zur Perfektbeschreibung, der ohne eine systematische Berücksichtigung des Geschehenskonzepts des Verbums und gegebenenfalls der beteiligten Adverbiale auskommt, seit dem Erscheinen der GCE (1972) bis 1990 (StudGr) noch nicht annähernd zu einer definitiven Klassifikation geführt hat. Da bereits Leechs Meaning, die CGEL und die StudGr nicht übereinstimmen, darf es nicht verwundem, daß andere Grammatiker (z.B. McCawley oder Huddieston) erst recht zu einer anderen Klassifikation kommen. Solche Diskrepanzen sind umso folgenreicher, als viele Schulgrammatiken methodisch ähnlich vorgehen wie die Londoner Grammatik, sofern sie nicht sogar direkt unter ihrem Einfluß stehen. Eine wesentliche Verbesserung der Perfektbeschreibung ist nur dadurch zu erzielen, daß man alle beteiligten Parameter einbezieht, von denen insbesondere der Einfluß des Prädikats in Teil II ausführlich erörtert werden soll.

4.2.3. PresPerf versus Past Tense Zwei generelle Merkmale kennzeichen gemäß der CGEL das Past Tense (von Sonderfunktionen wie in der indirekten Rede oder in (/-Sätzen abgesehen): (a) es besteht eine Lücke zwischen der bezeichneten vergangenen Situation10 und (b) die Situation muß für den Sprecher zeitlich bestimmt ('defmite') sein (§4.11). Offenbar mit Blick auf perfektive Geschehen, die ja ebenfalls eine Lücke zur Gegenwart bzw. zum Referenzzeitpunkt aufweisen können, hat man in der StudGr Merkmal (a) ersatzlos gestrichen Auf diese Lücke ist insbesondere in der traditionellen Grammatik und in Schulgrammatiken mehrfach hingewiesen worden. Besonders betont wird sie von Gerhard Dietrich (1969:403-404), der glaubt, mit Hilfe dieses Merkmals den Kontrast zwischen dem PresPerf und dem Past Tense erklären zu können.

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und damit dem Merkmal der definiteness noch größere Bedeutung beigemessen. Die StudGr hebt bei der allgemeinen Bedeutungsdefinition des PresPerf auch stringenter auf dieses Merkmal ab: "The present perfect is used to refer to a situation set at some indefinite time within a period beginning in the past and leading up to the present" (§4.8). Die CGEL betont hingegen nur den allgemeinen CR-Charakter: "the present perfective differs from the simple past in relating a past event/state to a present time orientation" (§4.20). Beide Grammatiken strukturieren die Funktionen des Past Tense (die CGEL spricht auch hier von "meanings"; ib.) ganz parallel zu denen des PresPerf (CGEL, §4.14; StudGr, §4.5): A State Past (13)

Archery was a popular sport for the Victorians (CGEL)

(14)

I once liked reading novels (StudGr)

B Event Past "which refers to a single definite event in the past" (15)

The eruption of Vesuvius destroyed Pompeii (CGEL)

(16)

The plane left at nine a.m. (StudGr)

C Habitual Past (17)

In ancient times, the Olympic Games were held at Olympia in Southern Greece (CGEL)

(18)

We spent our holidays in Spain when we were children (StudGr)

Noch deutlicher wird der von der CGEL ins Auge gefaßte Kontrast zwischen PresPerf und Past Tense durch die folgenden, aus der CGEL (von der Reihenfolge abgesehen) unverändert übernommenen grafischen Veranschaulichungen, die ich zum besseren Vergleich unmittelbar hintereinander gestellt habe (die StudGr enthält diese Grafiken nicht): "Bedeutungen" des Past Tense nach der CGEL (§4.14): 1 1 : :—H t2 T-j (T = Onentierungszeitpunkt) I I [then]

[now]

I X I

I | I

I

I

XXXXXXXXXXXXXXXXX X X X X X X X X X

I I

EVENT PAST STATE PAST HABITUAL PAST

52 "Bedeutungen" des Present Perfect nach der CGEL (§4.20) , , > t2 tx (T = Onentierungszeitpunkt) [then]

[now]

I

X

I

EVENT MEANING

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

STATE MEANING

x x x x x x x x x x x x x x

HABITUAL MEANING11

I

Wir sehen anhand dieser Gegenüberstellung, daß die Unterscheidung in eine Event-, eine State- und eine iterative Funktion gar kein perfektspezifisches Merkmal ist, sondern ebenso auf das Past Tense zutrifft. Letzteres unterscheidet sich laut CGEL vom PresPerf (a) in der EvenZ-Funktion durch das Kriterium der definiteness, also der zeitlichen Fixierung des Ereignisses; (b) in der State- ebenso wie in der iterativen Funktion dadurch, daß der Zustand beim PresPerf sprechzeitkontiguierend sein muß (§4.20). Diese Unterschiede kommen in obigen Grafiken keineswegs zum Ausdruck. Das Past Tense in He lit a cigarette und das PresPerf in He has bought an envelope würden dieselbe Darstellung erhalten. Hier zeigt sich, wie schwer es ist, den Kontrast zwischen gegebener und fehlender CR deskriptiv umzusetzen. Das CR-Konzept ist sehr abstrakt, und im Detail wird es sehr kompliziert. Das Perfekt kennt wesentlich mehr Konfigurationen, als in obiger Grafik zum Ausdruck kommen. Ich kann mich im folgenden nur auf die Andeutung einiger Fälle beschränken, die in obigem Perfektschema keinen Platz finden.

Die Unterscheidung der CGEL zwischen State-Past-Tense und State-PresPerf ist auf Fälle wie / was living here und / have been living here zugeschnitten, aber nicht auf das Perfekt in (19) und (20): (19)

Susan has been ill recently

(20)

I have been spending my holidays in the New Forest [nach der Rückkehr gesagt] (Dietrich, 1969:406)

Auch das iterative PresPerf muß keineswegs sprechzeitkontiguierend sein: (21)

Tom has read the essay three times at least

Es ist also nicht damit getan, zu postulieren, das PresPerf involviere eine bis zur Gegenwart reichende Zeitspanne, das Past Tense hingegen nicht, weil beim Indefinitepasf-Perfekt die Existenz eines solchen Zeitrahmens nicht nachzuweisen ist, wenn er nicht adverbiell gegeben ist, wie in (22): 11

Die Uneinheitlichkeit der Termini STATE PAST versus STATE MEANING usw. ist natürlich sehr ungeschickt Man hätte besser sowohl für das Past Tense als auch für das PresPerf nur von functions gesprochen oder in der Tabelle nur die Labels STATE, EVENT und ITERATIVE verwendet.

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(22)

He hasn't smoked a single cigarette all these years/until now

Es bleibt das Past-Tense-Merkmal der definiteness, worunter der Bezug einer Situation im Past Tense auf einen bestimmten Zeitpunkt oder Zeitraum in der Vergangenheit zu verstehen ist, der durch ein Adverbiale oder eine zweite Verbform festgemacht werden kann. Geht ein solches Adverbiale oder eine als temporales Antezedens fungierende VP voraus, spricht die CGEL von anaphorischem Bezug, folgt sie dem Past Tense, von kataphorischem Bezug. Beispiele (§4.13): (23)

They have decided to close down the factory. It took us completely by surprise (anaphorisch)

(24)

Last Saturday, we went to the theatre (anaphorisch)

(25)

We went to the theatre last Saturday (kataphorisch)

Die CGEL muß jedoch einräumen, daß die für das Event-Past-Tense geforderte definiteness nicht explizit sein muß; es genüge "that the time should in principle be specifiable" (ib.). Sehr vage ZeitAdverbialien, so die CGEL, reichen aus, um das Past Tense zu rechtfertigen: (26)

I was once a heavy smoker (ib.)

Diese Verwässerung des Konzepts der definiteness macht es als Beschreibungskategorie problematisch, und zwar aus zwei Gründen: (a) Auch in Verbindung mit dem Perfekt ist eine Zeitangabe denkbar, zumindest dann, wenn sie so vage ist wie in (26). (27) illustriert dies: (27)

I've seen some slow workers in my time but this lot are the slowest by far [ALD unter time]

(b) Fehlt eine Zeitangabe oder ist sie sehr vage, so liegt die Gefahr eines Zirkelschlusses sehr nahe. Man darf in Fällen wie (26) nicht einerseits annehmen, daß das Past Tense stehen muß, weil ein fester Zeitbezug zumindest denkbar ist und andererseits diesen festen Zeitbezug immer dann ansetzen, wenn das Past Tense steht. 4.2.4. Das Problem der Iterativität Wie gezeigt, nehmen CGEL und StudGr sowohl für das Past Tense als auch für das Present Perfect eine iterative Bedeutung an, die gleichrangig neben die State- und die evertf-Bedeutung gestellt wird. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, daß weder das Past Tense noch das Perfekt per se eine iterative Interpretation einbringen, sondern daß diese durch andere kontextuelle Faktoren ausgelöst wird. Während (17) bzw. (18)

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zunächst als Beispiele für ein postuliertes habitual past vorgestellt werden, räumt man später ein: "As it stands, the habitual past in [(17)] above [...] is not formally distinguished from the event past: only general knowledge tells us that the Olympic Games were held more than once. If we wish to make sure that a sentence like [(17)] is given a habitual interpretation, we have to substitute the used to construction or else add an adverbial of frequency or duration, such as every morning and all through the summer..." (CGEL, §4.15)

Analoges gilt für die dem Perfekt unterschobene iterative Funktion. Der Sprecher deutet Mr Terry has sung in this choir ever since he was a boy deshalb iterativ, weil er weiß, daß man nicht über einen ganzen Lebensabschnitt hinweg ununterbrochen singen kann. Da das Perfekt hier in Verbindung mit einem Adverbiale und einem durativen Verbum eine bis zur Gegenwart andauernde Situation bezeichnet, bleibt nur die iterative Interpretation. Sie wird noch zwingender, wenn ein punktuelles event-verb vorliegt, wie z.B. in Stephen has been hitting his sister all the time. 4.2.5. Pavi-Tercse-Adverbialien und das Perfekt: Performance errors'? Die CGEL unterteilt Adverbialien gemäß ihrer Affinität zum Past Tense oder zum Present Perfect in die inzwischen klassischen drei Gruppen: Gruppe A sind die Adverbialien, die nur das Past Tense zulassen, wie yesterday, earlier this week, in the morning (S. 194). Gruppe B der CGEL ist nur mit dem Perfekt kompatibel. Genannt werden hier u.a. since Monday, since 1 met you, up to now (ib.). In Gruppe C finden sich Adverbialien wie this month, before, once, already u.a. (S. 195), die sowohl mit dem Present Perfect als auch mit dem Past Tense kombiniert werden können.

Bemerkenswert sind die Annotationen zu problematischen Äußerungen im Perfekt mit Adverbialien der Gruppe A. Während viele Grammatiken argumentieren, Adverbialien wie this morning oder this March könnten nur dann mit dem Perfekt verbunden werden, wenn der bezeichnete Zeitraum zum Sprechzeitpunkt noch andauere, berichtet die CGEL, daß diese Restriktion nur für bestimmte Sprecher gelte, für andere hingegen nicht (§4.23, Note b\ siehe hierzu auch Abschnitt 5.4). Im BrE komme das Perfekt recht häufig mit Adverbialien der Gruppe A vor. Die CGEL hat folgende Beispiele (§4.23, Note a): (28)

A: Have you ever seen Macbeth on the stage? B: Yes, I've seen it ages ago, when I was a child

(29)

They asked me about something I've said years ago

Die CGEL stuft (28) als "performance error" ein, der durch die Übernahme der Fragestruktur in die Antwort zustandekomme (ib.). Dies ist für (28) zwar durchaus denkbar, kann aber auf (29) und vergleichbare Fälle nicht zutreffen.

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Psychologisch können solche Fälle als Kontamination gedeutet werden, d.h. die Antwort in (28) kann zerlegt werden in Yes I've seen it and that was ages ago und (29) analog in They asked me about something I have (once) said. That (however) was years ago.

Da Fälle wie (28) und (29) jedoch nicht selten sind, muß man sich vor einer vorschnellen Einstufung als "Performance error" hüten,12 insbesondere angesichts der Tatsache, daß es auch eine Reihe literarischer Belege gibt, die eine Kombination eines Past-Tense-Adverbials mit dem PresPerf zulassen. Diese Kombinationen sind zudem durch die trotz einer (meist jedoch relativ ungenauen) Zeitangabe gegebene CR einer Situation semantisch motiviert. Ich werde diesen Problemkreis in Kap. 8 ausführlich erörtern und dabei auch die Bedingungen erläutern, unter denen solche Kontaminationen ablaufen können. 4.2.6. Zusammenfassung und Fazit Es war seit der Publikation der GCE (1972) die Strategie der Londoner Grammatik, sich nicht auf eine bestimmte Forschungsrichtung festzulegen. Auch die CGEL und die StudGr verstehen sich somit nicht als Verfechterinnen einer bestimmten Perfekttheorie. Es fällt daher nicht leicht, ihre Darstellung des Perfekts zu kategorisieren. Dies mag der Grund dafür sein, daß McCoard, der eine einigermaßen rigorose Einteilung der Forschung in Anhänger der CR-, der indefinite-past-, der extended-now- und der embedded-past-Theorie^ (1978:17-18) vorgenommen hat, auf eine Besprechung der GCE (1972) verzichtete. Die Bedeutungsdreiteilung der LGr enthält sowohl Merkmale, die McCoard der CR-Theorie zurechnet ("recent events" und "events connected somehow with the present" (ib.:33)) als auch solche, die zu McCoards indefinite-past-Theorie passen (siehe Tafel 4.2.2). Für die StudGr und die CGEL ist das englische Perfekt wie für mich kein Tempus (die Tempusopposition umfaßt nur Past und Present)-, sie bezeichnet es neben dem Progressive als Aspekt. Dies kommt Palmers System sehr nahe, das ich allerdings

12

Daß die Übernahme von Strukturen eines Sprechers durch einen anderen jedoch in anderen Bereichen vorkommt, namentlich in der Übernahme passiver Strukturen aus der Frage in die Antwort, wird in Standop (1980:149) gezeigt. Das zugrundeliegende Prinzip wird dort als "principle of structural attraction" (ib.) bezeichnet. Diese Typologie wurde von McCoard selbst entworfen: "We have settled for a basic grouping of theories into [...] four calegories ..." (1978:17). Er postuliert damit, daß zumindest die von ihm besprochenen Forschungsansätze einigermaßen adäquat einem seiner vier Theorietypen zugeordnet werden können, was eine gewisse Einseitigkeit seiner Bewertung der einzelnen Publikationen begünstigt. Insgesamt fragwürdig erscheint mir z.B. seine Besprechung Reichenbachs im Rahmen der Indefinite-Past-Theont, den man wegen seines beim Perfekt mit dem Sprechzeitpunkt zusammenfallenden Referenzpunktes zumindest ebenso gut als CR-Theoretiker hätte behandeln können.

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zumindest terminologisch für noch geschickter halte, weil dort Phase und Progressive auch terminologisch getrennt gehalten werden. Die CGEL vertritt einen polysemen Perfektansatz und unterscheidet sich dadurch von Verfechtern einer monosemen Perfektauffassung, wie sie besonders deutlich von Serensen (1964) vertreten wird. Sie postuliert drei Bedeutungen [!]: (a) ein kontinuatives Zustandsperfekt; (b) ein indefinite-pasi-Perfekt mit den Varianten (i) eines Ereignisses in einem sprechzeitkontiguierenden Zeitrahmen; (ii) eines jüngst vergangenen Ereignisses; (iii) eines zum Sprechzeitpunkt relevanten Ereignisses; (c) ein habituelles, kontinuatives Perfekt ('iterativ' anstelle von TiabitueH' wäre besser gewesen). Die StudGr hat die gleichen Hauptkategorien, spricht aber nicht mehr von Bedeutungen, was als klare Verbesserung zu werten ist. Wie Tafel 4.2.2 zeigt, teilt sie innerhalb von (b) anders ab und erschwert durch eine abweichende Terminologie, Entsprechungen zu erkennen. Ein Vergleich zwischen CGEL und StudGr zeigte, daß Anzahl und Art der angenommenen Perfekttypen keinen definitiven Charakter haben. Alternativ hätte man auch den CGEL-Varianten von (b) den Status eigener Bedeutungen zuerkennen und damit deren Anzahl auf fünf erhöhen können, oder man hätte (bi) und (c) aufgrund der gemeinsamen Kontinuativität zusammenfassen können. Weitere Möglichkeiten sind denkbar. Eine strikte Trennung zwischen Bedeutung(en) und Lesarten ist hier vorzuziehen; ich lasse offen, ob sich letztlich alle Lesarten auf eine Bedeutung zurückführen lassen. Mit ihrem Perfekt-Merkmal anterior time stolpert die CGEL über die Neutralisationen zwischen Tempus (Past) und Perfekt, die man hätte ausklammern müssen. Diesen Fehler hat die StudGr durch Auslassung vermieden. Man kann insgesamt sagen, daß die StudGr durch sehr gezielte Kürzungen einige der Schwächen der CGEL ausgemerzt hat. Diskussionswürdig sind die von der CGEL in eine Note (§4.23, Note a) verbannten "Performance errors" wie Have you ever seen Macbeth on the stage? - Yes, l've seen it ages ago, when 1 was a child. Psychologisch konnten diese Fälle griffiger als in der CGEL als Kontaminationen erklärt werden. Näheres zu den Kombinationsmöglichkeiten reiner Past- Tense-Adverbial ien mit dem Perfekt findet sich in Kap. 8.

5. Das Perfekt in Huddiestons Introduction to the grammar of English Huddiestons Introduction to the grammar of English (IGE) erschien ein Jahr vor der CGEL und ist laut Vorwort speziell für den universitären Bereich gedacht. Aufgrund ihres kleineren Umfangs (auch bereits gegenüber der GCE) ist sie jedoch eher mit der UG bzw. neuerdings mit der StudGr zu vergleichen. Ein näherer Blick auf die Konzeption zeigt jedoch, daß sie nicht als unmittelbare Konkurrenz zur Londoner Grammatik gedacht ist, sondern sich stärker an theoretischen Konzepten orientiert, während die Londoner Grammatik - relativ gesehen - stärker beispielorientiert ist, womit ihr eine theoretische Fundierung nicht abgesprochen werden soll.1 Etwas überspitzt formuliert kann man die IGE als Einführung in die Syntax und Semantik des Englischen anhand einer Grammatik bezeichnen. Terminologisches. Ebenso wie Comrie verwendet Huddieston den Terminus 'Situation' als äußerst allgemeinen Oberbegriff für "actions, events, processes, relations, states of affairs or whatever a clause expresses", bezieht ihn also sowohl auf den Inhalt dynamischer wie statischer Prädikate (S. 144). Sein Situationszeitpunkx ("time of the Situation") entspricht damit dem Ereigniszeitpunkt Reichenbachs. Huddieston bedauert, daß es keine terminologische Differenzierung zwischen Form und Inhalt für das Perfekt gibt, analog zu der Unterscheidung zwischen Tense und Time, sowie zwischen mood (grammatische Kategorie) und modality (semantische Kategorie) (S. 166). Mit den Bezeichnungen Perfect Aspect und Progressive Aspect folgt die IGE der LGr; hier wäre Palmers Terminologie, die keine engere Verwandtschaft zwischen Phase und dem Progressive suggeriert, besser gewesen.

5.1. Verbkategorien in der IGE Die IGE geht wie Palmer von einem binären System der englischen VP aus, in dem die folgenden Verbkategorien stehen oder fehlen können: (a) tense-, (b) (analytic) mood, (c) perfective aspect, (d) progressive aspect, (e) voice (1984:31). Im Gegensatz zu Palmer hat er in seiner Übersicht über das Formeninventar das Tempus (Post) weggelassen (1984:130). Der Grund hierfür mag sein, daß das Tempus morphologisch gesehen mit dem jeweils ersten Hilfsverb (gegebenenfalls also auch mit dem Modalverb) verschmilzt und deshalb grafisch gegenüber den präsentischen Formen keine zusätzliche Spalte hergibt.2 Dies ist insofern bedauernswert, als es mir speziell für die als Benutzer anvisierten Studenten wichtig erscheint, darzustellen, daß eine Form wie might have taken morphologisch nichts anderes als may have taken + Post ist. Trotz dieser

1 Eine wirklich extrem beispielorientierte Grammatik, bei der man das Gefühl hat, daß die theoretische Fun dierung eher Beigabe ist, stellt die neue von John Sinclair herausgegebene Collins Cobuild English grammar (1990) dar, die in erster Linie der grammatischen Vermarktung des Cobuild Corpus dient. 2 Palmer hatte die präsentischen und die Paa-Formen einfach untereinander gestellt. Siehe Tafel 3.1b für einen Versuch, dies eleganter zu lösen.

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Anlehnungen im formalen Bereich an die LGr und an Palmer lohnt es, die Besonderheiten des Huddlestonschen Ansatzes näher zu beleuchten. Huddieston sieht wie Palmer das Präsens als unmarkierte Form sowohl bezüglich des Perfekts als auch des Tempus an (S. 163). Er folgert hieraus: "... [They] take, is thus unmarked relative to both [They] have taken and [They] took, and the latter pair, present perfect and past non-perfect, can be seen to be in grammatical contrast, not in the sense that they are different terms in a single system but in the sense that they represent contrasting ways of departing from the maximally unmarked present non-perfect." (S. 163)

Dies deckt sich mit der Auffassung Twaddells und gilt natürlich ebenso für die entsprechenden Formen im Progressive oder/und im Passiv. Hieraus kann man folgern, daß die traditionelle Grammatik Unrecht hat, wenn sie das Past Tense und das PresPerf (als Tempora) in direkte Opposition zueinander stellt. Huddiestons Argument läßt sich durch folgende Kernaussage auf den Punkt bringen: Das PresPerf und das Past Tense stehen, formal gesehen, nicht in einer (einzigen) privativen (wie /p/:/b/), sondern in einer äquipollenten Opposition (wie /p/:/d/). 5.2. Past Tense und PresPerf im Vergleich Nach der IGE besteht die Hauptfunktion des Past Tense darin, Vergangenheit des Situationszeitpunktes auszudrücken. Wie die CGEL und die StudGr geht die IGE von einem Merkmal der definiteness für das Past Tense aus (S. 144), das, wie in Abschnitt 4.2 diskutiert, nur sehr schwer zu definieren ist und das auch Huddieston nicht schärfer faßt als die CGEL. Die Bezugnahme des Past Tense auf einen bestimmten Vergangenheitszeitpunkt oder -Zeitraum bedeutet nach Huddieston nun nicht, daß diese Situation zum Zeitpunkt der Äußerung (von Huddieston TU genannt) nicht mehr andauert. Dies hat bereits Twaddell festgestellt, der betont hat, daß das Past-Tense-Signa] gegenüber CR indifferent ist (siehe Kap. 2). Dies ist leicht einsichtig, wenn man etwa an Fälle wie Tom read Hamlet denkt, die CR keineswegs ausschließen (vielleicht könnte Tom noch immer eine Inhaltsangabe des Dramas geben).3 Huddiestons Beispiel ist jedoch komplexer: (1)

Kim was able to speak French, so we got around quite easily (S. 144)

3

Ein besonders anschauliches Beispiel findet sich bei Dorothy Sayers: Have you got the name and address he gave you ? Did you take up the reference ? (The nine tailors, 82) Hier ist, objektiv gesehen, CR zweifellos gegeben, durch das Past wird jedoch ein konkreter zeitlicher Bezug (Huddiestons definite reference) auf das durch gave bezeichnete Ereignis aktualisiert. Die CGEL spricht in solchen Fällen von araphorischen Zeilbezug (§4.13).

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Aus (1) dürfe man nicht folgern, so die IGE, daß Kim jetzt kein Französisch mehr beherrsche. Dies ist korrekt, beleuchtet aber nicht das gesamte Problem. Hier liegt Palmers 'displaced time marking (21988:44; ein Phänomen, das auf Lakoff (1970) zurückgeht) vor. Huddiestons (1) ist vergleichbar mit Palmers (2) und (3): (2)

The animal you saw was my dog

(3)

The man you'll be talking to will be the Mayor (Palmer, 2 1988:44)

Palmer kommentiert: "The sentences are quite normal even if the animal still is my dog or the man already is the Mayor. Here we have not only past tense, but also will for future time reference." (ib.) Prädikate, die Fähigkeiten bezeichnen (can do sth, be able to do sth) sind ebenso wie be in sogenannten equative predicates (be the chairman/the boss usw.) und in Verbindung mit qualities (be intelligent), jedoch nicht in Verbindung mit temporären Zuständen (be hungry), von Haus aus doppeldeutig, und zwar bereits im Präsens. Palmers I can see very small print (ib.:73) kann entweder (a) die aktualisierte oder (b) die generelle Fähigkeit bezeichnen, je nach Kontext. Das Past Tense nimmt auf diese potentielle Ambiguität keinen Einfluß. Während der Kontext in (1) die aktualisierte Fähigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt selektiert (die der definiteness unterworfen ist), hebt die von Huddieston aufgezeigte Möglichkeit, daß Kim auch heute noch Französisch könne, auf die zweite Deutung der generellen Fähigkeit ab. Das Past Tense nimmt jeweils nur auf eine der beiden Deutungen Bezug, nicht auf beide gleichzeitig (man vergleiche (1) mit There were times when I could speak French quite fluently). All dies bleibt bei Huddieston im Dunkeln, obwohl die IGE sich ausfuhrlich mit der Semantik von Modalverben beschäftigt

Huddleston erläutert den Hauptunterschied zwischen dem PresPerf und dem Past Tense wie folgt: "... the perfect locates the situation within a period of time beginning in the past and extending forward to include the present (TU [time of utterance], or more generally, TR [time of reference]) whereas the past tense is used where the time of the situation is identified as wholly in the past, as a past that excludes the present. With the perfect we have an 'inclusive past', with the past tense an 'exclusive past'." (S. 158)

Huddleston bringt diesen Unterschied auf eine griffige Formel: das Past Tense bezeichnet eine die Gegenwart ausschließende Vergangenheit (exclusive past), das PresPerf hingegen eine die Gegenwart einschließende Vergangenheit (inclusive past). Dies lehnt sich eng an Palmer an; bemerkenswert ist hier, daß Huddleston nicht, wie z.B. Leech oder die CGEL, auf das Past-7ense-Merkmal der definiteness abhebt und somit die Problematik einer vernünftigen Definition dieses Merkmals umgeht.

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5.3. Temporaladverbialien und Verzeitung in der Vergangenheit Huddieston unterteilt die englischen Zeitadverbialien in drei Gruppen, wobei das Kriterium deren Kompatibilität mit dem Past Tense und dem PresPerf ist (1984:158-159). In seiner Klassifizierung folgt er (ohne dies zu sagen) der Londoner Grammatik (siehe z.B. CGEL §4.23) bzw. Leechs Meaning (21987:§§68-72): (A) NUR MIT DEM PRESENT PERFECT KOMBINIERBAR: at present, as yet, since last week, lately (B) NUR MIT DEM PAST TENSE KOMBINIERBAR: three days ago, at that time, last week, yesterday (C) SOWOHL MIT DEM PAST TENSE ALS AUCH DEM PRESENT PERFECT KOMBINIERBAR: this morning, today, always, never, recently Huddieston gibt für die drei Gruppen folgende Beispiele: (4)

(i) (ii)

Gruppe A At present I have written three chapters *At present I wrote three chapters

(i) (ii)

Gruppe B I saw her last week *I have seen her last week

(i) (ii)

Gruppe C He has overslept this morning He overslept this morning

Die Gruppen A und B sind für Huddieston relativ unproblematisch. Er räumt zwar Ausnahmen wie (5) ein, stuft sie jedoch als marginal ein (S. 159, Fn. 8): (5)

There have been more deaths in Northern Ireland yesterday

Huddieston kommentiert dies wie folgt: "I will regard [these cases] as sufficiently rare and questionable to be ignored under a reasonable idealisation of the data: if these occurrences turn out to be of more significance, this will reflect a weakening of the semantic contrast between the perfect and the past tense." (ib.)

Da Huddieston zu Gruppe B nicht nur yesterday, sondern auch at that time (und damit andere vergleichbar vage Adverbialien) zählt, kann man seiner Einschätzung, solche Fälle seien "sufficiently rare" nicht zustimmen. Je vager das in der Vergangenheit abgeschlossene Adverbiale wird, umso mehr Perfektbelege wie I have seen some slow workers in my time (ALD unter time) lassen sich finden (siehe Kap. 8). Gruppe C widersetzt sich einer einfachen Regel. Huddieston vertritt die Auffassung, daß das Adverbiale this morning mit dem Perfekt nur benutzt werden könne,

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wenn der Morgen/Vormittag noch andauere. Für das Past Tense gelte diese Einschränkung jedoch nicht, d.h. auch (4ii) sei möglich, wenn der Morgen/Vormittag noch andauere. Die folgende Tabelle (meine Darstellung) zeigt die von Huddieston vorgeschlagene Verteilung der Formen (vgl. Huddieston, 1984:159): gesprochen am Morgen/Vormittag VP has overslept overslept

Implikation still asleep got up in the meantime

gesprochen am Nachmittag VP overslept

Für Sprecher, die ebenso urteilen wie Huddieston, ergibt sich ein relativ komplexes Zusammenwirken der intendierten Implikation und des Adverbials mit der jeweiligen Verbform. Dauert der Zeitraum des Adverbials zum Sprechzeitpunkt noch an, so ist die intendierte Implikation ausschlaggebend. Entsprechend ist He overslept this morning ohne Kontext ambig: Entweder ist der Vormittag schon vorbei oder der Betreffende ist bereits aufgestanden. Dauert der vom Adverbiale bezeichnete Zeitraum nicht mehr an, so muß nach Huddieston das Past Tense stehen; der Sprecher könne in diesem Fall keine bestimmte Implikation mehr zum Ausdruck bringen. Mit dieser Regel kann man jedoch einige Adverbialien der Gruppe B, die sich nicht (immer) definitionsgemäß verhalten (in my youth, formerly, at that time), nicht akkommodieren.4 Diese Adverbialien lassen das Perfekt zu, obwohl sie einen in der Vergangenheit abgeschlossenen Zeitraum bezeichnen, so daß ihre Kompatibilität sowohl mit dem Past Tense als auch mit dem PresPerf nicht analog zu this morning erklärt werden kann. Näheres hierzu siehe Kap. 8. Hinzu kommt, daß gemäß der CGEL für manche Sprecher das Perfekt auch noch möglich ist, wenn der von this morning oder this March bezeichnete Zeitraum bereits abgeschlossen ist (CGEL, §4.23, Note b). Man beachte, daß die feste Koppelung abgeschlossener Zeitraum - Past Tense unmittelbar aus Huddiestons (und somit auch Palmers) allgemeiner Definition des PresPerf folgt, während Twaddells CR-Konzept, das nicht an einen Zeitraum oder -rahmen gebunden ist, Abweichungen nicht von vornherein ausschließt und deshalb vorzuziehen ist. Nach Huddieston wird in Abwesenheit eines Adverbials der Gruppe A oder B die Wahl zwischen Perfekt und Past Tense meist nicht durch die tatsächliche zeitliche Lage einer Situation bedingt, sondern durch die subjektive Konzeption dieser Situation

4 Die CGEL weist auf Fälle wie They asked me about something I've said years ago hin ($4.23, Note a; siehe dazu Abschnitt 4.2 sowie Kap. 8).

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durch den Sprecher. Erzählt er z.B. von einem Beinbruch während einer Expedition am vergangenen Wochenende, könnte er sich darauf nach Huddieston sowohl mit (6) als auch mit (7) beziehen (Huddiestons Implikationen in Klammern; S. 159): (6)

I have broken my leg ["present incapacity"]

(7)

I broke my leg ["past thought of as over"]

In Huddiestons Deutung von (7) zeigt sich sein Bemühen, sein Label exclusive past auf dieses Beispiel anzuwenden. Die Vergangenheit an sich kann in (6) und in (7) nicht unterschiedlich gesehen werden, sondern nur das Verhältnis des Ereignisses zur Gegenwart. Mit Gewalt möchte Huddieston (ganz analog zu Palmer) zur Differenzierung von (6) und (7) einen abstrakten Zeitrahmen ansetzen, der einmal bis zur Gegenwart reicht und einmal nicht, aber dieser Zeitrahmen hat in diesen Beispielen kein Korrelat, das über Twaddells CR hinausginge. Twaddells CR ist für den Typ (6) also eindeutig das passendere Label. 5.4. Funktionen des Perfekts Huddieston setzt fünf Kontexte an, in denen das Perfekt steht und nicht das Past Tense. Er spricht von "some of the main factors influencing the choice between the perfect and the past tense" (S. 160; meine Hervorhebung). Es sind dies die folgenden: (a) Einfluß des Adverbials. "In the first place, the choice may be determined [...] by the selection of a temporal expression [aus Gruppe A oder B]: this overrides any of the factors mentioned below." (ib.) Dies ist keine deskriptiv unvorbelastete Aussage mehr, sondern impliziert, daß der Sprecher erst das Adverbiale, dann das Perfekt (bzw. das Past Tense) "wählt". Dies ist Spekulation; eine linguistische Beschreibung sollte keine sprachlichen Kontexte voraussetzen, wenn es um Funktionen oder Bedeutungen einer Form geht. Die folgende Auflistung unter (b) bis (e) ist entsprechend eher als Perfekttypologie Huddiestons und nicht als Sammlung von "Faktoren", die das Perfekt bedingen, zu verstehen: (b) Einschluß der Gegenwart (kontinuatives Perfekt). Das Perfekt müsse, so Huddieston, in Situationen stehen, die bis zur Gegenwart andauern. (8a) sei nur möglich, wenn der Sprecher noch lebt, (8b) impliziere hingegen, daß er tot sei (S. 160): (8)

(a) (b)

He has lived in Canberra all his life He lived in Canberra all his life

Dieser Typ ist besser bekannt als kontinuatives Perfekt, das nur mit atelischen durativen (statischen oder dynamischen) Prädikaten ein entsprechendes Intervall ausfüllen kann. Der dazu parallele kontinuative iterative Fall (besonders mit punktuellen Ereig-

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nissen wie knock, sneeze, z.B. in Tom has been knocking for five minutes) wird von Huddieston ignoriert. (c) Jüngst vergangene Ereignissse. Das Perfekt steht nach Huddieston ferner oft für "recent events": Max has just bought a new car. Die zeitliche Nähe des vergangenen Ereignisses stelle hier die Verbindung zur Gegenwart her. Diese Funktion wird auch von McCawley (als eigene Bedeutung) und von der StudGr (als Variante des mdefinite-past-Perfekts; siehe Abschnitt 4.2) angesetzt. Dieser Perfekttyp ist nach Huddieston in Rundfunknachrichten besonders häufig. Huddieston räumt zu Recht ein, daß recency weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung für die Verwendung des Perfekts (S. 160; ich denke hier an Beispiele wie He just went out). Hieraus ist zu folgern, daß wir es auch hier nicht mit einem Faktor zu tun haben, der als entscheidendes Definiens für das Perfekt dienen kann. (d) Current relevance. Das Perfekt kann nach Huddieston eine CR-Funktion haben, worunter er Auswirkungen und Ergebnisse vergangener Situationen auf die Gegenwart versteht. Hier ist ganz deutlich die Handschrift Palmers zu erkennen, der ebenfalls das CR-Perfekt als etwas allgemeinere Variante des resultativen Perfekts sah (1988:48).5 Er kontrastiert das hierfür typische Beispiel (9a) mit (9b), wo das Adverbiale yesterday trotz ebenso klarer CR das Past Tense erfordert (S. 160): (9)

(a) (b)

I have broken my leg, so I can't go with them I broke my leg yesterday, so I can't go with them6

(9a) CR ist als eigener Perfekttyp nicht aufrechtzuerhalten und allenfalls vom kontinuativen Typ in (b) einigermaßen sinnvoll abzugrenzen. Ich halte es hier mit Twaddell, der CR als Perfektmerkmal schlechthin, also als Überbegriff für alle denkbaren Lesarten, ansieht. Diese Möglichkeit wird von Huddieston immerhin gesehen (ib.), aber offenbar nicht als nachahmenswert empfunden. (e) Erfahrung (indefinite past). Das Perfekt werde schließlich, so Huddieston, für vergangene Ereignissse verwendet, wenn der Zeitpunkt des Geschehens keine Rolle spiele und stattdessen die Erfahrung der Aktanten bedeutsam sei (S. 160). Auch hier setzt Huddieston das allgemeine Perfektmerkmal indefinite past, das als fast so umfassend gelten kann wie CR und nur einen anderen Aspekt des Perfekts akzentuiert, ' Man vergleiche: "A common explanation of such examples is that the perfect is used where the activity has results in the present [...] A more accurate explanation is in terms of current relevance [...] that in some way or other (not necessarily in its results) the action is relevant to something observable at the present." (Palmer, 1988:48) Huddleston formuliert dies wie folgt: "The perfect is commonly used for past events considered as causes of their present effects or results - or, more generally, considered for their 'current relevance' [...] The effects or relevance will often be left implicit..." (1984:160) ® Dieses Beispiel ist für mich stilistisch unsauber. Es ist nicht wahrscheinlich, daß ein Sprecher darauf hinweist, daß ein Beinbruch gestern passierte {yesterday ist Rhema!), um anschließend die aktuellen Folgen hervorzuheben.

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mit einer relativ spezifischen Lesart des Perfekts gleich, die als experiential Perfect bekannt wurde.7 Huddiestons Beispiele haben beide diese Lesart: (10) (a) (b)

Have you read Middlemarch? I haven't been to Moscow before

Zu den aufgezählten Lesarten ist anzumerken, daß nur die letzte (experiential Perfecfi) sinnvollerweise von den übrigen Lesarten abgegrenzt werden kann. Als indefinite kann (9a) ebenso gelten wie die Beispiele in (10), während nur letztere als experiential zu deuten sind. Die einzelnen Lesarten hängen stark vom jeweiligen Prädikat und vom weiteren Kontext ab; das kontinuative Perfekt ist zudem in besonderem Maße auf ein begleitendes Adverbiale angewiesen. Dies wirft die Frage auf, ob Huddiestons Klassifizierung für alle Perfektfunktionen ausreicht und andererseits nicht bereits zu überdifferenziert ist. Huddieston antizipiert diesen Einwand: Er wolle aus seiner Aufstellung keine weitergehenden theoretischen Ansprüche ableiten. Seine Einteilung zeige lediglich verschiedene Verwendungsweisen ('uses') des Perfekts auf, die nicht mit unterscheidbaren Einzelbedeutungen dieser Form gleichzusetzen seien. Vielmehr glaubt er, daß die Funktionen (a) bis (e) alle unter seiner allgemeinen Charakterisierung des Perfekts als inclusive past subsumierbar sind, wobei er von einem Zusammenspiel zwischen der Grundbedeutung einer Form und anderen semantischen/pragmatischen Faktoren ausgeht. Dies ist eine sehr vernünftige Position, wenngleich man diese "uses" sinnvoller hätte abstecken können (ein Versuch hierzu wird in Teil II unternommen). Huddieston vertritt mit seinem Etikett inclusive past eine letztlich doch monoseme Auffassung des Perfekts, das in etwa Twaddells CR gleichkommt. Während Huddiestons Label besser zum kontinuativen (durativen oder iterativen) Fall (/ have lived/been living here for three years bzw. John has been hitting her for the last ten minutes) paßt, ist Twaddells Label für alle übrigen Perfekttypen besser geeignet. In Anbetracht der Tatsache, daß der kontinuative Fall keine "hauseigene" Lesart des Perfekts, sondern an ein Adverbiale gekoppelt ist, halte ich CR nach wie vor für das bessere monoseme Label.

7 Indefinite past ist von einigen Linguisten als die zentrale Funktion des Perfekts schlechthin angesehen worden (siehe hierzu McCoards Kapitel "Indefinite past theory" (1978:75-122).

® Experiential ist hier in einem anderen Sinne zu verstehen als Vissers (letzlich Zandvoorts) Perfect of experience, das spezifisch den iterativen Fall mit when(ever) meint. Ein experiential Perfect gibt eine prägende Erfahrung wieder (z.B. I have known what it is to be poor). Näheres hierzu in Abschnitt 9.2.

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5.5. Das Perfekt in Verbindung mit Tense (Past) Huddieston stellt fest, daß das Past Perfect sowohl mit typischen Perfektadverbialien (Gruppe A) als auch mit typischen Past-Tense-Adverbialien (Gruppe B) stehen kann und führt hierzu folgendes aus: "We have noted that some temporal expressions [= adverbials] indicate a past inclusive, others a past exclusive of TR, occurring with the present perfect and past non-perfect respectively. The past perfect, however, occurs with both types. [...] Thus the perfect here no longer indicates a specifically inclusive past: we simply have a past time that is relative to (but is indifferently inclusive or exclusive of) another past time. [...] it is only when auxiliary have carries the present tense inflection that the perfect indicates an inclusive past." (S. 162-3)

Dies macht klar, daß Huddieston das Past Perfect monosem und nicht als ambige Verbform deutet und deshalb eine sehr vage Bedeutung ansetzen muß, die sowohl mit a few minutes before als auch mit since three vereinbar ist: (11) (a) (b)

I arrived at six, but she had left a few minutes before (S. 162) I arrived at six, but she had been there since three (ib.)

Huddieston setzt für diese beiden Fälle nur eine einzige Ableitung an: "The more distant past derives from the perfect, the less distant one from the past tense inflection." 9 (S. 162) Dies bedeutet, daß Huddieston sowohl für das Perfekt (have-en) als auch für das Past Tense (-ed) semantisch einen (funktional identischen) Pasf-Knoten ansetzt, wobei der Perfektknoten der tiefer eingebettete wäre. Unter dieser Voraussetzung ist die Reihenfolge der Ableitung trivial, da eine Umkehrung der Einbettung semantisch nichts bewirken würde. (12) stellt die beiden theoretischen Ableitungsmöglichkeiten dar; (b) ist die von Huddieston befürwortete: (12) (a)

( (Past-, ) P a s t , )

I

-ed

I

have-en

(b)

( (Past-, ) P a s t , )

I

have-en

I

-ed

BEDEUTUNG FORM

Huddleston hat in der Tat hier nicht gesehen, daß in (IIa) die Pre-Perfect-, in (IIb) die Pre-Posf-Funktion des Past Perfect vorliegt. Es fallen zwar die Formen zusammen, aber nur äußerlich, d.h. sie bleiben semantisch trennbar. Wir haben hier also einen Fall von grammatischer Homonymie ('Synkretismus' der Formen). Ich stelle dies zunächst auf nicht-generative Weise dar:

9

Dies ist angesichts von Huddleston 1969 ("Some observations OD tense and deixis in English") nicht verwunderlich, da dort die Bedeutung von VPs im Stile McCawleys in generativ-semantischen P-Markern zum Ausdruck gebracht wird. Allerdings hat Huddleston von dieser Richtung Abstand gewonnen, was sich auch darin zeigt, daß er seine Publikation von 1969 in seiner Introduction to the grammar of English (1984) nicht mehr aufführt.

