242 31 14MB
German Pages 252 [264] Year 1880
Lehrbücher des
Deutschen Neichsrechtcs.
VIII.
Das -rutsche Neichs-Preßrecht von
Ara«) Hduarb von .594f.; OT. vom 20.Septbr.187S(GA.20S.602).
• LiSzt E.WSf. * Vgl. unten $. 27 VI.
auch
dann,
wenn ihr
» Vgl. unten §. 30III. • Dgl. unten 8.26IV. 7 Dgl.MarquardsenS.10b, v. Schwarze 6. 69ff., Liszt S. 164 s.
70
Theil m. Da- Preßpolizetrecht.
schuldhafte- Thu»
dem
gesetzlich« Begriffe der Thäler
schaft nicht entspricht. Hat da- Gesetz eine solch« Schrank« dagegen nicht ge
zogen, so ist jeder Schuldig« verantwortlich, und dir all« gemein strafrechtlich« Grundsätze über Thäterschaft und Theil
nahme gelang« zur voll« Anwendung. Keine- Beweise-,
sondem nur «ine- Blicke-
auf da-
Gesetz bedarf e-, um zu erkenn«, daß die in dm §§. 20
und 21 RPG. ausgestellt« Regeln über die preßrechtliche
Verantwortlichkeit* auf die Preßpolizeidelikte nicht bezog«
werden dürfen. III.
Ueber dm Zeitpunkt, in welchem die einzeln« Preß-
polizeidellkte als vollendet zu betrachten find,
lass« sich
allgemeine Regeln nicht aufstellm; eS sei hier auf die Detail darstellung in dm folgmdm Paragraph« verwiesen. Versuch bleibt bei allm straflos.
Der
Daher ist auch da- formn
delicti commissi für jedes dieser Delikte besonder- z« be stimm«.
IV.
Ebenso wäre es unrichtig, die Frage, wann eines
wann mehrere der hieher gehörig« Delikte vorlieg«, wann
ideale wann reale Konkurrenz anzunehm« ist, allgemein« Satz entscheiden zu wollen.
durch ein«
So ist der au- der
preußischen Praxi- entlehnte Satz:' „die Berabsäumung
zweier verschiedener Formvorschrift« bei der Beröffmtlichung
einer Druckschrift stellt einen Fall der Realkonkurrmz dar",
viel zu weit; dasselbe gilt aber auch umgekehrt von der von Merkel" vertreten« Behauptung, daß hier, da „die Ord-
8 Darüber unten §§. 49 ff., S. 40 V. ’ OT. vom 13. Septbr. 1871 (OR. 12S.448); Thilo S-64;
10 v. Holtzendorff Handb. IV. S. 228 «nm. 13.
Die Angabe des Drucker- und Verleger», f. 28.
71
mmgSwidrigkeiten in Modalitäten einer und derselben Hand lung liegen",
immer Jdealkonkurrenz anzunehmen sei.
68
muß vielmehr auch hier jeder einzelne Fall -nach den be
kannten Grundsätzen des allgemeinen Strafrechts selbständig inS Auge gefaßt werden."
V.
In Bezug auf die Verjährung sind di« Preßpolizei-
delikte den durch den Inhalt der Druckschriste» begange
nen ausdrücklich im Gesetze
(RPG. §. 22) gleichgestellt."
Ein innerer Grund für diese Gleichstellung zweier in ihren wefrntlichen Eigenschaften so sehr von einander verschiedene»
DeliktSgruppen läßt sich nicht Luffinden. VI.
Die in dem Rrichspreßgesetz11 ausdrücklich ausge
sprochene lleberweisnag sämmtlicher Uebertretuugeu (im wei
teren,. auch Verbrechen und Vergehen mitumfaffenden Sinne),
die durch
die Preffe
begangen werden,
mithin
auch
der
Übertretungen des PreßpolizeirechteS an die Gerichte, ist
durch die Einführung der ReichSstrafprozrß-Ordmmg gegen standslos geworden.
I.
Die Benennung der verantwortlichen Pers»«» auf der Druckschrift. §. 22.
Bit Angabe de» Drucker» und Verleger». I.
Seit dem 16. Jahrhundert hält die Preßgesetzgebuug
an der Forderung fest, daß auf jeder Druckschrift die Na»«» der au chrer Herstellung imd Ausgabe bethckligte« Person«»
"vgl. 8t» jt S. 267 ff.; unten ,.«. ,. 26 V.
11 Dgl. über die Verjährung der Preßdelikte unten tz. 63. " RPG. 8. 29.
72
Theil III. Das Preßpoltzeirecht.
genannt werden müssen. Heule ist diese Nennung zur fest stehenden Sitte geworden, und nur in Ausnohmsföllen wird sie von den Preßgewerben al- eine Maßregel polizeilicher Ueberwachung empfunden. Dennoch ist sie eine solche, und zwar eine der wichtigsten. Sie gewährt der Behörde -nicht nur eine allgemeine, unter Umständen außerordentlich werth volle Uebersicht über die Leistungen und die Richtung der einzeln« Firmen, sie garantirt auch einer eventuellen Re pression, mag e- sich um eine Beschlagnahme, mag es sich um die Durchführung der richterlich angeorbneten Unbrauch barmachung, mag es sich um die Einleitung der Verfolgung gegen die an Herstellung und Ausgabe beseitigtet Personen handeln, sicheren und raschen Erfolg. Dazu kommt, daß der Ort, an welchem die Druckschrift verlegt wird, für die Bestimmung chrer Staatsangehörigkeit, mithin für die An« wendbarkeit des inländischen Rechts maßgebend ist.' IL Nach der Reichsgesetzgebung' muß auf jeder im Gel tungsgebiete des Reichspreßgesetzes' erscheinenden Druckschrift genannt fein: 1. Name und Wohnort deS Druckers;
2. wenn die Druckschrift für den Buchhandel oder sonst zur Verbreitung bestimmt ist, außerdem Name und Wohnort deS Verlegers. Bei dm im Selbstvertriebe stehenden Druckschriften kann statt deS NamenS des Verlegers jener deS VerfafferS oder Herausgeber- genannt sein; mit anderen Worten: Ver fasser und Herausgeber müssen sich entweder als solche oder als Verleger bezeichnen. Anonymttät und
1 Bal. oben §. 6 V. 1 RPG. §. 6.
I ’ Deutsche- Reich mit AuS| schluß von Elsaß-Lothringen.
Die Angabe de- Drucker- und Verleger-, |. 22.
73
Psmdonymität sind also auch bei dm im Selbstverlag vertriebenen Schristm nur dann ausgeschlossen, wenn
die Thatsache, daß eS sich um Selbstvertrieb handelt,
auf
der
Druckschrift
selbst zum
Ausdrucke
komm«
soll.« Dir Bedeutung der Worte „oder sonst zur Verbrei
tung bestimmt" ist bestritten.
Da jede Druckschrift, um
als solche im Sinne des PreßgesetzeS betrachtet werdm zu können,' zur Verbreitung bestimmt sein muß, so kämm wir, wolltm wir an dem Worttaute deS Gesetzes festhalten, zu
dem Resultate,
daß die Angabe deS Verlegers auf keiner
Druckschrift entbehrt werden kaun. Gesetzgeber gewiß
nicht gewollt.
Dieses Resultat hat der Es
ergibt sich vielmehr
sowohl auS der Entstehungsgeschichte des Gesetze- ' als auch
— was bei weitem wichttger — aus der Gleichstellung mit dem Buchhandel, daß nur dir gewerbsmäßige Verbreitung gemeint ist.
Bei den zur nicht gewerbsmäßigen wmn auch
öffentlichen "Verbreitung' bestimmten Druckschrift genügt mithin die Angabe des Druckers. Die Angaben müssen
an hervorragender »der an der
hergebrachten Stelle gemacht werdm, so daß chre Aufsuchung feine Schwierigkeiten bietet.
Die zu nennenden Personm sind in ihrer Eigenschaft als
Drucker oder Verleger zu nennen; unbestimmte Angaben, wie z. B. „zu haben bei N.", genügen nicht.' Jede selbständige Druckschrift muß diesem Erfordernisse entspreche»;
ebmso jeder
selbständig in die Welt geschickte
' OT. vom 18. Juni 1863 (GA.US.707, OR.3S.609). * Vgl. oben 8.5 Ile, III. • Bgl.MarquardsenS.66ff.
' Bal. RPG. §. 6. » OT. vom 27. Juni 1876 (OR. 17 S.462,68.246.680).
74
Theil III. * Das Preßpolizeirecht.
Thell einer solchen. tungen,
Also auch Uebersetzungen und Ueberarbei-
Auszüge und Separatabdrücke;
jeder Band eine-
Werks, jede Lieferung eines Buchs, jedes Heft einer Zeit
schrift, jede Nummer einer Zeitung. HI. Drucker, und Verleger, die genannt werden müffen, find hier* immer nur dir Inhaber deS betreffenden Ge werbes; die Anstalten, aus welchen die Druckschrift hervor
gegangen ist, sollen zur Kenntniß der überwachenden Behörden
gebracht werden.
Daher genügt in keinem Falle die Angabe
des Stellvertreters,'* immer aber diejenige deS In haber-, mag auch dieser thatsächlich die ganze Leitung in die Hände d«S ersteren gelegt haben.
Doch hat der Stell
vertreter in diesem Falle für die Erfüllung der Verpflich
tung
zur Angabe deS Namens deS Inhabers Sorge zu
trage»,
sowie ihn eventuell die Verantwortlichkeit für di«
Nichterfüllung trifft.
DaS Gesetz gestattet an Stelle des Namens — sei eS deS Druckers, sei eS des Verlegers — die in das Handels register
eingetragene Firma,
schaftsfirma Beweis
für
diesem
Falle
sein,
zu
mag sie auch eine Gesell
nennen.
Darin
liegt zugleich der
die Richtigkeit deS oben Gesagte».
hastet für
die Beachtung
Auch
m
deS Gesetzes jene
Person, di« thatsächlich daS Gewerbe leitet, mag dies der
GewerbSmann selbst, mag dies der Stellvertreter sein, mag letzterer einen Einzelne» oder eint Personenmehrheit vertreten.
IV.
Nicht nur der Name, sondern auch der Wohnort
wie d«S Verlegers muß genannt sein.
Dieser
Ausdruck deS Gesetzes ist ungenau und irreleitend.
Maß-
deS Druckers
am 1. Juni 1876 (GA. 24 S.375,
Die von der Angabe befreiten Druckschriften. 1.33.
75
gebend ist der Druckort und BerlagSort, der Ort, an
welchem die Schrift gedruckt und verlegt wurde, an welchem
sich Druckerei und Berlagshandlung befinden.
Regel
mäßig wird dieser Ort mit dem Wohnorte als dem Orte
deS
gewöhnlichen Aufenthaltes
zusammenfallen;
wichtig ist
die Unterscheidung, weil, wenn Jemand mehrere Wohnorte
hat, nicht dir Angabe irgend eines von diesen genügt, son
dern die Angabe desjenigen erforderlich ist, welchen er mit
Rücksicht auf daS betreffende Preßgewerbe hat.
deS NammS
die Firma genannt,
Wird statt
so ist statt d«S Wohn
ortes chreS Trägers daS Domizil der Firma zu nennen, der
Ort also, an welchem daS Handelsregister, in daS sie ein getragen ist, geführt wird.
AuS dem Gesagten folgt, daß, da «ine Druckerei, eine
Verlagshandlung sich nicht an mehreren Orten befinden kann, die Angaben: „gedruckt in Wien und Leipzig",
„verlegt in
Berlin und München" u. s. w. gesetzwidrig und thatsächlich
falsch find.
In Bezug
auf die
rechtliche Stellung
mehrerer
an
derselbe» Druckschrift brtheiligtrn Etablissements derselben oder verschiedener Personen ist daS oben ß. 8 IV Gesagte zu vergleichen.
§. 23.
Wie von der Angabe befreite» Lruldfchrtstru.
L
Bon der im vorigen Paragraph« btsprochenen preß»
polizrllichen Anordnung sieht daS Gesetz ab gegenüber solchen
Druckschriften, bei welchen di« Befürchtung eines Mißbraucheder Preßftecheit, die Gefahr der Begehung eines PreßdelikteS einst so gering« tfl, daß der Grund jener Anordnung entfällt.
Theil IH. Da» Prrhpolizeirecht.
76
Das Reichßpreßgesrtz' ntmrt als von der Verpflichtung zur Angabe drS Drucker» und Verleger» befreit:
1.
Di« nur den Zwecken de» Gewerbe» und Ver
kehr», de» häuslichen und geselligen Leben» dienenden Druckschriften, al»: Formulare, PrriSzettrl, Bifitenkarten u. dgl.; 2.
Stimmzettel für öffentlich« Wahlen, sofern
sie nicht» weiter al» Zweck, Zeit und Ort der Wahl und die Bezeichnung der zu wählenden Personen ent halte».
Bei
diesen Druckschriften
bedarf «S
mithin weder der
Nennung de» Verfaffer», noch jener de» Drucker».
II.
Eine weitere Aufzählung
von unter I 1
Druckschriften enthielt da» sächsische Preßgesetz?
fallenden
Seine Bei
spiele sind auch für da» Reichspreßgesetz verwerthbar.
ES
Frachtbriefe, Avisbriefe, Wechsel, Kassenzettel, An
nennt:
weisungen, CourSzettel, Fakturen, Versrndelisten, Bersendeuud BerlangSzettel, Rechnungsabschlüsse, Bänder zur Berseudung von Zeitschriften, Bücherumschläge, insoweit sie nur
Büchertitel
enthalte»,
und
Titel
Bücherrücken,
Tabellen
schemata, ferner Schemata zu dm Ausfertigungen der öffentlichen Behörden, Etiquetten, Adreß-, Einladungs-, Verlobungs
und Vrrmählungskarten, Anzeigen anderer Familienereigniffe
„und
ähnliche
diesen gleich zu achtende kleine Preßerzmg-
niffe".
III.
Bei der Anwendung deS Gesetzes auf die Fälle d«S
prattischcn Leben», die in ihrer reichen Fülle jeder juristischen
Schematisirung spotten, muß die ratio legis al» sichere Grund lage dienen.
Mit chr fällt die Befreiung.
1 RPG. §. 6 Abs. 1.
|
» Att. 7.
Auch dir harm-
Die von der Angabe befreiten Druckschriften, ß. 23.
77
loseste Form kann zur Umgehung deS Gesetze- mißbraucheine Todesfallanzeige* z. B. zu politischen Auseinandersetzungen verwerthet werden.
IV.
Dabei sei, waS häufig übersehen wird, besonder
betont, daß, ehe die Frage nach dem Ansprüche der Druck schrift auf die gesetzliche Begünstigung aufgeworfen werden
kann, die Borfrage, ob eine Druckschrift überhaupt vorliegt, Von einer Druckschrift im
bejahend entschieden sein muß.
Siune
des Preßgesetzes
aber dann nicht gesprochen
kann
werden, wenn 1. eS sich gar nicht um die Mittheilung eine-
Gedanken-, nm eine unter da- Preßrecht fallende Gedanken äußerung handelt;* oder 2.
wenn zwar die übrigen Merk
male einer Druckschrift vorliegen, dieselbe aber nicht zur Ver breitung bestimmt ist6 7 Ob dies der Fall, ist quaestio facti;*
die meisten jener Fragen, welche die Praxi- mit Rücksicht auf
konkrete Fälle in allgemeiner Faffung aufgeworfen hat, laffen eine prinzipielle Entscheidung gar nicht zu.
Statuten
von Vereinen und Gesellschaften, Protokolle über General versammlungen,
Jahresberichte,
Circulare u. dgl. können
„zur Verbreitung bestimmt" sein oder nicht; im zweiten Fall
sind sie keine Druckschriften, fallen also überhaupt nicht unter das Preßgesetz; im ersten Fall wird es sich dann erst weiter
fragen, ob sie nach der ratio legis als befreit anzusehen sind.
Genau dasselbe gilt von Gelegenheitsgedichten, Tischsprüchen/
Grundrissen zu akademischen Borttägen p. dgl.; auch hier ist
jede allgemeine Entscheidung unrichtig. V. Erbietungen zum An- oder Verkauf, Aufforderungen
zmn Abschlüsse von Geschäften dienen jedenfalls „den Zwecken » Vgl. LiSzt S. 190. * Darüber oben §. 5 IV. * Darüber oben §.511c, HI.
6 Ueber den Begriff der Ver breitung vgl. unten §.42. 7 Vgl. LiSzt E. 191.
78
Theil IH. Da- Preßpolizeirecht.
M Gewerbes und BerkehrS"
und find somit von Nennung
des Druckers und Verlegers befreit.
Einladungen zum Zei»
tungSabonnement, geschäftliche Ankündigungen auf der Rück-
seite von Speisekarten,
Kataloge
von
Buchhändlem und
Antiqnarra aller Art, selbst wenn fie mit einer kurz« In haltsangabe
oder Beschreibung verbunden sein sollten (die
sog. catalognes raisonnes), gehören hieher *
VI.
Kupferstiche avant la lettre („Sprenves d’artiste“)
gehören nicht zu den im Gesetz« genannten, von der Angabe des Druckers und Verlegers
brfteiten Druckschriften; aber
die Praxis rechnet sie hieher, bei der Berathung drS Preß gesetzes erklärte man ausdrücklich, sie auSnehmen zu wollen,
Und die Kommentatoren sind einstimmig der milderen An
sicht.
Gesetzliche Anerkenmmg der Befteiuug wäre jeden
falls wünschenSwerth. VII. Der ratio legis folgend, dir im Gesetz« ausdrücklich angeführten Beispiele berücksichtigend, werden wir umfang
reichere Preßerzeugniffe, Kochbücher, Komplimentirbücher ».dgl. nicht zu den befreiten Druckschriften rechnen können.
§. 24. Nie Nennung les verantwortlichen Nedakteurs auf
periodische» Nruckschristen. I. Periodische Druckschriften in dem Bereits1 besprochenm Sinne müssen zunächst jene Angaben enthalten, welche daS Gesetz von allen Druckschriften fordert; also den
Namen und Wohnort deS Druckers unter allen Umständen,
* Beispiele bei Liszt S. 190, I 191 (aus der Esten. Praxis-. |
1 Vgl. oben §. 6.
Nennung d. verantwort!. Redakt. auf per. Druckschr. f.24.
79
den Namen und Wohnort deS Verlegers dann, wen» sie zur gewerbsmäßigen Verbreitung bestimmt find.
Firma genügt auch hier.
Angabe der
Ferner entfällt die Verpflichtung
zur Angabe von Drucker und Verleger, sobald das Blatt
nur zu den Zwecken deS Gewerbes und Verkehrs, deS häus geselligen Lebens
lichen und
dient,
also
bei Intelligenz
blättern u. s. w. Die im vor. Paragraphen besprochenen Be stimmungen sind allgemeiner Natur, finden in gleicher Weise auf periodische
wendung.
wie auf nichtperiodische Druckschriften Au
Kaum der Bemerkung bedarf eS, daß eine nicht
zur Verbreitung bestimmte Schrift, auch wenn sie periodisch erscheint, feine periodisch« Druckschrift sei« kann.
n. Außer dm genannten Angaben muß aber die p erio dische
Druckschrift noch
und Wohnort deS
weitere
eine
mthaltm:
Name»
verantwortlichen Redakteurs?
Mehrere Personm dürfen' nur dann als verantwortliche Redaktmre desselben BlatteS gerannt
werden,
wenn
aus
Form und Inhalt der Benennung4* * mit * Bestimmtheit zu er sehen ist, für welchen Theil der Druckschrift jede der bmanntm Personen die Redaktion besorgt.
Wurden mehrere Personm
genannt, ohne daß die Benennung den eben angeführten Vor
aussetzungen
mtspricht,
so existirt sie für dm Gesetzgeber
nicht; die Druckschrift ist so zu behandeln, alS hätte sie über
haupt keinen verantwortlichen Redakteur genannt
Unrichtig
ist es? in einem solchen Falle Solidarhaftung aller genannten
* Ueber diesen Begriff vgl. oben §. 11. » RPG. §. 7 Ibf. 2. 4 Die Theilung der Berantwortlichkeit muß auS der Zeitung selbst klar erfichüich fein. Bair.
Kaff.H. vom 15, Dezbr. 1874 (St. 4 S. 242, GA. 23 @.591). 4 Dgl. v. Schwarze S. 25, Thilo S.22; dagegen die rich» tige Ansicht bei Marquardsen S. 75.
Personen anzunehmen; strafrechtliche Solidarhaftung ist ein so sehr mit den Fundamentalsätzen des Strafrechts im Wider spruch stehender Begriff, daß er ohne ausdrückliche gesetzliche Anerkennung keine Existenzberechtigung hat. Zu nennen ist der verantwortliche Redakteur, I). i. dasjenige Mitglied der Redaktion, welches thatsächlich die Oberaufsicht über die Leitung des Blattes führt? Der gesetz lichen Verpflichtung wird also nicht Genüge geleistet, wenn die auf dem Blatte genannte Person gar nicht/ oder in an derer als der vom Gesetze geforderten Weise an der Redaktion betheiligt ist. III. Name und Wohnort ist anzugeben. Der Begriff des Wohnortes ist hier prinzipiell derselbe, wie in dem oben §. 22 IV. besprochenen Falle. Doch macht die Verschiedenheit der thatsächlichen Verhältnisse eine Modifikation nothwendig. Dem Orte, an welchem die Druckerei, die Verlagshandlung sich befindet, entspricht der Ort, an welchem das Redaktionsbüreau aufgerichtet ist; Wohnort des Redatteurs ist der Ort, an dem er seine Redaktionsgeschäfte besorgt. Dieser Ort ist zu nennen, mag auch der Redakteur nur wenige Stunden in der Woche hier seinem Berufe obliegen, den weitaus größten Theil seiner Zeit aber anderswo zubringen? Dem Zwecke des Gesetzes wird genügt, da im Redaktionsbüreau wohl jederzeit der momentane thatsächliche Aufenthalt des Redakteurs ermittelt werden kann? Aus dem Gesagten ergibt sich auch, daß nur jene Ab wesenheit des Redakteurs von dem auf dem Blatte ge-
« Val. oben §. 11 III 1. 7 OT. vom 26. Juni 1874 (OR. 15 S. 456). 5 Anerkannt v. OT. a. 5. Sep-
| tember 1878 (GA. 26 S. 462; I OR. 19 S. 384). I 9 Auch dieser Gesichtspunkt ist | in der zit. Enffcheidung betont.
Nennung d. verantwortl. Nedatt.auf per. Druckschr. g. 24,
nannte» Orte überhaupt kann,
81
preßrechtlich in Betracht kommen
die mit einer Unterbrechung der Redaktionsthätigkeit
Ist dieS aber der Fall, so ist der Redakteur
verbunden ist."
während dieser Zeit eben nicht an der Redaktion betheiligt;
er darf mithin auch nicht als Redaktmr auf der Druckschrift genannt
werden.
Sein Stellvertreter ist,
und zwar nicht
als stellvertretender, sondern als verantwortlicher Redakteur
schlechtweg, auf den in der Zwischenzeit erscheinendm Num mern zu nennen.
IV.
Die Nennung muß auf jeder Nummer, jedem
Stücke, jedem Hefte der periodischm Druckschrift erfolgen. Besteht die Zeitung oder Zeitschrift aus einem Hauptblatte
und einer oder mehrerm Beilagen" (Nebenblättern), so ge nügt eS,
wenn die Angabe
ans dem Hauptblatte erfolgt;
andererseits muß fie hier erfolgen, und es könnte nicht als gmügend betrachtet werden, wenn nur die Beilage die vom
Gesetze geforderte Angabe enthielte."
Anders steht die Sache
natürlich dann, wenn Hauptblatt und Beilage unter verschiedmer Redaktion stehen; hier tritt die oben (unter II.) be
sprochene Bestimmung über gleichzeittge Nennung
mehrerer
Redatteure derselben periodischm Druckschrift in Kraft;" find Hauptblatt und Nebenblatt ganz unabhängig von einander,
so ist letzteres eben keine Beilage im technischen Siüne, son dern eine selbständige periodische Dmckschrift, die daher auch
allen
an
eine
solche gerichteten
gesetzlichen Anfordemnge»
selbständig entsprechen muß. 10 OT. vom 28. Dezbr. 1877 (GA.26 S. 560; St.7 S.366); vgl. auch unten §. 50 I. 11 Ueber diesen Begriff obm §. 6 II. 11 Theil«, abweich. Barth »o« eUjt, Preßrecht.
S.34, ».SchwarzeS. 15u.27, Liszt S. 192; vgl. auch OT. vom 11. März 1869 (OR. 10 S. 140). 11 OT. vom 8. Rovbr. 1878 (SA. 2ß S. 543).
Theil m. Da» Prrßpolizeirecht.
82
8- SS. Hefts I. Zuwiderhandlungen gegen die oben in den §§. 22 und 24 besprochen« preßpolizeilichen Bestimmungen find
1.
mit Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Hast oder mit Gefängniß bis zu 6 Monaten bedroht/ wenn fi« durch falsche Angaben mit Kenntniß de» Un
richtigkeit begangm werd«; 2.
mit Geldstrafe
bis zu
150 Mark oder mit Haft,*
wen» diese BorauSsetzung« fehl«,
mithin entweder
di« Kenntniß der Unrichtigkeit der falsch«An gabe fehlt,
oder aber eine falsche Angabe über
haupt nicht vorliegt,
sondem die Uebrrtretung ans
andere Weise, z. B. durch Unterlassung oder Lückm-
haftigkeit der Angaben begangm wurde.
Daß dir Nennung einer Person,
welche die von dem
Gesetze in §. 8 gefordert« Eigenschaft« nicht besitzt, al-
verantwortlichen Redakteur- nie al- eine falsche Angabe er scheine» kann, wnrde bereit- an anderer Stelle erwähnt.*
Die ad 1
erwähnte Strafe trifft den Verleger einer
periodisch« Druckschrift auch daun,* wmn er wissentlich geschehen läßt,
daß auf derselben eine Person fälschlich
als Redakteur bmannt wird. Druckschriften, welche, obwohl den Vorschriften der §§. 6
und 7 RPG. nicht entsprechend, au-gegeben werden, unterlieg«
der Beschlagnahm«;' diese ist, von der Bestrafung de- Schul-
1 RPG. §. 18 Nr. 2. « RPG. §. 19 Nr. 1. 1 Vgl. ob« §. 11 V.
♦ RPG. §. 18 Abs.2. * Vgl. unten §. 35 I.
llebertretung dieser Anordnungen. §. 25.
digen abgesehen,
SS
daS einzige Mittel, welches der Staats
gewalt z» Gebote steht, um dir Beachtung ihrer Anordnangen, wenigstens auf indirektem Wege, zu erzwingen.
II.
Die
Anwendbarkeit
der
oben
I
1
besprochene«
schwereren Strafdrohungen deS Z. 18 RPG- ist bedingt durch
den bösen Glauben deS Angeklagten; mala fides,
fie ist ausgeschlossen,
sie entfällt mit der
wenn die Ueberzeugung
von der Richtigkett der betreffenden Angabe bei dem Ange« klagten vorhanden war;* dabei ist der Grund dieser Ueber
zeugung durchaus gleichgiltig: selbst wenn fie auf einer unrichtigen Auslegung deS PreßgefetzeS, also auf einem „Straf-
rechtSirrthum" beruht, schließt ihr Borliegen di« vom Gesetz« verlangte mala fides,
schwerere «Strafe anS.
mithin auch die durch dies« bedingte
Wenn daher z. B. der Angeklagte
der Meinung war, daß nicht der Inhaber der Druckerei, sondern dessen Stellvertreter auf der Druckschrift zu nenne» sei, und auS diesem Grund« die gemachte Angabe für eine
richtige hielt, so ist §. 18 RPG. nicht anwendbar. ’ III.
Bon der besonderen Haftung des Verlegers einer
periodischen Druckschrift für die fälschliche Angabe deS Re
dakteurs abgesehen, richtet sich die Berantwortlichkett für die
besprochenen Uebertretungrn nach den allgemein-straftechtlichen Grundsätzen.
Jeder Schuldige haftet, im Falle unter I. 2
auch wegen Fahrlässigkeit. dann bestraft werden,
Daher kann der Drucker auch
wenn die Richtnenmmg deS Ver
legers oder Redakteurs,
oder
eine falsche Angabe in
Bezug auf diese Personen auf sein Verschulden znrückgeführt werden kann;' dasselbe gilt vom Berleger, Redakteur, sowie
• Eo richtig OT. v. 8. Oktbr. 1874 (OR. 16 S. 643). ’ A. A. OT. ». 1. Juni 1876
(GA.S4S.375, LM.17G.466); Dgl. oben §. WIV. 8 Ebenso OT. vom LS. Mat
84
Theil HL
Da- Preßpolizeirecht.
von allen Personen, welchen ein Verschulden zur Last fällt/
mögen sie auch außerhalb deS Kreise- der von dem Gesetze einer besonderen und erhöhten Verantwortlichkeit unterworfe
nen Personen stehen." breiter,
Eben darum kaun aber der Ver
der erst nach Herstellung der Druckschrift,
also
erst nachdem die hier besprochenen Delikte begangen sind, seine Thätigkeit beginnt,
nicht wegen dieser Delikte zur
Verantwortung gezogen werden?'
IV.
Mit der Ausgabe" der Druckschrift sind die be
Diese Ansicht rechtfertigt sich
sprochenen Delikte vollendet.
durch die Erwägung, daß die hieher gehörigen preßpolizeiBestimmungen
licheu
jene
Bedingungen
normiren,
unter
einer Druckschrift dem Gesetze ent
welchen
die Existenz
spricht.
Sie beziehen sich auf die Schaffung deS Mittel-
zur Gedankenäußerung in Druckschriften.
noch
Diese selbst braucht'
nicht stattgefunden zu haben, aber da- Mittel muß
hergestellt sein.
Die Druckschrift ist hergestellt,
ausgegeben, sobald sie erschienen ist;
1878 (GA. 26 S. 354, OR. 19 S. 290). Dagegen Wärt. KaffH. v. 15. Juni u. 7. Novbr. 1877 (GA. 26 S. 560, St. 7 S. 365). Zu eng OT. v. 27. Juni 1876 (GA. 24 S.630,OR. 17 S. 462), welches nur dann den Drucker für die Nichtnennung deS Ver legers verantwortlich macht, wenn ihm die Nennuna vom Verleger ausdrücklich ausgetragen war, oder wenn er selbst zugleich alS Verleger fungirt. 9 A. A. Berner S. 266, Marquardsen S. 105 f., v. Schwarze S. 60.
sobald sie
sie muß zur Berbrei-
10 Bezüglich d. Eigenthümerund der auf dem Blatte nicht genannten Redaktionsmitglieder ausdrücklich anerkannt v. OT. a. 26. Juni 1874 (OR. 15 S. 456). 11 München. Kaff. v. 10. Mai 1878 (GA. 26 S. 560, St. 8 S.55).Vgl.auchMarquardsen S. 107. 12 Dagegen nimmt OT. vom 8. Ottbr. 1874 (OR. 15 S.643) die Veröffentlichung (im Sinne von Verbreitung) als maßgeben den Zeitpunkt an.
Die Pflichtexemplare.
86.
85
tung bestimmt sein, aber daß st« verbreitet worden, ist be»
grifflich nicht nothwendig.
Dir deliktische Thätigkeit besteht
mithin hier in der AuSgab« einer dem Gesetze nicht ent
sprechenden Druckschrift; mit ihr ist daS Delikt vollendet, und dort, wo auSgrgeben worden, dir strafbare Handlung
begangen, daS korum delicti commissi begründet. V.
