Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahre 1813 ; von einem Augenzeugen


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Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahre 1813 ; von einem Augenzeugen

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Darstellung

der

Ereignisse in

im

Jahr

Dresden ,

1813 .

Bon

einem Augenzeugen.

Dresden , in der Arnoldiſchen

1816. Buchhandlung.

H

IS

B

T RI

ཧཱ། ན Napoleons

in F Fel d z ugin.

im Jahr

Sachsen

18 13.

Ergänzungsband;

enthaltend eine ausführliche Darstellung der Ereignisse in Dresden , vom Anfange des Märzes bis zur Uebergabe der Stadt im November.

Nachricht für den Käufer.

Die zweite verbesserte Auflage von Napoleons Feldzuge in Sachsen von O. Freiherrn von Odeleben. ist in allen Buchhandlungen broſchirë für 1 Thlr. 12 Gr. zu bekommen. Die gegenwärtige Darstellung der Ereigniſſe in Dresden, als Ergänzung desselben , kostet broschirt ↑ Thlr. Zur leichtern veranschaulichenden Uebersicht ist ein neuer großer Plan von der Stadt und den Umgebungen , mit allen in diesem Werke beschriebenen innern und äußern Befestigungen und einer kleinern Charte von der umliegenden Gegend , 4 Meilen im Umkreise , von J. G. Lehmann , durch alle Buchhandlungen zusammen für 1 Thlr. zu bekommen. Doch müssen die Bestellungen ausdrücklich geschehen, weil wegen leichter Beschädigung nur auf bestimmtes Verlangen der Handlungen Exemplare versendet wer den, von der

Arnoldischen Buchhandlung in Dresden.

Erster

Abschnitt.

Als der Vizekönig von Italien aus den preußis schen Ländern aufbrach und sich nach der Elbe zog, hatte sich auch die Heerabtheilung des französischen Feldherrn Reynier, die aus Franzosen , Sachs fen und Baiern bestand , nach dem rühmlichen Kampfe bei Kalisch ,

den sächsischen Grenzen ges

Alles verkündigte , daß sich das französis nähert. sche Heer an die Elbe lehnen sollte , um die neue Kriegsmacht zu erwarten ,

welche der Kaiser im

Innern seines Reiches sammelte und ausrüstete, und mit banger Ahnung fürchteten Sachsens Bea ihr schönes , von der Geißel des Kries berührtes, Land möchte der Schau wenig ges noch

wohner ,

Mehre feste plak des erneuten Kampfes werden. Stühpunkte an der Elbe begünstigten eine. kräftige Vertheidigung der Stromufer. Magdeburgs Wälle schüßte eine· starke Besagung ; die neue Festung Torgau, schon mit guten Außenwerken umgeben, und neuerlich noch mit Schanzpfählen eingeschloss fen ,

war start genug ,

wenigstens einen raschen

Angriff abzuwehren, und , um auch den wichtigen Uebergangspunkt het Wittenberg zu sichern , wur: 20

den die ziemlich verfallenen Wälle des friedlichen Lehrsizes mit Gefchüß bepflanzt ,

durch eine zahls

reiche Befaßung geſchüßt , und zur Vertheidigung der Elbebrücke Verschanzungen angelegt. In den Zwischenräumen dieser Festungen , von Magdes burg

aufwärts an beiden Elbufern , standen noch

immer ansehnliche Heerhaufen , von kriegskundigen Feldherrn angeführt. Der Vortrab der russischen Heere hatte sich. indeß den fächsischen Grenzen genähert , in den letzten Tagen Oberst

Brendi

des Februars

mit

einigen

und schon

machte

hundert

der

Kofacken

einen Streifzug in die Oberlausiß und beseßte die Grenzstar Lauban , während der Graf Reynier sich von Sorau nach Baußen wandte , sich an dem Ufer der Spree aufzustellen. Ereignisse

bewogen

den

König

von

um Diese

Sachsen ,

seine Hauptstadt zu verlassen. Am 23. des Fes bruars erließ er eine Bekanntmachung , worin er feine Entfernung ankündigt , ſeinen Entſchluß ausspricht , dem politiſchen Systeme , welchem er feit fechs Jahren sich angeschlossen und dem der Staat feine Rettung bei den drohendsten Gefahren vera. dankt habe , treu zu bleiben , und seine Unters -7 thanen ermahnt , durch ein ruhiges , mit seinen des T Landes Wohl bezweckenden Gesinnungen und Absichten übereinstimmendes ,

Betragen den alten

Nuhm des · ſächsischen Volkes zu ward zugleich die

Einsetzung

behaupten.

einer ,

andern Staatsbehörden unabhängigen ,

von

Es allen

beſondern

Behörde verordnet ,

welche in allen Angelegenhei

ten , die der Kriegszustand herbei führen könnte, Verfügungen geben , über die Erhaltung der Ruhe im Innern des Landes wachen , und in allen Fåls len,

wo schleunige Entscheidung nothwendig sein das Beßte des · Landes besorgen sollte. *)

möchte,

Diese Immediat - Kommiſsion bestand dem

Konferenzminister von

Vorsik führte, von

Globig ,

dem Oberkammerherrn ,

aus

der den Freiherrn

Friesen , dem geheimen Rathe und Diz

rektor des ersten

Departements des

Finanzkolle.

giums , Freiherrn von Manteuffel, und dem geheimen Finanzrathe von Zesch wiß.

Am Mor-

gen des 25sten Februars reiste der König mit der Königinn und

der Prinzessinn August a nach

Plauen im Voigtlande ,

wohin drei Tage früher

feine Brüder mit ihren Familien ihm voran gegans gen waren. Schon einmahl hatte sein Volk unter ähnlichen Umständen ihn scheiden sehen, aber die Verhältnisse waren jest so ganz anders , daß es mit unruhigen Besorgnissen , welche der Blick in die finster verhüllte Zukunft erweckte , schaute ,

und

Hoffnung ,

ihm nach.

im

ersten Augenblicke schien die • er werde auch diesmahl das ihm ans

vertraute Schiff sicher durch die empörten Wogen Jeiten ,

nicht alle Gemüther beruhigen zu können.

Von dem königlichen Hause blieb allein des Königs Tante, Prinzessinn Elisabeth , # 2 Beilage I.

in der Haupts.

stadt zurück,

wo sie auch in der Folgezeit , dent

Wechsel mannigfaltiger Schicksale ,

Gefahren und

Sorgen mit den Bewohnern theilend , verweilte. Schon begannen traurige Bilder des Krieges

vorüber zu ziehen. Die Spitåler der kranken Sachs sen und ihrer Verbündeten , die in den bedauerns, würdigſten Umständen aus Polen heimgekehrt was ren, wurden bei der Annäherung der Russen von Borau weggeführt und ins Innere des Landes gebracht.

Jedes Herz zerriß der Anblick dieſer Uns glücklichen , welche , von tödlichen Fiebern ergrifs

fen, oder mit erfrornen oft schon brandigen Gliea dern ,

kaum nothdürftig bekleidet , dem Einflusse der rauhen Witterung ausgefeßt, auf offenen , oder Halbbedeckten Wagen gefahren wurden , und bei der leiſeſten Berührung ein lautes Schmerzgeschrei auss stießen. Da sah man nicht selten "auf dem Strohlager des engen Wagens den Sterbenden neben dem Glücklichern liegen ,

den

der

Tod von seis

nem Jammer erlöset hatte.

Wohl mußte man bei dem Anblicke solches Elends laut den Wunsch des-

edlen Faust wiederhohlen , daß Krieg führende Mächte, durch unverbrüchliche Uebereinkunft , die Kriegsspitåler für neutral und unantastbar erkläe ren möchten , damit der unglückliche Krieger , der bas kostbarste Menschengut zum Opfer gebracht, felbst bei der Annäherung feindlicher Heere ruhig gepflegt werden , oder ruhig sterben könnte. Die Verbreitung des ansteckenden Stoffes , Kranke mitbrachten ,

den viele

erweckte in manchen Theilen

bes Landes neue Besorgnisse, neue Noth.

Schon

Außerten sich in den Gegenden , durch welche die Kranten geführt wurden , von den Grenzen der Laufik bis nach Leipzig , bedenkliche Spuren der. Ansteckung und große Sterblichkeit , und in mehren Städten wurden die thätigsten Aerzte die ersten Opfer ihres menschenfreundlichen Pflichteifers. Auch in Dresden zeigten sich solche Spuren , aber unges achtet der drohenden Gefahr wurden die Kranken, welche in der Neustadt und vor dem schwarzeń: Thore in großer Anzahl lagen , so häufig von den theilnehmenden Bewohnern besucht , daß obrigkeits liche Verfügungen nöthig waren , um die Verbreis tung der Ansteckung zu verhüten, welche durch dieſe Megungen des Mitleids leicht befördert werden fonnte. *) Dresden hatte keine Besaßung.

Das Gars

deregiment zu Fuß war zum Theil auf die Fes ftung Königstein, wohin man die Schäße des Hor fes ,

einige öffentliche Kaffen und die kostbarsten

Gemählde zum gen.

der Bildergalerie gebracht hatte ,

und

Theil mit dem Könige nach Plauen gezos Die Zöglinge der Artillerieſchule wurden

nach Torgau geführt ,

wo Alles gesammelt ward,

was sich von der fächſiſchen Kriegsmacht noch im Lande befand , und durch die, erst im Februar angeordnete, Aushebung von fünftausend Mank

* Beilage II.

war verstärkt worden.

Nur ein Theil der Hufas

rén und die, früher aus Polen zurückgekommene, in kurzer Zeit neu gerüstete , schwere Reiterei , die Kurassiere von der Garde und vom Regiment 3as strow , standen in der Nähe der Hauptstadt , wo die lehten am 26. des Februars einzogen. Einige Abtheilungen derselben rückten darauf nach Baus zen vor ,

um Beobachtungsposten zu bilden , eine

blieb in Dresden und die übrigen folgten dem Kội nige nach Plauen. Es waren mehre Tage unter diesen Vorspielen ernster Ereignisse vergangen , als am 7. des Mårs zes der Divifionsgeneral Reynier , der zehn Tage am linken Ufer der Spree gestanden , feinem Stabe in Dresden ankam.

mit

Am folgenden

Tage, in der Zeit , als die laufihiſchen Städte, Guben , Sorau und Lauban, von den Russen befekt waren ,

rückte seine Heerabtheilung in die Haupts

stadt ein , und wurde theils in die umliegenden Dörfer am linken Stromufer , theils in die Neus Fadt vertheilt, wo in manchen Häusern über achts ig Mann lagen. Die Heerabtheilung bestand nur " noch aus C Franzosen und Sachsen , höchstens 3500 Mann , da der Oberbefehlshaber die mit ihm vers einigten Baiern , gegen 1400 Mann , unter dem General von Rechberg ,

schon früher über Kör

#igsbrück entfendet hatte , um die Brücke bei Mets fen zu vertheidigen, wo sie am 3ten des Marzes ans gekommen waren.

Die Abtheilung fächsischer Reiz

terei , welche der General von Liebenau , unaba

hängig von Reynier's Befehlen, anführte, hatte fich gleichfalls wieder bei Dresden vereinigt. Der französische Feldherr schien entschlossen zu fein , die beiden Uebergangspunkte an der obern Elber vertheidigen , obgleich Meißen ganz ohne Schuhmittel und die Befestigung der Hauptstadt größtentheils zerstört war.

Schon am Tage nach

feiner Ankunft wurden Vorbereitungen zur

Vers

theidigung des wichtigen Uebergangspunktes bet Dresden gemacht. Der Oberbefehlshaber besich. tigte die Umgebungen der Neustadt, die rings mit Schanzpfählen

eingeſchloſſen war,

Wälle der Altstadt

wurde

Geschütz

und auf die aufgefahren,

welches die Brücke und das rechte Stromufer bestreis chen konnte. So wie man früher an der untern Elbe alle Fahrzeuge an das linke Ufer gebracht, so wurden nun auch von Meissen aufwärts alle Kähne, Fahrzeuge und Flöße , welche die Eigenthümer nicht verborgen hatten ,

theils vom rechten Ufer wegges

führt, theils sogleich verſenkt.

Am 9. des Mårzes,

zu der selbigen Zeit , als der Vizekdnig von Italien mit dem französischen Hauptheere in der Gegend von Leipzig angekommen war , verließ der französische Gesandte Dresden , zu folgen.

um dem Könige nach Plauen

In den Nachmittagsstunden dieses Tas

ges fing man an, über dem vierten Pfeiler der Brücke, nach der linken Elbseite hin , das Pflaster aufzu reissen.

Alsbald verbreiteten sich Besorgnisse über

das Schicksal, welches dieser berühmten Zierde der Hauptstadt zu drohen schien.

Manche zwar tröster

ten sich mit der Bermuthung , daß man nur die Abs ficht habe, die Brücke mit einem Pfahlwerke zu verwahren und eine Stückbettung aufzuwerfen , um den Uebergang zu wehren ; andere ahneten aber das Schlimmste, es möge die Sprengung einiger Bögen Auch fing man des prächtigen Bauwerks gelten. schon an , die kranken Krieger , welche kaum einige Tage Ruhe genoſſen hatten , aus den Spitälern auf dem rechten Elbufer nach der Altstadt hinüber zu schaffen , und dieß schien noch mehr die Besorgniß zu rechtfertigen, daß beide enge verbundenen Stadts theile bald getrennt und ihre Bewohner durch den Versuch einer standhaften Vertheidigung dieser Stels lung in vielfache Noth gebracht werden könnten. Am Morgen

des folgenden Tages gab ein

zufälliges Ereigniß Veranlassung zum

Ausbruche

der Stimmung , welche durch jene Besorgnisse uns ter einem Theile der Bewohner war geweckt wor den ,

und wohl auch Nahrung erhielt durch die

Meinung , daß Frankreichs Macht sich nicht wieder erheben könnte. Ein sächsischer Husar und ein Betrunkener franzöſiſcher Soldat geriethen in Streit auf der Brücke nicht weit von dem aufgerissenen Pflaster ,

wo seit dem vorigen Abende gewöhnlich

Haufen neugieriger Menschen sich sammelten , die aber selten mehr wagten, als leise zu murren, oder ihre Besorgnisse sich mitzutheilen. Die Streitens den kamen zu Thätlichkeiten , und das Volk nahm mit lautem Lårm die Partei des Huſaren. Ein französischer Offizier, der eben vorüber ging, drångte

sich hinzu , erfahren ,

um die Veranlassung des Lárms zu

und

den

gemißhandelten

Betrunkenen

entfernen zu lassen. Da wandte sich gegen ihn als lein der wüthende Haufe mit Schimpfworten und Beleidigungen , bis die Bürgerwache herbei kam, ihn aus einander zu treiben ,

und die Beranlasser

des Aufstandes wegzuführen. Die Arbeiten auf der Brücke wurden indeß ernstlicher fortgefekt , und Werkleute, fingen an ,

beſchüßt , zu graben.

von Wachen

tiefer in den Pfeiler hinab

Es sammelten sich

in den Nachmite

tagſtunden am Eingange der Brücke immer zahlreis chere Zuschauer, welche anfangs nur neckend die Arbeiter hinderten , steckten ,

indem sie die Meßstäbe vers

die über den Weg gezogene Schnur vers

oder im Zählen und Ausrechnen zu stds ren suchten. Die fächsischen Offiziere , welche das

wirrten ,

hinderliche Gedränge abwehren wollten ,

wurden

Endlich wagten es die Kühnsten, sich der Arbeit zu widersehen. Man riß den Werkleus

nicht gehört.

ten Spaten und Hacken aus den Hånden , drängte die Schildwachen zurück,

und

ein französischer

Offizier, der den Degen gegen einige Störer gezogen , würde seinem Tschacks , das in die Elbe geworfen ward, nachgefolgt sein, wenn nicht einige besonnenere Zuschauer und die herbeieilende Bürgers wache ihn aus den Hånden der Wüthenden gerets tet hätten. Die Brücke , der freie Plak zwischen Derselben und dem königlichen Schloffe , und die nahe Straße, wo der General Regnier wohnte,

10 waren voll neugieriger Zuschauer und theilnehmens der Lårmer. Hin und her zogen die tobenden Haus fen und wilder ward der Lårm , wenn die Ars beiter den Versuch machen wollten ,

wieder Hand

ans Werk zu legen . Vergebens suchten sächsische Offl: ziere die zugellosen Schaaren zu beruhigen.

Die

Franzosen fort ! erscholl es von Zeit zu Zeit aus den Haufen , und vielstimmig wiederhohlte es der Chor. Jeder Franzose, der sich zeigte, ward wenigstens bes schimpft. Die Bürgergarde , welche ihre Wache in der Nähe hatte, wurde vergebens mehrmahl zur Theilnahme an dem Aufstande aufgefodert. Säch fisches Fußvolt hatte sich indeß auf dem Plaße zwis fchen der katholischen Kirche und der Brücke aufges stellt , starke Abtheilungen von sächsischen Küraſſie: ren und der reitenden Bürgerwache zogen über die Brücke und durch die benachbarten Straßen, um die Ruheförer aus einander zu treiben ;

in der

Neustadt wirbelten die Trommeln , und die fran zösische Besaßung stellte sich in der Hauptstraße, welche auf die Brücke führt ,

unter die Waffen.

Diese Maßregeln hatten den Erfolg , daß der Aufstand allmählig gestillt ward , da überdieß auch die Arbeiten bei dem verhängnißvollen Brückenloche für's Erste eingestellt wurden. angebrochen , regte.

als

Kaum aber war der Abend

von Neuem

der Aufruhr sich

Ein lautes Geschrei : die Franzosen fort !

Reynier heraus ! erscholl auf dem Brückenplaße. Eine Abtheilung französischen Fußvolks , welche von Neustadt auf die andre Elbfeite ziehen wollte, konnte

FI den wüthenden Haufen , der sich ihr auf der Brücke entgegen wälzte, nicht durchbrechen , und schien nicht Befehl zu haben ,

Ein ans

Gewalt zu brauchen.

drer Schwarm hatte es indeß gewagt ,

die Fenster

des königlichen Gebäudes, des Brühliſchen Schloss ses, wo der französische Oberbefehlshaber wohnte, einzuwerfen , und zog lärmend umher , bis Reiters wachen befekten.

und

Fußvolk

die Zugänge

der

Straße

Ruhiger blieb es in der Neustadt , wo

die franzöſiſchen Truppen in den Straßen forts dauernd unter dem Gewehre standen. Der Lärm Aufruhrs ſchallte laut zu ihnen herüber , bis gegen zehn Uhr endlich Alles , ohne weitere Gea des

Während der auseinander ging. ganzen Nacht zogen starke Streifwachen der Bes

waltthätigkeit ,

faßung und der reitenden Bürgergarde durch die Stadt und in der Neustadt blieb ein großer Theil der Besakung in den Straßen gelagert. Der französische Befehlshaber beobachtete bet diesem Vorfalle ,

ohne seiner Würde etwas zu vers

geben, eine kluge Schonung und Mäßigung. Während des ganzen Lärms ward kaum ein Sabel «entblößt und kein Gewehr abgefeuert, so sehr auch die Anwendung kriegerischer Strenge oft gleichsam em Feldherrn wurde das

herausgefodert wurde.

gegen die Genugthuung ,

daß besonders auch die,

unter ihm gestandenen , sächsischen Krieger über die Ausschweifungen des Pöbels empört waren, und selbst gemeine Soldaten

äußerten ,

daß

er

folche Beleidigungen um die Sachsen nicht verdient

hätte. Um folgenden Morgen begaben sich die Abr geordneten des Stadtraths und einige Vorsteher der, Bürgerschaft zu dem Oberbefehlsh aber , um ihr Bedauern über die Vorfälle des vorigen Tages ju bezeigen.

Er empfing sie mit ruhigem Ernste, und

drang darauf, die Urheber des Aufstandes A nach . den Gefeßen zu richten, damit er sich nicht gezwun-, gen sehen möchte,

eine Militärkommission zu ers

nennen , um die Schuldigen zu strafen. Es wurden darauf einige Menschen , welche sich als eifrige Theilnehmer an dem Aufstande bemerklich gemacht hatten ,

verhaftet und auf die Festung Königstein

in Verwahrung gebracht, wo sie blieben , bis sie im folgenden Monate auf Verlangen des Generals von Blücher freigelassen wurden. An eben diesem Tage , dem eilsten des Märzes , erschien eine Kundmachung der Immediat - Kommiſſion *), worin die Bewohner der Stadt an des scheidens den Königs Ermahnung , sich ruhig zu verhalten, erinnert , die Verfügungen eines áltern Gefeßzes wider Aufstand und Aufruhr , welche die Rädelss führer mit dem Schwerdte und Rade bedrohen, angeführt wurden , und zugleich erklärt ward, daß die Ausführung der, zur Sicherung der Stadt auf der Brücke getroffenen , Anstalten nur für den höchsten Nothfall vorbehalten wäre , nere Störungen der öffentlichen

und daß fera

Ruhe die traus

rigsten Folgen für das allgemeine Wohl der Stadt *) Beilage III.

13 haben könnten.

In gleichem Sinne sprach der

Stadtrath,

ermahnend und beruhigend , zu den Bewohnern. *) Die Ruhe ward nicht wieder ges ftört. Das aufgegrabene Loch auf der Brücke blieb zwar mit Wachen beseht und mit Schranken umſchloſſen , aber es ward nicht mehr daran ges arbeitet. Am 11ten des Märzes ,

in den Nachmittage

stunden , verbreitete sich plöklich die Nachricht von der Annäherung der Russen , die schon zwei Tage vorher bis in die Gegend von Königsbrück gestreift waren ; nur zwei Stunden entfernt , hieß es , jos gen sie auf der Berliner gerieth in Bewegung. wurden geſchloſſen.

Straße heran.

Alles

Die Låden in der Stadt

Die Trommel rief die Trupper

zuſammen, welche vor die Thore der Neustadt zos Starke Abtheiluna gen, wo sie sich aufstellten. gen' der Reiterei und des leichten Fußvolts rücks ten voran auf die nordöstlich von Dresden sich auss breitende Waldhöhe , über welche die Heerstraße sich hinanzieht. Der franzöſiſche Oberbefehlshaber selbst ritt mit seinem Gefolge durch die Umgegend der Neustadt bis zu den dußersten Vorposten. Alles aber blieb ruhig und bei Anbruche der Dunkelheit tehrte die Besagung in die Neustadt zurück, wo fie in den Straßen ihre Feldnachtwachen ausstellte. Während diese Ereignisse die Bewohner der Hauptstadt beunruhigten, war an eben diesem Tage

**

Beilage IV.

14 ht

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Je der Marschall

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seiner Heerabtheilung von ungefähr 12,000 Mann *) in Meißen angekommen.

Schon einige Tage vors

Her hatte der baterische General von Rechberg, auf Anordnung des Grafen Reynier , Anstalten getroffen, welche die Verbrennung der ,

mit einem

großen Hängewerke versehenen , Elbebrücke anküns Digten. Auf des Stadtraths Bitten ward bewil ligt ,

nur das kleinere hölzerne Fach bei der Ans

näherung der Ruſſen abbrennen zu laſſen , und es wurden Vorkehrungen getroffen , die 44 Verbreitung des Feuers zu verhüten. Der Fürst von Eckmühl aber gab gleich nach seiner Ankunft Befehl, die ganze Brücke abzubrennen ,

um dem Feinde den

Uebergang desto mehr zu erschweren.

In der nächs

ften Mitternachtstunde des zwölften Märzes loderte der kunstvolle Bau empor ; ein furchtbar prächtiges Schauspiel.

In

den

Frühstunden

des nächsten

Tages verließ der Marschall die Stadt , um an dem linken Ufer nach Dresden hinauf zu ziehen, und während die Baiern das linke Ufer der . Elbeunterhalb Meißen befeßten ,

blieben ungefähr 200

Franzasen in der Stadt zurück , welche Geschüt aufführen, das die Trümmer der Brücke bestrich.. Schon am Abende dieſes Tages zeigten sich Kosaks fen in den nächsten Dörfern auf dem rechten Ufer, Der Stadt gegenüber. **) *

In französischen Blättern , mit Uebertreibung, 25,000 Mann mit 100 Kanonen angegeben. **) Beilage V.

u

IS An demfelbigen Tage rückte Davoust mit seis ner Heerabtheilung あ in Dresden ein. Gleich nach feiner Ankunft wurden die Bertheidigungsanstalten auf der Brücke und in Neustadt mit verdoppeltem Eifer wieder angefangen. Schon vorher war befohs len worden , alle Hausthüren Abends um zehn Uhe zu schließen , und Jeden , der sich nach halb 10 Uhr in den Straßen zeigte, anzuhalten. Jeder Einwohs ner, der über die französischen Vorposten auf dem rechten Ufer hinausgehen wollte , mußte sich mit eis ner Ausgangskarte versehen. *) Der Graf Rey nier übergab ſeine Heerabtheilung dem Diviſions? general Durutte und verließ darauf die Stadt, wo der Marschall den Oberbefehl übernahm.

Die

französische Vorpostenlinie wurde weiter ausgedehnt. Am folgenden Tage , dem 14., rückte ein Theil der Besatzung auf die Straße nach Königsbrück aus, und auf der Waldhöhe, eine Stunde von der Stadt; entstand ein Vorpostengefecht vor den Augen der neugierig ausziehenden Einwohner , welche sich dreift " Tags in die Nähe des Kampfplakes drängten. ung Bekanntmach **) darauf verbot eine öffentliche den Städtern, sich über die Vorposten hinaus zu wagen ; alle Verbindung mit der Gegend des recha . 3 ten Elb Ufers ward aufgehoben und selbst der Vers kehr mit der Neustadt beschränkt. Bei dem ersten Kanonenschusse , der auf dem rechten Elb Ufer fiele, follte sich Jedermann sogleich nach Hause begeben. *) Beilage VI. **) Beilage VII.

16 Der beunruhigende Belagerungszustand der Stadt hatte begonnen.

Die Neustadt , mit Verpfählun®

gen eingefaßt , war durch einige Verschanzungen und aufgefahrenes Geſchüß gedeckt und durch eine starke Besaßung geschüßt. Niemand wagte es nun , die Arbeiten auf der Brücke zu stören , die selbst in den Stunden der Nacht nicht ruhten.

Es wurden seit

dem funfzehnten des Märzes nach und nach gegen fünf Oeffnungen in den Pfeiler und die anliegenden Bögen gegraben , welche durch innere Röhren vers bunden waren , und gegen dreißig Bergleute aus Freiberg mußten, von Artillerieoffizieren und Schanzs gräbern geleitet, schichtenweise das Innere der mächs tigen Steinmasse aushöhlen.

An diesem und dem

folgenden Tage gab es hißige Gefechte mit den, nicht weit von der Stadt herumschwärmenden, Kor facken ,

von welchen ein schwer verwundeter , uns

ter großem Zulaufe des Volkes als Gefangener in die Stadt gebracht wurde, und man hörte , befons bers am sechzehnten , zu verschiedenen Tagesstunden den Donner des Geſchüßes über die Waldhöhe ſchals len. Doch außer der Beschleunigung der Arbeiten auf der Brücke, schienen auch manche andere Bewes gungen anzukündigen , daß der französische Befehlss haber nicht die Absicht habe , sich länger auf dem rechten Ufer des Stroms zu halten. Am 17ten, gegen Abend , nachdem man die Vorposten einges zogen hatte, ward auch das, Heerstraßen führende , gesperrt , das andre,

auf die laufißischen

Thor der Neustadt völlig welches nach Meißen führt,

17 war früher schon verschlossen gewefen . In den Nachmittagstunden des folgenden Tages wurden alle in beiden Stadttheilen liegende

Truppen ges

mustert. stadt,

Die Kranken waren bereits, aus der Neu auf das linke Elb : Ufer gebracht worden ,

und man fing an , befindlichen

dort

auch einen großen Theil der

Vorräthe hinüber zu

schaffen.

Die Anstalten zur Sprengung des Brückenpfeilers waren der Vollendung nahe.

Schon sah man die

mit Pulver gefüllten Leitungschläuche aus den zus geworfenen Oeffnungen hervorblicken. Nach Anbruch der Dunkelheit fing

man

an , das Kreuz

mit dem kunstreich aus Metall gegossenen und gläns zend vergoldeten Bilde des Heilands , das vor uns gefähr achtzig Jahren auf einem Felsenblocke über dem nächsten Pfeiler errichtet ward , men. *)

herabzuneh

Während der ganzen Nacht wurden Ges

påckwagen und Vorräthe aus Neustadt wegges führt. Die Truppen waren zum Aufbruche ges rüstet.

In den ersten Morgenstunden bes neunzehns ten Mårzes ward in allen Häusern eine gedruckte Bekanntmachung des Stadtraths **) abgegeben, des Inhalts, daß auf Befehl des Fürsten von Ecka *) Am Ende des Jahres ward es durch die russische Verwaltung wieder aufgerichtet, und über die alte Inschrift wurden die Worte gesetzt : Galli Dejecerunt Die XIX. Mart. MDCCCXIII. Alexander I, reftituit Die Natali XXIV. Dec. MDCCCXIII. **) Beilage VIII.

B

18 müht fem

jeder Bewohner der Stadt , sobald an dies Morgen

drei Kanonenschüsse fallen

würden,

ſich_schleunig nach Hause begeben und nicht eher, als drei Stunden nachher , seine Wohnung vers Lassen sollte. Gleich darauf eilte das Geſchüß, welches an den Thoren und auf den halb zerrisse nen Wällen der Neustadt aufgestellt gewesen , im Trabe über den Pfeiler , nem

furchtbaren

deſſen Inneres mit eis

Zerstörungstoffe

angefüllt

war.

Nach acht Uhr donnerte dreimal in kurzen Zwi, schenräumen das Geschütz. Alles rannte hin und her in den Straßen. Bange Besorgnisse , und die Ungewißheit der Ereignisse , welche die nächs ften Augenblicke bringen konnten , trieben die meis ften Bewohner in ihre Häuser , aber viele folgten bald dem mächtigern Triebe der Neugier und eils ten an beiden Ufern zu sichern Stellen , um Zeus gen

des furchtbaren Schauspiels zu sein.

Das

aufblikende Zündpulver schlängelte sich zu dem ausz gehöhlten Pfeiler. Alsbald bedeckte ein schwarzer Dampf die Brücke , dann stieg ein weißer Strahl empor, datauf eine Feuersäule ; der Pfeiler schien sich zu dehnen , und Flammen fuhren aus den geöffneten Fugen , die beiden anliegenden Bögen ho ben sich , und als in den nåächsten Augenblicken Pfeiler und Bögen mit dumpfen Schlägen in die aufbraufenden Fluten gestürzt waren, verhüllten finstre Rauchwolken die weite Kluft. *)

*) Der Bau der jezigen Elbebrücke ward im Jahre 1344 angefangen, da ein Jahr vorher die ältere

19 Die Erschütterung war , gegen die allgemeine nur unbedeutend , und ohne alle nachs theilige Folgen für die übrigen Theile der Brücke, da bei der vorsichtigen und wohl berechneten Ein Besorgniß,

richtung und Füllung der Minen die Sprengunga B 2

steinerne Brücke bei der Eisfahrt zusammengestürzt war. Sie hatte ursprünglich 24 Pfeiler und 800 Schritte Länge. Bei der Erweiterung der Feftungss werke ließ Kurfürst Morig fünf Pfeiler auf dem linken Elb Ufer wegbrechen und überschütten. Der Strom ward dadurch zurückgedrängt und die Långe der übrigen 19 Pfeiler betrug nur noch 600 Schritte. Im Jahre 1737 wurden abermahls zwei Pfeiler über schüttet , um für die katholische Kirche Plaz zu ers halten. Ihre Vollkommenheit verdankt die Brücke Auguft dem Zweiten, der den Fahrweg erhös hen und breiter machen , Seitenpfade für Fußgäns ger anlegen und den Wassergrund mit tief einges nagroßen Steinen , die nach oben veriùngt fenkten sind und Kontrabögen unter dem Wasser bilden, pflastern ließ. Die nun aus 17 Pfeilern und 16 Bögen bestehende Brücke ist 550 Schritte lang . Sie hat ein eisernes Geländer und über den Aussprüngen der Pfeiler halbe Rundungen mit steinernen Ruhebans ken. S. Die Elbbrücke zu Dresden , histo risch und mahlerisch dargestellt, von E. A. W. Dresden 1813 , mit einer Ansicht der Brücke nach der Sprengung von Veith in der Arnoldischen Buchhandlung. 8. Eine Ansicht derselben in dem Augenblicke der Sprengung , von Wigani , ein gros Bes Folioblatt , erschien in derselben Buchhandlung in colorirten und braunen Abdrücken.

ftoffe nach unten hinah wirken mußten.

Marschall

Davoust war dringend um Schonung des herrlis chen Bauwerks gebeten worden ,

aber weder die

Bitten der Mitglieder des königlichen Hauſes, noch selbst die ihm eröffneten Wünsche des Königs, vers mochten

etwas über seinen Entschluß ,

beugsam bestand er auf der ,

und un-

wie selbst kriegskun-

dige Franzosen gestanden , ganz unnöthigen und zwecklosen Berstörung. Er folgte darauf seinem Heerhaufen , der bereits aufgebrochen war , und am linken Ufer der Elbe nach Meißen hinab zog. Nur ungefähr dreitausend Franzosen unter dem Ges nerale Durutte,

und die Sachsen unter ihrem

General Lecoq, blieben in Dresden. Ueber der Kluft am linken Elb Ufer ward schnell eine Stück bettung aufgeworfen , um den jenseitigen Eingang der Brücke zu bestreichen ;

auf dem Wallgarten

hinter dem Brühlschen Schloſse , der wie eine Bastei an dem Strome sich erhebt,

und im

Gehege der

Friedrichstadt , wo ein vorspringendes Uferland den Uebergang erleichtern kann , ward gleichfalls Geſchüß aufgepflanzt , zur Vertheidigung des Stroms. In der Neustadt blieben etwa hundert Mann von dem fächſiſchen und franzöſiſchen leichten Fußvolke , wels che die beiden Thore und die Ueberreste der Wälle besetzten. Unerwartete Ruhe herrschte in den Abrigen

Tagesstunden.

Die

Bewohner

beider

Stadttheile versammelten sich häufig auf den Wållen an den Ufern ; mancher sah sich getrennt von ges liebten Freunden, manches Band des geselligen Ler

21 bensverkehrs der Städter war mit der Brücke zers rissen.

Die russische

leichte

Reiterei stand nur in

schwachen Haufen , wie es schien ,

in der Umge

gend der Neustadt hinter den Weinbergen und wals digen Anhöhen, da ein Theil derselben schon an den vorigen Tagen abwärts in die Gegend von Meißen und gegen die Elster sich gewendet hatte. In den Frühstunden aber des nächsten Tages zeigten sich die Kosacken dicht vor der Stadt , und meist außerhalb der Schußweite herum schwärmend, näherten sie sich dem Strome. Flintenschüsse fielen von beiden Ufern, nicht ohne Gefahr für die Zuschauer ,

welche sich

zu dem ungewöhnlichen Schauspiele drångten , und zwei Bewohner der Stadt mußten für ihre kähne Neugier büßen. Die sächsischen Scharfschüßen lauerten hinter den Schanzpfählen den Kosacken auf, welche durch ihre flüchtige Gewandtheit oft mit neckender Lustigkeit den Schüssen auszuweichen wußten ; nur ein junger Kosackenoffizier , der vers wegen sich näherte , wurde von einem scharf zielens den Schüßen niedergestreckt , was die Russen , mie verlautete, nicht wenig erbittert haben soll.. Schon an diesem Tage erging eine Auffoderung an dem französischen Befehlshaber , aber sie

die Stadt zu räumen, abgeschlagen. Eine obrigkeitliche

ward

Bekanntmachung *) der Altstadt,

ermahnte

sich ruhig

* Beilage IX,

in

die

ihren

Bewohner Wohnungen.

22 zu halten , wofern die Feinde es wagten , sich zu nähern und die Posten auf dem linken Stromufer zu beunruhigen ; bees ward ihnen zugleich angedeutet ,

daß

diejenigen

werden sollten ,

als Kundschafter

behandelt

welche um versammelte Truppen

zu schleichen sich unterfangen würden ,

und

daß

diese den Befehl erhalten hätten , Feuer zu geben, wenn zusammengetretene Haufen nicht auf das erste Zeichen aus einander gegangen wären. Sonntags ,

am 21sten ,

in den Mittagstun:

den , fandte der Oberst Davi off, welcher die zu der Heerabtheilung des Generals von Wins zingerode gehörigen ,

Kosacken anführte , einen

Offizier an den General Lecoq, die Räumung beider Stadttheile zu verlangen. Eine starke Abtheilung von Kosacken zog zu gleicher Zeit auf der Straße von Großenhain über die Waldhdhe herab und erschien im Angesichte der Stadt. Den russischen Abgeordneten ward darauf das Thor ges öffnet , und dem bewillkommenden Zurufe der Bes wohner , die der heitre Frühlingstag zahlreich vers fammelt hatte ,

freundlich

dankend ,

begaben sie

ſich mit den ,

zur Anknüpfung der Unterhandlung

beauftragten ,

fächsischen Offizieren in ein einzeln

stehendes Haus innerhalb der Verschanzung.

Nach

einigen Stunden ward 1 der Oberst Davidoff mit verbundenen Augen über die Elbe geführt, und noch vor Abend zwischen ihm und den Ges neralen Durutte und Lecoq , mit Theilnahme ber Immediatkommiſſion ,

eine Uebereinkunft ges

fchlossen , welche am nächsten Morgen den Bewoh nern durch den Stadtrath bekannt gemacht wurs de. *) Mittags um 12 Uhr sollten die Russen die Neustadt befehen ; aber es war zugleich verab redet worden ,

daß innerhalb einer deutschen Meile

aufwärts und

abwärts von Dresden keine Feinds

seligkeit Statt finden und ein , vier und zwanzig Stunden vorher aufzukündigender , Waffenstillstand 4 bestehen sollte. Vom Mittage an sollte alle Vers bindung zwischen beiden Stadttheilen völlig auf: hören ,

und wer es dennoch wagen würde , über kommen , als Ausspåher behandelt

die Elbe zu werden.

Der einsame Strom ward nun wieder einige Stunden belebt ; und herüber ;

auf

Fahrzeuge flogen hinüber

und gegen eine Erlaubnißkarte des

Plakkommandanten war jedem Stadtbewohner die Ueberfahrt gestattet ,

die an den beiden ersten Tas

gen der Sperrung ,

Andern ,

abgelösten Wachen ,

nur im Nothfalle erlaubt ges

wesen war.

als Offizieren und

Um 12 Uhr lagen alle Kähne wies

der am linken Ufer.

Die Kosacken ,

die Vorhut

der Heerabtheilung des Generals von Winzinges rode , zogen nun singend in die Neustadt , wäh rend die kleine Besaßung am Thore unter dem Gewehre stand , eingezogen hatte,

die darauf,

linke Ufer überging.

*

Beilage X.

als sie alle Wachen

mit klingendem Spiele auf das Die Straßen verwandelten

24 fich bald in Lagerpläge.

Ueberall waren die lans

gen weißen Kosackenlanzen in Pyramiden zusam und daneben sah man hier einen

men gestellt ,

Haufen der bärtigen Krieger auf spärlichem Stroh= Lager ausruhen , dort andre mit den Pferden bes fchäftigt , die langs den Häusern in langen Reis hen vor eilig gezimmerten Krippen angebunden. waren. Es regte sich wieder buntes Leben in der Ein Schwarm von einsam gewordenen Stadt. Bauerinnen , beugt ,

unter schwer beladenen Körben ges

war den Kosacken fröhlich voran gezogen,

sobald nach fünftågiger Sperre die Thore geöffnet wurden ; der Markt füllte sich zur ungewöhnlichen Stunde mit Verkäuferinnen , und dem Mangel an manchen Lebensbedürfnissen, der in den leha ten Tagen sehr fühlbar geworden , folgte Uebers fluß, während im jenseitigen Stadttheile der vers minderte Zufluß die Preise mancher Bedürfnisse Sitten und zu einer drückenden Höhe brachte. Lebensweise der Kosacken gaben auch mannichfals tige Unterhaltung ,

welcher man sich desto unges

da die gutmüthigen und gnügsamen Krieger keine beschwerlichen Gäste was

ftörter überlassen konnte,

ren , bei dem Städter so wenig , als im Ganzen Eine reichliche Gabe selbst bei den Landleuten. Branntwein , dazu ,

Brod

und Hering

oder Zwiebeln

und der Kosack war zufrieden ,

und übers

glücklich , wenn ihm gar ein gefottener Fisch zu Theil ward , da er in der fromm beobachteten Fas stenzeit Fleischspeisen nicht berührte.

Kinderliebe

25 verrieth sich als ein ausgezeichneter Zug seiner Ges müthsart.

Junge und Alte sah man oft unter

kleinen Spielgenossen , von welchen sie sich allerlei Scherze und Neckereien gefallen ließen , und nicht felten einen graubårtigen Kriegsmann , mit einem Kinde auf dem Arme ,

das er und das ihn nicht

verstehen konnte, stundenlang liebkosend umherge hen.

Vor Sonnenuntergang

sammelten sich ges

wöhnlich Gruppen in den Straßen ,

um Lieder,

fromme Abendgefänge , oder auch Kriegslieder, oft in sehr ausdrucksvollen Weisen fugenartig zu fins gen ,

wobei der geschickteste Sänger in die Mitte

des Kreises sich stellte und den Gesang anstimmte. Andre Unterhaltung boten sie den Schauluftigen vor den Thoren ,

wo neben den Wachfeuern die

Gewandtesten zu den Tönen einer schlechten Geige nach ihrer Landessitte künstlich tanzten , lich oft in Stellungen ,

aber freis

die wegen des besondern

Schnitts ihrer Kleidung von züchtigen weiblichen Augen nicht betrachtet werden durften. Am felbigen Tage ,

wo die Kosacken in die

Neustadt rückten , ward die Besaßung der Altstadt vermindert,

da dem Generale Lecoq von dem

Könige aus Plauen der Befehl zukam ,

sich mit

den Sachſen nach Torgau zu wenden ; die sächſis sche Reiterei unter dem Generale von Liebenau aber ward zu dem Könige nach Plauen gerufen, den sie fortan begleitete.

Am 23sten des Märzes

erhielt die Besaßung dagegen einen Zuwachs durch die Baiern , die bis dahin in Meißen gestanden.

26 Der größte Theil der Kosacken blieb in der Ums 4 gegend der Neustadt und in den Dörfern am rech ten Elb Ufer , wo sie sich täglich verstärkten und das langsam nachrückende Fußvolk nebst dem Gea schüße erwarten wollten.

Der Aberst

hatte den Oberbefehl in der Neustadt.

Brendl Von hier

aufwärts nach Pillnik , der Gränze der friedlichen Meile,

hatten die Ruffen Waffenstillstandsfahnen

långs der Elbe aufgesteckt. Seit die Brücken zu Meissen und Dresden unbrauchbar gemacht waren , gab es, so weit die Elbe Sachsen durchströmt, keine Verbindungspunkte mehr zwischen beiden Ufern ,

außer der verschanz

ten Brücke bei Wittenberg und der Brücke zu Torgau , in dessen Nähe der General Thiels mann überdieß eine Schiffbrücke unter den Kas nonen der Festung hatte schlagen lassen.

Die Elbe

theilte das Land in zwei Hälften , wovon die eine in der Gewalt der Verbündeten sich befand. Noch war kein Theil des Landes der Schauplah eines bes deutenden Gefechtes gewesen , und doch hatte Sachfen fast schon mehr gelitten , als in den beiden leßA ten Kriegen , die es hart berührten. Die Anstalten zur Vertheidigung der Elbe hatten theure Opfer ges kostet , die einträgliche , den Gewerbsleiß begünstigende Elbschifffahrt , die einst den Strom von der böhmischen Grenze bis nach Magdeburg und Hamburg mit fächsischen Fahrzeugen bedeckte , war durch die Verbrennung der schönsten Kähne wenigstens auf lange Zeit hinaus vernichtet, beträchtliche Fruchts

27 Lieferungen an die französischen Heere im Leipziger und Wittenberger Kreise hatten die Vorråthe des Landmanns erschöpft,

der fast im ganzen Lande

durch Vorspann´und Kriegsfuhren an der Frühlingsbestellung seiner Wecker gehindert ward ; starke Durchs züge hatten die Bewohner der meisten Orte an den Heereswegen , die schon durch gehemmte Gewerb famkeit und steigende Theurung gedrückt waren, schwer belastet, und ansteckende Krankheiten die Bevölkerung mancher Gegend vermindert. Hätte eine hartnäckige Vertheidigung der Elbe bei Dresden und Meissen die anrückenden ruſſiſchen und preußischen Heere gezwungen , långer auf dem rechten Ufer zu verweilen , so würden diese Gegenden schon jetzt die Leiden erfahren haben, welche spås 1 terhin sie treffen sollten ; aber es verrieth sich bald, daß eine Behauptung dieser , durch schwache Vers theidigungsmittel geſchüßten , Stellungen nicht vers fucht werden sollte. Schon war aus der Altstadt französisches und fächſiſches Geſchüß abgeführt, schon waren viele Kranke , selbst halb Sterbende, weggeschafft und theils nach Freiberg und Auguſtusburg , theils weiter nach Thüringen gebracht wors den , und nach der Räumung der Neustadt wurden eilig Wagen aufgeboten ,

um Alle wegzubringen,

welche die Reise auszuhalten vermochten.

Am 24sten

März in den Nachmittagstunden , rückte ein großer Theil der, in und um Dresden gelagerten , Koſacken auf der Bergstraße nach Pillnih längs der Elbe vori an.

Lustig folgten sie dem Chore der Sänger, die

28 nach ihrer Sitte den Zug eröffneten , und der Blick von diesen herrlichen Höhen herab in das schöne Elbthal , das mit des Frühlings ersten Reizen ges schmückt war , schien die Söhne des Don und Ural noch fröhlicher zu stimmen.

Bei Pillnik , hieß es,

follte ein Uebergang versucht werden, da dort auf dem jenseitigen Ufer nur schwache Posten entgegen stånden. Zu gleicher Zeit ließ der Oberst Brendk durch eine Abends nach der Altstadt gesandte Both schaft den Waffenstillstand aufkündigen. Am folgenden Morgen ward dieses Ereigniß vom Stadtrathe den Bewohnern bekannt gemacht, *) und ihnen angedeutet , daß, da am Abende dieses Tages die Feindseligkeiten wieder anfangen könnten, jeder bei entstehendem Kriegslärm sich in seine Woh nung begeben sollte , damit die Truppen nicht gehins dert würden , und die Einwohner nicht in Unaǹnehmlichkeiten , oder gar in Lebensgefahr gerathen möchten.

Es blieb indeß ruhig an beiden Ufern,

aber immer lauter sprach das Gerücht von gelungnen Hebergången der Russen oberhalb und unterhalb Dresden. Am 26sten des Märzes erhielt auch der französische Befehlshaber in Dresden die Nachricht, daß die Kosacken bei Nieſchiß unterhalb Meiſsen in Kähnen , die sie von dem Floßkanale bei Elsterwers da **) genommen , über die Elbe gefeht wären , ins

*) Beilage XI. **) Dieser, zwei Meilen lange und gegen 16 Ellen breite, Hauptkanal führt das, in denselben aus den

29 dem sie in denselben stehend die Pferde durch den Strom gezogen hätten.

Eine andere kleine Ab-

theilung war gleichzeitig bei Pirna übergegangen. Schon an den beiden vorhergehenden Tagen waren viele Franzosen in kleinen Abtheilungen aus Dress den gezogen , und der vorbereitete völlige Aufbruch ward nun sogleich ausgeführt.

In den Frühstun

den und am Nachmittage verließen die Baiern die Altstadt ,

und zogen unter Rechbergs Anfüh

rung nach Meissen an der Elbe hinab , um den Rückzug zu decken. Gegen Abend rückte das erste russische

leichte Fußvolk von

der Heerabtheilung

des Generals von Winzingerode in die Neus stadt ein , aber nicht sehr zahlreich , und es schien, als ob der laute Trommellårm , der bis nach Anbruch der Dunkelheit an der Elbe gemacht ward, auf dem andern Ufer eine hohe Meinung von sei nen Streitkräften erwecken sollte.

Schon gegen

neun Uhr aber fing der Abzug der französischen Truppen an , welchen vor Tagesanbruch das , auf den Wällen und vor der Brücke zurückgelassene, Geschüß und einige Wachposten folgten.

Die Abs

ziehenden wurden von den Volkshaufen , die ihnen folgten,

beschimpft ,

und nur die Abmahnungen

einiger Offiziere der Bürgergarde verhüteten årgere nördlich und öftlich gelegenen Forsten auf kleinern Kanälen geflößte, Holz bis nach Grödeln an die Elbe. Es" sind stets 12 Schiffe , die 800 Zentner tra gen , auf dem Kanale. S. Engelhardt's Erds beschreibung von Sachsen, Bd. 6, S. 50. ff.

Ausbrüche des gereizten Unmuths. Sie nahmen ihren Weg über Wilsdruff und Nossen. In den ersten Morgenstunden kam die neue Kunde hers über und schon kletterten Kosacken über die Trúms mer der Brücke

auf den Leitern ,

welche

man,

zur Herstellung einer schnellen Verbindung , an die zerrissenen Bögen gelehnt hatte.

Einige Stunden

fpåter ging der Oberst Brendl , nachdem vorher die Abgeordneten des Stadtraths ihn begrüßt hat'ten , mit einer Abtheilung des leichten Fußvolks, theils in Kahnen , theils auf einer Fähre nach der Altstadt hinüber.

Noch des selbigen Tages wur-

den einige Franzosen , Baiern und Sachsen einges bracht , die bei Wilsdruff von den Kosacken waren gefangen worden.

Neues munteres Leben auf dem Flusse. Von schwammen Kähne herbei , welche

allen Seiten

Schiffer und Fischer theils aus sichern Zufluchtsorten herbeigeholt, theils aus dem Grunde des Stroms, wo sie versenkt gewesen waren , herauf gearbeitet hatten. Freudig begrüßten sich die wies der vereinten Bewohner beider Stadttheile.

Es

wurden alsbald Anstalten zur Verbindung der ges trennten Ufer getroffen.

Eine Floßbrücke

ward.

oberhalb der Stadt geschlagen und war schon am 28ften gangbar.

Einige Tage später ward eine

andere Brücke eine halbe Stunde unterhalb der Stadt fertig ;

långer aber dauerte der Bau / der

Hölzernen Hülfsbrücke ,

welche auf einem starken

Balkengerüste über die Kluft der gesprengten Bd.

31 gen geworfen , jedoch erst gegen den siebenten des folgenden Monats für Fußgänger und Wagen gangs bar wurde ; eine Zögerung , welche den Erbauern deren Fahrzeuge bis dahin allein die Verbindung zwischen beiden Ufern für

die Schiffer dankten ,

die Städter unterhielten , die nahe ,

da der Uebergang über

bloß für Kriegszüge bestimmte ,

Floßs

brücke nur denjenigen erlaubt war , die eine , mit Brendl's Siegel *) bedruckte , Karte sich vers schaffen konnten. Sobald diefe Floßbrücke vollendet war ,

ging

die Heerabtheilung des Generals von Winzins gerode , deren zahlreiches Geschüß einige Tage am rechten Elb : Ufer gestanden hatte , über den Strom. Ein Theil der dazu gehörigen Reiterei zog an den beiden lehten Tagen des Märzes über Meissen weiter nach den Ufern der Mulde.

Der

Anführer selbst ging mit seinem Stabe nach der Altstadt und die Neustadt blieb dem preußischen Hauptquartiere überlassen. An den russischen Hees reszug schloß sich sogleich das preußische BundesHeer,

das in den Dörfern an der Straße nach Baußen und in der Gegend von Königsbrück ges

standen hatte , unter dem General von Blücher, der gleichzeitig mit den Prinzen Wilhelm, Au? gust und Friedrich von Preußen und dem Prin zen Karl von Mecklenburg - Streliß in Dresden eintraf.

Einen Tag ſpåter folgte ihnen der Krons

*) Nachbildung eines Spottbildes gegen Buonaparte.

32

prinz von Preußen.

Ein großer Theil der vers

bündeten Kriegsvölker zog sogleich weiter auf der Straße nach Freiberg , wohin auch das preußische Hauptquartier schon am Isten des Aprils aufbrach. In Dresden blieb ein ruffiſcher Stadtbefehlshaber. Bis zum 16ten des Aprils gingen mehre eins zelne Abtheilungen des preußischen Heeres ,

unter

welchen sich die Garde zu Fuß , die ostpreußischen Grenadiere und eine schöne Reiterei auszeichneten, über die Elbe. Ein merkwürdiger Erfolg der Ans strengungen des Landes , und der Stimmung, welche man unter allen Ständen erweckt hatte, | waren die trefflich gerüsteten Gardejäger ; gegen tausend Jünglinge , worunter die Söhne der an geschensten Geschlechter des Landes waren , zogen muthvoll in den Kampf, aus welchem an dem verhängnißvollen Maitage nur wenige Hunderte von ihnen zurück kommen sollten. Noch zahlreicher waren

die Abtheilungen

Freiwilligen ,

die

der

schwarz gekleideten

aus verschiedenen Landschaften

des Reichs sich gesammelt hatten, großen Theils auch Jünglinge , welche aus den friedlichen Sälen der Schule gegangen waren , und von manchen geachteten Gelehrten , wie Steffens und Jahn, angeführt , nun nicht selten dem Befehlsworte dess felbigen Mannes folgten , durch dessen lehrende Worte bisher ihre Geistesbildung war geleitet wor

den. eie verriethen auch Kampfluft und Muth, aber an den Ernst der kriegerischen Zucht schienen fich noch nicht Alle gewöhnt zu haben ,

und man

33 fah unter ihnen viele ,

die der Grenze des Knas

benalters noch zu nahe ſtanden , nen standhafte Ertragung håtte zutrauen können.

als daß man ihs

der Kriegsbeschwerden

Ueberhaupt mochten nicht

wenig Knaben , zum Waffengewerbe noch unreif, aber von der allgemeinen Begeisterung ergriffen, So dem Heere aus Schlesien nachgezogen sein. fah man in Dresden einen Knaben von ungefähr zehn Jahren ,

der die Offiziere fast mit Thränen

um die Aufnahme unter die Freiwilligen bat , wenn nicht für die Flinte , doch für die Trommel, und mehrmahl abgewiesen , weil er weder die eine noch die andere tragen konnte, mit Bitten und Flehen. lau entlaufener ,

dennoch nicht nachließ

Ein anderer, aus Bress

Knabe ward von seinen beküm

merten Aeltern durch öffentliche Blätter gesucht.. Die starken Durchzüge , welche mit dem vers einigten russisch preußischen Heere anfingen , legs ten den Hausbesikern von Neuem so schwere Lasten auf, daß man auch in Dresden zum ersten Mahle zu der ,

an sich sehr billigen ,

Maßregel schritt,

die Miethwohner zur Theilnahme an der Aufnahme und Verpflegung des fremden Kriegsvolks zu vers pflichten , womit gleich bei der Ankunft der ersten Heerabtheilung der Anfang gemacht ward . Die erste Erleichterung , ten, bestand darin , gelegt ward ,

welche die Hausbesiker erhiel daß den Miethwohnern aufs

jenen eine außerordentliche Entſchäs

digung für die vom 10. bis zum 26. des Märzes ftatt gefundene ,

ungewöhnlich starke Einquarties C

34

rung zu leisten. vorläufige

Zwei Tage später erschien eine

Verordnung ,

welche die Hausbesitzer berechtigte , in dem Falle sie mehr als anderthalb fache Einquartierung erhielten , einen bestimmten Theil derselben ihren Miethleuten aufzulegen. Eis nige Wochen nachher aber ward diese Verfügung durch eine andere aufgehoben ,

welche fortdauernd

in Gültigkeit geblieben ist , und die Bestimmung enthält , daß die Mannschaft , welche über die einfache Einquartierung auf ein Haus gelegt wird, den gesammten Inhabern der Wohnungen in dems felben ,

mit Inbegriff der Wohnung des Eigens thümers , zugetheilt werden , der Hauswirth aber,

was er über die dreifache Einquartierung erhalten möchte , nebst der einfachen , wieder allein übers nehmen soll. *)

Die Vertheilung der Mannschaft,

welche auf die Miethwohner fällt,

geschieht nach den Miethpreiſen , ein Maaßstab , der freilich in der

*) Beilage XII , XIII und XIV. Jedes Haus ist nach der sogenannten Servistare geschäßt , und hat von jedem Taufende des Betrages derfelben in der Stadt jährlich 12 Gr. , in dem Vorstädten 18 Gr. zu bezahlen , wogegen die Hausbefizer in Fries denszeiten von der Aufnahme und Verpflegung der. zur Besakung gehörigen Truppen frei , und auch in Kriegszeiten den einheimischen Soldaten nur Obdach zu geben verbunden sind . Bei der Vertheilung durchs ziehender fremden Truppen wird in der Stadt auf 1000 Thaler , in den Vorstädten aber 800 Thaler, Mann als einfache Einquartierung der Servistare gerechnet.

35 Anwendung leicht zu unverhältnißmäßigen Belastuns 1 Eine andere gen führen kann und geführt hat. Quelle von manchen Unannehmlichkeiten war die Schwierigkeit, sich den fremden Gästen verständlich zu machen ; dieß erzeugte häufig Verlegenheiten und Verwirrung , da der Dolmetscher wenig waren , oba gleich man Alle , die das Russische nur radebrechen konnten, oder nur Polnisch verstanden, dazu brauchs te ,

und die zahlreichen. Nothhelfer ,

die aus den

Pressen zu Leipzig und Berlin hervorgegangen was ren , halfen nur kümmerlich in der Noth. Gleich nach der Ankunft des preußischen Obers befehlshabers wurden zwei Aufrufe , beide zu Bunzs lau am 23. März erlaſſen , und mit dem Namen Blücher unterzeichnet ,

in

Dresden verbreitet,

und an öffentlichen Plähen angeheftet.

Der eine

„ an´´ Sachsens Einwohner" gerichtete *), fodert diese auf, sich mit den Preußen zu vereinigen, ,,die Fahne

des Aufstandes gegen

fremden Unterdrücker zu

die

erheben und

frei zu sein ," er verspricht, „für ihren Kdi nig , der in fremder Gewalt und dem die Freiheit des Entschlusses genommen sei, die Provinzen ihres Landes ,

welche das

Glück und die Ueberlegenheit der preußischen Wafs fen und die Tapferkeit der preußischen Krieger unters werfen würde, nur in Verwaltung zu neh € 2

*) Beilage XV.

36 men" er verlangt „ Befriedigung der billi gen Bedürfnisse der Krieger" und läßt das gegen die Handhabung der strengsten Mannszucht erwarten. Der andre Aufruf *),,, an die Trups

pen unter meinem Befehle“ überschrieben, ermahnt die preußischen Krieger , „ das sächsis sche Volk milde zu behandeln , und es als künftige Bundesgen offen zu betrach = ten," und hofft , daß Sachſens Einwohner „ die billigen Wünsche der Preußen auf ordnungsmäßigem Wege befriedigen " wers den. Die Bedürfnisse und Wünsche des preußischen Heeres wurden in den Verhandlungen , welche der Oberbefehlshaber anknüpfte ,

mit der Immediat - Kommiſſion bestimmter ausgesprochen. Die Fode=

rungen aber waren so bedeutend , daß die sächsis fche Behörde die Schwierigkeiten darlegte , in einem durch mannichfaltige Lasten schon hart gedrückten Lande , das größtentheils von den kriegführenden Mächten beseßt war , die verlangten Leistungen aufzubringen. Der General von Blücher era flårt dagegen in seinem Schreiben an die Immediat

Kommission **) die von Sachsen

gefoderten Leistungen seien weit unter dem , was seine preußischen Mitbürger , um der zu erringens den Unabhängigkeit willen gern und willig tras

*) Beilage XVI. ** Beilage XVII,

37 gen ;

er fei nicht gemeint ,

die verlangten Bes

dürfniſſe ſich unentgeltlich liefern zu lassen , sons dern er hege die Hoffnung ,

daß ein bald abzus

schließendes Bündniß zwiſchen beiden Nachbarstaas ten die Bestimmung enthalten werde , wie die gea lieferten Heeresbedürfnisse vergütet werden sollten ; er erklärt ,

daß man zwar dasjenige ,

was von

den verlangten Gegenständen im ersten Augenblicke noch entbehrlich sei , bis zur Entscheidung des Kdz nigs 1 von Preußen anstehen lassen wolle ,

daß aber

von Allem ,

durchaus

was sogleich nöthig sei ,

nichts erlassen werden könne,

ohne die Pflichten

zu verlehen , welche die Erhaltung des Heeres vors schreibe , und endlich macht er der Kommission den Vorwurf, daß in ihrer Vorstellung an ihn ein mender Ton herrsche , und daß sie angefana Kenzie

gen habe, in ihren Verhandlungen mit ihm einen Geist der Erbitterung zu zeigen , den er seinen Dieses Behörden dennoch nicht gestatten wolle. Schreiben wurde auf des Oberbefehlshaber Geheiß, ungeachtet

aller Vorstellungen ,

welche die Mita

glieder der Immediat : Kommission dagegen mache ten , im Dresdner Wochenblatte abgedruckt , und eine preußische Wache an die Presse gestellt, die den Abdruck abwarten und sich von der Vertheis lung der Blätter überzeugen mußte. Dem unbefangenen Beobachter konnte es nicht entgehen , daß diese Schritte , so wie die Aussicht auf die Anordnung einer fremden Landesverwals tung

und die

angekündigte Besißergreifung

des

38

Cottbusschen Kreises , *)

im Allgemeinen

eineit

nachtheiligen Eindruck in Sachsen machten. Selbst und es war, die Russen , so verlautetete es bei den ganz verschiedenen Ansichten , welche fie ſeien mit man, hatten, nicht unwahrscheinlich chen jener Schritte ,

und mit dem Tone , welcher

in manchen Aufrufen herrschte , wesen.

nicht zufrieden ge

Dies soll auch besonders der Fall gewesen

fein in Hinsicht auf die in der Leipziger Zeitung **) unter preußischem Einflusse abgedruckte Auffoderung an das Volk der Sachsen , Schwert nicht eher

welche

das

in den Eichenwal :

dern des befreiten Vaterlandes aufzu drohte , bis ,, die Feuerzeichen von

Hången

den Bergen des Rheins herüberrauchten und das teutsche Banner im Hauche französischer Luft flatterte" und dadurch schon damahls andeutete , wo man Frankreichs ,,rechtmäßige Grenzen" zog , gegen welche Kutufoff's Aufruf an die Teutschen ***) keine feindliche Unternehmung machen wollte.