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(13) (a) had

left

at

six

(13) (b) had

three

been

there

(o'clock)

at

six

Generativ gesehen bedeutet das, daß wir für have-en in (a) einen Past- und in (b) einen Perfektknoten in der Tiefe ansetzen müssen, um beide Bedeutungen zu differenzieren (siehe hierzu auch Kap. 6). Wir generieren also had left mit Pre-Pasi-Bedeutung in (a) aus left + Past, had been in (b) hingegen aus has left + Past. Entgegen Huddleston kann also das englische Perfekt auch in Kombination mit dem Tempus (-ed) seine inclusive-past-Bedeutung behalten, es kann jedoch auch als Tempus (mit reiner Past-Bedeutung) fungieren. Angesichts dieses Irrtums Huddiestons erscheint es angebracht, einmal alle denkbaren Generierungsmöglichkeiten des Past Perfect zusammenzustellen: (14) (a) Past2 (have-en)

Past

(-e

V2

EINBETTUNGSNOTATION:

h

P a s t - ^ 10

( (Past2)

vx

G

I arrived at six, but she had left a few minutes before (14) (b) Perfekt

EINBETTUNGSNOTATION:

Past ->

((Perfekt) V2

VX

Past)

G

I arrived at six, but she had been there since three (14) *(c) Past

V,

Perfekt

EINBETTUNGSNOTATION: ((Past)

Perfekt)

Falls sowohl das Past Tense (-ed) als auch das Perfekt (have-en) in Pasi-Funktion auftreten, werden zur Unterscheidung erstere als Past j, letztere als Past2 bezeichnet. Die Einbettungsnotation bezeichnet also nur semantische Funktionen unabhängig von deren morphologischer Realisierung.

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(14) *(d) Perfekt-L I 1 V2

Perfekt2 1 V1

EINBETTUNGSNOTATION: > 1 G

((Perfekt-^

Perfekt 2 )

In Ableitung (a) haben sowohl das Past Tense als auch das Perfekt Tempusfunktion inne. Die Fallunterscheidung zeigt ferner, daß die Annahme eines Perfektknotens neben einem Part-Knoten zu einer Übergenerierung führt. Die mit Sternchen gekennzeichneten Fälle sind zwar theoretisch denkbar, kommen aber im Englischen nicht vor. Zwei Regeln genügen, um die im Englischen nicht möglichen Fälle auszuschließen: Im Past Perfect (Form!) kann nur das Perfekt (have-en) sowohl Phase- als auch Tempusfunktion haben. Die Pasf-71ertse-Komponente (-ed) hat keine parallele Doppelfunktion sondern immer die Bedeutung Past (andernfalls müßten alle vier Möglichkeiten (a-d) realisierbar sein). Das englische Past Perfect erlaubt den Ausdruck der Relevanz eines vorzeitigen Ereignisses zum Sprechzeitpunkt nicht. Dies schließt die Fälle (c) und (d) aus. Das Past Perfect bezeichnet also entweder überhaupt keine CR (Pre-Past) oder CR zum Referenzzeitpunkt (Vj). Es gibt also keine CR-Relation zwischen V j und dem Gegenwartszeitpunkt. Dies erklärt auch, weshalb das Perfekt nicht als Zeitanker (Terminus nach Harkness 1989) für ein dazu vorzeitiges Past Tense dienen kann: *He left his home two minutes before I have rung him up. Adverbialien sowohl der Gruppe B (yesterday) bzw. deren Entsprechungen in der Vorvergangenheit (the day before) als auch der Gruppe A (by then) machen die jeweilige Funktion des Past Perfect meist eindeutig; Adverbialien der Gruppe C (this March) lassen analog zur Verzeitung in der einfachen Vergangenheit (/ saw / have seen him this March) im Past Perfect sowohl die Pre-Past als auch die Pre-PerfectFunktion zu. Während Huddiestons Beispiele in (11) funktional eindeutig sind, gilt dies für I had seen him this March nicht. Phase in der Pre-Perfect-Funktion ist nicht auf den kontinuativen Fall beschränkt (wenngleich dieser zu den eindeutigsten gehört), sondern kann auch die anderen in der einfachen Vergangenheit denkbaren Lesarten abdecken. Einige Beispiele aus Iris Murdoch, The philosopher's pupil: (15)

She had always known and feared George's capacity to introduce absolute disorder into all their lives [Pre-Perfect, kontinuativ] (S. 17)

(16)

missel-thrush, 'the The bird was still singing its wild lyrical song, the stormcock' Alan used to call it, and 'Northwest Jack7. He had liked birds [Pre-Perfect, kontinuativ (z.B. until he died)] (S. 42)

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(17)

It was not a dream. It had all really happened [Pre-Perfect, recent-indefim'fc-Lesart] (S. 15)

(18)

...everyone [...] took it for granted that George had driven the car into the canal on purpose [Pre-Perfect mit Lesart achievement/ fulfilment oder resultant state] (S. 35)

Die meisten Kontexte disambiguieren die Bedeutung der Past-Perfect-Formen hinreichend. Neben dem Adverbiale spielt natürlich auch hier der Prädikatstyp eine herausragende Rolle. Am eindeutigsten sind kontinuative Fälle mit Zustandsverben wie like, know oder live, am schwierigsten von der Pre-Pasr-Funktion abgrenzbar sind hingegen die indefinite-/rasf-Lesarten des Perfekts (die im AmE signifikanterweise durch das Past Tense ausgedrückt werden). Entgegen Huddieston finden wir somit die gesamte Komplexität des englischen Perfekts auch in der Vorvergangenheit wieder. 5.6. Zusammenfassung Huddieston geht zwar von der Binarität und Optionalität der Kategorien tense, mood, perfective aspect, progressive aspect und voice aus (1984:31), läßt in seiner Formenübersicht jedoch das Tempus weg, was den Verdacht nahelegt, daß er nicht mit letzter Konsequenz Form und Inhalt zu trennen wagt und davor zurückschreckt, eine Form wie might have taken schlicht als Past Tense von may have taken zu sehen, obwohl dies morphologisch absolut gerechtfertigt ist und obwohl Verbkategorien wegen der nicht gegebenen l:l-Relation zwischen Form und Inhalt formal definiert werden sollten. Huddiestons Perfektansatz ist dem Palmers und der CGEL stark verhaftet und trotz der verschiedenen Perfektfunktionen, die er aufzählt, letztlich monosem. Das Perfekt charakterisiert er durch das Label inclusive past, das Past Tense hingegen als exclusive past. Sinnvoll hieran ist, daß die Qualifikation inclusive ebenso auf den Sprechzeitpunkt wie auf einen vergangenen Referenzzeitpunkt bezogen werden kann. Zu kritisieren ist, daß - wie bei Palmer - in allen Perfektfällen - ein Zeitrahmen postuliert wird, der den indefinite-past- Fällen nicht gerecht wird. Ein Vergleich mit dem CR-Konzept spricht unter dem Strich für Twaddells Bedeutung, auch wenn CR für den kontinuativen Fall (/ have lived here for three years) schlechter paßt. Wie Twaddell weist Huddieston darauf hin, daß das Past Tense indifferent bezüglich CR ist. Sein Beispiel Kim was able to speak French, so we got around quite easily zeigt jedoch Palmers displaced time marking und ist wesentlich komplexer als er ahnt. Es ließ sich zeigen, daß Prädikate, die Fähigkeiten bezeichnen ebenso wie equatives und qualities (be the chairman, be intelligent) bereits im Präsens ambig sind und sowohl die generelle als auch die aktualisierte Fähigkeit bezeichnen können. Das Past

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Tense setzt jeweils nur eine der beiden Deutungen in die Vergangenheit, im Falle des obigen Beispiels die aktualisierte. Huddiestons Übersicht über die verschiedenen Typen des Perfekts hat das Manko, nicht zwischen übergreifenden Labels wie CR oder indefinite past, die das Perfekt (mehr oder weniger) insgesamt charakterisieren, und konkreten Lesarten (z.B. resultative, experiential) zu unterscheiden. Huddieston irrt, wenn er glaubt, sein Label inclusive past grundsätzlich auf die präsentischen Perfektformen beschränken zu müssen. Seine Annahme, das Past Perfect bezeichne vage Vorzeitigkeit, beruht auf der Vorstellung, die Perfekt-Komponente dieser Form sei stets als eingebetteter Pasf-Knoten zu verstehen, während das Perfekt in Verbindung mit Tense in Wirklichkeit sowohl Tempus als auch P/iase-Funktion haben kann, was in ersterem Fall zur Pre-Past-, in letzterem Fall zur Pre-Perfect-Funktion des Past Perfect führt. Alle theoretisch denkbaren Ableitungen des Past Perfect wurden vorgeführt mit dem Ergebnis, daß das Perfekt in Phase-Funktion stets den eingebetteten Knoten bilden muß und daß ein Perfekt nicht als Zeitanker für ein dazu vorzeitiges Past Tense fungieren kann (weder innerhalb einer Past-Perfect-Form noch in der Konfiguration *He lefi (had left) two minutes before I have phoned him. Abschließend ließ sich zeigen, daß das Past Perfect einen Formen-Synkretismus darstellt, in den meisten Fällen jedoch eine relativ eindeutige Funktion (als Pre-Past oder PrePerfect) innehat, so daß ein Pre-Perfect alle Lesarten des PresPerf aufweisen kann. Dies wurde durch Belege von Iris Murdoch illustriert.

6. McCawley und das englische Perfekt McCawleys "Tense and time reference in English" (1973; 1971]) ist bereits vielfach rezipiert worden: unter anderem von Lyons (1977:715-716), McCoard (1978:182ff) und von Schopf (1984:183ff). Weshalb also eine weitere Besprechung für einen so weit zurückliegenden Aufsatz? Zunächst einmal gibt es bislang keine überzeugendere generativ-semantische Studie des englischen PresPerf als die McCawleys, und zum anderen geht auch Schopf (1984:183-188) kaum über die in McCoard geäußerte Kritik hinaus. Ich strebe hier eine noch intensivere Auseinandersetzung mit McCawley an, die die Theorie bis ins Detail verfolgt, ohne letztlich die nicht-generative Außensicht zu verlieren. In einem zweiten Schritt soll unter dem Primat maximal einfacher Einbettungsstrukturen eine generativ-semantische Alternative zu McCawley aufgezeigt werden, die die Frage reflektiert, was Phrase-Marker denn überhaupt temporalsemantisch leisten können.

6.1. McCawleys Auffassung des PresPerf im Englischen McCawleys Aufsatz vertritt aufbauend auf einer Studie von Ross (1967) die grundlegende Idee, Tempora nicht durch Merkmale zu erfassen, sondern sie in der Tiefenstruktur als Vollverbknoten darzustellen. Jedem have der Oberfläche entspricht dabei in McCawleys Tiefenstruktur ein Posf-Knoten. Das eigentliche Prädikat, so McCawleys Gedanke, sollte in seine Tempora eingebettet werden, wie die Grafik in (1) zeigt (S. 99):1 (1)

' Der ursprüngliche Druckfehler eines dritten Past- anstelle des te-Knotens (1973:99) ist in den Nachdrukken korrigiert worden.

71

Mit morphologischen Details geht McCawley in der Tiefenstruktur sehr großzügig um: das Progressive wird auf be reduziert und die beiden Posi-Knoten sind natürlich unterschiedlich zu realisieren: einmal als Tempus -ed und einmal als have-en. Man behalte im Auge, daß ein generativ-semantischer Phrase-Marker wie (1) nicht die morphologische Struktur der VP, sondern deren Semantik beschreiben soll. Nur unter dieser Voraussetzung kann man die genannten morphologischen Abstraktionen in Kauf nehmen und für das matching von morphologischer Oberfläche und semantischer Tiefe Zusatzregeln in Anspruch nehmen. Die dem lexikalischen Prädikat (z.B. smoke pot) übergeordneten Tempusknoten bestimmen dessen Verzeitung. Komplexere Tempora sind für McCawley nicht nur morphologisch, sondern auch semantisch modular aufgebaut und können in Tempusknoten einfacher Ordnung (etwa in Present- oder PastKnoten) zerlegt werden. Ein einfaches Past Progressive in John was smoking pot (bei McCawley nicht dargestellt) hätte schlicht eine Einbettung weniger, wie in (2):

NP

V

John

smoke

NP pot

V be

V Past

Ein John is smoking pot müßte logischerweise anstelle des Part-Knotens ein Present haben, obwohl auch dies von McCawley nicht vorgeführt wird. Man beachte, daß der für das Progressive verantwortliche be-Knoten nach dem Prädikat der am tiefsten eingebettete und somit der am engsten zum Verb gehörige ist. Die Reihenfolge der Knoten ist dabei nicht irrelevant: der Phrase-Marker (1) gelangt also über ein John was smoking pot zu einem John had been smoking pot, obwohl es zumindest morphologisch gesehen ebenso plausibel wäre, den umgekehrten Weg zu gehen und das Progressive zu einem John had smoked pot hinzutreten zu lassen. Solange nicht

72

stichhaltige Studien über die Semantik des Progressive eine solche Reihenfolge befürworten, sollte eine Theorie diese nicht präjudizieren.2 McCawleys Auffassung des Past Perfect als ein in ein Past eingebettetes Past rührt letztlich von der traditionellen Zeitstrahlsemantik her. Das Past Perfect bezeichnet nach McCawley - man ergänze: unter anderem - Vorgänge, die von einem Zeitpunkt der Vergangenheit aus gesehen im Past ausgedrückt werden (siehe hierzu auch das nachfolgende Zitat). Wie aber ist das Perfekt im System der generativen Semantik darzustellen und zu analysieren? Gerade in dieser wichtigen Frage ist McCawley oft mißverstanden worden, was zum Teil daran liegt, daß sein Aufsatz viel ungesagt läßt. Sicher ist, daß für McCawley das PresPerf nicht analog zum Past Perfect als ein in ein Past eingebettetes Present interpretiert werden darf, weil dies zur Folge hätte, daß dadurch Past Tense und PresPerf als synonym interpretiert würden: "The present perfect obviously is not merely the present of a past in the same sense that the past perfect can be the past of a past: the obvious parallel to using the past perfect for something which at a designated reference point in the past would have been reported in the past tense ought to be using the present perfect for something which at a designated reference point in the present would be reported in the past; but since the present is the only point in the present, that characterization would amount to the absurdity that the present perfect is used for what the past is used for." (S. 104)

Hinter dieser Passage verbirgt sich die Erkenntnis, daß Past Tense und Present Perfect zwar beide vorzeitig (past) zum Sprechzeitpunkt sind, deswegen aber bei weitem noch nicht synonym sind. Dennoch läßt sich obige Idee in einen Phrase-Marker für John has been smoking pot umsetzen, der zumindest formal von dem für das einfache Past Tense unterschieden werden kann (von mir ergänzt):

2 In Matthews' Untersuchung des PrPP wird zwar darauf hingewiesen, es sei "more useful to see PresPerfProg as a perfectivization of PresProg, than to see it as a prgressivization of PresPerf' (1987:141-142), aber es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß McCawley solche Ergebnisse vorlagen. Zudem ist es fraglich, ob Matthews' Feststellung, falls korrekt, auf das Past Perfect Progressive übertragen werden kann. Auf der Formseite liegt im übrigen die Verkettungsfolge fest; wir haben nicht *John is having smoked, sondern nur Jo An has been smoking.

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John

smoke

pot

be

Past

Present

Ein solcher Phrase-Marker ist als Metapher zu verstehen: Die Einbettung des Past in ein Present symbolisiert die Gegenwartsbezogenheit bzw. die CR-Funktion des Perfekts. Das Past Tense kann vom PresPerf dadurch unterschieden werden, daß es keinen Present-Knoten, also nur eine einfache Pasi-Einbettung des Verbs aufweist. Diese (von McCawley leider nur angedeutete) Lösung ist insofern elegant, als sich die gegenüber dem Past Tense größere morphologische Komplexität des PresPerf nun auch in einer parallelen semantischen Komplexität ausdrückt (im Gegensatz z.B. zu der semantischen Darstellung des Perfekts in Reichenbachs System, die sich nur konfigurativ von der für das Past Tense unterscheidet; siehe hierzu Abschnitt 7.1). Setzen wir das CGEL-Merkmal anterior time für beide Verbformen an, so käme beim Perfekt das CR-Merkmal noch hinzu. Dem steht jedoch das von McCawley selbst angedeutete Argument gegenüber, daß die Einbettungstiefe nun homonym zu deuten ist, also (a) als Vorzeitigkeit (z.B. die Relation zweier Pasr-Knoten zueinander oder des/der Pastzum be-Knoten) und (b) als reine CR. McCawleys Überlegungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die Analyse des Past Perfect als Form, von der man (wie z.B. Huddieston) bisher meist nur die PrePasf-Bedeutung berücksichtigt hat. Ein Pre-Perfect, wie es in McCawleys (4) (S. 103) vorliegt, das er mit dem Pre-Past (meine Termini) in (5) (S. 102) kontrastiert, wäre in McCawleys Theorie durch den Phrase-Marker in (6) darzustellen, der sich aus seinen Ausführungen ergibt (er spricht von "the past of a present perfect"; S. 103): (4)

When John married Sue, he had read Principia Mathematica five times

(5)

When John married Sue, he had met Cynthia five years before.

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Auch diese Darstellung (in der das Adverbiale weggelassen wurde) ist unbefriedigend, weil nun das Past Perfect je nach Bedeutung einmal mit drei und einmal mit nur zwei Einbettungsstufen repräsentiert wird, was den Tatbestand verschleiert, daß in beiden Fällen nur eine einfache Vorvergangenheit zum Ausdruck gebracht werden soll. Ich kann hier nicht auf sämtliche Problemfalle eingehen, die sich aus der generativsemantischen Darstellung der Verzeitungsstrukturen des Englischen ergeben. McCawley verwahrt sich gegen ein in ein Past eingebettetes Present, was einer nicht motivierten Lücke in seiner Theorie gleichkommt, der keine entsprechende Lücke im Sprachsystem (nicht generativ betrachtet) entspricht. Ich werde auf die Frage der Presenf-Einbettung noch einmal zurückkommen. Weitere Probleme ergeben sich dadurch, daß McCawley in seiner Theorie keine Obergrenze für die Anzahl der zulässigen PastEinbettungen angibt und stattdessen lieber anschließend alle have bis auf eines tilgt. Er hat dabei nicht bedacht, daß in der Tiefe dann anstelle jedes eingebetteten Past auch ein eingebettetes Perfekt denkbar wäre, was die Anzahl der theoretischen Möglichkeiten potenziert und für den Sprecher undurchschaubar macht. Diese Potenzierung ist ein weit größeres Problem als die von McCoard (1978:1850, von Schopf (1984:186; er schließt sich McCoard an) und von Hornstein (1981:128f) kritisierte prinzipiell beliebige Einbettungstiefe, wenn man ausschließlich von eingebetteten Pasts ausgeht. McCoards Einwand, wonach der Sprecher hier bald an eine Grenze der Überschaubarkeit (die bei höchstens drei Vergangenheitspunkten liegen dürfte) stößt, ist zunächst einmal pragmatischer Natur (Chomsky würde von Performance restrictions

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sprechen). Das Sprachsystem kennt keine feste Obergrenze für mehrfache Vorzeitigkeit; sie ist ill-defined. McCawley war mit der Aussagekraft von Phrase-Markers offenbar selbst nicht ganz zufrieden und hat deshalb auf explizite formale Darstellung des Perfekts und seiner Einbettung ganz verzichtet. Seine Überzeugung, daß das englische Perfekt polysem zu werten sei, führt ihn dazu, eine noch viel komplexere generative Theorie einzunehmen: "I am not going to argue that the present perfect is ultimately the present of a past but rather that through deletions it acquires a derived constituent structure having a present as its highest verb and a past as its next highest verb, that is, what I had suggested as a deep structure in the revision of Ross's analysis proposed above [= (1)] is really just an intermediate stage in the derivation." (S. 104)

McCawleys Tiefenstruktur ist also gar nicht so tief, wie es zunächst den Anschein hatte; sie hat eher den Status der Chomskyschen S-Strukturen (= Shallow), die ebenfalls zwischen der Tiefenstruktur und der endgültigen Oberflächenstruktur anzusiedeln sind. McCawley wird dadurch beinahe unangreifbar. Die dargebotenen Phrase-Marker enthalten also nicht die vollständige Verzeitungsinformation der ihnen zugrundeliegenden Äußerungen. Sieht man sie hingegen als S(/ia//ow)-Strukturen, so muß man gänzlich von Chomskys Grundannahme Abschied nehmen, wonach Transformationen bedeutungserhaltend sein müssen. Dies war sicher nicht McCawleys Ziel; er hat die Konsequenzen seiner Andeutungen nicht zu Ende gedacht. 6.2. Vier "Bedeutungen" des Perfekts McCawley strebt für das PresPerf eine größere semantische Tiefe an, als durch Phrase-Marker darstellbar ist. Hierzu diskutiert er vier Bedeutungen ('distinct uses'; S. 104) des PresPerf, die er anschließend zu formalisieren versucht: (a) Universal perfect. Unter universal perfect versteht McCawley den Typ I've known Max since 1960. Eine treffendere Bezeichnung hierfür ist sicher continuative perfect (Schopfs 'sprechzeitkontiguierendes Perfekt'). McCawley erwähnt nicht, daß dieser Perfekttyp nicht ohne ein duratives Adverbiale, das den Sprechzeitpunkt einschließen kann, auskommt. (b) Existential perfect. McCawleys Beispiel für das existential perfect ist I have read Principia Mathematica five times. Die Handlung selbst dauert bei diesem Perfekttyp nicht bis zur Gegenwart an. Er ist in der einschlägigen Literatur bekannter als experiential perfect, von dem hier eine durch das Adverbide bedingte iterative Variante vorliegt. (c) Stative perfect. Dies ist I can't come to your party tonight - I've caught the flu. Hinter der Bezeichnung Stative perfect verbirgt sich das CR-Perfekt par excellence.

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(d) Hot news perfect. Diese anderswo auch als recent past bezeichnete Funktion des Perfekts liegt vor in Malcolm X has just been assassinated. McCawley weiß, daß es auch Befürworter einer monosemen Perfektauffassung gibt: "While some doubt might be raised as to whether (b, c, d) are distinct senses, it can easily be seen that they are." (S. 104) Daß hier in der Tat nicht nur verschiedene Lesarten, sondern verschiedene Bedeutungen des PresPerf vorliegen, versucht er anhand von (7) zu zeigen, das eine echte Ambiguität zwischen den Bedeutungen in (8) aufweise, die den oben unter (b), (c) und (d) genannten entsprechen (S. 104): (7) (8)

Max has been fired (a) (b) (c)

'There are occasions on which Max was fired' (existential/experiential) 'Max is currently out of work, having been fired' (stative/current rele vance) 'Max has been fired, which I presume is news to you' (hot news / recent past)

Für McCawley liegt in (8) (a) bis (c) eine echte Ambiguität und nicht nur eine vage und daher unterschiedlich lesbare Bedeutung des PresPerf vor.3 Er versucht dies mit (9) zu belegen, in dem sowohl das erste als auch das elliptische Prädikat zwar jeweils die in (8) (a) bis (c) genannten Bedeutungen haben können, diese Bedeutungen aber nicht gemischt sein dürfen: (9)

Max has been fired, and so has Fred

McCawley schreibt: "... it [= (9)] could not be used to assert that Max is out of work and that Fred, who we may assume to have a job currently, has occasionally been fired." (S. 104) Mit einem solchen Argument ist Ambiguität jedoch nicht festzumachen. In einer Koordinationsstruktur wird der Leser immer annehmen, daß identische Syntagmen Identisches bedeuten, solange ihn nicht der Kontext zu anderen Lesarten zwingt. Äußerungen wie Er schlug das Fenster und den Weg nach Xanten ein sind daher - wie die Scherzhaftigkeit dieser Bemerkungen zeigt - nicht sprachgerecht. Eine Differenzierung zwischen vager Bedeutung und Ambiguität ist auf diese Weise sicher nicht möglich, und es erscheint entgegen McCawleys Annahme durchaus plausibel, prinzipiell von fließenden Grenzen auszugehen.4 McCawleys Beispiele beweisen

3 Man könnte hier stärker trennen, als McCawley dies tut und zwischen ambiguity (im Kontext kann jeweils nur eine Bedeutung gemeint sein) und merger (untereinander kompatible Bedeutungen) unterscheiden. Ambiguity liegt vor zwischen (i) und (ii, iii), die beiden letzteren hingegen sind merger. 4 Der Fall ist analog zu sehen zur Abgrenzung von Homonymie und Polysemie, die nicht nach objektivierbaren Kriterien (wie etwa der Frage, ob zwei Wörter auf ein gemeinsames Etymon zurückgeführt werden können oder nicht) erfolgen kann, sondern ausschließlich vom Sprachgefühl des native speakers abhängt. Nur wenn der Sprecher noch einen Bedeutungszusammenhang zwischen den Einzelbedeutungen erkennen kann, ist Poly-

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keineswegs seine polyseme Auffassung des englischen PresPerf. In den als Prototypen für das universal, existentiell, Stative und hot news PresPerf gegebenen Beispielen liegen unterschiedliche Verbtypen und Adverbialien vor, die für die Bedeutungsauffacherung verantwortlich gemacht werden können.5 Die Tatsache, daß ein Beispiel wie (7) (wie in (8) gezeigt) plötzlich mehrdeutig werden kann (nicht muß), wenn solche kontextuellen Faktoren wegfallen - Matthews (1987:128) spricht in solchen Fällen von einem isolated PresPerf (das es natürlich stets nur annäherungsweise gibt) - legt nahe, daß wir dem Perfekt doch nur eine allgemeine Grundbedeutung zuschreiben sollten, die allerdings mit den einzelnen Lesarten kompatibel sein muß und deren Zusammenspiel mit dem Kontext (besonders Verbart und Adverbialien) es transparent zu machen gilt. So setzt in McCawleys Typ (a) (/"ve known Max since 1960) die kontinuative Lesart ein Adverbiale wie since i960 sowie ein duratives Verbum entscheidend voraus. Auch seine Fälle (b) bis (d) illustrieren keine selbständigen Bedeutungen des PresPerf, sondern lediglich Varianten seiner CR-Funktion. Wie weit ein Vorgang zurückliegen darf, um zum Sprechzeitpunkt noch relevant zu sein, ist letztlich eine pragmatische Entscheidung, die von der grammatischen Bedeutung des PresPerf unabhängig ist. Die hor-n^ws-Interpretation in Malcolm X has just beert assassinated hängt denn auch wesentlich vom Adverbiale just ab. McCawleys l've caught the flu (Gruppe (c)) kann im übrigen ebenso als hot news gelesen werden wie sein Attentatsbeispiel. Beide Fälle sind nicht kontinuativ (Situation reicht nicht bis zum Sprechzeitpunkt), nicht durativ und nicht iterativ (die auch im folgenden benutzte Kurznotation hierfür ist [-cont, -dur, -iter]). 6 In McCawleys I have read Principia Mathematica five times kommt lediglich aufgrund des Adverbials die Iterativität hinzu; wir haben hier [-cont, +dur, +iter]. Natürlich muß auch hier - wie von McCawley für Gruppe (c) angegeben - die Auswirkung der Ereignisse zum Sprechzeitpunkt relevant sein. Das Perfekt kann nicht einfach die Funktion haben, "the existence of past events" zu assertieren, denn dies tut bereits das Past Tense: l read Principia Mathematica five times.

Mit Hilfe eines formallogischen Ansatzes versucht McCawley nun dort weiterzukommen, wo Phrase-Marker versagen. Über das hot news und das Stative PresPerf hat McCawley wenig zu sagen; seine folgenden Ausführungen gelten daher nur für das universal und das existential PresPerf, wobei überraschenderweise nun beide analog behandelt werden, was sein Postulat der distinet meanings nicht gerade glaubhafter macht. Er setzt zunächst voraus, daß ein Satz wie All men are mortal nicht wie in (10) (a), sondern wie in (10) (b) zu umschreiben ist. Für den mit Tempuslogik weniger vertrauten Leser habe ich versucht, die jeweils unter (i) gegebenen Formeln McCawleys

semie anzusetzen; andernfalls liegt Homonymie vor. Die Unterscheidung von Homonymie und Polysemie ist also parallel zu der zwischen Ambiguität und vagueness. 5 6

Zum Einfluß des Veit>typs auf die Bedeutung des PresPerf siehe die Kapitel 9 bis 11.

Die Bezeichnung der Merkmale stammt von E. Standop, der hierauf aufbauend ein Merkmalsystem für das englische Perfekt vorgeschlagen hat, das sieben Perfekttypen unterscheidet Das Modell ist bislang nicht veröffentlicht.

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unter (ii) auszuformulieren, so daß der von McCawley hervorgehobene Unterschied deutlich wird: (10)

All men are mortal (a) (i) (All x (Man(x)eMortal(x))) (uneingeschränkte Quantifizierung) (ii) ((Ein Element x der Spezies Mensch ist sterblich) und dies gilt für alle x) (b)(i)

All. :Man(x) Mortal(x) (eingeschränkte Quantifizierung)

(range) (property) (ii) ((Für alle Elemente x, die zur Spezies Mensch gehören), gilt: x ist sterblich) Man könnte Fall (a) auch einfach als All [men are mortal] und (b) als [All men] are mortal umschreiben. Im ersten Fall, so McCawley, bezieht sich der Quantifikator all uneingeschränkt auf die sterblichen Menschen und im zweiten Fall wird er zunächst auf Menschen eingeschränkt (seine 'range'), denen dann die Eigenschaft ('property') zugeschrieben wird, daß sie sterblich sind.7 Das universal und das existential PresPerf funktionieren gemäß McCawley nach Formel (b): "I propose that these two proposition^ functions provide the sources of the two tenses that I wish these present perfects to be derived from: the range provides the present tense, since it must be an interval containing the present, and the function being asserted provides the past tense, since it is being asserted of events or times that are in the past I assume that the tense morpheme corresponding to the range would be put in the clause according to the quantifier. At some later point in the derivation, these quantifiers are deleted, leaving as traces only their tenses and such words as ever, already and sometimes, and a time adverb describing the range, for example, since Tuesday, during the last five years." (S. 105)

Die Parallele zwischen All men are mortal und einem PresPerf-Beispiel wie I've known Max since I960 ist anhand dieser äußerst knappen Ausführungen McCawleys schwer zu sehen. Wo ist der Quantifier, dessen range das einbettende Present beisteuern soll? An der Oberfläche ist er nicht vorhanden; als Tiefenstrukturen sind jedoch (11) und (12) als tempuslogische Paraphrasen für das universal bzw. das existential PresPerf denkbar:

7

Es ist anhand dieses Beispiels kaum einzusehen, weshalb beide Fälle nicht synonym sein sollten. Wir benötigen hier ein Beispiel wie (a) Eine Kugel von mir liegt in Loch B und dies gilt für alle meine Kugeln versus (b) Alle Kugeln von mir liegen in Loch B. Während (a) voraussetzt, daß mindestens eine Kugel in Loch B liegen muß, weil die Prädikation vor der Quantifizierung erfolgt, kann im Fall (b) (in habitueller Deutung) das Loch leer sein (und zwar wenn ich keine Kugeln besitze).

79

(11)

'

Für alle Zeitpunkte t aus dem Zeitintervall v ' 11960 universal quantifler

—I gilt: Present

range o/variable t

I PAST know Max zum Zeitpunkt t

-v

proposition

(12)

Es gibt genau 5 Zeitpunkte [genauer: Teilzeitintervalle] t aus dem Zeitintervall

y^

existential quantifier

~v—

'

\ , für die gilt: I Past read Pr. Math, zum Zeitpunkt t Present

range

Diese Lösung enthält zwei formale Fehler: Erstens: Sie holt das Past aus der Proposition, die strenggenommen tenseless sein sollte. Zweitens: Wenn ein Adverbiale wie since 1960 in (11), das die ränge des Quantifiers definiert, die Quelle des einbettenden Present-Knoten ist, so darf dies - und dies sieht McCawley nicht - nicht gleichgesetzt werden mit einem Present, das ein Present Tense liefert, weil solche Adverbialien im Englischen nicht mit dem Präsens kompatibel sind: */ know Max since 1960. Solche Perfektadverbialien dürfen also ausschließlich einen einbettenden Present-Knoten generieren. Immerhin umreißen diese tempuslogischen Definitionen das universal und das existential PresPerf genauer als alle bisher vorgestellten Phrase-Marker, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier nur um eine tempuslogisch-generative Wiedergeburt der uralten Erkenntnis handelt, daß das englische Perfekt Handlungen bezeichnen kann, die in der Vergangenheit geschahen, aber in einen jetzt noch andauernden Zeitraum fallen. Der Unterschied zwischen universal und existential PresPerf besteht also darin, daß ersteres alle, letzteres nur einen oder mehrere Punkte des Zeitintervalls einschließt. McCawleys Theorie übergeht auch die Tatsache, daß das PresPerf ohne Adverbiale normalerweise in der Vergangenheit abgeschlossene Zeiträume bezeichnet (/ have lived in London impliziert nicht, daß ich jetzt noch in London lebe), daß also das Intervall in (11) durch das Adverbiale vorgegeben wird, während das bis zur Gegenwart andauernde Intervall in (12) eine echte CR-Implikation des Perfekts darstellt. Somit gibt es in seinem System keine Möglichkeit, zwischen kontinuativen und indefinite-past-Lesarten zu differenzieren, weil das Geschehenskonzept des Verbums keine Rolle spielt. McCawley kann daher mit "such words as ever, dlready, and sometimes", die zum Teil gerade die indefinite-past-Lcsart erzwingen, wenig anfangen, und er ignoriert, daß z.B. ever mit den von ihm genannten orthodoxen Adverbialien

80

since Tuesday und during the last five years inkompatibel ist. Immerhin aber meint McCawley die Unverträglichkeit des Perfekts mit typischen Part-Adverbialien wie */ have written a letter yesterday (S. 106) durch eine einfache Logik erklären zu können: "... this treatment explains, at least for these two uses of the present perfect [=universal und existential], why adverbs designating points in time cannot be used with the present perfect: since the time adverb of the scope of the quantifier is a bound variable which the quantifier binds, */ have written a letter yesterday would be excluded for exactly the same reason as */ talked to someone the butcher, in both cases a constant and a variable would be filling the same position." (105-106)

Man beachte, daß gemäß Palmer 1988 ein solches Beispiel auch bedeuten könnte: 'Ich habe gestern einen Brief geschrieben und dies ist jetzt relevant'. Daß das Perfekt also (von einigen intonatorischen Sonderfällen abgesehen) mit einem Adverbiale vom Typ yesterday nicht kompatibel ist, ist ein empirisches Faktum des Englischen und nicht durch einen logischen Widerspruch zu begründen, wie ihn die Besetzung ein und derselben syntaktischen Position durch zwei nicht-koreferentielle NPs darstellt. Auch die notwendige Abgrenzung von Adverbialien des Typs yesterday von perfektkompatiblen Adverbialien wie long ago oder in my youth ist auf diese Weise nicht zu bewerkstelligen. McCawley wird damit seinem Anspruch, "much of the co-occurrence restrictions between auxiliaries and time adverbs" (S. 106) erklären zu können, nicht gerecht. 6.3. Skizze einer Alternative zu McCawleys Modell McCawleys Einbettungstheorie kann (zumindest ohne die nur angedeuteten, aber nicht ausgeführten Erweiterungen) seine vier "Bedeutungen" (die nur als Lesarten zu akzeptieren sind) nicht darstellen. Sie muß sich also letztlich auf die Differenzierung der Modifikationen I und II Twaddells mit der Ergänzung beschränken, daß Modifikation I (Past) mit sich selbst kombinierbar ist, Modifikation II hingegen nicht (siehe hierzu auch Abschnitt 5.5). Wir haben also in McCawleys System: I [[Past] [[[Past]

II Past] Past] [[Past] Past

III Present] Present] Present

Pre-Past Pre-Perfect PresPerf Past Present

Dies ist auf den ersten Blick zwar elegant, aber insofern unbefriedigend, als Spalte II relativ zu I Vorzeitigkeit ausdrückt, Spalte III relativ zu II jedoch nicht. Es sei nun eine gangbare Alternative zu McCawley zumindest als Skizze angedeutet, die dieses Problem umgeht. Hierzu seien im folgenden als nicht abgeleitete Grundgrößen oder Basisknoten neben Present und Past auch ein PresPerf-Knoten in der Tiefe angenom-

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men.8 Enthält ein Phrase-Marker nur einen Basisknoten, so nenne ich dies eine Nulleinbettung, bei der der Bezugspunkt immer der Sprechzeitpunkt oder ein fiktiver Gegenwartszeitpunkt ist. Diese Fälle mögen als unmarkiert gelten. Nur im Falle einer Einbettung kann sich der Bezugspunkt für das eingebettete Tempus verschieben. Mit McCawley gehe ich davon aus, daß ein Präsens nicht eingebettet werden darf, was bei meiner Charakterisierung der Nulleinbettung auch redundant wäre. Als einbettendes Tempus auf jeder Ebene darf nur das Post fungieren (gilt auch für ein eingebettetes Future-, siehe Fußnote). Propositions an sich sind entgegen McCawleys Handhabung im nachfolgenden Modell stets unverzeitet, haben also die allgemeine Form Someone to do something. Sieht man vom zukünftigen Geschehen ab, so ergeben sich folgende Konstellationen:9 Tiefe

Oberflache

Nu lleinbettu ngen: [[PROPOSITION] PRESENT] John smokes pot. [[PROPOSITION] PAST] John arrived at 2:00 yesterday. [[PROPOSITION] PRESPERF] I've known Max since 1960. I've read Principia Mathematica five times.

Present Past PresPerf

Ein einbettendes Past: [[[PROPOSITION] PAST] PAST] John had met Cynthia five years before he married Sue. [[[PROPOSITION] PRESPERF] PAST] When John married Sue, he had read Principia Mathematica five times.

Past Perfect (Pre-Past)

Past Perfect (Pre-Perfect)

Zwei einbettende Past: [[[[PROPOSITION] PAST] PAST] PAST] Past Perfect When John had married Sue, he had met Cynthia five years before. [[[[PROPOSITION] PRESPERF] PAST] PAST] When John had married Sue, he had known Cynthia for five years.

(Pre-Pre-Past)

Past Perfect (Pre-Pre-Perfect)

Drei einbettende Past ???

' Ich verzichte hier auf die Darstellung zukünftiger Ereignisse, würde hierfür jedoch auch ein semantisches Future als Basisgröße zulassen, das allerdings durch eine Vielzahl von Oberflächenstrukturen ausgedrückt werden könnte. Neben einem rein epislemischen will go wären hier auch Formen wie is going to go, is going sowie Formen mit prinzipiell modaler Komponente (may go, must go etc.) denkbar, wobei die Modalität in der Tiefenstruktur getrennt auszudrükken wäre. Ein semantisches Future Perfect wäre dann durch die Einbettung [[Future] Past] darzustellen, die der von mir angenommenen Bedingung genügt, daß nur das Post als einbettendes Tempus fungieren darf. 9 Man kann anhand dieses Schemas erahnen, wie komplex die in Abschnitt 3.1 vorgestellte AUX-Formel Chomskys würde, wollte man alle semantisch zulässigen Kombinationen generieren und nur diese.

82

Man beachte, daß die obigen Regeln keine anderen Kombinationen zulassen und daß sich somit die bei McCawley brisante Frage nach einer Reihe von theoretisch denkbaren, aber praktisch nicht vorkommenden Kombinationen hier nicht stellt. Natürlich kann auch ein solches Modell die Deutungsvielfalt des PresPerf nicht aufzeigen, aber es ist strukturell einfacher und bezüglich der Einbettungsfunktion eindeutiger. Um der gemeinsamen Bedeutungskomponente 'anterior time' (CGEL, §4.18) Rechnung zu tragen, sind per definitionem sowohl der Past- als auch der PresPerf-Knoten auf den Gegenwartszeitpunkt bezogen, allerdings auf unterschiedliche Weise, die letztlich nur durch die Bedeutungsdefinition der jeweiligen Knoten spezifiziert werden kann. Damit wird die Spezifikation, wie CR im einzelnen zu deuten ist, bewußt aus dem PhraseMarker herausgenommen. Auch die Ambiguität des Past Perfect bereitet diesem Modell keine Probleme. Wieviele Pasf-Einbettungen möglich sind, lasse ich wie McCawley offen, erkenne aber dem Einwand McCoards Rechnung tragend (1978:1856) an, daß es hierfür eine pragmatische (aber keine semantische!) Obergrenze gibt. Eventuell sind bereits zwei einbettende Past als marginal einzustufen, weil der Hörer bereits in Wheti John had married Sue, he had met Cynthia five years before den Bezugspunkt für had married aus den Augen verliert. Ob man nun McCawleys Modell bevorzugt, oder meine (nur tentative) Alternative, ist letztlich nur eine Frage der Repräsentation. Wen die Multifunktionalität der Einbettung bei McCawley nicht stört, kann darüber nachdenken, ob er entgegen McCawley nicht doch ein eingebettetes Present zulassen möchte, das dann die Funktion 'Progressive' (anstelle McCawleys Ae-Knoten) hätte. Man hätte somit für (John) works [[work] Present], für is working [[[work] Present] Present], für was working [[[work] Present] Past], für hos been working [[[[work] Present] Past] Present] und für had been working entweder [[[[work] Present] Past] Past] (Pre-Past) oder [[[[[work] Present] Past] Past] Present] (Pre-Perfect). Die Linkseinbettung des Present-Knotens hätte nun progressive, die Rechtseinbettung perfektive Funktion; entsprechend steht [[[work] Present] Past] für was working und [[[work] Past] Present] für hos worked.