Wenn eint und dieselbe Druckschrift in mehr als
einem Punkte dem Gesetze
nicht entspricht,
z. B. dieselbe
Nummer deS BlatteS weder den Redakteur noch auch den Drucker
nennt,
so
liegt nur
strafbare Handlung
eine
(Ausgabe) und auch nur ein Delikt, nicht etwa eine ideale gleichartige Konkurrenz vor.
Ist durch längere Zeit hindurch einanderfolgenden
eine thatsächlich
Nummern
auf sämmtliche« auf
einer periodischen Druckschrift
an der Redaktion nicht betheiligte Person
als verantwortlicher Redakteur genannt worden, sonstigen Merkmale
dieses Begriffe-
als
so ist, die
gegeben
voraus
gesetzt, rin fortgesetztes Delikt anzunrhme».
Sind aus derselben Anstalt zu verschiedenen Malen dem
Gesetz« nicht entsprechende Druckschriften hervorgegangen, so >fann, je nach den Umständen, Fortsetzung oder Wieder holung anzunehmen sein.
n.
Die Pflichtexemplare. 8
I.
26.
Während di« bereits oben
§. 19 III.
besprochenen
Freiexemplare als eine daS Preßg'ewerbe treffende Steuer fich darstellen, dienen dir Pflichtexemplare lediglich poli zeilichen Zwecken; st« sollm die überwachende Behörde recht-
Theil in. Da- Preßpoitzetrecht.
86
zeitig in Kenntniß davon setze«, daß ein Preßdelikt begangen worden, und ihr die Möglichkeit gewähre«, sofort gegen die Schuldigen, vielleicht auch noch gegen die nicht in Verbreitung
gesetzt« Exemplare der Druckschrift emzuschreit«.
DaS ReichSpreßgesetz hat
die von den meisten Gesetz
gebung« gefordert« Pflichtexemplare nach lebhaftem parlammtarisch« Kampfe beibehalten, zugleich aber d« Krei
der zur Ablieferung derselb« verpflichteten Druckschrift« — der Mehrzahl der bisherig« Gesetze gegenüber — so wesent
lich eingeengt, daß dadurch die meisten der geg« diese Ver
pflichtung geltmd gemachten Bedenken beseitigt sein dürst«. II. Rur die periodische' Presse ist nach geltendem Rechte' dieser Verpflichtung unterworfen.
mer, jedem Hefte,
Bon jeder Num
jedem Stück« einer solch« hat der Ver
leger, sobald die AuStheilung oder Versendung beginnt, ein Exemplar
geg«
eine ihm
sofort zu ertheilende Be
scheinigung an die Polizeibehörde deS AuSgabeortS un entgeltlich abzuliefern.
1. DaS „Pflichtexemplar" umfaßt die ganze Druckschrift,
daS Hauptblatt wie die sämmtlich« Beilagen.
Bon jeder
Nummer muß eS abgeliefert werd«, mag
diese zu d«
regelmäßig erschein«d« gehör« oder als „Extrablatt" auS-
gegebm werd«.
Gleichgiltig ist der Umfang der Druck
schrift; die umfangreichste fällt so gut unter daS Gesetz, wie die kleinste.
2. Die Ablieferung muß gleichzeitig mit dem Beginne der „AuStheilung oder Versendung" geschehen. AuSdrLcke deck« flch mit dem der Ausgabe,
nothwendig mit jenem der Verbreitung?
1 Begriff vgl. oben z. 6. . ' RPG. §. 9.
Diese
aber nicht
Wem» ein« in
I * Darüber unten §. 42, inl| des. IV.
26.
87
jedesmal
in sämmtlichen
Die Pflichtexemplare. Dresden
erscheinende Druckschrift
Exemplaren an den Kommissionär in Leipzig „versendet" und
von diesem „verbreitet" wird, so muß die Ablieferung der Pflichtexemplare in dem Augenblicke erfolgen, in welchem der Bücherballen
von Dresden nach Leipzig
abgeht, nicht erst
dann, wenn von . Leipzig aus die Verbreitung beginnt.
Da
mit korrespondirt die Anordnung des Gesetze-, nach welcher
die Ablieferung an die Behörde des Ausgabeortes, nicht
an die Behörde jenes Ortes, von dem aus die Verbreitung
stattfindet, zu erfolgen hat. 3.
Nicht nothwendig ist es,
mit der AuStheilung oder
Versendung so lange zu warten, bis daS Pflichtexemplar in
die Hand deS mit seiner Durchsicht betrauten Beamten ge langt oder gar etwa, bis die Bescheinigung erfolgt ist; sobald der Bote mit dem Pflichtexemplare sich auf den Weg macht,
kann mit der Versendung oder Austheilung begonnen werden/ 4.
Die Bescheinigung dient zum Beweise der recht
zeitigen Ablieferung; doch kann dieser Beweis auch mit allen andern
Beweismitteln geführt werden.
Die Bescheinigung
muß sofort erfolgen; eine allgemeine Beschränkung der Ent
gegennahme auf bestimmte Polizeistunden wäre, weil auf die
Ausgabe, der Druckschrift
verzögernd einwirkend,
nicht im
Einklänge mit dem Gesetze; dagegen kann der Verleger, der zu
ungewöhnlicher Stunde
ein Extrablatt erscheinen läßt,
wohl feinen Anspruch darauf erheben, „sofort" der
Bescheinigung
haben? 5.
beauftragten
Beamten
zur
einen
mit
Stelle
zu
* Eine Vergütung
der Exemplare
findet
nicht
statt;
< Dgl. Thilo S. 31, LiSzt I 6 Dgl. Thilo S. 32, LiS-t S. 158. S. 160, Berner S. 219.
I
Theil HI. SM Prrßpolizetrecht.
88
ebensowenig hat die ReichSgesetzgebung ihre weitere Verwen
dung geregelt. Rückstellung an den Verleger nach gemachtem
Gebraucht ist jedenfalls gestattet.'
6.
Für dir Ablieferung hat der Verleger
Sorg« js
tragen
IH Bon der Verpflichtung zur Ablieferung der Pflicht exemplare find jene
Druckschriften
befreit,
welche
aus
schließlich de» Zwecken der Wissenschaft, der Kunst, deS Gewerbes oder der Industrie dienen.
Aehnlich
wie in den oben §. 23 besprochenen Fällen reduzirt sich auch hier die Gefahr eines Mißbrauches der Preßfrrcheit, die Ge
fahr der Begehung rmeS PreßdeliKeS auf ein Minimum. Die politische Prrffe einerseits, die der Unterhaltung gewidmeten Blätter andererseits, sind es vielmehr, die de«
Gesetzgeber einer besonderen Ueberwachmig bedürftig erschein«. An diesem Gedanke» wird bei der Entscheidung einzelner
Fälle frstznhalten sei«.
Insbesondere wird es kaum anders
als im konkreten Falle möglich sein, Politik und Wiffenschaft scharf von einander zu unterscheiden.
ES ist gewiß richtig,'
daß Ausgabe der Wiffenschaft daS Erkennen, Ziel der Polittk die That ist, daß die Wiffenschaft chr Ange nach innen, die Politik nach außen wendet, daß diese begrifflich dxn Gang der Gesetzgebung und der staatlichen Verwaltung zu berm-
fluffrn strebt, daß sie nach Wesen und Erscheinung agitatorisch ist; aber mit all' diesen Antithesen ist für dir Praxis wenig gewonnen. DaS Programm der Druckschrift entscheidet; eine vor
übergehend« Programmüberschreituyg zieht die Berpflich-
* Liszt S. 160.
I ’ Wie Berner @.219 (eben| so Kayser S. 574) betont.
Die Verpflicht, z. Aufnahme amtlich. Bekanntm. ß. 27. tung
zur Ablieferung
der Pflichtexemplare
89
nicht nach sich,
wohl aber ein Programm wechsel?
IV. Jedes Zuwiderhandeln gegen die besprochene Vor schrift wird' mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Hast
bestraft.
Nichtablieferung und verspätete Ablieferung gehören
hieher.
Nur
der
treter)^ haftet;
Verleger (d. h. eventuell
nicht etwa der Laufbursche,
sein
Stellver
der das chm
übergebene Pflichtexemplar gar nicht oder zu spät abliefert.
Der Verleger
aber hastet auch wegen Fahrlässigkeit;
viel
leicht wegen eigener Fahrlässigkeit in der Auswahl des Lauf
burschen (culpa in eligendo); nicht aber hat er die Fahr lässigkeit seiner Leute zu „vertreten":" eine Form der Schuld,
die dem deutschen Rechte unbekannt ist.
III.
Die Verpflichtung zur Aufnahme amtlicher Bekauutmachuugeu. §. 27.
I.
Im Anschluffe an die französische Gesetzgebung von
18351 haben die meisten Preßgesetze der periodischen Preffe
die Verpflichtung auferlegt, amtlichenBekanntmachungen
gegen Bezahlung der EinrückungSgebühren Auf
nahme in das Blatt zu gewähren. Im öffentlichen Inter esse gelegen, dem es nicht entsprechen würde, müßten öffentliche
Behörden eventuell als Bittsteller bei den Zeitungsredaktionen
8 Vgl. LiSzt S. 130. 9 RPG. 6.19 Nr. 2. 10 Vgl. oben §. 8 III 2. 11 In der Praxis weit breitete Ansicht.
1 Ges. vom 9. Septbr. 1835 Art. 18, ersetzt durch Art. 19 deS Dekrets v. 17. Febr. 1852.
Theil HL Da« Prrßpolizeirecht.
90
Mn Thür zu Thür wandern; für die Preffe kaum je eine
Belästigung,
scheidenen
in
meistm Fällen aber die Quelle be
den
doch sicheren und darum erwünschten Gewinnes;
zahlreiche Analogien auf anderen Gebieten weismd, ist diese
dem Preßgewerbe auferlegte Verpflichtung selten ernstlich an
gefochten, auch von den wärmsten Freunden der Preffe ver theidigt* und im deutschen Parlamente ohne Diskussion an
genommen worden. II.
Die Verpflichtung trifft all« periodischen Druck
welch«
schriften,
Vermittelung
Anzeigen
zwischen
Angebot
Wifftnschastliche Zeitschriften ausgenommen?
aufnehmen,* und
Nachftage
d. h. die besorgen
sind als solche gewiß nicht
Der Inhalt der auttlicheu Bekanntmachung
braucht nicht im Zusammenhänge mit dem regelmäßigen In halte jener Anzeigen zu stehen. HI.
Aufzuuehmeu sind di« dem Redakteur mit dem
Verlangen um Aufnahme von öffentlichen Behör den (Staats-
oder
Gemeindebehörden u. s. w.) mitge
theilten amtlichen Bekanntmachungen. Die Bekannt machung der wegrn öffentlicher Beleidigung erfolgten Berurtheilung* gehört nur dann zu den „amtlichen", wenn auf
Ansuchen d«S Beleidigten die strafvollstreckende Behörde* dem Redakteur
di« Veröffentlichung
aufgetragen hat.'
Dabei
macht «S — für unsere Frage wenigstens — keinen Unter
schied, ob di« Berurtheilung nach dem ersten oder dem zweiten
• Bgl inSbes.Berner S.221. • RPG. §. 10. 4 LiSzt S. 142 gg. Berner §. 200. • Staatsanwalt oder Amts richter nach StPO. §. 483.
* OT. vom S. Septbr. 1874 (GA.22S.608, OR.15S.S43); vom 28. Novbr. 1878 (GA. 26 S. 615, OR.1S S.SS3); fachf. OAG. vom 28. Januar 1878 (SA. 27 S. 130, St. 8 S. 163).
Dir verpflicht, z. Aufnahme amtlich. Bekanntm. |. 27. Absätze deS §. 200 RStrG. erfolgte.
die
Beleidigung
gegen
em«
91
Selbst beim, wenn
Behörde,
einen
Beamten
li. s. w? begangen war, kann erst in dem direkt an den ver-
antwortlichen Redakteur von der strafvollstreckenden Behörde gerichteten Auftrag zur Veröffentlichung eine „amtliche Be
kanntmachung" im Sinn« d«S §. 10 RrichSprrßgtsrtz erblickt
werden? IV. Die Aufnahme, erfolgt gegen Zahlung der üb
lichen
EinrückungSgebühren.
dieser Beziehung
Die Behörde
jedem Privatmanne gleich;
steht
in
sie hat sogar
vorauSzubezahleu, wenn dies allgemein Sitte ist.
Landes
gesetze, welche unentgeltliche Aufnahme anordneu, find selbst
verständlich außer Kraft gesetzt, dagegen find ans privat rechtlichen Titeln beruhende Verpflichtungen einzelner Redak
tionen ebenso selbstverständlich nicht berührt."
V. Ueber Art und Weise deS Abdrucke- enthält unsere
Gesetzgebung keine andere Bestimmung, als daß derselbe in einer der beiden nächsten Nummern deS Blatte- zu
erfolgen hat.
gehende
Eine auf den Zweck der Bestimmung zurück
Auslegung
wird
im
Eiuzelfalle
leicht
entscheide»
können, ob der Redakteur durch den Abdruck der Bekannt machung an einer Stelle, wo Niemand eine solche vermuthen
würde, seiner Pflicht genügt.
Eventuell hat die Behörde Ort
und Art der Einrückung selbst zu bestimmen.11 VI.
Direkter oder indirekter Zwang zur Aufnahme (etwa
« StrGB. 6-196. • OT. vom 28. Rovbr. 1878 tztt. in Nnm. 7). >• Richtta Thilo S. 34, den Berner S. 221 mißverstanden zu haben scheint.
" OT. vom 18. Man 1878 (OR. 19 S8 II.
Theil ITT.
118
Da- Preßpolizeirecht.
so ist sie reine Prävenüvmaßregel;
breitung gestattet,
eine
Konsequenz dieser Gestaltung ist dann die Anordnung, daß die Pflichtexemplare vor
die Behörden auS
dem
dem Beginne der Verbreitung an
abgeliefert
Mangel
werden,
dieser
so
wie
Anordnung
wir darauf
umgekehrt
schließen
können, daß die Beschlagnahme reinen Präventivcharakter nicht trägt.
2. Mit dem Beginne der Verbreitung ist daS durch den Inhalt der Druckschrift begangene Preßdelikt vollendet;' tritt jetzt die Beschlagnahme ein, so wird durch dieselbe zwar auch
der weiteren Verbreitung und damit der Vertiefung und Er weiterung der geschehenen Rechtsverletzung vorgebeugt, aber
die Beschlagnahme hat doch, da ein begangenes Delitt vor
liegt, in erster Linie repressiven Charakter.
3.
Die Beschlagnahme kann den Zweck verfolgen, die
Ausführung
der
int Urtheile
auszusprechenden Einziehung
oder Unbrauchbarmachung*8 zu sichern.
Sie ist hier, analog
dem dinglichen Arrest im Civilverfahren, Sicherung der Zwangsvollstreckung;
kann auch,
sie
insbesondere im
objektiven Verfahrens als Sistirungsmittel, als cautio judicio
sisti betrachtet werden.
Wie in den Fällen unter 1 und 2
ist auch hier möglichst vollständige Beschlagnahme der gan zen Auflage durch den Zweck der Maßregel geboten.
4. Die Druckschrift erscheint endlich als Beweismittel
für die durch sie oder an ihr begangenen Delitte, als Augen scheinsobjekt,
verkörpert.
in dem sich unmittelbar daS deliktische Thun
Die Beschlagnahme weniger Exemplare genügt
hier vollständig, um die Benutzung dieses Beweismittels in dem späteren Verfahren zu sichern.
1 Darüber unten §. 411. 8 Sttafges. §§. 40 bis 42.
I |
8 Vgl. unten §§. 54 ff.
Das Preßgefetz u. die Strafprozeßordnung.
G. 34»
H9
Um die Bestimmungen über die Beschlagnahme in
II.
Preßsachen würdigen zu können, müffen wir einen Blick auf die Regelung der Beschlagnahme in der Strafprozeßordnung
werfen.
1. Die Strafprozeßordnung gestattet 4 die Beschlagnahme
von Gegenständen, welche a) für die Untersuchung von Be
deutung sein können (Beweismitteln), oder b) der Einziehung unterliegen.
Zur Erlangung
dieser Gegenstände
ist
unter
gewissen Voraussetzungen Editionszwang/ zur Auffindung
derselben8* *Haus- oder Personsdurchsuchung zulässig. Verbunden mit
den Anordnungen
und angewendet auf Druckschriften,
mungen der Strafprozeßordnung
deS Strafgesetzes'
würden
diese Bestim-
die Zulässigkeit
der Be
schlagnahme nach den oben unter 3 und 4 angeführten Ge sichtspunkten,
also der vollständigen Beschlagnahme der
ganzen Auflage ergeben, sobald der Inhalt der Druckschrift
strafbar ist.
2.
Die Anordnung von Beschlagnahmen steht nach der
Strafprozeßordnung b regelmäßig dem Richter, bei Gefahr im Verzüge auch der Staatsanwaltschaft und dem polizeilichen Hülfspersonale derselben zu.
Erfolgt die Beschlagnahme ohne
richterliche Anordnung, so hat der Beamte,8 welcher dieselbe
angeordnet hat, binnen 3 Tagen (aber nur in gewissen Fäl len) die richterliche Bestätigung nachzusuchen, oder, wenn die
öffentliche Klage bereits erhoben war,
die in Beschlag ge
nommenen Gegenstände dem zuständigen Richter zur Ver fügung hat
daS
zu stellen. Erlöschen
Die Nichtbeachtung dieser Borschristeu der Beschlagnahme nicht zur Folge.
4 StrPO. 8.94. • StrPO. 88. 95. ff. • StrPO. 88« 102 ff.
’ StrGB. 88- 40—48. 8 StrPO. 8- 98. 8 StrPO. 8. 98 «bs. L u. 8.
Theil IH.
120
Da- Preßpolizeirecht.
Der mm der Beschlagnahme Betroffene kaun jederzeit die gerichtliche Entscheidung nachsuchen.
HI. Die Anwendung dieser Bestimmungen auf die Preßerzeugniffe wurde vielfach und lebhaft bekämpft, allerdings
nicht ohne manchen groben Jrrchum über die Tragweite der allgemein-strafprozessualen
Anordnungen.^
Man
betonte,
daß die Beschlagnahme von Druckschriften chreu Zweck nicht nur selten erreiche,
sondern regelmäßig das gerade Gegm-
theil des Angestrebten flamme,
die
herbeiführe,
Sympathien
weiter
die Leidenschaften ent
Kreise
dem
betroffenen
Blatte zuweude, für seine geheime Verbreitung die wirksamste Reklame mache u. f. w.
Man wies darauf hin, daß gerade
die Unschuldigen, der Abonnent, der Inserent, der Eigen-
thümer am schwersten von der Maßregel betroffen würden, während die eigentlich Schuldigen, Redakteur, Verfasser u. s. w.,
keinen oder nur geringen Nachtheil davon hätten.
Man be
hauptete sogar, daß Strafe vor dem Urtheil eine gerichtliche Monstrosität, die Tödtung des Gedankens durch Einstampfeu seines Trägers eine Barbarei, ein Verbrechen sei.
Man bekämpfte aber vor allem Anderen die nicht rich
terliche Beschlagnahme (unrichtig als „polizeiliche" bezeich die nicht widerlegt wordm
net),
und zwar mit Gründen,
sind.
Man bestritt die Fähigkeit der nichtrichterlichen, nicht
unabhängigen Organe, unbefangen, über den Parteien stehend,
den Thatbestand gerade der meisten Preßdelikte zu würdigen;
man erbrachte mit statistischen Belegen den Beweis für diese
Behauptung und unterstützte ihr Gewicht durch die Betonung deS Umstandes, daß ein Irrthum dieser Organe, soweit eS 10 Man vgl.zu dem folgenden die treffliche Darstellung bei M a r q u a r d s e n S. 198 und
Verner S. 301; ferner Liszt S. 163 ff. mit der wetteren Lit.
Das Preßgesetz u. die Strafprozeßordnung. |. 34.
12 i
stch um die kurzlebigen Erzeugnisse der TageSprrffe handle, nachträglich nicht wieder gut gemacht werden könne. Alle diese Gesichtspunkte fanden eingehende, viel
IV.
seitige
Beachtung
grsetzes."
bei
den
Berathungen
des
ReichSprrß-
Nur mit schwerer Mühe gelang die Versöhnung
der Gegensätze.
Das Resultat dieses Kompromisses sind di«
§§. 23 — 28 des Preßgesetzes.
Ihr Vergleich mit den An
ordnungen der Strafprozeßordnung ergibt Folgendes:
1.
Die nichtrichterliche Beschlagnahme, in der Straf
prozeßordnung im weitesten Umfange zugelaflen, ist
in dem Reichspreßgesetze auf gewisse, im Gesetz« anS« schließend aufgezählte Fälle beschränkt.
2. Gerichtliche
Bestätigung
derselben
ist immer
(also nicht bloß unter den von der Strafprozeßordnung angegebenen Voraussetzungen) «ochwendig.
3. Die Frist,
innerhalb welcher die gerichtliche Be
stätigung nachgesucht werden muß, ist, der Strafprozeß
ordnung gegenüber, wesentlich abgekürzt. 4. Beschwerde gegen gerichtliche Aufhebung der nicht richterlichen Beschlagnahme ist ausgeschlossen.
5. Nichteinhaltung der gesetzlichen Fristen hat Erlöschen der Beschlagnahme, Verzögerung der Strafverfolgung
in der Hauptsache deren Aufhebung zur Folge."
V. Die angeführten Bestimmungen (RPrG. S§ 23—26)
regeln ausschließend die nichtrichterliche Beschlagnahme von
Druckschriften; für die richterliche Beschlagnahme sind die Anordnungen der Strafprozeßordnung maßgebend." 11 Man vgl. hierüber inSbef. Marguardsen S. 190 ff. " Aehnliche Bestimmungen
Da-
schon in dem stanz. Grs. vom 28. Febr. 1817. » OT. v. 4. Mat 1876 (GL. 24 S. 236, OR. 17 S. 328).
122
Theil HI. DaS Preßpolizeirecht.
gegen finden die §§. 27 und 28 RPG." auf beide Arten der Beschlagnahme Anwendung, und dasselbe gilt umgekehrt von denjenigen Paragraphen der Strafprozeßordnung, welche
nicht unmittelbar die Beschlagnahme, sondern mit derselben
zusammenhängende Maßregeln (Editionszwang, HauS- und Personsdurchsuchung u. s. w.) regeln.
8- 35. VoruuAsetzunsr« der Lrschla-uahmr. I. Eine Beschlagnahme von Druckschriften ohne richter liche Anordnung findet nur statt:1
1.
Wenn eine Druckschrift den Vorschriften der §§. 6 u. 7 RPG. nicht entspricht (die von dem Gesetze geforderten
Angaben nicht enthält)? Dagegen ist die Beschlagnahme nicht zulässig, wenn
die auf der periodischen Druckschrift als verantwort licher Redakteur genannte und fungirende
Person
die
thatsächlich als solcher
gesetzlich
geforderten
Eigen
schaften nicht besitzt: §. 8 RPG. ist in §. 23 RPG. nicht zitirt? 2.
Wenn eine Druckschrift den Vorschriften des §. 14 RPG.
zuwider verbreitet wird (Verbreitung einer verbotenen
Druckschrift)/ 3.
Wenn durch eine Druckschrift einem auf Grund deS §. 15 RPG.
erlassenen Verbote
(Verbot
von Ver
öffentlichungen über Truppenbewegungen u. s. to.)1 zu
widergehandelt wird. " Ueber diese unten §. 37 u. 8.38. ' RPG. §. 23. * Vgl. oben §. 22 u. §. 24.
> Vgl. oben §. 11 V. 4 Vgl. oben §. 32. 6 Dgl. unten §. 46 II.
Voraussetzungen der Beschlagnahme.
4.
G. 35.
123
Wenn der Inhalt einer Druckschrift den Thatbestand
einer der in den §§. 85 (öffentliche Aufforderung zu hochverrätherischen Handlungen), 95 (Majestätsbeleidi 111
gung),
(öffentliche
Aufforderung
zu strafbaren
Handlungen), 130 (öffentliche Aufreizung zum Klaffen
kampf) oder 184 (Verbreitung unzüchtiger Darstellun
gen, Schriften und Abbildungen) des deutschen Straf gesetzbuchs mit Strafe bedrohten Handlungen begründet, in den Fällen der §§. 111 u. 130 jedoch nur dann,
venu dringende Gefahr besteht, daß bei Verzöge rung der Beschlagnahme die Aufforderung oder An
reizung ein Verbrechen oder Vergehen unmittelbar zur Folge haben werde.
n.
Nach der Strafprozeßordnung ist unerläßliche Vor
aussetzung der Beschlagnahme, daß ein begangene- (sei eS als vollendetes, sei es als versuchtes) Delikt vorliegt. Da daS Reichspreßgesetz lediglich die Delikte, welche zur richter
lichen Beschlagnahme Beranlaffung zu geben geeignet sind, aufzählen, nicht aber die nach gemeinem Recht erforderlichen
Voraussetzungen derselben beseitigen wollte, müffen wir au dieser
Bedingung
festhalten.
der Beschlagnahme
auch
im
Preßrechte
ES muß ein, mindestens versuchtes,
vorliegen,
Delikt
damit die Beschlagnahme gestattet sein kann.
Die Anwendung dieses SatzeS auf die einzelnen oben unter I. aufgezählten Delikte führt zu folgender Unterscheidung: a) In
eS
den
unter 3 u. 4 erwähnten Fällen haben wir
mit
einem
begangenen
durch
Preßdelikte
den. Inhalt zu
thun;
der
Druckschrift
bei diesen
liegt
die strafbare Handlung in dem Verbreitens erst wenn diese- begonnen hat, ist die Beschlagnahme zulässig.
• Dazu unten §. 41 L
184
Theil in. ,Da- Preßpolizeirecht.
b) Der Fall unter 2 ist strafbar« Verbreitung an sich, ganz ohne Mcksicht auf dm Inhalt der verbreiteten Druckschrift. Auch hier müffm wir also, wenn auch an» einem anderen Grunde, zu dem gleichen Resultate gefangen: Vor dem Beginne der Verbreitung keine Beschlagnahme. c) Anders liegt die Sache in dem unter 1 angeführten Falle. Hier handelt es sich um die dem Gesetze nicht entsprechende Herstellung einer Druckschrift. Da zum Wesm der Druckschrift nicht nur gehört, daß sie zur Verbreitung bestimmt, sondern auch daß sie erschimm (ausgegeben) ist,' da ferner das Delikt bet §§. 6 u. 7 RPG. als versuchtes nicht strafbar ist: kann die Be schlagnahme erst nach der Ausgabe der Druckschrift erfolgen, während andrerseits* der Beginn der Ver breitung nicht abgewartet zu werdm braucht.* UI. Die Beschlagnahme setzt voraus, daß eine strafbare Handlung vorliegt, mag auch immerhin die Verfolgung oder Berurtheilung einer bestimmten Person nicht ausführbar sein. Sie ist daher in allen Fällen ausgeschloffen, in welchen auch daS objektive Verfahren nicht zulässig ist.'* IV. Die preßgesetzlichen Bestimmungen über Beschlag nahme traten im Allgemeinen sofort mit dem 1. Juli 1874 für daS ganze Geltungsgebiet der ReichSpreßgesetzgebung in Kraft." Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelaffm werden, daß die Zulässigkeit der Beschlagnahme von dem Borliegm gewiffer Preßdelikte abhängt. Faffen wir die oben unter I. besprochenen Fälle in'S Auge, so ergibt sich: 7 Vgl. oben §. 5 V. • Bal. oben 5- 25 IV. 1 A. A. die Meisten.
10 Bal. darüber unten §§. 54 u. 65. 11 Dgl. oben §5- 3 u. 4.
DaS Beschlagnahmeverfahren. ad 1.
|. 36.
125
Nur im Jalande seit dem 1. Juli 1874 erschie nene Druckschriften können sich einer Uebertre-
tung dieser Vorschriften schuldig machen, mit hin in Beschlag genommen werden.
ad 2.
Nur ausländische, wenn auch vor dem 1. Juli
1874 erschienene Druckschriften unterliegen dem Verbote, mithin auch der Beschlagnahme,
ad 3 it 4.
Hier hängt dir Zulässigkeit der Beschlagnahme (prinzipiell) weder von der Zeit noch von dem Orte der begangenen strafbaren Handlung ab.
§. 36.
La» Seschtaguahmruersich«». I. Dir gerichtlich« Entscheidung über die mchtrichterlich« Beschlagnahme, in
der Strafprozeßordnung uur ganz
ausnahmsweise' vorgeschrieben, muß,' wen» eS sich um Druck
schriften handelt, unter allen Umstände« Zur Entscheidung ist
das
emgeholt
werde«.
zuständig« Gericht
berufen.
Welche- dieses sei, ersehen wir, da sich daS ReichSpreßgesetz
selbst einer Bestimmung darüber enthüll, auS der Strafprozeß ordnung.'
1.
Nach dieser aber müssen wir unterscheiden:'
Wenn die
öffentliche Klage
wegen
deS
betreffend«
PreßdelilleS bereits erhoben ist, so unterliegt eS keine«
Zweifel, daß daS mit der Klage befaßte, also daS
m
der Hauptsache zuständige Gericht, sowie eS selbständig
zur Anordnung der Beschlagnah«« befugt wäre, auch ' * » ♦ der
HttPO. 5- 98. RPG. §. 24. StrPO. §. 98. Die entgegengesetzte Ansicht Kommentatoreu deS. SiPG.,
welche immer das Inder Haupt sache zuständige Gericht entschei den lassen wollen, ist der StrPO. gegenüber nicht mehr haltbar.
126
Theil m. Da- Preßpolizeirecht, über die Bestätigung oder Aufhebung der nichtrichter
lichen Beschlagnahme zu entscheiden berufen ist.
2.
Ist dagegen die Beschlagnahme erfolgt, noch che die öffentliche Klage erhoben wurde, so ist das „zustän
dige" Gericht der Amtsrichter,
in dessen Bezirk die
Es läßt sich nun
Beschlagnahme stattgefunden hat?
allerdings nicht leugnen, daß, wenn wie leicht möglich die Beschlagnahme in verschiedenen Amtsgerichtsbezirken stattgefunden hat, widersprechende Entscheidungen von den verschiedenen Amtsrichtern gefällt werden können.
Allein einerseits
ist die
gleiche Möglichkeit
bei
der
richterlichen Beschlagnahme unzweifelhaft gegeben, an drerseits wird den ärgsten Mißständen dadurch vor
gebeugt, daß binnen kurzer Frist die öffentliche Klage erhoben werden muß.
vertretene Ansicht
Ein Argument gegen die hier
läßt
sequenzen nicht ableiten.
sich
daher
aus diesen Kon
So lange aber widersprechende
gerichtliche Entscheidungen bestehen, muß diejenige, welche die Beschlagnahme aufrecht erhält, als die für da
ganze Gebiet
des
deutschen
Reichs maßgebende be-
ttachtet werden.
II. Das zur Entscheidung
berufene
Gericht steht dem
Anttage auf Bestätigung gerade so gegenüber, wie allen an deren staatsanwaltschaftlichen Anträgen.
gebunden durch
Es ist insbesondere
die staatsanwaltschaftliche Bezeichnung
der
That, frei in der rechtlichen Beurtheilung derselben. ES muß die Beschlagnahme daher bestätigen, wenn es in
den bezeichneten Stellen der Druckschrift zwar nicht daS De-
6 Vgl. Löwe, Kommentar zur SttPO. S. 947; auch die Motive zum Entw. des Einfuhrungsgef.
zur SttPO. §. 6 (Hahn, Ma terialien S. 229).
Das Beschlagnahmeverfahren. G. 36.