Un

ter allen Aufrufen , ****) die von nun an mit

*) Beilage XVIII. **) Nr. 73 , vom 12. April 1813. Beilage XIX. ***) Beilage XX. **** ) Sie find , nebst andern merkwürdigen Urkunden zur Geschichte jener Zeit , ſåmmtlich zu finden in : oder Aktenstücke für die Deutschen , Sammlung aller offiziellen Bekannts machungen in dem Kriege von 1815 , 1-

39 Kriegsliebern ,

mit wihig und

den Blättchen ,

wiglos spottens

welche die Oder und die Spree

der Elbe zugesandt, aus den Pressen hervorkas men , und auf allen Wegen das sächsische Volk zur Bewaffnung riefen ,

waren die merkwürdige von dem Grafen von Wittgena

sten die beiden ,

stein unterzeichneten Auffoderungen , von welchen die erste, *) zu Berlin am 23. des Märzes era か

lassene, den Sachsen die Wahl zwischen seinem brüderlichen Gruffe und seinem Schwerte ließ und sie in die Reihen seiner Kriegsschaaren rief, die zweite aber , **) die in Belzig am 30. dessels bigen Monats ,

das

als er den sächsischen Boden bes

erlassen ward ,

trat ,

von der Wahl des Volkes

Schicksal der Krone

des

Landes abhängig

machte,

Die Haltung , welche das sächsische Volk unter diesen bedenklichen Umständen behauptete , schien nicht gleichgültig zu sein ,

sowohl für das Schicks

sal des Landes selbst , als für andere Länder , auf welche sein Beispiel wirken konnte.

Man hörte

häufig , bei allen Auffoderungen und Anreizungen, die Aeußerung , daß es vergeblich versucht würde, das sächsische Volk zu bewegen , für sich selbst eine Partei zu ergreifen ,

4. Heft. Dresden , 14. lung 1813 *) Beilage XXI, **) Beilage XXII.

so lange der König seine

in der Arnoldischen Buchhand

40 frühere Erklärung ,

die ganz andre Gesinnungen

aussprach , nicht zurückgenommen håtte , und man konnte dieß für den Ausdruck einer ziemlich allgei meinen Volksgesinnung halten , ohne daß darum das Volk aufgehört hätte , an der großen Angea legeuheit des gemeinsamen teutschen Vaterlandes Antheil zu nehmen.

Der König werde nicht zögern,

fich anders zu erklären ,

und sein Entschluß , fich

mit den Verbündeten zu vereinigen ,

wäre kaum

hörte man Russen und Preußen zuversichtlich antworten , und manche Maßregeln, wodurch " man die Gemüther gewinnen wollte,

zu bezweifeln ,

waren von der Art ,

daß sie minder umsichtige

Beobachter dahin bringen konnten , an einen , den Verbündeten günstigen , Erfolg angeknüpfter Uns So ward gleich in terhandlungen zu glauben. den ersten Tagen nach dem Einrücken der Ruſſen und Preußen in Dresden bekannt gemacht , *) daß nach einem , am 2. des Aprils beiden Heeren ertheilten , Befehle die vereinigten Kriegsvölker, wenn sie auf sächsische stießen , nicht gegen diesels sondern sie gut behandeln und ihnen jede Willfährigkeit erweisen sollten. . Während man aber hier anzuziehen suchte , geschah manches auf ben feuern ,

der andern Seite ,

das desto heftiger abzustoßen

fchien ; besonders empörte Kokebue's Volksblatt durch die unwürdigsten Schmähungen gegen den König von Sachsen , auch scheint ihm ein höherer

**) Beilage XXIII,

41 Wink eine Art von Widerruf geboten zu haben. 1 Gerüchte von des Königs Rückkehr wurden von Zeit zu Zeit verbreitet , und fanden Glauben , fo seltsam sie auch lauteten. Als der König aus seinem Lande sich entfernte , und seit dem 30. des Märjes seinen Aufenthalt in Regensburg nahm ,

wurden jene Sagen zwar noch unwahrscheinlicher , aber dens

noch konnte , wenige Augenblicke vor dem Einzuge des Kaisers von Rußland und seines Bundesfreuns des, ein Gerücht aufkommen , welches dem Könige von Sachsen die Rolle zutheilte , die beiden Monars chen in seine Hauptstadt einzuführen.

Die Ankunft

des Königs in Prag , am 27. des Aprils , gab endlich den Vermuthungen eine neue Richtung. An demselbigen Tage , wo die oben erwähnte Verordnung zu Gunsten der sächsischen Kriegsvölker bekannt gemacht wurde,

war es beschlossen ,

eine

Kundmachung *) des russischen Stadtbefehlshabers, Obersten von Heydecken , zu erlassen , des Inhalts, daß nach höhern Verfügungen alle Verbindung mit den ,

von den verbündeten Heeren nicht befehten,

oder neutralen Gegenden aufgehoben sein , und Jeder, der eine solche Verbindung dennoch anfangen, oderrffortsehen wollte , als ein Uebertreter der Befehle des verbündeten Heeres durch ein Kriegss gertcht gerichtet werden sollte.

Diese Bekanntmas

chung war bereits im Wochenblatte abgedruckt und follte öffentlich angeschlagen werden , als alle Ab

* Beilage XXIV.

42 drücke eingezogen , und die Verordnung zurückges nommen ward. Man war jedoch nicht weniger bedacht, verbotene Verbindungen zu verhüten , und verfügte in dieser Absicht die Untersuchung aller ab. gehenden und ankommenden Briefe , die ein im Posthause wohnender russischer Beamter besorgte , *) wodurch indeß , obgleich man mit Schonung vers fuhr , besonders für den Kaufmann , in den Vorbes reitungsgeschäften zu der Leipziger Messe ,

deren

ungehinderten Fortgang man zuversichtlich verspros chen hatte , mannigfaltige Störungen entstanden. Obgleich die Verbündeten die Kräfte des Lans des , durch Ausschreibung beträchtlicher Lieferungen für die Bedürfnisse

des Heeres , benußten , ſo wurde doch die angekündigte Landesverwaltung noch immer nicht angeordnet , selbst nicht , nachdem der

Freiherr von Stein in Dresden angekommen war, als Präsident des Verwaltungsrathes der verbünde ten Mächte für das nördliche Deutschland ,

dem

Kutufoff's lehte Bekanntmachung **) die Bes stimmung gegeben hatte , in die Leitung der Anges legenheiten dieses Landes Einheit , Zuſammenhang und Gleichförmigkeit in der Mitwirkung aller eins zelnen Theile desselben , zu bringen .

Die Staats-

råthe von Schöne und von, Rhediger waren ihm von preußischer Seite zugegeben , und Profef= for Arndt aus Greifswalde , sein Begleiter , fuhr

*) Daher die Bekanntmachung : Beilage XXV. **) Beilage XXVI.

43 auch in Dresden fort , in dem Sinne zu wirken, den er in seiner Schrift: Landwehr

,,über Landsturm und

ausgesprochen hatte.

Der

besondere

Auftrag dieses Rathes , sich mit den verschiedenen Regierungen über Alles zu verständigen, was auf die Polizei, die Finanzen , die Volksbewaffnung , und andre Gegenstände , die zur Sicherheit , zum Unters halte und zur Vermehrung des Heeres dienen konn ten , Beziehung hatte , mußte jedoch auch die ſåchsische Immediat Kommission in vielen Verrichtun gen hemmen.

Zwar wurde nun bestimmter von der

Einführung einer Verwaltungsbehörde in Sachsen und der Anordnung einer allgemeinen Bewaffnung gesprochen ; aber theits wollte man , wie es scheint, den Erfolg eingeleiteter Unterhandlungen erwarten, ehe man zu entscheidenden Maßregeln schritt , theils war es der Drang der Ereignisse , die so viele Ers wartungen vereitelten , was die Ausführung jener Entwürfe störte, und es blieb dabei , daß Vorberei tungen getroffen wurden und eine beträchtliche Gelda summe von dem Lande gezahlt werden mußte. Um die Jünglinge aufzunehmen , in welchen durch alle jene Auffoderungen die Kampfluft erweckt werden möchte,

war

auch in Dresden für die

Lühow'sche Freischaar eine Werbanstalt ers richtet , deren erster Vorsteher , der preußische Ritts meister, Baron von Burstini , nach seiner Ans dem heilis kunft eine Einladung *) erließ , der

*) Beilage XXVII,

44 gen Endzwecke geweihten Schaar, "

die

damahls ungefähr 1400 Mann an Fußvolk und Reiterei stark war , ſich anzuſchließen , und „ Beis träge aller Art zur Rüstung und Beklei dung

unbemittelter

opfern.

Unter den Darbringern , welchen öffentlich

gedankt wurde ,

Freiwilligen

zu

war auch die Stadt Bischofs s

werda, *) und man hat ,

vielleicht nicht ganz

ohne Grund , behauptet, die gerühmte Bereitwilligkeit derselben , beizutragen ,

zur Förderung der guten Sache

sei

Schuld

an

dem

unglücklichen

Schicksale gewesen , das sie später erfuhr. Während man

nach

allen Verkündigungen,

und nach der Lage der Umstände , raschen Angriffskrieg gegen die ,

welche einen

noch nicht zahls

reich über den Rhein gekommenen ,

Abtheilungen

der franzöſiſchen Kriegsmacht zu begünstigen ſchies das schnelle Vordringen des ruſſiſch - preußis schen Heeres gegen Thüringen , ken , der

erwartet hatte, ersten

Hälfte

oder gegen Fran-

bewegte es sich langsam in

des

Aprils zwischen Rochlik,

Altenburg und Chemnih ,

und nicht minder langs

fam zog das zweite russische Heer , unter dem Generale Miloradowitsch , durch die Oberlausih heran.

Ein starke Abtheilung von Kosacken,

die am 15. des Aprils in Dresden ankamen , öffneten wieder

den Zug.

rückte die erste Abtheilung des Heeres ,

*) Beilage XXVIII,

ers.

Am folgenden Tage aus Fuß-

45 Volk

und

Reiterei

bestehend ,

worunter

ganze

Schwärme kleinäugiger Kalmücken waren , in die Stadt , wo sie zwei Tage still lagen. Eine end, lose Reihe von Wagen ,

theils zum Kriegsfuhrs wesen und Feldkrämern gehörig , theils leer ! von

rüffifchen Bauern dem Heere nachgeführt , die am Vorabende des Ostertages bis spät in die Nacht über die Elbe zogen ,

vollendete das Bild eines

asiatischen Völkerzuges , vorüberging.

das vor unfern Blicken Einige Abtheilungen trefflicher Reis

terei , worunter mehre Pulks schöner donischer Kos facken , und eine Schaar ukrainischer Kosacken, die durch graue Frießmäntel und ein metallenes Kreuz vor der gleichfarbigen Filzmüße sich

aus»

zeichneten ,

zahlreiches Geschüß und endlich am 20. eine Abtheilung Fußvolk , beschlossen den Zug dieses Heeres , das in preußischen Zeitungen zu 10,000 Mann angegeben ward und auch nicht

viel stärker sein mochte , erste Heer ,

aber eben so , wie das

ein auffallendes

Mißverhältniß des Fußvolks zu einer zahlreichen und erlesenen Reis terei zeigte. Zu dieser Heerabtheilung gehörte überdies die Lühow'sche Freischaar , und das, aus ehemaligen russischen , vom Könige von Preus Ben neu ausgerüsteten , Kriegsgefangenen gebildete Regiment von beinahe 2000 Mann. Das leichte Fußvolk dieses Heeres ,

das lange in der Moldau

und Wallachei gestanden hatte,

war , in Vergleis

chung mit früher beherbergten russischen Kriegss völkern , auffallend verwildert. Ungnügsame, bes

46

schwerliche Gäste, auch für den Städter , der doch leichter Schuß und Hülfe gegen Ungebühr fand, als die Bewohner der umliegenden Dörfer , und felbst das bunte Bild eines russischen Heiligen im östlichen Winkel der Stube , das sonst als ein gutes Hülfsmittel , den Gast bald einheimisch und lenksam zu machen, erprobt gefunden ward , wollte sich nicht immer wirksam zeigen.

Sah man , wie

die rohe Begierde , von keinem Anstandsgefühle gezügelt , zuweilen selbst auf offner Straße ehr bare Frauen und Jungfrauen durch unzüchtige Ausbrüche empörte , und dem Auge der kindlichen Unschuld Gefahr brachte , so mochte man es nicht für Uebertreibung halten ,

wenn die Bewohner

der umliegenden Dörfer erzählten , daß die jungen Landmädchen selbst in den Schornsteinen Zuflucht gesucht,

um sich gegen befürchtete Gewaltthätigs

Ueberhaupt kamen ſchon da³ keiten zu schüßen. aus den Lauſißen und Nachrichten mahls traurige dem Theile des meißnischen Kreises , welchen die Heereszüge berührt hatten. Obgleich in den års mern Gegenden der Lausiß die wohlthätige Ein, richtung getroffen war , daß die Landwirthe auf die, für die Einquartierungslast zu

erwartende,

Entschädigung Vorſchüsse zur Beſßtreitung des dringenden Bedürfniſſes erhalten konnten , ſo geschah es doch nicht selten , daß die ankommenden Kriegsvölker manche Dörfer dde fanden , da die Bewohs ner mit ihren Kindern , ihrem Vich und ihrer tragbaren Habe in

die Wälder geflohen waren.

47 Uebrigens wurden alle Ausschweifungen und Beri wenn sie zur Klage kamen und die Thater überwiesen waren , strenge mit dem Kanti schu oder dem eisernen Ladestocke bestraft. Wäh, gehungen ,

rend man nur im Ganzen , Einzelnen,

mit

der

Kriegsvölker zufrieden

aber nicht immer im

Mannszucht sein konnte ,

der

russischer

war überall

desto musterhafter das Betragen der Preußen, deren Lob Städter und Landleute einstimmig ausà Sprachen. In der kriegeriſchen Unordnung , die immer mehr zunahm , hatte das freundliche und reinliche Ansehen, das die Straßen der Stadt sonst dars bieten , schon längst verschwinden müssen , und konnte vollends nicht unterhalten werden , da Kos facken und kalmückische Reiter nicht nur in den Straßen der Stadt und der Vorstädte gelagert sondern sogar nicht selten Hausfluren in Pferdeställe verwandelt werden mußten. Endlich folgte gegen den 21. des Aprils der Nachtrab der Heerabtheilung des Generals Mi loradowitsch den früher vorangegangenen Zus gen.

Dieses langsame Vorrücken war freilich eine

Folge der Schwierigkeit , solche Heermassen zu bes wegen ; aber es scheint, als ob diejenigen Beoba achter , welche tiefer liegende Gründe in der Vers schiedenheit der Ansichten und der Stimmung der Verbündeten zu finden glaubten , nicht geirrt håts ten. Denn während die Preußen mit Begeistes rung und Ungeduld zum Kampfe eiften , und im

48 Geiste schon ihre Adler in den Thälern der Saale, wo altes Unglück gerächet werden sollte , ja an den Ufern des Rheins ,

wo rühmliche Erinnerun--

gen lebten , siegreich wehen sahen , schienen ihre Bundesgenossen ungern die Elbe zu überschreiten, und man hörte selbst von denjenigen ,

welche den

Geist und die Seele eines Heeres ausmachen , nicht selten die Aeußerung , es sei nicht mehr ihre Sache, für welche sie kämpften , da die Sicherheit ihres Landes von Frankreichs Waffen nicht mehr bedroht werden möchte , sondern für Teutschlands Sache. zögen sie in den Kampf und es hänge nun von den Teutschen ab , zu machen.

sich ihres Beistandes würdig

Schon war die Nachricht von den Gefechten verbreitet , welche in Thüringen den großen Kampf eröffneten , als die längst angekündigte Ankunft des Kaisers von Rußland und des Königs von Preußen mit ihren Garden in Dresden erfolgte. Am 20. des Aprils war der Kaiser in Görlitz eins getroffen , hatte an demselbigen Tage sein Haupts quartier auf das Rittergut Mengelsdorf bei Reis chenbach verlegt , Tage

die

und nachdem er am folgenden

Brüdergemeine

in Herrnhut

besucht,

war er am 22. weiter gereist über Baußen nach Radeberg ,

wo er die Nacht vor seinem Einzuge

in Dresden zubrachte. Der König von Preußen war am 23. von Görlik bis auf den , zwei Stune den von Dresden entfernten , Gasthof zum weißen Hirsch gereist, nahm

wo er gleichfalls sein Nachtlager

49 Am folgenden Morgen , schon vor Tagesans eröffnete den neuen Heereszug eine lange

Bruche,

Rethe überflüssig bespannter Rüstwagen , neben welchen große Hunde trabten , deren Spikköpfe und lange Schwänze die kamtschadalische Abkunft verriethen.

Neugierig strömte die Menge auf die

Bauzener Heerstraße ,

wo seit den ersten Morgens stunden die ruſſiſchen Garden standen und den Ware tenden die Zeit mit kriegerischer Musik verkürzten. Der Kaiser und der König trafen sich gegen 1 Uhr, nicht weit von der Stadt ,

an

der Heerstraße,

und als sie sich durch einen Handschlag bewillkoms met hatten , zogen sie zu Pferde an der Spike Sie wurden am Thore, ihrer Leibwachen voran . wo zwet , durch Blumengehänge verbundene , Saus len errichtet waren , von dén Mitgliedern des Stadtraths und der gesammten Geistlichkeit aller drei

christlichen

Weiß trugen ,

gekleidete standen

Glaubensbekenntnisse Mädchen ,

empfangen..

die Blumenkörbchen

in einer Doppelreihe,

und als

zwei Führerinnen des jungfräulichen Chors den beiden Fürsten Gedichte überreicht hatten , streuten Alle ihnen Blumen auf den Weg. des Volks begrüßte die freundlich

Der Zuruf Dankenden,

welche unter dem Geläute der Glocken mit ihrem zahlreichen Gefolge langsam durch die Reihen der Wer hätte in aufgestellten Bürgerwache zogen. diesem Augenblicke , wo der Anblick der kraftvollen Kriegerschaaren , welche , den prächtigen Zug bes schließend , auf dem blumenvollen Pfade folgten,

fo große Erwartungen und Hoffnungen weckte , es ahnen können , daß vierzehn Tage später eben jenes feftliche Geläute , fast in derselben Stunde , einen ganz andern Aufzug feiern sollte ! Der ganze Hees reszug bestand aus 25 Bataillonen von der russis fchen Leibwache , der erlesensten Mannschaft , zwet Bataillonen preußischen Fußvolks , einem preußi schen Regimente leichter Reiterei , und 60 Stück Geſchüß , überhaupt aus ungefähr 16,000 Mann. Der König von Preußen begleitete den Kaiser in die Altstadt,

und beide sahen

die Truppen auf.

ehe sie einem öffentlichen Plaße vorüberziehen , fich in die ihnen bereiteten Wohnungen begaben. Die Altstadt und ihre Umgegend waren mit den russischen angefüllt , die Neustadt , wo der König wohnte, wurde von der preußischen Leibwache bes fekt. Abends waren beide Städte erleuchtet , und was man hoffte und wünschte , ward vielfältig ausgesprochen in dem Sinne der Worte einer glänzenden Inschrift :

Erldse uns von dem

Uebel! Am folgenden Tage begingen die Russen das Osterfest. Die Soldaten zeigten sich in den ersten Morgenstunden im reinlichsten Anzuge, und schon früh sah man sie , besonders die Kosacken , welche in Allem die Heimathlichen Gebräuche am frömm, Eier einkaufen , um mit Freunden

ften achten ,

und Waffenbrüdern sie zu wechseln , oder Milch, um ein Ostermahl , das Paſcha , daraus zu bes reiten.

Ueberall in den Straßen näherte sich jeder

51 freudig dem Waffenbruder und gab ihm dret herzs liche Küsse, der Vornehme dem Geringern , der zierlich gepußte Offizier dem alten bärtigen Kosaks ken im Frießmantel , der mit dem glückwünschene den Ostergruffe: Chriftus ist er standen ! (Christos woskres) zu ihm trat ,

worauf dann :

Er ist wahrhaftig auferstanden ! (istinnoe woskres) der Begrüßte freundlich antwortete. Der Kaiser selbst folgte der heimischen Sitte , und als er nach Mitternacht mit seinem Gefolge in der griechischen Kapelle , die in einem Saale des Brühs lischen Schloffes , feiner Wohnung , eingerichtet war,

der festlichen Ostermesse beigewohnt hatte,

erwiederte

anwesenden Offizieren ,

er allen

hergebrachter Weise , einer andern Kapelle,

den

frommen Gruß.

nach In

die sich in dem Gartens

schlosse des Prinzen Maximilian befand , ward von den Popen

mehrer russischen Regimenter dep

Ostermorgen gefeiert. Städten ,

wo an

Auch in andern sächsischen

diesem Tage russische

Krieger

ausruhten , soll man die Osterfeier begangen haben ; am merkwürdigsten aber war die Art , Großenhain geschah ,

wo

wie es in

in der protestantischen

Kirche auf Verlangen des ruſſiſchen Befehlshabers eine einfache Feierlichkeit veranstaltet ward , welche einer der Geistlichen des Orts leitete , für seine Gemeinde erbaulich machte. *)

*

Beilage XXIX.

und auch

52 Der festliche Tag ward in Dresden noch gläns gender durch den zahlreichen Wachaufzug , bei wels chem die beiden Monarchen zu Fuße erschienen. Da sah man einige englische Generale und Stabs, offiziere , die in des Kaisers Gefolge gekommen waren; aber noch merkwürdiger mußte es für die Bewohner der Hauptstadt sein , als sie den Bes fehlshaber der Festung Torgau , den General Thielemann , der vorher dem Kaiser war vor gestellt worden ,

mitten unter den russischen Offia

zieren erblickten.

Gegen Mittag ritten der Kaiser

und der König von Preußen der russischen Reiterei entgegen, welche der Großfürst Konstantin, der Tags vorher in Pillnih angekommen war , in die Stadt führte. Es waren gegen 7000 Mann erlesener Krieger , brachten.

die 20 Stücke Geschütz

mits

An demselben Tage kam das herzoglich-

fächsische , aus den Truppen von Weimar , Gotha und Hildburghausen gebildete, Bataillon an , das sich in Thüringen den Preußen ergeben und in Altenburg feine Waffen und sein Geschiß zurüc erhalten hatte.

Mit klingendem Spiele zog es vor

die Wohnung des Königs von Preußen , wo es von beiden Monarchen gemustert ward , und in den folgenden Tagen brach es nach Schlesien auf, um , wie es in den preußischen Berichten hieß, mit den Preußen für die allgemeine Sache Teutscha lands und für die Befreiung ihrer Landesherrn von einer schimpflichen Unterdrückung" zu fechten.

vereinigt

In den nächsten Tagen , bis zum

53 28. des Aprils , scher Reiterei ,

gingen mehre Regimenter ruffts besonders schöne Kürassiere , und

zahlreiches Geſchüß über die Elbe und sogleich weis ter auf der Straße nach Nossen , womit der Zug des russischen Hauptheeres ,

dessen Stärke 50,000

Mann betragen mochte , sich schloß. Die Lebensweise der beiden Monarchen war fehr einfach , fung.

ihr Betragen freundliche Herablafs

Beide zeigten sich ,

schienen ,

ohne Gepränge ,

wenn sie öffentlich ers ohne glänzendes

Ges

folge ,

und besonders dem Kaiſer ſchien es zu ges

fallen ,

mitten durch die Haufen der Neugierigen,

die ihn umdrängten , zu wandeln , wo er oft nicht den nächsten Schritt frei hatte ,

und

freundlich

winkend und bittend sich den Weg bahnen mußte. Man hatte den Wallgarten des Brühlschen Schloss fes,

besonders den Kindern und ihren Wärteriss

nen,

deren gewöhnlicher Sammelplah diese schats

tigen Grasplåße sind , kaum einem ,

erfuhr es

anfangs verschlossen , aber

der Kaiser ,

für ihn

welcher hier oft in

eingerichteten ,

Gartenhause die

Aussicht auf die anmuthigen Ufer der Elbe genoß, als er sogleich

befahl ,

den Garten

ohne Unterschied zu öffnen ,

Jedermann

und gern schien er

die laute Fröhlichkeit der Kinder um sich her zu betrachten.

Der Eingang des Schloſſes war ges

wöhnlich mit Menschen umlagert ,

und ungehina"

dert drängten sich die Neugierigen bis zur Haupts treppe hinan , die selten ohne zwei bunte Reihen," besonders von geschmückten Zuschauerinnen , war,

54 wenn man den Kaiser zu sehen hoffte.

Auch der

König von Preußen ließ den , an seine Wohnung, das Haus des Freiherrn von Rackniß , gränzenden, königlichen Garten sogleich öffnen , als er vernahm, daß

man diesen ,

dem Vergnügen der Einwohner

sonst immer offnen Luftort , in welchen die Fenster feiner Wohnzimmer gingen , ersten Tage gesperrt hatte.

um seinetwillen am Hier sah man ihn oft

im Gespräche mit einem Offizier ,

oder mit einem

Buche in der Hand ,

mitten unter den Lustwans

delnden umhergehen.

Selbst der kleinere Garten,

unmittelbar hinter seiner Wohnung ,

blieb unvers

schlossen , und als am 29sten der Kaiser mit allen . Generalen bei dem Könige zur Mittagstafel in dem Gartenſaale

war ,

wurden

die

drångenden

Zuschauer nicht nur nicht abgewehrt , sondern ihnen sogar Bänke hingeseht , möchten.

damit sie bequemer sehen

Aber schon war die Nachricht gekommen , daß die französischen Heere unaufhaltsam aus den thus ringischen Gebirgschluchten hervorbrachen , und als der Kaiser von einem kurzen Besuche bei seiner Schwester,

der Erbprinzessinn von Weimar , am

28. aus Töplik zurückgekehrt war , wurde Alles zu seiner Abreise bereitet. An demselbigen Tage war der größte Theil der russischen Garden aufges brochen.

Am 29. , um Mitternacht ,

Kaiser über Nossen und Altenburg ab , nächsten Morgen ,

reiste der und am

gegen 8 Uhr , folgte ihm auch

der König von Preußen.

Ein Theil der ruffifchen

55 und preußischen Garden blieb in Dresden zurück und

fortdauernd standen

Schildwachen

vor den

Wohnungen der beiden Monarchen , welche , wie es hieß , in einigen Tagen zurückkehren würden. Nicht ohne unruhige Ahnung sahen die Bewohner der Stadt der Entscheidung des Kampfes entges gen, der unter ihren Augen war vorbereitet wors den.

506

Zweiter

Abschnitt.

Die Befestigungsarbeiten , welche die Verbündeten seit dem Anfange des Aprils an der Elbe ans gelegt hatten , cken,

konnten nicht die Besorgniß erwes

daß es, im Falle eines Rückzugs ,

eine

Hartnäckige Vertheidigung gelten sollte , da sie bliß auf Sicherung des Uebergangs

berechnet

waret.

Man hatte die, ungefähr drei Viertelstunden obes halb Dresden , nicht weit von dem Dorfe Blase wih geschlagene , Schiffbrücke durch einen Brücken topf geschüßt, der aus sechs sich gegenseitig decken den Redouten bestand. Bei Meißen waren gleich falls drei Schanzen mit Blockhäusern auf den An höhen nahe bei der Stadt- am linken Elb : Ufe errichtet.

Welchen Erfolg aber auch die Anstren

gungen der Verbündeten haben mochten ,

die B

wohner der Hauptstadt mußten erwarten ,

die L

ften ,

welche auf die Anwohner eines Heereswgs

fallen , wenigstens so lange zu ertragen , als per Sieg die vereinte Kriegsmacht nicht bis an die Grenzen des südlichen Teutschlands geführt hate. Schon verkündigte das Gerücht die Ankunft nuer russischer Kriegsvölker , die an der Elbe als Sück-

57 Haltsheer sich aufstellen sollten.

Auch wurden gleich

nach dem Aufbruche des Hauptquartiers Anstalten zur Aufnahme von Kranken und Verwundeten ges macht, wozu Hausbesißer und Miethbewohner allers lei Bedürfnisse liefern mußten. Am 3. des Mais ward die ungeduldige Ers wartung auf einmahl mit dem Gerüchte beschäfs tigt, die Preußen håtten in den Ebenen zwischen Naumburg und Weißenfels einen glänzenden Sieg erfochten. Die Sage wurde während des ganzen Tags mit verschiednen Veränderungen wiederhohlt, aber ohne feste Haltung zu gewinnen. fage eines Reisenden , des Mais Besorgnisse ,

in Leipzig welche

Die Aus-

daß die Franzosen am 2 . gewesen

die

wären , erweckte eines , am eines

Erzählung

Abende des 1. Mais aus dem Hauptquartiere abs gegangenen , russischen Offiziers , es hätte der Kaiz fer feinen Truppen den Sieg der Preußen vers kündet,

nicht ganz zu heben vermochte.

In den

Frühstunden des folgenden Tages machte ein öffent licher Anschlag bekannt , es wäre nach eingegange nen amtlichen Nachrichten , am 2. des Mais zwis fchen Leipzig und Weißenfets eine blutige Schlacht vorgefallen , worin die verbündeten Heere das Schlachtfeld behauptet hätten.

Einige Stunden

nachher ward das Schreiben eines Offiziers vom Blücherschen

Korps bekannt gemacht,

Das freilich noch nicht vollständige Auskunft gab, und

die aufgestiegnen

nicht völlig beruhigt ,

Besorgnisse

wurden

auch

als bald nachher überall,

58 wo jenes Schreiben angeheftet war , die amtliche Nachricht,

daß die Franzosen am 3. Mai Leipzig

wieder verlassen hätten ,

darunter stand.

Mittag kamen die Gepäckwagen Prinzen zurück ,

der

Gegen

preußischen

und in den ersten Nachmittags:

funden sah man den König von Preußen selbst zurückkehren. Zu gleicher Zeit kamen viele Wagen mit Verwundeten und einzelne Züge von Kriegern, • besonders preußischen Freiwilligen ,

die

in

großen Kampfe bei Lüßen geblutet hatten. neue Lieferung

von

Bedürfnissen

dem Eine

zur Anlegung

eines Spitals für Offiziere ward ausgeschrieben und mußte auf das Schnellste herbeigeschafft wers den.

Fortdauernd erhielt sich das

Gerücht von

der gewonnenen Schlacht , aber es ward auch hin, zugefeßt ,

daß

die Verbündeten ,

besonders

die

Preußen , den errungenen Siegesruhm mit großem Verlust erkauft hätten. Abends , gleich nach Ans bruch der Dunkelheit , Rußland ein ,

traf auch der Kaiser von

und fuhr sogleich in die Wohnung

des Königs von Preußen.

Seine Heiterkeit ,

selbst einige aufmunternde Worte ,

und

die man gehört

haben wollte , als das Bolk den Wagen des verehr ten Fürsten umdrängte, schienen die verbreiteten Gerüchte zu bestätigen , und frohe Zuversicht bes wog mehre Bewohner der Stadt , dem Kaiser und dem Könige um Mitternacht bei Fackelschein eine feierliche Musik zu bringen und den Siegern ein vielfaches Lebehoch zuzurufen. Lebhafter aber regten sich unruhige Besorgnisse,

59 als von der folgenden Nacht an immer zahlreichere Züge von Wagen mit Verwundeten und Gepäcke auf das rechte Elbufer gingen ; man beruhigte jedoch durch die Versicherung , daß, nach des Kaisers schon vor der Schlacht ertheiltem Befehte , alles überflüffige Gepäck , das dem Heere nachgezogen war , über die Elbe geschafft werden sollte , damit auf dem linken Ufer nicht alle Vorräthe nußlos aufgezehrt , und das Heer nicht in seinen Bewegungen gehindert werde. Am 5. des Mais wurden zwar einige Kanonen nicht weit von der Elbebrücke aufgefahren, um , wie es hieß, den Sieg durch Freudenschüsse zu verkünden , und es waren bereits Eintrittskarten zur gottesdienstlichen Siegesfeier in der russischen Kapelle vertheilt worden ; aber die Feier unterblieb und vers gebens erwartete man eine amtliche Bekanntmachung der Kriegsereigniſſe . Die Spitaler füllten sich, obgleich man nur die schwer verwundeten Krieger darin aufnahm ,

da die leicht Verwundeten theils

sogleich weiter geführt ,

theils einstweilen in den

Wohnhäusern untergebracht wurden.

Drei Tage

fah man fast ununterbrochen die unglücklichen Opfer vorüberziehen , den stärksten Zug am 5. des Mais, wo der Kaiser selbst , als er an der Wagenreihe vorüber ritt ,

einigemal still hielt , und freundlich mit

einzelnen verwundeten Kriegern sprach, deren Leiden feine Theilnahme zu lindern schien.

Es war ein

trauriges Schauspiel, die durchziehenden preußischen Verwundeten zu sehen, die seit dem blutigen Schlachts tage nicht Ruhe genossen hatten ; bald hörte man

60 einen wackern Krieger , die eignen Leiben vergeffend, einen gefallenen Waffenbruder bedauern , bald einen andern , der in seinem Schmerze die heiligen Hoffs nungen der Vaterlandsfreunde getäuscht fah ; aber unter Allen war Keiner , der nicht gern noch einmahl die lehte Kraft für des Vaterlands Sache Das Herz ist noch gefund ! hätte wagen wollen. mit dem wackern Ausrufe gingen Manche , die es verschmähten , ihre Heilung in unthätiger Ruhe zu erwarten , mit ihrem Verbande in die Reihe ihrer Waffenbrüder zurück.

Am 6. des Mais erschien endlich der vorläufige preußische Bericht von der Schlacht bei Groß : Gör fchen und zugleich eine französisch geschriebene Nachricht der Russen, die am 3. des Mais vom Schlachts Aus beiden ging hervor , daß. felde erlassen war. die verbündeten Heere , ungeachtet sie in dem rühms lichen Kampfe Vortheile gewonnen hatten , durch Die Bewegungen der feindlichen Kriegsmacht gends thigt wurden , ihre Stellung zu verlassen und , den Angriffstrieg einstweilen aufgebend , sich der Elbe und den heranziehenden Rückhaltsheeren wieder zu nähern. Dieser Entschluß aber ward ohne Zweifel auch durch andre entscheidende Rücksichten bestimmt, die aus den Verhältnissen der Staaten hervorgin= gen , und durch die wohlgegründete Erwartung, daß bald jeder Staat , der seine Unabhängigkeit , oder den Gedanken , die verlorne Selbstständigkeit durch rühmliche Anstrengung wieder zu gewinnen , noch nicht ganz verloren hatte , mit ihnen für Europas Freiheit kämpfen werde.

61 Am Abend des 6. Dis ward die Nachricht verbreitet , daß die Franzosen übermächtig gegen die Mulde vordrängen ;

fchon kamen einzelne Abthei

lungen von russischem Fußvolt und Gefchüß , und es war unverkennbar ,

daß sich das ganze Heer

der Verbündeten auf das rechte Elb Ufer zurück ziehen wollte. Ein buntes lebendiges Gemähldel Bald sah man eine Reihe von Wagen , welche die Feldkrämer in ་ན der Eile noch mit eingekauften Lebensmitteln

und frischen

Branntweinvorräthen

beluden , bald eine Abtheilung von Kosacken ,

die

Kühe vor sich her über die Brücken trieben ; jest andre , die eine Abtheilung gefangener Feinde ges leiteten ,

jeht eine Schaar

von Baschkiren

mit

schlanken Bögen und einem Köcher voll langer ges fiederten Pfeile, bis man endlich wieder , dem Anblicke eines langsamen Wagenzugs ,

der

unglücklichen Tapferkeit

der

eine

neue

Thräne

bei

Theilnahme weihte.

Die

Verschanzungen

vor

der Schiffbrücke,

obgleich noch nicht ganz vollendet , wurden indeß zur Bertheidigung eingerichtet und mit Geschüt befeht. Auch wurden in Meißen , wo am 7. des Mais das Hauptquartier des Generals von Blús cher war, Bertheidigungs- Anstalten gemacht , alle Schiffe auf das rechte Ufer geführt , und die ängstliche Bekümmerniß fürchtete schon alle Drangs sale, womit eine rückwärts ziehende Heeresmase ihren Weg zu bezeichnen pflegt.

In den Nache

mittagstunden des 7. Mais gingen zahlreiche Ge

62 schüßzüge , Fußvolk und Reiterei über die Brücken, und als Abends der Oberbefehlshaber ,

Graf von

Wittgenstein , und andere 4russische Feldherrn in Dresden ankamen und alle in der Altstadt lie. gende Preußen nach der Neustadt verlegt wurden, erwartete man den nahen Aufbruch des Haupts quartiers vom linken Ufer der Elbe. Zu gleicher Zeit wurden mehre Bewohner der Stadt , Ausländer ,

welche

man

mit den Franzosen verdächtig hielt , nach

Schlesien

geführt.

meist

eines Einverständniſſes verhaftet und

An

demselbigen Tage brachte der König von Preußen einige Stunden in Meißen zu ,

um einen Theil seiner Truppen,

die dort und bei Mühlberg vom 7. bis zum 9. des Mais auf das rechte Elb : Ufer gingen , vorbet ziehen zu sehen. Der französische Vortrab war an diesem Tage schon zwischen Nossen

und Wilsdruff ,

vier Stunden von Dresden.

drei bis

Während des gans

zen Tags hörte man den Donner des Geſchüßes. Russische Wachfeuer leuchteten in der Nacht rings um die Stadt auf den Höhen und am Stromufer, ein Flammenschein , der das weite Thal umschloß. Alle Truppen waren zum Aufbruche gerüstet , und die Besorgniß ,

daß am folgenden Tage die Ume

gegend der Schauplaß eines Gefechts werden könne te , schien nicht ganz grundlos zu sein. Am 8. bei Tagesanbruche reiste Kaiser Alexs ander nach Bischofswerda ab. Während der Nacht war das Balkengerüste der Ergänzungss

63

Brüfe mit Stroh umwickelt und Pulver und eine zelne Schläge darunter gelegt worden.

Rauch und

Flammen , die man bei Tagesanbruch südwestlich von Dresden am Himmel aufsteigen sah , bezeich neten den Weg ,

auf welchem

fich feindlich drängten.

die Heeresmaſſen

Einige Stunden nachher

gingen die Truppen des ruſſiſchen Nachzuges über die drei Brücken und so schloß sich der tapfer und kunstvoll ausgeführte Rückzug des Heeres über die Elbe.

Bei dem Anblicke

der ruhigen Ordnung,

welche in dieser Bewegung

von Anfang bis zu

Ende sichtbar war , glaubte man desto leichter den. Versicherungen russischer Offiziere ,

ihr Heer wäre.

zwar von den Franzosen rasch verfolgt worden, aber die Haltung desselben so kräftig gewesen , daß fie von dem nachrückenden Feinde nicht eher wåren beunruhigt worden ,

bis sie ihre nächtlichen Felda

låger verlassen håtten. Als die leßten Kriegsvdlker durch die Stadt zogen , erwarteten die Bes wohner nicht ohne Bekümmerniß die neuen Ereig nisse , welche bevorstanden ; alle Låden blieben eschlossen , und überall verbargen sich die zahls losen Flugschriften und Spottbilder ,

womit ſeit

einigen Wochen die Thüren und Fenster der Kauflåden bedeckt gewesen waren. Die Franzosen folgten dem leichten russischen Fußvolke und den Kosacken ,

die nach unbedeuten .

den Plänkeleien vor dem Freiberger Schlage an der Straße von Wilsdruff theils über die Schiff brücke, theils über die unterhalb der Stadt ges

64

schlagene Floßbrücke zogen .

Die Floßbrücke ward

von den Russen sogleich zerstört , als sie das rechte Ufer erreicht hatten , und kaum waren die lehten) Kosacken über die hölzerne Ergänzungbrücke geeilt, alg das Gerüste emporloderte. Mit furchtbarem Krachen flog das Balkengerüste aus einander und in einer Viertelstunde hatte die heftige Glut den Die Flamme schlug so schnell

ganzen Bau zerstört.

über die Brücke zusammen , daß einige mit Fleisch und Brantwein beladene Wagen , die den Kosacken folgten , ergriffen wurden , und hinter den flüchti Ein lustis gen Pferden in heller Glut brannten . ges Gedränge bildete sich alsbald um diefe Gruppe. Die versenkten Fleischstücke wurden herabgeworfen , und theils verkauft , theils preisgegeben , die brens nenden Wagentrümmer und die entzündeten Brants weinfässer in die Elbe gestürzt , und als die übris gen Gefäße ihren Inhalt ergossen ,

eilten die Koz

facken herbei, die reichliche Labung hier aus dem Spundloche zu schlürfen , dort aus der Rinne auf der Brücke,

wo sie in Strömen floß ,

mit der

Hand zu schöpfen .

Eine andere Gruppe bildete sich um einen verspäteten Frachtwagen mit Tabakss blättern am Eingange der Brücke , und Jeder raffte sich ein Bündelchen zusammen , um es als Vorrath für einige Tage neben dem Heubündel an den Sattel zu befestigen. Das französische Heer unter dem Vizekönige von Italien und den Herzogen von Treviso und Ragusa , jog indeß auf der Straße von Wilsdruff

65 heran. Die ersten Posten in der Altstadt wurden alsbald von dem General Grundler , Chef des Generalstabes des 11ten Koeleßt. Eine ans dre Abtheilung französischer Truppen zog sich ges gen die Schiffbrücke oberhalb der Stadt. Der rufſsiſche General von Korf, der den Befehl über den Brückenkopf führte, hatte, wie man versichert, von seinem Kaiser die Weiſung erhalten , diese Verschanzungen und Verhacke nicht zu vertheidigen, um alle Gefahr von der Stadt abzuwenden. Nach einigen Schüssen aus den Werken zogen sich die Russen auch hier ohne Verlust und in ruhiger Hals tung über die Elbe. An beiden Ufern ward dars auf gegen Mittag die , aus 26 großen Kähnen bes stehende, Schiffbrücke von den Werkleuten anges zündet; sie löste sich

von den Ufern ,

und vom

Strome ergriffen , schwamm ſie brennend mit hochaufsteigenden Dampffåulen langfam zwischen beis den Stadttheilen hinab,

bis an die Pfeifer der

Elbebrücke , wo die zusammengehäuften Trümmer vollends ausbrannten. Die Abgeordneten des Stadtraths und einige Mitglieder der Immediat Kommission waren ins Beß dem Kaiser Napoleon entgegen gegangen, um ihn am

äußern

Stadtthore zu empfangen.

Er

vitt sogleich um die Stadt zu dem Brückenkopfe und auf den Zimmerhof vor dem Pirnaiſchen Thore, und erst in den Nachmittagstunden zog er durch die Reihen der aufgestellten Bürgergarde in die Stade.

Ohne sich aufzuhalten ritt er darauf nach E

66 dem eine Stunde unterhalb

Dresden am hohen Elb Ufer gelegenen Dorfe Prießnih , um die Stelle

zu einer Floßbrücke auszusuchen , zu deren schleus niger Erbauung Arbeiter und Baustoffe aufgeboten wurden. Als diese Anordnungen gemacht waren, begab er sich in das Königliche Schloß , wo die versammelten Behörden und Hofbeamten ihn ers warteten. Der ehemalige sächsische Gesandte am französischen Hofe , Graf Einsiedel, ward noch an dem selbigen Tage zu dem Könige nach Prag gesandt ,

um diesen zu schneller Rückkehr zu verr

anlassen.

Abends ward die Erleuchtung der Stadt

geboten. Während in der Altstadt der Schauplah sich verånderte , wurden die Bewohner des getrennten jenseitigen Stadttheils durch das festliche Geläute überrascht,

das bei der Annäherung des Kaisers

von den Thürmen schallte.

Der König von Preus

Ben war erst in den Mittagstunden dieses Tages aus der Neustadt aufgebrochen , um sein Haupta quartier in das zwei Stunden von Dresden enta fernte Dorf Weißig an der Straße nach Bauzen zu verlegen. General Miloradowitsch führte den Befehl über den russischen Nachzug , welcher die Neustadt befeht hielt.

In der Umgegend standen noch starke Truppenabtheilungen von Russen und Preußen, und kriegerische Zurüstungen erweckten ångstliche Besorgnisse. brücke auf dem rechten Stückbettung

Am

Eingange

Ufer

aufgeworfen ,

der Elb.

ward schnell eine

auf die Wälle

der

67 Neustadt Geschuß aufgefahren ,

und schon gegen

Mittag flogen Kugeln hin und her über den Strom. Das Feuern hörte indeß von beiden Seiten bald wieder auf;

die Nacht blieb ruhig ,

und nur die

Anhöhen

zahlreichen Wachfeuer auf den Ufer verkündigten die Streitkräfte , Strøm trennte.

beider

welche

der

Die ersten Stunden des folgeria

den Tages wurden , statt des fonntågigen Glockens geläutes , mit furchtbarem Geschüßdonner begrüßt. Es ward auf beiden Ufern , heftig von den Wallen gefeuert, und während die russischen Schüßen und die Jäger vom Reiche'schen Freikorps aus den Fenstern der neustädtiſchen Hauptwache den Plak vor der katholischen Kirche unsicher machten , schoffen die Franzosen von dem Dache und dem Thurme dieser Kirche nach der Neustadt herüber. Hier hatte man die Absicht verrathen, auch aus den Fens stern des japanischen Palais auf das jenseitige Ufer zu schießen , was aber zum Glücke durch die tha tige Sorgfalt eines der Aufseher *) der daselbst aufbewahrten Schäße der Gelehrsamkeit und Kunst verhütet, und von den russischen Oberbefehlshar Bern , so bald sie Kunde von demselben erhalten hatten , strenge untersagt ward. Kugeln flogen über beide Stadttheile und einige vom rechten Ufer geworfene Haubißgranaten trafen ein Paar Gebäude der Altstadt , doch ward nirgend bedeutender Schaden angerichtet. Mehrere Einwohner aber, die € 2 Ba* Des Inspektors Lipsius.

68 fich mit verwegener Neugier auf gefährdete Pläße wagten , wurden verwundet oder getödtet. Die Russen hatten während dieses Gefechts , außer ets nigen Verwundeten , keinen Verlust ; von den Franzosen aber wurden vor dem jenseitigen Eins gange der Brücke viele getödtet. Ihre Werkleute, die auf Leitern in die Brückenkluft hinabstiegen, schienen während des Feuerns sich zu beschäftigen, den Schutt wegzuräumen , um den Uebergang zu bereiten , bis die Kartätſchen des auf die Kluft gerichteten russischen Geschüßes sie vertrieben. Heftiger aber war der Kampf am untern Elb Ufer, dem Dorfe Prießnik gegenüber.

Die Frans

sosen hatten während der Nacht ihre Vorberei tungen zum Bau der Floßbrücke getroffen , womit fie bei Tagesanbruche anfingen. Auf dem rechten Ufer, bei dem Dorfe Pieschen , war eine ruſſiſche Batterie aufgefahren , um die feindliche Unterneh mung zu ftdren. Französische Plänkler wurden in Fischerkähnen übergeſeßt , anzugreifen ,

die ruſſiſchen Schüßen

aber so kräftig empfangen ,

Kahn dem andern folgen mußte,

daß ein

um die gefalle

men oder verwundeten Vorgånger zu ersehen.. Das Feuern dauerte von neun Uhr bis gegen Mittag ohne Unterbrechung fort, und der Erfolg war, daß die Franzosen ,

nach einem nicht unbedeuten=

dem Verluste, den Versuch , eine Brücke zu schlas gen ,

aufgeben

mußten,

als das Geschüß ihrer

Gegner den angefangenen Bau zerstört hatte. In der Nähe der Stadt dauerte indeß das

69 Feuern mit kurzen Pausen fort. Neustadt glichen } einem Lager. Kugeln geschüßten ,

Die Straßen der In den , gegen die

Seitengassen standen Pferde

und Wagen mit schlafenden oder ausruhenden Fuhrknechten. Hier lag ein Haufen russischer Schüs şen auf einem sichern Plaße und ließ Wäsche und Måntel auf zusammen gestellten Gewehren trocks nen , dort sammelten dreiste Knaben in den Stras Ben das zerschoffene Blei , das von den Freiwillis gen, fogleich in neue Kugeln umgegossen , den Feinden zurückgesandt

wurde.

Des kriegerischen

Lårms fast gewohnt , wagten sich die Neugierigen immer kühner ans Stromufer , bis eine anprals lende Kugel ,

oder der heftiger wieder anfangende

Geſchüßdonner ,

neue Vorsicht

Besorgnisse erweckte ,

gebot ,

und neue

welche durch mancherlei ånga

stigende Gerüchte erhöht wurden. Es zeigte sich aber bald , daß die 1 meisten Kriegsvölker der Vers bündeten schon am vorigen Tage auf den lauſiķis schen Straßen weiter gezogen waren , und daß die in der Umgegend der Neustadt zurück gebliebene kleine Heerabtheilung nur dazu bestimmt war, durch Plänkeleien den Rückzug des Hauptheeres zu sichern.

Nachmittags

größte Theil der in den

gegen

4 Uhr zog der

Straßen der Neustadt

gelagerten Truppen mit dem Geſchüß ab , und nahm den Weg an der Elbe hinab, da auf dem linken Ufer unterhalb der Stadt feindliche Trupa pen sich gesammelt hatten. Nur das Kleingewehrs feuer dauerte an der Brücke fort. Bald aber tas

men die abgezogenen Truppen verstärkt in die Stadt zurück; es ward von Neuem Geschüß vor der Brücke aufgefahren und das Feuer fing ziema lich lebhaft wieder an , bis es endlich mit Ans bruche der Dunkelheit gänzlich aufhörte. In der Nacht, deren Stille nur in den ersten Tagesstuna' den durch neuen Geschüßdonner gestört wärd , ents fernten sich die meisten russischen Truppen vom Elb Ufer , und gegen 4 Uhr sah man ihren Nachzug mit vielem Geschüße auf der Straße nach Baußen sich bewegen.

Man konnte ihnen

und

thren Bundesgenossen kein rühmlicheres Zeugniß geben , als daß man sie ungern scheiden sah, und mit Besorgniß den neuen Gästen entgegen blickte, die als Freunde und Beschüßer sich ankündigten. Einige Stunden nach dem Abzuge der Russ fen fletterten franzöfifche Voltigeurs über die Brüks tentluft und stellten sich als Vorposten auf die Hauptstraße , während am Thore noch einige Kals mücken schwärmten , welche , auf ihren Pferden stes hend, jene in der Ferne mit scharfen Blicken aus ihren Eleinen Augen erfpåhten. Gegen 10 Uhe waren schon mehrere Abtheilungen leichten Fußs volts herüber, die auf den lausißischen Straßen, voran rückten.

Während des ganzen Tages wurs

den mit allen Uebergangsmitteln Truppen auf das rechte Elb Ufer gefeht,

und mit großer Anstrens

gung und Thätigkeit Geschüß auf Fähren überges schafft.

Französische Werkleute waren indeß eifrig

beschäftigt, den Schutthaufen in der Brückenkluft

71 zu ebenen , errichten.

um schnell eine neue Hülfsbrücke zu

In

den

Nachmittagstunden

Kaiser selbst auf die Brücke , chen Landbaumeister

den

und leichten Gerüste gab , baut werden sollte.*)

kam der

wo er dem königlis

Riß zu dem einfachen womit die Kluft übers

Die Neustadt, feit zwei Monaten von allers lei Kriegslast hårter als der jenseitige Stadttheil gedrückt, ward jest mit neuen Lasten beschwert. Der Brodmangel war hier schon seit einigen Tas gen sehr fühlbar geworden , da die abnehmenden Mehlvorräthe bei der Trennung vom linken Ufer, wo die Stadtmühlen liegen, konnten ,

nicht erseht werden

und die Schiffzerstörer keine Flußmühle

am linken Ufer geduldet hatten. Die zahlreichen Heerhaufen , die aus erschöpften Gegenden kamen und , schon jest auf dem linken Ufer zusammenges drängt ,

theils auf den Anhöhen um die Stadt

gelagert, theils in die Altstadt gerückt waren, ers höheten hier eben so sehr den Mangel an den ersten Lebensbedürfnissen.

Die

erste

Maßregel,

welche nach dem Einrücken der Franzosen ergrif fen wurde , war der Befehl **) an die Einwohner, ihre Mehlvorräthe ohne Zögerung der Obrigkeit, *) Ueber die Ereigniſſe in Dresden vom 8ten bis 1oten Mai gab das franzöfifche Amtsblatt eine , auf der einen Seite sehr mangelhafte , auf der andern nur zu fehr mit Dingen , die da nicht waren , aufgepugte Erzählung ; f. Beilage XXX. **) Beilage XXXI .

72 bei Vermeidung der strengsten Strafe im Falle unrichtiger Angabe , anzuzeigen , was fogar wäh rend der Nacht geschehen sollte, und die erste Foderung , die mit den übergegangenen Truppen auf das rechte Elb Ufer kam , war eine Brodlies ferung , wie groß auch die Noth unter den Bes wohnern der Umgegend war. Die zweite Verfügung nach dem Einrücken der Franzosen traf den wilden Unfug der Nachzügler ihres Heeres , indem nach des Kaisers Befehle eine Abtheilung von dreißig

fächsischen Heerwächtern

gebildet

ward,

welche sich , unter der Anführung eines französischen Gensdarmerie Offiziers sogleich in Bewegung se ben sollte , um die Straße von Dresden auf Pes gau von Nachzüglern und Raubkriegern zu be freien. *) Die Soldaten selbst aber schienen mit bösem Beispiele voran gegangen zu ſein , denn gleich in den ersten Tagen wurden auf allen Stra: Ben geplünderte Habseligkeiten feil geboten. Die neue Ergänzungsbrücke , ein leichter,

schwankender , doch fester Bav , war schon in den Morgenstunden des 11ten Mais vollendet ,

und

alsbald wälzten sich zahlreiche Heerhaufen ,

Reis

terei , Fußvolk und Geſchüß , das vierte , sechste, eilfte und zwölfte Korps , hinüber. Der Zug dauerte ohne Unterbrechung bis nach Anbruch der Dunkelheit.

Es

war

ein

wohl geröstetes Heer

von sechzig bis siebzig tausend Mann französischer, italienischer und deutscher Truppen , die vor den *) Beilage XXXII.

73 Augen des Kaisers , der , von zahlreichem Gefolge umgeben , mehre Stunden auf einer der steinernen Brückenbänke saß , auf das rechte Elb : Ufer übers gingen. Während dieses Zuges stiegen Rauchwols ken am östlichen Himmel auf, die den Brand des benachbarten Dorfes Schmiedefeld ankündigten, des ersten Opfers der Verheerung , welche die vors rückenden Krieger über die gesegneten Gefilde des rechten Elb ፡ Ufers bringen wollten, Die Rückkehr des Königs von Sachsen ers folgte vier Tage nach dem Einrücken der Franzo, fen.

Der Kaiſer hatte ihm eine Abtheilung seis

ner Neitergarde unter seinem Adjutanten , dem Ges neral Flahaut,

als Geleite bis an die böhmis

sche Gränze entgegen geschickt. nachtete im Schloſſe zu Sedlik. Morgenstunden des

12.

Der König übers Seit den ersten

Mai's hatten sich viele

Truppen über dem großen Garten an der Pirnais schen Straße bis gegen die Stadtthore aufgestellt. Die französische Grenadier - Garde bildete Reihen in den Straßen , durch welche der Zug gehen sollte. Napoleon musterte die Truppen , als der König eintraf, der lange vor dem Schloſſe im großen Garten still hielt , bis er endlich durch einen Ada jutanten des Kaisers die Nachricht erhielt ,

daß

dieser ihn bei dem Dorfe Gruna , feitwärts des Gartens, erwartete.

Die Abgeordneten des Stadts

raths standen am äußern Stadtthore und wurden dem Könige , der an des Kaiſers Seite ritt , von einem französischen Offiziere vorgestellt.

Der Kộ .

74 nig wies sie an den Kaiser , dieser wieder an je nen. Nach dieser stummen Scene hob endlich der Kaiser an: ,,Hört mich , ich will mit euch reden ! Diesem verdankt ihr eure Rettung , fuhr er fort, auf den König deutend. Ich weiß , daß es schlechte Leute (mauvais

sujets) unter euch gibt ,

die es

mit den Ruſſen und Preußen gehalten haben, aber um des Königs Willen foll alles vergeben sein." Darauf feste er hinzu ,

daß er Sachsen wie ein

erobertes Land behandelt haben würde ,

wenn der

König weniger ein treuer Bundesgenosse gewesen wäre, daß 1: dieses Land von seinen Heeren nur en und bald von den Beschwerden des Kriegs befreit sein sollte , Feinde

vertheidigen

und

daß er es gegen alle beſchüßen werde.

Abgeordneten begannen darauf die

Die

ersten Worte

ihrer Anrede :

Die Kinder des Vaterlandes sind erfreut , ihren Vater wiederzusehen... " Was Haben sie gesagt : fiel der Kaiser ein. Sie sagten, was Eure Majestät befohlen hat , ward ihm ges antwortet. Wohlan , fuhr Napoleon fort , was ich gesagt habe , soll gedruckt und öffentlich bekannt gemacht werden. Der Zug ging darauf durch die Truppenreihen , unter Glockengeläute , Gefchüßs donner und Volkszuruf, nach dem Schloffe. Eis nige Stunden nachher war die Anrede des Kais fers an die Stadtobrigkeit , nur ungefähr so , wie allen

Straßenecken

französisch und teutsch zu lesen. *)

er sie gesprochen hatte,

Uber fast in

**) Beilage XXXIII.

an

75 Semfelben Augenblicke ,

wo man hier die beruhi-

gende Zusage zu finden glaubte, daß Sachsen nun nichts von Allem , was über ein erobertes Land ein harter Sieger verhången kann , erdulden sollte, ward die Stadt Bischofswerda , als sich die Verbündeten vor der andringenden feindlichen Macht zurückgezogen hatten ,

von den Franzos

fen ausgeplündert und an allen Ecken in Brand gesteckt , ein Frevel , den das französische Umtss blatt mit frecher Stirn den Russen zuschrieb.

Am 13. des Mai's folgte den vorangegange = nen Zügen die Heerabtheilung des Herzogs von Reggio, welcher eine Abtheilung baierscher Trups pen , die feit einigen Tagen auf dem linken Elba Ufer gelagert gewesen war , nachrückte.

Seit dem

14. warden

und

einige

gefangene

Russen

viele

verwundete Franzosen in die Stadt gebracht , die Opfer der hißigen Gefechte , die am 12. und 13. bei Bischofswerda und Stolpen waren geliefert worden.

Zwei oberhalb und unterhalb der Elba

brücke geschlagene Schiffbrücken

erleichterten den Uebergang der Truppenzüge , die bis zum 17. des Mai's fortdauerten. Zu der selbigen Zeit ,

als diese Heerhaufen

gegen die Laufihen voran zogen ,

wurden ausges

dehnte Verschanzungslinien rings

um

stadt abgesteckt ,

wozu

Oberbefehlshaber des gemacht hatte.

die Neuz

General Rogniat , Geniekorps , den Entwurf der

Ein Theil der Truppen und viela

Hundert Landleute, die selbst aus den entlegenſten

76 Landschaften Sachsens kamen , arbeiteten von nun an mit rastloser Thätigkeit an diesen Werken. Bald nachher ward auf der Elbbrücke über einem der ersten Pfeiler am rechten Ufer eine Reihe starker Schanzpfähle gezogen , die in der Mitte ein Thor von Pfahlwerk schloß. Die Zugänge zu den beiden Schiffbrücken wurden am rechten Ufer gleichfalls durch Schanzpfähle verwahrt , und die Neustadt war innerhalb der Verpfählung von französischen und westphälischen Truppen umlagert, welche sich Feldhütten erbaut hatten . Diese Vorfichtsmaßregeln waren theils auf die Zukunft bes rechnet, theils zur

Abwehrung eines

Ueberfalls

nothwendig , den die noch häufig bis in die Nähe der Neustadt schwärmenden Kosacken håtten wagen können ; und da man überdieß anfing , mehre Las zarethbedürfnisse und Kriegsvorräthe auf das linke Elb: Ufer zu schaffen , so verkündigte das Gerücht die Wiederannäherung der Verbündeten , die eine feste Stellung am Ufer der Spree behaupteten. Am 18. des Mai's , in den ersten Nachmit tagstunden reiste Napoleon mit zahlreichem Ger folge auf der Straße nach Bauzen ab.

Der Kö

nig begleitete ihn auf den Weg. Der Herzog von Bassano , der kurz vorher mit seiner Kanza lei angekommen war , Dresden.

nahm seinen Aufenthalt in

Der Adjutant des Kaisers , Divisions,

general Graf Durvsnel, blieb als Oberbefehls haber sämmtlicher französischen Trupen in Sachs fen ,

Graf Dumas als

General

Intendant

77 zurück , beibe mit einer großen Anzahl von Verwals tungsbeamten. Dem vorrückenden Heere ,

das auf dem rech- ,

ten wie auf dem linken ufer die meisten Unters haltsmittel ausgeleert fand ,

wurden fortdauernd

Lebensbedürfniſſe nachgeführt ,

die aus Westfalen,

Franken und selbst von der französischen Gränze kamen.

Den größten Theil der Bedürfnisse zur

Verpflegung des Heeres aber mußte Sachsen lies fern.

Täglich wurden mehre tausend Brode , selbst

aus entfernten Gegenden des Landes , Mehl , trockne Zugemüse , Branntwein , nach Dresden gebracht, wo man die Frauenkirche und die Kirche des Wais fenhauses

als

Vorrathshäuser

für

Lebensmittel

brauchte

Nicht weniger bedeutend war die Liefes

rung von Fütterungsbedarf, wovon gleichfalls große Borråthe aufgeschüttet wurden ;

aber wie weit die

schamlose Verschleuderung mit diesen Bedürfnissen ging, läßt sich schon aus dem Umstande abneh, men ,

daß das auffallende Mißverhältniß zwiſchen

der täglichen Futterlieferung *) und der Anzahl der, in Dresden befindlichen , Pferde nur dem Beutel der Generale und Armeebeamten vortheilhaft war, die mit ihrem Ueberfluß Handel trieben. Den ersten Nachrichten von den Schlachten

*) Es mußten täglich für die Armeebeamten 1000 Rationen geliefert werden , als nicht 1/3 so viel Pferde. Da waren. Der General - Intendant , Graf Dumas, erhielt 100 Rationen.

bei Bauzen und Hochkirch folgten , feit dem 23. des Mai's , lange Züge von Verwundeten , auf Wagen und Schubkarren gefahren , oder zu Fuße heran schleichend. Man kann die Opfer dieser blus tigen Kämpfe, welche allein in Dresden aufgenommen wurden ,

ohne

Ueberschäßung

auf 20,000

Mann rechnen , da ám 24. ſchon 11,000 waren ges zählt worden.

Nicht wenige junge Soldaten aber, die ohne Waffen auf der Straße nach Dresden zos gen, hatten sich selbst verwundet , um sich Dienste untauglich zu machen , und feit man diese Entdeckung gekommen war , wurden die

zum + auf Ans

kömmlinge vom Kriegsschauplaße von den französïz schen Heerwächtern aufmerksamer besichtigt.

Alle

Verwundete durften nur über die Schiffbrücke zies hen und wurden von den Schildwachen abgewiesen, damit sie nicht, wenn sie vor dem Schloſſe vorüber zögen, dem Könige verriethen , wie viele Opfer der Kampf gekostet hatte, der seinem unglücklichen Lande so tiefe Wunden schlug.

Mehre öffentliche Gebäude

mußten geräumt werden ,

und selbst die gefährlich

verwundeten Russen und Preußen , welche das vers bündete Heer bei seinem Rückzuge in Dresden ges tassen hatte, wurden in ihren Krankenbetten nach der Altstadt gebracht , um in der Neustadt andern Die leicht Opfern des Krieges Plaß zu machen. verwundeten Franzosen wurden häufig in die Büre gerhäuser gelegt ; eine höchst verderbliche Maßregel, die nicht wenig dazu beigetragen hat , das Gift ges fährlicher Seuchen in der Stadt zu

verbreiten.

79

Aber die Zahl der Unglücklichen war so groß , daß viele nicht sogleich ein Obdach, noch ein ruhiges Schmerzenlager fanden . Die ganze Stadt bot den traurigen Anblick eines großen Krankenhauses dar. Die Verwundeten lagen in langen Reihen auf den Straßen, wo die Unreinlichkeit immer mehr zus nahm , um Hülfe jammernd, und mitten auf dffents lichen Pläßen wurden ihnen , alles Anstandes ,

oft mit Verlegung

Glieder abgenommen.

Täglich

geschah dieß in Spitälern en Hunderten , die aus den Wohnhäusern dahin ſchlichen , wo die leichtsins nige Eilfertigkeit der französischen Wundärzte sie oft unnöthig verstümmelte. Vor manchem Spitale las gen ganze Haufen von Fingern und andern Glies dern, womit die Gassenbuben ein empörendes Spiel treiben konnten. Die schwere Last , welche die Verpflegung der Truppen und

des zahlreichen Beamtenschwarms,

der dem französischen Heere sich anschloß , den Bes wohnern

Dresdens fortdauernd auflegte ,

drückte

noch hårter, seit die Stadt sich mit Verwundeten angefüllt hatte.

Dieser Druck ward nur einigers

maßen gemildert, als Graf Durosnel die Vers ordnung *) erließ , welche allen zu dem französischen Heere gehörigen Personen , und allen Beamten , die nicht auf Dresden angewiesen waren, oder nicht mit Erlaubnißscheinen zu långerm Aufenthalte versehen. waren, den Befehl ertheilte, sich an den Ort ihrer

*) Beilage XXXIV,

80 Bestimmung zu begeben.

Bei der Einlieferung der

bisher ausgegebenen Quartierzettel ,

die erneuert

werden mußten, ergab es sich , daß einige Taufend Franzosen mehre Wochen hindurch , ohne Grund und Beruf, in Dresden sich hatten verpflegen laſſen. Die Erneuerung der Quartierzettel geschah seitdem einmahl in jedem Monate,

mittelst aufgedrucktér

Stempel. Nicht weniger, als die Hauptstadt , litten schon jeht alle Gegenden des Landes , durch welche die kriegführenden Heere gezogen waren. Ganze Striche waren meilenweit in Eindden verwandelt , die meisten Dörfer längs der Heerstraße verddet , ohne Zuchtvieh , selbst Hühner und Tauben waren vers tilgt. Unzählige Saatfelder lagen zertreten oder abgemäht , viele unbestellt. Die Verbündeten for wohl auf ihrem Rückzuge ,

als die ihnen folgens

den Franzosen hatten viele Landwirthe mit Wagen und Geschirr mitgenommen. Täglich kamen um diese Zeit mehre derselben zurück, theils auf den tausißischen Heerstraßen ,

theils durch

Böhmen.

Manche rühmten laut , daß die Verbündeten ihnen nicht nur ihre Pferde zurückgegeben , sondern for gar Geld zur Rückreise geschenkt hätten ,

diejeni

gen aber, welche den Franzosen hatten folgen müfə fen , wußten nichts von ähnlicher Großmuth zu fagen, und im Gegentheil klagten viele aus Schles fen zurückkommende Bauern,

die Franzosen háts

ten ihnen auf ihrem Rückwege alles genommen, was sie von den Russen zurückerhalten , so daß

81 fie genöthigt wären ,

sich bis

in

ihre Heimath

durchzubetteln. Frohe Friedenshoffnung erhob die gedrückten Völker ,

als in den ersten Tagen des Junius die

Kunde von dem , am 4. zu Poiſchwih abgeschlosse nen , Waffenstillstande sich verbreitete. Schon wurden Vorbereitungen auf die Ankunft des Kat fers getroffen , welcher während der Waffenruhe fich in Dresden aufhalten wollte. Der Herzog von Baffano besah I mehre Gärten und Lands häuser in Dresden und der Umgegend , unter wel chen er das , am Ende der Friedrichstadt gelegene, von drei Seiten mit hohen Mauern Gartenschloß

des

Grafen

umgebene,

Marcolini

wählte,

welches einst dem prachtliebenden Minister Brühl gehörte ,

aber von dem neuen Besißer geschmacks

voll verschönert ward.

Ein allgemein verbreitetes

seltsames Gerücht hatte den Kaiser freilich schon in den letzten Tagen des Mat's nach Dresden ges bracht, sei es , daß die, durch die Stadt geführ te ,

Leiche des Marschalls Duroc Veranlassung

dazu gegeben hatte, oder wie Andere wollen , der Aufenthalt eines erkrankten und im Schlosse vers A pflegten kaiserlichen Kammerdieners , den Napo leon ,

als er in Neumarkt durch den Ausbruch

eines Feuers sein Gepäcke verloren hatte , Dresden fandte ,

nach

um die zurückgelassenen Sachen

ins Hauptquartier abzuhohlen. Schwer verwuns det låge Napoleon , erzählte man sich , in den Zimmern , die er früher bewohnt hätte ,

und das

82 Gerücht, welches in jedem Lichtscheine ,

der die

Fenster dieser Zimmer erleuchtet haben sollte , Bestätigung fand ,

machte den Zustand des

eine ges

Heimnißvollen Gastes von Tage zu Tage gefähr Als daher der Kaiser licher und hoffnungsloser. am 10. um fünf Uhr früh ankam , wollte der Unglaube fogar nur ein künstlich bewegtes Wachsgebilde im Wagen gesehen haben , und selbst den Umstand, daß seine Ankunft erst in den spätern Vormittagstunden durch Glockengeläute und Kanos nendonner verkündigt ward ,

wußte das Gerücht

Finnreich auszudeuten , bis man endlich am folgens den Tage den Kaiser leibhaftig auf der großen Ostrawiese sah , schau hielt.

wo er über seine Garden Heers

83

Dritter

Abschnitt.

Während der Waffenruhe bot Dresden das Bild eines gewühlvollen Kriegsplaßes dar , und so wie an den Gränzen des Landes neue Streitkräfte ge wurden , den Kampf für Teutschlands

fammelt

Rettung zu bestehen, so sah man hier die lehten Anstrengungen aufbieten , die Fesseln der schmähe lichen Knechtschaft fester zu schmieden , und das fast

erschütterte Gebäude frevelvoller

Uebermacht

zu stüßen. Alle Vorbereitungen und Anstalten vers kündigten , daß die vielgedrückte Stadt und ihre Umgegend lange das Feldlager des französischen Heeres bleiben sollten.

Schon waren mehre Mits

glieder der französischen Bühne von Paris unters weges ; denn Frankreichs Krieger, hieß es , was ren von jeher gewohnt , mitten unter dem Wafs fengeräusche an Thalia's und Melpomene's Spies len sich zu ergöhen. Einige der berühmtesten Hels den der Pariser Bühne , unter andern Talma, St.Prix , Armand , die liebenswürdige . Mars,

and späterhin auch die von Petersburg

zurückgekommene Georges, Künstlergesellschaft ,

welche

waren unter dieser

gewöhnlich auf eines F 2

84 dazu eingerichteten Bühne im Marcolinischen Gar tenschlosse ihre Vorstellungen gab. Einmahl in jes der Woche spielte sie im kleinen Opernhause für eine größere Zuschauerzahl, als jener kleine Saal Die Plähe , welche nach Abzug fassen konnte. des Raums , den Napoleons Umgebungen und der königliche Hofstaat einnahmen , übrig waren, wurden von dem französischen Kammerherrn Tů : 1 renne durch Eintrittskarten vertheilt , aber es er hielt, wenn der Kaiser zugegen war, Niemand Zutritt , der nicht im steifen Hofanzuge erschien, weshalb denn Wiele , die sich diesem lästigen Zwange nicht unterwerfen mochten ,

den Genuß sich ver-

fagten , den die Kunst dieser gewandten Schauspie ler , besonders im Lustspiele , darbot. Ein Schauspiel andrer Art waren die tåglis chen Musterungen der Truppen , auf der großen, am Elb Ufer hinlaufenden , Ostra Wiese in Plak ein n der größte , welche,cheals Friedrichstadt t ung he es n rli ohn u di er kaise eva W z , d i der kriegerischen Festlichkeiten ausersehen ward. Gleich am Tage nach seiner Ankunft , am 11. des Ju nius, hielt Napoleon hier Heerſchau über 10, bis 12,000 Mann Fußvolt und Retteret , welche unter dem General Bertrand aus Italien ta men ,

und noch an demselben Tage auf der laus

fißischen Heerstraße weiter dogen Am 13. mußte in den Kirchen zur Feier des Waffenstillstandes und der Ankunft des Kaisers , das Herr Gott dich loben wir , bet dem Donner des Geſchüßes .

85 gefungen , und Abends die Stadt erleuchtet werden ; unter allen gebotenen Erleuchtungen , wodurch seit sieben Jahren so oft unheilbringende Ereignisse hatten gefeiert werden

müssen ,

die

armseligste.

Und wahrlich,

die Friedenshoffnung , welche auf diesen Waffenstillstand gebaut werden sollte , war fo schwach, die Aussicht, daß unter den damahlts gen Umständen fester Friede und Rettung der Freis heit und Selbstständigkeit der Völker möglich sei, so ungewiß , daß sich kaum Jemand freudigen Ems. pfindungen überlassen konnte. Alle fühlten nur den Druck der verdoppelten Noth des Augenblicks, der doch so gering war gegen Alles , was noch bes vor stand. Napoleons Reise nach Pirna und zu den Engpässen der böhmischen Gränzgebirge , am 20. des Junius , lenkte bald alle Blicke auf das dfts liche Nachbärland , schien ,

von

welchem nun ,

wie es

statt der bisher erwarteten Vermittlung

des Zwistes ,

die kräftigste Mitwirkung zur Ents

scheidung des großen Völkerkampfs ausgehen sollte, damit die aufmunternde Hoffnung erfüllt würde, 1 welche das verbündete Heer , als es im Mai über die Elbe zurückgegangen war , nommen hatte.

erweckt und mitge-

Desterreich schien eine entschieden

feindliche Stellung anzunehmen.

Schon wurden

keine andern Fremden aus Sachsen ,

als Bades

gåste , in deren Pässen die Gesundheitspflege auss drücklich als Beweggrund der Reise angegeben wer den mußte,

über die böhmische Gränze gelassen.

86

Was man von den großen , der Vollendung nahen, Kriegsrüstungen in Desterreich und Böhmen vers nahm , ward bekräftigt durch die umfassenden Vers ) theidigungs - Anstalten , welche von nun an gegen die aus Böhmen laufendey Gebirgspåſſe auf beis den Elb Ufern mit so viel Kunst

als rastloser

Thätigkeit durch die Franzosen ausgeführt wurden. Diese starke Befestigungslinie dehnte sich von Gieß hübel bis Stolpen aus , dessen alte , auf hohem Basaltlager sich erhebende ,

Felsenburg mit neuen

Werken verwahrt wurde , die man jedoch unvolls Ein wichtiger Punkt aber in dieser Linie waren die starken Verschanzungen am Fuße des steilen Liliensteins , welche ein Lager für

ender ließ.

60,0co Mann vertheidigen sollten , und durch zwei Brücken mit der gegenüber liegenden Beste Ko Elb : Ufer beide , deck in Berbindung nigstein or e Paſſe auslaufendengefeßt und die hier konnten. Eine vom Lilienstein durch die Gebirge des Amts Hohnstein gebahnte ,

auch für Geschüß fahrbate,

Straße erleichterte die Verbindung mit den , an der Gränze Schlesiens stehenden , Heerhaufen. Jes ne Verschänzungen waren gleichsam die Außenwerke des Mittelpunkts der festen Stellung am obern Elb Ufer , der ward.

wozu Dresden immer mehr ausgebils Denn während die Werke am rechten

Strom Ufer um die Neustadt , unter welchen die fogenannte Kaiserschanze (fort impérial) mit einem bombenfesten Blockhause ,

vor dem ſchwars

zen Thore, das stärkste und kunstreichste war , der

87 Vollendung sich näherten ,

ward auch rings um

die Altstadt eine ausgedehnte Verschanzungslinie abgesteckt, die nach Abend an den kleinen Weiss ſeriß- Fluß ,

der jenen Stadttheil von Friedrich-

ſtadt trennt , ſich lehnte ,

und gegen Morgen in

einem Bogen bis ans Elb - Ufer sich hinzog. nige Taufend Landleute ,

Eis

die selbst aus den ents

ferntesten Gegenden des Landes zu einer Zeit , wo die Ernte alle Hände brauchte , herbei kommen mußten, und alle 14 Tage abgelöst wurden , arbeiteten ´gegen ein regelmäßig bezahltes Tagelohn unausges feht, die Stadt in furchtbaren Vertheidigungsstand zu sehen.

Fortdauernd kamen indeß einzelne Heers

abtheilungen von allen Waffenarten, worunter mehre waren , die unmittelbar aus Spanien herbei eilten, von kleinen Geschüßzügen begleitet , die theils zu dem Hauptheere zogen, um die feit dem Mai erlits tenen großen Verluste zu ersehen , theils den Heers haufen sich anschlossen , die nahe vor der Stadt , am rechten Elb Ufer , im Dresdner Walde in neu ers bauten bequemen Hütten lagen ; ein großes meilens weit sich ausdehnendes Feldlager , das Napoleon am 25. des Junius selbst bereiste. Mitten unter diesen Kriegsrüstungen ,

welche

von französischer

Seite ernstlicher gemeint waren , als die, wenn auch laut geäußerten ,

Friedensgesinnungen ,

schien die

Hoffnung einer Ausgleichung des Zwiftes wieder zu erwachen, als der österreichische Minister, Graf von Metternich , der unmittelbar aus dem Seldlager des Kaisers von Rußland kam ,

88 26. bis zum 30. weilte.

des Junius in Dresden ver

Aber die Umsichtigern , welche von diesem Kams pfe einen, für Teutschlands Selbstständigkeit ent fcheidenden, Ausgang erwarteten, mochten sich diesen Hoffnungen nicht hingeben , selbst als das Gerücht die , durch einen um diese Zeit zwischen Oesterreich und Frankreich abgeschlossenen Vertrag verabredete, des Waffenstillstands verkündigte.

Verlängerung

Man sah in dieser Nachricht nichts , als die Gewißs heit, den Druck einer immer wachsenden Heeres: masse, welche in Dresdens Umgegend zusammen gedrängt war , noch länger ertragen zu müssen. Es fehlte zwar nicht an Zufuhren aus Frankreich selbst, woher fortdauernd ganze Wagenzüge mit Mehl, Zwieback und Reis kamen , aber nicht weniger mußte Sachsen selbst zu den Bedürfnissen der Kriegsvölker beitragen , und doch war, um nur eines Bedürfnis fes zu erwähnen , schon in der Mitte des Julius, das Pferdefutter in dem vielfach erschöpften meißnis schen Kreise so sehr geschwunden , daß durch eine Verordnung der Kreisbehörde *) alle Hafervorräthe bis auf den unentbehrlichsten Bedarf der Eigenthü mer in Beschlag genommen wurden , den Befihern von Luruspferden aber die Ablieferung ihrer sämmt lichen Vorräthe befohlen ward .

So viel auch die, im meißnischen Kreise gelagerten , Heerhaufen wirk-

lich aufzehren mochten , so muß doch der schamlosen * Beilage XXXV.

89 Verschleuderung , die in Ansehung der Futtervor. råthe fortdauernd Statt fand , wenigstens ein eben so großer Antheil an der Erschöpfung derselben zus geschrieben werden , da bei den französischen Kriegsverwaltungbeamten für jeden Nachfrager noch ima mer Vorräthe in beliebiger Menge zum Verkaufe bereit waren. Obgleich in der ersten Hälfte des Heumonats der Graf von Narbonne, als französischer Bevollmächtigter , nach Prag abgereist war , und ends lich, nach langer Zögerung , auch Caulaincourt, Herzog von Vicenza , als erster Friedensgesandter, ihm folgte , so gewann doch , je nåher der Monat zum Ende rückte ,

alles mehr und mehr ein kries

gerisches Ansehen in Dresden und in der Umgegend. Die Spitåler in der Stadt wurden ziem + lich geleert. Die , zur Ergänzung der bei Görlig gelagerten Heerabtheilung unter dem General Rey nier bestimmten , sächsischen Truppen , die in kurs zer Zeit nen waren ausgerüstet worden ,

Fußvolk,

Reiterei und Geſchüßzüge eilten nach T der Lauſik, sobald Napoleon am 17. in einer glänzenden Heerschau sie gemustert hatte.

An der böhmischen

Gränze zogen sich auf beiden Elb - Ufern ,

unter

dem Oberbefehle , des Marschalls Gouvion St. Cyr Heerhaufen zusammen , deren Stükpunkt die schnell vollendeten Verschanzungen am Fuße des Liliensteins waren. Reisen, um die,

Napoleon machte einige

auf der durch den Waffenstill-

standsvertrag bestimmten Scheidungslinie gelager:

ten,

Kriegsvölker zu mustern ;

nach Torgau und

Magdeburg vom 10. bis 15. des Julius , und darauf, vom 20. bis 22. nach der Niederlausit, wo die Heerabtheilung des Marschalls Oudinot aufgestellt war. Mitten unter diesen kriegerischen Anstrengungen hatte man indeß schon seit dem Ende des Junius angefangen wiederherzustellen, was durch den Krieg war zerstört worden , indem man den gesprengten Brückenpfeiler aus seinen Trümmern wieder aufrichtete , und der Bau war unter der hölzernen Hülfsbrücke ,

welche über die

Kluft geworfen war, schon am Ende des Julius bis zu der Höhe hinaufgerückt , wo die beiden zers rissenen Bogen sich anschließen mußten.*) Wir verweilen hier , um einen flüchtigen Blick auf die Lage der Stadt zu werfen , welche ein uns glückliches Schicksal von nun an zu dem Mittels punkte machte.

der

französischen

Kriegsunternehmungen

Es ist wahr , einzelne Bewohner , ja selbst

ganze Klaſſen von Gewerbsleuten , **) hatten wäh

* Im Spätherbst 1813 ( am 8. December ) ward die, von den Franzosen im Mai erbaute , Ergänzungss brücke abgebrochen , und es wurden über die Kluft starke bölzerne Bogen gespannt , welche, mit Balken Belegt und mit einem Geländer versehen , einen feż ken Bau bildeten , der bis zum Sommer des Jahs res 1814 stand , wo man anfing , die fteinernen Bos gen herzustellen , die im September desselben Jahres vollendet wurden. Im folgenden Jahre ward der Bau ganz fertig. **) um nur eines zu erwähnen , so war der Landkartens

91 rend der Kriegsunruhen bedeutend gewonnen und gewannen fortdauernd ; es ward allerdings eine große Masse baaren Geldes in Umlauf gefeht ; aber alles dieß konnte die Nachtheile nicht auf wiegen , welche die Verarmung eines weit größern Theils

der Bewohner herbeiführen mußte.

Die

Last der Einquartierung *) ward durch die Anwes fenheit des Hauptquartiers während der achtwd. chentlichen Waffenruhe , wo stets gegen 30,000 Mann in der Stadt lagen , noch unerträglicher, und besonders

drückend in dem årmsten Theile

der Stadt, in Friedrichsstadt ,

wo die Garden,

dem Kaiser nahe , in großen Massen lagen ,

und

manchem Tagelöhner den ganzen täglichen Erwerb aufzehrten ;

denn was aus den Vorrathshäusern

gereicht wurde , war unzureichend , die begehrlichen Gäste

nur nochdürftig zu befriedigen ,

und die

handel wohl nie so bedeutend in Dresden , als währ rend dieses Jahres. Die französischen Stabsoffiziere fowohl , als früher die russischen bezahlten vicles zu hohen Preisen, besonders in der legten Zeit , was bei der unterbrochenen Verbindung und der zuneh menden Nachfrage, auf weitem Umwege herbeigeschafft und unverhältnißmäßig bezahlt werden mußte. Nicht weniger gewannen diejenigen , welche die einquartirte Mannschaft für Andre verpflegten, wie es sich späterhin verrieth , als man sah , wie mancher Hausbefizer fein Eigenthum demienigen übers lassen mußte, der die Krieglaft für ihn getragen hatte. *) Aus der in Beilage XXXVI. gegebenen Uebers sicht ergibt sich , daß von dieser Zeit an jener Druck am größten war.

92 neue ,

gleich nach dem Abschluß des Waffenstills

stands gegebene Anordnung über die Verpflegung der französischen und verbündeten Krieger *) hatte felten die Wirkung , ungenügsame Foderungen hers abzustimmen. Die Noth ward vergrößert durch die Verbreitung des Nervenfiebers , das anfing gea fährlicher zu werden , seit die Anhäufung von Verwundeten und Kranken in etwa zehn Spitá lern ,

und besonders die Aufnahme derselben in

den Bürgerwohnungen ,

welche nach den blutigen Schlachten in der Lausih statt fand , die Keime der Ansteckung vervielfältigte. Schon im Anfange des Junius war es nothwendig geworden , mehs ren Mitgliedern einheimischer Verwaltungsbehörden den Auftrag zu ertheilen , die Anzahl und den Zu stand der , in die Wohnhäuser gelegten , kranken und verwundeten Franzosen zu untersuchen. Es gab daher eine wohlthätige Erleichterung , als ges gen die Mitte jenes Monats eine große Anzahl von Kranken , theils auf Schiffen die Elbe hinab, theils auf Wagen nach der fränkischen Gränze ge: fchafft wurden ,

und die, in der Neustadt ein. Verwundeten ein Lager vor der Atta stadt bezogen. Seitdem gingen , befonders in dem folgenden Monate , mehre Schiffe mit schwer und quartierten ,

leicht Verwundeten ab.

Nicht minder sichtbar war

der nachtheilige Einfluß des Kriegs auf den sittli chen Zustand des Volks. Die Sittenlosigkeit der

*) Beilage XXXVII,

93 französischen Krieger ,

welche zum Theil reichlich

mit allen Hülfsmitteln zum Genusse versehen, sich während der Waffenruhe für die erduldeten Bes schwerden schwelgerisch erholten ,

wirkte eben so

ansteckend , als das Seuchengift , das ihre KranEen verbreiteten. Wie viel man auch auf Rechnung der frühern Kriegsjahre seßen mag , so vers rieth sich's doch immer mehr , wie hoch besonders unter der , den Einwirkungen des bdsen Beispiels gefeßten ,, niedern Volksklasse das Sittenvers ausgefeßten vorzüglich durch den Verkehr mit den Fremdlingen

gestiegen

war.

Die Jugend dieser

Volksklaffe zeigte sich seitdem weit roher und hatte. eine überraschend vertraute Bekanntschaft mit der Liederlichkeit erlangt.

Es war das goldne Zeitals

ter der Huren und Kupplerinnen ,

und

manche,

besonders unter den leßtern , gewann so viel , daß fie Geld auf Zinsen legen ,

oder Häuser mit Na-

poleond'or bezahlen konnte.

Die Arbeitscheu nahm

zu unter der geringern Volksklasse.

Die Leichtig

teit, sich durch Hökerei und Feldkrämerei Unterhalt zu verschaffen ,

und sich sogar etwas zu sammeln,

verleitete unzählige Menschen , nach solchem bequemen Erwerbe zu trachten, so daß man ansing, Arbeiten für Tagelohn zu verſchmähen.

Dieß hatte

nicht nur den vorübergehenden Nachtheil , daß die, durch das Gedeihen jenes Erwerbzweigs vermehrte, Aufkäuferei, welcher eine ,

unter kriegerischen Un-

ruhen nachlässiger gehandhabte , Marktaufsicht nicht Einhalt that, die. Theurung der ersten Lebensbes

94 dürfnisse unterhielt, sondern es wird ohne Zweifel auch unter den , durch den Krieg herbeigeführten Ursachen der sittlichen Verschlimmerung der untern Volksklasse , aus welcher selbst Kinder die verderßs liche Eßwaarenkråmerei trieben , aufzuzählen sein. Die Begierde, von dem goldnen Regen im Haupts quartier einige Tropfen zu sammeln , lockte felbst betriebsame Leute aus Frankreich herbei. Denn außer den französischen Schustern und Schneidern, und einigen Kaufleuten , die mit Allem , was zu Offizier 3 Uniformen gehört , aus Paris und Straßs burg kamen , siedelten sich nach und nach mehre französische

Gaumenkünstler hier an, und selbst

ein Schwarm von schmußigen Schuhpußerjungen war dem Heere von der Seine nachgezogen , um an den Ufern der Elbe ihr gellendes Cirer les bottes ! ertönen zu laſſen. Die Friedenshoffnungen ,

welche ungeachtet

aller Rüstungen sich erhalten hatten , verschwanden auch dem Leichtglaubigsten , als gleich nach der , am 4ten des Augusts erfolgten, Rückkehr Napoleons von seiner , am 25ten des Julius angetretenen, Reise nach Mainz , bekannt wurde , daß sein Nas mensfest

in

allen

französischen

Feldlagern am

Toten des Augufts gefeiert werden sollte , weil am 15ten die Zeit der Waffenruhe abgelaufen

war.

Gleich nachher, hieß es , sollten alle Heere aus ihren Ruhelagern aufbrechen. Die Spitåler was ren größtentheils geleert ,

um die Opfer des ere

neuten Kampfes aufnehmen zu können.

95 Schnell ward alles vorbereitet zur Feier des kriegerischen Festes.

Am 9ten des Augusts wurde

von den französischen Schauspielern auf dem Hof. theater eine freie Vorstellung , Garde , gegeben.

besonders für die

Nach dem Ende des Schauspiels

ward die Feier des folgenden Tags durch Geſchüßdonner angekündigt , der bei Tagesanbruch von Neuem ertönte. gegend zogen

Aus allen Feldlagern in der Uma seit frühem Morgen Kriegsvolker

auf die große Ostrawiese, wo sie sich zu einer glänzenden Heerschau sammelten. Auf der weiten Wiesenfläche, deren üppiger Graswuchs längst schon durch die verwüstenden Kriegsfuhrknechte zertreten war , standen hier in langen Reihen die ganze französische alte und junge Fußgarde , die Dragos ner , die reitenden Jäger , die Lanzenreiter der Leibwache , alle im festlichen Kriegsschmucke , såchfisches and westfälisches Fußvolk , bergische und neufchatelsche Reiter , im Ganzen ein schön gerüs stetes Heer , von wenigstens 40,000 Mann . Napoleon ,

Als

begleitet von dem Könige und den

königlichen Prinzen , welche gegen 8 Uhr in Prachtwagen zu ihm gefahren waren , auf der Wiese scholl aus den Reihen, an welchen er

erschien ,

mit seinem glänzenden Gefolge einige über sprengte ,

Male vors

ein lauter Freudenzuruf ihm ents

gegen , wie gewöhnlich durch Winke und Befehlss worte der Oberen , gleich einer Waffenbewegung oder Schwenkung , hervorgerufen .

Es dauerte über. 2 Stunden , als die Kriegsvölker, jede Waffenart

96

in abgesonderten Haufen , vor dem gefeierten Hel den vorüber zogen ,

wie fein Blick ver-

welcher ,

rieth , neue Eroberungsentwürfe im kühnen Geiste wälzen mochte.

Darauf zogen alle französischen

und verbündeten Generale und Stabsoffiziere, g el at sammt den kaiserlichen Hofbeamtenn,unmit demelFür ben ch f h n s er ſſ u o e u o e e d , d W a N dften v dem Brühlschen Schlosse,

durch die von seiner

Leibwache gebildete Doppelreihe , zu Fuß in die katholische Kirche , wo das Herr Gott dich fo ben wir , unter dem Donner des Geschüßes ges fungen

ward.

Der

König

und feine

Familie

wohnten der Feierlichkeit bei. Die französische alte Garde zog alsdann mit. Elingendem Spiele nach der Neustadt ,

wo unter

den langen Lindenreihen der

Hauptstraße

und Size aufgestellt waren.

In der Mitte der

Tische

Tafelreihe waren Pläße für die Offiziere beider Garden unter übergespannten Segeltüchern , und auf einem der Tische , an welchem die Generale und Stabsoffiziere Büste ,

faßen ,

stand

Napoleons

bekränzt mit Lorbeerzweigen und umgeben

von Zierpflanzen.

Oberhalb und unterhalb dieser

Tische standen zwei Chdre kriegerischer Musik , die Freude des Mahles zu beleben.

Alle Offiziere und

Gemeine der kaiserlichen Garde hatten an diesem Tage doppelten Sold , jeder Soldat einen doppelz ten Fleisch: Antheil aus den Vorrathshäusern ers halten , und von dem Könige von Sachsen waren Hundert Eimer Wein gespendet worden.

So ward

97 des Königs Leibwache auf des Königs Kosten von ihren Waffenbrüdern bewirthet. Unter neuem Ges schüßdonner bracht.

wurden

Während

allerlei

Trinksprüche

auf beiden

ausges

Seiten der Tafels

reihe zahlreiche Zuschauer auf und nieder sich drångs ten , und mancher auch wohl die wohlfeile Gaste freiheit seines Gaftes , den er seit Monaten unter Noth und Sorge gepflegt hatte , sich gefallen ließ, und der Wein die Zecher immer lauter und lustis ger machte , stach es etwas grell ab gegen dieſe fröhlichen Auftritte und gegen den Ueberfluß , auf diese Tafeln sich ergossen hatte ,

der

wenn fránzós

sische Soldaten , die aus irgend einem Krankenhauſe geschlichen waren , oder von einem entferntern Las gerplaße tamen ,

wo die Spende minder reichlich

ausgefallen war ,

Brofamen und Speisereste unter

den Tischen der hochbegünstigten , beneideten Wafa fenbrüder aufsuchten , oder gierig Sallatblätter aus der Effigbrühe fischten.

Aehnliche

Gastereien fah

man an andern Orten der Neustadt ,

so wie in

den Lagern vor der Altstadt ; dort französische und fächsische Artilleristen in einem öffentlichen Garten vereint ,

dort die Sapeurs beider Heere auf der

Kaiserschanze vor dem schwarzen Thore tafelnd. Um 8 Uhr Abends fuhr Napoleon ins kö nigliche Schloß , zu einem festlichen Mahle.

Der

Geschüßdonner , der gegen 9 Uhr erfcholl , als die Gesundheit des Kaisers , der Kaiserin und des Käs nigs von Rom

ausgebracht wurde ,

das Seichen zur Abbrennung

gab zugleich

eines Feuerwerks,

98

das auf einem der ersten Pfeiler der Elb Brücke, dem Schlosse gegenüber , bereitet war. Am rech ten Strom- Ufer , bei Uebigau , eine halbe Stunde unterhalb der Neustadt ,

waren einige Regimenter

der Garde aufgestellt , welche ein lebhaftes Hecks feuer unterhielten , während andre Abtheilungen auf beiden Seiten der Brücke in der Neustadt Leuchtkugeln in die Luft schossen . Fischerkähne, als Brander ausgerüstet , schwammen unter zahllofen Schwärmerwürfen auf die Brücke zu , auf welcher Erdpatronen aus kleinen Minen aufflogen. Ein heitrer Abendhimmel erhöhte die zauberische Wirkung des Spiels zahlloser Schwärmer und Ras teten , welche , über die dunklen Zinnen der Stadt hintanzend ,

weit umher die Luft erhellten , und in dem Spiegel des Stroms , der zwischen beiden Stadttheilen ruhig hinabrollte , die mannigfaltiga ften Wiederscheine bildeten . Endlich , nach einer Pause ,

erschien Napoleon's Namensbuchstabe

in hellem Glanze vor dem Schlosse , wo er stand, hoch in der Luft , während der Zuruf der Krieger über den Strom scholl. Krachend flogen nun eir ahl übers nige 1000 Schwärmer empo ln ; noch einm m ne uge rnden Wellen , bishiende goß ein Licht dietkzitte lglanz e t z ch r ein ch m ach u o e u a N n L z lich mel empor stiegen , dann der Strom wieder duns

tel durch die Trümmer des gesprengten Pfeilers sich wälzte , und als nun der Zuschauer lustiges Gewühl sich zu verlieren begann , das Schmerzges schrei eines tödtlich verwundeten Fischers , der sich

99 unvorsichtig genähert hatte , ans Ufer drang. Sollte man's bildlich deuten auf den furchtbaren. Gang des Gewaltigen ,

dem die Feier des Tages

galt ? Eine Erleuchtung der Stadt beschloß diesen leßten Vergötterungsauftritt des Helden. Wir wollen weder durch eine Beschreibung dieser kurz dauernden

Lampenherrlichkeit

ermüden ,

noch ers

wähnen , welche Verzierungen der Stadtbefehlsha= ber, Graf Durosnel , mit der Inschrift verbunden hatte , die denjenigen als den Unbesiegten begrüßte , dem wenige Wochen später die Glücksa göttin , mit deren Gunst er gefrevelt , untreu wers den sollte ; oder unter welchen Sinnbildern „ seis nen Ruhm unsre Siegesfreude " ein Kriegsmann nannte ,

aber sonderbar war's ,

die lehte Hälfte der Inschrift ,

daß

welche der franzö-

fische Gesandte, der geistvolle Serra ,

über dem

Prachtthore seiner Wohnung angebracht hatte : Großes geschah, Größeres steht bes vor *) zum Heil Europa's in einem ganz ans dern Sinne erfüllt ward , als der gelehrte Lobs redner seines gefeierten hatte.

Helden sie ausgesprochen

Zwei Tage nach dem Feste begannen endlich die Bewegungen , welche die Stadt auf kurze Zeit von ihren beschwerlichen Gästen befreien sollten. Die noch in

Dresden zurückgebliebene sächsische

$ 2 *) Incolumem servate ! Instant majora peractis L.

foo Hauptbatterie brach am 12ten nach der Lausitz auf; in der folgenden Nacht eilten Wagen mit Kriegsbedürfnissen , darauf am nächsten Tage die Heer: wächter der Garde und mehre Abtheilungen der alten und jungen Garde, die alle auf der Straße nach Bauzen zogen.

Wie manches zärtliche Vers

ständniß während der Waffenruhr sich angeknüpft hatte, ward nun offenbar , als viele Mädchen die abziehenden Kriegsmänner von der alten Garde begleiteten , manche mit Thränen vor dem Thore schieden , manche auch , die festere Bande hielten, muthvoll weiter auf der Heerstraße folgten.

Ohne

Zweifel um den nachtheiligen Folgen solcher Liebschaften vorzubeugen , geschah es, daß einige Tage vor dem Aufbruch der Garde, durch einen öffents lichen Anschlag,

die, nach französischen Gesetzen. ausgesprochene , Verurtheilung eines mit Zuchthausstrafe belegten Mädchens in Glogau , das einen Soldaten zum Ausreißen verleitet hatte , bekannt gemacht ward. In den ersten Morgenstunden des 14ten Aus gusts traf der König von Neapel ein , um wieder den Oberbefehl über die französische

Reiterei zu

übernehmen. An demselben Tage verließ der Graf Bubna, durch welchen bisher die Unterhandlun gen zwischen dem österreichischen und französischen Hofe waren geführt worden , die Stadt.

Zu gleis

cher Zeit wurde zahlreiches Geschüß , das zum Theil von der Festung Königstein war genommen wors den, auf die Wälle der Altstadt und in die Aus

IOT Benwerke geführt , es wurden Feldwachen beim groz Ben Garten ausgestellt und viele Kriegsbedürfnisse in die Schanzen vor der Neustadt gefahren. folgenden Tage , am 15ten des Augusts , Friedensgesandte , Prag zurück ,

Graf von

und zwei

Am

kam der

Narbonne ,

von

Stunden fpåter verließ

Napoleon die Stadt und nahm über Pirna, wo er sich über die Elbe feßen ließ, und weiter über Stolpen den Weg nach Bauzen. Auch von des Königs Abreise hatte man einige Tage vorher aber es ward bald bekannt , daß er

gesprochen ;

feine Hauptstadt nicht verlassen werde , und die schon bestimmte Abretse seiner Brüder ward wies der aufgeschoben , weil , wie man versicherte , Na . poleon gesagt hatte ,

es möchte

nicht

eher die

Rede davon sein , bis er geschlagen sein werde. Der Fürst von Neufchatel folgte an demselben Tage mit dem Hauptquartier und den zurückgebliebenen Abtheilungen der Garde , und am 16ten nahm auch der König von Neapel den Weg nach Bauzen.

Nach dieser großen Ausleerung , die auf

Augenblicke den Druck erleichterte , blieb doch, außer mehren Kanzeleien , noch ein ganzes Heer von Kriegsverwaltungsbeamten zurück. Dresden ward von nun an der Punkt ,

um

welchen sich alle Bewegungen des französischen Hees res drehten , der Schlüssel der französischen festen Stellung in Sachsen. Lager ,

das ,

Es war

ein verschanztes

durch eine nicht ganz schwache Be:

fahung geschüßt, jeder Unternehmung große Schwies

102

rigkeiten entgegen feßte ,

und dessen starke Boll

werke auf beiden Elb - Ufern der Königstein und. Man fuhr auch nach Napo :

Lilienstein waren.

Leons Abreise mit der lebhaftesten Thätigkei fort, die Stadt zu befestigen , besonders den , am linken Elb : Ufer liegenden Theil derselben und die an den Straßen nach Pirna und Freiberg angeleg ten Außenwerke. Vor den innern Thoren der Altstadt wurden Zugbrücken angelegt ,

und die Aus-

gånge einiger Straßen nach dem halb zerstörten Walle links vom Wilsdruffer Thore hin , durch Verpfählungen verschlossen. Mehre Gebäude , die in der Linie des Stadtwalles , am Wilsdruffer:, und Seethore lagen , mußten geräumt werden , um als Blockhäuser zu dienen. In jeder

Pirnaischen

Vorstadt ward ein eigener Befehlshaber bestellt. Während die Stadt also zur Abwehrung eis nes feindlichen Angriffs vorbereitet ward ,

rückte

auf den Kriegsschauplaß ein neues wohlgerüstetes Heer , das der General Vandamme vom 17ten bis 19ten des Augusts über die Elbe führte , meist Fußvolk mit zahlreichem Geschüße. Es waren wes nigstens 40,000 Mann , die von der untern Elbe hinauf kamen , und nach dem Uebergange auf das rechte Ufer gegen die böhmische Gränze sich wandten.

Sede Abtheilung desselben bezog ein Feldlas

ger im Dresdner Walde , wo die , son den abge: zogenen Kriegsvölkern verlassenen , Feldhütten noch standen ,

und rückte dann weiter auf der Straße

nach Bauzen , wenn die nachfolgende eintraf,

103 Kaum war dieser Heerzug geendigt , als man, cherlei Gerüchte über die Vortheile und Nachtheile der französischen Waffen sich durchkreuzten , bis am 22ften des Augusts gegen Abend der Marschall St. Cyr, dem die Bewachung der böhmischen Gebirgspässe am rechten Elb - Ufer aufgetragen war, fein Hauptquartier von Pirna rückwärts nach Dress den verlegte. Es verbreitete sich nun die Nachricht, daß seine , über 20,000 Mann geschäßte, Heerabtheilung bei Gießhübel von den Verbündes ten war geschlagen ,

und selbst , nach mehren Ges

fechten , aus der am Hollenberge genommenen Stellung geworfen worden. Viele Verwundete, die aus jener Gegend kamen , bestätigten das Ges rücht ,

daß die Franzosen von

lebhaft verfolgt würden . daß die Nussen ,

den Verbündeten

Als nun bekannt ward,

unter dem

General Wittgena

stein, am 22ſten des Augusts ,

die Verſchanzun,

gen bei Pirna stürmend genommen håtten , unaufhaltſam vordrången ,

hige Besorgnisse über die Gefahren , Stadt drohten. nach Einigen,

und

verbreiteten sich unrus welche der

Der Angriff auf Dresden hat, in dem frühern , von Moreau

vorgeschlagenen , Kriegsplane gelegen ; nach Andern aber war derfelbe eine,

durch St. Cyr's schnels

len Rückzug auf diese Stadt und durch Napoleons Vordringen gegen Blücher veranlaßte, Abänderung des ursprünglichen

Entwurfs

der

Verbündeten,

ihre Heere bei Leipzig , im Rücken der französischen Hauptmacht , zu vereinigen.

Erwägt man indeß,

104 daß Napoleon von Dresden aus seinem Angriffs= kampf jede Richtung geben konnte, und die Vers bündeten bei jedem Angriffsversuche gegen Westen im Rücken bedrohet wurden , wenn der Feind gea #wungen ward, zum Vertheidigungskrieg überzuges hen, so scheint es , daß die Anstrengung , dem Gegner diesen Uebergangspunkt zu entreißen , in dem Plane der Verbündeten liegen mußte. Noch an demselbigen Abende wurden auf Bes fehl des Stadtkommandanten die Thore der Stadt am halb 9 Uhr , die Vorstadtthore aber um 9 Uhr geschlossen.

Am folgenden Tage ,

dem 23ften des

Augusts , in den ersten Morgenstunden , sah man die Linie des französischen Fußvolks kaum eine Stunde von Dresden

auf den

Höhen zwischen

Mäcknik und Leuben. Das Gewehrfeuer war ziema lich nahe, und schon schwärmten Kosackenhaufen in der Ferne.

Die Franzosen wurden bis an die

Schanzen der Vorstädte zurückgedrängt.

Reiterei,

Gepäck und Verwundete strömten zu allen Thoren herein.

Die Besorgnisse der Städter stiegen. In unruhigem Gedränge flüchtete man aus den bes drohten Vorstädten in die Stadt , und schon fing man an ,

Wasser auf die Böden der Häuser zu

fchaffen. Das russisch : preußische Heer war bekanntlich am 12ten des Augusts ,

an demselben Tage , we

Desterreich den Krieg gegen Frankreich erklärte, *) *) Das merkwürdige österreichische Manifeft , ein treffliches Seitenstück zu der Kriegserklärung von 180g

105 in Böhmen eingerückt , hatte sich am 17. mit dem österreichischen Heere vereinigt , und die verbüns . dete Kriegsmacht,

über welche der Fürst von

Schwarzenberg den Oberbefehl übernahm , war in vier Abtheilungen in Sachsen eingedrungen; die Oesterreicher in dem längsten Bogen auf der Straße von Commotau ,

die Russen und Preußen

unter Wittgenstein und Kleist auf der Pirs naischen Straße. Während an der schlesischen Gränze ein schwächeres Heer zurückblieb , den Feind zu beschäftigen , sollte die Hauptmacht die vordrins genden Franzosen bedrohen , dungsstraße werfen ,

sich auf ihre Verbins

und von Schlesien und der

Mark den Andrang der Uebermacht abhalten. Nach der Ankunft des Königs von Neapel, der am 24. eintraf, wurden die Anstalten zur Gegenwehr ernstlicher , und es schien die blutige Entscheidung näher zu rücken.

Am Nachmittage

ritt der König von Neapel gegen die , von den n Russen befeßten , Anhöhen der de ei, um e dieelStellung r in di Kug s ob de fe felben zu beobachtenr, w

lichen Vortruppen und die kühn herumschwärmende Reiterei ihm fast verderblich geworden wären.

Ein

Kunstgriff, der wohl mehr darauf berechnet war, den Bewohnern und den Vertheidigern der Stadt Zuversicht einzuflößen , als dem Gegner Besorgnisse zu erwecken ,

war es ,

daß noch am Abende dies

fteht auch im 4ten Hefte der angeführten Aktens tücke für die Leutschen,

106 ses Tages das Geschüß auf den Stadtwällen ge löset wurde, um die Siege in Schlesien zu feiern, die ein öffentlicher Anschlag rühmte, worin der Rückzug des Blücherschen Heeres verkündet ward , der aber , wie die fpåtern Erfolge offenbar ten , nichts als eine klug .. berechnete , in den gans zen Feldzugsplan

eingreifende,

Bewegung

ivar.

Die Verbündeten rückten indeß näher gegen die Stadt, und die Vorpostenlinie dehnte sich schon von Blasewig bis auf die Anhöhen des Dorfes Plauen aus. Am Morgen des 25. senkte sich das Heer in Das Hauptquartier des russischen Bes fehlshabers , Grafen von Wittgenstein , war in Lockwis. Es ward schon früh Geschüßdonner laut,

die Ebene.

und es erfolgten einzelne, obgleich nur schwache, Die Franzosen Angriffe gegen die Außenwerke. zogen sich näher gegen die Stadt , theils in die vor den äußern Thoren angelegten Schanzen, theils in die Gärten an den Gränzen der Vorstadt , wo man fortfuhr ,

Berhacke

und

Brustwehren

zu

machen. Die einzelnen Haufen von Fußvolk, Reiterei und Kriegsfuhrknechten , die in den nächsten Dors

fern am rechten Elb Ufer gelagert waren, schie nen die Losung zum Kampfe erwartet zu haben, um

auf die unglücklichen Bewohner

die

lehten

UngeSchrecknisse des Kriegs fallen zu lassen. hum lerte des Besißt wiß, ob das schon geschmä Landmanns am nächsten Tage noch ihre Beute wers

107 den könnte , an,

griffen nun die plündernden Horden

was bisher war geschont worden ,

so lange

es das Bedürfniß des Unterhalts verlangte.

Viele

der Unglücklichen überließen ihre Hütten und Fels der dem Kriegsvolk zu Lagerpläßen und Schuß in der Stadt ,

suchten

wo sie bei den Ueberresten

einer årmlichen Habe traurig auf den öffentlichen Plähen saßen.

So verging

furchtbaren Schlachttage

der Vorabend der und " die Flammen des

brennenden Dorfes Strießen , Garten ,

welche,

dftlich vom großen

den Kranz zahlloser Wachfeuer

überglänzend , den dunkeln Nachthimmel rötheten, schienen den Stadtbewohnern zu verkündigen , was auch ihren Häusern drohte.

Ein wilder Kriegslärm und das Rollen zahls lofer Wagen scheuchten den Schlaf von jedem Aus ge, das unter solchen Besorgnissen sich hätte schlies Ben mögen. Bei Tagesanbruche sah man in allen Straßen Kriegsvolk gelagert ; alle Zugånge zu den Thoren waren mit Geschüß beseßt , und überall erblickte man jammernde Weiber und Kinder , welche Bedrohte Wohnungen in den Vorſtådten geräumt hatten. Schon in den ersten Tagesstunden waren die Franzosen von den Preußen aus dem großen Garten , einem 3300 Ellen langen und ungefähr halb so breiten Vierecke ,

verdrängt worden , wo die Schüßen hinter dichten Bäumen eine sichere Schuhwehr fanden. Die französischen Truppen unter St. Cyr hatten eine Stellung hinter den Schanzen genommen,

Von allen Seiten rückte das

108 verbündete Heer , welches erst am 26. des Augusts ganz vor Dresden vereinigt war und mit Inbegriff der , als Rückhalt bei Tharant aufgestellten ,

Ab-

theilung , unter dem Grafen Klenau , gegen 120,000 Mann geschäßt ward , gegen die Stadt, wo es eine vortheilhafte Stellung nahm , und mit Zuversicht ward den Bewohnern der Umgegend ein glücklicher Erfolg verkündet.

Kaiser Alexander hatte

fein Hauptquartier in Nöthnik ,

der König von

Preußen in Lockwik. Seit den ersten Tagesstun den bestürmte das Geschüß der Verbündeten die Berschanzungen der Stadt und das immer lebhaf tere Kleingewehrfeuer verrieth die näher andringende Gefahr. Nur eine kräftige Anstrengung schien es kosten zu können , die von geschlagenen Kriegs völkern vertheidigte Stadt zu erstürmen , welche man , bis auf die Ausgänge der Friedrichstadt , die offen blieb ,

weil der linke Flügel noch nicht weit

genug vorgerückt war,

in einem Halbkreise um

schlossen hatte. Schon seit zwei Tagen hatte das Gerücht Mit dem Napoleons Ankunft versprochen. Kerne seines Heeres , hieß es , hätte er die Ufer der Bober verlassen und seinen Weg nach Sachsen genommen , um die Verbündeten von der Elbe zu verdrängen. Nach 9 Uhr Vormittags og er mit einem Theile seiner Leibwache in die Stadt , und von diesem Augenblicke an ,

wälzte sich über die

Heerstraße von Bauzen , am hohen Elb . Ufer, ein ununterbrochener Zug von Fußvolk, A Reiterei und

109 Geſchüß. Dieſe ſchnelle rückgängige Bewegung war die Folge der klugen Entwürfe , welche die Verbündeten auszuführen begannen ; denn Napos leon schien , um die Schwierigkeiten zu besiegen, welche er in seiner Stellung gegen drei furchtbare Streitmassen , das Heer des Kronprinzen von Schweden im nördlichen Teutſchland , das Bluchersche Heer in Schlesien und das verbündete Heer in Böhmen , zu überwinden hatte , fein altes Spiel wiederholen zu wollen , sich mit stürmender Uebermacht auf einzelne Haufen zu werfen.

In

dieser Absicht hatte er mit dem , von dem Fürsten Poniatowski geführten ,

Heerhaufen über

Rumburg und Gabel eine Bewegung gegen die Gränze Böhmens gemacht , welche, wie seine Berichte verkündeten , schon überschritten war , als er sich plöhlich durch die Laufiß gegen Schlesien wandte , und auf Blüchers Heer sich stürzte. Dem Plane des Feldzugs gemäß , worin Moreau's mitwirkender Geist sich verrieth , mußte Blücher vor dem Angriffe weichen , übermächtigen Gegner nach sich ziehen ,

und den da der

Augenblick gekommen war, wo der Kronprinz von Schweden feine Streitkräfte gegen die Laufik richs ten , und das böhmische Heer gegen die Elbe, vors dringen konnte , um ihn aus dem ungleichen Kams pfe zu befreien.

Als Napoleon diese Entwicke

lung des Feldzugsplanes feiner Gegner erkannte, ließ er ab , dem weichenden Heere zu folgen , wele chem er nat eine Abtheilung seiner Streitkräfte,

IIO unter den Befehlen des Marschalls Macdonald, gegenüber stellte , während er mit den übrigen Heerhaufen nach der Elbe sich wandte. Die Ers schöpfung seiner Krieger verrieth ,

wie rasch diese

Bewegung war ausgeführt worden. Jeden Augenblick flogen Adjutanten auf der Heerstraße nach Baußen voran ,

um den Zug der Kriegsvölker, welche von Mittag bis Abends um 7 Uhr , eine Masse von wenigstens 60,000 Mann , über die Elbe gingen , noch zu geflügelter Elle anzutreiben. Im Sturmschritte kam das Fußvolk ans schwarze Thor , wo , wegen des schmalen Durchgangs , eine Stockung entstand , die zum Ordnen der aus einander gekommenen Haufen benußt ward. Verges bens nach einem Trunke, nach einer Labung lech zend , wurden die jungen , kaum dem Knabenalter entwachsenen , Kind (enfans soldats, wie selbst Franzosen sie nannten) durch die Stadt gejagt , um sogleich dem stürmenden Feinde entges gen zu rücken. In stolzer Haltung aber zogen die schönen Reiterschaaren unter Latour , Maubourg , deren Kern die sächsische schwere Reiterei ausmachte ,

über die untere Schiffbrücke,

gerade

nach der Gegend sich richtend , wo sie am folgen: ,,Wie stark den Tage entscheidend wirken sollten. sind die Verbündeten ? " fragten die französischen Offiziere die Städter , welche angstvoll das Schicks fal erwarteten , bereiten sollte..

daß die Kampfentscheidung ihnen Und als sie die Muthmaßungen

der Bewohner gehört hatten ,

antworteten sie mit

III muthiger Zuversicht : „ O wir sind ſtårker ! “ - Laus ter noch prahlten Andre , sich selbst und die Zus hörer ermunternd , von den entscheidenden Siegen am Bober ,

von

der Niederlage der

fliehenden

Preußen. Bald nach seiner Ankunft , gegen Mittag ers schien Napoleon , von seinem Gefolge umgeben, auf dem Freiplahe zwischen dem Schlosse und der Eine Schaar von Heerwächtern bildete Brücke. einen weiten Kreis , worin er still und unbeweglich auf seinem weißen Schlachtroß faß. Der Augenblick aber, wo mit glücklichem Erfolg ein Sturm auf die Stadt unternommen werden konnte , war schon vorüber , und man glaubte ,

es werde nicht mehr zu

einem ernstlichen Angriff kommen , als in den ſpåtern Vormittagsstunden der Donner des Geschüßes, der ſeit sieben Uhr begonnen hatte , ſchwächer ward. Nachmittags nach 1 Uhr ritt Napoleon durch das pirnaische Thor , und besuchte die äußersten Vorstadtthore ,

um die Stellung der Verbündeten

zu beobachten , und machte darauf seine Anordnun gen nach dem Plane zur Schlacht , welchen er in der vorigen Nacht zu Stolpen , auf die Berichte des Marschalls St. Cyr , entworfen haben soll. Die Sage behauptete , er habe , als er die Stellung der Verbündeten gesehen , verwundert geäußert : ,,dies ſelbe sei

das Werk eines Franzosen ,

Teutschen." bald zurück.

Finster und gedankenvoll

nicht eines kehrte er

Mehre Gepäckwagen des Kaiſers , welche ans

112 fangs in der Neustadt vor einem Hause , das für ihn felbst in Beschlag genommen ward , zurückgeblieben waren, gingen über die Elbe. Der König von Sachsen, für welchen schon seit zwei Tagen eine Wohnung in der Neustadt bereit stand , blieb fortdauernd in dem Schlosse , wo auch Napoleon abgestiegen war. Gegen 4 Uhr, als schon sämmtliche Garden and zahlreiche Reiterei über die Elbe gegangen was ten, rückten die Verbündeten in sechs Heerhaufen vor die Stadt.

Vierzig Feuerschlünde spielten aus dem großen Garten auf die französischen Verschans

jungen , und auf dem ganzen Halbkreise vom Ziegels schlage bis nach Friedrichstadt wüthete ein furchtbarer Geschüßdonner gegen die französischen Befestigun gen. Diese feste Linie lief, wie bereits erwähnt, von dem Elb- Ufer nordostwärts , bis auf die Freis berger Heerstraße und zum Weiserik Flusse , und erstreckte sich mehre 100 Fuß weit ins Feld hinein. Zwischen diesen Gränzpunkten erhoben sich fünf starke, J mit Blockhäusern versehene, sich gegenseitig vertheidigende Schanzen ; nämlich die äußerste östa lich von der Stadt am Elb : Ufer vor dem sogenanna ten Ziegelschlage, die zweite füdwärts , aber in einer zu großen Entfernung von jener,

vor dem Thore der Pirnaischen Vorstadt, in der Nähe des

großen Gartens an der Heerstraße nach Pirna ; die dritte rechts von dem nach Dohna führenden Borstadtthore , C nicht weit von dem Baumreichen , ehemals Moczinskischen Garten , die vierte links der Heerstraße vor dem ins Plauensche Thal

113 führenden Falkenſchlage , dem Freibergerschlage ,

die fünfte endlich vor links der Landstraße. *)

Die Vorstädte der Altstadt waren starken Verpfählungen umgeben ,

überdieß mit

und die Weißes

rig : Brücke , welche Altstadt und Friedrichstadt vers bindet,

durch Geschüß gedeckt.

Die Gärten an

den äußersten Enden der Vorstädte waren mit leich tem

Fußvolke

befeht ,

viele

Gartenwohnungen,

selbst das Gartenschloß des Prinzen Anton , in der Pirnaischen Vorstadt , mit Schießscharten vers fehen , und alle Lücken in der Umgränzung , welche ། *) Der neue, in der Arnoldischen Buchhandlung erschienene Plan der Stadt : Dresden und seine Umgebungen , nach der Aufnahme von I. gewährt die beste Uebersicht , da G. Lehmann derselbe sich weiter , als irgend ein anderer , in die Umgegend, und zwar nordößlich bis in die Dresde ner Haide, öflich bis Strießen und Zschernik , westlich bis Priesnig , füdlich bis Plauen erstreckt, mie hin die Haupttheile des Kampfplages umfaßt , und Die im Jahr 1813 angelegten Befestigungen darauf angegeben find. Er ist sowohl allein , als mit dem dazu gehörigen Werke : Dresden und feine Schicksale im J. 1813 (vont Mai bis November) von C. A. Weinhold zu haben. " Verbindet man damit die eben daselbst erschienene Topogra = phische Reisecharte durch die umliegende Gegend von Dresden , die nördlich bis Rades burg öftlich bis Stolpen , weftlich bis Meißen , süds lich bis in die Gegend von Dippoldiswalde geht, und , etwa noch die bekannte Backenbergische Charte, fo gewinnt man die vollständigste Kenntniß aller örtlichen Verhältniffe

114 nicht durch eine Gartenmauer verschlossen waren, durch starke Schanzpfähle verwahrt. Auf den ins nern Wällen der Altstadt hatten sich Soldaten ges lagert, in mehren Häusern an den Thoren Schü ben alle Fenster befeht , und vor den innern Thos ren und an den Zugängen der Vorstadtthore sah man Wachen von Gensdarmen , welche auf die hinaus und hinein gehenden Soldaten sahen , und es war hier Geſchüß aufgestellt , um die Feinde , noch abzuhalten ,

wenn sie

wohl weniger,

eingedrungen

wåren,

als um feldflüchtige Franzosen

in den Kampf zurückzutreiben ,

oder zusammenges

laufene Volkshaufen auseinander zu jagen. *) Ein geheimer Befehl , den der General Drouot den Artillerie Offizieren ertheilte, welche bei den, von den Garde - Kanonieren bedienten , Stücken in den Vorstadtthoren flanden , lautet also : Au cas que des troupes d'infanterie ou de cavalerie , n'importe de quel corps ou de quelle division , seraient assez lâches pour quitter leurs rangs afin de se retirer en masse vers les fauxbourgs , il est ordonné aux officiers de la gensdarmerie , gardant les barrières, de las renvoyer de suite en leur faisant connaitre qu'on tirerait sur eux s'ils ne retourneraient pas sur leurs pas , et si néanmoins les fuyards avanceraient vers les barrières , les officiers d'ariillerie commandans les canons qui y sont placés , seront tenus de faire feu sur de telles bandes et de ne pas souffrir qu'elles entrent dans la ville pour y repandre le trouble et la frayeur. - Il faut en même tems renvoyer les habitans , qui se trouveraient dans lesrues, dans leurs maisons et ne pas souffrir qu'ils forment des attroupemens, Au cae qu'ils montrent assez de

115 Während das ,

auf der Bauzener Heerstraße,

am hohen Elb Ufer aufgefahrene Geſchüß ,

das

Feuer aus den Verschanzungen vor der Pirnaischen Vorstadt ,

gegen welche die Russen und Preußen

einen heftigen Angriff machten , kräftig unterstüßte , ließ Napoleon mehre Abtheilungen der jungen Garde aus dem östlichen Vorstadtthore ,

dem

fogenannten Siegelschlage , hervorbrechen , um die Russen aus ihrer Stellung vor dem Dorfe Blaz sewiß zu vertreiben. hen

der

anstürmenden

Es wurden hier ganze Reis Franzosen

niedergestreckt,

und nur nach blutigen Anstrengungen gelang es den Franzosen ,

Vortheile zu gewinnen ,

und ihre

Gegner hinter das Blasewißer Gehölz zurückzuz drången. *)

Mit gleicher Wuth wurden die übris $ 2

mauvaise volonté pour ne pas respecter cette ordre et s'opposer aux gendarmes , on tirera également sur eux sars les laisser approcher trop des pièces. *) Einer meiner Freunde , der Gelegenheit hatte , diese Vorfälle zu beobachten , theilte mir wörtlich folgende Erzählung mit. „Bei der Schlacht am 26. , in dem Augenblicke als der französische linke Flügel aus den Biegelschlage debouchirte, und die dorthin führenden Straßen ganz mit Soldaten , Kanonen, Pulverwas gen sc. angefüllt waren , hätte diesen gedrängten Mase sen ein sehr großer Verlust durch folgenden Umfiand zugefügt werden können . Eine russische Batterie bes schoß einige französische Haubigen , welche vor der Schanze am Siegelschlage, auf einem nahen Hügel aufgefahren waren , und von dort russische Kavalleries Massen bewarfen. Durch das wohldirigirte Feuer der

116 gen Verschanzungen , bis zum Freiberger Vorstadts thore, besonders die an den Straßen nach Råck-

Russen gerieth ein französischer, mit 4 Pferden be spannter Munitions Wagen in Brand. Er enthielt. Granaten , welche einzeln sprangen und 2 Pferde am Wagen tödteten. Die beiden übrigen Pferde wurden scheu , kehrten um , und jagten mit dem brennen den Wagen nach der Stadt zurück. Die ausrüks kenden Bataillone wichen , beim Anblick der wüthenden Rosse ; es entstand in dem Thore die größte Ver wirrung. Zufälligerweise sprangen noch einzelne Gras naten und tödteten wieder ein Pferd , jedoch so , daß alle 3 getödtete Pferde von dem brennenden Wagen gelößt wurden. Man gab aus dem Chore Feuer auf das unglückliche Thier , welches den brennenden Vuls kan hinter sich her schleppte. Das Thier kehrte um, lief verwundet in die nahe Elb S Wiese , wo es den Wagen nicht mehr fortbringen konnte. Einige Minu ten darauf sprang der Wagen in die Luft , und sendete feine Ladung bis in die Nähe der sogenannten Bår: bastion , in der Neustadt. Noch stand das ser fleischte Pferd an dem brennenden Reste des Wagens, bis es gegen Abend seinen Geist auchauchte. Der Moment, als dieser Munitionswagen den Hauptaus: gang am Ziegelthore zu versperren drohte , war deßwegen sehr wichtig , weil zu derselben Zeit der französis sche linke Flügel auf der Höhe hinter dem sogenannten Stückgieferfchen Garten in großer Gefahr stand, überflügelt zu werden. Die franzöfifche,Kolonne, wel che diesen Hügel vertheidigte, bildete das letzte Glied des französischen linken Flügels ; zwischen ihr und der Elbe war ein großer, nicht besetter Raum , in wel chem schon russische Tirailleurs eindrangen , auch bes wegte sich russische Kavallerie nach dieser Lücke. Der Biegelschlag blieb einige Zeit verstopft, bis herbeieilende

117 nik und Plauen angelegten Schanzen angegrifa Es drangen immer frische Kriegsvölker aus

fen.

den Thoren zur Vertheidigung der bedrohten Stela len. An mehren Punkten wurden die Franzosen hart gedrängt.

Während die Oesterreicher auf den

Straßen nach Plauen und Freiberg , den Angrifs fen der Franzosen , die gegen Löbtau vorzudrins gen strebten , tapfer standen , fochten die Preußen mit herrlichem Muthe im großen Garten , woraus die Franzosen sie nicht vertreiben konnten. Einige jungen Garde wurden bis an Mauern des Antonschen Gartens gedrångt,

Haufen der

mußten aber wieder in den Kampf sich stürzen , als sie hier von den Kugeln ihrer WaffenbrüderA be. Ueber die Zinnen der geångstiggrüßt wurden. ten Stadt flogen

zahllose Haubißgranaten , von welchen manche in den Vorstädten zündeten ; selbst

in der Altstadt wurden die Dächer vieler Häuser, besonders in der Seegasse und Kreuzgaffe , beschås digt.

