Das deutsche Ausländerrecht: Die Bestimmungen des Reichsrechts und preußischen Landesrechts ; Textausgabe mit Erläuterungen und Sachregister [Reprint 2013 ed.] 9783111636504, 9783111254203


151 26 40MB

German Pages 396 [416] Year 1927

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Das deutsche Ausländerrecht: Die Bestimmungen des Reichsrechts und preußischen Landesrechts ; Textausgabe mit Erläuterungen und Sachregister [Reprint 2013 ed.]
 9783111636504, 9783111254203

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Hinter dem Sachregister befindet sich ein ausführliches Verzeichnis der

Gut tentags chen S a m m l u n g

Deutscher Reichs­ und Preußischer Gesetze Textausgaben mit Anmerkungen; Taschenformat d ie a l l e w i c h t i g e r e n Gesetze i n u n b e d i n g t z u ­ v e r l ä s s i g e m Ab dr uc k u n d m i t m u s t e r g ü l t i g e r E r l ä u t e r u n g wiedergibt.

Gntteirtagsche S a m m lu n g Nr 166. Deutscher Reichsgesetze. Nr. 166. Textausgaben m it Anmerkungen.

Das

Deutsche Auslündewcht Die Bestimmungen des Reichsrechts und preußischen Landesrechts Textausgabe mit Erläuterungen und Sachregister von

Dr. Werner Fraustädter Rechtsanwalt

und

Dr. Max Kreutzberger

Berlin und Leipzig 1927

W alter de Gruyter & Co. vormals G. I . Göschen'sche Verlagshandlung - I . G uttentag, V erlags­ buchhandlung - Georg Reimer - Karl I . Trübner - V eit & Comp.

Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 10.

Vorwort. Di« Herausgeber haben in der anwaltlichen und sozia­ len Praxis den Mangel einer Sammlung der ausländer­ rechtlichen Bestimmungen des Reiches und Preußens empfunden und sich bemüht, durch die vorliegmde Samm­ lung diesem Mangel abzuhelfen. Eine absolute Voll­ ständigkeit läßt sich nicht erreichen. Doch dürfte die Mehr­ zahl der für die Praxis bedeutsamen Bestimmungen er­ faßt sein. Die Erläuterungen sollen der Praxis dienen. Sie sind im wesentlichen auf diejenigen Verordnungen beschränkt, die bisher noch gar nicht oder in beschränktem Umfange Kommentatoren gefunden haben. Die Sammlung dürfte einen überblick über die Rechts­ stellung der Ausländer im Deutschen Reich und in Preu­ ßen (in den außerpreußischen Ländern nur insoweit, als grundsätzliche Abweichungen von den preußischen Bestim­ mungen festzustellen waren) ermöglichen *). Die Entwick­ lung der Theorie und Legislatur des Ausländerrechts zielt auf eine prinzipielle Gleichstellung der Ausländer mit den Reichsangehörigen. Jeder in der Ausländer­ praxis Tätige weiß, daß die Gleichstellung nur eine forx) Das Steuerrecht konnte bei der Fülle der in Betracht kommenden Entscheidungen hier nicht berücksichtigt werden, da es den gesetzten Umfang dieser Arbeit weit überschritten hätte. Es wird deshalb für dieses Sondergebiet verwiesen aus Karger, Die Besteuerung der Ausländer und auslän­ dischen Gesellschaften in Deutschland. Berlin 1926.

male und scheinbare ist. Me Grundlage der gesamten Existenz des Ausländers, sein Aufenthalt, ist praktisch kaum mit irgendwelchen Rechtsgarantien versehen. Seine Ausweisung hängt in der Praxis vom polizeilichen Er­ messen ab. Das Beschwerdeverfahren ist praktisch nur allzuoft -ein im besten Falle aufschiebendes Scheinverfahven. Als Ausweisungsgründe gelten nur zu häufig unbedeutende rein formale Vergehen. Die Gleichstellung des Ausländers muß auf allen Gebieten in der Luft schweben, solange nicht sein Aufenthaltsrecht auf eine entwickeltere Rechtsbasis gestellt ist. Seitdem mit dem Ende der Inflation eine besondere „Ausländergefahr" nicht mehr besteht und die Zahl der Ausländer eine für die in den Weltverkehr eingefügte deutsche Volkswirtschaft normale und notwendige ist, be­ steht alle Veranlassung, das Aufenthalts- und Auswei­ sungsrecht seines polizeilichen Charakters zu entkleiden und es nach moderneren Prinzipien neu zu ordnen. Berlin, September 1926. Dr. Werner Fraustädter, Dr. Max Kreutzberger.

Inhaltsverzeichnis. Vorwort. A. Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung. I. A u f e n t h a l t s r e c h t .............................................. 17 1. P r. Ausweisungserlaß v. 24. 8. 1923 (nebst Be­ stimmungen des pr. Landesverwaltungsgesetzes v. 30. J u li 1 8 8 3 ) ................................................... 2. Deutsch-tschechoslowakischer Notenaustausch über Ausweisungsfragen (Vf. d. M d I. v. 7. 5. 1923). 3. Aufhebung der Aufenthaltsbeschränkungen deut­ scher Rückwanderer aus Amerika (Bf. d. M d I. v. 9. 8. 1 9 2 2 )........................................................ 4. Fremdenpolizeiliche Behandlung von Angehöri­ gen der Staaten, im Verhältnis zu denen ein Sichtvermerkszwang nicht besteht (RdErl. d. M d I. v. 4. 11. 1 9 2 5 )............................................. 5. Fremdenpolizeiliche Behandlung norwegischer Staatsangehöriger (RdErl. d. M d I. v. 19. 12. 1 9 2 5 ) ........................................................................ 6. Behandlung der Missionare der Mormonen (Vf. d. M d I. v. 20. 11. 1 9 2 2 )..................................

17 48 50

51

52 52

II. A u s w e i s u n g s v o l l z i e h u n g ......................... 53 1. Vorschriften des Bundesrates über die Voll­ ziehung der Ausweisung aus dem Reichsgebiet v. 10. 12. 1890 ................................................... 2. übernahmeverkehr mit Polen (RdErl. d. M d I. v. 25. 2. 1926) . 3. Ausweisung von Ausländern während der Strafverfolgung und Strafvollstreckung v. 4. 4. 1923 4. Ausweisung mittelloser Ausländer auf dem Seewege P r. Vf. v. 6. 3. 1900 .......................

53 63

64 65

8

Inhaltsverzeichnis. 5. Ausweisung mittels Zwangsreiseroute ober Transport Pr. Vf. v. 5. 3.1902 ............................ 66 6. Ausweisungen in Zusammenhang mit Stellung unter Polizeiaufsicht Pr. Vf. v. 31. 8. 1872 und Ministerialblatt 1900 S . 213 . . . . 68 7. Instruktion zur Ausführung der §§ 38 u. 39 des S tG B ...........................................................................69 8. Durchtransport Ausgewiesener durch die deut­ schen Bundesstaaten Pr. Vf. v. 12. 1. 1895 . 70 9. Kosten der Ausweisung von Ausländern aus dem Staatsgebiete P r. Vf. v. 20. 2. 1900 und 3. 4. 1904 ................................................................ 71

B. Paßrecht. 1. Gesetz über das Paßwesen vom 12. Oktober 1867 (Bundes-Gesetzbl. S . 3 3 ) ........................................ 73 2. Verordnung über die Abänderung der Verord­ nung v. 21. 6. 1916, betr. anderweite Rege­ lung der Paßpflicht (RGBl. S . 599). Vom 10. 6. 1919 (RGBl. S . 516) .................................77 3. Bekanntmachung zur Ausführung der Paßver­ ordnung v. 4. 6. 1924 (RGBl. 1924 I S . 613) in der Fassung der Abänderung der Bekannt­ machung zur Ausführung der Paßverordnung v. 22. 12. 24 (RGBl. I S . 694) . . . . 79 4. Pr. Ausführungsbestimmungen zur Reichspaß­ verordnung v. 22. 9. 1924 .............................. 130 5. Verkehr mit Staaten ohne Sichtvermerkszwang v. 4. 11. 1925 ........................................................... 165 6. Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit Dan­ zig v. 27. 5. 1925 ..................................................... 166 Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit Österreich v. 5. 8. 1925 .......................................... 166 Aufhebung der Sichtvermerkszwanges mit der Schweiz v. 9 .1 . 26 und dem Fürstentum Lichten­ stein v. 14. 1. 1926 . 169 Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit den Niederlanden v. 23. 1. 1926 . . . . . . 173 Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit J a ­ pan, Isla n d v. 10. 3. 1926 ............................. 177

Inhaltsverzeichnis.

7. 8.

9. 10. 11. 12.

9

Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit Däne­ mark v. 11. 5. 1926 ......................................... 179 Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit Cuba, Haiti, Panam a v. 8. 6. 1925 ............................... 182 Aufhebung des Sichtvermerkszwanges mit Schweden, Luxemburg, Portugal v. 21. 8. 1926 182 übereinkommen mit Polen über die Befreiung der Kriegsbeschädigten von den Sichtvermerks­ gebühren v. 27. 10. 1925 . . . . . . 187 Abkommen mit der Tschecho-Slowakei über ge­ bührenfreie Sichtvermerkserteilung v. 16. 11. 1925 ......................................................................... 187 Sichtvermerksgebühren im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika v. 14. 8. 1926 188 Belgische Personalausweise RdErl. b. 11. 2. 1926 189 Reichspaßzuwiderhandlungsverordnung v. 6.4. 1923 ......................................................................... 190 Verordnung über Gebühr von Pässen und Sicht­ vermerken v. 27. 6.1924 ...................................... 206

Berufsrecht. I. Gewerberecht . 1. 2. 3. 4.

Gewerbebetrieb ausl. jur. Personen GO. § 12 215 Gewerbebetrieb ausl. Ehefrauen GO. § 11 a 216 Gewerbebetrieb im Umherziehen GO. § 56 d . . 217 Ambulanter Gewerbebetrieb im Orte GO. § 42 b Abs. 4 .......................................................................217 5. Meß- und Marktverkehr GO. § 64 . . . . 218 6. Gewerbliche Strafbestimmungen GO. § 148 . 218 7. Bekanntmachung betr. Ausführungsbestimmun­ gen zur Gewerbeordnung v. 27. 11. 1896 . 219 7 a. Bekanntmachung v. 25. 3 .1 8 6 7 zur Gewerbe­ ordnung (RGBl. S. 9 6 ) ..................................... 227 8. P r. Ausführungsanweisung zur GO. (Minist. Handels- u. Gewerbeverwaltung 1904 S. 144) 227 9. Wahlrecht zu den gewerberechtlichen Körper­ schaften ......................................................................229 10. Ausländische Versicherungsunternehmen (RGBl. 1901 S. 1 6 4 ) ........................................................ 230

10

Inhaltsverzeichnis. 11. Gesetz über bas Auswanderungswesen (RGBl. 1897 S. 4 6 3 ) .................................................. 231

II. A r b e i t e r - und A n ge s t el l t enr ech t . 1. Reichsverordnung über Einstellung und Be­ schäftigung ausländischer Arbeiter v. 2. 1. 1926 2. BO. des Reichsamtes über Anwerbung und Vermittlung ausl. Landarbeiter v. 2. 1. 1923 3. Deutsch-Polnisches Abkommen über polnische Wanderarbeiter für das J a h r 1926 v. 13. 3. 26 4. P r. Verordnung über Jnlandslegitimierung ausländischer Arbeiter v. 28. 12. 1925 . . . 5. Einstellung und Beschäftigung ausländischer Arbeiter in Sachsen v. 26. 2. 24 u. 20. 8. 24 6. Einstellung und Beschäftigung ausl. Arbeiter in Württemberg v. 12. 10. 1923 . . . 7. Einstellung und Beschäftigung ausl. Arbeiter in Baden v. 12. 10. 1923 . . . . . 8. Einstellung und Beschäftigung ausl. Arbeiter in Bayern v. 15. 9. 1923 . . . . . 9. Einstellung und Beschäftigung ausl. Arbeiter in Hamburg v. 27. 11. 1923 . . . . 10. Einstellung und Beschäftigung ausl. Arbeiter in Berlin v. 17. 2. 1923 . . . . . 11. Einstellung und Beschäftigung ausl. Arbeiter in Oberschlesien v. 18. 6. 1923 . . . . .

232 249 252 254 267 269 270 270 271 272 273

III. S o n s t i g e S o n d e r b e s t i m m u n g e n f ür ausländische Arbeitnehmer, bezw. Arbeitgeber. 1. Wahl zum Beisitzer des Verwaltungsausschusses des Arbeitsnachweises (ANG. v. 22. 7. 1922) 274 Wahl zum Beisitzer der Fachausschüsse des Ar­ beitsnachweises .......................................................... 274 Wahl zum Beisitzer des Verwaltungsrates des R eich sam tes................................................................275 2. Wahlrecht zu den Betriebsvertretungen . . . 2 7 5 3. Wahlrecht für die Gewerbe- und Kaufmanns­ gerichte ...................................................................... 275

Inhaltsverzeichnis.

11

4. Wahlrecht für die Schlichtungsausschüsse und 275 Schlichterkammern..................................

Verschiedene Rechtsgebiete. I. Strafrecht. 1. Verordnung über Handelsbeschränkungen vom 13. 7. 1923 ............................................. 276 2. Verordnung über den Verkehr mit Vieh und Fleisch vom 13. 7. 1923 ........................................ 276 3. Verordnung gegen verbotene Ausfuhr vom 13. 7. 1923 ................................................................... 276 4. Preistreibereiverordnung vom 13. 7. 1923 . . 2 7 7 5. Gesetz zum Schutz der Republik vom 21. 7. 1922 277 6. Gesetz gegen die Steuerflucht vom 26. 7. 1918 277 7. Gesetz gegen den Verrat militärischer Geheim­ nisse vom 3. 6. 1904 ....................................... 280 8. Gesetz über Verschärfung der Strafen gegen Schleichhandel vom 18. 12. 1920 ....................... 280 9. § 361 StG B. (B annbruch).................................. 280 10 a. § 285 a StG B. (Polizeiaufsicht).......................... 281 10 b. § 362 StG B. (Polizeiaufsicht).............................282 11. § 296 a StG B. (Fischfangverbot).......................... 285 12 a, § 38 StGB. (V erw eisung).................................286 12 b. § 39 StG B. (V erw eisung)................................. 286 13. § 112 StPO . (Untersuchungshaft der A us­ länder) ......................................................................286 14. § 379 StP O . (Sicherheitsleistung für Prozeß­ kosten im Privatklageverfahren der Ausländer) 287 15. Ministerialverfügung über Entlassung von Aus­ ländern aus der Strafhaft vom 14. 1. 1925 288 16. Vollzugsordnung für die Gefangeneuanstalten vom 1. 8. 1923 ................................................... 291 17. Ministerialerlaß über Unterbringung vor­ läufig Festgenommener vom 29. 10. 1897 . . 292 18. Durchführung von Ausweisungen während der Strafverfolgung und Strafvollstreckung vom 4. 4. 1923 .............................................................. 292 19. Unfähigkeit zum Schöffenamte GBGs. § 31 . . 294 20. Unfähigkeit zum Geschworenenamte GBG. § 84 295

12

Inhaltsverzeichnis.