127
fist des §. 111 StrGB., wegen deffen die Beschlagnahme er folgte, wohl aber das des §. 130 StrGB. erblickt; eS muß sie aufheben, wenn eS der Ansicht ist, daß zwar nicht durch
den von der Staatsanwaltschaft bezeichneten, wohl aber durch
einen anderen Artikel
derselben Druckschrift
die von jener
behauptete strafbare Handlung begründet sei.
III. Die Entscheidung des Gerichtes ist von der Staats
anwaltschaft einzuholen/
1. Hat die Staatsanwaltschaft selbst die Beschlag
nahme angeordnet, so muß sie binnen 24 Stunden nach An ordnung derselben um die gerichtliche Entscheidung nachsucheu.
Das Gericht hat binnen 24 Stunden nach Empfang deS Antrag- seine Entscheidung zu erlassen. 2.
Hat
die
Polizeibehörde ohne
Anordnung
Staatsanwaltschaft die Beschlagnahme verfügt,
der
so muß sie
die Absendung der Verhandlungen an letztere ohne Verzug
und spätestens binnen 12 Stunden bewirken.
Die Staats
anwaltschaft hat entweder die Wiederaufhebung der Beschlag
nahme mittelst einer sofort vollstreckbaren Verfügung anzu ordnen, oder die gerichtliche Bestätigung binnen 12 Stunden
nach Empfang der Verhandlungen zu beantragen. Die Einhaltung dieser Fristen ist — im Gegensatze zu den Anordnungen der Strafprozeßordnung — unter beson dere Garantie durch die Bestimmung gestellt, daß, wenn nicht
bis zum Ablaufe des 5. Tages nach Anordnung der Be schlagnahme der bestätigende Gerichtsbeschluß jener Behörde,
welche die Beschlagnahme angeordnet hat,
zugegangen ist,
die letztere erlischt und die Freigebung der einzelnen Stücke
erfolgen muß?
I
’ RPG. §. 24 Abs. 8.
128
Theil III. Das Preßpolizeirecht.
IV. Gegen den Beschluß des Gerichts, welcher die vor läufige Beschlagnahme aufhebt, findet ein Rechtsmittel
nicht statt,8 während der bestätigende Beschluß mit der ein
fachen Beschwerde angefochten werden kann? Die Beschwerde ist auch dann zulässig, wenn die Staatsanwaltschaft, ohne
selbst die Beschlagnahme einzuleiten, die Anordnung der selben bei dem Gerichte beantragt hat und mit diesem An träge zurückgewiesen wurde.
V.
Aber auch die vom Gerichte bestätigte vorläufige
Beschlagnahme (nicht aber die ursprünglich schon vom Richter
angeordnete) ist wieder aufzuheben," wenn nicht binnen 2 Wochen
nach der Bestätigung die
Hauptsache eingeleitet worden ist.
Strafverfolgung in der Ein ipso jure Erlöschen
der Beschlagnahme tritt hier jedoch nicht ein;
es muß eine
ausdrückliche Aufhebung durch dasjenige Gericht, welches die
Bestätigung ausgesprochen hat (hier immer der Amtsrichter), erfolgen, so daß die Beschlagnahme trotz des Ablaufes der zweiwöchigen Frist bis zu dieser Verfügung in Kraft bleibt.
Die Strafverfolgung in der Hauptsache muß binnen 2 Wochen «ingeleitet sein, d. h. es muß die Eröffnung der Untersuchung
(sei es der Voruntersuchung, sei es
des Hauptverfahrens)
beschloffen sein; im objektiven Verfahren" steht die Anord nung des Termins zur Hauptverhandlung der Eröffnung der Untersuchung gleich?'
VI.
In
dem in
der Sache selbst ergehenden Endur-
theile muß auch die Beschlagnahme, die ja nur die Siche rung des Beweises in dem durchzusührenden Strafverfahren
oder die der Urtheilsvollstreckung bezweckt, ihre Erledigung
s RPG. §. 25. 9 StrPO. §. 346. 10 RPG. §. 26.
11 Darüber vgl. unten §.5711. 12 Vgl. Löwe, Kommentar zur StrPO. S. 948.
Umfang der Beschlagnahme. |. 37.
finden.
129
Ist der Inhalt der Druckschrift ein strafbarer, so
ist die Unbrauchbarmachung" der in Beschlag genommenm
Exemplare auszusprechen: es sind daS die oben K. 35 «ater
I. Rr. 3 u. 4 enthaltenen Fälle; kann die Unbrauchbarmachung nicht ausgesprochen werden — in den oben §. 35 I. Nr. 1 und 2 erwähnten Fällen — so sind die in Beschlag genom-
mrnm Exemplare
de» Eigenthümern zurückzustellen.
Eine
andere Art der Erledigung der Beschlagnahme, insbesondere
Aufrechthaltung derselben auch nach Rechtskraft drS Urtheils,
gibt «S nicht.
Enthält daher daS freisprecheade Erkenntniß
keine ausdrückliche Verfügung über die Beschlagnahme,
so
gilt diese stillschweigend als aufgehoben."
§. 37.
Umfang der Lefchiaguahme. I.
Bei der Anordnung der Beschlagnahme, mag diese
eine richterliche oder eine nichtrichterliche sein, sind die dieselbe veranlassenden Stellen der Schrift unter Anführung der verletzten Gesetze zu bezeichnen?
DaS Gleiche gilt
von dem Gerichtsbeschluß, durch welchen die mchtrichterliche Beschlagnahme bestätigt wird. Doch kann dieser BestätigungS-
beschluß nicht nur in Bezug auf die angeführten gesetzliche«
Bestimmungen (also di« juristische Beurtheilung der That), sondern auch in der Bezeichnung der strafbaren Stellen (den thatsächlichen Feststellungen)
von
der durch ihn bestätigte«
nichtrichterlichrn Anordnung abweichen, so lange er sich da»
" StrGB. §§. 41 n. 42. Dgl. unten §§. 64 ff. " OT. vom 15. April 1875 voL LiSzt, Preßrecht.
(OR. 16 S. 290) gegen ein« ältere E. v. 15. Septbr. 1858. > RPG. 8- 27 Albs. 2.
9
. Theil DI.’ DaS Preßpolizetrecht.
130
bei innerhalb der Grmzm der Identität der That hält, also über die von der StaatSanwaltschast mkriminirte That nicht
hiuausgreift.1 n. Trennbare Theile der Druckschrift (Beilagen einer
Zeitung u. s. ».), welche nicht- Strafbares enthalten, sind von der Beschlagnahm« auszuschließen.'
Durch diese Au»
ordnung, die so sehr in der Natur der Sache begründet ist,
daß sie auch ohne ausdrückliche gesetzliche Anerkennung befolgt werden müßte/ schließt sich das ReichSpreßgesetz an di« schon
im Strafgesetzbuch' ausgesprochene Bestimmung vollständig
an.
Voraussetzung ist die Möglichkeit einer physischen Aus»
scheiduug,
so daß der ausgeschiedene Theil den Charakter
einer selbständigen Druckschrift nicht verliert.
Fall, ist quaestio facti.'
Wann dieS der
Ist die Ausscheidung unterblieben
und die gegen dm Beschluß etwa ergriffene Beschwerde er
folglos gewesen, so ist di« ganze Druckschrift von der Be» schlagnahme ergriffen.'
HL
Die Beschlagnahme kann sich auf die zur Ver
vielfältigung dienenden Platten und Formen erstreckm.'
Das freie Ermessen der anordnenden oder bestäti-
gmden Behörde mtscheidet hier, während die in dem End«rtheile auszusprechende Unbrauchbarmachung
einer Druck
schrift" sich nothwendig auch auf die Plattm und Form«
erstreckt.
„Platten und Formen"
vom Gesetzgeber gemeint;
sind im weiteren Sinne
es ist unrichttg, diese Ausdrücke,
wie dies regelmäßig geschieht,
• Bal. auch oben §. 36II. » RPG. §. 27 Abs. 2. « Vgl. OT. v. 1. April 1864 (GA.12S.347); LiSztS.172. ' §.41; vgl. untm §. 56 II.
nur
auf Druckschriftm im
• Dgl. Berner S. 317 gg. Thilo S. 110. ’ Vgl. oben §. 33 II. • RPG. §. 27 Abs. 1. ' StrGB. § 41.
Umfang der Beschlagnahme. G. 37. engeren Sinne zu
beziehen.
ES
131
fallen daher nicht bloß
Stereotyp- oder Clicheplatt«, sondern auch z. B. Negativ platten für photographische Abdrücke u. s. w.
unter da-
Gesrtz; ebenso nicht bloß die „Formen" im Sinn« der Buch
druckersprache,
also di« durch de» eisernen Formenrahmm
zusammengehaltenen 4 oder 8 gesetzten Kolumnen, sondern auch Guß- und Prägeformea aller Art.
DaS Gesetz meiut
die Lervirlfältigungsmittel im Allgemeinen. sich die Beschlagnahme derselben nicht weiter,
die
Doch erstreckt als die der
II.
besprochen« Eia-
schränkungen greif« also auch hier Platz.
Bei Dmckschrift«
Druckschrift
selbst;
ob«
unter
im «ger« Sinne muß auf Antrag d«S Betheiligten statt der Beschlagnahme deS Satzes daS (kunstgerechte) Ableg«
desselben durch daS vou dem Betheiligten zu stellmde Per
sonal erfolgen.'"
IV. 1.
Der Beschlagnahme unterliegen:
Alle
bereits
auSgegebenrn
und
in Verbreitung"
befindlich« Exemplare; nicht aber diejenigen, die be
reits in Privatbesitz übergegang« sind. 2.
Die noch nicht auSgegebmm, aber zur Verbrei
tung
bestimmten
Exemplare."
Daß in diesem
Falle bei strafbarem Inhalte der Druckschrift aber be
reits andere Exemplare derselb« Druckschrift in Ver breitung sei» müssen, folgt schon auS dem, was ob«
§. 36 II. über die Voraussetzungen der Beschlagnahme
gesagt Word« ist; ebenso aber auch, daß, wenn nur eine Verletzung der Formvorschriften der §§. 6 und 7 des ReichSpreßgesetzeS in Frage steht, nicht Beginn der
•» «PS. §. 27 Abs. 1. " Ueber diesen Begriff vgl. unten j. 42.
>' «PS. §. 27 1. Satz; dap» Berner S. 314.
Theil HL DaS Preßpolizeirecht.
132
Verbreitung, sondern nur Ausgabe der Druckschrift alsolcher erforderlich ist11
V.
nahme
Die Wirkung der richterlich angeordneten Beschlag
erstreckt
sich
auf
mit Beschlag zu
alle
belegenden
Exemplare der Druckschrift, auch auf diejenigen, welche sich
au einem zur örtlichen Kompetenz deS beschließenden Gerichts nicht gehörigen Orte befinden." reffenden
Exemplare
der
Daß der Inhaber der be-
Militärgerichtsbarkeit
untersteht,
Modalitäten in der Ausführung deS Beschlagnahme
ann
befehls bedingen, aber nicht die Kompetenz der Militärgerichte
zur Prüfung deS Befehls begründen?8
§. 38. Wirkung der Srschlaguahmr. I. Während der Dauer der Beschlagnahme ist verboten?
1.
Die
Verbreitung
Druckschrift,
der
ein Verbot,
von
derselben
betroffenen
daS die der thatsächlichen
Beschlagnahme entgangenen Exemplare der Druckschrift im Auge hat.
Die Verbreitung ist auch
dann ver
boten, wenn die Beschlagnahme lediglich wegen Ver
letzung der Formvorschriften der §§. 6 u. 7 RPG. er
folgte; die entgegengesetzte Ansicht8 hat weder in dem Gesetze selbst, noch auch in der Natur der Sache eine
Stütze: Druckschriften, die durch ihre äußere Erschei nung allein, ganz abgesehen von ihrem Inhalte, den
Anordnungen des Gesetzes Hohn sprechen, dürfen schon
18 Val. auch unten §. 56 III. «♦ OT. v. 16. April 1875 (GA. 23 S. 210, OR. 16 S. 300). « OT. zit.
1 RPG. §. 28. 8 Jnsbes. v. Berner S. 317 vertreten.
Wirkung der Beschlagnahme.
88.
133
darum nicht verbreitet werden, qnia mali exempli ea
res est.
Der Begriff der Verbreitung' ist auch hier
derselbe wie auf dem ganzen Gebiete drS PreßrechteS.
2.
Der Wiederabdruck der die Beschlagnahme
verau»
lastenden Stellen.'
Ist die Bezeichnung der Stelle» im Beschlagnahme-
brschluß unterblieben, so ist Abdruck einzelner Stelle» nicht strafbar.'
II.
Verbreitung
und Wiederabdruck sind
verboten,
so
lange die Beschlagnahme dauert. DaS Verbot tritt in Kraft
mit dem Augenblicke, in welchtm die Beschlagnahme, sei eS von dem Richter, sei eS von dem Staatsanwalte oder der
Polizeibehörde, »»geordnet oder vollzogen wird; eS entfällt erst mit dem Erlöschen oder der rechtskräftigen Aufhebung
der Beschlagnahme.
Die Strafbarkeit wird
dadurch
nicht
berührt, daß Verbreitung oder Wiederabdruck zwar während der Dauer der Beschlagnahme erfolgte,
die Beschlagnahme
aber nachträglich als durchaus unbegründet vom Richter auf«
gehoben wurde. in.
Jedes Zuwiderhandeln gegen das Verbot ist' mit
Geldstrafe bis 500 Mark oder mit Gefängniß bis zu 6 Mo naten bedroht, mithin Vergehen.
Doch ist zur Strafbarkeit
Kenntniß der verfügte» Beschlagnahme erforderlich, mag diese Kenntniß durch öffentliche Bekanntmachung oder
durch individuelle Benachrichtigung von Seiten der Behörde
oder aber durch zufällige Umstände erlangt sein.' Im guten
• Ueber diesen Begriff unten f. 42. * Ueber den Wiederabdruck vgl. oben §. 33 VI, unten §. 43IV. » OT. vom 2. Rovbr. 1876
(Gkl. 24 S. 638, OR. 17 S. 709). • RPG. $. 28 Abs. 2. ' Dgl. Berner S.318; OT. v. 24. Oktbr. 1860(GA. 8S. 816).
Lheü m. Da- Preßpolizeirecht.
134
Glauben erfolgende Uebertretuug deS Verbotes bleibt absolut straffrei. IV. Mit dem durch Verbreitung oder Wiederabdruck be
gangenen Delikte kann in ideeller Konkurrenz ein durch den
Inhalt der verbreiteten oder wiederabgedruckten Druckschrift begründete- Delikt verbunden sein.
§. 39. Nie Srschla-uahrur auch -em Sozialistengesetz.
I.
Wenn
eine sozialdemokratische Druckschrift verboten
worden ist/ so ftnb2 auf Grund deS Verbotes die von dem selben betroffenen Druckschriften da,
wo sie sich zum Zwecke
der Verbreitung2 vorfinden, in Beschlag zu nehmen.
Die
Beschlagnahme kann sich auf die zur Vervielfältigung dienen
den Platten und Fonnen erstrecken; bei Druckschriften im en germ Sinne hat auf Antrag des Betheiligtm statt Beschlag nahme deS Satzes das Ablegen des letzteren zu geschehen.2
Die in Beschlag genommenen Druckschriften,
Platten und
gönnen sind, nachdem das Verbot mdgültig geworden, un brauchbar zu machen. Die Beschwerde findet nur an die Aufsichtsbehördm statt, n.
Aber auch
ohne vorhergegangenes Verbot
können2
Druckschriften, in welchm sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische auf den Umsturz der bestehenden Staats- oder
Gesellschaftsordnung
gerichtete
Bestrebungen
in
einer
dm
öffentlichen Frieden, insbesondere die Einttacht der Bevölke-
rungsklaffm gefährdmdeu Weise zu Tage treten,2 ebenso wie
1 Ueber dieses Verbot s. oben § 33 ' * S-zGes. §. 14.
• Vgl. oben §. 37 IV.
4 Dgl. oben §. 36 KI. » Soz.Ges. 8 16. • So,.Ges. §. 11.
Die Beschlagnahme nach dem Sozialistengesetz. G. SV.
136
die zu ihrer Vervielfältigung dienenden Platten und Formen
von der Polizeibehörde vorläufig in Beschlag genommen Die in Beschlag genommene Druckschrift ist inner
werden.
24
halb
Stunden
der
Landespolizeibehörde
eiuzureichen.
Diese hat entweder die Wiederaufhebung der Beschlagnahme sofort anzuordnen, oder innerhalb einer Woche das Verbot *
zu erlassen.
Erfolgt das Verbot nicht innerhalb dieser Frist,
so erlischt die Beschlagnahme und die einzelnen Stücke, Platten
und Formen müssen fteigegeben werden.
UI. Die Verbreitung, die Fortsetzung, der Wiederabdruck einer von der vorläufigen Beschlagnahme' betroffenen Druckschrist ist' mit Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Ge
fängniß bis zu 6 Monaten bedroht.
fügten
Beschlagnahme
muß
gefordert
Kenntniß
werden;
der
in
ver
gutem
Glauben erfolgende Verbreitung u. s. w. ist straflos gelassen." Wenn eS sich um eine nach §. 14 Soz-Ges." in Beschlag ge
nommene Druckschrift handelt, so erscheinen, da hier bereit
erfolgtes Verbot vorausgesetzt wird, Verbreitung, Fortsetzung, Wiederabdruck als Verbreitung u. s. w. nicht sowohl einer iu
Beschlag genommenen, als vielmehr einer verbotenen Druck-? schrift und sind unter diesem Gesichtspunkte strafbar." 7 Vgl. oben §. 33. 8 Soz.Ges. §.lb; oben unterII.
Soz.Ges. §. 19.
10 diese 11 "
In Soz.Ges. z. 21 werden Handlungen nicht erwähnt. Oben unter I. Dgl. oben §. 33 VI.
Vierter Theil.
Pas Ureßstrafrecht. I. Das Preßdelikt. §. 40. Ser Degriff des prehdeliktrs. I. Die innere Natur, das eigentliche Wesen der „Preß delikte" ist wiederholt Gegenstand eingehender scharfsinniger Untersuchung gewesen. Unter den hieher gehörigen Schriften nehmen die Gutachten von' Glaser und John und die Ab handlung von 3aque8l eine hervorragende Stellung ein. In neuester Zeit hat Oetker- die Lösung des Problems wesentlich gefördert. Die Frage ist aber nicht nur von hohem theoretischem Interesse, sondern auch von großer praktischer Bedeutung: eine Reihe von preßgesetzlichen Bestimmungen findet nur auf Preßdelikte Anwendung, setzt also einen fest stehenden Begriff voraus; und andrerseits läßt sich eine An zahl der wichtigsten Detailfragen ohne grundlegende Fixirung deS Wesens der Preßdelikte nicht mit Sicherheit entscheiden. 1 Die Schriften sind oben §. 1 I ' In GoltdammerS Archiv 26 IV zitirt. > S. 249 ff.
Der Begriff de- PreßdeNkteS. ff. 40. II.
Ehe
137
die Untersuchung über da- Wesen der Preß
delikte begonnen werden kann, muß eine Ausscheidnng vor
genommen werden.
Außer Betracht bleiben die Ueber«
tretungen des Preßpolizeirechts.
Sie haben mit dem
im folgenden zu besprechenden Preßdrlikten prinzipiell nicht
gemein.
Da- Preßpolizeirecht ordnet in seinen Normen die
Herstellung, Ausgabe, Verbreitung der Druckschriften, al- der Mittel zur Gedankenäußerung; es schützt die Recht-güter, welch« durch die Gedankenäußerung verletzt oder gefährdet
werden
können,
nicht
direkt
sondern indirekt;
wer dies«
Normen zuwiderhandelt, begeht keinen Mißbrauch der Preß-
frecheit. Die durch die Preßdelikte übertretenen Normen dagegen
gehören dem allgemeinen Straftechte an, bezwecken direkte» Schutz staatlicher, gesellschaftlicher oder privater Recht-güter; sie sind nicht erst durch die Preßgesetzgebung geschaffen, son
dern vor allem Prrßrechte da und unabhängig von diesem;
chre Uebertretung ist Mißbrauch der Preßfreiheit. ES darf «u- dabei nicht irre machen, weun manche dieser
Norme» nur in dem Preßgesetze selbst ausdrücklich au-ge
sprochen find; immer haben wir e- in einem solche» Fall« mit einer Unvollkommenheit de- positiven Rechte- zu thun,
da- nicht alle Übertretungen der betreffenden Norm, sondern
nm die durch die Preffe begangenen Übertretungen derselben unter Straft stellt. Ma« hat di« Preßpolizridelikte als eigentliche Preß
delikte den „»«eigentlichen" oder wie die Gesetzgrbnng
«eist sich au-drückt, „den durch den Inhalt von Druck schriften
begangenen"
Preßdelikte»
entgegengestellt.
Diese Terminologie ist weder sachlich noch sprachlich empfthlen-werch; wir werden im folgenden die erste Grupp«
138
Theil IV. Das Preßstrafrecht.
von Delikten als das was sie sind, als Preßpol izeidelikte, die zweite als Preßdelikte schlechtweg bezeichnen. III. Diese Preßdelikte stehen nunmehr zur näheren Unter suchung? 1. Wir werden dabei wohl von dem Grundgedanken ausgehen dürfen, daß das Preßdelikt Mißbrauch der Preßfreiheit ist. Preßfreiheit aber ist das Recht der freien Gedankenäußerung in Druckschriften. Normwidrige Gedankenäußerung — das Wort in dem oben* be sprochenen weiteren Sinne genommen — wird also das erste Element in dem Begriffe der Preßdelikte sein müssen. 2. Normwidrige Gedankenäußerung in Druckschriften. In der Druckschrift hat der Gedanke zum Zwecke des Geäußertwerdens sich verkörpert; er ist herabgestiegen aus der Welt des Geistes in die der Erscheinung, ist fixirt, gebannt an das Papier, zur greifbaren Materie geworden. Und in dieser Form wird er nunmehr geäußert. Das Preßdelikt ist nicht unmittelbare, sondern mittelbare Gedankenäußerung. Der gedruckte Gedanke wird geäußert. Es ist wichtig, dieS festzuhalten; das objektive Verfahren beruht auf der sinn lichen Gestalt, die der Gedanke angenommen hat? Eine Druckschrift im Sinne des Gesetzes muß demnach fertig vorliegen, ehe überhaupt von einem Preßdelikte ge sprochen werden kann. Die Herstellung und das Ausgeben der Druckschrift erscheinen nur als die Herbeischaffung der Mittel zur Begehung eines Preßdeliktes, michin als Handlungen, die vor der deliktischen Thätigkeit, vor dem Begehen des Preßdeliktes liegen, geradeso wie das Anschaffen
3 Vgl. Art. Preßstrafrecht in v. Holpendorff's Rechtslexikon 3. Aust. (Liszt).
4 §. 5 V. 5 Vgl. unten §. 54 I.
139
Der Begriff des Preßdeliktes. 8- 40.
und Laden des Revolvers nur Vorbereitungshandlung für
die geplante Tödtung ist.
Die Gedankenäußerung muß aber ferner öffentlich
3.
erfolgen, d. h. sie muß gerichtet sein an das Publikum,
unbestimmt
an
viele
und
unbestimmt
welche
Personen
(Oetker's „Destinatäre"), an einen weder thatsächlich noch nach der Absicht des Aeußernden geschloffenen Kreis?
Wer durch die Zeitung einem Freunde in chiffrirter oder in anderer nur diesem verständlicher Schrift eine vertrauliche Mittheilung macht, wer in ähnlicher Weise Druckschriften als
Mittel zu privatem Gedankenaustausche benützt, der begeht kein Preßdelikt, mag er auch anderweitig vor dem Straf
gesetze verantwortlich werden.
Daß aber das Moment der Oeffentlichkeit wesentlich ist für den Begriff des Preßdeliktes, wird allgemein zugegeben. Wenn das Gesetz eine Gruppe von Delikten wegen des bei
Begehung derselben gebrauchten Mittels besonders hervor
hebt, dann muß das Mittel in der seinem Wesen entsprechen den,
seine Bestimmung erfüllenden Weise gebraucht werden.
Es ist keine Tödtung durch eine Schußwaffe, wenn ich meinen
Gegner mit dem Flintenkolben erschlage. der Druckschrift
treten?
aber
liegt
es,
in
In dem Wesen
die Oeffentlichkeit
zu
Wird sie darin gehindert, so hat sie ihren Beruf
verfehlt. Oeffentliche Gedankenäußerung: Damit haben wir zugleich jene größere Delittsgruppe
aufgefunden,
innerhalb
welcher die uneigentlichen Preßdelikte einen hervorragenden
Platz einnehmen.
Ob und wieweit die Bestrafung des öffent-
6 Vgl. über den Begriff der „Oeffentlichkeit" die Lehrbücher
und die Kommentare zum (Strafgesetzbuch.
7 Vgl. oben §. 5III.
Theil IV. DaS Preßstraftecht.
140
lich auSgesprochenm Gedanken- gerechtfertigt ist, welche Rück sichten für den Gesetzgeber bei Aufstellung jener Deliktsgruppe
maßgebend gewesen sind und maßgebend sein sollen, haben wir an dieser Stelle, an welcher wir unS nur mit dem po
sitiven Rechte beschäftigen, nicht zu untersuchen.
Aber ohne
öffentliche Gedankeuäußerung kein uneigentliches Preßdelikt: daran haben wir unbedingt festzuhalten.
Mit jener entfällt
dieses. 4.
Die Gedankenäußerung erfolgt bei den Preßdelikten
durch Verbreitung der Druckschrift.
bare
Gedankenäußerung,
Aeußerung
fixirten und vervielfältigten Gedankens.
der Gedanke,
Verbreitung
ihre
deS
Sie sind mittel
gedruckten,
seine
Aeußerung.
Der Gedanke wurde gebannt an das Papier,
todten Buchstaben geworden;
deS
Die Druckschrift ist
er ist zum
aber der Buchstabe wird wie
der zum lebendigen Wort, wenn die Druckschrift hinausge
schickt wird in die Welt. breitung,
Und das geschieht durch die Ver
in welcher der Gedanke zu neuem Leben wieder
aufersteht.
Aus dieser Auffassung,
welche in der Verbreitung
der
Druckschrift die eigenthümliche Form erblickt, in welcher die Gedankenäußerung bei den Preßdelikten erfolgt, welche Ver
breitung und Gedankenäußerung bei den Preßdelikten identifizirt, ergeben sich eine Reihe von Konsequenzen9
Sie ist
der Kernpunkt der hier verttetenen Theorie.
Durch seine Metamorphose hat der Gedanke ein DoppelteS gewonnen.
Durch
seine Objektivirung
in der Materie ist
seine Existenz unabhängig geworden von dem Willen seineSchöpfers; der Gedanke führt ein selbständiges Dasein, zeit-
8 Vgl. unten §. 41.
141
Drr Begriff de» PreßdelikteS. |. 40.
lich und räumlich getrennt von dem Dasein desjenigen, dem er sein Lebm verdankt.
Und durch di« Bervielfältigung hat
er sein« Lebenskraft potenzirt, sie gestählt gegen die Wir
kungen der Zeit und sich gewappnet zur Ueberwindnng aller räumlichen Hindernisse.
Als selbständige, der Sinnenwelt angehörige Jndividua-
lität und gerüstet zum Kampf gegen Raum und Zeit tritt der zur Druckschrift gewordene Gedanke durch die
Verbreitung in die Welt.
Auch da» wird mir zu häufig
übersehen oder doch nicht richtig gewürdigt.
5.
Aber noch ein weiteres Merkmal muß gegeben sein,
damit der Begriff deS PreßdelikteS erfüllt wird.
dankenäußerung
selbst muß
die
Die Ge
Normwidrigkeit
enthalten, ohne Rücksicht auf weitere, durch dieselbe herbei
geführte Erfolge.
Sie darf nicht da» Mittel yft Begehung
eine» Deliktes, sie muß selbst die Begehung eineS Delikte sein.
Rur die an sich normwidrig« Gedankrnäußerung
kann Preßdelikt sein.'
Die innere Natur dieser Norm bleibt
ohne juristische Bedeutung;
sie
kann
die Brrletzung
eine
bestimmten RechtSgutes oder seine Gefährdung verbieten, sie
kann, ohne jede Mcksicht auf Gefährdung im konkreten Fall«, die Gedankenäußerung untersagen. Aber dir Gedankenäußerung an sich muß normwidrig sein. ES scheide» mithin auS dem Kreise der Preßdelikte all«
jene Delikte au», bei welchen die Gedankrnäußerung nur daMittel zur Herbeiführung der Rechtsverletzung bildet, dies«
selbst nur durch dir Folgen der Gedankenäußerung bewirkt wird.
Betrug, Erpressung u. s. w. gehören in keiner Ge
stalt zn den Preßdeliktm, weil dort erst mit der BermögenS-
• Au abweichendem Resultate gelangt Oetker.
Shell IV. Da« Preßftrafrecht.
142
brschädiguug auf Seite d«S Betrogenen,
Handlung, Duldung oder Untrrlaffuug
hier erst mit der des Vergewaltigten
oder Bedrohten die Rechtsverletzung gegeben ist,
die dies«
herbeiführeudr Gedankenäußerung aber mir als Mittel zum
Zwecke erscheint.
Wenn daS Gründer-Konsortium in
de»
Blättern einen schwindelhaften Prospekt veröffentlicht und in
betrügerischer Absicht daS Publikum zur Zeichnung der Aktien auffordert: so ist, sollte der gewünschte Erfolg, Irreführung
einer
bestimmten Anzahl von Personen und Beschädigung
ihres Vermögens, eintrete», vielleicht Betrug, aber kein Preß delikt gegeben.
daS die Auf
Hätten wir aber ein Gesetz,
forderung zur Aktienzeichnung mittelst lügenhafter Prospekte
verbietet, dann wäre mit der Aufforderung die Rechtsver letzung begangen, die Aunahmr eines Preßdelittes mit»
hin möglich. Das Preßdelikt erscheint demnach alS di« au sich norm widrige, durch Verbreitung von Druckschriften be
gangene, öffentliche Gedankenäußernng.
IV. Halten wir an diesem Begriffe fest,
als
Fälle,
in
so werd« wir
welchen daS Borliegen eines
Preßdelittes
möglich ist, folgende anführen können:" L
A«S dem Reichsstrafgesetzbuche:
a)
die
strafbaren öffentlichen
Aufforderung«,
so
zum Hochverrath (§. 85), zum Ungehorsam gegen Gesetz und Obrigkett (§. 110),
zu
strafbaren
Handlungen (§. 111); die öffentliche Aufreizung
zum Klaffenkampfe (§. 130); die Gefährdung deS öffentlichen Friedens durch Geistliche oder Re-
10 Die Aufzählung soll keine vollständige sein, sondern nur da« früher Gesagte illustriren.
Man val. auch hier Oetker insbes. S. 254 Anm. 18.
Der Begriff des PreßdelMes. G. 40.
143
ligionsdiener (§. 130 a.), die Verbreitung von
erdichteten oder entstellten Thatsachen, um Staats
einrichtungen oder Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen (§. 131) u. s w.
b)
Die verschiedene» Fälle der Beleidigung. Neben der Beleidigung
von Privatm
die Majestäts
beleidigung (§§. 95 u. 97), die Beleidigung von
Bundesfürsten (§§. 99 u. 101), d«S Landesherr» oder des Regenten eines befreundeten Staates (§. 103), des Gesandten eines solchen Staates
(§. 104) u.s.w.
e)
Verrath von Staatsgeheimnisse» (§§. 92 u. 353 a.), Offenbarung
von Privatgeheimniffen (§. 300),
Gotteslästerung (§. 166), Verbreitung von un
züchtigen Schriften und Darstellungen (§. 184) u. s. w. 2.