Man sollte alle diese Möglichkeiten mit einem gewissen Humor betrachten; die Einbettungstheorie McCawleys entartet sehr schnell zu einem Glasperlenspiel, das allerdings seinen ästhetischen Reiz hat. 6.4. Zusammenfassung McCawley versucht, die semantische Verzeitungsstruktur englischer Prädikate mit Hilfe generativ-semantischer Phrase-Marker darzustellen. Neu gegenüber Ross ist dabei, daß Tempora in der Tiefenstruktur als Vollverbknoten aufgefaßt werden. Jedem have der Oberfläche entspricht dabei in McCawleys Tiefenstruktur ein Posf-Knoten. Das eigentliche Prädikat, so McCawleys Gedanke, sollte in seine Tempora eingebettet werden, wobei die Art der Einbettung zum einen über die Verzeitung entscheidet und

83

zum anderen eindeutig in ein Oberflächentempus überzuführen sein soll. Als Grundgrößen kommen bei McCawley nur Post- und Present-Knoten vor; zukünftiges Geschehen wird nicht diskutiert. McCawley erwägt, das PresPerf durch die Einbettung eines Past in ein Present zu erfassen, hält dies aber für unzulänglich, da die Einbettungen [[Past] Present] und [[Past] Past] nicht analog sind. Bei einer konsequent analogen Bewertung, in der ein Past schlicht 'vorzeitig zum jeweiligen Referenzpunkt' bedeutet (gemäß McCawley, S. 110), würden, wie McCawley selbst deutlich macht, Past Tense und PresPerf ununterscheidbar. McCawley hat im Gegensatz zu Huddieston die Ambiguität des Past Perfect erkannt, erstellt jedoch nur einen Phrase-Marker mit Pre-Port-Bedeutung. Stört man sich nicht an der von McCawley angedeuteten Homonymie der Einbettungsrelation, so kann man das PresPerf als [[[Proposition] Past] Present], das Past Perfect in Pre-Perfect-Funktion als [[[[Proposition] Past] Past] Present] darstellen. McCawley wendet sich des weiteren gegen eine monoseme Deutung des PresPerf und unterscheidet wie Leech vier "Bedeutungen" (nicht nur Lesarten!): (a) das universal, (b) das existential,

(c) das Stative und (d) das hot news PresPerf. Seine

Argumentation, wonach ein Satz wie Max has been fired eine echte Ambiguität zwischen den Bedeutungen (b), (c) und (d) aufweise, steht auf schwachen Füßen. Anhand seiner Beispiele wurde die hier vertretene monoseme Auffassung des PresPerf bekräftigt. Insbesondere konnte gezeigt werden, daß Bedeutungselemente, die McCawley dem Perfekt unterschiebt, auf das Konto der Adverbialien und der Verbsemantik gehen, wobei er letztere völlig ignoriert und Adverbialien sehr undifferenziert handhabt. Aus den sehr knappen tempuslogischen Ausführungen und Andeutungen mußten folgende tempuslogischen Umschreibungen für das universal und das existential PresPerf erschlossen werden: (13) 1

Für alle Zeitpunkte t aus dem Zeitintervall | v ' 1$60 universal quantifier

I PAST know Max zum Zeitpunkt t < v ' proposition

1 gilt: Present ränge öfbariable t

84

(14)

Es gibt genau 5 Zeitpunkte [genauer: Teilzeitintervalle] t aus dem Zeitintervall v ' existentiell quantifier

1

1, für die gilt: I Past read Pr. Math, zum Zeitpunkt t Present

P (P (a) )

(2)

(b)

a

Das System Reichenbachs unterscheidet sich hiervon deutlich. Während er keine komplexen, d.h. keine abgeleiteten Tempora ansetzt - jedes Tempus wird durch eine Konstellation von R, E und S interpretiert - ist in der TL wie in der GS beispielsweise das Past Perfect eine komplexeres Tempus als das Simple Past, da es, wie der Vergleich von (lb) zu (2b) zeigt, eine doppelte Einbettimg aufweist.7 Analog hierzu generiert die GS ein Future Perfect (z.B. John will have eaten the cake (Hornsteins Beispiel S. 122)) durch die Einbettung eines Past in ein Future (S. 123):

J o h n eat

the

cake

7 Ebensowenig wie McCawley (1973) oder Huddieston (1984) scheint Hornstein gesehen zu haben, daß das Past Perfect als Form ambig ist: "The past perfect on the GS account is a complex verb - a past tense embedded within a past tense." (S. 127) Das Past Perfect als Form kann jedoch in der Funktion eines Pre-Past (vorzeitig zum Past Tense) oder eines echten Past Perfect, (vorzeitig zum Present Perfect) auftreten. Durch die Einbettung eines Past in ein Past wird ausschließlich die Bedeutung eines Pre-Past generiert (weitere Einzelheiten hierzu in Abschnitt 5.5).

100

Hornsteins Kritik richtet sich vor allem gegen die prinzipiell beliebig tiefe Einbettbarkeit eines Tempus in ein zweites. Einen Stammbaum wie (3) kann man sich in der Tat beliebig nach oben verlängert vorstellen. Er schreibt: "As noted, the GS approach treats the past and the future perfects as complex tenses and represents them by the iterated subject complementation of clauses with simple tenses. [...] this way of dealing with the past and future perfect brings with it the implication that there exists an infinite number of possible tenses in natural language. How so? Because within the GS approach [und innerhalb des TLAnsatzes, wie auf S. 129 ergänzt] there is nothing to prevent iterated subject complementation forever. [...] However, it is clear that the temporal readings which correspond to such structures don't exist in English and it is doubtful that they exist in any other natural language. To put it simply, there is no tense like a past past past... past perfect." (1981:128)

Diese Kritik könnte auch aus Chomskys Feder stammen. Hier liegt das recht häufige Problem einer Übergenerierung vor, der Hornstein nicht durch eine ad-hoc-Regel, die die Anzahl der Einbettungen auf maximal N (Hornstein denkt an 2, will sich aber nicht festlegen) beschränken würde, begegnen möchte. Bis hierhin könnte ein Strukturalist der Argumentation durchaus zustimmen, denn auch er ist an stringent formulierten sowie plausiblen Regeln interessiert, die die Fakten möglichst gut akkommodieren können. Für ihn gibt es zwar keine (psychologisch) "richtigen" Regeln, aber durchaus plausible und weniger plausible. Doch Hornstein glaubt diese unbegrenzte rekursive Einbettung durch psychologische Argumente abwehren zu müssen, will er doch letztlich den "richtigen" Ansatz für eine psychologisch aussagekräftige Tempustheorie finden: "... a bound on the permissible number of recursive embeddings of the tense operators seems to be quite unnatural. In fact, it is hard to see how such a bound would be acquired. There is no evidence which would allow it to be learned on the basis of PLD as nothing like a past past perfect exists. Similarly, it is unlikely that the bound is innate given that bounds on iteration or recursion do not seem to exist anywhere else in the grammar." (S. 131)

Dies ist äußerst naiv, denn hier wird ein theorieimmanentes deskriptives Problem psychologisiert, obwohl wir nichts darüber wissen, wie die Kenntnis der hierarchischen Struktur von Sprache im Gehirn organisiert ist. Doch auch rein deskriptiv gesehen gibt es hier Einwände. Wenn nach Hornstein rekursive Strukturen in der Sprache auch anderswo vorkommen, so denkt er offenbar vor allem an Koordinationsstrukturen (S. 131), die beliebig lang sein können. Ganz abgesehen von einer pragmatischen Grenze, an die der Sprecher in der Praxis sehr bald stößt, sind Koordinationsstrukturen nur eine scheinbare Parallele, da hier eine schlichte Reihung und keine Einbettung vorliegt. Man beachte, daß bei einer Koordination wie z.B. A and B and C and D etwa die Elemente A und D auch im Verhältnis einer einfachen Koordination stehen, d.h. es gilt A and D auch ohne Berücksichtigung von B und C. Demgegenüber sind mehrfache temporale Einbettungen sehr viel weniger transparent, da sie die gleichzeitige Verarbei-

101

tung mehrerer (eventuell nur impliziter) Zeitpunkte voraussetzen, zu denen im Falle mehrfacher Pasr-Einbettungen ein Geschehen jeweils vorvergangen ist.8 Ferner hat Hornstein nicht bedacht, daß bereits die Form des Past Perfect in der Bedeutung eines Pre-Perfect (also nicht, wie bei Hornstein ausschließlich berücksichtigt, in der Bedeutung eines Pre-Past) drei Einbettungsstufen erfordert. Da das Perfekt von Hornstein ja als abgeleitetes Tempus betrachtet wird, muß es als Einbettung eines Past in ein Present generiert werden. Damit ergibt sich für das Pre-Perfect had known in (4) der PMarker in (5), der verglichen mit dem Pre-Past in (2b) eine zusätzliche Einbettungsstufe hat:9 (4)

Bill had known Mary for long when he married her

NP

VP

Bill know Mary

Hornstein kann nun zwar darauf hinweisen, daß das von ihm favorisierte System Reichenbachs keine unendlich komplexen Formen zuläßt, aber seine Annahme, es generiere alle vorkommenden korrekten Tempusbedeutungen und nur diese, ist nicht haltbar. Zwar hatte auch Reichenbach die Ambiguität des Post Perfect nicht bedacht, doch

8 Es ist im übrigen nicht ganz klar, ob Hornstein hier auf Formen oder auf Bedeutungen abhebt, da er einerseits von einer "infinite number of possible tenses", andererseits von "temporal readings" (1981:128; siehe seine oben zitierte Erläuterung zu (3)) spricht. Betrachtet man nur die Relation zwischen sprachlichen Formen und außersprachlichen Zeitpunkten, so kann eine Form wie had told durchaus Bezug auf eine mehrstufige Vorvergangenheit nehmen (z.B. in He had told her before she had been abie to find out), ohne daß hier eine Grenze für die Zahl der Stufen angebbar wäre. Psychologisch-semantisch gesehen ist dies jedoch vielleicht unkritisch, wenn man davon ausgeht, daß der Sprecher mehrstufige Vorvergangenheit nur noch als einstufige Vorvergangenheit zum nächstgelegenen Referenzpunkt interpretiert. Anders ausgedrückt: Vielleicht kann der Sprecher neben S maximal zwei Vergangenheitspunkte VI und V2 gleichzeitig im Auge behalten. Hierfür spricht, daß offenbar keine Sprache eine eigene Verbform zum Ausdruck mehrstufiger Vorvergangenheit besitzt. In diesem Fall wäre - vom noch zu diskutierenden Post Perfect abgesehen - Hornsteins Vermengung von Form und Inhalt weitgehend unkritisch. 9

Es ist zu vermuten, daß es eine Reihe weiterer Beispiele gibt, die zeigen, daß ein Maximum von zwei Einbettungsebenen nicht ausreicht. So benötigt das französische Passé Surcomposé (Jean a été venu) nicht nur inhaltlich, sondern auch für die Form drei Einbettungen.

102

dies wäre nicht so schlimm, wenn sein System zumindest prinzipiell die beiden möglichen Funktionen für diese Form generieren könnte. Es ist nicht entscheidbar, ob sein E R S für das Past Perfect angesichts der Konstellationen R,E S für das Past und E S,R für das Perfekt nun als vorzeitig zu ersterem oder zu letzterem zu werten ist; das System erlaubt jedenfalls - zumindest unter der Annahme, daß R und E pro VP nur einmal vorkommen dürfen - keine sinnvolle Konstellation von R, E und S für die fehlende Bedeutung. Angesichts der Tatsache, daß Reichenbachs System also vorkommende Tempusbedeutungen nicht akkommodieren kann, erscheint der Vorwurf der Übergenerierung gegenüber dem TL- und dem GS-System recht unbedeutend, da beide Modelle den Unterschied zwischen Pre-Past und Pre-Perfect immerhin darstellen können, wenn er auch nicht gesehen wird. Ungelöst bleibt auch in der generativen Semantik, wie die Tempus-P-Marker, die die "logical syntax" der entsprechenden Oberflächenstrukturen widerspiegeln (Hornstein, 1981:124) angesichts der bisher noch nicht berücksichtigten Neutralisationen z.B. nach Modalverben (siehe Abschnitt 4.2.1) zu ihrer syntaktischen Oberfläche in Beziehung gesetzt werden sollen. 7.2.3. Adverbielle Referenz und Tempus Hornstein weicht in der Behandlung adverbieller Referenz nicht unwesentlich von Reichenbach ab. Zur Erinnerung: Reichenbach faßte seine wesentlichen Erkenntnisse in seinem "Principle of the permanence of the reference point" und seinem allgemeineren Prinzip des "positional use of the reference point" zusammen. Erste res besagte, daß der Referenzpunkt im Satz auch über mehrere clauses hinweg konstant bleibt (bez. der Einschränkungen siehe Abschnitt 7.1), letzteres postulierte, daß Konjunktionen nicht Ereignisse, sondern Referenzpunkte ordnen (diese Formulierung des Prinzips nach Hamann, 1987:35). Festgehalten sei ferner, daß sich nach Reichenbach Adverbialien immer auf den Referenzpunkt beziehen und allenfalls mittelbar, d.h. bei Gleichzeitigkeit von R und E, auf das Ereignis. Soweit also Reichenbach.

Hornstein versucht nun eine systematische Integration von Adverbialien in Reichenbachs System und baut es hierzu generativ aus. Hierbei ergeben sich nicht diskutierte Abweichungen von und Widersprüche zu Reichenbach (1947), die er jedoch stillschweigend übergeht. Man betrachte hierzu, wie die Generierung des Beispiels Hornsteins (6) verhindert werden soll, dem die unzulässige Ableitung in (7) zugrundeliegt (1981:134): (6)

*John left tomorrow

(7)

tomorrow E(R

S

> S

R, E

Eömoirow

103

Das Beispiel zeigt, daß Adverbialien wie tomorrow ebenso wie Tempusoperatoren (vgl. etwa den Operator Past in (la)) fungieren, die eine Input-Konfiguration in ein adverbiell markiertes Output überführen. Man sieht, daß Hornstein dem Input eine ERS-Konfiguration zuweist, die allein durch das Tempus (hier Past) festgelegt wird. Seine Derivation führt das Adverbiale erst durch die Ableitung ein, die die ursprüngliche ERS-Struktur (wie z.B. in John will leave tomorrow) entweder beibehält öder wie in (7) modifiziert. Daraus ist zu schließen, daß für Hornstein Adverbialien eine eigene ERS-Konstellation bedingen, die Priorität gegenüber dem Tempus hat. So gelten z.B. die Konstellationen E,R S für yesterday und S,R E für tomorrow, ganz analog zum Past Tense bzw. Simple Future (vgl. Hornstein, 1976:526). Hornstein impliziert demnach die Struktur ((Proposition + Tense) + Adverbial), ohne sich darüber Gedanken zu machen, weshalb das Kind seine Sätze nicht nach dem Muster ((Proposition + Adverbial) + Tense) bildet. Sprachpsychologisch liegt dem nichts Empirisches zugrunde und auch deskriptiv gesehen fehlen Argumente dafür, daß semantisch gesehen (!) erst das Tempus, dann das Adverbiale zu einer Proposition hinzutritt.10 Man halte sich vor Augen, daß die Wiedergabe der Zeitstruktur eines Satzes durch eine ERS-Konstellation bereits auf seinen Inhalt insgesamt (unter Berücksichtigung aller beteiligter Elemente) bezogen ist. Somit fehlt also bereits jeder Nachweis, daß einer vermeintlich abgeleiteten Struktur wie z.B. S R>E( t o m o r r o w j überhaupt eine Tiefenstruktur (etwa E,R S) zugrundeliegt. Hornstein hat nicht gesehen, daß beispielsweise die Vorzeitigkeit des Past Tense in einem Satz wie I wanted to see him before I decided to go überhaupt erst im Kontext, d.h. unter Berücksichtigung des Adverbials before I decided to go festzulegen ist. Es erscheint weder deskriptiv noch psychologisch plausibel, etwa der Form wanted als vorläufige Tiefenstruktur die Konstellation E^R S zuzuordnen. Nimmt man Modalverben hinzu, wird diese Vorgehensweise vollständig absurd. Welche ERSKonstellation sollte man etwa He may have told her (ohne Kontext) zuordnen, wenn hier die Oppositionen zwischen vier möglichen Bedeutungen neutralisiert sind? Die Form ist hier allenfalls irreführend. Hornsteins Ableitungsmethode stößt auch dann auf Schwierigkeiten, wenn das Perfekt mit einem Adverbial, das auch mit dem Past Tense stehen kann (wie this morning, today, recently, often, in the past), kombiniert wird. Seine Theorie kann dann nicht mehr entscheiden, ob die entsprechende Äußerung (z.B. I have seen her this morning) grammatisch ist oder nicht, weil diese Adverbialien im Gegensatz zu yesterday (nur Dieser Denkfehler findet sich bereits bei Huddlestoo, für den das Adverbiale die primär feststehende Größe ist, nach der sich die Wahl der Verbkategorie (Perfekt oder Past) richten muß (Huddlestoo, 1984:160). Ferner mag man darüber spekulieren, ob Hornsteins Ableitung Chomskys Ansprüchen genügen würde. Das Zauberwort in der generativen Syntax ist "self-feeding order", eine Bedingung, die festlegt, daß Expansionsregeln nicht extrinsisch geordnet werden dürfen, sondern sich durch ihre Formulierung ihre Reihenfolge selbst auferlegen. Vgl. hierzu Jacobsens "intrinsic ordering" (1986:34-35). Dieser Bedingung genügen Hornsteins Regeln nicht

104

Past Tense möglich) oder so far (nur Perfekt möglich) gar nicht auf eine eigene ERSKonstellation festgelegt werden dürfen. Die Ableitung in (7) wird durch Hornsteins Linearity Condition (hier (8)) verhindert (1981:134): (8)

Die lineare Reihenfolge einer abgeleiteten Tempusstruktur muß mit der linearen Reihenfolge der Basisstruktur übereinstimmen.

Die Bedingung in (8) (zu der es eine sehr viel technischere und ausführlichere Fassung in Hornstein, 1977:523-524 gibt) erscheint zunächst einleuchtend: Der Output von (7), nämlich John left tomorrow, ist ungrammatisch, weil die SRE-Reihenfolge nicht mehr mit dem Input übereinstimmt. Demgegenüber ist die Ableitung für John came yesterday in (9) zulässig, da die Reihenfolge von E, R und S nicht verändert wird: E,R

S

yesterday

>E,R

yesterday

S

Wann aber kann man sinnvollerweise von einer linearen Reihenfolge sprechen? Bei Reichenbach scheint dies klar zu sein: S, R und E folgen nur dann linear aufeinander, wenn sie durch ' ' getrennt, d.h. durch das Verhältnis von Vor- oder Nachzeitigkeit charakterisiert sind. Durch ein Komma getrennte Elemente sind für Reichenbach schlicht gleichzeitig. Nicht so jedoch bei Hornstein. Liegt bei einer SER-Konfiguration Gleichzeitigkeit zweier oder aller Elemente vor, so fordert er dennoch die durchgängige Beachtung der sich allein aus der Schreibweise ergebenden Linearität. Strikt zu trennen sei zwischen der Struktur einerseits und der Interpretation dieser Struktur andererseits. Der Charakter seiner Argumentation zeigt die enge Anlehnung an Chomsky und sei daher im Original zitiert: "These [i.e. die Struktur und ihre Interpretation] are two very different things. One can look on what is being presented here as a twofold system: (i) a syntax with rules and conditions applying to abstract tense structures built up in terms of SRE that stand for certain tenses. The syntactic aspects of tense are structural and do not depend on the interpretation that the abstract structures receive; (ii) rules of interpretation that interpret symbols, thereby giving a time interpretation. [...] It is important that the distinction between (i) and (ii) be kept clear. Though semantically S,R,E and S,E,R and E,R,S are all equivalent [...] only the first is the simple present. It makes a difference to the functioning of the system ..." (1977:523)

Hornstein (1981) baut auf der gleichen Auffassung auf und weist darauf hin, daß sich S R,E trotz identischer semantischer Interpretation (d.h. Gleichzeitigkeit von R und E) syntaktisch von S E,R unterscheidet (S. 149, Fn. 11). Die geforderte Unterscheidung zwischen Syntax und Interpretation dieser Syntax ist trotz der eleganten Formulierung in Wirklichkeit die Verschleierung einer Schwäche der Homsteinschen Theorie, an der Reichenbach unschuldig ist. Für Reichenbach ist ein Komma einfach

105

eine Schreibweise für Gleichzeitigkeit, der Unterstrich hingegen steht für zeitliche Distanz. Damit ist per defmitionem festgelegt, daß eine Schreibweise wie E,R mit R,E synonym ist. Es ist nicht legitim, nach einer solchen Bedeutungsfestlegung der Notation (explizit von Hornstein übernommen; 1977:523) die Schreibung zur Differenzierung von Fällen zu verwenden, die vorher als synonym definiert wurden. Sind also Hornsteins Beispiele S,R,E und S,E,R und E,R,S äquivalent wie gefordert, so ist seine Behauptung, nur die erste sei das Präsens, nicht haltbar. Er benutzt S, R und E eindeutig als semantische Konzepte und will unter dem Deckmantel 'Syntax' deren Schreibung losgelöst von ihrem Inhalt dazu verwenden, bestimmte Ableitungen zuzulassen und andere zu blockieren, weil sonst das System nicht funktioniert. Zugelassen ist z.B. die Ableitung für John is leaving tomorrow in (10), da die Linearity Condition nur auf die ERS-Reihenfolge, nicht jedoch auf die Konstellation als solche abhebt (1977:528; E' bezeichnet das Ereignis im Progressive):

(10)

S , R, E 1

tomorrow

> S

R, E 1

Hornstein muß für Fälle wie (10) ein Shifiing von R,E nach rechts zulassen, da das Present Progressive auch Zukünftiges bezeichnen kann. Ebenso muß ein Links-Shifiing etwa für Past-Tense-Formen zugelassen werden, die sich auf die Vorvergangenheit beziehen. Damit sind S/ii/fr'ng-Derivationen [mein Terminus] des Typs (10) nicht nur wegen der nicht begründbaren "Reihenfolge" von S,R,E anfechtbar; sie postulieren implizit auch die nicht gegebene Synonymität von (a) John comes tomorrow, (b) John will come tomorrow und, sieht man einmal vom nicht näher definierten Status von E' (versus E) ab, von (c) John is coming tomorrow, da alle drei das gleiche Derivationsoutput liefern. 7.2.4. Adverbialien und Ambiguität des Past Perfect Zwar übersieht Hornstein, daß die Form Past Perfect als Pre-Past oder als Past Perfect fungieren kann, doch zeigt er auf, daß Adverbialien in Verbindung mit dem Past Perfect ambige Referenz haben können. So kann das in der Literatur berühmte Beispiel (11) die Bedeutungen in (12) haben (1981:126): (11)

The secretary had left the office at three o'clock

(12) (a) (b)

At three o'clock the secretary is already gone At three o'clock the secretary is leaving

Nach Hornstein entsprechen (12) die folgenden GS-Strukturen (1981:127):

106

(13) (a)

(b)

T h e secretaiy leave the o f f i c e

T h e secretary leave the o f f i c e

(13a) entspricht (12a) und (13b) somit (12b). Die Information in (13) läßt sich in zwei aussagelogische Paraphrasen (orientiert an einem Beispiel Hornsteins zum Simple Past (1981:126)) übersetzen: (a) Es gibt einen Moment n, der sich von einem zweiten Moment m aus gesehen in der Vergangenheit befindet; m wiederum befindet sich vom Sprechzeitpunkt aus gesehen in der Vergangenheit, m ist drei Uhr, und John leave the office ist wahr zum Zeitpunkt n. (b) Es gibt einen Moment n, der sich von einem zweiten Moment m aus gesehen in der Vergangenheit befindet; n ist drei Uhr, m wiederum befindet sich vom Sprechzeitpunkt aus gesehen in der Vergangenheit, und John leave the office ist wahr zum Zeitpunkt n.

Die Deutung dieses Beispiels in der TL ist völlig analog zur GS und muß daher nicht eigens berücksichtigt werden. Übertragen in Reichenbachs Modell haben wir nun im Fall (a) einen vom Adverbiale three o' clock näher bestimmten Referenzpunkt, zu dem Johns Weggehen (E) vorvergangen ist. In Interpretation (b) jedoch geschieht Johns Weggehen um drei Uhr und der Referenzpunkt zu dem dies vorvergangen ist, wird nicht explizit genannt. Wie bereits gezeigt, steht dies in deutlichem Widerspruch zu Reichenbachs Forderung, Adverbialien bezögen sich immer auf R, niemals direkt auf E. Hornstein vertritt wohl daher die Position, daß Adverbialien sich entweder auf das Ereignis oder den Referenzpunkt beziehen. (14) zeigt die von ihm favorisierten Analysen des Beispiels (11): (14) (a) 3 o'clock

(b)

iii 3 o'clock

' ' Eine alternative Lösung wird von McCoard vorgeschlagen, aber nicht für gut befunden. Er setzt für Fall (b) die folgende Formel an: E,Rj R2 S. Damit wäre zwar Reichenbachs These, Adverbiale nähmen nur Bezug auf R, zu retten, aber die ansonsten stringent formulierte Theorie würde ins Uferlose abgleiten, da unter der

107

Eine modifizierte Reichenbachsche Theorie läßt somit auch die Darstellung ambiger adverbieller Referenz zu. Es ist jedoch signifikant, daß in Hornstein (1981) nicht gezeigt wird, wie (14) zu generieren ist. Three o'clock ist im Gegensatz zu yesterday im Hinblick auf seine zeitliche Zuordnung zu Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft schlicht mehrdeutig, d.h. diese wird vom Kontext und gegebenenfalls von weiteren Adverbialien bestimmt. Auch eine Zusammenfall mit S ist möglich, z.B. in It is three o'clock now. Wie erklärt Hornsteins Theorie also, daß three o'clock einmal R, einmal E zuzuordnen ist? Dies wird sein Geheimnis bleiben, da einem einzigen Input, nämlich E R S, zwei Outputstrukturen ((14a) und (14b)) gegenüberstehen. Auch die Alternative, den Derivaten in (14) unterschiedliche Tiefenstrukturen zu unterlegen, ist ausgeschlossen, da auf dieser Ebene noch keine Adverbialien existieren und da John had left the office für sich allein genommen nicht ambig ist. Nach Hornstein ist nun zwar (11) ambig, (15) jedoch nicht (1981:136): (15)

The secretary had left the office when Sam walked in at three

Hornsteins Ableitung von (15) macht Gebrauch von seiner R-Assoziationsregel, die die Aufgabe hat, mehrere ERS-Konstellationen aufeinander zu beziehen (vgl. hierzu auch die Diskussion Reichenbachs in Abschnitt 7.1). Diese Regel "assoziiert" zunächst die beiden S-Punkte (d.h. setzt sie zum Ausdruck der Gleichzeitigkeit untereinander), anschließend die beiden R-Punkte. Die Linearity Condition wird nicht verletzt, wenn nach dem Ausrichten der S-Punkte die R-Punkte bereits untereinander stehen, also zeitlich zusammenfallen (vgl. Hornstein, 1981:135). Hornstein schlägt für (15) folgende Ableitung vor: (16) Ri E

2'

R-Ass. ->

S

E, Eo , R-

at

three

> Ei

E , , R-

Unter der Voraussetzung, daß die Regel, die das Adverbiale einfuhrt (siehe die Diskussion von (9)), nur ciause-intem arbeitet, liefert (16) das gewünschte eindeutige Derivat. Hornstein schreibt: "The system developed yields a natural [meine Hervorhebung] recursive way of building up the temporal interpretations of the whole sentence [ = (16)] from the interpretation of the parts. This process crucially relies on tenses having a fine structure involving R as an entity. Only a Reichenbachian system can do this, for only such a system represents all tenses as having a reference point." (1981:137)

Annahme zweier Referenzpunkte neben E zahllose Kombinationen denkbar wären, die keiner Realisation entsprechen. Das Problem der Obergeneriemng würde dadurch potenziert

108

Ist dies also doch der große Triumph der hier immer wieder in Frage gestellten Konzeption des Referenzpunktes ä la Reichenbach über den GS- und den TL-Ansatz, die zwar die Ambiguität von (11), offensichtlich aber nicht den Unterschied zwischen (11) und (15) darstellen können? Man darf hier nicht voreilig sein. Von der Annahme eines Referenzpunktes ausschließlich zur Darstellung der Vorzeitigkeit zu einem vergangenen oder zukünftigen Zeitpunkt bis hin zu Hornsteins Reichenbach-Adaptation ist es ein weiter Weg, der besonders bedenklich stimmen sollte, wenn mit dem Modell psychologische Wahrheiten propagiert werden. (11) und (15) sind schließlich auch viel einfacher darstellbar: (17) (a)

(b) 1

1

v2

vx

h a d left at t h r e e ?

1—>

s

at three?

1

1

v2

vx

h a d left

walked at three

1

s

>

Die Darstellungen in (17) arbeiten mit dem Zeitstrahl der traditionellen Grammatik, die schon vor Reichenbach zum Ausdruck von Vorzeitigkeit einen Referenzpunkt (hier als V j bezeichnet) ansetzte. In (11), dem (17a) zuzuordnen ist, signalisiert die Form had left dem Sprecher nur Vorzeitigkeit der Handlung zu einem zweiten Vergangenheitspunkt, der entweder durch at three identifiziert oder vorzeitig zu at three, d.h. adverbiell nicht näher spezifiziert sein kann. In (15) (interpretiert durch (17b)) wird durch den Nebensatz at three eindeutig auf walked bezogen (ein Past Tense involviert ja nur einen Vergangenheitspunkt), so daß eine Handlung im Past Perfect hierzu nur als vorzeitig interpretiert werden kann.

Überzeugt diese einfache Alternative, so ist Hornsteins rekursive Ableitung längst nicht mehr so "natürlich" wie er vorgibt und erst recht nicht psychologisch relevant. Die zeitliche Interpretation von Situationen durch den Sprecher kennt ferner sicher erheblich mehr Parameter (und wohl auch qualitativ andere) als Hornstein uns hier glauben machen will. Auch Sätze mit Adverbiale ohne zweite VP können eindeutig sein, z.B.: (18)

I had seen John in my youth

Würde der Sprecher (18) nach Hornsteins Muster interpretieren, so könnte had seen entweder vorzeitig zu oder koreferentiell mit in my youth sein. Erstere Interpretation ist aber extrem unwahrscheinlich. Je länger das von einem Adverbial bezeichnete Intervall ist, umso unwahrscheinlicher wird die Interpretation der VP als vorzeitig dazu. Dies legt den Schluß nahe, daß für das Verständnis von Äußerungen auch pragmatische Fähigkeiten des Sprechers, z.B. sein Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten, sehr wesentlich sind. Eine Einteilung in durative versus punktuelle Adverbialien genügt hier nicht; die individuelle Länge des bezeichneten Zeitintervalls hat Einfluß auf die präg-

109

matische Deutung der entsprechenden Äußerung. Eine entsprechende Differenzierung ist in Hornsteins Modell nicht vorgesehen. 7.2.5. Zusammenfassung und Ausblick Hornsteins Vergleich der TL und der GS mit Reichenbachs Modell erhellt zwar einige Schwächen der beiden ersteren Ansätze, insbesondere die endlose Übergenerierung durch unbegrenzte Einbettungstiefe, sowie die nur teilweise gelungene Akkommodierung adverbieller Zeitbezüge, doch sein Schlußplädoyer zugungsten seiner Reichenbach-Adapation ist nicht überzeugend. Er lobt vor allem die durchgängige Verwendung des Referenzpunktes für alle Verbformen, ohne den teils abstrakten, teils konkreten Charakter von R und die daraus resultierende Problematik zu erkennen. Er sieht auch nicht, daß Reichenbachs Unterscheidung zwischen E,R S für das Past und E R,S für das Perfekt auch auf der Ebene der Vorvergangenheit realisiert werden müßte, weil das Past Perfect auch semantisch ein perfektives Element enthalten kann. Diese Schwäche hat Hornstein bereits aus Reichenbachs Modell übernommen. Es ließ sich zeigen, daß die GS und die TL diesen Kontrast immerhin darstellen können, wenn er dort auch ignoriert wird. Reichenbachs Theorie hingegen bedürfte der Modifikation: Ein Pre-Past könnte wie in (19a), ein Pre-Perfect wie in (19b) dargestellt werden: (19) (a) (b)

E,R2 R1 E R2'RI

S S

[Pre-Past] [Pre-Perfect]

Damit ließe sich Reichenbachs (von Hornstein abgelehnte) Forderung retten, Adverbialien dürften sich ausschließlich auf Referenzpunkte beziehen. Würde man (19) nun um die Regel erweitern, Adverbialien in einem Past-Perfect-Clause hätten immer R2 als Referenzpunkt, so wäre die Ambiguität von The secretary had left the office at ten o 'clock darstellbar, ohne daß die Frage aufgeworfen würde, wann sich denn nun Adverbialien auf das Ereignis und wann auf den Referenzpunkt beziehen. Würde man aber zwei Referenzpunkte zulassen, so ergäbe sich, Reichenbachs Logik folgend, eine enorme Redundanz und Übergenerierung des Systems, weil in einem logischen System zunächst einmal alle theoretisch möglichen Kombinationen auszuschöpfen sind. Nicht haltbar ist Hornsteins Ableitung der Verzeitungsstruktur von Sätzen mit Adverbialien. Diese kann nur für ein Satzganzes sinnvoll festgelegt werden und nicht mit Hilfe der Hornsteinschen Formel ((Proposition + Adverbial) + Tense) mit Vorrang des Adverbials. Es wäre völlig naiv, im Falle einer Tempusneutralisation, wie sie etwa in John seems to have beert ill vorliegt, dem Input die Konstellation E R,S (etwa aufgrund der perfektiven Form) zuzuordnen, und diese dann aufgrund eines Operators wie yesterday zu E,R S zu korrigieren, wenngleich die Linearity Condition dadurch nicht verletzt würde.

110

Die Tatsache, daß bestimmte Adverbialien nur mit dem Post Tertse (z.B. last night), andere nur mit dem Perfekt (z.B. until now) und wieder andere mit beiden Verbformen kompatibel sind (for three years), ist von Hornstein völlig ausgeklammert worden, obwohl sie für eine korrekte Ableitung von enormer Wichtigkeit wäre. Dafür beantwortet er uns abstruse Fragen wie die folgende: Wie schafft es ein Kind, zwischen dem ambigen John had lefi the office at three und dem nicht ambigen John had lefi the office when Bill walked in at three zu unterscheiden? Nach Hornstein benötigt es hierfür drei ERS-Konstellationen, sowie die (ihm angeborene) Fähigkeit zur rekursiven Anwendung dreier Regeln: der R-Association-Rule, der Adverbial-Rule und der Linearity Condition. Seine Ableitung berücksichtigt noch nicht, daß das Past Perfect auch in einer Pre-Perfect-Funktion auftreten kann, für deren Darstellung man in Reichenbachs System zwei Referenzpunkte annehmen müßte. Chomsky würde die Komplexität einer solchen Ableitung als Argument dafür verwenden, daß die Universal Grammar angeboren sein muß, während ich hieraus schließe, daß die Lernergrammatik des Kindes durch ganz andere Parameter gesteuert wird, die vermutlich sehr viel einfacher aufgebaut sind, als eine Verzeitungstheorie ä la Hornstein.

8. Adverbialien und das Perfekt - eine Sammlung von Problemfällen Im Hinblick auf das Past Tense und das Perfekt werden in der einschlägigen Literatur gemeinhin nur drei Gruppen von Adverbialien unterschieden. Die Einteilung der CGEL mag hierbei als repräsentativ für viele weitere Darstellungen gelten: Gruppe A sind die Adverbialien, die gemäß der CGEL nur das Past Tense zulassen, wie yesterday, earlier this week, in the morning (S. 194). Gruppe B der CGEL ist nur mit dem Perfekt kompatibel. Genannt werden hier u.a. since Monday, since I met you, up to now (ib.). In Gruppe C finden sich Adverbialien wie this month, before, once, already u.a. (S. 195), die sowohl mit dem Present Perfect als auch mit dem Past Tense kombiniert werden können.

Eine solche Klassifikation liefert jedoch kein adäquates Bild der Verteilung. Dieses Kapitel hinterfragt vor allem die oft vertretene ausschließliche Kombinierbarkeit von Gruppe A mit dem Past Tense. 8.1. Referentiell ambige Adverbialien des Typs on Monday Besonders die Indefinite-Past-Theoretiker (Allen 1966; McCoard rechnet hierzu auch Reichenbach 1947 und Bull 1960) haben immer wieder betont, daß das englische Perfekt zeitlich nicht bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit ausdrückt und damit nicht zusammen mit einem Adverbiale stehen kann, das ein Ereignis zeitlich genauer fixiert.1 Während dementsprechend ein *She has paid John a visit yesterday gemeinhin nicht akzeptabel ist (siehe hierzu jedoch den nachfolgenden Abschnitt), ist ein Adverbiale des Typs on Monday sowohl mit dem Past Tense als auch mit dem Perfekt kompatibel, jedoch nicht bei gleichbleibender Bedeutung. Hierauf ist bereits wiederholt hingewiesen worden, etwa in Schmole (1975:30) oder in Diver (1963:156-157), der schreibt: "Many words, especially those indicating times or dates, may be used either definitely or indefinitely. With these it is found that the indefinite signal [i.e. the PresPerf] forces an interpretation of indefiniteness."

Diver gibt folgende Beispiele (Kommentar in Klammern sinngemäß; ib.): (1)

He has played golf on Tuesday (no specific Tuesday)

(2)

I have gone skating on Christmas day (on a Christmas day)

(3)

I have played tennis on November first (on some November first, not specifically on this year's November first)

1

McCoard hat dieser Forschungsrichtung ein eigenes Kapitel (Kap. 3) gewidmet (1978:75-122).

112

Divers Beispiele - die übrigens von Schmole (1975:30) ohne weiteres akzeptiert werden - sind etwas konstruiert und mit einer gewissen Vorsicht zu werten, da alle drei Sätze den Leser zunächst verwirren, weil die iterative Deutung der Adverbialien nicht naheliegt; solche Beispiele dürften folglich selbst in umfangreichen Korpora schwer zu finden sein. Anstelle etwa des Beispiels (1) findet man eher He has played golf on Tuesdays oder He has always played golf on Tuesday(s). Dies entwertet jedoch nicht Divers grundsätzliches Argument, wonach es eine Gruppe von Adverbialien gibt, die einmalig (definite) oder unbestimmt-iterativ (indefinite) gedeutet werden kann, wobei allerdings letztere Interpretation meist durch ein Adverb der Häufigkeit unterstützt wird. Das Past Tense bewirkt nun, wie Diver weiter zeigt, nicht die Festlegung der Situation auf einen bestimmten Zeitraum und wird daher als unmarkiertes Glied der Opposition Past Tense - Perfekt angesehen. Diver hat folgendes Beispiel mit den (sinngemäßen) Deutungen (a) und (b) (ib.): (4) (a) (b)

He played golf on Tuesday, rode horseback on Wednesday and rested on Thursday 'three particular days' 'part or a repeated programme'

Diese Untersuchung Divers zeigt, daß das Past Tense und das PresPerf nicht nur morphologisch in indirekter Opposition stehen ([+Past, -Phase] für played versus [-Past, +Phase] für das PresPerf), sondern auch semantisch. Während das PresPerf das Merkmal [+indefinite] hat, ist das Past Tense bezüglich dieses Merkmals, so Diver, nicht markiert.2 Diese Auffassung entspricht der sprachlichen Realität weit eher als die in der CGEL und anderswo vertretene Annahme, das Past Tense sei definite (markiert), das Perfekt hingegen indefinite (unmarkiert).3 Hieraus folgert Diver nun, daß das Perfekt nicht kompatibel sein kann mit Adverbialien, die eine definiteness-Komponente bereits in sich bergen. Beispiele (ib.): (5)

*I have played golf last Tuesday

(6)

*I have played tennis yesterday

Dies ist die Standardgruppe der typischen Pasr-Tense-Adverbialien, die in der Forschung zumeist nicht unterschieden werden von Adverbialien des Typs on Tuesday. Das viel zitierte yesterday hat übrigens ein Pendant, das eine iterative Deutung erlaubt und daher zu letzterer Gruppe gehört:

2 Diese Auffassung bat eine Parallele bei Twaddell, der das Perfekt als merkmalhaft bezüglich CR ansieht, die Pasf-Modifikation hingegen als bezüglich dieses Merkmals unmarkiert (1968:9; siehe hierzu Abschnitt 2.2). 3

Die Problematik der definiteness wurde bereits erörtert. Siehe hierzu Abschnitt 4.2.

113 (7)

I have always been nervous the day before/the previous day (going to the dentist)

Eine entsprechende iterative Deutung ist mit einigen anderen Adverbialien möglich, die typisch für die indirekte Rede sind und nicht den Sprechzeitpunkt als Bezugspunkt nehmen. Beispiele sind two days before/earlier (versus two days ago), the previous day (versus yesterday), that day/night (versus today, tonight), immediately/then (versus now) (Beispiele nach Alexander, 1988:291). Anmerkung: Sätze wie John was coming tomorrow (Palmer, 1988:43) sind stilistisch nicht akzeptabel oder zumindest problematisch. Korrekt wäre hier das jeweilige Pendant des Adverbials in der indirekten Rede, also John was coming the next day (ebenso wie in He said that...). Möglich ist jedoch John was coming 'tomorrow, wobei tomorrow dann Zitat aus der direkten Rede ist. Unter dieser Interpretation liegen jedoch zwei Tongruppen vor, also John was coming / tomorrow Diese Art des Zitierens wird bei Jane Austen als witzige Erzähltechnik benutzt.

Divers Fälle (1) bis (3) werden in meiner Darstellung als iterative Perfektiva gewertet, wobei die iterative Deutung nicht als Komponente, sondern vielmehr als Beugung der Perfektbedeutung anzusehen ist, da sie durch das Adverbiale erzwungen wird: (8)

play

play

play

play

Als weitere Adverbialien dieses Typs lassen sich ergänzen in January, at the weekend, at the beginning of spring, in autumn und andere. 8.2. Adverbialien, die eine in der Vergangenheit abgeschlossene Zeitspanne bezeichnen Die Definition des Perfekts als gegenwartsbezogene Verbform wird häufig dazu herangezogen, um die Inkompatibilität des Perfekts mit einem Adverbiale wie yesterday zu erklären. Man tut gut daran, entsprechende Inkompatibilitäten zunächst einmal als empirische Fakten des Englischen zu werten und hier nicht sofort einen logischen Widerspruch zwischen CR und der Verankerung eines Ereignisses in einem abgeschlossenen Zeitraum zu postulieren. Vielmehr gilt es, hier Palmers Einwand zu bedenken, wonach es semantisch durchaus sinnvoll sein könnte, mit einem Satz wie *They have arrived yesterday ausdrücken zu wollen, daß sie (a) gestern ankamen und (b) jetzt noch hier sind (Palmer, 1988:49).4 Ist damit CR ein im Hinblick auf die Verträglichkeit mit Adverbialien unbrauchbares Konzept? Um dies zu beantworten, ist 4

Genau dies leistet das Perfekt im Deutschen, das ja über die gleichen Formen verfugt wie das Englische.