II. Z i v i l p r o z e s s u a l e Bestimmungen. 1. Prozeßfähigkeit (§ 55 Z P O .)............................. 295 2. Sicherheitsleistung wegen der Prozeßkosten (ZPO. §§ 110, 115, 108) . . . . . . . . 295 3. Prozeßkostenvorschußpflicht GKG. § 85 . . . 297 4. Armenrecht ZPO. § 114 Abs. 2 ........................ 299

III. Bürgerlichrechtliche Bestimmungen mit Ausschluß des Famil ienrechtes. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Geschäftsfähigkeit EGBGB. Art. 7 . . . . 300 Entmündigung EGBGB. Art. 8 ........................300 Todeserklärung EGBGB. Art. 9 ........................ 300 Vereine EGBGB Art. 1 0 ...................................301 Form der Rechtsgeschäfte EGBGB. Art. 11 . 302 Statutenkollusion................................................. 302 a) Rückverweisung EGBGB. Art. 27 . . 302 b) Staatenlose EGBGB. Art. 29 . . . . 303 c) Vorbehaltsklausel EGBGB. Llrt. 30 . 303 d) Vergeltungsrecht EGBGB. Art. 31 . 303 7. Erwerb von Grundstücken EGBGB. Art. 88 . 303 8. Erbrechtliche Bestimmungen EGBGB. Art. 24 304 Erbrechtliche Bestimmungen EGBGB. Art. 25 305

IV. Fami lienrechtliche Bestimmungen. 1. Eherecht. a) Eingehung der Ehe. EGBGB. Art. 1 3 ...................................... 305 Abkommen zur Regelung des Geltungs­ bereichs der Gesetze auf dem Gebiete der Eheschließung vom 12. Ju n i 1902 (RGBl. 1904 S. 221). BGB. § 1315 Abs. 2 .................................. 306 Art. 43 des Pr. Ausführungsgesetzes zum BGB. in der Fassung des Gesetzes vom 16. 12. 1921 (GS. S. 561) . . . . 310 Allgemeine Verfügung des Justizministers vom 20. 12. 1921 betr. die Ausführung des Gesetzes vom 16. 12. 1921 (JMBl. S. 6 3 3 ) ..................................................... 311

Inhaltsverzeichnis.

13

Vf. d. Pr. M dI. vom 31. 12. 1921 (MBliB. 1922 S. 21) betr. Übertragung der Befugnis zur Befreiung von Ehefähig­ keitszeugnissen an Nachgeordnete Behörden. 312 Vs. d. Pr. M dI. vom 19. 12. 22 betr. die Eheschließung von Polen (Zeitschrift für Standesamtswesen 1923 S. 10) . . 3 1 3 Vf. d. JustM. u. d. M dI. vom 21. 12. 1922 (MBliB. 1923 S. 267) betr. Zu­ lassung zur Eheschließung 315 Bescheinigung des Wohnungsamtes zwecks Eheschließung (Pr. JustM. I. 2191 vom 1. Okt. 1 9 2 3 ) ......................................... 315 Bf. d. Pr. M dI. vom 27. 11. 1905 (MBliB. S. 201) betr. Vorlage eines Auseinandersetzungszeugnisses . . . . 3 1 6 Vf. d. Pr. M. d. I . vom 16. 2. 1892 (MBliV. S. 166) betr. Folgen des Ver­ lustes der Staatsangehörigkeit . . . . 3 1 6 RdErl. d. Pr. M dI. vom 12. 10. 1925 betr. Vermeidung gesetzwidriger Ehe­ schließungen ....................... 317 b) Persönliche Rechtsbeziehungen der Ehe­ gatten EGBGB. Art. 1 4 .......................................327 c) Eheliches Güterrecht. EGBGB. Art. 15 . . ....................... 327 EGBGB. Art. 16 . . ....................... 328 d) Ehescheidung. EGBGB. Art. 17 . . ....................... 329 Zivilprozeßordnung § 606 ..................... 330 Abkommen zur Regelung des Geltungs­ bereichs der Gesetze und derGerichts­ barkeit auf dem Gebiete der Ehescheidung und der Trennung von Tisch und Bett vom 12. 6. 1902 (RGBl. 1904 S. 231) . . 332 2. Kindschaftsrecht. EGBGB. Art. 1 8 .......................................335 „ 19 . . . . . . . . 335 20 . . . . . . . . 335

14

Inhaltsverzeichnis. EGBG B. Art. 21 . . „ 22 . . . . 3. Vormundschaft und Pflegschaft EGBGB. Art. 23 . . BGB. § 1785 . . .

. . 336 . . 336 . . 336 . . 337

V. S oz i al ve rs ic he run g . 1. Arbeiter-, Angestellten- und Knappschaftsversi­ cherung (RVO. v. 15. 12. 2 4 ) ..................... 337 2. Unfallversicherung (RVO. vom 15. 12. 1924 RGBl. I. S. 779) . . . 337 a) Beiträge von Betrieben im Ausland (RVO. § 740) . . . . ..................... 338 b) Kapitalabfindung von Rentnern (RVO. §§ 617, 6 1 8 )................................................ 338 c) Ruhen der Rente (RVO. § 615) . . . 338 3. Invalidenversicherung (RVO. vom 15. 12. .................... 339 1924 RGBl. I S. 779) a) Bersicherungsfreiheit bei vorübergehendem Jnlandsaufenthalt (RVO. § 1233) . . . 339 b) Ruhen der Rente bei Ausländern (RVO. § 1314) .......................... 340 c) Abfindung bei Ausländern (RVO. § 1317) 340 4. Wählbarkeit zu den Organen der Versicherungs­ träger (RVO. § 12) . . . ....................... 341 VI. F ü r s o r g e r e c h t l i c h e B e s t i m m u n g e n . 1. Verordnung über die Fürsorgepflicht vom 13. 2. 1924 (RGBl. I S. 100)................... 341 2. Verordnung über die Erwerbslosenfürsorge vom 16. 1. 1924 (RGBl. I S. 127)................... 342 VII. E i n b ü r g e r u n g v o n A u s l ä n d e r n . 1. Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz vom 22. 7. 1913 ......................................... 345 2. Pr. Verwaltungsgebührenordnung für Staats­ angehörigkeitssachen vom 23. 1. 1924 (MBliV. S. 1 0 5 ) ...................................................... 349 3. Ausführungsanweisung h ierzu ................... 354

Inhaltsverzeichnis.

VIII. P o l n i s c h e S t a a t s a n g e h ö r i g e Deutsch-Ober schl e si e n.

15

in

Deutsch-Polnisches Abkommen vom 15. 5. 1922 (RGBl. II S. 237) . ................................ 356

IX. Öf fe nt li chrec ht li che B e s t i m m u n g e n . 1. Reichswahlgesetz v. 6. 3. 1924 (RGBl. S. 159) und Reichswahlverordnung v. 14. 3. 1924 (RGBl. I S. 173)................................................ 361 2. Reichsvereinsgesetz v. 19. 4. 1908 (RGBl. S. 1 5 1 ) .............................................................. 361 3. Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe v. 22. 6.1899 (RGBl. S. 3 1 9 ) ............................................... 361 S a c h r e g i s t e r ..................................................................... 362

Genutzte Literatur: Baath, P. A., Verordnung über die Fürsorgepflicht 1926. Berger-Ponau, Arbeitsnachweisgesetz 1924. Bergmann, A., Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht 1926. Flatow, Kommentar zum Betriebsrätegesetz 1923. Gögler, Handwörterbuch der Fürsorgepflicht 1925. Jsay, Das Deutsche Fremdenrecht 1924. Krause, Joh., Das Deutsche Paßrecht 1925. Kaskel-Syrup, Arbeitsnachweisgesetz 1925. Karger, Die Besteuerung der Ausländer und ausl. Gesell­ schaften Ln Deutschland 1926. Lehfeldt, Die Erwerbslosenfürsorge 1925. Magnus, Internationale Tabellen: Zivilprozeßrecht 1926. Wölz-Ruppert, Fürsorgepflichtverordnung 1924. Hennig, Martin, Ausweisung, Breslauer Diss. 1925.

A . Aufenthaltsrecht und Ausweisungs­ vollziehung. I. Aufenthaltsrrchk. I. Ausweifungserlaß d. M. I . v. 24. 8.1923 — IV b 5671. (MBliB. 1923 S. 883.)

Unter Aufhebung des Erl. meines Amtsvorgüngers v. 21. 10.1921 — IV b 3746 (MBliB. S . 372)/) be­ stimme ich: !) Erlaß des M d I. vom 21. 10. 1921 (MBliB. S. 372): Die Handhabung der Erlasse meiner Herren Amtsvorgänger vom 1. November 1919 — IV b 2719 —, vom 20. Februar 1920 — IV b 3042 —, vom 1. J u n i 1920 — IV b 3095 —, vom 17. November 1920 — IV b 3360 — und vom 28. Februar 1921 — IV b 3140, — söhne meiner Erlasse vom 25. J u n i 1921 — IV b 3595 —, die sich sämtlich mit der Frage der Zulässigkeit der Ausweisung lästiger Ausländer befassen, ist nicht überall gleichmäßig erfolgt. Unter Aufhebung jener Erlasse ersuche ich daher, künftig nach nachstehenden Richtlinien zu verfahren. Da­ bei hat als leitender Gedanke zu gelten, daß die andauernde Notlage des Staates, insbesondere die noch immer vorhandenen Ernährungsschwierigkeiten, die Wohnungsnot und die Lage des Arbeitsmarktes dazu zwingen, die Genehmigung zum Aufenthalt in Preußen auf solche Ausländer zu beschränken, deren Zu­ wanderung und Aufenthalt im Julande als erwünscht angesehen werden kann oder wenigstens den auf das Gesamtwohl zu neh­ menden Rücksichten nicht widerspricht. Gegen die weitere Zu­ wanderung anderer Ausländer sollen die Landesgrenzen im allgemeinen gesperrt bleiben. Bereits Eingewanderte, die sich Fraustädter-Kreutzberger, Deutsches Ausländerrecht. 2

18

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

der Erlaubnis zum Verbleiben im Inlands unwürdig gezeigt haben, oder dem Staate sonst lästig fallen, sind im Wege des Zwanges zur Abwanderung zu bringen, d. H. auszuweisen. I n allen Fällen sind die im Jnlande befindlichen Ausländer und Staatlosen grundsätzlich gleichmäßig zu behandeln, soweit völkerrechtliche Bestimmungen dies zulassen. A) Abgesehen von den Fällen, Ln denen nach geltendem Reichsrecht eine Ausweisung aus dem Reichsgebiet angeordnet werden kann, ist die A u s w e is u n g a u s dem p reu ß isch en S t a a t s g e b i e t z u lä s s ig : I. B ei Verstößen gegen Strafbestimmungen und zwar wenn ein Ausländer: 1. wegen eines Verbrechens rechtskräftig verurteilt wor­ den ist, oder gegen thu der dringende Verdacht eines Verbrechens vorliegt; 2. zu einer Freiheitsstrafe von längerer Dauer als einem Jahr rechtskräftig verurteilt worden ist; 3. zu einer Freiheitsstrafe von geringerer Dauer als einem Jahre oder zu einer Geldstrafe rechtskräftig verurteilt worden ist, und die Ausweisung mit Rück­ sicht auf die Bedeutung der Straftat für das Ge­ meinwohl oder das Verhalten des Täters angezeigt erscheint; jedoch kann von der Anordnung der Aus­ weisung Abstand genommen werden, wenn seit der Strafverbüßung mehr als fünf Jahre vergangen sind und der Bestrafte sich während dieser Zeit ein­ wandfrei geführt hat; 4. auf Grund kriegswirtschaftlicher Bestimmungen oder wegen Lebensmittelwuchers rechtskräftig verurteilt worden ist oder der dringende Verdacht solcher straf­ baren Handlungen vorliegt; 5. nach dem 15. November 1921 ohne die vorgeschrie­ benen Legitimatiionspapiere (Reisepässe, Personal­ ausweise, Einreisesichtvermerke, Reiseausweise der Grenzämter der Deutschen Arbeiterzentrale) in das preußische Staatsgebiet gelangt ist, es sei denn, daß a) seine Staatsangehörigkeit infolge der Friedens­ schlüsse ungeklärt ist, b) er sich bei einer fremden diplomatischen Ver-

Aufenthaltsrecht.