AuS dem Preßgesetze selbst:" ff. 15 Veröffentlichungen
über Truppenbewegungen u. s. w., §. 16 öffentliche Auf forderungen zur Deckung von Geldstrafen und Koste«,
§ 17 Veröffentlichung von amtlichen Schriftstücke» eine-
Strafprozesses. Die innere Struktur der zweiten Grupp« ist dieselbe wie jene der ersten.
Es
besteht zwischen de» beiden Gruppe»
kein anderer Unterschied als der, daß die Dellkte der erst«
Gruppe auch, die der zweiten nur durch die Preffr begangen werden können. Aber dieser Unterschied selbst ist nnr positiv rechtlicher
Natur;
es
steht
nichts
im Weg«,
die in de»
8$. 15, 16, 17 RPG. enthaltenen Strafdrohungen auf jede Veröffentlichung, jede öffentliche Aufforderung auSzudehuen,
11 Diese Delikte werden unten in z. 46 eingehender besprochen werden.
144
Theil IV. La» Preßstrafrecht,
dadurch würden sie vollständig in der erste« Grupp« auf
gehen.
Reben di« angeführtenUebertretungenreich-rechtlicher Rönne» trete« dann noch die Uebertretungen von Normen, dir, wie da» Verbot der Ankündigung auswärtiger Lotterien,
Ihrer inneren Natur
dem Landesstrafrechte angrhöre».
nach sind
dies« «»eigentlichen Preßdilikte von dm übrige»
nicht verschieden; je nachdem sie allgemein oder nur dann bestraft werden, wenn mittelst der Preffe begangm, ftpb sie
der ersten oder der zwettm Gruppe zuzutheilm.
V.
Rur dann,
wenn eS sich um Preßdelikte in dem
(unter III) besprochenen Sinn« handelt, findm dir im 3. Ab schnitte unseres PreßgesetzeS enthaltenen Bestimmungen" An-
wmdimg.
Daran muß trotz deS scheinbar Wetter reichend«
Wortlautes deS Gesetzes, welche- von „Handlung«" spricht, „deren Strafbarkett durch dm Inhalt einer Druckschrift be
gründet wttd," unbedingt festgehaltm werde».
§. 41.
ckortsetznng.
Lousrqueazeu.
In dm folgenden Paragraphen werden wir imS mit dm«
jmigen Sonderbestimmungen zu beschüfttgm haben, welche die ReichSprrßgesetzgebung für die Preßdelikte in dem eben be sprochenen
Sinne ausgestellt
hat.
An dieser Stelle
aber
müffm wir einige Konsequenzen aus dem aufgestelltm Begriff«
der Preßdelikte ziehen, die, weil einer solchen nicht bedürftig, ausdrückliche und dirette Anerkennung seitens der Gesetzgebung
nicht gefunden haben. I. Das Prrßdelikt ist GedankenSußerung durch Verbreiten
" RPG. §§. 20,21. Vgl. unten §§.49 ff.
Fortsetzung. von Druckschriften.
Konsequenzen.
145
In dem Verbreiten der Druckschrift,
Gedankens, liegt die deliktische
der Verkörperung des
als
§. 41.
Thätigkeit bei dem Preßdelikte.
Die Gedankenäußerung er
folgt dadurch, daß der fipirte, greifbar und sichtbar gewor dene Gedanke, daß sein Niederschlag, die Druckschrift, hinaus
geschickt wird in die Welt.
ihre
seine
Verbreitung
Die Druckschrift ist der Gedanke,
Aeußerung.
Die Verbreitung
der
Druckschrift ist mithin nicht eine Modalität der Begehung
des Deliktes ohne begriffliche Bedeutung, sie ist auch nicht*1 das nothwendige Begehungsmittel der Preßdelikte, sie ist
selbst.
vielmehr die Begehung des Preßdeliktes
Sie ist
Gedankenäußerung.
Daher ist das Delikt dann und dort begangen, wann und wo die Druckschrift verbreitet wird.
wichtigste Konsequenz
die
aus
dem
Und das ist
aufgestellten Begriffe;
die von den Meisten im wesentlichen ge
eine Konsequenz,
billigt, aber, da ein fester Begriff des Preßdeliktes mangelt, vielfach durchbrochen wird.
Der Begriff der Verbreitung wird nod)2 Gegenstand be
sonderer
Auseinandersetzungen
merkungen, die
sein.
Hier
nur
einige Be
sich auf den Ort der Begehung und den
Zeitpunkt der Vollendung bei den Preßdelikten beziehen? Das eigenthüniliche der Verbreitungsthätigkeit liegt darin, daß sie an sich zeitliche und örtliche Schranken nicht kennt. Die Druckschrift kann die ganze Erde durchfliegen und Jahr
hunderte und Jahrtausende hindurch kann der Schriftsteller zum Publikum sprechen. Aber eben daraus ergibt sich, schon
daß
an dem ersten Orte, in dem ersten Zeittheilchen, an
1 Wie Oetker a.a.O-S-291 meint. 1 Vgl. unten §. 42. von LiSzt, Preßrecht.
5 Vgl. LiSzt Gutachten an den 15. deutschen Juristenlag. 10
146
Theil IV. Da» Preßfirastecht.
und in welchem die BerbrritungSthLtigkeit ihr« Anfang ge nommen hat, „verbreitet" Word« ist. Mit ander« Wort«!
da» Preßdelikt ist vollendet mit dem Beginne der Brrbreitung,
eS ist an d«mj«igm Orte
von dem an» verbreitet worden ist.
begangen,
Di« Brrbreitung
kaun weitere Kreise zieh«, aber nicht mehr und nicht» An
dere» werd« al» Verbreitung. In dem angegebenen Augenblick« und an dem angegeben«
Ort« ist da» Delikt
begangm und
zwar al»
vollendete»
begangm von all« Person«, welche weg« ihrer geistig«
»der körperlich« Betheiligung au Herstellung und Ausgabe der Dmckschrift für der« Inhalt verantwortlich find, ins
besondere von Verfasser, Herausgeber, Rrdakt«r, Drucker, Verleger; und ebenso auch von demjenigen, von welchem der
Beginn der Verbreitung ausging. Einer besonder« Erwähnung bedarf nur der Fall, wenn «ine Dmckschrift von verschiedenen Orten au» verbreitet
Word« ist, und zwar so, daß die einzeln« BerbreitungSzentren unabhängig von einander sind; wen« also z. B. eine in Petersburg rrschim«e Dmckschrift zu 3 Theilen an die
drei Agent« in Pari», Berlin, London geschickt und nun von diese» an die Sortimenter in Frankeich, Deutschland, England versendet wird?
In diesem Falle ist da» Delitt
von den ob« gmannt« Person« an jedem der drei Ort«;
in Pari», Berlin und London, begangen ward«? Und zwar sind, da da» strafbare Thun ebm in dem Verbreit« liegt,
drei verschied«« selbständige Handlung« begangen Word«;
4 Vgl. LiSzt Gutachten und unten §. 42 V. » Ebenso OT. v. 16. Eeptbr.
1876 (OR. 16 @.584); nicht widersprechend OT. v. 7. Eeptbr. 1877 (OR. 18 E. 560).
147
Fortsetzung. Konsequenzen. |. 4L
die Voraussetzungen der Annahme einer realen Konkurrenz find mithin gegeben.
Wenn aber mit dem Beginne der Verbreitung daS
n.
Preßdelikt vollendet ist, welche juristische Bedeutung hat dann die weiter« Verbreitung? Wir werden unterscheiden müssen.' Für diejenigen Personen, derm Thätigkeit bereits abgrschloffen
ist, für Berfaffer, Drucker, Verleger, Redakteur u. s. w. kommt
die weitere Verbreitung gar nicht mehr in Betracht.' Ander
steht
e- bezüglich derjenigen Personen,
die,
bisher uube-
thelligt, BerbreitungSakte setzen, nachdem die Verbreitung
begonnen hatte.
bereits
Diese Personen könne« nicht al-
Theilnehmer an dem bereit- vollendeten Delitte, sie könn«
in den seltensten Fällen al- Begünstiger zur Sttafe gezogen »erden.' Sie können nur dann strafbar werden,
wenn in
der Verbreitung selbst ein neue- selbständige-, von dem
ersten
bereit-
vollendeten Delikte verschiedenes,
Preßdelikt
liegt; und die- kann entweder dann der Fall sei», wüm
die Verbreitung
als solche ohn« Rücksicht auf den Inhalt
verboten ist,' oder aber »tun der ganze subjektive und ob«
jektive Thatbestand deS betreffenden in der Druckschrift euthattenen Deliktes auf- neue gesetzt wird. Eine Modifiziruug
diese- Satze- wird allerdings durch die eigenthümliche Kon
struktion der preßrechtlichen Fahrläsfigkit nothwendig. HI.
Ein Versuch des Verbreitens ist nicht denkbar und
eben darum auch kein Versuch eines PrrßdeliktrS?"
Dena
in dem Augenblicke, in welchem die verbreitende Thätigkeit
• Die Frage ist sehr bestritten. ' «gl. Thilo @.93, Marauardsen S. 188 f., Berner 6.299, Kayser @.607. • Vgl. die an-logen Fragen beid. Reproduktion; unt§.43II.
• Man denke an die Verbrei tung einer verbotene» oder in Be schlag genommenen Druckschrift. 10 Dagegen Berner @.279.
Theil *IV. DaS Preßstrafrecht.
148
beginnt, liegt bereits Verbreitung, mithin vollendete- Preß delikt vor; waS aber vorhergeht, ist lediglich Vorbereitungs handlung.
IV. Bon dieser eigenthümlichen Natur der „Verbreitung", die im ersten wie
im letzten Augenblicke
immer
begrifflich
nicht weniger und nicht mehr als Verbreitung sein kann, abgesehen, ist der Begriff der Handlung bei den Preßdeliktm derselbe, wie im Strafrechte überhaupt. Handlung,
ob
Wiederholung,
mehrere
vorliegen,
ob
Ob eine
Fortsetzung
ob Gesetzes- oder Deliktskonkurrenz
oder anzu
nehmen ist, haben wir auch im Preßrechte nach den allge meinen Regeln des Strafrechtes, die hier nicht darzustellen sind,
zu entscheiden.
In einer und derselben Druckschrift
können mehrere selbständige deliktische Handlungen ent
halten sein, oder eine Handlung, die mehrere Normen ver letzt;
eS kann aber auch die Veröffentlichung einer ganzen
Reche von Artikeln in derselben oder in verschiedenen Druck schriften sich als ein fortgesetztes Delikt darstellen.
Es muß
daher in jedem einzelnen Falle die ganze Sachlage geprüft werden."
Anhang.
Die Aburtheilung der
11 Man vgl. für diese Ansicht Merkel in v. Holtzendorff's Handbuch deS Strafrechts IV E. 227 Anm. 5, H. Meyer Kehrbuch S.S43 Anm. 13, Liszt S. 233 sf. Die ftühere Praxis schwankte. Vgl. OT. v. 31. Ok tober 1872 (GA. 20 S. 509), v.ll.Juli 1873 (OR. 14 S. 500), ÖAG. München v. 13. Juni 1874 (St. 4 S. 133), OT. v. 17. Fe bruar 1875 (OR. 16 S. 128).
Preßdelikte
steht
Unrichtig nimmt OT> v. 4. Fe bruar 1876 (GA.24 S. 25, OR. 17 S. 93) an, daß die Thätigkeit des Redakteurs immer nur Jdealkonkurrenz begründen könne. Mit dem im Texte Gesagten stimmen überein OT. v. 11. Juni 1877 (GA. 24 S. 481, OR. 18 S. 392), v. 29.Juni 1877 (GA. 25 S. 514) u. v. 7. Septbr. 1877 (OR. 18 S. 550).
Die „Verbreitung" von Druckschriften, ß. 42. reichSgesetzlich den gewöhnlichen Gerichten zu.
149
So entscheidrt
z. B. das Schöffengericht über die Privatklage wegen einer durch die Preff« begangenen Beleidigung.
Doch
hat da-
Einführungsgesetz zum Gerichtsverfaffungsgesrtz (§. 6) die
bestehenden
landesgrsetzlichen Vorschriften über die Zu
ständigkeit der Schwurgerichte für die durch die Preffe
begangenen strafbaren Handlungen unberührt gelaffrn (wichtig für Bayem, Württemberg, Baden).
8- 42. vrnckschristr».
Nie „Verbreitung"
I.
Der Begriff der Verbreitung ist einer der wichtigst«
ans dem Gebiete deS PreßrechtS.
Bei dem Preßdelikte selbst
(tat Sinne des oben §. 40III Gesagten) ist die Verbreitung
die eigentliche delikttsch« Thätigkeit, und m mehreren Fällen — Verbreitung einer verbotenen, einer mit Beschlag belegt«
Druckschrift' — bildet die Verbreitung den Thatbestand ein«besonderen PreßpolizeidelikteS.
Der Begriff der Verbrei
tung bedarf daher einer näheren Untersuchung, um so mehr,
da tine Klärung der in Wissenschaft und Praxis zu Tage geförderten Ansichten noch lange nicht eingetreten ist.
II. Das Preßgrsetz hat an Stell« einer Desinitiou ein«
Aufzählung von Beispielen gegeben.
AlS Verbreitung einer
Druckschrift gilt' auch daS Anschlägen, Ausstellen oder Aus
leg« derselbm an Orten, wo sie der Kenntmßnahm« durch
daS Publikum
Wir müffm trachten,
zugänglich ist.
aus
dies« Beispiel« dm leüend« Gedanken deS Gesetzes her-
auSzufiudm. * Vgl. oben 85.82,33,38.
|
’ RPG. § 8.
Thekl IV. Da- Preßstrafrecht.
ISO m.
Verbreiten heißt zugänglich
machen für da-
Publikum, für die Allgemeinheit, für eine individuell
nicht
begrenzte
Mehrzahl
von
Personen.
Die
Schrift, die verbreitet worden ist, ist allen zugänglich, steht
allen offen (omnibus patet), kann von allen, die es wün schen, zur Kenntniß genommen werden (ad usum Omnium pertinet).*
lichen",
Der Begriff ist nahe verwandt dem ^Veröffent
er ist in dem eben erwähnten Merkmale identisch
mit IV.
Richt
zu verwechseln mit dem Verbreiten
Druckschrift ist daS regelmäßig
Erscheinenlassen oder Ausgeben der Druckschrift.8 ist die spezifische Thätigkeit deS Verlegers,
zugleich
und zwar
der
mit demselben identifizirte
Diese-
der ja auch
in Bezug auf dieselbe Druckschrift Ver
breiter sein kann, aber nur dann, wenn er neben der seine
Berlegerqualität begründenden Thätigkeit noch selbständiges Thun setzt.
ein
weiteres
Das Verbreiten setzt eine bereits
erschienene, ausgegebene Druckschrift voraus, ist ein weiterer
Abschnitt in dem vielbewegten Leben der Druckschrift.
In
dem AuSgeben liegt ein doppeltes Moment: 1.
ein subjektives: die Absicht, die ausdrücklich oder durch konkludentes Handeln erklärt sein kann, nunmehr die Verbreitung beginnen zu lassen;
2.
ein objektives: die Vorbereitung, die Ermöglichung der Verbreitung.
AuS dem Gesagten ergibt sich, daß erst, wenn die Thä tigkeit des Verlegers abgeschlossen ist, mit der Verbreitung 8 Dgl. Thilo S. 7, Marauardsen S. 67, Kayser S. 567, LiSzt S. 86. 4 Daher sei Allgemein auf da-
in Lehrbüchern u. Kommentaren über diesen Begriff Gesagte ver wiesen. 8 Dgl. oben §. 5 V, §. 9.
Die.Verbreitung' von Druckschrift«. ß. 42. begonnen werden kann.
Nicht
151
al- Verbreitung ist daher
zu betrachten die Uebersrndung der fertigen Exemplare auS
der Druckerei an den Verleger;* nicht die Ueberfchickuug
der periodischen Druckschrift von dem Redaktmr an die Ver
lagshandlung, welche erst die Writersendung an die Abonneutm zu besorgen hat;' nicht ist «S Verbreitung, wenn der Ver
leger die sämmtlichen Bücherballen an den Leipziger Kom missionär verfrachtet,
der bit Geschäftsverbindung mit den
Sortiment-buchhändlern zu vermitteln hat.* Dagegen muß allerdings Verbreitung angenommm wer-
dm, wenn die Versendung an die Sortimentsbuchhandlungm
erfolgt;* denn diese Versendung greift über dm Rahme» der
Verlag-thätigkrtt hinan-, beträchtliche
Zahl
—
die „Sortimenter* —
find
der
erste
jener
eine sehr
konzentrisch«
Kreise, in welchen die Verbreitung cmtrifugal weiter schrei
tet, und die kleinst« Verbreitung muß schon al- Verbreitung gelten. Ob Uebergabe an den Kolporteur bereits Verbreitung ist,
läßt sich nicht allgemein entscheidm; übernimmt ein Kolpor teur die ganze Auflage,
vielleicht um sie dann partienweise
an Subkolporteure wefterzugebm, so ist die Frage zu ver nein«;
erfolgt dagegm die Au-gabe an mehrere Dutzend
Au-träger, Ausrufer u, s. w., so müffm diese dm Sorti-
mmtSbuchhandluugen gleichgestellt werden. V. Bor einem häufig begangmm Irrthum ist besonders zu warum.
Die „Verbreitung* im Sinne de- PreßgesetzeS
ist «ine Thätigkeit und nicht ein Erfolg; bezeichnet daS
• OT. vom 14. Oktbr. 1868 (SA. 2 E. 108). 7 OT. vom 16. Eeptbr. 1876 (GA.2S @.696, D«. 16 @.684).
■ Bal. auch OT. vom 7. Mär» 1866 MR. 7 @.766). • @o Thilo @. 6; dagegen v.@[email protected],Marquard» sen @. 69, Bexver @. 169.
152
Theil IV. Da- Preßstrafrecht.
dem Publikum-zugänglich-machen und nicht daS zugänglichsein; eine „verbreitete" Druckschrift ist nicht eine solche, die verbreitet ist, sondern eine solche, die verbreitet wird.
Und
diese Thätigkeit ist eine kontinuirliche, zeitlich und räum*
lich unbegrenzte,
aber eben darum auch im kleinsten Zeit-
uud Raumtheilchen gegebene; mit anderen Worten, eine Thä
tigkeit, diockeinen Versuch zuläßt, sondern sobald sie über haupt beginnt, vollendet ist, keine weitere begriffliche Stei
gerung, sondern nur eine quantitative Ausdehnung zuläßt. Darum ist
vollendete Verbreitung in dem Augenblicke
anzunehmen, in dem die Bücherballen zur Versendung auf
gegeben tocrbtn,10 vorausgesetzt, daß sie nicht an den Kom missionär, sondern an die Sortimenter adressirt find; daS
"Gleiche gilt von der Aufgabe zur Post bei Zeitungen u. s. w. Dabei kann eS — vom Standpunkte dieser Ansicht aus selbst
verständlich
— keinerlei Unterschied machen,
ob versiegelte
Packete oder Kreuzbandsendungen oder offene gedruckte Briefe
und Postkarten verschickt werden." Daß das Publikum auch wirklich die ihm zugänglich ge
machte Druckschrift zur Kenntniß nimmt, ist nach dem Ge
sagten gewiß nicht erforderlich; auch eine Druckschrift, die Niemand kaust und Niemand liest, deren sämmtliche ^emplare in
den Magazinen
der Buchhändler ruhen,
bis die Ein
stampfung sie von der Last eines verfehlten Dasein- befreit:
ist verbreitet im Sinne deS PreßrechteS." VI.
Daß auch ein einziges Exemplar verbreitet werden
16 Eine sehr bestrittene Frage. Vgl. v. Schwarze S.8, Thilo E. 7, Marquardsen S. 57, Berner S. 170. Weitere Lit. bei Liszt S. 89 Anm. 1.
11 A. A. v. Schwarze S. 9, Berner S. 170. 11 Vgl. v. Schwarze S. 7, Berner S. 168.
Die „Verbreitung* von Druckschriften. § 42. ergibt sich
kann,
schon
15z
auS dem Wortlaute'deS Gesetzes,
dessen „Anschlägen, Ausstellen oder Auslegen * gerade auf die Verbreitung eines einzigen Exemplares bezogen werden kann. Nur muß auch hier die Zugänglichkeit eine allgemeine, wenn
auch erst successiv eintretende sein." VII.
machen theilung
Den Gegensatz zur Verbreitung, dem Zugänglich
für an
eine
oder
schlossenen Kreis, oder
kollegialische,
dieser
mag
die vertrauliche Mit
Personen,
mehrere
an
einen
ge
durch verwandtschaftliche
durch freundschaftliche oder geschäftliche
Berührungspunkte gezogen Fällen
bildet
daS Publikum
sein.
mag eS schwierig sein,
In
einzelnen praktischen
hier die richtige Grenzlinie
beider Begriffe zu ziehen; theoretisch ist der Gegensatz ein
möglichst fcharftr.
Es ist keine Verbreitung im Sinne deS
Preßgesetzes, wenn Grundrisse zu akademischen Vorlesungen ausschließlich au die Zuhörer deS Professors, sei eS durch
diesen selbst, sei eS durch irgend eine Buchhandlung gegen Vorweisung einer Legitimation vertheilt werden; eS erscheint
nicht als Verbreitung die Berthellung einer Druckschrift an die, Mitglieder einer Volksvertretung,"
einer geschlossenen
Gesellschaft;" eS kann dagegen das Auflegen in dem Ber-
einslokale daun als Verbreitung betrachtet werden, wenn der
Besuch desselben auch Nichtmitgliedern „als Gästen" offen steht.
Daß die Ablieferung der Pflichtexemplare an die über
wachende Behörde," der Freiexemplare an die bezugSberech18 v.SchwarzeS.10,Thilo 6.5, Berner S. 168, 173; LiSzt S. 88 mit weiteren Lite raturangaben in Anm. 4. 14 Dagegen Thilo €>. 5, Kayser S. 568, OT.v.6.Dzbr. 1865 (OR. 6 S. 518).
16 Dgl. OT. vom 17. Dezbr. 1850 (GA.5 S.82); Barth S.31, v.Schwarze S.10,22; dagegen Thilo S.6. '• Uebereinstimmend OT. v. 8. Oktbr. 1874 (OR. 16 6.648).
tigte Büchersammlung nicht Verbreitung ist, kann kaum einem Zweifel unterliegen. VIII. Bon dem Verbreiten der Druckschrift selbst, als eines der Sinneswelt angehörigen Objektes, muß strenge ge schieden werden die Veröffentlichung ihres Inhaltes," die unter irgend einem anderen Gesichtspunkte, aber nie unter dem der Verbreitung der Druckschrift strafbar sein kann. Die Art und Weise, in welcher jene Veröffentlichung erfolgt, macht dabei keinen Unterschied; das Borlesen oder Hersagen einer gedruckten Rede, das Abfingen eines Liedes ist ebenso wenig Verbreitung der Druckschrift selbst als Wiederabdruck, Auszüge, Uebersetzungen und dergl. IX. Nicht als Verbreitung sondern als Vorbereitung oder Unterstützung derselben sind alle jene Akte aufzufaffen, durch welche das Publikum auf eine bereits er schienene oder erst erscheinende Druckschrift aufmerksam gemacht werden soll; durch welche die Schrift nicht zugänglich gemacht sondern bekannt gegeben wird, daß sie zugänglich sei: Inserate, Reklamen, Aufforderungen zum Kaufe, Prospekte, Abonne mentseinladungen u. dergl." Ob das Ausstellen eines BucheS oder eines Bildes in dem Schaufenster einer Buchhandlung, das Auflegen auf dem Novitätentische der Buchhandlung, einer Bibliothek u. s. w. als Verbreitung der Druckschrift oder als Kaufseinladung zu betrachten ist, hängt von der Lage der Umstände (anders werden wir beim Bilde, anderbei einer Broschüre urtheilen müssen), insbesondere aber davon 17 Vgl.MarquardsenS.58, Berner S. 169, Liszt S. 90 Anm. 4. Vgl. auch OT. vom 12. Juli 1877 (GA. 25 S. 532, OR. 18 S. 527).
18 v.Schwarze S. 8, Thilo S. 7, Marquardsen S. 58, Liszt S. 90 Anm. 2.
Prehrechtl. Bedeut, d. Reprodukt. v. Druckschriften. §.43. 156
ab, ob die Druckschrift und mit ihr deren Inhalt wirklich dem Publikum zugänglich gemacht wirb.1’
And
ähnlichen
Daß wir in diesen
Fällen von versuchter Verbreitung
nie
sprechen dürfen, wurde bereits erwähnt. X.
Zum Schluffe sei noch betont,
daß der Begriff
der Verbreitung durchaus unabhängig davon ist, ob die Zu
gänglichmachung für das Publikum gewerbsmäßig oder nicht gewerbsmäßig,
ob
sie — eine Unterscheidung die mit der
früheren durchaus nicht nothwendig zusammenfällt — gegen
Entgelt
oder
unentgeltlich
erfolgte.”
Spricht
doch
das
Preßgesetz selbst" von der „uichtgewerbSmäßigen öffentlichen Verbreitung." ”
§. 43.
Nie prrtrrchttichr Ledrutuug der Urproduktion von Nruckschristru. I.
Bereit- wiederholt wurde erwähnt,
daß die Repro
duktion des Inhaltes einer Druckschrift scharf zu unter
scheiden sei von der Verbreitung der Druckschrift selbst, d. h. ihres Körpers.1
Die Gesetzgebung
selbst hat diesen aus
der Natur der Sache sich ergebenden Unterschied ausdrücklich anerkannt, indem sie neben der Verbreitung der Druckschrift
den Wiederabdruck derselben selbständig inS Auge faßt.’
Aber nicht nur der Wiederabdruck der ganzen Druckschrift oder eineS Theiles derselben fällt unter den Begriff der Re-
19 Dal. Hartmann S. 165, Thilo S.6, v.SchwarzeS.8, Berner S. 173, Marauardsen S. 58, Kayser S. 567, LiSzt S. 89 Nr. 7 mit viel fachen Abweichungen von ein ander.
" Ebenso die übereinstim mende Ansicht d. Kommentatoren. " RPG. §. 5. 11 Dgl. noch oben §. 13 IV 2. 1 Dgl. inSbes. oben §. 42 VIII. 'Dgl. oben §§.33 VI 881.
Theil IV. DaS Preßstrafrecht.
166
Produktion, sondern auch Ucbcrarbcitungcn; Auszüge, Ueber*
setzungen, Uebertragungen in eine andere Darstellung-form
wie
die Dramatisirung eines Romans und umgekehrt,
die
Bersifizirung einer ursprünglich in Prosa geschriebenen Er
zählung oder die Wiedergabe eines Gedichtes in gebundener Rede u. s. w.
II.
Die juristische Konstruktion der Reproduktion einer
Druckschrift strafbaren Inhalte- hat, soweit es sich nicht eben um die selbständige Strafbarkeit des Wiederabdruckes einer
verbotenen oder in Beschlag genommenen Druckschrift handelt,
vielfache Kontroversen hervorgerufen. Bor Allem muß die Möglichkeit einer Theilnahme an
dem durch die reproduzirte Druckschrift begangenen Delikte entschieden in Abrede gestellt werden.
Mit dem Beginne der
Verbreitung, int allerersten Augenblicke derselben ist das Preß delikt begangen, und zwar als vollendetes begangen; an dem bereits
vollendeten Delikte aber
ist Theilnahme
begrifflich
nicht mehr möglich?
Begünstigung des Thäters, um diesem die aus seiner That erlangten Vortheile zu sichern,
um die von chm be
gangene Rechtsverletzung zu vertiefen und zu erweitern, kann möglicherweise vorliegen, wenn die sonstigen gesetzlichen Vor aussetzungen der Begünstigung gegeben sind;4 doch wird die-
nur in wenigen Fällen nachweisbar sein. Die Behauptung endlich, eS könne die Reproduktion eines
Preßdeliktes überhaupt nicht gestraft werden, da man Echo
nicht verantwortlich machen könne für das, waS sie sagen?
1 Vgl. Hartmann S. 167, John S. 353, v. Schwarze S. 95, Berner S. 285. Da gegen OT. vom 29. Juni 1854 (GA. 3 S. 68).
4 So v. Schwarze S. 95, BernerS.285, KayserS.596, Liszt S. 270. * John S. 353:
Preßrechtl. Bedeut, d. Reprodukt. v. Druckschriften. S. 43. hat keine Billigung
gefunden
und
157
läßt sich dem positiven
Rechte gegenüber überhaupt nicht halten. III. Wir müssen, um zu einer richtigen Entscheidung zu gelangen, die Sache von einem
betrachten.
weiteren Gesichtspunkte au»
Die Reproduktion d«S Thatbestandes einer straf
baren Handlung, die früher einmal durch den Inhalt einer
Druckschrift begangen worden, mittels einer neuen Druckschrift
steht jeder auf anderem Wege herbeigeführten Reproduktion eine-
strafbaren Thatbestandes
prinzipiell durchaus
gleich.
DaS heißt: wenn der ganze objektive und subjektiv« That
bestand wiederholt ist,
selbstän
dann ist eben ein neues
diges, wenn auch dem erstbegangenm kongruentes, Delikt gesetzt.
Ebenso gut wie daS mündlich« Rachsprechen einer
beleidigenden Aeußerung in beleidigender Absicht ist auch die druckschristliche Wiederholung einer in einer anderen Druck
schrift eitthalten gewesenen Beleidigung eine neue selbständig« Beleidigung.
Und
da»
Gleiche
auch
gilt
bezüglich
Dabei sei der Vollständigkeit
übrigen Delikte.
aller
halber noch
auf die beiden anderen möglichen und in durchaus gleicher
Weise zu beurtheilenden Permutationen aufmerksam gemacht: druckschristliche
Wiederholung
einer
mündlichen, mündlich«
Wiederholung einer druckschriftlichen Beleidigung.*
IV.
Daraus ergeben sich eine Reih« von Konsequenzen.
Ist daS reproduzirte Drlift ein Antrags- oder ErmächtigungS-
delikt,
so
bedarf
«S
zur Verfolgung
deS
reproduzirenden
Artikels eines neuen selbständige» Antrag», einer neue» Er mächtigung.'
Der Wahrheitsbeweis ist, wenn eS sich um
«ine Beleidigung handelt, neuerding» zulässig, di« RechtS-
• Ueberetnstimmend Berner E. 285, v. Schwarze S. 94, Kayser S. 596.
' ' OT. v. 16. Mai 1879 (D8L 20 S. 261).
158
Theil IV.
Das Preßstrafrecht.
Widrigkeit des Thuns ist ebenso wie seine Strafbarkeit neuer dings und selbständig, ohne daß die frühere Entscheidung
den jetzigen Richter binden würde, zu prüfen; eine in der Zwischenzeit
eingetretene Veränderung
muß berücksichtigt werden;
in der Gesetzgebung
die erste Druckschrift kann unter
der Herrschaft des ausländischen, die reproduzirende unter
der Herrschaft des inländischen Rechtes stehen. Eben darum, weil ein neues Delikt in Frage steht, kann
die Verfolgung
identischen
desselben auch dann eintreten,
wenn dem
gegenüber die Verfolgung
früheren Artikel
aus
irgend einem Grunde unterblieb?
Soll die Reproduktion als Preßdelikt strafbar sein, so muß sie auch alle
Elemente eines solchen enthalten.
Ins
besondere besteht auch hier die deliküsche Thätigkeit in dem
Verbreiten der Druckschrift;' was vorhergeht, die Her
stellung der reproduzirenden Druckschrift und ihre Ausgabe,
ist lediglich straflose Vorbereitungshandlung.
Nicht der Wie
derabdruck, sondern die Verbreitung desselben ist Reproduktion des ftüheren Preßdeliktes.