114

zunächst zu klären, welches genau die Adverbialien sind, mit denen das Perfekt inkompatibel ist. Dies ist, wie Niemeyer (1987) zu Recht beklagt, bisher nur sehr unzureichend untersucht worden. Die folgenden Belege ließen sich finden (wobei [N] = Niemeyer (1987); Referenzangabe in diesen Fällen von dort übernommen): itt the (distant) past: (9)

In the distant past, my parent company has been pleased to accept occasional offerings from Herr Leipzig (Le Carré, 1980:219) [N]

(10)

I suppose really, growing up is when you can first see that life's all one thing, that however silly you have been in the past it's all part of you, you can't refuse it (Angus Wilson. 1967. No laughing matter. London: Seeker & W., 106) [Visser, §2006]

long ago: (11)

The village has disappeared long ago (Innes 1946, repr. 1980:31) [N]

(12)

It has long ago been light-heartedly claimed that... (Quirk, 1968:164) [N]

(13)

The British have long ago forgotten about the Miskito Coast, but for the inhabitants of Belize it is a haunting memory (The Guardian Weekly, Feb. 5, 1978:10) [N]

(14)

That primary concern has long ago branched into secondary and tertiary concerns (The Guardian Weekly, Jan. 13, 1985:10) [N]

(15)

But the theory has long ago proved to be no logical proposition (Observer, Jan. 5, 1958) [N]

ages ago, (many) years ago : (16)

There is something of a doleful air about that room to me, for Peggotty has told me - I don't know when, but apparently ages ago - about my father's funeral, and the company having their black coats put on [Hirtle, 1975:70]

(17)

We now know that the first dramatic lesson, which I have already quoted, many years ago, in these columns, was sound (Dickens, 1931:408)

(18) (a)

A: Have you ever seen Macbeth on the stage? B: Yes, I've seen it ages ago, when I was a child (CGEL, S. 195) Tney asked me about something I've said years ago (CGEL, S. 195)

(b) before: (19)

I've seen that film before (ALD) [N]

115

in former/past ages; in [früheren]

periods:

(20)

It was one of those epidemic frenzies which have fallen upon great cities in former ages (Curme, zitiert in McCoard) [N]

(21)

Britain is not the only place where stones have been venerated in past ages (Bord 1972, repr. 1978:14) [N]

(22)

... but unquestionably, I think, V.B. is right that there has been a failure of management in the early days [= postwar period] (BBC; zitiert in Leitner, 1984:414) [N]

(23)

He [Shakespeare] is, of course, unmeasureably, the greatest of all English writers, ana has been so recognized even in those periods that were antipathetic to the Elisabethan periods (Everymans's Diet, of Lit. Biography, S. 609-10) [Visser, §2008]

previously: (24)

Previously, the only consideration has been fear of serious disorder (The Guardian Weekly, May 26, 1985:10) [N]

until (fairly/quite/very)

recently; up to recently; before/until recent times:

(25)

Until recently this conflict of hypotheses has remained concealed from casual viewers (Postan 1972, repr. 1981:178) [N]

(26)

Aelfric has until recently received much more attention than his colleague and contemporary Wulfstan (Greenfield, 1966:52) [N]

(27)

Up to recently, the first [example] has been regarded as the usual American form, and the second as the usual British form (Leech, 1971:73) [N]

(28)

Theological documents in Old English have rarely before recent times been examined with ... (Gatch, 1977:6) [N]

(29)

It is the literate peoples of the world who, at least until recent times, have been relatively few in number (Chadwick, 1970, repr. 1976:45) [N]

a decade ago; [Anzahl] years ago: (30)

There has been until a decade ago a passion for the artificially contrived minimal pair (Quirk, 1968:76) [N]

(31)

Indeed I have seen Blanche, six or seven years ago, when she was a girl of eighteen (Ch. Bronte, Jane Eyre XVI) [Visser, §2008]

(32)

I've lived in a very similar house in Ghana a few years ago (Crystal, 1966:19, Fn)

116

in the old days: (33)

In the old days, I've had parties where they've slept under the table [N]

in my/our time: (34)

We've both been boys in our time [N]

(35)

I've been a fool in my time [N]

(36)

Eliot, things are worse in Europe than they have been in my time (Snow 1951, repr. 1959:218, zitiert in Nickel, 1963:156) [N]

(37)

I have been a soldier in my time (Peters 1979, repr. 1984:46) [N]

(38)

I've seen some slow workers in my time but this lot are the slowest by far (ALD unter time)

Obige, von mir um die Beispiele aus Visser, Hirtle, Crystal, der CGEL sowie dem ALD ergänzte Liste Niemeyers enthält noch keine zeitlich besonders präzisen Adverbialien. Bevor ich auf Einzelheiten eingehe, möchte ich daher eine weitere Beispielgruppe vorstellen, in der der (zumindest scheinbare) clash zwischen Adverbiale und Perfekt erheblich größer ist: in [Jahreszahl]: (39)

yesterday

Prince Henry has decided to travel to Tokio by the overland route. Twice already he has visited Japan, in 1892 and 1900 (Dickens, 1931:392) [Visser, §2008] (morning):

(40)

I am told he has had another execution in the house yesterday (Sheridan, School for Scandal 1,1)

(41)

The Englishman ... has murdered young Halbert ... yesterday morning [Hirtle, 1975:70]

(42)

There have been more deaths in Northern Ireland yesterday (radio news) [Huddleston, 1984:159]

(43)

I have given it to her - yesterday (Crystal, 1966:19, Fn)

last Sunday (44) I have been to Richmond last Sunday (Galsworthy, 1920, In Chancery IV) [Visser, §2008]

117

Widerlegen diese Beispiele Divers Hypothese der Inkompatibilität des Perfekts mit Adverbialien, die ein definiteness-Merkmal aufweisen? Die Frage läßt sich nicht global beantworten; eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Adverbialien ist erforderlich. Zunächst einmal fällt auf, daß Perfekt-Beispiele mit einer relativ präzisen Zeitangabe vom Typ yesterday, in 1896 rar sind. Es ist zudem ein wesentliches Merkmal dieser Beispiele, daß solch präzise Zeitangabe dem Verbum folgt. Mir liegt kein einziges Beispiel vor, in dem dieser Typ von Zeitangabe dem Perfekt vorangeht (?Last Saturday we have gone to the cinema). Dies läßt den Schluß zu, daß solche Beispiele die Zeitangabe offenbar nur als afterthought enthalten, eine Idee, die bereits in Crystal (1966:19, Fn.) vertreten wird. Die weitere Argumentation kommt nicht ohne einige theoretische Grundannahmen im Bereich der Informationsstruktur von Äußerungen und der Intonation aus. Informationstheoretisch wird hier unterschieden zwischen dem Thema einer Äußerung (dem Bekannten), dem rhematischen Teil, der nicht vorausgesetzt werden kann sowie dem Rhema im engeren Sinne, das den Hauptakzent des Satzes trägt und dessen Sinnspitze bildet (Standop, 1989:8-9). Die Umschreibung der Intonation (nur relevante Akzente werden angegeben) erfolgt ebenfalls nach Standop (1989). Ich habe zwischen einfachem Primärakzent (') und Primärakzent mit Sinnspitze (") nur dort unterschieden, wo dies nötig war und letzteren aus typografischen Gründen durch den einfachen Akzent und zusätzliche Unterstreichung des akzentuierten Vokals ersetzt (z.B. £)• Der von Crystal ins Feld geführte afterthought ist besonders naheliegend in Fällen, in denen intonatorisch zumindest eine potentielle Pause vor der Zeitangabe möglich oder wahrscheinlich ist, auf die in obigen Beispielen jedoch nur in Fällen wie (31), (39) oder (43) aufgrund des abtrennenden Kommas bzw. des noch deutlicheren Gedankenstrichs geschlossen werden kann. Nach Crystal soll hinzukommen, daß in I've lived in a very similar house in Ghana a few years ago (Beispiel (32)) das Zeitadverbiale enger mit der "specificity" von in Ghana als mit dem Verb verbunden sei (1966:19). Diese sinngemäß wiedergegebene Formulierung Crystals ist so nicht nachvollziehbar, da ein Adverbiale hier nur die VP, nicht aber die Ortsangabe modifizieren kann. Dies muß nicht prinzipiell so sein, aber Crystals Beispiel schließt die Lesart eines a-few-years-ago-Ghana (im Gegensatz etwa zum heutigen Ghana) aus. Jedoch läßt sich (32) (auch, je nach Lesart) als Kontamination von I've lived in a very similar house in Ghana and that was a few years ago verstehen. Diese Abfolge von definiter und indefiniter Zeitreferenz liegt oft auch vor im Typ Have you ever been to Florencel Yes, I have and that was two years ago?

' i n Abschnitt 4.1 habe ich bereits das CGEL^Beispiel They asked me about something I've said years ago (S. 195) in diesem Sinn gedeutet.

118

Hier nimmt das Past Tense anaphorisch Bezug auf ein vorausgehendes Perfekt. Diese Deutung von Crystals (32) ist jedoch nur auf einige Beispiele anwendbar. Eine weitere wichtige Einschränkung ist, daß das Adverbiale in Beispielen, in denen keine Pause angenommen werden kann, nicht Rhema, ja sogar nicht einmal rhematisch in obigem Sinne sein kann. Hierfür spricht, daß in keinem der betreffenden Beispiele das Verbkomplement pronominalisiert ist. Beispiele des Typs ?/ have seen her y&terday oder ?/ have been there last Sunday, in denen das Zeitadverbiale Rhema (mit dem Hauptakzent) ist, sind deutlich weniger akzeptabel als obige Beispiele und dürften kaum vorkommen. In (41) dürfte das Perfekt wohl nur unter der Voraussetzung akzeptabel sein, daß die wesentliche Aussage ist, daß (a) young Hälbert ermordet wurde oder (b) the Englishman ihn umgebracht hat, nicht aber, daß er yesterday mfyning getötet wurde (Primärakzent jeweils für die Satzebene angegeben). Darüber hinaus gilt: Je näher eine Zeitangabe beim Verb steht, umso stärker ist sie ins Satzganze integriert und umso geringer ist die Akzeptanz des Perfekts mit einem Adverbiale vom Typ yesterday. Da grundsätzlich alle Mittel der syntaktischen Fokussierung durch intonatorische Mittel wieder aufgehoben werden können, hat eine solche Aussage nur unter Einbeziehung der (linguistisch relevanten) Intonationsparameter Sinn. Wenn nun Crystal */ have lived a few years ago in a very similar house in Ghana (ib.; Zeitangabe vor Ortsangabe!) als ungrammatisch einstuft, so deute ich dies als folgenden Fall: (45)

*I have lived a few years ago in a similar house in Ghana V

In (45) sind lived und agö rhematisch und damit nicht perfektkompatibel. Ein integriertes a few years ago erlaubt jedoch das Perfekt, wenn es parenthetisch (und damit nicht rhematisch) ist. Möglich ist also: (46)

I have lived (a few years ago)6 in a similar house in Ghana V

Dies ist synonym mit (47), (47)

I have lived in a similar house in Ghana a few years ago

in dem a few years ago lediglich als Kauda oder Intonationsschleppe (ohne Sinnspitze und ohne eigenen Primärakzent) fungiert und somit ebenfalls nicht rhematisch ist. Die Adverbialien until (/airly¡quite/very) recently, up to recently, before/until recent times sind deutlich perfektkompatibler als die des eben besprochenen Typs

6 Die abgesetzte Klammer könnte intonatorisch auch durch markante Pausen abgesetzt und dann als eigene Tongnippe aufgefaßt werden, die dann durch zwei zusätzliche clause terminals (rising oder sustained) zu markieren wäre. Dies würde jedoch agö anstelle von agö bedingen. Wesentlich ist hier jedoch nur der Kontrast zu (46), wo a few years ago rhematisch ist.

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yesterday. Zwar ist das Past Tense auch hier die Norm, wie etwa in I lived in London until quite recently (DCE unter recently), doch beschränkt sich der Gebrauch des Perfekts auf den Typ up to/until/till gefolgt von einem Adverbiale, das für sich genommen häufig mit dem Perfekt steht, wie z.B. recently, in recent times, lately. Hierfür sind zwei Erklärungen denkbar, die einander nicht ausschließen. Plausibel erscheint zum einen die Annahme einer Gebrauchserweiterung des Perfekts aufgrund von Analogie. Daneben ist auch denkbar, daß der Referenzpunkt des Sprechers - normalerweise der Sprechzeitpunkt - eine imaginäre Versetzung in die Vergangenheit erfahrt, die nur dann möglich ist, wenn dieser Referenzpunkt nicht genau spezifiziert wird und die mit zunehmenden zeitlichen Lücken immer unwahrscheinlicher wird. Sehr viel geringer ist die Akzeptanz des Perfekts anstelle des Past Tense daher in folgenden Beispielen aus dem DCE mit präziserer Zeitangabe: (48)

We stayed [*have stayed] until seven

(49)

I didn't see [*haven't seen] him till last week (DCE unter to]

Until a decade ago in (30) nimmt bezüglich seiner Perfektverträglichkeit aufgrund der großen zeitlichen Distanz zum MOC eine Mittelstellung zwischen until seven und until recently ein, kann also gelegentlich mit dem Perfekt auftreten, wenngleich im Normalfall das Past Tense steht. 8.3. Ein definiteness-Gra.d\eni Wann liegt nun im Falle von Adverbialien der CGEL-Gruppe B (im folgenden als Erc/iiSi've-Pasf-Adverbialien (kurz EP-Adverbialien) bezeichnet) die definiteness vor, die gemäß der CGEL das Past Tense erfordert, und wann fehlt sie, bzw. ist sie so vage, daß auch das Perfekt stehen kann? Sie wird zunächst einmal - und dies ist unstrittig nicht gefordert von referentiell komplexen oder ambigen Adverbialien des Typs today, recently, already (Gruppe C der CGEL; im folgenden als Inclusive-Past-Adverbialien (IP-Adverbialien) bezeichnet), auf die ich erst am Ende dieses Abschnitts zurückkomme. Im Bereich der Pasi-7V ose-Adverbialien (CGEL-Gruppe B: in the past, yesterday) hängt die Perfektverträglichkeit von drei Faktoren ab: (a) Präzision des Adverbials. Der temporale Bezug der EP-Adverbialien ist von sehr unterschiedlicher Genauigkeit. Am genauesten ist ein Zeitpunkt wie yesterday at five o'clock, sehr unscharfe Ränder hat dagegen ein Zeitintervall wie in the distant past. Genauer begrenzte Zeitintervalle liegen dazwischen. (b) Stellung. Hier ist besonders zwischen den Positionen vor und nach dem Rhema zu unterscheiden. Eine Position vor dem Rhema bedeutet eine stärkere Integration des Adverbials in das Satzganze und damit meist die Inakzeptabilität des Perfekts. Syntak-

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tisch fokussiert ist das Adverbiale auch am Satzanfang, einer intonatorisch und syntaktisch markierten Position. (c) Intonatorische Fokussierung. Hier geht es um die Frage, ob das Adverbiale rhematisch (d.h. Träger eines einfachen Primärakzents) oder gar Rhema (Träger eines Primärakzents mit Sinnspitze der jeweiligen Äußerung) ist. Ein Anhaltspunkt hierfür kann in geschriebenen Texten die Pronominalisierung des Verbkomplements sein, die zeigt, daß dieses thematisch sein muß (z.B. in They have caredfor

her in her youth;

her hier klar thematisch, in her youth ist Rhema). Die Merkmale (b) und (c) spielen komplex zusammen; ein Adverbiale als afterthought korreliert intonatorisch mit einer eigenen Tongruppe. Daneben ist in post-rhematischer Position auch eine intonatorische Kauda, deren Definiens die Zugehörigkeit zur selben Tongruppe ohne eigenen Primärakzent ist, möglich (siehe Standop, 1989:67). Ich greife die folgenden Konstellationen heraus, die das Zusammenspiel von (b) und (c) sowie dessen Bedeutung für die Akzeptabilität des Perfekts erläutern: (A)

We have seen Mr Winter in the garden ^yesterday \[afterthought in eigener Tongruppe; das Perfekt ist hier ohne weiteres möglich. Dies ist Typ (43)]

(B)

We have seen Mr Winter in the garden yesterday -V [intonatorische Kauda ohne eigene Tongruppe; das Perfekt ist auch hier möglich. Dieser Fall kommt für (39) und für Huddiestons (42) in Frage]

(C)

We have seen Mr Winter (yesterday) in the garden «Vfdas Perfekt ist möglich, wenn yesterday nur parenthetischer Einschub ist; dies entspricht kommunikativ dem geläufigeren Fall (b) mit Kauda. Dies ist die von Crystal ignorierte Möglichkeit (siehe (46)]

(D)

We saw Mr Winter [auch: Mr Winter] yesterday in the gärden ^{yesterday ist hier wegen des zusätzlichen Primärakzents rhematisch; das Perfekt ist somit ausgeschlossen]

Die Konfigurationen ( A ) bis (C) liefern also die Erklärung dafür, daß sich selbst für relativ eindeutige und präzise Pasf-7ense-Adverbialien, wie sie in den Beispielen (39) bis (44) zu finden sind, Perfektbelege finden lassen. Daneben spielt natürlich die zeitliche Genauigkeit des Adverbials eine große Rolle. In Anlehnung an das skalare Prinzip des stufenweisen Überganges zwischen zwei grammatischen oder semantischen Extremen in der CGEL erscheint mir hier die Annahme eines Gradienten sinnvoll, dessen einer Pol durch den Typ in i960 (Perfekt ausgeschlossen, falls das Adverbiale rhematisch ist), der andere durch den Typ in the past (Perfekt neben dem Past Tense selbst dann denkbar, wenn das Adverbiale rhematisch ist). Im folgenden Gradienten nimmt die Perfekt-Kompatibilität von oben nach unten ab. Nicht voneinander abgesetzte Adverbialien und Beispiele werden jeweils als gleichberechtigt behandelt. Es wird eine eigene Terminologie verwendet.

121

Tafel 8.3: Gradient für die Perfektfeindlichkeit von EP-Adverbialien in in in in

vague past the past the distant past former/past ages, previously my youth, in my times, in the old days

(II) gapping adverbials until yesterday (III) precise past reference six or seven years ago last month last Sunday, (the day before) yesterday, in 1982, on November 1st Der Gradient ist tentativ; die Reihenfolge der Adverbialien ist nicht statistisch abgesichert. Das Prinzip der Skalierbarkeit wird dennoch hinreichend deutlich. Die Gruppe der tatsächlichen EP-Adverbialien muß daher gegenüber der CGEL stark verkleinert werden. 8.4. Integration des Modells in das der CGEL Mein Gradient aus Abschnitt 8.3 nimmt nur auf EP-Adverbialien Bezug, die bisher in ihrer Gesamtheit als perfektfeindlich angesehen wurden. Sie unterscheiden sich deutlich von den EP-Adverbialien (Perfekt- und Pasi-Tense-kompatibel; Gruppe C der CGEL). Letztere zerfällt in zwei Untergruppen: in Adverbialien, die ein sprechzeitkontiguierendes Intervall bezeichnen (today, this month) und in indefinite-referenceAdverbialien (IRAs; mein Terminus), deren Zeitreferenz völlig unbestimmt ist (recently, once, already). Die Gruppe der IPAs kann nicht stufenlos in die der reinen Pasi-7ettse-Adverbialien übergeführt werden. Die folgende Grafik bietet einen Überblick über die Past-Tense- bzw. Perfekt-Kompatibilität der Adverbialien insgesamt, unter Einbeziehung der Gliederung in der CGEL:

122 Tafel 8.4: Adverbialien und PresPerf-Kompatibilität A REINE PRESPERF-ADVERBIALIEN immer s p r e c h z e i t k o n t i g u i e r e n d (Gruppe B der CGEL) (Typ up to now, so fai)

C E X C L U S I V E - P A S T - A D V E R B I A L . T y p III (Teilmenge der G r u p p e A der CGEL)

(yesterday,

two hours

ago)

Die Adverbialien, die sowohl mit dem Perfekt als auch mit dem Past Tertse kompatibel sind, zerfallen also in zwei Gruppen, von denen nur B1 stufenlos in meine Gruppe C (Gruppe A der CGEL) übergeführt werden kann (durch den Pfeil in der Grafik angedeutet), während es zwischen den Gruppen B2 und C keine Berührungspunkte gibt. Die Gruppe B2 hätte streng genommen noch einmal unterteilt werden können in die IP-Adverbialien des Typs today (B2a) und in die Indefinite-reference-Adverbialien des Typs recently (B2b). Da sich beide Gruppen bezüglich der Verteilung von Past Tense und Perfekt identisch verhalten und keine Berührung mit der Gruppe C aufweisen, wurde hierauf verzichtet. Die Grafik zeigt ferner, daß Huddiestons Charakterisierung der Opposition zwischen Post Tense und Perfekt durch die Merkmale inclusive und exclusive past keine symmetrische Parallele bei den Adverbialien hat. 8.5. Zusammenfassung Leech, die CGEL, Palmer, Huddieston und viele andere haben darauf hingewiesen, daß es eine Gruppe von Past-Tense-Adverbialien (dies ist Gruppe B der CGEL (§4.23); siehe Abschnitt 4.2.5) gibt, die mit dem Perfekt nicht kompatibel sind. Insbesondere Zeitrahmentheoretiker wie Palmer oder Huddieston haben als Erklärung hierfür den Konflikt zwischen der von ihnen für das Perfekt angesetzten sprechzeitkontiguierenden Zeitspanne und dem von Adverbialien wie yesterday bezeichneten abgeschlossenen Zeitrahmen eingeführt. Demgegenüber habe ich versucht zu zeigen, daß einige Adverbialien, die zur CGEL-Gruppe B gerechnet werden müssen, unter bestimmten Umständen durchaus mit dem Perfekt auftreten können. Die von Diver auf-

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gezeigte Möglichkeit, daß der Typ ort November first eine iterative Deutung haben und somit mit dem Perfekt kombiniert werden kann, wurde als insgesamt marginal eingestuft, wenn ein entsprechender kontextueller Hinweis fehlt. Darüber hinaus gibt es noch zwei Möglichkeiten, die die Kombination eines EP-Adverbials mit dem Perfekt zulassen: (a) Das Adverbiale ist zeitlich relativ unbestimmt (Typ in the past). Der Parameter 'zeitliche Präzision' ist skalierbar und schwankt zwischen den Extrempolen präziser Zeitpunkt und unbestimmter Zeitraum. Mein Gradient (Tafel 8.3) sah fließende Übergänge zwischen drei Gruppen vor: Gruppe I bezeichnet nur die vage Vergangenheit (in the old days), Gruppe II enthält die gapping adverbials wie until a decade ago, und Gruppe HI hat (relativ) präzisen Zeitbezug (last month). Etwas stärker idealisierend erhält man eine Zweiteilung, die Gruppe III als perfektfeindlich von I und II trennt. (b) Das Adverbiale ist nicht rhematisch oder gar Rhema. Die vorgestellte Beispielsammlung enthält neben Perfektbelegen für Gruppe I und II auch solche für Gruppe HI, die sich nicht insgesamt - wie die CGEL - als Performance errors abtun lassen. Der Typ yesterday ist dann mit dem Perfekt möglich, wenn er nicht rhematisch ist. Meine Untersuchung verschiedener Typen von syntaktischer und intonatorischer Fokussierung ergab, daß yesterday (a) afterthought, (b) Kauda oder (c) parenthetischer Einschub in prärhematischer Position sein kann, wenn es mit dem Perfekt steht. Es ist nur mit dem Past Tense möglich, wenn es rhematisch ist (es ist dann entweder selbst Sinnspitze oder trägt einen zusätzlichen Primärakzent). Für Adverbialien der Gruppen I und II gilt diese Restriktion nicht oder nur bedingt. Abschließend habe ich versucht, meine Ergebnisse zu der Klassifizierung der Adverbialien in der CGEL in Beziehung zu setzen und dabei auf die Notwendigkeit hingewiesen, neben der Gruppe C einen zweiten Typ von Adverbialien anzuerkennen, der sowohl mit dem Perfekt als auch mit dem Past Tense kompatibel ist.

9. Geschehenskonzepte und das nicht-erweiterte Perfekt 9.1. Zielsetzung und Probleme einer Klassifizierung In diesem und den beiden folgenden Kapiteln wird versucht, eine Vielzahl von Prädikaten sowohl im SPrP als auch im PrPP zu bewerten. Eine solche Untersuchung muß dabei heute nicht mehr bei Null beginnen; ich kann mich hier auf eine größere Auswahl von Prädikaten der verschiedensten Typen aus der CGEL und aus Schopf stützen, die Matthews zusammengetragen und ebenfalls im Perfekt untersucht hat. Im Vordergrund meiner Untersuchung steht neben einer Neubewertung der Prädikate Matthews eine kritische Durchleuchtung der Übersicht über verschiedene Geschehenskonzepte Cevent notionsl) in der CGEL (1985:201) sowie in Schopf (1984). Weder die CGEL noch Schopf haben ihre Geschehenskonzepte auf das Perfekt abgestimmt; beiden ging es um das Progressive, Schopf zusätzlich um eine für Probleme der Verzeitung generell brauchbare Einteilung. Angesichts der enormen Vielfalt und Komplexität englischer Prädikate ist es nicht verwunderlich, daß beide Systeme gewisse Schwächen haben und im Einzelfall korrigiert werden müssen. In diesem Kapitel beschränke ich mich ausschließlich auf das SPrP, Kapitel 10 widmet sich dann dem PrPP und einem Vergleich mit dem SPrP, und in Kapitel 11 schließlich werden die so erarbeiteten Einzelergebnisse umgesetzt in eine neue Prädikatstypologie, die versucht, gewisse Unzulänglichkeiten der Systeme Schopfs und der CGEL auszuräumen. Es war mein Anliegen, Teilkongruenzen der einzelnen Klassifikationen herauszuarbeiten, um einen Dialog der Systeme zu ermöglichen und um dem Leser die Gelegenheit zum Vergleich zu geben. Deshalb wird hier zunächst ein Überblick über beide Systeme geboten. Bevor nachfolgend auf die einzelnen Lesarten bestimmter Prädikate im SPrP eingegangen werden kann, sollen einige problematische Prädikatstypen der CGEL vorgestellt werden. Femer soll dem Leser auch ein grafischer Überblick über alle benutzten Geschehenskonzepte Schopfs geboten werden, den man bei ihm vergeblich sucht. Die Reihenfolge meiner Darstellung der Prädikatsgruppen Schopfs weicht ebenfalls zugunsten einer besseren Systematik vom Original ab. Ziel ist es, Entsprechungen zwischen dem System der CGEL und dem Schopfs hervortreten zu lassen; zudem sollen vor allem die wichtigsten semantischen Merkmale der Schopfschen Geschehenskonzepte auf einen Blick erkennbar werden.

' Der inzwischen in der einschlägigen Forschung gebräuchliche Terminus event notion ist nicht besonders glücklich gewählt, weil er zu sehr an dynamische Prädikate denken läßt und die Zustände unberücksichtigt läßt. Eine diesbezüglich neutralere englische Bezeichnung, die dem deutschen Begriff 'Geschehenskonzept' besser entspricht, wäre predicational Situation type (PST).

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Wenn im folgenden von 'Lesarten' die Rede ist, so sei zunächst klargestellt, daß dieser Begriff von 'Bedeutung' zu trennen ist. Die folgenden Ausführungen haben nicht zum Ziel, eine mögliche monoseme Deutung des Perfekts anzuzweifeln, sondern sollen ein Modell beschreiben, das schlicht aufzeigt, welche Interpretationen ('readings') verschiedene Prädikate im SPrP/PrPP im einzelnen haben können. Man beachte, daß dieses Modell im Gegensatz zu Ansätzen, die die Bedeutung(en) von have -en an sich zu ergründen suchen, empirisch falsifizierbar ist, weil die für jedes Prädikat angegebene Lesart unmittelbar im Satzkontext überprüft werden kann. Solche Lesarten können durch Adverbialien entscheidend verändert werden; um nun die Auswirkungen allein der Kategorie Perfekt auf das Prädikat bestimmen zu können, werden in folgender Bewertung nur isolierte Prädikate im Perfekt (ohne adverbielle Modifikation) berücksichtigt. Dies wird deutlich machen, daß einige Funktionen oder gar Bedeutungen, die man bisher dem Perfekt zugeschrieben hat, adverbiellen Ursprungs sind. Der Versuch, die Bedeutung des SPrP durch seine konkreten Lesarten im Zusammenspiel mit einzelnen Prädikatsgruppen zu beschreiben, muß prinzipiell als Gratwanderung betrachtet werden. Grammatische Kategorien sind ihrem Wesen nach kontextheischender als lexikalische Morpheme, was bereits dadurch zum Ausdruck kommt, daß die Bedeutungen einzelner Lexeme ohne (größeren) Kontext etwa in einem zweisprachigen Wörterbuch aufzählbar sind.^ Bereits im Bereich lexikalischer Konkreta aber sind Synonyme nur scheinbar und Definitionen und Umschreibungen nie exakt, weil es keine absolute Synonymität gibt; eine Gleichung wie "book bedeutet "book" ist uneingeschränkt gültig, aber wegen ihrer Abstraktheit nicht von praktischem Nutzen. Ebenso kann die Bedeutung des Perfekts nur mit 'Perfekt' wiedergegeben werden, wenn wir eine uneingeschränkt gültige monoseme Deutung anstreben. Dies erklärt nichts; recht gut charakterisiert wird das Perfekt jedoch durch Twaddells Bedeutung 'current relevanee', die als (notwendigerweise abstrakter) kleinster gemeinsamer Nenner aller im folgenden verwendeten Lesarten aufzufassen ist. Sein Label CR ist immerhin sprechender als die von van Ek (1969:584-585) eruierte und gepriesene Bedeutung Tieightened temporary relevanee' für das Progressive, die möglicherweise tatsächlich auf alle Progressive-Vorkommen anwendbar, aber so abstrakt ist, daß eine Brücke zu Einzeldeutungen, wie etwa zur iterativen Lesart des Progressive in John is hitting me all the time, nicht mehr geschlagen werden kann. Natürlich steht auf der anderen Seite die Gefahr, daß das englische Perfekt genaugenommen natürlich so viele Lesarten hat, wie es Kontexte gibt. Ein brauchbares Modell hat hier einen Mittelweg einzuschlagen. Zum einen muß die Anzahl der Prädikatstypen vernünftig eingegrenzt werden, zum anderen können auf der Basis eines minimalen Kontexts für jedes Prädikat nur die nächstliegenden Lesarten angegeben werden.

^ Ich ignoriere nicht die Schwierigkeiten, die Tür den Benutzer, etwa einen Lernenden, bei der Wortwahl für einen bestimmten Sachverhalt im einzelnen auftreten können und die oft gerade durch eine zu geringe Kontextbezogenheit des benutzten Wörterbuchs ausgelöst wird. Es geht mir hier jedoch um den prinzipiellen Unterschied zwischen dem relativ höheren semantischen Eigengehalt und der damit verbundenen größeren Eigenständigkeit etwa von Konkreta wie house oder book und grammatischen Kategorien wie Tempus, Plural, Diathese u.a.

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9.2. Lesarten für das SPrP und deren Definitionen Ein recht brauchbares System von Lesarten für das SPrP findet sich bei Matthews, der folgende Lesarten benutzt (1987:134): (a) experiential/remote indefinite; (b) recent indefinite; (c) occurrence-, (d) fulfilment/achievement, (e) resultant State. Diese Einteilung wird auch im folgenden benutzt, ist jedoch ohne eine stringente Definition der einzelnen Lesarten nicht aussagekräftig, da der Gebrauch solcher Begriffe in der Literatur keineswegs einheitlich ist. Da Matthews hierauf verzichtet hat, müssen die nachfolgenden Spezifikationen mit Matthews' Auffassungen keineswegs identisch sein. In einigen Fällen läßt seine Prädikatsbewertung sogar auf eine mit Sicherheit abweichende Konzeption der betreffenden Lesart schließen, wie z.B. bei The water has boiled, das von Matthews (falls kein Druck- oder Flüchtigkeitsfehler vorliegt) als fulfilment/achievement, von mir hingegen als occurrence oder resultant State klassifiziert wurde. Matthews Zuordnung widerspricht hier klar meiner Definition von fulfilment/achievement, wie im folgenden deutlich werden wird. Meine eigene Prädikatsbewertung fußt auf den folgenden Definitionen: (a) Occurrence (Typ A light has flashed oder Tom has sneezed). Die Lesart occurrence ist für Situationen im SPerf vorgesehen, die eine in der Vergangenheit abgeschlossene, nicht objektiv als resultativ oder als Erfahrung faßbare Situation im weitesten Sinne bezeichnen. Entsprechend findet man diese Lesart z.B. bei punktuellen Verben (sneeze, blink, fiash) oder, neben der Lesart resultant State, auch bei einfachen Prozessen (rain, shine). Das Perfect of occurrence (Visser spricht von instances-, §§2005, 2006) sei hier als erstes vorgestellt, weil es das bedeutungsleerste ist.

Diese Lesart hat eine besonders enge Affinität zur Indefinite-Past-T\veonz, die davon ausgeht, daß das Perfekt Situationen ausdrücke, die vor dem Sprechzeitpunkt liegen, aber zeitlich nicht näher spezifiziert sein dürfen (vgl. McCoard, 1978: Kap. 3, bes. S. 75). Das Merkmal occurrence wird von allen anderen Lesarten eingeschlossen, bildet sozusagen das common core der Lesarten des isolierten SPrP. (b) Experiential/remote indefinite (Typ Mary has been to the Himalaya (before)). Das Label experiential ist reserviert für prägende Präzedenzfälle und Erfahrungen, die das Subjekt charakterisieren, das zu diesem Zwecke belebt (meist zusätzlich [+menschlich]) sein muß (vgl. das in unmarkierter Intonation unangebrachte Passiv solcher Perfekttypen, z.B. / have climbed Mount Everest - ?Mount Everest has been climbed by m£). Kommt die Komponente der Erfahrung in entsprechenden Kontexten nicht zum Tragen, so ist für praktisch alle Prädikate, die als experiential deutbar sind, auch die vagere Deutung remote indefinite (vom Sprecher zeitlich relativ weit entfernt) möglich. Dies ist praktisch immer der Fall, wenn man in den betreffenden Perfektfällen das belebte gegen ein Sachsubjekt austauscht (vgl. John has been in England - The book has been in England). Da also bei belebten Subjekten entweder beide Lesarten nebeneinander denkbar sind (in minimalen Kontexten) oder durch ein Sachsubjekt automatisch die zweite Lesart zum Tragen kommt, habe ich wie Matthews diese beiden Lesarten gekoppelt. Das experiential PresPerf hat natürlich fließende Grenzen zu anderen Lesarten, besonders aber - wie auch bei Visser bereits festgestellt - zur occurrence-Lesart (Visser, 1973:§2009).

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Die Lesart experiential ist nicht zu verwechseln mit dem Perfect of experience, das es zumindest seit Zandvoort (1932) gibt und das von Visser besonders eng und idiomatisch gefaßt wird als "... a stylistic peculiarity consisting in the use of a perfect in the narration of - mostly repeatedly or habitually recurring - past events to express the present vivid rememberance of the emotion experienced by the speaker when he witnessed these events. The idiom mainly occurs in clauses opening with when (here mostly equivalent to whenever) ..." (Visser, 1973:§2009)

Eine solch enge Deutung des Begriffs experiential kommt hier schon deswegen nicht in Betracht, weil Vissers Perfect of experience (das man vielleicht genauer als Perfect of vivid, habitual remembrance bezeichnen sollte) typischerweise ein Häufigkeitsadverbiale voraussetzt. Da das PresPerf per se Iterativität nicht zum Ausdruck bringen kann, ist Vissers Auffassung des Perfect of experience nur ein Label für eine bestimmte PresPerf-Adverbiale-Kollokation. (c) recent indefinite (hot news-, Typ The book has lain on the floor; My back has ached (The pain might come back any time)). Eine recent-indefinite-hesnii ist gleichzusetzen mit dem hot-newsPresPerf bei McCawley. Ich habe sein Paradebeispiel The president has been shot deshalb nicht als Prototyp gewählt, weil hier gleichzeitig die Lesart resultant state vorliegt.

Gibt es das von McCawley postulierte hot-news-VerfekL als Lesart des isolierten SPerf, und kann es von seinem existentiellen (remote) PresPerf unterschieden werden? Mein mag dieser Trennung zweier Lesarten zunächst skeptisch gegenüberstehen, weil McCawleys Beispiel allzu sehr den Anschein einer kombinatorischen Variante des resultant-state-Periekts erweckt. Dies gilt jedoch nicht für meine Prototypen dieser Lesart. Ist es aber nicht eine pragmatische Frage, wann und ob der Sprecher ein Geschehen im Perfekt als jüngst vergangen wertet? In der Tat muß man eingestehen, daß der Begriff recency prinzipiell vage ist und daß eine Wertung notwendigerweise pragmatischer Natur ist. Matthews, der das hot-news-PresPerf ablehnt, äußert folgende Bedenken: "It could be said that the "hot news' PresPerf is a case par excellence of an isolated perfect, since it is typically the introductory announcement of a report. However, "hot news' has more to do with the semantics of discourse than the semantics of tense." (Matthews, 1987:128)

Matthews ist sich selbst allerdings untreu geworden, indem er - offenbar ohne es zu ahnen - unter dem Label recent indefinite das hot-news-PresPerf quasi durch die Hintertür wieder eingeführt hat. Seine recent-indefinite-Lesart ist wohl kaum von einem hot-news-Perfekt zu trennen. Man muß auch bedenken, daß wir es im Bereich von Lesarten prinzipiell mit Textsemantik (die zudem nicht ohne pragmatische Einstufungen auskommt) und nicht mit Tempussemantik zu tun haben. Lesarten - auch die des 'isolated PresPerf - sind prinzipiell Interpretationen einer grammatischen Form im

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Kontext, die ohnehin nur indirekt Rückschlüsse auf die Bedeutung der untersuchten grammatischen Kategorie zulassen. Wenngleich recency nicht scharf zu definieren ist, so kann in der Praxis der Prädikatsbewertung die recent-indefinite-Lesait von der remote-indefinite-Lesart einigermaßen durchgängig unterschieden werden. Man vergleiche etwa McCawley Malcolm X has (just) been assassinated (Adverbiale kann auch wegfallen, ohne die Lesart zu beeinflussen!) oder John has lefi the office (beide hot news) mit These things have happened before oder Denis B. and many famous musicians have died in auto accidents (McCawley) oder Many famous people have known what it is to be poor (ALD unter know). Die letzteren drei Beispiele sind alle eindeutig existential. Erstere Aussagen sind jetzt relevant, weil sie aktuelle Ereignisse wiedergeben (wie auch immer aktuell abzugrenzen sein mag), letztere sind hingegen prägende Präzedenzfälle und Erfahrungen. (d) Fulfilment/achievement (Typ Tom has done his homework). Unter fulfilment/achievement sei im folgenden ein Perfekt der erbrachten Leistung verstanden, das in der Forschung ebenfalls nicht neu ist. Besonders schwierig ist die Abgrenzung zwischen den Lesarten achievement und experiential bei den activities (Gruppe E) und bei den accomplishments (Gruppe G). (e) Resultant state (Typ Tom has switched off the light). Diese Lesart bezeichnet die objektiv nachvollziehbare Herbeiführung eines Nachzustandes, der im Vordergrund der Aussage steht. Gegenüber einer allgemeineren Lesart 'resultative' plädiere ich für diese relativ enge Definition, um den Bereich der Überschneidungen mit anderen Lesarten, insbesondere mit der fulfilment/achievement-hesait, so gering wie möglich zu halten. Naturgemäß hat diese Lesart eine besondere Affinität zu Prädikaten, die bereits inhärent den Abschluß des Geschehens mit ausdrücken, wie z.B. den accomplishments und den achievements, sowie den punktuellen Veränderungen.

Man mag bei den aufgelisteten Lesarten vor allem eine kontinuative Lesart vermißt haben. Eine Überprüfung der Prädikate Matthews' sowie eine Durchsicht meiner Quellen hat ergeben, daß das isolierte SPrP/PrPP nicht in der Lage ist, eine in der Vergangenheit begonnene, bis zum Sprechzeitpunkt nicht abgeschlossene Situation zu assertieren, obwohl dies für durative, atelische Prädikate naheliegend wäre. Dieser Befund macht deutlich, daß Twaddells Paradebeispiel für das Perfekt My family has lived in this town since 1638 (1968:8) nicht geeignet ist, die Standardfunktion (oder eine der Standardfunktionen) des Perfekts zu exemplifizieren, weil hier die Kontinuativität vom Adverbiale beigesteuert wird. 9.3. Das System der CGEL und Lesarten im PresPerf 9.3.1. Übersicht Die CGEL bietet in Fig. 4.27 (1985:201) eine Übersicht über Geschehenskonzepte im Englischen, die für Lesarten des Progressive konzipiert wurde. Die CGEL hat in ihrer Beschreibung des Perfekts hiervon jedoch keinen Gebrauch gemacht. Man hat diesen Aufwand wohl auch deswegen gescheut, weil verschiedene Kontexte, und hier insbe-

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sondere Adverbialien, die jeweilige Lesart einzelner Prädikate im Progressive erheblich modifizieren können; dies gilt in noch stärkerem Maße für das PrPP. Die Verbeinteilung der CGEL ist neu; sie unterscheidet sich deutlich vom wesentlich rudimentäreren System der GCE (1972). In der StudGr (1990) hat man auf eine Grafik zugunsten einer reinen Auflistung aller Gruppen (§4.11) verzichtet, die folgende Änderungen aufweist: (a) sie enthält eine vollständige Differenzierung der State-Gruppe 2 (als Gruppen B1 bis B5 in Tafel 9.3.1 aufgenommen), die in Fig. 4.27 der CGEL keinen Eingang fand, aber in §§4.29-4.31 besprochen wird. (b) Die Qualities (1) wurden mit den Other states of 'being' and 'having' (B4) zu einer Gruppe States of 'being' and 'having' fusioniert. Damit ist man zu der Lösung in Leech (1987) zurückgekehrt (siehe Abschnitt 4.1.2) und die unorthodoxe Restgruppe losgeworden, wirft aber nun z.B. temporäre Zustände wie be friendly und relationale Zustände wie contain in einen Topf, was wegen der möglichen Dynamisierung ersterer (vgl. They are being friendly (activity) versus ?That liquid is containing alcohol) äußerst unglücklich ist. Unverständlich bleibt, weshalb man mit der GCE die durchaus plausible Gruppe der relational states (contain, hold) begraben hat, die die Zahl der in der CGEL als Notlösung unter Other states of 'being' and 'having' (B4) klassifizierten Prädikate deutlich hätte verringern können. Ich werde hierauf in Abschnitt 11.1 noch einmal zurückkommen, wenn es darum geht, mein eigenes Klassifikationsschema zu begründen.

Es ist nicht sicher, ob diese Gruppenfusion der StudGr wirklich als Neuerung oder eher als Kürzung zu verstehen ist. In Tafel 9.3.1 folge ich nun Fig. 4.27 der CGEL, die im Bereich der Zustände nach wie vor das bessere (wenn auch unelegantere) System bietet. Ergänzt wurden die bereits angesprochenen Untergruppen der States (B) gemäß §§4.29-4.31.