19

tretung im Jnlande ordnungsmäßige Legi­ timationspapiere nicht hat beschaffen können, 6. sich gegen die Meldepolizeiverordnungen vergangen hat. I n Fällen zu 1— 4 ist die Ausweisung auch vor Verbüßung der Strafe zulässig; sie darf aber nur im Einvernehmen mit den Strafvollstreckungsbehör­ den durchgeführt werden; II. bei sonstiger Lästigkeit, insbesondere 1. wenn gegen einen Ausländer der Beweis oder der dringende Verdacht staatsfeindlicher politischer Betä­ tigung vorliegt; 2. wenn die Beteiligung eines Ausländers an soge­ nannten Schiebergeschäften, sei es auf dem Gebiet der Ernährung oder des Warenhandels, insbeson­ dere auf dem des Gold-, Silber- und Juwelenhan­ dels, der Valutaspekulation oder des unerlaubten Geldhandels, oder an Glückspielen feststeht, auch ohne daß eine strafgerichtliche Verurteilung wegen dieser Handlungen erfolgt ist; 3. wenn ein Ausländer sich in den Besitz selbständiger Wohn- oder Geschäftsräume gesetzt hat, ohne von der Gemeindebehörde in die Räume eingewiesen zu sein, und deren Genehmigung nicht innerhalb zweier Wochen beibringen kann; 4. wenn ein Ausländer unter Nichtbeachtung der gel­ tenden Vorschriften über die Arbeitvermittlung aus­ ländischer Arbeiter in eine Arbeitsstelle vermittelt worden ist, es sei denn, daß die Arbeitsvermittlung zu einer Zeit stattgefunden hat, als entsprechende Gesetzes- oder Verwaltungsvorschriften noch nicht erlassen waren, und der Ausländer sich noch auf der von ihm vorher erlangten Arbeitsstelle befindet; 5. wenn ein Ausländer sich ohne Unterkommen oder ohne „nutzbringende Beschäftigung" in Preußen auf­ hält. Unter „nutzbringender Beschäftigung" ist eine solche zu verstehen, die das deutsche Wirtschafts­ leben nicht schädigt, es dem Ausländer aber ermög­ licht, ohne Inanspruchnahme öffentlicher M ittel fei*

20

A ufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

nen U nterhalt im Jn la n d e zu bestreiten. Auch wenn eine in diesem S inne nutzbringende Beschäf­ tigung dem A usländer ausreichende M ittel zur Bestreitung seines notdürftigen Lebensunterhaltes nicht einbringt, jedoch Fürsorgeorganisationen für ihn eintreten, und er infolgedessen der öffentlichen Armenpflege oder der Erwerbslosenfürsorge nicht zur Last fällt, wird ein G rund zur Ausweisung in der Regel nicht gegeben sein. S ofern Lästigkeit le d ig lic h aus dem M angel einer nutzbringenden Beschäftigung beruht, soll vor A nordnung der Ausweisung den anerkannten pri­ vaten Fürsorgeorganisationen Gelegenheit gegeben werden, dem Auszuweisenden binnen einer Frist von höchstens zwei M onaten unter Beobachtung der geltenden Vorschriften über die A rbeitsverm ittlung (vgl. -den im E rlaß vom 17. November 1920 — IV b 3366 —- wiedergegebenen E rlaß des H errn P räsidenten des Neichsamts für A rbeitsverm ittlung vom 15. M a i 1920 — I. 1019/20) bei der E rlan­ gung von A rbeit behilflich zu sein. B. Von der Ausweisung sind g ru n d s ä tz lic h a u s g e s c h lo s ­ sen : * 1. A usländer, die bereits vor dem 1. A pril 1914 in P reußen ihren Wohnsitz oder ständigen Aufent­ h alt gehabt und ihn seitdem beibehalten haben; 2. deutschstämmige Rückwanderer aus dem Auslande, die sich in P reußen angesiedelt haben oder ansiedeln wollen; 3. deutschstämmige A usländer, denen infolge der poli­ tischen Verhältnisse die Rückkehr in die Heimat einst­ weilen verwehrt ist, sofern sie nicht: a) wegen strafbarer Handlungen verurteilt sind oder b) unter dem dringenden Verdacht der Ver­ übung solcher strafbaren Handlungen stehen, die einen ausreichenden G rund für die A us­ weisung darstellen, oder

Aufenthaltsrecht.

21

c) sich durch staatsfeindliche politische Betätigung besonders lästig gemacht haben. C. F ür das V e r f a h r e n zur D u rc h fü h ru n g d e r A u s ­ w e isu n g gilt folgendes: I. Der Ausweisungsbefehl ist dem Ausgewiesenen ordnungs­ mäßig und unverzüglich zuzustellen. Dabei ist eine ange­ messene Frist zur freiwilligen Abreise festzusetzen und die Unterbringung in einem Sammellager für den Fall an­ zudrohen, daß der Ausweisungsversügung binnen dieser Frist nicht Folge geleistet wird und ein unmittelbarer Abtransport sich als nicht durchführbar erweist. Die Ab­ zugsfrist wird unter Umständen, insbesondere wenn der Ausgewiesene im Jnlande einen gewerblichen, kaufmän­ nischen oder landwirtschaftlichen Betrieb geführt hat, zur Auflösung dieses Betriebes bis zur Dauer von drei Mo­ naten erstreckt werden können. II. Nach Zustellung des Ausweisungsbefehls und Ablauf der zur freiwilligen Abreise gesetzten Frist ist, sofern nicht in besonderen SLaatsverträgen ein anderes Verfahren vorgesehen ist, zunächst die unmittelbare Abschiebung nach den Heimatländern zu versuchen. Handelt es sich um Staatangehörige der östlichen Nachbarländer, so ist zu diesem Zweck mit den Regierungspräsidenten der östlichen Grenzbezirke, insbesondere von Schneidemühl und Frank­ furt a. O. Verbindung aufzunehmen. Urkundliche Unter­ lagen für die Staatsangehörigkeit und eine Ausfertigung der Ausweisungsverfügung werden im allgemeinen ge­ nügen, um die Übernahme der Ausländer durch die aus­ ländischen Behörden zu erreichen. III. An Stelle einer nicht oder vorläufig nicht durchführ­ baren Ausweisung tritt die Unterbringung in einem Sammellager. Sie stellt keine Strafe dar, hat vielmehr den Zweck, die rasche Abbeförderung zu sichern, wenn eine unmittelbare Abschiebung nicht durchführbar ist; sie soll auch die Gewähr dafür bieten, daß ausgewiesene Aus­ länder sich der Entfernung aus dem Jnlande nicht durch Untertauchen in den Großstädten und in dichtbevölkerten Jndustriebezirken entziehen. Es muß daher, schon im Hinblick auf die dem Staate

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

entstehenden hohen Kosten, mit allen Mitteln die mög­ lichste Abkürzung der Jnternierungszeit und der rasche Abschub der Ausgewiesenen durch die Lagerdirektionen angestrebt werden. Hierzu ist erforderlich: 1. die Beschaffung der vollständigen Ausweis- und sonstigen Papiere, die über die Personalien und die Staatsangehörigkeit des Ausgewiesenen unter­ richten, die stets erforderliche, in die Personalpapiere aber nicht aufzunehmende eingehende Mitteilung über den Ausweisungs- und Jnternierungsgrund, sowie die Mitgabe aller dieser Papiere bei der Ab­ sendung. Falls etwa außergewöhnliche Umstände die Mitgabe der vollständigen Papiere nicht gestatten sollten, hat wenigstens die schriftliche Mitteilung des Ausweisungs- und Jnternierungsgrundes an die Lagerdirektion zu erfolgen. 2. die Sicherstellung der beweglichen Habe der zu internierenden Personen und die Mitgabe dieser Habe, soweit sie vom Eigentümer ohne fremde Hilfe fortgeschafft werden kann. Andernfalls hat in Ge­ genwart des Ausgewiesenen und nach Möglichkeit unter Hinzuziehung der für Ausländer tätigen Fürsorgeorganisationen eine Inventaraufnahm e durch die Organe der zuständigen Ortspolizeibehörde zu erfolgen. Abschrift der Verhandlung ist dem zu Internierenden auszuhändigen. Befindet sich die Habe in geschlossenen Räumen (Läden oder Werk­ stätten), die ohne Bewachung zurückgelassen werden müssen, so ist für Versiegelung der Räume Sorge zu tragen. Z ur Unterbringung ausgewiesener Ausländersteht zurzeit nur noch das Sammellager in KottbusSielow und für Ostpreußen das Lager in Eydtkuhnen zur Verfügung. Diese Lager sind auch zur Aufnahme von Frauen und Kindern eingerichtet. Die Überführung der in die Sammellager zu ver­ bringenden Ausländer erfolgt in der Regel in Sam ­ melwagen, entsprechend den Gefangenentransporten. Es ist Vorsorge zu treffen, daß zwischen der Fest-

Aufenthaltsrecht.

23

nähme und dem A btransport nicht zu lange Zeit verstreicht, dam it die Festgenommenen nicht erst noch anderweit untergebracht zu werden brauchen. I m Notsalle sind die auszuweisenden Personen in be­ sonderen Wagen und unter besonderer Bewachung in das Lager zu verbringen. Um eine übersüllung des Lagers zu vermeiden, ist jedesm al vor der Entsendung des T ran sp o rtes bei der Lagerdirektion anzufragen, ob genügend Platz vorhanden ist. Die Bewachung der T ran sp o rte erfolgt durch M a n n ­ schaften der Schutzpolizei. Die Kosten träg t P reußen; sie sind auf Landespolizeifonds vorzuschießen und zu verrechnen. über jeden F a ll der Einweisung in ein Sam m el­ lager ist m ir unter Angabe der Personalien des Ausgewiesenen und der genauen Gründe, die die Ausweisung und In te rn ie ru n g veranlaßt haben, unter Bezugnahme auf diesen E rlaß Bericht zu erstatten. IV. Um zu verhindern, daß ausgewiesene A usländer sich aus dem Regierungsbezirk, in welchem die Ausweisung ver­ fügt worden ist, in einen andern begeben, sind die A us­ weisungsverfügungen nach Zustellung an den A usge­ wiesenen von dem zuständigen Regierungspräsidenten sämtlichen anderen preußischen Regierungspräsidenten abschriftlich mitzuteilen. D. Unbillige H ärten, die die A nordnung und Durchführung einer Ausweisung für den Betroffenen selber oder für die von ihm zu unterhaltenden Fam ilienangehörigen m it sich bringen würde, und die sich auch bei Berücksichtigung des V erhaltens, das die Ausweisung bedingt, nicht rechtfertigen lassen, sind bei voller W ahrung des Interesses der deutschen Allgemeinheit zu vermeiden. Insbesondere ist auch im Interesse des Betroffenen die Entscheidung über die Anordnung einer Ausweisung von der zuständigen Behörde unverzüglich zu treffen, nachdem sie von dem Ausweisungsgrunde K enntnis erlangt hat. I n geeigneten F ällen kann der zuständige Negierungspräsi-

24

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

A. Die Verweisung eines Ausländers aus dem Reichsgebiet ist nur auf Grund reichsrechtlicher Vorschriftm zulässig, z. B. RStrGB. §§ 39 Ziff. 2 2), 361 Ziff. 2 s) und 3624), Ges. gegen das Glücksspiel v. 23. 12. 1919 (RGBl. S . 2145)-), der Vd. des Reichspräs. über die Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die Paßvorschriften v. 6. 4. 1923 (RGBl. I S . 249) §2«), der Preistreibereivd. v. 13. 7. 1923 (RGBl. I S . 700) § 28'), der V. gegen verbotene Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände v. 13. 7. 1923 (das. S . 705) § 7 8), der V. über Handelsbeschränkungen v. 13. 7. 1923 (das. S . 706) § 3 3 9), der V. Wer den Verkehr mit Vieh und Fleisch v. 13. 7. 1923 (das. S . 715) § 1 9 “ ). Die Verweisung aus dem Reichsgebiet erfolgt durch deut die Durchführung einer Ausweisung auf eine Bewährungs­ frist bis zur Höchstdauer von einem Jahre aussetzen. E. Bezüglich der Zulässigkeit der Ausweisung ausländischer Landarbeiter verbleibt es bei den Bestimmungen meiner Runderlasse vom 39. Dezember 1920 — II E 4360 — und vom 2. M ai 1921 — IV E 817. — Wegen der Erteilung von Personalausweisen an Ausländer, denen nach den vorstehenden Richtlinien der Aufenthalt im Jnlande vorläufig zu gestatten ist, verweise ich auf den nach­ stehend abgedruckten Erlaß des Herrn Reichsministers des In n ern vom 18. Oktober 1921 — II B 9600 —. 2) s. S . 286. 3) s. S . 280. *) f. S . 282. 6) s. S . 281. 6) s. S . 190. 7) s. S . 277. b) f. S . 276. 9) s. S . 276. 10) f. S . 276.

Aufenthaltsrecht.

25

die Landespolizeibehörden u ) und schließt naturgemäß die Ausweisung aus dem Preußischen Staatsgebiete in sich. B. I n allen anderen Fällen erfolgt die Ausweisung durch die zuständigen Ortspolizeibehörden12) nur aus dem U) Diese werden als Organe des Reiches tätig. 12) Die Zuständigkeit der Ortspolizeibehörden wurde bereits in einem Bescheid des Ministers des In n e rn vom 24. Sep­ tember 1867 (MBliB. 1867 S. 336), später in der Verfügung vom 31. 1. 1682 (MBliB. S. 50) und in demnichtverösfentlichten Erlaß vom 1. 6. 1899 — II. 1636 — ausgesprochen. Sie entspricht auch der Ansicht des Oberverwaltungsgerichts und der Strafsenate des Reichsgerichts. Sie wird mit Recht verneint von Jsay a. a. O. S. 231 ff., da d-ie Ausweisung Landesinteressen wahrnehmen soll, für die lokale Polizei­ behörden materiell nicht zuständig sind. Die P raxis hat eine Gleichmäßigkeit der Behandlung in gewissem Umfange dadurch sichergestellt, daß schon früher, abgesehen von drei Ausnahmefällen, die Zustimmung des zuständigen Regierungspräsidenten eingeholt werden mußte. Diese Zustimmung ist jetzt in allen Fällen erforderlich. Es gilt nunmehr folgende Vs. d. M dI. v. 24. 9. 1923 — IV b 56 72H u. HI, betr. Ausweisungen. (MBliB. 1923, S. 989.) Nach dem Erlaß v. 1. 6. 1899 — II 1636 (nicht veröffentl.) ist im Interesse der Gleichmäßigkeit des Verfahrens bei Ausweisungen von Ausländern bestimmt worden, daß die an sich zuständigen O rts- und Kreispolizeibehörden künftig vor Erlaß der Ausweisungsverfügung die Z u stim m u n g d es z u ­ stä n d ig e n R e g .- P r äs. einzuholen haben, insoweit nicht einer der namentlich dort aufgeführten drei Fälle vorliegt. Nach meinem Ausweisungserl. v. 24. 8. 1923 — IV b 5671 (MBliB. S. 883) erfolgt die Ausweisung aus dem preußischen Staatsgebiet durch die zuständigen Ortspolizeibehörden. Es sind Zweifel entstanden, ob durch diesen der frühere Erl. v. 1. 6. 1899 aufgehoben worden ist. Dies ist insoweit nicht der Fall, als die Ausweisungsbefugnis der Ortspolizeibehörden auch in Zukunft von der Zustimmung des zuständigen Reg.-Präs. ab­ hängig bleiben soll. Als anderweit geregelt sind dagegen die drei in jenem Erlasse aufgeführten Ausnahmefälle zu betrach-

26

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

Preußischen Staatsgebiet. Dabei gilt als Grund­ satz, daß die Ausweisung als Verwaltungsmaßnahme13) des Staates nur aus Gründen ausgesprochen werden kann, die auf dem Gebiete des öffentlichen Rechtes liegen, nicht aus solchen rein privatrechtlicher Natur, wie z. B. wegen Vertragsbruchs, Privatbeleidigung und dergleichen. Sie dient dazu, den Staat von solchen Ausländern zu be­ freien, die sich gegen die Strafgesetze vergangen haben, oder sonst eine Gefahr für die innere oder äußere Ruhe, Sicherheit und Ordnung des Staates bildenu). Wie ten, die für die Zukunft der Regelbestimmung desselben Er­ lasses unterstellt werden sollen, so daß der Erlaß allerdings insoweit außer Kraft gesetzt ist. Die Ortspolizeibehörden wer­ den daher in Zukunft vor Anordnung einer Ausweisung in allen F ä lle n die Zustimmung des zuständigen Reg.Präs. einzuholen haben. 13) Nach herrschender Ansicht stets Verwaltungsmaßnahme, selbst wenn die Ausweisung eine Folge kriminaler Strafe ist, auch wenn die Ausweisung nach krimineller Bestrafung obli­ gatorisch ist. u ) Nur innerhalb dieser Grenzen ist die Ausweisung von Ausländern, abgesehen von den sogenannten „politischen" Aus­ weisungen (z. B. Massenausweisung im Kriege usw.), zulässig. M it dieser Formulierung vergleiche die grundlegende preu­ ßische Bestimmung über Polizeibesugnisse: § 10 II 17 des All­ gemeinen Landrechts: „Die nötigen Anstalten zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung, und zur Ab­ wendung der dem Publiko oder einzelnen Mitgliedern des­ selben bevorstehenden Gefahr zu treffen, ist das Amt der Polizei". Schon aus dieser nicht zufälligen Ähnlichkeit des Wortlauts ergibt sich, daß die gesetzlichen Grenzen, die der Tätigkeit der Polizei im allgemeinen gesetzt sind, auch für die Ausweisung gelten (so z. B. Hennig a. a. O. S. 133 ff.). Auch hier gilt der Grundsatz der gesetzmäßigen Verwaltung. Das polizeistaatliche „freie Ermessen" ist ausgeschaltet. Die gegen­ teilige Ansicht Jsays (a. a. O. S. 213 ff.) ist daraus zu er-

Aufenthaltsrecht.