§. 44. Berichte über Gerichtsverhandlungen. I. Der in dem vorigen Paragraphen besprochene Grund
satz findet auch auf Berichte „aus dem Gerichtssaale" un
eingeschränkte Anwendung.
Dabei
müssen
jedoch
bezüglich
der juristischen Konstruktion zwei im übrigen gleich zu be
handelnde Fälle auseinandergehalten werden:
8 Thilo S. 76, Berner S. 286, Kayser S. 596; OT. v. 20. Juni 1861 (OR. 1 S. 457); v. 16.Oktbr. 1867 (OR.8. S. 599).
Vgl. auch OT. v. 13.Oktbr. 1875 (OR. 16 S. 654). 9 Dgl. oben §. 411.
Berichte über Gerichtsverhandlungen, g. 44. 1.
159
der in der Gerichts
Die druckschnstliche Wiedergabe
verhandlung verlesenen Druckschriften.
Sind diese
mit Verbot oder Beschlag belegt gewesen, so kann ihr Wiederabdruck
wegen dieser Eigenschaft
repro-
der
duzirten Schriftstücke als Preßpolizeidelikt strafbar sein? Abgesehen von diesem Falle haben wir den strafbaren oder nicht strafbaren Inhalt der wiederabgedruckten
und der wiederabdruckenden Druckschrift in's Auge zu fasten
und
auf das Borliegen eines Preßdeliktes zu
prüfen. 2.
Das Referat über den Inhalt der in der Verhandlung verlesenen anderen (nicht gedruckten) Schriftstücke, sowie
über den sonstigen Gang der Verhandlung.
Hier ist
die Art des Referates, ob mündlich, schriftlich oder in Druckschriften, durchaus irrelevant.
In beiden Fallen ist der reproduzirende Artikel selb ständig
zu beurtheilen:
enthält er,
objekiv
und
subjektiv,
den Thatbestand eines Deliktes, so kann die Verfolgung ein
geleitet werden ohne Rücksicht darauf, daß ein Referat über eine Gerichtsverhandlung in Frage
steht.
Insbesondere ist
die Beurtheilung des reproduzirenden Artikels ganz unab hängig von der Strafbarkeit der reproduzirten mündlichen,
schriftlichen oder gedruckten Aeußerung: hier kann z. B. die Rechtswidrigkeit
fehlen,
dort kann sie
gegeben sein.
Die
Ausführungen, zu welchen der Vertheidiger berechtigt ist,'
darf deßhalb der Redakteur nicht straflos wiederholen; die lebhafte Schilderung eines unsittlichen Aktes durch den vor Gericht geladenen Zeugen hat eine ganz andere rechtliche Be
deutung
als
dieselbe
Schilderung,
1 Dgl. oben §§. 32, 33, 38.
auS
I *1 Man vgl. I §. 193.
der
Feder
deS
z. B. StrGB.
160
Theil IV. Da- Preßstrafrrcht.
GerichtSsaalreporterS
stammend,
Spalten
den
in
eine-
BlatteS. II. Man hat nun vielfach, und zwar von Seite bedeu
tender Autoritäten,* die Behauptung Strafbarkeit der
uns
hier
aufgestellt,
beschäftigenden
daß
die
Referate dann
entfalle, wenn die betreffende Gerichtsverhandlung öffentlich durchgeführt worden sei.
Allein diese Behauptung ist unhaltbar.
Ein den Bericht«
über öffentliche Gerichtsverhandlungen in ähnlicher Weise wie etwa den Parlamentsberichten* eingeräumteS besondere- auS-»
drücklicheS
Der
Privilegium
kennt
unsere Gesetzgebung
nicht.
nuten * zu besprechende §. 17 Reichspreßgesetz, der die
Veröffentlichung
amtlicher
Schriftstücke
des
Strafprozesses
vor einem gewiffen Stadium des Verfahren- verbietet und
zwar ohne jede Rücksicht auf den Inhalt derselben, hat die
Frage
nach der
Verantwortlichkeit
für
den Inhalt
Referates überhaupt nicht entscheiden wollen.
de-
Und aus der
Oeffentlichkeit der Verhandlung kann die Straflosig
keit der Berichterstattung auch nicht gefolgert werden.
Denn
die Oeffentlichkeit deS VerhandlungssaaleS und die Oeffeut-
lichkeit der Preffe sind,
mögen wir sie nach ihrer inneren
Natur, mögm wir sie nach ihren Wirkungen ins Auge fassen,
durchaus von einander verschieden.
Oeffentlichkeit der Ver
handlung bedeutet die Möglichkeit der Gegenwart des Publi kums bei der mündlichen Verhandlung; das Publikum soll sehen und hören können, was in dem Gerichtssaale vor sich geht, eS soll, wie das erkennende Gericht selbst, den leben digen Eindruck empfangen, den die Unmittelbarkeit und Münd
lichkeit
des
Verfahrens,
insbesondere
• So Berner S. 260 ff., I 3ohnS.337,BarthS.18u.A. |
der Beweisführung
4 Ueber diese unten §. 45. 6 §. 46 IV.
Berichte Ster Gerichtsverhandlung-«. tz. 44.
hervorzurufen bestimmt und allem geeignet ist.
161
So wenig
di« Verhandlung überhaupt durch Referate ersetzt werden kann, weil diesen die Unmittelbarkeit fehlt, so wenig kann st«
eS für daS Publikum.
Es heißt die prinzipielle Bedeutung
des öffentlichen mündlichen Verfahrens total verkenne«, wollte mau Referate chr gleichstellen.
Und das Gleiche gilt von
der Wirkung der öffentlichen Verhandlung einerseits, der
Dort wird, wenn die han
Berichterstattung andererseits.
delnden Personen, Gericht, Staatsanwalt, Vertheidiger nur
halbwrgS ihrer Aufgabe gewachsen sind, di« Macht der Ge rechtigkeit sich allen Anwesend« vielleicht gegm ihr« Will«
aufdrängen;
ob
auch
Ist
hier?
eS den»
wirüich das
selbe, ob ich, am Frühstückstisch« sitzend, die mehr oder weniger
schal« Witze d«S Reporters lese oder dem tragisch« Schau spiele der zwangsweisen B«gung deS VerbrecherwillenS unter daS Gesetz
in eigener Person
beiwohne?
So
lange der
Beweis der Identität dieser beiden Art« von OeffmÜichkeit nicht erbracht ist, werden wir a«S der Oeffentlichkeit der Ver
handlung nicht auf die unbedingte Straflosigkeit der Bericht
erstattung schließ« dürfen/
Mit
vollem Rechte hat daher
die Praxis bis in die jüngst« Tage an der hier vertheidigt« Ansicht festgehalten, unbeirrt durch die mtgegensteh«den Aus führungen der Theoretiker.7
HI.
Umgekehrt müssen wir aber die ad I besprochenen
Grundsätze auch dann uneingeschränkt zur Anwendung bringen, wenn
die Verhandlung
bei
geschloffenen
Thür«
geführt
• Vgl. LiSzt S. 273 ff. 24 ®. 632, OR. 17 S. 598); 7 Vgl. ältere Entscheidungen Bavr. «aff.H. v. 11. Mat 1877 tn GR. 8 S. 816,11 @. 351, (GA. 26 S. 229): RGR. Mn 12 S. 66, 14 S. 387; ferner 20. Soetor. 1879 (I S. 89). OT. v. 27. Septbr. 1876 (GA. vou ri»rt, Preßrrcht. 11
LHM IV.
162 wurde.
DaS Preßstrafrecht.
Ein absolute- Verbot der Berichterstattung über
Gerichtsverhandlungen, die mit Ausschluß der Oeffentlichkeit durchgeführt worden find, wie dasselbe in anderen Gesetz gebungen fich findet, kennt unser Reichsrecht nicht.
tritt
Strafe
also auch hier nur dann, aber auch immer dann ein,
wenn der reproduzirende Artikel den Thatbestand einer straf baren Handlung nach der objekiven wie nach der subjektiven Seite in fich schließt.'
8- 45. pUrtamrutobrrichtr. I. Während die Berichte über Gerichtsverhandlungen der Herrschaft der allgemeinen Grundsätze unterliegen/ stehen die
Parlamentsberichte unter dem besonderen Schutze einer AuSnahmSnorm?
Wahrheitsgetreue Berichte 1.
über Verhandlungen in den öffentlichen Sitzungen deS Reichstages/
2.
über Verhandlungen eines Landtages oder einer Kammer eines zum Reiche gehörigen Staats'
bleiben von jeder Verantwortlichkeit frei. Diese in den meisten modernen Gesetzgebunge« wieder
kehrenden Bestimmungen enthalten weder ein Privilegium der Presse
noch ein solches der Volksvertreter.
8 v. SchwarzeS.55, Liszt S. 276 f. 1 Vgl. denvorigen Paragraph. 1 Vgl. Heinze die Straflofigkeit parlamentarischerRechtsVerletzungen 1879 S. 9 ff.; Schleiden die Disziplinar- u. Sttafgewalt parlam. Versamm
Daß sie
lungen 1879 (mit reichem Ma teriale) ; der strafrechtliche Schutz deS Parlamentarismus in Oesterreich (Anonym) 1879 S. 38 ff. 8 Reichsverf. Art. 22 Abs. 2. * StrGB. §. 12.
Parlamentsberichte.
|. 45.
163
letzteres nicht find und nicht sein sollen, kann keinem Zweifel unterliegen; denn die Befreiung der Berichterstattung umfaßt auch die Aeußerungen jener Personen, die, weil nicht Mitglieder
der Volksvertretung, an deren persönlichen Immunität keinen Antheil haben:
die Aeußerungen von Ministern, von
RegierungSvertretern, von
Sachverständigen u. s. w.
Und
während die persönliche Immunität den Abgeordneten nur soweit schützt, alS es sich um Abstimmungen und Aeuße
rungen handelt, steht die Berichterstattung auch dann unter dem Schutze deS Gesetze-, wenn sie
sich auf die Vorgänge
in der Sitzüng, auf die Handlungen der Abgeordneten er
streckt.
Persönliche Immunität der Abgeordneten und
sachliche Immunität der Parlamentsberichte sind wesent
lich verschiedene Dinge. Aber auch von einem Privilegium der Presse ist dabei
keine Rede, werden.
mag
dies
auch
von
vielen Seilen
behauptet
Die besondere Stellung der Parlamentsberichte be
ruht vielmehr auf staatsrechtlichen Gründen; sie gehört
streng genommen gar nicht in das Preßrecht, sondern in daStaatsrecht.
Sie sichert und erweitert die Oeffentlichkeit der
Parlamentsverhandlungen/
„Die Oeffentlichkeit
und
die
durch dieselbe vermittelte fortwährende Wechselwirkung zwischen
dem Reichstage
und der öffentlichen Meinung gehört zum
Wesen aller parlamentarischen Thätigkeit."*
keit
der
Parlamentsverhandlungen
besteht
Die Oeffentlich aber nicht
nur
darin, daß dem Publikum der Zutritt-zu denselben gestattet
wird; das Bolk soll auch wissen, was seine Vertreter ver handeln und beschließen.
handelt
wird.
Denn seine Sache ist eS, die ver
Darum enthält auch nicht da- Preßgesetz
• Vgl. LiSzt E. 220.
I « Laband I S. 561.
Staat-recht I.
Theil iy.
164
Da- Preßstraftecht.
die fraglichen Anordnungen, sondern die Reichsverfaffung in demselben Arükel, welcher die Oeffentlichkeit der Parlaments
berichte ausspricht,
und daS Strafgesetzbuch in seinen ein
leitenden Paragraphen.
Jede andere Auffassung ist theore-
tisch unhaltbar und praktisch — die Erfahrung hat eS ge
lehrt — gefährlich. II. Die Berichterstattung über ParlamentSverhandlungm ist nicht nur in keinem Falle strafbar, sie ist auch niemals normwidrig.
Wer dem Volke sogt, was verhandelt worden,
der wird nicht lediglich auS Billigkeitsrücksichten mit Strafe verschont, er hat überhaupt keine verbietende Norm übertreten.
Die objektive Fassung: „Berichte... bleiben straflos" mag sprachlich inkorrekt sein (so Heinze und Andere), sachlich ist sie richtig, weil sie bot absoluten und objektiven Mangel eines
strafbaren ThunS bezeichnet. Eben darum sind auch objek tive Maßregeln gegen die
berichterstattende Druckschrift, so
die Unbrauchbarmachung derselben, durchaus unzulässig/ so
weit eS sich nur um den Inhalt derselben handelt; denn daS Borliegen eines Deliktes ist Voraussetzung ihrer Zulässigkeit. Sollte
bei
der Veröffentlichung
eine Vorschrift
polizeirechtes übertreten sein (die Druckschrift
den
Namen und Wohnort
des Drucker-
deS Preß
enthält z. B.
nicht),
so
liegt
darin, also ganz abgesehen von dem Inhalte, eine strafbare
Normwidrigkeit,
die möglicherweise zu einer Beschlagnahme
der Druckschrift führen kann? III. Nur wahrheitsgetreue Berichte haben Anspruch
auf den Schutz des Gesetzes. Was wahrheitsgetreu ist, läßt sich in einer juristischen Formel nicht sagen; die Praxis hat bisher daS Richtige herausgefunden und wird es wohl auch
7 Vgl. unten §. 55 I.
|
8 Vgl. oben §. 35 I.
Parlamentsberichte,
ferner im Stande
Daß
sein.
fr 45.
165
vollständige und wort
getreue Wiedergabe nicht nothwendig ist, wird allgemein zu
gegeben^ auch im „verjüngten Maßstabe" (Heinze) kann daS Bild ein treues sein, in der Seele des Beschauer- die rich tige Vorstellung von der Gestalt des Objektes hervorrufen,
wenn
die
Dimensionen entsprechend
Wesentliches unberücksichtigt geblieben,
wiedergegeben,
in den Vordergrund gerückt, kein falsches Licht, Schatten
nicht-
nichts Unwesentliches
auf einzelne Theile geworfen ist.
kein falscher
AuSlaffungen,
Verstümmelungen, Unterdrückung eines Ordnungsrufe-, Nicht erwähnung einer Abbitte,
u.s. w. können,
trotz
der Rücknahme einer Aeußerung
sonstiger wortgetreuer
Wiedergabe,
dem Berichte den Charakter der Wahrheitstreue benehmen. Der Wiederabdruck einer einzelnen Rede kann, wenn sie, auS dem Zusammenhänge der Verhandlungen loSgeriffen, in
tendenziöser
Weise
wiedergegeben
wird,
dem Berüht-
erstatter die gesetzliche Befreiung entziehen;" aber wann bie der Fall, ist qnaestip facti.
Der Bericht über die Verhandlungen umfaßt nicht nur die von den Abgeordneten oder haltenen
Reden,
sondern alle
anderen Personen ge
Vorgänge
in
der Sitzung;
die etwaige Verlesung eingelaufener Schriftstücke, die Ergeb-
niffe der Abstimmung, Zeichen der Billigung oder Mißbilli
gung, Zwischenfälle aller Art. Selbständige Ausführungen deS Berichterstatter-,
Randglossen und Zwischenbemerkungen, Lob und Tadel, Er-
• OT. v. S. Juni 1865, v. 20. April 1866, v. 3. April 1867 (OR. 6 S. 177, 7 S. 236, 8 S. 232).
10 Rur diesen Satz hat die häufig falsch zitirte OT. vom 28. Juni 1876 (GA. 24 S. 534) ausgesprochen.
Theil IV. Da» Preßstrafrecht.
166
gänzungen und Widerlegungen u. s. w. fallen unter die -all gemeinen straf- und preßrechtlichen Grundsätze."
Die Art der Berichterstattung
ist irrelevant;
fie kann
mündlich oder schriftlich, in periodischen politischen Blättern oder in
durch
einzelnen Flugschriften,
den
Abgeordneten
selbst
durch
einen Dritten
erfolge«.
Auch
oder
gedruckte
Rechenschaftsberichte der Abgeordneten an ihre Wähler ge
meßen,
wenn
die
sonstigen Voraussetzungen
gegeben sind,
dir gesetzliche Befreiung." Nur di« Berichterstattung über
öffentliche Sitzungen
deß Plenums fällt unter die hier besprochene Bestimmung. Die Gründe für diese nicht unbestrittene Ansicht" liegen in
der oben unter I. dargelegten prinzipiellen Bedeutung
gesetzliche» Beftriung.
der
Berichte über nichtöffentliche Plenar
verhandlungen, über Klub- und Fraktionssitzungen, über Ab-
theilungs- und Kommissionsberathungen können auf die Be
freiung keinen Anspruch machen; dabei macht es, trotz der nur
scheinbar verschiedenen Faffung der bezüglichen gesetz
lich« Bestimmungen, keinen Unterschied, ob Verhandlungen des Reichstages oder eines Landtage- in Frage stehen.
§. 46. Bit in prrhgesehr selbst bedrohten prehdelikte. I. ES wurde bereits erwähnt,' daß die innere Natur der (durch den Inhalt von Druckschriften begangenen) Preßdelikte
" OT. v. 31. März 1864, v. " OAG. Baden v. 31. Dzbr. 14. März 1866, v. 23. Februar 1872, v. 26. April 1873 (St. 3 1875 (OA. 4 S. 429,7 S. 171,16 S. 154, GA. 22 S. 654), OT. S. 147); OAG. Mannheim v.23.Febr. 1875(031.16 S.147). v. 31. März 1872 (Ger. Saal 25 " Man vgl. die Kommentare S.268); Lit. bei LiSzt S.221 zu §.12 StrGB.; Heinze a.O. Anm. 5. 1 Vgl. oben §. 40 IV.
Die im Preßgesetze selbst bedrohten Preßdeliktr. |. 46.
von dem Umstande unabhängig ist,
167
ob di« Strafdrohung
gegen daS Delikt sich in dem allgemeinen Strafgesetz« oder
in irgend einem anderen Gesetz«, insbesondere in dem Preß gesetze selbst, findet. Unser Reichspreßgrsetz enthält nun auch wirklich drei solche Delikte in den §§. 15,16 u. 17. Sie müssen
in jeder Beziehung,
so in Bezug auf die Konstruktion der
strafbaren Thätigkeit, auf di« Bestimmung drS formn delicti commissi, den Anfangspunkt der Verjährung, die Möglich
keit einer objektiven Verfolgung, die Verantwortlichkeit deS Redakteurs, Verlegers, Herausgeber-, Drucker-, Verbreiter-
u. s. w. den
außerpreßgesetzlichen
(wenn
dieser
LuSdrnck
gestattet ist) Preßdeliften gleichgestellt werden.
II. In dem ersten der hirher gehörigen Paragraphen* ist
bestimmt, daß in Zeit« der Kriegsgefahr oder d«S KriegeBeröffentlichnngen über Trnppenbewegnngen oder
BertheidigungSmittel durch den Reichskanzler mittels öffentlicher Bekanntmachung verboten werde« können.
DaS ReichSpreßgefetz hat
mit
dieser Bestimmung ein«
Vorschrift reproduzirt, welche nach dem Borbilde de- BnndeSbeschlusseS von 1854 in
verschiedenen
deutschen Preß-
gesetzen (so Baden und Sachsen) Aufnahme gefunden hatte. Mag
eS
auch mehr als zweifelhaft sein,
ob gerade daS
Preßgefttz der passendste Ort für ein« solche Strafdrohung ist, so kann doch die innere Berechtigung derselben nicht in
Abrede gestellt werden. Die Uebrrtretung deS Verbots ist* ist mit Geldstraft bis
zu 1000 Mark obre mit Hast oder mit Gefängniß bis zu 6 Monaten bedroht. Kenntniß deS Verbote- werden wir aus den-oben §. 32IL
Theil IV. DaS Preßstrastecht.
168
entwickelte« Gründ« verlang« müssen,
«m die angedrohte
Strafe eintret« lassen zu könn«.
Ob die Veröffentlichung durch rin« Originalartikel er folgt, oder lediglich Wiederabdruck aus anderen, vielleicht so gar-auswärtig« Blättern ist,
That
kommt bei B«rtheilung der
keiner Weife in Betracht.
in
ES
ergibt
sich dirs
übrigens schon auS dm allgemeinen Regeln über die preß
rechtliche Bedeutung der Reproduktion/
Die Druckschrift,
durch welch« dem Verbote zuwidergrhandelt wird, unterliegt
der Beschlagnahme.'
Oeffrntliche
III. Presse
zur
Handlung
Aufforderungen
Aufbringung
erkannt«
der wegen
Geldstrafen
öffentliche Bescheinigungen
d« Empfang find
der zu
verbot«.'
und
mittels
einer
der
strafbar«
Kosten,
sowie
mittels der Presse über
solch« Zweck«
Die Uebertretung
des
gezahlt« Beiträge
Verbotes
ist' mit
Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Hast oder mit Ge fängniß bis zu 6 Monaten bedroht.
Auch diese Bestimmung drS ReichSpreßgefetzeS hat zahl
reiche Vorbilder;
sie weist in letzter Linie zurück auf daS
französische Gesetz vom 9. September 1835 (eines der be kannten Septembergrsetze).'
Rur Geldstrafen und Kosten sind im Gesetze er wähnt;
Sammlungen zu Gunsten der Familie deS Berur-
theilten gehör« nicht hieher;
ob öffentliche Aufforderung«
zur Deckung der bei Beleidigung« oder ander« Delikten zuerkannt« Buße unter diesem Gesichtspunkte strafbar find,
hängt davon ab,
ob die Buße als Straf« oder Entfchädi-
169
Die im Preßzesetze selbst bedrohten Preßdelikte. §. 46.
gung anzusehen oder ob, wenn sie als eine Brrbindnng bei
daS eint oder das andere derselben
der Elemente erscheint,
in den Vordergrund zu stellen ist.
Ob die Kosten im Frst-
stellungS- oder im BollstreckungSvetfahren ausgelaufen sind, macht keinen Unterschied.
Immer aber muß es sich um ein«
berestS erkannte Strafe* oder um bereits ausgelaufen« Kosten
handeln;
perdu,
auS
Sammlungen
welchem
alle
von
zur Bildung
eine-
den Gesellschaftern
fonds künftig
etwa zu bezahlenden Geldstrafen gedeckt werden sollen, kön
ne» nicht nach §. 16 RPG. bestraft werden. Die. Natur des begangenen Deliktes ist irrelevant.
Die
Reichsgesetzgebung
hat die sonst regelmäßige Beschränkung
ans
zur
Sammlungen
Aufbringung
von
wegen
delikten erkannten Geldstrafe« nicht bribehalten.
Preß
Verbrechen,
Vergehen, Uebertretungen aller Art gehören hiehrr.
Daß kulpose Begehung dieses Deliktes nicht möglich ist, folgt schon aus dem Worte „auffvrdern".
Im Uebrigen ist,
de« Borsatz vorausgesetzt, die Absicht gleichgiltig; mag Mit leid mit der
Person
deS
Berurtheilten,
mag
prinzipiell«
Gegnerschaft gegenüber der herrschenden Gesellschaftsordnung,
mag daS Streben nach Verhöhnung des Gesetzes treibendes Motiv für den Thäter sein:
immer verfällt er i» gleicher
Weise der Strafe deS Gesetzes. Schließlich sei noch erwähnt,
daß die Deckung der von
einem andere« zu bezahlenden oder bereit» bezahlte» Geld
strafe an sich nicht als Begünstigung im Sinne des Straft gefttzrS aufgefaßt werden kann."
• Ausdrücklich Im Gesetze 6e» tont; dennoch a.A. Thilo ©.52. 10 Bal. tnSbes. OT. v. 7. Aug. 1878 (GA. 16 E. 127, OR. 19
6.122). Die Bit. über di« Frage hei Gretener, Begünstigung». Hehlerei 1879 E. 146 ff.
Theil IV. Da- Preßstraftecht.
170
Das zufolge dessen Werth
solcher Aufforderungett Empfangene oder
ist,
mag
eS sich noch in den Händen dH
Sammler- oder schon in jenen des Berurtheilten befinden,
für verfallen zu erklären.
Bezugsberechtigt ist die Armen
kasse deS Ort- der Sammlung, d. h. desjenigen OrteS oder
an welchen die strafbare Handlung,
derjenigen Orte,
da-
Auffordern, begangen worden ist.
IV.
Anschlüsse
Im
27. Juli
184911
und
das
an die
französische
demselben
Gesetz
folgenden
vom
deutschen
Gesetze, unter welchen daS preußische Preßgesetz von 1851
und der BundeSbeschluß von 1854 hervorzuheben sind, ver bietet auch das Reichspreßgesetz"
die Veröffentlichung
der Anklageschrift oder anderer amtlicher Schrift stücke eines Strafprozesses durch die Presse, so lange
dieselben
worden
nicht sind
DaS Verbot
in
öffentlicher
Verhandlung
oder das Verfahren steht
im
kund
gegeben
fein Ende erreicht hat.
engsten Zusammenhänge
mit
dem
unser ganzes Strafverfahren bis zum Beginne der Haupt verhandlung
beherrschenden Prinzipe
der Richtöffentlichkeit,
und will die Unbefangenheit der Entscheidung auf Grundlage der Hauptverhandlung sichern, freilich ohne diesen Zweck bei
länger dauernden Verhandlungen, bei welchen die später zu
vernehmenden Zeugen die Aussagen
ihrer Vorgänger au-
den Zeitungsblättern erfahren, erreichen zu können.
Alle amtlichen Schriftstücke fallen unter daS Ver bot;
Schriftstücke sowohl, die als Beweismittel, wie solche
die als die Fixirung der Ergebnisse der Beweisführung er-
11 Wahrend da- Ges. vom S.Septb. 1835, welches die Ver öffentlichung der Namen der Geschworenen verboten
hafte, ebenfalls vielfache Nach, ahmung in Deutschland fand. « RPG. §. 17.
Die im Preßgesetze selbst bedrohten PreßdelSte.
46.
171
scheinen; Schriftstücke über prozessuale Handlungen und solche, die selbst die prozessuale Handlung enthalten, mögen dabei richterliche oder von den Parteien vorgenommene Handlungen
in Frage stehen."
Keinem Zweifel unterliegt es, daß auch
die Voruntersuchung,14 sowie das dieselbe abschließende" und
zur Hauptverhandlung hinüberleitende Stadium des Prozesse-
mit hieher gehören.
Dagegen kaun daS staatSanwaltschaft-
liche Vorverfahren, da- noch kein Strafprozeß, sondern die
Vorbereitung eines solchen ist, das nicht die Feststellung deS staatlichen Strafanspruches bezweckt,
sondern die Entschei
dung der Vorfrage, ob eine solche Feststellung angeregt wer
den soll, — nicht alS in dem Verbote inbegriffen betrachtet werden."
DaS Verbot der Veröffentlichung entfällt: 1. Mit der Kundgebung der Schriftstücke i'tt
öffentlicher Verhandlung,
so
daß
das Verbot (vor
läufig) in Kraft bleibt, wenn die Oeffentlichkeit aus irgend einem Grunde ausgeschlossen war.
Wir werden, um dem
Geiste deS Gesetzes gerecht zu werden, seinem Wortlaute Ge
walt anthun müssen.
Richt nur mit der Kundgebung deS
Schriftstücke-, sondern auch mit der Vornahme derjenigen pro zessualen Handlung, die an seine Stelle tritt, ist die Mög
lichkeit
der Veröffentlichung
gegeben.
Sobald
der Zeuge
mündlich auSgesagt hat, steht der Veröffentlichung deS ZeugenprotokolleS der Voruntersuchung nichts mehr im Wege; so bald daS corpus delicti in der Hauptverhandluug vorgelegt " Dal. v.Schwarze S.52. Entscheidungen üb. Rekusations' gesuche Würt. KaffH. v. 31. Mai 1876 (GA.24 S. 650 , Et. 6 S. 101).
" " OT. v. 15. Novbr. 1855 (GA. 3 S. 827). " OT. v. 4. März 1870 (GA. 18 S. 329). " Verner S. 263 gegen v. Schwarze S. 52.
Shell IV. Da- Preßstrafrecht.
172
ist, kam» daS Bonwtersuchungsprotokoll über den an bitftm Objekte genommenen Augenschein veröffentlicht werde» n. s. w.
Mit der rechtskräftigen Beendigung drS Ver
2.
sah rruS.
Wichtig ist dies für jene Schriftstücke, die in der
Hauptverhandlung
gar nicht
oder
Sitzung kundgegrbm worden find. macht
dabei keinen
Unterschied;
die in nicht öffentlicher Die Art der Beendigung
Urtheile
der
ersten
oder
höherer Instanzen, EinstellungSbeschlüffe in den verschied««» Stadien
deS Verfahrens bewirken
den Wegfall drS Ver
botes."
Uebertrrtung
deS Verbotes
ist" mit Geldstrafe
bis zu
1000 Mark oder mit Hast oder mit Gefängniß bis zu 6 Mo
naten bedroht. Wortgetreue Mittheilung ist durchaus nicht nothwendig, um
die Strafbarkeit zu begründen;" Auszüge können ge
nügen." Mit
dem Wegfall deS in §. 17 Reichspreßgesetz aus
gesprochenen
Verbotes
entfällt
selbstverständlich
nicht
die
Haftung für de» Inhalt der mitgetheilten Schriftstücke;,l und
umgekehrt ist die Haftung auS §. 17 Reichspreßgesetz durch aus nicht von dem Inhalte deS veröffentlichten Schriftstückes
abhängig. Keines Beweises bedarf der Satz, daß amtliche Publi
kationen nicht unter die besprochene Bestimmung fallen.
Der
tiefere Grund liegt in der allgemeinen Regel, daß nur ein«
rechtswidrige Handlung Delikt fein kann.
Eben dämm reicht
aber auch jener Satz nicht weiter als diese Regel. " Vgl. v. Schwarze @.53, Thilo S. 59, Marquardsen S. 103. " RPG. §. 18.
" Das oben §. 45 Gesagt« ist analog anzuwenden. "> OT. vom 24. Juni 1868 (OR. 9 S. 403). 11 Man vgl. dazu Z. 44.
Die verschiedenen Haftsysteme, ß. 47.
n.
173
Die Verantwortlichkeit für Preßdelikte. §. 47. Sie verschiedene» Hastsysteme.1
I. Bon dem Gedanken ausgehend, daß die Press« eine Sonderstellung
im
RechtSlebe» eines Volkes
einzunehmen
nicht berufen ist, gleichviel, ob zu Gunstm oder ob zu Un gunsten derselben
wicheu werde»
von den allgemeinen RechtSregeln abgr-
soll, daß die Preßdelikte nur ein« Unterart
in der großen Gruppe jener Delikte bilden, welch« durch de» Mißbrauch des Rechts der freien Gedankmäußerung begangen
werden, nicht aber als selbstSudige Deliktsgruppe betrachtet werden könne»: würde» wir zu dem Resultate gelange», daß
die Grundsätze
deS
allgemeine» Strafrechtes auch
daun uneingeschränkt zur Anwendung zu bringen wärm,
wenn die Berantwortlichkeit
für
ein
Preßdelikt
in Frage
steht. Die Thatsachen haben indessen den Beweis geliefert, daß
diese Grundsätze der Presse gegenüber nicht auSreichen.
Diese
Erscheinung kann auf folgende Gründ« zurückgeführt werden: 1.
Die Anonymität der Presse, welche der Erforschung
deS schuldigen Verfassers schwere Hindernisse in den Weg legt und durch den Zeugnißzwang nur theilweise durchbrochen werden kann.
2. Die Schwierigkeiten, mit welchen der Nachweis deS Vor
satzes dem Drucker, Verleger, Redakteur «. s. w. gegenüber
1 Man vgl. inSbes. die ein gehende Darstellung bei Marquardsen S. 113ff. und die
Uebersicht in den Motiven zu dem Regierung-entwurf de» RPG.
Theil IV. DaS Preßstrafrecht.
174
verbunden ist, wenn diese Personen die Kenntnißnahme von
dem Inhalte des Artikels in Abrede stellen. 3.