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Tafel 9.3.1: Verbeinteilung der CGEL (nach Fig 4.27; erweitert) j— QUALITY (A) be tall, have two legs, be a mammal — -stative —

|— private L

STATE ( B ) — —

(1) intellectual know, believe, think, understand -(2) emotion/attitude intend, wish, want, like (3) perception see, hear, feel, taste, smell (4) bodily sensation hurt, ache, tickle, itch

(5) other states of being and having contain, hold, matter, depend, resemble

— STANCE (C) live, stand, lie, sit nonagentive !— GOINGS ON (D) rain, snow, boil —nonconclusive— agentive ACTIVITIES (E) drink, write, play (t), talk durative nonagentive PROCESSES (F) ripen, grow up, improve, turn red [weitere Verben in §16.22] — conclusive

— agentive ACCOMPLISHMENTS (G) write (t), eat (t), drink (t),fill up (t)

—dynamic —

nonagentive p- MOMENTARY EVENTS (H) sneeze, explode, blink, bounce r-nonconcluslve— agentive L— MOMENTARY ACTS (I) tap (t), nod (t),fire (a gun) — punctualnonagentive TRANSITIONAL EVENTS (J) drop, receive (t), catch (t), arrive, die —

conclusive — agentive

l— TRANSITIONAL ACTS

(K)

sit down, catch (a ball), begin (t), stop (t)

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9.3.2. Qualities versus States In der Übersicht ill Tafel 9.3.1 fällt die biliäre Unterscheidung zwischen STATES und QUALITIES auf. Letztere werden definiert als "relatively permanent and inalienable properties of the subject referent", states hingegen als "less permanent situation types" (CGEL, S. 200). Dies legt den Schluß nahe, man könne Qualities mit unveränderlichen Zuständen und States mit temporären Zuständen gleichsetzen, was nicht möglich ist, wie Tafel 9.3.1 offenbart. Ein Verbum wie resemble wäre gemäß obiger Definition eher zu den Qualities zu rechnen, findet sich jedoch unter den Zuständen. Qualities stellen also nur eine Teilmenge der permanenten Zustände dar. Tafel 9.3.1 zeigt femer, daß man innerhalb der Zustände kein eigenes Schubfach für die in §4.28 angesprochenen temporären Zustände im engeren Sinne (be happy/hungry/ill usw.) hat. Ferner ist der Binarismus zwischen Qualities und States schwer aufrechtzuerhalten. Das Englische kennt viele Prädikate, die sowohl als temporäre als auch als permanente Zustände (Charaktereigenschaften) gedeutet werden können, die ich im folgenden als Gruppe A/B bezeichne. Dies liefert folgende Dreiteilung: be friendly (A/B), be tall (A) und be hungry (B). Ich habe operationeile Tests zur Differenzierung der drei Gruppen entwickelt, die in (1) bis (3) vorgestellt werden. Mein vergleiche: GRUPPEA (1)

(a) (b) (c) (d)

Jane is tall (so she will never many a short man) ?Jane is always tall ?Jane is tall today Jane is being tall at the moment3 [redefinition as activity, she is standing on tiptoe]

GRUPPEA/B (2)

(a) (b) (c) (d)

Our dog is friendly (She never bites anybody) Our dog is always friendly (so don't worry she might have a bad day) Don't worry! Our dog/Peter is friendly today/these days As you can see, Peter is being friendly now (but it's only pretence) [activity]

GRUPPE B (3)

(a) (b) (c) (d)

Jane is hungry [wird normalerweise nicht wie (la), sondern wie (3b) aufgefaßt!] Jane is always hungry [entspricht (la)] Jane is hungry today Jane is being hungry (again) [she is only pretending]

3 John is being tall kann nach Schopf (1984:84-85) kaum sinnvoll gedeutet werden, während nach meiner Auffassung es durchaus eine Reihe von Kontexten gibt, in denen dies möglich ist. Allerdings läßt Schopf Umdeutungen für andere statische Prädikate wie be an Apache zu (ib.:85).

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Die CGEL räumt zwar ein, daß sowohl Qualities als auch States im Progressive stehen können und dann als (zeitweilige) Aktivitäten umgedeutet werden (S. 200; §4.28), was in obigen Beispielen zusätzlich berücksichtigt wurde, doch erübrigt die dritte Gruppe A/B nicht, in der Prädikate erfaßt werden, die auch ohne besondere stilistische Wirkung sowohl permanente als auch temporäre Zustände zum Ausdruck bringen können. Wie man noch sehen wird, ist dieser Tatbestand auch für das Perfekt (besonders das PrPP) relevant. 9.3.3. Die Stance-Verben Die Stance-Prädikate sind eine besonders heikle Gruppe von Verben, die wegen ihrer hohen Frequenz in Texten besondere Beachtung verdient. Die gestrichelte Linie deutet an, daß man nicht gewagt hat, diese Verben zu den Zuständen zu rechnen, obwohl sie ihres Geschehenskonzeptes wegen unzweifelhaft dorthin gehören:4 "The main stance verbs are live, stand, sit and lie and they are characterized by their ability to be used both (a) with the nonprogressive to express a permanent State, and (b) with the progressive to express a temporary state." (CGEL:206)

Stance-Verben stehen sehr häufig im Progressive, aber es wäre besser gewesen, sie mutig zu den Zuständen zu stellen und die Anomalie zu notieren. Die Lesarten dieser Gruppe im SPrP sind sehr heterogen; Matthews weist ihr als einziger im System der CGEL mehr als eine Lesart zu. Auf der anderen Seite finden wir - dies sei hier schon vorweggenommen - bei den Stance-Verben (insbesondere mit einem up-till-now-Adverbiale) die größte Übereinstimmung zwischen SPrP und PrPP, wobei es trotz des Eindringens des PrPP in den Bereich des SPrP selten zu einer vollständigen Bedeutungsnivellierung kommt. 9.3.4. Konklusiva Von eminenter Bedeutung für das Perfekt ist das Merkmal conclusive. Der Terminus spielt auch in der CGEL eine wichtige Rolle und wird an verschiedenen Stellen diskutiert. Es wurde vor allem durch Jespersen (MEG IV, 92-93) bekannt. Die CGEL definiert Telizität5 wie folgt: 4

Diese These ist mit Hilfe operationeller Tests zu belegen. Siehe hierzu Abschnitt 11.1.

' Es gibt eine Vielzahl von Termini für die Dichotomie nicht-konklusiv - konklusiv, östen Dahl weist darauf hin, daß diese Unterscheidung auf Aristoteles zurückgeht und listet die folgenden synonym verwendeten Begriffspaare auf (mit Urheber, soweit bekannt): energeia - kinesis (Aristoteles), imperfektiv - perfektiv, cursive terminative, irresultative - resultat ive, durative - non-durative, nonpunctual - punctual, non-transformative transformative, non-cyclic - cyclic (Bull 1963), atelic-telic (Garey 1957), non-bounded - bounded (Allen 1966), activity - accomplishment (Vendler 1967), activity - performance (Kenny 1963), nicht-grenzbezogen - grenzbe-

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"The conclusive/non-conclusive contrast draws a line between those situation types which result in a change of state and those which do noL For example, it is essential to the meaning of opened in She opened the door that the door ends up in a state of being open, which is different from the state in which it started. The notions of completion and incompletion apply to the conclusive situation types, but not to the nonconclusive ones. Conclusive situation types are those which allow a resultative interpretation of the perfective aspect (cf. 4.22), eg: The weather has improved implies 'that the weather is now better'." (§4.33; meine Hervorhebung)

Wie aus Tafel 9.3.1 ersichtlich ist (die entsprechenden Prädikate werden von der CGEL in §§4.33-35 erläutert), sind die telischen und die atelischen Verben Untergruppen der dynamischen Prädikate, wobei nach der CGEL sowohl durative als auch punktuelle Verben conclusive oder non-conclusive sein können. Konklusiva sind gemäß der Londoner Grammatik (a) Prozesse (non-agentive; sie bezeichnen "a change of state" (§4.34): (the weather) get warmer, (prospects) improve, (the sun) ripen tomatoes)-, (b) accomplishments (agentive; "[They] denote an action or activity which takes place over a period and has a goal or endpoint" (§4.34): knit a sweater, swim across the estuary, widen the road)-, (c) punktuelle Ereignisse (sneeze) und (d) punktuelle Handlungen (tap). Eine solche Einteilung ist nicht unproblematisch; um eine arbiträre Zuordnung zu vermeiden, hat sich die Forschung daher seit langem um operationelle Tests bemüht. Exkurs: Operationelle Tests zur Ermittlung der Konklusivität eines Prädikats. (A) CGEL. In der CGEL werden die Konklusiva nicht als Gesamtgruppe besprochen. Man findet daher nur einen Test zu den accomplishments. Ergibt sich ein "significant contrast" zwischen den Konstruktionen finish V-ing und stop V-ing, so liegt ein accomplishment ("an action or activity which takes place over a period and has a goal or endpoint"; S. 208) vor. Kontrastiert man They have finished/stopped widening the road, so ergibt sich für finish ein Abschluß des Unternehmens, nicht notwendigerweise aber für stop; hieraus schließt die CGEL, daß widen the road ein konklusives Prädikat ist. (B) GAREY. Folgender Testrahmensatz wurde von Garey für Konklusiva entwickelt (1957:105): "... there might be two categories of verbs (or constructions) according to the answer you get to the following question: if one was verbing, but was interrupted while verging, has one verged? [...] Substitute the test verb where the formula has verb: ...". Fällt die Antwort negativ aus, so liegt nach Garey ein Konklusivum vor. In einer Reihe von Fällen liefert Gareys Testrahmen jedoch keine eindeutige Aussage, wie Schmoles Testbeispiele mit seinen nicht unstrittigen Bewertungen knock (ja), improve (in chess) (ja), mow the lawn (ja?/nein?), swim the Channel (nein?) zeigen.*'

zogen. (Dahl, 1981:80) Die Dichotomien sind nicht immer synonym; hinter den unterschiedlichen Termini verbergen sich zum Teil unterschiedliche Vorstellungen, die aus der Schwierigkeit resultieren, Konklusivität zu definieren. ® Ich bin nicht sicher, ob der Test tatsächlich von Garey stammt, da er (als Bedingung formuliert) ebenfalls 1957 bereits bei Vendler auftaucht (Nachdruck in Schopf, 1974:219). Fest steht, daß er in Abwandlungen mehrfach wiederentdeckt wurde, so z.B. von Kenny, der zwischen performances, für die "if A is^ ing, A has not/* ed" gilt, und activities, für die "if A i s f i ing, A hasftcd" gilt, unterscheidet (1963:172), oder von Sven Jacobson, der folgenden Testsatz benutzt, um zwischen Vendlers activities, accomplishments, achievements und states zu unterscheiden: John was [predicate]-ing when / saw him. However, he never [predicate]-ed, for he was suddenly interrupted by an unexpected incident (1980:50).

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Der Testrahmen der CGEL ist dem Gareys vorzuziehen, weil er erlaubt, eine Reihe v o n nach Gareys Test zweideutigen achievements

w i e mow the lawn7 eindeutig zu den

Konklusiva zu rechnen. Beide Tests versagen jedoch in einer Reihe v o n Fällen. Entgegen der C G E L halte ich e s für notwendig, punktuelle Prädikate insgesamt ebenfalls den Konklusiva zuzurechnen. Weder knock

(punktuelles Ereignis) noch cut

off

(punktuelle Veränderung) können in der SF atelisch gedeutet werden. W e n n punktuelle Ereignisse und Handlungen nach Gareys Test atelisch sind (Antwort 'ja'), s o nur deshalb, weil sie in der E F auf eine iterative Lesart ausweichen können. Schließt man dies durch ein Adverbiale aus ('If s o m e o n e was knocking once and w a s interrupted while knocking once, has he knocked?') s o müßten wir Gareys Test mit 'nein' beantworten. Man wird den Eindruck nicht los, als sei die CGEL bei der Einstufung der Konklusiva dem allzu verführerischen Prinzip der Symmetrie erlegen, dem ich hier nicht folg e n kann. W i e die Grafik deutlich macht, wollte man die sich aus den Merkmalen [+/—conclusive], [+/—durative] und [+/—agentive] ergebenden 2 3 Möglichkeiten voll ausnutzen.

9.3.5. Bewertung der CGEL-Prädikate Legende: ** 'Interpretation nicht möglich'; / 'trennt eng verwandte Deutungen einer Lesarf; 'nachfolgend alternative Lesart'; (Lesart) 'falls betreffendes Prädikat überhaupt interpretierbar, gilt die in Klammem angegebene Lesart'; —> Umdeutung des Prädikats als activity (Dynamisierung); hierbei wohl engere Definition dieses Pfeils als bei Matthews'; [M: Lesart] 'Bezeichnung der von Matthews (1987) ursprünglichen Lesart, falls abweichend'; [M: zus. Lesart] 'von Matthews zusätzlich angesetzte Lesart (von mir nicht angenommen)'; ~ [M: -->] Lesart 'von mir nur alternative Lesart (bei gleichem Prädikatstyp) angenommen, von Matthews jedoch Umdeutung des Geschehenskonzepts (durch Pfeil ausgedrückt) angesetzt'; @ PRÄDIKAT 'entsprechendes Prädikat wurde von mir neu aufgenommen'. A QUALITY (stative + permanent) Lesart: experiential/remote indefinite Jane BE tall (experiential/remote indefinite) Man HA VE two legs (experiential/remote indefinite) A whale BE a mammal (experiential/remote indefinite) B STATE (stative + temporary) Lesart; reeent indefinite ~ experiential/remote indefinite Tom BE angry recent indefinite Fred THINK that pigs fly experiential/remote indefinite Mary BE ill recent indefinite Fred LOVE his mother fulfilment/achievement [M: experiential/remote indefinite} @ Fred LOVE his girlfriend recent indefinite

1 Das Englische kann hier nicht analog zum Deutschen zwischen Rasen mähen (nicht konklusiv) und den Rasen mähen (konklusiv) unterscheiden. Im Deutschen ist möglich: Was hast du die letzte halbe Stunde gemacht? - Ich habe Rasen gemäht (nicht abgeschlossen). Viele Prädikate fungieren analog wie z.B. Brot schneiden, Wäsche waschen, während die englischen Entsprechungen nicht ohne den bestimmten Artikel auskommen.

135

Martita OWN a stallion experiential/remote indefinite Pete RESEMBLE an ape experiential/remote indefinite C STANCE (intermediate between stative and dynamic) Lesart; recent indefinite ~ experiential/remote indefinite Fred LIVE in Paris experiential/remote indefinite Sasha STAND on one foot fulfilment/achievement Dick LIE on the floor recent indefinite [M: fulfilment/achievement] Jane SIT on the bed recent indefinite [M: fulfilment/achievement] @ Jane SIT next to the Prime Minister experiential/remote indefinite D GOINGS ON (durative, non-conclusive, non-agentive) Lesart.* (occurrence ~ resultant state) [ungewöhnlich im SPerf, normalerweise PerfProg] It RAIN (occurrence - resultant state) It SNOW (occurrence ~ resultant state) The water BOIL resultant state [M: zus. fulfilment/achievement] The sun SHINE (occurrence) The fire GLOW (occurrence) [M: (fulfilment/achievement)] E ACTIVITIES (durative, non-conclusive, agentive) Lesart: fulfilment/achievement Mary DRINK (recent indefinite ~ resultant state) [M: (fulfilment/achievement)] Papa SEW fulfilment/achievement Grandma WRITE fulfilment/achievement ~ recent indefinite The neighbours HUNT fulfilment/achievement ~ experiential/remote indefinite - recent indefinite [M: nur experiential/remote indefinite] Mrs Shufflewick TALK fulfilment/achievement The girls PLAY patience fulfilment/achievement ~ experiential/remote indefinite F PROCESSES (durative, conclusive, non-agentive) Lesart; resultant state The tomatoes RIPEN resultant state Jocelyn GROW UP resultant state Sue's health IMPROVE resultant state The components SEPARATE resultant state The sky TURN RED resultant state G ACCOMPLISHMENTS (durative, conclusive, agentive) Lesart: fulfilment/achievement - resultant state [M: nur resultant state] Grandma WRITE a novel resultant state - fulfilment/achievement Ian EAT [a] hamburger fulfilment/achievement @ Ian EAT this hamburger resultant state, fulfilment/achievement Mary DRINK a cocktail fulfilment/achievement Clive FILL UP Ma's glass resultant state Mme Curie DISCOVER radium resultant state - fulfilment/achievement H MOMENTARY EVENTS (punctual, conclusive (laut CGEL non-conclusive), non-agentive) Lesart; recent indefinite Martin SNEEZE recent indefinite ~ occurrence [M: nur occurrence] The spaceship EXPLODE recent indefinite ~ resultant state [M: nur resultant state] Silas BLINK recent indefinite ~ occurrence [M: nur occurrence] A light FLASH recent indefinite ~ occurrence [M: nur occurrence] The ball BOUNCE recent indefinite ~ occurrence [M: nur occurrence]

136

I MOMENTARY ACTS (punctual, conclusive (laut CGEL non-conclusive), agentive) Lesart.- recent indefinite [M: fuljilment/achievemenf\ Victor TAP on the window recent indefinite [M: fiilfilment/achievement] Celia NOD her head recent indefinite [M: fulfilment/achievement] The sentry FIRE a warning shot recent indefinite [M: fulfilment/achievement] Debby KICK her brother recent indefinite [M: fiilfilment/achievement] J TRANSITIONAL EVENTS (punctual, conclusive, non-agentive) Lesart; resultant state The price DROP resultant state June RECEIVE an invitation resultant state Quint CATCH the flu resultant state [M: TUS. fulfilment/achievement] A boeing TAKE OFF resultant state ~ fulfilment/achievement The plane ARRIVE resultant state The Duke DIE resultant state K TRANSITIONAL ACTS (punctual, conclusive, agentive) Lesart; resultant state Bill SIT DOWN resultant state A spectator CATCH the ball resultant state @ The goalkeeper CATCH the ball fulfilment/achievement SHOOT a tiger fulfilment/achievement ~ resultant state [M: nur resultant state] David BEGIN a novel resultant state Basil STOP the car resultant state

Insgesamt sind die Abweichungen meiner Bewertungen von denen Matthews nicht allzu gravierend. Die wesentlichen Unterschiede bestehen (a) in einer wesentlich selteneren Anwendung der Lesart fiilfilment/achievement, was sich durch meine relativ enge Definition dieser Lesart als Terfekt der erbrachten Leistung' erklärt, die bei Matthews offensichtlich nicht zugrunde lag und (b) in der wesentlich häufigeren Attribuierung einer recent-indefinite-Lesart (hot news). Femer hat Matthews die accomplishments in seiner Gesamtwertung der Lesart resultant state zugeordnet, obwohl er für einzelne Prädikate dieser Gruppe zu Recht eine fulfilment-Lesart vorschlägt (eat a hamburger, drink a cocktail, auch write a novel (neben resultant state)). Die Gesamteinstufung dieser Gruppe erscheint problematisch und bedarf einer Korrektur, weil sie zu viele achievement-Lesarten beinhaltet, um sie insgesamt einfach nur der Lesart resultant state zuzuordnen. Weitere Änderungen können der Tabelle entnommen werden.

137

9.4. Das System Schopfs 9.4.1. Übersicht Schopf unterscheidet insgesamt zehn Geschehenskonzepte (Reihenfolge zunächst nach Schopf, 1984:235): (A) Zustände (B) einfache Prozesse (C) intial-determinierte Prozesse (D) initial- und final determinierte Prozesse (E) punktuelles Ereignisse (F) punktuelle Veränderungen (G) unqualifizierte gerichtete Prozesse (H) initial-determinierte, gerichtete Prozesse (I) accomplishments (J) achievements In Tafel 9.4.1 habe ich einen detaillierteren Überblick über diese Geschehenskonzepte versucht, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich machen soll. Schopfs System berücksichtigt keine hierarchische Struktur von Merkmalen für die einzelnen Prädikatsklassen, wie sie für das System der CGEL charakteristisch ist. Eine binäre Trennung zwischen Zuständen und dynamischen Prädikaten sucht man in Schopfs Darstellung seiner Geschehenskonzepte vergebens. Er hält sie für "fragwürdig", weil "sie zirkulär ist insofern, als das Kriterium für die Zugehörigkeit der Verben zu dieser Klasse eben ihr Vorkommen in der erweiterten Verbform, bzw. deren Abweisung ist, so daß [...] sie status verbs oder Stative verbs sind, weil sie normalerweise nicht in der erweiterten Verbform vorkommen und in der erweiterten Verbform nicht vorkommen, weil sie Stative verbs sind. Man wird zugeben müssen, daß diese Argumentation ohne jeden Erklärungsgehalt ist." (1984:41) Dem ist aufgrund einer Reihe anderer möglicher Tests nicht zuzustimmen. Näheres hierzu findet sich in Kapitel 11. Tafel 9.4.1 wurde anhand der Ausführungen in Schopf (1984) (vor allem S. 235ff, S. 89ff) erstellt. Schopf selbst verzichtet auf einen detaillierten Überblick über sein System. Die verschiedenen Typen von Prozessen wurden von mir zusammengefaßt; damit wurde gleichzeitig die Reihenfolge einer größeren Systematik zuliebe geändert. Die in Klammern angegebenen Kennziffern beziehen sich auf die Klassifikation in Matthews (1987:131-133). In Einzelfällen, z.B. im Bereich der Prozesse, hätte man Schopfs Ausführungen auch anders verstehen und anders abteilen können. Der Stance-Gruppe der CGEL entsprechen weitgehend Schopfs Verben der Ruhe und der Lage im Raum (locational predicates-, (1984:40)). Unklar ist, ob das StanceVerb live von Schopf als lokatives Prädikat aufgefaßt wird; sein Fehlen in der Gruppe der Lokativa ist auffällig.

138

Tafel 9.4.1: Übersicht über die Geschehenskonzepte in Schopf (1984) — — b e + Ergänz.-

nur permanent (A) : be tall, be cultured, be musical, be short, be intelligent nur zeitweilig (B) : be asleep, be tired, be dizzy, be hungry, be happy





ambig: zeitweilig oder permanent be friendly, be naughty, be kind Relationen

Zustände—

(E) : consist of, own, possess, contain

intell. Haltungen

(F) : know, believe,

— emotionale Haltungen Wahrnehmungen

verbale ZustandsPrädikate Stance-Verben der CGEL

--

-



-unge- — — richtet

>



think'glauben'

(G) : love, hate, detest

(H) : see, hear

— körperliche Wahrnehmungen (I) (feet) hurt, (back) ache, (nose) itch — lokative Prädikate "Verben der Ruhe und der Lage im Raum" (J) : lie, stand, lean, (live?) — generische Zustände (K): rule (England), raise (cattle), grow (potatoes) — habituell (spezifisch) (L) : drive, smoke, play

I— agentiv (M) : smoke, dance einfache (Akt ivi - — täten u. Prozesse) '— nicht agentiv (N) : hail, rain, (the storm) roar initial determiniert

(O) : walk, run, sing

initial - final determiniert

Prozesse

(C/D):

(P) : smile, laugh, blush, roar

unquantif iziert (S) : grow older, (traffic) increase, (universe) expand initial determiniert (T) : accelerate, increase, improve, diminish — i n k r e m e n t e l l (U) : dry(ofhay)

—gerichtet



quanti-- -Accomplishments (V = äff.; eff.): fizier t write a novel, compose a sonata, eat an apple Lpunktuelles Ereignis (Q, Q'): tap, sneeze, belch, bang (the door)

Punktuelle Veränderung (Veränderung mit spez. Vor und Nachzustand)

— von Zuständen

(R) : switch o f f , blow open, crack

— von Prozessen

(R1 ) : look up, sit down, lean back

aspekt. Verben + Komplement (R"') begin to rain, stop talking, start to snow Achievements

(W) : reach, arrive at

139

9.4.2. Schopfs Prädikate und Geschehenskonzepte im SPrP Die Zusammenstellung der folgenden Prädikate aus Schopf (1984) erfolgte wiederum durch Matthews (1987:131-133). Die in Klammern angegebenen Kennbuchstaben beziehen sich auf die ursprüngliche Klassifikation bei Matthews, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen. Sie helfen ferner, die entsprechende Prädikatsgruppe in Tafel 9.4.1 leichter aufzufinden. DURATIVE AND COEXTENSIVE STATES (A) Lesart: (experiential/remote indefinite) BE tall (experiential/remote indefinite) [M: experiential/remote indefinite] BE short {experiential/remote indefinite) BE cultured experiential/remote indefinite BE musical experiential/remote indefinite BE intelligent experiential/remote indefinite -> recent indefinite - fulfilment/achievement BE a giant experiential/remote indefinite BE German experiential/remote indefinite TEMPORARY STATES (B) Lesart: recent indefinite BE asleep recent indefinite [M: zus. c] 8 BE tired recent indefinite BE dizzy recent indefinite BE hungry recent indefinite BE dirty recent indefinite — > fulfilment/achievement BE happy recent indefinite STATES: QUALITY (C) Lesart: recent indefinite BE friendly recent indefinite BE naughty recent indefinite BE kind fulfilment/achievement ~ recent indefinite [M: nur recent indefinite] BE brave fulfilment/achievement ~ recent indefinite ~ experiential/remote indefinite [M: nur recent indefinite ~ experiential/remote indefinite] STATES: BEHAVIOUR (D) BE red in the face recent indefinite RELATIONAL STATES (E) Lesart: experiential/remote indefinite CONTAIN drugs remote indefinite ~ recent indefinite CONSIST of alcohol (remote indefinite) OWN a car experiential/remote indefinite POSSESS a firearm experiential/remote indefinite MENTAL STATES (F) Lesart: (experiential/remote indefinite) KNOW her/the truth experiential/remote indefinite ~ recent indefinite

8

kann.

Bei Matthews findet sich hier nur die nicht erläuterte Abkürzung c, über deren Bedeutung man spekulieren

140

BELIEVE her/that + clause recent indefinite [M: zus. --> fulfilment/achievement] THINK that + clause experiential/remote indefinite EMOTIONAL STATES (G) Lesart: experiential/remote indefinite LOVE her/the play experiential/remote indefinite/ ~ recent indefinite @ LOVE one's girlfriend experiential/remote indefinite/ ~ recent indefinite; —> fulfilment/achievement (physical love!) HATE her/the play experiential/remote indefinite/ ~ recent indefinite DETEST her/the play experiential/remote indefinite/ ~ recent indefinite PERCEPTUAL STATES (H) Lesart: experiential/remote indefinite - recent indefinite [M: fulfilment/achievement] HEAR her experiential/remote indefinite ~ recent indefinite [M: zus. f—> fulfilment/achievement)] SEE her experiential/remote indefinite ~ recent indefinite [M: zus. —> fulfilment/achievement] STATES OF BODILY SENSATION (I) Lesart: recent indefinite (My feet) HURT (recent indefinite) (My head) ACHE (recent indefinite) (My nose) ITCH (recent indefinite) (The blanket) TICKLE (recent indefinite) (My eyes) SMART (recent indefinite) STATES OF LOCATIVE MANNER (J) Lesart: recent indefinite [M:fulfilment/achievement] LIE on the floor recent indefinite [M: TXIS. fulfilment/achievement] STAND in the comer recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] LEAN against it recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] GENERIC' STATES (Terminus nach Vendler (19S7)) (K) Lesart: experiential/remote indefinite RULE England experiential/remote indefinite (-> fulfilment/achievement) RAISE cattle experiential/remote indefinite ~ recent indefinite - fulfilment/achievement GROW potatoes experiential/remote indefinite ~ fulfilment/achievement HABITUAL ('SPECIFIC') STATES (L) Lesart: experiential/remote indefinite DRIVE a cab experiential/remote indefinite - fulfilment/achievement SMOKE experiential/remote indefinite - fulfilment/achievement GO to school resultant state (vgl. I have been to school: fulfilment/achievement ~ experiential/remote indefinite) PLAY chess experiential/remote indefinite ~ recent indefinite - fulfilment/achievement @ SPEAK Russian experiential/remote indefinite ~ recent indefinite - fulfilment/achievement SIMPLE PROCESSES (ACTIONAL) (M) Lesart: fulfilment/achievement DANCE fulfilment/achievement SMOKE fulfilment/achievement BREATHE fulfilment/achievement PUSH a cart fulfilment/achievement

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SIMPLE PROCESSES (PROCESSUAL) (N) Lesart: (resultant state) [viele Prädikate ungewöhnlich im SPerf]; [M: resultant state ~ recent indefinite -fulfilment/achievement] RAIN (occurrence ~ resultant state) [M-..occurrence] SNOW (occurrence ~ resultant state) [M: resultant state] HAIL (occurrence ~ resultant state) [M: recent indefinite] DRIZZLE (occurrence ~ resultant state) [M: recent indefinite] FREEZE (occurrence ~ resultant state) [M: resultant state] (The storm) ROAR (resultant state ~ recent indefinite) [M: recent indefinite] (The sea) RAGE (resultant state ~ recent indefinite) [M: recent indefinite] (The sun) SHINE (occurrence) [M: recent indefinite ~ occurrence] (Time) PASS recent indefinite ~ occurrence - fulfilment/achievement INITIATED PROCESSES (O) Lesart: fulfilment/achievement WALK fulfilmentfachievement RUN fulfilment/achievement SING fulfilment/achievement QUANTIFIED PROCESSES (P) Lesart: fulfilment/achievement SMILE fulfilment/achievement LAUGH fulfilment/achievement BLUSH resultant state ~ recent indefinite [M: nur resultant state] GROAN fulfilment/achievement ROAR fulfilment/achievement GRIN fulfilmentfachievement HOWL fiilfilmentfachievement PUNCTUAL EVENTS (ACTIONAL) (Q) Lesart: recent indefinite - fulfilment/achievement [M: nur fulfilment/achievement] KNOCK on the door fulfilment/achievement TAP fulfilment/achievement SNAP at him recent indefinite ~ fulfilment/achievement NOD one's head fulfilment/achievement HICCUP recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] SNEEZE recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] COUGH recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] BELCH recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] SLAP her fulfilment/achievement CLAP someone on the back recent indefinite [M: fulfilment/achievement] BLINK recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] TICK recent indefinite [M: zus. fulfilment/achievement] CROSS oneself

recent indefinite - fulfilment/achievement [M: fulfilment/achievement]

PUNCTUAL EVENTS (PROCESSUAL) (Q ) Lesart: recent indefinite ~ resultant state [M: recent indefinite - fulfilment/achievement] (The door) BANG recent indefinite ~ resultant state [M: recent indefinite ~ fulfilment/achievement] (The latch) CLICK recent indefinite ~ resultant state [M: recent indefinite ~ fulfilment/achievement] (The rifle) CRACK recent indefinite ~ resultant state [M: recent indefinite - fulfilment/achievement]

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PUNCTUAL CHANGES (OF STATE) (R) Lesart: resultant state SWITCH OFF/ON the light resultant state SNAP OPEN/SHUT resultant state OPEN the window resultant state BANG SHUT resultant state BLOW OPEN resultant state CRACK resultant state SPLIT resultant state BREAK resultant state PUNCTUAL CHANGES (PROCESS) (R ) Lesart: resultant state LOOK AWAY resultant state LOOKUP/DOWN resultant state LOOK OUT of the window fulfilment/achievement LIE/SIT DOWN resultant state SIT UP resultant state LEAN BACK resultant state LEAN OUT of the window resultant state BEND FORWARD resultant state PUNCTUAL CHANGES (ASPECTUAL) (R") Lesart: resultant state BEGIN to rain resultant state STOP talking resultant state START to snow resultant state (The noise) STOP resultant state NON-QUANTIFIED INCREMENTAL PROCESS (S) Lesart: resultant state GROW OLDER resultant state (The universe) EXPAND resultant state (Traffic) INCREASE resultant state INITIATED INCREMENTAL PROCESS (T) Lesart: resultant state INCREASE resultant state IMPROVE resultant state DIMINISH resultant state DETERIORATE resultant state GROW BIGGER resultant state BECOME OLDER resultant state BECOME SMALLER resultant state ACCELERATE resultant state QUANTIFIED INCREMENTAL PROCESS (U) Lesart: resultant state DRY (of hay) resultant state EFFECTIVE ACCOMPLISHMENTS (V) Lesart: resultant state DRAW a circle resultant state WRITE a letter resultant state RUN a mile fulfilmentfachievement ~ resultant state

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EAT an apple fulfilment/achievement ~ resultant state KNIT a sweater resultant state BUILD a house resultant state SMOKE a cigarette fulfilment/achievement ~ resultant state AFFECTIVE ACCOMPLISHMENTS (V ) Lesart: resultant state WASH the car resultant state PAINT the wall resultant state CLEAN the room resultant state ACHIEVEMENTS (W) Lesart: resultant state WIN a race resultant state DEFEAT the enemy resultant state FIND a room resultant state REACH the station resultant state ARRIVE at the station resultant state DISCOVER the virus resultant state REACH the hilltop resultant state (The plane) TAKE OFF resultant state

9.5. Grenzen der Analyse und Ausblicke Alle bisher angegebenen Prädikatsgruppen bilden bezüglich ihrer Analyse fuzzy sets (Terminus von Jennifer Coates), d.h. sie sind nicht scharf gegeneinander abgrenzbar. Bettet man ein beliebiges Prädikat im PresPerf in verschiedene Kontexte ein, so ergeben sich in vielen Fällen jeweils andere, kontextabhängige Lesarten. Schopf betont den Einfluß der Subjekt-NP auf die Prädikatsklassifizierung (1984:83). Darüber hinaus ist eine Subjektabhängigkeit einzelner Lesarten festzustellen, die hier nicht systematisch erfaßt wird. Man vergleiche z.B. (4a) mit (4b) oder (5a) mit (5b): (4)

(a) (b)

Paul has lain on the floor [fulfilment oder experiential] The coat has lain on the floor [recent indefinite oder occurrence]

(5)

(a) (b)

John has walked [nurfulfilment] The disabled has walked [fulfilment oder experiential]

Eine entsprechende Untersuchung müßte demnach durchgängig auf ganzen Sätzen beruhen, wobei dann die Anzahl der benötigten Beispiele kaum mehr auf ein sinnvolles Maß beschränkt werden könnte. Die hier vorgestellten Untersuchungen beschränken sich auf Aktivsätze. Da Passivsätze verglichen mit ihren aktiven Pendants in der Regel Thema und Rhema vertauschen (jeweils unmarkierte Intonation vorausgesetzt), wechselt im Passiv auch oft die Lesart. Man kontrastiere beispielsweise I have eaten some chocolate (achievement) mit Some chocolate has been eaten (resultant state).

144

Generell wurde sichtbar, daß sich keine Gruppe vollständig homogen verhält. Als marginal sind die SPrP-Lesarten einfacher Prozesse (Gruppe N bei Schopf) zu beurteilen: Hier ist das PrPP wesentlich geläufiger: lit has rained aber It has been raining. Ich komme hierauf in Abschnitt 10.5.2 zurück. 9.6. Kontinuativität und das Default-Prinzip Das einfache PresPerf ohne Adverbiale hat keine kontinuative Lesart, auch nicht mit nicht-konklusiven, durativen Prädikaten. Unabhängig vom Prädikatstyp assertiert es also nie ein Andauern einer Situation zum Sprechzeitpunkt, wenngleich eine bestimmte Situation oder der Kontext dies nahelegen können. Dies wird dadurch untermauert, daß selbst ein Intervalladverbiale wie for ten years die Lesart 'von einem Punkt der Vergangenheit an bis jetzt' nicht zwingend erscheinen läßt. Wie wahrscheinlich sie ist, hängt dann wieder vom jeweils verwendeten Prädikat ab. (6) wird normalerweise als sprechzeitkontiguierend interpretiert, doch dies ist nicht dem Perfekt zuzuschreiben: (6)

I have known John for ten years

Vielmehr geht der Leser hier von einem (pragmatischen) Default-Prinzip aus, wonach ein zumindest potentiell permanenter Zustand, der zehn Jahre lang angedauert hat, "in lack of evidence to the contrary" weiter andauert. Es kommt hinzu, daß know einen Zustand bezeichnet, der nicht willentlich unterbrochen werden kann. Dies unterscheidet z.B. das Zustandsverb know von einem Stance-Verb wie live in (7): (7)

I have lived in London for ten years

(7) impliziert mit geringerer Wahrscheinlichkeit als (6), daß der Zustand jetzt noch andauert, wenngleich dies auch hier angenommen wird, sofern der Kontext nichts anderes spezifiziert. Diver hat versucht, mein Default-Ptmzip allein aus der Semantik des Perfekts heraus zu erklären. Er schreibt: "But [the perfect and perfect progressive] whose meaning include R, 'indefinite' [...] tend to be used in contexts in which the events described continue into the recent past and even into the present. This tendency arises, however, from the nature of the indefinite meaning, which does not provide for a definitive point of termination for the event. If the event under discussion does have a definite point of termination, signals with indefinite meaning are likely to be avoided. Yet sentences of this kind do occur occasionally: I have lived in New York, but not for the last ten years." (1963:164 [meine Hervorhebung]; diskutiert auch in McCoard, 1978:46)

Entgegen Diver ist das Problem jedoch semantisch allein nicht dingfest zu machen; seine "indefinite meaning" geht schließlich auch in seinem Beispiel nicht verloren, ist

145

also nicht starr an eine kontinuative oder recent-past-Lesaxi gekoppelt. Erst die Annahme eines pragmatischen Default-Prinzips erklärt, weshalb perfektive Zustände (Divers Ausführungen gelten nicht für dynamische Prädikate!) in Verbindung mit einem Intervalladverbiale meist automatisch kontinuativ gedeutet werden. 9.7. Das isolierte SPrP: Zusammenfassung und Ergebnisse In diesem Kapitel habe ich das Verbsystem der CGEL und das Schopfs vorgestellt. Beide Systeme wurden für das Progressive entwickelt, können aber auch für das Perfekt herangezogen werden. Das System der CGEL ist insgesamt symmetrischer, aber deskriptiv nicht voll überzeugend: Bemängelt wurde (a) die binäre Aufspaltung in Qualities (permanent) und States (nicht permanent) sowie das Fehlen einer Kategorie für die temporären Zustände (be happy) und (b) die Einstufung der punktuellen Ereignisse und Handlungen als non-conclusive. Das System Schopfs ist detaillierter und informationsreicher, aber die Kategorien sind nicht konsequent durch Merkmale zu differenzieren. Als wichtig kann seine Unterscheidung zwischen accomplishments und achievements (er folgt hier Vendler 1957) erachtet werden. Beide Systeme zeigen eine gewisse Überdifferenzierung, wenn man nur von den Gruppenarten für das SPrP ausgeht. So haben z.B. die sich entsprechenden durativen und punktuellen dynamischen Verben in der CGEL die gleiche Lesart. Will man jedoch nicht für das SPrP und das PrPP mit zweierlei Verbsystemen operieren, so ist dies unvermeidlich. Die hier vorgestellte Bewertung der Prädikate der CGEL und Schopfs unterscheidet sich in einigen Punkten von der Matthews' und liefert insgesamt ein heterogeneres Bild. Als relativ gefestigte und gesicherte Verallgemeinerungen können jedoch die folgenden Punkte gelten: Die insgesamt häufigste Lesart aller untersuchten Prädikate war resultant State. Dies bestätigt die große Rolle, die die Forschung dem resultativen Perfekt beigemessen hat, wobei allerdings letztere Bezeichnung sehr viel allgemeiner ist (d.h. gemeinhin ein PresPerf bezeichnet, das in irgendeiner (und sei es noch so abstrakten) Weise ein Ergebnis zeitigt). Es mag nicht verwundern, daß insbesondere konklusive Prädikate, zu denen ich im Gegensatz zur CGEL neben accomplishments und achievements auch punktuelle Geschehenskonzepte gerechnet habe, besonders zu dieser Lesart neigen. Da solche Prädikate bereits inhärent den Abschluß einer Handlung mit bezeichnen (der vom Progressive ausgeblendet werden kann; siehe Abschnitt 10.5.3), kann hier das SPrP auf sehr naheliegende Weise den Nachzustand verzeiten. Zwar ist eine gewisse Überschneidung auch in meinem System von Lesarten unvermeidlich, doch konnte mit der Einengung des Begriffs der Resultativität auf das stringent definierte resultant State die Überschneidung mit anderen Kategorien ver-

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mieden werden. Hierzu trug auch bei, daß allzu allgemeine Lesarten, wie z.B. ein indefinite-past-Perfekt (wie es z.B. von Huddieston oder Leech postuliert wird) in einem Lesartensystem keinen Platz haben dürfen. Das isolierte Perfekt hat generell keine kontinuative Lesart, d.h. sowohl in der SF als auch in der EF ist hierzu ein Adverbiale erforderlich. Alle Lesarten des SPrP sind unter Twaddells monoseme Deutung CR subsumierbar. Die Übersicht über die Einzelbewertungen sowohl der CGEL- als auch der Schopfschen Prädikate legt nahe, daß alle fünf Lesarten auf die Kombinatorik dieser Grundfunktionen mit dem jeweiligen Geschehenskonzept zurückzuführen sind. Die Anzahl von fünf Lesarten ist nicht dogmatisch zu sehen; ein feineres oder gröberes Raster wäre denkbar.

10. Das Present Perfect Progressive 10.1. Behandlung des PerfProg in der Forschung und eigener Zugriff Das PerfProg ist ein Stiefkind der Forschung; es ist gegenüber dem SPerf stark vernachlässigt worden. Es birgt jedoch eine Reihe relativ komplexer Probleme, die einer Lösung bedürfen. Ich schließe mich nicht den Grammatikern an, die die Bedeutung des PerfProg schlicht aus der Summe seiner Komponenten (Phase + Progressive) ableiten wollen und dabei großzügig auf eine eigene Darstellung der Semantik dieser Verbformen verzichten zu können glauben. Wenngleich Leech in Kap. 3 der CGEL hier ebenso vorsichtig verfährt wie in Leech (21987) und einräumt, die Semantik des PerfProg sei "not entirely predictable from the meaning of its components" (CGEL, S. 210-211; wörtlich ebenso Leech, 1987:49), so ist das PerfProg auch dort nicht so gründlich berücksichtigt worden, wie es die geleugnete Eigenständigkeit der Semantik dieser Verbform verlangt. Schmoles Studie (1975) ist die erste Monographie, die sich schwerpunktmäßig mit dem PerfProg befaßt1. Sie bezieht zwar bereits Prädikatsmerkmale wie Durativität und Konklusivität in die Analyse mit ein, gelangt jedoch noch nicht zu einer systematischen und umfassenden Prädikatstypologie, wie sie hier angestrebt werden soll. McCoards Perfektstudie (1978) leistet in erster Linie eine Typologie bisheriger Perfektstudien und ist stark theoretisch orientiert; dem PerfProg wurde leider kein eigenes Kapitel gewidmet. Abgesehen von Huddiestons (1969:784) bzw. Palmers Beispiel (21988:69) Every time I\>e seen them they've beert swimming erfolgt keine Besprechung der speziellen Funktionen des PerfProg; fast alle gewählten Beispiele exemplifizieren nur das SPerf. Mit Schopf (1984) erfolgt erstmals eine systematische Prädikatsklassifizierung unter besonderer Berücksichtigung des Progressive und erst mit Matthews (1987) wurden die Lesarten des PerfProg für alle Prädikatstypen Schopfs ermittelt. Dieser Ansatz Schopfs und Matthews' ist fruchtbar und soll daher hier ebenfalls zugrundegelegt werden; allerdings weicht meine Bewertung - wie bereits beim SPrP - zum Teil erheblich von der Matthews ab. Darüber hinaus sollen mit diesem Kapitel die Vorarbeiten für eine eigene Prädikatstypologie abgeschlossen werden, die sowohl die bereits vorgestellten Prädikatsübersichten der CGEL (dort Fig. 4.27) als auch Schopfs (1984) ablösen. Wenngleich die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Geschehenskonzept einerseits und den Verbkategorien Progressive und Perfekt andererseits erst in den 80er Jahren in den Mittelpunkt des Interesses rückte, wurde die Notwendigkeit hierfür schon von W.F. Twaddell (1963) gesehen, der schrieb:

' Ich spreche hier bewußt von Monographien und ignoriere nicht, dafi bereits bis 1975 eine Reihe von Aufsätzen erschienen ist, die sich (u.a.) mit dem PrPP beschäftigen. Siehe hierzu die Bibliographie.