27

auf dem Gebiete der Strafverfolgung15), wird aber auch auf dem Gebiete des Ausweisungswesens dem Zeitab­ lauf ein gewisser Einfluß einzuräumen sein: hat sich ein Ausländer eine Reihe von Jahren dem Rechtszustande des Gaststaates angepaßt, hier festen Fuß gefaßt, und ist zu erwarten, daß er sich ihm weiter einfügen wird, so soll die Tatsache allein, daß er seinerzeit unbefugt hier zugewandert ist, keinen Ausweisgrund mehr bilden. (S . unter III.) Im übrigen ist die Anordnung der Ausweisung in keinem Falle obligatorisch16), sondern in das pflichtge­ mäße Ermessen17) der zuständigen1S) Polizeibehörde ge­ stellt; auch ist die nachstehende Aufzählung der Auswei­ sungsgründe keine erschöpfende"); eine Ausweisung ist klären, daß in der Praxis allerdings die Ausweisung mit viel größerer Willkür gehandhabt wird, als andere VerwaltungsMaßnahmen. lö) Die z. T. analoge Anwendung strafrechtlicher Grund­ sätze und Institute, die in diesem Erlaß mehrmals wiederkehrt, wird dem Umstande gerecht, daß trotz der rein verwaltungs­ rechtlichen Ausgestaltung der Ausweisung diese praktisch eine der einschneidendsten Strafmaßnahmen überhaupt bedeutet. Fer­ ner geht daraus hervor, daß die Ausweisung ihrem Wesen nach und grundsätzlich kriminelle Personen treffen soll. 16) Eine Ausnahme bildete z. B. 8 9 des Republikschutzge­ setzes in älterer Fassung. 17) I n den Grenzen des § 10 II 17 des Allgemeinen Landrechts, vgl. Anm. 14. 18) Vgl. Anm. 12. 19) Andere Ausweisungsgründe jedoch nur in den Grenzen des § 10, II, 17 des Allgemeinen Landrechts gegeben, vgl. Anm. 14. Die Aufzählung der Ausweisungsgründe in diesem Erlaß ist aber andererseits keine bloße Anführung von Bei­ spielen, sondern hat die Tendenz, erschöpfend zu sein. Hier nicht aufgezählte Ausweisungsgründe müssen demnach im Wesen und

vielmehr auch in anderen gälten möglich, in denen der Ausländer den auf das Gemeinwohl des Gaststaates zu nehmenden Rücksichten zuwider gehandelt hat20). Demgemäß ist die Ausweisung eines Ausländers I. zulässig: 1. gegenüber einem Ausländer, der zu einer F reih eits- oder Geldstrafe rechtskräftig veru rteilt ist, wenn durch die Straftat oder die bei ihrer Bege­ hung zutage getretene Gesinnung des Täters das Ge­ meinwohl gefährdet ist; diese Voraussetzung wird immer als vorliegend zu erachten fein, wenn die Verurteilung wegen vorsätzlicher Zuwiderhandlungen gegen die StrafVorschriften wider Preistreiberei, Schleichhandel, verbo­ tene Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände und unzu­ lässigen Handel (auf Grund des Notges. v. 24. 2. 1923, R G Bl. I S . 147)21), sowie gegen die Maßnahmen wider die Valutaspekulation (RG. v. 8. 5. 1923, RG Bl. I S . 275 und v. 22. 6. 1923, RGBl. I S . 40 1)22) oder in ihrer Bedeutung einem der aufgezählten Ausweisungsgründe entsprechen. 20) D ies ist nicht eine der Willkür freie Hand lassende sogenannte „Generalklausel", sondern bringt noch einmal zum Ausdruck, daß das Ausweisungsrecht den Grundsätzen des § 10 II, 17 ALN. unterliegt. Darüber hinaus wird hier zum A us­ druck gebracht, daß ein in dem Erlaß nicht aufgeführter A us­ weisungsgrund nicht bei bloßer „Gefährdung" des Gemeinwohls gegeben ist, sondern daß „Zuwiderhandlungen" gegen die Grundsätze des Gemeinwohls erforderlich sind. Eine Aus­ weisung aus einem nicht in dem Erlaß aufgeführten Grunde darf also nur erfolgen, wenn der Ausländer die Gefährdung des Gemeinwohls „verschuldet" (Vorsatz, Fahrlässigkeit) hat. 21) S . 276, 277, vgl. Ziff. III der Bf. d. M d I. vom 15. 2. 1924 — IV b 5070 unten Anm. 43. 22) Vgl. Ziff. III der Bf. b. M d I. vom 15. 2. 1924 — IV b 5070 unten Anm. 43.

Aufenthaltsrecht.

29

wegen Steuerhinterziehung^) erfolgt ist; sind seit der Strafverbüßung 5 Jahre verflossen und hat der Ver­ urteilte sich während dieser Zeit einwandfrei geführt, so 23) I n technischem Sinne, z. B. nicht bloße Steuerzuwider­ handlung. Hierzu: Vf. d. M d I. v. 2. 9. 1924 - IV c 5255, betr. Ausweisung von Ausländern wegen Zuwiderhandlung gegen die Steuer­ gesetze. Nach Z iff. B I 1 Meines Ausweisungserl. v. 24. 8. 1923 —IV b 5671 (M BliB. S . 883) ist die Ausweisung eines Aus­ länders u. a. zulässig auf Grund einer wegen Steuerhinter­ ziehung erfolgten Verurteilung. Dies gilt nicht nur bei Ver­ urteilung wegen Vergehens gegen die Besitz- und Verkehrs­ steuern, sondern bei Verurteilungen wegen aller übrigen Steuervergehen, also auch wegen Vergehen gegen die Zoll- und Berbrauchssteuergesetze, sowie gegen die Ein- und Ausfuhrvorschriften. Um im übrigen ein Zusammenarbeiten der Polizei mit den Finanzbehörden sicherzustellen, soll im Einvernehmen mit dem Reichsmin. d. Fin. den Beauftragten der Reichsfinanzbehörden von den Pol.-Behörden und sonstigen Verwaltungen, welche die Kontrolle über die im Jnlande wohnenden Ausländer ausüben, Einsicht in die Akten gewährt werden, damit Auszüge von steuerlicher Wichtigkeit daraus gefertigt werden können. Die Finanzämter sind ferner ermächtigt, der Pol.-Behörde, die in Ausweisungsangelegenheiten um Auskunft über das Ergebnis eines Steuerstrafverfahrens und über den In h a lt eines etwa ergangenen rechtskräftigen, verurteilenden Erkenntnisses ersucht, diese unmittelbar zu erteilen. Ich ersuche, hiernach vorkommen» denfalls zu verfahren. Vf. d. RMdF. v. 20. 9. 1924 — III A 23216/III i v 7697 an die Präs. d. Landesfinanzämter in Preußen (bekanntge­ macht durch Vf. d. M d I. vom 30. 9. 1924 — IV c 5255, II M B liV . S . 975). Nach Vereinbarung mit dem Preuß. M d I. bestimme ich km Anschluß an den Erl. v. 23. 6. 1923 — II p 8681, 'daß die durch die Erl. v. 24. 12. 1922 — S tA 2438, 4. 4. 1923 —

30

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

wird in der R egel u ) von der Anordnung der Auswei­ sung Abstand zu nehmen sein? 2. bei staatsfeindlicher politischer B e t ä t i­ gung 25) in Wort oder Schrift, auch wenn ein Strafver­ fahren nicht oder noch nicht eingeleitet ist; 3. gegenüber einem Ausländer, der vor dem Inkraft­ treten der Verordnung des Herrn Reichspräsidenten über die Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die PaßS tA 943, 28. 6. 1924 — IIIA 17061 (Schlußsatz) eingeforderten Mitteilungen der Finanzämter über steuerliche Ver­ fehlungen von Ausländern in Zukunft nicht mehr mir, son­ dern durch die Landesfinanzämter den zuständigen Reg.- oder Pol.-Präs. zuzuleiten sind. Um unnötigen Schriftverkehr bei den erforderlichen Feststel­ lungen zu vermeiden, ersuche ich, von der mit dem Preuß. M d I. vereinbarten gegenseitigen Akteneinsichtnahme durch Beauftragte der beiderseitigen Behörden ausgiebig Gebrauch zu machen. Ich ermächtige die Finanzämter, in diesen Ausweisungsange­ legenheiten den Pol.-Behörden auf Anfrage unmittelbar Aus­ kunft über das Ergebnis eines gegen einen Ausländer eingelei­ teten Steuerstrasverfahrens zu erteilen, sofern das Verfahren durch die rechtskräftige Verurteilung des Ausländers beendet ist. I n diesem Fall kann der Pol.-Behörde auch der In h a lt des rechtskräftigen Erkenntnisses zugänglich gemacht werden, soweit dieses den verurteilten Ausländer betrifft, jedoch ohne Offen­ legung des sonstigen In h a lts der Steuerakten. I s t das Steuerstrafverfahren ohne Verurteilung des Aus­ länders beendet, so ist eine Auskunft über die Einzelheiten des den Gegenstand des Verfahrens bildenden Tatbestandes nur dann zu erteilen, wenn infolge des Verhaltens des Ausländers ein zwingendes öffentliches Interesse an seiner Ausweisung vor­ liegt. 24) Es muß ein positiver neuer Ausweisungsgrund vorhan­ den sein, wenn von dieser Regel abgewichen wird, da die An­ ordnung der Ausweisung nicht der Willkür überlassen fein kann. 25) Nicht jede politische Betätigung, auch nicht oppositio­ neller Art, ist Ausweisungsgrund.

Aufenthaltsrecht.

31

Vorschriften v. 6. 4. 1923 (RGBl. I S . 249)-°) die Landesgrenzen unbefugt überschritten h at-^.ins­ besondere ohne im Besitz eines nach den geltenden Be­ stimmungen erforderlichen Ausweises (Reisepaß. Einreise­ sichtvermerk, Reiseausweis der Grenzämter der Deutschen Arbeiterzentrale) zu sein; 4. gegenüber einem Ausländer, der sich andauernde und schwere Verstöße gegen die M eld ep olizeivor­ schriften hat zu Schulden kommen lassen--); 26) Ausländer, die nach Inkrafttreten dieser Verordnung eingereist sind, können auf Grund des § 2 der Verordnung aus dem Reichsgebiet, oder nach rechtskräftiger Verurteilung nach I 1 des Ausweisungserlasses aus dem Staatsgebiet ausgewiesen werden. Hierzu ist die Vf. des M d I. vom 15. 2. 1924 — IV b 5070, betr. Ergänzung des Ausweisungserl. vom 24. 8. 1923 ergangen. Hier ist bestimmt: „II. I n den nach dem 6. 4. 1923 liegenden Fällen unbe­ fugten Grenzübertrittes kann nicht nur gemäß Abschn. B I Ziff. 3 meines Ausweisungserl. die Ausweisung aus dem P r e u ß . S t a a t s g e b i e t , sondern auch gemäß § 2 der vor­ erwähnten Bd. des Reichspräsidenten über die Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die Paßvorschriften v. 6. 4. 1923 die Verweisung aus dem R e ic h sg e b ie t angeordnet werden." Diese Ergänzungsverordnung ist irrtümlich. Grenzübertrittsfälle, die nach dem 6. 4. 1923 liegen, sind in Abschnitt iB I Ziff. 3 gar nicht erwähnt. Eine Ausweisung aus dem Staatsgebiet auf Grund dieser Bestimmung ist daher in derartigen Fällen gar nicht möglich. Ausländer, die nach dem 6. 4. 1923 ein­ gereist sind, können wegen der unbefugten Einreise aus dem Preußischen Staatsgebiete vielmehr nur auf Grund der Bestim­ mung in B I 1 des Ausweisungserlasses ausgewiesen werden. — Einschränkung der Ausweisungsbefugnis durch II und III des Erlasses. — 27) Nicht jedes Paßvergehen ist Ausweisungsgrund, sondern nur die unbefugte Grenzüberschreitung. 28) Es wird Schuldhaftigkeit des Ausländers verlangt. Ver­ weigert die Polizeibehörde aus irgendwelchen Gründen die Ent-

5. gegenüber einem Ausländer, der sich in den Besitz von W ohn- oder G eschäftsräum en gesetzt hat, ohne die erforderliche Genehmigung der Gemeindebehörde zum Bezüge der Räume erhalten zu haben oder sie innerhalb zweier Wochen beibringen zu können; die Ausweisung wegen unbefugter Inbesitznahme nichtselbständiger Wohn» oder Geschäftsräume soll jedoch nicht erfolgen, wmn die Räume vor dem 1. 1. 1923 bezogen sind; 6. beim M angel eines U nterkom m ens oder einer gesicherten wirtschaftlichen Existenz, dieden deutschen Gesetzen und den guten Sitten nicht zuwider­ läuft, d. H. einer solchen, die es dem Ausländer ermög­ licht, ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel (der Ar­ menpflege oder der Erwerbslosenfürsorge) seinen Le­ bensunterhalt während seines Aufenthaltes im Jnlande auf ehrliche und anständige Weise zu bestreiten, sei es, daß er als Unternehmer, Kaufmann, Angestellter (auch Volontär), Arbeiter, Künstler, Studierender oder sonst in einem freien Berufe tätig ist. Angehörige derjenigen aus­ ländischen Staaten, denen gegenüber auf Grund zwischen­ staatlicher Abmachungen oder gegenseitiger Übung die Verpflichtung zur Unterstützung Erwerbsloser besteht, können lediglich aus dem Grunde, daß sie hier erwerbslos geworden sind, nicht ausgewiesen werden. Auch wenn bei vorübergehender Erwerbs- und Mittellosigkeit aner­ kannte Fürsorgeorganisationen für einen Ausländer eingegennahme der Anmeldung (z. B. well dle Beibringung eines Passes, einer Aufenthaltserlaubnis usw. gefordert wird), so hat der Ausländer die Nichtanmeldung nicht verschuldet; seine A us­ weisung ist also unzulässig. Ob ein Paßvergehen vorliegt, ist unabhängig hiervon zu prüfen. — Einmalige Nichtanmeldung ist kein schwerer Verstoß.