Die
übrigen Delikten gegenüber eigenthümliche
den
Mitwirkung einer ganzen Reche von Personen zur Herstellung,
und Verbreitung
Ausgabe
der Druckschrift strafbaren In
Abgesehen davon, daß die Betheiligung deS Ein
halte-.
bald
eine rein mechanische,
bald eine rein geistige,
bald eine kombinirte Thätigkeit ist;
abgesehen d/lvon, daß
zelnen
diese Betheiligung
in weit auseinanderliegenden Zeitpunkten
einsetzt, ist es bei den Preßdelikten die von dem geäußerten Gedanken durchgemachte Metamorphose, welche der juristischen
Konstruktion große Schwierigkeiten bereitet, Schwierigkeiten,
die
wohl
von Niemandem
übersehen
werden können,
der
jemals der Sache näher getreten ist.
Preßdelikt
Das
Thäter
mithin
ist
derjenige,
Gedaukenäußerung;
normwidrige
der den Gedanken äußert.
Die
Aeußerung des Gedankens geschieht durch Verbreitung der
Druckschrift; derjenige, von dem die Verbreitung auS-
geht, ist der Thäter. in vielen Fällen
der zu
Ihm aber wird meist oder doch
dem Delikt
erforderliche Vorsatz
fehlen.
Andererseits ist es doch der Autor, der zu seinem Leser kreise spricht, der durch die verbreitete Druckschrift seine Ge
danken äußert; auch er ist mithin alS Thäter zu betrachten. Mit anderen Worten:
Die geistige und die körperliche
der
die
Ausführungshandlung
fallen bei
den
Preßdelikten
Seite
bildenden
vollständig
Thätigkeit
auseinander
und
werden durch die beliebte Annahme der Mitthäterschaft nur
künstlich zusammengehalten.
Und der Grund dieser Erschei
nung liegt eben darin, daß der Gedanke mit seiner Fixirung
und Vervielfältigung selbständige Existenz gewonnen hat; daß
175
Die verschiedenen Hastsysteme, ß. 47.
daS Buch spricht, nachdem sein Autor längst aufgehört hat,
zu denken und zu sprechen. Eine klarere Stellung nehmm Drucker und Verleger
ein.
Sie
dje Herstellung
besorgen
der Druckschrift,
Mittels zur Begehung des PreßdelikteS.
ist
demnach
immer Gehilfenhandlung,
anderweitiges
hinzutritt
Thun
—
d«S
Ihre Thätigkeit
nie — wenn nicht
Ausführungshandlung.
Ander- wäre bezüglich des Verlegers zu entscheide», wollte mau daS AuSgebe» (Erfchemenlaffen) schon als Begiuu der
Verbreitung auffaffen. Mit
dem
Eintritte
neuer Personen
Schwierigkett der Konstruktion. dakteur,
derjenige,
erhöht
fich
die
Der Herausgeber, der Re
der nach Beginn der Verbreitung die
Druckschrift weiter verbrettet — sie alle sollen unter die ein fachen strafrechtlichen Begriff«: Thäterschaft, Anstiftung, Bei
hilfe subfumirt werden. Wiffenschaft und Gesetzgebung haben sich daher veraulaßt gesehen, durch die Aufstellung von mehr oder wenig« will
kürlichen Systemen diese Schwierigkeiten, statt sie zu lösen, zu umgehen, die V«hältniffe des Lebens, die sich nicht gutwillig
de» allgemein-juristischen Begriffm anpaffen wollten, gewalt sam denselben zu unterwerfen.
II. DaS meistbesprochene dies« Systeme ist daS belgische, daS d« „responsabilite successive et Isolde,“ d«
„responsabilitd
par
cascades,“
auch
„System
van Maanen " genannt. Aus äußerst dürftige» gesetzlichen Bestimmungen erst allmälig durch Theorie und Praxis weiter
gebildet,
beruht
dasselbe
heute auf folgenden Grundsätzen.
Die an d« Herstellung, Ausgabe
und
Verbreitung
ein«
Druckschrift beteiligten Personen werden in ein« bestimmten Reihenfolge zur Verantwortung gezogen.
Die Reihenfolge
The« IV. D-S Preßftraftecht.
176
lautet: 1. Verfasser, 2. Herausgeber, 3. Verleger, 4. Drucker,
5. Verbreiter.
Jede dieser Personen kann,
ohne
daß
cm
besonderer Nachweis der Schuld erforderlich wirr, mit der vollen Strafe des Thäter- belegt werden; doch schließt die
Bestrafung de- Einen die aller Uebrigen auS.
Jeder Nach
mann kann sich ferner durch die Nennung eines seiner Bor männer von der Haftung befreien, vorausgesetzt, daß diese
nominatio auctoris gewissen Bedingungen entspricht, insbe
sondere der genannte Bormann vor die inländischen Gericht« Der Berfaffer haftet demnach immer;
gestellt werden kann
der Herausgeber nur dann,
wenn er
den Berfaffer nicht
nennen kann oder will u. s. w? Dieses System, vielfach wenn auch mit thellweise bedei»teuden Modifikationen nachgeahmt, zeichnet sich Einfachheit und Sicherheit aus,
mit
durch
S arbeitet;
der
die aber
indem eS Schuld und Nichtschuld nach rein äußerlichen Mo menten bestimmt,
den
geräth rS in
Anforderungen
der
schroffsten Widerspruch mit
Gerechtigkeit,
läßt
eventuell den
Schuldigen straffrei, um den vielleicht Unschuldige», der seine»
Bormann
nicht nennen kann,
doloseu Thäters
zu belegen.
mit
der
vollen Strafe
des
Die
Reichsgesetzgebung
hat,
ohne daS System selbst zu adoptiren, den ihm zu Grunde liegenden Gedanken zu verwerthen gewußt.
III. Wenn die an der Herstellung, Ausgabe, Berbreitung einer Druckschrift betheiligten Personen auch keine Kenntniß
von dem
strafbaren Inhalte derselben hatten, von doloser
Begehung d«S betreffenden Deliktes mithin chnen gegenüber
keine Red« sein kann,
so wäre es
doch ihre Aufgabe ge
wesen, den Inhalt zu prüfen, ehe sie ihre Mitwirkung liehen.
1 Lit. bet LiSzt E. 208ff., des. S. 210 «nm. 1. u. 2.
Di« verschieden«« Haftsysteme. A. 47.
177
Haben sie et nicht gethan, so liegt in dem Unterlassen der Prüfung,
in der Nichtanwendung
gebotene» Sorgfalt ihr Verschulde».
der durch die Sachlage Die- ist der Gedankt,
auf dem da- System der Fahrlässigkeit-- oder Ord
ES vermeidet die ungerechten Fik
nungsstrafen beruht.'
tionen d«S belgischen Systems,
eS Denjenigen,
indem
der
sich der Kausalität seines ThunS nicht bewußt war, eben nicht
als dolosen Thäter straft, und ermöglicht «S, eventuell auch mehrere Personen, wen« sie ein Verschulden trifft, zur Ver antwortung zu ziehen.
Auch läßt sich daS System der KahrläsfigkeitSstrafen leicht mit dem belgischen Systeme
verbinde».
Wer
die SchrP
von einem ihm bekannte» und zwar als verläßlich belanntm
Vormaua übernimmt, wird sich für berechtigt halt« können, von der Prüfung des Inhalte- Umgang zu nehmen; «mge-
doppelte Sorgfalt erfordrrkch
kehrt wird
Bormana nicht bekannt
fein,
wenn der
oder kein« über jeden Verdacht er
habene Persönlichkeit ist. Nennung eines geeigneten BormanneS
kann daher der Beweis fein, daß die erforderlich« Sorgfalt ««gewendet wurde, während als Folge der Nichtueuuung die
»olle Verantwortlichkeit für di« Nichtanwendung der pflicht gemäßen Aufmerksamkeit eintritt.
Dennoch
muß
wiegender Borwurf Fahrlässigkeit**
auch
ist nicht,
etwas qualitativ
gegm dieses
erhoben
andere-
werde».
System
Di«
rin schwer
„preßrechtliche
wie regelmäßig behauptet
wird»
al- die Fahrlässigkrit de» allge
meinen Strafrechts.' Schuldhast« Nichtanwendung der durch
» Vgl. LiSzt €.213. * Ich glaube den Beweis für Hirse Behauptung in meinem »ee
Preßncht.
Lehrbuch de- österr. PreßrrchtS S. 221 ff. erbracht zu habe». Wenigstens steht der Gegen«
Theü IV. Da» Preßstrafrecht.
178
bk Umstände gebotenen «Sorgfalt; ein rechtswidriger Erfolg; Kausalzusammenhang zwischen jenem schuldhaft« Verhalt«»
und diesem Erfolge; und eben bantm die Strafe: Das find die bekannten Elemente, aus welchen der Begriff der Fahr» läsfigkeit sich zusammeusetzt
der strafrechtlichen und
Worin der Unterschied zwischen
der preßrechtlichen Fahrlässigkeit ge
legen fein soll, ist unerfindlich.
Daß bo8 Verfassen, Her»
stellen. Verbreiten von Druckschriften besondere Sorgfalt er
fordert, kaun diesen Unterschied gewiß nicht begründen; dem» ganz ausnahmslos bestimmt sich Art und Grad der auzu»
wendenden Sorgfalt nach Art und Bedeutung der Borge» npmmenen Handlung.
DaS System der preßrechüichen Fahrlässigkeitsstrafe be»
beutet also: Haftung wegen fahrlässiger Begehung deS durch den Inhalt der Druckschrift begründeten
Deliktes.
DaS System schafft also keine neuen Normen
sondern neue Strafgesetze für die {Übertretung längst vor
handener Normen. deS Systems:
Und
darin liegt auch daS Bedenkliche
Ist eS zweckentsprechend und mit den sonst
von der ReichSgesetzgebuug festgehaltenen Grundsätzen vereinbar, fahrlässige Beleidigung, fahrlässige Gotteslästerung, fahr lässige Aufforderung zum Ungehorsam u. s. w. unter Strafe
zu stellen?
IV. Der periodischen Presse gegenüber hat man nach
einer weiteren Ergänzung des BerautwortlichkeitssystemS ge
sucht, und diese darin gefunden, daß man den verantwort lichen Redakteur »egen der in der Druckschrift enthal
tenen Delikte mit der Strafe des dolosen Thäters belegt Man ging davon aus,
daß man,
ohne den thatsächlichen
beweis noch aus. Bedenken gegen I Ansicht scheinen auch bei Oetker die Richtigkeit der herrschenden | GA.26 S.2bS vorhanden zu sein.
Die verschiedenen Haftsysteme, ß. 47.
179
Verhältnissen Gewalt anzuthun, den Redakteur als den Ver
fasser der ganzen Zeitung betrachten könne;' er sei eS,
der die ihm zugegangrnen Artikel prüfe, zusammenlege und ans diesem Rohmateriale den Inhalt der einzelnen Nummer
Herstelle; erst durch das Erscheinen in dem durch seine ganze
Haltung individualisirten Blatte erhalt« der einzelne Aufsatz seine Bedeutung; und wenn der Name d«S leitenden Redak teurs das Blatt repräsentire und charakterisire, so sei rS eben
darum,
weil jede Nummer Geist von
Emanation
seiner Persönlichkeit sei.
seinem Geiste,
Darum
sei
eine
auch der
strafbare Jnhatt der Druckschrift die eigene That d«S Re dakteurs, mögen immerhin auch andere als Mitthäter, An stifter, Gehilfen betheiligt sein.'
Für jene AuSnahmSsälle,
in welchen diese Voraussetzungen nicht rinträten,
vuue die
Gesetzgebung immerhin Vorsorge treffen.
Aber auch diese Auftastung hält näherer Prüfnug nicht Stand.'
Sie verwechselt die Redaktion mit dem verant
wortlichen Redakteur,
redakteure mit jener
die Thätigkeit
der einzeln« Fach
deS Redakteurs en chef.
Sie mag
kleinen Blättern gegenüber haltbar fern, bei welchen aller dings, wenn die autographirte Korrespondenz, die Inserate
und die Nachdrucke mit oder ohne Quellenangabe abgerechnet werden, der-Rest auf Rechnung des RedatteurS kommen kann; wenn st« aber große Blätter,
von welchen jede-
eigentlich
eine Summe von Zeitungen ist, die nach dem Prinzip« der ArbeitStheilung und zugleich dem der gegenftitigen Vertretung
in den übernommenen Funktionen arbeiten — mit umfaffen • Vgl. inSbes. John's maß gebend gewordenes Gutachten; auch oben §. 111 • Vgl. auch OT. v. S. Oktbr.
1876 (GS. 24 ©.527) und vom 25. April 1878 (SA. 26 S. 463). ’ SiSzt S. 212 f., 891 f.
Theil IV. Da, Preßstraftecht.
180
Oder will man im Ernste be
will, so ist st« eine Fiktion.'
haupten, daß unsere verantwortlichen Redakteure den Wittern, für welche sie bestellt sind, den Stempel ihrer Persönlichkeit aufdrücken?
§. 48. Haftsnste» des Reich»,esetztzeb»,. I.
Während
der langwierigen Borbereituuge» unsere-
ReichspreßgesetzeS kam die Verschiedenheit der Anschauungen
deutlich zum AuSdrucke.
Ebenso aber auch die Thatsache,
daß die Frage nach dem testen Haftsysteme in Preßstrafsachen,
mag auch manches Borurtheil geschwunden fein, noch immer
alS eine offene betrachtet perden muß.
Der Kommissionsentwurf von 1873, unter dem Einflüsse Biedermanns und der Beschlüsse deS deutschen JournalistentageS
stehend,
hatte
das
der aus
belgische System
schließlichen und stufenweisen Verantwortlichkeit zn Grunde gelegt. Knrz vorher, auf dem deutschen Juristentage von 1872,
dem Dr. JaqueS einen ausführlichen Bericht erstattete, war dagegen jmeS System abgelehnt und an seiner Stelle daFesthalten an den Grundsätzen deS allgemeinen Strafrechte-,
ergänzt durch FahrläfsigkettSstrafen, empfohlen worden.
Der RegiernngSentwurf
stellte
sich
auf den
1873er Kommission eingenommenen Standpunkt. Modifikationen
waren in
Vorschlag
gebracht.
von
der
Rur kleine Inzwischen
aber hatte die von dem Juristentage ausgegangene Strömung Oberwasser gewonnen. vertheidigt,
Von den Regierungen selbst nur lau
wurde daS dem Entwürfe zu Gründ gelegte
• Vgl. auch oben §. 11.
DaS Hastsystem der RrichS-esetzgebuug. ß. 48. System in
181
der Reichstagskommission von 1874 als «ine
juristische Monstrosität bezeichnet und endlich über Bord ge worfen.
Auf dem KommisfionSrntwurfe von 1874 beruht
daS heute geltende Recht.
II. DaS ReichSprrßgesetz geht auS von der Schuld lehre deS allgemeinen Strafrechtes.
Sie bildet die
Demnach erscheint», den von
Basis seiner Anordnungen.'
dem Gesetze geforderten Borsatz vorausgesetzt,
und Berbreitrr als
Thäter,
und Verleger als Gehilfen;
Verfasser
bez. Mitthäter,
Drucker
der Herausgeber je nach
Lage der Sach« als Thäter oder Gehilfe.
DaS wäre un
gefähr daS normale Verhältniß, da- durch die verschiedenste»
Kombinationen modifizirt werden kann.
Luch dem verantwortlichen Redaktrnr einer pe
riodischen Druckschrift gegenüber sollen di« Grundsätze d«S allgemeinen Strafrechts zur Anwendung kommen.
Da aber
— und hier schließt sich daS RrichSpreßgefrtz der oben §. 47
unter IV. besprochenen Auffassung an — der verantwort liche Redakteur der Berfaffer der ganze« Zeitung ist, so be
darf «S chm gegenüber nicht erst eines besonderen Nachweise
seiner Thäterschaft. Unter normalen Verhältnissen kann der Er folg (der strafbare Jnhatt der Druckschrift) ohne Weitere auf sein vorsätzliches Thun zurückgeführt werden.
Es müssen
ganz besondere Umstände vorliegrn, soll einmal dieser den chatsächlichen Brrhälwiffen
entnommene Schluß sich als röt
ungerechtfertigter darstellen.
Bis zur Feststellung dieser Um
stände könne» wir an der allgemeinen Regel festhalten.
Ist
dir Druckschrift «ine periodisch«, so ist der ver antwortliche Redakteur al- Thäter zu hestraje«.
> RPG. , 20 «bs. 1.
Theil IV. 8W Prchstraftrcht.
182 wenn
nicht
dnrch
besondere
Umstände
die An
nahme seiner Thäterschaft anSgrschlossen wird?
ni.
Während somit die Haftung des verantwortlichen
Redakteurs nur als die Anwendung der allgemeinen Regel
auf die besonderen bei der periodischen Presse vorliegenden Lerhältniffe erscheint, kein« Abweichung von jenen, keine Er gänzung derselben sein soll, werden jene Grundsätze des all
gemeinen Strafrechtes selbst und mit ihnen dir Haftung d«S
Redakteurs als dolosen Thäters ergänzt dnrch daS System der Fahrlässigkeit-strafen.' Redakteur, Berleger, Drucker und Verbreiter haben für die „Anwendung der pflichtgemäßen Sorgfalt" zu haften;
begründet der Inhalt einer Druck
schrift den Thatbestand einer strafbaren Handlung, so obliegt nicht dem Kläger der Nachweis ihres Verschuldens, sondern
ihnen der Nachweis ihrer Unschuld. Aber innerhalb dieser Fahrlässigkeitsstrafen kommt der
Grundgedanke des belgischen System- zur Geltung.
Die
Nennung deS BormanneS befreit, vorausgesetzt, daher
dem Arm der inländischen Strafgerechtigkrit
»der wenigstens erreichbar war.
Verbreiter
erreichbar ist
Und außerdem wird dem
ausländischer Druckschriften Befreiung gewährt,
wenn sie ihm auf dem Wege des Buchhandels zugekom
men find. IV. ES wurde bereits erwähnt? daß diese Bestimmungen nur auf die Preßdelikt« im engeren Sinne, aber auch auf
all« Preßdelikte, auch auf dir im Preßgesetze selbst enthal tenen, Anwendung finden. Wir habm uns im Folgenden mit einer genaueren Analyse dieser Bestimmungen zu beschäftigen.
* RPG. §. 20 Abs. 2. ' RPG. §. 21.
« §. 40 V.
Die Haftung deS verantwortlichen Redakteur». G. 49.
483
§. 49.
Btt Hast»», 6t» vtrant»»rtltcht» Btlekteet». I.
Verantwortlicher Redakteur' ist jene- Mitglied der
Redaktion, welches a) mit einer gewissen Oberaufsicht über di« Leitung
deS Blattes betraut, und b) als verantwortlicher Redakteur auf dem Blatt« ge
nannt ist.
Nur der verantwortlich« Redakteur (m
dem angegebenen Sinne) trägt die Haftung für den
Inhalt des Blatte», wie ste die §§. 20 u. 21 RPG.
normirea. 1.
daß
Daraus folgt:
die Nennung auf dem Blatte allem nicht
genügt, wem» nicht die unter a erwähnte Stellung
m der Redaktion
hinzntritt.
Wer al» verant
wortlicher Redakteur genannt ist,
ohne mit der
Redaktion etwas zu thun zu haben »der ohne die
Oberaufsicht über daS Blatt zu führe», kann nicht zur Verantwortung gezogen werden für den In halt deS Blattes.'
ES liegt in diefem Falle eben
eine falsche Angabe vor, die nach §. 18 RPG.
an jedem Schuldigen,
mithin unter Umstände«
auch an der mit ihrem Wissen und Wollen fälsch
lich genannten Person, eventuell mit Gefängniß bi» zu 6 Monaten bestraft werden kann.
Daß
Nennung ohne Wisicn deS Genannten feine Haf tung nicht begründe« kann, wird allgemein zu gegeben.
1 Val. oben ». 11 HI 1.
I ' A.A.».Schwarze 6.26, l Groschuff SA. 23 6,27ff.
Heil IV. Da» Pmßstmsrecht.
184 2.
Daß
dir auf dem
Rrdattenre
verantwortliche
Matte als
nicht genannten Mitglieder der Re
daktion in keinem
Falle
nach
ZK. 20 und 21
RPG. zur Verantwortung gezogen werden ton« not,’
selbst wenn fle jene Stellung thatsächlich
einnehmen,
welche das Gesetz bei dem verant
Redatteur vorauSsetzt.
wortlichen
Jede
Nach
forschung nach dem .eigentlichen" Redatteur, um für den Inhalt drS Blattes verant
denselben
wortlich zu machen, widerspricht dem Gesetze, daS nicht den
Redatteur schlechtweg,
sondern
den
verantwortlichen Redatteur für haftbar er
klärt.
Die- muß selbst dann angenommen wer
den, wenn gegen die Vorschrift des Gesetzes daS
Blatt ohne Angabe
eines verantwortlichen Re-
datteurS erschienen ist.*
Die Bestrafung wegen
falscher oder untrrlaffener Angabe wird
dadurch
nicht berührt.
n.
Das Gesetz* betrachtet den verantwortlichen Redak
teur alS dolosen Thäter der durch den Jnhatt der Druck schrift begründeten Drlitt«, so lange nicht daS Gegen theil
ausdrücklich
festgestellt ist.
DaS
Gesetz
will
damit keine Fiktion aufstellen, sondern nur den Thatsachen gesetzlichen Ausdruck geben; eben dämm stellt eS eine Prä
sumption auf, die nur durch den Beweis drS Gegentheils umgestoßen
werden
kann.
• So richtig OT. v. 9. Septbr. 1875 (GA. 23 S. 453, OR. 16 S.571): dagegen OT. v. 16. Mai 1876 (GA. 24 S. 677, OR. 17 6.851).
Das
Gesetz befreit
durch
4 « «. Sroschusf a.a.O. • RPG. §-20 tos. 2.
Die Haftung d«S verantwortlichen Sdedakteur-, ß. 49.
186
diese Präsumption den Ankläger von der Führung
deS
SchuldbeweiseS,
ohne
den
Unschuld-beweiS
irgendwie «iuschränken zu wollen.
Der gesetzliche» Präsumption gegenüber führt ei» dop pelter Weg zur Freisprechung des angeklagten Redakteurs,
genauer gesprochen, zur Negirung seiner dolosen Thäterschaft, a) Der Nachweis, daß jene Thatsache, von welcher daS
Gesetz auf die Thäterschaft schließt, im gegebenen Falle nicht vorliegt, daß also die auf dem Blatte als verantwortlicher Redakteur genannt« Person thatsächlich di« Redaktion über
haupt oder in Bezug auf die einzelne Nummer nicht geführt habe,
der im Allgemeine» richtig« Schluß von
b) daß
jener Thatsache auf di« Thäterschaft des RedatteurS im kon kreten Falle nicht zutreffe. Beispiele werd«« wir im nächsten
Paragraphen kenn«« lerne».
DaS Gesetz
hat die Kraft diese- Gegenbeweises nicht,
wie dies bezüglich d«S Gegenbeweises gegen die Präsumption der Fahrlässigkeit der Fall ist,' dem Angeklagte» aufgrbürdet. Will er ch» führen, so steht chm daS Recht dazu unein
geschränkt zu.
Will er die BeweiSlast nicht übernehmen, so
bliebe eS zunächst bei der allgemeinen Regel deS Strafprozeß-
rechteS, nach welcher alle relevanten Thatsache» von Amt-wegen festzustellen sind.
Würd« diese Regel strikt« durch
geführt, hätt« da» Gericht in jedem einzelnen Falle erst die
Schuld de-Angeklagten nach ihrer objektiven wie »ach chrer subjektiven Seite hin positiv festzustelle«,
so wär« damft
offenbar jene Präsumption selbst illusorisch gemacht.
Da-
Preßgrsetz hat mm einen Mittelweg eingeschlagrn, indem «8 anordnet: Der Redakteur ist al- Thäter zu bestrafen, wenn
• Bgl. unten |. 51 n.
Theil IV. Da- Prrßstrafrrcht.
186 nicht durch
besonder« Umstände
Thäterschaft auSgrschloff« wird.
tion
der Thäterschaft
die Annahme seiner
DaS heißt: Die Präsump
macht die Feststellung deS wirklich«
Sachverhalte- von Amt Sw egen, wie sie sonst im Straf
prozeße stattfiudrt, nicht nur überflüssig, sondern auch un
zulässig ; nur wenn besondere Umstände vorlirgen, tritt
und
di« Zulässigkeit
mit chr di« Nothwendigkeit der Fest
stellung von AmtSwegm ein.
Mit ander« Wort«: daS
Gesetz sagt nicht, daß der Redakteur nur weg« besonderer Umstände nicht als Thäter gestraft werd« solle, sondern daß nur wegen besonderer Umstände die Präsumption ent
fallen
und
daher die Thäterschaft besonders frstgestellt
werd« solle.
Leugnet z. B. der verantwortliche Redakteur,
d« nach.dem Gesetze zu dem betreffmd« Delikte erforder
lich« bösen Vorsatz gehabt zu hab«, so hat sein Nach weis
der Richtigkeit dieser Behauptung die Freisprechung
zur Folge; daS Gericht hat von Amtswegen den Vorsatz mir dann festzustell«, wenn besondere Veranlafsungsgründ«, wenn „besondere Umstände" vorlirgen, welche dem Leugn«
des Angeklagte» Gewicht verleih«. Immer
aber
bedarf eS
besonderer positiver Fest
stellung der dir Annahme der Nichtschuld deS angeklagt«
Redakteurs begründend« Thatsachen, mag diese Feststellung
auf Grund deS von dem Angeklagten geführt« Beweise-,
oder
aber ans Grund amtlicher Ermittelungen erfolg«.
Bloße Bed«ken, Zweifel, Negattvfeststellungen genüg« nicht.'
Und ebensowenig selbstverständlich einfache unbewies«« Be hauptungen d«S Angeklagten, d« fraglich« Artikel nicht ge
lesen zu hab«' u. s. w.
7 OT.v.23.Febr. 1876 (GA. I « OT. v. 6. Febr. 1879 (OR. 24 ®. 146, OR. 17 S. 138). | 20 S. 72).
Die Haftung deS verantwortlich«« Redakteurs, ß. 49.
187
HI. Durch di« Aufstellung der besprochenen Präsumption hat das Gesetz lediglich dir BewriSfrage geregelt, ohne materiell
von
den Grundsätzen d«S allgemeinen Straf
abzuweichen.
rechte-
Die
Begriffe
der Thäterschaft,
Mitthätrrschaft, Theilnahme kommen neben ReichS-
preßgesetz
§. 20 Abs. 2
zur
uneingeschränkten Anwendnng.
So steht der Bestrafung anderer Personen neben dem als
Thäter bestraften Redakteur nicht- im Wege; insbesondere tarnt
der Berfasser neben
«erden?
ihm
al- Mitthäter
bestraft
Und umgekehrt schließt die Freisprechung d«S
Redakteur- »ach §. 20 Abs. 2 ReichSprrßgesetz die Bestrafung anderer Personen nicht au-, wenn die den Redakteur ent
lastenden Umstände bei chnen eben nicht vorliege»." Daran folgt auch,
daß die Nennung deS BerfafferS »der anderer
betheiligtrr Personen den Redakteur
ebensowenig
von
der
Bestrafung entschuldigen kann, wie irgend einen anderen Delinquentm dir Angabe seiner Mitschuldigen."
Und endlich
fei »och betont, daß da- Gericht, auch wenn eS auf Grund des K. 20 Abs. 2 ReichSpreßgesetz die dolose Thäterschaft d«S Redakteur- verneint,
denselben doch immer der Anstiftung
oder Theilnahme oder der Fahrlässigkeit im Sinne d«S §. 21
ReichSpreßgesetz schuldig sprechen kann. IV.
Alle landeSgesetzlicheu Bestimmungen, welch« di« Ber-
" OT. v. 4. Juni 1875 (D8L 16 . Bit »bsrkttue Strafbariutt de» Inhalt» insbesondere. I. fei«.
Der Inhalt der Druckschrift muß objektiv strafbar
Die Druckschrift muß
bat objektiven Thatbestand
eines strafbaren Delikte- enthalten.
Di« Rechtsverletzung,
die in dem Inhalt« der Druckschrift gelegen ist, muß eine
rechtswidrige, ein Delikt, und eine strafbar«, ei» Ber brechen im weiteren Sinne sein.
Fehlt eS an der Rechts
widrigkeit oder an der Strafbarkeit, so entfällt auch die Zu lässigkeit
der Unbrauchbarmachung.
Bezüglich der Rechts
Alle jene Gründe
widrigkeit find Bedenken kaum möglich.
welche die Rechtswidrigkeit ausschließen', beseitige» auch die
Zulässigkeit der Unbrauchbarmachung.
DieS
ist der Fall
z. B., wenn die betreffenden Aeußerungen zur Ausführung öder Berthridigung von Rechte« oder zur Wahrnehmung be rechtigter Interessen gemacht wurden;1 oder wenn sie sich als
Nothwehrhandlung darstellen, begangm,
um einen rechtS-
Mdrigen Angriff auf politische RechtSgüter abzuwehren «. f. w. Hieher gehören auch wahrheitsgetreue Berichte über
Verhandlungen eines Landtags oder einer Kammer eines £tftn Reich gehörigen Staates' sowie über Derhandlungen in dtn öffentliche« Sitzungen des Reichstages?
Richt nur die
Strafbarkeit, sondern die Rechtswidrigkeit dieser Bericht« ist äUSgeschlosst« * und mit dieser dir Zulässigkeit derUnbraach-
barmachung?
Schief ist di« ost wiederholte, zu dem gleich«
* StrGB. 1.198; »gl. auch 8. 49 II 3. * StrGB. $. 13. * ReichSvers. Art. 23.
* 8«L eben fc 46 a * Ebenso OT. vom 16; Aprll 1876 (GA. 23 S. 190, OR. 16 6. 297); RüdorsfKowtmnt«
■-« Theil IV. $el Prehstraftrcht.
816
Resultate führend« Begründung, eS könne eine objektive Maß regel gegen den Bericht darum nicht ausgesprochen werden, «eil daL Gesetz ausdrücklich den Bericht von jeder Ber-
autworlichkeit entbunden habe.
II.
Ebenso uuzuläsfig ist der AuSspruch der Unbrauch
barmachung, wenn der m der Druckschrift enthaltene That bestand von keinem Strafgesetze mit Strafe bedroht
ist.
Die Tragweite dieses Satzes ist äußerst bestritte».
Um
zu sicheren Resultaten zu gelangen, müssen wir zunächst die
prozeffuale Frage von der materiell-rechtliche« trennen, und dann innerhalb dieser letzteren den objektiven und den sub jektiven Thatbestand zu unterscheiden suchen.
1.
Die auS
dem Delikte
entspringende Strafklage,
durch welche die Feststellung und Realisirung d«S staatlich« Strafanspruches herbeigeführt werd« soll, kaun auS prozeß
rechtlichen Gründ« unmöglich
sein.
Die Strafbarkeit der
That wird dadurch nicht berührt, die Anordnung der Un
brauchbarmachung ist mithin zulässig.
Hieher gehör«:
a) Hindernisse, welche der Durchführung der Strafklage
im Wege
steh«, wie dir ^Territorialität
oder die
persönlich« Immunität deS Thäters, fein Tod, feine Abwesenheit u. s. w.; b) die prozeffuale Konsumption der Strafllagr durch eine rechtskräftige Entscheidung und die auS ihr entspring
gende
exceptio
rei judicatae.