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"... by regarding the four modifications [= Past, Current relevance (have + participle), limited duration (be + -ing), Passive (be + participle)] as being simply modifications - i.e. as limiting, focussing, extending the potential semantic content of the lexical verb of the construction - we escape an unrealistic semantic segregation of grammar from lexicon. We can acknowledge the existence of meaningful lexical verbs in our syntax, and gracefully recognize a linguistically meaningful polysemia of our grammatical signals within different lexical contexts." (1963:4-5)

Twaddells Vorschlag, verbale Kategorien nur als Modifikationen der jeweiligen Prädikate aufzufassen, ist für die Untersuchung des PerfProg noch bedeutsamer als für das SPerf, weil hier gleich zwei Kategorien, die einander bedingen und sogar relativieren können, zum Prädikat hinzutreten. Die im folgenden benutzten Lesarten für das PrPP verstehen sich daher nicht als die Lesarten der entsprechenden Prädikate des SPerf + X, wobei X ein beliebiger semantischer Merkmalkomplex sei, sondern als eigenständige Bewertungen. Die Bewertung der Lesarten des PrPP ist ein besonders heikles Unterfangen, das in erster Linie dadurch erschwert wird, daß die einzelnen Prädikate absolut, d.h. ohne begleitendes Adverbiale zu bewerten sind. In Verbindung mit Zeitadverbialien sind PrPP-Lesarten wesentlich eindeutiger interpretierbar (z.B. iterative confirmative in Robert E. Lee has been defeating the enemy in the defence of Virginia since 1862 (,spoken in 1865)2). Jedoch ist nur eine Untersuchung, die zunächst adverbielle Modifikationen ausklammert, in der Lage, das Zusammenspiel des PrPP mit einzelnen Prädikaten gezielt zu beleuchten und daraus Rückschlüsse auf konstante Bedeutungskomponenten des PrPP zu ziehen. Die Ergebnisse werden insofern etwas relativiert, als das PrPP von Informanten sehr viel kontroverser beurteilt wird als das SPrP. Dies dürfte der Hauptgrund dafür sein, daß die nachfolgenden Bewertungen der einzelnen Prädikate sich noch wesentlich häufiger als beim SPrP von denen Matthews' unterscheiden. In vielen Fällen erwies es sich als äußerst zweifelhaft, ob die betreffenden Prädikate überhaupt im PrPP ausgesagt werden können. Entsprechend wurden eine Reihe von für Matthews im PrPP akzeptablen Prädikaten hier ausgeschlossen (z.B. own a stallion und viele ac/u'evmenr-Prädikate; siehe hierzu die Diskussion im Anschluß an die tabellarische Übersicht). Die Gültigkeit von Informantenaussagen wird durch zwei Faktoren eingeschränkt: (a) durch die Kenntnis einer oder mehrerer (Schul-)Grammatiken, die eine unvoreingenommene Bewertung der Prädikate verhindert und die Lesarten einem vorgeprägten Raster gemäß kanalisiert (die Lesarten 'continuative' und 'incomplete state/action' wurden beispielsweise von grammatikkundigen Lektoren deutlich häufiger favorisiert als von unvorbelasteten Informanten) und (b) durch die Unmöglichkeit, mit Informanten für jedes Prädikat auch ausgefallene Kontexte durchzuspielen, in denen PrPP-Formen dann manchmal plötzlich denkbar, wenn nicht sogar vorzuziehen sind. ^ Beispiel von Tom Minnes, mündlich.

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10.2. Definition der Lesarten des PrPP Wählend ich beim SPrP zumindest terminologisch bei den von Matthews vorgeschlagenen Lesarten bleiben konnte (wenngleich die Begriffe von mir neu mit Inhalt gefüllt wurden, der keineswegs mit der Beurteilung Matthews' übereinstimmen muß), waren für das PrPP kategoriale Änderungen unausweichlich. Bevor ich nun zu einer Bewertung der bereits aus Kap. 9 bekannten Prädikate der CGEL sowie Schopfs im PrPP komme, seien zunächst Matthews' Lesarten und die hier benutzten gegenübergestellt: Matthews verwendet fünf Kategorien und definiert sie wie folgt: "An 'activity' is [...] a dynamic stateof-affairs irrespective of whether the dynamism is associated with agency or not. We will restrict it to a state-of-affairs that is continuous, not intermittant. A 'serial activity' is a non-continuous activity involving a succession of actions or sub-events. An 'incremental process' is a non-agentive, constantly changing directed activity. A 'temporary habit' is a temporally limited state of affairs involving intermittent actualization. And a limited state' is (recent) inherently temporally limited non-terminated state." (1987:137) Diese Einteilung ist teilweise unpraktisch. Es stiftet z.B. nur Verwirrung, wenn man entgegen der CGEL den Begriff activity auf nicht-agentives Geschehen (rain) ausdehnt, zumal sich hier die bei Matthews für das PrPP nicht mehr benutzte Lesart '(recent) occurrence' anbietet.

Meine Einteilung der Lesarten des PrPP ist nicht isomorph mit der Matthews'. Sie umfaßt die folgenden sieben Lesarten: (a) Non-resultative activity (Typ John has been singing). Im Gegensatz zu Matthews wird die Lesart activity hier als dynamisches, duratives, agentives^ Geschehen definiert. Ein Finalpunkt des Geschehens wird - unabhängig davon, ob er Teil des Geschehenskonzeptes des Prädikats ist - nicht assertiert (aber auch nicht negiert; man könnte dies auch als open-endedness des PrPP bezeichnen). Entsprechend schließt diese Lesart jede Art von Resultativität aus. (b) Occurrence (Typ The sun has been shining). Unter occurrence sei zum einen das nicht-agentive Gegenstück zu activity verstanden. Auch die occurrence-Lcsäil bezeichnet das reine Geschehen ohne klar erkennbare Resultativität. Hier ist nur wichtig, daß etwas geschehen ist, nicht aber, was dies bewirkte. In dieser Lesart können sich SPrP und PrPP überlappen. Für das SrPP wurde die Lesart occurrence jedoch noch weiter definiert (dort bestand keine Notwendigkeit, sie von der Lesart non-resultative activity abzugrenzen). Mit dieser Lesart wird eine semantische Überschneidung mit dem SPrP eingeräumt; hieraus ist nicht zu schließen, daß das SPrP und das PrPP ein- und desselben Prädikats synonym zu deuten wären. (c) Series of occurrences (Typ The light has been blinking). Die Lesart series of occurrences habe ich auf die Bezeichnung solcher Prozesse und Aktivitäten beschränkt, in denen das Zusammenspiel von Prädikat und PrPP eine iterative Lesart erzwingt oder zumindest nahelegt. Es zeigte sich, daß die Prädikate, die im PrPP als non-resultative activity eingestuft wurden, allenfalls fakultativ iterativ zu deuten waren (eine rein pragmatische Entscheidung). Während Matthews hierfür das Label 'serial ac-

3 Ich benutze den Terminus agentiv im Deutschen hier in der Bedeutung von 'durch ein Agens evozierte Handlung)'.

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tivity' verwendete, habe ich in solchen Fällen auf die Kennzeichnung (rein optionaler) Iterativität verzichtet.* (d) Recent timiied state (Typ My eyes have been smarting). Diese Lesart drückt einen nicht bis an die Gegenwart andauernden, jedoch meist kurz zurückliegenden Zustand aus. Bei einigen Prädikaten, wie z.B. Schopfs Gruppe L (Typ drive a cab) kann diese Lesart auch als gewohnheitsmäßiger Zustand (temporary habit) aufgefaßt werden. Dies ist dort explizit vermerkt. Da Zustandsverben generell relativ progressive-tesistent sind, kommt eine solche Deutung insgesamt sehr selten vor und ist am wahrscheinlichsten mit Stance-Prädikaten (live, lie, stand). (e) Open-ended process (Typ Their situation has been improving). Die Lesart open-ended process resultiert aus der Tatsache, daß das PrPP das Merkmal [+abgeschlossen], das typisch für das nicht adverbiell modifizierte SPrP ist, nicht aufweist. 'Open-ended' bedeutet nicht notwendigerweise 'unabgeschlossen' sondern nur, daß der Abschluß nicht assertiert wird. In Verbindung mit Mutativa (z.B. improve, (the universe) expand) bezeichnet das PrPP allerdings in der Tat meist nicht abgeschlossene Veränderungen. Diese Lesart hat eine starke Affinität zu up-till-now-Adverbialien und wird dann als sprechzeitkontiguierend interpretiert. Sie ist bewußt weiter gefaßt als Matthews Lesart 'incremental process' und kann auch auf nicht kumulative oder nicht inkrementelle Prozesse (z.B. believe) angewendet werden. Während Matthews punktuelle Veränderungen wie crack, split und break im PrPP als incremental processes einstuft, findet meine Lesart open-ended process hier keine Anwendung, da im PrPP eine gebeugte Deutung dieser Prädikate vorliegt, der ich mit der Lesart changedirected process or activity Rechnung trage. (Man kontrastiere diese Verben mit inkrementellen Prädikaten wie grow bigger oder become older, für die auch ich analog zu Matthews die Lesart openended process verwende.) ( f ) Change-directed process or activity. Problemfälle, die mich zur Annahme einer solchen (insgesamt marginalen, aber bemerkenswerten) Lesart für das PrPP zwangen, waren neben achievements (Schopfs Gruppe (W)) vor allem punktuelle Veränderungen (Gruppen R, R', R"), wie etwa Leechs He has been starting his car, zu dem er anmerkt: "... it reflects upon the reliability of the car" (1987:49-50). Diese Lesart bezeichnet die Selektion der Vorphase in Geschehenskonzepten, die normalerweise eine Veränderung herbeiführen. Es handelt sich hier um eine gebeugte Interpretation der entsprechenden Prädikate, die durch das Zusammenspiel dreier Elemente zustandekommt: (a) punktuelle Veränderungen sind (im Gegensatz zu punktuellen Ereignissen wie knock) kaum iterativ deutbar; (b) die Unmöglichkeit, das Progressive auf einen einzelnen Punkt auf dem Zeitstrahl zu beziehen; (c) die Tatsache, daß punktuelle Veränderungen ebenso wie achievements (find a room) keine vorausgehende Prozeßphase beinhalten, auf die das Progressive ausweichen kann. (g) Modified or downtoned result (Typ Look at the mess my paper's in. Who has been reading it?). Diese von Matthews nicht in Betracht gezogene Lesart bezeichnet ein perfektives Geschehen, das in der Vergangenheit abgeschlossen ist und Konsequenzen zum Sprechzeitpunkt hat, ohne daß diese Konsequenzen als logische, natürliche oder gar zwingende Konsequenzen des vom Prädikat ausgedrückten Geschehens gesehen werden. Eine Variante ist die Lesart inferred result, die typischerweise

* Beschränkt man sich nicht auf das isolierte PrPP, so kann eine iterative Deutung vier verschiedene Auslöser haben: (a) durch ein Häufigkeitsadverbiale (He has bought stamps several times); (b) durch das Zusammenspiel eines Intervalladverbials mit einem punktuellen Prädikat (John has been kicking/has kicked against this board for five minutes); (c) durch ein Objekt im Plural (He has been scoring many goals) und schließlich (d) ausschließlich durch die Kombination eines punktuellen Prädikats mit dem Progressive (Victor has been tapping on the window). Ursache (d) kann auch für die Fälle unter (b) ausschlaggebend sein; (b) ist jedoch auch im SPrP iterativ, (d) hingegen nicht.

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ein nicht direkt beobachtetes, aus den Folgen erschlossenes Ergebnis bezeichnet. Auf diese sehr wichtige Funktion des PrPP werde ich im Anschluß an die Prädikatsuntersuchung zurückkommen.

Die für das SPrP so charakteristische Lesart resultant State kommt beim PrPP nicht vor; ihr entspricht die Lesart modified or downtoned result. Beide Lesarten sind Varianten des resultativen Perfekts und tragen dem möglichen Kontrast zwischen erweiterter und nicht erweiterter Form im Perfekt Rechung. Dies wird nach der Untersuchung der einzelnen Prädikate noch näher zu erläutern sein. 10.3. Prädikate im PrPP: Typologie und Einzelbewertungen In den nachfolgenden Übersichten werden nun die PrPP-Lesarten der bereits aus Kap. 9 bekannten Prädikate bestimmt. Der Leser hat damit die Möglichkeit, die Einzelbewertungen mit denen für das SPrP zu vergleichen. Legende: ** 'Interpretation nicht möglich'; ? 'Lesart nicht eindeutig faßbar'; / 'trennt eng verwandte Interpretationen (die typischerweise in dieser Kombination auftreten)'; - 'nachfolgend alternative Lesart'; (Lesart) 'falls betreffendes Prädikat überhaupt interpretierbar, gilt die in Klammem angegebene Lesart'; --> Umdeutung des Prädikats als activity (Dynamisierung); hierbei wohl engere Definition dieses Pfeils als bei Matthews'; [M: Lesart] "Bezeichnung der von Matthews (1987) ursprünglichen Lesart, falls abweichend'; [M: zus. Lesart] "bei Matthews noch zusätzlich aufgeführte Lesart'; - [M: --> Lesart] 'von mir nur alternative Lesart (bei gleichem Prädikatstyp angenommen, von Matthews jedoch Umdeutung des Geschehenskonzepts (durch Pfeil ausgedrückt) angesetzt''; @ PRÄDIKAT 'entsprechendes Prädikat wurde von mir neu aufgenommen'. Abweichungen Matthews' (1987) von meinen Bewertungen wurden regelmäßig notiert, jedoch nicht, wenn Umbewertungen systematisch erfolgten. Dies war in drei Fallen der Fall: (a) Matthews'acrivify würde, sofern keine gänzlich andere Bewertung erfolgte, durch meine Lesart non-resultative activity ersetzt. Da ich activity anders definiert habe (insbesondere als agentiv), ergibt sich hieraus allerdings notwendigerweise eine Verschiebung der Bewertung. In allen Fällen, in denen meine Lesart non-resultative activity und Matthews' activity einander nicht entsprechen, wurde dies selbstverständlich notiert. (b) Seine Lesart temporary habit / recent limited State of affairs wurde von mir durchgängig durch recent limited State ersetzt Die Option temporary habit für so gekennzeichnete Prädikate erschien mir nur in wenigen Fällen (z.B. bei Schopfs Gruppe L (Typ drive a cab)) adäquat zu sein, die eine dynamische Aktualisierung des Zustandes in Intervallen beinhalten. Matthews stereotype Koppelung dieser Lesarten ist dadurch zu erklären, daß er für beide in seiner Tabelle nur ein einziges Kürzel vorsah, also möglicherweise gar nicht die explizite Gültigkeit beider Lesart-Varianten in allen Fällen zum Ausdruck bringen wollte, (c) Anstelle der Lesart Matthews' incremental process findet meine Lesart open-ended process Anwendung.

' Für diese auf den ersten Blick etwas komplexe Notation gebe ich ein Beispiel: Das Prädikat the components SEPARATE wird von Matthews eingestuft als 'incremental process --> series of occurrences'. Diese beiden Lesarten werden von mir übernommen, jedoch mit dem Unterschied, daß ich für die zweite Lesart keine dem Pfeil entsprechende Umdeutung des Geschehens ansetze. Entsprechend notiere ich 'open-ended process [M: ->] series of occurrences' (vgl. Matthews, 1987:130).

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10.3.1. Prädikate der CGEL Wie in Kap. 9 beginne ich mit der Bewertung der von Matthews zusammengestellten CGEL-Prädikate (Matthews, 1987:130). Der Systematik liegt Fig. 4.27 der CGEL (1985:201) zugrunde. Eine erweiterte Neufassung dieser Grafik, die insbesondere die Differenzierung der Zustände in Untergruppen mit berücksichtigt, findet sich in Tafel 9.3.1. Während ich in Abschnitt 10.3.2 versucht habe, die Prädikate Schopfs gemäß ihrem Verhalten im PrPP in Großgruppen zu ordnen, habe ich hierauf bei den Prädikaten der CGEL verzichtet, weil sich die Einteilung gemäß Fig. 4.27 der CGEL hierfür denkbar schlecht eignet. Eine kollektive Bewertung jeder einzelnen Gruppe wurde dennoch versucht. A QUALITY (stative + permanent) Lesart: »» Jane BE tall ** Man HAVE two legs ** A whale BE a mammal ** B STATE (stative + temporary) Lesart: ** ~ (recent limited state) ~ —> non-resultative activity Tom BE angry --> non-resultative activity Fred THINK that pigs fly (recent limited state) Mary BE ill ** @ FEEL ill (recent limited state) @ FEEL the pain occurrence ~ series of occurrences ~ recent limited state @ SMELL lovely ** @ LOOK pale (recent limited state) Fred LOVE his mother (recent limited state) [M: --> activity (cf. fulfilment)] @ Fred LOVE his girlfriend --> (non-resultative activity (physical love)) Martita OWN a stallion ** [M: limited state/ recent limited state]6 Pete RESEMBLE an ape (— > non-resultative activity~ recent limited state [M: limited state/ recent limited state]

® Nach Matthews sind hier die Lesarten limited state und recent limited state möglich, was nicht haltbar ist. Nach den Auskünften meiner Informanten ist own + Objekt im PrPP ebenso ausgeschlossen wie possess (a firearm), das Matthews inkonsequenterweise im Gegensatz zu own a slallion ebenso wie ich als non-occurring markiert hat Matthews' für own vorgeschlagene Deutung (recent limited state) muB durch andere kontextuelle Mittel als das PrPP (z.B. There has been a time when Martita owned a stallion; Martita has recently owned a stallion) erreicht werden. Ich gehe deshalb so ausführlich auf dieses Prädikat ein, weil Matthews' own sth als ein Prädikat verstanden wissen will, das im Present Progressive, nicht jedoch im PrPP ausgeschlossen ist. Nach meiner Untersuchung sind alle Prädikate, die im Present Progressive ausgeschlossen sind, dies auch im PrPP. Die Umkehnmg gilt jedoch nicht. Pete has been resembling an ape ist nach Auskunft von Ruth Wishart nur als pretence (so tun, also ob) deutbar, was einer dynamischen Umdeutung des Prädikats als Verhalten gleichkommt. Ich subsumiere dies unter meiner ersten Lesart non-resultative activity, setze sie allerdings in Klammem, da diese Interpretationsmöglich-

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C STANCE (intermediate between stative and dynamic) Lesart: recent limited state Fred LIVE in Paris recent limited state Sasha STAND on one foot recent limited state [M: activity] Dick [The coat?] LIE on the floor recent limited state [M: activity] Jane SIT on the bed recent limited state [M: activity] D GOINGS ON (durative, non-conclusive, non-agentive) Lesart: inferred result ~ occurrence® It RAIN inferred result ~ occurrence [M: activity] It SNOW inferred result ~ occurrence [M: activity] The water BOIL inferred result ~ occurrence [M: activity] The sun SHINE occurrence [M: activity] The fire GLOW occurrence [M: activity] E ACTIVITIES (durative, non-conclusive, agentive) Lesart: non-resultative activity Mary DRINK modified or downtoned result ~ non-resultative activity [M: activity] Papa SEW non-resultative activity Grandma WRITE non-resultative activity The neighbours HUNT non-resultative activity Mrs Shufflewick TALK non-resultative activity The girls PLAY patience non-resultative activity F PROCESSES (durative, conclusive, non-agentive) Lesart: open-ended process The tomatoes RIPEN open-ended process -- > recent limited state Jocelyn GROW UP ** [M: open-ended process] @ Jocelyn GROW open-ended process (idiomatischer jedoch SPrP) Sue's health IMPROVE open-ended process (Neutralisation zwischen SPrP und PrPP) The components SEPARATE open-ended process ~ [M: -->] series of occurrences The sky TURN RED open-ended process ~ --> recent limited state G ACCOMPLISHMENTS (durative, conclusive, agentive) Lesart: non-resultative activity Grandman WRITE a novel non-resultative activity Ian EAT [a] hamburger non-resultative activity Mary DRINK a cocktail non-resultative activity keit nicht von allen Sprechern nachvollzogen werden kann und ich keinen Beleg fur resemble im Progressive finden konnte. " Matthews hat bei allen Einträgen der Vorgänge (GOINGS ON) nur die Lesart activity, die in meinem System wegen des fehlenden Agens hier unangebracht ist. Bei allen aufgelisteten Prädikaten ist stattdessen die Lesart occurrence möglich, d.h. es wird lediglich ausgesagt, daß ein Vorgang stattgefunden hat. Bei den Verben rain, snow und boil ist bloße occurrence jedoch nach der Lesart inferred result (Variante der Lesart modified or downtoned result) nur die zweithäufigste. Typische Kontexte wären (i) It has been raining/snowing. Look, the ground is wet/white (ii) The water has been boiling, so get yourself a cup of coffee now Diese Prädikate sind resultatsheischender als shine und glow, fur die ich deshalb nur die Lesart occurrence angegeben habe.

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Clive FILL UP Ma's glass non-resultative activity —> recent limited state Mme Curie DISCOVER radium non-resultative activity ~ open-ended process H MOMENTARY EVENTS (punctual, conclusive (laut CGEL non-conclusive), non-agentive) Lesart: occurrence [Die iterative Deutung ist entgegen Matthews Deutungen in allen Fällen fakultativ und hängt von pragmatischen Gesichtspunkten ab; sie ist z.B. bei blink und bounce größer als bei sneeze], Martin SNEEZE occurrence [M: series of occurrences] The spaceship EXPLODE occurrence [M: activity] Silas BLINK occurrence [M: series of occurrences] A light FLASH occurrence [M: series of occurrences] The ball BOUNCE occurrence [M: series of occurrences] I MOMENTARY ACTS (punctual, conclusive (laut CGEL non-conclusive), agentive) Lesart: series of occurrences Victor TAP on the window series of occurrences Celia NOD her head series of occurrences The sentry FIRE a warning shot ** Debby KICK her brother series of occurrences J TRANSITIONAL EVENTS (punctual, conclusive, non-agentive) Lesart: open-ended process ~ non-resultative activity The price DROP open-ended process June RECEIVE an invitation non-resultative activity Quint CATCH the flu non-resultative activity ~ open-ended process A boeing TAKE OFF non-resultative activity The plane ARRIVE non-resultative activity The Duke DIE open-ended process K TRANSITIONAL ACTS (punctual, conclusive, agentive) Lesart: non-resultative activity ~ series of occurrences Bill SIT DOWN non-resultative activity A spectator CATCH the ball series of occurrences SHOOT a tiger change-directed process or activity ~ occurrence [M: activity] David BEGIN a novel change-directed process or activity ~ series of occurrences [M: activity] Basil STOP the car change-directed process or activity —> series of occurrences [M: activity --> series of occurrences] @ STOP talking

change-directed process or activity

10.3.2. Prädikate Schopfs Im folgenden wird eine Neubewertung der von Matthews (1987:131ff) zusammengestellten Prädikate Schopfs versucht. Allerdings wurde die Reihenfolge der Prädikatsgruppen entsprechend ihrem Verhalten im PrPP neu bestimmt; hierbei ergaben sich nicht nur in der Einzel- sondern auch in der Gruppenbewertung deutliche Unterschiede zu Matthews. Die neuen Großgruppen werden durch einen vorangestellten Kennbuchstaben in eckigen Klammem (mit gruppenintemer aufsteigender Zählung) indiziert. Da die Reihenfolge somit von der des vorangehenden Kapitels über das SPrP bzw. von der Aufstellung Matthews' abweicht, wurde in runden Klammem zusätzlich der Kennbuchstabe der ursprüng-

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lichen Gruppierung angegeben, um einen Vergleich mit der Aufstellung der Lesarten des SPrP zu ermöglichen. Gruppe A: Normalerweise PrPP-resistent, sofern keine Dynamisierung möglich ist. Eine Dynamisierung im Sinne einer Llmdeutung als non-resultative activity ist bei dieser Gruppe höchst ungewöhnlich. Hierher gehören temporäre, körperliche, relationale und psychische Zustände. [AI] TEMPORARY STATES (B/D 9 ) Lesart: ** ~ (non-resultative activity [meist mit Implikation pretence]) BE asleep ** BE tired (—> non-resultative activity) BE dizzy ** BE hungry ** BE dirty ** [M: --> activity] BE happy (—> non-resultative activity) BE red in the face ** [A2] RELATIONAL STATES (E) Lesart: ** [M: limited state] CONTAIN drugs ** [M: — > limited state/ recent limited state] CONSIST of alcohol ** [M: - > limited state/ recent limited state] OWN a car ** [M: —> limited state/ recent limited state] POSSESS a firearm ** [A3] MENTAL STATES (I) Lesart: " ~ Jheterogen/ KNOW her/the truth ** @ SEE things/in one's mind's eye series of occurrences @ HEAR things series of occurrences BELIEVE her/that + clause (-> recent limited state) --> open-ended process THINK that + clause (recent limited state) —> non-resultative activity [M: activity]

Gruppe A': Diese Gruppe verhält sich im wesentlichen wie Gruppe A, nur ist hier prinzipiell eine dynamische Umdeutung eher denkbar, wenngleich sie in den meisten Fällen auf das Present Progressive beschränkt ist, also im PrPP äußerst ungewöhnlich ist. Wegen des weitgehend symmetrischen Verhaltens wurde sie als [AI bezeichnet. Zu dieser Gruppe zählen koextensive/durative Zustände (be tall etc.), Qualities und emotionale Zustände. [A'l] DURATIVE AND COEXTENSIVE STATES (A) Lesart: ** ~ (non-resultative activity) [generell inakzeptabler als die gleichen Prädikate im Present Progressive] BE tall ** BE short ** /vgl. be tall] BE cultured (-> non-resultative activity) [z.B. 'exquisite Manieren bei Tisch zeigen7] BE musical **

' Das Prädikat be red in the face befand sich bei Matthews in der Schopf-Gruppe D ("Behaviour"), wo es eindeutig nicht hingehört Da be red in the face das einzige Prädikat dieser Gruppe war, existiert sie in meiner Aufstellung nicht mehr.

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BE intelligent (--> non-resultative activity) [z.B. 'seine Intelligenz einsetzen'] BE a giant (--> non-resultative activity) [z.B. 'auf Stelzen gehen"] BE German (-> non-resultative activity) [z.B. 'eine typisch deutsche Verhaltensweise zeigen'; noch weniger akzeptabel als be intelligent] [A'2] STATES: QUALITIES (C) Lesart: (non-resultative activity [mit Implikation pretence BE friendly (--> non-resultative activity) [M: —> activity] BE naughty (—> non-resultative activity) [M: --> activity] BE kind (--> non-resultative activity) [M: --> activity] BE brave (—> non-resultative activity) [M: --> activity] [A'3] EMOTIONAL STATES (G) Lesart: ** ~ —> non-resultative activity [mit Implikation pretence] [M : activity ~ limited state] LOVE her/the play ** ~ ~ > non-resultative activity [M: — > activity ~--> temporary habit/ recent limited state] HATE her/the play * * - - - > non-resultative activity [M: --> activity ~ -> temporary habit/ recent limited state] DETEST her/the play ** - — > non-resultative activity [M: --> activity~ --> temporary habit/ recent limited state]

Gruppe B: Das PrPP bezeichnet hier zeitweilige Zustände. Hierher gehören Wahmehmungszustände, körperliche Empfindungen, potentielle und habituelle Zustände sowie Lokativa. [Bl] PERCEPTUAL STATES (H) Lesart: series of occurrences ~ recent limited state [M: activity] HEAR her series of occurrences —> recent limited state [M: --> activity ~ -> temporary habit/ recent limited state of affairs] SEE her series of occurrences ~ recent limited state [M: --> activity ~ --> temporary habit/recent limited state of affairs] (siehe auch hear/see things unter den MENTAL STATES [A3]) @ SMELL the perfume --> non-resultative activity @ TASTE the poison ~> non-resultative activity11 [B2] STATES OF BODILY SENSATION (I) Lesart: series of occurrences ~ recent limited state [M: activity] My feet HURT series of occurrences ~ recent limited state [M: temporary habit/recent state of affairs]

limited

Ruth Wishart machte mich darauf aufmerksam, daß sie Prädikate, die ein Verhalten ausdrücken (be friendly/naughty/kind usw.) im PrPP allenfalls kontinuativ deuten kann, und zwar auch ohne unterstützendes Adverbiale. Diese Deutung ist aus meiner Lesart non-resultative actrvity ableitbar, die ja das im Attribut non-resultative implizite Merkmal open-ended (siehe hierzu die Definition dieser Lesart) enthält. Die von mir festgestellte Unsicherheit von Muttersprachlern bei der Bewertung solcher Prädikate überrascht nicht, da es sich hier um eher theoretische oder zumindest um marginale Fälle handelt '' SmeU the perfume und taste the poison können im PrPP nicht mehr im Sinne von / (can) smell the perfume/taste the poison verstanden werden sondern nur noch als die entsprechenden activity verbs. Siehe dazu den Abschnitt 10.5.4.

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My head ACHE series of occurrences ~ recent limited state [M: temporary habit/recent limited state of affairs] My nose ITCH series of occurrences ~ recent limited state [M: temporary habit / recent limited state of affairs] The blanket TICKLE series of occurrences ~ recent limited state [M: temporary habit / recent limited state of affairs] My eyes SMART series of occurrences ~ recent limited state [M: temporary habit / recent limited state of affairs] @ FEEL well/ill recent limited state [B3] POTENTIAL ( GENERIC ) STATES (K) Lesart: recent limited state RULE England recent limited state RAISE cattle recent limited state [M: activity ~ temporary habit/recent limited state of affairs] GROW potatoes recent limited state [M: activity - temporary habit / recent limited state of affairs] [B4] HABITUAL ( SPECIFIC ) STATES (L) Lesart: temporary habit / recent limited state ~ non-resultaüve activity [M: limited state] DRIVE a cab temporary habit/ recent limited state [M: zus. activity] SMOKE temporary habit/ recent limited state ~ non-resultative activity GO to school temporary habit/ recent limited state PLAY chess non-resultative activity [BS] STATES OF LOCATIVE MANNER (J) Lesart: recent limited state [M: activity] LIE on the floor recent limited state [M: zus. activity] STAND in the corner recent limited state [M: zus. activity] LEAN against it recent limited state [M: zus. activity] Gruppe C: Das PrPP assertiert nur die Prozeßphase dieser Prädikate; eine Umdeutung des lexikalischen Geschehenskonzeptes findet nicht statt. Gruppe C umfaßt einfache, initial-determinierte und quantifizierte Prozesse sowie punktuelle Veränderungen (Typ R"). [Cl] SIMPLE PROCESSES (ACTIONAL) (M) Lesart: non-resultative activity DANCE non-resultative activity SMOKE non-resultative activity BREATHE non-resultative activity PUSH a cart non-resultative activity @ FEEL FOR the light switch non-resultative activity @ (try to) SMELL the fragrance non-resultative activity [C2] SIMPLE PROCESSES (PROCESSUAL) (N) Lesart: (inferred) occurrence [M: activity] RAIN (inferred) occurrence SNOW (inferred) occurrence HAIL (inferred) occurrence DRIZZLE (inferred) occurrence FREEZE (inferred) recent limited state

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The storm ROAR (inferred) occurrence [M: activity] The sea RAGE (inferred) occurrence [M: activity] The sun SHINE (inferred) occurrence [M: activity] Time PASS recent limited state [C3] INITIATED PROCESSES (O) Lesart: non-resultative activity WALK non-resultative activity RUN non-resultative activity SING non-resultative activity [C4] QUANTIFIED PROCESSES (P) Lesart: occurrence [optional iterativ] ~ non-resultative activity [M: activity] SMILE occurrence [M: activity] LAUGH occurrence [M: activity] BLUSH occurrence [M: series of occurrences] GROAN occurrence ~ non-resultative activity [M: series of occurrences - activity] ROAR occurrence ~ non-resultative activity [M: series of occurrences ~ activity] GRIN non-resultative activity HOWL occurrence ~ non-resultative activity [M: series of occurrences ~ activity] [C5] PUNCTUAL CHANGES (PROCESS) (R ) Lesart: non-resultative activity LOOK AWAY non-resultative activity LOOK UP/DOWN non-resultative activity LOOK OUT of the window non-resultative activity LIE/SIT DOWN non-resultative activity SIT UP non-resultative activity LEAN BACK non-resultative activity LEAN OUT of the window non-resultative activity BEND FORWARD non-resultative activity Gruppe D: Iterativer Prozeß bei punktuellen Ereignissen (Q, Q0 und Veränderungen (Typ R), wobei bei Typ R das Progressive in Einzelfällen auch auf die (nur implizierte) Prozeßphase ausweicht, was in den betreffenden Fällen zu gebeugten Deutungen führt. [Dl] PUNCTUAL EVENTS (ACTIONAL) (Q) Lesart: series of occurrences KNOCK on the door series of occurrences TAP series of occurrences SNAP at him series of occurrences NOD one's head series of occurrences HICCUP series of occurrences SNEEZE series of occurrences COUGH series of occurrences BELCH series of occurrences SLAP her series of occurrences CLAP someone on the back series of occurrences [M: (series of occurrences)] BLINK series of occurrences

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TICK series of occurrences CROSS oneself series of occurrences [D2] PUNCTUAL EVENTS (PROCESSUAL) (Q ) Lesart: series of occurrences The door BANG series of occurrences The latch CLICK series of occurrences The rifle CRACK series of occurrences [D3] PUNCTUAL CHANGES (OF STATE) (R) Lesart: series of occurrences ~ open-ended process [M: zus. activity] SWITCH OFF/ON the light non-resultative activity - recent limited state SNAP OPEN/SHUT series of occurrences ~ recent limited state OPEN the window non-resultative activity ~ series of occurrences BANG SHUT series of occurrences BLOW OPEN series of occurrences CRACK open-ended process SPLIT open-ended process BREAK open-ended process Gruppe E: Das PrPP selektiert die auf Veränderung ausgerichtete Prozeßphase. Hierher gehören punktuelle Veränderungen (Typ R"), unqualifizierte, initial-determinierte und quantifizierte inkrementeile Prozesse sowie accomplishments. [El] PUNCTUAL CHANGES (ASPECTUAL) (R") Lesart: change-directed process or activity [M: ? ~ incremental process] BEGIN to rain change directed process or activity [M: 7] STOP talking change directed process or activity [M: 7\ START to snow change directed process or activity [M: 7] @ START one's car change directed process or activity The noise STOP open-ended process [E2] N ON-QUANTIFIED INCREMENTAL PROCESSES (S) Lesart: open-ended process GROW OLDER open-ended process The universe EXPAND open-ended process Traffic INCREASE open-ended process [E3] INITIATED INCREMENTAL PROCESSES (T) Lesart: open-ended process INCREASE open-ended process IMPROVE open-ended process DIMINISH open-ended process DETERIORATE open-ended process GROW BIGGER open-ended process BECOME OLDER open-ended process BECOME SMALLER open-ended process ACCELERATE non-resultative activity ~ open-ended process

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[E4] QUANTIFIED INCREMENTAL PROCESSES (U) Lesart: ?? [ein einzelnes Prädikat zu wenig aussagekräftig] [M: activity] DRY (of hay) ** [M: activity ~ recent limited state] [E5] EFFECTIVE ACCOMPLISHMENTS (V) Lesart: non-resultative activity DRAW a circle non-resultative activity WRITE a letter non-resultative activity RUN a mile non-resultative activity EAT an apple non-resultative activity KNIT a sweater non-resultative activity BUILD a house non-resultative activity SMOKE a cigarette non-resultative activity [E6] AFFECTIVE ACCOMPLISHMENTS (V) Lesart: non-resultative activity WASH the car non-resultative activity PAINT the wall non-resultative activity CLEAN the room non-resultative activity Gruppe F: Das PrPP führt mit diesen Prädikaten zu typischerweise gebeugten Lesarten und bezeichnet vor allem die auf Veränderung ausgerichtete Prozeßphase bzw. Vorphase (defeat the enemy) oder hat iterative Deutung (the guests arrive).1^ [Fl] ACHIEVEMENTS (W) Lesart: change-directed process or activity ~ series of occurrences [M: activity ~ incremental process] WIN a race change-directed process or activity [M: activity] @ WIN races series of occurrences DEFEAT the enemy change-directed process or activity [M: activity ~ incremental process] FIND a room change-directed process or activity [M: activity REACH the station change-directed process or activity [M: temporary habit/ recent limited state of affairs] ARRIVE at the station change-directed process or activity ~ series of occurrences [M: temporary habit/recent limited state of affairs activity)] @ The guests ARRIVE series of occurrences DISCOVER the virus change-directed process or activity [M: activity ~ incremental process] REACH the hilltop change-directed process or activity [M: (recent limited state of affairs)] The plane TAKE OFF change-directed process or activity [M: activity]

' ^ Matthews postuliert zwei unterschiedliche Prädikatstypen innerhalb der achievements: "Cast as PresPcrfProg, win a race and find a room strongly suggest achievement [...], while defeat the enemy and discover the virus do not" (1987:141). Die entsprechenden achievement-Deutungen konnten von mir und meinen Informanten nicht nachvollzogen worden; alle achievements sind (sofern iterative Deutungen ausgeschlossen werden) für mich sehr ungewöhnlich im PrPP, was an der atelisicrendcn Funktion der Progressive-Kompottcnte liegt. Der semantische Gegensatz zum SPrP ist hier entsprechend groß.

161

10.4. Inkompatibilitäten und Umdeutungen von Geschehenskonzepten Wie bereits aus der Auflistung der Prädikate Schopfs ersichtlich ist, ist das PerfProg insbesondere mit Zustandsprädikaten (ausgenommen jedoch die lokativen oder StanceVerben lie, sit, live usw.) nicht kompatibel. Hierzu sind im einzelnen zu rechnen: (a) durative und koextensive Zustände (einschließlich der Qualities der CGEL) (be tall/cultured/intelligent), (b) Eigenschaftsprädikate (be kind/brave/friendly)\ (c) temporäre Zustände; (d) einige mentale Zustände (des Denkens, Wissens, Glaubens) (know her/the truth, think sth/that + Satz in der Bedeutung 'glauben'); (e) mit den relationalen Zuständen (contain drugs, consist ofalcohot). Diese Gruppen wurden gemäß ihrem Verhalten im PrPP zu zwei Großgruppen A und A' zusammengefaßt, die sich nur dadurch unterscheiden, daß in Gruppe A' deutlich mehr Umdeutungen der Prädikate im Sinne einer Dynamisierung (etwa be cultured 'sich gut benehmen (bei Tisch)') möglich sind, die dann das PrPP zulassen. Die jeweiligen Bewertungen (insbesondere '**') gelten also nur unter der Voraussetzung, daß der Geschehenstyp im PrPP erhalten bleibt. Die Unverträglichkeit dieser Gruppen mit dem PrPP korreliert meist mit einer entsprechenden allgemeinen Progressive-Resistenz. Für einige Prädikate ist das Present Progressive jedoch immerhin denkbar (wenn auch nicht gebräuchlich), das PrPP jedoch nicht. Hierzu zählen be hungry/thirsty, be tall/short (letztere bei Matthews zu Unrecht unterschiedlich bewertet; wenn be tall als activity interpretierbar ist, muß dies für be short ebenfalls gelten). 10.5. Abgrenzung des PerfProg vom SPerf 10.5.1. Das Merkmal downtoned/modified resultativity Bei einer Reihe von Prädikaten erschien es mir notwendig, eine neue Lesart einzuführen, die ich modified/downtoned resultativity genannt habe. Diese Lesart ist ganz charakteristisch für das PerfProg und kontrastiert unmittelbar mit der Lesart resultant state des SPerf. Mit Hilfe einer Reihe von Textbelegen soll dieser Kontrast daher ausführlicher erörtert werden. Man betrachte hierzu die folgenden Beispiele: (1)

(a) (b)

What have you done? (Lesart: resultant state) What have you been doing? (Lesart: non-resultative activity)

(2)

(a) (b)

I have fought and I have won You've been fighting again [1 can tell that from your black eye'] (CGEL, S. 212)

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(3)

(a) (b)

My stomach is aching, because I have drunk too much of that liquid I've been drinking tea ('That's why I'm late') (Palmer, 1988:68)

(la) wird meist als Vorwurf interpretiert; dies ist eine Folge der stark resultativen Funktion des SPerf. Sie wird durch das PerfProg deutlich abgemildert, weshalb (lb) eine neutrale Frage nach einer vergangenen Tätigkeit darstellt. Das Perfekt impliziert hier im Gegensatz zum Post Tense einen bis zum Sprechzeitpunkt andauernden Zeitraum, der ebenfalls eine gewisse current relevance bedingt, die noch genauer gegenüber dem SPerf abzugrenzen sein wird. Beispiel (2) ist hier sehr aufschlußreich. Beide Handlungen in (2a) sind stark resultativ; das Gewinnen ist eine unmittelbare Folge des Kämpfens. Meine These ist nun diese: Jede von einem Verbum ausgedrückte Situation hat eine oder mehrere typische Konsequenzen oder Ergebnisse, auf die mit dem SPerf hingewiesen werden kann. Wenn jemand kämpft, geht es typischerweise um das Gewinnen oder Verlieren. Das SPerf dient also dem Ausdruck der typischen Finalität eines Geschehens, die nicht mit der Intention des Agensträgers identisch sein muß. Das PerfProg springt hingegen ein, wenn es eher um mittelbare Resultate, um Nebeneffekte oder um zufallige, durch (un)glückliche Umstände ausgelöste Auswirkungen einer Situation geht. Einer Mutter, die ihren Sohn mit Have you been fighting again? begrüßt, ist der Kampf an sich nicht wichtig, sondern nur das dabei erworbene blaue Auge. Ganz analog ist der Kontrast in (3) zu deuten. Magenschmerzen sind eine typische und unmittelbare Konsequenz übermäßigen Trinkens (einer noch dazu nicht identifizierten Flüssigkeit), wohingegen Teetrinken nicht typischerweise zu einer Verspätung führt.13 Auch in (3b) geht es also eher um einen Nebeneffekt, der zu einer Ersetzung des SPerf durch das PerfProg führt. Eine der Funktionen des PerfProg ist es demnach, ein bedingtes oder mittelbares Resultat zu bezeichnen, wobei die resultative Komponente gegen Null gehen kann. Das SPerf ist entsprechend in all den Kontexten unangebracht, in denen die starke Betonung eines Endergebnisses einer Handlung unerwünscht ist.14 Es ist eine gewisse Parallele festzustellen zwischen der Herabsetzung der Resultativität durch das Progressive und Adverbialien des Typs fairly, almost, roughly speaking, so daß man eine Funktion des PerfProg in Anlehnimg an die Terminologie der CG EL als downtoned resultativity bezeichnen kann. Das PerfProg kann jedoch nicht nur Resul-

13 ES ist möglich, dies als Ergebnis des Verlaufsmerkmals der EF zu interpretieren. Während das SPerf eine Situation komplexiv aussagt (mit geradlinigen Resultaten), sind solche Nebeneffekte Folgen des (unbeabsichtigten) Verlaufs eines Ereignisses.