Mit dumpfem Schweigen erwartete jeder das Schlimmste , je näher die Gefahr rückte. Uebers

Befehlshaber der Unordnung steuerten, neue Angriffss massen vorführten, polnische Lanziers auf die russischen Tirailleurs anrückten , und so auf dieser Seite wieder in den Angriff übergingen. Französische Tirailleurs zogen nun eine neue Linie bis an die Ufer der Elbe, die russischen Linien gingen zurück, bestrichen von den Kanonen auf dem rechten Ufer der Elbe , und die vors theilhafte Stellung vor Blafewis ging für die Vers bündeten verloren ."

118 all Angst und Verwirrung. leer ,

Die Straßen wurden

als die Kugeln sie unsicher machten,

man

schloß die Hausthüren , und suchte Sicherheit in den Kellern ; aber dennoch wurden einige Bewoh ner der Stadt von der Gefahr überrascht , verwundet oder getödtet.

und

Die ganze Stadt war

ein Lager. Gerüstete Krieger auf allen öffentlichen Pläßen gelagert , oder schon streitfertig das Zeichen Pferde und Fuhrwerk zum Aufbruche erwartend. Die bes in allen Straßen im wilden Gedränge. wachten Vorstadtthore öffneten sich nur ,

um neue

Streitmassen heraus oder Verwundete herein zu laffen. Gegen 6 Uhr verbreitete sich die Nachricht, daß die Verbündeten unaufhaltsam vorrückten , und die Preußen bereits in die pirnaische Vorstadt einGråßlicher donnerte das Ges gedrungen wåren . Im Sturmschritte eilten einige Abtheilun gen der Garde mit 16 Kanonen , die als Rückhalt

fchüß.

auf dem Altmarkte gestanden hatten , aus den Vors Städten und stellten das Gleichgewicht wieder her. Napoleon war während des heftigsten Feuers durch die Schloßgasse zum Seethor nach dem Dip: poldiswalder Schlage gesprengt , und nach kurzem Ein Offi: Verweilen auf den Kampfplak geeilt. zier aus seinem Gefolge ward dicht an seiner Seite erschoffen , und mehre seiner Adjutanten wurden Die Schanze vor dem Freiberger verwundet. Schlage , deren Geschüß von den Desterreichern. bald zum Schweigen gebracht wurde , war schon von den Franzosen verlassen , und das noch stärkere

119 Werk in der Nähe des Moczinski'schen Gar, tens , nach dem blutigsten Kampfe, der den Destera reichern große Opfer kostete , kurz vor Anbruche der Nacht von einem ungarischen Regiment erstürmt worden,

Nach neuen Anstrengungen der Franzos

die gegen 7 Uhr einen allgemeinen Angriff machten, und besonders durch das Kleingewehrs

fen,

feuer der , hinter der Mauer des Gartens aufges stellten , Garden unterstügt wurden, ward das erobente Werk gegen 7 Uhr wieder genommen. Der günstige Augenblick aber ,

eine Stadt zu erftürs

men , welche von ihren starken Werken nicht wenis ger , als von einem , schon auf wenigstens 100,000 Mann angewachsenen , Heere vertheidigt wurde, war långst vorüber , und so zogen sich die Vers bündeten bei Anbruche der Nacht auf die Anhöhen von welchen sie beim Angriffe sich herabs gesenkt hatten , und die Franzosen behaupteten thre

zurück ,

Schanzen.

Einige Abtheilungen von Gefangenen,

größtentheils gallizische Polen , waren der Erfolg des Tages. Der Geſchüßdonner schwieg gegen 9 Uhr überall.

Die Flammen brennender Wohnun-

gen vor dem Falkenschlage und an der Pirnaischen Straße, die von dem Wurfgeſchüße waren entzüns det worden ,

erhellten wieder die Nacht,

welche

unter bangen Besorgnissen hingebracht wurde ; denn schien auch die Gefahr ,

mit Sturm genommen

zu werden , von der Stadt abgewendet zu sein, so verkündete doch Ales , daß am folgenden Tage die beiden Heere noch einmal ihre Kräfte messen

120

wollten.

Die Franzosen

lagerten sich

Schlägen und 2. in den Vorstädten.

vor den

Die Verbändes.

ten waren an manchen Orten kaum auf Schuß weite von ihnen getrennt. In de In der Gegend des Dorfes Strehla, hinter dem großen Garten , hats ten sich österreichische und französische Feldkrämes rinnen friedlich neben einander angesiedelt , von welchen Offiziere und Soldaten beider Heere Brannt wein kauften , von der Arbeit des heißen Tages fich unterhaltend. Gegen Mitternacht fiel ein schwacher Regen, der nach und nach stärker ward , bis endlich die Wolken in Strömen sich ergossen.

Unaufhörlich

zogen Kriegsvölker und Geschüß über die Brücke. Die Dunkelheit der

unfreundlichen Nacht

ward

von vielen neuausgehobenen französischen Soldaten benußt , dem bevorstehenden Kampfe sich zu ents ziehen, und in der Umgegend sich zu verbergen, und so konnte es geschehen ,

daß am folgenden Tage

von einem 3000 Mann starken Regiment der jun gen Garde , welches durch das feindliche Feuer nur wenig gelitten hatte , nicht mehr als 900 ýom Schlachtfelde kamen. Die Heers Der Morgen war angebrochen.

abtheilungen der Marschälle Marmont Victor rückten in die Schlachtlinie.

und

Die Frans

zosen hatten bei dem Angriffe große Vortheile. Dresden, durch feste Werke und zahlreiches Ges schüß gedeckt, lag hinter ihnen ; ihre Verbindungss straße war nicht durchschnitten ; wenn sie auf irgend

121 einem Punkte glücklich waren , konnten sie den ers rungenen Vortheil verfolgen , und wenn ſie geſchlas gen wurden , sich mit Sicherheit zurückziehen , ohne daß die Verbündeten ihnen bis in den Bereich des Stadtgeschüßes nachgehn durften . * ) Napoleon ritt gegen 6 Uhr zum Wilsdruffer Thore hinaus. Zur selbigen Stunde begann ein heftiges Feuer, womit die Verbündeten die vorrückenden Franzosen empfingen. Der erste Angriff wurde seit 8 1hr gegen das Mitteltreffen der Verbündeten gerichtet, das auf den Höhen von Zscherniß und Råck nis sich aufgestellt hatte , und sich von Leubniß bis an den östlichen Rand des plauenschen Grundes ausdehnte. Die Verbündeten behaupteten stands 8 haft ihre Stellung , und das österreichische Ges schüß wüthete verderblich in den französischen Reis hen.

Während Napoleon zwischen dem Falkens

schlage und der nach Dippoldiswalde führenden Straße mit einem Rückhaltsheere von wenigstens 36,000 Mann hielt ,

wurden diese Angriffe ,

feit

8 Uhr auch von dem anrückenden französischen Fußvolke, jedoch ohne Erfolg , fortgeseßt. Nach zwet Stunden ward das verbündete Heer in diesem Theile seiner Stellung nur noch durch schwaches Geschüßfeuer aufgehalten ,

da die Anstrengungen

der Franzosen sich nun gegen den rechten Flügel richteten ,

welcher aus Russen und Preußen bestes

hend , von Leubniß über Strießen und Blas

*) S. Stewarts Bericht , Beilage XLI.

122 sewiß sich hinzog. Aber auch diese Angriffe schies nen nur darauf berechnet zu sein , die entscheidende Unternehmung gegen den linken Flügel zu erleich. tern , welcher sich von Töltschen an der westlis ehen Thalwand des plauenschen Grundes bis ges gen Gorbit , ausbreitete.

an der Heerstraße nach Freiberg,

Diese

Heerabtheilung

bestand zum

Theil aus neugeworbenen , schlecht gerüsteten, gals lizischen und ungarischen Kriegsvölkern , und bot in ihrer auffallend fehlerhaften Aufstellung , durch das tiefe Beißerih ፡ Thal hinter Plauen gänzlich von dem Mitteltreffen und dem rechten Flügel ab: geschnitten , eine gefährliche Blöße dar , welche der kluge feindliche Feldherr zu benußen eilte. Diese Heerabtheilung war überdieß nicht stark genug, um die ,

von der Elbe auf die Freiberger Heerstraße auslaufenden , Schluchten von Priesnik , Leu

tewiß

und

den sogenannten Zschonegrund

hinlänglich decken zu können , und da diese wichtis gen Punkte kaum beobachtet waren , so konnte es der , von dem Könige von Meapel angeführten, Abtheilung von Fußvolk und Reiterei , unter dem Marschall Victor und dem tapfern General Las tour: Maubourg , desto leichter gelingen , den linken Flügel der Verbündeten völlig zu umgehen. Dieß geschah um die Mittagszeit , wo der König, der seine Unternehmung schon am vorigen Abende, durch die Besetzung des Engpasses von Cotta , Elug vorbereitet hatte , aus dem Zschonegründe in

der

Gegend

des

Dorfs Pennerig

hervor

123 brach.

Diese Bewegung war entscheidend. Auf den Höhen am Rande des Weißerik- Thals , ere,

folgte eine tapfere Gegenwehr , welche aber durch den fortdauernden Regen , der das Kleingewehr feuer unmöglich machte, und den erschöpften Kries gern nur den Gebrauch des Bajonets erlaubte, sehr erschwert wurde , als endlich der größte Theil des linken Flügels durch die französischen ,

überall

wüthend einhauenden ,

Reiter , und das von den Höhen bei Naußlih und Roßthal spielende Geschüt der reitenden Artillerie überwältigt ward. Die Nachricht, daß Bandamme, der schon am 25ften bei Königstein über die Elbe gegangen war , gegen Pirna vordrånge , und die freie Vers bindung

mit Böhmen bedrohte ,

hatte indeß in

den Nachmittagstunden den Rückzug der Verbündeten schon entschieden ,

in dem Augenblicke ,

als

jener Umgehungsentwurf, zum Verderben der östers reichischen Heerabtheilung , die den linken Flügel bildete , gelang.

Die Oesterreicher , von der Rücks

zugsstraße nach Dippoldiswalde weggedrängt , von der feindlichen Reiteret eingeschlossen , und bei Gorbis im Rücken angegriffen , ergaben sich, über 10,000 Mann stark , mit ihrem Anführer, dem Feldmarschall - Lieutenant Mesko an der Spike, nur wenige entrannen durch die , ins Weis Beriş - Thal hinablaufenden Felsenschluchten , und eine große Anzahl von Versprengten ward noch auf dem Schlachtfelde gefangen.

124 Ohne Zweifel hatte auch Moreau's Tod *) Einfluß auf den unglücklichen Ausschlag der Unter nehmung.

Der großherzige Held ,

der aus seis

nem Zufluchtsorte , jenseit des atlantischen Meeres herbei geeilt war ,

um mitzukämpfen für die Freis

heit der alten Welt , die fein unversöhnlicher Geg ner aus ihren Fugen gerissen , hielt gegen Mittag an der Seite des Kaisers Alexander auf der Höhe hinter dem Dorfe Råcknik , Schlachtfeld des Mitteltreffens und

wo er das des

rechten

Flügels überschauen konnte , als eine Stückkugel, die aus einer französischen Feldbatterie , wahrscheins lich vom Rande des Hohlweges hinter dem Felds fchlößchen , kam ,

durch seines Pferdes Leib ging

und ihm beide Beine zerschmetterte. Er ward zus erst in ein nahes Bauernhaus und dann auf einer Tragbahre auf das , anderthalb Stunden von Dresden entfernte, Rittergut Nöthniß gebracht, und als ihm hier die zerschmetterten Beine waren abgelöst worden , brachte man ihn nach Laun in Böhmen, wo er 5 Tage nachher starb , wie er nach Kaiser Alexanders schöner Lobrede - ges lebt hatte ,

in der vollen

starken , festen Seele.

Kraft einer

So forgfältig man'vors

Her unter dem französischen Heere die Nähe des verehrten Helden verheimlicht hatte, da man sogar, wie es heißt, durch die strengsten Strafdrohungen das Gerücht von seiner

Ankunft bei dem Heere

*) S. die Anmerkung zur Beilage XLI. b.

125

der Verbündeten zu unterdrücken suchte, so laut und jubelnd ward nun sein Tod' verkündet. Abends nach 5 Uhr ritt Napoleon ,

ganz

durchnäßt , durch die Wilsdruffer Gaffe , wo einige Regimenter, die im Gedränge still halten mußten, mit einem fröhlichen Lebehoch ihn begrüßten, *) ins tönigliche Schloß zurück ,

begleitet von einer Abs

theilung der jungen Garde ,

und einigen gefange

nen österreichischen Generalen. reichische Fahnen wurden

von

Zehn eroberte dsterGardesoldaten im

Siegesprunke durch die Stadt getragen , und dars auf in die Vorhalle des prinzlichen Schlosses ges wo sie , unfein genug , unter den Augen

bracht,

der Gemahlin des Prinzen Anton , der Schwester des Kaisers von Oesterreich , zur Schau ausgehängt und bewacht wurden.

Erbeutetes Geschüß folgte,

und in mehren Abtheilungen zogen die Gefangenen vorüber.*) Es war ein trauriger Anblick. Schon auf dem Zuge durch das rauhe Erzgebirge ,

wo

die Wege durchJ häufigen Regen verdorben waren, hatten die Unglücklichen seit mehren Tagen die Härtesten Entbehrungen dulden

müssen ,

und er

schöpft von zahllosen Beschwerden traten sie auf den Kampfplaß , wo die verheerenden Schwärme ihrer Gegner seit Monaten gelagert gewesen waren. *) Er soll dagegen während des Zuges laut gerufen haben : Les autrichiens sont battus ! *) Die amtlichen Berichte über die Ereignisse vom 26. und 27. August liefern die Beilagen XXXVNI --XLII.

126 Zum Theil schwer verwundet ,

in zerlumpte Man

tel gehüllt , von dem wüthendsten Hunger gequält, welchen sie , ihrer Versicherung nach, seit ihrem Abzuge aus Böhmen nicht mit Brod , und felten nur mit Kartoffeln hatten stillen können , fielen sie gierig über die Erquickungen her , welche die Bes wohner der Stadt mitleidig ihnen entgegen brachten. Alle Gefangenen , ungefähr 13,000 Mann, meistens Desterreicher , die in den folgenden Tagen noch

durch

viele Versprengte

vermehrt

wurden,

welche bald mit Geleite kamen , bald freiwillig vor den Thoren erschienen , wurden in vier protestantis sche Kirchen und auf dem Brühlschen Wallgar ten eingesperrt. Viele aber suchten sich , weil die Anstalten zu ihrer Unterbringung nicht sogleich ges troffen waren, am ersten Abende ein Nachtlager in den Hausfluren , wo theilnehmende Menschen fie pflegten und verbanden. Von den französischen Behörden ward fast gar nicht für die Unglückli chen gesorgt. Hätten nicht die Bewohner der Stadt sich ihrer angenommen , so würden noch mehre ders felben umgekommen sein in den Gebäuden , worin fie, von den Schmerzen ungepflegter Wunden, oder von Hunger gequält , laut jammerten. Reichliche Spenden von Brod und allerlei Lebensmittelu wurden vor die Kirchen gebracht , aber die Menge der Hungrigen war nicht zu befriedigen , und das Gedränge oft so stürmisch , daß die Schildwachen die Bertheiler der milden Gaben kaum zu schüßen vermochten.

Noch wenig gewöhnt an solche Ans

127 blicke , sah man mit tiefer Erschütterung die Leicha name einiger Gefangenen , umgekommen Kirche liegen.

waren ,

die

eines

vor

Erschöpfung

Morgens vor einer

Neue empörende Auftritte ,

den ersten Tagen nach der Schlacht Verwundeten , manche ganz nackt , chen in die

als in

die

schwer

aus den Kirs

Spitäler *) gebracht wurden.

Die

Franzosen behandelten diese Unglücklichen mit noch hartherzigerer

Gleichgültigkeit ,

als

ihre

eigenen

舟 Verwundeten , deren die beiden blutigen Tage wies der über 10,000 geliefert hatten. Die Kirchen blieben eine Zeitlang dem Gottesdienste entzogen, und wurden durch den Aufenthalt der Gefangenen vielfach beschädigt und verunreinigt.

Erst am 31ten

des Augusts ward ein Theil der gefangenen Defters reicher , führt.

Russen und Preußen über Meissen abge. Ihr Aeußeres verrieth ,

wie sehr sie gelits

ten hatten , und wenn man fah , von

rohem

Pferdefleisch gierig

wie sie Biſſen verschlangen , so

glaubte man leicht , was von der schlechten Behands lung derselben erzählt ward.

Ein großer Theil der

dsterreichischen Gefangenen , das in Polen neu ges worbene Kriegsvolk , nahm sogleich Dienste bei den Franzosen , und in wenigen Tagen neu gekleidet, wurden sie nach französischer Weise in den Waffen geübt , um schnell in die Reihen ihrer neuen Kriegsgefährten treten zu können . Die Straßen der

Stadt boten fortdauernd

den Anblick kriegerischer Auftritte dar.

Es waren

*) Es waren zu dieser Zeit 24 Spitäler in der Stadt.

128 gewühlvolle Lagerpläße.

Hier ward zusammenges

raubtes Vich geschlachtet, und unter den Lindens reihen in der Neustadt, wo zahllose Heerdfeuer leuchteten , von den gelagerten Kriegern das Fleisch gekocht. Dort sah man Verwundete, ohne Pflege, neben ermatteten oder gefallenen Pferden liegen, bald ausgeplünderte Landleute vom linken ElbUfer, die mit halbnackten Kindern auf dem ans dern Ufer Zuflucht suchten , bald andre, die sich mit gerettetem Zuchtvich , oder mit den verschonten Ueberresten ihrer Habe ångstlich durch das wilde Gedränge von Wagen , Pferden und fluchendem Kriegsvolke auf der Elb- Brücke zu schleichen such ten. Furchtbar war der Anblick des Schlachtfels des , zu welchem Habsucht und Neugier zahllose Menschen trieben, sobald der Geschüßzdonner schwieg . Auf einem Striche von einer Meile , rings um die Altstadt , überall erschütternde Auftritte. Zahllose Leichen von den vier streitbarsten Völkern unsers Erdtheils , die auf diesen Gefilden mit Erbitterung gekämpft hatten , lagen halb entblöst , oder ganz nackt und ausgeplündert , oft von gråßlichen Wunden zerrissen , von Pferden zertreten , von Wagen und Geſchüße überfahren ,

zerstreut auf den Feldern unter blutigen Pferdeleichen , oder im Schlama me versteckt in abgelegenen Gråben und Schluchten. Die meisten Todten sah man bei der Schanze am Moczinskischen Garten , vor dem Falkenschlage bei dem sogenannten Feldschlößchen , im großen Gar ten und bei den Windmühlen vor dem Löbtauer Schlage. Die Leichen der Franzosen waren , wie

129 gewöhnlich,

besonders in der nächsten Umgegend

der Stadt, sogleich nach der Schlacht verscharte worden , und nur die großen frisch aufgeworfenen Hügel, oder aus der dünnen Grabdecke hervor xas gende Glieder, verriethen , wie verheerend auch in ihren Reihen der Tod gewüthet hatte. Franzöſïs sche Soldaten , oder gemeine Weiber schlichen über das furchtbare Todtenfeld , und nahmen selbst den blutigsten Leichen hier und da noch ein Stück des Anzuges ,

oder

suchten

nach

Geld

und Uhren.

Alt und Jung strichen umher, Kugeln und Waffen einzusammeln ,

die auf dem

Schlachtfelde

antet

Jertrümmertem Kriegsgeräthe und den Ueberresten gesprengter Pulverwagen in wilder Unordnung jers streut waren.

Alle Dörfer in der Nähe des Kampfs

plaßes hatten durch Brand oder Plünderung gelits ten ; was von dem rückwärts ziehenden Heere war verschont worden , plünderten und verwüsteten die nachrückenden Franzosen . Ueberall lagen die vols len Garben der reichen Ernte zerstreut ,

die man

zu Lagerstätten oder zu Pferdestren aus den Scheus nen getaubt hatte ; überall sah man Landleute; welche mit trautigem Blicke neben den rauchender Trümmern ihrer Häuser standen ,

oder auf dem

Felde die zertretenen Ueberreste der Früchte ihres Fleißes feufzend zusammen suchten ,

und zuweilen

noch die Thüre einer Wohnung in einer umges worfenen Feldhütte, oder den geraubten Hausrath neben dem glimmenden Kohlenhaufen eines Wach feners wiederfanden.

136

Vierter

Abschnitt.

ie Siegesfreude über die , bei Dresden erruns Die genen , durch französische Berichte ins Ungeheure vergrößerten , Vortheile wurden schnell herabges stimmt, und es verrieth sich nur zu bald, daß dieselben die damahlige Lage der französischen Kriegss macht nicht wesentlich verändern konnten. Obgleich die Anstrengungen der Verbündeten um diese Zeit noch nicht durch entscheidende Erfolge belohnt was ren, • so sah doch der umsichtige Beobachter schon damahls eine auffallende Veränderung in Napoleons Der Feldherr , gewohnt , die Uns

Kriegsführung.

ternehmungen seiner Gegner herbeizuführen , dann den Anstrengungen

und derselben mit überwältis

gender Kraft entgegen zu wirken ,

wurde dießmahl,

gleich bei der Wiedereröffnung des Kampfes, in allen Bewegungen gehindert und beengt. Die Vere bündeten hingegen hatten,

durch die Aufstellung

ihrer mächtigsten Streitkräfte in Böhmen , den Vortheil gewonnen, beide Ufer der Elbe zu beherrs schen, und den Gegner zu hemmen in allen Ans griffsversuchen , die noch mehr durch den Umstand erschwert wurden, daß die beiden , von dem schwes

131 dischen Kronprinzen und von Blücher geführten, s r Lage Bei diese der Ding t verb mach Heere eineoten. Vereinigung der französischen Kriegsblies -4 ben auch die glücklichen Erfolge , welche Napoleon bei Dresden gewonnen hatte ,

ohne entscheidende

Wirkung auf das Ganze, und der ursprüngliche Entwurf der Verbündeten wurde dadurch keineswes ges gestört,

zumahl da sich schon die Folgen der

großen Siege entwickelten , welche an den Gränzen s Brandenburg der bMark und nder Laufis fast nzu hten e l en Zeit oleo erfoc wurd , wo Nap Perfe Glückstern bei Dresden noch einmal strahlend leuch tete.

Sein Kriegsglück hatte den Wendepunkt era

reicht , und wie sorgfältig auch die Verbreitung der Nachrichten von der wahren Lage der Angelegens heiten verhindert ward , es drang dennoch die Stimme des Gerüchts durch alle Wachen und Schlagbäume ,

welche eine unruhige Vorsicht ans

legte, und immer vernehmlicher verkündete endlich alles , daß des ſieggewohnten Heerführers Entwürfe éin finsteres Verhängniß verfolgte. In der Nacht, die dem Schlachttage folgte, Hatten sich die Heerabtheilungen der Verbündeten gegen die böhmische Gränze gezogen , und die immer entfernter fallenden Schüſſe verriethen , daß fich der Kampf mit den nachrückenden Franzosen weiter jog ; doch wurden jene nicht so rasch und heftig verfolgt , als es öffentliche Berichte erzähls ten , da noch am 28. des Augusts , in ” den More genstunden, ein Heerhaufen mit Geſchüß auf den I 2

132 füdöstlichen Anhöhen stand , den Rückzug zu dekken. Mehre französische Heerabtheilungen folgten den Verbündeten gegen die Gränzen Böhmens ; *) der König von Neapel über Freiberg gegen die aus dem Erzgebirge laufenden Påsse,

der Mar-

schall Gouvion St. Cyr gegen Gießhübel.

Napos

leon selbst reisete am Tage nach der Schlächt früh um -7 Uhr in die Gegend von Piena, aber schon gegen Abend kam er nach Dresden zurück.

Die

neuen Siege , welche , nach französischen Berichten, an diesem Tage und den folgenden über das veri bündete Heer auf dem follten ,

Rückzuge

erfochten sein

wurden in der Umgegend von Dresden

hur als unbedeutende Gefechte mit den Nachzuge bekannt.

Aber während man neue glückliche Ers

folge verhieß,

welche man nach der Vereinigung

der vorrückenden

Heerhaufen

mit

Vandamme's

Heerabtheilung an der böhmischen Gränze erwars Durch die Gebirge , welche Böhmen auf der mitters nächtigen Seite einschließen , laufen sechs Hauptpäſſe in das sächsische Gebiet , nemlich von Morgen nach Abend , und zwar auf dem rechten Ufer der Elbe : 1) die Straße von Reichenberg über Friedland , die fich in zwei Arme theilt , wovon der eine nach Greifens berg in Schlesien, der andere nach Seifenberg in Sachs fen läuft ; 2 ) über Leipa und Gabel nach Zittau ; auf dem linken Ufer der Elbe : 3) über Peterswalde nach Gießhübel die Hauptstraße zwischen Prag und Dresden ; 4) von Toplig nach Zinnwalde ; 5) von Commotan über den Paßberg nach Annaberg , und 6) aus dem Ellenbogner Kreise nach Plauen im Boigtlande.

138 tete , wurde in Dresden und unter dem französ schen Heere die Nachricht von einem , wenigstens mit

Desterreich

abzuschließenden Waffenstillstande

verbreitet ; ja das Gerücht sprach von einer Zus Bu fammenkunft der kriegführenden Herrscher, und am 29. des Augusts warden wirklich Anstalten gemacht, das Marcolinische Gartenschloß

in Friedrichstadt n me von neuem zur Aufnahme des Kaiſers inom Stand k m ge zu sehen. r u r ge se f e e a h a ab w au di S , " T als die Aufmerksamkeit auf eine andere Seite ges lenkt ward , wiesen hatte.

nach welcher bereits das Gerücht ges Die erste Folge der Niederlage des,

gegen Berlin vordringenden ,

Marschalls Oudinot

war die Entsendung des Marschalls Ney , welcher, vom Schlachtfelde bei Dresden eilend, die Truma mer des am 23. des Augusts bei Groß- Beeren geschlagenen Heeres sammeln wollte , um die Forts schritte des Kronprinzen von Schweden aufzuhalz ten.

Noch drohender war die Gefahr , welche von

der schlesischen Gränze herabzog ,

wo Blücher am

26, des Augusts die zurückgebliebenen Heerabtheis lungen von Macdonald und Sebastiani in der Schlacht an der Kazbach besiegte.

Kaum hats.

ten diese Ereignisse auf die Bewegungen des Haupts heeres nachtheilig zurück gewirkt , als die gänzliche Niederlage , welche Vandamme am 30. des Augusts bei Culm, zwei Meilen von Töplih , erlitt , nach, dem ihm Tages vorher 8000 Russen unter dem General Ostermann den Heldenmüthigsten Widers

134 stand entgegen gefeht hatten , alle Angriffsentwürfe des französischen Heerführers vereitelte ,

und ihn

vollends in den Vertheidigungskrieg warf. Diese Unfälle hatten bald den nachtheiligsten. Einfluß auf die Lage der bedrängten Hauptstadt. nun an begannen die Hin- und Herzüge

der französischen Kriegsmacht , die immer schwerer auf Dresden, ihren Stüßpunkt , drückten , und die Umgegend immer mehr verheerten , je enger der Schauplah des wechselvollen Kampfes beschränkt wurde. Am 30 , des Nachmittags , zogen mehre Abs theilungen der jungen Garde, die von der böhmis schen Gränze zurück kamen , auf das rechte Elb: ufer, und lagerten sich auf den Neudorf,

nicht

weit von

Straße nach Großenhain ,

Schanze an der wo Napoleon noch am

Abend dieses Tages sie musterte. Kriegsvölker

zog

Feldern hinter

der

weiter voran

Ein Theil dieser auf der

Straße

nach Großenhain , die während des ganzen Tages ein reges Gewühl belebte. Ein Zug von mehr als funfzig Wagen , der von Torgau kam, hatte eine Bedeckung von 300 Mann , da die leichte Reiterei der Russen schon an den untern Ufern der Elbe schwärmte.

Einzelne Haufen von frans

zösischen und teutschen Kriegern , die theils auf ders felben Straße , theils von Königsbrück kamen, waren Versprengte , die zu den Trümmern des bei Berlin geschlagenen Heeres gehörten. Eine lange Reihe von Schubkarren mit verwundeten Franzos

135 fen, die bis fpåt in die Macht auf der Straße von Stolpen kamen , vermehrten das wilde Gea dränge in den Straßen der Neustadt und auf der Brücke.

In den Frühstunden des folgenden Tas

ges aber zog der größte Theil der , am vorigen Abende auf das rechte Elb Ufer übergegangenen, Kriegsvolker im Fluge durch die Stadt und schlug die Straße nach Pirna ein ; eine Bewegung , wels che durch die Verluste in Böhmen veranlaßt ward, wovon schon an

diesem

Tage

die Nachricht in

Dresden sich verbreitete , und durch Versprengte bestätiget ward.

3war

wurden

zu gleicher Zeit

einige hundert gefangene Russen und Desterreicher in die Stadt gebracht, sen ,

aber man hörte von dies

daß eben so viele tausend gefangene Franzos

sen auf den böhmischen

Heerstraßen zögen.

folgenden Tage kamen die zerstreuten ,

Am

zum Theil

unbewaffneten , Ueberreste des wohl gerüsteten Hees res , das Vandamme vierzehn Tage früher , wie zum gewissen Siege eilend , führt hatte ,

durch die Stadt gea

und nahmen das verlassene Lager in

dem Walde auf dem rechten Elb Ufer ein , um sich zu erhohlen . Am 2. des Septembers gingen wieder neue Heerhaufen ,

worunter die,

von dem Marschall

Mortier geführte , Abtheilung war , auf das rechte Elb 3 Ufer. Einige Abtheilungen zogen auf der Straße nach Berlin vorwärts , nach Bauzen zur Marschalls

Unterstützung

Macdonald.

die meisten aber des

Nachmittags

bedrängten kam

der

130 König

von

Neapel

aus dem Erzgebirge zurück,

wo er nur bis jenseit Marienberg gegen die bohmische Gränze vorgerückt war , und bald darauf zog auch die , unter ihm stehende , Reiterabtheilung des Generals Latour - Maubourg auf die oft betres tene Straße, Ein Zug A von russischen Gefanges nen, unter dem Geleite spanischer Soldaten , vers mehrte das bunte Gewühl dieses Tages,

Napoleon , hieß es , wolle durch einen kräftis gen Schlag wieder gut machen , was das Mißges schick seiner Feldherrn verdorben hatte. Die heers züge dauerten am folgenden Tage fort und Abends folgte denselben der Kaiser , nachdem er vorher das, aus gefangenen Hsterreichischen Polen gebildete und schnell gerüstete ,

Regiment im Schloßhofe gemu-

Der König von Neapel begleitete ihn, und alle zum Generalstabe gehörige Verwaltungs-

ftert hatte.

beamten schlossen sich an den Zug , welchem Was genreihen und Heerden von Rindvich und Scha fen folgten. Mit Zuversicht ward siegreiches Vors rücken verkündigt, Während der kurzen Pause, wo die Städter von einem Theil ihrer Gäste ers 18fet waren, schaft ,

erfolgte eine Umlegung der Mann,

wobei sich ergah ,

daß viele Soldaten sich

ohne Obdach hier befanden ,

bei Tage bettelten,

oder Eswaarenkrämerei trieben , in den Marktsuden , auch auf dem schliefen.

und des Nachts

in offenen Schuppen ,

Steinpflaßer

vor

den

oder

Häusern

Schon vor Napoleons Abreise hatte man ans

137 gefangen , die Umgebungen der Altstadt noch mehr zu befestigen.

Es waren drei neue Schanzen abs

gesteckt , um die schwach vertheidigten Räume zwis schen dem , auf der Straße nach Plauen angeleg ten , Werke und der östlichsten Schanze am Zies gelfchlage noch mehr zu sichern ;

die eine vor dem

Dippoldiswalder Schlage ,

bisher bloß

der

mit

Schanzpfählen verschlossen gewesen war , rechts an der Heerstraße nach Räcknih , die andre an der Landstraße vor dem dohnaischen Schlage ,

in ges

ringer Entfernung von der großen Schanze am moczinskischen Garten , die dritte vor dem rampis schen Schlage, an der Straße nach Pillnis.

Lands

leute und Soldaten von den , auf dem rechten Elb ፡ Ufer gelagerten , Heerabtheilungen arbeiteten eifrig an diesen Werken , um sie schnell zu vollens den. Gleichzeitig ward in Meißen an Befestigungen gearbeitet, die ein neues Außenwerk von Dress den bilden sollten. Auf dem rechten Ufer , der Stadt gegenüber ,

wurden die ergiebigsten Weins berge verwüstet , um den Verschanzungen Plaß zu machen , welche die Schiffbrücke deckten.

Die alte die auf einem 160 Fuß hoch über die Elbe sich erhebenden Hügel liegt und seit mehr

Albrechtsburg ,

als hundert Jahren friedliche Kunstwerkstätten ents hält, wurde in eine Festung umgewandelt und die Såle der Porzellanarbeiter füllten sich mit Kriegs? bedürfnissen. Die kühn gewölbte , von Heinrich dem Erlauchten im dreizehnten Jahrhunderte ges haute, fteinerne Brücke ,

welche den Schloßberg

138 mit dem

fra Berge und dem untern Stadttheile

verbindet , ward durch ein Pfahlwerk gesperrt und die, an derselben liegenden , Schießscharten versehen.

Häuser wurden mit

So bildete sich Dresden mit seiner Umgegend zu einem verschanzten Lager , wo das französische von allen Seiten eingeengt , den andrin-

Heer ,

genden Streitkräften der Verbündeten hinter mäch tigen Bollwerken troßen zu wollen schien. Die hohen Erwartungen , welche der zweite Kriegszug gegen die Laufiß erwecken sollte, blieben jedoch unerfüllt , da Napoleon schon am 6. des Septem bers gegen Abend zurückkehrte und während der ganzen Nacht Heerzüge ihm folgten. In den Früh h welcdie arden mit stunden des nächsten Tages zogen sechs österreichischen Fahnen , zu den , in en Dresden eroberten , gehörten , und der Schlacht bei t ar feitdem auf uw allen Kriegszügen mitgenommen wurz b den, aum durch erneuten Siegesprunk zugetäuschen, s er e a or el t vi di gingen , ,in und wieder in die Stadt ,T ohne vneue et

her verlassenen Wohnungen.

Blüchers Heer ,

am

Sten bei Reichenbach von Napoleon angegriffen, hatte sich, nach einem nichts entscheidenden Rejs tergefechte , über die Neiße und den Queiß gezogen,

kleine Abtheilung

auf dem

rechten Ufer der Neiße zurück gelassen ,

und nur eine

um den

Gegner zu beobachten. chenden Heere folgte , hende,

Während dieser dem weis rückte die, in Böhmen stes

Kriegsmacht - alsbald

über

die sächsische

139 Gränze gegen Peterswalde und das Erzgebirge. Hier waren nur die Heerabtheilungen des Fürften. Poniatowski und des Marschalls St. Cyr , die gesammelten Ueberreste des ,

und

vorher von Vans

damme befehligten , Heeres unter dem Grafen von • Lobau zur Abwehrung feindlicher Angriffe zurück geblieben , mit allen Beschwerden einer ungestümen Witterung und mit drückendem Mangel kämpfend, während den Verbündeten auf allen rückwärts lies genden Straßen Heerden und reichliche Lebensbes dürfnisse zugeführt

wurden.

Schon am 5.

des

Septembers hatten sich Kosackenschwärme nahe bet Dresden in Poßendorf und Kesselsdorf gezeigt, und zu gleicher Zeit schwärmten auf den , aus den Laus fißen führenden Straßen , fischen Hauptheeres ,

im Rücken des französ

einzelne russische und preußis

sche Streiffchaaren , welche kleine Abtheilungen von Kriegsvölkern und ganze Züge mit Kriegsbedürf? nissen gefangen nahmen. Napoleon machte ernstliche Anstalten zu einem Angriffe gegen das aus Böhmen vorrückende Heer, welches den Marschall St. Cyr am 7. zum Rück zuge gegen Dresden gezwungen hatte. Zahlreiche Heerzüge eilten, von Bauzen und Königsbrück kommend , wieder auf das linke Stromufer.

Am

8. nahm Napoleon selbst seinen Weg nach Dohna, wohin die Vortruppen des Grafen von Wittgenstein die Franzosen gedrängt hatten. sich jedoch ,

Dieſe ſeßten

als ihre Verstärkungen angelangt was

ren , in jener Gegend fest ; das Städtchen Dohna

140 ward befchoffen , mehre Häufer gingen in Flammey auf und die Umgegend ward furchtbar verheert. Fußvolk , Reiterei und Gefchik zogen mit geflüs gelter Eile bis in die Nacht auf der böhmischen Am folgenden Tage brach Nar Heerstraße voran, Ami poleon von Dohna , wo er die Nacht zugebracht hatte , gegen die böhmische Gränze auf, und am 10. des Septembers drang das Hauptheer auf der Straße von Nollendorf und Ebersdorf vor , wähe rend gleichzeitig eine Abtheilung von 15,000 Mann unter St. Cyr auf der alten Straße über den Napoleon blieb mit drei Geiersberg vorrückte. Heerabtheilungen bei Nollendorf, welche sich aber nach nichts entscheidenden Gefechten auf der Lands 2m 12. war der Kaiser wies ftraße zurückzogen, der in Dresden. Während des ganzen Tages folgs ten ihm die alte Garde mit mehren Abtheilungen der jungen , welche sogleich auf das rechte Elba Ufer übergingen und nun auf der Straße von Kö Die Folgen der blutigen nigsbrück voran zogen. Niederlage , welche einer der tapfersten französischen Feldherrn am 6. des Septembers bei Dennewis erlitten , und das abermahlige Vordringen des preus Bischen Heerführers ,

der am 10. schon wieder in

Herrnhut war , hatten diese Bewegungen veranlaßt. Bon der Straße nach Königsbrück, auf der Höhe des Dresdener Waldes ,

bis herab zu dem

Dorfe Pieschen an der Landstraße nach Meißen, lagen zahlreiche Kriegsvölker in Feldhätten von Laub , Stroh oder Bretern.

Alle Dörfer dieser

141 Gegend waren mit unbefriedlichen und verheerungslustigen Soldaten angefüllt , von welchen selbst in den kleinsten Hütten 50 bis 100 zusammen ges drängt waren ; Scheunen und Häuser wurden abgebrochen , wo sie in der Schußlinie der Schanzen lagen , oder wo es an Brennholz zu Wachfeuern oder an Bretern zu Feldhütten mangelte , und selbst Hausrath ward herbei geschleppt und den Flam men geopfert. Auch die Ruhestätten der Todten auf dem , zur Neustadt gehörenden , Begräbniße plaße , in der Nähe dieses Lagers , blieben nicht verschont. Als die Kreuze von den Grabhügeln verbrannt waren , wurden die Gråber aufgewühlt, die Särge zu den Wachfeuern gebracht , und die Leichen ihrer Hüllen beraubt , welche die Soldas ten , nebst den , aus den Gräbern genommenent, Kränzen

von

künstlichen Blumen

und Flitter

golde in der Stadt feil boten. Alles was von Winterfrüchten noch auf dem Felde stand, ward eine Beute der hungrigen Krieger , die weit ums her streiften ,

um Kartoffeln und Früchte zu hoh-

len, die sie zum Theile wieder in der Stadt verDie Erdgruben , worin die Landleute tauften. manche Bedürfnisse vergraben hatten , wurden von der feinen Spürkraft der Soldaten bald entdeckt, und bei solchen gierig fortgesetten Nachforschun gen verlor mancher Arme noch die lehten Ueberreste seiner Habe. Nicht minder drückend war die unordentliche Einsammlung des Pferdefutters , die der Verpflegung im Ganzen so nachtheilig ward,

142 daß schon am 31.

des Augusts von der französis

fchen Verwaltungsbehörde eine Verordnung dages gen erlassen wurde , die jedoch erst in der Mitte des. Septembers zur öffentlichen Kunde kam , und überdieß wenig wirksam sein konnte, da der Eis gennuß der Offiziere nur zu sehr mit bösen Beis Schon seit einigen Wochen waren die Brodantheile der Soldaten immer kleiner ges worden. Fleischvertheilungen wurden felten und

spielen vorging.

der Soldat war fast ganz auf den Ertrag des Raubes beschränkt , der von den Feldern , oder aus den Hütten der Landleute zu hohlen war.

Auch

die Kriegsbedürfnisse schienen abzunehmen ,

wenn

anders nicht , außer der Absicht , dem Mangel vorzubeugen , auch unruhige Vorsicht den im Ans fange des Septembers an die Bewohner der Stadt erlassenen strengen Befehl veranlaßte, alle Vors råthe von Pulver und Blei abzuliefern. Der Eindruck,

den so viele Niederlagen auf

die Krieger machten , die Beschwerden , womit fie auf ihren

nichts

entscheidenden Zügen bei

drückendsten Mangel zu kämpfen hatten , ten Unmuth ,

dem

erwecks

und eine Zuchtlosigkeit , welcher dro

hende Verfügungen *) so wenig , als das Ansehen der Anführer Einhalt thun konnten. Schon am 5. des Septembers ward ein Befehl von Napos leon erlassen , nach welchem jeder Nachzügler aufs gegriffen und jeder zehnte Mann derselben erschoss

*) 3. B. Beilage XLIII.

143

fen werden sollte.

Aber ganze Heerhaufen waren

in Nachzügler und Raubkrieger verwandelt, wie eine bei Meißen gelagerte Abtheilung von Reitern, welche,

nach der Versicherung von Augenzeugen,

von den Hügeln herab muthwillig auf die frieds lichen Wanderer im Thale schossen , die ihnen gea lieferten Brode in die Elbe hinab rollten , und dann den bedrängten Landleuten neue Lebensmittel abpreßten.

Einer von ihnen wagte es sogar, auf welcher dem wilden Unfuge steuern

den Offizier, wollte, griffen , Tode,

das Gewehr loszudrücken.

Er ward ers

ein Kriegsgericht verurtheilte ihn zum aber der Befehlshaber , sei es aus unklu.

ger Nachsicht, oder aus Furcht durch Strenge noch mehr zu reizen , begnadigte den Frevler. Die Züge einzelner Heerhaufen auf dem eina geengten Kriegsschauplage dauerten indeß immer fort. Die Bewegungen auf dem rechten Ufer gegent Königsbrück und Bauzen wurden Beobac htung der feindlichen Unternehmun bloß zur Großenhain ,

gen und zur Sicherung gegen Ueberfälle gemacht. Zahlreiche Haufen von Verwundeten , unberittenen Reitern, Nachzüglern und lahmen Pferden , bes lebten die Straße nach Bauzen.

Schon vor der

Mitte des Septembers schwärmten die Kofacken in der Haide, und am 16ten, vor Tagesanbruche, drang ein Haufen von 200 bis zu den Verschan: zungen am schwarzen Thore, in deren Nähe die Kriegsfuhrknechte gelagert waren , die bei dem Anblicke der Russen davon tiefen , von welchen darauf

144 eine Feldschmiede und mehre Gepäckwagen erbeute gemeine Bestürzung verbreitete sich, die wurden. Trommeln wirbelten durch die Straßen der Neus stadt,

aber kaum war die Besaßung über die Vers

schanzungen hinaus gerückt , als die flüchtigen Reis ter schon wieder hinter der Waldhöhe verschwuns den waren. Seit dem 14. des Septembers rückten die Streitkräfte der Franzosen wieder gegen die bohs mische Gränze. Napoleon selbst brach am folgens den Tage mit seiner Garde nach Pirnd auf. Nach heftigen Postengefechten ,

drangen die Franzosen

am 16. auf mehren Seiten aus dem Gebirge uns Die Verbündeten zogen sich bis gestüm hervor. Kulm zurück,

wo ihre Macht in der Ebene den

Angriff erwartete. Die Franzosen wurden mit bes deutende Verluste , der besonders die Garde träf, zuric geworfen. Napoleon blieb noch einige Tagé in Pirna, während in Dresden das Gerücht von feinen Fortschritten in Böhmen verbreitet wurde, welchem jedoch der Anblick einiger eroberten ruſſis schen Feldstücke , die am 17. eingebracht wurden, kaum einiges Ansehen verschafft hatte ,

als eine

bedeutende Anzahl von Verwündeten , die seit dem folgenden Tage ankamen , und endlich am 21. Nas poleons Rückkehr , deutlich verriethen, daß auch Die dieser Angriffsversuch nicht gelungen war. ganze Gegend von Dresden bis zur böhmischen Stanze war auf diesem Kriegszuge verheert und Ausgeplündert worden.

145 Die Vertheidigungsanstalten an der böhmischen Gränze warden nach diesem Unfalle noch eifriger fortgefeht. Auch der Sonnenstein bei Pirna , wo für Seelens feit einigen Jahren eine Heilanstalt kranke bestand ,

hatte

am

14. des Septembers

plöhlich geräumt werden müssen , und sollte gegen die frühere Zusage in eine Festung verwandelt wers det. Der Vorsteher der Anstalt erhielt Tages vors Her einen Wink von dem Ausfpruche des Gewaltis gen ,

der ,,die Narren fortzuj agen " *) ges

bot ,

und konnte daher noch einige Vorräthe rets

ten ;

der größte Theil der Lebensbedürfnisse

die Kranken aber ließ sich,

für

in der kurzen Räus

mungsfrist von drei Stunden , nicht in Sicherheit bringen

und der Major Servant,

dem die Bes

fignahme des Schlosses aufgetragen wurde , machte durch seine schonungslosen Maßregeln die Ausfüh tung der Gewaltthat noch härter. Die Lage des französischen Heeres ward ims mer bedenklicher , je meht Napoleons Verbindung mit dem füdlichen und westlich, a Teutschland und mit Frankreich durch die , einen entscheidenden Ans griff vorbereitenden , bedroht wurde:

Bewegungen seiner Gegner

Schon vor dem lehten Zuge der

Franzosen gegen Böhmen ,

waren mehre Heerabs

theilungen der Verbündeten bet Leutmeriß auf das rechte Elbufer übergegangen , um sich gegen die Lausch zu ziehen.

Andere Heerhaufen hatten bereits

* Qu'on chasse les fous !

146 feit dem Anfange des Septembers

die Straßen

des Erzgebirges besekt und die Oesterreicher am 17. Freiberg genommen. Streiffchaaren von dem Heere des Kronprinzen von Schweden waren schon bis Leipzig und gegen

die

untere Saale

vorges

drungen. ken im Rückreignisse Verwirrung und Schrec diese Während des französischen Heeres vers wagte Napoleon den leßten Versuch, die Streitkräfte abzutreiben , die ihm drohend ent

breiteten ,

gegen rückten.

Gleich nach seiner Rückkehr vOTR.

Pirna, am 22. des Septembers , brach er gegen Blücher auf, der wieder vorgerückt war , und durch eine österreichische Heerabtheilung unter dem Grafen Bubna, hatte, stand.

der Neustadt bei Stolpen besetzt

mit dem böhmischen Heere in Verbindung Die Franzosen hatten sich hinter Bischofs-

werda und Stolpen zurück gezogen. Einzelne Aba theilungen des schlesischen Heeres , das eine Linie von Camenz bis Neustadt und Schandau einnahm, waren bis in die Rähe von Dresden vorgedrung Die Brücke zwischen dem Königstein und gen. Lilienstein war zum Theil durch Brandschiffe , welche die Elbe hinab schwammen , zerstört worden. Eis nige französische Heerabtheilungen rückten gegen Bischofswerda vor , und als nach nichts entschei denden Gefechten die Verbündeten sich nach Baus zen zurückgezogen und die Franzosen Neustadt , bei Stolpen wieder befeht hatten , kehrte Napoleon am 24. nach Dresden zurück. Er schien nun , in einer

147 Stellung, die mit jedem Tage gefährlicher bedroht ward , auf fernere Angriffe zu verzichten , und die Entwickelung der Entwürfe erwarten zu wollen, welche die Bewegungen seiner Gegner ankündigten.

Das schlesische Heer rückte immer näher gegen Dresden.

Kosackenschwärme streiften in der Um

gegend auf dem rechten Elb Ufer , und zwangen die Landleute , die für die Städter bestimmten Lea bensmittel ihnen zu verkaufen.

Die auch dadurch

erschwerte Versorgung der Stadt ,

die völlig ges hemmte Zufuhr aus Böhmen und auf der Elbe, machten den Mangel an Lebensbedürfnissen bald fehr drückend.

Die Vorräthe ,

welche zur Vers

pflegung des Heeres aufgeschüttet waren , nahmen allmählig ab, und die Soldaten wurden vom Hunger getrieben , des Landmanns leßte Habe zu plündern. Von den Feldern sei ihnen erlaubt zu nehmen, was sie fånden , sagten sie , nur in Keller zu drina gen verboten , aber bald war kein Behältniß mehy ficher vor ihnen und die Vorräthe in den Kellern der Weinberge duf dem rechten Elb - Ufer wurden sowohl verzehrt , als vergeudet. Selten ging ein Kriegerhaufen auf das linke Elbufer über ,

ohne

Kühe vor sich her zu treiben , die entweder ges fchlachtet, oder von Gemeinen , wie von Offizie ren, verkauft wurden.

Selbst die königlichen Schás

fereien blieben nicht verschont , und nur nach lans gen Unterhandlungen wurden zwar dié veredelten Schafe zurück gegeben , jedoch mit dem Vorbehal te der Ablieferung für die Bedürfnisse des Heers $ 2

148

im Nothfall.

Die Pferde waren im traurigsten

Zustande und bei dem zunehmenden Mangel an Futter war es ein doppelt empfindlicher Verlust, als ein Gebäude an der Ostra Allee ,

worin

ans

sehnliche Vorräthe von Hafer , Heu und Stroh aufgehäuft lagen , am 25. des Septembers , in der Nacht, von den Flammen verzehrt wurde , durch Verwahrlosung der Fuhrknechte , oder ,

wie Andre

wollten , durch absichtliche Ansteckung. Die freundlichen Umgebungen Dresdens wurs den , seit der Schlacht , von den Kriegsvölkern, welche die Stadt umlagerten , mehr aus Verhees rungssucht und Habgier , als wegen eines wirklis Die , im üppigsten chen Bedürfnisses verwüstet. Wuchse gedeihenden , Kastanienbäume , welche auf der Straße nach Meißen sich hinab zogen , die fchattigen Baumreihen , die den Weg vom weißer zum schwarzen Thore zu einem angenehmen Luſtgange machten , wurden den Flammen des Wach. feuers geopfert, oder von den Soldaten als Brenns Aecker , Wiesen und Gärten , bes Holz verkauft. fonders längs dem Saume des Dresdener Waldes, Grash , und ererwandelt , wo kein Fläche eine dde in sproßte waren alm die Luft verpesteten. Hier sah man neben den Ueberresten einer Felds Hütte zerschlagenen Hausrath , dort bemühte sich vergebens ein fluchender Fuhrknecht , sein nieders gesunkenes Zugvich vom Boden aufzuziehen ,

wo

es Ruhe suchen oder das Ende seiner Leiden erwars ten wollte ; hier saßen hungrige Soldaten , welchen

149 der Tod aus hohlen Augen sah , bei einem spårs lichen Lagerfeuer , um zusammen gelesene Kartofs. feln zu braten , oder erbettelte Brodrinden in Wafo fer zu kochen:

dort waren Andre beschäftigt,

ein

gefallenes Pferd abzuziehen und die besten Stücke zur Nahrung auszuschneiden. Seit dem 25. des Septembers ſah man leb, hafte Bewegungen unter dem Heere , die auf neue Ereignisse deuteten. Schon sprach das Gerücht von der Verlegung des Hauptquartiers nach Freiz berg oder Leipzig , und seit dem 27. war alles zum Aufbruche bereit. Die Kriegsvölker schienen dießmahl ihre Feldlager mit der Hoffnung , auf die oft betretenen Straßen nicht noch einmahl zurücks kehren zu müssen , verlassen zu haben , und hatten mitgenommen ,

was in den oft geplünderten Ges Man sah ganze

genden noch übrig gewesen war.

Schaaren von Reiterei , die zwischen dicken Ges treidegarben faßen. Soldaten und Feldkrämerina nen brachten Kühe ,

Ziegen und allerlei Federvich

mit , und hatten sich sogar mit Latten , und Hausrathbruchstücken beladen ,

Stangen

womit noch die

Flamme eines Lagerfeuers genährt werden konnte. Am 15. des Septembers , in den Nachmittagss stunden , kam die unter dem Fürsten Poniatowski stehende Heerabtheilung , doch so sehr geschmolzen, daß die Infanterie ? Bataillone nicht über 600 Mann zählten , von der böhmischen Grånze , und um dieselbe Zelt kehrte der König von Neapel vom rechten Elb Ufer zurück.

Die Heerzüge, dauerten

150 am folgenden Tage fort , und am 27. lagen über Der größte Theil 30,000 Mann in der Stadt. der Kriegsvölker zog sich gegen die Mulde ,

wo

die von dem Marschall Ney wieder gesammelten. Heerhaufen in Bewegung waren , um gegen die Unternehmungen des Kronprinzen von Schweden zu wirken.

Auf dem

rechten Elb Ufer

blieben

nur schwache Abtheilungen zurück, welche sich kaum zwei Stunden weit von Dresden ausbreiten konnten. Der Marschall Macdonald, dessen Heerhaufen auf der Straße nach Bauzen stand , hatte sich his Anfange des Octobers ,

wo er sein Hauptquartier auf dem

Cofelschen Garten nahm , der Stadt immer mehr genähert. Die Heerabtheilung des Marschalls Marmont , eine Zeitlang welchegleichfalls auf dem rechten Ufer in der Nähe der Stadt ges standen hatte ,

war bereits früher auf der Straße

von Morißburg gegen Meißen gezogen , wo sie von den Verbündeten , am 27. des Septembers , ans gegriffen wurde.

Rasch verfolgt , zog sich Mar:

mont fechtend über den Strom nach Meißen , wo das Gedränge des Heerzuges einer verwirrten Flucht glich. Die nachrückenden Verbündeten führten thr Geschüß auf dem steil ansteigenden rechten Elb Ufer auf, während die Franzosen ihre Feldstücke auf der , långs dem linken Ufer nach Leipzig füh renden ,

Heerstraße,

nicht weit von dem Dorfe

Behren , und auf einer , über die Stadt sich erhes benden , Anhöhe aufstellten.

Kugeln und Haubiş,

granaten flogen über die Stadt ,

jedoch ohne zu

151 schaden , aber das Dorf Cdln und die , zur Stadt Niederfähre auf dem rechten Elb: Ufer , wurden größtentheils von den Flammen vers gehörende ,

zehrt.

Während indeß Marmont's Heerabtheilung

weiter nach Leipzig zog und

andere Haufen die

Straße nach Nossen einschlugen , dauerten die Ges fechte bei Meißen fort, und waren besonders am 28. des Septembers so heftig , daß selbst in Dress den die unruhigste Bewegung herrschte.

Die Ver-

bündeten suchten am folgenden Tage die , auf der Niederfähre zur Vertheidigung ་ der Schiffbrücke angelegten , Verschanzungen zu erstürmen , aber nach mißlungenen Anstrengungen zogen sie sich am 30. zurück ,

und der Brückenkopf blieb von den

Franzosen beseßt , die sich hier bis in den folgens den Monat auch auf dem rechten Ufer behaupɔ teten. Die Siege ,

welche die Verbündeten an den

Gränzen Böhmens und der Laufik erfochten,

die

von ihren Heerführern verbreiteten , nahe Erlösung verkündigenden Aufrufe , *) und der Zustand , wors in man die französischen Heere seit dem Anfange des Herbstmonats erblickte ; alles dieß hatte unter dem schwer gedrückten Volke , besonders unter den Bewohnern der

bedrångtesten

Gegenden ,

neue

Hoffnungen erweckt , und es war natürlich , daß diese Stimmung auch unter den im Felde stehens den fächsischen

Kriegern sich verbreitete.

* Beilage XLIV. A und B.

Einen

152

Beweis dieser Stimmung gab der Majer von Büsnau , welcher mit der von ihm befehligten Abtheis Jung von Fußvolk zu dem Heere des Kronprinzen pon Schweden überging, Auch andre teutsche Bunz destruppen eilten täglich aus der Mitte der Frans besonders die Westfalen , welche oft auf

zosen,

die , von den Anhöhen am rechten Elb - Ufer herab schwärmenden ,

Kosacken warteten ,

und

bei der

Annäherung derselben ihre Tschackos schwenkend, die Gewehre wegwarfen und zu ihren neuen Bes fchüßern flogen. Unter diesen Umständen ward am 26, des Herbstmonats ein Aufruf *) des Königs an die sächsischen Kriegsvölker erlassen ,

worin fie

zu treuer Beharrung im Kampfe aufgefodert wurs und einige Tage später ward das sächsische

den ,

Bolt durch eine Kundmachung **) ermahnt b sich durch die von den Heerfährern der Verbündeten erlassenen Aufrufe nicht irre leiten zu lassen, Bon Tage zu Tage ward indeß der Aufbruch des Hauptquartiers angekündigt , aber vergebeng erwartet. In den ersten Tagen des Weinmonats standen die Borposten am rechten Elb Ufer ,

auf

den Straßen nach Meißen und Großenhain , uns gefähr anderthalb Stunden von Dresden , weiters hin gegen Morißburg , selbst bis Kötschenbroda und Hofldsnit schwärmten Kosacken.

Der Heers

haufen des Marschalls Macdonald , nur aus schwaz

*) Beilage XLV. **) Beilage XLVI,

$53 chen Abtheilungen von Fußvolk bestehend , ' brach um diese Zeit auf der Straße nach Nossen auf, und in gleicher Richtung folgte die , von dem Gee neral Sebastiant angeführte , Reiterei.Am' 4. des Octobers gingen neue Züge von Fußvolk auf das linke User , und der König von Neapel verließ zu gleicher Zeit die Stadt, seinen Weg nach Freiberg nehmend , um sich den , über Chemniß vordringens W

den, Heerabtheilungen der Verbündeten entgegen zu stellen. Während mehr

von

dauernd

man

das rechte Elb : Ufer

Kriegsvölkern

entblößte ,

immer

ward forts

an den Vertheidigungsanstalten auf den

Straßen gearbeitet , welche zu den , von den Verz bündeten beseßten , Gegenden führten. Bei Pills' nih wurde ein Brückenkopf zur Beschüßung einer neu geschlagenen Schiffbrücke angelegt , die Napos leon am 1. des Octobers selbst besuchte ,

bei wels

cher Gelegenheit er , mit seinem Gefolge durch die pirnaische Gasse reitend , vom Pferde stürzte. Die Straße nach Bauzen wurde auf der ,

über den

Prießnih: Bach führenden , Brücke durch ein Pfahls werk gesperrt,

mehre Vorrathshäuser für Kriegss

bedürfnisse vor dem schwarzen Thore zerstört und den Bewohnern des , vor diesem Thore bis an den Saum des Waldes sich ausdehnenden , foges genannten neuen Anbaues war bereits angedeutet worden, sich auf die Räumung ihrer Wohnungen vorzubereiten. Am 6. des Octobers bemerkte man

endlich

154

unter den Kriegsvölkern in der Stadt eine leb. hafte Bewegung ,

welche den nahen Aufbruch ans

kündigte.

Aus mehren Umständen schien indeß hervorzugehen , daß Napoleons Entschluß , aus seis ner gefährlichen , von allen Seiten bedrohten, Stellung sich zu ziehen , erst kurz vorher durch una

glückliche Nachrichten war herbei geführt worden, worunter besonders die überraschende Botschaft von Blüchers raschen Zuge über Königsbrück nach Wars tenburg die entscheidendste sein mochte. Nicht mins der drohend aber mahnten andre gleichzeitige Ers eignisse ;

die Stellung

des ,

über Chemniß und

Zwickau gegen Altenburg vordringenden ,

böhmis

schen Heeres unter dem Fürsten von Schwarzens berg, Czernitscheffs Streifzug gegen Kassel, und das schon damals in Dresden verbreitete Gerücht von den veränderten Gesinnungen des Königs von Baiern. In der folgenden Nacht brachen die Garden auf, und am 7. des Octobers , früh nach 6 Uhr, reisete Napoleon mit seinem Gefolge über Wilss f dru nach Meißen ab. Eine halbe Stunde nachs her folgte ihm der König von Sachsen mit seiner Gemahlin und der Prinzessin Augusta , felben Wege nach.

auf dems

Die Reise ging über Oſchaß

und Eilenburg nach Leipzig , wo der König am 14. des Oktobers eintraf. Die Prinzen Anton übris und Maximilian mit ihren Familien und die

gen Glieder des Dresden.

Die

königlichen Hauses Geschäfte

der

blieben

in

Staatsverwaltung

155 übertrug der König seinen Konferenzministern, welchen der Chef des ersten Departements des Fis geheimer Rath von Mans nanz Collegiums , teuffel, der Director der Landes- Kommission , ge= heimer Rath von Schönberg ,

und der Präsident

des Ober wurden.

Ferber zugeordnet

Konsistoriums

Die Kriegsmacht,

von

welche Napoleon zur Bes

Hauptung des Elb . Ufers bei Dresden zurück ließ, bestand aus der 14ten Heerabtheilung unter dem Marschall St. Cyr , den Ueberresten der Isten , die unter

den Befehlen des Grafen von der Lobau

noch die Gränzpässe Böhmens in der Gegend von Gießhübel und Pirna bewachte , und einer schwas chen Abtheilung von Reiterei , wozu ein polnisches Lanzier Regiment und ein sehr geschmolzenes Res giment italienischer Reiter gehörten. dessen Streitbarer

Dieses Heer,

Theil sich wohl gerüstet zeigte,

war f ungefähr 30,000 Mann stark , mit Inbegriff ahlreichen der, in den Spitälern befindlichen , Kranken. Der Gouverneur , Graf Durosnel, und der General Intendant , Graf Dumas , nebst vies eben gleichfalls in len Verwaltungsbeamten , bli Dresden zuture Heerabtheilung ,

Der größte Theil der 14ten 15,000 Mann , rückte noch am

7ten des Octobers in

die Stadt ,

wo auch der

Marschall , durch das vorrückende Heer der Vers bündeten von Pirna zurückgedrängt , an demselben Tage eintraf.

Zwar hatte sich unter den Franzos

fen selbst die Meinung verbreitet ,

Dresden folle

156 in Kurzem geräumt werden ,

da man durch

zurückgebliebene

bloß

Kriegsmacht

den

die

Rückzug

decken , und die wichtigsten Vorräthe in Sicherheit bringen wolle ; aber die Vorkehrungen zu standhafter Vertheidigung , welche eifrig fortgeseht wurs den , konnten diesem Gerüchte wenig Glauben vere. schaffen.

Es herrschte vielmehr ziemlich allgemein

die Vermuthung , daß erst der Ausschlag des Kam pfes , der in den Ebenen von Leipzig , oder an den Ufern der Saale , bevor zu stehen schien , entscheia. den werde ,

ob und wie lange die Stellung bet

Dresden noch behauptet werden möge, Oberhalb der Stadt blieb nur der } stark befestigte Sonnens stein von den Franzosen befeßt. Der Befehlsha ber des Königsteins , dessen Besaßung bloß aus Sachsen bestand , hatte von den Verbündeten die Neutralität erhalten . Am 8. des

Octobers , in den Nachmittags

stunden , wurde ein Theil der Außenwerke auf dem rechten Elb ? Ufer , die aus a cht , in einem großen von Pieschen bis zu dem Chauffeehause auf der Straße nach Bauzen die Stadt umgürtena den , Verschanzungen bestanden , von den Verbün

Bogen,

Deten angegriffen.

Der Kampf dauerte bis zu Ans

Bruche der Nacht , am heftigsten bei der Schanze Mo. 8 am östlichen Ende jener Linie. *) 3u glets ther Zeit erstürmte der Graf Bubna den Brückens

*) Auf dem oben angeführten großen Plane von der Stadt und der nächsten Umgegend find alle bicfe Werke genau angegeben .

157 topf bei Pirna.

Die Franzosen zogen die Besazs

zung des Lillensteins über die Brücke auf das jenz feitige Ufer , und lichteten die Anker , um die Schiffbrücke nach Dresden zu führen ; aber das Feuer der österreichischen Jäger zwang den frans zösischen Befehlshaber , sich zu ergeben. An demselben Tage wurden , wie Tages vors her, zahlreiche Kranke in offenen Schiffen die Elbe hinabgeführt. Ein Fahrzeug strandete , und mehre Unglückliche fanden in den Wellen das Ende ihrer Wegi Leiden. ele Kranke , die zu schwach waren, den Weg zum Ufer zu machen , ließ man forglos auf den Straßen liegen.

Auch bei dieser Gelegenheit

sah man Beweise jener empörenden Gefühllosigkeit, wovon

wir einige Tage früher Zeugen gewesen, als man Abends einen ruhrkranken Franzosen, der

fich in einen Misthaufen eingegraben hatte ,

jam.

mernd auf der Straße fand , und von den gesuns den Waffenbrüdern , die man auf den Zustand des Unglücklichen aufmerksam machte, ein gleichgültiges : Er gehört nicht zu uns ! von den Gensdar. men , die man zur Theilnahme aufforderte, ein taltes: Ich habe keinen Befehl dazu ! und von den Offizieren den Ausruf hörte : ihm , wenn er first!

Wohl

Auf dem rechten Elb - Ufer folgte nach diesem en jedoch Kampfe eine ruhige Pause ; es lieb die zten ugänge u er tadt stark befeht und S z d Z verschan ßbrücke , welche gesperrt war , las an der Priesni che Abtheilung von Fußvolk, gerte sich eine zahlrei

158 obgleich das Gerücht , welches die Räumung der Verschanzungen verkündigte, von Neuem laut wurde ,

als man Nägel hinaus schaffte,

um das

Geschüß, größtentheils sächsisches und westfälisches, im Nothfalle unbrauchbar zu machen. Auf dem rückten indeß die Verbündeten über linken ElbDohna gegen die Stadt.

Die Heerabtheilung des

Generals Bennigfen zog ,

von den Franzosen uns

gehindert und fast unbemerkt , hinter den Anhöhen von Råcknig und Plauen über Nossen nach Leips und Dresden zers Gießhübel zig. Die, zwischen sen n den r gegen anzo egen urde r l w , e F nähe streut Am 1oten des Octobers い war ein lebhaftes Kanonengefecht in der Gegend

die Hauptstadt gedrängt.

von Sedlik ,

und Abends lagerten sich die Frans

zofen von der grünen Wiese bis Näcknik ; als aber am folgenden Tage die Russen einen Angriff auf Zscherniß machten ,

verbrannten jene ihre Stroh

hütten auf der Anhöhe von Räckniß und zu gleis cher Zeit ging das Dorf Gruna hinter dem gro Ben Garten in Flammen auf. unter den Generalen Tolstoi ,

Eine Abtheilung

Iwanoff und Mars

koff, ungefähr 16,000 Mann , welche Bennigsen zurück gelassen hatte , lagerte sich auf den Anhdhen füdlich von der Stadt.

Am 12ten ſtanden

in den nächsten Umgebungen der Stadt, in dem Dorfe Löbtau , im großen Garten, in dem moczinstischen Garten und in den Bere die Franzosen

schanzungen. Es begannen von nun an heftige Kämpfe in diesem Halbkreise ; besonders am 13ten,

159 wo zwischen dem Döhnaischen und dem Freibergis schen Schlage heftig gestritten wurde, obgleich von den bei Dölkſchen und Räcknik in zwei Lagern stehenpen Russen nur ein Theil ins Gefecht kam. Die Umgegend

der Stadt litt durch die Verhees

rungen während des Kampfes nicht weniger , durch

die fortgeſehten

Gärten und Feldern ,

als

Vertheidigungsarbeiten in wo überall Verhacke,

Erds

wälle und Gråben gemacht wurden. Das bedeutendste Gefecht aber fand am 17.

des

Octobers

Statt.

Der

Marschall St.

Cyr

brach in vier Abtheilungen aus Dresden hervor, um den General Tolstoi , der nur wenig Liniens truppen ,

aber zahlreiche Abtheilungen von Lands

wehr und viele Kosacken , Baschkiren und Kalmüke ten hatte, auf den Höhen von Räckniß und Zscher. nis anzugreifen , worfen waren.

wo einige Verschanzungen aufges Graf Lobau drang gegen 10 Uhr

Morgens aus dem großen Garten über Strehla gegen Zschernik vor ; General Claparede bald dar uf aus dem moczinskischen Garten gegen Räckniß, und um dieselbe Zeit General Mouton Duvernet aus der Wilsdruffer Vorstadt gegen die Anhöhen Um II Uhr waren die Franzosen

von Plauen.

im Besiße der Dörfer, fen sich richteten.

auf welche ihre Heerhaus

Während der Nacht aber war

General Bonet mit seiner Abtheilung über Gors bih durch den playenschen Grund gegen Gittersee vorgedrungen , um den linken Flügel der Russen zu umgehen.

Der russische Anführer machte pergeb-

або liche Anstrengungen ,

die Anhöhen zu behaupten ; als er aber , während des Kampfes , das Gelingen 墓 des Umgehungsentwurfes gewahr wurde , jog er fich , gegen 12 Uhr , durch die Schluchten von Mokrig und Möthniß,

wo das Gefecht sehr Blus

tig ward , unter dem Schuße der Reiterek gegent Dohna zurück. *) Sechs Feldstücke , die in den Hohlwegen

zurück

gelassen

wurden ,

fielen

den

Franzosen in die Hände, und wurden nebst 100 russischen Gefangenen , welchen am folgendent Tage ten r dt ebrach ch übe 200 74 folg g , in edie Sta , wo t k r ellt t a s r m den e e m e jen auf de Neu wur n . ratuifg a u q t er m ein St. Cyr nah s Haup n in Nick . n e n g o e n s r h a . s e er : b o Sc am 20 ab dr die Ru s ü ll tig er cha mäch wied vor , daß N der Mars in die en dt urück ehrte d ns a r . m e t u 2 i S z k . A 2 w d Fra t t g r i n e w n ch dreä zose bis Lock g , und zu glei er Zeit isech al eich e el r r t t r e k s e n c n r t rü de ös Ge vo Cha mit 0 d h 0 n n i 0 e n l , r n g p a 10 vo To bisndien die Ge vor tM eide rwi r ; noch entschen er wurde die o b Spo v a t ach det erm bün rg raf von Ueb der Ver , als deenrbeG z u r a a t n ch Kle , den dert Fürs von Schw et glei send g ch e i a g z e h l h p t c h r na de Scrg bei Lei nac hat l; a e n r b a r e i m e r e g t n üb Fr he zo un ,g um mi de Ge n toi ie elager sde von Tols d B von Dre n zu leis en lb fer åherte i ten . Auf ndem link E U n s ch nun ßen aße acke n o die Kosm auch auf der Str v Msei , r e e d t b h h d e nac dies Sta am 23. des Octo durc

** Beilage XLVII. A and B.

161 den , unter den Befehlen des russischen Generals von 1Knorring stehenden , Obersten Busmann nach kurzer Gegenwehr war bescht worden. *) Noch ehe Graf Klenau sein Hauptquartier in Herzogsa walda genommen , ließ er die Feinde am 26. aus Gorbiß und Pennerich , und am folgenden Tage aus Dölzschen und Priesnih treiben. Die Fran zofen verloren in diesen Gefechten viele Gefangene, noch größer aber war die Anzahl derjenigen , die freiwillig zu den Verbündeten übergingen , worun. ter besonders viele Westfalen waren. Auf dem rechten Elb. Ufer hatten

dagegen

die Franzosen

feit dem 9ten des Octobers freiern Spielraum ges habt , da sich die Verbündeten zum Theil wegges zogen hatten , so daß jene in der lehten Hälfte dieses Monats sich sowohl auf der Straße nach Bauzen , als nach Radeberg und abwärts nach Meißen weiter ausbreiteten , zur

Einsammlung

konnten.

von

und diesen Vortheil

Futtervorräthen

benußen

Gegen Ende des Octobers aber zog sich

eine zu dem Belagerungsheere gehörende Abtheilung unter dem österreichischen Feldmarschall - Lieu tenant , Fürsten von Wied Runkel, durch die Dresdener Heide auf die Anhöhen von Waings Dorf, feitwärts der Straße von Großenhain, um den

Franzosen

die Verbindung

mit

Torgau ju

nehmen. * In dem französischen Kriegsberichte ( Siehe Beilage XLVII A. ) stand die arge Lüge , St. Cyr habe das Schloß zu Meißen schleifen lassen. 2

162 Habe Nach der Mitte des Octobers war Dresden ganz abgeschnitten von seinen Umgebungen . Die Thore wurden seit dem 1oten um 7 Uhr Abends geschlossen und erst gegen 9 Uhr Morgens geöff net , und ein strenger Befehl untersagte jedem, über die Vorposten hinaus zu gehen , oder die Ges genden zu besuchen , wo Gefechte gewesen waren. *) So wie auf dem rechten Elb : Ufer , vor dem Abzuge der französischen Heerabtheilungen , jede Scheus ne war geleert worden , eben so wurde nun auch auf dem linken Ufer alles , was noch erreichbar war , ausgeplündert und verwüstet. Ganze Döra fer waren verddet , die ländlichen Wohnungen ohne Dach, ohne Hausrath , ohne Thüren , die zu Tode tenbahren gebraucht , oder von Wachfeuern verzehrt wurden. Die lehten Ueberreste der Ernte wurden eine Beute der Krieger , und der herbstliche Ertrag der Felder , Kraut und Kartoffeln , fast roh genofs fen. Die plündernden Schaaren durchstreiften die Gegend felbst nach Anleitung der Landcharte , mit Geschüß und mit zahlreicher Bedeckung von Fußs, volk und Reiterei , wobei es häufig , besonders auf dem rechten Elb : Ufer , zu Gefechten kam. Die Anführer wußten genau , wo noch etwas zu hohlen war , und erst wenn man das Beste aus den , für sie aufgesparten , Dörfern gezogen hatte, wurden dieselben den Soldaten zur völligen Auss leerung überlassen . Man kannte französische Ges

*) Beilage XLVIII.

163

nerale,

die große Vorråthe vos Futterbedarf aufs

gehäuft hatten, und dennoch täglich ihre Raubknechte ausfandten. Die Last der Verpflegung der Kriegs völker ward erdrückend

bei dem Mangel und den

Entbehrungen , die von Tage zu Tage empfindlis Eine Verfügung der französischen cher wurden. Behörden vom 10. des Octobers * ) versprach zwar, den Druck durch die Wegweisung derjenigen Kriegsz leute und Verwaltungsbeamten , die zu dem Aufent halte in Dresden nicht ermächtigt wären, zu ers leichtern ; in dem Augenblicke aber , als dieselbe zur, Vollziehung kommen sollte, erklärte der französische Stadtbefehlshaber, es müsse fürs Erste beim Ala ten bleiben ,

weil kein Weg offen war ,

um die

Weggewiesenen zu ihren Heerabtheilungen zu bring gen.

Erst nach dem Siege , durch welchen St. Cyr am 17ten jenes Monats sich auf einige Tage nach einer Seite hin freiere Bahn gemacht hatte und auch andre Verbindungsstraßen zu öffnen hoffte, wurden Anstalten gemacht , die frühere Verordnung; auszuführen. Der Druck der Einquartierung , wel che in Dresden zu keiner Zeit nach den Grunda fäßen , die in Hinsicht auf diese Kriegslast unstreis, tig als die einzig richtigen gelten dürften , ** ) eins L2

* Beilage XLIX. **) Der Grundsaß , daß der Raumbesißer dem Soldaten Wohnung geben , der Beitrag zur Vers pflegung aber nach dem Vermögensbe ſize bestimmt werden müſſe , wurde in der Anwendung

164 gerichtet war , wurde noch hårter , als in der lets ten Seit der drångenden Noth und der Verwirk rung die Ordnung kaum erhalten werden konnte. Dazu kam in jenen furchtbaren Tagen auch nicht felten gewaltsame Einlegung der Kriegsvölker , wie in der Nacht vom IIten zum 12ten des Octobers, wo die Soldaten , mitten unter einem heftigen Sturmwinde , in die Schläge stürzten , in den Vorstädten wüthend an die Thüren pochten , die Fenster einzuwerfen drohten und endlich in die Häuser drangen. Der geringste Theil der Stadts bewohner hatte auf Anschaffung

von

Vorråthen

denken können , da bei der gänzlichen Sperrung des Stroms, aufwelchem, statt der Frachtschiffe, nur Fahrzeuge mit Verwundeten und Sterbenden fchwammen , und bei der schon lange abgeschnittes nen Zufuhr aus Böhmen die Stadt auf den Ers trag der nächsten , oft geplünderten , Umgegend bes schränkt war, und da endlich auch die Mehlvorrás the abnahmen , seit die Mühlen theils für die Französische Feldbäckerei in Beschlag genommen, theils durch die Besehung des Weißerih Thales von den Belagerern abgeschnitten waren. Ein drückender Salzmangel erhöhte

die Noth.

Selt

einigen Monaten war kein Salz aus den inlåndis

nie befolgt. Erft in der kurz vor der Auflösung der preußischen Landesverwaltung im J. 1815 erlassenen, aber nicht zur Ausführung gekommenen , neuen An= Vergl. Flee ordnung wurde derfelbe aufgestellt. Dresden 1816. über die Einquartierungslast .

165 schen Siedereien auf der Elbe angekommen , und die Franzosen hatten sich aller Vorräthe zur Eins pöckelung

des

geschlachteten

Viches

bemächtigt.

Pulver mußte bei Soldateu und Einwohnern den Mangel erfeßen ,

und

es fehlte nicht daran , da

die französischen Verpflegungsbeamten ihr, aus dem schlechtesten Salpeter bereitetes , daher wenig falzendes , Pulver Allen aufdrangen , die Reiß von ihnen kauften ,

der fast nur bei ihnen zu haben

war , feit die Kaufleute ihre Vorråthe in die Mas gazine hatten abliefern müssen.

Bei der Anndhez

rung der kålteren Jahrszeit wurden auch die Feues rungsbedürfniſſe felten , da während des Sommers eine große Verschleuderung derselben Statt gefuns den hatte ,

und die Vorräthe ,

welche sonst aus

den Forsten der Laufik auf Elbfchiffen der Haupte Stadt zugeführt werden , in dem verflossenen Frühs jahre , wegen der Unsicherheit der Fahrt und wes gen des Mangels an Fahrzeugen ,

auf den Eins

ſchiffungspläßen liegen geblieben waren ,

und die Flöße auf der Weißeriß und dem Kirnißschbache

eben so wenig ihre Beiträge senden konnten. Auch die Steinkohlen wurden zuleht nur sehr sparsam aus den reichen Lagern des plauenschen Grundes zugeführt, da das Weißerih ፡ Thal fast immer von den Kriegsvölkern der Verbündeten befeßt war. Den

Zugang zu

der

nächsten Waldung in der

Dresdner Heide hinderten die, Stadt streifenden Kosacken ,

in der Nähe der

welche einige Holz-

fammler gefangen nahmen und ins Hauptquartier

166 führten. Der Mangel wurde so fühlbar , und die Folah desselben erweckten so lebhafte Besorgnisse für die nächste Zukunft , daß , nach einer Verorda nung der Behörde ,*) alle in die Hauptstadt eins zuführenden

Feuerungsbedürfnisse

auf

ftimmte Zeit von allen Abgaben , Ausnahmen , befreit sein sollten.

eine

mit

bes

wenigen

In jenen Augenblicken der dringendsten Noth, mo a am 28. des Octobers , erging , auf Veranlassung der französischen Machthaber , ein Befehl an die Einwohner, sich auf zwei Monate mit Lebenss mitteln zu versehen , und denjenigen , nicht ausführen konnten ,

welche dies

ward , frei gestellt

and angerathen," sich aus der Stadt zu ents fernen. **)

Die

Vollziehung

dieser

Anordnung

warn um so weniger zu erwarten , da man vorauss feße mußte , sie sei nur gegeben worden , um die Meinung zu erwecken , daß man zur äußersten Ges genwehr entschlossen sei ; doch verließen wirklichy mehre Einwohner die bedrängte Stadt , Belagerer ,

bis die

nachdem sie die Auswanderung einen

Tag erlaubt hatten , Pässe und sicheres Geleit vers weigerten.

Zu gleicher Zeit ward befohlen , alle in der Stadt befindliche Lebensmittel aufzuzeich» nen , und den Bewohnern angedeutet , ihre fåmmts lichen Vorräthe von Getreide und Mehl , Schlachts vich,

gepöckeltem und geräuchertem Fleische ,

müsen aller Art , *) Beilage L. ** Beilage LI.

Wein ,

Ges

Bier und Branntwein

167

richtig anzugeben.*)

Die Untersuchung wurde eis

nem französischen und

einem sächsischen Beamten

aufgetragen , welche sich jedoch begnügten , die Vers zeichnisse

Lebensmittel von den Hausbewoh

der

nern in Empfang zu nehmen , ohne zu wirklicher Nachsuchung zu schreiten. Der Erfolg dieser Uns tersuchung fiel sehr dürftig aus , wie voraus zu se Graf Dumas aber wollte wissen , daß

hen war;

dennoch viele Getreide gen lågen , durch

und Mehlvorräthe verbors

und ließ die angedrohte Haussuchung

französische

Gensdarmen

anfangen.

Ehi

müßten , soll er gesagt haben , alle Bürger zut Leichen werden , ehe ein französischer Soldat vor Hunger umkommen dürfte. Die Botschaft von dem

siegreichen

Kampfe

bei Leipzig , welche schon am 22. des Octobers zu den bedrängten Bewohnern der Hauptstadt sich durchgeschlichen hatte , vermochte nur wenig das Gefühl der harten Noth zu lindern , da die Frans zosen sich fortdauernd wehr rüsteten. die Stadt,

zur hartnäckigsten

Gegens

Ohne förmliche Belagerung konnte

wie es schien , und wie selbst Graf

Klenau in seinem amtlichen Berichte äußerte, nicht bezwungen werden , und schon war , dem Gerüchte nach , schweres `Belagerungsgeſchüß von Theresiens stadt unterwegs , um sie zu beschießen. In den Vorstädten

waren

alle

Straßen in dem großen

Halbkreise von der Elbe bis nach Friedrichstadt,

*) Beilage LII.

168 durch Verhacke und Querwälle befestigt und durch Pallisaden gesperrt , so wie in verschiedenen Ges genden die Zugänge zu den Vorstadtthoren und andre Ausgänge verwahrt und vertheidigt. Mehre, an den äußersten Gränzen der Altſtadt ,

naments

lich am Seethore , am Wilsdruffer und Pirnaifchen Thore gelegene Gebäude , die am 24. des Octobers geräumt werden mußten , verwandelt ,

wurden in Blockhäuser

mit Schießscharten versehen und die

Fensteröffnungen derselben mit Sandsäcken ausges füllt. Am 29ten wurde ein Befehl des Marschalls St. Cyr erlassen ,

nach welchem alle leere Fässer,

Tonnen , Kisten , Trag und Deckelkörbe abgelies fert werden sollten , *) um die Eingänge der Stras Ben in den Vorstädten zu verwahren. schüß ,

Alles Ger

das nur noch einigermaßen brauchbar zu

fein schien , wurde aus dem Zeughause geschafft. Zu gleicher Zeit ward eine , durch den Uebers gang fächsischer und anderer teutschen Kriegsvölker veranlaßte , Maßregel ausgeführt , indem man am 30. des Octobers , wie schon früher in Torgan ges schehen , den fächsischen Soldaten die Wahl ließ, dem Kaiser Napoleon den Eid der Treue zu leis sten , oder die Festung zu räumen.

Alle in Dress

den befindliche sächsische Krieger , die' man seit dem 28. des Octobers durch Entziehung der Mundvora råthe und des Futterbedarfs auf diese Entscheis dung vorbereitet hatte , sollten follten , wenn fie unbes

*) Beilage LIII.

169 waffnet die Stadt verlassen wollten , mit sicherem Geleite als Beurlaubte frei ausziehen dürfen , jes doch sollte den Offizieren , so wie den Gemeinen, auch nicht verwehrt sein,

in Dresden zu bleiben,

wofern sie alle kriegerische Auszeichnungen ablegen, auf die Verpflegung verzichten und als Bürger in der Stadt leben wollten. mußten

abgegeben

Die Pferde der Reiter

werden ,

Såttel ,

Gewehre,

Mantel und andre Kriegsbedürfnisse aber wurden von französischen und ſächſiſchen Abgeordneten übers nommen und in die sächsischen Vorrathshäuser ges bracht. Die Bürgergarde ließ man jedoch , mit ' Beibehaltung ihrer Waffen , fortdauernd den Wachdienst versehen ,

als der franzöſiſche Befehlshaber,

auf eingezogene Erkundigung , über den bloß polis zeilichen Zweck dieser Anstalt eine Auskunft erhalten hatte, welche die Besorgnisse , fchien , völlig beruhigen mußte.

die er zu haben.

Die übrigen teuta

fchen Krieger , die noch mit dem französischen Heere vereint waren , besonders die noch im Dienste stes henden Westfalen ,

welche schon seit langer Zeit

mit ihren Waffenbrüdern über das geraubte Schlachts vieh in blutige Fehden gerathen und durch Auss reißer auf einige hundert Mann geschmolzen was zen , wurden gleichfalls entwaffnet und entlassen. Es wurde indeß in der Umgegend der Stadt fortdauernd gefochten , besonders am 29. des Octobers ,

in den Frühstunden , wo das ruſſiſche Ges

schüß die französischen Vorposten im großen Gors ten begrüßte und

endlich von Gruna bis in die

170 Gegend von Cotta unweit Priesnih der Kampfe Die Verbündeten beseßten

plak sich ausbreitete.

wieder die füdöstlich von Dresden sich erhebenden Anhöhen

über

Plauen ,

Räckniß

und

Strehla,

wo das dsterreichische Fußvolk in langen Reihent Die Franzosen zogen sich in die aufgestellt war. Außenwerke und in die verschanzte Stadt zurück. Die Umgegend auf dem linken Strom Ufer ward nun vollends verheert.

Die schönsten Bäume im

großen Garten wurden gefällt , und auf gleiche Weise ward die baumreiche Ostrawiese verwüstet. Ueberall boten die Soldaten frische Baumståmme, Rebst Thüren und Balken aus den zerstörten Wohs P Selbst die Anführer nungen der Landleute feil. schämten sich nicht des Handels mit dem Ertrage der Plünderung , wie man in jenen Tagen in Neustadt sah, wo ein , mit allerlei Hausrath bes ladener Wagen auf der Straße abgepackt und von einigen Offizieren jedes Stück den Meistbietenden verkauft wurde. Die Vertheidiger der Stadt waren nun in die Ringmauern derselben und in die nächsten AuBenwerke zusammen gedrångt , die selbst dem übers Tegenen Belagerungsheere ein starkes Bollwerk entz gegen stellten.

Neue Besorgnisse ,

neue Schrecks

nisse führte der Belagerungszustand herbei, worin Die Stadt, feit dem 26. des. Octobers fast unaufs hörlich geängstigt , sich befand . Handlung ,

welche

Die unsanfte Bes

einige Franzosen bei

Belegenheiten erfahren hatten ,

mehren

veranlaßte

eine

171 Kundmachung vom 1. des Novembers , * ) welche jeden Einwohner , der sich gegen französische Sols daten beleidigende Aeußerungen oder Thatlichkeiten erlauben würde , mit der Todesstrafe bedrohte. Nur zu leicht konnten die Bedrängten zu Aufwals kungen des Unwillens hingeriffen werden , wenn, wie es oft geschah , die Franzosen im Gedränge vor den Bäckerladen die Bekümmerten , die stuns denlang , auf ein Brod gewartet hatten , mit rauhen Worten zurück wiesen , oder die französischen Gense darmen , die von Tagesanbruche an als Wächter in den Bäckerhäusern saßen, um die Ausschweis • fungen der ungestäm andringenden Menschen zu verhüten und den Soldaten den Vorkauf zu sichern, höhnend wiederhohlten : ihren Kriegern müsse der Vorzug werden ,

und wenn auch die Städter vor

Hunger verderben sollten. Die Befestigungsarbeiten in der Stadt wurs den mit rastloser Thätigkeit fortgefeht ,

und alle

Gebäude in der nächsten Umgegend , welche die Verbündeten bei einem Angriffe begünstigen zu köns nen schienen , zerstört.

Diese Verheerungsmaßregel

traf die meisten Gebäude in der freundlichen Gear gend zwischen Dresden und Plauen ,

zur Rechten

der Landstraße , besonders mehre Mühlen , wie am 5. des Novembers die königliche Spiegel : Schleifs mühle mit trefflichem Maschinenwerke, **) die Walke

*) Beilage LIV. **) S. Engelhardts Erdbeschreibung von Sachsen Bd. IV. G. 204.

172 mühle ,

die Würzmühle und

das Landgut ,

bie

Sorge, und am folgenden Tage die königliche Kus nadmühle ,

welche zum Theil ohne Nußen und

Zweck niedergerissen oder verbrannt wurden ; die benachbarte Pulvermühle blieb fchont.

nur

glücklich vers

Gleiches Schicksal hatten mehre Gärten

und Gartenhäuser in der Nähe ,

doch ward auch

wohl manche Gartenumzäunung gerettet , wenn der Eigenthümer Geistesgegenwart genug besaß , dem französischen Sapeur , der die Zerstörung ankün, digte , durch ein angemessenes Stück Geld zu bes weisen , daß der bedrohte Zaun irgend einer Kriegss unternehmung weber fein könne.

hinderlich ,

noch förderlich

Am 4. des Novembers wurden die Vorstadts thore der Altstadt gänzlich gesperrt, *) und die Besaßung war nun durchaus auf ihre Verschanzun. gen beschränkt. Der Marschall mußte die Gefähr lichkeit seiner Lage erkennen, als er durch Kunds fchafter die Nachricht von der entscheidenden Nies derlage und der eiligen Flucht seines Gebieters ers halten hatte.

Im Kriegsrathe ward

einmüthig

beschlossen , sich durch das Belagerungsheer

auf

dem rechten Elb Ufer den Weg nach Torgau zu bahnen.

Um sich zu diesem Zuge durch eine aus-

geplünderte Gegend mit hinlänglichen Bedürfnissen. zu versehen, ließ man den Bewohnern der Stadt am 5. des Novembers befehlen, ein Drittheil der früs

*) Beilage LV.

173 Her aufgezeichneten Lebensmittel dem großen Vors rathshause in der Frauenkirche ,

gegen

künftige

Erstattung nach dem damahligen Marktpreise , abs zuliefern ,

jedoch mit der Einschränkung , daß in

Hinsicht auf die , feit der Aufzeichnung statt ges fundene , Verzehrung ein Sechstheil abgezogen und daher von dem , Reste

ein

nach diesem Abzuge bleibenden,

Drittheil

geopfert

werden sollte.

*)

Kaufleute und Lebensmittelhändler sollten die Hälfte ihrer Vorräthe bringen.

Ein großer Theil der Bes

wohner mußte sich dem harten Machtgebote fügen ; Doch wurden Reiß und Wein ,

wovon man sich

auf andre Weise noch Vorräthe verschafft hatte, so wie Branntwein , Kartoffeln , frische Zugemüſe, und sonst alles , was ins Gewicht fiel , zurück ges wiesen. Eine lebhafte Bewegung , die man am 5. des Novembers unter der Besaßung bemerkte, verrieth die nahe Ausführung des gefährlichen Wageſtückes. Die Vorstadtthore wurden stärker beseßt. Zahls reiche Abtheilungen von Fußvolk waren in den Stras ßen der Neustadt gelagert.

Man faßte Mundvors

rath auf mehre Tage , Graf Lobau verkaufte seine Futtervorräthe, und selbst die gewaltsame Wegs nahme einiger Pferde verrieth eben so sehr das Bedürfniß , als einige Hoffnung auf glücklichen Erfolg. Am 6., vor Tagesanbruche , zog der , von dem Grafen Lobau angeführte, Heerhaufen , durch

* Beilage LVL

174 zwei Abtheilungen des 14. verstärkt , aus der Stadt was auf der Straße nach Großenhain voran. Es Mann , welchem die noch ren wenigstens 1 in Dresden befindliche Reiterei , etwa 1000 Mann, sich anschloß. Ein Zug von mehr als 200 Wagen, mit französischem Eigenthum beladen , dessen Ret tung es besonders galt,

folgte , ein lästiges Hine und hielt nicht weit von

derniß im Nachzuge ,

dem Wirthshause zum wilden Manne , die Heerabtheilung ,

theils

während

auf der Landstraße,

theils auf den Weinbergswegen ,

die Anhöhe era

stieg. Die Verbündeten standen noch auf den Hd hen, die sie in den letzten Tagen des Octobers befeht17 hatten. Die Franzosen zogen auf der Waldebene voran , über welche die Landstraße führt, aber unaufhörlich beunruhigt von den Schüßen, die hinter den Mauern der Weinberge lauerten. Ein lebhafter Geschüßdonner verkündigte den Bes wohnern der Stadt bei Tagesanbruche den Angriff. Der Widerstand der Verbündeten unter dem Für ften Wied : Runkel , war anfangs nur schwach , sie wurden von den Franzosen , die bis auf die Fläche der Drachenberge zwischen dem Chauffeehause und Reichenberg

vordrangen ,

zurück geworfen ;

hier

aber wurden die Franzosen von dem österreichischen. und ruffischen Fußvolke so kräftig empfangen und das aufgefahrene Geschüß wirkte so verderblich, daß nach einem lebhaften Gefechte , welches den Franzosen 890 Mann- kostete ,

der Entschluß zum

175 ". Rückzuge ausgeführt wurde. *) Der Marschall St. Cyr , der am Morgen dieses Tages die Aba geordneten der Stadt , die mit Fürbitten zu ihm kamen , mit der tröstenden Hoffnung : „ Ich mas che mich ja auf den Weg , wie Sie sehen" entlassen ritt erst um Mittag auf den Kampfa k undhatte, kam uz pla 4 ihr mit dem Grafen Lobau und den übrigen Generalen zurück. Shre Kriegsa völker kamen erst gegen Abend ganz durchnäßt und so abgemattet in die Stadt, daß mehre hundert Mann sogleich ins Krankenhaus wandern mußten. Die hungrigen Schaaren hatten die benachbarten Weinberge zum lehten Mahle ausgeplündert und mit dem frischen Fleische, das sie aus den Schens keln der verwundeten Pferde schnitten , fättigen Gelegenheit gefunden.

sich zu

Einige Gefangene,

und ein paar Feldstücke , die man jedoch schon frü her als Siegeszeichen in Dresden gesehen haben wollte , mußten den glücklichen Erfolg des Gefech tes , dessen man sich rühmte, beglaubigen.

Während des Ausfalles hatte man einen Ana griff auf die Außenwerke der Altstadt besorgt , und mit eitiger Betriebsamkeit alle äußeren Straßen: verrammelt und gesperrt ;

aber es blieb ruhig auf

dieser Seite , da die Lage der Eingeschlossenen den Verbündeten jede Anstrengung zu ersparen schien. Dem mißlungenen Rettungsversuche folgten neue Bedrückungen.

Graf Dumas hatte den Abgeorde

Beilage LVII.

176 neten der Bürgerschaft feierlich zugesagt , daß nach Ablieferung des verlangten Dritchells neue Fodes rungen nicht gemacht werden sollten ; aber fast in demselben Augenblicke wurden alle Getreide : und Mehlvorräthe in den Stadtmühlen weggenommen , die den Städtern und größtentheils den Bäcketn gehörten.

Selbst

die Vorräthe

und Armenanstalten

und des

der Erziehungs

Krankenhauses

Friedrichstadt wurden angegriffen ,

in

und erst nach

langen Unterhandlungen gelang es , die französischen Behörden zu der Rückgabe der Hälfte des Genoms menen zu bewegen. Mangel und Noth waren um diese Zeit zu Die Mühlen einer furchtbaren Höhe gestiegen. standen still ,

da die Belagerer das Wasser abge:

schnitten hatten.

Die öffentlichen Brunnen , welche

aus dem , hinter Plauen befindlichen , Behältnisse durch eine Wasserleitung versorgt werden , versiegt,

und die,

waren

auf dem Neumarkte seit dem

Ende des Octobers geöffneten , Nothbrunnen ers weckten jeden Augenblick den Gedanken , daß eine Feuersbrunst das Elend der Stadt noch gräßlicher machen könnte. Die meisten Bäcker hatten bet gänzlich erschöpften Vorråthen ihre Defen geschloss fen , und häufiger wurden Gewaltthätigkeiten uns ter dem Gedränge vor den Brodlåden.

Mancher

Arme konnte tagelang kein Brod genießen ,

und

da auch die Fleischvorräthe abnahmen , so mußten viele Bewohner mit der elendesten Nahrung sich behelfen.

Auf dem leeren Markte fah man nur

172 einzelne Körbe mit frischen Gemüsen oder Obst, um welche Städter und hungrige Soldaten sich drängten , zu

und manche Lebensmittel waren selbst

den höchsten Preisen

kaum

aufzutreiben. *)

Die französischen Soldaten litten noch empfindlis cher unter dem Drucke der Noth , da die Verpfles gungsbehörden die Unglücklichen ihrem Elende übers ließen , nur besorgt , daß die Obern den allgemeis nen Mangel so wenig als möglich empfänden.

Tägs

lich wurden über 30 Pferde geschlachtet , von wels chen man seit dem Anfange des Novembers viele einpökelte , und statt der gewöhnlichen Fleischspende von 3 Loth Rindfleisch , worauf der Soldat schon lange war herab gefeßt worden ,

empfing er das

Doppelte dieser Gabe an Pferdefleisch , welches aber oft so schlecht war , daß die Soldaten es wegwars fen, wie heftig auch der Hunger quålte.

Endlich

fielen die Unglücklichen fogar auf die halb verfaulten Ueberreste der gefallenen Pferde , die überall in den Straßen lagen , so daß man häufig Ge rippe fand , von welchen jede Fleischfaser abgelöset war.

Hier sah man einige dieser Jammergestalten,

die einem mageren Hunde das Fell abzogen , sich einen Braten zuzurichten ,

um

dort Andere , die

*) Zur Zeit der höchsten Noth galt ein Pfund Butter, das gewöhnlich 4 6 Groschen kostet , 1 Thaler 12 Groschen ; 1 Meze Kartoffeln 10 - 12 Groschen; 1 Єi 3 - 4 Gr.; Meke Grüße 4 Thlr. , 1 Kanne Milch 6 Gr. , 1 Meze Erbsen 16 Gr. bis 1 Thlr., 1 Apfel 1 Gr. m

178 aus den Straßenpfüßen die weggeworfenen Uebers reste von Nahrungsmittein aufſcharrten , oder Scha len von Aepfeln und Kartoffeln auf den Misthaus fen auflafen, und um mit einem Zuge das Bild des entsehlichen Elends

zu vollenden ,

man fah

die unverdauten Kartoffeln, en durch Erbrechen Leidensgenoss seiner welche Einer einen

Unglücklichen

von sich gegeben , gierig verschlingen.

Neue Jam-

merauftritte wurden durch die Verheerungen herbei geführt , die das Nervenfieber unter den Stadt bewohnern anrichtete. 2 bis 300 Leichen ,

Der dritte Theil von den welche man in jeder Woche

zählte , bestand aus Opfern der furchtbaren Seuche, die der Kummer und Mangel ,

womit die Be

wohner zu kämpfen hatten , tåglich bösartiger und mörderischer machten. Manche Häuser waren ganz ausgestorben. In einsamen Straßenwinkeln , oder auf den Misthaufen , die überall ſich erhoben , sah man häufig sterbende Soldaten hülflos liegen, welche lieber unter freiem Himmel den leßten Aus genblick erwarten , als in den Krankenhäusern umkommen wollten. Oft suchten die katholischen Prica ster diese Unglücklichen auf ihrem Sterbelager auf und knieten neben ihnen nieder, um ihnen die lehte Dehlung zu geben. Aus den Krankenhäusern, wo man , wie die Sage ging , selbst vor mörderischen Maßregeln nicht zurückbebte , wurden tågDie nackten Leis lich über 200 Todte getragen. chen lagen mehre Stunden auf dem Begräbnißplaße aufgeschichtet , da der unaufhörlich in Bewez

179 gung gefeßte Leichenwagen nicht warten konnte. Das Begraben war an Todtengråber verdungen , die für jede Leiche acht Groschen erhielten , und, viele auf eimahl zu laden, mit der Gefühls

um

losigkeit , worin rohe Gemüther unter der Gewdh. enSchrecknisse verhärteten nung an en , diet Todten en auf m Wag at t mit den Füß f e tr fes o . *), d

Die Leichenhaufen wurden in weite Gruben eins gescharrt. Aber so wie es bei dem rohen Leichto sinne der französischen Krankenpfleger Beispiele ges geben hat , . daß Kranke lebendig begraben wurden, oder in des Todtengråbers Wohnung wieder erwach ten , so geschah es auch einige Mahle , daß die Sterbenden , die man in die Elbe warf, erst in den Fluten den lehten Todeskampf endigten. Der Mangel an Arzeneien in allen Apotheken , und der Tod vieler Aerzte nnd Wundärzte erhöhte das alle gemeine Elend. Endlich , nach dem mißlungenen Ausfalle, ward von den Machthabern die früher verweigerte Erlaubniß ertheilt, Abgeordnete von Seiten 1 der einheimischen Verwaltungsbehörden in das Felda lager des Grafen von Klenau zu senden , um für die bedrängte Stadt zu bitten.

Die Abgeordnes

ten , der Präsident des Ober- Konsistoriums ,

*

von

Man vergleiche den merkwürdigen Aufsatz eines schr unterrichteten Zeugen ,,Franzöfifche Lazareth gräuel in den teutschen Blättern 1814.

180 der Kreishauptmann vou Zeschwiß

Ferber ,

der Bürgermeister Beck ,

und

reiseten bereits am 7.

des Novembers ab , wurden jedoch anfangs von den Vorposten zurückgewiefen und konnten bei der zweiten Reise nicht vor den Oberbefehlshaber koms men.

Am folgenden Tage aber übergaben sie bei

den Vorposten ein von ihnen unterzeichnetes Schreis ben, *) worin sie um Schonung der Stadt baten, und die Aussicht eröffneten ,

daß die französischen

Befehlshaber zur Anknüpfung einer friedlichen Una Der Eifer, terhandlung geneigt sein würden. welchen diese Männer bei jener Angelegenheit bes wiesen ,

ist der dankbarsten Anerkennung werth,

und die Geschichte darf nicht vergessen ,

die uners

Thätigkeit zu rühmen , womit sie alle Schwierigkeiten wegzuräumen füchten , bis die Una

müdete

terhandlung einen glücklichen Fortgang gewonnen hatte. Die französischen Obersten Marion und Perin erschienen zu gleicher Zeit bei den Vorposten der Verbändeten , um im Nahmen des Marschalls St. Cyr die Uebergabe der Stadt unter der Bes, dingung eines freien Abzugs anzubieten. Antrag wurde abgewiesen ;

Diefer

der österreichische Bes

fehlshaber ließ jedoch bei dieser Gelegenheit an die Mitglieder der königlichen Familie die Einladung gelangen , sich aus der geängstigten Stadt zu ents fernen.

Der Marschall St. Cyr wiederhohlte seine

Anträge , und so wurde denn am 9. des Novem

*) Beilage LVIII.

181 bers die vorläufige Uebereinkunft wegen der Uebers gabe der Stadt , in dem Dorfe Gorbis an der Straße nach Freiberg , von dem General Quars tiermeister des Grafen Klenau , dem Obersten Rothund dem Obersten Marion unterzeichnet,

kirch ,

wozu die thätige Verwendung der Gemahlin des Prinzen Anton , der Schwester des Kaisers vont Am Toten , in Desterreich , nicht wenig beitrug. den Frühstunden , begaben sich der Marschall St. Cyr und der General Durosnel im festlichen Aufs zug ins Schloß , um der königlichen Familie die frohe Botschaft zu verkündigen , die sich alsbald auch in der Stadt verbreitete und alle Gemüther mit glücklichen Hoffnungen erfüllte. Von den Bes dingungen wurde an diesem Tage nur der Haupts inhalt bekannt ,

da die Franzosen über alles ein

tiefes Schweigen beobachteten ,

und über manche

Gegenstände die Unterhandlungen auch noch nicht Am Morgen des folgenden abgeschlossen waren. Tages dauerte dieſes beunruhigende Schweigen fort, und obgleich die , seit dem 9. bei den Vorposten aufgesteckten , weißen Stillstandsfahnen ein Beweis friedlicher Annäherung waren , so fing man dens noch an , die Echtheit der glücklichen Botschaft zu bezweifeln , als man die franzöſiſchen Schanzgraber fortdauernd in den Vorstädten arbeiten fah. Enda lich gegen Mittag erfolgte die Bestätigung des Ues Bergabsvertrages , und alsbald wurden alle Besorgs nisse durch eine amtliche Bekanntmachung *) geho * Beilage LIX ,

182

1. ben.

Nach diesem ,

am 11. des Novembers im

Feldlager des Grafen von Klenau zu Herzog ss walde abgeschlossenen , und von dem österreichis fchen und russischen Oberbefehlshaber bestätigten, Bertrage wurde der Besaßung , welche mit Waffen und Gepäcke in sechs Abtheilungen vom 12. bis 17. des Novembers aus der Stadt ziehen , vor den Verschanzungen aber ihre Waffen niederlegen follte , freier Abzug nach Frankreich gestattet ; jes doch unter der Bedingung ,

daß weder Offiziere,

noch Gemeine , bis zu ihrer gänzlichen Auswechse Lung, gegen eine der verbündeten , mit Frankreich im Kriege begriffenen , dürften ,

Mächte verwendet werden wofür der Marschall St. Cyr sich vera

bürgte , und zugleich versprach ,

die Auswechselung

der Besaßung gegen eine gleiche Anzahl von Kriegsgefangenen der verbündeten Mächte , so bald als möglich, dürfnisse ,

zu bewirken.

Kriegskassen ,

Kriegsbes

alles zum Geschüßwesen und zur Bes

festigung Gehörige, Brücken sammt Zubehör , und das gesammte Fuhrwesen , sollten am Tage nachy Unterzeichnung

der Uebereinkunft übergeben

zu derselben Zeit die Hälfte

und

der Verschanzungen

und der Vorstadtthore auf beiden Ufern der Elbe,~· so wie auch zwei Thore der Altstadt und ein Thor der Neustadt, von den Verbündeten beseßt , die Festung Sonnenstein

aber sollte

sechs Stunden

nach Unterzeichnung des Vertrags geräumt werden. Zu den spätern Zusäßen des vorläufigen Entwurs fes, welche die Franzosen ,

um den Gedanken an

183 Kriegsgefangenschaft zu mildern , durch fortgefeßte Unterhandlungen noch errungen hatten , gehörte besonders die Bestimmung ,

daß 600 Mann ihre

Waffen mit zwei Feldstücken nebst Munitionskars ren und Bespannung ,

und 50 Gensdarmen ihre

Pferde und Waffen behalten sollten. *) In den Nachmittagstunden des II. traf, aus Ber einem österreichischen und russischen Offizier, auch der sächsische General von Mellentin ein , wels cher das fächsische Kriegsgeråth , das die abziehens den Franzosen abgeben mußten , übernehmen , und besonders auch über die Platten der Kassenbillets, die Auswechslungskasse und die Kunstschäße Aufs ficht halten sollte. In diesem Augenblicke war Aufs sicht desto nöthiger , da die Franzosen schon früher manches Kriegsgeräth im Zeughause zerstört hats ten , wenn es auch nicht erwiesen ist , Gerücht behauptete ,

was das

daß auf des Marschalls Bes

fehl viele Kriegsvorråthe , selbst Gewehre und Ges schüß , unbrauchbar gemacht, oder in die Elbe ges worfen worden seien. Die französischen Soldaten suchten jedoch auch noch der leßten Vortheile fich zu versichern ,

indem sie Wagen , Pferde, und allerlei Kriegsgeräthe , so wie die Breter der nies

dergerissenen Feldbäckerei auf dem Wallplaķe vers kauften , und selbst noch in dieser lehten Zeit wur den in der Stadt und in den Vorstädten ansehnliche Vorråthe von Pferdefutter gewaltsam weggenommen. Die kriegsgefangene Besaßung sollte im Rücken *) Beilage LX.

184 fämmtlicher verbündeten Heere durch Sachsen , Bais ern , Wirtemberg und Baden nach Strasburg zie Am 12. des Novembers , früh um 8 Uhr,

hen.

fammelten sich mehre Abtheilungen des französischen Fußvolkes zwischen dem pirnaischen und wilsdruf fer Thore, und zogen um 11 Uhr , ungefähr 6000 Mann stark , auf die Straße nach Freiberg. Vor dem Thore der Vorstadt, auf der Ebene au der Weißeris , waren rechts einige Abtheilungen öfters reichischen Fußvolkes und österreichische Artillerie, links aber Abtheilungen von österreichischen Husas ren , von Kosacken und russischer Landwehr aufges stellt.

Zwei österreichische Musikchöre und ein russ

fisches spielten abwechselnd . Gegen Mittag zogen die Franzosen mit klingendem Spiele aus der Stadt, und als sie vor die , an der Heerstraße gelegene, Schanze kamen , erſcholl aus allen Reihen das furchtbare Befehlswort : Die Waffen wieder! Die Alle gehorchten in einzelnen Abtheilungen. Gewehre wurden in Pyramiden aufgestellt , die Patrontaschen niedergelegt,

abgenommen ,

die

Seitengewehre

die Trommeln hingestellt,

und die

Entwaffneten zogen voran auf der Heerstraße.

Die

meisten , besonders junge Soldaten , waren froh, von dem Jammerleben erlöset zu sein , in den Zü gen der Offiziere aber las man verbissenen Ins grimm und die alten Krieger fügten sich nur uns willig der harten Nothwendigkeit und folgten nicht eher dem strengen Gebote der Obern ,

bis andere

mit dem Beispiele des Gehorsams voran gegangen

183 waren.

Manche schleuderten wüthend ihre Patrons

taschen empor , und in ihrem Unmuthe riefen Andre laut: Der Kaiser lebet noch! Gleich bei dev ersten Abtheilung befanden sich auch polnische Lanzs ner und Husaren ,

die ganze Reiterei des kriegsger

fangenen Heerhaufens, und die beiden, erst kurz vors her gebildeten , Abtheilungen polnischen Fußvolkes. Am 13. des

Novembers zog der Graf von der

Lobau mit seiner Abtheilung aus , und man konnte in seinem Gesichte lesen , was er fühlte , als er feinen Degen vor den Feldherrn der Verbündeten fenkte und der Ruf der Ergebung seine Krieger entwaffnete. Dieser Abtheilung folgte auch das Heer der Troßknechte , die grausamen Quåler dev Dorfbewohner , welche zur großen Freude der zahla reich versammelten Landleute ihre Pferde und Sås bel abgeben mußten. Mit der vierten Abtheilung verließ am 15ten des Novembers der Marschall St. Cyr die Stadt und mit der leßten folgte am 17ten der bisherige Stadtbefehlshaber , Graf Dus rosnel , der rühmliches Zeugniß mitnahm , wåh, rend der gleichfalls scheidende Intendant , Dumas , ließ.

Graf

keineswegs

ein gutes Andenken zurück Nach amtlichen Angaben bestand der ganze

friegsgefangene Heerhaufen aus I Marschall , IL Divisionsgeneralen , *)

20

Brigadegeneralen ; **)

*) Graf Lobau , Durosnel , Dumas, Clapas rede, Bonet, Mouton Duvernet , Bers thetene, Dumonceau , Razout , Gerard , Lefte Freyre , Caffagne. **) Borelli, Schramm, Paroletti, Bers

186 aus 452 Offizieren , und 6507 Unteroffizieren und Gemeinen von der Isten Heerabtheilung unter dem Grafen von der Lobau ; aus 947 , Offizieren und 17129 Unteroffizieren und Gemeinen von der 14ten Heerabtheilung unter dem Marschall St. Cyr, und 360 Offizieren und 4078 Soldaten von der alten Stadtbesatzung , zusammen also aus 1759 Offizieren und 27,714 Gemeinen , wozu noch 6031 Kranke kamen , welche in den Spitälern zu Dresz den zurück blieben , aber allen Bedingungen des Uebergabevertrages unterworfen waren. Das eros berte Geschüß bestand aus 25 Haubißen und 69 Kanonen ,

welche den französischen Heerabtheilun-

gen gehörten , und in 8 Mörsern , und

117 Kanonen

26 Haubißen

Festungsgeschütz ,

wovon der

größte Theil den Sachſen wieder zufiel. Der Ges fammtwerth der eroberten Kriegsbedürfnisse wurde auf 5 Millionen Thaler geschäßt. Schon am 12. des Novembers würde ,

den

Bedingungen des Vertrages gemäß , ein Theil der Stadt und der Außenwerke von den Verbündeten besest.

Man sah nun das seltsamste Gemisch in

den Straßen ,

und franzöſiſche Soldaten und Kos

facken oft in einem Hause als Schildwachen neben einander stehen. Der lange verhaltene Unmuth gegen die übermüthigen Bedrånger brach nun nicht

trand , 庾 Couture , Godard , Le Teillier, Goguel , d Eflevin , Stedmann , Jaquet , Jezensac , Chartraud , . Doucet , Gobrecht , Poskoski , Weissenhof, Baldus, O'Meara Bernard .

187 selten hervor , wie es in jenen Tagen in Neustadt geschah,

wo französische Offiziere und Soldaten, als einige Franzosen durch Pulverentzündung ei:

nen Feuerausbruch veranlaßt hatten , die Mißhands lungen des zusammen gelaufenep Pöbels fast ohne Gegenwehr ertrugen.

Wie schwer übrigens auch

die Leiden der Gegenwart noch laſteten , alles athmete freier , und fand Trost und Hoffnung bei dem Blicke in eine bessere Zukunft ,

die sich den bes

drängten Völkern zu öffnen schien. schon in den

ersten

Es regte sich,

Tagen nach der

Befreiung,

emsiger Verkehr in den Straßen der Stadt , welche durch die kräftig eingreifenden Maßregeln der eina heimischen Behörden von dem Unrathe, worein sie versunken waren , nach und nach gesäubert werden konnten.

Desterreichische und russische Feldkrämer

brachten Lebensmittel aller Art ,

befonders Brod,

aus dem reichen Böhmen und füllten die verddeten Märkte. Die Todtenåcker , seit langer Zeit in ge wühlvolle Lagerplähe umgewandelt , wurden wieder der Ruhe geweiht ,

und die noch aufgeſchichteten

Leichen konnten begraben werden.

Die ,

Gespen-

ſtern gleich in der Stadt herumschleichenden ,

ſies

chen Franzosen und die in den Spitålern liegena

ེ den Kranken , erhielten nun sorgfältigere Pflege, und es konnten wirksame Anstalten getroffen wer den ,

den Verheerungen

der Seuche Einhalt zu

thu . Kaum hatte die lehte Abtheilung der Franzos sen die Stadt verlassen ,

als das festliche Geläute

188

der Glocken den Einzug der Verbündeten

feierte.

Boran zogen zwei Regimenter donischer Kosacken, darauf russisches Geschüß und endlich das österreis chische Regiment 3ach ,

welches der Graf Klenau

und die übrigen Generale vor dem Schlosse der königlichen Brüder , die mit ihren Familien auf Russi dem Balkone erschienen , vorüber führten. sches Fußvolk , Uhlanen , Geschüß und dsterreichis sche Reiteret schlossen den Zug.

Die Hauptwache

in der Neustadt ward von den Russen beseßt, und feit dem 17ten des Novembers führte der General " von Gourieff , als russischer Kommandant , den Oberbefehl in der Stadt.

Ein Theil der Kriegss

völker zog an demselben Tage weiter , ein größerer Theil aber blieb zurück , und andere Heerabtheiluns gen, die in den folgenden Tagen eintrafen , vers mehrten die neue Verpflegungslast , welche den ers fchöpften Bewohnern aufgelegt wurde.

Die östers

reichischen Kriegsvölker verließen erst nach einiger Zeit die Stadt, welche seitdem fortdauernd , bis ins folgende Jahr, eine starke russische Besakung hatte, und zu Anfange des Decembers auch der bereits im October in Leipzig angeords Die russischen Landesverwaltung ward.

Sih der, heten ,

Glieder der

königlichen Familie ,

mit Ausschluß

der Prinzessin Elisabeth , welche auch während des angefangenen neuen Zeitraumes unter den Bewoh nern der Hauptstadt blieb , waren bereits am 19. des Novembers nach Prag abgereiset. Kaum aber war die Uebergabe der Stadt vollz

189 zogen , als aus dem Hauptquartiere der verbündes ten Heere die beunruhigende Nachricht kam , der Oberbefehlshaber , Fürst von Schwarzenberg, habe von dem Grafen Klenau bewilligten Bedina . gungen seine Genehmigung versagt, und dem Felds

den ,

zeugmeister von Chasteler den Auftrag ertheilt, den Marschall St. Cyr wieder in den Besiß der Stadt Dresden , und aller Vertheidigungsmittel , welche demselben vor der Uebergabe zu Gebote standen, Die Generale Dumas und Durosnel,

zu sehen. *)

welche schon am Rheine angekommen waren, mußs ten

nach Altenburg zurück kehren , wo sich

Marschall St. Cyr noch aufhielt ,

der

dessen Heerabs

theilung zwischen Noffen und Altenburg , zum gros Ben Leidwesen der vielfältig gedrückten Bewohner jener Gegend , sich gelagert hatte.

Der Marschall

weigerte sich, den ihm gemachten Vorschlag anzus T nehmen , und der Erfolg war , daß dieser sich ends lich dem Ausspruche fügen mußte ,

der ihn und

feine Eriegsgefangenen Kampfgenossen nach Mähren und Ungarn verwies. So

war die harte Leidensprobe

vollbracht,

welche die unglückliche Stadt in acht verhängnißs vollen Monaten bestanden ; sie war vollbracht, ( denn wie schwer nach so großer Erschöpfung auf ihr lastete ,

was sie noch lange zu tragen und zu

dulden hatte, munterte ,

es galt ja ,

wie man tröstend erz

die lehten Anstrengungen ,

* Beilage LXI,

das ruhige

190 Glück einer bessern Zukunft zu sichern , und in dem vaterländischen Boden die Friedenspalme zu befestigen , in deren Schatten einst auch ihre Bes wohner ruhen sollten. Wer es einst unternehmen die Ereignisse des neuen Zeitabschnittes,

wird ,

an dessen Gränze wir gelangt find , mit gerechter Würdigung zu erzählen , wird nicht vergessen zu rühmen , daß auch die Bewohner der viel bedrängs ten Stadt , wie überhaupt das sächsische Volk , sos bald die unwillig getragenen Ketten gesprengt was ren , daß Männer und Sünglinge willig Gut und Blut darbrachten , und in den Kampf eilten , wo für Mitwelt und Nachwelt das Höchste errungen werden sollte , was Völker besigen können .

191

Beilagen. I. Wir Friedrich August , von Gottes Gnaden , któr nig von Sachsen 2c. Wir sehen Une durch die Zeitereig niffe genöthigt , Unsere Hauptstadt zu verlassen , und Uns nach einem anderen Theile Unſerer Lande zu begeben , wo Wir, so lange die Umstände es erfordern und gestatten, uns aufzuhalten gedenken. Dem politischen System, welchem Wir seit sechs Jahren und fest angeschloffen haz ben , verdankt der Staat allein in diesem Zeitraume seine Erhaltung bei den drohendsten Gefahren. Treu Unfern Bundesverpflichtungen , vertrauen Wir auch dermalen mit Zuversicht auf den glücklichen Erfolg , welchen uns, wenn auch Unsere auf Herstellung des Friedens gerichteten Wünfche noch zur Zeit unerfüllt bleiben follten , die mächtige Unterstütung Unsers großen Alliirten , der thätige Beis stand der verbündeten Mächte und die erprobte Tapferkeit Unserer , mit Ruhm bedeckten , Krieger in Kampfe für das Vaterland verspricht. Unsere geliebten Unterthanen werden durch Treue , Ausdauer und Ruhe die Uns so ins nig am Herzen liegenden Zwecke , den der möglichsten Abwendung und Erleichterung der lebel des Krieges , so wie den unserer baldigen Wiedervereinigung mit ihnen am sichersten befördern. In dem fünf und vierzig - jähris gen Zeitraume Unserer Regierung haben Wir unter dem Wechsel der Ereignisse die Wohlfahrt des Landes und das Beste Unserer Unterthanen zum einzigen Gegenstande Unferer Bestrebungen gemacht , und für alle Sorgen in dem ich immer aleich gebliebenen Vertrauen und der unvers brüchlichen Anhänglichkeit Unsere Volks die erwünschteste Belohnung gefunden. Wir sind gewiß , von diesen Ges finnungen , die sich in der Zeit der Prüfung am rühmliche ften bewähren, auch jekt fortwährend neue Beweise zu ers halten ; und so hoffen Wir, unter Gottes Beistand, bald zu den Unsrigen zurückzukehren , und für ihr dauerndes Wohl , nach Unserer besten Erkenntniß , ferner zu wirken. Alle Landesbehörden verbleiben bei unserer Abwesenheit in ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit. Die Fürsorge für das Beste des Landes in allen durch den Kriegszus stand herbeigeführten Vorfällen und Verhältnissen , haben

192 Wir einer allhier niedergefeßten Immediatkommiffion übers tragen , an welche alle Obrigkeiten und Unterthanen uns fers Königreichs in den erwähnten Angelegenheiten fich zu wenden , und deren Anweisungen zu befolgen haben. Wir ermahnen nochmals Unsere getreuen Unterthanen, durch ein ruhiges , ordnungsmäßiges und mit Unsern, das wahre Beste bezweckenden , Gesinnungen und Absichten übereinstimmendes , Verhalten den alten Ruhm des sach. fischen Volkes zu behaupten. Unter Unserer eigenhandie gen Unterschrift und Vordruckung Unsers Königl . Sies gels , geschehen und gegeben zu Dresden , den 23. Fes bruar 1813. Friedrich Auguft. (L. S.) Hans Ernst v. Globig. Ernst Friedrich Adam, Freyherr v. Manteuffel.

II. Deffentliche Bekanntmachungen. Da , in Folge unabwendbarer Nothwendigkeit , fich gegenwärtig in hiesiger Neustadt und vor dem schwarzen Thore eine beträchtliche Anzahl kranker Soldaten befindet, und mehrere hiesige Einwohner aus Neigung zur Mild thätigkeit, denselben persönliche Beweise ihrer Theilnahs me gegeben haben ; so erachten wir für eine unferer wichtigften obrigkeitlichen Pflichten , daß jenen Einwohnern aus dieser Handlung, welche nur durch die Bewegungss arunde entschuldigt , in medicinisch polizeilicher Hinsicht aber keinesweges gebilligt werden mag , kein Nachtheil für ihre Gesundheit erwachse, oder derselbe sich weiter verbreite, so viel in unsern Kräften steht , besorgt zu seyn . Oh daher zwar gleich noch keine Spur von einer, durch jenes Befuchen der Hospitåler entstandenen, Krank heit bis ieht allhier wahrzunehmen gewesen ist , auch bes reits bei den Hospitälern selbst und sonst die thunlichsten Vorkehrungen , insonderheit auch wegen des Besuchens derselben , getroffen worden find; fo ersuchen und veran laffen wir dennoch sämmtliche hiesige Herren Aerite , ins gleichen die Hausbesiker und die Gerichten auf den vors kädtischen Gemeinden , sobald fie irgend ein Kennzeichen von einer, als Folge des Besuchens der h. Militär , Hos fpitåler zu betrachtenden Krankheit , insonderheit bei den drmern , von der nöthigen årztlichen Hülfe vielleicht ents blößten, hiesigen Einwohnern wahrnehmen sollten, fols thes fofort bei unserm Syndico , Herrn D. Hermann,

193 ´welcher des Vormittage von 9 bið 1 Uhr auf dem alts städter Rathhause , die übrige Zeit aber in seiner Behaus fung , am Altenmarkte im Baumannschen Hause No. 5214 eine Treppe hoch , anzutreffen ist, zum Behuf der etwa nöthigen weitern Verfügungen , zu melden. Zugleich wird den Herren Aerzten , welche dergleichen Spuren wahrgenommen haben fouten , freigestellt , fich Mittwochs und Sonnabends , Nachmittags 4 Uhr, auf unserm altstädter Ratz, auſe , cine Treppe hoch , persönlich einzufinden , und die Resultate ihrer Wahrnehmungen zu gemeinschaftlicher Berathung, auch diesfallfiger Verneh mung mit unserm Herrn Stadt Phyfico15 , zu bringen. Dresden, am Sten März 1813. Der Rathu Dresden.

TII. Bekanntmachung der Immediat - Kommiſſion. Das Publikum ift erinnert , welchergestalt Ihre Königl. Mai. bey Ihrer Abreise von hier Ihre getreuen Unterthas nen ermahnt haben , durch ein ruhiges ordnungsmäßiges Verhalten den alten Ruhm des sächsischen Volkes zu bes haupten . Gleichwohl haben hiesige Einwohner fich Unordnungen und Ungebührnisse zu Schulden kommen lassen, welche uns nöthigen, die Strenge der Geseze , und vor nehmlich das Mandat wider Tumult ' und Aufruhr vom 18ten Januar 1791 und dessen unten abgedruckten 10. 11 . 12. und 13. §§ . in Erinnerung zu bringen , um die all gemeine Ruhe und Ordnung , die jedem gutgesinnten Bürs ger , der feinen König liebt , vor allem heilig seyn muß, aufrecht zu erhalten ; wobei die Immediat ፡ Kommission zugleich den Einwohnern in Ansehung der auf der Elb Brücke und sonst getroffenen Veranstaltungen wohl zu bedenken gibt , daß deren auf Sicherung der Stadt vor einem feindlichen Ueberfall abzweckende Ausführung nur für den höchsten Nothfall vorbehalten ist , und daß von jeder fernern Unruhe und tumultuarischem Betragen , aus Ber der das Individuum treffenden Strafe , auch für das allgemeine Wohl der Stadt die traurigsten Folgen zu bes forgen sind. Königl. Sachs. Immediat Kommiffion. Extract aus dem Mandat wider Tumult und Aufruhr, vom 18ten Januar -1791 . 10. Wenn eine Zusammenrottirung , Eumult und N

194

Aufruhr entsteht , soll Niemand seine Wohnung , um zu, Sem aufrübriſchen und tumultuirenden Haufen sich zu ges fellen, verlassen , noch folches den Seinigen zu thun ges ftatten , vielmehr soll sich ein Jeder, der sich dabei befin det , wenn er auch blos aus Neugierde dazu gegangen, oder nur durch Zufall in solchen gekommen seyn sollte, fich von selbigen sofort entfernen und nach Hause beges ben , oder gewarten , daß er als ein Tumultuant und Aufrührer behandelt werde. 11. Als Angifter und Rådelsführer eines Tumults und Aufruhrs ſollen diejenigen angesehen und behandelt werden , welche Andere zu einer Vereinigung , zu Ausz übung unrechtmäßiger Gewalt und besonders zu gewaltsas mer Widersehung gegen die Obrigkeit , oder um etwas von derselben mit Gewalt zu erzwingen , anreizen und aufwiegeln , dazu Rath und Anschlag geben , aufrührische Schriften fertigen oder verbreiten , mehrere Personen zu dergleichen Endzweck zusammenberufen , den tumultuirens den Haufen anführen , ingleichen diejenigen , welche bei schon erfolgter Zusammenrottirung die Uebrigen zu Ausbrüchen einiger Gewaltthätigkeit anreizen, oder auch ruhig gebliebene Unterthanen durch Drohungen oder Thatlichkei ten zu Theilnehmung an dem Tumulte zwingen . 12. Anftifter und Rådelsführer eines Tumults und Aufruhrs sind, wenn derselbe zum Ausbruche gekommen ist, mit dem Schwert , und wenn die Umstände das Vers brechen erschweren , mit dem Rade am Leben zu strafen. 13. Wenn der Tumult und Aufruhr nicht zum Aus, bruche gekommen ist , oder auch aus andern erheblichen rechtlichen Gründen die Todesstrafe nicht Statt findet, follen die Anführer und Rädelsführer dennoch , nach Be fchaffenheit thres Verbrechens , mit lebenswieriger oder wenigstens zehnjähriger Festungsbau , oder Zuchthausstrafe belegt werden . IV. Bekanntmachung des Stadtraths. Mit der schmerzlichsten Mißbilligung haben´wir bes merken müssen , daß gestern in den Nachmittags- und Abendstunden ein Haufe hiesiger Einwohner , durch die Besorgnisse über die , in Beziehung auf die Brücke gefaßten , militärischen Maßregeln sich zu Aeußerungen, Handlungen und sogar Gewaltthätigkeiten habe verführen laffen, welche eben so störend für die öffentliche Ruhe und

195 Ordnung waren , als sie nachtheilbringend für die Bes wohner Dresdens selbst werden konnten. Wir sind übers jeugt , daß der verständige Theil des hiesigen Publici das gerechteste Mißfallen über dieses Ereigniß mit uns theilt, aber wir ermahnen auch unsere sämmtlichen Mitbürger auf das Ernstlichste , durch voreilige Aengstlichkeit in dies sem verhängnißvollen Zeitpunkte nicht die Bedrängnisse zu vermehren , sondern mit der , den friedlichen Bürger ehrenden, Ruhe und Faffung dem entgegen zu sehen, was die Vorsehung über uns beschlossen hat, und was menschlicher Wille zu ändern nicht vermag. Jeder Gebildete, jeder Hausvater mache es sich zur Pflicht, diese Gesinnuns gen unter feinen Mitbürgern und Hausgenossen zu vers breiten ; mer aber , uneingedenk der Gefahr , welche er feinen Mitbürgern bereitet , dennoch fortfahren wollte, die öffentliche Ruhe durch Worte oder Handlungen zu stören, den treffe die Strafe des Gefeßes ! Unsere Mitbürger durfen überzeugt feyn , daß wir selbst alle Mittel , welche in unsern Kräften stehen , angewendet haben und ferner aufs bieten werden, um jede Gefahr , welche unsere liebe tö nigsstadt und deren Bewohner bedroht , abzuwenden oder doch zu vermindern . Dresden, am 11ten März 1813. Der Rath zu Dresden. ས་ Bericht eines Augenzeugen aus Meissen. Am 3ten März rückten ungefähr 1400 Baiern unter dem General von Rechberg hier ein , die in der Stadt und in der umliegenden Gegend einquartiert wurden. Sie kamen von Königsbrück. Am 10ten und 11ten ward die Brücke mit ungefähr vierzig Klafter Holt , zwanzig Schock Stroh , Pechkränzen und andern Brandstoffen belegt , nachdem der General am gten von dem franzöfifchen Befehlshaber in Dresden den Befehl erhalten hatte, die Brücke bei der Annähes rung der Ruffen abzubrennen. Auf die Vorstellungen des Stadtraths aber gab er die Zusage , nur das kleinere hol zerne Fach verbrennen zu lassen. Es ward darauf das Schindeldach der Brücke abgetragen , die auf beyden Eeiten derselben befindlichen Breterwände wurden weggenome men , und überhaupt Vorkehrungen getroffen , damit, wenn jenes Fach angezündet würde, die Flanime has große nicht ergreife und das Flugfeuer den benachbarten GebauDen nicht schade. R 2

196 Am 12ten um Mittag traf der Fürst von Eckmühl hier ein, und als er die Brücke in Augenschein genoms men hatte , gab er Befehl , dieselbe ganz abzubrennen. Was noch an den erforderlichen Brandmitteln fehlte, wurde sogleich herbeygeschafft. Man ahnete die Nähe des entscheidenden Augenblicks , obgleich man über die Zeit, wo die Anzündung erfolgen follte, nichts bekannt machte. Abends um 9 Uhr wurden die Vorposten vom rechten Ufer eingezogen. Ein Kommando von 28 Baiern und ein Feldwebel wurden zur Abbrennung beordert. Um halb zwölf Uhr ftand das große Fach in Flammen und ein wes nig später ward auch das kleinere angezündet. Ein furchts bar prächtiger Anblick ! Stumm , in tiefer Stille, die kein Laut, als das Praffeln der Flamme und die donnerähn lichen Tone, womit die glühenden Bindeklammern und einzeln brennende Balken ins Wasser stürzten, unterbrach, faben die zahlreich verfammelten Einwohner zu ; Tbrånen fab man in jedem Auge , Schmerz in jedem Gesichte. Das große Fach brannte mit hochlodernder Flamme, wel che den ehrwürdigen Dom , der sich über der Stadt ers hebt, den Strom und die Berge an feinen Ufern beleuch tete , ungefähr drey Viertelstunden und stürzte dann mit schrecklichem Getöse in die aufbraufenden Flüthen. Bald nachher brach auch das kleinere Fach zusammen und beide schwammen langsam den Fluß hinab. Am 13ten früh zog der Fürst von Eckmü h Imit seinem Korps und einer Abtheilung Baiern nach Dresden. Gegen Mittag brachen sämmtliche Baiern nach Riese und Strehla (unterhalb Meissen ) auf, um die Elbe zu besets zen. Et blieben dagegen etwa 200 Franzosen mit 4 Kas nonen unter dem Bataillonschef von Lohhausen hier. Es wurde auf die Trümmer der Brücke eine Wache und auf jede Seite derselben 2 Kanonen gestellt. Gegen Abend zeigten sich, der Stadt gegenüber , einige Kosacken. Am folgenden Tage erschien nachstehende ( wie aus der Abfassung hervorgeht , vorgeschriebene , oder im Namen des Raths ohne Weiteres erlassene) Bekanntmachung : Nach Abbrennung der hiesigen Elbbrücke scheint un ter der hiesigen Bürgerschaft Aengstlichkeit und Befürcht niß mehrerer dem ähnlichen Uebel Statt zu haben. Der Dermalen allhier kommandirende Herr Oberste, mit deſſen Genehmigung gegenwärtiges Publikandum erlassen wird, baben ausdrücklich erklärt, daß man alle dergleichen Bes fürchtnisse verschwinden lassen möge , daß nie ein Vers brennen der vorhandenen , ohnedem sehr geringen , Heue und Strohvorräthe erfolgen werde, und sie sich zum Schuß

197 und Besten unserer Stadt allhier befinden. Bürger ! faffet daher Muth und Vertrauen, fürchtet nicht das Schlimmste, sondern hoffet das Beste , fahret fort , wie feither, Ruhe und Ordnung unter euch zu erhalten. Das von euch nicht zu erwartende Gegentheil würde dem Freez ler barte Strafe zuziehen. Seid willig und folgsam in dem, was geschehen muß und von euch verlangt wird. Eure Obrigkeit hört nie auf, für euch das Beste zu sus chen und für euch zu sorgen. Meiffen, den 14ten März 1815. Municipalität und Rath. Le commandant supérieur de la ville de Meissen , de Lohausen. Am 16ten , 17ten und 18ten wurden die Schiffmühe ten and linke Ufer geschafft, und alle, auch die schon versenkten, Kähne zerstört. Am 19ten kam der Fürst von Eckmühl mit seinent Korps von Dresden auf dem diesseitigen Elbufer zurück. Auf seinen Befehl wurde der Eingang der Brücke vers fchanzt. Am folgenden Morgen brach er wieder auf und zog an der Elbe hinab. Am 21ften rückten die hier zurückgebliebenen Franzos fen ebenfalls aus und es kam dagegen eine Abtheilung Baiern hierher. Von der Brücke und vor der , rechts von derselben liegenden , Anhöhe wurde einigemal auf die am jenseitigen Ufer herumschwärmenden Kosacken ohne Wirkung geschossen. Am 23ßten zogen die Sachsen unter dem General v. Lecoq, welche sich von den Franzosen getrennt hatten, durch die Stadt nach Torgau. Die Baiern gingen dar auf von hier nach Dresden , wogegen ein Bataillon vom Infanterieregiment Pring Klemens hierher kam Zwei Lage nachher aber brachen diese wieder auf und wurden durch 50 sächsische Husaren erseßt. Am 26ßten früh um 6 Uhr , nachdem die Kosacken bey Nieschik (1 Stunde unterhalb Meissen ) über die Elbe gegangen waren , wurden die auf den Anhöhen in der Nähe der Stadt aufgerichteten Lårmstangen abges brannt , worauf die Husaren auf der Straße nach Noffen ausrückten. Früh um 8 Uhr traf eine Abtheilung Baiern von Dresden ein , welche nach Zehren ( anderthalb Scunden unterhalb Meissen ) ein starkes Piket mit 2 Kanonen abschickte, die auf der dortigen (über einen, die Lands fraße durchschneidenden Bach gehende ) Brücke aufges pflanzt wurden. Auf die dort herumschwärmenden Kofacken wurde aus kleinem Gewehr gefeuert. Um 8 Uhr

198 Abends kam General von Rechberg mit baierischem Fußvolke und einigen sächsischen Husaren und Dragonern von Dresden. Das Zehrensche Picket ward eingezogen und am folgenden 27ften früh 6 Uhr zogen fåmmtliche Truppen auf der Straße nach Noffen ab. In den Nachs mittagskunden zeigten sich die ersten Ruſſen am dieſſeitigen Ufer, auf dem Plossen ,* ) ungefähr so Ühlanen , von wels chen einige bis in die Vorstadt kamen. Zwei Stunden später schwammen schon einige bundert Kosacken unters halb der Brücke über die Elbe und lagerten sich darauf in der Stadt und in der Vorstadt. Am 28ften räckten noch mehre Kosacken unter dem Fürsten Madatoff ein , die bei Werschwiß über die Elbe gegangen waren. Am folgenden Morgen zogen sie weiter. Am 3often und 31ften rückte viel ruffische Reiterei hier ein nebst zwei reitenden Batterien , welche am aten April aufbrachen. Früher schon waren 40 preußische Pion niers von Dresden hier angekommen , um eine Flopbrücke tu schlagen , weil es aber an hinlänglichem Holzvorrathe mangelte, fo wurde nur eine Schiffbrücke geschlagen , die am 6ten fertig war. Die Arbeiter gingen darauf nach Mühlberg , um dort eine ähnliche Brücke einzurichten.

VI, Auf Anordnung Sr. des K. K. Hrn . Disisionsgenerals, Grafen Reynier , Exzellenz , follen 1 ) von heute an in hiesiger Residenz, Neustadt und Vorstädten alle Häuser Abends um 10 Uhr verfchloffen sein , und haben fåmmts liche Hausbefizer bei persönlicher Verantwortung solches auf das Pünktlichste zu beobachten. 2 ) Auch soll nach halb 10 Uhr des Abends auf den Straßen sich Niemand mehr Betreten laffen , wer nicht durch seinen Beruf, oder andre unaufschiebliche Umstände hierzu genöthigt ist , indem man außerdem ohne Unterschied der Person zu gewärtigen hat, von den Patrouillen angehalten , und nach Befinden zu Arrest gebracht zu werden. 3) Jeder Reisende , welcher die Vorposten paffiren will , muß mit einem , von uns ausgestellten , von dem Centralbureau unterzeichneten, und von dem Chef des K.K. Generalstabs , Baron Groffot, visirten Pak , so wie jeder hiesige Einwohner , welcher die Vorposten pasfiren will , mit einer von dem Centralbureau auszustellenden , und ebenfalls von dem genannten Chef Eine über die Stadt ſich erhebende Anhöhe, über welche der Weg nach Wilsdruff und Noffen führt.

199 vifirten Ausgangskarte versehen sein. Der Paß oder die Ausgangskarten werden im Thore vorgezeigt, und find zum Auspaffiren blos für den Tag gültig , an welchem fie fignirt worden. Dresden , am 13ten März 1813. Der Rath zu Dresden.

VII. Bekanntmachung. Alle Kommunikation in die Gegend des rechten Elbe Ufers ist bis auf weitere Ordre aufgehoben , und am we nigsten soll Jemand bis an die Vorposten sich hinauswas gen, um nicht als Feind angesehen zu werden. Nur wee Geschäfte in der Vorstadt hat , mag noch dahin_paſfiren. Uebrigens hat jeder Einwohner auf den ersten Kanonens schuß , der auf der rechten Elbseite fällt , fich fofort nach Hause zu begeben. Dresden , den 15ten März 1813. VIII. Auf Befehl des Prinzen von Eckmühl wird sämmts lichen Einwohnern jur Nachachtung andurch bekannt ges macht, daß , sobald heute Morgen drei Kanonenschüſſe gehen, Jedermann sich schleunigst nach Hause begeben, und nicht eher als drei Stunden nach Ablauf dieser Kas monenschüsse seine Wohnung zu verlassen hat. Dresden, den 19ten Mårt 1813. Der Rath u Dresden.

IX. Auf ausdrücklichen Befehl des dermaligen hiesigen Hrn. Interims Kommandanten en Chef, des K. K. fran zösischen Hrn. Diviſions - General Durutte, wird hier mit allen Einwohnern hiesiger Stadt und Vorstädte öf fentlich bekannt gemacht , daß in dem Falle, wenn die feindlichen Truppen sich nähern , und die diesseitigen Pos ften auf dem Elbufer bei hiesiger Stadt zu beunruhigen fich beigehen lassen würden , die sämmtlichen hiesigen Eine wohner sich ruhig verhalten und friedlich in ihre Wohs nungen zurückkehren sollen . Diejenigen , welche sich unterfangen würden , um die, auf irgend einem Punkte vereinigten , Truppen umber zu schleichen , werden für Spione angesehen werden , und wenn sich mehrere in Gruppen versammelten , die fich

200 nicht auf das erste Signal wieder terfirewa find die Truppen bereits beordert, auf sie zu feuern , und sie das durch zur Entfernung zu nöthigen . Jeder Vernünftige wird die durch die jeßigen Zeits umstände herbeigeführte dringende Nothwendigkeit dieser Anordnung selbst fühlen ; unfere, durch neuerliche Erfahs rung noch ångstlicher gewordene ftadträterliche Vorsorge für unsere geliebten Einwohner aber läßt uns keinen Aus genblick fäumen , ihnen diese ernstlichen Maßregeln bekannt u machen, und sie nochmalen zu deren genaueßfter Befols gung zu ermahnen. Jeder Hauswirth hat solches sofort ſeinen Miethbewohnern mitzutheilen. Dresden , den 20ften März 1813. Der Rath zu Dresden. X. Den hiesigen Einwohnern wird andurch Nachstehens des bekannt gemacht : Die ruffisch kaiserlichen Truppen werden beute Mits tags 12 Uhr die Neustadt beseßen , und zu Schonung beir der Städte werden sowohl auf dem rechten , als auf dem linken Elbufer innerhalb einer deutschen Meile von der Brücke an ftromaufwärts , und einer dergleichen Meile fromabwärts keine Feindseligkeiten weiter Statt finden. Mit dieser Ucbereinkunft ist jedoch die Nothwendig feit unscrtrennlich verbunden , daß von heute Mittags 12 Uhr an alle und jede Kommunikation zwischen der Altund Neustadt fänzlich aufhört, und daß derjenige , wele cher deffenungeachtet über die Elbe zu kommen suchen follte , sofort von den Truppen arretirt, und als Spion behandelt werden wird. Es hat daher Jedermann sich hiernach gehörig zu achten. Dresden , den 22ften März 1813. Der Rath zu Dresden.

XI. Da mit dem heutigen Abende die Feindseligkeiten zwischen den kriegführenden Truppen wieder eintreten könn ten, so werden alle und jede Einwohner hiesiger Stadt und Vorstädte ernstlich und wiederholt anermahnt, bei jedem entstehenden militärischen Alarm sich sofort in ihre Wohnungen zu begeben , damit nicht allein die Truppen auf keine Weise gehindert sondern auch sie selbst nicht Unannehmlichkeiten , oder wohl gar eigener Lebensgefahr

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ausgesezt werden möchten ; befonders wird an die Lehrs meister der Innungen die an sie bereits mündlich ergangene Verwarnung wegen Innehaltung ihrer Gefellen und Lehrlinge , bei eigener Verantwortung und dreitägiger Gefängnisstrafe , wiederholt und sich auf die bereits vors längst deshalb erlassenen Anschläge bezogen , so wie die Hauswirthe angewiesen werden , des Abends um halb zehn 1hr die Hausthüren zu verschließen , inmaßen nach dieser Beit Jeder, der nicht durch seinen Beruf, oder andere unaufschiebliche Umstände hierzu genöthigt ist , sich zu ges wärtigen hat , von den Patrouillen angehalten und nach Befinden, wenn er sich nicht gehörig legitimiren kann, zum Arrest gebracht zu werden. Dresden , den 25ften Mårz 1813 . Der Rath u Dresden.

XII. In Betracht, daß die in hiesiger Resident , Neustadt und den Vorstädten , auch Friedrichstadt seit dem 1oten bis mit dem 26ften dieses Monats , bald theilweise , bald allgemein statt gefundene ungewöhnlich starke Militaire Einquartierung eine besondere Entschädigung der damit belastet geweſenen Hausbesitzer erheischt ; diese aber , so weit sie den lehtern nicht schön mittelst der aus der Veräs quations Caffe zu erwartenden Vergütung *) zufließt, gunächst von dem übrigen Theil der hiesigen Einwohner, welche von der Natural Einquartierung befreiet geblieben, mithin von sämmtlichen Miethleuten billigerweise geleistet werden muß; so wird andurch Folgendes verordnet : 1. Jeder Hausbesiger , welcher in dem obbemerkten Zeiträume fortdauernd oder den einen und den andern Tag so starke Einquartierung gehabt hat , daß auf 1000 Thlr. der Servistaxe seines Hauses in der Stadt und Neustadt , oder auf 800 Thlr. der Servistare in ſåmts lichen Vorstädten , mehr als 11f2 Kopf gerechnet worden, hat für jeden einzelnen Mann , welchen er über die ans *) Die schon früher in Sachsen angeordnete , durch besondere von Zeit zu Zeit ausgeschriebene Abgaben gebildete , Pers äquations , Caffe , die unter der Aufsicht der sogenanntenLandes Commiffion fiand , hatte den Zweck , die allgemnels nen Kriegsschäden im Lande auszugleichen. Während des Kriegsjahres mußte jedoch die Auszahlung der Vergütung für Einquartierung bald aufhören.

202 derthalbfache Einquartierung erhalten , auf jeden Tag, so lange er bei ihm im Quartiere gelegen , außer der aus der Per&quations - Caſſe zu gewartenden Vergü tuna, annoch Vier Groschen , zur außerordentlichen Entschädigung zu empfangen. 2. Hierbei wird der Subalternen Offizier bis mit dem Hauptmann zu 4 Köpfen, der Major zu 6 , der Oberstlieutenant zu 8, der Oberst zu 10, der Brigades general zu 15, der Divisionsgeneral zu 30 Köpfen , auf den Tag gerechnet. 3. Diese extraordinaire Entschädigung hat der Hauss befizer von der Gesammtheit der in seinem Hause befinds lichen Miethbewohner , in der nachbemerkten Art zu ers halten und zu erheben. 4. Nur die Inhaber wirklicher Wohnungen in einem Hause, fie mögen in felbigem sich aufhalten oder nicht, haben einen Beitrag hierbei zu entrichten , die Abmiether unbewohnbarer Räume, als : Keller, Gewölber , Böden und dergl. find in Hinsicht derselben frei , wenn sie diese Behältnisse nicht zugleich mit einer Wohnung in dem nämlichen Hause gemiethet haben. 5. Jeder Hauswirth hat daher die Anzahl der Köpfe, welche er in anfangserwähntem Zeitraume , einen oder den andern Tag (indem jeder Tag besonders zu berechnen) über die anderthalvfache Einquartierung gehabt , susams men zu rechnen, und sodann den Betrag der bewilligten 4 Groschen auf jeden Kopf von seinen Miechleuten selbst einzucaffiren. 6. Diese tragen den Betrag gemeinschaftlich , nach Verhältniß ihres Miethjinnsquanti , und dergestalt , das zuvorderst die Totalfummie aller aus dem Hause für Wohnungen zu beziehenden Miethzinnsen zusammen gerechnet und nun ausgemittelt wird , wie viel von dem Entschädis gungsquanto auf jeden Thaler der Miethinsen - Summe gleich durch zu repartiren fei. Jeder Miethmann trägt hierauf, in Gemäsheit dieser Repartition , nach Höhe feines Miethsinnses gleichmäßig zu dem Entschädigungsquanto an den Hauswirth bei. 7. Es hat jedoch der Hauswirth bei Berechnung des Hauptbetrags der Miethrinsen seines Hauses nicht nur das von ihm selbst bewohnte Quartier , nach dem Preise, wie folches tulegt vermiethet gewesen , oder vermiether werden könnte , sondern auch die an die hier befindlichen Herren Gesandten und deren Perfonale vermietheten, nicht minder die etwa leer stehenden Quartiere nach ihren wirklichen und resp. legtgehabten Miethpreisen , mit in Ans

203 fchlag zu bringen und den Miethleuten zu Gute zu rechs nen. Auch find die Miethbewohner , welche Quartiere mit Meubles gemiethet , nur nach einem Miethpreise zus zusichen , bei welchen auf die Meubles keine Rücksicht ges nommen ist. 8. Der Hauswirth ift schuldig , ehe er den Mieths leuten den Vergütungsbetrag abfordern kann , denselben einen Auswurf, nach dem sub O beigefügten Schema, vorzulegen, in welchem a) die Summe seiner Servistare, Die Anjahl der vom loten bie mit 26ften dieses Mos nats einquartierten Mannschaft, von jedem Tage, wo die Einquartierung mehr, als 112 Mann auf 1000 Thlr. und resp. 800 Thlr. der Servistare bes tragen, c) die Angabe des Miethpreises aller einzelnen Quars tiere im Hause , mit Einschluß der §. 7. bemerkten Wohnungen, d) die Hauptfumme sämmtlicher Miethrinsen, 3 die Berechnung , wie viel auf . Thlr. Miethrinns jeden Tag der Beitrag der Miethleute , zu dem Ents fchädigungsquanto ausmache ? enthalten ist. Einen solchen Auswurf muß der Hauswirth auch, wenn er mit Miethleuten , des Beitrags wegen , in Difs ferentien geråth, vor Gericht vorzeigen , widrigenfalls er einige rechtliche Hülfe nicht zu gewarten haben soll. 9. Da die Zahl der nach den Quartierbillets einem Hause zugetheilten Mannschaften keinesweges ein juvers läffiges Anhalten giebt , um sich wegen der richtigen Angaben eines Hauswirths zu überzeugen; so werden die Revisionslisten über das in jedem Hause wirklich einquars tiert befundene Militair auf Verlangen jedem Miethmanne in den Billeteur - Expeditionen zur Einsicht vors gewiesen werden. Es versteht sich hierbei von selbst , daß Hauswirthe, deren Einquartierung sich bei ihnen nicht eingefunden, oder den if2 fachen Betrag nicht überstiegen, von ihren Miethleuten unter keinerlei Vorwand etwas zu fordern befugt find. 10. Auch für diejenigen Militairs , welche einen oder den andern Tag Magazin Beköstigung genossen , findet der übrigen Verpflegung halber , die Entschädigung mit 4 Gr. durch die Miethleute nicht desto weniger statt. 11 . Binnen 8 Tagen , von Publication dieses Res gulative hat jeder Miethmann dem Hauswirthe seinen Beitrag abzuentrichten , bei Vermeidung , daß wenn der

204 Hauswirth gerichtliche Hülfe anruft, fofort, wenn aus den Quartieramtlisten die Anzahl der Einquartierung, und aus dem Auswurfe der Miethquantorum , die Beis tragsquote des Miethmanns conftatirt ist , mit executivis scher Beitreibung , ohne Zulassung proceffualischer Weite läuftigkeiten , gegen den Restanten werde verfahren werden. 12. Su Schlichtung aller hierüber erwachsenden Dife ferenzien , welche so viel möglich mündlich auszugleichen, außerdem aber wenigstens sofort nach einem Verhör defis nitiv zu entscheiden sind , haben das hiesige Amt und der Stadtrath und zwar jede Behörde wegen der Häuser, wohin fie ihre Einquartierungsbillets ertheilt hat , so wie wegen aller Eremten , allgemeinen und perpetuirlichen Auftrag , das Nöthige zu verfügen. Allen hiesigen Einwohnern wird die Nothwendigkeit der hierdurch getroffenen Maasregeln , so wie deren Bil ligkeit , so einleuchtend sein , daß man deren Bereitwils ligkeit, ihre mit Grundstücken angesessene Mitbürger bei Uebertragung allgemeiner Kriegslasten nach Möglichkeit zu unterstüşen , mit vollem Vertrauen entgegen sehen darf. Dresden, am 28ßten März 1815, XIII. Da die Nothwendigkeit eintreten dürfte , daß , wes gen ungewöhnlich starker Militair Einquartierung , ein Theil der auf jedes Haus zu repartirenden Mannschaften Bei den Miethleuten untergebracht werden muß ; so wird, auf Anordnung E. hohen Königlichen Immediate Com miffion , andurch provisorisch und bis auf weitere , des halb zu gewartende, Verfügung folgendes zu Jedermanns Nachachtung festgefeht : 1. Auf den Fall , daß ein Hausbesiker mit mehrern Mannschaften belegt wird, als die Einquartierung nach 1/2 Kopf auf 1000 Thaler , und in den Vorstädten auf Soo Thaler feiner Servistare betragt ; so ist er befugt, in die Wohnungen seiner Miethleute einen Theil der übri gen Mannschaft zu vertheilen, jedoch in dem Verhältniffe Dak, so vielmal er , der Hauswirth selbst , 1 1/2 Kopf auf 1000 Thlr. und resp. Soo Thlr. seiner Servistare erhalten hat , so vielmal auf die Gesammtheit seiner Mieth; leute Kopf repartiret wird . Eine noch stärkere Einquar tierung wird in der nåmlichen Maaße vertheilt, fo daß der Hausbefizer 35 und die Mithleute 25 der Manns fchaft übernehmen. 2. Der Hauswirth hat die auf seine Miethleute koms

205 mende Sahl der Köpfe ohne Partheilichkeit unter selbige in der Maaße zu sertheilen , daß die höchsten Miethen us erst beigezogen werden , hierbei aber vorzüglich auch auf Die Zahl der Familienglicder , welche fedes Quartier bes wohnen, und daher auf die Möglichkeit , ob der oder. jener Miethmann eher im Stande sei , einigen Raum ab. zugeben, gewiffenhafte Rücksicht zu nehmen. Wo keine folchen Rücksichten eintreten , sind die Mannschaften , nach Maaßgabe des höhern oder niedern Miethzinses der Wohs nungen, gleichmäßig zu repartiren. 3. Sämmtliche Miethleute sind, wenn deren Hause wirth mit ihnen eine besondere Uebereinkunft deshalb zu treffen nicht geneigt ist , verbunden , die ihnen zugetheilte Mannschaft aufzunehmen und zu verpflegen , oder ander weit unterzubringen ; jedoch kann von dem Quartieramte nicht erwartet werden , daß es deren Unterbringung in einem Gasthofe oder in ein anderes Gedinge beforge; vielmehr hat ein jeder Hauswirth und Miethbewohner, unter diesen dringenden Umständen , felbft für die Unterz bringung feiner Einquartierung zu sorgen , und werden Daher die auf ein Haus zu verlegenden Mannschaften auf felbiges vom Quartieramte ohne Unterschied geschrieben und dahin gewiesen werden. 4. Hierbei wird der Subaltern : Offizier bis mit dem Hauptmanne zu vier, der Major zu sechs , der Obrists Lieutenant zu acht , der Obrifte zu zebn , der Brigadez General zu funfzehn , der Divisions General zu dreißig Köpfen gerechnet. 5. Die mit Einquartierung belegten Miethbewohner haben nicht nur, wie sich von selbst versteht , auf die für jeden Kopf aus der Peraquations Caffe zu gewartende Vergütung Anspruch zu machen ; sondern auch einer bes fondern, von allen Miethleuten des Hauses , nach höhe thres Miethzinses , gleichmäßig auszubringenden , ange meffenen Entschädigung sich zu gewärtigen , als worüber das Nähere noch bestimmmt werden soll. 6. Denen beim Einquartierungswesen , so wie bet den wegen iesiger Durchmärsche erwachsenden extraordis nairen öffentlichen Geschäften angestellten und wirklich in Thätigkeit befindlichen Personen , ingleichen denjenigen Offizianten , welche öffentliche Caffen in ibren Wohnune gen haben, kann , als Miethleuten , die Aufnahme des Militairs in ihre Wohnungen von den Wirthen durchaus nicht angefonnen werden , sondern es ist die auf fie fallende Mannschaft, wenn sie der Wirth nicht übernimmt, #nter die andern Miethleute des Hauses zu vertheilen ;

206 die Eximirten sollen jedoch zu den F. 5. erwähnten Entschädigungsbeiträgen nicht destoweniger beigezogen werden . 7. Da diese provisorische Anordnung einzig den für die hiesigen Einwohner höchft wohlthätigen Zweck beabs fichtigt, daß nicht den Truppen , durch Mangel an Raum, Anlaß zu Mißvergnügen gegeben , und dadurch die Bes fchwerden der Quartierträger noch vermehret werden ; fo verfeht man sich der pünktlichen Unterziehung obge dachter Anordnung von Jedermann und werden insbe fondere die Hausbesiker , bei schwerer Verantwortung, nochmals angewiesen und bedeutet , in Repartition der Manuschaften unter ihre Miethleute aller Partheilichkeit fich zu enthalten , dabei jedoch auch mit möglichster Scho nung und Berücksichtigung der besondern Familienverhält niffe allenthalben zu verfahren. 8. Wenn der Eigenthümer eines Hauses die ihm hierdurch aufgelegten Verbindlichkeiten nicht persönlich erfüllen kann , fo ift er , bei 10 Thaler Strafe , schuldig einen Stellvertreter im Hause zu bestellen , welcher die Quartier Billets annimmt und das Nothige besorgt. 9. Bu fofortiger provisorischer Entscheidung etwa entstehender Differenzien ist den competenten Quartiers Aemtern wegen der Eremten Commissio perpetua andurch ertheilet worden . * 10. Diese Verordnung hat der Hauswirth sofort allen Miethleuten zur Nachachtung mitzutheilen. Dresden, am 30. März 1813. Königl. Sachs. Hofrath und Oberamtmann, Johann Gottlieb Näcke. Der Rath zu Dresden. XIV .

Auf Anordnung E. hohen Königl. Immediat Com miffion wird , in Betreff der Unterbringung und Verpfle= gung des in hiesiger Residenz, Neustadt und den Vors fädten einzuquartierenden Militairs , für die Zukunft folgendes festgescht, und zu Jedermanns Nachachtung be kannt gemacht : 1. Alle zu verquartierende Mannschaften werden fer. nerhin , wie bisher , auf die Häuser nach Maaßgabe ihrer Servistare vertheilt , dergestalt, daß bei einer einfachen Einquartierung in der Residenz und Neustadt auf 1000 Lolr. , in den Vorstädten aber auf 800 Thlr. der Ser vistare ein Kopf gerechnet wird. 2. Wird ein Haus nicht stärker, als mit dieser eins

207 fachen Einquartierung belegt , so fällt die Unterbringung und Verpflegung der Mannschaft lediglich dem Hausbes fizer sur Last. Bei stärkerer Einquartierung hingegen find die ges fammten Inhaber der Wohnungen im Hause , unter den S. 6. folgenden Ausnahmen , verbunden, diejenigen MannSchaften , welche über die einfache Einquartierung auf das Haus gelegt werden, unterzubringen und zu verpfle gen. Sollte aber auf ein Haus mehr, als die dreis fache Einquartierung gelegt werden , so hat føðann dær Hauswirth die das Dreifache übersteigenden Mannschafs ten (nebft feiner einfachen Einquartierung) wiederum ale lein und ohne weitere Beziehung der Miethleute zu übers nehmen. 3. Die Vertheilung der Mannschaften , welche auf die Hausbewohner fallen , geschieht durch den Hauswirth nach Verhältniß des Miethpreises der Wohnungen , und ift in der Art zu bewirken , daß allemal auf 50 Thaler Miethzine ein Kopf gerechnet, die Mannschaft in dieser Maaße auf alle Miethleute der Reihe nach repartiret, und dabei mit der höchsten Miethe der Anfang gemacht wird. Sind bei einer Einquartierung nicht alle Bewohner des Hauses betroffen worden , so wird das nächste Mal bei demjenigen fortgefahren , welchen nunmehr die Reihe trifft. 4. Bei Belegung der Hausbewohner und Miethleute werden auch die unvermiethet stehenden Quartiere, sowie das vom Besizer selbst im Hause bewohnte Quartier mit beigezogen, und müssen von dem Hauswirthe selbst über: tragen werden , und zwar erstere nach Maaßgabe ihres Testen Miethertrages, die Wohnungen der Hauswirthe aber nach dem Anfage , wie solche in Gemäßheit des ale lerhöchsten Mandats vom 9. Juli 1812 die Einführung eines neuen Abgabesystems betreffend , bereits abgeschäkt worden , oder , wo dieses noch nicht geschehen, nach dent Quanto, nach welchem die Hauswirthe wegen felbiger zu Dem Organisations und Erhaltungsfond der Nationals bürgergarde allhier beigetragen haben. 5. Jeder Hausbewohner ist , wenn diesfalls zwischen ihm und dem Hauswirthe eine besondere Uebereinkunft nicht getroffen worden , verbunden , die nach dem Betrage feines Miethrinses ihm zukommende Mannschaft selbst aufzunehmen , oder für deren weitere Unterbringung in forgen.

208 6. Von der Natural Einquartierung find aber ber freits a) diejenigen, welche eine Wohnung inne haben , wofür an jährlichen Miechzine anata 18 Thlr. und weniger in der Stadt, 14 und weniger in Neustadt, und weniger in den Vorstädten bezahlt wird; welche in Königlichen Gebäuden wohnen b) die allhier in varniſon,ſtehenden Königl . Sächsischen Offiziere, wenn sie sich selbst anwesend befinden ; d) die Wohnungen der fremden Herren Gesandten und deren Personalis ; e) die Offizial Wohnungen der Geistlichen und Schul dieners f) diejenigen , welche eine öffentliche Caffe in ihrer Wohs nung haben; o) g diejenigen, welche bei dem Einquartierungswesen , ss wie bei den, durch die Truppen Durchmarsche erwachs fenden , extraordinairen öffentlichen Geschäften anges ftellt , und wirklich in Thätigkeit gefekt sind ; h) diejenigen, welche in einem Hause keine Wohnung, fondern nur Keller , Schuppen , Ställe , Gewölbe und dergleichen inne haben. Es sind aber die unter c. d. f. g. befreieten Quartiere vom Hauswirthe selbst , nach Berhältniß des Miethrinses zu übertragen, die unter f. und g. befreiten Personen haben jedoch für jeden auf ihr Quartier fallenden Kopf dem Hauswirthe eine besondre Entschädigung an 8 Gro: fchen, bei der Cantonnements - Verpflegung von 4 Gros fchen täglich zu bezahlen. 7. Wohnungen , welche mit Meubles vermiethet find, werden nach demjenigen Miethpreise beigezogen , welcher bei der lehten Vermiethung ohne Meubles statt gefunden hat. 8. Da nach §. 3. auf 50 Thaler Miethins ein Kopf su vertheilen ist , so find diejenigen Zinns Quanta , wel the 50 Thaler noch nicht erreichen , (iedoch mit Auss nahme derer S. 6. sub a. befreiten Quartiere,) oder in der Zahl 50 nicht aufgehen , (wie z . B. bei 70 Thaler Mithains 20 Thaler, ) zusammen zu schlagen , und auf jede durch Verbindung mehrerer Miethleute solchergestalt gewonnenen 50 Thaler ebenfalls ein Kopf zn repartiren. Unter diesen Miethleuten hat derjenige , welcher den stärke fen Miethzing giebt , die Einquartierung in natura übernehmen, von den übrigen theilhabenden Miethleuten aber nach ihren Miethzine Antheilen auf den Kopf tags 3

209 lich 8 Groschen, (bei der Cantonnements Verpflegung 4 Groschen, als besondere Entschädigung zu erhalten. Dieselbe Entschädigung tritt auch von dem jedesmal concurrirenden Hausbewohner mit alsdann ein , wenn Officiere nach den Miethrinsen in das Haus gelegt were den , und ein einzelner Hausbewohner durch Aufnahme derselben mehr Köpfe übertragen muß , als nach seinem Miethrinse ihn treffen sollten , mithin er einen Theil der auf die nach ihm folgenden Miethleute fallenden Köpfe übernommen hat.. 9. Wenn ein Grundstück , oder der Befizer eines Hauses, als solcher , in Folge seiner amtlichen Verhälte niffe , Befreiung von der Einquartierung zu genießen hat, fo bleibt das Haus zwar mit der den Hauseigenthümer treffenden, einfachen und der das Dreifache übersteigenden Einquartierung verschont ; sobald aber in dem Distrikte oder Stadtviertel im Allgemeiren eine mehr als einfache Einquartierung " und mithin die Belegung nach Mieth zinsen statt findet, so werden auch die Bewohner solcher Häuser, in Gemäßheit §. 3 dieses Regulativs , bequartiert, gleichsam als wäre auch die einfache Einquartierung dem Hause wirklich zugetheilt worden. 10. Hierbei wird allenthalben der Subaltern - Officier bis mit Hauptmann zu 4, der Major zu 6, der Obriste lieutenant au 8 , der Obrist zu 10, der Brigadegeneral zu 15, der Divisionsgeneral zu 30 Köpfen gerechnet. 11. Wenn bei Anwesenheit von Hauptquartieren, und fonft in einzelnen Fällen die für die Generale und Offi ciers fich eignenden Quartiere nicht zulänglich sind ; fo bleibt es dem Quartieramte überlassen , nach besten Erz messen , außer der Ordnung , annoch andre , hierzu geeige nete, Quartiere in Anspruch zu nehmen , und haben die Miethleute sich dieser durch die Nothwendigkeit geborenen, Maßregel zu unterwerfen. Erforderlichen Falls sind auch alle Ställe und Schup. pen, in welchen zu Unterbringung von Pferden und Was gen Raum übrig ist , dem Quartieramte unweigerlich zu überlassen. 12. Sobald nun vom Quartieramte eine mehr als eins fache Einquartierung angesagt worden , hat der Hausber figer den Miethleuten solches sofort bekannt zu machen, jedoch eher keine Mannschaften auf sie zu repartiren , als bis er die auf ihn selbst nach einfacher Einquartierung fallende Anzahl von Köpfen wirklich erhalten hat. Uebrigens wird von dem Quartieramte auf den Quare tierbillets die Anzahl der Mannschaften , welche der Hauss

210 befizer , und welche die Hausbewohner zu tragen haben, allemal befonders ausgeworfen werden. 13. Der Hausbefizer hat bei der durch ihn unter feine Miethleute zu bewirkenden Vertheilung der Einquars tierung fich ftrenger Gewissenhaftigkeit und Unpartheiligs keit zu befleißigen, und wird für jede abfichtliche Prägra vation eines derselben um 10 Thaler bestraft , ist auch den dem Miethmann dadurch zugezogenen Schaden ihm wieder zu erstatten schuldig. 14. Jedem Miethbewohner steht frei , fich nach der Servistare des von ihm bewohnten Hauses und der auf felbiges gelegten Mannschaft bei dem Quartieramte su ers kundigen , und hierdurch sich in den Stand zu sehen, den Hauswirth jederzeit gehörig controlliren zu können. Auch haben die Hauswirthe zu diesem Behufe 14 Tage nach Ostern , Johannis, Michaelis und Weihnach ten jeden Jahres beim Quartieramte eine Specification der in ihrem Hause befindlichen Wohnungen mit Angabe der Miethrinsen und dem S. 4. vorgeschriebenen Ansage des von ihnen selbst bewohnten Quartiers , bei 5 Thaler Strafe , einzureichen , welche den Miethleuten auf Verlangen vorgelegt werden wird. 15. Kann der Hausbefizer die ihm durch gegenwärti ges Regulativ aufgelegten Verbindlichkeiten nicht persön lich erfüllen , so ist er bei 15 Thaler Strafe schuldig, eis nen Stellvertreter im Hause zu bestellen , welcher die Quartierbillets annimmt und das Nöthige besorgt. 16. Die über die Einquartierung entstehenden Streis tigkeiten sind von dem Städtrathe, welchen in Ansehung der Eremten Commissio perpetua ertheilt worden, zu entscheiden, und hierbei proceſſualiſche Weitläuftigkeiten durchaus nicht zuzulassen. 17. Die Miethbewohner erhalten für jeden ihnen zus getheilten Mann aus der Peräquationskaffe die festgesette Vergütung durch den Hauswirth. 18. Vorstehendes Regulativ gilt auch für Friedrichftadt und diejenigen Haufer , welche keine Servistare has ben, wobei jedoch die einfache Einquartierung nach dem für diese Häuser deshalb angenommenen besondern Prins cipe berechnet wird. Dresden , am 21. April 1813. Königl. Sächs. Hofrath und Oberamtmann, Johann Gottlieb Nåke. Der Rath zu Dresden.

211 XV. An Sachsens Einwohner. + Sachsen! Wir Preußen betreten euer Gebiet , euch Die brüderliche Hand bietend. Im Often von Europa hat der Herr der Heerschaaren ein schreckliches Gericht gehal ten, und der Lodesengel hat dreimalhunderttausend jener Fremdlinge durch Schwert , Hunger und Kälte von der Erde vertilgt, welche fie im Uebermuth ihres Glücks une teriochen wollten. Wir ziehen , wohin der Finger der Vorsehung und weiset, um zu kämpfen für die Sicher heit der alten Throne und unsrer National - Unabhängigs teit. Mit uns kommt ein tapferes Volk , das die fremde Unterdrückung trozig abgewieſen hat , und im Hochgefühl feiner Siege den unterjochten Völkern Befreiung verheißt, Wir bringen euch die Morgenröthe eines neuen Tages. Die Zeit ist endlich gekommen , ein verhaßtes Joch abzus werfen , das uns seit sechs Jahren furchtbar drückte. Ein unglücklich begonnener und noch unglücklicher geendeter Krieg drang uns den Friedenstraktat von Tilfit auf; aber felbft von jenes harten Traktats Artikeln ist uns nicht ein einziger gehalten worden. Jeder folgende Traktat freigerte die harten Bedingungen des vorhergehens den. Darum werfen wir ab dieses schimpfliche Joch und ziehen zum herzerhebenden Kampfe für unsere Freiheit. Sachsen! Ihr seid ein edles aufgeklärtes Volk ! Ihr wist , daß ohne Unabhängigkeit alle Güter des Lebens für ebelgesinnte Gemüther keinen Werth haben ; daß Unters jochung die höchste Schmach sei! Ihr könnt und werdet nicht die Sklaverei länger tragen. Ihr werdet nicht låns ger dulden, daß eine argliftige , gleisnerische Politik für ihre ehrfüchtigen , raubgierigen Entwürfe das Bint eurer Söhne fordere, die Quellen eures Handels austrockne, euren Kunstfleiß lähme , eure Preßfreiheit vernichte und euer einft so glückliches Land zum Schauplah des Kriegs mache. Schon hat der Vandalismus der euch unterdrüks kenden Fremdlinge ever schönstes Monument der Baur kunft, die Brücke zu Dresden , unnöthig und muthwillig serstört. Auf! Vereinigt euch mit uns , erhebt die Fahne des Aufstandes gegen die fremden Unterdrücker und feid frei Euer Landesherr ift in fremder Gewalt ; die Freiheit dee Entschluffes ist ihm genommen. Die Schritte beklas gend , die zu thun eine verrätherische Politik ihn nöthigtes wollen wir sie eben so wenig ihm zurechnen , als sie euch D2

212 entgelten lassen. Nur für euren Herrn wollen wir die Provinzen eures Landes in Verwaltung nehmen , die das Glück, die Ueberlegenheit unserer Waffen und dle Tapfers feit unserer Truppen unferer Gewalt unterwirft. Befries digt die billigen Bedürfnisse unserer Krieger , und erwars tet dafür von uns die Handhabung der strenghten Manns, zucht. Der Zutritt zu mir, dem preußischen Feldherrn, see jedem Unterdrückten offen, jede Klage werde ich hören, jede Angabe untersuchen , jede Verlegung der Mannszucht freng bestrafen. Jeder , auch der Geringfte , kann sich mir vertrauens, soll nähern , ich werde ihn liebreich aufnehmen Den Freund deutſcher Unabhängigkeit werden wir als unsern Bruder betrachten , den irregeleiteten Schwachsinnigen mit Milde auf die rechte Bahn leiten ; den ehrlo, fen , verworfenen Handlanger fremder Tyrannei aber, als einen Verräther am gemeinsamen Vaterlande , unerbitts lich verfolgen. Bunilau , den 23ften März 1813. Blücher.

XVI. In die Truppen unter meinem Befehl. Preußen! Wir überschreiten die Grenze unsers Ges. biets und betreten ein fremdes, nicht als Feinde , sondern als Befreier. Ausziehend zum Kampf um unsere Unabhängigkeit , wollen wir nicht ein Nachbarvolk unterdrükfen , das mit uns dieselbe Sprache redet , denselben Glaus ben bekennt , öfters ehedem seine Truppen mit den unfris gen fiegreich fechten ließ , denselben Haß gegen fremde Uns terdrückung fühlt , und das nur durch die von Frankreichs Arglift irregeleitete Politik seines Landesherrn bis jest vers hindert ward , die Waffen gegen die Schergen fremder Tyrannei zu kehren. Seid mild und menschlich gegen dieses Volk, und betrachtet die Sachsen als Freunde der heiligen Sache deutscher Unabhängigkeit, für welche wir die Waffen erhoben haben ; betrachtet sie als künftige Bundesgenossen. Sachsens Einwohner werden dagegen auf ordnungsmäßigem Wege eure billigen Wünsche befries digen. Ahmt das Beispiel eurer Waffengefährten im Yorkschen Armeekorps nach , die, obgleich lange auf fremdem Gebiet stehend , durch die firengste Mannszucht die Ehre des preußischen Namens bewahrt haben. Den Unwürdigen, der den Ruhm preußischer Manns sucht durch Gewaltthätigkeit entheiligt, werde ich nicht

als einen der Unsrigen anerkennen , sondern durch enteks rende Strafen fein Verbrechen zu ahnden wissen. Solda ten meiner Armee, Ihr kennt mich. Ihr wißt, daß ich våterlich für euch forge ; ihr wißt aber nicht weniger , daß ich Ausschweifungen nicht dulde, sondern solche einen unerbittlichen Richter an mir finden. Achtet euch hiers nach! Bunzlau, den 23ften Mår¡ 1815. Blücher.

XVII. Schreiben Sr. Ext. des königlich preußischen Generals der Kavallerie und kommandirenden Generals , von Blücher, an die königlich ſächsische , zur Direktion der allgemeinen Landesangelegenheiten niedergefeßte Immes diat ፡ Kommiffion. (Aus den Dresdner Anzeigen vom aften April , No. 74.) Die Bedürfniffe meiner Armee machen es mir zur Pflicht, von den Ländern derjenigen Fürften , die nicht mit uns verbündet find , und wohin der Lauf des Krieges uns führt, zu verlangen , daß diesen Bedürfniſſen abs geholfen werde. Meine an Sachsen gemachten Forderungen find welt unter dem , was wir unsern preußischen Mitbürgern aufs bürden müssen, und was diese, um ihrer zu erringenden Unabhängigkeit willen , ungeachtet sieben leidenvoller Jah re, gern und willig tragen. Auch ist von mir nirgends gefagt , daß diese Bedürfnisse unentgeldlich uns geliefert werden sollen, und hegen wir die zuversichtliche Hoffnung, daß ein baldight abzuschließendes Bündniß zwischen den beiden Nachbarstaaten die Bestimmung enthalten wird, auf welche Weise die uns gelieferten Armeebedürfnisfe vergütigt werden follen. Was indeffen an den von mir geforderten Gegenständen im Augenblick noch entbehrt werden kann , will ich, bis zur Entscheidung des Königs , meines Herrn , auf Jhr Verlangen gern anstehen laffen , aber von dem, was Togleich nöthig ist • etwas zu erlassen , würde gegen dies jenigen heiligen Pflichten ftreiten , die ich der Erhaltung meiner, aus Truppen der beiden hohen Alliirten zusame mengeschten, Armee schuldig bin., Uebrigens bemerke ich noch , daß der ungeziemende Lon, der in ihrer geftrigen Vorstellung an mich herrscht, einen Andern, der es mit unfern deutschen Mitbürgern weniger redlich meint , wohl hätte erbittern können , daß ich jedoch dessen ungeachtet mich beftreben werde, die

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Drangfale des Kriegs dem Lande so viel möglich zu ers Teichtern und nicht den Geist der Erbitterung , den die Immediat Kommiffion in ihre Verhandlungen mit mir zu legen angefangen hat , bei meinen Behörden zu geftats ten. Neustadt Dresden , am 31ften März 1813. XVIII.

An die Einwohner des Kottbusischen Kreifes. J Einwohner des Kottbusischen Krcises ! Ein anglückli cher Friede hatte euch von uns gerissen. Der euch aufges drungene neue Herr nahm euch nur gezwungen unter seis ne Unterthanen auf. Ihr gehört zu den ältern Söhnen der preußischen Monarchie , eure Våter haben in Fries drichs des Großen Schlachten tapfer mitgefochten, und ihr Blut floß damals schon für Preußens Unabhän gigkeit. Euer Recht , uns wieder anzugehören , habt ihr durch eure Anhänglichkeit an unser Regentenhaus tief bes gründet; das unfrige an euch hatten wir niemals aufges geben. Ihr seid unsere Blutsverwandte , ihr sollt nun wieder unter unfern Gesetzen leben. Im Namen des Kd. nigs , unsers Herrn , nenne ich euch wieder dessen Unters thanen; die Adler, unter denen ihr glücklich und frei waret, sollen in eurem Gebiet wieder befestiget werden. Wer ehedem die Waffen für Preußen getragen hat, fammle sich aufs Neue zu unsern Fahnen ; wer fie für unfere Unabhängigkeit zu ergreifen gedenkt, rüfte fich und ftelle fich bei und ein. Der Vornehme gehe dem Gerine gern mit edlem Beispiele voran ; blickt auf eure , seither von euch getrennten Brüder. Seht, wie hier hoher Ens thusiasmus aller Herzen entflammt , und die Söhne der Vornehmsten und Reichſten , allen Vorzügen der Geburt, allen Genüffen des Lebens entsagend und die zartesten Verhältnisse verlassend , zu den Fahnen sich sammeln , unbekümmert , welchen Rang man ihnen anweiſen werde, zufrieden mit dem eines Streiters fürs Vaterland. Ihr seid nicht weniger edel , als eure Brüder , von denen die, burch das Glück begünstigte , Gewalt euch trennte ; ihr werdet thun , was Pflicht und Ehre von euch fordern. Den Beamten der sächsischen Regierung , die es vås terlich mit euch meinte , begegnet mit Achtung und fahe ret fort, ihnen so lange zu gehorchen , als sie sich an der heiligen Sache unfrer Unabhängigkeit nicht vergehen. Dem von mir euch gesandten königlichen Kommiffas

215 rius leistet Folge in Allem , was er im Namen ansers Herrn von euch fordert. Bunzlau, den 22ften Mått 1813. Blücher. XIX . An das Volk der Sachsen. Von Ihren Freunden. Brüder! Durch dreifache Bande, des Blutes, der Sprache, der Unterdrückung an Euch gekettet , foms men wir zu Euch. Oeffnet uns Eure Herzen , wie Ihr uns Eure Thüren geöffnet habt; die lange Nacht der Schmach hat uns vertraut gemacht , die Morgenröthe eis ner bessern Zeit soll uns verbunden finden. Landsleute find wir , Brüder find wir , im festen Vers. trauen auf Euer Beharren bei der guten , bei der heiligen Sache Gottes und des Vaterlandes rühmen fich viele uns ter uns, Euch anzugehören , in Eurem Kreise geboren, in Eurer Sitte auferzogen zu sein. Wie es nun Brüdern ziemt , wollen wir durch Eure Thäler wandern. Wem wäre denn die heimathliche Erde, dies eine große Waterhaus aller deutschen Herzen heiliger, wem lage denn mehr an der Sicherheit, an den Wohlstande eines Landes , für dessen Freiheit wir freudig Blut und Leben zu opfern geschworen haben ! Ja ! für die Freiheit dieses Landes wollen wir sechs ten, und, wie Gott will , fiegen oder sterben. Soll denn die fremde Tyrannei noch länger Euern heiligen Gefeßen, den chrwürdigen Ueberlieferungen Eurer Våter, fpotten ? Soll der fremde Gerichtshof sich auf Eure Rathes häuser drången , und die angeborne Sprache nicht mehr gelten , die Ihr seit Jahrtausenden bewahrt habt ? Sollen Eure Speicher, Eure Keller noch länger die Hens fersknechte füttern , Eure Weiber , Eure Bräute, Eure Löchter noch länger ihrem tugellosen Frevel preisgegeben fein, Eure Söhne noch länger für die Raserei eines schamlofen Ehrgeizes geschlachtet werden ? Denkt an die Thaten Eurer Våter, denkt an die Sachsenkriege ges gen den großen Karl , denkt an die goldnen Zeiten Eus rer Altvordern unter der Ottonen glückseligen Scepter, denkt an die Helden Eures Volkes , an Eure Heinriche, Euern Morik, Euern Luther ! Die Zeit ist ges wohnt, glänzende Namen aus Eurer Mitte zu verkündis gin , Eure Water bezahlten die heilige Schuld : Laßt

016 Diese große Beit nicht kleine Menschen fina den !. Scht nur auf Euch , was Ihr jeßt seid ! G Ein geopfert Volk, dem ruchlosen Willen eines einzigen Wüthrichs verkauft. Euer Wohlstand ift vernichtet , Euer Handel ist zerstört , Eure Fabriken zu Grunde gerichtet, Eure Kinder laßt Ihr zu Tausenden würgen , last fie in den fürchterlichsten Qualen einer losgelaßnen Hölle vers brennen und erfrieren , verhungern und verdursten , vers zweifeln ! Von all den Söhnen , die Euch der Wüthes rich vom Vaterherzen rik , kehren wenig Hunderte zurück, und diese bringen noch den Tod in das Herz Eures Lans Des, den Keim der Seuche freuen fie in Eure gefunden s Hütten, und pflanzen die Qual und die Verzweiflung, die einzige Löhnung des blutigen Tyrannen, in ihre heis mathlichen Fluren. und könnt Ihr denn auch Schonung , könnt Ihr Treue von denen verlangen , die ein fremdes falsches Land gebar , die nicht Liebe und Recht , die Raubsucht und vichische Begierde zu Euch brachten ? Ist ihnen denn ets was heilig gewefen , haben fie nicht Kirchen und Altäre geschändet , Meineid geschworen , und meuchlings gemors Det? haben sie nicht aus frechem Uebermuth erf jungt den Stoli Eurer Hauptftadt zers trümmert? Und Ihr solltet ruhig bleiben und den Greuel unvers golten lassen , und den Frevel ungebüßt , und die Schan De ungerácht ? Nein! nein ! du gutes wackres Volk! Nein ! das ſollkt du , das kannst du nicht! Hast du den Moscowiten gefehn , wie er den Fackelbrand in feine Paläßte schleuderte ? Siehst du den Preußen jekt, deinen Bruder und nächsten Bundesgenoffen, wie er sich rüßtet , Landwehr und Landfturm , alle waffenfähige Männer , eins in dem beschwornen Ents fchluffe, u sterben , oder frei zu sein ? - Und du wolls test jaudern ? Nein, bu zauderst nicht , auch du wirst aufftehn , und deine Ketten schütteln , und die welke Raute wird herrlich aufblühn zum Kranze der Freiheit ! Sieh auf unsre muthige Schaar ! Wir haben es im Gotteshaus beschworen , zu kämpfen , zu sterben für uns fre, für eure Freiheit; der Segen der Kirche ik mit uns, und die Wünsche und Gebete aller treuen redlichen Herzen. Sammle Dich zu uns , wehrbare Jugend bes unterjochten Sachfenlandes ! Sammlet Euch zu unë, tüchtige Männer des tüchtig :n

217 Wolfs, wer nicht mitziehen kann , helfe der allgemeinen Sache mit Rüßung und Zu spruch ; Eure Brüder in Weftphalen erwarten uns , Preußen und Rußlands Adler kämpfen mit uns , und Gott hilft uns ſiegen. Es ist in unsrer Schaar kein Unterschied der Geburt, des Standes , des Landes. Wir find alle freie Männer, trøken der Hölle und ihren Bundesgenossen , und wollen fie erlaufen , war's auch mit unserm Blut. Nicht Söldner find wir ; der Frieden , das Glüc führt uns auseinander , wie uns Rache und Kampf sus fammengeführt. Wenn der Feind darniederliegt , wenn die Feuerzeichen von den Bergen des Rheins herüberraus chen, und das deutsche Banner im Hauche französischer Lüfte flattert, dann hängen wir das Schwerdt in den Eichenwäldern des befreiten Vaterlandes auf, und ziehen heim in Frieden. Nun ! so der Himmel will , es wird bald gethan sein ! Gott ist ja mit uns und die ges rechte Sache, und eine feste Burg is unfer Gott! Amen ! Jm April 1813.

XX. Aufruf an die Deutschen. Indem Ruslands fiegreiche Krieger , begleitet von denen Sr. Majestät des Königs von Preußen , Ihres Bundesgenossen, in Deutschland auftreten, kundigen Se. Maieftat der Kaiser von Rußland und Se. Majestät der König von Preußen, den Fürften und Völkern Deutschs lands die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit an. Sie kommen nur in der Absicht , ihnen diese entwands ten , aber unveräußerlichen Stammgüter der Völker wies der erringen zu helfen , und der Wiedergeburt eines ehte würdigen Reichs , mächtigen Schuß und dauernde Ge währ zu leisten. Nur diefer große, über jede Selbfsucht erhabene , und deshalb Ihrer Majeftaten allein würdige Zweck ist es, der das Bordringen Ihrer Heere gebietet und leitet. Diese , unter den Augen beider Monarchen , von ihren Feldherrn geführten Heere , vertrauen auf einen waltenden , gerechten Gott , und hoffen vollenden zu dür fen für die ganze Welt , und unwiderruflich für Deutschs land, was fie für sich selbst zur Abwendung des schmache vollsten Joches so rühmlich begonnen. Voll von dieser

218 Begeisterung rücken fie heran. Ihre Lofuug ist Ehre und Freiheit. Möge jeder Deutsche, der des Namens noch würdig sein will , rasch und kräftig sich anschließen ; moge jeder , er ſei Fürst , er ſei Edler , oder stehe in den Reihen der Männer des Volks , den Befreiungsplänen Ruße lands und Preußens beitreten, mit Herz und Sinn , mit Gut und Blut, mit Leib und Leben. Diese Gesinnung , diesen Eifer , glauben Ihre Mas jeftåten, nach dem Geifte, welcher Rußlands Siege über Die zurückwankende Weltherrschaft so deutlich bezeichnet, von jedem Deutſchen mit Recht erwarten zu dürfen. Und so fordern Sie denn treues Mitwirken , besons ders von jedem deutschen Fürsten , und wollen dabei gern vorauefeßen, daß sich keiner finden werde unter ihnen, der, indem er der deutschen Sache abtrůnnig fein und bleiben will, fich reif seige der verdienten Vernichtnng durch die Kraft der öffentlichen Meinung und durch die Macht gerechter Waffen. Der Rheinbund , diese trügerische Fessel , mit welcher der Allentzweiende das erst zertrümmerte Deutschland, felbft mit Beseitigung des alten Namens , neu umschlang, fann als Wirkung fremden Zwanges und als Werkzeug fremden Einflusses , långer nicht geduldet werden. Viels mehr glauben Ihre Majestäten einem långstgehegten, nur mühsam noch in beklommener Brust zurückgehaltenem, allgemeinem Volkswunsche zu begegnen, wenn Sie erklären , daß die Auflösung dieses Vereins nicht anders, als in Ihren bestimmtesten Absichten liegen könne. Hiermit ist zugleich das Verhältniß ausgesprochen, in welchem Se. Majestät der Kaiser aller Reuffen jum wiedergebornen Deutschland und zu seiner Verfassung ftehen wollen. Es kann dieß, da Sie den fremden Eins Auß vernichtet zu sehen wünschen , kein anderes sein , als eine schüßende Hand über ein Werk zu halten , deſſen Gestaltung ganz allein den Fürsten und Völkern Deutschlands anheim geftelt bleiben foll. Je schärfer in seinen Grundzügen und Umriſſen dieß Werk heraustreten wird aus dem ureigenen Geifte des deutschen Volkes , desto verjüngter , lebenskräftiger und in Einheit gehaltener wird Deutschland wieder unter Europas Völkern erschei nen können. Uebrigens werden Se. Majeftåt nebft Ihrem BunDesgenossen, mit dem sie in den hier dargelegten Gefinnungen und Ansichten vollkommen einverstanden sind , dem fchönen Zwecke der Befreiung Deutschlands von fremden

219 Joche , Ihre höchfen Anstrengungen jederzeit gewidmet Tein laffen. Frankreich, schön und stark durch sich selbst , beschäftige fich fernerhin mit der Beförderung seiner inneren Glückseligkeit! Keine äußere Macht wird diese stören wols len, keine feindliche Unternehmung wird gegen seine rechtmäßigen Grenzen gerichtet werden . Aber Frankreich wisse, daß die andern Mächte eine fortdauernde Ruhe für ihre Völker zu erobern trachten , und nicht eher die Waffen niederlegen werden , bis der Grund zu der Unab hängigkeit aller Staaten von Europa festgesezt und ges fichert fein wird. Gegeben im Hauptquartier zu Kalisch, den Mart 1813. Im Namen Sr. Majestät des Kaisers und Selbstberrschers aller Reußen , und Er. Majestät des Königs von Preußen . Fürk Kutusoff Smolensk, General Feldmarschall und oberster Befehls þaber der verbündeten Armee. XXI.

An die Sachsen. Brave Sachsen ! Wie soll ich zu euch reden ? als ener Feind ? das bin ich nicht. Ihr seid ja biedere Deutsche , und ich bin gekommen , im Namen meines Kaisers , um alle Deutsche von dem schimpflichen Joche zu befreien. So will ich denn als euer Freund mit euch reden , hört mich , denn ich meine es gut mit euch. Es mag wohl sein , daß ihr stußt bei dem Anblicke der Russen und Preußen , die bewaffnet in euer Land rücken ; es mag wohl sein, daß ihr bekümmert ſeið und nicht wißt , was ihr thun sollt , da ener König euch vers laffen und euch Ruhe geboten hat. Aber wenn ein Haus brennt, so muß man nicht erst den Eigenthümer um Erlaubniß fragen , ob man löschen dürfe. Eures Königs Haus brennt schon lange ; er ist selbst in Noth ; er darf nicht sprechen, wie es ihm gewis ums deutsche Herz ist. Denn bedenkt doch nur , er, ein deutscher König, der schon so lange euern Schweiß und Blut den Frans sofen hat liefern müssen , er sollte euch zur Ruhe ers mahnen , in einem Augenblice , wo Ruhe ein Verbre chen ist ? Es hat eine Stunde geschlagen , die nicht zum zweiten Male schlägt , die Stunde der Befreiung von dem fremden Joche ! Und er selbst könnte verlans

220 gen , daß ihr eure Ohren verstopft? Seit 45 Jahren hat er euer Glück , eure Ehre gewollt , und sollte nun euer Unglück , eure Scande wollen ? Nimmermehr ! Hat er euch doch selbst ermahnt , ihr möchtet den alten Ruhm der Sachsen behaupten. Worin bestand denn dies fer alte Subm ? Leset in euern Chroniken ; da werdet thr finden , es gab auch einmal einen herrschfüchtigen Kaiser der Franken, man nennte ihn Karl den Gro Ben, der hat dreißig Jahre gegen euch Krieg führen müssen, um euch zu unterjochen. Damals hattet ihr auch einen König , er hieß Wittekind , der verließ euch nicht in der Noth , und rief euch nicht zu , ihr foll = tet ruhig sein; fondern er führte euch selbst in den blus tigen Kampf für eure Freiheit ! Sehet da , das ist euer alter Ruhm , an dem müßt ihr halten ! Tausend Jahre find seitdem verflossen ; feit tausend Jahren hatte Gott Europa nicht wieder mit einer solchen Geißel heimgefucht ; nun ist sie wieder da , und ihr wollt nicht gegen fie tampfen, wie damals ? Ihr wollt den Rücken freis willig entblößen ? Hort und bedenkt , wie viel leichter jegt euch der Kampf gemacht wird , als euern Vorfahren vor tausend Jahren, die standen allein , die mußs ten allein gegen den mächtigen Karl fich wehren. Ihr aber steht nicht allein ; mein Kaiſer mit ſeiner ganzen Macht, der König von Preußen mit seiner gans zen Macht , sind zu eurer Hülfe , eurer Rettung aufgestanden, und wenn ihr nur wollt, so wird der Kampf nicht 30 Jahre dauern , wir werden mit Gottes Hulfe in einem Jahre die Ketten abschütteln , und dann wird jeder mit Ehren ruhig sein dürfen. Dann werden eure zerstörte Fabriken wieder aufblühen , euer Handel wird die alten versperrten Wege wieder finden , euer Ackers bau wird gedeihen , eure Söhne werden nicht mehr zur Echlachtbank geführt werden , kurz , dann ist die schöne Zeit der Ruhe gekommen , für die euer König selbst euch danken wird. Wer aber bis daher ruhig bleiben wolte , den erkenne ich für keinen achten Sachſen , für keinen Deutschen . Wer nicht mit der Freiheit ist , der ist gegen fie. Darum wählt , meinen brüderlichen Gruß oder mein Schwert ! Vereint euch mit mir , um eueru König und seine Selbstständigkeit wieder zu erobern ; und dann möge er euch , so Gott will , noch 45 Jahre in Frieden und Ueberfluß regieren ; denn glaubt nicht, ich wollte euch von ihm abwendig machen ; ich will viel: mehr die Bande zwischen euch und ihm wieder enger tnupfen , die von fremder Tyrannei zerrissen worden ; ibr solt einen freien König haben und freie Sagsen

921 genannt werden ! Auf! auf! Bewaffnet euch ! und wäre es auch nur mit Sensen und Keulen. Vertilgt die Fremdlinge von euerm Boden ! Mich und meine Russ fen und die tapfern Preußen følt ihr überall finden, wo die Gefahr am aròften ist. Schon hat Gottes Ger richt am Uebermüthigen sich geoffenbaret ! Glaubt mir, wir werden siegen ! Gottes Lanamuth ist erschöpft ; wir werden siegen! Co spreche ich nicht aus eitler Prableret , sondern im Vertrauen auf Gott und euch, und die heilige , gerechte Sache ! Gegeben in meinem Hauptquartier zu Berlin , am 11. (23.) März 1813 Graf von Wittgenstein.

XXII. Sachsen !

Ich betrat euer Land , um euch mit Krieg zu übers stehen , oder mit euch vereint um eure Freiheit , für die Wiederherstellung eurer geschändeten Ehre zu käms pfen. Wählet ! Enre Wahl kann eure Krone in Gefahr bringen, tann einst eure Kinder bei dem Gedanken an ihre Vater erröthen machen; sie hält Deutschlands ge= jeitigte Befreiung nicht auf. Seht , was um und neben Euch geschieht. Werft einen Blick auf die edlen Preußen, eure Nachbarn ; die ganze Nation erhebt sich in Maffe ; in ihren Reihen fine det ihr den Sohn des Pflügers neben dem des Fürsten; aller Unterschied der Stände ist in den großen Begrif fen , Freiheit und Ehre , König, und Vaterland , zufammengeschmolzen; es giebt keinen Unterschied mehr, als den des größern Talents , des feurigern Eifers zum Kampfe für die große heilige Sache. Freiheit, oder Tod ! ist das Loosungswort , welches Friedric Wilhelm ausgegeben hat , und feierlich schwört sein ganzes bochherziges Volk, zu fiegen , oder eines ſola chen Fürsten würdig zu fallen. Sachsen! Deutsche ! Unsere Stammbäume , unsere' Geschlechtsregister schließen mit dem Jahre 1812. Die Thaten unsrer Ahnen, sind durch die Erniedrigung ihrer Eutel verwirkt. Nur die Erhebung Deutschlands bringt wieder eble Geschlechter hervor , und giebt denen , wel: de es waren , ihren Glanz zurück. Im Hauptquartiere zu Belzig , den 30. März 1813. Graf von Wittgenstein.

222 XXIII. Bur öffentlichen Wissenschaft wird hierdurch der, bet ben diefeitigen Armeen erlassene , Parole Befehl dem Publiko bekannt gemacht. Parolebefehl am 2. April 1813. Wenn die vereinigten Truppen der r beiden Mächte auf sachische Truppen stoßen sollten , so wird auf diese nicht gefeuert, sondern im Gegentheile werden diesels Ben gut behandelt und ihnen jede Willfährigkeit ers wiesen. Dresden, den 5. April. 1815. Kaif. Russischer Oberster und Kommandant der hiesigen Residenz Stadt. von Heydeken. XXIV. Bekanntmachung. Alle Verbindung mit den , von den verbündeten Heeren der kaiserlich - russischen und königlich = preußis fchen Truppen nicht befeßten , oder neutralen Gegens den, werden der höhern Verfügung zu Folge hiermit aufgehoben; welches allen Bewohnern der diesseits bes feßten Gegenden zur Achtung und Befolgung bekannt gemacht wird ; und daß derjenige , welcher diese verbotene Verbindung dennoch anfängt oder fortſeßt , als ein Uebertreter der Befehle des verbündeten Heeres betrachtet, vor eine Militär- Commission gezogen , und durch ein Kriegsgericht gerichtet wird. Dresden , den 5. April 1813. Kaiſert. russischer Oberster und Kommandant der hiesigen Resident - Stadt, von Heydeken.

XXV. Dem hiesigen Pabliks wird Hofpostamts wegen bes Fannt gemacht , daß eingetretener politiſchen Conjunk, turen halber die Aufgabe aller und jeder abgehenden Briefe bei hiesigem Postbureau jedesmal wet Stuns den vor der geordneten Abgangszeit jeglicher Posten von heute an bis auf fernere Anordnung geschehen muß, widrigenfalls alle später aufgegebene Briefe bis zum nächsten Posttage liegen bleiben. Königl. Sachs. Hof- Yost- Amt.

1 323 XXVI. Se. Majestät der Kaiser von Rußland , und Se. Majestät der König von Preußen , haben die Errichs tung eines Verwaltungs - Raths der verbündeten Mächte für das nördliche Deutſchland zu beſchließen geruhet, um in die Leitung der Angelegenheiten dieses Landes Einheit, Busammenhang und Gleichförmigkeit der Mitwir tung jedes seiner einzelnen Theile zu bringen. Dieser Verwaltungs Rath hat den besondern Auftrag , mit den verschiedenen Regierungen über alles sich zu vers ständigen , was auf die Polizei , die Finanzen , die Bewaffnung und sonstige Gegenstände Bezug hat , die sowohl zur Sicherheit , als zum Unterhalte und zur Vermehrung der Armeen dienen können , welche für die Wiedererlangung der Selbstständigkeit Deutschlands kämpfen. Allen öffentlichen Beamten und Einwohnern des nördlichen Deutschlands wird aufgegeben , den Verfüs gungen dieses Verwaltungs -Raths Folge zu leisten. Bum einstweiligen Präsidenten desselben Raths has ben Ihre Majestäten den Freiherrn Karl von Stein zu ernennen geruhet. Gegeben im Hauptquartier Kalisch , den 26. März (6. April ) 1813. Im Namen Sr. Majestät des Kaisers und Selbst-= herrschers aller Reussen , und Sr. Majestät des Königs von Preußen Fürst Kutusoff Smolenstoi, General Feldmarschall und oberster Befehls . haber der verbündeten Heere. XXVII. Wem das Herz kräftig und tren für Deutschlands, für feines Vaterlandes Heil und Frieden slagt und wer bereit ist , der guten Sache mit zu helfen ; wer fich an die , dem heiligen Entzwecke geweihte Schaar in eigner Landsmannschaft muthvoll anschließen , oder mit Beisteuer aller Art zur Rüstung und Bekleidung für die unbemittelten Freiwilligen edelmüthig unt rtuz= zen will , der wird gebeten , sich bei dem Unterzeichnes ten zu melden. Jeder Beitrag wird als ein heiliges Opfer auf dem Altare des Vaterlandes betrachtet , beim Empfange quittirt und hernach öffentlicher Dant erstattet. Baron v. Burstini. Mittmeister im Königl . Frei - Corps.

224 XYVIN . Dem wohllibl. Magistrate und den biedern Vürgern von Bischofswerda sagt der Unterzeichnete sowohl für die zuvorkommende freundschaftliche Aufnahme in ihrer Stadt , als auch für die Bereitwilligkeit , mit der fie sechs Mitglieder des Freikorps vollkommen bes fleidet, und überdem auch zur Ausrüstung der Unbes mittelten dieses Corps einen beträchtlichen Geldbeitrag zur Förderung dieser guten Sache , dargebracht haben, seinen wärmsten und aufrichtigsten Dant. Baron v. Burstini , Rittmeister im Königl. Frei Corps.

XXIX. Feier des Osterfestes der Ruffen in Gro ßenhair. (Auszug aus dem Großenhainer Wochenblatte, No. 18. Am 25. April feierte das , unter dem Herrn Kas pitain Roponowsky Tags vorher hier eingeructe, Kaifert. ruffifche Militair , auf Veranstaltung des Kapis tains , das Osterfest bei uns. Schon früh um 5/4 auf 6 Uhr verkündigte Glockengeläute den Anfang der Feierlichkeit, und das russische Militair versammelte sich, sowohl zu Roß als zu Fuß , und vollig ausgerüstet, vor der Wohnung feines Befehlshabers auf dem Markte: Um 6 Uhr rief das Geläute aller Glocken die versam melte Menge zum Tempel des Herrn , in welchem auf Verlangen , die Hauptgänge von einem Kommando unis formirter Scheibenschüßen befeßt waren. Die Truppen, welchen ein Kuchen mit einer Schaale voll rothen Eiern vorgetragen wurde , zogen nun , begleitet von einer zahlreichen Menge hiesiger Einwohner zur Hauptkirae, stellten vor derselben ihre Gewehre in Pyramiden auf, kuppelten ihre Pferde zusammen , und betraten dann unter Trompeten und Paukenschall , und angeführt von dem Bürgermeister , das Innere der Kirche , wo sie rings um den Altar , vor welchem auf einem Tische der Kuchen stand , ihre Pläke nahmen. Das schöne Osterlied : Jauchzet Jesu! jauchst ihr Chore , ward mit Musikbegleitung von der ungemein zahlreich versammelten Gemeinde abgefungen dann aber eine dazu gewählte Kirchenmusik aufgeführt. Dare auf trat der Archidiakonus , M. Geudtner , vor den Altar , unb fang ein schönes , zu dieser Feier beson ders verfertigtes , Gebet ab , während deſſen Kuchen

225

und Eier von ihm geweiht wurden. Die Kollekte : „Christus ist erstanden !" die Herr Geudtner in rufficher Sprache anstimmte , und die vom Chor in eben. diefer Sprache wie er beantwortet wurde . machte einen andachtig frohen Eindruck auf diefe griechischen Chriſten. Nachdem der Segen über sie gesprochen und Jeder von ihnen durch priesterliche Spende des Weihwaſſers , womit ſie ſich das Gesicht beneßten , besonders geweiht worden war , begaben sie sich wieder zurück , und stellten sich vor der Kirchthür in zwei Abtheilungen auf, von denen jede , während der geweihte Kuchen aus der Kirche getragen wurde , eine dreimalige Salve gab. Von da ging der Zug wieder vor die Wohnung des Befehlshabers , wo die Gewehre nochmals in Pyramiden aufgestellt und durch die wachthabenden Stadtschüßen ein Kreis gebildet wurde. In dieſem ſtand auf einem Tische der geweihte Kuchen, der , nebst einigen Eiern. in fleine Stückchen getheilt ward. Mann für Mann , jeder ein ro= thes Ey in der Hand haltend , nahte sich nun mit einer ehrfurchtsvollen Verbeugung und entblöktem Haupte dem festlichen Liebesmahle , indem er den Kavitain mit den rufſiſchen Worten grüßte : Chriſtus iſt auferſtan = den ! welches von diesem mit den Worten : Er ist wahrhaftig aufer sanden ! und einer Umars mung, während welwer er Jeden einigemal füßte , und das Ei mit ihm wechselte , erwiedert wurde ; dann ems pfing Jeder ein Stuck von dem Kuchen und ein Glas Branntwein. Als sie Alle von diesem brüderlichen Mahle genoffen hatten , ward die Freude allgemein. Die Kofaden segten sich zu Pferde , verbreiteten sich in alle Stadtviertel und schossen ihre Pistolen , so wie die Infanterie ihre Gewehre , einzeln ab , und dieses Schießen währte von Zeit zu Zeit bis Sonnenuntergang . XXX. Auszug aus den französischen Kriegsberich ten , die Ereignisse in Dresden vom 8ten bis 1oten Mai betreffend , s. Moniteur No. 135 und 136. Am 8ten Mittags traf der Vicekönig in Dresden ein. Der Feind hatte , außer der von ihm hergestellten großen Brücke, drei ( nur zwei ! ) Brücken über die Elbe geschlagen. Als der Vicekönig nach jenen Brücken hin Kruppen vorrücken ließ, wurden fie sogleich vom Feinde ange;ündet. Die drei Brückenföpfe , welche fie deckten, wurden genommen . 20

226

Se. Mai. der Kaiser ist am 8ten um 1 Uhr Nachs mittags in Dresden angekommen. Als der Kaiser um die Stadt ritt, besuchte er sogleich den Bauhof vor dem Pirnaischen Thore und begab sich darauf nach dem Dorfe Prießnit , wo auf Sr. Mateftät Befehl eine Brücke ges fchlagen werden sollte. Um 7 Uhr Abends kam Se. Mas jestät von ihrer Recognescirung zurück in das Schloß, wo ihre Wohnung ist. Die alte Garde zog um 8 Uhr Abends in Dresden ein. Am 9ten um Uhr des Morgens lich der Kaiser felbft auf eine der Basteien , welche das rechte Ufer bes herrschen , eine Batterie auffahren , welche den Feind aus der Stellung trieb , die er auf jener Seite einnahm . ( ? ) Am gten hat der Oberk Safalle , Direktor des Brückenwesens , angefangen , Flöße zu der , bei dem Dorfe Prieknik zu schlagenden Brücke einrichten zu lassen. Man hatte dort auch ein hin und her gehendes Fahrzeug (un va - et - vient). Dreihundert Voltigeurs segten unter dem Schuße von 20 Kanonen , die auf eine Anhöhe gez stellt waren , auf das rechte Ufer über. Am 1oten Morgens rückte der Feind an , diese Plänkler ins Wasser zu werfen. Er glaubte, eine Batterie von 12 Stücken würde hinlänglich sein , die unsrigen zum Schweigen zu bringen . Die Kanonade begann. Die Stücke des Feindes wurden unbrauchbar gemacht. Dref Bataillone , die er als Plånkler hatte anrücken laffen, wurden von dem Hagel unsrer Kartätschen vernichtet . Der_Kaiser_begab__ſich_dahin . General Dulauloi stellte sich mit dem General Devaux und 18 Stücken leichter Artillerie links vor dem Dorfe Prießnig auf, in einer Stellung , wo der in der Ebene am rechten Ulfer aufgestellte Feind in der Flanke bestrichen werden konnte. General Drouot stellte sich mit 16 Stücken rechts auf. Der Feind ließ 40 Stücke Ges fchuß vorrücken , wir aber ließen bis zu 80 in Battes rien auffahren. Indeß warf man auf dem rechten Ufer einen mit Brustwehr versehenen Graben in Gestalt eines Brückenkopfe auf, wo unsre Plänkter geschüßt waren. Als der Feind 12 bis 15 seiner Kanonen unbrauche bar gemacht fah, und 1500 bis 1800 Todte oder Verwun dete verloren hatte, erkannte er die Thorheit seines Un ternehmens und entfernte sich gegen 3 Uhr Nachmittags . Man bar während der ganzen Nacht an der Brücke ges

227 arbeitet, aber da die Elbe gewachsen ist,*) fo find einige Anker losgeriffen und die Brücke wird erft heute Abend fertig. - Heute am 10ten ließ der Kaiser über die Dresdner Elb ‫ ގ‬Brücke die Division Charpene tier nach Neustadt gehen. Heute Abend ist diese Brücke hergestellt und die ganze Armee geht auf das rechte Elbufer. XXXI . Auf Befehl der hohen Immediat - Commiſſion wird den fämmtlichen biefigen Einwohnern aufgegeben, bet Vermeidung der schärfften Bestrafung im Fall unrichtiger Angabe , ihren bei sich habenden Mehlvorrath bei dem Rathe allhier Eine Treppe hoch in der Kommissionstube fofort anzuzeigen ; wobei zu gedenken , daß , wenn diese Angabe nicht der strengsten Wahrheit gemäß ist, und der dadurch beabsichtigte Zweck verfehlt wird, nach der bes stimmten Andeutung der höhern militärischen Behörden, die ftrengsten executivischen Zwangemittel eintreten wers den. Die Anzeige, ist mit der Hausnummer zu bezeichnen. Die Nacht macht hierbei keinen Unterschied. Dresden , den 9ten May 1813. Königl. Sächf. Hofrath und Oberamtmann, Johann Gottlieb Ndke. Der Nath zu Dresden. XXXII. Grande · Armee. Hauptquartier der großen Armee. Elat - major général. Tagsbefeht. Ordre du jour. L'Empereur ordonne, qu'il Auf Befehl des Kaisers sera formé à Dresde une wird eine Colonne von 30 colonne de 30 gendarmés sächsischen Gendarmen unter saxons , commandés par un dem Kommando eines frans officier français de gendar- zösischen Gendarmen - Offis merie avec trois sous- offifiers und mit Zuziehung ciers de gendarmerie fran- dreier französischer Gendars P2 *) Ich habe die Stellen ausgezeichnet, die zu den Dingen ges hören, welche die Augenzeugen an der Elbe zuerst von dem Berichterstatter an der Seine erfuhren. So ist auch von einem starken Wachsen der Elbe nichts bemerklich gewesen ; aber, allerdings ist es wahr , daß die Anlegung einer Floße brücke bei Prießniß nicht ausgeführt werden kann, da hier bei einer gewissen Wasserhöhe die Strömung zu stark ist.

228 merie Unteroffiziers , ju Dresden gebildet werden . Diese Colonne wird sich auf der Straße von Dresden bis Begau begeben und in drei Theilen, einem Peloton des Centrumseinem rechten und linken Peloton , drei Patrouillen bilden : dicie werden alle Marodeurs und Nachzügler von der franzö fichen Armee arretiren und fie mit Protokollen über den " Grund ihrer Verhaftung dim Militär Kommandantenübergeben , welcher dem Orte, wo sie verhaftet wurden, am nächsten ist. Die Kommans danten werden untersuchen, wer von den Verhafteten sich eines Vergehens schuldig gez macht hat , und lektere ges bunden , die andern unter bloßer Bedeckung , mit Vers haftung Protokollen an den Herrn General, Grafen Dus Dresden rosnel, nach schicken , welcher die Schuldigen durch Militär- Koms miffionen richten lassen und die andern zu ihren Korps zurückschicken wird. Eine andre Kolonne wird Il sera en outre formé une autre colonne sembla- gebildet werden , um in der blé pour exécuter les mêmes nämlichen Art aufder Stras operations sur la route de ße von Dresden nach Freis bera zu verfahren. Dresde à Freyberg. Die Obrigkeiten, des Lan MM. les baillis saxons , la che Gendar. gendarmerie du pays et les des, die inländis gardes nationales sont au- merie und die Bürgergarden autorisés à faire arrêtez find authorisirt, alle Marve tous maraudeurs et trai- deurs und Nachzugler von neurs de l'armée française der französischen Armee zu et à les faire conduire au verhaften und sie ins Haupts quartier- général à Dresde quartier nach Dresden, oder ou aux commandans d'armes ju den nächsten Militär.

çaise. Cette colonne se portera sur la route de Dresde jusqu'à Pegau ; elle se divisera en trois parties, pelotton du centre , pelotton du droite , pelotton de gauche , et formera ainsi trois patrouilles . Ces patrouilles arrêteront tous les maraudeurs et traineurs de de l'armée française et les remettront aux commandans d'armes les plus voisins des lieux où ils seront arrêtés avec des procèsverbaux constituans les moLes tifs de l'arrestation . commandans d'armes examineront quels sont les hommes coupables de delits et les enverront liés, ils enverront les autres sous simple escorte ; ils adresseront ces hommes arrêtés , ainsi que les procèsverbaux d'arrestation à Mr. le general Comte Durosnel qui fera juger les coupables par des commissions militaires et renverra les autres à leurs corps.

229

les plus voisins des lieux où ils seront arrêtés ; ils dresseront des procès - verbaux constituans les motifs des arrestations qu'ils feront , et ils enverront ces procès - verbaux avec les hommes arrêtes , soit à Mr. le général Comte Durosnel à Dresde , sois aux commandans d'armes français les plus voisins de lieu des delits. Au quartier- impérial à Dresde , le 10 Mai 1813. Le Prince de Neufchatel , Major - général . Alexandre.

fommandanten schicken 14 laffen. Sie werden über die Gründe der Verbaftung Proz tokolle aufnehmen lassen , und diese mit den Verhaftes ten an den Herrn General Durosnel in Dresden, oder an die französischen Kommandanten schicken, wels che dem Orte derVerhaftung am nächsten find. Im Kaiserl. Hauptquartier u Dresden, d io. May 1813. DerFürst von Neufchatel, Major -General.

Alexander.

XXXIII . Discours de S. M. l'Em-

Anrede Sr. Mai. des Kaisers von Frank reich und Königs von Italien an den Maz giftrat zu Dresden, bei dem feierlichen Einzuge Sr. Maj des Königs von Sachsen in Dero Residenz am Mai 1813. 12. Mai 1813. Obrigkeiten ! Magistrats ! Aimez votre Roi: Voyez Liebt euren König : feht en Lui le sauveur de la in ihm den Retter SachSaxe. S'il eut été moins fens ! Wåre er seinem Worte fidele à sa parole , moins weniger getreu , wåre er kein bon allié , s'il se fut laissé fo redlicher Bundesgenosse entrainer dans l'opinion gewesen , håtte er sich in die des Russes et des Prussiens ; Meinungen Rußlands und la Saxe étoit perduc ; Je Preußens verstricken lassen ; l'aurois traitée en pays fo wåre Sachsen verloren ges conquis, wesen, ich würde es als ein erobertes Land behandelt haben. Mon armée ne fera , que Meine Armee wird durch passer et vous serez bientôt Gachſen nur durchmarschis pereur des Français , Roi d'Italie aux magistrats de Dresde à l'entrée solemnelle du Roi de Saxe dans sa résidence ce 12.

230

quittes des charges , que vous supportez. Je defendrai et je protegerai la Saxe contre tous ses ennemis.

ren , und ihr werdet bald von den Beschwerden , die ihr icht zu ertragen habt, befreit werden. Ich werde Sachfen gegen alle feine Feinde vertheidigen und be schügen.

XXXIV . Befehl vom 27ßten Mai. Auf Befehl Sr. Exzell., des Herrn Divisions - Generals, Grafen Durosnel , aide de Camp Sr. Majestät des Kaiters und Königs , und Befehlshaber der Kaiserl franz. Trappen in Sachsen , sollen alle zu den französischen und verbandeten Armeen gehörige Militär- oder sonst dakei angestellte Personen , welche nicht auf den hiesigen lag wirklich angewiesen , oder , daß fie allhier verbleiben können , gültige Erlaubnißscheine beizubringen im Stande find , fich sofort von hier weg und an den Ort ihrer Beftimmung begeben. Alle zeitberige Militär- Quartiere sind als aufgehoben anzusehen ; jedes Quartier : Billet muß von Neuem ausgestellt werden , und diejenigen Personen, welche hier. auf Anspruch machen können , müssen sich beim hiesigen Bureau des Plates anmelden und eine schriftliche Invis tation ihrer Obern beibringen . Diese Invitationen werden den, bei den Depots ster benden , Militärs von dem Herrn Divisions - General Fresia den zur Militär- Adminiſtration gehörigen Pers fonen von dem Herrn Divisions General und Generals Intendanten , Grafen Dumas , und denjenigen , welche beim hiesigen Plage angestellt sind , von ihren Chefs ers theilt. Die in den Vorstådten einquartierten leicht Verwuns deten müssen mit einem von den Gesundheit- Beamten, durch welche sie behandelt werden , ausgestelltem Zeugnisse versehen sein , und haben sich bei dem Herrn Kapitän Jianelli zu melden, welchem provisorisch die Kommans dantschaft in der Wilsdruffer Vorstadt , ingleichen, in Friedrichstadt übertragen worden iſt. Die Quartier ፡ Billets find alle zwei Tage zu erneuern. Es wird demnach den hiesigen Einwohnern hiermit ausdrücklich untersagt , irgend eines der obgenannten Individuen, wenn es nicht mit einem neuen Quartier-Billet

231 versehen ist, bei sich aufzunehmen, oder demselben über die bestimmte Zeit den Aufenthalt zu geftatten. Im Gegentheil haben die Einwohner über diejenigen, welche gegenwärtigen Befehl nicht befolgen follten , ihre Beschwerden bei dem Herrn General und Plaz - Kommans Danten anzubringen . Um diese vorgeschriebene Maßregeln in gehörige Wirks samkeit zu sehen , foll von Seiten des hiesigen Magiftrats eine Revision der Militär- Quartiere veranstaltet und ges genwärtiger Befehl sowohl in französischer als deutscher Sprache gedruckt und öffentlich angeschlagen werden . Der General und Playkommandant, Pelet. Genehmigt durch den Herrn Divisionse General, Aide de Camp Sr. Maj des Kais fers und Könige, und Befehlshabers der Kaiserl. franz. Truppen in Sachsen, Grafen Durosnel

XXXV. Bekanntmachung. Das zeitherige große Bedürfniß des Hartfutters für die Verpflegung der , in den verschiedenen Gegenden des meißnischen Kreises stehenden , Armeekorps , bat die Vorräthe in den Magazinen aufgezehrt. Die Ums stände erlauben nicht länger , den noch täglich fortdauernden Bedarf dieser Fourage Gattung anders , als unmittelbar von den Unterthanen herbei zu schaffen. So große Austrengungen daher auch die Grundbesiker und Einwohner des meißnis schen Kreises gemacht haben , so müssen diese Anstrengungen doch vermehrt die lehten Kräfte derselben in Anspruch ges nommen, und die äußersten Mittel ergriffen werden , u-in die lehten Vorräthe us fammen zu brin gen, und die z z um Dienste der kaiserlich französischen und alliirten Truppen gehörigen vferde , wo möglich, noch einige Zeit zu erhalten. Mit allerhöcfter Genehmigung wird daher von uns deputirten Ständen des meißnischen Kreises , hierdurch Folgendes bekannt gemacht :

232 1) Alle im meißnischen Kreise sich befindenden Hafers vorräthe , fie gehören wem fie wollen, sind von jest an zu unſter Diſpoſition geſtellt. a) Jeder Eigenthümer , Pachter oder Verwalter von Grundstücken aller Art , und überhaupt jeder Einwohner im meinischen Kreise ist daher verbunden , bei der Orts Obrigkeit seinen noch befizenden Hafervor rath binnen 8 Tagen , und längstens den 24sten die: fes Monats anzuzeigen, und haben die Orts Obrig keiten diese Anzeigen spätestens den andern Tag bet den resp . Etapen - Commiſſarien und Bezirksbeamten einzureichen. 3) Die Etapen - Commissarien und Beamten des Kreis ses find beauftragt , die angezeigten Hafervorräthe , bis auf den unentbehrlichsten eigenen Bedarf des Eis genthümers fefort in Beschlag zu nehmen , und das mit nach der ihnen von der Kreis : Deputation gege. benen Anweisung zu verfahren 4) Die Eigenthümer von Luruspferden müssen ihre gan= zen Hafervorräthe verabfolgen. 5) Wer feinen Hafer verschweigt , dem wird ebenfalls der ganze Vorrath , ohne Hinsicht auf sein eigenes Bedürfniß, weggenommen , und hat noch außerdem eine nachdrückliche Bestrafung zu erwarten. 6) Es werden wiederholte Untersuchungen der Hafervorräthe stattfinden , um zu wissen , ob die leztern der Wahrheit gemäß angezeigt, oder verheimlicht worden find. 7) Wegen der den Eigenthümern oder sonstigen Inha bern zu reichenden Vergütung der in Beschlag genommenen Hafervorräthe , wird künftig allerhöchste Refolution erfolgen. 8) Die Beamten und Etapen - Commiſſarien des Kreiz ses sind ermächtigt , alle ihnen dienlich scheinende Mittel zu ergreifen , um diese Verfügung in Volle zug zu sehen. 9) Gegenwärtiges Patent foll im ganzen Kreise öffentlich bekannt gemacht werden. Dresden , den 15ten Juli 1813. Die Deputation der Stände im (L. S.) meißnischen Kreise.

icht Webers e sch ummari Dresden Einwohnern von den 1814 Dec. 31. bei Februar 1813 mit bis dem seit 26. der berechnet als:, Kopfzahl der Militairs nach gewesenen einquartirt

XXXVI.

Diftrifte.

Neustad Altstadtt.. Köpfe 13hl der Baht Köpfe. Zahl Stöpfe. Bahl 67250

1635275 280375

463465

1270457 162646

95862 224799

1346971

499149

117338 208600

Juny May mit biz 14. 8. v. Nov. 15.v. Jung bie mit Nov. Dec. mit bis ult 16. v. 1814 Dec. 31. bis Jan. 5. 1. , unte free A. It. Berechn,

2284479

374727/2

236805 /

Betrag

8385

1088293 1/2 5062871

49128 f 21137 90513 633344 11006f8 61160

4383f 2

VorstädteFriedrichstadt . . Köpfe aller.

273832 2 1523595

2712345 991913 10089292

177174

Dierektor.

724735 2725192

daselbst ramt Quartie Das. Tittmann Christian D., Friedrich

4087708

Dresden, Den 1.. Januar 1815

Hauptbetrag

März Febr mit bis 25. 26.p.. März 26. mit bis 7.v. May

Beitraum.

233

614249 fs

234 Anmerk. Zur Vergleichung beider Jahre stehe hier auch die zu dieser Uebersicht gehörige Berechnung von 1814.

A,

Summa Der .Köpfe

Gemeine

Beamte .

. Offiziers

Obri ften .

Monate.

Gener al6 .

Specielle Berechnung der in dem Jahre 1814. einquartirt gewes fenen Militairs .

1814.

Januar

243

542

15628,

3240 305727 415612

Februar März

222 486 504487

12823

3112 272559 365648) 3288 240840 329751

April May

169 402 102 355

Juny July August

515 572 4251126 165 660

September October

220 686! 157 556

November

152

December Totale

11393 G948 7062 10786 | 135051

7743 8575 7018

2595

84712

144171

2827 110117 170296 3196 139866 226293 3340 131065 239605

161687 167610 142150

514

666:

2387 97188 2419 , 97652 2165 84097 2410 116134

25 348

5365

2017 1309141 175683

173729

2497 | 6734| 115407 52996 | 1809545 |2712345 XXXVII.

Tagsbefehl. Verordnung für den Unterhalt der französischen und alliirten Eruppen, und die Bewirthung der Offiziere von allen Graden, welche in Sachsen bei den Einwohneru einquartirt find , vom 15ten Juny 1813 an gültig. Art. 1. Die Herren Generale und Obristen sollen mitteln ihres Gehalts selbst für ihren Tich sorgen ; sie haben kein Mecht , vom Einwohner beköstiget zu werden, und sollen von diesem nur Wohnung , Feuer und Licht empfangen.

235 Art. 2. Die Offiziere bis mit dem Grade des Ba = taillons Chefs , welche von dem Einwohner beköstiget werden , sollen sich mit dem Tisch ihrer Wirtbe begnü gen , und können in keinem Fall mehr verlangen als folgt, nämlich : Zum Frühstück : Suppe oder Brod und Butter. Zum Mittagessen : Suppe , gekochtes Rindfleisch mit Sugemüse und Braten oder Magout ; eine halbe Bouteile Wein oder eine Flasche Bier. Zum Abendessen : Braten , einen Teller voll Zuges müse, eine halbe Bouteille Wein oder eine Flasche Bier. Art. 3. Die Unter : Offiziere und Soldaten , welche, dafern sie aus den Magazinen keine Lebensmittel erhalten, von den Einwohnern beköſtiget werden , kön= nen von ihrem Wirthe weiter nichts verlangen, als wie folgt , nämlich : Für den ganzen Tag : ein und ein halbes Pfund Brod (französisches Gewicht, *) ) Zum Frühstück eine halbe Portion Zugemüse. Sum Mittagessen : Suppe, ein halbes Pfund Fleisch (französisches Gewicht ) mit Zugemüse und eine Flasche Bier. Zum Abendessen : einen Teller voll Zugemüse. Wenn die Offiziere und Soldaten Lebensmittel aus den Magazinen erhalten , sollen sie nicht von den Eins wohnern beköstiget werden. Es ist verboten , die Bedienten von den Einwohnern beköstigen zu lassen. Die Herren Marschälle und kommandirenden Gene rale en Chef, der Herr General Direktor der Armees Verwaltung werden , so viel einem jeden besonders an= geht, für gehörige Vollziehung des Reglements Obsicht tragen. Im kaiserlichen Hauptquartier zu Dresden , den 14ten Juny 1813 ་ Der Fürst Vice : Connetable , Major General Unterzeichnet Alerander, für gleichlautende Abschrift Der Divisions : General, Chef des Generalstabs, Graf Mouthion. Anmerkung. Zur Vergleichung folge hier die fru here Anordnung über die Verpflegung der ruffi schen Truppen. Bis auf weitere Anordnung haben die Hausbesiger

*

Ungefähr 36 Loth Kramergewicht.

236 den einzuquartirenden ruſſiſch - kaiserl. Truppen an Beköstigung folgendes zu verabreichen , als : Den Gemeinen , jedem täglich ein und ein halbes Pfund Brod , 8 Loth Graupen oder Reis , oder statt dessen 16 Loth Erbsen , Linsen , oder andre dergleichen Sugemife , eine Achtels : Kanne Branntwein , dagegen aber kein Bier. Den Herren Subaltern : Offiziers jedem ein uud ein halbes Pfund Brod , ein Vfund Fleisch. Den Herren Kapitains und Staabs - Kapitains je: dem zwei bergleichen Portionen. Die Herren Staabs Offiziers werden sich mit dem Tische ihres Births begnügen. Dresden , am 27. März 1815. Der Rath zu Dresden. XXXVIII. Vorläufiger österreichischer Amtsbericht über die Schlacht bei Dresden. Nachdem die Vereinigung der kaiserlich - ruſſi= schen und der königlich- preußischen Armee , mit der K. K. Haupt armee auf dem rechten Elb = Ufer bewerkstelligt war , und man die Ueberzeugung erlangt hatte, daß der französische Kaiſer ſich mit ſeiner Hauptmacht gegen Schlesien gewendet hätte , deboucirte die ganze verei= nigte Armee aus Böhmen in Sachsen , um durch die Bedrohung der feindlichen Kommunikationslinien den Kaiser zu zwingen , dem größten Theile seiner Streits fräfte eine seinen vorliegenden Plauen entgegenge= feßte, Nichtung gegen das linke Elbeufer zu geben, und somit die rufsich preußische und die aus den Mars fen vorruckende schlesische Armeee , vor dem Andrange einer unverhältnißmäßigen Uebermacht zu ſchüßen. Der Einmarsch in Sachsen geschah in vier Kolon= nen , von welchen die äußerste linke auf der Commotauer, und die äußerste rechte auf der Pirnaiſchen Straße vorrückte. Diese lettere russische Kolonne, uns ter den Befehlen des Generals der Kavallerie , Grafen von Wittgenstein , bemeisterte fich am 21. August mit einer seltenen Tapferkeit , und auf eine , des ho hen Unternehmungsgeistes ihres Anführers würdige, Art des befestigten Lagers bei Pirna. Die übrigen Kolonmen besiegten alle Hindernisse, welche sich in den steilen Gebirgen ihrem Vordringen auf jedem Schritte entger genstellten. Der ausharrende Muth der Armee feste

237 den kommandirenden General in die Miglichkeit , durch eine schnelle Bewegung rechts am 25. sich in der Nähe von Dresden zu konzentriren. Am 26. Morgens bezog die Armee die Stellung vor dieser Stadt. An diesem Tage wurde eine starke Rekognofcirung in der Absicht vorgenommen , sich von der Stärte des Feindes in Dresden und der Ausdeh= nung seiner Vertheidigungs- Austalten zu überzeugen. Cammilice Truppen bewiesen bei dieser Gelegenheit den hohen Geiß , welder fie belebt. Mehrere Schanzen wurden mit stürmender Hand genommen , das in denselben befindliche Geschüß vers nagelt , und der Feind auf allen Punkten geworfen, Durch die Aussagen der Gefangenen wurde man unters richtet , daß der franzosische Kaiser vor wenigen Stun den mit einem Theile seiner, gegen Schlesien vorges rückten , Armee in Eilmärschen angekommen war. Diese Aussage bestätigte sich sehr bald durch das Herausdringen beträchtlicher Kolonnen , unter welchen mehrere von der Garde , welche in der Stadt formirt, auf beide Flügel in der offenbaren Absicht debouchirten, fie zu umgehen. Diese Ausfälle wurden überall mit dem größten Nachdrucke zurückgewiesen , und der Feind mit einem außerordentlich bedeutenden Verluste in seine Verschanzungen zurückgeworfen. Die Armee bezog am Abend wieder die Stellung , von welcher sie am Mor= gen zu der Operation des Tages ausgerückt war. Am Morgen des 27 versuchte der Feind theilweise aus Dresden zu debouchiren ; er griff das Centrum mit Ungestum au , und unterstüßte dieses Unternehmen durch nachdrückliche Demonstrationen gegen den rechten Flügel. Seine Angriffe blieben ohne allen Erfolg , und der Tag verstrich unter ähnlichen fruchtlosen Versuchen . Der Hauptzweck des Unternehmens der vereinigten Armee war erreicht. Durch diese offensive Demonstras tion wurde von den verbündeten , aber getrennten, Corps die Gefahr abgewendet , einzeln der Uebermacht zu unterliegen. Einen wirklichen Angriff auf Dresden, nach dem Einrücken des größten Theils der französischen Armee zu wagen , würde ein mehr als fruchtloses Unternehmen gewesen sein , länger in den unwirthbaren Gegenden des Erzgebirges zu verweilen , würde die Armee einen unvermeidlichen Mangel an den unentbehrs lichsten Lebensbedürfnissen ausgefeht haben. Der Oberbefehlshaber entschloß sich daher , die Ars mee wieder uber die Gränze von Böhmen zu führen. Diese Bewegung begann am Abend des 27, im An-

238 gesichte des Feindes, und wurde am 28. mit aller Ruhe fortgefeßt. XXXIX .

Ausführlicher österreichischer Bericht über die Schlacht bei Dresden. Hauptquartier Altenburg, den 29. August 1813. Nachdem man bestimmte Nachricht erhalten , daß der Kaiser von Frankreich den größten Theil seiner Kräfte in der Laufig und Schlesien zusammengezogen hatte, und damit nicht allein das unter den Befehlen des Generals Blücher stehende Korps bedrohte, fondern auch Miene machte, über Gabel nach Böhmen vorzudringen , so ward eine schnelle Bewegung im Rücken der französischen Armee gegen die Elbe unbedingt nothwendig. Die in Böhmen vereinigten österreichischen , russischen und preußischen Truppen brachen daher aus ihren Kan tonnirungen auf, und gingen daher am 22. August in vier Kolonnen über das sächsische Erzgebirge. Troß der ungewöhnlich schlechten Witterung , und der grundlosen Wege wurde diese Bewegung mit Schnelle und Ordnung vollzogen . Bereits am 25. fing der größte Theil der verbündeten Armee an , sich vor Dresden zu versammeln. Der General Graf von Wittgenstein war bei Gießhubel auf den Feind gestoßen , hatte ihn mit bedeutendem Ver. luste aus seiner dortigen verschanzten Stellung , und dann aus einer zweiten unter dem Göllenberg , bei Over- Seds lig, wo die Divifionen Durutte, Claparede und ein Theil der Division Bonnet, unter dem Marschall Gouvion St. Cyr, aufgestellt waren , vertrieben , und genöthigt , fich in Eile und Unordnung nach Dresden zurückzuziehen. Der 26. wurde dazu verwendet, durch eine starke Re Fognoscirung gegen Dresden und der an den Ausgången der Stadt angelegten Verschanzungen die Haltung und Gegenwart des Feindes zu erforschen , nachdem es dem General Kleist in der Frühe gelungen war , den Feind aus dem außerhalb der Vorstädte liegenden sogenannten großen Garten zu vertreiben. Man rückte daher aus mehrern Punkten gegen die Stadt vor. An dem Freiberger Schlage befand sich eine Fles sche mit vier Kanonen ; diese wurden von der öfters reichischen Artillerie sofort demontire und zum Schwei-

239 ähnliches,, zunächst dem Dippolgen gebracht. Ein ähnliches diswalder Schlage angelegtes , Werk wurde von dent F. M. L. Graf Colloredo , mit gewohnter Ta pferkeit, und trok der heftigsten Gegenwehr erfürmt. Die darin gefundenen Kanonen , nebst noch sechs andern von ihm eroberten , wurden größtentheils vernagelt. Dies fer General verlor hierbei drei Pferde , und der Oberst lieutenant Schneider , der an der Spige des zweiten Jägerbataillons , unter dem heftigsten Musquetenfeuer mit ausgezeichneter Bravour vordrang , erhielt zwei Blesfuren. Der Feind hatte zu gleicher Zeit einen Ausfall auf unsern linken Flügel unternommen , wo die Divifionen Weissenwolf und Mesko den tapfersten Widerſtand leisteten , Löbtau forcirten und gegen die heftigsten Ans griffe des Feindes behaupteten. Dadurch wurde der Kampf higiger und die Kanonade lebhafter , wobei einige Häus fer in den Vorstädten Dresdens in Brand geriethen. Während des Gefechts erfuhr man , daß der Kaiser Napoleon mit feinen Garden zur Untestütung in der Stadt angekommen war. Auch sah man auf den jenſeiz tigen Straßen bedeutende Truppenmassen nach Dresden defiliren . Man schloß daraus, daß die franzöſiſche Armee Schlesien geräumt habe , und also eine vorzügliche Abs ficht der gemachten Unternehmung erreicht war. Unter diesen Umständen aber wäre der Versuch zur Wegnahme einer, mit Wall and Gräben umgebenen , von einer gans zen Armee vertheidigten , Stadt Tollkühnheit , die zwecks lose Einäscherung dieser unglücklichen Residenz Graufams keit gewesen. Die vorgerückten Truppen wurden daher in die Stellung auf den Anhöhen vor der Stadt zurücks genommen. Den 27. entfaltete der Feind bedeutende Streitmaffen gegen unfern linken Flügel und schon sing dieser an, trot des muthvollen Widerstandes der Divisionen Bigne chi und Ereneville , Terrain zu verlieren , als vie zu unsermderVortheile Ankunft Diviſion icons Lichtenfein das Gefech herstellte. Hierbei haben die beiden Regimenter Erzherzog Rainer und Lusignanviel gelitten. Ihre ungeftume Tapferkeit trich fie zu weit vor Sie wurden von drei feindlichen Kavallerie - Regis mentern umringt , und da wegen der Nässe kein Gewehr los ging, so konnten sie sich blos mit dem Bajonet vers theidigen . Der Feind versuchte darauf mit ähnlichen Massen , die von einer zahlreichen Artillerie unterfügt waren , gegen die Mitte und den rechten Flügel unsrec

240 Stellung einzudringen ; aber alle seine Anstrengungen scheiterten an dem Muthe unfrer Truppen. Der General Graf Wittgenstein machte mehrere glückliche Angriffe auf die feindliche Kavallerie und warf sie jedesmal über den Haufen. Gegen Abend gingen Nachrichten ein , daß der Feind ftarke Kolonnen gegen Pirna fende. Früher hatte der General Offermann, welchem die Blokade von Königs frein aufgetragen war, berichtet, daß viele Truppen über die dortigen Brücken die Elbe paffirten. Diese Bewegungen in unfrer rechten Flanke , welche die freie Kommunikation mit Böhmen störten , und die dadurch erzeugte Schwierigkeit , in dem von allen Mitteln entblößten sächsischen Erzgebirge långer zu bestehen , machten es nothwendig, eine Bewegung gegen Böhmen zu machen, um uns un fern Subsistenzmitteln zu nähern. Der Zweck der offens fiven Demonstration war erreicht. Die Armeen des Krons prinzen von Schweden und des Generals Blücher hats ten Freiheit bekommen , sich vorwärts zu bewegen , und mit Nachdruck auf Flanke und Rücken des Feindes zu wirken Der Marsch nach Böhmen wurde daher am 27. in der Nacht angetreten , wobei die Truppen auf den, durch den Regen ganz unbrauchbar gewordenen , Wegen mit Schierigkeiten ohne Zahl zu kämpfen hatten. In den vorgefallenen Gefechten bedauern wir den Verlust des braven Generals Andrassy und des ruffie fchen Generals Milesino. F. 3. M. Graf Giulay, die Generale Mariaſſy und Frierenberger , von der Artillerie, find verwundet ; die Generale Mests und Seczeny wurden vermißt. XL.

Russischer Amtsbericht über die Schlacht bei Dresden. (Beilage zur Petersburger Zeitung vom 14. Sept.) Hauptquartier Toplis , den 31. August 1813. Der Hauptgegenstand der Bewegung der vereinigten Armeen aus Böhmen nach Sachsen war , die Hauptkräfte Des Feindes , nachdem man sich auf den Kommunikationss Iinien desselben , auf der Chemniger und Leipziger Straße aufgestellt hätte , aus Schlesien nach Sachsen zu ziehen, und dadurch der Armee des Kronprinzen von Schweden, welche bei Brandenburg ftand , und der Armee des Ges nerals Blücher, welche in Schlesien zurückgelassen war,

241 behülflich zu sein, die gegen fie befindlichen feindlichen Korps zu 4schlagen. Nach Ankunft der Hauptarmee sor Dresden ward, um fich von der Stärke des Feindes zu verfichern , und zu zeigen, daß unser Vorhaben darin bestehe , ihn im Rücken, anzugreifen , befohlen , eine starke Rekognoscirung auf Dresden zu machen , welche auch am 26. mit Erfolg ausgeführt wurde , und bei welcher Gelegenheit das Korps des Grafen Wittenstein 4 Stück Geschüß nahm. Am Abend kam der Feind , 80,000 Mann stark, aus der Stadt und ftellte sich , gedeckt von den Stadtbatterien , auf. Die Gefangenen fagten aus, daß Napoleon felbft an diesem Lage mit der ganzen Garde , und mit der La tour Maubourg schen Küraffier Reserve zur Verz färkung von St. Cyr angekommen sei. Den folgenden Tag machte der Feind auf verschiedes nen Punkten einige Angriffe auf unsre Position , ward aber überall geworfen. Am Abend machte er mit seiner Garde einen Angriff auf unfre rechte Flanke, ward aber auch hier von dem Grodnoschen Husaren Regiment und einem Preußischen Husaren Regiment zurückgetrieben hierbei wurden an 500 Gefangene gemacht. Gegen die Nacht tog er fich wieder nach den Mauern der Stadt zurück. Der Generalfeldmarschall , Fürst Schwarzene zurück. berg , welcher erfuhr , daß das Vandamme sche und das Victor ' fche *) Korps bei Königstein über die Elbe gegangen waren , und die Straße nach Löplik mit ihrer Operation bedrohten , hielt es für nöthig , mit der ganzen Armee eine Flankenbewegung rechts zu machen, und eine Stellung hinter den Defileen , welche Sachsen von Böhmen trennen , zu nehmen, und daselbst den Feind auf seinem Marsche durch diese engen Pässe zu erwarten.

XLI. Amtliche Berichte des General Stewart über die Ereignisse bei Dresden. a) Im Hauptquartier Sr. Majeftät des Königs von Preußert. tu Zehift , den 26. August 1813. Meine lehten Depeschen haben E. Ercell, benachriche figet, daß die alliirten Armeen entschloffen waren , aus? Böhmen durch die Gebirgs Pässe nach Sachsen einzus 3 *) Svrig ; dieſes Korps war in der Schlacht. Q

242 rücken , und offenfive Operationen in Flanke und Rücken des Feindes zu unternehmen , wenn er feine vorwärts gefaßten Stellungen in der Laufis behaupten , und auf dem Der Plan war , daß rechten Elb 3 Ufer bleiben follte. während die große russische Armee unter dem General Barclay de Tolly , u welcher die Korps von Witts genstein und Miloradowitsch gehören , und daß preußische Korps des Generals Kleit, und die ganzë öfterreichische Armee aus Böhmen hervordrängen , und unter dem Oberkommando des Fürsten Sch wartenberg die Offenfive ergreifen würden, der General Blücher mit dem preußischen Korps , unter General York , und Den ruffifchen der Generale Sacken und Langeron aus Schlesien in die Laufit marschiren , und den Feind in feiner Fronte bedrohen sollte. Der General Blücher war angewiesen , jedes Haupt . Treffen , besonders gegen eine überlegene Macht zu vermeiden. Diesem Plane ges maß ging der General Blücher am 20. in drei Kolonnen von Liegnik, Goldberg und Jauer auf Bunts Tau und Löwenberg ; das Korps des Generals Saks ken rechte von Bunzlau ; das des Generals York in der Mitte, und daß des Generais Langeron zur Line Een. Der Feind verließ Bunzlau , zerstörte die daselbst angelegten Verschanzungen und sprengte das Pulvermagas zin. Die Armee des Generals Blücher rückte am Bos ber vor , wurde aber am 21. vom Feinde , der auf Bunjs Löwenberg marschirte , mit Macht angegrif fen Iau. Bonaparte kommandirte in Person , und stellte dem General Blücher 110,000 Mann gegenüber. Die alliirten Truppen vertheidigten das Zerrain mit großer Bravour ; da General Blücher aber den Befehl hatte, eine allgemeine Schlacht zu vermeiden , so zog er sich in befter Ordnung auf Hagnau, Pilgramsdorf, Hirschberg und hinter die Kazbach , wo seine Trups pen nach den neuesten Berichten von dort her standen. Der Verlust des Generals Blücher bei dieser Affaire ward auf 2000 Mann geschäßt ; er hat jedoch mehrere Gefangene gemacht , und der Feind hat viel gelitten. Die große Armee von Böhmen rückte am 20. und 21. über die Gränze vor , die Kolonnen des Grafen Wittgenstein und des Generals Kleist durch die Pässe von Peterswalde , die Desterreicher über Comé mochau. Der Feind begegnete den Alliirten auf den Gränzen, wurde aber aus allen seinen Positionen getries aud genöthigt, sich gegen Dresden zurückzuziehen,

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nachdem er vergebens jede Fußbreite von Terrain. Areitig gemacht hatte. Die verschiedenen Kolonnen der Alliirten sollten aus den Berg Pässen in bestimmten Zeitfristen hervorbrechen, und diese Zeitfristen waren so verabredet , daß sie dem Feinde hätten verderblich werden müssen , wenn der Plan vollständig ausgeführt worden wäre. Die Ungeduld der Truppen aber, den Feind anzugreifen , war Ursache, daß das Korps zur Rechten sich bereits am 22. in ein Gefecht einließ. Die Franzosen wurden vom Marschall Gouvion St. Cyr kommandirt ; ihr Korps wurde von den Truppen and Königstein und dem Lager bei Lilienstein unterstüßt, die sich auf wenigstens 6000 Mann , unter Anführung des Generals Bonnet, beliefen . Nach eis nem sehr lebhaften Gefechte warf der Graf Wittgen stein den Feind aus allen feinen Positionen , machte 3 his 400 Gefangene , außerdem was der Feind an Todten und Verwundeten einbüßte. Der Verlust der Aliirten war unbeträchtlich . Der Feind zog sich auf Königstein , in das vers fchanzte Lager von Lilienstein, und in die Werke, welche er rund um Dresden her aufgeführt hatte , zurück. Die Alliirten folgten ihm von allen Seiten , und Dresz, den ist icht von ihrer Hauptarmee umringt. Am 25. hat das Husaren Regiment von Grodno, zum Korps des Grafen Wittgenstein gehörig , gans nahe bei Dresden , eine starke Affaire gehabt , wobei Kanonen und ein Mörser genommen wurden. Die öfters reichischen , russischen und preußischen Avantgarden haben vergangene Nacht auf den Anhöhen oberhalb Dresden kampire. Diesen Morgen verließ der Feind das Terrain , wele ches er vor Dresden noch behauptete , und den sogenann ten großen Garten , und zog sich in die Vorstädte und Verschauzungen zurück. So ist die Lage der Dinge in diese Augenblicke ; aber jede Stunde muß neue Begebenheiten erzeugen ; fels ten haben sich zwei große Armeen in so kühne Unterneh mungen eingelassen. Rit befonderm Vergnügen zeige ich E. Excell. an. daß zwei westphälische Husaren Regimenter, unter dem Obersten Hammerstein, zu den Alliirten übergegangen find , und vor Ungeduld brennen, die vom Feinde. ihrem Lande zugefügten Leiden zu rächen. Ich habe die Ebre 16. Charles Stewart.

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b) Im Hauptquartier Sr. Maieftat des Staisers van Rußland , zu Altenberg den 28. Auguft .

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Da der Feind am 26. früh den großen Garten vers laffen , und sich in seine Werke und die Vorstädte gezo gen hatte, so beschloß man , die Stadt felbft , deren Best jest wichtig geworden war , mit Macht anzus greifen. Die leichten Truppen des Grafen Wittgens fein und des Generals Kleist hatten, zur rechten Seite der Stadt , bei einem Angriff gegen die Gärten einigen Verlust erlitten , und im Ganzen hatte der Feind Die Außenwerke der Stadt mit solcher Kunst vervollkomm net , daß der Versuch , sich ihrer zu bemächtigen , offenbar ein Unternehmen von großer Schwierigkeit war. Die Truppen segten sich um 4 Uhr Nachmittags zum Angriff in Marsch. Das Korps des Generals Witt , genstein in drei Kolonnen zur Rechten des großen Gartens ; der General Kleist mit einer Kolonne quer durch diesen Garten , und zwei andre links ; die äußerste Ko Ionne zur Linken wurde von dem Prinzen August von Preußen geführt. Drei Divisionen Desterreicher auf der linken Seite der Stadt, unter dem Befehl des Grafen Colloredo und Moriz Lichtenstein , stießen an Den linken Flügel der Preußen , die im Centrum angrife fen. Eine fürchterliche Kanonade eröffnete die Operatio nen ; die Batterien waren im Kreise um die Stadt her errichter ; der Effekt war prachtvoll ; die schönen Gebäude son Dresden zeigten sich bald in Rauch gehüllt , die Truppen gingen in der vollkommenßten Ordnung zunt Sturm. Sie näherten fich der Stadt von allen Geis ten. Die Oesterreicher nahmen eine vorliegende Res doute von 8 Kanonen , mit außerordentlicher Tapfers keit und Kühnheit; ich habe nie Truppen gefehen , die Das Werk war sehr stark Diese übertroffen hatten. 30 Toisen von dem Hauptwall , und durch kreuzendes Musketenfeuer , wozu Schießscharten in den vorspringens den Gebäuden angebracht waren , von allen Seiten gez deckt; dennoch wurde es mit einer Bravour , über welche nichts geht , erftürmt. Der Feind verließ es, un fich hinter neue Verschanzungen zu begeben , und die brei ten Stadtmauern * ) in welchen nur ein anhaltens Vermuthlich meint Stewart, wie aus dem Zusammens hauge hervor zu gehen scheint , die Umfaffungsmauern der Borstädte , aber diese Gartenmauern find weder sehr breit, noch flare

245 des Artilleriefeuer eine Bresche hatte bewirken können, mit Truppen anzufüllen. Durch diese Mittel zum Widerstande, die eine farl befeftigte Stadt darbietet , hielt der Feind die Truppen, welche die Aukenwerke mit so großer Tapferkeit eingenoms men hatten und behaupteten , vom weitern Vordringen ab. Die Nacht kam heran , und der Feind versuchte nun einen Ausfall mit einer bedeutenden , aus den fämmtlichen Garden bestehenden Macht , von wenigstens 30,000 Mann, in der Absicht, die alliirten Truppen zu trennen , und eine ihrer Abtheilungen in der Flanke und im Rücken zu faffen. Man wurde diese Absicht gleich inne ; und da es einleuchtend unmöglich war , der Stadt in dieser Nacht Meister zu werden , so befahl man den Truppen , in ihre vorigen Pofitionen zurückzukehren. Der Fürft Morik Lichtenstein nahm auf der Seite , wo der Feind den Ausfall machte , vortreffliche Maßregeln, die jeder Art von Unordnung vorbeugren. Die Schwierigkeit des Une ternehmens war im Verhältniß mit der Wichtigkeit dess felben ; es ist unmöglich , daß Truppen mehr tbåten als Diese gethan hatten ; und nach meiner Ueberzeugung hats ten fie fich des Plates bemächtiget, wenn die Sache uns ter den gegebenen Umständen nicht physisch unmögs lich gewesen wäre. Es gab aber keine Bresche , durch welche Truppen eindringen konnten , und die Artillerie ob fie aleich vor Einbruch der Nacht bis auf beinahe 100 Schritte vor den Mauern aufgeführt war , konnte doch auf dieſe keinen Endruck machen. Nach den genauesten Berechnungen , die ich anftels len konnte , beläuft sich der Verlust der Alliirten an diesem Tage nicht ganz auf 4000 Mann ; das Meiste davon hat die Desterreicher getroffen. Der Ausfall des Feindes war nur das Vorspiel einer allgemeinen Schlacht , die am 27. früh ihren Anfang nahm . Bonaparte , der seine Armee in der Laufik verlassen hatte , war mit einer beträchtlichen Macht , von wenigftens 130,000 Mann in Dresden; es scheint, er hatte den Entfchluß gefaßt , die Alliirten anzugreifen, die auf den Anhöhen um die Stadt eine ausgedehnte Linie bildeten. Der Feind hatte bei seinen Angriffs Dispositionen großen Vortheil. Dresden , mit Artillerie belegt , lag hinter ihm ; feine Communikationen waren nicht durchschnitten ; wenn er auf irgend einem Punkte Eindruck machte, konnte er ihn verfolgen ; wenn er gefchlagen wurs de, konnte er fich in Sicherheit zurückziehen , ohne das

246 die Alliirten ihn bis unter die Kanonen der Stadt nach, gehen durften. Einer der fürchterlichsten Regentage, die je erlebt worden find , vermehrte nicht wenig die Schwie rigkeiten , welche die Alliirten zu bekämpfen hatten ; fie waren in Eilmarschen durch böse Wege und Bergschluch ten in ihre Pofitionen gelangt , und fanden sich faft in der Unmöglichkeit , Lebensmittel zu erhalten. Bonas parte ließ eine ungeheure Menge von Kanonen auffühe ren; und eine starke Kanonade von beiden Seiten war überhaupt, was diese Schlacht am meisten auszeichnete, Auf verschiederen Punkten geschahen wohl Angriffe von ruffischer , preußischer und österreichischer Kavallerie, und diese Truppen zeichneten sich sehr aus ; aber die Infanteric Massen kamen von beiden nicht ins Gefecht. Das Wets ter war so trübe und der Regen so anhaltend, daß die Alliirten auf allen Punkten unter den ungünstigsten Ums ftänden fochten. Um die Mittagszeit trug sich eine Katastrophe zu , die eine allgemeine Trauer in der Armee verbreitete. Der General Moreau , im lebhafteften Gespräche mit dem Kaiser von Rußland über die Operationen begriffen , wur de von einer Kanonenkugel getroffen , die durch sein Pferd schlug und ihm beide Seine wegnahm. Die gute Sache verliert eine große Stüße , der Militärstand eine Zierde an ibm. Sein Schicksal muß allenthalben großes Bes dauern erwecken. Noch ist er am Leben.*) So viel dem Verfasser bekannt ist , Kammt die damals vers breitete Nachricht , daß Moreau am 26. verwundet work Den sei , aus den französischen Kriegsberichten. Der erste Ka nonenschuß einer der Redouten por der Stadt habe ihn, hieß es, tödlich getroffen. Diese Erzählung ging_in_teutſche Bläts ter über, und es ward hinzugefeßt , Moreau sei vor der Redoute in der Nähe des Moczinskischen Gars tens gefallen. Aber auch in einer österreichischen Zeitung, und in einer nnd der andern neuerlich erschienenen Bebensbes schreibung des Helden, ward der 26. des Augufis qls der Tag feiner Verwundung angegeben . Stewart's Angabe ist als lein schon von entscheidendem Gewichte, Ein Augenzeuge des Vorfalls , ein im Dorfe Räckniß wohnender Landmann, bestätigt dieselbe. Moreau hielt an dem regnichten Sulachttage , (erzählt derselbe ,) neben dem Kaiser von Russ land auf einer Anhöhe , nahe hinter dem Dorfe Räcknik, nicht weit von der Wohnung des Zeugen , als eine Stückkus gel , ohne Zweifel aus einer Feldbatterie , ihn traf. Auch Ser Leibwundarit des Kaisers Alexander hat , wie ich

247 Der Feind fuhr fort, gegen die Stellung der Alliir sen zu operiren bis er endlich sah , daß es ohne Erfolg war und das Gefecht aufhörte. Die Schlacht kann an unsrer Seite 6 bis 7000 Mann gekostet haben. Der Verlust des Feindes muß größer sein. Bei einem russischen Kavallericangriffe gegen Infanterie und eine Batterie wurde eine große Anzahl Gefangene geo macht, ob man gleich die Kanonen nicht mitnehmen konnte. Ich habe E. Exzell . bereits die Haupt- Schwierigkeiten angezeigt , welche die alliirte Armee zu bekämpfen hatte. Da eine große Macht ihr gegenüber stand , und man alls gemein erwartete , daß Bonaparte ein beträchtliches Korps som rechten auf das linke Elb Ufer, bei Königs frein und Pirna werfen würde , um sich der Pässe in unserm Rücken zu bemächtigen, so wurde am 27. Abends der Befehl zum Rückzuge gegeben , und die Armee mars fchirt in mehrern Kolonnen. Es ist freilich zu bedauern , daß eine so zahlreiche und schöne, in jeder Rücksicht so vollkommene Armee , nache dem fie einmal vorgegangen war , eine rückgängige Bewez gung machen muß , und daß dies zu falschen Vermuthuns gen führen und glauben machen kann , der Feind habe besondere Vortheile errungen. Ich kann aber E. Exzell. auf Pflicht und Gewissen versichern , daß , trok dieser aus genblicklichen Abänderung des Operationsplans , die Urmee von demselben Geißte des hartnäckigsten Widerstandes bes

aus glaubwürdiger Quelle weiß , den 27. des Augufts , als den Tag genannt, wo er dem unglücklichen Helden seine Hülfe reichte , und aus andern Nachrichten ist bekannt, daß diesem an demselben Tage , wo er verwundet ward , die Beine abs genommen warden. Die abgelösten Beine, die man im Gars ten des Ritterguts Nöthniß begrub , hat man im Soms mer des Jahres 1814 wieder aus der Erde genommen , und dieselben unter dem Denkmale , welches dem Helden auf der Stelle, wo er veriðander worden , errichtet ward , in einer Urme, am 4. November desselben Jahres , feierlich beigefekt. Eine umständliche Beschreibung dieser merkwürdigen Todtens feier , so wie eine geistvolle Schilderung des großen Mannes, und neue, aus den glaubwürdigsten Quellen geschöpfte, Nacha richten über seine lesten Lebenstage gibt: F. Ch . A. Hafa fe's Johann Bictor Moreau und seine ods ten feier. Für junge Krieger und Freunde der Geschichte. Mit einer Abbildung seines Denkmals. Dresden in der Arz noldischen Buchhandlung. 1816. 8.

248 feelt ift, und fo sehr als iemals vor Verlangen brennt, fich mit dem Feinde zu messen. U f. w. Charles Stewart.

XLII. Französischer Amtsbericht über die Gefechte bei Dresden am 26. und 27. August. Ihre Mai. die Kaiſerin Königin und Regentin hat. folgende Nachrichten von der Armee vom 28. Auguß erhalten : Der Kaiser kam am 26. um 8 Uhr Morgens in Dress ben an. Die große russische, preußische und öfterreichis fche Armee war unter dem Kommando ihrer Souveraine vorgerückt; fie hatte alle Anhöhen befeht, welche Dress Den auf dem linken Ufer in der Entfernung einer kleis nen Stunde beherrschen. Der Marschall St. Cyr hielt mit dem 14ten Korps und der Garnison von Dresden das verschanzte Lager befeßt, und umstellte die Verpfählungen der Vorstädte mit Tirailleurs. um Mittag war alles ruhig , allein für das geübte Auge war diese Ruhe der Vorläufer des Sturms , ein Angriff schien nahe bevorzustehen . Um 4 Uhr Nachmittags bildeten fich auf das Signal von drei Kanonenschüssen sechs feindliche Kolonnen , der ren ieder 50 Kanonen vorausgingen ; in wenigen Augens blicken kamen fie in die Ebene herab , und nahmen ihre Richtung nach den Redouten. In weniger als einer Viertelstunde war die Kanonade fürchterlich. Sobald das Feuer einer Redoute zum Schweigen gebracht war , umgins sen die Belagerer diefelbe , und machten Anstrengungen an dem Fuße der Verpfählungen der Vorstädte , wo eine beträchtliche Anzahl den Tod fand. Es war beinahe 5 Uhr , ein Theil der Reserve des 4ten Korps war im Gefecht. Es fielen einige Haubigen in die Stadt; der Angenblick schien dringend. Der Kais fer befahl dem Könige von Neapel , fich mit dem Kas vallerieforps des Generals Latour- Maubourg auf die rechte Flanke des Feindes , und dem Herzog von Tres vifo, sich auf deffen linke Flanke zu begeben. Die vier Divisionen der jungen Garde, von den Generålen Důs moutier, Barrois , Decouz und Roguet kommane dirt, brachen nun , zwei durch das Thor von Pirna und wei durch das Thor von Plauen , hervor. Der Fürst von der Moskwa debouschirte an der Spike der Division Barrois. Diese Divisionen warfen alles vor

249 Ech her; das Feuer entfernte ich auf der Stelle von dem Centrum auf die Flügel, und wurde bald auf die Hügel zurückgeführt. Das Schlachtfeld blieb mit Kanonen und Trümmern bedeckt. Der General Důmoutier wurde blefürt, fo wie auch die Generale Boyeldieu , Lyns dal und Combelles. Der Ordonanzoffizier Berenger ward tödlich vers wundet; es war ein hoffnungsvoller junger Mann. Der General Gros von der Garde warf sich zuerst in den Graben einer Redoute , wo feindliche Sappeurs schon an dem Abhauen der Pallisaden arbeiteten ; er ward durch einen Baionetstich verwundet. Die Nacht brach nun herein und das Feuer hörte auf; der Feind scheiterte in seinem Angriff und ließ mehr als 2000 Gefangene auf dem mit Verwundeten und Todten bedeckten Schlachtfelde. Am 27. war das Wetter abscheulich , der Regen floß in Strömen. Der Soldat hatte die Nacht im Koth und Wasser zugebracht. Um 9 Uhr Morgens fab man deutlich den Feind seinen linken Flügel verlängern , und die Hüs gel , welche von seinem Centrum durch das Thal von Plauen getrennt waren , bedecken. Der König von Neapel brach mit dem Korps des Herzogs von Belluno und den Küraffierdivisionen auf und debouschirte auf der Straße von Freiberg, um dies fen linken Flügel anzugreifen. Er that es mit dem beg ften Erfolg. Die sechs Divisionen , welche diesen Flügel ausmachten, wurden geworfen und zerfreut. Die Hälfte, mit den Fahnen und Kanonen, wurde zu Gefangenen gemacht, und unter denselben mehrere Generale. 2. Jm Centrum fpannte eine lebhafte Kanonade die Aufmerksamkeit des Feindes, und es zeigten sich Kolons nen bereit, ihn auf dem linken Flügel anzugreifen. Der Herzog von Treviso manévrirte mit dem Ges neral Nansouth in der Ebene, der linke Flügel an dem Fluß und der rechte an den Hügeln. Der Marschall St. Cyr verband unfern linken Flüs gel mit dem Centrum , welches von dem Korps des Here zogs von Ragusa gebildet war. Gegen 2 Uhr Nachmittags entschloß sich der Feind zum Rückzug er batte feine Hauptkommunikation mit Böhmen auf seinem linken und rechten Flügel verloren. Die Resultate dieses Tages find 25 bis 30,000 Ges fangene, 40 Fahnen und 60 Kanonen. Man kann annehmen , daß der Feind 60,000 Mann

250 weniger hat. Unser Verlust beläuft sich an Todten, Vers wundeten und Gefangenen auf 4000 Mann. Die Kavallerie hat sich hohen Ruhm erworben. Ihr Generalstab wird die nähern Details und die Individuen bekannt machen , welche sich besonders ausgezeichnet haben. Die junge Garde hat sich das Lob der ganzen Armee erworben. on der alten Garde waren zwei Bataillons im Feuer, die übrigen ftanden in der Stadt als Reserve. Die zwei fechtenden Bataillons warfen alles mit dem Bajonett nieder. Die Stadt Dresden war sehr in Schrecken und großer Gefahr ausgefekt. Das Betragen der Einpohner war ganz so , wie man es von einem alliirten Bolke zu erwarten hat. Der Köz nig von Sachsen und seine Familie blieben zu Dress den, und gingen mit dem Beispiele des Vertrauens voran.

XLIII. Tagesbefehl. Meißen , am 1. Ot. 1813. Die Truppen , welche die Stadt Meißen und die ums liegende Gegend besett halten , erlauben sich die unverzeih. lichsten Exteffe; fie plündern, fie verwüsten , und dieß alles bis auf einen folchen Grad, daß die Einwohner Anstalt machen, ihre Häuser zu verlassen. Solche Verbrechen würs den felbft im Lande des Feindes verwerflich sein , wie viels mehr an einer verbündeten Nation. Die Herren Generale und Kommandanten der Trups pen werden durch die wirksamsten Maßregeln diesen Unorde nungen Einhalt thun , ke befehligen , daß das Fouragefafe fen in Ordnung und unter der Aufsicht der Officiere, über. haupt nur in den ihnen angewiesenen Dörfern geschehe. Jene Officiere haben den Richtern Empfangſcheine über die erhobene Fourage Quantität auszustellen . Der Herr General Heuringen ist beauftragt , auf dent Lande und in seinem Posten , Districte die Ordnung aufe recht zu erhalten. Der Herr Plas- Commandant wird in der Stadt und Deren Umgebungen Patrouillen qbordnen . Jeder über einem Berbrechen betroffene Soldat wird fofort verhaftet und binnen 24 Stunden gerichtet werden . Auf Befehl des commandirenden Generals Grafen Souham Der General, Chef des Generalftabes Zárayre.

251 XLIV. A. Der Kronprinz von Schweden an die Sachsen. Sachsen! Die vereinigte Armee von Nord - Teutschland ist über eure Gränze gerückt. Diese Armee führt nicht mit den Völe Fern eurer Landschaften Kriegs fie ift einzig gegen deres Unterdrücker gerichtet . Ihr müßt den glücklichen Fortgang unserer Waffen mit euren Wünschen begleiten , denn er dient dazu , euren gestörten Wohlstand herzustellen , und eurer Regierung ihren Glanz , mit ihrer Unabhängigkeit wiederzugeben. Wir sind gesonnen , alle Sachsen als Freunde zu bes trachten. Eure Eigenthumsrechte werden geehrt werden. Die Armee wird die strengste Kriegszucht beobachten, und man wird für ihre Bedürfniſſe auf die am wenigsten drückens de Weise sorgen. Verlaßt eure Wohnung nicht. Fahrt fort , euch den gewohnten Beschäftigungen zu widmen. Große Begebens heiten werden euch bald vor einer ehrgeizigen Politik sicher stellen. Seid die würdigen Nachkommen der alten Sach fen , und wenn teutsches Blut fließt, so sey es für die Selbstständigkeit Teutschlands , und nicht auf das Gebot eines einzigen Menschen , an den kein gemeinsamer Vortheil und keine Bande euch knüpfen. Frankreich ist ein weites und herrliches Land. Den Eroberern der alten Welt batte ein solches Land genügt. Die Franzosen felbft begehren in ihre Gränzen zurück zu Fehren , welche die Natur ihnen vorgezeichnet hat. Sie haffen die Tyrannei, indem sie ihr dienen. Sagt ihnen dreist , daß ihr beschloffen habt, frei zu fein, und fie selbst werden euch bewundern und euch auffore dern , in diesem edlen und rühmlichen Vorhaben auszus barren. Im Hauptquartier zu Jüterboge , den 10. September 1813. Carl Johann. B.

An die Sachsen. Sachsen! Der Augenblick eurer Befreiung von französischen Joch ift da. Die siegreichen Waffen meines großen und gnåðí‹ gen Monarchen, so wie die seiner hohen Bundesgenossen;

252 haben jekt den Bedrücker der teutschen Unabhängigkeit auf allen Punkten mit großem Verlufte zurückgetrieben. Die folgenreiche Periode des vorjährigen Rückzuges Napoleons kehrt zurück, um euren Wohlstand herzustellen, und Leutſch, land feine Unabhängi«keit wieder zu geben. Die franzöfifchen Truppen find nun in vollem Råck¡us ge nach ihren Gränzen Ihr habt den Zwang , der euch bisher an Napoleons Interesse feffelte , nicht mehr zu bes fürchten. Seid vernünftige Nachkommen der alten Sache fen; so reicht euren andern edlen teurschen Brådern die Hände , um vereint mit ihnen den Beleidiger der teutschen Nation zu demüthigen. Sachsen ihr könnt uns getrøßt als cure Freunde und Befreier betrachten , denn die verbündeten Monarchen has ben und Generalen zur Pflicht gemacht , eure Eigenthums. rechte zu schüßen , und das Unglück des Krieges so viel als möglich zu mildern. 8. October Gegeben zu Freiberg , den 20. Septbr. 1813. Kaiserl. Ruff. General und Ritter Freiherr v. Knorring.

XLV. Soldaten ! Während einer fünf und vierzigjährigen Regierung hats te Ich nur Gelegenheit , Mich von der Treue und von dem guten Benehmen Meiner Truppen zu verfichern ; in dem letten halben Jahre derselben habe Ich inzwischen Erfahs rungen gemacht , die Mein Herz mit dem bitterften Kums mer erfüllen müssen . Einzelne find wider Meinen Willen und ohne Meine Erlaubniß aus der Armee getreten , ja nur neuerlich hat der Major von Bünau mit seinem Bas taillon den ihm anvertrauten Poften verlassen , und seine Untergebenen zum Feinde übergeführt. Ueber jene wird ein Kriegs 1 Recht das Urtheil sprechen , noch mehr wird fie ihr Gewissen richten. Das Andenken an eine väterliche Fürsorge, an die treue Theilnahme ihres Landesherrn , der fo öfters ihr Wohlthäter war, wird ihnen bei stillem NachDenken zum ewigen Vorwurf werden. Soldaten ! an cuch , die ihr icht in Meinem Dienst fcht, die ihr die Poften bekleidet , welche Mein Vertrauen cuch anwich, an euch wende Ich Mich jest mit der Liebe, die Ich euch und euern Vorfahren seit beinahe einem hals ben Ihrhundert widmete, mit dem Ernste, den Meine Pflicht als Landesherr Mir gebieter. Ich fordere euch anf,

233

Mir gerade jekt Beweise euerer treuen Anhänglichkeit zu geben Mir und Meiner Sache habt ihr geschworen , Mir wolltet ibr treu , hold und gewärtig seyn . Nicht allein würdet ihr an mir zum Verrather werden , auch cuer Wort Bracht ihr , das dem Manne von Ehre heilig seyn mus. Bon euch also , ihr Treuen , die ihr mich an dem heutigen Tage umgebt , erwarte ich mit vollem Zutrauen, Daß ihr fest an euerm Könige und an eurer Fahne haltet. Ein strenges Pflichtgefühl wird euch über alles erheben, as euch in Erfüllung eurer Schuldigkeit je wanken machen tönnte. Der größte Theil von euch war noch nicht gebohren; als Ich Meine Regierung antrat; Ich habe daber schon Dadurch Vaterrechte auf euch. Blos cuer kindliches Ger fühl nehme Ich daher in Anspruch , Ich rechne auf euch, Ich hoffe, daß ihr die spätern Jahre cures Landesherrn nicht trüben werdet. Die Liebe Meines Volks war - Eus ropa bezeuge es - Mein Stolz bis jest, fie begleite auch noch Die übrigen Tage Meines Lebens . Dresden , am 26. September 1813. Friedrich August. XLVI

Wir, Friedrich August , von Gottes Gnaden, Fönig ven Sachsen 2c. 20. 2c. Mehrere feindliche Befehlss haber , selbst solche , welche durch die Umstände dem Thres ne nåber gebracht worden , und denen die Unterthanentreue doppelt hellig seyn sollte , haben neuerdings versucht , Uns fere Unterthanen durch ausgestreuete Proclamationen irre au leiten , und zur Theilnahme an dem Kampf gegen die Sache aufzurufen , welcher ihr Landesberr beigetreten ist. Wir befürchten nicht , daß solche unbefuate Aufforder rungen bei unserm Volke im Ganzen einige Wirkung foll ten beroerbringen können. Die Sachsen sind von jeher ibren Fürften treu ergeben gewefen ; Wir haben während Unserer ganzen bisherigen Regierung der innigften Anhänge. lichkeit Unserer Unterthanen und eines festen Vertrauens derselben auf die von uns zu ihrem Besten ergriffenen Maße. regeln uns zu erfreuen gehabt ; auch in den Stürmen der lekten Jahre haben fie 11ng von ihrer Liebe mehrmals rühe rende Beweise gegeben; fie werden den Ruhm der Trene nicht verfcherzen , durch den sie sich zeither ausgezeichnet, und bei Freunden und Feinden ehrwürdig gemacht haben . Allein Einzelne können verführt und durch falsche Vore spiegelungen zu pflich widrigen Handlungen verleitet wers würden. Den , die sie zu spät erst bereuenn w

254 Diese wollen Wir erinnern , daß die Schuldigkeit des Unterthanen, feinem Regenten treu zu bleiben , und Uns terwerfung und Gehorsam gegen seine Beschlüsse und An-. ordnungen zu beweisen , unbedingt und durch die heiligsten Gefese geboten ist ; daß sie zu dieser Unterwürfigkeit theils Durch ihre Geburt oder den Aufenthalt in Unfern Landen, theils durch geleistete Eide , auf das unzweifelhaftefte Uns verpflichtet sind, daß wahre Ehre nur auf dem Wege der Pflicht erlangt werden kann, und daß die ächte Vaterlands liebe nie aus der Bahn der Ordnung und aus den Vers hältnissen herausschreitet, die der einem Jeden in der bürgers lichen Gesellschaft angewiefene Standpunkt ihm vorzeichnet . Für diejenigen aber , die durch solche Betrachtungen von unvorsichtigen oder verwegenen Schritten nicht zurück gehalten werden können , müssen Wir die ernste Drohung. Hinzufügen , daß Wir jede Begünstigung der Absichten und Pläne des Feindes , jede Theilnahme an feinen Unterneh mungen, welche Einer Unserer Unterthanen sich etwa follte zu Schulden bringen , mit unnachsichtlicher Strenge ahne Den , und gegen solche Uebertreter die, gegen Rebellen und Vaterlandsverrather in den Gefehen geordneten, Strafen ohne Rücksicht und Ausnahme zur Anwendung bringen lass sen werden. Möge Unser Volk auch in diesem Zeitpunkte harter Prüfungen den Geist der Ordnung bewähren , von dem es bisher nie abgewichen ist ; möge es auch ferner fest an dent Vertrauen zu feinem Könige halten , der mit der Sorge für das Wohl derer , die Gott ihm anvertrauet hat, noch immer rastlos beschäftigt , und dem keines von den Uebeln, von denen sie jest niedergedrückt werden , fremd oder unbes Fannt ist. Und die Vorsehung , die die frühern Jahre Unferer Regierung so ausgezeichnet beglückt , und uns die Freude geschenkt hat , den Wohlstand Unserer Lande nach den Drangfalen eines verheerenden Krieges schöner , als jemals, emporblühen zu sehen , wird bald die Zeit eintres ten laffen , wo Unsere auf das Glück Unserer Unterthanen unverrückt gerichtete landesväterliche Fürsorge wiederunt ungehindert für diesen Zweck wirksam seyn , und Unsere und ihre vereinte Anstrengung die tiefen Wunden nach und nach heilen wird, die das nicht abwendbare Elend des Kries ges ihnen geschlagen hat. Unter Unserer eigenhändigen Unterschrift und Vors bruckung Unsers Königlichen Siegels geschehen und geges ben zu Dresden , den 27. Sept. 1813. Friedrich August. (L. S.) Job. Wilh. . Besch a ut. ・ Carl August . Beischwig.

355 XLVII. A. Ein am 3. Novbr. 1815, von Dresden abgegange= ner Kourier hat Depeschen von dem Marschall St. Cyr mit folgenden Nachrichten gebracht : Den 12. Oktbr. griff der Feind das Dorf Plauen an ; er wurde zuric ges trieben , und die franzenschen Eruppen blieben Meister bes Schlachtfeldes. Dieses Gefecht war von wenig Wichtigkeit. Am 17. marichirte der Marschall St. Cyr , auf die Nachs richt, daß der General Bennigsen das Lager verlassen hatte , und nur der General Tolstoy mit 15,000 Mann darin zurückgeblieben war , auf die russische Armee los, griff fie an , brachte sie in Unordnung , nahm ihr 20 Kanonen , 3000 Gefangene ab , und trieb sie mit dem Degen in den Rippen bis an die böhmische Grenze. (!) Dieses ganze Korps wäre gefangen worden , wenn wir mehr Kavallerie gehabt hätten , aber der Marstall Et. Er hatte nur 1500 Pferde. Ein Theil feiner Trapper hielt das Fort Sonnenstein besezt, und stand mit ihne in Verbindung. Der General Klenau und ein Korps des Generals Chasteler waren gegen Dresden marfairt; fie standen auf dem linken Ufer der Elbe, das rechte war gänzlich frei Der Marschall St. Cvr hatte das Schloß von Meißen schleifen lassen, und die Bejahung herausgezogen ; seine Fourageurs gingen tag = lich bis 4 Stunden weit von der Festung. Man hatte Lebensmittel für acht Tage in Reserve, und stickte sich an, auf Magdeburg zu marschiren. Det Graf Lobau, der Graf Dumas , der Graf Durosnel Ran and alle übrigen Generale , befanden sich wohl hat in dem Gefechte vom 17. Novbr. nur 150 Manu verloren. Der Feind hatte in dieser Gegend keine Brücke über die Elbe. B. Bericht des Marschalls Gouvion St. Cyr an den Fürsten von Neufchatel. Dresden, den 17. Oftbr. 1813. Monseigneur, wihrend einiger Zeit hatte der Feind vor Dresden, unter dem General Bennigsen , eine beträchtliche Macht. Von dieser nahm er aber einen großen Theil in der Richtung nach Noffen mit sich weg. um 15, inach ten die Streifparteien , die ich nach Wilsdruf schickte, Gefangene von dem feindlichen Nachzuge.

256 Am 16. nahmen die Parteien , die ich in der neme lichen Nichtung abschickte , Desterreicher gefangen , und Equipagen vom Korps des Generals Bubna, der jenen unmittelbar nachfolgte. Am nemlichen Tage hatte ich die Stellungen des Feindes vor Dresden am linken Ufer selbst und am rechten durch den General Berthe= sene refognoscirt. Am 1. entschloß ich mich , den Ger neral Tolstoy anzugreifen , welcher vor Dresden auf der linken Seite der Elbe gelagert war. Er hatte meh rere Divisionen , welche aus den Miligen der Gouver nements Nischney , Nowogrod , Kasan , Pensa, Rezan und Kostroma bestanden , ferner vier Regimenter sion, und ein zahlreiches Infanteriedivi von der sowohl von der Linie , ale Kosaken, Kavalleries Baschtiren , Kalmuken c , auch 7 Compagnien Artile lerie, wovon 5 zu Fuß und 2 zu Pferd. Diese vers schiedenen Truppen wurden von den Generalen Mars toff, Ivanoff, Vocoureff , Bulakof, Fürst Bagration 2c. kommandirt. Seit einigen Tagen verschanzten sich die Russen auf den Anhöhen von Råcknik ; swel Redouten waren schon geendigt, die dritte noch nicht. Ich glaubte, es fet keinen Augenblick Zeit zu verlieren , und brach deshalb in vier Kolonnen gegen den Feind auf. Inzwischen ließ ich, um meinen Rückzug zu sichern, und die Sicherheit Dresdens nicht aufs Spiel zu sehen die Division Berthezene zurück , um unsere Redouten und Stellungen am rechten Ufer zu bewachen , und den österreichischen General Seethal zu beobachten ; so wie einen Theil der andern Division , um unsere Verschanz zungen und Blockhauser am linken Ufer zu bewahren. Ich debouchirte gegen den Feind in folgender Ordnung : Der Graf Lobau hatte die Division Teste in den Redou ten und Blockhäusern der Fronte , mit deren Bewachung er vor Dresden beauftragt war , das heißt, vom Dohnaer Schlage bis an die Elbe , zurückgelassen. Ges neral Dumonceau ſtand mit der feinigen an der Epige des großen Gartens und Strehla, um das in der Ebene aufgestellte feindliche Korps zu beobachten. Hierauf ruckte der Graf Lobau, Schlag halb 10 Uhr , mit der Division Caffaigne aus dem großen Garten , und nahm feine Nichtung über Strehla und Rothe = Haus gegen das Dorf Zichern . Der General Claparede debouchirte mit seiner Division um 10 14 Uhr aus dem Garten des fachf. Spitals, ) und ging auf das Dorf Radnis los. *) Moczinski's Garten.

257 Acht Bataillone son der Division des Generals Mouton Duveruet debouchirten genau um 10 Uhr aus dem Plauischen Schlage, um sich der Anböhen bei dem Dorfe Plauen zu bemächtigen , und sich hierauf mit dem General Bonet in Verbindung zu sehen , der zur gleichen Stunde mit acht Bataillonen von der Division Mazous auf Potschapel debouchirte, und feine Richtung auf Gittersee nahm , um über die Anhöhen die Posten zu umgehen, an welche sich der linke Flügel des Fein. des stüßte. Gen. Gerards Kavallerie marscirte zwi schen den Divisionen Duvernet und Claparede. Diefe verschiedenen Kolonnen rückten unerschrocken und mit genauer Beobachtung ihrer Instruktionen vor. Der Feind machte große Anstrengungen , um feine Stellung auf den Anhöhen von Zsceruiß und Räckniß zu bes haupten; aber als er links umgangen war, warf man ihn in die Schluchten hinter seiner Position. Der Gen. Gerard ließ zu rechter Zeit den Gen. Gobrecht mit den Lauciers des ersten Korps einen Kas vallerieangriff bei dem Dorfe Nöthenik ausführen , wodurch die Unordnung beim Feinde vermehrt und ihm 4 Kanonen abgenommen wurden, Da der Gen. Durosnel den Feind fortwährend in feiner linken Flanke angriff, und der Gen. Boner ihn ganz über Bannewiß und Goppeln umging , so schloß fich derselbe an seinen rechten Flügel , und verließ die Anhöhen , um sich unter den Schuß seiner zahlreichen Kavallerie zu begeben , welche die Ebene inne hatte, und die Verwirrung ihrer Infanterie deckte. In diesem Augenblicke hatte der bei Mokrig aufgestellte Graf Lobau kurze Zeit eine sehr beträchtliche Macht gegen sich über; allein die Generale Duvernet und Razous , wel che ihre Bewegung gegen Gauftriß und Sóbrigen fort festen, machten ihm bald Luft. Der Feind beschleu nigte seinen Rückzug, und der Graf Lobau nahm ihm 6 Kanonen und 18 bis 20 Munitionswagen. ab. Auf den Anhöhen von Eutſchiß ließ der General Gerard burch seine Kavallerie einige schöne Angriffe auf die Baschkiren und Kalmücken , welche den linken Flüs sel des Feindes deckten , ausführen ; er wurde mehreremale beim Rückzuge durch die Dörfer Kausche und Nickern geworfen. Der Gen. Gerard von dem Gen. Duvernet unterstüßt , sette die Verfolgung des Feindes fort, und schnitt , indem er sich bei Zschafwik ges gen die Elbe wendete , ein Bataillon vom 27. Jägers regimente ab ; alle Mannschaft wurde von dem 7ten Lanciersregimente niedergemacht oder gefangen ; der R

958 -Befehlshaber rettete sich schwimmend durch die Elbe. Der Verlust des Feindes ist an Todten und Verwundeten beträchtlich ; er kann meiner Meinung nach ge= gen 3000 Mann betragen ; 1200 Gefangene , großenz theils verwundet , blieben in unsern Händen. Wären wir zahlreicher an Kavallerie gewesen, so hätten wir den größten Theil der feindlichen Kavallerie gefangen ; denn sie war in voller Zerstreuung. Auch verloren die Feinde viele Munitionse und Artilleriewagen , so wie die Pontons zu einer Brücke , die sie bei den Dorfe Prazschwiß hatten über die Elbe schlagen wollen , und Der Feind 308 die ich zu verbrennen gedenke. fich am 17. Abends nach Dohra zurück , wo ein, groBentheils russisches , Truppenkorps zu ihm stieß. Die Landeseinwohner sagen , es wären acht aus der Gegend von Altenburg gekommene Regimenter gewefen. Heute, den 18., haben fe ihren Marsch auf Gießhübel , Borna und Altenburg fortgefeht , so daß wir diesen Abend mit dem Fort Sonnenstein in Verbindung treten werden. Ich habe die Ehre ic. ( Unterz.) Der Marschall Gouvion St. Cyr.

XLVIII. Auf Veranlassung Sr. Excellenz des Herrn Gouver= neurs , Grafen von Durosnel , wird allen hieſigen Einwohnern das Herumgehen auf den Vorposten und an folchen Orten , wo in hiesiger Gegend Affaire gewesen ist , auf das strengste , bei harter Ahndung untersagt. Das Militair hat Befehl erhalten , diejenigen, welche sich , ohne hinlängliche Legitimation , an ges nannten Orten betreten lassen , zu arretiren , oder, nach Befinden, auf sie Feuer zu geben. Dresden , am 14. Oktbr. 1813. Königl. Sächs. Polizei - Commiſſion.

XLIX.

Ordre du jour. Monsieur le Chevalier Tascher , officier de la legion d'honneur , Colonel Commandant la place do Dresde , et MM. les magistrats do la ville , voulant apporter un orde stable à

Tagesbefehl. Der Herr Chevalier Tascher , Offizier der Ehrenler gion, Oberster und Plays kommandant, ingleichen der biefige Magiftrat haben zu Fefiftellung einer bessern Ords nung in Bequartierung e

259 l'établissement du loge- Militairs , folgendes festges t ment , ont arrêté ce qui ſezt : suit: Artikel 1. Die Herren Article 1er MM . les offi- Officiers und bei der Armees eiers et Employés d'admi- verwaltung angefte Ute Pers nistration , jusqu'au grade fonen bis mit dem Obersten, de Colonel , inclusivement, fotten sich den 12. dieses se présenteront le 12. de Monats auf dem Bureau ce mois , au Bureau de des Herrn Plakko mmandanla place de Dresde No. 342. , ten Altmarkt Nr. 342 init munis de leurs Billets de ihren Quartier billets einfin= logement, pour se justifier den, um über den Bewegss du motif de leur séjour grund ihres Aufenthalts in daus la ville ; s'ils y logent Ser Stadt Auskunft zu ges à leurs frais , ils apporte- ben , und, wenn sie auf ihre ront les ordres qui les y Soften sich hier befinden soll autorisent. ten, die fie dazu berechtigens Art. 2me. Le 13. tous les den Befehle aufzuweisen. Art. 2. Alle Unteroff sous - officiers et Employés und Employés bis mitiziers dem d'administation , jusqu'au Sergeantmajor - Grade sols grade de sergent - major in- len fich den 13. dies. Moz clusivement , se présenteront également , au même nats ebenfalls auf gedachs Bureau einstellen , um Bureau , pour soumettre tem aussi leurs Billets à la ré- ihre Quartierbillets einer gleichen Prüfung zu unters vision , qui en sera faite. Art. 3me Pour eviter l'em- werfen. Art. 3. Um den Andrangcombrement du Bureau il Bureau des Herrn est indispensable , que MM. bei dem les chefs des corps , tenant Kommandanten zu vermeis garnison dans Dresde , ainen , ist es nothwendig, daßsi que les chefs d'admini- die Herren Chefs der hier stration , se fassent remet- garnisonirenden Corps, fo wie auch die Chefs der. Ars tre tous les Billets de loge- meeverwaltung 850fich die ment de leurs soldats et Employés , afin que , munis Quartierbillets von ihren d'une situation , bien dé- Soldaten und Employés taillée , de leur corps ou geben lassen , damit selbige administration , ils puis- eine Bestandsliste ihrer Corps sent soumettre le tout bien øder Verwaltungszweige feren régle à la Révision du tigen und das Ganze alfo in Ordnung gebracht, der logement, Prüfung unterwerfen habenkönnen.. grade qu.il soit , qui a parArt. 4.auch Von , befier Mili Art. 4me Tout militaire de quelque 14. Dest R 2

160 tir du 14. au matin , continuerait de loger en ville, sans avoir satisfait au présent ordre , sera censée , y séjourner , sans bût légitime , en conséquence il sera arrété et reconduit à son corps. Art. 5me Il sera apposé, an dos des Billets de loge ment dont la légitimé sera reconnue l'Empreinte rouge du cachet , de la mairie ; Яul militaire ou ' Employé, du grade assimilé au présent ordre , ne devra être reçu par l'habitant , sans etre porteur d'an Billet revêtu de cette formalité. Art. 6me Los habitans qui n'auraient pas prévenu , à tems les personnes logées chez eux , du contenu du present , a qui ne l'abserveraient pas rigoureuse nient eux mêmes subiront une amende de 20 Thalers.

Art. 7me Afin que personne n'ignore le contenu du present ordre , et pour en assurer la pleine et entière exécution, il sera imprimé dans les deux langues, affiché aux endroits ordinaires et envoyé dans les maisons et aux differents corps at administrations. Art. 8me Ou continuera au jours fixés ci - dessus le matin avec les militaires et Employes loges en ville ét le fauxbourg de Pirna et Pon finira l'après midi avec

Morgens an ihren Aufents halt allhier, ohne diesen Bes fehl befolgt zu haben , forts fegt, wird angenommen, daß sie sich ohne Zweck hier aufz balte und sie wird in Folge dessen angehalten und zu ih rem Corps gebracht werden. Art. 5. Die für rechtmås big anerkannten Quartierbils lets sollen auf der Rückseite mit einem rethen Stempel des Magistrats versehen werz den. Keine Militairperson und kein Employé pon dem obenangegebenen Range darf von den Einwohnern" ohné ein mit diesem Zeichen vers sehenes Billet aufgenommen werden. Art. 6. Diejenigen, welche die bei ihnen wohnenden Miz litairpersonen nicht bei Zeiten mit dem Inhalte der gegens wärtigen Verordnung bes kannt machen, und fie selbst nicht genau befolgen , sollen mit einer Strafe von 20 Thas ler angesehen werden. Art. 7. Damit Niemans dem derInhalt dieses Befehls unbekannt bleibe, und um demselben volle Wirksamkeit ju verschaffen, ist derselbe in beiden Sprachen gedruckt, an den gewöhnlichen Orten ans geschlagen, in dieHäuser ge fchickt und den verſchiedenen Corps und Verwaltungszweis gen mitgetheilt worden. Art. 8. An den obvorge. schriebenen Lagen wird man des Vormittags mit den in der Stadt und der Pirnais schen Vorstadt befindlichen Militairpersonen und Em-

251 le fauxbourg de Wilsdruff, de Friedrichstadt et do Neustadt. Dresde, le 10. Octobre 1813.

ployés anfangen und des Nachmittags mit der Wilso druffer Vorstadt, Friedrichs stadt und Neustadt endigen. Dresden , am 10. Oktober 1813. L.

Nachdem für gut befunden worden ist , zu Beförder rung der Zufuhr von Brennholt , Steinkohlen , Torf und allen andern Feuerungsmaterialien in hicfige Residenz, ohne Unterschied des Einbringens von inländischen Orten, oder pom Auslande, zu Wasser und zu Lande, eine Befreiung in Abgaben aller Art , so weit fie nicht in Ansehung der Landaccife bereits hergebracht ist , bis zu Ende April des Fünftigen Jahres , statt finden zu laffen , und daher in dessen Verfolg die vorbenannten Brennmaterialien nicht allein: 1) von allen Consumtions , und Handelsabgaben bei der General und Landaccise allhier , so wie 2) wenn solche anderwärts in Städten und auf dem Lande zu obigem Behuf aufgekauft und anhero gebracht worden , von der , vom Verkäufer daselbst zu entrichtens den Generals, Handlungs and Landaccife , sondern auch 3) auf dem Transporte anbero , unter Weges , fu Wasser in Flößen und auf Schiffen , oder auf der Achse, von allen Zöllen, Geleiten, Wege- und Brückengeldern zc., blos mit Ausnahme der Chauffeegelder , freigelassen wers ; den sollen fo wird folches zu Jedermanns Wissenschaft hierdurch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, am 23. Oftbr. 1813. Königl. Sächf. geheimes Finan; - Collegium.

LI. Auf Veranlassung Sr. Excell., des Kaiserl. Königl. franz. kommandirenden Marschalls, Hrn. Grafens St. Cyr, und des Gouverneurs, Hrn. Grafen Durosnel, wird hiers mit zu Jedermanns Wissenschaft bekannt gemacht, daß besagter Herr Marschall eine Verproviantirung biefiger Einwohner auf zwei Monate für nothwendig erachten. Damit nun diejenigen , welche auf diese Zeit nicht mit Lebensmitteln versorgt find , nicht dem Mangel auss gefeht sein und Ursache haben mögen , sich über die Uns wiffenheit, in welcher man sie hierüber gelaſſen , zu ber

262 schweren , so wild denselben hiermit freigestellt und resp angerathen, sich aus hiesiger Stadt zu entfernen. Wegen der bei dem Fortziehen erforderlichen Sichers heit haben diejenigen , welche diesem Rathe zu folgen fich veranlaßt und im Stande sehen , sich bei dem Hrn . Gous verneur zu melden. Dresden , am 28. Oftbr. 1813. Der Rath zu Dresden. Die Hausbefizer haben vorstehende Bekanntmachung bei fämmtlichen Miethbewohnern herumzugeben.

LII. Auf ausdrücklichen Befehl Sr. Excell., des Kaiserl. franz. Hrn. Marschalls , Gouvion de St. Cyr , sollen alle in der Stadt und in Neustadt befindlichen Lebensmittel fogleich aufgezeichnet werden. Sämmtliche Einwohner der Stadt und Neustadt werden daher bedeutet und resp. veranlaßt, ihre Vorräthe an Lebensmitteln , nach den in beiliegender Tabelle enthaltenen Ueberschriften , * ) genau und richtig sonder Verzug aufzuzeichnen , und , so viel die Miethbewohner betrifft , die Specification an die Hauswirthe abzugeben. Diese haben aus fothanen Verzeich nissen die Anfäße , nebst ihren eignen Verräthen , in die Labelle einzutragen , und lettere zur Abgabe an die hierzu abgeordnet werdenden Personen in Bereitschaft zu halten. Dresden, am 28. Detbr. 1813. Königl. Sachs. Hofrath und Oberamtmann , Johann Gottlieb Nåke. LIII.

Auf ausdrücklichen Befehl St. Excellent , des Herrn Marschalls St. Cyr, haben sämmtliche Einwohner alle leere Fåler , Tonnen , Kisten , Trags und Deckelkörbe , von welcher Art fie auch seyn mögen , sofort in dem Höfe une fers altstädter Rathhauses abzuliefern , damit solche zur Disposition des Herrn Obristen Marion , vom K. K. franzöfifchen Ingenieur Corps , gestellt werden können . Dresden, am 29. Dec. 1813 . Der Rath zu Dresden . Vom Hausbefizer sofort bei sämmtlichen Miethleuten berumzugeben.

Diese waren : Getreide, Mehl , Schlachtvieh , gepökeltes und geräuchertes Fleisch , Gemüse jeder Art , Bein , Bier, Branntwein.

263

LIV. Bon Seiten des . . franzosen Herrn Gravers neurs Grafen Durosnel , Excellent , ft uns bekannt ges mat worden , daß mehrere biefige Einwohner fich beleiðis gende Aeußerungen und Thatlichkeiten gegen das 4754hiesige 09 K. F. franzöfifche Militär erlaubt haben. In Gemäßheit der von gedachtem Herrn Goüvernkar hierunter ergangenen Verfügung haben wir Obrigkeitswes, gen die hiesigen Einwohner auf das dringendste zu erinnern, schuldig befünden würde , mit der derehierunter Das eng bestraft , und , da die Stadt sich gegens gro wärtig im Belagerungszustande befindet , dergleichen Vers, hes er vor ein K. K. franzöſiſc deftell Kriegs die Unrubftifter aber erfchoffen zu werden , verurtheilt wers den sollen. Wir ermahnen und bitten zugleich alle unsere Bürger und übrigen hiesigen Einwohner inständigst , den guten Ruf. eines guten und fittlichen Betragens , welchen sie von jeber behauptet haben , nicht gefliffentlich zu vernichten , und wohl zu beherzigen , daß durch dergleichen , auch nach den K. Sächs. Gesehen höchst strafbare , Handlungen die Lage. der Stadt nur verschlimmert werden , auch keine Behörde dergleichen Handlungen dulden kann und wird . Uebrigens haben sich die Einwohner bei etwanigen ges gründeten Klagen über das Benehmen der Truppen von der Gerechtigkeit der Ft. . franzöfifchen Militär. Behörden fchleunigfte Hülfe zu versprechen. Dresden , am 1. Nov. 1813. Königl. Sachs. Hofrath und Oberamtmann, Johann Gottlieb Nake. Der Rath zu Dresden.

LV. Auf Anordnung des Kaiserl. Königl. Französischen Herrn Marschalls St. Cyr wird hiermit bekannt ges macht , daß von heute an die Schläge geschlossen sind. Dresden, am 4. November 1813. Der Rath zu Dresden. LVI.

Auf ausdrücklichen Befehl des Kaiserl. Königl. Frans zöfifchen Herrn Marschalls , Grafen St. Cyr Excellenz, haben sämmtliche hiesige Einwohner den dritten Theil

264 son den , in Gemäßheit der Anordnung vom 28. v. M. von ihnen verzeichneten Vorräthen an Getreide und Mehl Schlachtvieb 誓 gepòfelten und geräucherten Fleis fche , ingleichen trockner Gemüse , jedoch mit Begfall des Reises , welchen wir , so wie den Wein , fo viel möglich annoch herbeizuschaffen uns bemüht häben , und zwar die Bewohner der Altstadt heute. den 5. d. M., die Bewohner der Vorstädte den 6. d . M., und die Bewohner der Neustadt, so wie der Friedrichstadt den 7. d. M., Längstens Vormittags 11 Uhr in das Magazin in der Frauenkirche , mittelst doppelten , mit der Hausnum mer und dem Stockwerke zu bezeichnenden Lieferscheins, wovon der eine , anstatt der Quittung mit einem Stempel gedruckt , zurückgegeben wird , gegen tünftige Vergü tung nach den dato bestehenden Preisen dieser Artitel abzuliefern. Von dem Gesammtbetrage der vorhin angegebenen Vorräthe ist jedoch , in Betracht der, feit der Aufzeich nung ftatt gefundenen , Consumtion , ein Sechstheil abzurechnen und nur von dem , nach dessen Abzuge übrig bleibenden, Residuo obiges Drittheil abzuliefern. Diejenigen, welche diesem Befehl des Herrn Mar schalls nachzukommen verabsäumen , haben die unverzüge lichsten strengsten militairischen Maaßregeln zu gewarten. Dresden, am 5. Novbr. 1813 . Königl. Sachs. Hofrath und Oberamtmann . Johann Gottlieb Náce. Der Nath zu Dresden. Bon dem Hausbesizer sofort bei sämmtlichen Mies thebewohnern herumzugeben. LVII.

Muszug aus dem amtlichen Berichte , aus dem Haupts quartier zu Frankfurt , am 13. November 1813. Am 6. Novkr. 1813 hat der Marschall Gouvion St. Cyr einen Ausfall aus Dresden gemacht , um sich auf der Straße nach Torgau durchzuschlagen . Er drängte Anfangs die Vortruppen des F. M. L., v. Wied - Runkel, welcher die Blokade von Dresden auf dem rechten Elbufer tommandirt , bis auf die hohen von Reichenberg und Wainsdorf zurück. Hier griff ihn aber der Fürst mit so vieler Entschlossenheit an , daß er ihn nach einem harts nädigen Gefecte nöthigte , ich wieder in die Stadt jus

(265 rúd zu werfen. Der Feind batte bei diesem Ausfalle über 800 Mann an Todten und Verwundeten verloren. Die ruffische Landwehr hat sich bei dieser Gelegenheit mit Muhm bedeckt und mit den Muthe und der Beharrliche Feit alter Soldaten gefochten, LVIII.

Auszug aus dem amtlichen Berichte , aus dem Hauptquartier Frankfurt, vòm 13. Novbr. 1815. Am Sten Novbr. find der kaiserl. französische Oberst Marion , vom Genlekorps , und der Oberst Verin, Adjutant des Generals Grafen von Lobau , auf den Vors Posten des Belagerungskorps erschienen, und haben eine Capitulation von Seiten des Marschalls St. Cyr vor geschlagen , welche der, die Belagerung fommandirende Feldzeugmeister Graf von Klenau jedoch nicht angenome men hat , da die Garnison freien Abzug nach Frankreich begehrte. Am Nachmittag desselben Tages erhielt der Feld zeugmeister, Graf von Klenau , beifolgendes Edreiben A. von den Repräsentanten der Stadt. Der kommandirende General hat an die zu Dresden anwesenden Mitglieder des königl. Hauses die Eins ladung ergehen lassen , sich nach Gutbefinden aus dies fer Stadt zu entfernen. Die Stadt, deren Lage in dem Schreiben ihrer Worsteher mit fo traurigen Farben geschildert wird, mußte ihrem Schicksal überlassen bleiben. Das Unglück , welches eine der ersten deutschen Städte, den sonst so friedlichen und blühenden Eię der Künste , eine Stadt, die so viele Kunstschäße ent hält, trifft , wird jeder Deutsche betrauern. Aber nicht Deutſche haben ihr das seit Jahren auf ihr lastende Unglück bereitet, und noch zur Stunde steht ihr Schicksal allein in den Händen des Feindes.

A. Beauftragt im Namen des Landes, des hiesigen Kreises und der Stadt Dresden , für der lestern Sape nung und Erhaltung ehrerbietige Vorstellung zu thun, belebt uns das Vertrauen in die Gesinnungen der er habenen verbündeten Souveraine und ihrer Befehlsha: ber mit Hoffnung glücklichen Erfolgs. Ihr erhabener Zweck ist nicht Eroberung , sondern Begludung der Völker und Städte, Belebung des Han

266 dels und des Wohlstandes, Herstellung der Bande des Sutrauens , die allein dauernde Verbindung begründen. Hier werden Rüchichten Eingang finden, die aus dem Interesse der Verwaltung , aus den Pflichten der 9 Menschlichkeit hergenommen, finding polydig9 9 Wir sprechen für die Hauptſtädt eines , durch den Krieg beispiellos verheerten Landes , einer Stadt, die unerhörte Drangſale erlitten' hat , die jeßt ihrer Verz nichtung entgegen sieht, wenn Gott die Hersen derer, die über das Schicksal derselben zu gebieten haben , nicht zu ihrem Besten lenkt: Die Folgen eines noch länger fortgefeßten Blokades zustandes werden nicht sowohl, und nicht zuerst die französische Armee , die noch manche Vorräthe hat und im Begriffe steht , sich alles zuzueignen , sondern die Bewohner der Stadt treffen. Verheerende Nervenfies ber breiten sich in den Familien aus, und schlechte Nahrungsmittel machen es bösartig. Die lehten Kräfte der Einwohner werden in Anspruch genommen und es wird mit den strengsten Maaßregeln gedroht. In kurzer Zeit wird durch die Verödung der Haupts ftadt allgemeine Trauer über ein Land verbreitet sein, dessen Bewohner zu einem beffern Leben aufzuwacheu hofften. Die Hauptstadt des Landes ist das Herz desselben ; find hier die Lebensquellen vernichtet , so sinkt das Ganze kraftlos dahin. Die hier anwesenden Mitglieder des königl. Hauses empfinden die Noth mit uns ; sie sind insbesondere der großen Gefahr bei Ausbreitung der tödtlichen Krankheis ten gleichmäßig ausgesest. Der Kreis , der früher schon durch die Anwesenheit der Armeen gelitten hat, wird nicht lange mehr vermögen die Lasten zu tragen, die der Aufenthalt der Belagerungsarmee , auch bei der strengsten Ordnung, mit fich führte. Wir haben Grund zu glauben , daß die kaiserl. französ. Befehlshaber zu einer ehrenvollen Capitulation fich werden bereit finden lassen. Ueber die Art dersels ben zu urtheilen , liegt außer unserer Competenz. Nur dieses dürfen wir hoffen , daß die Rücksicht auf die hier befindliche königl. Familie , auf Land, Kreis und Stadt wesentlich beitragen wird , die Verabredung zu einem gedeihlichen Ende zu bringen , daß nicht die Vernichtung der Stadt und ihrer Hülfsquellen der Ues bergabe derfelben vorhergehen wird , daß nicht ein ant scheinend größerer militairischer Vortheil dem Intereffe

267 des Landes und den Bewohnern deffelben vorgefekt werden , wird . Dresden, den 8. Novbr. 1813. Heinr. Vict. Aug. Frhr. v. Ferber. Joh. Friedr. v. Sesshwik. D. Joh. Aug. Beck.

LIX . Nach erhaltener offizieller Nachricht ist zwischen Sr. Excellent dem Kaiserlich Französischen Marschall Grafen Gouvion St. Cyr und Sr. Excellen; dem Kaiserlich Des ferreichischen General der Cavallerie Grafen von Klenau, eine Convention abgeschlossen worden , nach welcher bie fige Stadt an die Truppen der verbündeten Mächte übers geben, und von den Französischen Truppen nach und nach in verschiedenen Kolennen verlassen werden wird. Wir beeilen uns , den hiesigen Einwohnern solches bekannt zu machen , und ermahnen dieselben zugleich, daß fie die nämliche Rahe und Ordnung, durch welche fie fich in den mannichfaltigen Bedrängnissen der lezten Monate ausgezeichnet haben , auch bei diesem Ereignisse bewähren mögen. Dresden, am 11ten November 1813. Der Rach zu Dresden. LX. Capitulation der Stadt Dresden. Art. 1. Die Garnison von Dresden wird mit Wafe fen und Gepäck aus der Stadt ausziehen und die Waffen por den Redouten niederlegen . Die Herren Offiziers bes halten ihre Degen. Nach dem Beispiel der dem Herrn Feldmarschall Gras fen Wurmser in Mantua bewilligten Capitulation , bes hält ein Bataillon von 600 Mann feine Waffen, zwei Kanonen mit den Munitionskarren und der Bespannung. 25 Gendarmen von der kaiserl. Garde behalten ihre Pferde und Waffen bei ; 25 zu den Divisionen gehörige Gendars men behalten ebenfalls ihre Pferde und Waffen Art. 2. Alle Kriegsgefangene von den verbündeten Mächten welche fich gegenwärtig in Dresden befinden, werden gleich nach Unterzeichnung dieſer Capitulation in Freiheit gefeßt, und als ausgewechselt betrachtet. Art. 3. Die Garnison von Dresden ist kriegsgefan gen und wird nach Frankreichgeführt. DerHerr Marschall, Graf Gousion St. Cyr , bürgt dafür, daß weder die

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Offiziere, noch die Soldaten bis zu ihrer gänzlichen Aus. wechselung gegen eine der verbündeten , mit Frankreich. im Krieg begriffenen , Mächte verwendet werden. Es wird ein Namenverzeichniß sämmtlicher Generale, Stabs- Ober- und Unteroffiziers and Soldaten doppelt verfaßt und übergeben werden . Das Namenverzeichniß der Herren Generale , Stabs, und Oberoffiziere wird unter dem Versprechen , bis zu ihrer völligen Auswechselung nicht zu dienen , die eigens händige Unterschrift eines jeden enthalten. Das Namens verzeichniß der Soldaten wird die im Augenblicke der Unterzeichnung unter den Waffen Anwesenden enthalten. Ein ähnliches Verzeichniß wird von den Kranken und Verwundeten verfaßt werden. Art. 4. Der Herr Marschall Graf v. Geuvion St. Cor verpflichtet sich , so schnell als möglich die Auswech felung der Befagung gegen eine gleiche Zahl von Kriegsgefangenen der verbündeten Mächte Grad für Grad su bewirken. Art. 5. Sobald eine Zahl Kriegsgefangener der verbündeten Mächte übergeben worden ist , kann eine gleiche Zahl von der Garnison von Dresden als dienstbar betrachtet werden . Art. 6. Die Besagung wird Dresden in sechs Kos Ionnen räumen , von denen jede den sechsten Theil der Truppen enthalten wird. Die Verpflegung wird Etappens mäßig und zwar nach dem österreichischen Fuß geschehen. Die Verpflegung , Rationen , die Marsch- und Rasttage find nach beigeschloffenem von Sr. Excellens dem Herrn Genes ral der Kavallerie, Grafen Klenau , gebilligten Marsch plan *) bestimmt. Die erste Kolonne wird am 12. Nos vember abgeben, und die andern ihr in der Entfernung eines Marfches auf demselben Wege folgen. Die berittenen Gendarmen werden jede Kolonne jur Aufrechthaltung der Ordnung begleiten. Art. 7. Die Kranken und Verwundeten werden den Kranken und Verwundeten der verbündeten Mächte gleich gehalten. Nach ihrer Heilung werden fie unter den nems lichen Bedingnissen nach Frankreich geschickt , wie die Ber fakung . Die nöthigen Aerzte, und das zu ihrer Wartung nöthige Spitalpersonale bleibt zurück , und wird den der verbündeten Mächte gleich gehalten . *) Neber Altenburg , Gera , Koburg , Sigingen , Hersfurt, "Mergentheim , Bruchſel , Raſtuds nach Greasburg. S 1

209 Art. 8. Die nach Frankreich zurückkehrenden polnis schen und andern verbündeten Truppen werden als Frans josen betrachtet. Art. 9. Die nicht Streitbaren werden nicht als Kriegsgefangene angefeben , und folgen dem Marsche der Truppen. Art. 10. Allen Franzosen , welche nicht im Mili fairdienste stehen und sich in Dresden befinden , wird es frei gestellt, den Truppen zu folgen , ohne jedoch auf Verpflegung Anspruch machen zu können. Mit ihrem anerkannten Eigenthum können sie nach Willkühr verfügen, Art. 11. Die franzöfifche Gesandtschaft, so wie die Gefandtschaften der mit Frankreich verbündeten Mächte werden Reisepasse in ihre Heimath erhalten. Art. 12. Einen Tag nach der Unterzeichnung gegens wärtiger Capitulation wird man der verbündeten Belas gerungs- Armee übergeben : die Militairkassen , Kriegsmunition , die Kanonen , und alles jur Artillerie und Fortification gehörige , dann die Brücken mit ihrem Zus behör , die Wagen , und die zu den Truppen und Artils Icrie gehörige Bespannung. Das Ganze wird dem , von dem, das verbündete Belagerungsheer kommandirenden Herrn General bestimmten Commissär mit den schrifts fichen Verzeichnissen übergeben werden. Art. 13. Den Tag nach der Unterzeichnung wird die Hälfte der Redouten und der Barrieren der Vorstädte auf beiden Ufern der Elbe , ſo wie auch zwei Thore det Altstadt und ein Thor der Neustadt , von den verbündes ten Truppen der Belagerungsarmee beseßt werden. Art 14. Die Herren Generals , die Erabs- und Oberoffiziers behalten ihre Bagage und ihre Pferde, die ihnen nach dem französischen Reglement gebühren , und empfangen auf diese während dem Marsch die Fourage. Die Veste Sonnenstein wird sechs Stunden nach Unterzeichnung gegenwärtiger Capitulation und nach dens felben Bedingnissen übergeben. Die Garnison wird nach Dresden einrücken , und sich mit ihrer Division vereinigen. Verfaßt und festgescht einerseits durch die Herren Obriften Baron Rothkirch und Murawiew , Chef des Ges neralstabs des kaiserl. öfterreichischen , und des kaiserlich russischen Armeekorps , welche hierzu von ihren Herren Korpskommandanten , Sr.• Excellent dem kaiserl. königl. Herrn General der Kavallerie , Grafen von Klenau, und Sr. Excellent dem Herrn Genera ieutenant Grafen Tole Roy beauftragt find , andererseits von dem kaiserlich frans

270 sofischen Herrn Oberften Marion des Gentekorps und Vers rin Adjutant f Commandanten bei dem Grafen von der Lobau , welche der Herr Marschall Graf Gouvion St. Cyr mit den nöthigen Vollmachten versehen. Herzogswalde , den 11ten November 1813. Baron von Rothkirch , kaiserl. königl. Oberster und Chef des Genes ralftabe der sten Abtheilung. Oberst Murawiew. Obige Artikel werden von dem die verbündete Armee vor Dresden kommandirenden Herren Generalen, Grafen von Klenau , dann dem kaiserl. russischen Herrn Generals Lieutenant Grafen Tolstoy , dann dem Herrn Reichsmars fchall Grafen Gouvion St. Cyr unterfertigt werden , und dann erft Kraft und Gültigkeit erhalten . Der Generallieutenant Graf Colfoy. Der General der Kavallerie Graf von Klena u.

LXI. Hauptquartier Frankfurt , den 17. Novbr. 1815. Der Kaiser Napoleon hatte , als er mit seiner Are mee in die Gegend von Leipzig zog , das Armeekorps des Marstalls St. Cyr in Dresden zurückgelaffen, um fo lange Meister dieser befestigten Stadt und der Elbe ju bleiben , bis ihm die bevorstehende Schlacht , auf deren glücklichen Ausgang für die franzöſiſchen Waffen er mit Buversicht zu bauen schien, gestattet haben würde , wieder an die Elbe zurückzukehren. Der Verlust dieser Schlacht mußte den Fall von Dresden unvermeidlich zur Folge ha= ben. Um ihn zu beschleunigen , fand der en Chef koms mandirende Fürst von Schwarzenberg für nothwendig, den von dem General der Kavallerie , Freiherrn v. Bene nigsen , in der Gegend von Dresden zurückgelaſſenen faiſerl. ruſſiſchen General - Lieutenant Grafen von Tolstoy zu verstärken, wozu derselbe die Armee Abtheilung des Generals der Kavallerie , Grafen Klenau , bestimmte, welcher schon am 20. Oktbr. mit derselben feinen Marsch dahin antrat Marschall St. Cyr war inzwiſchen mit dem größten Theile feines Armeekorps aus Dresden am lins fen Elbufer herausgebrochen , wurde aber von dem Gras fen Klenau , in Verbindung mit dem General Lieutes

271 nant, Grafen Tolstoy , in die Stadt zurückgeworfen und daselbst eingeschlossen . Marschall St. Cyr fühlte feine fehr misliche Lage , und versuchte am . Norbr. einen Angriff auf das Korps des F. M. L. Fürsten Wied - Muntel, welcher die Stadt auf dem reten Elbufer einge: fchloffen hielt. Die Absicht des Feindes war , gegen Törs gau durchzubrechen , und Dresden als unhaltbar zu vers laffen. Der muthvolle Widerstand der Truppen unter dem F. M. L. Fürsten von Wied - Runkel vereitelte alle Angriffe des Feindes, und nöthigte ihn, ſich wieder nach Dresden zurückzuziehen. Die Lage des Feindes ward verzweifelt. Ohne Lebensmittel und ohne Munition ſah er sich in die Nothwendigkeit verfekt, ohne eine Aufforde rung von unserer Seite , dem General . Grafen Klenau, eine Kapitulation vorzuschlagen. Marschall St. Cyr er klärte sein Armeekorps in seinem eigenen Vorschlage als friegsgefangen , unter der Bedingung jedoch , daß sel biges nach Frankreich zurückzufchren und nach sechs Mo= maten wieder gegen die alliirten Mächte dienen könne, General Graf Klenau machte ihm schriftlich bemertlich, daß er zu Genehmigung so vortheilhafter Kapitulations= punkte feine Vollmacht habe, und befürchten müffe, felbst hierüber zur Verantwortung gezogen zu werden. Marschall St. Cyr ließ sich jedoch durch diese Erklärung nicht abhalten , wiederholte Vorschläge zu einer Kapitulation zu machen, von welcher er, als erfahrner General, voraussehen konnte , daß sie die Genehmigung des en Cheffommandirenden Feldmarschalls, Fürsten von Schwarzenberg , nicht erhalten würde. Zufolge dieser Kapitulation , welche am 11. unterzeichnet ward , wurde der Garnison unter der Bedingung , sechs Monate nicht gegen die alliirten Mächte zu dienen , freier abzug nach Frankreich bewilligt, wohin sie in sechs Kolonnen aufbrechen, und vom 12. bis 17. aus Dresden ausmarsciren sollte. Der Wunsch, die Stadt zu schonen , und seine Truppen bald zu einer neuen Bestimmung abführeu zu können, mochte allein den General Grafen Klenau verleitet has ben , eine Kapitulation zu unterzeichnen , welche den ihm von dem en Chef kommandirenden Feldmarschall früher ertheilten bestimmten Befehlen so ganz entgegen war. Der en Chef kommandirende Feldmarschall hat sich daher in der unangenehmen Nothwendigkeit befunden, das Bee nehmen des Generals der Kavallerie, Grafen Klenau, zu mißbilligen , und_dieſer_Kapitulation die Genehmigung zu verweigern. Der G. F. 3. M., Marquis von Cha Keller, erhielt daher Befehl, dieses dem Marschall St.

272 Evr zu eröffnen , und das feindliche Armeekorps wieder in den Besit von Dresden und aller jener Verthaidigungsmittel ohne Ausnahme zu sehen , welche ihm vor Unterzeichnung der Kapitulation zu Gebote gestan den. 8 JY 52

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