Es
steht daher der
Einleitung d«S objektiven Verfahrens di« vorhergegangen« rechtskräftig grword«« Freisprechung sämmtlicher Au-
geklagt« nicht im Wege, mag auch sogar die Frei
sprechung gerade darum erfolgt fern — und daß dieS zu§.4SStrGB; HeinzeStraf. I lepungen lofigtett Parlamentär. Recht»»«. | S. 370s.
1879 S. 9, Liszt
Forts. Objektive Strafbarkeit d. Inhalts, g. 55. geschehen,
auS
217
den Uriheilsgründen hervorgehen —
weil nach Ansicht des früher erkennenden Gerichtes die Denn die Rechtskraft
That objektiv nicht strafbar ist.
dieser Entscheidung umfaßt blos die Ablehnung, die
Verneinung des staatlichen Strafanspruches gegen den
Beschuldigten, und die Gründe des Erkenntnisses sind der Rechtskraft überhaupt nicht fähig.
Bon den eben (ad b) besprochenen Fällen sind diejenigen
wesentlich verschieden, in welchen die prozessuale Konsumption der auf Unbrauchbarmachung
objektiven
(der
StrPO.)
Verfolgung
eingetreten
ist.
gerichteten
im
Auch
besonderen Klage
Sinne
hier
der
§§. 477 ff.
wird zwar über die
Strafbarkeit des Inhaltes nicht rechtskräftig erkannt, aber die Klage auf Unbrauchbarmachung ist konsumirt, kann nicht mehr erhoben werden, weil ihr die Einrede der rechtskräftig entschiedenen Sache entgegenstände.
der rechtskräftigen Abweisung
Wohl aber kann trotz
dieser Klage jederzeit
der
Strafanspruch gegen einen bestimmten Schuldigen auf dem
Wege
der subjektiven Verfolgung geltend gemacht werden.
ES handelt sich bei allen diesen Fragen darum, Begriff und Umfang der Rechtskraft festzuhallen, und die subjektive von der objekiven Strafklagö scharf zu trennen.
2.
Der Thatbestand,
welchen die Druckschrift enthält,
muß objektiv strafbar sein, d. h. er muß unter ein Straf
gesetz fallen, wenn auch die Verhängung der Strafe nicht Möglich
ist,
weil
die
subjektiven, in
der
Person
Thäter- liegenden Voraussetzungen nicht gegeben sind.
deS Die
Unbrauchbarmachung ist daher zulässig:
a) weun auch das Geschehene nicht auf daS schuldhafte Thun
einer
zurechnungsfähigen Person zurückgeführt
werden kann, wenn also der Thäter z. B. geisteskrank^
Theil IV. Das Preßstrafrecht.
218
wenn er die zur Er
weniger als 12 Jahre alt ist,
kenntniß
der Strafbarkeit seines Thuns erforderliche
Einsicht nicht besitzt u. s. w.; wenn ihm weder Borsatz noch Fahrlässigkeit zur Last fällt.
Diesen Fällen steht
derjenige gleich, in welchen ein Thäter überhaupt nicht
ermittelt werden kaun, b)
Wenn zwar die That einem zurechnungsfähigen Sub jekte zugerechnet werden kann,
aber die Strafbarkeit
diese- Subjektes durch nachträglich eingetretene Um
stände — Strafaufhebungsgründe — wieder beseitigt worden ist.
Die That bleibt strafbar, da- Subjekt
ist straflos geworden.
Die Schwierigkeiten dieser Frage
liegen in der vielfachen Bedeutung des Wortes straf
bar, das sich einerseits sowohl auf die That als auf den
Thäler
beziehen, andrerseits
Strafe - bedroht - sein"
sowohl
daS
„mit
als auch daS „mit Strafe-be
legt-werden-können" bedeutet.
Damit die Unbrauch
barmachung zulässig ist, muß die That, welche in der
Druckschrift enthalten ist, mit Strafe bedroht sein; irrelevant ist es, ob der Thäter mit Strafe be
legt werden kann oder nicht, und ob die Gründe
für die Nichtbestrafung des Thäters in dem materiellen oder in dem prozeffualen Rechte ihren Grund haben. Unrichtig ist die gewöhnliche Formulirung/ die Un
brauchbarmachung sei zulässig, wenn die Verfolgung deS Thäters auS thatsächlichen, unzulässig, wenn
sie aus rechtlichen Gründen ausgeschlossen sei.
Die
prozessuale Konsumption des Strafanspruchs ist doch gewiß ein rechtlicher Grund für die Ausschließung der
6 Man vgl. die Kommentare zu §. 42 StrGB.
Forts. Objektive Strafbarkeit d. Inhalt-. §.55.
219
' Verfolgung des Thäters und doch hindert sie die Ein
leitung der objektiven Verfolgung nicht. III.
In der bisherigen Erörterung haben wir die be-
strittensten Fälle ganz außer Acht gelassen; die Fragen näm lich: 1. ob bei Antragsdelikten trotz des fehlenden An trages,
und 2. ob auch nach eingetretener Verjährung
(welcher die Begnadigung durchaus gleichsteht) die Un
brauchbarmachung
ausgesprochen
kann.
werden
Die
oben
(ad II) aufgestellten Grundsätze werden unS auch hier maß gebend sein müssen.
1. Die Entscheidung der ersten Frage ist von der prin
zipiellen
Auffassung
des
AntragSerforderniffes
abhängig.
Gehört dasselbe lediglich dem Strafprozeßrechte an, erscheint
der Mangel deS Antrages nur als ein Hinderniß, welches der Durchführung der Strafklage im Wege steht, dann kann
nach
dem oben II. 1. Gesagten der Mangel des Antrages
den Ausspruch der Unbrauchbarmachung nicht hindern.
diese Auffassung kann nicht als richtig,
Allein
d. h. nicht als die
Bedeutung des AntragserforderniffeS erschöpfend, bezeichnet werden.
Das Antragserforderniß gehört nur seinen Wir
kungen nach dem Strafprozeßrechte an;
seiner prinzipiellen
Bedeutung nach hat eS seine Stellung in dem materiellen
Rechte.
Die
Antragsdelikte
sind
doppelt
bedingte Straf
drohungen ;7 die Strafbarkeit deS Thuns ist bedingt einmal durch seine Normwidrigkeit, andrerseits durch die Erklärung
deS Betroffenen, daß er sich für verletzt erachte.
Die Stel
lung des Antrages ist mithin eine der beiden Bedingungen, von deren Borliegm die Strafbarkeit des Thuns abhängt; so lauge der Antrag noch nicht gestellt ist,
liegt zwar ein
7 Man vgl. Binding Normen I S. 89 Note 166.
220
*
* The« TV. Da» Proßstrafrecht.
Delikt abtt kein strafbares Delikt vor, nab sobald der Au»
trag (rechtzeitig) zurückgenommrn wird, entfällt mit chm die Strafbarkeit.
Und somit komm« wir nothwendig zu folgenbem Re» fultate:
wenn
Thatbestand
der
Inhalt
der
Druckschrift de»
eine- Antragsdeliktes
enthält,
ist
dir Unbranchmachnng abhängig von der Stellung «ad Ausrechthaltung
deS Antrag-;
sie darf nicht
ausgesprochen werden, wenn der Antrag nicht gestellt «der zurückgenommen wurde.'
Andere Bedeutung al- der Strafantrag hat die Privat
klage.'
Allerdings hat unsere Gesetzgebung dieselbe nur zur
Berfolgung von gewissen Antragsdelikten (Beleidigungen and Körperverletzungen) eingeführt, und «S korrespondiern mithin
Stellung deS Antrag- und Erhebung der Prwatklage. Wurde der erstere gestellt oder die zweit« erhoben, so ist die Aa-
ordnuug der Unbrauchbarmachung zulässig geworden.
Aber
eine Differenz tritt rin, der innere Unterschied wird sichtbar,
sobald «S sich um die Rücknahme des Antrages «der der Klage handrlt.
Bei
den Körperverletzungen"
ist regel»
mäßig di« Mitnahme d«S Antrages ausgeschlossen; dir
• Ebenso ROHG. ».18. Juni 1875 (Entschdgn. 18 S. 123); OT. v. 23. Novbr. 1876 (GA. 24®.537); «G.Kielv.23.Oktbr. 1877 (St. 8 S. 42); von den Schriftstellern inibes. Rüdorfs und Rubo zu ß. 42 StrGB., Meyer Lehrb. S. 296 Anm. 7, Thilo S. 145, kiszt S. 372. Die eMgegenaesetzte Ansicht in älteren Entscheidungen OT. v. 6. März 1872 (GA. 20 S. 182,
OR. 13 S. 192), v. 9. Juli 1878 (OR. 14 S. 487), v. 23. Aprll 1874 (GA.22 S. 254, OR. 15 S. 252); OLG. München »out 21. März 1874 (GA.22 S. 654)} Oppenhoff, Puchr 11, v. Schwarze zu §§. 42 u. 61 RStrGB. Weitere Literatur bei LiSzt S. 373 Note 1. 1 StrPO. §§. 414 ff. " StrGB. $. 232.
Forts. Objektiv« Strafbarkeit d. Inhalt«, f.55. Privatklagr tarnt,
221
eventuell 6i8 zur Verkündigung d«S
Urtheils in der Berufungsinstanz," auch hier zurückgruommen werden."
Die Mitnahme des Antrages würd« di« Uu-
zolSsfigkeit der Unbrauchbarmachung zur Folge habe»;
die
Mcknahme der Privatklag« nicht; denn sie ist nicht, wie
der Antrag, Bedingung der Strafbarkeit, deS Entstehens deS Anspruches, sondern Verfolgung deS entstandenen Anspruchs.
Rücknahme der Privatklagt schließt daher, so weit nicht etwa m chr die (zulässige) Mcknahme deS An trages gelegen ist, di« Anordnung der Unbrauchbar
machung nicht au».
2. Ebenso bestritten ist die Zulässigkeit der Unbrauchbar
machung nach Eintritt der Verjährung.
Auch hier wird
zuerst die Bedeutung der Verjährung im Strafrecht« fest gestellt werdrn müssen.
Die Verjährung im Strafrechte ist
Verjährung der Sttafklage, beziehungsweise der actio jadicati; chr
Eintritt
hindert die prozessuale GeKendmachimg
der
GtrasansprucheS, mag eS sich erst um dessen Feststellung oder
aber bereit» um die Vollstreckung deS festgcstrllten Anspruches
handeln.
Aber die Thatsachen, auS welchen der Anspruch
entspringt, werden durch die Verjährung nicht aus der Wett geschasst;
nicht daS Delikt,
sondern di« Sttafklage.
barmachung
nicht daS Verbreche» verjährt,
Eben darum muß die Unbrauch
für zulässig gehalten werden, trotz
eiugetretener Verjährung (nicht deS DeMeS, sondern)
der a»S dem Delitte entspringenden Strafklage«; denn nicht davov, daß Sttafe wirllich verhängt wttd oder auch nur
verhängt verde» kosn, ist die Zulässigkeit der Unbrauch" StrPO. $.431. >* Ein Widerspruch zwischen dem Sttafgesetzb. u. d. Straf-
prozeßordg. lieat hier darum nicht vor, well «8 sich um wesentlich verschiedene Ding« handelt.
222
Theil IV. DaS Preßstrafrecht.
barmachung abhängig, sondern davon,
Druckschrift
einen
vom
mit
Gesetze
daß der Inhalt der Strafe
bedrohten
Thatbestand reproduzirt."
Das Gesagte findet auf den Fall der Begnadigung
Durch die Begnadigung verzichtet der
analoge Anwendung. Souverän,
als
Repräsentant
des
Staate-,
welcher der
eigentliche Träger deS Strafanspruchs, der anS dem Delikte Forderungsberechtigte ist, auf die Geltendmachung der durch
den
Richterspruch
begründeten
actio judicati;
die Straf
barkeit der That bleibt unberührt und mit ihr die Zulässig keit des Ausspruchs der Unbrauchbarmachung.
§. 56. Nir Wirkungen richterlicher Anordnung der Unbrauchbar machung. I.
Die
Anordnung
nothwendig
sondern
auch
nicht
der
Unbrauchbarmachung
nur alle Exemplare
umfaßt
der Druckschrift,
die zu ihrer Herstellung bestimmten
Platten und Formen, während bei der Beschlagnahme*
die Ausdehnung auf Platten und Formen in das richterliche Ermessen gestellt ist. Jene Platten und Formen, welche zur
Herstellung der bereits vorliegenden Exemplare der Druck
schrift
gedient
haben,
und
jene,
welche
zur
Herstellung
weiterer Exemplare derselben Druckschrift bestimmt
13 Im gleichen Sinne Berner Lehrb. des StraftechtS S. 323 (10. Aust.), v. Schwarze und Oppenhoffzu §. 42 RStrGB.; Thilo S. 145; OT. v. 15. Mai 1879 (OR. 20 S. 261), aber mit der nichtsbeweisenden Be gründung, daß es sich um eine
sind,
lediglich polizeiliche Maßregel handle; OT. v. 20. Septb. 1876 (GA. 24 S. 536) in den Urtheils gründen. Dagegen Puchelt, Rubo, Rü dorff zu 8.42 RStrGB. Dagegen auch Liszt S. 371. 1 Vgl. oben §. 37 III.
Wirkung richtrri. Nnord«. d. llndrauchbarmach. D. 56.
223
unterliegen der Unbrauchbarmachung, di« sich nicht erstreckt
auf zur Herstellung anderer strafbarer Druckschriften be stimmten Platten und Formen?
Unbrauchbarmachen ist nicht gleichbedeutend mit Ver nichtung; Abschleifen der Formen und Platten, bei Druckschriften im engeren Sinn« das kunstgerechte Ablegen des Satze-, bezüglich der Beschlagnahme in §. 27 RPG. aus
drücklich gestattet? wird auch hier als genügend betrachtet werden müssen.
II. Ist nur ein Theil der Schrift, Abbildung oder Dar stellung strafbar, so ist? insofern eine Ausscheidung möglich
ist, auSzusprechen, daß nur die strafbaren Stellen und derjenige Theil der Platten und Formen, welcher zur Her stellung dieser Stellen bestimmt ist, unbrauchbar zu machen stab.
ES ist dieselbe Vorschrift die daS Preßgrsetz bezüglich
her Beschlagnahme gibt?
Die Beschränkung muß im Ur
theile ausgesprochen werden; ist sie unterblieben, so werden eben alle Theile der Druckschrift, der Platten und
Formen von der Anordnung der Unbrauchbarmachung
er
griffen. Voraussetzung ist die Möglichkait einer phystscheu Trennung?
AuSspruch
Ob diese vorhanden, ist qaaestio facti; der
rufungsinstanz,
ersten Instanz und,
kann
genügend«
der
jedenfalls in der Be
thatsächliche Feststellung«
(in dm Urtheilsgründen) vorausgesetzt,
wohl auch in der
NtvisionSinstanz angefochten werd«?
in. Der Unbrauchbarmachung unterlieg«:'
• Die Ansichten der Kommentatorm zum RStrGB. geh« weit auseinander. • »gl. ob« §. 37 NI. « StrGB. S- 41 Abf. 3. • RPG. ».27 Abf. 2.
• »gl oben » 87 H. 7 Dagegen OT. v. 19. Dezbr. 1878 (Gik 26 ®. 497, D8L 19 6.688). • StrGB. ».41 Slbs.2.
Theil IV. Da» Prrhstrafncht.
234
1. all« öffentlich an-gelegten ober öffentlich an» gebotenen Exemplare der Druckschrift;
2.
diejenigen Exemplare, welche sich im Besitz de» Ber fasser», Drucker», Herausgeber», Berleger»
ober Buchhändler» befinden. Wenn auch im Wortlaute abweichend, stimmt doch diese
Vorschrift de» Reichsstrafgesetzbuch» inhaltlich überein mit der im RPG. Z. 27 bezüglich der Beschlagnahme gegebenen und
oben* besprochenen Anordnung. Nur jene Exemplare, welche entweder 1. eben
verbreitet werden,
oder 2. zwar
noch
nicht in Umlauf gesetzt, aber zur Berbreituuz bestimmt sind
und bei gewiffeu Personen sich befinden,
werden von bet
Anordnung der Unbrauchbarmachung betroffen.
Gruppe
ist im ReichSpreßgesetze"
Worte:
„Die Beschlagnahme
Die zweite
charakterisirt
durch
die
von Druckschriften trifft die
Exemplare nur da, wo dergleichen zum Zwecke der Ver
breitung sich befmben;" den Gegensatz bilden die in Pri
vatbesitz übergegangenen Exemplare.
Dieser Gegensatz ist
auch hier festzuhalten; in Privatbesitz übergegangene Exemplare werden von der Anordnung der Unbrauchbarmachung nicht betroffen. Die zur Verbreitung bestimmten Exemplare unter
liegen chr aber nicht unbedingt, Orten,
wo sie sich
auch nicht an denjenigen
zum Zwecke der Verbreitung
befinden,
sondern nur dann, wenn sie sich im Besitze de» Berfaffer», Druckers, Herausgeber», Verleger» oder Buchhändler», also
von Personen befinden, von welchen anzunehmen ist, daß sie an
der
Verbreitung
der
Druckschrift
aktive»
.Interesse
nehmen. Der Redakteur ist nicht besonder» genannt, muß aber
* Bgl. oben §. 87 IV.
|
*• RPG. §. 27 «bs. 2.
Das Verfahren. S. 57. hieher gezählt «erden.
225
Denn der Begriff M Herausgebers
ist erst durch da» Preßgesetz zu einem technischen geworden; im weiteren, dem natürlichen Sprachgebrauche entsprecheudeu
Sinn« umschließt er auch de« Redaktmr." Besitz ist hier wie überall im Strafrechte thatsächlicher
Gewahrsam,
körperlich« Verfügungsgewalt.
Besitz des
Berfaffer» u. s. w. liegt daher nicht vor, die Unbrauchbar machung ist vielmehr auSgeschloffm, wenn der Perfaffer «. s. w. die Exemplare bei einem Dritten deponirt hat," während
«»gekehrt Besitz deS Verfassers angenommen Werben muß, wenn sich in seinem Gewahrsame Exemplare befinden, di« im
Eigenthum« dritter Personen stehen.
Die der Post bereit-
übrrgebenm Exemplare können nicht mehr als im Gewahrsam
des Aufgeber» befindlich augesehm werd«."
§. 57.
Bt; verfahre». Wir schon erwähnt, kann der Ausspruch der Unbrauch barmachung auf dreifache Weis« herbeigeführt werden.
I.
Findet die Berurtheilung
einer bestimmten Person
weg« des in der Dmckschrist enthaltenm Delikte» statt, so ist in
demselben Urtheile «Äm
brauchbarmachung
anzuordnm.
der Straf«
die Uu«
Die Anordnung steht dm»
selbm Gericht-person« zu, die zur Entscheidung der Straf
frage berufm find, im schwurgerichtlichm 'Verfahr« mithm
der Richterbank.
Geg« da- Urtheil find die gewöhnlich«
Thilo S.148; Oppen hoff und Puch« lt zu §. 41 RStrGB. " Dageg« Thilo S. 148,
Mn*.
Oppenhoff u. v. Schwarz« zu j> 41 RStrGV. » Mchtige Ansicht betRubo zu -. 41 RStrGB.
15
Theil IV.
226
DaS Preßstrafrecht.
Rechtsmittel, Berufung oder Revision, zulässig, zu ihrer Er
greifung
nur
die
überhaupt
zur Einlegung dieser Rechts
mittel berufenen Personen, nicht etwa auch die Besitzer der unbrauchbar zu machenden Exemplare, berechtigt.
Gegen die
Nichtanordnung können Staatsanwalt, Privatkläger, Neben
kläger die Entscheidung
der höheren Instanz anrufen;
hat
bei ausdrücklicher Ablehnung der Anordnung nur der Ange
klagte ein Rechtsmittel ergriffen,
so schließt die damit ein
getretene relative Rechtskraft der Entscheidung die Anordnung der in erster Instanz abgelehnten Unbrauchbarmachung durch die höhere Instanz aus?
Die Anordnung muß in der Urtheilsformel ersichtlich ge macht werden.
Sie
ist
als integrirender Bestandtheil deS
Urtheils der Rechtskraft fähig, und kann daher, wenn diese eingetreten ist, nicht etwa später, wenn über andere wegen
desselben Deliktes angeklagte Personen geurtheilt wird, wieder aufgehoben werden, sollte nunmehr auch
Freisprechung der
Neuangeklagten vielleicht wegen der von dem späteren Ge
richte
angenommenen Straflosigkeit des Inhaltes erfolgen?
Die entgegengesetzte Ansicht3 läßt sich nicht etwa damit be
gründen, daß, wenn verschiedene Personen von verschiedenen Gerichten selbständig verfolgt werden, eben verschiedene straf
bare Handlungen vorliegen; denn nicht die strafbare Hand lung der Angeklagten, sondern die Strafbarkeit des Inhaltes der Druckschrift bildet die Voraussetzung und Rechtfertigung der Unbrauchbarmachung: und
der strafbare Inhalt bleibt
derselbe, wenn auch mehrere Personen wegen desselben ver-
' EbensoOppenhoffzu§.41 RStrGD.; dagegen Thilo S. 144.
1 Ebenso Thilo S. 142. 3 Vertreten v. OT. a. 27. No vember 1865 (OR. 6 S. 493).
DaS Verfahren, folgt werden/
g. 57.
227
Ebenso ist aber auch umgekehrt die spätere
der Unbrauchbarmachung ausgeschloffen,
Anordnung
wenn
dieselbe ausdrücklich von dem erkennenden Gerichte abgelehnt wurde, während eine dieselbe gar nicht berührende Entschei
dung auch in diesem Punkte nicht rechtskräftig werden kann.
Die Unbrauchbarmachung ist, wenn ihre gesetzlichen Vor aussetzungen
doch kann
gegeben
dieselbe
dem Staatsauwalte,
von Amtswegen auszusprechen;
sind,
auch
von
sei es
dem
Ankläger,
sei
es
von dem Privatkläger,*
von
bean
tragt werden. Das Gericht steht in Bezug auf die Unbrauchbarmachung dem Ankläger gerade so gegenüber wie in allen anderen Be
ziehungen; es darf seine Entscheidung auf keine That aus dehnen, welche der Ankläger nicht ausdrücklich der richter lichen Beurtheilung unterzogen hat, ist aber in der rechtlichen
Qualifizirung dieser That an die Anträge des Anklägers in keiner Weise gebunden.*
Die Art
und Weise,
in
welcher
die angeordnete Un
brauchbarmachung ausgeführt werden soll, ist in dem Urtheile
zu bestimmen; sollte die Bestimmung unterblieben sein, so
hat
die
strafvollstreckende Behörde — Staatsanwalt
Amtsrichter' — nach eigenem Ermessen vorzugehen.
oder
Wenn
über die Auslegung des Urtheils Zweifel entstehen oder Ein
wendungen gegen die Zulässigkeit der Strafvollstreckung er hoben werden — eS behauptet z. B. der Besitzer der un
brauchbar
zu machenden Exemplare,
weder Verfasser oder
4 Unrichtig auch Oppenhoff 5 Argument §. 477 StrPO. 6 OT. v. 26. März 1863, v. a. a. O., der wenigstens die im Besitze deS Freigesprochenen be 9. April 1863 (GA. 11 S. 415), findlichen Hemplare von der v. 18. Juli 1868 (OR. 9 S. 451), Anordnung der Unbrauchbar- v. ll.Marz 1869(OR.1KS.143). 7 StrPO. §. 483. machüng ausnehmen will.
Theil IV, DaS Preßstrafrecht.
328
Herausgeber noch Drucker, Verleger oder Buchhändler zu
fein — so ist die richterliche Entscheidung herbeizuführe».* Uebrigcns erstreckt
sich die Wirbmg der rechtskräftig
ge-
wordenen Auorduuug der Unbrauchbarmachung über bat Be
zirk des erkennenden Gerichte- hinaus auf daS ganze Gebiet deS deutsche» Reiches, und auch auf die au dem Strafverfahrru nicht betheiligt gewesenen Personen.
IL Wenn die Verfolgung »der Berurtheilung
einer brstimmteu Person nicht ausführbar ist, so wird, die Strafbarkeit deS Inhalts vorausgesetzt, die Un
brauchbarmachung selbständig augrordnet.'
Dabei sind jedoch wieder zwei Fälle zu unterscheid«: 1.
ES wird ein, sei eS fteisprechendeS, sei eS eiastellendrS'° Urtheil in der Hauptsache gefällt. Dau» ist di« Anordnung der llnbrauchbarmachuug mit diesem zu verbinden.
I» Bezug auf die Anfechtbarkeit steht
diese Entscheidung der unter I besprochenen gleich.
2. Die Verbindung der Entscheidung
über die
Anorduuog der Unbrauchbarmachung mit einem Ur theile in der Hauptsache ist nicht möglich, weil entweder
ein
Strafverfahren
gegen
«ine
bestimmte
Person überhaupt nicht eingelritet, oder weil daS ein geleitete Verfahren auf andere Weise als durch Urcheil (Einstellungsbcsch luß) beendet wurde.
Für
diesen
zweiten
Fall
hat
die
ReichSstrafprozeß-
ordnung" ein besonderes objektives Verfahren angeordnet, daS an dieser Stelle nur in seinen Grundzügen geschlldert werden kann.
» StrPO. §§. 490, 494. • StrGB. 5.42.
I |
>° StrPO. §. 259. " StrPO. §§. 477 ff.
Das Verfahren, f. 57.
229
Das Verfahren wird eingeleitet durch den Antrag des
StaatSanwalteS oder Privatklägers, daS Gericht möge die Unbrauchbarmachung der Druckschrift, deren Inhalt nach An
sicht deS Anklägers den objektiven Thatbestand eiurS Delikteenthält, selbständig aussprechen.
Dieser Antrag korreSpondirt
der Anklageschrift im ordentlichen Verfahren und muß den Erfordernissen derselben" entsprechen.
DaS Gericht hat dm
Antrag zu prüfen" und denselben mtweder znrültzuweism"
oder — eventuell nach Vornahme einzelner BeweiSerhebungen" — den Termin zur Verhandlung anzuordnen." Die sachliche Zuständigkeit
bestimmt sich nach der
Natur deS in der Druckschrift enthaltenen Deliktes (Schöffm-
gericht, Strafkammer, Reichsgericht); doch tritt an die Stell«
des Schwurgerichtes
die an deffm SitzungSort« besteheude
Strafkammer." Oertlich zuständig ist dasjenige Gericht, welches für
dm Fall der Verfolgung einer bestimmten Person, zuständig sein würde."
Kann weder der Gerichtsstand der begangmm
That noch jmer des Wohnsitzes ermittelt werden, so wird
daS zuständige Gericht vom Reichsgerichte bestimmt."
Durch
die Beschlaguahme kann die Zuständigkeit niemals begründet werden. Auf dm
Termin zur Verhandlung
über
dm Antrag
finden die für die Haupwerhandluag im ordentlichen Ber-
fahrm gegebenen Bestimmungen mtfprechende Anwendung."An Stelle des Angeklagten treten die Interessenten.
EK sind nämlich" diejmigen Personen, welche einen recht-
" » 14 >° »•
StrPO. SttPO. SttPO. SttPO. SttPO.
198 u. 421. 88. 196 ff. 8- 202. 8- 200. 8- 478.
" » » * “
SttPO. SttPO. SttPO. SttPO. SttPO.
8-477 Abs. 2. . 88- 7 ff. 8.9 Abs. 2. 8- 478 Abs. 1. 8- 478 Abs. 2.
Das Preßstrafrecht.
Theil IV.
230
lichen Anspruch auf den Gegenstand der Unbrauchbarmachung
haben, soweit dies ausführbar erscheint, zu dem Termine zu
laden. Sie haben alle Rechte, nicht aber die Pflichten des An-
geklagten.
Sie können persönlich erscheinen
oder sich durch
einen mit schriftlicher Bollmacht versehenen Vertheidiger ver
treten
Doch ist ihre Gegenwart nicht nothwendig;
kaffen.
sie kann weder von dem Gerichte erzwungen werden,
noch
wird durch das Nichterscheinen der Jntereffenten Verfahren
und Urtheilsfällung aufgehalten." Gegen
daS
Privatkläger,
Urtheil
als
auch
haben
sowohl
Staatsanwalt
die Jntereffenten
und
die gewöhnlichen
Rechtsmittel;" letztere jedoch nur dann, wenn sie als solche
dem Verfahren
beigetreten sind,
während
andererseits ihr
Nichterscheinen bei der Verhandlung sie dieses Rechtes nicht
beraubt." 31 StrPO. §. 478 Abs. 3. 33 StrPO. §. 479.
I 34 Sehr bestritten. Vgl. die | Kommentare zur StrPO.
Paragraphenregister. Tie Zahlen beziehen sich auf die Paragraphen, die Exponenten auf die mit rö
mischen Ziffern bezeichneten Abschnitte der einzelnen Paragraphen.
,§. 19 Abs. 2 — 27«, 30 ' §. 20 Abs. 1 - 48' §. 1 — 13, 173 §.2-5 i§. 20 Abs. 2 — 49,50 §.3 - 42 §.21 — 51, 52 §.4 — 13,14®, 15* §.22 — 53 §. 5 - 13* j §. 23 - 35 §. 6 - 22, 23 §.24 — 36 !§. 25 — 36* §. 7 — 6, 24 | §. 26 — 36* §.8 - IP j§. 27 - 37 §. 9 — 26 | §. 28 — 38 §. 10 — 27 ;§. 29 - 21« §. 11 — 28-30 i §. 30 Abs. 1 - 12 §. 12 — 20' !§. 30 Abs. 2 - 17 §. 13 — 6*, 311 §. 30 Abs. 3 — 19* §. 14 — 31, 32 §. 30 Abs. 4 - 19' §. 15 — 46» §.31 - 3, 4» ß. 16 — 463 §. 17 — 46* §. 18 Abs. 1 Nr. 1 — Sewerbeorbuung. 32, 46'PP §. 18 Abs. lNr.2 — §. 14 — 14' 25», 11* §. 43 — 14* §. 18 Abs. 2 — 25», §.44 — 143 §.45 - 14* IP §. 19 Abs. 1 Nr. 1 - §.55 — 15' §.57 — 15' 25», IP §. 19 Abs. 1 Nr. 2- §. 62 — 15' §. 143 - 14« 26*
Prestgesetz.
Sozialistengesetz.
11 12 — 13 — 14 15 19 — 39 3 §. 21 — 39 3 § 23 §. 24 — §.25 §.28 §. §. §. §. §. §.
33' 33* 33* 39» 39' 33«
337,
33«
337,
17» 173 17* 17«
Strafgesetzbuch. §. 12 - 45 §§. 41, 42 - 54 ff. 8. 200 — 273
Ltrasprozeßorbnuug. §§. 94 ff. - 34 §§.477 ff. - 57
Wortregister. Tie Exponenten beziehen sich auf die mit römische» Ziffern bezeichnelev Abschnitte der einzelnen Paragraphen.
Abgabe von Inseraten §. 19’. Ablegen des SatzeS bei Beschlagnahmen
Ausschließliche und stufenweise Haf
8- 37 3; bei Unbrauchbarmachung 8 56x. Abwesenheit deS Redakteur» 8. 243. Amtliche Bekanntmachungen 8. 27.
AuSstellen von Druckschriften alS Ver
Amtliche Druckschriften 8. so2. Amtliche Schriftstücke im Strafprozeß
tung 8. 47 2
breitung 8. 42 ’.
AuStheilen von Druckschriften als Ver breitung 8. 42 2.
werden
Autographirte Korrespondenzen 8 6«. ^vunt-ln-lettre-Exemplare 8. 23«.
Angabe de» Druckers u. f. w. 8- 22—25. Anklageschrift, Verbot der Veröffent
Beamte unterstehen den Disziplinar
dürfen 8.46*.
nicht
veröffentlicht
lichung G. 46 3.