Will man weder auf mittelbare noch auf unmittelbare Ergebnisse einer Situation hinweisen (auch wenn sie situationsgebunden gegeben sind), so führt dies zur Ersetzung des Perfekts durch das Past Tense. Es vermeidet die durch den stark resultativen Charakter des SPrP bedingte Dringlichkeit und damit Unhöflichkeit einer Handlung. Dies kann ausgenutzt werden, um eine scheinbar fehlende current relevance vorzuspiegeln, die dem Angesprochenen mehr Möglichkeiten einräumt, eine (implizite) Bitte abzuschlagen. Beispiele hierfür sind I just wanted to ask you whether you could lend me £15 oder I only came here to see how Mr Smith was.

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täte abschwächen; es kann ihre Gültigkeit auch insgesamt in Frage stellen. Dies ist eine verwandte, jedoch keine identische Funktion, die der der epistemischen Modalverben must, may, might entspricht. Hieraus folgt, daß, wie in Alexander (1988) konstatiert,15 das PerfProg steht, wenn es um Schlußfolgerungen geht, also um ein unsicheres Verhältnis zwischen Ergebnis und (erschlossener) Ursache. Alexander gibt folgendes Beispiel (1988:177): (4)

This room stinks. Someone has been smoking in here

Das has been smoking entspricht hier einem must have smoked, was immer noch geringere Sicherheit ausdrückt als ein have cried oder has smoked.16 Ein besonders aufschlußreiches Beispiel findet man bei Dorothy Sayers (The Nine Tailors-, S. 66): (5)

[Ein in der Kirche gefundener mysteriöser handbeschriebener Zettel wird untersucht] 'Perhaps' - (his eyes brightened with an idea) - 'perhaps somebody's been copying out something out of a book.'

Diese Lesart sei als PerfProg des logischen Schlusses ('PerfProg of logical inference') bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Variante des PerfProg des abgeschwächten oder modifizierten Ergebnisses, weil hier das Resultat einer Situation nicht direkt beobachtet werden konnte und nur aufgrund äußerer Anzeichen oder Logik erschlossen wurde. Das Progressive ist in (5) allerdings insofern redundant, als die Unsicherheit über die Entstehung des Zettels ohnehin durch das Adverbiale perhaps festgestellt wird. In Verbindung mit Adverbialien der Unsicherheit (probably, possibly, apparently usw.) oder entsprechenden epistemisch gebrauchten Modalverben (may, might, must, cannot etc.) ist die Opposition zwischen dem PerfProg des logischen Schlusses und dem SPerf neutralisiert; in (5) ist daher ohne Bedeutungsunterschied auch das SPerf möglich. Ich gebe daher noch zwei weitere Beispiele ohne ein solches Adverbiale: (6)

You don't mean to say you've been drinking champagne? (B. Shaw, Pleasant, zitiert nach Jespersen, MEG IV, 195)

(7)

Who has been reading my paper? It's in a complete mess [kein SPrP möglich] (EngGGr)

Who has read my paper? in (7) wäre unangebracht, weil nicht auf ein direktes Resultat (etwa einen veränderten Informationsstand des Lesers) abgehoben werden soll. Der 15 In Alexander (1988:177) wird nur darauf hingewiesen, daß das PrPP und das PastPerfProg solche Schlußfolgerungen ausdrücken kann; dies wird in keinen größeren Zusammenhang gestellt und nicht mit anderen oder ähnlichen Funktionen des PrPP in Verbindung gebracht.

"•Damit sei nicht behauptet, das PrPP bezeichne stets Unsicherheit, aber diese Unsicherheit ist typisch und kommt in zahlreichen Belegen vor.

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Sprecher hat vielmehr aufgrund der Unordnung erschlossen, daß sich jemand an der Zeitung zu schaffen gemacht haben muß (es geht also gar nicht um das Lesen im eigentlichen Sinne). Betrachten wir ein weiteres Beispiel aus einer Lerngrammatik: (8)

Your eyes are red. You have been crying (Alexander, 1988:177) [auch: You have cried]

Alexander spricht bei Beispielen dieses Typs von "a conclusion based on direct or indirect evidence" (ib.); wesentlich ist, daß auch hier die Handlung selbst (das Weinen) nicht beobachtet wurde, sondern nur Indizien ausgewertet werden. Alternativ ist hier jedoch auch das SPerf möglich (Alexander erwähnt dies nicht), jedoch mit dem Unterschied, daß die Aussage dann nicht mehr als neutrale Schlußfolgerung präsentiert wird, sondern die roten Augen als unumstößliches Indiz angesehen werden. Dem Adressaten wird auf den Kopf zugesagt, daß er geweint hat (z.B. in einem Kontext, in dem er dies verbergen wollte). Durch diese Unmittelbarkeit ist die Implikation des Vorwurfs beim SPerf sehr naheliegend. In (9) (9)

I'm a bit sick now. I've been drinking some wine

ist das PerfProg vor allem dann angebracht, wenn keine absolute Sicherheit darüber besteht, ob der Wein wirklich die Ursache für die Übelkeit ist. Man beachte, daß diese Hypothese getestet werden kann, indem sie nicht zuläßt: *I am sick because I have been drinking some wine. Das Merkmal "modified or downtoned result" ließ sich an einer größeren Zahl von Beispielen als Konstante feststellen und belegen. Wie gezeigt, kann es verschiedene Ausprägungen haben (verschiedene Modifikationen sind denkbar und die Abschwächung kann Null erreichen). Damit lassen sich eine Reihe besonderer stilistischer Effekte erklären, ohne hierfür gleich eine eigene Funktion für das PerfProg zu postulieren. Wenn Jespersen schreibt: "Note the familiar expression he has been drinking with its two implications, that the drink has been 'stronger than water1, and that the drinking has taken place quite recently, so that the effect may still be working" (MEG IV, 195), so können wir anmerken, daß die erste Implikation allein in der Semantik des absolut gebrauchten Verbs drink steckt (sie bliebe auch im SPerf erhalten).

Die Einzelergebnisse dieses Abschnitts lassen sich zusammenfassen und verallgemeinern. Prädikate, die im SPerf ein unmittelbares (d.h. in unmittelbarer Beziehung zum Prädikatsinhalt stehendes) Ergebnis ausdrücken (die Lesart resultant state ist in diesem Sinne zu verstehen), haben typischerweise im PerfProg die Lesart downtoned/modified result oder non-resultative activity, als deren Variante das PerfProg des logischen Schlusses gesehen werden muß. Diese Lesarten stellt man sich am besten auf einer stufenlosen Skala mit den Extrempolen 'unmittelbares Ergebnis' auf der einen Seite und 'kein (nennenswertes) Ergebnis' (= Lesart non-resultative activity) auf der anderen Seite vor. Für die Verteilung zwischen SPerf und PerfProg ergibt sich dann folgendes Bild (Kommentare in eckigen Klammern; Linie trennt SPerf und PerfProg):

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GRUPPE A: unmittelbares Ergebnis (immediate result) —> SPerf (10)

Ha! The snow has ceased falling [sic] (Sayers, 1988:37)

(11)

But you have been simple marvellous, padre (Sayers, 1988:202-204)

(12)

So I've come and told you all about it (Sayers, 1988:121)

(13)

He's done nobody any harm [*He's been doing nobody any harm] (Sayers, 1988:179)

(14)

She [Margret Thatcher] has also appointed her men and women to top positions m the civil service, thus assuring that she gets little backchat from her executive. (Humphrey, 1988)

GRUPPE Bl: abgeschwächtes, unsicheres oder erschlossenes Ergebnis (downtoned, questionable or inferred result) —> PerfProg (je nach Prädikatstyp zusätzlich oft iterativ) (15)

Well, he has been talking a good deal about ropes and hanging [so what do we make of it?] (Sayers, 1988:182)

(16)

[im Laufe eines Verhörs:] 'All right,' he said. 'You've both been suspecting each other and shielding each other. We've grasped that. Now that we've got that clear, let's have the story. (Sayers, 1988:266) [PerfProg of logical inference]

GRUPPE B2: abgewandeltes Ergebnis (modified result) —> PerJProg (17)

You've been working too hard ('You need a rest') (Palmer, 1988:68)

(18) (19)

I've been drinking tea ('that's why I'm late') (Palmer, 1988:68) "Oh, it must have been that other chap," Daintry said. "I've forgotten his name." "Watson?" the brigadier suggested. "Yes, Watson." "So you've even been checking our chief?" (Graham Greene, The human factor, S. 21)

GRUPPE C: kein Ergebnis, Bezeichnung des Geschehens an sich (non-resultative17 sultative activity reading) —> PerfProg

= non-re-

(20)

I've been trying to make out something from the inscriptions on the bell (Sayers, 1988:120)

(21)

Yes, I thought you'd be wondering that. I've been wondering, too (Sayers, 1988:106)

17Mein Terminus non-resultative darf nicht verwechselt werden mit Palmers nil result, das in seinem Beispiel I"ve writlen but they haven't replied (1987:48) vorliegt. Diese Lesart ist dem SPrP vorbehalten und würde von mir schlicht unter resultant State subsumiert Auch wenn hier ein erwartetes Ergebnis ausbleibt, wird dennoch ein unmittelbarer Nachzustand des Getroffen-Seins assertiert Siehe zu diesem Beispiel auch Kap. 3.

166

10.5.2. Die eingeschränkte Kombinierbarkeit des PerfProg und die Anomalie einfacher Prozesse Das SPerf ist mit einer sehr viel größeren Bandbreite von Prädikatstypen kompatibel als das PerfProg; besonders groß ist die Diskrepanz bei Zuständen, bei punktuellen Veränderungen und bei achievements, die sich generell progressive-resistent zeigen, mit dem SPerf jedoch ohne weiteres verbunden werden können. Hinzu kommt, daß viele progressive-ttäge Zustandsprädikate eine Umdeutung als activity (Dynamisierung) im erweiterten Präsens zulassen, im SPerf hingegen nicht. Man vergleiche jeweils (a) und (b): (22) (a) (b)

My sister is being clever again ?My sister has been being clever again

(23) (a) Pete is really a clown. At the moment, he is resembling an ape (b) (i) Pete has always been a clown. ?For a while, he has even been resembling an ape (recent limited state; indefinite PerfProg) (ii) Diele has undergone a surgical operation. ?Since then, he has been resembling an ape Zwei Punkte sind somit für das PerfProg charakteristisch: (a) Es verträgt sich, wie aus obigen Prädikatsbewertungen klar hervorgeht, mit deutlich weniger Prädikatstypen als das SPerf; (b) es ist gleichzeitig restriktiver als das erweiterte Präsens.18 Prädikate wie resemble und be clever zeigen auch, daß man die Menge der mit dem PerfProg möglichen Prädikate nicht aus der Schnittmenge der mit dem Present Progressive und dem SPerf kombinierbaren Prädikate bestimmen kann. Dies erklärt auch, weshalb auf das PerfProg nicht nur in den Kollokationen von ALD und DCE - ich habe von ca. 100 ausgewählten Verben jeweils alle Kollokationen untersucht - sondern auch in den Romanen The nine tailors (Dorothee Sayers) und The secret agent (Graham Greene) nur etwa ein Fünftel bis ein Zehntel aller Perfektbelege auf das PerfProg entfallen.19 Angesichts dieser Restriktivität des PerfProg bedarf es einer Erklärung, weshalb einfache Prozesse wie rain, snow, (the storm) roar nur im PerfProg, nicht aber im SPerf aussagbar sind. Dies ist umso verwunderlicher, als in vielen Situationen das Resultat des

18 Ich führe dies darauf zurück, daß das PrPP im Gegensatz zum Presen! Progressive nicht als Rahmenhandlung im Inzidenzschema fungieren kann. Ein solches Inzidenzschema ist offenbar Voraussetzung für eine dynamische Umdeutung von Zustandsprädikaten, wie sie z.B. in He is being clever (at this moment) vorliegt Ohne dynamische Umdeutung (also bei reinen Zuständen) wird dem Progressive-Merkmal der Zeitweiligkeit und ohne Inzidenzschema dem Merkmal Verlauf (relativ zu einem Zeitpunkt oder Zeitraum) nicht entsprochen. Wenn der u m r a h m t e Zeitpunkt mit dem Sprechzeitpunkt zusammenfallt, braucht er natürlich nicht durch ein Adverbiale spezifiziert zu werden. 19 In meiner Untersuchung habe ich modale VPs im Perfekt (z.B. may have been reading) bewußt ausgeklammert, weil hier das Perfekt in einer Neutralisationsumgebung auftaucht.

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jeweiligen Prozesses präsent ist, was für das inakzeptable SPerf sprechen würde. Beispiele: (24)

George, have a look; the streets are all white. It has been snowing/*has snowed

(25)

Breathe in deep now, the air is clean and fresh. It has been raining/*has rained

(26)

It has been freezing/?has frozen for a very long time now; I wish it would stop

Ich denke, daß auch diese Anomalie solcher Prozesse sich durch das unterschiedliche Verhältnis zwischen Geschehen und Resultat erklären läßt, durch das SPerf und PerfProg miteinander kontrastieren und das in obigen Gruppen zum Ausdruck kommt. Die Nullwertigkeit von Prädikaten wie rain, snow, hail ist für ihre Unverträglichkeit mit dem SPerf insofern verantwortlich, als (a) kein Agens da ist, das durch den Vollzug der Handlung ein bestimmtes Resultat erzielt; das Resultat wird also weder gewollt noch verschuldet und (b) auch ein effiziertes oder affiziertes Komplement bzw. Subjekt fehlt (wie z.B. in sing a song, close the window, (the door) snap open), das von dem Prozeß in irgendeiner Weise betroffen sein könnte. Zudem kann (24) als PerfProg of logical inference gewertet werden, d.h. der Sprecher schließt aufgrund des Vorhandenseins von Schnee darauf, daß es geschneit haben muß, ohne den Vorgang selbst beobachtet zu haben. Prädikate wie (the sea) roar, (the wind) howl, oder (time) pass, die ich mit Matthews ebenfalls zu den einfachen Prozessen rechne, können im Gegensatz zu den nullwertigen Verben in entsprechenden Kontexten im PerfProg stehen, weil the wind, the sea und selbst the time als (personifiziertes) Agens fungieren können (vgl. time heals our wounds). 10.5.3. Atelisierung und Konklusivität 10.5.3.1. Problemstellung Das PerfProg kann, von den iterativ zu deutenden Fällen abgesehen, die Konklusivität entsprechender Prädikate (accomplishments, achievements, punktuelle Ereignisse und Vorgänge usw.) aufheben. Dies gilt auch für andere Progressive-Formen und ist in der Forschung bereits mehrfach aufgezeigt worden. Relativ konzis und als Ausgangsbasis brauchbar ist Schmole-Rostoskys Darstellung, der schreibt: "Da die EF [Expanded Form] unvollendete Handlungen bezeichnet, kommt es bei Prädikaten zu einer sogenannten A-Telisierung. Diese besteht darin, daß nur noch die Ausrichtung auf das Ziel ausgesagt wird, wie z.B. in I've been writing a letter und daß offen bleibt, ob das Ziel der Handlung doch noch erreicht wurde. Je nach semantischer Struktur der Prädikation kann die Zielgerichtetheit unterschiedlich ausgerichtet sein." (1988:261)

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Dies ist korrekt, spart jedoch zwei Problembereiche aus: (a) Der Terminus 'unvollendete Handlungen' wird dem Progressive nicht gerecht. Treffender wäre: Das Progressive bezeichnet den Abschluß eines Geschehens nicht'. Die beiden Formulierungen sind keineswegs synonym, denn die erweiterte Form ist in diesem Punkt gegenüber der nicht erweiterten Form das merkmallose Glied. Twaddell führt hierzu aus: "Much of the difficulty and confusion in describing the signalling functions of English verb constructions has arisen from the attempts to assign a meaning to the lack of one or more of the primary modifications. Thus, it has been a common error to assign some meaning like 'present, non-past' to a construction which lacks the Pasf modification ("He reads Greek") [...] Cautiously avoiding these traps, we can describe the meaning of a verb construction as signalling the semantic content of the lexical verb modified (limited, focussed, extended) by the semantic content of only the actually occurrent grammatical signals." (1968:4)

Was Twaddell hier für das Makrosystem der Verbkategorien beschreibt, gilt auch für das Mikrosystem der Merkmale jeder einzelnen Modifikation und des Prädikats. Ein konklusives Prädikat hat eben im SPerf ein Merkmal mehr (das der Abgeschlossenheit), als im PerfProg. In Twaddells Stil könnte man das Paradoxon, daß das Hinzutreten des Progressive mit der Neutralisation des Merkmals [+/—conclusive] einhergeht, beschreiben als 'Modifikation. II begrenzt den Inhalt des modifizierten lexikalischen Verbs'. Dies wird für die folgende Diskussion wichtig, weil das Fehlen dieses Merkmals entscheidend zur Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten des PerfProg beigetragen hat. (b) Schmole-Rostosky spezifiziert nicht, welche konklusiven Prädikate eine Atelisierung erfahren und welche alternativen Deutungsmöglichkeiten es noch gibt. Im folgenden soll versucht werden, hierauf getrennt zunächst für die durativen Konklusiva und anschließend für die punktuellen Konklusiva eine Antwort zu geben. 10.5.3.2. Durative Konklusiva Schmole-Rostosky läßt die Möglichkeit außer acht, daß konklusive Prädikate im PerfProg als in der Vergangenheit abgeschlossen gedeutet werden können.20 Diese Möglichkeit besteht jedoch und wird immer dann genutzt, wenn das Ergebnis einer abgeschlossenen Handlung nicht von Interesse ist bzw. wenn das Geschehen selbst als

In seiner Dissertation (197S) hat Schmole (jetzt Schmole-Rostosky) die Konklusiva ausführlich diskutiert, spart dabei allerdings die Deutungsmöglichkeit 'in der Vergangenheit abgeschlossen' für den Typ They've been widening the road aus. Solche Fälle werden von ihm entweder als kontinuativ oder als unabgeschlossen gedeutet. Damit liegt er ganz auf der Linie Palmers (siehe hierzu Abschnitt 3.5.1). Es sei angemerkt, daß Schmoles Unterscheidung zwischen telischen {die, paint a portrait) und atelischen Konklusiva (think that, improve) (a) nicht haltbar und (b) sehr unglücklich ist, weil die Termini konklusiv und telisch in der Forschung sonst synonym gebraucht werden (1975:118ff; 141ff).

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wichtiger erachtet wird als sein Abschluß. Betrachten wir zunächst Schmole-Rostoskys Beispiel (27) nebst zwei bekannten Beispielen aus Leech (1987): (27)

I've been writing a letter

(28)

Who's been eating my dinner?

(29)

They've been widening the road

Alle drei Beispiele illustrieren accomplishments-, in allen Fallen wird der Abschluß der Handlungen im Gegensatz zum SPerf nicht assertiert, wie folgende Minimalpaartests illustrieren: (30) (a) (b)

*I've written a novel but I haven't finished it (CGEL, S. 211) I've been writing a novel but I haven't finished it (ib.)

(31) (a) (b)

They've been repairing the road for months (ib., S. 212) *They've repaired the road for months (ib.)

(32) (a) (b)

I've been picking pears (Schmole-Rostosky, 1988:261) *I've been picking twenty pears (ib.)

Solche Beispiele zeigen, daß das PerfProg stehen muß, wenn der Kontext die Unabgeschlossenheit des Geschehens fordert und daß das Progressive (dies gilt nicht nur für das PerfProg) mit einem konklusiven Prädikat, das ein exakt quantifiziertes affiziertes oder effiziertes Objekt enthält, nicht kompatibel ist.21 Hieraus ist jedoch nicht zu schließen, daß (27-29) stets als unabgeschlossen zu interpretieren sind. Interessanterweise drängt sich eine solche Deutung meinen Informanten gemäß in (28) (eat one's dinner) stärker auf als in (27) (write a letter). Das Märchen Goldilock and the three bears, dem (28) entstammt, mag hier eine Rolle gespielt haben, möglicherweise aber auch typische Kontexte, die spontan mit den Beispielen assoziiert werden. Im Kontext What have you been doing? I've been eating my dinner, for example wird auch dieses accomplishment - wenn auch nicht für alle Sprecher - als abgeschlossen (Lesart nonresultative activity) aufgefaßt.22 Ich gebe weitere Beispiele aus unterschiedlichen Textbereichen für eine (zumindest mögliche) abgeschlossene Deutung von accomplishments:

2 ' Ich habe hier die allzu mechanistische Regel Dietrich Nehls' emendiert, wonach "bei Aussagen mit Vervielfältigungszahlwörtern im Ge [Gegenwartsenglischen] nur die NEF stehen kann." (D. Nehls, 1974:81; zitiert nach Schmole-Rostosky, 1988:262). Schmole-Rostosky hatte zu dieser Regel Gegenbeispiele wie ... I was twenty times thinking to let him go (ib.) gefunden, die von meiner Regel ohne weiteres akkommodiert werden können und mit pick twenry pears nicht vergleichbar sind. 22 Beispiel (28), das sich auch in der GCE in §3.42 mit der Deutung "there is some left" befand, wurde in der CGEL in §3.38ff gestrichen.

170 (33)

Molly: I'm going to drink to women - poor things! Alec (who has been opening another bottle): Not yet. Here you are. (Fills glasses) (J.B. Priestley. 1945. Three comedies. London, S. 126; zitiert nach Schmole 1975:303)

(34)

Daffodil (who has been wrapping a rag round his injured hand): Oh it's not tight, Col, it'll come off you again (Johan Arden, Live like pigs. Penguin Plays, S. 180; zitiert nach Schmole, 1975:302)

(35)

"That's dealt with by 6C, isn't it? Daintiy has been explaining things to me. Over the weekend." (Graham Greene, The secret agent, S. 68)

(36)

"What about David's family?" Castle asked. "The office has been seeing to that." (ib.: 184)

(33) und (34) entstammen den in Schmole (1975) untersuchten Bühnenanweisungen. Das PerfProg hat hier die Funktion, begleitende oder Hintergrundshandlungen (Terminus nach Harald Weinrich) zum Ausdruck zu bringen, deren unmittelbares Ergebnis für den Fortgang des aktuellen Geschehens ohne Belang ist. In (33) mag der Zuschauer der Äußerung im PerfProg entnehmen, daß Alec trinkfreudig oder Alkoholiker ist, aber es ist unwichtig zu wissen, daß die Rasche zum Zeitpunkt des Weitersprechens offen ist. Das SPerf würde gerade dies in den Vordergrund rücken, was unnötig ablenken würde. Die beiden Beispiele aus G. Greene sind noch eindeutiger abgeschlossen. Das Adverbiale over the weekend in (35) würde gar das Past Tense erfordern, wäre es in den Satz integriert. Es fungiert jedoch nur als afterthought (siehe hierzu Kap. 8) und ist somit mit dem Perfekt kompatibel. 10.5.3.3. Punktuelle Konklusiva Meine Untersuchung der Prädikate Schopfs folgte seiner Verbeinteilung und unterschied entsprechend punktuelle Ereignisse (knock), punktuelle Veränderungen (cut sth o f f ) und achievements (reach the top).23 Eine Beschränkung des Progressive auf die Prozeßphase des Geschehens wie bei accomplishments ist nicht möglich, so daß sich die interessante Frage stellt, inwiefern hier eine Atelisierung oder eine andere Deutung im PerfProg möglich ist. Da punktuelle konklusive Ereignisse (z.B. catch the ball, shoot a tiger) ja nur den Finalpunkt einer Handlung assertieren und den vorausgehenden Zustand oder Prozeß lediglich präsupponieren, ist leicht ersichtlich, weshalb punktuelle Veränderungen (switch o f f , look up, start one's car), die im Gegensatz zu punktuellen Ereignissen (knock, clap) nicht ohne weiteres auf eine iterative Lesart ausweichen können, kaum d.h. nur mit ungewöhnlichen Lesarten - im PerfProg vorkommen. Dies ist außer-

Zu einer Gesamtbewertung dieser Gruppen auf einen Blick (sowohl im SPrP als auch im PrPP) siehe Kapitel 11.

171

sprachlich bedingt: Ein eingeschaltetes Licht brennt zunächst einmal, ein gestarteter Motor kann nicht noch einmal angelassen werden. Leechs Beispiel ist dennoch iterativ zu deuten: (37)

He has been starting his car

Er kommentiert: "[It] reflects upon the reliability of the car" (Leech, 1987:49). Etwas allgemeingültiger formuliert spreche ich von einer Deutung als versuchte (wiederholte) Handlung (Variante der Lesart change-directed process or activity), wenn punktuelle Veränderungen ins PerfProg gesetzt werden. Es handelt sich um eine gebeugte Lesart, da punktuelle Veränderungen nur die Finalphase erfassen, die das PerfProg aber nicht assertieren kann. Betrachten wir als weiteren Problemfall begin, das zu den punktuellen Veränderungen (Untergruppe aspektuelle Verben) gehört. Es mag zunächst einmal widersinnig erscheinen, begin überhaupt als konklusiv einstufen zu wollen, weil es ja gerade den Beginn einer Tätigkeit und nicht deren Ende bezeichnet. Auch Gareys Testrahmen hilft hier nicht weiter: If someone was beginning and was interrupted while beginning, has he begun? (1957:105) =»=> Yes/No?

Wie bereits in dem Abschnitt über Konklusivität dargelegt, halte ich es für notwendig, alle punktuellen Verben als konklusiv einzustufen. Punktuelle Verben assertieren nämlich im Gegensatz zu nicht-konklusiven Verben stets den Abschluß einer Handlung. Ihr Geschehenskonzept ändert sich nicht, wenn ein (affiziertes oder effiziertes) Objekt unmittelbar angeschlossen wird, wie dies bei vielen atelischen Transitiva der Fall ist. Man vergleiche: A Telisierung atelischer Transitiva: read (nicht konklusiv) - read Dickens (konklusiv) [aber: read about Dickens (nicht konklusiv)] eat (nicht konklusiv) - eat an apple (konklusiv) [aber: eat a part of an apple (nicht konklusiv)] write (nicht konklusiv) - write a letter (konklusiv) [aber: write about Shakespeare (nicht konklusiv)]

B punktuelle Verben (immer konklusiv): begin - begin a novel [ebenso konklusiv: begin with a novel (Bedeutungsänderung)] start - start a career [ebenso konklusiv: start with a (domestic) career (Bedeutungsänderung)] finish - finish the story [ebenso konklusiv: finish with the story (of Buffalo Bill)]

Begin ist somit ebenso konklusiv wie die intransitiven Verben knock oder clap, bei denen Gareys Test wegen der möglichen iterativen Deutung von be knocking/clapping versagt. Das SPerf dieser Verben assertiert auf jeden Fall den Abschluß des Geschehenskonzepts, wenngleich dies bei dem Problemverb begin paradox erscheinen mag. Der Übergang von einem Vorzustand A zu einem Nachzustand B wird jedoch unzweifelhaft vollzogen: I have begun (to read/write) the novel impliziert immer: I am

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somewhere in the novel. Wenn nun aber begin als punktuelle Veränderung im Gegensatz zu knock (punktuelles Ereignis) sich einer iterativen Lesart widersetzt, kann es dann überhaupt im Progressive stehen? Es ist zunächst einmal geläufiger im Past Progressive als im PerfProg; dort gibt es zwei Möglichkeiten, dem durativen Charakter des Progressive Rechnung zu tragen: (a) Was beginning wird verstanden als was about to begin, d.h. als Assertion der sonst nur implizierten Vorphase, ohne Abschluß. Der Kontext legt fest, ob eine iterative oder eine semelfaktive Deutung in Frage kommt. (b) Insbesondere in der Formulierung be only just beginning, wie z.B. in (At that time,) We were only just beginning kann das Progressive auch die auf den Beginn unmittelbar folgende Nachphase assertieren. Etwas wurde zwar begonnen, ist aber noch nicht weit gediehen. Das PerfProg hat nur Deutungsmöglichkeit (a), was in He has been starting his car automatisch den Schluß 'mißlungen' bedingt. 24 Gleiches gilt für begin, wobei für das PerfProg sich die iterative Deutung wesentlich stärker aufdrängt als im Past Progressive.25 Lesart (b) ist auf das Inzidenzschema beschränkt, und steht dem PerfProg nicht offen. 10.5.4. Multiple-class membership der Verben feel, hear, see, smell und taste und das PerfProg Die Verben der Wahrnehmung (feel, hear, see, smell, taste) gelten allgemein als relativ progressive-feindlich. Ein entsprechender Standpunkt wird z.B. in Hornby (1975:§2.61) vertreten. Beanstandet wird eine solche Einschätzung von Jergensen (1990), der sich um authentische Belege für Wahrnehmungsprädikate im Progressive bemüht hat. Zunächst einmal ist jedoch zu klären, in welchen Funktionen diese Verben auftreten können. Aus einer entsprechenden Usage-Note des ALD erfahren wir:

Die Implikation 'mißlungen' können auch einige Achievement-Prädikate haben, sofern sie im PrPP für den Sprecher Oberhaupt akzeptabel sind. Für manche Informanten kann He's been winning the race/reaching the station bedeuten, daß es bei einem oder mehreren Versuchen geblieben ist (daher oft auch die ironische Wirkung des PrPP). Auch dies ist eine Folge der atelisierenden Kraft des PrPP. Bei punktuellen Prädikaten drängt sich eine solche Deutung jedoch wesentlich stärker auf. Es ist besonders interessant zu beobachten, daß Iterativität meist mit einer Atelisierung einhergeht, die dann natürlich die Lesart resultant state ausschließt und allenfalls die Lesart downtoned/modified result oder non-resultative activity zuläßt. Somit ergibt sich eine besondere Affinität des PrPP zu iterativen Lesarten; They've been contacting John wird aufgrund der Ausblendung des Resultats schneller iterativ gedeutet als They've contacted John. Erzwingt man beim SPrP durch ein Häufigkeitsadverbiale wie often oder frequently eine iterative Lesart, so wird die Lesart resultant state ebenso wie bei den bereits besprochenen Adverbialien der Wahrscheinlichkeit abgeschwächt zu downtoned/modified result oder non-resultative activity, was einer weitgehenden Neutralisierung von SPrP und PrPP in entsprechenden Kontexten gleichkommt. In D. Sayers'... I have frequently wondered... what you must have thought of us... könnte unterschiedslos auch das SPrP stehen.

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"There are several verbs relating to the five senses of sight, smell, hearing, taste and touch. They are often used with the verb can. Normally only the simple tenses are used. 1 See, smell, hear, taste and feel indicate the experiencing of something through one of the senses: He saw a light in the window. [...] 2 These verbs can also indicate somebody's physical ability to perceive with the senses: He can't see, hear etc. very well. 3 [They] are used to describe how somebody or something is experienced through one of the senses [...] The wine tastes like water [...] 4 [They] can indicate that somebody is making a deliberate effort to perceive something [...] 7 can't see the spot.' 'Well, look harder.' 5 Feel and look can express the physical or emotional state of a person. Here the continuous tenses can be used: [...] He was feeling tired so he didn't come to the party." (ALD 4 1989 unter feel, Hervorhebungen von mir)

Das ALD liefert hiermit eine Aufstellung der Funktionen dieser Verben (sofern sie noch mit Sinneseindrücken zu tun haben), klärt aber nicht hinreichend darüber auf, wann das Progressive benutzt werden kann und wann nicht. Soll man aus obigen Ausführungen etwa schließen, daß in den Bedeutungen 1-4 das Progressive nicht steht oder daß es auf die Verben feel und look in Bedeutung 5 beschränkt ist? Beides wäre nicht haltbar. Eine tragfähige Grundlage zur Beurteilung der Progressive-Kompati bi lität liefert Palmer. Gemäß seiner Einteilung erhalten wir für smell, taste und feel folgendes Muster (1988:75-76; hier neu zusammengestellt; Beispiele unter (Ib) ergänzt): (la) (Ib) (II) (III)

I (can) smell flowers. I (can) taste salt in the soup. I (can) feel something rough I can smell a flower at a distance/taste the slightest amount of salt/feel the faintest wind upon my cheeks I'm smelling the flowers. The cook is tasting the soup. I'm feeling the cloth The flowers smell lovely. The soup tastes salty. The cloth feels r o u g h ^

See und hear haben keine analoge Polysemie, wie folgende Beispiele Palmers zeigen (ib.:66): (la) (Ib) (II) (III)

I (can) see my brother. I (can) hear music I can see the oncoming traffic even if it's dark. I can hear the softest sounds I'm looking at my brother. I'm listening to the music He looks well. It sounds beautiful

In intransitiver Funktion mit der Bedeutung "having the quality to produce the sensation' (Palmer, ib.) gelten alle diese Verben zu Recht als progressive-resistent, wenngleich man dies nicht als kategorische Regel aufstellen kann. In Schopfs Prädi-

Die CGEL erläutert den gleichen Tatbestand und unterscheidet zwischen den Punktionen perceiver at S(l can see the house, Can you smell the soap7) und percept at S (The singing sounded far away) und bemerkt "The English language lacks special agenlive perception verbs for the other three senses of touch, smell and taste, so that the Stative verbs feel, smell, and taste must do duty here, as well as for the two slalive meanings." (S. 204) Beispiele der CGEL für "agentive perception" sind I'm feeling for the light switch, I'm smelling the roses, I'm tasting the wine, to see how sweet it is. (ib.) Ich ziehe hier jedoch Palmers Darstellung als die ursprünglichere (1. Auflage 1965) vor.

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katssystem sind sie entsprechend ihres Verhaltens zu den koextensiven Zuständen zu rechnen. Im SPerf ist (allerdings in seltenen Kontexten) eine iterative Deutung solcher Prädikate möglich, wie z.B.: (38)

Whenever we have complained about your waiter, the soup has been tasting salty

Kategorie II ist regelrecht "progressive-heischend"; diese Verben müssen im Präsens geradezu im Progressive stehen, wenn sie nicht im Sinne von (I) interpretiert werden sollen. Smell ('sniff at', z.B. Why are you smelling the milk? Does it smell sour? (Thomson/Martinet, 1986:155)), taste ('test the flavour of; She was tasting the pudding to see if it was sweet enough (ib.)) und feel ('try to find by touching' (ib.)) gehören hier in die gleiche Gruppe wie die von Hause aus dynamischen Verben look at und listen. Sie können selbstverständlich ohne weiteres im PerfProg stehen: (39)

Why is it still so dark? I've been feeling for the light switch, but I can't find it [continuative oder non-resultative activity]

(40)

They've been tasting your soup and they find it delicious [modified or downtoned result]

Länger beschäftigt uns Kategorie I, die eine konkrete Wahrnehmung im Einzelfall (aktualisierte Wahrnehmung; (Ia)) oder die allgemeine Fähigkeit, etwas wahrzunehmen (Ib) bezeichnet (Bedeutungen 1 und 2 des ALD). (Tb) ist relativ klar auf die nichterweiterte Form beschränkt, da hier permanente, koextensive Fähigkeiten zum Ausdruck kommen, die mit der für das Progressive charakteristischen temporariness unvereinbar sind. Gruppe (Ia) kann durchaus mit dem Progressive verbunden werden und trotzt damit einschlägigen Listen sogenannter non-progressivisable verbs in Schulgrammatiken. Jargensen (1990) hat hierzu aufschlußreiche Belege gesammelt, aus denen ich die für das PerfProg herausgreife (1990:442): (41)

He has lately been hearing about your convent [...] (Agatha Christie. 1964. The hound of death. Fontana, S. 12)

(42)

...the fuss he made. I've been hearing about it from Tredwell. (Agatha Christie. 1962. The seven dials mystery, S. 29)

(43)

I've been hearing about Mrs. Silver. (Patricia Wentworth. 1965. The fingerprint. Penguin, S. 68)

Jorgensen sagt, er habe 16 solcher Fälle von 12 Autoren gesammelt (jedoch nur die obigen drei publiziert). Ein weiterer Beleg Jespersens sei hinzugefügt: (44)

That's why we haven't been hearing from Geoffrey (Bennett. 1926. Lord Raingo (Jespersen, MEG IV: 195))

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Die Ähnlichkeit der vier Belegstellen ist verblüffend. Sie legt die Vermutung nahe, daß das PerfProg eine besondere Affinität zu hear in der etwas abstrakteren Bedeutung 'in Erfahrung bringen', 'Neuigkeiten erfahren von' hat. Selbst in dieser Bedeutung muß das PerfProg jedoch als besonders markierter Fall angesehen werden; für das SPerf lassen sich hier wesentlich mehr Belege anführen. Beispiele aus D. Sayers, The Nine Tailors:27 (45)

The name seems familiar. Have I not heard of it in connection with - ah! I have it (11)

(46)

'Fine' said the Rector. 'As firm and true as any ringing I have ever heard ...' (36)

(47)

How is William Today [sic!] this morning, I wonder? Has anybody heard? (39)

(48)

Pleased to meet you, my lord. I've heard of you through my old friend Inspector Snugg (90)

(49)

I've heard of him; he pulled my car out of the ditch one day (107)

(50)

You say you've heard already about what happened that night (116)

(51)

He's a good talker, though. I've never heard a better (137)

(52)

... but we haven't heard yet if he'll come (150)

(53)

I have heard tell as it was different in Oliver Cromwells time, but we don't get a great lot now (154)

(54)

... since that time I have heard nothing from him (166)

(55)

It's about the bird your brother-in-law gave you? I've heard about him from Mrs Tebbutt (212)

(56)

Oh, Miss Thorpe! Miss Thorpe! I see you have heard the news (287)

Neun der elf Belege haben auch die Bedeutung 'erfahren'; die Lesarten schwanken zwischen occurrence und resultant mental State, wobei sich letztere als kombinatorische Variante der Lesart experiential mit private states deuten läßt. Das PerfProg in (41-44) hat demgegenüber Palmers Lesart 'sporadic repetition' (1988:64; eine Variante meiner Lesart series of occurrencesJ28 und grenzt sich vom SPerf durch das Merkmal In D. Sayers' The Nine Tailors übertraf hear mit insgesamt zwölf Belegen alle anderen Verben bei weitem. Kein einziger Beleg für hear (auch nicht für ein anderes Verb der Wahrnehmung) entfiel auf das PrPP. Palmer illustriert die sporadic-repetition-Funktion des Progressive u.a. mit dem Beispiel She's been dropping things recently (1988:64), verschweigt aber den wesentlichen Anteil des (unbestimmten) Artikels im Plural für diese Lesart Ich sehe hierin jedoch keine selbständige Funktion oder Lesart des PrPP, sondern nur eine kombinatorische Variante der PrPP-Lesart 'series of occurrences'.

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recency (man vergleiche z.B. (41) mit (54)) sowie dadurch ab, daß es stärker eine Wiederholung evoziert (in (42-44)). Hear im PerfProg ist jedoch auch in ganz konkreter Bedeutung möglich: (57)

She was asking him if he was listening. "I've been hearing it some time", she added (J.B. Priestley. 1945. Benighted. London: Heinemann, S. 132; zitiert nach Schmole, 1975:183)

Hier haben wir eine kontinuative Lesart (gestützt durch some time), bei der hear als private state verb mit der entsprechenden activity kontrastiert. Palmers Beispiel (58a), das der Illustration des Typs (Ia) dient, wäre ebensogut im PerfProg (58b) denkbar: (58) (a) (b)

I'm actually hearing your voice! (Palmer, 1988:74) I've actually been hearing your voice (on the telephone)

In meiner Terminologie hat hier das PerfProg die Lesart occurrence oder series of occurrences-, zum Sprechzeitpunkt ist nur relevant, daß der Vorgang stattgefunden hat, nicht aber ein darüber hinausgehendes Ergebnis. Die reine Betonung des Vorgangs an sich oder der (sporadischen) Wiederholung rechtfertigt auch das PerfProg mit anderen Sinneswahrnehmungen: (59)

Doctor, the operation has been successful! I've actually been feeling your finger under my toe

(60)

'But her husband has been dead for six months as you know.' 'Believe it or not, his widow has been seeing him lately' [iterativ]

Eine besondere Domäne des Progressive ist nach Jorgensen die übertragene Bedeutung von see und hear in der Bedeutung 'sich etwas einbilden' (häufig in den Kollokation see/hear things, see in one's mind's eye). Folgende Belege seien herausgegriffen (1990:441-442): (61)

Bells, ringing. I've been hearing bells (E. Albee, 1962. Who's afraid of Virginia Woolf, Giants Cardinal Ed., S. 174)

(62)

'What does Mrs Dacres say?' - 'Says I was imagining it. Says I was seeing things' (A. Christie. 1957. Three act tragedy. Fontana)

(63)

Tommy was seeing in his mind's eye the docks (Edward Weeks. 1963. "Introduction" to Joseph Conrad. Three short Novels. Bantam, S. viii)

In der übertragenen Bedeutung 'sich einbilden' haben see (things) und hear (things) eine stärkere Affinität zum Progressive, weil sie hier meist resultatslose, temporäre Zustände bezeichnen, deren Verlauf oder Wiederholung (z.B. in (61)) die erweiterte Form betont. In dieser Funktion gehören sie ebenso wie think, imagine, hope, plan, forget und believe zu Palmers Gruppe der mental activities - ich spreche lieber von

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mental states -, die sich allerdings nicht als homogene Gruppe verhalten und ebenso wenig wie hear und see pauschal als progressive-feindlich eingestuft werden sollten. Wir haben damit Verben der Wahrnehmung in vier verschiedenen Funktionen untersucht und jeweils nach der Kompatibilität im Progressive gefragt. Dabei gab es zwei Möglichkeiten: (a) Das Prädikat in der jeweiligen Funktion kommt im PerfProg nicht vor; (b) der Kontext erfordert eine progressive-spezifische Lesart. Ausgespart blieben bisher Prädikate des Typs 5 der ALD - Usage-Note -wie feel ill oder look pale, die eine dritte Möglichkeit ausschöpfen: Sie weisen keinen wesentlichen Bedeutungsunterschied zwischen EF und NEF auf. Sie gehören zu den Verben der körperlichen Wahrnehmung wie (my feet) hurt, (my back) ache und bezeichnen im Gegensatz etwa zu work hard auch im einfachen Präsens keine Gewohnheit und keinen eternaltruth-state, sondern wie das Progressive nur einen aktualisierten Zustand.29 Überraschenderweise zeigen diese Verben kein analoges Verhalten im Perfekt: Dort ist das PerfProg dem SPerf - von wenigen Kontexten abgesehen - eindeutig vorzuziehen. Man vergleiche: (64) (a) (b)

I have been feeling ill (lately) ?I have felt ill (lately)

(65) (a) (b)

My back has been aching ?My back has ached

Das SPerf wirkt hier relativ stark resultativ und könnte aufgrund dessen allenfalls einen bestimmten (gewissermaßen markanten) Vorfall fokussieren. Diese Wirkung ist meist unerwünscht; relevant ist in den meisten Kontexten der zeitweilige (optional iterative) Zustand an und für sich und nicht sein unmittelbares Resultat. Fazit. Die Verben feel, hear, see, smell und taste haben eine Vielzahl von Funktionen. Von den fünf Funktionen, die das ALD auflistet, wurden nur zwei als wirklich progrexs/ve-feindlich angesehen: (a) die Bezeichnung der allgemeinen Fähigkeit, etwas wahrzunehmen und (b) die Bezeichnung eines koextensiven Zustands (smell lovely). In der Bedeutung 'etwas durch die Sinne erfahren' kann hingegen durchaus das PerfProg stehen, und zwar besonders in den übertragenen Bedeutungen: 'hear/see things', 'see in one's mind's eye' und im Falle von hear in der Bedeutung learn'. Dies wurde durch die Zeitweiligkeit und oft gegebene (sporadische) Iterativität solcher Zustände begründet. Eine Anomalie im Perfekt weisen schließlich feel ill und andere Prädikate der körperlichen Wahrnehmung auf, bei denen die EF und die NEF im Präsens nur stilistische Varianten sind, während im Perfekt die EF eindeutig dominiert. Auf

Damit sei nicht behauptet, daß She feels ill und She's feeling ill oder Her back aches und Her back is aching völlig synonym seien. Durch das Progressive kann die Zeitweiligkeit noch stärker betont werden. Man kann hier jedoch nicht von einer Opposition sprechen, wie sie zwischen He works hard und He is working hard besteht.

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eine Nivellierung des Bedeutungsunterschiedes zwischen SPerf und PerfProg werde ich im folgenden Abschnitt eingehen. Ich stimme Jorgensen in seinem Fazit zu, wonach das Progressive dieser Verben nicht, wie von Hornby postuliert, mit einem Bedeutungswandel korreliert (Hornby, 1975:§2.61; Jorgensen, 1990:443-444). Dies gilt nur für temporäre und koextensive Zustände (be clever, be afraid), die infolge der Dynamisierung durch das Progressive als activities gedeutet werden müssen und sich dadurch von mentalen und Wahrnehmungszuständen deutlich unterscheiden. 10.5.5. Nivellierter Bedeutungsunterschied zwischen SPerf und PerfProg Einige Prädikate weisen keinen nennenswerten Bedeutungsunterschied zwischen SPerf und PerfProg auf, weil ihr Geschehenskonzept in vielen Standardkontexten keine oder keine nennenswerten Resultate zuläßt. Hierher gehören eine Reihe von private verbs (mentale Aktivitäten, Sinneswahrnehmungen etc.). Absolute Synonymität gibt es im Bereich der Tempussemantik jedoch nicht; d.h. die (potentielle) Distribution solcher Prädikate im SPerf und im PerfProg ist nicht identisch. Die Austauschbarkeit beider Formen ist also auf bestimmte Kontexte begrenzt. Dies illustrieren die folgenden SPerf-Belege für wonder (mental activity), in denen auch das PerfProg stehen könnte, während in (68) das SPerf unangebracht wäre: SPerf: (66)

Since your delightful visit to us in January, I have frequently wondered, ... what you must have thought of us ... (Sayers, 1988:78)

(67)

Harry Gotobed had left a bucket of water in the coke-house, so I didn't have to draw any from the well, though I've often wondered if he noticed next day that the water had gone. (Sayers, 1988:273)

PerfProg: (68)

Yes, I thought you'd be wondering that. I've been wondering, too (Sayers, 1988:106)

Die im Gegensatz zu (66) und (67) einmalige Handlung in (68) hätte im SPerf eine zu stark resultatsorientierte Lesart (etwa fulfilment), die hier völlig unangebracht wäre. In Verbindung mit Häufigkeitsadverbialien (frequently in (66); often in (67)) hat das SPerf die in isolierter Umgebung nicht vorkommende Lesart series of occurrence und fallt damit mit dem PerfProg (bis auf die stilistische Wirkung) zusammen. 10.6. Zusammenfassung der Ergebnisse Der Überblick über die Lesarten englischer Prädikate im SPerf und im PerfProg, geordnet nach Geschehenskonzepten, hat gezeigt, daß das PerfProg nicht einfach die

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Summe der Merkmale des Perfekts plus des Progressive ist, sondern auf zum Teil recht eigenwillige und komplexe Weise mit den einzelnen Prädikatstypen interagiert. Die Bewertung der einzelnen Gruppen läßt sich in einer kurzen Zusammenfassung nicht unterbringen, wohl aber wesentliche generelle Charakteristika des PerfProg: Das PerfProg ist mit einer Reihe von Prädikatstypen (überwiegend Zustände) nicht kompatibel oder nur infolge einer Dynamisierung, d.h. einer regelrechten Umdeutung des Geschehenskonzepts, interpretierbar. Das isolierte PerfProg bezeichnet fast nie bis zum Sprechzeitpunkt andauernde Situationen. Dies hat es mit dem SPerf gemein. Als einzige Ausnahme sind hier die - im PerfProg allerdings sehr marginalen - temporären Zustände (Gruppe B2 der Schopfschen Prädikate) zu nennen (John has been being friendly/naughty/kind/brave etc.), die auch ohne entsprechendes Adverbiale kontinuative Lesarten haben können. Zustände sind allerdings insgesamt im SPerf recht selten. Im Gegensatz zum isolierten SPerf assertiert das PerfProg den Abschluß einer Situation nicht. Dies ist nicht synonym mit der Aussage, das PerfProg bezeichne unabgeschlossene Situationen. Vielmehr bleibt offen oder es wird vom übrigen Kontext entschieden, ob eine Situation (z.B. in I've been cleaning the windows) abgeschlossen wurde oder nicht. Im Gegensatz zum Past Progressive kann das PerfProg keinen Rahmen für das Inzidenzschema (in keiner Variante) bilden. Dies ist durch das indefinite-referenceMerkmal bedingt. Das PerfProg hat bei Prädikaten, die im SPerf die Lesart resultant state haben, häufig (sofern überhaupt interpretierbar) die Lesarten modified/downtoned result oder non-resultative activity (d.h. Bezeichnung des reinen Geschehens an sich, ohne jede Resultativität). Während also das SPrP in diesen Fällen ein Ergebnis aufweist, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Geschehen des Prädikats steht (/ have cut my finger --> there is a cut in my finger; I have read the newspaper —> I am well informed about what happened yesterday; I have seen that man before —> I know what he looks like), wird dieses Ergebnis vom PerfProg abgeschwächt, modifiziert (d.h. es liegt in Nebeneffekten, die nicht typisch für die vom Prädikat ausgedrückte Handlung sind) oder es geht gegen Null. Das PerfProg der logischen Schlußfolgerung ('PerfProg of logical inference', z.B. Your eyes are red. You have been crying) weist ebenfalls ein nur mittelbares Verhältnis zwischen Verbalhandlung und Resultat auf. SPrP und PerfProg können auf einer stufenlosen Skala mit den Polen 'stark resultativ' und 'nicht resultativ' angesiedelt werden. Bei konklusiven Prädikaten weist das PerfProg eine atelisierende Funktion auf; d.h. die Konklusivität dieser Prädikate wird aufgehoben. Diese Atelisierung ist bei accomplishments (knit a sweater) nicht so stark ausgeprägt wie bei achievements (win a race). Bei punktuellen Veränderungen weicht das PerfProg auf die Vorphase des Ge-

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schehens aus; solche Prädikate werden dann häufig als iterative mißlungene Versuche interpretiert (has been beginning, has been starting his car). In bestimmten Kontexten muß man eine Neutralisation des Bedeutungsunterschieds zwischen SPrP und PerfProg anerkennen. Dies ist insbesondere bei kontinuativen Lesarten mit einem entsprechenden Adverbiale (for two weeks, up till now) sowie in Verbindung mit Wahrscheinlichkeitsadverbialien (possibly, probably, perhaps) der Fall, die die Lesart resultant state des SPrP zu downtoned/modified result abschwächen.

11. Das englische Perfekt im Überblick 11.1. Eine neue Übersicht über englische Prädikate Im folgenden soll versucht werden, die klassifikatorischen Schwächen sowohl der Prädikatstypologie Schopfs als auch derjenigen der CGEL in einem neuen System nach Möglichkeit auszumerzen oder sie doch zumindest deutlich zu verringern. In Abschnitt 11.2 wird dieses System als Grundlage für eine integrative Gruppenbewertung der in den Kapiteln 9 und 10 untersuchten Prädikate herangezogen. Im Vordergrund stand dabei die Vergleichbarkeit der Lesarten im einfachen und erweiterten Perfekt, so daß ich für das SPerf und das PerfProg die gleiche Klassifikation benutze. Damit mußte auf minimale Distinktivität verzichtet werden, d.h. das System weist insbesondere für die Bewertung des SPerf deutliche Redundanzen, wie z.B. die nur für das PerfProg erforderliche, relativ feine Differenzierung im Bereich der Zustände auf. Tafel 11.1 zeigt das neue Gesamtsystem mit einigen ausgewählten Beispielprädikaten. Die Verbübersicht in Tafel 11.1 ist zwar Fig. 4.27 der CGEL (S. 201) sowie der Verbklassifikation Schopfs (1984) verpflichtet, erschöpft sich jedoch keineswegs in einer Integration beider Systeme. Die Prädikatsklassen wurden fortlaufend von (1) bis (19) durchgezählt. Soweit möglich wurden jedoch Merkmale und Termini der CGEL bzw. Schopfs beibehalten, um die Identifizierung gewohnter Verbklassen zu vereinfachen, aber auch um Abweichungen und Neueinteilungen schneller transparent zu machen. Die Kennbuchstaben verweisen auf die Untersuchungen der Prädikatsgruppen Schopfs in den Kapiteln 9 und 10, so daß der Leser dort Einzelbewertungen der entsprechenden Prädikate nachschlagen kann. Mein System ist deutlich asymmetrischer als das der CGEL, was zwar zu Lasten der Ästhetik geht, aber den sprachlichen Gegebenheiten besser gerecht wird. Die hier gebotene Klassifikation weist die folgenden Eigenheiten auf: (a) Entgegen Schopf halte ich den CGEL-Binarismus von Zuständen und dynamischen Prädikaten für tragend und sinnvoll. Schopfs mit Blick auf die Lokativa erhobener Einwand des "zirkulären Erklärungsgehalts" dieser Kategorie (siehe Abschnitt 9.4.1) kann durch die Anwendung nachfolgender Testmerkmale entkräftet werden. (b) Die Stance-Werben, hier in Anlehnung an Schopf als Lokativa' bezeichnet (er nennt sie auch 'Verben der Ruhe und der Lage im Raum'), wurden mutig zu den Zuständen gezählt und nehmen keine Zwitterstellung zwischen Zuständen und dynamischen Prädikaten mehr ein. Ausschlaggebend hierfür waren die von Schopf adduzierten insgesamt sechs Testmerkmale (1984:94), durch die sich Zustände im Idealfall von dynamischen Prädikaten unterscheiden (Beispiele und Bewertungen in Klammern von mir hinzugefügt):

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(1) Sie lassen keinen Imperativ zu (?Lie!; 1Stand\)\ (2) sie erlauben keine do-Periphrase; (3) sie fungieren nicht als Komplemente von force und persuade; (4) sie vertragen sich nicht mit den adverbs of manner (*lie intentionally, aber live deliberately); (5) sie werden im Simple Present nicht iterativ gedeutet; (6) sie weisen das Progressive ab QJohn is being tall aber John is Standing there). Nur die letzten beiden Kriterien (wovon (5) sehr unzuverlässig ist) weisen den lokativen Prädikaten eine Gemeinsamkeit mit dynamischen Prädikaten zu. Neben den Kriterien (l)-(4) spricht, wie Schopf zeigt, auch das Verhalten im Inzidenzschema (ein Ereignis kann hier unmittelbar auf ein anderes folgen, ein Zustand aber nicht) für eine Klassifizierung der Lokativa als Zustände: When I found John, he ran away / *lay in a ditch (Schopf, 1984:95). (c) Die Zustände wurden binär unterteilt in locative und non-locative states. Gegenüber einer (zunächst näherliegenden) Gleichberechtigung der vier Stare-Gruppen permanent, temporary/permanent, temporary und locational wurde dieser Lösung der Vorzug gegeben, weil alle non-locative states eine einigermaßen homogene Progressive-Resistenz aufweisen, während die lokativen Prädikate im Progressive außerordentlich geläufig sind. Die nicht-lokativen Zustände sind überwiegend ascriptive (Prototypen John is tall; This liquid contains alcohol) oder equative (Prototyp: John is the chairman), d.h. sie weisen einem Subjekt eine charakteristische Eigenschaft, eine Funktion oder einen (nicht objektiv verifizierbaren) private State (im Sinne Palmers) zu. Die lokativen Prädikate sind hingegen als deskriptiv zu charakterisieren, d.h. sie übermitteln gemäß Lyons' Definition faktische, d.h. prinzipiell objektiv verifizierbare Zustände (vgl. Lyons, 1977:51).1 Ich habe in der Grafik das allgemeinere (allerdings auch weniger sprechende) Merkmal non-locative dem Label ascriptive vorgezogen, weil insbesondere die Klassifizierung einzelner Wahrnehmungsprädikate (z.B. hear the explosion-, Gruppe 9) als askriptiv problematisch ist (wenngleich die Explosion gar nicht stattgefunden haben muß). (d) Eine neu gefaßte Unterkategorie der zeitweiligen Zustände bilden die happy states (mein Terminus), für die die CGEL kein eigenes Schubfach hat (außer der übergeordneten Kategorie State). Sie umfaßt Prädikate, die aus be + Komplement bestehen,

' Lyons assoziiert 'deskriptiv' mit Bühlers 'Darstellung' und möchte in Anlehnung an das Organon-Modell zwischen der deskriptiven, der sozialen und der expressiven Sprachfunktion trennen. Einen unmittelbaren Kontrast zwischen deskriptiv und askriptiv hat er nicht im Sinn. Askriptive Äußerungen (He is an American) sind bei ihm offensichtlich auf Prädikate mit Subjektkomplement (also auf die copular verbs der CGEL) beschränkt und werden gegenüber transitiven und intransitiven Äußerungen abgegrenzt (1977:435-438), während hier askriptiv als rein semantisches Label für eine bestimmte Gruppe von Zuständen verstanden wird und auch z.B. auf private states wie John loves her bezogen werden kann. Die hier vorgeschlagene Dichtomie askriptiv - deskriptiv existiert bei Lyons nicht, da er beide Begriffe in unterschiedliche Systeme einordnet.

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Tafel 11.1: Eine neue Prädikatstypologie: Überblick — (1) qualities (A) be tall / short-sighted / German, have two legs, be a orphan —peimanent-

— (2) relations (E) contain, consist of, hold, depend, resemble, rely on, derive from, yield, weigh, cost

—non locative

(3) mental (F) know, believe, think (that), understand — (4) emotional/attitudinal (G) love/hate/ -temporary/— admire / detest / want sb/sth, permanent — (5) habitual (K) rule England, grow potatoes — (6) generic

(L) drive a cab, go to school, smoke

— (7) bodily sensation (I) (feet) hurt, (back) ache, feel ill —temporary(8) happy states (B) be happy/ asleep / tired, have debts — (9) perceptual

sta — tive

-(10) p o t e n t i a l

(incl.

(H) hear / see/feel / taste sb/sth

ergative)

and

other

states

fold/ open easily, sell well, matter

-(11)

locative

(Stance)

(J)

live, stand, lie, sit, lean, stay

—(12)

conclusive

= accomplishments

incre—



mental

-

non-conclus ive

_

eff.)

(V,

(M, O) dance,



(14)

simple

processes

(N)

rain, snow, (storm) roar

nonnon agent- — i v e (N)

(15) q u a n t i f i e d

—(16) incremental dry (of hay)

(S, T,

processes

blush, sneeze, cough, smile U) grow older, increase, accelerate,

-(17) achievements (W) reach the hilltop, find a room, defeat the enemy, arrive at the station, discover the virus, win a race

punc tual

V')

smoke, tamper with a lock, walk, run, think (about)

non —

dy

and

— (13) a g e n t i v e = a c t i v i t i e s

dura tive

l_

(affect,

write a letter, run a mile, wash the car, drink a cup, eat one's dinner

-(18) changes (of state, process, aspectual; R, R', R' 1 ) switch off the light, blow open, look up, sit back, stop talking, start to snow -(19) events (processual, of state; 0/ 0') knock, (door) bang, (rifle) crack

hiccup,

(P)

184

wobei aber das Komplement keine permanente Eigenschaft (wie be German) ausdrücken darf. Damit wird eine sehr einfache terminologische Unterscheidung zwischen der übergeordneten Gruppe der temporären Zustände und den temporären beKomplementen möglich. (e) Neu ist auch die Annahme einer Gruppe von Zuständen, deren Deutung zwischen permanent und temporär schwankt. Dabei kann die Verbergänzung den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben: I know that 2 plus 2 makes 4 kann als Erkenntnis einer eternal truth gelten, und Tom believes in God ist eine ebenso permanente Charakterisierung wie Tom is intelligent, während She knows that he is wrong und He simply doesn't believe it temporäre Zustände ausdrücken. Meine Dreiteilung der nicht-lokativen Zustände ist als Idealisierung zu verstehen; die sprachliche Wirklichkeit ist hingegen von fließenden Übergängen geprägt. (f) In der CGEL bilden die private states (Terminus von Palmer), zu denen die intellectual, die emotional, die perceptual states und die states of bodily sensation (siehe Tafel 9.3.1) gehören, keine homogene Gruppe mehr, sondern werden je nach Charakteristik den rein temporären oder den temporär/permanenten Zuständen zugeschlagen. Die etwas heterogene und bei Schopf fehlende CGEL-Gruppe der "other states of being and having" (§4.31) konnte zwar auch hier nicht vollkommen aufgelöst, aber doch deutlich reduziert werden. Verben wie hold und contain, die sich laut CGEL in dieser Gruppe befinden, können jetzt zu den relationalen Verben gezählt werden. (g) Das Merkmal conclusive wurde - der voraufgehenden Diskussion gemäß - neu definiert, was neben der Neubewertung einer Reihe von Prädikaten eine der wesentlichen Asymmetrien des Systems mit sich bringt. Das Merkmal ist nunmehr nur noch für die durativen Verben von Belang, da jetzt alle punktuellen Prädikate als konklusiv eingestuft werden. Durative konklusive Prädikate sind gleichbedeutend mit accomplishments. (h) Das Merkmal agentive wurde im Sinne der CGEL nur dann verwendet, wenn der Urheber einer Handlung diese bewußt herbeiführt (§ 10.19); das Vorhandensein eines menschlichen oder belebten Subjekts allein genügt hier noch nicht. Entsprechend rechne ich Verben wie hiccup, cough oder sneeze zu den Prozessen und nicht zu den Aktivitäten, weil diese Vorgänge vom Subjekt im Regelfall nicht willentlich gesteuert werden. Die CGEL hatte kein eigenes Schubfach für die seit Vendler bekannten achievements (reach the hilltop-, (Vendler, 1974:221)), die, wie von Schopf korrekt dargestellt, einerseits im Gegensatz zu den punktuellen Veränderungen (switch off the light) eine Vorbereitungsphase implizieren, diese aber im Gegensatz zu den (durativen) accomplishments (write a letter) nicht assertieren (Schopf, 1984:235-236). Wie Schopf plädiere ich ferner für eine Trennung von punktuellen Ereignissen (knock) und punktuellen Veränderungen (switch o f f ) , die sich auf die Tatsache stützt, daß erstere ohne wei-

185

teres iterierbar sind, letztere jedoch nicht (siehe ib.: 14, 23, 24 Iff), weil sie einen spezifischen Vorzustand in einen spezifischen Nachzustand überführen. Entsprechend ist John has been knocking for five minutes nicht ungewöhnlich, John has been switching off the light hingegen schon (nur als Reihe mißglückter Versuche deutbar). 11.2. Lesarten des SPerf und des PerfProg im Überblick Für das SPerf finden folgende Lesarten Anwendung: (a) occurrence (Tom has sneezed oder A light has flashed)-, (b) experiential/remote indefinite (Believe me: I have seen that man before)-, (c) recent indefinite (There's been a serious accident (StudGr, §4.8); schließt McCawleys hot news ein); (d) fulfilment/achievement (Mrs Thatcher has abandoned the basic tenet underlying post-war British social policies); (e) resultant state (Mrs Thatcher has had a tremendous impact on the economic structure of the country). Diese Lesarten wurden in Abschnitt 9.2 näher definiert. Alle fünf haben gemeinsam, daß der Prädikatsinhalt komplexiv (unter Einschluß aller Geschehensphasen) ausgesagt wird. Das isolierte PerfProg kann demgegenüber je nach Prädikat eine der folgenden Lesarten haben (Definitionen in Abschnitt 10.2): (a) non-resultative activity (John has been singing)-, (b) occurrence (The sun has been shining); (c) series of occurrences (The light has been blinking); (d) recent limited state (She has been leaning against the wall); (e) open-ended process (Their situation has been improving); (f) change-directed process or activity (Susan has been finding a man to love) ; (g) modified or downtoned result (Look at the mess my paper's in. Who has been reading it?). Tafel 11.2 zeigt die Lesarten des einfachen und des erweiterten Perfekts in unmittelbarer Gegenüberstellung. Grundlage ist das in 11.1 erarbeitete Modell. Man kann sehen, daß die Korrelationen zwischen den beiden Formen äußerst dürftig sind. Dies ist dadurch zu erklären, daß das Progressive durch seine Tendenz, die Verlaufsphase selbst unter Mißachtung eines möglichen Abschlusses zu selektieren, das Geschehenskonzept des Prädikats abwandeln kann, während sich das Perfekt diesbezüglich (etwa verglichen mit dem Simple Present, der unmarkiertesten finiten Form überhaupt) neutral verhält.

186

Tafel 11.2: Eine neue Prädikatstypologie: Lesarten des SPrP und des PrPP

— (1) q u a l i t i e s

(A) be short-sighted

— (2) r e l a t i o n s

(E) contain

-permanent—

I—(3) m e n t a l

(F) know

(4) e m o t i o n a l / a t t i t u d i n a l -nonlocative

-temporary/— permanent

(5) h a b i t u a l (K) grow potatoes — (6) g e n e r i c

(L) go to school

|— (7) bodily s e n s a t i o n —temporaiy-

(8) happy states

Stative

(9) p e r c e p t u a l -(10) p o t e n t i a l open easily

-(11) l o c a t i v e lie —(12)

dura tive

(Stance)

(B) be happy

(H)

hearsb/sth

(incl. ergative) a n d other

states

conclusive = accomplishments (affect, a n d eff.) (V, V') eat one's dinner



— (13) a g e n t i v e = a c t i v i t i e s nonincre-— mental

— —

nonagent- — ive (N)

— (17) a c h i e v e m e n t s

(N)

(15) q u a n t i f i e d p r o c e s s e s blush (S, T, U) growolder

(W) reach the hilltop

-(18) c h a n g e s (of state, p r o c e s s , a s p e c t u a l ; R, R', R' ') switch off the light, stop talking -(19) e v e n t s knock

(M, O) dance

(14) simple p r o c e s s e s rain



— (16) i n c r e m e n t a l

punctual

(.1) (feet) hurt

(J)

non-conclus ive

- dy- H namic

(G) love

(processual, of state; 0, Q')

(P)

187

Lesart im SPrP

Lesart im PrPP **

(experiential / remote indefinite)

(experiential / remote indefinite)

* *

(experiential / remote indefinite)

** - [heterogene Deutungen]

(experiential / remote indefinite)

**

(experiential / remote indefinite)

recent limited state

(experiential / remote indefinite)

temp, habit / recent limited state

recent indefinite (hot news)

series of occ. ~ recent limited state

recent indefinite (hot news)

**

[heterogen:] experiential / remote indef., recent indefinite

series of occ.

[heterogen; meist:]

**

> non-res. activity [implic. 'pretence']

> non-res. activity [implic. 'pretence'] > non-res. activity

> occurrence

recent indefinite ~ resultant state recent limited state recent indefinite non-res. activity [possibly finished] resultant state fulfilment/achievement [jedoch ungewöhnlich b. abs. gebr. read, shoot etc.] (result, state) [ungewöhnlich im SPrP]

non-res. activity

fulfilment/achievement

occurrence [oft iter.] - non-res. act.

resultant state

open-ended process

resultant state

change-dir. process or activity series of occurrences

resultant stale

fulfilment/achievement

(inferred) occurrence

[heterogen, meist:] non-res. activity series of occ. - change-directed process or activity series of occurrences

188

11.3. Thesen zum englischen Perfekt 11.3.1. Allgemeines zur Kategorie Phase und zum SPerf [1] Gemäß Twaddell wird hier die Auffassung vertreten, daß das englische Perfekt nicht in abstracto, d.h. losgelöst von seinem Kontext, untersucht werden kann. Dies wäre eine "unrealistic segregation of grammar from lexicon" (1963:4). Im Vordergrund stand daher die systematische Untersuchung des Zusammenspiels zwischen Prädikatstypen und dem Perfekt. Wenn viele Schulgrammatiken (z.B. Thomson/Martinet 1988, die English G Grammatik (Fleischhack et al.: 1981) und Alexanders Longman English Grammar (1988)) das englische Perfekt deskriptiv nicht in den Griff bekommen haben, so liegt das daran, daß nur ein Bruchteil der relevanten Parameter spezifiziert wurde. [2] Das PresPerf weist ebenso wie das Past Tense nur eine einfache Verzeitung auf, involviert also nur zwei Größen auf dem Zeitstrahl, die Ereigniszeit (EZ) und die Sprechzeit (SZ). Der Unterschied besteht lediglich in einer unterschiedlichen Qualität der Relation zwischen den beiden Zeitpunkten:2 Das Past Tense bezeichnet reine Vorzeitigkeit, das PresPerf zusätzlich eine Relevanz des Ereignisses zum Zeitpunkt des Geschehens (current relevance). Sowohl -Adverbialien (yesterday) als auch PresPerf-Adverbialien (recently) verzeiten die Ereigniszeit. Nur bei Past-Tense-Adverbialien wird hingegen die SZ explizit ausgeschlossen, so daß die für das Perfekt obligatorische CR-Verknüpfung nicht mehr möglich ist. Nur Formen mit komplexer Verzeitung wie das Past Perfect erfordern neben EZ und SZ noch einen Referenzzeitpunkt; bei einfacher Verzeitung ist der Referenzzeitpunkt lediglich eine Phantomkategorie, genauer gesagt eine Hypostasierung der Relation zweier Punkte. [3] Das englische Perfekt ist entgegen der Auffassung von Schopf (1984:20, 320) kein Tempus. Ich halte es hier mit Twaddell, Visser, Palmer und der Londoner Grammatik, um nur einige zu nennen, definiere rein formal und betrachte es als eigenständige binäre Verbkategorie (Phase), die ebenso wie das Progressive, das Tempus und das Passiv stehen kann oder nicht. Es unterscheidet sich markant von der Tempusopposition, indem es auch in infiniten Strukturen sowie nach Modalverb stehen kann (vgl. to have gone aber nicht *to went). Man sollte sich nicht - wie z.B. Schopf - von der semantischen Funktion des PresPerf in He has lost his key täuschen lassen und aufgrund der zeitlichen Situierung eines Ereignisses das Perfekt generell (also have + eri) als Tempus begreifen. Die einer solchen Auffassung vermutlich zugrundeliegende semantische Charakteristik der Kategorie Tempus, wonach es die Funktion des Tempus ist, ein Ereig-

2

Der Begriff'Zeitpunkt' ist hier eine Idealisierung; natürlich können Ereignisse ebenso Zeiträume abdecken. Auch der sogenannte Sprechzeitpunkt ist genau besehen eher als Intervall, das den Sprechzeitpunkt einschließt, zu sehen.

189

nis auf dem Zeitstrahl zu situieren (so z.B. von Comrie formuliert), wird der funktionalen Ambiguität vieler Perfektformen, die sowohl eine Tempusfunktion im hier vertretenen engeren Sinne, als auch eine echte Perfektfunktion erfüllen können, nicht gerecht. Semantische Merkmale für das Perfekt, wie z.B. CR oder Resultativität, gelten uneingeschränkt nur für den Merkmalkomplex [+finite, -Past, -modal],

[4] Das beste formale System zur Darstellung der englischen Verbkategorien ist Palmers basic primary paradigm, dem ich allerdings eine Spalte Null (0) 'unmarkiert' hinzufügen mußte, um die präsentischen Formen besser akkommodieren zu können. Das so modifizierte System verdeutlicht, daß jede der Verbkategorien Tempus, Phase, Progressive und Passiv stehen oder fehlen kann. Dies wird möglich, indem man [+Tense] als [+Past] definiert und damit das Tempus ebenso optional macht wie die drei übrigen Kategorien. Dies ist eine Möglichkeit, die selbst Chomsky in seiner Expansion von AUX (Fassungen von 1957 und 1965), die Tense im Gegensatz zum Perfekt, zum Passiv und zum Progressive obligatorisch macht, nicht gesehen hat. Folgende Korrelationen verdeutlichen den modularen Charakter der englischen VP und die Optionalität jeder einzelnen Verbkategorie: (a) Pres:Past:: PresPerf:PastPerf [+/-Tense]; (b) Pres:PresPerf:: Past:PastPerf [+/-Phase], [5] Das englische Perfekt unterscheidet sich vom Past Tense sowohl durch seinen expliziten Gegenwartsbezug (für den die Bezeichnung 'resultativ' zu eng ist) als auch durch seine Inkompatibilität mit präziser temporaler Festlegung. Hierbei handelt es sich um komplementäre, d.h. einander ergänzende semantische Merkmale. Es ist daher sinnlos, die indefinite-pasr-Theorie und die CR-Theorie als rivalisierende Forschungsansätze zu diskutieren, wie dies etwa bei McCoard (1978) geschieht. [6] Weder PerfProg noch SPerf tragen ein Bedeutungsmerkmal Tcontinuativ' in sich. In isolierter Verwendung kommt eine entsprechende Lesart selten vor; sie ist als Produkt der Elemente Perfekt, Prädikat und Kontext meist auf entsprechende durative Intervalladverbialien oder vergleichbar eindeutige Situationskontexte angewiesen. Der Sprecher macht bei der Deutung des Perfekts die einfachste mögliche Annahme, geht also in Ermangelung gegenteiliger kontextueller Anhaltspunkte davon aus, daß z.B. ein Zustand wie das Kennen bzw. das Zeitintervall in We have known Tom for a great many years sprechzeitkontiguierend ist. Dieser Tatbestand wurde in Abschnitt 9.6 als Default-Prinzip bezeichnet, das pragmatischen Ursprungs ist und nichts mit der Semantik des Perfekts (oder Progressive) zu tun hat. [7] Die Opposition zwischen PresPerf und Past Tense ist im Past Perfect neutralisiert; es kann sowohl die Vorzeitigkeit zum PresPerf (Pre-Perfect) als auch zum Past Tense (Pre-Past) bezeichnen. Modale und infinite VPs weisen die gleiche Neutralisation auf. Will man die Bedeutung der Kategorie Phase (have-en), etwa im Gegensatz zum Tempus ([+/-Past] bzw. Stehen/Fehlen von -ed) ermitteln, so muß sich die Unter-

190

suchung auf finite, nicht modale YPs, die bezüglich der Kategorie [Past] nicht markiert sind, beschränken. Ausgerechnet die CGEL ist mit ihrer Bedeutungsangabe "anterior time" für das Perfekt in diese Falle geraten. [8] Twaddells Begriff der current relevance kann auch heute noch als kleinster gemeinsamer Nenner aller Perfektvorkommen angesehen werden. Er ist damit notwendigerweise vage, aber insgesamt der Zeitrahmentheorie Palmers, Huddiestons inclusive past und anderen monosemen Perfektansätzen überlegen. [9] Der Streit in der Forschung darüber, wie viele Bedeutungen denn nun das englische Perfekt habe, war nicht fruchtbar. Wenn es mehr als eine Bedeutung gibt, so kann man im Prinzip beliebig viele Bedeutungen ansetzen, wobei der Grad der deskriptiven Abstraktheit mit der Zahl der angenommenen Bedeutungen abnimmt. Es ist als Arbeitshypothese sinnvoll, von einer monosemen Deutung des Perfekts auszugehen, die allerdings sowohl durch das jeweilige Geschehenskonzept des Prädikats als auch durch den Kontext und die situative Einbettung modifiziert werden kann.3 [10] Im Gegensatz zum PerfProg ist das SPerf häufig stark resultativ. Dies bedeutet, daß ein Geschehen für den Sprecher ein unmittelbares Ergebnis hat, das zum Gegenwartszeitpunkt relevant ist. Konkrete Ergebnisse können die Existenz eines affizierten oder effizierten Objekts (bei accomplishments: eat an apple, roughen the surface), oder auch ein spezifischer Nachzustand (v.a. bei achievements (spot the enemy) oder bei punktuellen Veränderungen (kill the beast)) sein. Bei punktuellen Ereignissen und nicht-konklusiven Prädikaten ist das Ergebnis tendenziell eher abstrakt. [11] Man sollte den Rat Twaddells und Hatchers berücksichtigen und der SF des Perfekts (d.h. der Abwesenheit des Progressive!) keine spezifische Bedeutung zuweisen. Für das SPerf bedeutet das, daß zum Prädikat nur die Kategorie Phase mit zwei konstanten Bedeutungselementen, nämlich (a) anterior time und (b) CR hinzutritt. Man darf also im Bereich des Perfekts nicht den Fehler, der allzu häufig beim Präsens gemacht wurde, wiederholen und die einfache Form durch ihre eigenen Bedeutungsmerkmale (z.B. habitual) von der erweiterten Form abzugrenzen suchen. Dies ist nicht in Widerspruch zu sehen zu Leisis These, wonach sich einfache und erweiterte Form in ihrem Gebrauch wechselseitig bedingen und einschränken. Ich gehe davon aus, daß das SPerf durch die Funktionen, die es an das PerfProg abgetreten hat, nur negativ definiert wird und halte es für gefährlich, aus der Abwesenheit des Progressive

3 Die Forschung hat insbesondere bezüglich notorischer /Vogrexsiue-Fälle wie John is always teasing me unzählige und zum Teil widersprüchliche Erklärungen hervorgebracht. So beschäftigte die EF mit always z.B. Maitin Joos (64:108; er nannte diesen Typ "a teaser"), J A. van Ek (1969:584), Anna Granville Hatcher (1951) (Nachdruck in Schopf, 1974:182), F.R. Palmer (1988:64), die English G Grammatik (1981:78) sowie die CGEL (1985:199), um nur einige zu nennen. Wenn man hier bis heute noch zu keiner unstrittigen Lösung gekommen ist, so liegt das daran, daß man bei der Untersuchung der EF ebenso wie beim Perfekt noch nicht alle relevanten Parameter ausgelotet oder nicht bedacht hat, daß, so Leisi (1960), EF und NEF einander bestimmen und sich gegenseitig in ihrer Funktion beschränken (Nachdruck in Schopf, 1974:235).

191

in diesen Formen ein eigenes Bedeutungsmerkmal zu konstruieren. Die von mir benutzten Lesarten für das SPerf sind daher ausschließlich auf die Kombination der PAase-Merkmale 'anterior time' und CR mit den jeweiligen Prädikatsmerkmalen zurückzuführen. [12] Bezüglich der Erforschung des Verhältnisses von ejtc/usi've-/>asr-Adverbialien wie yesterday oder in my youth zum Perfekt steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen. Ich habe hier einen Gradienten von perfektfreundlichen präzisen Pasi-Adverbialien (in 1980) über gapping adverbials (until recently) bis zu vague-past-Adverbialien (in the distant past) angenommen, die ohne weiteres mit dem Perfekt stehen können. Darüber hinaus spielen syntaktische und intonatorische Fokussierung eine große Rolle. Selbst ein präzises Adverbiale wie yesterday kann mit dem PresPerf stehen wenn es (a) afterthought oder (b) parenthetischer Einschub ist. Kap. 8 definiert dies näher. 11.3.2. Thesen zum PerfProg [13] Das PerfProg kann im Gegensatz zum Past Progressive keine Rahmensituation im Inzidenzschema bezeichnen. Wir haben also nicht *John has really been reading, when I have come in. Dieser Konstellation am nähesten kommt das PresPerf mit when(ever) oder every time4, das bei Visser (1973:2200) Perfect of experience genannt wird, z.B. Palmers Every time I've seen them they've been swimming (1988:69) oder Vissers Beispiel aus Dickens: I have been infinitely more affected in many English cathedrals when the organ has been playing, and in many English country churches when the congregation have been singing. (1968:2200) In einer möglichen Deutung dieser Beispiele dauert das Schwimmen zum Zeitpunkt des Sehens bzw. das Orgelspiel zum Zeitpunkt des Beeindruckt-Seins noch an, doch echtes time framing liegt hier nicht vor, da hier nur das kontinuative Perfekt iterativ gesetzt wird. [14] Punktuelle Handlungen und Ereignisse im PerfProg werden entweder iterativ gedeutet (häufig liegt "sporadische Wiederholung" (Palmer) vor) oder das Progressive weicht auf die (nur präsupponierte, aber nicht assertierte) Vorphase des Geschehens aus. Punktuelle Veränderungen widersetzen sich einer iterativen Deutung und sind daher recht progressive-feindlich. [15] In zwei wesentlichen Fällen ist die Opposition zwischen dem SPerf und dem PerfProg neutralisiert: (a) im Passiv, wie der Kontrast in (1) illustriert und (b) im Falle progre.ss/ve-feindlicher Prädikate, insbesondere vieler Zustände (Beispiel (2)):

4

Zu Vissers Definition des Perfect of experience (1968:2198) siehe AbschniU 9.2, Abschnitt (b). Zu einer Diskussion von Palmers Every time I've seen them, they've been swimming (1988:69), das wohl auch hierher gerechnet werden muß, siehe Abschnitt 3.5.2.

192

(1)

(2)

(a) (b)

For two days, they have been threatening to dismiss us if the strike is not resolved For two days, we have been threatened (?have been being threatened) to be dismissed if the strike is not resolved

(a) (b)

Tom has been feeling ill for more than 36 hours Tom has been ill (?been being ill) for more than 36 hours

In beiden Fällen übernimmt das SPerf die Funktion und damit auch die Lesart des PerfProg mit und fungiert somit als Archi-Verbform (mein Terminus) mit sowohl SPerf- als auch PerfProg-typischen Lesarten. [16] Wie bereits in Tafel 11.2 deutlich wurde, besteht keine gesicherte Korrelation zwischen Lesarten im SPerf und solchen im PerfProg. Entsprechungen zwischen der EF im Präsens und dem PerfProg sind wesentlich systematischer. Für einen generativsemantischen Ansatz würde hieraus folgen, daß das PerfProg aus (be verb-ing) + have-en und nicht aus (have verb-ed) + be-ing zu generieren ist. Das Perfekt (have-ert) ist in erster Linie als additive Verbkategorie, das Progressive hingegen vornehmlich als (das Geschehenskonzept des Prädikats) modifizierende Verbkategorie anzusehen. [17] Ist eine kontinuative (sprechzeitkontiguierende) Lesart gefordert, so verdrängt in dieser Funktion zunehmend das PerfProg das SPerf: He has been standing there for about half an hour ist heute geläufiger als He has stood there for half an hour. Bei punktuellen Prädikaten in iterativer, kontinuativer Lesart (Paul has been tapping on the window for five minutes) ist das PerfProg wegen der stark resultativen Wirkung des SPerf sogar obligatorisch; Paul has tapped on the window for five minutes würde als in der Vergangenheit abgeschlossen (Lesart: achievement oder occurrence) interpretiert. Viele Sprecher bevorzugen demgegenüber das SPerf, wenn die Zeitspanne des Geschehens sehr lange ist; sie verwenden die EF in Fällen wie (3), aber nicht wie in (4): (3)

Our aunt has been staying with us for a fortnight

(4)

What a fool I was. I don't know how you've stood it all these years ..." (G. Greene, The human factor, S. 65)

Für Sprecher, die (4) im PerfProg zurückweisen, hat die EF auch in Verbindung mit dem Perfekt noch ein Merkmal der Zeitweiligkeit ('temporariness'), das in dieser Kombination sonst weitgehend neutralisiert ist. [18] Einige Lesarten des PerfProg sind gebeugte Deutungen ('forced interpretations', mein Terminus). Hierher gehören (i) die Umdeutungen von Zuständen zu Aktivitäten (Dynamisierungen): John has been loving his girlfriend-, (ii) die iterative Deutung punktueller Ereignisse (John has been knocking for five minutes); (iii) das Ausweichen des Progressive auf eine im Prädikat nicht enthaltene Prozeßphase: John has been starting his car (wiederholter Versuch), The train has been arriving (im Prädikat implizierte Vorphase).

193

[19] Eine für das PerfProg besonders typische, aber in der Forschung bisher nicht oder kaum beachtete Funktion ist die Bezeichnung eines abgeschwächten oder modifizierten Ergebnisses (modified or downtoned result; Typ Sorry I'm late. I've been drinking tea with Mrs Potter (siehe Abschnitt 10.5.1)). Gemäß dieser Funktion kommt das PerfProg besonders in den Kontexten zum Zug, in denen die beim SPerf oft recht deutliche Resultativität unerwünscht oder unangebracht ist. [20] Zwei weitere PerfProg-Typen können als Varianten des PerfProg des modifizierten oder abgeschwächten Ergebnisses angesehen werden: das PerfProg jüngst vergangener Ereignisse (PerfProg of recent events; Typ I see you \>e been doing your homework (Graham Greene, The human factor, 19)) sowie das PerfProg der logischen Schlußfolgerung (PerfProg of logical induction; Typ Who has been reading my paper? It's in a complete mess (EngGGr)). Die Implikation recency ist pragmatisch gesehen sehr eng mit abgeschwächten oder modifizierten Ergebnissen verknüpft; weit zurückliegende Ereignisse weisen kaum current relevance auf, wenn sie nicht ein mehr oder minder klares Ergebnis aufweisen. Das PerfProg des logischen Schlusses hat mit der Lesart modified or downtoned result gemein, daß aus der Sicht des Sprechers keine unmittelbare Verknüpfung zwischen Geschehen und Auswirkung besteht.

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