treten, wird ein Grund zur Ausweisung in der Erwerbs­ und Mittellosigkeit regelmäßig nicht zu erblicken sein; es soll diesen Organisationen daher, bevor die Ausweisung wegen Mangels einer gesicherten wirtschaftlichen Existenz angeordnet wird, Gelegenheit gegeben werden, dem Aus­ zuweisenden binnen einer Frist von höchstens 2 Monaten unter Beobachtung der geltenden Vorschriften über die Arbeitsvermittlung ausländischer Arbeiter bei der Er­ langung von Arbeit behilflich zu sein29); 7. bei Zuwiderhandlungen gegen die Verordnungen des Präsidenten der Reichsarbeitsverwaltung a) über Anwerbung und Vermittlung ausländischer Landarbeiter v. 19. 10. 1922 (s. Erl. v. 27. 10. 1922 — IV c 507, M BliV. S . 1057ff.)30), b) über die Einstellung und Beschäftigung ausländi­ scher Arbeiter und die Anwerbung und Vermittlung aus­ ländischer Landarbeiter v. 2. 1. 1923 (s. Erl. v. 5. 1. 1923 - IV c 3, M BliV. S . 2 9 ff.)31); II. grundsätzlich ausgeschlossen: wenn, von be­ sonders gearteten Fällen abgesehen, der Ausländer be­ reits vor dem 1. 4. 1914 seinen Wohnsitz oder ständigen 29) Vgl. hierzu III a des Erlasses. Die Fassung des E r­ lasses ist nicht unbedenklich. O ftm als nehmen lange in Deutsch­ land ansässige A usländer aus Furcht vor der Ausweisung die W ohlfahrtsinstitutionen, auch Krankenhäuser usw. nicht in An­ spruch, wodurch große wirtschaftliche, kriminalpolitische und sozialhygienische Gefahren heraufbeschworen werden. Die A us­ weisung ist besonders ungerechtfertigt gegenüber den auslän­ dischen Arbeitern, die auf G rund gesetzlicher Verpflichtung B eiträge für die Erwerbslosenfürsorge oft jahrelang geleistet haben, ohne dadurch einen Anspruch auf E rw erbslosenunter­ stützung zu erlangen. 30) S . 249. 31) S . 232, 249. Frcmstädter-Kreutzberger, Deutsches Ausländerrecht. Z

Aufenthalt in Preußen gehabt und ihn seitdem beibehal­ ten hat33); III. in der Siegel38) unzulässig: wenn der Aus­ länder mindestens 4 Jahre in Preußen seinen Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt gehabt, sich hier eine „gesicherte wirtschaftliche Existenz" im Sinne der Bestimmung zu I Ziff. 6 geschaffen^) und sich weder gegen die öffentliche Ordnung oder Sicherheit vergangen noch sonst die innere oder äußere Ruhe des Staates Beeinträchtigt hat35), selbst dann, wenn er seinerzeit die Landesgrenze unbe­ fugt überschritten, die ihm amtlich gewährten Reisefristen nicht innegehalten oder die Meldepolizeivorschriften über­ treten hat33). Ausländer, die nach Nr. II und Nr. III nicht aus­ gewiesen werden, erhalten eine amtliche Bescheini­ gung, über deren Ausgestaltung und Inhalt ich mir nähere Bestimmung vorbehalte^), die aber die Be32) Unterbrechungen von geringer Dauer, insbesondere die durch den Kriegsdienst verursachte Unterbrechung, mußten außer Ansatz bleiben. 33) Wann diese Regel eine Ausnahme erleidet, darf nicht die Polizei nach freiem Ermessen bestimmen, sondern unter­ liegt der Vorschrift des § 10 II 17 Allg. Landrechts, vgl. Anm. 14. 34) Vgl. Anm. 29. 35) Vgl. Anm. 14. 36) Ausweisung auch unzulässig, wenn der Ausländer während der 4 Jahre eine Aufforderung erhalten hat, das In la n d zu verlassen. Eine solche Aufforderung ist keine A us­ weisung und vermag den Lauf der vierjährigen Dauer der Ziffer III des Erlasses nicht zu unterbrechen. Unzulässig aber auch, wenn dem Ausländer während der Vierjahresfrist eine Ausweisungsversügung zugestellt ist, die nicht die Rechtskraft erlangt hat. 37) Vgl. S . 197 Anm. 15 b, S . 198 Anm. 15 c, d.

schaffung von Personalausweisen nicht überflüssig macht. III a 38) Die Ausweisung eines Auslanders ist, ohne Rücksicht auf die Dauer seines Aufenthalts im In la n d e s) auch dann zulässig, wenn er hier hilfsbedürftig geworden ist und sich weigert, freiwillig in seine Heimat zurückzu­ kehren, obwohl seine Übernahme von seinem Heimat­ staate ausdrücklich zugestanden ist40). IV. über eine besondere Behandlung von Auslän­ dern deutschen Stammes lassen sich mit Rücksicht auf die politische Lage zur Zeit allgemeine Richtlinien nicht aufstellen. C. Für das Verfahren zur Durchführung der Ausweisung gilt folgendes: I. die Ausweisungsverfügung ist dem Ausgewiesenen ordnungsmäßig und unverzüglich43*)zuzustellen"). Da­ bei ist42) eine angemessene Frist zur freiwilligen Abreise festzusetzen; diese Frist wird unter Umständen, insbeson­ dere wenn der Ausgewiesene im Inland einen gewerb3**) Eingefügt durch RdErl. d. M d I. v. 12. 2. 1925 IV c 5332. (M B M . S. 207). 39) Vgl. jedoch Ziffer D, vgl. Anm. 47. 40) Es muß in jedem speziellen Falle eine Übernahmeverhandlung mit dem Heimatsstaate vorangegangen sein. Auf Staatenlose kommt demnach III a des Erlasses nicht zur An­ wendung. 4°a) Betrifft die Zustellung. Wegen der Unverzüglich» keit der Anordnung der Ausweisung vgl. Ziffer D Satz 2 dieses Erlasses. 41) Die noch manchmal angewandte mündliche Eröffnung oder formlose schriftliche Mitteilung ist wirkungslos, kann also auch nicht Grundlage einer Bestrafung wegen Bannbruchs werden. 4S) Obligatorisch.

lichen, kaufmännischen oder landwirtschaftlichen Betrieb geführt hat, zur Auflösung dieses Betriebes bis zur Dauer von 3 Monaten erstreckt werben können. Bei der Durchführung von Ausweisungen während einer Straf­ vollstreckung und Strafverfolgung ist der Erl. v. 4. 4. 1923 — IV b 5133 II (M BliV. S . 371) zu beachten"). II. Nach Zustellung der Ausweisungsverfügung und Ablauf der zur freiwilligen Abreise gesetzten Frist ist, ge­ gebenenfalls nach fruchtloser Anwendung der Zwangs­ mittel des § 132 des Landesverwaltungsges. v. 30. 7. 1883 (G S. S . 195)"), sofern nicht in besonderen Staatsverträgen ein anderes Verfahren vorgesehen ist, zunächst stets die unmittelbare Abschiebung nach den Hei­ matländern zu versuchen. Handelt es sich um Staats­ angehörige der östlichen Nachbarländer, so ist zu diesem Zwecke mit den Reg.-Präs. der östlichen Grenzbezirke, insbesondere von Schneidemühl und F rankfurt«.O ., Verbindung aufzunehmen. Die Abschiebung russischer Staatsangehöriger ist im Benehmen mit dem Reg.-Präs. in S te ttin zu regeln. Urkundliche Unterlagen für die Staatsangehörigkeit und eine Ausfertigung der Auswei­ sungsverfügung werden im allgemeinen genügen, um die ") 292. Ferner ist folgende Bestimmung zu beachten: Vf. d. M d I. vom 15. 2. 1924 — IV b 5070 betr. -Ergänzung des Ausweisungserl.: „III. S o ll eine Ausweisung auf Grund des Abschn. B I Ziff. 1 meines Ausweisungserl. wegen Vergehens gegen die Zoll- und Verbrauchssteuergesetze, sowie gegen die Ein- und Ausfuhrvorschriften erfolgen, so ist in sinngemäßer Anwen­ dung meines Erl. v. 4. 4. 1923 — IV b 5133 II (M BliV. S . 371) v o r der Durchführung der Ausweisung mit dem zu­ ständigen Landesfinanzamt Fühlung zu nehmen." " ) s. S . 38 Anm. 46.

Aufenthaltsrecht.

37

Übernahme der Ausländer durch die ausländischen Be­ hörden zu erreichen. III. Ausländer, die nach Abschn. B, I, Ziff. 1 und 2 ausgewiesen worden sind, können in ein Sammellager untergebracht werden, wenn ihre Abschiebung sich als unmöglich erwiesen hat und ihr weiterer freier Aufenthalt im Inlands bis zur Abschiebung eine unmittelbare Ge­ fahr für die innere oder äußere Ruhe, Sicherheit und Ordnung des Staates bilden würdei6). 45) Ziffer III und IV sind zu streichen, gemäß folgender Vf. d. M d I . v. 14. 12. 23 — IV b 5881, betr. Aufhebung der In tern ieru n g ausgewiesener Ausländer. (M BliV. 1923 S . 1240.) Die Finanzlage des S ta a te s zwingt dazu, die - In te r ­ nierung ausgewiesener A usländer, soweit sie nach Ziff. C III meines Ausweisungserlasses vom 24. 6. 1923 — IV b 5671 (M BliV. S . 883) noch zulässig w ar, nunm ehr aufzuheben, da die durch eine solche In te rn ie ru n g entstehenden hohen Kosten nicht mehr getragen werden können. D as der preußischen Ver­ w altung unterstehende Sam m ellager zu C ottbus-Sielow wird daher m it dem 31. 12. 1923 aufgelöst. Die Ziff. C III bis IV m eines vorgenannten Erlasses sind zu streichen. Eine Unter­ bringung ausgewiesener A usländer in ein Sam m ellager zur Vorbereitung der Abschiebung kommt fortan in keinem Falle m ehr in Frage. Z u r Durchführung der Ausweisungen sind vielmehr stets die den Polizeibehörden nach § 132 des Landesverwaltungsges. vom 30. 7. 1883 (GS. S . 195) zustehenden Z w angsm ittel anzuwenden, um die Abreise der ausgewiesenen A usländer nach Ablauf der Abzugsfrist zu erzwingen. S o ­ fern das Verbleiben ausgewiesener A usländer im freien Auf­ enthalt im Jn la n d e eine unm ittelbare Gefahr für die innere oder äußere Ruhe, Sicherheit und O rdnung des S ta a te s bil­ den würde, können sie bis zu ihrem A btransport in Polizei­ haft genommen werden. Die hierdurch entstehenden Kosten sind vom Preußischen S ta a t zu tragen und auf Landespolizei­ fonds zu übernehmen. Die Direktion des S am m ellagers zu C ottbus-Sielow ist

38

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

IV. Geisteskranke und alleinstehende jugendliche Per­ sonen unter 16 Jahren dürfen nicht interniert werben45). V. Soweit die Internierung nach den vorstehenden Bestimmungen unzulässig ist, ersuche ich, die unterstell­ ten Polizeibehörden anzuweisen, im größeren Umfange als bisher die ihnen nach § 132 des Landesverwaltungsges. v. 30. 7. 1883 (G S. S . 195) zustehenden Zwangs­ mittel anzuwenden, um die Mreise der ausgewiesenen Ausländer nach Ablauf der Abzugsfrist zu erzwinge»46). angewiesen, die noch internierten Ausländer sofort zu ent­ lassen, soweit nicht bis zur Auflösung des Lagers ihre Ab­ schiebung möglich ist. Wegen schwerer Vorstrafen oder staats­ feindlicher politischer Betätigung Internierte werden, soweit möglich, m ittels Gefangenensammelwagen denjenigen Polizei­ behörden wieder zugeführt werden, die ihre Ausweisung und Internierung seinerzeit angeordnet haben. Anfragen, die das Sammellager zu Cottbus-Sielow betref­ fen, sind nach dem 1. 1. 1924 an den Neg.-Präs. in Frank­ furt a. O. dem ich die Abwicklung der Geschäfte und die Aufbewahrung der Lagerakten übertragen habe, zu richten. Den Oberpräs. in Königsberg ersuche ich, entsprechende Anweisung für das Sammellager in Pr. Holland, soweit es der Internierung ausgewiesener Ausländer dient, zu erlassen. 46) § 132 des Landesverwaltungsgesetzes in der Fassung d. Vf. d. M d I. v. 29. 11. 1923 (M BliB. S . 1191) u. d. Erl. d. M d I. v. 30. 6. 1925 (M BliV. S . 747). „Der Regierungspräsident, der Landrat, die Ortspolizei­ behörde und der Gemeinde-(Guts)-Vorsteher(-Borstand) sind berechtigt, die von ihnen in Ausübung der obrigkeitlichen Ge­ walt getroffenen, durch ibre gesetzlichen Befugnisse gerecht­ fertigten Anordnungen durch Anwendung folgender Zwangs­ mittel durchzusetzen: 1. Die Behörde hat, sofern es tunlich ist, die zu erzwingende Handlung durch einen Dritten ausführen zu lassen und den vorläufig zu bestimmenden Kostenbetrag im Zwangs­ wege von den Verpflichteten einzuziehen.

AufenthaltsrechL.

39

VI. Ist dagegen die Unterbringung in ein Sammel­ lager zulässig und nicht zu vermeiden, so muß mit allen 2. K ann die zu erzwingende H andlung nicht durch einen D ritten geleistet werden, — over steht es fest, daß der Verpflichtete nicht imstande ist, die aus der A usführung durch einen D ritten entstehenden Kosten zu tragen, — oder foll eine Unterlassung erzwungen werden, so sind die Behörden berechtigt, Geldstrafen anzudrohen und festzusetzen, und zw ar: a) die Gemeinde-(Guts-)Vorsteher bis zur Höhe von 150 Reichsmark, b) die Ortspolizeibehörden und die städtischen Ge­ meinde-Vorsteher (-Vorstände) in einem Landkreise bis zur Höhe von 300 Reichsmark, c) die L andräte, sowie die Polizeibehörden und Ge­ meinde-Vorsteher (-Vorstände) in einem Stadtkreise bis zur Höhe von 500 Reichsmark, d) der Regierungspräsident bis zur Höhe von 1000 Reichs­ mark, Gleichzeitig ist nach M aßgabe der §§ 28, 29 des S tra f­ gesetzbuchs für das Deutsche Reich die D auer der H aft festzusetzen, welche für den F a ll des Unvermögens an die S telle der Geldstrafe treten soll. Der Höchstbetrag dieser Haft ist in den F ällen zu a — 1 Woche, „ „ „ „ b — 2 Wochen, „ „ „ „ o — 4 Wochen, „ „ „ „ d — 6 Wochen, Der A usführung durch einen D ritten (Nr. 1), sowie der Festsetzung einer S tra fe (Nr. 2) m uß immer eine schriftliche Androhung vorhergehen; in dieser ist, sofern eine H andlung erzwungen werden soll, die Frist zu bestimmen, innerhalb welcher die A usführung gefordert wird. 3. U nm ittelbarer Z w ang darf nur angewendet werden, wenn die Anordnung ohne einen solchen unau sfü h rb ar ist." Ziffer 1 des vorstehenden P arag rap h en (sog. Ersatzvornahme) kommt bei der Ausweisung nicht in Betracht. Z u r Erzwingung

40

Aufenthaltsrecht und A usw eisungsvollziehung.

Mitteln die möglichste Wkiirzung der Jnternierungszeit und der rasche Abschub der Ausgewiesenen durch die La­ gerdirektion angestrebt werden. Hierzu ist erforderlich: der Ausweisung ist nur die Anwendung der in den Ziffern 2 und 3 vorgesehenen Z w angsm ittel möglich. Z u beachten ist, das n u r diejenigen Anordnungen durch Z w angsm ittel durch­ gesetzt werden dürfen, die durch die gesetzlichen Befugnisse der Behörden gerechtfertigt sind. Sow eit die Ausweisung selbst unstatthaft ist, sind auch die Z w angsm ittel zu ihrer Durchführung ungesetzlich. Nach herschender Ansicht darf eine sog. Exekutivstrafe nicht mehr verhängt werden, wenn der Erfolg, den sie herbeiführen soll, bereits auf andere Weise erreicht ist oder hinfällig ist. (Vgl. z. B. Hatschek Lehrbuch 1924 S . 423.) Die Exekutivstrafe darf aber auch in den F ällen nicht verhängt werden, in denen es feststeht, daß der Zweck, zu dessen Herbeiführung sie dienen soll, nicht erreichbar ist. E in Staatenloser z. B ., der von irgendeinem anderen S ta a te nicht übernommen wird, ist nicht in der Lage, der Ausweisnngsverfügung nachzukommen, ohne sich nach -den Gesetzen oder Verordnungen eines anderen S ta a te s der unerlaubten Grenzüberschreitung schuldig zu machen. I n diesen F ällen ist die Exekutivstrafe sinnlos, da das von ihr zu erreichende Z iel nicht erreichbar ist. ' S ie ist also unzu­ lässig. E s ist dem A usländer nicht zuzumuten, sich einer S tra fta t schuldig zu machen, um dem Ausweisungsverlangen zu genügen. E in wegen politischen Vergehens, z. B. auch wegen M ilitärflucht Verfolgter darf nicht an den verfolgen­ den S ta a t ausgeliefert werden. Eine Abschiebung, die prak­ tisch einer Auslieferung gleichkäme, ist völkerrechtswidrig. E in derartig V erfolgter darf nicht durch Exekutivstrafen veran­ la ß t werden, sich dem ihn verfolgenden S ta a te auszuliefern. Auch in einem solchen F alle ist die V erhängung der Exekutiv­ strafe deshalb unzulässig. Die P ra x is der Preußischen B e­ hörden, die auch in den F ällen, in denen von vornherein die Unmöglichkeit der Realisierung der Ausweisung feststeht, immer von neuem Geld- und Haftstrafen vollstreckt, ist unzulässig. S ow eit Geldstrafen nicht beigetrieben werden können und

Aufenthaltsrecht.

41

1. die Beschaffung der vollständigen Ausweis- und sonstigen Papiere, die über die Personalien und die ständig Haststrafen vollstreckt werden, die niem als zu ihrem Ziele führen können, ist diese P ra x is außerdem wenig human und vom fiskalischen Standpunkt unzweckmäßig, da durch aussichtslose M aßnahm en erhebliche Kosten verursacht werden. Wegen der Vollstreckung der Ersatzstrafen vgl. § 133 Abs. 3 des Landesverwaltungsgesetzes, der im übrige» die Rechtsm ittel gegen Exekutivstrafen behandelt. § 133 des Landesverwaltungsgesetzes. Gegen die Androhung eines Z w angsm ittels finden die­ selben Rechtsmittel statt, wie gegen die Anordnungen, um deren Durchsetzung es sich handelt. Die Rechtsmittel er­ strecken sich zugleich auf diese A nordnungen, sofern dieselben nicht bereits Gegenstand eines besonderen Beschwerde- oder V erw altungsstreitverfahrens geworden sind. Gegen die Festsetzung und A usführung eines Z w angs­ m ittels findet in allen F ällen n u r die Beschwerde im Auf­ sichtswege innerhalb zwei Wochen statt. Haftstrafen, welche an S telle einer Geldstrafe nach § 132 N r. 2 festgesetzt sind, dürfen vor ergangener entgültiger Be­ schlußfassung oder rechtskräftiger Entscheidung auf das ein­ gelegte Rechtsmittel bzw. vor Ablauf der zur Einlegung desselben bestimmten F rist nicht vollstreckt werden. über die zulässigen Rechtsmittel vgl. Anm. 51. E s ist unterschieden zwischen den Rechtsm itteln gegen die bloße Androhung eines Z w angsm ittels und denjenigen gegen die Festsetzung und A usführung eines Z w angsm ittels. Die Androhung der Exekutivstrafe kann m it denselben Rechts­ m itteln angefochten werden wie die Ausweisungsverfügung selbst. Die Festsetzung und A usführung eines Z w angsm ittels kann n u r durch Dienstaufsichtsbeschwerde angefochten werden. Haftstrafen als Ersatz für Geldstrafen dürfen nicht voll­ streckt werden, solange nicht über ein dagegen eingelegtes Rechtsm ittel rechtskräftig entschieden ist. D arüber hinaus dürfen sie aber auch nicht vollstreckt werden „V or ergangener endgültiger Beschlußfassung". D as heißt: auch wenn ein eigentliches Rechtsmittel (formelle Beschwerde) nicht zulässig

Staatsangehörigkeit des Ausgewiesenen unterrichten, die Mitteilung über den Ausweisungs- und Jnternierungsgrund sowie die Mitgäbe aller dieser Papiere bei der Ab­ sendung. Falls etwa außergewöhnliche Umstände die Mitgabe der vollständigen Papiere nicht gestatten sollten, hat wenigstens die schriftliche Mitteilung des Auswei­ sungs- und Jnternierungsgrundes an die Lagerdirektion zu erfolgen; 2. die Sicherstellung der beweglichen Habe der zu internierenden Personen oder die Mitgäbe dieser Habe, soweit sie vom Eigentümer ohne fremde Hilfe fortge­ schafft werden kann; andernfalls hat in Gegenwart des Ausgewiesenen und nach Möglichkeit unter Hinzuziehung der für Ausländer tätigen Fürsorgeorganisationen eine Inventaraufnahme durch die Organe der zuständigen Ortspolizeibehörde zu erfolgen; Abschrift der Verhand­ lung ist dem zu Jnterniermden auszuhändigm; befindet sich die Habe in geschlossenen Räumen (Läden oderWerkstätten), die ohne Bewachung zurückgelassen werden müs­ sen, so ist für Versiegelung der Räume Sorge zu tragen. Zur Unterbringung ausgewiesener Ausländer steht das Sammellager in Kottbus-Sielow und für Ostpreu­ ßen das Lager Pr. Holland zur Verfügung. Diese Lager oder erledigt ist, darf die Haftstrafe nicht vollstreckt werden, solange noch auf eine Aussichtsbeschwerde oder eine bloße Gegenvorstellung nicht entschieden ist. I n der Praxis der Preußischen Polizei wird im allgemeinen die Haftstrafe nicht vollstreckt, solange die Ausweisungsangelegenheit noch bei irgendeiner Stelle, insbesondere bei dem Ministerium des Innern in Bearbeitung ist. Aber die Praxis ist unzu­ verlässig. Die Vorschrift des § 133 Abs. 3 wird häufig nicht beachtet.

sind auch zur Aufnahme von Frauen und Kindern ein­ gerichtet. Die Überführung der in die Sammellager zu verbrin­ genden Ausländer erfolgt in der Regel in Sammelwa­ gen, entsprechend den Gefangenmtransporten. Es ist Vorsorge zu treffen, daß zwischen der Festnahme und dem Abtransport nur kurze Zeit verstreicht, damit die Festgenommenen nicht erst noch anderweit untergebracht zu werden brauchen. Im Notfälle sind die ausgewiesenen Personen im besonderen Wagen und unter besonderer Bewachung in das Lager zu verbringen. Die Be­ wachung der Transporte erfolgt durch Mannschaften der Landjägerei oder Schutzpolizei. Die Kosten trägt Preu­ ßen; sie sind auf Landespolizeifonds vorzuschießen und zu verrechnen. D. U nbillige H ärten , die die Anordnung und Durchführung einer Ausweisung für den Betroffenen selber oder für die von ihm zu unterhaltenden Familien­ angehörigen mit sich bringen würden47), sind zu vermei­ den. Insbesondere ist die Entscheidung über die An­ ordnung einer Ausweisung von der zuständigen Behörde unverzüglich zu treffen, nachdem sie von dem Auswei­ sungsgrunde Kenntnis erlangt hat. I n geeigneten Fällen kann der zuständige Regie­ rungspräsident die Durchführung einer Ausweisung aus47) Bezieht sich nicht nu r auf die A rt und Weise der A nordnung und Durchführung der Ausweisung, sondern be­ deutet, daß die Anordnung der Ausweisung zu unterbleiben hat, wenn sie selbst eine unbillige H ärte darstellt, und daß entsprechend die Durchführung der Ausweisung zu unter­ bleiben hat. I n der P ra x is häufig nicht beachtet.

44

Aufenthaltsrecht und Ausweisuugsvollziehuug.

setzen49) und dem Ausgewiesenen eine B ew ä h ru n g s­ frist bewilligen49). E. Wegen der E rteilu n g von P erso n a la u sw ei­ sen an Ausländer, denen der Aufenthalt im Jnlande vorläufig zu gestatten ist, behält es bei dem Erl. des Herrn Reichsministers d. I . v. 18. 10. 1921 — II B 9600 — sein Bewenden F. Zur Vermeidung aufgetauchter Zweifel weise ich darauf hin, daß die E inlegung der Beschwerde gegen eine Ausweisungsverfügung") grundsätzlich aufschiebende 48) Auch wenn der Ausweisungsbefehl selbst von ihm, einem andern Regierungspräsidenten, einem Oberpräsidenten oder dem M inister des I n n e r n bestätigt ist. — Auf be­ stimmte oder unbestimmte Zeit. 49) M it der Aussicht auf Aufhebung der Ausweisungs­ verfügung. Analogie aus dem Strafrecht, hierzu vgl. Am. 15. 50) Dieser E rlaß ist inzwischen ersetzt durch die Bekannt­ machung zur A usführung der P aßverordnung vom 4. 6. 1924. (RG Bl. I S . 613) §§ 29 ff., S . 79. 51) Die Beschwerde beruht auf dem Preußischen Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. 7. 1883: „§ 127. Gegen polizeiliche Verfügungen der O rts- und Kreispolizeibehörden findet, soweit das Gesetz nicht au s­ drücklich anderes bestimmt, die Beschwerde statt, und zw ar: a) gegen die Verfügungen der Ortspolizeibehörden auf dem Lande oder einer zu einem Landkreise gehörigen S ta d t, deren Einwohnerzahl bis zu 10000 Einw ohnern be­ träg t, an den L andrat und gegen dessen Bescheid an den R egierungspräsidenten; b) gegen die Verfügungen der Ortspolizeibehörden eines S tadtkreises, m it Ausnahm e von B erlin, einer zu einem Landkreise gehörigen S ta d t m it mehr als 10000 E inw ohnern, oder des L andrates an den R egierungs­ präsidenten, und gegen dessen Bescheid an den Ober­ präsidenten;

Aufenthaltsrecht.

45

c) gegen ortspolizeiliche Verfügungen in B erlin an den Oberpräsidenten. § 129. Die Beschwerde im F alle des § 127 Abs. 1 (und die Klage im F alle des § 128) sind bei derjenigen Behörde anzubringen, gegen deren Verfügung sie gerichtet sind. Die Behörde, bei welcher die Beschwerde (oder Klage) angebracht ist, hat dieselbe an diejenige Behörde abzugeben., welche -darüber zu beschließen oder zu entscheiden hat. Der Beschwerdeführer bzw. Kläger ist hiervon in K enntnis zu setzen. Die Frist zur Einlegung der Beschwerde (und zur An­ bringung der Klage) gegen die polizeiliche Verfügung, sowie gegen den auf Beschwerde ergangenen Bescheid beträgt zwei Wochen. (Die A nbringung des einen Rechtsm ittels schließt das andere aus. I s t die Schrift, m ittels deren das Rechtsmittel angebracht wird, nicht als Klage bezeichnet, oder enthält dieselbe nicht ausdrücklich den A ntrag auf Entscheidung im V erw altungsstreitverfahren, so gilt -dieselbe als Beschwerde. B ei gleichzeitiger Anbringung beider Rechtsmittel ist nur der Beschwerde Fortgang zu geben. D as hiernach unzulässiger­ weise angebrachte Rechtsmittel ist durch V erfügung der im Absatz 1 bezeichneten Behörde zurückzuweisen. Gegen die zu­ rückweisende Verfügung findet innerhalb zwei Wochen die Be­ schwerde an die zur Entscheidung aus die Klage berufene Behörde statt.) W ird die Beschwerde (oder Klage) der Vorschrift des ersten Absatzes zuwider innerhalb der gesetzlichen F rist bei der­ jenigen Behörde angebracht, welche zur Beschlußfassung oder Entscheidung darüber zuständig ist, so gilt die F rist als gegewahrt. Die Beschwerde (oder Klage) ist in solchen F ällen von der angerufenen Behörde zur weiteren Veranlassung an diejenige Behörde abzugeben, gegen deren Beschluß sie ge­ richtet ist. § 130. Abs. 3. Gegen die Landesverweisung steht P e r­ sonen, welche nicht Reichsangehörige sind, die Klage nicht zu." Die Verwaltungsklage ist auch gegen die Reichsverweisung nicht zulässig (so Hennig S . 154 ff.). Neben -dieser formellen Beschwerde ist stets die Dienst-

46

AufenLhaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

Wirkung h at52). aussichtsbeschwerde bis zum Preußischen M inister des I n n e rn zulässig. ö2) B loßer H inweis aus die gesetzliche Vorschrift des Landesverwaltungsgesetzes: „§ 53. Die A nbringung der Beschwerde, sowie der Klage bzw. des A ntrages auf mündliche Verhandlung im Verwaltungsstreitverfahren hat, sofern nicht die Gesetze anderes vor­ schreiben, aufschiebende Wirkung. Verfügungen, Bescheide und Beschlüsse können jedoch, auch wenn dieselben m it der Be­ schwerde oder mi-t der Klage bzw. m it dem A ntrage auf mündliche V erhandlung im Verwaltungsstreitverfahren ange­ fochten sind, zur A usführung gebracht werden, sofern letztere nach dem Ermessen der Behörde ohne Nachteil für das Ge­ meinwesen nicht ausgesetzt bleiben kann, vorbehaltlich der Bestim m ung in § 133 Abs. 3 dieses Gesetzes." Z u r E rläuterung der Ziffer F des Ausweisungserlasses ist folgende Verfügung ergangen: Vf. d. M d I . v. 15. 2. 1924 — IV b 5070, betr. E rgänzung des Ausweisungserl. v. 24. 8. 1928. M B liV . 1924, S . 209.; „I. Nach Abschn. F m eines Ausweisungserl. v. 24. 8. 1923 IV b 5671 (M BliV . S . 883) hat die Einlegung der Be­ schwerde g r u n d s ä tz lic h a u f s c h ie b e n d e W ir k u n g . Ich weise jedoch darauf hin, daß eine m it der Beschwerde an­ gefochtene Ausw eisungsverfügung nach Satz 2 des § 53 des Landesverwaltungsges. v. 30. 7. 1883 (G S. S . 195) sofort durchgeführt werden kann, wenn die A usführung nach dem Ermessen der Behörde ohne Nachteil für das Gemeinwesen nicht ausgesetzt bleiben kann. Dies ist, von Ausnahm esällen abgesehen, insbesondere dann stets anzunehmen, wenn ein A usländer wegen Verstoßes gegen die Bestimmungen der Ver­ ordnung des Reichspräsidenten über die Bestrafung von Z uw iderhandlungen gegen die Paßvorschriften v. 6. 4. 1923 (R G B l. I S . 249) gemäß Abschn. B I Zkff. 3 m e in e s ,A u sweisu-rgserl. ausgewiesen wird. Entsprechendes gilt, wenn die Beschwerde gegen eine die A ufenthaltserlaubnis ver­ sagende polizeiliche Verfügung eingelegt wird. Unerheblich ist dabei, ob die Ausweisung oder die Versagung der Aufent-

Aufenthaltsrecht.

47

G. Wenn auch durch vorstehende Richtlinien gegen­ über den im Inlands ansässig gewordenen Ausländern eine mildere Übung, als sie bisher verfolgt werden konnte, vorgeschrieben wird, so erwarte ich doch, daß gegen solche Ausländer, die sich nicht scheuen, das ihnen gewährte Gastrecht zu mißbrauchen, mit aller Schärfe, insbesondere unter Anwendung der Vd. des Herrn Reichspräs. v. 6. 4. 1923 über die Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die Paßvorschriften (RGBl. I S . 249), vorgegangen wird. Die Reg.-Präs. wollen die ihnen unterstellten Be­ hörden mit eingehender Anweisung unter besonderem H inw eis auf die große innen- und au ß en p olitiH altserlaubnis außer aus diesen noch au s anderen Gründen erfolgt. W enn in diesen F ällen der Beschwerde eine aufschiebende Wirkung nicht beigelegt wird, so gewinnt die Bestimmung des Abschn. C Ziff. I m eines Ausweisungserl. über die Festsetzung einer angemessenen Frist zur freiwilligen Abreise erhöhte Bedeutung." Diese Einschränkung der aufschiebenden W irkung der Be­ schwerde dürfte m it § 53 LVG. nicht in Einklang stehen. N u r wenn nach dem Ermessen der Behörde ein Nachteil im S in n e des § 10 II 17 ALR. durch die Aussetzung der Durch­ führung droht, kann ausnahm sweise die aufschiebende W ir­ kung der Beschwerde fortfallen. Ob die dem § 10 II 17 ent­ sprechenden Voraussetzungen vorliegen, ist in jedem Falle besonders zu prüfen. Eine A nordnung, daß diese V oraus­ setzungen stets bei Paßvergehen vorliegen, ist nicht möglich, da eine T atbestandsfrage nicht durch ministerielle Verfügung entschieden werden kann. Zudem ist nicht einzusehen, wes­ halb gerade bei den verhältnism äßig belanglosen Paßvergehen ein staatsgefährlicher Nachteil im S in n e des § 10 II 17 vor­ liegen soll, während bei viel schwereren Vergehen die grund­ sätzliche aufschiebende Wirkung der Beschwerde bestehen bleibt.

sche Bedeutung einer sachgemäßen Behandlung der Ausländer versehen. 2. Deutsch-tschechoslowakischer Notenaustausch über Ausweisuugsfrageu. ( M M B . 1923, S . 525, Bf. b. M d I . v. 7. 5. 1923.) Nachstehend wird der Notenwechsel zwischen dem A us­ w ärtigen Am t in B erlin und der Gesandtschaft der tschecho­ slowakischen Republik daselbst über die Behandlung der beiderseitigen Staatsangehörigen v. 2. 5. d. I . veröffentlicht. Nach dem zu diesem Notenwechsel gefertigten „Protokoll" soll durch die Bestimmung in Ziff. I Abs. 1 des Noten­ wechsels an den in den einzelnen Ländern bestehenden Ge­ setzen und Verordnungen über die Ausweisungen nichts ge­ ändert werden.. D ie auf G rund des Notenwechsels in ihren früheren A ufenthaltsort zurückkehrenden Angehörigen der bei­ den S ta a te n werden den zur Rückreise erforderlichen Sicht­ vermerk gebührenfrei erhalten; die Berechtigung zur E rla n ­ gung eines gebührenfreien Sichtvermerks wird von den tschechoslowakischen Staatsangehörigen durch Vorlegung der Ausweisungsverfügung oder einer von der zuständigen deut­ schen Behörde gleichzeitig m it der Rückkehrerlaubnis auszu­ stellenden Bescheinigung nachgewiesen werden. D ie Abmachungen zwischen den beiden Regierungen sind am 2. 5. d. I . in K raft getreten. Anlage.

Notenwechsel v. 2. 5. 1923 — II Ts. 1517.

E uer usw. beehre ich mich vereinbarungsgem äß zu bestä­ tigen, daß auf G rund der Verhandlungen zwischen V ertretern der deutschen Neichsregierung und der Regierungen der betei­ ligten deutschen Länder, nämlich P r e u ß e n s , B a y e r n s , S a c h s e n s und W ü r t t e m b e r g s , einerseits und den Ver­ tretern der Regierung der tsc h ech o slo w ak isch en R e p u b lik anderseits über die Behandlung der beiderseitigen S ta a ts ­ angehörigen Einverständnis über nachstehende Punkte besteht: I. E s besteht Einverständnis darüber, daß künftig A us-

Aufenthaltsrecht.

49

Weisungen n u r dann verfügt werden, wenn das Verbleiben des A usländers geeignet sein würde, die öffentliche Ordnung oder Sicherheit des A ufenthaltsstaates zu gefährden. Ausweisungen lediglich au s allgemeiner Rücksicht auf den W ohnungsm arkt und die E rnährungslage des A ufenthalts­ staates finden nicht statt. Angehörige des -anderen S ta a te s dürfen nicht lediglich deswegen ausgewiesen werden, weil sie in dem A ufenthaltsstaat beschäftigungslos geworden sind, sofern sie Ln diesem S ta a te Anspruch auf Erwerbslosenunterstützung (Arbeitslosenunter­ stützung) haben oder im Bedürftigkeitsfalle haben würden, oder sofern sonstwie ihr Lebensunterhalt aus erlaubte Weise gesichert ist. II. E s . besteht E inverständnis darüber, daß die in der Zeit v. 1. 7. 1922 bis zum 30. 4. 1923 verfügten Ausweisungen aus Ansuchen der Betroffenen rückgängig gemacht werden, falls die Ausweisungen aus anderen als den unter Ziff. I künftig zulässigen Gründen verfügt worden sind. III. Tschechoslowakischen S taatsangehörigen, die sich am 30. 4. 1923 in Deutschland aufhalten, ohne daß ihnen der A ufenthalt zu diesem Zeitpunkt gestattet w ar, und die hier eine gesicherte wirtschaftliche Existenz haben, soll aus A ntrag der A ufenthalt nachträglich gestattet werden, es sei denn, daß ein Ausw eisungsgrund nach Ziff. I vorliegt. U nter den gleichen Voraussetzungen wird im F alle einer hierbei etwa gestellten Frist aus A ntrag der A ufenthalt weiter gestattet werden. Tschechoslowakischen S taatsangehörigen, die in der Zeit vom 1. 7. 1922 bis 30. 4. 1923 aus Deutschland nach der tschechoslowakischen Republik zurückgekehrt sind, weil ihnen der A ufenthalt nicht gestattet worden w ar, soll die von ihnen beantragte Rückkehr nach Deutschland nicht deshalb versagt werden, weil sie sich früher in Deutschland gegen paß- oder fremdenpolizeiliche Vorschriften vergangen haben. A nträge im S in n e des Abs. 1 Satz 1 und des Abs. 2 müssen spätestens am 31. 8. 1923 dem A usw ärtigen Amt in B erlin auf diplomatischem Wege zugegangen sein. IV. Die tschechoslowakische Negierung wird die seit dem 1. 3. 1923 verfügten Ausweisungen deutscher Reichsangehöriger auf deren A ntrag sofort aufheben, sofern nicht in der Person Fraustädter-Krentzberger, Deutsches Ausländerrechl. 4

50

Aufenthaltsrecht und Ausweisungsvollziehung.

des A ntragstellers zur Z eit des Erlasses der Ausweisungs­ verfügung besondere G ründe vorlagen, welche die Aufrecht­ erhaltung der Ausweisung au s Gründen der öffentlichen O rd­ nung oder Sicherheit der tschechoslowakischen Republik recht­ fertigten. Die A nträge können auf diplomatischem Wege oder unm ittelbar beim tschechoslowakischen M inisterium des I n n e rn gestellt werden. Die tschechoslowakischen Vertretungsbehörden in Deutschland werden den in Betracht kommenden deutschen Reichsangehörigen, bei denen die Ausweisungen nicht gleichzeitig aus G ründen der öffentlichen O rdnung oder Sicherheit der tschechoslowakischen Republik verfügt worden sind, nach Ablauf von fünf Tagen nach dem In k ra fttre te n der gegenwärtigen Abmachungen aus A n trag den Sichtvermerk zur Rückreise nach der tschechoslo­ wakischen Republik erteilen und die tschechoslowakische Regierung wird dem A ufenthalt der betreffenden deutschen Reichsange­ hörigen in der tschechoslowakischen Republik bis zur endgül­ tigen Entscheidung über ihre Anträge kein H indernis bereiten.

3. Aufhebung der Aufenthaltsbeschränkungen deutscher Rückwanderer aus Amerika. (Bf. d. M d I. v. 9. 8. 1922 (M BliV. S . 823).) Durch die RdErl. v. 9. 9. 1885 — II 9463 (nicht ver­ öffentlicht) und v. 1. 2. 1901 — I l b 4835 II (M B liB . S . 100), welche s. Zt. im Einvernehmen m it dem Herrn Reichskanzler und dem Preuß. Herrn Kriegsminister heraus­ gegeben worden sind, ist angeordnet, daß allen als Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika in das In lan d zu­ rückkehrenden früheren Reichsangehörigen, die ihren inlän­ dischen Militärpflichten nicht nachgekommen waren, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sie die Reichsangehörigkeit durch Entlassung oder auf anderem Wege verloren hatten, nur ein zeitlich begrenzter, nach Lage des Falles auf Wochen, oder M onate zu bestimmender Aufenthalt zu gestatten sei. Da diese Maßnahmen seinerzeit in der Hauptsache in Abwehr der durch die Auswanderung zu befürchtenden Schädigung der Wehrmacht getroffen waren, werden sie nun unter den

Aufenthaltsrecht. veränderten halten.

jetzigen

Verhältnissen

nicht mehr

51 aufrechter­

4. Fremdenpolizeiliche Behandlung von Angehörigen der Staaten, im Verhältnis zu denen ein Sicht­ vermerkszwang nicht besteht. (RdErl. d. M d I. v. 4. 11. 1925 — IV c 5278 (M BliV. S . 1179).) Angehörige solcher Staaten, im Verhältnis zu denen ein Sichtvermerkszwang nicht besteht (vgl. RdErl. v. 27. 5.1925 — IV E 297, M BliV. S . 651, v. 8. 6. 1925 — IV E 319, M BliV. S . 683 und v. 5. 8. 1925 — IV E 435, M BliV. S . 867), können nunmehr lediglich auf Grund gültiger Heimatpässe ein- und ausreisen. Sie bedürfen da­ her auch zur Einreise nach Preußen keiner polizeilichen Zu­ zugsgenehmigung mehr. Durch die Aufhebung des Sicht­ vermerkszwanges ist aber an den landesrechtlichen Vorschriften über Aufenthalt usw. nichts geändert worden. M it Rück­ sicht auf die Ziff. VI, VII, XI u. XII der Preuß. Ergänzungs­ best. zu § 52 der Paßbek. (vgl. RdErl. v. 22. 9. 1924 — IV E 564, M BliV. S . 933) haben Personen der bezeichneten Art eine besondere Aufenthaltserlaubnis nachzusuchen, wenn sie einen vorübergehenden Aufenthalt von mehr als 6 Mo­ naten oder dauernde Übersiedelung oder die Aufnahme von Arbeit gegen Entgelt ohne Rücksicht auf die Dauer des Auf­ enthaltes beabsichtigen. Die vorbezeichneten Preuß. Ergän­ zungsbest. zu § 52 der Paßbek. sowie der RdErl. v. 14. 4. 1925 — IV E 205 (M BliB. S . 473) finden entsprechende Anwendung. Ob und welche Gebühren für die Erteilung solcher Aufenthaltserlaubnis zu erheben sind, bestimmt sich nach dem RdErl. v. 20. 6. 1924 — IV c 5208 II (M BliV. 5 . 683/84).

52

Anfenth altsrecht und Ausweisungsvollziehung.

5. Fremdenpolizeiliche Behandlung norwegischer Staatsangehöriger. (R dE rl. d. M d I . v. 19. 12. 1925 — IV 6 5247 II, M B W . S . 1305.) Zwischen der Deutschen und der Norwegischen Regierung ist eine vorläufige V ereinbarung dahin getroffen worden, daß Angehörigen des einen S ta a te s, die zurzeit m it Poli­ zeilicher E rlaubnis in dem Gebiete des anderen S ta a te s wohnen und sich dort in fester S tellung befinden oder sonst über legitim e Q uellen des Lebensunterhaltes verfügen, der weitere Aufenthalt nicht wegen der W ohnungsnot oder der Lage des Arbeitsmarktes verweigert werden soll. Personen, denen die A ufenthaltserlaubnis unter der ausdrücklichen Vor­ aussetzung n u r vorübergehenden Verbleibs im Lande erteilt worden ist, sollen von dieser Regelung ausgenommen sein. Die Norwegische Regierung hat gleichzeitig zugesichert, daß deutsche S taatsangehörige in Norwegen künftig m it tu n ­ lichster Rücksicht behandelt werden würden, und gebeten, auch den norwegischen Staatsangehörigen in Deutschland ein ent­ sprechendes Entgegenkommen zu beweisen. Ich ersuche daher, norwegischen Staatsangehörigen gegenüber diesem Wunsche und den getroffenen Vereinbarungen gemäß zu verfahren.

6. Behandlung der Missionare der Mormonen. (Vf. d. M d I .

v. 20. 11. 1922 — IV b 3366 S . 1124).)

(M B liV .

Durch meine Erlasse v. 26. 4. 1853 — A I 3381, 9. 1. 1903 — I b 4451 und 23. 3. 1904 — I b 311 (nicht ver­ öffentlicht) ist angeordnet, daß gegen die Abgesandten der Kirche Je su Christi der Heiligen der letzten Tage (M or­ monen) in allen F ällen m it Ausweisung vorzugehen ist. Diese Anordnung läßt sich heute nicht mehr aufrecht erhalten. I m Einvernehm en m it dem A usw ärtigen Amt, dem Herrn Reichsminister des I n n e rn und dem preuß. Herrn M inister

für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ordne ich daher folgendes an: Lediglich die Tatsache, Missionar der Mor­ monen im Staate Utah zu sein, rechtfertigt nicht die Aus­ weisung als lästiger Ausländer. Es ist vielmehr von F all zu F all zu prüfen, ob der Missionar etwa durch sein Ver­ halten als lästiger Ausländer sich erweist. Trifft dies zu, so ist gegen ihn nach Maßgabe meines RdErl. v. 21. 10. 1921 — IV d 3746 (M B liB . S . 372) i) die Ausweisung an­ zuordnen.

ii. Auswrisungsvollrirhung. 1. Vorschriften des Bundesrats, betr. die Vollziehung der Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs­ gebiet ans Grund der §§ 39, 2842) und 362 des Strafgesetzbuches vom 10. Dezember 1890. (Zentralblatt S . 378.)

§ 1. Die Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet auf Grund der §§ 39, 284 und 362 des Strafgesetzbuchs erfolgt entweder: 1. mittels Transports (§§ 3— 7) oder 2. durch Erteilung eines Zwangspasses (§§ 8— 12) oder 3. durch Bekanntmachung der Ausweisungsverfügung (§ 13). § 2. Die A rt der Vollziehung (§ 1) wird durch die ausweisende Behörde bestimmt, welche dabei zu beachten hat, inwieweit es mit Rücksicht auf internationale Bezie­ hungen erforderlich ist, zunächst mit ausländischen Be­ hörden eventuell auf diplomatischem Wege behufs Über­ nahme der Auszuweisenden in Verbindung zu treten. 1) Jetzt ersetzt durch Erl. b. 24. 8. 1923, oben S. 17. 2) Sinngemäß zu ergänzen: § 285 a.

Ist anzunehmen, daß der Ausgewiesene der Auswei­ sung nicht ohne Anwendung körperlichen Zwanges Folge leisten werde, so ist die Ausweisung im Wege des Trans­ ports zu vollziehen. Ausweisung mittels Transports. § 3. Soll die Ausweisung durch Transport erfolgen, so hat die ausweisende Behörde die Transportrichtung, insbesondere die Reichsgrenzstation festzusetzen, nach wel­ cher der Transport zu leiten ist, auch, sofern sie die Voll­ ziehung nicht selbst übernimmt, die damit beauftragte Be­ hörde zu bezeichnen. Die Reichsgrenzstationen werden auf Vorschlag der beteiligten Bundesregierungen durch den Reichskanzler bestimmt und unter Angabe der für dieselben zuständigen Grenzpolizeibehörden im Zentralblatt für das Deutsche Reich bekannt gemacht. Soll der Transport nicht nach dem Heimatstaate der Ausgewiesenen gerichtet werden, so ist die Bestimmung der Landeszentralbehörde einzuholen. Die Genehmigung der letzteren ist außerdem erforder­ lich, wenn der Transport auf dem Seewege erfolgen oder durch das Gebiet eines außerdeutschen Staates geleitet werden soll. § 4. Die vollziehende Behörde hat die Ausweisungs­ verfügung dem Auszuweisenden bekannt zu machen und seine Überführung an die Reichsgrenze zu veranlassen. Sie hat einen Transportzettel auszustellen, welcher ent­ hält: 1. Vor- und Zunamen, Stand oder Gewerbe, Alter, Geburtsort, Staatsangehörigkeit, den etwa ermittelten

ausländischen Wohnort und ein Signalement des Aus­ gewiesenen; 2. bot Grund der die Ausweisung veranlassenden ge­ richtlichen Bestrafung, das Datum der Ausweisungsver­ fügung, die Bezeichnung der ausweisenden und der voll­ ziehenden Behörde; 3. die Transportrichtung, insbesondere die festgesetzte Reichsgrenzstation (§ 3), sowie die voraussichtliche Zeit des Eintreffens daselbst. 4. Das Ersuchen an sämtliche Polizeibehörden, die Vollziehung des Transports zu unterstützen. § 5. Der Transportzettel ist doppelt auszufertigen; die eine Ausfertigung ist dem Transportführer einzu­ händigen, die andere der Grenzpolizeibehörde zu über­ senden, welche für die festgesetzte Reichsgrenzstation (§ 3) zuständig ist. § 6. Die Grenzpolizeibehörde hat den Ausgewiesenm auf die strafrechtlichen Folgen der verbotswidrigenRückkehr (§ 361 Nr. 2 StG B .) hinzuweisen und seinen Übertritt über die Reichsgrenze, geeignetenfalls durch Übergabe an die Behörde des ausländischen Staates, zu bewirken. Demnächst hat sie die Ausfertigung des Transport­ zettels mit der Bescheinigung zu versehen, daß der Aus­ gewiesene auf die strafrechtlichen Folgen der verbots­ widrigen Rückkehr hingewiesen worden ist, sowie daß und zu welchem Zeitpunkte er die Reichsgrenze überschritten hat. War dem Ausgewiesenen der Seeweg vorgeschrie­ ben, so ist die Bescheinigung dahin zu fassen, daß und zu welchem Zeitpunkte der Ausgewiesene die Seereise an­ getreten hat. Die eine Ausfertigung des Transport­ zettels ist, nachdem ihre Ablieferung dem Transportführer

56

Aufenthaltsrecht und A usw eisungsvollziehung.

bescheinigt worden, bei der Grenzpolizei zurückzubehalten, die andere an die vollziehende Behörde zurückzusenden. § 7. Treten Umstände ein, welche die Ausführung des bereits eingeleiteten Transports hindern, so ist der Ausgewiesene der nächsten Ortspolizeibehörde zu über­ geben. Diese hat ihn in Gewahrsam zu nehmen und ohne Verzug die vollziehende Behörde zu benachrichtigen. Handelt es sich um Behörden verschiedener Bundes­ staaten, so ist die Ortspolizei berechtigt, den Ausgewiese­ nen der vollziehenden Behörde wieder zuzuführen, so­ fern nicht binnen angemessener Frist anderweite Anord­ nung über den Vollzug der Ausweisung getroffen wird. A u sw eisu n g durch E r te ilu n g ein es Z w a n g sP a sses^ ^ Reiseansweise. RdEvl. d. M d I . v. 19. 2. 1926 — IV c 5330 11/25. (M BliV. S . 167). Durch RdEvl. v. 4. 2. 1908 — II b 5932 (nicht veröffentl.) ist vorgeschrieben worden, daß für die Fälle, in betten der P ol.-B ehörde ein Recht zum T ran sp o rt nicht zusteht, in denen eine Person aber der polizeilichen Aufmerksamkeit und Unterstützung auf dem ihr vorgezeichneten Reisewege emp­ fohlen werden soll, statt des Zwangspasses ein „R eiseausw eis" auszustellen sei. D as Muster eines solchen ist sodann durch R dE rl. v. 12. 10. 1908 — II b 4660 (nicht veröffentl.) be­ kanntgegeben worden. Schon aus die m it dem RdE rl. v. 4. 2. 1908 veranstaltete Umfrage über die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der E inführung eines für die gedachten F älle an S telle des Zwangspasses zu verwendenden besonderen F o r­ m u lars haben die meisten Reg.-Präs. allerdings bereits dar­ auf hingewiesen, daß sie die E inführung dieses F o rm u lars nicht für erforderlich hielten. D a ein Neudruck notwendig wird, bedarf die Frage, ob zur Beibehaltung des F o rm u lars für die Reiseausweise überhaupt noch ein B edürfnis besteht, der noch­ m aligen P rü fu n g . Ich ersuche daher, bis zum 1. 4. 1926 sich

§ 8. Soll die Ausweisung mittels Zwangspasses er­ folgen, so hat die ausweisende Behörde die Reichsgrenz­ station zu bestimmen, über welche der Ausgewiesene sich in das Ausland zu begeben hat und, sofern sie die Voll­ ziehung nicht selbst übernimmt, die damit beauftragte Be­ hörde zu bezeichnen. Die Vorschrift im § 3 Abs. 3 und 4 findet ent­ sprechende Anwendung. § 9. Die vollziehende Behörde hat dem Auszuweisen­ den eine Verfügung (Zwangspaß) zu behändigen, welche enthält: 1. Vor- und Zunamen, Stand oder Gewerbe, Alter, Geburtsort, Staatsangehörigkeit, den etwa ermittelten ausländischen Wohnort und ein Signalement des Aus­ gewiesenen; 2. den Grund der die Ausweisung veranlassenden ge­ richtlichen Bestrafung, das Datum der Ausweisungsver­ fügung, die Bezeichnung der ausweisenden und der voll­ ziehenden Behörde; 3. die Auflage an den Ausgewiesenen, über eine be­ stimmte Reichsgrenzstation sich in das Ausland zu bege­ ben und sich zu diesem Zweck binnen einer bestimmten Frist unter Vorlegung des Zwangspasses bei der darin bezeichneten Grenzpolizeibehörde zu melden, sowie die An­ drohung, daß bei Nichterfüllung dieser Auflage nach seinem Verbleibe geforscht werden würde und er im Be­ tretungsfalle seine Festnahme und die Ausweisung im Wege des Transports zu gewärtigen habe; hierzu zu äußern und dabei zugleich anzugeben, ob und in welchen Fällen bei Inländern und Ausländern die Reise­ ausweise bisher angewendet worden sind.

4. bett Hinweis auf die strafrechtlichen Folgen der verbotswidrigen Rückkehr. Eine Wschrift des Zwangspasses ist unter Beifü­ gung der sonstigen Legitimationspapiere des Ausgewiese­ nen der Grenzpolizeibehörde zu übersenden, welche für die festgesetzte Reichsgrenzstation zuständig ist. § 10. Die Grenzpolizeibehörde hat nach Meldung des Ausgewiesenen dafür Sorge zu tragen, daß er sich in das Ausland begibt; sie hat, daß dies geschehen, auf der Abschrift des Zwangspasses zu bescheinigen und diese der vollziehenden Behörde zurückzusenden. § 11. Erfolgt die Meldung nicht rechtzeitig, so ist dies ungesäumt der vollziehenden Behörde mitzuteilen, welche wegen Ermittelung des Aufenthalts des Ausgewiesenen und Herbeiführung der Ausweisung im Wege des Trans­ ports das Geeignete zu veranlassen hat. § 12. Wird ein Ausgewiesener unter Umständen be­ troffen, aus welchen sich ergibt, daß er die in dem Zwangspaß ihm auferlegten Verpflichtungen nicht er­ füllt hat, so ist er in Polizeilichen Gewahrsam zu nehmen und demnächst die Ausweisung mittels Transports zu vollziehen. Der Transport wird in dringenden Fällen von der Polizeibehörde des Ergreifungsortes, sonst von der­ selben vorgesetzten Landespolizeibehörde angeordnet. Der Behörde, von welcher der Zwangspaß ausgestellt ist, ist in jedem Falle ohne Verzug Mitteilung zu machen. Ausweisung durch Bekanntmachung der Aus­ weisungsverfügung. § 13. Soll die Ausweisung durch Bekanntmachung der Ausweisungsverfügung erfolgen, so ist in der letzteren

dem Auszuweisenden aufzuerlegen, sich sofort oder Binnen einer zu bestimmenden Frist über die Reichsgrenze in das Ausland zu Begeben. Die Verfügung ist dem Auszuwei­ senden unter Hinweis auf die strafrechtlichen Folgen der verbotswidrigen Rückkehr mit der Verwarnung schrift­ lich zuzufertigen oder zu Protokoll zu eröffnen, daß, wenn er nach dem darin angegebenen Zeitpunkte innerhalb des Reichsgebiets betroffen werde, er seine Festnahme und seine Ausweisung im Wege des Transports zu gewärti­ gen habe. Kommt der Ausgewiesene der Verfügung nicht nach, so finden die Bestimmungen des § 12 entsprechende An­ wendung. Anzeige der erfolgten Ausweisung an den Reichskanzler. § 14. Von jeder auf Grund der §§ 39, 284 und 362 des Strafgesetzbuchs gegen einen Ausländer verfügten Ausweisung aus dem Reichsgebiet hat die ausweisende Behörde sofort demReichskanzler (Reichsamt desJnnern) behufs Veröffentlichung im Zentralblatt für das Deutsche Reich Mitteilung zu machen. Die Mitteilung erfolgt unter Übersendung einer Ab­ schrift der Formel des der Ausweisung zugrunde liegen­ den gerichtlichen Urteils, sowie einer Abschrift des dis­ positiven Teils der Ausweisungsverfügung, aus welcher Vor- und Zuname, Stand oder Gewerbe, Alter, Ge­ burtsort, Staatsangehörigkeit und der etwa ermittelte ausländische Wohnort des Ausgewiesenen ersichtlich sein sott1)i) Hierzu: RdErl. d. M d I.