Annoucensteuer 6.19’. Anonymität 8 222 Anschlägen von Druckschriften 8.17. Antiquare, Anzeige des Lokales 8- u2. AntragSdelikte, Unbrauchbarmachung bei denselben ». 55 3.
AntragSerforderniß bei Strafe wegen Nichtaufnahme von amtlichen Bekannt machungen und Berichtigungen 8- 276, 8. 30«. Anzeige des Betriebslokales 8. 142. Armeukafsa bei öffentlichen Samm lungen zur Deckung von Geldstrafen 8. 46 3. Aufforderung zur Deckung von Geld strafen 8- 46 2. Aafhebung der Beschlagnahme 8 36. Aufhebung der Preßfreiheit 8. 12. Aufnahme von amtlichen Bekannt machungen 8- 27; von Berichtigungen 8. 28-30. Ausgabe der Druckschrift 6.5ä; Unter schied von der Verbreitung 8- 424. Ausländer als Redakteure 6. U5; al» Kolporteure 8.15’. Ausländische Presse, Begriff 6. 55; Verbot 8. 31. Auülegen von Druckschriften als Ver breitung 42 2. AuSrufeu von Druckschriften auf öffent licher Straße 8- 162.
vorschriften 8. 7 ’. Zulässigkeit der Un brauchbarmachung 8- 55 3. Behörde», von ihnen herausgegebene Druckschriften, Bekanntmachungen der selben 8. 20 2 Beilage» der Zeitungen 8- 62. Bekanntmachung von Behörden 8.27; deS Verbotes 8- 32’, 8. 33«; der Be schlagnahme 8- 38 3. Belagerungszustand, Suspension der Preßfreibeit 6. 12; der kleine Bela gerungszustand 8.18 6. Belgisches System 8. 47. Berichte übet Gerichtsverhandlungen 8.44; über Parlamentssitzungen 8.45.
Begnadigung,
BerichtiguugSrecht 8- 28. BerichtigungSpflicht 8. 29. BerichttguugSzwang 8 30. Bescheinigung über Beiträge
zur
Deckung von Geldstrafen 6.463
Bescheinigung über Ablieferung der Pflichtexemplare 8- 2«’.
Beschlagnahme von Druckschriften über haupt 8- 34— 38; von sozialistischen Druckschriften 8- 39; Unterschied von der Unbrauchbarmachung 8- 543
Beschlagnahmeintereffenten 8. 59’. Bestätigung der Beschlagnahme 8. 36.
Besteuerung der Preffe tz. 192. Bildwerke alS Druckschriften g. 52
Wortregister. Buchdruckerpresse. Erzeugnisse der selben §. 57. Buchhandel, fliegender § 16». Buchhandel, Verbreitung ausländischer Druckschriften durch denselben §. 513. Buchhäudlerauzeige als Verbreitung 8. 42*. Buchhäudlerladen, Auslegen in dem selben als Verbreitung 8- 42 ’
Catalogne rafeonnd 8. 235. Culpa» preßrechtliche. Begriff. 8- 499; im ReicbSpreßgesetz tz. 51, 52.
Disziplinarvorschriften für Beamte, Militärs u. f. w. 8- 9 *• Drucker im preßrechtlichen Sinne 8. 8; haftet für falsch« Angaben 8. 253; haftet für den Inhalt der Druckschriften 8 51, 52. Druckerei als Preßgewerbe 8.142. Druckschrift, Begriff 6.5; periodische 8. 6; amtliche ß. 202; ausländische 6. 5S, 312. EiurmkuugSaebühreu bei amtlichen Bekanntmachungen 8. 27 4; bei BcrichÄOl 8- 29 2. ltuugeu bei Berichtigungen 8- 292. Einsender von Berichtigungen 8- 28s; seine Verantwortlichkeit 8 513. Einstellung des Erscheinens von perio dischen Druckschriften 8 332. Elsaß-Lothringen, Verhältniß zur ReichS-Preßgesetzgebung §. 41. EutgeguuugSrecht 8. 28— 30. Entgeltlichkeit des Betriebes beim Drucker 8. S2; beim Verleger §. 92; beim Verbreiter §. 10x. Entziehung der Gewerbebefugnitz 8.14®, 8.154; nach dem Sozialiftengesetz 8.17 3. Entziehung des PostdebitS 8. 317. Epreuves d’artiste g. 23®. Erläuterungen bei Musikalien S. 5*. Erscheine« der Druckschrift 6. 5S; Un terschied von der Verbreitung 8.424. Exekution der Lufnahmepflicht 8. 29®, 8. 30®. Exemptionen von der Herrschaft des Preßgesetzes 6. 73 Extrablätter von Zeitungen; Anschlägen derselben tz. n®.
Fahrläsfigkett, preßrechtliche. Natur derselben 8.47*; im ReichS-Preßgesetz 8.51, 62.
233
Fälschliche Benennung als Redakteur §. 25. Firma des Druckers und Verlegers 6. 22 3. Fliegender Buchhandel 8.16. Formen und Platten, Gegenstand der Beschlagnahme 8. 37 3; der Unbrauch barmachung 8- 56 ’. Fortsetzung, verbotener periodischer Druckschriften 8. 33®. rauen als Redakteure 6. li5. reiexemplare s. 193.
B
Gedankenäußerung als Element im Begriffe der Druckschrift 8. 54; im Begriff d«S PreßdeliktS 6. 413 Geldstrafen, Aufforderung zur Deckung derselben 8- 463. Geltungsgebiet deSReichS-PreßgesetzeS, Zeitliches 8.3; Räumliches 8 4; Sach liches 8-5, 6; Persönliches 8. 7—11. Gemeindebehörden, von ihnen aus gehende Druckschriften 8. 202. Gericht, Zuständigkeit fürdiePreßpolizeidelitte tz. 21®; für die Preßdelikte tz. 41 Anhang: für die Bestätigung der Beschlagnahme 6 36x. GerichtSverhandlnage«, Berichte über dieselben tz. 44. Geselliges Lebe«, seinen Zwecken dienende Druckschriften tz. 23x. Gesellschaft, geschloffene, Bert Heilung von Druckschriften an die Mitglieder tz. 427. Gewerbe, die den Zwecken deffelben dienenden Druckschriften tz. 23263. Gewerbebetrieb, stehender, tz. 14; im Umherziehen tz. 15; Entziehung der Befugniß tz. 14 ®, 154; Untersagung nach dem Sozialistengesetz 8. 182 Gewerbefreiheit 8.13 2 Gewerbeordnung , Anwendbarkeit auf die Preßdelikte 8.13 2 GewerbSman« tz. 13®. Gewerbsmäßige Verbreitung 8 144. Gewerbsmäßigkeit im Begriffe des DruckerS tz. 82; des Verlegers tz. 92; des Verbreiters 8 10 *. Guter Glaube bei Verweigerung der Aufnahme von Bekanntmachungen und Berichtigungen 8. 27®, 30®. HaudlungSreiseNde im Preßgewerbe 814*. Hauffren mit Druckschriften 8 16*. Häusliches Leben, die deffeu Zwecken dienenden. Druckschriften tz. 23x.
234
Wortregister.
Herausgeber, Begriff ft. 103; Haftung für den Inhalt ft. 51. Herrschaftsgebiet de- Reichs-PreßgesetzeS siehe Geltung-gebiet.
Identität der verbreiteten mit der ver botenen Druckschrift ft 32*. Industrie, den Zwecken derselben die nende Druckschriften ft. 26 3. Inhaber de- Gewerbe- ft. 83, 93. Inhalt, ftrstfbarer, Voraussetzung der Unbrauchbarmachung 55. Juferateusteuer - 193. Interessenten bei der Unbrauchbar machung §. 57 3. Kalenderstempel §. 193. Kammcrverhandlungeu, Berichte über dieselben §. 45. Kautionen für die periodische Preffe 6. 19 >. Kenntniß der Beschlagnahme ft. 383; deS Verbote- ft. 32*. Kirchliche Behörden, die von ihnen ausgehenden Druckschriften §. 20’. Kollekten zur Deckung von Geldstrafen §. 46 3. Kolportage §. 163. Kolporteur. Uebergabe an ihn al- Berbrettung §. 42* Kommissionär ft. 93 Kommission-verleger §. 93. Koufi-kattou der zur Deckung von Geldstrafen bestimmten Beträge §. 463. Konkurrenz mehrerer Preßdelikte ft. 41*; mehrerer Preßpolizeidelikte ft. 21*; mebrerer falscher Angaben ft. 25*. Konzession-system im Preßgewerbe recht §. 13 3 Korporation siehe Gesellschaft. KorreSpoudeuzeu,autographirte u.f.ro., Begriff ft. 6*; Verbot derselben ft.313. Kriegszustand ft. 12. Kunst, den Zwecken derselben dienend« Druckschriften ft. 268. Kunsthandel al- Preßgewerbe ft. 14 3 Kupferstiche al- Druckschriften ft. 53; avant la lettre ft. 236. Landesvertretung, von ihr ausgehende Druckschriften ft. 203. Landtag, Bertheilung einer Druckschrift an Mitglieder desselben al- Berbrei» tuns ft. 42’. Landtag-verhandlungen, Berichte über dieselbe ft. 45 Legitimation-schein zum Betriebe von
Preßgewerbe» ft. 143 *, ft. 153; zur nichtgewerb-mäßigenBerbreituug ft.13*. Legitimität des Unternehmen- beim Trucker ft. 83; beim Berleger ft. S3; beim Verbreiter ft. 10 ». Leihbibliotheken als Preßgewerbe ft. 14 3 Lesekabiuete, Auflegen von Druck schriften in solchen al- Berbreitung ft. 42 Lieferung-werk im Gegensatze zur periodisch« Druckschrift ft. 6 3. Lithographier» al- Druckschrift ft. 5 3 Lithographirte Korrespondenten ft. 6*. Lokale zum Betriebe der Preßgewerbe, Anzeige von demselb« ft. 143 Metaüographirte Korrespondenz« 8. 6*. Militärpersoueu untersteh« d« Dis ziplinarvorschrift« ft. 7 Mnsikalieu al- Druckschrift« ft. 5 3 Nachdruck fallt eb«fall- unter daPreßgesetz ft. 8 3 Nachweis des BormanneS ft. 513. Nennung deS Trucker- u. f. w. auf der Druckschrift ft. 22—25. Nomlnatlo auctoris ft. 513. Rovitätentisch, AuSlea« auf demselb« als Berbreiim ft. 42». OdjeMveS Berfabrm ft. 57. Oeffentliche Aufforderung zur Deckung von Geldstraftn ft. 46 3; Berbreitung von Druckschrift« ft. 14 *, 163. OrdnnqgSstrafe f. Fahrlässigkeit. Ort der Beschlagnahme, Einfluß auf die örtliche Zuständigkeit deS Gerichteft. 36»; des Erscheinens bestimmt die StaatSanqehörigkeit der Druckschrift
ft. 5\ ft. 43 Pachter de- Gewerbes, Drucker ft. 83; Verleger ft. 93; Seine allgemeine rechtliche Stellung ft.136. Parlament-verhandlungen Berichte über diefelb« ft. 45. Periodische Presse ft. 6. Pflichtexemplare ft. 26; ihre Abliefe rung ist noch nicht Verbreitung ft. 427. Pbotogravhien als Druckschrift« ft. 5 *. Plakatwesen ft. 17. Platten und Form« al- Geg«stand der Beschlagnahme ft. 373; der Un brauchbarmachung ft. 56l. Polizeiliche Beschlagnahme ft. 34-38.
Wortregister. Poft, ist die Aufgabe zur Post Ver breitung? 8- 42®. Postdebit, Entziehung desselben 8.31 Pranumeraatensaunuluug 8-16 ’. Preßdelikte 8- 40, 41. Preßfreiheit Begriff §. 1 Gu-penfton 6-12; bedingt durch die Freihe t der Preßgewerbe 8-13. Preßgewerbe, Definition 6.131; Auf Auf« zahlung derselben nach der GewerbeOrdnung 6.14’. Preßpolizeidelikte 8. 21; Unterschied von den Preßdelikten 8. 40’. Pseudouymität 8 22’. Raum für Berichtigungen 8 29 ’. Rechtsmittel gegen den Gerichtsbe schluß über die Beschlagnahme 8.364. Redakteur Begriff 8. lij persönliche Eigenschaften 8- 11®; Nennung auf der Druckschrift 8. 24; Mehrheit von Redakteur« 8. 24’; Abwesenheit 8- 24’; Haftung für die Aufnahme von amtlich« Bekanntmachung« I. 27; für die Aufnahme von Berich tigung« 8.29. 8.30’: Seine Haf tung als doloser Thäter 8- 474, 49 , 50; Seine Haftung für Fahr lässigkeit 8- 61. Reichsbehörde«, die von ihn« aus gehend« Druckschrift« ß. 20’. Reichskanzler, spricht das Verbot aus ländischer Druckschrift« au- 8- 31 Reichstag, von ihm ausgehende Druck schrift« 8. 20 * ReichStagSverha»dl««gea, Berichte über dieselben 8- 45. Reproduktion von Druckschrift«, Gegensatz zur Verbreitung 8. 423; ihre prrgrechtliche Bedeutung g. 43. ReeponeabilM par Cascade 6.47’; successive et lsolö 8 47 ’. Gammeln von Abonnenten 8.16’. Gauunelwerke 8. io4. Gammlungeu zur Deckung von Gelb straf« 6- 46’. Sah siehe Ablegen. Schaufenster, AuSstell« in demselb« al» Verbreitung 6- 42 Scheinredakteur 8.49 >, 8. 25. Schriftstücke eine» Strafprozesses, Veröffentlichung derselb« 8- 46 4 Schwurgerichte in Prrßsach« 6 41 Anhang. Selbstverlag 6.9’, 8.22’. Sortimenter g.9’.
i
235
Sozialdemokratisch« Druckschriften 8. 33Verbot derselben 8.33; Be schlagnahme derselben 8. 39. Spielkarte«, keine Druckschriften |. 53. Spielkarleustempel 1.19’. Staatsbehörde«, von ihnen au-gehende Druckschriften 8. 20’ Stahlstiche al- Druckschriften 8. 5 ’. Statuten von Vereinen 8-23*. Stehender Gewerbebetrieb 8.14. Steindrucke als Druckschrift« 6. 5*. Stellvertreter des GewerbSmanne» 8.13 b; beim stebendm Gewerbebetrieb 8. 145; beim Betrieb im Um verziehen 8. 153; Stellvertreter deS Druckers 8. 83; de» Verleger- g. 9’; darf auf der Druckschrift nicht g«annt werd« 8. 22’. Steuer auf Zeitung« 8.19’. Stimmzettel für öffentliche Wahl« 8. 23. Strohmann 8 49 >, 51*. Stucke, tr«nbare einer Druckschrift, bei der Beschlagnahme 8. 37’; bei der Unbrauchbarmachung 8 56’. Subskribenteusammler 8.16*. SuSpeufiou der Preßfreiheit 8.12. Thäterschaft deS verantwottlich« RedaktmrS 8.47’, 49, 50; anderer Per son« 8. 493, 48’. Theilnahme an Preßdelikten 8. 49’, 48’; an Preßpolizeidelikt« 8- 21’. Theilung der Redaktion-geschäfte 8.24 ’. Trennbare Theile s. Stücke. Truppenbewegungen, Verbot der Veröffentlichung darüber 8. 46 ’.
lleberttetnugen der Gewerbeordnung 8.13®: deS PreßpolizeirvchtS ». 21. Umherziehen, Gewerbebetrieb im Um herziehen 8- 15. Unbrauchbarmachung von Druck schriften 8- 54-57. Unterbrechung der Verjährung 8.53®. Uute^agnng des Gewerbebetriebes
Verantwortlicher Redakteur siehe Redakt«r. Beraütwortlichkett für Preßdelikte 8. 74: ausschließliche und stufenweise 8.47’. Verbot ausländischer Druckschrift« 8.31; sozialdemokratischer Druckschriftm 8.33; von Beröff«tllchung« über Truppmbewegungm 8.46’.
236
Wortregister.
Verbreitung,
Begriff unb Kasuistik (.42; alS die deliktische Thätigkeit bei den Preßdelikten 5.411; juristische Bedeutung der ferneren Verbreitung » 41’; Gegensatz zur Reproduktion (. 42e, 431; verbotener Druckschriften §. 336; in Beschlag genommener Druckschriften (/381: gewerbsmäßige öffentliche §. 14*; nicht gewerbsmäßige öffentliche §. 13’. Verein stehe Gesellschaft. BerfügnugSfähigkeit deS Redakteurs -. 11 b. Verhandlungen der Gerichte, der Parlamente s. Bericht. Verjährung der Preßdelikte (.53* der Preßpolizecdelikte §.2i5; Unbrauchbar
machung trotz Verjährung (.55’. Verkehr, den Zwecken desselben dienenden Druckschriften §. 23 Verleger, Begriff §. 9; läßt die Druck schrift erscheinen (.5*; hattet für fälschliche Nennung des Redakteurs §. 251; hastet für die Ablieferung der Pflichtexemplare (. 26*; hastet für den Inhalt der Druckschrift 6.51. Vernichtung s. Unbrauchbarmachung. Veröffentlichung von Schriftstücken de« Strafprozesses 46’. Veröffentlichungen über Truppen bewegungen §. 46 Versuch und Vollendung bei den Preßdelikten §. 411 ’; bei den Preßpolizeidelikten §. 21*; bei falschen Angaben 8-25*; bei Nichterfüllung der Berichtigungspflicht §. 307; bei Fortsetzung eurer verbotenen periodischen Druckschrift §. 33 6.
BertheUuug stehe Verbreitung. Vertrauliche DUttheilung ist nicht Verbreitung (. 42 7. Vervielfältig»«« §.5”. Verwahrung des Redakteurs gegen den Inhalt einer Mittheilung -.49’. Vorlesung einer Schrift ist nicht Ver breitung (. 42 8.
Bormann stehe Nachweis. Wahlen, öffentliche, Stimmzettel für solche (. 23.
Wahrheitsgetreue Berichte siehe Be richt.
Wahrnehmung berechtigter Jntereffm durch den Redakteur (.50’.
Weglassungen bei Berichtigungen (.29 ’. Wiederabdruck verbotener sozialdemodemokratischer Druckschriften (. 33 ■; in Beschlag genommener Druckschriften §. 38l. Wissenschaft, den Interessen derselben dienende Druckschriften 8.26’. Wohnort des Druckers oder Verlegers 8. 22 *; des verantwortlichen Redak teurs 8. 24’.
Zeit des Erscheinens tz. 5*. Zeitung und Zeitschrift, Unterschied tz. 6 2.
Zeitung, Beförderung von polittschen Zeitungen §. 13*.
ZejtungSkautiouen 8-192. > eituugSftempel 8.19’. > eugmhzwaug 8- 49 Anhang. > uständigkeit s- Gericht Zwangsmittel im BerichttgungSverfahren §. 27 6, 30 6.
Buchdruckerei von Gustav Schade (Otto Francke) in Berlin N.
Verlag non 3. G»tte«tag (v. Collin) i« Lerli« «u- ikeip-lg. (Bi btptbti bord) alle Snchhaubinnzen.)
«Lehrbücher des Deutschen Aeichsrechtes.
Der Neichs-Civilproreß. von
Dr. Kerman« Kittiug, ordentlichem Professor der Rechte zu Halle,
vierte, neu bearbeitete Auflage.
8° in Leine» gebunden 4 Mark 50 Pf.
SerNeichs-Strafprozrß. Systematisch dargestellt
Dr. Adolf Aochoro, ordentlichem Profeffor der Rechte zu Halle.
Zweite Auflage. 8° in Leine» gebunden 4 Mark.
Las Deutsche Handelsrecht. Ein kurzgefaßtes Lehrbuch des
im Deutschen Reiche geltenden
flanbel#-, Merts set- unb Keerertsü*. Systematisch dargestellt
auf Grund der Deutschen Reichsgesetze, unter Berücksichtigung der
einschlägigen Literatur und der Rechtsprechung,
insbesondere der Entscheidungen deS ReichsoberhandelSgerichtS,
Dr. -art Kareis, ordeuttiche« Profeffor der Rechte in Gieße». 8° i«
Leinen
gebunden 1
Mark.
Verl«- 9on 3. Gvtteutgg (D. fallt») i» Lerit« iO LetPAßg. (3e dezirtzen dnrch eit SichtzandliAgeA.)
Dis Keichsgrsetz über die Arche vom 7. Mai 1874. Mit Einleitung und Lommentar
Dr. K. Marquaröse«, ordentlichem Profesior der Rechte in Erlangen. 8° Chartanuirt 5 Mark. Ter Herausgeber des vorstehenden Kommentars bat als Referent der vom Reichstage zur Berathung des Entwurfes eingesetzten Kommission Gelegenheit ge habt, an der Ausarbeitung des Gesetzes besonderen Antheil zu nehmen, aber auch schon früher hat sich derselbe aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung vortheilhast bekannt gemacht. Sem Werk zeichnet sich ebenso durch Gründlichkeit und Marheit, wie durch Scharfsinn und Strenge der Erörteruna vor allen bisher erschienenen Schriften über denselben Gegenstand auf das vorthcilhasteste auS.
Die Orrnlpvoreftordnung für das Deutsche Reich
uebst den auf den Livllpro-eß bezüglichen Stimmungen des Gerichtsversaffungsgesehes und den Liaführvagsgefetzen erläutert von
Dr. I. KtrmLmarm, Geh. Ober-Juftizrath und Landgericht-Präsident.
und
A. Koch,
ÄoifctL Geh. Lber-Finanzrath, Reich-bankjnstitiarin» u. Mitgl. d. Reich-bankdireNorium-.
Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage.
Lex. 8°. Erste Lieferung. 6 Mark. Ter Kommentar von Struckmann und Koch ist bereits in den beiden ersten Austagen in zahlreichen glänzenden Beurtheilungen als ein hervorragend brauchbare» und praktisches Buch anerkannt worden. Die dritte Austage ist eine abermals völlig umgearbeitete; eS sind die Forschun gen und Ansichten aller anderen Kommentatoren der Civilprozehordnung noch mehr als in der zweiten Auflage verwerthet und gesichtet worden, so daß dieser Kommen tar unter allen Eoncurrenzwerken zweifellos den ersten Rang einnimmt. Die zweite und dritte Lieferung (Schluß) i 6 Mark, befinden sich unter der Presse.
Verlag vs« 3. Gnttenta- (V. Lolli«) in Berit« im- ikeipzi-. (3n beziehen dorch alle 0nchhandln»g«n.)
Kur GirrfüHrurrg
kriihs-Skrichlslirrsllssllllg uab bra Krichs-WlMkh. Fünf Vorträge
Dr. Kerman« Aittiug, ordentlichem Professor der Rechte zu Halle.
Zweiter Abdruck. 8°. 2 Merk.
Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich. nebst
dem Gerichtsverfassungsgesetz und den das Strafverfahren betreffenden Bestimmungen der übrigen Neichsgesetze. Mit
Kommentar
von
@« 2öwe, KammcrgerichtSrath. Zweiter nnveränderter Abdruck.
chr. 8«.
18 Marl
TaS Wert giebt in der Form von Lnmerkuugek zu dem GesetzeStext eine eingehende Erläuterung der Strafprozeßordnung und aller das Strafverfahren betreffenden reichsgesetzlichen Vorschriften, unter Berücksichtigung der Motive und der Verhandlungen der Aeich-lag-kommission und de- Reich-rages. Der Strafprozeßordnung vorau-geschickt ist da« Gerichtsverfassung-gesetz; das selbe ist insoweit erläutert, al- seine Bestimmungen eine Bedeutung für da- Straf verfahren haben. Tie Kritik hat sich in der anerkennendsten Weise über den Löwe'schen Kommen tar ausgesprochen. Da- literarische Cenrralblatt sagt u. A.: „Ter Verfasser hat sich nicht damit begnügt, die in den Gesetzen befolgten Grundgedanken klarzustellen, sondern er bat auch die Detailbestimmungen in der eingehendsten Weise erörtert und dabei auf die zahllosen Schwierigkeiten, welche die sehr coiaplicirte Strafpro^ßordnung bei ihrer Anwendung verursachen wird, auf merksam gemacht. Der Fleiß, der Scharfsinn und die Kombination-gabe, mit der die- geschehen, verdieuea die höchste Anerkennung. Mit einem Worte, der Verfasser hat einen Kommentar geliefert, der den strengstenLu« forderungen, die man stellen kann, vollständig genügt."
Verla- vor» 3. Gutteutag (D. Lolli«) in tolln ««> Leipzig. (31 bestehen dirch alle Sichhudliizei.)
Das allgemeine
Deutsche Kandetsgesehkuch. Mit Kommentar lIer«rusgegeverr
K. Mallomer, Rechtsanwalt enb Notar.
Achte, vermehrte und verbesserte Auflage.
Lee. 8°. 15 Mark In der vorliegenden achten Auflage find alle
Urtheile des Reichs
biS in die Neuzeit ergangenen
Oberhandelsgerichts und de- Preußischen
Ober-TribunalS.
welche zmn besseren Verständniß deS Handelsgesetzbuchs dienen oder Controversen entscheiden, an den betreffenden Stellen uachgetragen.
Tie neuere handelsrechtliche
Literatur ist berücksichtigt und die seit Erscheinen der siebenten Auflage ergangenen
Reichs* und Landesgesetze, besonder- die Bestimmungen der ReichS-Justizgesetze, welche mit dem Handelsgesetzbuche in naher Beziehung stehen,
sind ausgenommen
worden.
Handbuch für da»
AllwlllkzkllLhreWkskk im Putschn Keich. Eine erläuternde Darstellung der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen nebst einem alphabetisch geordneten
Gebühren-Tarif unb Tabellen sowie
Sachregister von
Sark ?efafferot-. Zweiter Abdruck.
Gr. 80.
2 M. 40 Pf.
Verlag von 3. Snttentag (D. Collin) in Serlin ua- fdpjig. (3n desirhen durch alle Lachhandluayeu.)
Form und Inhalt der Dartkischnsten nach der Civilprozeßordnnng
für das deutsche Reich.
Formulare nebst mstructioneUen Bemerkungen und einem Anhang
die Thätigkeit des Gerichtsschreibers betreffend von RechtSanwalt und Notar zu Aurich.
Zweite Auflage. 6r. 8°.
1 Mark 50 ps.
Tie vorliegende Schrift hat sich die Aufgabe gestellt, für die einheitliche Behandlung in der Gestalt der Prozeßschriften eine Anleitung zu geben, welche für die Praxis unentbehrlich ist. Die Schwierigkeiten, welche die Civilprozeßordnnng bietet, sind so groß, daß diese Schrift eines berufenen Fachmannes, welche sich mit der praktischen Hand habung des Gesetzes beschäftigt, ganz dazu geeignet ist, daS Studium desielben zu unterstützen und zu erleichtern.
Die
Thiitizkcit des Gcrichtsschrcitcrs im
TivUproceß und LonKursverfahrru. Uebersichtlich dargestellt
Dr. Iwan Keitvrrt, RechtSanwalt in Hamburg.
8°.
Lartannirt
2 Mark.
-erlag von 3. Suttenlay (D. Lolltnl in Ctrlin nnb tkei-ttg. (3n dezirtzeu bord) allt tluiDhanblunqfiij
Deutsche Hteichsgesetze. Text Ausgabe mit Anmerkungen; Taschenformat; cartonnirt.
1) Sie B ersoff»» g de» Deutsche» Reiche» von Dr. V. von Rönne, Appellationsgerichts-Bicepräsident.
Tritte vermehtte Auflage.
2) Strafgesetzbuch fftr La» Deutsche Leich. Preste.
Cartonnirt M. 0,80.
Nebst dem Reichsgesetz über die
Bon Dr. H. Rüdorff, Geh. Ober-Finanzrath in Berlin.
Zehnte
Auflage. Cartonnirt M. 1. 3) Militair-Strafgesetzbuch für da» Deutsche Leich von Dr. H. Rüdorff, Geb. Zweite Auflage bearbeitet von W. L. Solms, Ober-
Ober-Finanzrath. Korps-Auditeur.
Cartonnirt M. 2.
4) Allgemeine» Deutsche» Ha»del»gesetzd»ch unter Ausschluß des Seerechts nebst
Emsührungs- und CrgänzungS-Gesetzen. und Notar.
Vierte Auflage.
Bon F. Litthauer, Rechtsanwalt
Cartonnirt M. 2.
5) Allgemeine Deutsche Nechselordnuug von Dr. S. Borchardt, MinisterRchdent, Geh. Iustizrath rc., Tritte Auflage und Wechselstempelsteuergefetz
nebst Wechselstempeltarif von Hoyer, RegierungSrath und Provinzial-Stempelfiscal.
Zweite Auflage.
Cartonnirt in einem Bändchen.
6) Deutsche Gewerbeordnung nebst den vom Bundesrath führungsbestimmungen.
Ergänzt bis 1879.
M. 1,50.
beschlossenen Aus
Bon T. PH. Berger, Regierungsrath.
Tritte Aust.
Cartonnirt M. 1.
7) Vie Deutsche Dost- und Telegraphen-Lesetzgebung. Bon Dr. P. D. Zischer, Geh. Ober.Postrath.
Zweite vermehrte Auflage.
Cartonnirt M. 2.
8) Vie Gesetze über den Unterstützung,wohnsttz, über Bundes- und Staatsan
gehörigkeit und Freizügigkeit. tonnirt *JDL 1,20.
Bon C. Hahn, Ober-Tribunalsrath.
Car
Verlag von 3. Gvttentag (D. Collin) in Serlin uv- Leipzig. (3a brprhtn burdi alle tiadibanblnngen.j
9) Sanimleeg kleinerer Deichsgesetze.
Ergänzung der im I. Guttentag'schen
Berlage erschienenen Einzelausgaben teutscher Reichsgesetze. thauer, Rechtsanwalt.
Zweite Auflage.
Bon es. Lit-
Cartonnirt M. 2.
10) Bas Drichsbeamtengesetz vom 31. März 1873 mit dem Gesetze über die
Kautionen der Reichsbeamten vom 2. Juni 1869 und den dazu ergangenen Verordnungen.
Nebst einer Zusammenstellung der besonderen Vorschriften für
einzelne Beamt entlassen.
Bon L. Grandke, Regierung-assessor.
M. 1.
11) Lioilprozeßorbunug urbst Gertchtsverfassuu-s-esetz für das Deutsche Leich. Bon R. Sydow, Landrichter in Halle a. d. S.
Bändchen.
Cartonnirt in Einem
M. 2.
12) Strafprozeßorbuuug ardft Gerichtsverfassung,esetz für bas Deutsche Deich.
Bon vr. A. D o ch o w, ordentl. Professor in Halle a. d. Saale.
Zweite Aufl.
Cartonnirt M. 1,60.
13) Doukursorbuuu, fit bas Deutsche Deich. Bon R. S Y d o w, Landrichter in Halle a. d. Saale.
Cartonnirt 80 Pf.
14) Gerichtsverfussuug-esetz für bas Deutsche Deich. richter in Halle a. d. Saale. 15) Gerichtskosseugesetz. orbuuug
für
Gebührenordnung
Zeugen
und
für Gerichtsvollzieher
Snchorrftünbigr.
R. Sydow, Landrichter in Halle a d. Saale.
Mit
Bon
Bon R. Sydow, Land
Cartonnirt 40 Pf.
17) Gebühreuorbuung für Drchtsanwälte.
Halle a. d. Saale.
Gebühren-
Dofteutabelleu.
Cartonnirt 60 Pf.
16) Dechtsauwaltsorbvung für bas Brutsche Deich. richter in Halle a. d. Saale.
Von R. Sydow, Land
Cartonnirt 60 Pf.
Cartonnirt 40 Pf.
Bon R. Sydow, Landrichter in
Verlag von 3. Gnttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig.