Christoph Wittich (1625–1687): Reformierte Theologie unter dem Einfluss von René Descartes [1 ed.] 9783666552830, 9783525552834


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Christoph Wittich (1625–1687): Reformierte Theologie unter dem Einfluss von René Descartes [1 ed.]
 9783666552830, 9783525552834

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Kai-Ole Eberhardt

Christoph Wittich (1625–1687) Reformierte Theologie unter dem Einfluss von René Descartes

Reformed Historical Theology Herausgegeben von Herman J. Selderhuis in Zusammenarbeit mit Emidio Campi, Irene Dingel, Elsie Anne McKee, Richard Muller, Risto Saarinen, und Carl Trueman

Band 47

Kai-Ole Eberhardt

Christoph Wittich (1625–1687) Reformierte Theologie unter dem Einfluss von René Descartes

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. © 2018, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: 3w+p, Rimpar Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 2197-1137 ISBN 978-3-666-55283-0

Es „verpflichtet das Erbe Luthers, sich dem Erbe Descartes’ zu stellen.“ Gerhard Ebeling: Gewißheit und Zweifel. Die Situation des Glaubens im Zeitalter nach Luther und Descartes (1969) 153.

Aus Christoph Wittich: Het Gelderse Gibea. Apologie voor de Nijmeegse universiteit anno 1656. Door Christoph Wittich. Vertaling Vincent Hunink, inleiding Willem van der Kuijlen. Uitgeverij Vantilt/Radboud Universiteit. Nijmegen 2013.

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Christoph Wittich und die cartesianische Theologie . . . . . . . 1.2 Forschungsgeschichtlicher Überblick . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Methodologische und terminologische Vorüberlegungen . . . . 1.3.1 Die Problematik des Orthodoxiebegriffs . . . . . . . . . . 1.3.1.1 Der Orthodoxiebegriff in der theologischen Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1.2 Der Orthodoxiebegriff in den frühneuzeitlichen Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2 Das Verhältnis zu Philosophie und Scholastik innerhalb reformiert-orthodoxer Theologie . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2.1 Das Scholastikverständnis der Forschung . . . 1.3.2.2 Der Scholastikbegriff in den Quellen der Cartesianismusdebatten . . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Aristotelismus und Cartesianismus in der Orthodoxie . . 1.3.4 Gelehrtennetzwerke und theologische Hauptströmungen zwischen Cartesianismus und Coccejanismus, Nadere Reformatie und theologia traditiva . . . . . . . . . . . . 1.3.5 Der wissenschaftshistorische Kontext der Cartesianismusdebatte: die Bibel und die Astronomie . .

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2. Christoph Wittich: eine Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Quellenlage und Vorarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Vorfahren, Familie und Kindheit (1625–1633) . . . . . . . . . . 2.3 Jugend und Schulzeit (1633–1642) . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

2.4 Studienzeit (1642–1650) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Wittichs Unterricht am Gymnasium illustre zu Bremen (1642–1644) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Das Studium in Groningen (1644–1646) . . . . . . . . . . . 2.4.2.1 Samuel Maresius: Unterricht bei einem streitbaren Theologen . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2.2 Martin Schoock als akademischer Lehrer und Anticartesianer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2.3 Schoock als anticartesianischer Agitator der Utrechter Krise (1642–1645) . . . . . . . . . . . . 2.4.3 Cartesianische Studien in Leiden (1646–1648) . . . . . . . 2.4.3.1 Wittichs Lehrer in Leiden im Schatten der Leidener Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.3.2 Wittich und die Cartesianismuskrise von Leiden 1646–1648 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.3.3 Wittichs Hinwendung zum Cartesianismus: ein Rekonstruktionsversuch . . . . . . . . . . . . 2.4.3.4 Leiden als Geburtsstadt des cartesianischen Netzwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.4 Abschluss der Studien in Groningen (1648–1650) . . . . . 2.4.5 Wittichs Descarteskenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Orientierungsphase 1650: Heimataufenthalt und Stellensuche . . 2.6 Christoph Wittich in Herborn: eine Universitätskarriere im Schatten des Cartesianismusstreits (1651) . . . . . . . . . . . . 2.6.1 Die Berufung von Clauberg und Wittich . . . . . . . . . . 2.6.1.1 Die Herborner Johannea: philosophische Tradition und Modernisierungsbemühungen . . 2.6.1.2 Claubergs Berufung nach Herborn: Konfrontation mit der philosophia Cartesiana . . 2.6.1.3 Wittichs Berufung nach Herborn und sein Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2 Die Herborner Krise von 1651 . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2.1 Die Zuspitzung des Cartesianismusstreits in Herborn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2.2 Die procartesianische Schilderung der Affäre . . 2.6.2.3 Die anticartesianische Schilderung der Affäre . . 2.6.2.4 Die Einschaltung der niederländischen Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2.5 Die niederländischen Gutachten und das Cartesianismusverbot von Herborn . . . . . . . .

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Inhalt

2.6.3 Die Folgen der Herborner Krise . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Theologieprofessor in Duisburg: Wittich als Lehrer, Universitätsgründer und Gestalter cartesianischer Theologie (1652–1655) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.1 Wittich als Theologieprofessor in Duisburg . . . . . . . . . 2.7.2 Die Dissertationes Duae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.2.1 Vorgeschichte und wissenschaftshistorischer Kontext der Dissertationes Duae . . . . . . . . . 2.7.2.1.1 Streitschriften aus dem Herborner Kontext . . . 2.7.2.1.2 Daniel Lipstorp: cartesianische Astronomie als theologisches Problem . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.2.2 Die Entstehung der Dissertationes Duae und ihre Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.2.3 Gliederung und Paraphrase der Dissertationes Duae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.2.3.1 Dissertatio prior De S. Scripturae in rebus philosophicis abusu . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.2.3.2 Dissertatio Altera Dispositionem & ordinem totius universi & principalium ejus corporum tradit, sententiamque Nobilissimi Cartesii, de vera Quietate et vero motu Terrae defendit . . . . 2.7.2.4 Die Dissertationes Duae in der Gesamtschau . . . 2.8 Die Widerstände gegen die Dissertationes Duae: akademische Angriffe, Pamphletenstreit und kirchliche Intervention (1654–1656) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.1 Vom akademischen Disput zur öffentlichen Kontroverse: Einführung in den Pamphletenstreit . . . . . . . . . . . . . 2.8.2 Die Eröffnung der akademischen Debatte: Utrechter Reaktionen auf die Dissertationes Duae (1654) . . . . . . . 2.8.2.1 Die Niepoort-Disputationen . . . . . . . . . . . . 2.8.2.2 Die Disputationen von Beusechum und Troy . . 2.8.3 Wittichs Verteidigung: Consideratio de Stylo Scripturae (1655–1656) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.3.1 Entstehung und Zielsetzung der Consideratio . . 2.8.3.2 Aufbau und Einleitung der Consideratio . . . . . 2.8.3.3 Der Argumentationsverlauf der Consideratio . . 2.8.3.4 Beurteilung und Nachwirkung der Consideratio . 2.8.4 Die Neuveröffentlichung der Essenius-Disputationen (1656) 2.8.5 Weitere Gegenschriften wider die Dissertationes Duae (1655) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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10 2.8.6 Die zweite Phase des Pamphletenstreits: Lambert van Velthuysen als öffentlicher Vertreter der cartesianischen Theologie (1655–1656) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.6.1 Die Eröffnung des Pamphletenstreits . . . . . . . 2.8.6.2 Eine Frage der Freiheit: die Widerlegung von van Velthuysen durch du Bois . . . . . . . . . . . 2.8.6.3 Wittichs Rolle in der zweiten Phase des Pamphletenstreits . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.7 Die dritte Phase des Pamphletenstreits: die Gegenoffensive des Voetius (1656–1657) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.7.1 Die zentralen Pamphlete der dritten Streitphase und ihre Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.7.2 Die Einbindung von Universität, Kirche und Politik in den Cartesianismusstreit . . . . . . . . 2.8.7.3 Von der Synode von Südholland zur Resolution der Staaten von Holland . . . . . . . . . . . . . . 2.8.7.4 Wittich im Zentrum der voetianischen Offensive: die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode (1654–1655) . . . . . . . . . . 2.9 Christoph Wittich in Nijmegen: Universitätsgründer, Lehrer und Verteidiger des Cartesianismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9.1 Wittichs Wechsel nach Nijmegen und der Aufbau der Kwartierlijke Academie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9.1.1 Von Duisburg nach Nijmegen: Promotion und Berufungsverfahren 1655 . . . . . . . . . . . . . 2.9.1.2 Die Universitätsgründung 1656 . . . . . . . . . . 2.9.2 Das Professorenkollegium an der Kwartierlijke Academie . 2.10 Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen . . . . . . . . . . . . . . 2.10.1 Johannes Coccejus und das cartesianische Zentrum Leiden 2.10.2 Kollegen und Mitarbeiter: Johannes Braun, Samuel Tennulius und Adriaen Wijngaerden . . . . . . . . . . . . 2.10.3 Frans Burman, Lambert van Velthuysen und das Collegie der Scavanten in Utrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.10.4 Ergebnisse: Scavanten in Nijmegen . . . . . . . . . . . . . 2.11 Wittichs Lehrtätigkeit in Nijmegen . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12 Die cartesianischen Streitigkeiten in Nijmegen: Wittich zwischen synodalen Auseinandersetzungen, Veröffentlichungen und akademischen Tätigkeiten bis 1670 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12.1 Die Haltung der Synode von Gelderland . . . . . . . . . .

Inhalt

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Inhalt

2.12.2 Wittichs vorläufiges Schlusswort zum Cartesianismusstreit: der Consensus veritatis . . . . . . . . 2.12.2.1 Entstehung und Stellenwert des Consensus veritatis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12.2.2 Die Funktion des Consensus veritatis und die cartesianische Argumentationsbasis in der Praefatio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12.2.3 Aufbau und inhaltliche Hauptlinien des Consensus veritatis . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12.2.3.1 Teil I: die Trennung von Naturphilosophie und Schriftoffenbarung (I–VIII) . . . . . . . . . . . . 2.12.2.3.2 Teil II: das cartesianische Weltbild – Darstellung und Verteidigung (IX–XIX) . . . . . . . . . . . . 2.12.2.3.3 Teil III: Autorität und Stil der Heiligen Schrift (XX–XLIII) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12.2.3.4 Teil IV: Harmonisierung von cartesianischer Physik und göttlicher Offenbarung (XLIV–L) . . 2.12.2.4 Gesamtschau des Consensus veritatis . . . . . . . 2.12.3 Eine Dekade der Lehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.12.4 Wittichs Berufung nach Leiden und das Ende der Universität Nijmegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13 Die Auseinandersetzung mit Samuel Maresius . . . . . . . . . . . 2.13.1 Die Vorgeschichte des Streits – Lodewijk Meyer und die Radikalisierung des Cartesianismus . . . . . . . . . . . . . 2.13.2 Maresius’ Bruch mit der cartesianischen Theologie: Ursachenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.2.1 Ursache eins: Die Philosophia S.S. Interpres und die Disputationen von 1667 . . . . . . . . . . . . 2.13.2.2 Ursache zwei: die Beziehung zu Coccejus 1668– 1669 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.2.3 Ursache drei: die Versöhnung mit Voetius . . . . 2.13.3 Maresius gegen Wittich: zwischen Cartesianismusstreit und persönlicher Fehde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.3.1 Die persönliche Ebene des Streits . . . . . . . . . 2.13.3.2 „Ille subtilissimus & acutissimus Cartesianus“: Maresius’ Darstellung des persönlichen und theologischen Konflikts mit Wittich . . . . . . . 2.13.3.3 De abusu philosophiae cartesianae . . . . . . . . 2.13.4 Die Theologia pacifica: persönliche Rechtfertigung und Apologie der cartesianischen Theologie . . . . . . . . . . .

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12 2.13.4.1 Der Streit mit Maresius aus der Perspektive Wittichs – Die Praefatio der Theologia pacifica . 2.13.4.2 Der Titel der Theologia pacifica: zwischen Polemik und Irenik . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.4.3 Die Zielsetzung der Theologia pacifica . . . . . . 2.13.4.4 Inhaltliche Hauptlinien der Theologia pacifica . . 2.13.4.4.1 Aufbau des Werkes . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.4.4.2 Die Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie: fundamentaltheologische Orientierung (Kapitel I–IV) . . . . . . . . . . . . 2.13.4.4.3 Cartesianische Akzentuierungen der Anthropologie, Schöpfungslehre und Angelologie (Kapitel V–XIII) . . . . . . . . . . . 2.13.4.4.4 Konsequenzen cartesianischer Philosophie für die orthodoxe Gotteslehre (XIV–XVI) . . . . . . 2.13.4.4.5 Genuin theologische Streitpunkte mit Maresius . 2.13.4.5 Ergebnisse: die Funktion der Theologia pacifica für das cartesianische Netzwerk . . . . . . . . . . 2.13.5 Die Rezeption der Theologia pacifica und weitere zentrale Veröffentlichungen der cartesianischen Theologie . . . . . 2.13.5.1 Petrus van Mastricht . . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.5.2 Leonhard van Rijssen . . . . . . . . . . . . . . . 2.13.5.3 Melchior Leydekker . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14 Christoph Wittich an der Universität Leiden . . . . . . . . . . . . 2.14.1 Die Ankunft in Leiden: Rahmenbedingungen der ersten Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14.2 Forschung, Lehre und Universitätsleben in Leiden . . . . . 2.14.2.1 Die Exercitationes, Leidener Disputationen und Lektionsverzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . 2.14.2.2 Die Lehrbuchfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14.2.3 Bibelkommentierung . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14.2.4 Kirchliches Wirken . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.14.2.5 Akademische Kontakte in Leiden . . . . . . . . . 2.15 Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius in Leiden . . 2.15.1 Maresius’ Indiculus und sein Streit mit ‚Petrus ab Andlo‘ . 2.15.2 Der Appendix zur Theologia pacifica . . . . . . . . . . . . 2.15.3 Maresius’ Rede zur Neueröffnung der Universität Groningen und die Neuauflage des Systema . . . . . . . . . 2.15.4 Der Tod des Maresius: Neuauflage und Apologie der Theologia pacifica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Inhalt

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Inhalt

2.16 Das Krisenjahr 1676: die Entlassung des Abraham Heidanus . . . 2.16.1 Die Vorgeschichte: procartesianische Tendenzen in Leiden vor 1672 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16.2 Der anticartesianische Einfluss in Leiden von 1672–1676 . 2.16.3 Die anticartesianische Resolution von 1676 . . . . . . . . . 2.16.4 Die cartesianische Antwort: Consideratien von Heidanus, de Volder und Wittich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16.4.1 Die Entstehung der Consideratien . . . . . . . . 2.16.4.2 Die Auseinandersetzung mit dem Text der Resolution – Der erste Hauptteil der Consideratien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16.4.2.1 Abwehr allgemeiner Vorwürfe der Resolution . . 2.16.4.2.2 Die persönliche Ebene der Vorwürfe . . . . . . . 2.16.4.2.3 Schlusswort des ersten Hauptteils . . . . . . . . . 2.16.4.3 Der zweite Hauptteil: Auseinandersetzung mit den 20 Thesen der Resolution . . . . . . . . . . . 2.16.4.3.1 Einleitung und die Besprechung der Thesen eins bis zehn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.16.4.3.2 Besprechung der Thesen elf bis 15 . . . . . . . . 2.16.4.3.3 Besprechung der Thesen 16 bis 20 . . . . . . . . 2.16.4.4 Analyse und Wirkung der Consideratien . . . . . 2.17 Wittichs Publikationen nach 1676 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.17.1 Die Auseinandersetzung mit Sandius . . . . . . . . . . . . 2.17.2 Der Anti-Spinoza: Christoph Wittich als antispinozistischer Theologe . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18 Lebensabend und Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.18.1 Wittichs letzte Apologie der cartesianischen Theologie . . 2.18.2 Emeritierung, Krankheit und Tod . . . . . . . . . . . . . . 3. Nachwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Wittichs Schülerkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Begrenzte Wirkung: die Rezeption von Wittichs Œuvre . . . 3.2.1 Die Wittichrezeption von Bayle und Leibniz . . . . . 3.2.2 Ursachen für den Bedeutungsverlust von Wittichs Theologie im 18. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Die Sonderrolle des Anti-Spinoza in der Rezeptionsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4 Die vergessene Akkommodationslehre: der Weg von Wittichs Hermeneutik über die reformierte und lutherische Orthodoxie bis in die Neologie . . . . . .

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Inhalt

4. Ergebnisse und kritische Würdigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Bibliographie der Werke Wittichs . . . . . . . . . . . . 5.1.1.1 Handschriftliche Quellen (Briefe) . . . . . . . 5.1.1.2 Frühneuzeitliche Drucke . . . . . . . . . . . . 5.1.1.2.1 Herborn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1.2.2 Duisburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1.2.3 Nijmegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1.2.4 Leiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1.2.5 Anonyme Veröffentlichungen . . . . . . . . . 5.1.1.2.6 Posthume Veröffentlichungen . . . . . . . . . 5.1.1.3 Nachdrucke, Editionen und Übersetzungen . 5.1.2 Verzeichnis der Literatur vor 1800 . . . . . . . . . . . . 5.1.2.1 Frühneuzeitliche Drucke . . . . . . . . . . . . 5.1.2.2 Nachdrucke, Editionen und Übersetzungen . 5.1.3 Verzeichnis der Literatur ab 1800 . . . . . . . . . . . . 5.1.4 Datenbanken und Onlineressourcen . . . . . . . . . . . 5.2 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Register der Orte und Territorien (in Auswahl) . . . . . 5.2.2 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4 Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Gliederungen ausgewählter Schriften Wittichs . . . . . . . . . 5.3.1 Gliederung der Dissertationes Duae . . . . . . . . . . . 5.3.2 Grobgliederung der Consideratio . . . . . . . . . . . . . 5.3.3 Gliederung des Consensus veritatis und Synopse zu den Dissertationes Duae und der Consideratio . . . . . . . . 5.3.4 Grobgliederung der Theologia pacifica . . . . . . . . . 5.3.5 Gliederung der Causa Spiritus Sancti . . . . . . . . . . 5.3.6 Gliederung der Causa Spiritus Sancti victrix . . . . . . 5.3.7 Grobgliederung des Anti-Spinoza . . . . . . . . . . . . 5.3.8 Gliederung der Positiones . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Quellendokument: Die anticartesianische Resolution von 1676 5.5 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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499 501 502 503 504 506 506 507 508

Vorwort

Der vorliegenden Untersuchung von Biographie und Theologie Christoph Wittichs liegt der erste Teil meiner Dissertation zugrunde. Sie ist von 2010 bis 2015 in Münster und Osnabrück entstanden, für den Druck geteilt und leicht überarbeitet worden. Der zweite Teil erscheint unter dem Titel „Vernunft und Offenbarung in der Theologie Christoph Wittichs (1625–1687). Prolegomena und Hermeneutik der reformierten Orthodoxie unter dem Einfluss des Cartesianismus“ bei Vandenhoeck & Ruprecht. Als Autor einer solch umfangreichen Schrift ist man auf der einen Seite im Diskurs mit Quellen und Literatur viel sich selbst überlassen. Auf der anderen Seite kann so ein Projekt nicht ohne die Unterstützung vieler hilfreicher Kollegen, guter Freunde und lieber Förderer gelingen, die einem bei der Arbeit zur Seite stehen. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. An erster Stelle verdient mein Doktorvater Prof. Dr. Dr. Michael Beintker für seine vielfältige Unterstützung Erwähnung. Er hat das Promotionsprojekt über viele Jahre zuverlässig betreut, hat mich gerade in der Anfangsphase bei der Themenfindung großartig beraten sowie bei der oft komplizierten Beschaffung der Quellen Wittichs und vor allem bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten tatkräftig unterstützt. Ohne seine Anregungen wäre das vorliegende Buch nicht entstanden und ohne seinen außerordentlichen Unterricht in der reformierten Theologie hätte ich Wittich nicht in dieser Weise darstellen können. Die beträchtliche Mühe der Begutachtung der umfangreichen Arbeit hat er trotz zahlreicher weiterer Verpflichtungen nicht gescheut. Das trifft auch auf Prof. Dr. Albrecht Beutel zu, dem für die Zweitbegutachtung der Arbeit mein herzlicher Dank gilt. Auch er gehört zu den besonderen akademischen Lehren, die ich in meiner Münsteraner Studienzeit kennenlernen durfte. Nicht nur seine tiefen Einblicke in Leben und Theologie von Luther und Ebeling, sondern sein überaus angenehmer Unterrichtsstil haben einen tiefen Eindruck hinterlassen. In vergleichbarer Weise gebühren Prof. Dr. Stephanie Hellekamps mein Dank und meine Hochachtung. Sie hat mir durch meine Anstellung beim DFG-Projekt „Lehrerberuf und Säkularisierungskrisen“ nicht nur bei der Finanzierung der

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Vorwort

Dissertation geholfen, sondern ist für mich zu einem Vorbild wissenschaftlichen Arbeitens im Allgemeinen und der Erschließung des 17. Jahrhunderts im Besonderen geworden. Sie und ihr Team, allen voran Dr. Hans-Ulrich Musolff, Dr. Stephanie Taube und Dr. Monika Vogel, waren lehrreiche Gesprächspartner, verlässliche Kollegen und wertvolle Ratgeber. Einen zweiten Kreis von Unterstützern habe ich in Kommilitonen und Kollegen an der Theologischen Fakultät in Münster gefunden. Für immer hilfreiche Ratschläge sowie die wertvollen Anmerkungen im Rahmen der Korrekturphase sei hier vor allem Dr. Malte von Spankeren gedankt. Insbesondere in der Abschlussphase der Arbeit habe ich zudem von meinen Freunden Eike Herzig, Sabine Joy Ihben-Bahl und Patrick Bahl wichtige und lehrreiche Korrekturen und Anregungen erhalten. Sodann danke ich auch dem „harten Kern“ des Doktorandenkolloquiums von Prof. Beintker, Alexander Dölecke und Mathias Schleiff, mit denen so mancher Vortrag diskutiert wurde, für konstruktive Kritik, freundschaftlichen Austausch und Korrekturen. Alle diese Kollegen haben zusammen mit Dr. Anneliese Bieber-Wallmann, Dr. Jonathan Robker, Dr. Lars Maskow und Martha Nooke immer ein offenes Ohr für mich gehabt. Prof. Dr. Christina Hoegen-Rohls und Prof. Dr. Reinhard Achenbach haben sich schließlich durch Zuspruch und Einsatz für mein Projekt aus der Reihe der Münsteraner Professorenschaft in besonderer Weise hervorgetan. Ihnen allen verdanken diese Arbeit und ich selbst viel! Zu erwähnen sind drittens all diejenigen, die die Drucklegung meiner Arbeit ermöglicht haben. Wertvollen Rat, besondere Förderung und moralische Unterstützung habe ich von Prof. Dr. Marco Hofheinz erhalten. Ich bin überaus dankbar, von ihm lernen zu können. Die Aufnahme des ersten Teils der Arbeit in die Reihe „Reformierte Theologie heute“ verdanke ich Prof. Dr. Herman Selderhuis, die kompetente Betreuung von Seiten des Verlags Herrn Christoph Spill. Großzügigen Druckkostenzuschüsse haben mir die EKD und die UEK, die Hannoverschen Landeskirche sowie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau gewährt, wofür ich herzlich danke. Ein besonderer Dank geht schließlich an meine Familie und Freunde, denen ich das Buch zueignen möchte. Meine Eltern haben mich auf vielfältige Weise gefördert und das Entstehen der Arbeit zusammen mit meiner Schwester Maike, meiner Tante Annette und meinem Patenonkel Hannes aus der Ferne aufmerksam begleitet. Maike Kalina danke ich für ihre große Unterstützung und das Erdulden so mancher auf diese Arbeit zurückzuführenden Belastung. Neben ihr haben mich meine guten Freunde Jan Weißmann und Bianca Komoll sowie Jörg Steinmüller, Marianna Kokschenow und die Familie Bohnacker auf vielfältige Weise unterstützt: Korrekturen, Formatierungshilfen, Erholung oder auch das stoische Ertragen meiner Arbeitsbelastung seien nur exemplarisch genannt. Meine Frau Sabrina Eberhardt, deren scharfes Auge jeden Korrekturgang zu

Vorwort

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einem Abenteuer gemacht hat, hat mich entlastet, wo sie nur konnte und mir mit klugem Rat zur Seite gestanden. Münster, im August 2017

Kai-Ole Eberhardt

1.

Einleitung

1.1

Christoph Wittich und die cartesianische Theologie

Christoph Wittich (1625–1687) verbindet in seinem Denken die reformierte Orthodoxie mit der Rezeption und Apologie von René Descartes (1596–1650). Er gehört zu den einflussreichsten Gelehrten der „ersten cartesianischen Generation“1 und hat sich zum Ahnherrn der zweiten entwickelt. Innerhalb des „network of Cartesians“2, das sich ausgehend von der Universität Leiden noch zu seiner Studienzeit zu bilden begann, prägte er maßgeblich die Entwicklung einer cartesianisch gefärbten Theologie und verteidigte ihre Stellung im Rahmen der reformierten Orthodoxie gegen ihre Kritiker. Der grundsätzliche Vorwurf gegenüber den vornehmlich von ihren Gegnern sog. cartesianischen Theologen ist deren vermeintliche Überbewertung von Vernunft und Philosophie auf Kosten ihres reformierten Bekenntnisses.3 Insbesondere Wittich hat sich daher in apologetisch-polemischer Absicht intensiv mit der Verhältnisbestimmung von Vernunft und Offenbarung, Rationalität und Hermeneutik sowie Philosophie und Theologie auseinandergesetzt.4 1 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 362. Als cartesianisch wird im Folgenden diejenige Philosophie oder Theologie bezeichnet, die sich maßgeblich auf die Autorität, die Werke oder Thesen von René Descartes (1596–1650) stützt, während die genuine Philosophie von Descartes cartesisch genannt wird. 2 Verbeek, Descartes and the Dutch, 70. Zum Netzwerk vgl. Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke und theologische Hauptströmungen) und Kapitel 2.10 (Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen). 3 Die Bezeichnung ‚Cartesianer‘ wurde gegen ein Selbstverständnis als ‚reformierter Christ‘ ausgespielt und überwiegend polemisch genutzt. Als pejorative Fremdbezeichnung sollte der Terminus eine einseitige Abhängigkeit von Descartes betonen und ist insofern unter dem Vorbehalt zu verwenden, dass er dem Selbstverständnis der so bezeichneten Theologen nicht entspricht. Nichtsdestoweniger hat er sich in der Forschungsliteratur etabliert und seine Berechtigung, die ihm auch von Vertretern der ‚cartesianischen Theologie‘ – freilich mit einem Verweis auf ihr christliches Bekenntnis – zugesprochen werden kann. Vgl. Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke und theologische Hauptströmungen). 4 Damit nimmt Wittich eine Doppelrolle ein. Als Vertreter der christlichen Apologetik des

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Einleitung

Für die protestantische Theologie war die Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus ein entscheidender Schritt in die Neuzeit, die selbst vor allem durch die Folgen der Reformation und die Aufklärung geprägt ist. Damit ist der Dialog zwischen Orthodoxie und Cartesianismus nicht nur von hoher dogmengeschichtlicher Relevanz, sondern auch grundlegend für das Selbstverständnis der Theologie der Gegenwart, die sowohl dem reformatorischen Erbe als auch dem neuzeitlichen Wissenschaftsverständnis cartesianischer Prägung verpflichtet ist. Das zentrale Bindeglied zwischen der reformierten Theologie der Orthodoxie und der rationalistischen Philosophie von René Descartes stellt das bislang weitgehend unerschlossene Œuvre Wittichs dar,5 der versucht, die beiden heterogenen geistesgeschichtlichen Strömungen zu harmonisieren, auf denen unser gegenwärtiges Denken fußt.6 Der Cartesianismusstreit des 17. Jahrhunderts ist geprägt von dem Ringen zwischen Fortschritt und Tradition. Eine besondere Rolle kommt dabei der Bibel als der Mitte der Theologie zu. Sowohl die Abwehr neuer Erkenntnisse durch das Ausspielen einer radikalen Schriftauslegung gegen ein naturwissenschaftlich bestimmtes Weltbild als auch die Bewahrung des Christlichen gegenüber Säkularisierungstendenzen stellen große Herausforderungen an Dogmatik und Exegese dar. Wittich hat sich deswegen in seinem Dialog von Theologie und Naturphilosophie besonders um ein adäquates Schriftverständnis bemüht, welches die Bibel sowohl als Wort Gottes ernst zu nehmen als auch ihre Widersprüche zu naturphilosophischen Erkenntnissen zu erklären versucht. Dies steht ganz im Kontext der Bemühung um eine neue Wissenschaftsidee und ihre Anwendung auf die Theologie, wie sie schon Hans Blumenberg anhand der Auseinandersetzung mit dem kopernikanischen Weltbild beobachtet.7 Christoph Wittich und seine Gegner stellten sich im Rahmen der Cartesianismusstreitigkeiten letztlich der Frage nach Identität und Selbstverständnis der Theologie in der Krise eines Epochenwechsels. Während sich die scholastisch geprägte Theologie des Mittelalters der Diskussion von Vernunft und Offenbarung durch die Bestimmung der Philosophie als ancilla theologiae entzogen hatte, brachten nun Rationalismus und naturwissenschaftlicher Fortschritt die 17. Jahrhunderts verteidigt er einerseits die reformierte Orthodoxie gegen antitrinitarische und rationalistische Autoren. Als Vertreter des Cartesianismus agiert er andererseits als polemischer bzw. irenischer Autor, der seine theologische Position gegen Vertreter der theologia traditiva etablieren möchte. Zentrales Anliegen seiner Arbeit ist der Nachweis, dass eine cartesianische Theologie am geeignetsten ist, um die reformierte Orthodoxie zu entfalten und zu schützen. 5 Vgl. auch die Einschätzung von Rohls, Descartes und die reformierte Theologie, 32. 6 Vgl. zu diesem Komplex die Gegenüberstellung Luthers und Descartes’ bei Ebeling, Gewißheit und Zweifel, 139–144.148–161.175–183. 7 Vgl. Blumenberg, kopernikanische Wende, 8f.92f.100–121 und elaborierter Blumenberg, Genesis der kopernikanischen Welt, bes. 368–395.

Christoph Wittich und die cartesianische Theologie

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Souveränität der Theologie ins Wanken. Während sich seine Gegner auf die Unfehlbarkeit jedes einzelnen Schriftwortes zu berufen versuchten und der Naturphilosophie eine allein der Bibel verpflichtete Mosaica physica entgegenstellten, nahm Wittich Theologie und Philosophie jeweils als eigenständige Disziplinen ernst und leistete so einen großen Beitrag für die Anpassung der Theologie an das frühneuzeitliche Wissenschaftsverständnis. Eine entscheidende Bedeutung kam dabei seiner Hermeneutik zu, durch die er zu einem bemerkenswerten Wegbereiter historisch-kritischer Exegese wurde. Die theologische und historische Forschung der Gegenwart befindet sich in einer Phase, in der der reformierten Orthodoxie wieder zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dabei zeigt sich, dass Wittich in aktuellen Veröffentlichungen durchaus präsent ist, ihm aber trotz seiner hohen Bedeutung für die Theologiegeschichte des 17. Jahrhunderts eine detaillierte Untersuchung seines Lebens und Wirkens bislang nicht gewidmet worden ist. Eine Ursache dafür dürfte auch die Quellensituation gewesen sein: Wittichs umfangreiches Œuvre ist teilweise schwer zugänglich, da neue Werkausgaben und Übersetzungen nahezu völlig fehlen.8 Biographische und dogmengeschichtliche Darstellungen über Wittich sind bislang trotz einiger ergiebiger Ansätze nicht umfassend und systematisch erarbeitet worden. Diese Forschungslücken zu schließen ist das zentrale Anliegen der vorliegenden Untersuchung. Dazu liefert die Einleitung wesentliche terminologische Klärungen, die diese Darstellung innerhalb der gegenwärtigen Orthodoxieforschung und der Rahmenbedingungen ihres historischen Kontextes verortet (Kapitel 1.3). Eine umfassende biographische Darstellung und Werkerschließung bildet sodann den Hauptteil der Arbeit (Kapitel 2). Sie bedarf einer ausführlichen Bezugnahme auf die historischen Zusammenhänge der politischen, universitätsgeschichtlichen, kirchlichen, philosophischen und theologischen Entwicklungen des 17. Jahrhunderts. Anhand einer Darstellung von Wittichs Biographie erschließt sich so facettenreich die gelehrte Welt der reformierten Niederlande und der benachbarten deutschen Territorien und ihre Prosopographie. Die in die biographische Darstellung eingearbeitete Vorstellung der Hauptwerke Wittichs ermöglicht dabei einen tiefen Einblick in eine Theologie, die sich konstruktiv mit der neuen Philosophie des Cartesianismus auseinandersetzt und gleichzeitig die reformierte Orthodoxie mittels einer am Akkommodationsgedanken orientierten biblischen Hermeneutik zu aktualisieren versucht. Die Darstellung schließt mit einem Überblick über die relativ kurze Wirkungsgeschichte Wittichs und seine indirekte Rezeption in Bibelhermeneutik (Kapitel 3) sowie einer kritischen Würdigung seines theologischen Schaffens (Kapitel 4). Sie verweist dabei bereits 8 Die fortschreitende Digitalisierung alter Drucke macht immerhin Wittichs Hauptschriften zumindest grundsätzlich zugänglich. Vgl. für eine Übersicht die Bibliographie im Anhang.

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Einleitung

auf eine systematisch-theologische Auseinandersetzung mit Wittichs Prolegomena, die vom Verfasser an anderer Stelle geleistet wird und die vorliegende Untersuchung gleichsam als zweite Tafel eines Diptychons ergänzt und weiterführt.9

1.2

Forschungsgeschichtlicher Überblick

Ein kurzer Blick auf die Forschungsgeschichte zeigt deutlich, dass die niederländische cartesianische Theologie bis vor wenigen Jahren noch relativ wenig Beachtung gefunden hat und bisweilen stärker in philosophischer als in theologischer Literatur untersucht worden ist. Goudriaan, der zu den wichtigsten Erforschern des niederländischen theologischen Cartesianismus gehört (Goudriaan [1996], [1999], [2003], [2006]), konstatiert, dass sie „noch kaum beschrieben“10 worden ist. Dasselbe gilt für eine umfassende Darstellung des Coccejanismus,11 den Wittich ebenfalls vertreten hat. Tiefergehende Auseinandersetzungen mit Wittich sind, trotz der Verdienste von Goudriaan und anderen, auch heute noch entsprechend spärlich. Ausführliche biographische Informationen haben lange Zeit allein ältere Lexika wie Zedlers Universal-Lexikon12 oder die ADB13 geboten.14 In zentralen kirchen- und dogmengeschichtlichen Entwürfen über die reformierte Orthodoxie wird er kaum berücksichtigt.15 Eine Dissertation über Wittichs Anti-Spinoza von Pape (1910) ist Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen: Biographische und kirchengeschichtliche Informationen finden sich dort nur in rudimentärer Form, Paraphrasen des Anti-Spinoza machen den Hauptteil der Arbeit aus. Sodann findet sich eine besondere Würdigung von Wittichs Gotteslehre in der 9 Vgl. Kai-Ole Eberhardt, Vernunft und Offenbarung in der Theologie Christoph Wittichs (1625–1687). Prolegomena und Hermeneutik der reformierten Orthodoxie unter dem Einfluss des Cartesianismus [im Druck bei Vandenhoeck & Ruprecht]. 10 Goudriaan, Gotteserkenntnis bei Suárez und Descartes, 3. 11 Vgl. van der Wall, Cartesianism and Cocceianism, 447: „A study of Cocceian theologians in the later seventeenth and eighteens centuries – let alone of their relationship with Cartesianism – is still lacking.“ 12 Vgl. Zedler, Art. Wittich, (Christoph). Universallexicon 57 (1748) 1889. 13 Vgl. Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 631–635. 14 Über den deutschen Sprachraum hinaus sei auch auf das Biographisch woordenboek der Nederlanden verwiesen: Vgl. van der Aa, Art. Wittichius (Christophorus). BWN 20 (1877) 401. 15 Eine fehlende Berücksichtigung Wittichs bei Heppe/Bizer, Dogmatik der evangelisch-reformierten Kirche (21958), wird in deren Einleitung bereits bemängelt. Vgl. Heppe/Bizer, Dogmatik der evangelisch-reformierten Kirche, XVII. Überaus spärlich sind die Bezugnahmen auf Wittich in dem vierbändigen Opus Magnum zur reformierten Dogmatik von Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics II, 137.139.

Forschungsgeschichtlicher Überblick

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Geschichte der neueren evangelischen Theologie von Emanuel Hirsch (1949).16 Auch sie stützt sich lediglich auf den Anti-Spinoza. Eine Edition von Wittichs Werken fehlt nahezu vollständig. Lediglich einige Briefe sind im Rahmen eines Aufsatzes herausgegeben und seine Antrittsrede an der Universität von Nijmegen übersetzt worden. Diese Zugänge erfolgten jeweils im Rahmen der Erforschung der Stadt- und Universitätsgeschichte von Nijmegen.17 Der wesentliche Teil seines Œuvres liegt in nicht edierten frühneuzeitlichen Drucken vor.18 Durch die fortschreitende Digitalisierung von Archiv- und Bibliotheksbeständen sind diese allerdings oftmals online verfügbar.19 Von fundamentaler Bedeutung für die zentralen Problemstellungen der cartesianischen Theologie und insbesondere Wittichs Frühschriften ist der immer noch lesenswerte Aufsatz von Bizer (1958). Diese wichtigste theologische Arbeit zu Wittich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte dazu, dass Thielicke (1968) Wittich aus der Reihe früher cartesianischer Theologen besonders hervorhebt.20 In der deutschsprachigen theologischen Literatur verdienen darüber hinaus besonders Bohatec (1966), der die cartesianische Theologie und ihr Verhältnis zur Scholastik untersucht und dabei Wittich behandelt hat, und Althaus (1967), der sich in seiner Wittichdarstellung kritisch von Bohatec absetzt, Erwähnung.21 Scholder (1966) würdigt Wittichs bibelhermeneutischen 16 Vgl. Hirsch, Geschichte der neueren evangelischen Theologie I, 182–188. 17 Die Briefe wurden von Bots (Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue 1992) im Rahmen eines Aufsatzes ediert, die Rede von Willem van der Kuijlen anlässlich des neunzigjährigen Jubiläums der philosophischen Fakultät der Radboud Universiteit Nijmegen 2013. Aalderink, Anti-Spinoza, 132–140 bietet zudem eine Übersetzung des Anfangs des Anti-Spinoza. Christoph Wittich: Het Gelderse Gibea – Apologie voor de Nijmeegse universiteit anno 1656. Door Christoph Wittich. Vertaling Vincent Hunink, inleiding Willem van der Kuijlen. Uitgeverij Vantilt/Radboud Universiteit. Nijmegen 2013. 18 Diesem Manko ist eine ausführliche Besprechung seiner Hauptschriften im Rahmen des biographischen Teils dieser Arbeit geschuldet. 19 Vgl. bes. die Sammlung der Post-Reformation Digital Library. 20 Thielicke, Der evangelische Glaube, 19f. stellt fest, dass Wittich im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen bereits eine Ahnung für die anthropozentrische Subjektorientierung gehabt habe, die durch den Cartesianismus eingeleitet worden sei. 21 Einen kurzen forschungsgeschichtlichen Überblick über die Erschließung der Orthodoxie und die sog. Reformierte Scholastik geben van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 14–21. In eine Linie mit Althaus und Bohatec gehört auch die Arbeit von Hans Emil Weber, der trotz seines Schwerpunktes auf der lutherischen Orthodoxie und einer damit einhergehenden bewussten Vernachlässigung der niederländischen Descartesrezeption Grundlegendes für die Orthodoxieforschung leistete und dementsprechend rezipiert wurde. All diese Autoren stehen auch auf dem Fundament theologiegeschichtlicher Darstellungen der Orthodoxie aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, bes. von August Tholuck, Ernst Troeltsch und Emanuel Hirsch. Vgl. zu diesen Grundlagen der Orthodoxieforschung z. B. Barth, Atheismus und Orthodoxie, 15–17. Die Positionen von Isaak August Dorner, Alexander Schweizer und Wilhelm Gaß werden ebenso wie die auffallenden Lücken in der

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Einleitung

Ansatz. Diese Zugänge zu Wittichs Leben, Werk und geistesgeschichtlichem Kontext sind in vielerlei Hinsicht überholt.22 Neueren Datums sind diverse philosophische Untersuchungen zu Wittich. Als Vertreter der Skopus-Methode und der Akkommodationstheorie wird er auch in jüngerer Literatur der Hermeneutikforschung berücksichtigt.23 Aus philosophischer Perspektive wurden Wittich und andere cartesianische Theologen in der internationalen Fachliteratur behandelt. Der Franzose Dibon (1993a und b) hat wichtige Bausteine zum Cartesianismus in der Philosophie des 17. Jahrhunderts für die Reihe Grundriss der Geschichte der Philosophie verfasst und auch auf Französisch zu diesem Thema veröffentlicht.24 Eine Reihe philosophischer Untersuchungen entstanden in den Niederlanden (Thijssen-Schoute [1989], Sassen [1959]) und in Italien (Scribano [1988] mit einer besonders breiten Berücksichtigung des Œuvres Wittichs, Mori [1990], Pesce [1992], Agostini [2000; 2010], Savini [2000a und b; 2002; 2011], Del Prete [2001; 2002; 2006; 2011]). Specht (1966) verortet Wittich innerhalb der Entstehungsgeschichte des Okkasionalismus.25 Für die Untersuchung der theologischen Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus ist insbesondere die Arbeit von van Ruler (1995) zentral. Die Geschichte der deutschen Descartesrezeption, auf die Wittich be-

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Geschichtsschreibung des Cartesianismus besprochen bei Bohatec, cartesianische Scholastik, 1–12 und van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 14–15. Insbesondere Gaß (Geschichte der protestantischen Dogmatik 1857) behandelt die cartesianische Theologie relativ ausführlich und wurde wiederholt rezipiert. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 129–132 u. ö. verweist auf die mitunter verfälschenden Voraussetzungen von Althaus (Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik 1967) (mangelnde Berücksichtigung der Reflexion orthodoxer Theologen über ihre principia und ihr Verhältnis zur Philosophie), Heppe/Bizer (Dogmatik der evangelisch-reformierten Kirche 21958) (Auswahlautoren und Darstellung des dogmatischen Systems entsprechen einander oftmals nicht) und von weiteren Darstellungen der reformierten Orthodoxie. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus (1958) bleibt nach wie vor lesenswert, muss aber in einigen Punkten präzisiert werden. Die Darstellungen von Bohatec (cartesianische Scholastik 1966) und Althaus (Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik 1967) diskutieren in allzu ideologischer Manier Fragen ihres eigenen Theologieverständnisses anhand der cartesianischen Theologie. Ihre Werke sind zu stark kontextgebunden. Ihr Ansatz kann mit der neuen Orthodoxieforschung als überwunden gelten. Scholder, Bibelkritik, wiederum bietet bedenkenswerte Ergebnisse zu Wittich als Wegbereiter der historisch-kritischen Methode, aber seine Darstellung Wittichs ist insgesamt zu lückenhaft und überholt. Vgl. z. B. Savini, Methodus cartesiana, De Angelis, Anthropologien, und die zahlreichen Beiträge von Danneberg (Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens 2000, Hermeneutik zwischen Theologie und Naturphilosophie 2009a, Kontrafaktische Imaginationen 2009b, Hermeneutik zwischen Theologie und Naturphilosophie 2010a, accommodatio ad captum vulgi 2010b u. ö.). Vgl. Dibon, Regards sur la Hollande. Vgl. auch Janssen, Art. Okkasionalismus. TRE 25 (1995) 211.

Forschungsgeschichtlicher Überblick

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sonders in den 1650er Jahren großen Einfluss genommen hat, gilt nichtsdestoweniger als relativ unerschlossen.26 Ein weiteres ergiebiges Feld für Wittich und die Prosopographie früher Cartesianer insgesamt stellt die schul- und universitätsgeschichtlich orientierte Forschung dar. Sie hat zahlreiche Informationen über Wittich zutage gefördert (Frijhoff/Spies [1999], Sassen [1962] und weitere Veröffentlichungen des Vereins Numaga, Menk [1985], Trevisani [2011]). Die reformierte Orthodoxie wird in den letzten Jahren wieder vermehrt in der Forschung berücksichtigt. Zentrale Veröffentlichungen jüngster Zeit waren u. a. die beiden historischen Monographien zur Geschichte der niederländischen Republik und der Aufklärungsphilosophie von Israel (1995 und 2001). Sie ersetzen in vielerlei Hinsicht die Dissertation von McGahagan (1976), der es ursprünglich gelungen war, erste Breschen in ein weites Themenfeld zu schlagen, dabei aber passagenweise wegen unzureichenden Quellenstudiums auch unzuverlässig bleiben musste. Theologische Lexika behandeln Wittich nur in knapper Form oder überhaupt nicht; während die RGG ihn berücksichtigt, fehlt ein TREEintrag.27 Die aktuellsten Lexikonartikel zu Wittich stammen zum einen vom Verfasser im BBKL (2016)28 und zum anderen von Bordoli (2003)29 in dem von van Bunge (2003) herausgegebenen Dictionary of the 17th and 18th-Century Dutch Philosophers, das auch sonst überaus ergiebig für die Erschließung der Descartesrezeption und die Orthodoxieforschung ist.30 Für die neue Erforschung der Orthodoxie grundlegend sind die wegbereitenden theologischen Studien von Muller (22003) und van Asselt/Dekker (2001). In diesem Kontext sind von van der Wall (1996b), Verbeek (1992 u. ö.) und anderen bereits Arbeiten über Cartesianismus und Coccejanismus entstanden. van Asselt (2001a) hat sich besonders der Theologie von Johannes Coccejus gewidmet und aktualisiert damit Forschungsanliegen von Schrenk (1967) und Faulenbach (1973). Der einflussreiche Gegner des Cartesianismus Gisbert Voetius (1589–1676) und dessen Theologieverständnis und Gotteslehre werden von Beck (2007) neu erschlossen, der damit die Ergebnisse wichtiger niederländischer Literatur präsent

26 Vgl. zu einer Bewertung der Cartesianismusforschung für Deutschland Trevisani, Cartesianismus an der Universität Duisburg, 85 und vor allem den forschungsgeschichtlichen Überblick bei Trevisani, Descartes in Deutschland, 13–19. 27 Die RGG behandelt Wittich bereits seit ihrer zweiten Auflage: Schrenk, Art. Wittich, Christoph (1625–1687). RGG2 4 (1931) 1992f., Goeters, Art. Wittich, Christoph. RGG3 6 (1962) 1786, Strohm, Art. Wittich, Christoph RGG4 8 (2005) 1671. 28 Eberhardt, Art. Wittich, Christoph. BBKL XXXVII (2016) 1493–1507. 29 Bordoli, Art. Wittichius, Christophorus (1625–87). DSECDP 2 (2003) 1083–1086. 30 Es ersetzt die Recherche in veralteten aber in Einzelfällen durchaus noch informativen Lexikoneinträgen wie z. B. bei Jöcher (1750/1751), in der ADB (1875–1912), dem NNBW (1911– 1937) etc.

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Einleitung

macht und maßgeblich weiterführt.31 Hier wird ausdrücklich der „Nachholbedarf an Monographien zu individuellen Theologen des 17. Jahrhunderts“32 betont. Dem insbesondere von van Asselt/Dekker, Muller und Beck etablierten Weg einer neuen Orthodoxieforschung (New School) fühlt sich auch diese Arbeit in vielen Punkten verpflichtet.33 Tagungen und Forschungsprojekte zur reformierten Orthodoxie, wie z. B. unter der Leitung von Jan Rohls in München, bestätigen die Bedeutung der Epoche für die Dogmengeschichte und Wittichs Einfluss auf die theologischen Entwicklungen der Zeit.34 Rohls betont dies auch in seiner Ideengeschichte des Christentums.35 Ein zunehmendes Interesse an Wittich bei der Erforschung der Orthodoxie und Descartesrezeption wird durch aktuelle Veröffentlichungen belegt: Vermij (2002) hat Wittich und seine Auseinandersetzung mit dem kopernikanischen Weltbild besonders gewürdigt und seine Frühschriften besprochen. Goudriaan (1999; 2006) hat sich bei seiner philosophisch motivierten Auseinandersetzung mit der Dogmatik der reformierten Orthodoxie schlaglichtartig auch Wittich zugewendet. Schwerpunkt seiner Untersuchungen ist Wittichs Gotteslehre.36 Aalderink (2004; 2011) und Douglas (2015) widmen sich der Aufarbeitung Wittichs mit Blick auf das Verhältnis von Cartesianismus und Spinozismus. Die italienische Philosophiegeschichte37 hat vor allem die Descartesrezeption und Wittichs hermeneutische Implikationen vertieft zu erforschen begonnen. Del Prete beklagt das Fehlen einer umfassenden und detaillierten Analyse der Verwendung der cartesischen Philosophie von Theologen in der zweiten Hälfte des 31 Der von Utrecht aus agierende Voetius, das Haupt der Nadere Reformatie, gehört zu den bedeutendsten niederländischen Anticartesianern. Vgl. zu Voetius auch grundlegend Duker, Voetius (1897–1915), Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy (2006) und van Ruler, Art. Voetius, Gisbertus (1589–1676). DSECDP 2 (2003) 1030–1039. 32 Beck, Voetius, 15. 33 Vgl. dazu van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 11–43 und Beck, Voetius, 21–25. Vgl. Kapitel 1.3.2 (Das Verhältnis zu Philosophie und Scholastik innerhalb reformiertorthodoxer Theologie). 34 Vgl. Rohls, Descartes und die reformierte Theologie. 35 Vgl. Rohls, Offenbarung, Vernunft und Religion, 349–365, bes. 357f. und Rohls, Schrift, Tradition und Bekenntnis, 417–422. 36 Ähnlich verhält es sich auch bei den italienischen Cartesianismusforschern wie Agostini (onnipresenza 2000 und L’idea di Dio 2010) und Mori (Tra Descartes e Bayle 1990). Ersterer untersucht den Unendlichkeitsbegriff im Cartesianismus und die Rezeption von Descartes’ Vorstellung der Gottesidee in den Meditationes, die Wittich kommentiert hat, letzterer behandelt Wittich und andere cartesianische Theologen (mit Blick auf das Gottesbild) in einer Untersuchung der Theodizee des französischen Mystikers und Philosophen Pierre Poiret Naudé (1646–1719). Wie Mori, Tra Descartes e Bayle, hat auch Scribano, Da Descartes a Spinoza, dabei die Frage nach dem freien Willen und der Prädestination im Blick. 37 Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich (1992), Savini, Methodus cartesiana (2000a) und Publication de L’Anti-Spinoza (2000b) sowie Del Prete, Tra Galileo e Descartes (2001); Ermeneutica cartesiana (2002); Exégèse biblique et physique cartésienne (2006); Oltre Descartes (2011).

Methodologische und terminologische Vorüberlegungen

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siebzehnten Jahrhunderts ausdrücklich.38 Der überwiegend philosophische Schwerpunkt bei der bislang so unvollständigen Erforschung Wittichs, die sich besonders auf Hermeneutik und Spinozarezeption konzentriert, zeigt das Desiderat einer theologischen Betrachtung eindrücklich.

1.3

Methodologische und terminologische Vorüberlegungen

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Erschließung der cartesianischen Theologie in ihrem historisch-prosopographischen und werkgeschichtlichen Kontext und die systematische Darstellung ihrer inhaltlichen Grundlagen am Beispiel von Wittichs Biographie und Theologie. Auf der Grundlage der entsprechenden Quellen müssen dazu in einem ersten Schritt Wittichs Leben und Werk im kirchengeschichtlichen Kontext dargestellt werden. Die Geschichte der cartesianischen Theologie erfährt im Rahmen der Untersuchung eine vertiefende, korrigierende und ergänzende Analyse aus dogmengeschichtlicher Perspektive, wofür sich das Wirken Wittichs besonders anbietet: Als Student hatte er die Rezeption von Descartes an den theologischen Fakultäten der niederländischen Universitäten miterlebt und später als Professor selbst gefördert und gestaltet. Er entwickelte sich dabei zum Vordenker einer cartesianisch beeinflussten Theologie und prägte sie in ihrer Blütezeit bis zu seinem Tod 1687 entscheidend. Wittich gehört damit zu den wichtigsten theologischen Wegbereitern der Aufklärung. Dabei repräsentiert er eine der einflussreichsten Stimmen des reformierten Cartesianismus am Ausgang des 17. Jahrhunderts. Die theologische Auseinandersetzung mit Descartes bestimmt die Schwerpunktsetzung bei der Auswertung des hier zum ersten Mal nahezu vollständig berücksichtigten Œuvres Wittichs. Im Vordergrund der Untersuchung stehen daher vor allem seine wichtigsten apologetischen Schriften des Cartesianismus. Eine erste Debatte wird in seinen drei Frühschriften, Dissertationes Duae (1653), Consideratio (1656) und Consensus veritatis (1659) geführt.39 38 Vgl. Del Prete, Oltre Descartes, 26 (Anm. 1). 39 Christoph Wittich: Dissertationes duae quarum prior De S. Scripturae in rebus philosophicis abusu, examinat, 1. An Physicae genuinum Principium sit Scriptura? 2. An haec de rebus naturalibus loquens accuratam semper veritatem, an potius sensum & opinionem vulgi saepius sequatur? Altera Dispositionem & ordinem totius universi & principalium ejus corporum tradit, sententiamque Nobilissimi Cartesii, de vera Quietate et vero motu Terrae defendit, Conscriptae a Christophoro Wittichio S.S. Theol. Profess. Ordinario in illustri Duisburgensi Lyceo, ibidemque Ecclesiae Pastore. Amstelodami: Elzevir 1653. Ders. [Präses], Iacobus Lehnhof [Respondent]: Disputatio Theologica De Stylo Scripturae Quem adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit. Quam Favente Divinia Gratia Praeside Admodum Reverendo & Clarissimo Viro Dn. Christophoro Wittichio, S.S. Theologiae in Illustri Academia Duisburgensi Professore ordinario. Publico examine subjicit.

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Einleitung

Sie enthalten wesentliche Aussagen zur Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie sowie zur biblischen Hermeneutik unter cartesianischem Vorzeichen. Einen besonderen Stellenwert in Wittichs Œuvre nimmt sodann seine Verteidigung des Cartesianismus gegen Samuel Maresius (1599–1673) ein. Sie wird mit der Theologia pacifica (1671) eröffnet.40 Trotz des apologetischen Rahmens werden in dieser Hauptschrift Wittichs viele Elemente einer cartesianischen Dogmatik sehr systematisch entfaltet. Sie wird daher intensiv besprochen, während die Folgeschriften der Debatte, in denen die wesentlichen Argumente lediglich verteidigt und vertieft werden, nur ergänzend berücksichtigt werden. Eine besondere Betrachtung verdienen schließlich die im Diskurs mit der Leidener Universität zusammen mit Abraham Heidanus (1597–1678) und Burchard de Volder (1643–1709) entwickelten Consideratien (1676), die aufgrund ihres Status als Gemeinschaftsprojekt, ihrer hohen öffentlichen Wahrnehmung und ihrer Folgen für den niederländischen Cartesianismus einen hohen Stellenwert haben.41 Für eine angemessene Analyse ist aufgrund des polemischen Kontextes der Schriften immer auch die Betrachtung der zahlreichen Gegenschriften und des kirchengeschichtlichen und biographischen Rahmens notwendig. Eine zweite Gruppe von Schriften Wittichs stammt aus dem universitären Lehrkontext. Neben den Disputationen sind hier insbesondere auf aus dem Unterricht entstandene Kommentare und die Positiones (1692), eine systematische Thesenreihe für Wittichs Unterricht, zu verweisen.42 Wittichs Bibelkommentare können nur insofern berücksichtigt werden, als dass sie für die Biographie oder die Entwicklung seines Schriftverständnisses von Belang sind. Rein philosophische Werke werden der theologischen Perspektive der Arbeit entsprechend nur am Rande behandelt. Die zahlreichen universitären Kleinschrif-

Iacobus Lehnhof Duisburgensis, Ad diem 5. Iunii hora locoque consueto. Teutopoli: Ravins 1655. Ders.: Christophori Wittichii Consensus Veritatis In Scriptura Divina Et Infallibili Revelatae Cum Veritate Philosophica A Renato Des Cartes Detecta, Cujus occasione Liber II. & III. Principiorum Philosophiae dicti des-Cartes maximam partem illustrantur: cum Indice, Editio secunda a multis mendis emaculata & non parum aucta. Lugduni Batavorum: Boutesteyn/ Lever 1682. 40 Christoph Wittich: Christophori Wittichii Theologia pacifica, in qua varia problemata theologica inter reformatos theologos agitari solita ventilantur, simul usus philosophiae Cartesianae in diversis theologiae partibus demonstratur, & ad dissertationem celeberrimi viri, Samuelis Maresii, de abusu philosophiae Cartesianae in rebus theologicis & fidei, modeste respondetur. Lugduni Batavorum: Doude 1671. 41 Abraham Heidanus [Hrsg.]: Abrahami Heidani Consideratien, over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de universiteyt binnen Leyden. Leyden: Doude 1676. 42 Christoph Wittich: Christoph. Wittichii Investigatio Epistolae Ad Hebraeos, Et Positiones Sive Aphorismi universam Theologiam adumbrantes. Amstelaedami: Wolters 1692.

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ten, insbesondere die Disputationen, dienen vor allem der Rekonstruktion seiner Lehre. Das posthum veröffentlichte Spätwerk Wittichs wird auszugsweise analysiert. Insbesondere für die Cartesianismusdebatte zentrale Passsagen des bedeutenden Anti-Spinoza (1690) werden ausführlich besprochen.43 Der Schwerpunkt der Untersuchung bleibt dabei allerdings streng orientiert an der Rekonstruktion cartesianischer Theologie. Wittichs Abgrenzung vom Spinozismus wird dabei skizziert, aber nicht vertieft. Die Arbeit legt so das Fundament für eine umfassende Erschließung des theologischen Cartesianismus der Niederlande in seinem historischen Kontext. Das umfangreiche Œuvre Wittichs wird zur Gänze vorgestellt, die Detailanalysen erfolgen unter spezifischen Fragestellungen selektiv. Es bietet sich freilich für weitere Untersuchungen unter anderen Schwerpunktsetzungen an, für die hier die Grundlagen gelegt werden. Dies gilt insbesondere für den Anti-Spinoza (1690), der im Kontext der frühen Spinozarezeption eine herausragende Rolle spielt und eine eigene Untersuchung verdiente. Allein die Darstellung von Spinozas Position und die Verortung Wittichs in der Debatte um den Spinozismus stellen für sich bereits so komplexe Forschungsfelder dar, dass sie im Rahmen dieser ohnehin schon umfangreichen Untersuchung nur angedeutet werden können und zugunsten des Schwerpunktes auf die theologischen Implikationen von Wittichs Schriften und die Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus weiteren Arbeiten überlassen bleiben.44 Die bisherigen Forschungen zur Theologie der reformierten Orthodoxie haben gezeigt, dass sich bei der Analyse eine Reihe von Missverständnissen, Irrwegen und terminologischen Schwierigkeiten ergeben haben. Insbesondere in den frühneuzeitlichen Quellen auftauchende grundlegende Begriffe, die das Selbstverständnis der Theologen des 17. Jahrhunderts und ihre Methoden und Schultraditionen zum Ausdruck bringen, bedürfen einer Reflexion, zumal sie in der Forschungsliteratur aufgegriffen und umgedeutet wurden. In Anknüpfung an diese Diagnose ergeben sich einige Vorüberlegungen und Aufgaben für eine angemessene Analyse von Wittichs Theologie.45

43 Christoph Wittich: Christoph. Wittichii Anti-Spinoza Sive Examen Ethices Benedicti de Spinoza, Et commentarius de Deo et ejus attributis. Amstelaedami: Wolters 1690. 44 Wittich unterzieht Spinoza einer Kritik aus cartesianischer Perspektive und bespricht dabei seine gesamte Ethik. Wesentliche Grundlagen für eine Analyse des Anti-Spinoza werden hier bereits gelegt, jedoch bedarf sie eines eigenen Forschungsansatzes, der weniger von der Frage der Entstehung cartesianischer Theologie herkommend, die Entstehung des Spinozismus und dessen theologische Folgen vertieft. Auf der Grundlage des in der vorliegenden Untersuchung Geleisteten wird dies relativ leicht möglich sein. 45 Vgl. zu dieser Beobachtung auch Beck, Voetius, 22f.

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Einleitung

1.3.1 Die Problematik des Orthodoxiebegriffs Der Terminus Orthodoxie hat sich bei der Betrachtung der Forschungsgeschichte und im Rahmen des Quellenstudiums als so facettenreich erwiesen, dass er einer kritischen Betrachtung bedarf. 1.3.1.1 Der Orthodoxiebegriff in der theologischen Forschung In der Forschungsliteratur dienen der Terminus Orthodoxie und das zugehörige Adjektiv ebenso als Epochenbegriff der Kirchengeschichte wie als Ausdruck zur Bezeichnung des Selbstverständnisses der Theologen des 17. Jahrhunderts bzw. der inhaltlichen Charakterisierung ihrer Theologie.46 Zwischen Reformation und Übergangstheologie steht die reformierte Orthodoxie als eine Epoche, die von 1564, dem Todesjahr Johannes Calvins (1509–1564) bis zum ersten Quartal des 18. Jahrhunderts reicht.47 Eine genauere, aber noch immer recht grobe Periodisierung trennt eine Frühorthodoxie ab 1564 von der Hochorthodoxie ab, die sich von 1619 bis 1680 erstreckt hat und damit die Wirkungszeit Wittichs fast vollständig erfasst. Wittich hätte demnach die zweite Hälfte der Hochorthodoxie mitgeprägt und stünde am Übergang zur Spätorthodoxie.48 46 Vgl. Beck, Voetius, 25f. Dabei wird zwischen lutherischer und reformierter Orthodoxie differenziert. Vgl. dazu z. B. Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 2f. 47 Vgl. Fatio, Art. Orthodoxie II. Reformierte Orthodoxie. TRE 25 (1995) 485. Vgl. auch Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 3f. mit Bezugnahme auf Richard Muller. Das Ende der Epoche wird zwischen 1725, als in Genf der Geltungsanspruch der Dordrechter Synode aufhörte verbindlich zu sein, und 1775 (nach der Einteilung von Richard Muller) angesetzt und somit durch die Dekonfessionalisierung bestimmt. Mit einbezogen sollte bei der Bestimmung der Epochengrenze das Einsetzen der sog. Übergangstheologie werden, was für die frühere Datierung spricht. Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 4 spricht sich jedoch mit Blick auf die Niederlande für die spätere Datierung aus, um alle Ausläufer der Theologie von Gisbert Voetius (1589–1676) in die Orthodoxie integrieren zu können. 48 Vgl. Fatio, Art. Orthodoxie II. Reformierte Orthodoxie. TRE 25 (1995) 488 und analog Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, 446f. Eine abweichende und feinere Einteilung bietet Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 30–32: Die Frühorthodoxie beginnt nach ihm 1565 (Tod zentraler Reformatoren) und erstreckt sich bis 1640. Eine Zäsur erfährt die Epoche 1618 mit dem Beginn der Dordrechter Synode. Die Hochorthodoxie umfasst einen Zeitraum von 1640 bis 1725. Auch hier nimmt Muller eine Zweiteilung vor und sieht im Jahr 1685 einen deutlichen Einschnitt. Die Spätorthodoxie beginnt nach ihm dann 1725. Dieser Einteilung nach wäre Wittich dann zur ersten Phase der Hochorthodoxie zu zählen, die sein gesamtes Wirken umfasst. Eine Periodisierung, die Wittichs Wirken genauer beschreiben kann, bietet Israel, Radical Enlightenment, 20, der mit der „crisis of European mind“ einen Zeitraum von 1650 bis 1680 als „the prelude before the Enlightenment“ treffend charakterisiert. Er umfasst die Hauptwirkungszeit Wittichs im Cartesianismusstreit nahezu vollständig. Einen Epocheneinschnitt durch diese Begriffsbildung festzulegen erscheint sinnvoll, weil die Frühe Neuzeit zu weit gefasst ist und ihre

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Gleichzeitig ist Orthodoxie als dogmengeschichtlicher Terminus eine theologische Beurteilung der Epoche. Sie wird zusammengefasst als eine Systematisierung der Theologie der Reformation. Mitunter wird der Begriff in diesem Zusammenhang stark wertend benutzt. Man unterstellt der Orthodoxie einen vermeintlich rationalistischen und rein ordnenden Zug, als sei der lebendige Geist der Reformation hier verloren gegangen.49 Von einer pejorativen Nuancierung des Begriffs sieht die aktuelle Orthodoxieforschung jedoch weitgehend ab. Im Zuge der Entfaltung, Ordnung und Bestimmung der reformierten Theologie werden vor allem die starken polemischen bzw. apologetischen Bestrebungen wahrgenommen, die sich auch im literarischen Werk von Christoph Wittich niedergeschlagen haben.50 Ein entscheidender Faktor der historischen Analyse der orthodoxen Theologie ist die Beobachtung einer relativ starken Kontinuität theologischer und formaler Leitlinien vom Mittelalter über die Reformationszeit bis hin zur späten Orthodoxie.51 Unterschiede und neue Nuancierungen dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. Insgesamt macht das polyvalente Orthodoxieverständnis die Verwendung des Begriffs als Epochenbezeichnung höchst problematisch. Zudem steht er in deutlicher Spannung zu den Quellen, in denen er in einem eigenen Sinn benutzt wird. 1.3.1.2 Der Orthodoxiebegriff in den frühneuzeitlichen Quellen Von der historischen Perspektive abzugrenzen ist das Selbstverständnis der Autoren der Epoche. Der Begriff Orthodoxie findet innerhalb der frühneuzeitlichen Quellen grundsätzlich Anwendung zur Bezeichnung der eigenen Rechtgläubigkeit und einer Theologie im Konsens mit den reformierten Bekenntnisschriften.52 ‚Orthodox‘ ist damit kein theologisches Selbstverständnis neben anderen, sondern vielmehr Ausdruck einer conditio sine qua non jedweder anerkannten Theologie. Gerade die Infragestellung des orthodoxen Charakters

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Anfänge je nach Forschungsperspektive oftmals noch eher als ausklingendes Mittelalter empfunden werden. Einen Neueinsatz mit der Wirkung des Cartesianismus und anderer philosophischer Strömungen im Kontrast zur kirchlichen Tradition, die sich nach den großen Religionskriegen des 17. Jahrhunderts entfalten kann, zu bestimmen, ist eine überzeugende, und für die Untersuchung Wittichs ergiebige Alternative. Vgl. für diese Einschätzung z. B. auch Pannenberg, Theologie und Philosophie, 142. Israels Terminus ist freilich über den Begriff der Krise bereits sehr spezifisch auf seine Epochenanalyse zugespitzt und tendenziell wertend. Er hat sich nicht durchsetzen können. Vgl. Fatio, Art. Orthodoxie II. Reformierte Orthodoxie. TRE 25 (1995) 485. Vgl. Fatio, Art. Orthodoxie II. Reformierte Orthodoxie. TRE 25 (1995) 485f. Vgl. dazu van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 28–33 Beck, Voetius, 21–25 (positive Kontinuitätstheorie). Neben inhaltlichen Bezügen fällt auch die Kontinuität methodischer, institutioneller und systematisierender Aspekte auf. Vgl. dazu Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 3f. mit Bezugnahme auf die Vorarbeiten von Richard Muller.

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Einleitung

eines Denkansatzes soll diesen in grundsätzlicher Weise abwerten. Die notwendige Übereinstimmung mit der in Bekenntnissen und Bibel fokussierten christlichen Lehre kommt hier zum Ausdruck. Der Begriff erhält so eine tragende Funktion innerhalb der polemischen Kontroverse und wird zur Beschreibung der Selbstwahrnehmung ebenso wie zur Diskreditierung theologischer Gegner verwendet. Die Inanspruchnahme der Zugehörigkeit zur Orthodoxie bzw. ihre Bestreitung ist damit von entscheidender Bedeutung für die Bewertung theologischer Systeme. Auf diese Weise wird der Begriff auch in der Cartesianismusdebatte angewendet. Ob cartesianische Theologie auf dem Boden der Orthodoxie steht, ist die entscheidende Frage von Wittich und seinen Gegnern. Was genau gilt den reformierten Autoren des 17. Jahrhunderts als orthodox? Anders als im durch die Konkordienformel von 1577 und dem Konkordienbuch von 1580 klar bestimmten und weitgehend einigen Luthertum war es zunächst im Rahmen der Konfessionalisierung zu keiner verbindlichen und abschließenden Bekenntnisbildung reformierter Theologie gekommen.53 Stattdessen fand sich eine Vielzahl von regional gültigen Bekenntnisschriften.54 Nichtsdestoweniger ist man von einem grundsätzlichen Kernkonsens der verschiedenen reformierten Bekenntnisse ausgegangen und hat sich auf diesen, ohne dabei ins Detail zu schauen, berufen, um die eigene Orthodoxie zu unterstreichen. In der Auseinandersetzung mit den Remonstranten erhielten dann die auf der Dordrechter Synode (1618–1619) entstandenen Dordrechter Canones (1619) einen in den Niederlanden besonders verbindlichen Charakter als dogmatische Richtschnur.55 Die Dordrechter Canones wurden neben anderen tragenden Bekenntnissen als Charakteristikum orthodoxen Denkens oft angeführt. Gleichzeitig betonte die 53 Vgl. Rohls, Theologie der Neuzeit, 51f. 54 Vier große Linien stellt Rohls, Theologie der Neuzeit, 52f. heraus: eine gemäßigte ZwingliInterpretation in der Confessio Helvetica Posterior (1561; Heinrich Bullinger), den zwischen Zwingli, Calvin und dem Philippismus vermittelnden Heidelberger Katechismus (1563; Zacharias Ursinus und Caspar Olevian), die Linie der rein calvinistischen Confessio Gallicana (1559; Antoine de la Roche-Chandieu) und der Confessio Belgica (1561; Guido de Bray), schließlich die in Ungarn als Bekenntnis angenommene Confessio christianae fidei (1559; Theodor Beza). Insbesondere die Confessio Belgica ist von hoher Bedeutung für den niederländischen Protestantismus. Vgl. ausführlich auch Wirsching, Art. Bekenntnisschriften. TRE 5 (1980) 501–503. Der Versuch einer einheitlichen Bekenntnisbildung führt zwar zu der Harmonia confessionum fidei (1581), in der auch das für deutsche Reformierte aufgrund des damit verbundenen Konfessionsschutzes zentrale Augsburger Bekenntnis mitberücksichtigt wird, jedoch handelt es sich dabei lediglich um eine gegenseitige Anerkennung der bereits bestehenden Bekenntnisschriften, ohne dass damit eine völlig verbindliche einheitliche Lehrnorm hergestellt werden konnte. Vgl. Rohls, Theologie der Neuzeit, 53f. 55 Verbindlich festgelegt wird damit vor allem die von Jacob Arminius (1560–1609) und seinen Anhängern kritisierte doppelte Prädestination: Das Heilshandeln Christi wird allein auf die erwählten Gläubigen bezogen und eine menschliche Mitwirkung bei der Entstehung des Glaubens kategorisch ausgeschlossen. Vgl. Rohls, Theologie der Neuzeit, 79. Vgl. überblicksartig auch van Dooren, Art. Dordrechter Synode. TRE 9 (1982) 140–147.

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Dordrechter Synode die Geltung der calvinistisch geprägten Confessio Belgica (1561) für den niederländischen Protestantismus. Als orthodox gilt ein Theologe im Sinne der niederländischen Reformierten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts also, wenn er in Übereinstimmung mit der Bibel, den reformierten Bekenntnissen und der Synode von Dordrecht argumentiert, also in „bewusste[r] Übereinstimmung mit einem konfessionellen Standard“56. Dieser Rahmen wurde auch von Wittich als klar definiert wahrgenommen und als Fundament der cartesianischen Theologie verteidigt.57 Trotz des im Vergleich zum Luthertum weniger verbindlichen Bekenntnisrahmens der reformierten Orthodoxie verbirgt sich hinter ihr also durchaus eine Institutionalisierung von Lehrnormen im akademischen Kontext. Orthodoxie steht daher für die systematische Entfaltung und irenische oder polemische Verteidigung eines durch Bekenntnisschriften konsolidierten Rahmens dogmatischer Theologie zur Sicherung des reformatorischen Erbes des Protestantismus.58

56 Beck, Voetius, 25. 57 Vgl. z. B. Wittich: Theologia pacifica (1671), Praefatio [xiv]. Seine Schrift diene dem Beweis seiner orthodoxen Haltung: „Sequor ego Scripturam Sacram tanquam unicam regulam & normam fidei & vitae, firmiter adhaereo formulis consensus inter Reformatos receptis, Catechesi Heidelbergensi, Confessio Belgicae, Synodi Dordracenae canonibus aliisque Confessionibus Reformatorum.“ [„Ich folge der Heiligen Schrift gleichsam als der einzigartigen Regel und Norm des Glaubens und Lebens; fest hänge ich an den überlieferten Formeln des Konsens unter den Reformierten, dem Heidelberger Katechismus, der Confessio Belgica, den Dordrechter Canones und den anderen Bekenntnissen der Reformierten]. Vgl. auch Wittich: Theologia pacifica, (1671) Praefatio [ii–v], wo von Wittich die Glaubensfundamente der Orthodoxie als zu bewahrende Grundlagen auch für neue Ergebnisse der Theologie ernstgenommen werden. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671), Praefatio [xix]. 58 Vgl. dazu bes. die Definition von Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 33. Eine besonders für den Cartesianismus zentrale Entwicklung innerhalb der reformierten Konsensbildung war die Verabschiedung des Consensus Helveticus 1675. Grundsätzlich war das Bekenntnis gegen theologische Neuerungen gerichtet, insbesondere gegen die Schule von Saumur. Es stand ganz in der Linie der theologia traditiva der reformierten Orthodoxie, betonte die Verbalinspiration der Bibel und bekräftigte die Prädestinationslehre und Gnadentheologie. Der in dieser letzten Bekenntnisformel der reformierten Orthodoxie maßgeblich wirkende Genfer Theologe Francois Turretini (1623–1687) war selbst Vertreter einer aristotelischen Philosophie, doch beinhaltete das Bekenntnis trotz seines konservativen Geistes keine explizite Verurteilung von Coccejanismus und Cartesianismus. Die cartesianische Theologie konnte es daher mittragen und sich dadurch bekräftigt fühlen, innerhalb des theologischen Rahmens der Orthodoxie weiterzuarbeiten. Vgl. dazu Rohls, Theologie der Neuzeit, 108. Ein Verweis auf das Bekenntnis gegen Kritiker cartesianischer Theologie lässt sich für Wittich allerdings nicht nachweisen.

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1.3.2 Das Verhältnis zu Philosophie und Scholastik innerhalb reformiert-orthodoxer Theologie Zentral für die Etablierung einer cartesianischen Theologie innerhalb der reformierten Orthodoxie und ein Schwerpunkt von Wittichs theologischem Arbeiten ist die adäquate Verhältnisbestimmung von Philosophie und Vernunft zur Theologie. Dementsprechend wird sich ein großer Teil der dogmatischen Analyse von Wittichs Theologie auch mit wissenschaftstheoretischen Fragen zu beschäftigen haben. Eng verbunden mit diesem Themenkomplex, um den man im theologischen Diskurs des 17. Jahrhundert massiv gerungen hat, war der Umgang mit dem Erbe der scholastischen Tradition. Deren formale Bestimmung muss einleitend geklärt werden, da der Terminus Scholastik in der Forschungsgeschichte nicht einheitlich und nicht wertfrei Verwendung findet und gleichzeitig im Selbstverständnis der frühneuzeitlichen Theologen eine ähnlich kontroverse Rolle spielt. 1.3.2.1 Das Scholastikverständnis der Forschung Die Bezeichnung „Scholastik/scholastisch“59 verweist neutral auf eine gründliche wissenschaftliche und damit rational nachvollziehbare Durchdringung und Darstellung eines Stoffes sowie auf die Bindung an einen schulisch-universitären Kontext. In der älteren Sekundärliteratur findet der Scholastikbegriff (ähnlich wie der Terminus Orthodoxie) in oberflächlicher und wertender Weise Anwendung, um einen theologischen Ansatz als zu rational bestimmt zu kritisieren. Die neuere Forschung bemüht sich demgegenüber um eine differenzierte Definition der Scholastik als Phänomen der Theologie von Mittelalter und Früher Neuzeit. Ein pejorativer Charakter des Begriffs wird dabei abgelehnt. Unproblematisch kann die neue Schule der Orthodoxieforschung von einem Reformed Scholasticism sprechen, um die Theologie der reformierten Orthodoxie zu beschreiben.60 Während klassische Zugänge zur Scholastik deren Einfluss mit der Reformation im Wesentlichen für beendet erklärt haben, lösen neue Ansätze ihre Bestimmung von engen inhaltlichen Kriterien und attestieren der Schultheologie scholastisches Denken bis in die Aufklärung hinein.61 Die Begriffsbestimmung wird dabei allerdings sehr weit gefasst und bleibt dadurch vage. Der Etymologie entsprechend lässt sich einleitend nur feststellen: „Historisch brauchbar ist der 59 In den Quellen: scholasticus, -a, -um; philosophia scholastica etc. 60 Vgl. bes. den Sammelband von van Asselt/Dekker (Reformation and Scholasticism 2001). 61 Einen Überblick bietet hier Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie (1995), der scholastische Denker ausgehend vom Frühmittelalter und unter expliziter Berücksichtigung auch von Wittich und anderen orthodoxen Theologen bis ins 18. Jahrhundert hinein nachzuweisen bemüht ist.

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Terminus ‚Scholastik‘ zur Abgrenzung der im Schulbetrieb entstandenen und vermittelten Philosophie und Theologie.“62 Scholastische Theologie wäre somit zusammengefasst die an den Bildungsstätten vermittelte Schultheologie bzw. die Theologie einer bestimmten theologischen Schule, die sich gegen andere Formen der Theologie abgrenzt. In dieser allgemeinen Form ist der Begriff jedoch nahezu inhaltsleer. Überzeugend wurde herausgearbeitet, dass eine inhaltliche Bestimmung der Scholastik nicht ergiebig ist. Eine Reduzierung des Begriffs auf die mittelalterliche Theologie wird den von den frühneuzeitlichen Autoren selbst als scholastisch bezeichneten nachreformatorischen Phänomenen in Theologie und Philosophie nicht gerecht. Unter dem Terminus ‚Scholastik/scholastisch‘ versteht man daher gemäß der Arbeiten der neuen Schule der Orthodoxieforschung lediglich wissenschaftliche (und nicht allein auf die Theologie beschränkte) Methoden der Forschung und Lehre, an die aber nicht zwingend bestimmte theologische oder philosophische Inhalte gekoppelt seien.63 Eine gewisse Kontinuität der Terminologie lasse sich aber feststellen.64 Unter dem Begriff Scholastik

62 Leinsle, Art. Scholastik. I. Scholastik/Neuscholastik. TRE 30 (1999) 361. 63 Vgl. zusammenfassend für die sog. Neue Schule der Erforschung der Orthodoxie Beck, Voetius, 22–24 (vgl. auch van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 39). Problematisch scheint hier die dem sehr differenzierten Ansatz von Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 12–15 widersprechende Annahme, dass Scholastik sich nicht per se auf die Vernunft stütze. Muller, Dictionary, 8 geht von einem relativ allgemeinen Scholastikbegriff aus, wenn er feststellt, dass Scholastik und Orthodoxie zwei Seiten derselben Medaille seien, wobei ein methodischer Zugang zu der entsprechenden Theologie sie als scholastisch und eine inhaltlich-dogmatische Perspektive sie als orthodox bewerte. Vgl. dann differenzierter Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 35f. Diese Gleichsetzung gelingt nur durch eine starke Verallgemeinerung des Scholastikbegriffs und widerspricht dem Selbstverständnis der frühneuzeitlichen Autoren. Selbst wenn man von einem allgemeinen Scholastikverständnis ausgeht, kann nicht davon abgesehen werden, dass es bei dieser Methode gerade um die rationale Erschließung und wissenschaftlich-didaktische Ordnung und Durchdringung von Lehrinhalten geht. Die Vernunftorientierung muss hier grundlegend sein. Dass zumindest dem Anspruch nach deswegen nicht die Vernunft auch das erste Erkenntnisprinzip der frühneuzeitlichen Theologie ist, steht dazu nicht im Gegensatz. Bedenkenswert, aber letztlich nicht überzeugend ist die Bestreitung der Existenz einer bestimmbaren scholastischen Methode durch Blumenberg, Legitimität der Neuzeit, 573, der betont, dass die Anwendung des Methodenbegriffs auf die „formalen Rezept[e] für die Disputation und die Abfassung von Traktaten“ anachronistisch sei. Eine eigentliche Erkenntnismethode mit dem Ziel von Erkenntnisfortschritt liege dem nicht zugrunde. Der Methodenbegriff ist jedoch nach allgemeinem Forschungskonsens ohne weiteres auch auf das Mittelalter anwendbar. Eine differenzierte Begriffsanalyse bietet Arndt, Art. Methode V. Neuzeit. HWP 5 (1980) 1314–1323. 64 Vgl. derartige Definitionsversuche in der Übersicht bei Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 7f. Ausdruck einer einheitlichen Terminologie in der Theologie der Frühen Neuzeit als Folge ihres scholastischen Charakters ist ein entsprechendes Wörterbuch von Muller, Dictionary (1985).

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werden nun Charakteristika der Schultheologie der Universitäten in ihrem jeweiligen historischen Kontext subsummiert. Eine von der älteren Forschung suggerierte grundsätzlich notwendige Verbindung von Scholastik und Aristotelismus wird dabei explizit bestritten.65 Nichtsdestoweniger bleibt man sich der Tatsache bewusst, dass der Aristotelismus sehr häufig in scholastischer Darstellungsweise begegnet und auch die Terminologie und die Methoden der Scholastik maßgeblich mitgeprägt hat. Mitunter wird dabei jedoch unterbetont, dass die in den Vordergrund gerückten formalen Kriterien auch inhaltlich nachwirken mussten: Sie bilden den Rahmen und die Strukturen des theologischen Arbeitens. Es ist daher fraglich, ob sich die radikale Trennung der scholastischen Methode von einem theologischen oder philosophischen Inhalt tatsächlich durchhalten lässt. Es kommt hinzu, dass auch die konkrete Bestimmung dieser scholastischen Methoden Schwierigkeiten bereitet.66 Von einer Identität der Scholastik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sollte in keinem Fall ausgegangen werden.67 Die methodische Ausgestaltung variiere trotz widerkehrender gemeinsamer Motive ebenso wie die inhaltliche und müsse innerhalb des historischen Kontextes jeweils neu bestimmt werden.68 Innerhalb der einzelnen Phasen scholasti65 Vgl. hierzu Beck, Voetius, 22f., Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 1f. und Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 34–37. 66 Vgl. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 8f., der auf die Abhängigkeit der in den Quellen relativ wenig reflektierten Methoden vom jeweiligen Wissenschaftsbegriff verweist. 67 Vgl. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 35f.39f. 68 Für die Orthodoxie betont Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 39f. daher ausdrücklich, dass es ein großes Missverständnis ist, einen Rückfall der Orthodoxie in die mittelalterliche Scholastik zu attestieren, nachdem die Reformatoren diese zuvor überwunden hätten. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 34f. verweist darauf, dass es gegen die Gewohnheit einiger Forscher nicht angemessen ist, die Theologie des 17. Jahrhunderts grundsätzlich als scholastisch zu beschreiben. Es gibt das Bedürfnis, sich von der scholastischen Methode zu distanzieren, und zwar auch in akademischen Kreisen. Die Scholastik steht vor allem für eine Methode zur Entwicklung eines theologischen oder philosophischen Systems auf der Basis von sorgfältigen Bestimmungen seiner einzelnen Teile, ihren Definitionen und Ausdifferenzierungen. Exegetische, katechetische oder didaktische Schriften sind daher durchaus nicht scholastisch, auch wenn sie z. B. die aristotelischen Grundlagen orthodoxer Theologie rezipieren. Die scholastische Methode ist nicht durch ihre Inhalte bestimmt. Sie hat des Weiteren im Laufe ihrer Geschichte von Mittelalter über Renaissance bis in die Frühe Neuzeit Veränderungen durchgemacht, über die in der Theologie des 17. Jahrhunderts durchaus reflektiert worden ist. Vgl. für eine knappe Charakterisierung der Scholastik der reformierten Orthodoxie Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 34–37. Darüber hinaus diskutiert Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 132–146 kritisch die Versuche, die gesamt Orthodoxie als eine Form des Rationalismus zu interpretieren. Die korrekte Bestimmung des Begriffs Rationalismus führt hierbei zu einer besseren Differenzierung. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 132 versteht den philosophischen Rationalismus gerade als Abwehrbewegung gegen die christliche Aristotelesrezeption der Frühorthodoxie und gegen die scholastische Methode. Die Scholastik

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schen Denkens lassen sich „in Forschung wie Lehre ein festes System von Begriffen, Unterscheidungen, Propositionsanalysen, Argumentationstechniken und Disputationsmethoden“69 ausfindig machen. Es ergeben sich allgemeine Charakteristika, die eine Denkrichtung als scholastisch klassifizieren: • Scholastik beschreibt das rationale Unternehmen der schulmäßigen Ordnung und Darstellung eines wissenschaftlichen Gegenstandes. Sie hat ihren Platz an Schulen und Universitäten, an denen sie in Forschung und Unterricht zum Einsatz kommt. Sie entfaltet sich dabei im Rahmen bestimmter Schulen, Strömungen oder Netzwerke.70 • Scholastische Theologie oder Philosophie orientiert sich an einem bestimmten zeitgebundenen Wissenschaftsbegriff und Rationalitätsstandard.71 Sie folgt dabei terminologischen Vorgaben und entwickelt daraus ein eigenes Begriffssystem.72 In der Frühen Neuzeit orientierte man sich dabei stark, jedoch nicht ausschließlich am Aristotelismus. • Scholastisches Arbeiten, d. h. das ‚schulmäßige‘, sorgfältige Bearbeiten eines Themenkomplexes, stellt mit Blick auf die Theologie lediglich eine Facette des wissenschaftlichen Arbeitens dar. Als wissenschaftliche Methode unterliegt Scholastik der Vernunft. Jedoch eine völlige Reduzierung der sich scholastischer Elemente bedienenden Theologie auf Rationalismus und Praxis- und Lebensferne ist keine notwendige Folge daraus. • Die Orientierung am Text als Bezugspunkt wissenschaftlichen Arbeitens in Form von spezifischer Interpretations- und Kommentierungsmethode zeichnet scholastisches Arbeiten aus. Bei ihrem Gegenstand kann es sich um

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als Methode zu verstehen, den Rationalismus als einen philosophischen Standpunkt in Bezug auf die menschlichen Erkenntnismöglichkeiten, ist für die Differenzierung ausschlaggebend: So waren die wenigsten Rationalisten Scholastiker (gegen Bohatec, cartesianische Scholastik). Vgl. auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 9.14f. So der Mediävist Lambertus M. de Rijk, zitiert nach Beck, Voetius, 26. Vgl. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 34 und bes. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 9f. Letzterer betont, wie problematisch diese Eigenschaft aber bereits dadurch bleibt, dass es verschiedene Schulen innerhalb der einzelnen Epochen scholastischen Denkens gibt. Hier spiegelt sich die Problematik des allgemeinsten Definitionsversuchs der Scholastik zur Abgrenzung der Lehrgebäude im Schul- und Universitätsbetrieb vom außerschulischen Kontext wider. Vgl. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 10f., der vermutet, dass „gerade in der Rezeption des entsprechenden Wissenschaftsbegriffes in den theologischen Schulen jenes Moment, das die scholastische Form von Theologie als schulmäßige, wissenschaftlichrationale Durchdringung des Glaubensgutes mit einer speziellen Technik und Darstellungsform in Abhebung von anderen Formen charakterisiert“ (S. 10), liegt. Sowohl Wissenschaftsbegriff als auch angewendete Methoden sind dabei jeweils nicht genuin theologisch, sondern stammen aus anderen Wissenschaftsbereichen. Sie werden von der Theologie aber in angepasster Form rezipiert. Vgl. zur frühneuzeitlichen theologischen Terminologie bes. Muller, Dictionary, 9f.

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philosophische und dogmatische Schriften der Lehrtradition ebenso handeln wie um die Bibel.73 Die Methode der Frage (Quaestio-Verfahren, Disputation, Thesenbildung) und der durch Mittel der Logik erwiesene und rational nachvollziehbare Wahrheitsanspruch ihrer Antworten ist Kennzeichen der Scholastik.74 Scholastische Denker systematisieren ihren Gegenstand: Die Scholastik bringt komplexe Systeme und große Lehrgebäude hervor.75 Scholastische Theologie entsteht infolge der Ausprägung eines wissenschaftlichen Selbstbewusstseins und Selbstverständnisses. Die Abgrenzung von konkurrierenden Linien ist dafür eine zentrale Ausdrucksform.76 Dementsprechend gehören neben umfangreichen systematischen Entwürfen auch die Streitschriften und Apologetik zum Repertoire scholastischer Literatur.

Diese allgemeinen Elemente lassen sich in unterschiedlich starker Ausprägung problemlos in der Theologie der reformierten Orthodoxie und insbesondere auch in der cartesianischen Theologie und bei Christoph Wittich wiederfinden. Ausgehend von dieser Beobachtung lässt sich der nicht unumstrittene von Bohatec (1966) ausgehende Begriff einer cartesianischen Scholastik durchaus rechtfertigen.77 Einzelne Strömungen oder gar die ganze Epoche der Orthodoxie deshalb jedoch per se als scholastisch zu bestimmen, wie es auch die neue Schule der Orthodoxieforschung tut, ist problematisch.78 Gerade die cartesianischen Theologen wollen nämlich gerade nicht als Scholastiker verstanden werden und benutzen den Begriff selbst oft in pejorativer Form. Der neuen Orthodoxieforschung ist es somit zwar gelungen, sich durch eine sachliche Bestimmung der Scholastik von den problematischen Begrifflichkeiten früherer Ansätze wie der Bohatec-Debatte zu emanzipieren, jedoch berücksichtigt sie das Selbstverständnis der zu untersuchenden Theologen zu wenig. Die 73 Vgl. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 11f. 74 Vgl. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 12f. 75 Die Ordnung der dogmatischen loci zu einheitlichen Systemen ist sowohl Ausdruck der Verbindung der Scholastik zu Schule und Universität als auch ihrer der wissenschaftlichrationalen Durchdringung. Vgl. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 34f. 76 Vgl. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 13. 77 Vgl. mit Bezug auf Bohatec, cartesianische Scholastik, Mori, Tra Descartes e Bayle, 15f. Kritisiert wird der Ansatz von Bohatec (cartesianische Scholastik 1966) bereits von Althaus (Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik 1967). Die Debatte wird aber von einem ideologisch aufgeladenen Scholastikbegriff dominiert. 78 Vgl. Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 4, der mit Richard Muller darauf hinweist, dass der Orthodoxiebegriff oft auch eine Übereinstimmung mit der institutionalisierten Schultheologie und ihrer Methoden, die unter dem Begriff Scholastik subsummiert werden, impliziere. Die grundsätzliche Identifizierung von Scholastik und Orthodoxie, die die Neue Schule der Orthodoxieforschung suggeriert, bleibt jedoch mit Blick auf den Scholastikbegriff frühneuzeitlicher Autoren problematisch.

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Unterstellung einer scholastischen Theologie in der Orthodoxie gelingt mitunter nur durch die ungenauen und changierenden Definitionen des Terminus. Unbestreitbar bleibt, dass cartesianische Autoren und auch Descartes selbst ihre Positionen und Methoden in der Auseinandersetzung mit dem unter dem Begriff der Scholastik subsummierten System entwickeln. Dabei werden je nach Autor Elemente mehr oder weniger stark übernommen, selbst wenn eine Abgrenzung von bestimmten Charakteristika der Scholastik angestrebt wird.79 Daraus folgt, dass sorgfältig zwischen dem Scholastikverständnis der verschiedenen Phasen der Forschung und der als scholastisch bezeichneten Autoren differenziert werden muss.

1.3.2.2 Der Scholastikbegriff in den Quellen der Cartesianismusdebatten Autoren der reformierten Orthodoxie reden seit dem 16. Jahrhundert mitunter durchaus positiv von Scholastik, um ihre eigene Theologie zu beschreiben und gegen andere abzugrenzen.80 Der Begriff ist nicht zwangsläufig negativ konnotiert. Dennoch überwiegt in der reformierten Orthodoxie und insbesondere innerhalb der Schriften der Cartesianismusstreitigkeiten ein stark pejorativer Charakter des Terminus. Es lässt sich ein deutliches Streben nach Emanzipation von scholastischen Traditionen beobachten, ebenso bei Christoph Wittich wie auch bei seinen Gegnern (z. B. Samuel Maresius) und theologischen Verbündeten (z. B. Johannes Coccejus).81 In Anknüpfung an die Scholastikkritik der Reformation ist der Begriff zu einem polemischen Ausdruck geworden, um gerade die Formen von Theologie und Philosophie zu diskreditieren, zu denen man sich in Opposition befindet. Während er ursprünglich ein positives Selbstbewusstsein der Schultheologie zum Ausdruck brachte, dient er nun oft der Distanzierung gegenüber einem als unangemessenen empfundenen Umgang mit der Vernunft. Scholastik wurde so als ein undifferenzierter Sammelbegriff, der ein falsches Verhältnis zur Philosophie 79 Eine auf fundierte Quellenarbeit gestützte Verhältnisbestimmung bietet auch Ariew (Descartes and the First Cartesians 2014), der Descartes in Beziehung zu den späten Scholastic textbooks setzt, die er exemplarisch auswertet und so eine Linie von der sog. Scholastik über Descartes zu frühen Cartesianern ziehen kann. 80 Vgl. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 34f. Als Beispiel für ein positives Verhältnis zur Scholastik innerhalb der reformierten Orthodoxie sei z. B. Johann Heinrich Alsted (1588–1638) genannt. Vgl. Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 299– 302. Am bedeutendsten für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Beobachtung, dass Gisbert Voetius mit einem wertneutralen Scholastikbegriff in seinen wissenschaftstheoretischen und methodologischen Überlegungen arbeitet. Vgl. Beck, Voetius, 426–428. 81 Dies macht van Asselt, federal theology, 94–105 am Beispiel von Coccejus gut deutlich. Formal lassen sich scholastische Elemente in seinen Schriften ebenso nachweisen wie die explizite Scholastikkritik.

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zum Ausdruck brachte, verwendet. Er stand synonym für eine Vermischung von Theologie und Philosophie, die man zu meiden bemüht war.82 Bei vielen Theologen des 17. Jahrhunderts geht eine Untersuchung des Scholastikbegriffs nicht tiefer.83 Eine differenzierte Betrachtung der scholastischen Theologie liefert Gisbert Voetius, der unter dem Begriff einerseits Form und Methode der Theologie des Thomas von Aquin (ca. 1224–1274) und Petrus Lombardus (ca. 1095–1160) versteht, andererseits aber einen davon abgegrenzten und zu bevorzugenden Scholastikbegriff entwickelt. Die (richtig angewendete) scholastische Methode und das Studium scholastischer Theologen über Epochen- und Konfessionsgrenzen hinweg hält er für empfehlenswert.84 In der Analyse von Voetius zeigt sich, dass es in der reformierten Orthodoxie durchaus auch ein Bewusstsein für das Entstehen dogmatischer Traditionen gegeben hat, spiegeln sich doch insbesondere im 13. Jahrhundert, an das Voetius mit seiner Bezugnahme auf Thomas von Aquin anknüpft, Entwicklungen wider, die die Vernunft- und Methodenfrage, die mit dem Ausdruck Scholastik zusammengefasst wird, prägten. So wurden die hier vorgenommenen Weichenstellungen, die das Verhältnis von Theologie und Philosophie bestimmten und die Subordination letzterer als ancilla theologiae veranlassten, kritisch rezipiert.85 Eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem scholastischen Erbe fand also mitunter durchaus statt. Die von Voetius beschriebene Tradition entspricht jedoch grundsätzlich

82 Vgl. bereits Althaus, Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik, 13. 83 Vgl. dazu auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 3f. Die epochenübergreifende Perspektive der neuen Schule der Orthodoxieforschung findet sich hier nicht. 84 Vgl. Beck, Voetius, 27f. mit Nachweisen bei Voetius. 85 Vgl. einleitend zu der ancilla-Figur: Kluxen, Art. Ancilla theologiae. HWP 1 (1971) 294f. Gerade im 13. Jahrhundert, in dem die europäische Universität sich zu entfalten beginnt, die Theologie sich als Wissenschaft neu definieren und aufgrund der Aristotelesrenaissance zu Philosophie und Wissenschaftsverständnis positionieren muss, lassen sich auffällig viele Parallelen finden zu der Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus. So benannten konsequente Aristotelesexegeten Widersprüche des Stageriten zu christlichen Vorstellungen und die Kirche setzte an der Universität von Paris eine Lehrverurteilung durch. Die Philosophie emanzipierte sich durch den Widerspruch zur Theologie jedoch ein stückweit von dieser. Eine doppelte Wahrheit, die ein Nebeneinander von einander widersprechenden philosophischen und theologischen Aussagen zugelassen hätte, wurde explizit ausgeschlossen. Vgl. Hödl, Art. Doppelte Wahrheit. HWP 2 (1972) 285–287. „Man kann sagen, daß mit dieser Anerkennung der Philosophie des Aristoteles die Philosophische Fakultät geboren wird, nämlich ihre Selbstständigkeit gegenüber der Theologie“; Höffe, Aristoteles, 291. Auch das ancilla-Verhältnis zur Philosophie, das maßgeblich Thomas von Aquin mitentwickelt hatte, würdigt ihre grundsätzliche Eigenständigkeit. Vgl. zur Aristotelesrezeption im 13. Jahrhundert zusammenfassend auch Leppin, Geschichte des mittelalterlichen Christentums, 362–366. Vgl. zu Voetius’ Philosophieverständnis und der Vorstellung der ancilla theologiae auch Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 32f.

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wiederum einem Scholastikbegriff, von dem sich die cartesianische Theologie distanziert hat.86 Das bedeutet freilich nicht, dass diese Theologie nicht auf Methoden, Argumentationsfiguren und auch Inhalte zurückgreifen kann, die im Lichte der modernen Forschung als scholastisch bezeichnet werden müssen. Am Beispiel von Coccejus ist gezeigt worden, wie ein antischolastisches Selbstbewusstsein nur bestimmte Elemente scholastischer Theologie auszuschließen bemüht ist und nichtsdestoweniger unproblematisch scholastische Elemente in das eigene Denken integriert.87 Eine gewisse Berechtigung des Scholastikbegriffs ergibt sich zudem aus der Tatsache, dass die Theologie der reformierten Orthodoxie in maßgeblicher Weise durch universitäre Zentren geprägt und entwickelt wurde, so dass ihre Bezüge zum Lehrkontext ein wesentliches formales Charakteristikum ausmachen. Die Konsequenz dieser Beobachtung darf es jedoch nicht sein, dass theologische Entwürfe vorschnell gegen ihre Selbstwahrnehmung als scholastisch klassifiziert werden. Dies wäre in der Tat nur unter Vernachlässigung des Scholastikverständnisses gerade der vermeintlichen Scholastiker möglich.88 Das

86 Wenn die neue Schule der Orthodoxieforschung es in ihren Grundsätzen formuliert, dass die Definition, die Scholastiker selbst für ihre Methoden anführen, ernstgenommen werden müssen (Vgl. van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 39 und Beck, Voetius, 22), darf dies auch für ein dezidiert antischolastisches Bekenntnis gelten. 87 van Asselt, Cocceius Anti-Scholasticus?, 227–251 untersucht die antischolastischen Aussagen des Coccejus, die sich einerseits als konsequenter erweisen als bei seinen Kollegen wie Samuel Maresius oder Gisbert Voetius und mit der Forderung nach einer stärkeren Bibelorientierung der Theologie verbunden sind, andererseits aber nicht ausschließen, dass scholastische Elemente auch in seiner eigenen Theologie durchaus präsent sind. Die Scholastikkritik des Coccejus richtet sich vor allem gegen den Einsatz der Disputationen und einer der Bibel gegenüber nicht adäquaten Terminologie an den Universitäten. Van Asselt kommt jedoch zu dem Schluss, dass allgemeine Charakteristika scholastischer Theologie durchaus bei Coccejus präsent sind. Seine Ablehnung richte sich gegen eine sehr eng bestimmte Scholastik, während seine Theologie gleichzeitig viele Ähnlichkeiten mit derjenigen seiner Kollegen aufweise, die von der Neuen Schule der Orthodoxieforschung als scholastisch bestimmt wird. Wiederum zeigt sich: Die verschiedenen Definitionen der Scholastik entscheiden über die Kategorisierung der Theologen als scholastisch oder antischolastisch. Das Selbstverständnis der Theologen erscheint jedoch gewichtiger als die Etablierung eines allzu verallgemeinernden Scholastikbegriffs gegen dieses Selbstverständnis. Vgl. auch van Asselt, federal theology, 101–105. „Given Cocceius’ view on the right use of reason and philosophy and the principium cognoscendi theologiae, we may conclude that if the term ‚scholasticism‘ is employed in a strict and narrow sense of a polemical elaboration of theological points found in such works as Voetius’ Disputationes, then the anti-scholastic element is certainly predominate in Cocceius’ thought. Nevertheless, if ‚scholasticism‘ denotes the more general phenomenon of a logically-consistent theology, the fundamental theological reflections of Cocceius are quite congruent with the views which were adopted by his orthodox contemporaries.“ (van Asselt [2001a] 104f.). 88 Dies widerspricht auch den Prämissen der neuen Schule der Orthodoxieforschung ausdrücklich, die dafür plädiert, die Scholastiker selbst definieren zu lassen, was Scholastik

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Verdienst der neuen Scholastikforschung besteht gerade darin, Identifizierungskriterien für scholastische Elemente innerhalb theologischer Entwürfe der reformierten Orthodoxie zu liefern. Eine Klassifizierung der gesamten Epoche als Scholastik mittels eines inhaltlich unspezifischen Scholastikbegriffs verbietet sich dadurch.89 Dieser bleibt wertvoll für die Erforschung von Methodologie, Verhältnisbestimmung von philosophischem Vernunfturteil und biblischer Offenbarung innerhalb der cartesianischen Theologie.

1.3.3 Aristotelismus und Cartesianismus in der Orthodoxie Während sich mit dem verallgemeinernden Begriff der Scholastik zunächst rein äußerlich Form und Methode der Schultheologie sowie ihr Verhältnis zu Wissenschaftlichkeit und Philosophie bündeln lassen, wurde klassischer Weise inhaltlich die philosophische Prägung der Theologie, das Wissenschaftssystem und die Philosophie in der Orthodoxie mit Aristoteles verbunden. Diese Verbindung wurde als so eng empfunden, dass man gerade der frühorthodoxen Schultheologie ein Bekenntnis zu Aristoteles unterstellte (lediglich eingeschränkt durch die ramistische Tradition).90 Weitgehend war die Scholastik der reformierten Orthodoxie in ihren Anfängen eine aristotelische. Ursächlich für die Abkehr von der ursprünglichen reformatorischen Aristoteleskritik war vor allem die Aristotelesrezeption Philipp Melanchthons (1497–1560), der durch seinen Einfluss auf die Systematisierung der Theologie und die Entwicklung der Universitäten und Hohen Schulen auch im reformierten Europa nachhaltig wirkte.91 Die von der älteren Forschung vorschnell vorgenommene und grundsätzlich zu kritisierende Identifizierung von Scholastik und Aristotelismus hat also durchaus eine nachvollziehbare Ursache. Hinzu kommt ein ähnlich undiffebedeutet. Vgl. van Asselt/Dekker, Reformation and Scholasticism, 39 und Beck, Voetius, 22. 89 Dementsprechend setzt z. B. Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, 446 den Begriff Scholastik in Anwendung auf die reformierte Orthodoxie auch in Anführungszeichen. 90 So z. B. Althaus, Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik, 11f. Vgl. zum Ramisus Strohm, Art. Ramus, Petrus (Pierre de la Ramée) (1515–1572). TRE 28 (1997) 129–133. 91 Vgl. Trevisani, Clauberg e l’Aristotele riformato: Die Aristotelesrenaissance war vor allem bedingt durch das Bedürfnis nach einer Methodologie, der sich daraus ergebenen Aufwertung der Philosophie als propädeutische Wissenschaft der Theologie. Getragen wurde diese Entwicklung auch durch den Humanismus und die Rhetorikrezeption. In Abgrenzung der thomistischen Tradition begann man in den Niederlanden und den deutschen Territorien nach dem ‚wahren‘ Aristoteles zu forschen und konnte den Neuansatz so rechtfertigen. Die Konkurrenz mit dem Katholizismus machte das Aristotelesstudium zu einer Notwendigkeit. Diese Konkurrenz erstreckte sich auch auf die Pädagogik. Vgl. zur Aristotelesrezeption in der Frühorthodoxie auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 283–287.

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renzierter oder zumindest wenig transparenter Umgang mit den Termini Scholastik, Aristotelismus und Philosophie bei vielen Autoren der Hochorthodoxie.92 Aristoteles als philosophische Autorität der reformierten Orthodoxie wird wirkmächtig von dem einflussreichen Utrechter Theologen Gisbert Voetius in Anspruch genommen und dabei gerade Descartes gegenübergestellt. Gerade Voetius ist besonders bemüht darum, Aristoteles für die protestantische Theologie in Bezug auf den Diskurs um ihre eigene Wissenschaftlichkeit fruchtbar zu machen und einen produktiven Umgang mit der scholastischen Tradition zu etablieren.93 Auch sonst ist Aristoteles eine allgemein präsente Größe sowohl in den cartesianischen als auch descarteskritischen Lagern der Orthodoxie. Wittichs cartesianischer Lehrer Johannes de Raey (1622–1707) legt Aristoteles konsequent cartesianisch aus und bemüht sich um eine Harmonisierung beider Ansätze.94 Allerdings kann aus der auffälligen Bezugnahme auf Aristoteles’ Namen nicht abgeleitet werden, dass den Theologen dessen Schriften immer vor Augen gestanden hätten. Grundsätzlich greifen die reformierten Theologen der Hochorthodoxie auf Autoritäten zurück, nicht um sich ihren tatsächlichen Positionen anzuschließen, sondern um ihr Ansehen für den eigenen Text zu instrumentalisieren und sie vom eigenen Denkrahmen her zu interpretieren. Das gilt für die Rezeption von Aristoteles und Descartes ebenso wie für die Bezugnahme auf theologische Autoritäten und mitunter sogar für den Verweis auf die biblische Autorität. Aristoteles wird dadurch oft zu einem bloßen Medium der „Artikulation des common sense“95. Gleichzeitig findet sich tendenziell eine starke Ablehnung der paganen Philosophie durch die Theologie, die ihrerseits einer Nutzung der Philosophie nicht im Wege stand.96 Vielfach ist die frühneuzeitliche Philosophie dadurch nicht genuin aristotelisch, sondern bedient sich bestimmter bewährter Motive. In der Regel ist sie eklektisch und nicht einem exakten aristotelischen Quellenstudium verpflichtet.97 Das an Universitäten und 92 So richtet sich, wie noch zu zeigen sein wird, die Scholastikkritik Wittichs insbesondere gegen die unkritische theologische Rezeption einer aristotelisch geprägten und als scholastisch bezeichneten Philosophie, die zu einer unangemessenen Vermischung von Theologie und Philosophie geführt habe. Wenn andererseits Wittichs Gegner Maresius die Scholastik kritisiert, hat er eine Verfälschung der Aristotelesauslegung im Blick, ohne sich von Aristoteles selbst distanzieren zu wollen. 93 Vgl. van Ruler, Crisis of Causality, 317. 94 Vgl. z. B. Verbeek, De vrijheid van de filosofie, 4. Ariew, Descartes and the First Cartesians, XV. Vgl. zu de Raey auch das Kapitel 2.4.3 (Studien Leiden). 95 Verbeek, Descartes and the Dutch, 7. Vgl. zur auctoritas Beck, Voetius, 20f., der in seiner Untersuchung die Vorstellung der autoritativen Absicherung des common sense zugrunde legt. 96 Vgl. Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics I, 360f.367–382 zum Verhältnis der reformierten Orthodoxie zum Aristotelismus. 97 Ein extremes Beispiel dafür bietet z. B. Wittichs Lehrer Adriaan Heereboord. Vgl. Kapitel 2.4.3 (Studien Leiden).

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Hohen Schulen vermittelte philosophische Lehrgebäude, das sich auf Aristoteles beruft, aber diesen inzwischen weitergedacht und stark an die eigenen Bedürfnisse angepasst hat, soll durch die Inanspruchnahme von dessen Autorität verteidigt und legitimiert werden. Die grundsätzliche Orientierung an Aristoteles fungierte zugleich als ein Bindeglied für scholastische Methodik und spezifische Terminologie und hat damit einen auch inhaltlich nicht zu vernachlässigenden Einfluss gewonnen und das Wissenschaftsverständnis der Frühen Neuzeit maßgeblich mitbestimmt. Descartes erscheint dabei als eine Gegenfigur zur tradierten Philosophie; durch die Bezugnahme auf ihn wird die Ablehnung des common sense ermöglicht oder unterstellt. Er selbst war von der Hoffnung getragen, „dass seine Philosophie die aristotelische Schulphilosophie als Propädeutik der katholischen Theologie ersetzen könne.“98 Die Descartesrezeption der reformierten Orthodoxie in den deutschen Territorien und den Niederlanden folgte diesem Bestreben, indem der Cartesianismus zu einem Fundament theologischen Denkens gemacht wurde. Am Beispiel von de Raey zeigt sich aber deutlich, dass ein Antagonismus zu Aristoteles daraus nicht notwendigerweise resultierte. Auch wenn in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts Descartes oft als antiaristotelisch dargestellt wird,99 hindert das die Cartesianer keineswegs daran, positiv auf Aristoteles zurückzugreifen. Publikationen und Unterricht der Cartesianer zeigen zudem, dass scholastische Elemente mit den methodischen Ansätzen von Descartes verbunden werden konnten. Am Beispiel von Wittich, der wie so viele Cartesianer vor seiner Descartesrezeption ein herkömmliches philosophisches Grundlagenstudium absolviert hat, lässt sich dies exemplifizieren.100 Auch hier ist der vermeintliche Gegensatz zur Scholastik also weit weniger radikal, als es mitunter von den frühneuzeitlichen Theologen betont wird. Ein eklektischer Mittelweg zwischen Descartes und den herkömmlichen philosophischen Schultraditionen wird häufig eingeschlagen.101 Insofern ist nicht nur auf die Unterschiede cartesianischer Theologen zu ihren Gegnern zu achten, sondern auch auf gemeinsame Elemente, die eine deutliche Kontinuität insbesondere innerhalb der akademischen Methoden markieren, die in der Forschung mitunter als ‚cartesianische Scholastik‘ wahrgenommen worden ist.102 Die cartesianische Philosophie ist 98 Rohls, Offenbarung, Vernunft und Religion, 354. Darauf zielt z. B. sein Widmungsschreiben der Meditationes an die theologische Fakultät der Sorbonne. Vgl. Rohls, Descartes und die reformierte Theologie, 27 und Descartes: Meditationes (1641) Widmungsbrief (AT VII 2– 11). 99 Vgl. Rohls, Offenbarung, Vernunft und Religion, 354. 100 Vgl. exemplarisch den Umgang Wittichs mit Aristoteles anhand des Index des Consensus veritatis in Wittich: Consensus (21682) Index, Art. Aristoteles [unpaginiert]. 101 Vgl. Ariew, Descartes and the First Cartesians, XIV–XV. 102 Auf der Grundlage der methodischen und formalen Kontinuität ist diese Begriffsbildung nicht ohne Berechtigung. Sie bleibt aber insbesondere wegen ihres Kontextes in der histo-

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ähnlich heterogen wie die aristotelische Philosophie. Nicht alle Autoren, die sich zu Descartes bekennen oder von Kritikern als Cartesianer bezeichnet werden, übernehmen dieselben Elemente von Descartes’ Philosophie. Viele ihrer charakteristischen Elemente werden zumindest von einigen Cartesianern infrage gestellt.103 Der theologische Cartesianismus, der sich bei Wittich und in seinem Umfeld findet, lässt sich allerdings durchaus weiter spezifizieren. Zu einer näheren Bestimmung ‚der‘ cartesianischen Theologie gehört ein Bewusstsein für ihre Vielschichtigkeit. Greifbarer verspricht sie daher zu werden, wenn man von konkreten Beispielen ausgeht und sodann nach Gemeinsamkeiten im Umfeld bedeutender Vertreter wie Wittich Ausschau hält. Die frühen niederländischen Cartesianer erweisen sich nämlich als extrem gut vernetzt.104 Ihre Gelehrtennetzwerke befinden sich dabei auch im Austausch mit anderen geistesgeschichtlichen Bewegungen der Zeit. Abschließend sind einige präzisierende Bemerkungen zu der Bezeichnung Cartesianer/cartesianische Theologie notwendig: Bereits in der Einleitung ist darauf hingewiesen worden, dass sich die Vertreter eines theologischen Cartesianismus nicht selbst als Cartesiani bezeichnet haben. Es handelt sich dabei vielmehr um eine vielerorts nachweisbare polemische Fremdbezeichnung. Wenn in der vorliegenden Untersuchung der Begriff ‚Cartesianer‘ auf Wittich und andere der neuen Philosophie gegenüber aufgeschlossenen Theologen angewendet wird, wenn von cartesianischer Theologie oder einem theologischen Cartesianismus gesprochen wird, geschieht das unter diesem Vorbehalt. Zur Markierung der historischen Distanz und insbesondere infolge der Sprachgewohnheit der Forschungsliteratur hat sich der Terminus allerdings durchgesetzt.105 Im Sinne einer aufgeschlossenen Haltung gegenüber Descartes bei risch zu unsauber geführten Debatte von Bohatec (cartesianische Scholastik 1966) und Althaus (Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik 1967) problematisch. Der Begriff ist insgesamt eine allzu unspezifische und nicht sorgfältig genug bestimmte Beschreibung des eklektischen Zuges der cartesianischen Theologen. Aber neueren Forschern wie van Sluis, Röell, 15 oder Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 303–306 gelingt durchaus eine überzeugende Anlehnung an diesen Sprachgebrauch, um zu beschreiben, dass die cartesianische Theologie sich formal an ihren Vorgängern und an der Aristotelesrezeption ihrer Zeit ebenso anlehnen kann wie an Descartes und dabei ein eigenes Lehrsystem innerhalb der herkömmlichen Scholastik errichtet. 103 Vgl. Ariew, Descartes and the First Cartesians, XVI. 104 Vgl. Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke und theologische Hauptströmungen) und Kapitel 2.10 (Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen). 105 Vgl. exemplarisch für die Forschung des 20. und 21. Jahrhunderts mit Wendungen wie cartesianische Scholastik, cartesianische Theologie, cartesianische Dogmatik, theologischer Cartesianismus o. ä. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus (1958), Bohatec (cartesianische Scholastik 1966), Althaus (Prinzipien der deutschen reformierten Dogmatik 1967), Goudriaan, Gotteserkenntnis bei Suárez und Descartes (1999), Rohls, z. B. Philosophie und Theologie (2002), Beck, Voetius (2007).

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gleichzeitiger Orientierung an der Orthodoxie soll in der vorliegenden Untersuchung von cartesianischer Theologie gesprochen werden.106 Die für den Cartesianismus aufgeschlossenen Gelehrten des 17. Jahrhunderts haben sich von dieser Bezeichnung in der Regel distanziert und sich immer primär als Theologen im Rahmen der reformierten Orthodoxie verstanden.107 Cartesianer wurden im 17. Jahrhundert vor allem von den Gegnern cartesianischer Philosophie so genannt, und zwar als ein Synonym für Skeptiker, Neuerer, Atheist oder Häretiker.108 Keineswegs war es die Selbstbezeichnung der sog. cartesianischen Theologen und auch Wittich distanziert sich davon noch in seinen Spätschriften.109 Man sah den Glauben an die Offenbarung durch den Cartesianismus gefährdet, da scheinbar auf der Grundlage von Philosophie und Naturwissenschaft überkommene Dogmen und die Schriftautorität infrage gestellt wurden. Gleichzeitig darf ebenso nicht davon ausgegangen werden, dass anticartesianische Theologen strikt einem starren Aristotelismus gefolgt wären. Man hatte sich im Gegenteil durchaus auf die nova philosophia, als deren Vertreter Descartes in einer Reihe mit einer Vielzahl anderer neuzeitlich orientierter Denker stand,110 eingestellt 106 Der Terminus erweist sich als historisch sinnvoll und tragfähig. Er sollte aber nicht in einem weiteren Sinne und losgelöst von seinem historischen Kontext verwendet werden, um Verwirrungen und Missverständnisse zu meiden. Diesen Weg geht leider z. B. Helmut Thielicke, der cartesianische Theologie als einen Kampfbegriff auch gegen seine zeitgenössischen Gegner benutzen möchte. Vgl. dazu auch Eberhardt, Vernunft und Offenbarung. 107 Die apologetischen Texte Wittichs exemplifizieren diese Tendenz gut. Bereits in der Praefatio zu den Dissertationes Duae heißt es: „[…] adeoque Cartesius vulgo Atheus, Scepticus, haereticae et insanae philosophiae author fuerit habitus, Cartesiana etiam dogmata similibus titulis quibus eorum author fuerint insignita. Quemadmodum ergo qui olim aliquem Lutheranum aut Calvinianum vocitabat, putabat summae ignominae notam se ipsi inusisse: ita nunc, qui Cartesianum quem proclamat, sibi videtur compendio quasi omnia convitia in ipsum ejecisse“. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [iv]. Die Schüler von Descartes jedoch verteidigten die zu Unrecht in Verruf gebrachte Philosophie zugunsten der Wahrheit und somit auch zum Ruhme Gottes. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [iv]. Die Unterstellung, Cartesianus zu sein, in Verbindung mit dem Vorwurf einer pythagoreisch anmutenden Fixierung auf die Autorität des Meisters, wird hingegen entschieden zurückgewiesen, „cum […] non auctoritate, sed rationibus a Cartesio monstratis et a nobis recte perceptis ducamur, nemoque minus auctoritatibus humanis in scientiarum studio tribuat, quam dicti Cartesiani […]“. Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 11. Das Thema der polemischen Fremdbezeichnung ‚Cartesianer‘ findet sich auch sonst im Consensus veritatis, beginnend bei Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2: „Cartesius & Cartesiani odii & probri erant vocabula.“ Vgl. für die Abgrenzung cartesianischer Theologen gegen diese Bezeichnung auch Wittich: Theologia pacifica (1671), Praefatio [xiv–xvi]. 108 Besonders am Beispiel von Maresius’ Kritik an Wittich wird dies deutlich. Vgl. dazu Kapitel 2.13 (Auseinandersetzung mit Maresius). 109 Vgl. Wittich: Metalleia (1685), Praefatio [xviii]. Christoph Wittich: Christophori Wittichii Metalleia Sive Investigatio Epistolae Ad Romanos Ab Apostolo Paulo exaratae: Una Cum Paraphrasi. Lugduni Batavorum: Boutesteyn 1685. 110 Zu einer Charakterisierung der nova philosophia vgl. z. B. Röd, Philosophie der Neuzeit, 11–

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und Aristoteles zu modernisieren versucht. Descartes jedoch empfand man aus einer Reihe von Gründen immer mehr als eine direkte und ernstzunehmende Bedrohung. Denn die terminologische und methodische Grundlage der scholastisch geprägten Theologie blieb auch nach der Reformation aristotelisch. Descartes wurde als ein völliger Bruch mit dieser Traditionslinie empfunden. Man befürchtete, die Theologie verliere durch eine Öffnung zum Cartesianismus ihre Grundlagen. Die philosophia Cartesiana stellt ein einheitliches und komplexes philosophisches System mit eigener Methodologie dar, das viele lose Ansätze der nova philosophia zu einem stimmigen Ganzen vereint hat und so tatsächlich mit dem Aristotelismus konkurrieren konnte und eine echte Alternative darzustellen begann.111 Wenngleich Descartes selbst auch Einmischungen in den Bereich der Theologie zu vermeiden gesucht hatte, geriet durch die Rezeption seines gesamten Systems und seiner rationalen Methode die Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie zunehmend in eine Krise. Die naturwissenschaftlichen Neuerungen der nova philosophia, die das cartesianische System transportierte, wurden zur Grundlage der Dogmen- und Bibelkritik; das bedeutete aus der Sicht vieler orthodoxer Theologen eine Verdrehung der Verhältnisse und eine Infragestellung der Autorität der Offenbarung zugunsten der Vernunft. Was als Philosophie vielfach toleriert werden konnte, wurde in dem Moment problematisch, als es unmittelbare Auswirkungen auf die Theologie zu entfalten begann. Insbesondere die naturwissenschaftlichen Innovationen des 17. Jahrhunderts erschütterten das Selbstverständnis der Kirche und stellten konservative Kräfte innerhalb der Orthodoxie vor die Aufgabe, Aristotelismus und Scholastik an die Anforderungen der Zeit anzupassen. Die Ausformung der neoscholastischen Philosophie, maßgeblich gefordert von Voetius, bemühte sich daher um einen modernisierten Aristotelismus – besonders durch die Rezeption von Francisco Suarez (1548–1617) – unter Wahrung der Dominanz der Theologie über die Philosophie.112 Im Einzelfall bereitet die Differenzierung der oftmals vielschichtigen jeweiligen theologischen und philosophischen Ausrichtung eines Gelehrten ‚konservativer‘ Prägung aber immer gewisse Schwierigkeiten, da viele 19. Neben einem zunehmenden Praxisbezug in der Philosophie wurden die Ansätze des Platonismus (bes. in England) und des Aristotelismus zu modernisieren versucht, alternative Systeme zur Scholastik mussten entworfen werden, das Individuum rückte mehr und mehr in den Vordergrund, Mechanismus, Naturalismus und Empirismus wurden prägend. 111 Die Verurteilung des Cartesianismus weist einige Parallelen zu dem in seinen Anfängen ebenso hart bekämpften Ramismus auf, der sich an einigen Schulen und Universitäten durchzusetzen versuchte. 112 „There can be no doubt that Voetius introduced neo-Aristotelianism mainly as a system to protect the purity of Reformed dogma, and as a fence to ward off the attacks of all kinds of heretics and unbelievers. Attacking the philosophical presuppositions of the whole system was therefore tantamount to attacking the purity of faith itself.“ Vermij, Calvinist Copernicans, 161.

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Thesen, solange sie den Bereich der Philosophie nicht verlassen, diskutierbar erschienen und rezipiert werden konnten.113 Bereits im Laufe der 1650er Jahre begann sich eine eklektische Kompromisshaltung, die sowohl die Verdienste von Aristoteles als auch von Descartes anerkannte, soweit der Rahmen der reformierten Dogmen und der kirchliche Einfluss dies zuließen, bei einem nicht geringen Teil der theologischen Gelehrten und Pfarrer auszubreiten.114 Es bildete sich eine Reihe von Strömungen innerhalb der niederländischen Gelehrtenwelt heraus, die sich zwischen radikalem Rationalismus und konservativer Theologie facettenreich bewegte.

1.3.4 Gelehrtennetzwerke und theologische Hauptströmungen zwischen Cartesianismus und Coccejanismus, Nadere Reformatie und theologia traditiva Durch Descartes‘ Disput mit den niederländischen Universitäten und die Kontroverse seiner Rezeption ist die Frage nach dem Verhältnis reformierter Orthodoxie zur Philosophie neu gestellt und forciert worden. Die Haltung gegenüber einer theologischen Descartesrezeption und die Beurteilung der neuen Philosophie ist von der Forschung zu einem Kriterium erklärt worden, um verschiedene theologische Strömungen innerhalb der niederländischen Universitäten und Kirche sowie der gelehrten Öffentlichkeit zu bestimmen. Scholder (1966) hat mit dem nicht unproblematischen Begriff von einer „cartesianischen Mittelpartei“ versucht, den theologischen Cartesianismus innerhalb der reformierten Orthodoxie zu verorten.115 Er grenzt diese Gruppe von radikalen Cartesianern, die sich für ihre philosophische Position auch gegen die Orthodoxie stellen, ebenso ab wie gegen Cartesianismusgegner. Sinnvoller als von einer Partei lässt sich von einem Netzwerk cartesianischer Gelehrter sprechen. Dieses „network of Cartesians“116 wird über bestimmte herausragende Gelehrte oder Universitätskollegien zusammengehalten und ist durch einen gegenseitigen brieflichen Austausch seiner Mitglieder, die Organisation eines geschlossenen 113 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 2–18. Ein gutes Beispiel ist dafür die Position von Voetius selbst, der zwar als prominentester und entschlossenster Bekämpfer der philosophia Cartesiana auftrat, aber durchaus in anderen Zusammenhängen kopernikanische Thesen tolerieren konnte. Nach Vermij, Calvinist Copernicans, 162f. behauptete Voetius später von sich, schon seit Studienzeiten ein überzeugter Antikopernikaner gewesen zu sein; 1634 betont er im Corollarium einer Utrechter Disputation de praejudiciis Verae Religionis, dass die Erdbewegung Schriftaussagen entgegenstehe und ist so zum ersten Mal als Antikopernikaner nachweisbar. 114 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 180. 115 Scholder, Bibelkritik, 146. 116 Verbeek, Descartes and the Dutch, 70.

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öffentlichen Auftretens, die gegenseitige Unterstützung bei akademischen, politischen oder kirchlichen Anfeindungen, die Unterstützung von Schülern, strategische Überlegungen bei der Berufungspolitik etc. charakterisiert. Eine derartige Vernetzung lässt sich anhand von Wittichs Biographie gut nachweisen.117 Wenn im Folgenden vom cartesianischen Netzwerk gesprochen wird, ist vor allem an Wittichs Kontaktpersonen gedacht. Genaugenommen gibt es mehrere cartesianische Netzwerke, jeweils um herausragende Gelehrte oder universitäre Zentren herum.118 Der Begriff bezeichnet im Folgenden sowohl die Vernetzung cartesianischer Gelehrter in den Niederlanden als auch im Speziellen Wittichs Beziehungen. Innerhalb der niederländischen gelehrten Welt sind Wittichs Kontakte durchaus weitreichend und repräsentativ. Einflussreiche Cartesianer der ersten und zweiten Generation gehörten dazu. Ihre gute Vernetzung untereinander ist auch ihren Gegnern aufgefallen. So berichtet Samuel Maresius, Wittichs akademischer Lehrer und späterer Gegner, über die cartesianischen Theologen in der Praefatio zu seiner ersten gegen Wittich verfassten Schrift: Er [scil. Wittich] flößte mir den Wunsch ein, das öffentlich zu machen, was ich dazu meinte, dass sich diese cartesianischen Herren durch das Band einer unerlaubten Sekte auch unter dem Namen Söhne des Lichts, wie sie von sich sagen, solidarisieren. Und dies tun sie nicht nur auf eine einzige Weise. Denn sie schicken sich gegenseitig ihre Manuskripte zu, um sie zu verfeinern, damit sie schließlich zu einem vollen Konsens kommen […].119

Die Entstehung dieses Netzwerkes transparent zu machen ist ein wesentlicher Bestandteil der biographisch-prosopographischen Untersuchung Wittichs.120 117 Vgl. Kapitel 2.10 (Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen). Verbeek, Descartes and the Dutch, 70.81 artikuliert die Vorstellung eines network of Cartesians in der neueren Forschung auch in allgemeiner Form. Ihm scheint es sogar gerechtfertigt, von einer cartesianischen Schule zu sprechen. Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 55 lehnt den Begriff der Schule in diesem Zusammenhang noch ab. Für einen kurzen Zeitraum von ca. 1650–1680 ist er diskutierbar, der Netzwerkgedanke erweist sich aber als tragfähiger. Die Beobachtung eines cartesianischen Netzwerkes ist nicht neu: Bereits frühe Untersuchungen zur Universität Utrecht und dem dort gebildeten Collegie der Scavanten durch Jan Hartog (Collegie der Scavanten 1876) weisen es grundsätzlich nach. Verbeek, Descartes and the Dutch, 75 (Anm. 170) kennt diese Untersuchung. 118 Die Vernetzung reicht zwar oft über die Landesgrenzen hinaus, jedoch gibt es regionale Schwerpunkte. Ein cartesianisches Netzwerk in Frankreich wird z. B. von Popkin, Cartesianism and Biblical Criticism, 63 benannt. 119 Maresius: De abusu (1670), Praefatio [v]: „Animos mihi adjecit ad haec evulganda, quod sentirem istos Dominos Cartesianos, illicitae factionis vinculo, etiam sub nomine, ut ajunt, filiorum lucis, inter se colligari; idque non uno modo; Nam sua manuscripta sibi mutuo missitant expolienda, ut tandem ad plenum consensum deveniant; […].“ (Kursiv nach Maresius.) 120 Vgl. Kapitel 2.10 (Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen).

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Einleitung

Die Forschung beobachtet bereits seit langem, dass es eine enge Verbindung zwischen Cartesianismus und der Theologie von Johannes Coccejus (1603–1669) gibt. Viele cartesianische Theologen, auch Wittich stellt hier keine Ausnahme dar, rezipierten Coccejus. Coccejo-Cartesianer (mitunter auch Cartesio-Coccejaner) ist daher eine gängige Bezeichnung für cartesianische Theologen. Bereits während des tatsächlichen Diskurses um den Cartesianismus haben die Anticartesianer diese Verbindung von Cartesianismus und Coccejanismus bemerkt und kritisiert.121 Über die komplexen Ursachen der Verbindung der beiden Strömungen gibt es eine Reihe von Untersuchungen.122 Sowohl Coccejaner als auch Cartesianer hatten in der theologischen Landschaft einflussreiche Gegner, insbesondere Voetius und seine Anhänger. Dieser äußere Druck forcierte letztlich den Schulterschluss stärker als die inhaltlichen Gemeinsamkeiten. Beide Ansätze verband zusätzlich eine dezidierte Kritik am herkömmlichen Verhältnis der Theologie zur Philosophie. Die Coccejaner plädierten vor allem für eine von der aristotelischen Schulphilosophie unbeeinflusste biblische Theologie, während die Cartesianer die Emanzipation der Philosophie von biblischer Reglementierung erstrebten. Über die coccejanische Bundestheologie entsteht ein ähnlicher Bezug zur Geschichtlichkeit wie durch das cartesianische Fortschrittsdenken. Eine grundsätzliche Identifizierung von Coccejanern und Cartesianern ist freilich irreführend. Coccejus selbst war nie Cartesianer, stand der Bewegung aber wohlwollend gegenüber und förderte sie. Weder löste er sich jedoch von der Vorstellung, dass die Philosophie als ancilla theologiae zu fungieren habe, noch war er blind gegenüber den Problemen des Cartesianismus für die Theologie.123 Es lassen sich weitreichende wechselseitige Bezüge beider Ansätze innerhalb des cartesianischen Netzwerkes um Wittich nachweisen. 121 Vgl. dazu z. B. die Schrift von Valentin Alberti: Diplun Kappa, Quod est, Cartesianismus Et Cocceianismus: Belgio hodie Molesti, Nobis suspecti […] In Panegyrin Doctoralem Theologicam XVII. Sept. A. MDCLXXIIX. Adducti, Et qua Errores Nostraeque Ecclesiae Interesse Examinati a L. Valentino Alberti […]. Lipsiae: Hahnius 1678. Vgl. zu Albertis Schrift De Angelis, Anthropologien, 302f. und 309–317. Die vieldiskutierte Verbindung wird auch von den cartesianischen Theologen kommentiert. Vgl. zu einer Wittich nahen Perspektive vor allem Heidanus: Consideratien (1676) 17f. und dazu Kapitel 2.16.4 (Consideratien). 122 Sehr übersichtlich stellt Beck, Voetius, 92 Hauptargumente zusammen. Eine einführende aber zu unkonkrete Untersuchung bietet van der Wall, Cartesianism and Cocceianism. Vgl. für kurze Darstellungen auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 347f. und Rohls, Offenbarung, Vernunft und Religion, 359. Aufschlussreich ist die fundierte Untersuchung des Verhältnisses von Philosophie und Theologie bei Coccejus durch van Asselt, federal theology, bes. 76–86. Er denkt die wichtigsten Ansätze für die Verhältnisbestimmung von Cartesianismus und Coccejanismus überzeugend weiter, nämlich Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, bes. 5–7 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, bes. 366– 368. Erstem folgt er, während McGahagan, der eine Gemeinsamkeit im Glaubensbegriff beider Ansätze zu belegen versucht, überzeugend verworfen wird. 123 Vgl. dazu van Asselt, federal theology, 73–77.

Methodologische und terminologische Vorüberlegungen

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Sowohl der Schulterschluss mit der coccejanischen Theologie als auch die starke Vernetzung der cartesianischen Theologen ist auch als ein Ergebnis des großen Einflusses von Voetius und seinen Anhängern zu verstehen. Die von Voetius maßgeblich bestimmte Nadere Reformatie stellt die wichtigste und für weite Teile des 17. Jahrhunderts einflussreichste theologische Strömung der Niederlande dar. Die reformierte Frömmigkeitsbewegung stand unter dem Einfluss des Puritanismus und weist starke Parallelen zum Pietismus auf. Sie zeichnet sich vor allem durch eine sittenstrenge Ethik und eine konservative theologische Haltung aus.124 Die Vernetzung der Voetianer war ebenfalls sehr gut. Anders als die Cartesianer hatten sie dadurch zudem einen großen Rückhalt in der Kirche. So konnten sie stimmungsbildend wirken sowie die Synoden im Kampf gegen ihre theologischen Gegner instrumentalisieren. Die Auseinandersetzung von Cartesianern und Anticartesianern hat auch eine politische Dimension. Auf die Politik konnte über die Kirche Druck ausgeübt werden, die Politik wiederum beeinflusste zusammen mit der Kirche auch die Universitätskuratorien. Insbesondere in Bezug auf Berufungsverhandlungen und Erlasse von Descartesverboten war dies folgenschwer. Die Einbeziehung von Staatsapparat, Universitäten und Kirche gilt es in der vorliegenden Untersuchung daher sorgfältig zu berücksichtigen. Die Voetianer setzten sich grundsätzlich für ein konservatives politisches Programm ein. Sie hatten unter der Herrschaft von Willem II. van Oranje (Haus Oranien-Nassau; 1626–1650) einen hohen Einfluss auf die niederländische Innenpolitik. So forderten sie z. B. das gesetzliche Verbot gewisser ihnen als unchristlich geltender gesellschaftlicher Phänomene (wie öffentliches Fluchen, bestimmte öffentliche Tänze, Theatervorführungen etc.). Sie setzten sich dafür ein, dass höhere politische Ämter nur von reformierten Christen besetzt werden sollten.125 Gleichzeitig wollte man die Souveränität der Kirche als eigenständigen Machtbereich verteidigen. Das politische Programm der Oranier bemühte sich daher solidarisch um die Wahrung der kirchlichen Interessen durch eine Akzeptanz der Trennung von Kirche und Staat.126 124 Vgl. dazu vor allem van den Berg, Frömmigkeitsbestrebungen, 57–112. 125 Für das Verhältnis von Kirche und Staat in den Niederlanden bis 1650 zusammenfassend Vermij, Calvinist Copernicans, 273f. 126 Vgl. z. B. Vermij, Calvinist Copernicans, 276. Die reformierte Kirche war in den Niederlanden nicht als Staatskirche eingerichtet worden, sondern verdankte ihre privilegierte und dabei vom Staat recht unabhängige Position ihrer Unterstützung der Obrigkeit im Widerstand gegen das katholische Spanien. Die lokalen Umstände und nicht theologische Konzeptionen bestimmten de facto die Beziehung der Kirche zu der Regierung. Verkompliziert wurde das Verhältnis dadurch, dass die Arminianer – wohl auch aus politischem Kalkül – dafür eintraten, die Kirche auf ihre spirituelle Aufgabe zu beschränken, während die ContraRemonstranten die Unabhängigkeit der Kirche in allen Bereichen in Opposition zu den Arminianern verstärkt einforderten. Auf dieser Grundlage entstand bald die Vorstellung

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Einleitung

In den 1650er und 1660er Jahren gab es in den Niederlanden politische Machtkämpfe zwischen den Oraniern und den Republikanern, die unmittelbar mit der Cartesianismusdebatte verbunden waren. Nach dem Tod von Willem II., dem amtierenden Stadhouder der Provinzen, nutzte die republikanische Opposition die Gunst der Stunde und etablierte eine neue Regierungsform, die ohne die personelle Bindung eines Großteils der politischen Macht an den Stadhouder auskam. Die erste Groote vergadering gestaltete die Regierung in zentralen Punkten neu. In dieser ersten statthalterlosen Zeitperiode (1650–1672) war auch der Einfluss der Kirche, die sich von den Oraniern traditionell begünstigt sah, geschwächt worden. Unter dem maßgeblichen Einfluss von dem Ratspensionär Johan de Witt (1625–1672) wurde das politische Programm der Republikaner unter dem Schlagwort Ware Vrijheid, das säkulare Strömungen und damit auch die cartesianische Philosophie förderte, gegen die Widerstände der Sympathisanten der Oranier, unter denen sich auch zahlreiche Voetianer fanden, durchgesetzt. De Witt und seine politischen Freunde waren in ihrer Studienzeit von der philosophia nova beeinflusst worden und hingen nicht mehr an dem traditionellen akademischen System.127 Viele Kirchenvertreter, wohl auch Voetius selbst, strebten daher die Restauration des alten Systems an,128 während das Auftreten der Kirche bei den Republikanern den Verdacht umstürzlerischer Absichten aufkommen ließ. Eine Verstärkung antiklerikaler Tendenzen in Regierungskreisen, die nicht theologisch, sondern vor allem politisch motiviert war, war die Folge.129 Die Kirche wurde angehalten, sich ihrer politischen Einmischung zu enthalten.130 Für die cartesianische Theologie war die Zeit unter de Witt förderlich, da der öffentliche Druck z. B. durch das Verbot von Descartes’ Schriften an einzelnen Universitäten weit weniger konsequent durchgesetzt wurde. Das

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einer eigenständigen kirchlichen Regierung in einer eigenen, vom Staat unabhängigen Sphäre und die alleinige Bindung der Gemeinde an das dort geltende ius Dei. Die Forderung, dass man der Regierung Zugeständnisse in kirchlichen Angelegenheiten machen solle, war schnell mit dem Vorwurf des Arminianismus verbunden. Versuchen der Regierung, die Unabhängigkeit der Kirche zu beschneiden, begegnete man offen mit der Drohung eines geschlossenen kirchlichen Widerstands und dem Vorwurf, die reformierte Religion zu unterdrücken. Vgl. z. B. Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 316f. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 276. Vgl. dazu prägnant Vermij, Calvinist Copernicans, 275–277, besonders deutlich am Beispiel der Konflikte um Voetius in Utrecht 277–280. Interessiert verfolgte man parallele europäische Entwicklungen, insbesondere die Erfolge der Puritaner in England und das Vorgehen ihrer Gegner. Trotz seiner monarchischen Stoßrichtung rezipierte man in niederländischen Regierungskreisen verstärkt Thomas Hobbes (1588–1679) und seine Beurteilung der Kirche. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 276f.

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Ende der Ära de Witt bedeutete wiederum härtere Suppressionen des Cartesianismus, die auch Wittich direkt zu spüren bekam.131 Neben den Befürwortern des Cartesianismus und den Voetianer finden sich diverse weitere Facetten theologischer Positionen. So gab es Coccejaner, die dem Cartesianismus gegenüber kritisch eingestellt waren, radikale Anhänger des Cartesianismus, die dem Rahmen reformierter Orthodoxie keinen Wert beimaßen und vor allem eine Reihe von Theologen, die keiner bestimmten Richtung angehörten, sondern sich im Wesentlichen innerhalb des Konsenses reformierter Orthodoxie bewegten. Diese lassen sich unter der Kategorie der theologia traditiva zusammenfassen. Auch hier lassen sich Einzelpersonen benennen, die extrem gut vernetzt und einflussreich sind, wie z. B. Wittichs Lehrer Samuel Maresius. Es finden sich in dieser Kategorie sowohl Befürworter als auch Kritiker des Cartesianismus.

1.3.5 Der wissenschaftshistorische Kontext der Cartesianismusdebatte: die Bibel und die Astronomie Eine der wesentlichen Triebfedern der cartesianischen Theologie im Allgemeinen und der Theologie Wittichs im Besonderen waren die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen insbesondere auf dem Feld der Astronomie und Physik. Sie motivierten gleichzeitig die theologischen Gegner des Cartesianismus zu ihrer radikalen Kritik, da sie durch die neuen Erkenntnisse den biblischen Autoritätsanspruch gefährdet sahen. In Fragen der Weltentstehung oder der Bewegung der Erde und der Sonne standen biblische und philosophische Aussagen scheinbar in direkter Opposition. Was in der Frühen Neuzeit als Teil der Philosophie behandelt wurde und erst ab dem 18. Jahrhundert in den Naturwissenschaften zum Inhalt gemacht wird, nennt Wittich in der Regel naturalis philosophia. Im Sinne der Naturphilosophie als Vorform der Naturwissenschaft wird daher auch im Folgenden dieser Begriff benutzt.132 Synonym wird hier von Naturwissenschaft unter historischem Vorbehalt als Erforschung der Natur im Kontext des 17. Jahrhunderts gesprochen, so dass der Begriff eine Vorstufe oder die Anfänge des modernen Wissenschaftsverständnisses bezeichnet. Die neuen Erkenntnisse der Naturphilosophie waren ein vielbehandeltes Thema der wissenschaftlichen Literatur des 17. Jahrhunderts. Wittich informiert sich darüber nicht nur über sein Descartesstudium.133 Seine Rezeption neuer naturphiloso131 Vgl. Kapitel 2.16.4 (Consideratien). 132 So verfahren z. B. auch Beck, Voetius, 77 u. ö. und Titzmann, Hermeneutik in der Frühen Neuzeit, 119. 133 Vgl. dazu auch Kapitel 2.7.2 (Dissertationes Duae).

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Einleitung

phischer Erkenntnisse als Theologe wurde vielfach kritisiert und zum Anlass zentraler Kontroversen. Widersprüchlichkeit gegenüber der Bibel und eine Begünstigung atheistischer Tendenzen wurden der cartesianischen Philosophie, sowohl in Bezug auf ihre Methode als auch auf ihre Physik und Astronomie unterstellt.134 Die Astronomie war lange Zeit nur ein Thema für Mathematiker gewesen und wurde von der aristotelisch geprägten Philosophie nur am Rande berücksichtigt; auch die Theologie stand diesem Wissenschaftsbereich relativ neutral gegenüber, zumal ihr oftmals die Bibel als die eigentliche Quelle naturwissenschaftlichen Wissens galt.135 Die daraus abgeleitete physica Mosaica oder Christiana wurde auf Grundlage der Verbalinspirationslehre sowie der Autorität und Unfehlbarkeit biblischer Offenbarung entwickelt. Sie war in weiten Kreisen als die gängige physikalische Lehre anerkannt.136 Es wurden nicht grundsätzlich Physik und Naturforschung auf biblischer Grundlage betrieben, aber vor der Zuspitzung der Debatte mit dem Cartesianismus war es zumindest relativ unproblematisch gewesen, Offenbarungswissen als Grundlage für Naturforschung anzusehen und die Vereinbarkeit von biblischen Aussagen über die Natur und philosophischen Erkenntnissen anzunehmen.137 Somit stießen die Entdeckungen des Nicolaus Kopernikus (1473–1543) auch bei den Reformatoren auf Ablehnung.138 Konnte man die naturphilosophischen Entwicklungen vor Descartes noch in den meisten Fällen ignorieren, ja sogar als Theologe durchaus eine Diskussion einzelner Elemente des kopernikanischen Weltbildes wagen, spitzte sich durch die starke Rezeption der Principia philosophiae (1644) von Descartes ein Konflikt zwischen der Schriftautorität und dem wissenschaftlichen Fortschritt zu. Die philosophische Rechtfertigung der in der cartesischen Physik vertretenen kopernikanischen Thesen zum Heliozentrismus und der Lehre der Erdbewegung um die Sonne und die eigene Achse stieß mit der theologisch motivierten üblichen Praxis der Ableitung naturwissenschaftlicher Erkenntnis aus der Bibel aufeinander. Die Cartesianer befanden sich im Widerspruch zur biblischen und aristotelischen Kosmologie gleichermaßen, auch wenn Descartes nicht in allen Punkten Kopernikus gefolgt war.139 Dabei war Descartes selbst vorsichtig genug 134 Vgl. dazu auch Barth, Atheismus und Orthodoxie, 123–126. 135 Für eine ausführliche und sehr gut recherchierte Analyse des Verhältnisses von Kopernikanismus, Cartesianismus und reformierter Theologie vgl. vor allem die Monographie von Vermij, Calvinist Copernicans (2002). 136 Vgl. dazu in Kürze Böhl/Haury, Bibel, 203f. und ausführlich Vermij, Calvinist Copernicans. 137 Vgl. Popkin, Cartesianism and Biblical Criticism, 64. 138 Vgl. Wright/Balserak, Wissenschaft, 444–446. 139 Das Weltall ist nach Descartes unendlich und damit auch ohne ein festzumachendes Zentrum. Als ein solches hatte Kopernikus die Sonne bestimmt. Jeder Stern repräsentiert für Descartes eine Sonne und wird von einem Wirbel umgeben, der die Planeten in der Um-

Methodologische und terminologische Vorüberlegungen

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gewesen, gerade die Theorien, die der biblischen Lehre zu widersprechen schienen, als bloße Hypothese darzustellen und ihren Wahrheitsgehalt infrage zu stellen. Seine Erklärung der Weltentstehung wollte er nicht im Widerspruch zum biblischen Schöpfungsbericht verstanden wissen, sondern präsentierte sie als ein bloßes Erklärungsmodell. Seine Rezipienten nahmen dann aber oftmals diese Einschränkung zumindest in einzelnen Punkten wieder zurück.140 Durch Descartes und die Rezeption seines heliozentrischen Weltbildes war man somit gezwungen, sich auch theologisch mit diesem Themenkomplex auseinanderzusetzen. Da das kopernikanische Weltbild mit biblischen Aussagen im Widerspruch stand, das ptolemäische System sich aber nach und nach als unhaltbar erwies, wurden alternative Modelle diskutiert. Besonders die Mittelposition von Tycho Brahe (1546–1601) fand häufig Akzeptanz bei den bibelorientierten Denkern.141 Innerhalb der emanzipatorischen Tendenzen der Philosophie von der propädeutischen ancilla theologiae zu einer voll anerkannten Wissenschaft spielte dann die cartesianische Physik eine große Rolle. Durch ihr eigenes neues Programm („a new program of learning“142), das eine vollwertige Alternative zum System des Aristotelismus und auch dem philologisch-humanistischen Wissenschaftsverständnis darstellte, bewirkte die philosophia Cartesiana eine Stärkung der philosophischen Fakultät insgesamt sowie der naturwissenschaftlichen Fragestellungen in dieser.143 Die kopernikanische Frage, die sich ausgehend von ihrer philosophischen Rezeption nun auch der Theologie – primär in apologetischer Hinsicht – aufzwang, stand dabei exemplarisch für die Emanzipation der nova philosophia von der Tradition ihrer Fakultät und der Theologie gleichermaßen. Die naturphilosophische Debatte stellt für Wittich den Anfangspunkt seines theologischen Schaffens dar. Sie ist von herausragender Bedeutung für das Verständnis seines Œuvres und wird bei der historischen Analyse vertieft berücksichtigt werden. Gleichzeitig verweist sie auch auf die zentralen dogmatischen Fragestellungen, die im Rahmen der Untersuchung an Wittich zu stellen sind, nämlich das Verhältnis von Theologie und Philosophie sowie die Frage nach einer adäquaten Bibelhermeneutik im Gegenüber zum naturwissenschaftlichen Fortschritt. Damit ist der Bogen der vorliegenden Untersuchung gespannt.

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laufbahn trägt. Die Planeten ihrerseits bilden eigene kleinere Wirbel aus, die ihre Eigenrotation bewirken und Trabanten wie den Mond in der Umlaufbahn halten. Vgl. zusammenfassend Vermij, Calvinist Copernicans, 139–142. Vgl. z. B. Vermij, Calvinist Copernicans, 141. Vgl. zu Wittichs Relativierung des Hypothesencharakters Kapitel 2.13.4.4.3 (Cartesianische Akzentuierungen). Vgl. dazu z. B. Vermij, Calvinist Copernicans, 120–126.178–180. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 156–169. Vgl. bes. Vermij, Calvinist Copernicans, 158.

2.

Christoph Wittich: eine Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

2.1

Quellenlage und Vorarbeiten

Die bisherige Forschung hat nur die Grundzüge von Leben und Werk des Christoph Wittich behandelt. Eine ausführliche Darstellung fehlt jedoch. Zur Erstellung einer ausführlichen Biographie und Einbettung in den historischen Kontext finden sich unter den vorhandenen Darstellungen von Wittichs Leben immerhin Vorarbeiten.1 Nichtsdestoweniger bleiben zahlreiche Fragen offen, die sich nicht allein durch die kritische Sichtung aktueller aber mitunter auch älterer Forschungsliteratur klären lassen, sondern vor allem durch ein sorgfältiges Quellenstudium. Eines der wichtigsten Zeugnisse zu Wittichs Curriculum vitae ist die auf ihn gehaltene Leichenpredigt (Laudatio funebris vom 24. Juni 1687), die von Jacobus Gronovius (1645–1716; Klassischer Philologe und Prof. in Leiden) verfasst wurde.2 Darüber hinaus finden sich aus verschiedenen Lebensphasen Wittichs 1 Unter den einschlägigen deutschen Lexika bietet nur die RGG einen Eintrag zu Wittich. Vgl. in aktuellster Auflage Strohm, Art. Wittich, Christoph. RGG4 8 (2005) 1671. Der Artikel im BBKL zu Wittich ist vom Verfasser erst infolge der hier vorliegenden Studie erarbeitet worden: Vgl. Eberhardt, Art. Wittich, Christoph. BBKL XXXVII (2016) 1493–1507. Unter den älteren, aber durchaus noch lesenswerten Artikeln ist hervorzuheben Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 631–635. Zentrale Lexikonartikel außerhalb des deutschen Sprachraums bieten Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461–463 und vor allem Bordoli, Art. Wittichius, Christophorus (1625–87). DSECDP 2 (2003) 1083–1086. Biogramme sind enthalten in verschiedenen theologischen, philosophiegeschichtlichen und bildungshistorischen Arbeiten, in denen Wittich in der Regel neben anderen bedeutenden Gelehrten mitbehandelt wird. Auf die wesentlichen Schriften ist im forschungsgeschichtlichen Überblick in Kapitel 1.2 (Einleitung: Forschungsgeschichtlicher Überblick) bereits hingewiesen worden. Die Dissertation von Pape, Wittichs Anti-Spinoza (1910), widmet sich zwar ausschließlich Wittich, setzt aber einen philosophischen Schwerpunkt und bietet seine Biographie nur in Kürze (Vgl. Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 1–14). 2 Gronovius, Jacob: Jacobi Gronovii Laudatio Funebris recitata post obitum Venerandi Et Ervditissimi Viri Christophori Wittichii Philosophiae & Theologiae Doctoris, & hujus primum in Teutoburgica, mox Neomagensi, denique Lugduno-Batava Academia Professoris, a. d. VIII Calendas Julii MDCLXXXVII. Leiden 1687.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

briefliche Zeugnisse und Dokumente zu Entscheidungen von Universitätsleitung oder Synoden. Details zu den theologischen Streitigkeiten, die Wittich insbesondere aufgrund seiner cartesianischen Prägung ausgefochten hat, und die Umstände der Abfassung seiner entsprechenden Schriften lassen sich den Praefationes der von ihm und seinen Gegnern verfassten Schriften entnehmen. Von besonderem Stellenwert insbesondere für die Rekonstruktion von Wittichs Lehrtätigkeit sind die zahlreichen überlieferten Disputationen. Viele dieser Schriften lassen sich zwar dem Titel nach rekonstruieren, sind aber in den Bibliotheken nicht mehr auffindbar.3 Als Universitätsprofessor ist Wittich mehrfach portraitiert worden. Teilweise ist sein Portrait auch gedruckt worden. Diverse Darstellungen von ihm sind daher erhalten.4 Vgl. zu Gronovius die Übersicht von Siegenbeek van Heukelom-Lamme, Ablum Scholasticum, 60 und Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 100. Als Leidener Professor war Gronovius mit Wittich bekannt. Darüber hinaus erfahren wir aus dem Text der Leichenpredigt, dass Tobias Wittich (Lebensdaten nicht ermittelt), der jüngere Bruder des Verstorbenen, anwesend war (vgl. Gronovius: Laudatio [1687] 1.8.36). Beide Faktoren können die Verlässlichkeit der Auskünfte der Quelle erhöhen. Vgl. zum Wert der Leichenpredigt als Quelle biographischer Studien Lenz, Art. Leichenpredigt. TRE 20 (1990) 667–669 und ausführlich die Schriftenreihe von Rudolf Lenz (Hrsg.): Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften. Band 1–4. Köln/Wien 1975, Marburg 1979 und 1984 und Stuttgart 2004. Der Tatsache, dass die Leichenpredigt der Ehrung des Verstorbenen dienen sollte, muss bei der Bewertung ihrer Aussagen Rechnung getragen werden. Wittichs Leichenpredigt wird von Gronovius eingeleitet mit einer auch im Druckbild hervorgehobenen, ausführlichen Anrede und Vorstellung des Auditoriums (Offizielle Vertreter der Universität und der städtischen Obrigkeit, Lehrkörper der Universität, der Bruder des Verstorbenen, auswärtige Gelehrte, die weitere Hörerschaft unter besonderer Hervorhebung der Studenten; vgl. Gronovius: Laudatio [1687] 1.36). Die Rede selbst (Gronovius: Laudatio [1687] 1–39) wird beschlossen durch zwei Beiträge: ein Trauergedicht von J. v. Groenendyck (Lebensdaten nicht ermittelt) und ein zweites von Samuel Munckerus (Lebensdaten nicht ermittelt), beide im elegischen Distichon und mit Bezugnahme auch auf die Redekunst des Gronovius (vgl. Gronovius: Laudatio [1687] 39f.). 3 Vgl. dazu die Bibliographie der Schriften Wittichs im Anhang. 4 Siegenbeek, Geschiedenis der Leidsche hoogeschool, 149 nennt als Porträtmaler Wittichs: Anthonij van Zijlvelt (ca.1640–ca.1700), Abraham de Blois (Lebensdaten nicht ermittelt) und Abraham Blooteling (1640–1690). Vgl. zudem das Wittichportrait von G. Schalcken (1643– 1706) unter Abbildung 1 aus der Collectie Icones Leidenses 99, das z. B. in Christoph Wittich: Het Gelderse Gibea. Apologie voor de Nijmeegse universiteit anno 1656. Door Christoph Wittich. Vertaling Vincent Hunink, inleiding Willem van der Kuijlen. Uitgeverij Vantilt/ Radboud Universiteit. Nijmegen 2013 abgedruckt ist. Ein von Hendrik Verschuringh (Lebensdaten nicht ermittelt) angefertigtes Portrait ist abgedruckt bei von Roden, Universität Duisburg, Tafel 12, Sassen, Levensberichten, 107 und bei Bots, benoemingsbeleid, 31. Ein Druck von Abraham de Bois und Jacob Harrewijn (1660–1720) nach dem Gemälde von Verschuring findet sich auch bei Bergheyn/Peters (1990) 44. Ein Druck von Blootelling nach dem Gemälde von Pieter Cornelisz van Slingeland (1640–1691) ist abgebildet bei Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 454 und bei van Meerkerk, Art. Wittichius, Christophorus. Nijmeegse biografieen 2 (2006) 141 sowie bei Sassen, Kwaterlijke Hogeschool, 61. Diese und weitere Darstellungen Wittichs hat die Universitätsbibliothek Leiden in den Digital Special Collections zusammengetragen. Sie sind unter seinem Namen online auffindbar unter

Vorfahren, Familie und Kindheit (1625–1633)

2.2

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Vorfahren, Familie und Kindheit (1625–1633)

Christoph Wittich (Wittichius; selten Wittig) wurde am 07. Oktober 1625 in Brieg in Niederschlesien (dem heutigen polnischen Brzeg) geboren.1 Seine Muttersprache war somit das Deutsche im schlesischen Dialekt. Jacobus Gronovius führt die Genealogie Wittichs bis auf die Großvatergeneration zurück und verweist auch auf die politische bzw. juristische Karriere der Onkel.2 Der Großvater,

http://www.library.leiden.edu/special-collections/prints/intro-portraits.html (Abgerufen im Juli 2015). 1 Wittich wuchs somit in der Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums auf, dessen Fürsten schlesische Piasten (unter habsburgischer Herrschaft) waren. Zu Wittichs Kindheit und Jugend stand das Herzogtum unter der Regierung des reformierten Fürsten Johann Christian von Brieg (1591–1639). Nach dessen Tod hatte sie sein Sohn Georg III. (1611–1664), anfänglich noch in Gemeinschaft mit seinen Brüdern Christian (1618–1672) und Ludwig IV (1616–1663), ab 1653, nach der Teilung des Brieger Landes in drei Fürstentümer, allein, inne. Der Dreißigjährige Krieg bestimmte die Politik Schlesiens maßgeblich. Der Einfluss der Piasten nach dem Tod Johann Christians war sehr gering. Nach wie vor setzten sie sich aber intensiv für das reformierte Bekenntnis ein. Vgl. Petry, Politische Geschichte unter den Habsburgern, 81. Vgl. für eine politische Orientierung insgesamt die Darstellung von Petry, Politische Geschichte unter den Habsburgern, 48–82. Vgl. zu einer Beschreibung des kulturellen und geistesgeschichtlichen Hintergrunds die Darstellungen von Schöffler, Deutsches Geistesleben und Heckel/Meyer, Literatur und Geistesleben, 133–171. 2 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 6f.: Die beiden älteren Brüder von Wittichs Vater waren Georg (Georgius) und Joannes [sic] Wittich. Nach Gronovius wurde Joannes Wittich Senator in Liegnitz. Seine beiden Söhne Conrad und Joannes starben vorzeitig. Der ältere Onkel Georg war Jurist. Nach Zedler, Art. Wittich, (George) Universallexicon 57 (1748) 1892 war er um 1659 trotz reformierter Konfession – er war vermutlich mit dem Vater Christoph Wittichs zusammen konvertiert – Konsistorialrat und Ratsältester zu Liegnitz. Von seinen Söhnen wurde der erste, Georg (Lebensdaten nicht ermittelt, ein Studium in Duisburg 1652 ist nachweisbar durch die Matrikel unter dem Eintrag Nr. 13: „Georgius Witichius, Lignicensis Silesius, philosophiae studiosus, ann. 17. Accessit ex gymnasio Elisabethano apud Wratislavienses et relatus est in album studiosorum 14 Maii.“ Vgl. Wijnhoven [2004] http://www.unidue.de/collcart/matrikel/dumat00.htm [Abgerufen im Juli 2015] und zur Matrikel von Duisburg auch Kapitel 2.7.1 [Wittich in Duisburg]), Bürgermeister in Liegnitz, ein weiterer trug den Namen Joannes (Lebensdaten nicht ermittelt) und wurde Pastor („verbum salutis […] docens“) bei Bacharach am Rhein (Mannbach). Dieser sei, weil er für das Heil seines Fürsten gebetet habe, von französischen Truppen inhaftiert und von der Familie ausgelöst worden. Gothofredus (Gottfried), der dritte Sohn von Wittichs Onkel, war Lizentiat der Rechte. VD 17, Art. Wittich, Gottfried weist ihn als Respondent des Juraprofessors Peter Müller (1640–1696) an der Universität Jena nach (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015). Noch über Gronovius hinaus geht ein Stammbaum von 1738, der allerdings abweichende Informationen bietet. Demnach ist Johann Wittich nicht der Großvater, sondern ein Onkel Wittichs, während sein Vater von einem Schulleiter aus Delft namens Zacharias Wittich (Lebensdaten nicht ermittelt) abstamme. Dieser wiederum soll einen Superintendenten aus Brieg namens Hieronymus Wittich (gest. 1553) zum Vater gehabt haben. Vgl. Johann Christian Kundmann: Silesii in Nummis, oder berühmte Schlesier in Münzen, so durch grosse HeldenThaten, durch hohe und wichtige Amts-Würden, Oder durch Gelehrsamkeit und Schrifften, Ihrer Nahmen unvergeßlich gemacht. Dem Druck nebst vielen Kupffern überlassen, von D.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Johannes Wittich (Lebensdaten nicht ermittelt), war Lutheraner und kam gebürtig aus der schlesischen Stadt Liegnitz (heute Legnica), die Familie der Großmutter, Ursula Thiele (Lebensdaten nicht ermittelt), stammte aus Groningen. Wittichs Vater Christoph Senior (1588–1649), war der jüngste von drei Brüdern. Er wurde am 29. 10. 1588 geboren3 und hat von 1606–1612 in Frankfurt/ Oder, Heidelberg, Rostock und Wittenberg studiert. Er wurde am 14. Mai 1612 in Gränowitz ordiniert und wirkte als Pastor in verschiedenen Gemeinden Schlesiens, bevor er schließlich Vizesuperintendent (Vicesuperintendens) in Brieg wurde.4 Diesen Karrieresprung verdankte er seinen Kontakten zum Hof des Herzogs von Brieg. Die erhaltenen Predigten von Wittich Senior belegen, dass dieser Hofprediger (Ecclesiae aulicus Diaconus5) gewesen ist. Grundvoraussetzung dafür war vor allem seine Konversion vom Luthertum zum reformierten Bekenntnis ab 1628.6 Die reformierte Konfession wurde dann auch für seinen Sohn die prägende.7

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Johann Christian Kundmann/ Medico Vratislaviensi, Der Kayserl. Reichs-Academ. Natur. Curios. Mitgliede. Breslau und Leipzig: Michael Hubert 1738, 349–353 und Tab XLIV. Nach Kundmann: Silesii in Nummis (1731) Tab XLIV am 7. November 1588, nach Bahlcke/ Dingel, Die Reformierten in Schlesien, 102 am 9. November, Nach Bahlcke/Dingel, Die Reformierten in Schlesien, 102 war Wittich Senior zunächst ab 1616 Hofdiakon in Liegnitz, ab 1628 folgte dann die Konversion zusammen mit dem Antritt der Stelle als zweiter Hofprediger in Brieg. Ab 1639 wurde er erster Hofprediger und Vizesuperintendet oder Administrator des Fürstentums. Vgl. zudem Gronovius: Laudatio (1687) 7 und ebenso auch Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461. Von ihm sind überliefert Christoph Wittich (Senior): Christliche Leichpredigt bey dem fuerstlichen Leichbegaengnues … Herrn Johann Christian Hertzogen in Schlesien zur Lignitz und Brieg, welcher anno 1639. den 25. Decemb … verschieden, und anno 1640. den 12. Decemb … beygesetzet worden: gehalten von Christophoro Wittichio. Brieg: Klose 1640 und Christliche Klag und Trost Sermon alss dess weyland … Herrn Johann Christian, Hertzoges in Schlesien zur Lignitz und Brieg, fuerstliche Leiche von Osterrode… nach Brieg … den 1. May Anno 1640 anbracht, und in ihr fuerstliches Schloss beygesetzet worden: Gehalten … durch Christophorum Wittichium. Brieg: Klose 1640. Vgl. Wittich (Senior): Christliche Leichpredigt (1640) [iii]. Das Amt des Hofpredigers ist damit für das Jahr 1639 belegt. Vgl. Bahlcke/Dingel, Die Reformierten in Schlesien, 102. Vgl. zur Konversion Gronovius: Laudatio (1687) 7f.: „Ille enim Wittichius, cui & in omni vita & in ratione sacrorum hactenus secta Augustana placuerat, nunc in aulam translatus, velut repente ab coelesti aula illustratus, frangendum esse panem & in ista simplicitate ab arcano divino instituta nihil homines vel addendo vel demendo mutare debere docuit, fregitque, et per reliquam vitam perseveravit.” [Denn jener herrliche Wittich, dem sowohl in seiner ganzen Lebensführung als auch bei der Erklärung der Mysterien bis dahin die Sekte der Confessio Augustana gefallen hatte, wurde nun an den Hof versetzt und als ob er plötzlich vom himmlischen Hof erleuchtet wurde, lehrte er, dass das Brot gebrochen werden müsse und dass die Menschen zu dieser vom göttlichen Geheimnis eingerichteten Einfachheit nichts verändern dürften, weder durch Zufügen noch durch Wegnehmen. Und er brach es und behielt es sein ganzes Leben lang bei.] Vgl. z. B. auch Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461. Scheinbar ist die ganze Familie konvertiert, denn auch für Wittich Seniors Bruder Georg ist die reformierte Konfession belegt, nämlich bei Zedler, Art. Wittich, (George) Universal-

Vorfahren, Familie und Kindheit (1625–1633)

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Die Mutter von Christoph Wittich trug den Namen Anna Guthner (Probus; ?– 1633).8 Die Eltern heirateten am 04. Dezember 1612 in Liegnitz.9 Sie hatten drei Kinder. Das älteste war eine Tochter namens Elisabeth Wittich (Lebensdaten nicht ermittelt), die aber noch vor dem Erreichen des Erwachsenenalters verstarb.10 Christoph Wittich war das zweite Kind der Familie. Er hatte schließlich noch ein jüngerer Bruder namens Tobias (Lebensdaten nicht ermittelt11). Anna Wittich verstarb am 02. November 1633 an der Pest, der Vater am 27. März 1649 an einem Schlaganfall (apoplexia).12 Tobias überlebte seinen Bruder Christoph,

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lexicon 57 (1748) 1892. Kok, Art. Wittichius (Christoffel). VW 33 (1795) 16 betont den Einfluss von Kontakten des Vaters zum Hof des reformierten Herzogs von Brieg auf die Konversion. Schöffler, Deutsches Geistesleben, 154 verortet noch Christoph Wittich in einer synkretistisch-irenischen Richtung des Luthertums, die sich im reformierten Piastengebiet um Brieg bewegen und leichten Anschluss an „calvinistische Strömungen“ finden konnte. Da Gronovius jedoch von einer tatsächlichen Konversion bereits des Vaters spricht, geht diese Einschätzung nicht weit genug. Fälschlicherweise ordnet auch van Meerkerk, Art. Wittichius, Christophorus. Nijmeegse biografieen 2 (2006) 141 noch den Sohn Christoph Wittich dem Luthertum zu. Es gibt jedoch keinen Anlass, Wittichs reformierte Konfession infrage zu stellen oder einzuschränken. Sie stammte ebenfalls aus Schlesien, genauer aus dem heutigen Olawa (Ohlau bzw. lat. Olavia). Ihre Eltern waren Anna Scholtz (Lebensdaten nicht ermittelt) und Paul Guthner (Lebensdaten nicht ermittelt). Der Vater arbeitete für die Regierung als Procurator. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 8. Anlässlich der Hochzeit von Wittichs Eltern findet sich auch eine Gelegenheitsschrift mit Glückwunschgedichten. Hier ist der Name von Wittichs Mutter latinisiert (Anna Probus), ihr Vater wird allerdings dort Caspar Probus genannt, was nicht der Angabe von Gronovius und dem Stammbaum bei Kundmann entspricht. Er wird zum Zeitpunkt der Hochzeit bezeichnet als Pastor in agro Martio meritissimus und Presbyter in Liegnitz. Nuptiali Sacro Rever. & Doctiss. Viri, Christophori Wittichii, Ligii, Pastor. Gränovicens. cum […] Anna, filia […] Casparis Probi, Pastoris in agro Martio meritis. Prebyteriiq[ue] Lign. Seni or. digniss. ad d. Decembr. IV. A. Ch. MDCXII. celebrando consecr. Bene-volentium gratula tiones. Lignitii: Praelo Sartoriano, 1612. Vgl. die Datierung in der Hochzeitsschrift Nuptiali Sacro Rever. & Doctiss. Viri, Christophori Wittichii, Ligii, Pastor. Gränovicens. cum […] Anna, filia […] Casparis Probi, Pastoris in agro Martio meritis. Prebyteriiq[ue] Lign. Senior. digniss. ad d. Decembr. IV. A. Ch. MDCXII. celeb rando consecr. Bene-volentium gratulationes. Lignitii: Praelo Sartoriano, 1612. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 8 („[…] ante nubiles annos […] rapta est“). Gegen diese Angabe von Gronovius spricht eine Bemerkung von Johannes Coler in der Lebensbeschreibung Spinozas aus dem Jahr 1705 bei Walther u. a., Spinoza – Lebensbeschreibungen, 106f. Dieser berichtet von einem „Schwestersohn“ Wittichs namens M. Zimmerman (Lebensdaten nicht ermittelt), der ihm gegenüber persönlich belegt habe, dass Wittich ein bekennender Gegner Spinozas gewesen sei. Er hätte zeitweise bei Wittich in Leiden gewohnt. Diese Beziehung Zimmermans zu Wittich lässt sich sonst nicht belegen. Die Quelle erweist sich insgesamt als unzuverlässig. Geboren nach 1625 (Geburt Wittichs als terminus post quem) und gestorben nach 1690 (von Tobias Wittich veranlasste posthume Herausgabe von Wittichs Schrift Anti-Spinoza als terminus post quem. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 8.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

wie aus seiner Anwesenheit bei Wittichs Beerdigung ersichtlich ist.13 Er hatte zusammen mit Christoph in Groningen und Leiden studiert und sich der Philosophie und Rechtswissenschaft gewidmet. Er wirkte dann in Aachen als Advokat.14 Der Sohn von Tobias, Jacobus Wittich (1677–1739), machte ebenfalls eine bemerkenswerte akademische Karriere als Philosophieprofessor.15

2.3

Jugend und Schulzeit (1633–1642)

Beim Tod der Mutter war Christoph Wittich acht Jahre alt. Im selben Jahr kam er auf die Schule und sollte nach dem Wunsch des Vaters entweder für eine theologische oder juristische Karriere vorbereitet werden.1 Auf der Lateinschule in Brieg machte Wittich erste Erfahrungen mit den Wissenschaften: Ein grundlegendes Sprachstudium (Latein, Griechisch, Hebräisch) sowie die Anfänge der Philosophie (Logikunterricht), Rhetorik und Theologie wurden ihm vermittelt.2 Vor dem Abschluss seines 18. Lebensjahres beschloss sein Vater für Wittich die Fortsetzung der Ausbildung außerhalb der Heimat. Die Wahl fiel auf das renommierte akademische Gymnasium in Bremen. Schlesien, das – aus protestantischer Perspektive – „Land ohne Universität“3, verfügte trotz des Einsatzes 13 Vgl. für den Nachweis Gronovius: Laudatio (1687) 1.8.36. 14 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 8. Tobias Wittich lässt sich nachweisen als Student der Philosophie in Groningen für die Jahre 1644 und 1645 nach der Universitätsmatrikel und einem Stammbucheintrag im Album von Christian Herre (1626–1667): Vgl. Historisch Genootschap te Groningen, Album Studiosorum Academiae Groninganae, 50 („Tobias Wittichius, Brega-Silesius, Phil.“ trug sich am 23. Juli 1644 in die Matrikel ein) und RAA (Sigle 1645_herre; Datum: 15/25. 09. 1645; S. 243r; Laufnummer 120. Abgerufen im Juli 2015). Damit hatte er zeitweilig gemeinsam mit Christoph Wittich studiert. 15 Vgl. zu diesem den Lexikonartikel von Bordoli, Art. Wittichius, Jacobus (1677–1739). DSECDP 2 (2003) 1086–1089. Aufschlussreich sind zahlreiche Bezüge zu der Biographie Christoph Wittichs. So studierte und lehrte er an der Universität Duisburg, die Christoph Wittich mit aufgebaut hatte, und wurde Philosophieprofessor in Leiden, wo Christoph Wittich zuvor als von einem theologischen Lehrstuhl aus gewirkt hatte. Sodann setzte er sich intensiv wie dieser mit René Descartes und Baruch de Spinoza auseinander und repräsentierte den Cartesianismus der folgenden Generation. Vgl. auch van der Aa, Art. Wittichius (Jacobus). BWN 20 (1877) 401. 1 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 10: „[…] pater […] eum severiore vita adsuefacere jam et vel sibi vel patruo Georgio gratis studiis innutrire constituens […].“ („[…] Sein Vater […] beschloss, ihn nun an eine ernsthaftere Lebensweise zu gewöhnen und ihn entweder für die Studien, die ihm oder dem Onkel Georg angenehm waren, zu erziehen […].“) Wittichs Onkel Georg war Jurist, sein Vater Theologe. 2 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 10. Als Lehrer erwähnt Gronovius Johannes Gunther (Lebensdaten nicht ermittelt) und Johannes Luca (Lebensdaten nicht ermittelt). 3 Schneppen, Niederländische Universitäten, 31. Vgl. auch Schöffler, Deutsches Geistesleben, 44f.48–53 zu der Bildungssituation in Schlesien zu Wittichs Zeit: Man musste als Protestant ins Ausland gehen, da das Bildungssystem zu großen Teilen in katholischer Hand war.

Studienzeit (1642–1650)

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der Brieger Piasten für den Calvinismus über keine höheren reformierten Bildungseinrichtungen. Eine Ausbildung im reformierten Umfeld war ausschlaggebend für die Wahl des Studienortes und entsprach den Karriereplänen von Wittichs Vater: Sollte sein Sohn im heimatlichen Herzogtum als Theologe oder Jurist Erfolg haben, war das Studium an einer reformierten Hochschule eine wichtige Voraussetzung.

2.4

Studienzeit (1642–1650)

Wittichs Studienzeit umspannt insgesamt den Zeitraum von 1642 bis 1650. Im Rahmen seiner theologischen und philosophischen Ausbildung wurden in Bremen, Groningen und Leiden die Grundlagen dafür gelegt, dass er von der Nachwelt als „Sokrates seines Zeitalters“ gewürdigt wurde.1 Eine ausführliche Betrachtung seines Studiums bietet über die biographische Fragestellung hinaus die Möglichkeit, den schnell wachsenden Einfluss des frühen Cartesianismus und seine Folgen anhand eines konkreten Studienverlaufs genau nachzuvollziehen. Die Entstehung cartesianischer Theologie in den Niederlanden wird so in ihrer Gesamtheit transparent. In seiner Studienzeit erhält Wittich nicht nur seine cartesianische Prägung, sondern lernt die Personen kennen, die für seine Karriere und die Entwicklung seiner Theologie zentral werden: Lehrer und spätere Gegner begegnen ihm in dieser Lebensphase ebenso wie Freunde und zukünftige Mitglieder seines cartesianischen Gelehrtennetzwerkes.

2.4.1 Wittichs Unterricht am Gymnasium illustre zu Bremen (1642–1644) Wittich begann seine akademische Ausbildung am Bremer Gymnasium illustre.2 Hierhin begab er sich am 29. März 1642 und trug sich am 21. April in die Matrikel der Schule ein.3 Das Bremer Gymnasium galt nicht nur als eine der renomGerade die niederländischen Universitäten waren daher, selbst für die lutherischen Studenten, ein begehrtes Ziel. 1 Diese Charakterisierung findet sich in älterer Sekundärliteratur immer wieder. Vgl. z. B. Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 634, von Roden, Universität Duisburg, 241 oder Schöffler Deutsches Geistesleben, 155. Das Epitheton geht zurück auf David Hassel (Lebensdaten nicht ermittelt), der Wittichs Hebräerbriefkommentar 1692 posthum herausgegeben hat und seinen Lehrer in der Praefatio so bezeichnet. Vgl. Wittich/Hassel (1692) Praefatio [vii]: „huius tempestatis Socrates“. 2 Vgl. zu der Schule und ihrem Unterricht bes. van Santen, Bremen als Brennpunkt. 3 Vgl. den Eintrag in der Matrikel Bremen bei Achelis/Börtzler, Matrikel des Gymnasium illustre zu Bremen, 73 (1642 Nr. 29) für den 21. 04. 1642. Vgl. die Darstellung seiner Zeit in Bremen bei Gronovius: Laudatio (1687) 11.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

miertesten reformierten Bildungseinrichtungen, sondern war zudem vom Dreißigjährigen Krieg kaum negativ betroffen worden. Wittich nahm auf Wunsch seines Vaters zunächst das Studium der Rechte auf.4 Nach einer gewissen Zeit jedoch befiel ihn eine Krankheit, die ihn am weiteren Studium hinderte.5 In dieser Lebensphase nahm er regelmäßig an von der Bremer Kirche organisierten Mahlzeiten (Agapen) teil, hatte also einen intensiven Umgang mit der Kirchengemeinde und fasste schließlich den Entschluss, dass es angemessener sei, sein Leben Gott zu widmen und eine theologische Karriere anzustreben. Nach seiner Genesung setzte er das Jurastudium nicht fort, sondern widmete sich von nun an der Philosophie und Theologie.6 Der Unterricht in Bremen war bereits zu den Studienzeiten von Johannes Coccejus (1603–1669), der die Schule von 1620 bis 1626 besucht hatte, keineswegs konservativ. Unter dem Rektorat von Matthias Martinius (1572–1630; Rektor 1610–1630) hatte die Schule eine ramistische Prägung erhalten, die sowohl inhaltlich als auch formal im Unterricht spürbar war.7 In der Theologie orientierte man sich an einer bibelzentrierten, föderaltheologischen Lehrtradition und bewegte sich vermittelnd und bewusst unpolemisch zwischen den Positionen der Remonstranten und den Vertretern der Dordrechter Synode.8 Es entwickelte sich aus dieser Mittlerposition heraus eine eigene theologische Schule, die Bremer doctrina moderata, die, vom Reformhumanismus und Ramismus geprägt, stärker Zwingli, Melanchthon und Erasmus als Calvin verpflichtet war und deswegen auch immer wieder – trotz einer grundsätzlich engen Beziehungen zum Nachbarland – in Konflikt mit der niederländischen Orthodoxie und der Kirche geriet.9 Gronovius nennt in seiner Leichenpredigt Wittichs wichtigste Lehrer. Für die Philosophie stellt er den Einfluss von Johann Combach (1585–1651) und Ludwig 4 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 11. 5 Gronovius: Laudatio (1687) 11 spricht von einem „morbidus languor“, einer kränklichen Schlaffheit, die Wittich befallen hat. 6 Unsicher bleibt, wie lange Wittich während seiner insgesamt zwei Jahre in Bremen Jura studiert hat. 7 Die Aristotelesdominanz wurde relativiert und man war zu einer stärker praxisorientierteren Didaktik übergegangen. Vgl. Janse, Theologie am Bremer Gymnasium, 99 und SchmidtBiggemann, Schulphilosophie, 424. Vgl. zu Petrus Ramus (1515–1572) und seiner pädagogisch einflussreichen Dialektik auch Strohm, Art. Ramus, Petrus (Pierre de la Ramée) (1515– 1572). TRE 28 (1997) 129–133. 8 Gerade in der Frage der Prädestination nahm man in der Regel eine relativ offene Haltung ein. Vgl. Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 132–140 und vor allem auch Rudloff, Art. Bremen. TRE 7 (1981) 159. Zu Bremen und der Dordrechter Synode vgl. Janse, Theologie am Bremer Gymnasium, 109–113. 9 Vgl. überblicksartig zu der in Bremen vertretenen Theologie und der daraus resultierenden Konflikte auch Janse, Theologie am Bremer Gymnasium, 107f. und Veeck, Geschichte der reformierten Kirche Bremens, 67f.242f.

Studienzeit (1642–1650)

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Crocius (1586–1655) heraus.10 Als theologischen Hauptlehrer nennt er Johannes Wille (1575–1640) und dessen Sohn Balthasar Wille (1606–1656). Nur bei letzterem hatte Wittich aber tatsächlich persönlich Unterricht.11 Balthasar Wille war sehr kontroverstheologisch ausgerichtet.12 Wittichs Lehrer für Hebräisch schließlich war Gerhard Hanewinckel (1583–1669).13 Die alteingesessenen Professoren Crocius und Hanewinckel hatten bereits Johannes Coccejus unterwiesen,14 der die Bremer Theologie seinerseits als Lehrer noch wenige Jahre vor Wittichs Besuch der Schule mitgeprägt hatte und der später einen nicht geringen Einfluss auf Wittich ausüben sollte.15 Unter den von Gronovius genannten Lehrern dürfte Crocius eine besondere Rolle gespielt haben. Wittich soll unter ihm als Respondent disputiert haben und wurde von ihm lobend gegenüber dem renommierten niederländischen gelehrten Gerhard Johannes Vossius (1577– 1649) in einem Brief empfohlen. Sein moderater theologischer Kurs mag Wittich den Weg zum Cartesianismus geebnet haben.16

10 Combach gehörte zu den strengen Prädestinariern und Anhängern der Dordrechter Synode. Er lebte in Streit mit dem eher liberalen Crocius. Dieser hatte selbst an der Dordrechter Synode teilgenommen, stand der strengen calvinistischen Prädestinationslehre als der führende Vertreter der Bremer Theologenschule aber zurückhaltend gegenüber. Crocius vertrat außerdem eine apokalyptisch-reichstheologische Schriftauslegung und war föderaltheologisch orientiert. Vgl. dazu z. B. Rudloff, Art. Bremen. TRE 7 (1981) 159 und SchmidtBiggemann, Schulphilosophie, 424. Vgl. zu den beiden Lehrern auch Bernhardi, Art. Combach, Johann. ADB 4 (1876) 430–431; Hollweg, Art. Crocius, Ludwig. NDB 3 (1957) 418; Schneider, Art. Crocius, Ludwig. RGG4 2 (1999) 497 sowie Veeck, Geschichte der reformierten Kirche Bremens, 71–73. Vgl. bes. die an Crocius’ Biographie orientierte Darstellung von van Santen, Bremen als Brennpunkt. 11 Vgl. zu Johannes Wille Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 424 und Rotermund, Art. Will (Johann). Lexikon Bremen 2 (1818) 258f. Da Johannes Wille bereits 1640 gestorben war, ist der Leichenpredigt in dieser Angabe allerdings nicht zu folgen. Möglicherweise vergegenwärtigte der Unterricht bei dessen Sohn, den Wittich genossen hat, ihn jedoch mittelbar als theologisches Vorbild. Vgl. zu Balthasar Wille Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 424 und mit Schriftenverzeichnis Rotermund, Art. Will oder Willius (Balthasar). Lexikon Bremen 2 (1818) 255–258. 12 Vgl. Rotermund, Art. Will oder Willius (Balthasar). Lexikon Bremen 2 (1818) 255. 13 Vgl. Rotermund, Art. Hanewinkel (Gerhard). Lexikon Bremen 1 (1818) 156. 14 Vgl. Hollweg, Art. Coccejus, Johannes. NDB 3 (1957) 302 und Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 133. 15 Auch wenn Johannes Coccejus zu Wittichs Schulzeit nicht mehr in Bremen Professor war, (so dass Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 443 ihn fälschlicherweise als Wittichs direkten Lehrer angibt,) war sein Einfluss an der Schule sicherlich spürbar. Er hatte von 1630–1636 in Bremen Philosophie gelehrt und war dann nach Franeker gewechselt. Dort wurde er 1643 auch Theologieprofessor, bevor er 1650 nach Leiden wechselte. Vgl. zu Coccejus van Asselt, Art. Cocceius (Coccejus), Johannes (1603–1669). DSECDP 1 (2003) 216–218. Nach Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462 hat Wittich Coccejus erst 1658 persönlich getroffen. Sein direkter Lehrer wird er zu keiner Zeit. Vgl. Kapitel 2.10.1. (Coccejus). 16 Diese Vermutung äußert zusammen mit dem Hinweis auf die Disputation und das briefliche Zeugnis van Santen, Bremen als Brennpunkt, 317.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

In Bremen hat Wittich möglicherweise bereits Johannes Clauberg (1622–1665) kennengelernt, mit dem er bis zu dessen Tod 1665 befreundet war.17 Die Vita des nur drei Jahre älteren Clauberg verlief in zahlreichen Punkten parallel zu Wittichs Leben.18 Der ältere Kommilitone besuchte dieselben Universitäten und hat dort in der Regel dieselben Lehrer wie Wittich gehört; beide entwickelten sich in ihren philosophischen Überzeugungen unter ähnlichen Umständen. Ausgehend vom Schularistotelismus ihrer Zeit wurden sie zu überzeugten Cartesianern.19 Clauberg mag dabei während der Studienzeit eine gewisse Vorbildrolle zugekommen sein. Er kam 1639 nach Bremen und hatte sich 1640 am Gymnasium illustre immatrikuliert,20 nachdem er zuvor in Köln und Moers die Schule besucht hatte.21 Er blieb ebenso wie Wittich bis zum Juli 1644 in Bremen und hörte dieselben Professoren.22 Als Claubergs wichtigster Bremer Lehrer ist jedoch Gerhard de Neufville (1590–1648), Professor für Physik und Mathematik (ab 1611) sowie Medizin (ab 1624) zu nennen, dessen philosophische Ansätze in eine ähnliche Richtung wiesen wie Descartes.23 Ob dieser an der neuen Philosophie 17 Die Studienzeit der beiden in Bremen überschneidet sich, sie haben ähnliche Studienschwerpunkte gehabt. Dies macht eine Begegnung in Bremen wahrscheinlich, auch wenn Clauberg durch seine vorherigen Schulbesuche sicher weiter fortgeschritten war. Eine Vertiefung der Bekanntschaft zu einer engen Studienfreundschaft dürfte daher wohl erst in Groningen stattgefunden haben. Oft wird sonst in der Literatur die Begegnung von Clauberg und Wittich erst in der Groninger Zeit vermutet. Vgl. z. B. Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210 oder Verbeek, Johannes Clauberg, 181. 18 Vgl. zur Biographie des gebürtigen Solingers Clauberg Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210–212 und Verbeek, Johannes Clauberg, 181–199. 19 Vgl. Bohatec, cartesianische Scholastik, 56 (Anm. 5), der beide zu führenden Vertretern der von ihm angenommenen cartesianischen Scholastik erklärt und darauf verweist, dass schon ihr gemeinsamer Groninger Lehrer Tobias Andreae Clauberg und Wittich als ein Paar für die cartesianische Sache gesehen habe. 20 Vgl. den Eintrag in der Matrikel Bremen bei Achelis/Börtzler, Matrikel des Gymnasium illustre zu Bremen, 68 (1640 Nr. 18). Vgl. auch Verbeek, Johannes Clauberg, 181. Eine zentrale Quelle für das Leben Claubergs ist zudem: Henninius, Henricus Christianus: Johannis Claubergii, Philosophiae & S.S. Theol. D. nec non utriusque in Electorali Brandenburgica Cliviensium, quae Teutoburgi floret, Academia Professoris Primi & Primarii, Viri acutissimi & erudition celeberrimi VITA, per HENR. CHRISTIANUM HENNINIUM, D. & in eadem Academia Historiarum, Eloquentiae ac Linguae Graecae Professorem Ordinarium descripta. In: Johannis Claubergii Opera Omnia Philosophica … cura Joh. Theod. Schalbruchii. Amstelodami: Blaev 1691 [unpaginiert]. 21 Vgl. Henninius: Vita (1691) [unpaginiert ii]. Vgl. auch Verbeek, Johannes Clauberg, 181, der nicht Moers, sondern Solingen als zweiten Schulort nennt, ansonsten aber den Angaben der Vita folgt. 22 Vgl. Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 437 und Claubergs Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210. Vgl. auch Henninius: Vita (1691) [unpaginiert ii]. 23 Vgl. Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210. Vgl. zu de Neufville den Artikel von Rotermund, Art. de Neufville (Gerard). Lexikon Bremen 2 (1818) 63f., Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 424 und besonders Verbeek, Johannes Clauberg, 182.

Studienzeit (1642–1650)

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interessierte Professor, ein „Cartesianer vor Cartesius“24, auch von Wittich gehört wurde, ist durchaus denkbar aber nicht belegt. Die Grundlage für die spätere Begeisterung für Descartes mag für Clauberg wie Wittich in de Neufvilles Vorlesungen ihren Anfang genommen haben.25 De Neufville war ein Anhänger des Comenius (1592–1670) und möglicherweise auch von Francis Bacon (Verulamius; 1561–1626) und damit einer der wichtigsten Vertreter des modernen Kurses des Bremer Gymnasiums. Sowohl Clauberg als auch Wittich vervollständigten ihre Studien gemeinsam in den Niederlanden. Für reformierte Studenten war dabei natürlich die konfessionelle Prägung der Hochschulen des Landes besonders attraktiv – immerhin war eine Reise in die Niederlande für den Schlesier Wittich allein aufgrund der Entfernungen weit weniger aufwendig als z. B. ein Studium in Heidelberg –, aber auch der hohe Grad an akademischer Freiheit, der fortschrittliche akademische Ruf, die dadurch begünstigte Zuwanderung renommierter Professoren und die relativ günstigen Preise machten die Niederlande zu einem attraktiven Studienland.26 Schließlich legte auch die enge Verbindung der theologischen Fakultät Bremens mit den niederländischen Universitäten traditionell eine Fortsetzung der Studien in dem Nachbarland nahe.27

24 Bohatec, cartesianische Scholastik, 61f. Für de Neufville ist zwar eine große Offenheit für die nova philosophia nachweisbar, aber keine Beziehungen zu Descartes. Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 182. 25 Vgl. Verbeek, Descartes and the Dutch, 73 (Anm. 148). Dementsprechend schreibt Clauberg selbst in der Widmung seiner Johannis Claubergii Logica vetus & nova, Modum inveniendae ac tractendae veritatis, in Genesi simul & Analysi, facili method exhibens. Editio secunda mille locis emendate novisque Prolegomenis aucta. Amstelaedami: Elzevir 1658, Widmung an Tobias Andreae [ii], dass de Neufville seine Schüler vorbereite, „das neue inspirierende Licht [novam lucem] zu empfangen“. Er wird aber kaum tatsächlich etwas über Descartes selbst von ihm gelernt haben. Vgl. auch Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210f. Vgl. zu dem großen Einfluss der Bremer Lehrer auch auf den späteren Clauberg bes. Trevisani, Clauberg e l’Aristotele riformato. Auch der Groninger Lehrer von Wittich und Clauberg, Tobias Andreae, war von de Neufville beeinflusst. Vgl. z. B. Bohatec, cartesianische Scholastik, 62 und Verbeek, Johannes Clauberg, 182. 26 Vgl. zu den Beziehungen schlesischer und generell reformierter Studenten zu den Niederlanden z. B. Schöffler Deutsches Geistesleben, 47–68 und dazu kritisch gegenüber einer Sonderstellung Schlesiens im Vergleich zu den übrigen reformierten deutschen Gebieten Schneppen, Niederländische Universitäten, 31–39.68.132. 27 Vgl. Schneppen, Niederländische Universitäten, 21.71f.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

2.4.2 Das Studium in Groningen (1644–1646) Im Juni 1644 wechselte Wittich nach Groningen, um seine Studienzeit gemeinsam mit seinem Bruder Tobias in den Niederlanden fortzusetzen.28 An der Groninger Universität studierte er zusammen mit Clauberg bis 1646 Theologie und Philosophie.29 Wittich hat hier die ersten unmittelbaren Kontakte mit der cartesischen Philosophie gemacht, jedoch ohne dass eine systematische Auseinandersetzung oder explizite Rezeption erfolgt wäre. Zwar boten sich der überzeugte Cartesianer Tobias Andreae (1604–1676)30, der eine Professur für Griechisch und Geschichte innehatte, mit Descartes befreundet war und Claubergs Mentor wurde, sowie sein Freund Clauberg selbst als Vermittler der philosophia Cartesiana an, zunächst konzentrierte Wittich sich aber auf ein klassisches Studium orthodoxer Theologie und aristotelisch geprägter Philosophie. Wittichs Unterricht lässt sich teilweise rekonstruieren aus den historischen

28 Er immatrikulierte sich am 17. Juni 1644 als „Christophorus Wittichius, Brega-Silesius, Phil.“ zusammen mit einem Landsmann namens „Martinus Grundmannus, Brega-Silesius, L.L.”. Vgl. die Matrikel der Historisch Genootschap te Groningen, Album Studiosorum Academiae Groninganae, 49. Gronovius: Laudatio (1687) 14 datiert Wittichs Studienbeginn auf den 26. Juni 1644. 29 Clauberg hat sich am 26. April 1644 immatrikuliert („Johannes Claubergius, Sollinga-Montanus, Theol.“). Vgl. die Matrikel der Historisch Genootschap te Groningen, Album Studiosorum Academiae Groninganae, 49. 30 Vgl. zu Andreae vor allem van Sluis: Art. Andreae Sr, Tobias (1604–76). DSECDP 1 (2003) 37f. Als Griechisch- und Geschichtsprofessor wird Andreae, der 1635 nach Groningen berufen worden war, sicherlich im öffentlichen Unterricht wenige Möglichkeiten gehabt haben, seinen Studenten Descartes näher zu bringen. Ob Wittich seine privaten Kollegs bereits in dieser Zeit besucht hat, ist nicht nachweisbar, aber für den Zeitraum zwischen 1644 und 1646 eher unwahrscheinlich. Als Freund von Descartes war Andreae aber bekannt und sein Einfluss auf Clauberg ist ebenfalls unumstritten. Kontakt hatten die Studenten zu ihm auch dadurch, dass er von 1640 bis 1668 Bibliothekar der Universität gewesen ist. Wittichs anfängliche philosophische Prägung war sicherlich noch klassisch und daher descarteskritisch. Spätestens während seines zweiten Groningenaufenthalts stand Wittich dann aber Descartes und damit auch Andreae als philosophischem Lehrer aufgeschlossen gegenüber. Andreae wird bereits in den ältesten Darstellungen der Geschichte des Cartesianismus als wichtigster Verteidiger von Descartes erwähnt. Vgl. Johannes Tepelius: M. Johannis tepelii, P.L.C. Historia Philosopiae Cartesianae. Norimbergae: Andreae & Endteri Junioris Haeredes 1674, hier S.55–57. Vgl. ebenso Balthasar Bekker: Balthasaris Bekker V.D.M. S.T.D. De philosophia cartesiana admonitio candida & sincera. Vesaliae: ab Hoogenhuysen 1668, hier II §7,29. Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210 geht ohne Berücksichtigung der Orientierung Wittichs an der klassischen Philosophie davon aus, dass Wittich und Clauberg zusammen Andreae gehört haben. Wittich selbst gibt zwar in der Praefatio zu seinen Dissertationes Duae darüber Auskunft, dass Andreae sein Lehrer in Groningen gewesen ist, aber wahrscheinlich bezieht er sich dabei vor allem auf seine Rückkehr an die Groninger Universität ab 1648. Vgl. Wittich: Dissertationes duae (1653) Praefatio [v].

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Zeugnissen der Universität,31 besonders dem erhaltenen Schema lectionum publicarum aus dem Jahr 164732 und vor allem durch die personenbezogene Analyse der philosophischen und theologischen Positionen seiner wichtigsten Lehrer. 2.4.2.1 Samuel Maresius: Unterricht bei einem streitbaren Theologen Samuel Maresius (1599–1673)33 wurde bereits während der ersten Groninger Jahre zu Wittichs wichtigstem theologischen Lehrer. Insbesondere aufgrund seines wechselvollen Verhältnisses zu seinem Schüler Wittich sowie dem Cartesianismus insgesamt – Maresius entwickelte sich Ende der 1660er Jahre von einem Befürworter der cartesianischen Philosophie und Theologie zu einem führenden Gegner und zwar in direktem Zusammenhang seiner Entzweiung mit Wittich – wurde der Theologe für Wittich weit über seine Studienzeit hinaus so

31 Die Akten der Universität sind nicht ediert und konnten nicht eingesehen werden. Sie werden jedoch ausgewertet z. B. bei Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen (1864) oder Nauta, Maresius (1935). 32 Gedruckt und besprochen bei Dibon, Regards sur la Hollande, 87–95. Zwar war Wittich 1647 in Leiden, das Lektionsverzeichnis gibt jedoch Aufschluss über regelmäßige Veranstaltungen und erlaubt Rückschlüsse auf Wittichs Studienzeit. 33 Vgl. zu Maresius insbesondere den Überblick von Knetsch, Art. Maresius, Samuel (1599– 1673). DSECDP 2 (2003) 677–680 sowie Strohm, Art. Maresius (des Marets), Samuel. RGG4 5 (2002) 791f. und Schurr, Art. Maresius (des Marets), Samuel. BBKL 5 (1993) 794–797. Vgl. die Monographie von Nauta, Maresius (1935) für eine ausführliche Darstellung: Maresius wurde am 09. August 1599 in Oisemont/Frankreich als Sohn eines Richters geboren. Er hat seine Ausbildung in Paris (Akademie von Saumur) und in Genf erhalten. Maresius begann seine kirchliche Laufbahn 1620 als Pfarrer in der reformierten Kirche von Laon; sein schon damals deutliches kontroverstheologisches Talent setzte er in der Hugenottenfrage ein. Vermutlich im Kontext eines heftigen Streits mit katholischen Missionaren wurde ein Anschlag auf ihn verübt und er verließ schließlich die Stadt. Nach einer kurzen Predigertätigkeit in Falaise wirkte er ab 1624 in Sedan. An der dortigen Akademie übernahm er parallel zu seinem Kirchenamt 1625 eine Professur. Er wurde in Leiden am 08. Juli 1625 unter Andreas Rivet (1572–1651) promoviert. In Sedan heiratete Maresius und wurde Vater von drei Kindern. Er beteiligte sich 1631 am Feldzug von Stadholder Friedrich Heinrich von Oranien (1584–1647) gegen Spanien als Militärgeistlicher. Nach der Eroberung von Maastricht 1632 wurde er dort Vorsteher der wallonischen Kirche. 1636 wurde er Pfarrer und Professor am Gymnasium illustre von s’Hertogenbosch. Er lehrte Geschichte und Philosophie und zwar gemäß der aristotelisch-scholastischen Tradition (vgl. dazu Knetsch, Art. Maresius, Samuel [1599–1673]. DSECDP 2 [2003] 678). Auf Maresius’ Verhältnis zum Cartesianismus wird im Folgenden näher einzugehen sein. Im Rahmen seiner Tätigkeiten in s’Hertogenbosch kam es zu einem Zerwürfnis mit Gisbert Voetius. Der weitere Verlauf von Maresius’ Karriere und seiner theologischen Position ist von großer Bedeutung auch für Wittich und wird im Folgenden genauer ausgeführt. Vgl. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit Nijmegen) und 2.13 (Auseinandersetzung mit Maresius).

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bedeutend, dass auf seiner Karriere im Folgenden ein besonderes Augenmerk liegen muss.34 Bevor Maresius Professor in Groningen geworden war, lehrte er am akademischen Gymnasium s’Hertogenbosch. Dort geriet er mit einem der einflussreichsten Theologen des 17. Jahrhunderts, Gisbert Voetius (1589–1676),35 in Streit über die Beurteilung des Beitritts reformierter Christen zu einer karitativen aber katholischen Vereinigung der Stadt, der Confraternitas Mariana.36 Die Auseinandersetzung entwickelte sich zu einer jahrzehntelangen Fehde.37 Der Streit war für das Verhältnis des Maresius zu Voetius als Vertreter der Nadere Reformatie auf der einen und dem Einfluss des Cartesianismus auf die Theologie auf der anderen Seite von großer Bedeutung. Niemand anderes als René Descartes (1596–1650) hatte in der Affäre durch seine Epistola ad Voetium 1643 Partei für Maresius ergriffen, um diesen als Befürworter seiner Philosophie zu gewinnen.38 Im selben Jahr wurde Maresius jedoch von der wallonischen Synode abgemahnt. Er verließ daher s’Hertogenbosch und trat eine theologische Professur als Nachfolger von Franciscus Gomarus (1563–1641) in Groningen an. Er gestaltete das Prüfungswesen und den Unterricht an der Universität maßgeblich mit.39 Zwischen modernistischen Strömungen und der konservativen Richtung der Nadere Reformatie entwickelte sich Maresius trotz einiger Sonderwege zu einem der einflussreichsten Vertreter der theologia traditiva. Er blieb in philosophi34 Vgl. zu dieser Entwicklung des Maresius Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit Nijmegen) und 2.13 (Auseinandersetzung mit Maresius). 35 Vgl. zu Voetius vor allem van Ruler, Art. Voetius, Gisbertus (1589–1676). DSECDP 2 (2003) 1030–1039 und Mühling, Art. Voetius, Gisbert (1589–1676). TRE 35 (2003) 181–184 sowie die Monographien von Duker, Voetius (1897–1915), Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy (2006) und Beck, Voetius (2007). 36 Die Bruderschaft war katholisch geprägt, so dass Voetius eine Mitgliedschaft mit dem reformierten Bekenntnis als unvereinbar erklärte, während Maresius sie aufgrund ihres gemeinnützigen Charakters in Schutz nahm. Der ursprüngliche Streit bestimmte die Jahre 1642 und 1643. In mehreren Streitschriften führten beide in diesen Jahren einen polemischen Schlagabtausch, in dem Maresius den Beitritt des Gouverneurs und Grafen Johan Wolfert van Brederode (1599–1655) zu der Bruderschaft verteidigte. 37 Die Ursache dafür könnte tiefer gelegen haben: Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 7f. verweist darauf, dass die Theologie womöglich nur das Schlachtfeld einer persönlichen Streitigkeit gewesen sein könnte. Maresius hatte nämlich in einem Rechtsstreit die Sache der Behörden gegen Voetius vertreten. Maresius zeigte sich zudem grundsätzlich als streitlustiger und unversöhnlicher Zeitgenosse. Vgl. für einen Überblick der Auseinandersetzung z. B. Beck, Voetius, 97–103. Zum Verhältnis zu Voetius und der Affäre um die confraternitas vgl. die detaillierte Darstellung bei Nauta, Maresius, 241–282 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 190–193. 38 Er hatte bereits im Vorfeld mit Maresius in brieflichem Kontakt gestanden. Vgl. Verbeek, Art. Descartes, René (1596–1650). DSECDP 1 (2003) 256: „Although the reason why Descartes associated his own cause with that of Maresius is far from clear, the chapter on the Brotherhood affair became the longest of his book.“ 39 Vgl. dazu besonders Nauta, Maresius, 200–209.

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schen und theologischen Fragen dementsprechend grundsätzlich der Tradition verpflichtet und hatte sich bei Wittichs Immatrikulation auch mit Descartes als Philosoph inhaltlich noch nicht tiefergehend auseinandergesetzt. Maresius vertrat den philosophischen Standpunkt eines christlich rezipierten Aristotelismus, verstand sich aber vor allem als Theologe und nahm insofern Abstand von rein philosophischen Überlegungen.40 Er gestaltete als Systematiker, Ireniker und Kontroverstheologe die Orthodoxie seiner Zeit maßgeblich mit. Gleichzeitig setzte er sich u. a. für ihre Emanzipation von der scholastischen Methode ein. Seine langjährige Opposition zu Voetius, dem „Haupt der Orthodoxie“41, sein gutes Verhältnis zu Descartes und auch zu dessen Anhängern wie seinem Kollegen Tobias Andreae und schließlich sein streitbares Wesen, das nicht ohne Einfluss auf seine theologischen Entscheidungen war, führten dazu, dass Maresius theologischen Sonderwegen grundsätzlich offen gegenüberstehen konnte, solange der von der Dordrechter Synode festgelegte Rahmen der Orthodoxie davon nicht beeinflusst wurde.42 Da Maresius der Philosophie nicht allzu viel Gewicht beimaß, wurde sein späteres Verhältnis zu Wittich zunächst durch dessen Annäherung an den Cartesianismus nicht belastet. Während Wittichs Studienzeit kann man seinen Lehrer insgesamt als einen Neuerungen gegenüber aufgeschlossenen Gelehrten beschreiben: Mit Descartes blieb er immer in freundschaftlichem Kontakt und fühlte sich auch nach dessen Tod mit ihm verbunden.43 Er sah den Philosophen als einen Verbündeten gegen Voetius und griff deshalb auch in einigen Punkten inhaltlich auf ihn zurück, ohne jedoch vertiefte Descartesstudien betrieben zu haben. Man kann Maresius also leichte cartesianische Tendenzen und eine grundsätzliche Sympathie zur cartesianischen Philosophie nachweisen, ohne ihn deshalb zu einem überzeugten Cartesianer zu erklären. Seine Zeitgenossen haben ihn teilweise als solchen dargestellt.44 Sein Unterricht dürfte für Wittich jedoch kein Ort der Begegnung mit cartesischer Philosophie gewesen sein.45 40 Mit dem nötigen Vorbehalten kann Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 372 ihn vor 1666 als „cartesiano moderato‘“ bezeichnen und ihm eine „ortodosso della filosofia (per accidens cartesiana)“ zuschreiben. Vgl. zu der Veränderung seines Verhältnisses zum Cartesianismus das Kapitel 2.13 (Auseinandersetzung mit Maresius). 41 Heppe/Bizer, Dogmatik der evangelisch-reformierten Kirche, LXI. 42 Vgl. zum guten Verhältnis von Maresius und Andreae van Sluis, Art. Andreae Sr, Tobias (1604–76). DSECDP 1 (2003) 37f. 43 Maresius hat Descartes Zeit seines Lebens als Landsmann und verbündeten Freund geschätzt. Das änderte sich auch nicht, als Maresius sich Ende der 1660er Jahre zu einem unerbittlichen Kritiker der cartesianischen Theologie entwickelte. Vgl. Nauta, Maresius, 356. 44 So zählt ihn z. B. Lambert van Velthuysen (1622–1685) in einem procartesianischen Pamphlet zu den Förderern des Cartesianismus. Velthuysen: Bewys (1656), Voor-Reden [iv–vi]. Vgl. zu diesem Kapitel 2.8.6.1 (Eröffnung des Pamphletenstreits) und Kapitel 2.10.3 (Burman, Velthuysen, Scavanten). Lambert van Velthuysen: Bewys dat noch de leere van der sonne stilstant, en des aertryx

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Wittichs Verbundenheit mit Maresius nahm ihren Anfang in dem Besuch von dessen praelectiones publicae in der Zeit von 1644–1646 und entwickelte sich während seines zweiten Studienaufenthaltes in Groningen 1648–1650 zu einem engen Lehrer-Schüler-Verhältnis.46 Wittich wurde nach und nach zu einem der Lieblingsschüler des Maresius.47 Der Unterricht des bekannten Maresius hatte insgesamt großen Zulauf.48 Wittich selbst lobt Maresius ausdrücklich als seinen wichtigsten theologischen Lehrer: Ich bekenne gerne und öffentlich, dass ich mich, als ich mich wiederholt in Groningen dem Studium widmete, in den ersten zwei Jahren ein aufmerksamer Hörer seiner öffentlichen Vorlesungen gewesen bin. Und ich bekenne, dass ich später, als ich, nachdem zwei weitere Jahre dazwischengetreten waren, aus Leiden zurückkehrte und wiederum von seinen öffentlichen und privaten Anstrengungen in zwei neuen Jahren Gebrauch gemacht habe, so durch die einzigartige Leichtigkeit, Gewandtheit und Einfachheit des Unterrichts, die mit unerschöpflicher Sorgfalt einherging, unterstützt wurde, dass ich diesem in besonderer Weise verdanke, was immer ich an theologischer Ausbildung aus den Akademien mitgenommen habe.49

Der Unterricht bei Maresius spielte sich insgesamt völlig im Rahmen der orthodoxen Theologie ab.50 Vor allem bot Maresius seinen Studenten eine über-

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bewegingh, noch de gronden vande philosophie van Renatus des Cartes strijdig sijn met Godts Woort. Gestelt tegen een tractaet van J. Du Bois, predikant tot Leyden; genaemt Naectheyt vande Cartesiaensche Philosophie ontbloot. Utrecht 1656. Vgl. dazu Nauta, Maresius, 356–359. In innerkonfessionellen Streitigkeiten griff Maresius ab und an auf Thesen von Descartes zurück. So bot ihm z. B. die Auseinandersetzung um Voetius’ Darstellung der spatia imaginaria einen Anknüpfungspunkt an Descartes. Auch in seiner Auseinandersetzung mit Adam Stuart (Steuart; 1591–1654) rezipierte Maresius nachweislich Descartes. Wittich könnte also höchstens einzelne Elemente der cartesianischen Philosophie in den Schriften von Maresius vorgefunden haben. Sie spielen bei ihm aber eine untergeordnete Rolle. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [x–xi]. Vgl. z. B. Schöffler, Deutsches Geistesleben, 155. Vgl. Nauta, Maresius, 215. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [x–xi]: „Fateor libenter & publice, me iteratis vicibus Groningae studiis operam dantem, primo biennio diligentem auditorem fuisse publicarum ejus [scil. Maresius] praelectionum, postea, cum intercessisset alterum biennium, Leida reducem iterum & publicis & privatis ejus laboribus novo biennium fuisse usum, singulari ejus promtitudine, dexteritate & institutionis facilitate, cum indefessa diligentia conjuncta, ita me adjutum, ut ei praecipue debeam quicquid eruditionis Theologiae ex Academiis retuli.“ Knetsch, Art. Maresius, Samuel (1599–1673). DSECDP 2 (2003) 678f. macht deutlich, dass er den Rahmen der Orthodoxie sehr strikt bewahrt hat: „Novelties did not appeal to him“. Nijenhuis, Art. Groningen, Universität. TRE 14 (1986) 264 bezeichnet ihn als fanatischen Vertreter der Orthodoxie. Diese Einschätzung trifft jedoch vor allem auf den späten Maresius zu. Eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Positionen darf man ihm in seiner Zeit als Wittichs Lehrer unterstellen. Vgl. zum Unterricht des Maresius vor allem Nauta, Maresius, 209–216. Maresius begann sich insbesondere nach 1644 mit Descartes auseinanderzusetzen, als er dazu durch die von Voetius initiierte Kampagne gegen den französischen

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blicksartige Einführung in die systematische Theologie. Er übernahm nicht nur die regelmäßige Vorlesung über die Loci Communes, sondern hatte bereits 1645 dazu die erste Auflage seines erfolgreichen Lehrbuchs Collegium theologicum, sive Breve Systema universae theologiae (im Folgenden Systema) herausgegeben, das Wittich selbst später als Lehrer benutzten sollte und im Groninger Unterricht kennengelernt hat.51 Das Werk ist unmittelbar aus Universitätsdisputationen hervorgegangen und seine Entwicklung dürfte daher den Unterricht stark geprägt haben.52 Das Lehrbuch vermittelt eine grobe Vorstellung von der Theologie, die Wittich in Groningen kennengelernt hat. Ironischerweise benutzte Maresius 1673 ausgerechnet eine Neuauflage dieses Lehrbuches, aus dem Wittich die Grundzüge der Theologie kennengelernt hat, um seinen alten Schüler zu bekämpfen, indem er es mit Anmerkungen gegen diesen versah.53 Ergänzt werden Philosophen gezwungen wurde, mit der er sich aufgrund seines Rektorats der Groninger Universität auseinandersetzen musste. Wenn sich das in seinem Unterricht niedergeschlagen haben sollte, dann hat Wittich davon erst bei seinem zweiten Aufenthalt an der Groninger Universität einen Nutzen haben können. 51 Samuel Maresius: Collegium Theologicum: Sive Breve Systema Universae Theologiae, Comprehensum Octodecim Disputationibus privatum habitis in Academia Provinciali Ill. Ord. Groningae et Omlandiae / à Samuele Maresio SS. Theologiae Doctore et Professore ordinario ac p. t. Academiae Rectore. Opdracht aan de Staten van Gron. en Oml.; gedateerd: 17 Febr. 1645 Ad Lectorem. – Groningae: Nicolai 1645. Vgl. Für die weiteren Auflagen des Lehrbuches Nauta, Maresius, 11–13. Das Lektionsverzeichnis macht für 1647 Maresius’ Lehrbuch als Grundlage seiner theologischen Vorlesungen sehr wahrscheinlich; Maresius „proponit Compendium Theologiae Positivo-Elencticae quotannis absolvendum“. Vgl. Dibon, Regards sur la Hollande, 89. Da dieser theologische Überblick nach dem Eintrag in das Lektionsverzeichnis jährlich durchgenommen werden musste, hat Wittich ihn in einem der beiden vorangegangenen Jahre sicherlich gehört. Die Verwendung des Systema belegt auch Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen, 280. 1647 las Maresius zudem über „miscellas […] quaestiones, modo Dogmaticas, modo Practicas“ und über die Loci Communes. Vgl. Dibon, Regards sur la Hollande, 89. Nauta, Maresius, 209 hält die Verwendung des Systema als Leitfaden für die Behandlung der Loci Communes ebenfalls für wahrscheinlich. Überhaupt gehörte das vielfach aufgelegte Werk schnell zu den einflussreichsten dogmatischen Lehrbüchern der Epoche. Vgl. Beck, Voetius, 97. Vgl. zur prüfungsrelevanten Literatur und dem Unterricht an der theologischen Fakultät Groningen vor dem Systema auch Nauta, Maresius, 201f. Nach der Etablierung des Systema als Lehrbuch flossen in den neuen Auflagen auch die Inhalte einzelner Kollegs mit ein, die Maresius in Groningen zu halten pflegte; diese beziehen sich zwar auf eine Zeit nach Wittichs Studium, gaben aber einen Eindruck davon, wie Maresius zentrale theologische Themen innerhalb der einzelnen Kollegs zu verhandeln pflegte. Vgl. dazu Nauta, Maresius, 212f. und die Anhänge von Maresius, Systema (16626). 52 Vgl. Nauta, Maresius, 213. Wittich war allerdings nicht als Respondent bei der Entstehung des Buches beteiligt. Seine Studien wären dafür wohl auch noch nicht weit genug fortgeschritten gewesen. 53 Vgl. zum Systema, dem darauf basierenden theologischen Unterricht und zu dem Streit mit Maresius Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit Nijmegen). Vgl. für eine Besprechung des Systema und seines Einsatzes im Theologieunterricht auch Eberhardt, Rahmenbedingungen des Theologieunterrichts (2014).

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muss das Bild des Groninger Unterrichts zudem durch die zahlreichen Streitschriften, die Maresius verfasst hat. Seine Theologie orientierte sich grundsätzlich an der Orthodoxie der Dordrechter Synode, beinhaltete aber einige Sonderpositionen.54 Methodisch bemühte sich Maresius darum, die Theologie von der Scholastik zu emanzipieren.55 Insbesondere gegen Voetius vertrat er den Infralapsarismus.56 Auch Maresius’ Position in den Fragen der kirchlichen Güter oder der Kindertaufe gilt als auffällig.57 Insgesamt lässt Maresius Œuvre der 1640er Jahre darauf schließen, dass er ein ausgezeichneter Dogmatiker war: Systematisch-theologisches Denken und Feinheiten der theologischen Kontroversen innerhalb der Grenzen der Orthodoxie hat Wittich bei ihm gelernt. Gleichzeitig verstand es Maresius die ganze Bandbreite der theologischen Fächer zu behandeln: Kirchengeschichte, Ethik, Theologiegeschichte und Bibelstudien rundeten seine Unterweisungen ab, die auch immer in enger Verbindung mit seiner Forschungs- und Publikationstätigkeit und damit in Bezug zu aktuellen kirchenpolitischen Entwicklungen standen.58 2.4.2.2 Martin Schoock als akademischer Lehrer und Anticartesianer Wittichs Philosophiestudium fand zwischen 1644 und 1646 vor allem unter der Leitung von Martin Schoock (1614–1669)59 statt. Auch in dieser Disziplin war seine Ausbildung somit grundsätzlich aristotelisch geprägt, wie er selbst bezeugt.60 Ein besonderer Interessenschwerpunkt des jungen Wittich war die Naturphilosophie, genauer die Physik, wovon die im Mai 1646 gehaltene Disputatio physica de aqua exemplarisch Zeugnis gibt.61 Es werden naturphilosophische 54 Vgl. für einen Überblick besonders Nauta, Maresius, 283–304. 55 Vgl. Heppe/Bizer, Dogmatik der evangelisch-reformierten Kirche, LXI und vor allem Maresius: Systema (1645) 3 (Locus 1 §VIII). 56 Für eine ausführliche Darstellung das theologischen Auseinandersetzung mit Voetius vgl. vor allem Beck, Voetius, 97–103 auf der Grundlage von Nauta, Maresius, 285–290. 57 Vgl. Nauta, Maresius, 290–293.298–304. 58 Vgl. Nauta, Maresius, 210f. 59 Vgl. zu seiner Vita vor allem Krop, Art. Schoock, Martinus (1614–69). DSECDP 2 (2003) 890– 895 und Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 64f.: Schoock stammte gebürtig aus Utrecht. Wie Wittich begann er zuerst Jura zu studieren, wechselte dann aber sein Ausbildungsziel und widmete sich in Franeker und Leiden der Philosophie und Theologie. 1635 wurde er Lehrer an der illustren Schule in Utrecht und wurde, als diese den Status einer Universität erlangte, von Gisbert Voetius in Philosophie promoviert. 1638 lehrte er am Athenaeum in Deventer und wurde schließlich 1640 Professor für Physik und Logik in Groningen. 60 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [viii]: „Quamquam enim eum Praeceptorem in Philosophia Aristotelica agnoverim […].“ Vgl. auch Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461. 61 Martin Schoock: Disputatio Physica De Aqua, Quam Auspice Deo Optimo, sub Praesidio Clarissimi, Doctissimi, Acutissimique Viri, D. Martini Schoockii A.L.M. Logicae & Physicae in

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Fragestellungen sein, die Wittich an Descartes faszinieren und ihn zu einer theologischen Betrachtung von dessen Philosophie motivieren werden. Schoock oblag die Vorlesung über die praecepta logica. Zusätzlich hielt er eine weitere Logikvorlesung. Ähnlich wie bei Maresius bedeutete der klassische Inhalt des Unterrichts jedoch nicht grundsätzlich eine Ablehnung neuer Thesen, sondern lediglich ihre Adaption in einen peripatetischen Kontext. So saß Schoock z. B. 1648 sogar einer Disputation vor, in der Erdbewegung und Heliozentrismus als Möglichkeit erwogen wurden, womit die theologisch heiklen Bereiche der Astronomie, die im Cartesianismusstreit eine große Rolle spielten, berührt wurden.62 Zu Descartes befand sich Schoock jedoch grundsätzlich in einer entschiedenen Opposition.63 Wie viele andere aristotelisch geprägte Philosophen seiner Zeit gestaltete er seinen Unterricht nicht mehr nur als bloße Propädeutik und Aristoteleskommentierung, sondern erweiterte sein thematisches Spektrum erheblich. Das führte mitunter zu etwas merkwürdig anmutenden Disputationsthemen; so ließ er unter anderem über die Butter, den Torf, das Nichts, die Abneigung gegen Käse oder die Frage nach dem Huhn und dem Ei disputieren.64 Mit der von Wittich verteidigten Disputation wird für uns sein philosophischer Unterricht unmittelbar greifbar. Die Disputation De Aqua wurde im Mai 1646 gehalten und ist damit wohl als Abschlussarbeit des ersten Groningenaufenthalts zu bewerten.65 Als erstes überliefertes literarisches Zeugnis von Wittich verdient sie eine kurze Vorstellung.66 Wittich widmete die Disputation Johannes Steinberg (1592–1653), der Professor für Jura in Groningen und Rektor der

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Illustri Groningo-Omlandica Academia Professoris ordinarii, praeceptoris sui omni obsequio & amore colendi, Publice defendere conabitur Christophorus Wittichius, Brega-Silesius Auth & Resp. Ad diem … Maii horis locoque solitis. Groningae: Eissens 1646. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 179. Da Aristoteles mitunter wenig Antworten auf astronomische Fragestellungen bot und das ptolemäische Weltbild durch die neuen naturphilosophischen Erkenntnisse vehement infrage gestellt wurde, kam es auch bei konservativen Denkern immer wieder zu Kompromisslösungen, wenn sie zu Fragen de mundo glaubwürdig Stellung beziehen wollten. Insbesondere das System von Tycho Brahe (1546– 1601) stieß dabei auf große Resonanz. Vgl. dazu Vermij, Calvinist Copernicans, 178f. Vgl. van Berkel, Art. Groningen, University of. DSECDP 1 (2003) 359. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 158. Wittich disputierte nicht pro gradu, es war aber allgemein üblich, Studieneinschnitte mit Disputationen zu markieren. Bei Disputationen ist oftmals die Frage nach der Autorschaft schwer zu klären. Welchen Eigenanteil Wittich an der Veröffentlichung hatte und wie viel aus der Feder Schoocks stammt, muss offenbleiben. Immerhin wird Wittich aber ausdrücklich auf dem Deckblatt als „Auth. et Resp.“, bzw. auf der Seite der Widmungsempfänger als „Author et Respondens“ beschrieben, so dass eine hohe Selbstbeteiligung wahrscheinlich ist. Bereits van Ruler, Crisis of Causality, 100 (Anm. 66) weist darauf hin, dass man vermuten darf, dass insbesondere deutsche Studenten eine derartige Formulierung auf den Deckblättern der Disputationen verwendet haben, um ihre eigene Autorschaft zu unterstreichen, die an deutschen Universitäten weniger üblich gewesen sei. Vgl. Schoock/Wittich: De Aqua (1646) Deckblatt und Widmung.

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Universität war und den er als Patron und Förderer bezeichnet.67 Als einziger Beiträger hat Johannes Clauberg ein 26 Verse umfassendes Gedicht für Wittich „ob gratam in συμμαχίαν“68 verfasst, das die Studienfreundschaft der beiden angehenden Gelehrten noch einmal ausdrücklich belegt. In 36 Thesen entfaltet Wittich eine Analyse über das Wasser.69 Von besonderem Interesse für die folgenden Untersuchungen ist dabei Wittichs Rekurs auf theologische Annahmen innerhalb einer naturphilosophischen Untersuchung. Der Verweis auf das Schöpfungshandeln Gottes, der bestimmte Eigenschaften des Wassers zum Nutzen für die Menschen eingerichtet habe, ist eine legitime Erklärung in seiner Analyse.70 In Übereinstimmung mit Schoock wendet Wittich in seinen Ausführungen die Prinzipien beider Wissenschaften auf seinen Untersuchungsgegenstand an.71 Damit argumentiert er noch ganz auf der Grundlage einer Mosaica physica. Nach Wittich und Schoock ist es die Vorsehung Gottes, der es zu verdanken sei, dass die Erde große Landflächen besitze, da nach der natürlichen Ordnung gemäß der aristotelischen Elementenlehre das Wasser unterhalb von Feuer und Luft, aber oberhalb der Erde angesiedelt sein müsste.72 Ebenso wird die Entstehung von heißen Quellen durch unterirdisches Feuer auf das „singulare Dei beneficium“73 zurückgeführt. Gottes Wirken liegt auch bei der Erklärung der Bewegung des Wassers zugrunde, das nicht immer zwangsläufig gerade fließe, wie es die Natur vorschreibe, sondern auch „per varios sinus et non per brevissimas lineas“ und somit „non naturalis“ Flussläufe bilden kann, und zwar „in eum finem, ut variae terrae irrigentur et homines ad varias regiones […] deduci possent.“74 Wittich und Schoock scheinen also davon auszugehen, „that God in fact acts against natural causality and subjects the general law of Nature to His particular decision of supplying certain commodities for man and beast.“75 So werden der Natur entsprechende und widersprechende Phänomene gegenübergestellt, um eine Theologie und Philosophie harmonisierende Physik zu rechtfertigen: Gott scheint zugunsten der Schöpfung von den Gesetzmäßigkeiten 67 Vgl. Schoock/Wittich: De Aqua (1646) Widmung: „patrono suo et fautori summo“. Über das Verhältnis zu Steinberg lässt sich daraus mit Bestimmtheit nichts ableiten. Dessen Sohn, Johannes Melchior (1625–1670), war allerdings ebenfalls ein enger Schüler des Maresius und im selben Alter wie Wittich. 68 Schoock/Wittich: De Aqua (1646) Beitrag Clauberg [unpaginiert]. 69 Dabei nimmt er Bezug auf Julius Caesar Scaligers (1484–1558) Exercitationes zu Cardanos enzyklopädischem Philosophielehrbuch De subtilitate, so dass man Scaliger als Studienlektüre Wittichs nachweisen kann. Vgl. Schoock/Wittich: De Aqua (1646) These XVI. 70 Vgl. Schoock/Wittich: De Aqua (1646) These XVI und XXIII. 71 Vgl. van Ruler, Crisis of Causality, 104f. 72 Schoock/Wittich: De Aqua (1646) These XVI. Vgl. auch van Ruler , Crisis of Causality, 101. 73 Schoock/Wittich: De Aqua (1646) These XXIII. 74 Schoock/Wittich: De Aqua (1646) These XXVIII. Vgl. auch van Ruler, Crisis of Causality, 102. 75 van Ruler, Crisis of Causality, 102.

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seiner eigenen Weltordnung abzuweichen. Durch diese Erklärung können physikalische Theorien aufrechterhalten werden, auch wenn die empirischen Beobachtungen sie zu widerlegen scheinen. „In order to save Aristotle, God has sometimes to make an exception.”76 Der Disputation liegt eine Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie zugrunde, die Wittich im Verlauf der nächsten Jahre mehr und mehr problematisieren wird und gegen die er sich schließlich explizit in seinen Dissertationes Duae (1653) abgrenzen wird. Eine Aussageabsicht der Bibel zu naturphilosophischen Themen wird von ihm grundsätzlich geleugnet werden. Die beiden Wissenschaften werden auf ihre Erkenntnisprinzipien und Inhalte hin streng getrennt. Auch in weiteren Punkten, wie z. B. in Bezug auf die substantiellen Formen, erweist Wittich sich in De Aqua zunächst noch ganz als Schüler der klassischen Orthodoxie und tradierten Philosophie.77 Nicht nur Wittich, sondern auch Clauberg beendete seine Groninger Zeit mit einer Disputation. Er verteidigte unter Tobias Andreae im selben Jahr „Τεσσαρακάς Thesium Philosophicarum“78. Auch seine Disputation zeigt noch keine Spuren einer Descartesrezeption. Clauberg wich in dieser Schrift, die sich mit der Differenzierung der Logik von anderen Fachbereichen beschäftigt, sogar von der cartesischen Physik ab und verteidigte die Existenz von Atomen. Dies ist als ein Indiz dafür zu werten, dass er sich mit den für die Descartesrezeption relevanten Thesen beschäftigt hatte, allerdings noch kein überzeugter Anhänger von Descartes geworden war.79 Der Vorsitz von Andreae darf dabei nicht überbewertet werden. Dieser ist zwar als Cartesianer zu bewerten, war aber eigentlich kein Philosophieprofessor und daher in seinen akademischen Veröffentlichungen zurückhaltend. Das Abhalten einer philosophischen Disputation war ihm vermutlich vor allem deswegen erlaubt worden, weil Clauberg sein Landsmann war.80 Denn die Vorlesungen von Schoock hatte Clauberg durchaus auch gehört.81 Sowohl für Wittich als auch in noch höherem Maße für Clauberg lässt sich vermuten, dass sie zwar in Groningen mit cartesianischen Gedanken in Kontakt 76 van Ruler, Crisis of Causality, 104. 77 Vgl. dazu ausführlich van Ruler, Crisis of Causality, 100–104.134–139. 78 Andreae, Tobias: Τεσσαρακάς Thesium Philosophicarum, De logicae ab aliis Disciplinis quibuscum vulgo confundi assolet distinctione, D.T.O.M.A. Moderatore Dn. Tobia Andreae in Illustri Groningae & Omlandiae Academia Historiarum & Linguae Graecae Professore Ordinario Ingenii exercendi causa ad placidam & λογικὴν συζήτησιν τοῖς συμφιλοσοφοῦσι proposita a Johanne Claubergio, E Ducatu Montium Solingensi Ad diem … Iunii hora locoque solitis. Groningae: Nicolai 1646. Vgl. zu der Schrift auch Verbeek, Johannes Clauberg, 183. 79 Vgl. Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 211f. 80 Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 183. 81 Vgl. Henninius: Vita (1691) [unpaginiert ii]. Außerdem disputierte Clauberg theologisch unter Matthias Pasor (1599–1658) über das Gewissen; beide Disputationen hielt er am 19. Juni 1646, unmittelbar vor seiner Abreise aus Groningen Vgl. zu den Disputationen Verbeek, Johannes Clauberg, 183.188.

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gekommen waren – Clauberg hatte möglicherweise unter dem Einfluss von Andreae die Meditationes gelesen82 –, dass aber diese Begegnung noch relativ folgenlos geblieben ist. Zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus und der Adaption der entsprechenden Philosophie ist es erst während des Studiums der beiden Kommilitonen in Leiden gekommen.83 Clauberg war darauf von Andreae bereits vorbereitet. So berichtet er, dass dieser ihm einen Studienbesuch in Leiden erst empfohlen hatte.84 2.4.2.3 Schoock als anticartesianischer Agitator der Utrechter Krise (1642–1645) Bereits die letzte Dekade von Descartes’ Leben war geprägt von akademischen Streitigkeiten um seine Philosophie, die noch von ihrem Begründer selbst ausgefochten wurde. In dem Zeitraum von 1642 bis 1645 war die Universität Utrecht das Zentrum der Auseinandersetzung. Martin Schoock jedoch spielte dabei als Vertreter der Descarteskritiker eine große Rolle, so dass auch in Groningen der Streit um die nova philosophia deutlich präsent gewesen war. Wittich und Clauberg lernten so schon vor ihrer eigentlichen Hinwendung zum Cartesianismus die mit dieser philosophischen Haltung einhergehenden Kontroversen kennen. Schoock wurde in den Streit durch seinen Doktorvater Gisbert Voetius hineingezogen. Bereits am 17. März 1642 hatte der akademische Senat von Utrecht auf das Insistieren von Voetius gegen cartesianische Lehrinhalte des Henricus Regius (1598–1679)85 die Philosophie von Descartes offiziell verurteilt und ein Lehrverbot ausgesprochen, das den akademischen Kulminationspunkt der Utrechter Krise darstellte.86 Aufgrund von Voetius’ führender Rolle in den vehementen 82 Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 183. 83 Zu einem entscheidenden Vermittler der Philosophie von Descartes wird in Leiden, wie wir noch sehen werden, Johannes de Raey. Für Clauberg darf eine Beschäftigung mit Descartes grundsätzlich aber früher angenommen werden als bei Wittich. Es ist durchaus möglich, dass Andreae in Groningen Privatkollegs zu Descartes angeboten hat, die Clauberg besucht hat. Für Wittich ist das aufgrund seines sonstigen Studienverlaufes jedoch eher auszuschließen. Auch sein Lehrer Schoock duldete Andreaes cartesianische Ausrichtung nicht. Claubergs Begegnung mit dem Cartesianismus durch die Vermittlung von Andreae wird aber immer wieder angenommen und scheint plausibel. Vgl. dazu z. B. Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 307 und van Berkel, Art. Groningen, University of. DSECDP 1 (2003) 359. Dass er Claubergs wichtigster Lehrer wurde, weist bereits Henninius: Vita (1691) [unpaginiert ii] nach, der das Freundschaftsverhältnis der beiden betont und Clauberg nachsagt, Andreae wie einen Vater geschätzt zu haben. 84 Vgl. Johannes Clauberg: Johannis Claubergii Logica vetus & nova, Modum inveniendae ac tractendae veritatis, in Genesi simul & Analysi, facili method exhibens. Editio secunda mille locis emendate novisque Prolegomenis aucta. Amstelaedami: Elzevir 1658, Widmung an Tobias Andreae [iii]. 85 Vgl zu Regius Bos, Art. Regius, Henricus (1598–1679). DSECDP 2 (2003) 818–821. 86 Die Utrechter Krise hatte ihren Ursprung in den Veröffentlichungen des gegenüber der neuen

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Angriffen gegen Descartes,87 stellte dieser der zweiten Auflage seiner Meditationes noch im selben Jahr die Epistola ad Dinetum voran, einen Brief an einen französischen Jesuitenpater, der sich auf recht polemische und persönliche Weise auch mit Voetius auseinandersetzte und seinen Einfluss untergraben sollte. Da dieser Text auch ins Niederländische übersetzt wurde, erhielt die Auseinandersetzung einen öffentlichen Charakter und die Gesellschaft nahm daran Anteil.88 Allerdings unterschätzte Descartes die Stellung und die Beziehungen des Voetius: Es kam nicht zu einer procartesianischen Wende in Utrecht. Stattdessen ging Voetius zum Angriff über. Zuerst sicherte er sich die Unterstützung der Universität.89 Daraufhin betraute er Schoock mit der anonymen Abfassung einer ausführlichen Widerlegung der Vorwürfe von Descartes. 1643 wurde sie unter dem Titel Admiranda Methodus novae philosophiae Renati Des Cartes90 veröffentlicht. Diese nicht minder polemisch verfasste Schrift hielt sich keineswegs mit persönlichen Angriffen gegen Descartes zurück, wie z. B. der Unterstellung

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Philosophie aufgeschlossen Henricus Regius, der im Rahmen medizinischer Disputationen am 17. April und 05. Mai 1641 (mit Wittichs zukünftigem Lehrer de Raey als Respondent) auch nach Ermahnungen durch Voetius zunehmend den fachlichen Rahmen überschritt und auffällig provokant cartesische Thesen in Utrecht verteidigte. Insbesondere die Leugnung der substantiellen Formen, die übliche Argumentationen für die leibliche Auferstehung Christi und der Beziehung Gottes zu den Geschöpfen infrage stellte, aber auch im Vorfeld vertretene kopernikanische Thesen und die Diskussion des Verhältnisses von Geist und Körper erregten den Widerstand der anderen Fakultäten, der Bürgermeister der Stadt und insbesondere von Voetius. Disputationen und Veröffentlichungen waren die Folge. Regius rechtfertigte seinen Standpunkt am 16. Februar 1642 in einer Responsio, an der sich Descartes auch beteiligt hat. Durch den Einfluss von Voetius verurteilten der Senat der Universität und letztlich auch die ursprünglich Regius begünstigende Vroedschap jedoch die cartesianische Philosophie im März 1642, vor allem aus Angst vor einer Erneuerung der noch präsenten arminianischen Unruhen. Die Begründung war jedoch sehr vage – ein Zeichen der Stärke der cartesischen Position in Utrecht – und basierte vor allem auf pädagogischen statt auf philosophischen Erwägungen. Vgl. dazu übersichtlich Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 356–358 und ausführlicher vor allem McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 165– 179, Verbeek, Descartes and the Dutch, 13–33 und Descartes and some Cartesians, 167–189 sowie ergänzend Beck, Voetius, 65–72 und Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 9–35. Vgl. zu den Ereignissen nach dem Lehrverbot vom März 1542 z. B. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 175f. Vgl. z. B. Beck, Voetius, 70. Bereits die Regius-Disputationen hatten schon die Aufmerksamkeit der Stadt auf sich gezogen. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 176f. Martin Schoock: Admiranda methodus novae philosophiae Renati Des Cartes. Utrecht 1643. Das Werk besteht sowohl aus polemischen Teilen als auch aus philosophischen Argumenten gegen das cartesische Wahrheitskriterium, den methodischen Zweifel, die Bedeutung der Wahrnehmung für die Erkenntnis und den aus den Meditationes abgeleiteten Täuschergott. Vgl. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 172–174 und Beck, Voetius, 70f. mit weiteren Angaben. Vgl. zu der Schrift auch Savini, Le développement de la méthode cartésienne, 103– 159. Die Schrift eignet sich vorzüglich für eine Analyse der frühen Descarteskritik. Vgl. dazu die Thesenübersicht in Schoock: Admiranda methodus (1643) Syllabus [unpaginiert].

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philosophischer Unkenntnis und des Atheismus.91 Der Atheismusvorwurf wurde zusammen mit einer Reihe anderer, durchaus sachlicher gehaltener Argumente wie der Kritik am methodischen Zweifel und der cartesischen Erkenntnislehre, zu einem Topos der Descarteskritik. Schoock schürte auch die Angst vor einer neuen schismatischen Krise in Analogie zu der Auseinandersetzung mit den Arminianern: Descartes wird von ihm daher als Gründer einer neuen secta dargestellt.92 Die Antwort von Descartes war entsprechend heftig, erging allerdings an Voetius, den er als Urheber der anonymen Schrift vermutete.93 Mit der Abfassung seiner Epistola ad Voetium konnte Descartes schon während der Drucklegung der Admiranda Methodus beginnen, weil er sich heimlichen Zugang zu den jeweils neu hereinkommenden Druckfahnen der Schrift verschafft hatte.94 Die Epistola, die Descartes den Bürgermeistern von Utrecht überreichen ließ, wurde in der Stadt ablehnend aufgenommen. Man ließ die enthaltenen Anschuldigungen durch eine Kommission prüfen, vor der Voetius plausibel Schoock als tatsächlichen Autor der Admiranda Methodus nachweisen konnte, so dass Descartes der Vorwurf der Verleumdung gemacht werden konnte und eine Vorladung vor den Utrechter Rat erging.95 Descartes reagierte damit, dass er am 06. Juli 1643 schriftlich die Kompetenz des Rates infrage stellte. Daraufhin wurden am 13. September 1643 in Utrecht die Briefe an Dinet und Voetius kurzzeitig verboten, bis Descartes durch öffentlichen Druck und seine politischen Kontakte dagegen vorgehen konnte.96 Durch den Einfluss von Descartes auf Regierungskreise – er legte Beschwerde beim französischen Botschafter ein – musste sich nun außerdem Schoock rechtfertigen. Da Schoock gerade als Rektor in Groningen amtierte, wartete man, bis sein Rektoratsjahr zu Ende gegangen war und ließ dann Anklage unter dem neuen Rektor erheben, der kein anderer war als 91 Vgl. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 310f. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 178f. zeigt überzeugend, wie die Charakterisierung von Descartes im Kontext des Atheismusvorwurfs instrumentalisiert wird. Es finden sich Parallelen zu Voetius’ Darstellungen in seiner vierteiligen Disputationsreihe De Atheismo von 1639. Descartes wird von Voetius nicht namentlich genannt, Anspielungen auf seine Position nötigen ihn jedoch dazu, sich beim Utrechter Magistrat zu beschweren. Vgl. Beck, Voetius 2007. 92 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 178. 93 Er hatte wohl vermerkt, dass ein anderer Verfasser der Urheber der Schrift war, sah aber dahinter Voetius dennoch als seinen eigentlichen Kontrahenten. Vgl. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 311f. 94 Vgl. z. B. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 311 und Beck, Voetius, 71. Nach McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 181 war Gijsbert van der Hoolck (1598–1680), Mitglied der Vroedschap, derjenige, der Descartes durch seine Beziehungen zu der örtlichen Druckerei die Druckfahnen besorgt hatte. Nach Beck, Voetius, 97 war der Informant kein anderer als Maresius, der so sein Bündnis mit Descartes gegen Voetius bekräftigte. 95 Vgl. Beck, Voetius, 71f. 96 Vgl. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 312.

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Maresius, der persönliche Feind des Voetius.97 Auch eine schwere Krankheit Schoocks98 hatte die Untersuchungen verzögert; Tobias Andreae sollte in dieser Zeit Descartes’ Informant in Groningen sein, während dieser in Frankreich weilte.99 Die nun folgende Auseinandersetzung mit Schoock dauerte bis 1645 an und konnte vor den Studenten unmöglich verheimlicht werden. Wittichs Aufmerksamkeit sollte sie daher nicht entgangen sein, zumal auch Maresius sich daran beteiligte.100 Schoock gab durch den öffentlichen Druck schließlich sein Bündnis mit Voetius auf und distanzierte sich in einer am 10. April 1645 registrierten Aussage von der Admiranda Methodus. Er bekannte, das Buch auf den Wunsch und nach den Vorgaben des Voetius geschrieben zu haben, allerdings stimme die Druckfassung nicht einmal mit seinem Manuskript überein, sondern sei auf das Betreiben von Voetius von einem Studenten ohne sein Wissen verändert worden. Vom Atheismusvorwurf gegen Descartes distanzierte er sich.101 Schoock konnte seine Verteidigung belegen und Maresius veröffentlichte die dazu gehörigen Unterlagen, unter anderem Teile der persönlichen Korrespondenz zwischen Schoock und Voetius.102 Letzterer war durch diese Angelegenheit gedemütigt und ging gegen den ehemaligen Schüler und Verbündeten nun gerichtlich vor. Am 06. August 1645 wurde Schoock auch tatsächlich verhaftet, aber nach zwei Tagen wieder freigelassen. Die Angelegenheit zog sich von da an über mehrere Jahre in Form eines Schlagabtausches durch Streitschriften hin, der dann vor allem von Voetius’ Sohn Paulus und von Maresius mitgetragen wurde.103 In welchem Rahmen sich Wittich mit den Cartesianismusstreitigkeiten tatsächlich beschäftigt hat, muss offenbleiben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass ihm diese Entwicklungen verborgen geblieben sind. Für Clauberg wird angenommen, dass er die Admiranda Methodus studiert hat.104 Zumindest schlag97 Vgl. Beck, Voetius, 72 und Verbeek, Descartes and some Cartesians, 30. 98 Inwieweit die Krankheit auf die Lehre an der Universität Auswirkungen gehabt hat und wie lange Schoock womöglich ausgefallen ist, was für die Rekonstruktion von Wittichs Studien interessant sein könnte, ist nicht bekannt. 99 Vgl. dazu Verbeek, Johannes Clauberg, 183: Die beiden hatten sich zuvor ein einziges Mal persönlich getroffen und standen nur in brieflichem Kontakt; da sich während der Abwesenheit von Descartes nicht viel ereignet hatte, hat ihm Andreae auch keine Nachrichten zukommen lassen. 100 Vgl. zu Maresius in diesem Streit Nauta, Maresius, 244–246. 101 Vgl. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 30f. 102 Vgl. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 313. 103 Zu der Angelegenheit vgl. ausführlich Verbeek, Descartes and the Dutch, 29–33. Mit der Unterstützung von Maresius konnte Descartes es jedoch wagen, die bloßgestellte Utrechter Vroedschap zu einer Aufhebung der Verurteilung seiner Philosophie zu bewegen. Er erreichte allerdings lediglich ein Verbot, pro- oder anticartesianische Schriften in Utrecht zu drucken. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 196f. 104 Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 183.

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lichtartig dürfte auch Wittich zwischen 1644 und 1646 weitere Einblicke in die cartesianische Philosophie und vor allem in die mit ihr verbundenen Probleme erhalten haben.

2.4.3 Cartesianische Studien in Leiden (1646–1648) Für den Wechsel Wittichs nach Leiden im Sommer des Jahres 1646105 gibt es mehrere Gründe: Zum einen hatte Clauberg seine Studien in Groningen beendet und die Universität verlassen, zum anderen war Leiden in gewisser Weise eine Traditionsuniversität für schlesisch-stämmige Studenten.106 Vor allem aber war die Universität Leiden eines der wichtigsten Zentren theologischer und philosophischer Forschung. Stärker noch als in Utrecht hatte sich hier ein akademisches Schlachtfeld entwickelt, auf dem die theologia traditiva sich mit der philosophia nova auseinandersetzen musste. Im Rahmen der Leidener Krise (1644– 1648)107 war die Auseinandersetzung mit Descartes in eine entscheidende Phase getreten, in der die Weichen für die Rezeption seiner Philosophie durch die Theologie gestellt wurden. Leiden war der Geburtsort des niederländischen cartesianischen Netzwerkes und Wittichs Aufenthalt in den Jahren 1646 bis 1648 war prägend für dessen Entstehung. Wittich hat sich nicht mit dem Wunsch nach Leiden begeben, um gezielt die cartesianische Philosophie zu studieren. Eine gewisse Neugierde auf die Auseinandersetzung traditioneller und neuer Lehransätze darf man aber unterstellen. Es gab keinen besseren Ort, um Cartesianer zu werden. Unabhängig von seiner philosophischen Einstellung konnte Wittich damit rechnen, in Leiden auf einige der besten Professoren des Landes zu treffen und Zeuge einer der spannendsten und aktuellsten wissenschaftlichen Kontroversen der Jahrhundertmitte zu werden. 2.4.3.1 Wittichs Lehrer in Leiden im Schatten der Leidener Krise Der Besuch der Universität Leiden markiert in Wittichs Studienphase den zentralen Wendepunkt, denn hier traf Wittich auf einige der renommiertesten Anhänger des Cartesianismus und der theologia traditiva gleichermaßen.108 Obgleich er ursprünglich die üblichen theologischen Studien in Leiden zu absol105 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 15f. 106 Vgl. Schneppen, Niederländische Universitäten, 32. 107 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 359. Vgl. dazu das Kapitel 2.4.3 (Cartesianische Studien in Leiden). 108 Vgl. für eine ausführliche Beschreibung der Lehre an der Universität Leiden in ihrer historischen Entwicklung Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 387–424 (für die Philosophie bes. 392–394, für die Theologie bes. 419–421).

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vieren begann, wurde hier vor allem das Fundament für seine Entwicklung zu einem der einflussreichsten cartesianischen Theologen seiner Zeit gelegt. In Leiden gab es zahlreiche Sympathisanten von Descartes. Er selbst hatte sich 1630 als Student der Mathematik in die Universitätsmatrikel eingetragen und noch bis 1643 in der Nähe der Stadt gewohnt.109 Das akademische Klima in Leiden war insgesamt freier als in Utrecht, wo Voetius und die Kirche einen großen Druck auf die theologische Fakultät und den Universitätssenat ausübten, während sich hier die Universität eine größere Unabhängigkeit bewahren konnte.110 Das begünstigte nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus, sondern führte zu einer grundsätzlichen Begünstigung neuer philosophischer Ansätze. Seit dem Beginn der 1640er Jahre bis ca. 1670 hatte die libertas philosophica in Leiden einflussreiche Fürsprecher.111 Für den Cartesianismus setzten sich vor allem der mit Descartes persönlich bekannte Professor für Logik Adriaan Heereboord (1614–1661)112 und Johannes de Raey113 ein. Bei beiden nahm Wittich Unterricht.114 Auch der Mathematiker und Orientalist Jacobus Golius (1596– 1667)115 verteidigte Descartes in Leiden. Entschiedene Gegner waren der Philosophieprofessor Adam Stuart (Steuart; 1591–1654)116, Jacobus Trigland (1538– 1654)117 als Vertreter der theologischen Fakultät und Jacob Revius (1586–1658)118, der 1642 Regent des Leidener Statencollege geworden war, das die theologische Ausbildung in Leiden ergänzte. Wittichs Lehrer Heereboord ist, wie viele Vertreter cartesianischer Gedanken in den 1640er Jahren, eher als ein Eklektiker zu betrachten.119 Einen konsequent 109 Descartes lebte auf Schloss Endegeest. Es hatte sich in der Zeit von 1641–1643, in der Descartes dort gastierte, ein Freundeskreis um den Philosophen gebildet, zu dem auch eine Reihe von Leidener Geistlichen und Professoren gehörten, so vor allem Adriaan Heereboord und Abraham Heidanus (1597–1678). Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 358. 110 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 358f. 111 Die Professuren von Adriaan Heereboord von 1640 bis 1661 und Johannes de Raey von 1653 bis 1668 dienen hier als Orientierungsdaten. Vgl. auch Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 54f. 112 Vgl. zu diesem Verbeek, Art. Heereboord, Adriaan (1614–61). DSECDP 1 (2003) 395–397. 113 Vgl. zu diesem Schuurman, Art. Raey, Johannes de (1621–1702). DSECDP 2 (2003) 813– 816. 114 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 15f., der neben Heereboord noch Constantin L’Empereur van Oppyck (1591–Juli1648; Constantin Caesar) nennt. Zu de Raey als Lehrer vgl. SchmidtBiggemann, Schulphilosophie, 443 und Verbeek, Descartes and the Dutch, 48. 115 Vgl. zu diesem Verbeek, Art. Golius, Jacobus (1596–1667). DSECDP 1 (2003) 338f. 116 Vgl. zu diesem den Artikel von Stewart: Steuart, Adam (1591–1654). In: Pyle, Andrew (Hrsg.): Dictionary of Seventeenth-Century British Philosophers. Band 2. Bristol 2000, 770– 772 oder Stewart, Art. Steuart, Adam (1591–1654). DSECDP 2 (2003) 944–947. 117 Vgl. zu diesem Dankbaar, Art. Trigland, Jacobus (1583–1654). RGG3 (2000) und die Monographie von TerHaar, Trigland. 118 Vgl. zu diesem Goudriaan, Art. Revius, Jacobus (1586–1658). DSECDP 2 (2003) 830–833. 119 Vgl. auch Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 371f. zum Eklektizismus an der Leidener Universität.

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cartesianischen Kurs hat er nicht verfolgt. Allerdings war er ein Sympathisant der neuen philosophischen Strömungen und distanzierte sich von Aristotelismus und Neuscholastik.120 Er wird spätestens seit 1644 dem cartesianischen Lager zugerechnet.121 Aufgrund einer opportunistischen Grundhaltung und seines zweifelhaften öffentlichen Rufes verursachte er allerdings auch einigen Schaden für die cartesianische Sache.122 Seine führende Rolle bei der Etablierung des Cartesianismus in Leiden ist jedoch unbestritten.123 Durch seine cartesianisch geprägten Disputationen 1643 und 1644 setzte Heereboord die Krise von Leiden in Gang. Allerdings bleibt fraglich, ob er Descartes wirklich gründlich studiert und verstanden hat.124 Zudem disputierte er nicht ausschließlich procartesianisch, sondern vertrat auch die Argumente der philosophischen Kritiker an der cartesianischen Position.125 Es kann daher vermutet werden, dass die Sympathie 120 Neben Descartes rezipierte er vor allem Petrus Ramus (1515–1572), Pierre Gassendi (1592– 1655) und David Gorlaeus (van Goorle; 1591–1612) sowie Johann Amos Comenius (1592– 1670) und Francis Bacon (1561–1626). Vgl. Beck, Voetius, 73 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 308. Auch mit der Philosophie des Jesuiten Francisco Suarez hat sich Heereboord intensiv beschäftigt. Vgl. Goudriaan, Gotteserkenntnis bei Suárez und Descartes, 3. Dass Wittich bei Heereboord Suarez studiert hat, liegt nahe. Entsprechende Kenntnisse sind für Wittich in seinen Frühschriften nachweisbar. Vgl. mit Stellen Goudriaan, Gotteserkenntnis bei Suárez und Descartes, 101–106. 121 Vgl. Verbeek, Descartes and the Dutch, 37. 122 Heereboord stammte aus armen Verhältnissen. Er hatte von 1629–1637 in Leiden studiert; nach einer Stelle am theologischen Kolleg war er Hauslehrer und Schullehrer, bevor er 1641 Logikprofessor in Leiden wurde. Das geringe Ansehen der philosophischen Fakultät, sein verhältnismäßig geringes Einkommen und die Reduzierung seines Unterrichts auf bloße Propädeutik führten zu einer hohen Unzufriedenheit. Er disputierte deshalb über Themen, die inhaltlich über seine Logikkurse hinausgingen und bemühte sich immer wieder ohne Erfolg um einen Lehrauftrag in Metaphysik, wobei er im Rahmen des Logikkurses durchaus metaphysisch zu disputieren pflegte und dadurch in Konflikt mit der theologischen Fakultät geriet. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 219f. Des Weiteren werden ihm Alkoholprobleme, eheliche Gewalt und Opportunismus unterstellt. Vgl. auch Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 334. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 218 betont die Konfrontationsbereitschaft Heereboords im Vergleich zu de Raey und späteren Cartesianern. 123 Vgl. z. B. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 182–188 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 308–311 für eine Beurteilung von Heereboords Rolle. 124 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 231f. Descartes persönlich übte wegen des mangelnden Verständnisses seiner Thesen an Heereboord Kritik. Vgl. dazu auch Vermij, Calvinist Copernicans, 180. 125 Vgl. Beck, Voetius, 73f. und Verbeek, Descartes and the Dutch, 37f.: 1644 verteidigte er in den Disputationen De primo cognito und De Philosophandi Ratione den Zweifel und das cartesische cogito als epistemologische Basis gegen Atheismusvorwürfe und griff den Aristotelismus an, diskutierte aber in einer weiteren Disputation De principiis cognoscendi die Kritik Gassendis an der cogito-Voraussetzung. 1669 veröffentlichte Voetius die descarteskritische Disputation in seinen gegen Descartes und auch Heereboord selbst gerichteten Selectae Disputationes und zeigte damit auch eine gewisse Selbstwidersprüchlichkeit im cartesianischen Lager.

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zur philosophia Cartesiana bei Heereboord einem gewissen Opportunismus entsprungen ist.126 Nichtsdestoweniger veröffentlichte Voetius von nun an gegen Heereboord und setzte sich argumentativ mit seiner Position als einer cartesianischen Haltung auseinander.127 Natürlich wurde der Eindruck, dass Heereboord Cartesianer sei, dadurch erhärtet, dass er ab 1641 zu dem engen Kreis gehörte, der mit Descartes während seines Leidenaufenthalts verkehrt hatte. 1645 kam dann Adam Stuart als Professor für Metaphysik nach Leiden und fühlte sich durch Heereboords freimütigen Umgang mit der neuen Philosophie dazu provoziert, einige seiner Thesen widerlegen zu müssen. Es entbrannte ein Streit zwischen den beiden Professoren, der durchaus auch von persönlicher Aversion getragen wurde, da Stuart die Professur erhalten hatte, auf die sich auch Heereboord beworben hatte.128 Die Auseinandersetzung wurde vor allem im Rahmen von Disputationen ausgetragen, kam aber auch wiederholt vor den Universitätssenat. Besonders der Vorwurf, die Studenten aufzuwiegeln, wurde dabei von beiden Professoren vorgebracht. An der theologischen Fakultät hörte Wittich vor allem den gebürtigen Bremer Constantin L’Empereur van Oppyck (Caesar; 1591–1648); Gronovius nennt ihn ausdrücklich neben Heereboord als seinen Lehrer.129 L’Empereur spielte für den Cartesianismusstreit keine größere Rolle, ist aber insgesamt eher dem konser126 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 231: Seine cartesische Position sei womöglich durch die Feindschaft zu den Voetianern motiviert und nicht primär inhaltlich. Das plötzliche Auftauchen anticartesianischer Thesen in seinen Disputationen 1644 ist womöglich dadurch zu erklären, dass sich Heereboord auf eine philosophische Professur beworben hatte, auf die aufgrund der akademischen Stimmung in Leiden ein Anticartesianer bessere Chancen hatte. Adam Stuart hat die Professur dann erhalten und Heereboord disputierte daraufhin – gerade in Opposition zu seinem Konkurrenten – wieder cartesianisch und widerlegte dabei auch die von ihm selbst aufgestellten Thesen von 1644. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 232f. Als der inzwischen für das cartesianische Lager peinlich werdende Heereboord durch eine Berufung von de Raey unterstützt werden sollte, versuchte er diese für den Cartesianismus insgesamt positive Entwicklung zu behindern, um seinen Einfluss nicht zu verlieren. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 244. 127 Vgl. für eine kurze Darstellung der Werke und Inhalte Beck, Voetius, 74f. 128 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 232f. 129 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 15. Vgl. zu seiner Vita Slee, Art. Empereur van Oppyck, Constantin l. ADB 6 (1877) 92 und ausführlich die Monographie von van Rooden, Theology, Biblical Scholarship, and Rabbinical Studies (1989): L’Empereur hatte 1646 eine theologische Professur in Leiden übernommen, nachdem er zuvor seit 1619 in Harderwijk Professor für Theologie und Hebräisch gewesen war und auch seit 1627 bereits längere Zeit einen Lehrauftrag in Leiden innegehabt hatte, den er aber zugunsten seiner Beratertätigkeit im Dienste des Fürsten Johann Moritz von Nassau (1604–1679) 1639 unterbrochen hatte. Er hat sich durch zahlreiche Publikationen einen Namen gemacht und war bekannt für seine hebräischen und rabbinischen Studien. Schneppen, Niederländische Universitäten, 21 sieht L’Empereur ganz in der theologischen Tradition von Bremen zwischen Dordrechter Synode und Philippismus.

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vativen Lager zuzuordnen. So gehörte er z. B. zu dem Professorenkomitee, das bereits am 13. August 1642 für den Leidener Philosophieunterricht die Orientierung an Aristoteles und der antiken Philosophie als Richtlinie vorgeschrieben hatte und schien auch sonst den Kurs der theologia traditiva seines Kollegen Trigland zu unterstützen.130 Allerdings hatte er großen Respekt für exegetische Arbeiten von Johannes Coccejus,131 dessen Theologie Wittich später noch maßgeblich prägen sollte. Im Leidener Unterricht mag hierfür also der Grundstein gelegt worden sein. L’Empereur lehrte Altes Testament und die hebräische Sprache und dürfte somit für die Ausbildung von Wittichs exegetischen Fertigkeiten eine gewisse Rolle gespielt haben. Descartes hatte zeitweilig gehofft, in L’Empereur als einem grundsätzlichen Verfechter der libertas philosophica einen Unterstützer finden zu können. Nach Trigland jedoch soll dieser der Meinung gewesen sein, dass Descartes Studenten zum Atheismus geführt habe und den Cartesianismus daher abgelehnt haben.132 In Leiden traf Wittich zumindest in seinem letzten Jahr auch auf Abraham Heidanus (1597–1678),133 der seit 1627 als Pastor in der Stadt arbeitete und 1648 eine theologische Professur erlangen konnte. Heidanus war überzeugter Cartesianer und mit Descartes selbst in gutem Kontakt, auch wenn er sich aus den Debatten der Leidener Krise heraushielt. Höchstwahrscheinlich hat Wittich noch die ersten Lehrveranstaltungen von Heidanus besuchen können. Bereits im Vorfeld ist eine Begegnung der beiden Gelehrten, die später enge Kollegen werden sollten, denkbar, zumal Heidanus aktiv am akademischen Leben in Leiden partizipierte.

2.4.3.2 Wittich und die Cartesianismuskrise von Leiden 1646–1648 Als der 20jährige Wittich im Juni 1646134 zum Studium von Philosophie und Theologie nach Leiden kam und begann, die Vorlesungen von Heereboord zu besuchen, hatte dieser bereits für ein gewisses Aufsehen gesorgt und sich den Ruf eines Anhängers der philosophia nova erworben. Die Leidener Krise, die als 130 Vgl. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 36.67f. und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 201f. 131 Vgl. Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 134. 132 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 202 (Anm. 102 auf S.216). 133 Vgl. zu diesem vor allem van Ruler: Art. Heidanus, Abraham (1597–1678). DSECDP 1 (2003) 397–402 und die noch immer zu beachtende Monographie von Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme. 134 In die Matrikel der Universität Leiden trägt Wittich sich als „Christopherus Witichius BregaSilesius“ im Juni 1646 ein. Vgl. Nijhoff, Album Studiosorum, 370. Auffällig ist allerdings ein Eintrag Wittichs, der ihn im Stammbuch von Christian Herre (1626–1667) am 12. Juli 1646 in Groningen nachweist: Vgl. RAA (Sigle 1645_herre; Datum: 12. 07. 1645; S. 232r; Laufnummer 108). Einer Immatrikulation in Leiden im Vormonat widerspricht das jedoch nicht.

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„eerste cartesiaanse oorlog“135 bezeichnet werden kann, spitzte sich bereits im ersten Semester Wittichs an der Universität zu, als am 18. September 1646 im Rahmen einer Disputation unter Golius in einem Corollarium behauptet wurde, dass gerade der Akt des Zweifelns das sicherste Prinzip einer unzweifelhaften Philosophie sei.136 Diese These sorgte nun dafür, dass sich auch die theologische Fakultät in den zuerst vor allem zwischen Heereboord und Stuart ausgetragenen Streit um Descartes einmischte. So nahm der Theologieprofessor Jacob Trigland das Corollarium zum Anlass einer empörten Beschwerde über Heereboord und Golius, da derartige Gedanken dem Skeptizismus den Weg ebneten und die theologische Lehre gefährdeten. Heereboord, der in dieser Zeit nicht nur akademisch, sondern auch privat mehr und mehr in Verruf zu geraten schien – er wurde nun auch wegen zunehmender Alkohol- und Eheprobleme angreifbar137 – provozierte daraufhin einen Eklat, als er am 17. Januar 1647 die Vorlesungszeit mit einer Rede De libertate philosophandi eröffnete. Heereboord forderte dazu auf, sich von alten Vorurteilen und dem starren Korsett der alten Philosophie zu befreien und stattdessen den vorurteilsfreien Zweifel an den Anfang des Philosophierens zu setzen. Dabei berief er sich sowohl auf die neuen Philosophen Bacon und Descartes als auch auf Aristoteles selbst. Desgleichen plädierte er für eine Trennung von Philosophie und Theologie, da die Theologie zu sehr versuche, auf philosophische Fragestellungen Einfluss zu nehmen. An die Rede schlossen sich heftige Vorwürfe und Gegendisputationen an, insbesondere auch Jacob Revius, dem Wittich noch in den Dissertationes Duae seine harsche und über das sachlich gebotene Maß hinausgehende Polemik vorwerfen sollte,138 beteiligte sich jetzt aktiv an dem Vorgehen gegen den cartesianischen Einfluss in Leiden und bildete mit Trigland eine theologische anticartesianische Front.139 Dabei wurde vor allem auch gegen Descartes selbst disputiert,140 bis dieser schließlich, mit Vorwürfen 135 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 373–386. 136 Vgl. für den Beleg z. B. Verbeek, Descartes and the Dutch, 39 (Anm. 44): „Ipse dubitandi actus firmissimum indubitantis est Philosophiae principium“. 137 1648 wurde seine Ehe sogar Thema diverser Pamphlete. Die Kirche schaltete sich ein. In den 1650er Jahren verschlimmerte sich seine Situation durch den Alkohol zunehmend. Seine Rolle für den Cartesianismus war damals längst von de Raey und Heidanus ausgefüllt worden. Vgl. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 87. Heereboord hatte 1646 vor allem wohl aus politischen, sozialen und finanziellen Gründen in die einflussreiche Familie de la Court eingeheiratet. Wohl auch aufgrund des Alkoholproblems, das sich merklich negativ auch auf seine Lehre auswirkte, kam es zu ehelicher Gewalt. 1648 verließ ihn seine Frau. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 220f. und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 309f. 138 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii]. 139 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 234, Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 360 und Beck, Voetius, 76. 140 Einerseits gab es eine anticartesianische Disputationsreihe von Revius zwischen dem

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der Gotteslästerung und des Pelagianismus konfrontiert und von Abraham Heidanus über die Ereignisse informiert, selbst am 04. Mai 1647 intervenierte, indem er sich brieflich an die Kuratoren der Universität wandte und gegen die Verleumdungen durch Trigland und Revius Einspruch erhob.141 Kurz darauf erlangte der Disput einen noch höheren Grad an Öffentlichkeit, als Descartes auch Briefe an einflussreiche Landsleute schickte, die sich bei Hofe für ihn einsetzen sollten.142 Die Kuratoren der Universität, die versuchten, sowohl Descartes und seinen Gönnern als auch der theologischen Fakultät Genüge zu tun, reagierten schließlich am 20. Mai 1647 auf die Vorfälle mit einem resoluten Verbot an die philosophische und theologische Fakultät, Descartes’ Namen oder seine Lehre in irgendeiner Form im akademischen Kontext zu erwähnen oder ihn zu zitieren. Dadurch werde verhindert, dass weitere Verleumdungen erfolgten und zugleich werde dem gesamten Streit die Basis entzogen. Descartes war enttäuscht, wandte sich an die Universität und versuchte auch seinen politischen Einfluss einzusetzen, um diesen Beschluss rückgängig zu machen, hatte aber keinen Erfolg. Trotz des Verbotes wurde jedoch die Diskussion über die cartesische Philosophie weitergeführt. Man orientierte sich lediglich formal an der Anordnung, indem die Namensnennung gemieden wurde. Descartes war daran ebenso beteiligt wie die untereinander zerstrittene Professorenschaft und Revius. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung wurde Wittich zwangsläufig auf die Themen gestoßen, die er selbst später aus der Perspektive des cartesianischen Theologen entfalten sollte. Unter anderem waren das die Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie, die Bibel als universelle Erkenntnisquelle und die Frage nach der Geltung des von Descartes vertretenen kopernikanischen Weltbildes. Die Frage nach der Stellung und Bewegung der Erde im Kosmos wurde 1647 ein besonderer Streitpunkt in Leiden.143 Man erhoffte sich durch die Verlagerung des Streits von der komplizierten Metaphysik auf die breitenwirksa-

04. Februar und dem 20. März 1647 gegen den Zweifel (vgl. auch Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 374), den cartesischen Gottesbeweis, die Vorstellung von Gott als causa sui sowie den Ideenbegriff und Descartes’ methodische Überlegungen insgesamt. Die Kritik wurde durch den Vorwurf des Pelagianismus erweitert. Trigland wandte sich andererseits vor allem gegen die Vorstellung von einem Deus deceptor und warf Descartes in diesem Zusammenhang Gotteslästerung vor. Vgl. Beck, Voetius, 76. Vgl. auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 235, Verbeek, Descartes and the Dutch, 46f. und Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 359f. 141 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 360. 142 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 360. 143 Er wurde insbesondere kritisch aufgegriffen von Revius in zwei Disputationen vom 14. und vom 18. September 1647, nachgewiesen von Vermij, Calvinist Copernicans, 167f.

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mere Naturphilosophie ein größeres Publikum über den akademischen Kreis hinaus.144 Die Studenten hatten aufgrund der öffentlichen Disputationen und der publizierten Schmähschriften an dem Streit ihren Anteil.145 Schon vor der Einmischung der theologischen Fakultät gab es zwischen Heereboord und Stuart gegenseitige Vorwürfe, die Studenten aufzuwiegeln. Vorlesungen und Disputationen wurden gestört. Es war für Wittich in Leiden somit unmöglich, sich nicht mit der cartesianischen Philosophie und ihren Gegnern auseinanderzusetzen. Das geistige Klima in Leiden hatte durch die harten Streitigkeiten etwas Revolutionäres und das machte die Beschäftigung mit der neuen Philosophie für die Studenten attraktiv. Gerade die Widerstände von Seiten der Kuratoren und konservativen Theologen mögen eine intensive Auseinandersetzung reizvoll gemacht haben. Dementsprechend beschwerte sich 1647 Trigland, dass die Studenten den philosophischen Neuheiten hinterherliefen und die Theologen kaum Disputationszuhörer hätten.146 Die studentischen Anhänger von Descartes fanden ab 1647 vor allem in Johannes de Raey einen Förderer. Er begann nach seiner Promotion im Juli 1647 damit, private Kollegs zu cartesischer Philosophie für fortgeschrittene Studenten anzubieten, und wurde schnell sehr populär.147 Wittich dürfte diese Veranstaltungen, wenn nicht von Anfang an, so doch spätestens 1648 besucht haben.148 Da 144 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 168f. Nicht nur zu propagandistischen Zwecken, sondern auch um der Senatsverordnung gerecht zu werden, wendete man sich diesem gefälligeren Themenkreis zu. Die Frage nach Erdbewegung und dem Wahrheitsgehalt der Bibel ließ sich vor breitem Publikum anschaulicher darstellen als Descartes’ These zu den substantiellen Formen und der Beweisbarkeit Gottes. Ursprünglich war das Weltbild nicht im Blick der Kritiker, da es sich dabei um keine traditionell theologische Fragestellung handelte. Vermij, Calvinist Copernicans, 185 kommt zu dem Ergebnis, dass die Cartesianer grundsätzlich auch die kopernikanischen Theorien akzeptiert haben. 145 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 360f. für eine Übersicht der entsprechenden Veröffentlichungen der Phase. 146 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 238. Diese Situation wurde noch dadurch verschärft, dass Trigland inzwischen alt geworden und nicht als fesselnder Lehrer angesehen war. 147 Die Matrikel der Universität Leiden führt De Raei (sic) in der Dozentenliste der Facultates Philosophiae et artium ab 1647 als Lector philosophiae (Nijhoff, Album Studiosorum). Vgl. zu de Raey auch Vermij, Calvinist Copernicans, 174–176. 148 Vgl. Verbeek, Descartes and the Dutch, 48.71f. Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 443 und Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 2. 1651 billigten die Kuratoren von Leiden diese Kurse offiziell, versuchten de Raey aber auf aristotelische Inhalte zu verweisen. De facto konnte de Raey aber völlig frei unterrichten. Nach McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 37 musste die „Cartesian tactic“, die öffentliche Auseinandersetzung zunächst zu meiden und in privaten Kursen die neue Philosophie trotz offizieller Verbote weiter zu vermitteln, an das Vorgehen der Arminianer erinnern. Vgl. auch Verbeek, Descartes and some Cartesians, 71– 73 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 243–260 zu de Raeys Rolle im Cartesianismusstreit insgesamt.

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sich mit de Raey ein überzeugter cartesianischer Dozent zu etablieren drohte, weit gefährlicher als Heereboord, versuchten Stuart und Revius die Universitätskuratoren damit einzuschüchtern, die Kirche in den nicht abebbenden Disput einzuschalten. Das Kuratorium sah sich wiederholt gezwungen, de Raey wegen seiner cartesianischen Lehre zu ermahnen.149 Im Gegensatz zu Heereboord lehnte de Raey einen ausufernden Eklektizismus rigoros ab. Er unternahm stattdessen den Versuch, Aristoteles und Descartes zu harmonisieren.150 De Raey scheute sich nicht, die anticartesianischen Professoren offen zu provozieren: Als Stuart am 23. Dezember 1647 eine Disputation De Deo verteidigte und schon im Vorfeld bekannt geworden war, dass cartesianische Thesen diskutiert werden sollten, nutzte de Raey das erwartungsgemäß große Plenum aus, um den anticartesianischen Professor bloßzustellen. Stuart versuchte im Rahmen der Disputation den Gedanken der eingeborenen Ideen gegen den cartesischen Zweifel auszuspielen. Da er aufgrund des Verbots vom Mai im akademischen Rahmen nicht offen über Descartes reden durfte, musste er sich dabei unspezifisch gegen die nova philosophia insgesamt wenden und sprach verallgemeinernd von ihren Vertretern als den neoterici. De Raey machte sich diesen Umstand zunutze, indem er von Stuart verlangte, diese neoterici zu benennen, sollten sie tatsächlich existieren. Damit zwang er Stuart auf das Verbot der Leidener Kuratoren zu verweisen. So hatte er aber zugleich eingestanden, dass er über cartesianische Thesen disputiert hatte, was ja ebenso verboten war wie die bloße Zitierung und Namensnennung. Die Disputation endete in einem Tumult: De Raey gelang es, Stuart zu einem Wutausbruch zu verleiten. Die Diskussion wurde abgebrochen, woraufhin wiederum das studentische Publikum empört reagierte und die gesamte Veranstaltung gesprengt wurde.151 In dieser Atmosphäre näherte sich Wittich zunehmend einer cartesianischen Position an. Kurze Zeit später, am 07. Februar 1648, kam es während einer weiteren Disputation von Stuart sogar zu Handgreiflichkeiten.152 Nach der Tagung der Kuratoren am folgenden Tag war klar, dass eine Lösung gefunden werden musste. 149 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 239f. und Vermij, Calvinist Copernicans, 174f.: 1654 wurde er sogar zu einer Geldstrafe von 100 Gulden von den Kuratoren verurteilt, aber er genoss im Wesentlichen eine wohlwollende Milde, wohl nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Studentenzahlen seiner Veranstaltungen. 150 Vgl. aber Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 308f. für eine Verbindung der Genese dieser Art der Descartesrezeption mit der Position Heereboords. Vgl. zu de Raeys Philosophie überblicksartig z. B. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 188–194. Methodisch geht er so vor, dass er der klassischen Aristotelesauslegung vorwirft, die Textinterpretation zu verfälschen. Die genuine Philosophie von Aristoteles beansprucht er dadurch zu rekonstruieren, dass er einzelne Passagen aus dem Kontext herausnimmt und sie cartesianisch deutet. Vgl. Ariew, Descartes and the First Cartesians, XV. 151 Vgl. Verbeek, Descartes and the Dutch, 48f. für eine ausführliche Darstellung der Episode. Vgl. auch Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 374f. 152 Vgl. auch Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 375.

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Heereboord, der an den Tumulten durch Aufwiegelungen indirekt beteiligt gewesen war und auch die gesamte Zeit über procartesianisch veröffentlicht hatte, wurde ebenso wie Stuart als Verantwortlicher für die Disputationen vom Dezember und Februar und Autor anticartesischer Schriften vorgeladen und hart abgemahnt. Sie hätten das Verbot vom 20. Mai 1647 missachtet. Stuart wurde die bei seiner Berufung erteilte Erlaubnis für metaphysische Vorlesungen entzogen, Heereboord habe sich als Professor für Ethik und Logik auf dieses Fachgebiet zu beschränken, sei an die klassische Philosophie gebunden und dürfe nicht über cartesianische Metaphysik lehren. Schließlich wurden beide ermahnt, persönliche Unterstellungen und die Verspottung von Kollegen in Veröffentlichungen und Veranstaltungen zu unterlassen. Auch Revius wurde vorgeladen und gerügt; zusammen mit Stuart brachte er jedoch zu seiner Verteidigung vor, dass die Schriften von Descartes überall verfügbar seien und man ihn nun daran hindere, die im Rahmen der Orthodoxie notwendige Kritik dagegen zu veröffentlichen. Die Kuratoren ordneten nichtsdestoweniger an, alle Schmähschriften von Stuart, Revius und Heereboord zu beschlagnahmen und stellten den Nachdruck und Verkauf unter Strafe. Des Weiteren müsse jede philosophische Disputation ab sofort vor der Drucklegung von der philosophischen Fakultät genehmigt werden.153 Die Streitigkeiten wurden damit von offizieller Seite fürs erste unterbunden, aber es hatte sich nun eine Situation eingestellt, die charakteristisch für den akademischen Umgang mit dem Cartesianismus an den niederländischen Universitäten der nächsten Jahre werden sollte: Wo ein Universitätssenat die cartesianische Lehre einschränkte, gedieh sie inoffiziell und als ein offenes Geheimnis einfach weiter: „a glaring disparity arose between official academic policy and what was actually being taught and discussed behind the scenes.“154 Prinzipiell war man im reformierten Universitätsbetrieb tolerant, solange eine gewisse Diskretion bei der Vertretung kontroverser Thesen gewahrt wurde. Lediglich die Illusion eines grundsätzlichen Konsenses, gerade gegenüber theologischen Lehrmeinungen, musste öffentlich gewahrt bleiben.155

153 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 361. Trigland und l’Empereur plädierten sogar dafür, dass auch die theologische Fakultät über die Veröffentlichung metaphysischer Thesen informiert werden müsse. Zwar wurde dieser Antrag abgelehnt, aber die von den beiden Professoren geforderte erneute Betonung der Ausrichtung an aristotelischer Philosophie fand Eingang in die neue Verordnung. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 237. 154 Israel, Dutch Republic, 890. 155 Ähnliche Beobachtungen hat Specht, Descartes, 31–33 für die katholische Theologie gemacht: Solange eine Lehre nicht als Neuheit propagiert und der Lehrtradition entgegengestellt wurde, solange man eine übertriebene öffentliche Polemik mied, war die Toleranzschwelle dort ebenfalls relativ hoch.

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2.4.3.3 Wittichs Hinwendung zum Cartesianismus: ein Rekonstruktionsversuch Im Skandaljahr 1648 kam nun auch Wittichs alter Kommilitone Clauberg nach Leiden. Die erneute Begegnung der beiden festigte ihre Freundschaft, besiegelte Wittichs Leidenschaft für die cartesianische Philosophie und wurde weichenstellend für seine weitere Karriere. Clauberg hatte die letzten anderthalb Jahre für seine peregrinatio academica genutzt und in Saumur, Paris und England studiert. Zu Beginn des Jahres 1648 hatte er sich dann wieder in Groningen aufgehalten und eine längere Zeit bei Tobias Andreae verbracht. Die Descartesstudien wurden fortgesetzt. Auf Anraten seines Lehrers und Gastgebers reiste er dann im Laufe des Jahres nach Leiden weiter, um seine Auseinandersetzung mit der cartesischen Philosophie zu vertiefen und bei de Raey zu lernen.156 Clauberg konnte sich 1648, noch vor der Wiederaufnahme seiner Studien in Leiden, für die cartesianische Sache in besonderem Maße verdient machen.157 Am 20. April 1646 traf er sich mit dem Leidener Theologiestudenten Frans Burman (1628–1679)158, der selbst zu den bedeutenden Vertretern des Coccejo-Cartesianismus avancierte und eine große Rolle unter Wittichs akademischen Kontakten spielen sollte, in Amsterdam. Dieser hatte kurz zuvor, am 16. April 1648, in Egmond eine persönliche Unterredung mit Descartes geführt, deren Protokoll Clauberg entweder abschrieb oder sogar redigierte und das auf sein eigenes akademisches Wirken

156 Vgl. Henninius: Vita (1691) [unpaginiert iv]. Vgl. Hund: Oratio Funebris (1665) 9. Vgl. auch Verbeek, Johannes Clauberg, 183f. Martin Hund: Oratio Funebris In Obitum Reverendi … Viri, Johannis Claubergii SS. Theol. & Philosoph. Doctoris, earundemque Facultatum in Academia Teutoburgensi Professoris Primarii: Habita die VI. Febr. A. C. MDCLXV a Martino Hundio. SS. Theol. Doctore & Professore p. T. Academiae Rectore. Duisburgi ad Rhenum: Sas 1665. Andreaes Ansatz, Descartes von Aristoteles her zu lesen, findet sich dementsprechend auch bei Clauberg wieder. Vgl. für eine Analyse der philosophischen Haltung Claubergs und zu seinem Selbstverständnis als Aristoteliker vor allem Trevisani, Clauberg e l’Aristotele riformato. 157 In die Matrikel Leiden (Nijhoff, Album Studiosorum, 391) hatte er sich als „Johannes Claubergius Montanus Solingensis“ am 13. November 1649 eingetragen. Tatsächlich war er aber schon im Sommer angekommen. Es gab also die Möglichkeit für einen Austausch mit Wittich, der zum Wintersemester 1648 bereits wieder nach Groningen reiste. 158 Vgl. zu Burman: van Sluis, Art. Burman I, Frans (1628–1679) DSECDP 1 (2003) 190f. sowie die Einleitung von Hans Werner Arndt in seine Ausgabe des Gesprächs mit Burman (1982). Vgl. auch Broeyer (Burman, een coccejaan 1994) und Broeyer (Burman, een collega 2001) sowie Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 443f. Der gebürtige Leidener Burman hatte sich 1643 in Leiden immatrikuliert, wurde dann 1650 Prediger in Hanau, 1661 Subregent des Statencollege in Leiden und 1662 Theologieprofessor in Utrecht. Er war seit 1665 mit der Tochter von Abraham Heidanus verheiratet und so auch familiär an die Coccejo-Cartesianer gebunden. Nicht nur durch sein Gespräch mit Descartes, sondern auch durch seine Synopsis theologiae (zuerst 1671) machte er sich um die cartesianische Theologie verdient. Er war der Gründer des Collegie der Scavanten (Kollegium der Gebildeten) und organisierte das cartesianische Netzwerk in Utrecht. Vgl. dazu Kapitel 2.10.3 (Burman, Velthuysen, Scavanten).

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nachweislich starken Einfluss ausgeübt hat.159 In dem Gespräch wurden eine Reihe theologisch relevanter Themen verhandelt, so dass es von großer Bedeutung für die Etablierung einer theologia Cartesiana wurde.160 Clauberg knüpfte ab Mitte 1648 in Leiden weitere Kontakte zu anderen Cartesianern, insbesondere zu de Raey, studierte aber auch bei Heidanus.161 Mit Wittich, der bereits seine Rückkehr nach Groningen plante, hat er sich in den Sommermonaten noch austauschen können.162 Von Clauberg und de Raey erhielt Wittich die entscheidenden Impulse, sich einer cartesianischen Position zuzuwenden. De Raey war einer der ersten, die die Philosophie von Descartes systematisch und auf universitärem Niveau vermittelten. Damit machte er Clauberg und Wittich sozusagen zu Multiplikatoren, die als Schüler der ersten Generation die neue Philosophie verbreiten konnten.163 Die Auseinandersetzung mit de Raey machte Clauberg und Wittich von Sympathisanten zu überzeugten und fundiert ausgebildeten Anhängern von Descartes.164 Es muss offen bleiben, ob und in welchem Umfang Wittich vor seinem Unterricht bei de Raey schon ein Vertreter der philosophia Cartesiana geworden war, während man für Clauberg eine vorherige intensivere Beschäftigung mit Descartes unter Andreae voraussetzen kann. Es ist davon auszugehen, dass Wittich nach dem Studium in Groningen ursprünglich ganz traditionelle Studieninhalte in Leiden gesucht hatte. Erst das besondere akademische Klima hatte ihn zum Cartesianer gemacht. Dem entspricht folgende Anekdote, die in den Preußischen Zehenden allerhand geistlicher Gaben von 1740 überliefert ist und Wittichs späte ‚Konversion‘ zum Cartesianismus in Leiden besonders dem Einfluss von Clauberg zuschreibt.165 159 Vgl. Verbeek, Descartes and some Cartesians, 75f. und (1999) 181, Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 437 und Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210. Es ist unwahrscheinlich, dass Clauberg selbst bei dem Gespräch zugegen war und Descartes persönlich getroffen hat. 160 Die von Burman mit Descartes diskutierten Stellen aus dessen Œuvre zielten darauf ab, „die kartesische Lehre für eine Reform der rationalen Grundlagen der Theologie verfügbar zu machen“ und den „begrifflichen Apparat“ für die Ausbildung einer theologia Cartesiana zu präzisieren, wie Arndt: Einleitung zu Descartes: Gespräch (1648) xi–xii belegt. 161 Vgl. Henninius: Vita (1691) [unpaginiert iv]. 162 Die Kollegs von de Raey hat Clauberg aufgrund der feries caniculares wohl nicht mit Wittich zusammen besucht. Vgl. Trevisani, Descartes in Deutschland, 51 (Anm. 61). 163 Vgl. Scheib, Art. Clauberg, Johannes (1622–65). DSECDP 1 (2003) 210 und Verbeek, Descartes and some Cartesians, 73. Nach Verbeek vermittelt erst de Raey Clauberg die Philosophie von Descartes grundlegend. Vgl. Henninius: Vita (1691) [unpaginiert iv], der von dem großen Erkenntnisfortschritt spricht, den Clauberg de Raey verdanke. Vgl. zur Verbreitung des Cartesianismus durch Clauberg und Wittich die Kapitel 2.6 (Herborn) und 2.7 (Duisburg). 164 Vgl. auch Schneppen, Niederländische Universitäten, 76 (mit Bezug auf Henninius). 165 Jacobus Rhenferd: Historia Arcana der Streitgkeiten, welche zwischen den Holländischen Theologis, Voetio und Maresio, sind geführet worden. In: Michael Lilienthal: Preußische

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Wittich soll sich demnach noch lange um die peripatetische Philosophie bemüht haben, aber aufgrund ihrer Komplexität daran verzweifelt sein, so dass er ganz von der Philosophie abgelassen hätte, wenn er nicht „a Commilitone Claubergio excitatus et sustentatus fuisset“166. Dann bot sich eine Gelegenheit, bei der Wittich „ad Cartesianismum prolapsus sit“167. Trigland habe eine Disputation mit anticartesianischen Corollaria versehen und der Respondent sei an Wittich mit der Bitte herangetreten, ihm bei der öffentlichen Verteidigung als Opponent zur Verfügung zu stehen. Da Wittich selbst nur eine noch unzureichende Kenntnis von den Ansichten Descartes’ gehabt und auch Descartes selbst noch nicht gelesen habe168, soll er sich Claubergs Exemplar geliehen und es studiert haben. So sei er bald darauf ein ebenso eifriger Befürworter des Descartes geworden wie Clauberg selbst.169 Das in dieser eher legendarisch anmutenden Darstellung zum Ausdruck gebrachte Ringen um Aristoteles und die konventionelle philosophische Unterweisung zeigt treffend Wittichs ursprüngliche Verbundenheit mit der Lehrtradition. Es ist durchaus möglich, dass Wittich trotz des Unterrichts bei Heereboord Descartes nur oberflächlich kennenglernt hat, zumal dessen Interpretation der philosophia Cartesiana teilweise recht verkürzt oder gar verfälscht gewesen ist. Es bleiben also rückblickend einige Fragen in Bezug auf die Hinwendung Wittichs zum Cartesianismus: Warum z. B. hat er bei Heereboord studiert, wenn er sich zuerst mit Descartes nicht weiter auseinandersetzen wollte und nicht bei seinem anticartesianischen Kollegen und Konkurrenten Stuart? Hat er vielleicht erst 1648 Heereboords Vorlesungen zu hören begonnen? Ab wann hat Wittich de Raeys Kollegs besucht? Gab es nach dem relativ späten

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Zehenden allerhand geistlicher Gaben: von mancherlei in d. Gottesgelahrtheit, kirchen- u. gelehrtengeschichte laufenden Materien, zum Dienst d. Heiligthums u. Verpfelgung d. Kinder Levi wohlmeynend mitgetheilt. Band I im 2. Stück. IV. Königsberg: Dorn 1740, 146– 162; hier §4, 151–153. Den Verweis verdanken wir Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 3, der den Beitrag allerdings nicht in vollem Umfang auswertet. Die Faktizität des hier geschilderten Ereignisses ist aufgrund des anekdotenhaften Charakters und der Tatsache, dass Wittich sich schon längere Zeit inmitten der Wirren des Cartesianismusstreits befunden hatte, zumal Heereboord sein Lehrer war, sehr unsicher. Am problematischsten ist die Frage nach der Datierung, denn wenn Clauberg erst in den Ferien 1648 an die Universität gekommen sein sollte und Wittich nach den Ferien wieder in Groningen studiert hat, ist es unwahrscheinlich, dass Wittich noch als Opponent in Leiden fungiert hat. Rhenferd: Historia Arcana (1740) 151. Rhenferd: Historia Arcana (1740) 151. Rhenferd: Historia Arcana (1740) 152. In Übereinstimmung mit diesem Bericht betont Clauberg in seinen Werken durchaus die These, dass die cartesische Philosophie einfacher zugänglich sei als Aristoteles (Vgl. dazu Verbeek, Descartes and the Dutch, 73f.). Wegen der in Szenen wie dieser zum Ausdruck kommenden Beziehung Wittichs zum älteren Clauberg wird Wittich hin und wieder gar als Claubergs Schüler bezeichnet, obwohl beide vor allem Kommilitonen und später Kollegen waren. (Vgl. z. B. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 140).

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Eintreffen Claubergs überhaupt noch Zeit für diese conversio Cartesiana und ein entsprechend ausgerichtetes Studium? Waren nicht wahrscheinlicher Heereboord und insbesondere de Raey dafür ausschlaggebend?170 Auch wenn eine abschließende Klärung unmöglich bleibt, kann immerhin festgehalten werden, dass in Leiden das Fundament für die cartesianische Ausrichtung Wittichs gelegt wurde.171 In Leiden war die Hinwendung zu der neuen Philosophie, mag sie umgehend oder erst spät erfolgt sein, viel besser möglich als in Groningen.

2.4.3.4 Leiden als Geburtsstadt des cartesianischen Netzwerks Frans Burman, der Theologieprofessor in Utrecht und zudem der Schwiegersohn von Abraham Heidanus werden sollte und den Wittich auch noch zu seinen Freunden zählte, als er selbst Professor in Leiden geworden war, gehörte zusammen mit Clauberg und Wittich zu den wichtigsten Studenten eines sich vor allem unter den Studenten von de Raey bildenden cartesianischen Kreises. Zu Recht nennt Alexander Douglas ihn „the unofficial leader of the Dutch Cartesians“172. Professoren und Studenten der Leidener Universität sowie sympathisierende Gelehrte begannen sich gemeinsam der cartesischen Philosophie zu widmen und über den Unterricht hinaus zu organisieren. Es entstand hier das Fundament des „network of Cartesians“173, dessen geistiges Zentrum die Universität Leiden wurde. Denn von dort aus legte sich nun ein Netz von cartesianisch beeinflussten Gelehrten über die deutschen und niederländischen Universitäten: Über persönliche Beziehungen, Briefkontakte und gegenseitige Beratung zu Forschung und Publikationen sowie über die gegenseitige Anempfehlung von guten Studenten protegierten die Cartesianer einander und ihre Philosophie. Innerhalb dieses Netzwerks begann sich in der folgenden Dekade dann eine dezidiert cartesianische Theologie auszubilden. Die Organisation und die Kontakte innerhalb des Netzwerkes waren dabei sehr heterogen: Einige waren Freunde, andere standen in einem Schüler-Lehrer- oder Kommilitonen-Verhältnis, wieder andere kannten sich nur dem Namen nach. Mit Descartes selbst waren nur wenige aus diesem Kreis bekannt – nur für Heidanus, De Raey und Burman finden sich tatsächlich Belege. Diese Cartesianer der ersten und zweiten Generation jedoch nahmen das philosophische Erbe des 1650 verstorbenen 170 Die Bedeutung de Raeys für Wittichs Hinwendung zum Cartesianismus betont bereits Schrenk, Art. Wittich, Christoph (1625–1687). RGG2 4 (1931) 1992. 171 Bohatec, cartesianische Scholastik, 18.29 unterstellt sogar, dass die scholastische Prägung von Wittichs Cartesianismus ein grundlegendes Element seines Schaffens sei. 172 Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 6. 173 Verbeek, Descartes and the Dutch, 70. Vgl. zum cartesianischen Netzwerk auch Kapitel 1.3.4 (Einleitung: Gelehrtennetzwerke).

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Descartes an, seine Philosophie gegen die Einwände von theologisch-religiöser Seite als mit der Orthodoxie konform zu verteidigen und sie andererseits zu einem akademisch tauglichen System auszubauen, das dann auch eine theologische Rezeption, um die Descartes selbst sich aufgrund der Widerstände nicht gekümmert hatte, zu ermöglichen. Durch das zunehmende descartesfreundliche Klima in Leiden und insbesondere die schrittweise Begünstigung von de Raey – er erhielt 1651 das Recht, auch öffentliche Vorlesungen zu Aristoteles abzuhalten und wurde 1653 Professor Extraordinarius der Philosophie174 – behielt Leiden lange Zeit eine prägende Rolle für den Cartesianismus. Dieser Umstand wurde dadurch bestärkt, dass 1650 Johannes Coccejus nach Leiden kam. Seine Theologie hatte bereits begonnen, Schule zu machen und stellte für viele Cartesianer eine Alternative zu anderen Spielarten der Orthodoxie dar, weil Coccejus genau wie Descartes die konsequente Trennung von Philosophie und Theologie forderte, so dass das alte ancilla-Verhältnis aufgebrochen wurde und erstere nicht mehr als Hemmnis für die philosophische Forschung wirkte.175 An der Universität von Leiden wirkten somit theologische und philosophische Vordenker des Cartesianismus zusammen.

2.4.4 Abschluss der Studien in Groningen (1648–1650) Warum Wittich Leiden im Laufe des Jahres 1648 verlässt, obwohl sich mit de Raeys Kursen und der Ankunft Claubergs vielversprechende neue Studienmöglichkeiten ergeben haben, kann man nur mutmaßen. Möglicherweise strebte er nach seiner Begegnung mit dem Cartesianismus noch einmal nach einer Auseinandersetzung mit seinen alten Lehrern, sei es mit Maresius als dem ihm zugetanen Vertreter der theologia traditiva, sei es mit dem Cartesianer Andreae. Vielleicht hatte er seine Studienzeit auch von vorneherein begrenzt und im Voraus geplant seine Studien in Groningen abzuschließen.

174 Vgl. zum Karriereverlauf von de Raey z. B. Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 378f. 175 Vgl. zu der sich einstellenden Bündnissituation von Coccejanismus und Cartesianismus die Kapitel 1.3.4 (Einleitung: Gelehrtennetzwerke). Ob und in welchem Umfang Wittich sich in seiner Leidener Zeit bereits mit Coccejus auseinandergesetzt hat, lässt sich nicht nachvollziehen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass er durch sein Studium in Bremen bereits eine den Coccejanismus begünstigende theologische Prägung erhalten haben dürfte. In Wittichs frühen Schriften spielt Coccejus noch eine untergeordnete Rolle, so dass eine nachträgliche Beschäftigung mit ihm wahrscheinlicher ist. Man kann nur vermuten, dass Wittich sich in den frühen 1650er Jahren selbstständig mit Coccejus beschäftigt hat und sein Theologieunterricht bald eine coccejanische Prägung erhalten haben dürfte. Belege dafür finden sich erst für im weiteren Verlauf der Dekade. Vgl. zum Verhältnis Wittichs zu Coccejus Kapitel 2.10.1 (Coccejus).

Studienzeit (1642–1650)

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Wittich rundete sein Studium jedenfalls mit einem erneuten Besuch der Groninger Universität in den Jahren 1648 bis 1650 ab.176 Sein alter Philosophieprofessor Martin Schoock dürfte dabei aufgrund seiner anticartesianischen Haltung keinen prägenden Einfluss mehr gehabt haben. Nichtsdestoweniger spricht Wittich selbst noch 1653 mit Respekt von seinem ehemaligen Lehrer: Er sei nach wie vor dankbar für seinen Unterricht. Mit dem Topos, dass die Wahrheit als engere Freundin als selbst Sokrates und Platon zu betrachten sei, distanziert er sich von Schoock auf respektvolle Weise.177 Obwohl in Groningen grundsätzlich die libertas philosophandi vertreten wurde, hatten sich während Wittichs Abwesenheit die inneren Streitigkeiten an der Fakultät verstärkt und zu einer Fehde zwischen Tobias Andreae und Schoock geführt, die bis in die Lehre hinein spürbar war. Sowohl der Ansehensverlust von Schoock in der Voetiusaffäre als auch der von Andreae vertretene Cartesianismus waren ausschlaggebend für die Entzweiung.178 1650 erging ein Senatsbeschluss zur Eindämmung der Zwistigkeiten, der die Fakultäten dazu ermahnte, sich nicht über die Grenze ihres Faches hinaus zu äußern.179 Dieselbe Strategie zur Deeskalation war in Leiden verfolgt worden. Gronovius betont, dass Wittich während seines zweiten Aufenthalts an der Universität freundschaftliche Beziehungen zu einer Reihe Groninger Professoren geknüpft hat.180 Neben Maresius ist insbesondere Tobias Andreae zu nennen, der als erfahrener Cartesianer Wittichs Leidener Studien abrunden konnte. Das positive Lehrerverhältnis unterstreicht Wittich selbst rückblickend ausdrücklich.181 Andreae, dessen Lehrauftrag eine intensive Auseinandersetzung mit 176 Vgl. zu dieser Zeit Gronovius: Laudatio (1687) 15–17. 177 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [viii]. Der Topos geht zurück auf Aristoteles: Nikomachische Ethik 1,4 1096a16f. und ist in Reformation und Früher Neuzeit weit verbreitet. Er setzt sich sowohl in seinen apologetischen Schriften als auch bei seiner Auslegung der cartesischen Meditationes immer wieder auch mit Schoocks Position kritisch auseinander. 178 Vgl. dazu die Auswertung der Senatsakten bei Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen, 77–80: Schoock scheint sich seit der Utrechter Krise und seinem Disput mit Maresius keine Freunde in Groningen gemacht zu haben. 1647 reichte er eine Beschwerde gegen Andreae ein, in der er dem Kollegen vorwarf, Studenten gegen ihn und seinen Unterricht aufzubringen. Der Streit spaltete die Fakultät und machte das Arbeitsklima in Groningen spannungsvoll. Der Senat musste schlichten. Die Kollegen der beiden Professoren wurden dann teilweise in die Fehde hineingezogen. Vgl. Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen, 81–85. 179 Vgl. Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen, 85. 180 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 16. 181 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [v]. Weitere von Gronovius genannten Professoren sind: erstens Mathias Pasor (1599–1658, seit 1627 Prof. für Theologie und praktische Philosophie in Groningen); vgl. zu ihm Vanderjagt, Art. Pasor, Matthias [1599–1658]. DSECDP 2 [2003] 771–773; zweitens Jakob Alting (1618–1679). Gronovius: Laudatio (1687) 16 nennt „Henr. Altingius“, also Heinrich Alting

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

cartesischer Philosophie nicht beinhalten konnte, hatte begonnen, philosophische Privatkollegs zu Descartes zu veranstalten.182 Nachdem schon während des ersten Groningenaufenthalts die Studien bei Maresius den Kern der theologischen Ausbildung Wittichs gebildet haben dürften, entstand zwischen Wittich und Maresius in den Jahren 1648 bis 1650 ein enges Verhältnis. Auch Maresius hatte damit begonnen, mit dem Cartesianismus zu sympathisieren und gilt in den späten 1640er und frühen 1650er Jahren neben Andreae als ein Garant für ein relativ descartesfreundliches Klima in Groningen.183 Die Behauptung, Wittich selbst hätte seinem Lehrer schließlich den Cartesianismus nähergebracht,184 geht aber sicherlich zu weit; es handelt sich dabei vielleicht eher um das Verdienst von Maresius’ Kollegen Andreae und um ein Ergebnis seines eigenen Kontaktes zu Descartes. Zu einem Cartesianer war Maresius nie geworden, aber seine Beschäftigung mit den Thesen des befreundeten Philosophen in dieser Zeit führte zu der Entdeckung einer Reihe von Gemeinsamkeiten. Sicher nicht zufällig im Rahmen der Widerlegung einiger paradoxa des Voetius vertrat Maresius z. B. die Auffassung, dass es nur eine Welt geben könne, leugnete die Existenz des Vakuums und ging von einer eingeborenen Gottesidee aus.185 In einem Schriftwechsel mit dem Leidener Aristoteliker Stuart ergriff er ebenfalls für Descartes Partei.186 Maresius war außerdem – wenngleich nur in mittelbarer Weise – an der Übersetzung von Descartes’ Les Passions de l’âme ins Lateinische von 1650 beteiligt, die er von seinem Sohn Henricus Maresius vornehmen ließ.187 Zur gleichen Zeit betonte er jedoch, dass er in die Fragen der cartesischen Philosophie

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(1583–1644, seit 1627 Prof. Theol. in Groningen), der jedoch bereits am 25. August 1644 gestorben war, so dass Wittich ihn höchstens während seines ersten Jahres in Groningen hätte treffen können. Wahrscheinlicher ist, dass sich die Angabe der Laudatio auf den Sohn von Johann Heinrich Alting bezieht, nämlich Jacobus Alting, der ab 1643 Professor für hebräische Sprache und 1647 auch Prediger in Groningen geworden war und zudem als Coccejaner bekannt wurde. Vgl. zu ihm van Sluis, Art. Alting, Jacobus (1618–79). DSECDP 1 (2003) 18f.; schließlich drittens Abdias Widmarius (1591–1668, seit 1645 Prof. Theol. in Groningen). Vgl. zu diesem Wenneker, Art. Widmar, Abdias. BBKL 19 (2001) 1563f. Vgl. auch die umfangreiche zeitgenössische Darstellung seiner Vita bei Nicolai (1654/1968) 164– 197. All diese Professoren gelten übrigens auch als Claubergs Lehrer von 1644–1646. Vgl. Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 437. Maresius wird in der Aufzählung an der exponierten letzten Stelle genannt und so besonders hervorgehoben. Vgl. Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 307. Unklar ist allerdings, ab wann und in welchem Umfang. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 65. Vgl. Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 7 und Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 633. Vgl. Knetsch, Art. Maresius, Samuel (1599–1673). DSECDP 2 (2003) 679 und Nauta, Maresius, 357 mit Nachweisen bereits für das Jahr 1645. Vgl. Nauta, Maresius, 357f. Vgl. Rodis-Lewis, Descartes, 280 und Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 370 sowie besonders zu der von Maresius selbst verfassten Vorrede der Übersetzung ThijssenSchoute, Nederlands cartesianisme, 483f.

Studienzeit (1642–1650)

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nicht verwickelt werden wolle und distanzierte sich von ihr.188 Als theologisch relevant oder gefährlich hat er sie anfänglich nicht betrachtet.189 Descartes blieb für Maresius zunächst vor allem ein Verbündeter gegen Voetius, mit dessen Bekämpfung er sich viel mehr beschäftigte, als mit den Feinheiten der Philosophie.190 Um Wittich, Andreae und mit Einschränkungen auch Maresius hat sich das network of Cartesians in Groningen etabliert.191 Führender Kopf in Groningen war zweifelsohne Andreae, sowohl über seine Kollegs als auch seine Kontakte, derer sich bereits Clauberg bedient hatte.192 Am Ende seiner Studienzeit erlangte Wittich schließlich die facultas docendi. Seine theologischen Studien beschloss er 1650 mit zwei Disputationen. Eine verteidigte er unter Abdias Widmar (1591–1668, seit 1645 Theologieprofessor in Groningen) zum Themenbereich der Kontroverstheologie,193 die zweite unter Maresius im Rahmen von dessen Reihendisputation zur Auslegung der Confessio Belgica.194 Insgesamt lässt sich zum Groninger Disputationswesen festhalten, dass wie in Leiden auch hier die Disputationen oftmals als Waffen innerhalb von Professorenfehden dienten. Auf die Studenten wirkte sich das negativ aus, denn es fehlte scheinbar an respektvollem Umgang bei ihren öffentlichen Disputationen.195 In den Groninger Senatsakten ist ein Vorfall belegt, bei dem Wittich öffentlich bloßgestellt wurde, so dass er Beschwerde einreichte: Er war gebeten 188 Vgl. Nauta, Maresius, 358 mit Verweis auf einen Brief des Maresius an Rivet vom 12. November 1650: „Cartesianis philosophematis me nolo immiscere; imo numquam ea mihi in solidum placuerunt.“ 189 So Nauta, Maresius, 360. Entsprechend äußert sich Maresius rückblickend selbst. Vgl. Maresius: de abusu (1670), Praefatio [ii]. 190 Darüber gibt z. B. Nauta, Maresius, 3–43 Auskunft. 191 Vgl. zu dem wechselhaften Verhältnis von Maresius zum Cartesianismus ausführlich Nauta Maresius, 356–365 und Kapitel 2.13.2 (Maresius’ Bruch mit der cartesianischen Theologie). 192 Es sei noch einmal an den Aufenthalt Claubergs in Groningen 1648 erinnert. Andreae verwies ihn dann an de Raey, nachdem er ihn unterrichtet hatte und Clauberg auch bei sich wohnen ließ. Es ist anzunehmen, dass Andreae regelmäßige Briefkontakte zu seinen Schülern hielt. Seine erste Professur in Herborn hatte Clauberg über die Vermittlung von Matthias Pasor erhalten. Durch derartige Beziehungen zeigt sich die Begünstigung von Cartesianern durch Groninger Lehrer. 193 Vgl. zu diesem Wenneker, Art. Widmar, Abdias. BBKL 19 (2001) 1563f. Vgl. auch die umfangreiche zeitgenössische Darstellung seiner Vita bei Nicolai (1654/1968) 164–197. Widmar, Abdias: Positiones theologicae, exhibentes praecipuas controversias, quae reformatae ecclesiae cum variis heterodoxis intercedunt / quas … sub praesidio … Abdiae Widmarii … publice defendendas proponit Christophorus Wittichius. Groningae: Cöllen 1650. 194 Samuel Maresius [Präses], Christoph Wittich [Respondent]: Disputationum exegeticarum ad confessionem Belgicam quinquagesima prima; quae est de excommunicatione, & altera ad ejus articulum 32 / quam … sub praesidio … Samuelis Maresii … disquisitioni … subjicit Christophorus Wittichius. Groningae: Sas 1650. 195 Insbesondere Steinberg habe die Disputationen benutzt, um gegen seine Kollegen zu polemisieren. Vgl. Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen, 82.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

worden, als Opponent bei einer Disputation aufzutreten und sei dabei sowohl vom Respondenten als auch vom Präses beleidigt worden.196 Neben seinen theologischen und philosophischen Studien hat Wittich sich schließlich in dieser Zeit auch dem Rhetorik- und Stimmtraining gewidmet. Dazu nahm er zusätzlichen Unterricht bei Joannes Martin (Lebensdaten unbekannt).197 Wittichs Studienzeit illustriert exemplarisch die Entwicklung der niederländischen Theologie der Zeit: Zwischen der pietistischen Strenge der Nadere Reformatie und den voraufklärerischen Innovationen der philosophia nova wurde er in der Auseinandersetzung mit orthodoxen Dogmen und dem Cartesianismus geprägt. Während sich Wittich und seine Gesinnungsgenossen dadurch zu Wegbereitern der cartesianischen Theologie entwickelten, brachte dieses Spannungsverhältnis gleichermaßen ihre Gegner hervor. Die Ereignisse in Leiden und Groningen erweisen sich als typisch für den weiteren Verlauf des Cartesianismusstreits: Verbote, die übertreten werden, Polemik gegen novatores und eine breite Rezeption von Descartes bestimmen das niederländische Universitätsleben der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.198

2.4.5 Wittichs Descarteskenntnis Am Ende der Analyse von Wittichs Studienzeit stellt sich die Frage, wie gut Wittich Descartes’ Œuvre kennengelernt und sich für die eigene theologische Arbeit auch im weiteren Verlauf seines Lebens erschlossen hat. Dies lässt sich nicht aus den Quellen zum Studium rekonstruieren, wohl aber aus Wittichs Umgang mit Descartes in Lehre und Werk. Daran zeigt sich, dass Wittich seinen Arbeiten ein sehr tiefgehendes und umfassendes Descartesstudium zugrunde gelegt hat. Von der Schnittstelle zwischen Theologie und Philosophie, auf der er sich in seinen Publikationen bewegt, hat er die Möglichkeit genutzt, je nach Stoßrichtung, Adressatenkreis und Zielsetzung seiner Schriften in unterschiedlicher Intensität diese Grundlage einzubringen, so dass er neben direkten De196 Vgl. Jonckbloet, Gedenkboek der hoogeschool te Groningen, 82f. Der betroffene Professor ist nicht genannt. Vermutlich handelte es sich bei dem beleidigenden Kommilitonen jedoch um Johannes Bertling (1626–1690), der später kritisch Wittichs und Claubergs Cartesianismusaffäre in Herborn diskutierte (vgl. Kapitel 2.6 [Herborn]), selbst nach Herborn berufen wurde und seit 1667 Professor in Groningen wurde. Vgl. dazu van Ruler, Art. Bertling, Johannes (1626–90). DSECDP 1 (2003) 89f. 197 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 17f. 198 Im Folgenden wird sich zeigen, dass Wittich selbst diese Prozesse auch als Professor immer wieder erlebt, sowohl in Herborn als auch in Leiden. Vgl. analoge Entwicklungen in der französischen Cartesianismusdebatte zusammengefasst bei Ariew, Descartes and the First Cartesians, 201–203.

Studienzeit (1642–1650)

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scarteszitaten und Kommentierungen lose Paraphrasen, allgemeine Verweise oder auch nicht explizit gekennzeichnete Rückgriffe auf die cartesische Terminologie und Argumentation bietet. Wittichs umfassende Kenntnis des Œuvres von Descartes lässt sich anhand seiner Schriften leicht belegen. Da sie bereits für seinen Unterricht in Herborn angenommen werden muss, kann davon ausgegangen werden, dass er sich in den Jahren 1648–1650 in umfassender Weise mit der philosophia Cartesiana auseinandergesetzt hat.199 Wittich greift immer auf lateinische Versionen der Descartesschriften zurück.200 Der Discours de la méthode (1637 auf Französisch, 1644 auf Latein) war Wittich gut bekannt, auch wenn er mit Blick auf seine Descartesverweise insgesamt eine untergeordnete Rolle spielt.201 Die Schrift kommt aber für Wittichs Freund und Kollegen Johannes Clauberg eine hohe Bedeutung im Kontext der Herborner Cartesianismusstreitigkeiten von 1651 zu. Zu ihr hatte dieser seine Defensio Cartesiana verfasst, die Wittich kennt und auch zitiert.202 Die Meditationes (1641 auf Latein, 1647 auf Französisch) und die Principia (1644 auf Latein, 1647 auf Französisch) führt er freilich in seinen Schriften immer wieder an, greift in Zitaten, gegliederten Paraphrasen und Verweisen auf sie zurück und hat sie vermutlich wiederholt im Unterricht behandelt. Zu den Meditationes ist ein vollständiger detaillierter Kommentar von Wittich überliefert,203 in den Frühschriften Wittichs spielt auch die Aufbereitung und Kommentierung zentraler Passagen aus den Principia eine dominante Rolle.204 Auch die Einwände und

199 Vgl. zu Wittichs Unterricht in Herborn Kapitel 2.6.1.3. (Berufung und Unterricht Herborn). 200 Wie gut Wittichs Französischkenntnisse waren, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Passagen und Verweise in französischer Sprache finden sich jedenfalls nahezu überhaupt nicht in seinen Schriften. 201 Eine Kenntnis der zu Wittichs Lebzeiten nahezu unverfügbaren Regulae ad directionem ingenii (1628) lässt sich hingegen nicht zeigen. Der lateinische Text wurde erst 1701 gedruckt, eine niederländische Übersetzung etwas früher im Jahr 1684, so dass lediglich handschriftliche Kopien bekannt gewesen sein könnten. Darauf findet sich jedoch kein Hinweis. Vgl. zur Textgeschichte die Einleitung von Springmeyer in die Textausgabe von Springmeyer, Gäbe und Zekl in Descartes: Regulae (1628) IX–X. 202 Vgl. zu Wittichs Rezeption der Defensio Cartesiana Wittich: Consensus (21682) Index, Art. Claubergii Defensio Cartesiana [unpaginiert]. 203 Christoph Wittich: Christophori Wittichii P.M. Philosophi acutissimi & Theologi solidissimi Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes: In quibus methodi celeberrimi Philosophi succincta redditur ratio, nec non dubia solvuntur, difficiliora enodantur, obscuriora illustrantur, puriorque Philosophia adversus Quorundam objectiones solidissime asseritur, confirmatis ubique primis ejus fundamentis. Opus posthumum ex trium exemplarium collotione in usum studiosorum diligenter erutum: quod publice non invidendum rarus omnibus veritatem amantibus communicat. Salomon van Til Ecclesiae Dordracenae Pastor, & in Illustri ibidem gymnasio Professor. Dodrechti: Caspari/Goris 1688. 204 Vgl. zu Stellenbelegen und Auswertung Kapitel 2.7.2.3 (Gliederung und Paraphrase der Dissertationes Duae).

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Erwiderungen der Meditationes werden berücksichtigt.205 Die Passiones (Les Passions de l’âme; 1649 auf Französisch; 1650 auf Latein)206 zitiert Wittich im Kontext der Entfaltung einer cartesianischen Anthropologie.207 Auch weniger bedeutende Schriften sind Wittich bekannt und werden rezipiert, so neben Briefen208 z. B. die Notae in programma quoddam (1648).209 Das Gespräch mit Burman (1648) kursierte in handschriftlichen Fassungen und wurde erst im 19. Jahrhundert herausgegeben. Es war Wittich nichtsdestoweniger bekannt, zumal er neben Clauberg, der die handschriftliche Grundlage des uns heute überlieferten Textes tradiert hat, auch mit Frans Burman persönlich bekannt war.210

2.5

Orientierungsphase 1650: Heimataufenthalt und Stellensuche

Nach Beendigung seiner Studien in Groningen stattete Wittich im Frühjahr 1650 zunächst zusammen mit seinem Bruder Tobias der Heimatstadt Brieg (Brzeg) einen Besuch ab.1 Über seine beruflichen Ziele war er sich zunächst noch unsicher. Sein Vater hatte offensichtlich bei der Planung seiner Ausbildung eine Karriere in Schlesien vor Augen gehabt. Er war jedoch im März 1649 gestorben. Die Reise nach Brieg dürfte daher der Klärung der familiären Verhältnisse und der persönlichen Orientierung gedient haben. Wittich hat in Brieg mehrfach in der Schlosskirche gepredigt. Versuchte er, an die Kontakte seines Vaters anzuknüpfen und in dessen Fußstapfen zu treten? Da Wittich offenbar gut predigte und große Zuhörerscharen anziehen konnte, wurde ihm jedenfalls vom Herzogshof das Amt des Oberhofpredigers und Superintendenten angetragen.2 Wittich wog ab und kam zu der Entscheidung, dass er eine akademische Karriere außerhalb der Heimatstadt antreten wollte. Er lehnte das Angebot des Herzogs daher mit der Begründung ab, dass er sein Talent der Jugend in den Schulen gewidmet habe und sich davon einen größeren Nutzen für die Kirche Gottes verspreche.3 205 Vgl. z. B. Wittich: Consensus (21682) Index, Art. Cartesii respons. ad secund. Object. [unpaginiert]. 206 Das Werk wird im Folgenden nach der von Wittich verwendeten Fassung als Passiones zitiert. 207 Vgl. z. B. Wittich: Theologia pacifica (1671) XX. 208 Vgl. z. B. Wittich: Consensus (21682) Index, Art. Cartesii Epistula [unpaginiert]. 209 Vgl. z. B. Wittich: Theologia pacifica (1671) III §36,28. 210 Vgl. dazu Kapitel 2.10.3 (Burman, Velthuysen, Scavanten) und die Einleitung in die Ausgabe von Arndt, Einleitung, IX–X. 1 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 18. 2 Beide Ämter hatte auch sein Vater inne. Vgl. Kapitel 2.2 (Geburt, Familie und Kindheit). 3 Vgl. Zedler, Art. Wittich, (Christoph). Universallexicon 57 (1748) 1889 und davon abhängig

Orientierungsphase 1650: Heimataufenthalt und Stellensuche

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Wittich begab sich auf die Suche nach einer angemessenen Stelle und reiste dazu im Sommer 1650 nach Hessen, um Kontakte zu deutschen reformierten Theologen zu knüpfen und sich dort vorzustellen.4 Er strebte dort auf Anraten seines Lehrers Samuel Maresius eine Stellung an, womöglich als Theologieprofessor in Marburg.5 Seine Reise führte ihn nach Rinteln, Kassel und Gießen. In Kassel wendete er sich, gestützt durch eine Empfehlung von Maresius, an Johannes Crocius (1590–1659)6, der zu den einflussreichsten reformierten Theologen Hessens gehörte. Er sollte versuchen, Wittich hier eine Professur zu verschaffen.7 Mit Crocius reiste er dann nach Gießen, wo er den Winter bei dem Professor für Geschichte und griechische Philologie Johannes Conrad Dieterich (1612–1667) verbrachte.8 Die Fürsprache von Maresius und Crocius wurde von Wittichs Offenheit für den Cartesianismus nicht beeinträchtigt: Er galt ihnen offenbar vor allem als ein aufstrebender junger Theologe der Orthodoxie.9 Nichtsdestoweniger schlug der Versuch, Wittich in Hessen unterzubringen, fehl.10 Die Empfehlung durch Maresius dankte er seinem Lehrer allerdings noch, als er sich in späteren Jahren mit ihm zerstritten hatte.11 Wittich fand stattdessen eine andere Professur auf deutschem Boden: 1651 ging er nach Herborn, wohin ihm sein Freund Clauberg schon vorausgeeilt war.

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Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 2 (Anm. 3). In Brzeg genoss Wittich scheinbar ein großes Ansehen: Noch vor dem Tod des Vaters 1649 erging von den örtlichen principes ein Mandat, dass Wittich und seine Lehre bei ihnen in hoher Gunst stünden und sie deshalb immer über seinen Wohn- und Lehrort informiert zu werden wünschten. Das Mandat wurde 1650 wiederholt. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 21. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 18. Vgl. Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 631. Vgl. zu Crocius Schneider, Art. Crocius, 1. Ludwig. 2. Johann. RGG4 2 (1999) 497. Vgl. auch Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 3. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 18f. Vgl. zu Dieterich den Eintrag des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen: Hessische Biographie, Art. Dieterich, Johann Conrad. Vgl. Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461. Über die näheren Umstände gibt es keine Hinweise. Möglicherweise gab es doch eine zu starke Opposition gegen cartesianische Gedanken, denn bereits 1653 wurde der Cartesianismus in Marburg verboten: Vgl. Schneider, Art. Marburg, Universität. TRE 22 (1992) 72. Vielleicht zogen sich die Verhandlungen mit Marburg auch zu lange hin, so dass Wittich ein alternatives Angebot vorziehen musste. Vgl. z. B. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xi].

104

2.6

Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Christoph Wittich in Herborn: eine Universitätskarriere im Schatten des Cartesianismusstreits (1651)

Eine erste Bewährungsprobe für seine cartesianische Haltung erlebte Wittich im Rahmen der Konfrontation mit der Schultheologie in Herborn. Sie mündete in eine Niederlage. In Herborn sammelte Wittich nicht nur erste Lehrerfahrungen, sondern war auch gezwungen, seine philosophische Grundhaltung theologisch zu reflektieren. Das Ergebnis dieser Krisenzeit, die sich über die Landesgrenzen hinaus maßgeblich auf die Wahrnehmung der cartesianischen Philosophie auswirkte, mündete in die Veröffentlichung seines ersten Hauptwerkes, das den Grundstein seiner Theologie legte. Insbesondere die Freundschaft zu Clauberg festigte sich in dieser Zeit, so dass dieser nicht nur zu einer Schlüsselfigur in Wittichs Gelehrtennetzwerk wurde, sondern durch seine eigenen Arbeiten auch die philosophische Fundierung von Wittichs theologisch ausgerichteter Apologetik zu liefern begann.

2.6.1 Die Berufung von Clauberg und Wittich Mit Wittichs Berufung nach Herborn gelangte die Descartesrezeption im deutschsprachigen Raum zu einem Höhepunkt. In dem einen Jahr, das Wittich in Herborn als Professor für Mathematik an der Seite Claubergs verbrachte, kam es zu einem ersten Ausbruch einer Cartesianismuskrise auf deutschem Boden: Zwar erlitten die Cartesianer hier eine Niederlage, der Erfolg der Cartesianismusgegner jedoch erwies sich für die Herborner Johannea als Pyrrhussieg.1 2.6.1.1 Die Herborner Johannea: philosophische Tradition und Modernisierungsbemühungen Die Johannea war die erste Schule des Reiches, die mit Ausrichtung auf das reformierte Bekenntnis konzipiert worden war und dementsprechend traditionsreich. Sie war 1584 gegründet worden, konnte zeitweilig mit den großen reformierten Universitäten durchaus konkurrieren und befand sich mit diesen in lebendigem Austausch.2 In Herborn fühlte man sich traditionell dem Ramismus verpflichtet. Mit einer grundsätzlich nicht an den Aristotelismus gebundenen philosophischen Ausrichtung und einer für die Föderaltheologie aufgeschlos1 Vgl. zu Wittichs Berufung und Zeit in Herborn auch die Darstellung von Gronovius: Laudatio (1687) 18–20. 2 Vgl. zu der Geschichte der Schule vor allem die Monographie von Menk, Hohe Schule Herborn (1981) und Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 425f.

Herborn: eine Universitätskarriere im Schatten des Cartesianismusstreits (1651)

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senen theologischen Tradition – ähnliches hatten Wittich und Clauberg bereits in Bremen kennengelernt – hatte Herborn das Potential, der aufkommenden cartesianischen Theologie einen fruchtbaren Nährboden zu bieten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Blütezeit der Johannea beendet, die neue Lehrergeneration war konservativer geworden und hatte sich der traditionellen Orthodoxie und dem Aristotelismus wieder stark angenähert. In dieser Stagnation sah das Grafenhaus Nassau-Dillenburg in der Berufung von Wittich und Clauberg eine Chance, mit der Unterstützung des Cartesianismus an das hohe Niveau zur Zeit der Schulgründung anzuknüpfen.3 Im Hintergrund stand das ehrgeizige Ziel einer Universitätsgründung.4 Mit der Berufung von Wittich und Clauberg nach Herborn waren die Weichen für eine Entwicklung zur Modernisierung der Schule gestellt worden: Sie waren die ersten Cartesianer, die überhaupt in den deutschen Territorien auf Lehrstühle gelangten.5 Diese hofften wiederum, an eine Schule zu kommen, die frei von einer starren Ausrichtung auf Aristoteles und somit offen für die Impulse der neuen Philosophie war.6 Der philosophischen Offenheit der Obrigkeit stand jedoch die ablehnende Haltung des Professorenkollegiums gegenüber den Cartesianern entgegen. Insbesondere die konfrontationsfreudigen Lehrer Johannes Heinius (Hein; 1610– 1686; seit 1642 Professor für Philosophie und ab 1650 Professor für Theologie) und Cyriacus Lentulus (Lenz; ?–1678; seit 1650 Professor für Politik, Geschichte und praktische Philosophie) sahen in Wittich und Clauberg vor allem eine Bedrohung und Konkurrenz.7 Sie verteidigten ihnen gegenüber die aristotelischramistische Tradition der Schule und entfesselten einen polemischen Streit unter Beteiligung nicht nur des Grafen Ludwig Heinrich von Nassau-Dillingen (1594– 1662), sondern auch der internationalen akademischen Öffentlichkeit, so dass 3 Diese Strategie wurde auch von finanziellen Motiven getragen: Renommierte Professoren abzuwerben konnte sich die Schule aufgrund ihrer desolaten finanziellen Situation nach dem Krieg ohnehin nicht leisten und so setzte man auf den Nachwuchs. In Wittich und Clauberg verbanden sich die Vorteile einer akademisch fortschrittlichen Haltung, einer guten Ausbildung und den geringen finanziellen Ansprüchen, die junge Gelehrte stellen konnten. 4 Vgl. dazu übersichtlich Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 14f. (Ausstellungskatalog). 5 Vgl. Schneppen, Niederländische Universitäten, 76f. und Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 136. Wittich und Clauberg waren noch relativ jung für eine Professur an einer zumindest früher so renommierten Institution. Die personelle Situation in Herborn war aber nicht gut. Auf Berufungen folgten diverse Absagen, denn viele an niederländischen Universitäten ausgebildete Akademiker wollten ungern in die noch immer von den Nachwirkungen des Krieges zerrütteten deutschen Territorien: Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 126f. 6 Vgl. mit Verweis auf einen Brief Claubergs Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 17f. (Ausstellungskatalog). 7 Vgl. zu ihnen Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 140 (mit weiteren Litertaturangaben) und die Darstellung von Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 22–24 (Ausstellungskatalog).

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

der Aufenthalt der Cartesianer in Herborn nur kurz andauerte, aber weite Kreise zog. Analogien zu den Ereignissen von Utrecht und Leiden erlauben es, diesen Cartesianismusstreit des Jahres 1651 als ‚Herborner Krise‘ zu beschreiben.

2.6.1.2 Claubergs Berufung nach Herborn: Konfrontation mit der philosophia Cartesiana Die Krisensituation an der Johannea kündigte sich bereits während der Berufungsverhandlungen mit Clauberg an, in denen der Groninger Professor Matthias Pasor, der früher selbst in Herborn gelehrt hatte, als Fürsprecher für diesen vermittelte.8 Clauberg überraschte nämlich in seiner Antwort auf die erreichte Berufung mit der souveränen und konsequenten Vertretung seines wissenschaftlichen Selbstverständnisses. Er lehnte die ihm angebotene und besser bezahlte theologische Professur zugunsten einer philosophischen Professur ab. Er erklärte sich bereit, Theologie in privaten Vorlesungen zu unterrichten, wollte sich aber vordergründig der Philosophie ohne jeden Einfluss einer anderen Wissenschaft widmen.9 Im März 1649 fanden die Berufungsverhandlungen ein einvernehmliches Ende und nachdem Clauberg seine Studien in Leiden zum Abschluss gebracht hatte, kam er im Oktober 1649 als Professor der Philosophie und Extraordinarius der Theologie nach Herborn.10 Seine Ablehnung der theologischen Professur hatte schon angedeutet, dass Clauberg der herkömmlichen Bestimmung des Verhältnisses von Theologie und Philosophie nicht zustimmte. Die daraus resultierenden Unstimmigkeiten mit den Kollegen traten nun in kürzester Zeit offen zu Tage. Infolge seiner rationalen Ausrichtung schien er de facto eine Vorrangstellung der Philosophie vor der Theologie zu vertreten. Dies 8 Pasor empfahl Clauberg der verzweifelt nach Lehrern suchenden Johannea Ende Oktober 1648. Die Dillenburger sagten bereits am 08. November 1648 zu. Clauberg wollte jedoch zunächst seine Studien in Leiden beenden. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 136f. Auch Tobias Andreae hat sich für die Berufung Claubergs eingesetzt. Vgl. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 16 (Ausstellungskatalog). Die Universität Groningen stand mit Herborn in guter Beziehung, da die Schule zu ihrer Blütezeit Station für eine Reihe von ihren Professoren gewesen war. Die Universität beglückwünschte den Grafen Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg zu seinen Bemühungen, der Johannea nach dem Krieg wieder alten Glanz zu verleihen. Die Empfehlung des Cartesianers Clauberg mag ein unterstützendes Experiment gewesen sein, sicherte sich Herborn damit doch die Vorreiterrolle eines cartesianischen Lehrstuhls. Vgl. auch Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 7 (Ausstellungskatalog). 9 So äußerte sich Clauberg in einem Brief vom 01. Februar 1649. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 137. Vgl. auch Verbeek, Johannes Clauberg, 184f. und SchmidtBiggemann, Schulphilosophie, 438. 10 Clauberg hatte es zu einer Bedingung der Berufung gemacht, den Rest des akademischen Jahres in Leiden mit de Raey verbringen zu können. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 138f. und Verbeek, Johannes Clauberg, 184f.

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wird in einer Beschwerde Claubergs aus dem Frühjahr 1650 deutlich, in der er sich unter anderem dagegen aussprach, dass einem Theologieprofessor in Herborn zugleich eine außerordentliche philosophische Professur verliehen werde; man solle, so seine Meinung, besser andersherum verfahren und die Theologie den Philosophen anvertrauen. Ehrgeizig setzte er sich für eine Umstrukturierung der philosophischen Fakultät ein und forderte zugleich eine Verminderung seiner theologischen Lehrverpflichtungen.11 Außerdem bat er um die Einstellung eines Kollegen, der sich der praktischen Philosophie widmen solle, damit er mehr Zeit für die Metaphysik erübrigen könne. Ironischerweise wurde, als dieser Bitte stattgegeben wurde, mit Lentulus gerade sein zukünftiger Widersacher an die Johannea berufen.12 Im Verlauf des Jahres verhärteten sich die Fronten mit den Kollegen nicht zuletzt aufgrund von Claubergs Unterricht in cartesischer Philosophie.13 Der Konflikt begann bald auch außerhalb der Johannea Aufmerksamkeit zu erregen. Clauberg, der mit solchen Widerständen nicht gerechnet hatte, ersuchte bereits zu Beginn des Jahres 1651 um seine Entlassung. Nun war der Graf Ludwig Heinrich am Anfang dieser Krise noch sehr darum bemüht, Clauberg zu halten. Er stand nicht nur für einen neuen wissenschaftlichen Kurs, der in den Niederlanden viele Studenten anzog, sondern die Schule strebte die Vergrößerung ihres Professorenkollegiums an, so dass der Nachwuchswissenschaftler Clauberg nicht aufgegeben werden sollte. Seine Freistellung für einen Umzug nach Duisburg, wo er bereits Anfang 1651 eine alternative Berufung in Aussicht hatte, verweigerte der Graf daher.14 2.6.1.3 Wittichs Berufung nach Herborn und sein Unterricht Kurze Zeit später wurde Wittich an die Johannea berufen. Dass sein Name von Clauberg ins Spiel gebracht worden war, ist sehr wahrscheinlich, denn dieser stand diesbezüglich spätestens seit Februar 1651 in brieflichem Kontakt mit Justus Henricus Heidfeld (1606–1667), dem geschäftsführenden Rat der Schulkonferenz der nassau-katzenelnbogischen Häuser und damit der bildungspoli11 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 139. Claubergs kritische Haltung war auch durch die recht hohe Belastung an der Schule bedingt. Außerdem wurde ihm das vereinbarte Gehalt (200 Gulden/Jahr) zunächst nicht bezahlt. Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 185. 12 Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 185. 13 Hinzu kam, dass die von Clauberg zugunsten der Metaphysik abgelehnte praktische Philosophie traditionell in hohem Kurs an der Johannea stand. Seine Kritik gegenüber der Stellung der Theologie an der Schule provozierte Atheismusvorwürfe gegen ihn. Bereits mit seinen wissenschaftlichen Präferenzen hatte er sich also nicht beliebt gemacht. Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 185. 14 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 141.

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tische Berater des Grafen am Dillenburger Hof, der über Inhalt und Organisation der Johannea maßgeblich mitentschied.15 Heidfeld forcierte als Freund und ehemaliger Kommilitone von Tobias Andreae, in dem Clauberg einen weiteren Fürsprecher seiner Berufung gehabt haben dürfte, den cartesianischen Kurs der Johannea und stand im Verlauf des Herborner Cartesianismusstreits eher auf der Seite von Clauberg und Wittich. Er hat sich selbst mit den Schriften von Descartes und seinen Anhängern auseinandergesetzt.16 Clauberg hatte noch im April gehofft, dass Wittich als ein Ersatz für seine eigene Person fungieren könnte, um ihm den Weggang aus Herborn zu ermöglichen.17 Nun wurde er zwar nicht freigestellt, bekam aber Anfang 1651 durch den alten Freund immerhin Unterstützung innerhalb des zunehmend anticartesianischen Klimas an der Johannea.18 Die noch jungen Professoren Clauberg und Wittich vertraten jetzt gemeinsam ihre philosophische Position mit jugendlicher Selbstsicherheit und dem für den Cartesianismus charakteristischen Vertrauen auf wissenschaftliche Evidenz. Sie arbeiteten dabei eng zusammen und arbeitsteilig: Clauberg als Philosoph, Wittich mit einer stärker theologischen Orientierung.19 Wittich begann seine akademische Laufbahn als Professor Ordinarius für Mathematik. Die mathematische Professur erlaubte ihm eine intensive Auseinandersetzung mit Descartes, der sich bekanntlich der Methodik dieses Faches in der Philosophie bediente. Sie war außerdem verbunden mit der Erlaubnis, theologische Privatkollegs abhalten zu dürfen.20 Nachweislich ließ er theologisch disputieren. Während die Herborner Lektionsverzeichnisse der frühen 1650er 15 Gronovius: Laudatio (1687) 19 berichtet von einem Brief Justus Henricus Heidfelds an Clauberg über Wittichs Berufung vom 26. Februar 1651. Vgl. zu Heidfelds Funktion auch Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 6 (Ausstellungskatalog) und zu einem biographischen Abriss Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 15f. (Ausstellungskatalog). 16 Vgl. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 16.27.35f. (Ausstellungskatalog), der die Privatexemplare cartesianischer Schriften Heidfelds auf Gebrauchsspuren untersucht hat. Clauberg schenkte ihm eine Ausgabe der Gedenkschrift zum Tode von Descartes, die der französische Botschafter am schwedischen Hof hatte drucken lassen. Sie ist in Herborn erhalten. Vgl. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 6.26. (Ausstellungskatalog). 17 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 141f. und Verbeek, Johannes Clauberg, 185 zu dem Schreiben Claubergs an Heidfeld vom 13. April 1651. 18 Bereits im März war Wittich in Herborn und verhandelte, unterstützt durch Clauberg, über seine Lehrverpflichtungen, wie brieflich belegt ist. Vgl. den Brief von Ludwig Christian Cnopius an Justus Henricus Heidfeld, Herborn 13. März 1651, zitiert bei Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 142 (Anm. 51–53). 19 Ein gemeinsames Themenfeld bot ihnen dabei z. B. die Hermeneutik, der sich Clauberg in seiner Logica vetus & nova widmete und die Wittich im Rahmen seiner Akkommodationslehre behandelte. Vgl. zu der Zusammenarbeit Lutz Danneberg: Die hermeneutica generalis Johann Claubergs (http://fheh.org/projekte/hermeneutik/35/74-die-hermeneutica-generalisjohann-claubergs. Abgerufen im Juli 2015). Vgl. auch Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2. 20 Vgl. auch Jöcher, Art. Wittich (Christoph). Allgemeines Gelehrtenlexicon 4 (1751) 2033.

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Jahre nicht überliefert sind, gibt uns eine erhaltene Disputation vom Juli 1651 zumindest exemplarisch Aufschluss über Wittichs cartesianisch geprägten Unterricht.21 Wittich behandelt dort mit seinem Respondenten die Frage nach dem freien Willen. Die Untersuchung beginnt aus der philosophischen Perspektive und entfaltet einen Seelen22- und Freiheitsbegriff 23 mit deutlichem Bezug auf Descartes.24 Sehr aufschlussreich sind darüber hinaus die überlieferten Corollaria, in denen ebenfalls der Brückenschlag zwischen Cartesianismus und Theologie gewagt wird. So wird ebenso auf die eingeborene Idee Gottes im Menschen verwiesen, aus der eine sichere Erkenntnis Gottes erfolge25, wie auf die Erhabenheit Gottes über jedwede Lüge oder Betrügerei26. Mit der Negation der viel diskutierten Frage, ob es mehrere Welten geben könnte, folgt Wittich zwar der Position von Descartes, begründet diese aber theologisch mit einem Verweis auf seinen Lehrer Samuel Maresius.27 Wittichs exegetische Hauptfigur, für die er im Verlauf der 1650er Jahre berühmt werden sollte, der gemäß die Schrift manchmal „secundum opinionem vulgi [gemäß der allgemeinen Meinung] non ex rei veritate“ spreche (im Folgenden: opinio-Argument), taucht bereits hier auf.28 21 Christoph Wittich [Präses], Johannes Fridericus Posthius [Respondent]: Disputatio Theologica De libero hominis arbitrio, Cujus veritatem Deo faciente Moderatore Clarissimo, Acutissimo, Doctissimo Dn. Christophoro Wittichio in illustri Herbornaea Professore Pro tenui ingenii modulo ad d. 26. Julii publice propugnandam suscipiet Johannes-Fridericus Posthius Herbornensis Nassovius. Herbornae Nassoviorum 1651. Es handelt sich dabei um die einzige erhaltene Disputation Wittichs aus Herborn. Sein Respondent Johannes Friedrich Posthius (Lebensdaten nicht ermittelt) bleibt Wittichs Schüler auch nach dessen Wechsel nach Duisburg. Er disputiert auch unter Clauberg schon in Herborn (Disputationum philosophicarum De causis imperfectionum humanae mentis in rebus cognoscendis prima, Herborn 1650: vgl. für den Nachweis z. B. Trevisani [2011] 349). 22 Die Seele gilt als substantia cogitans: vgl. Wittich/Posthius: De libero hominis arbitrio (1651) These I. 23 Die Macht über das Wollen wird in Abhängigkeit von klarer Erkenntnis gesehen. Vgl. Wittich/ Posthius: De libero hominis arbitrio (1651) These II. XIII u. ö. 24 Die Disputation weist zahlreiche inhaltliche und terminologische Bezüge zu Descartes auf und rezipiert vor allem zentrale Thesen der Passiones animae und der cartesianischen Erkenntnislehre im theologischen Kontext von Sünden- und Heilslehre. 25 Vgl. Wittich/Posthius: De libero hominis arbitrio (1651) Corollarium I. 26 Vgl. Wittich/Posthius: De libero hominis arbitrio (1651) Corollarium IV. Das Corollarium richtet sich gegen den Vorwurf, dass Descartes Gott mit seiner Hypothese vom genium malignum der Täuschung bezichtige. 27 Vgl. Wittich/Posthius: De libero hominis arbitrio (1651) Corollarium III. Wittich leitet mit Maresius aus der Existenz mehrerer Welten eine Einschränkung der göttlichen Allmacht ab. Descartes, der sich hypothetisch zwar immer wieder auf die Vorstellung von der Existenz mehrerer Welten beziehen kann, schließt diese in seinen Principia aus: Vgl. Descartes: Principia (1644) II 22 (AT VIII/1 52). 28 Vgl. Wittich/Posthius: De libero hominis arbitrio (1651) Corollarium II: „Scripturam aliquando loqui secundum opinionem vulgi non ex rei veritate, cum Polano statuo Syntag. Theol. l.5 c.23.“ [Dass die Schrift sich bisweilen gemäß der allgemeinen Meinung ausdrückt, nicht nach der Wahrheit eines Sachverhaltes, behaupte ich mit Polanus, Syntagma Theolo-

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Offenkundig kann Wittich bereits in dieser Disputation vom Juli 1651, also relativ kurz nach seiner Ankunft in Herborn, einen klar cartesianisch akzentuierten Unterricht voraussetzen, vor dessen Hintergrund die Beziehung von cartesianischer Philosophie und Theologie diskutiert werden kann. Dies ist auch der Vorarbeit Claubergs zu verdanken, der die Studenten schnell an Descartes herangeführt hatte, so dass sie in der Lage waren, auch über seine Philosophie zu disputieren.29 Mit Blick auf Wittich bestätigt sich dadurch, dass er die Grundzüge seiner cartesianischen Theologie bereits in Leiden im Rahmen seiner Ausbildung entwickelt hat und sie von Anfang an in die Lehre maßgeblich einfließen ließ. Das wird zudem belegt aus einer skizzenhaften Rekonstruktion der Unterrichtsinhalte des Jahres 1651 auf der Grundlage von Wittichs eigener Darstellung. In der Praefatio zu seinem Consensus veritatis, der Schrift, die 1659 die letztlich auf den Herborner Ereignissen fußenden akademischen Streitigkeiten um die theologische Rezeption von Descartes und seiner Physik beenden sollte30, beschreibt Wittich rückblickend: In Herborn unterwies ich in der geschuldeten Ruhe und Mäßigung zusammen mit dem überaus berühmten Clauberg unserem Amt entsprechend die wissbegierige Jugend und empfahl jene recht seltene Methode des Philosophierens, die den geläuterten Geist von den Vorurteilen, die mehr als hinderlich sind beim Erfassen der Wahrheit, zum Innersten der Wahrheit hinführt, als unsere Erfolge von Neidern und Ehrgeizlingen mit missgünstigem Auge besehen wurden; da wurde uns der Stoff ihres Verleumdens angedichtet, plumpe und witzlose Thesen, ja sogar gottlose Frevelleien, die auch die heilige Majestät Gottes oder des göttlichen Wortes verletzten; und als ob wir selbst sie anerkannten wurden sie in böswilligen Gerüchten und Schriften verrissen. ‚Descartes‘ und ‚Cartesianer‘ waren verhasste Begriffe und Schimpfwörter.31

giae, Buch 5, Kapitel 23.]. Wittich greift hier für den Akkommodationsgedanken auf theologische Traditionslinien zurück, indem er auf Polanus: Syntagma (1615) 5,23,301f. verweist. Amandus Polanus von Polansdorf: Syntagma Theologiae Christianae. Ab Amando Polano a Polansdorf. Juxta leges ordinis Methodici conformatum, atque in libros decem digestum, iamq; demum in unum volume compactum. Accurata Auctoris industria novißime emendatum atq. Interpolatum, innumerisq; locis auctum. Editio numeris omnibus absolutissima … Hanoviae: Aubrius 1615. 29 Diese Entwicklung belegt Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 20 (Ausstellungskatalog) mit einem Brief Claubergs vom 24. Juni 1651. Vgl. zu Claubergs Unterricht in Herborn insgesamt Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 19–21 (Ausstellungskatalog). 30 Vgl. zum Consensus veritatis Kapitel 2.12.2 (Consensus veritatis). 31 Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 1f.: „Herbonae quiete & qua debui modestia una cum Clarissimo Claubergio ex munere nostro studiosam juventutem instruebam, rarioremque illam philosophandi rationem, quae a praejudiciis veritati percipiendae nimium quam obstantibus defaecatam mentem in veritatis penetralia deducit, commendabam, cum ab invidis & aemulis livido oculo nostri successus adspiciuntur, & quae tunc calumniandi materies, sententiae inconditae & inficetae, impiae imo nefariae, & quae sanctam Dei aut verbi divini majestatem violarent, nobis affinguntur, & quasi ipsi agno-

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Wittich hat in Herborn cartesianische Methoden- und Erkenntnislehre vermittelt und sich so den Widerstand seiner Kollegen zugezogen. Aus seiner (freilich interessengeleiteten) Beobachtung, dass seine Kollegen in ihrem Vorgehen auch durch Neid motiviert waren, lässt sich ableiten, dass die cartesianische Lehre von den Studenten durchaus positiv aufgenommen wurde. Wittich macht im weiteren Verlauf der Praefatio deutlich, dass außerdem kopernikanische Astronomie und cartesianische Physik, wie Descartes sie vor allem in seiner Prinzipienschrift entfaltet hatte, Teil des Herborner Unterrichts gewesen sind. Die daraus resultierende Kritik war besonders von Lentulus ausgegangen: „Insbesondere die These von Descartes, die den Wechsel von Tag und Nacht nicht als durch die Rotation der Sonne um die Erde, sondern durch die Erddrehung um die eigene Achse verursacht erklärt […]“32, erregte Wittichs Bericht nach Anstoß. Somit zeigt sich deutlich, dass Wittich die theologischen und naturphilosophischen Ansätze, die sein Frühwerk dominieren, nämlich seine Akkommodationslehre und seine Rezeption der kopernikanisch-cartesianischen Physik, bereits im Herborner Unterricht ausdrücklich vertreten und gelehrt hat. Möglicherweise hat er bereits in Herborn begonnen, Schriften von Descartes in Kollegs auszulegen und zu kommentieren, wie es sich für seine weitere Lehrtätigkeit sicher nachweisen lässt.33 In seiner ersten großen theologischen Veröffentlichung, den Dissertationes Duae (1653), lassen sich Spuren einer Kommentierung der Principia nachweisen, die er bereits in Herborner Kollegs begonnen haben könnte. In diesem Rahmen wäre dann auch die Vermittlung der anstößigen cartesischen Naturphilosophie zu vermuten.34 Die aus dem Herborner Streit hervorgegangenen Veröffentlichungen sowohl der Anticartesianer als auch von Wittich und Clauberg bestätigen die Unterweisung in der philosophia Cartesiana als den sachlichen Kern der Auseinandersetzung.35

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scenamus, malevolis rumoribus & scriptis disterebantur. Cartesius & Cartesiani odii & probri erant vocabula.” (Anführungszeichen in der Übersetzung durch den Verfasser.) Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2: „Sententia imprimis Cartesii, quae vicissitudinem diei & noctis non Solis circa terram rotationi, sed Telluris circa suum axem volutationi acceptam refert […]“. Das Ergebnis eines derartigen Kollegs zu den Meditationen aus Wittichs Zeit in Nijmegen stellen seine Annotationes ad Renati Des-Cartes Meditationes dar. Vgl. dazu bes. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). Der Stil gleicht teilweise dem der Annotationes ad Renati Des-Cartes Meditationes. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 4 §§1–8,194–220. Das ganze Kapitel stellt eine Auslegung der Bewegungslehre dar, die Descartes im zweiten Buch der Principia entwickelt hat. Besonders auffällig ist ein Passus bei Wittich, in dem er Perikope für Perikope zu kommentieren beginnt, wie er es in den Annotationes ad Renati Des-Cartes Meditationes tut: Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 4 §§20–23,212–219. Auch mathematische Veranstaltungen könnten aber den Rahmen für naturphilosophische Lehren geboten haben. Eine Vorstellung der aus der Affäre hervorgegangenen Streitschriften findet sich bereits bei Tepelius: Historia (1674) 57–60. Vgl. für eine ausführliche Übersicht der wichtigsten Streit-

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2.6.2 Die Herborner Krise von 1651 Der Herborner Streit, der mit Wittichs Ankunft und der damit einhergehenden Stärkung der cartesischen Position an der Johannea vollends eskalierte, lässt sich in seinem äußeren Verlauf auf der Grundlage der von Menk (1985) aufgearbeiteten schriftlichen Korrespondenz zwischen den Herborner Professoren und dem Grafenhof sowie den im Kontext der Affäre entstandenen Schriften beider Lager im Einzelnen gut analysieren.36

2.6.2.1 Die Zuspitzung des Cartesianismusstreits in Herborn Widerstände gegen Wittich resultierten bereits aus dem Zuschnitt seiner Lehrverpflichtungen. Bereits im März 1651 war dem Prorektor der Johannea Ludwig Christian Cnopius (1611–1691) Wittichs Gesuch um eine außerordentliche theologische Professur, genauer um die Erlaubnis theologische Kollegs abzuhalten, signalisiert worden. Wittich provozierte damit großen Widerstand bei seinem theologischen Kollegen Heinius.37 Nicht nur wollte dieser damit verhindern, dass noch ein Cartesianer zu einem offiziellen Vertreter der Herborner schriften neben den Dissertationes Duae z. B. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 363f. und Kapitel 2.7.2 (Dissertationes Duae). In der Praefatio zu seiner Defensio Cartesiana schildert Clauberg die Lage in Herborn ganz ähnlich wie Wittich: Vgl. Clauberg: Defensio (1652) Praefatio [i]: er habe sich lediglich dem (cartesianischen) Philosophieunterricht gewidmet („Herbonae Philosophiam tranquille docebam […]“), als er durch die plötzlichen Angriffe der anticartesianischen Gegner, insbesondere von Lentulus, gestört worden sei. Clauberg, Johannes: Joh. Claubergii In publico Teutoburgensi ad Rhenum Atheneae Professoris Defensio Cartesiana Adversus Jacobum Revium Theologum Leidensem, et Cyriacum Lentulum Professorem Herbornensem: Pars prior Exoterica, in qua Renati Cartesii Dissertatio De methodo vindicatur, simul illustria Cartesianae Logicae & Philosophiae Specimina exhibentur. Amstelodami: Elzevir 1652. 36 Die bislang beste Aufarbeitung der Herborner Ereignisse bei Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn (1985) bildet die Grundlage dieses Kapitels. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, für Nachweis und ausführliche Paraphrasen der zahlreichen brieflichen Zeugnisse. Menks profilierter Darstellung kann grundsätzlich gefolgt werden, sie bedarf an einigen Stellen der Ergänzung und Korrektur durch die aktuelle Forschung, gerade im Blick auf seine Wittichdarstellung. So nennt Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 140 Wittich fälschlicherweise Claubergs Schüler. Er berücksichtigt nicht umfassend Wittichs Darstellungen der Ereignisse über seine Briefe hinaus (Vgl. z. B. die Abhängigkeit von Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus bei Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 141 [Anm. 44]). 37 Vgl. den Brief von Ludwig Christian Cnopius an Justus Henricus Heidfeld, Herborn 13. März 1651, zitiert bei Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 142 (Anm. 51–53): „Caeterum heri a meridie d(omi)n(us) Claubergius cum Wittichio me convenit ac significavit, quod praeter professionem Mathematicam Wittichio a Generosissimo nostro facultas data sit, privatim collegia Theologica quoque instituendi.“ Zitiert nach Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 142, Anm. 52.

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theologischen Fakultät ernannt wurde, er befürchtete vor allem auch die wirtschaftliche Konkurrenz, die von Wittich ausging. Derartige Privatkollegs waren kostenpflichtig und Wittich warb nun um Studenten, die alternativ die Veranstaltungen von Heinius besucht hätten.38 Da Wittich und Clauberg als junge Professoren mit neuen Ideen weitaus mehr Studenten um sich scharten als ihre Kollegen, stellte sich für diese der Zugang Wittichs zur theologischen Fakultät durchaus als Risiko dar.39 Wittichs Insistieren auf diese Ernennung – er sprach sogar beim Grafen persönlich vor – führte zu gravierenden Streitigkeiten innerhalb des Professorenkollegiums, deren Auswirkungen auf die Lehre im Sommer 1651 nicht mehr tragbar waren. So kam es dazu, dass Graf Ludwig Heinrich sich nach einem Gespräch mit Wittich im Juni zum Handeln genötigt sah und eine schriftliche Stellungnahme von allen beteiligten Professoren einforderte, die alsbald am Dillenburger Hof eintrafen. Die Schreiben zeichneten sich durch einen großen Umfang und einen mitunter unsachlichen und polemischen Ton aus, womit sie nicht wie beabsichtigt zu einer Klärung des Konfliktes beitragen konnten. Aus den Briefen wird das ganze Ausmaß der Auseinandersetzung ersichtlich.

2.6.2.2 Die procartesianische Schilderung der Affäre Clauberg war in seinem Schreiben vom 09. Juni 1651 bemüht zu zeigen, dass das Vorgehen des Lentulus lediglich aus dessen charakterlichen Neigungen und aus Neid über die hohen Studentenzahlen der Cartesianer resultiere.40 Die Tatsache, dass Lentulus auch bekennende Anticartesianer zu seinen Kritikern zähle, zeige auf, dass der Konfliktherd eher in seinem streitbaren Wesen als in inhaltlichen Punkten zu suchen sei. Heinius wiederum sei darum bemüht, die Kollegen an der Johannea, die Studenten und sogar die Herborner Pastoren und Bürger gegen Wittich und Clauberg durch die Diskreditierung des Cartesianismus aufzuwiegeln und schränke ihre akademische Arbeit durch die Verhinderung des Drucks

38 Vgl. zu den gehaltenen Kollegs Kapitel 2.6.1.3 (Wittichs Berufung nach Herborn und sein Unterricht). Ihr Nachweis stellt einen Beleg für den Erfolg von Wittichs Gesuch dar, den Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 142 noch schuldig bleiben musste. Die von Menk vermutete Verzögerung des Anliegens Wittichs durch den Grafenhof darf ausgeschlossen werden, da Wittich theologische Kollegs im Sommer 1651 bereits gehalten hat. Möglicherweise dauerte die Debatte darum aber durch die Widerstände von Heinius trotzdem noch an. 39 Clauberg weist z. B. für 1651 mehr als 30 Studenten in den Vorlesungen und 19 Studenten in seinen privaten Kollegs nach. Vgl. Verbeek, Johannes Clauberg, 185. 40 Vgl. auch den Verweis auf den Neid bei Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2.

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ihrer Disputationsthesen ein.41 Besonders der Vorwurf der Häresie sei dabei gegen die Cartesianer erhoben worden. Clauberg forderte daher, dass Lentulus und Heinius bestraft würden und zudem ihre Anschuldigungen zu Papier brächten, damit er sich angemessen und sachlich verteidigen könne. Schließlich zeigt sich der Öffentlichkeitsgrad der Debatte in seiner abschließenden Forderung, dass der Graf die Herborner Bürger und ihren Bürgermeister anhalten solle, sich in diesen Streit nicht einzumischen. Der Brief macht Folgendes deutlich: Der Streit hatte sich inzwischen zu einer persönlichen Feindschaft unter den Professoren entwickelt und hatte öffentliche Tragweite bekommen. Er ließ sich kaum mehr als rein akademischer Disput behandeln. Die Beteiligung der Stadt bedeutete sicherlich eine erhöhte Aufmerksamkeit der Kirche auf den Unterricht der cartesianischen Professoren, was nicht ungefährlich im Hinblick auf deren Karriereverlauf war. Der Verweis auf die große Hörerschaft der Cartesianer ist durchaus plausibel und entspricht dem Trend der Studenten an den niederländischen Universitäten. Die unterstellten Sabotageakte des Heinius in Bezug auf Drucklegungen erinnern ebenfalls an die niederländischen Streitigkeiten. Clauberg scheint versucht zu haben, durch die Forderung der schriftlichen Stellungnahme den Disput wieder auf eine akademische, fachliche Ebene zu verlagern, obwohl bereits üble Nachrede und Intrigen den Umgang miteinander bestimmt zu haben scheinen. Dementsprechend stellt Wittich später rückblickend die Herborner Zeit als eine „invictiva in Cartesium et nos“ dar und beschreibt sie folgendermaßen: „In vulgus rumores audiebantur, quibus nos tum aliorum horrendorum dogmatum, tum quod negaremus Resurectionem Mortuorum insimulabamur.“42 In einem zweiten Schreiben selben Datums von Clauberg und Wittich gemeinsam wurde Lentulus ausführlicher kritisiert. Er habe vor allem aus persönlicher Abneigung Clauberg und Wittich der Hybris bezichtigt und ihnen die Inanspruchnahme von Irrtumslosigkeit unterstellt. Außerdem habe er unsachlich die neue Philosophie herabgewürdigt (nicht ad sapientiam, sondern ad insaniam führe sie) und damit eine akademische Diskussion unmöglich gemacht. Das Schreiben führt dieses Verhalten auf die Streitsucht des Lentulus zurück, die mit Beispielen seines Auftretens innerhalb und außerhalb der Schule belegt werden sollen. Insbesondere führen Wittich und Clauberg den Weggang zweier Herborner Kollegen auf die Anfeindungen des Lentulus zurück. Es ginge ihnen aber nicht allein um die Bestrafung des Lentulus, sondern vor allem um die Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Auffassung, also des Cartesianismus. Die Vereinbarkeit der orthodoxen Theologie und der cartesianischen Philosophie 41 Für die Durchsetzung des Druckverbotes gibt es nur Indizien. Vgl. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 20 (Ausstellungskatalog). 42 Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2.

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müsse ein für alle Mal geklärt werden, um letztere für den akademischen Unterricht zu legitimieren. Daher fordern sie den Grafen auf, von der Universität Groningen ein Gutachten erstellen zu lassen, in dem die Vereinbarkeit der philosophia Cartesiana mit der Lehre der Heiligen Schrift beurteilt werde. Die Idee, einen neutralen akademischen Rat einzuholen, um der gesamten Diskussion wieder Sachlichkeit zu verleihen, dürfte aus wissenschaftlicher Perspektive sinnvoll gewesen sein. Allerdings relativieren Wittichs und Claubergs Kontakte nach Groningen zweifelsohne den Anspruch einer rein objektiven und neutralen Klärung.43 Die Obrigkeit war ihrerseits zunächst an einer Förderung des öffentlichen Interesses durch die Einbeziehung weiterer, auswärtiger Gelehrter überhaupt nicht interessiert und versuchte, die Angelegenheit als ein schulinternes Problem mit schwierigen Lehrerpersönlichkeiten zu behandeln.44 Aufgrund des Bemühens um die Wahrung des guten Rufs der Schule forderte daher Graf Ludwig Heinrich Clauberg und Wittich in seinem Antwortschreiben vom 11. Juni 1651 zu Frieden und Einigkeit auf. Damit verbunden war eine empfindliche Einschränkung ihrer Lehrbefugnis: Die Jugend solle „ohne gefehrliche neuerung und zänkereyen“45 erzogen werden und man solle sich daher in der öffentlichen wie der privaten Lehre des Namens Cartesii um des Friedens willen erst einmal enthalten. Zwar wurden auch Lentulus und Heinius scharf ermahnt Frieden zu halten und auf die Klagen der Cartesianer gemäßigt und sachlich zu reagieren, dennoch waren es nicht sie, die nun in ihrer Lehre behindert waren, sondern Clauberg und Wittich. 2.6.2.3 Die anticartesianische Schilderung der Affäre Ebenfalls am 11. Juni ging am Fürstenhof ein Schreiben von Lentulus ein, das Clauberg und Wittich als Urheber studentischer Unruhen diskreditierte. Darauf aufbauend ging er soweit, sie offen der Revolte und eines Anschlags auf den Fürsten selbst zu verdächtigten. Damit gab Lentulus der Debatte eine politische Dimension und versuchte, ähnlich wie es bereits in den Niederlanden geschah, die Gefährdung des inneren Friedens durch die cartesische Philosophie plausibel zu machen.46

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Vgl. auch das Urteil von Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 145. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 145f. Zitiert nach Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 146. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 146f. Das politische Klima in den deutschen Territorien war vor dem Hintergrund der englischen Revolution allgemein von einer großen Revolutionsfurcht geprägt. Aus den Niederlanden waren die Gefahr des arminianischen Schismas und die kirchenpolitische Lagerbildung um Republikaner und Monarchisten präsent.

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Bei der Unterstellung politischer Folgen bediente sich Lentulus wohl lediglich des Klischees, dass die nova philosophia grundsätzlich Chaos verursache und umstürzlerisch sei. Eine Instrumentalisierung der Herborner Studentenschaft an der Kontroverse darf angenommen werden und möglicherweise spiegelten sich darin auch Wittichs Erfahrungen aus seiner Leidener Studienzeit wider. Selbst wenn Wittich und Clauberg in Anknüpfung daran ihre Studenten instrumentalisiert haben, war eine politische Absicht in Bezug auf den Grafen damit sicherlich nicht verbunden. In einem Schreiben vom 13. Juni 1651 reagierte Lentulus dann direkt auf die Vorwürfe in den Briefen der Cartesianer. Er wies alle Anklagen vehement von sich und unterstrich stattdessen noch einmal den Vorwurf der Aufwiegelung der Studentenschaft durch die beiden gegnerischen Professoren. Er erarbeitete zudem parallel eine Kampfschrift gegen die Nova Renati Des-Cartes sapientia und veröffentlichte sie auf dem Höhepunkt der Herborner Cartesianismuskrise.47 Die Antwort von Heinius hingegen, verfasst am 16. Juni, jedoch erst am 28. Juni 1651 vom Fürstenhof entgegengenommen, war wesentlich umfangreicher und – trotz der offensichtlichen Unversöhnlichkeit – sachlicher gehalten: Heinius versuchte vor allem, die Unvereinbarkeit des Cartesianismus mit der orthodoxen Theologie und der Heiligen Schrift zu betonen. Er berief sich dabei auf die anticartesianischen Schriften, die aus der Leidener Krise hervorgegangen waren und führte vor allem Jacob Revius als Gewährsmann an, verwies aber auch auf Adriaan Heereboord, der zwar als Sympathisant der Cartesianer galt, aber aus seiner eklektischen Grundhaltung heraus ebenso Descarteskritik geäußert hatte. Er kam zu dem Schluss, dass Descartes als Katholik eine Philosophie präsentiert habe, die von der reformierten Lehre wegführe zu Papsttum und Ketzerei und daher für die Herborner Studenten sehr schädlich sei.48 Das Tolerieren des Cartesianismus an der Johannea bedeute demnach einen Verrat an der causa Dei, der Kirche und der Schule. Stattdessen riet er, sich vor den verderblichen Einflüssen der neuen Philosophie zu hüten, denn „omnis novitas periculosa.“49 Der Vorwurf, gegen die Tradition Neuerungen in die Theologie oder die Wissenschaft überhaupt einzutragen, war ein Vorwurf, mit dem die Cartesianer grundsätzlich

47 Cyriacus Lentulus: Nova Renati Des Cartes Sapientia. Faciliori quam antehac Methodo detecta a Cyriaco Lentulo. Herbornae Nassoviorum 1651. Vgl. dazu auch Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 22–24 (Ausstellungskatalog.), der aus einem Brief des Lentulus belegt, dass dessen Einsatz gegen die Cartesianer auf Anregung einer dritten, unbekannten Partei hin erfolgt sein könnte. 48 Dem von reformierter Seite immer wieder vorgebrachten Vorwurf der katholischen Konfession entsprach die Verurteilung der aristotelischen Philosophie als heidnisch von cartesianischer Seite: Descartes sei immerhin ein Christ. Vgl. Rohls, Offenbarung, Vernunft und Religion, 360 mit Verweis auf Clauberg. 49 Zitiert nach Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 149.

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zu kämpfen hatten, wie auch die Vertreter kopernikanischer Theorien.50 Schließlich verwies auch Heinius auf die Rolle, die insbesondere Clauberg bei den derzeitigen Studententumulten und der Hetzkampagne gegen Lentulus spiele und erwähnte auch die politische Dimension der Vorgänge. Heinius argumentierte vor allem aus der Absicht der Bewahrung der orthodoxen Theologie heraus. Weder ihm noch den Cartesianern gelang jedoch die Klärung des Konflikts auf sachlicher Ebene. 2.6.2.4 Die Einschaltung der niederländischen Universitäten Noch vor dem Eintreffen des Briefes von Heinius wehrten sich Wittich und Clauberg in einem Schreiben vom 27. Juni 1651 gegen den Vorwurf, an den Studententumulten in irgendeiner Form beteiligt gewesen zu sein. Mögen die Professoren zwar nicht direkt dazu aufgerufen haben, so ist doch eine Billigung des Vorgehens der Studenten, auch vor dem Hintergrund ihrer eigenen Studentenjahre in Leiden, jedoch immerhin nicht auszuschließen. Der Streit wurde uneingeschränkt weitergeführt, mal auf fachlicher, vor allem aber auf persönlicher Ebene. Clauberg und Wittich verteidigten dabei interessanterweise besonders das cartesio-kopernikanische Weltbild und die Akkommodationstheorie.51 Bereits am 25. Juni hatte Wittich jedoch um seine Entlassung gebeten. Er wolle lieber „in einer geringeren condition in fride und ruhe, als bey diesem Mann [scil. Lentulus] in stetiger unruhe und feindschaft“52 leben. Wie Clauberg bereits zuvor erkannt hatte, musste nun auch Wittich klargeworden sein, dass die Cartesianer in Herborn auf verlorenem Posten kämpften. Die Stadt Duisburg hatte im selben Monat ihren Bürgermeister entsandt, um ihre Berufungsverhandlungen zu forcieren.53 Aus einem Brief vom 02. Juli von Lentulus an den Grafen geht hervor, dass Clauberg und Wittich der Druck ihrer Disputationen untersagt worden war. Damit waren die Cartesianer der Möglichkeit zu einer fachlichen Auseinandersetzung und akademischer Forschung beraubt.54 Zudem nahmen die Anticartesianer gezielt Einfluss auf die politische Stimmung und mobilisierten schließlich auch weitere, zuvor neutrale Kollegen an der Johannea zu cartesia50 Der Vorwurf, ein novator zu sein, wird Wittich ebenso wie andere Cartesianer Zeit seines Lebens begleiten. Vgl. zu dem Terminus übersichtlich Ariew, Descartes and the First Cartesians, 201f. 51 Vgl. dazu die ausführliche Darstellung bei Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 150–152. Besonders aufschlussreich ist ein Brief von Clauberg an den Grafen vom 03. Juli 1651, in dem die Erdbewegung mit Verweis auf den renommierten reformierten Theologen Amandus Polanus von Polansdorf (1561–1610) und die Akkommodationstheorie mit Verweis auf Johannes Calvin (1509–1564) verteidigt werden. 52 Zitiert nach Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 155. 53 Vgl. Trevisani, Descartes in Deutschland, 26f. 54 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 150f.

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nismuskritischen Stellungnahmen.55 Clauberg bereitete mit der Defensio Cartesiana (1652), in die auch cartesianische Herborner Disputationen einflossen, die akademische Verteidigung des Cartesianismus vor.56 Aufgrund der verhärteten Fronten, einer verunsicherten politischen Öffentlichkeit57 und der Voten des Professorenkollegiums hatte der Dillenburger Hof bereits am 01. Juli beschlossen, die Angelegenheit nun doch durch niederländische Gutachten klären zu lassen. Man beschränkte sich jedoch nicht auf das von den Cartesianern vorgeschlagene Groningen, sondern stellte Anfragen an alle bedeutenden niederländischen Universitäten.58 Durch den offiziellen Charakter der Anfrage war der Streit um die neue Philosophie jetzt in die Hände der Universitätsgremien gelegt und steuerte auf eine endgültige Lösung für Herborn zu. Da das Grafenhaus seit längerem den Ausbau der Johannea zur Universität plante, wofür man Geldgeber und Fürsprecher benötigte, war der öffentliche Cartesianismusstreit riskant geworden. Man versuchte sich abzusichern. Vor diesem Hintergrund versuchte Lentulus, wohl aus Furcht vor einer procartesianischen Entscheidung, plötzlich zu deeskalieren, indem er in einem Brief an den Grafen vom 24. August 1651 empfahl, Wittich zu befördern und ihm eine ordentliche Professur zu überantworten. Der Herborner Streit sorgte mehr als zuvor für einen regen Austausch in den deutschen und niederländischen aka55 Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 18 (Ausstellungskatalog). Insbesondere der Jurist Heinrich David Chuno (1604–1665) votierte auf einmal gegen den Cartesianismus. Ihm schloss sich auch der Philosophieprofessor Johann Philip Smidt (Lebensdaten nicht ermittelt) an. 56 Vgl. dazu auch Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 26 (Ausstellungskatalog). 57 Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 23 (Ausstellungskatalog) weist darauf hin, dass sowohl die anticartesianische Nova Renati Des Cartes Sapientia des Lentulus (1651) als auch Claubergs Thesen von sämtlichen Dillenburger Kanzleiräten (einschließlich Heidfeld) mit Geleitgedichten gewürdigt worden waren. Die öffentliche Stimmung schien also von großer Verunsicherung geprägt gewesen zu sein. 58 Der Brief an Leiden, Utrecht, Groningen, Harderwijk und Franeker ist abgedruckt bei Tepelius: Historia (1674) 71–73. Im Folgenden finden sich dort auch Gutachten der Universitäten (Tepelius: Historia [1674] 73–84). Weitere Gutachten sind außerdem eingeholt worden z. B. von der Hohen Schule in Breda. Vgl. alternativ Bohatec, cartesianische Scholastik, 151– 158 für den Text der Gutachten von Leiden, Harderwijk, Groningen und Breda. Vgl. zu den einzelnen Gutachten Verbeek, Descartes and some Cartesians, 82–86 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 281–283. Die erste Veröffentlichung der Gutachten war mit anticartesianischer Stoßrichtung durch Lentulus erfolgt: Cyriacus Lentulus: Cartesius triumphatus et nova sapientia ineptiarum et blasphemiae convicta a Cyriaco Lentulo. Addita sunt Decreta academiarum Belgicarum novae Cartesii sapientiae adversa. Francofurti ad Moenum: Weiss 1653. Aufschlussreich ist die Tatsache, dass die Schrift in Frankfurt und nicht in Herborn gedruckt wurde, was zu der Spekulation anregte, dass der im Titel beanspruchte Triumph über Descartes kein eindeutiger gewesen ist und man in Herborn die Entwicklungen des Cartesianismusstreits eher bereute. Vgl. dazu Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 22–24 (Ausstellungskatalog) mit Quellenbelegen.

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demischen Kreisen.59 Immerhin war das Thema Cartesianismus von hoher Brisanz und wurde spätestens seit den Unruhen in Leiden eher schweigend übergangen als öffentlich diskutiert. Da aber die Anfrage aus Herborn nun zu offiziellen Stellungnahmen nötigte, wird man in den Niederlanden nicht sonderlich erfreut über diese Angelegenheit gewesen sein, die dazu nötigte, Farbe zu bekennen.60 Der Dillenburger Hof hatte dadurch die Verantwortung zu einem großen Teil abgegeben. Die Cartesianer sahen von vorneherein, das eine vorbehaltlose Empfehlung zugunsten ihrer philosophischen Position nicht zu erwarten war und verhielten sich ebenso vorsichtig wie ihre Gegenspieler, die ihrerseits einen für sie unangenehmen Kompromiss befürchten mussten. Der wichtigste bildungspolitische Berater des Grafen, Justus Heinrich Heidfeld, begnügte sich indes in der Zeit bis zum Eintreffen der Gutachten nicht mit Warten, sondern konsultierte auch in Hessen Experten, u. a. den Juristen Johann Heinrich Dauber (1601–1672), ehemaliger Professor des Gymnasiums von Breda und geheimer Rat am Hof in Hessen-Kassel, der ebenso wie die anderen Experten zu einer descarteskritischen Empfehlung kam.61 Dadurch war bereits im Vorfeld eine negative Grundeinstellung gegen den Cartesianismus erzeugt worden. Die anfängliche Sympathie der Herborner Obrigkeit für die neue Philosophie war im Verlauf der Herborner Krise einer deutlichen Resignation gewichen. Heidfeld, der gute Bekannte von Tobias Andreae, bewahrte sich zwar seine positive Grundeinstellung gegenüber dem Cartesianismus, die öffentliche Stimmung deutete aber bereits auf eine Entscheidung gegen Wittich und Clauberg hin.

2.6.2.5 Die niederländischen Gutachten und das Cartesianismusverbot von Herborn Im Oktober 1651 waren dann die meisten Gutachten aus den Niederlanden eingetroffen. Sie legten überwiegend eine Ablehnung zumindest der cartesischen Metaphysik nahe.62 Durch die Gutachten erhalten wir einen wertvollen Überblick 59 Vgl. z. B. die Korrespondenz von Clauberg und Johannes de Raey im Oktober und November 1651, dargestellt von Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 156. 60 Vgl. Verbeek, Descartes and the Dutch, 82f. 61 Vgl. für die Korrespondenz mit Johann Heinrich Dauber Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 153–155. Auch Verbeek, Johannes Clauberg, 186 misst dieser Beurteilung eine große Bedeutung für den Verlauf der Krise bei. Auch der Philosoph Joseph Salomo de Medico (gest. 1657) hat sich gegenüber dem Grafenhaus gegen den Cartesianismus ausgesprochen. Vgl. Bohatec, cartesianische Scholastik, 58. De Medico wurde trotz seines jüdischen Glaubens konsultiert, was Bohatec als Kuriosität bewertet. 62 Vgl. zu den Gutachten im Einzelnen McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 270–272, Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 362f., Verbeek, Descartes and the Dutch, 83– 86 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 281–283.

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über die Bewertung des Cartesianismus in den Niederlanden 1651.63 Zwar gab es an vielen Universitäten für den Cartesianismus aufgeschlossene Professoren, doch war die Akzeptanz der nova philosophia, gerade wenn sie in einen theologischen Kontext gesetzt wurde, nicht groß genug, um sie in einer offiziellen Erklärung grundsätzlich zu befürworten. Umso mehr überrascht die tendenzielle Aufgeschlossenheit, die in einigen Gutachten zum Ausdruck kommt. In Utrecht allerdings, dessen Senat fest in voetianischer Hand war und dessen Gutachten am 04. September 1651 als erstes in Herborn eintraf, wurde der Cartesianismus aufgrund seiner Gegensätze zur herkömmlichen Philosophie, der Behinderung der Ausbildung der Jugend durch das Fehlen der Vermittlung klassischer Terminologie und Literatur und der aus ihm resultierenden Widersprüche zur Theologie mit dem Verweis auf das Utrechter Cartesianismusverbot vom 17. März 1642 und die Verpflichtung des Philosophieunterrichts auf Aristoteles nach den Universitätsstatuten vom 23. August 1643 völlig verworfen. Auch in Leiden bezog man sich lediglich auf die örtliche Cartesianismuskrise und erinnerte an die Vorfälle um das Verbot, Descartes zu diskutieren, vom 20. Mai 1647. Von den beiden im Cartesianismusstreit bereits öffentlich in Erscheinung getretenen Universitäten hatte man in Herborn nichts Anderes erwarten können. Die Universität von Franeker vermied eine klare Positionierung und blieb eine Antwort schlicht schuldig. Aufschlussreich sind aber die verbleibenden Gutachten: In Harderwijk erinnerte man bemerkenswerterweise an die Verdienste von Descartes als Mathematiker, distanzierte sich aber deutlich von seiner für die Theologie schädlichen Metaphysik. Aristoteles könne er nicht ersetzen. Seine physikalischen Lehren jedoch schienen nicht verwerflich zu sein. Eine derartig differenzierte Antwort, die von dem bekannten Aristoteliker und Professor der Philosophie Gisbert van Isendoorn (1601–1657) mitverfasst wurde, lässt sich als Zeichen dafür deuten, dass die Autorität des Aristoteles nicht mehr völlig unangefochten war. Eine Würdigung der cartesischen Physik im Jahre 1651 von einer streng aristotelischen Universität ist dafür ein deutlicher Indikator.64 Die Hohe Schule Breda äußerte sich ähnlich aufgeschlossen; Descartes’ Philosophie sei unbedingt ernst zu nehmen und müsse genau geprüft werden; eine vorurteilsfreie Lektüre seiner Werke bringe beachtliche Erkenntnisse hervor. Viele Wahrheiten seien aber nicht von Descartes selbst herausgefunden worden, bei anderen Thesen sei der Wahrheitsgehalt durchaus fraglich. Nichtsdestoweniger bekannte man sich im Sinne der libertas philosophica zum Wahrheitskriterium als der entscheidenden Instanz, nicht zu einer blinden Treue zu Aristoteles. 63 Damit sind sie für die Descartesforschung von hohem Wert: Sie ermöglichen eine Bilanz der Verbreitung des Cartesianismus unmittelbar nach dem Tod des Philosophen. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 362. 64 Vgl. auch Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 282.

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Die positiven Akzente in den Gutachten von Harderwijk und Breda konnten sich allerdings nicht gegenüber dem negativen Gesamteindruck durchsetzen.65 Das in seiner Tendenz positivste, sehr diplomatisch formulierte Gutachten aus Groningen, in dem versucht wurde, den Cartesianismus einschließlich seiner metaphysische Thesen im eklektischen Rahmen der libertas philosophica und auf der Grundlage des Neoaristotelismus zu verteidigen, indem man im Rückgriff auf den Topos von der engeren Freundschaft zur Wahrheit betonte, dass man sich nicht von Autoritäten abhängig machen wolle, kam erst verspätet an und wurde daher für die Urteilsbildung nicht berücksichtigt.66 Das überrascht aufgrund der engen Beziehungen von Groningen zur Johannea, der Tatsache, dass Clauberg und mit ihm der Cartesianismus auf die Empfehlung Groninger Professoren nach Herborn kamen und schließlich aufgrund der persönlichen Verbindungen Heidfelds zu Andreae sehr.67 Damit wurde der Cartesianismus in Herborn am 07. November 1651 in einer Verfügung Ludwig Heinrichs an Rektor und Professoren verboten und stattdessen ein rein aristotelisch-ramistischer Philosophieunterricht angeordnet: Es sei „will und meinung, daß hinfüro weder publico noch privatim oder auff einigerley weise eine andere philosophia gelehrt noch der jugend vorgelesen werden solle alß wie bei ged[achter] Schule herkommens, nemlich Philosophia Aristotelico-Ramaea, seperatim oder conjunctim.“68

2.6.3 Die Folgen der Herborner Krise Hätten Wittich und Clauberg die beständigen Streitigkeiten um ihre vermeintlichen Verstöße gegen die ‚rechte Lehre‘ und die persönlichen Anfeindungen vielleicht noch hinnehmen können, so machte das Lehrverbot durch den Fürsten ein Bleiben an der Johannea für sie unmöglich. Konsequenterweise gestattete es 65 Vgl. Bohatec, cartesianische Scholastik, 58. Lentulus, der in seinem Cartesius triumphatus 1653 als erster die Gutachten mit einer dezidiert anticartesischen Auslegung veröffentlicht, druckt das Schreiben aus Breda gar nicht erst ab. Vgl. Verbeek, Descartes and the Dutch, 85. 66 Unter Berufung auf die libertas philosophica wurde dort die Autorität des Aristoteles infrage gestellt, diverse Lehrsätze des Descartes wurden auf anerkannte Philosophen und orthodoxe Theologen zurückgeführt und Claubergs und Wittichs Ruf wurden verteidigt. Eine Störung des Friedens in Herborn sei durch den Cartesianismus nicht gegeben. Andreae und Maresius waren an der Entstehung des Gutachtens maßgeblich beteiligt, vielleicht hatte Clauberg selbst daran mitgewirkt. Vgl. zur Beurteilung des Groninger Gutachtens auch Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 485. 67 Zudem war auch die Verbindung dadurch gesichert, dass das Grafenhaus einen Botendienst nach Groningen finanzierte. Vgl. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 8 (Ausstellungskatalog). 68 Zitiert nach Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 155. Vgl. mit leicht verändertem Wortlaut Bohatec, cartesianische Scholastik, 58.

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ihnen der Graf nun die Schule zu verlassen. Clauberg war aber bereits vor der Eskalation des Streites nach Duisburg gerufen worden, wohin er auch aus persönlichen Gründen69 gerne gegangen wäre, hätte man ihn nicht zuerst in Herborn zu halten versucht, und auch Wittich hatte bereits einen Ruf vom 08. Juli 1651 nach Duisburg angenommen.70 Beide verließen noch Anfang Dezember die Stadt.71 Der Graf scheint nach einem Brief, den er am 27. November 1651 seinem Vetter Wilhelm Heinrich geschrieben hat, durchaus von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt gewesen zu sein. Er beschrieb, dass „durch die Lehren des Clauberg und Wittich in Herborn Zweyspalt und factiones entstanden“72 seien und die Gutachten besonders aus Utrecht und Harderwijk die Gefährlichkeit der cartesischen Philosophie deutlich gemacht hätten.73 Heidfeld hin69 Neben dem Widerstand gegen den Cartesianismus kam noch ein privates Motiv hinzu. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 24f. (Ausstellungskatalog) verweist auf eine Korrespondenz zwischen Heidfeld und Clauberg vom Mai 1651, in der Clauberg mit dem Weggang nach Duisburg droht, wenn Heidfeld ihn nicht bei einem bestimmten Vorhaben unterstütze. 1660 habe sich Heidfeld erinnert, dass es dabei um Ehepläne gegangen sei. Clauberg hätte geplant, die Witwe seines Schwagers Krug zu heiraten, die jedoch bereits eine andere Ehe vorbereitet habe. Aus diesem Grund sei Clauberg vor allem nach Duisburg gegangen. Bei der Braut handelte es sich nach Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 24 (Ausstellungskatalog) um Anna Pasor (Lebensdaten nicht ermittelt), die Nichte und Patentochter des Groninger Professors Matthias Pasor, so dass die Verbindung auch ein Karrierebündnis hätte werden können. Die Familie der Braut war zudem wohlhabend und einflussreich: Der Vater war Kaufmann, Ratsherr und Mitbesitzer des renommierten Herborner Druck- und Verlagshauses Corvins Erben. Man muss allerdings gegen Heidfelds Erinnerung festhalten, dass Clauberg bereits vor Mai 1651 eine Berufung nach Duisburg befürwortet hatte, und zwar aus akademischen Gründen. Das Eheprojekt dürfte somit als ein sekundärer, aber nichtsdestoweniger gehaltvoller Beweggrund zu bewerten sein. 70 Ein eindrückliches Bild von Wittichs Situation in Herborn zeichnet auch die Beschreibung des Universitätswechsels von Gronovius: Laudatio (1687) 19f. Resümierend beschreibt er Wittichs Annahme des Rufes: „Nec abnuit noster veld ideo, ut oculorum et aurium dolores effugeret.“ (Gronovius: Laudatio [1687] 20: „Auch deshalb lehnte unser [Wittich den Ruf] nicht ab, damit er vor den Schmerzen von Augen und Ohren entfliehen konnte.“). Sein öffentliches Ansehen scheint durch die Streitigkeiten gelitten zu haben. Vgl. aber auch Wittichs eigene Darstellung der Ereignisse im Appendix zur Theologia pacifica. Wittich: Appendix (1672) §5,4f.: Da die Berufung bereits vor dem Cartesianismusverbot von Wittich und Clauberg angenommen worden war, seien sie 1651 aus Herborn nach Duisburg gegangen, um ihr Wort zu erfüllen, nicht wegen des Drucks der Kollegen („Non ergo ob molestias, nobis a Collegis quibusdam nostris preaeter omnem rationem motis, discedere coacti fuimus, sed quia fidem Duisburgensibus datam liberare voluimus.“). Christoph Wittich: Christophori Wittichii Appendix ad Theologiam pacificam: sive modesta responsio ad celeberrimi D. Samuelis Maresii Indiculum controversiarum, qua ostenditur, statum controversiarum in plerisque esse perperam ab eo positum; & varia, quae in Theologia pacifica brevius fuerant dicta, plenius declarantur & deducuntur. Editio secunda. Lugduni Batavorum: Doude 1675. 71 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 155. 72 Zitiert nach Bohatec, cartesianische Scholastik, 58. 73 Vgl. Bohatec, cartesianische Scholastik, 58.

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gegen dürfte die Entwicklung bedauert haben und beschäftigte sich auch weiterhin mit dem Cartesianismus.74 Eine differenzierte Darstellung der Herborner Streitigkeiten insbesondere unter Berücksichtigung der persönlichen Fehden der Professoren fehlte zunächst völlig, stattdessen war der Cartesianismus weiter in Verruf geraten und wurde für die gesamte Affäre verantwortlich gemacht. Ein Brief von Wittich an den Grafen vom 10. Dezember 1651 belegt, dass jener am 08. November um Erlaubnis gebeten habe, Herborn zu verlassen. Er plante zu Beginn der folgenden Woche zusammen mit Kaufleuten nach Leipzig zu fahren. Ein letzter Brief vom 12. Dezember enthält einen Hinweis auf Zahlungsrückstände – scheinbar ein permanentes Problem der Johannea.75 Insbesondere der Brief vom 10. Dezember zeugt von der Enttäuschung und Bitternis, die die Auseinandersetzung mit Heinius und Lentulus bei Wittich hinterlassen hatte und die sich in seinen künftigen Schriften niederschlagen sollte. Die Herborner Ereignisse provozierten eine Fortsetzung der auf der Leidener Krise beruhenden literarischen Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus, an der sich nun mit Lentulus sowie Wittich und Clauberg auch deutsche Bildungseinrichtungen in bedeutender Weise beteiligten. Für Wittich und Clauberg prägte ihr procartesianisches Engagement die folgenden Jahre ihres akademischen Schaffens maßgeblich. Insgesamt bedeuteten die Herborner Absage und die Gutachten der niederländischen Universitäten für den Cartesianismus aber keine völlige Niederlage. Insbesondere das eigentlich aristotelisch geprägte Harderwijk zeichnete sich in seinem Gutachten durch eine weit größere Offenheit aus, als man hätte erwarten können und der Graf wahrhaben wollte. So war die Herborner Interpretation der Gutachten mitunter anticartesianischer als von den niederländischen Universitäten beabsichtigt.76 Mit dem Beginn der 1650er Jahre etablierte sich der Cartesianismus mehr und mehr an den Hochschulen in den Niederlanden und reformierten deutschen Gebieten; aristotelische und cartesianische Thesen konnten bei einer Vielzahl von Akademikern nebeneinander vertreten werden. Das Bemühen um einen orthodoxen Kurs durch die 74 1653 übersendet ihm Andreae ein Exemplar seiner Methodi Cartesianae Assertio. Vgl. zu Heidfelds Cartesianismusstudien Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 16f.27 (Ausstellungskatalog). 75 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 155 (Anm. 102). 76 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 178–180. Vgl. zur Beurteilung des Gutachtens aus Harderwijk Verbeek, Descartes and the Dutch, 84–86: Verbeek spricht von einer „evolution in the appreciation of Descartes’ philosophy“ und verweist auch auf eine gewisse Flexibilität der Orientierung am Aristotelismus, die eine positivere Bewertung von Descartes ermöglicht hat. Nur in Utrecht wird eine absolute Ablehnung von Descartes zum Ausdruck gebracht. Die anderen Briefe lassen mehr oder weniger Interpretationsspielraum, den z. B. Lentulus auch bewusst gegen den Cartesianismus gerichtet hat. Auch Verbeek, Johannes Clauberg, 186 beurteilt die Aussage der Gutachten als „not without ambiguity“.

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cartesianischen Theologen trug dazu bei. Für Wittich und Clauberg war die Rechtgläubigkeit durch den Cartesianismus nicht grundsätzlich infrage gestellt.77 Die Eskalation des Cartesianismusstreits ist stattdessen auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, insbesondere die unterschiedlichen Vorstellungen von Lehrkörper und Obrigkeit, die Spannung zwischen aristotelisch beeinflusstem Ramismus und Cartesianismus, die Charaktere der Hauptakteure und Missverständnisse der Anliegen der Cartesianer. Sicherlich hat sich das Grafenhaus mit seiner späten Intervention gegen die Cartesianer schwergetan: Die neue Philosophie sprach – wie damals in seiner Blütezeit der Ramismus – die Jugend an und zog Studenten nach Herborn. Der Preis dafür wurde jedoch als zu hoch bemessen. Die Tradition der Johannea hätte aufgegeben werden müssen, um der neuen Lehre Platz zu machen. Die Tatsache, dass sich Ludwig Heinrich durch seine mangelnde eigene Entscheidungsfähigkeit dem Druck der konservativen Teile der Professorenschaft gebeugt hatte und mit Clauberg und Wittich gerade die Professoren ziehen ließ, in denen man die größere wissenschaftliche Bedeutung, die größere Wirkung auf die Studentenschaft und damit letztlich die Zukunft der Johannea hätte sehen können, zeigt deutlich, dass der Einfluss des Grafenhauses auf die Hohe Schule im Vergleich zu ihrer Anfangszeit stark geschwunden war. Zwar erschien das Votum des Grafen als ausschlaggebender Faktor in dem Streit78, doch richtete er sich de facto mit seiner Entscheidung nach dem stärkeren öffentlichen Druck. Die Schwäche des Grafen spiegelte sich dann im Einflussverlust der Schule wider.79 Mit dem Verlust der cartesianischen Professoren war der endgültige Bedeutungsverlust der Johannea eingeleitet worden.80 Mag auch bei den Gegnern des Cartesianismus zunächst Freude über den Weggang Claubergs und Wittichs geherrscht haben,81 so wurde bereits Anfang 1652 dessen Konsequenz im Stadtrat diskutiert. Die Studentenzahlen machten einen guten Philosophieprofessor nötig. Der Reiz, den 77 Die vermeintliche Beobachtung einer Entwicklung von einer „rigorosen separatistischen Position“ des jungen Wittich „zu einer versöhnlichen Theorie, in der Cartesianismus und föderative Theologie nebeneinander existieren“ (so zuletzt Trevisani [2011] 14f.) ist eine Übertreibung. Es gibt zu keiner Zeit Anhaltspunkte für einen Bruch Wittichs mit der Orthodoxie, dafür ist ein deutliches Bemühen um die offizielle Legitimation seiner Position bereits in Herborn zu beobachten. Inwieweit Wittich und Clauberg tatsächlich an „konfessionsbestimmenden Normen“ rüttelten, wie Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 141 mutmaßt, bleibt fraglich. 78 Vgl. zu dem großen Einfluss des Grafenhauses auf die Schule Menk, Hohe Schule Herborn, 130–139. 79 Auch die schlechte finanzielle Situation hat sicherlich dazu beigetragen. Vgl. zum schwindenden Einfluss des Grafen im Zusammenhang mit dem Weggang von Wittich und Clauberg vor allem Menk, Hohe Schule Herborn, 139. 80 Vgl. Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 426. und Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 136. 81 Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 157.

Wittich als Lehrer, Universitätsgründer und Gestalter cartesianischer Theologie

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der Cartesianismus auf die neue Generation von Wissenschaftlern ausübte, war ein Faktor, den seine Gegner schwer beseitigen konnten. Wie Gronovius zu berichten weiß und sich auch aus dem Herborner Stadtprotokoll belegen lässt, versuchten daher sogar noch vor Wittichs Antritt in Duisburg der Stadtrat von Herborn, diesen zur Rückkehr an die Johannea zu bewegen und wiederholten dieses Gesuch noch einmal im Dezember 1652.82 Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts etablierten sich wiederum cartesianische Professoren an der Schule, jedoch ebenso ihre Gegner, so dass beinahe ein zweiter Cartesianismusstreit in der Johannea aufgekommen wäre.83

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Theologieprofessor in Duisburg: Wittich als Lehrer, Universitätsgründer und Gestalter cartesianischer Theologie (1652–1655)

In Duisburg konnten Wittich und Clauberg ungleich freier als in Herborn ihre cartesianische Position vermitteln und weiter ausbauen, was in erste wichtige Veröffentlichungen mündete. Gleichzeitig sammelten sie Erfahrungen beim Aufbau einer Universität, eine Kompetenzerweiterung, die für Wittichs Karriereverlauf entscheidend wurde.

2.7.1 Wittich als Theologieprofessor in Duisburg Wittich begab sich nach dem fordernden Jahr in Herborn Anfang 1652 zunächst noch einmal zurück in seine Heimatstadt.1 Im Mai 1652 trat er dann seine Professur für Theologie in Duisburg am Gymnasium illustre an, wo er bis 1655 bleiben sollte.2 Sein Herborner Kollege und Freund Johannes Clauberg arbeitete mit ihm zusammen an dem Ausbau des Gymnasiums zur Universität. Die beiden jungen Professoren konnten dabei nun in einem relativ toleranten und offenen Klima wirken. Im Gegensatz zu Herborn wurde den Cartesianern in Duisburg eine große Lehrfreiheit gewährt, denn die neue Philosophie garantierte hohe Studentenzahlen.3 82 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 21f. und mit Beleg aus dem Stadtprotokoll vom 02. Februar 1652 Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 25. (Ausstellungskatalog). 83 Vgl. dazu Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 8f.20 (Ausstellungskatalog). 1 Wohl zur Erledigung familiärer Angelegenheiten und auch zur Erholung. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 20. 2 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 22. 3 Vgl. einleitend Schmidt-Biggemann, Schulphilosophie, 436f. zu Duisburg. Vgl. auch grundlegend die Universitätsgeschichte von Rodens (Universität Duisburg 1968) und die für

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Die Bestrebungen der Universitätsgründung waren mit dem Jahr 1651 in die entscheidende Phase getreten und wurden vor allem von der reformierten Kirche gefördert.4 Bereits die frühen Versuche, Clauberg und Wittich aus Herborn abzuwerben5 waren erfolgt, um sie für den Aufbau der Universität zu gewinnen. Clauberg hatte bei seinen Verhandlungen von Herborn aus darauf bestanden, ihm angemessene Lehrfreiheit zu garantieren.6 Er war bereits um die Weihnachtszeit 1651 in Duisburg angekommen und hatte die Rektorenstelle des Gymnasiums übernommen.7 Zusammen mit dem bald folgenden Wittich bot er den am Cartesianismus interessierten Studenten aus Herborn einen reizvollen Anlass, gerade auch im Hinblick auf die geplante Universitätsgründung in Duisburg, von Herborn zusammen mit ihren beiden vertriebenen Professoren zu wechseln. Bereits 1652 wurden für die Herborner Studenten, die mit nach Duisburg gekommen waren, die Universitätsmatrikel begonnen, ohne dass es bereits eine offizielle Erhebung der Schule zur Universität gegeben hätte.8 Wittich und Clauberg hatten sich in Herborn eine gewisse Prominenz erworben, und ihre Mitgestaltung und Profilierung der Duisburger Universität

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die deutsche Descartesrezeption grundlegende Arbeit von Trevisani, Descartes in Deutschland, dort besonders zur Universitätsgründung, der Berufung von Wittich und Clauberg und dem Rahmen des cartesianischen Unterrichts Trevisani, Descartes in Deutschland, 21–38. Vgl. dazu den Überblick bei Trevisani, Descartes in Deutschland, 21–26. Vgl. Kapitel 2.6.3 (Folgen der Herborner Krise). Vgl. bereits Hesse, Geschichte der früheren Universität in Duisburg, 17 und mit Bezug auf Clauberg den Nachweis aus den Akten der Jülicher Synode vom Mai 1651 bei Trevisani, Descartes in Deutschland, 26f. Vgl. Trevisani, Descartes in Deutschland, 28. Vgl. Menk, Cartesianismus an der Hohen Schule Herborn, 156 und Trevisani, Descartes in Deutschland, 28.50f. Ein prominentes Beispiel für die Studenten, die von Herborn nach Duisburg mit den cartesianischen Lehrern wechselten, war z. B. Theodor Stephan von Neuhoff, der aufgrund seiner adeligen Herkunft auch an der Eröffnungszeremonie der Universität Duisburg teilnehmen durfte (Immatrikulation 1655 Nr. 89). Vgl. Geuenich, Eröffnung der Universität Duisburg, 11. Die Matrikel Duisburg weist zudem zahlreiche weitere Studenten aus Herborn nach, die sich bereits lange vor der offiziellen Universitätseröffnung immatrikulieren konnten. Schon für das Jahr 1652 sind neun Studenten (von 25 verzeichneten insgesamt) eingetragen, die aus Herborn gewechselt sind, darunter z. B. auch Wittichs und Claubergs Respondent Johann Friedrich Posthius (in den folgenden Jahren nimmt die Zahl wieder ab: 1653 – ein Student; 1664 – zwei Studenten 1655 – fünf Studenten). Biographisch interessant ist auch die Immatrikulation von „Georgius Witichius, Lignicensis Silesius, philosophiae studiosus, ann. 17. Accessit ex gymnasio Elisabethano apud Wratislavienses et relatus est in album studiosorum 14 Maii“ 1652, bei dem es sich wohl um einen Neffen Wittichs, den ältesten Sohn von Georg Wittich, handeln dürfte, der im selben Jahr auch als Respondent einer juristischen Disputation unter Hermann Rhamaker (gest. 1661) in Erscheinung tritt. Vgl. Wijnhoven (2004) http://www.uni-due.de/collcart/matrikel/dumat00.htm (Abgerufen im Juli 2015). Die Benutzung des Matrikelbuches bereits ab 1652 zeigt, dass die Universitätsgründung mit Wittichs und Claubergs Eintreffen in ihre Abschlussphase gekommen war und konkret wurde.

Wittich als Lehrer, Universitätsgründer und Gestalter cartesianischer Theologie

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sicherte dieser die Aufmerksamkeit der akademischen Öffentlichkeit. Die Attraktivität der neuen Lehre für junge Studenten trug dazu ebenfalls bei. Dem brandenburgisch-preußischen Hof kam das sehr gelegen, denn der Erfolg der Universitätsgründung war wichtig, um die reformierte Konfession in den niederrheinischen Territorien zu stärken. Zugleich entsprach sie der Bitte der Bevölkerung, eine Möglichkeit zu schaffen, den akademischen Nachwuchs statt im Ausland in der Heimat ausbilden zu können.9 Dabei wollte man an die moderne Lehrausrichtung der Niederlande, insbesondere Leidens, anknüpfen und auch überregional konkurrenzfähig werden.10 Mit einer cartesianisch ausgerichteten Profilierung der Universität setzte man dazu in Duisburg risikofreudig auf die von der theologia traditiva und der traditionellen Philosophie stark kritisierte nova philosophia. Anhand der Entwicklungen in den Niederlanden und der Krise von Herborn hatte man hier den Cartesianismus als Chance erkannt und nicht als Gefahr bewertet.11 Clauberg wurde ausdrücklich von der Provinzialsynode als neuer Schulrektor und Unterstützer bei der Universitätsplanung gewünscht.12 Anders als in Herborn zeigten sich also auch die kirchlichen Instanzen zunächst aufgeschlossen gegenüber den cartesianisch geprägten Professoren. Auch wenn die Universität erst 1655 eröffnet wurde, legen die übergewechselten Herborner Studenten und die Ausrichtung auf den universitären Unterricht nahe, dass die Cartesianer auf hohem Niveau bereits am Gymnasium illustre unterrichten und disputieren konnten. Eine Rekonstruktion des Duisburger Philosophie- und Theologieunterrichts der Jahre 1652–1655 ist aufgrund mangelnder Quellen im Detail nur skizzenhaft möglich. Mit dem Eintreffen der Cartesianer lässt sich jedoch ein ausnehmend qualifizierter philosophischer und theologischer Unterricht nachweisen.13 „In den Jahren 1652 bis Ende 1655 verdiente das Duisburger Gymnasium in der Tat das Prädikat ‚Academicum‘.“14

9 Damit hatte der Große Kurfürst natürlich auch die Möglichkeit, die Ausbildung seiner zukünftigen Beamten und Pfarrer stärker zu beeinflussen, und außerdem blieb das Geld der Studenten im eigenen Land. Vgl. zu den Motiven der Universitätsgründung z. B. Hantsche, Universität Duisburg, 19–21. 10 Vgl. z. B. Engelbrecht, Zwischen den Kulturen, 92. 11 Anders als in Herborn stand man in Brandenburg-Preußen der coccejo-cartesianischen Ausrichtung grundsätzlich offener gegenüber. Vgl. z. B. Israel, Radical Enlightenment 30. 12 Vgl. Hantsche, Universität Duisburg, 32 und Trevisani, Descartes in Deutschland, 26. Henninius: Vita (1691) [unpaginiert v–vi] verweist auch darauf, dass Clauberg im Namen der Generalsynode von deren Vertretern nach Herborn gebeten worden war. Als Clauberg dann das Universitätsrektorat übernommen hatte, kam allerdings doch wieder Widerstand in der Synode auf, so dass der Kurfürst deutlich machen musste, dass seine Professoren über ihre Lehre der Synode keine Rechenschaft schuldig seien. Vgl. Kapitel 8.7.4 (Die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode). 13 Vgl. Komorowski, Duisburger Universitätsschriften, 107f. Vgl. für einen Rekonstrukti-

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Für diesen Zeitraum lassen sich gut ein Dutzend akademische Schriften nachweisen, die unter Clauberg und Wittich entstanden sind.15 Clauberg ließ überwiegend philosophisch disputieren und verhandelte nun ungehindert cartesianische Thesen. Von Wittich belegt der Bibliothekskatalog Duisburg zumindest drei theologische Disputationen, darunter neben einer Auseinandersetzung mit der Sündenlehre und der Bekehrung auch eine Disputatio Theologica De sytlo Scriputrae, aus der später die gleichnamige Consideratio, Wittichs zweite bedeutende Veröffentlichung, hervorgeht.16 Der theologische Unterricht Wittichs onsversuch (mit Schwerpunkt auf Claubergs Disputationen) auch Trevisani, Descartes in Deutschland, 49–53. 14 Komorowski, Duisburger Universitätsschriften, 108. Den Philosophieunterricht nach der Eröffnung der Universität Duisburg ab 1656, der unter Claubergs Leitung stand, hat Trevisani, Descartes in Deutschland, 75–83 untersucht. Die Analyse der Disputationen belegt die Verwendung der cartesischen Principia im physikalischen Unterricht (vgl. bes. Trevisani, Descartes in Deutschland, 77f.). Von einer Anknüpfung an die Phase der Duisburger Hohen Schule kann ausgegangen werden. 15 Vgl. Komorowski, Duisburger Universitätsschriften, 112. Vgl. für die philosophischen Disputationen unter Clauberg Trevisani, Descartes in Deutschland, 49–53. 16 Den Nachweis erbring Komorowski, Bibliographie der Duisburger Universitätsschriften, 3. Die Disputationen sind alle erhalten: Christoph Wittich [Präses], Isaac Engel [Respondent]: Disputatio Theologica de Peccato Primo quam D.O.M.A. sub tutela Reverendi, Clarissimi acutissimiq; viri Dn. Christophori Wittichii, S.S. Theologiae in illustri Duisburgensium Lyceo Professoris. Publice discutiendam, examinandam atq; veritatis lance pensitandam subjicit Isaacus Engel Aquisgranensis. Ad 28. Diem Decembris hora 9. locoq; solito. Teutoburgi: Schilling 1652. Christoph Wittich [Präses], Ioannes Weierman [Respondent]: Disputatio Theologica de Conversione hominis in genere spectata quam Deo ter opt. Max. Duce, fautore, Tutore, Sub praesidio Reverendi admodum, Clarissimi, Doctissimique viri, Dn. Christophori Wittichii SS. Theologiae in Athenaeo Teutoburgensi Professoris ordinarij Publica Adversariorum ventilationo proponit Ioannes Weierman Rheyda Iuliacensis, SS: theologiae Studiosus. Die 8. Augustis horis & loco solito. Teutoburgi: Schilling 1654. Christoph Wittich [Präses], Iacobus Lehnhof [Respondent]: Disputatio Theologica De Stylo Scripturae Quem adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit. Quam Favente Divinia Gratia Praeside Admodum Reverendo & Clarissimo Viro Dn. Christophoro Wittichio, S.S. Theologiae in Illustri Academia Duisburgensi Professore ordinario. Publico examine subjicit. Iacobus Lehnhof Duisburgensis, Ad diem 5. Iunii hora locoque consueto. Teutopoli: Ravins 1655. Wittichs Respondent Isaac Engel gehörte zu den Studenten, die mit Wittich und Clauberg aus Herborn gewechselt waren, wie die Matrikel belegt: Vgl. Rotscheidt, Matrikel der Universität Duisburg, 6 und die digitale Matrikel von Wijnhoven (22004). Das erklärt auch den frühen Zeitpunkt der Disputation kurz nach Wittichs Ankunft an der Hohen Schule. Er hatte sich 1652 als Student der Philosophie in die Matrikel eingetragen. Auch Lehnhof, eingetragen als Jacobus Lehnhofen, ist bereits für das Jahr 1652 in der Matrikel verzeichnet, allerdings als Duisburger Philosophiestudent: vgl. Rotscheidt, Matrikel der Universität Duisburg, 5 und Wijnhoven (22004). Weiermann schließlich gehört ebenfalls zu den Studenten des inoffiziellen Gründungsjahres der Universität 1652. Er wird unter dem Namen Joannes Weyermann als Jülicher Philosophiestudent geführt, der aus Harderwijk gewechselt war. Vgl. Rotscheidt, Matrikel der Universität Duisburg, 5 und Wijnhoven (22004).

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erweist sich somit wiederum von der Entwicklung seiner cartesianischen Theologie geprägt, denn die Frage de Stylo Scripturae gehört, wie noch ausführlich zu zeigen sein wird, unmittelbar in den Kontext der in Herborn begonnenen Cartesianismusstreitigkeiten.17 Mit Wittich und Clauberg wurde in Duisburg der Grundstein für eine Universität gelegt, an der trotz wiederkehrender Widerstände der Cartesianismus immer wieder in den Unterricht eingebracht werden konnte18 und die zumindest zeitweise eine Plattform darstellte, von der aus cartesische Philosophie sich auch an anderen deutschen Universitäten verbreiten konnte.19 Anders als in Herborn gelang hier zunächst eine gute Vernetzung der Universität mit den niederländischen Cartesianern.20 Nichtsdestoweniger waren die Duisburger Jahre keineswegs frei von akademischen und kirchlichen Konflikten um den Cartesianismus. Der Wechsel nach Duisburg bedeutete für Wittich und Clauberg in erster Linie eine Befreiung aus dem unmittelbaren Zugriff anticartesianischer Strömungen. Er ermöglichte ihnen, souveräner die akademische Debatte durch Lehrund Publikationsfreiheit weiterzuführen. Es war jedoch keine Mußezeit. Für Wittich war in dieser Hinsicht 1653 ein Entscheidungsjahr. Seine erste zentrale Veröffentlichung, die Dissertationes Duae, erschienen in Amsterdam und präsentierten seine theologischen und philosophischen Hauptgedanken, die sich in Herborn verdichtet hatten, in ausführlicher Form der akademischen Öffentlichkeit. Das Jahr 1653 war auch persönlich von großer Bedeutung für Wittich. Er wurde nicht nur am 10. April zum Pfarrer ordiniert und arbeitete fortan in Duisburg neben seiner akademischen Tätigkeit auch als Prediger21, sondern er vermählte sich zudem im selben Jahr in Mülheim mit Anna Justina le Maire (gest. 1675)22, die gebürtig aus Köln stammte.23 Über weitere Informationen zur Ehe der beiden schweigen die Quellen; sie blieb kinderlos.24 17 Vgl. Kapitel 8.3 (Consideratio de Sylo Scripturae). 18 Vgl. dazu einerseits Schneppen, Niederländische Universitäten, 77f., der aus den zahlreichen in Leiden ausgebildeten Cartesianer Duisburgs allzu optimistisch eine regelrechte philosophische Tradition für Duisburg ableitet, aber auch andererseits die differenzierte Übersicht über die Theologieprofessoren der Universität Duisburg bei von Roden, Universität Duisburg, 161–167, in der Clauberg und seine unmittelbaren Mitstreiter durchaus als Ausnahmeerscheinung dargestellt werden, während das Interesse der meisten Professoren an der neuen Geistesrichtung als eher gering beschrieben wird. 19 Vgl. Schneppen, Niederländische Universitäten, 80, der eine Traditionslinie von Leiden (de Raey) über Duisburg (Clauberg) und davon ausgehend in die weiteren deutschen Territorien beschreibt. 20 Vgl. Trevisani, Cartesianismus an der Universität Duisburg, 94 und De Angelis, Anthropologien, 301. 21 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 22. Vgl. z. B. auch Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461. 22 Sie ist die Tochter von dem Kaufmann Guido le Maire (Coloniensis, also vielleicht aus

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2.7.2 Die Dissertationes Duae Die Dissertationes Duae bilden die erste Hauptschrift Wittichs. Zum ersten Mal exponiert er sich mit ihr als Apologet des Cartesianismus und stellt damit die Weichen für seine weitere Karriere ebenso wie für die Entwicklung seiner cartesianischen Theologie. 2.7.2.1 Vorgeschichte und wissenschaftshistorischer Kontext der Dissertationes Duae Der aufkommende Cartesianismus in Herborn hatte eine akademische Debatte ausgelöst, die stark polemisch geprägt war. Es waren vor allem die Streitschriften, die auf die Ereignisse in Herborn gefolgt waren, durch die Christoph Wittich zu einer ausführlichen Stellungnahme gezwungen wurde.25 Seine eigene Stellungnahme im Jahr 1653 erfolgte verhältnismäßig spät, so dass Wittich in ihr ein breites Spektrum an polemischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen berücksichtigen konnte. 2.7.2.1.1 Streitschriften aus dem Herborner Kontext Noch 1651 hatte Lentulus seine anticartesianische Schmähschrift Nova Renati Des Cartes Sapientia veröffentlicht, in denen Clauberg und Wittich massiv angegriffen wurden.26 Auch Jacob Revius hatte, insbesondere unter Bezugnahme

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Coulonges-sur-Sarthe in Frankreich oder Cologny in der Schweiz; Lebensdaten nicht ermittelt) und Maria von Schmitt (Lebensdaten nicht ermittelt). Die Hochzeit fand in Mülheim am 13. Juni 1653 statt. Wittichs Ehefrau stirbt nach 22 Jahren Ehe, also wohl 1675. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 23. Vgl. Sassen, Levensberichten, 196. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 23.36. Vgl. auch Sassen, Levensberichten, 106 und van Meerkerk, Art. Wittichius, Christophorus. Nijmeegse biografieen 2 (2006) 141. Eine andere Hochzeit, diejenige von dem Pastor Wolfgang Christoph Coler (Lebensdaten nicht ermittelt), gab Wittich (und ebenso Johannes Clauberg) 1655 Anlass zu einer Veröffentlichung ganz ohne akademische Relevanz: er widmete dem Paar ein Hochzeitsgedicht: Christoph Wittich: Qvis [Quis] occupavit te calor igneus, […] Haec vovebat amica mente & calamo Christophorvs VVittichivs SS. Theol. Prof. Ordinarius. In: Hochzeit-Gedicht, zu sonderlichen Ehren, wolgefallen und glückwünschung des … Wolfgang Christoph Coleri, Getrewen Dieners am wort Gottes zu Oberwinter, Flammersheim und Bülleßheim etc. als Bräutigamb: wie auch der […] Catharinen Bruls, des […] Nicolaus Bruls Sel. gewesenen Kauffman in Achen Eheleiblichen Tochter als Braut. – Dûßberg: Ravens 1655. Für eine Übersicht der zentralen Schriften vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 363–365. Eine detaillierte Untersuchung zentraler Argumente aus den Schriften der Vorgeschichte zu den Dissertationes Duae bietet Savini, Clauberg (2011). Die Nova Renati Des Cartes Sapientia (Herborn 1651) ist in Form einer Gegenüberstellung zwischen Descartes und Lentulus verfasst. Descartes’ Thesen werden aus dem Discours de la

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auf die vermeintlich der Bibel widersprechende cartesisch-kopernikanische Physik, bereits 1650 die Unvereinbarkeit des Cartesianismus mit der biblischen Lehre zu belegen versucht.27 Er wurde von Lentulus als Gewährsmann für seinen Angriff herangezogen. Den Schriften von Revius und Lentulus begegnete das cartesianische Netzwerk geschlossen, und auch Wittich übernahm die Widerlegung gerade dieser beiden Autoren in den Dissertationes Duae.28 Zuvor jedoch veröffentlichte Clauberg 1652 gegen Lentulus und Revius, befreit von den Herborner Repressionen und auch als akademische Reaktion auf den direkten Angriff des Lentulus, die Pars prior exoterica seiner Defensio Cartesiana in Amsterdam zur Verteidigung von Descartes. Die Schrift lässt sich als apologetischer Kommentar zu den von Lentulus und Revius angegriffenen Descartespassagen anhand einer Kommentierung des Discours de la méthode zusammenfassen.29 Ihre Abfassung wurde unterstützt von Mitgliedern des cartesianischen Netzwerkes, die in brieflichem Kontakt zu Clauberg standen.30 Lentulus antwortete dann 1653 mit seinem Cartesius triumphatus.31 Da die schriftliche Auseinandersetzung, insbesondere auch durch die Bezugnahme von Lentulus auf die Herborner Gutachten, eine persönliche Abrechnung für die Herborner Zeit hätte werden müssen, enthielt sich Clauberg der Veröffentlichung des zweiten Teils der Defensio Cartesiana, die nun die Principia philosophiae und die Meditationes

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méthode und der Principia zitiert, an die sich jeweils eine Widerlegung aus dem Mund des Lentulus anschließt. Die Schrift enthält darüber hinaus persönliche Angriffe auf Clauberg, der durch die Nennung seiner Initialen zu identifizieren ist (I. CL.). Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 363f. und z. B. bei Lentulus: Nova Renati Des Cartes Sapientia (1651) 147. Trotz der vordergründigen Auseinandersetzung mit Descartes werden die Herborner Ereignisse immer wieder präsent gemacht. Wittich und Clauberg werden dabei mit dem Vorwurf der Sektenbildung, der Neuerung und des Atheismus (trotz des Ausbleibens der Namensnennung) konfrontiert. Dem Werk sind zudem anticartesianische Spottgedichte vorangestellt, die u. a. aus der Feder von Heinius und Heidfeld stammen. Vgl. Lentulus: Nova Renati Des Cartes Sapientia (1651): 11–14. Vgl. auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 341. Jacob Revius: Statera philosophiae Cartesianae qua Principiorum ejus falsitas, & dogmatum impuritas expenditur ac castigatur, Et Ad virulentam Epistolam, praefixam selectarum Disputatioum Adriani Heereboortii volumini primo, respondetur. Auctore Jacobo Revio SS. Theol. Doct. & colegii Theol. Ill. Ordd. Hollandiae ac Westfrisiae Praefecto. Lugduni Batavorum: Lessen 1650. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii] und Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 364 und für eine ausführliche Betrachtung Savini, Le développement de la méthode cartésienne, 201–232. Insbesondere Johannes de Raey und Tobias Andreae standen in brieflichem Kontakt mit ihrem ehemaligen Schüler Clauberg. Vgl. Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 142f. Cyriacus Lentulus: Cartesius triumphatus et nova sapientia ineptiarum et blasphemiae convicta a Cyriaco Lentulo. Addita sunt Decreta academiarum Belgicarum novae Cartesii sapientiae adversa. Francofurti ad Moenum: Weiss 1653.

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hätte verteidigen sollen. Dafür mischten sich Revius aus dem anticartesischen Lager und Tobias Andreae für die cartesische Sache in den Disput ein. Beide veröffentlichten ihrerseits wechselseitig polemisch-apologetische Schriften.32

2.7.2.1.2 Daniel Lipstorp: cartesianische Astronomie als theologisches Problem Ohne direkten Bezug zu den Herborner Ereignissen hatte es der Cartesianer Daniel Lipstorp (1631–1684) zur selben Zeit unternommen, die kopernikanische Physik auf cartesianischer Grundlage zu verteidigen und damit in Leiden, wo er sich nach seinen Studien und philosophischen Lehrtätigkeiten in Rostock am 04. Juli 1652 eingeschrieben hatte, für Aufruhr gesorgt.33 Die Physik und insbesondere die Adaption des kopernikanischen Weltbildes von Descartes, wie er sie in den Principia entfaltet hatte, waren zum zentralen Kritikpunkt am cartesianischen Programm geworden. Gerade hier setzte auch der Herborner Streit maßgeblich an. Wittich legt dementsprechend in den philosophischen Ausführungen der Dissertationes Duae seinen Schwerpunkt auf diesen Themenkomplex. Da Lipstorp in seinen Veröffentlichungen der Jahre 1652 und 1653 zu ganz ähnlichen Ergebnissen gekommen ist wie kurze Zeit später Wittich, vermutlich ohne eine direkte Abhängigkeit34 und mit weniger folgenreichen Auswirkungen35, wird hier ein Grundtenor cartesianischer Forschung und ihres Konflikt32 Vgl. für einen Überblick über die Schriften Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 364 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 270–279. 33 Vgl. zur Biographie von Lipstorp Günther, Art. Lipstorp, Daniel. ADB 18 (1883) 746 und Vermij, Calvinist Copernicans, 142. Nach seinem Studium war Lipstorp, der gebürtig aus Lübeck stammte, ab 1653 Hofmathematiker und Erzieher am Hof von Weimar. Die für die Cartesianismusdebatte zentralen Schriften des Astronomen und Philosophen fallen in die Zeit in Leiden und Weimar. Zu nennen sind: Daniel Lipstorp: M. Danielis Lipstorpii Lubecensis. De Systemate Mundi Copernicano, Discursus Physico Mathematicus: In Illustri Academia Rostochiensi, Sex Disputationibus Publicis, Propositus. Rostock: Kilius 1652. Ders.: Danielis Lipstorpii Lubecensis, Specimina Philosophiae Cartesianae. Quibus Accedit Ejusdem Authoris Copernicvs Redivivvs. Lugduni Batavorum: Elsevier 1653. Vgl. zur Rolle Lipstorps als Befürworter des Cartesianismus bereits Tepelius: Historia (1674) 64f. 34 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 148. Wittich zitiert Lipstorp nirgends, sie sind lediglich durch gemeinsame Gegner verbunden, aber auch über ihre Ausbildung in Leiden. Möglicherweise zeigt sich hier auch die Ideenvermittlung über das cartesianische Netzwerk. Allerdings lässt sich ein Exemplar von Lipstorps Specimina in der Leidener Privatbibliothek Wittichs nachweisen, was jedoch keinen Beleg für eine Lektüre vor der Veröffentlichung der Dissertationes Duae darstellt. Vgl. Hackius: Catalogus (1687) 28 (Nr. 436). Jacobus Hackius: Catalogus instructissimae bibliothecae D. Christophori Wittichii, S.S. Theol. ac Phil. Doctoris, & in Acad. Lugd. Bat. (dum viveret) S.S. Theol. Professoris ordinarii, dignissimi. Quorum auctio habebitur in officina Jacobi Hackii, ad diem 29. Septembr. 1687. Stylo Novo. Lugd. Batavorum: Hackius 1687. 35 Vgl. De Prete (2002) 127 (Anm. 1).

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potentials sichtbar, der das Geistesleben der frühen 1650er Jahre bestimmt hat. Aufgrund der Bedeutung Lipstorps für das cartesianische Netzwerk, parallele Gedanken zu den Dissertationes Duae und der Auseinandersetzung mit denselben Gegnern verdient er eine genauere Vorstellung. Lipstorp hatte zu Beginn der 1650er Jahre die Verteidigung des cartesianischen Heliozentrismus übernommen und sowohl Lentulus als auch Martin Schoocks anticartesianische Schrift De scepticismo (1652)36 angegriffen. Gestützt konnte er sich durch das im Entstehen begriffene cartesianische Netzwerk fühlen: In seinen Specimina philosophiae Cartesianae (1653) lieferte er auch eine kurze Biographie des Descartes.37 In diesem Zusammenhang gab er eine Übersicht über seine Anhänger und damit die führenden Vertreter des Cartesianismus auf. Neben Abraham Heidanus und Adriaan Heereboord zählte er auch Samuel Maresius dazu und nannte zahlreiche weitere Sympathisanten von Descartes.38 Eine ähnliche Auflistung hatte bereits Clauberg gewagt, der 1652 bereits Heidanus, Maresius und Frans Burman als Theologen mit freundschaftlichem Verhältnis zu Descartes nannte.39 Das cartesianische Netzwerk ist Anfang der 1650er Jahre durch derartige Hinweise in seiner beginnenden Entfaltung bereits greifbar und wurde von der akademischen Öffentlichkeit wahrgenommen.40 Im Rahmen der Specimina fordert Lipstorp dazu auf, physikalische Fragen mit mathematischer Beweiskraft zu lösen und exemplifiziert ebendies anhand von Descartes’ Bewegungslehre im Rahmen der physikalischen Untersuchung der Luft.41 Sein der Schrift beigefügter Copernicus redivivus (1653), stellt eine 36 Martin Schoock: Martini Schoockij De Scepticismo Pars Prior, Sive Libri Quatuor: Quibus, qua antiquorum, qua recentiorum Scepticorum deliria, ex suis principijs solide discutiuntur, atque certitudo non minus disciplinarum universalium, quam Philosophiae Theoreticae asseritur. Groningae: Lussinck 1652. Schoock verhandelt hier u. a. die Frage nach der Stellung der Mathematik bei der Naturerkenntnis und wendet sich gegen die cartesische Wissenschaftskonzeption insgesamt. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 364. Vgl. zu Schoocks Rolle im Cartesianismusstreit der 1650er Jahre Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 333f. Vgl. zu der Schrift mit einer genauen Analyse der Umstände ihrer Entstehung und Rezeption den Aufsatz von Del Prete, Against Descartes. 37 Die erste biographische Skizze über den Philosophen: Vgl. Rodis-Lewis, Descartes, 322f. Vgl. auch Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 137f. zu Lipstorp: Specimina (1653) 69– 88. Vgl. zu Lipstorps Schrift schließlich Savini, Le développement de la méthode cartésienne, 304–325. 38 Vgl. Lipstorp: Specimina (1653) 85. 39 Vgl. Clauberg: Defensio (1652) V 22: „Et vivunt adhuc in Belgio plures & insigniores Theologi quibus arcta cum Cartesio amicitia intercessit, ex quibus & mihi favent Heidanus & Maresius Theologiae, ille Leidae, hic Groningae, Professores celberrimi, quos honoris causa nomino. Addo D. Franciscum Burmannum Ecclesiae Hanoviensis Belgicae Ministrum, Virum integerrimum ac doctissimum.“ 40 Bereits Schoocks Rede von der secta des Cartesius in seiner Admiranda Methodus deutete die Furcht der Anticartesianer vor dieser Entwicklung an. 41 So fasst Vermij, Calvinist Copernicans, 143f. zusammen.

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cartesianische Verteidigung des kopernikanischen Weltbilds dar42, das er im ersten Teil des Werkes in seiner Entwicklung und seinen zentralen Thesen erst darlegt, mit cartesischen Elementen, vor allem über die Erdbewegung, verbindet und gegen das ptolemäische Weltbild und Modelle, die beide Systeme zu harmonisieren gedachten, abgrenzt. Im letzten Kapitel seiner Schrift greift Lipstorp bereits einem wesentlichen Punkt von Wittichs Argumentation, die er in den Dissertationes Duae entfalten sollte, vor, indem er das heliozentrische Weltbild mittels einer exegetischen Begründung auch theologisch als für verantwortbar darstellt43: Die Bibel sei uns nicht von Gott gegeben worden, um Philosophie zu erlernen, sondern um die Menschen zum Heil zu führen.44 Ebenso wie kurz darauf Wittich greift Lipstorp hier auf den Skopusgedanken zurück, um Naturphilosophie und Theologie ins rechte Verhältnis zu setzen. Ähnlich hatte sich bereits 1634 der Remonstrant Jakobus Johannes Batelier (1593–1672) gegen Voetius geäußert.45 Zur Entscheidung mathematisch-naturwissenschaftlicher Fragen diente auch seiner Meinung nach die Bibel keineswegs.46 Mit theologischen Äußerungen dieser Art erregte der Philosoph Lipstorp Kritik von kirchlicher Seite. Durch die Veröffentlichung des Copernicus redivivus war er in einen Disput mit dem Leidener Pfarrer Jacob du Bois (1607–1661) geraten, der sich als einer der bedeutendsten Anticartesianer der Zeit erweisen sollte.47 Im selben Jahr veröffentlichte dieser seinem Dialogus theologico-astro42 Die Schrift fußt auf sechs Disputationen, die Lipstorp 1652 in Rostock gehalten hatte. In den ursprünglichen Disputationen hatte er noch seine Darlegungen trotz plausibler Beweisgänge am Ende verworfen, weil sie der biblischen Autorität widersprächen, die darlege, dass die Erde stillstehe. Die kopernikanischen Antworten auf das Schriftargument hatte er zwar diskutiert, aber letztlich nicht gelten lassen. 1653 hatte sich seine Meinung geändert, bzw. sah er es als möglich an, sich offen und bekennend der Konfrontation mit der theologischen Gegenposition zu stellen. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 143–145. 43 Damit weicht er von den 1652 gehaltenen Disputationen, aus denen die Schrift entstanden ist, ausdrücklich ab. Für Traditionalisten wie du Bois war Lipstorps Abwendung von dem Ideal eines scharfsinnigen Wissenschaftlers, der auch als guter Naturphilosoph die Orientierung am Diktum der Schrift nicht aufgibt, ein Beleg für den verderblichen Einfluss des Cartesianismus auf die Religion. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 144. 44 Vgl. Lipstorp: Specimina (1653) 150–160, bes. 156f. zur Lehrabsicht der Bibel. 45 Im Rahmen der Zurückweisung der Verurteilung der Remonstranten durch Voetius in seinen Assertationes theologicae de praejudiciis Verae Religionis (1634) widerlegte Batelier auch Voetius’ These, die Erdbewegung widerspreche dem biblischen Zeugnis, indem er darauf verwies, dass die Bibel Gottesfurcht und nicht Weltwissen lehre. Die Bibel richte sich in Dingen, die den Glauben nicht beträfen nach der allgemeinen Ausdrucksweise. Batelier orientierte sich dabei vor allem an Philip van Lansbergen. Vgl. dazu Vermij, Calvinist Copernicans, 162f. und Howell, God’s Two Books, 160–166.169. Vgl. zu Batelier allgemein van Bunge s.v. Batelier (Batalerius, Watelier), Jacobus Johannes. BLGNP 4 (1998) 25f. 46 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 278 und Vermij, Calvinist Copernicans, 143f. 47 Vgl. zur Biographie von du Bois vor allem Coppens, Art. Bois, Jacobus du (1607–61). DSECDP 1 (2003) 125–128. Du Bois wirkte seit 1646 als Pastor in Leiden und war mathematisch und

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nomicus (1653), in welchem er die Unvereinbarkeit von Heliozentrik und dem biblischen Weltbild entfaltet. Dabei richtete er sich nicht nur gegen Lipstorp, sondern versuchte, weitere Gewährsleute für die Lehre von der Erdbewegung neben Kopernikus und Descartes zu widerlegen, insbesondere den niederländischen Astronom Philip van Lansbergen (1561–1632)48, dessen Verteidigung des heliozentrischen Weltbildes sehr einflussreich war. Er wurde von den frühen Cartesianern stark rezipiert,49 ebenso wie die Apologie seiner Thesen durch den Sohn Jacob van Lansbergen (1590–1657).50

2.7.2.2 Die Entstehung der Dissertationes Duae und ihre Einleitung Als Wittich 1653 die Dissertationes Duae veröffentlichte, positionierte er sich in einem Streit, dessen Fronten bereits verhärtet waren. Ausdrücklich benennt er seine Gegner, neben dem Herborner Cyriacus Lentulus stellt er sich gegen Jacob Revius, und unter Berücksichtigung der aktuellen Debatte auch gegen seinen ehemaligen Lehrer Martin Schoock sowie Jacob du Bois.51 Hintergründig schreibt er gegen die von Voetius und seinen Anhängern vertretene Mehrheitsposition der

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astronomisch gebildet. Er stand in brieflichem Kontakt zu Descartes. 1653 veröffentlichte er seinen Dialogus theologico-astronomicus, in dem er einen Kopernikaner von einem Befürworter der biblischen Autorität in astronomischen Fragen widerlegen ließ. Vgl. dazu auch Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 364. Jacobus du Bois: Jacobi Du Bois Ecclesiastae Leydensis Dialogus theologico-astronomicus, in quo ventilatur quaestio astronomica, An terra in centro universi quiescat, et sol aliaque luminaria coelestia circa eam moveantur: an vero, sole quiescente, terra circa eam feratur. Lugduni Batavorum: Leffen 1653. Vgl. zu van Lansbergen vor allem Vermij, Calvinist Copernicans, 73–99 und Vermij, Art. Lansbergen, Philips (1561–1632). DSECDP 2 (2003) 589f. Er hatte sich nicht nur der Mathematik und Astronomie, sondern auch der Theologie intensiv gewidmet. Sein theologischer Hintergrund führte auch zu einer religiösen Färbung seiner Theorien, allerdings nicht im Sinne der reformierten Kirche, sondern durchzogen mit neoplatonistischen und alchemistischen Spekulationen. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 88. Seine wirkmächtigste Veröffentlichung war eine Verteidigung des Heliozentrismus, die trotz ihres auch zu ihrer Zeit veralteten Forschungsstandes als die erste für ein breites Publikum geschriebene Apologie des kopernikanischen Systems umgehend ins Lateinische übersetzt und in Europa lange rezipiert wurde. Van Lansbergen stützt hier seine Argumente auch mit der Bibel. So leitet er z. B. eine Dreiteilung des Himmels ab aus dem Diktum des Paulus in 2Kor 12,2. Er untermauert die Autorität seines Werkes mit dem Anspruch, dass es sowohl auf der Geometrie als auch dem Wort Gottes basiere. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 88f. und vor allem Howell, God’s Two Books, 146–166. Vgl. auch Benin, footprints of God, 195f. Philip van Lansbergen,: Philippi Lansbergii Bedenckingen Op den dagelijckschen, ende jaerlijckschen loop van den Aerdt-Kloot: Mitsgaders op de ware af-beeldinge des sienenlijcken hemels; daer in wonderbare wercken Godts worden ontdeckt, tot prys van zijnen heyligen Name, ende stichtinghe van alle Menschen. Middelburgh: Roman 1629. Vgl. z. B. Savini, Methodus cartesiana, 309f. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii].

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physica sacra.52 Auf die zahlreichen Schriften der aktuellen Kopernikanismusdebatte nimmt Wittich nur verhalten direkten Bezug. Abgesehen von den beiden Lansbergens nennt er die meisten Autoren in der Regel überhaupt nicht, gerade wenn er in theologischem Kontext argumentiert. Bevorzugt spricht er verallgemeinernd von den „Copernici“53. Jedoch sind ihm die aktuellen Streitschriften ebenso präsent, insbesondere die Auseinandersetzung von du Bois mit den Lansbergens,54 wie die gängigen astronomischen Schriften von Kepler oder Galilei. Wittichs Hauptanliegen, die Verteidigung des cartesianischen Weltbildes und die Harmonisierung des Cartesianismus mit der biblischen Lehre, waren nicht grundsätzlich neu. Dennoch wurde seiner Schrift (verglichen z. B. mit Lipstorp) eine sehr hohe Aufmerksamkeit zuteil. Das lag nicht nur an Wittichs Argumentation, sondern vor allem an seiner Position und der damit verbundenen Perspektive: Er verteidigte den Cartesianismus als Inhaber eines theologischen Lehrstuhls und mit deutlicher Konsequenz für die Schriftauslegung. Die Dissertationes Duae waren im Rahmen von Wittichs Tätigkeit in Duisburg zwischen 1652 und 1653 entstanden, insbesondere als Reaktion auf die von Lentulus veröffentlichte Nova Renati Des Cartes Sapientia. Vorarbeiten könnten aber bereits 1651 in Herborn erfolgt sein.55 Eine Überarbeitung der Schrift für die Drucklegung in Amsterdam, die Mitte 1653 erfolgt war, ist durch die Berücksichtigung aktueller Veröffentlichungen von Schoock und du Bois nötig geworden, die Wittichs Thesen maßgeblich berührten.56 Nichtsdestoweniger bleiben 52 So urteilt auch Del Prete, Tra Galileo e Descartes, 721f. 53 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [x] u. ö. Vgl. für eine Variation z. B. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vi: Copernici defensores]. Direkte Zitate aus deren Werken bleiben selten. Neben Jacob van Lansbergen bildet Paolo Antonio Foscarini (1565– 1616) eine Ausnahme. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 (§7,254 für Foscarini, §24f. 266–268 für Lansbergen). Vgl. dazu auch Del Prete, Tra Galileo e Descartes, 719 und Ermeneutica cartesiana, 132. Eine (sehr unvollständige) Liste mit Vertretern der kopernikanischen Position bringt Wittich in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 3 §12,193. 54 Vgl. die namentliche Nennung in Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [viii] und die direkten Zitate aus der Auseinandersetzung von du Bois und Jacob van Lansbergen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6. 55 Der cartesianische Unterricht Wittichs an der Johannea ist dafür ein Indiz. 56 Die Herborner Vorarbeiten lassen sich anhand von Passagen vermuten, die sich mit der Descartesauslegung beschäftigen und vermutlich in Kollegs verankert waren. Vgl. dazu Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 4 §§20–23,212–219 und Kapitel 2.6.1.3 (Wittichs Berufung nach Herborn und sein Unterricht). Die Datierung der Dissertationes Duae lässt sich weiter eingrenzen durch die Tatsache, dass Wittich auf dem Deckblatt den Pastorentitel bereits führt, so dass die Ordination (10. April) auch als terminus post quem der Veröffentlichung gelten kann. Über die Notwendigkeit, nachträglich noch die Schrift De scepticismo (1652) von Schoock und den Dialogus theologico-astronomicus (1653) von du Bois zu berücksichtigen, nachdem Wittich mit der Abfassung bereits halb fertig gewesen war, berichtet er selbst in Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii]. (Die Praefatio des Dialogus theologicoastronomicus ist auf März 1653 datiert. Die Erscheinung des Buches muss als weiterer terminus post quem gelten. Vgl. du Bois: Dialogus [1653] Praefatio [iii]).

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die ehemaligen Herborner Kollegen seine Hauptgegner. Die anderen Schriften, die der Kopernikanismusdebatte entstammen, werden deutlich distanzierter besprochen.57 Insbesondere das feindselige Verhältnis zwischen Wittich und Lentulus schimmert auch im Verlauf der Schrift immer wieder durch, während er z. B. Schoock mit respektvollerer Distanz behandelt.58 Wie der Titel bereits verrät, handelt es sich bei der Schrift um die Zusammenstellung zweier Dissertationen mit einem je eigenen thematischen Schwerpunkt. Die erste Dissertation „Über den Missbrauch der Heiligen Schrift bei philosophischen Themen“59 widmet sich der Entfaltung und Fundierung von Wittichs Akkommodationslehre, also der Verteidigung des opinio-Arguments. Die zweite Dissertation „legt die Einrichtung und Ordnung des ganzen Universums und seiner ersten Körper dar und verteidigt die These des hochberühmten Descartes über die wahre Ruhe und die wahre Bewegung der Erde“60. Die Dissertationes Duae sind ein Produkt des Duisburger Unterrichts, in dessen Rahmen Wittich die beiden Teile der Schrift als Disputationen hatte verteidigen lassen.61 Weder das genaue Datum noch die Namen der Respondenten sind überliefert, jedoch ist es vorstellbar, dass die Ursprünge der Schrift bereits auf die Herborner Zeit zurückgehen und die aus Herborn gewechselten Studenten dürften prädestiniert für die Verteidigung von Wittichs Thesen gewesen sein. Umfang und Gestaltung legen nahe, dass die einzelnen Kapitel jeweils ursprünglich eigene Disputationen gewesen sein könnten. Die Schrift wäre dann das Ergebnis einer Reihendisputation. Mit der gebündelten Veröffentlichung der Einzelschriften als Dissertationes ohne Nennung der Respondenten brachte

57 Vgl. Zu dieser Einschätzung auch Del Prete, Ermeneutica cartesiana, 131f. Sie verweist darauf, dass dies auch taktische Gründe haben mag, um nicht zu viele einflussreiche Theologen gleichzeitig angreifen zu müssen. Immerhin berührt Wittich z. B. durchaus auch die Position von Voetius. 58 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii–viii]. Schoock sei immerhin ein Verbündeter in der Suche nach Wahrheit. Vgl. dazu auch Del Prete, Against Descartes, 139. Vgl. zum Umgang mit Lentulus z. B. die bissige Widerlegung von dessen Kritik an der cartesischen Bewegungslehre bei Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 4 §13,204f. 59 „De S. Scripturae in rebus philosophicis abusu“. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Deckblatt. 60 „Altera Dispositionem & ordinem totius universi & principalium ejus corporum tradit, sententiamque Nobilissimi Cartesii, de vera Quietate et vero motu Terrae defendit“. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Deckblatt. 61 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 146.257f., der ausdrücklich zwischen den Duisburger Disputationen und den 1653 in Amsterdam veröffentlichten Dissertationes unterscheidet. Komorowski, Bibliographie der Duisburger Universitätsschriften, 3 führt die Dissertationes Duae in seiner Übersicht der Veröffentlichungen der Duisburger Fakultät explizit auf. Das Vorgehen, Disputationen zur Grundlage zentraler Veröffentlichungen zu machen, war absolut üblich. Auch für Wittichs Kollegen Clauberg lässt sich dies nachweisen. Vgl. dazu Trevisani, Descartes in Deutschland, 50–53.

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Wittich freilich zum Ausdruck, dass er der eigentliche Autor der Schrift ist und schützte so womöglich auch die an ihrer Entstehung beteiligten Studenten.62 Wittich nimmt verschiedentlich selbst Bezug auf die Entstehungsbedingungen der Schrift und seine Motivation zu ihrer Abfassung.63 In der Praefatio zu den Dissertationes Duae stellt er die Schrift in den Kontext der Verteidigung des Cartesianismus gegenüber Theologie und Politik. Im Rahmen seines einleitenden Bekenntnisses zur Philosophie von Descartes charakterisiert er seine Schrift damit als Apologie über den Herborner Kontext hinaus.64 Descartes habe noch gehofft, dass sich die seiner Philosophie entgegengebrachten Verleumdungen zerstreuten, doch inzwischen hätten seine Schüler erkannt, dass sie sich ihren Gegnern im Interesse der Wahrheit und damit zum Ruhme Gottes entgegenstellen müssten. Unter den Cartesianern würdigt Wittich namentlich Tobias Andreae und Johannes Clauberg, in deren Reihe er sich mit der Veröffentlichung der Dissertationes Duae zu stellen wünscht.65 Bevor Wittich im Folgenden den Anlass seiner Veröffentlichung konkretisiert und auf die Herborner Ereignisse eingeht, stellt er seine beiden Hauptthemen vor: Die von Kopernikus wiederentdeckte und von Descartes bewiesene Lehre von der zweifachen Erdrotation und die damit verbundene theologische Erkenntnis des opinio-Argumentes. Die Fundierung und Verteidigung der beiden Thesen will Wittich sowohl argumentativ als auch biblisch vornehmen.66 62 Auf den Ursprung der Schrift aus dem Lehrbetrieb gibt es einige Hinweise. So erinnert Wittich in der Praefatio an die Rolle des Respondenten bei der Verteidigung der Thesen, der es entspreche, die Argumente des Gegners zu entkräften ohne zur Vollständigkeit zu verpflichten, und bringt damit den universitären Kontext ins Bewusstsein seiner Leser. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [x]. Die Behandlung der Thesen erfolgt dann passagenweise explizit untergliedert in Obiectiones und Responsiones, wie bei einem Disputationsverfahren üblich. Vgl. z. B. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §31–31,246–278. Zudem finden sich Verweise auf Themen, die corollarii loco verhandelt werden. Vgl. z. B. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 7 §33,302. Eine Abfassung Wittichs völlig ohne Bezug zum Duisburger Disputationswesen, die sich lediglich formal der Gattung bediente, ist daher auszuschließen. 63 Vgl. bes. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio und Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2f. 64 Wittich beginnt zunächst ganz allgemein, die revolutionäre Bedeutung von Descartes’ Philosophie den vehementen unlauteren Attacken von dessen Gegnern gegenüberzustellen. Die großen Erkenntnisse von Descartes auf dem Gebiet der Mathematik und der Physik seien von Neidern verfälscht worden, um Sie angreifbarer zu machen. Seine Gegner seien weder vor Rufschädigung noch der Verdrehung und Verwirrung seiner Aussagen zurückgeschreckt, die letztlich dazu geführt hätten, dass der Cartesianismus ebenso in Verruf geraten sei, wie einst Luthertum und Calvinismus. Der schlechte Ruf der cartesianischen Philosophie verhindere auch eine objektive Prüfung durch neutrale Gelehrte und Politiker, da die Vorbehalte des Skeptizismus-, Atheismus-, und Häresievorwurfes ihnen im Wege stünden. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [i–iv]. 65 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [v]. 66 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [v–vi]. Bereits in der Praefatio bringt

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2.7.2.3 Gliederung und Paraphrase der Dissertationes Duae Bereits die thematische Zweiteilung der Dissertationes Duae bringt ein wesentliches Element von Wittichs Theologieverständnis zum Ausdruck, durch das er sich von Entwicklungen in der übrigen Theologie abgrenzt: Die strikte Trennung der Theologie, deren Perspektive in der ersten Dissertation dominiert, von der Philosophie, die in der zweiten Disputation anhand der Frage nach der Erdbewegung im Zentrum steht. Trotz der formal in der Themenstellung zum Ausdruck gebrachten Trennung von Theologie und Philosophie bleiben die Dissertationen jedoch eine Einheit und beziehen sich inhaltlich immer wieder aufeinander. Außerdem findet auch im philosophischen Teil der Schrift vor allem eine Auseinandersetzung mit Theologen statt. Der Forderung nach einer Trennung der beiden Bereiche steht ihre Vermischung gegenüber, die sich aus der theologischen Besprechung des Cartesianismus ergeben muss.67 2.7.2.3.1 Dissertatio prior De S. Scripturae in rebus philosophicis abusu Die erste Dissertation ist mit der Überschrift „Über den Missbrauch der Bibel in philosophischen Angelegenheiten“ versehen. Diese Themenstellung spitzt Wittich weiter zu auf die Fragen, „an Physicae genuinum Princiopium sit scripturae“ (thematisiert vor allem in den Kapiteln 1, 7 und 8) und „an haec de rebus naturalibus loquens accuratam semper veritatem, an potius sensum et opinionem vulgi saepius sequatur“ (Kapitel 1–6).68 Wittich entfaltet hier in acht Kapiteln seine Adaption der Akkommodationstheorie und verteidigt sein opinio-Argument als exegetische Prämisse gegen die Vertreter einer physica Mosaica. Das erste Kapitel („Caput I. Ponitur Status controversiae in sequentibus decidendae.“) nutzt er zu einer Bestimmung der akademischen Streitfragen (status controversiae) und gibt damit über seine Argumentationsziele Auskunft (I 1 §§1–4). Außerdem legt er das opinio-Argument als seine zentrale Begründungsfigur dar (I §§5–10). Die Grundprämisse für Wittichs Ausführungen ist die strikte Trennung von Naturphilosophie (naturalis philosophia) und Theologie nach ihren Erkenntnisprinzipien, in deren Nichtbeachtung er die Ursache für die Kontroverse sieht (I 1 §§1f.). Die Differenzierung zwischen Vernunft als dem primären Erkenntnisprinzip der Philosophie Wittich das opinio-Argument. Die Argumentationsfigur setzt er grundsätzlich als bekannt voraus. Er nimmt auch nicht in Anspruch, ihr Urheber zu sein, sollten stellt Sie als gängige These dar, der jedoch eine ausführliche Begründung und Verteidigung vor ihren Kritikern fehle. 67 Eine tabellarische Gliederung beider Dissertationen findet sich im Anhang. 68 Wittich: Dissertationes Duae (1653) Deckblatt: „erstens, ob die Schrift ein echtes Prinzip der Physik ist? Zweitens, ob sie, wenn sie über naturphilosophische Themen spricht, immer der Wahrheit oder eher öfters der Wahrnehmung und Meinung des Volkes folgt.“

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und der Bibel als dem primären Erkenntnisprinzip der Theologie ist ein Charakteristikum der sich ausbildenden cartesianischen Theologie. Es wird in Wittichs theologischem Œuvre ausführlich thematisiert. Wittich richtet sich sodann explizit gegen zwei Gruppen von Gegnern: Die erste halte die Heilige Schrift grundsätzlich für eine adäquate Quelle naturphilosophischer Erkenntnis und ginge davon aus, dass biblische Aussagen zu Naturphänomenen auch für exakt und wahr gehalten werden müssten. Die zweite Gruppe gehe noch darüber hinaus. Die Bibel enthalte ihrer Meinung nach in sich die Erklärung der gesamten Physik, so dass man ein vollständiges physikalisches System, „physicae Mosaicae, Christianae, Sacrae“69, aus ihr gewinnen könne (I 1 §4). Die Bibel erkennt Wittich als höchste Autorität theologischer Themen ausdrücklich an, spricht sich aber gegen ihre Verwendung als naturphilosophisches Erkenntnisprinzip aus. Seine Gegner will er diesbezüglich anhand des opinio-Arguments widerlegen, aus dem sich sein weiterer Beweisgang ableiten lasse (I 1§5f.). Wittich erläutert abschließend das opinio-Argument in vier Aspekten, indem er es terminologisch und als stilistische Figur präzisiert. In den folgenden Kapiteln leitet Wittich das opinio-Argument aus der Schriftanalyse ab. Anhand von sechs Punkten und unter Berücksichtigung von Einwänden aus den Werken von Schoock und du Bois belegt er zunächst allgemein die accommodatio Dei („Caput II. Aliquot argumentis sententiae nostrae Veritas ostenditur.“). Hierzu führt er erstens als Beleg für die biblische Verwendung der Umgangssprache Jes 8,1 (Jesaja erhält den Befehl „ut scriberet stylo humano“70) und die Genesisauslegung Calvins an (I 2 §§1–10). Daran schließen sich inhaltliche und stilistische Belege und Beispiele für Akkommodation innerhalb der Bibel an.71 Im dritten Kapitel setzt Wittich die Argumentationsreihe fort und exemplifiziert das opinio-Argument anhand zahlreicher Bibelstellen aus dem praktischen, d. h. historische Sachverhalte betreffenden, und moralischen Kontext („Caput III. Ostenditur multis locis Scripturae, qui circa res Practicas & morales locutiones continent secundum opinionem hominum a veritate recedentem.“). Hier weist Wittich jeweils augenscheinlich falsche Aussagen der Heiligen Schrift nach und erklärt sie als Akkommodation an bestehende Vorurteile, Meinungen oder Wissenslücken. Wenn die Bibel, so folgert er, in diesem 69 Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 1 §4,2. Vertreter dieser zweiten Gruppe sind nach Wittich Otto Casmann (Casmannus; 1562–1607), der Calvinschüler Lambert Danaeus (1530– 1595) und Franciscus Vallesius (1524–1592). 70 Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §1,6. 71 Sein zweites Argument ist Tolerierung der Beschneidung durch Paulus (I 2 §11), das dritte Argument die Verwendung der mitunter fehlerhaften LXX-Übersetzung des AT innerhalb des NT (I 2 §12), viertens nennt er anthropomorphe Gottesdarstellungen als Beispiel für Akkommodation (I 2 §§13–15), fünftens die Verwendung von Argumenta ad hominem (I 2 §§16f.) und schließlich sechstens den dialektischen Charakter der Bibel, der die Verwendung von Umgangssprache zulasse (I 2 §18).

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Zusammenhang den allgemein verbreiteten Fehlurteilen folgt, sei dieses Vorgehen auch bei naturphilosophischen Sachverhalten nicht überraschend.72 Diesen widmet er sich dann in Kapitel vier („Caput IV. Producuntur Testimonia Scripturae de rebus naturalibus, eaque accipienda esse secundum vulgi opinionem, non secundum rei veritatem ostenditur.“). Anhand einer Analyse biblischer Diktion belegt er das opinio-Argument durch den Nachweis umgangssprachlicher Wendungen in der Schrift in Bezug auf die Natur, so z. B. die Ausdrücke „Ende des Himmels” (extremitates caeli; I 4 §1 mit Dtn 30,4 und Jes 13,5), „Fundamente der Erde” (Terrae fundamenta; I 4 §2 mit 2Sam 22,8), die Bezeichnung von Sonne und Mond als lumina magna vor den anderen Sternen, obwohl es nach den Astronomen unter diesen größere Gestirne als den Mond gibt (I 4 §5 mit Gen 1,16), oder die häufig in der Bibel auftauchende Metapher vom Herzen73(I 4 §10). Der Darstellung der akkommodierten Redeweise innerhalb dieser und anderer Bibelstellen schließt sich mitunter eine Verteidigung gegen Alternativdeutungen an. Eine Auslegung der für die Kopernikanismusdebatte relevanten Stellen soll in der zweiten Dissertation erfolgen (I 4 §10). Um einer grundsätzliche Verdammung seiner These unter Bezugnahme auf die theologische Tradition vorzubeugen, weist Wittich zum Schluss des Kapitels ausdrücklich auf eine Reihe von Autoritäten hin, die das opinio-Argument stützen, wie z. B. Calvin oder den bereit in seinem Herborner Corollarium zitierten Polanus (I 4 §12).74 Beispiele aus der paganen antiken Literatur, deren Kenntnis Wittich in vielen seiner Schriften beweist, ergänzen die Darstellung. Gewitzt leitet er diese Übersicht als ein Zugeständnis an Leute ein, die gewohnt seien, menschlichen Autoritäten zu folgen und an die sich Wittich nun seinerseits anpassen (accommodare) müsse.75 Nach der Untermauerung seiner Position widmet sich Wittich in den Kapiteln fünf und sechs der Widerlegung von insgesamt zwölf Einwänden gegen das opinio-Argument, seiner Prämissen und Folgen, deren Gewährsmänner in der Regel Lentulus, du Bois und vor allem Schoock sind („Caput V. Objectiones quaedam huic nostrae assertioni oppositae refutantur.“ und „Caput VI. Aliae quaedam Objectiones discutiuntur & refutantur.“). Im Zentrum des fünften Kapitels steht der Vorwurf der Aushöhlung eines angemessenen Schriftverständnisses. Wittich widerlegt die Unterstellungen, dass die Bibel seiner Deutung nach Falsches lehre (I 5 §§1–5), willkürlich ausgelegt werden könne (I 5 §§6–8) und dass daher die zentralen Schrifteigenschaften der Wahrheit und Reinheit mit 72 Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 3 §1,35. 73 Das Herz stehe für die Seele (z. B. Ps 24,4), den Willen (z. B. Mt 6,21), die Weisheit (z. B. Spr 2,10) etc. 74 Vgl. zu dem Herborner Corollarium Kapitel 2.6.1.3. (Wittichs Berufung nach Herborn und sein Unterricht). 75 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 4 §12,64f.

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seiner Hermeneutik nicht vereinbar seien (I 5 §§9f.15–17) insbesondere mit dem Verweis auf den biblischen Skopus als Deutungsregulativ. Einwände auf der Grundlage der Gotteslehre werden abgewehrt (I 5 §§11f.). Im sechsten Kapitel folgen u. a. eine vertiefte Begründung des umgangssprachlichen Stils der Bibel (I 6 §§1f.), Ausführungen zu Gottes Umgang mit naturwissenschaftlichen Wahrheiten (I 6 §§3f.) und zur Exegese der Schöpfungsgeschichte (I 6 §§5f.) sowie eine Verteidigung gegen den Vorwurf, dem Atheismus durch seine exegetischen Vorentscheidungen den Weg zu ebnen (I 6 §§7f.). Nachdem das opinio-Argument dargelegt und verteidigt worden ist, kommt Wittich schließlich in Kapitel sieben und acht auf die Frage zu sprechen, ob naturphilosophische Aussagen aus der Heiligen Schrift gewonnen werden dürfen. Dies widerlegt er zuerst aus sieben Gründen („Caput VII. Argumentis aliquot probatur Physicam ex Sacris Literis non esse hauriendam.“) und wehrt schließlich Einwände gegen diese Auffassung ab, die hauptsächlich auf den Calvin-Schüler Lambert Danaeus (1530–1595) zurückgehen, der eine physica Christiana verfasst hat („Caput VIII. Objectiones in contrarium adductae solvuntur & refutantur.“). Ausführlich leitet Wittich in diesem Zusammenhang den Skopus der Schrift (finis scripturae) aus 2Tim 3,16f. und weiteren Belegstellen her. Dieser wird zum hermeneutischen Schlüssel seiner Exegese und der Richtschnur des opinio-arguments (I 7 §§3–11). Wittich widerlegt die Auffassung, man könne naturphilosophische Erkenntnis aus der Bibel gewinnen, nicht zuletzt durch die Destruktion entsprechender bibelgestützter physikalischer Entwürfe (I 7 §18). Davon ausgehend leitet er grundsätzliche Aussagen zur Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie ab (I 8 §§1f.13–15). Die Dissertation endet hier mit einem klaren Bekenntnis zur cartesianischen Methode und dem Erkenntnisoptimismus eines auf die Leistungsfähigkeit der Vernunft vertrauenden Philosophierens: Auf den Einwand von Franciscus Vallesius (1524–1592), dass die Schrift als die Instanz gelte, durch die philosophische Widersprüche und Kontroversen aufgelöst werden müssten, wendet Wittich ein, dass derartige Unstimmigkeiten nur durch ein unsauberes Philosophieren zustande kämen. Durch die cartesianische Epistemologie könne man jedoch Vorurteile überwinden, sichere Prinzipien erarbeiten und gelange schließlich in vielen Fragen zu einer eindeutigen und wahren Lösung (I 8 §15).

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2.7.2.3.2 Dissertatio Altera Dispositionem & ordinem totius universi & principalium ejus corporum tradit, sententiamque Nobilissimi Cartesii, de vera Quietate et vero motu Terrae defendit Die zweite Dissertation vermittelt wie die erste ein doppeltes Anliegen: In ihr sollen Aufbau, Ordnung und Entstehung des Kosmos nachgezeichnet und dabei insbesondere Descartes’ Lehre über die Erdbewegung verteidigt werden.76 Dementsprechend widmet sich Wittich hier der Darstellung und Verteidigung der cartesianischen Astronomie auf der Grundlage der von Descartes in seiner Principia entwickelten physikalischen Prinzipien. Die ganze Dissertation ist voller Anklänge, direkter und indirekter Zitate und Bezüge zu der Schrift. Den Kern der Dissertation bildet die Zusammenfassung der zentralen Thesen des zweiten und dritten Buches der Principia in Form von Propositionen und Hypothesen. Wittich beginnt die Darstellung mit Überlegungen zum universum und stellt die Frage nach seiner Unendlichkeit („Caput I. De mundi sive Vniversi extremis.“): Da dem Universum keine Grenze zugewiesen werden könne, müssten wir es als unendlich annehmen. Die Vorstellung von einem begrenzten Universum sei hingegen vor allem dem Bedürfnis unseres Geistes geschuldet, zu begrenzen (II 1 §§1–3). Gegen diese These werden nun verschiedene Einwände referiert und widerlegt. Vor allem Revius, aber auch Lentulus und Heinius kommen hierbei zu Wort (II 1 §§4–17). Nach der Verteidigung der Position Descartes’ widmet sich Wittich in einem zweiten Teil des Kapitels der Widerlegung derjenigen, die meinen, eine bestimmte Gestalt des Universums belegen zu können, was die Grundvoraussetzung für eine Begrenzung sei. Zwar sei die plausibelste Gestalt des Universums als Kugelsphäre von Kepler begründet worden, aber nicht belegbar (II 1 §§18f.). Aus diesem Ergebnis kann Wittich nun in Kapitel zwei folgern, dass ein Zentrum des unendlichen Universums nicht bestimmt werden kann, weder die Erde noch die Sonne („Caput II. De Medio sive Centro mundi, nec non circumvolutione Planetarum.“). Wittich legt dar, dass nur in einem physikalischen Sinne von Zentren der Planetenbewegungen gesprochen werden könne; als ein solches habe die Sonne zu gelten.77 In diesem Zusammenhang wird das kopernikanische Weltbild mit den Ausführungen von Tycho Brahe gegenübergestellt (II 2 §§1f.). Daran schließt sich eine Widerlegung zentraler Argumente der Vertreter geozentrischer Weltmodelle an (II 2 §§3–22). Nach diesem rein naturphilosophischen Argumentationsgang kann auch die biblisch untermauerte Geozentrik der physica Mosaica widerlegt werden, wozu Danaeus und Revius als Hauptgegner besprochen werden. In diesem Kontext wird vor allem 76 Vgl. die Überschrift bei Wittich: Dissertationes Duae (1653) Deckblatt. 77 Vgl. bes. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 2 §1,171f.

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deren Exegese einzelner Belegstellen, die eine Zentralstellung der Erde voraussetzten oder belegten, revidiert.78 Die meisten dieser Stellen drückten lediglich die Distanz von Himmel und Erde aus und zeigten, dass der Himmel perspektivisch als „Oben“ beschreiben werde; auch die Örtlichkeit der Hölle wird in diesem Kontext diskutiert (II 2 §§23–28). Nachdem die Lage von Erde und Sonne im Kosmos besprochen worden ist, schließt Wittich in Kapitel drei („Caput III. De situ et Ordine praecipuorum mundi corporum inter se. Aditus porro fit ad quaestionis de motu Terrae decisionem per enarrationem Autorum, qui hanc sententiam, quam nos tuabimur, asseruerunt.“) eine Besprechung des gesamten Sonnensystems an und vergleicht dabei einleitend die drei zentralen kosmologischen Modelle von Ptolemäus (II 3 §1), Brahe (II 3 §2) und Kopernikus (II 3 §3). Da Ptolemäus sich aufgrund von allgemein anerkannten Unzulänglichkeiten nicht mehr durchsetzen könne,79 konzentriert Wittich sich vor allem auf die kopernikanische These, die er gegen das Weltbild von Brahe verteidigt (II 3 §§4– 6). Dieses Vorhaben bestimmt auch die folgenden Paragraphen. In einem ersten Schritt wählt Wittich einen philosophiegeschichtlichen Zugang, indem er das Alter des kopernikanischen Ansatzes durch dessen Verbindung zu Pythagoras belegt. Wittich unterscheidet zwischen der pythagoreisch-italischen Naturphilosophie der Heliozentrik und der ionischen, auf Thales fußenden Geozentrik. In der jüngeren Wissenschaftsgeschichte habe gegen die Dominanz des letzteren erst Kopernikus wieder die Zentralstellung der Sonne vertreten und zahlreiche Forscher wie Kepler und Lansbergen hätten sich angeschlossen. Bei Descartes habe die kopernikanische These dann notwendige Verbesserungen erfahren,80 während sich die Linie von Brahe auf Ptolemäus und von diesem auf Thales zurückführen lasse, ohne dass er selbst dabei völlig frei von einem kopernikanischen Einfluss sei (II 3 §§7–13). Bevor Wittich auch inhaltlich die Überlegenheit des kopernikanischen Ansatzes beweisen kann, widmet er das vierte Kapitel der terminologischen Grundlegung der kommenden Beweisführung; in Abhängigkeit von Descartes’ Principia wird die cartesische Bewegungslehre als Grundlage der Physik hergeleitet („Caput IV. Termini quaestionum propositarum explicantur; ostenditur quid Terrae nomine veniat, quid itidem per motum intelligamus.“). Eine kurze Definition des Begriffs Terra (zum einen als die Erdkugel, zum anderen als der gesamte sublunare Raum) leitet dieses terminologische Kapitel der Dissertation ein (II 4 §1). Wittich entwickelt dann die Bewegungslehre mit Descartes: Principia (1644) II 25–30 und stellt sie der peripatetischen Position gegenüber. Er 78 Zentrale Stellen in diesem Kontext sind: Ps 103,11; Eph 4,9; Ps 95,4, Apg 1,9–11 und Lk 16,20. 79 Vgl. dieselbe Aussage auch bei Descartes: Principia (1644) III 16 (AT VIII/1 85). 80 Vgl. für eine überblicksartige Darstellung der Kopernikusrezeption und die Erweiterung von dessen Modell bei Descartes Vermij, Calvinist Copernicans, 139–142.

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beruft sich dabei u. a. auf den Cartesianer Lambert van Velthuysen (1622–1685),81 der bald zu einem engen Verbündeten Wittichs werden sollte, sowie auf die Auseinandersetzung von Adriaan Heereboord mit Revius (II 4 §§9f.). Die einzelnen Kapitel der Principia werden hier besprochen und nach Bedarf gegen anticartesianische Angriffe verteidigt (II 4 §§3–24). Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten kann sich Wittich nun der Konfrontation von Brahe und Kopernikus tiefergehend widmen. In Kapitel fünf beansprucht er die zweifache Erdbewegung und das kopernikanische Weltbild zu beweisen („Caput V. Demonstratur, Terram deferri circa Solem annua delatione, & circa axem suum diurna.“). Wittich zeigt, dass nach Descartes der Erde nicht im eigentlichen Sinne eine Bewegung zugesprochen wird („Delationshypothese“82) und wehrt so in enger Anlehnung an Descartes Vorwürfe der Gegner ab, die gegen die Erdbewegung polemisieren. Im Vergleich zu Descartes gingen Ptolemäus und Brahe sogar in weit größerem Maße von einer Erdbewegung aus83 (II 5 §§1–4). Das kopernikanisch-cartesianische physikalische System, in das seine These eingebettet ist, stellt Wittich dann als einen „ex nostro philosopho“84 entlehnten Beweisgang anhand der Bücher II und III der Principia (und unter Berücksichtigung der Meditationes) des Descartes dar, aus denen er eine Reihe von Propositionen und Hypothesen ableitet. Eine Verwendung dieser anhand der mathematischen Methode entwickelten Argumentationskette im Herborner oder Duisburger Unterricht ist wahrscheinlich und repräsentiert das Ergebnis der gemeinsamen Descarteslektüre mit den Studenten.85 Die Darstellung der cartesischen Physik in „a synthetic-mathematical form“86 ist zudem eine Gemeinsamkeit, die Wittich mit Daniel Lipstorp verbindet. Auf die Notwendigkeit einer möglichst vollständigen Darstellung der Physik hatte Wittich bereits in der 81 Van Velthuysen hatte eine Disputatio De Finito Et Infinito, In Qua Defenditur Sententia Clarissimi Cartesii, De Motu, Spatio, & Corpore (Amsterdam 1651) verfasst. Vgl. zu ihm Kapitel 2.8.6 (Die zweite Phase des Pamphletenstreits) und 2.10.3 (Frans Burman, Lambert van Velthuysen und das Collegie der Scavanten). 82 Wittich greift zunächst seine in Dissertationes Duae (1653) II 4 §1,194f. getroffene Definition der Erde auf, um zu verdeutlichen, dass sich die Erde nicht im Sinne eines Erdballs in dem um sie ruhenden Himmel bewegt, sondern dass der gesamte sublunare Raum mit den Planeten zusammen bewegt wird. Er spricht in diesem Zusammenhang in Anlehnung an Descartes nicht von einer Eigenbewegung, sondern von einer delatio (einem „mitgetragen Werden“; vgl. zu Descartes’ Verwendung des Ausdrucks deferre z. B. Principia [1644] III 33 [AT VIII 93f.]). 83 Vgl. auch Descartes Principia (1644) III 19 (AT VIII 86) und 29 (AT VIII 91f.). 84 Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §5,225. 85 Vgl. zu der Aufstellung von Propositionen z. B. Descartes: Regulae (1928) III 8 (AT X 369f.): Aus der Intuition werden die ersten Prinzipien erkannt. Unmittelbar daraus abgeleitete, einfache Propositionen sind sowohl intuitiv als auch auf der Grundlage dieser Prinzipien deduktiv erkennbar, alles Weitere kann nur deduktiv hergeleitet werden. Vgl. zur mathematischen Methode bei Wittich Kapitel 2.17.2 (Anti-Spinoza). 86 Vermij, Calvinist Copernicans, 147 mit Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §5,225.

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Praefatio verwiesen.87 Entsprechend weit holt Wittich aus, indem er zunächst in zwölf Propositionen aus Principia II die zentralen Grundlagen von Descartes’ Kosmogenese vorstellt und jeweils kurz erläutert, so z. B. den cartesischen Materiebegriff, die Leugnung des Vakuums und der Atome, Gott als Erstursache, das Verhalten von Körpern bei Bewegung und die Eigenschaften fester, flüssiger und kollidierender Körper (II 5 §5). Die Propositionen bieten dann die Grundlage für die Bildung der Weltentstehungshypothesen, wie Descartes sie im III. Buch der Principia entwickelt. Mit Descartes verweist auch Wittich zunächst ausdrücklich auf den Hypothesencharakter seiner Ausführungen, denn den Schöpfungsbericht versteht er durchaus als Glaubensartikel und will ihn keinesfalls mit dem opinio-Argument in seiner Tragweite marginalisieren.88 Wenn man die Natur des Kosmos erkennen wolle, müsse man so tun, als habe Gott gewollt, dass alles allmählich entstehe. Nach Principia III 46 leitet Wittich vier Hypothesen ab, die die Weltentstehung nach naturphilosophischen Gesetzmäßigkeiten erklären sollen, und erläutert diese kurz. Anders als Descartes betont Wittich in auffälliger Weise Gott als das handelnde Subjekt auch der naturphilosophischen Weltentstehungserklärung. Durch die Einleitung jeder Hypothese mit dem Subjekt Deus, der in vier Schritten auf die Bausteine des Kosmos einwirke und so die Entstehung des Sonnensystems in Analogie zum biblischen Schöpfungsbericht in Gang setzt, verleiht er diesen einen stärkeren Wahrheitsanspruch (II 5 §6).89 Wittich bemüht sich im Folgenden ausdrücklich um eine Harmonisierung seiner Hypothesen mit dem biblischen Schöpfungsbericht. Trotz des biblischen Sechstagewerkes lehre die Schrift nicht, ob alle Werke der jeweiligen Tage in einem Augenblick erschaffen oder innerhalb des als Tag bezeichneten Zeitintervalls entfaltet wurden. Ein Schöpfungsgeschehen gemäß den Hypothesen beschränke Gottes Allmacht nicht und könne mit der biblischen Darstellung konform sein. Wie Descartes betont Wittich, dass man für die Erkenntnis des Wesens der Schöpfung davon ausgehen müsse, dass sie prozesshaft gemäß den Naturgesetzen (naturae leges) entstanden ist. Selbst wenn Gott die Schöpfung in einem einzigen Augenblick verwirklicht habe, entspreche ihre Natur den Naturgesetzen. Auch Theologen gingen von einer schrittweisen Entfaltung der Schöpfung aus, obwohl feststehe, dass die Beschlüsse Gottes in einem einzigen Akt von Ewigkeit her festgelegt seien. Zu vermuten, dass das Sechstagewerk nach den Naturgesetzen verwirklicht wurde, sei daher theologisch unproblematisch (II 5 §7). Ausgehend vom III. Buch der Principia zählt Wittich nun weitere Propositionen auf, die die Weltentstehung auf der Grundlage der Hypothesen und den 87 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [xi]. 88 Vgl. den Bezug auf Descartes: Principia (1644) III 45 (AT VIII/1 99f.). 89 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §6,231–233.

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Gesetzmäßigkeiten der ersten Propositionen nachzeichnen. Die Propositionen 13–28 zeigen, ergänzt durch entsprechende Verweise auf die Principia und kurze Erläuterungen, das Zustandekommen der Erde in ihrer jetzigen Position des Sonnensystems. Wittich schließt das Kapitel mit dem Ergebnis, dass das Modell von Brahe abzulehnen sei und verteidigt dies abschließend gegen du Bois (II 5 §§9f.). Nach der überwiegend philosophischen Herleitung des heliozentrischen Weltbildes knüpft Wittich in Kapitel sechs an seine Vorarbeiten in der ersten Dissertation an und entkräftet nun Schriftbelege gegen das von ihm vertretene Weltbild („Caput VI. Objectiones ex Scriptura contra Sententiam nostram allatae discutiuntur et solvuntur.“).90 Das opinio-Argument wird auf Schriftstellen zur Frage nach der Struktur des Kosmos angewendet und ein Einwand auf der Grundlage der biblischen Eigenschaftslehre, dass nämlich die Schrift als ihre eigene Auslegerin nur aus sich selbst heraus auch in naturphilosophischen Fragen zu korrigieren sei, abgewehrt (II 6 §§1–5). Die relevanten Schriftstellen werden im Sinne des opinio-Arguments ausgelegt, die exegetischen Ansätze der Gegner eines kopernikanischen Weltbildes (wie gewohnt vor allem Lentulus, Revius und du Bois) werden widerlegt (II 6 §§6–31).91 Im letzten Kapitel, in dem Wittich abschließend Einwände abwehrt, die aus Sinneswahrnehmung und Vernunftüberlegungen abgeleitet sind („Caput VII. Objectiones reliquae, quae videntur a sensu et rationi depromi posse, refutantur.“), widerlegt Wittich zuerst fünf Widersprüche, die sich aus Naturbeobachtungen und dem Ausbleiben von aufgrund der Erdbewegung erwarteten Wahrnehmungen gegen seine These ergeben könnten (II 7 §§2–11) und daraufhin Argumente auf der Basis astronomischer Untersuchungen und Überlegungen (II 7 §§12–32). Das Ende des Beweisgangs ist corollarii loco der Widerlegung eines umfangreichen Zitates von Lentulus gewidmet, das noch einmal biblische und andere Argumente bündelt (II 7 §§33f.). In der deutlichen Abrechnung mit seinem alten Kollegen an so exponierter Position legt Wittich dar, dass Lentulus scheinbar die Thesen derer, gegen die er schreibt überhaupt nicht verstanden habe und weist ihm besonders auf astronomischem Gebiet mangelnde Bildung nach.92 Wittich schließt dann seine Dissertationen mit der Mahnung an seine Leser, seine Thesen ohne Vorurteile und Affekte abzuwägen und verweist sie bei bleibenden Unklarheiten an Descartes’ Meditationes und Principia (II 7 §35).

90 Vgl. den Verweis auf diesen noch ausstehenden Argumentationsgang in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 4 §10,62. 91 Besprochen werden Jos 10,12f., Jes 38,8, Ps 19,5–7, Ps 93,1, Ps 104,5, Ps 104,19, Mt 5,46 und Pred 1,4f. 92 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 7 §34,303–305.

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2.7.2.4 Die Dissertationes Duae in der Gesamtschau Inhaltlich betrachtet haben Wittichs Dissertationes Duae wenig Neues in die Debatte eingebracht. Ihre theologische Hauptfigur, das opinio-Argument, findet sich in verschiedenen Fassungen als Spielart der Akkommodationstheorie bereits bei anderen Denkern, insbesondere auch im Kontext der Verteidigung des Heliozentrismus bei Johannes Kepler und Galileo Galilei.93 Wittich selbst betont wiederholt seine Abhängigkeit einerseits von den Kopernikanern und Descartes und andererseits von anerkannten Theologen wie Calvin. Seinem Selbstverständnis nach sind es vor allem die Behandlung der Thematik nach der cartesianischen Methode und ihre Aktualisierung in der theologischen Cartesianismusdebatte, die die Dissertationes Duae innovativ machen.94 Ihr ursprünglicher Zweck bleibt damit vor allem apologetisch: Wittich galt es grundsätzlich evidente Sachverhalte der Exegese und Astronomie gegen die aktuellen theologischen Angriffe zu verteidigen. Hintergründig jedoch musste auf lange Sicht der cartesianische Ansatz in der Theologie grundsätzlich legitimiert werden und die Dissertationes Duae erwiesen sich als ein Meilenstein auf diesem Weg. Gerade deshalb sorgte Wittich mit seiner Schrift für viel Aufsehen und drohte, wie noch zu zeigen sein wird, bereits in Duisburg in Konflikt mit der Generalsynode zu geraten.95 Die Sprengkraft des Werkes resultiert vor allem aus der theologischen Perspektive Wittichs: Die von ihm betonte strikte Loslösung von der Philosophie wurde von seinen Kritikern als eine Beschneidung der Theologie empfunden, der cartesianischen Position sei scheinbar freie Hand gegeben worden. Ausgerechnet als Theologieprofessor schien Wittich damit gerade den theologiekritischen Philosophen in die Hände zu spielen, die es im Zaum zu halten galt. Da Lipstorp, wenngleich er die theologische Dimension der Debatte um den Heliozentrismus bereits berührt hatte, als Philosoph veröffentlichte, konnte er leichter von den anticartesianischen Theologen ignoriert oder einer Übertretung seiner Kompetenzen beschuldigt werden, als das bei Wittich der Fall war.96 Dieser argumentierte insgesamt theologisch versierter und verteidigte das neue Weltbild ausgefeilter.97 93 94 95 96

Vgl. z. B. Bieri, Das kopernikanische Weltsystem, 56–70. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [x–xi]. Vgl. Kapitel 2.8.7.4 (Die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode). Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 256: Nachdem der Cartesianismus von den konservativen Theologen teils durch aktive Bekämpfung in ihrer autoritativen Stellung, teils durch Missachtung als rein philosophische Position recht erfolgreich zumindest innerhalb der theologischen Fakultäten eingedämmt werden konnte, war dies mit Wittich als einem dezidiert theologischen Befürworter des Cartesianismus schwerlich möglich. In den 1650er Jahren spitzte sich durch cartesianische Theologieprofessoren die Problemstellung des Cartesianismusstreits und auch der Kopernikusrezeption massiv zu. 97 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 279.

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Durch die Ausformung einer cartesianischen Theologie, zu deren bedeutenden Sprechern Wittich seit der Veröffentlichung der Dissertationes Duae gezählt werden muss, hatte die kopernikanische Position ihre Verteidiger innerhalb des theologischen Lagers, so dass sich die Auseinandersetzung verschärfte. Fragen des Cartesianismus ließen sich von theologischer Seite nicht mehr als rein philosophisches Problem behandeln. Gleichzeitig hatte mit der Veröffentlichung die cartesianische Theologie ihre Stimme erhoben. Durch Wittich wurde für die Vertreter der theologia traditiva und der Nadere Reformatie die Gefahr der neuen Strömung allzu deutlich.98 Nicht unbegründet sollte gut 20 Jahre später Samuel Maresius nach seiner Kehrtwende vom Sympathisanten des Cartesianismus zum streitbaren Gegner der Bewegung in Wittich mit seinen Dissertationes Duae den Wegbereiter der rationalistischen Entwertung der Bibel durch Baruch de Spinoza (1632–1677) oder Lodewijk Meyer (1629–1681) sehen.99 Wittich seinerseits versuchte seinen theologischen Entwurf gerade auch gegen diese radikale Form der Descartesrezeption abzugrenzen. Trotz des philosophischen Schwerpunktes der zweiten Dissertation muss Wittichs Schrift insgesamt als ein theologisches Werk beurteilt werden. Die geforderte Trennung von Philosophie und Theologie war ganz im Sinne von Descartes und wurde zu einem Charakteristikum der cartesianischen Theologie, musste sich allerdings immer wieder die Frage gefallen lassen, ob diese Unterscheidung tatsächlich durchgehalten wurde und werden konnte. Grundsätzlich entsprach diese Differenzierung auch den Anforderungen vieler nichtcartesianischer orthodoxer Theologen. Im Kontext einer das orthodoxe Dogma ernstnehmenden cartesianischen Theologie stellte sich Wittich mit den Dissertationes Duae sowohl gegen eine Theologiesierung der Philosophie durch die Konstruktion einer physica Mosaica als auch gegen eine Philosophiesierung der Schrift, wie sie am prominentesten durch Lodewijk Meyers Philosophia S. Scripurae Interpres (1666) zum Ausdruck kommen sollte.100 98 Inwieweit das kopernikanische Weltbild theologisch bereits vor Wittich vertreten wurde, ist nicht eindeutig zu klären. Explizite Veröffentlichungen von theologischen Lehrstühlen aus fehlen, aber bei einer Reihe von Theologen wie z. B. Heidanus darf eine große Offenheit für die neuen Erkenntnisse der Wissenschaften angenommen werden. Bei vielen anderen Theologen stand die Frage nach dem Weltbild nicht im Zentrum ihres Denkens; fehlende astronomische Bildung, die auch den theologischen Gegnern der Cartesianer zu schaffen machte, und Akzeptanz der kirchlichen Berufung auf die biblische Autorität erschwerten den Zugang zu der Problemstellung. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 256f. 99 Vgl. dazu ausführlich Kapitel 2.15 (Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius) und Maresius: De statu afflicto (1672) 12f. Vgl. auch Maresius: De statu afflicto (1672) 3. Samuel Maresius: Tractatus brevis de afflicto statu studii theologici in foederato Belgio, et commoda illius restituendi ratione: aliquot diatribis expositus ab authore in Auditorio Theologico, cum post solutam obsidionem Groninganam redirect ad lectiones publicas. Groningen: Lens 1672. 100 Vgl. auch Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 314: „Het zwaard van Wittichius’ separatism

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Auf zwei Ebenen haben die Dissertationes Duae unmittelbar weitergewirkt. Erstens provozierte Wittich mit ihrer Veröffentlichung harsche Ablehnung oder begeisterte Zustimmung. Die Dissertationes Duae wurden zum Anlass einer neuen Phase der Auseinandersetzung zwischen Theologie und philosophia nova, einem Pamphletenstreit, dessen heiße Phase auf das Jahr 1656 fällt, aber in seinen Nachwirkungen ausgehend von den Dissertationes Duae bis ins Jahr 1658 spürbar war. In diesem Zusammenhang vollzog sich eine noch deutlichere und öffentliche Profilierung der Lager von Voetianern und Coccejo-Cartesianern, die bereits bestehenden Fronten verhärteten sich.101 Da diese Auseinandersetzung unter Beteiligung der nichtakademischen Öffentlichkeit und auch auf Niederländisch geführt wurde, polarisierte sie zusätzlich und hatte einen Einfluss auf kirchliche und politische Prozesse. Auch die Dissertationes Duae selbst wurden möglicherweise im Rahmen der Auseinandersetzung ins Niederländische übersetzt, um einem größeren Publikum zugänglich gemacht zu werden.102 Parallel zu der öffentlichen Debatte löste Wittich mit seiner Schrift zweitens auch einen akademischen Streit aus, den er selbst mit Theologen der Universität Utrecht auszufechten hatte und auf den er seine Kräfte konzentrierte. Als präzisierende Richtigstellung und Apologie musste Wittich das Anliegen seiner Schrift daher als gescheitert ansehen, obgleich sie vielfach gelesen wurde und den Namen ihres Autors bekannt machte. Rückblickend urteilte Wittich: Im Übrigen gab es ein bei weitem anderes Ergebnis dieser Schrift, als ich gehofft hatte und was zur Verteidigung und Befreiung der Meinung des Descartes von dem gottlosen Unverständnis und der Ruchlosigkeit und zu ihrer Harmonisierung mit der Heiligen Schrift verfasst worden war, wurde durch die Werke verleumderischer Menschen der Ruchlosigkeit und des gottlosen Unverständnisses angeklagt und sie wurde behandelt wie als ob sie gerüstet worden sei um Autorität und Wahrheit der Heiligen Schrift auf den Kopf zu stellen.103

sneed aan twee kanten: het maakte zowel een einde aan Danaeus’ en Voetius’ ambitie zoiets als een bijbelse fysica reconstrueren, als aan de neiging van ‘socinianern’ het bijbels gezagt te onderwerpen aan het natuurlijk licht van de rede“. 101 Vgl. dazu zusammenfassend Beck, Voetius, 77–86. 102 Von mir nicht nachweisbar ist eine von Zinner, Ausbreitung der copernicanischen Lehre, 375.558 (Nr. 737) genannte niederländische Veröffentlichung Wittichs mit dem Titel „Misbruyck van de Heilighe Schrift in natuerliche dingen“. Diese Formulierung ähnelt dem Titel der ersten Dissertatio. Auch Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 56 folgt Zinners Angabe. Die Archiv- und Bibliothekskataloge führen allerdings kein so benanntes Exemplar (Stand 2015). 103 Vgl. Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 3: „Ceterum longe alius ac speraveram scripti huius fuit eventus, & quod defendendae & liberandae opinion Cartesii a profana temeritate & impietate, conciliandaeque cum sacris literis erat comparatum, hominum malevolorum opera impietatis & profanae temeritatis accusatum, & tanquam Auctoritati & Veritati scripturae evertendae adornatum, fuit traductum“.

Die Widerstände gegen die Dissertationes Duae

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Aufgrund der weitreichenden Wirkung der Schrift muss ihre sowohl für Wittich als auch die Geschichte des theologischen Cartesianismus folgenschwere Rezeption detailliert betrachtet werden.

2.8

Die Widerstände gegen die Dissertationes Duae: akademische Angriffe, Pamphletenstreit und kirchliche Intervention (1654–1656)

Die Dissertationes Duae bildeten den entscheidenden Anstoß zu einer umfassenden Debatte über den Cartesianismus in politischen, kirchlichen und akademischen Kontexten.1 Sie hatte auch für Wittichs Karriere weitreichende Folgen. Die einzelnen Phasen der Auseinandersetzung werden im Folgenden nachgezeichnet und mit Wittichs Entwicklung verknüpft. Die synodalen Streitigkeiten bilden die äußere Seite von Wittichs Ringen um eine adäquate Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie ab, das sich inhaltlich in seinen Schriften vollzieht.

2.8.1 Vom akademischen Disput zur öffentlichen Kontroverse: Einführung in den Pamphletenstreit Die von den Dissertationes Duae ausgehenden Kontroversen lassen sich unter dem Begriff Pamphletenstreit zusammenfassen und in drei zentrale Phasen unterteilen: 1653–1655: Vorspiel: Akademische Widerstände gegen die Dissertationes Duae 1655–1656: Pamphletenstreit zwischen van Velthuysen und du Bois 1656–1657: Pamphletenstreit zwischen Voetius und Heidanus

Für die Darstellung der Auseinandersetzung, die von den Dissertationes Duae maßgeblich angestoßen wurde, in ihrem Kern aber die gesamte cartesianische Theologie zum Thema macht, bietet es sich an, zwischen der fachlichen Debatte an den theologischen Fakultäten und der öffentlichen Debatte zu differenzieren. Letztere wurde in Form von in der Regel anonymen und in der Volkssprache 1 Dazu gibt es eine Reihe von übersichtlichen Darstellungen, die jeweils versäumen, die Vielschichtigkeit des Streites in vollem Umfang wiederzugeben. Vgl. z. B. Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 35–41, McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 270–320, Dibon, Regards sur la Hollande, 693–719 und Cartesianismus in den Niederlanden, 364–367, Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 323–334, Savini, Le développement de la méthode cartésienne, 485–500, Vermij, Calvinist Copernicans, bes. 258–267 und Beck, Voetius, 77–86.

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verfassten Pamphleten geführt, die der Kontroverse ihren Namen gaben. Hinzu traten die Reaktionen von Kirche und Politik, die mitunter unmittelbare Folgen für Wittich nach sich zogen. Die Beschreibung der Ereignisse der Jahre 1654–1656 muss sich daher an der Differenzierung der verschiedenen Fronten der Kontroverse orientieren und folgt dabei auch der Systematik, die Wittich selbst in einem Rückblick auf diese Zeit im Rahmen der Einführung in seinen Consensus veritatis vorgegeben hat.2

2.8.2 Die Eröffnung der akademischen Debatte: Utrechter Reaktionen auf die Dissertationes Duae (1654) Die erste Phase des Pamphletenstreits konzentrierte sich gleichsam als Präludium auf die unmittelbaren Reaktionen auf die Dissertationes Duae. Die Kontroverse blieb rein akademisch, die Schriften wurden auf Latein verfasst, entstammten in der Regel dem universitären Disputationswesen, sind jedoch von einer wachsenden Polemik geprägt, die verdeutlicht, dass der konkrete Streitpunkt der Dissertationes Duae sofort in eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit der cartesianischen Theologie eingebettet wurde. Für diese war Wittich zum akademischen Fürsprecher geworden. Zusammen mit Clauberg, der die philosophische Verteidigung des Cartesianismus übernommen hatte, exponierte sich der junge Theologe nun, provoziert durch die Herborner Ereignisse, und repräsentierte mit den Dissertationes Duae die erste Reihe des cartesianischen Netzwerkes. Als unmittelbare Gegner traten neben dem in seiner Schrift angegriffenen du Bois vor allem Parteigänger des Voetius auf: Wittich sei, so beschreibt es Gronovius in dessen Leichenpredigt, nach 1653 verstärkt in Verruf geraten aufgrund der „gegen seine Studien gerichteten und alles andere als wohlgemeinten Zischeleien, vor allem, wie er selbst klagt, aus der Utrechter Schule.“3 Damit wird auf eine Disputationsreihe angespielt, die unter der Leitung des Voetiusschülers Andreas Essenius (van Essen; 1618–1677) die erste Widerlegung der Dissertationes Duae auf sich genommen hatte. Essenius war Professor in Utrecht und stand stark unter dem Einfluss seines Lehrers, so dass man diesen als treibende Kraft hinter der Initiative ansehen darf.4 Essenius ließ 1654 vier Disputationen gegen Wittich halten.5 Mit bemerkenswertem Engagement traten

2 Vgl. Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2–5. 3 Gronovius: Laudatio (1687) 22f.: „[…] concitatos adversus sua studia susurros non benignos, praecipue, ut ipse queritur, ex schola Ultrajectina […].“ 4 Vgl. zu Essenius Broeyer, Art. Essenius (van Essen), Andreas. BLGNP 6 (2006) 75–79. 5 Die Disputationen sind vollständig enthalten in ihrer zweiten Ausgabe von 1656, die neben einem Abdruckt der ersten Fassung ein neues Vorwort und eine ausführliche Kommentierung

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die von Essenius ausgewählten Respondenten für das Anliegen ihres Präses ausdrücklich als Autoren der Schriften ein und sorgten 1656 selbstständig für eine Neuauflage, in der sie ihre Disputationen zusätzlich mit Ergänzungen gegen Einwände Wittichs versahen.6 Dieser machte seinerseits die starke Beteiligung der Respondenten in der Auseinandersetzung seinem Gegner Essenius zum Vorwurf, da dieser nicht persönlich in die Offensive gegangen sei, aber natürlich hinter den Disputationen stehe.7 Essenius ließ zuerst Arnoldus Niepoort (Lebensdaten nicht ermittelt) am 31. Mai und am 24. Juni 1654 jeweils über „Die Autorität und Wahrhaftigkeit der Schrift in philosophischen Angelegenheiten“8 disputieren. Ebenfalls am 24. Juni war zudem Johannes Beusechum (Beusekom; Lebensdaten nicht ermittelt) Respondent zu dem Thema „Unfehlbare Zuverlässigkeit der überall in der Heiligen Schrift offenbarten naturwissenschaftlichen Aussagen“9. Am 04. Oktober schließlich respondierte Henricus Troy (Lebensdaten nicht ermittelt) in einer „philosophisch-theologischen Untersuchung“ über die Frage, „Ob eine gewisse Person [ὁ δεῐνα] durch einige Propositionen und Hypothesen so sicher das Stillstehen der Sonne und die doppelte Erdbewegung bewiesen hat, dass man die

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von Wittichs später erfolgten Einwänden beinhaltet. Vgl. dazu auch Kapitel 2.8.3 (Consideratio de Sylo Scripturae). Niepoort, Arnoldus; Beusekom, Johannes; Troy, Henricus: Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes: Accedunt Vindiciae pro iisdem Disputationibus adversus illius Considerationem Theologicam de Stylo Scripturae. Ultrajecti: Waesberg 1656. Die Fassungen von 1654 konnte ich nicht ausfindig machen. Vermij, Calvinist Copernicans, 261 (Anm. 59) und 382 weist immerhin die Disputationen von Beusechum und Troy nach. Vgl. Kapitel 2.8.4 (Neuveröffentlichung der Essenius-Disputationen). Die Titelblätter der Disputationen weisen die Respondenten ausdrücklich als Autoren aus, in der zweiten Auflage wurden Sie auch zu den Herausgebern. Stilistische Unterschiede der Disputationen verdeutlichen, dass sie nicht aus einer Hand stammen. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 261f. Wittichs Vorwurf, dass sein Gegner sich hinter seinen Schülern verstecke, bringt er zum Ausdruck in Wittich: Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 3f. Wittich selbst hatte die Namen der Respondenten seiner brisanten Disputationen nie mitveröffentlicht und diese schon gar nicht in die Auseinandersetzung involviert. [Essenius, Andreas (Präses), Niepoort, Arnoldus (Respondent und Autor): De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior. Auth. & Resp. Arnoldo Niepoort, Ultrajectino. Ad diem 31. Maji Anno 1654. Utrecht 1654.] und [Essenius, Andreas (Präses), Niepoort, Arnoldus (Respondent und Autor): De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Posterior. Auth. & Resp. Arnoldo Niepoort, Ultrajectino. Ad diem 24. Junii Anno 1654. Utrecht 1654.] Vgl. den Text jeweils in Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes. Utrecht 1656. [Essenius, Andreas (Präses), Beusechum, Johannes (Respondent und Autor): De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum. Auth. & Resp. Johannes Beusechum, Isylstadio Batav. Ad diem 24. Junii Anno 1654. Utrecht 1654.] Vgl. den Text in Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes. Utrecht 1656.

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Heilige Schrift, die das Gegenteil verkündet, verstehen muss, als ob sie gemäß einer irrigen allgemeinen Meinung [erroneam vulgi opinionem] spreche“10. Wenngleich der inhaltliche Bezug auf Wittich ebenso eindeutig bereits aus dem Titel hervorgeht wie ein polemischer Unterton, verzichtete man grundsätzlich auf seine namentliche Nennung, um der Debatte den Anschein von Sachlichkeit zu geben.11 2.8.2.1 Die Niepoort-Disputationen Die beiden Disputationen von Niepoort stützen sich vor allem auf die Autorität der Bibel, deren Infragestellung bereits ausreichend gegen Wittich spreche.12 Die Wahrhaftigkeit der Schrift auch in Fragen der Naturphilosophie stellt für Niepoort eine Grundlage der Überlegenheit des Christentums gegenüber anderen Religionen dar und verweise auf den allwissenden Schöpfergott als ihren Urheber.13 Im Zentrum von Niepoorts Argumentation stehen Wittichs Ausführungen zum biblischen Sprachgebrauch, die das zentrale Element seines opinio-Arguments darstellen. Niepoort behauptet, dass Wittichs These vom biblischen Gebrauch der Umgangssprache nur in den Fällen zuträfe, wenn diese Wendungen auch inhaltlich der Wahrheit entsprächen. Wittichs Auffassung von der Vermittlung irreführender Vorurteile im Rahmen der Sprache der Bibel sei gleichbedeutend mit der Unterstellung, dass die Bibel lüge. Niepoort stellt daher Wittichs Argumentation gegen eine naturwissenschaftliche Lesart der Heiligen Schrift die Auffassung entgegen, dass die Bibel, wenn sie z. B. von der Bewegung der Sonne spreche, zwar im Einklang mit der Umgangssprache sei, es damit aber noch nicht als bewiesen gelten dürfe, dass diese Aussage auch inhaltlich falsch sei.14 Denn Niepoort wendet ein, dass bei der Exegese zwar eine figurative 10 [Essenius, Andreas (Präses), Troy, Henricus (Respondent und Autor): Disquisitio Philosophico-Theologica, Utrum ὁ δεῐνα, per Propositiones & hypotheses aliquot, tam solide demonstraverit Solis quietem, & Terrae duplicem motum, ut S. Scripturae contrarium afferens accipienda sit, tanquam loquens secundum erroneam vulgi opinionem? Auth. & Resp. Henrico Troy, Neomagao-Gelro. Ad diem 4. Octob. Anno 1654. Utrecht 1654.] Vgl. den Text in Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes. Utrecht 1656. 11 Vgl. zu dieser Entscheidung auch das Vorwort der Neuauflage: Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Praefatio [i–ii]. Eine kurze Übersicht über die vier Disputationen bietet auch Vermij, Calvinist Copernicans, 261–263. 12 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior I 1f. 13 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior II 2f. 14 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior III 3–6. Auf dieser Grundlage

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Schriftdeutung, wie Wittich sie mit seinem opinio-Argument an zahlreichen Stellen vertrete, erfolgen müsse, aber eben nur dort, wo eine eindeutige Notwendigkeit dazu bestehe. Tropen und rhetorische Figuren würden in der Schrift bewusst eingesetzt, um etwas zu verdeutlichen, nicht auf eine verdunkelnde Weise, wie es Wittichs Deutung umgangssprachlicher Phrasen suggeriere. Man müsse im Fall der Sonnenbewegung nämlich annehmen, dass die Bibel grundlos im absoluten Gegensatz zur Wahrheit spreche. Die Schrift dürfe zudem immer nur mit der Schrift erklärt werden. Falsche Aussagen in den rhetorischen Figuren kämen höchstens dann vor, wenn sie an anderen Stellen richtiggestellt würden.15 Wittich, der sich selbst für die Befreiung von Vorurteilen einsetze, argumentiere nur auf Grundlage der Vorurteile der Neuen Philosophie gegenüber der Bibel, die, um sich selbst zu profilieren, die naturphilosophische Gelehrsamkeit der antiken Menschen und der Heiligen Schrift leugne.16 Niepoort schließt die erste Disputation mit einer Methodenkritik an Wittich: Er könne durch seinen Rekurs auf die Umgangssprache nicht überzeugend zeigen, wieso naturphilosophische Schriftaussagen falsch seien, theologische oder moralische Aussagen jedoch, die in demselben Sprachstil gestaltet seien, von Fehlern ausgenommen werden könnten. Wittichs didaktisches Argument, dass der Geist sich hier der Auffassung seiner Leser anpassen müsse, überzeuge nicht.17 bestimmt Niepoort den status controversiae mit der Frage nach dem Gebrauch der Umgangssprache in der Heiligen Schrift. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior IV 6. 15 Bei seinen Korrekturen von Wittichs Auslegungen bemüht sich Niepoort zu verdeutlichen, dass die Menschen bereits in der Antike vermeintliche Vorurteile der Wahrnehmung hatten überwinden können. Es sei aber auch gleichgültig, wie die umgangssprachlichen Wendungen entstanden sind, denn nur ihr heutiger Gebrauch, der inhaltlich eindeutig sei und etwas Richtiges bezeichne, sei wesentlich. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior V 6–9. 16 Erstens sei es unwahrscheinlich, dass die antiken Astronomen nicht gemerkt hätten, dass die Lehre von der Sonnenbewegung so absurd sei, wie es die neue Philosophie lehre. Die astronomische Gelehrsamkeit der Alten entkräfte zweitens auch das didaktische Argument Wittichs, demnach die naturphilosophischen Wahrheiten die antiken Menschen von der eigentlich zentralen Glaubenswahrheit abgestoßen hätten, weil ihnen dann das Gesamtbild der Schrift zu unglaubwürdig erschienen wäre. Das dritte Vorurteil Wittich bestehe in der These, dass die Schrift nicht die Absicht habe, naturphilosophisches Wissen zu vermitteln, was mit Belegstellen aus der Genesis, den Psalmen etc. leicht als Irrtum zu erweisen sei. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior VI 9–12. 17 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior VII 12–16. An die Disputation schließen sich Annexa gegen Wittichs Auslegung von 1Kor 15,24 an. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior, Annexa 13.

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In seiner zweiten Disputation verschärft Niepoort dann seine Kritik an gerade diesem Aspekt des opinio-Arguments und wendet sich dem Akkommodationsgedanken zu. Die Stellen, in denen der modus loquendi der Umgangssprache in Bezug auf theologische und moralische Aussagen verwendet werde, seien von Wittich aufgrund seines Argumentationsziels falsch ausgelegt worden. Seine didaktische Begründung greife zu kurz, wenn er lediglich auf die Beschränktheit des menschlichen Geistes verweise, um z. B. eine fehlerhafte anthropomorphe Gottesdarstellung oder unnötige Bräuche in der Schrift zu rechtfertigen. Der umgangssprachliche Stil müsse anerkannt, aber richtig gedeutet werden. So gibt Niepoort z. B. der anthropomorphen Gottesdarstellung eine andere Nuance als Wittich, indem er diese in den Kontext der Gottesebenbildlichkeit einbezieht. Die als menschlich empfundenen Attribute kämen eigentlich in erster Linie Gott zu und nicht dem Menschen. In der sprachlichen Konvention und in Anwendung auf den Menschen handele es sich bei vielen Gottesattributen um Affekte, in ihrer Anwendung auf Gott bedeuteten sie jedoch mehr: Man dürfe sie nicht secundum affectum, sondern secundum effectum verstehen. Wittich ist der Meinung, dass Textstellen, die allein durch Offenbarung erkennbares Wissen vermitteln, nicht mit den fehlerhaften Äußerungen der Umgangssprache dargestellt werden. Das geschehe lediglich in den Bereichen, die auch durch die Vernunft zu erschließen seien, wie bei den Gottesattributen. In diesen Fällen könne die Vernunft als Korrektiv der Umgangssprache fungieren. Niepoort ist sich seinerseits der Fehlerhaftigkeit umgangssprachlicher Wendungen grundsätzlich bewusst, sieht in Wittichs Folgerung aber eine Gefahr für die Autorität der Heiligen Schrift, da diese so der Ratio unterworfen werde.18 Der Vorwurf der Unterordnung der Schriftautorität unter ein philosophisches Konzept bestimmt insgesamt seine Kritik an Wittich.

18 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Posterior I 17–21. Im weiteren Verlauf der Disputation werden auch moralische Schriftaussagen in umgangssprachlicher Form Wittichs Auslegung kritisch gegenübergestellt. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Posterior II 21–24. In seiner dritten These (24f.) widerlegt Niepoort Wittichs Verständnis der Beschneidung, in der vierten These (25–30) seine Deutung der Verwendung der LXX im NTals Formen der Akkommodation. Nachdem er so Wittichs Auslegungen der in Dissertationes Duae (1653) I 2 angebrachten Schriftstellen widerlegt hat, widmet sich Niepoort den Bibelzitaten in Dissertationes Duae (1653) I 3 in seinen Thesen fünf bis acht (30– 36). Die Disputation schließt mit einer Widerlegung zu Wittichs Auslegung der Schriftstellen in Dissertationes Duae (1653) I 4 in These neun (36–40).

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2.8.2.2 Die Disputationen von Beusechum und Troy Beusechums Disputation nimmt nach einer Einführung19 vor allem den Wahrheitsanspruch gerade naturwissenschaftlicher Aussagen der Bibel gegen Wittich in Schutz. Dieser werde von Wittich karikiert, wenn er unterstelle, dass seine Gegner ein komplettes physikalisches System aus der Schrift ableiten wollten. Den Begriff der physica Mosaica, sacra oder Christiana schränkt Beusechum entsprechend ein, betont aber, dass die Bibel nichtsdestoweniger auch bei naturwissenschaftlichen Themen ein untrüglicher Leitfaden bleibe, wie besonders der mosaische Schöpfungsbericht zeige.20 Ähnlich wie Niepoort problematisiert er Wittichs Ansatz, der Akkommodation geschuldete falsche Aussagen besonders in naturwissenschaftlich verwertbaren Bibelpassagen zu suchen. Wenn man die Annahme, dass die Bibel sich nach den falschen Vorstellungen der Menschen richte, in der Exegese zulasse, stünde der Wahrheitswert all ihrer Aussagen infrage. In einer anticartesianischen Spitze folgert Beusechum, dass das opinioArgument somit tatsächlich ein Grund dafür sei, alles in Zweifel zu ziehen – de omnibus (iuxta novum illud εὕρημα) dubitandum – wie es die cartesianische Methodenlehre fordere.21 Wittichs Verweis auf den biblischen Skopus rechtfertige nicht eine Infragestellung des Wahrheitsgehaltes anderer Schriftaussagen.22 Ein Verbot, philosophische Wahrheiten in der Schrift zu suchen, leite er aus fehlerhafter Exegese der entsprechenden Bibelstellen ab.23 Seine Bewertung naturphilosophisch geschulter biblischer Autoren wird destruiert.24 Beusechum bespricht dann ausführlich die Unvollständigkeit der biblischen Physik.25 Abschließend wehrt er mögliche Einwände gegen seine Ausführungen ab.26 Die Bibel bleibt für ihn eine von mehreren autoritativen Erkenntnisquellen in naturwissenschaftlichen Fragen. Gegen eine rationalistische Hermeneutik betont er schließlich, dass alle Vernunftargumente letztlich in Gott ihren Urheber haben 19 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum, Praefatio 40f. und I 41f. 20 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum II 43f. 21 Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum III 45. 22 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum IV) 45–49. 23 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum V 49f. 24 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum VI 50–53 gegen Wittichs Einschätzung von Mose, Daniel und Salomon. 25 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656), De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum VII 53–60. 26 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum VIII 60–63 und IX 63–65.

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und daher sei es notwendig, sich des Urteils zu enthalten, sollten sich biblische und rationale Argumente unlösbar widersprechen. Unakzeptabel bleibt für Beusechum eine angepasste Bibelexegese, die der Unfehlbarkeit und Autorität der Schrift widerspricht.27 Im Gegensatz zu dem theologischen Ansatz der ersten drei Disputationen versucht schließlich Troy in der letzten Schrift der Reihe philosophisch gegen Wittich zu argumentieren, indem er dessen cartesianischen Ansatz mit der aristotelischen Schulphilosophie zu widerlegen versucht. Im Zentrum der Kritik steht Wittichs mathematischer Beweis der Erdbewegung.28 Troy gestaltet seine Argumentation mit der sukzessiven Widerlegung der Propositionen und Hypothesen, die Wittich in den Dissertationes Duae II 5 aufgestellt hat.29 Mit der Destruktion der einzelnen Bausteine von Wittichs Beweisgang kommt er zu dem Schluss, dass das cartesianische Weltbild keineswegs als auf mathematischem Weg belegt gelten könne. Damit stelle Wittich lediglich die „erronea Cartesii opinio“ gegen die Heilige Schrift.30 Für Wittich, so schließt er seine Überlegungen polemisch, scheine Descartes der eigentliche Autor der Bibel gewesen zu sein, der wiederum seinerseits keine seiner Thesen gegen die Bibel als sicher behauptet. Troy gelten sie damit als widerlegt.31

2.8.3 Wittichs Verteidigung: Consideratio de Stylo Scripturae (1655–1656) Im Folgejahr der Veröffentlichung der Essenius-Disputationen geriet die gesamte Debatte in eine neue Phase. 1655 veröffentlichte nicht nur Wittich seine Erwiderung auf die erste Angriffswelle aus Utrecht, sondern erhielt weiteren Gegenwind im akademischen Rahmen. Gleichzeitig kam es zu der Veröffentlichung der ersten Pamphlete und der Zunahme des kirchlichen Drucks gegen ihn. Daraus resultiert für Wittich die Entscheidung, Duisburg den Rücken zu kehren. 27 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum IX 64f. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 263. Die Disputation schließt mit einem Annexum gegen die Behauptung des „iuxta erroneam vulgi opinionem loqui“. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum, Annexum 65f. 28 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Disquisitio Philosophico-Theologica I 66–68 zu Troys Bestimmung des status controversiae. 29 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Disquisitio Philosophico-Theologica II 68–75 (zu den Propositionen 1–12) III 75–77 (zu den Hypothesen) und IV 77–82 (zu den Propositionen 13–28). 30 Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Disquisitio Philosophico-Theologica V 82. 31 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Disquisitio Philosophico-Theologica V 83. Vgl. auch die Paraphrase bei Vermij, Calvinist Copernicans, 263.

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Über seinen Wechsel nach Nijmegen wird im Folgenden noch zu berichten sein, nachdem der Pamphletenstreit im Zusammenhang aufgearbeitet worden ist.32 2.8.3.1 Entstehung und Zielsetzung der Consideratio Mit einer gewissen Skepsis und Empörung über die Tatsache, dass er sich nur mit Studenten auseinanderzusetzen hatte und Essenius nicht persönlich diesen ersten Angriff aus Utrecht geführt hatte, ließ Wittich im Rahmen seines Duisburger Theologieunterrichts zunächst eine Antwort auf die Essenius-Disputationen erarbeiten, die sich schwerpunktmäßig mit einer Präzisierung des opinioArguments, und zwar im Hinblick auf die umgangssprachlichen Wendungen der Bibel, befasste. Rückblickend resümiert er: Der erste Angriff dagegen [scil. gegen die Dissertationes Duae] wurde aus der Akademie zu Utrecht geführt durch Disputationen unter dem Titel: De Auctoritate, veritate et infallibili Fide sacrae scripturae in rebus philosophicis, von den Autoren, (denn man darf den Titeln der Bücher das Vertrauen nicht absprechen), die das Werk des Respondierens emsig betrieben haben. Von denen wurde ich verdächtigt, dass ich mich dafür eingesetzt habe, die Autorität und Wahrheit der Heiligen Schrift in Fragen der Philosophie zu zerschlagen. Denen habe ich, wobei die Respondenten [scil. der gegnerischen Disputationen] nicht erwähnt wurden, mit einer einzigen Disputation, die in Duisburg gehalten wurde, so geantwortet, dass ich sowohl meine These deutlicher erklärt habe, als auch die Übereinstimmung meiner Gegner mit mir gelehrt habe, sofern man nur zugesteht, dass die Schrift tradierte Wendungen benutzt habe, auch wenn sie sich auf irrige Meinungen stützten. Und diese Disputation wurde dann unter dem Titel Consideratio Theologica de Stylo Scripturae im Jahr 1656 veröffentlicht.33

In einer ersten Fassung ließ Wittich seine Apologie am 05. Juni 1655 als Disputation34 von dem Respondenten Jacob Lehnhof (1632/3–?)35 verteidigen. Ein Jahr 32 Vgl. dazu Kapitel 2.9 (Wittich in Nijmegen). 33 Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 3: „Primus impetus contra illud factus ex Academia Ultrajectina per Disputationes sub titulo: De Auctoritate Veritate et Infallibili Fide sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, auctoribus iis (nam librorum titulis fides deroganda non est) qui respondendi navaverunt operam, quibus insimulatus fui, quod studuerim infringere Auctoritatem & accuratam Veritatem S.Scripturae in rebus Philosophicis. Quibus, omissis Respondentibus, una Disputatione Duisburgi habita ita respondi, ut & sententiam meam clarius explicarm, & adversarii mecum consensum, dum concedit: Scripturam fuisse usam formulis receptis, etsi inniterentur opinionibus erroneis, docerem, eaque Disputatio dein sub titulo: Consideratio Theologica de Stylo Scripturae Anno LVI pubici juris fuit facta.“ (Kursiv nach Wittich.) 34 Christoph Wittich [Präses], Iacobus Lehnhof [Respondent]: Disputatio Theologica De Stylo Scripturae Quem adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit. Quam Favente Divinia Gratia Praeside Admodum Reverendo & Clarissimo Viro Dn. Christophoro Wittichio, S.S. Theologiae in Illustri Academia Duisburgensi Professore ordinario. Publico examine subjicit. Iacobus Lehnhof Duisburgensis, Ad diem 5. Iunii hora locoque consueto. Teutopoli: Ravins 1655.

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später wurde die Schrift unter dem Titel Consideratio de Stylo scripturae quam adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit36 leicht verändert und mit einer neuen Gliederung als Einzelveröffentlichung in Leiden herausgegeben.37 So machte Wittich deutlich, dass er sich nicht, wie er es Essenius vorwarf, hinter seinem Respondenten verstecken musste und verlieh der Schrift insgesamt mehr Gewicht als es eine akademische Disputation gehabt hätte.38 Trotz der offen35 Lehnhof hatte sich, nach Absolvierung der Prima in Duisburg, im März 1652, bei der Eröffnung der Universitätsmatrikel als Philosophiestudent eingeschrieben. Die Immatrikulation des damals 19jährigen datiert die Matrikel auf den 21. April 1652. Vgl. Rotscheidt, Matrikel der Universität Duisburg, 5 und Wijnhoven (22004). Die Disputation widmete er u. a. seinen Lehrern Clauberg und Wittich. Vgl. Wittich: Disputatio Theologica De Stylo (1655) Widmungsempfänger. 36 Christoph Wittich: Christophori Wittichii Phil. & Theol. D. eiusdemque Professoris Consideratio Theologica De Stylo Scripturae: Quem adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit. Lugd. Batavorum: Wyngaerden 1656. 37 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 3. Vgl. auch Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 365 und Vermij, Calvinist Copernicans, 263. Die einzelnen Paragraphen der ursprünglichen Disputation sind in der Consideratio feiner untergliedert, um das Werk leserfreundlicher zu gestalten. Ihr Duktus und Inhalt bleiben aber über weite Passagen identisch. Allerdings gibt es eine kleine Ergänzung, vor allem zur Verdeutlichung, dass Wittich die Autorität der Bibel nach reformiertem Konsens voll anerkennt (vgl. Wittich: Consideratio [1656] §12,10–12). Der Schlussparagraph der Disputation hingegen, in dem Wittichs Hauptargumente noch einmal gebündelt werden, wurde bei der Neuveröffentlichung weggelassen. Ausgehend von der cartesischen Bewegungslehre wurde hier erklärt, wie es bei der Betrachtung von Erde und Sonne perspektivbedingt zu einer Verwechslung von Ruhe und Bewegung kommen kann; aufgrund der gewöhnlichen Perspektive des Menschen habe sich die Heilige Schrift dem daraus resultierenden Sprachgebrauch angepasst. Vgl. Wittich: Wittich: Disputatio Theologica De Stylo (1655) §22. Die Unterschiede zwischen Disputation und Consideratio wurden später auch von den Essenius-Schülern kritisch bemerkt. Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Vindiciae S. 196. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 264 (Anm. 68). 38 Tatsächlich nötigt auch erst die Veröffentlichung der Schrift in Leiden seine Gegner zu einer Reaktion, wie sie selbst bekunden: Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Praefatio [ii–iv]. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 165. Vgl. zu der grundsätzlichen Kritik am Verhalten des Essenius Wittich: Consideratio [1656] §5,5f. sowie den weiteren Kommentar über den Verlauf der gesamten Debatte in Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 3f.: „Quantumvis autem postea iidem Respondentes Vindicias singuli pro suis Disputationibus ausi fuerint, quando tamen Praeses earum infra se existimaverit, ut alio modo quam per Respondentes in scenam productos mecum congrederetur, nec in ipsis Disputationibus quicquam sit speciem veri habens, quod, repetitum ab aliis adversariis, in hoc tractatu a me non sit dilutum, nec in Vindiciis crimen calumniarum Praesidi impactum sit purgatum (conferat tantum Lector meam accusationem in Consideratione cum Vindiciis) nemo mihi vitio verteret, si ulterius contentionis ferram cum Respondentibus reciprocari dedigner.“ [„Obwohl aber später dieselben Respondenten jeweils die Vindiciae [scil. Rechtfertigung, Verteidigung] für ihre Disputationen wagten, hielt es deren Präses nichtsdestoweniger für unter seiner Würde, dass er auf andere Weise als durch Respondenten, die er auf die Bühne stellte, mit mir kämpfen wollte. Deshalb und weil weder in den Disputationen selbst irgendetwas sein dürfte, was auch nur den Anschein von Wahrheit hat, was nicht, da es auch von anderen Gegnern wiederholt wurde, in diesem Traktat [scil.

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kundigen apologetischen Motivation seiner Schrift betont Wittich in der Consideratio, dass seine Dissertationes Duae keine Verteidigung im eigentlichen Sinne benötigten: Sie sprächen für sich selbst. Sein Gegner (Wittich wählt den Singular, denn er schreibt gegen den Präses Essenius, nicht die Utrechter Respondenten)habe lediglich seine Aussagen „verstümmelt und verfälscht“39. Wenn Wittich jedoch nicht reagiere, so fürchtet er, nehme nicht nur sein Ruf durch die polemische und bösartige Kritik Schaden, sondern andere würden sich von Essenius abschrecken lassen und seine Schrift nie zur Hand nehmen.40 Dementsprechend verweist Wittich bei seinen Ausführungen vielfach auf die Dissertationes Duae. Damit erfüllt die Consideratio eine zweifache Aufgabe: Einerseits entkräftet sie die Argumente seines Gegners, ohne jedoch systematisch die einzelnen Thesen der Essenius-Disputationen abzuarbeiten, sondern leserfreundlicher durch eine präzisierende geschlossene Darstellung. Andererseits dient sie der Erklärung und Ergänzung zentraler Grundgedanken („fundamenta“41) von Wittichs Thesen, die missverstanden worden seien. Dadurch wiederum solle dem Gegner seine Argumentationsgrundlage entzogen werden.42 2.8.3.2 Aufbau und Einleitung der Consideratio Dieser doppelten Funktion entsprechend rahmen Partien, die sich explizit mit den Essenius-Disputationen auseinandersetzen, einen zweigliedrigen Mittelteil, der aus einem Neuansatz heraus das Verhältnis von Schriftauslegung und Naturphilosophie entwickelt.43 Die Consideratio verzichtet auf eine namentliche Nennung der Kontrahenten, so wie es auch die Esseniusschüler gehalten hatten. Die Einleitung erläutert dem Leser in Kürze die Hintergründe des Streits: Wittich beginnt das Werk mit einem kurzen Referat der Entstehung der Kontroverse um seine Descartesrezeption in den Dissertationes Duae. Vor allem spricht er sich dabei gegen die Theologiesierung des eigentlich philosophischen Problems des heliozentrischen Weltbildes durch seine Gegner aus und rekapituliert das opinioArgument (§§1–11).

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dem Consensus veritatis] von mir widerlegt wurde, noch in den Vindiciae das Vergehen der Schmähungen, das dem Präses zur Last gelegt wird, getilgt sein dürfte (der Leser soll meine Anklange in der Consideratio mit den Vindictae vergleichen!) wird niemand es mir als einen Fehler auslegen, wenn ich es für unwürdig halte, die Waffengänge des weiteren Kampfverlaufes mit Respondenten auszufechten.“] (Kursiv nach Wittich.) Wittich: Consideratio (1656) §8,8: „[…] ab adversario sunt mutilata & dissimulata“. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §8,8. Wittich: Consideratio (1656) §36,28. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §8,8, §10,9, §36,28. Vgl. die Gliederung der Consideratio im Anhang.

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2.8.3.3 Der Argumentationsverlauf der Consideratio Wittich beginnt seine Verteidigung dann mit einer Widerlegung konkreter Behauptungen der Essenius-Disputationen, die allerdings immer wieder auch stilistische Züge der Einleitung trägt und stilistisch mit dieser verschachtelt ist (§§12–36). Einleitenden Charakter haben vor allem die beiden letzten Paragraphen dieses Abschnitts, in denen Wittich mit Johannes Herbinius (ca. 1632–1676/ 79)44 einen weiteren Kontrahenten zur Kenntnis nimmt, den er aber im Rahmen der Consideratio nicht berücksichtigen möchte (§35) und dann zum Hauptteil der Schrift überleitet (§36). Nach einem Hinweis auf die Feindseligkeiten und die festgefahrene Streitsituation referiert er einleitend allgemeine gegen ihn vorgebrachte Kritikpunkte aus den vier Disputationen. Er entkräftet damit eine Gruppe von Schmähungen bereits im Vorfeld, da sie seiner Darstellung nach nur auf Missverständnissen, Verdrehungen oder mangelnder Lektüre der Dissertationes Duae beruhten (§§12–34). In einem Zusatz, der sich in der ursprünglichen Duisburger Disputation nicht findet, bekennt er sich außerdem ausdrücklich dazu, dass er in Übereinstimmung mit den reformierten Bekenntnissen die Autorität der Schrift auch in philosophischen Fragen anerkennt. Der Disput handle letztlich von der richtigen Interpretation der Bibelstellen, aus denen man die Bewegung der Sonne als naturwissenschaftliche Tatsache ableitete. Seine Gegner sollten aber nicht unsachgemäß die Schrift bemühen, sondern eine philosophische Angelegenheit mit philosophischen Mitteln klären, so wie es Wittich auch getan habe.45 Wie schon durch den Werktitel angekündigt, behandeln die zentralen Argumente, die Wittich im Mittelteil des Consideratio darstellt, daher nicht den naturphilosophischen Kontext, sondern die Heilige Schrift und ihre Sprache. Dabei geht es ihm vor allem um den grundsätzlich richtigen Umgang mit Naturphilosophie als an der Bibel orientierter Theologe und damit um die Trennung von Philosophie und Theologie. Wittichs Hauptargumentation erfolgt in zwei Schritten. Er beginnt zuerst mit einer Darstellung der Entstehung von Umgangssprache und der unreflektierten aber verbreiteten Überzeugungen (notitia vulgaris) und stellt diese dem philosophischen Wissen gegenüber. Er will dabei vor allem weiter verdeutlichen, dass man die Bibel nicht der Lüge bezichtigen kann, wenn man nachweist, dass dort gemäß dem opinio-Argument auf diese notitia vulgaris zurückgegriffen wird (§§37–56): Durch eine stilisierte Darstellung der Genese von Wissen zeigt Wit44 Vgl. zu Herbinius Franck, Art. Herbinius, Johannes. ADB 11 (1880) 41f. Herbinius wird im Gegensatz zu den anderen Kontrahenten als fairer und sachlicher Gegner gewürdigt. Er verdiene eine gesonderte Antwort bei passender Gelegenheit. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §35,27f. Vgl. zu Wittichs Meinung über Herbinius auch Wittich: Consensus (21682) Praefatio secundae editioni [iv–v] und Praefatio ad lectorem cordatum 4.12f. 45 Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §12,11f.

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tich, dass man unreflektierte, aber allgemein verbreitete Erkenntnisse nicht als grundsätzlich falsch der Philosophie entgegensetzen dürfe, sondern sie ihr lediglich als weniger genau unterzuordnen habe. Beide Wissensebenen enthielten aber grundsätzlich Wahrheiten. Wittich macht diese hierarchische Beziehung deutlich, indem er die Entstehung der Wissenschaften ausgehend von den Sinneserfahrungen darstellt und dabei die notitia vulgaris als eine Zwischenstufe plausibel macht. Ein wissenschaftlicher Zugang zeichne sich demnach durch Abstraktion und Übertragung des über die Sinne gewonnenen Wissens aus, während das Volkswissen noch stärker von den Sinneseindrücken abhänge.46 Es enthielte somit zwar gravierende Mängel47 und durchaus auch Irrtümer und Vorurteile (praejudicia)48 im Vergleich zur Philosophie, allerdings nicht per se, sondern durch die falsche Beurteilung der Sinneserfahrungen. Diese Fehlerquellen schließe die Philosophie durch ihren methodischen Zugang, die Ermöglichung deutlicher (distincte) Erkenntnisse auch über die Dinge, die den Sinnen verborgen sind und die Analyse der kausalen Zusammenhänge aus.49 Bei dieser Darstellung lehnt sich Wittich insgesamt sowohl terminologisch als auch inhaltlich stark an Descartes’ Erkenntnislehre an.50 Im Ergebnis stellt er die

46 Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §§39–46,30–34. Die konkreten Sinneseindrücke werden in der Philosophie abstrahiert und verallgemeinert, wie folgende Schritte zeigen: Erstens entstehe die Erkenntnis dessen, was dem Körper nutzt und schadet (§39,30). Zweitens erfolge die richtige Differenzierung von Sinneseindrücken über das eigene Körperbedürfnis hinaus (qualitates sensibiles percipere; §40,30f.). In einem dritten Schritt entstehe eine Erkenntnis mittels der Sinnesorgane (cognitio per sensus) und erschließe weitere Eigenschaften der körperlichen Welt (Größen, Bewegung, Formen, Ausdehnung etc.; §41,31). Viertens komme es zu einer Interaktion mit Elementen der körperlichen Welt durch die Sinne (§42,31f.). Durch Sinneseindrücke, deren Speicherung im Gedächtnis und durch ihre Betrachtung mittels der Vorstellungskraft sei ihr Vergleich durch den Intellekt und die Rekonstruktion der Kausalzusammenhänge von körperlichen Prozessen möglich (§43,32). So kann dann von einer Sache auf die andere geschlossen werden (§44,32f.). Damit ist der Ursprung der Wissenschaften gelegt: Sinneswahrnehmung und Erinnerung, dann die Betrachtung mittels Vorstellungskraft und Vergleichsmöglichkeiten, schließlich der Diskurs ergeben den Ursprung von Wissenschaften wie Anatomie, Mechanik, Geographie etc. (§45,33). Diese weitläufige Kenntnis ist im Großen und Ganzen „vulgaris“ (allgemein verbreitet/Volksweisheit) und birgt viele Wahrheiten; sie enthält jedoch auch nicht geringe Mängel und Irrtümer sowie Vorurteile im Vergleich zur Philosophie, allerdings nicht per se, sondern durch falschen Umgang damit (§46,33f.). 47 Zu diesen Mängeln vgl. Wittich: Consideratio (1656) §§47–49,34–36: Die Sinneseindrücke seien anfänglich verworren und dunkel, denn ihre Ursachen und ihr Wesen seien nicht klar. Viele Körper entzögen sich zudem aufgrund ihrer Beschaffenheit der sinnlichen Wahrnehmung. 48 Vgl. dazu mit Verweis auf Descartes und Clauberg Wittich: Consideratio (1656) §§50–54,36– 41: die Hauptursache dafür sind falsche Urteile des Menschen über die Sinneseindrücke. 49 Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §55,41–43. 50 Vgl. z. B. die Darstellung des Irrtums und der Vorurteile nach Descartes: Principia (1644) I 45– 50 (AT VIII/1 21–24).

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notitia vulgaris als eine trotz ihrer Schwächen ernstzunehmende Erkenntnisform der genaueren cognitio philosophica gegenüber. Wittich verweist nun darauf, dass die leicht entstehenden und weit verbreiteten Vorurteile die menschliche Sprache maßgeblich mitgeprägt haben, so dass sie sich in entsprechenden Metaphern und Wendungen auch heute niederschlügen und leitet damit zum zweiten Argumentationsgang über, in dem er deutlich macht, dass die Schrift aufgrund ihrer Abhängigkeit von dieser unreflektierten Sprache nicht als Quelle naturphilosophischer Erkenntnis dienen könne (§§57–70). Er distanziert sich von Vertretern einer physica Christiana.51 Gegen seine Kritiker wendet er ein, dass er nicht grundsätzlich leugne, dass naturphilosophische Sachverhalte in der Schrift zur Sprache kämen. Dies sei sogar notwendig und nützlich bei der Bestimmung Gottes als causa prima. Aus Naturerscheinungen ließen sich auch für die Gotteserkenntnis relevante Hinweise ableiten. Weder hätten diese Aussagen jedoch einen naturwissenschaftlichen Wert, noch könne man ein wissenschaftliches physikalisches System aus der Schrift entwickeln. Dazu fehlten u. a. Angaben zu Wesen und Beschaffenheit der Dinge, ihren Kausalzusammenhängen. Die entsprechenden Schriftaussagen blieben auf der Stufe des bloßen Volkswissens stehen und seien in der Schrift nicht tiefergehend behandelt worden.52 Damit werde sie aber nicht zu einer Vermittlerin von Lügen, sondern von Aussagen mit eingeschränkter Exaktheit in naturwissenschaftlichen Fragen. Wittich, dem 1654 bereits vor Augen stand, dass seine Thesen nicht nur in akademischen Kreisen, sondern auch bei der Provinzialsynode zu Kleve Anstoß erregt hat, analysiert zutreffend, dass das Ärgernis seiner Ausführungen vor allem darin bestehe, dass er eine dezidiert theologische Untermauerung einer bereits gängigen kopernikanischen Argumentationsfigur (formula oder phraseologia Copernicana) entwickelt habe: Sein opinio-Argument sei von kirchlicher Seite nach einer Umformulierung legitimiert worden und fände sich außerdem in weiteren Wendungen bei zahlreichen anerkannten Theologen.53 Unter Wittichs Kontrahenten hatte insbesondere Niepoort seine These anerkannt, dass der Inhalt der Schrift dem Wort Gottes entspreche, die sprachliche Form hingegen an die üblichen Redewendungen angepasst sei, welche sich wiederum auf fehlerhafte Meinungen stütze. Wittich ist der Ansicht, dass auf dieser gemeinsamen Grundlage der Streit insgesamt behoben werden könnte. Es 51 U. a. wendet sich Wittich hier neben bereits in den Dissertations Duae besprochenen Theologen auch gegen das naturphilosophische System seines Bremer Lehrers Gerhard de Neufville. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §59, 46. 52 Vgl. bes. Wittich: Consideratio (1656) §63,49f. 53 Vgl. zu der Auseinandersetzung mit der klevischen Synode von 1654 und der Umformulierung Kapitel 2.8.7.4 (Die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode). Vgl. zu der Darstellung des Sachverhalts hier im Text Wittich: Consideratio (1656) §§65f.,51–53 und §69,56f.

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kristallisiert sich seiner Meinung nach nur eine entscheidende Frage für die theologischen Gegner heraus, nämlich ob man die Bibelstellen, in denen von der Sonnenbewegung gesprochen wird, als aus der Umgangssprache resultierenden error interpretieren müsse oder als faktische Lehraussagen. Diese Frage wiederum kläre nun aber die Philosophie und daher verweist Wittich abschließend auf die Ausführung von Descartes in den Principia, wo der naturphilosophische Beweis des heliozentrischen Weltbildes erfolge. Damit sein Gegner diesen Argumentationsschritt mitgehen kann, müssen jedoch zuvor dessen theologische Bedenken zerstreut werden, die einer Deutung gerade der in diesem Rahmen relevanten Bibelstellen im Wege stehen. Dies geschieht wiederum anhand von konkreten Vorwürfen innerhalb der Essenius-Disputationen, die ringkompositorisch an den Anfang der Consideratio anknüpfen (§§71–89). Niepoorts Prämisse für sein Zugeständnis umgangssprachlicher Wendungen in der Schrift war die Beibehaltung des absoluten Wahrheitsgehalts der Bibelaussagen. Wittich stellt dies als eine utopische Bedingung dar, da sich die Umgangssprache auf Vorurteile stütze und Irrtümer zwangsläufig darin enthalten seien. Gleichzeitig verweist er darauf, dass auch Wissenschaftler außerhalb des fachlichen Rahmens durchaus die Umgangssprache verwendeten. Auch Cartesianer sagten z. B. am Abend, dass die Sonne untergehe. Das sei dann weder Irrtum noch Lüge, sondern einfach weniger exakt (§71.78).54 Niepoort und diverse andere Kritiker haben aus dem Dogma der Schrift als ihrer eigenen Auslegerin das exegetische Kriterium gegen Wittich ins Feld geführt, dass der Geist, wenn er auf eine irreführende umgangssprachliche Wendung zurückgreife, sie an anderer Stelle korrigieren würde, wenn sie tatsächlich falsch sei. Im Hinblick auf naturphilosophische Aussagen sei diese Argumentation nach Wittich aber unzulässig. Er zeigt, dass derartige Aussagen in der Schrift in der Regel überhaupt nicht erklärt und präzisiert werden, da die Schrift weder Philosophie noch Sprachwissenschaften vermitteln solle (§75f.).55 Abschließend versucht Wittich den Vorwurf, dass die Schrift nach seiner Darstellung lüge, endgültig zu entkräften. Dazu analysiert er den Begriff der Lüge: Da eine Lüge vorsätzlich sei, könne man den Vorwurf aus der bloßen Verwendung der Umgangssprache nicht ableiten. Wenn eine Täuschung aus der Schriftlektüre resultiere, dann ist die Ursache davon beim Leser zu suchen, der 54 Es kommt hinzu, dass sich je nach Kulturstufe eines Volkes das Wissen verändere: Die biblische Sprache wende sich aber an alle und ignoriere daher Exaktheit in nebensächlichen Bereichen. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §72,59–61. 55 In Bezug auf moralische Inhalte verhalte es sich anders als bei den naturwissenschaftlichen Aussagen: Moralische Belehrung sei ein Charakteristikum der Bibel. Über die Natur könne man sich auch anderswoher informieren, nicht über die Moralia; erstere seien bei fehlerhafter Darstellung nicht schädlich für die Theologie, letztere schon. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §77,63f.

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die Schrift als Bestätigung für seine eigenen fehlerhaften Vorurteile missbrauche (§§84–89). Wittich kommt somit zu dem Ergebnis, dass die Vorwürfe gegenüber den Dissertationes Duae entkräftet seien. Für eine Behandlung der mit ihnen verbundenen physikalischen Fragen verweist er auf Descartes. Schließlich verteidigt er noch einmal seine Auslegung der gewöhnlich gegen den Heliozentrismus angeführten Bibelstellen und kommt zu dem Schluss, dass das naturwissenschaftliche Phänomen durch die Philosophie erklärbar sei, wohingegen die dem astronomischen Prozess gegensätzlichen umgangssprachlichen Ausdrücke einfach der Sprachkonvention entsprächen. Es verwundere nicht, dass die Bibel sich der Wendungen bedienen, die jeder gewohnt sei zu verwenden (§§90– 95). 2.8.3.4 Beurteilung und Nachwirkung der Consideratio Aus dem Duktus von Wittichs Argumentation wird sein Hauptanliegen klar: Wenn jemand dem kopernikanischen Weltbild nicht zustimmt, kann das nur philosophisch aber nicht biblisch begründet werden. Die entsprechenden Bibelstellen zu diesem Thema fordern eine Deutung secundum vulgi opinionem und dürfen nicht als Argument gegen eine philosophische These verwendet werden. Wittich gelingt die Verdeutlichung der notwendigen konsequenten Trennung eines philosophischen und eines theologischen Zugangs zu der Problemstellung durch seine Analyse von Sprache und sensualistischer Epistemologie. Die doppelte Zielsetzung der Consideratio ist zugleich Stärke und Schwäche der Schrift: Einerseits ist sie klar als Apologie gegen die Utrechter Disputationen konzipiert, setzt sich mit deren Anfeindungen auseinander und ist so in den Rahmen der Cartesianismusdebatte der 1650er Jahre eng eingebunden. Die Passagen, in denen Wittich sich an den zitierten Vorwürfen seiner Gegner abarbeitet, gehören in diesen Kontext. Andererseits wendet sich Wittich an ein breiteres (allerdings nach wie vor rein akademisches) Publikum und will diesem die Lektüre seiner Dissertationes Duae erleichtern, indem er seine Rechtgläubigkeit bekundet und Verständnisprobleme ausräumt. Dazu versucht Wittich immer wieder auf einer Metaebene, sich von den konkreten Streitpunkten und Vorwürfen emanzipierend, den status controversiae richtig zu bestimmen: Die eigentliche Streitfrage werde von seinen Gegnern falsch erfasst, zahlreiche Vorwürfe, wie die Behauptung, dass er die Schriftautorität leugne oder dass er erkläre, die Bibel lehre Falsches, werden als Missverständnisse oder Verdrehungen entlarvt. Gleichzeitig präsentiert er in knapper Form zentrale Thesen der Dissertationes Duae und verweist den Leser auf eine tiefergehende Auseinandersetzung mit seiner Position. Dabei macht er auch eine Descarteslektüre explizit zur Bedingung für das adäquate Verständnis seines Anliegens. Insgesamt wirkt

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die Schrift dadurch nicht nur als Apologie und Kommentar der Dissertationes Duae, sondern erweist sich gewissermaßen auch als ‚cartesianischer Protreptikos‘. Über den konkreten Streitfall hinaus will sie den Leser zu einer Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus auffordern und die entsprechenden theologischen Hindernisse aus dem Weg räumen. Dabei besticht die Consideratio durch ihre Kürze, die stilistisch geschickte Verbindung ihrer Anliegen und eine klare, über weite Strecken unpolemische Argumentation. Nichtsdestoweniger unternimmt Wittich mit der Consideratio einen Spagat, der ihm nur bedingt gelingt.56 Die Schrift bleibt im anlassbezogenen akademischen Streit verhaftet; nur wer die Dissertationes Duae, die Utrechter Antworten darauf und auch Descartes kennt, kann gerade die Rahmenpassagen, die sich konkret mit den Essenius-Disputationen auseinandersetzen, mit vollem Gewinn verfolgen und beurteilen. Diese Leser profitieren aber nicht so sehr von den allgemein gehaltenen, protreptischen Passagen des Werkes bzw. deuten diese rein apologetisch. Wittich versucht verschiedene Strömungen in der akademischen Welt anzusprechen, vordergründig seine Gegner, vor allem die kundigen Beobachter der Debatte und Leser der Dissertationes Duae, und schließlich die durch die allgemeine Stimmung voreingenommenen Gelehrten ohne profunde Kenntnisse der Sachlage. Durch dieses Nebeneinander bleibt es fraglich, ob die Schrift tatsächlich zu einem besseren Verständnis der Debatte verhelfen konnte.57 Gerade in den naturphilosophischen Problemen, die für die theologia traditiva gegen Wittichs Darstellung eben doch immer auch eine theologische Frage ist, verlässt sich Wittich zu sehr auf seine Verweise auf die Dissertationes Duae und das Descartesstudium.58 Seine Argumentation ist klar: Ausgehend vom opinio-Argument kann er fordern, dass die umgangssprachlichen Wendungen nicht wörtlich zu nehmen, sondern anhand der Vernunft zu prüfen sind. Aber der Essenius-Respondent Beusechum hatte bereits in einem seiner Corollaria darauf hingewiesen, dass Wittich, selbst wenn man akzeptieren könnte, dass die Schrift sich auch an Fehlurteilen des Volkes orientiere, damit noch nicht bewiesen habe, dass sie es auch an den kritischen Stellen zur Sonnenbewegung tut.59 Wenn Wittich hier auf die Philosophie verweisen will, hat er damit seine Gegner noch nicht theologisch davon überzeugt, dass dieses Vorgehen erlaubt und notwendig ist. Zwar bringt er sowohl in den Dissertationes Duae als auch in der Consideratio eine Reihe von 56 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 264, der es für fraglich hält, inwieweit Wittichs Schrift tatsächlich zu einem besseren Verständnis beitrage. 57 Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 264. 58 Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Vermij, Calvinist Copernicans, 264, der vermutet: Wittich „[…] seems to assume that acceptance of his premises will automatically lead to acceptance of a heliocentric view, but this of course was too optimistic.“ 59 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 265.

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Argumenten, die diesen Schritt legitimieren, aber der Graben zwischen philosophischer Vernunft und Offenbarungsanspruch war für viele orthodoxe Theologen zumindest vordergründig zu breit, um ihn zusammen mit Wittich und Descartes überqueren zu können.

2.8.4 Die Neuveröffentlichung der Essenius-Disputationen (1656) Die akademische Diskussion hatte sich durch Wittichs Stellungnahme nicht weiterentwickelt. Als Reaktion auf die Consideratio wurden die Utrechter Disputationen neu veröffentlicht sowie mit einem Vorwort und einer Rechtfertigung (Vindiciae) der alten Disputationen versehen, die ihren Umfang immens vergrößerte. Diese Wiederauflage, die bereits 1656 erfolgte, übernahmen wieder die Respondenten: Beusechum, Troy und der von Wittichs Antwort am meisten betroffene Niepoort erschienen als Herausgeber, nicht Essenius. Dieses Mal verschärfte sich der Ton allerdings, was bereits die namentliche Nennung Wittichs andeutet. Die Respondenten weisen hier vor allem den Vorwurf, Wittichs Thesen verdreht zu haben, weit von sich und stellen in einer einleitenden gemeinsamen Erklärung, die den einzelnen Vindiciae vorangestellt wurde, klar, dass Wittich weder eine Widerlegung der Vorwürfe noch eine Rechtfertigung des eigenen Disputationsganges gelungen sei (§§1–4),60 dass sie und nicht Essenius die Disputationen zu verantworten hätten61 und dass die Unterstellung von Verfälschungen und Verleumdungen unangemessen sei.62 In den sich anschließenden Ergänzungen versuchte nun jeder der Respondenten für sich, seine eigenen Thesen gegen die Consideratio zu verteidigen und Wittich in Widersprüche zwischen den Dissertationes Duae und der Consideratio zu verwickeln. Die Fronten erweisen sich hier als verhärtet, eine echte Diskussionsbasis war nicht entstanden. Bemerkenswert ist ein Bericht in der Einleitung der Vindiciae, aus dem das persönliche Engagement der Respondenten hervorgeht. Zwei von ihnen waren nach Nijmegen gereist, wohin Wittich inzwischen berufen worden war, um mit ihm persönlich Kontakt aufzunehmen: Es hat sich ereignet, dass zwei von uns ihn [scil. Wittich] persönlich in Nijmegen angesprochen haben und zwar, weil sie mit ihm öffentlich zusammenkommen wollten, wodurch sie ausreichend bewiesen haben, dass sie die Autoren [scil. der Utrechter 60 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Vindiciae I–IV 84– 88. 61 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Vindiciae V 88f. 62 Vgl. Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Vindiciae VI 89–91.

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Disputationen] sind. Aber Herr Wittich zeigte sich zu nichts weniger geneigt als zu einem freundschaftlichen Schlagabtausch. Als nämlich einer von uns ihm selbst in zwei deutlichen Erwiderungen vorlegte, dass er die Wahrheit durch einen freundschaftlichen Schlagabtausch zu erforschen begehre, schwieg er zu jenem Vorschlag so lange, bis es peinlich wurde. Schließlich begann er wieder zu reden und fragte, ob die Pest in Utrecht umginge; so, dass seine eigene Bezeugung in These VIII [scil. der Consideratio], dass er ‚einen freundschaftlichen Schlagabtausch mit jemandem, der bescheiden die Wahrheit erforsche, nicht ablehnen werde‘, im Gegensatz zum Geschehen steht.63

Zu einer öffentlichen Disputation mit den Utrechter Studenten kam es also nicht. Wittichs angespannte und unfreundliche Reaktion zeigt zum einen darüber, wie ungehalten er über das Vorgehen von Essenius und seinen Respondenten war. Er fühlte sich durch die Tatsache, dass man ihm so unerfahrene Gegner schickte, sicherlich respektlos behandelt und nicht ernst genommen. Zum anderen war das Themenfeld, in dem auch Wittichs Rechtgläubigkeit mitdiskutiert wurde, eine zu ernste Angelegenheit. Wittich dürfte bereits bei der Veröffentlichung der Consideratio klar gewesen sein, dass die allein auf Essenius fixierte Schrift nicht breit genug angelegt war, um dem gesamten akademischen Gegenwind zu trotzen. Weitaus ausführlicher und unter Rückgriff auf große Partien sowohl der Dissertationes Duae als auch der Consideratio verteidigte er sich 1659 von Nijmegen aus durch die Veröffentlichung des Consensus veritatis.64 Die gesamte Debatte wird in dieser Schrift gebündelt. Aus der Rückschau betrachtete Wittich in dieser Schrift jedoch – den Bogen von Herborn über Duisburg und den Pamphletenstreit ziehend – die Dissertationes Duae und wohl auch die Consideratio als ein gescheitertes Werk, obwohl er die Schriften inhaltlich in den Consensus überführt. Mag dies auch auf einen Bescheidenheitstopos zurückzuführen sein – denn die Bedeutung der beiden Schriften sollte nicht unterschätzt werden – muss festgehalten werden, dass sie mit dem ursprünglichen Ziel verfasst worden waren, die theologische Debatte um die Descartesrezeption, wie sie in Herborn begonnen worden war, zu beenden und die polemischen Streitigkeiten

63 Niepoort, Arnoldus u. a.: Disputationes Theologicae Quatuor (1656) Vindiciae V 88f.: „Accedit quod bini ex nobis ipsum Neomagi allocuti sunt, & cum ipso coram voluerint conferre, qua re satis probabant se esse authores; sed D. Wittichius ad nihil se minus propensum ostendebat, quam ad amicam collationem cum enim alter nostrum duabus distinctis vicibus ipsi proponeret se cupere per amicam collationem veritatem inquirere, ad illam petitionem ad pudorem usque tacuit: tandem incipiens loqui rogavit, an pestis Ultrajecti grassaretur; adeo ut ipsius protestatio Th. VII. se amicam collationem modeste veritatem inquirenti non denegaturum, sit contrario facto.” Vgl. das Zitat der These VII bei Wittich: Consideratio (1656) §7,7. Wittichs bissige Bemerkung über die Pest in Utrecht ist so zu verstehen, dass er darin eine Erklärung sehe, weshalb Utrechter Studenten unbedingt in Nijmegen disputieren wollten, als ob es an ihrer heimischen Alma Mater wegen der Epidemie nicht möglich sei. 64 Vgl. dazu ausführlich Kapitel 2.12.2 (Consensus veritatis).

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zu einem Abschluss zu führen. Stattdessen hatten sie jedoch zu neuen Anklagen geführt, die Wittichs Kräfte nun auf Jahre gebunden hatten.65

2.8.5 Weitere Gegenschriften wider die Dissertationes Duae (1655) Neben den Essenius-Schülern aus dem Lager des Voetius sind vier weitere Theologen zu nennen, die zeitnah Stellung zu den Dissertationes Duae bezogen hatten. Es überrascht nicht, dass sich unter ihnen die von Wittich scharf attackierten Anticartesianer du Bois und Revius befinden. Du Bois veröffentlichte seine Gegenschrift zu den Dissertationes Duae Anfang 1655 unter dem Titel „Darlegung und Verteidigung der heiligen Wahrheit und Autorität in naturwissenschaftlichen und astronomischen Fragen gegen die Dissertationes Duae von Christoph Wittich über den Missbrauch der Heiligen Schrift in philosophischen Fragen. Beigefügt ist eine Widerlegung des Arguments, die derselbe Autor für die Erdbewegung aus den Prinzipien des Descartes entlehnt hat“66. Du Bois’ Schrift ist ein Bekenntnis gegen Cartesianismus, Kopernikanismus und Wittichs cartesianische Theologie gleichermaßen. In 14 Kapiteln bemüht er sich um die Widerlegung der zentralen Thesen der Dissertationes Duae, allerdings mit einem Schwerpunkt auf deren ersten Teil. Gegen das opinio-Argument, dessen Widerlegung im Zentrum der Schrift steht, führt er aus, dass ohne zwingenden Grund bei der Exegese nicht vom Wortlaut der Bibel abgewichen werden dürfe. Weder Descartes noch die Kopernikaner böten jedoch derartige Gründe. Insofern unterstellt du Bois Wittich eine willkürliche Exegese: Wann immer eine Schriftaussage nicht passe, könne er behaupten, der Heilige Geist habe jeweils secundum vulgi opinionem gesprochen. Wittich bevorzuge also die Anhängerschaft des Katholiken Descartes vor der Gefolgschaft Christi.67 65 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 3. 66 Jacobus du Bois: Veritas et Authoritas Sacra In Naturalibus et Astronomicis asserta et vindicata: Contra Christophori Wittichii Dissertationes Duas, de S. Scripturae in Philosophicis abusu; Adiuncta refutatione argumenti ab eodem authore ex Cartesii Principiis pro Motu Terrae desumpti. Opera et studio Jacobi du Bois. Utrecht: Waesberge, 1655. 67 Die ersten beiden Kapitel von du Bois: Veritas et Authoritas Sacra (1655) widmen sich Wittichs Version der Akkommodationslehre und dem opinio-Argument als exegetische Methode. Danach bespricht du Bois die acht Belege Wittichs, die dieser in Dissertiones Duae (1653) I 2–4 für das opinio-Argument angeführt hat jeweils in einem Kapitel. Die Auseinandersetzung Wittichs mit Lentulus und die Untermauerung seiner Thesen durch Bibelstellen werden widerlegt, bevor du Bois schließlich ausführlich in seinem letzten Kapitel die aus den Principia des Descartes abgeleiteten Propositionen und Hypothesen (und damit den Kern der zweiten von Wittichs Dissertationes Duae) widerlegt. Vgl. für eine Inhaltsübersicht du Bois: Veritas et Authoritas Sacra (1655) Index und für eine kurze Paraphrase Vermij, Calvinist Copernicans, 259.

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Auch die Consideratio wird von du Bois in einer weiteren Veröffentlichung angegriffen.68 Im gleichen Jahr setzte sich Revius in seinem „Anti-Wittichus“ vor allem mit der zweiten der beiden Dissertationes Duae auseinander.69 Dem Untertitel der Schrift entsprechend greift er darin besonders die cartesianische Vorstellung einer unendlichen Ausdehnung des Kosmos an. Ebenso wie Lentulus 1651 einen Dialog mit Descartes konstruiert hatte, baute auch Revius seine Schrift dialogisch auf: Kurze Passagen aus Wittichs Schrift werden zitiert und jeweils von Revius widerlegt. Anhand der kommentierten Zitate geht er gegen Wittichs Thesen vor und betont gegen ihn die Begrenztheit des Universums.70 Bei der dritten Kampfschrift gegen die Dissertationes Duae handelt es sich um das frühe Werk des Voetianers Petrus van Mastricht (1630–1706), der im weiteren Verlauf des Cartesianismusstreits noch zu großer Bedeutung kommen sollte.71 Er wirkte zu dieser Zeit als Kandidat für das Predigeramt in Xanten und war gewissermaßen Voetius’ Mann vor Ort für die causa Christoph Wittich.72 Er widmete seine „Rechtfertigung der Wahrheit und Autorität der Heiligen Schrift in philosophischen Fragen gegen die Dissertationen des Herrn Christoph Wittich“73 provokanter Weise dem Duisburger Stadtrat.74 Wittich stand zu dieser Zeit bereits aufgrund seiner cartesianischen Theologie unter Druck seitens der Kirche, was für die Stadtväter Duisburgs, die um die Reputation ihrer Universität besorgt sein mussten, problematisch gewesen sein dürfte. Die Widmung ist in entsprechend polemischem Ton gehalten und verweist darauf, dass die Universität

68 Vgl. zu Jacobus du Bois: Naaktheid van de Cartesiaansche Philosophie (1655) den Hinweis von Howell, God’s Two Books, 170. 69 Jacobus Revius: Anti-Wittichius. Sive, adversus Infinitatem mundi, a Cartesio assertam, a Christophoro Wittichio Theologo Duisburgensi defensam, diatribe. Auctore Jacobo Revio S.S. Theologiae Doct. & Collegii Theologici Illustr. & Praepot. Ordd. Hollandiae & West-Frisae praefecto. Lugduni Batavorum 1655. 70 Vgl. zu der Schrift Vermij, Calvinist Copernicans, 260, der die Argumentation von Revius als haarspalterisch einschätzt. 71 Vgl. zu diesem Goudriaan, Art. Mastricht, Petrus van (1630–1706). DSECDP 2 (2003) 687f. und die ältere Darstellung von Zedler, Art. Mastricht, (Peter von). Universallexicon 19 (1739) 2003f. Vgl. zu seiner Rolle im Cartesianismusstreit auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 357–362. Der aus Köln stammende van Mastricht hatte in Duisburg bereits die Lateinschule besucht. Nach seinen Studien in Utrecht, Leiden und Heidelberg war er Vikar in Xanten geworden. Damit gehörte er in den Amtsbereich der klevischen Provinzialsynode, die auch über Duisburg gesetzt war, so dass er Wittich besondere Aufmerksamkeit bereits aufgrund der gemeinsamen kirchlichen Verwaltung widmete. 72 Vgl. auch Kapitel 8.7.4 (Die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode). 73 Petrus van Mastricht: Petri van Mastricht Vindiciae veritatis et authoritatis Sacrae Scripturae in rebus philosophicis adversus Dissertationes D. Christophori Wittichii. Ultrajecti: Waesberg 1655. 74 Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) Dedicatio [i–xx].

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Duisburg zur Brutstätte einer gefährlichen Lehre geworden sei.75 Während Wittich in seiner Praefatio zu den Dissertationes Duae mit dem Gedanken begonnen hatte, dass des Teufels Hass auf die Wahrheit sich an der gegenwärtigen Unterdrückung des Cartesianismus erweise,76 entfaltet van Mastricht ausführlich, dass der Cartesianismus als Werk des Teufels erst Skeptizismus und infolgedessen Atheismus in die Kirche hineintrage77 und überdies die Autorität der Bibel in Zweifel ziehe.78 Da der katholische Philosoph Descartes auf die reformierte Kirche zu wenig Einfluss gehabt habe, seien nun Theologen hinzugekommen, die seine Lehre dort verbreiteten.79 Nach diesem mehr polemischen als argumentativem Vorwort setzt sich van Mastricht dann im Verlauf seiner Schrift besonders gegen das opinio-Argument und für die Aufrechterhaltung der biblischen Autorität auch in naturphilosophischen Fragen ein: Weder könne man mit dem Nachweis des Gebrauchs der Umgangssprache in der Bibel dem Heiligen Geist Lügen unterstellen noch dürfe ein Philosoph darüber entscheiden, ob Aussagen des Heiligen Geistes wahr sind oder nicht.80 Im Rahmen seiner Ausführungen argumentiert er zunächst gegen Wittichs Auffassung, dass die Schrift überhaupt „secundum erroneam opinionem vulgi“ rede81 und zeigt dann auf, dass es Philosophen grundsätzlich nicht zukomme, über Bibelstellen zu urteilen, auch wenn diese Naturphänomene behandelten.82 Danach arbeitet sich van Mastricht ausführlich an Wittichs Schriftbelegen ab. Zuerst behandelt er die Stellen, aus denen er allgemein das opinio-Argument ableitet,83 dann dessen Anwendung auf den moralisch-praktischen Bereich,84 schließlich die naturphilosophisch relevanten Schriftstellen85 und hier im Speziellen die Bibelstellen im Kontext der Frage nach der Sonnenbewegung.86 Nach einer Auseinandersetzung mit Wittichs in den Dissertationes Duae gebotenen Verteidigung gegen verschiedene Einwände87 betont van Mastricht den grundsätzlichen Wert der Bibel als naturwissenschaftliche Erkenntnisquelle.88 Wittich nahm diese Schriften 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88

Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) Dedicatio [xv–xvii]. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) Praefatio [i]. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) Dedicatio [i–iv]. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) Dedicatio [iv–vi]. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) Dedicatio [vi–viii]. Vgl. für eine Paraphrase der Dedicatio auch Vermij, Calvinist Copernicans, 260f. Vgl. Die ausführliche Bestimmung des status controversiae in van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) I 1–13. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 261. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) II 13–20. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) III 20–26. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) IV 26–70. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) V 70–93. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) VI 93–120. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) VII 120–188. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) VIII 189–221. Vgl. van Mastricht: Vindiciae veritatis (1655) IX 222–258.

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ihrem offensiven Charakter entsprechend sehr kritisch auf. Insbesondere du Bois warf er eine maßlose und unangemessene Reaktion auf seine sachlichen Widerlegungen vor.89 Revius hingegen, dessen Werktitel Wittich für unangemessen hält, habe den status controversiae durch seine Fixierung auf die Frage nach der Unendlichkeit des Kosmos völlig verfehlt.90 Der polemische Ton von van Mastricht erschien ihm überzogen.91 Eine vierte Gegenschrift, die Wittich bereits in der Consideratio kurz erwähnt hatte, ist von ganz anderem Charakter und wird von ihm respektvoll aufgenommen. Herbinius hatte 1655 sein Famosae, De Solis vel Telluris Motu, Controversiae Examen veröffentlicht und Wittichs Dissertationes Duae dort mitbehandelt.92 Herbinius sah ebenfalls die Schriftautorität durch den kopernikanischen Ansatz infrage gestellt. Im Rahmen der weiteren Auseinandersetzung kam es aber zu einem brieflichen Austausch der beiden Gelehrten, der zu einer persönlichen Einigung ohne Schmähungen führte.93 All diese Gegenstimmen berücksichtigte Wittich dann seinerseits 1659 in seinem Consensus veritatis. Die Veröffentlichung dieser Schrift markiert das vorläufige Ende des akademischen Streits, nimmt aber auch Bezug auf die öffentlich geführte Debatte des Pamphletenstreits, dem wir uns im Folgenden widmen müssen.94

2.8.6 Die zweite Phase des Pamphletenstreits: Lambert van Velthuysen als öffentlicher Vertreter der cartesianischen Theologie (1655–1656) Im Rahmen des Pamphletenstreits wurden, ausgehend von dem akademischen Streit um die Dissertationes Duae und der Zuspitzung des Cartesianismusstreits auf die Frage nach dem Verhältnis von Heliozentrismus und Schriftautorität, Kernthemen der cartesianischen Philosophie und Theologie nun nicht mehr nur in universitärem Kontext, also in Disputationen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen, verhandelt, sondern vor einem breiteren Publikum und auf niederländischer Sprache in anonym verfassten Pamphleten.95 Wittich, dessen

Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 4.10f. Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 4. Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 11f. Johannes Herbinius: Famosae, De Solis vel Telluris Motu, Controversiae Examen TheologicoPhilosophicum, Ad S. Sanctam Normam, Institutum / A Johanne Herbinio, Bicina-Silesio. Artium & Philosophiae Magistro. Ultrajecti: Waesberge 1655. Vgl. auch Wittich: Consideratio (1656) §35,27f. 93 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 2.12.2.4 (Gesamtschau des Consensus veritatis). 94 Vgl. z. B. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 4.6 und für eine Besprechung der Schrift Kapitel 2.12.2 (Consensus veritatis). 95 Vgl. zum Pamphletenstreit ausführlich Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 35–

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Veröffentlichung den Stein ins Rollen gebracht hatte, wurde durch die wachsende Aufmerksamkeit, welche die Debatte erfuhr, unter Druck gesetzt. Bereits gegenüber der akademischen Öffentlichkeit hatte er, wie die zahlreichen lange unerwiderten Gegenschriften gezeigt haben, alle Hände voll zu tun.96 Hinzu kamen bereits 1654 Probleme mit der Kirchenleitung und schließlich sein Umzug in die Niederlande 1655.97 Er hatte daher zunächst keine Kapazitäten, um sich der öffentlichen Debatte zu widmen, war jedoch zugleich besorgt um das aus ihr möglicherweise resultierende Ansehen des Cartesianismus in Politik und Kirche.

2.8.6.1 Die Eröffnung des Pamphletenstreits Die cartesianische Sache vertrat im Rahmen des Pamphletenstreits vor allem Lambert van Velthuysen (1622–1685)98, ein bekannter Förderer der nova philosophia und außerdem als Republikaner auch ein politischer Gegner der Voetianer. Van Velthuysen begann die öffentliche Debatte 1655 durch die anonyme Herausgabe eines procartesianischen Pamphlets, in welchem er die Lehre von der Erdbewegung als mit der Heiligen Schrift konform verteidigte.99 Auf eine ausführliche inhaltliche Analyse dieser Schrift und der sich anschließenden Pamphlete kann an dieser Stelle verzichtet werden.100 Es sei lediglich auf die zentralen Linien des Streits mit Implikationen zu Wittichs eigenen Ausführungen verwiesen. Nach van Velthuysen richte sich die allgemeine Frontstellung gegen das kopernikanische Weltbild vor allem gegen Descartes und seine Anhänger, weniger gegen Kopernikus. Da es den Anticartesianern nicht möglich sei, die Grundlagen der cartesianischen Physik argumentativ zu entkräften, gingen sie dazu über, durch die Behauptung, sie operiere mit häretischen, der Bibel widersprechenden Thesen, die Theologie gegen sie zu mobilisieren. Dabei werde

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41, McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 270–320, Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 323–334, Vermij, Calvinist Copernicans, 256–331, Beck, Voetius, 77–86. Vgl. Kapitel 2.8.5 (Gegenschriften). Vgl. dazu Kapitel 2.9 (Wittich in Nijmegen). Vgl. zu diesem van Bunge, Art. Velthuysen, Lambert van (1622–85) DSECDP 2 (2003) 1017– 1020. Nach seinem Studium in Utrecht und in Leiden wurde van Velthuysen Arzt in seiner Heimatstadt Utrecht. Er war Parteigänger Johan de Witts (1625–1672) und schlug eine politische Laufbahn ein. Er wurde 1667 Mitglied der Utrechter vroedschap, bis der Triumph der Oranier ihm weitere Karrieremöglichkeiten verbaute. In philosophischer Hinsicht orientierte er sich neben Descartes besonders an Thomas Hobbes. Mit Wittich und anderen cartesianischen Theologen war er eng verbunden, insbesondere als Mitglied im Collegie der Scavanten, einer procartesianischen Gelehrtenvereinigung in Opposition zu Voetius. Er verfasste zahlreiche Schriften zur Philosophie und stand mit den bedeutenden Gelehrten der Zeit in Kontakt. Vgl. dazu bes. Kapitel 2.10.3 (Burman, Velthuysen, Scavanten). Lambert van Velthuysen: Bewys, dat het gevoelen van die genen die leeren der sonne stilstandt, en des aertrycks beweging niet strydich is met Godts-woort. Sine loco 1655. Vgl. dazu z. B. Vermij, Calvinist Copernicans, 281–294.

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die Theologie auf haltlose Weise gegen die libertas philosophica ins Feld geführt. Van Velthuysen folgert daher, dass er mit seiner Schrift nicht nur für die Wiederherstellung der Ehre von Descartes eintrete, sondern auch für die christliche Freiheit, die er durch die Instrumentalisierung der Religion für die Interessen der Anticartesianer gefährdet sehe.101 Die Bibel biete gegen Descartes und Kopernikus keine Argumente. Durch den Verzicht auf die Wissenschaftssprache Latein erweiterte van Velthuysen seinen Leserkreis. Da die Schriften von Descartes vor 1656 nur auf Latein und Französisch lesbar waren, stießen Darstellungen cartesianischer Gedanken auf Niederländisch auf ein hohes Interesse.102 Adressaten dieses und der weiteren Pamphlete waren dabei weniger die breite Bevölkerung, sondern vielmehr die in den Cartesianismusstreit mehr und mehr integrierten Amtsträger in Staat und Universitäten, von denen bei weitem nicht alle Theologen und Philosophen waren.103 Bedenkt man die Verzahnung von Universitäten, Kirche und Politik mit der Cartesianismusdebatte und den Charakter des Voetianismus als politisches Programm,104 wird deutlich, dass die Beteiligung der nichtakademischen Öffentlichkeit sowohl ein wichtiger Schritt für die cartesianische Sache war, als auch Risiken barg, insofern man durch die erhöhte Aufmerksamkeit zu polarisierten Stellungnahmen und verstärkten Widerständen durch Voetianer und kirchlicher Opposition provozierte. Van Velthuysen, der als Autor des Pamphlets nach kurzer Zeit bekannt wurde, war aufgrund seiner eigenen akademischen und beruflichen Rolle ein zusätzlich verschärfender Faktor der Debatte. Er war bekennender Republikaner und hatte als Utrechter Regent auch eine gewisse politische Macht. Seine harsche Opposition zu Voetius, der eben nicht nur ideologischer, sondern auch politischer Gegner war, kam in seinem Pamphlet deutlich zum Ausdruck. Aufgrund von Sympathiebekundungen zu Remonstranten und diversen aus orthodoxer Sicht fragwürdigen philosophischen Konzepten war van Velthuysen zudem angreifbar für den Verdacht der Heterodoxie. Daher wurde der prominente van Velthuysen schnell zu einem der bekanntesten Vertreter des cartesianischen Netzwerks erklärt. Die Voetianer sahen durch sein Pamphlet ihre Stellung an der Universität und in der Politik ebenso infrage gestellt, wie die Autorität der reformierten Kirche. Das konnte nicht unbeantwortet bleiben, Gegendarstellungen folgten, so

101 Vgl. für eine Paraphrase des Pamphlets Vermij, Calvinist Copernicans, 281. 102 Vgl. Israel, Dutch Republic, 892 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 325: Erst 1656, ein Jahr später, begann Jan Hendrik Glazemaker (1620–1682) mit der Veröffentlichung einer niederländischen Übersetzung der opera von Descartes. 103 Vgl. dazu Vermij, Calvinist Copernicans, 314f. 104 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 272–277 und Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke).

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dass diese Veröffentlichung von van Velthuysen die zweite Phase des Pamphletenstreits eingeläutet hat.105

2.8.6.2 Eine Frage der Freiheit: die Widerlegung von van Velthuysen durch du Bois Die unmittelbare Widerlegung von van Velthuysen nahm Jacob du Bois – ohne den Schleier der Anonymität – auf sich. Van Velthuysen und du Bois führten von nun an den polemisch gehaltenen Streit durch wechselseitige, nicht mehr anonymisierte Pamphlete weiter, wobei du Bois Unterstützung von Kirchenvertretern erhielt, die ebenfalls begannen, gegen Velthuysen zu reden oder zu veröffentlichen.106 Du Bois machte in seinem ersten Gegenpamphlet deutlich, dass die Debatte nicht primär die physikalische Fragestellung des Kopernikus betreffe, sondern vielmehr die Behauptung der Cartesianer, dass die Bibel in Bezug auf Naturereignisse im Irrtum sei.107 Damit entbehre van Velthuysens Verweis auf die libertas philosophica jeder Grundlage, denn es handle sich um ein exegetisches und damit rein theologisches Problem. Damit formuliert du Bois eine direkte Antithese zu der Position von Wittichs Dissertationes Duae. Er folgert daraus, dass die Theologie sich in voller Autorität ebenso gegen den Kopernikanismus entscheiden müsse wie gegen eine Reihe anderer cartesianischer Thesen, z. B. die Unendlichkeit des Kosmos oder ihre Weltentstehungstheorien.108 Man könne die Autorität der Theologie nicht von der Philosophie abhängig machen, indem man diese zur Entscheidungsinstanz darüber erkläre, welche Bibelstellen wörtlich zu nehmende Aussagen enthielten. Du Bois verweist in diesem Zusammenhang auf die Stellung der Philosophie als ancilla theologiae und greift zur Untermauerung seiner Position auf Argumente von Schoock und Voetius zurück.109 Descartes gegenüber schlägt er einen bissigen Ton an. Dessen eigener Tod sei der Beweis dafür, wie sehr seine philosophischen Ansätze die Wissenschaften verbesserten: Er habe, als er in Stockholm erkrankt sei, auf bewährte Heilmittel verzichtet und sich selbst kurieren wollen, einige hätten be-

105 Vgl. Beck, Voetius, 78. 106 Vgl. für eine Übersicht der Pamphlete Vermij, Calvinist Copernicans, 282f. und für eine ausführliche Darstellung McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 281–289 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 324–327. 107 Jacob du Bois: Naecktheyt Van de Cartesiaensche Philosophie, Antbloot in een Antwoort Op een Cartesiaensch libel, Genaemt Bewys, dat het gevoelen van die gene, die leeren der Sonnestrerlandt, en des Aerdtrijeks beweging niet strydig is met Gods Woort / door J. Du Bois. Utrecht: van Waesberge 1656. 108 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 283f. 109 Vgl. auch Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 325.

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hauptet durch Brandwein und Tabak.110 Unterstützung erhielt du Bois zudem vor allem durch Pamphlete von Caspar Streso (ca. 1605/06–1664), einem Pastor aus Den Haag.111 Van Velthuysen reagierte mit einer mit neuem Vorwort und umfassenden Erweiterungen versehenen Neuherausgabe seines Pamphlets, betonte nun den akademischen Triumph der Cartesianer in den Niederlanden und positionierte sich auch klar im politischen Kontext des Streits; inhaltlich auffallend ist dabei seine Bereitschaft, seine eigenen exegetischen Theorien an diejenigen seiner akademischen Bundesgenossen anzupassen. Er vertritt in dieser Schrift nun ebenfalls die Akkommodationstheorie.112 In seinem Vorwort benennt van Velthuysen die zentralen Vertreter der cartesianischen Philosophie und Theologie und gibt einer breiten Leserschaft damit ein dezidiertes Bild des cartesianischen Netzwerkes an den niederländischen und deutschen Hochschulen. Neben Leiden (mit Heidanus, de Raey und anderen) und Groningen (mit Andreae, aber auch Maresius) nennt er auch Clauberg in Duisburg und Wittich, der gerade nach Nijmegen berufen worden war.113 Explizit verteidigte van Velthuysen in seinem Argumentationsgang besonders Wittich gegen du Bois.114 Im Zuge der Eskalationsspirale verschärfte daraufhin du Bois wiederum den Ton. In seiner ebenfalls 1656 verfassten Gegenschrift115 wandte er sich polemischer als zuvor gegen Descartes selbst, den er nun als Jesuitenschüler und von Christus Abtrünnigen bezeichnete. Die Popularität des Cartesianismus gehe auf eine simple Lust am Neuen zurück. Die Bewegung dürfe nicht überbewertet werden, da den wenigen cartesianischen Individuen die autoritativen Instanzen gegenüberstünden. Die grundsätzlich zugestandene libertas philosophica könne 110 Vgl. du Bois: Naecktheyt Van de Cartesiaensche Philosophie (1656) 12; nach Frijhoff/ Spies, Nederlandse Cultur, 326. 111 Vgl. zu diesem Vermij, Art. Streso, Caspar (c1605/6–64) DSECDP 2 (2003) 955f. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 286–289 für eine Paraphrase der Argumente des im Vergleich zu du Bois eher gemäßigten Anticartesianers Streso. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 282.285f. [Caspar Streso]: Korte aenmerckinghen op het onbewesen bewys dat het gevoelen vander sonne stillestant ende des aertrijckx beweginghe niet strijdigh is met Godts-woort. Den Haag 1656 (zuerst anonym publiziert). 112 Lambert van Velthuysen: Bewys dat noch de leere van der sonne stilstant, en des aertryx bewegingh, noch de gronden vande philosophie van Renatus des Cartes strijdig sijn met Godts Woort. Gestelt tegen een tractaet van J. Du Bois, predikant tot Leyden; genaemt Naectheyt vande Cartesiaensche Philosophie ontbloot. Utrecht 1656. Vgl. dazu die Paraphrase bei Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 325. 113 Velthuysen: Bewys (1656) Voor-Reden [iv–vi]. 114 Velthuysen: Bewys (1656) 7f. 115 Jacob du Bois: Schadelickheyt Van de Cartesiaensche Philosophie, Ofte Klaer Bewijs, hoe schadelick die Philosophie is, soo in het los maecken van Godes H. Woordt, als in het invoeren van nieuwe schadelicke Leeringen: Tot Antwoort Op de tweede en vermeerde Druck van Doct. Velthuysens Bewijs. Utrecht 1656.

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nicht zu völliger Narrenfreiheit führen, sondern sei insbesondere durch die Autorität Gottes und der Schrift begrenzt. Zwar gesteht er ein, dass die Schrift nicht an jeder Stelle wörtlich zu verstehen sei, doch wollte er die figurative Auslegung auf Passagen begrenzt wissen, die andernfalls logisch unmöglich oder ganz offensichtlich metaphorisch zu verstehen sind – bei den für die KopernikusDebatte relevanten Passagen sei das aber nicht der Fall.116 Van Velthuysen setzte sich im folgenden Jahr mit einem dritten Pamphlet zur Wehr.117 Im Rahmen der Debatte hatte die Frage der Schriftauslegung einen hohen Stellenwert eingenommen.118 Gegen eine cartesianische Exegese hatte du Bois einen zentralen Punkt gegen van Velthuysen unterstrichen. Während er selbst ein Problem, das aus der Schrift selbst hervorgehe, auch im Rahmen der Schrift zu lösen versuche und damit dem Grundsatz folge, dass die Schrift sich selbst interpretiere, beuge van Velthuysen die Schrift zugunsten seiner naturwissenschaftlichen Überzeugung. Aufgrund der Eindeutigkeit der Schriftaussagen in Fragen der Kopernikusfrage wirft er van Velthuysen vor, auf sozianische Weise das Zeugnis der Schrift der Vernunft unterzuordnen.119 Van Velthuysen bemühte sich seinerseits nachzuweisen, dass er sich mit seiner Auffassung völlig im Rahmen der orthodoxen Theologie bewege. Der eigentliche Streitpunkt verlagerte sich somit letztlich auf die Frage nach dem Verhältnis von Philosophie und Theologie, bzw. der Autorität von Schrift und Vernunft, aber auch auf die Rolle der kirchlichen Autorität in dieser Angelegenheit.120 Denn die von du Bois und vor allem von Streso angeführte Inanspruchnahme einer kirchlichen autoritativen Bibelauslegung bei kritischen Perikopen hielt van Velthuysen für einen Rückfall in den Katholizismus und eine Aufhebung des reformierten Dogmas einer freien Schriftauslegung. Die geistige Kontrolle durch kirchliche Autoritäten widerstrebte van Velthuysens Freiheitsauffassung auch in politischer Hinsicht, insbesondere vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen in dem von Voetius beeinflussten Utrecht. Dementsprechend setzte er sich bereits in seinem ersten Pamphlet massiv für eine intellektuelle Freiheit ein und betonte dabei immer wieder den politischen Aspekt stärker als den theologischen Sachverhalt.121 Die Forderung von Freiheit und Toleranz machte Velthuysens Argumentation jedoch angreifbar, indem du Bois an ähnliche Parolen aus dem Lager der Arminianer 116 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 284f. 117 Lambert van Velthuysen: Nader bewys dat noch de leere van der sonne stilstant, en des aertryx beweging, noch de gronden van de philosophie van Renatus Des Cartes strijdig sijn met Godts woort: Gestelt tegen een tracteet van J. du Bois … genaemt “Schadelickheyt van de Cartesiaensche Philosophie” door L. v. Velthuysen. Utrecht: van Ackersdijck/van Zijll 1657. 118 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 286 und Vermij, Calvinist Copernicans, 286–288. 119 Vgl. dazu Vermij, Calvinist Copernicans, 284. 120 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 285. 121 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 286f.

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erinnern konnte; da Velthuysen zudem ein bekennender Anhänger von Thomas Hobbes (1588–1679) war, sahen sich auch gemäßigtere Cartesianer gezwungen, sich von seinen Pamphleten zu distanzieren, die keineswegs in jeder Hinsicht ihrer Auffassung entsprachen.122 Es kam zu präzisierenden Veröffentlichungen anderer Vertreter des Cartesianismus und Nebenschauplätze des Pamphletenstreits eröffneten sich noch 1656. Insgesamt lassen sich für dieses Jahr allein 20 Veröffentlichungen nachweisen, die sich der Cartesianismus- und Kopernikusdebatte gewidmet haben.123 2.8.6.3 Wittichs Rolle in der zweiten Phase des Pamphletenstreits Inhaltlich wurde, wie wir gesehen haben, auf Wittichs theologische Lesart des Cartesianismus im Rahmen der Pamphlete maßgeblich eingegangen, und seine Schriften bildeten eine der wichtigsten Bezugsquellen der cartesianischen Theologie. Er selbst jedoch hatte in die Debatte nicht eingegriffen. Für ihn war es schnell absehbar geworden, dass ihn seine akademische Verteidigung zusammen mit seinen universitären Pflichten voll in Anspruch nehmen würde. Insbesondere nachdem er auch die Aufmerksamkeit der Kirche auf sich gezogen hatte, scheute er zudem ein öffentliches Auftreten. Bereits Anfang 1656, unmittelbar nach dem Erscheinen von du Bois’ und Revius’ Streitschriften gegen die Dissertationes Duae, hatte Wittich daher Kontakt zu van Velthuysen aufgenommen und ihm unter dem Druck der gemeinsamen philosophischen Gegner, insbesondere du Bois, Freundschaft und Bündnis bei der Verteidigung der cartesianischen Sache angeboten. In diesem Schreiben wird die Funktionsweise des cartesianischen Netzwerkes für Wittich zum ersten Mal konkret greifbar. Offen bekannte sich Wittich in einem Schreiben an van Velthuysen dazu, dass er sich aus dem Pamphletenstreit herauszuhalten gedachte, der durch Polemik, Öffentlichkeit und vor allem eine zunehmend politische Dimension gekennzeichnet war. Er bat van Velthuysen daher, seine Verteidigung im Rahmen der öffentlichen Kontroverse auf sich zu nehmen, so dass dieser du Bois auf diesem Felde angreifen könne, während Wittich den akademischen Gegenschlag vorbereiten wollte.124 Das war auch deshalb ein wichtiger Schritt, weil du Bois damit 122 Vgl. zu den säkularen und politischen Thesen von van Velthuysen insbesondere im Kontext der niederländischen Hobbesrezeption auch Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 326.327– 332. 123 Diese Zahl nennt Vermij, Calvinist Copernicans, 293. Unter den cartesianischen Veröffentlichungen verdient besonders ein Pamphlet des Mathematiker Johannes Hudde (1628– 1704) Erwähnung, der es unabhängig von van Velthuysen unternahm, du Bois zu widerlegen. Vgl. zu den einzelnen Argumenten im Detail Vermij, Calvinist Copernicans, 289–293. 124 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 28. Februar 1656 (2 Seiten, Universitätsbibliothek Leiden BPL 750). Vgl. dazu auch Vermij, Calvinist Copernicans, 314f.

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begonnen hatte, Wittich und van Velthuysen aufgrund einiger gegensätzlicher Meinungen gegeneinander auszuspielen, um so der cartesianischen Sache zu schaden.125 Da du Bois sowohl akademisch als auch im Rahmen des Pamphletenstreits agierte, war für Wittich die Absicherung gegen diese doppelte Frontstellung bedeutsam. Nichtsdestoweniger verwies er van Velthuysen auf Angriffe durch du Bois, die eigentlich den akademischen Publikationen entnommen waren. Man sah sich in beiden Lagern zu einer Vermischung dieser Ebenen genötigt. Wittich sah in den Pamphleten wohl u. a. auch die Möglichkeit einer schnellen Reaktion auf die Gegenschriften gegen sein Werk, die er in ausgefeilter Form nicht sofort bieten konnte. Der Kontakt zu Velthuysen ergab sich durch dessen Zugehörigkeit zum cartesianischen Netzwerk der Leidener Akademiker und dürfte, sofern die beiden sich nicht bereits 1647 in Leiden kennengelernt haben, über Johannes de Raey zustande gekommen sein.126 Trotz seiner Zurückhaltung verfolgte Wittich den Pamphletenstreit genau und berücksichtigte ihn auch explizit im Rahmen seiner später erfolgenden akademischen Antwort.127 Van Velthuysen hatte, wie wir gesehen haben, das Bündnisangebot angenommen und Wittich namentlich im Pamphletenstreit verteidigt. Das cartesianische Netzwerk war somit enger zusammengerückt.

2.8.7 Die dritte Phase des Pamphletenstreits: die Gegenoffensive des Voetius (1656–1657) Bereits 1656 hatten zwei prominente Theologen begonnen, sich in den Pamphletenstreit einzumischen, die ihrerseits einen neuen Schauplatz der Debatte eröffneten. Diese zweite Hauptlinie des Pamphletenstreits stand nicht beziehungslos zu den Schriften von van Velthuysen und du Bois, hob jedoch die Auseinandersetzung allein schon aufgrund der Prominenz ihrer Akteure auf ein 125 Wittich verweist in seinem Brief genau auf Auszüge aus du Bois’ Schrift Veritas et authoritas sacra (1655), in denen van Velthuysen eine notwendige Opposition zu Wittich nachgesagt wird. Inhaltliche Differenzen zwischen Wittich und van Velthuysen bestünden u. a. in der Frage nach der Unendlichkeit des Kosmos, die van Velthuysen aufgrund seiner Auffassung von der grundsätzlich begrenzten Natur des Körpers ablehnt. Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 28. Februar 1656. 126 So schreibt Wittich z. B., dass er Velthuysen seine Disputation De stylo scripturae (1655) übersandt hätte, wüsste er nicht von de Raey, dass sie Velthuysen bereits vorliege. De Raey kannte demnach beide Gelehrte und man korrespondierte unter- und übereinander. Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 28. Februar 1656. 127 So berief er sich auf den Streit bereits in der Praefatio des Consensus veritatis (1659) und auch explizit auf van Velthuysen. Er verwies z. B. du Bois an eine noch ausstehende Antwort auf dessen Nadere Bewys (1656), die er zu leisten habe, bevor er sich weiter mit Wittichs Thesen beschäftigen müsse. Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 11.

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neues Niveau, folgte in einigen Punkten eigenen Regeln und verlief zeitweilig parallel zur zweiten Streitphase. Der argumentative Ertrag dieser Pamphlete ist als relativ gering zu bewerten: Das Meiste war in der einen oder anderen Form bereits gesagt worden.128 Obwohl du Bois nach allen Seiten die cartesianischen Veröffentlichungen bekämpfte, musste Gisbert Voetius mit Beginn des Pamphletenstreits mit Sorge auf die wachsende Popularität der nova philosophia blicken. Für seinen theologischen und kirchenpolitischen Kurs erwuchsen daraus hohe Risiken. Wittich hatte die cartesianisch-kopernikanische Position in die theologischen Fakultäten und in die Kirche getragen. Nachdem er zusammen mit Clauberg in Duisburg ein procartesianisches Zentrum errichtet hatte, war er nun dabei, in Nijmegen dasselbe zu tun. Das cartesianische Netzwerk breitete sich über die gelehrte Welt aus und drang dank van Velthuysens Pamphleten und den niederländischen Übersetzungen von Descartes auch in Kirche und Politik stärker ein. Mit der Verbreitung des Cartesianismus ging auch eine direkte Kritik an seiner Stellung einher, sogar in seiner Heimat Utrecht war Voetius nicht mehr die unangefochtene Leitfigur. Aus einer theologischen Streitfrage war für Voetius eine politische Machtfrage geworden und ebenso beurteilten seine Gegner die Lage. Der Cartesianismusstreit hatte sich von Wittichs primär akademischen Anliegen gelöst, nun stand er für die Konfrontation der ‚wahren Freiheit‘ der Sympathisanten Johann de Witts mit der Nadere Reformatie der Voetianer. Voetius hat in den Prozess der Popularisierung des Cartesianismus in einem Dreischritt eingegriffen. Zuerst begann er ab Mai 1656 offiziell in den von ihm gehaltenen Disputationen gegen die cartesianischen Tendenzen in der Theologie und die entsprechenden Thesen der Pamphlete vorzugehen und verschärfte so den Kurs gegen die akademisch vertretene Descartesrezeption. Er versuchte u. a. die Philosophie als Deckmantel für theologische Irrlehren zu entlarven und stellte einen christlichen Freiheitsbegriff gegen die libertas philosophandi. Die Frage nach der Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie wurde aufgegriffen. Darüber hinaus wurden problematische Positionen cartesianischer Gelehrter in Thesenreihen geächtet, unter anderem auch Wittichs opinio-Argument und das kopernikanische Weltbild.129 Neben der offiziellen Stellungnahme im akademischen Diskurs, jedoch ohne direkten Bezug zu dem bereits ausgebrochenen Pamphletenstreit, wurden 1656 unter Pseudonym auch Pamphlete 128 Vgl. Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 327. 129 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 295–299. Ein Beispiel bietet Gisbter Voetius: Disputatio Theologica Continens Positiones aliquot Miscellaneas. Qvas … Sub Praesidio D. Gisberti Voetii S. S. Theol. Doct. Ejusdemque Facultatis in Inclyta Acad. Ultraject. Profess. … Publicè ventilandas proponit, Gerardus van Os Heucklemensis. Ad diem 24. Maji. Ultrajecti: Waesberge 1656. Ein lateinisches Pamphlet mit einer ähnlichen Liste hatte im selben Jahr ein Autor unter dem Pseudonym Liberius Modestinus Philosophus veröffentlicht.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

veröffentlicht, die die voetianische Seite stärken und dabei besonders auch die Anfechtung von Wittichs Dissertationes Duae vorantreiben sollte. Die Autorschaft von Voetius liegt bei einigen Pamphleten sehr nahe, seine Beteiligung zumindest im Hintergrund ist unbestreitbar. Schließlich nutzte Voetius seinen kirchlichen Einfluss, um die Cartesianer, insbesondere auch Wittich persönlich, bei den reformierten Synoden in Verruf zu bringen. Diese dritte Phase des Pamphletenstreits verlangte von den Akteuren ein umsichtigeres und strategischeres Vorgehen als zuvor, die Pamphlete selbst stellten nun nur noch eine Ebene neben der akademischen und der kirchlich-politischen Auseinandersetzung dar.130 2.8.7.1 Die zentralen Pamphlete der dritten Streitphase und ihre Autoren Unter dem Einfluss der voetianischen Gegenoffensive131 entstanden zuerst 1656 zwei Pamphlete unter dem Pseudonym Suetonius Tranquillus.132 Dass Voetius selbst sich hinter diesem Namen verbarg, ist wahrscheinlich; in jedem Fall sind die Pamphlete unter seinem Einfluss entstanden.133 Die Schriften zeugen aufgrund ihrer öffentlichkeitswirksamen Gestaltung von einem hohen Bewusstsein für den kontroversen Charakter des Pamphletenstreits. So sind sie kurz und prägnant formuliert und wurden zu einem Zeitpunkt größten öffentlichen Interesses veröffentlicht. Die dichte Folge ihrer Veröffentlichung, der Verzicht darauf, sich inhaltlich an den bisherigen Argumenten des Pamphletenstreits abzuarbeiten und die Vernachlässigung philosophischer Detailfragen ermöglichten es, dass der Autor selbst die weitere Diskussion bestimmen konnte.134

130 Die akademische Offensive des Voetius kann hier im Einzelnen vernachlässigt werden und betrifft Wittich nur sekundär. Auf diesem Feld blieben du Bois, Schoock und van Mastricht die Hauptgegner. 131 So formuliert Vermij, Calvinist Copernicans, 295. 132 Um die Auswertung der Pamphlete hat sich neben Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 35–38 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 289f. in jüngerer Zeit vor allem Beck, Voetius, 78–86 verdient gemacht. [Suetonius Tranquillus]: Staat des Geschils. Over de Cartesiaansche Philosophie. Utrecht: van Waesberge 1656. [Suetonius Tranquillus]: Nader openinge van eenige stucken in de Cartesiaensche Philosophie Raeckende de H. Theologie. Leyden: Banheining 1656. 133 Die Debatte um die Identität der Autoren der Pamphlete kann im Folgenden nicht nachgezeichnet werden. Vgl. zusammenfassend die Schlussfolgerungen von Beck, Voetius, 78 (Anm. 87) auf der Grundlage der bisherigen Forschungen. Vgl. z. B. auch Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 327. Für eine differenzierte Kritik an der Gleichsetzung von Suetonius und Voetius vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 307f. 134 Das Medium Pamphlet wurde demnach sehr effizient eingesetzt. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 305.

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Während das erste Pamphlet zentrale Kernpunkte der Debatte aus voetianischer Sicht darstellt und dabei ausgehend von der Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie die cartesianische Position aus theologischen (opinio-Argument und Kosmologie) und auch didaktischen (philosophische Ausbildung der Theologen) sowie kirchlichen (Einheit der Kirche) Überlegungen heraus kritisiert135, listet ‚Suetonius‘ in der zweiten Veröffentlichung nahezu unkommentiert theologisch problematische Thesen aus den Werken von Descartes und seinen Anhängern auf und berücksichtigt dabei natürlich auch Wittich und van Velthuysen.136 Wittich bewertet diese Phase der Kritik seiner Thesen rückblickend sehr negativ: Einerseits werde er angegriffen, ohne dass seine Gegner seine Schriften wirklich gelesen hätten, andererseits sei ‚Suetonius‘ eine große Bedeutung beigemessen worden, obwohl dieser seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht habe.137 Verteidigt wurde die cartesianische Fraktion gegen den Angriff von ‚Suetonius‘ durch einen gewissen Irenaeus Philalethius. Hierbei handelte es sich wiederum um ein Pseudonym, hinter dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Abraham Heidanus verbarg.138 Im Zentrum seiner Argumentation steht wiederum das Verhältnis von Theologie und Philosophie.139 Auch dieses Pamphlet wurde von Wittich sorgfältig zur Kenntnis genommen und zusammen mit den Schriften von van Velthuysen argumentativ aufgearbeitet.140 Die Antwort des ‚Suetonius‘ auf das Pamphlet erfolgte im dritten Quartal 1656 und blieb im Gegensatz zum oftmals polemischen Ton des ‚Irenaeus‘ relativ

135 Vgl. zu diesem Pamphlet z. B. Vermij, Calvinist Copernicans, 305 und Beck, Voetius, 78f. 136 So kritisiert er z. B. unter der Überschrift Van de H. Schriftuyr zunächst Wittichs Ausformulierung des opinio-Arguments in den Dissertationes Duae und ebenso van Velthuysens Verteidigung. Vgl. [Suetonius Tranquillus]: Nader openinge (1656) 13–16. Vgl. zu dem Pamphlet insgesamt Beck, Voetius, 79f. Vermij, Calvinist Copernicans, 306 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 290f. 137 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 4. 138 So folgern Beck, Voetius, 81, Vermij, Calvinist Copernicans, 307 und Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 327, während McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 291 zwischen Heidanus, de Raey oder beiden zusammen abwägt. Abraham Heidanus [als Irenaeus Philalethius:] Bedenckingen, op den staat des geschils, over de cartesiaensche philosophie, en op de nader openinghe over eenige stucken de theologie raeckende, Rotterdam: Benting 1656. Den acht Seiten des ersten Pamphlets von Suetonius werden hier 90 Seiten in polemischem Ton entgegengesetzt; das zweite Pamphlet der Voetianer fand allerdings kaum Berücksichtigung, weil es vermutlich zu kurzfristig erschienen war und man keine Zeit mehr hatte, die Argumentation in großem Rahmen anzupassen. Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 306. 139 Vgl. für eine Paraphrase des Pamphlets z. B. Beck, Voetius, 81f., Vermij, Calvinist Copernicans, 306–309, McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 291f. 140 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 11.

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nüchtern und sachlich.141 Den Ausführungen des ‚Irenaeus‘ versuchte er rhetorisch die Grundlage zu entziehen: Dessen Pamphlet widme sich sehr ausführlich der Verteidigung der Freiheit der Philosophie, während die zentralen Problempunkte der cartesianischen Philosophie, die zur Diskussion gestellt worden waren, nur oberflächlich behandelt worden seien. Die inhaltliche Kritik am Cartesianismus wird daher aufrechterhalten und fortgesetzt. Schließlich versucht ‚Suetonius‘ noch einmal nachzuweisen, dass die von ihm bereits in seinem zweiten Pamphlet aufgelisteten strittigen Thesen von Descartes und seinen Anhängern tatsächlich in problematischer Weise vertreten wurden. Damit versuchte er zu widerlegen, dass die von ‚Irenaeus‘ in Anspruch genommene Trennung von Philosophie und Theologie tatsächlich von den Cartesianern durchgehalten werde: Im Gegenteil seien diese Thesen voller theologischer Implikationen. Zwei weitere Pamphlete, die Erwiderung von ‚Irenaeus‘ und eine letzte Stellungnahme von ‚Suetonius‘ beenden den Streit des Jahres 1656.142 Inhaltlich kommen kaum neue Aspekte hinzu, stattdessen entsteht vielmehr der Eindruck, als würden die Kontrahenten aneinander vorbei argumentieren, um sich nicht den Diskussionsverlauf aufzwingen zu lassen. Dadurch verlief sich allerdings der Streit letztlich, auch wenn inzwischen weitere Autoren die cartesianische Sache unter demselben Pseudonym zu verteidigen versuchten. So finden sich Pamphlete von Irenaeus Philalethius, de tweede van die naem und de derde van die naem.143 In dieser letzten Phase des Pamphletenstreits spielt auch die kirchlichen und politischen Implikationen der Debatte eine zunehmende Rolle. Im Hintergrund der Veröffentlichungen waren synodale Entscheidungen und politische Beschlüsse zur Cartesianismusfrage getroffen worden, die in den Argumentationsgang eingebettet wurden. So kann ‚Suetonius‘ bei seiner Widerlegung des ‚Irenaeus‘ z. B. auf die Resolution der Staaten von Holland vom 30. September 141 [Suetonius Tranquillus]: Den overtuyghden cartesiaen, ofte Clare aenwysinge uyt de bedenckingen van Irenaevs Philalethivs, dat de stellingen […] in de Nader openinge tot laste der cartesianan, in saecken de theologie raeckende, nae waerheyt […] zijn by een gebracht. Leyden: Banheinning 1656. Vgl. für Paraphrasen des Pamphlets Beck, Voetius, 82–84 und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 293–295. 142 Abraham Heidanus [als Irenaeus Philalethius]: De overtuigde quaetwilligheidt van Suetonius Tranqvillvs. Leiden: Wijngaerden 1656. [Suetonius Tranquillus]: Verdedichde Oprechticheyt van Svetonivs Tranqvillvs, gestelt tegen de Overtuyghde quaetwilligheyt Van Irenaeus Philalethius. Leyden: Banheyning 1656. Das Pamphlet wurde ganz ohne Autorenangabe herausgegeben, ‚Suetonius‘ ist jedoch aufgrund der Bezugnahmen auf die vorangegangenen Pamphlete offensichtlich der Autor. Vgl. Beck, Voetius, 85 (Anm. 125). Vgl. insgesamt zu den Pamphleten Beck, Voetius, 85f. und Vermij, Calvinist Copernicans, 309–313. 143 Vgl. die Quellennachweise bei Vermij, Calvinist Copernicans, 387.

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1656 verweisen, in der sich die Entwicklung des Cartesianismusstreits politisch niedergeschlagen hat.144 2.8.7.2 Die Einbindung von Universität, Kirche und Politik in den Cartesianismusstreit Die Resolution der Staaten von Holland vom 30. September 1656 steht exemplarisch für eine Reihe von kirchlichen, universitären und politischen Entscheidungen, die ausgehend von der inhaltlichen Diskussion parallel zu der Veröffentlichung von Pamphleten und akademischen Schriften 1656 von den Voetianern angestoßen worden waren, um die Gegenpartei nicht mehr nur argumentativ, sondern auch durch äußeren Druck zu schwächen. Wittich selbst wurde davon unmittelbar betroffen, indem er sich vor der örtlichen classis verteidigen musste, jedoch stand das kirchliche Vorgehen gegen ihn im Kontext der breit angelegten kirchenpolitischen Offensive des Voetius. In der Tat verlief dabei das Jahr 1656 ganz zugunsten der Voetianer, die trotz der republikanischen Staatsführung noch immer politisch gut aufgestellt waren und gerade in der Kirche über großen Einfluss verfügten. Voetius hatte seit dem Beginn seiner Gegenoffensive 1655 diesen Einfluss geltend gemacht, um im Folgejahr in Südholland einen anticartesianischen Synodenbeschluss durchsetzen zu können und andererseits Wittich als zentralen theologischen Gegner in der Cartesianismusdebatte selbst vor der zuständigen Synode in Verruf zu bringen. Hier agierte Voetius vordergründig als Kirchenmann, konnte so aber geschickt auf politische und universitäre Entwicklungen Einfluss nehmen. 2.8.7.3 Von der Synode von Südholland zur Resolution der Staaten von Holland Die Synode von Südholland gibt nicht nur ein Bild von der anticartesianischen Stimmung innerhalb der niederländischen Kirche und der Strategie der Voetianer, sondern steht auch in unmittelbarem Zusammenhang mit Wittichs Karriere. Als Klimax der kirchlichen Offensive des Voetius gegen das Aufkommen einer cartesianischen Theologie und Folge der Pamphlete stand sie nicht nur in Bezug zu Duisburger Widerständen, denen Wittich persönlich ausgesetzt war, sondern erhellt auch, wie breit angelegt die Strategie der Voetianer war. Schließlich hatte sie unmittelbar Folgen für Wittichs Aufbau der Universität in Nijmegen und bildet den Hintergrund des Vorgehens der Kirche gegen seine akademische Arbeit auch in den Niederlanden.

144 Vgl. dazu [Suetonius Tranquillus]: Verdedichde Oprechticheyt (1656) 12f. und Beck, Voetius, 85f.

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Von der classis von Den Haag, auf besonderes Betreiben ihres Mitglieds Caspar Streso, den wir als Akteur im Pamphletenstreit bereits kennengelernt haben, war die südholländische Synode aufgefordert worden, ein Votum über die Gefahr des Cartesianismus abzugeben, um Druck auf die Staaten von Holland auszuüben, gegen den Cartesianismus vorzugehen. Dieses Gravamen der classis von Den Haag vom 28. April 1656 war zwar sehr diplomatisch und dadurch vage formuliert, tatsächlich wurde nicht explizit vom Cartesianismus gesprochen, hatte jedoch Abraham Heidanus alarmiert.145 Über eine verwandtschaftliche Beziehung hatte er gute Kontakte zu Johann de Witt.146 Dieser konnte leicht für das Anliegen der Cartesianer eingenommen werden, zumal er auch die politische Tragweite des Planes erkannte, einen offiziellen Beschluss gegen den Cartesianismus und die damit einhergehende Stärkung der voetianischen Partei zu verhindern. Er hatte jedoch in kirchlichen Angelegenheiten nur einen geringen Handlungsspielraum.147 Einer seiner Anhänger war der Präses der Synode von Südholland: Elezear Lotius (Lootius; 1595–1668). Ihm gelang es, das Gravamen der Haager classis so zu präsentieren, dass es für die Cartesianer in einem bestmöglichen Licht erschien und vereitelte so eine vorschnelle anticartesianische Entscheidung. Tatsächlich konnte er die Synode dazu bringen, die Angelegenheit an die Staaten von Holland zu delegieren, so dass es zu keiner Lehrverurteilung kam.148 Die Staaten von Holland nahmen sich also des Gravamens an und beauftragten ihrerseits die Leidener Universität mit einer Prüfung der Sachlage, wo man auf einen starken cartesianischen Einfluss setzen konnte.149

145 Vgl. zum Folgenden knapp Beck, Voetius, 85f. Vgl. für eine ausführlichere Schilderung bes. Vermij, Calvinist Copernicans, 304–313 (unter Berücksichtigung der Pamphlete), McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 295–311 und Israel, Dutch Republic, 892– 894. Das Gravamen hat Vermij, Calvinist Copernicans, 304 übersetzt. 146 De Witt war der Neffe von der Schwiegermutter des Heidanus. 147 De Witt war in einer schwierigen Situation. Als Stadhouder besaß er zwar großen politischen Einfluss, er durfte jedoch die Kirche nicht verärgern, in der nach wie vor die Voetianer viel Einfluss hatten. Diese unterstützten traditionell das Haus von Oranien und damit de Witts politische Gegner. Persönlich war de Witt, der selbst bei dem Cartesianer Frans van Schooten (1615–1660) in Leiden studiert hatte, dem Cartesianismus gegenüber aufgeschlossen und auch politisch an einer Schwächung der voetianischen Position in Kirche und Staat interessiert. Gegenüber der Förderung der cartesianischen Partei musste jedoch das Risiko abgewogen werden, sich neue Feinde zu schaffen: In den ersten Jahren seiner Regierungszeit versuchte de Witt daher immer wieder, die konservativeren Christen nicht zu verärgern. Er konnte es sich nicht leisten, sich zugunsten der Cartesianer gegen eine kirchliche Opposition zu stellen, sondern versuchte stattdessen, subtiler über seine Verbündeten innerhalb der Kirche zu wirken. Vgl. bes. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 295–298. 148 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 309f. und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 298f. 149 Ein Großteil der Quellen findet sich in den Beilagen von Molhuysen (1918) Bd. 3.

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Nichtsdestoweniger waren mit den Professoren Albert Kyper (ca. 1614–1655), Johannes Hoornbeeck (1617–1666) und Henricus Bornius (1616/7–1675) auch bekennende Gegner des Cartesianismus an der Universität tätig, so dass die Anfrage ihrerseits Teil eines inneruniversitären Streits wurde. Die anticartesianischen Professoren kämpften nämlich im Schatten des Pamphletenstreits dafür, die alte Leidener Debatte um das Cartesianismusverbot neu zu beleben150, an das sich die cartesianische Mehrheit ihrer Kollegen nicht halten wollte. Die Anfrage der Synode wurde zu einem der Höhepunkte von „de eerste cartesiaanse oorlog“ der Universität.151 Aufgrund von Kypers Beschwerden hatten sie 1655 erreicht, dass die Universitätskuratoren die theologische Fakultät dazu anhielten, eine Verordnung zu verfassen, durch die die Grenzen des Philosophierens eindeutiger bestimmt sein sollten. Am 08. Mai 1655 war daraufhin von Heidanus und Coccejus in einem Rundbrief eine Erklärung geschickt worden, in der das Verhältnis von Philosophie und Theologie wie gewünscht neu beschrieben wurde. Dem ihm vermutlich allzu unkonkreten und unverbindlichen Brief verweigerte Hoornbeeck allerdings die billigende Unterschrift.152 Als nun ihm Folgejahr das Den Haager Gravamen zur Prüfung vorgelegt wurde, verschärfte sich der Streit der Professoren noch. Die heftigen Proteste, die die nun eingeforderte Begutachtung mit sich brachte, bedrohten den Plan von de Witt und Lotius, die Angelegenheit ohne Konfrontation und härtere Konsequenzen auslaufen zu lassen. Der Leidener Senat bezog das Gravamen vor allem auf die eigene Universität und ihre eigenen Streitigkeiten. Nun war nicht nur von den Folgen des Cartesianismus für das Bildungssystem die Rede, sondern auch von den vermeintlich gefährlichen Veröffentlichungen, die zum Teil in Leiden ihren Ursprungsort haben sollten. Mitten im Pamphletenstreit fühlten sich einige der Professoren nun scheinbar ertappt und stritten ab, dass jemals innerhalb der Leidener Universität polemische Schriften ausgetauscht oder gegen auswärtige Fakultäten gerichtet worden seien. Stattdessen wurde die Einheit der Leidener Universität betont. Die voetianische Fraktion innerhalb der Leidener Professorenschaft erhob ihrerseits bezeichnenderweise gegen diesen Protest einen klaren Einspruch: Die Kluft innerhalb der Universität wurde überdeutlich offengelegt. Statt der synodalen Streitigkeiten sahen sich de Witt und Heidanus nun mit einer zerstrittenen Universität und der Gefahr eines unberechenbaren Gutachtens über den Cartesianismus konfrontiert.153

150 Vgl. Kapitel 2.4.3.2 (Die Cartesianismus-Krise von Leiden 1646–1648). 151 Vgl. dazu und für eine Darstellung der Vorgeschichte Otterspeer, Leidse universiteit 1575– 1672, 373–383. Die Protagonisten stellt Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 379–383 vor. 152 Vgl. zu den Vorgängen in Leiden McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 272–277. 153 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 299f.

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De Witt, der die Angelegenheit sehr ernst nahm, hatte Heidanus gewarnt, dass die eigentliche Empfehlung, die die Fakultät aussprechen sollte, kompromissfähig formuliert sein müsse, damit sie auch in der Synode bewilligt werden könne. Darauf konnte nun jedoch niemand mehr hoffen. Heidanus und Coccejus legten schlicht dieselbe Erklärung vor, die sie im Vorjahr auf Weisung der Kuratoren verfasst hatten und die schon damals Hoornbeeck nicht unterschrieben hatte. Dieser forderte nun – entsprechend seines früheren Einwandes, dass die Erklärung nicht weit genug reiche – zwei entscheidende Zusätze: Descartes solle darin namentlich genannt werden und die Leidener Professoren sollen alle verpflichtet werden, die Erklärung zu unterzeichnen. Beides wollte Heidanus unbedingt vermeiden, um ein ausdrückliches cartesianisches Lehrverbot zu verhindern, doch nun war der Einfluss seines Verbündeten de Witt nicht mehr ausreichend, ihn zu unterstützen. Hätten die Staaten von Holland Hoornbeeck ignoriert, wäre die Chance, dass die Synode von Südholland unabhängig zu agieren beginne und sich Kirche und Staat entzweiten, zu hoch. Aus politischem Kalkül musste de Witt beiden Lagern Rechnung tragen. So konnte er zwar durchsetzen, dass beide Einreichungen, sowohl das Schreiben von Heidanus als auch der Protest von Hoornbeeck, von den Staaten abgelehnt wurden und man eine einstimmige Antwort der Professorenschaft forderte, legte damit aber auch nahe, den Voetianern Zugeständnisse einzuräumen. Man einigte sich schließlich mit Hoornbeeck, die grundsätzliche philosophische Freiheit unangetastet zu lassen, bestimmte aber die kritischen philosophischen Themen genauer: Weder sollten Fragen der Bibelexegese noch die Philosophie von Descartes in der Leidener philosophischen Fakultät diskutiert werden dürfen. Die Philosophieprofessoren wurden durch einen Eid an die Erklärung gebunden. Ein entsprechendes Gutachten wurde am 27. Juli 1656 an die Staaten von Holland gesendet.154 Immerhin war die Erklärung keine völlige Verurteilung des Cartesianismus, sondern lediglich eine Einschränkung zugunsten des Friedens an der Universität. Heidanus und seine Anhänger hatten dadurch nur in formaler Hinsicht an Handlungsspielraum verloren. Die Voetianer konnten das Ergebnis als einen klaren Sieg deuten, denn Descartes konnte weder als theologischer noch als philosophischer Problemfall weiter diskutiert oder in Disputationen behandelt werden, aber auch Heidanus zeigte sich zufrieden: Es war nicht nur ein gewisser Friede etabliert worden, der Freiräume für die eigene Forschung schuf. Der Cartesianismus konnte ohne explizite Namensnennung durchaus weiter auch an der Universität behandelt werden, wie man es bereits in den 1640er Jahren getan hatte; mehr noch: Die Trennung von Philosophie und Theologie, die ein Hauptanliegen cartesianisch geprägter Theologie war, hatte eine Bestätigung 154 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 300–303.

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erhalten. Cartesianischer Unterricht wurde anhand von Augustins cogito, Calvins Denkfigur über die angeborene Idee von Gott sowie Cicero- und Aristotelesinterpretation weiterbetrieben.155 Teilweise lässt sich das Ergebnis der Resolution sogar grundsätzlich als ein Sieg der Cartesianer werten, weil die Trennung von Philosophie und Theologie durchgesetzt worden sei.156 Andererseits muss man bedenken, dass, auch wenn die libertas philosophica prinzipiell bestätigt wurde, das Descartesverbot doch ein gewichtiges Hindernis für die philosophische Lehre sein konnte. De facto war ein Patt erreicht worden. So wehrten sich mit Heidanus auch andere cartesianische Theologen, nicht zuletzt Wittich, dagegen, in dem Urteil der Synode von Südholland und der unter demselben Zeichen stehenden Beschlüsse anderer niederländischer Synoden eine Lehrverurteilung des Cartesianismus zu sehen und legten sie nach eigenem Gutdünken aus.157 Die Synode von Südholland verabschiedete ihre Resolution am 30. September 1656 und folgte dabei der Leidener Empfehlung, verschärfte sie sogar noch durch den Zusatz, dass die libertas philosophica nicht gegen das Descartesverbot ausgespielt werden dürfe. Die Leidener Professorenschaft wurde am 08. Januar 1657 eidlich auf die Erklärung verpflichtet.158 Man hatte kurz davorgestanden, eine umfassende offizielle Lehrverurteilung auszusprechen. Dies war durch die Leidener Empfehlung trotz ihrer Zugeständnisse verhindert worden. Der vermeintliche Sieg der Anticartesianer blieb jedoch bei dem gegebenen Interpretationsspielraum der Resolution ohne große Wirkung: Das Verhängen eines Descartesverbotes blieb weiterhin in den Händen der Universitätskuratoren, die an dessen Durchsetzung wenig Interesse zeigten. Eine eigentliche Klärung war nicht herbeigeführt worden, jedoch zumindest eine Eskalation des Konfliktes war fürs erste verhindert und die libertas philosophica de facto aufrechterhalten worden.159 155 Vgl. z. B. Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 328. 156 So z. B. Israel, Radical Enlightenment, 28. 157 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxiii–xxv]: Wittich deutete die Resolution in Abgrenzung von Samuel Maresius keineswegs als eine Verdammung cartesianischer Lehre: Die Trennung von Philosophie und Theologie und die Wahrung ihrer Erkenntnisprinzipien sei den Cartesianern und ihrem Philosophen immer ein Anliegen gewesen. Die diskutierten Einschränkungen cartesianischen Unterrichts interpretiert er nicht als Lehrverbot, sondern als eine zeitlich beschränkte und dem akademischen Frieden geschuldete Empfehlung an Professoren, sich ihrem eigenen Ermessen nach bestimmter Lehrinhalte je nach Zuhörerkreis und weiteren Umständen zu enthalten. Er vergleicht diesen Kompromiss mit dem Ergebnis der Apostelversammlung von Apg 15. Zudem führt er an, dass Johannes de Raey und andere cartesianische Lehrer mit der Unterstützung der Synode weiterhin ihr Lehramt ausübten. 158 Vgl. auch Israel, Dutch Republic, 892–894. 159 Vgl. auch Israel, Dutch Republic, 894. Umso verheerender für die cartesianische Sache war daher das provokante Auftreten von Heereboord, der keine zwei Monate später eine Aristoteleskritik veröffentlichte und dessen Philosophie als schädlich für die Theologie dar-

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2.8.7.4 Wittich im Zentrum der voetianischen Offensive: die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode (1654–1655) Bei der Mobilisierung der Synode von Südholland konnten die Voetianer an eine Reihe von Ereignissen der Jahre 1654 und 1655 im Cartesianismusstreit anknüpfen. Auch wenn das Vorgehen gegen die Cartesianer zu diesem Zeitpunkt noch nicht systematisch geplant war, gab es lokal begrenzte Aktionen, auf die man jetzt zurückgreifen konnte. So lässt sich auch eine Linie der voetianischen Offensive zurückverfolgen, die das direkte Vorgehen der reformierten Kirche von Kleve gegen die Dissertationes Duae zufolge hatte. Wie der Pamphletenstreit selbst hatten auch die synodalen Streitigkeiten einen zentralen Ausgangspunkt in der Auseinandersetzung mit Wittichs Theologie. Bereits 1654, im Folgejahr der Veröffentlichung der Dissertationes Duae, musste sich Wittich vor der Provinzialsynode der reformierten Kirche des Fürstentums Kleve aufgrund seiner These, dass die Heilige Schrift in naturwissenschaftlichen Fragestellungen oftmals secundum opinionem vulgi spreche und damit keine zwingend gültigen Wahrheitsaussagen mache, rechtfertigen.160 Auf der vom 02. bis zum 05. Juni 1654 tagenden klevischen Provinzialsynode, an der er in seiner Funktion als Prediger und Abgesandter der Duisburger classis selbst teilnahm161, war von der klevischen classis eine Untersuchung der Dissertationes Duae beantragt worden.162 Da die Synode jedoch befürchtete, dass eine Stellungnahme und die daraus resultierende Kontroverse eine Schädigung der neu gegründeten Hohen Schule Duisburg bedeuten könnte, deren Ausbau zur Universität, an der Wittich für eine theologische Professur in Frage gekommen wäre, in vollem Gange war, wurde eine Prüfung zunächst ausgesetzt und die Generalsynode eingeschaltet.163

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stellte. Heereboord war eine Bedrohung aus den eigenen Reihen für das cartesianische Lager geworden. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 305–307. Die Zuspitzung der Beanstandung auf das opinio-Argument lässt sich auch aus dem Protokoll der klevischen Synode von 1655 ableiten: Vgl. Petri, Die reformierten klevischen Synoden, §8,2,61f. Vgl. Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 48–53, wo das Protokoll der Synode abgedruckt ist. Vgl. zu Wittich §§2.14,48f. Die genauen Anklagepunkte sind nicht überliefert. Vgl. dazu Trevisani, Descartes in Deutschland, 28. Vgl.den Akteneintrag bei Petri, Die reformierten klevischen Synoden, §14,49: „[…] Fürs ander hat Synodus aus denselben actis [scil. der klevischen classis] in acht genohmem, daß die H. fratres dabei Anregung gethan eines Büchleins, von H. Christophoro Wittichio in materia theologica cum titulo ‚Dissertationes duae pp‘ ausgelassen, begehrende, daß Synodus darüber erkennen und ihr Gutachten mittheilen wolle. Synodus wunschet, daß solch scriptum noch zur Zeit were zuruckbleiben, damit nit jemand Gelegenheit daraus mögte nehmen, die Hohe Schul zu Dußburg zu verargwöhnen. Wird im ubrigen ad Synodum Generalem remittirt.“ Vgl. auch Trevisani, Descartes in Deutschland, 28f.

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Die Urheber im Hintergrund der Anklage lassen sich nicht einwandfrei bestimmen, zumal Voetius erst ab 1655 in umfassender Weise auf internationaler Ebene in Kirche, Politik und Universitäten aktiv wurde und man den Cartesianern in Duisburg grundsätzlich auch von kirchlicher Seite wohlgesonnen war. Da Wittich aber mit den Dissertationes Duae insbesondere in den Niederlanden und vor allem im voetianischen Utrecht für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, ist es aber plausibel, dass nicht nur die Bedenken der lokalen Instanzen, sondern auch der Einfluss der Voetianer eine Rolle bei der Untersuchung gespielt haben. Insbesondere Petrus van Mastricht, der bereits mit einer Gegenschrift gegen Wittich aufgetreten war, sich als Vikar in Xanten vor Ort befand und bei Voetius studiert hatte, kommt hier als maßgeblicher Agitator in Frage.164 Wittich gab noch auf der Provinzialsynode eine Erklärung ab, die in den Akten verzeichnet ist. Er verteidigte sich einleitend damit, dass eine endgültige Beurteilung über seine Schrift erst gefällt werden könne, wenn eine persönliche Besprechung mit ihm stattgefunden habe. Wenn man ihm zweitens vor der Tagung der Generalsynode, an die der Fall überstellt werden sollte, schriftlich aufzeigen könne, in welchen Punkten er problematische Thesen vertrete, sei er bereit, darüber Rechenschaft abzugeben. Er stellte drittens fest, dass er zwar anerkenne, sich in Glaubensfragen an die Entscheidung der Synode zu halten, beurteilte das Problem aber als philosophische Angelegenheit, die als solches vor diesem Gremium nicht zu verhandeln sei. Des Weiteren verwies er auf seine Lehrfreiheit als Professor, durch die er allein den Universitätskuratoren unterstehe; er unterstellte also eine Kompetenzüberschreitung der Synode, die sich in die akademische Lehre und die Philosophie nicht in diesem Maße einmischen könne.165 164 Vgl. hierzu Rhenferd: Historia Arcana (1740) 152, wo Petrus van Mastricht als Beteiligter am Verfahren gegen Wittich genannt wird, der seine Thesen im Auftrag „gewisser Leute“ widerlegen soll: „Hic aliquid turbarum ortum est contra Wittichium, occasione quaestione, de motu solis an telluris? Habebatur tum temporis Synodus generalis trium Ducatuum Juliacensis, Clivensis, Montensis & Comitatus Marcani. Aderat etiam Petr. Van Mastricht, Coloniensis, tunc adhuc S.Minist. Candid. cui ab aliis quibusdam negotium dabatur, ut Wittichii sententiam Cartesianam refutaret, id quod etiam, quantum quidem potuit, praestitit.“ An der klevischen Provinzialsynode von 1654 hat er jedoch in offizieller Funktion nicht teilgenommen. Vgl. Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 48. 165 Vgl. den Akteneintrag bei Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 49 §14: „Nachdem dies Wittichio vorgehalten, hat derselbe sich folgendergestalt erkleret: Erstlich: Dieweil die H. Brueder melden, daß nur etlich zwar obiter sein scriptum gelesen, so achte er, daß ein vollig iudicium noch nit wol könne formirt werden, vornemblich, dieweil noch keine Conferentie mit ihm gehalten. Zum andern: Wan die H. Brueder, ehe der Synodus Generalis gehalten wird, das jenige, was sie etwa erachten sollten, das es böse Consequentien gebenmögte, ihm schriftlich communiciren würden, sei er uhrpietig, daruber gnugsame Satisfaction zu thun. Drittens: Seie dieses materia philosophica, gehöre also nit ad hoc forum, und ob die Professores zwar Synodo Generali primae ad orthodoxiam testandam unterschrieben, seie doch solches mit Vorbehalt geschehen, daß sie als Professores ihre libertam Professoriam, das sie Curatoribus scholae allein unterworfen, wiewol sie gern Synodum Ge-

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Auf der nächsten Provinzialsynode, die ein Jahr später, im Mai 1655, in Wesel abgehalten wurde, erschien Wittich nicht persönlich (weder war er abgeordnet, noch wurde er vorgeladen),166 jedoch vertrat Clauberg die Duisburger classis in seiner Eigenschaft als Professor der Theologie und Philosophie.167 Wittich äußerte sich in einem Brief zu den Vorfällen, dessen Verlesung im Synodenprotokoll verzeichnet ist.168 In dem Schreiben erklärte Wittich, dass er bedauere, auf der vorigen Synode aufgrund seiner Aussage „scripturam de rebus naturalibus saepe loqui secundum opinionem vulgi, non semper secundum accuratam rei veritatem“, Missfallen erregt zu haben. Er habe daher diese Formulierung nunmehr geändert und gebrauche stattdessen nun die Wendung: „Scripturam fuisse usam formulis receptis etsi niterentur opinionibus erroneis“, oder: „Scripturam usurpare phrases phenominis sive apparentiis convenientes“169. Der Wahrheitsgehalt biblischer Aussagen wurde in den neuen Formeln, die Wittich umgehend der Abfassung der Consideratio (1656) zugrunde legte170, nicht in derselben Schärfe relativiert wie zuvor und die Provinzialsynode begnügte sich mit seinem Entgegenkommen. Die geplante Einschaltung der Generalsynode konnte fallengelassen werden. Dem Synodenprotokoll nach galt Wittichs orthodoxe Gesinnung als allgemein bestätigt – bereits auf der Generalsynode im Jahr 1653 hatten Wittich und Clauberg eine Erklärung ihrer Rechtgläubigkeit abgeben müssen171 –, so dass von einer weiteren Untersuchung Abstand genommen wurde.172 Obwohl sich die Synode friedlich mit Wittich geeinigt hatte, zeigte der Vorfall deutlich, wie schnell kirchliche Widerstände gegen cartesianische Thesen mobilisiert werden konnten, sobald man die orthodoxe Lehre in Gefahr sah. Umso eindrücklicher erweist sich das Vorgehen der Synode zudem vor dem Hinter-

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neralem in Billigkeit erkennen wollten, wan derselben mit guten Gründen und Reden darthun wurde, daß sie dem einen und anderen, welches res fidei concernirt, zu weit wurden sein gegangen.“ Vgl. dazu auch Vermij, Calvinist Copernicans, 299. Vgl. auch Trevisani, Descartes in Deutschland, 28f. Möglicherweise befand er sich bereits in Nijmegen. Vgl. dazu Kapitel 2.9.1.1 (Von Duisburg nach Nijmegen). Vgl. das Protokoll zur klevischen Provinzialsynode vom 25–26. Mai 1655 bei Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 61 §2. Vgl. das Protokoll zur klevischen Provinzialsynode vom 25–26. Mai 1655 bei Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 61f. §8,2. Vgl. das Protokoll zur klevischen Provinzialsynode vom 25–26. Mai 1655 bei Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 61f. §8,2. Vgl. auch Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 631f. sowie Vermij, Calvinist Copernicans, 299f. Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §69,56f. Vgl. dazu auch Kapitel 2.8.3.3 (Argumentationsverlauf der Consideratio). Vgl. Trevisani, Descartes in Deutschland, 30. Vgl. das Protokoll zur klevischen Provinzialsynode vom 25–26. Mai 1655 bei Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 62 §8,2.

Die Widerstände gegen die Dissertationes Duae

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grund ihrer Beteiligung an der ursprünglichen Berufung von Clauberg und Wittich, die noch 1651 nicht nur gebilligt, sondern mit Blick auf die angestrebte Universitätsgründung ausdrücklich gewünscht worden war.173 Kurz darauf war jedoch offenbar der Rückhalt der Cartesianer in der Provinzialsynode geschwunden. Wittich und wohl auch Clauberg waren auch in Duisburg vor Anfeindungen ihrer Lehre keineswegs gefeit.174 Dieser öffentliche Druck auf Wittich, den dieser in seinem Rückblick im Vorwort des Consensus veritatis (1659) unterstreicht,175 spielte sicherlich eine große Rolle bei seiner Entscheidung, Duisburg zu verlassen und eine Professur an der kurz vor der Gründung stehenden Universität auszuschlagen (ähnliche Vorgänge hatte Wittich bereits in Herborn beobachten müssen), während Clauberg, der möglicherweise dank besserer Beziehungen einen sichereren Stand hatte, blieb.176 Wittich verließ Duisburg zwar wohl in relativem Frieden mit der örtlichen Kirchenleitung – davon zeugt ein positives Abschiedszeugnis, das ihm die Duisburger classis mit nach Nijmegen gegeben hatte177 –, war dann aber in den Niederlanden von neuem der kirchlichen Prüfung seiner Lehren ausgesetzt.178 Auch in Duisburg wurde ein anticartesianischer Kurs fortgesetzt. Die Generalsynode warnte 1656 vor der Gefahr, die von Descartes ausgehe und spielte indirekt auch auf die Ereignisse um Wittich auf der Provinzialsynode an179: Man befand, dass die nach einem gewissen Descartes benannte neue Philosophie, von der man seit einigen Jahren höre, in dem Ruf stehe, für die Theologie und die Jugend schädliche Prinzipien zu vermitteln. Theologen hätten bereits in ihren Veröffentlichungen vor ihr gewarnt und es sei zu schriftlichen Kontroversen zwischen Akademikern deswegen gekommen. Da Anhänger beider Parteien Angehörige des reformierten Bekenntnisses seien, müsse man weitere Unannehmlichkeiten für Schulen und Kirchen befürchten. Daher halte man es für ratsam, sich an die Synoden der niederländischen Provinzen zu wenden und

173 Vgl. Kapitel 2.7.1 (Wittich als Theologieprofessor in Duisburg) und von Roden, Universität Duisburg, 161f. 174 Die Einschätzung von Vermij, Calvinist Copernicans, 299f., dass hier lediglich die standardmäßige Arbeit der kirchlichen Lehraufsicht erfüllt worden war, ohne den Hintergrund einer anticartesianischen Kampagne vorauszusetzen, scheint im Kontext der Stimmung der 1650er Jahre eher unwahrscheinlich. 175 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 4. 176 Nach Schöffler, Deutsches Geistesleben, 54 ist es vor allem Claubergs guten Beziehungen zu verdanken, dass er sich in Duisburg trotz des öffentlichen Drucks halten konnte, wohingegen Wittich Duisburg wohl nicht freiwillig verlassen habe, sondern als Auswärtiger langfristig keine Möglichkeit hatte, den Angriffen auf ihn zu begegnen. 177 Vgl. Petri, Die reformierten klevischen Synoden, 65 mit Verweis auf das Protokoll des Duisburger Klassikalkonvents vom 20. April 1655 (Imposita 1). 178 Vgl. Kapitel 2.11 (Cartesianische Streitigkeiten in Nijmegen). 179 Vgl. z. B. Trevisani, Descartes in Deutschland, 30 und Vermij, Calvinist Copernicans, 296.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

diese für den Umgang mit dem Cartesianismus um Rat zu fragen.180 Damit war für Wittich eine Linie von Duisburg nach Nijmegen gezogen, denn auch die Provinzialsynode von Gelderland, der die Aufsicht über seinen neuen Wirkort oblag, wurde durch die Generalsynode kontaktiert. Die politische Obrigkeit hielt sich während der Auseinandersetzung stark zurück und vermied ein Eingreifen in die kirchlichen Angelegenheiten. Dem brandenburgischen Kurfürsten war vor allem an der Loyalität der gesamten reformierten Geistlichkeit gelegen und er wollte eine Positionierung in der Kontroverse, die womöglich zu der Bildung von Parteiungen in der Kirche geführt hätte, dementsprechend vermeiden. Er verfolgte eine größtmögliche Toleranzpolitik in kirchlichen Angelegenheiten, verteidigte andererseits aber vehement die universitäre Lehrfreiheit. Als die Synodenbeschlüsse zu offiziellen Beschwerden von Pfarrern über Duisburger Vorträge cartesianischen Inhalts führten, stellte er sich schützend vor seine Professoren und bekräftigte deren Unabhängigkeit von kirchlichen Instanzen bei ihrer Lehre.181 Insofern für die kirchlichen Vertreter jedoch die Orthodoxie durch den Cartesianismus gefährdet erschien, bot die Obrigkeit wenig Schutz für Wittich als Theologen. Das cartesianische Netzwerk konnte sich insgesamt zwar in Duisburg unter Claubergs Leitung etablieren.182 Nach Wittichs Weggang wurde der Druck durch den Klerus von der kurfürstlichen Förderung der Cartesianer abgemildert.183 Jedoch war auch Clauberg weiterhin genötigt, die cartesianische Philosophie zu verteidigen und zu rechtfertigen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Abfassung einer kurzen deutschen Verteidigungsschrift 1657: „Unterscheid Zwischen der Cartesianischer, und der sonst in Schulen gebräuchlicher Philosophie“184. Wittich, der nun Erfahrungen im Einsatz für die cartesianische Philosophie und Theologie gegen kirchliche und akademische Kritiker gesammelt hatte, sollte in den folgenden Jahren seinerseits dafür sorgen, dass die geplante Universität von Nijmegen von Anfang an in das Netzwerk 180 Die Paraphrase folgt der Darstellung von Vermij, Calvinist Copernicans, 296. 181 Vgl. von Roden, Universität Duisburg, 162, Hantsche, Universität Duisburg, 32 und Trevisani, Descartes in Deutschland, 31f. 182 So wurde ein Studienfreund von Wittich und Clauberg berufen, nämlich Wiricus Scriba (Lebensdaten nicht ermittelt) auf eine außerordentliche Hebräischprofessur. Vgl. zu diesem Trevisani, Descartes in Deutschland, 81 183 Clauberg bewunderte ausdrücklich die libertas philosophandi in Duisburg. Vgl. Trevisani, Descartes in Deutschland, 79. 184 Den Hinweis auf diese Schrift verdanke ich De Angelis, Anthropologien, 298f., der auch die Besonderheit der Sprachwahl betont. Ergänzend sei hierzu vor allem auf den Hintergrund des Pamphletenstreits verwiesen, in dem die Landessprache zur Erweiterung des Adressatenkreises bewusst gewählt wurde. Johannes Clauberg: Unterscheid Zwischen der Cartesianischer, und der sonst in Schulen gebräuchlicher Philosophie. Beschrieben durch Iohann Clauberg, Der H. Schrift und Weißheit Lehrer / in der Hohen Schule zu Duißburg. Duisbug: Wyngarten 1657.

Nijmegen: Universitätsgründer, Lehrer und Verteidiger des Cartesianismus

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integriert wurde. Gleichzeitig blieben der Friede mit der Kirche und die Aufrechterhaltung des Anspruches der Übereinstimmung mit den Lehren der Orthodoxie zentrale Sorgen Wittichs. Seine Schriften wurden trotz oder gerade wegen ihres umstrittenen Standes auch in den deutschen Territorien weiter gelesen.185

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Christoph Wittich in Nijmegen: Universitätsgründer, Lehrer und Verteidiger des Cartesianismus

Seit Anfang der 1650er Jahre bemühte sich die Stadt Nijmegen um die Gründung einer eigenen Universität. Wie in Duisburg setzte man auch hier darauf, sie durch eine Orientierung am Cartesianismus für Studenten besonders attraktiv zu machen. Wittich bot sich daher sowohl durch seine philosophisch-theologische Ausrichtung als auch durch seine bereits gesammelten Erfahrungen im Universitätsaufbau sehr dafür an, die Nijmegener Pläne umzusetzen. Er war 1655 ein namhafter junger Theologe, gehörte aber noch nicht zu den etablierten Größen seiner Zeit. Er hatte einen verheißungsvollen, öffentlichkeitswirksamen Karrierestart hinter sich.1 In Nijmegen entfaltete Wittich zugleich sein volles Potential als Netzwerker und Lehrer. Zugleich bekam er Zeit, den in Herborn begonnenen Cartesianismusstreit in einer seiner wichtigsten Veröffentlichungen in großer Ausführlichkeit zu reflektieren und zu einem Abschluss zu bringen. Die Befreiung von apologetischen Verpflichtungen erlaubte ihm gleichzeitig, über die Lehre seine theologischen und philosophischen Anliegen zu systematisieren und didaktisch aufzubereiten. Die Wirkung von Wittich und seiner cartesianischen Theologie ist eng mit der Geschichte von Nijmegens Universität verwoben. Von hier aus konstituiert sich ein cartesianisches Netzwerk, das sich gut an den von Wittich beeinflussten Berufungsverfahren der Universität nachzeichnen lässt. Wittichs große Bedeutung für die Geschichte des frühen Cartesianismus wird an der Entwicklung der Kwartierlijke Academie anschaulich. Die neue Universität wollte sich mit ihrem 185 So ist z. B. wenige Jahre nach Wittichs Immigration in die Niederlande auch in Herborn wieder ein großes Interesse für den Cartesianismus nachweisbar. Die berufenen Professoren desselben Kollegiums hatten klare Positionen für oder gegen den Cartesianismus, cartesianische Schriften wurden gekauft, Wittichs Dissertationes Duae sind (mit zahlreichen Anmerkungen) in Herborner Professorenbibliotheken nachweisbar. Vgl. Störkel, Herborner Cartesianismus-Streit, 26–28 (Ausstellungskatalog). 1 Die Ereignisse von Herborn und die Dissertationes Duae und ihre Folgen waren die Visitenkarte des progressiven, ehrgeizigen jungen Gelehrten. Sein wachsendes Ansehen belegt u. a. auch ein schriftlicher Gunsterweis des Kurfürsten von Brandenburg an Wittich, der in seiner Leichenpredigt erwähnt wird. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 23.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

cartesianischen Profil durch eine grundsätzliche Offenheit gegenüber Neuerungen in den Naturwissenschaften ebenso auszeichnen wie durch einen entsprechend fortschrittlichen theologischen Unterricht. Damit stand sie in bewusster Opposition zu konservativen Lehreinrichtungen, insbesondere zu ihrer großen Konkurrentin, der Universität von Harderwijk. Sie wurde zu einem Zentrum des cartesianischen Netzwerkes ausgebaut und diente Wittich für seine weiteren Auseinandersetzungen im Rahmen des Cartesianismusstreits als verlässlicher Rückhalt. Als Oberhaupt der theologischen Fakultät wurde Wittich von hier aus zu einer der einflussreichsten Figuren eines theologisch legitimierten Cartesianismus.

2.9.1 Wittichs Wechsel nach Nijmegen und der Aufbau der Kwartierlijke Academie Der Aufbau der Universität von Nijmegen erfolgte systematisch. Zunächst wurde eine Hohe Schule gegründet, die unter maßgeblicher Leitung von Wittich innerhalb nur eines Jahres zur Universität weiterentwickelt werden konnte. 2.9.1.1 Von Duisburg nach Nijmegen: Promotion und Berufungsverfahren 1655 Am 03. Mai 1655 eröffnete die Illustre Schule Nijmegen mit Christoph Wittich als ihrem ersten Rektor. Die Hohe Schule repräsentierte jedoch nur ein kurzes Zwischenstadium auf dem Weg Nijmegens zur Universitätsstadt. Für ihre Weitergestaltung zur Universität setzte der Stadtrat auf Wittich, das Datum der Schulgründung markiert dessen endgültigen Weggang aus Duisburg.2 Der Ausbau der Hohen Schule zu Duisburg zur Universität war im selben Jahr abgeschlossen. Am 14. Oktober 1655 erfolgte die feierliche Einweihung. An den Festivitäten dieses Tages nahm Wittich teil und wurde für seine geleistete Arbeit 2 Wittich hatte sich bei seinen Berufungsverhandlungen im März desselben Jahres dazu verpflichtet, innerhalb von drei Monaten seine Stelle in Nijmegen anzutreten. Spätestens im Juni 1655 hätte Wittich demnach in die Niederlande übersiedeln müssen. Die Eröffnung der Schule ohne ihren Rektor ist jedoch nicht wahrscheinlich, so dass Wittichs Anwesenheit in Nijmegen bereits im Mai vorausgesetzt werden darf. Sein Fernbleiben von der Provinzialsynode der reformierten Kirche des Fürstentums Kleve Ende Mai ist ein weiteres Indiz für seine Abwesenheit von Duisburg. Vgl. zur Eröffnung der Schule z. B. Rogge, Academie te Nijmegen, 155, Sassen, Kwaterlijke Hogeschool, 61 und van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 58. Nach Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 5 folgte Wittich dem Ruf nach Nijmegen erst am 05. Oktober 1655; für dieses Datum findet sich bislang keine Bestätigung. Zum Berufungsverfahren Wittichs vgl. die folgenden Ausführungen und die kurze Darstellung von Bot (1998) 29f. In der Leichenpredigt wird nur sehr kurz Bezug auf die Nijmegener Jahre genommen: Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 24f.

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geehrt. Wenngleich er die für ihn ursprünglich vorgesehene Professur in Duisburg aufgrund der Widerstände der letzten Jahre und den Aussichten auf eine attraktive Position in Nijmegen abgelehnt hatte, promovierte man ihn im Zuge der Feierlichkeiten zusammen mit Clauberg, der eine Professur für Theologie und Philosophie in Duisburg übernommen hatte, zum Doktor der Theologie.3 Bereits kurz vorher waren Wittich und Clauberg auch zu Doktoren der Philosophie promoviert worden.4 Sicherlich hätte man sich gewünscht, dass Wittich in Duisburg geblieben wäre.5 Die Niederlande stellten jedoch eine große Chance 3 Aufgrund seines prägenden Einflusses auf die Universität durch die Mitarbeit an ihrem Aufbau wird Wittich in Sammlungen über Professoren der Duisburger Universität zum Teil mit aufgeführt. Vgl. von Roden, Universität Duisburg, 240. Gelehrt hat er dort nicht mehr. Wittichs Nachfolger als Prediger in Duisburg und Claubergs neuer Kollege an der Universität, der Coccejaner Martin Hund (1624–1666), wurde zusammen mit Wittich bei dem Festakt promoviert. Vgl. zu diesem z. B. von Roden, Universität Duisburg, 241. Hund arbeitete maßgeblich an der Entfaltung einer coccejanischen Hermeneutik, an die auch radikale Rationalisten wie Lodewijk Meyer anknüpften. Vgl. dazu Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie, 166f. 4 Die Promotion zur Ernennung zum „Philosophiae doctor sive Liberalium artium magister“ vollzog Nicolaus Theodor Armiger (Lebensdaten nicht ermittelt), bereits vor der Eröffnungszeremonie der Universität (Gronovius: Laudatio [1687] 24f.). Dieser separate Promotionsakt wird von der Sekundärliteratur über die Universität Duisburg allgemein nicht erwähnt. Den Titel führt Wittich grundsätzlich auf den Deckblättern seiner Veröffentlichungen. Einen weiteren Beleg bietet auch Withof: Verzeichnis 8, Duisburgische Intelligentz-Zettel (1751) XLVI [ii]: Withof nennt hier Publikationen des vom Katholizismus konvertierten Armigers und erwähnt, dass die philosophische Promotion Wittichs und Claubergs unter ihm erfolgt sei. Er verweist u. a. auf einen entsprechenden Beleg bei Henninius: Vita (1691) [unpaginiert vii], der allerdings Wittich nicht ausdrücklich nennt. Wittichs Ernennung zum Doktor der Theologie fand feierlich im Rahmen der Universitätseröffnung in der Salvatorkirche statt, wie Komorowski, Duisburger Universitätsschriften, 112 und Bibliographie der Duisburger Universitätsschriften, 3 mit Verweis auf die 1656 erschienene Festschrift zur Universitätsgründung belegt. Eine vorangegangene Dissertation war nicht erfolgt (vgl. auch Trevisani [2011] 55). Die Promotion wurde von Professor Henricus van Diest (Diestius; 1595–1673) aus Deventer vollzogen (vgl. auch Gronovius: Laudatio [1687] 25). Man benötigte für die Ernennung einen bereits graduierten Professor und van Diest war als Bruder des klevischen Vizekanzlers Johannes van Diest (Lebensdaten nicht ermittelt), zumal er selbst nur aufgrund seines Alters einen Ruf nach Duisburg ablehnen musste und sein Sohn Samuel van Diest (1631–1694) ab Mitte Dezember 1655 in Duisburg studieren und wenig später auch lehren sollte, der neuen Universität verbunden. Er stellte so das eigene ius promovendi für die Duisburger Theologie sicher. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 24f., Pape, Wittichs AntiSpinoza, 5, von Roden, Universität Duisburg, 41.46, Geuenich, Eröffnung der Universität Duisburg, 13.15f. und van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 55f. Johann Philip Lorenz Withoff: Burg Verzeichniß derer / welche sich jemals / im Herzogthum Cleve durch öffentliche Schriften hervorgethan haben. Achte Fortsetzung. In: Wochentliche duisburgische auf das Interesse der Commercien, der clevischen, geldrischen, moers- und märckischen, auch umliegenden Landes Orten, eingerichtete Adresse- und Intelligentz-Zettel. Num XLVI: Dienstag, den 16 Novembris anno 1751. Duisburg 1751. 5 Nach von Roden, Universität Duisburg, 115 wurde Wittich – wohl aber noch vor der offiziellen Eröffnung – bereits aus Universitätsgeldern bezahlt. Nach seiner Mitarbeit am Aufbau der Universität wird man ihn eingeplant haben.

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dar: Nicht nur galt allgemein die Lehrfreiheit dort als sehr viel größer, auch war die Bezahlung der Professoren durchschnittlich besser. Gerade in Duisburg war die finanzielle Situation bescheiden. Wittich war bereits seit dem 18. Oktober 1654 offiziell in der engeren Wahl der Nijmeger Magistrate für den Aufbau der neuen Hohen Schule gewesen, denn man hatte das Ziel, möglichst schnell eine moderne und konkurrenzfähige Universität zu etablieren und setzte dazu auf international bekannte Professoren mit einer offenen Geisteshaltung cartesianischer Prägung.6 Der ambitionierte Stadtrat Nijmegens fragte – vermutlich nur auf schriftlichem Wege – zunächst an, ob Wittich an einer Berufung interessiert sei und lockte vor allem mit einer deutlichen finanziellen Verbesserung.7 Bereits am 07. März 1655 hatte Wittich auf Einladung der Kuratoren, nachdem er ein grundsätzliches Interesse an der Stelle zu erkennen gegeben hatte, Berufungsgespräche vor Ort geführt und seine jährliche Besoldung von ursprünglich 1000 Gulden auf 1200 hochhandeln können.8 Da auch die privaten Kollegs wesentlich mehr Hörergelder einbrachten als in Duisburg, war der finanzielle Anreiz für Wittich erheblich.9 Neben seiner fachlichen Kompetenz machte ihn seine beim Aufbau der Duisburger Universität gesammelte Erfahrung für die Nijmegener zu einem reizvollen Kandidaten.10 Das Projekt war für die Stadt aufgrund der Konkurrenzsituation zu der protegierten Universität von Harderwijk nicht ohne Risiko, so dass man seine Kompetenzen gut gebrauchen konnte. Wittich musste sich bei den Berufungsverhandlungen zu einem Amtsantritt innerhalb von drei Monaten verpflichten. Zudem erklärte er 6 Die Berufungen wurden vom Stadtrat seit Beginn des Jahres 1654 geplant und koordiniert. Vgl. Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 18. 7 Vgl. dazu Bots, benoemingsbeleid, 28f. und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 19f. Bevor man jedoch ernstlich an Wittich herangetreten war, hatte man zunächst den Leidener Geschichtsprofessor Georg Hornius (1620–1670) für eine Professur für Theologie und Geschichte in Nijmegen zu gewinnen versucht. Ihm wurde schließlich ein Jahresgehalt von 1500 Gulden geboten. Vgl. Bots, benoemingsbeleid, 29. Vgl. zu Hornius insgesamt Nauta, Art. Hornius (Horn), Georgius. BLGNP 2 (1983) 261–263. Trotz des finanziell reizvollen Angebots lehnte Hornius die Berufung schließlich ab. Ohne weitere Kandidaten in Erwägung zu ziehen, wurden daraufhin die Verhandlungen mit Wittich intensiviert. 8 Das Gehalt war ungleich höher als in Duisburg, wo Wittich ein Grundgehalt von 400 Talern erhalten hatte. Vgl. Hesse, Geschichte der früheren Universität in Duisburg, 18. Eine Notiz über die Bezahlung Wittich für das Jahr 1667 findet sich bei Rogge, Academie te Nijmegen, 177. Vgl. auch van Meerkerk, Art. Wittichius (2006) 141 und und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 20f. Zudem konnte es sich Nijmegen leisten, Wittich für den Umzug zusätzliche 160 Gulden auszubezahlen: Vgl. Sassen, Levensberichten, 105. 9 Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 59. Wittich berichtet in einem Brief an Clauberg, dass die Kollegs doppelt so einträglich seien: Vgl. Bots, benoemingsbeleid, 37 und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 85 mit Verweis auf einen Brief von Christoph Wittichs an Johannes Clauberg vom 11. September 1660 mit Aussagen zum finanziellen Reiz von Nijmegen. Der Brief ist ediert von Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 232–234. 10 Vgl. Bots, benoemingsbeleid, 30.

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sich bereit, zusätzlich zu theologischen Vorlesungen und Kollegs auch Hebräischunterricht anzubieten, bis ein weiterer Professor ernannt werden würde, der ihn dabei ablösen könne.11 Das Beharren auf einem schnellen Umzug nach Nijmegen und der Verzicht auf die Suche nach weiteren Kandidaten für die Professur deuten darauf hin, dass die Akademie unter einen gewissen Druck geraten war, rasch zu besetzen. Außerdem wollte man wohl Wittich schnell an sich binden, bevor von klevischer Seite Schritte gegen die Abwerbung eingeleitet werden konnten. Zusätzlich zu den finanziellen Vorteilen war eine Professur in Nijmegen ungleich förderlicher für die Karriere. Die Niederlande galten als das Zentrum kultureller Blüte und wissenschaftlichen Fortschritts und waren so reizvoller als ein Posten in der Grafschaft Mark. Auf ein endgültiges Entkommen vor öffentlichen und kirchlichen Anfeindungen gegen seine cartesianische Lehre durfte Wittich nicht hoffen, obgleich grundsätzlich eine höhere Lehrfreiheit in den Niederlanden vorherrschte und das Verlassen des Reiches für ihn durchaus einen Neuanfang bedeuten konnte.12 Während Clauberg Duisburg die Treue hielt und so zu dem bedeutendsten Cartesianer im deutschen Raum wurde, ließ sich Wittich zum ersten Theologieprofessor und rector magnificus der akademischen Schule in Nijmegen ernennen, die sich „onder zijn leiding in een bastion van het cartesianisme“13 verwandeln sollte.14 Wittich bezog vermutlich bereits in nahem Anschluss an die Berufungsverhandlungen eine Wohnung in dem ehemaligen Johanniterkloster zu Nijmegen, in dem auch die Schule untergebracht war, und nahm seine Arbeit an der im Mai 1655 eröffneten Illustren Schule als Professor für Theologie und Hebräisch auf.15 2.9.1.2 Die Universitätsgründung 1656 Am 03. Mai 1656, genau ein Jahr nach ihrer Gründung, nahm die Schule eigenmächtig das ius promovendi in Anspruch und erhob sich in den Rang einer Universität. Der Festakt war der krönende Abschluss eines überaus erfolgreichen 11 Vgl. Bots, benoemingsbeleid, 30. Vgl. auch van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 61. Bedenkt man, dass Hornius bei einem Wechsel 1500 Gulden im Jahr bekommen hätte, wird zwar deutlich, dass Wittich noch nicht den Ruf eines Spitzenprofessors erlangt hatte, aber die Tatsache, dass keine weiteren Kandidaten mehr als Alternative in Erwägung gezogen wurden und Wittich seine Besoldung erheblich erhöhen konnte, zeigt, dass er inzwischen ein gewisses Ansehen genoss und Akademiker mit seinem fachlichen Profil nicht einfach verfügbar waren. 12 Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, zum Verhältnis Duisburg – Niederlande. Vgl. besonders auch die Relativierung des Standortvorteils Niederlande bei van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 61f. 13 van Meerkerk, Art. Wittichius (2006) 141. 14 Zu der Illustris schola von Nijmegen vgl. bes. Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 21–27. 15 Vgl. Sassen, Levensberichten, 105. Bald darauf zog er in die Gouverneursgas (heute: Jodenberg). Vgl. Sassen, Levensberichten, 106.

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ersten Jahres Wittichs in Nijmegen, die Schulgründung hatte sich als ein voller Erfolg erwiesen. Von nun an gab es in Nijmegen eine Universität, die Illustris Tetrarchiae Noviomagensis Universitas, bzw. Illustere Universiteit van het Kwartier van Nijmegen, kurz, die Kwartierlijke Academie. Wittich übergab das Rektorat an den Juristen Petrus de Greve (1621–1677)16 und hielt die feierliche Rede anlässlich der Universitätseröffnung in der Stevenskerk. Er stilisiert darin Nijmegen zum Gibea Gelrica, dem Gibea im Gelderland, und bietet eine Apologie der nicht unumstrittenen Universitätsgründung anhand dieses biblischen Vergleichs.17 Dieser ermöglicht ihm, die Stadt als einen idealen Universitätsstandort zu verteidigen. Die Rede steht in einem deutlich bildungspolitischen Kontext. Wittichs Themenwahl und die Tatsache, dass die Rede auf ausdrücklichen Wunsch der Stadtverwaltung gedruckt worden ist, sprechen dafür, sie als eine Auftragsarbeit zu verstehen.18 Eine profunde Legitimierung der Universitätsgründung, die in der niederländischen Öffentlichkeit stark umstritten war, erschien trotz des Erfolges notwendig und Wittich musste aus der Perspektive des Theologen entsprechende Argumente für die weiteren Diskussionen liefern.19 Die Rede erhält dadurch den Charakter einer Programmschrift für die Universitätsdebatte und wirkt als „politiek pamflet“20. Ursache der Kritik war die starke Konkurrenzsituation der neuen Universität zu Harderwijk. Die Provinz Gelderland bestand aus drei nahezu autonomen

16 Zu de Greve und Wilhelm Soudan (Lebensdaten nicht ermittelt), dem dritten Professor des ursprünglichen Kollegiums der Illustren Schule, siehe Kapitel 2.9.2 (Professorenkollegium). Das Rektorat übernahm Wittich nachweislich noch einmal 1660: Vgl. Hermesdorf, Rumoer in de Nijmeegse Kwartierlijke Academie, 25. 17 Christoph Wittich: Christophori Wittichii Philosoph. & Theolog. Doct. eiusdemque Prof. Ord. Gibea Gelrica. Sive oratio, Qua convenientia inter Gibeam Benjaminis & Neomagum demonstratur, in Templo Majori habita, cum Recturam Magnificam in celeberrimum virum Dn. Petrum de Greve ictum transferret Die 3. Maji 1656. Noviomagi: ab Hervelt 1656. Vgl. auch Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 110f (Nr. 9.68). Die Rede wurde jüngst anlässlich des neunzigjährigen Jubiläums der philosophischen Fakultät der Radboud Universiteit Nijmegen ins Niederländische übersetzt und mit einer ausführlichen Einleitung versehen. Christoph Wittich: Het Gelderse Gibea – Apologie voor de Nijmeegse universiteit anno 1656. Door Christoph Wittich. Vertaling Vincent Hunink, inleiding Willem van der Kuijlen. Uitgeverij Vantilt/Radboud Universiteit. Nijmegen 2013. 18 Vgl. Wittich: Gibea Gelrica (1656) Vorrede [i]. Vgl. zu Entstehung und Drucklegung neben Wittich: Gibea Gelrica (1656) Vorrede [i–iii] und Einleitung [iv–viii] die fundierte Einführung von van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 9–13: Wittich benennt neben dem Wunsch von Senatoren, Kuratoren und Bürgermeistern auch die Bedingungen seines Vortrags als Motiv für die Publikation der Rede: Es sei aufgrund der Zuhörermassen schwer gewesen, ihn zu verstehen. 19 Das bringt er auch selbst in der Vorrede zum Ausdruck. Vgl. van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 12. 20 Van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 12.

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Regionen, die als kwartieren (Viertel) bezeichnet wurden.21 Die drei kwartieren waren ursprünglich dazu angehalten, sich eine Universität zu teilen und diese gemeinsam zu finanzieren. Eine wesentliche Gründungsintention der Kwartierlijke Academie war der Unmut darüber gewesen, dass die gemeinsame Academia Gelro-Zutphiana 1648 nach Harderwijk gekommen war statt nach Nijmegen. Man wollte nicht das Geld in die Nachbarstadt fließen sehen, sondern selbst die Vorteile einer Universitätsstadt genießen. Die Nijmegener Universität war also zu einem großen Teil auch eine Protestgründung gegen die Erhebung der Hohen Schule Harderwijks zur Promotionsuniversität gewesen und wurde durch die Einbehaltung der für die Geldersche Universität vorgesehenen Fördergelder mitfinanziert.22 Da aber Harderwijk bereits zuvor das Universitätsrecht für die Region bekommen hatte, war die flächendeckende Anerkennung von Nijmegens Anspruch problematisch, zumal man dort auch permanent und offensiv eine Protesthaltung an den Tag zu legen pflegte. Als Folge davon stellte z. B. der geldrische Gerichtshof keine Juristen und Anwälte mit Abschlüssen der Universität Nijmegen ein und ergriff im Konkurrenzkampf von Nijmegen und Harderwijk damit eindeutig Partei. Auch wenn die Unsicherheit der Anerkennung eines Abschlusses aus Nijmegen regional begrenzt war, wurde für viele Studenten ein Wechsel zumindest zur Graduierung z. B. nach Leiden attraktiver.23 Nichtsdestoweniger florierte die Universität in den ersten Jahren, zumal die Stadt sehr bemüht war, sie zu einem attraktiven Standort für Studenten und Professoren zu machen.24 Wittich konnte sich bereits mit Blick auf das Gründungsjahr der Hohen Schule in der Gibea Gelricaentsprechend zuversichtlich und kämpferisch geben.25 In seiner Eröffnungsrede konnte er daher Nijmegen als 21 Der vierte Teil befand sich in den damals spanisch besetzten Gebieten des Landes und gehörte somit nicht zu Gelderland. Die Universität Harderwijk lag im Viertel Arnhem. Vgl. z. B. Vermij, Calvinist Copernicans, 300. 22 Vgl. für einen Überblick zur Gründung z. B. Sassen, Kwaterlijke Hogeschool, 58–60, van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 25f. oder Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 13–30. Die Bemühungen, die Gelderse Academie nach Nijmegen zu holen, wurden sogar 1659 noch einmal erneuert, weil Nijmegen seiner Universität durch die Einrichtung eines Akademierates eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden hatte und damit alle Eigenschaften einer Volluniversität erfüllt worden waren; außerdem gab es Berichte über eine schlechte Stellung der Institution in Harderwijk. Das Bestreben blieb aber erfolglos. Vgl. dazu Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 453. Vgl. zu der Gründung in Opposition zu Harderwijk auch Rogge, Academie te Nijmegen, 154–157 und Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 451. 23 Vgl. zum Doktorgrad in Nijmegen van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 58–60, Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 29f. Vgl. zu den Wechslern nach Leiden z. B. Rogge, Academie te Nijmegen, 158f. 24 Vgl. z. B. van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 26, der darauf verweist, dass Angehörige der Universität sogar Steuerbefreiungen für Alkoholika genossen. Vgl. auch Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 451. 25 Vgl. Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461, der den optimistischen Ton

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einen Ort schildern, der mit Gott und seinen Propheten in engster Verbindung stehe wie Gibea nach 1Sam 10,5. Er bediente sich in seinem Enkomion auf die Stadt auch einer Fülle von gelehrten Argumenten und Vergleichen über die Theologie hinaus.26 Die Kwartierlijke Academie war bzgl. ihrer Größe mit Duisburg vergleichbar, die cartesianische Ausrichtung war in Nijmegen noch stärker ausgeprägt und bestimmte das wissenschaftliche Konzept der Universität. Dementsprechend begegnete man der neu gegründeten Universität allerdings auch von kirchlicher Seite mit Skepsis: Das anticartesianische Klima im Kontext der voetianischen Politik wirkte sich auf die Beurteilung der theologischen Fakultät Nijmegens stark aus und stellte auch Wittich als verantwortlichen Theologen des Lehrkörpers wieder in ein kritisches Licht.27 Während Nijmegen ähnlich wie Duisburg mit einem cartesianischen Profil um Studenten wie Professoren warb, bezog die Konkurrenzuniversität Harderwijk (ebenso wie das benachbarte Gymnasium in Deventer) eine profiliert anticartesianische Position gegen die Kwartierlijke Academie.28 Die Zahl der Nijmegener Studenten während der Anfangszeit dürfte bei mindestens 60 bis 70 pro Jahr gelegen haben. Darin spiegelte sich zwar ein guter Start, gemessen an anderen niederländischen Universitäten lag die Zahl damit jedoch immer noch weit unter dem Durchschnitt.29 Nijmegen musste um Studenten kämpfen und setzte dazu vor allem auf gute Professoren.

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von Wittichs Rede für die neue Universität aufgrund des erfolgreichen ersten Jahres der Hohen Schule betont. Die aus Ri 19–21 bekannten „Schandtaten Gibeas“ übergeht er in seiner Gleichsetzung. Wittich bietet stattdessen eine Reihe von Vergleichen aus Bibel und griechisch-römischer Antike, Etymologien, Argumente aus der Stadt- und Kirchengeschichte und antikatholische Polemik in seinem Enkomion auf Nijmegen. Neben der Zurschaustellung von breiter Gelehrsamkeit ist von van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 13 eine fehlende Transparenz Wittichs bei der Identifikation seiner Quellen beobachtet worden. Der Kern des Gibea-Vergleiches stützt sich auf vier Punkte. Erstens bedeutet Gibea übersetzt Hügel. Auch Nijmegen sei hoch gelegen. Derartige Anhöhen seien Orte, an denen die Musen sich aufhielten, so dass sie sich für eine Universität besonders eigneten. Eine zweite Parallele ergebe sich durch die Lage Gibeas im Gebiet Benjamins an der Grenze zum nördlichen, abtrünnigen Königreich Israels. Ebenso sei Nijmegen eine protestantische Region an der Grenze zu ungläubigen, nämlich katholischen, Gebieten. Wie Gibea komme der Stadt daher ein Wächteramt gegen den Unglauben zu. Nijmegen und Gibea seien drittens beide politisch relevante Verwaltungs- und Machtzentren mit königlicher Residenz. Schließlich seien beide Orte des Glaubens: Gibea habe eine Prophetenschule beherbergt, während Nijmegen sowohl die ersten Christen als auch die ersten Protestanten in den Niederlanden repräsentiere. Die theologische Fakultät der neu gegründeten Universität lässt sich so in Parallele zu der Prophetenschule von Gibea setzen. Vgl. die Zusammenfassung von Wittich: Gibea Gelrica (1656) [viii–xli] in der Einführung von van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 10–13. Dementsprechend lesen wir in der Gibea Gelrica auch keine Anspielungen auf die cartesianische Philosophie. Vgl. van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 13. Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 58. Diese Schätzung für die Jahre 1658–1665 beruht auf der Rekonstruktion der Matrikel. Vgl.

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2.9.2 Das Professorenkollegium an der Kwartierlijke Academie Durch einen Blick auf das Professorenkollegium in Nijmegen zeigt sich zweierlei. Vor allem lässt sich so Wittich unmittelbares akademisches Umfeld fassen, mit dem er in Austausch stand. Sein cartesianisches Netzwerk beginnt an der eigenen Universität. Daran wird zweitens deutlich, in welchem Zusammenhang die Berufung Wittichs nach Nijmegen steht. Nijmegen wollte sich gezielt cartesianisch profilieren und hat Wittich daher die Möglichkeit gegeben, eine cartesianisch ausgerichtete Berufungspolitik mitzugestalten. Die Berufungspolitik Nijmegens zeichnete sich bei dem an sich nicht unüblichen Abwerben von Professoren anderer Universitäten durch eine gewisse Forschheit aus, die sich vielfach auch auszahlte.30 Auch die Universität Duisburg war dem Druck durch Nijmegen ausgesetzt, denn der Weggang Wittichs blieb kein Einzelfall.31 Besoldung und Lehrfreiheit waren wirksame Werbemittel. Bereits 1656 wechselte pünktlich zur Universitätsgründung Johannes Schultingh (?– 1666)32 von Duisburg nach Nijmegen, der eine Professur für Rhetorik und Geschichte übernahm. 1661 folgte der Mediziner Theodor Craanen (1620–1689), der in Nijmegen Philosophieprofessor wurde.33 Vom direkten Konkurrenten

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Bots, benoemingsbeleid, 35f. Vgl. dazu Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 90–93. Leiden hatte aber z. B. bis zu 1000 Studenten, auch die anderen Universitäten oft mehrere hundert pro Jahr. Das Wachstum der Studentenzahlen in Nijmegen ist dennoch bemerkenswert. Das Universitätsgebäude war schnell ausgelastet und man musste mitunter in die Stevenskerk ausweichen. Vgl. van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 257. Vgl. zur Berufungspolitik der Illustre Academie Nijmegens besonders den Aufsatz von Bots, benoemingsbeleid, 25–61. Es wurden Gelehrte mit internationalem Ruf umworben, die bereits an anderen Universitäten beschäftigt waren, wie z. B. Antonius Matthaeus (1601–1654) aus Utrecht und Johannes Jacobus Wissenbach (1607–1665) als erster und zweiter Kandidat für die Juristische Professur. Der bereits erwähnte Leidener Historiker Georgius Hornius (1620–1670) als erster Wunschkandidat für den theologischen Lehrstuhl war ebenso ein Beispiel für das systematische Abwerben wie Wittich selbst. Vgl. auch Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 18–21. Mit Duisburg konkurrierte man zudem auch um die Studenten: Zahlreiche Wechsel lassen sich rekonstruieren. Vgl. zu einem Vergleich und zur Konkurrenzsituation zwischen Nijmegen und Duisburg van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 58f.62f. Vgl. auch Lindeboom, Het erste lesrooster, 395. Wesel und Kleve wurden ebenso gezielt umworben, wie niederländische Provinzen: Vgl. Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 24. Vgl. zur Berufung von Schulting Bots, benoemingsbeleid, 31–33. Favorisiert war ursprünglich der Deventer Philologe Tanaquilius Faber (Tannaguy Lefevre, 1615–1665), der jedoch einen Ruf nach Leiden vorzog. Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 59. Vgl. zu Craanen bes. LuyendijkElshout, Art. Craanen, Theodoor (1620–89). DSECDP (2003) 1, 227f. Wie Trevisani, Descartes in Deutschland, 82 überzeugend darlegt, verließ Craanen Duisburg wohl vor allem aufgrund der ungünstigen Arbeitsatmosphäre, die durch den dortigen anticartesianischen und als streitsüchtig geltenden Mediziner Johann Bernard Daniels (Lebensdaten nicht ermittelt) geschaffen worden war. Diesen wiederum verband eine gemeinsame Studienver-

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Harderwijk war auch der erste Rektor der Universität, Petrus de Greve, durch ein verlockenderes Gehalt abgeworben worden34. Das Professorenkollegium der neu gegründeten Universität bestand 1656 einerseits aus den bereits für die Einrichtung der Hohen Schule rekrutierten drei Professoren von 1655: Neben Wittich und de Greve war der Philosophieprofessor und Pfarrer der wallonischen Gemeinde Wilhelm (Guillaume) Soudan (Lebensdaten nicht ermittelt)35 Teil des Kollegiums. Es wurde dann bei Universitätsgründung ergänzt durch den Mediziner Emanuel de Mandeville (1611– 1660)36 und Johannes Schulting.37 Wittich teilte seinem Freund Clauberg in einem Brief vom 13. November 1657 mit einer deutlichen Zufriedenheit mit, dass das Kollegium gut harmoniere („Nos hic unanimes vivimus […]“) und er besonders effektiv mit Soudan zusammenarbeite38 – der Philosophieprofessor näherte sich

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gangenheit mit Wittich und Clauberg. Vgl. auch Trevisani, Descartes in Deutschland, 79f. (Anm. 196). Vgl. zu ihm Sassen, Levensberichten, 108f. Auch in Harderwijk hätte er das Rektorat bekleiden können. Dem berühmten Professor folgten zahlreiche Studenten aus der Universität nach. Vgl. Bots, benoemingsbeleid, 30f., Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 21 und Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 452. Vgl. Sassen, Levensberichten, 109f. Der gebürtige Franzose war seit 1653 Pfarrer der wallonischen Gemeinde in Nijmegen und hatte bereits vor der Schuleröffnung philosophisch disputieren lassen. Er war Professor bis 1660 und wurde bei einem Gehalt von 500 Gulden als erster Gelehrter für die Akademie verpflichtet. Vgl. auch Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 20. Vgl. Sassen, Levensberichten, 112 und van den Boom/Driessen, studenten van de Kwartierlijke Akademie, 112–114: Nach seiner Tätigkeit an der Lateinschule in Nijmegen wurde er 1656 Prof. für Medizin an der neuen Universität für ein Jahresgehalt von 250 Gulden. Parallel war er Stadtmedikus von 1636–1660. Bereits 1660 übernahm sein Sohn Walter (Wolter) de Mandeville (1637–1662) ebenfalls eine medizinische Professur und assistierte noch kurze Zeit seinem Vater, bevor er dessen Nachfolge antrat. Auch Walter verstarb jedoch bereits 1662, so dass er an der Universität kaum wirken konnte; die kurzzeitige Erweiterung des Kollegiums um eine medizinische Professur war immerhin ein Zeichen für die florierende Situation in Nijmegen: Vgl. Sassen, Levensberichten, 118 und van den Boom/Driessen, studenten van de Kwartierlijke Akademie, 112f.; vgl. auch Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 453f. und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 77–79. Die Nachfolge auf dem Lehrstuhl trat Thomas Pels (gest. 1702) an, nachdem der ebenfalls medizinisch geschulte Nachfolger von Soudan, Theodor Craanen, den Unterricht in Vertretung des Lehrstuhlinhabers übernommen hatte. Vgl. Sassen, Levensberichten, 123. Vgl. zur Medizin in Nijmegen besonders Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 31–93. Vgl. Lindeboom, Het erste lesrooster, 399f. und Sassen, Levensberichten, 110–112 sowie von Roden, Universität Duisburg, 222 und 271. Zum Berufungsverfahren vgl. vor allem Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 26f. Ironischerweise versuchte ausgerechnet der Herborner Cartesianismusgegner Cyriacus Lentulus die Nachfolge Schultinghs in Duisburg anzutreten, was Clauberg jedoch zu verhindern wusste. Vgl. von Roden, Universität Duisburg, 222. Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657, ediert von Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231: „Nos hic unanimes vivimus, praesertim cum Dn. Soudan jam totus sit noster factus […].“

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unter seinem Einfluss immer weiter dem Cartesianismus an und schien insofern gut in die Atmosphäre der Universität zu passen.39 In demselben Brief berichtete er auch von seiner Freude über die Berufung des cartesianisch beeinflussten Mathematikers Christian Otter (Otterus; 1598–1660) als sechsten Professor.40 Als 1660 Soudan öffentlich des Ehebruchs angeklagt und aus der Stadt verbannt wurde,41 suchte man, der Berufungspolitik der Kwartierlijke Academie entsprechend, wiederum in Duisburg Ersatz. Man war sich schnell einig, dass Clauberg die ideale Neubesetzung für die philosophische Professur sei und benutzte Wittich als Mittelsmann, um den Freund für die Universität zu gewinnen.42 Wittich war an einer Fortsetzung der produktiven Zusammenarbeit auch persönlich interessiert und warb mit dem descartesfreundlichen Klima für seine Universität.43 Am 18. November 1660 war Clauberg nach Nijmegen eingeladen worden und Wittich führte das Verhandlungsgespräch.44 Nicht nur im Falle Claubergs griff Wittich in Berufungsfragen auf das cartesianische Netzwerk zurück, das er mit der neuen Universität stärken und ausbauen wollte. Ein weiterer Kandidat war Johannes Braun (Jean Brun; 1628–1708), 39 Vgl. auch Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 75f. 40 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657, ediert von Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231. Vgl. zu Otter Sassen, Levensberichten, 113 und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 75: Vor seiner Professur in Nijmegen war Otter von 1647–1658 Mathematiker am Hof des Kurfürsten von Brandenburg. 41 Vgl. für die Details des Ehebruchprozesses – Soudan hatte ein Kind mit seiner Haushälterin gezeugt, was nicht zuletzt aufgrund seines Amtes als Pfarrer als besonders brisant empfunden wurde – Sassen, Levensberichten, 109f. und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 75. 42 Vor Clauberg scheint man aber immerhin auch kurz an den Sohn des Leidener Professors Adam Stuart, David Stuart (Steuart; Lebensdaten nicht ermittelt), gedacht zu haben, gegen den Wittich sich aber einsetzte, zumal Lambert van Velthuysen offenbar von ihm abgeraten hatte. Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 22. November 1660, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 235. 43 In Christoph Wittichs Brief an Johannes Clauberg vom 11. September 1660, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 233f., heißt es: „omnes Professores tibi favemus“. Wittich drängt seinen Freund zur Eile, mahnt ihn aber zur vorläufigen Geheimhaltung des Angebots gegenüber den Duisburger Kollegen und der Obrigkeit. Er stellt in Aussicht, dass Clauberg mit ihm und Schulting seine alten Freunde aus Duisburg bei sich haben werde und dass außerdem ihr Leidener Studienkollege Frans Burman nach Nijmegen kommen könnte. Die Vorzüge Nijmegens vor Duisburg betont er ebenso („Quis vero non hic mallet vivere quam Duisburgi […].“) wie die in Aussicht gestellte Stellung als Professor für Theologie und Philosophie. Schließlich lockt er mit dem besseren Gehalt (1100 Gulden Jahresgehalt seien anzustreben und außerdem: „Ex collegiis duplum pretium hic reportabis, sc. Pro collegio 4 aut 5 mensium 4 Imperiales.“). Vgl. auch van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 59.61f. 44 Wittich bot ihm im Namen der Kuratoren ein Jahresgehalt von 1000 bis 1100 Gulden an. Vgl. zu den Berufungsplänen auch den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 22. November 1660, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 235. Vgl. zudem Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 76. Claubergs Verhandlungen mit Nijmegen waren fortgeschritten und von ernster Absicht, wie sein persönlicher Besuch belegt.

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der als Absolvent der Leidener Universität mit dem Cartesianismus vertraut war. Er kam 1660 nach Predigertätigkeiten in Zeeland und Delft gerne nach Nijmegen, um der wallonischen Gemeinde als Prediger zur Verfügung zu stehen.45 Er wurde zu einem verlässlichen Mitglied des cartesianischen Netzwerkes.46 Es ist plausibel, dass er auch Lehrverpflichtungen übernommen hat, ohne dass dies jedoch sicher belegt wäre.47 Man hatte Soudans Ämter zwischen Professur und Predigerstelle geteilt, so dass Brauns Berufung keine Alternative zu den Verhandlungen mit Clauberg dargestellt hatte. Parallel hatte sich die Universität Nijmegen auch um eine zusätzliche Berufung des renommierten Cartesianers Frans Burman bemüht, der als Prediger in Hanau tätig war, sich aber dafür entschied, seine Karriere nicht in Nijmegen, sondern 1661 als Subregent des Statencollege in Leiden fortzusetzen.48 Während der Berufungsverhandlungen mit Clauberg konnte Wittich jedoch mit der möglichen Anwesenheit Burmans, den Clauberg aus Leidener Tagen gut kannte, wie seine Mitarbeit an der Edition von Descartes’ Gespräch mit Burman belegt, für Nijmegen werben.49 Clauberg konnte tatsächlich überzeugt werden, musste jedoch trotz einer bereits gegebenen Zusage von dem Ruf Abstand nehmen. Man ließ ihn in Duisburg nicht gehen.50 Statt Clauberg kam dann – ebenfalls aus Duisburg – Theodor Craanen (1620– 1689);51 er konnte für 800 Gulden auf eine Professur für Philosophie, Medizin und Mathematik abgeworben werden und wenn er auch nicht den Ruf Claubergs 45 Vgl. zu Braun Steenbakkers (2003), Art. BRAUN, Johannes Theodor (1628–1708) 151f. und mit besonderem Bezug auf Nijmegen Sassen, Levensberichten, 116f. 46 Vgl. zum Netzwerk Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke und theologische Hauptströmungen) und Kapitel 2.10 (Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen). 47 Vgl. Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 77. 48 Vgl. zu Burman auch Kapitel 2.4.3.3 (Wittichs Hinwendung zum Cartesianismus) und Kapitel 2.10.3 (Burman, Velthuysen, Scavanten). 49 Vgl. Christoph Wittichs Brief an Johannes Clauberg vom 11. September 1660, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 233. Die Verhandlungen mit Burman scheinen sich aber über mehrere Monate hingezogen zu haben. Wittich setzte sich dabei für den Gesinnungsgenossen Burman stark ein. In einem Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 22. November 1660 schreibt er, dass Uneinigkeit in Nijmegen über den Fall Burman bestünde und er deswegen sehr beschäftigt sei: „[…] tradidi viro primario (scil. Diderick van Welderen, Vorsitzender der Kuratoren der Universität), qui Dn. Burmanno favet, de cujus vocatione inter magistratum et consistorium disceptatur […].” 50 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 02. Februar 1661, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 236: „Cl. Claubergius huc ad theologiae et philosophiae professionem evocatus, nos spe nostra destituit. Absolute enim addixerat nobis suam operam, sed nunc a suis et Electore Brandenburgico mutates a pactis discessit rationibus quibusdam adductis, quarum altera forte contractum nondum factum impedire, sed nulla factum irritum reddere potuit.“ 51 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 02. Februar 1661, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 236. Vgl. Sassen, Levensberichten, 113–115 und von Roden, Universität Duisburg, 263 sowie Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 77.79–82.

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hatte, so erhöhte seine Anwesenheit zusammen mit Wittich das Ansehen der Universität durchaus erheblich. Durch die beiden Gelehrten etablierte sich die cartesianisch orientierte Lehre an der jungen Universität nachhaltig.52 Bereits für seinen Vorgänger Soudan lässt sich durch einen Hinweis Wittichs in einem Brief an Clauberg die Verwendung von dessen Logica vetus et nova und damit ein cartesianisch orientierter Philosophieunterricht nachweisen.53 Mit Craanen setzte Wittich diesen Kurs mustergültig fort. Es grenzt an eine Unterbietung, wenn Thijssen-Schoute das Dezennium von Wittich, Braun und Craanen nur als „het Nijmeegse vorspeel“ ihrer Karrieren als cartesianische Gelehrte in Leiden und Groningen bezeichnet.54

2.10 Das cartesianische Netzwerk in Nijmegen Ausgehend von der Berufungspolitik der Kwartierlijke Akademie lässt sich exemplarisch zeigen, wie vernetzt Wittich und andere Cartesianer waren und wie sich der Ausbau der Gelehrtennetzwerke systematisch vorangetrieben wurde. Dabei ging es nicht ausschließlich um einen auf Bekanntschaft, effektive Zusammenarbeit und den gemeinsamen Einsatz für den Cartesianismus gegründeten unterstützenden Austausch, sondern auch um die strategische Aufstellung von Gesinnungsgenossen innerhalb von Kirche, Politik und Universität. Wittich hat durch seinen Beitrag zum Aufbau der cartesianischen Universität auch die Stadt Nijmegen zu einem zentralen Knotenpunkt des cartesianischen Netzwerks gemacht. Zuvor hatte er zusammen mit Clauberg bereits in Duisburg die in ihrer Studienzeit geknüpften Kontakte mit an die Universität gebracht, gepflegt und erweitert. Während Clauberg in Duisburg entsprechend weiterwirkte, garantierte Wittich nun in Nijmegen die weitere Vernetzung. In intensivster Form bestand sie zunächst wechselseitig. Die enge Verbindung der Kwartierlijke Akademie zu Duisburg war über die Besetzung der Soudan-Nachfolge mit Theodor Craanen 52 Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 60. Ein cartesianischer Philosophieunterricht in Nijmegen lässt sich durch sieben erhaltene Exercitationes De conjunctione animae cum corpore aus den Jahren 1663–1665 unter Craanen belegen. Vgl. dazu vor allem van Meerkerk, Een filosofische lessenserie. Vgl. auch Bots, benoemingsbeleid, 37f. und Bots/ Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 86 mit Verweis auf einen Brief von Samuel Tennulius an Johann Friedrich Gronovius vom 19. 09. 1666, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 240, in dem die Bevorzugung des Cartesianismus in Nijmegen verdeutlicht wird (Nijmegen sei ein Zentrum für „la ligue des cartésiens”). 53 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657, ediert von Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231: „Nos hic unanimes vivimus, praesertim cum Dn. Soudan jam totus sit noster factus, institutis duobus Collegiis, altero in tuam Logicam, altero in Principia Cartesii, quod etiam publice significavit se facturum affixo programmate.” 54 Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 555.

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und den freundschaftlichen Austausch zwischen Clauberg und Wittich bereits deutlich geworden. Gerade letzterer verdient besondere Beachtung. Die enge Zusammenarbeit von Wittich und Clauberg hat trotz der räumlichen Trennung angehalten und die cartesianische Theologie maßgeblich mitgeprägt. Von der engen Verbindung der beiden Gelehrten gibt Wittichs Beitrag zu Claubergs Leichenrede von 1665 Zeugnis.1 Die Berufungspolitik im Zusammenhang mit dem Weggang von Soudan hat deutlich gezeigt, dass Wittich bemüht war, Mitglieder des cartesianischen Netzwerkes an seine Universität zu holen. Auch mit anderen cartesianischen Weggefährten, wie z. B. Tobias Andreae, bestand über Wittich ein Austausch.2 Insbesondere anhand von überlieferten Briefen lässt sich darüber hinaus aufzeigen, wie gut Wittich von Nijmegen aus mit weiteren cartesianischen Theologen, Philosophen und Sympathisanten vernetzt war. Neben Universitätsprofessoren gehörten Privatgelehrte, Pastoren und Buchdrucker zu seinen Kontakten.

2.10.1 Johannes Coccejus und das cartesianische Zentrum Leiden Der Ursprung des cartesianischen Netzwerks ist in den späten 1640er Jahren an der Universität Leiden zu suchen.3 Insbesondere die Etablierung cartesianischen Unterrichts durch Johannes de Raey legte dafür den Grundstein. De Raey blieb zeit seines Lebens ein wichtiger Gesprächspartner seiner Schüler. Der Cartesianismus gedieh weiterhin unter der Ägide von Heidanus. Mit beiden steht Wittich in regelmäßigem Austausch. Eine besondere Rolle für die cartesianische Theologie spielte schließlich Johannes Coccejus.4 Er ist besonders deswegen besonders hervorzuheben, weil er, obgleich selbst kein eigentlicher Cartesianer, wegbereitend für eine theologische Linie geworden ist, die sich vom Einfluss der (aristotelischen) Philosophie emanzipiert hat und damit ein Interesse der Cartesianer teilte. Coccejus hat sich trotz einer gewissen Zurückhaltung immer wieder 1 Vgl. Wittich: Schöpfer ganzer welt […]. In: Hund: Oratio Funebris (1665) 33–35, hier 34f.: „ […] / Er war mein ander Ich nun lange zeit gewesen / Wir hatten manches buch zusammen durch gelesen / Auff Academien / undt daraus angemerckt / Wo durch verstandes licht sehr mercklich wird gesterckt. / Hernach sah’ Herborn auch undt Duisburg uns verbunden / Als Professoren die einander wohl verstunden / Und lebten brüderlich / einträchtig schärften ein / Der Musen volck was ihm sehr nützlich konnte seyn. / Solch unser freundschafft band kont Nymegen nicht trennen / Wiewol es bracht zu weg / daß man nicht mehr kont nennen Der leiber sichtbahr band: die freundschaft blieb fest / Dazu die briefe dann auch thäten gern ihr best. […]“. 2 So lässt sich z. B. ein Besuch Wittichs in Groningen bei Andreae für das Jahr 1667 nachweisen. Vgl. Wittich: Appendix (1672) §21,21. 3 Vgl. Kapitel 2.4.3.4 (Leiden als Geburtsort des cartesianischen Netzwerks). 4 Vgl. Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke).

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auch persönlich in das cartesianische Netzwerk eingebracht, ohne zu den engeren Mitgliedern zu gehören. Er kann zu den Ansprechpartnern des Kreises der Leidener Cartesianer gerechnet werden. Ein Einfluss coccejanischer Gedanken lässt sich dementsprechend auch für Wittich früh nachweisen, auch wenn diese nicht von Anfang an eine dominante Rolle gespielt haben.5 In die Dissertationes Duae sind sie nicht eingeflossen. Nichtsdestoweniger wird Wittich theologisch bereits in seiner Frühzeit dem Coccejanismus zugeordnet.6 Konkret nachweisbar wird dies in seiner Nijmegener Zeit. Ende der 1650er Jahre beweist Wittich gute Kenntnisse des Leidener Theologen, sowohl in seinem exegetischen Unterricht, wie sich aus den erhaltenen Kommentaren ableiten lässt,7 als auch zunehmend im Zusammenhang mit dem Cartesianismusstreit, in welchem Coccejus durch seine grundsätzliche Forderung der Trennung von Theologie und Philosophie den cartesianischen Theologen entgegenkam. Entsprechende Argumente von Coccejus hatte Wittich zur Verteidigung der Dissertationes Duae aufgenommen und Coccejus als Gewährsmann seiner theologischen Anliegen in seine Apologie eingearbeitet.8 Wittichs Coccejusrezeption wird durch den persönlichen Austausch mit dem Vordenker der Föderaltheologie abgerundet. Zu einer ersten Begegnung von Angesicht zu Angesicht war es im Jahr 1658 gekommen.9 Von da an standen die beiden Gelehrten in regelmäßigem Kontakt. So belegt ein Brief aus dem Jahr 1659 von Wittich an Coccejus seine aus dem Treffen resultierende Verbundenheit zu dem Leidener Professor.10 Aussagekräftig für das Verhältnis der beiden Gelehrten sind zwei erhaltene Briefe aus dem Jahr 1663, die Coccejus an Wittich ge-

5 In der Bremer Studienzeit kann ein Nachwirken des Coccejus vermutet werden (vgl. Kapitel 2.4.1 [Gymnasium illustre zu Bremen]), in Leiden hat Wittich Coccejus nicht angetroffen und auch bei Maresius sicher nicht viel von seiner Theologie erlernen können (Vgl. bes. Kapitel 2.4.3 [Cartesianische Studien in Leiden]). 6 Vgl. für ein jüngeres Beispiel z. B. Trevisani, Descartes in Deutschland, 31, der Wittich und Clauberg im Kontext der Duisburger Streitigkeiten in erster Linie als Coccejaner bezeichnet. 7 Vgl. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). 8 Bei der Überarbeitung seiner Dissertationes Duae im Rahmen der Abfassung des Consensus veritatis (1659) berücksichtigt Wittich nun explizit Coccejus. Vgl. Kapitel 2.12.2 (Consensus veritatis). Vgl. für direkte Beispiele z. B. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 9 (Coccejus verteidige die Übereinstimmung von Descartes mit orthodoxen Theologen) oder die Ergänzungen in Wittich: Consensus (21682) II §28,27 und III §35,28. 9 Nach Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462. 10 Vgl. Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 632: Er schätze „die Foederaltheologie des Coccejus, welche er mit Begeisterung trieb, wie das ein noch vorhandenes Schreiben an diesen aus dem Jahre 1659 bezeugt, worin sich das Geständniß Wittich’s findet, daß er aus dessen Tractate de foedere mehr heilsame Lehre geschöpft habe, als aus vielen Bänden anderer. In seiner offenen Weise schrieb er aber auch an Coccejus über das, was er in dessen Schriften für nicht richtig hielt.“ Das vollständige Zitat aus dem Brief bringt Eekhof, De theologische faculteit te Leiden, 58.

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richtet hat.11 In einem ersten Schreiben spricht jener Wittich seine Hochachtung aus und bittet ihn um Stellungnahmen zu einer seiner Veröffentlichungen, da er auf sein Urteil große Stücke halte.12 Davon, dass Wittich tatsächlich die Schrift des Coccejus gelesen und kommentiert hat, zeugt ein Brief desselben Jahres, in dem Coccejus sich bedankt und zu einzelnen Anmerkungen Wittichs Stellung nimmt.13 Es zeigen sich also eine konstruktive Zusammenarbeit und ein wissenschaftlich motivierter Austausch der beiden Professoren. Bemerkenswerterweise unterstütze Wittich Coccejus mit seiner Sichtung und Stellungnahme vermutlich im Rahmen seiner irenischen Auseinandersetzung um die Föderaltheologie gegen Vorwürfe, die von Wittichs Lehrer Maresius eingebracht worden waren.14 Diese Form des Austausches ist typisch für das cartesianische Netzwerk. 11 Vgl. die Briefe von Johannes Coccejus an Christoph Wittich vom 23. Mai 1663 und vom 08. August, jeweils aus Leiden. Die Briefe sind abgedruckt in Coccejus: Opera Omnia VIII (1701) 112.114f. Johannes Coccejus: Johannis Cocceji S.S. Th. Doct. Ac Prof. in Acad. Lugd. Batava. Opera Omnia Theologica, Exegetica, Didactica, Polemica, Philologica, Divisa In Decem Volumnia. Editio Tertia, auctior & emendatior. Tomus Octavus: Joh. Cocceji Orationes. Consilia. Epistolae. Contra Judaeos. Contra Equitem Polonum. Aphorismi. Contra Socinianos & Pontificios. Amstelodami: Blaev 1701. 12 Vgl. den Brief von Johannes Coccejus an Christoph Wittich vom 23. Mai 1663 (bei Coccejus: Opera Omnia VIII [1701] 112.): „Puto enim, te sincerius, qui extra turbam es, judicaturum.“ Die Zusendung eines neu erschienenen Werkes an Wittich begründet er folgendermaßen: „tum, quia tibi majorum debitor sum, tum, quia judicium tuum magni facio.“ 13 Vgl. den Brief von Johannes Coccejus an Christoph Wittich vom 08. August 1663 (bei Coccejus: Opera Omnia VIII [1701] 114f.) Coccejus rechtfertigt in dem Schreiben vor allem eine antisozianische Formulierung, zu der Wittich scheinbar eine präzisere oder ausführlichere Begründung empfohlen hatte. Außerdem erläutert er eine Erklärung zum siebten Schöpfungstag; dieses Thema war von einiger Brisanz aufgrund des Sabbatstreits, der noch vor wenigen Jahren so hitzig geführt worden war, dass man den Beteiligten, neben Coccejus und Heidanus auf der Gegenseite vor allem Voetius, offiziell untersagt hatte, sich weiterhin zu der Sabbatfrage zu äußern. Diskutiert wurde die Frage, ob aus der Sabbatruhe des Alten Testaments eine für Christen verbindliche Sonntagsheiligung abgeleitet werden dürfe, was Coccejus und Heidanus bezweifelten. Vgl. dazu Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603– 1669). TRE 8 (1981) 136. 14 Bei der Schrift, die Coccejus ihm zugesandt hatte, handelte es sich höchstwahrscheinlich um die Animadversiones ad LXXXIII quaestiones de vetere testamento et lege Moses, die im März 1663 erschienen waren und eine Apologie gegen die Einwände des Maresius darstellten, die dieser gegen die coccejanische Föderaltheologie vorgebracht hatte, als Coccejus sie zusammen mit seinem Respondenten Wilhelm Momma (1642–1677) in der wirkmächtigen Disputation De oeconomia temporum (Leiden 1662) entfaltet hatte. Vgl. dazu Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 136. Maresius hatte sich in den 83 Fragen, denen Coccejus die Animadversiones widmete, gegen die Momma-Disputation gewandt und war Hauptgegner in der Schrift. Bereits an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Entfremdung des Maresius von Wittich und dem Cartesianismus eine längere Vorgeschichte hatte, in der eine Kontroverse mit Coccejus eine bedeutende Rolle spielte. In den 1640er Jahren war die Beziehung zu Coccejus noch ungetrübt. Seine Theologie scheint Maresius aber ebenso oberflächlich studiert zu haben wie die Philosophie von Descartes. Auch mit ihm kam es dann am Ende der 1660er Jahre zu einer radikalen Entzweiung, da der Coccejanismus

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2.10.2 Kollegen und Mitarbeiter: Johannes Braun, Samuel Tennulius und Adriaen Wijngaerden Eine Reihe von Cartesianern haben sich in Nijmegen unmittelbar austauschen können. Die Berufungspolitik der Universität war auf die Etablierung eines cartesianisch geprägten Kollegiums ausgerichtet. Auch im weiteren Umfeld der Universität finden sich Cartesianer. Der gegenseitige Austausch befruchtete Wittichs Arbeit. Einen wichtigen Gesprächspartner fand er in dem wenig jüngeren Theologen Johannes Braun (Braunius; Jean Brun; 1628–1708).15 Ab 1654 hatte dieser in Leiden studiert und war ein enger Schüler von Heidanus und Coccejus. So avancierte er zu einem bedeutenden Mitglied des coccejo-cartesianischen Netzwerks. 1661 war er Nachfolger von Soudan als Prediger der wallonischen Gemeinde geworden. In seine Zeit in Nijmegen hat er intensiv Descartes studiert.16 Über seinen Einsatz als Professor an der Universität wird spekuliert. Es ist wahrscheinlich, dass er Wittich als Lehrer des Hebräischen und der Orientalistik entlastet hat, zumal eine derartige Unterstützung der Theologieprofessur bei Wittichs Berufungsverhandlungen vorgesehen worden war.17 Ein über die Nijmegener Zeit hinausgehender Briefwechsel belegt den fortgesetzten Kontakt Brauns mit Wittich, nachdem jener 1680 – Wittich war längst nach Leiden gewechselt – eine Professur für Theologie und Hebräisch in Groningen angenommen hatte.18 Er war insbesondere ein starker Kritiker Spinozas19 und diente Wittich bei dessen Abfassung seines Spätwerkes Anti-Spinoza (1690) in Leiden als Gesprächspartner.20 Im Jahr 1667 übernahm Samuel Tennulius (Tennuil, Ten Nuyl; 1635–1688) eine Professur für Rhetorik, Geschichte und Mathematik in Nijmegen. Tennulius hatte als Student in Leiden unter Frans van Schooten (1615–1660) den Carte-

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Nährboden für cartesianische Theologie bot. Vgl. Nauta Maresius 365f. Vgl. die ausführliche Darstellung im Kapitel Maresius 2.13.2.2 (Ursache zwei: Beziehung zu Coccejus). Vgl. zu Braun Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 487–493 und Steenbakkers: Braun, Johannes Theodoor (1628–1708). DSECDP 1 (2003) 151f.: Braun war vor allem Coccejaner und gehörte zu den engsten Schülern von Coccejus. Er rezipierte Descartes dementsprechend vor allem aus der Perspektive des Theologen mit einem methodologischen Interesse. Seine Descartesstudien begannen in den 1660er Jahren und vollzogen sich relativ unkritisch. Vgl. Steenbakkers: Braun, Johannes Theodoor (1628–1708). DSECDP 1 (2003) 151 und Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 488. Vgl. zusammenfassend Sassen, Levensberichten, 116f. Vgl. auch Rogge, Academie te Nijmegen, 170f. Eine Professur scheint Braun in Nijmegen jedoch nicht innegehabt zu haben. Vgl. den Nachweis des Briefwechsels von Wittich und Braun zwischen 1681 und 1683 in der Bibliographie. Vgl. neben Steenbakkers: Braun, Johannes Theodoor (1628–1708). DSECDP 1 (2003) 1512 z. B. Israel, Radical Enlightenment, 437–439. Vgl. zum Anti-Spinoza Kapitel 2.17.2 (Anti-Spinoza).

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sianismus bei seinen mathematischen Studien kennengelernt.21 Dieser Zugang des Universalgelehrten Tennulius zu Descartes dominierte in Kombination mit historischen Fragestellungen sein Interesse an der cartesianischen Philosophie. Seine Einbindung in das cartesianische Netzwerk ist vor allem durch seinen brieflichen Kontakt zu Wittich nach dessen Weggang aus Nijmegen belegbar.22 Zudem hat er anlässlich des Todes von Frans Burman 1679 an Wittich ein Gedicht verfasst.23 Eine Bekanntschaft Wittichs, die ebenfalls zu dem cartesianischen Kreis gezählt werden darf, gehörte nicht unmittelbar zum akademischen Betrieb: Es handelt sich um den gebürtig aus Leeuwarden stammenden Drucker und Buchhändler Adriaen Wijngaerden (um 1610–nach 1661). Bereits 1654 hatte er eine Fiale seines Buchhandels in Duisburg eröffnet – da er aufgrund seiner eigenen cartesianischen Haltung auf entsprechende Schriften spezialisiert war, versprach die bevorstehende Universitätsgründung unter cartesianischen Professoren lukrativ für ihn zu werden. Gut ein Jahr nach Wittichs Weggang, im November 1656, wurde er offiziell zum ersten Universitätsdrucker und Buchhändler ernannt. Sein Hauptsitz blieb jedoch in Leiden.24 Die berufliche Bekanntschaft mit Wittich in Duisburg könnte die Grundlage dafür geschaffen haben, dass Wijngaerden 1657 eine weitere Filiale seines Geschäfts in Nijmegen eröffnet hat. Womöglich war er auch in die Stadt umgezogen. Er druckte für Wittich 1659 die erste Auflage seines Consensus veritatis; wenngleich das Titelblatt Nijmegen als Druckort angibt, wird bezweifelt, dass diese umfangreiche und in größerer Anzahl zu produzierende Schrift tatsächlich dort gedruckt worden ist. Die Betonung von Wittichs Lehrstuhl wird dadurch aber unterstrichen.25

21 Vgl. zu diesem Petry, Art. Tennulius, Samuel (1635–88). DSECDP 2 (2003) 976–980 sowie Sassen, Levensberichten, 118f. 22 Vgl. für die bibliographischen Angaben der in Leiden erhaltenen Briefe von Tennulius an Wittich das Verzeichnis im Anhang. 23 Samuel Tennulius: Ad C. Wittichium. Deventer 1679. 24 Vgl. von Roden, Universität Duisburg, 103 und Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 44. Sein Vorgänger hatte sich als unfähig erwiesen, so dass die Universität Wijngaerden anwarb. Vgl. Reske, Buchdrucker, 172. 25 Wijngaerden war zugleich auf dem Deckblatt als Drucker und Buchhändler in Duisburg gekennzeichnet. Vgl. Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 44.117 (Nr. 11.1). Weitere Drucke von ihm lassen sich nicht in Nijmegen nachweisen. Bis 1660 war er auch in Duisburg beschäftigt; danach verschlug es ihn nach Heidelberg, von wo er 1668 nach Leiden zurückkehrte. Vgl. Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 44. Die philosophische Disposition von Buchdruckern war ein nicht zu vernachlässigender Faktor für cartesianische Autoren. Neben Wijngaerden bietet auch Louis Elzevier (1604– 1670) ein gutes Beispiel dafür. Dieser hatte selbst Philosophie studiert und einen Schwerpunkt auf Veröffentlichungen aus dem Bereich der modernen Wissenschaften und Philosophie gelegt. Vgl. dazu Hoftijzer, Art. Elzevier (1575–). DSECDP 1 (2003) 290.

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2.10.3 Frans Burman, Lambert van Velthuysen und das Collegie der Scavanten in Utrecht Frans Burman26 gehörte neben Wittich zu den bedeutendsten Theologen des cartesianischen Netzwerkes, seinen Gegnern galt er rückblickend als einer der schädlichsten und gefährlichsten Cartesianer.27 Mit ihm wird eine Schlüsselfigur des cartesianischen Netzwerkes greifbar, an der sich die gute Verknüpfung der cartesianischen Gelehrten exemplifizieren lässt. Burman vertrat die coccejocartesianische Sache von Utrecht aus. Aufgrund der gemeinsamen Studienzeit in Leiden stand er mit Clauberg in Verbindung.28 Eine zumindest mittelbare Bekanntschaft mit Wittich seit den späten 1650er Jahren ist daher wahrscheinlich. Wenngleich der Quellenbefund keine Auskunft über seine Beziehung zu Wittich gibt, lassen sich nichtsdestoweniger Indizien für einen gegenseitigen Austausch finden. Wir können zunächst vermuten, dass Wittich mit ihm im Rahmen der Berufungsverhandlungen für die Professur in Nijmegen in Kontakt gestanden hat.29 Darüber hinaus legt die Rolle, die Burman und Wittich jeweils als lokale Schlüsselfiguren innerhalb des cartesianischen Netzwerkes gespielt haben, eine Korrespondenz der beiden Professoren nahe. Um Burman hatte sich nach seinem Antritt einer theologischen Professur in Utrecht 1662 ein cartesianischer Zirkel, das sog. Collegie der Scavanten (Gemeinschaft der Gebildeten), formiert.30 Dieses stand in Opposition zu konser26 Vgl. zu ihm auch Kapitel 2.4.3.3 (Wittichs Hinwendung zum Cartesianismus). 27 Vgl. Broeyer, Burman, een coccejaan, 104. Vgl. den Aufsatz auch für eine feinsinnige Bestimmung von Burmans theologischer Position. Vgl. auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 288–296. 28 Vgl. Kapitel 2.4.3.3 (Wittichs Hinwendung zum Cartesianismus). 29 Vgl. Kapitel 2.9.2 (Professorenkollegium). 30 Eine ausführliche Betrachtung der Scavanten bietet Jan Hartog: Het Collegie der Scavanten te Utrecht. In: van Kampen, P. N. (Hrsg.): De Gids XXXIX (1876 II). Amsterdam 1876, 77– 114. Alle anderen Betrachtungen sind davon abhängig. Vgl. z. B. Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 444f., McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 322f. und Verbeek, Descartes and the Dutch, 131f. (Anm. 170). Unklar ist, ab wann genau dieser Kreis zusammenkam. Hartog beruft sich auf die Erwähnung der Gruppe in Utrechter Pamphleten, die sich ab Jahr 1673 nachweisen lassen (vgl. Hartog, Collegie der Scavanten, 87.102), Streitigkeiten zwischen coccejo-cartesianischen Gelehrten und Voetianern gab es aber natürlich bereits früher und selbst die Berufung Burmans nach Utrecht stand in einem solchen Kontext. Eine genaue Datierung der Entstehung der Scavanten ist daher schwer möglich. Hartog, Collegie der Scavanten, 102 bündelt die von ihm zusammengetragenen Konflikte zwischen Kirchenrat und Vroedschap, Voetianern und Coccejo-Cartesianern zu einer Auseinandersetzung zweier Cliquen, von denen das Collegie der Scavanten die coccejocartesianische Seite darstellt. Das Modewort Scavanten verbindet Hartog, Collegie der Scavanten, mit dem ab 1665 erscheinenden französischen Wissenschaftsmagazin Journal des Scavans. Für 1667 weist Hartog in diesem Magazin Parteinahme für den Cartesianismus nach und verweist auf Beteiligung Utrechter Gelehrter an der Erstellung des Magazins. Daher kann man spätestens für die Mitte der 1660er Jahre die Bildung des Zirkels annehmen. Vgl.

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vativen Kräften an Universität und im Kirchenrat Utrechts. Neben Burman, gehörten u. a. auch Lambert van Velthuysen, Lodewijk Wolzogen (1633–1690)31, Johann Georg Graevius (1632–1703)32, der Utrechter Philosophieprofessor Regnerus van Mansfelt (1639–1671)33 und Johannes de Bruyn (1620–1675)34 zu der Gruppe. Das Collegie der Scavanten verkörperte das cartesianische Netzwerk in Utrecht. Politisch unterstützte man die Republik von de Witt, akademisch förderte man die neue Philosophie. Dementsprechend wurde das Netzwerk nicht nur als Collegium Cartesianum, sondern auch als Collegium Wittianum bezeichnet.35 Die Veröffentlichungen einzelner Mitglieder des Kreises waren mitunter von großer Bedeutung für die Verbreitung und Verteidigung des Coccejo-Cartesianismus.36 Wittich stand nun von Nijmegen als hiesiger Kopf des cartesianischen Netzwerkes mit Mitgliedern der Scavanten ebenso in enger Korrespondenz wie Heidanus, dessen Schwiegersohn Burman geworden war, von Leiden aus. Wittich, Burman und Heidanus organisierten jeweils von ihren Standorten aus ihr

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Hartog, Collegie der Scavanten, 102f. Auf jeden Fall ist es längere Zeit vor 1672, dem Todesjahr der Brüder de Witt, aktiv gewesen. Die Pamphlete, in denen von den Scavanten gehandelt wird, sind zwar erst später datiert, sie berichten aber vom Niedergang der Scavanten und schreiben ihnen zuvor einen gewissen Einfluss zu. Vgl. Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 444. Zum Vorsitz Burmans vgl. Hartog, Collegie der Scavanten, 104. Utrechter Studenten mit Kontakt zum Collegie der Scavanten werden bei Hartog, Collegie der Scavanten, 108f. identifiziert. Ein cartesianisches Netzwerk um Burman und Wittich beobachtet bereits Maresius: De afflicto statu (1672) 17f. Vgl. dazu auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 322f., Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 292–296, van Bunge, From Stevin to Spinoza, 100, Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 444f. und Hamilton, Arabists and Cartesians at Utrecht, 98f. Vgl. zu diesem Bordoli, Art. Wolzogen, Lodewijk (1633–90). DSECDP 2 (2003) 1091–1093 und Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 288–310. Vgl. zu diesem Kan, Art. Graevius (Joannes Georgius). NNBW 5 (1921) 949. Vgl. zu diesem Bordoli, Art. Mansfelt, Regnerus van (1639–71). DSECDP 2 (2003) 672–674. Vgl. zu diesem Scheib, Art. Bruyn, Johannes de (1620–75). DSECDP 1 (2003) 175f. Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 322 und Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 294. Die Bezeichnungen entstammen einem Pamphlet zum Collegie der Scavanten von 1674. Dies gilt zunächst für apologetisch-polemische Schriften: Auf van Velthuysen ist in diesem Zusammenhang bereits wiederholt hingewiesen worden. Erwähnung verdient vor allem auch die Abgrenzung gegen Lodewijk Meyers rationalistische Schrift Philosophia Sacrae Scripturae Interpres (1666) unter der Feder von Wolzogen und die Verteidigung des Cartesianismus gegen die Angriffe von Maresius durch van Mansfelt (unter den Pseudonymen Petrus ab Andlo und Daniel ab Andlo). Vgl. dazu auch Kapitel 2.13.1 (Meyer und die Radikalisierung des Cartesianismus) und mit Nachweis der relevanten Quellen Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 368–370. Johannes de Bruyn hat eine Apologie der cartesianischen Philosophie veröffentlicht (Vgl. zu seiner Defensio Doctrinae Cartesianae [1670] Scheib: Bruyn, Johannes de [1620–75]. DSECDP 1 [2003] 175f.). Weiterhin finden sich auch Schriften wie die Synopsis theologiae (1671) von Burman, die unabhängig von konkreten Streitsituationen dazu beitrugen, die Lehren einer coccejo-cartesianischen Schule zu systematisieren und zu entfalten.

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Netzwerk und wurden so zu den einflussreichsten Denkern der cartesianischen Theologie.37 Auch andere Universitätsstädte waren angegliedert und übten einen entsprechenden Einfluss aus: „Het was eene zamenzwering over het gansche land uitgebreid. Heydanus in Leiden, Anton Perizonius in Deventer, Wittichius in Nijmegen, Bekker te Franeker, waren correspondenten van het collegie, en waren zij in nood, dan stond men elkander als een eenig man bij.“38 Insbesondere Balthasar Bekker (1634–98) gilt als einer der breitenwirksamsten Vertreter der cartesianischen Position und rezipierte maßgeblich Wittichs Schriften.39 Es lässt sich beobachten, dass man sich untereinander akademisch austauschte und gemeinsame Motive in den jeweiligen Veröffentlichungen auftauchten. Für Wolzogen, van Velthuysen, Burman und Wittich hat das jüngst Del Prete (2011) an dem für die cartesianische Theologie zentralen Beispiel der Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie überzeugend nachgewiesen.40 Man tauschte eigene Schriften untereinander aus und zitierte einander.41 Mitglieder und Sympathisanten der Scavanten wurden unter der Regierung 37 Vgl. bereits Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 363. 38 Hartog, Collegie der Scavanten, 109, der darauf verweist, dass die Scavanten 1669 Heidanus unterstützten. Vgl. Hartog, Collegie der Scavanten, 110f. Vgl. auch Hamilton, Arabists and Cartesians at Utrecht, 99. Vgl. zu Anton Perizonius (1626–1672) die Beiträge vom Verfasser in Hellekamps/Musolff, Lehrer an westfälischen Gymnasien und zu Balthasar Bekker (1634– 1698) den Artikel von Fix, Art. Bekker, Balthasar (1634–98). DSECDP 1 (2003) 74–77, van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics (1993) und bes. die Monographie von Nooijen, Bekker (2009). Bekker war, ähnlich wie van Velthuysen im Pamphletenstreit, in seinen Veröffentlichungen (bes. mit seinen vier Büchern De Betoverde Wereld: Zijnde een Grondig Ondersoek Van ’t gemeen gevoelen aangaande de Geesten, derselver Aart en Vermogen, Bewind en Bedrijf […]; In twee Boecken ondernomen. Leeuwarden 1691) eher auf eine Breitenwirksamkeit der cartesianischen Position ausgerichtet. Vgl. auch Scholder, Bibelkritik, 149.155–158. Er machte keine akademische Karriere, sondern wirkte zunächst als Lateinschullehrer in Franeker, studierte parallel an der dortigen Universität Theologie und beteiligte sich mit seiner Apologie De philosophia Cartesiana admonitio candida et sincera (1668) am Cartesianismusstreit. Später wurde er nach mehreren Zwischenstationen Prediger in Amsterdam, litt jedoch aufgrund seiner cartesianischen Position unter heftigen Anfeindungen bis hin zur Suspendierung vom kirchlichen Amt und der Anwendung der Kirchenzucht. 39 Vgl. dazu auch Kapitel 2.19 (Nachwirkung). Vgl. zu seinem Verhältnis zum Cartesianismus und seiner Rolle im Netzwerk bes. van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics, 59. 40 Vgl. Del Prete, Oltre Descartes, 34–39. 41 So kritisiert Maresius: De statu afflicto (1672) 17: „Et tanta erat necessitudo inter hos conjuratos, ut sibi invicem suos novos conceptus communicarent & ad alios missitarent.” Er belegt dies für Wittich und Burman. Eine weitere Verbindung der Gelehrten stellte möglicherweise das Journal des Scavas dar, von dem sich der Name des Zirkels vielleicht ableiten lässt und das eine internationale Plattform für den akademischen Austausch gewesen sein könnte. Überzeugt davon zeigt sich zumindest Hartog, Collegie der Scavanten, 103, der neben Velthuysen und Burman auch Wittich als Mitarbeiter des Magazins anführt. Vorsichtiger urteilt Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 444. Wittich lässt sich als Verfasser von Artikeln des Magazins nicht nachweisen.

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de Witt auch von staatlicher Seite unterstützt. Dies ging scheinbar so weit, dass sich in Utrecht Leute als Cartesianer bekannt haben, nur um dadurch ihre Karriere voranzutreiben.42 Die Beziehung von van Velthuysen und Wittich begann, wie wir gesehen hatten, als ein strategisches Bündnis im ‚Zweifrontenkrieg‘ des Pamphletenstreits und hatte ihren Ursprung damit bereits vor der Gründung des Collegie der Scavanten nach 1662.43 Der 1656 von Wittich hergestellte Kontakt wurde schnell zu einer freundschaftlichen Beziehung der beiden Gelehrten, die in zahlreichen überlieferten Briefen aus der Anfangsphase von Wittichs Zeit in Nijmegen zum Ausdruck kommt.44 So finden sich z. B. Schreiben, in denen Wittich van Velthuysen um die Unterstützung von seinen Studenten bittet, die nach Utrecht gewechselt sind.45 Ebenso hat man sich über Berufungspolitik und die Entwicklungen cartesianischer und anticartesianischer Akademiker beraten sowie die eigenen Schriften ausgetauscht und kommentiert.46 Darüber hinaus wurde auch Wittichs Auseinandersetzung mit den kirchlichen Synoden in Briefen diskutiert.47

42 So verweist Hartog, Collegie der Scavanten, 109f. auf den Schutz vor dem Kirchenrat durch Dekrete und finanzielle Begünstigungen der Scavanten. Vgl. auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 322f. 43 Vgl. zu Wittich und van Velthuysen bereits Kapitel 2.8.6 (Die zweite Phase des Pamphletenstreits). 44 Belegbar ist ein florierender Austausch bis mindestens 1661. Briefe späteren Datums finden sich darüber hinaus vereinzelt, so dass ein Bruch der Beziehung nicht anzunehmen ist. Vgl. z. B. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 14. April 1680 (Universitätsbibliothek Leiden, BPL 750), der u. a. Wittichs Auseinandersetzung mit Spinoza zum Thema hat. Hier zeigt sich der fortgesetzte akademische Austausch bis in die Spätphase von Wittichs Schaffen. 45 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 06. Juli 1657 (ediert von Bots [1992] 230) und den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 01. September 1660 (ediert von Bots [1992] 231f.). 46 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 22. November 1660. (ediert bei Bots [1992] 234f.). Vgl. zu diesem Brief im Hinblick auf die Berufungsfragen bereits Kapitel 2.9.2 (Professorenkollegium). Vgl. auch den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 02. Februar 1661 (ediert bei Bots [1992] 236) über die Absage Claubergs und zu Wittichs Lehrer Johannes des Raey. 47 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 302f. (Anm. 186 und 193) zu einem Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 07. September 1661. Vgl. zu Wittichs synodalen Streitigkeiten in Nijmegen Kapitel 2.12 (Die cartesianischen Streitigkeiten in Nijmegen).

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2.10.4 Ergebnisse: Scavanten in Nijmegen Wie Clauberg in Duisburg, Tobias Andreae in Groningen, Frans Burman in Utrecht und das Gespann Heidanus und Coccejus in Leiden war Wittich in Nijmegen die Schlüsselfigur des cartesianischen Netzwerkes. Als solche wurde Wittich auch in der akademischen Welt wahrgenommen, wie nicht nur die polemischen Schriften gegen ihn zeigen, sondern auch Auflistungen bedeutender Cartesianer.48 Mit den anderen cartesianischen Zentren stand Wittich in Verbindung. Wittich muss so als einer der zentralen Architekten des cartesianischen Netzwerkes gelten. „His letters clearly attest to an attempt to build up a coherent block in Church and university.“49 Davon zeugt neben der gegenseitigen Solidarität und dem akademischen Austausch auch die Beratung der Gelehrten über die Besetzung von Minister- und Universitätsämtern. Wie Voetius die Unterstützer seines Programms der Nadere Reformatie in ihren Karriereverläufen gefördert und zentrale Posten mit ihnen besetzt hatte, so verfuhren nun auch die Cartesianer im Aufwind der niederländischen Republik und erregen eine entsprechende Besorgnis bei ihren Gegnern.50 Wittichs Einfluss hatte vor allem im universitären Bereich Gewicht und hier sorgte er für begabte Studenten und versah die Berufungspolitik mit seiner Handschrift. Die Verbindung zu Duisburg zeigt, dass die Cartesianer trotz ihres niederländischen Schwerpunkts territorialübergreifend wirkten.51

48 Eine kurze Übersicht der wichtigsten Cartesianer von 1668 und damit auch ein Bild des Netzwerkes vermittelt der Andreae-Schüler Balthasar Bekker (1634–1698). In Bekker: De philosophia cartesiana admonitio (1668) II §7,28–30 werden neben Wittich und Tobias Andreae u. a. auch Johannes Clauberg und Daniel Lipstorp genannt. In Bekker: De philosophia cartesiana admonitio (1668) IV§2,45f. listet er die bedeutendsten cartesianischen Theologen auf und betont ihre Übereinstimmung mit der Orthodoxie. Es werden Heidanus, Burman, Clauberg und Wittich genannt. Bekker selbst hatte war selbst mit cartesianischen Denkern vernetzt. Zu seinem engeren Kreis gehörten z. B. Petrus Allinga (?–1692) und Henricus Groenewegen (ca. 1640–1692). Vgl. zu diesen auch Kapitel 2.13.5 (Rezeption der Theologia pacifica). Vgl. zu der Veröffentlichung von führenden Cartesianern bereits die Auflistung der ersten Generation der theologischen Descartesrezeption in Clauberg: Defensio (1652) V 22 (zitiert in Kapitel 2.7.2.1.2 [Lipstorp]). 49 Vermij, Calvinist Copernicans, 317. 50 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 317, der den Austausch über Studenten zwischen Wittich und van Velthuysen ebenso hervorhebt wie die Unterstützung von Johannes Braun. Die Furcht vor einem starken cartesianischen Netzwerk belegt er mit einem brieflichen Zeugnis aus dem Jahr 1666. 51 Ein weiteres prominentes Beispiel dafür, dass zugleich die Überschreitung der Konfessionsgrenzen illustriert, ist die Einbindung des Lutheraners Samuel von Pufendorf (1632– 1694). Vgl. dazu De Angelis, Anthropologien, 301f.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

2.11 Wittichs Lehrtätigkeit in Nijmegen Über eine Reihe von Quellen1 lässt sich rekonstruieren, wie sich die cartesianische Prägung der Universität Nijmegen konkret in Wittichs Unterricht niedergeschlagen hat. Nicht nur für Wittichs Biographie, sondern besonders auch für die systematische Analyse seines Œuvre ist dies sehr aufschlussreich. Zentrale Schriften entstehen aus dem Unterrichtskontext, zuvor rein apologetisch vorgestellte Leitmotive werden im Unterricht systematisiert. Die cartesianische Prägung der Universität Nijmegen wird greifbar in allen Fakultäten. Über die Philosophie hinaus findet sie sich in Mathematik, Medizin und natürlich in Wittich den theologischen Lehrveranstaltungen wieder.2 Wittichs philosophische und theologische Lehrveranstaltungen standen bei den Studenten in hohem Ansehen und scheinen stark frequentiert gewesen zu sein.3 Das erste Lektionsverzeichnis der neu gegründeten Universität aus dem Jahr 1656 ist (wohl als einziges4) erhalten: Wittich behandelte in diesem Jahr „loci communes theologici“ an jedem Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag der Woche jeweils ab 11.00 Uhr und kündigte als kostenpflichtige Lehrveranstaltungen „Collegia Theologica“ sowohl für Anfänger als auch fortgeschrittene Studenten an. Außerdem gab er, wie bei seiner Berufung vereinbart, Hebräischunterricht.5 Wittich berichtete 1657 in seiner Korrespondenz mit Clauberg, dass bereits Promotionen in Nijmegen durchgeführt würden, wenngleich das weniger häufig geschehe als in Duisburg.6

1 Eine Erschließung des Nijmegener Unterrichts kann über Briefe, Lektionsverzeichnisse, Disputationen, aus dem Unterricht hervorgegangen systematischen Veröffentlichungen und verwendete Lehrbücher angegangen werden. 2 Vgl. dazu z. B. Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 59.64–67.72f.75. 3 Vgl. Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 5. 4 Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 60. 5 Vgl. Lindeboom, Het erste lesrooster, 396 für den Abdruck des Elenchus Lectionum 1665 der Illustris Tetrarchiae Noviomagensis Universitas. Die kostenpflichtigen Kollegs, die jeder Professor nach eigenem Ermessen anbieten konnte, könnten Mittwoch und Samstag stattgefunden haben, da diese Tage von allen Fakultäten frei von öffentlichen Vorlesungen gehalten wurden; zudem waren die freien Tage wohl auch für das Selbststudium der Studenten und für die Disputationen vorgesehen. Vgl. Lindeboom, Het erste lesrooster, 399, van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 45–47 und Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 453. In einem Brief von Johann Friedrich Gronovius an Tanaquillus Faber, in dem über dessen Berufung nach Nijmegen verhandelt wurde, vom 17. August 1655, heißt es dazu relativ unbestimmt: „Quatuor aut quinque horaria spatia hebdomatim publicarum recitationum officium exigit; caeterum tempus arbitrii tui erit, et poteris ex illo plus minusve tribuere privatim audientibus, prout voles, nec sine honorario.“ Der Brief ist ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 224–226. 6 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231.

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Neben dem Theologieunterricht hat Wittich ab 1658 auch einen Teil der philosophischen Unterweisungen übernommen.7 In diesem Rahmen hat er zwar auch zum Studium von Lukrez oder Platon aufgefordert, besonders aber das Œuvre von Descartes ausgelegt.8 Seine von dem coccejo-cartesianischen Theologen Salomon van Til (1643–1713)9 posthum in Dordrecht veröffentlichten Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes geben davon ein aufschlussreiches Zeugnis. Sie basieren auf den in Nijmegen gehaltenen Kollegs über die Meditationes.10 Einen überzeugenden Rekonstruktionsversuch von Wittichs philosophischem Unterricht der Nijmegener Zeit hat van Meerkerk (1998) vorgelegt. Wittichs Kollegs über die Meditationes kann er anhand der Dissertationsschrift von Johannes Teiler (1648–1709)11 ca. auf die Jahre 1664–1668 datieren. Teiler hatte unter Craanen in Nijmegen studiert und seine Dissertation setzt eine Auseinandersetzung mit den Meditationes während des Studiums in diesem Zeitraum voraus.12 Wittich hatte zudem Clauberg in seinem Brief vom 13. November 1657 berichtet, dass er sich mit Soudan geeinigt habe, zwei philosophische Kollegs, eines über die Logik Claubergs, eines über die Principia von Descartes einzurichten.13 Wenn Wittich demnach spätestens Anfang 1658 offiziell begonnen hat, selbst philosophisch zu unterrichten, ist es wahrscheinlich, 7 Vgl. van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 52.58f. Ein Ratsbeschluss vom 13. Januar 1658 belegt Wittichs philosophischen Unterricht. In einem Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 01. September 1660 spricht er von einem seiner Studenten „in Collegiis Philosophicis et Theologicis“. Der Brief ist ediert von Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231f. 8 Vgl. van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 58 mit Bezug auf den Brief von Christoph Wittichs an Johannes Clauberg vom 13. November 1657, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231. Vgl. auch die Leichenpredigt auf Wittichs Schüler Abraham Gulich (1642–1679) für die philosophischen und theologischen Impulse in Wittichs Unterricht: Johannes Schotanus: Joh. Schotani à Sterringa Ph. D. & Professoris Oratio Funebris In V. CL. Abrahami Gulichii Philosophiae Doctoris & Professoris: Exequiis Dicta prid. Id. Januar. A. M. DCLXXX. In Templo Academico. Franeker: Gyselaar, 1680, 6.25.27. 9 Van Til war Schüler von Coccejus und Heidanus und selbst ein bedeutender Apologet der cartesianischen Theologie der Folgegeneration. Vgl. zu van Til van Meerkerk, Art. Til, Salomon van (1643–1713). DSECDP 2 (2003) 981–983. 10 Vgl. van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 58 und Wittich: Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688) Deckblatt. Wie auf dem Deckblatt („Opus posthumum ex trium exemplarium collatione“) verzeichnet lagen der posthumen Ausgabe drei Exemplare des Meditationes-Kollegs zugrunde: Wittich scheint also in mindestens drei Semestern sein Skript bearbeitet zu haben. Gelesen hat er über die Meditationes sicherlich öfters, nicht nur in Nijmegen. Vgl. auch van Meerkerk, Art. Wittichius (2006) 141. 11 Vgl. zur Vita Teilers Sassen, Levensberichten, 120f. 12 Vgl. van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 59f. Dass Teiler selbstständig die Meditationes gelesen hat, hält van Meerkerk für unwahrscheinlich. Craanen und Wittich haben sich vermutlich die philosophischen Lehrverpflichtungen geteilt und beide zu Descartes gearbeitet. 13 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231.

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dass er das angekündigte Kolleg über Descartes gehalten hat, in diesem Rahmen zuerst einige Semester sukzessiv Descartes’ Principia ausgelegt hat und danach in den 1660er Jahren zu den Meditationes übergegangen ist. Diese Aufteilung der philosophischen Kollegs dürfte demnach nach dem Weggang von Soudan auch für die Zusammenarbeit mit Craanen beibehalten worden sein.14 In den Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes folgt Wittich genau dem Text der Meditationes und kommentiert ihn in einem erklärenden Apparat ausführlich. Dem Vorwort von van Til zu den Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes nach richtet sich das Werk an Studenten der Philosophie und soll ihnen einen leichten Zugang zum cartesianischen Denken eröffnen. Wittich zeige dabei vor allem auf, dass Descartes’ Werk sich aus sich selbst heraus gegen die Angriffe seiner Gegner verteidige und man es mit Descartes selbst auslegen könne.15 Die Schrift entspricht dem typischen Umgang mit Descartes an den niederländischen Universitäten. Es wird kein Wert auf eine originelle Descartesdeutung gelegt; stattdessen begnügt Wittich sich mit Paraphrasen, Worterklärungen und Präzisierungen und verfolgt lediglich das Ziel, einen gut verständlichen Philosophieunterricht zu ermöglichen.16 Das Werk orientiert sich an der bei Elsevier erschienenen Ausgabe der Meditationes, die von Wittich neu abgedruckt und durch Fußnoten, angefangen bei dem Widmungsbrief an die Pariser Universität, über die Praefatio und die Synopse bis zur sechsten Meditation, fortlaufend kommentiert wird.17 Man hat für die philosophischen Kollegs vermutlich Descartes gelesen und dazu die Anmerkungen von Wittich entweder diktiert oder vorgetragen bekommen. Für den Unterricht der Principia ist ein ähnliches textnahes Verfahren anzunehmen. Eine solche Kommentierung lässt sich für die Principia nämlich bereits für die Herborner oder Duisburger Zeit nachweisen, wie die Dissertationes Duae zeigen.18 „In de colleges van Wittichius kregen de Nijmeegse filosofiestudenten dus een getrouwe en grondige uitleg van het werk van Descartes, waarbij de oorspronkelijke tekst op de voet zal zijn gevolgd, zoals ook elders het geval was.“19 Wittich setzt auch bei seinen Theologiestudenten eine gründliche Kenntnis der cartesianischen Philosophie voraus. In seinen Erörterungen zu dem auch in Nijmegen verwendeten dogmatischen Lehrbuch von Samuel Maresius, dem Systema, verweist Wittich neben den Meditationes und 14 Vgl. auch den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen vom 02. Februar 1661, ediert bei Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 236. 15 Vgl. Wittich: Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688), Praefatio [i–ii]. 16 Vgl. Dibon, Regards sur la Hollande, 613f. 17 Wittich benutzt die 1654 bei Elzevir erschienene Ausgabe der Meditationes für die eigene Forschung. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) IX §103,76. 18 Vgl. Kapitel Herborn 2.6.1.3 (Wittichs Berufung nach Herborn und sein Unterricht) mit Bezug auf Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 4 §§1–8,194–220. 19 van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 59.

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den Principia immer wieder auch auf die Passiones animae.20 Die Kenntnis der Schriften dürfte der Philosophieunterricht also vorbereitet haben. Philosophische Kollegs zu allen Hauptschriften von Descartes dürfen also angenommen werden. Die theologische Dimension der Aussagen von Descartes wird bei der philosophischen Auslegung durchaus berücksichtigt und manchmal auch explizit mit der Cartesianismusdebatte verknüpft.21 Der Theologieunterricht Wittichs stand im Zentrum von Wittichs Aufgaben. Die Quellenlage für seine Rekonstruktion ist lückenhaft.22 Disputationen lassen sich nur in geringer Zahl und in der Regel nur dem Titel nach nachweisen. So finden sich aus seinem Theologieunterricht zwei Disputationsreihen mit insgesamt 22 Schriften. In 16 Disputation wendete sich Wittich gegen den katholischen Missionar und Reformationsgegner Valerianus Magnis (Valerianus a Milano/von Magnis, 1586–1661), in einer weiteren Reihe, die sechs Disputationen umfasst, handelte er de fundamento verae religionis. Es finden sich zudem Hinweise auf zwei Disputationen über die Glaubensgewissheit und zwei christologische Disputationen.23 Aufgrund der schlechten Überlieferungslage ergibt sich kein voll20 Vgl. z. B. Wittich: Theologia pacifica (1671) VI §57,42f. u. ö. 21 Theologische Bezüge entfaltet Wittich immer wieder, z. B. in Bezug auf den Zweifel und die Folgen von Descartes’ Thesen für die Gotteslehre. Selten finden sich auch namentliche Verweise auf Theologen der Cartesianismusdebatte, z. B. in kritischer Abgrenzung von Revius in Wittich: Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688) 22 (Ann. e zu Med. I §9 20 AT VII). 22 Die Acta von Kuratoren und Senat hätten womöglich noch einigen Aufschluss über Unterricht und Cartesianismusstreitigkeiten gegeben, sind aber verloren. Vgl. Sassen, Kwaterlijke Hogeschool, 57. Lektionsverzeichnisse und Disputationen sind nur in sehr geringem Umfang überliefert. 23 Die Disputationes theologicae sexdecim de regula credenda contra Valerianum magnum (1656) und die Disputationes sex de fundamento verae religionis (1662) sind lediglich sekundär belegt von Sassen, Levensberichten, 106 und Kok, Art. Wittichius (Christoffel). Vaderlandsch Woordenboek 33 (1795) 19. Van Meerkerk, Een filosofische lessenserie, 47 spricht zudem von vier nachgewiesenen theologischen Disputationen der Universität, die alle von Wittich als einzigem Theologieprofessor stammen müssten, bringt zwar keine bibliographischen Angaben, bezieht sich aber vermutlich auf die Übersicht der Nijmegener Disputationen bei van den Boom/Driessen, studenten van de Kwartierlijke Akademie, 261– 268, in der sich jeweils 2 Disputationen de certitudine fidelium (1663) und de statu Christi hamiliationis [sic] et exaltationis (1663) mit Wittich als Präses finden. Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, weisen diese nicht nach. Bei ihnen finden sich auch keine über Sassen, Levensberichten, und die Hauptschriften hinausgehenden Veröffentlichungen Wittichs aus der Zeit in Nijmegen; sie erwähnen lediglich die bereits genannte Rede Gibea Gelrica von 1656, verweisen auf die von Sassen genannten Disputationsreihen mit dem Vermerk, dass kein Exemplar erhalten sei und nennen sonst – neben der von Wittich gehaltenen Leichenpredigt auf Schultingh – lediglich noch seine im Folgenden vorgestellte Schrift Consensus veritatis von 1659. Vgl. Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 110 (Nr. 9.68), 117 (Nr. 11.1), 118 (Nr. 12.9) und 170 (Nr. 49.5.10). Das jedoch zahlreiche Disputationen gehalten worden sein müssen, ist selbstverständlich. Eine Disputation unbekannten Titels weisen van den Boom/Driessen, studenten van de Kwartierlijke Akademie,

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ständiges Bild des theologischen Unterrichts. Die erhaltenen Disputationen sind jedoch ein Indiz für Wittichs insbesondere dogmatisch und kontroverstheologisch profilierte Lehre, wie sie für die reformierten Universitäten auch üblich war. Dass die Lehre sich an den Normen der Orthodoxie orientiert hat, wird nicht nur aus Wittichs Selbstverständnis deutlich, sondern ergibt sich auch aus der Notwendigkeit der Theologiestudenten, kirchliche Examina ablegen zu müssen.24 Wittich hat 1685, also weit nach seiner Zeit in Nijmegen, einen Römerbriefkommentar herausgegeben, der seinen Ursprung ebenfalls in der Lehre an der hiesigen Universität hatte.25 Darauf weist Wittich selbst in der Praefatio der Schrift hin, in der er aufzeigt, dass sein Kommentar von seinen Schülern in Nijmegen angeregt worden sei. Zwar muss bedacht werden, dass die Kollegnotizen, die dem Kommentar zugrunde liegen, im Laufe der Jahre erweitert und verändert worden sein dürften, aber der Kern der Schrift spiegelt den Unterricht in Nijmegen wider. Die dortigen Studenten hätten beständig um eine Erklärung des Römerbriefs gebeten, der ihnen offenbar große Schwierigkeiten bereitet habe. Daher hat Wittich dann die maßgeblichen Kommentarschriften seiner Zeit studiert, neben den zentralen Exegeten der Orthodoxie wie Calvin (1509–1564) oder dem philologisch versierten Hugo Grotius (de Groot; 1583–1645) vor allem und ausführlich Johannes Coccejus, und die Essenz dieser Deutungsansätze in einem fortlaufenden Kommentar zusammengestellt.26 Wittich hatte dann seine 157 z. B. noch für den Respondenten Theodorus Straetman (Lebensdaten nicht ermittelt) nach. Die Quellenlage für die Geschichte der Universität Nijmegen gilt insgesamt als nicht sonderlich gut; während sich für die rechtswissenschaftlichen und philosophischen Disputationen jedoch immerhin einige weitere Belege finden lassen (neben den bereits erwähnten Exercitationes von Craanen vgl. z. B. Rogge, Academie te Nijmegen, 157f. und vor allem zahlreiche Einträge bei Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen), ist die Überlieferungslage der theologischen Disputationen sehr dürftig. [Christoph Wittich: Disputationes theologicae sexdecim de regula credenda contra Valerianum magnum, Nijmegen 1656.] [Christoph Wittich: Disputationes sex de fundamento verae religionis, Nijmegen 1662.] [Christoph Wittich [Präses], Petrus van Haren [Respondent]: Disputatio theologia de certitudine fidelium prima. Noviomagi: ab Hervelt 1663.] [Christoph Wittich [Präses], Johan Pittenius [Respondent]: Disputatio theologia de certitudine fidelium secunda. Noviomagi: ab Hervelt 1663.] [Christoph Wittich [Präses], Willem van Gent [Respondent]: Disputatio theologica de statu Christi hamiliationis [sic] et exaltationis prima. Noviomagi: ab Hervelt 1663.] [Christoph Wittich [Präses], Petrus Johannides van Gent [Respondent]: Disputatio theologica de statu Christi hamiliationis [sic] et exaltationis secunda. Noviomagi: ab Hervelt 1663.] [Christoph Wittich [Präses], Theodorus Straetman [Respondent]: Titel unbekannt. Nijmegen. Datum unbekannt.] 24 Vgl. z. B. Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 14. 25 Vgl. Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461f. 26 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [iii–iv]. Coccejus wird von Wittich ausdrücklich hervorgehoben; dessen Kommentararbeit habe zu vielen neuen Ergebnissen geführt.

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Ergebnisse den Studenten an der Universität Nijmegen diktiert. Es handelte sich zu diesem Zeitpunkt also um eine mit dem Unterricht verbundene Auslegung, die nicht für einen langjährigen Gebrauch als Kommentar ausgearbeitet und für die Veröffentlichung vorgesehen, sondern ausschließlich für Wittich und seine Studenten nutzbringend war.27 Wittich war dann später, im Jahr 1682, gebeten worden, den Römerbrief noch einmal auszulegen und hat schließlich anhand von Leidener Disputationen die heute überlieferte und überarbeitete Version des Kommentars von 1685 erstellt.28 Die Praefatio des Kommentars weist eine sorgfältige Auseinandersetzung mit dem Römerbrief im Rahmen von Kollegs bereits in Nijmegen sowie das Diktieren der Schrift, und damit eine entsprechende Lehrveranstaltung dafür, nach. Ganz analog zur Römerbriefauslegung lassen sich Collegia Analytica zum Hebräerbrief für die Nijmegener Zeit belegen.29 Wittich hatte in seinen letzten Lebensjahren seine Unterrichtsmaterialien zu einem entsprechenden Kommentar ausgearbeitet, ihn aber nicht mehr selbst zum Abschluss bringen können. In der Einleitung der 1692 posthum veröffentlichten Ausgabe wird auf den Ursprung des Werkes in Wittichs Unterricht „vor 30 bis 35 Jahren“30, also innerhalb der ersten Hälfte seiner Phase an der Noviomagensis Universitas, verwiesen. Eine präzise Ursache für die intensive Beschäftigung mit dem Text kann anders als beim Römerbrief nicht mehr angegeben werden.31 Eine Grundlage des Kommentars war aber die Auseinandersetzung mit dem Hebräerbriefkommentar, den Coccejus 1659 veröffentlicht hatte.32 Wittich benutzte als überzeugter Schüler des Maresius in seinem eigenen Theologieunterricht dessen Lehrbuch Systema, mit dem er teilweise selbst in Groningen unterwiesen worden war.33 Bei dem Systema handelt es sich um eines 27 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [iv]. Ein Außenstehender sei zumindest auf den Austausch mit seinen Studenten angewiesen, wenn diese das Diktat zur Abschrift zur Verfügung gestellt haben. 28 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [iv–v]. Vgl. auch Kapitel 2.14.2.3 (Bibelkommentierung). 29 Vgl. zu der Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) auch Kapitel 2.14.2.3 (Bibelkommentierung). 30 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii]: „lustris abhinc sex septemve“. 31 Vgl. zu Spekulationen über Wittichs Motive Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii–iii]. 32 Johannes Coccejus: Epistolae ad Hebraeos explicatio et veritatis eius demonstration. Adornata a Iohanne Cocceio, S. Theol. in Acad. Lugd. Batava Professore. Lugduni Batavorum: Elsevirium 1659. 33 Während die Benutzung für Nijmegen sicher nachweisbar ist, kann sie auch für Duisburg zumindest vermutet werden. In Herborn hatte Wittich nur theologische Kollegs gegeben, so dass der Einsatz des Lehrbuches unwahrscheinlicher ist. Vgl. zum Systema in Wittichs eigener Ausbildung Kapitel 2.4.2.1 (Maresius: Unterricht bei einem streitbaren Theologen).

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der verbreitetsten reformierten Lehrbücher der Zeit.34 Seine Verwendung des Systema im Unterricht wurde zum Anstoß einer neuen, für Wittich geradezu lebensbestimmenden Debatte um die theologische Descartesrezeption, die er mit dessen Autor, seinem ehemaligen Lehrer Maresius, auszufechten hatte. Der Streit mit Maresius war aufgrund von dessen Ansehen für das cartesianische Lager von großer Bedeutung, für Wittich jedoch handelte es sich dabei auch um einen persönlichen Konflikt, der überschattet war von dem Bruch mit einem früheren Vorbild und Förderer. Wittich hatte, wie im Folgenden noch genauer darzustellen sein wird, das Systema im Rahmen seines dogmatischen Unterrichts kommentiert und mit Annotationen versehen, offenbar auf ähnliche Weise, wie er auch die Werke von Descartes in seinen Kollegs kommentiert hatte. Dass dabei auch Kritisches und Korrigierendes vermerkt wurde, beleidigte Maresius zutiefst und führte zu einer Entzweiung der beiden Gelehrten, die einen jahrelangen Streit zur Folge hatte, der erst mit dem Tod des Maresius endete.35 Für die Rekonstruktion von Wittichs Unterrichtspraxis und vor allem seiner theologischen Prägung während der Zeit in Nijmegen ist aufschlussreich, was er in der Theologia Pacifica, seinem aus dem Streit mit Maresius hervorgegangenen Hauptwerk, über seinen Umgang mit dem Systema schreibt:

34 Vgl. Nauta, Maresius, 396f. und Beck, Voetius, 97. Vgl. zu dem Einsatz des Systema im Unterricht (am Beispiel des Gymnasium Hammonense) Eberhardt, Rahmenbedingungen des Theologieunterrichts. Das Werk ordnet die Dogmatik folgendermaßen: De Theologiae Natura & Principio, nempe Scriptura De Dei natura & attributis De Sacro-sancta Trinitate De Dei Decretis, Providentia & Praedestinatione De Creatione Mundi, Angelorum & Hominum De Peccato & Poena Peccati De Lege Dei De Foedere Gratiae & Libero Hominis Arbitrio De Persona & Statu Jesu Christi De Officio Mediatoris De Vocatione, Fide & Justificatione De Sanctificatione & Bonis Operibus De Resipiscentia & Libertate Christiana De Glorificatione Sanctorum & Impiorum condemnatione De Ecclesiae Nomine et Partibus De Ecclesiae Forma, Notis & Adjunctis De Ecclesiae Contrariis & Hostibus De Sacramentis 35 Die Entwicklung des Streits wird nachgezeichnet in Kapitel 2.13 (Auseinandersetzung mit Samuel Maresius). Die Annotationen wurden nie von Wittich veröffentlicht und sind uns nicht erhalten. Sie ließen sich aber rekonstruieren aus ihrer kritischen Widerlegung durch Maresius: De abusu (1670), der zahlreiche Zitate aus Wittichs Kommentierung zugrunde liegen.

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Ich war es von der Zeit an gewohnt, seit ich nach Nijmegen berufen worden war, meinen Schülern das Systema Theologicae des berühmten Mannes, Herrn Samuel Maresius, zu empfehlen und dazu häufige Auslegungs- und Prüfungskollegs (expliatoria & examinatoria) abzuhalten, und das besonders deshalb, weil ich kein anderes Buch gekannt hätte, dass so bündig, konzentriert und vollständig das Mark der ganzen Theologie umfasst und die spezifischen Grundlagen der Feinde der reformierten Religion zunichtemacht. Bei dessen Erklärung meinte ich so verfahren zu müssen, dass ich das, was kürzer formuliert worden war, mehr durchgehen sollte, dass ich erklären sollte, welche Kraft in den Worten verborgen ist, dass ich die Argumente, die zugunsten der orthodoxen Lehre gelegt wurden, bekräftigen sollte und dass ich die Grundlagen, durch die die Belagerungstunnel der Gegner vernichtet wurden, verdeutlichen sollte. Weil ich aber wusste, dass dies eine Schrift von Menschenhand ist, glaubte ich nicht, dass es für mich unangemessen sei und sich mir zum Tadel wenden müsse, wenn ich mich bei der Lesung und Erklärung des Systema so verhielte, wie es Augustinus vorschreibt, dass wir uns so beim Lesen seiner und anderer Schriften verhalten müssen. […] Obwohl ich also in den meisten Dingen mit dem berühmten Mann übereinstimmte und besonders all das, was sich auf die allgemeinen Fundamente der reformierten Religion, durch die sie sich von allen anderen Konfessionen unterscheiden, bezieht, über die Maßen billigte, gab es dennoch einige Kleinigkeiten, die in keiner Weise den Kern der Religion berührten, in denen ich nicht zustimmte. Entweder nämlich tauchte irgendein Argument auf, das nicht ebenso wie andere den Sachverhalt erzeugen konnte, oder eine Schriftstelle, deren Erklärung nicht hinreichend mit dem Skopus übereinzustimmen schien aufgrund der vorangehenden und folgenden und parallelen Textstellen. Oder es wird eine Frage behandelt, die zwar nicht zwischen uns und den Feinden der reformierten Religion besteht, die aber zwischen den Wänden der reformierten Religion selbst in jede von beiden Richtungen erörtert wird, wo mir manchmal die These von anderen von uns, die hierbei teilweise abweichen, überzeugender scheint als die des berühmten Mannes. Besonders aber habe ich gewisse aus der scholastischen Philosophie entlehnte Thesen bemerkt; weil ich glaube, das diese ein Hindernis und eine Verzögerung in den Weg legen werden für die Bildung klarer und deutlicher Vorstellungen, zu denen ich meine Studenten zu führen versuche, gleichsam als das beste Fundament und Werkzeug, um große Fortschritte in kurzer Zeit zu machen, konnte ich nicht umhin, dass ich an der Stelle von diesen lehrte, was mir durch bessere Grundlagen fundierter erschien.36 36 Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [iv–vi]: „Solitus fueram ab eo tempore, quo Neomagum fui evocatus, commendare meis discipulis Systema Theologiae Celeberrimi Viri D. Samuelis Maresii, in illudque crebra Explicatoria & Examinatoria habere collegia, idque eo imprimis nomine, quod nullum aliud nossem, quod adeo succincte, vervose & plene contineret medullam totius Theologiae, atque adversariorum Religionis Reformatae fundamenta praecipua everteret. In ejus explicatione autem mihi ita censebam versandum, ut ea, quae brevius dicta erant, magis deducerem, quae vis in verbis lateret exponerem, argumenta confirmarem pro Orthodoxa doctrina posita atque fundamenta, quibus adversariorum everterentur cuniculi, explanarem. Cum vero scirem, scriptum id esse humanum, non putavi id a me alienum esse, vitioque debere verti, si in ejus lectione & explicatione sic me gererem, quomodo Augustinus praecipit, nos in suis & in aliorum scripris [sic] legendis debere versari. Sic illi Epistol CXI. Ad Fortunatianum: […]. Quamvis igitur in plurimis cum Clar. Viro consentirem, imo ea omnia, quae spectant communia Reformatae Religionis fundamenta,

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Wittich gibt hier wichtige Einblicke in seine Gestaltung des Nijmegener Theologieunterrichts. Er hat das Systema ausdrücklich in seinen Collegia explicatoria und examinatoria benutzt und dabei eine kritische Auslegung der einzelnen Loci geboten. Maresius, der seinem Buch didaktische Empfehlungen und Richtlinien zu dessen Verwendung beigefügt hat, empfiehlt in der Tat ein ähnliches Vorgehen.37 Wittich scheint das Buch grundsätzlich zügig durchgegangen zu sein und insbesondere die kontroverstheologischen Abschnitte vertieft behandelt zu haben. Er hatte dabei allerdings auch die Passagen, die ihn nicht überzeugten, infrage gestellt und das Lehrbuch auch aus der Perspektive des cartesianischen Theologen kritisiert. Dabei sind nicht die Infragestellung bestimmter Argumentationsfiguren und Auslegungen von Bibelstellen entscheidend. Aufschlussreich ist vielmehr seine Distanzierung von scholastisch geprägten Passagen innerhalb des Systema, die Wittich für das theologische Denken als kontraproduktiv empfand. Er stellt diesen eine cartesianische Methode gegenüber, die das clare & destincte percipere auch für die Theologie forderte und eine entsprechende Prägung seines Theologieunterrichts nahelegt.38 Hier zeigt sich ein wesentliches Charakteristikum cartesianischer Theologie, nämlich die Übernahme der wissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Methoden von Descartes zur Entfaltung der Orthodoxie, als Ziel auch des universitären Unterrichts. Wittich berichtet, dass er zunächst ca. drei Jahre lang auf die geschilderte Weise seine Kollegs geführt habe: Entweder bereits mit Beginn seiner Unterrichtszeit in Nijmegen ab 1655 oder spätestens einsetzend mit Gründung der per quae ab omnibus aliis sectis discernuntur, utroque pollice probarem, tamen erant quidam leviora, nihil ad summam Religionis attinentia, in quibus dissentirem. Aut enim ocurrebat argumentum aliquod, quod non aeque ac alia videretur rem conficere, vel locus Scripturae, cujus explicatio non videretur satis conveniens scopo, antecedentibus & consequentibus aut locis Scripturae parallelis; aut agitabatur quaestio, non intercedens nobis cum Reformatae Religionis hostibus, sed quae inter ipsos Reformatae Religionis parietes in utramque partem ventilabatur, ubi probabilior aliquando mihi videbatur aliorum ex nostris hic in partes discedentium sentential, quam Viri Celeberrimi. Imprimis vero deprehendebam quaedam ex scholastica Philosophia depromta, quae, quoniam Claris & distinctis conceptibus formandis, ad quos meos discipulos ducere conabar, tumquam optimum faciendorum brevi tempore magnorum progressuum fundamentum & adminiculum, censerem obstaculum & remora esse positura, non potui, quin eorum loco docerem, quae melioribus mihi videbantur stabilita fundamentis.“ 37 Vgl. dazu besonders die Einleitung zu Maresius’ Assertationes im Anhang des Systema (1662) 470f. und Nauta, Maresius, 212. Für die Gestaltung verschiedener theologischer Kollegs anhand seines Lehrbuches gibt Maresius selbst ausführliche methodische Hinweise. Vgl. Maresius: Systema (16626) Alia ad lectorem Praefatio [i–xi] und Eberhardt, Rahmenbedingungen des Theologieunterrichts. 38 Die scholastische Methode wurde zwar von Maresius in vielerlei Hinsicht verwendet, doch auch er hatte bereits begonnen, darüber zu reflektieren und kritisch zu ihr Stellung zu nehmen. Insofern setzt Wittichs Angriff gegen scholastische Reminiszenzen bei Maresius eigentlich die Stoßrichtung seines alten Lehrers konsequent fort. Vgl. z. B. Maresius: Systema (16626) 3 (Locus 1,8f.).

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Universität ab 1656.39 Ende der 1650er hatte er seine Anmerkungen zum Systema auf das Drängen von Studenten hin und trotz eigener Vorbehalte in schriftlicher Form seinen Schülern zugänglich gemacht. Die Maresius-Kritik war zumindest in gemäßigter Form bereits enthalten. Neue Studenten baten später ebenfalls um eine schriftliche Fassung und Wittich ging zunächst dazu über, seine Annotationen zu diktieren: Durch die verschiedenen Schwerpunkte in den Kollegs und die Tatsache, dass einige Studenten sich nicht auf Wittichs Diktate beschränkten, sondern die Annotationen eigenständig mit Anmerkungen aus Wittichs mündlichen Vorträgen versehen hatten, kam es zur Entstehung verschiedener Exemplare seines Maresiuskommentars, die unter den Studenten kursierten. Um Zeit zu sparen, ging Wittich ca. 1665 dazu über, nicht mehr selbst zu diktieren, sondern die Studenten auf die Annotationen ihrer älteren Kommilitonen zu verweisen und privat Abschriften zu machen. Im Examenskolleg wurde dann reihum jeweils von den Studenten auch eine aktuelle Fassung für Wittich selbst angefertigt, die jedoch nur zu einem sehr geringen Anteil tatsächlich Kritik an Maresius enthalten haben soll, während erklärende und ergänzende Partien überwogen.40 Anhand des Systema hatte Wittich gelernt, was eine orthodoxe Dogmatik ausmacht, anhand ebendieses Lehrbuches hat er es vermittelt und dabei seinen eignen Bedürfnissen angepasst. Für seinen Unterricht in Nijmegen musste er es mit den Ansprüchen cartesianischer Theologie harmonisieren und hat damit eine weitere, lebenseinschneidende Debatte um den Cartesianismus ausgelöst.

39 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [vi]: „[…] per triennium circiter in systemate isto Theologico tractando fuissem versatus […].“ 40 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [vi–vii.x]. Ein detaillierter Rekonstruktionsversuch der nicht auf uns gekommenen Annotationen, bzw. von Wittichs Exemplar, kann an dieser Stelle nicht geleistet werden, wenngleich zahlreiche Zitate daraus in den Schriften im Kontext des Streits mit Maresius enthalten sind. Man kann davon ausgehen, dass die sich im Umlauf befindenden Ausgaben sich durchaus voneinander unterschieden haben. Der Gestalt nach werden sie den von Wittich angefertigten Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes oder den Anmerkungen des Systema des Maresius in der Ausgabe von 1672 geähnelt haben: Der fortlaufende Text des Lehrbuches war durch eine Vielzahl von Anmerkungen kommentiert worden. Ein nicht geringer Anteil dieser Kommentare findet sich wieder in Zitaten in Maresius Schrift De abusu und in Wittichs Theologia pacifica. Wittich vermerkt, dass die Annotationen in der für ihn angefertigten Abschrift 50 folia, also 200 Seiten, überschritten hätten. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [x]. Vgl. auch Kapitel 2.13.3.1 (Die persönliche Ebene des Streits). Samuel Maresius: De abusu philosophiae cartesianae. Surrepente et vitando in rebus theologicis et fidei dissertatio theologica. Premessa di Giulia Belgioioso. Introduzione di Igor Agostini e Massimiliano Savini. Groningen 1670. Reprint: Hildesheim 2009.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

2.12 Die cartesianischen Streitigkeiten in Nijmegen: Wittich zwischen synodalen Auseinandersetzungen, Veröffentlichungen und akademischen Tätigkeiten bis 1670 Bedenkt man Wittichs Rolle im Cartesianismusstreit, angefangen bei den Dissertationes Duae über den Pamphletenstreit bis hin zu der Aufmerksamkeit, die ihm die Voetianer aufgrund seiner Veröffentlichungen, synodalen Vorladungen und Mitwirkung am Aufbau der Nijmegener Universität und ihrer offensiven Berufungspolitik zollten, überrascht es nicht, dass er mit seinem Wechsel in die Niederlande keineswegs der Aufmerksamkeit kirchlicher Gremien entgangen ist. Auch wenn in Nijmegen wie an vielen Universitäten der 1660er Jahre ein descartesfreundliches Klima herrschte, standen die Synoden oftmals noch unter dem Einfluss voetianisch gesonnener Theologen und wurden in der Auseinandersetzung mit den Cartesianern auch gezielt als Druckmittel eingesetzt.1

2.12.1 Die Haltung der Synode von Gelderland Mit seiner Übersiedlung nach Nijmegen befand sich Wittich im Geltungsbereich der Synode von Gelderland, die ihn ihrerseits beeinflusst durch die Resolution der Synode von Südholland von 1656 mit einem kritischen Blick auf seine cartesianische Theologie empfing.2 Da sich die Synode von Gelderland nur einmal im Jahr versammelte, zogen sich die unmittelbar einsetzenden Diskussionen um Wittich und die cartesianische Prägung der Universität von Nijmegen sehr in die Länge.3 Die Synode unterstütze die in Südholland zum Ausdruck gebrachte und auch bereits von der Universität Harderwijk umgesetzte kritische Haltung zum Cartesianismus vorbehaltlos. Zusätzlich wurde die Aufmerksamkeit auf Wittich dadurch gerichtet, dass 1656 ein Brief der klevischen Generalsynode eingegangen war, in dem man sich über den Umgang mit dem Cartesianismus informieren wollte.4 Es ist schwer vorstellbar, dass der Synode von Gelderland dabei die Vorgeschichte von Wittichs Dissertationes Duae verborgen geblieben ist. Vor allem war aber die Gründung einer cartesianisch profilierten Universität vor dem Hintergrund der Resolution der südholländischen Synode eine Provokation. Konsequenterweise wurde die Universität Nijmegen schnell zur Zielscheibe der Anticartesianer in Gelderland und Wittich als Oberhaupt der theo1 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 295–299 und Kapitel 2.8.7 (Die dritte Phase des Pamphletenstreits). 2 Vgl. Kapitel 2.8.7.3 (Von der Synode von Südholland zur Resolution der Staaten von Holland). 3 Vgl. dazu und zum Folgenden besonders Vermij, Calvinist Copernicans, 299–303. 4 Vgl. Kapitel 2.8.7.4 (Die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode).

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logischen Fakultät wurde als führender Theologe der ins Visier genommenen Universität in die Verantwortung gezogen. Dahinter stand auch der Versuch, Harderwijk als offiziell anerkannte und an die für die orthodoxe Theologie maßgebliche aristotelische Philosophie gebundene Universität der Region zu stärken. Wittichs Sympathie für die Ansätze von Johannes Coccejus, dessen Theologie bei vielen traditionalistischen Orthodoxen mehr und mehr in Verruf geriet, machte den Nijmegener Professor zusätzlich verdächtig.5 Hinzu kamen im Verlauf der Debatte Beschwerden von einer Reihe orthodoxer Pastoren aus Nijmegen, die sich über Wittich aufgrund seiner cartesianischen Lehre schließlich bei der Synode von Gelderland empörten, nachdem sie bereits zuvor gegen ihn und seinen Kollegen Craanen polemisiert hatten.6 Eine erste Reaktion auf den Cartesianismus im Kontext der Nijmegener Universitätsgründung war eine generelle Erklärung der Synode von Gelderland an alle Universitätskuratoren im Juli 1656 (also noch vor dem Beschluss der südholländischen Synode). Sie hielt darin dazu an, jeweils lokal Druck auf Universitätskuratorien auszuüben, so dass im Unterricht sorgfältig auf Formulierungen verzichtet werde, die gegenüber der Wahrheit der Heiligen Schrift als anstößig gelten müssten. Des Weiteren beschloss man, weitere Untersuchungen in den einzelnen classes vorzunehmen und vertagte das Thema auf das nächste Jahr.7 Trotz der sehr allgemein gehaltenen Formulierung war der Bezug auf den Cartesianismus vor dem Hintergrund des Pamphletenstreits ebenso offensichtlich, wie der eigentliche Adressat der Erklärung. Während die Universität Harderwijk bereits ein anticartesianisches Dekret vorbereitet hatte, das ebenfalls 1656 in Kraft trat, hatte sich die neu gegründete Universität Nijmegen provokativ cartesianisch profiliert.8 Bei der Tagung im folgenden Jahr kam die Synode, in ihrem Kurs nun bestätigt durch die Beschlüsse der Synoden von Südholland, aufgrund der Ergebnisse der classes und des gescheiterten Versuchs, bei den Kuratoren von Nijmegen zu insistieren, zu der Entscheidung, dass man sich bei der Regierung Gelderlands und auch der vereinten Provinzen für einen Beschluss gegen gefährliche Formulierungen in der Philosophie einsetzen wolle. Dabei wollte man sich an der anticartesianischen Erklärung Südhollands orientieren. Außerdem sollte eine 5 Vgl. dazu Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 456f und Sassen, Levensberichten, 105. 6 Vgl. dazu Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 83f. Ein Indiz darauf, dass diese Widerstände von Anfang an bestanden haben, gibt ein Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657 (ediert bei Bots [1992] 231): „Pastores vero nostrae urbis summo cum scandalo non obstante decreto senatus adhuc nobiscum de πρωτοκλισία [den ersten Platz] audent contendere […].“ 7 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 300 mit Belegen. 8 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 300f.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Erklärung ausgearbeitet werden, die alle Pfarramtskandidaten unterschreiben sollten und mit der man sich von jedweden der Theologie gefährlichen Prinzipien distanzierte. Schließlich sollte überprüft werden, ob Kandidaten in laufenden Verfahren in irgendeiner Form von derartigen Prinzipien beeinflusst seien, um sie ggf. ihres Amtes zu entheben.9 1658 wurden dann die angekündigten und im Laufe des Jahres ausgearbeiteten Erklärungen bestätigt, die Einbeziehung der Obrigkeit konnte erfolgen. Dazu wurde ein Schreiben an die Staaten von Gelderland aufgesetzt, das neben einer Klage über den gefährlichen neuen Weg der Philosophie eine umfangreiche Beschwerdeliste beinhaltete. Die Staaten erklärten sich bereit, gegen die gefährliche Art des Philosophierens vorzugehen, verlangten aber Spezifikationen der Vorwürfe durch die Synode: Die verantwortlichen Personen, die dieses gefährliche Philosophieren durch Lehre oder Lebensweise vermitteln, sollten namentlich genannt werden. Als die Synode sich 1659 wieder zusammenfand, beschloss man, dieser Forderung nachzukommen und veröffentlichte am 03. Oktober 1659 eine Liste von gefährlichen Aussagen, die aus sechs Zitaten bestand, von denen das erste Descartes zugeordnet war, so dass damit der Bezug zur Philosophie des Cartesianismus offen hergestellt wurde. Bemerkenswerterweise stammten jedoch alle übrigen Zitate aus den von Wittich veröffentlichten Schriften (eines aus den Dissertationes Duae und vier aus der Consideratio).10 Die Bestrebungen der Synode richteten sich damit ganz offensichtlich gegen Nijmegen und Wittich selbst. Wittich sah darin die Handschrift seiner Widersacher an der Universität Harderwijk.11 Er stellte sich auf ein Verfahren ein. Eine direkte Auseinandersetzung mit Wittich war nun unvermeidbar geworden, zumal dieser im selben Jahr mit der Veröffentlichung seines Consensus veritatis im Cartesianismusstreit eine klare Position bezog.12 Die Staaten von Gelderland ordneten an, dass die Abgeordneten der Synode zunächst informell mit Wittich, der eine öffentliche Anhörung vor einem Kirchengremium strikt ablehnte, sprechen sollten, um die Vorwürfe darzulegen. Seine Universität, die in der Affäre einen direkten Schlag gegen sich selbst sah, bei dem die inhaltliche Debatte keineswegs das Hauptinteresse ausmache, unterstützte ihren Professor.13 9 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 301 mit Belegen. 10 Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 301f. mit Belegen. 11 Vgl. den Nachweis bei Vermij, Calvinist Copernicans, 302 in dem Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 07. September 1661 (Universitätsbibliothek Leiden BPL 750). Paulus Colonius (?–1684), der führende Theologe, Coccejusgegner und Anticartesianer in Harderwijk, wird hier von Wittich verdächtigt, den Index erstellt zu haben. Vgl. zu Colonius Molhuysen, Art. Colonius (Paulus) (2). NNBW 4 (1918) 447. 12 Vgl. zu der Schrift Kapitel 2.12.2. (Consensus veritatis). Vgl. auch Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 6, der einen Zusammenhang zwischen Consensus veritatis und Wittichs Verantwortung vor der Synode betont. 13 Vgl. Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 456.

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Als die Synode dann 1660 erneut tagte, berichtete man, Wittich habe sich bereit erklärt, seine als problematisch empfundenen Aussagen umzuformulieren, so dass sie keinen Anstoß mehr erregten. Mit dieser Strategie hatte er bereits erfolgreich den Vorwürfen in Duisburg begegnen können. Die Synode von Gelderland jedoch verabschiedete nichtsdestoweniger einen Beschluss, demnach Wittichs Aussagen in der vorliegenden Form als gefährlich einzustufen seien, da selbst eine wohlwollende Interpretation nicht den Anstoß, den sie erregten, mildern könne. Dieser Umstand bedeute nämlich gerade für die Feinde der Wahrheit einen Vorteil. Zahlreiche Zitate aus Wittichs Schriften könnten die Autorität der Schrift in Zweifel ziehen. Daher solle man Wittich dazu drängen, von seinen Aussagen Abstand zu nehmen und dergleichen der Bibel schadende Äußerungen in den Staaten verbieten lassen.14 Wittich hatte sich 1660 wenig kooperativ gezeigt und weiterhin eine offizielle Anhörung verweigert. Mit diesem Konfrontationskurs riskierte er freilich Konsequenzen von kirchlicher Seite. Unter Druck gesetzt stellte er schließlich Bedingungen für eine Kompromissfindung mit der Synode: So bestand er u. a. auf die Unterstützung durch zwei weitere Professoren bei den Verhandlungen und forderte, dass im Gegenzug zu seiner Verhandlungsbereitschaft die Beteiligung der Staaten von Gelderland in der Cartesianismusdebatte gestoppt werde. Die Synode lehnte dies zwar in ihrer Resolution von 1660 offiziell ab, nichtsdestoweniger ist es bald nach der Tagung der Synode zu einer schnellen Einigung mit Wittich gekommen.15 Es ereignete sich offenbar eine Konfrontation und Aussprache in Wittichs Haus. Wittich konnte sich letztlich entlasten.16 Wittich und die Abgeordneten der Synode unterzeichneten mit zwei Zeugen eine Übereinkunft:17 Die Abgesandten der Synode erkennen darin die von Wittich gegebene Stellungnahme zum Vorwurf gefährlichen Redens an und sprechen ihn von jedwedem Verdacht frei. Die Zusammenarbeit der Synode mit den Staaten von Gelderland werde jedoch aufrechterhalten, allerdings in einem allgemeinen und nicht mit Personen verknüpften 14 Vgl. die Auswertung der zugrundeliegenden Quellen bei Vermij, Calvinist Copernicans, 302. 15 Bereits auf den 20. September 1660, also nur zwei Tage nach der Tagung der Synode, ist das Dokument aus den Akten der Synode zu dem Kompromiss datiert. Das Original ist nicht erhalten, aber eine niederländische Übersetzung bringt Balthasar Bekker im Anhang seiner De philosophia Cartesiana admonitio (1668) 145f. Vgl. eine englische Übersetzung bei Vermij, Calvinist Copernicans, 303. Vermij, Calvinist Copernicans, 303 bezweifelt einen so zeitnahen Kompromiss und datiert gegen die Quelle, da noch zwei Tage zuvor auf der Synode von einem Patt zwischen den Parteien die Rede war. Die Einigung vollzog sich aber noch deutlich vor der Tagung der Synode 1661. Auch van Meerkerk, Art. Wittichius (2006) 141 schließt sich einer Datierung auf das Jahr 1661 an. Balthasar Bekker: Balthasaris Bekker V.D.M. S.T.D. De philosophia cartesiana admonitio candida & sincera. Vesaliae: ab Hoogenhuysen 1668. 16 Vgl. van Meerkerk, Art. Wittichius (2006) 141. 17 Dabei handelte es sich nach dem Akteneintrag bei Bekker: De philosophia Cartesiana admonitio (1668) 146 um Petrus de Greve und Johannes Schultingh als Vertreter der Universität.

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Verfahren. Man wolle mit Wittich in Kontakt bleiben.18 Das Abkommen wurde dann im August 1661 von der Synode von Gelderland ratifiziert.19 Wittich erhielt also zwar eine Absolution von der Synode, blieb aber weiterhin unter Beobachtung.20 Trotzdem hatte er damit einen Erfolg erzielt, seine Gegner waren bei dem Versuch, den theologischen Kurs seiner Universität zu stoppen, gescheitert.21 Die Synode zeigte sich ihrerseits erfreut über die Wahrung des Friedens, machte die Ergebnisse der causa Witichii aber auch nicht publik. Gegenüber van Velthuysen mutmaßt Wittich in einem Brief, dass die Synode in Rechtfertigungsprobleme geraten wäre, wenn deutlich würde, dass Wittichs Zitate sinnentstellend gegen ihn verwendet worden seien.22 Dass jedoch die Lösung des Konflikts wiederum nur ein Kompromiss blieb, bei dem die Synode, in der viele die Harderwijker Universität unterstützten, derartige Zugeständnisse hatte machen müssen, sollte offenbar besser nicht öffentlich diskutiert werden. Denn es zeichnete sich darin deutlich eine Grauzone innerhalb der orthodoxen Dogmen ab, die der cartesianischen Theologie in einigen Punkten ihre Daseinsberechtigung gab. Die theologische Fakultät in Nijmegen ihrerseits musste nichtsdestoweniger weiterhin darauf achten, welche Schriften und Lehren unter ihrer Ägide verwendet wurden und was von ihren Professoren publiziert wurde. Teilweise mussten Lehrinhalte an die neue Situation angepasst werden.23

18 Vgl. den Akteneintrag bei Bekker: De philosophia Cartesiana admonitio (1668) 145f. 19 Vgl. den Akteneintrag bei Bekker: De philosophia Cartesiana admonitio (1668) 147f. 20 Dementsprechend verweist später Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [ii] in seiner Auseinandersetzung mit Wittich kritisch auf die entsprechenden Canones Synodici, die 1660 und 1661 herausgegeben wurden und „plus sonant tolerantiae & excusationis, quam justificationis & approbationis“. Wittich hatte sich seiner Meinung nach eher aus der Anklage herausgewunden als einen wirklichen Freispruch erhalten. Samuel Maresius: Indiculus Praecipuarum Controversiarum Theologicarum, Quas D. Samueli Maresio, Insistenti receptis hactenus inter Reformatos sententiis, ultro movit Clarissimus D. Christ. Wittichius, Novae Theologiae Noviomagi, Professor Cartesianus Celeberrimus, tam in suis Reprehensionibus continuis per plures annos repetitis & dictatis ad ilius Systema, quam in grandi suo opera nupero, illis propugnandis destinato, quod inscripsit Theologiam pacificam. Praemittitur Judicium de eadem Theologia Eristico-Pacifica ad ejus Praefationem. Groningae: Huysman 1671. 21 Dementsprechend kann bereits Bekker: De philosophia cartesiana admonitio (1668) VII §6,114–116 die ausführliche Auseinandersetzung der Synode mit Wittich als Beleg für die kirchliche Legitimation der cartesianischen Philosophie anführen und zitiert daher auch die Akten der Synode im Anhang seines Werkes an. 22 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 07. September 1661. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 750). Vgl. auch Vermij, Calvinist Copernicans, 303. 23 Vgl. Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 457.

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2.12.2 Wittichs vorläufiges Schlusswort zum Cartesianismusstreit: der Consensus veritatis Der Consensus Veritatis in Scriptura Divina et Infallibili revelatae cum veritate philosophica a Renato Des Cartes detecta24 wurde von Christoph Wittich zuerst 1659 veröffentlicht. Mit der Schrift zog er einen Schlussstrich unter seine akademischen Kontroversen zum Cartesianismus der 1650er Jahre. Sie darf als eines der wichtigsten Werke Wittichs angesehen werden.

2.12.2.1 Entstehung und Stellenwert des Consensus veritatis Erst in Nijmegen konnte Wittich die akademische Diskussion, die sich an den Dissertationes Duae entzündet hatte und sich im Pamphletenstreit ausgeweitet hatte, schließlich beenden. Es hatte sich bereits bei der Veröffentlichung der Consideratio (1656) gezeigt, dass die Widerlegung seiner prominentesten Gegner noch ausstand und seine Schrift selbst nur Anlass für weitere Kontroversen geworden war.25 Daher fokussierte Wittich nun 1659 noch einmal apologetisch seine Argumente in einer abschließenden, sehr breit angelegten Veröffentlichung, die die zentralen Punkte der Dissertationes Duae und der Consideratio ebenso aufgriff, wie die Gegenposition seiner Gegner. Der Consensus Veritatis bündelte somit die gesamte Debatte. Die Schrift sollte endlich völlige Klarheit über die Position der cartesianischen Theologen, ihre Argumente und vor allem ihre Übereinstimmung mit der Orthodoxie schaffen. Tatsächlich war der Consensus veritatis auch die letzte relevante Schrift in der akademischen Debatte: Wittich kam, nachdem er ihr Eröffnungsplädoyer mit den Dissertationes Duae gehalten hatte, mit dem Consensus veritatis auch ihr Schlusswort zu. Dabei ist es sicher nicht primär Wittichs überzeugender Argumentation zu verdanken, dass er hier das letzte Wort sprechen konnte, sondern eher der Tatsache, dass sich der Streit in die Länge gezogen hatte, die Fronten verhärtet waren und weitere Stellungnahmen wenig fruchtbar gewesen wären.26 Der Consensus veritatis werde, so folgert Wittich selbst in der Praefatio zur zweiten Auflage der Schrift von 1682, keiner unmittelbaren Widerlegung gewürdigt: „Adversariorum, quantum sciam, nemo refutationem huius opusculi aggressus fuit.“27 Trotz dieses Votums haben sich Gegner des Heliozentrismus 24 Vgl. zur Erstauflage des Consensus veritatis von 1659 mit dem vermeintlichen Druckort Nijmegen Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 44.117 (Nr. 11.1). 25 Vgl. Kapitel 2.8.4 (Neuveröffentlichung der Essenius-Disputationen) und Kapitel 2.8.5 (Gegenschriften). 26 Eine nützliche chronologische Übersicht der zentralen Schriften der Debatte und ihres Vorspiels ab 1648 bietet Del Prete, Tra Galileo e Descartes, 728f. 27 Wittich: Consensus (21682) Praefatio secundae Editioni [iv].

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und Cartesianismus in anderen Kontexten durchaus kritisch mit dem Consensus veritatis auseinandergesetzt.28 Die ursprüngliche Debatte kann mit dieser Schrift dennoch als beendet erklärt werden. Als ein umfassendes Werk am Ende der öffentlichkeitswirksamen Debatte etablierte sich der Consensus veritatis schnell zu einem Kompendium der cartesianischen Theologie. Daher ist das Buch sehr begehrt gewesen, wie nicht nur die späte Zweitauflage belegt, sondern Wittich auch in deren Praefatio berichtet.29 Die ursprüngliche Ausgabe erzielte horrende Preise auf Buchauktionen und war bald nur noch schwer zu bekommen.30 Aufgrund seiner ausführlichen zusammenfassenden Darstellung ist der Consensus veritatis in vielerlei Hinsicht wenig innovativ. Es werden zahlreiche Passagen aus den Dissertationes Duae und der Consideratio in neuer Zusammenstellung wiederholt, sehr oft auch wörtlich wiedergegeben und dann gegen neuere Angriffe verteidigt. Viele Kerngedanken wiederholen sich, da sie sich gegen eine Reihe von Einwänden einsetzen ließen. So erweist sich der Consensus veritatis nicht nur gegenüber den vorherigen Schriften, sondern auch in sich als sehr redundant.31 Auch Wittich selbst beschreibt in seiner Praefatio das Werk lediglich als eine Neuauflage der alten Dissertationes Duae: „est ea Dissertationum secunda Editio, dispositione commodiori & alio titulo.“32 Trotz dieser Bezeichnung darf allerdings nicht vergessen werden, dass die ursprünglichen Passagen ganz erheblich erweitert und neu arrangiert worden sind.33 Insbesondere der Aufnahme einer Vielzahl von Kri28 Maresius hat bei seinem Angriff auf Wittich in De abusu (1670) aus dem Consensus veritatis gegen ihn zitiert, wie Wittich selbst mitteilt. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxviii–xxix]. Darüber hinaus gab es durchaus auch weitere Schriften, die den Consensus veritatis angegriffen haben, die außerhalb der Debatte der reformierten Kirche um den Cartesianismus entstanden. So verweist z. B. Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 59f. auf die Widerlegungen durch den jesuitischen Astronomen Giovanni Batista Riccioli (1598–1671) und den reformierten deutschen Juristen und Astronom Peter Megerlin (1623– 1686). Diese Schriften wurden von Wittich nicht wahrgenommen. Vgl. zu Ricciolis Wittichkritik auch De Angelis, Anthropologien, 297. Eine weitere Schrift zu der Debatte wurde schließlich noch von dem Mennoniten Dirk Rembrandtsz van Nierop (1640–1683) 1661 veröffentlicht. Dieser hatte von der vorangegangene Debatte scheinbar wenig Notiz genommen, verspätet von den Pamphleten du Bois’ erfahren und eine kopernikanische Verteidigungsschrift verfasst, die jedoch unbedeutend blieb. Vgl. Vermij, Calvinist Copernicans, 293f. 29 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio secundae Editioni [iv]. Eine Analyse der Praefatio bietet auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 341–344. 30 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio secundae Editioni [iv]. 31 Vermij, Calvinist Copernicans, 148 urteilt über die Schrift: „although much more elaborate, […] just a repetition of the former.” Vgl. für eine Übersicht des Consensus veritatis auch Vermij, Calvinist Copernicans, 266f. 32 Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5. 33 Hinzu kommen ganz neue Passagen, insofern ist die Bezeichnung des Consensus veritatis als Neuauflage der Dissertationes Duae insgesamt zumindest eine Verkürzung. Sie wird aufgrund Wittichs eigener Intention nachvollziehbarer Weise von der Forschung übernommen,

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tikpunkten der einflussreichsten anticartesianischen Autoren nebst ihrer Widerlegung wird in dieser Beschreibung der Schrift nicht Rechnung getragen. Auffällig ist das verhältnismäßig späte Erscheinen des Consensus veritatis, dessen Ursache nicht ganz klar ist: Wittich hatte wohl die Publikation seiner Verteidigung ursprünglich bereits 1657 geplant und sein Manuskript in diesem Jahr Johannes de Raey anvertraut. Durch dessen Nachlässigkeit scheint sich die Drucklegung aber verzögert zu haben.34 Es sprechen nur Indizien dafür, dass Wittich die Revision seiner Frühwerke und die Aufarbeitung der Schriften seiner Kritiker als Grundlage der Abfassung des Consensus veritatis auch zum Thema seines Unterrichts gemacht hat. Umfangreiches Material für Disputationen hätte dieses Feld durchaus bieten können, entsprechende Schriften sind aber weder überliefert noch aus dem Consensus veritatis rekonstruierbar. Allerdings findet sich immerhin ein Hinweis auf einen corollarii loco verhandelten Paragraphen, der kein Zitat der Dissertationes Duae ist. So erscheint eine Einbettung neuer Abschnitte der Schrift in das Disputationswesen durchaus denkbar.35

2.12.2.2 Die Funktion des Consensus veritatis und die cartesianische Argumentationsbasis in der Praefatio Dem Consensus veritatis ist eine umfangreiche Praefatio vorangestellt. Die darin enthaltene Darstellung des Cartesianismusstreits ist im Rahmen der vorherigen Kapitel zu Wittich in Herborn und Duisburg bereits ausgewertet worden.36 Die in diesem Zusammenhang entstandenen akademischen Gegenschriften sowie die Vorwürfe des Pamphletenstreits und der synodalen Streitigkeiten zu widerlegen

vgl. z. B. Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 58 und Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 341 (Letzterer beschreibt unpräzise den Consensus veritatis als die gemeinsame Veröffentlichung von Dissertationes Duae und Consideratio in „Buchform“), ist jedoch nicht völlig zutreffend. 34 Diesen etwas unklaren Sachverhalt belegt Vermij, Calvinist Copernicans, 266 (Anm. 76), der einen Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg vom 13. November 1657 zitiert, in dem Wittich die „negligentia“ de Raeys moniert. Den Brief konnte ich nicht einsehen. Es handelt sich nicht um den von Bots, Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue, 231 edierten Brief selben Datums. 35 Wenn diese Bemerkung in einer zitierten Stelle der Dissertationes Duae auftaucht, gibt sie sicher keine verlässliche Auskunft über das Unterrichtsgeschehen in Nijmegen, sondern wurde abgeschrieben. Aussagekräftig ist dagegen Wittich: Consensus (21682) XIII §205,105f.: Hier findet sich der Hinweis „corollarii loco“ zwar als Einleitung zu einem Zitat aus den Dissertationes Duae, wobei dort jedoch der Text gerade nicht mit einer solchen Bemerkung versehen worden war. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §17,158–160. 36 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 2–5.

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war Wittichs zentrales Anliegen bei der Abfassung der Schrift.37 Dieselbe Motivation hatte Wittich bereits zur Veröffentlichung der Consideratio bewogen, die Dimension der Widerstände war nun jedoch um einiges größer geworden. Wittich formuliert hier zudem konkrete Beweisziele, die sich wiederum in völliger Übereinstimmung mit seinem Kurs in der gesamten Debatte befinden. Er stellt zunächst heraus, dass Grundlage philosophischer Erkenntnisse nicht die Heilige Schrift sein könne. Gott habe den Menschen nicht die Bibel, sondern die Vernunft dazu gegeben, dass sie den Kosmos durchdringe. Zweitens kündigt er eine Verteidigung von Descartes’ Thesen im physikalisch-astronomischen Bereich an, die den Fortschritt durch die Vernunft exemplifizierten. Naturphilosophische Erkenntnisse stünden dabei jedoch, wie bereits Descartes selbst immer betont habe, grundsätzlich nicht in Konkurrenz mit der Autorität der Bibel, die im Zweifelsfall auch gegen die Vernunftergebnisse aufrechterhalten werde. Die cartesianische Physik jedoch werde biblisch nicht widerlegt. Das belege drittens die Analyse der biblischen Sprache, die auf umgangssprachliche Formulierungen zurückgreife und daher Ungenauigkeiten beinhalte, was die Exegese der entsprechenden Bibelstellen beweise.38 Es ist gerade auch diese inhaltliche Basis, auf der Wittich den Consensus veritatis ausdrücklich als Neuausgabe seiner früheren Schriften betrachten kann. Den neuen Titel rechtfertigt er damit, dass die dank der Debatte zweifelhafte Reputation seiner Erstlingswerke nicht von vornherein Leser abschrecken solle.39 Ausdrücklich betont er zudem seine Anpassung der Formulierungen des opinioArguments in Übereinstimmung mit seiner Erklärung vor der klevischen Provinzialsynode von 1655.40 Wittich setzt dann seine Rechtfertigung der cartesianischen Philosophie fort. Die Debatte sei geprägt von einer unberechtigten Furcht vor einem neuen Arminianismus und lediglich das Ergebnis der sophistischen Vorwürfe der Anticartesianer. Diese hätten die Thesen des Cartesianismus durch die Gegenüberstellung mit der Heiligen Schrift fälschlicherweise theologisiert und in unsachgemäßer Weise Philosophie gegen Theologie aus37 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5. Vgl. Kapitel 2.8.5 (Gegenschriften). 38 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5. 39 Damit verbindet Wittich auch den Vorwurf, dass viele seiner Gegner sich mit seinen Argumenten nicht auseinandergesetzt haben, sondern ihn allein vom Titel her verurteilt hätten. Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5. 40 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5f. Diese Vorsichtsmaßnahme vermerkt er nicht ohne ironischen Unterton, da sich durch Formulierungen seine Lehrinhalte nicht änderten und er zudem an Wendungen verschiedener Theologen sowohl aus dem Utrechter Lager als auch aus procartesianischen Schriften des Pamphletenstreits anknüpft. Ohne ausdrücklichen Bezug auf die Synode zu nehmen thematisiert er die Umformulierung selbst auch in Consensus (21682) XX §§456f.,208f. Vgl. zu der Synode Kapitel 2.8.7.4 (Die Dissertationes Duae vor der klevischen Synode).

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gespielt. Die Anerkennung der biblischen Autorität durch die Cartesianer sei jedoch unbestreitbar, die Schriftauslegung ihrer Gegner hingegen problematisch. Dabei stimmten sie sogar grundsätzlich mit dem opinio-Argument überein. So kommt Wittich zu demselben Schluss, den er bereits in der Consideratio gezogen hatte: Die eigentliche Frage der Kontroverse kann sich nur noch um die Beurteilung der einzelnen Bibelstellen im Hinblick auf das kopernikanische Weltbild drehen.41 Am konkreten Beispiel zeigt Wittich dann, dass eine naturwissenschaftlich fixierte Exegese fehlschlagen müsse und verweist dabei auf die verbindliche Orientierung am Skopus der Schrift, der er die menschlichen Vorurteile entgegenstellt.42 Die cartesianische Methode, die besonders auch zur Überwindung dieser Vorurteile diene, wird im Folgenden verteidigt. Dabei betont Wittich, dass sich der verrufene cartesische Zweifel nie auf Glaubensangelegenheiten beziehe, sondern die Anfänge des Philosophierens. Die Philosophie diene der Überprüfung der eigenen Meinungen. In der Gottesfrage eröffne die cartesianische Methode dabei eine zusätzliche, natürliche Perspektive neben der des Glaubens. Weitere Grundthesen des Cartesianismus stellt er in Einklang mit den Positionen anerkannter Theologen.43 Wittich fordert daher dazu auf, den Cartesianismus objektiv und unbefangen zu prüfen, anstatt sich der allgemeinen Hetzkampagne anzuschließen: Die philosophia Cartesiana könne sich so von den Vorwürfen, religiöse Neuerungen einführen zu wollen, befreien, während man sich bei ausbleibender Prüfung und Vorverurteilung einer Ungerechtigkeit schuldig mache.44 Wittich parallelisiert die Inanspruchnahme Gottes gegen seine Veröffentlichungen durch die Anticartesianer mit dem Verhalten der Freunde Hiobs und geht dazu über, seine Kritiker namentlich anzusprechen und für ihre Polemik, Vorwürfe und Verleumdungen im Einzelnen zu tadeln. Er schließt seine Einleitung mit einer Mahnung zu Frieden und freundlichem Umgangston.45

41 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 6–8. 42 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 8. 43 Das gilt besonders für die Frage der Willensfreiheit, die sowohl Coccejus als auch andere Theologen beurteilten, wie Descartes es in den Meditationes tut. Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 8f. und Descartes: Meditationes (1641) IV 8 (AT VII 57f.). 44 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 9f. 45 Vgl. Wittich: Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 10–13 (gegen du Bois, van Mastricht, Herbinius und Revius).

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

2.12.2.3 Aufbau und inhaltliche Hauptlinien des Consensus veritatis Der Consensus veritatis unterteilt sich in 50 Kapitel, in denen Consideratio und Dissertationes Duae wiederholt, ergänzt und gegen der Reihe nach referierte Angriffe in Schutz genommen werden. Die Schrift lässt sich in vier Hauptteile gliedern:46 Teil I: Teil II: Teil III: Teil IV:

Die Trennung von Naturphilosophie und Schriftoffenbarung (I–VIII) Cartesianische Physik: Darstellung und Verteidigung (IX–XIX) Hermeneutik: Autorität und Stil der Heiligen Schrift (XX–XLIII) Harmonisierung von cartesianischer Physik und göttlicher Offenbarung (XLIV–L)

Die Umstellungen und Bearbeitungen von Dissertationes Duae und Consideratio sowie die Aufnahme zahlreicher neuer Argumente verleihen der Schrift einen eigenen Charakter und weitaus größeren Umfang,47 so dass sie eigens dargestellt werden muss. Im Folgenden wird ihr Aufbau nachgezeichnet, auf die wichtigsten Aufnahme von Passagen aus den Frühschriften (von ganzen Kapiteln bis zu Auszügen aus einzelnen Paragraphen) wird jeweils hingewiesen, die Einwände und deren Widerlegung werden jedoch nicht vollständig referiert.48 Die Struktur des Consensus veritatis und Wittichs Arbeitsweise bei der Erstellung seiner

46 Zu einer ähnlichen Gliederung kommt Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 61, der den hermeneutischen Teil weiter untergliedert in apologetische Darlegung (XX) und theologische Untermauerung seines Schriftverständnisses und insbesondere des opinio-Arguments (XXI–XXIV), die Demonstration der Aufrechterhaltung von Wahrheit und Unfehlbarkeit der Bibel (XXV–XXX), Beleg der theologischen Konsensfähigkeit seiner These (XXXI) und die Verteidigung gegen 27 Einwände (XXXIII–XLIII). Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 61–71 bietet zudem eine solide Paraphrase der Hauptgedanken des Consensus veritatis. Eine kurze gegliederte Paraphrase bringt auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 344–346. 47 Wittich hat jedoch nicht das gesamte alte Material übernommen: Besonders die Auseinandersetzung mit Cyriacus Lentulus, der in den Dissertationes Duae viel Raum gegeben wurde, ist obsolet geworden und wird nicht mehr vollständig berücksichtigt. Wittich war diesem Streit aus der Anfangszeit seines akademischen Schaffens entwachsen, Lentulus hat sich an der Debatte nach der Veröffentlichung der Dissertationes Duae nicht mehr beteiligt. Inhaltlich werden die von Lentulus kritisierten Punkte oft indirekt über die Widerlegung von Revius mitberücksichtigt. 48 Dabei erhebt der Nachweis der Zitate der Frühschriften keinen Anspruch auf Vollständigkeit; für eine vertiefte Darstellung von Wittichs Hauptthesen sei auf die Besprechung von Dissertationes Duae (Kapitel 2.7.2 [Dissertationes Duae]) und der Consideratio (Kapitel 2.8.3 [Consideratio]) verwiesen. Nur zentrale neue Punkte werden ausführlicher dargestellt, die Auseinandersetzung mit den einzelnen neuen Einwänden von Wittichs Gegnern wird jedoch zumeist übergangen. Eine detaillierte Übersicht der Verwendung von Dissertationes Duae und Consideratio bedürfte eines fortlaufenden Kommentares, der an dieser Stelle nicht gegeben werden soll. Aufgezeigt wird vor allem, wie Wittich seine alten Schriften umstrukturiert und bearbeitet hat, um sie aktualisiert an die neue Diskussionslage anzupassen.

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‚Neuauflage‘ lässt sich am besten in Gegenüberstellung zur Struktur der Dissertationes Duae nachvollziehen.49 2.12.2.3.1 Teil I: die Trennung von Naturphilosophie und Schriftoffenbarung (I–VIII) Wittich beginnt den Consensus veritatis mit der Einführung in das opinio-Argument.50 Dazu setzt er mit einer im Wesentlichen neu verfassten Darstellung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit ein (facultatem percipiendi I §1), die sich ganz im cartesianischen Kontext bewegt: Ausgehend von der menschlichen Urteilsbildung (I §§2f.) wird die clare & distincte erfolgende Erkenntnis als Wahrheitskriterium eingeführt (I §4). Wittich wendet dieses auch auf Glaubenswahrheiten an. Während man sonst durch die natürliche Erkenntnis etwas clare & distincte erfassen kann, führt in Glaubensfragen die göttliche Offenbarung zur selben Erkenntnisqualität (I §5).51 Im Rückgriff auf seine Consideratio legt Wittich dar, wie sich grundsätzlich der menschliche Erkenntnisgewinn vollzieht, nämlich auf zwei qualitativ voneinander unterschiedenen Stufen als vorläufige, allgemein verbreitete cognitio vulgaris und als exakte cognitio philosophica. Wittich spricht dementsprechend von einer duplex cognitio. Im Wesentlichen zitiert er hier die zentralen Paragraphen des ersten Hauptteils der Consideratio, legt also Entstehung und Verhältnis wissenschaftlicher Erkenntnisse und der notitia vulgaris als Grundlage seines opinio-Arguments dar (I §§6–24).52 Auf der Basis dieses Kapitels folgert Wittich, dass man naturwissenschaftliche und daher exakte Erkenntnis nicht aus der Bibel gewinnen kann und bestimmt so die Kernthese des ersten Hauptteiles des Consensus veritatis:53 Er verteidigt sich 49 Auf eine vertiefende Paraphrase der bereits in den Frühschriften aufgestellten Thesen und Argumente wird hier verzichtet. Vgl. dazu aber die Gliederung im Anhang. Der Consensus veritatis ist so arrangiert, dass er im ersten Hauptteil die Dissertationes Duae I 7 und 8 aufarbeitet. Daran schließt sich im zweiten Teil Dissertationes Duae II nahezu vollständig an. Lediglich Dissertationes Duae II 6 wird ausgenommen und bildet den Schluss des Consensus veritatis, dem jedoch Dissertationes Duae I 2–6 vorangehen, die den dritten Hauptteil bilden. Dissertationes Duae I 1 wird nahezu überhaupt nicht berücksichtigt. Die Consideratio wird wenig direkt zitiert, inhaltlich aber berücksichtigt, so z. B. besonders zu Beginn des Consensus veritatis. 50 Caput I: Cognitio humana duplex, Vulgaris & Accurata, sive Communis & Philosophica. Vgl. Wittich: Consensus (21682) I §§1–24,18–25. 51 Wittich will verhindern, dass man die Glaubensnotwendigkeit gegen die rational erzeugte klare und deutliche Erkenntnis ausspielen kann und stellt in Glaubensdingen die Offenbarung der Erkenntnis gegenüber. Er betont aber auch, dass man klar und deutlich erkennen müsse, was Gott eigentlich bezeugt habe. Vgl. Wittich: Consensus (21682) I §5,19. 52 Bis auf wenige Abweichungen, die vor allem die Nummerierung und Übergänge betreffen, entsprechen diese Paragraphen wortwörtlich Wittich: Consideratio (1656) §§39–54,30–46. Eine Berücksichtigung der Gegenargumentation von du Bois wurde von Wittich zusätzlich verfasst (Vgl. Wittich: Consensus [21682] I §§19f.,22f.). 53 Caput II: Cognitionem accuratam & Philosophicam rerum naturalium ex sacris literis hauriri

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einleitend gegen grundsätzliche Einwände und bestimmt den status controversiae (II §§25–27). Die postulierte Trennung von Vernunfterkenntnis und Schriftauslegung wird präzisiert und explizit gegen eine physica Mosaica angewendet (II §§27–29). Zugleich wird nochmals die gleichzeitige Aufrechterhaltung der biblischen auctoritas unterstrichen (II §31).54 Die ersten beiden Kapitel legen damit bereits grundlegend Wittichs hermeneutische Theorie im Kontext des cartesianischen Wahrheits- und Erkenntnisbegriffs dar.55 In den Kapiteln III–VII bringt Wittich daraufhin sieben Argumente für seine These, die er weitgehend wortwörtlich den Dissertationes Duae I 7 entnimmt und mit apologetischen Erweiterungen versieht.56 Die ersten beiden in Kapitel III entfalteten Thesen non posse hic constituitur in sequentibus demonstrandum. Vgl. Wittich: Consensus (21682) II §§25–33,26–28. Vgl. dazu bereits Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 1 §4,2f. und I 7 sowie Consideratio (1656) §58,45f. u. ö. 54 Wittich bereitet hiermit bereits den dritten Hauptteil des Consensus veritatis vor: Er führt aus, dass das, was durch die biblische Autorität vermittelt wird, nicht durch Philosophie erfasst wird, sondern durch Glauben und dass naturphilosophische Aussagen der Schrift lediglich als unreflektiertes Allgemeinwissen gelten dürfe. Dies belegt er mit den Worten seines Gegners Herbinus und stützt es durch einen Verweis auf Coccejus. (Vgl. Wittich: Consensus [21682] II §§32f.,27f.) 55 Vgl. auch Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 61–63 für eine ausführliche Paraphrase. 56 Vgl. zu der Darstellung der sechs Argumente in den Dissertationes Duae die Gliederung im Anhang und das Kapitel 2.7.2.3 (Gliederung und Paraphrase der Dissertationes Duae). Caput III: Argumentum pro ea sentential proponitur primum a formulis loquendi Scripturae usitatis & secundum a Scripturae finibus. Vgl. Wittich: Consensus (21682) III §§34–54,28–37. Das erste Argument verweist auf den umgangssprachlichen Stil der Bibel in naturwissenschaftlich relevanten Passagen zunächst allgemein. (Im dritten Teil des Consensus veritatis werden opinio-Argument und biblische Sprache vertieft behandelt.) Vgl. dazu Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §2, 97f. Das zweite Argument verweist gegen eine naturwissenschaftliche Exegese auf den Skopus der Schrift. Vgl. dazu Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §§4– 11,100–107, ergänzt durch die Besprechung zahlreicher Einwände von Herbinius und van Mastricht. Den weiteren Argumenten ist jeweils ein Kapitel gewidmet; es besteht jeweils aus den wörtlich übernommenen Paragraphen der Dissertationes Duae (teilweise mit marginalen Änderungen in Bezug auf Gliederung oder Formulierungen) und entsprechenden Erweiterungen aus den Schriften der Gegner. Caput IV: Argumentum tertium ex eo desumptum, quod scriptura in se non quaerendam sapientiam Philosophicam doceat, proponitur & defenditur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) IV §§55–63,37–40. Dem Wortlaut von Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7§12,107–109 schließen sich hier sieben neuere Einwände nebst Widerlegung an. Caput V: Quartum argumentum cujus, Summa, quod Deus ab iis, quos sapientia Philosophica ornaverat, nihil ad eam faciens voluerit conscribi, porponitur & vindicatur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) V §§64–74,40–45. Hier findet sich Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §§14f.,111f., wobei der letzte Abschnitt hier umgearbeitet worden ist (vermutlich aufgrund umstrittener Formulierungen) sowie Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §16,112f. Caput VI: Quintum argumentum ab amissione eorum, quae Salomon de rebus naturalibus consignaverat, cum vindiciis. Vgl. Wittich: Consensus (21682) VI §§75– 80,45–47. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §17,113f. Caput VII: Sextum argumentum, quo ostenditur, ea quae oppositae sententiae Patroni ex sacris literis afferent specimina doctrinae Philosophicae, talia non esse. Vgl. Wittich: Consensus (21682) VII §§81–

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umfassen opinio-Argument und den biblischen Skopus. Sie bündeln damit den hermeneutischen Schlüssel von Wittichs Exegese in grundsätzlicher Weise. Dabei wird das ursprüngliche opinio-Argument in seiner an die aus den synodalen Streitigkeiten erwachsenen terminologischen Kompromisse angepassten Form vorangestellt. Erwähnenswert ist die Bezugnahme auf Johannes Coccejus in Wittichs Argumentation, die sich in den Dissertationes Duae noch nicht fand und die Annäherung an den Leidener Theologen unterstreicht.57 Mit Kapitel VIII verteidigt Wittich seine These gegen eine Reihe von Einwänden, wie er es analog bereits in den Dissertationes Duae im Anschluss an seine Argumentationsreihe getan hatte.58 Diese Passage ist zentral für die Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie. Eine markante Erweiterung gegenüber den Dissertationes Duae ist nun die Folgerung, dass man von der Philosophie nicht mehr als ancilla der Theologie sprechen dürfe.59 Die zuvor im Kontext der klassischen Verhältnisbestimmung erfolgte Differenzierung der beiden Wissenschaften ist damit ganz im Sinne der cartesianischen Theologie auf eine neue Ebene gehoben worden, inhaltlich jedoch nur konsequent gegenüber den bereits in den Dissertationes Duae angestellten Überlegungen.

2.12.2.3.2 Teil II: das cartesianische Weltbild – Darstellung und Verteidigung (IX–XIX) Mit Kapitel IX wendet sich Wittich der Darstellung und Verteidigung der cartesianischen Physik zu (und damit der Neubearbeitung des zweiten Teils der Dissertationes Duae). Zunächst belegt er die unendliche Ausdehnung des Kosmos.60 Ausgehend von seiner Darlegung des Fehlens naturphilosophischen Wissens in der Bibel legt Wittich einleitend die gottgegebene Vernunft als eigentlich für den naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozess zuständig dar und

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90,47–52. Da Wittich eine Reihe von Defiziten der physica Mosaica an konkreten Beispielen aufzeigt, ist die Entfaltung seiner These recht umfangreich. Im Consensus veritatis hat er daher die beiden übernommenen Paragraphen der Dissertationes Duae feiner untergliedert. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §§18f.,114–121 wird zu Wittich: Consensus (21682) VII §§81–87,47–51. Auch das siebte Argument corollarii loco, die Trennung von Philosophie und Theologie, ist hier enthalten. Die sich anschließenden Einwände und deren Widerlegung sind wiederum ergänzt. Vgl. Wittich: Consensus (21682) III §35,28. Caput VIII: Objectiones in contrarium adductae solvuntur & refutantur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) VIII §§91–109,52–59. Das Kapitel ist eine Übernahme und Erweiterung von Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 8. Zu den dortigen acht Punkten kommen noch fünf weitere aus den Schriften von du Bois und Herbinius. Vgl. Wittich: Consensus (21682) VIII §92,53f. Caput IX: Cartesii sententia de Mundi extensione & Magnitudine proponitur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) IX §§110–136,59–72. Damit folgt er zunächst dem Aufbau von Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1, nimmt aber zahlreiche Veränderungen vor.

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erklärt die cartesische Deduktion zur wissenschaftlichen Methode der Physik.61 Während nach Descartes der Begriff der Unendlichkeit (infinitas) Gott allein vorbehalten bleibe, lass das Universum sich als unbegrenzt (indefinitum) beschreiben (IX §§110–112).62 Weitaus ausführlicher als in den Dissertationes Duae referiert Wittich die entsprechenden Passagen der Principia zu dieser These und widerlegt der Reihe nach Einwände seiner Gegner gegen Descartes’ Ausführungen.63 Im zehnten Kapitel erfolgt dann der Beleg für die Unbegrenztheit des Kosmos.64 Kernstück der Argumentation ist das cartesische Motiv, nach welchem man sich über die Grenzen des Kosmos hinaus immer etwas Weiteres vorgestellt könne. Bereits in den Dissertationes Duae II 1 hatte sich Wittich darüber hinaus gegen eine Reihe von speziellen Einwänden gestellt, die gegen die cartesianische Physik erhoben worden waren. Diese verteidigt er nun ausführlich in den Kapiteln XI bis XIII.65 61 Gut cartesianisch legt Wittich dar, dass eine genaue Kenntnis (cognitionem accuratam) dadurch gewonnen werden kann, dass man sich auf die ersten und am meisten evidenten Prinzipien (Principia prima & maxime evidentia) stützt und von diesen ausgehend über eindeutige Schlussfolgerungen Schritt für Schritt und anhand von zuvor clare et distincte Erkanntem sein Erkenntnisziel erreichen soll. Vgl. Wittich: Consensus (21682) IX §110,59f. 62 Vgl. Wittich: Consensus (21682) IX §§111f.,60. Die Idee des Kosmos sei so beschaffen, dass man, welche Grenzen man ihm auch immer zuspreche, sich immer noch etwas jenseits von diesen vorstellen könne. 63 Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 ist von Wittich stark umgestellt und ergänzt worden. Die Descarteszitate hat er erweitert und geschlossen vorangestellt (vgl. Wittich: Consensus [21682] IX §§113–116,60–62 mit Wittich: Dissertationes Duae [1653] II 1 §7, 140–142 und §13,152f.). Er widerlegt die entsprechenden Einwände dann der Reihe nach, wozu ggf. zentrale Versatzstücke aus Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 herangezogen und erweitert wurden. Wittich beginnt mit dem Zitat von Descartes: Principia (1644) I 26f. (AT VIII/1 14f.), das die Unmöglichkeit der Erfassung des Unendlichen beschreibt. Nach Descartes bleibe die Unendlichkeit allein Gott vorbehalten, der der Begriff der Unbegrenztheit gegenübergestellt werden kann (IX §113). Wittich schließt Abschnitte über den Nachweisen der unbegrenzten Ausdehnung der Welt und den Ausschluss der Möglichkeit einer Vielzahl von Welten an und beruft sich dazu auf Descartes: Principia (1644) II 21f. (AT VIII/1 51f.) (IX §114). Drittens zitiert Wittich Descartes: Principia (1644) III 1f. (AT VIII/1 80f.) über die Grenzen naturphilosophischer Erkenntnis im Angesicht der Großartigkeit Gottes (IX §115) und der viertens Descartes: Principia (1644) III 29 (AT VIII/1 91f.), in dem die Eigenbewegung der Erde im Kontext der Vortextheorie erklärt wird (IX §116). Das Kapitel beschließen dann die Besprechungen von entsprechenden Einwänden in derselben Reihenfolge. Neben bekanntem Material aus den Dissertationes Duae bringt Wittich umfangreiche Zusätze, insbesondere gegen Revius’ Anti-Wittichius. Viele Beiträge zu Lentulus wurden hingegen gestrichen. 64 Caput X: Demonstratur sententia Cartesii de Mundi Indefinitate. Vgl. Wittich: Consensus (21682) X §§137–163,72–84. Grundlage von seiner Darlegung ist Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §3,136f. Einwände, die bereits in den Dissertationes Duae (1653) II 1 §§4–6,137– 139 und §11,145–150 verhandelt wurden, werden zusammen mit der Behandlung neuer Einwände von du Bois und van Mastricht angeschlossen. 65 Caput XI: Objectio prima contra Indefinitatem Mundi, a spatiis Imaginariis desumta proponitur ac refellitur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XI §§164–169,85–89. Caput XII: Objectio secunda contra Indefinitatem Mundi, a cognition limitum mundi, quae omnibus conveniat,

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Im Kontext der Frage nach der Unbegrenztheit des Kosmos erläutert er im Folgenden die Position der Erde und ihre Bewegung in diesem. Er folgt dem Argumentationsgang von Dissertationes Duae II: Das vierzehnte Kapitel widerlegt verschiedene Versuche, dem Kosmos eine bestimmte Form zuzusprechen und ihn so zu begrenzen,66 das fünfzehnte Kapitel diskutiert die Frage nach dem Zentrum des Universums und die Planetenbewegungen,67 in Kapitel XVI wird das kopernikanisch-cartesianische Weltbild den Theorien von Ptolemäus und Brahe gegenübergestellt,68 Kapitel XVII enthält die cartesianische Bewegungslehre.69

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expenditure & solvitur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XII §§170–190,89–98. Caput XIII: Objectio tertia ab Infinitate Dei desumpta propositur & refutata. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XIII §§191–205,98–106. Das erste Gegenargument behandelt die von Wittich grundsätzlich infrage gestellte Vorstellung von spatia imaginaria (vgl. dazu z. B. Beck [2007] 256f. und Goudriaan [1999] 101f.). In Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §8,142 hatte sich Wittich bei der Widerlegung dieses Einwandes schlicht auf Ausführungen von Maresius berufen. Da ihm das aber, wie wir in Wittich: Consensus (21682) XI §164,85 lesen, zum Vorwurf gemacht worden war, setzt er sich in diesem Kapitel nun ausführlich selbst damit auseinander und orientiert sich dazu an der Gegenargumentation von Revius. Für das Kapitel XII biete Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §9,142–144 die Grundlage: Der dort verhandelte Einwand basiert auf einer vermeintlichen Erkenntnis der Grenzen des Universums, die Descartes’ Unbegrenztheits-These widerlege, und greift vor allem auf Eph 4,10 zurück. Revius’ Destruktion von Wittichs Gegenargumenten wird, unter anderem unter Berücksichtigung von Francesco Piccolomini (1582–1651) ausführlich widerlegt; auch van Mastricht wird berücksichtigt. Die Besprechung des dritten Gegenarguments, das sich auf die Unendlichkeit als Gottesattribut stützt geht von Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §10,144f. aus und wird durch die Widerlegung zahlreicher Einwände von Revius, du Bois und van Mastricht ergänzt, wobei u. a. Claubergs Defensio Cartesiana herangezogen wird. Das Kapitel schließt mit der Widerlegung eines Einwandes von Lentulus nach Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §17,158–160. Anders als in den Dissertationes Duae wird dieser Paragraph im Consensus vertitatis explizit corollarii loco behandelt, was auf die Einbindung der Schrift in den Unterricht hinweist. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XIII §205,105f. Caput XIV: Refutantur argumenta pro Mundi rotunda figura adducta, & ostenditur, talem figura nec coelo stellate assignari posse. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XIV §§206–215,107– 112. Grundlage ist Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 §§18–29,160–170. Caput XV: De Centro Mundi, nec non circumvolutionum Planetarum. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XV §§216–243,112–119. Abgesehen von einem Zusatz identisch mit Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 2 §§1–28,171–186. Caput XVI: De Situ & Ordine praecipuorum Mundi corporum inter se. Sententia Cartesii & Copernici collate cum sentential Ptolemaei & Tychonis Brahe recitatur, porroque origo & vetustas ejus exponitur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XVI §§244–257,120–123. Das Kapitel entspricht Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 3 §§1–13,186–194. Es wurde lediglich leicht umgestaltet: Die Darstellung des heliozentrischen Weltbildes und die Vortex-Theorie sind an den Anfang gestellt worden, die weiteren Änderungen sind geringfügig. Caput XVII: Termini quaestionum propositarum explicantur, ofrenditur quid Terrae nomine veniat, quid itidem per motum intelligamus. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XVII §§258– 282,124–136, abgesehen von einem Zusatz identisch mit Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 4 §§1–24,194–220. Lediglich ein neuer Einwand von du Bois ist hinzugefügt worden.

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In dem umfangreichen Kapitel XVIII entfaltet Wittich seine bereits in Duisburg formulierten Propositionen und Hypothesen, die für sein mathematisches Beweisverfahren zentral sind;70 auch hier folgt er zwar grundsätzlich dem Argumentationsgang der Dissertationes Duae, allerdings sind die Erweiterungen sehr umfangreich. Jede Proposition und Hypothese ist mit einem Scholium versehen worden, in dem zentrale Einwände zurückgewiesen werden (XVIII §§283–405). Die Überleitungen zwischen Propositionen und Hypothesen (XVIII §§337–342) sind ebenfalls mit der Diskussion von neuen Einwänden ergänzt und zudem stark abgeändert worden.71 Dieser Teil des Kapitels war schon in den Dissertationes Duae deshalb zentral, weil er unter Bezugnahme auf Descartes auf die Unterordnung der naturphilosophischen Welterklärung unter den göttlichen Schöpfungsbericht verweist und so einen Ansatzpunkt für die Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie bietet. Dort hatte Wittich sich damit begnügt, unter Berufung auf Descartes darauf hinzuweisen, dass man einen Sachverhalt wie die Weltentstehung besser verstehen könne, wenn man ihn prozesshaft darstelle, als wenn man die gegebene Schöpfung im Gesamtbild analysiere.72 Während man in den Dissertationes Duae aufgrund der kurzen Darstellung noch den Eindruck gewinnen konnte, dass dieser Verweis, der sogar hinter den Ausführungen des Philosophen Descartes noch zurückbleibt, lediglich pro forma erfolgt sei, formuliert Wittich nun im Consensus veritatis viel ausführlicher und vorsichtiger. Er erklärt zunächst die These von Descartes mit eigenen Worten: Um die Natur von Himmel und Erde erkennen zu können, sei es notwendig, sie nicht in ihrem jetzigen, absoluten Zustand der Perfektion zu analysieren, sondern so, als seien sie allmählich und infolge der von Gott eingesetzten Naturgesetze entstanden. Diese Methode sei dadurch gerechtfertigt, dass die Dinge in ihrer Natur unverändert blieben, unabhängig davon, wie sie tatsächlich entstanden seien und der Unvollkommenheit des menschlichen Intellekts angemessen. So betrachte man z. B. auch den Menschen am besten, indem man davon ausgehe, er werde im Uterus erst gebildet, auch wenn Gott den 70 Caput XVIII: Demonstratur duobus argumentis, Terram deferri circa Solem annua delatione, & circa axem suum diurnal. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XVIII §§283–411,136–190. Das Kapitel basiert auf Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §§1–5,220–231, gefolgt von neuen grundsätzlichen und methodischen Einwände gegen die Propositionen, die von du Bois vorgebracht wurden, der in diesem Kapitel als Hauptkritiker erscheint. Dann folgt Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §§6–10,231–246, erweitert durch Scholia. Innerhalb der Propositionen und Hypothesen gibt es leichte Spuren der Bearbeitung, im Wesentlich Korrekturen (z. B. Hypothese I) und Umformulierungen (z. B. Hypothese III), die aber marginal sind. 71 Vgl. den ursprünglichen Text bei Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §6,231f. und 5 §7,233–235. 72 Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 §6,231f. mit Bezugnahme auf Descartes: Principia (1644) III 45 (AT VIII/1 99f.)

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Menschen in einem Augenblick geschaffen habe. Dinge, die man am vollendeten Produkt nicht sehen könne, seien bei der Betrachtung der sukzessiven Entstehung sichtbar. Wittich ergänzt die philosophischen Argumente um eine theologische Perspektive, wenn er hinzufügt: Auch Theologen gingen so vor, dass sie Prozesse auf Dinge anwendeten, die eigentlich in einem Augenblick geschehen. Beim Menschen wolle man so z. B. verdeutlichen, wie Verstand, Wille und Affekte beschaffen sind.73 Beim Verstehen des Auferstehungsgeschehens helfe die Heilige Schrift auf ähnliche Weise. So beschreibe z. B. Ez 37 die Auferstehung in ihrer sukzessiven natürlichen Ordnung, um sie dem Menschen zu erklären (XVIII §337).74 In der Theologie spiele diese Methode einer künstlichen Zeitlichkeit, eines Nacheinanders, einer Reihenfolge besonders bei der Reflexion der Beschlüsse Gottes (consideratio decretorum divinorum) eine Rolle; von diesen wüssten die Theologen, dass sie von Gott nicht der Reihe nach getroffen wurden, sondern „in einem einzigen und völlig einfachen Akt, in dem Gott alles denkt und will.“75 Wenn das Denken Gottes, das zu den opera interna zählt, so dargestellt werden dürfe, dann erst recht die opera externa, zu denen die Schöpfung gehört. Für die Weltschöpfung sei außerdem eine sukzessive Entfaltung im Rahmen des Sechstagewerkes ausdrücklich offenbart; die zeitliche Abstufung der Schöpfung in der biblischen Darstellung erlaube dann auch eine differenziertere Betrachtung der Schöpfung als ein Entwicklungsprozess in philosophisch nachvollziehbaren Schritten. Die Schwäche des menschlichen Geistes bleibe aber die zentrale Ursache der Zergliederung des eigentlich einheitlichen Schöpfungsaktes. Wie also der Theologe bei den Beschlüssen Gottes eine vernünftige Reihenfolge dadurch konstruiere, dass er den einheitlichen göttlichen Akt mit geschöpflichen Akten gleichsetze, bei denen sich einer dem anderen nach einer natürlichen Folge anschließe, so leite der Philosoph die vernünftige Ordnung des Schöpfungsgeschehens daraus ab, dass er sie als Naturereignisse verstehe und nach den von Gott eingesetzten Naturgesetzen darstelle (XVIII §338).76 Nach einer Besprechung von drei Einwänden, die du Bois gegen die sukzessive Darstellung des Schöpfungsgeschehens angeführt hatte (XVIII §§339–341), leitet Wittich dann zu der Durchführung der eigentlichen Darstellung der Weltentstehung über, die er in Form der bereits in den Dissertationes Duae präsentierten 73 Möglicherweise schwebt Wittich hier z. B. das Automatenmodell von Descartes vor, wie er es in den Passiones entwickelt. 74 Vgl. Wittich: Consensus (21682) XVIII §337,162f. 75 Wittich: Consensus (21682) XVIII §338,163: „[…] unico & simplicissimo actu, quo Deus omnia intelligit & vult.“ 76 Vgl. Wittich: Consensus (21682) XVIII §338,163f. Für weitere Argumente verweist Wittich abschließend auf Johannes Clauberg: Johannis Claubergii, SS. Theolog. & Philos. in Academ. Duisburg. Doct. & Professoris De Cognitione Dei et nostri, quatenus naturali rationis lumine, secundum veram philosophiam, potest comparari, exercitationes centum. Duisburgi ad Rhenum: Wyngaerde 1656. Nr. 94–100.

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Hypothesen bietet. Daran schließen sich analog auch die weiteren Propositionen an, in denen die Stellung und Bewegung der Erde im Kosmos hergeleitet wird.77 Mit Kapitel XIX springt Wittich zum Schlusskapitel der Dissertationes Duae, in dem Einwände gegen die cartesianische Kosmologie auf der Grundlage von Sinneserfahrungen und Vernunftargumenten gesammelt und entkräftet werden.78 Er schließt hiermit den philosophischen Hauptteil des Consensus veritatis ab und widmet sich im Folgenden der theologischen Legitimation des Cartesianismus durch die Gegenüberstellung von Schrifttheologie und Naturphilosophie. Damit rahmt er ringkompositorisch den naturphilosophischen Teil der Schrift durch die theologisch entfaltete Hermeneutik in Teil I und III.

2.12.2.3.3 Teil III: Autorität und Stil der Heiligen Schrift (XX–XLIII) Das Kapitel XX ist ein Kernstück der Schrift und für den Consensus veritatis neu verfasst worden.79 Es dient der Harmonisierung von Cartesianismus und biblischer Autorität und verhandelt diese in drei Themen. Erstens legt Wittich dar, dass Descartes ebenso wie er selbst die Auctoritas Scripturae vorbehaltlos anerkennt und die cartesianische Methode sie nicht infrage stellt. Zweitens entfaltet er ausführlich das opinio-Argument im Rahmen einer Stilanalyse der Bibel in Anknüpfung an die Einleitung des Consensus veritatis und die Consideratio. Drittens präzisiert er den status controversiae.80 Wittich bietet hier eine gehaltvolle Überleitung zum dritten Hauptteil der Schrift, in dem die Spannungen zwischen Philosophie und Heiliger Schrift detailliert entfaltet und aufgelöst werden sollen. Einleitend stellt Wittich im Rückgriff auf die bekannte Metapher von Buch der Natur und Buch der Offenbarung die konsequente Trennung von Theologie und Philosophie bei gleichzeitiger Anerkennung der biblischen Autorität über dem Intellekt als „specimen 77 Deren Bezeichnung hat er hier erweitert zu Hypothesis sive Postulatum, vor allem aus methodischen Gründen. Da der Terminus noch enger in Logik und Mathematik verwurzelt ist, betont Wittich so den wissenschaftlichen Anspruch seiner Darstellung und baut den von ihm als mathematisch beschriebenen Zugang zur Physik weiter aus. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XVIII §342,165. Zu den Hypothesen und weiteren Propositionen vgl. Wittich: Consensus (21682) XVIII §§342–411,165–190. Vgl. für eine Paraphrase auch Kapitel 2.7.2.3.1 (Dissertatio prior). 78 Caput XIX: Objectiones contra delationem Terrae a sensu & ratione desumptae refutantur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XIX §§412–445,191–204. Das Kapitel ist nahezu identisch mit Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 7 §§1–35,278–306. 79 Vgl. zu Kapitel XX auch Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 64–69, der Wittichs Ausführungen mit Galileo Galilei vergleicht. 80 Caput XX: Cartesius Auctoritatem Scripturae omnibus suis ratiociniis anteponit, & ego cum ipso. Ejus Auctoritati ut nec infallibilitate repugnat sententia de stylo Scripturae vulgari circa res naturales. Status Controversiae istius quaestionis constituitur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XX §§446–460,204–212.

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Cartesianae Methodi Philosophandi“81 heraus (XX §446), weist dies auch für Descartes nach und bestimmt den Einsatzbereich der Vernunft jenseits der Offenbarung (XX §447). Aufschlussreich ist seine eigene Zuspitzung des Verhältnisses von Vernunft und Offenbarung. So lasse er sich jederzeit anhand der über der Vernunft anzusiedelnden Bibel widerlegen. Jedoch betont er auch die Notwendigkeit einer vernünftigen Exegese (XX §448). Diese wiederum basiert nach Wittichs Auffassung auf den Prämissen des opinio-Arguments, das er hier auf der Grundlage von Descartes’ Ausführungen in einer neuen Variante formuliert als „modi loquendi de Deo ad sensus vulgi accomodati“82 (XX §450f.). Wittich erläutert im Folgenden die einzelnen Elemente des opinio-Arguments, so die Vermischung der Wahrheit mit Irrtümern und Vorurteilen und den allgemeinen Wahrheitsgehalt, der in umgangssprachlichen Formulierungen enthalten sein kann, und bietet eine Präzisierung anhand der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern. Grundsätzlich wird dabei die ursprüngliche Form des opinio-Arguments, auf die er lediglich aufgrund des kirchlichen Widerstandes verzichten will, legitimiert (XX §§451–457). Das Kapitel schließt mit der Widerlegung einiger Einwände gegen das opinio-Argument (XX §§458–460) und leitet über zu der Vorstellung und Verteidigung von zwei den Dissertationes Duae entnommenen Kernthesen, die das opinio-Argument theologisch belegen sollen. Die erste These besagt, dass die Verwendung umgangssprachlicher und daher irrtums- oder vorurteilsbehafteter Wendungen in der Bibel sich konkret belegen lasse, wie vier Argumentationsgänge zeigen (XXI– XXIV).83 Die zweite These behauptet, dass Wahrheit und Autorität der Schrift 81 Wittich: Consensus (21682) XX §446,204. 82 Wittich: Consensus (21682) XX §449,205: „Omnibus est nota distinctio inter modos loquendi de Deo ad sensus vulgi accomodatos, & veritatem quidem aliquam, sed ut ad homines relatam continentes, quibus Sacrae literae uti solent; atque alios nudam magis veritatem, nec ad homines relatam exprimentes, quibus omnes inter Philosophandum uti debent.“ [„Denn allen Leuten ist die Unterscheidung bekannt zwischen den Redeweisen über Gott, die dem gemeinen Menschenverstand angepasst sind und die zwar eine gewisse, aber gleichsam auf die Menschen zugeschnittene Wahrheit ausdrücken, und den anderen Weisen, die eher die nackte und nicht auf den Menschen zugeschnittene Wahrheit ausdrücken. Die ersteren werden gewöhnlich in der Heiligen Schrift verwendet, während die letzteren zum Philosophieren verwendet werden müssen.” – Übersetzung nach der Descartesausgabe von Wohlers (2006) 152]. Wittich zitiert hier einen Auszug aus Descartes’ Antwort auf die Zweite Erwiderung gegen die Meditationen, in der dieser sich für seine Aussage rechtfertigt, dass Gott nicht lügen könne. Vgl. Descartes: Responsio ad secundas objectiones (1641) 152 Wohlers (AT VII 142). 83 Caput XXI: Scripturam uti debere formulis usu tritis, etsi praejudiciis eae innitantur atque veritatem iis involutam referant, probatur Argumento ex Esai. VIII. I. desumto. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXI §§461–467,212–215. Das erste Argument in Kapitel XXI führt mit Jes 8 dafür zunächst einen biblischen Beleg an und deutet die Stelle mit Calvin und vor dem Hintergrund des ersten Kapitels des Consensus veritatis, also der Entstehung von Sprachmustern aus der Sinneserfahrung. Der Heilige Geist bediene sich der von Vorurteilen

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durch die Umgangssprache aber nicht tangiert würden. Sechs Argumente sollen dies belegen (XXV–XXX).84

durchzogenen Sprache der Menschen. Im Kern handelt es sich um eine Ausarbeitung und Verteidigung von Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §1,6f. Caput XXII: Secundum Argumentum pro sententia dicta a modo agendi Scripturae Dialectico desumptum. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXII §§468–474,216–218. Das zweite Argument, in Kapitel XXII entfaltet und gegen Einwände verteidigt, geht auf Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §18,34f. zurück und bietet eine philosophische, auf der aristotelischen Topik fußende Legitimation für den Gebrauch der Umgangssprache in dialektischem Rahmen, in dem sich Wittichs Meinung nach auch die biblischen Autoren bewegen. Caput XXIII: Argumentum tertium ab Inductione eorum Scripturae locorum, quae continent formulas vulgares referentes phaenomena atque veritatem ad sensus relatam & praejudiciis involutam. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXIII §§475–541,219–247. Das umfangreiche Kapitel XXIII führt in einem dritten Schritt zahlreiche Bibelstellen an, an denen sich das opinio-Argument belegen lässt. Dazu greift Wittich auf Dissertationes Duae (1653) I 4 zurück, ergänzt aber umfangreiches Material. Caput XXIV: Quartum Argumentum, quo sententiae nostrae veritas ostenditur & demonstratur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXIV §§542–553,247–251. Das letzte Argument wiederum, in dem die Praxis der Beschneidung bei den frühen Christen mit den in der Bibel enthaltenen Vorurteilen verglichen wird, deren Beibehaltung aufgrund ihrer Irrelevanz für das Heil gerechtfertigt sei, basiert auf Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §11,15.17: Dieser Paragraph wird wieder abgedruckt und gegen Einwände verteidigt. Vgl. zu den Kapiteln auch die kurze Paraphrase bei Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 69f. 84 Wittich widmet jedem der sechs Argumente ein Kapitel auf der Grundlage der Dissertationes Duae. Caput XXV: Sententiam de Usu formularum receptarum veritatem aliquam praejudiciis involutam referentium non pugnare cum Auctoritate & Veritate Scripturae probatur argumento ex locutionibus Scripturae de Corde usurpatis. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXV §§554–565,251–256. Zuerst analysiert Wittich – auf der Grundlage des stark umgearbeiteten Passus in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 4 §10,60–62 – die metaphorische Sprache vom Herzen in der Bibel und verwandte Metonymien. Caput XXVI: Idem probatur secundo argumento desumpto ex locutionibus in Scriptura usurpatis de moralibus & practicis apparentiae & opinione super ea fundare innitentibus. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXVI §§566–614,256–275. Das zweite Argument gewinnt er aus den bereits in Dissertationes Duae I 3 §§1–15,35–48 präsentierten Bibelstellen, deren Erläuterung er hier in angepasster Form und erweitert um Vorwürfe und Apologie erneut präsentiert und an denen die Anwendung des opinio-Arguments exemplifiziert wird. Caput XXVII: Tertium Argumentum, quo probatur, sententiam dictam cum Auctoritate & Veritate Scripturae nequaquam pugnare, ex eo desumptum, quod Scriptura aliquid neget, non quia revera est negandum, sed quia a nobis non est cognitum. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXVII §§615–620,275–277. Argument Nummer drei gehört ebenfalls zu diesen Bibelstellen, wurde in den Dissertationes Duae (1653) I 3 §8,41f. noch in derselben Reihe verhandelt und zeigt mit Hebr 7,3 ein Beispiel dafür, dass die Bibel sich an die menschliche Erkenntnisfähigkeit anpasse. Caput XXVIII: Quartum Argumentum pro sentential dicta desumptum ex argumentationibus ad hominem in scriptura usurpatis. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXVIII §§621– 631,277–281. Das vierte Argument weist nach, dass auch Christus und die Apostel das „argumentum ad hominem“ verwenden, also bewusst von Fehlannahmen ihrer Gesprächspartner ausgehen können, um in einem anderen Bereich zu überzeugen. In diesem Kapitel

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Im Anschluss an die Hauptargumente bietet Wittich nun in Kapitel XXXI eine Übersicht über bedeutende Theologen, die seine Aussagen stützen (XXXI).85 Von Kapitel XXXII bis XLIII werden dann insgesamt 27 Einwände gegen Wittichs These vorgestellt und abgewiesen. Die ersten 16 Einwände folgen dem Verlauf der Dissertationes Duae und arbeiten diese nach dem üblichen Verfahren zusammen der Abwehr neuer Widerlegungen ein (XXXII–XLII).86 Die Reihe der Einwände wird Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§16f.,30–34 wiedergegeben und gegen die Kritiker verteidigt. Caput XXIX: Quintum Argumentum ex phrasibus de Deo adhibitis desumptum proponitur & defenditur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXIX §§632–660,282–295. Fünftens greift Wittich auf die anthropomorphe Gottesdarstellung und Gleichnisse in der Heiligen Schrift zurück und arbeitet dazu Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §13,20–25 und §15,27–30 auf. Caput XXX: Sextum Argumentum ab usu versionis LXX Interpretum in N.T. proponitur ac defenditur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXX §§661–673,295–302. Das letzte Argument dieser Reihe besteht in dem Nachweis der Verwendung der fehlerhaften LXX-Übersetzung des AT durch die Autoren des NTund entspricht im Kern Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §12,17–20, ist aber mit Belegen bei anderen Theologen und der üblichen Widerlegung der Einwände erweitert worden. 85 Caput XXXI: Consensus Theologorum cum nostra sententia ostenditur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXI §§674–683,302–310. Das Kapitel referiert Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 4 §12,64–66 mit Erweiterungen insbesondere der zitierten Belege. Daran schließen sich neu gestaltete Abschnitte zu weiteren Theologen an. Das Kapitel schließt wiederum mit der Widerlegung der Kritiker. 86 Wittich greift hier zuerst auf Dissertationes Duae (1653) I 5 und 6 sowie im Anschluss auf Dissertationes Duae (1653) I 2 zurück. Caput XXXII: Objectiones contra hanc sententiam examinantur, quarum prima urget, quod ex ea sequatur, Scripturam falsum docere. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXII §§684–703,310–319. Das Kapitel entspricht einer Umarbeitung von Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§1f.,67f. Caput XXXIII: Objectio secunda, quod per istam sententiam omnis certitudo significationis Scripturae evertatur, eaque in nasum cereum commutetur, proponitur & refutatur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXIII §§704–725,320–327. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§6f.,70f. Caput XXXIV: Objectio tertia desumpta ex Joh. XVI. 13. cum instantiis proponitur & refutatur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXIV §§726–734,328–330. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§9f.,73–76 sowie Wittich: Consideratio (1656) §82,68f. und §86,73. Caput XXXV: Objectiones quarta & quinta, quarum illa desumitur a potential & voluntate Dei, haec a comparatione Dei cum artificibus manuariis, proponuntur & refelluntur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXV §§735–738,331–333. Die beiden gebotenen Argumente entsprechen genau Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§11–14,76–82. Caput XXXVI: Objectio sex a puritate Scripturae divinae desumta proponitur & refutatur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXVI §§739–751,334–338. Wittich nimmt Dissertationes Duae (1653) I 5 §§15–17,82–88 auf und fügt die Diskussion neuer Einwände an. Caput XXXVII: Septima Objectio inde desumta, quod posita nostra sententia sufficiens habeant haeretici fundamentum negandi, Christum esse hominem. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXVII §§752–757,339–341. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§18f.,88–90. Caput XXXVIII: Octava, nona, decima, undecima & duodecima Objectiones refutantur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XXXVIII §§758– 762,341–344. Wittich arbeitet das gesamte sechste Kapitel von Wittich: Dissertationes Duae (1653) I auf. Für die folgenden Kapitel des Consensus veritatis liegt Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 zugrunde. Caput XXXIX: Objectio tertia decima a comparatione rerum naturalium cum mysteriis prophetiis & Chronologicis desumta proponitur & refellitur. Vgl.

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schließt mit einer Abhandlung kleinerer, neuer Kritikpunkte, die ausschließlich aus den aktuelleren Schriften der Gegner entnommen wurden und die Einwände 17–27 darstellen (XLIII).87

2.12.2.3.4 Teil IV: Harmonisierung von cartesianischer Physik und göttlicher Offenbarung (XLIV–L) Nachdem Wittich gezeigt hat, dass das opinio-Argument auf die Heilige Schrift anzuwenden ist, ohne dass dadurch die Autorität der Schrift infrage gestellt sei, bleibt ihm im letzten Teil des Consensus veritatis noch übrig, konkret das Verhältnis bestimmter Schriftaussagen und Thesen der cartesianischen Physik, insbesondere der Lehre von der Erdbewegung, zu bestimmen. Dazu greift er (neben einigen Passagen der Consideratio) im Wesentlichen auf eine Überarbeitung von Dissertationes Duae II 6 zurück. Wittich widmet sich in den einzelnen Kapiteln jeweils einer zentralen Bibelstelle und erweist ihre Widerspruchsfreiheit zur These der zweifachen Erdbewegung. In Kapitel XLIV beginnt er seine Verteidigung mit der immer wieder gegen die Cartesianer angeführten klassischen Stelle Jos 10,13f.88 Bevor er sich jedoch der exegetischen Frage widmet, stellt Wittich zuvor einleitend die in der Bibel dargestellte und auf den Irrtümern der unreflektierten Volksmeinung basierende Erklärung der Gestirnbewegungen und des Wechsels von Tag und Nacht der philosophisch exakten Erklärung dieser Phänomene gegenüber. Im Rückgriff auf die Consideratio89 verweist er darauf, dass die Umgangssprache von vorurteilsbehafteten und sachlich falschen Wendungen geprägt sei, und auch Gelehrte bedienten sich dieser in nichtwissenschaftlichen Kontexten ganz selbstverständlich. So sei es nicht verwunderlich, dass auch die Bibel sich einer mitunter zwar ungenauen aber verbreiteten und allgemein verWittich: Consensus (21682) XXXIX §§763–772,344–348. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§2–4,7–9. Caput XL: Objectio quarta decima a fide Spiritui Sancto debitur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XL §§773–776,348–350. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§5f.,10f. Caput XLI: Objectio quinta decima a comparatione rerum naturalium cum Miraculis. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLI §§777–782,350–352. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§7f.,11–13. Caput XLII: Objectio sexta decima desumpta a comparatione rerum naturalium cum rebus gravibus, & captum nostrum excedentibus. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLII §§783–794,352–356. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§9f.,13–15. 87 Caput XLIII: Objectiones a septima decima ad vigesimam septimam proponuntur & refutantur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLIII §§795–810,356–360. 88 Caput XLIV: Sententiam de Gyratione Telluris non adversari auctoritati & veritati sacrarum literarum ostenditur. In specie vero cum ista sententia conciliatur Josuae capitis X. versus 12. & 13. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLIV §§811–851,360–378. Vgl. Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§6f.,251–255. 89 Vgl. z. B. Wittich: Consideratio (1656) §71,58f. und §78,64f.

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ständlichen Sprechweise bediene. Es gelte darum zu klären, ob die dem kopernikanisch-cartesianischen Weltbild widersprechenden Bibelstellen tatsächlich die Bewegung der Sonne lehrten oder ob sie lediglich umgangssprachliche Wendungen aufgriffen. Aufschluss könne hier eine am Skopus orientierte Schriftauslegung bringen (XLIV §811). Diese bietet er dann unmittelbar anhand von Jos 10,13f. In den folgenden Kapiteln bespricht er analog zu dem Argumentationsverlauf der Dissertationes Duae ausführlich die weiteren Bibelstellen, die in der kopernikanischen Frage diskutiert werden (XLV–XLIX).90 Wittich schließt mit einer Besprechung der von Johannes Herbinius angeführten und daher noch nicht in den Dissertationes Duae berücksichtigten Stelle Gen 1,14.91 Am Ende seines Werkes spricht Wittich sich ausdrücklich für eine rational verfahrende Bibelexegese aus. Die Vernunft müsse über den Wahrheitsgehalt biblischer Aussagen entscheiden: Dies sind die Punkte, die ich beim zweiten Mal dem Geschrei der Gegner entgegensetzen wollte, aus denen dem aufmerksamen und urteilsfähigen Leser hinlänglich und darüber hinaus klar vor Augen stehen wird, dass meine Gegner bislang nichts mit all ihren Kniffen bewiesen haben, und dass die Angelegenheit unangetastet und in meiner Hand bleibt und dass, wenn durch das Gesagte offenkundig ist, dass es keinen Zwiespalt der Thesen von Cartesius mit der Heiligen Schrift gibt, nichts anderes übrig bleibt, als dass diese durch das Licht der Vernunft daraufhin untersucht werden soll, ob sie wahr oder falsch ist, was zum Teil in diesem Traktat auch geschehen ist.92

90 Diskutiert werden Jes 38,8; Ps 19,5–7; Ps 93,1 und 104,5; Ps 104,19 und Mt 5,45 sowie schließlich Pred 1,4f. in stark erweiterter Form gegenüber den Dissertationes Duae. Caput XLV: Cum sententia dicta conciliatur locus Esaiae XXXVIII.8. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLV §§852–856,378–381. Grundlage ist Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§12f.,258f. Caput XLVI: Proponitur Psalm XIX. 5,6,7 ac cum nostra sententia conciliatur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLVI §§857–899,381–401. Das Kapitel lehnt sich an Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§14f.,259–261 an. Caput XLVII: Psalmi XCIII versus I. & Psal. CIV vers. 5. proponuntur, & cum sententia dicta conciliantur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLVII §§900–906,401–406. Grundlage bildet Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§26f.,268–271. Caput XLVIII: Psalmi CIV versus I9. & Matth. V versus 45. cum sententia dicta conciliantur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLVIII §§907–924,406–413. Grundlage bildet Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§28f.,271–274. Caput XLIX: Adducitur locus Eccles. I.4.5. & cum sententia nostra conciliatur. Vgl. Wittich: Consensus (21682) XLIX §§925– 935,414–420. Grundlage bildet Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§30f.,274–278. 91 Caput L: Genes. I. vers. 14. Conciliatur cum sententia dicta. Vgl. Wittich: Consensus (21682) L §§936–938,420–422. 92 Wittich: Consensus (21682) L §938,421f.: „Haec sunt, quae secunda vice voluit reponere clamoribus adversariorum, ex quibus satis superque attento & judicioso lectori patebit, nihil quicquam hactenus adversarios omnibus suis machinis obtinuisse, remque manere in integro, ac, cum ex dictis pateat, sententiis Cartesii nullum esse cum sacris litteris dissidium, nihil aliud restare, quam ut eae, num verae, num falsae sint, per lumen rationis examinentur, quod ex parte etiam in hoc tractatu est factum“.

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2.12.2.4 Gesamtschau des Consensus veritatis Der Consensus veritatis bringt im Wesentlichen alte Argumente in einer neuen Gliederung und mit umfassenden Erweiterungen. Wittich hat sich in seinem Argumentationsverlauf stark an seine Gegner angepasst, so dass der apologetische Charakter der Schrift im Vordergrund steht. Zu deren Widerlegung bedient sich Wittich trockener scholastischer Argumentationsmuster.93 Die Consideratio wird verhältnismäßig selten zitiert, obwohl eine Neuauflage ihrer Gegenschrift aus dem Essenius-Kreis, der Disputationes Theologicae Quatuor von 1656, erschienen ist. Ihre Hauptargumente werden allerdings aufgegriffen. Auf die Diskussion, die die Essenius-Schüler mit der Neuauflage ihrer Schrift angeregt haben, hat Wittich sich nicht mehr eingelassen. Vor allem der erste Hauptteil des Consensus veritatis jedoch, der sich in dieser Form in den Dissertationes Duae nur teilweise findet, greift auf die Argumentationslinie der Consideratio zurück. Die Dissertationes Duae wiederum finden sich in ihren Hauptpunkten vollständig wieder, sie sind aber nicht nur umgestellt, bearbeitet und durch die Widerlegung ihrer Kritiker ergänzt worden, sondern wurden auch um diverse Gegenargumente gekürzt, die an Aktualität verloren haben. Stattdessen sind nahezu alle zentralen Argumente und Thesen von Wittich ausführlich gegen neuere Einwände verteidigt worden. Dabei konnte Wittich Schwerpunkte auf Fragestellungen legen, die sich in der langjährigen Debatte als zentral abgezeichnet hatten und im Rahmen der Legitimation einer cartesianischen und zugleich orthodoxen Theologie besonders relevant waren. Neben dem Nachweis der Übereinstimmung mit unbestreitbar rechtgläubigen Theologen hat er deswegen besonders die Wahrung der orthodoxen Lehre von der Heiligen Schrift, nämlich ihrer Attribute der Unfehlbarkeit und Autorität, betont. Die Umstellungen der alten Argumente dienten ihm nicht nur einer klareren Gliederung und einer Anpassung an die zahlreichen neuen zu behandelnden Punkte, sondern führten auch zu einer theologischen Zuspitzung der Debatte. So steht nun die Diskussion der zentralen Bibelstellen am Ende der Schrift und bildet mit dem ersten Kapitel, in dem die Trennung von Philosophie und Theologie als entscheidende Prämisse cartesianischer Theologie bereits am Anfang der Schrift geklärt wird, einen ringkompositorischen Rahmen. Die einleitend angeführte Beurteilung, dass Wittich mit dieser Schrift nichts grundlegend Neues beigetragen habe, bestätigt sich daher nur mit Einschränkungen. Auch Wittichs eigene Ankündigung, mit dieser Schrift die Dissertationes Duae lediglich neu aufzulegen, bleibt hinter der tatsächlichen Gestalt des Consensus veritatis zurück. Zwar wird das novum der Schrift neben der beschriebenen Umarbeitung tatsächlich vor allem von der Fülle von Kritikpunkten ausgemacht, 93 Vgl. auch Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 70.

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die Wittich zu nahezu jedem Paragraphen widerlegt, nichtsdestoweniger ist der Consensus veritatis als Kompendium des akademischen Streits um die cartesianische Theologie eine der zentralen Streitschriften der ganzen Debatte. Durch ihre starke Rezeption setzt sie maßgebliche Impulse für die Entwicklung der Hermeneutik.94 Im Vergleich zu Wittichs Frühschriften wird die fortgeschrittene Profilierung einer cartesianischen Theologie spürbar. Der Consensus veritatis erweist sich durchaus als überzeugend. Wittichs Gegner Johannes Herbinius, den er, wie man schon der Consideratio entnehmen konnte,95 durchaus geschätzt hatte, ließ sich tatsächlich von den vorgebrachten Argumenten weitgehend von seinen Kritikpunkten abbringen und verzichtete deswegen auf eine Widerlegung. So lesen wir in der Praefatio der zweiten Auflage des Consensus veritatis: Von meinen Gegnern gab der berühmte Herbinius, dessen im Vergleich zu anderen größere Besonnenheit ich bereits früher schon gelobt habe, der Wahrheit nach, in einem überaus freundlichen Brief, den er mir am 10. Dezember 1664 aus Utrecht geschrieben hatte; darin lese ich neben anderen Zeichen des Wohlwollens und der Freundschaft dies: „Ich freue mich sehr und beglückwünsche mich öffentlich dafür, in Dir einen Gegner von so großer Tugend zu haben; ich bin mit Deinen Antworten zufrieden. Ich habe mich mit Dir gemessen und Dir zusammen mit anderen großen Männern meine Meinung mitgeteilt. Weil Du deine Erwiderung gegen sie auf äußerst besonnene Weise formuliert hast, unterlasse ich es, weiterhin darüber zu schreiben und zu disputieren, zumal es nicht von so großem Gewicht ist. Ich bin zufrieden und danke Deiner Klarheit für einen so freundlichen Vergleich von ihrer Gesinnung und Meinung mit mir. Und wisse, dass ich Dir und der Dienstbarkeit der Deinen für diesen Gunsterweis, solange ich lebe, zugetan sein werde.96

Insgesamt war Wittichs Schrift zwar durch die Schaffung eines theologischen Standardwerkes97 von Bedeutung für die cartesianische Theologie, allerdings

94 Vgl. auch Rohls, Schrift, Tradition und Bekenntnis, 419. 95 Vgl. Wittich: Consideratio (1656) §35,27f. 96 Wittich: Consensus (21682) Praefatio secundae Editioni praefixa [iv–v]: „Ex adversariis Cl. Herbinius, cujus majorem prae aliis modestiam antehac laudavi, veritati ceßit, scriptis ad me Anno CIƆIƆCLXIVa. d. X. Dec. humanißimis Trajecto ad Rhenum, literis, in quibus, inter alia benevolentiae & amicitiae signa, haec lego: Gaudeo magnopere mihique palam de Te tantae Virtutis adversario gratulor, responsionibns [sic] tuis contentus sum. Contuli tecum & cum aliis Magnis Viris sententiam meam communicavi: ad quam quia modestissime reposuisti, cum non tanti sit momenti, scribere ultra atque disputare de ea supersedeo. Contentus sum, & gratias tuae Claritati ago pro tam amica animi sententiaeque suae mecum collatione, meque Tibi ac tuorum servituti pro hacce benevolentia, quoad vixero, addictum fore scito.“ (Kursiv nach Wittich.) 97 Als auf ein solches verweist bereits Bekker: De philosophia cartesiana admonitio (1668) VI §8,95 auf den Consensus veritatis für den Nachweis der Vereinbarkeit von Bibel und cartesianischer Physik. Auch von den Gegnern der cartesianischen Theologie wird die Schrift entsprechend rezipiert. Ein Beispiel bietet der dänische Theologe Johannes Brunsmand (1637–

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blieb eine positive Reaktion aus dem gegnerischen Lager, wie Herbinius sie äußerte, die Ausnahme. Tatsächlich hatten sich die Fronten über die Jahre so verhärtet, dass man eine Fortsetzung der Debatte als verschwendete Mühe betrachtete. Der Ansatz der Cartesianer blieb nach wie vor umstritten, wie die Ereignisse um die Synode von Gelderland gezeigt hatten. Da die zentralen Probleme der Exegese und Schriftautorität nicht gelöst werden konnten, blieb die Frage nach dem orthodoxen Charakter cartesianischer Theologie kontrovers. Die angespannte Grundsituation benötigte lediglich einen neuen Anlass für ihre Wiederbelebung. Für Wittich persönlich beendeten der Consensus veritatis und die Synode von Gelderland die Anfeindungen allerdings zunächst. Von kirchlicher Seite wurde seine Rechtgläubigkeit nicht wieder infrage gestellt, sein Ruf als orthodoxer Theologe war damit vorläufig sichergestellt. Dies war auch die Voraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf seiner weiteren Karriere, die ihn schließlich zu einer Professur in Leiden führen sollte. Mit dem Consensus veritatis beschließt er die nahezu eine Dekade andauernde Phase der Kontroverse um die Dissertationes Duae und den Pamphletenstreit. Parallel wurde die Auseinandersetzung um den Cartesianismus und seine theologische Rezeption weitergeführt. Die Atempause für Wittich bedeutete also keineswegs eine Beruhigung der Rationalismusdebatte. Insbesondere seine Akkommodationstheorie, wie er sie zuletzt im Consensus veritatis verteidigt hatte, gehörte dabei zu den beständigen Kritikpunkten einer cartesianischen Theologie und wurde in die Liste gefährlicher Neuheiten regelmäßig aufgenommen.98 Die Kritik an der cartesianischen Philosophie und ihrer theologischen Rezeption, die sich immer wieder auch in einer Auseinandersetzung mit Wittichs Schriften der 1650er Jahre niederschlug, gab es – von Wittich womöglich unbemerkt, zumindest aber unkommentiert – auch weiterhin und auch außerhalb der Niederlande und der reformierten Konfession.99 Sie spielt keine Rolle für Wittichs weitere theologische Entwicklung. 1707), der in seiner Schrift Gratia Naturae Interpres (1688) auf den Consensus veritatis immer wieder Bezug nimmt. Johannes Brunsmand: Johannis Brunsmanni Nidrosiensis Gratia Naturae Interpres, sive adversus novitatis aegros defensio communis theologorum qua veterum qua novorum sententiae ajentis, sacrae verba scripturae non minus physicis de rebus quam de cateris vim habere probandi. Francofurti: Justus 1688. 98 So urteilt van der Wall, Tractatus Theologico-Politicus, 210f. insbesondere mit Bezug auf das einflussreiche und vielfach aufgelegte anticartesianische Werk von Herman Witsius (1636–1708) Twist des Heeren mit sijn Wyngaert (1669). Hermann Witsius: Twist Des Heeren Met sijn Wyngaert, de selve Overtuygende van Misbruyck sijner weldaden, onvruchtbaerheydt in’t goede En al te dertele Weeldrigheyd, In Schadelijcke nieuwigheden van Opinien, En schandelycke Outheydt van quade zeeden, Met bedreyginge van sijn uyterste ongenade / Bepleyt door Harmannus Witz. Den Tweeden druck met een Register vermeerdert. Leeuwarden: Hagenaer 1671. 99 Noch verspäteter erschien nur eine von der akademischen Welt nicht mehr beachtete Schrift

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2.12.3 Eine Dekade der Lehre Nachdem diese Krise ausgefochten war, schloss sich für Wittich in Bezug auf die Frage nach der Orthodoxie seiner Lehre ein Jahrzehnt relativer Ruhe an. Bis 1670 war er nicht gezwungen, für die cartesianische Theologie in apologetischer Absicht die Feder zu ergreifen und theologische Schriften aus dieser Zeit sind uns nur spärlich überliefert. Nachweisbar sind lediglich Disputationen, die darauf schließen lassen, dass Wittich sich in dieser Zeit vor allem der theologischen Lehre gewidmet hat.100 Wittich hat offenbar in den 1660er Jahren seine Kräfte darauf verwendet, die cartesianische Theologie weiterzuentwickeln und zu vermitteln. Nach seinen aufsehenerregenden Frühwerken steht für ihn nun die sorgfältige Entfaltung und wissenschaftliche Fundierung seiner Theologie im Vordergrund. So schreibt er selbst in der Einleitung zur Theologia pacifica 1671 „Scripto per decennium in publicum non prodii, quod censerem elaboranda prius accuratius & maturius recoquenda, quae publicam lucem adspicere debebant“ und verweist mit Ovid auf die Lebensweisheit „Bene qui latuit bene vixit“, eine stillschweigende Reminiszenz an das Vorbild Descartes, der sich denselben Sinnspruch zum Motto erkoren hatte.101 Die turbulenten 1650er Jahre waren offenbar nicht spurlos an Wittich vorbeigegangen, so dass er sich rückblickend dankbar für ein Jahrzehnt der Ruhe ohne Veröffentlichungen cartesianischer und synodaler Streitigkeiten zeigte, in welchem er sich der Lehre widmen konnte.102 Diese Ruhe der 1660er Jahre war ihm allerdings tatsächlich nur bedingt vergönnt. Zwischen 1665 und 1666 grassierte in Nijmegen die Pest. Die Universität war davon massiv betroffen und wurde in eine ernste Krise gestürzt, von der sie sich nie wieder erholen sollte. Nicht nur die Studentenzahlen gingen infolge der Epidemie stark zurück,103 die Universität verlor am 21. August 1666 mit Johannes Schultingh auch einen

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des Menoniten Dirk Rembrandtsz van Nierop aus dem Jahr 1661: Vgl. dazu in Kürze Vermij, Calvinist Copernicans, 293f. Die katholische Kritik am cartesischen Heliozentrismus bezieht sich mitunter auch direkt auf Wittich. Ein Beispiel dafür bietet der Jesuit und Astronom Giovanni Batista Riccioli (Ioannes Baptista Ricciolo; 1598–1671). Vgl. dazu Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 59 und De Angelis, Anthropologien, 297 mit Belegen. Vgl. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [i]. Vgl. Ovid: Tristia 3,4a,25: „crede mihi, bene qui latuit, bene vixit […]“. Vgl. zu dem Ovidzitat als Lebensmotto von Descartes z. B. Goldstein, Kontingenz und Rationalität, 99 mit Verweis auf Descartes: Brief an Mersenne, April 1634 (AT I 286). Eine Edition von Briefen des Descartes lässt sich in Wittichs Leidener Bibliothek nachweisen. Vgl. Hackius: Catalogus (1687) 24 (Nr. 330) und 27 (Nr. 402). Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [iv]: „ego amore quietis alienus fui ab omni scriptione publica, contentus, quae privatim meditatus fueram, tradere meis discipulis […].“ Vgl. Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 454 und van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 60.

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wichtigen Professor. Bis zum Beginn des Jahres 1667 musste die Universität nach Schultinghs Tod sogar geschlossen werden, wodurch weitere Studenten zum Weggang aus der Stadt veranlasst wurden.104 Wittich war Schultingh sehr verbunden gewesen. Er hielt die Leichenpredigt auf den Kollegen und war von ihm auf dem Sterbebett zum Vormund (tutor) seiner Kinder gemacht worden.105 Trotz geringerer Studentenzahlen versuchte man einen neuen Aufschwung der Universität zu erreichen und die Qualität der Lehre aufrechtzuhalten; der Lehrstuhl von Schultingh wurde mit dem Steinfurter Samuel Tennulius (1635– nach 1674) neu besetzt. Noch 1666 hatte man insbesondere auf eine Stärkung der theologischen Fakultät gesetzt, indem man Wittich seinen Studenten, den überaus begabten Abraham Gulich (1642–1679), der zu einem wichtigen Vertreter der Coccejo-Cartesianer avancierte, als zweiten Dozenten für die Theologie zur Seite stellte, der jedoch im Folgejahr als Philosophieprofessor an das Gymnasium Hammonense berufen wurde.106 Mit dem Einsetzen der Pest sind von Wittich auch keine Disputationen mehr nachweisbar. Dass er sowohl privat als auch bei der Erhaltung der Universität nun zahlreichen Verpflichtungen nachkommen musste, ist selbstverständlich. Ob er während der Pest zeitweilig die Stadt verlassen hat, wissen wir nicht.

2.12.4 Wittichs Berufung nach Leiden und das Ende der Universität Nijmegen Ende der 1660er Jahre hatte sich die Situation in Nijmegen wieder normalisiert, die Versuche zur Neubelebung der Universität blieben jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Für Wittich läutete diese Zeit eine neue Phase der polemischen Auseinandersetzungen um den Cartesianismus ein, jedoch auf einer noch per104 Vgl. Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 454: Ende der 1650er Jahre waren über 30 Studenten verzeichnet, die Zahl stieg stark an bis 1665 ein plötzlicher Einbruch zu bemerken ist, der nicht mehr kompensiert werden konnte. Vgl. zu den Folgen der Pest besonders Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 85–93. 105 Christoph Wittich: Christophori Wittichii Oratio Funebris In Obitum Viri Clarissimi & Doctissimi Johannis Schultingii, Elegantiorum Lit. Historiarum in Acad. Neomagensi Professoris, dum viveret, Celeberrimi, Habita Neomagi IV Id. Jan. CIƆ IƆCLXVII. Noviomagi: Smetii 1667. Vgl. zu der Vormundschaft den Brief von Christoph Wittich an Johann Friedrich Gronovius, Nijmegen 22. Februar 1667 (ediert bei Bots [1992] 244). 106 Vgl. zu Gulich van Asselt, Art. Gulichius, Abraham (1642–79). DSECDP 1 (2003) 375f. Zekl, Logik-Unterricht in Hamm, bes. S. 111f. und Hellekamps/Musolff, Aufklärung in Hamm, bes. 126–130 und die Beiträge des Verfassers in Hellekamps/Musolff, Lehrer an westfälischen Gymnasien. Vgl. auch Sassen, Kwaterlijke Hogeschool, 62 und Lemmens/ van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 453f. Ein zweiter Versuch zur Erweiterung der theologischen Lehre wurde nicht unternommen. Gulich starb kurz nach seiner Berufung nach Franeker. Wittich beteiligte sich später von Leiden aus an der Bearbeitung seiner posthumen Werke: Vgl. Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 306.

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sönlicheren Ebene als zuvor. Er wurde von seinem ehemaligen Lehrer und ursprünglichen Sympathisanten der cartesianischen Idee, Samuel Maresius, heftig attackiert. Im Zuge der Auseinandersetzung, der im Folgenden eine ausführliche Darstellung gewidmet wird,107 verfasste Wittich in den letzten Monaten seiner Zeit in Nijmegen sein zweites Hauptwerk nach dem Consensus veritatis: die Theologia pacifica. Ihre Abfassung fällt damit bereits in eine Zeit, in der er Nijmegen den Rücken zu kehren begann und mit der Universität Leiden in Berufungsverhandlungen getreten war. Denn die Blütezeit Nijmegens, unter die die Pest einen Schlussstrich zu setzen begonnen hatte, war endgültig zu Ende gegangen. Ihr Untergang wurde mit dem Weggang der prominenten Professoren Craanen 1670 und Wittich 1671 nach Leiden besiegelt. Bereits nach dem verhängnisvollen Pestjahr 1666 war die Bedeutung der Universität so stark gesunken, dass ihr letztlich nur noch regionale Bedeutung zukam.108 Spätestens seit 1670 hat Wittich nach alternativen Professuren mit erhöhter Aufmerksamkeit Ausschau gehalten. Sein Interesse, Nijmegen zu verlassen, war nicht nur durch den schwindenden Einfluss der Universität und das Ausbleiben von Studenten motiviert, sondern womöglich auch verstärkt durch die Haltung ihrer Kuratoren zur Theologia pacifica. So schildert Maresius in seiner Gegenschrift, dass man in Nijmegen um eine Schlichtung bemüht gewesen sei und daher mit Groningen vor der Veröffentlichung der Theologia pacifica Kontakt aufgenommen hatte. Damit dürften die Kuratoren Wittichs Absichten zuwidergehandelt haben, möglicherweise um die Gefahr einer Rufschädigung der ohnehin in die Krise geratenen Universität abzuwehren. Das Vorgehen zeugt von einem Vertrauensdefizit der Universität zu ihrem Theologen. Maresius schildert es als einen Versuch der Kuratoren, ihn dafür zu gewinnen, gegen die Veröffentlichung von Wittichs Schrift zu konspirieren und diese zurückzuhalten.109 In den Akten der Leidener Kuratoren ist die Berufung Christoph Wittichs am 15. August 1671 bei einer überdurchschnittlich guten Besoldung von 1700 Gulden verzeichnet.110 Wittich konnte sich also auch in finanzieller Hinsicht noch einmal

107 Vgl. Kapitel 2.13 (Auseinandersetzung mit Samuel Maresius). 108 Promotionen blieben aus, nach 1668 hat der Universitätsdrucker für die Universität nichts mehr hervorgebracht. Vgl. Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 455. 109 Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [iii–iv]: „Quare nostros rogabant vellent secum conspirare in hoc malo sufflaminando & supprimendo.“ (Kursiv nach Maresius). Vgl. auch Kapitel 2.13 (Auseinandersetzung mit Samuel Maresius). 110 Vgl. den Nachweis bei Molhuysen (1918) 252. Auch die Professorenliste der Universitätsmatrikel Leiden führt Wittich mit diesem Datum. Vgl. Siegenbeek van HeukelomLamme, Ablum Scholasticum, 178. Die durchschnittliche Besoldung im 17. Jahrhundert habe an der Leidener Hochschule bei 1200 Gulden gelegen. Spitzenprofessuren wurden mit bis zu 3000 Gulden bezahlt. Vgl. Siegenbeek van Heukelom-Lamme, Ablum Scholasticum, x.

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deutlich verbessern. Er war nicht die erste Wahl bei der Berufung,111 hatte aber in Heidanus einen einflussreichen Fürsprecher vor Ort.112 Wittich bestätigte am 26. August 1671 den Kuratoren der Leidener Universität, dass er sich geehrt fühle, auf eine Professur im bedeutenden Leiden berufen worden zu sein und erklärte sich zum Wechsel bereit.113 Ein weiterer Vorteil der Leidener Professur war auch das akademische Klima. So konnte Wittich hier die Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Theodor Craanen fortsetzen. In Leiden, der langjährigen Wirkstädte des Johannes Coccejus, sollte Wittich zudem als Kollege des bedeutenden Abraham Heidanus wirken. Die Stadt war das theologische Zentrum und der Geburtsort des cartesianischen Netzwerkes und lockte mit der Möglichkeit, in ergiebigem Austausch als cartesianischer Theologe zu arbeiten. Zudem bedeutete die theologische Professur an Wittichs altem Studienort Leiden einen deutlichen Prestigegewinn. In Nijmegen hingegen konnte nach Wittichs Weggang die theologische Professur nicht einmal mehr neu besetzt werden. Der theologische Unterricht wurde eingestellt. Die Gründe für die Resignation sind nicht ganz ersichtlich: Wittich dürfte in Nijmegen, auch wenn er sicherlich Studenten mit nach Leiden genommen hat, nach wie vor Zuhörer gehabt haben, so dass man einen grundsätzlichen Bedarf der Neubesetzung des theologischen Lehrstuhls wohl voraussetzen kann.114 Die Vakanz ist als ein weiteres Indiz für den Niedergang der Universität zu werten. Ohne ihr renommiertes Professorenkollegium verlor die Universität fachlich stark an Einfluss, was dazu führte, dass sie für Studenten nur noch wenig attraktiv war. Auf politischer Ebene begleitet und verstärkt wurde dieser Bedeutungsverlust dann ab 1672 durch das Ende der Ära Jan de Witt und den Machtgewinn der Oranier, die einer Universität mit dezidiert cartesianischem Profil, nicht positiv gesonnen waren. Zwar versuchte man, die Universität durch eine Vergrößerung der juristischen Fakultät zu stärken und berief Gerardt Noodt (1647–1725) 1671 zum zweiten Professor der Rechte, aber die Schäden der im Folgejahr beginnenden französischen Besetzung der Stadt besiegelten das sich 111 Vgl. Siegenbeek, Geschiedenis der Leidsche hoogeschool, 189, der zuvor von mehreren vergeblichen Versuchen bei den Berufungsverfahren nach dem Tod des Coccejus spricht. 112 So urteilt Arndt, Einleitung, XIX. 113 Vgl. den Brief von Christoph Wittich an die Kuratoren der Universität Leiden, Nijmegen 26. August 1671 (ediert bei Bots [1992] 252f.). Wittich hatte die Anfrage am 22. August erhalten, antwortete also sehr zügig. In dem Brief zeigt er sich überrascht von der Berufung und bringt seinen Respekt vor der Leidener Akademie und seine Freude über die erwiesene Ehre zum Ausdruck. Vgl. zum Berufungsverfahren auch Molhuysen (1918) 249.252: Am 09. September wurde Wittichs schriftliche Zusage bestätigt und am 09. November dem Senat vorgelegt. Vgl. auch Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 88. 114 Vgl. dazu Bots, benoemingsbeleid, 40 und Bots/Kerkhoff, De Nijmeegse Pallas, 88f.92. Anders noch Rogge, Academie te Nijmegen, 164, der sowohl den Mangel theologischer Studenten als auch finanzielle Schwierigkeiten für die Ursachen des Ausbleibens einer Neubesetzung von Wittichs Lehrstuhl anführt.

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ankündigende Ende der Akademie endgültig. Die Universität Nijmegen konnte sich noch bis 1679 halten und wurde dann aufgelöst.115 Wittich sollte hingegen seine alte Universität, die er selbst mitbegründet hatte, überleben und steuerte in Leiden, nicht zuletzt durch die Veröffentlichung der Theologia pacifica, auf den Gipfelpunkt seiner Karriere zu.

2.13 Die Auseinandersetzung mit Samuel Maresius Am Ende von Wittichs Zeit an der Universität Nijmegen steht eine vernichtende Kritik seines gesamten bisherigen theologischen Schaffens in Lehre und Forschung: Sein eigener Lehrer Maresius destruierte in einem breit angelegten Entwurf anhand von Aufzeichnungen, die unmittelbar aus Wittichs Unterricht stammten, dessen cartesianische Theologie. Dieser Angriff war der Beginn einer intensiven Fehde, die bis zum Tod des Maresius im Jahr 1673 andauern sollte. Sie wurde durch Maresius’ Schrift De abusu philosophiae cartesianae 1670 begonnen. Wittich verfasste dagegen seine grundlegende Apologie der cartesianischen Theologie, die Theologia pacifica. Mitte Februar 1671 war diese Schrift fertig. Sie wurde umgehend und noch vor ihrem offiziellen Erscheinen von den Kuratoren der Universität Nijmegen nach Groningen geschickt: Adressaten waren die Kuratoren der Universität, aber de facto freilich Maresius selbst. In einem Brief machte man, so stellt es jedenfalls Maresius im Nachhinein dar, in Nijmegen deutlich, dass man über Wittichs Reaktion betrübt sei und aus den zahlreichen unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Maresius weitere Konsequenzen akademischer aber auch kirchlicher Natur fürchte.1 Man bot daher an, die Veröffentlichung der Theologia pacifica aufzuschieben, um eine Klärung des Konflikts zu ermöglichen. Dazu kam es nicht. Wittich brachte sein Buch auf den Markt, bevor ein Antwortschreiben aus Groningen abgefasst worden war, also sicherlich noch im ersten Quartal 1671. Maresius gab daher 115 Vgl. van Gemert, Nachbarschaft und Konkurrenz, 60f.; Bots, benoemingsbeleid, 36 .40f. Lemmens/van Meerkerk, Kunst, religie en cultuur, 457. 1 Datieren lässt sich die Veröffentlichung der Theologia pacifica auf den Beginn des Jahres 1671 durch Maresius’ Antwortschrift, den Indiculus, der im Kapitel 2.15.1 (Maresius’ Indiculus und sein Streit mit „Petrus ab Andlo“) ausführlicher vorgestellt wird. Maresius hatte demnach das Buch in Groningen im Februar vorliegen. Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [iii]: „Huc primum delatus est circa medium Februarium, ejus exemplari transmisso per Nobilissimos & Amplissimos Dominos Curatores Lycei Noviomagensis, ad Nobilissimos & Amplissimos Curatores hujus Academiae, cum literis humanissimis, quibus significabant, quod eo libro Cl. Wittichii viso indoluerint, & ipsum, postquam scilicet prior laeserat, & invectivas appelantem justas suarum contra me Censurarum refutationes & censuras, queri de variis meis in se invectivis, & nos ambos in tam variis Theologiae capitibus dissentire, ideoque suas Nobilissimas Amplitudines metuere, ne quid inde majoris mali tum inter Theologos, tum ipsa Ecclesia oriatur; […].“

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Wittich die Schuld an einem Scheitern dieser Vermittlungsversuche durch die Universitätskuratorien, während Wittich seinerseits versicherte, sich an die ihm auferlegten Fristen gehalten zu haben.2 Die theologiegeschichtlichen und persönlichen Voraussetzungen dieses Streits und damit der Veröffentlichung von Wittichs dogmatischer Hauptschrift bedürfen einer genauen Analyse.

2.13.1 Die Vorgeschichte des Streits – Lodewijk Meyer und die Radikalisierung des Cartesianismus Trotz der anhaltenden Widerstände und zahlreicher Rückschläge konnte die cartesianische Theologie in den 1660er Jahren große Erfolge verbuchen. Ihr Netzwerk hatte sich an zahlreichen Hochschulen und Universitäten der Niederlande und der angrenzenden Regionen des Deutschen Reiches etabliert, in Lehre und Publikationen war sie kontinuierlich vertreten. Das für die Niederlande des 17. Jahrhunderts typische Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Kirche3 begünstigte ihre Ausbreitung: In der statthalterlosen Ära unter Johann de Witt waren die konservativen Einflüsse der kirchlichen Opposition stark eingeschränkt, Neuerungen auf allen wissenschaftlichen Gebieten wurden gefördert, wechselseitig unterstützten sich Hochschulen und Regierung der niederländischen Republik. Die ideologischen Kämpfe zwischen der ‚wahren Freiheit‘ der Republik und dem Machtanspruch des Hauses von Oranien verwoben sich dabei mit dem Konflikt zwischen traditioneller Theologie und neuer Philosophie. 2 So schildert es Maresius: Indiculus (1671), Praefatio [iii–iv], dass die Theologia pacifica von Wittich bereits frühzeitig privat an befreundete Gelehrte geschickt worden sei, also innerhalb des cartesianischen Netzwerks zugänglich gemacht worden war. Darüber hinaus spricht Maresius davon, dass mehrere Exemplare bereits kurz nach dem Eintreffen des Briefes aus Nijmegen in Groningen erhältlich waren. Wittich hingegen geht im Appendix zur Theologia pacifica ausführlich auf diesen Vorwurf ein und beschreibt die Vermittlungsversuche der Kuratoren genau: Als diese von dem Streit und Wittichs Vorhaben der Abfassung einer Apologie in Kenntnis gesetzt worden waren, bestellen sie Wittich Ende November oder Anfang Dezember 1670 zu sich, hörten Wittichs Position an und billigten sein Unternehmen, seinen guten Ruf gegen die Häresievorwürfe zu verteidigen. Sie erbaten sich aber vor der Veröffentlichung ein Exemplar der Theologia pacifica, das Wittich auch ausgehändigt habe. Die Kuratoren geboten Wittich dann, den Druck zunächst um einen Zeitraum von acht Tagen zurückzuhalten, der dann noch einmal um weitere acht Tage verlängert wurde. Die Anschuldigung des Maresius, Wittich habe die Schrift frühzeitig zumindest im privaten Kreis veröffentlicht, sei also falsch und könne ggf. von ihm auch mit brieflichen Zeugnissen widerlegt werden. Eine eigenmächtige Verbreitung der Schrift durch den Drucker könne Wittich allerdings nicht ausschließen. Vgl. hierzu Wittich: Appendix (1672) §9,8f. 3 Vgl. auch Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke).

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Die nach 1650 geschwächten kirchlichen und konservativen Kräfte hatten sich jedoch am Ende der 1660er Jahre sichtlich erholt und erhielten insbesondere durch die außenpolitischen Niederlagen der Republik neuen Aufwind und zwar nicht nur durch den voetianisch-kirchlichen Flügel, sondern mehr und mehr auch durch eine Gruppe von Anhängern der Oranier. Die den Cartesianismus begünstigende Toleranzpolitik der Republik wurde dabei besonders infrage gestellt.4 Verstärkt wurde die anticartesianische Stimmung zudem durch die Tatsache, dass neben den orthodoxen Coccejo-Cartesianern bald auch Denker hervortraten, denen die Ansätze von Wittich und seinen Gesinnungsgenossen nicht weit genug gingen. Sie radikalisierten die cartesianische Theologie und kamen zu weitaus säkulareren und rationalistischen Positionen. Dabei handelte es sich in der Regel nicht einmal um Theologen, die die Philosophie zur bestimmenden Kraft im Nachdenken über Gott und seine Offenbarung machen wollten. Die Zahl der Sympathisanten der neuen Theologie und Philosophie aus dem Lager der Orthodoxie sank erheblich, als Schriften aufkamen, in denen die Grenzen, die von Wittich, Heidanus und anderen um Übereinstimmung mit der Orthodoxie bemühten Denkern sorgfältig gezogen worden waren, niedergerissen wurden.5 Dies geschah besonders in dem Kreis von Gelehrten um Baruch de Spinoza (1632–1677) und verschärfte die Widerstände gegen die philosophia nova insgesamt. Gleichzeitig waren diese Denker auch Republikaner. Ihre radikalen Thesen, die vielfach Widerstände erregten, und ihre politische Haltung bedeuteten eine zusätzliche Schwächung der Partei um de Witt. Die Debatte um die gefährlichen Tendenzen der radikalisierten Philosophie erreichte ihren ersten Höhepunkt, als Lodewijk Meyer anonym im Jahr 1666 seine Philosophia Sacrae Scripturae Interpres6 (im Folgenden: Philosophia S.S. Interpres) veröffentlichte, in der er die These vertrat, dass die Bibel, anders als das orthodoxe Dogma behauptet, keineswegs von klarer Verständlichkeit (perspicuitas) geprägt oder selbsterklärend (scriptura sui ipsius interpres) sei, sondern unverständlich, und daher auf die Philosophie als ihre Auslegerin angewiesen.7 4 Israel, Dutch Republic, 786 spricht von einem „renewed sparring around the House of Orange, combined with the intensifying wrangling over religious toleration, Church authority, and personal liberty“, das am Ende der 1660er Jahre zu einer „feverish intellectual atmosphere“ geführt hatte. Vgl. insgesamt Israel, Dutch Republic, 785–795 und Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 368. 5 Vgl. z. B. Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 334–340 mit den prominentesten Beispielen. 6 [Lodewijk Meyer:] Philosophia S. Scripturae Interpres. Exercitatio paradoxa, in qua, veram philosophiam infallibilem S. Literas interpretandi normam esse, apodictice demonstratur, & discrepantes ab hac sententiae expenduntur, ac refelluntur. Eleutheropoli, anno 1666 [Anonym publiziert; fingierter Druckort]. 7 Vgl. zu Meyer einführend Steenbakkers, Art. Meyer, Lodewijk (1629–81). DSECDP 2 (2003) 694–699 und Israel, Radical Enlightenment, 197–203. Vgl. für einen Überblick aktuellerer

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Die Philosophia S.S. Interpres war damit letztlich eine Absage an jedwede Form der Theologie im eigentlichen Sinne, erschien aber zugleich als die notwendige Konsequenz aus den rationalistischen Denkansätzen und insbesondere der Philosophie von Descartes. Meyer stellt hier dem weitverbreiteten exegetischen Ansatz, die Bibel als ihrer eigenen Auslegerin zu betrachten, die cartesianisch geprägte Erkenntnislehre entgegen und vertritt gegen die öffentliche kirchliche Meinung die These, dass in Fragen der Schriftdeutung eine aus der Philosophie clare & distincte zu gewinnende, sichere Erkenntnis zu erreichen sei, wenn man der obscuritas der Schrift mit der Vernunft begegne. Ausgehend von dieser philosophischen Entmachtung der Theologie kommt er zu provokanten und als heterodox bewerteten Ergebnissen wie der Leugnung einer creatio ex nihilo und einer Banalisierung trinitätstheologischer Kontroversen. Die von Wittich und dem coccejo-cartesianischen Lager vertretene Maxime, dass die wahre Philosophie mit der Theologie nicht im Widerspruch stehe, deutet Meyer so, dass man dann die Schrift am besten nach der philosophischen Methode auslegen solle, weil diese sichere Erkenntnis garantiere.8 Die Ehrfurcht vor Übervernünftigkeit und Mysteriencharakter von Schriftaussagen verschwindet in seinem Ansatz. Als Meyer die Philosophia S.S. Interpres veröffentlichte und sein rationalistischer Vorstoß die althergebrachte Exegese zu revolutionieren versuchte, zwang er die akademische Welt zu einer Stellungnahme, polarisierte massiv und kostete das coccejo-cartesianische Lager viel Sympathie und Anhänger:9 Auch Gelehrte, die sich durch eine große Offenheit gegenüber Neuerungen auszeichneten, schreckten nun davor zurück, sich mit der neuen Philosophie überhaupt ausDarstellungen Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie, 157f. Vgl. für eine theologische Perspektive auch Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics II, 136f. (mit Blick auf die Schriftlehre), Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 329–333 und die umfassende Arbeit von Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza (1997). Meyer hatte in Leiden Philosophie und Medizin studiert und gehörte seit den späten 1650er Jahren dem Kreis um Spinoza an. Er studierte mit ihm in Leiden, stand mit ihm auch darüber hinaus in engem Kontakt und edierte seine posthum erschienenen Werke. Die beiden Gelehrten berieten sich nachweislich über ihre Veröffentlichungen. Meyer war nicht nur philosophischer Schriftseller, sondern auch Arzt, Theatermann und Lexikograph. Mit Leidener Cartesianern wie de Raey war er bekannt. Nachdem er 1660 in seinen beiden Fächern promoviert worden war, lebte er in Amsterdam. Meyer gehörte zu den bekennenden Sympathisanten des Cartesianismus und berief sich immer wieder auf dessen Ergebnisse. Er ist ein überzeugter Rationalist gewesen, aber kein Cartesianer im eigentlichen Sinne: So lehnte er z. B. die Lehre von den zwei Substanzen und die cartesianische Willenslehre ab und kritisiert den Philosophen mit Spinoza. Insbesondere in methodischer Hinsicht rezipierte er Descartes jedoch stark und setze ihn dem scholastischen Ansatz entgegen. Radikaler Zweifel und mathematische Beweisführung werden von ihm als essenziell bewertet und konsequent auf die Theologie, insbesondere auf die Bibelexegese, angewendet. 8 Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 201. 9 Vgl. zur frühen Rezeption der Schrift in der reformierten Orthodoxie den Überblick von Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie.

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einanderzusetzen, akzeptierten zwar den Coccejanismus, lehnten aber bereits cartesianische Tendenzen rigoros ab. Die Orthodoxen unter den Cartesianern, die den Hauptteil der Bewegung verkörperten und die Repräsentanten des cartesianischen Netzwerkes waren, sahen sich gezwungen, nun sowohl gegen die wachsende Zahl ihrer Kritiker als auch die radikalen Rationalisten vorzugehen, die man in ihren eigenen Reihen (weitestgehend zu Unrecht) vermutete. Die anonyme Veröffentlichung von Meyers Schrift brachte zudem Cartesianer wie Lambert van Velthuysen in Verruf, Autor der Philosophia S.S. Interpres zu sein,10 denn die Identität von Meyer wurde erst nach dessen Tod im Jahr 1681 endgültig enthüllt.11 Anticartesianische Theologen wie Gisbert Voetius und Andreas Essenius sahen sich in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt und schrieben nun wieder vehement gegen jede Form von cartesianischer Theologie, deren gefährliche Auswüchse sie in der Philosophia S.S. Interpres nun aufzeigen konnten. An den Universitäten und Hohen Schulen wurde gegen die Philosophia S.S. Interpres dementsprechend konsequent disputiert: Das zeigt nicht nur Widerstände gegen die Thesen Meyers, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Schrift durch Professoren und Studenten, die der Schrift gleichzeitig einen hohen Bekanntheitsgrad verlieh.12 Die coccejo-cartesianischen Theologen waren ihrerseits bemüht, sich von der Schrift zu distanzieren, nicht nur um ihres Rufes willen, sondern auch aus Überzeugung. Die Philosophia S.S. Interpres bewegte sich nicht mehr im Rahmen der Orthodoxie.13 Die classes und Synoden der Niederlande begannen dementsprechend, intensiv gegen die Philosophia S.S. Interpres vorzugehen. Heidanus und Coccejus haben die Schrift von Leiden aus verurteilt.14 Nachdem seit 1667 die 10 Dieser Verdacht war nicht völlig unverschuldet und erhärtete sich durch die überaus schwache Kritik, die van Velthuysen an der Philosophia S.S. Interpres übte. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 369 und Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie, 163.166. Van Velthuysen verwies allerdings auf die durch den Sündenfall bedingten Unzulänglichkeiten der menschlichen Vernunft und bekannte sich, obgleich er weiterginge als andere, ausdrücklich gegen einen Bruch mit der orthodoxen Theologie. Vgl. Frijhoff/ Spies, Nederlandse Cultur, 341. 11 Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 202. 12 Es wurde gegen die Philosophia S.S. Interpres vor allem in Franeker unter Nicolaus Arnoldi (1618–1680) und Christian Schotanus (1603–1671) disputiert, aber auch in Groningen unter Samuel Maresius. Johannes de Bruyn (1620–1675), ebenfalls ein nicht unbedeutendes Mitglied im cartesianischen Netzwerk, veröffentlichte von Utrecht aus ebenfalls gegen Meyers Schrift. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 369. Vgl. zu de Bruyn Scheib, Art. Bruyn, Johannes de (1620–75). DSECDP 1 (2003) 175f. 13 Nicht nur der Ruf des Cartesianismus musste verteidigt werden. Vgl. Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie, 166–168 für die Affinität Meyers zur coccejanischen Hermeneutik. 14 Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 203, der irrtümlich Wittich statt Heidanus anführt, sich aber ganz offensichtlich auf eine Erklärung von Coccejus und Heidanus gegen die Schrift bezieht, die 1674 zu einer Verurteilung der Philosophia S.S. Interpres durch die Universität Leiden geführt hatte. Vgl. dazu Frijhoff/Spies, Nederlandse Cultur, 340. Ebenso haben

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Philosophia S.S. Interpres auch in niederländischer Übersetzung Verbreitung fand, erschien im Folgejahr eine cartesianische Gegenschrift zur Philosophia S.S. Interpres von Lodewijk Wolzogen.15 Dessen De Scripturam interprete16 war die Stellungnahme des Collegie der Scavanten, des Utrechter Zentrums des cartesianischen Netzwerkes, zur Philosophia S.S. Interpres. Wolzogen, selbst Utrechter Professor und Prediger der wallonischen Gemeinde, verteidigte den orthodoxen Grundsatz, dass die Heilige Schrift nur durch sich selbst ausgelegt werden dürfe, betonte aber dabei durchaus auch nützliche Aspekte des rationalistischen Ansatzes von Meyer. Durch diese differenzierte Besprechung der Philosophia S.S. Interpres wurde nun auch Wolzogen das Ziel der öffentlichen Kritik.17 Als cartesianischer Theologe versuchte er, die angemessene Rolle der Vernunft bei der Schriftauslegung zu bestimmen und so die nun von allen Seiten grundsätzlich infrage gestellten exegetischen Ansätze zu verteidigen, die in den letzten Jahren von Wittich und anderen entwickelt worden waren. Bei dem Versuch, die cartesianische Theologie gegen den radikalen Rationalismus in Schutz zu nehmen, musste er zugleich auch die Gefahren des Sozianismusvorwurfs umschiffen und konnte die durch die Philosophia S.S. Interpres aufgebrachten Kritiker nicht besänftigen. Da die Sozianer der Vernunft bei der Exegese eine so große Bedeutung beimaßen, dass sie Auslegungen vermieden, die ihr zu widersprechen schienen, war eine vernunftgeprägte Exegese schnell dem Sozianismusverdacht ausgesetzt. Wolzogen stimmte mit Meyer in der These überein, dass philosophische Wahrheit und theologische Wahrheit nicht voneinander abweichen könnten. Die Akzeptanz naturphilosophischer Erkenntnisse gegen das Schriftzeugnis, wie es Wittich in der cartesianischen Theologie vertrat, wurde verteidigt. Nach Wolzogen sollte die Vernunft bei der Schriftexegese aber nur dann das ausschlaggebende Deutungsmedium sein, wenn erstens ihre Ergebnisse in Philosophie und Wissenschaften tatsächlich zweifelsfrei bewiesen seien und zweitens anerkannt werde, dass die christlichen Mysterien, die per se den menschlichen Verstand überstiegen, von der Gleichsetzung theologischer Wahrheit mit philosophischer Wahrheit ausgenommen werden müssen. Die Philosophia S.S. Interpres verletze allerdings diese beiden Kriterien, durch die Verabsolutierung

weitere Coccejaner wie z. B. Balthasar Bekker gehandelt. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 369. 15 Vgl. zu Wolzogen Bordoli, Art. Wolzogen, Lodewijk (1633–90). DSECDP 2 (2003) 1091–1093. 16 Lodewijk Wolzogen: Ludovici Wolzogen De Scripturarum Interprete Adversus Exercitatorem Paradoxum Libri Duo. Acceßere de occasione huius scripti Epistolae Duae. Ultrajecti: Ribbius 1668. Vgl. dazu die Darstellung von Wolzogens Hermeneutik bei Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 333–340. 17 Vgl. Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie, 159f.180f.

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der Vernunft und gehe dabei noch über die Irrlehrer der Sozianer hinaus, da sie grundsätzlich die Schriftaussagen der Philosophie unterordne.18 Da Wolzogens Kritik an der Philosophia S.S. Interpres den alarmierten Rationalismusgegnern nicht weit genug ging, wurde er teilweise sogar für einen Sympathisanten ihres anonymen Verfassers gehalten. Aufgrund seiner grundsätzlich vernunftbestimmten Theologie wurde er nun von einer Vielzahl bedeutender niederländischer Professoren und Mitgliedern der wallonischen Gemeinde angegriffen.19 Die antirationalistische Stimmung in der Republik stellte eine große Bedrohung für die cartesianische Theologie dar. Wittich und die führenden Coccejo-Cartesianer, namentlich Coccejus, Heidanus, Bekker und Burman nahmen sich der causa Wolzogen an. Sie stellten sich auf seine Seite und verteidigten dessen Rechtfertigung einer gegenüber den orthodoxen Dogmen verantwortungsvollen cartesianischen Theologie. Dazu verabschiedeten sie schließlich 1669 eine Erklärung, in der die Rechtgläubigkeit Wolzogens von ihnen bestätigt wurde. Maresius gehörte damals noch zu der Gruppe der Unterzeichner.20 Nichtsdestoweniger hatte Maresius sich seit dem Erscheinen der Philosophia S.S. Interpres mehr und mehr vom cartesianischen Lager entfernt: Von einem freundschaftlich gesonnenen Sympathisanten hatte er sich zu einem scharfen Kritiker cartesianischer Theologie entwickelt und seine Unterschrift zugunsten Wolzogens war das letzte Zeichen einer gewissen Verbindung mit der theologischen Ausrichtung seines ehemaligen Schülers Wittich, bevor seine Abrechnung mit dem coccejo-cartesianischen Lager begann.

18 Die Sozianer irrten aber in weit geringerem Maße als die Philosophia S.S. Interpres. Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 206f. 19 Diese Auseinandersetzungen trugen zu der Spaltung der Wallonen bei, insbesondere durch die ultra-orthodoxe Bewegung um Jean de Labadie (1610–1674). Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 207, Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 289f.296–299 und Sdzuj, Reaktionen der reformierten Orthodoxie, 168–171. 20 Jugements de plusieurs Professeurs et Docteurs en Théologie, de Nimègue, de Leyde, de Franeker, d’Utrecht, de Groningue et de Deventer, qui prononcent unanimement Orthodoxe Le Livre de Louys de Wolzogue, De l’Interprete de l’Ecriture. Utrecht: Ribbius 1669 (nach Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 349 Nr. 405). Vgl. dazu Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 369. Außerdem haben unterzeichnet: Christian Schotanus (1603–1671) und Anton Perizonius. Vgl. auch Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 447 und Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 289, der auf die ersten Zeugnisse zugunsten von Wolzogen detailliert verweist. Wittich und Perizonius reagierten bereits im Februar 1669, die anderen im März. Aus den Zeugnissen ging dann eine gemeinsame Erklärung hervor.

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2.13.2 Maresius’ Bruch mit der cartesianischen Theologie: Ursachenanalyse Die Entwicklung von Maresius zum Kritiker des Cartesianismus und persönlichen Gegner Wittichs lässt sich auf eine Reihe von Ursachen zurückführen.

2.13.2.1 Ursache eins: Die Philosophia S.S. Interpres und die Disputationen von 1667 Gerade die Veröffentlichung der Philosophia S.S. Interpres und ihre Folgen spielten eine maßgebliche Rolle für die Entstehung des Streits zwischen Wittich und Samuel Maresius. In dieser Auseinandersetzung kulminierte der Bruch von Maresius mit der gesamten cartesianischen Theologie. Und dieser Bruch war folgenreich, repräsentierte Maresius doch eine Gruppe von Theologen, die in den vergangenen Jahren zwar einen neutralen, aber wohlwollenden Kurs zwischen cartesianischer Theologie und den traditionalistischen Lagern gehalten hatten. Diese Mittelstellung gab Maresius infolge der Veröffentlichung der Philosophia S.S. Interpres nach und nach auf, bis er sich 1670 endgültig gegen Wittich und eine vom Cartesianismus beeinflusste Theologie stellte.21 Maresius’ Interesse an der Auseinandersetzung zwischen Descartes bzw. seinen Nachfolgern und dem Lager des Voetius war ursprünglich vor allem durch seine eigene Opposition zu Voetius motiviert: Coccejus und die Cartesianer waren ihm als nützliche Verbündete in dieser Auseinandersetzung erschienen, ohne dass er sich inhaltlich vertieft mit ihren Thesen auseinandergesetzt hätte. Diese Haltung war nach der Philosophia S.S. Interpres nun so nicht mehr möglich. Während Maresius vorher durch seine ambivalente Haltung mitunter von beiden Parteien im Cartesianismusstreit als Gewährsmann in Anspruch genommen wurde – von den cartesianischen Theologen als Gegner des Voetius und Sympathisant von Descartes, von den Voetianern als Wächter der Dordrechter Orthodoxie22 – lassen sich nach 1666 verschiedene Stufen einer Entwicklung des Maresius zum wortführenden Gegner cartesianischer Theologie nachzeichnen. Diese Entwicklung beginnt mit der Veröffentlichung der Philosophia S.S. Interpres und gipfelt in einem persönlichen Streit mit Wittich: Das streitbare 21 Vgl. für die Verbindung von Philosophia S.S. Interpres und dem Kurswechsels des Maresius auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 371–394 (mit gründlicher Berücksichtigung von De abusu und Wittichs Position) und Israel, Radical Enlightenment, 209. 22 Nach Israel, Dutch Republic, 891 wurde Maresius von beiden Seiten in Anspruch genommen. (Die dort unterstellte Feindschaft zu Coccejus muss allerdings differenzierter betrachtet werden (vgl. dazu Kapitel 2.13.2.2 [Ursache zwei: Beziehung zu Coccejus]). Dementsprechend kam es auch in der Forschungsliteratur immer wieder zu Unsicherheiten bezüglich von Maresius’ Gesinnung. Dazu bereits Nauta, Maresius, 356.

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Wesen des Irenikers und Kontroverstheologen Maresius sorgte lediglich für die Eskalation eines über Jahre schwelenden Konfliktes. Nach der Veröffentlichung der Philosophia S.S. Interpres 1666 reagierte Maresius zunächst nicht anders als eine Vielzahl von Theologieprofessoren. Er begann bereits im Februar 1667 gegen die Schrift zu disputieren und argumentierte hier durchaus noch im Sinne der cartesianischen Theologie, wenn er zu beweisen bemüht war, dass Meyer sich zu Unrecht auf Descartes berufe, da dieser immer Offenbarung und Vernunft voneinander zu trennen gewusst habe.23 Durch die Auseinandersetzung mit der Philosophia S.S. Interpres war Maresius nun aber zu einer vertieften Betrachtung des cartesianischen Weltbildes gezwungen worden. Jetzt war ihm auch aufgegangen, welche Gefahren der Vernunftoptimismus des Cartesianismus und seine theologische Rezeption bargen. In den Disputationen wurde daher auch Descartes selbst kritisiert: In vielen Punkten sei die cartesianische Methode zu würdigen, wenngleich sie auch auf älteren Erkenntnissen wie denen des Augustinus fuße. Der Anspruch der mathematischen Beweisführung sei aber nicht überall geglückt. Dem methodischen Ansatz des antiskeptischen cogito und der Unterscheidung von Geist und Körper könne durchaus zugestimmt werden. In anderen Bereichen habe Descartes sich aber auch geirrt, und zwar insbesondere in wesentlichen Punkten des cartesianischen Weltbildes. Dazu gehört die mechanistische Beschreibung der Tiere als Automaten, die Annahme des Sitzes der Seele in der Zirbeldrüse und auch die kopernikanische Grundhypothese der Erdbewegung um die Sonne. Derartige Thesen hatte Wittich in die cartesianische Theologie integriert.24 Auch die Anwendung der cartesianischen Methode auf die Theologie lehnte Maresius explizit ab: Descartes selbst habe das nicht praktiziert. Seine von Maresius infrage gestellten Thesen habe er immer nur als philosophische Arbeitshypothesen verstanden.25 Der Autor der Philosophia S.S. Interpres stehe damit auch nicht in einer Linie mit Descartes. Maresius wehrt sich zudem gegen die Adaption des cartesianischen Zweifels innerhalb der Theologie und betont das Primat der Schrift (als interpres sui) gegenüber der Vernunft.26 Es wird deutlich, dass Maresius, auch wenn er vor allem gegen die radikale Philosophia S.S. Int23 Maresius’ Disputationsreihe Disputationes theologicae refutatoriae Libelli de philosophia interprete Scripturae, Groningen 1667, umfasste insgesamt sechs Disputationen. Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 351.369. Für die vollständige bibliographische Darstellung der Disputationen vgl. Nauta, Maresius, 39, für eine kurze Paraphrase, auf die wir uns aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit der Disputationen verlassen müssen, vgl. Nauta, Maresius, 359f. 24 Für das kopernikanische Weltbild ist das hinlänglich anhand der Frühschriften gezeigt worden; vgl. zur Zirbeldrüsentheorie in Wittichs Theologie z. B. Wittich: Theologia pacifica (1671) VI §§57f.,42f. und §61,45. 25 Vgl. Nauta, Maresius, 359. 26 Vgl. Nauta, Maresius, 360.

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erpres disputiert, sich mit diesen Ausführungen bereits gegen die cartesianische Theologie gestellt hat. Seine persönlichen Sympathien zu Descartes hält er dabei weitgehend aufrecht,27 distanziert sich aber sachlich von Aussagen des Philosophen und wehrt sich vehement gegen seine Rezeption in theologischen Fragen. Maresius kam schließlich zu der Überzeugung, dass der Cartesianismus die Ursache für die Thesen der Philosophia S.S. Interpres sei und damit eine Gefahr für die Kirche darstelle. Hierin nähert er sich nun dem anticartesianischen Lager des Voetius an.28 Die akribische Beschäftigung mit der Philosophia S.S. Interpres lässt sich für Maresius auch anhand seiner eigenen Bibliothek nachweisen, in der nahezu alles enthalten war, was zu Meyers Schrift und dem Kreis um Spinoza überhaupt veröffentlicht wurde.29 Der offene Konflikt mit Wittich und der cartesianischen Theologie war vor diesem Hintergrund nur noch eine Frage der Zeit. Bei Maresius ist die Entwicklung seiner theologischen Position neben inhaltlichen Gesichtspunkten allerdings oft auch getragen von den persönlichen Beziehungen zu Gesinnungsgenossen und theologischen Gegnern. Dem entspricht die Entwicklung seiner Verhältnisse zu seinen ursprünglichen Verbündeten Coccejus und Wittich auf der einen und seinem alten Feind Voetius auf der anderen Seite.

2.13.2.2 Ursache zwei: die Beziehung zu Coccejus 1668–1669 Maresius hatte seit den 1640er Jahren in einem wechselvollen Verhältnis zu Johannes Coccejus gestanden. Als eine zentrale Bezugsfigur der cartesianischen Theologie ist die Beziehung zu dem Föderaltheologen für die Genese des Streits zwischen Maresius und Wittich von großem Belang. Anfänglich standen die Theologen einander positiv gegenüber, was der gegenseitige Austausch von Schriften 1644/45 ebenso belegt wie ihr Briefverkehr. Maresius hat sich sogar vereinzelt auf Coccejus in seinen Veröffentlichungen berufen, ohne jedoch dessen Lehre besondere Aufmerksamkeit zu schenken.30 Als Coccejus 1650 seine Professur in Leiden antrat, auf die Maresius seinerseits gerne selbst berufen 27 Das ist mitunter auch seiner eigenen Glaubwürdigkeit geschuldet. Immerhin hat er Descartes gegen Voetius ausdrücklich unterstützt. Vgl. auch Del Prete, Oltre Descartes, 27. 28 Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 209. 29 Vgl. Israel, Radical Enlightenment, 210f. auf der Grundlage des Berichts über die Auktion von Maresius’ Bibliothek. 30 Die neuesten Veröffentlichungen zu Coccejus bieten wenig zum Verhältnis des Föderaltheologen zu Maresius. Nauta, Maresius, 365 verweist auf die Zusendung von Coccejus’ Hiobkommentar an Maresius vom 25. Mai 1644 und eine entsprechende Antwort des Maresius vom 13. November 1645. Er belegt auch den brieflichen Austausch, inhaltliche Bezugnahmen der Theologen aufeinander und weitere Anekdoten. Dieselbe akademische Nachlässigkeit prägte auch sein Verhältnis zu Descartes. Vgl. Nauta, Maresius, 365f. zu den Lücken des Maresius in der theologischen Wahrnehmung des Coccejus.

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worden wäre, kühlte das Verhältnis der beiden Gelehrten ab. Maresius begann, vermutlich zumindest teilweise durch seine Niederlage in der Konkurrenz um die Professur motiviert, auch Lehrinhalte des Coccejus zu beanstanden.31 Als Coccejus dann im Zuge des Sabbatstreits in die Kritik geriet, der durch die auf ihn zurückgehende These ausgelöst worden war, dass die Sonntagsheiligung auf das von Christus aufgehobene Zeremonialgesetz zurückgehe und damit nicht verbindlich sei,32 konnte er sich nichtsdestoweniger noch 1659 an Maresius wenden, um seine Meinung einzuholen. 1663 kam es jedoch zu einem ersten offenen Streit der Theologen: Maresius hatte die Disputation des Coccejusschülers Wilhelm Momma in 83 Punkten massiv angegriffen und eine Gegenschrift von Coccejus provoziert, die Animadversiones (1663), die ihm dieser persönlich zusendete.33 Versöhnliche Töne folgten zunächst und Maresius versicherte, keinen Streit mit Coccejus oder der Fakultät von Leiden zu suchen. Weder Coccejus noch Maresius waren direkt beleidigt worden und so konnte der Streit eingedämmt werden. Noch im selben Jahr hatte Maresius ein Kolleg begonnen, in dem er sich mit Coccejus’ Animadversiones kritisch auseinandersetzte, führte die Lehrveranstaltung aber nicht zu Ende.34 Im Jahr 1665 schickte Maresius einen Antwortbrief auf die Schrift an Coccejus, in dem dieser gefährlicher Neuerungen und sozianischer Tendenzen verdächtigt wurde.35 Es gab zwar eine persönliche Aussprache, der Frieden wurde gewahrt, aber eine aufrichtige Beilegung des Konflikts ließ sich nicht erreichen. Zum endgültigen Bruch mit Coccejus kam es wenige Jahre später nach der Veröffentlichung der Philosophia S.S. Interpres: Maresius war 1668 mit seinem Groninger Kollegen Jacobus Alting (1618–1679) in Streit geraten, der ein Student von Tobias Andreae und Coccejo-Cartesianer war.36 Ursprünglich stand er auch mit diesem in einem guten Verhältnis.37 Eine fassbare Streitursache bot eine 31 So belegt Nauta, Maresius, 366 bereits für September 1650 kritische Aussagen des Maresius gegen christologische Überlegungen von Coccejus. 32 Vgl. dazu z. B. Rohls, Theologie der Neuzeit, 107 und Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 135f. 33 Vgl. Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 136. In den Animadversiones ad LXXXIII quaestiones de vetere testamento et lege Mosis vom März 1663 widerlegt Coccejus schrittweise die 83 kritischen Fragen des Maresius für seinen Respondenten. 34 Vgl. Nauta, Maresius, 366–369. 35 Vgl. Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 136. 36 Vgl. Israel, Dutch Republic, 895f. Vgl. zu Alting Bautz, Art. ALTING, Jakob. BBKL 1 (1990) 132. 37 Er schätzte dessen Vater sehr hoch und hatte sich, obwohl er seit 1660 den Verdacht hegen musste, dass Alting coccejanische Ansichten vertrat, noch 1667 dafür eingesetzt, dass er von seiner Sprachprofessur an die theologische Fakultät von Groningen berufen wurde. Alting hatte 1660 Maresius gebeten, ein Traktat zur Sabbatfrage zu begutachten; Maresius hatte von der Veröffentlichung abgeraten und musste über den die coccejanische Position stützenden Inhalt informiert gewesen sein, so er es denn wirklich sorgfältig gelesen hat. Dies stritt

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Disputation unter Maresius gegen den Chiliasmus, die Alting zum Anlass des Widerspruchs nahm. Die Groninger Professoren begannen damit, gegenseitig an der theologischen Arbeit des Anderen Anstoß zu nehmen, insbesondere als Alting versuchte, chiliastisch anmutende Auffassungen unter Berufung auf Coccejus zu verteidigen. Der Streit nahm ein so großes Ausmaß an, dass sogar Vertreter der Provinzialsynode darauf aufmerksam wurden.38 Ein vermittelndes Votum der Synodenvertreter, in dem zwar zu einzelnen Punkten der theologischen Differenzen jeweils Stellung bezogen wurde, die Grundursache des Streits aber nicht angegangen wurde, blieb ohne Ergebnis. Die üblichen polemischen Streitschriften folgten. Auch die Kuratoren der Universität schalteten sich ein. Als sich herausstellte, dass der Zwist so nicht beizulegen war, holte man sich Rat bei der Fakultät von Leiden und kam abschließend zu dem Urteil, im Wesentlichen Alting recht zu geben: Maresius wurde zu mehr Mäßigung ermahnt. Der weitere Verlauf der Auseinandersetzung, der weiterhin großes Aufsehen erregte und auch die Staaten von Groningen zum Eingreifen nötigte, ist für die Entwicklung von Maresius vor allem insofern belangreich, als dass er mit Alting einen Freund des Coccejus bekämpfte. Andere Auseinandersetzungen mit Cartesianern schlossen sich an.39 Coccejus hatte zusammen mit Heidanus durch das Leidener Votum Alting gedeckt und während des Konflikts mit ihm auch in engem brieflichen Kontakt gestanden.40 Er war als Gewährsmann für seine Thesen angeführt worden und er hatte die Leidener Stellungnahme zugunsten von Alting verantwortet: Dadurch fühlte sich Maresius umso mehr persönlich hintergangen, als dass die Groninger Fakultät die Beratung mit Leiden nicht Maresius allerdings selbst ab, nachdem er mit Alting in Streit geraten war. Vgl. Nauta, Maresius, 369f. 38 Bei einer daraufhin angeordneten Aussprache warf Maresius Alting vor, unangemessene Neuheiten zu lehren, während dieser die Streitsucht von Maresius kritisierte und beklagte, dass dieser sich grundsätzlich gegen Theologen stelle, die sich an der Bibel orientierten und seiner scholastischen Theologie nicht folgten. Vgl. Nauta, Maresius, 371f. mit Belegen 39 Vgl. Nauta, Maresius, 372–376: Maresius hat den Streit weitergetrieben und bemühte sich um die Einschaltung der kirchlichen Instanzen. Die Staaten verboten schließlich die Fortsetzung des Disputs: Am 30. Januar 1669 war bereits ein Druckverbot ergangen, das nicht eingehalten wurde. Daraufhin bildete der Landtag eine Kommission, die zur Hälfte aus Kuratoren der Universität bestanden hat, um den Frieden an der theologischen Fakultät Groningen wiederherzustellen. Auf die Tagesordnung der Groninger Synode gelangte der Streit trotz Maresius’ Bestreben nicht. Durch die Vermittlung der Kommission erklärte sich Alting dazu bereit, seine Sonderpositionen für sich zu behalten und nicht gegen seine Kollegen zu lehren. Dazu kam am 10. August 1669 ein staatlich verordnetes Streitverbot. Da sich die Kirche einer Aussage letztlich enthielt, war der Streit eigentlich jedoch nicht beigelegt. Er setzte sich mit wechselnden Anlässen weiter über die kommenden Jahre wieder fort. Hinzu trat eine Auseinandersetzung zwischen Maresius und Balthasar Bekker. Vgl. dazu Nauta, Maresius, 378–381 und van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics, 59. 40 Vgl. Israel, Dutch Republic, 896 und die Briefzitate der Anmerkungen von Nauta, Maresius, 375–379.

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öffentlich gemacht hatte und Maresius aus unbekannter Quelle erst nachträglich davon erfuhr.41 Der Fall Alting war also für Maresius ein Anlass, den Streit mit Coccejus neu aufzunehmen und motivierte damit seine Haltung auch grundsätzlich gegen eine coccejo-cartesianische Theologie, als deren Vertreter sich Alting erwiesen hatte.42 Maresius verfasste kurzerhand eine sehr polemisch gehaltene Streitschrift gegen Coccejus und ging auch in seinen Disputationen gegen den Leidener Professor vor.43 Coccejus hatte sich seinerseits einer Gegenreaktion zunächst enthalten und starb kurze Zeit später, am 05. November 1669. Der tiefe Bruch des Maresius mit der coccejanischen Theologie bestimmte seit 1668 auch über Coccejus’ Tod hinaus die polemische Theologie des Maresius.44 Der Coccejanismus wurde von nun an grundsätzlich von Maresius als eine problematische Bewegung eingestuft, die von der reformierten Tradition durch Neuerungen abweiche. Gerade der Umgang der Coccejaner mit der Philosophie erregte bei Maresius Anstoß.45 2.13.2.3 Ursache drei: die Versöhnung mit Voetius Die empfundene Bedrohung für die Orthodoxie durch Philosophia S.S. Interpres, Cartesianer und Coccejaner war es, die Maresius dazu brachte, Ende der 1660er Jahre seine alte und tiefe Fehde mit Gisbert Voetius und der Nadere Reformatie beizulegen und gegen einen gemeinsamen, für die Theologie gefährlicheren Feind vorzugehen.46 Die aufgrund des erbittert geführten Konflikts durchaus überraschende Versöhnung der beiden Gelehrten, die durch die Vermittlung insbesondere des Pfarrers aus Leeuwaarden Johannes vander Waeyen (1639– 1701) zustande kam, ist relativ gut durch Quellen belegt.47 Ihr Hergang ist im Einzelnen wenig belangreich für unsere Fragestellung.48 Begünstigt wurde die 41 42 43 44 45 46

Vgl. Nauta, Maresius, 377. Vgl. Nauta, Maresius, 377. Nachweise bei Nauta, Maresius, 377. Vgl. auch die Einschätzung von Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 481. Vgl. Del Prete, Oltre Descartes, 27. Die Geschichte des langjährigen Broedertwist met Voetius ist von Nauta, Maresius, 240–282 in elf Phasen detailliert nachgezeichnet und von Beck, Voetius, 97–103 zusammengefasst worden. 47 Maresius selbst äußert sich selbst dazu ausführlich: Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iii– iv]. Vander Waeyen hat selbst 1670 eine De reconcilatione epistola dazu herausgegeben: vgl. mit weiteren Quellen Nauta, Maresius, 274–277. Vgl. zu vander Waeyen van Sluis, Art. Waeyen, Johannes vander (1639–1701). DSECDP 2 (2003) 1059–1061. 48 In Kürze lässt sich der diplomatische und schwierige Prozess folgendermaßen skizzieren: Die Vermittler, neben dem Voetiusschüler vander Waeyen auch der uns bereits bekannte Wittichkritiker und Voetianer Andreas Essenius und der Groninger Prediger Antonius Matthaeus (1630–1688), waren die treibende Kraft: vander Waeyen nahm anlässlich der Alting-

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Versöhnung dadurch, dass der Konflikt in letzter Zeit zur Ruhe gekommen war, da keine polemischen Schriften mehr ausgetauscht worden waren und dass der Einfluss des Voetius insgesamt geschwunden war. So genügte die neu empfundene Bedrohung als Hauptargument, die alte Feindschaft zu vergessen. Maresius selbst betont, dass die Aussöhnung keine vollständige war, so dass alle theologischen Differenzen beseitigt worden wären.49 Zwar leugnet er eine rein taktische Motivation zu der Versöhnung: Es sei kein Schachzug zum Schaden einer dritten Partei gewesen.50 Die Beilegung eines so alten Konfliktes mag durchaus eine starke emotionale und persönliche Komponente gehabt haben51 und durch ein Verrauchen des Zorns im Laufe der Jahre bedingt gewesen sein. In erster Linie erscheint sie jedoch als ein Zweckbündnis gegen Coccejanismus und cartesianische Theologie,52 notwendig geworden durch die Philosophia S.S. Inhterpres, die Maresius der Spiegel war, in dem sich die Gefahren der vom Cartesianismus beeinflussten Theologie zeigten.53 Ausgehend von der Reaktion auf die Veröffentlichung von Meyers Schrift war Maresius bis Ende 1669 ein überzeugter Anticartesianer geworden:54 Die Philosophia S.S. Interpres hatte

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Affäre mit Maresius Kontakt auf und man kam überein, dass der Kampf gegen die Neuerer einer geschlossenen Front bedürfe, eine Versöhnung mit Voetius also von Vorteil sein könne. In derselben Zeit hatte Voetius die Herausgabe des fünften Bandes seiner gesammelten Disputationes vorbereitet, dessen Inhalt dem alten Streit mit Maresius wieder hätte Nahrung liefern können. In einem offenen Brief an Matthaeus erklärte Maresius seine dadurch nicht beeinträchtigte Bereitschaft zum Frieden und vander Waeyen setzte Voetius über diese Entwicklungen in einem eigenen Brief in Kenntnis. Voetius schickte daraufhin über vander Waeyen und Essenius eine Erklärung, die ebenfalls Versöhnungsbereitschaft signalisierte an Matthaeus. Daraufhin traten Maresius und Voetius im November 1669 in einen persönlichen Briefwechsel und besiegelten den Frieden. Vgl. zusammenfassend Nauta, Maresius, 275– 277. Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iv]: „Ac prout per hanc Reconciliationem nullam D. Voeti sententiam adoptavi, nulli meae sententiae renunciavi, circa ea capita quae inter nos controversia fuerant, tanto minus potuit ea procedere sub conditione Cartesianismi per me deferendi aut impugnandi; […].“ [„Und so wie ich durch diese Versöhnung keine These von Herrn Voetius angenommen habe und keine meiner Thesen widerrufen habe über diese Hauptpunkte, die zwischen uns unstimmig gewesen sind, umso weniger konnte es sein, dass diese unter der Bedingung des Cartesianismus fortschritten, der durch mich angeklagt oder bekämpft werden musste; (…).“] Gegen Beck, Voetius, 102. Abgeschlossen war sie nur insofern, als dass man den Konflikt auf sich beruhen ließ und über die Uneinigkeiten nun hinwegsehen konnte. Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iv]. Vgl. auch Nauta, Maresius, 361 mit weiteren Belegen. So urteilt auch Beck, Voetius, 102. Nauta, Maresius, 282 betont die Bedeutung der konkreten Gegner des Maresius: Alting und Coccejus. Die Rolle der Philosophia S.S. Interpres und der cartesianischen Theologie darf aber trotz der Neigung des Maresius zu emotionalen Streitigkeiten nicht unterbewertet werden. Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iv]. Israel, Radical Enlightenment, 209 weist darauf hin, dass er sich nicht nur in den Nieder-

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seinen Blick auf den Schutz der Kirche gelenkt, Alting und Coccejus hatten ihm persönliche Anlässe geboten, sich gegen eine coccejo-cartesianische Theologie zu stellen und mit der Versöhnung mit Voetius hatte er den angemessenen Rückhalt und die Freiheit zur Auseinandersetzung mit dem neuen Gegner erlangt. So führten ihn die Entwicklungen von 1666 an in die direkte Konfrontation mit Wittich als einem der führenden Köpfe der cartesianischen Theologie, der aus seiner eigenen Schule hervorgegangen war. Auffällig ist dabei, dass Maresius trotz seiner Entfremdung vom cartesianischen Lager noch im Frühjahr 1669 Wolzogen durch die Unterzeichnung der Jugements unterstützt hat. Dieses Verhalten lässt sich darauf zurückführen, dass Maresius, trotz seiner Haltung gegen die cartesianische Theologie, die sich zu dieser Zeit sicherlich bereits gefestigt hatte, nach wie vor durchaus hohe Stücke auf Descartes hielt und sich mit ihm verbunden fühlte. Nicht ihm war seiner Meinung nach die verheerende Entwicklung seiner Philosophie auf die Theologie zuzuschreiben, zumal dieser sich immer wieder davon distanziert hatte, seine Thesen auf die Theologie anzuwenden.55 Wolzogen hatte sich die Würdigung durch Maresius dadurch verdient, dass er die Philosophia S.S. Interpres mit Descartes widerlegt hatte: Er hatte damit den Philosophen ein Stückweit rehabilitiert.56 Die Feindschaft des Maresius galt nun vor allem dem weiteren Missbrauch der cartesianischen Philosophie in der reformierten Theologie, sowohl um diese vor Säkularisierung und Rationalismus zu bewahren, als auch um jene vor einer Radikalisierung und Fehldeutung ihres Begründers zu schützen.57

landen, sondern auch in der Schweiz gegen den Cartesianismus zu engagieren begann. Maresius: abusu (1670) Praefatio [vi] lobt die anticartesianischen Kampagnen der Schweiz. 55 Vgl. zum Descartesverhältnis des Maresius z. B. Nauta, Maresius, 356–361. Vgl. zur Hochschätzung und Verteidigung von Descartes auch nach 1669 z. B. auch Maresius: abusu (1670) §§1–8,1–4. Freilich kritisiert er auch Descartes durchaus inhaltlich. Für eine Übersicht vgl. die Einleitung in dem Nachdruck von Maresius: abusu (1670) von Agostini (2009) 22–37. 56 Eine Übersicht über die Äußerungen des Maresius zu Wolzogen bietet Nauta, Maresius, 358. 57 Vgl. zusammenfassend auch die Analyse von Del Prete, Oltre Descartes, 27, die den Wandel des Maresius auf drei Hauptgründe zurückführt, nämlich die Aussöhnung mit Voetius, seine Beobachtungen der Descartesrezeption, die zu Fehlentwicklungen wie der Philosophia S.S. Interpres führe und schließlich der Umgang mit der cartesianischen Philosophie durch Coccejaner. Die daraus resultierende Aufgabe für Maresius bestehe vor allem in der Rechtfertigung seines guten Verhältnisses zu Descartes selbst bei gleichzeitiger Ablehnung seiner Nachfolger. Ähnlich äußert sich bereits Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 371f., der neben der allgemeinen Sorge aufgrund des Rationalismus der Philosophia S.S. Interpres den Streit mit Alting und die Versöhnung mit Voetius in den Vordergrund stellt.

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2.13.3 Maresius gegen Wittich: zwischen Cartesianismusstreit und persönlicher Fehde Wie auch bei anderen Auseinandersetzungen des Maresius vermischen sich bei seinem Streit mit Wittich sachliche und persönliche Gründe. Über seine kritische Haltung gegenüber der cartesianischen Theologie hinaus fühlte sich Maresius von Wittich zutiefst beleidigt und hintergangen, weil dieser im Rahmen seines Unterrichts das von Maresius herausgegebene Lehrbuch Systema kritisiert und diese Kritik heimlich verbreitet habe. Ursache und Fortgang des Haders lassen sich aus den Streitschriften der Kontrahenten gut rekonstruieren. 2.13.3.1 Die persönliche Ebene des Streits Wittichs Motivation für seinen kritischen Umgang mit dem Systema hat bereits die Analyse des Unterrichts in Nijmegen gezeigt.58 Er hatte das Lehrbuch in seinen Kollegs verwendet, war in seinen Kommentaren aber von Maresius abgewichen und hatte ihn in einzelnen Punkten, insbesondere da, wo er sich auf scholastische Methoden und philosophische Grundlagen gestützt hatte, kritisiert. Im Rahmen der Kollegs entstanden Diktate von Wittichs Annotationen zu dem Lehrbuch. Diese verbreiteten sich in Studentenkreisen auch über Nijmegen hinaus. Maresius, dem ein derartiges Manuskript dann 1669 an seiner eigenen Fakultät in Groningen in die Hände gefallen war,59 nahm das sehr persönlich und sah darin einen heimtückischen Anschlag auf seine Autorität und Lehre. Er unterstellte Wittich eine absichtliche Verbreitung des Manuskripts unter seinen Studenten, um ihn zu schädigen. Bei genauerem Nachforschen erfuhr Maresius schließlich, dass Annotationen von Wittich mindestens seit 1667 in Gebrauch bei Groninger Studenten waren, Wittich davon wusste und diesen Umstand verheimlichen wollte.60 Wittich gab diese Anschuldigungen auch zu und begründete seine Diskretion mit seiner Angst vor dem streitbaren Wesen des Maresius. Dieser hätte eine Benutzung der Annotationen unter seinen Studenten wohl verboten, obwohl sie diesen von so großem Nutzen seien.61 58 Vgl. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). Vgl. zu dem Lehrbuch bereits Kapitel 2.4.2.1 (Maresius: Unterricht bei einem streitbaren Theologen). 59 So datiert von Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [iii]. 60 Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [ix]. 61 Vgl. Wittich: Appendix (1672) §21,21f. für eine Stellungnahme Wittichs: 1667 hatte Wittich Tobias Andreae in Groningen besucht und war mit einem Studenten in Kontakt getreten, der ihm überschwänglich für seine Unterweisungen dankte. Wittich war verwundert, da der Student gerade einmal zwei Monate in Nijmegen studiert hatte. Dieser erklärte dann aber, dass er den Dank trotzdem schulde, weil er die Annotationen habe abschreiben können und sie nun gewinnbringend studiere. Er fügte hinzu, dass er sogar während des Unterrichts einmal Einwände daraus gegen Maresius vorgebracht und Verwunderung bei diesem erregt

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Die Empörung des Maresius war demnach nicht ohne Grundlage. Es kam hinzu, dass die Annotationen eine Interpretation, Ergänzung und Korrektur seines Systema aus der Perspektive einer cartesianischen Theologie darstellten. Sie zeigten damit auch, dass sein Lehrbuch, wenn auch nur in kommentierter Form, für die Unterweisung in cartesianischer Theologie nutzbar gemacht werden konnte. All dies brachte Maresius zu der Abfassung einer ausführlichen Abrechnung mit eben dieser Theologie, die er nun aber aufs engste mit dem persönlichen Streit mit Wittich verband. Sowohl Wittich als auch Maresius nutzten in den Schriften der Auseinandersetzung gerade diese Vermischung der Streitebenen bewusst als literarisches Mittel. In den Praefationes der im Zuge des Konflikts entstandenen Schriften, wird dessen Hergang jeweils detailliert entfaltet. 2.13.3.2 „Ille subtilissimus & acutissimus Cartesianus“62 : Maresius’ Darstellung des persönlichen und theologischen Konflikts mit Wittich Maresius begann den Schlagabtausch 1670 mit der Veröffentlichung seiner offensiv ausgerichteten Schrift De abusu philosophiae cartesianae (im Folgenden: De abusu), motiviert durch die von Wittich empfangene Schmähung aber inhaltlich allgemein ausgerichtet gegen die cartesianische Theologie. Um einen objektiven Ton der Schrift zu suggerieren, verzichtete Maresius auf eine namentliche Nennung Wittichs, obwohl er eindeutig und unmissverständlich klarmachte, gegen welche Person er seine Anklage richtete. In seiner Praefatio wendet sich Maresius an die reformierten Kirchen der Niederlande.63 Die Legitimation und ein immer wiederkehrendes Hauptargument seiner Anklage ist seine Berufung auf die Pflicht zum Kampf gegen Neuerungen in der Orthodoxie. Schädliche Neuerungen strebten seiner Meinung nach gegenwärtig zwei Gruppen an, die Coccejaner, die er als scriptuarii bezeichnet, und die cartesianischen Theologen, denen er vorwirft, eher als Cartehabe. Wittich mahnte daraufhin den Studenten zu vorsichtigerem Handeln, damit die Annotationen Maresius nicht in die Hände fielen. Der Student versprach dies und fügte hinzu, dass er sie niemanden abschreiben lasse. Wittich referiert dieses Ereignis, um sein Vorgehen mit der Sorge zu begründen, Maresius durch den Traktat zu beleidigen, eher wegen des Jähzorns seines Lehrers als aufgrund einer inhaltlich gerechtfertigten Beleidigung, die daraus erwachsen könnte. Gleichzeitig schätzte Wittich es sehr, dass die Annotationen Studenten zur Verfügung standen und ihnen bei der theologischen Ausbildung nutzten. Eitelkeit mag unterschwellig dabei eine Rolle gespielt haben. Wittich wog jedenfalls seiner Darstellung nach bewusst diesen Nutzen gegen die Wahrscheinlichkeit, dass Maresius davon erfahren könne, ab. Dabei hat er augenscheinlich die Reaktion des Maresius unterschätzt, der, sensibilisiert durch sein angespanntes Verhältnis zur cartesianischen Theologie, die Annotationen durchaus nachvollziehbar als Vertrauensbruch wertete. 62 Maresius: abusu (1670) Praefatio [v]. 63 Vgl. hierzu auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 372f.

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sianer denn als Christen gelten zu wollen. Dieses Selbstverständnis habe zu problematischen Entwicklungen geführt, für die die Philosophia S.S. Interpres symptomatisch sei.64 Unausgesprochen bleibt, dass Wittich für eine Position steht, die Auffassungen beider kritisierten Gruppen vereint. Bevor Maresius jedoch seine Angriffe konkretisiert, muss er zunächst seine eigene Position klären, hatte er doch früher selbst durchaus aufgeschlossen Descartes gegenübergestanden und will ihn selbst auch jetzt nicht angreifen. Daher konstruiert er eine Grenze zwischen Descartes und seinen Rezipienten.65 Er erklärt, dass er, als der Cartesianismus lediglich um Anerkennung gekämpft habe, noch der Meinung gewesen sei, dass die libertas philosophandi nicht eingeschränkt werden dürfe. Er selbst habe von vielen Ansichten seines alten Weggefährten Descartes nie viel gehalten, aber eine offene Konfrontation mit seinen Anhängern habe er als unnötig eingeschätzt. Solange es sich dabei um eine rein philosophische Angelegenheit gehandelt hatte, habe für ihn kein Handlungsbedarf bestanden. Das habe sich geändert, als die Cartesianer ihre Lehre und Methode begannen auf die Theologie anzuwenden und Einfluss auf die theologischen Fakultäten auszuüben.66 Dabei gingen die Cartesianer weit über die Lehren ihres Philosophen hinaus: „Cartesiani Theologi Orthodoxiam Vestram foedant.“67 In diesem Kontext erfolgt auch Maresius’ Darstellung seiner Versöhnung mit Voetius, einerseits als Bündnis gegen die Bedrohung der Orthodoxie, anderseits als ein aufrichtiger Friedensschluss ohne zweckmäßige Abwägungen.68 Sodann kommt er auf den persönlichen Streitfall zu sprechen. Ein „gewisser hochberühmter Mann“ habe ihm den konkreten Anlass gegeben, zur Feder zu 64 Vgl. bereits einleitend Maresius: abusu (1670) Praefatio [i]: Neuerungen werden als Abweichung von der durch den Heiligen Geist verbürgten Glaubenslehre und eine Abkehr von der Tradition verstanden, nicht aber als Fortschritt. Das Verlassen der Tradition bedeute einen Rückfall von der Wahrheit in den Irrtum. Maresius warnt vor den schismatischen Tendenzen der neuen Thesen und betont gerade auch die Uneinigkeit der Novatores untereinander, die den reformierten Glauben für Häretiker angreifbar machten. Vgl. analog auch Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [ii.v.xiv] sowie Systema (71673) Praefatio [i]. Vgl. auch die ausführliche Apologie Wittichs in der Praefatio der Theologia pacifica gegen den Vorwurf der Neuerungen: Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [ii–iv]. 65 Vgl. dazu auch Del Prete, Oltre Descartes, 27f. 66 Vorher mahnte er zur Toleranz, da er an dem prominenten Beispiel zweier Professoren die negativen Auswirkungen des Cartesianismusstreits erlebt hatte (vermutlich eine Anspielung auf die Ereignisse um Martin Schoock in Groningen). Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [ii–iii]. Er verweist zudem auf die Bindung an den Aristotelismus der Groninger Universitätsstatuten. Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [viii]. Auch der klassische Topos vom „amicus Plato, amicus Aristoteles, amicus Cartesius, sed magis amica Veritas“ wird später aufgegriffen. Vgl. Maresius: abusu (1670) §4,2. Vgl. auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 374f. 67 Maresius: abusu (1670) Praefatio [iii]. 68 Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iii–iv].

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greifen: „Annotationes quaedam, sive potius Censurae perpetuae“69, die von Wittich seinen Studenten zum Systema diktiert wurden, seien zu dem Zweck verfasst worden, um Maresius vor der jungen Gelehrtenschar zu beleidigen. Auf seine Kosten habe sich Wittich profilieren wollen.70 Aufgrund der ehemaligen Verbundenheit mit Wittich verzichte er auf detailliertere Anklagen und enthalte sich auch der Nennung seines Namens.71 Der persönliche Streit konkretisiert für Maresius seiner Darstellung nach das grundsätzliche Cartesianismusproblem, wird zu einem handlungsmotivierenden Moment, erscheint aber insgesamt der Verteidigung der orthodoxen Wahrheit untergeordnet. Von der persönlichen Auseinandersetzung mit Wittich, „ille subtilissimus & acutissimus Cartesianus“72, wendet sich Maresius dementsprechend wieder einer allgemeinen Kritik an der cartesianischen Bewegung zu. So kann er aber auch sein Vorgehen gegen Wittich umfassender legitimieren. Besonders empört ihn, dass der Cartesianismus gegen die universitären Verbote gelehrt werde, und verweist auf die besondere Verantwortung der Theologieprofessoren gegenüber ihrer Wissenschaft.73 Insgesamt legitimiert Maresius so seinen Angriff auf Wittich doppelt, einerseits sieht er sich aufgrund des persönlichen Angriffs gerechtfertigt, andererseits aufgrund seiner Pflicht gegenüber der Orthodoxie.74 69 Maresius: abusu (1670) Praefatio [iv]. 70 Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iv]. 71 Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [iv]. Dort heißt es: „Ejus hic peperci nomini, quod eum semper amaverim, & magis gratum discipulum debuerim exspectare: Parcimus personis, dicimus de vitiis; Nec illius quaero confusionem, sed emendationem, & ei reditum in meliorem viam animitus opto: Me nihil ipsi imputare per calumniam, & quod in ejus Notis non viderim & legerim, multaque insuper ejusdem furfuris hic praemittere, novit qui omnia novit.“ [„Ich habe mich hier seines Namens enthalten, weil ich ihn immer geliebt habe und in ihm einen dankbareren Schüler erwarten musste. Wir schonen die Personen und reden über die Verfehlungen. Ich suche auch nicht seine Beschämung, sondern seine Besserung und wünsche mir für ihn von Herzen die Rückkehr auf einen besseren Weg. Dass ich ihm persönlich nichts anrechne durch die Verleumdung und dass ich das, was ich in dessen Anmerkungen gesehen und gelesen habe, und darüber hinaus vieles von derselben Kleie hier übergehe, das weiß der, der alles weiß.“] (Kursiv nach Maresius.) 72 Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [v]: Maresius vergleicht das Vorgehen Wittichs mit einer in der katholischen Streittheologie verbreiteten Sitte, durch eine vermeintliche Kommentierung einen Autor und dessen Anhänger zu widerlegen. Er ist entrüstet, dass in Groningen, hinter seinem Rücken, von Studenten Wittichs Aufzeichnungen herumgereicht werden und ihm keine Gelegenheit zur Rechtfertigung gegeben wurde. Er verweist zudem auf einen französischen Gelehrten, der ihn freundlicherweise um die Erlaubnis gebeten habe, einen Kommentar zum Systema zu veröffentlichen, während Wittich, demgegenüber Maresius sich nicht nur nichts hatte zuschulden kommen lassen, sondern den er stets gefördert hatte, ihn zum Gespött mache. 73 Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [v–vi]. 74 Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [vi–vii]. Im weiteren Verlauf betont Maresius den Versuch der Cartesianer, über politische Verbindungen ihren Einfluss zu stärken und vergleicht dieses Vorgehen mit dem der Remonstranten. Er sagt ihnen einen umstürzlerischen Charakter nach, indem er beschreibt, dass sie sich um die Einführung neuer Methoden,

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Nach Bedarf kann Maresius auf dieser Grundlage auch immer wieder die Argumentationsebenen wechseln und sowohl apologetisch und rechtfertigend gegen die persönlichen Angriffe seines Schülers und Kritikers (Censor), als auch als Vertreter der Orthodoxie gegen Wittich als Cartesianer und die cartesianischen Theologen insgesamt sprechen. Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung finden sich bei Maresius weit persönlichere Äußerungen, die seine Perspektive auf den Konflikt weiter ergänzen. Besonders eindrücklich sind hier die Vorworte zu dem unmittelbar als Reaktion auf die Theologia pacifica veröffentlichten Indiculus von 1671 und der in Folge des Streits erstellten Neuauflage des Systema von 1673. Nachdem Wittich sich gegen Maresius mit der Theologia pacifica verteidigt hatte, verfasste dieser nämlich eigene Annotationen zu seinem Lehrbuch und begründete das ebenfalls sowohl auf der persönlichen als auch auf der allgemeinen Ebene gegen Wittich und gegen eine cartesianische Theologie. In dem Vorwort zum Systema setzt Maresius parallel zu De abusu zunächst bei einer Warnung vor den in Scharen aufkommenden Neueren an. Auch hier differenziert er zwischen den Coccejanern (Scriptuarii) 75 und Cartesianern76 und warnt vor deren Bestrebung einer grundlegenden Umwälzung, die einer neuen Reformation gleichkäme und die langwierigen Bemühungen um die Orthodoxie zunichtemachte.77 Dann wendet er sich der Beschreibung seines Streits mit Wittich zu, verzichtet aber auch hier auf eine namentliche Nennung seines Kontrahenten und spricht von ihm in unpersönlicher Weise im Plural. Stattdessen identifiziert er ihn über die Zuschreibung der Dissertationes Duae indi-

Disputationsweisen und Termini bemühen und die altbewehrte Lehre dazu hinter sich lassen. Dabei verweist er auch auf ihren maßgeblichen Einfluss auf die Jugend. Ihr Bekenntnis zum orthodoxen Glauben stellt er als eine „trojanische List“ dar, die von innen heraus der Orthodoxie mit katholischen, sozianischen und pelagianischen Ansichten zu schaden vermöge. Maresius ruft mit drastischen Bildern die theologischen Fakultäten zum Widerstand auf und beruft sich auf die verschiedenen an Universitäten und Akademien gültigen Gesetze und Dekrete zur Trennung von Philosophie und Theologie sowie auf die Bindung an die aristotelische Tradition. Vgl. Maresius: abusu (1670) Praefatio [vi–ix]. 75 Als Scriptuarii spielten sie die Heilige Schrift als alleinige Autorität besonders gegen traditionelle Lehrinhalte und die theologische Terminologie aus. 76 Ihnen wirft er vor, die Glaubensangelegenheiten der Vernunft unterzuordnen und den Manichäern gleich nichts glauben zu wollen, was sie nicht clare et distincte erkannt hätten. Indem er behauptet, dass sie ihre Philosophie zur Interpretin der göttlichen Weissagungen machen, wird deutlich, dass er diese cartesianische Theologie undifferenziert mit der Position der Philosophia S.S. Interpres identifiziert. 77 Vgl. Maresius: Systema (71673) Praefatio [i–ii]. Derselbe Gedanke findet sich auch bei Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [xiv–xv]. Coccejus wird dort als der „Archiscriptuarius Leydensis“ heftig angegriffen. Die Neuheiten der Cartesianer und Coccejaner werden verteufelt, ihre Berufung auf die Heilige Schrift wird mit der auf die Bibel gestützten Versuchung Christi durch Satan gleichgesetzt.

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rekt.78 In pathetischem Stil schildert Maresius seine Opposition zu den cartesianischen Kritikern seines Lehrbuches und bringt wiederholt seine Trauer darüber zum Ausdruck, dass sein Systema vor den Studenten durch die Diktate der cartesianischen Professoren der Censura preisgegeben worden sei. Schließlich konkretisiert er die – tatsächlich ohnehin jedem bekannte – Identität seines Gegners, indem er ihn als einen ehemaligen Schüler identifiziert. In emotionalem Ton stilisiert er die Abfassung der Annotationen Wittichs zu einem Verrat und Anschlag auf seine Person. Maresius lässt seine Schilderung münden in eine Gleichsetzung Wittichs mit dem Archetyp des Verräters, Brutus, den Maresius mit dem anklagenden Suetonzitat „Et tu quoque fili?“79 evoziert. Maresius war offensichtlich tief beleidigt, doch Wittich allein hat seine sachlichen Vorbehalte gegen den Cartesianismus in der Theologie nicht hervorgerufen, wie mitunter in der älteren Forschung angedeutet wird.80 Die Entwicklung zu seiner ablehnenden Position ist, wie wir gesehen haben, in mehreren Stufen verlaufen und hat ihren Anfang bei der Veröffentlichung der Philosophia S.S. Interpres genommen. Seine persönliche Betroffenheit bestimmte aber den offensiven Ton seiner Kritik und natürlich das harte Vorgehen gegen Wittich als dem Hauptvertreter einer ihm ohnehin suspekten Bewegung. Beide von Maresius verfolgten Argumentationslinien, die persönliche gegen Wittich und die grundsätzliche gegen die cartesianische Theologie, müssen bei der Bewertung seiner Schriften ernst genommen werden. Tatsächlich mag der Streit mit Wittich den Anstoß für Maresius geboten haben, den Kampf gegen den Cartesianismus aufzunehmen, seine Argumente hingegen stammen aus dessen in der Auseinandersetzung mit rationalistischen Tendenzen gewonnener theologischen Überzeugung. Dementsprechend parallelisiert er vor allem in seinem Indiculus (1671) die Theologie von Wittich und den Coccejanern mit der Philosophia S.S. Interpres und Spinozas Tractatus Theologico-Politicus (1670): Wittich gilt ihm explizit als deren Wegbereiter. Die Dissertationes Duae hätten diesen radikalen

78 Es seien die Autoren des Traktats De abusu scripturae in rebus philosophicis gewesen, die ihn unter schmerzlichsten Umständen dazu genötigt hätten, seine Schrift De abusu philosophiae cartesianae zu verfassen. Der verallgemeinernde Plural meint niemand anderen als Wittich selbst, sorgt stilistisch geschickt jedoch zugleich für eine Identifikation mit der cartesianischen Theologie insgesamt. De abusu scripturae in rebus philosophicis ist der Untertitel des ersten Teils der Dissertationes Duae. Indem Maresius den Titel seiner Schrift aus den Dissertationes Duae herleitet, bekräftigt er seine Opposition zu Wittich und parallelisiert dabei den Konflikt um Wittichs Frühschrift mit der gegenwärtigen Situation. Vgl. Maresius: Systema (71673) Praefatio [ii]. Vgl. dazu auch Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [x]. 79 Maresius: Systema (71673) Praefatio [iii]. Vgl. Sueton: Caesar 82. 80 Einige Autoren suggerieren, die gesamte anticartesianische Kampagne des Maresius resultiere einzig und allein aus einem gekränkten Ego. Vgl. z. B. Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 7 oder Wilhelm Cuno, ADB (1898), Art. Wittich 633.

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rationalistischen Kurs vorbereitet.81 Mit seiner konsequenten Anwendung der cartesianischen Philosophie auf die Theologie, wie Wittich sie in der Theologia pacifica darbiete, stehe er zugleich in direkter Folge der rationalistischen Werke.82 Eine Differenzierung zwischen den an der reformierten Orthodoxie ausgerichteten cartesianischen Theologen und säkularen Rationalisten lässt Maresius nicht mehr gelten. 2.13.3.3 De abusu philosophiae cartesianae In De abusu entfaltet Maresius in drei Hauptteilen seinen Angriff auf Wittich und die cartesianische Theologie: Einleitend setzt sich Maresius differenziert mit der Philosophie von Descartes auseinander (§§1–8). Im Anschluss daran thematisiert er charakteristische Positionen der cartesianischen Theologie. Dieser Mittelteil nimmt den größten Raum der Schrift ein. Die Thesen der Novatores und Neoterici werden verallgemeinert dargestellt und widerlegt. Neben Passagen aus Wittichs (anonym zitierten) Annotationen, die nur in dieser indirekten und fragmentarischen Form überliefert sind, verweist Maresius dabei auch auf Aussagen von Abraham Heidanus und Johannes Coccejus (§§9–109). Der Schlussteil der Schrift schließlich setzt sich dann mit weiteren Thesen der Annotationen Wittichs auseinander, um eine vollständige Gegendarstellung zu dessen Systema-Kommentar zu gewährleisten (§§110–138).83 Bei seiner kurzen Auseinandersetzung mit Descartes ist Maresius von Anfang an darauf bedacht, den Philosophen selbst in ein gutes Licht zu rücken. Maresius drückt seine in der gemeinsamen Geschichte der beiden begründete Verbundenheit mit Descartes durch die Betonung lobenswerter Elemente von dessen Philosophie aus. Eine besondere Rolle spielen dabei ihre Einsetzbarkeit gegen die katholische Transsubstantiationslehre (§§4f.), das cartesische cogito als Argument gegen den Skeptizismus (§7) und Descartes’ rationale Begründung und Untermauerung der Gotteslehre, die dem Vorwurf des Atheismus jede Grundlage entzögen (§8). Nach seiner grundsätzlichen Positionierung zu Descartes beginnt Maresius die inhaltliche Auseinandersetzung mit der cartesianischen Theologie, deren Lehre er im Hauptteil seiner Schrift zunächst allgemein beschreibt, um sodann ihre einzelnen Elemente jeweils zu kommentieren, zu kritisieren und zu widerlegen. Ein expliziter Bezug auf die Annotationen Wittichs wird jedoch immer 81 Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [xv]. Vgl. zu Maresius’ Rekurs auf den Tractatus Theologico-Politicus auch van der Wall, Tractatus Theologico-Politicus, 208f. 82 Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [xx]. 83 Vgl. eine kurze Besprechung mit dem Schwerpunkt auf die von Maresius beobachteten Probleme des Cartesianismus für die Theologie Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 374–377.

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wieder hergestellt und untermauert die grundsätzliche Kritik anhand konkreter Beispiele. Die Schriften des Descartes, insbesondere die Principia, werden der Position der cartesianischen Theologie fortwährend gegenübergestellt und dienen Maresius auch als ein Bewertungskriterium der cartesianischen Theologie. Neben dem seiner Meinung nach misslungenen Versuch, auf der Grundlage dieser Philosophie Theologie zu treiben, kritisiert er aber besonders das Abweichen von den Gedankengängen des Descartes. Das θεολογεῖν auf der Grundlage der cartesianischen Philosophie, so stellt Maresius grundsätzlich fest, führe zu mitunter blasphemischen Irrtümern, wie es sich besonders in der Philosophia S.S. Interpres gezeigt habe (§9). Er kritisiert weiterhin die terminologischen Änderungen der cartesianischen Theologie gegenüber der aristotelisch geprägten Orthodoxie (§10) und das aus ihrem Ansatz resultierende schwerwiegende Missverhältnis von Theologie und Philosophie. Er plädiert stattdessen für die Aufrechterhaltung des bewährten ancilla-Verhältnisses (§11) und kritisiert die Ausrichtung der Theologie auf das ihm pelagianisch anmutende und inhaltlich letztlich leere Wahrheitsprinzip der klaren und deutlichen Erkenntnis (§§12–16). Auch der Zweifel zur Beseitigung der Vorurteile wird als theologisches Prinzip von Maresius verworfen (§§17–23).84 Er problematisiert in diesem Zusammenhang das Bestreben der Cartesianer, sich von allgemein verbreiteten und vermeintlich vorurteilsbehafteten Auffassungen zu distanzieren und sieht darin eine Quelle schwerwiegender theologischer Irrtümer (§§24–26). Die Hypothese von einer absichtlichen Täuschung des Menschen durch Gott weist er ebenso zurück wie die These von Descartes, dass der Mensch die Freiheit habe, sich willentlich der Zustimmung zu nicht klar und deutlich erkannten Sachverhalten und damit zu Irrtümern zu enthalten. Damit verbunden ist eine Kritik an dem Erkenntnisoptimismus trotz des aus der Erbsünde resultierenden status corruptionis und der von cartesianischen Theologen vertretenen Willens- und Freiheitslehre, die mit der orthodoxen Anthropologie und Gotteslehre in Konflikt tritt (§§27–33).85 Maresius verweist auf die von Descartes ausdrücklich hervorgehobene Vorrangstellung der Offenbarung im Falle eines Widerspruchs zwischen eben dieser und der Vernunft und betrachtet dann theologisch relevante Aussagen von Descartes kritisch, die im Widerspruch zur Orthodoxie stehen. Dabei bemerkt er ausdrücklich, dass er diese Aufstellung

84 Bereits in §18 legt Maresius seiner Kritik vermutlich ein Wittichzitat zugrunde, wenn er auf die (in seinem Text kursiv gedruckte) Aussage eines cartesianischen Theologen verweist, der seinen Schülern rät, vorurteilsfrei an die Bibellektüre zu gehen und daher zu versuchen, ihre religiöse Prägung zu vergessen. Vgl. Maresius: abusu (1670) §18,11. 85 In diesem Zusammenhang nimmt Maresius nun auch unmittelbar Bezug auf Aussagen in „annotatis ad meum Systema loco 8“. Vgl. Maresius: abusu (1670) §31,20.

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nicht gegen Descartes richtet, sondern lediglich aufgrund der Entstehung einer cartesianischen Theologie dazu genötigt wurde (§§34–40).86 Neben den Problemen, die sich aus den philosophischen Lehren von Descartes in ihrer Anwendung auf die Theologie ergeben, sieht Maresius dann die schändliche Wirkung des cartesio-kopernikanischen Weltbildes für die Theologie. Was Descartes als reine Hypothese formuliert hatte, nähmen Theologen nun zum Anlass, um die Bibel damit zu korrigieren. Hier verweist Maresius explizit auf den von Wittichs opinio-Argument ausgelösten Grundsatzstreit und geht auch kurz auf die für den Streit zentrale Frage der Schriftauslegung ein (§§41– 47). Er nennt Wittich hier ein einziges Mal auch namentlich, ohne irgendeinen Bezug zwischen diesem und seinem anonymen Censor herzustellen: Er beschreibt Wittichs Parteinahme in dem Streit als einen Fehltritt, den er aufgrund seiner väterlichen Liebe für ihn aufrichtig bedauere.87 Hier gewinnt man tatsächlich den Eindruck, dass Maresius mit der Veröffentlichung seiner Schrift durchaus daran gelegen war, seinen alten Schüler noch einmal auf den rechten Weg zu bringen. Kurz darauf zitiert er dann wiederum Wittich als seinen anonymen Gegner und Censor, der auch in den Annotationen zum Systema den Stillstand der Sonne vertreten hat.88 Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt des cartesianischen Weltbildes ist nach Maresius zudem der einer creatio ex nihilo und der biblischen Schöpfungserzählung widersprechende Materialismus. Auch hier weist Maresius aber ausdrücklich auf den Hypothesencharakter der Aussagen von Descartes hin, die dann von den Novi Theologi zur Tatsache erklärt worden seien. Seine Kritik zielt wiederum deutlich auf Wittich, denn er zitiert eine ausführliche Passage der Annotationen, in denen die biblische Schöpfungserzählung relativiert werde und leitet dann zu einer Widerlegung seines Censor über: Nicht sukzessiv, sondern in einem Augenblick habe sich nach biblischem Zeugnis die Schöpfung vollzogen (§48–59).89 86 Seine Aussagen über die allein aufgrund der Offenbarung zu glaubenden Theologumena Trinität und Inkarnation des Sohnes werden korrigiert und präzisiert (§§34f.). Der Widerspruch zwischen der cartesischen Philosophie und der katholischen Transsubstantiationslehre wird herausgestellt (§36), die Beschreibung Gottes auf der Grundlage des Cartesianismus wird problematisiert (§37; mit ausdrücklichem Verweis auf die Annotationen von Wittich, „mei Systematis Censor perpetuus“ §37,24). Schließlich wird auf Probleme von Descartes’ Psychologie verwiesen, die sich z. B. im Hinblick auf die Erbsündenlehre eröffnen (§§38f). 87 Vgl. Maresius: abusu (1670) §43,27. 88 Vgl. Maresius: abusu (1670) §46,28f. 89 Unmittelbare Bezüge auf Wittichs Annotationen bestimmen den gesamten Abschnitt: Vgl. Maresius, abusu (1670) §49,31 (Leben auf dem Mond), §50,31f. (Annotationen zu Locus V §10 über die sukzessive Schöpfung), §§50f.,32f. (Maresius’ Verteidigung), §53,34 (Annotationen zur Schöpfungsauslegung), §54,34f. (Maresius’ Verteidigung), §55,35 (Widerlegung von Spitzfindigkeiten in Wittichs Annotationen) §§56f.,35–37 (Maresius integriert weitere cartesianische Positionen in seine Widerlegung).

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Maresius verweist noch einmal explizit auf eine bedeutende Quelle von Irrtümern innerhalb der cartesianischen Theologie, die sich bereits in der Steigerung von Descartes’ hypothetischer Weltbeschreibung zu einer faktischen Darstellung gezeigt habe: In bestimmten Punkten weiche man von Descartes’ Auffassungen ab oder gehe weit über sie hinaus (§60). In diese Gruppe ordnet Maresius den Themenkreis der spatia imaginaria und die cartesianische Differenzierung von indefinitum und infinitum ein (§§61–68).90 Sodann kritisiert er die Auffassung der cartesianischen Theologie, dass eine Ausrichtung der Schöpfung auf den Menschen nicht anerkannt werden könne und diese Frage offenbleiben müsse (§§69–72). Gefährliche theologische Konsequenzen könnten zudem aus der Rezeption des Leib-Seele-Dualismus und der cartesianischen Eigenschaftslehre der res extensae und res cogitantes erwachsen. Insbesondere für die Beschreibung der göttlichen Allgegenwart (§§73–85), die Angelologie (§§86–93) und die christliche Seelenlehre (§§94–104) folgten daraus schwerwiegende Probleme.91 Die Frage nach der Örtlichkeit geistiger Entitäten ist innerhalb des dogmatischen Systems der Orthodoxie von großer Tragweite auch für die Eschatologie, sofern diese als eine Beschreibung der Zustände der Seele zu verstehen ist. Gegen Wittichs Annotationen vertieft Maresius dann einen weiteren Bereich der Gottesfrage: die Allmacht. Nach seinem Censor müsse die Frage offengelassen werden, ob Gottes Allmacht impliziere, dass dieser auch widersprüchlich handeln könne. Für die Cartesianer ist diese Problemstellung zentral im Hinblick auf die Verhältnisbestimmung von Offenbarung und Vernunfterkenntnis (§§105–107).92 Des Weiteren lässt sich das Problem der Widersprüchlichkeit auch anwenden auf die von Maresius innerhalb der Annotationen Wittichs aufgezeigten coccejanische Bundestheologie, nämlich in Bezug auf die Verhältnisbestimmung von AT und NT (§§108f.). 90 Wittich wird zitiert und widerlegt in Maresius: abusu (1670) §65,43f. (zur Unendlichkeit des Kosmos), §66,44 (zur Differenzierung des Unendlichkeitsbegriffs in Bezug auf Kosmos und Gott), §68,45f. (zur Unendlichkeit des Kosmos im Kontext des finitum actu). 91 Insbesondere die Bestimmung des räumlichen Befindens der ihrer Natur nach nicht räumlichen res cogitantes bereitet nach Maresius Schwierigkeiten. Das gilt ebenso für die Verbindung des menschlichen Körpers mit der Seele, von der er ausgeht (§§73–75), wie für die Lehre der göttlichen Allgegenwart (§§76–82), die er in expliziter Abgrenzung auch zu Coccejus (vgl. §76) und Heidanus (vgl. §77) darstellt. Die Verbindung von Gotteslehre und Anthropologie sowie Angelologie (hier auch mit expliziten Bezug auf Wittichs Annotationen in §§86.90) wird thematisiert. Bei der Betrachtung der Folgen des Cartesianismus für die Seelenlehre steht vor allem das Schicksal der Seele nach dem Tod, also die Frage nach der Art und Weise von Auferstehung und eschatologischer Zukunft, im Zentrum (ebenfalls mit Bezug auf die Annotationen: §§96.101). Neben den zahlreichen Bezügen auf die Cartesiani oder Novatores und Wittich als dem Censor wird auch Heidanus des Öfteren zur Kritik herangezogen (§§84f.102) und auch auf die Philosophia S.S. Interpres verwiesen (§103). 92 Wittich wird anonym zitiert in §§105 und 107.

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Während der bisherige Teil von De abusu einem allgemeinen Argumentationsgang gegen die cartesianischen Theologen gefolgt war, ist der Schluss nun ganz der Widerlegung einzelner Partien der Annotationen Wittichs gewidmet. Maresius bespricht insgesamt weitere 134 Thesen Wittichs und widerlegt diese unter Bezugnahme auf sein Lehrbuch in den §§110–138. Maresius arbeitet dabei den loci seines Systema folgend der Reihe nach die Punkte Wittichs ab, mit denen er nicht einverstanden ist.93 Am Ende seiner Darstellung verweist Maresius darauf, dass es durchaus noch mehr zu sagen gäbe und er deswegen an einer eigenen Kommentierung seines Systema zu arbeiten begonnen habe (§137).94

2.13.4 Die Theologia pacifica: persönliche Rechtfertigung und Apologie der cartesianischen Theologie Wittich musste mit der Theologia pacifica ein Doppeltes leisten: Einerseits galt es die persönlichen Angriffe auf seine Person zu entkräften – dazu dient vor allem die Praefatio – und seine Annotationen verteidigen, andererseits sah er sich gezwungen, das Anliegen der cartesianischen Theologie, gegen die Maresius einen umfassenden Schlag geführt hatte, durch eine korrigierende Darstellung als orthodox zu erweisen. Daher weist die Theologia pacifica wiederum apologetische und darstellende Elemente auf, die das Buch zu einem Hauptwerk Wittichs und der cartesianischen Theologie des 17. Jahrhunderts gleichermaßen machen. Diese Gattungsmischung aus Apologie und dogmatischer Grundlagenschrift bestimmen auch Wittichs bisherige Publikationen, so dass er sich auf vertrautem Terrain bewegte.

93 Eine vollständige Rekonstruktion der Annotationen ergibt sich aus Maresius’ Darstellung zwar nicht, aber durch die Ergänzung der Wittichzitate aus den vorherigen Partien von De abusu und weiteren Zitaten aus den folgenden Streitschriften (insbesondere Wittichs Theologia pacifica und auch der Neuauflage des Systema des Maresius) gewinnen wir ein gutes Bild von den Anmerkungen Wittichs. Die noch ausstehenden Kritikpunkte zu Locus 1 der Annotationen bespricht Maresius: abusu (1670) §110,84f. (Punkt 1–6). Zu Locus 2 äußert sich Maresius in §§111–113,84–87 (Punkt 7–18), zu Locus 3 in §113,87f. (Punkt 19–24), zu Locus 4 in §§114f.,89–91 (Punkt 25–29), zu Locus 5 in §117f.,91f. (Punkt 30–37), zu Locus 6 in §118,92f. (Punkt 38f.). Locus 7 wird in §119,93–95 (Punkt 40f.) besprochen, Locus 8 folgt in §§120f.,95–97 (Punkt 42–45), Locus 9 in §122f.,97–99 (Punkt 46–54), Locus 10 in §124,99f. (Punkt 55–59), Locus 11 in §§125f.,100–102 (Punkt 60–71), Locus 12 und 13 in §§127f.,102– 104 (Punkt 72–74 und Punkt 75–82). Locus 14 steht im Zentrum von §129,104f. (Punkt 83– 87), Locus 15 bespricht Maresius in §§130–133,105–109 (Punkte 88–104), Locus 16 in §§134f.,109–111 (Punkt 105–112), Locus 17 in §135,111 (Punkt 113–117). Dem letzten Locus 18 widmet Maresius die §§136–137,111–114 (Punkt 118–134). Vgl. für eine inhaltliche Übersicht der Loci des Systema Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). 94 Diese Neuauflage des Systema mit eigenen Annotationen erscheint 1673.

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Wittich entschied sich, während Maresius den Namen seines Gegners nicht explizit genannt hatte, in seiner Antwort die Anonymität preiszugeben und verzichtete weder auf die Nennung seines Namens noch die Nennung des Maresius.95 Nach eigenen Angaben habe er, nachdem er ursprünglich anonym veröffentlichen wollte, um zu verdeutlichen, dass es ihm nicht um den Streitfall oder Ruhm, sondern die Wahrheit gehe, sowohl von Studenten als auch von Kollegen vernommen, das allgemein bekannt sei, gegen wen Maresius geschrieben habe und sah keinen Sinn in einer Verstellung.96 Tatsächlich hatte Maresius in seiner Darstellung eindeutige Hinweise auf die Identität Wittichs gegeben, so dass es sich bei dem Verzicht auf die Namensnennung nur um eine Formalität gehandelt hatte. 2.13.4.1 Der Streit mit Maresius aus der Perspektive Wittichs – Die Praefatio der Theologia pacifica Wittichs Praefatio zur Theologia Pacifica liest sich in weiten Teilen als direkte Antwort auf die einleitenden Worte des Maresius in De abusu. Dabei geht Wittich vor allem auf die einzelnen Vorwürfe von Maresius ein und macht von Anfang an deutlich, dass er sein Werk als eine Apologie verstanden wissen will.97 Auf beide Streitebenen reagierend entwirft er die Schrift als seine persönliche Rechtfertigung eines Christen und Theologieprofessors sowie als Verteidigung der cartesianischen Theologie. Zu Beginn der Praefatio, in der sich Wittich wie zuvor Maresius an die niederländischen reformierten Kirchen wendet, setzt er sich ausführlich mit dem einleitenden Vorwurf der Neuerungen auseinander, den Maresius gegen ihn, den Cartesianismus und den Coccejanismus erhoben hatte. Zwar sei das Bestreben des Maresius, die traditionellen Glaubensinhalte und die Heilige Schrift gegen Irrlehren zu verteidigen, zu würdigen. Er irre jedoch, wenn er das entscheidende Kriterium für die Beurteilung theologischer Aussagen in deren Alter sehe statt in deren Wahrheitsgehalt.98 Wittich bekennt, dass er selbst durch den Verzicht auf 95 Im weiteren Verlauf des Streits versuchte Maresius ihm für den Verzicht auf Anonymität einen Vorwurf zu machen. Vgl. zu diesem in der Praefatio zur Neuauflage des Systema von 1673 erhobenen Vorwurf Kapitel 2.14.2.2 (Lehrbuchfrage). 96 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxviii–xxix]. 97 Die Bezeichnung der Theologia pacifica als Apologie erfolgt wiederholt im Vorwort und bestimmt daher als Gattungsbezeichnung die Beurteilung der Schrift. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiii–xv.xxvii]. 98 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [i–iii]. Wenn nicht Wahrheitssuche, sondern Ehrgeiz zu Neuerungen antreibe, seien diese freilich aufs schärfste zu verurteilen. Die gefundenen Wahrheiten jedoch seien als solche nicht eigentlich neu: Wahrheiten könnten lediglich in Vergessenheit geraten oder noch nicht entdeckt gewesen sein. Gegen die Ächtung des Neuen zeigt Wittich auf, dass vermeintlich neue Wahrheiten, die das Schriftstudium

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Veröffentlichungen in den letzten Jahren die Nachstellungen zu meiden suchte, die gegenwärtig den sog. Novatores drohten. Erst die Konfrontation mit Maresius habe ihn nun wieder zu einer Stellungnahme genötigt.99 Wittich schildert im Folgenden seine Sicht auf das Zustandekommen des Streits und kommt auf seine Annotationen zum Systema zu sprechen.100 Er betont dabei seinen Respekt und seine tiefe Verbundenheit zu Maresius als seinem akademischen Lehrer, was allein schon in seiner Verwendung des Systema zum Ausdruck gekommen sei. Doch die Verpflichtung zur Wahrheit, die er als Theologiestudent von Maresius selbst erlernt habe, indem er von ihm immer wieder auf das Wort Gottes vor allen anderen Autoritäten verwiesen worden sei, gelte ihm auch hier als höchstes Bewertungskriterium und habe zu einigen Kritikpunkten an dem Lehrbuch geführt.101 Wittich bedauert den Bruch mit Maresius aufgrund des ihm in die Hände gefallenen Annotationen-Exemplar ausdrücklich. Gleichzeitig zeigt er sich empört darüber, dass Maresius den Vorfall zum Anlass genommen habe, eine grundsätzliche Verurteilung der cartesianischen Bewegung als häretisch und schädlich für die reformierte Kirche auszusprechen.102 Wittich greift analog zu Maresius auf die Vermischung der Streitebenen zurück, indem er stilistisch geschickt die Grundsatzkritik seines alten Lehrers ihrer Substanz beraubt: Sie sei zu erklären als Resultat des persönlichen Grolls des Maresius gegen ihn.103 Wittich begegnet diesem Zorn des Maresius allerdings mit Unverständnis. Nirgends in den Annotationen habe ein derartig feindseliger Eindruck entstehen können, der sein Vorgehen rechtfertige. Sie seien vielmehr von einem sachlichen Ton geprägt und bewusst von jedwedem schädigenden oder beleidigenden Kommentar freigehalten worden, zumal es sein offen erklärtes Ziel gewesen sei, lediglich seinen Schülern eine Erläuterung des Lehrbuches zu bieten. Tatsächliche Kritik an Maresius habe nur ein Bruchteil seiner Anmerkungen enthalten und sich vor allem auf philosophische Themen bezogen.104 Wittich ver-

99 100 101 102 103

104

zutage fördern könne, tatsächlich so alt seien wie die Bibel selbst; sie seien lediglich in der Schrift, gleichsam ein unerschöpflicher Schatz noch unentdeckter Wahrheiten, verborgen gewesen. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [iii–iv]. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [iv]. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [vi–vii]. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [vi]. Wittich führt dazu entsprechende drastische Passagen über die Cartesianer aus De abusu an. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [viii–ix]. Dies folgert Wittich aus entsprechenden Zitaten der Praefatio zu De abusu, wo zum Ausdruck komme, dass Maresius aufgrund der Systema-Annotationen den Eindruck erhalten habe, dass Wittich ihn vor seinen Studenten bloßstellen und sein eigenes Ansehen durch seine vermeintliche argumentative Überlegenheit und beleidigende Art der Widerlegung mehren wolle. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [ix]. Vgl. zu dem philosophischen Kern des Dissens auch Del Prete, Oltre Descartes, 28f.

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steht sich somit eher als Commentator perpetuus des Systema, nicht als der perpetuus Censor, als den Maresius ihn darstelle.105 Ausführlich wehrt Wittich sich gegen den Vorwurf, er habe undankbar gegenüber Maresius als seinem Lehrer und Gönner gehandelt, und erbittet von ihm eine Zurücknahme dieser Vorwürfe. Wittich benennt die Gunsterweise, die er von Maresius erfahren hat, und erkennt diese ausdrücklich an, kommt aber zu dem Schluss, dass aus Dankbarkeit keine völlige Abhängigkeit seiner theologischen oder philosophischen Ansichten abgeleitet werden dürfe.106 Für die Verbreitung der Annotationen unter den Groninger Studenten, die besonderes Missfallen bei Maresius erregt hatte, will Wittich keine Verantwortung übernehmen. Selbst vom Inhalt dieses Exemplars distanziert er sich, da er aufgrund des Zorns von Maresius Zusätze von Studentenhand vermutet, die über seine Aussagen weit hinausgegangen sein müssten.107 Er beklagt sehr, dass Maresius ihn nicht vor der Veröffentlichung von De abusu zu einer persönlichen Stellungnahme aufgefordert habe, die vieles hätte klären können. Außerdem sei er empört darüber, dass seine lediglich für Studenten gemachten Notizen vermittelt durch die kritischen Zitate in De abusu der akademischen Welt präsentiert werden: Der Anstand hätte es geboten, ihm vorher die Möglichkeit zu geben, die Annotationen zu überarbeiten.108 Vor dem Hintergrund der offenen Anschuldigungen des Maresius ist die Theologia Pacifica Wittichs persönliche Apologie und damit die Rehabilitation seiner orthodoxen Gesinnung, die sein Amt als Professor der Theologie zwingend fordert. So bindet er sich ausdrücklich an die Heilige Schrift und die reformierten Bekenntnisschriften,109 bevor er zu einer ausführlichen Verteidigung der cartesianischen Theologie unter Bezugnahme auf zentrale Kritikpunkte von Maresius übergeht. Dieser umfangreiche Teil der Praefatio beginnt mit einer Charakterisierung der cartesianischen Theologie nach vier zentralen Gesichtspunkten: Erstens nimmt Wittich kritisch Stellung zu der Bezeichnung ‚Cartesianer‘ bzw. ‚cartesianisch‘, die er nur mit großen Einschränkungen zulassen könne und der er das

105 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [ix–x]. Auch die Möglichkeit, dass Neider Maresius eingeredet haben, dass Wittichs Bemerkungen gegen ihn persönlich zielten, zieht er in Betracht und distanziert sich noch einmal ausdrücklich von einer derartigen Absicht. 106 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [x–xiii]. Dankbar ist er Maresius vor allem für seine ausgezeichnete Lehre und Betreuung in Groningen, für seine Förderung von Wittichs akademischer Karriere sowie seine Versuche, ihm 1650 eine Professur zu vermitteln. 107 Gegen diese Annahme Wittichs spricht allerdings, dass Maresius in De abusu offenbar nichts aus den Annotationen zitiert, was Wittich nicht auch bekannt ist. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiii]. 108 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiii–xiv]. 109 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiv].

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viel gewichtigere Selbstverständnis als reformierter Christ entgegenstellt.110 Zweitens zeigt er auf, dass die cartesianischen Theologen keineswegs eine neue Theologie errichteten, noch drittens eine neue Terminologie in die Wissenschaft einführten. Sie seien vielmehr als Vertreter der Heiligen Schrift darum bemüht, die künstlich über die Theologie gestülpte Terminologie der Scholastik zu meiden. Ebenso wie die Reformatoren forderten sie viertens eine grundsätzliche Trennung von Philosophie und Theologie. Nur auf dieser Grundlage könne man der Philosophie dann einen gewissen Nutzen für theologische Fragestellungen zusprechen. Dabei seien sich die cartesianischen Theologen der Risiken des Missbrauchs der Philosophie bewusst, wie er sich vor allem in der Philosophia S.S. Interpres gezeigt habe.111 Nach dieser Grundsatzbestimmung widmet sich Wittich einer genauen Darlegung des nicht nur von Maresius oft kritisierten cartesianischen Zweifels und seines Einsatzes in der Theologie, um übliche Missverständnisse dieser Methode auszuräumen: Insbesondere die Behauptung des Maresius, dass cartesianisch geprägte Christen einen radikalen Zweifel an den Anfang ihres Bibel- und Theologiestudiums stellen müssten, widerlegt er. Jedoch verteidigt er den Zweifel im Sinne einer Enthaltung des Urteils, als Form der Prüfung und als Ursprung sicherer Erkenntnis als notwendige Methode der Theologie.112 Wittich erläutert des Weiteren, dass der Cartesianismus vor allem aufgrund von Missverständnissen in Verruf geraten sei. Vermeintliche Lehrverurteilungen jedoch, auf die sich Maresius berufen hatte, seien keineswegs so eindeutig, wie Maresius glauben machen will.113 Innerhalb der cartesianischen Theologie nimmt Wittich insbesondere seine eigenen Thesen in Schutz und betont in diesem Zusammenhang ein weiteres Mal seine Bindung an Bibel und reformierten Lehrkonsens. Weiterhin beruft er sich einerseits auf die Ergebnisse 110 Der Begriff wurde schon immer vornehmlich von den Gegnern der Cartesianer verwendet. Er sei insofern legitim, als dass sog. Cartesianer dem Vorbild von Descartes auf dem Weg philosophischer Erkenntnis gefolgt seien, sich von Vorurteilen ihrer Kindheit, vorschnell gefassten Meinungen und menschlichen Autoritäten befreit hätten und dann der evidenten und sicheren Erkenntnismethode folgten, wie sie Descartes in seinen Schriften überliefert hat. Dabei gelte es zu bedenken, dass sie Descartes nicht wegen seiner Autorität zustimmten, sondern aufgrund der Evidenz seiner Beweisführungen. Ihre Gegner seien ebenso nach einer Philosophenschule Aristoteliker oder Peripatetiker genannt worden. Kein Cartesianer jedoch wolle lieber diesen Namen tragen als den eines Christen oder Reformierten, wie Maresius behaupte. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xv–xvi]. 111 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xvi–xvii]. 112 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xvii–xxii]. 113 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxii–xxv]: Wittich verweist einerseits auf die von Maresius behauptete Bewertung des Cartesianismus in der Schweiz, andererseits auf die Interpretation des Beschlusses der Staaten von Holland und Westfriesland aus dem Jahr 1656. Vgl. dazu Kapitel 2.8.7.3 (Von der Synode von Südholland zur Resolution der Staaten von Holland).

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der Vernunft, andererseits auf die Freiheit des Theologen, in den Grenzen der Orthodoxie nach wahren Erkenntnissen zu streben. Paränetisch fordert Wittich seine Leser zur Suche nach Wahrheit auf, bei der Meinungsverschiedenheiten unvermeidbar seien, die aber im offenen und freundschaftlichen Dialog bearbeitet zu einem Erkenntnisfortschritt verhelfen könnten. Im Interesse der Wahrheit bittet er, sich ein gerechtes Bild beider Seiten in dem Streitfall zu machen.114 2.13.4.2 Der Titel der Theologia pacifica: zwischen Polemik und Irenik Im Rahmen der Praefatio gibt Wittich eine ausführliche Begründung für die Wahl seines Werktitels. Einerseits sei er der Tatsache geschuldet, dass Wittich inhaltlich ein so breites thematisches Spektrum in seiner Schrift behandle, dass die zentralen Aspekte der gesamten Theologie berührt würden. Dies mache einen relativ allgemeinen und umfassenden Titel notwendig, dem der erste Teil der Überschrift, Theologia, entspreche. Dabei geht Wittich von einem sehr weit gefassten Theologiebegriff aus, so dass er verstanden wird als jede Lehre, aus der heraus Gott, das Heilige, die Werke Gottes und seine Gunsterweise gegenüber der Schöpfung, insbesondere in Bezug auf Vernunftbegabte, richtig erkannt werden, sei es, dass sie aus der Offenbarung, sei es, dass sie aus dem Licht der Vernunft entlehnt werden.115

Er öffnet so bereits im Vorfeld sein Theologieverständnis explizit philosophischen Inhalten. Andererseits soll der Titel zum Ausdruck bringen, dass Wittich sich der Überzeugung anschließe, dass bei der Vermittlung der Wahrheit Eintracht und Frieden zwischen den Christen nicht vernachlässigt werden dürfe. Bei der daraus resultierenden Wahl des Titelzusatzes pacifica wolle er den Frieden zwischen Theologie und Philosophie ebenso zum Ausdruck bringen wie die Tatsache, dass es innerhalb der Kirche den inneren Frieden keineswegs gefährde, wenn man miteinander in bestimmten Fragen nicht übereinstimmen könne. Insofern der aktuelle Streit um den Cartesianismus, der sich zwischen Wittich und Maresius konkretisiert habe, auf Missverständnissen beruhe, leiste die Schrift im Rahmen der produktiven theologischen Kontroverse mit ihren Klar114 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxv–xxviii]: Wittich betont die Wichtigkeit der Freiheit innerhalb der Rahmenbedingungen der reformierten Konfession, allein schon zur Vermeidung von Schismen. Eine neidlose Freiheit bei der Wahrheitssuche führe zum Erkenntnisfortschritt auch in der Theologie. Dafür sei die öffentliche Diskussion notwendig, die ihrerseits frei sein müsse von Schmähungen und Vorverurteilungen. Wittich spreche bei seinem Appell für die Freiheit nicht nur für sich, sondern auch für die Philosophie. 115 Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxix]: „[…] ut intelligatur omnis doctrina, ex qua Deus, res divinae, Dei operationes & beneficia creaturis imprimis rationalibus exhibita recte cognoscuntur, sive ea ex revelatione sive ex lumine rationis depromatur.“

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stellungen und Präzisierungen einen Beitrag zur Wahrung des innerkonfessionellen Friedens.116 Offenkundig orientierte sich Wittich bei der Titelwahl besonders am Streit mit Maresius. Auf den ersten Blick drückt er damit den Wunsch nach Versöhnung mit ihm aus. Dementsprechend artikuliert er auch im Folgenden seine Hoffnung auf eine Befreiung von dessen Häresievorwürfen. Wittichs vermeintlich versöhnlicher Ton ist jedoch immer wieder von polemischen Spitzen durchzogen.117 Insofern entspricht die Titelwahl dem für die Irenik üblichen Stil, die eigene Versöhnungsbereitschaft als Spitze gegen den Gegner zu instrumentalisieren.118 Damit entspricht Wittich, ebenso wie mit seinem Rekurs auf die modestia im Untertitel der Schrift, einem Topos der niederländischen Irenik. Die vertretenen Thesen werden als vermittelbar, die Debatte als maßvoll und damit auch öffentlichkeitstauglich gekennzeichnet, der polemische Kontext mit dem Ziel der Überzeugung der Kritiker wird trotzdem auf subtilere Weise eingebracht.119 Bereits der Titel ist von dieser Ambivalenz zwischen Friedensbemühungen und einer offensiven Position Wittichs geprägt: Theologia pacifica ist eine Anspielung auf eine Schrift des Maresius, die in Wittichs Begründung des Titels noch verschärft wird. Maresius hatte 1651 eine Disputation verteidigen lassen, die den Titel Theologus pacificus, sive Dissertatio Theologia de Syncretissmo & Reconciliatione120 trägt. Darin setzt sich Maresius intensiv mit den interkonfessionellen 116 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxix–xxx]. 117 Analog bringt Wittich am Ende der Praefatio zum Ausdruck, dass er mit seiner Schrift nicht den Fehdehandschuh aufnehmen, sondern wider zu einem guten Verhältnis zurückfinden möchte. Er erinnert aber dabei auch an das frühere, positive Verhältnis des Maresius zur cartesianischen Philosophie, das er abschließend mit einem Zitat belegt, durch das er sich mit Maresius verbunden fühlen könne. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxx–xxxii]. Wittich zitiert aus Maresius’ „Dissertatio theologico-historica de sphaerulis praecatoriis, quae Rosaria vulgo dicuntur; necnon Observationes aliquot theologicae et apologeticae ad librum non ita pridem Ultrajecti editum sub hac inscriptione, Theologia naturalis reformata“, Groningen 1656. Vgl. dazu die bibliographische Angabe bei Nauta, Maresius, 25. 118 Insofern muss von einer Differenzierung in Polemik und Irenik abgesehen werden. Formal unterbreitet Wittich ein Friedensangebot. Insgesamt zeichnet sich seine Schrift auch durch einen versöhnlichen Ton aus. De facto kann die Schrift von Maresius nicht anders als polemisch verstanden werden. 119 Vgl. dazu mit direktem Verweis auch auf Wittichs Theologia pacifica van Eynatten, Bescheidenheit, Mäßigung und das Mittelmaß, 281 (Anm. 34). 120 Samuel Maresius: Theologus pacificus; sive Dissertatio Theologica de syncretismo et reconciliatione partium in religione dissidentium; quousque et quibuscumque optari et ugeri possit. Authore Samuele Maresio, S. Th. D. ejusdemque Facultatis Professore primario in Academia Provinciali Groningae et Omlandiae. Groningae, typis Joannis Nicolai typographi, 1651. – Abgedruckt im Anhang von Maresius: Systema von 1662 ohne den Titelzusatz „Theologus pacificus“ im Rahmen einer Sammlung von Disputationes selectae. Respondent der am 30. Januar 1651 gehaltenen Disputation war Nathanael Vechnerus (Lebensdaten nicht ermittelt).

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und interreligiösen Dialogmöglichkeiten auseinander und betont u. a. explizit die Notwendigkeit und Freiheit der verschiedenen Meinungen („honesta dissentiendi libertas“121), die der menschlichen Unvollkommenheit geschuldet sei. Wittich konnte an die von Maresius hier propagierte Freiheit anknüpfen. Auf das Recht einer eigenen Meinung gegenüber seinem Lehrer hatte er in der Praefatio ausdrücklich verwiesen, bei seiner Erklärung des Begriffes pacificus betont er ebenfalls den Wert der freien Meinungsvielfalt innerhalb der Theologie. Mit diesem deutlichen Bezug zu der Disputation des Maresius, der dem Kenner von dessen Œuvre nicht entgehen konnte, stilisiert sich Wittich als Schüler des Maresius, der dessen eigene Bestimmungen der Theologie besser zu beherzigen scheint als der Lehrer.122 Insofern barg der Titel die Möglichkeit, von Maresius als Appell zur Besinnung verstanden zu werden, oder aber als Provokation. 2.13.4.3 Die Zielsetzung der Theologia pacifica Die Praefatio zeigt: Wie Maresius bewegt sich auch Wittich souverän auf den beiden Ebenen des Streits. Aus der persönlichen Perspektive signalisiert er einerseits Versöhnungsbereitschaft, bringt andererseits aber auch unmissverständlich zum Ausdruck, dass er sich im Wesentlichen nichts habe zu Schulden kommen lassen und verteidigt seinen akademischen Ruf. Gleichzeitig tritt Wittich als Apologet einer mit der Orthodoxie im Einklang stehenden cartesianischen Theologie auf. Obgleich Maresius seine Ablehnung gegenüber rationalistischer Theologie unter dem Zeichen des Descartes bereits zuvor zum Ausdruck gebracht hatte, kam sein Angriff für Wittich überraschend. Der persönliche Bruch dürfte ihn durchaus getroffen haben. Der Wunsch nach Aussöhnung mit seinem Lehrer bestimmt daher Anfang und Ende der Theologia pacifica. Neben großen Passagen der Praefatio ist diesem Thema auch der Schlussparagraph der Schrift gewidmet.123 Nichtsdestoweniger musste aber die persönliche Angelegenheit aufgrund der von Maresius gewählten öffentlichen Bühne der Verteidigung der cartesianischen Theologie untergeordnet werden. Wittich dürfte bewusst gewesen sein, dass seine Antwort den Konflikt eher zu verschärfen als zu deeskalieren Maresius bietet hier eine Auseinandersetzung insbesondere mit den Lutheranern und diskutiert Verständigungsmöglichkeiten mit der protestantischen Konfession, aber auch mit dem Katholizismus und heterodoxen Bewegungen der reformierten Konfession. Vgl. zum Kontext der Disputation auch Nauta, Maresius, 313. 121 Maresius: Theologus pacificus (1651) §86. 122 Der Begriff pacificus verweist schließlich auf die siebte Seligpreisung (Mt 5,9): In der lateinischen Übersetzung, wie sie im Übrigen auch am Ende von Maresius’ Disputation zitiert wird, lautet sie „beati qui sunt pacifici, quoniam filii Dei vocabuntur“. Vgl. Maresius: Theologus pacificus (1651) §86. 123 Vgl. das Schlusswort Wittichs in Wittich: Theologia pacifica (1671) XXI §370,327f.

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drohte, stellte sich aber seinen Pflichten als einer der Hauptvertreter der cartesianischen Theologie. Im Wesentlichen argumentiert er dabei völlig ruhig und sachlich, vermeidet es also, weiteren Anstoß zu erregen. Insgesamt haben sich drei grundsätzliche Anklagepunkte gegen den Umgang mit der theologischen Rezeption des Cartesianismus herauskristallisiert, gegen die Wittich sich (neben der konkreten Kritik an seinen eigenen Ausführungen) mit der Theologia pacifica stellen will: 1. Der Bruch mit der reformierten Tradition durch die Ablehnung der aristotelischen Grundlagen der Theologie, der überkommenen Terminologie und Methodik sowie die Einführung von Neuerungen schwächten die Orthodoxie für Angriffe durch ihre konfessionellen Gegner, machten die cartesianische Theologie zur Heterodoxie und disqualifizierten ihre Anhänger für die Rolle als theologische Lehrer und Kontroverstheologen. 2. Die Abkehr von dem üblichen Verständnis der Philosophie als ancilla theologiae bewirke eine Aufwertung der Philosophie, so dass vermeintliche Theologen eher als Cartesianer denn als Christen zu gelten hätten. 3. Die sogenannten cartesianischen Theologen stünden daher nicht in einer Linie mit Descartes, sondern seien stattdessen Wegbereiter eines radikalen und orthodoxiefeindlichen Rationalismus. Diese Grundlinie der Cartesianismuskritik, wie in Punkt eins formuliert, war nicht neu; ihr Kern war bereits zu Descartes’ Lebzeiten im Gespräch und entsprach der Linie, die Gisbert Voetius bereits im Rahmen der Utrechter Krise vertreten hatte. 2.13.4.4 Inhaltliche Hauptlinien der Theologia pacifica Wenngleich eine erschöpfende Paraphrase der umfangreichen Theologia pacifica an dieser Stelle nicht geboten werden kann, ist ein Überblick über Aufbau, Inhalt und Argumentationsgang dieser Hauptschrift Wittichs für eine Analyse des Streits mit Maresius und Wittichs Werdegang ebenso unverzichtbar wie für die Erschließung seiner Theologie im zweiten Teil der vorliegenden Untersuchung. 2.13.4.4.1 Aufbau des Werkes Wie bereits in der Praefatio orientiert Wittich sich beim Aufbau der Theologia Pacifica grundsätzlich an Maresius’ De abusu. In 21 Kapiteln legt Wittich einerseits seine Verteidigung gegen die konkreten Vorwürfe des Maresius vor, entfaltet dabei aber zugleich die Hauptpositionen der cartesianischen Theologie zu Fragen der Erkenntnislehre, Gotteslehre, Anthropologie, Sündenlehre, Schöpfungslehre, Angelologie und Ekklesiologie. Die Schrift ist somit sowohl

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eine Apologie (der eigenen Position im Besonderen und der cartesianischen Theologie insgesamt), als auch eine dogmatische Grundlagenschrift. Der Form nach bleibt sie ausgerichtet auf die zahlreichen kritischen Anfragen des Maresius, ordnet diese jedoch zugleich lose nach den jeweiligen dogmatischen Loci und leistet damit einen wesentlichen Beitrag für Selbstverständnis und Entfaltung einer dezidiert cartesianischen Dogmatik. Nach bekanntem Muster wird in der Regel zunächst die eigene Position entfaltet, woran sich dann die Widerlegung der Kritikpunkte anschließt. Ganz ähnlich ließ sich zwar bereits der Consensus veritatis beschreiben, jedoch hebt sich die Theologia pacifica von Wittichs früheren Schriften durch ihre thematische Vielfalt ab, insofern sie zahlreiche zentrale dogmatische Themenkomplexe zumindest anschneidet und auf ihren Bezug zu Aussagen der cartesianischen Philosophie hin untersucht. Die Theologia pacifica ist ihrem Selbstverständnis nach eine theologische Schrift, enthält aber ihrem Thema entsprechend auch philosophische Passagen.124 Ausgangspunkt für Wittichs Argumentation bildet das für ihn seit seiner ersten Veröffentlichung zentrale Thema des Verhältnisses von Theologie und Philosophie, Vernunfterkenntnis und Offenbarung, cartesianischer Weltsicht und Heiliger Schrift. Dass in diesem Komplex letztlich die primäre inhaltliche Ursache des Streits mit Maresius besteht, zeigt nicht nur Wittichs Darstellung in den ersten Kapiteln der Schrift, sondern auch seine Schlussbemerkung: Der Dissens mit Maresius war seiner Meinung nach vor allem dadurch bedingt, dass die orthodoxe Theologie – und konkret Maresius selbst in seinem Systema – sich nicht an die notwendige Trennung von Philosophie und Theologie gehalten habe.125 Im Grunde ist der Cartesianismusstreit insgesamt bereits seit den 1650er Jahren von dieser Frage maßgeblich geprägt. Von ihr ausgehend und immer wieder auf sie zurückgreifend entfaltet Wittich in der Theologia pacifica seinen dogmatischen Ansatz, indem er kritische Anfragen des Maresius sortiert und einem Skopus unterordnet, den er jeweils einem jeden Kapitel voranstellt. Aus den so konstruierten 21 Kapiteln ergibt sich für die Theologia pacifica folgender Grobgliederung:126 1. Die Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie (I–II) 2. Die Verhältnisbestimmung von Vernunft und Offenbarung (III–IV) 3. Anthropologie: Sündenlehre, Willensfreiheit und Affektenlehre (V–VI) 124 So kann Wittich im weiteren Verlauf des Streits durchaus auch kritisch bemerken, dass Maresius die Auseinandersetzung als theologisch beschreibt, während doch überwiegend philosophische Themen zwischen den beiden Professoren stünden. Vgl. Wittich: Appendix (1672) §3,2 mit Bezug auf seine Kritik des Titels von Maresius Indiculus praecipuarum controversiarum Theologicarum. 125 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) XXI §370,327f. Vgl. dazu auch Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 370. 126 Vgl. die detaillierte Übersicht im Anhang.

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Schöpfungslehre (VII–IX) Die Beschaffenheit von Geist und Seele (X–XIII) Gotteslehre (XIV–XVI) Theologische Streitfragen mit Maresius über den Kontext des Cartesianismusstreits hinaus: Kontroversen und exegetische Überlegungen zu Soteriologie, Ekklesiologie, Prädestination und Christologie (XVII–XXI)

2.13.4.4.2 Die Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie: fundamentaltheologische Orientierung (Kapitel I–IV) Die Grundlage für die epistemologische Grundlage seines in der Theologia pacifica entfalteten dogmatischen Denkens legt Wittich einleitend in den fundamentaltheologischen Abschnitten eins und zwei. Indem er in seinen systematisch-theologischen Überlegungen zunächst von der Perspektive des Menschen ausgeht, dessen Erkenntnismöglichkeiten bestimmt und den cartesianischen Wahrheitsbegriff des clare & distincte percipere einführt, stellt Wittich die Weichen einer vernunftorientierten Dogmatik: Seine cartesianische Theologie ist von Anfang an geprägt von einem starken Erkenntnisoptimismus und einem anthropozentrischen Ansatz sowie der Trennung von Philosophie und Theologie bei gleichzeitigem gegenseitigem Nutzen der Wissenschaften füreinander (Abschnitt eins: I–II).127 Dem entsprechend beginnen zahlreiche Synopsen zu den folgenden Kapiteln mit den Worten „usus Philosophiae […]“, den für die Theologie zu erweisen Wittichs zentrales apologetisches Anliegen ist. Die meisten Abschnitte der Theologia pacifica wollen zeigen, was die Theologie von der cartesianischen Philosophie lernen kann. In den Grundlagenkapiteln rezipiert Wittich maßgeblich die epistemologischen Elemente der Meditationes und der Prinzipienschrift des Descartes und stellt sie in einen theologischen Kontext. Über die Bestimmung des Nutzens von 127 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 1,1: „Es wird gezeigt, dass man Philosophie nicht mit Theologie vermischen darf durch Zeugnisse der ersten Reformatoren und den Theologen, die ihnen am nächsten waren. […] Der Nutzen der wahren Philosophie in der Theologie ist groß. […].“ [„Miscendam non esse Philosophiam cum Theologia ostenditur testimoniis primorum Reformatorum, eorumque Theologorum, qui iis fuerunt proximi. […] Verae Philosophiae usus in Theologia est magnus. […].“]. Vgl. auch Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 2,13: „Es wird gezeigt, dass auch die Theologie mit der Philosophie weder im Allgemeinen vermischt werden darf, noch in dem besonderen Beispiel über das System der für uns erkennbaren körperlichen Welt, was fälschlicherweise einige Leute versuchen aus der Schrift abzuleiten. [Weiterhin wird gezeigt,] dass jedoch auch die Theologie einen bestimmten Nutzen für den Philosophen bietet.“ [„Miscendam quoque non esse Theologiam cum Philosophia tum in genere ostenditur, tum in particulari exemplo de systemate mundi corporum nobis conspicuorum, quod perperam quidam conantur ex Scriptura delineare. Usum tamen quoque aliquem praebere Theologiam Philosopho.“]

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Theologie und Philosophie füreinander etabliert er gegenüber seiner Theologie darüber hinaus das cartesianisch-kopernikanische Weltbild frei von einer Korrektur durch die Bibel, die zu diesem Themenkomplex nichts beizutragen habe. Seine Verhältnisbestimmung von orthodoxer Dogmatik und cartesianischer Philosophie erlaubt ihm dann Elemente des Cartesianismus zu Ausgangspunkten seiner theologischen Argumentation zu machen. Seiner Darstellung nach gebe es zwar Bereiche, die nur der Offenbarung zugänglich seien (maßgeblich die bereits von Descartes in diesem Zusammenhang genannten Mysterien der Trinität und der Inkarnation des Sohnes128) und Dinge, über die die Offenbarung grundsätzlich keine Aussagen träfe (so besonders naturwissenschaftliche Inhalte), aber auch einen großen Zwischenbereich, in dem sowohl Offenbarung als auch Vernunft zu richtigen Ergebnissen kämen. Denn Wittich geht im Konsens mit der Orthodoxie von der Existenz einer einzigen, widerspruchsfreien Wahrheit aus, so dass das, was als wahr erkannt ist, unabhängig davon, ob es durch Offenbarung oder Vernunft zutage gefördert worden ist, in grundsätzlicher Weise auch gültig ist. Als Cartesianer verweist er dabei auf den rationalen Wahrheitsbegriff einer „klaren und deutlichen Erkenntnis“, die einen Gegenstand als wahrhaftige Vernunft- oder Offenbarungserkenntnis nachvollziehbar werden lasse. Die cartesianische Erkenntnistheorie ist somit, trotz der Bestimmung der Offenbarung als letzter Instanz, zur methodischen Grundlage auch des theologischen Denkens geworden (Abschnitt zwei: III–IV).129 Dabei nimmt Wittich zunächst insbesondere das Evidenzkriterium der klaren und deutlichen Erkenntnis in den Blick, während dem Zweifel eine untergeordnete Rolle zuge128 Vgl. Descartes: Principia (1644) I 25 (AT VIII/1 14). 129 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 3,20: „[Es wird gezeigt,] dass man dem nicht zustimmen darf, was nicht klar und deutlich erkannt wurde; dass wir uns aber im Gegenteil über die Urteile ganz und gar sicher sein können, die wir uns über klar und deutlich Erkanntes gebildet haben. […] dass diese Axiome auch ihren Platz in der Theologie haben, in der wir nichts für göttlich offenbart halten müssen, von dem wir nicht auch klar und deutlich erkennen, dass es offenbart wurde. […]“. [„Non esse assentiendum iis, quae non sunt clare & distincte percepta, e contrario vero nos plane certos esse posse in judiciis, quae de clare & distincte perceptis formavimus. […] Axiomata ista etiam locum habere in Theologia, in qua non debemus habere pro divinitus revelatis, quae non clare & distincte percepimus esse revelata. […].“] Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 4,28: „[Es wird gezeigt,] dass den im göttlichen Wort offenbarten Dingen der Glaube nicht abgesprochen werden darf, auch wenn das Licht unseres begrenzten Verstandes diese nicht verstehen kann; ja dass wir, wenn sie im Hinblick auf die Offenbarung feststeht, sogar auch dann, wenn wir zugrunde legen, dass sie unserer klaren und distinkten Erkenntnis widersprechen, trotzdem eher der göttlichen Autorität als unserem eigenen Urteil Glauben entgegenbringen müssen.“ [„Non esse fidem denegandam revelatis in verbo divino, etsi lumen intellectus nostri finiti ea nequeat assequi, quin imo si de revelatione constet, etsi supponamus eam clarae & distinctae nostrae perceptioni repugnare, potius tamen auctoritati divae, quam proprio nostro judicio fidem esse adhibendam.“] Vgl. dazu auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 304.

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wiesen und auch das cartesische cogito zunächst vernachlässigt wird. Aufgrund des grundsätzlichen Wahrheitsanspruchs der göttlichen Offenbarung lässt sich nach Wittich der Zweifel darauf beschränken, dass man sich auch als Theologe eines Urteils enthalten muss, bevor man den entsprechenden Untersuchungsgegenstand nicht klar und deutlich erkannt hat (, was auch für die Zustimmung zu der Autorität der Heiligen Schrift als geoffenbartes Gotteswort gelten solle).130

2.13.4.4.3 Cartesianische Akzentuierungen der Anthropologie, Schöpfungslehre und Angelologie (Kapitel V–XIII) Der dritte Gliederungsabschnitt (V–VI) der Schrift nimmt eine Analyse der Grundbestandteile cartesianischer Erkenntnislehre, den Zweifel und das cogito, in den Blick: Wittich setzt sich zunächst seinem anthropozentrischen Ansatz entsprechend mit dem Problem der Bewertung menschlicher Erkenntnisse unter dem Vorzeichen der Erbsünde auseinander. Dieses Problemfeld stellt sich von theologischer Seite als Anfrage an den Rationalismus in grundsätzlicher Weise und wurde von dessen Kritikern immer wieder thematisiert.131 Der von Descartes durchgeführte radikale Zweifel und das cogito dienen Wittich hier einleitend als Beleg für die grundsätzliche Fähigkeit des Menschen zur Irrtumsvermeidung und Wahrheitserkenntnis. Der Mensch verfüge augenscheinlich über die Freiheit, sich der Zustimmung zu etwas zu enthalten, was nicht klar und deutlich erkannt worden ist.132 Mit Descartes macht Wittich Irrtumsfähigkeit und Freiheit des Menschen vom Willen abhängig.133 Seine Darstellung der menschlichen Freiheit im Kontext der Sünde führt ihn zu der Beobachtung, dass diese als eine im Willen verankerte Eigenschaft auf philosophischer Grundlage fußen müsse.134 Der Abschnitt drei ist stark geprägt von Wittichs Rezeption der Passiones animae von Descartes; neben dem Willensbegriff stehen dabei die Affektenlehre und die 130 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xvii–xxii] und Wittich: Theologia pacifica (1671) III §§34.36,26–28. 131 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 5,32: „Wie wir uns davon enthalten können, die Dinge, die nicht völlig sicher sind, zu glauben. Wie die von Adam verbreitete Sünde bewirkt, dass wir ein Urteil übereilt treffen; wie die Gnade Christi dies jedoch verhindert. Inwiefern unsere Irrtümer vom Willen abhängen. Dessen Freiheit steht keineswegs mit der Gnade im Widerspruch. […] Über die Harmonisierung der göttlichen Festsetzung mit der freien Willensentscheidung.“ [„Quomodo possimus ab iis, quae non plane certa sunt, credendis abstinere. Quomodo peccatum ab Adamo propagatum efficiat, ut judicium praecipitemus; Gratia vero Christi id impediat. Quomodo errores nostri pendeant a voluntate. Ejus libertas nullatenus cum gratia pugnat. […] De Conciliatione praefinitionis divinae cum libero arbitrio.“] 132 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) V §§40f.,31f. 133 Zustimmung oder Ablehnung sind nach Descartes Willensakte. Vgl. auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 304. 134 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) V §45,34.

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Verbindung von Körper und Seele im Zentrum der Betrachtung, die Wittich sündentheologisch weiterdeutet.135 Der vierte Abschnitt der Theologia pacifica (VII–IX) ist dem theologischen Nutzen der cartesianischen Weltentstehungstheorie gewidmet.136 Eine besondere Berücksichtigung erfährt das Weltverhältnis Gottes.137 Während Descartes selbst bekanntlich auf den Hypothesencharakter seiner Kosmogonie verweist,138 bemüht sich Wittich gegen Maresius und unter Bezugnahme auf die im Consensus 135 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 6,41: „Über den mannigfaltigen Nutzen der Lehre des Descartes über die Leidenschaften in der Theologie. Wie das, was Descartes über die wechselseitige Wirkweise von Seele und Körper aufeinander in §34 und §47 [scil. der Passiones animae] sagt, dem Theologen dienen könnte um die Verbreitung der Erbsünde zu erklären.“ [„De usu doctrinae Cartesii, de Passionibus, in Theologia multiplici. Quomodo ea, quae Cartesius habet de actione animae & corporis in se invicem §. 34 & 47. possunt inservire Theologo ad explicationem propagationis Peccati originalis.“] Die von Wittich hier thematisierte Kritik des Maresius an der cartesianischen Seelenlehre ist bemerkenswert vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Maresius selbst ja die Übersetzung der Passiones animae durch seinen Sohn unterstützt und mit einem Vorwort versehen hatte. Vgl. dazu Dibon, Regards sur la Hollande, 545–549. 136 So in den Kapiteln VII und VIII. Vgl. bes. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 7,47: „Der Nutzen der Philosophie bei der Betrachtung der Werke der Schöpfung. Diese lehrt, sie nicht in einem einzigen Augenblick zu betrachten, sondern als ob sie durch die Naturgesetze gemacht worden sein könnten, wenn Gott gewollt hätte, dass sie nach und nach entstehen. […] Die Schrift lehrt nicht, dass alle Werke eines jeden Tages in einem Augenblick gemacht worden sind. […] Vielmehr kann aus der Schrift plausibel das Gegenteil gefolgert werden. Aus dem Licht der Vernunft aber kann ein beweiskräftiges Argument entnommen werden, mit dem belegt wird, dass es einen Widerspruch zu bestimmten Werken, die innerhalb des Hexaemerons der Schöpfung vollbracht wurden, impliziert, dass man behauptet, sie seien in einem Augenblick geschaffenen worden.“ [„Usus Philosophiae in considerandis operibus creationis. Ea docet non uno intuitu contemplari, sed prout fieri potuissent per leges naturae, si Deus ea paulatim oriri voluisset. (…) Scriptura non docet, omnia cuiuslibet diei opera momento esse facta. (…) Potius ex Scriptura contrarium probabiliter potest elici. Ex rationis vero lumine evidens potest sumi argumentum, quo probatur, implicare contradictionem de quibusdam operibus intra hexaemeron Creationis formatis, ut momento dicantur facta.“] 137 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 9,75: „Nach den Ziele und Pläne Gottes, die er uns nicht offenbart, dürfen wir nicht forschen und wir dürfen deswegen nicht aus den die Natur betreffenden Teil-Zielen Gottes, die uns unbekannt sind, Beweise herleiten. Die Schrift rät uns von der krampfhaften Suche nach den Plänen Gottes ab, Röm 9,20 und 11,33–36. Der Nutzen der Dinge darf nicht durcheinander gebracht werden mit dem Ziel Gottes. Man darf nicht behaupten, dass alle Dinge allein um unseretwillen von Gott gemacht wurden, obwohl es in einem bestimmten vernünftigen Sinn durchaus gesagt werden kann, dass alles wegen des Menschen gemacht worden ist.“ [„Fines & consilia Dei, quae nobis non revelavit, non debemus scrutari, nec propterea ex finibus Dei particularibus rerum naturalium nobis incognitis est nobis argumentandum. Scriptura nos dehortatur a consiliorum Dei scrutatione, Rom.IX.20 & cap.XI.33.34.35.36. Usus rerum non confudendus est cum fine Dei. Non dicendum est, res omnes, propter nos solos a Deo esse factas, quamvis aliquo sano sensu queat dici, omnia facta esse propter hominem.“] 138 Vgl. bes. Descartes: Principia (1644) III 44f. (AT VIII/1 99f.). Vgl. dazu aber auch differenziert Ariew, Descartes and the First Cartesians, 137–141.

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veritatis erbrachte Beweisführung ihren Wert zu untermauern139 und auf der Grundlage der cartesianischen Physik die theologische Lehre von der creatio continua zu entfalten.140 Vorbereitend hatte er bereits zuvor dafür argumentiert, dass Descartes seine Ausführungen in den Prinzipien nicht als Hypothese verstanden wissen wollte.141 Der Hypothesencharakter der cartesischen Aussagen wird hier ausdrücklich verworfen: Descartes habe sie klar und deutlich hergeleitet und somit seien sie auch wahr.142 Im Vergleich zu Dissertationes Duae und Consensus veritatis, wo Wittich mit Descartes in der naturphilosophischen Darlegung noch von Hypothesen gesprochen hatte, verschärft sich hier nicht nur der Ton, sondern auch die Souveränität, mit der Wittich für eine Anerkennung der cartesischen Ausführungen plädiert. Während die Frage nach dem zeitlichen Rahmen der Schöpfung biblisch nicht eindeutig zu entscheiden sei, widersprächen die philosophischen Erkenntnisse der Annahme einer Entstehung der Werke eines Schöpfungstages innerhalb eines einzigen Augenblicks.143 Auf der hermeneutischen Grundannahme der Cartesianer, dass die Bibel keine philosophische Aussageabsicht enthalte, kann Wittich hierin der Philosophie folgen. Die für die Auseinandersetzung mit der cartesianischen Physik zentrale Frage nach der Unbegrenztheit des Universums (Kapitel VIII) wird ebenso ausführlich diskutiert144 wie die Frage nach Gottes Zielen und Plänen bei der Schöpfung

139 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) VII §§64–66,47–49 und §§71–82,52–59. In §70 widmet Wittich sich zudem der Spekulation über Leben auf dem Mond, was Wittich durchaus für möglich hält. Theologisch interessant ist dabei seine Abwehr des Gegenargumentes, demnach die Bibel davon nicht berichte, so dass diese Spekulation abzulehnen sei. 140 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) VII §§67–69,49–51. 141 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) II §§22f.,17f.: Wittich deutet die Aussagen von Descartes, die den hypothetischen Charakter seiner Kosmologie unterstreichen, als Bescheidenheitstopoi, die Descartes vor allem in der Absicht verwendet, nicht durch sein autoritatives Diktum, sondern durch Argumente zu überzeugen. 142 Vgl. z. B. Verbeek, Bibelinterpretation, 191. 143 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 7,47 und Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 305, der zu Wittichs Überzeugung festhält: „Philosophisch lässt sich dagegen zeigen, dass eine instantane Entstehung aller Werke eines Tages widersprüchlich ist“. 144 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 8,59: „Der Nutzen der Philosophie bei der Betrachtung der Größe der Welt. Wie diese lehrt, dass Gott nicht etwas Ausgedehntes ist und daher auch keine unendliche Ausdehnung hat, so teilt sie mit, dass die Welt von unbegrenzter Ausdehnung ist. Sie spricht jedoch eher davon, dass die Welt unbegrenzt ist als unendlich, obwohl sie keinen Widerspruch darin erkennt, wenn man sagt, die Welt sei in Wirklichkeit unendlich.“ [„Usus Philosophiae in consideranda quantitate Mundi. Haec uti docet, Deum non esse extensum, atque adeo nec habere extensionem infinitam, ita tradit mundum esse extensionis indefinitae. Mundum tamen potius indefinitum dicit, quam Infinitum, quamvis nullam repugnantiam deprehendat, si mundus dicatur actu infinitus.“] Eine besondere Rolle spielte die terminologische Differenzierung von Unendlich

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(Kapitel IX). Diese hält Wittich für nicht erkennbar und er warnt vor ihrer Erforschung mit Verweisen auf Röm 9,20 und 11,33–36 ausdrücklich. Er problematisiert zudem eine teleologische Deutung der Schöpfung auf den Menschen hin.145 Der fünfte Abschnitt (X–XIII) bündelt schließlich Wittichs physikalische und anthropologische Überlegungen mittels einer cartesianischen Psychologie. Sein Ausgangspunkt dafür ist der cartesische Leib-Seele-Dualismus, den Wittich nachzeichnet und theologisch rezipiert.146 Hierzu nimmt er das cogito-Motiv zur klassisch cartesianischen Differenzierung von res extensa und res cogitans erneut auf.147 Die Unsterblichkeit der Seele werde auf dieser Grundlage rational begründbar, ihre Eigenschaften werden entfaltet und theologisch weiterentwickelt. Dabei betrachtet Wittich wiederum das Verhältnis von Wille (volentia) und Verstand (intellectus) und analysiert den Glauben und seine Rolle für das Heil des Menschen im Kontext cartesianischer Psychologie.148 Bei ihrer theologischen

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(infinitum) und Unbegrenzt (indefinitum). Sie ist typisch für die cartesianische Darstellung und fußt auf Descartes: Principia (1644) I 26f. (AT VIII/1 14f.). Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) IX §§106–113,76–82. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 10,83: „Die sehr große Nützlichkeit der Unterscheidung zwischen Geist und Körper, die niemand besser als Descartes beobachtet hat. Aufgrund von deren Vernachlässigung sind allmählich viele Häresien und Irrtümer in der Theologie entstanden. Die Unsterblichkeit der Seele kann, wenn man diese [Unterscheidung] nicht zulässt, nicht durch das Licht der Vernunft verteidigt werden. Sie wurde von Descartes behauptet, der derselben [scil. der Seele] Funktionen zuschreibt, die vom Körper nicht abhängig sind. Derselben [scil. der Seele] schreibt er keine eigentliche Ausdehnung zu und auch kein WO, außer wenn sie an einem Ort bzw. auf den Körper wirkt und auch keine örtliche Bewegung. Es wird verteidigt, dass ihre ganze Natur und Essenz im Denken besteht so wie die Essenz des Körpers in Ausdehnung.“ [„Distinctionis, quam nemo Cartesio melius observavit, inter mentem & corpus, maxima utilitas. Ex ejus neglectu multae haereses & errores passim in Theologia sunt exorti. Animae immortalitas, ea non admissa, per lumen rationis defendi nequit, quam asseruit Cartesius, qui eidem operationes a corpore non dependentes aßignat. Eidem nullam aßignat extensionem virtualem, nec UBI, nisi quando in loco sive corpus agit, nec motum localem. Totam ejus naturam & essentiam in cogitatione consistere, sicut essentia corporis in extensione, defenditur.“] Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) X §114,83f. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 11,93f.: „Von der Philosophie kann der Theologe verschiedene Dinge lernen, die sich auf die Natur des Geistes beziehen, nämlich: dass der Wille edler ist als der Verstand, dass Begierde eine Eigentümlichkeit des Geistes ist, dass der Wille immer einer klaren Erkenntnis des Verstandes folgt, wenn er sich auf etwas richtet. Die Definition der freien Willensentscheidung, nach der ein Mensch handeln oder nicht handeln kann, wenn alle zum Handeln erforderlichen Dinge vorliegen, wird zurückgewiesen. Der heilswirksame Glaube ist eher eine Sache des Willens als des Verstandes. Man darf nicht sagen, dass der Wille vom Verstand bestimmt wird. Die doppelte Verbindung, eine zwischen Verstand und Urteil, die andere zwischen endgültigem Urteil und dem Willen im engeren Sinne. Verstand und Wille werden tatsächlich nicht unterschieden. Man darf diesen nicht mehrere Seelen-Fähigkeiten zuweisen. Die freie Willensentscheidung bezieht sich auf den Willen. Inwiefern sich unser Wille bei der Bekehrung streng genommen passiv verhält. Es ist falsch, dass nichts im Verstand ist, was nicht vorher in

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Entfaltung zieht Wittich nicht nur Konsequenzen für die Anthropologie und orthodoxe Seelenlehre. Ausgehend von der Frage nach der Örtlichkeit der Seele149 folgert er deren Unsterblichkeit, aber wendet seine Ergebnisse auch auf die Auferstehung und die Christologie an. Wittich führt an dieser Stelle auch eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem anglikanischen Theologen und Cartesianismuskritiker Samuel Parker (1640–1687). Ausgehend von der Gegenüberstellung von Seele und Engeln widmet sich Wittich in diesem Teil zudem ausführlich der Angelologie, wobei er die Engel im Wesentlichen in Analogie zu der menschlichen Seele als res cogitans bestimmt, die nur, insofern sie eine konkrete Wirkung entfaltet, auch lokalisierbar sind.150

der Sinneswahrnehmung war. […] Welche Akte des Glaubens hervorgebracht werden und in welcher Reihenfolge. […] Ob der Glaube bei unserer Rechtfertigung bedacht wird als sei er ein Werk?“ [„Ex Philosophia Theologus discere potest varia quae ad naturam mentis spectant, qualia sunt, Voluntatem esse nobiliorem intellectu, Appetitum esse proprium mentis, Voluntatem semper sequi claram perceptionem Intellectus, quando attendit. Definitio liberi Arbitrii, qua homo positis omnibus ad agendum praerequisitis poßit agere vel non agere, rejicitur. Fides salvifica potius est Voluntatis quam Intellectus. Voluntas non debet dici determinari ab Intellectu. Duplex connexio, altera inter Intellectum & Judicium, altera inter judicium ultimum & voluntatem stricte sic dictam. Intellectus & voluntas non distinguuntur realiter. Non sunt plures his facultates animae tribuendae. Liberum Arbitrium pertinet ad voluntatem. Quando Voluntas nostra in Conversione se habeat mere passive. Falsum est, nihil esse in Intellectu, quod non prius fuerit in sensu. (…) Fidei actus quinam & quo ordine edantur. (…) An Fides in nostra Justificatione consideretur tanquam opus ?“] Vielfältige Einzelfragen der Glaubenslehre werden zudem behandelt. 149 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 12,113f.: „Was die wahre Philosophie über die menschliche Seele lehrt. Diese ist nichts mit dem Körper Koexistierendes weder aktual noch der Möglichkeit nach, noch ist sie über den Körper zerstreut, was dem Theologen sehr nützt, um ihre Unsterblichkeit zu bekräftigen. In diesem Sinne kann von ihr gesagt werden, dass sie als Ganze im ganzen Körper und als ganze in jedem beliebigen Teil des Körpers ist. Es kann von ihr nicht richtig ausgesagt werden, dass sie den Körper durchwandert. Sie zieht sich auch nicht zurück zu seinen übrigen Teilen, wenn der Körper verstümmelt wird. Wenn sie den Körper als ganzen durchwanderte, wäre sie zugleich an mehreren Orten. Der besondere Sitz der Seele ist in dem Teil des Gehirns, wo sie unmittelbar ihre Aufgaben ausübt. […]“. [„Quaenam doceat Philosophia vera de Anima humana. Ea non est corpori coextensa nec actualiter nec virtualiter, neque est diffusa per corpus, quod multum prodest Theologo ad adstruendam ejus Immortalitatem. Quo sensu poßit dici tota in corpore & tota in qualibet ejus parte. Non podest recte dici corpus permeare. Nec se contrahit, mutilato corpore, ad reliquas ejus partes. Si corpus permeet totum, erit simul in pluribus locis. Animae sedes specialis est in ea parte cerebri, ubi immeditate functiones suas exercet. (…).“] 150 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse zu Kapitel 13,146: „Der Nutzen der Philosophie bei der Erklärung der Natur der Engel […].“ [„Usus Philosophiae in Angelorum natura explicanda. (…).“] Vgl. auch die knappe Darstellung von Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 305 zu den Kapiteln des Abschnitts.

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2.13.4.4.4 Konsequenzen cartesianischer Philosophie für die orthodoxe Gotteslehre (XIV–XVI) Der Gotteslehre ist der sechste Abschnitt (XIV–XVI) der Theologia pacifica gewidmet. Zunächst legt Wittich die Gottesbeweise nach Descartes’ Meditationes dar. Die Existenz Gottes ist für ihn unmissverständlich eine Frage der Philosophie und Theologie gleichermaßen. Mit den rationalen Argumenten der Philosophie, die neben Gottes Existenz auch sein Wesen und seine Attribute bestimmten, könne der Theologe seine Gotteslehre stützen und die Autorität der Bibel untermauern.151 Die Gotteslehre entfaltet Wittich dann anhand des Substanz- und Attributbegriffs:152 Macht, Ewigkeit, Wille und Wahrheit Gottes werden aus cartesianischer Perspektive besprochen,153 woran sich eine Betrachtung der Allgegenwart Gottes anschließt.154 Wie in der menschlichen Seele so ist auch bei Gott nach Wittich der Wille die entscheidende Instanz für das Urteilen, so dass Gottes Wille die Ursache alles Wahren und Guten sei.155 Abschließend werden verschiedene Fragen der Gotteslehre und Christologie zusammengefasst entfaltet. 151 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) XIV §191,163f. 152 Gott ist Substanz, daher nicht weiter mit Akzidenzien, sondern mit Modi näher zu beschreiben. Die Lehre von den göttlichen Attributen wird nicht mehr von aristotelischen Kategorien abhängig gemacht, sondern an die cartesianischen Voraussetzungen angepasst. Vgl. auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 305f. 153 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 14,163: „Der Nutzen der Philosophie bei der Erkenntnis der Existenz Gottes und der Erklärung der eingeborenen Kenntnis Gottes und mannigfaltiger göttlicher Attribute. Kann Gott definiert werden? […] Die Geisthaftigkeit Gottes muss richtig erklärt werden. Die Erklärung der Unendlichkeit Gottes. Inwiefern die Ewigkeit Gottes unteilbar ist und inwiefern sie bald vor und bald nach der Weltgründung alle Unterschiede der Zeiten umfasst. Was das Leben Gottes ist. Der Wille Gottes ist die Ursache alles Wahren und Guten und jeder Realität. […] Die Macht Gottes darf nicht begrenzt werden, was geschehe, wenn wir es wagen zu behaupten, dass Gott irgendetwas nicht machen könne. Uns genügt es, wenn wir die Dinge bedenken, die dem widersprechen, um das gleichsam als etwas Absurdes zurückzuweisen. Gott ist die erste Wahrheit und das Maß jeder Wahrheit in der Welt. Was das natürliche Licht über die Gottesverehrung lehrt.“ [„Usus Philosophiae in cognoscenda Dei existentia & explicanda notitia Dei insita variisque attributis divinis. An Deus possit definiri? (…) Spiritualitas Dei recte explicanda. Infinitatis Dei explicatio. Aeternitas Dei quomodo sit indivisibilis & quomodo tum ante tum post mundum conditum complectatur omnes temporum differentias. Vita Dei quid sit. Voluntas Dei causa est omnis Veri & Boni omnisque realitatis. (…) Potentia Dei non est limitanda, quod fieret, si dicere audeamus, Deum non poße quaedam facere. Nobis sufficit si contradictoria cognoscamus, ut tanquam absurda rejiciamus. Deus est prima veritas & mensura omnis veritatis in mundo. De cultu Dei quid lumen naturale doceat.“] 154 Die Synopse zu Kapitel 15 benennt die wichtigsten Fragestellungen: Inwiefern von einem „wo“ Gottes gesprochen werden kann, das Problem der Örtlichkeit vor der Schöpfung, das für die Orthodoxie in diesem Komplex typische Problem der spatia imaginaria und eine ausführliche Erläuterung der Allgegenwart insgesamt. Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 15,177. 155 Vgl. für eine kurze Zusammenfassung auch Leinsle, Einführung in die scholastische Theologie, 305f.

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Die von Wittich hier zugrunde gelegten cartesianischen Termini werden erläutert, die beiden bereits von Descartes herausgestellten Mysterien der Trinität und der Inkarnation, die der ratio nicht offenstehen, werden besprochen. Wittich vertieft dabei u. a. die Zwei-Naturen-Lehre sowie in Anknüpfung an die bereits erfolgten sündentheologischen Überlegungen Folgen für die Rechtfertigungslehre.156 2.13.4.4.5 Genuin theologische Streitpunkte mit Maresius Der letzte Abschnitt der Schrift (XVII–XXI) enthält eine Reihe von Sammelkapiteln, in denen Themen verhandelt werden, die rein theologische Streitpunkte zwischen Wittich und Maresius darstellen und in denen der Cartesianismus keine besondere Rolle spielt.157 Der verhältnismäßig geringe Anteil an genuin theologischen Streitpunkten entspricht Wittichs in der Theologia pacifica entfaltetem cartesianischem Programm ebenso wie seiner apologetischen Absicht. Denn während Maresius die Themen der vorherigen Kapitel in weiten Teilen ebenfalls als ausdrücklich theologisch beurteilt hatte, war Wittich dazu übergegangen, jeweils ihre philosophischen Implikationen in den Vordergrund zu stellen. Die grundsätzliche Trennung von Philosophie und Theologie und die von Wittich in den ersten Kapiteln entwickelten Berührungspunkte eines gegenseitigen Nutzens hatten damit den Hauptteil der Theologia pacifica bestimmt und die Einschätzung des Maresius relativiert. 156 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 16,194f.: Wittich bestimmt die Begriffe Akzidenz (accidentia), Macht (potentia) und Essenz (essentia), Modus (modus), Substanz (substantia) näher. Grundlage bieten ihm hier sowohl Descartes als auch Johannes Clauberg. Vgl. dazu überblicksartig Arndt, Art. Substanz; Substanz/Akzidenz HWP 10 (1998) 521f. Im Kontext seines Verständnisses der Subsistenz (subsistentia) erschließt Wittich das Mysterium der Trinität und Inkarnation näher und bestimmt die Natur Christi in Analogie zur Leib-Seele-Einheit genauer. Danach folgt eine Analyse der Beschlüsse Gottes und seines Wirkens durch die Schöpfung. Christologische Überlegungen schließen sich an: „[…] Die Äußerlichkeit des Körpers Christi muss beurteilt werden nach der Natur des Körpers des Menschen. Wie die Partikel ‚insofern‘ in der Frage aufgefasst wird: Ob Christus verehrt werden muss insofern er Mediator ist. […] Die Inkarnation Christi geschah in demselben Augenblick, in dem die Vereinigung seiner Seele mit dem Körper geschah. Der Begriff der Sohnwerdung ist mehrdeutig und muss deswegen zwingend differenziert werden, wenn man fragt, ob es in Christus eine doppelte Sohnwerdung gibt. […] Die Rechtfertigung des Sünders vor Gott muss erklärt werden aus dem Wesen von Forum und Gerichten. […] Wie verhalten sich gute Werke zur Rechtfertigung […].“ [„(…) Corporis Christi circumscriptio probanda est ex natura corporis humani. Quomodo particula Qua accipiatur in quaestione: An Christus adorandus sit qua Mediator? (…) Incarnatio Christi eodem momento facta est, quo unio ejus animae cum corpore. Filiationis vox est ambigua & propterea necessario distinguenda, quando quaeritur: An in Christo duplex sit Filiatio? (…) Justificatio peccatoris coram Deo est explicanda ex natura fori & judiciorum. (…) Bona opera quomodo se habeant ad justificationem.“] 157 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) XVII §252,218.

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Einleitend setzt sich Wittich unter anderem mit dem von Maresius als Sonderposition in der Orthodoxie verteidigten Infralapsarismus und der im Kontext der Nadere Reformatie zentralen Frage der Sonntagsheiligung auseinander.158 Er behandelt des Weiteren die strittige Auslegung diverser Bibelstellen, das Verhältnis der beiden Testamente, das bei Wittich im Zeichen der coccejanischen Bundestheologie bestimmt wird,159 und Themen der Ekklesiologie.160 In den 158 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 17,217: Wittich behandelt die Auslegung von Kol 3,8; 1Kor 10,15; Mt 11,25; 1Joh 5,7; Gen 1,9 und 2,16 sowie Hos 1,2. Hinzu kommen Fragen der Prädestinationslehre, besonders der Infralapsarismus des Maresius, der Auslegung einzelner Elemente der Schöpfungstage, darunter auch die kontroverse Frage der Sonntagsheiligung („An Deus diem septimum ab orbe condito cultui suo addixerit?“) und der Immunität Christi gegenüber der Erbsünde. Vgl. zum sog. Sabbatstreit über die Sonntagsheiligung, die für die Nadere Reformatie von großer Wichtigkeit war, z. B. Beck, Voetius, 94f. und für eine vertiefte Darstellung die noch immer Lesenswerten älteren Darstellungen von Visser, sabbatsstrijd und Steenblok, Voetius en de Sabbat. 159 Vgl. zunächst Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 18,231f.: „[…] Über den Unterschied zwischen AT und NT. Die Schrift benutzt oft diese Arten des Sprechens, durch die eine gewisse spirituelle Wohltat für die Gläubigen geleugnet zu werden scheint, weil sie sie nicht in einem so großen Grad und in einer solchen Wirksamkeit haben. […] Die Zeit des Zorns und der Gnade. Πάρεσις (Vergebung; transmissio vel praetermissio peccatorum) und ἄφεσις (Freisprechung; remissio peccatorum). Auf welche einzigartige Weise Gott der Gott der Gläubigen des AT ist und sie selbst Söhne Gottes und sein persönliches Volk. Inwiefern unter dem AT geleugnet wird, dass es einen Geist der Adoption gibt und das Mysterium über die Taten und Leiden Christi, seine Erniedrigung und Erhöhung, verborgen waren. Inwiefern in Anlehnung an Joh 17,26 der Name Gottes deutlicher unter dem NT offenbart wurde. In welchem Sinne es unter dem NT Glaube und Beschneidung des Herzens gibt. Die Knechtschaft der Glaubenden des AT, durch die sie den Elementen der Welt unterworfen waren: Den Engeln gleichsam als Rächer des Gesetzes, den Älteren des Volkes, den Gesetzesvertretern; von dieser ganzen [Knechtschaft] sind die Gläubigen des NT befreit. Priester und Lehrer unter dem AT waren in der Zahl der Gerechten. Diese Unterschiede von AT und NT werden richtiggestellt.“ [„(…) De differentia V.& N. Test. Scriptura saepe utitur iis modis loquendi, quibus negari videtur beneficium aliquod spirituale fidelibus V.T. quod non habuerunt tanto gradu & efficacia. (…) Tempus Irae & Gratiae. Πάρεσις et ἄφεσις. Quonam singulari modo Deus sit Deus fidelium V.T. & ipsi sint filii Dei ac populus ipsius. Quomodo sub V.T. negetur fuisse Spiritus adoptionis, & mysterium de Christi actionibus & passionibus, humilatione & exaltatione fuerit absconditum. Quomodo juxta Ioh. XVII.26 nomen Dei clarius fuerit patefactum sub N.T. Quo sensu sub N.T. sit Fides & Circumcisio cordis. Servitus fidelium V.T. qua obnoxii fuerunt elementis mundi, angelis tanquam legis vindicibus, Senioribus populi & legislatoribus, a qua omni liberati sunt fideles N.T. Sacerdotes & Doctores sub V.T. fuerunt in numero judicum. Vindicantur ista discrimina V. & N.T.“] Wittich beschreibt eine föderaltheologische Heilsordnung, indem er verschiedene Stufen der Heilsgeschichte unterscheidet. So spricht er von drei „oeconomiae“ (von Adam bis zu den Gesetzen vom Sinai, vom Sinai bis zum Kommen Christi, von Christus bis zum Ende der Welt; §277), die unter dem Neuen Testament durch Christus aufgehoben sind. Coccejus wird dabei auch als Gewährsmann zitiert, so vor allem bei Wittich: Theologia pacifica (1671) XVIII §277,237f.: „Sequuntur quaestiones spectantes differentiam status fidelium Vet. & Nov. Test. in qua accurate tradenda & inculcanda neminem Theologorum nostrorum praeferendum esse puto Celeberrimo Joh. Coccejo p. m. Viro solidae eruditionis, quam ex Scripturis sacris, quas magna industria maximam vitae partem est scrutatus, sibi

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beiden Abschlusskapiteln orientiert sich Wittich an verschiedenen Bibelstellen, bei deren Erklärung er nicht mit Maresius übereinstimmt. Er selbst spricht hier nur noch von einer recht geringfügigen Meinungsverschiedenheit.161 Insgesamt vermittelt der letzte Abschnitt einen relativ unsystematischen Eindruck, orientiert sich gemäß dem apologetischen Charakter der Theologia pacifica an einzelnen Streitfragen und ist insbesondere wegen des rein theologischen Schwerpunktes, der vor allem aufschlussreich für die Coccejusrezeption bei Wittich und seine exegetische Methode ist, interessant. Die Funktion des siebten Abschnittes liegt vor allem in der Entlarvung der geringen theologischen Relevanz der meisten von Maresius’ Einwänden.162

comparavit.“. Vgl. auch Wittich: Theologia pacifica (1671) XVIII §§288–291,250–252. In den Kontext der Coccejusrezeption gehören auch die Begriffe πάρεσις und ἄφεσις. Dazu in Kürze Beck, Voetius, 95 mit weiterführender Literatur und exemplarisch in Bezug auf Coccejus’ Auslegung des Hebräerbriefes Lee, Cocceius and the Exegetical Roots, 156–165. 160 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 19,255f. Das gesamte Kapitel ist der Ekklesiologie, genauer dem Streit über das regimen ecclesiae, gewidmet. Entsprechend werden das Verhältnis der Kirchenleitung zur politischen Herrschaft, die Ämterlehre etc. besprochen. Wittich spricht diesem Thema einleitend den Charakter einer Auseinandersetzung über die gewichtigeren Glaubens- und Heilsartikel ab („controversia […] non est de articulo fidei aut salutis“) und spricht sich für die gegenwärtigen kirchlichen Herrschaftsverhältnisse aus, die von jedem Gläubigen jeweils zu akzeptieren seien. Er behandelt verschiedene Ämter innerhalb der Kirche, neben dem Pastor auch den Theologieprofessor, Diakone und die Ältesten sowie allgemein den Begriff des ministerium. Er entwickelt dabei eine kontroverstheologische Position gegen den Katholizismus (u. a. mit Bezug auf die Schlüsselgewalt nach Mt 16,19). Exorzismus, Ordination und Handauflegen werden behandelt. Er beginnt bei der Entfaltung seiner Position mit einer Abgrenzung von dem Voetianer Johannes Hoornbeek (1617–1666). Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) XIX §294f.,256f. 161 Vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) XX §324,284: „[…] dissensu forte leviore manente circa quasdam particulares expositiones Scripturae.“ Für eine detaillierte Inhaltsübersicht vgl. Wittich: Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 20,283 und Synopse von Kapitel 21,301f. An dieser Stelle genügt es auf die zentralen Themengebiete zu verweisen: Christologie, Rechtfertigung, Opferbegriff, Buße, die Bekehrung von Türken und Juden am letzten Tag vor dem Endgericht, Apostel und weitere Punkte zu Kirchenverständnis und Ämterlehre werden, mitunter anhand konkreter Bibelstellen, in Kapitel XX verhandelt, während Kapitel XXI sich, ebenfalls oftmals stark bibelbezogen besonders mit den Sakramenten und dem letzten Mahl Christi auf Erden auseinandersetzt und darüber hinaus zahlreiche exegetische Einzelprobleme verhandelt. 162 Vgl. auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 355.

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2.13.4.5 Ergebnisse: die Funktion der Theologia pacifica für das cartesianische Netzwerk In der theologischen Forschung bewertet man die Theologia pacifica „als schoolvoorbeeld van een coccejo-cartesiaans geschrift tegen de (middeleeuwse) scholastiek”163. Aus philosophischer Perspektive wird sie beschrieben als „die profilierteste Darstellung einer ‚cartesianischen‘ reformierten Theologie“164. Nicht nur im letzten Abschnitt der Schrift zeigt sich jedoch, dass der in diesen Einschätzungen suggerierte systematische Ansatz der Theologia pacifica immer wieder hinter dem apologetischen, an den Maresius-Vorwürfen orientierten Argumentationsgang zurücktritt. Insbesondere am Ende des Werkes fehlt dadurch mitunter der rote Faden.165 Eine vollständige Dogmatik der cartesianischen Theologie will Wittich nicht bieten, der apologetische Ansatz dominiert. Die entsprechende Ausrichtung auf die Abwehr von Maresius führt dazu, dass z. B. Elemente der Pneumatologie, Christologie oder der Sakramentenlehre nur ausschnittartig und nicht im theologischen Zusammenhang dargestellt, geschweige denn systematisch entfaltet werden. Zudem ist die Verhältnisbestimmung der besprochenen Loci zum Cartesianismus und nicht die Entwicklung eines theologischen Systems Ziel der Schrift. Die apologetische Prägung ist ein verbindendes Element der Hauptschriften Wittichs: Darin spiegelt sich seine historische Rolle für die cartesianische Theologie ebenso wider wie sein theologisches Talent. Dieses inhaltliche und stilistische Charakteristikum seines Schaffens ist zugleich charakteristisch für Theologen am Übergang von Orthodoxie und Frühaufklärung, von der ausgehend die apologetische Ausrichtung typisch für die gesamte Aufklärungsepoche wird.166 Als eine systematische Entfaltung der cartesianischen Theologie lässt sich die Theologia pacifica daher nur insofern verstehen, als dass Wittich hier die Harmonisierung von Theologie und cartesianischer Philosophie in Bezug auf die einzelnen dogmatischen Themenkomplexe detailliert darstellt. Der Theologia pacifica lässt sich aber eine zweite Veröffentlichung aus dem cartesianischen Netzwerk an die Seite stellen, die nicht in apologetischer Absicht 163 Vgl. van Meerkerk, Art. Wittichius (2006) 141. 164 Dieses Urteil von Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 371 wird auf Theologia pacifica und Consensus veritatis gleichermaßen bezogen. 165 Vgl. zu dieser Kritik auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 349. 166 van der Wall, Religious Context, 42f. verweist auf „a dynamic relationship“ zwischen christlicher Apologie und Frühaufklärung. Von der Frühaufklärung beeinflusste Theologen haben sich ihrer Meinung nach bei der Modernisierung des Glaubens grundsätzlich stark an der apologetischen Gattung orientiert, insbesondere auch um gegenüber der neuen Philosophie offen eingestellte Intellektuelle besser anzusprechen. Für Wittich gilt diese Einschätzung offenkundig, wie die Gattung seiner Hauptschriften, in denen immer systematisch-darstellende und apologetische Elemente verknüpft werden.

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verfasst und daher ganz am klassischen Aufbau einer Dogmatik orientiert war. Ebenfalls 1671 wurde von dem Utrechter Coccejo-Cartesianer Frans Burman eine Synopsis theologiae verfasst. Burman entfaltet hier in zwei Bänden eine an der coccejanischen Föderaltheologie ausgerichtete Dogmatik und rezipiert cartesianische Inhalte z. B. in Bezug auf Schriftverständnis und Gotteslehre.167 Die cartesianische Ausrichtung ist dabei zwar evident und durchaus wirkmächtig, steht aber bei weitem nicht so sehr im Vordergrund wie in der Theologia pacifica und erscheint viel subtiler. Während Burman ein theologisches System coccejanischer Schule entfaltet,168 ist Wittich vor allem um die Auseinandersetzung mit 167 Frans Burman: Francisci Burmanni S. Theol. Doctoris & Professoris Synopsis Theologiae & speciatim Oeconomiae FOEDERVM DEI, ab initio saeculorum vsque ad consummationem eorum. TOMVS PRIOR. Praecipue complectitur Oeconomiam VETERIS TESTAMENTI. Trajecti ad Rhenum: Jacobi 1671 und TOMUS POSTERIOR, Complectens OECONOMIAM NOVI FOEDERIS. Cui acceßit Consilium de STVDIO THEOLOGICO feliciter instituendo. Trajecti ad Rhenum: Jacobi 1672. Zahlreiche weitere Auflagen der beiden Bände belegen ihre große Wirkung. Burmans Schrift ist von maßgeblicher Bedeutung für die Weiterentwicklung der coccejo-cartesianischen Theologie und bedürfte einer aktuellen Darstellung durch die Forschung. Von van Sluis:, Art. Burman I, Frans (1628–79) 190f. wird darauf hingewiesen, dass Burman, obwohl er (weit stärker als Wittich) aus theologischer und nicht aus philosophischer Perspektive schreibt, in seinen der Synopsis theologiae angefügten Empfehlungen für Theologiestudenten sich dafür ausspricht, statt Aristoteles lieber Descartes zu studieren. Nichtsdestoweniger solle auch Descartes gerade in Glaubensfragen kritisch betrachtet werden. Zu Burmans Descartesrezeption in der Synopsis theologiae vgl. z. B. die Einleitung von Hans Werner Arndt in seiner Ausgabe des Gesprächs mit Burman (1982) XXIII–XXIV, der auf die Rezeption der zahlreichen theologisch relevanten Aussagen aus den Gesprächen mit Burman in der Synopsis theologiae verweist: Die begriffliche Struktur und die Methode des Zweifels bei der Gotteserkenntnis sowie zahlreiche Elemente der Gotteslehre (Einzigartigkeit, Vollkommenheit, Trinität, die Abhängigkeit des Möglichen vom göttlichen Willen), weiterhin Angelologie und grundlegende Termini wie Existenz, Modus und Substanz sind bei Burman eindeutig cartesianisch geprägt. In der Synopsis theologiae werden jedoch anders als in der Theologia pacifica keine Grundsatzüberlegungen über die theologische Descartesrezeption angestellt. Gerade Wittichs Schrift erweist sich daher im Vergleich als die weichenstellende Reflexion einer dezidiert cartesianischen Theologie. Burman widmet sich aber im Rahmen seiner Prolegomena z. B. der Frage nach der Rolle der Vernunft in der Theologie und setzt sich in diesem Zusammenhang kritisch sowohl mit der Scholastik als auch mit Lodewijk Meyer auseinander (Vgl. Burman: Synopsis Theologiae [1699] I 2 und 12). Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 444 verweist besonders auf Burmans Anlehnung an die cartesianische Betonung des Willens als Instanz des Urteilens. Wie gezeigt worden ist, hat auch Wittich dem cartesianischen Willensbegriff besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Deutliche Parallelen zu Wittich finden sich zudem in Burmans Schriftverständnis und der Verteidigung des kopernikanischen Weltbildes. Vgl. dazu Broeyer, Burman, een collega, 109 mit detaillierten Stellen. Vgl. zur Synopsis theologiae insgesamt Broeyer, Burman, een coccejaan, 115–120 und Burman, een collega 112– 115 und zu seinem Descartesverhältnis auch Broeyer, Burman, een collega, 115f. Broeyer, Burman, een collega, 119 urteilt, dass Burman durchaus in einigen Punkten voetianisch denke und somit mit der Synopsis theologiae auch dazu beitrage, die Kluft zwischen Coccejanern und Voetianern zu verringern. 168 Die Synopsis theologiae gilt als Standardwerk der coccejanischen Bundestheologie, Burman

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der Philosophie bemüht. Die beiden Schriften zeigen an, dass sich die cartesianische Theologie nunmehr ein reflektiertes und systematisch entfaltetes Fundament geschaffen hat. Dies ist innerhalb des cartesianischen Netzwerkes arbeitsteilig geschehen. Wittich greift auf Vorarbeiten z. B. von Heidanus im Pamphletenstreit oder die coccejanische Hermeneutik zurück, konzentriert sich auf die Apologie eines theologischen Cartesianismus und überlässt die Konstruktion einer cartesianisch beeinflussten orthodoxen Dogmatik Burman. Dessen Synopsis theologiae stellt zudem Abraham Heidanus mit seinem 1686–im Übrigen unter der Mitarbeit von Wittich und Burman169 – posthum veröffentlichten Corpus Theologiae Christianae170 ein weiteres coccejanisch geprägtes, vollständiges dogmatisches System an die Seite. Die Vorabreiten dazu bestimmten seinen Leidener Unterricht. Auch in Heidanus’ Schrift lässt sich zwar der Einfluss des Cartesianismus durchaus aufzeigen,171 in ihr werden aber wie in der Synopsis theologiae als dogmatische Schrift wesentliche philosophische Fragen ausklammert. Demgegenüber hatte sich Wittich mit der Theologia pacifica sich nicht nur der Aufgabe einer sorgfältigen Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie, sondern auch den Detailfragen im Hinblick auf die daraus resultierenden Konsequenzen gestellt. Indem er verschiedene Ansätze ihrer Vertreter bündelte und erweiterte, leistete er im Bereich Fundamental-

selbst (trotz einiger abweichenden Sonderpositionen) als getreuer Anhänger des Coccejus. Vgl. Broeyer, Burman, een collega, 113. Dies wird bereits aus dem Proömium Burmans zum ersten Kapitel des ersten Buches ersichtlich, in dem er seinen Prolegomena die Betrachtung der Ökonomie der Gottesbünde voranstellt. Vgl. Burman: Synopsis Theologiae (1699) I 1 (Prooemium) 1f. 169 Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 52. Nach dem Tode Burmans 1679 übernahm Wittich die Arbeit an dem Werk. Dies berichtet der Herausgeber, Carolus Crucius, Sohn von Burman und Enkel von Heidanus, in seiner Vorrede (Vgl. Carolus Crucius Lectoribus ingenuis S. [ii] in Abraham Heidanus: Corpus theologiae Christianae in quindecim locos digestum: Quorum Conspectum aversa pagina exhibit. Band 1. Lugduni Batavorum: de Vivié & Luchtmans 1686). 170 Abraham Heidanus: Corpus theologiae Christianae in quindecim locos digestum: Quorum Conspectum aversa pagina exhibit. 2 Bände. Lugduni Batavorum: de Vivié & Luchtmans 1686. 171 Vgl. zum Einfluss cartesianischer Philosophie auf Burmnas Synopsis theologiae Kapitel 2.13.4.5 (Funktion der Theologia pacifica). Vgl. zu Heidanus’ Corpus theologiae christianae, das mitunter auch als Corpus theologiae Cartesianae bezeichnet wurde, z. B. die Einleitung in das Gespräch mit Burman von Arndt, Einleitung, XVIf., wo auf die Parallelität der im ersten Buches des Werkes zur cartesianischen Gotteslehre und ihren philosophischen Grundlagen wie sie sich im Gespräch mit Burman wiederfindet, verwiesen wird. Eine Übersicht über die Bezüge zwischen Descartes und Heidanus bietet Arndt, Einleitung, XXVf. Vgl. des Weiteren Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 13.44–51 für eine Einordnung des Werkes in den akademischen Kontext und eine detaillierte Übersicht. Für eine kurze Analyse der cartesianischen Gedanken bei Heidanus vgl. auch Sassen, Geschiedenis van de wijsbegeerte in Nederland, 163f.

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theologie Grundlagenarbeit für die theologische Forschung der Coccejo-Cartesianer und entlastete sie gerade von den heikelsten Fragen. Wittich hat sich mit der Theologia pacifica im Cartesianismusstreit für die Sache der cartesianischen Theologie exponiert und die brisantesten Themen zu den Möglichkeiten theologisches Descartesrezeption offen verhandelt. Die Kritik daran richtete sich dementsprechend seit den 1670er Jahren vor allem an Wittich. Entsprechende Anfragen und Polemik sind sowohl in der unmittelbaren Nachwirkung seiner Schrift, insbesondere natürlich bei Maresius, aber auch in der Bewertung der Theologia pacifica im 17. Jahrhundert und durch die gegenwärtige Forschung artikuliert. Die Kritik lässt sich in dem Vorwurf bündeln, dass Wittich seinem eigenen Anspruch der Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie nicht mehr gerecht werde. Während man die geforderte Trennung von Philosophie und Theologie in Wittichs Frühschriften noch nachvollziehen konnte, richtet sich an die Theologia pacifica nun der Vorwurf, dass Wittich sich selbst der Vermischung der beiden Wissenschaften schuldig mache. Das Nebeneinander von Vernunft und Offenbarung, von einer cartesianischen Philosophie und einer coccejanisch beeinflussten biblischen Theologie gehe nicht mehr auf.172 Während Wittich in seinen Frühschriften noch überwiegend theologisch argumentiert hatte,173 macht er nun zahlreiche rein philosophische Elemente zu Bestandteilen seiner Darstellung. Dies ist seinem Argumentationsziel geschuldet. Es bleibt aber fraglich, ob ihm der Balanceakt auf der Scheidelinie von Philosophie und Theologie tatsächlich gelingt. Bei der dogmatischen Auseinandersetzung mit Wittich muss dieser Problemkomplex daher besonders in Augenschein genommen werden. Eine Schlüsselstellung in Wittichs System kommt dabei seiner Akkommodationslehre zu. Es wird zu klären sein, welche Bedeutung er bei der Beurteilung von Bibelstellen der Schriftautorität und der Vernunft zuschreibt.

2.13.5 Die Rezeption der Theologia pacifica und weitere zentrale Veröffentlichungen der cartesianischen Theologie Die Theologia pacifica erweist sich als eines der am stärksten rezipierten Werke des coccejo-cartesianischen Netzwerkes, gerade weil hier die Verbindung zwischen Theologie und Philosophie so grundlegend dargestellt ist und Wittich sich in aller Deutlichkeit und namentlich positioniert hat. Über den weiteren Streitverlauf mit Maresius hinaus wurde sie im Laufe des 17. Jahrhunderts wiederholt in anticartesianischen Schriften angegriffen. Die Schrift erregte große Auf172 Vgl. z. B. die Einschätzung von Bohatec, cartesianische Scholastik, 28f. 173 So auch das Urteil von Verbeek, Descartes and the Dutch, 74f. zu den Dissertationes Duae.

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merksamkeit bei Befürwortern und Gegnern der cartesianischen Theologie und wurde viel gekauft, was u. a. die Neuauflagen 1675 und 1683 belegen.174 Da Wittich maßgebliche Grundlagenarbeit für die cartesianische Theologie geleistet hat, lassen sich diverse Parallelen zeitnah entstandener theologischer Schriften aus dem Umfeld des cartesianischen Netzwerkes zur Theologia pacifica nachweisen.175 Gleichzeitig erweist sich die Theologia pacifica auch im irenisch-apologetischen Kontext als das zentrale Referenzwerk der cartesianischen Theologie und wird immer wieder zitiert. Hervorzuheben sind dabei besonders die Werke des Cartesianers Petrus Allinga (?–1692)176, der sich stark mit Wittichs Position auseinandergesetzt hat. Als einer der produktivsten Apologeten des cartesianischen Netzwerkes rückte Allinga somit dessen Schriften nachhaltig in die Aufmerksamkeit des voetianischen Lagers. Dementsprechend fehlt es auch keineswegs an kritischen Besprechungen. Das eingangs referierte Vorgehen von Maresius und den Nijmegener Kuratoren gegen die Theologia pacifica zeugte von einer gewissen Angst vor den Folgen einer weiteren breit angelegten apologetischen Schrift des Cartesianers Wittich und die Wirkung der Veröffentlichung gab diesen Bedenken Recht. Maresius war gezwungen, mit Wittich einen Streit bis zu seinem Tod 1673 auszufechten.177 Der kritische Blick auf den theologischen Cartesianismus und damit auch die kritische Wittichrezeption verschärfte sich aber nicht nur durch die Veröffentlichungen von Maresius. Eine weitere für die theologische Auseinandersetzung mit dem frühneuzeitlichen Rationalismus zentrale Veröffentlichung fällt auf das Jahr 1670: Im selben Jahr, in dem Maresius seinen Angriff auf die cartesianische Theologie begann, veröffentlichte Spinoza mit seinem Tractatus TheologicoPoliticus ein Werk, das sich auf derselben Linie von Meyers Philosophia S.S. Interpres als konsequente Fortsetzung des vernunftorientierten Ansatzes in der Theologie präsentierte und diese de facto durch die Philosophie zu entmachten drohte. Von den voetianischen Theologen wurde der Tractatus zusammen mit Philosophia S.S. Interpres nicht von einer gemäßigten Descartesrezeption innerhalb der Theologie unterschieden.178 Theologie kommt in Spinozas System vor allem eine soziale Funktion zu, während die eigentlichen Erkenntnisse über Gott, Mensch und Welt nur die Philosophie liefern könne. Die exegetischen Thesen von Meyer werden von Spinoza aufgegriffen und weiter ausgearbeitet. 174 Vgl. die Bibliographie im Anhang für den Nachweis der einzelnen Auflagen. 175 Vgl. dazu besonders Del Prete, Oltre Descartes, 34–39 mit Bezug auf Burman, Wolzogen und van Velthuysen. 176 Vgl. zu diesem van Asselt, Art. Allinga, Petrus (d. 1692). DSECDP 1 (2003) 6–8. 177 Vgl. zur Fortsetzung des Streits mit Maresius Kapitel 2.14.2.2 (Lehrbuchfrage) und Kapitel 2.15 (Abschluss des Streits mit Maresius). 178 Vgl. hierzu van der Wall, Tractatus Theologico-Politicus, 209f. Vgl. auch Muller, PostReformation Reformed Dogmatics II, 138–140.

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Dabei wird auch auf Ansätze der cartesianischen Theologie, wie z. B. die Trennung von Philosophie und Theologie, zurückgegriffen.179 Als mit der Theologia pacifica und Burmans Synopsis theologiae dann breit angelegte systematische Stellungnahmen einer gemäßigten cartesianischen Theologie erscheinen, sind die zentralen Schriften der drei größten Hauptparteien im Rationalismusstreit des 17. Jahrhundert veröffentlicht: Spinoza und Meyer sprechen für die radikalen Rationalisten, Maresius für die herkömmliche Orthodoxie und Wittich und Burman für die cartesianische Theologie orthodoxer Ausprägung. Motiviert durch die Neuveröffentlichungen der frühen 1670er Jahre kam es zu einer neuen Welle kritischer Schriften gegen die philosophia Cartesiana. Der Widerlegung Wittichs kam dabei eine besondere Aufmerksamkeit zu. Sie war in den folgenden Jahren fester Bestandteil der groß angelegten Entwürfe der Voetianer gegen die cartesianische Theologie. Die Theologia pacifica gehörte sofort zu den wichtigsten Referenzwerken des cartesianischen Netzwerks und wurde zu einem zentralen Diskussionspunkt in der Debatte. Im Folgenden sei nur kurz auf die wichtigsten Stimmen der Anticartesianer verweisen.180 2.13.5.1 Petrus van Mastricht Eine der bedeutendsten Gegenschriften gegen die cartesianische Theologie insgesamt und die Theologia pacifica Wittichs im Besonderen stammt von Petrus van Mastricht (1630–1706), der in den 1670er Jahren zu einem der einflussreichsten Schuloberhäupter der Voetianer in Utrecht avancierte.181 Nachdem dieser bereits als Gegner von Wittichs Dissertationes Duae aufgetreten war,182 veröffentlichte er 1677 Novitatum cartesianarum gangraena [Der Wundbrand der cartesianischen Neuerungen].183 Das Werk suchte die Theologie vor allem 179 Vgl. die knappe Darstellung von Israel, Radical Enlightenment, 208f. 180 Im Folgenden können die voetianischen Hauptschriften nur schlaglichtartig vorgestellt werden. Auch wenn insbesondere Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy (2006), bereits ausführlicher Schriften der Anticartesianer zu analysieren begonnen hat, erweist sich dieses Feld als Fundgrube für Forschungsdesiderate. 181 Eine biographische Orientierung zu van Mastricht bot bereits Kapitel 2.8.5 (Gegenschriften wider die Dissertationes Duae). Unverzichtbar für die Analyse seiner Auseinandersetzung mit der cartesianischen Theologie ist Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy (2006). Ebenfalls zentral ist Neele, Petrus van Mastricht (2009). 182 Vgl. Kapitel 2.8.5 (Gegenschriften wider die Dissertationes Duae). 183 Petrus van Mastricht: Novitatum Cartesianarum Gangraena: Nobiliores plerasque Corporis Theologici Partes arrodens & exedens, Seu Theologia Cartesiana Detecta / Auctore Petro van Mastricht, S. Literarum in Ecclesia & Academia Duisburgensi Doctore & Professore. Amstelodami: Jansson 1677. Eine kurze zusammenhängende Paraphrase des Argumentationsgangs bietet Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 357–362. Unter thematischen Schwerpunkten paraphrasiert auch Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy. Der Kontext der Debatte ergibt

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gegen die radikalen Rationalisten Meyer und Spinoza zu verteidigen und sah die cartesianische Theologie mit diesen auf derselben Linie.184 Die Gangraena gehörte zu den einflussreichsten Widerlegungen cartesianischer Theologie im 17. Jahrhundert. Petrus Allinga verfasste seinerseits unter ausdrücklicher Berücksichtigung Wittichs eine Gegenschrift.185 Wittich würdigt Allingas Einsatz durch ein ausdrückliches Lob in der Einleitung seines Römerbriefkommentars.186

2.13.5.2 Leonhard van Rijssen Der Voetianer Leonhard van Rijssen (1631–1716)187, Pfarrer in Deventer und überzeugter Gegner von Coccejanismus und Cartesianismus, hatte sich 1674 mit der breitenwirksam auf Niederländisch verfassten Streitschrift De oude rechtsinnige waerheyt verdonckert188 gegen das cartesianische Netzwerk gewandt. Namentlich griff er neben Descartes und Coccejus prominente Vertreter des Netzwerkes aus allen wichtigen Zentren der Niederlande an, so Wittich, Burman, Wolzogen, Perizonius, Henricus Groenewegen (ca. 1640–1692)189 und vor allem Petrus Allinga. Ihnen meinte er in der Schrift insgesamt 559 Ketzereien nachweisen zu können.190 Darauf antwortete für die Cartesianer Johannes vander Waeyen (1639–1701), der ursprünglich in der voetianischen Lehrtradition stand, sich aber in den 1670er Jahren dem Coccejanismus angenähert hatte und in-

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sich aus einer neu entfachten Auseinandersetzung über den cartesianischen Zweifel zwischen Petrus Allinga und Hermann Witsius (1636–1708). Vgl. van der Wall, Orthodoxy and skepticism, 134–140. Vgl. für eine prägnante Darstellung von van Mastrichts Auseinandersetzung mit Wittich bes. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 357–362. Vgl. Goudriaan, Reformed Orthodoxy and Philosophy, 17–20. Goudriaan greift im Verlauf seines Buches immer wieder zentrale Aspekte der Auseinandersetzung von van Mastricht mit der Theologia pacifica in der Gangraena auf. Petrus Allinga: Illustrium erotematum, tam ex theologia, quam philosophia, decades duodecim, accuratis responsionibus: (in quibus examinantur etiam, quae viri clarissimi, Witzius in oeconomica & diatribe, et Mastricht in gangraena cartesianismi, protulere adversus cl. Coccejum & subtillis. Cartesium) / Illustratae a Petro Allinga. Trajecti ad Rhenum: Noenardus 1679. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxxii]. Vgl. zu diesem van Asselt, Art. Rijssen (Ryssenius), Leonard van. BLGNP 5 (2001) 444f. Leonardus van Rijssen: De Oude Rechtsinnige Waerheyt: Verdonckert, en Bedeckt Door DesCartes, Coccejus, Wittich, Burman, Wolzogen, Perizon, Groenewegen, Allinga, &c / En nu weder Op-Geheldert, En Ontdeckt door Leonardus Ryssenius, Doct. der H. Theol. Middelburgh: Smidt, Middelburgh: Meertens, Middelburgh: Goeree, Vlissingen: van Laren, Amsterdam: Janssonius 1674. Vgl. zu diesem van Houten, Art. Groenewegen, Henricus. In: BLGNP 3 (1988) 151–154. Vgl. für eine kurze Darstellung der von Rijssen hier gebotenen Kritik am cartesischen Zweifel van der Wall, Orthodoxy and skepticism, 137–139.

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zwischen den neuen Kräften in der Theologie positiv gegenüberstand.191 Der streitbare vander Waeyen stand bereits vor seiner ‚Konversion‘ mit Leonard van Rijssen in Konflikt.192 Unter dem Pseudonym Eubulus Philometer griff er dessen anticoccejanische Schrift an. Van Rijssen antwortete mit einem weiteren Rundumschlag gegen das Netzwerk und verfasste 1676 Dootstuypen [Todeszuckungen] der Cartesianen en Coccejanen,193 wiederum mit ausdrücklicher Berücksichtigung von Wittich, dem er neben Burman, vander Waeyen und Allinga auch eine kritische Vorrede in der Schrift widmete. Die Theologia pacifica zitiert er im Rahmen seiner Schrift in niederländischer Übersetzung immer wieder als eines der Referenzwerke cartesianischer Theologie. 2.13.5.3 Melchior Leydekker Melchior Leydekker (1642–1721) war der formelle Nachfolger von Gisbert Voetius auf dessen Utrechter Lehrstuhl, den er 1676 übernommen hatte und stand auch in seiner theologischen Ausrichtung gegen die Coccejo-Cartesianer seinem Vorgänger in nichts nach.194 Neben van Mastricht gehörte er zu den bedeutendsten Anticartesianern seiner Zeit195 und hat sich in mehreren groß angelegten Veröffentlichungen mit diesen auseinandergesetzt. Dabei berücksichtigte er auch Wittichs Theologia pacifica immer wieder. Besonders verwiesen sei hier zum einen exemplarisch auf seine Fax veritatis, in der er sich ähnlich wie van Mastricht mit den wichtigsten Größen des cartesianischen Netzwerkes kritisch auseinandergesetzt hat. Sie ist daher als Zusammenschau seiner Position sehr aufschlussreich.196 Zum anderen ist hier bereits hinzuweisen auf Leydekkers 191 Vgl. zu diesem auch Kapitel 2.13.2.3 (Ursache drei: Versöhnung mit Voetius). Die Umstände seines Gesinnungswandels liegen im Dunkeln. Vgl. van Sluis, Art. Waeyen, Johannes vander (1639–1701). DSECDP 2 (2003) 1060. 192 Vgl. van Sluis, Art. Waeyen, Johannes vander (1639–1701). DSECDP 2 (2003) 1060 und van Asselt, Art. Rijssen (Ryssenius), Leonard van. BLGNP 5 (2001) 444. 193 Leonardus van Rijssen: Doot-Stuypen Der Cartesianen En Coccejanen: Vertoont in twee Boeken, Het eene ghenaemt Laster-en Scheur-sucht, van Eubulus Philometor; het andere van Petrus Allinga beyde tegen Leonardus Ryssenius / Ende nu ontdekt, ende wederleght Door den selven Leonardus Ryssenius, Doctor der H. Theologie. Utrecht: Clerck, Amsterdam: Bruyning 1676. 194 Vgl. zu diesem van Asselt, Art. Leydekker (Leydecker, Leidekker), Melchior. BLGNP 4 (1998) 307–310. Vgl. zu seiner Rolle im Cartesianismusstreit auch Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 363–371. 195 Vgl. Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 357. 196 Melchior Leydekker: Melchioris Leydekkeri V. D. Ministri & S. S. Theol. Doctoris, Fax Veritatis, Seu Exercitationes: Ad Nonnullas Controversias quae hodie in Belgio potissimum moventur, Multa Ex Parte Theologico-Philosophicae; Praefixa est praefatio de statu Belgicae Ecclesiae, & suffixa dissertatio de Providentia Dei. Lugduni Batavorum: Gaesbeeck 1677. Eine Übersicht über die inhaltlichen Hauptlinien bietet Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 363–371.

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Angriff auf den Coccejanismus in seiner Synopsis controversiarum.197 Hier enthalten ist auch eine kurze Auseinandersetzung mit Wittichs vermeintlich cartesianisch überformter Trinitätstheologie.198

2.14 Christoph Wittich an der Universität Leiden Der Höhepunkt von Wittichs Karriere ist seine Berufung nach Leiden. Von einer theologischen Professur an der Universität, die ihm den Cartesianismus nähergebracht hatte, stellt er sich noch einmal den Streitigkeiten um den Cartesianismus, engagiert sich als akademischer Lehrer und verfasst zahlreiche Schriften.

2.14.1 Die Ankunft in Leiden: Rahmenbedingungen der ersten Jahre Am 09. November 1671 wurde in der Leidener Senatssitzung die Berufung Christoph Wittichs zum Theologieprofessor vom 15. August in einem offiziellen Festakt bestätigt.1 In dessen Rahmen hielt er seine Inauguralrede De Oraculorum divinorum Veritate et gentilium Falsitate2. Zu Beginn des Wintersemesters hatte er bereits seine Lehrtätigkeiten aufgenommen. Christoph Wittich war nach Leiden zurückgekehrt, an den Geburtsort seiner cartesianischen Theologie.3 Die theologische Professur an der renommierten Universität, einem der Zentren des cartesianischen Netzwerkes, war eine weitaus reizvollere Herausforderung als der Verbleib an der stagnierenden Universität Nijmegen.4 Nachdem Wittich die Nijmegener Universität über viele Jahre durch ihre schweren Zeiten begleitet 197 Melchior Leydekker: Melchioris Leydeckeri Synopsis controversiarum de foedere et testamento Dei quae hodie in Belgio moventur. Accedit Apologetus, quo ad Iniquas D. Johannis Wajeni Censuras modeste respondetur: Nec non Exercitatio Theologica de S. Scriptura authoritate ad conscientiam adstruenda. Trajecti ad Rhenum: Halma 1690. 198 Vgl. dazu auch Kapitel 2.14.2.2 (Lehrbuchfrage). 1 Vgl. auch die Senatsakte bei Molhuysen (1918) 249 für den 09. November: „[…] Professor S.S. Theologiae designatur D. Christoph. Wittichius“. 2 Christoph Wittich: Christophori Witichii S. Theologiae Doctoris & Professoris Oratio Inauguralis De Oraculorum divinorum Veritate et gentium Falsitate, habita Lugduni Batavorum in Auditorio Theologico a. d. IX Novembris Anni 1671. Gedruckt in Christoph Wittich: Exercitationes theologicae, Leiden 1682. Bei der Datierung der Rede folge ich den Angaben auf dem Deckblatt des Exemplars, das in den Exercitationes theologicae abgedruckt ist, wohingegen Gronovius: Laudatio (1687) 25, Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 9, Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 633 und Knipscheer, Art. Wittichus (Christophorus). NNBW 10 (1937) 1233 vom 10. November ausgehen. 3 Die Übersiedlung nach Leiden datiert Gronovius: Laudatio (1687) 25 auf den 20. 10. 1671: „[…] a. d. III Calendas Novembris anni LXXI huc arcessitus […].“ 4 Vgl. auch Bots, benoemingsbeleid, 40.

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hatte und eine Wiederkehr der akademischen Blüte der Institution ausgeblieben war, bot ihm die florierende Leidener Fakultät ganz neue Möglichkeiten zur Vermittlung seiner Theologie. Seine Berufung gibt Zeugnis von der hohen Bedeutung der cartesianischen Theologie, die Wittich und seine Mitstreiter erkämpft hatten. Während Nijmegens Stern sank, war Wittichs Ansehen gewachsen; er hatte sich in Nijmegen den Ruf erarbeitet, neben Abraham Heidanus das „hoofd der Cartesianen“5 zu sein und den cartesianischen Ansatz erfolgreich gegen die Widerstände der Voetianer und des Samuel Maresius in der Theologie etabliert. Dementsprechend groß wird die Aufmerksamkeit gewesen sein, die man aus allen Lagern seiner Berufung geschenkt hat. Umsichtig weiß Wittich sich bereits in seiner Inauguralrede zwar als Coccejo-Cartesianer zu präsentieren, aber mit gemäßigtem Ton und ohne Radikalität.6 Damit war er besonders Abraham Heidanus sehr willkommen. Dieser hatte sich von Leiden aus seit dem Pamphletenstreit bereits zu einer Führungspersönlichkeit der cartesianischen Theologie entwickelt, als Wittich sich seine akademischen Sporen noch verdienen musste.7 So entsprach Wittich ganz der Linie der von Heidanus und Coccejus geprägten Leidener theologischen Fakultät. Heidanus war allerdings nicht mehr der Jüngste und sein Einfluss schwand im Laufe der 1670er Jahre. Coccejus war 1669 verstorben.8 Wittich hatte also die Verantwortung, große Lücken zu schließen. Das cartesianische Netzwerk hatte die coccejo-cartesianische Theologie in den 1660er Jahren zu einer bedeutenden Strömung machen können. Dieser Entwicklung versuchte man in Leiden nicht zuletzt auch mit Wittichs Berufung gerecht zu werden, zogen doch nach wie vor, wie bereits zu Wittichs Studienzeiten, cartesianische Lehrveranstaltungen viele Studenten an. Mit Heidanus und Wittich waren die beiden (neben Frans Burman in Utrecht) bedeutendsten cartesianischen Theologen an derselben Fakultät vereint.9 Die theologische Fakultät Leiden verfügte insgesamt über drei Professuren. Zwei wurden von procartesianischen Theologen besetzt, nämlich von Wittich, 5 Vgl. van der Aa, Art. Wittichius (Christophorus). BWN 20 (1877) 401. Vgl. z. B. auch Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 13, demnach Heidanus und Wittich als „woordvoerders“ der kirchlichen Cartesianismusrezeption gelten. 6 Vgl. zu dieser Einschätzung auch Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 245f. 7 Heidanus war ein Autodidakt der cartesianischen Theologie. Descartes hatte ihm ein gutes Studium seiner Philosophie bestätigt. Bereits Ende der 1640er Jahre soll diese Spuren in seinen Predigten hinterlassen haben. Vgl. Goudriaan, Rezeption des cartesischen Gottesgedankens, 166. Dass seine Pamphlete unter einem Pseudonym veröffentlicht wurden, beeinflusste seine Stellung im cartesianischen Netzwerk keineswegs. 8 Immerhin wurde nach dem Weggang von Johannes de Raey 1668 mit Theodor Craanen ein neuer Cartesianer berufen. Vgl. Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 58. 9 Nach Siegenbeek, Geschiedenis der Leidsche hoogeschool, 209 war die Berufung Wittichs ein Zeichen für die Bereitschaft der Kuratoren der Universität Leiden, sich ohne Scheu weiterhin mit dem Cartesianismus auseinanderzusetzen.

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der den Fachbereich des Neuen Testaments von dem verstorbenen Johannes Valckenier (1617–1670) übernommen hatte,10 und Abraham Heidanus auf einer Professur für Dogmatik. Seit 1670 war ein Repräsentant der voetianischen Theologie im Kollegium vertreten, nämlich Friedrich Spanheim Junior (1632– 1701), der Coccejanismus und Cartesianismus von seiner kirchengeschichtlichen Professur aus, die er ausgerechnet als Nachfolger des Coccejus übernommen hatte, bereits seit seiner Inauguralrede scharf kritisierte.11 Anfang der 1670er Jahren kam es zu mehreren Neubesetzungen in Leiden, da neben Coccejus fünf weitere Professoren der in der Stadt grassierenden Pest zum Opfer gefallen waren. Das akademische Klima änderte sich dadurch erheblich. Man suchte streitbare Theologen unterschiedlicher Ansichten aus, um eine Atmosphäre des Diskurses zu erzeugen.12 Der ursprüngliche coccejo-cartesianische Kurs an der Fakultät war bereits bei Wittichs Amtsantritt alles andere als unumstritten. Im Laufe der 1670er Jahre setzte sich analog zu dem politisch bedingten zunehmenden Bedeutungsverlust der cartesianischen Bewegung der Einfluss seiner Kritiker durch. Schon die Berufung des bekennenden Cartesianers stieß auf starke Widerstände, vor allem 10 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 433f. Der erst 1668 nach Leiden gekommene Valckenier war am 08. Dezember 1670 verstorben. Er hatte den Lehrstuhl von Johannes Hoornbeek (1617–1666) neu besetzt, der seinerseits als Voetiusschüler intensiv gegen Coccejus und Heidanus polemisiert hatte. Die Hoornbeek-Nachfolge stand unter keinem guten Stern: Der ursprüngliche Nachfolger sollte der Züricher Johannes Henricus Hottinger (1620– 1667) sein, der aber bei seiner Reise nach Leiden tödlich verunglückte. Valckenier war Coccejaner und wurde noch von Coccejus selbst vorgeschlagen. Er hielt seine Antrittsvorlesung am 11. Juli 1668 und starb bereits im Dezember 1670, kurz nach Coccejus. Vgl. Eekhof, De theologische faculteit te Leiden, 55. Vgl. auch Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 240f. und Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 432. 11 Ursprünglich war der renommierte Schweizer Dogmatiker Johann Heinrich Heidegger (1633–1698) für die Coccejusnachfolge vorgesehen, der seinerseits als Befürworter des Cartesianismus galt. Dieser verzichtete jedoch aufgrund des Streitklimas in den Niederlanden auf den Wechsel von Zürich. Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 432. Vgl. zu Spanheim Wenneker, Art. SPANHEIM, Friedrich d. J. BBKL 10 (1995) 885–887 und Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 432f. sowie ergänzend die älteren Darstellungen bei Cuno, Art. Spanheim, Friedrich S. der Jüngere. ADB (1893) 35, 60f. und Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 242–245. 12 Die Besetzung von Professuren mit Gelehrten konträr entgegengesetzter Auffassungen war eine Eigenheit der Berufungspolitik in Leiden, um den akademischen Diskurs zu fördern. Vgl. Otterspeer, Art. Leiden. DSECDP 1 (2003) 607. Vgl. zum neuen Klima durch die Neubesetzungen nach der Pest bes. Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 430–433. Eine Übersicht über die Professorenschaft in Leiden nach den neuen Berufungen 1669 und 1670 bietet Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 56. In der Philosophischen Fakultät sei bereits an dieser Stelle auf den Cartesianer Burchard de Volder (1643–1709) verwiesen, der 1670 nach Leiden berufen wurde und den grundsätzlichen Kurs von Wittich und Heidanus unterstützte. Vgl. zu der procartesianischen Berufungspolitik vor 1672 und dem sich anschließenden erzwungenen anticartesianischen Kurs auch Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 100f.

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durch Spannheim und seine Anhänger.13 Mit dem Tod von Johan de Witt im ‚Rampjaar‘ 1672 verloren die procartesianischen Strömungen in Politik, Kirche und Universitäten stark an Einfluss.14 Während Wittich in diesem Jahr das Dekanat der theologischen Fakultät übernahm, ergriff das Haus von Oranje die Macht im Staat und leitete damit eine Kehrtwende der politischen Haltung zur nova philosophia ein. Der Diskurs zwischen Philosophie und Theologie, Vernunft und Offenbarung und insbesondere die Debatte um die ‚Entsakralisierung‘ der Schriftauslegung im Kontext naturphilosophischer Erkenntnisse in den Niederlanden stand nach wie vor unter dem Einfluss der Machtkämpfe politischer und religiöser Autoritäten.15 Nach dem Ende der ‚Ära ohne Statthalter‘, in der ein Klima denkerischer Freiheit vorherrschte, wurden nun mit dem Erstarken der konservativen Kräfte nicht mehr die cartesianischen Neuerungen, sondern die voetianische Orthodoxie begünstigt. An der Leidener Universität spürte man die Folgen dieser Entwicklung schnell. So wurde bereits am 01. Dezember 1673 Wittichs Kollege aus Nijmegener Tagen, Theodor Craanen, der eine Professur an der philosophischen Fakultät innehatte und Subrektor des Staten Collegie war, dieser Posten enthoben. Er wurde auf eine medizinische Professur versetzt, wodurch sein Einfluss und Ansehen deutlich verringert wurden.16 1676 kam es zur Verurteilung verschiedener Thesen von Coccejus und Descartes. Auf diese Entwicklung, die noch im selben Jahr zur Amtsenthebung von Heidanus geführt hat, wird im Folgenden ausführlich geschildert.17 Auch Wittichs Auseinandersetzung mit Maresius hatte erst begonnen. Die erste Phase von Wittichs Professur in Leiden war also geprägt von einem weiteren Behauptungskampf der cartesianischen Theologie und lässt sich – etwas überspitzt – beschreiben als „de laatste cartesiaanse oorlog“18, nicht nur an der Universität Leiden, sondern ebenso für Wittich selbst.

13 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 319f. 14 Das Dekanatsjahr Wittichs 1672 war kein einfaches: Die politischen Unruhen wirkten sich auch in Leiden spürbar aus. Vgl. dazu Otterspeer, Leidse universiteit 1575–1672, 434f. 15 Vgl. Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 368 und Kapitel 1.3.4 (Gelehrtennetzwerke). 16 Vgl. Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 58. Man hatte Craanen ermahnt, sich trotz seiner cartesianischen Gesinnung an aristotelische Philosophie zu halten. Er hatte jedoch im August 1673 gegen anticartesianische Äußerungen Spanheims ein Corollarium verfasst. Dieser beschwerte sich und es kam zur Amtsenthebung. Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 52. Auch als Medizinprofessor unterrichtete er weiterhin Geometrie. Er blieb Wittich als Kollege aber zeit seines Lebens erhalten und verzog erst 1686 nach Berlin. Vgl. zu Craanen Luyendijk-Elshout, Art. Craanen, Theodoor (1620–89). DSECDP (2003) 1, 227f. 17 Vgl. Kapitel 2.15 (Abschluss des Streits mit Maresius). 18 So formuliert und skizziert es Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 51–61.

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2.14.2 Forschung, Lehre und Universitätsleben in Leiden Auf die Fortsetzung des Cartesianismusstreits mit Maresius und die Folgen des politischen Umschwungs für die Leidener Cartesianer reagierte Wittich im Kontext seiner theologischen Professur in Leiden, die neben Lehrverpflichtungen kirchliche und formale Aufgaben mit sich brachte und aus der sich theologische Forschungsergebnisse über die Apologie der cartesianischen Theologie hinaus entwickelten. Bevor (ab Kapitel 2.15) die Analyse der Cartesianismusdebatte in Leiden geboten wird, soll zunächst dieser berufliche Alltag Wittichs rekonstruiert werden. Zwar lassen sich neben der Lehre immer wieder offizielle Tätigkeiten Wittichs als Vertreter der theologischen Fakultät, deren Dekan er 1672 gewesen ist, nachweisen,19 im Vordergrund seiner Tätigkeit stand jedoch die Lehre. Im Rahmen seiner Vorlesungen und Kollegs entwickelte er die cartesianische Theologie maßgeblich weiter und erarbeitete seine theologischen Veröffentlichungen. Wittichs Popularität scheint bei den Studenten sehr groß gewesen zu sein. Pierre Bayle (1647–1706), der Wittichs Wirken verschiedentlich kommentiert, schreibt darüber: „Mr. Wittichius est fort suivi à Leyde. Il a plus d’Auditeurs lui seul, que tous les autres ensembles, parce qu’il est l’appui et le rempart de Coccéius, & des Cartésiens, dont le parti plaît plus aux jeunes gens.“20 19 Als führender Theologe der Universität Leiden musste er vor allem in verschiedenen Fällen Gutachten verfassen oder mitverantworten. Bei Eekhof, De theologische faculteit te Leiden, 456–459 findet sich eine von Wittich als Dekan unterzeichnete Empfehlung der Leidener theologischen Fakultät zu der Frage nach der Hochzeit zwischen einer Person mit der Witwe des Halbbruders des eigenen Vaters vom 24. September 1672. Ähnliche offizielle Erklärungen hat Wittich als Professor mitunterzeichnet. So z. B. zur Frage nach dem Umgang mit Schmugglern (von 1680) und der Rechtgläubigkeit von Pontiaan van Haattem (1641–1707) (von 1681) Vgl. Eekhof, De theologische faculteit te Leiden, 469–475. Weitere Aktennotizen mit Bezug zu Wittich bei Molhuysen (1918) Band 3,281 (zu den Privilegien der Professorenschaft von 1674).334 (Votum gegen die Möglichkeit, dass Juden Doktoren der Theologie werden können von 1678). 335 (Im Zusammenhang mit dem Tod von Heidanus: Wittich übernimmt die Leichenrede; Stundenplanfragen von 1678). 357 (Beschluss über die Vertretung des erkrankten Spanheims durch Wittich auf einer Reise nach Den Haag in Senatsangelegenheiten vom 19. März 1681).358 (Bericht über und Danksagung für die Reise vom 21. März 1681). 20 Bayle: Lettre LXIX A Mr. LENFANT. Rotterdam, 18. Januar 1685, in: Oeuvres Diverses IV 616: „Herr Wittich wird in Leiden sehr frequentiert. Er hat allein mehr Hörer als alle anderen, weil er die Unterstützung und das Bollwerk von Coccejus und den Cartesianern ist, deren Partei gefällt den jungen Menschen mehr“. Das Zitat bietet auch van der Wall, Cartesianism and Cocceianism, 448: Pierre Bayle to L’Enfant, 18 January 1685, in Lettres choisies, I. 195. Dieselbe Einschätzung belegt auch Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 251 für Bayle. Bayle äußert sich analog über Wittichs Lehre in seinem Dictionaire historique et critique, in dem er Wittich einen kurzen Eintrag widmet. Er beschreibt Wittichs kontroverse Position als Coccejo-Cartesianer, die ihm jedoch nicht nur Bekanntheit eingebracht, sondern auch dem Geschmack der Jugend entsprochen habe. Vgl. Bayle: Dictionaire historique et critique, Art.

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Mit der über die Jahre gesammelten Unterrichtserfahrung und seinem nach wie vor attraktiven und aktuellen theologischen Schwerpunkt war Wittich also nach dem Urteil Bayles ein Magnet für Studenten. Seine Schriften waren begehrt, seine Vorlesungen und Kollegs gut besucht.21 Daran konnten auch die Vorbehalte gegen den Cartesianismus nichts ändern, die mitunter offiziell in Bezug auf Wittichs Unterricht ausgesprochen wurden. So lässt sich eine kirchliche Empfehlung belegen, die explizit Studenten vom Besuch seiner Kollegs abrät.22 Wittich hat nichtsdestoweniger Studenten aus ganz Europa angezogen. Auffällig viele ungarische Studenten hatte es nach Leiden gezogen, um unter ihm (neben anderen Vertretern der coccejo-cartesianischen Schule) zu disputieren.23 Die ungarische Theologie stand in beiden evangelischen Konfessionen stark unter dem Einfluss von Philipp Melanchthon, dessen Lehre wiederum insbesondere von Heidanus in Leiden rezipiert wurde.24 2.14.2.1 Die Exercitationes, Leidener Disputationen und Lektionsverzeichnisse Wieder sind es vor allem die Disputationen, die uns Aufschluss über Wittichs Unterricht geben. Lediglich zwei Lektionsverzeichnisse aus seiner Leidener Zeit sind erhalten. Sie bezeugen eine mindestens einjährige öffentliche Vorlesungsreihe zur Christologie für das Jahr 1681: „Hora Decima: D. Christophorus Wittichius historiam vitae, mortis, resurrectionis et adscensus Christi Servatoris iuxta harmoniam quatuor Evangelistarum enarrabit.“25 Die meisten Veröffentlichungen, die uns von Wittich überhaupt erhalten sind, entstammen dem Leidener Disputationswesen. Sie geben ein differenzierteres Bild von Wittichs Un-

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25

Wittichius 4 (51740) 509 (Übersetzung bei Gottsched Band 4, 517), worauf auch Eekhof, De theologische faculteit te Leiden, 58 und Verbeek, Wittich’s critique of Spinoza, 114 verweisen. Vgl. zu Bayles Wittichrezeption auch Kapitel 2.19 (Nachwirkung). Vgl. auch Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 245f. So äußerte sich z. B. die classis von Zuid-Beveland bereits im September 1673. Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 124f., Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 39 und Israel, Dutch Republic, 897f. Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 2.16 (Das Krisenjahr 1676). Vgl. dazu bes. Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 195. Bozzay weist eine hohe Affinität von Studenten aus Ungarn und Siebenbürgen zum coccejanischen Lager nach. Wittich gehörte zu den populärsten Präsides: Mindestens 32 Disputationen wurden von diesen Studenten unter seinem Vorsitz nachweislich gehalten. Vgl. zu Melanchthons Einfluss auf Heidanus De Angelis, Melanchthon in der Frühaufklärung, 171–173 und Anthropologien, 321f. An den europäischen Universitäten war die Zahl ungarischer Studenten verhältnismäßig hoch. Das Ansehen der landeseigenen Bildungseinrichtungen war nur mäßig. Vgl. Hein, Art. Ungarn. TRE 34 (2002) 281 und zur Reformation in Ungarn unter dem Wittenberger Einfluss allgemein 284–290. Vgl. Molhuysen (1918) Band 3,268f. (Beilage 870) für das Lektionsverzeichnis vom Februar 1681 und Molhuysen (1918) Band 3 272f. (Beilage 873) für das Lektionsverzeichnis vom September 1681: In beiden Semestern hat Wittich dieselbe Veranstaltung angekündigt. Zudem sind von allen Professoren Kollegs „ad desideria studiosorum“ in Aussicht gestellt.

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terricht. Seit 1672 hat er hier vor allem mit exegetischem und soteriologischem Schwerpunkt kontinuierlich disputieren lassen, aber auch Gotteslehre, Christologie, Pneumatologie und Trinitätslehre behandelt.26 Seine intensive Disputationstätigkeit legte die Grundlage für einige größere Einzelveröffentlichungen.27 Besondere Erwähnung verdient die Entstehung eines Disputationssammelbandes, zumal die Ereignisse seiner Publikation bemerkenswert sind. Zur Veröffentlichung der ausgewählten Disputationen Wittichs kam es nämlich nur unfreiwillig. 1681 erschienen Dissertationes Variae in Theologia,28 ein Sammelband, in dem eine fünfteilige Auswahl von Disputationen bzw. Disputationsreihen 26 Vgl. die vollständige Übersicht über die Disputationen in der Bibliographie: Die überlieferten Disputationen bezeugen eine Reihe theologischer Schwerpunkte für Wittichs Lehre. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es große Überlieferungslücken gibt und das Bild, das die Disputationen vermitteln, nur ein Schlaglicht auf das thematische Spektrum des Leidener Unterrichts wirft. Eine Verbindung zwischen Disputationsthemen und Lehre ist plausibel, jedoch lassen sich daraus nicht eindeutige Kollegthemen ableiten. Nicht alle in der Lehre behandelten Themen spiegeln sich in den erhaltenen Disputationen wieder. Trotz der im Vergleich zu Nijmegen weitaus besseren Überlieferung gibt es zahlreiche Lücken. 1672 Soteriologie und Gotteserkenntnis sowie Abendmahlslehre. 1672–1673 22teilige Disputationsreihe über die Providenzlehre. 1675 Gotteserkenntnis sowie Soteriologie und Glaubenslehre. 1676 Exegese des AT, Soteriologie und Inspirationslehre. 1677 Anthropologie. 1678 Exegese des NT, Trinität, Soteriologie, Pneumatologie (kontroverstheologisch). 1679 Soteriologie, Anthropologie, Föderaltheologie, Typologie. 1680 Exegese des NT, Erwählungslehre, Abraham, Pneumatologie (kontroverstheologisch). 1681 Fortsetzung Pneumatologie (mehr als 17 Disputationen, kontroverstheologisch), Kontroverstheologie, Soteriologie, Sündenlehre, Gesetz. 1682 Sakramentenlehre. 1683 Prolegomena. Von ca. 1683 bis ca. 1685: Disputationsreihe zur Römerbriefauslegung (nachgewiesen nur für 1683 und 1684; mindestens 28 Disputationen). 1684 Gewissen. 1685 Exegese des NT, Religionsgeschichte des AT, Gotteslehre. 1686 Exegese des AT. Nicht eindeutig nachweisbar aber plausibel wäre eine Verankerung von Wittichs posthum veröffentlichtem Anti-Spinoza im Disputationswesen. Auch für Wittichs Hebräerbriefauslegung lässt sich eine Vorarbeit in den Disputationen nicht mit Sicherheit feststellen. Für die Schriften im Kontext des Streits mit Maresius fehlen ebenfalls entsprechende Hinweise. Vgl. die Kapitel 2.14.2.3 (Bibelkommentierung) und Kapitel 2.17.2 (Anti-Spinoza) zu den Schriften. 27 Neben dem Kommentar zum Römerbrief ist besonders die Herausgabe zweier gegen die sozianische Pneumatologie von Christoph C. Sandius gerichteter Schriften in den Jahren 1678 und 1682 zu erwähnen. Vgl. Kapitel 2.14.2.3 (Bibelkommentierung) und Kapitel 2.17.1 (Sandius). 28 [Christoph Wittich]: Christophori Wittichii Professoris Ordinarii Celeberrimi Dissertationes Variae in Theologia; I. De Providentia Dei actuali; II. De humiliatione et exaltatione Christi; III. de perseverantia et certitudine fidelium; IV. ad duodecada quaestionum pontificiarum; V. de bonorum operum veritate. Lugdum Batavorum apud Jacobum Moukee 1681.

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geboten wird. Enthalten sind Wittichs 22teilige Disputationsreihe zur Providenzlehre und christologische, soteriologische und kontroverstheologische Disputationen der 1670er Jahre. Viele lassen sich auch als Einzelveröffentlichungen nachweisen.29 Wittich zeigt in ihnen neben seinen Harmonisierungsversuchen von Orthodoxie und Cartesianismus vor allem seine profunde Kenntnis der antiken Literatur. Obgleich allerdings Wittichs Name auf dem Titelblatt erscheint und durchaus seine Disputationen enthalten sind, war Wittich nicht der Herausgeber dieser Sammlung. Die genauen Umstände ihrer Entstehung sind unbekannt und waren auch Wittich nicht deutlich. Empört über das „plagium“30 sah er sich dazu genötigt, eine eigene, korrigierende Ausgabe der Texte herauszugeben. Sie steht unter dem Vorbehalt, dass ursprünglich nicht alle enthaltenen Disputationen für eine Veröffentlichung vorgesehen waren. Wittich bearbeitete die Disputationen und veröffentlichte sie nur drei Monate später erneut in den Exercitationes Theologicae von 1682.31 Die Exercitationes Theologicae wurden 1686 von Abraham van Poot (Lebensdaten nicht ermittelt) ins Niederländische übersetzt.32 Die umfangreichen und sehr differenzierten Dar-

29 Teilweise sind auch Respondenten überliefert. Vgl. dazu die Bibliographie im Anhang und auch die Recherche von Trevisani, Descartes in Deutschland, 354. 30 Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Praefatio [ii]. Christoph Wittich: Christophori Wittichii Exercitationes Theologicae: I. Deus Mundi Rector, II. Christus Humilis, et Altus, III. Fides Sanctorum Perseverans et Certa, IV. Fucata Gentium Virtus, V: Veritates et Errores Fundamentales cum Annexis. Editae cura & studio ipsius Auctoris, multis quoque in locis auctae. Accessit Oratio Inauguralis De Oraculorum divinorum Veritate & Gentilium Falsitate. Lugdunum Batavorum: Boutesteyn 1682. 31 Vgl. für die Verurteilung der unrechtmäßigen Veröffentlichung und der Mängel der ersten Fassung Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Praefatio [ii]. Wittich kritisiert die Veränderung der Titel und berichtet, dass er ursprünglich nicht geplant hatte, alle enthaltenen Disputationen des Sammelbandes herauszugeben. Die Dissertationes Variae hätten nun aber eine angemessene Bearbeitung und korrigierende Veröffentlichung nötig gemacht. Nachdem er den Inhalt der einzelnen Kapitel referiert hat (vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae [1682] Praefatio [ii–ix].), warnt Wittich am Ende der Praefatio seine Leser noch einmal ausdrücklich vor falschen Veröffentlichungen unter seinem Namen. Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Praefatio [ix–x]. Vgl. zu beiden Disputationssammlungen auch Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 246–249. Ein Vergleich der beiden Fassungen wäre aufschlussreich. 32 Christoph Wittich: Godgeleerde oeffeningen, Bestaande in verscheidene verhandelingen / In het Latijn beschreven Door … Christoph Wittichius, Professor der Godgeleerdheid tot Leiden, Vertaald door Abraham van Poot. De ordre der Verhandelingen word op het nevensgaande Blad, even achter de Vorreden, aangewesen. Leiden: Luchtmans 1686. Der in Amsterdam ansässige Mediziner Abraham van Poot hatte sich um die Übersetzung verschiedener prominenter Vertreter der coccejo-cartesianischen Richtung, die er selbst vertrat, verdient gemacht. Neben Wittichs Exercitationes übersetzte er auch dessen Römerbriefkommentar, die Schriften gegen Sandius und den Anti-Spinoza. Vgl. zu van Poot Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 431 und van der Aa, Art. Poot (Abraham van). BWN XV (1872) 418f.

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stellungen erhalten eine gute Kritik von Pierre Bayle, der sie auch rezipiert.33 Eine besondere Prominenz genießt dadurch die erste Disputation. Unter dem ursprünglichen Titel De providentia Dei actuali, die durchaus auch Unterschiede zur verbreiteteren Fassung der Exercitationes Theologicae enthält, wird sie in der Auseinandersetzung von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) mit Bayle diskutiert.34 Die Disputation verdiente eine gesonderte Betrachtung, da sie eine umfassende Entfaltung von Gotteslehre und ihrer Implikationen für Anthropologie, Freiheit, Concursus und Theodizee bietet. Sie umfasst nahezu 200 Druckseiten und damit ca. die Hälfte der Exercitationes.35 Alle Disputationen, die in Umfang und Methode variieren, setzen einen klar theologischen Schwerpunkt und sind daher aufschlussreich für die Ergänzung von Wittichs Thesen aus den stärker philosophisch orientierten apologetischen Hauptschriften.36 Wittich wird vor allem anhand seiner apologetischen Schriften rezipiert, die auch die Grundlage der folgenden inhaltlichen Analyse bilden. Ein vergleichender Blick auf den Charakter seiner Disputationen enthüllt, dass er in den apologetischen Schriften deutlich stärker mit Blick auf die philosophisch-wissenschaftstheoretischen Aspekte der cartesianischen Theologie argumentiert. Für ein tieferes 33 Vgl. mit Beleg Scribano, Da Descartes a Spinoza, 63 (Anm.44). 34 Unter diesem Titel hatte Wittich die Reihendisputation ursprünglich gehalten, und zwar von 1672–1674. Sie wurde bereits 1674 separat und auch mit demselben Titel in dem nicht von Wittich autorisierten Sammelband veröffentlicht, bevor Wittich sie selbst bearbeitet, umbenannt und in den Exercitationes veröffentlicht hat. Da Bayle auch die Exercitationes kennt, ist die Verwendung des alten Titels bemerkenswert und weist auf eine eigenständige Verbreitung der ursprünglichen Fassung hin. Allerdings nennt Bayle auch den anderen Titel (, jedoch mit einer wohl versehentlichen Wortumstellung als Deus Rector Mundi,) in einem Brief von 1682. Vgl. Bayle: Lettre L. A Mr. MINUTOLI. Rotterdam, 16. Juni 1682, in: Oeuvres Diverses IV 616. Die Wittichrezeption von Bayle und Leibniz wird im Kapitel 2.19 (Nachwirkung) besprochen. Die Ursprüngliche Fassung liegt mir nicht vor. 35 Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Deus mundi rector I–CCVII 1–191. Diese Fassung unterscheidet sich durchaus von der ursprünglichen Reihendisputation, ist aber dem Kern nach gleich und heute über die Veröffentlichung in den Exercitationes leichter verfügbar. 36 So bietet die zweite Disputation, Exercitatio II. Christus Humilis et Altus sive de statu Christi humiliationis et exaltationis, eine umfangreiche Christologie. Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Christus Humilis et Altus I–LXXXVII 192–245. Die dritte Disputation, Exercitatio III. Fides Sanctorum perseverans et certa, sive de perseverantia et certitudine Fidelium, entfaltet Wittichs Glaubensbegriff näher. Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Fides Sanctorum I–LI 248–279. Die Exercitatio IV. Fucata gentium virtus sive de veritate bonorum operum bietet Thesen zur Ethik. Insbesondere die antiken Tugendlehren werden reflektiert. Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Fucata gentium virtus I– LXXII 282–354. Abschließend setzt sich Exercitatio V. Veritates et errores fundamentales cum Annexis sive Dyodecas quaestionum Pontificiarum mit kontroverstheologischen Überlegungen zum Katholizismus auseinander. Anders als die übrigen Disputationen der Sammlung ist sie nicht analytisch, sondern orientiert sich klar an zwölf Leitfragen. Vgl. Wittich: Exercitationes Theologicae (1682) Veritates et errores I–XII 356–394. Eine systematische Auswertung der Disputationen bleibt späteren Arbeiten vorbehalten.

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Verständnis von Wittichs Theologie scheint ein Blick in seine Disputationen vielversprechender zu sein. Diese erschließen sich aber erst, wenn man sein Theologieverständnis erfasst hat. Thema seiner Veranstaltungen war u. a. auch die Widerlegung des rationalistischen Ansatzes der Philosophia S.S. Interpres Meyers.37

2.14.2.2 Die Lehrbuchfrage Eine zentrale Frage zur Gestaltung der Lehre in Leiden, die sich vor dem Hintergrund der in Nijmegen begonnen Streitigkeiten mit Maresius aufdrängt, betrifft die Lehrbuchwahl Wittichs, die nicht unerheblichen Einfluss auf die Gestaltung seines Unterrichts gehabt haben dürfte. Das für den Unterricht in Nijmegen nachgewiesene Systema weiterhin zu benutzen und mit seinen Annotationen auszulegen war problematisch geworden, war doch genau dieses Vorgehen der zentrale Anlass des Streits mit Maresius gewesen. Spätestens nachdem im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung mit seinem alten Lehrer 1673 eine neu bearbeitete Fassung des Lehrbuches erschienen war, dürfte es für Wittich völlig unmöglich geworden sein, es zu benutzen. Die Neuauflage enthielt nämlich zahlreiche von Maresius selbst verfasste Annotationen, die ihrerseits nun gegen die cartesianische Theologie und mitunter auch gegen Wittich und seine Systema-Kommentierung gerichtet waren. Mit dem an nahezu allen reformierten Hohen Schulen und Universitäten bekannten Systema hatte Maresius die Möglichkeit, ein großes Publikum zu erreichen und für seinen Vorstoß gegen Wittich gerade das Medium zu benutzen, in welchem dieser seine cartesianische Kritik formuliert hatte. Sein Vorgehen kommentiert Maresius im Vorwort der Neuauflage, aus dem bereits die wesentlichen Punkte zur Entstehung des Streits mit Wittich und seiner Motive zum Schutz der Orthodoxie referiert worden sind.38 Maresius’ Motivation für die Einbindung seines Lehrbuchs in die Auseinandersetzung mit Wittich begründet er mit Wittichs Schritt, die vermeintliche Anonymität, die Maresius mit seiner Schrift De abusu gewahrt habe, fallenzulassen.39 Das habe dazu geführt, dass zahlreiche weitere Autoren gegen das Systema veröffentlich hätten, um aus der Widerlegung des Maresius Ruhm zu gewinnen.40 Deswegen sei es nötig gewesen, zur Präzisierung und Apologie um37 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 139. 38 Vgl. Kapitel 13.3 (Maresius gegen Wittich). 39 Während Maresius in seiner Schrift lediglich auf „aliquot mei Censoris Paradoxa“ hingewiesen habe, ohne diesen zu benennen, habe es sich sein Kritiker nicht nehmen lassen, auf dem Deckblatt seiner Gegenschrift durch die Nennung von Maresius die direkte Konfrontation zu suchen. Vgl. dazu auch Kapitel 2.13.4 (Theologia pacifica). 40 Diese Behauptung ist ein fadenscheiniges Argument in der Auseinandersetzung. Gezielte Veröffentlichungen gegen das Systema hat Wittich nicht provoziert.

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fangreiche Annotationen in das Systema einzuarbeiten.41 Sowohl in Einleitung als auch in den Annotationen meidet Maresius eine namentliche Nennung Wittichs, er macht ihn jedoch durch die Darstellung der Streitzusammenhängen und Werktitel klar identifizierbar.42 Insgesamt rechnet Maresius jedoch hier mit allen Spielarten einer vernunftorientierten Theologie, dem Coccejanismus und vor allem auch mit Lodewijk Meyers Philosophia S.S. Interpres ab. In den mitunter sehr umfangreichen Annotationen werden Descartes, Spinoza und Coccejus namentlich erwähnt, auf die Philosophia S.S. Interpres wird verschiedentlich verwiesen. Die Vertreter der cartesianischen Theologie werden als Novatores angegriffen, Wittich selbst ist aber oft auch als der gemeinte Novator erkennbar. Maresius nutzt die Annotationen immer wieder zur direkten Kritik an Passagen aus der Theologia pacifica. Sein Lehrbuch wird also in den akademischen Streit mit einbezogen.43 David Hassel (Lebensdaten nicht ermittelt),44 ein Schüler Wittichs und der Herausgeber seines Hebräerbriefkommentars, verweist in der zugehörigen Praefatio rückblickend auf die Offensive des Maresius gegen Wittich. Er betont, dass es dadurch für Wittich schwer geworden sei, Maresius’ Leitfaden durch die Theologie zu verwenden. Ein anderes Lehrbuch sei jedoch nicht in Frage gekommen: Einerseits habe es keine qualitativ gleichwertige Alternative gegeben, andererseits habe die Gefahr bestanden, dass auch andere Theologen womöglich ebenso wie Maresius Anstoß an einer cartesianischen Kommentierung durch Wittich genommen hätten. Wittich hat daraufhin eine eigene Synopsis Theologiae verfasst, anhand welcher er seine Kollegs in Leiden gestaltet hat. Diese sei nützlicher für seine eigenen Veranstaltungen gewesen und habe Maresius außerdem den Anlass zur Kritik genommen.45 Der Form nach entsprechen diese sog. Positiones sive Aphorismi universam theologiam adumbrantes den Assertationes des Maresius, den 200 seinem Lehrbuch angefügten Thesen, in denen dieser für Disputationskollegs die einzelnen Loci seines Systema gebündelt in zwanzig mal zehn Aphorismen nachzeichnet.46 Die Positiones sind ebenfalls in 41 Maresius spricht hier von der Verteidigung seiner Orthodoxie und dem Widerstand gegen die Irrtümer, die sonst zu einer Kirchenspaltung führen könnten. Vgl. Maresius: Systema (71673) Praefatio [ii]. 42 Andere Vertreter der cartesianischen Theologie wie z. B. Burman werden explizit benannt und zitiert. 43 Die einzelnen Argumente, Kritikpunkte und polemischen Angriffe können an dieser Stelle nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden. Einen guten Eindruck vermitteln z. B. die Annotationen zum Systema V §10 a (bes. gegen das achte Kapitel der Theologia Pacifica unter Berücksichtigung auch von Burman): Vgl. Maresius: Systema (71673) 188–192. 44 Vgl. zu diesem de Vet, Bibliotheque Universelle Et Historique, 91–93 und Savini, Publication de L’Anti-Spinoza, 92f. Er hat sich am 21. September 1685 in Leiden immatrikuliert. 45 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [vi–vii]. 46 Vgl. zu den Assertationes im Systema des Maresius auch Eberhardt, Rahmenbedingungen

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Dekaden geordnet, allerdings mit ihren 55 Zehnergruppen um einiges umfangreicher. Besonderen Wert habe Wittich auf Kürze und Prägnanz bei der Abfassung gelegt.47 Gleichzeitig beansprucht er, die gesamte Theologie in seinen Thesen abzuhandeln. Im Gegensatz zu Maresius bietet Wittich kein ausformuliertes Handbuch. Seine mündlichen Ausführungen in den dogmatischen Kollegs waren für deren Erläuterung notwendig. Diese wurden vermutlich den Schülern diktiert und zu einem Kommentarband zusammengestellt.48 Die Positiones stehen zudem oftmals in enger Verbindung zu Wittichs Ausführungen in der Theologia pacifica, die ihrerseits als Apologie gegen Maresius’ Vorwürfe im Kontext von Wittichs Systema-Kommentar ihrerseits zumindest indirekt Bezug auf den theologischen Unterricht nehmen. Wittichs Hauptwerk kann daher zum Verständnis der Positiones erläuternd herangezogen werden. Ein weiteres Vorbild der Positiones waren möglicherweise die Aphorismi per universam Theologiam Breviores et Prolixiores, die Johannes Coccejus für den Privatgebrauch von Studenten und das Abhalten von Disputationen entweder in Franeker oder Leiden verfasst hatte.49 Obgleich Wittich mit den Positiones für seine Kollegs eine eigene Textgrundlage geschaffen hat, impliziert bereits die formale Parallele zu Maresius, dass er hier den im Nijmegener Unterricht begonnenen inhaltlichen Kurs seiner Annotationen zum Systema weiterverfolgt hat. Durch den eigenständigen dogmatischen Entwurf sind seine Thesen noch pointierter auf die cartesianische Theologie zugespitzt. Wittich muss sich nun nicht mehr am Aufbau von Maresius’ Werk orientieren. Er kann nicht nur einer eigenen Ordnung folgen, sondern in dieser auch seine Schwerpunkte gemäß den Fragestellungen und Anfechtungen der cartesianischen Theologie setzen. Die (vermutlich sekundäre) Dekadenordnung führt dabei zu einer nicht immer sinnvoll erscheinenden inhaltlichen Verschachtelung der einzelnen Themen.50

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des Theologieunterrichts. Maresius hatte diese insbesondere zur Examensvorbereitung angefügt. Sie fassen sein Lehrbuch thesenartig zusammen. Die Thesenform erinnert zudem an die Gestaltung von Corollaria der Disputationen. Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [iii]. Vgl. die Entstehung von Wittichs Annotationen zum Systema, die sich analog vollzogen haben dürfte, in Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). Bereits der Titel steht ja in Bezug zu den Positiones sive Aphorismi universam theoloiam adumbrantes Wittichs. Coccejus’ Aphorismi sind nach Disputationsthesen unterschiedlicher Anzahl geordnet. Vgl. die Ausgabe in Johannes Coccejus: Johannis Cocceji S.S. Th. Doct. Ac Prof. in Acad. Lugd. Batava. Opera Omnia Theologica, Exegetica, Didactica, Polemica, Philologica, Divisa In Decem Volumnia. Editio Tertia, auctior & emendatior. Tomus Sextus. Amstelodami: Blaev 1701. Angaben zur Abfassung zitiert van Asselt, federal theology, 19 (in Anm. 40). Die Dekaden sind zwar in der Regel zumindest in ihrem Kern klar thematisch zu bestimmen, ragen aber immer wieder mit ihren letzten Aphorismen bereits in den Themenbereich der folgenden Dekade hinein bzw. knüpfen noch mit ihren ersten Thesen an die vorherige Dekade an. Dadurch entsteht eine thematische Verflechtung innerhalb des dogmatischen Entwurfs.

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Darüber hinaus macht der von Wittich gewählte Weg durch die reformierte Theologie die Wiederholung einzelner Themenkomplexe notwendig und trägt seinerseits zu einer inneren Verschachtelung der Positiones bei. Nicht eine reine systematische Darstellung der Dogmatik, sondern ein aus didaktischem Interesse gesponnener roter Faden durch die Theologie wird geboten. Eingeleitet werden die Positiones durch einen auffällig umfangreichen Block zu Fragen der Prolegomena und biblischen Einleitungswissenschaft. Er umfasst allein neun Dekaden.51 Am Anfang der gesamten Skizze steht die Philosophie, die der Theologie den Deus unicus vermittle (Dekade I.1). Über den Gottesbegriff entwickelt Wittich hier die Grundlagen menschlicher Erkenntnis über die cartesianisch gefärbte Vorstellung der eingeborenen Ideen und des Gewissens. Daran knüpfen sich zentrale Aussagen zu Seelenlehre, Schuld und Vergebung sowie der göttlichen Offenbarung in der Bibel an, so dass die ersten zehn Thesen die Grundbausteine des im Folgenden zu entfaltenden Systems darstellen (Dekade I). Ausführlich folgt dann Wittichs Schriftverständnis, einschließlich der Akkommodationsargumentation (Dekade II). Weitere Thesen zur Bibelauslegung, darunter philologisch-exegetische Detailfragen, aber auch grundsätzliche Beobachtungen zum Schriftsinn und der seit Lodewijk Meyer programmatisch gewordenen Frage nach der adäquaten Scripturae interpres schließen sich an. Umfangreiche philologische Passagen und Einleitungsfragen der Exegese werden dabei mitbehalten und mit den dogmatischen Prolegomena verbunden (Dekaden III–VII). Die Prolegomena schließen mit der Entwicklung eines Theologieverständnisses, laut dem Vernunft und Glaubensmysterien in harmonischem Verhältnis stehen. Sie gehen dann anhand der Frage der Gotteserkenntnis in die Gotteslehre über (Dekaden VIII–IX), die ihrerseits innerhalb der Dekaden X– XIV entfaltet wird. Hier wird der Bogen von der Trinitätslehre über die Providenz- und Prädestination (Dekaden XIV–XVII) zur Schöpfungslehre gezogen, in der auch Angelologie und Anthropologie entfaltet werden (Dekade XVII–XXII). Ein ähnlicher Aufbau lag bereits der Theologia pacifica zugrunde. Im Kontext der Beschreibung der Schöpfungserhaltung (Providenz und Concursus; Dekade XXIII) zeichnet Wittich nun den Verlauf der Heilsgeschichte bundestheologisch nach. Er beginnt chronologisch mit der Beschreibung des Menschen im Garten Eden, der im ersten Bund in Übereinstimmung mit Gottes Gesetz gelebt habe; ferner bestimmt er den ersten Bund in seinen ethischen Konsequenzen unter der Perspektive des göttlichen Gesetzes und der Sakramente dieses Bundes näher Es ist wahrscheinlich, dass die Dekadenordnung ursprünglich nicht von Wittich angewendet wurde, sondern Ergebnis der späteren Bearbeitung ist. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sie offenbar nicht nach Dekaden zitiert wurden. Bezug auf die Positiones nimmt Melchior Leydekker, der die Positiones durchzählt. Vgl. Leydekker: Synopsis (1690) 204f. 51 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) 429–434. Vgl. die Gliederung im Anhang.

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(Dekaden XXIII–XXVI). Das Ende des ersten Bundes durch den Sündenfall und dessen Folgen (Dekaden XXVII–XXVIII) leiten über zum Neuen Bund. Wittich stellt dessen Beschreibung seine christologischen Ausführungen voran (Dekaden XXIX–XXXIII). Im Zentrum des Neuen Bundes stehen dann Gnade, Rechtfertigung und Glaubenslehre (Dekaden XXXIV–XXXVII) sowie erste Gedanken zur Ekklesiologie (Dekaden XXXVIII–XL). Ausgehend von der Verknüpfung des Heils der Kirche mit Christus betrachtet Wittich die Heilsgeschichte in einem zweiten Durchgang im Kontext der Kirche und Christusoffenbarung (Dekaden XL–XLI). Herausgestellt werden dabei besonders Überlegungen zum Dekalog (Dekade XLII–XLIII) und zu den Sakramenten des Neuen Bundes (XLIV– XLVII). Auf dieser Grundlage beschreibt er dann Elemente der Gegenwartskirche, das Verhältnis vom einzelnen Christen zu Kirche und Staat und stellt sie auch in einen kontroverstheologischen, praktischen und ethischen Kontext (Dekade XLVIII–LIV). Wittich schließt mit seiner Eschatologie (Dekaden LIV–LV).52 Ab wann die Positiones fertig gestellt und im praktischen Einsatz in Leiden waren, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, vermutlich jedoch sehr früh, noch zu Lebzeiten des Maresius, da sie nach der Auskunft von Hassel mit der Absicht verfasst wurden, Maresius’ Lehrbuch im Unterricht nicht mehr benutzen zu müssen und so weniger Anstoß bei ihm zu erregen (terminus ante quem wäre dann 1673).53 Gedruckt wurden sie erst posthum 1692 mit dem Hebräerbriefkommentar Wittichs. Sie lassen sich beschreiben als „de leidraad […] bij zijn onderwijs“54 in Leiden. Hassel lobt die Positiones vor allem für ihre prägnante Zusammenfassung des gesamten „vastus totius Theologiae, tam Didacticae, quam Polemicae, colossus“ und die angemessene Beschreibung der einzelnen Teile des corpus theologiae.55 Ein vollständiges Lehrbuch wie das didaktisch sorgfältig aufbereitete Systema ließ sich durch die Positiones allerdings nicht vollständig ersetzen. Aufgrund der formalen Orientierung an Maresius scheint es durchaus plausibel, dass Wittich zunächst das Systema zumindest als sekundäre Stütze seiner Veranstaltung weiterhin benutzt oder Studenten zumindest empfohlen hat, falls er nicht unmittelbar auf die Theologia pacifica zurückgegriffen hat. Auch seine Annotationen dürften durchaus noch im Umlauf gewesen sein, zumal sie ja auch in den Streitschriften der 1670er Jahre präsent waren. Belegen lässt sich darüber hinaus eine vermutlich aus dem Unterricht entstandene Kommentierung der Positiones durch Wittich. Sie gehört nicht zu seinen offiziellen Veröffentlichungen und wurde vermutlich ebenso wie die Positiones selbst nicht gedruckt, sondern ver52 Bei Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 249–252 findet sich eine gut getroffene Auswahl aus den Dekaden, anhand derer ein Einblick in Wittichs Denken gegeben wird. 53 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [iii]. 54 Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 366. 55 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [iii].

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breitete sich auf demselben Wege wie zuvor Wittichs Annotationen zum Systema. Eine Fassung des Kommentars lag dem Anticartesianer Melchior Leydekker vor, der sich kritisch mit Wittichs Positiones auseinandersetzt und dabei den einzigen Beleg für diese Kommentierung liefert. In seiner 1690 gedruckten Exercitatio Theologica De S. Scripturae Authoritate ad Conscientiam adstruenda wendet Leydekker sich gegen eine rationalistische exegetische Methode.56 Wittich dient ihm hier zur Verdeutlichung der Folgen eines derartigen Ansatzes für die Praxis.57 Die rationalistische Bibellektüre und Abweichung von den bewährten Methoden habe bei Wittich zu verheerenden Problemen in der Trinitätslehre geführt, die dieser in seinen Positiones unmittelbar an den theologischen Nachwuchs weitergebe.58 Aus dieser Kritik wird bereits in formaler Hinsicht deutlich, dass die Positiones als maßgeblich für Wittichs Unterricht in Leiden empfunden wurden und trotz fehlender Drucklegung auch darüber hinaus verbreitet waren.59

2.14.2.3 Bibelkommentierung 1682 hat Wittich ein Kolleg über die Auslegung des Römerbriefes gehalten. Überhaupt scheint er in den letzten Jahren seiner Lehr- und Forschungstätigkeit einen exegetischen Schwerpunkt gesetzt zu haben, dessen Ergebnis zwei umfangreiche Kommentarbände waren, die auf der Grundlage von Disputationen veröffentlicht wurden. Die Römerbriefauslegung hatte Wittich bereits im Rahmen seines Nijmegener Unterrichts beschäftigt, so dass eine direkte Linie vom exegetischen Unterricht in Nijmegen über das Leidener Kolleg von 1682 zu seinem Römerbriefkommentar führt, der 1685 erschien.60 In Nijmegen entstandene 56 Die Schrift ist Teil seiner Melchioris Leydeckeri Synopsis controversiarum de foedere et testamento Dei (1690). In 20 Kapiteln setzt sich Leydekker hier mit den Gefahren eines rationalistischen Ansatzes bei der Schriftlektüre auseinander und argumentiert gegen cartesianische Theologen neben dem Autor der Philosophia S.S. Interpres. Er vergleicht diese mit pelagianischen, sozianischen und arminianischen Positionen. Die Schrift schließt mit einer Mantissa zu Abraham Heidanus’ Auseinandersetzung mit den Sozianern. Den Hinweis auf Leydekkers Kritik der Positiones bietet Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 350. 57 Vgl. Leydekker: Synopsis (1690) 204: „Caput XVIII. Periculum ostensum ex ipsa Recentiorum praxi“. Das Kapitel schließt unmittelbar an die Auseinandersetzung mit der Philosophia S.S. Interpres an und stellt somit Wittichs Position unter ein entsprechendes Vorzeichen. 58 Vgl. Leydekker: Synopsis (1690) 204f. Leydekker zitiert hier die erste These der Dekade 31. Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) 446. Im Folgenden werden weitere Thesen der Positiones zitiert und auf einen „dictatus commentarius ad pos.“ verwiesen. Vgl. Leydekker: Synopsis (1690) 208f. 59 Leydekker zitiert die Positiones nicht nach Dekaden, wie es die gedruckte Ausgabe nahegelegt hätte. Seine Zählung mag daher einer Unterrichtsmitschrift entstammen, auf die er Zugriff hatte. 60 Vgl. zusammenfassend Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 461f.

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Diktate61 hatte Wittich 1682 noch einmal vorgetragen, als er von Studenten gebeten worden war, den Römerbrief in einem Privatkolleg („in privata schola“62) erneut auszulegen. Die in diesem Kolleg entstandenen Mitschriften verbreiteten sich auf den üblichen Wegen in theologischen Kreisen. Einige Pastoren, die sie gelesen hatten, überredeten Wittich schließlich zu ihrer Veröffentlichung als fortlaufender Kommentar.63 Wittich begann daraufhin mit der Überarbeitung seiner Aufzeichnungen und setzte dazu auch öffentliche Disputationen ein, in denen er den gesamten Brief in kurzen Paraphrasen besprechen lies. Die Disputationsreihe bestand aus mindestens 18 Disputationen, von denen die überlieferten Exemplare 1683 und 1684 gehalten worden sind.64 Wittich folgt in seinem Kommentar dem Römerbrief kapitelweise. Inhaltliche Paraphrasen aus den Disputationen leiten jeweils den Kommentar zu jedem Kapitel ein. Sie enthalten bereits in nuce die Deutung jeder Stelle, die dann zusammen mit griechischem Text und lateinischer Übersetzung versweise in Form einer deutenden Inhaltsangabe präsentiert wird. Diese dient der hermeneutisch für Wittich zentralen Herstellung des Kontextes (connexio). Im Anschluss findet sich dann ein philologisch-theologischer Kommentar einzelner Teilsätze und Wortgruppen in jedem Vers, der u. a. auch Textkritik und Verweise auf andere Kommentatoren bietet. Eine umfassende Analyse von diesen Kommentarbausteinen bietet Wittich dann jedoch nicht mehr, sie könne nun leicht vom Leser geleistet werden.65 Überhaupt bemüht er sich um eine kurze und konzentrierte Darstellung und will dem Vorwort nach auf eine breite theologische Entfaltung seiner Ergebnisse verzichten. Im Zentrum soll immer nur die konkrete Versauslegung stehen, unabhängig besonders von den irenischen und kontroverstheologischen Debatten.66 Im Vorwort reflektiert Wittich in grundsätzlicher Form über seine exegetische Methode.67 Schwerpunkt von Wittichs Auslegung ist neben der Be61 62 63 64

Vgl. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [iv]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [v]. Da Anfang und Ende der Reihe nicht überliefert sind, ist es möglich, dass Wittich bereits 1682 begann oder 1685 endete. Ein früher Anfang ist möglich, da das zugehörige Kolleg ebenfalls 1682 begonnen hatte. Die erste überlieferte Disputation ist die fünfte der Reihe, sie ist auf den Juli 1683 datiert. Ein spätes Ende der Disputationsreihe ist unwahrscheinlich. Die letzte erhaltene Disputation, die siebzehnte der Reihe zu Röm 15, ist auf den 13. Dezember 1684 datiert. Es ist nicht anzunehmen, dass noch viele Disputationen folgten, da meistens ein Briefkapitel in jeweils einer Disputation behandelt worden ist. Vgl. für einen detaillierten Überblick über die erhaltenen Disputationen die Bibliographie im Anhang. 65 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [v–vi]. 66 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [vi–vii]. Stattdessen verweist er ggf. für theologische Entfaltungen und die kontroverstheologische Stoßrichtung auf den Kommentar des Coccejus. Weder die Frage einer naturphilosophisch orientierten Exegese noch abweichende Meinungen zu seiner Auslegung will Wittich in dem Kommentar diskutieren. 67 Wittich kritisiert die Eigenart von Bibelkommentaren, nur die Ergebnisse der renommierten

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rücksichtigung des Kontextes vor allem eine möglichst präzise und bündige Herausarbeitung des Skopus jedes Verses und damit der wahren Aussageabsicht Gottes. Der unter dieser Prämisse gewonnenen Wahrheit des Textes, so folgert der cartesianische Theologe in bewusster Distanzierung von rationalistischen Exegeten wie Lodewijk Meyer, unterwerfe man sich auch dann, wenn sie nicht mit dem vereinbar zu sein scheine, was das Licht der Vernunft über Gott und die heiligen Gegenstände lehre.68 Im weiteren Verlauf der Praefatio legitimiert Wittich seinen exegetischen Ansatz auf der Grundlage des reformierten Schriftverständnisses.69 Zudem bietet er aus der Perspektive des altgedienten Professors am Ende seiner Karriere noch ein letztes Mal eine kurze Apologie der cartesianischen Theologie.70 bevor er in die exegetischen Fragen des Römerbriefes einleitet.71 Der Titel des Kommentars, μεταλλεία (Bergbau), weist nicht nur auf Wittichs exegetisches Vorgehen hin, gleichsam nach den Schätzen der Wahrheit in der Bibel zu ‚schürfen‘, sondern auch auf seine Methode der Reduzierung des dargebotenen Materials auf den ‚zutage geförderten‘ Skopus der Schriftverse.72 Eine niederländische Übersetzung des Kommentars ist 1688 durch Abraham van Poot entstanden.73 Neben dem Römerbrief hat Wittich sich ausgiebig mit dem Hebräerbrief auseinandergesetzt. Die Auslegung der Schrift beschäftigte Wittich in den letzten Lebensjahren. Die Exegese des Hebräerbriefes war offenbar ein sehr beliebtes Themenfeld der Leidener Gelehrten. So übernahm Spanheim ein Kolleg über den Hebräerbrief von Coccejus, als er sein Amt antrat und auch der Leidener Theologen Stephan Le Moine (Stephanus le Moyne/Moynius; 1624–1689) hatte

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Theologen zu wiederholen, anstatt tatsächliche neue Erkenntnisse darzubieten, und entschuldigt seine eigenen Verweise auf andere Kommentatoren, namentlich Calvin, Augustin Marlorat (1606–1562), Paraeus, Grotius und vor allem Coccejus, mit dem Unterrichtskontext, aus dem die Metalleia hervorgegangen ist. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [i–iv]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [v–vii]. Emanzipieren müsse man sich ebenfalls von dem Konsens der Väter und anderen theologischen Autoritäten, sogar von Entscheidungen der Synoden, wenn ihre Exegese nicht mit dem Sinn des Textes übereinstimme, denn es bleibe jeweils die Auslegung fehlbarer Menschen. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [viii] Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xi–xvii]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xvii–xxxii]. Vgl. dazu Kapitel 2.18.1 (Letzte Apologie). Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxxii–xxxv]. Den Gedanken der ‚Schatzsuche‘ nach der Wahrheit in der Bibel bietet Wittich bereits in Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [iii–iv]. Christoph Wittich: Uitlegginge over den brief van Paulus aan den Romeinen.: Met een voor af gaande korte verklaringe / door den heer Christophorus Wittichius, in sijn leven Professor der Godgeleerdheid tot Leyden: Nevens eenige aanmerkelikke plaatsen uit de schriften van de Hr. Coccejus Sal: die hier niet allenelik aangetrokken, maar ook geheel en in haar samenhang uitgedrukt worden. Uit het Latijn vertaald Door Abraham van Poot. M.D. Leyden: Luchtmans 1687. Van Poot hat die Übersetzung um eine Vorrede ergänzt.

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ihn ausgelegt.74 Wittich hatte die Absicht, einen Kommentar zum Hebräerbrief herauszugeben, der einen ganz analogen Werdegang hatte wie der Römerbriefkommentar. Sein Fundament war im Nijmegener Unterricht in exegetischen Kollegs gelegt worden,75 der Grundstock war bei der erneuten Behandlung des Stoffes in Leiden weiterentwickelt76 und schließlich für die Veröffentlichung ausgearbeitet worden. Einen Hinweis auf die Verknüpfung der Kommentararbeit mit öffentlichen Disputationen findet sich anders als beim Römerbrief hier jedoch nicht. Nachdem die Ausführungen Wittichs gereift waren, hatte er sich an eine stilistische und inhaltliche Überarbeitung gemacht; einige Passagen hatte er für einen dritten Überarbeitungsschritt zurückgestellt, jedoch verstarb er vorzeitig, so dass seine Schüler den Kommentar redigieren mussten.77 Er wurde 1692 posthum von David Hassel in Amsterdam herausgegeben. Wittich selbst hatte nach den Angaben von Hassel die Verwaltung seines theologischen Nachlasses geregelt. Hassel hebt unter den Schülern, die an der Herausgabe seiner posthumen Schriften beteiligt waren, besonders Willem Anslaer (Guilielmus Anslarius; 1633–1694) 78 hervor.79 Der Kommentar zitiert Kapitel für Kapitel die einzelnen Verse des Hebräerbriefes auf Griechisch und legt diese anhand von philologischen und exegetischen Anmerkungen aus.

2.14.2.4 Kirchliches Wirken Wittich hat sich in Leiden neben seiner Lehrtätigkeit und theologischen Forschung auch kirchlich engagiert. Einen Predigtauftrag wie in Duisburg hatte er nicht, er war aber von 1672 bis 1686 Mitglied im Kirchenrat und hat sich z. B. in dieser Rolle als senior ecclesiae 1673 bei der Universität für ein strafloses Fernbleiben von Disputationen und Senatssitzung zur Zeit der Almosensammlung 74 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 366. 75 Vgl. Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). 76 Belegt durch Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 366 und impliziert bei Wittich/ Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii–iii]. 77 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii–iii] 78 Vgl. zu ihm als Herausgeber von Wittichs Werken vor allem Savini, Publication de L’AntiSpinoza, 94–96. Bereits Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 306 verweist auf ihn als Briefpartner und Schwiegersohn von Johannes Coccejus. Er war Prediger, Minister von Zeeland und Schulleiter in Amsterdam. Als Gegner des Maresius nennt ihn van der Wall, Tractatus Theologico-Politicus, 210. Er ist nachgewiesen bei VD 17, Art. als Widmungsempfänger der „Inleydinge tot de prophetische schriften“, Dordrecht 1684 des Salomon van Til (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015). Vgl. zu ihm Knipscheer, Art. Anslaer (Willem). NNBW 6 (1924) 43. 79 Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [i]. Vgl. zu der Herausgabe der posthumen Schriften Wittichs bes. Savini, Publication de L’Anti-Spinoza, 80f.

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eingesetzt.80 Zusammen mit gleichgesinnten Mitgliedern sorgte Wittich für eine prococcejanische Politik des Kirchenrates: Während seiner Amtszeit stellte sich das Gremium in eine deutliche Opposition zu den Bürgermeistern der Stadt. Dies äußerte sich insbesondere in der Berufung coccejanischer Prediger, gegen die die Bürgermeister jeweils ihr Veto einlegten.81 Als Professor war Wittich zudem berechtigt, an der Provinzialsynode von Südholland teilzunehmen.82 Er hat dieses Privileg den Synodalakten nach zweimal in Anspruch genommen: 1678, als die Synode in Leiden tagte,83 und 1681, als er auf der Synode als Berater in kirchlichen Verwaltungsfragen tätig war.84 Seit 1681 war Wittich zudem Sekretär des Leidener Senats.85

2.14.2.5 Akademische Kontakte in Leiden In Leiden bestand bereits vor Wittichs Eintreffen eine sehr gute Vernetzung der Cartesianer. Wittich brachte ergänzend seine Verbindungen, die er in Nijmegen ausgebildet hatte, mit nach Leiden und baute sie weiter aus. Leiden blieb eine der die wichtigsten Anlaufstellen für cartesianisch interessierte Studenten und bedeutendsten Zentren des Netzwerkes. Für Wittich ist der Briefverkehr mit zahlreichen Mitgliedern belegbar, so insbesondere mit Lambert van Velthuysen oder Johannes Braun.86 Für die späten Leidener Jahre findet sich noch einmal ein Beleg für einen fachlichen Austauschs Wittichs mit Johannes de Raey, der inzwischen Leiden den Rücken gekehrt und seit 1661 eine Philosophieprofessur am Amsterdamer Athenaeum innehatte. In einem Brief aus dem Jahr 1680 zeichnet de Raey einen Austausch nach, den er zusammen mit Wittich, dem in Franeker wirkenden

80 Vgl. Molhuysen (1918) 268. 81 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 256. Nach dem Ausscheiden Wittichs wurde der Kirchenrat schnell von Voetiusanhängern dominiert. 82 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 256. 83 Vgl. dazu Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462 und das Synodenprotokoll bei Knuttel, Acta der particuliere synoden van Zuid-Holland, 237. 84 Er war z. B. in die Frage nach der Verteilung von Pfarrern auf Gemeinden im Herzogtum Jülich und deren Besoldung involviert. Vgl. Knuttel, Acta der particuliere synoden van Zuid-Holland, 354. 85 Vgl. Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462. 86 Erhalten sind vor allem späte Briefe von Wittich. Ein Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Leiden 14. April 1680 ist belegt. Der Briefwechsel von Christoph Wittich und Johannes Braun ist für die Jahre 1681–1683 nachweisbar. Neben Braun und van Velthuysen zählte auch der Wittich bereits aus seiner späten Zeit in Nijmegen bekannte Samuel Tennulius (Tennuil, Ten Nuyl; 1635–1688) zu Wittichs Briefpartnern. Vgl. für die bibliographischen Angaben die Bibliographie.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

cartesianischen Philosophieprofessor Tobias Andreae (1633–85)87 und dem Coccejaner und Amsterdamer Pfarrer Gualtherus Boudaan (1637–1684?)88 über die Frage des Verhältnisses von Philosophie und Medizin geführt hatte.89 De Raey entfaltet hier ein Philosophieverständnis, nach dem nicht nur Medizin, sondern auch Theologie und alle andere Wissenschaften scharf von der Philosophie zu unterscheiden seien, und stützt sich dabei auch auf Descartes. Er vergleicht seinen Ansatz mit der Wirkung der Föderaltheologie von Johannes Coccejus: Einerseits handle es sich um einen Neuansatz, anderseits sei es eigentlich ein Rückgriff auf alte Grunderkenntnisse.90 Veröffentlicht wurde der Brief im Rahmen der Distanzierung des Cartesianismus von Spinoza und radikalen Rationalisten.91 Die strikte Trennung von Philosophie und Theologie erweist sich auch hier als beständiges Motiv der Veröffentlichungen der Cartesianer.

2.15 Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius in Leiden Nachdem der Fehdehandschuh, den Maresius 1670 mit der Veröffentlichung von De abusu geworfen hatte, von Wittich mit der Theologia pacifica aufgenommen worden war, bestimmte der Streit der beiden Gelehrten Wittichs erste Leidener Jahre maßgeblich. Bemerkenswerterweise stand Maresius während der Streitphase vor der Überlegung, ebenfalls nach Leiden zu wechseln. Kurz nach der Annahme seiner Berufung war Maresius dann jedoch verstorben, so dass die Kontroverse nicht so unmittelbar auf die Leidener theologische Fakultät ein-

87 Vgl. zu dem Neffen des Groninger Professors selben Namens van Sluis, Art. Andreae Jr, Tobias (1633–85). DSECDP 1 (2003) 36f. 88 Vgl. zu diesem Zuidema, Art. Boudaan (Gualtherus). NNBW 4 (1918) 265f. 89 In dem Brief vom 12. August 1680 verweist er auf ein persönliches Gespräch mit Wittich unter vier Augen „am vergangenen Samstag“. Da der 12. August 1680 ein Montag war, fand dieses Gespräch folglich am 10. August 1680 statt. Wittich hatte de Raey an Tobias Andreae verwiesen. Ioannis de Raei philosophi, ad Christophorum Wittichium Theologum, Epistola familiaris; Wittichio absente, tradenda Gualtero Boudaen hospiti: Absens ab urbe 1680. 12. Augusti raptim scripsi hanc Epistolam belgice, quae sic Latine sonat. Abgedruckt in Johannes de Raey: Cogitata de interpretatione quibus natura humani sermonis et illius rectus usus, tum in communi vita et disciplinis ad vitae usum spectantibus, tum in philosophia, ab hujus seculi errore et confusione vindicantur. Abgedruckt in Johannes de Raey: Cogitata de interpretatione quibus natura humani sermonis et illius rectus usus, tum in communi vita et disciplinis ad vitae usum spectantibus, tum in philosophia, ab hujus seculi errore et confusione vindicantur. Amstelaedami: Wetstenius 1692, 654–661, hier 654f. 90 Vgl. Ioannis de Raei philosophi, ad Christophorum Wittichium Theologum, Epistola familiaris, 12. August 1680, 655f. 91 Vgl. Verbeek, De vrijheid van de filosofie, 1f.

Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius in Leiden

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wirkte, wie es nach solch einem Wechsel wohl gekommen wäre.1 Auch ohne eine direkte Begegnung verlief der Streit überaus heftig.

2.15.1 Maresius’ Indiculus und sein Streit mit ‚Petrus ab Andlo‘ Kurz nach der Veröffentlichung der Theologia pacifica konterte Maresius mit der Herausgabe einer Schrift, in der er insgesamt 353 Irrtümer aus Wittichs Theologia pacifica zusammenstellte.2 Bereits der Titelei ist zu entnehmen, wie schlecht Maresius die Theologia pacifica aufgenommen hatte. Empört klassifiziert er sie ab zur „Eristico-Pacifica“ und bezeichnet ihren Autor als den „Novae Theologiae Noviomagi Professor Cartesianus Celeberrimus“3. Maresius’ Schrift beruht in ihrem Kern auf drei Disputationen, die dieser von seinen Schülern gegen die Theologia Pacifica hatte verteidigen lassen.4 Da er Wittichs Schrift durch die Vermittlung der Kuratoren der Universität Nijmegen 1 Nicht überzeugend ist die Notiz von Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 9, der darauf verweist, dass Maresius eigentlich für Wittichs Professur vorgesehen gewesen sei, so dass Wittichs Berufung aus der Konkurrenzsituation heraus den Streit weiter angeheizt habe. Die Berufung des Maresius ist wohl eher im Kontext des anticartesianischen Kurses nach 1672 zu verstehen. Um ein Erstarken der anticartesianischen Position innerhalb der Fakultät zu bewirken, hatte man zuerst Stephan le Moine (Stephanus le Moyne/Moynius; 1624–1689) berufen. Weil jedoch Willem III. von Oranje-Nassau (1650–1702) lieber den erfahrenen Maresius vor Ort gewusst hätte, wurde dieser 1673 zusätzlich berufen, ohne le Moine abzusagen. Maresius nahm an, starb jedoch, bevor er nach Leiden wechseln konnte. Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 56f. und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 333. Le Moine zögerte seinerseits die Annahme der Berufung aufgrund des procartesianischen Rufes der Leidener Fakultät bis 1676 heraus. Briefliche Zeugnisse zu der Auseinandersetzung zwischen le Moyne und dem Universitätskuratorium sind in den Beilagen von Molhuysen (1918) *239f.*242.*253f.*259–261 enthalten. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass ein fragwürdiges öffentliches Interesse für die theologische Fakultät durch die Berufung so uneiniger Theologen provoziert werden sollte. Vgl. Kapitel 2.14.1 (Ankunft in Leiden). 2 Samuel Maresius: INDICULUS Praecipuarum Controversiarum Theologicarum, quas D. Samueli Maresio, Insistenti receptis hactenus inter Reformatos sententiis, ultro movit Clarissimus D. Christ. Wittichius, Novae Theologiae Noviomagi, Professor Cartesianus Celeberrimus, tam in suis Reprehensionibus continuis per plures annos repetitis & dictatis ad illius Systema, quam in grandi suo opere nupero, illis propugnandis destinato, quod inscripsit Theologiam Pacificam. Praemittitur Judicium de eadem Theologia Eristico-Pacifica ad ejus PRAEFATIONEM. Groningae: Huysman 1671. 3 Maresius: Indiculus (1671) Deckblatt. 4 Die Namen der Respondenten sind überliefert: Wilhelm Velingius (Lebensdaten nicht ermittelt), Antonius Faber (Lebensdaten nicht ermittelt) und Jacobus Aelrichs (Lebensdaten nicht ermittelt). Vgl. Maresius: Indiculus (1671) 1–16: Pars Prior. Resp. Wilhelmo Velingio, Gelro; Quaestiones 1–120; 17–32: Pars Secunda. Resp. Antonio Fabre, Sylvaducensi; Quastiones 121–219; 33–52: Tertia Pars. Resp. Jacobo Aelrichs, Omlando; Quaestiones 220–344. Weitere neun Quaestiones sind in den Mantissa enthalten. Vgl. Maresius: Indiculus (1671) 53– 55.

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bereits vor ihrer offiziellen Veröffentlichung hatte zur Kenntnis nehmen können, konnte er die Antwort zügig publizieren. Seine Erwiderung hatte er in wenigen Wochen ausgearbeitet und veröffentlichte die Disputationen unter dem Titel „Kleiner Index“, Indiculus, im Mai 1671.5 Die Schrift bringt allerdings kaum neue Argumente in die Debatte. Der formale Rahmen der Disputationen ist von Maresius strikt beibehalten worden. Dementsprechend werden seine 353 Einwände gegen Wittich in offener Frageform präsentiert. Auf jede Frage folgen jeweils die Antworten von Wittich und Maresius zusammen mit einem entsprechenden Verweis auf deren Begründungen in ihren Schriften. Damit wird den zentralen Aussagen Wittichs jeweils ein entsprechender korrigierender Widerspruch durch Maresius gegenübergestellt. Für eine detailliertere Ausarbeitung hatte Maresius bei einer so schnellen Veröffentlichung vermutlich schlicht keine Zeit. Die thematische Bandbreite der Theologia pacifica von Philosophie und Theologie wird, mit eher theologischem Schwerpunkt, abgedeckt. Die Ordnung der Quaestiones orientiert sich an den Paragraphen der Theologia pacifica, die aufsteigend abgearbeitet werden, wobei sich jeweils zu den einzelnen Textstellen Wittichs ganz unterschiedliche Einwände ergeben.6 Angefügt an die drei Disputationen sind Corollaria in nahezu derselben Form wie der Haupttext7 sowie eine ausführliche Einleitung des Maresius, in der sich dieser insbesondere mit der Praefatio der Theologia pacifica auseinandersetzt. Hier nimmt Maresius nicht nur Stellung zum Karriereverlauf Wittichs unter der Perspektive des negativen Einflusses, den der Cartesianismus darauf genommen habe,8 sondern auch auf verschiedene 5 Maresius gibt in einem Brief vom 02./12. März darüber Auskunft, dass er bereits an einer Widerlegung der Theologia pacifica arbeite. Vgl. den Brief von Maresius an Johannes Zwinger vom 02./12. März 1671, abgedruckt bei Nauta, Maresius, 572. Das Vorwort zum Indiculus ist dann datiert auf den 01. Mai 1671. Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [xxvi]. 6 Die erste Disputation setzt bei einem Einwand zu §5 der Theologia pacifica an und behandelt Wittichs Aussagen bis zu (dem nach inhaltlichen Gesichtspunkten willkürlich gewählten) §194. Dessen Behandlung setzt dann die zweite Disputation fort und zwar bis zu §263. Die dritte Disputation fährt dann fort mit Quaestiones zu §264 bis §369. In den Mantissa lässt Maresius verschiedene ergänzende Positionen behandeln, die er aus Wittichs Vorwort entlehnt. 7 Vgl. Maresius: Indiculus (1671) 53–55: „Mantissa quaestionum ad praefationem T.P. (scil. Theologiam Pacificam)“. Die dort angefügten neuen Fragen sind bereits in die 353 Punkte gegen Wittich eingerechnet. Die Beantwortung der Fragen ist hier etwas ausführlicher als im Hauptteil. 8 Er verweist darauf, dass Wittich zusammen mit seinem Kommilitonen Clauberg die traditionelle Philosophie verworfen und sich ganz dem Cartesianismus hingegeben habe. Er schildert kurz die Probleme, die den beiden Gelehrten daraus in Herborn und Duisburg erwachsen waren und durch die Wittich zum ersten Mal von einer Synode kritisiert wurde. Danach geht er auf das Konfliktpotential der Dissertationes Duae ein, durch die die Autorität der Bibel der cartesio-kopernikanischen Lehre untergeordnet worden sei. Bei der Darstellung von Wittichs Wechsel nach Nijmegen schließlich verweist er auf weitere Kritik gegen Wittich von der Synode von Gelderland und Utrechter Gelehrten wie Andreas Essenius und Jacob du

Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius in Leiden

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Vorbemerkungen, die Wittich der Theologia pacifica in Bezug auf den Streitfall und sein Verhältnis zu Maresius vorangestellt hatte. Er formulierte in diesem Zusammenhang diverse neue Vorwürfe, die bereits in die Betrachtung der Theologia pacifica eingeflossen sind und hier keiner zweiten Erwähnung bedürfen.9 Im Rahmen des Indiculus wird deutlich, dass sich für Maresius durch seine Veröffentlichung von De abusu noch vor Wittichs Reaktion eine zweite Front aufgetan hatte. Die Schrift hatte, wie es für die Cartesianismusstreitigkeiten des 17. Jahrhunderts typisch war, wieder eine „polemische Kettenreaktion“10 entfesselt. Unter dem (von Maresius nie entschlüsselten) Pseudonym Petrus ab Andlo hatte der Utrechter Philosophieprofessor Regnerus van Mansfelt (1639– 1671), seinerseits Cartesianer und Mitglied des Collegie der Scavanten um Burman, Wolzogen und van Velthuysen, einen Specimen confutationis gegen die anticartesianische Streitschrift von Maresius veröffentlicht, der zu einem zusätzlichen Schlagabtausch führte.11 Ohne dass die daraus entstandene Diskussion im Einzelnen hier nachgezeichnet werden muss, wird deutlich, dass das cartesianische Netzwerk sich nicht nur schützend vor Wittich stellte, sondern auch sofort bereit war, auf seinen neuen Gegner zu reagieren. Wie im Pamphletenstreit begann das Netzwerk, seinen öffentlichen und akademischen Widerstand zu organisieren. Denn wie gezeigt wurde, war die Kritik von De abusu zwar gegen Wittich gerichtet, aber wurde mit dem Anspruch vertreten, die cartesianische Theologie insgesamt zu treffen. Van Mansfelt bemühte sich seinerseits nachzuweisen, dass viele Anschuldigungen des Maresius gegen Descartes und seine Anhänger zu Unrecht erhoben worden seien und oftmals auch auf einem unzureichenden Verständnis beruhten. Die Annotationen Wittichs lagen ihm allerdings nicht vor.12 Es folgten weitere Schriften von beiden Seiten, die im In-

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Bois. Wittichs Tätigkeiten beim Aufbau der Nijmegener Universität stellt er dar als den Versuch einer Neuordnung der Theologie unter cartesianischem Vorzeichen. Von seiner dortigen Arbeitet leitet er dann über zu der Kontroverse um die Nutzung seines Systema. Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [i–iii]. Die für den Streitfall zentralen Punkte sind bereits im Kapitel 2.13.3.2 (Maresius’ Darstellung) vorgestellt worden. Diese Einschätzung findet sich bei Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 370. Vgl. zu van Mansfelt den Artikel von Roberto Bordoli: Mansfelt, Regnerus van (1639–71). DSECDP 2 (2003) 672–674. Auf seinen zweiten Gegner geht Maresius beständig in der Praefatio des Indiculus ein. Vgl. Maresius: Indiculus (1671) Praefatio [iii–xxvi]. Vgl. ergänzend die zeitnahe Wahrnehmung der Debatte bei Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Andlo 1 (51740) 227 (Übersetzung bei Gottsched Band 1, 229). [Regnerus van Mansvelt, unter dem Pseudonym] Petrus ab Andlo: Specimen confutationis Dissertationis quam S. Maresius edidit de Abusu philosophiae cartesianae. Leiden: Doude 1670. Für die auf Pierre Bayle zurückgehende Identifizierung von van Mansfelt mit dem Autor des Pamphlets vgl. auch Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 370. Vgl. die Bemerkungen zu der Schrift bei Nauta, Maresius, 363 (mit der dortigen Anmer-

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diculus teilweise mitberücksichtigt werden, im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung vom Streitfall mit Wittich jedoch getrennt werden.13

kung 56), Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 370 und Israel, Radical Enlightenment, 210. 13 Maresius benötigte nur zwei Wochen für eine Gegendarstellung zum Specimen confutationis. Er verfasste Samuelis Maresii Vindiciae Dissertationis suae nuperae, De Abusu Philosophiae Cartesianae Surrepente In Rebus Theologicis Et Fidei: Oppositae ejus ineptissimae Confutationi, quae recens prodiit sub fictitio nomine Petri ab Andlo Batavi. Groningae: Everts, Groningae: Rossingh 1670. Noch einmal präzisierte Maresius hier die Stoßrichtung seiner Kritik: Nicht der Cartesianismus, sondern sein theologischer Missbrauch, wie er sich besonders in der Philosophia S.S. Interpres oder Spinozas Tractatus theologico-politicus manifestiert habe, werde von ihm abgelehnt. Den Cartesianismus akzeptiere er, solange er in den philosophischen Grenzen bleibe. Er bilde jedoch den intellektuellen Hintergrund häretischer Strömungen. Auch Petrus ab Andlo scheint Maresius durch seine Apologie philosophischer Freiheit dem Lager Spinozas nahezustehen. Vgl. Maresius (1935) 363f., Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 370 und Israel, Radical Enlightenment, 210f. Auf die Vindiciae verweist Maresius auch im Indiculus. Van Mansfelt antwortete mit Petri ab Andlo Batavi Animadversiones Ad Vindicias Dissertationis Qvam Samuel Maresius edidit de abusu Philosophiae Cartesianae. Lugduni Batavorum: Haro 1671. Trotz der Datierung auf dem Titelblatt wurde die Schrift wohl tatsächlich im Dezember 1670 gedruckt. Vgl. Nauta, Maresius, 364 (Anm. 61). Er bemüht sich in der Schrift vor allem um eine Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie, die einen Widerspruch von Vernunft- und Offenbarungswahrheit ausschließen soll, verteidigt dabei seine cartesianische Position und wehrt sich insbesondere gegen den Vorwurf, ein KryptoSpinozist zu sein. Vgl. Nauta, Maresius, 364 und Israel Radical Enlightenment, 211. Maresius reagierte mit seinem Samuelis Maresii Clypeus Orthodoxiae: sive Vindiciarum suarum priorum pro sua Dissertatione de Abusu Philosophiae Cartesianae in rebus Theologicis & fidei, oppositarum cujusdam personati Petri ab Andlo Batavi. Groningae: Everts 1671. Maresius spricht seinem Kontrahenten hier den reformierten Glauben ab: Seine Identität könne er nicht sicher aufdecken, aber Maresius siedelt ihn in demselben Kreis an wie den Autor der Philosophia S.S. Interpres und wundere sich auch nicht, wenn es sich bei Petrus um dieselbe Person handle. Maresius betont die Notwendigkeit, sich auch in der Philosophie der Heiligen Schrift unterzuordnen ohne auf der Grundlage des Cartesianismus neue Dogmen einführen zu wollen. Seine eigene Descartesauslegung nimmt er in Schutz und will die Beurteilung der Streitsache vertrauensvoll den reformierten Akademien und der Kirche überlassen. Des Weiteren warnt er vor den Gefahren des Spinoza für die Kirche, für die die Cartesianer blind zu sein schienen, da sie weiterhin die Autorität der Heiligen Schrift schwächten anstatt sie gegen Spinoza zu verteidigen. Vgl. Nauta, Maresius, 364. Die letzte Stellungnahme zu dem Streit stammt dann von van Mansfelt: Petri ab Andlo Batavi Specimina Bombomachiae Samuelis Maresii se defendentis Clypeo Orthodoxiae Ceu Vindiciis Vindiciarum Dissertationis De Abusu Philosophiae Cartesianae. Leiden: Lopez de Haro 1672.

Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius in Leiden

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2.15.2 Der Appendix zur Theologia pacifica Unabhängig von dem Eingreifen durch van Mansfelt hat Wittich selbst zum Indiculus Stellung bezogen. 1672 veröffentlichte er einen Appendix zur Theologia pacifica gegen die Schrift des Maresius. Dieser besteht aus zwei Teilen. Einleitend erfolgt eine sehr ausführliche Auseinandersetzung mit der Praefatio des Indiculus (§§1–52). Wittich setzt sich hier, der einleitenden Darstellung des Maresius Seite für Seite folgend, erneut mit der Streitsituation auseinander und präzisiert seine Position weiter. Neue Aspekte bringt er ebenso wenig in die Diskussion ein wie es Maresius getan hatte.14 Es zeigt sich deutlich, dass der Auseinandersetzung ihre kreativen und produktiven Impulse verloren gegangen sind. Wieder und wieder verteidigt sich Wittich gegen die wiederholten Vorwürfe der Streitverursachung, der Aufhebung der Anonymität des Streits und der unnötigen Einbeziehung der Öffentlichkeit (§§3.22.24–27.39) sowie gegen den Häresievorwurf (§§2.3.14.18.42), indem er einzelne Punkte des Indiculus abarbeitet.15 Maresius’ Schilderung der biographischen Entwicklung Wittichs bis hin zur Veröffentlichung der Theologia pacifica wird korrigiert (§§4–10). Neben der Rechtfertigung seines Vorgehens von der Abfassung der Systema-Annotationen an bringt Wittich wie zu erwarten auch eine Kritik am Indiculus (§3.14–16.52f.): Maresius spiele seine größere Autorität gegen Wittich aus. Problematischer Weise impliziere der Titel Indiculus einen theologischen Streit, obwohl der eigentliche Streitpunkt vor allem die Philosophie betreffe. Maresius vermehre künstlich die Uneinigkeiten, insbesondere durch eine Verdrehung des status controversiae in mehr als 200 seiner Quaestiones.16 Die Art und Weise, auf die Wittich von Maresius dargestellt werde, verhindere eine objektive Urteilsbildung der Leser. Niemand werde bei einem als Häretiker charakterisierten Autor überhaupt in dessen Schriften schauen, die aber von Maresius oftmals nur entstellt widergegeben seien. Eine echte Auseinandersetzung mit den Thesen Wittich fände gar nicht statt. Inhaltlich setzt sich Wittich mit dem bei Maresius sichtbaren Missverhältnis von Philosophie und Theologie (§§30.37), dem widersprüchlichen Descartesbild des Maresius (§§48f.), seiner Darstellung des Cartesianismusstreits (§§32f.38) und konkreten Vorwürfen gegenüber der cartesianisch geprägten Gotteslehre und Angelologie (§§43–47) auseinander. 14 Die wenigen relevanten Details zur Streitsituation sind bereits in die Besprechung der Theologia pacifica mit eingeflossen. Vgl. Kapitel 2.13 (Auseinandersetzung mit Samuel Maresius). Die Behandlung dieser und der weiteren Schriften des Streits mit Maresius kann aufgrund der wenigen neuen Ansätze an dieser Stelle relativ kurz abgehandelt werden. Auf eine detaillierte Kommentierung wird verzichtet. 15 Zentrales Argument bleibt vor allem die Notwendigkeit der Verteidigung gegen die unangebrachten und rufschädigenden Häresievorwürfe als Professor der Theologie (§§2f.). 16 Vgl. hierzu Wittich: Appendix (1672) §52,48f.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

In einem zweiten Teil äußert sich Wittich dann in Annotationen richtigstellend zu jeder der von Maresius und seinen Respondenten gestellten Quaestiones aus dem Indiculus und widmet abschließend auch den in den Mantissa aufgeworfenen Fragen jeweils einen Kommentar, so dass mit dem Appendix eine vollständige Widerlegung des Indiculus vorliegt.

2.15.3 Maresius’ Rede zur Neueröffnung der Universität Groningen und die Neuauflage des Systema Bewirkt hat Wittichs Appendix für die Entwicklung des weiteren Streitverlaufs nichts mehr. Maresius verzichtete zunächst auf eine Antwort, was möglicherweise durch die militärische Krise der Stadt Groningen 1672 mitbedingt war: Der Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen (1606–1678), versuchte die Stadt durch Belagerung und Artilleriebeschuss einzunehmen.17 Der Universitätsbetrieb kam zum Erliegen. Bei der Wiederaufnahme des Unterrichts hielt Maresius eine Rede „über den bestürzenden Zustand des Theologiestudiums in der Vereinigten Niederlanden“18, die er auch publizierte. Maresius diagnostiziert hier nicht nur die enge Verbindung von Theologie und Politik in den Niederlanden, sondern bringt auch seinen ungebrochen anticartesianischen Kurs zum Ausdruck. Denn er interpretiert den überstandenen Krieg als Strafe Gottes für die kirchenferne Republik unter de Witt und die Vernachlässigung der Orthodoxie durch Coccejus und die Cartesianer. In seiner Rede rechnet Maresius mit den coccejo-cartesianischen Kräften an den niederländischen Universitäten in umfassender Weise ab, indem er die Zustände an den wichtigsten Lehranstalten kritisiert.19 Dabei stellt er in üblicher Manier die Gefahren dar, die er aus dem Coccejo-Cartesianismus („Cartesiomania“) für Orthodoxie, Kirche und Lehre 17 Unter von Galen waren bereits zahlreiche Expeditionen gegen die Niederlande geführt worden. 1672 versuchte er im Bündnis mit Frankreich und dem Kurfürsten von Köln, Maximilian Heinrich von Bayern (1621–1688), niederländische Territorien zu erobern. Sein anfänglich erfolgreicher Vormarsch wurde vor Groningen gestoppt. Nach einem anfänglichen Rückzug erfolgte 1674 ein zweiter Versuch, die Stadt zu erobern. Auch dieses Mal scheiterte von Galen. 18 Vgl. die Veröffentlichung der Rede von Maresius: de afflicto statu (1672) und dazu auch Nauta, Maresius, 365, Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 290–294 und Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 372. Die Rede des Maresius wurde im Übrigen 1673 von Regnerus van Mansvelt, dieses Mal unter dem Pseudonym Daniel ab Andlo, der sich humorvoll als Sohn des alten Pseudonyms Petrus vorstellt, ausführlich widerlegt: Danielis ab Andlo Petri filij kate¯goros adelpho¯n elenchomanos; sive, Ad […] Samuelis Maresij Tractatum Brevem de Studio Theologico Notae Breves. Amstelaedami: Lambertius 1673. 19 Vgl. Maresius: de afflicto statu (1672) 1f. zu Deventer; 2f. zu Harderwijk; 3f. zu Nijmegen (mit direktem Bezug auf Wittich); 4 zu Utrecht und 4–6 zu Groningen, Franeker und Leiden.

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entstehen sieht.20 Insbesondere auf Wittich führt er neben einer problematischen Trinitäts- und Gnadenlehre die Vertretung eines heterodoxen doppelten Erkenntnisprinzips durch das Nebeneinander von Vernunft und Offenbarung zurück. Die Autorität der Bibel sieht er dadurch gefährdet. Wittich erweise sich ihm als Wegbereiter der Philosophia S.S. Interpres Lodewijk Meyers.21 Seine systematische, nach den niederländischen Universitäten gegliederte Kritik macht deutlich, dass er sich des Einflusses des cartesianischen Netzwerkes bewusst war.22 Maresius gibt damit trotz seiner polemischen Stoßrichtung einen profunden Zustandsbericht über den Einfluss des Cartesianismus an den niederländischen Universitäten. Burman gilt ihm als Speerspitze des Collegie der Scavanten in Utrecht, gleichsam die Akropolis und das Kapitol des Cartesianismus.23 Von Utrecht erstrecke sich, insbesondere auch aufgrund der Arbeit von van Velthuysen, ein Netzwerk über die niederländischen Universitäten. Der von Maresius behauptete Kausalzusammenhang zwischen Kriegsgefahr und Cartesianismusstreit begründet seine Ablehnung jedweder Toleranz gegenüber den Neuerern.24 Insbesondere Friedrich Spanheim Junior gilt Maresius als Vorkämpfer der Orthodoxie, der sich als Professor in Leiden von cartesianischen Theologen umgeben sehen müsse. Gegen die Bedrohung der Kirche durch diese entwickelt er dann im letzten Teil seiner Rede eine Reihe von Strategien und Reformvorschlägen.25 Als eine unmittelbare Reaktion auf den Appendix Wittichs ist die Rede aufgrund ihres umfassenden und allgemeineren Charakters nicht zu bewerten. Eine solche bleibt aus. Stattdessen bringt Maresius dann 1673 die bereits erwähnte Neuauflage des Systema heraus,26 das nun eine eigens verfasste Kommentierung enthält, die sich in zahlreichen Punkten explizit gegen Coccejus, die cartesiani20 Maresius kontrastiert dazu zunächst anhand problematischer Thesen der Cartesianer den Cartesianismusstreit mit seiner früheren Auseinandersetzung mit Voetius. Vgl. Maresius: De statu afflicto (1672) 7–9 (Zitat auf S.3). Dann stellt er die theologischen Neuerungen des Coccejus den philosophischen Neuerungen der Cartesianer gegenüber und kennzeichnet deren heterodoxe Lehren als widersprüchlich zur Dordrechter Synode. Dabei bezieht er sich insbesondere auf Wittich als Vertreter einer cartesianischen Theologie. Vgl. Maresius: De statu afflicto (1672) 10–15. 21 Maresius sieht die heterodoxen Hauptthesen der Philosophia S.S. Interpres bereits in den Dissertationes Duae vorbereitet. Vgl. Maresius: De statu afflicto (1672) 12f., bes. 13: „Unde natus liber impius de Philosophia interprete Scripturae, cui D. Wittichius praeluserat suo libello, de abusu Scripturae in rebus Philosophicis […]“. Vgl. auch Maresius: De statu afflicto (1672) 3. 22 Vgl. bes. Maresius: De statu afflicto (1672) 17f. Vgl. dazu auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 290–292. 23 Vgl. Maresius: De statu afflicto (1672) 17. 24 Vgl. bes. Maresius: De statu afflicto (1672) 19–22. 25 Vgl. bes. Maresius: De statu afflicto (1672) 22–36. 26 Vgl. Kapitel 2.13.3.2 (Maresius’ Darstellung) und Kapitel 2.14.2.2 (Lehrbuchfrage).

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

sche Theologie und natürlich insbesondere Wittich richtet und noch im selben Jahr eine Revision erfährt.27 Das nach wie vor viel gelesene und weit verbreitete Lehrbuch wurde von Maresius damit unmittelbar gegen die cartesianische Theologie ausgerichtet. Seine Benutzung für einen cartesianischen Theologieunterricht wurde dadurch problematisch. Die sehr umfangreichen Annotationen des Maresius erschließt der Autor selbst durch einen „Syllabus Novarum quorundam Opinionum, quae in Annotationibus Systematis & ad illius necessariam defensionem reutantur“.28 220 Thesen werden dort – sortiert nach den Loci des Systema – den jeweiligen Annotationen zugewiesen, in denen sie widerlegt werden.29

2.15.4 Der Tod des Maresius: Neuauflage und Apologie der Theologia pacifica Mit dem Abschluss des Systema-Kommentars zog Maresius einen vorläufigen Schlussstrich unter den Streit mit Wittich. Es war sein letztes großes Werk, denn am 18. Mai 1673 starb der bedeutende Theologe. Zu einer unmittelbaren und zeitnahen Antwort Wittichs ist es nicht gekommen. Das mag verschiedene Gründe gehabt haben. Zum einen war Wittich aufgrund des Todes seines alten Lehrers klar, dass er mit einer Antwort das letzte Wort haben würde und es wäre schwierig gewesen, in dieser Situation eine respektvolle und zugleich überzeugende Antwort zu schreiben. Zudem reichten die von Maresius verfassten Systema-Annotationen weit über den Streit mit Wittich oder den Coccejo-Cartesianern insgesamt hinaus, während eine direkte Antwort auf den Appendix von Maresius gar nicht abgefasst war. Schließlich starb im selben Jahr wie Maresius auch die Ehefrau Wittichs,30 so dass ihn auch seine persönliche Situation an einer sofortigen Reaktion gehindert haben mochte. Statt einer Gegenschrift brachte Wittich nach einer gewissen Ruhephase 1675 eine zweite Auflage der Theologia pacifica und des Appendix in einem Band heraus. Obwohl Wittich nach dem Tod seines Kontrahenten auf die Veröffentlichung weiteren Materials gegen Maresius zunächst also verzichtete, begann er nichtsdestoweniger mit der Arbeit an der Abfassung eines ausführlichen Gegenent27 Samuel Maresius: Systema Theologicum cum Annotationibus.: Samuelis Maresii, S.S. Th. Doct. ejusdemque Profess. Prim. in Acad. Provinciali Ill. & PP. Ord. Groningae & Omlandiae,. Summa Privilegii; datiert: Nonis Aprilis 1673. Groningae: Spinneker, 1673. Vgl. für den bibliographischen Nachweis der achten Auflage des Systema Nauta, Maresius, 12f. 28 Vgl. Maresius: Systema (71673) Syllabus, 1047–1057. 29 Bei weitem nicht alle Thesen sind explizit gegen Cartesianismus, cartesianische Theologie oder Wittich gerichtet. Insbesondere in Bezug auf Vernunft- und Philosophieverhältnis der Theologie und in Erkenntnisfragen greift Maresius diese Positionen aber durchaus auf. Vgl. Maresius: Systema (71673) Syllabus 1047f. (zu Locus 1 und 2). 30 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 23.

Höhepunkt und Abschluss des Streits mit Maresius in Leiden

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wurfs. Diese sog. Theologia pacifica defensa wurde von Wittich zu Lebzeiten nie veröffentlicht, da er das sehr umfangreiche Projekt nicht zu Ende bringen konnte.31 Wittich hat über den Zeitraum einer Dekade hinaus daran gearbeitet. Dieses Engagement straft seinen an anderer Stelle zum Ausdruck gebrachten Gleichmut gegenüber Anfeindungen Lügen.32 Ausgehend von der ursprünglichen Theologia pacifica findet sich in dieser Schrift eine an den grundlegenden Thesen ihrer 21 Kapitel orientierte Apologie der Schrift unter ausführlicher Berücksichtigung der Annotationen des Maresius. Die Theologia pacifica und das mit Annotationen versehene Systema, zwei an sich schon sehr umfangreiche Schriften, so in einen Dialog zu bringen, war ein aufwendiges Unterfangen. Die Arbeit an der Theologia pacifica defensa hat Wittich dementsprechend bis zu seinem Tode beschäftigt.33 Sie wurde auf testamentarischen Wunsch Wittichs posthum von seinem Bruder Tobias 1689 herausgegeben, wobei die Bearbeitung von Wittichs Texten, wie bereits beim Hebräerbriefkommentar, seine Schüler, besonders Willem Anslaer, vorgenommen haben.34 Die Theologia pacifica defensa führt damit die von Wittichs Schülern besorgte Herausgabe seiner posthumen Schriften an. Gemäß der Gliederung der Theologia pacifica wird auch in ihrer Verteidigung zwischen dem philosophischen (Kap. 1–16) und dem theologischen (Kap. 17–21) Schwerpunktteil differenziert. Die Unterteilung der Schrift ist hier nun deutlicher herausgehoben: Innerhalb des Textes unterscheidet Wittich zwischen pars prior und pars altera und grenzt letzteren durch eine Zwischenüberschrift zusätzlich deutlich ab. Die Kapitel des ersten Teils sind wie in der Theologia pacifica mit einer umfangreichen Synopse eingeleitet. Diese fehlt innerhalb des theologischen Teils (Kap. 17–21), dessen Kapitel aber deutlich umfangreicher sind. Thematisch folgt Wittich überall dem von den Kapiteln der Theologia pacifica vorgegebenen roten Faden, so dass grundsätzlich dieselbe Gliederung vorliegt. Diese wird jedoch teilweise verfeinert, indem in einigen Kapiteln verschiedene sectiones gebildet werden. Innerhalb der einzelnen Kapitel finden sich über den Bestand der 31 Christoph Wittich: Christoph. Wittichii Theologia Pacifica Defensa: In Qua Theologiae Pacificae Capita, quae Celeberrimus Samuel Maresius In Annotationibus ad Systematis sui Theologici editionem novam impugnavit, singula vindicantur, & veritates non paucae aliae istis affines eruuntur atque illustrantur. Amstelaedami: Wolters 1689. 32 So schreibt er in der Praefatio zu seinem Römerbriefkommentar 1685, dass er seit der Veröffentlichung der Theologia pacifica mit ihrem Appendix so verfahren sei, dass er Kritiker geflissentlich ignoriere, die nur aus Schmähsucht und mit dem Ziel der Wortverdrehung gegen ihn schrieben. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xvii]. 33 Vgl. Wittich: Theologia pacifica defensa (1689) Praefatio [v]. 34 Vgl. Wittich: Theologia pacifica defensa (1689) Praefatio [v] und Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii]. Vgl. zur Veröffentlichung der Theologia pacifica defensa auch Savini, Publication de L’Anti-Spinoza, 80f. und Cuno, Art. Wittich, Christoph. ADB 43 (1898) 634.

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Theologia pacifica weit hinausführend, dem apologetischen Ansatz der Schrift gemäß jeweils Auseinandersetzungen mit Angriffen, Kritikpunkten oder Thesen des Maresius im Kontext der Theologia pacifica, die von Wittich besprochen und anhand zahlreicher Zitate entfaltet werden. Wittich bietet hier einen coccejocartesianischen Kommentar zum Systema – und damit eine aktualisierte Version seiner ursprünglichen Annotationen im Rückblick auf den gesamten Streitverlauf – und der Theologia pacifica.35 Wittich war mit der Theologia pacifica defensa bis zu seinem Lebensende offenbar fast fertig geworden. Möglicherweise fehlen die Synopsen der theologischen Kapitel, weil er dort eine Ordnung, Kürzung und Bündelung des Materials nicht mehr hatte vornehmen können. Insgesamt scheint die Schrift aber einheitlich und abgeschlossen zu sein und konnte dementsprechend auch relativ schnell nach seinem Tod herausgegeben werden. Bizer, der Wittichs Stil insgesamt sehr kritisch gegenübersteht, betont die „ermüdende Breite“ des Werkes.36 Trotz der grundsätzlichen Wiederholung zahlreicher Argumente sind nichtsdestoweniger Passagen für die weitere Ausgestaltung und inhaltliche Fundierung der Position der cartesianischen Theologie durchaus weiterführend. Insbesondere die Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie wurde von Maresius weiterhin kritisiert und musste von Wittich verfeinert werden. Als problematisch erweisen sich dabei z. B. die Frage der Beurteilung der Trinitätslehre, die nach Wittich allein in den theologischen Bereich gehöre, nach Maresius jedoch auch philosophisch herzuleiten sei, die Widerspruchsfreiheit von Offenbarungs- und Vernunfterkenntnis und die Beurteilung ihrer jeweiligen Gewissheit. Wittichs cartesianische Anthropologie muss er gegen Einwände des Maresius verteidigen, die dieser anhand des Glaubensbegriffes festmacht: Da Wittich den Glauben mit dem Willen verbinde, kann Maresius hier einen Pelagianismusvorwurf erheben und auch die rechtfertigungstheologischen Konsequenzen problematisieren. Auch Punkte des Coccejanismus werden wie bereits in der Theologia pacifica vorbereitet, weiter diskutiert.37 Insofern bündelt sich der gesamte Streit von 1670–1673 in dieser späten Veröffentlichung. Aufgrund der Materialfülle gestaltet sich eine systematische Auswertung allerdings als schwierig. Die Theologia pacifica defensa wird daher im Folgenden nur ergänzend herangezogen. 35 Eine ausführliche Darstellung der Theologia pacifica defensa kann an dieser Stelle nicht erfolgen. Sie bringt wenig Neues gegenüber der Theologia pacifica. Eine kurze Darstellung der Position Wittichs auf der Grundlage dieser Schrift bietet Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 349–357. 36 Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 349. 37 Vgl. mit aufschlussreichen Stellen insgesamt die Darstellung von Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 349–357. Er rekonstruiert Wittichs Theologie zu großen Teilen aus der Theologia pacifica denfensa und vor dem Hintergrund der aktuellen Vorwürfe des Maresius.

Das Krisenjahr 1676: die Entlassung des Abraham Heidanus

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2.16 Das Krisenjahr 1676: die Entlassung des Abraham Heidanus Die anticartesianischen Tendenzen an der Universität von Leiden nahmen seit dem Tod von Johan de Witt beständig zu und kulminierten 1676 in einer Resolution des Universitätskuratoriums, die von Christoph Wittich und Abraham Heidanus zusammen mit ihrem Kollegen von der philosophischen Fakultät, Burchard de Volder (1643–1709)1 vergeblich bekämpft wurden. Der Widerstand der Cartesianer endete mit der Absetzung von Heidanus und einem Verbot cartesianischer Lehrsätze.

2.16.1 Die Vorgeschichte: procartesianische Tendenzen in Leiden vor 1672 Nachdem Wittich die Universität Leiden 1648 nach Abschluss seiner Studien verlassen hatte, kam es zu einer Reihe von zentralen Ereignissen des Cartesianismusstreits. Als Zentrum des cartesianischen Netzwerkes und eine der renommiertesten niederländischen Universitäten überhaupt kam Leiden eine richtungsweisende Vorbildfunktion in der akademischen Welt zu. Kurz verwiesen sei hier auf die wichtigsten Stationen der Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus nach Wittichs Weggang: Die 1650er Jahre waren bestimmt durch die Duldung cartesianischen Unterrichts trotz des grundsätzlichen Verbots und der 1651 im Kontext von Wittichs Unterricht in Herborn ergangenen Absage an den Cartesianismus in einem entsprechenden Gutachten.2 Cartesianer wurden dabei auf unproblematische Weise zu Professoren berufen, so auch Wittichs Lehrer Johannes de Raey (1653). Als dieser 1654 seinen procartesianischen Clavis Philosophiae den Leidener Universitätskuratoren widmete, nahmen diese seine 1 Vgl. zu de Volder Gerhard Berthold Wiesenfeldt: Volder, Burchard de (1643–1709). DSECDP 2 (2003) 1041–1044. Vgl. auch Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 54–57.346–348 u. ö.: Der gebürtige Amsterdamer de Volder hatte zwischen 1659 und 1664 Philosophie und Medizin in Utrecht und Leiden studiert. Nach einer Tätigkeit als Arzt in Amsterdam wurde er 1670 Philosophieprofessor in Leiden. Bis zum Leidener Krisenjahr 1676 hatte er sich als ein überzeugter Vertreter des Cartesianismus gezeigt. Er hielt eine rational fundierte Metaphysik für ein notwendiges Medium zur Verteidigung des christlichen Glaubens und setze sich für eine Trennung von Theologie und Naturphilosophie anhand von der cartesianischen Unterscheidung von res cogitans und res extensa ein. Nach 1676 beschäftigte er sich vor allem mit Naturphilosophie und Mathematik und wurde gegen Ende seines Lebens durchaus kritischer gegenüber Descartes’ Naturphilosophie. Seine Veröffentlichungen stammen fast ausschließlich aus dem unmittelbaren Kontext seiner universitären Tätigkeit, umfassen also vor allem Disputationen und Reden. De Volder unternahm den Versuch, auf der Grundlage der cartesischen Gottesbeweise den Atheismus zu widerlegen. Vgl. dazu Barth, Atheismus und Orthodoxie, 210–213. 2 Vgl. Kapitel 2.6.2.5 (Die niederländischen Gutachten und das Cartesianismusverbot von Herborn).

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Widmung zunächst dankbar an, bestanden dann aber nachträglich darauf, den Namen Descartes von der Titelseite bei allen noch nicht verkauften Exemplaren zu streichen.3 Diese widersprüchliche Haltung zum Cartesianismus innerhalb der Universität Leiden kam dann um so deutlicher im Rahmen der bereits geschilderten Entstehung des anticartesianischen Dekrets der Synode von Südholland 1656 zum Ausdruck, das am 08. Januar 1657 für die Leidener Professoren verbindlich durchgesetzt worden war. Ein Kompromiss zwischen pro- und anticartesianischen Kräften führte zu einer offiziellen Einschränkung der Unterweisung in der philosophia Cartesiana bei gleichzeitiger Betonung der libertas philosophandi. Der bleibende Interpretationsspielraum des Dekrets führte de facto jedoch weder zu wesentlichen Änderungen noch zu einer eindeutigen Lehrverurteilung des Cartesianismus.4 Bis zum Sturz de Witts blieb der Cartesianismusstreit dann für die Universität Leiden relativ folgenlos, wenngleich verschiedene Streitherde sich an anderen Universitäten ergaben, wie z. B. Wittichs bereits besprochene Auseinandersetzung mit der Synode von Gelderland.5 In den 1660er Jahren lässt sich eine Dominanz procartesianischer Strömungen in Leiden beobachten. Bis 1672 war kontinuierlich und trotz anhaltender Widerstände eine stabile cartesianische Position in Leiden etabliert, mit den Professoren Coccejus und Heidanus war die theologische Fakultät mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber der cartesianischen Theologie.6

2.16.2 Der anticartesianische Einfluss in Leiden von 1672–1676 Nach dem Umsturz gegen die Republik von de Witt wurde Willem III. von Oranje Stadhouder der Niederlande. Durch das neue politische Klima avancierte der bekennende Gegner der Coccejo-Cartesianer Friedrich von Spanheim zum einflussreichsten Theologen in Leiden. Während vor 1672 eine ausgewogene Berufungspolitik vorgeherrscht hatte, sollten nun nur noch konservative Theologen nach Leiden kommen.7 Viel Frust hatte sich bei den Voetianern unter der Re-

3 Vgl. auch Israel, Dutch Republic, 891. Johannes de Raey: Clavis philosophiae naturalis: seu introductio ad naturae contemplationem, Aristotelico-Cartesiana. Lugd. Batavor.: Elsevier 1654. 4 So lautete auch die Deutung der Resolution von Wittich: Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxiii–xxv]. Vgl. Kapitel 2.8.7.3 (Von der Synode von Südholland zur Resolution der Staaten von Holland). 5 Vgl. Kapitel 2.12.1 (Synode von Gelderland). Vgl. auch Israel, Dutch Republic, 894–896. 6 Vgl. auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 321. Dies zeigte z. B. auch die Parteinahme für Jacob Alting in seiner Auseinandersetzung mit Samuel Maresius. Vgl. Kapitel 2.13.2.2 (Ursache zwei: Beziehung zu Coccejus). 7 Vgl. Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 75. Vgl. für den Zusammenhang von de Witts

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gierung de Witts angestaut: Gerade durch die Toleranzpolitik auch in kirchlicher Hinsicht waren maßgebliche Interessen der Voetianer zurückgestellt worden.8 Nun hatte sich das Blatt gewendet.9 Während die unter Druck geratenen Cartesianer sich vor allem gegen die radikalen Rationalisten abgrenzen mussten, machte Spanheim seinen neuen Einfluss geltend. Unter der von ihm getragenen Politik breitete sich die anticartesianische Stimmung innerhalb von knapp vier Jahren so weit aus, dass es im Januar 1676 zu einer erneuten Lehrverurteilung coccejo-cartesianischer Thesen kam, in deren Folge Heidanus seinen Hut nehmen musste.10 Die Leidener Kuratoren hatten sich vor 1672 eher als Unterstützer des Cartesianismus erwiesen, wechselten aber unter kirchlichem Druck nun ihren Kurs ebenfalls.11 Die Wiederaufnahme des Cartesianismusstreits erfolgte zunächst 1673 zwischen Spanheim und Theodor Craanen, auf dessen Versetzung auf eine medizinische Professur aufgrund seines cartesianischen Unterrichts bereits hingewiesen worden ist.12 Spanheim provozierte seine cartesianischen Kollegen, indem er am 10. Juni 1673 in einer Disputation die folgende These verteidigen lies: „Dubitare quocumque modo de Dei existentia nec pium nec honestum esse.“13 Darauf reagierte nun Theodor Craanen durch eine am 01. Juli öffentlich angeschlagene Ankündigung der Verteidigung einiger exercitationes physicae, an die er ein Corollarium anfügte, das auf die These Spanheims kritischen Bezug nahm und diese als wahrheitsfeindliche Beleidigung darstellte. Spanheim, der zu dieser Zeit auch das Rektorat innehatte, wendete sich aufgrund des Tones der Anklage an die Kuratoren und zeigte die Beleidigung am 14. August unter Verweis auf die Leidener Resolution von 1656 an, die bislang immer im Sinne der Toleranz und

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Tod und dem Anticartesianismus an der Universität Leiden auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 394f. Bündig beschrieben wird die Situation der Voetianer von McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 323–331, der herausstellt, dass die Verbreitung von Veröffentlichung wie der Philosophia S.S. Interpres, von Hobbes’ Leviathan oder des Tractatus Theologico-Politicus dem procartesianischen Toleranzkurs der Republik angelastet wurden. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 332–334 betont allerdings, dass der politische Wechsel die Hoffnung der voetianischen Kräfte insgesamt nicht erfüllte: Innerhalb der politischen Institutionen blieben die personellen Änderungen weit hinter den Erwartungen der Voetianer zurück. Allerdings stieg der Einfluss der Kirche auf den akademischen Bereich stark an. Die Toleranz der Republik wurde eingeschränkt, Forderungen der Synoden z. B. nach der Indizierung radikaler Schriften wurde nachgegeben. Das wirkte sich insgesamt auch auf das Klima an den Universitäten aus, was sich z. B. an der Berufungspolitik zeigte. Ausführlich geschildert wird diese Entwicklung von Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 93–119. Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 100f. und McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 333f. Vgl. Kapitel 2.14.1 (Ankunft in Leiden). Zitiert nach Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 93.

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libertas philosophandi von den Kuratoren ausgelegt worden war.14 Diese forderte ja vor allem die Trennung von Philosophie und Theologie ein und Craanen hatte sich als Philosophieprofessor gegen eine theologische Disputation geäußert. Craanen wiederum rechtfertigte seine Ausführungen als Verteidigung gegen einen Angriff auf (den namentlich nicht genannten) Descartes durch Spanheim. Er verwies ebenso auf die Resolution von 1656, in der es hieß, dass derartige Konflikte innerhalb des Professorenkollegiums zu klären seien und die Anzeige bei den Kuratoren daher einen Verstoß darstelle. Nichtsdestoweniger folgten die Kuratoren in einem Beschluss vom 28. August Spanheims Darstellung: Craanen habe die Grenzen der Philosophie mit dem Corollarium übertreten und gegen die Resolution von 1656 verstoßen, deren Gültigkeit noch einmal ausdrücklich in Erinnerung gerufen wurde. Darüber hinaus sei er bereits zu Beginn des Jahres ermahnt worden, sich in seinem Logik- und Metaphysikunterricht streng an dem aristotelisch geprägten Franco Burgersdijk (1580–1635) zu orientieren und nicht an Descartes. Craanen bezahlte für seine Haltung mit der Karriere: Am 01. Dezember 1673 wurde ihm eine Medizinische Professur zugewiesen, da er unter den gegebenen Bedingungen in Leiden für die Philosophie nicht mehr passend sei. Zugleich setzte man ihn als Subregent des Statencollege ab. Sein Nachfolger jedoch, Gerhard de Vries (1648–1705)15, bekam zu spüren, dass zwar die Leidener Autoritäten sich wieder der auch von ihm selbst vertretenen aristotelischen Lehre zugewendet hatten, dass die Studentenschaft jedoch nach wie vor für den Cartesianismus begeistert war und diese Grundeinstellung offensichtlich noch immer von zahlreichen Leidener Professoren und Kuratoren gebilligt oder gar gutgeheißen wurde.16 Als de Vries aufgrund der ihm entgegenschlagenden Sympathie für den Cartesianismus bereits Mitte 1674 wieder ging, sah sich das Kuratorium gezwungen, im Juni 1674 einen neuen Beschluss zu fassen, der noch einmal ausdrücklich die Vermischung von Philosophie und Theologie verbot. An die Theologieprofessoren erging darüber hinaus die persönliche Mahnung, Frieden zu wahren. Während Heidanus und Wittich dies versprachen, bekundete ihr Kontrahent Spanheim, dass die fortlaufende cartesianische Lehre seinen eigenen Unterricht untergrabe. Auch die Philosophie14 Vgl. auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 334f. 15 Vgl. zu diesem van Bunge, Art. VRIES, Gerard de (1648–1705). DCECDP 2 (2003) 1052–1055. 16 Vgl. dazu insgesamt Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 93–95. Gerhard de Vries wurde als Vertreter des scholastischen Aristotelismus von den Studenten mitunter so massiv boykottiert, dass der Senat mit Sanktionen drohen musste. Nichtsdestoweniger verließ de Vries bereits 1674 Leiden und wechselte nach Utrecht, weil er die fortgesetzte Missbilligung durch procartesianische Studenten nicht mehr dulden wollte. Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 95f. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 335–338 bestätigt ebenso das anhaltende procartesianische Klima in Leiden, auch am Beispiel der Widerstände gegen Antonius Hulsius (1615–1685), der seit 1668 Subregent des Staten-Collegie war und eine Hebräischprofessur innehatte.

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professoren und schließlich auch Craanen wurden abgemahnt, letzterer insbesondere deshalb, weil man in ihm einen Mitverursacher des Wechsels von de Vries vermutete. Ihm wurde die Beschäftigung mit der Philosophie noch einmal explizit verboten.17 Auch in der Folgezeit macht sich trotz der offiziellen Kursänderung besonders innerhalb der Studentenschaft eine ungebrochene procartesianische Gesinnung bemerkbar. Man bemühte sich um die Berufung zusätzlicher descarteskritischer Professoren, diese wiederum schreckten vor einem Lehrauftrag in Leiden mitunter zurück. Dies bezeugt das lange Zögern von Stephan Le Moine (Stephanus le Moyne/Moynius; 1624–1689), der bereits 1672 für eine ergänzende theologische Professur vorgesehen war, aber erst 1676, also in dem Jahr, in dem man in Leiden mit den neuen Lehrverboten und der Absetzung von Heidanus ein Zeichen setzte, seine Berufung annahm. Die ‚schädlichen Neuheiten‘ des Cartesianismus waren seit 1673 zudem unter verstärkter Beobachtung der reformierten Kirche von Zeeland. Leidens Professoren und allen voran Wittich und Heidanus18 gerieten zunehmend in Verruf. Die classis von Zuid-Beveland wendete sich zunächst in einem Schreiben vom 05. September 1673 an die classis von Walcheren und berichtete von heterodoxen Lehren, die der Theologie Schaden zufügten. Dabei berief sie sich u. a. auf Teile von Wittichs Akkommodationslehre, der cartesianischen Physik und cartesianisch-theologischen Thesen aus dem Bereich der Gotteslehre und Angelologie. Neben Descartes wurde explizit Wittich als Urheber dieser Lehren genannt. Studenten aus dem Einflussgebiet der classes solle untersagt werden, bei Wittich Unterricht zu nehmen.19 1675 trafen Briefe der classis von Zuid-Beveland und der classis von Walcheren bei den Leidener Kuratoren ein, die Besorgnis über die Verhältnisse an der Universität zum Ausdruck brachten und zu einer Orientierung an der bewährten Orthodoxie und zu Abstand von anstößigen Neuheiten mahnten.20 Durch den Druck der Synode von Nordholland und der classes 17 Vgl. die zentrale Quelle der Vorgänge bei Molhuysen (1918) 290–294 und den Bericht von Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 96f. 18 Auch wenn Heidanus noch keine explizit cartesianischen Publikationen herausgebracht hatte, verbreiteten sich Gerüchte über seinen Unterricht durch die Studenten. Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 124. Sein Corpus theologiae christianae erschien zwar erst posthum, war aber bereits in Vorarbeiten die Grundlage seines Unterrichts und insofern waren seine dogmatischen Ansichten allgemein bekannt. Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 52. Gegen Cramer betont Goudriaan, Rezeption des cartesischen Gottesgedankens, 196 zu Recht, dass der Cartesianismus durchaus in der Theologie des Heidanus spürbar gewesen ist. 19 Vgl. zu dem Schreiben Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 123–125, Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 39 und Israel, Dutch Republic, 897f. Der Brief der classis wurde publik und in weiteren Schreiben hitzig diskutiert. Vgl. dazu Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 125–128. 20 Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 99f. Die classis von Walcheren schrieb am

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wurden die Leidener Kuratoren in die Verantwortung genommen, resolut gegen die Cartesianer vorzugehen, nachdem die vorherigen Maßregelungen und selbst das relativ harte Vorgehen gegen Craanen sich als fruchtlos erwiesen hatten. Denn die Studenten wurden durch Lehrer wie Heidanus und Wittich oder auch den Philosophieprofessor de Volder in ihrer procartesianischen Einstellung immer wieder bestärkt. Voetianische Pfarrer hatten massiv in den kirchlichen Gremien protestiert. Man sah sich daher zu einem größeren Schlag gegen die Coccejo-Cartesianer gezwungen. Die Kirche wusste, dass, solange Leute wie Wittich auf Lehrstühlen in Leiden saßen, einzelne Strafaktionen und Synodenbeschlüsse nicht viel bewirkten und hatte mit den Briefen von 1675 die Kuratoren der Universität zum Handeln genötigt.21 Bereits zuvor waren die Kuratoren gegen einzelne Studenten und Dozenten, die allzu sehr cartesianisch gesonnen waren und zur Unterdrückung peripatetischer Lehre beitrugen, vorgegangen. Der Geulincx-Schüler und Hörer von Theodor Craanen Cornelius Bontekoe (ca. 1644–1685) wurde im Januar 1675 von Disputationen ausgeschlossen. Als sich der kirchliche Druck dann verschärfte folgte am 18. Dezember 1675 Bontekoes Ausschluss vom Kollegbetrieb und weiteren Universitätsveranstaltungen.22 Gleichzeitig wurde dem Universitätslehrer Johannes Swartenhengst (ca. 1644–?) aufgrund der Förderung cartesianischer Thesen ein Lehrverbot erteilt.23 Es wurde bekanntgegeben, dass die Kuratoren von einer cartesianischen Verschwörung Kenntnis bekommen hätten,

16. Dezember 1675, die classis von Zuid-Beveland am 19. Dezember 1675. Die Dokumente sind in den Beilagen von Molhuysen (1918) *254–258 abgedruckt. 21 Vgl. dazu insgesamt McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 338–342. McGahagan betont, dass nur der Druck der Synoden überhaupt die Kuratoren bewegt hatte, aktiv gegen den Cartesianismus vorzugehen. Die Synode von Nordholland hatte 1674 durchgesetzt, dass Veröffentlichungen mit theologischem Bezug grundsätzlich auf die Billigung der zuständigen classes angewiesen sein sollten. Dies geschah mit besonderem Blick auf die Leidener Universität und wurde von der staatlichen Obrigkeit mitgetragen. Die 1675 erfolgten Aussagen der classes von Zuid-Beveland und Walcheren gegen Wittich waren die Folge. 22 Vgl. zu Bontekoe van Ruler, Art. Bontekoe, Cornelis (c. 1644–1685). DSECDP 1 (2003) 128– 132. 23 Vgl. zu diesem van Ruler, Art. Swartenhengst, Johannes (c. 1644–?). DSECDP 2 (2003) 963f. Swartenhengst stammte wie Bontekoe aus Alkmaar. Beide hatten Arnold Geulincx (1624– 1669) gehört und vertraten (wie auch Wittich und Clauberg) einen okkasionalistisch geprägten Cartesianismus. Beiden wurde vorgeworfen, sich in ungebührlicher Weise für den Cartesianismus eingesetzt zu haben. Sie scheinen im Rahmen von Disputationen Studentenkrawalle provoziert oder zumindest gebilligt zu haben. Vgl. zu den Vorfällen insgesamt Dibon, Philosophieunterricht in den Niederlanden, 58 und Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 372 mit Verweis auf Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 224 und van Ruler, Art. Bontekoe, Cornelis (c. 1644–1685). DSECDP 1 (2003) 129. Vgl. schließlich McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 341f.

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die sich explizit gegen die alte Resolution von 1656 wende; diese wurde nun zum ersten Mal wieder gegen den Cartesianismus angewendet.24 Nachdem man von dem Gravamen der classis von Zuid-Beveland offiziell am 11. November 1675 Kenntnis genommen hatte, beauftragten die Kuratoren am 25. November die konservativen Professoren Spanheim und Antonius Hulsius (1615–1685: Rektor des Statencollege seit 1668 und extraordinierter Professor für biblische Sprachen)25 mit der Zusammenstellung der anstoßerregendsten Thesen der Cartesianer, die sie überwiegend aus deren Schriften sammelten.26

2.16.3 Die anticartesianische Resolution von 1676 Die Leidener Vertreter der traditionellen Orthodoxie gingen bei der Erstellung ihrer Liste heterodoxer Thesen so eifrig zu Werke, dass den Kuratoren das Ergebnis viel zu umfangreich wurde. In Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern von Leiden verabschiedeten die Kuratoren schließlich am 07. Januar 1676 eine Resolution, in der sie eine Auswahl von 23 Thesen, die ihrer Meinung nicht mit der Dordrechter Orthodoxie und der Heiligen Schrift vereinbar seien, verurteilten.27 Die ersten sieben Thesen berühren zentrale Punkte der coccejanischen Föderaltheologie, insbesondere die Frage nach dem Vorbehalt des Heils für die Menschen nach dem AT. Die anderen Thesen gehören insgesamt in den Bereich dezidiert cartesianischer Theologie. So bezog sich These acht auf die clara et distincta perceptio als Richtschnur in Glaubensangelegenheiten. Mit ihr verurteilten die Kuratoren die Anwendung der cartesianischen Erkenntnislehre auf die Theologie. Die neunte These richtet sich unmittelbar gegen Wittichs Akkommodationstheorie; sie besagt: Scripturam loqui secundum erronea vulgi praejudicia. Es folgten Lehrverurteilungen aus dem Bereich der Gotteslehre (These 24 Vgl. McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 342f. Vgl. auch Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 396, der auf ein entsprechendes Bekenntnis der Universität zur kirchlichen Autorität und der Geltung des Aristotelismus im Dezember 1675 verweist. 25 Vgl. zu diesem überzeugten Kritiker des Cartesianismus und Coccejanismus Eekhof, De theologische faculteit te Leiden, 59f. und die Anm. 17 bei van Asselt, Cocceius AntiScholasticus?, 283f. 26 Vgl. für eine Untersuchung der zugrundeliegenden Quellen dieser Zusammenstellung Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 128–138. Vgl. auch die Senatsprotokolle bei Molhuysen (1918), bes. 312f. Vgl. zu den Vorgängen insgesamt McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 338–343. Vgl. auch den kurzen Bericht von Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 58–61. 27 Vgl. die 23 Thesen z. B. bei Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 102f. Molhuysen (1918) 317f. und in englischer Übersetzung bei McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 344f. Vgl. die Analyse von Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 396– 401.

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zehn und 19) und Angelologie (These elf). Des Weiteren werden Elemente der cartesianischen Naturphilosophie abgelehnt, so die Vorstellung vom Mond als einem der Erde vergleichbaren Planet (These 13), die Hypothese einer sukzessiven Weltentstehung (These 14) und die unendliche Ausdehnung des Kosmos (These 15). Auch die anthropologischen Vorstellungen der Cartesianer, so die Beschreibung der Seele als reines Denken (These 16 und 17) und die Willenslehre (insbesondere die Willensfreiheit in These 18 und die Entstehung des Irrtums im Willen in These 20) werden berücksichtigt. Der Erkenntnisoptimismus der Cartesianer, durch ihre Methode den Irrtum meiden zu können, wird ebenso infrage gestellt (These 20) wie die Lehre vom radikalen Zweifel (in Bezug auf Gott und alle Dinge; These 21) und der eingeborenen Idee von Gott (These 22). Die cartesianische Epistemologie, die sich nicht zuletzt auch in Wittichs Werken in aller Deutlichkeit wiederfinden lässt, wird damit insgesamt infrage gestellt. Auch die Abwehr eines Philosophieverständnisses im Sinne des Neostoizismus (These zwölf) und des radikalen Rationalismus eines Lodewijk Meyer (These 23) ist in dem Katalog enthalten.28 Die Resolution wurde zunächst an de Witts Nachfolger, Ratspensionär Gaspar Fagel (1634–1688) gesendet, der zwei Thesen über den Glauben der Erzväter (These zwei und drei) und die These 13 über den Mond streichen lies.29 Die korrigierte Fassung wurde Fagel dann wiederum zugesendet.30 In dem Begleit28 Neben These 23 lassen sich auch die Thesen acht, neun, zwölf und 22 im Kontext der Philosophia S.S. Interpres verstehen. Vgl. dazu Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 398. 29 Wobei These zwei bei Molhuysen (1918) 320 noch geführt wird, nicht mehr jedoch in der veröffentlichten Resolution. 30 Vgl. die endgültig verabschiedeten Thesen z. B. im Anhang von Heidanus: Consideratien (1676) 148 in lateinischer und niederländischer Sprache. Eine Abschrift der lateinischen Fassung befindet sich im Anhang der vorliegenden Untersuchung. Hier sind sie in deutscher Übersetzung wiedergegeben: 1. Die Väter des Alten Testaments wurden nicht mit wahrhaftigen und dauernden Gütern vor dem Ende der Zeit geschmückt und das Heil selbst wurde ihnen persönlich nicht wirklich offenbart.(Ursprünglich 2: Sie hatten den Geist der Knechtschaft. Sie befanden sich immer in ängstlicher Unruhe und Furcht, weil sie für ihre eigenen Sünden noch nicht gerechtfertigt waren.)(Ursprünglich 3: Sie hatten Glauben ohne Zuversicht.) 2. Sie konnten kein ruhiges Gewissen haben. 3. Der Heilige Geist hat in ihnen selbst keine Effekte bewirkt, die Gott gleichsam in der Rolle als Vater oder ihnen selbst gleichsam in der Rolle als Söhnen würdig gewesen wären. 4. Ihr ganzes Leben hindurch waren sie der Herrschaft des Teufels und der Angst vor dem Tod verfallen. 5. Allein der Dekalog war Gnadenbund im Alten Testament, das Hineinschreiben des Gesetzes in die Herzen der Glaubenden aber gehört nicht zu den Gütern des Alten Testaments. 6. In Glaubensangelegenheiten ist die klare und deutliche Erkenntnis Norm und Richtschnur der Wahrheit. 7. Die Schrift spricht gemäß der irrtumsbehafteten Vorurteile des Volkes.

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schreiben baten die Kuratoren diese Resolution dem Prinzen von Oranien vorzulegen. Gleichzeitig kündigten sie die Berufung neuer Professoren an, die ihren Kurs stützen würden. So war Hulsius, der sich bereits um die Entstehung der Resolution verdient gemacht hatte, nun für eine ordentliche theologische Professur vorgesehen und der anticartesianische Wilhelm Wilhelmius (1631–1677)31 sollte einen Lehrstuhl für Philosophie erhalten. Am 15. Januar 1676 antwortete der Prinz wohlwollend und beförderte die Durchsetzung der Pläne der Kuratoren, am 17. Januar wurde die Resolution dann auf einer Sondersitzung des Senats verabschiedet.32 Die Kuratoren und die Bürgermeister der Stadt Leiden bringen darin ihren Unmut darüber zum Ausdruck, dass seit einigen Jahren innerhalb der Universität Positionen im Umlauf seien, die ihren Formulierungen nach nicht in den Bekenntnissen und Symbolen der Orthodoxie zu finden seien. Diese Abweichung von den üblichen Formulierungen brächte keinen Erkenntnisgewinn, so dass man sich zu ihrem Verbot in Leidener Lehrveranstaltungen, Publikationen und Disputationen entschlossen habe.33 Diese Positionen fassten Sie dann in den 20 Thesen zusammen. Im Anschluss an die Thesen verweist die Resolution ausdrücklich auf die Erneuerung des grundsätzlich anticartesianischen Votums der Universität Leiden. Die Auseinandersetzung mit „der Metaphysik“ von Descartes sei nunmehr grundsätzlich innerhalb der Universität 8. Die Allgegenwart Gottes ist der wirkmächtigste Wille Gottes, durch den er alles aufrechterhält und lenkt. Sie muss erklärt werden durch das Wirken, durch das er etwas außerhalb seiner hervorbringt. 9. Engel können an getrennten Orten gegenwärtig sein und an diesen gleichzeitigt wirken. 10. Jede Philosophie berührt die Religion nicht und das höchste Gut des Menschen ist ein Geist, der mit seinem Schicksal zufrieden ist.(Ursprünglich 13: Der Mond ist unserer Erde ähnlich und es ist sehr wahrscheinlich, dass auf ihm Menschen leben) 11. Der Kosmos ist entstanden nach bestimmten Prinzipien wie aus Samen. 12. Dieser ist seiner Ausdehnung nach unendlich, so dass es unmöglich ist, dass mehrere Kosmen existieren. 13. Die Seele des Menschen ist nichts außer Denken und der Mensch kann, auch wenn sie entfernt worden ist, noch leben und sich bewegen. 14. Die Natur des Menschen wird durch nichts bestimmt außer durch Denken. 15. Der Wille des Menschen ist absolut frei und nicht determiniert und in Bezug auf seine Gegenstände ebenso unendlich wie es der Wille Gottes ist. 16. Gott kann täuschen, wenn er will. 17. Wir haben eine Fähigkeit, durch die wir es vermeiden können, dass wir uns jemals irren. Der Irrtum aber existiert nur im Willen. 18. Man muss über alle Dinge zweifeln, auch über die Existenz Gottes, und zwar muss man so zweifeln, dass man sie für falsch hält. 19. Die Menschen haben eine adäquate Idee über Gott. 20. Die Philosophie ist die Deuterin der Heiligen Schrift. 31 Vgl. zu diesem Bosma, Art. Wilhelmius, Wilhelmus (1631–1677). DSECDP 2 (2003) 1080– 1082. 32 Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 103f. 33 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 147.

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verboten. Ein offenes oder heimliches Zuwiderhandeln gegen die Resolution solle mit Ausschluss aus der Universität geahndet werden. Den cartesianisch gesonnenen Professoren drohte die Amtsenthebung.34 Bei der Betrachtung der Thesen fällt auf, wie viele zentrale Aspekte von Coccejanismus und Cartesianismus abgedeckt und welche Bereiche gemieden wurden: Weder wagte man sich z. B. an die Sabbatfrage, in deren Zusammenhang seit 1658 Heidanus Gegenposition zu den Voetianern bezogen hatte,35 noch griff man das mechanistische Weltbild, die Frage der substantiellen Formen oder den Kopernikanismus an.36 Das Jahr 1676 erweist sich als Klimax der anticartesianischen Großoffensive an der Universität Leiden.37 Es wurde nicht nur die Resolution verabschiedet, sondern es kamen zugleich drei nichtcartesianische Professoren an die Hochschule: Hulsius und Wilhelmi wurden berufen und aufgrund der so offensichtlichen Politik der Kuratoren sah auch le Moyne nun keinen Grund mehr seine Berufung weiter hinauszuzögern.

2.16.4 Die cartesianische Antwort: Consideratien von Heidanus, de Volder und Wittich Die Cartesianer der Universität Leiden setzten sich in einem ausführlichen Gegenentwurf von der Resolution ab. Dass man damit in Anbetracht der bildungspolitischen Lage ein großes Risiko einging, war den Autoren Heidanus, Wittich und de Volder bewusst. Wohl in Abwägung dieses Risikos entschieden sich die Leidener Cartesianer, nur den Namen des ohnehin kurz vor der Emeritierung stehenden Heidanus auf das Titelblatt zu setzen. Für die Verantwortung der Veröffentlichung verlor er in der Tat vorzeitig seine Professur.

34 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 150. Vgl. für einen Abdruck des Originaldokuments der Resolution Otterspeer, Leidse universiteit 1673–1775, 60. Vgl. auch die Wiedergabe der Resolution und die Dokumentierung ihrer Entstehung in den Quellen bei Molhuysen (1918) 316–321. 35 Vgl. zum Sabbatstreit, in welchem Heidanus mit Coccejus betont hatte, dass die Sabbatruhe zu dem von Christus aufgehobenen Zeremonialgesetz gehöre und aus ihr nicht die Praxis der Sonntagsheiligung abgeleitet werden dürfe, einführend Faulenbach, Art. Coccejus, Johannes (1603–1669). TRE 8 (1981) 135–137 und Beck, Voetius, 95. Eine ausführliche Darstellung des Sabbatstreits bieten Visser, sabbatsstrijd und Steenblok, Voetius en de Sabbat. 36 Vgl. dazu ausführlich McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 347–351. 37 Vgl. auch Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 59.

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2.16.4.1 Die Entstehung der Consideratien Die Resolution fand Verbreitung durch öffentliche Aushänge und eine in zahlreichen Exemplaren verkaufte Druckpublikation. Dieser Traktat mit dem Titel Extract uyt de Resolutien, Van de Curateuren over de Universiteyt en Burgermeesteren der Stadt Leyden, genomen tegen de schadelijcke Nieuvvigheden bespricht jede der verurteilten Thesen und weist ihre Urheber und Vertreter anhand von Zitaten aus den jeweiligen Veröffentlichungen nach.38 Dabei betonen die Autoren der Resolution ausdrücklich, dass es ihnen nicht darum gehe, die hinter den Thesen stehende Gesinnung und Aussageabsicht ihrer Vertreter zu behandeln, sondern deren bloßen Wortlaut. So wurde gerechtfertigt, dass viele Nachweise der Thesen in den Schriften der cartesianischen Theologen nur gelingen konnten, indem man den Kontext der Zitate unberücksichtigt ließ und sie verkürzt wiedergab. Descartes, Coccejus und Wittich sind die wichtigsten Gewährsleute für die geächteten Thesen.39 Infolge des Extract kam es zu einer Debatte, die sich in Pamphleten niederschlug.40 Die Leidener Cartesianer reagierten mit einer ausführlichen Stellungnahme, die Christoph Wittich, Burcherus de Volder und Abraham Heidanus gemeinsam abgefasst haben und die dann – wohl aus taktischen Gründen, denn Heidanus stand kurz vor der Emeritierung und hatte damit weniger zu verlieren als seine jüngeren Kollegen41 – von Heidanus herausgegeben wurde. Eine anonyme Publikation bot sich in Anbetracht der unmittelbaren Betroffenheit der Leidener Cartesianer nicht an. Auch wenn Heidanus’ Name das Deckblatt ziert, wird seine Mitarbeit in der Forschung als relativ gering bewertet. Der zweite Teil 38 Kuratoren der Universität Leiden: Extract uyt de Resolutien, Van de Curateuren over de Universiteyt en Burgermeesteren der Stadt Leyden, genomen tegen de schadelijcke Nieuvvigheden. Den 16. Ianuary, Anno 1676. Met Aenwysinge van d’Auteuren, Boecken, Pagien, ende eygene Woorden, gestelt in’t Latyn, en in Duytsch vertaelt; in ende by de welcke de verbodene Positien syn te vinden. Abgedruckt im von Heidanus: Consideratien (1676) 145– 170. 39 In der Tat lassen sich die 20 Thesen zumindest oberflächlich nach den Autoren gliedern, denen sie zugeordnet werden. Die Thesen eins bis fünf werden, wie ihre föderaltheologische Prägung andeutet, Coccejus zugeschrieben. Die Thesen sechs bis neun stehen im Kontext von Wittichs Theologia pacifica, insbesondere in Bezug auf die Verhältnisbestimmung von Rationalität und Hermeneutik. These zehn wird einer Disputation von Craanen zu entlehnen versucht. Die Thesen elf bis 15 stehen mit der cartesischen Naturphilosophie und Anthropologie in Verbindung und werden vor allem Descartes, mitunter aber auch Wittich zugeschrieben. Der letzte Block der Thesen steht (mit Ausnahme von These 16) insgesamt im Kontext des Erkenntnisoptimismus der rationalistischer Philosophie. Die Thesen werden mit Wolzogen und der Descartesrezeption von Wittich aber auch der radikalen Rationalisten, besonders dem Autor der Philosophia S.S. Interpres, in Verbindung gebracht. 40 Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 105 und Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 373. Vgl. zudem Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 138–145 für einen detaillierteren Bericht. 41 Vgl. auch Kapitel 2.16.4.4 (Analyse und Wirkung der Consideratien).

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der Arbeit stehe ganz unter dem Einfluss Wittichs und de Volders, während Heidanus Autor der Einführung sei.42 Diese Consideratien over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de Universiteyt binnen Leyden43 behaupteten die verleumderischen Absichten der Resolution und zeigten auf, inwiefern die Absichten der Autoren der verurteilten Thesen verfälscht worden seien. Heidanus machte sich so zum Sprachrohr gegen die neue Politik der Kuratoren. Mit der Veröffentlichung auf Niederländisch stellten die Cartesianer heraus, dass sie sich nicht nur an die akademischen, sondern ebenso an die breiteren kirchlichen Kreise wendeten.44 Die Consideratien erregten dementsprechend sofort großes Aufsehen; die erste Auflage war bereits nach zehn Tagen vergriffen, für das Jahr 1676 lassen sich bereits drei Auflagen, für 1678 eine lateinische Übersetzung nachweisen.45 Die Consideratien lassen sich in zwei Hauptteile gliedern. Sie beginnen mit einer ausführlichen Stellungnahme zu der Entstehung und den Umständen der Resolution der Universität und bespricht diese detailliert.46 Im zweiten Teil der Schrift wird jede der in der Resolution verurteilten 20 Thesen ausführlich kommentiert und verteidigt.47 42 Im Folgenden wird nichtsdestoweniger der Einfachheit halber Heidanus als Autor genannt, die Mitarbeit von Wittich und de Volder aber vorausgesetzt. Die einzelnen Partien den drei Mitarbeitern zielsicher zuzuordnen ist schwerlich möglich. Zu der Autorenfrage der Schrift vgl. vor allem Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 52f. Vgl. auch Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 350 (Schriftenverzeichnis Nr. 447): Man kann davon ausgehen, dass lediglich das Vorwort von Heidanus stamme, während die Auseinandersetzung mit den 20 Thesen allein von Wittich und de Volder verfasst worden sei. So urteilen auch Goudriaan, Rezeption des cartesischen Gottesgedankens, 178 und De Angelis, Melanchthon in der Frühaufklärung, 170 und Anthropologien, 319. 43 Abraham Heidanus: Abrahami Heidani Consideratien, over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de universiteyt binnen Leyden. Leyden: Doude 1676. 44 Eine versierte Darstellung des Argumentationsganges der Consideratien und eine ausführliche Besprechung bietet Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, auf der Basis des niederländischen Textes. Vgl. auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 344–374 für eine inhaltliche Analyse der Lehrverurteilungen durch die Kuratoren und für eine kurze Übersicht Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 49–52. Eine aktuelle und aufschlussreiche Darstellung der Schrift bieten schließlich Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 394–401 (mit Schwerpunkt auf die Bezüge zur Philosophia S.S. Interpres) und De Angelis, Anthropologien, 318–325. 45 Abraham Heidanus: Abrahami Heidani S.S. Th. D. ac Prof. & Ecclesiastae Leidensis Considerationes Ad res quasdam nuper gestas in Academia Lugduno-Batava: Cum triplici Appendice, cuius seriem sequens pagina exhibet; Libellus perutilis, nec minus hoc tempore necessarius. … Hamburgi: Groote 1678. Vgl. für die weiteren Auflagen das Quellenverzeichnis. 46 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 1–48 bzw. Heidanus: Considerationes (1678) 1–56. 47 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 49–144 bzw. Heidanus: Considerationes (1678) 57–168. Die Schrift wurde zudem mit einigen Anhängen herausgegeben. So beinhaltet die Ausgabe von 1676 einen Auszug aus der Leidener Resolution und zudem eine Übersicht über die Autoren, bei denen die verurteilten Thesen zu finden seien. Die lateinische Ausgabe von 1678 gibt dies (ggf. in lateinischer Übersetzung) ebenso wieder, darüber hinaus sind weitere An-

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2.16.4.2 Die Auseinandersetzung mit dem Text der Resolution – Der erste Hauptteil der Consideratien Heidanus betont einleitend die Überraschung, die die strenge Resolution bei ihm und seinen Gesinnungsgenossen ausgelöst habe, nachdem sie sich in den letzten zwei Jahren gerade um eine Vermeidung anstößiger Lehren in Unterricht und Disputationen bemüht hätten. So hatte man es 1674 von den Professoren auch gefordert. Er bekundet seine Bindung an die Orthodoxie. Heidanus spricht grundsätzlich in der ersten Person Plural, und zwar in der Absicht zu verdeutlichen, dass seine Kollegen die von ihm ausgesprochenen Meinungen teilen. 2.16.4.2.1 Abwehr allgemeiner Vorwürfe der Resolution Heidanus geht im Folgenden die Aussagen der Resolution Schritt für Schritt durch und widerlegt die darin enthaltenen Vorwürfe. Dabei widerlegt er die Bemerkungen der Kuratoren zunächst und führt sie schließlich ad absurdum. Es kommt ihm zugute, dass sie mitunter zu vorsichtig und unspezifisch formuliert sind. Er bringt zum Ausdruck, dass es unerheblich sei, wenn problematische Thesen „im Umlauf“ seien („zijn geventileerd“), wie die Kuratoren diagnostiziert hatten, solange sie nicht Gegenstand der eigentlichen universitären Lehre seien.48 Dann erklärt er, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass die kritisierten akademischen Positionen nicht wortwörtlich mit den Formulierungen der Bekenntnisschriften übereinstimmten. In ihrer Kürze erhöben diese gar nicht den Anspruch, all das zu enthalten, was für die theologische Lehre von Belang ist. Viel zentraler sei eine überzeugende Bezugnahme auf Inhalte und Formulierungen der Heiligen Schrift.49 Verbunden mit der Verurteilung der 20 Thesen war auch das Verbot „de Metyphysica“ von Descartes im Unterricht zu sprechen. Es wurde der Vorwurf erhoben, damit schädliche Neuheiten einzutragen. Heidanus zweifelt nicht nur die argumentative Grundlage des Verbotes, sondern auch die Autorität der Kuratoren und Bürgermeister an, als weltliche Amtsträger ein solches Urteil über theologische Fachfragen zu fällen und in der gebotenen Form durchzusetzen. Dies sei eigentlich eine kirchliche Angelegenheit und als solche von Pfarrern und Theologieprofessoren zu entscheiden.50 hänge beigefügt. So finden sich ein apologetisches Additamentum, eine Verteidigung des Heidanus vor dem Hintergrund einer Übersicht über die den Cartesianismusstreit betreffenden Synodenbeschlüsse von Holland und Westfriesland und eine Darstellung über die Reaktion des Senats auf die Veröffentlichung der Consideratien. 48 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 4. 49 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 5f. Auch gegen die Unterstellung des fehlenden Erkenntnisgewinns innerhalb der neuen Theologie setzt er sich ab. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 8–10. 50 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 10–13.

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Heidanus geht dann dazu über, zunächst formal die Festlegung der verbotenen 20 Thesen zu kritisieren: Das Vorgehen, aus verschiedenen Schriften bestimmter Autoren Aussagen zu entnehmen, um sie verallgemeinert den Leidener Gelehrten zum Vorwurf zu machen, hält er für problematisch. Die Leidener Professoren fühlten sich zudem nicht an einzelne Personen wie Descartes gebunden, sondern gemäß dem bekannten Topos von der amicitia veritatis an die Wahrheit.51 Ohne einen klaren Kontext und größere Transparenz sei die Lehrverurteilung unhaltbar. Die Unterstellung, dass die 20 Thesen in dem Sinne, den die Gegner der Cartesianer mit ihrer Resolution suggeriert haben, in Leiden gelehrt worden seien, leugnet Heidanus.52 Die Thesen böten zudem auch nichts essentiell Neues. Die zum Ausdruck gebrachten Vorwürfe seien bereits diskutiert und in Leiden geklärt worden. Nun werde eine bereits erledigte Debatte von offizieller Seite unnötigerweise neu aufgerollt.53 Dem in der Resolution erhobenen Vorwurf, diese Thesen in der Universität zu verbreiten, seien kein Gespräch und keine Ermahnung vorausgegangen. Den Coccejo-Cartesianern werde schlicht unterstellt, dass sie diese Thesen selbst vertreten und gelehrt hätten.54 Danach wendet Heidanus sich den grundsätzlichen inhaltlichen Kritikpunkten der Resolution zu. Den Vorwurf der Vermischung von Theologie und Philosophie spitzt er auf das Vorurteil der Gegner zu, die Lehren von Coccejus und Descartes seien ineinander verwoben, wobei sich die Philosophie zur ‚Herrin‘ über die Theologie aufgeschwungen habe. Dem stellt er die von den Cartesianern propagierte Position von der ausdrücklichen Trennung der beiden Fakultäten gegenüber und betont die Gefahr ihrer Vermischung innerhalb der aristotelischscholastischen Theologie des Katholizismus. Ähnlich wie Wittich in der Theologia pacifica verweist er aber auch auf den Nutzen der Philosophie für die Theologie.55 Formelhaft folgert er im Rückgriff auf Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494): „Veritatem Philosophia quaerit, Theologia invenit, Religio

51 Vgl. auch De Angelis, Melanchthon in der Frühaufklärung, 171f. und Anthropologien, 321, die das im Cartesianismus verbreitete Diktum im Kontext der Melanchthonrezeption in den Niederlanden sieht. Vgl. zu diesem Topos Danneberg, Säkularisierung in den Wissenschaften, 144–177. 52 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 13f. Er parallelisiert die Verleumdungen mit ähnlichen Vorfällen der Theologiegeschichte, wie z. B. die von Aegidius Hunnius (1550–1603) gegen Calvin vorgebrachte Unterstellung, einer Widerlegung der Trinität den Weg geebnet zu haben. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 14f. 53 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 15f. 54 Heidanus stellt die Aburteilung ohne Anhörung durch einen Vergleich mit dem Vorgehen der Jesuiten gegen den Jansenismus bloß. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 16f. 55 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 17–19. Heidanus bespricht hier die in der Forschung viel diskutierte Verflechtung von Coccejanismus und Cartesianismus aus seiner Perspektive und sieht die Verbindung als sehr lose an. Aber gerade in der geforderten Trennung von Philosophie treffe man sich. Vgl. dazu McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 365f.

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possidet“56. Die Meinungsverschiedenheiten mit seinen Gegnern bestimmt Heidanus als legitim, da durch die cartesianische Position die Bekenntnisschriften und die Bibel nicht infrage gestellt seien. Meinungsverschiedenheiten und Diskurs dienten vielmehr der Wahrheitssuche, wobei Einheit und Friede dabei zu wahren seien.57 In anderen Fällen, z. B. bei der Frage nach dem von der Dordrechter Synode eigentlich abgelehnten Supralapsarismus, sei es jedoch offenbar unproblematisch, durchaus auch abweichende Positionen als orthodox gelten zu lassen.58 Hier stellt sich dann für Heidanus und seine Kollegen die Frage nach der Ursache für die sophistisch anmutenden Versuche, gerade sie anhand von 20 Thesen als Ketzer abzustempeln, zumal diese oftmals verdreht worden und aus dem Zusammenhang gerissen seien und somit gar nicht ihre eigentliche Position widerspiegelten.59 Heidanus stellt den 20 gegen Cartesianer und Coccejaner gemeinsam vorgebrachten Positionen die viel umfangreicheren Angriffe der Vergangenheit gegenüber, von denen die 353 Wittich von Maresius vorgeworfenen häretischen Aussagen nur ein Beispiel sind. Davon hätten weniger als die Hälfte überhaupt einen theologischen Bezug, während der Rest philosophischen Inhalts sei.60 Heidanus wendet sich der Ächtung der Metaphysik des Descartes zu und bemerkt zunächst spöttisch, dass seines Wissens gar keine „Metaphysik“ von Descartes existiere, als hätten die Kuratoren damit einen Werktitel gemeint,61 sondern nur einige Meditationen, in denen einige Themenkomplexe aus dem Bereich der Metaphysik verhandelt würden, die ihrerseits von großer Relevanz für Philosophie und Theologie seien, wie z. B. die Frage nach Gottes Existenz und der Differenzierung von Körper und Seele. Heidanus ironisiert das Verbot, indem er fragt, ob diese Themen grundsätzlich nicht mehr an der Leidener Universität verhandelt werden sollen. Wenn andererseits lediglich nicht mehr nach Descartes’ Methode darüber gehandelt werden dürfe, dann beraube man sich der bestmöglichen Weise dies zu tun.62 56 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 18. 57 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 19–21. Für Meinungsverschiedenheiten bei gleichzeitigem respektvollem Umgang und Wahrung des kirchlichen Friedens gibt Heidanus dann zahlreiche Beispiele. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 21–23. 58 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 23. 59 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 23f. 60 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 24f. 61 Dieses peinliche Missverständnis sieht auch McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 345. Fraglich bleibt jedoch, ob eine solche offenkundige Ignoranz zu der grundsätzlich procartesianischen Haltung der Kuratoren passt, die sich vor der Verstärkung des kirchlichen Drucks auch nach 1672 in Leiden beobachten lässt. Der Text der Resolution ist nicht eindeutig. Heidanus mag einfach eine unsaubere Formulierung zur Bloßstellung der Gegner nutzen wollen. 62 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 25f. Heidanus parallelisiert die Widerstände gegen Descartes mit der Geschichte des Aristotelismus und Ramismus in Paris: Phasen der Re-

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2.16.4.2.2 Die persönliche Ebene der Vorwürfe Heidanus sieht sich zudem genötigt, eine persönliche Verteidigung anzufügen. Er selbst habe sich immer ruhig verhalten und vielleicht ziele die Resolution gar nicht gegen ihn, so dass man meinen könnte, er hätte auch nun besser schweigen sollen, aber durch die erhebliche Verbreitung der Resolution habe er sich zum Handeln gezwungen gefühlt. Er sei als Anhänger von Descartes und Coccejus hinlänglich bekannt und ein Zusammenhang zwischen seiner Person und der Resolution sei daher für viele eine logische Konsequenz. So habe man ihm nahegelegt, dass eine Verteidigung gegen die 20 Thesen notwendig sei, wenn er nicht für einen der Autoren gehalten werden wolle, aus deren Werken die Thesen entnommen seien. Heidanus erinnert an seine Freundschaft mit Descartes und Coccejus, die eigentlichen Autoren, auf die sich die Thesen bezögen, ausdrücklich und lobt die beiden Gelehrten. Zuerst zeigt er sich über die überall verbreitete schlechte und auf Unkenntnis beruhende Beurteilung der Schriften von Descartes empört. Heidanus bekennt sich ausdrücklich und offen zum Cartesianismus als Quelle der Wahrheit und lehnt den scholastischen Aristotelismus ab. Auch die 20 Thesen der Resolution brächten den Cartesianismus bei ihm nicht in Verruf.63 Die Verurteilung coccejanischer Thesen stellt Heidanus als Verrat an einem Glaubensbruder dar. Coccejus, der offensichtlich ein orthodoxer Theologe gewesen ist, werde nun nach seinem Tod durch sophistische Zitierung seiner Werke zu einem Ketzer erklärt. Hier sieht Heidanus es als seine Pflicht an, seinem verstorbenen Freund beizustehen.64 Nach Descartes und Coccejus wendet sich Heidanus der Verteidigung Wittichs zu, aus dessen Werk man sich ebenso bei der Formulierung der Thesen bedient hatte. Dieser Umstand war womöglich einer der Gründe, warum sich die Cartesianer durch Heidanus als ihren Sprecher zu Wort meldeten, der seine coccejo-cartesianische Dogmatik nicht veröffentlicht hatte und damit nicht so zeption und der Ablehnung wechselten sich ab. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 26f. Heidanus beklagt, dass die Resolution ein generelles Verbot der Abweichung von allen als richtig anerkannten Prinzipien beinhalte. Diese unbestimmte Formulierung mache die Leidener Cartesianer letztlich völlig abhängig vom Gutdünken ihrer einflussreichen Gegnerschaft, die nach Bedarf Lehraussagen ächten könnten. Eigentlich müsse aber die Bibel das Kriterium sein, an dem vertretene Thesen gemessen werden. Die Aufstellung der 20 geächteten Thesen ohne Anhörung und in ihrer autoritären Form erinnere Heidanus an die Inquisition. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 27f. Dem entsprechend wundert er sich über das harte Vorgehen der Kuratoren, bei Zuwiderhandlungen gegen ihr Dekret Amtsenthebung anzudrohen, zumal die Lehre der Leidener Theologen ihrer Meinung nach in Übereinstimmung mit der Bibel steht. Heidanus betont, dass es sich hier um eine Maßnahme direkt gegen sie handle: Die implizierte Anklage, mag sie auch haltlos sein, genüge seinen Gegnern. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 28f. 63 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 29–31. Das Bekenntnis zu Descartes findet sich auf S.30f. 64 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 31–33.

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angreifbar war.65 Heidanus bringt auch offen zum Ausdruck, dass augenscheinlich Wittich weit eher als er selbst das Ziel der Resolution gewesen sein dürfte, beschwört aber die Gemeinschaft mit dem Kollegen und Freund im Angesicht der gemeinsamen Gefahr und rechtfertigt die Abfassung der Apologie damit. Er lobt Wittichs Schriftkenntnis und Wahrheitsliebe und lässt keinen Zweifel an seiner orthodoxen Gesinnung. Wittich wird geschildert als unermüdlicher, fleißiger Theologe und Lehrer, dessen Weggang für die Universität und die Studentenschaft ein großer Verlust wäre.66 Heidanus kommt schließlich auf sich selbst zu sprechen. Er verweist auf sein hohes Alter, das ihm langjährige Erfahrungen im Dienst der wahren Lehre ermöglicht habe und ihm nun freimütig zu sprechen erlaube. Er nennt auch die Anfeindungen, die er z. B. im Rahmen der Cartesianismusstreitigkeiten oder des Sabbatstreits erlebt und mit Gottes Hilfe und auf der Grundlage seiner guten Ausbildung überstanden habe. Heidanus begegnet vor diesem Hintergrund und mit dem Verweis auf seine dem Dienst an der Kirche verpflichteten Familie dem Vorwurf, dass er nun am Ende seines Lebens schädliche Neuerungen in die Kirche einbringe. Er leugnet noch einmal, die 20 Thesen in der präsentierten Form in Kirche oder Universität vertreten zu haben und versichert dasselbe auch für Wittich.67 Dass eine derartige Resolution ohne Anhörung der Coccejo-Cartesianer, die seine jetzige Stellungnahme wohl unnötig gemacht hätte, verabschiedet wurde, bedauert er. Die Motivation der Ankläger hält er hingegen für sehr fraglich. Er sieht in ihnen nicht die Verteidiger der kirchlichen Lehre, sondern vielmehr Leute, die sich auf einem üblichen Weg nicht durchsetzen könnten und nun den Staat bemühten und nicht scheuten, den Ruf von Descartes oder Coccejus für ihre Sache zu ruinieren.68 2.16.4.2.3 Schlusswort des ersten Hauptteils Heidanus widerspricht abschließend ausdrücklich den allgemeinen Vorwürfen gegen die Coccejo-Cartesianer, sie seien Sozianer, Remonstranten oder Atheisten sowie grundsätzlich Feinde des Hauses von Oranje. Er führt jeweils eine kritische Auseinandersetzung mit den einzelnen häretischen Positionen, ausdrücklich auch im Namen von Coccejus und Wittich, und belegt, dass sie nicht auf die cartesianische Theologie anwendbar seien.69 65 66 67 68 69

Sein Corpus theologiae christianae ist 1686 posthum erschienen. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 33. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 34–36. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 36–38. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 39f. zu Socinus, 40 zu den Remonstranten und der Absurdität des Vorwurfs der Zugehörigkeit einer häretischen Bewegung insgesamt sowie 40f. zu der Feindschaft gegenüber der Regierung der Oranjes. Letzteren Vorwurf weist Heidanus dadurch zurück, dass er eine grundsätzlich politische Implikation von Theologie und Phi-

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Die eigentlichen Streitpunkte beträfen im Übrigen keine zentralen Punkte des Glaubens und Coccejus, der seine Position immer mit den Worten der Heiligen Schrift selbst entwickelt habe, solle ohnehin vor dem Häresievorwurf gefeit sein. In diesen Zeiten, in denen die Eintracht der Kirche scheinbar sehr geschwächt sei, reichten aber schon kleine Meinungsverschiedenheiten für so große Vorwürfe aus.70 Unter Bezugnahme auf Johannes a Lasco (1499–1560) ruft Heidanus zur Eintracht in der Kirche auf, die Streitigkeiten in den hohen kirchlichen Gremien auszufechten hält er für übertrieben. Ähnliche Streitfälle hätten gezeigt, wie folgenschwer ein Stillschweigen der Coccejo-Cartesianer in ihrer derzeitigen Situation wäre. Sie seien nun von ihren Gegnern zum Widerstand genötigt. Heidanus betont, dass ihnen der Streit gegen ihren Willen von außen aufgezwungen worden sei. Er relativiert hier in Anknüpfung an die von Melanchthon geprägte versöhnliche Heidelberger Theologie die Notwendigkeit von Synoden und der Regulierung durch kirchliche Gremien in theologischen Streitfällen.71 Insbesondere den Schaden der Reputation der Universität Leiden, der infolge der Auseinandersetzung bereits entstanden sei, bezeichnet er als bedauerlich. Auch um die Kirche und ihre Pastoren sorgt sich Heidanus: Die Resolution drohe sich über die niederländischen Provinzen auszubreiten und Panik über die vermeintlichen Leidener Häretiker zu wecken.72

losophie leugnet. Die tatsächliche Verbindung der politischen und der theologischen Ebene blendet er aus. Noch 1674 hatte Heidanus im Übrigen im Namen des Leidener Senats eine Lobrede auf Wilhelm III. von Oranje gehalten. Abraham Heidanus: Abrahami Heidani S. Theol: in Acad: Lugd: Bat: Professoris Senioris, Oratio Gratulatoria, Auctoritate & nomine Senatus Academici … Dicta coràm Serenissimo Arausionensium & Nassoviorum Principe &c. Gulielmo III. Hollandiae, Zelandiae & Ultrajecti Gubernatore Haereditario, supremo Terra Marique Imperatore etc.: Pridie Calendas Majas, Anno Christiano MDCLXXIV. Lugduni Batavorum: Severinus 1674. 70 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 41–43. 71 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 43–46. Vgl. zu Heidanus’ Bezugnahme auf Philipp Melanchthon (1497–1560) in seiner Argumentation De Angelis, Melanchthon in der Frühaufklärung, 171–173 und Anthropologien, 321f. Heidanus hatte 1619 in Heidelberg studiert und so eine gewisse Affinität zu Melanchthon und dessen Schüler Ursinus. An dessen Rezeption könne man beispielhaft sehen, wie einfach wenige Autoritäten genügten, um den Beitrag eines Theologen zur Wahrheitsfrage aufzuheben und zu verdrängen. Die Theologie in Heidelberg unter dem Einfluss von Melanchthon erwies sich als konsensorientiert, wie die Harmonisierung verschiedener Positionen über die Konfessionsgrenzen hinweg im Heidelberger Katechismus exemplarisch verdeutlicht. 72 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 46–47. Er schließt mit einem weiteren Verweis auf die notwendige Einheit der Kirche in Frieden. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 47f. u. a. mit Bezug auf Eph 4,2f.

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2.16.4.3 Der zweite Hauptteil: Auseinandersetzung mit den 20 Thesen der Resolution Im weiteren Verlauf der Schrift werden die 20 Thesen der Resolution einzeln und unter Berücksichtigung der bereits im Vorfeld erfolgten Zuweisungen der Thesen zu verschiedenen Gelehrten von Heidanus besprochen.73 Insbesondere mit dem Extract setzt er sich detailliert auseinander. Heidanus analysiert die dort vorgenommene Zuordnung der Thesen zu ihren Urhebern und verteidigt sie vor allem durch Präzisierungen und Wiederherstellung des Kontextes, der in eindeutig sinnverzerrender Weise in Resolution und Extract fehlten und eine Verdrehung der Aussageintention ermöglicht hatte. 2.16.4.3.1 Einleitung und die Besprechung der Thesen eins bis zehn Einleitend verweist Heidanus darauf, wie problematisch der Vorwurf der Kuratoren sei, dass die aufgestellten Thesen tatsächlich an der Universität Leiden im Unterricht vermittelt worden seien. Drei Gelehrte, denen man einige der Thesen zuweisen müsse, haben niemals in Leiden gelehrt (Descartes, Wolzogen und Meyer). Insgesamt seien die Thesen überwiegend aus Büchern entnommen, nicht etwa aus in Leiden verteidigten Disputationen. Das gelte auch für die Thesen, die man tatsächlich Leidener Professoren zum Vorwurf zu machen versuche. So stammten auch vermeintliche Positionen von Coccejus und Wittich aus Schriften, die diese vor dem Antritt ihrer Professur in Leiden veröffentlicht hätten (Wittichs Theologia pacifica [1671] sowie Coccejus’ Ultima Mosis [1650] und Tractatus de foedere [1648]). Im Unterricht seien entsprechende Lehren nicht vertreten worden. Die Kuratoren seien daher von böswilligen Menschen getäuscht und zu diesem falschen Vorwurf verleitet worden.74 Im Folgenden kann nicht die Behandlung aller 20 Thesen ausführlich nachgezeichnet werden; der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf der Verurteilung von Wittichs Thesen.75 Heidanus kritisiert die Thesen jeweils auf verschiedenen Ebenen. Die Zuordnung zu ihren Vertretern wird infrage gestellt oder relativiert,

73 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 49 unter der Überschrift: „Ondericht over die befaemde 20. Positien, vertoonende, dat de meeste derselver noyt, de andere weynige noyt met die woorden, ofte in dien sin, daerse mede opgegeven worden, in de Universiteyt tot Leyden zijn geleert; waer in oock de ontrouwe van een seker Boeckjen onlangs uytgekomen onder de naeme van Extract uyt de Resolutien, Van de Curateuren over de Universiteyt etc. Met Aenwysinge van d’ Auteuren, Boecken, Pagien etc. Klaerlick wort ontdeckt.“ (Kursiv nach Heidanus.) 74 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 49f. 75 Vgl. aber Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 110–113 zu einer kurzen Darstellung der Kernargumente gegen jede These.

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die Kontexte der in Isolation mitunter missverständlichen Aussagen werden herangezogen. Innerhalb des Blocks der ersten fünf Thesen mit föderaltheologischem Kontext wird Coccejus als Urheber angeführt und von Heidanus verteidigt.76 Mit der sechsten These entwickelt sich dann aber Wittich als Rezipient von Descartes zum Hauptangeklagten. Die sechste These, nach der die klare und distinkte Erkenntnis auch in Glaubensangelegenheiten bei der Wahrheitsbestimmung zum Einsatz kommen müsse, wird von den Kritikern aus Wittichs Theologia pacifica entlehnt.77 Zu Recht weist Heidanus darauf hin, dass Wittich viel differenzierter argumentiert, indem er zwar die Allgemeingültigkeit des cartesianischen Wahrheitskriteriums anerkennt, aber zugleich auf die Mysterien verweist, die allein der göttlichen Offenbarung zu entnehmen und der menschlichen perceptio an sich entzogen sind.78 Er empört sich über die Verkehrung der Aussage Wittichs und weist auch für Descartes ausdrücklich und mit Belegen eine solche verallgemeinernde Überhöhung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit gegenüber der göttlichen Offenbarung zurück. Klar und deutlich müsse den Menschen jedoch sein, dass etwas tatsächlich Gegenstand der Offenbarung sei79. In der These sieben wiederum finden wir das opinio-Argument in einer Formulierung wieder, die Wittich grundsätzlich gerecht wird, aber verkürzt erscheint. Formal ist es, trotz des Fehlens des Ausdrucks opinio auf dem terminologischen Stand der Dissertationes Duae. Dabei suggeriert die Resolution, dass die Formulierung in dieser Form der Theologia pacifica entstamme. Beim Nachweis des Zitates in der Theologia pacifica wurden von den Kritikern entscheidende Präzisierungen ausgelassen.80 Heidanus ergänzt und erläutert die

76 Die ersten fünf Thesen werden im Extract ausnahmslos Coccejus zugewiesen. Zu These eins bringt Heidanus eine Richtigstellung der zitierten Position des Coccejus. These zwei wird zwar von den Gegnern Coccejus zugesprochen, lässt sich im Wortlaut bei ihm aber nicht nachweisen; Heidanus präzisiert im Sinne des Coccejus. These drei lässt sich insgesamt biblisch belegen. These vier lässt sich eigentlich nicht eindeutig zuordnen; sie wird aber von den Gegnern als notwendige Konsequenz aus der Hebräerbriefauslegung des Coccejus verstanden. Heidanus kann hier wiederum präzisieren. Auch These fünf werde nach Heidanus von keinem Coccejo-Cartesianer so vertreten. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 51–71 und die Zusammenfassung bei Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 110f. 77 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 71 mit Verweis auf Wittich: Theolgia pacifca (1671) 20. 78 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 71f. mit Verweis auf Wittich: Theolgia pacifca (1671) 22f. 79 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 72–74. Eine Alternative zu dieser Sicherheit in Fragen der Offenbarung wäre dann ein Glaube auf die Autorität der Kirche hin, wie Sie der Katholizismus vertrete. Das könne jedoch nicht im Sinne der Kritiker sein. 80 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 74f.

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These mit Argumenten aus den Dissertationes Duae und dem Consensus veritatis genauer.81 Die Thesen acht und neun über Gotteslehre und Angelologie versuchen die Gegner ebenfalls aus der Theologia pacifica zu belegen. Bei These acht ist ihnen das wiederum nur durch die Auslassung zentraler Aussagen möglich, die Heidanus ergänzt.82 Bei dem angelologischen Problem der Gegenwart der Engel an verschieden Orten zur gleichen Zeit und ihrem Wirken missachteten die Gegner hingegen vor allem die Reihenfolge der Argumentationsführung und die Begriffsbestimmung von ‚Gegenwart‘ und ‚Engel‘ maßgeblich, so dass sie Wittich wiederum nicht gerecht würden. Heidanus verweist darauf, dass der Problemkomplex bereits zwischen Maresius und Wittich verhandelt wurde.83 These zehn weist Heidanus als eine Zusammensetzung von zwei ganz unterschiedlichen Themenkomplexen nach. Zum einen die Philosophie in ihrem Verhältnis zur Religion, zum anderen die Bestimmung des summum bonum. Warum die in sich heterogene These so formuliert und dann als Lehraussage verboten worden ist, sei ihm unbegreiflich.84 Insbesondere der erste Teil der These ist bedeutsam, da sie sich auf die von den cartesianischen Theologen vertretene Trennung von Philosophie und Theologie bezieht, wie Heidanus selbst bestätigt und mit kirchlichen Entscheidungen auch untermauern kann.85

2.16.4.3.2 Besprechung der Thesen elf bis 15 Die Thesen elf bis 15 stehen im Kontext der cartesianischen Naturphilosophie und Anthropologie. Neben Descartes wird bei der Erklärung der ersten vier dieser Thesen auch immer von den Cartesianismuskritikern auf Wittich Bezug genommen. Im Fall von These elf über die sukzessive Weltentstehung gibt Heidanus sich überrascht, dass man Descartes und Wittich als Gewährsmänner 81 Insbesondere führt er (mit Wittich) den Nachweis der Akkommodationstheorie bei zahlreichen anerkannten Theologen genauer aus. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 75–78. 82 Zum einen lässt sich die These wörtlich nicht bei Wittich nachweisen, zum anderen verkürzen die Kritiker dann Wittichs Aussage noch, damit sich eine Übereinstimmung mit der These konstruieren lässt. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 78–81. Darüber hinaus präzisiert Heidanus sein Verständnis der Allgegenwart. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 81f. Eine ausführliche Besprechung der siebten These mit aufschlussreichen Bezügen zur Logik von Clauberg bietet De Angelis, Anthropologien, 323–329. 83 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 82–87. 84 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 87. 85 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 88f. Heidanus bestimmt hier den religiösen Bereich weit als Theologie, Religion, Offenbarung und nimmt auf die z. B. auf die Resolution der Staaten von Holland aus dem Jahr 1656 Bezug, um die grundsätzliche Trennung zu verteidigen. Zurückgeführt wird die These von den Kritikern auf eine Disputation von Theodor Craanen: Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 89. Der erste Teil wird als These in der Disputation vertreten, der zweite Teil taucht in einem Corollarium derselben Disputation auf.

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dafür angeführt habe. Er belegt aus den Principia, dass Descartes die Welt als göttliche Schöpfung verstehe.86 These zwölf über die Unendlichkeit des Kosmos und die mögliche Existenz mehrerer Welten wird im Extract Wittich zugeordnet, der sie in der Theologia pacifica auf der Grundlage von Descartes vertrete. Heidanus relativiert den ersten Teil der These, indem er die Aussage hypothetischer versteht, während sich der zweite Teil der These durchaus vertreten lasse.87 Die 13. These, nach der die Seele mit dem Denken gleichgesetzt wird, wird von Heidanus sehr ausführlich erklärt, insbesondere im Rahmen einer Verhältnisbestimmung von Körper und Seele. Die Kritiker verstünden die Aussage nämlich falsch, indem sie als ihre Konsequenz die Vergänglichkeit der Seele darin ausgedrückt sähen, da mit dem Leben das Denken ende.88 Es finden sich Versuche, diese Auffassung bei Wittich nachzuweisen, was aber von Heidanus widerlegt wird.89 These 14, nach der die Natur des Menschen im Denken bestehe, wird von Heidanus mit Descartes präzisiert. Die menschliche Natur bestimmt Descartes im Kontext dieser Aussage als Geist (mens), was von den Kritikern unterschlagen worden war.90 Die 15. These besteht wiederum aus zwei Teilen, was die Kritiker stillschweigend übergehen, so dass der erste Teil, demnach der Wille des Menschen absolut frei sei, bei niemandem nachgewiesen wird. Heidanus lehnt diese Auffassung auch ab.91 Der zweite Teil wiederum wird von Heidanus mit einer ausführlichen Erklärung anhand von Descartes präzisiert.92

86 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 91–93. Wittich hingegen wird hier von den Kritikern mit in Verantwortung gezogen, weil er Descartes zitiert. Heidanus sieht darin die fadenscheinige Absicht, jede Möglichkeit zu nutzen, Wittich zu diskreditieren, misst dem aber keinen inhaltlichen Wert bei. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 93f. 87 Heidanus betont wiederum, dass es sich eigentlich um zwei Thesen handle und diese getrennt zu besprechen sind. Die Lehre von der Unendlichkeit des Kosmos wird innerhalb des Extract Wittichs Theologia pacifica zugeschrieben und mit mehreren Stellen belegt. Wittich argumentiert hier allerdings mit Descarteszitaten. Wie zuvor ist auch hier der Nachweis verfälscht durch eine Auslassung des Kontextes oder die absichtliche Verkürzung der Zitate. Insbesondere eine Relativierung der Unendlichkeit durch den Verweis auf die beschränkte menschliche Erkenntnis wird von Heidanus betont. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 94– 96. Der zweite Teil der These wird auf Descartes zurückgeführt, von Heidanus bestätigt und auch mit Maresius belegt. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 96–98. 88 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 98–104. 89 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 104f. 90 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 105–107. 91 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 107f. 92 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 108–112.

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2.16.4.3.3 Besprechung der Thesen 16 bis 20 These 16 konnte nur bei Ludwig Wollzogen nachgewiesen werden, der in Leiden nicht gelehrt hatte und zudem in seiner Auffassung bereits von der Kirche bestätigt worden ist.93 Die Besprechung der letzten vier Thesen, die aufgrund ihres erkenntnistheoretischen Inhalts wiederum interessanter für die vorliegende Untersuchung sind, wird eingeleitet mit der Verteidigung der Theologia pacifica: Der Erkenntnisoptimismus, der in These 17 zum Ausdruck gebracht wird, wird bei Wittich nachgewiesen, der die Aussage wiederum aus dem Œuvre von Descartes hergeleitet hat. Wittich ginge es dabei vor allem um eine Verteidigung von Descartes gegen den Vorwurf des Pelagianismus, den Maresius aufgeworfen hatte.94 Im Extract wird lediglich der Aspekt der Irrtumsvermeidung problematisiert, die Heidanus wiederum durch ihren Kontext bei Descartes und zusätzliche Erläuterungen relativiert. Sehr ausführlich beschäftigt sich Heidanus dann anhand von These 18 mit der Analyse des cartesianischen Zweifels. Die Formulierung der These suggeriere dem Leser, dass in der cartesianischen Lehre an der sicheren Erkenntnis von allem grundsätzlich gezweifelt werde, so dass kein sicheres Wissen entstünde. Dass etwas Derartiges von Descartes gelehrt worden sei, ist offenkundig falsch.95 Ausgehend von der Vorstellung der eingeborenen Gottesidee setzt Heidanus sich mit Atheismus, Skeptizismus und Zweifel auseinander. Ausführlich erklärt er den Wert des Zweifels beim Erkenntnisvorgang. Für Descartes macht er deutlich, dass dieser kein Skeptiker gewesen sei, sondern den Skeptizismus mit dessen Mitteln überwinden wollte. Sowohl seine Position als auch sein methodisches Vorgehen versucht Heidanus anschaulich und anhand von Beispielen zu erläutern. Der Vorwurf einer Verabsolutierung des radikalen Zweifels wird dabei relativiert.96 Der Gottesbeweis wird dem Skeptizismusvorwurf insbesondere auch im Hinblick auf einen vermeintlichen Zweifel an der Existenz Gottes entgegengesetzt. Theodor Beza (1519–1605) und auch Descartes selbst werden erläuternd 93 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 112. 94 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 113. Heidanus verweist wiederum auf eine Zweiteilung der These. Der erste Teil, wonach der Mensch die Fähigkeit habe den Irrtum zu meiden, erklärt er anhand von Descartes’ Urteilsbegriff: Wenn man die von Gott gegebene Fähigkeit zu urteilen richtig gebrauche, führe sie auch nicht zum Irrtum, der seine Ursache jeweils in Fehlurteilen habe. Heidanus bringt dann diese Lehre mit der gegen sie angeführten theologischen Problemstellung der Verderbtheit der menschlichen Natur durch den Sündenfall in Einklang. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 113–115. Der zweite Teil der These über die Verbindung von Irrtum und Willen wird von den Kritikern nicht berührt und von Heidanus entsprechend nur kurz erläutert und in Descartes’ Principia verortet. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 115f. 95 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 116f. 96 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 117–123.

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zitiert, um den Zweifel als eine angemessene Methode zu legitimieren.97 Heidanus protestiert dagegen, verschiedene Stellen im Œuvre von Descartes gegeneinander auszuspielen. Er gibt sich verbittert darüber, dass dieser in den letzten Jahren schon so ausführlich erklärte Punkt nun schon wieder auf so missverständliche Weise zum Vorwurf gemacht wurde: Descartes’ Nachfolger hätten vielfach bekannt, dass es nicht in ihrer Absicht liege, Zweifel an Gott zu wecken. Der alte Vorwurf diene lediglich dazu, zu polemisieren und Kirche und Obrigkeit zu beeinflussen.98 Die 19. These über die eingeborene Idee Gottes hält Heidanus im Hinblick auf die Formulierung „adaequatam ideam“ für problematisch. Er stellt gegen die Kritiker heraus und belegt, dass Descartes wohl lehrt, dass der Mensch einen klaren Begriff von Gott habe, aber keine allumfassende Erkenntnis seines Wesens, wie die These suggeriere.99 Von der letzten These, der Kernaussage von Lodewijk Meyers Werk von 1666, leugnet Heidanus vehement, dass Sie in irgendeiner Form an der Leidener Universität vertreten worden sei. Immerhin schwingt bei dem Vorwurf die Unterstellung mit, dass sich der Autor der Philosophia S.S. Interpres im Kreis der Leidener Cartesianer befinden könnte. Mit Verweis auf van Velthuysen und Wolzogen und anhand von Zitaten aus dem Œuvre von Descartes widerlegt Heidanus, dass der Autor der Philosophia S.S. Interpres überhaupt als Descartesschüler bezeichnet werden dürfe. Ausdrücklich verweist er auf die Ablehnung dieser Schrift durch Coccejus, Wittich und sich selbst, die bereits in Veröffentlichungen und im Unterricht zum Ausdruck gekommen sei. Im Kontext der Resolution, in der es heißt, dass die Thesen an der Universität Leiden verbreitet worden seien, sei aber der Vorwurf ersichtlich, dass Coccejaner und Cartesianer zu Parteigängern der radikalen Rationalisten erklärt werden sollten.100 Heidanus appelliert darauf hin abschließend empört an die unparteiischen Leser seiner Schrift und ruft ringkompositorisch noch einmal den im ersten Teil der Consideratien besprochenen Inhalt der Resolution in Erinnerung.101 97 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 123–127. Im Folgenden erfolgt zudem eine Auseinandersetzung mit dem Atheismusvorwurf. Hier wird der Zweifelsbegriff des von Descartes 1648 veröffentlichten Notae in programma quoddam in den Vordergrund gesetzt. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 127–132. 98 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 132–134. 99 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 134–138. Neben Descartes führen die Kritiker für die These auch ein Leidener Corollarium vom Januar 1671 als Beleg an. 100 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 138–140. Vgl. zu These 20 auch ausführlich Bordoli, Ragione e scrittura tra Descartes e Spinoza, 394–401. 101 Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 140–142. Insbesondere die Formulierung, dass nur zu bewerten sei, was die Autoren geschrieben und nicht was sie gemeint hätten, diskutiert Heidanus noch einmal kritisch. Danach ruft er unter anderem die Frage auf, warum der König mit Lügen über die angebliche Feindschaft der Cartesianer und Coccejaner zum Haus

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2.16.4.4 Analyse und Wirkung der Consideratien Heidanus, und mit ihm die an der Abfassung der Consideratien beteiligten Professoren Wittich und de Volder, haben deutliche Worte gesprochen und ihre Schrift fand geradezu als offizielle Stellungnahme der cartesianischen Theologen, wie kurz zuvor die Resolution selbst,102 reißenden Absatz. In cartesianischen Kreisen entfaltete sich ein überschwängliches Lob.103 Überzeugend hatten die Leidener Cartesianer mit der Stimme des Heidanus ihre Position von einer radikalen Deutung im Sinne der Philosophia S.S. Interpres abgegrenzt.104 Wiederum war es vor allem die Frage nach der Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie, an der sich die Abwehr zahlreicher Kritikpunkte orientierte. Unter diesem Gesichtspunkt wurde der Coccejanismus gegen den Vorwurf auf einem cartesianischen Fundament zu ruhen ebenso widerlegt wie die Akkommodationslehre Wittichs gegen den Verdacht einer rationalistischen Bibeldeutung in Schutz genommen. Mit seiner Darstellung der 20 Thesen als Verkürzungen und Zerrbilder der cartesianischen Lehre traf Heidanus durchaus den Charakter der Lehrverurteilungen. Diese war sicherlich auch aus Sorge um die Bewahrung einer orthodoxen Lehre an der Universität Leiden gegenüber den Gefahren eines radikalisierten Rationalismus motiviert, dabei jedoch inhaltlich insbesondere durch das politische Klima und den kirchlichen Druck aufgeheizt und zu weit gegangen. Sie traf damit einen weitgehend imaginierten und radikalen Gegner, den es in der dargestellten und befürchteten Form in Leiden so nicht gab.105 Heidanus allerdings wurde aufgrund der Abfassung der Consideratien nichtsdestoweniger am 05. Mai 1676 seines Amtes enthoben. Wittich und de

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Oranje behelligt werde und beklagt den Einsatz der politischen Mittel gegen sie. Vgl. Heidanus: Consideratien (1676) 142–144. Vgl. Israel, Dutch Republic, 897 zum Absatz der Resolution. Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 114f. und Israel, Dutch Republic, 898. Vgl. auch De Angelis, Anthropologien, 319. Natürlich ist auch die von Heidanus und seinen Mitstreitern gebotene Interpretation durch ihr Eigeninteresse nicht völlig objektiv. So wird z. B. die Verschärfung der cartesianischen Weltentstehungslehre von Descartes Hypothese hin zu Wittichs Darstellung als tatsächlicher Sachverhalt zu wenig berücksichtigt. Insgesamt bemüht sie sich jedoch um einen sachlichen Ton und bringt das Interesse der Cartesianer in angemessener Weise zum Ausdruck. Die Leidener Anticartesianer haben ebenso wenig wie die Kuratoren und Bürgermeister ein überzeugendes Ergebnis mit ihrer Resolution geliefert. Neben der auf konkrete Aktionen drängenden Synode und der neuen politischen Situation war dafür sicherlich auch eine gewisse Unsicherheit verantwortlich. Noch immer schien man die cartesianischen Theologen nicht richtig einschätzen zu können. Ihre Schriften wurden nicht sorgfältig genug gelesen und die Experten unter ihren Gegnern hatten über die eigentliche sachliche Klärung hinaus weitere Motive: Die Lehrhoheit an der Universität, ein Ersticken jedweder Abweichung von der traditionellen Lehre im Keim oder Furcht vor dem noch immer unbekannten Autor der Philosophia S.S. Interpres mögen hier Triebfedern gewesen sein, die eine objektive Analyse verhinderten.

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Volder verhielten sich still und behielten ihre Posten, da sie nicht als Autoren genannt worden waren. Heidanus hatte sich mit der Übernahme der Verantwortung für die Consideratien schützend vor seine jüngeren Kollegen gestellt.106 Die Kuratoren begründeten ihren Entschluss mit derselben Resolution, gegen die Heidanus protestiert hatte und gegen die er gleichzeitig mit der Abfassung einer Gegenschrift verstoßen musste. Besonders hervorzuheben ist die Aburteilung des Heidanus für die vermeintliche Unterstellung, dass die Kuratoren und Bürgermeister nicht selbstständig die Resolution erstellt hätten, sondern durch die akademischen Gegner der Cartesianer instrumentalisiert worden seien; Unwissenheit, Kompetenzüberschreitung und Parteilichkeit werfe Heidanus ihnen aber ebenso vor, wie aus dem ersten Teil seiner Consideratien belegt wird.107 Die Absetzung von Heidanus wurde in einem Brief an den Prinzen gerechtfertigt und durch eine Senatssitzung legitimiert.108 Letztlich ging es den Kuratoren dabei nicht nur darum, ihr Ansehen zu verteidigen, die Resolution zu legitimieren und ein Exempel zu statuieren, sondern vor allem fürchteten sie bei weiterer Untätigkeit weitere Kritik durch die Synoden. Die Kuratoren scheinen zumindest teilweise selbst beschämt über ihr Vorgehen gewesen zu sein, sie bewahrten die Universität allerdings vor weiteren Interventionen durch die Kirche. Ohne die Absetzung von Heidanus hätte Wittich womöglich nicht bleiben können.109 Allerdings regte sich große Empörung darüber, dass die Kuratoren mit ihrer Resolution, sei es direkt oder indirekt, gegen einen so altgedienten und angesehenen Theologen vorgegangen waren und ihn dann aufgrund seiner Rechtfertigung entlassen haben. Eine Reihe von Veröffentlichungen zur Verteidigung von Heidanus erschienen noch 1676. Spanheim meldete sich ebenfalls zu Wort und rechtfertigte seinerseits das Geschehen in Leiden.110 Nichtsdestoweniger erkauften sich die procartesianischen Kräfte in Leiden mit der Opferung von Heidanus ihr Überleben und konnten, wenngleich mit der gebotenen Vorsicht, insgesamt ihre Forschung und Lehre fortsetzen. „By the early 1680s it was obvious that Wittich and De Volder were the real victors. The attempt to enforce the revived hegemony of scholastic Aristotelianism collapsed.“111 Wittich blieb Heidanus freundschaftlich verbunden und hielt, als dieser 1678 starb, seine Leichenpredigt.112 Nach dem Jahr 1676, das zugleich das Todesjahr 106 Vgl. Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 53f. 107 Vgl. für den Beschluss zur Amtsenthebung Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 115– 118. 108 Vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 118f. 109 Vgl. dazu McGahagan, Cartesianism in the Netherlands, 346f. 110 Vgl. für einen Bericht und Inhaltsangabe der Schriften Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 145–151. Für eine Beurteilung des Geschehen vgl. Cramer, Heidanus en zijn Cartesianisme, 151–155. 111 Israel, Radical Enlightenment, 29. 112 Vgl. Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462. Christoph Wittich:

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des einflussreichsten Anticartesianers Voetius war, hielt Wittich seine öffentliche Beteiligung am Cartesianismusstreit gering.113 Da ohne Maresius und durch das Opfer des Heidanus zunächst kein weiterer Druck auf seine Person ausgeübt wurde, gab es für ihn keinen unmittelbaren Handlungszwang, die Verteidigung seiner cartesianischen Theologie zu vertiefen. Seine Bemühungen in dieser Hinsicht setzte er zwar am Schreibtisch fort, sie blieben jedoch zu großen Teilen den posthumen Veröffentlichungen vorbehalten. Denn nichtsdestoweniger blieb die Situation in den Niederlanden für die Cartesianer gefährlich, wie Wittich bewusst war. Noch in einem Brief vom 14. April 1680 an Lambert van Velthuysen bringt Wittich die mangelnde Freiheit für seine Publikationen zum Ausdruck. Van Velthuysen sei für seine ungehinderten Publikationsmöglichkeiten zu beneiden. Er selbst könne zwar frei reden, müsse jedoch sehr sorgfältig alles durchdenken, was er verschriftliche.114

2.17 Wittichs Publikationen nach 1676 Während Christoph Wittichs Aufarbeitung des Cartesianismusstreits zunächst im Stillen fortgesetzt wurde, ohne dass er mit Publikationen vor die akademische Öffentlichkeit trat, arbeitete er auch in anderen Bereichen produktiv. Auf seine aus der Lehre entwickelten Bibelkommentare und Disputationen ist bereits hingewiesen worden.1 Daneben trat er mit kontroverstheologischen und apologetischen Veröffentlichungen hervor, worin er durch den Cartesianismusstreit versiert war und in denen er zeigen konnte, dass die cartesianische Methode der Orthodoxie in der Auseinandersetzung mit tatsächlichen Häretikern überaus nützlich sei.

Christophori Wittichii Oratio Funebris in Obitum Magni & Incomparabilis Theologi Abrahami Heydani, Senioris in Acad. Lugd. Batava Theol. Professoris: Dicta post funus deductum Lugduni Batavorum a. d. XX. Octobris MDCLXXVIII. Lugduni Batav[orum]: Doude 1679. 113 Vgl. auch Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 58. 114 „Tu vero liberalitate tua me obruis, dum tanto munere chartaceo me donas [Wittich bezieht sich auf die 1680 erschienenen Opera Omnia von van Velthuysen] idque tanto magis, quod eo res meae sint positae in loco, ut quamvis loquendi libertas adhuc restat, scribendi tamen libertate non liceat uti nisi cum magna circumspectione et prudentia.“ Vgl. den Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Leiden 14. April 1680. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 750). Vgl. zu dem Brief Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 10–13. 1 Vgl. Kapitel 2.14.2 (Forschung, Lehre und Universitätsleben in Leiden).

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2.17.1 Die Auseinandersetzung mit Sandius Durch die Entlassung von Heidanus war Wittich vor Augen geführt worden, welchem Risiko seine Karriere ausgesetzt war. Daher verzichtete er zunächst auf weitere offensive Stellungnahmen zugunsten der cartesianischen Theologie. Stattdessen setzte er seine theologischen Fähigkeiten und seinen Ruf in einem kontroverstheologischen Streit ein, den er bedenkenlos für die Sache der Orthodoxie führen konnte. Allerdings tat er dies durchaus als cartesianischer Theologe. So schrieb er gegen den Antitrinitarier Christoph Sand (Christopherus Christopheri Sandius/Christopher Sandius Jr. 1644–1680)2, der 1678 das sozianisch gefärbte Problema paradoxa de Spiritu Sancto; an non per illum Sanctorum Angelorum Genus intelligi possit? verfasst und darin den Heiligen Geist auf eine Ebene mit den Engeln gestellt hatte.3 Die Auseinandersetzung fand öffentliche Beachtung.4 Trotz der hypothetischen Ausdrucksweise von Sand und seiner Abgrenzung von den Sozianern schien es Wittich, dass er eine derartige Pneumatologie für wahrscheinlicher halte als die orthodoxe.5 Wittich nahm also die Causa Spiritus 2 Sand wurde von seinem Vater, Christoph Sand sen. (1611–1686), in den Arianismus eingeführt. Der gebürtige Königsberger bereiste weite Teile Europas und arbeitete u. a. als Editor und Übersetzer. Als kirchenhistorischer Autor bekannte er sich zum Arianismus als der Klimax der Theologie der Alten Kirche. Obgleich er selbst den Sozianismus in letzter Konsequenz ablehnte stand er in engem Kontakt mit sozianischen Denkern. Er war außerdem ein Anhänger und enger Bekannter von Spinoza. Vgl. zu Sand Jr. vor allem Szczucki, W kregu spinozjanskim, 289–311 und zu Vater und Sohn z. B. Jöcher (1751) 4, Art. Sand 112f. Einflussreich war seine posthum erschienene Bibliotheca Anti-Trinitariorum sive Catalogus Scriptorum et succincta narratio de vita eorum Auctorum, qui praeterito et hoc seculo, vulgo receptum dogma de tribus in unico Deo per omnia aequalibus personis vel impugnarunt vel docuerunt solum Patrem D.N. J. Christi esse illum verum seu altissimum Deum. Freistadii (d.i. Amsterdam) 1684. Vgl. für den bibliographischen Nachweis der Schriften des Streits zwischen Wittich und Sandius Jr. auch Visser, Bibliographia Sociniana, 135 (Nr. 3125f.).215f. (Nr. 4410f.). 3 Christoph Sand: C. C. S: Problema paradoxum de Spiritu Sancto. An non per illum sanctorum Angelorum genus intelligi possit? Una cum refutatione opinionis Socinianorum, Spiritum Sanctum personam esse negantium. Coloniae: Nicolai 1678. Der Druckort ist fingiert, erschienen ist die Schrift vermutlich in Rotterdam. Vgl. Visser, Bibliographia Sociniana, 135 (Nr. 3125). 4 Eine kurze Paraphrase des Streits bietet zeitnah die Leipziger Zeitschrift Acta Eruditorum: vgl. Otto Mencke (Hrsg.): Acta Eruditorum Anno MDCLXXXIII publicata […]. Lipsiae: Grosse & Gleditsch 1683, 39f. Die auch als Leipziger Journal bezeichnete Zeitschrift war die erste bedeutende wissenschaftliche Zeitschrift aus den deutschen Territorien und steht in der Tradition des Journal des savants. 5 Vgl. auch Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [v–vii] und §2,2. Nach Jöcher, Art. Sand (Christoph). Allgemeines Gelehrtenlexicon 4 (1751) 113 antworteten neben Wittich noch drei weitere Gelehrte (Justus Christoph Schomer [1648–1693], Johannes Friedrich Mayer [1650–1712] und Zacharias Grapius [1671–1713]) auf die Schrift. Christoph Wittich: Causa Spiritus Sancti, personae divinae, eiusdem cum patre & filio essentiae, contra C.C.S. Problema paradoxa de Spiritu Sancto, An non per illum Sanctorum

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Sancti auf sich und verfasste noch im selben Jahr eine gleichnamige Schrift, um die volle Göttlichkeit des Geistes auf der Grundlage der biblischen Offenbarung zu erweisen und die orthodoxe Trinitätslehre zu verteidigen.6 Explizit verweist er bereits in der Praefatio auf die Grenzen der menschlichen Vernunft in dieser Angelegenheit.7 Für die Abfassung dieser Apologie wurde Wittich ebenfalls noch 1678 auf der Synode von Südholland offiziell gelobt.8 Für ihre Entstehung ist eine Verbindung mit Wittichs Unterricht möglich, aber nicht sicher nachweisbar.9 Innerhalb dieser Schrift ist die coccejo-cartesianische Prägung Wittichs nur subtil wahrnehmbar. Er ordnet z. B. seine Argumente nicht nur nach dem Aufbau

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Angelorum Genus intelligi poßit ? asserta & defensa a Christophoro Wittichio. Lugduni Batavorum: Doude 1678. Als Motive für die Abfassung nennt Wittich erstens, dass es ihm unwürdig erschienen sei, Sandius seine These als christliche Position darstellen zu lassen, zweitens den offensichtlich nur als Deckmantel vorgeschobenen Versuch des Sandius, seine These als reine conjectura vorzutragen, drittens das Zugeständnis des Sandius, sich eines Besseren belehren lassen zu wollen und die damit einhergehende Bitte um eine sachgerechte Widerlegung seiner These, viertens die Furcht vor der Beeinflussung schwacher Gemüter durch die Thesen des Sandius und fünftens die Gelegenheit, eine richtigstellende Exegese einer Reihe von zentralen Schriftstellen zu präsentieren. Vgl. auch Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [iv– viii]. Sandius hatte seine Schrift nicht völlig unbedeckt veröffentlicht und lediglich seine Initialen genannt. Wittich schlüsselt in seinem Vorwort die Identität von C.C.S. auf, will ihn im Verlauf der Schrift aber wegen einer bleibenden Unsicherheit über die Identität des Autors nicht namentlich angreifen, um niemandem zu Unrecht des Arianismus anzuklagen. Vgl. auch Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [xii]. Vgl. für eine Gliederung der Schrift, die hier im Detail nicht entfaltet werden kann, den Anhang. Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [iii–iv]. Vgl. auch Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) §1,1f. Vgl. dazu auch Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462 und das Synodenprotokoll bei Knuttel, Acta der particuliere synoden van Zuid-Holland, 237. Möglicherweise stand die nicht erhaltende Disputation De sacrosancta Trinitate (1678) mit der Schrift in Verbindung und hatte Vorarbeiten im Rahmen des Unterrichts geliefert. Ein Nachweis lässt sich jedoch nicht erbringen. Christoph Wittich: Disputatio Theologica De Sacrosancta Trinitate, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarifsimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johannes Szenczi, Ungarus. Auct. & Resp. Ad diem 23. Novembr. loco horisque solitis ante meridiem, Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1678. Die Disputation ist nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 135 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319. Bei Jöcher, Art. Wittich (Christoph). Allgemeines Gelehrtenlexicon 4 (1751) 2034 wird der Titel der Schrift wiedergegeben als „causa spiritus sancti contra Cph Sandium, filium, an physica sit principium genuinum, dissertationibus 2“. Vielleicht verweist Jöcher hier auf eine aus dem Universitätsbetrieb stammende Fassung der Apologie. Vielleicht war ihm der Titel in anderer Form (fehlerhaft?) überliefert? Es bleibt unklar, ob die von Jöcher angegebene Schrift mit der oben genannten identisch ist. Jöchers Titelangabe lässt sich jedenfalls nicht nachweisen.

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der Schrift von Sandius, sondern in coccejanischer Manier nach dem chronologischen Verlauf der Heilsökonomie.10 Aus dem Kreis um Sandius wurde jedoch bald darauf 11 anonym eine Gegenschrift in Briefform verfasst. Der Autor bezeichnet sich lediglich als Socius Authoris der Problema Paradoxa. Er hatte bereits einige Anmerkungen zu Sandius’ Problema paradoxorum verfasst, die Wittich in seiner ersten Schrift auch mitberücksichtigt hatte.12 Auf diese Epistola ad Christ. Gittichium [sic], qua gratiae ei Spiritu Sancto animadversionibus, scripta a Socio Authoris Problematis paradoxi13 antwortete Wittich 1682 mit seiner Causa Spiritus Sancti victrix.14 Wittich wusste auch um die Identität des Autors des Briefes und nennt ihn seiner Selbstdarstellung folgend nicht namentlich, sondern mit der Umschreibung A. A.: Auctor Addendorum15. Eine Spekulation über dessen Identität wage ich nicht. Anlass von Wittichs Schrift war nicht nur die Epistola des socius gewesen, sondern auch eine ausführliche Antwort von Sandius selbst, die auf den Brief gefolgt war.16 Da sowohl Sandius als auch jener aber bei der Erscheinung von

10 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) §§7–23,12–64. 11 Das Erscheinungsjahr ist auf dem Deckblatt nicht vermerkt und lässt sich nur schätzen: VD 17 vermutet „ca. 1680“ (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015), Visser Bibliographia Sociniana. 135 (Nr. 3126) das Jahr 1679. Da die ersten Disputationen Wittichs, die sich gegen das Schreiben richten, am 10. Juli 1680 beginnen, haben wir einen verlässlichen terminus ante quem. Christoph Wittich: Disputatio Theologica Prima, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Petrus Bock, Juliacensis. Ad diem 10. Iulii loco horisque solitis, ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1680. 12 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti (1678) §7,12 u. ö. Schon hier wird er lediglich als „socius” und als „Auctor Addendorum“ bezeichnet. 13 [A. A. – Anonym publiziert:] Epistola ad D. Christophorum Gittichium [sic!], Professsorem Lugdunensem, Qua gratiae ei habentur, Pro Eruditissimis ipsius, In Problema de Spiritu Sancto Animadversionibus, Scripta a Socio Authoris Problematis Paradoxi, Per qua errores suos rejicere coactus est. Coloniae [= Rotterdam]: Nicolai sine anno [ca. 1679]. Vgl. zu weiteren bibliographischen Informationen VD 17 (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015) und Visser Bibliographia Sociniana, 135 (Nr. 3126). Über die Schreibweise seines Namens wundert Wittich sich einleitend selbst. Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) 1. 14 Christoph Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix. Demonstrata a Christophoro Wittichio. Lugd. Batav.: Boutesteyn 1682. 15 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) Praefatio [i]. Diese Abkürzung steht (, anders als das C.C.S. des Sandius,) nicht für die Initialen des Autors, sondern folgt dessen Selbstdarstellung: „mavult nomine Auctoris Addendorum insigniri“. Wittich: Causa spiritus sancti victrix (1682) §3,5. Dass Sandius selbst der Autor auch dieser Schrift ist, kann nicht ausgeschlossen werden. Vgl. dazu einen entsprechenden Hinweis bei VD 17, Art. Epistola Ad D. Christophorum Gittichium […] (Abgerufen im Juli 2015). 16 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §1f.,1f.

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Wittichs Schrift bereits verstorben waren, endete die Debatte 1682.17 Wittich hatte seine ausführliche Antwort dieses Mal zusammen mit seinen Studenten in 20 Disputationen zwischen 1680 und 1681 erarbeitet. Der Text der Disputationen ist identisch mit der 1682 herausgegebenen geschlossenen Erwiderung. Die Auseinandersetzung Wittichs mit Sandius und „A. A.“ wurde 1686 von Abraham van Poot ins Niederländische übersetzt und zusammen mit Wittichs Exercitationes neu herausgegeben.18 Inhaltlich argumentiert Wittich in gewohnter Form sowohl mit Vernunftargumenten als auch mit der korrigierenden Exegese der von seinen Gegnern besprochenen Bibelstellen zur Verteidigung der orthodoxen Trinitätslehre. Die Rolle der Vernunft wird dabei besonders problematisiert, so dass Wittichs cartesianische Erkenntnislehre passagenweise in dieser zweiten Schrift eine sehr große Rolle spielt. Sein Ziel bleibt grundsätzlich die Widerlegung der These „Sp. S. esse genus Sanctorum Angelorum“19, wird jedoch durch eine neue Wendung von Sandius, nach der der Heilige Geist als Sammelbegriff für eine Gruppe von Erzengeln fungiere, erweitert.20 Wittichs Vorgehen besteht vor allem in der schrittweisen Destruierung der Argumentation von Sandius und seinem Anhänger gegen seine Causa Spiritus Sancti.21 Gegen den dem rationalistischen Sozinianismus inhaltlich nahestehenden Sandius war Wittich dazu genötigt, erneut auch die Rolle der Vernunft in Theologie und Schriftauslegung zu reflektieren, dieses Mal jedoch aus der Perspektive des orthodoxen Kritikers.22 Indem er seine cartesianisch geprägte Perspektive nun in den Dienst der Orthodoxie stellt, hat er die Gelegenheit, die cartesianische Theologie über ihren 17 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) Praefatio [ii]. 18 Christoph Wittich: De Saake des Heiligen Geestes, Een Goddelik persoon, van de selve wezendheid met de Vader en Soon, Tegens het wonderlik voorstel van C.C.S. Of niet door den Heiligen Geest het geslachte der engelen verstaan worden? Beweerd en verdedigd door Christophorus Wittichius, Professor der Godgeleerdheid tot Leiden.Als mede desselfs Saake des Heiligen Geestes over winnaresse. Uit het Latijn vertaald door Abraham van Poot, Med. Doct. Tot better verstand van de Leser is het Wonderlik Voorstel selve, als mede de Brief door de Kanttekenaar aan de Heer Wittichius geschreven, hier bygevoegd. Leiden: Luchtmanns 1686. Die Sandius-Schriften bilden den den zweiten Band der Übersetzungen, während die Exercitationes in Band eins herausgegeben wurden. Vgl. das Inhaltsverzeichnis: „Het Tweede Deel vervat 6. De saake des Heiligen Geestes, Tegens het Wonderlik [sic] Voorstel van C.C.S. Of nietdoor den Heiligen Geest het geslachte der Engelen kann verstaan worden. 7. De saake des Heiligen Geestes over winnaresse. 8. Tot beter verstand van den leser is het Wonderlijk Voorstel selve van C.C.S. als mede de brief door de Kanttekenaar aan de Heer Wittichius geschreven, hier bygevoegd.“ 19 Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §2,2 formuliert dies bereits als Ziel der Causa Spiritus Sancti. 20 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §3,3–5. 21 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §4,5. 22 Vgl. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §2,3: Wittich will behandeln, was Sandius und sein Kollege „de usu Rationis in rebus Theologicis” sagen.

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Nutzen für die kirchliche Lehre zu legitimieren. In seinem typischen Stil bespricht Wittich innerhalb der Schrift dann die Argumente seines Gegners sukzessiv und widerlegt diese mittels philologischer, exegetischer und theologischer Analysen. Zwar muss auf eine detaillierte Paraphrase und Analyse der Causa Spiritus Sancti victrix an dieser Stelle verzichtet werden, es sei jedoch auf ein wichtiges Motiv in Wittichs Argumentation abschließend verwiesen.23 Bevor er sich mit den einzelnen Punkten von Sandius und seines anonymen Gefolgsmannes auseinandersetzt, entwickelt Wittich in einer Vorüberlegung ausführlich die Grundlagen seiner cartesianischen Bibelhermeneutik und Verhältnisbestimmung von Vernunft und Offenbarung.24 Sein im Rahmen der Cartesianismusstreitigkeiten entstandener Ansatz wird in diesem Rahmen noch einmal in nuce entfaltet und gewinnbringend in die Abwehr von Sandius eingebracht, die Rolle der Vernunft bei der Schriftauslegung wird verteidigt. Insofern nimmt auch Wittichs Apologie der orthodoxen Trinitätslehre wiederum den Faden auf, der sich durch sein bisheriges Werk gezogen hatte. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem der Vernunft ausdrücklich verschlossenen Bereich der Mysterien, zu denen Wittich die Trinität explizit zählt, muss sich hier sein cartesianischer Ansatz bewähren. Es zeigt sich dabei, dass Wittich durchaus den Bereich des Glaubens als der Vernunft verschlossen zu respektieren bemüht ist. Seine detaillierten Analysen mittels der cartesianischen Methode beschränken sich auf den der Vernunft zugänglichen Bereich, seine Besprechung des Heiligen Geistes als trinitarische Person und Stifter des Glaubens hingegen orientiert sich an der Schriftauslegung.

2.17.2 Der Anti-Spinoza: Christoph Wittich als antispinozistischer Theologe In seiner letzten Schaffensperiode befasste sich Wittich mit der Apologie des Cartesianismus nicht mehr primär mit Blick auf die Orthodoxie, sondern in Abgrenzung von der Philosophie von Baruch de Spinoza. Eine spinozistische Gesinnung als Konsequenz ihres rational orientierten Ansatzes wurde Cartesianern regelmäßig vorgeworfen. Wittich selbst äußerte sich dazu jedoch anders als während des Cartesianismusstreits nicht aus der unmittelbaren persönlichen 23 Vgl. statt einer Paraphrase die Gliederung der Schrift im Anhang. 24 Vgl. bes. Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §§9–17,14–25 und §§26–33,33–45. Im Wesentlichen folgt Wittich hier seinem in der Theologia pacifica bereits vorausgesetzten Programm. Aufgrund des Perspektivwechsels vom angegriffenen Cartesianer zum Verteidiger der Orthodoxie und der Anwendung der cartesianischen Theologie auf einen konkreten Problemfall, gerade auch im Kontext der pneumatologischen Ausrichtung der Schrift, ist die Darstellung jedoch aufschlussreich.

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Anfechtung heraus.25 Vielmehr bemühte er sich mit mehreren Arbeiten zu beweisen, welchen Nutzen gerade der Cartesianismus für die Orthodoxie bei der Bekämpfung Spinozas leisten könne und lieferte so eine der frühesten Widerlegungen des Philosophen. Der daraus entstandene Anti-Spinoza ist eine Sammlung verschiedener gegen Spinoza gerichteter Entwürfe. In ihrem Zentrum steht ein vollständiger kritischer Kommentar der Ethik (1675) Spinozas. Andere Cartesianer hatten sich ebenfalls gegen Spinoza gewendet, so z. B. auch Lambert van Velthuysen.26 Wittich unternahm durch seine Auseinandersetzung mit Spinoza den Versuch, den Cartesianismus noch einmal im Dienste der Orthodoxie zu etablieren. Der „anti Spinoza“ lässt sich nicht nur deswegen mit Pape auch als ein „pro Cartesio“27 beschreiben. Spinozas Position war eine grundsätzliche Infragestellung der cartesianischen Theologie, die zum Widerspruch zwang. Seine pantheistische Verschmelzung von Gott und Natur hebt die für Wittich und das cartesianische Netzwerk so essentielle Trennung von Philosophie und Theologie konsequenterweise auf. Gerade seine Ethik hat sich die Übertretung dieser Grenze geradezu zum Prinzip gemacht.28 Spinoza stellt auch eine Reihe von anderen zentralen Thesen Wittichs infrage, so z. B. die Auffassung, dass in der Bibel Wissen über Mysterien vermittelt werde29 oder die Trennung zwischen Wille und Intellekt, die auch für Wittichs Verhältnisbestimmung von Vernunft und Glaube eine hohe Bedeutung hat.30 Ein großes Problem für die Cartesianer war zudem, dass Spinoza sich als einer von ihnen präsentierte. Er benutzte bereits in seinem Tractatus Theologico-Politicus die cartesianische Metaphysik und nahm Bezug auf Elemente der Akkommodationslehre, wie auch Wittich sie entwickelt hatte. In Spinoza sahen zudem die Voetianer all ihre Befürchtungen in

25 Das Missverständnis der älteren Forschungsliteratur, demnach Wittich sich mit dem Vorwurf des Spinozismus auseinanderzusetzen hätte, geht auf eine Verwechslung mit seinem Neffen Jacobus Wittich, der in Duisburg Mathematikprofessor war, zurück, wie bereits Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 14 weiß. Über seinen Spinozismus streit Jacobus Wittich vor allem mit Anthonius Driessen (1684–1748). Vgl. dazu z. B. Goudriaan, Anthonius Driessen contra Jacob Wittich, 98–100 u. ö. Nichtsdestoweniger geriet Christoph Wittich im 18. Jahrhundert gerade aufgrund des Anti-Spinoza noch einmal in die Kritik und wurde mit dem Vorwurf des Spinozismus nachträglich konfrontiert. Vgl. Sassen, Geschiedenis van de wijsbegeerte in Nederland, 211. 26 Vgl. z. B. Sassen, Geschiedenis van de wijsbegeerte in Nederland, 210f. und van Bunge, From Stevin to Spinoza, 111f. u. ö. 27 Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 112. 28 Vgl. Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 113f. 29 Vgl. Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 95–101. 30 Vgl. Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 115 und 118–126.141–145. Auch die Überwindung des Zweifels wird mit Spinozas Ansatz problematisch, wie Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 125f. betont.

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Bezug auf den Cartesianismus wahr geworden.31 Eine abgrenzende Stellungnahme des cartesianischen Netzwerkes wurde so elementar. Der Beginn von Wittichs expliziter Spinoza-Auseinandersetzung lässt sich nicht genau datieren. Dass die ersten Ausarbeitungen in den späten 1670er Jahren entstanden sind, kann vermutet werden.32 Aus dieser Zeit ist auch die Beteiligung Wittichs an einer Kampagne der Synode von Südholland gegen die Schriften Spinozas belegt. 1678 hatte die Synode bei einem Treffen in Leiden beschlossen, die Einrichtung einer staatlichen Kommission gegen die Verbreitung verdächtiger Schriften anzustreben und sich die Unterstützung von Professoren für dieses Vorhaben gesichert.33 Dies mag für Wittich der entscheidende Anstoß für die detaillierte Beschäftigung mit der Ethik Spinozas gewesen sein, denn gegen diesen zielten die Bestrebungen der Synode vor allem. Eine separate Veröffentlichung der im Anti-Spinoza gesammelten Schriften hat es nicht gegeben. Möglicherweise fand sich kein guter Zeitpunkt, einen neuen, womöglich langwierigen Streit auf sich zu nehmen oder andere Projekte traten dazwischen. Anders als viele Schriften Wittichs scheint der Anti-Spinoza nicht unmittelbar aus der Lehre hervorgegangen zu sein. Wittichs Tod verhinderte schließlich eine vereinheitlichte und überarbeitete Veröffentlichung der Schriften zu Lebzeiten. Sie wurden daher entweder auf das Bestreben seines Bruders Tobias Wittich oder durch David Hassel 1690 posthum zusammengestellt und unter dem Titel AntiSpinoza herausgegeben. Der Anti-Spinoza wird von einer kurzen Vorrede eingeleitet. Die Indizien sprechen dafür, dass David Hassel sie verfasst hat. In der Frage nach der Identität des Herausgebers geht die Forschung von Tobias Wittich aus, ohne dass sich dies sicher belegen ließe.34 31 Vgl. Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 88. 32 Zwei in den Anti-Spinoza aufgenommene Briefe erlauben eine Datierung des Beginns der Arbeit auf 1681 oder früher. Vgl. Aalderink, Anti-Spinoza, 129. 33 Vgl. mit Belegen van de Ven, Spinoza’s Life, 49. 34 Weder Deckblatt noch Vorrede enthüllen die Identität des Herausgebers. Die Annahme von Wittichs Bruder als Herausgeber wird gestützt von Jöcher, Art. Wittich (Christoph). Allgemeines Gelehrtenlexicon 4 (1751) 2034 und auf dieser Grundlage weiter rezipiert. Die Frage nach dem Verfasser der Vorrede wird mitunter von der Identität des Herausgebers abgeleitet. Dies ist wahrscheinlich, aber nicht zwingend notwendig. Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 11 nennt z. B. Tobias Wittich als Herausgeber, Hassel aber als Autor der Vorrede. Tobias Wittich käme als Herausgeber deshalb infrage, weil man ihm auch die Herausgeberschaft der Theologia pacifica defensa nachweist. Er ist jedoch kein Theologe. Möglicherweise unterstützte er die Herausgebe lediglich finanziell. Noch der maßgebliche Lexikonartikel von Bordoli, Art. Wittichius, Christophorus (1625–87). DSECDP 2 (2003) 1084 geht aber von ihm als Herausgeber und Verfasser der Vorrede aus. Allerdings wird in der älteren Forschung die Abfassung der Vorrede auch David Hassel zugeschrieben. Dieser hat auch Wittichs Hebräerbriefkommentar herausgegeben und eingeleitet. Er erscheint als der wahrscheinlichere Autor, zumal Hassel durch seine Arbeit am Hebräerbriefkommentar auch fachlich besser orientiert gewesen sein dürfte und es inhaltliche Parallelen zwischen den Vorreden zum AntiSpinoza und zum Hebräerbriefkommentar gibt (z. B. die These von Aristoteles als Wegbe-

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Ob die Veröffentlichung in Wittichs Sinne gewesen ist, wird mitunter bestritten,35 obgleich Wittich grundsätzlich die Bearbeitung seines literarischen Nachlasses selbst organisiert hat.36 Die Schrift ist eine der frühesten und detailliertesten kritischen Analysen der Ethik Spinozas. Sie wird in der älteren Forschung wegen ihres sachlichen und gemäßigten Tones gerühmt, der zu Wittichs Ruf als fairem Polemiker beigetragen hat, den schon die Theologia pacifica vorbereitet hatte.37 Treffender ist aber wohl die Einschätzung von Douglas: „This work […] was an incredibly close and hostile reading of the Ethics, commenting individually on almost every proposition.“38 Ganz dem Stil Wittich entsprechend ist es „precise, meticulous, exhaustive“39. Sie war möglicherweise als ein regelrechtes Lehrbuch konzipiert worden. Ihre einzelnen Bestandteile enthalten Skripte von Wittich, die dieser vielleicht für private Kollegs zu cartesianischer Philosophie angefertigt hatte.40 In Hassels Vorrede werden im Wesentlichen der philosophische Ansatz von Spinoza und Descartes gegenübergestellt und aus der antiken Philosophie hergeleitet. Das Argumentationsziel der Vorrede ist das Aufzeigen der Überlegenheit

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reiter des Spinozismus, wie Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Aristote 1 [51740] 327 [Übersetzung bei Gottsched, Art. Aristoteles, Band 1, 327] belegt). An der Zusammenstellung des Materials aus Wittichs Nachlass scheint grundsätzlich der bereits erwähnte Willem Anslaer (Guilielmus Anslarius; 1633–1694) ebenfalls maßgeblich beteiligt gewesen sein. Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [i–ii] und Verbeek, Wittich’s critique of Spinoza, 114. Ob Tobias Wittich als Autor der Vorrede überhaupt in Frage kommt, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, erscheint mir aber unwahrscheinlich. Savini, Publication de L’Anti-Spinoza, 82 verweist lediglich auf die Anonymität des Autors. Vgl. für eine Paraphrase der Vorrede Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 15f. und für eine Analyse Savini, Publication de L’Anti-Spinoza, 82–92. Vgl. Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Aristote 1 (51740) 327 (Übersetzung bei Gottsched, Art. Aristoteles, Band 1, 327), sodann Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 11 mit weiteren Gewährsleuten und de Vet, Bibliotheque Universelle Et Historique, 91–93 für die These, dass Hassel Autor der Vorrede sei. Stichhaltige Beweise finden sich letztlich nicht. Vgl. zu Hassel Kapitel 2.14.2.2 (Lehrbuchfrage). Papes Gewährsleute können die wenigen Informationen, die wir zu Hassel haben, nicht ergänzen. Die Identität des Herausgebers ist damit noch nicht geklärt. Unter Vorbehalt kann der Annahme, Tobias Wittich sei der Herausgeber, zunächst mit der Forschungstradition gefolgt werden. Als Autor der Vorrede muss jedoch Hassel gelten. Vgl. Sassen, Geschiedenis van de wijsbegeerte in Nederland, 211, der meint, dass die Veröffentlichung „waarschijnlijk tegen zijn bedoeling“ erfolgt sei. Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [i]: „[…] id negotium dedit ipse Autor.“ Vgl. bes. die Betrachtungen des Anti-Spinoza bei Erhardt, Die Philosophie des Spinoza, 26 u. ö. Das Urteil teilt aber auch Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 1f. Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 115. So Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 155 mit der Wiedergabe von Hubert, Les premières réfutations de Spinoza, 27. Die Verknüpfung der Schrift mit dem Leidener Unterricht vermutet auf der Grundlage von Verbeek auch Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 115.

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des philosophischen Systems des Cartesianismus und dessen Legitimation im Kampf gegen Spinoza.41 Die Veröffentlichung fasst in drei Abschnitten Wittichs Arbeiten zum Thema Spinoza zusammen.42 Der erste Teil des Buches trägt den Titel Examen Ethices Benedicti de Spinoza. Er enthält eine ausführliche Auseinandersetzung mit Spinozas Hauptwerk in Wittichs detailliertem Stil. Wittich kritisiert Spinozas Werk, indem er die einzelnen Definitionen, Axiome und Lehrsätze der Ethik der Reihe nach akribisch vorstellt und dann seinem examen unterwirft. Er zeigt auf, wie Spinoza aus cartesianischer Perspektive verstanden und kritisiert werden muss, erläutert den Text klärend und zeigt Argumentationslücken und Fehlschlüsse Spinozas auf. Von besonderer Bedeutung ist auch der Einleitungsteil dieses Abschnitts, in welchem Wittich sich gesondert der Frage der Beweismethode widmet (De methodo demonstrandi).43 Hier betont er Überlegenheit und Nutzen der cartesianischen Methodologie. Dem analytischen Beweisverfahren der Cartesianer stellt er die synthetische Methode Spinozas gegenüber und erläutert das deduktive Verfahren more geometrico.44 Damit ist die Argumentationsrichtung der Darstellung vorgegeben: Mit seiner ausführlichen und sukzessiven Kommentierung der Ethik wollte Wittich am Beispiel des Spinoza zeigen, wie man gerade nicht Philosophie treiben solle.45 Es genügte mit Blick auf die Rationalismuskritik gegen das Netzwerk nicht zu zeigen, dass Spinoza die cartesianische Methode falsch anwendete, Wittich musste zeigen, dass Spinoza eigentlich überhaupt nicht cartesianisch arbeitete. Nur so konnte Wittich den Eindruck erzeugen, der Cartesianismus vor den Irrwegen des Spinoza sogar schütze. Aufgrund seiner hohen Bedeutung bezeichnet Douglas (2015) die 41 Gerade Aristoteles wird als untauglich für diese Aufgabe dargestellt. Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) Praefatio [viii]: „Aristoteles Stagirites in eodem cum Spinoza haesit luto“. Hassel knüpft als Herausgeber von Wittichs Hebräerbriefkommentar in der entsprechenden Vorrede an diese Ausführungen an, was darauf hinweist, dass er auch den AntiSpinoza eingeleitet hat. Vgl. Wittich/Hassel: Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [viii–xiv]. Darauf verweist bereits Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Aristote 1 (51740) 327 (Übersetzung bei Gottsched, Art. Aristoteles, Band 1, 327). Vgl. zu der Vorrede auch de Vet, Bibliotheque Universelle Et Historique, 91–93. 42 Eine Gliederung bietet der Anhang. 43 Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 1–6 (Examen: De Methodo demonstrandi). 44 Vgl. bes. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 1f. (Examen: De Methodo demonstrandi). Diese Ausführungen entsprechen Descartes: Responsio ad secundas objectiones (1641) 164f. Wohlers (AT VII 155f.). Vgl. dazu auch die Wittichparaphrase bei Aalderink, Anti-Spinoza, 130f. Vgl. für eine Analyse und Gegenüberstellung mit Descartes auch die Ausführungen von Douglas, Wittich’s Anti-Spinoza (2014). Dieser weist nach, dass Wittichs methodologisch orientierte Spinozakritik den Gegner nicht eigentlich treffe, und geht von einer weitaus stärkeren inhaltlichen Nähe zwischen Descartes und Spinoza aus, als Wittichs Ausführung dies suggerieren. Vgl. auch Aalderink, Spinoza en Wittich. 45 Diese Einschätzungen hat auf der Grundlage der Vorarbeiten von Verbeek Douglas, Wittich’s Anti-Spinoza, überzeugend herausgearbeitet.

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Methodenkritik als „the crown of the work“46. Allerdings kommt er auch zu der Ansicht, dass Wittich die Position Spinozas in zentralen Punkten nicht richtig erfasst habe.47 An das Methodenkapitel schließt sich sodann eine Darstellung der Ethik an, die genau dem fünfteiligen Aufbau der Schrift Spinozas folgt.48 Sie bildet den Hauptteil der Schrift und ist von Pape (1910) besprochen und von Aalderink (2011) in Auszügen übersetzt worden.49 Zum Zweiten enthält der Anti-Spinoza einen Commentarius de Deo et eius attributis, in dem Wittich in Abgrenzung gegen die Methode von Spinoza auf der Grundlage der cartesischen Meditationes die Gotteslehre nachzeichnet.50 Während der erste Teil des Anti-Spinoza also die Fehlerhaftigkeit des Ansatzes von Spinoza nachweisen soll, präsentiert der zweite Teil das Gegenmittel durch den Entwurf einer cartesianischen Gotteslehre.51 Wittichs Darstellung einer Gotteslehre der cartesianischen Theologie ist zwar von Pape nicht berücksichtigt worden, wird aber in der Geschichte der neueren evangelischen Theologie von Emanuel Hirsch besonders gewürdigt.52 Hirsch beschreibt Wittich als den einzigen zeitgenössischen Theologen, der im Vorgriff auf die Leistungen eines Leibniz oder Wolff adäquat auf die Anforderungen des Spinozismus an die Gotteslehre reagieren konnte. Die Abhängigkeit von Descartes erscheint ihm lose, sein Entwurf weise bereits auf Schleiermachers (1768–1834) Religionsbegriff voraus.53 Hirschs Besprechung der frühen Spinozakritik geht eigentlich im Kern von Wittichs Darstellung aus.54 Der Anti-Spinoza erscheint ihm als Wittichs

46 Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 126. 47 Vgl. zusammenfassend Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 145. 48 Die fünf Kapitel Spinozas „Über Gott“, „Über die Natur und den Ursprung des Geistes“, „Über den Ursprung und die Natur der Affekte“, „Über die menschliche Knechtschaft oder die Macht der Affekte“ und „Über die Macht des Verstandes oder die menschliche Freiheit“ werden ihren einzelnen Gliederungspunkten nach vollständig und mit der für Wittich typischen Akribie behandelt. Vgl. für eine Paraphrase und kurze Besprechung Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 19–111. 49 Vgl. Aalderink, Anti-Spinoza, 132–1140 für eine Übersetzung der Propositionen eins bis acht und die Anmerkungen von de Vet, Bibliotheque Universelle Et Historique, 94–107. Eine Besprechung von Wittichs kritischer Bewertung der acquiescentia bei Spinoza bietet Cooper, Secular Powers, 70–104. 50 Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 337 (De Deo §1). Dieser zweite Teil umfasst die Seiten 337–415. Er ist in 70 Paragraphen unterteilt, enthält aber keine gesonderte Einführung oder Gliederung durch die Herausgeber. Vgl. für eine detaillierte Gliederung die Übersicht im Anhang. 51 Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) Praefatio [x]. 52 Vgl. Hirsch, Geschichte der neueren evangelischen Theologie I, 182–188. Auch in der Philosophie erfährt dieser Text gewisse Beachtung. Vgl. z. B. Specht , Commercium mentis et corporis. 53 Vgl. Hirsch, Geschichte der neueren evangelischen Theologie I, 182f.187f. 54 Dies wird z. B. deutlich an der Darstellung der frühen Methodenkritik an Spinoza, die sich in derselben Stoßrichtung in den oben dargestellten Passagen aus Wittichs Anti-Spinoza findet.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

wichtigstes Werk (ohne jedoch seine anderen Schriften explizit zu würdigen).55 Als lose ist die Anlehnung Wittichs an Descartes allerdings nicht adäquat zu beschreiben. Der ganze Stil der Darstellung ahmt vom ersten Paragraphen an die Meditationen durch die häufige Verwendung der ersten Person nach, die dem Leser ganz im Sinne der analytischen Methode Wittichs einen reflektierten sukzessiven Nachvollzug aller Argumentationsschritte ermöglichen soll.56 Zu den stilistischen Parallelen kommen eine wiederholte explizite Bezugnahme auf Descartes und eine eindeutige Rezeption seiner Terminologie und seines Gottesbegriffs.57 Dem Buch ist schließlich drittens ein Briefwechsel zwischen Wittich und (dem namentlich nicht genannten) Frederik van Leenhof (1647–1712) zur Gotteslehre Spinozas angefügt.58 Der Pastor van Leenhof war ein großer Sympathisant der rationalistischen Philosophie und wurde von kirchlicher Seite mit dem Spinozismusverdacht belangt. Ob er Spinozas Position wirklich zu seiner eigenen gemacht hatte, bleibt jedoch fraglich und geht auch aus dem Briefwechsel nicht eindeutig hervor. Van Leenhof hatte allerdings in dem abgedruckten Brief an Wittich Spinozas Monismus dargelegt. Wittich unternahm in seinem Antwortschreiben einen Widerlegungsversuch.59 Auf eine detaillierte Analyse des umfangreichen Anti-Spinoza muss im Folgenden verzichtet werden. Der neue Kontext der Debatte bedürfte einer ausführlicheren Würdigung der Position Spinozas als sie hier geleistet werden könnte und bleibt zukünftiger Forschung vorbehalten.60 Das Unterfangen wäre

55 56

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Vgl. Hirsch, Geschichte der neueren evangelischen Theologie I, 177 und dazu Wittich/ Wittich: Anti-Spinoza (1690) 1f. (Examen: De Methodo demonstrandi). Vgl. zu dieser Problemanzeige bereits Scholder, Bibelkritik, 149 (Anm. 65). Vgl. auch hier die Darstellung Wittichs über die Methode Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 1–6 (Examen: De Methodo demonstrandi). Fraglich bleibt, ob Wittich mit seinem Methodenverständnis auch Descartes richtig verstanden hat, was Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 126–131 bestreitet. Den Bezug zu den Meditationes betont bereits der Anfang der Schrift. Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 337 (De Deo §1). Des Weiteren arbeitet Wittich mit der cartesianischen Trennung von res extensa und res cogitans und mit seinem Verweis auf Wille und Intellekt als Bestandteile der Seele, die er auf Gott übertragen möchte auch mit weiteren Elementen des cartesischen Systems. Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 337–341 (De Deo §1–4) 409 (De Deo §65) u. ö. Vgl. für eine Paraphrase Hubbeling, Spinozarezeption, 167f., der den anonymen Gesprächspartner Wittichs als Frederik van Leenhof identifiziert. Ebenso urteilt Wielema, Art. Leenhof, Frederik van (1647–1712). DSECDP 2 (2003) 590–596, hier 593. Vgl. Wittich/Wittich: Anti-Spinoza (1690) 417–424 (Epistulae). Für eine vollständige Besprechung müsste die Ethik Spinozas gesondert gegenübergestellt werden. Dies würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Eine Analyse des Anti-Spinoza erscheint jedoch als ein sinnvolles zukünftiges Forschungsfeld. Vorarbeiten gibt es bereits. Vgl. dazu die Paraphrase von Pape, Wittichs Anti-Spinoza sowie die Paraphrase der methodischen Vorüberlegungen und die Übersetzung der ersten acht Propositionen des ersten

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lohnenswert. Möglicherweise noch stärker als Consensus veritatis und Theologia pacifica wurde auch der Anti-Spinoza zu einem Referenzwerk der akademischen Diskussion. Die Schrift diente in späteren Debatten als Argumentationsgrundlage und wurde innerhalb der Rationalismus-Debatte des ausklingenden 17. und frühen 18. Jahrhunderts stärker rezipiert. So griff z. B. Wittichs Neffe, Jacobus Wittich, in seiner Auseinandersetzung mit Anthonius Driessen (1684–1748) darauf zurück.61 Eine niederländische Übersetzung des Anti-Spinoza wurde 1695 von Abraham van Poot veröffentlicht.62 Auch der wirkungsgeschichtliche Rahmen müsste daher für eine Analyse des Examen besonders mitberücksichtigt werden. Im lutherischen Raum wurde Wittichs Spinozakritik zur Kenntnis genommen, jedoch als fragwürdig empfunden. Zwar hat man ihn nicht einstimmig als einen Spinozisten bezeichnet, der Verdacht stand aber durchaus im Raum.63 Aus der Anhängerschaft des Spinoza wurden auch Stimmen laut, die Wittich nachträglich für ihren Lehrer vereinnahmen wollten. So berichtet der anonym verfasste spinozistische Roman Vervolg van ‘t leven von Philopater (1697) davon, Teils der Schrift bei Aalderink, Anti-Spinoza, 130–140 und die wertvolle Analyse von Wittichs Argumentationsgang bei van Bunge, Cartesiaanse kritiek (2004), und Verbeek, Wittich’s critique of Spinoza, Eine kritische Besprechung bietet auch Scribano, Da Descartes a Spinoza, 114–122. Zur Kritik an der Methode Spinozas vgl. Verbeek, Wittich’s critique of Spinoza, 115–116 und Aalderink, Anti-Spinoza, 130f. Zur Kritik an Spinozas Rekurs auf notiones secundae, bei der sich Abhängigkeiten Wittichs von dem italienischen Aristoteliker Giacomo Zarabella (1533–1589) nachweisen lassen, vgl. Verbeek, Wittich’s critique of Spinoza, 116–120 und Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 131–141. Zur Kritik von Spinozas Wortgebrauch, der auf einer Umdeutung bekannter Begriffe beruhe und seine Gottesdefinition inhaltsleer mache, vgl. Verbeek, Wittich’s critique of Spinoza, 120f. Ebenfalls ergiebig für einen ersten Zugang sind die Ausführungen von Hubert, Les premières réfutations de Spinoza, 22–29 u. ö. Vgl. schließlich die Bemerkungen bei Danneberg, Kontrafaktische Imaginationen, 395–398 zur Konzeption des Wissenserwerbs (durch die analytische Methode) in der Praefatio. 61 Vgl. Thijssen-Schoute, Nederlands cartesianisme, 496. 62 Christoph Wittich: Ondersoek van de zede-konst van Benedictus de Spinoza, en een verhandelinge van God en desselfs eigenschappen.: In het Lateyn beschreeven door de Hr. Christophorus Wittichius.: Vertaald door Abraham van Poot, Amsterdam: van Waesberge 1695. Vgl. zu van Poot Kapitel 2.14.2.1 (Exercitationes, Leidener Disputationen und Lektionsverzeichnisse). 63 Ursache für das Ausbleiben einer produktiven Rezeption Wittichs sei vor allem die unterschiedliche Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie im Luthertum und das daraus resultierende andere Orthodoxieverständnis gewesen. Vgl. Sparn, Formalis Atheus, 29. Insgesamt erwies sich die lutherische Orthodoxie als skeptischer gegenüber der ratio als die reformierten Theologen des 17. Jahrhunderts. Dementsprechend spielte die Beurteilung der Vernunft auch eine wesentliche Rolle in den kontroverstheologischen Auseinandersetzungen der beiden Konfessionen. Vgl. Rohls, Philosophie und Theologie, 311f. Die Voraussetzung der Vernunft zur Anerkennung der Bibel als Primat der Theologie oder eine Ableitung der Existenz Gottes allein aus der Vernunft statt aus der Bibel, die Wittich formulieren kann, spiegeln deutlich seinen reformierten Kontext wieder. Vgl. dazu bes. Barth, Atheismus und Orthodoxie, 302–308.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

dass Wittich mit Spinoza befreundet gewesen und sein Anti-Spinoza eher eine Untersuchung als eine antispinozistische Kampfschrift gewesen sei. Er habe der Ablenkung von Wittichs eigentlich positivem Verhältnis zum Spinozismus dienen sollen.64 Der Spinozabiograph Johannes Coler (1647–1707) berichtet hingegen mit ausdrücklichem Bezug auf den Roman, dass der Vorwurf gegen Wittich, ein Freund von Spinoza gewesen zu sein, mit ihm sowohl persönlich als auch brieflich verkehrt zu haben und seinen Ideen gegenüber offen gegenübergestanden zu haben, falsch sei. Er widerlegt die Behauptung, dass die Abfassung des Anti-Spinoza nur dem Schutz von Wittichs Ruf und Nachruhm gedient hätte.65 In der Tat lässt sich die Auffassung, Wittich sei Spinozist gewesen, weder anhand seiner Schriften noch biographisch belegen.

2.18 Lebensabend und Tod Die letzte Dekade von Wittichs Leben war geprägt von ungebrochener Aktivität. Auf seine Arbeit an den Entwürfen gegen Spinoza und die Bündelung einer abschließenden Argumentation gegen Maresius ist ebenso hingewiesen worden wie auf die Sandius-Debatte. In diesem Zeitraum widmete er sich auch der Neuauflage seiner Hauptschriften: 1682 erschien die zweite Auflage des Consensus veritatis, im Folgejahr ging die Theologia pacifica in die dritte Auflage. Wittichs intensive Disputationstätigkeit der 1680er Jahre belegt darüber hinaus 64 Vgl. zu der Schrift mit einem kurzen Referat Hubbeling, Spinozarezeption, 162–164. Auch der in Leiden ansässige Philologe Thomas Crenius (1649–1728) unterstellt Wittich 1704 Atheismus und Spinozismus trotz des Anti-Spinoza. Vgl. die Lebensbeschreibungen Spinozas im Reisetagebuch von Gottlieb Stolle (1673–1744) aus dem Jahr 1704 bei Walther u. a., Spinoza – Lebensbeschreibungen, 131. Vgl. auch den Hinweis auf die Schrift bei Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 11f. 65 Vgl. die Lebensbeschreibung von Johannes Coler aus dem Jahr 1705 bei Walther u. a., Spinoza – Lebensbeschreibungen, 106f.: Coler hält die Bekanntschaft von Wittich und Spinoza nicht nur für nicht nachweisbar, sondern verweist auch auf das Zeugnis von Wittichs Neffen von schwesterlicher Seite, M. Zimmerman (Lebensdaten nicht ermittelt), der belegt habe, dass Wittich ein bekennender Gegner Spinozas gewesen sei. Vgl. auch das Referat Colers bei Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 12f., der betont, dass dieser Roman, als ein anonymes Pamphlet, keine Grundlage für die Aufrechterhaltung einer spinozistischen Einschätzung gegen seinen Anti-Spinoza bieten könne. Andere Darstellungen schließen sich jedoch unkritisch der Unterstellung an, so z. B. noch der Spinozaforscher Jakob Freudenthal (1839–1907). Vgl. dazu Pape, Wittichs Anti-Spinoza, 11. Denselben Vorwurf des heimlichen Spinozismus gegen Wittich erhärtet auch Abraham Johann Cuffeler (1637–1694) in seinem Specimen artis ratiocinandi (1684). Vgl. dazu mit Beleg und einer Analyse, die Wittichs antispinozistische Haltung gegen die Zeugnisse von Cuffeler und dem Roman differenziert herausstellt, Dunin-Borkowski, Nachlese, 83.89–91. Schließlich zitiert Scribano, Da Descartes a Spinoza, 137 (Anm. 90) Gottlob Friedrich Jenichens (1680–1735) Historia Spinozismi Leenhofiani (1707) als ein Beispiel für zeitgenössischen Spinozismusverdacht gegenüber Wittich.

Lebensabend und Tod

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eine Schwerpunktsetzung auf die Lehre. Aus den Disputationen entstand 1685 der umfangeiche Römerbriefkommentar. Auch die zahlreichen posthumen Veröffentlichungen Wittichs geben Zeugnis einer letzten höchst produktiven Schaffensperiode. Dazu zählen neben dem Anti-Spinoza und der Theologia pacifica defensa der Hebräerbriefkommentar und die Annotationes Ad Renati DesCartes Meditationes. Die Ordnung seines akademischen Nachlasses bestimmte die letzten Jahre. Bis 1686 hatte er sich also nachweislich ganz seiner theologischen Arbeit gewidmet, bevor die Folgen des Alters ihn von Schreibtisch und Katheder fernhielten.

2.18.1 Wittichs letzte Apologie der cartesianischen Theologie Im Jahr 1685, in seinem letzten Jahr akademischer Tätigkeit, versah Wittich den Sammelband der Disputationen seiner Römerbriefauslegung, mit einer Praefatio, in der er sich zum letzten Mal in seiner Rolle als Apologet der cartesianischen Theologie an die akademische Öffentlichkeit wendete. Zuvor hat er wesentliche Elemente seiner Hermeneutik dargelegt, übergeleitet zu der aus dem paulinischen Stil erwachsenen Anforderungen an die Theologie, sich nicht dem rhetorischen Schmuck, sondern der Wahrheitsfrage zu stellen, und zu zeigen versucht, dass die cartesianische Theologie und insbesondere er selbst dementsprechend Theologie treiben.1 Nach einem kurzen allgemeinen Abriss über die Anfechtungen seiner Person und der cartesianischen Theologie in den letzten Jahrzehnten und einem ausdrücklichen Bekenntnis zur reformierten Orthodoxie spricht Wittich dann von der Entstehung einer neuen Auseinandersetzung, die ihm und seiner Schule von dem Lutheraner Johann Adam Osiander (1622–1697) angetragen worden war.2 Osiander hatte 1684 gegen die Cartesianer und unter direkter Bezugnahme auf Wittich ein Collegium Considerationum in dogmata Theologica Cartesianorum veröffentlicht.3 Wittich berichtet, dass Osiander über allzu wenig Verständnis für die Position seiner Gegner verfüge, als dass sich eine großangelegte Widerlegung gelohnt hätte. Lediglich aufgrund der relativ großen Bekanntheit Osianders 1 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [i–xvii]. 2 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xvii–xx]. Osiander war Theologieprofessor an der Tübinger Universität und wirkte sowohl als Exeget als auch als systematischer Theologe. Vgl. Ehmer, Art. Osiander. RGG4 (2003) 721. Als Kontroverstheologe wendete sich Osiander auch gegen das Eindringen des Cartesianismus in die lutherische Orthodoxie. Er gehörte zu den lutherischen Apologeten gegen den Atheismus. Vgl. Barth, Atheismus und Orthodoxie, 24 u. ö. Vgl. zu der Debatte Wittichs mit Osiander die kurze Notiz von Scholder, Bibelkritik, 151 (Anm. 74). 3 Johann Adam Osiander: Collegium Considerationum in dogmata Theologica Cartesianorum; editum a Joh. Adamo Osiandro. Stutgardiae: Zubrot 1684.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

unter den Lutheranern reagiere Wittich überhaupt.4 Er bespricht innerhalb der Praefatio die wesentlichen Kritikpunkte Osianders und widerlegt sie, beginnend mit einer Infragestellung seines methodischen Ansatzes, der die für die orthodoxen Gegner Wittichs typische Vermischung von philosophischen und theologischen Erkenntnisprinzipien zugrunde liege.5 In bekannter Manier geht Wittich anschließend die verschiedenen Anklagepunkte der Reihe nach durch und verweist bei Bedarf auf die Consideratien von Heidanus oder seine Theologia pacifica. Neben der klassischen Frage nach dem methodischen Zweifel werden die Vorstellung einer eingeborenen Gottesidee und die Gottes- und Trinitätslehre behandelt.6 Dann folgen anthropologische Fragen, z. B. nach der Beschaffenheit der Seele, dem Verhältnis von Gott und Geschöpf, der cartesianischen Psychologie und Erkenntnislehre.7 Der Frage nach dem Verhältnis von Willensfreiheit und göttlicher Gnade muss Wittich sich ebenso widmen wie der Auferstehung im Kontext des cartesianischen Leib-Seele-Dualismus.8 All das handelt er jedoch in aller Kürze ab und beschließt seine Apologie abrupt mit dem Verweis, dass er sich nun lieber der Erforschung der Wahrheitserkenntnis gemäß der Schrift widmen wolle. Damit leitet er zur Römerbriefauslegung über.9 Osiander wehrte sich gegen seine negative Darstellung in der Praefatio mit einer eigenen Veröffentlichung, die die einzelnen Vorwürfe zu entkräften suchte. Die Schrift erschien allerdings erst nach Wittichs Tod, so dass sich die Debatte nicht weiter entfaltet hat.10 Auch wenn Osianders Kritik wenig Aufmerksamkeit erregt hat, was allein schon durch Wittichs verhaltene Reaktion im Rahmen einer Schrift, in der er sich eigentlich mit etwas völlig anderem auseinandergesetzt hat, zum Ausdruck kommt, vermittelt sie immerhin einen Eindruck über die Außenwirkung Wittichs auch im Luthertum: Als Wortführer der reformierten cartesianischen Theologie bot er sich als Bezugspunkt für die Diskussion von Cartesianismus und orthodoxer Theologie an, auch wenn die Rezeption der philosophia nova im Luthertum einen anderen Weg gegangen ist.11 Der Ton von Wittichs kleiner Apologie wird von einem pessimistischen Ton eingeleitet. Er kommt, auf seine Leidener Zeit zurückblickend, zu dem Urteil, 4 5 6 7 8 9 10

Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xx]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxi–xxii]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxii–xxvi]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxvi–xxix]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxix–xxxii]. Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xxxii]. Johann Adam Osiander: Examen Censurae Wittichianae, Quam Praemisit Commentario In Epistolam ad Romanos; adornatum a Joh. Adamo Osiandro, D. Cancellario. Tubingae: Cotta 1688. 11 Vgl. dazu bes. die Arbeit von Barth (Atheismus und Orthodoxie 1971). Eine grundsätzlich stärkere Abneigung gegen den Cartesianismus im lutherischen Raum attestiert bereits Bohatec, cartesianische Scholastik, 11f.

Lebensabend und Tod

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dass er andauernden Beleidigungen aufgrund seiner cartesianischen Position ausgesetzt war, gegen die er sein orthodoxes Bekenntnis verteidigen musste.12 Die Rolle des Apologeten wird von Wittich nun im Rückblick als bestimmendes und aufgezwungenes Moment seiner Karriere wahrgenommen. Ohne sie hätte er allerdings vermutlich nicht dieselbe Bedeutung erlangt.

2.18.2 Emeritierung, Krankheit und Tod Am 19. Mai 1687 starb Christoph Wittich an den Spätfolgen eines Schlaganfalls (paralysis) in Leiden.13 Bereits Anfang 1686 war er aufgrund seines Alters so eingeschränkt gewesen, dass er seinen universitären Pflichten nicht mehr angemessen hatte nachkommen können. Am 08. Februar 1686 war er daher aus gesundheitlichen Gründen emeritiert worden. Jacques Gaillard (ca. 1620–1688), der seit 1667 Lektor an der theologischen Fakultät geworden war und seit 1669 dem Waals College vorgestanden hatte, wurde am selben Tag mit Wittichs Professur betraut.14 Es findet sich allerdings auch danach noch eine letzte Disputation von Wittich, die erst auf den 06. November 1686 datiert wird.15 Vielleicht hatte Wittich als emeritierter Professor den Vorsitz über die Disputation den ungarischen Studenten zuliebe übernommen, die in großer Zahl bei Wittich studiert hatten. Weiteren Teilen dieser Reihendisputation hatte dann Gaillard vorgesessen. Die ausführliche Schilderung über Wittichs Altersverfall von seinem Lobredner Jacob Gronovius macht es sehr erstaunlich, dass er ein halbes Jahr vor seinem Tod noch in der Lage war, einer Disputation vorzusitzen, denn die letzten Monate seines 12 Vgl. Wittich: Metalleia (1685) Praefatio [xvii–xviii]. 13 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 31. 14 Vgl. dazu Molhuysen (1920) 44. Die Kuratoren notierten bereits am 08./09. Februar 1686, dass Wittich „door den aennaderenden ouderdom veel swackheyt onderworpen is“ und entbanden ihn von seiner Lehrverpflichtung. Ebenso wird im Album Scholasticum der Universität Leiden vermerkt, dass er wegen Altersschwäche am 08. Februar ersetzt wurde. Vgl. Siegenbeek van Heukelom-Lamme, Ablum Scholasticum, 178. Vgl. auch Nauta, Art. Wittichius, Christophorus. BLGNP 2 (1983) 462. Eine ausführliche Schilderung der Altersschwäche bietet Gronovius: Laudatio (1687) 30f.: Mit der Schwächung des Körpers gingen Schmerzen einher und auch das Aussetzen der Arbeit habe keine Besserung gebracht. Vgl. zu Gaillard die Übersicht bei Siegenbeek van Heukelom-Lamme, Ablum Scholasticum, 52 und die Artikel von Knipscheer, Art. Gaillard (Jacques). NNBW 8 (1930) 579f. und Meyjes, Art. Gaillard, Jacques. BLGNP 1 (1978) 80f. 15 Christoph Wittich: Disputatio theologico-critica tripertita, naturae τῶν ‫דהמים אורום‬Urim et Thummim ad mentem Scripturae Sacrae, superatis heterogeneis opinionibus enucleandae consecranea.: Quam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / Publicae eruditorum subjicit censurae Nicolaus Apáti (Miklos Apati 1662–1724), Leiden: Elzevier 1686. Vgl. Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 302 (Disputation Nr. 3402). Vgl. auch Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 324 mit einer präzisen Datierung.

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Christoph Wittich: Gelehrtenkarriere zwischen Orthodoxie und Descartesrezeption

Lebens waren offenbar von Krankheit und Schwäche bestimmt. Am 31. Juli 1686 hatte Wittich eine Fahrt bei nasskaltem Wetter in einem offenen Wagen unternommen und wurde zwei Tage später im Haus eines Amsterdamer Pastors namens Rupius (Lebensdaten nicht ermittelt) von einem Schlaganfall getroffen. Dem Bericht der Leichenpredigt nach wurde trotz verschiedener Therapieversuche keine Heilmöglichkeit gefunden, da sich nach anfänglicher Besserung Wittichs Zustand im hereinbrechenden Winter mehr und mehr verschlimmerte.16 Die anfängliche Besserung mag ihm immerhin den letzten Disputationsvorsitz ermöglicht haben. Wittich war dann jedoch bald längere Zeit bettlägerig und wurde aufs höchste pflegebedürftig, so dass Gronovius seinen Tod als Erlösung darstellt.17 In den Senatsakten der Universität Leiden ist verzeichnet, dass Wittich am 19. Mai 1687 kurz nach Mittag verstorben sei.18 Wittich hinterließ eine beachtliche und umfangreiche Privatbibliothek, deren Bestände dank des erhaltenen Auktionskataloges bekannt sind.19 Auf seine eigenen Schriften hingegen, die er seinem Schülerkreis – namentlich hervorzuheben sind der Koordinator Willem Anslaer sowie David Hassel (bes. Investigatio Epistolae Ad Hebraeos 1692) – Sympathisanten wie Salomon van Til (Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes 1688) und seinem Bruder Tobias Wittich (Anti-Spinoza 1690 und Theologia pacifica defensa 1698, jeweils unter Mitarbeit des Schülerkreises) zur posthumen Herausgabe hinterlassen hatte, ist bereits verwiesen worden. Ins Niederländische wurden von Abraham van Poot, sozusagen dem Stammübersetzer der Coccejo-Cartesianischen Bewegung, die Exercitationes (1686), die Sandius-Schriften (1686), der Römerbriefkommentar (1687) und der Anti-Spinoza (1695) übertragen.

16 Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 31f. 17 Gronovius berichtet detailliert über einzelne Symptome des langen Sterbeprozesses. So nennt er den Kontrollverlust über die Ausscheidungsorgane, Fieber, Geschwüre und einen schon seit längerem bestehenden Gedächtnisverlust. Er spricht von Wittichs letzter Krankheitsphase als einem Tod im Leben und einem Begräbnis ohne Grab. Vgl. Gronovius: Laudatio (1687) 32. 18 Vgl. Molhuysen (1920) 49f. Hier findet sich auch der Beschluss für die Einsetzung von Jacob Gronovius als Lobredner für Wittich, dem die Aufgabe anstelle des Pflichtredners Stephan le Moyne, der als Anticartesianer sicherlich kein geeigneter Kandidat gewesen war, zugewiesen wurde. 19 Jacobus Hackius: Catalogus instructissimae bibliothecae D. Christophori Wittichii, S.S. Theol. ac Phil. Doctoris, & in Acad. Lugd. Bat. (dum viveret) S.S. Theol. Professoris ordinarii, dignissimi. Quorum auctio habebitur in officina Jacobi Hackii, ad diem 29. Septembr. 1687. Stylo Novo. Lugd. Batavorum: Hackius 1687.

3.

Nachwirkung

Seinem Laudator Jacob Gronovius erscheint Wittich rückblickend vor allem als zweierlei, erstens als „Veritatis vindex“ im Dienste Gottes und zweitens als „humani generis paedagogus“1. Beide Eigenschaften entfaltet Gronovius in panegyrischer Überhöhung. Nichtsdestoweniger fassen sie der Stoßrichtung nach Wittichs Wirken treffend zusammen. Seine Bedeutung gewann er zum einen als akademischer Lehrer, zum anderen als Apologet der cartesianischen Theologie. Aufgrund seines großen Fokus auf die akademische Lehrtätigkeit wirkte Wittich über seine Schüler weiter. Seinen größten Einfluss entfaltete er innerhalb des cartesianischen Netzwerks. Darüber hinaus wurde er als Vertreter des Cartesianismus und für seine Hermeneutik gewürdigt. Die Nachfolgegeneration des cartesianischen Netzwerkes, die sich auch aus seiner Studentenschaft rekrutierte, prägte er maßgeblich. Dies geschah nicht nur über die Rezeption seiner Schriften. Über seinen großen Schülerkreis, der vor allem anhand der überlieferten Disputationen auch namentlich erschlossen werden kann, hat er die theologische Bildungslandschaft bis zum Übergang des 18. Jahrhundert mitbestimmt und die cartesianische Theologie verbreitet. Er gilt in dieser Zeit als einer der großen Gelehrten Schlesiens und wird z. B. mit einer Gedenkmedaille geehrt, die 1738 in einem numismatischen Katalog über berühmte Schlesier Erwähnung findet.2

1 Gronovius: Laudatio (1687) 27. Vgl. dazu auch Gronovius: Laudatio (1687) 26–29. Gronovius fasst hier auch in nuce Wittichs Lehre zusammen; insbesondere die Verhältnisbestimmung von Vernunft und Schriftoffenbarung wird thematisiert: Zentrale Punkte, die Gronovius: Laudatio (1687) 28f. nennt, sind die Einschränkung der Vernunft durch den Sündenfall, die grundsätzliche Übereinstimmung von Vernunft und Heiliger Schrift und das Entstehen eines gegenteiligen Eindrucks und Wittichs Fokus auf die Schriftauslegung. 2 Vgl. Kundmann: Silesii in Nummis (1738), 349–353 und Tab XXV Bild Nr. 77. Die Entstehung der Medallie lässt sich nicht genau datieren. Der eingeprägte Name des Medailleurs „Schmelzing“ verweist auf den Anfang des 18. Jahrhunderts.

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Nachwirkung

Die Medaille Wittichs verbindet durch den Sternenhimmel, die Aufschrift „LVCET“ und den Verweis auf den Korintherbrief die für die Aufklärung typische Lichtmetaphorik mit dem astronomischen Leitmotiv von Wittichs theologischer Arbeit.3 Im Verlauf des 18. Jahrhunderts schwindet Wittichs Bedeutung allerdings rasch.

3.1

Wittichs Schülerkreis

Unter Wittichs Schülern bereits aus der Nijmegener Zeit kommt dem bereits erwähnten Abraham Gulich eine besondere Rolle zu. Trotz seines frühen Todes übte dieser über seine Lehrtätigkeit in Hamm einen großen Einfluss auf die Verbreitung der cartesianischen Philosophie aus und hat gleichzeitig umfangreiche theologische Schriften zur Bibelexegese verfasst. Diese bedürften einer eingehenden Analyse auf ihre Bezüge zur cartesianischen Hermeneutik und sind der coccejanischen Bundestheologie stark verpflichtet, indem sie ein geschichtstheologisches Konzept im Kontext der theologia prophetica entfalten.4 3 Die Abbildung findet sich bei Kundmann: Silesii in Nummis (1738) auf Tab XXV Bild Nr. 77. Kundmann: Silesii in Nummis (1738) 351f. bietet auch eine kurze Beschreibung der Medallie und verweist dabei darauf, dass die gemeinte Bibelstelle wohl 1Kor 15,41 und nicht 15,14 sein dürfte. 4 Vgl. zu Gulich auch Kapitel 2.12.3 (Dekade der Lehre). Wittichs Student Gulich unterstütze seinen Lehrer kurzzeitig als Dozent für Theologie in Nijmegen (1667), wurde dann Professor für Philosophie und Rhetorik sowie Extraordinarius der Theologie am Gymnasium Hammonense (1667–1679) und erhielt 1679 eine neu eingerichtete Professur für cartesianische Philosophie an der Universität Franeker, starb allerdings kurz nach seinem Antritt. Vgl. zur Theologia prophetica bei Gulich und anderen Autoren des cartesianischen Netzwerkes van der Wall, Orthodoxy and skepticism, 125f. und die bibliographischen Nachweise bei van Asselt, Art. Gulichius, Abraham (1642–79). DSECDP 1 (2003) 375f. Vgl. zu einer Analyse seiner Hammer Disputationen und seines Unterrichts am Gymnasium Hammonense im Kontext der Descartesdebatte Zekl, Logik-Unterricht in Hamm, Hellekamps/Musolff, Aufklärung in Hamm, und die Beiträge vom Verfasser in Hellekamps/Musolff, Lehrer an

Wittichs Schülerkreis

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An Gulich lässt sich die enge Vernetzung der cartesianischen Theologen und insbesondere auch der Wittichschüler gut nachzeichnen. Sie zeigt sich exemplarisch anhand zweier Cartesianer, die zusammen mit Wittich die posthume Herausgabe von Gulichs theologischen Schriften organisiert haben.5 Es handelt sich erstens um Hermann Alexander Röell (auch Roëll; 1653–1718), der 1670 und 1674 bei Gulich in Hamm und Ende der 1670er Jahre bei Wittich in Leiden studiert hatte und eine akademische Karriere in den Niederlanden gemacht hat. Er editierte 1683 das Compendium der Prophetenbücher Gulichs.6 Ähnlich wie seine Lehrer war Röell aufgrund seines cartesianischen Ansatzes in seinen Publikationen einer starken Rationalismuskritik ausgesetzt und musste sich lange Zeit gegen akademische und synodale Kritik behaupten. Seine Hermeneutik wirkt auch im 18. Jahrhundert nach. Wie Wittich hatte er über seine Schüler großen Einfluss auf die ungarische Theologie.7 Röell bestimmte die zentrale Debatte der niederländischen Cartesianer nach Wittich, indem er 1686 mit seiner Rede De religione rationali einen verschärften Diskurs über die Frage, ob der Vernunft nicht eine noch stärkere Rolle bei der Erkenntnis biblisch geoffenbarter Wahrheiten zuzusprechen sei, eröffnete.8 Der zweite hervorzuhebende Schüler von Wittich mit engem Bezug zu Gulich ist der gebürtige Duisburger Johannes Theodorus Schalbruch (1665–1723). Anders als Röell verlief dessen akademische Karriere weit weniger spektakulär, eigene Schriften sind nicht überliefert. Sein Philosophieunterricht bei Gulich am Gymnasium Hammonense ist durch eine

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westfälischen Gymnasien. Seine Wittichrezeption lässt sich z. B. anhand der Aufnahme des opinio-Arguments in seiner Hermeneutica sacra gut zeigen. Vgl. dazu Gulich: Hermeneutica sacra (1726) I §14,13f. Abraham Gulich: Abrahami Gulichii Hermeneutica sacra. Auctior et emendatior. Bernae: Sumptibus Nic. Emanuelis Halleri 1726. Die relativ späte Herausgabe der Schrift ist auffällig und spricht für ein geringeres, aber immerhin vorhandenes Interesse an cartesianischer Theologie zumindest in der reformierten Schweiz. Vgl. dazu van Asselt, Art. Gulichius, Abraham (1642–79). DSECDP 1 (2003) 375f. Für die Beteiligung Wittichs an der Herausgabe von Gulichs Schriften vgl. den Hinweis von Sepp, Godgeleerd Onderwijs in Nederland, 306. Abraham Gulich: Abrahami Gulichii Mavo ha-Nevi’im, sive Librorum propheticorum Veteris & Novi Testamenti: compendium et analysis: opus posthumum. Amstelodami: Apud viduam Joannis a` Someren, 1683. Röell, der neben Gulich und Wittich auch Burman und Heidegger zu seinen Lehrern zählte, war 1679 Prediger am Herforder Hof, seit 1680 in Leeuwarden und seit 1682, verbunden mit einem Lehrauftrag an der dortigen Hohen Schule, in Deventer. Hier führte er bes. in coccejanische Theologie ein. 1686 wurde er Philosophie- und Theologieprofessor in Franeker, 1704 Theologieprofessor in Utrecht. Vgl. zu Röell neben der bedeutenden Arbeit von van Sluis, Röell, Knipscheer, Art. Röell (Hermann Alexander). NNBW 10 (1937) 821–823 und van Sluis, Art. Röell, Hermann Alexander (1653–1718). DSECDP 2 (2003) 848–852. Vgl. auch Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 374.

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Nachwirkung

Disputation belegt.9 Nach seinem Studium in Duisburg, Dordrecht und Leiden, aus dem 1680 zwei Disputationen unter Wittich hervorgegangen sind,10 wirkte er als Rektor an den Lateinschulen von Briele (Zeeland), Dordrecht (ab1689) und Amsterdam (ab 1694), wo er schließlich 1704 zum Professor für Rhetorik und Geschichte an das Athenaeum gelangte.11 Er machte sich durch die Edition der Opera philosophica seines Landsmannes Clauberg und des posthum erschienenen zweiten Bandes von Gulichs Theologia prophetica verdient.12 Schalbruch stand offensichtlich nicht in der ersten Reihe des cartesianischen Netzwerkes, arbeitete den führenden Köpfen jedoch zu und verbreitete ihre Ideen in der Lehre. Seine gute Vernetzung zeigt, wie sehr er in die Arbeit der CoccejoCartesianer integriert war.13 Unter Schalbruchs Lehrern befand sich auch Salomon van Til.14 Dieser war zusammen mit den Wittichschülern Hassel und Anslaer an der posthumen Herausgabe von Wittichs Spätwerk beteiligt. Er prägte das cartesianische Netzwerk nachhaltig. Weitere bedeutende Schüler Wittichs sind der in Zwolle und Paris wirksame Lehrer und Philosoph Caspar Langenhert (1661–c. 1730), der in Leiden vor allem Geulincx zugearbeitet hat, dann u. a. mittels der cartesianischen Methode einen mathematischen Beweis dafür entwickelte, dass Tiere keine Seele hätten und Machiavellis (1469–1527) Il Principe ins Lateinische übersetzte15 und Taco Hajo van den Honert (1666–1740), einer der führenden und streitbarsten Vertreter des Coccejo-Cartesianismus im frühen 18. Jahrhundert und als „father

9 Den Nachweis erbringen mit einer Verortung in Gulichs cartesianischem Unterricht Hellekamps/Musolff, Aufklärung in Hamm, 142f. 10 Es handelt sich dabei um die zweite und dritte Disputation aus der Reihe Causa Spiritus Sancti Victrix. Die bibliographische Angabe findet sich in der Bibliographie im Anhang. Der Studienbeginn lässt sich über die Duisburger Universitätsmatrikel auf das Jahr 1667/68 festlegen: vgl. Wijnhoven (2004) http://www.uni-due.de/collcart/matrikel/dumat00.htm (Abgerufen im Juli 2015). 11 Vgl. zu seiner Biographie van der Aa, Art. Schalbruch (Johannes Theodorus). BWN 17 (1874) 215f. 12 Vgl. den Nachweis der Opera Claubergs im Quellenverzeichnis. Vgl. den Nachweis zu Gulichs Abrahami Gulichii […] Sive Theologiae Propheticae Pars Altera Continens Res gestas ab Ascensione Christi in cœlum, ad Excidium Urbis, Templi, & Reipublicae Judaeorum. Accedunt Oeconomia Temporum […] Amsterdam 1694 auch bei van Asselt, Art. Gulichius, Abraham (1642–79). DSECDP 1 (2003) 375. 13 Neben dem Hinweis auf seine Kontakte bei van der Aa, Art. Schalbruch (Johannes Theodorus). BWN 17 (1874) 215f. sind auch Briefe an Johannes Braun (Amsterdam 1682) und an Jacob Perizonius (1651–1715; Amsterdam 1710) bei www. Worldcat.org, Art. Schalbruch, Johannes Theodorus (Abgerufen im Juli 2015) erfasst. 14 Vgl. zu diesem Kapitel 2.11 (Lehrtätigkeit in Nijmegen). 15 Er immatrikulierte sich in Leiden 1681 und verteidigte 1683 die sechste Disputation aus Wittichs Reihe zum Römerbriefkommentar. Vgl. den bibliographischen Nachweis im Anhang und mit biographischen Informationen bei van Bunge, Art. Langenhert, Caspar (1661– c. 1730) DSECDP 2 (2003) 587–589.

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of the Leiden Cocceians“ ein aktiver Gegner des Spinozismus.16 Hier nicht weiter verfolgt ist die Einflussnahme von Wittichs Lehre auf Ungarn, der aufgrund seiner Beliebtheit bei ungarischen Studenten vorausgesetzt werden darf.17

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Begrenzte Wirkung: die Rezeption von Wittichs Œuvre

Über seinen Schülerkreis hinaus wirkte Wittich durch seine zahlreichen Schriften weiter, allerdings nur zeitlich begrenzt. Ihre ursprünglich weite Verbreitung ebbte vor allem aufgrund des Bedeutungsverlustes des Cartesianismus bereits am Übergang zum 18. Jahrhundert deutlich ab. Mit dem Rückgang des cartesianischen Einflusses in Philosophie und Theologie, der bereits mit dem wachsenden Einfluss von Spinoza einsetzte und spätestens durch das Aufkommen neuer philosophischer Schulen wie von Leibniz und Christian Wolff (1679–1754) forciert wurde, endete die von der Aktualität Descartes’ nicht zu trennende Wittichrezeption mit wenigen Ausnahmen relativ früh. Für die ‚postcartesianische‘ Zeit hatte er wenig Bedeutung.18

16 Vgl. mit weiteren biographischen Informationen van der Wall, Art. Honert, Taco Hajo van den (1666–1740) DSECDP 1 (2003) 447–449 (Zitat 448). Van der Wall betont den starken Einfluss Wittichs auf den aus Norden (Friesland) stammenden van den Honert, der jenen seit seiner Immatrikulation in Leiden 1683 gekannt hat. Nach Wittichs Tod begab er sich nach Dordrecht, um bei Salomon van Til weiter zu lernen. Nach seiner Lehrtätigkeit in Briele (Zeeland) und Amsterdam wird er 1714 Theologieprofessor in Leiden. Er führte hitzige Kontroversen, teilweise unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit, mit Willem Deurhoff (1650–1717), Frederik van Leenhof (1647–1712) und Antonius Driessen (1684–1748) und veröffentlichte zahlreiche theologische Schriften. 17 Eine vollständige Analyse, also eine Rekonstruktion der Studien- und Karriereverläufe von Wittichs Respondenten, ergänzt etwa von zusätzlichen Namen und biographischen Informationen aus den Matrikelverzeichnissen der Universitäten von Leiden und Nijmegen, wäre womöglich aufschlussreich im Kontext einer ausführlichen Untersuchung der Verbreitung cartesianischer Theologie. Dabei bedürfte sie für ein vollständigeres Bild allerdings auch der Ergänzung durch die parallelen Analysen der Schülerschaft anderer cartesianischer Theologieprofessoren. 18 Über das erste Quartal des 18. Jahrhunderts hinaus ist eine direkte Wittichrezeption nicht nachweisbar. Auch zuvor erfährt sie eine starke Einschränkung auf die reformierten Territorien (Niederlande und Schweiz) und die hermeneutische Thematik. Wittichs Schriften werden im 18. Jahrhundert nirgends neu aufgelegt, namentliche Nennungen sind spärlich. Zur Ablösung des Cartesianismus durch andere Schulen im 18. Jahrhundert Rodis-Lewis, Descartes, 333.

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Nachwirkung

3.2.1 Die Wittichrezeption von Bayle und Leibniz Eine prominente Ausnahme des Bedeutungsverlustes Wittichs findet sich in Leibniz’ Rückgriff auf die Disputation De Providentia Dei Actuali in seiner Theodicée.19 Leibniz stößt vermutlich über die Vermittlung durch die Schriften von Pierre Bayle auf Wittich und seine Disputation. Wittich nimmt im Oeuvre Bayles keineswegs eine bedeutende Rolle ein, findet aber mehrfach Erwähnung. Am prominentesten dürfte seine Würdigung durch ein eigenes Lemma in Bayles Dictionaire historique et critique sein.20 Er wird allerdings auch sonst innerhalb des Wörterbuchs als Referenz herangezogen.21 Darüber hinaus erwähnt Bayle in seinen weiteren Schriften Wittich selten.22 Für die Auseinandersetzung mit 19 Vgl. Kapitel 2.14.2.1 (Exercitationes, Leidener Disputationen und Lektionsverzeichnisse). 20 Vgl. Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Wittichius 4 (51740) 509 (Übersetzung bei Gottsched Band 4, 517). Bayle charakterisiert Wittich dadurch, dass er den Cartesianismus in die Schulen der Theologie eingeführt habe, zeichnet seine Biographie (auf der Grundlage von Gronovius’ Leichenpredigt) in Kürze nach, betont die Widerstände, auf die er mit seinem coccejo-cartesianischen Ansatz gestoßen ist und die hohe Hörerzahl seiner Veranstaltungen. Als Hauptwerke gelten ihm Consensus veritatis, Theologia pacifica, Exercitationes, Causa Spiritus Sancti und der Römerbriefkommentar sowie Anti-Spinoza und Meditationeskommentar. 21 Eine Beachtung der Debatte von Wittich und Maresius wird in folgenden Artikeln ersichtlich: Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Andlo 1 (51740) 227 (Übersetzung bei Gottsched Band 1, 229) und, Art. Marets 3 (51740) 325 (Übersetzung bei Gottsched, Art. Maresius, Band 3, 327). Einen ausführlichen Eintrag widmet er Heidanus in Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Heidanus 2 (51740) 700f. (Übersetzung bei Gottsched, Art. Aristoteles, Band 2, 744–746). Er nennt Wittichs Leichenpredigt auf Heidanus als seine Hauptquelle und zitiert sie kritisch. Bayle hat mit weiteren Schriften Wittichs inhaltlich gearbeitet. So verweist Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Aristote 1 (51740) 327 (Übersetzung bei Gottsched, Art. Aristoteles, Band 1, 327) auf die Verbindung von Aristoteles und Spinoza, die er in den Vorreden Hassels zu Wittichs Schriften beobachtet. Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Francus 2 (51740) 508 (Übersetzung bei Gottsched, Art. Aristoteles, Band 2, 544) zitiert aus dem Consensus veritatis eine Suarez-Kritik Wittichs. Auch Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Haillan 2 (51740) 684 (Übersetzung bei Gottsched, Band 2, 725) belegt seine Lektüre der Schrift. Schließlich listet er Wittichs Anti-Spinoza unter den Werken der Gegner Spinozas auf. Vgl. Bayle: Dictionaire historique et critique, Art. Spinoza 4 (51740) 271 (Übersetzung bei Gottsched, Band 4, 271). 22 Erwähnenswert ist eine Besprechungen Wittichs in Bayles Zeitschrift Nouvelles de la République des Lettres. 1685 findet sich eine kurze Rezension von Wittichs Römerbriefkommentar in Balye: Nouvelles de la République des Lettres. Oeuvres Diverses I 360b. (Rezension Nr. VIII), die Wittich als angesehenen Theologen würdigt, auf seine langjährige Professur in Leiden, seine Kompetenz sowie seine vorherigen Publikationen lobend verweist, bevor sie in wenigen Punkten den Aufbau des Kommentars nachzeichnet. Auch in Briefen findet Wittich Erwähnung. Vgl. die in Kapitel 2.14.2 (Forschung, Lehre und Universitätsleben in Leiden) bereits besprochene Beobachtung zu Wittichs Position in Leiden in Bayle: Lettre LXIX A Mr. LENFANT. Rotterdam, 18. Januar 1685, in: Oeuvres Diverses IV 616 (Zuerst bei van der Wall, Cartesianism and Cocceianism, 448: Pierre Bayle to L’Enfant, 18 January 1685, in Lettres choisies, I. 195.). Auf die Debatte von Wittich und Maresius weist er hin in Bayle: Lettre XXVIII A Mr. MINUTOLI. Sedan, 29. Juli 1676, in: Oeuvres Diverses IV 564. Mit

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Leibniz ist Bayles Rekurs auf ihn als Vertreter des theologischen Cartesianismus im Kontext der Providenzlehre zentral.23 Leibniz bezieht sich nämlich auf entsprechende Auszüge aus Wittichs Disputation in seiner Theodicée, auf die er im Duktus eines Bayle-Zitats aus der Réponse aux questions d’un provincial gestoßen ist.24 In einem von Leibniz kritisierten Zitat beruft Bayle sich auf Aussagen Augustins über die Vollkommenheit Gottes, die er in Wittichs De Providentia Dei actuali §12 gefunden hat und die ganz im Sinne des anselmschen Gottesbeweises besagen, dass Gott als dasjenige gedacht werde, als das nichts Besseres und Vollkommeneres gedacht werden kann.25 Leibniz befürwortet diesen Gedanken grundsätzlich. Er diskutiert später in seinem Werk Wittichs Disputation selbstständig weiter, als er sich der Frage der Willensfreiheit zuwendet und dabei die cartesianische Position zu dieser Thematik herausarbeitet.26 In diesem Kontext zeichnet er nach, dass Descartes das Problem der Willensfreiheit umgehe, indem er sowohl die göttliche Providenz als auch die menschliche Freiheit behaupte und diese nebeneinander gelten lasse. Die meisten Cartesianer seien Descartes darin gefolgt. Bayle habe treffend diagnostiziert, dass dieses Problem durch die Unversöhnlichkeit von Vernunfterkenntnis und Mysterien herrühre, welche die Cartesianer unangetastet ließen. Bayles Einwände gegen die Providenz werden sodann von Leibniz problematisiert.27 In diesem Kontext verweist er auch auf Wittichs De Providentia Dei actuali §61 und deutet ihn so, dass er die Auffassung des freien Willens als eine Täuschung bewerte. Wenn Gegenstände in der Seele Bejahung oder Verneinung auslösten, fühlte sich der Mensch lediglich frei von der Bestimmung über eine äußere Kraft. Wahre Freiheit entstünde nach Wittich durch die Beeinflussung des Menschen durch Gott, da dieser das Wollen selbst im Menschen erzeuge. Gott sei Urheber unseres freien Willens. Sowohl Bayles Ablehnung der Providenz als auch Wittichs Relativierung der Freiheit durch ihre

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Bezug auf die Disputation Deus Mundi Rector aus den Exercitationes erwähnt er Wittich schließlich in Bayle: Lettre L. A Mr. MINUTOLI. Rotterdam, 16. Juni 1682, in: Oeuvres Diverses IV 601. Vgl. einleitend dazu Scribano, Da Descartes a Spinoza, 63 (Anm.44). Den Hinweis auf Leibniz als Wittichrezipient verdanken wir Scribano, Da Descartes a Spinoza, 78 (Am. 156). Vgl. Leibniz: Theodicée (1710) II 117,165. Leibniz setzt sich hier kritisch mit Bayles Réponse aux questions d’un Provincal auseinander und widerlegt eine gegen seinen Ansatz gerichtete Thesenreihe Bayles, die dieser in Abgrenzung gegen theologische Positionen formuliert hatte. Vgl. Leibniz: Theodicée (1710) II 108,159f. und Bayle: Réponse aux questions d’un Provincal (1704–1707) III 144. Oeuvres Diverses III 795b–798b. Leibniz zitiert den zweiten philosophischen Grundsatz aus Bayles Thesenreihe, die er theologischen Grundsätzen entgegengestellt hat. Für den philosophischen Grundsatz II führt Bayle Wittich als Gewährsmann an. Vgl. Bayle: Réponse aux questions d’un Provincal (1704– 1707) III 144. Œuvres Diverses III 796b (mit der zugehörigen Anmerkung h). Vgl. dazu auch Bayle: Réponse aux questions d’un Provincal (1704–1707) III 164. Œuvres Diverses III 843b–844a. Vgl. Leibniz: Theodicée (1710) III 292–296,304–307.

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Nachwirkung

Abhängigkeit zu Gottes Wirken lehnt Leibniz aber als schlechte Lösungsansätze des Problems ab.28

3.2.2 Ursachen für den Bedeutungsverlust von Wittichs Theologie im 18. Jahrhundert Die abgesehen von Bayles und Leibniz’ Bezugnahme geringe Aufmerksamkeit Wittich bei den Größen der Theologie- und Philosophiegeschichte des 18. Jahrhunderts, mag auch darauf zurückzuführen sein, dass viele von Wittichs Schriften aus einem apologetischen Kontext heraus entstanden waren. Sein überwiegend als gemäßigt, sachlich und fair empfundener Stil hatte allerdings den Weg dafür geebnet, dass insbesondere der Consensus veritatis und die Theologia pacifica auch einen allgemeinen Lehrbuchcharakter für die cartesianische Theologie entwickeln konnten.29 Dementsprechend bezogen sich auch ihre späten Gegner wie z. B. Anthonius Driessen (1684–1748) oder von den herkömmlichen theologischen Schulbildungen unabhängigere Denker wie Willem Deurhoff (1650–1717) noch eine gewisse Zeit auf Wittich. Über die Anfänge des 18. Jahrhundert reichte diese Wirkung aber nicht hinaus. Zwar ist das Urteil Bizers, demnach „die Arbeit Wittichs […] keine Fortsetzung bekommen“ habe, nicht vollständig richtig, jedoch in der Tendenz und mit Blick auf das 18. Jahrhundert durchaus nachvollziehbar.30 Die Wittichrezeption wird dort relativ schnell marginal, weil die Apologie des Cartesianismus über den Weg der Spinozakritik, den Wittich selbst noch eingeschlagen hatte, und einiger weniger Streitigkeiten am Anfang des 18. Jahrhunderts einer allgemeinen Auseinandersetzung der reformierten Orthodoxie mit dem Rationalismus wich, in der Descartes nicht mehr die Hauptrolle spielte. Die grundsätzliche Richtung, die die cartesianischen Theologen eingeschlagen hatten, wurde dabei fortgesetzt, jedoch erwies sich Descartes nicht mehr als die tragende Basis. Wittichs Ansatz wurde also vor allem aufgrund der engen Bindung an den Cartesianismus unbedeutend. Die Konfliktstellung des cartesianischen Netzwerkes zwischen radikalem Rationalismus und anticartesianischer Orthodoxie war dafür nur zu einem gerin28 Vgl. Leibniz: Theodicée (1710) III 298,307f. und 300,310f. 29 Vgl. zu dem Urteil der Sachlichkeit aus der Sicht moderner Forschung z. B. van der Kuijlen in Wittich: Het Gelderse Gibea (1656) 23 in Bezug auf Wittichs Tätigkeit in Nijmegen, die er trotz des ‚Freibriefs‘ in Sachen Cartesianismus nicht zu einem radikalen Kreuzzug für sein Anliegen ausarten ließ. Vgl. mit Bezug auf die Rezeption der Theologia Pacifica ThijssenSchoute, Nederlands cartesianisme, 486. Die Anstoßnahme von Maresius an Wittichs Streitkultur steht diesem Gesamteindruck entgegen, ist aber aus dem Duktus der polemischen Debatte und der starken persönlichen Ebene nachvollziehbar. 30 Bizer, Orthodoxie und Cartesianismus, 371. Zu derselben Einschätzung wie Bizer kommt z. B. auch Hirsch, Geschichte der neueren evangelischen Theologie I, 182.

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gen Teil mitverantwortlich. Immerhin erwies sich die Position der Cartesianer in ihren einzelnen Bestandteilen immer wieder als anschlussfähig, diskussionswürdig und impulsgebend auch für ihre Kritiker.31 Als Descartes aber zu einer Stimme unter vielen im theologischen Diskurs mit der Theologie wurde, wies sich die strikte Ausrichtung auf einen der umstrittensten Philosophen als Hemmnis für eine weitere Auseinandersetzung.

3.2.3 Die Sonderrolle des Anti-Spinoza in der Rezeptionsgeschichte Eine besondere Rolle in der Wittichrezeption spielt sein Anti-Spinoza, der zu den ersten systematischen Gegenschriften gegen den Philosophen überhaupt gehört.32 Dementsprechend wurde er viel gelesen. Ausführliche zeitgenössische Besprechungen philosophisch relevanter Werke Wittichs und insbesondere des Anti-Spinoza bietet Henri Basnage de Beauval (1656–1710) in der Zeitschrift Histoire des ouvrages des savants, deren Herausgeberschaft er von Bayle übernommen hatte.33 Auch das sog. Leipziger Journal widmete der Schrift eine Rezension.34 Wittich wird damit nachweislich international und über die Konfes31 Der Kurs des Netzwerkes war kein zum Scheitern verurteilter fauler Kompromiss zwischen einer reaktionären theologischen Tradition und einem der philosophischen und naturwissenschaftlichen Revolution des Rationalismus, sondern die Aufrechterhaltung von Anschlussfähigkeit und Wissenschaftlichkeit der orthodoxen Theologie. Gegen Jeanrond, Wesen der theologischen Hermeneutik, 33. 32 Vgl. z. B. die Zusammenstellung und Analysen bei Hubert, Les premières réfutations de Spinoza. 33 Basagne folgte 1687 Pierre Bayle als Herausgeber der Nouvelles de la république des lettres nach und benannte das periodisch erscheinende Journal mit Rezensionen zu aktuellen wissenschaftlichen Publikationen in Histoire des ouvrages des savans um. Vgl. zu Biographie und Werk de Vet/Bots, Art. Basnage de Beauval, Henri (1656–1710). DSECDP 1 (2003) 54– 58. In den von 1687 bis 1709 erschienenen 24 Bänden wird Wittich mehrfach besprochen. Nach Auskunft des Institut Claude Longeon der Université Jean Monnet-Saint-Etienne (http://bayle-correspondance.univ-st-etienne.fr/gallery/main.php?g2_view=core.DownloadItem&g2_itemId=829. Abgerufen im Juli 2015) wird im vierten Band (September 1688) der Meditationes-Kommentar behandelt, im fünften Band (Juni 1689) die Theologia pacifica defensa, und in Band VI (November und Dezember 1689) der Anti-Spinoza. Diese Reihe wurde bereits durch die Besprechung des Römerbriefkommentars eingeleitet, als Bayle noch Herausgeber der Zeitschrift war. De Vet/Bots, Art. Basnage de Beauval, Henri (1656–1710). DSECDP 1 (2003) 55 sehen in Wittich einen der wichtigsten Antispinozisten, die in der Reihe besprochen werden. Basagnes Rezension wird jedoch als enttäuschend beurteilt, weil sie Wittichs Ausführungen nicht gerecht wird, obwohl Basagne grundsätzlich mit ihm übereinstimmt. Vgl. dazu mit weiterer Literatur de Vet, In search of Spinoza, 91–93. Es ist bemerkenswert, dass Basagne bereits Ende 1689 die Schrift rezensieren konnte, während ihr erscheinen auf 1690 datiert ist. 34 Vgl. Otto Mencke (Hrsg.): Acta Eruditorum Anno MDCLXXXX publicata […]. Lipsiae: Grosse & Gleditsch 1690, 345–354.

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sionsgrenzen rezipiert. Diese breite Rezeption über den theologischen Kontext hinaus erfuhr Wittich aber nur im 17. Jahrhundert. Der Anti-Spinoza jedoch wirkte weiter. Gerade Antispinozistische Autoren wie z. B. Johannes Monnikhoff (1707–1787)35 oder Petrus Jens (1643–1720)36 verweisen auf Wittich selbstverständlich neben anderen Kritikern Spinozas. Letzterer interessiert sich auch besonders im Kontext methodologischer Überlegungen zum Cartesianismus.37 Auch die künstlich entfachte Debatte um die vermeintliche Freundschaft Wittichs mit Spinoza gibt Zeugnis von dem grundsätzlichen Interesse an Wittichs Position.38 Der Anti-Spinoza gehört zu den in der (philosophischen) Forschung vom 18. Jahrhundert bis heute am stärksten beachteten Schriften Wittichs.39 Diese Aufmerksamkeit verdankt er vor allem der Bedeutung Spinozas, andererseits aber auch seiner frühen, ausführlichen und sachlichen Aufarbeitung von dessen Position durch Wittich.

3.2.4 Die vergessene Akkommodationslehre: der Weg von Wittichs Hermeneutik über die reformierte und lutherische Orthodoxie bis in die Neologie Auf die Rezeption der bibelhermeneutischen Debatte um das kopernikanische Weltbild bei Wittich ist bereits hingewiesen worden.40 Ihr hoher Stellenwert entspricht dem Gesamteindruck, dass von Wittichs Theologie ihr hermeneuti35 Vgl. Jensen, Art. Monnikhoff, Johannes (1707–1787). DSECDP 2 (2003) 708. 36 Vgl. zu Jens den Artikel von van Ruler, Art. Jens, Petrus (1643–1720). DSECDP 1 (2003) 494– 498. Ursprünglich Kaufmann, dann ab 1680 Medizinstudent in Leiden, entwickelte Jens ein starkes Interesse am Cartesianismus und veröffentlichte eine Reihe von philosophischen Schriften. In seinen Aenmerkingen ontrent de orde van de menschelijke kennis, volgens de beginselen der philosophie R. Descartes […] (Amsterdam 1683) gibt er einen Überblick über die cartesianische Philosophie und bezieht sich dabei sehr lobend auch auf Wittich und seine Spinozakritik. Auch seine späteren antispinozistischen Schriften weisen deutliche Spuren einer Rezeption Wittichs auf. 37 Vgl. van Ruler, Art. Jens, Petrus (1643–1720). DSECDP 1 (2003) 495. 38 S. o. Kapitel 2.17.2 (Anti-Spinoza). 39 Die kurze Nennung Wittichs als einer der Gegner Spinozas findet sich in zahlreichen philosophiegeschichtlichen Überblicksdarstellungen. Eine darüberhinausgehende Betrachtung erfolgt in der Regel nicht. 40 Vgl. dazu Kapitel 2.12.2.1 (Entstehung und Stellenwert des Consensus veritatis) und Kapitel 2.12.2.4 (Gesamtschau des Consensus veritatis). Rezipienten außerhalb der direkten Auseinandersetzung sind der Mennonit Dirk Rembrandtsz van Nierop (vgl. dazu Vermij, Calvinist Copernicans, 293f.), der Jesuit Giovanni Batista Riccioli (Ioannes Baptista Ricciolo; 1598–1671) und Peter Megerlin (1623–1686). Vgl. dazu Pesce, Consensus Veritatis di Christoph Wittich, 59f. und zu Ricciolo auch De Angelis, Anthropologien, 297. Vgl. bes. die Darstellungen von Vermij, Calvinist Copernicans und Roling, Physica Sacra, für eine vertiefende Darstellung.

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scher Kern, insbesondere die Zuspitzung des opinio-Arguments, am stärksten weitergewirkt hat. Die Diskussion um die Akkommodation, die von Wittich in der Theologie neu profiliert und zugespitzt sowie mit der Philosophie ins Gespräch gebracht worden war, bestimmt die theologische Hermeneutik über den Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert hinaus bis in die Neologie hinein. Allerdings wird mit der Formel, die eine eigenständige Tradition auch vor Wittichs Theologie hat, sein Name schon bald nicht mehr verbunden. Darin zeigt sich symptomatisch Wittichs Bedeutungsverlust. Dieser führte bei einigen Forschern zu der irrigen Annahme, die Akkommodation werde von Siegmund Jakob Baumgarten (1706–1757) und Johann Salomo Semler (1725–1791) unabhängig von der theologischen Tradition geradezu neu erfunden.41 Es lässt sich jedoch gut zeigen, dass es klare Linien von der Hermeneutik des cartesianischen Netzwerkes bis in die Neologie hinein gibt, auch wenn die ‚großen Namen‘ der Cartesianer wie Wittich und Clauberg dort nicht mehr auftauchen. Im ausgehenden 17. Jahrhundert lässt sich zunächst noch eine große Wirkung der cartesianischen Hermeneutik beobachten. Wittichs Akkommodation ist in engem Dialog mit seinem geistigen Umfeld entstanden und hat dementsprechend weitergewirkt. Die Rezeption von Wittichs Hermeneutik innerhalb des cartesianischen Netzwerkes lässt sich besonders gut nachweisen für Balthasar Bekker. Der viel gelesene und auch auf Niederländisch veröffentlichende gebürtige Friese griff zuerst in der Schrift De philosophia Cartesiana admonitio candida et sincera (1668), die der Verteidigung des Cartesianismus aus reformierter Perspektive gewidmet ist, auf die Trennung von Philosophie und Theologie sowie die Akkommodation zurück. Dort verweist er explizit auch auf Clauberg und Wittich.42 Er verwendet dieselbe Figur auch, als er in seinem Hauptwerk De Betoverde Weereld (1691–93), das auch in deutscher Übersetzung verbreitet wurde, die Wirkmacht von Dämonen auf Erden biblisch

41 So suggeriert fälschlich Jeanrond, Wesen der theologischen Hermeneutik, 34f., der zu Unrecht und viel zu pauschal behauptet, dass es keine Einflüsse der cartesianischen Theologen auf die deutsche Theologie gegen habe und weder Semler noch sein Lehrer Baumgarten auf eine lebendige Tradition der Akkommodationstheorie hätten zurückgreifen können. Bereits die Untersuchung zu Semlers Akkommodationstheorie von Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 214f. zeigen das Gegenteil. Vgl. auch Huijgen, Accommodation, 33. 42 Vgl. Bekker: De philosophia Cartesiana (1668) VI §8,95 für eine direkte Bezugnahme auf Wittichs Consensus veritatis und für eine Darstellung Wittichs im Cartesianismusstreit Bekker: De philosophia Cartesiana (1668) II §7,28f. und VII §6,114–116. Diese Stellen verdanken wir Danneberg, Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens, 228 (Anm.129). Vgl. zu Bekker und dem Cartesianismus sowie seiner Hermeneutik bes. van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics. Balthasar Bekker: Balthasaris Bekker V.D.M. S.T.D. De philosophia cartesiana admonitio candida & sincera. Vesaliae: ab Hoogenhuysen 1668.

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und naturphilosophisch widerlegt.43 Bekker wird zu einem der wesentlichen Gewährsleute der Akkommodationslehre, hinter dem Wittich in der Wahrnehmung der theologischen Nachfolgegenerationen zurücktritt, obwohl seine Handschrift in den Ausführungen Bekkers offensichtlich ist. Dies gilt ebenso für Baruch de Spinoza, der seine Akkommodationslehre im Kontext der Cartesianer entwickelt, die Auffassungen von Wittich und Clauberg radikalisiert und gerade bei den theologischen Kritikern der Akkommodation und den Philosophen weit stärker rezipiert wird als Wittich und andere Vertreter des cartesianischen Netzwerks.44 Ein wesentliches Bindeglied zwischen diesen und Spinoza stellt dabei auch der hermeneutische Ansatz von Meyers Philosophia S.S. Interpres dar.45 Wittichs Hermeneutik wirkt (zusammen mit Clauberg) wegbereitend auf die philosophische Rezeption der Akkommodationstheorie mit ein. Besonders an Sprachanalyse und opinio-Argument wird angeknüpft, durch dessen allgemeine Verbreitung aber nicht mehr mit seiner Theologie verbunden und überhaupt aus dem orthodoxen Kontext wieder gelöst.46 Wittichs Position hat die hermeneutische Auffassung, die man nun wieder allgemein mit den ‚Kopernikanern‘ verband, auf die Wittich selbst sich schon beziehen konnte, oder die man nun den ‚Cartesianern‘ zuschrieb, lebendig gehalten und weiterentwickelt, ohne 43 Vgl. Scholder, Bibelkritik, 155 und Rohls, Schrift, Tradition und Bekenntnis, 420f. und mit Belegen Danneberg, Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens, 227f. Vgl. zu den Bezügen Bekkers zu Wittich (und Coccejus) insgesamt auch die Beobachtungen von Nooijen, Bekker, 40f. (allgemeine Bezüge).56 (Überwindung der Vorurteile). 106.108f.129f.330 (hermeneutische Bezüge), die allerdings eher Indizien als stichhaltige Nachweise liefern. Vgl. zu dem Werk allgemein auch van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics, 60–62. 44 Vgl. dazu die Diagnose von Danneberg, Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens, 214–217 und für eine detaillierte Analyse der Akkommodation bei Spinoza (mit aufschlussreichen Beobachtungen auch zum Verhältnis zur Philosophia S.S. Interpres) Danneberg, accommodatio ad captum vulgi, 349–368. Explizit verweisen auch Verbeek, Bibelinterpretation, 199, Danneberg, accommodatio ad captum vulgi, 350f. und Douglas, Spinoza & Dutch Cartesianism, 88 auf die Kenntnis Spinozas von Wittich und Clauberg und bezeichnet sie als wichtige Vorarbeiten zu dessen Auffassung. Van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics, 68 betont, dass Spinoza relativ breit die Hauptthemen cartesianischer Hermeneutik aufgreift, aber auch besonders am opinio-Argument, wie es sich bei Wittich und auch Clauberg findet, interessiert ist. Danneberg, accommodatio ad captum vulgi, 351f. macht deutlich, dass weder Clauberg noch Wittich ihrerseits Spinoza in seiner Radikalisierung der cartesianischen Hermeneutik gefolgt sind. 45 Meyer nennt Wittich nicht namentlich, teilt aber dessen Sprachanalyse und hermeneutische Grundauffassung. Vgl. Danneberg, accommodatio ad captum vulgi, 356f. Aufs Claubergs Hermeneutik verweist er ausdrücklich. Vgl. mit Beleg Danneberg, accommodatio ad captum vulgi, 355. Vgl. für eine Gegenüberstellung der Positionen von Meyer und Spinoza bes. Walther, Biblische Hermeneutik. Van Bunge, Balthasar Bekker’s Cartesian Hermeneutics, 67f. weist zudem darauf hin, dass die hermeneutischen Überlegungen von van Velthuysen bei Meyer Aufnahme finden. 46 Dies war umso leichter, weil die Figur eben auch vor Wittich durchaus verbreitet war.

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dass er dabei eine darüber hinausgehenden nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte. Eine namentliche und explizite Wittichrezeption auch mit Bezug auf das opinio-Argument ist daher schon am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert nicht mehr selbstverständlich. Unter den reformierten Theologen, die die Akkommodationslehre nach Wittichs Tod weiterentwickelt und dabei ebenfalls cartesianische Akzente gesetzt haben, sei hier auf Jean Alphonse Turretini (1671– 1737) verwiesen. Der Schweizer Theologe, der 1691/92 auch in Leiden studiert hatte, verkörpert ein zentrales Bindeglied zwischen der Akkommodationstheorie des 17. Jahrhunderts und der Neologie.47 In seinen hermeneutischen Hauptschriften finden sich jedoch (soweit ich es überblicke) keine direkten Verweise mehr auf Wittich.48 Eine stärkere Rezeption wiederfuhr der wittichschen Akkommodationstheorie im lutherischen Raum.49 Seine Hermeneutik fand großen Anklang bei dem lutherischen Naturrechtsphilosophen Samuel von Pufendorf (1632–1694).50 Er exemplifiziert die Verbindungen des cartesianischen Netzwerkes über die Niederlande und die reformierte Kirche hinaus, ebenso wie der lutherische Theologe Valentin Alberti (1637–1697), der Wittichs Akkommodationslehre in seiner Schrift Διπλοῦν Κάππα von 1687 kritisch diskutiert hat.51 Die Vermittlung 47 Vgl. dazu Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics II, 141. 48 Gleichwohl attestiert Muller, Post-Reformation Reformed Dogmatics II, 141 einen hohen Einfluss der Cartesianer auf seine Hermeneutik. 49 Auch unabhängig von der niederländisch-reformierten Debatte wurde hier die Frage nach dem Verhältnis von naturphilosophischen Erkenntnissen und biblischem Weltbild diskutiert. Vgl. z. B. Rohling (2013) 193–195. 50 Den Nachweis führt ausführlich De Angelis, Anthropologien, 280–348 (bes. 288–291.302) auf der Grundlage seiner Studie in De Angelis, Pufendorf und der Cartesianismus. Vgl. in Kürze auch De Angelis, Melanchthon in der Frühaufklärung, 186. 51 Vgl. dazu ausführlich De Angelis, Anthropologien, 302f. (mit bibliographischen Nachweisen) und 309–317 (mit der Vorstellung und Analyse der Schrift). Ausgehend von seiner Analyse der Leidener Theologie unter Coccejus, Heidanus und Wittich und der dort vertretenen Synthese von Cartesianismus und Coccejanismus bietet Alberti eine Widerlegung der cartesianischen Theologie und im letzten Teil seiner Dissertation eine Betrachtung der Folgen des niederländischen Cartesianismusstreits für die lutherische Orthodoxie. Er beruft sich dabei u. a. auf Hulsius, Spanheim und den Streit um die Consideratien, aber auch auf Maresius, van Mastricht und andere Gewährsleute. De Angelis, Anthropologien, 309 folgert, dass man aus Albertis Darstellung ableiten kann, dass Positionen der cartesianischen Theologen in Norddeutschland und Sachsen rezipiert wurden. Inhaltlich gilt das nach Albertis Darstellung u. a. für die cartesianische Physik und Astronomie, ihre Vereinheitlichung mit der biblischen Schöpfungslehre, cartesianische Anthropologie, aber auch für die Akkommodationslehre nach Wittich. Diese kritisiert Alberti ausführlich. Er bedient sich dabei sowohl der Consideratien als auch Wittichs Frühschriften und der Theologia pacifica. Vgl. dazu mit Stellenangaben und Analyse De Angelis, Anthropologien, 211.314–316. Vgl. für Wittichbezüge, Zitate und Rekurse auf Maresius und andere Wittichgegner Alberti: Diplun Kappa (1678) I §21 (Theologia pacifica). §§24f. (Wittich und Heidanus in Leiden). §31

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der cartesianischen Positionen in die deutschen Territorien lief vermutlich über die Universität Duisburg.52 Alberti zeigt exemplarisch den gängigen Umgang mit der Akkommodationslehre: Sie wird grundsätzlich akzeptiert, jedoch werden das Zugeständnis an tatsächliche Fehler innerhalb der biblischen Ausdrucksweise und damit die Gefahr einer Entautorisierung der Bibel abgelehnt.53 Der dänische Theologe Johannes Brunsmand (1637–1707) bietet mit seiner Schrift Gratia Naturae Interpres (1688) eine dementsprechende ausführliche Widerlegung Wittichs. Er gehört als ein Autor, der Wittich noch nach dessen Ableben eine Widerlegung widmet und noch einmal den alten Streit um die Akkommodation, den Wittich im Kontext der niederländischen reformierten Kirche geführt hat, aufgreift, zu den letzten, die Wittich ausführlich würdigen.54 Brunsmand ver(opinio-Argument und Dissertationes Duae). §§32–34 (Thesen Wittichs zum Verhältnis von Theologie und Philosophie mit Belegen in der Theologia pacifica). §35 (Vorwurf unorthodoxer Lehre durch van Mastricht). §57 (Vorwurf des Maresius zur Verbindung von Cartesianismus und Coccejanismus). §61 (Verbindung von Cartesianismus und Coccejanismus in Consideratien und Theologia pacifica). II §11 (Gotteslehre in den Consideratien). §15 (gegen die Akkommodationslehre des opinio-Arguments). §16 und §37 (Wittichs Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie mit Beleg in der Theologia pacifica). §19 (Fortschritt in der Schrifterkenntnis in den Consideratien). III §3 (Gegen Wittichs Gnadenlehre). Valentin Alberti: Diplun Kappa, Quod est, Cartesianismus Et Cocceianismus: Belgio hodie Molesti, Nobis suspecti […] In Panegyrin Doctoralem Theologicam XVII. Sept. A. MDCLXXIIX. Adducti, Et qua Errores Nostraeque Ecclesiae Interesse Examinati a L. Valentino Alberti […]. Lipsiae: Hahnius 1678. 52 Vgl. die überzeugende These bei De Angelis, Anthropologien, 298–302 mit besonderer Betonung der Rolle Claubergs dabei, die sich auch mit unserer Untersuchung deckt. 53 Vgl. auch De Angelis, Anthropologie, 314f. Dabei erweist sich Alberti als Gegner des kopernikanischen Weltbildes. 54 Vgl. bes. Roling, Physica Sacra, 196 und den Verweis im Kapitel 2.12.2.4 (Gesamtschau des Consensus veritatis). Der Titel von Brunsmands anticartesianischer Schrift ist nicht zufällig eine Umkehrung der Philosophia S.S. Interpres und steht ganz im Geiste orthodoxer Rationalismuskritik. Brunsmand widerlegt in fünf Büchern, die ganz im Duktus polemischer Literatur (1. status controversia, 2. Widerlegung der gegnerischen Einzelargumente, 3. Beleg der eigenen These) Wittichs Hauptthese, dass die Bibel sich in naturphilosophischen Aussagen der allgemeinen Meinung angepasst habe. Er bezieht sich vor allem auf den Consensus veritatis. Vgl. Brunsmand: Gratia Naturae Interpres (1688) I 1,2 Ihm geht es vor allem um eine Verteidigung der Schriftautorität, die er durch das Zugeständnis, die Bibel lehre Falsches, gefährdet sieht. Auch physikalische Aussagen könnten von der absoluten Wahrhaftigkeit der Bibel nicht ausgenommen werden. (Vgl. die Leitthesen in Brunsmand: Gratia Naturae Interpres [1688] I 2,12–20). Im ersten Buch der Schrift zeichnet er den status controversiae anhand von der falschen Auffassung Wittichs im Kontext von Descartes und Galilei und seiner Gegenposition nach (Kap. 1 und 2). Er problematisiert hier auch das opinio-Argument als eine Position von novatores (Kap. 3) und sichert sich methodologisch sowohl mit Bezug auf logische (Kap. 4) als auch schriftgebundene Argumente (Kap. 5) ab. Es folgt eine allgemeine Widerlegung des opinio-Arguments unter direkter Bezugnahme auf Wittichs Consensus veritatis und Galilei (Kap. 6). Die Bücher zwei bis vier sind sodann der Widerlegung verschiedener Gruppen von Argumenten für das opinio-Argument gewidmet, die oftmals direkt dem Consensus veritatis entlehnt werden. Das letzte Buch bietet eine Neuinterpretation der strittigen Bibelstellen mit naturphilosophischen Inhalten. Vgl. für eine Übersicht über

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fasste die wirkmächtigste Absage an Wittichs Theologie im lutherischen Raum. Eine kritische Weiterführung erfährt Wittichs Diskurs um das opinio-Argument und die physica sacra auch bei Johann Jacob Zimmermann (1644–1693).55 Hier taucht er jedoch namentlich nicht auf. Zimmermann, der von der lutherischen Kirche Berufsverbot als Pastor erhielt, weil er mit der Schrift Scriptura Sacra Copernizans (1690) das kopernikanische Weltsystem zu beweisen versuchte, nimmt die Figur des opinio-Arguments jedoch offensichtlich auf. Er will zeigen, dass man mittels der kopernikanischen Astronomie auf die Akkommodation nicht angewiesen sei und auf eine daraus resultierende Gefährdung der Schriftautorität verzichten könne.56 Es zeigt sich, wie Wittichs Position in den Strom von Akkommodationstheorien im naturphilosophisch-theologischen Kontext eingegangen ist. Bei Zimmermann wird seine These nur dem Sammelbegriff der

Argumentationsgang und Bibelstellen bei Brunsmand: Gratia Naturae Interpres (1688) Index capitum librorumque (unpaginiert am Werkende). Johannes Brunsmand: Johannis Brunsmanni Nidrosiensis Gratia Naturae Interpres, sive adversus novitatis aegros defensio communis theologorum qua veterum qua novorum sententiae ajentis, sacrae verba scripturae non minus physicis de rebus quam de cateris vim habere probandi. Francofurti: Justus 1688. 55 Vgl. zu diesem Günther, Art. Zimmermann, Johann Jakob. ADB 45 (1900) 270–271. Obwohl seine Position durchaus diskutiert wurde, ist Zimmermann ein eher verrufener Denker, dessen Chiliasmus-Theorien, Kopernikanismus und Nähe zur Mystik Boehmes und den Quäkern in Dissonanz mit der Orthodoxie stand und seine theologische Karriere verhindert hat. 56 Vgl. bes. Zimmermann: Scriptura S. Copernizans (1690) I. Einige Grundsätze (Hypotheses) die Heilige Schrift betreffend. §1,3: „Erkenne und bekenne ich in aller Demuth / daß der Stylus der H. Schrift keines weges popularis, und nur ad captum vulgi accommodiret seye / wie bishero die Copernicaner zu Behauptung ihres Systematis fingiret haben / sondern vielmehr auch in Naturalibus voller Wahrheit und Geheimnissen stecke; […]“. Vgl. z. B. auch Zimmermann: Scriptura S. Copernizans (1690) II. Theil, 1,37–41. Vgl. dazu auch Roling, Physica Sacra, 196–199. Anders als man aus der Paraphrase von Roling, Physica Sacra, 197 vermuten könnte, geht Zimmermann nicht namentlich auf Wittich ein. Der Bezug zum opinio-Argument ist augenscheinlich in Zimmermann: Scriptura S. Copernizans (1690) II. Theil, 1 §1,37f., aber kritischer als Roling suggeriert. Gerade auf das opinio-Argument will Zimmermann nicht zurückgreifen, um Das Sonnenwunder im Josuabuch zu erklären, sondern auf eine kopernikanische Physik. Zimmermann, Johann Jacob: Scriptura S. Copernizans seu potius Astronomia CopernicoScripturaria Bipartita Das ist: Ein gantz neu- und sehr curioser Astronomischer Beweißthum, Des Copernicanischen Welt-Gebäudes aus Heil. Schrifft: Worinnen I. Beydes der Sonnen sam[m]t andern Fixsternen räumlicher Stillstand, als auch der Erdkugel samt anderer Planeten natürlichen Umlauff buchstäblich angewiesen; II. Die vermeintlich widersprechende Gegen-Sprüche aus dem Hebräischen und Griechischen Text deutlich erörtert werden; Um, so wohl die Hoheit, Fürtreffligkeit und Autorität des H. Prophetischen Worts, wider die heuttägige Verkleinerung der Spinosisten, Naturalisten, Atheisten … zu verwahren; Nebens untermengter Erläuterung einiger Carthesianischen und Chymischen Geheimnissen, auch etlicher … Glaubens-Articuln. Hamburg: Reymerk, 1690. Weitere Ausgaben führt Roling, Physica Sacra, 196 auf.

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Kopernikaner zugeschrieben.57 Als einer der letzten explizit an Wittichs Hermeneutik interessierten Lutheraner kann Johann Jacob Rambach (1693–1735) genannt werden, der einer deutlich späteren Theologengeneration angehört. Er gehört noch zu den Denkern, die Wittich in einer Linie mit Spinoza und Bekker besprechen und setzt sich ablehnend mit der Akkommodationslehre in deren Schriften auseinander. Er beschäftigt sich mit Wittich bereits nur noch kurz und sehr oberflächlich, sowohl in seiner umfangreichen Hermeneutik von 1743 als auch in einer Disputation von 1727, die er der Akkommodation in Zuspitzung auf das opinio-Argument widmet.58 Dort bietet er eine gute Übersicht über Hauptvertreter der Akkommodationslehre zu seiner Zeit. Rambach hatte in Leiden noch bei Wittichs Kollegen Spanheim studiert und setzt dessen cartesianismuskritischen Kurs fort.59 Er markiert das Ende der theologischen Auseinandersetzung mit Wittich und greift auf Wittichs Frühschriften sowie vor allem auf deren Widerlegung durch Brunsmand zurück.60 Die Entfaltung der Akkommo57 Roling, Physica Sacra, 197 geht nichtsdestoweniger davon aus, dass Wittichs Position sich in der Akkommodation der Copernici bei Zimmermann widerspiegelt. Die Formulierungen des opinio-Arguments z. B. in Zimmermann: Scriptura S. Copernizans (1690) II. Theil, 1,37–41 sind dafür ein Indiz. Namentlich bezieht er sich jedoch sonst eher auf lutherische Hermeneutiker wie Dannhauer oder Finck. Vgl. z. B. Zimmermann: Scriptura S. Copernizans (1690) I. Einige Grundsätze (Hypotheses) die Heilige Schrift betreffend, 3–7. 58 Vgl. mit Belegen Danneberg, Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens, 222–225. Wittich steht schon nicht mehr in vorderster Front. Bekker und Spinoza sind die Hauptgegner der Kritik an einer unangemessenen Verwendung der Akkommodation. Noch vor Wittich stehen auch englische Theologen wie Thomas Burnet (ca. 1635–1715). Johann Jacob Rambach: Dissertatio Theologica, Qua Hypothesis De Scriptura Sacra, Ad Erroneos Vulgi Conceptus Adcommodata, Modesto Examini Subiicitur. Quam Praeside Ioanne Iacobo Rambachio, S.S. Theologiae Prof. Publ. Ordin. in Academia Fridericiana a. d. XVIII Aprilis MDCCXXVII publice defendet Ioannes Fridericus Stiebritz, Hala Magdeburgicus. Editio II. Recognita denuo et acuta. Halae Magdeburgicae: Henckelii MDCCXXIX. Johann Jacob Rambach: Io. Iac. Rambachii […] Institutiones hermeneuticae sacrae: variis observationibus copiosissimisque exemplis biblicis illustratae; Cum praefatione Ioannis Francisci Buddei […]. Ienae: Hartungii MDCCXXXXIII. 59 Vgl. Rambach: Dissertatio (1727) Prooemium §I.2,4. 60 In der Dissertatio Theologica gliedert Rambach die Vertreter der Akkommodationslehre nach ihrem Einsatzbereich. Wittich verkörpert für ihn an erster Stelle die cartesianische Position, nach der die Bibel sich den ungebildeten Lesern in naturwissenschaftlichen Fragen und bei der anthropomorphen Gottesdarstellung anpasst. Zahlreiche weitere Bereiche, die ebenfalls Wittich hätte bedienen können, sieht er in anderen Positionen deutlicher vertreten. Er schildert kurz das opinio-Argument als Wittichs Hauptthese, verweist auf seine frühen Schriften und den Streit um die Dissertationes Duae. Vgl. Rambach: Dissertatio (1727) Sectio I §III.1,8f. §9.1,34f. und Sectio II §II 5.5,53f. Auch Megerlin, Brunsmand (auch explizit in seiner Auseinandersetzung mit Wittich in Rambach: Dissertatio [1727] Sectio II §I.5,46f. §II 5.5,54 und §III.1.7,66), Zimmermann und andere werden berücksichtigt. Aus der Dissertation lässt sich eine gute Übersicht zentraler Vertreter der Akkommodationslehre ableiten und damit die Wittichrezeption weiter nachverfolgen. Eine vollständige Prüfung der genannten Schriften auf Wittichverweise ist im Rahmen dieser Untersuchung nicht erfolgt. Offensichtlich wird er aber von Rambach selbst keineswegs mehr zu den wirkmächtigsten Multi-

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dationslehre behält auch ohne direkten Rekurs auf Wittich weiterhin eine hohe Bedeutung, fußt dabei mittelbar auch auf dessen Arbeiten und trägt sie in ihrem Fahrwasser mit.61 Selten finden sich noch Bezugnahmen auf ihn.62 Die Debatte um Akkommodationslehre und kopernikanisches Weltbild mündet in der Entwicklung eines historisch-kritischen Schriftverständnisses.63 Einen Höhepunkt dieser Entwicklung verkörpert Johann Salomo Semler (1725–1791). An ihm zeigt sich, dass trotz des Fehlens direkter Bezüge zu Wittich dessen theologische Problemstellungen im 18. Jahrhundert durchaus nachwirken und keineswegs gelöst sind. Trotz neuer Fragestellungen, insbesondere der Ablehnung der Verbalinspirationslehre, sind eine Reihe Kernelemente der Akkommodation und die theologischen kritischen Anfragen an sie teilweise parallel.64 Da Semler durchaus ein Kenner cartesianischer Autoren ist, z. B. durch

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plikatoren der Akkommodation gezählt, auch wenn er relativ früh in der Übersicht aufgeführt und als herausragender Theologe unter den Cartesianern gewürdigt wird. In der Hermeneutik führt Rambach Wittich zunächst ebenfalls als Cartesianer und Repräsentant der Akkommodation im Kontext der anthropomorphen Gottesdarstellung. Er verweist lediglich auf Brunsmands Widerlegung Wittichs. Vgl. Rambach: Institutiones hermeneuticae (1743) II 3 §13,140f. Ähnlich verfährt er mit Verweis auf die allgemeine Debatte um Wittichs Frühschriften aber auch einer ausdrücklichen Würdigung in Rambach: Institutiones hermeneuticae (1743) III 4 §9.5,488f. Neben du Bois und dem favorisierten Brunsmands verweist er hier auch auf die astronomische Darstellung Examen theologico-philosophicum hypersophiae antibiblicae (1667) von Abdias Trew (Treu; 1597–1669). Er rezipiert schließlich durchaus positiv methodologische Überlegungen zur Exegese aus der Praefatio von Hassel zu Wittichs Hebräerbriefkommentar in Rambach: Institutiones hermeneuticae (1743) II 6 §10.1,235f. Den Kommentar würdigt er insgesamt durch die Aufnahme in seine Literaturliste zum Hebräerbrief in Rambach: Institutiones hermeneuticae (1743) II 9 §7,704. Ein Beispiel hierfür liefert Roling, Physica Sacra, 200 (mit Belegen) den lutherischen und cartesianisch ausgerichteten Johann Bernhard Wiedeburg (1697–1766), der 1726 und 1731 aufgelegten Schrift „Eines Anonymus Klare und Schriftmäßige Erörterung der Frage, ob des Cartesii Meynung, dadurch er behauptet daß die Sonne still stehe und Erde sich bewege, der H. Schrifft zu wider lauffe?“ verhandelt und dabei Wittichs Argumentation nahezu wörtlich aufgreife. Auch für den ebenfalls von Roling, Physica Sacra, 201 (mit Belegen) genannte Hallenser Theologe Johann Franciscus Bernd (1696–1759) bietet er Belege für eine ähnliche, cartesianische Argumentation aus dem Jahr 1732 und in Neuauflage 1742. Eine direkte Bezugnahme auf Wittich weist er jedoch jeweils nicht nach. Weitere Rezipienten bietet z. B. Roling, Physica Sacra, 202–204. Zwei Hinweise finden sich bei Roling, Physica Sacra, 208, auf den Benediktiner Augustin Calmet (1672–1757) und Roling, Physica Sacra, 210f. auf Jacques Saurin (1677–1730). Ausgehend von der Untersuchung der Akkommodation Semlers verweist Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 211 auf den hohen Stellenwert, den die Akkommodationsfrage auch im 18. Jahrhundert innehat. Vgl. dazu sehr übersichtlich Huijgen, Accommodation, 33, der darauf verweist, dass Semler in seiner Akkommodationslehre wie Wittich auf eine Skopuskonzeption zurückgreift und sich ebenfalls mit Wahrheitsbegriff und Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie auseinandersetzt. („[…] a line can be drawn from 17th century Cartesians to 18th century Neologie.“) Allerdings spielt z. B. die Gegenüberstellung von naturwissenschaftlicher Theoriebildung und Schriftautorität keine zentrale Rolle mehr. Für ihn sind der historische

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Nachwirkung

seine Bearbeitung von Bekkers De Betoverde Weereld (1781/82) oder der von ihm besorgten Neuausgabe der Philosophia S.S. Interpres (1776), ist von einer Beeinflussung durch die Debatten der Zeit und somit zumindest mittelbar auch durch Wittich durchaus auszugehen, auch wenn von einer direkten Rezeption nicht gesprochen werden kann.65 Die Figur des opinio-Arguments findet sich bereits bei seinem Lehrer Baumgarten in der historischen Betrachtung der Akkommodationsdebatte des 17. Jahrhunderts. Die von Baumgarten in seiner von Semler selbst herausgegeben Untersuchung theologischer Streitigkeiten (1762) geschilderte Debatte zeugt nicht nur von einer genauen Kenntnis des Argumentationsgangs der Kopernikaner, inhaltlich übernimmt er für seine eigene Hermeneutik Argumente, die völlig analog zu Wittichs hermeneutischer Darstellung verlaufen.66 Semlers Akkommodationstheorie, die bereits von Hornig (1961) und anderen aufgearbeitet worden ist und hier nicht dargestellt werden muss, entfaltet sich aufgrund der Weichenstellungen seines historischkritischen Schriftverständnisses anders, doch weist sie durchaus ebenfalls GeFortschritt in der Heilsgeschichte und die Gegenüberstellung von neuen Wahrheiten der Offenbarung gegenüber Zugeständnissen althergebrachter Vorstellungen der biblischen Umwelt, wie z. B. dem Dämonenglauben, die Kernelemente der Akkommodation. Vgl. dazu Danneberg, Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens, 232f. 65 Nooijen, Bekker, 129f. zieht mit Blick auf die Akkommodationslehre eine Linie von Lorenzo Valla und Calvin zu Wittich und Bekker bis hin zu Semler und sieht darin das Fundament moderner Bibelkritik. Vgl. auch die Beobachtungen von Danneberg, Schleiermacher und das Ende des Akkommodationsgedankens, 227–238 zur Verwendung der Akkommodation bei Wittich über Bekker zu Semler und anderen Theologen des 18. Jahrhunderts. Semler hat explizit Burmans Föderaltheologie analysiert und kennt z. B. auch Osianders Collegium, das sich kritisch mit Wittich auseinandersetzt. Es ist unmöglich, dass er nicht auf Wittichs Namen gestoßen ist und seine Hauptthesen zumindest mittelbar kennengelernt hat. Vgl. dazu Schröter, Semlers Hermeneutik, 247. Auch Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 214f. kennzeichnet Semler als Kenner der orthodoxen Hermeneutik und verweist auch auf die Diskussion des opinio-Arguments bei seinem Lehrer Baumgarten. 66 Vgl. mit Belegen Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 215–219, der Baumgartens Kenntnis der Kopernikanismusdebatte klar bezeugt. Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 218 (mit Zitat) weist nach, dass Baumgartens Vorstellung einer biblischen „Akkommodation zur geringsten Fassungskraft der Menschen“ im Kern identisch ist mit der Akkommodation ad captum vulgi des opinio-Arguments. Wie Wittich geht er der Notwendigkeit, falsche Aussagen in der Bibel akzeptieren zu müssen, damit aus dem Weg, dass er ihr einen uneigentlichen Sprachstil zuschreibe. Er verweise auf den Unterschied zwischen einem „Irrtum“ und „einem richtigen Satz mit uneigentlichen Ausdrücken“. Zur Beschreibung der Ebene der Sinneswahrnehmungen, aus denen sich für den Cartesianer Wittich die Vorurteile ergeben haben, die ihre Spuren in Sprachwirklichkeit und Vorstellungswelt der Menschen hinterlassen haben, benutze Baumgarten dem Ausdruck der „optischen Redensarten“. Vgl. Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 216 (mit Zitat). Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 219 (mit Zitat) schließt sein Referat der Position Baumgartens mit der Zusammenfassung, dass Baumgartens Anliegen darin bestehe, „das Auseinanderfallen von Theologie und Naturwissenschaft zu verhindern“. Auch dies ist eine direkte Gemeinsamkeit mit Wittich.

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meinsamkeiten zu den Positionen Wittichs und seiner Zeitgenossen auf. Insbesondere setzt sich Semler ebenfalls für die Einheit der Wahrheit ein. Er verkörpert eine Übertragung der Akkommodationslehre in das Problemfeld der historischen Theologie, in welchem durch die Aufgabe des Dogmas von der Verbalinspiration ein Widerspruch zwischen den menschlichen Zeugnissen von Gottes Offenbarung in der Bibel und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen unproblematisch geworden ist.67 Diese Entwicklung verdankt sich nicht zuletzt der Hermeneutik Christoph Wittichs.

67 Vgl. Hornig, Anfänge der historisch-kritischen Theologie, 219–236. Eine ganz neue Aktualität erhält die Akkommodationsdebatte durch den Rückfall christlicher Strömungen hinter die historisch-kritische Methode. Semler betont ausdrücklich die Gefahren, die der Biblizismus für den Wahrheitsbegriff mit sich bringt. Aus seiner Position heraus erübrigen sich die sprachanalytischen Erwägungen Wittichs, die rechtfertigen sollten, dass der allwissende und wahrheitsliebende Heilige Geist Ausdrucksweisen verwendet hat, die naturphilosophisch nicht richtig erscheinen. Nach Semler schreiben die antiken Menschen, wenn sie von Gott erzählen, selbstständig aus ihrer Weltsicht heraus. Die Kopernikanismusdebatte ist damit für sein Schriftverständnis unwesentlich. Die Akkommodation als ein rhetorisches oder pädagogisches Mittel zur Verbreitung des Evangeliums gebe es jedoch z. B. auch im NT. Jesus und die Apostel hätten sich der Vorstellungswelt ihrer Zuhörer bewusst bis zu einem gewissen Grad angepasst. Außerdem greift Semler auf die Akkommodation bei verschiedenen Problemfeldern neutestamentlicher Exegese zurück, bes. im Rahmen der Erklärung mythologischer Elemente wie der unterschiedlichen eschatologischen Vorstellungen.

4.

Ergebnisse und kritische Würdigung

Die vorliegende Untersuchung hat anhand der Erarbeitung von Wittichs Biographie in ihrem historischen Kontext und der Werkanalyse die Basis für eine detaillierte Betrachtung der Grundlagen des theologischen Cartesianismus geschaffen und damit ein lange vernachlässigtes Kapitel der Theologiegeschichte zusammenhängend erschlossen. Wittich hat sich dabei als ein einflussreicher und sowohl theologisch als auch philosophisch hervorragend geschulter und vernetzter Hauptvertreter der cartesianischen Theologie erwiesen. Ein wesentlicher Ertrag der Arbeit ist eine Gelehrtenbiographie, die Aufschluss über die frühe Verbreitung der cartesischen Philosophie und die Entstehung des theologischen Cartesianismus gibt. Dem von der Forschung beobachteten Desiderat von Monographien zu bedeutenden Theologen des 17. Jahrhunderts ist damit ebenso begegnet worden wie der Forderung nach einer Geschichte des theologischen Cartesianismus,1 den Wittich maßgeblich mitgestaltet hat und so ein zentrales Kapitel in der Historiographie cartesianischer Theologie repräsentiert. Wittich hat sich als ein scharfsinniger Theologe und akademischer Lehrer von Rang erwiesen, der über seine Veröffentlichungen und gute Vernetzung im 17. Jahrhundert eine große Wirkung entfalten konnte. Vor allem ist er als Apologet des Cartesianismus und seiner Vereinbarkeit mit der reformierten Orthodoxie vorgestellt worden, der ausgehend von der biblischen Kritik an der kopernikanisch-cartesianischen Physik und gegen die einflussreichsten theologischen Strömungen seiner Zeit für die Unabhängigkeit von Bibelauslegung und Philosophie eingetreten ist. Die verschiedenen Positionen in diesem Streit, ihre wichtigsten Vertreter und deren Hauptschriften wurden vorgestellt und besprochen. Anhand von Wittichs Biographie ließen sich die Entstehung, Arbeitsweise und Bedeutung des cartesianischen Netzwerkes transparent machen, was nicht nur für die Wissenschaftskultur des 17. Jahrhunderts, sondern auch die 1 Vgl. den forschungsgeschichtlichen Überblick in Kapitel 1.2 (Einleitung: Forschungsgeschichtlicher Überblick) sowie Beck, Voetius, 15 und Goudriaan, Gotteserkenntnis bei Suárez und Descartes, 3.

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Ergebnisse und kritische Würdigung

Verhältnisbestimmung von Universität, Politik und Kirche aufschlussreich ist. Wie sich die Begegnung mit der Philosophie von Descartes in der gelehrten Welt vollzogen hat und welche Wirkungen sie innerhalb der Theologie nach sich zog, konnte am konkreten Beispiel gezeigt werden. Prosopographische Akzente sowie eine über Wittich hinausgehende Quellenerschließung haben die Untersuchung der Cartesianismusrezeption in den Niederlanden weiter vertieft. Dabei sind zentrale philosophie-, bildungs- und kirchengeschichtliche Ereignisse, insbesondere anhand der mannigfaltigen Debatten aus dem akademischen und kirchlichen Kontext um den Cartesianismus erarbeitet und auf ihre Ursachen und Wirkungen hin untersucht worden. Als besonders ergiebig hat sich dabei der Blick auf die Einbindung der frühen Cartesianer in das Schul- und Universitätswesen erwiesen, so dass auch bildungshistorische und lokalgeschichtliche Ergebnisse (bes. in Bezug auf Herborn, Duisburg, Nijmegen und Leiden, aber z. B. auch auf Groningen oder Utrecht) aus der Untersuchung Wittichs resultierten. Wittichs Unterricht konnte transparent gemacht werden und hat sich als wesentlicher Bezugspunkt zu seinen Publikationen gezeigt. Inhaltlich ließ sich dadurch eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus in Wittichs Lehrtätigkeit nachweisen, der formal durchaus der Tradition verhaftet blieb. Mit dem Œuvre Wittichs sind zentrale Schriften des theologischen Cartesianismus erschlossen und kommentiert worden. Sie stehen damit der Forschung für eine weitere Untersuchung offen und empfehlen sich zum Teil für Editionsprojekte.2 Eine Reihe von Forschungsdesideraten aus dem Umfeld von Wittichs Theologie, so z. B. die theologische Aufarbeitung von Leben und Werk eines Heidanus oder Burman, konnten aufgezeigt werden. Der Verlauf der Rezeption des frühen Cartesianismus ist am Beispiel Wittichs dargestellt worden. Dabei ließ sich die verhältnismäßig kurze Hochphase des Cartesianismus, in deren Zentrum sich Wittich bewegt, durch die Verschiebung der Debattenschwerpunkte zu einer allgemeinen Rationalismus- und Spinozakritik nachzeichnen. Prägend hat sich Wittich dementsprechend vor allem in Bezug auf seinen Anti-Spinoza erwiesen. Subtiler, aber möglicherweise sogar nachhaltiger muss seine Wirkung auf die Hermeneutik bewertet werden. Auch wenn eine explizite Bezugnahme auf seine Arbeiten nicht nachweisbar ist, ist er zumindest mittelbar als einer der wichtigsten Gewährsleute des Akkommodationsgedankens zu bewerten, der in der Neologie wieder aufgegriffen wird und die Bibelhermeneutik der Voraufklärung maßgeblich vorangetrieben hat. In der Gesamtschau erweist sich Wittich als ein Theologe am Übergang zur Neuzeit, der auf der Grundlage der scholastischen Schultheologie Hauptgedanken der reformierten Orthodoxie und des Cartesianismus verbindet. Diese 2 Gerade die hohe Relevanz von Consensus veritatis, Theologia pacifica und Anti-Spinoza konnte gezeigt werden.

Ergebnisse und kritische Würdigung

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Synthese hat sich als Charakteristikum seines Denkens erwiesen und enthält die zentralen Elemente klassischer Neuzeitkonzeptionen, nämlich Protestantismus und cartesianische Wissenschaftlichkeit, in einem theologischen System. Dabei steht Wittich ganz am Anfang der neuzeitlichen Entwicklung der Theologie, ohne sich bereits vollständig aus dem scholastischen Rahmen seiner Lehrergeneration gelöst zu haben. Mit Blick auf die Einleitung der Untersuchung lässt sich abschließend bestätigen, dass die Entstehung der Vorstellung einer cartesianischen Scholastik, die sich in der Orthodoxieforschung finden lässt, durchaus nachvollziehbar ist. Bei der Beschreibung der Denkansätze muss aber bedacht werden, dass derartige Begriffsbildungen nicht wertend verstanden werden dürfen und dass gerade die Emanzipation von der scholastischen Tradition ein wesentliches Motiv der Cartesianer gewesen ist. Die Erschließung des Oeuvres Wittichs steht nun der weiteren Erforschung offen. Grundlegende Weichenstellungen sind dafür bereits im Rahmen dieser Untersuchung vorgenommen worden: Die theologische Identität Wittichs, die sich zwischen orthodoxem Bekenntnis und cartesianischem Wissenschaftsanspruch bewegt und sich von einer Fokussierung auf die Bibel her verstanden wissen will, gibt die wesentlichen Fragen auf, die es nun in Detailuntersuchungen zu beantworten gilt. Es sind damit vor allem die Prolegomena seiner orthodoxcartesianischen Dogmatik, die zuvorderst einer genaueren Analyse bedürfen. Bei einer solchen Untersuchung müsste kritisch geprüft werden, ob sich Wittichs Synthese aus cartesianischem Wissenschaftsverständnis und orthodoxer Dogmatik überhaupt bewähren kann, sodann, ob dabei die von den Cartesianern postulierte Trennung von Theologie und Philosophie durchgehalten wird und schließlich, ob die Akkommodationslehre als Wittichs bibelhermeneutische Lösung der Spannungen von Philosophie und Theologie den Ansprüchen gerecht wird, die Wittich an sie stellt. Vernunft- und Offenbarungsverständnis, Wissenschaftstheorie sowie Schriftlehre und Hermeneutik erweisen sich als Kernelemente des Fragehorizonts, vor dem eine cartesianische Theologie interpretiert und kritisiert werden muss. Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass die Bewertung des kopernikanischen Weltbildes historisch zu dem zentralen Streitpunkt geworden war, an dem sich die Grundsatzdebatte um den Cartesianismus entzündet hat. Das cartesianische Netzwerk hat sich darum bemüht, die philosophischen Entwicklungen der Frühen Neuzeit theologisch einzuholen, ohne die Grundsätze der reformierten Orthodoxie preisgeben zu müssen. Die Folge davon war der Vorwurf, Kopernikus und Descartes gegen die Bibel zu verteidigen. Dieser Vorwurf bleibt diskussionswürdig, unabhängig davon, dass er die Intention der sog. cartesianischen Theologen nicht trifft. Gerade die Theologie von Wittich als dem Apologeten des cartesianischen Netzwerkes regt vor diesem Hintergrund dazu an, seine Dogmatik mit verschiedenen konkurrierenden Spielarten der refor-

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Ergebnisse und kritische Würdigung

mierten Orthodoxie in Beziehung zu setzen und gegen den radikalen Rationalismus, wie ihn z. B. Meyer vertritt, und gegen den Spinozismus abzugrenzen. Dabei ist Wittich nicht nur auf das Verhältnis von Philosophie und Theologie und auf seine Hermeneutik der Akkommodation hin zu befragen, sondern besonders auf seinen Wahrheitsbegriff. Wenn Wittich mit Descartes klare und deutliche Erkenntnis als Wahrheit bestimmt, kann er diese cartesianische Erkenntnislehre tatsächlich mit biblischen Wahrheitskonzeptionen harmonisieren? Welche Folgen haben die cartesianischen Prämissen sodann für seine Verhältnisbestimmung von Vernunft und Offenbarung? Wie lässt sich der cartesianische Vernunftoptimismus mit der Sünde des Menschen und seiner Abhängigkeit von Christi Heilshandeln vereinbaren? Was resultiert daraus für die konkrete Schriftauslegung? Wie setzt er schließlich den Glauben in Bezug zur cartesianischen Vernunfterkenntnis? Die Antworten auf diesen Fragen, kurz: die Prolegomena Wittichs bilden das Fundament seiner Theologie und ermöglichen es sein Bild vom reformierten Christentum nachzuzeichnen und zu analysieren. Erst nach der Rekonstruktion dieses Fundaments kann mit Gewinn auch das dogmatische Gebäude cartesianischer Theologie in den Blick genommen werden. Dies wiederum verspricht ein weiteres ertragreiches Arbeitsfeld für die dogmengeschichtliche Forschung zu sein. Bes. Gotteslehre und Anthropologie sind offensichtlich voller Bezüge zur cartesianischen Philosophie. Die Betrachtung des Systems cartesianisch beeinflusster Dogmatik weist über Wittich noch weit hinaus und erstreckt sich z. B. auch auf solch umfangreiche Entwürfe wie diejenigen von Abraham Heidanus oder Frans Burman. Auch der Kontext des Coccejanismus erführe so eine dringend notwendige Präzisierung. Dass all diese Fragen nun auf einer soliden historischen Grundlage gestellt werden können, die mit der Veranschaulichung von Leben und Werk Wittichs exemplarisch an Substanz gewonnen hat, ist Ergebnis dieser Arbeit. Ihr verdankt sich zudem die Erkenntnis, dass diese Fragen gestellt werden müssen, um die Geschichte der reformierten Orthodoxie, die Rezeption des Cartesianismus und die Rolle dieser beiden geistesgeschichtlichen Größen bei der Konstitution der Frühen Neuzeit besser verstehen zu können. Wittichs Theologie erweist sich schon jetzt als ein wichtiger Versuch, den Fragen des Glaubens an die sich emanzipierende Vernunft nicht auszuweichen, sondern sich ihnen in vollem Bewusstsein der Problemfelder, die die Frühe Neuzeit der fides quaerens intellectum bereiten sollte, zu stellen. Dadurch gewinnt sein theologisches Nachdenken im Diskurs mit der cartesianischen Philosophie seinen besonderen Reiz und verdient – bei allen sich abzeichnenden theologischen Schwierigkeiten, die sein Ansatz mit sich zu bringen verspricht – besondere Würdigung.

5.

Anhang

5.1

Literatur

5.1.1 Bibliographie der Werke Wittichs Die Bibliographie ist chronologisch geordnet. Disputationsreihen und Neuauflagen werden nach dem Erscheinungsdatum des ersten Titels bzw. der ersten Auflage sortiert und einzelnen Disputationen vorgeordnet.1 Innerhalb eines Jahres werden die Monographien und Disputationsreihen den Einzeldisputationen vorgeordnet. Wenn Disputationen innerhalb eines Jahres nicht genauer datiert werden können, werden sie alphabetisch nach den Respondenten angefügt. Alle bis Juli 2015 nachweisbaren Titel sind aufgenommen und mit einem der Bibliotheksstandorte ausgewiesen. Falls Digitalisate zu einem Titel online verfügbar sind, ist ebenfalls mindestens eines angegeben.2 Nicht in den Bibliothekskatalogen nachweisbare und rekonstruierte Disputationen werden durch eckige Klammern gekennzeichnet. Einige Disputationen lagen mir nicht in allen Auflagen vor oder konnten nicht bezogen werden. Ein entsprechender Hinweis ist jeweils beigefügt. Die handschriftlichen Quellen sind vorangestellt. Da es sich ausschließlich um Korrespondenzen handelt, sind sie alphabetisch nach Wittichs Briefpartnern sortiert. 5.1.1.1 Handschriftliche Quellen (Briefe) Zahlreiche Briefe sind ediert worden von Hans Bots: Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue (1655–1671). In: Roegiers, Jan; Bots, Hans u. a. (Hrsg.): Lias (Sources and Documents relating to the early modern history of ideas) 19. 1 Im Falle von Einzeldisputationen desselben Jahres ist, anders als bei Reihentiteln, eine chronologische Ordnung oft nicht möglich, so dass hier die alphabetische Sortierung nach Respondentennamen angewendet wird. 2 In der Regel ist das digitalisierte Exemplar nicht dasselbe wie das in den Bibliotheken ausgewiesene, inhaltlich jedoch identisch.

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Anhang

Amsterdam/Maarssen 1992, S. 215–253. (Digitalisat: http://webdoc.ubn.kun.nl/ tijd/l/lias/. Abgerufen im Juni 2015) Briefwechsel von Christoph Wittich und Johannes Braun: Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 1681. (Universitätsbibliothek Leiden FAC UB A 220) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 18. November 1681. (Universitätsbibliothek Leiden FAC UB A 220) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 09. März 1682. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 246) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 26. März 1682. (Universitätsbibliothek Leiden FAC UB A 220) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 12. Juli 1682. (Universitätsbibliothek Leiden FAC UB A 220) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 7. August 1682. (Universitätsbibliothek Leiden FAC UB A 220) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 30. September 1682. (Universitätsbibliothek Leiden FAC UB A 220) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 06. Juli 1683. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 246) Brief von Christoph Wittich an Johannes Braun, Leiden 30. Dezember 1683. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 1961) Briefwechsel von Christoph Wittich und Johannes Clauberg: Brief von Christoph Wittich an Johannes Clauberg, Nijmegen 13. November 1657. (ediert von Bots [1992] 231) Brief von Christoph Wittichs an Johannes Clauberg, Nijmegen 11. September 1660. (ediert von Bots [1992] 232–234) Briefwechsel Johann Friedrich Gronovius: Brief von Samuel Tennulius an Johann Friedrich Gronovius, Nijmegen 19. September 1666. (ediert bei Bots [1992] 240) Brief von Christoph Wittich an Johann Friedrich Gronovius, Nijmegen 22. Februar 1667. (ediert bei Bots [1992] 244) Brief von Johann Friedrich Gronovius an Tanaquillus Faber, Deventer 17. August 1655. (ediert bei Bots [1992] 224–226) Brief von Christoph Wittich an die Kuratoren der Universität Leiden, Nijmegen 26. August 1671. (ediert bei Bots [1992] 252f.) Briefwechsel von Christoph Wittich und Samuel Tennulius: Brief von Samuel Tennulius an Christoph Wittich, Deventer 1. Oktober 1676. (Universitätsbibliothek Leiden GRO 100:1) Brief von Samuel Tennulius an Christoph Wittich, Ort und Datierung unklar. (Universitätsbibliothek Leiden GRO 100:1) Brief von Samuel Tennulius an Christoph Wittich, Ort und Datierung unklar. (Universitätsbibliothek Leiden GRO 100:1)

Literatur

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Briefwechsel von Christoph Wittich und Lambert van Velthuysen: Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 28. Februar 1656. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 750) Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 6. Juli 1657. (ediert von Bots [1992] 230) Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 1. September 1660. (ediert von Bots [1992] 231f.) Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 22. November 1660. (ediert bei Bots [1992] 234f.) Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 2. Februar 1661. (ediert bei Bots [1992] 236) Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Nijmegen 7. September 1661. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 750) Brief von Christoph Wittich an Lambert van Velthuysen, Leiden 14. April 1680. (Universitätsbibliothek Leiden BPL 750)

5.1.1.2 Frühneuzeitliche Drucke 5.1.1.2.1 Herborn Wittich, Christoph [Präses], Posthius, Johannes Fridericus [Respondent]: Disputatio Theologica De libero hominis arbitrio, Cujus veritatem Deo faciente Moderatore Clarissimo, Acutissimo, Doctissimo Dn. Christophoro Wittichio in illustri Herbornaea Professore Pro tenui ingenii modulo ad d. 26. Julii publice propugnandam suscipiet Johannes-Fridericus Posthius Herbornensis Nassovius. Herbornae Nassoviorum, 1651. – 12 S.; 12°. – Hofbibliothek Aschaffenburg.

5.1.1.2.2 Duisburg Wittich, Christoph [Präses], Engel, Isaac [Respondent]: Disputatio Theologica de Peccato Primo quam D.O.M.A. sub tutela Reverendi, Clarissimi acutissimiq; viri Dn. Christophori Wittichii, S.S. Theologiae in illustri Duisburgensium Lyceo Professoris. Publice discutiendam, examinandam atq; veritatis lance pensitandam subjicit Isaacus Engel Aquisgranensis. Ad 28. Diem Decembris hora 9. locoq; solito. Teutoburgi: Schilling 1652. – [5] Bl.; 4° – Universitätsbibliothek Duisburg-Essen. Wittich, Christoph: Dissertationes duae quarum prior De S. Scripturae in rebus philosophicis abusu, examinat, 1. An Physicae genuinum Principium sit Scriptura? 2. An haec de rebus naturalibus loquens accuratam semper veritatem, an potius sensum & opinionem vulgi saepius sequatur? Altera Dispositionem & ordinem totius universi & principalium ejus corporum tradit, sententiamque Nobilissimi Cartesii, de vera Quietate et vero motu Terrae defendit, Conscriptae a Christophoro Wittichio S.S. Theol. Profess. Ordinario in illustri Duisburgensi Lyceo, ibidemque Ecclesiae Pastore. Amstelodami: Elzevir 1653. – [8] Bl., 306 S.; 8° – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015).

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Wittich, Christoph [Präses], Weierman, Ioannes [Respondent]: Disputatio Theologica de Conversione hominis in genere spectata quam Deo ter opt. Max. Duce, fautore, Tutore, Sub praesidio Reverendi admodum, Clarissimi, Doctissimique viri, Dn. Christophori Wittichii SS. Theologiae in Athenaeo Teutoburgensi Professoris ordinarij Publica Adversariorum ventilationo proponit Ioannes Weierman Rheyda Iuliacensis, SS: theologiae Studiosus. Die 8. Augustis horis & loco solito. Teutoburgi: Schilling 1654. – [6] Bl.; 4° – Universitätsbibliothek Duisburg-Essen. Wittich, Christoph: Qvis [Quis] occupavit te calor igneus, […] Haec vovebat amica mente & calamo Christophorvs VVittichivs SS. Theol. Prof. Ordinarius. In: Hochzeit-Gedicht, zu sonderlichen Ehren, wolgefallen und glückwünschung des … Wolfgang Christoph Coleri, Getrewen Dieners am wort Gottes zu Oberwinter, Flammersheim und Bülleßheim etc. als Bräutigamb: wie auch der […] Catharinen Bruls, des […] Nicolaus Bruls Sel. gewesenen Kauffman in Achen Eheleiblichen Tochter als Braut. – Dußberg: Ravens 1655. – [2] Bl. – Universitätsbibliothek Duisburg-Essen. Wittich, Christoph [Präses], Lehnhof, Iacobus [Respondent]: Disputatio Theologica De Stylo Scripturae Quem adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit. Quam Favente Divinia Gratia Praeside Admodum Reverendo & Clarissimo Viro Dn. Christophoro Wittichio, S.S. Theologiae in Illustri Academia Duisburgensi Professore ordinario. Publico examine subjicit. Iacobus Lehnhof Duisburgensis, Ad diem 5. Iunii hora locoque consueto. Teutopoli: Ravins 1655. – [14] Bl. – Universitätsbibliothek DuisburgEssen. Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Phil. & Theol. D. eiusdemque Professoris Consideratio Theologica De Stylo Scripturae: Quem adhibet cum de rebus naturalibus sermonem instituit. Lugd. Batavorum: Wyngaerden 1656. – [1] Bl., 82 S.; 12° – Universitätsbibliothek Greifswald.

5.1.1.2.3 Nijmegen Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Philosoph. & Theolog. Doct. eiusdemque Prof. Ord. Gibea Gelrica. Sive oratio, Qua convenientia inter Gibeam Benjaminis & Neomagum demonstratur, in Templo Majori habita, cum Recturam Magnificam in celeberrimum virum Dn. Petrum de Greve ictum transferret Die 3. Maji 1656. Noviomagi: ab Hervelt 1656. – 4°. – Regionaal Archief Nijmegen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015).3 [Wittich, Christoph: Disputationes theologicae sexdecim de regula credenda contra Valerianum magnum, Nijmegen 1656. – 8°. – Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachweis bei Sassen, Levensberichten, 106 und Kok, Art. Wittichius (Christoffel). Vaderlandsch Woordenboek 33 (1795) 19.] 3 Vgl. auch Titelblatt, Anlass und Datierung in Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 110f. (Nr. 9.68). Eine wissenschaftliche Edition und Übersetzung der Rede findet sich unter dem entsprechenden Gliederungspunkt der Bibliographie: Wittich, Christoph: Het Gelderse Gibea – Apologie voor de Nijmeegse universiteit anno 1656. Door Christoph Wittich. Vertaling Vincent Hunink, inleiding Willem van der Kuijlen. Uitgeverij Vantilt/Radboud Universiteit. Nijmegen 2013.

Literatur

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Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Consensus Veritatis In Scriptura Divina Et Infallibili Revelatae Cum Veritate Philosophica A Renato Des Cartes Detecta, Cujus occasione Liber II. & III. Principiorum Philosophiae dicti des-Cartes maximam partem illustrantur: cum Indice, Editio secunda a multis mendis emaculata & non parum aucta. Lugduni Batavorum: Boutesteyn/Lever (1659) 1682. – [4] Bl., 422 S., [24] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Leiden. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015).4 [Wittich, Christoph: Disputationes sex de fundamento verae religionis, Nijmegen 1662. – 8°. – Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachweis bei Sassen, Levensberichten, 106 und Kok, Art. Wittichius (Christoffel). Vaderlandsch Woordenboek 33 (1795) 19.] [Wittich, Christoph: De certitudine fidelium. Nijmegen 1663:5] [Wittich, Christoph [Präses], van Haren, Petrus [Respondent]: Disputatio theologia de certitudine fidelium prima. Noviomagi: ab Hervelt 1663. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen ohne Bibliotheksangabe von Boom/Driessen (1983) 81.263. Nach Boom/Driessen (1983) 81 verteidigte van Haren die Disputation am 2. Mai 1663.] [Wittich, Christoph [Präses] Pittenius, Johan [Respondent]: Disputatio theologia de certitudine fidelium secunda. Noviomagi: ab Hervelt 1663. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen ohne Bibliotheksangabe von Boom/Driessen (1983) 130.265. Nach Boom/Driessen (1983) 130 hat die Disputation vorgelegen.] [Wittich, Christoph: De statu Christi hamiliationis [sic] et exaltationis. Nijmegen 1663:6] [Wittich, Christoph [Präses], van Gent, Willem [Respondent]: Disputatio theologica de statu Christi hamiliationis [sic] et exaltationis prima. Noviomagi: ab Hervelt 1663. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen und scheinbar noch eingesehen in Düsseldorf von Boom/Driessen (1983) 68.262.] [Wittich, Christoph [Präses], van Gent, Petrus Johannides [Respondent]:Disputatio theologica de statu Christi hamiliationis [sic] et exaltationis secunda. Noviomagi: ab Hervelt 1663. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen und scheinbar noch eingesehen in Düsseldorf von Boom/Driessen (1983) 67.263.] Wittich, Christoph: Schöpfer ganzer welt […]. In: Hund, Martin: Oratio Funebris In Obitum Reverendi … Viri, Johannis Claubergii SS. Theol. & Philosoph. Doctoris, earundemque Facultatum in Academia Teutoburgensi Professoris Primarii: Habita die VI. Febr. A. C. MDCLXV a Martino Hundio. SS. Theol. Doctore & Professore p. T. Academiae Rectore. Duisburgi ad Rhenum: Sas 1665. Hier S. 33–35. – 44 S.; 4°. Universitätsbibliothek Heidelberg. Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Oratio Funebris In Obitum Viri Clarissimi & Doctissimi Johannis Schultingii, Elegantiorum Lit. Historiarum in Acad. Neomagensi Professoris, dum viveret, Celeberrimi, Habita Neomagi IV Id. Jan. CIƆ IƆCLXVII. Noviomagi: Smetii 1667. – [1] Bl., 34 S., [7] Bl. – Universitätsbibliothek Leiden.

4 Zur ersten Auflage von 1659 vgl. das Deckblatt bei Begheyn/Peters, Gheprint te Nymeghen, 44.117 (Nr. 11.1): Der Druckort Nijmegen ist dort angegeben, kann aber bezweifelt werden. Vgl. dazu Kapitel 2.10.2 (Kollegen und Mitarbeiter). Vgl. den Nachweis der Schrift bei VD 17: 39:156645Y (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015). 5 Der Reihentitel wird in Leiden noch einmal aufgegriffen. 6 Der Reihentitel wird in Leiden noch einmal aufgegriffen.

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[Wittich, Christoph [Präses], Straetman, Theodorus [Respondent]: Titel unbekannt. Nijmegen. Datum unbekannt. Nachgewiesen von Boom/Driessen (1983) 157. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar.]

5.1.1.2.4 Leiden Wittich, Christoph: Christophori Witichii S. Theologiae Doctoris & Professoris Oratio Inauguralis De Oraculorum divinorum Veritate et gentium Falsitate, habita Lugduni Batavorum in Auditorio Theologico a. d. IX Novembris Anni 1671. – [8], 22, [2] S.; 4°. – Universitätsbibliothek Leiden. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Auch abgedruckt in Christoph Wittich: Exercitationes (1682) 396–414. Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Theologia pacifica (und Appendix ad Theologiam pacificam) 1671–1683: Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Theologia pacifica, in qua varia problemata theologica inter reformatos theologos agitari solita ventilantur, simul usus philosophiae Cartesianae in diversis theologiae partibus demonstratur, & ad dissertationem celeberrimi viri, Samuelis Maresii, de abusu philosophiae Cartesianae in rebus theologicis & fidei, modeste respondetur. Lugduni Batavorum: Doude 1671. – [35] 318 S. – Universitätsbibliothek Mainz. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Theologia pacifica, in qua varia problemata theologica inter reformatos theologos agitari solita ventilantur, simul usus philosophiae Cartesianae in diversis theologiae partibus demonstratur, & ad dissertationem celeberrimi viri, Samuelis Maresii, de abusu philosophiae Cartesianae in rebus theologicis & fidei, modeste respondetur. Editio secunda. Aucta Indice rerum & verborum copiosissimo. Accedit Ejusdem Appendix Ad Theologiam Pacificam. Lugduni Batavorum: Doude 1675. – 8°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: 1. PRDL. 2. DLCPT (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Theologia Pacifica, In Qua Varia Problemata Theologica inter Reformatos Theologos agitari solita ventilantur, Simul Usus Philosophiae Cartesianae in diversis Theologiae partibus demonstratur, & ad Dissertationem Celeberrimi Viri, Samuelis Maresii, De abusu Philosophiae Cartesianae in rebus Theologicis & fidei, Modeste Respondetur. Editio Tertia. Aucta Indice rerum & verborum copiosissimo. Accedit Ejusdem Appendix Ad Theologiam Pacificam. Lugduni Batavorum: Boutesteyn 1683. – [18] Bl., 328 S., [7], [1] Bl., 180 S. Druckerm. (Holzschn.) 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Appendix ad Theologiam pacificam 1672–1675: Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Appendix ad Theologiam pacificam: sive modesta responsio ad celeberrimi D. Samuelis Maresii Indiculum controversiarum, qua ostenditur, statum controversiarum in plerisque esse perperam ab eo positum; & varia, quae in Theologia pacifica brevius fuerant dicta, plenius declarantur & deducuntur. Lugduni Batavorum: Doude 1672. – [2], 180 S.; 4° – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Appendix ad Theologiam pacificam: sive modesta responsio ad celeberrimi D. Samuelis Maresii Indiculum controversiarum, qua

Literatur

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ostenditur, statum controversiarum in plerisque esse perperam ab eo positum; & varia, quae in Theologia pacifica brevius fuerant dicta, plenius declarantur & deducuntur. Editio secunda. Lugduni Batavorum: Doude 1675. – [2], 180 S.; 4°. – Cambridge University Library. Auch enthalten in der zweiten und dritten Auflage der Theologia pacifica. Wittich, Christoph: De Providentia Dei. Disputationes XXII. Leiden 1672–1673 und 1681:7 Wittich, Christoph [Präses], Hoet, Simon [Respondent]: Disput. Theol. de Providentia dei actuali, Resp.: Simon Hoet Medenblicenses, Leiden 1672. – 4° – Zentralbibliothek Zürich, Alte Drucke. [Wittich, Christoph [Präses], Eperjesi, Michael [Respondent]: Disputatio Theologica Secvnda, De Providentia Dei Actuali. Quam Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Clarissimi ac Doctissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii dignissimi ventilandam proponit Michael Eperjesi, Transylvanus. A. d. … Maji, loco horisque solitis. Lvgdvni Batavorvm, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academine Typograph. 1672. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 15 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 318.] Wittich, Christoph [Präses], Schmidt, Johann [Respondent]: Dissertatio Academica de Providentia dei actuali. Leiden 1673. – [6] Bl. – Stadtarchiv Soest. Wittich, Christoph [Präses], van Zueren, Casparus [Respondent]: Disputatio theologica vigesima-secunda & ultima de providentia dei actuali. Leiden: Elsevier 1673. – University of Aberdeen. Wittich, Christoph: Dissertatio Academica De Providentia Dei Actuali. Leiden 1681. Die Disputation wird als Teil des ohne Wittichs Wissen herausgegebenen Sammelbandes Dissertationes Variae neu veröffentlicht.8 Dieser wird unten eigens bibliographisch erfasst. Diese Version der Disputation wird auch nachgewiesen bei VD 17: 3:002211R. (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015). [Wittich, Christoph [Präses], Szegi, Johannes [Respondent]: Disputationis theologicae bipartitae. Leiden 1672:] [Wittich, Christoph [Präses], Szegi, Johannes [Respondent]: Disputationis theologicae bipartitae pars prima, in qua dubia quaedam circa materiam calicis eucharistici ex relationibus Hyacinthi Choqueti Ordinis Praedicatorum suborta, proponuntur. Gehalten am 02. März in Leiden 1672. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 318.] [Wittich, Christoph [Präses], Szegi, Johannes [Respondent]: Disputationis theologicae bipartitae pars secunda, in qua dubia quaedam circa materiam calicis eucharistici ex relationibus Hyacinthi Choqueti Ordinis Praedicatorum suborta, proponuntur. Gehalten am 23. März in Leiden 1672. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 318.] Wittich, Christoph [Präses], Eperjesi, Michael [Respondent]: Disputatio Theologica De Unius Dei Patris Filli & Spiritus Sancti cognitione ad pietatem & salutem necessaria. 7 Mir lag die Reihe nur in ihren beiden letzten Fassungen vor, zum einen dem von Wittich nicht autorisierten Druck aus den Dissertationes Variae 1681, zum anderen in Form von Wittichs Neubearbeitung in den Exercitationes (1682). Dort trägt sie den Titel Deus Mundi Rector (s. u.). 8 Vgl. dazu Kapitel 2.14.2.1 (Exercitationes, Leidener Disputationen und Lektionsverzeichnisse).

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Pars Prima / Quam Favente Deo Opt. Max. Sub Prasidio D. Christophori Wittichii, … ventilandam proponit Michael Eperjesi, Transylv. Author, (Resp. Michael Eperjes) Leiden 1672. – 4° – Universitätsbibliothek Duisburg-Essen. [Wittich, Christoph [Präses], a Leesten, Theodorus [Respondent]: Responsiones ad dyodecada quaestionum pontificiarum, Leiden 1674. – 12°. – Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Trevisani, Descartes in Deutschland, 354.]9 Wittich, Christoph: De perseverantia fidelium. Leiden 1675:10 Wittich, Christoph [Präses], Knevels, Isaacus [Respondent]: Disputatio theologica de perseverantia fidelium, prima: qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Isaacus Knevels. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier 1675. – [11] Bl.; 4°. – Universiteit van Amsterdam, Centrale Bibliotheek. Wittich, Christoph [Präses], ab Hekeren, Gerhardus [Respondent]: Disputatio theologica de perseverantia fidelium, secvnda: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Gerhardus ab Hekeren. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier 1675. – [12] Bl.; 4°. – Universiteit van Amsterdam, Centrale Bibliotheek. Wittich, Christoph: De certitudine fidelium. Leiden 1675:11 [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: Disputatio theologica de certitudine fidelium, prima. Resp.: ? Lvgdvni Batavorvm: Elsevier 1675. Nicht als Einzeldisputation erhalten und mittels der Reihendisputation rekonstruiert.] Wittich, Christoph [Präses], de Koning, Cornelius [Respondent]: Disputatio theologica de certitudine fidelium, secunda. Quam favente Deo opt. max. sub praesidio clarissimi ac doctissimi viri, D. Christophori Wittichii, S. S. theol. & phil. doct. illiusque in academia Lugd. Batava professoris ordinarii dignissimi, publice ventilandam proponit Cornelius De Koning, Rotterod. Batav. Ad diem 30. oct. loco horisque solitis, ante merid., Lvgdvni Batavorvm: Elsevier 1675. – Bibliothèque interuniversitaire de la Sorbonne. Wittich, Christoph [Präses], Leermannus, Samuel [Respondent]: Disputatio theologica peri tou gno¯stou tou theou: qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Samuel Leemannus, Lvgdvni Batavorvm: Elsevier 1675. – [18] Bl.; 4°. – Universiteit van Amsterdam, Centrale Bibliotheek.12 Wittich, Christoph [Präses], Nagyari (Nagiari), Josephus [Respondent]: Disputatio Theologica De Εμπυρισμω Seu Inflammatione Sacrificiorum per ignem coelestem. Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris Ordinarii Celeberrimi. Publice ventilandam proponit Josephus Nagyari, Hungarus, Auct. & Resp. Ad diem 15 Iulii loco horisque solitis, ante merid. Lugduni

9 Die Disputation ist auch in den Sammelband Dissertationes academicae, Leiden 1681 aufgenommen worden. Eine andere Ausgabe lag mir nicht vor. 10 Die Disputation ist auch in den Sammelband Dissertationes academicae, Leiden 1681 aufgenommen worden. Eine andere Ausgabe lag mir nicht vor. 11 Die Disputation ist auch in den Sammelband Dissertationes academicae, Leiden 1681 aufgenommen worden. Eine andere Ausgabe lag mir nicht vor. 12 Die Disputation lag mir nicht vor.

Literatur

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Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typograph 1676. – 16 [Bl.] – Universitäts- und Landesbibliothek Halle.13 Wittich, Christoph [Präses], Baesermenyi, Johannes Ra´tz [Respondent]: Disputatio theologica de gloria templi secundi seu Zorobabelis: qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Johan. Ra´tz Baesermenyi [Johannes Rácz Böszörményi]. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier 1676. – [16] Bl.; 4°. – Universiteitsbibliotheek Leiden.14 Wittich, Christoph [Präses], Dellius, Gottfried [Respondent]: Dissertationes academicae de bonorum operum veritate, Resp.: Dellius, Gottfried, Leiden 1676. – 12° – Universiteitsbibliotheek Leiden.15 [Wittich, Christoph [Präses], Nagyari (Nagiari), Josephus [Respondent]: Disputatio Theologica περἱ τῆς ἀσθενείας καὶ ἀδυναμίας τοῦ σαρκός, etc. Rom. 5. v. 7. 8. Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Josephus Nagiari, Hungarus. Die 6. Sept. loco horisque solitis, ante meridiem, Lvgdvni Batavorvm, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elsevirii, Academiae Typograph 1677. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 102f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319.] Wittich, Christoph: Causa Spiritus Sancti, personae divinae, eiusdem cum patre & filio essentiae, contra C.C.S. Problema paradoxa de Spiritu Sancto, An non per illum Sanctorum Angelorum Genus intelligi poßit ? asserta & defensa a Christophoro Wittichio. Lugduni Batavorum: Doude 1678. – [8] Bl., 234 S.; 8°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). [Wittich, Christoph [Präses], Verveolgyi (Vérvölgyi), Andreas [Respondent]: Disputatio Theologica De πληροφορίᾳ τῆς ἐλπίδος, Seu Plena Persuasione Spei, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarifsimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Andreas Verveolgyi, Ungarus. A. & R. Ad diem 3. Septembr. loco horisque solitis, ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typograph. 1678. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 135f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319.] [Wittich, Christoph [Präses], Almasi, Michael [Respondent]:Disputatio Theologica De Intergerino Pariete, Eph. 2 14. Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi Publice ventilandam proponit Michael Almasi, Ungarus, A. & R. Ad diem 7. Septembr. loco horisque solitis, 13 Die Disputation wird bibliographisch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 80 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 318. 14 Die Disputation wird bibliographisch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 80f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 318. Letzterer verweist darauf, dass sie am 11. Juli 1676 gehalten wurde. 15 Die Disputation ist auch in den Sammelband Dissertationes academicae, Leiden 1681 aufgenommen worden. Eine andere Ausgabe lag mir nicht vor.

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ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typograph. eb. 1678. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 135 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319.] Wittich, Christoph [Präses], Szenczi, Johannes [Respondent]: Disputatio theologica peri te¯s koino¯nias to¯n hagio¯n, 1. Joh. I. v.3. de communione sanctorum,: qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Johannes Szenczi, Lugduni Batavorum: apud viduam & heredes Johannis Elsevirii 1678. – [24] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam.16 [Wittich, Christoph [Präses], Szenczi, Johannes [Respondent]: Disputatio Theologica De Sacrosancta Trinitate, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarifsimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johannes Szenczi, Ungarus. Auct. & Resp. Ad diem 23. Novembr. loco horisque solitis ante meridiem, Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1678. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 135 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319.] Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Oratio Funebris in Obitum Magni & Incomparabilis Theologi Abrahami Heydani, Senioris in Acad. Lugd. Batava Theol. Professoris: Dicta post funus deductum Lugduni Batavorum a. d. XX. Octobris MDCLXXVIII. Lugduni Batav[orum]: Doude 1679. [30] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Heidelberg. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). [Wittich, Christoph [Präses], Rozgoni, Johannes P. [Respondent]: Disputationis Theologicae. Prima Pars. De Imagine Dei, Prout ea se habet in statu Integritatis, Defectionis, Restitutionis & Perfectionis, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johnnes (sic) P. Rozgoni, Transylvano- Ungarus. A. & R. Ad diem 25. Martii loco horisque solitis, ante meridiem. Lvgdvni Batavorvm, Apud Viduam & Heredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1679. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 161f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319.]17 Wittich, Christoph [Präses], Zilahi, Stephanus [Respondent]: Disputatio theologica peri te¯s hupakoe¯s tou Christou de meritoria Christi obedientia,: quam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Stephanus Zilahi, Lvgdvni

16 Nach Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 319 wurde die Disputation am 12. November 1678 gehalten. 17 Der zweite Teil wurde vom selben Respondenten 1679 in Utrecht unter dem Präses Frans Burman gehalten und ist in der Universitätsbibliothek Heidelberg nachweisbar als Disputationis Theologicae Pars Postrema, De Imagine Dei : Prout ea se habet, in statu Restitutionis & Perfectionis / Quam … Sub Praesidio … Francisci Burmanni … Publicè ventilandam proponit Johannes P. Rozgoni, Transylvano-Ungar. Utrecht 1679.

Literatur

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Batavorvm: apud viduam & heredes Johannis Elsevirii 1679. – [32] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam.18 [Wittich, Christoph [Präses], Zilahi, Stephanus [Respondent]: Disputatio Theologica De Vero Et Typico Elijah. Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi Publice ventilandam proponit Stephanus Zilahi Sylvanus Ung. A. & D. Ad diem 29. April. loco horisque solitis, antemeridiem. Lvgdvni Batavorvm, apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academi Typogr. 1679. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 163 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 320.]19 [Wittich, Christoph [Präses], Tolnai, Georgius F. [Respondent]: Disputatio Theologica De Fide, & Sancta Patrum Ἀγαλλίασει Quae fuit ante specialem Foederis Mosaici Occonomiam [sic] S. V. T. Prima. Quam Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Acad. Lugd. Batava Professoris ordinarii Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Georgius F. Tolnai, Pan. Ungarus. A. & R. Ad diem 8. Iul. loco horisque solitis, ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Heredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1679. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/ Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 162 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 320.]20 Wittich, Christoph [Präses], Belteki, Johannes [Respondent]: Disputatio theologica de reditu hominis ad Deum, in quo Christius & ton hode¯gon & ipsam hodon per ipsum redire anhelantibus se sistit. Joh. 14:6. 10:4.: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … publice ventilandam proponit Johannes Belteki. Lvgdvni Batavorvm: apud viduam & heredes Johannis Elsevirii 1679. – [32] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam.21 Wittich, Christoph: Causa Spiritus Sancti victrix 1680–1682: Wittich, Christoph [Präses], Bock, Petrus [Respondent]: Disputatio Theologica Prima, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Petrus Bock, Juliacensis. Ad diem 10. Iulii loco horisque solitis, 18 Die Disputation wird bibliographisch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 162f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 320. Nach letzterem wurde die Disputation am 01. Juli 1679 gehalten. 19 Vgl. zur Pars II und Pars III Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 163 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 320. 20 Der zweite Teil wurde vom selben Respondenten 1679 in Utrecht unter dem Präses Frans Burman gehalten und ist in der Universitätsbibliothek Heidelberg nachweisbar als Disputationis Theologicae Pars Postrema, De Imagine Dei : Prout ea se habet, in statu Restitutionis & Perfectionis / Quam … Sub Praesidio … Francisci Burmanni … Publice ventilandam proponit Johannes P. Rozgoni, Transylvano-Ungar. Utrecht 1679. 21 Die Disputation wird auch bibliographisch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 161 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 320. Nach letzterem wurde die Disputation am 06. September 1679 gehalten.

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Anhang

ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1680. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Schalbruch, Johannes Theodor [Respondent]: Disputatio Theologica Secunda, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joh. Theod. Schalbruch, Teutob. Clivus. A. d. …. Octobris, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1680. – [6] Bl.; 4° – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Schalbruch, Johannes Theodor [Respondent]: Disputatio Theologica Tertia, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joh. Theod. Schalbruch, Teutob. Clivus. A. d. …. Novembris, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1680. – [6] Bl.; 4° – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Duyvelaer, Johannes [Respondent]: Disputatio Theologica Quarta, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joh. Duvelaer, Mediob-Zeland. A. d. 29. Ianuarii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4° – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Duyvelaer, Johannes [Respondent]: Disputatio Theologica Quinta, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joh. Duvelaer, Mediob-Zeland. A. d. 29. Ianuarii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4° – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Janzonius, Joannes [Respondent]: Disputatio Theologica Sexta, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joannes Janzonius, Ouderkerko-ad-Izalam-Batav. Ad diem … Frebruarii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4° – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Bondely, Emmanuel [Respondent]: Disputatio Theologica Septima, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol.

Literatur

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& Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Emmanuel Bondely, Helvetio-Bernas. Ad diem … Martii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4° – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Biermannus, Johannes Augustus [Respondent]: Disputatio Theologica Octava, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joh. August Biermannus, Brigensis-Silesius. Ad diem … Martii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum: Elzevier 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Biermannus, Johannes Augustus [Respondent]: Disputatio Theologica Nona, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Joh. August Biermannus, Brigensis-Silesius. Ad diem … Martii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum: Elzevier 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Persoon, Adamus [Respondent]: Disputatio Theologica Decima, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Adamus Persoon, Clivo–Vesalus. Ad diem … Martii, loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Nemethi, Samuel [Respondent]: Disputatio Theologica Undecima, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clariffimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Profefforis ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Samuel Nemethi, Szatthmarino-Ungarus. Ad diem … Aprilis loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover.22 Wittich, Christoph [Präses], Banyai, Petrus D. [Respondent]: Disputatio Theologica Duodecima, Causam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Petrus D. Felso-Banyai, Ungarus. Ad diem … Aprilis loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph, 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. 22 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 209 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322.

424

Anhang

Wittich, Christoph [Präses], Szathmári Pap, János [Respondent]: Dispvtatio Theologica Tertia Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max, Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johannes Pap Szathmári, Ungarus. Ad diem … Aprilis loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover.23 Wittich, Christoph [Präses], Crollius, Johannes [Respondent]: Dispvtatio Theologica Quarta Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max, Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johannes Crollius, Sylva-Ducensis. Ad diem … Maji loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Peltzer, Matthias [Respondent]: Dispvtatio Theologica Quinta Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max, Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Matthias Peltzer, Stolberga Juliacensis. Ad diem 14. Maji, hora octava, ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Rollandus, Nicolaus [Respondent]: Dispvtatio Theologica Sexta Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonstrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max, Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Nicolaus Rollandus, Scoto-Britannus. Ad diem … Iunii, hora locoque, solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Szerencsi, Gerson P. H. [Respondent]: Disputatio Theologica Septima Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonftrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Gerson P. H. Szerencsi, Ungarus. Ad diem 7. Iunii, hora locoque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzivirii, Academiae Typograph, 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover.24

23 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 209 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322. 24 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 209f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322.

Literatur

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Wittich, Christoph [Präses], Haas, Samuel [Respondent]: Disputatio Theologica Octava Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonftrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Samuel Haas, Berna-Helvetius. Ad diem 18. Iunii, hora locoque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzivirii, Academiae Typograph, 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Mintert, Petrus [Respondent]: Disputatio Theologica Nona Decima, Caufam Sp. S. Victricem demonftrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Petrus Mintert, Meursensis. Ad diem … Iunii, hora locoque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzivirii, Academiae Typograph, 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Wittich, Christoph [Präses], Sylvius, Johannes [Respondent]: Disputatio Theologica Vigesima et Ultima, Caufam Sp. S. Victricem demonftrans, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johannes Sylvius, Joh. Fil. Ad diem 28. Iunii, hora locoque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzivirii, Academiae Typograph, 1681. – [6] Bl.; 4°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. [Wittich, Christoph [Präses], Tornyi, Georgius [Respondent]: Disputatio Theologica De Vocatione Abrahami, variisque apparitionibus Dei, ad eundem factis. Qvam Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batav. Professoris Ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Georgius Tornyi, Ungarus. Ad diem 26. Iunij, loco horisque solitis, ante meridiem. Lvgdvni Batavorvm, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1680. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 184 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 321.] [Wittich, Christoph [Präses], Kecskeméti, Johannes Selymes [Respondent]: Disputatio Theologica De Anno Beneplaciti Jehovae, Qvam Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batav. Professoris Ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Johannes Selymes Kecskeméti Ungarus. Ad diem 6. Iulij, loco horisque solitis, ante meridiem. Lvgdvni Batavorvm, Apud Viduam & Heredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1680. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 182 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 321.] Wittich, Christoph [Präses], Pathai, Stephanus K. [Respondent]: Disputatio theologica de gemellis Isaaci, Jacobo et Esavo, fratribus, ingenio virtutibus et sorte multu`m disparibus: priori, gratiosissimae Electionis divinae; posteriori, justissimae Reprobationis,

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typis, exemplis et speciebus, Respondent: Stephanus K. Pathai, Lugd. Bat.: apud vid. et her. Joh. Elsevirii 1680. – 4° – Universiteitsbibliotheek Leiden.25 [Wittich, Christoph [Präses], Wizaknai (Vizaknai), Michael U. [Respondent]: Disputatio Theologica De Gravioribus Legis, seu, de iis, quae Matth. 23: 23. Τὰ βαρύτερα τοῦ νόμου dicuntur. Pars Prima. Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd. Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Michael U. Wizaknai. Transylvano- Ungarus. A. & R. Ad diem 13. Iulii, loco horisque solitis, post meridiem. Lvgdvni Batavorvm, Apud Viduam Haeredes Johannis Elsevirii, Academiae Typogr. 1680. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant (1898) 184f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 321.]26 [Wittich, Christoph]: Christophori Wittichii Professoris Ordinarii Celeberrimi Dissertationes Variae in Theologia; I. De Providentia dei actuali; II. De humiliatione et exaltatione Christi; III. de perseverantia et certitudine fidelium; IV. ad duodecada quaestionum pontificiarum; V. de bonorum operum veritate. Lugdum Batavorum apud Jacobum Moukee 1681. [Anonym und ohne Autorisation durch Wittich publizierter Disputationssammelband] – 98, 386, 58, [2], 64, [2], 124 S.; 8°. – Bodleian Library Oxfort.27 [Wittich, Christoph [Präses], Warallyai (Varaljai), Daniel [Respondent]: Disputatio Theologica De Distinctione praeceptorum Dei, Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Daniel Warallyai, Transylvano. Ungarus. A. & R. Ad diem … Mártii loco horisque solitis ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Johannis Elzevirii Academiae Typograph. 1681. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 210 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322.]28 [Wittich, Christoph [Präses], Medgyessi, Matthias L. [Respondent]: Disputatio Theologica De Lege Iram operante, & Peccatum imputante, Pars Prima, Qvam, Favente Deo Opt.

25 Die Disputation ist auch nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 182 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 321 und nach diesem am 13. Juli 1680 gehalten worden. 26 Vgl. zur Pars II unter Präses Spanheim und Pars III unter Präses le Moyne Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 185 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 321. 27 Teilweise sind die über die digitalen Bibliothekskataloge und VD 17 recherchierbaren Teildisputationen diesem Band entnommen, ohne dass dies kenntlich gemacht worden wäre. Vgl. z. B. zu Wittichs De Providentia dei actuali VD 17: 3:002211R und zu De humiliatione et exaltatione Christi VD 17 : 3:002209 V (www.vd17.de. Abgerufen im Juli 2015). Vgl. zu den Responsiones ad dyodecada quaestionum pontificiarum (Leiden 1681) auch den Nachweis im Katalog der Universitätsbibliothek Leiden. Der Titel ist zudem von Trevisani, Descartes in Deutschland, 354 als Einzeldisputation des Respondenten Theodorus a Leesten von 1674 nachgewiesen. Diese beiden Exemplare lagen mir nicht vor. 28 Vgl. zur Pars altera Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 210 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322.

Literatur

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Max, Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris Ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Matthias L. Medgyessi, Saxo Transsylv. Ad diem … Maji, loco horisque solitis, ante meridiem. Lugduni Batavorum, Apud Viduam & Haeredes Joannis Elzevirii, Academiae Typograph. 1681. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 208 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322.]29 [Wittich, Christoph [Präses], Derecskéi (Dereeskei), Paulus [Respondent]: Disputationis Theologicae, De Justificatione hominis, in foro Dei, & conscientiae, Pars Prima. Qvam, Favente Deo Opt. Max. Sub Praesidio Admodum Reverendi ac Clarissimi Viri, D. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Academia Lugd.-Batava Professoris ordinarii, Celeberrimi, Publice ventilandam proponit Paulus Derecskéi (Dereeskei) de Debrecen, Ungar. A. & R. Ad diem 5. Iulii, hora locoque solitis ante meridiem. Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier, Academiae Typograph. 1681. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 206 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 285.]30 Wittich, Christoph: Causa Spiritus Sancti victrix. Demonstrata a Christophoro Wittichio. Lugd. Batav.: Boutesteyn 1682. – [4], 284 S.; 8° – Universitätsbibliothek Mannheim. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). (Identisch mit den gleichnamigen 20 Disputationen Wittichs des Jahres 1680–1681). Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Exercitationes Theologicae: I. Deus Mundi Rector, II. Christus Humilis, et Altus, III. Fides Sanctorum Perseverans et Certa, IV. Fucata Gentium Virtus, V: Veritates et Errores Fundamentales cim Annexis. Editae cura & studio ipsius Auctoris, multis quoque in locis auctae. Accessit Oratio Inauguralis De Oraculorum divinorum Veritate & Gentilium Falsitate. Lugdunum Batavorum: Boutesteyn 1682. – [6] Bl., 414 S., [1] gef. Bl. Druckerm. (Holzschn.), 1 Portr. (Kupferst.); 4° – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015).31 Wittich, Christoph: Disputatio theologica de mysteriis. Leiden 1682: Wittich, Christoph [Präses], Scholtz, Johannes Fridericus [Respondent]: Disputatio theologica de mysteriis, cujus partem priorem: … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Johannes Fridericus Scholtz. Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1682. – [8] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph [Präses], Scholtz, Johannes Fridericus [Respondent]: Disputatio theologica de mysteriis, cujus partem posteriorem: … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Johannes Fridericus Scholtz. Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1682. – [8] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam.

29 Vgl. zur Pars altera Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 208 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 322. 30 Vgl. zur Pars II bis IV Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 206 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 323. 31 Eine niederländische Übersetzung ist 1686 von Abraham van Poot veröffentlicht worden. Vgl. unten Wittich: Godgeleerde oeffeningen (1686).

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Wittich, Christoph: Disputationes I–XVIII continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos. Leiden 1682 (?) – 1684 [teilweise rekonstruiert]:32 [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: Disputationes I–VIII. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos, Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit ?. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier (?) 1682 (?) – 1683. Nicht erhalten und mittels der belgbaren Reihendisputationen rekonstruiert.] Wittich, Christoph [Präses], Kisfalvi, Samuel P. [Respondent]: Disputatio V. Continens Paraphrasin Epistolae Pauli ad Romanos. Qvam, Deo Auxiliante Sub Praesidio Admodum Reverendi & Clarissimi Viri, Dn. Christophori Wittichii, S. S. Theol. & Phil. Doct. illiusque in Acad. Lugd. Batava Profess. Ordinarii, Celeberrimi, Publicae ventilationi submittit Samuel P. Kisfalvi, Ungarus. Die 14. Iulii horis locoque solitis. Lugduni Batavorum, Apud Abrahamum Elzevier, Academiae Typograph. 1683. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 230 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 323.] Wittich, Christoph [Präses], Langenhert, Casparus [Respondent]: Disputatio VI. Continens Paraphrasin Epistolae Pauli ad Romanos. Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit Casparus Langenhert. Leiden 1683. Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachgewiesen bei van Bunge, Art. LANGENHERT, Caspar (1661 – c. 1730) DSECDP 2 (2003) 588. [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: Disputationes VII–VIII. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos, Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit ?. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier (?) 1683– 1684 (?). Nicht erhalten und mittels der belgbaren Reihendisputationen rekonstruiert.] Wittich, Christoph [Präses], Witteboll, Petrus [Respondent]: Disputatio IX. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos. Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit Petrus Witteboll. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1684. – [8] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Utrecht. [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: Disputationes X–XI. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos, Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit ?. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier (?) 1684. Nicht erhalten und mittels der belgbaren Reihendisputationen rekonstruiert.]. Wittich, Christoph [Präses], de Haan, Petrus Johannes [Respondent]: Disputatio XII. continens paraphrasin Epistolae Pauli ad Romanos. Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit Petrus Johannes de Haan. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1684. – 4°. – British Library.33 [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: Disputatio XIII. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos, Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit ?. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier (?) 1684. Nicht erhalten und mittels der belgbaren Reihendisputationen rekonstruiert.]. Wittich, Christoph [Präses], Füsi, Laurentius [Respondent]: Disputatio XIV. continens paraphrasin Epistolae Pauli ad Romanos. Qvam […] sub Praesidio […] Christophori

32 Die Reihendisputation wird 1685 geschlossen als Wittichs Kommentar zum Römerbrief veröffentlicht. Vgl. Wittich: Metalleia (1685). 33 Die Disputation lag mir nicht vor.

Literatur

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Wittichii […] publicae ventilationi submittit Laurentius Füsi. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1684. – 4°. – British Library.34 [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: Disputationes XV–XVI. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos, Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit ?. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier (?) 1684. Nicht erhalten und mittels der belgbaren Reihendisputationen rekonstruiert.]. Wittich, Christoph [Präses], Musnai, Michael [Musnai, Mihály (ca. 1658–1687), Respondent]: Disputatio XVII. continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos. Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit Michael Musnai. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1684. – 4°. – British Library.35 [Wittich, Christoph [Präses], N.N. [Respondent]: continens paraphrasin epistolae Pauli ad Romanos, Qvam […] sub Praesidio […] Christophori Wittichii […] publicae ventilationi submittit ?. Lvgdvni Batavorvm: Elsevier (?) 1684 ( ?). Nicht erhalten und mittels der belgbaren Reihendisputationen rekonstruiert.36]. Wittich, Christoph: Disputatio theologica de veritate Verbi Divini contenti in libris, qui vulgo Canonici nuncupantur. Leiden 1683: Wittich, Christoph [Präses], Bertscheus, Abrahamus [Respondent]: Disputatio theologica I. De veritate Verbi Divini contenti in libris, qui vulgo Canonici nuncupantur.: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Abrahamus Bertscheus, Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1683. – [12] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph [Präses], Bertscheus, Abrahamus [Respondent]: Disputatio theologica II. De veritate Verbi Divini contenti in libris, qui vulgo canonici nuncupantur.: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Abrahamus Bertscheus, Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1683. – [16] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph: Disputatio theologica de conscientia illibata. Leiden 1684: Wittich, Christoph [Präses], Stossius, Johannes Rodolphus [Respondent]: Disputatio theologica I. De conscientia illibata.: Qvam … praeside … Christophoro Wittichio … / in palaestra critica ventilandam exhibet Joh. Rodolphus Stossius, Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1684. – [16] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph [Präses], Stossius, Johannes Rodolphus [Respondent]: Disputatio theologica II. De conscientia illibata.: Qvam … praeside … Christophoro Wittichio … / in palaestra critica ventilandam exhibet Joh. Rodolphus Stossius, Lvgdvni Bata-

34 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 268f. und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 323. Dort wird sie auf den 11. November 1684 datiert. Die Disputation lag mir nicht vor. 35 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 269 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 323. Dort wird sie auf den 13. Dezember 1684 datiert. Die Disputation lag mir nicht vor. 36 Die Disputation muss das letzte Kapitel des Römerbriefes behandeln und dürfte den Abschluss der Reihe bilden, sofern das Kapitel nicht auf zwei Disputationen verteilt war.

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vorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1684. – [20] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph: Christophori Wittichii Metalleia Sive Investigatio Epistolae Ad Romanos Ab Apostolo Paulo exaratae: Una Cum Paraphrasi. Lugduni Batavorum: Boutesteyn 1685. – [19] Bl., 640 S. Druckerm. (Holzschn.) 4°. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Disputatio theologica de characteribus beatitudinis a Christo designatis Matth. V: 3–12. Leiden 1685: Wittich, Christoph [Präses], Gromme, Mauritius [Respondent]: Disputatio theologica de characteribus beatitudinis a Christo designatis Matth. V: 3–12 prima.: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Mauritius Gromme. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1685. – [16] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph [Präses], Gravius, Johannes [(1664–1707) Respondent]: Disputatio theologica de characteribus beatitudinis a Christo designatis Matth. V: 3–12 secvnda.: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Johannes Gravius … Lvgdvni Batavorvm: apud Abrahamum Elzevier 1685. – [8] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph [Präses], Musnai, Michael [Musnai, Mihály (ca. 1658–1687), Respondent]: Disputatio theologica de decreto sive consilio Dei in genere.: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publicae ventilationi submittit Michael Musnai. Lvgdvni Batavorvm. Apud Abrahamum Elzevier 1685. – [16] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam.37 Wittich, Christoph [Präses], Snethlage, Rudolphus [Respondent]: Disputatio theologica de antiquitate sacrorum Israëlitarum et Aegyptiorum: Qvam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / publice ventilationi submittit Rudolphus Snethlage. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1685. – [12] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph [Präses], Apati, Nicolaus [Miklos Apati (1662–1724), Respondent]: Disputatio theologico-critica tripertita, naturae τῶν ‫ דהמים אורום‬Urim et Thummim ad mentem Scripturae Sacrae, superatis heterogeneis opinionibus enucleandae consecranea.: Quam … sub praesidio … Christophori Wittichii … / Publicae eruditorum subjicit censurae Nicolaus Apati. Lugduni Batavorum: apud Abrahamum Elzevier 1686. – [28] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam.38

37 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 323. Dort wird sie auf den 19. Mai 1685 datiert. Die Disputation lag mir nicht vor. 38 Die Disputation wird bibliographisch auch erfasst von Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 302 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 323. Dort wird sie auf den 06. November 1686 datiert. Die Disputation lag mir nicht vor. Vgl. zu Pars II und III unter Präses Galliard Szabó/Hellebrant, Régi Magyar Könyvtár, 302 und Bozzay, Peregrination ungarländischer Studenten, 324.

Literatur

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5.1.1.2.5 Anonyme Veröffentlichungen Heidanus, Abraham [zusammen mit Wittich, Christoph und de Volder, Burchard]: Abrahami Heidani Consideratien, over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de universiteyt binnen Leyden. Leyden: Doude 1676. – [4] Bl., 144 S.; 4°. – Koninklijke Bibliotheek, Nationale bibliotheek van Nederland. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Vgl. die weiteren Auflagen und die lateinische Übersetzung der Schrift im Quellenverzeichnis unter dem Herausgeber Heidanus.

5.1.1.2.6 Posthume Veröffentlichungen Wittich, Christoph: Godgeleerde oeffeningen, Bestaande in verscheidene verhandelingen / In het Latijn beschreven Door … Christoph Wittichius, Professor der Godgeleerdheid tot Leiden, Vertaald door Abraham van Poot. De ordre der Verhandelingen word op het nevens-gaande Blad, even achter de Vorreden, aangewesen. Leiden: Luchtmans 1686. – [4] Bl., 415 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Digitalisat: Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN230772455/9/. Abgerufen im Juli 2015). Wittich, Christoph: De Saake des Heiligen Geestes, Een Goddelik persoon, van de selve wezendheid met de Vader en Soon, Tegens het wonderlik voorstel van C.C.S. Of niet door den Heiligen Geest het geslachte der engelen verstaan worden? Beweerd en verdedigd door Christophorus Wittichius, Professor der Godgeleerdheid tot Leiden.Als mede desselfs Saake des Heiligen Geestes over winnaresse. Uit het Latijn vertaald door Abraham van Poot, Med. Doct. Tot better verstand van de Leser is het Wonderlik Voorstel selve, als mede de Brief door de Kanttekenaar aan de Heer Wittichius geschreven, hier bygevoegd. Leiden: Luchtmanns 1686. – [4] Bl., 274, 55 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Digitalisat: Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:hebis:66:fuldig-561161. Abgerufen im Juli 2015). Wittich, Christoph: Uitlegginge over den brief van Paulus aan den Romeinen.: Met een voor af gaande korte verklaringe / door den heer Christophorus Wittichius, in sijn leven Professor der Godgeleerdheid tot Leyden: Nevens eenige aanmerkelikke plaatsen uit de schriften van de Hr. Coccejus Sal: die hier niet allenelik aangetrokken, maar ook geheel en in haar samenhang uitgedrukt worden. Uit het Latijn vertaald Door Abraham van Poot. M.D. Leyden: Luchtmans 1687. – [8] Bl., 696 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Wittich, Christoph: Christophori Wittichii P.M. Philosophi acutissimi & Theologi solidissimi Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes: In quibus methodi celeberrimi Philosophi succincta redditur ratio, nec non dubia solvuntur, difficiliora enodantur, obscuriora illustrantur, puriorque Philosophia adversus Quorundam objectiones solidissime asseritur, confirmatis ubique primis ejus fundamentis. Opus posthumum ex trium exemplarium collotione in usum studiosorum diligenter erutum: quod publice non invidendum rarus omnibus veritatem amantibus communicat. Salomon van Til Ecclesiae Dordracenae Pastor, & in Illustri ibidem gymnasio Professor. Dodrechti:

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Caspari/Goris 1688. – [11] Bl., 167 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Leiden. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Christoph. Wittichii Theologia Pacifica Defensa: In Qua Theologiae Pacificae Capita, quae Celeberrimus Samuel Maresius In Annotationibus ad Systematis sui Theologici editionem novam impugnavit, singula vindicantur, & veritates non paucae aliae istis affines eruuntur atque illustrantur. Amstelaedami: Wolters 1689. – [4] Bl., 1104 S. Verl.-sign. (Holzschn.); 4°. – Bayrische Staatsbibliothek München. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Christoph. Wittichii Anti-Spinoza Sive Examen Ethices Benedicti de Spinoza, Et commentarius de Deo et ejus attributis. Amstelaedami: Wolters 1690. – [7] Bl., 424 S.; 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Christoph. Wittichii Investigatio Epistolae Ad Hebraeos, Et Positiones Sive Aphorismi universam Theologiam adumbrantes. Amstelaedami: Wolters 1692. – [8] Bl., 464 S.; 8°. – Bayrische Staatsbibliothek München. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Ondersoek van de zede-konst van Benedictus de Spinoza, en een verhandelinge van God en desselfs eigenschappen.: In het Lateyn beschreeven door de Hr. Christophorus Wittichius.: Vertaald door Abraham van Poot, Amsterdam: van Waesberge 1695. – [16] Bl., 576 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Groningen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juni 2015).

5.1.1.3 Nachdrucke, Editionen und Übersetzungen Bots, Hans: Témoignages sur l’ancienne université de Nimègue (1655–1671). In: Roegiers, Jan; Bots, Hans u. a. (Hrsg.): Lias (Sources and Documents relating to the early modern history of ideas) 19. Amsterdam/Maarssen 1992, S.215–253. Digitalisat: http:// webdoc.ubn.kun.nl/tijd/l/lias/. (Abgerufen im Juni 2015). Wittich, Christoph: Het Gelderse Gibea – Apologie voor de Nijmeegse universiteit anno 1656. Door Christoph Wittich. Vertaling Vincent Hunink, inleiding Willem van der Kuijlen. Uitgeverij Vantilt/Radboud Universiteit. Nijmegen 2013. Digitalisat: http:// www.vincenthunink.nl/gibea.htm. (Abgerufen im April 2015).

5.1.2 Verzeichnis der Literatur vor 1800 5.1.2.1 Frühneuzeitliche Drucke [o.Vf.] Epistola ad D. Christophorum Gittichium [= Wittichium], Professsorem Lugdunensem, Qua gratiae ei habentur, Pro Eruditissimis ipsius, In Problema de Spiritu Sancto Animadversionibus, Scripta a Socio Authoris Problematis Paradoxi, Per qua errores suos rejicere coactus est. Coloniae [= Rotterdam]: Nicolai sine anno [ca. 1679]. – 32 S.; 8°. – Bayerische Staatsbibliothek München (Signatur: Polem 2190). VD17: 27:735138Q (mit Digitalisat) und 12:110129Z.

Literatur

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[o.Vf.] Jugements de plusieurs Professeurs et Docteurs en Theologie, de Nimmegue, de Leyde, de Franeker, d’Utrecht, de Groningue et de Deventer, qui prononcent unanimement Orthodoxe Le Livre de Louys de Wolzogue, De l’Interprete de l’Ecriture. Utrecht: Ribbius 1669. – 78 S.; 4°. – Bibliothèque nationale de France (aufgenommen nach Dibon, Cartesianismus in den Niederlanden, 349 Nr. 405). [o.Vf.] Nuptiali Sacro Rever. & Doctiss. Viri, Christophori Wittichii, Ligii, Pastor. Gränovi cens. cum … Anna, filia … Casparis Probi, Pastoris in agro Martio meritis. Pre byteriiq[ue] Lign. Senior. digniss. ad d. Decembr. IV. A. Ch. MDCXII. celebrando con secr. Bene-volentium gratulationes. Lignitii: Praelo Sartoriano, 1612. – [6] Bl.; 4°. – Ratsschulbibliothek Zwickau (Signatur: 5.1.3.[6]). VD17: 125:020076E. Alberti, Valentin: Diplun Kappa, Quod est, Cartesianismus Et Cocceianismus: Belgio hodie Molesti, Nobis suspecti […] In Panegyrin Doctoralem Theologicam XVII. Sept. A. MDCLXXIIX. Adducti, Et qua Errores Nostraeque Ecclesiae Interesse Examinati a L. Valentino Alberti […]. Lipsiae: Hahnius 1678. – [24] Bl.; 4°. – Niedersächsische Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen. Digitalisat: Deutsche Digitale Bibliothek (https:// www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/R7RJRVM7VRM6XNSVFHEFI2IMOY6AN2Z7. Abgerufen im Juli 2015). Allinga, Petrus: Illustrium erotematum, tam ex theologia, quam philosophia, decades duodecim, accuratis responsionibus: (in quibus examinantur etiam, quae viri clarissimi, Witzius in oeconomica & diatribe, et Mastricht in gangraena cartesianismi, protulere adversus cl. Coccejum & subtillis. Cartesium) / Illustratae a Petro Allinga. Trajecti ad Rhenum: Noenardus 1679. – [40], 418, [4] S.; 4°. – Oxford: Magdalen College Library. Andreae, Tobias [Präses], Clauberg, Johannes [Respondent]: Τεσσαρακάς Thesium Philosophicarum, De logicae ab aliis Disciplinis quibuscum vulgo confundi assolet distinctione, D.T.O.M.A. Moderatore Dn. Tobia Andreae in Illustri Groningae & Omlandiae Academia Historiarum & Linguae Graecae Professore Ordinario Ingenii exercendi causa ad placidam & λογικὴν συζήτησιν τοῖς συμφιλοσοφοῦσι proposita a Johanne Claubergio, E Ducatu Montium Solingensi Ad diem … Iunii hora locoque solitis. Groningae: Nicolai 1646. – [4] Bl.; 4°. – Bayrische Staatsbibliothek München. Digitalisat: Münchener Digitalisierungszentrum (http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/ bsb00013220/images/. Abgerufen im Juli 2015). Bekker, Balthasar: Balthasaris Bekker V.D.M. S.T.D. De philosophia cartesiana admonitio candida & sincera. Vesaliae: ab Hoogenhuysen 1668. – [10] Bl., 141 S.; 12°. – Universitätsbibliothek Halle. Digitalisat: PRDL. (Abgerufen im Juli 2015). Beusekom, Johannes; Niepoort, Arnoldus; Troy, Henricus: Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes: Accedunt Vindiciae pro iisdem Disputationibus adversus illius Considerationem Theologicam de Stylo Scripturae. Ultrajecti: Waesberg 1656. – [4] Bl., 240 S.; 12°. – Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar. Digitalisat: PRDL und Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar – Monographien Digital: http://ora-web.swkk.de/digimo_on line/digimo.entry?source=digimo.Digitalisat_anzeigen&a_id=10930. Abgerufen im August 2012) Brunsmand, Johannes: Johannis Brunsmanni Nidrosiensis Gratia Naturae Interpres, sive adversus novitatis aegros defensio communis theologorum qua veterum qua novorum sententiae ajentis, sacrae verba scripturae non minus physicis de rebus quam de cateris vim habere probandi. Francofurti: Justus 1688. – 492 S.; 8°. – Niedersächsische Staats- und

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Universitätsbibliothek Göttingen. Digitalisat: PRDL und Münchener Digitalisierungszentrum (http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10351016.html und DLRP. Abgerufen im Juli 2015). Burman, Frans: Francisci Burmanni S. Theol. Doctoris & Professoris Synopsis Theologiae & speciatim Oeconomiae FOEDERVM DEI, ab initio saeculorum vsque ad consummationem eorum. TOMVS PRIOR. Praecipue complectitur Oeconomiam VETERIS TESTAMENTI. Trajecti ad Rhenum: Jacobi 1671. – [36], 772 S.; 4°. – Stadtbibliothek Wuppertal. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Francisci Burmanni S. Theol. Doctoris & Professoris Synopsis Theologiae & speciatim Oeconomiae FOEDERVM DEI, ab initio saeculorum vsque ad consummationem eorum.TOMUS POSTERIOR, Complectens OECONOMIAM NOVI FOEDERIS. Cui acceßit Consilium de STVDIO THEOLOGICO feliciter instituendo. Trajecti ad Rhenum: Jacobi 1672. – [12], 690 [4] s.; 4°. – Stadtbibliothek Wuppertal. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Clauberg, Johannes: Joh. Claubergii In publico Teutoburgensi ad Rhenum Atheneae Professoris Defensio Cartesiana Adversus Jacobum Revium Theologum Leidensem, et Cyriacum Lentulum Professorem Herbornensem: Pars prior Exoterica, in qua Renati Cartesii Dissertatio De methodo vindicatur, simul illustria Cartesianae Logicae & Philosophiae Specimina exhibentur. Amstelodami: Elzevir 1652 – [6] Bl., 631 S.; 12°. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Johannis Claubergii, SS. Theolog. & Philos. in Academ. Duisburg. Doct. & Professoris De Cognitione Dei et nostri, quatenus naturali rationis lumine, secundum veram philosophiam, potest comparari, exercitationes centum. Duisburgi ad Rhenum: Wyngaerde 1656. – [12] Bl., 656 S.; 8°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Unterscheid Zwischen der Cartesianischer, und der sonst in Schulen gebräuchlicher Philosophie.Beschrieben durch Iohann Clauberg, Der H. Schrift und Weißheit Lehrer / in der Hohen Schule zu Duißburg. Duisbug: Wyngarten 1657. – [1] Bl., 67 S.; 8°. – Universitätsbibliothek Duisburg-Essen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Johannis Claubergii Logica vetus & nova, Modum inveniendae ac tractendae veritatis, in Genesi simul & Analysi, facili method exhibens. Editio secunda mille locis emendate novisque Prolegomenis aucta. Amstelaedami: Elzevir 1658. – [8], 463, [21] S.; 12°. – Stadtarchiv Soest. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Johannis Claubergii opera omnia philosophica; Ante quidem separatim, nunc vero conjunctim edita, multis partibus auctiora et emendatiora. Quibus accessere praeter Indicem locupletissimum, Opuscula quaedam Nova, nunquam antehac edita: Quorum omnium seriem proxima post Elogia pagina exhibet. Cura Joh. Theod. Schalbruchii. Amstelodami: Blaev 1791. – [20] Bl., 1278 S., [27] Bl.: Druckerm., 4°. – Stadtarchiv Soest. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Coccejus, Johannes: Epistolae ad Hebraeos explicatio et veritatis eius demonstratio. Adornata a Iohanne Cocceio, S. Theol. in Acad. Lugd. Batava Professore. Lugduni Batavorum: Elsevirium 1659. – [6] Bl., 655 S.; 4°. – Bayrische Staatsbibliothek München. Digitalisat: DLCPT (Abgerufen im Juli 2015). –: Johannis Cocceji S.S. Th. Doct. Ac Prof. in Acad. Lugd. Batava. Opera Omnia Theologica, Exegetica, Didactica, Polemica, Philologica; Divisa In Decem Volumnia. Editio Tertia,

Literatur

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auctior & emendatior. Amstelodami: Blaev 1701. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). du Bois, Jacobus: Jacobi Du Bois Ecclesiastae Leydensis Dialogus theologico-astronomicus, in quo ventilatur quaestio astronomica, An terra in centro universi quiescat, et sol aliaque luminaria coelestia circa eam moveantur: an vero, sole quiescente, terra circa eam feratur. Lugduni Batavorum: Leffen 1653. – 66 S.; 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. –: Veritas et Authoritas Sacra In Naturalibus et Astronomicis asserta et vindicata: Contra Christophori Wittichii Dissertationes Duas, de S. Scripturae in Philosophicis abusu; Adiuncta refutatione argumenti ab eodem authore ex Cartesii Principiis pro Motu Terrae desumpti. Opera et studio Jacobi du Bois. Utrecht: Waesberge, 1655. – [19] Bl., 305 S., [2] Bl.; 12°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Naecktheyt Van de Cartesiaensche Philosophie, Antbloot in een Antwoort Op een Cartesiaensch libel, Genaemt Bewys, dat het gevoelen van die gene, die leeren der Sonne-strerlandt, en des Aerdtrijeks beweging niet strydig is met Gods Woort / door J. Du Bois. Utrecht: van Waesberge 1656. – 56 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/ H-2500–07713/07713.pdf. Abgerufen im Juli 2015). –: Schadelickheyt Van de Cartesiaensche Philosophie, Ofte Klaer Bewijs, hoe schadelick die Philosophie is, soo in het los maecken van Godes H. Woordt, als in het invoeren van nieuwe schadelicke Leeringen: Tot Antwoort Op de tweede en vermeerde Druck van Doct. Velthuysens Bewijs. Door J[acques] du Bois. Utrecht: Van Waesberge 1656. – [9] Bl., 77 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H-2500–07797/07797.pdf. Abgerufen im Juli 2015). [Essenius, Andreas (Präses), Niepoort, Arnoldus (Respondent und Autor): De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Prior. Auth. & Resp. Arnoldo Niepoort, Ultrajectino. Ad diem 31. Maji Anno 1654. Utrecht 1654. Nicht erhalten: Der Text findet sich in der Neuauflage der Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes von 1656 der Respondenten Niepoort, Arnoldus; Beusekom, Johannes; Troy, Henricus.] [–: (Präses), Niepoort, Arnoldus (Respondent und Autor): De Authoritate et veritate Sacrae Scripturae in rebus Philosophicis, Pars Posterior. Auth. & Resp. Arnoldo Niepoort, Ultrajectino. Ad diem 24. Junii Anno 1654. Utrecht 1654. Nicht erhalten: Der Text findet sich in der Neuauflage der Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes von 1656 der Respondenten Niepoort, Arnoldus; Beusekom, Johannes; Troy, Henricus. Hier wird fälschlicher Weise 1655 als das Erscheinungsjahr angegeben.] [–: (Präses), Beusechum, Johannes (Respondent und Autor): De Infallibili fide rerum naturalium in Sacra Scriptura passim relevatum. Auth. & Resp. Johannes Beusechum, Isylstadio Batav. Ad diem 24. Junii Anno 1654. Utrecht 1654. Nicht erhalten: Der Text findet sich in der Neuauflage der Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes von 1656 der Respondenten Niepoort, Arnoldus; Beusekom, Johannes; Troy, Henricus.]

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[–: (Präses), Troy, Henricus (Respondent und Autor): Disquisitio Philosophico-Theologica, Utrum ὁ δεῐνα, per Proὁ & hypotheses aliquot, tam solide demonstraverit Solis quietem, & Terrae duplicem motum, ut S. Scripturae contrarium afferens accipienda sit, tanquam loquens secundum erroneam vulgi opinionem? Auth. & Resp. Henrico Troy, Neomagao-Gelro. Ad diem 4. Octob. Anno 1654. Utrecht 1654. Nicht erhalten: Der Text findet sich in der Neuauflage der Disputationes Theologicae Quatuor, De Usu Sacrae Scripturae In rebus Philosophicis, contra Christophori Wittichii Dissertationes von 1656 der Respondenten Niepoort, Arnoldus; Beusekom, Johannes; Troy, Henricus.] Galilei, Galileo: Lettera a Christina di Lorena/Brief an Christine von Lothringen. 1615. In: Bieri, Hans: Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert. Galileo Galileis Akkommodationstheorie und ihre historischen Hintergründe. Quellen-Kommentare-Übersetzungen unter Mitarbeit von Virgilio Masciadri. 2. Auflage. Bern 2007. (Freiburger Studien zur Frühen Neuzeit 9) Gronovius, Jacob: Jacobi Gronovii Laudatio Funebris recitata post obitum Venerandi Et Ervditissimi Viri Christophori Wittichii Philosophiae & Theologiae Doctoris, & hujus primum in Teutoburgica, mox Neomagensi, denique Lugduno-Batava Academia Professoris, a. d. VIII Calendas Julii M D C LXXXVII. Lvgd. Batavorum: Verbessel 1687. – 39 S.; 4°. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Gulich, Abraham: Abrahami Gulichii Hermeneutica sacra. Auctior et emendatior. Bernae: Sumptibus Nic. Emanuelis Halleri 1730. – [1] Bl., 212 S.; 8°. – UB Bern. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Abrahami Gulichii Mavo ha-Nevi’im, sive Librorum propheticorum Veteris & Novi Testamenti: compendium et analysis: opus posthumum. Amstelodami: Apud viduam Joannis a` Someren, 1683. – [32] S., 725, [3] S.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Hackius, Jacobus: Catalogus instructissimae bibliothecae D. Christophori Wittichii, S.S. Theol. ac Phil. Doctoris, & in Acad. Lugd. Bat. (dum viveret) S.S. Theol. Professoris ordinarii, dignissimi. Quorum auctio habebitur in officina Jacobi Hackii, ad diem 29. Septembr. 1687. Stylo Novo. Lugd. Batavorum: Hackius 1687. – 55 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Leiden. [Heidanus, Abraham als] Irenaeus Philalethius: Bedenckingen, op den staat des geschils, over de Cartesiaensche philosophie, en op de nader openinghe over eenige stucken de theologie raeckende. Door Irenaeus Philalethius. Rotterdam: Benting 1656. – 94 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015).39 [– als] Irenaeus Philalethius: De overtuigde quaetwilligheidt van Suetonius Tranqvillvs. Leiden: Wijngaerden 1656. – 48 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H-2500– 07805/07805.pdf. Abgerufen im Juli 2015). –: Abrahami Heidani S. Theol: in Acad: Lugd: Bat: Professoris Senioris, Oratio Gratulatoria, Auctoritate & nomine Senatus Academici … Dicta coram Serenissimo Arausionensium & Nassoviorum Principe &c. Gulielmo III. Hollandiae, Zelandiae & Ultrajecti Gubernatore Haereditario, supremo Terra Marique Imperatore etc.: Pridie Calendas

39 Die Universitätsbibliothek Amsterdam schreibt die Schrift nicht Heidanus, sondern Johannes de Raey zu. Vgl. dazu Kapitel 2.8.7.1 (Die zentralen Pamphlete der dritten Streitphase und ihre Autoren).

Literatur

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Majas, Anno Christiano MDCLXXIV. Lugduni Batavorum: Severinus 1674. – [4] Bl., 72 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). – [zusammen mit Wittich, Christoph und de Volder, Burchard]: Abrahami Heidani Consideratien, over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de universiteyt binnen Leyden. Leyden: Doude 1676. – [4] Bl., 144 S.; 4°. – Koninklijke Bibliotheek, Nationale bibliotheek van Nederland. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). – [zusammen mit Wittich, Christoph und de Volder, Burchard]: Abrahami Heidani Consideratien, over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de universiteyt binnen Leyden. Den tweeden Druck verbetert. Leyden: Doude 1676. – 171 S.; 4°. – British Library. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). – [zusammen mit Wittich, Christoph und de Volder, Burchard]: Abrahami Heidani Consideratien, over eenige saecken onlanghs voorgevallen in de universiteyt binnen Leyden.: Den derden Druck; Is achter by-gevoegt een Extract uyt de Resolutie van de Curateuren volde Universiteyt en Burgermeesteren der Stadt Leyden; Van den 5. May, Anno 1676. Amsterdam: van Someren 1676. – [2] Bl., 172 S. 8 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/ protected/adobepdf/H-2500–11435/11435.pdf. Abgerufen im Juli 2015). – [zusammen mit Wittich, Christoph und de Volder, Burchard]: Abrahami Heidani S.S. Th. D. ac Prof. & Ecclesiastae Leidensis Considerationes Ad res quasdam nuper gestas in Academia Lugduno-Batava: Cum triplici Appendice, cuius seriem sequens pagina exhibet; Libellus perutilis, nec minus hoc tempore necessarius. … Hamburgi: Groote 1678. – [4] Bl., 234 S., [1] Bl 8°. – Bayrische Staatsbibliothek München. –: Corpus theologiae Christianae in quindecim locos digestum: Quorum Conspectum aversa pagina exhibit. Tomus primus. Lugduni Batavorum: de Vivié & Luchtmans 1686. – [14] Bl., [22] Bl., 616 S.; 4°. – Bayrische Staatsbibliothek München. Digitalisat: DLCPT (Abgerufen im Juli 2015). –: Corpus theologiae Christianae in quindecim locos digestum: Quorum Conspectum aversa pagina exhibit. Tomus primus. Lugduni Batavorum: de Vivié & Luchtmans 1686. – [26] Bl., 636 S.; 4°. – Bayrische Staatsbibliothek München. Digitalisat: DLCPT (Abgerufen im Juli 2015). Henninius, Henricus Christianus: Johannis Claubergii, Philosophiae & S.S. Theol. D. nec non utriusque in Electorali Brandenburgica Cliviensium, quae Teutoburgi floret, Academia Professoris Primi & Primarii, Viri acutissimi & erudition celeberrimi VITA, per HENR. CHRISTIANUM HENNINIUM, D. & in eadem Academia Historiarum, Eloquentiae ac Linguae Graecae Professorem Ordinarium descripta. In: Johannis Claubergii opera omnia philosophica … cura Joh. Theod. Schalbruchii. Amstelodami: Blaev 1691 [unpaginiert]. – [20] Bl., 1278 S., [27] Bl.: Druckerm.; 4°. – Stadtarchiv Soest. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Herbinius, Johannes: Famosae, De Solis vel Telluris Motu, Controversiae Examen Theologico-Philosophicum, Ad S. Sanctam Normam, Institutum / A Johanne Herbinio, Bicina-Silesio. Artium & Philosophiae Magistro. Ultrajecti: Waesberge 1655. – [12] Bl.,327 S., [4] Bl: Kupfert., Ill. (Holzschn.), Druckerm. (Holzschn.); 12°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Hund, Martin: Oratio Funebris In Obitum Reverendi, Clarissimi, acutissimique Viri, Johannis Claubergii SS. Theol. & Philosoph. Doctoris, earundemque Facultatum in Academia Teutoburgensi Professoris Primarii: Habita die VI. Febr. A.C. MDCLXV. / a

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Martino Hundio SS. Theol. Doctore & Professore p.t. Academiae Rectore. Duisburgi ad Rhenum: Sas 1665. – 44 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin.40 Kundmann, Johann Christian: Silesii in Nummis, oder berühmte Schlesier in Münzen, so durch grosse Helden-Thaten, durch hohe und wichtige Amts-Würden, Oder durch Gelehrsamkeit und Schrifften, Ihrer Nahmen unvergeßlich gemacht. Dem Druck nebst vielen Kupffern überlassen, von D. Johann Christian Kundmann/ Medico Vratislaviensi, Der Kayserl. Reichs-Academ. Natur. Curios. Mitgliede. Breslau und Leipzig: Michael Hubert 1738. – Bayrische Staatsbibliothek München. (Digitalisat des MDZ: http:// reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10050557.html. Abgerufen im Juli 2017). Kuratoren der Universität Leiden: Extract uyt de Resolutien, Van de Curateuren over de Universiteyt en Burgermeesteren der Stadt Leyden, genomen tegen de schadelijcke Nieuvvigheden. Den 16. Ianuary, Anno 1676. Met Aenwysinge van d’Auteuren, Boecken, Pagien, ende eygene Woorden, gestelt in’t Latyn, en in Duytsch vertaelt; in ende by de welcke de verbodene Positien syn te vinden. Leiden 1676. British Library. Abgedruckt bei Heidanus: Consideratien (1676) 145–170. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H-2500–11424/ 11424.pdf. Abgerufen im Juli 2015). van Lansbergen, Philip: Philippi Lansbergii Bedenckingen Op den dagelijckschen, ende jaerlijckschen loop van den Aerdt-Kloot: Mitsgaders op de ware af-beeldinge des sienenlijcken hemels; daer in wonderbare wercken Godts worden ontdeckt, tot prys van zijnen heyligen Name, ende stichtinghe van alle Menschen. Middelburgh: Roman 1629. – [18] Bl., 100 S.; 4°. – Bibliothèque centrale du Service de santé des armées. Digitalisat: Universitätsbibliothek Gent (http://search.ugent.be/meercat/x/bkt01?q=900000132632. Abgerufen im Juli 2015). Lentulus, Cyriacus: Nova Renati Des Cartes Sapientia. Faciliori quam antehac Methodo detecta a Cyriaco Lentulo. Herbornae Nassoviorum 1651. – 369 S.; 12°. – Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Digitalisat: PRDL und Münchener Digitalisierungszentrum (http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10045586. html. Abgerufen im Juli 2015). –: Cartesius triumphatus et nova sapientia ineptiarum et blasphemiae convicta / a Cyriaco Lentulo. Addita sunt Decreta academiarum Belgicarum novae Cartesii sapientiae adversa. Francofurti ad Moenum: Weiss 1653. – [11] Bl., 93 S.; 8°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Leydekker, Melchior: Melchioris Leydekkeri V. D. Ministri & S. S. Theol. Doctoris, Fax Veritatis, Seu Exercitationes: Ad Nonnullas Controversias quae hodie in Belgio potissimum moventur, Multa Ex Parte Theologico-Philosophicae; Praefixa est praefatio de statu Belgicae Ecclesiae, & suffixa dissertatio de Providentia Dei. Lugduni Batavorum: Gaesbeeck 1677. – [32] Bl., 484 S., [1] Bl., 41 S.; 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Melchioris Leydeckeri Synopsis controversiarum de foedere et testamento Dei quae hodie in Belgio moventur. Accedit Apologetus, quo ad Iniquas D. Johannis Wajeni Censuras modeste respondetur: Nec non Exercitatio Theologica de S. Scriptura au-

40 Wittich gehört zu den Beiträgern der Leichenrede.

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thoritate ad conscientiam adstruenda. Trajecti ad Rhenum: Halma 1690. – [80] Bl., 222 S., [1] Bl.; 8°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Lipstorp, Daniel: M. Danielis Lipstorpii Lubecensis. De Systemate Mundi Copernicano, Discursus Physico Mathematicus: In Illustri Academia Rostochiensi, Sex Disputationibus Publicis, Propositus. Rostock: Kilius 1652. – [76] Bl.; 4°. – Universitätsbibliothek Rostock. –: Danielis Lipstorpii Lubecensis, Specimina Philosophiae Cartesianae. Quibus Accedit Ejusdem Authoris Copernicvs Redivivvs. Lugduni Batavorum: Elsevier 1653. – [6] Bl., 160 S. Verl.-Sign.; 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: Wolfenbütteler Digitale Bibliothek (http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/125–40-quod1&image=00243. Abgerufen im Juli 2015). [van Mansvelt, Regnerus:] Petri Ab Andlo Batavi, Specimen Confutationis Dissertationis Qvam Samuel Maresius Edidit De abusu Philosophiae Cartesianae. Lugduni Batavorum: Doude 1670. – 39 S.: Druckerm. (Holzschn.); 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. [–:] Petri ab Andlo Batavi Animadversiones Ad Vindicias Dissertationis Qvam Samuel Maresius edidit de abusu Philosophiae Cartesianae. Lugduni Batavorum: Haro 1671. – 72 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: Bibliothèque nationale de France (http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k8597587. Abgerufen im Juli 2015). [–:] Petri ab Andlo Batavi Specimina Bombomachiae Samuelis Maresii se defendentis Clypeo Orthodoxiae Ceu Vindiciis Vindiciarum Dissertationis De Abusu Philosophiae Cartesianae. Leiden: Lopez de Haro 1672. – 26 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. [–:] Danielis ab Andlo Petri filij kate¯goros adelpho¯n elenchomanos; sive, Ad […] Samuelis Maresij Tractatum Brevem de Studio Theologico Notae Breves. Amstelaedami: Lambertius 1673. – 48 S. 4°. – National Library of Scotland. Maresius, Samuel: Oratio inauguralis de usu et abusu rationis in rebus theologicis & fidei. Groningen 1643. Abgedruckt in Maresius: Systema (61662) 547–566. –: Collegium Theologicum: Sive Breve Systema Universae Theologiae, Comprehensum Octodecim Disputationibus privatum habitis in Academia Provinciali Ill. Ord. Groningae et Omlandiae / a Samuele Maresio SS. Theologiae Doctore et Professore ordinario ac p. t. Academiae Rectore. Opdracht aan de Staten van Gron. en Oml.; gedateerd: 17 Febr. 1645 Ad Lectorem. – Groningae: Nicolai, 1645. – [9] Bl., 364 S., [2] Bl.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. –: Collegium Theologicum: Sive Breve Systema Universae Theologiae, Comprehensum Octodecim Disputationibus collegialiter habitis in Academia Provinciali Ill. Ord. Groningae & Omlandiae / a Samuele Maresio, SS. Theologiae Doctore, eiusdemque Facultatis Professore primario. Opdracht aan de Curatoren; gedateerd: XIV Julij 1649. Editio secunda, priori multo accuratior & duplo fere auctior, ut ex immediatè sequenti indiculo patebit. Groningae: Nicolai, 1649. – [16] Bl., 615 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Leipzig. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Collegium Theologicum; Sive Systema Breve Universae Theologiae,: Comprehensum Octodecim Disputationibus Collegialiter olim habitis in Academia Provinciali Ill.Ord.Groningae & Omlandiae, à Samvele Maresio S.S. Theol. Doctore, ejusdemque Facultatis Professore primario, Historiae Ecclesiasticae Ordinario, & Pastore Gall. Ec-

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clesiae. – Editio tertia, praecedentibus multo accuratior & priori duplo ferè auctior, ut ex Collatione & Indiculo post Epistolas liminares legendo patebit. – Groningae: Bronchorst, 1656. – 41 S., 665 S.; 4°. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Collegium Theologicum, Sive Systema Breve Universae Theologiae;: Comprehensum Octodecim Disputationibus Collegialiter olim habitis in Academia Provinciali Illustrium ac PP. Ordinum Groningae & Omlandiae, A Samuele Maresio, S.S. Theol. Doctore, ejusdemque Facultatis Professore Primario, Historiae Ecclesiasticae Ordinario, & Pastore Gallicae Ecclesiae. – Groningae: Bronchorst, 1659. – [14] Bl., 364 S.; 4°. – Heidelberg, Bibliothek des Praktisch-Theol. Seminars. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Collegivm Theologicvm, Sive Systema Breve Vniversae Theologiae;: Comprehensvm Octodecim Dispvtationibus, Collegialiter olim habitis in Academia Provinciali Illustrium ac PP. Ordinum Groningae & Omlandiae; A Samvele Maresio, SS. Theol. Doctore, Eivsdemqve Facultatis Professore Primario, Historiae Ecclesiasticae Ordinario, & Pastore Gallicae Ecclesiae. Genevae: Tournes 1662. – [19] Bl., 576 S., [3], [1] Bl., 53 S.; 4°. – Universiteitsbibliotheek Groningen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Systema Theologicum cum Annotationibus.: Samuelis Maresii, S.S. Th. Doct. ejusdemque Profess. Prim. in Acad. Provinciali Ill. & PP. Ord. Groningae & Omlandiae,. Summa Privilegii; datiert: Nonis Aprilis 1673. Groningae: Spinneker, 1673. – [5] Bl., 1057, 79 S.; 4°. – Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015).41 [Präses], Wittich, Christoph [Respondent]: Disputationum exegeticarum ad confessionem Belgicam quinquagesima prima; quae est de excommunicatione, & altera ad ejus articulum 32 / quam … sub praesidio … Samuelis Maresii … disquisitioni … subjicit Christophorus Wittichius. Groningae: Sas 1650. – [16] S.; 4°. – Universiteitsbibliotheek Groningen. Theologus pacificus; sive Dissertatio Theologica de syncretismo et reconciliatione partium in religione dissidentium; quousque et quibuscumque optari et ugeri possit. Authore Samuele Maresio, S. Th. D. ejusdemque Facultatis Professore primario in Academia Provinciali Groningae et Omlandiae. Groningae, typis Joannis Nicolai typographi, 1651. – Abgedruckt im Anhang von Maresius: Systema (61662) unter dem Titel „Disputatio Theologica de syncretismo et reconciliatione partium in religione dissidentium. Respondente Nathanaele Vechnero, Beithania-Silesio.” im Rahmen der Sammlung von Disputationes selectae mit eigener Paginierung (S.1–26).42 Disputationes theologicae refutatoriae Libelli de philosophia interprete Scripturae, Groningen 1667. – Kein erhaltenes Exemplar auffindbar. Nachweis bei Nauta, Maresius, 39. Samuelis Maresii Vindiciae Dissertationis suae nuperae, De Abusu Philosophiae Cartesianae Surrepente In Rebus Theologicis Et Fidei: Oppositae ejus ineptissimae Confutationi, quae recens prodiit sub fictitio nomine Petri ab Andlo Batavi. Groningae: Everts, Groningae: Rossingh 1670. – 67 S.; 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek

41 Vgl. für die weiteren Auflagen des Lehrbuches die Bibliographie von Nauta, Maresius, 11–13. 42 Vgl. den bibliographischen Nachweis bei Nauta, Maresius, 18. Respondent der am 30. Januar 1651 gehaltenen Disputation war Nathanael Vechnerus.

Literatur

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Erfurt/Gotha. Digitalisat: Bibliothèque nationale de France (http://gallica.bnf.fr/ark:/ 12148/bpt6k859759 m. Abgerufen im Juli 2015). –: Samuelis Maresii Clypeus Orthodoxiae: sive Vindiciarum suarum priorum pro sua Dissertatione de Abusu Philosophiae Cartesianae in rebus Theologicis & fidei, oppositarum cujusdam personati Petri ab Andlo Batavi. Groningae: Everts 1671. – [2] Bl., 80 S.; 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Indiculus Praecipuarum Controversiarum Theologicarum, Quas D. Samueli Maresio, Insistenti receptis hactenus inter Reformatos sententiis, ultro movit Clarissimus D. Christ. Wittichius, Novae Theologiae Noviomagi, Professor Cartesianus Celeberrimus, tam in suis Reprehensionibus continuis per plures annos repetitis & dictatis ad ilius Systema, quam in grandi suo opera nupero, illis propugnandis destinato, quod inscripsit Theologiam pacificam. Praemittitur Judicium de eadem Theologia EristicoPacifica ad ejus Praefationem. Groningae: Huysman 1671. – [14] Bl., 55 S.; 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Tractatus brevis de afflicto statu studii theologici in foederato Belgio, et commoda illius restituendi ratione: aliquot diatribis expositus ab authore in Auditorio Theologico, cum post solutam obsidionem Groninganam redirect ad lectiones publicas. Groningen: Lens 1672. – [2] Bl., 36 S.; 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Digitalisat: Open access Ludwig-Maximilians-Universität München (http://epub.ub.uni-muenchen.de/12960/1/ W4H.eccl.1830.pdf. Abgerufen im Juli 2015). van Mastricht, Petrus: Petri van Mastricht Vindiciae veritatis et authoritatis Sacrae Scripturae in rebus philosophicis adversus Dissertationes D. Christophori Wittichii. Ultrajecti: Waesberg 1655. – [12] Bl., 258 S., [1] Bl.; 12°. – Staatsbibliothek Berlin Digitalisat: Staatsbibliothek Berlin Digitalisierte Sammlungen (http://digital.staatsbibliothek-ber lin.de/werkansicht/?PPN=PPN671125672. Abgerufen im Juli 2015). –: Novitatum Cartesianarum Gangraena: Nobiliores plerasque Corporis Theologici Partes arrodens & exedens, Seu Theologia Cartesiana Detecta / Auctore Petro van Mastricht, S. Literarum in Ecclesia & Academia Duisburgensi Doctore & Professore. Amstelodami: Jansson 1677. – [14] Bl., 560 S., [8] Bl.; 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Mencke, Otto (Hrsg.): Acta Eruditorum Anno MDCLXXXIII publicata […]. Lipsiae: Grosse & Gleditsch 1683. – [4] Bl., 561 S., [3], [7] Bl., [7] gef. Bl: 14 Ill. (Kupferst.), Ill. (Kupferst.), graph. Darst. (Holzschn.), 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha. Digitalisat: Google Books (http://books.google.de/books?id=znBHWa4BXkwC& pg=PP5&dq#v=onepage&q&f=false. Abgerufen im Juli 2015). – (Hrsg.): Acta Eruditorum Anno MDCLXXXX publicata […]. Lipsiae: Grosse & Gleditsch 1690. – 4°. – Universitätsbibliothek Amsterdam. Digitalisat: Google Books (http://books. google.de/books/about/Acta_eruditorum.html?id=s4pw4GyHTRcC&redir_esc=y. Abgerufen im Juli 2015). [Meyer, Lodewijk:] Philosophia S. Scripturae Interpres. Exercitatio paradoxa, in qua, veram philosophiam infallibilem S. Literas interpretandi normam esse, apodictice demonstratur, & discrepantes ab hac sententiae expenduntur, ac refelluntur. Eleutheropoli, anno 1666. [Anonym publiziert; fingierter Druckort]. – Amsterdam 1666. – [12], 105,

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[11] S.; 4°. – Universitätsbibliothek der Eberhard Karls Universität Tübingen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Osiander, Johann Adam: Collegium Considerationum in dogmata Theologica Cartesianorum; editum a Joh. Adamo Osiandro. Stutgardiae: Zubrot 1684. – [2] Bl., 496 S., [8] Bl.; 8°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Examen Censurae Wittichianae, Quam Praemisit Commentario In Epistolam ad Romanos; adornatum a Joh. Adamo Osiandro, D. Cancellario. Tubingae: Cotta 1688. – [1] Bl., 78 S.; 8°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Polanus von Polansdorf, Amandus: Syntagma Theologiae Christianae. Ab Amando Polano a Polansdorf. Juxta leges ordinis Methodici conformatum, atque in libros decem digestum, iamq; demum in unum volume compactum. Accurata Auctoris industria novißime emendatum atq. Interpolatum, innumerisq; locis auctum. Editio numeris omnibus absolutissima … Hanoviae: Aubrius 1615. – [12] Bl., 699 S., [24] Bl.; 2°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: Münchener Digitalisierungszentrum (http://daten. digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00014667/images/. Abgerufen im Juli 2015). de Raey, Johannes: Ioannis de Raei philosophi, ad Christophorum Wittichium Theologum, Epistola familiaris; Wittichio absente, tradenda Gualtero Boudaen hospiti: Absens ab urbe 1680. 12. Augusti raptim scripsi hanc Epistolam belgice, quae sic Latine sonat. – Abgedruckt in de Raey: Cogitata de interpretatione (1692) 654–661. –: Clavis philosophiae naturalis: seu introductio ad naturae contemplationem, Aristotelico-Cartesiana. Lugd. Batavor.: Elsevier 1654. – [14] Bl., 219 S.; 4°. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Cogitata de interpretatione quibus natura humani sermonis et illius rectus usus, tum in communi vita et disciplinis ad vitae usum spectantibus, tum in philosophia, ab hujus seculi errore et confusione vindicantur. Amstelaedami: Wetstenius 1692. – [11] Bl., 676 S.; 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: Koninklijke Bibliotheek, Nationale bibliotheek van Nederland. (https://archive.org/details/ned-kbn-all00005143–001. Abgerufen im Juli 2015). Rambach, Johann Jacob: Dissertatio Theologica, Qua Hypothesis De Scriptura Sacra, Ad Erroneos Vulgi Conceptus Adcommodata, Modesto Examini Subiicitur. Quam Praeside Ioanne Iacobo Rambachio, S.S. Theologiae Prof. Publ. Ordin. in Academia Fridericiana a. d. XVIII Aprilis MDCCXXVII publice defendet Ioannes Fridericus Stiebritz, Hala Magdeburgicus. Editio II. Recognita denuo et acuta. Halae Magdeburgicae: Henckelii 1729. – 71, [1] S.; 4°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: SUB Dreseden digital (http://digital.slub-dresden.de/id349764670. Abgerufen im Juli 2015). –: Io. Iac. Rambachii […] Institutiones hermeneuticae sacrae: variis observationibus copiosissimisque exemplis biblicis illustratae; Cum praefatione Ioannis Francisci Buddei […]. Ienae: Hartungii 1743. – [12] Bl., 822 S., [33] Bl.; 8°. – Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Revius, Jacobus: Statera philosophiae Cartesianae qua Principiorum ejus falsitas, & dogmatum impuritas expenditur ac castigatur, Et Ad virulentam Epistolam, praefixam selectarum Disputatioum Adriani Heereboortii volumini primo, respondetur. Auctore Jacobo Revio SS. Theol. Doct. & colegii Theol. Ill. Ordd. Hollandiae ac Westfrisiae

Literatur

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Praefecto. Lugduni Batavorum: Lessen 1650. – [2] Bl., 326 S.; 12° – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Anti-Wittichius. Sive, adversus Infinitatem mundi, a Cartesio assertam, a Christophoro Wittichio Theologo Duisburgensi defensam, diatribe. Auctore Jacobo Revio S.S. Theologiae Doct. & Collegii Theologici Illustr. & Praepot. Ordd. Hollandiae & WestFrisae praefecto. Lugduni Batavorum 1655. – 82 S. – Östereichische Nationalbibliothek Wien. Digitalisat: Östereichische Nationalbibliothek und PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Rhenferd, Jacobus: Historia Arcana der Streitgkeiten, welche zwischen den Holländischen Theologis, Voetio und Maresio, sind geführet worden. In: Lilienthal, Michael: Preußische Zehenden allerhand geistlicher Gaben: von mancherlei in d. Gottesgelahrtheit, kirchen- u. gelehrtengeschichte laufenden Materien, zum Dienst d. Heiligthums u. Verpfelgung d. Kinder Levi wohlmeynend mitgetheilt. Band I im 2. Stück. IV. Königsberg: Dorn 1740, 146–162 – Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Digitalisat: Göttinger Digitalisierungszentrum (http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/toc/? PPN=PPN717890120&IDDOC=1206493. Abgerufen im Juli 2015). van Rijssen, Leonardus: De Oude Rechtsinnige Waerheyt: Verdonckert, en Bedeckt Door DesCartes, Coccejus, Wittich, Burman, Wolzogen, Perizon, Groenewegen, Allinga, &c / En nu weder Op-Geheldert, En Ontdeckt door Leonardus Ryssenius, Doct. der H. Theol. Middelburgh: Smidt, Middelburgh: Meertens, Middelburgh: Goeree, Vlissingen: van Laren, Amsterdam: Janssonius 1674. – [6] Bl., 160 S. Holzschn.-Initialen; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). –: Doot-Stuypen Der Cartesianen En Coccejanen: Vertoont in twee Boeken, Het eene ghenaemt Laster-en Scheur-sucht, van Eubulus Philometor; het andere van Petrus Allinga beyde tegen Leonardus Ryssenius / Ende nu ontdekt, ende wederleght Door den selven Leonardus Ryssenius, Doctor der H. Theologie. Utrecht: Clerck, Amsterdam: Bruyning 1676. – [8] Bl., 136 S.; 4°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Sand, Christoph: C. C. S: Problema paradoxum de Spiritu Sancto. An non per illum sanctorum Angelorum genus intelligi possit? Una cum refutatione opinionis Socinianorum, Spiritum Sanctum personam esse negantium. Coloniae: Nicolai [fingiert = Köln] 1678. – 62 S.; 8°. – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover. Digitalisat: Münchener Digitalisierungszentrum (http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/dis play/bsb10775774.html. Abgerufen im Juli 2015). Schoock, Martin [Präses], Wittich, Christoph [Respondent]: Disputatio Physica De Aqua, Quam Auspice Deo Optimo, sub Praesidio Clarissimi, Doctissimi, Acutissimique Viri, D. Martini Schoockii A.L.M. Logicae & Physicae in Illustri Groningo-Omlandica Academia Professoris ordinarii, praeceptoris sui omni obsequio & amore colendi, Publice defendere conabitur Christophorus Wittichius, Brega-Silesius Auth & Resp. Ad diem … Maii horis locoque solitis. Groningae: Eissens 1646. – [8] S.; 4°. – Universiteitsbibliotheek Groningen. Digitalisat: PRDL und Münchener Digitalisierungszentrum (http://da ten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00071178/images/. Abgerufen im Juli 2015). –: Admiranda methodus novae philosophiae Renati Des Cartes. Utrecht 1643. – [38] Bl., 273 S. [3] Bl.: Druckerm. (Holzschn.), 12° – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015).

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–: Martini Schoockij De Scepticismo Pars Prior, Sive Libri Quatuor: Quibus, qua antiquorum, qua recentiorum Scepticorum deliria, ex suis principijs solide discutiuntur, atque certitudo non minus disciplinarum universalium, quam Philosophiae Theoreticae asseritur. Groningae: Lussinck 1652. – [8] Bl., 473 S., [1] Bl.; 8°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). Schotanus, Johannes: Joh. Schotani a Sterringa Ph. D. & Professoris Oratio Funebris In V. CL. Abrahami Gulichii Philosophiae Doctoris & Professoris: Exequiis Dicta prid. Id. Januar. A. M. DCLXXX. In Templo Academico. Franeker: Gyselaar, 1680. – 56 S.; 2°. – Universitäts- und Landesbibliothek Münster. [Streso, Caspar]: Korte aenmerckinghen op het onbewesen bewys dat het gevoelen vander sonne stillestant ende des aertrijckx beweginghe niet strijdigh is met Godts-woort. Hague/’sGraven-hage: Hondius 1656. [Anonym publiziert]. – 27 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H-2500– 07795/07795.pdf. Abgerufen im Juli 2015). Tennulius, Samuel: Ad C. Wittichium. Deventer 1679. – [1] Bl. – British Library. Tepelius, Johannes: M. Johannis tepelii, P.L.C. Historia Philosopiae Cartesianae. Norimbergae: Andreae & Endteri Junioris Haeredes 1674. – [24] Bl., 96 S.; 12°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: PRDL und Münchener Digitalisierungszentrum (http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10047142.html. Abgerufen im Juli 2015). [Tranquillus, Suetonius]: Staat des Geschils. Over de Cartesiaansche Philosophie. Utrecht: van Waesberge 1656. – 8 S.; 8°. – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/ H-2500–07801/07801.pdf. Abgerufen im Juli 2015). [–]: Nader openinge van eenige stucken in de Cartesiaensche Philosophie Raeckende de H. Theologie. Leyden: Banheining 1656. – 16 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http:// tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H-2500–07802/07802.pdf. Abgerufen im Juli 2015). [–]: Den overtuyghden cartesiaen, ofte Clare aenwysinge uyt de bedenckingen van Irenaevs Philalethivs, dat de stellingen […] in de Nader openinge tot laste der cartesianan, in saecken de theologie raeckende, nae waerheyt […] zijn by een gebracht. Leyden: Banheinning 1656. – 40 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublis hers.info/protected/adobepdf/H-2500–07804/07804.pdf. Abgerufen im Juli 2015). [–]: Verdedichde Oprechticheyt van Svetonivs Tranqvillvs, gestelt tegen de Overtuyghde quaetwilligheyt Van Irenaeus Philalethius. Leyden: Banheyning 1656. – 47 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H2500–07806/07806.pdf. Abgerufen im Juli 2015). van Velthuysen, Lambert: Disputatio De Finito Et Infinito, In Qua Defenditur Sententia Clarissimi Cartesii, De Motu, Spatio, & Corpore. Amstelodami: Elzevirius, 1651. – [4] Bl., 80 S: Druckerm. (Holzschn.), 12°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015).

Literatur

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[–]: Bewys, dat het gevoelen van die genen die leeren der sonne stilstandt, en des aertrycks beweging niet strydich is met Godts-woort. s.l. 1655. [anonym publiziert]. – 31 S.; 4°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H2500–07712/07712.pdf. Abgerufen im Juli 2015). –: Bewys, Dat noch de Leere van der Sonne stilstant, En des Aertryx bewegingh, Noch de gronden vande Philosophie van Renatus Des Cartes strijdig oijn met Godtowoort: Gestelt tegen een Tractaet van J. Du Bois … Door L[ambertus] v. Velthuysen, Med. Doct. Utrecht: van Ackersdijck 1656. – [7] Bl., 114 S.; 8°. – British Library. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.idcpublishers.info/protected/adobepdf/H2500–07794 A/07794 A.pdf. Abgerufen im Juli 2015). –: Nader bewys dat noch de leere van der sonne stilstant, en des aertryx beweging, noch de gronden van de philosophie van Renatus Des Cartes strijdig sijn met Godts woort: Gestelt tegen een tracteet van J. du Bois … genaemt ”Schadelickheyt van de Cartesiaensche Philosophie” door L. v. Velthuysen. Utrecht: van Ackersdijck/van Zijll 1657. – 114 S.; 4°. – British Library. Digitalisat: Early Modern Pamphlets Online (http://tempo.id cpublishers.info/protected/adobepdf/H-2500–07908/07908.pdf. Abgerufen im Juli 2015). Voetius, Gisbert [Präses], van Boxtel, David [Respondent]: Assertationes theologicae de praejudiciis Verae Religionis (1634). Abgedruckt in Voetius: Disputationes selectae (1648–1669) Band 2 (1655) Nr. 35, 539–551. – [Präses], de Bruyn, Gualterus [Respondent]: De Atheismo. Resp. Gualterus de Bruyn Amisfurtensis. Pars I–IV. Utrecht 1639. Abgedruckt in Voetius: Disputationes selectae (1648–1669) Band 1 (1648) Nr. 09–12, 114–226. –: Gisberti Voetii … Selectarum disputationum theologicarum pars I–V. [Disputationes selectae] Ultrajecti: apud Joannem a Waesberge, 1648–1669. – 5 Bände; 4°. – Universitätsbibliothek der Eberhard Karls Universität Tübingen. Digitalisat: PRDL (Abgerufen im Juli 2015). – [Präses], van Os, Gerardus [Respondent]: Disputatio Theologica Continens Positiones aliquot Miscellaneas. Qvas … Sub Praesidio D. Gisberti Voetii S. S. Theol. Doct. Ejusdemque Facultatis in Inclyta Acad. Ultraject. Profess. … Publice ventilandas proponit, Gerardus van Os Heucklemensis. Ad diem 24. Maji. Ultrajecti: Waesberge 1656. – [12] Bl. Verl.-Sign.; 4°. – Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Auch abgedruckt in Voetius: Disputationes selectae (1648–1669) Band 4 (1669) Nr. 49, 745–762. Widmar, Abdias [Präses] Wittich, Christoph [Respondent]: Positiones theologicae, exhibentes praecipuas controversias, quae reformatae ecclesiae cum variis heterodoxis intercedunt / quas … sub praesidio … Abdiae Widmarii … publice defendendas proponit Christophorus Wittichius. Groningae: Cöllen 1650. – [16] Bl.; 8°. – Universiteitsbibliotheek Groningen. Withoff, Johann Philip Lorenz: Burg Verzeichniß derer / welche sich jemals / im Herzogthum Cleve durch öffentliche Schriften hervorgethan haben. Achte Fortsetzung. In: Wochentliche duisburgische auf das Interesse der Commercien, der clevischen, geldrischen, moers- und märckischen, auch umliegenden Landes Orten, eingerichtete Adresse- und Intelligentz-Zettel. Num XLVI: Dienstag, den 16 Novembris anno 1751. Duisburg 1751. Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Digitalisat: Universi-

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täts- und Landesbibliothek Düsseldorf (http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/peri odical/structure/444846. Abgerufen im Juli 2015). Witsius, Hermann: Twist Des Heeren Met sijn Wyngaert, de selve Overtuygende van Misbruyck sijner weldaden, onvruchtbaerheydt in’t goede En al te dertele Weeldrigheyd, In Schadelijcke nieuwigheden van Opinien, En schandelycke Outheydt van quade zeeden, Met bedreyginge van sijn uyterste ongenade / Bepleyt door Harmannus Witz. Den Tweeden druck met een Register vermeerdert. Leeuwarden: Hagenaer 1671. – [20] Bl., 492 S., [6] Bl Frontisp. (Kupfert.); 8°. – Franckesche Stiftungen; Studienzentrum August Hermann Francke. Wittich, Christoph (Senior): Christliche Leichpredigt bey dem fuerstlichen Leichbegaengnues … Herrn Johann Christian Hertzogen in Schlesien zur Lignitz und Brieg, welcher anno 1639. den 25. Decemb … verschieden, und anno 1640. den 12. Decemb … beygesetzet worden: gehalten von Christophoro Wittichio. Brieg: Klose 1640. Bayrische Staatsbibliothek München. –: Christliche Klag und Trost Sermon alss dess weyland … Herrn Johann Christian, Hertzoges in Schlesien zur Lignitz und Brieg, fuerstliche Leiche von Osterrode… nach Brieg … den 1. May Anno 1640 anbracht, und in ihr fuerstliches Schloss beygesetzet worden: Gehalten … durch Christophorum Wittichium. Brieg: Klose 1640. Bayrische Staatsbibliothek München. Wolzogen, Lodewijk: Ludovici Wolzogen De Scripturarum Interprete Adversus Exercitatorem Paradoxum Libri Duo. Accessere de occasione huius scripti Epistolae Duae. Ultrajecti: Ribbius 1668. – [2] Bl., 274 S., [5] Bl.; 12°. – Sa¨ chsische Landesbibliothek – Staats- und Universita¨ tsbibliothek Dresden. Zimmermann, Johann Jacob: Scriptura S. Copernizans seu potius Astronomia CopernicoScripturaria Bipartita Das ist: Ein gantz neu- und sehr curioser Astronomischer Beweißthum, Des Copernicanischen Welt-Gebäudes aus Heil. Schrifft: Worinnen I. Beydes der Sonnen sam[m]t andern Fixsternen räumlicher Stillstand, als auch der Erdkugel samt anderer Planeten natürlichen Umlauff buchstäblich angewiesen; II. Die vermeintlich widersprechende Gegen-Sprüche aus dem Hebräischen und Griechischen Text deutlich erörtert werden; Um, so wohl die Hoheit, Fürtreffligkeit und Autorität des H. Prophetischen Worts, wider die heuttägige Verkleinerung der Spinosisten, Naturalisten, Atheisten … zu verwahren; Nebens untermengter Erläuterung einiger Carthesianischen und Chymischen Geheimnissen, auch etlicher … Glaubens-Articuln. In zweyen Theilen einfältig entworffen/ und der Collegior. Curiosorum Iudicio untergeben von Johann Jacob Zimmermann/ philo-mathematico, aus Vayhingen an der Entz Würtenberger-Lands gebürtig. Hamburg: Reymerk 1690. – 104 S. [4] Bl.; 8°. – Staatsbibliothek Berlin. Digitalisat: Münchener Digitalisierungszentrum (http://reader.digita le-sammlungen.de/resolve/display/bsb10061188.html. Abgerufen im Juli 2015).

5.1.2.2 Nachdrucke, Editionen und Übersetzungen Aristoteles: Aristotelis Ethica Nicomachea. Recognovit brevique adnotatione critica instrvxit L. Bywater. Oxford/New York 1894. Bayle, Pierre: Dictionnaire historique et critique. 5. Auflage. La Compagnie des Libraires, Amsterdam 1734 (Erstauflage 1697). 4 Bände. Nachdruck Pierre Brunel, Amsterdam

Literatur

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Literatur

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christlicher Theologie. 2. Reihe 35. Band und Gütersloh 1940 = Beiträge zur Förderung christlicher Theologie. 2. Reihe 45. Band.). –: Reformation, Orthodoxie und Rationalismus. Zweiter Teil: Der Geist der Orthodoxie. Darmstadt 21966. (Unveränderter reprografischer Nachdruck der 1. Auflage. Gütersloh 1951 = Beiträge zur Förderung christlicher Theologie. 2. Reihe 51. Band.) Wenneker, Erich: Art. SPANHEIM, Friedrich d. J. In: Bautz, Friedrich Wilhelm (Hrsg.): BBKL 10. Herzberg 1995, Sp. 885–887. –: Art. WIDMAR, Abdias. In: Bautz, Friedrich Wilhelm (Hrsg.): BBKL 19. Nordhausen 2001, Sp. 1563f. Wielema, Michiel: Art. LEENHOF, Frederik van (1647–1712). ). In: van Bunge, Wiep u. a. (Hrsg.): The Dictionary of Seventeenth and Eighteenth-Century Dutch Philosophers. Band 2. Bristol 2003, S. 590–596. Wiesenfeldt, Gerhard Berthold: Art. VOLDER, Burchard de (1643–1709). In: van Bunge, Wiep u. a. (Hrsg.): Dictonary of Seventh and Eighteenth Century Dutch Philosophers. Band 2. Bristol 2003, S. 1041–1044. Wirsching, Johannes: Art. Bekenntnisschriften. In: Balz, Horst Robert u. a. (Hrsg.): TRE. Band 5. Berlin/New York 1980, S. 487–511. Wright, David F. und Balserak, Jon: Wissenschaft. In: Selderhuis, Herman J.: Calvin Handbuch. Tübingen 2008, S. 443–449. Zedler, Johann Heinrich: Art. Mastricht, (Peter von). In: ders.: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 19 Leipzig und Halle 1739, Sp. 2003f. (Digitalisat: http://www.zedler-lexikon.de/index.html. Abgerufen im Juli 2015). –: Art. Wittich, (Christoph). In: ders.: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 57 Leipzig und Halle 1748, Sp. 1889. (Digitalisat: http://www.zedler-lexikon.de/index.html. Abgerufen im Juli 2015). –: Art. Wittich, (George). In: ders.: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 57 Leipzig und Halle 1748, Sp. 1892. (Digitalisat: http:// www.zedler-lexikon.de/index.html. Abgerufen im Juli 2015). Zekl, Diane: Zwischen aristotelischer Schulphilosophie und cartesianischer Scholastik. Logik-Unterricht in Hamm 1657–1680. In: Hellekamps, Stephanie; Musolff, HansUlrich (Hrsg.): Zwischen Schulhumanismus und Frühaufklärung. Zum Unterricht an westfälischen Gymnasien 1600–1750. Münster 2009, S. 102–123. (Westfalen in der Vormoderne. Studien zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Landesgeschichte 3) Zinner, Ernst: Entstehung und Ausbreitung der copernicanischen Lehre. Zweite Auflage. Durchgesehen und ergänzt von Heribert M. Nobis und Felix Schmeidler. München 2 1988. Zuidema, E.: Art. BOUDAAN (Gualtherus). In: Blok, Petrus Johannes; Molhuysen, Philipp Christiaan; Knappert, L. (Hrsg.): Nieuw Nederlands Biografisch Woordenboek (NNBW). Band 4. Leiden 1918, S. 265f. (Digitalisat: http://www.dbnl.org/tekst/ molh003nieu04_01/molh003nieu04_01_0413.php. Abgerufen im Juli 2015).

470

Anhang

5.1.4 Datenbanken und Onlineressourcen Stand: August 2016. Alexander Street Press: The Digital Library of Classic Protestant Text (DLCPT) (http://solo mon.tcpt.alexanderstreet.com/) Columbia University, The Electronic Text Service: Graese, Johann Georg Theodor: Orbis Latinus (1909). Lexikon lateinischer geographischer Namen des Mittelalters und der Neuzeit (http://www.columbia.edu/acis/ets/Graesse/contents.html) Digitalisat von Graese, Johann Georg Theodor: Orbis Latinus. Grossausgabe, bearb. und hrsg. von Helmut Plechl unter Mitarbeit von Sophie-Charlotte Plechl. Braunschweig 1972. Deutsche Nationalbibliothek: Personennamendatei der Deutschen Nationalbibliothek (PND) (http://www.dnb.de) Forschungsstelle für Personalschriften der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz: Thesaurus Locorum. Datenbank frühneuzeitlicher Ortsnamen (THELO). (http://www.personalschriften.de/startseite.html) –: Thesaurus professionum. Datenbank frühneuzeitlicher Berufsbezeichnungen (THEPRO). (http://www.personalschriften.de/startseite.html) Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17). (http://www.vd17.de) Institut Claude Longeon der Université Jean Monnet-Saint-Etienne: Correspondance de Pierre Bayle. Bibliographie des Periodiques Anciens. Henri Basnage de Beauval. (http:// bayle-correspondance.univ-st-etienne.fr/gallery/main.php?g2_view=core.DownloadI tem&g2_itemId=829) Junius Institute for Digital Reformation Research of Calvin Theological Seminary: Post Reformation Digital Library (PRDL). (http://www.prdl.org/index.php) Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen: Hessische Biographie. (http://www. lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/5576#heading5) OCLC Online Computer Library Center: The World’s Largest Library Catalog (WorldCat). (www.worldcat.org) Wijnhoven, Josef: Duisburger Universitätsmatrikel. Digitale Neuedition. 2. Überarbeitung 2004. (http://www.uni-due.de/collcart/matrikel/dumat00.htm) Schnabel, Werner Wilhelm (Hrsg.): Repertorium Alborum Amicorum. Internationales Verzeichnis von Stammbüchern und Stammbuchfragmenten in öffentlichen und privaten Sammlungen (RAA). (http://www.raa.phil.uni-erlangen.de/) Universitätsbibliothek Leiden: Digital Special Collections (Porträtsammlung). (http:// www.library.leiden.edu/special-collections/prints/intro-portraits.html)

5.2 Register 5.2.1

Register der Orte und Territorien (in Auswahl)

Amsterdam 92, 129, 131, 136 f., 215, 262, 320, 330–332, 343, 386, 390 f. Brandenburg-Preußen 127, 194 f., 205 Bremen 62–67, 85, 96, 105, 164, 209 Brzeg (Brieg) 59–63, 102 f. Den Haag 177, 186 f., 317 Deutsche Territorien (deutsch) 21, 32, 42, 44, 59, 67, 75, 95, 103–105, 115, 118, 123, 129, 177, 194 f., 199, 234, 260, 370, 397, 399, 400 Deventer 74, 197, 202 f., 215, 311, 338, 389 Dillenburg 105 f., 108, 113, 118 f. Dordrecht 30–33, 64 f., 71, 74, 85, 219, 266, 339, 349, 357, 390 f. Duisburg 59, 62, 107, 109, 117, 122, 125– 129, 136–138, 145, 148, 158–160, 162, 169, 171 f., 177, 181, 185, 190–209, 212, 217 f., 220, 223, 231, 235, 244, 330, 334, 375, 389 f., 400, 408 Europa

40, 42, 52, 135, 318, 370

Franeker 65, 74, 118, 120, 215, 256, 263, 324, 331, 338, 388 f. Frankreich (französisch) 26, 49, 59, 69–72, 79 f., 81, 100–102, 108, 130, 175, 204, 213, 258, 277, 338 Gelderland 194, 200 f., 228–232, 254, 334, 344 Groningen 60–63, 66, 68–82, 86, 92–100, 102, 106, 115, 118, 121 f., 177, 207 f., 211, 217, 223, 257, 259 f., 263, 269–277, 287, 290, 332, 338, 408 Hamm 256, 388 f. Harderwijk 85, 118–123, 128, 196–204, 228–232, 338

Herborn 99–138, 141, 145, 152, 169, 193, 195, 204; 208, 220, 223, 235, 334, 343, 408 Hessen 103, 119 Holland 184–188, 288, 355, 363 – Südholland 185–190, 331, 344, 371, 376 – Nordholland 347 f. Kleve

164, 190, 196, 203

Leiden 19, 28, 58, 61–63, 65, 69, 72, 74, 78, 82– 100, 106, 110, 116–120, 123, 127, 129, 132, 134, 160, 171, 174, 177, 180, 186–189, 198, 201, 203, 205–217, 223, 241, 254–259, 262 f., 268–271, 307, 313–369, 376 f., 382– 386, 389–392, 396, 399, 402, 408 Niederlande (niederländisch) 21–33, 42, 44 f., 48–52, 62–68, 79, 82, 91, 95, 100 f., 105, 107, 114 f., 117–120, 123, 127, 129, 135, 150, 173–175, 177, 179, 181, 185, 189, 191, 193, 195–197, 199 f., 202 f., 217, 220, 228, 231, 254, 260 f., 263–265, 275, 285, 290, 311 f., 315 f., 320, 329, 338 f., 343 f., 350, 354, 356, 360, 373, 381, 386, 389, 391, 397, 399 f., 408 Nijmegen 23, 111, 159, 168 f., 177, 181, 185, 192–235, 255–260, 274, 309, 313 f., 316, 319, 322, 324, 327, 330 f., 333–335, 338, 388, 391, 394, 408 Saumur 33, 69, 92 Schlesien (schlesisch) 59–62, 67, 82, 102, 387 s’Hertogenbosch 69 f. Ungarn (ungarisch) 32, 318, 385, 389, 391 Utrecht 26, 43, 48 f., 52, 74, 78–83, 92, 95, 97, 106, 118, 120, 122 f., 150, 152, 158 f., 161, 166–171, 174 f., 178, 181, 191, 203, 213–217, 236, 253, 263 f., 292, 306, 310, 312, 314, 334 f., 338 f., 343, 346, 389, 408 Zeeland 206, 330, 347, 390 f. Zuid-Beveland 318, 347–349

472 5.2.2

Anhang

Personenregister

(Nicht aufgenommen sind die in nahezu allen Kapiteln relevanten Personen René Descartes und Christoph Wittich) ab Andlo, Daniel (Pseudonym) 214, 338 ab Andlo, Petrus (Pseudonym) 214, 259, 333–336 Alberti, Valentin 50, 399 f. Allinga, Petrus 217, 309, 311 f. Alsted, Johann Heinrich 39 Alting, Heinrich 97 f. Alting, Jacob 97 f., 269–273, 344 Andreae, Tobias 66–68, 71, 77 f., 81, 92–99, 106, 108, 119, 121, 123, 131 f., 138, 177, 208, 217, 269, 274, 332 Anslaer, Willem 330, 341, 377, 386, 390 Aristoteles 40–48, 75, 86–97, 105, 120 f., 276, 306, 376–378, 392 Augustinus 189, 225, 267, 393 Bayle, Pierre 317 f., 321, 335, 377 f., 392– 395 Bekker, Balthasar 68, 215, 217, 231 f., 253, 264 f., 270, 397 f., 402, 404 Beusechum, Johannes 153, 157 f., 167 f. Blumenberg, Hans 20, 35 Brahe, Tycho 55, 75, 143–145, 147, 243 Braun, Johannes 205–207, 211, 217, 331, 390 Brunsmand, Johannes 253 f., 400–403 Burman, Frans 92–95, 102, 133, 205 f., 212–217, 265, 306–314, 323, 335, 339, 389, 404, 408, 410 Calvin, Johannes 30, 32, 64, 117, 140–142, 148, 189, 222, 247, 329, 356, 404 Clauberg, Johannes 66–68, 76–78, 81 f., 92–133, 137 f., 152, 160, 163, 177, 181, 192–194, 197–199, 204–209, 213, 216– 219, 229, 235, 243, 245, 302, 334, 348, 363, 390, 397–400 Coccejus, Johannes 25, 39, 41, 50, 64 f., 86, 96, 187 f., 208–211, 217, 219, 222 f., 229 f., 237, 240 f., 258, 263–273, 278, 280,

283, 303 f., 307, 311, 314–317, 323 f., 328–332, 338 f., 344, 352 f., 356–362, 366, 398 f. Craanen, Theodor 203 f., 206 f., 219 f., 222, 229, 257 f., 314, 316, 345–348, 353, 363 Crocius, Johannes 103 Crocius, Ludwig 64 f. Danaeus, Lambert 140–143, 150 de Greve, Petrus 200, 204, 231 de Neufville, Gerhard 66 f., 164 de Raey, Johannes 43 f., 78 f., 83–96, 99, 106, 119, 129, 131, 177, 180, 183, 189, 208, 235, 262, 314, 331 f., 343 f. de Volder, Burchard 28, 315, 343, 348, 352– 354, 367 f. de Vries, Gerhard 346 f. de Witt, Johan 52 f., 174, 181, 186–188, 214, 216, 258, 261, 316, 338, 343 f. Driessen, Anthonius 375, 381, 391, 394 du Bois, Jacob 134–136, 140 f., 147, 151 f., 170–173, 176–182, 234, 237, 239, 241– 245, 335, 403 Ebeling, Gerhard 20 Essenius, Andreas 152–154, 158–162, 165– 170, 252, 263, 271 f., 334 Eubulus Philometer (Pseudonym) 312 Galilei, Galileo 136, 148, 246, 400 Golius, Jacobus 83, 87 Groenewegen, Henricus 217, 311 Gronovius, Jacobus 57–65, 68, 82 f., 85, 97, 100, 102–104, 108, 122, 125, 129 f., 152, 195–197, 313, 340, 385–387, 392 Gronovius, Johann Friedrich 207, 218, 256 Grotius, Hugo 222, 329 Gulich, Abraham 219, 256, 388–390 Hassel, David 63, 323, 326, 330, 376–378, 386, 390, 392, 403 Heereboord, Adriaan 43, 83–91, 94 f., 116, 133, 145, 189 f. Heidanus, Abraham 28, 50, 83, 86–88, 92 f., 95, 133, 149, 151, 177, 183–189, 208,

473

Register

210 f., 214 f., 217, 219, 258, 261, 263, 265, 270, 280, 283, 307, 314–318, 327, 343– 370, 384, 392, 399, 408, 410 Heidfeld, Justus Henricus 107 f., 112, 118 f., 121–123, 131 Heinius, Johannes 105, 112–117, 123, 131, 143 Herbinius, Johannes 162, 173, 237, 240 f., 251, 253 f. Hirsch, Emanuel 23, 379 f., 394 Hobbes, Thomas 52, 174, 179, 345 Hoornbeeck, Johannes 187 f. Kepler, Johannes 136, 143 f., 148 Kopernikus, Nicolaus 54, 135, 138, 144 f., 174–176, 409 Le Moine, Stephan 329, 333, 347 Lehnhof, Jacobus 27 f., 128, 159 f. Leibniz, Gottfried Wilhelm 321, 379, 391– 394 L’Empereur van Oppyck, Constantin 83, 85 f., 91, Lentulus, Cyriacus 105, 107, 111–118, 121, 123, 130–137, 141, 143, 147, 170 f., 204, 238, 242 f. Leydekker, Melchior 312 f., 325, 327 Lipstorp, Daniel 132–136, 145, 148, 217 Luther, Martin 20 Maresius, Samuel 28, 39, 41, 43, 46, 49, 53, 69–76, 80 f., 96–99, 103, 109, 121, 133, 149, 177, 189, 209–211, 214 f., 220, 223– 227, 232, 234, 243, 257, 259–294, 297, 302–310, 314, 317, 319, 322–324, 326, 330, 332–342, 344, 357, 363–365, 369, 382, 392, 394, 399 f. Melanchthon, Philipp 42, 64, 318, 356, 360 Meyer, Lodewijk 149, 197, 214, 260–264, 267 f., 272, 306, 309–311, 322 f., 325, 329, 339, 350, 361, 366, 398, 410 Niepoort, Arnoldus 168 f.

153–158, 160, 164 f.,

Osiander, Johann Adam

383 f., 404

Pasor, Anna 122 Pasor, Matthias 77, 97, 99, 106, 122 Paulus 135, 140 Perizonius, Anton 215, 265, 311 Philalethius, Irenaeus (Pseudonym) 183 f. Polanus von Polansdorf, Amandus 109 f., 117, 141 Ptolemäus 144 f., 243 Rambach, Jacob 402 f. Ramus, Petrus 64, 84 Regius, Henricus 78 f. Revius, Jacob 83, 87 f., 90 f., 116, 130–132, 135, 143, 145, 147, 170 f., 173, 179, 221, 238, 242 f. Röell, Hermann Alexander 389 Sandius, Christoph C. 319 f., 370–374, 382, 386 Schalbruch, Johannes Theodorus 389 f. Schoock, Martin 74–81, 97, 133, 135–137, 140 f., 176, 182, 276 Schultingh, Johannes 203 f., 221, 231, 255 f. Semler, Johann Salomo 397, 403–405 Soudan, Wilhelm 200, 204–208, 211, 219 f. Spanheim, Friedrich (Junior) 315–317, 329, 339, 344–346, 349, 368, 399, 402 Spinoza, Baruch de 29, 61 f., 149, 211, 216, 261 f., 268, 279, 309–311, 323, 332, 336, 370, 374–382, 391 f., 396, 398, 402 Streso, Caspar 177 f., 186 Stuart, Adam 72, 83, 85, 87, 89–91, 94, 98, 205 Stuart, David 205 Suarez, Francisco 47, 84, 392 Tennulius, Samuel 207, 211 f., 256, 331 Thomas von Aquin 40 Tranquillus, Suetonius (Pseudonym) 182–185 Trigland, Jacobus 83, 86–89, 91, 94 Troy, Henricus 153 f., 157 f., 168 van Lansbergen, Jacob 135 f. van Lansbergen, Philip 134 f.

474 van Mansfelt, Regnerus 214, 335–337 van Mastricht, Petrus 171–173, 182, 191, 237, 240, 242 f., 310–312, 399 f. van Poot, Abraham 320, 329, 373, 381, 386 van Rijssen, Leonhard 311 f. van Til, Salomon 219 f., 330, 386, 390 f. van Velthuysen, Lambert 71, 145, 151, 173–183, 205 f., 213–220, 230, 232, 263, 309, 331, 335, 339, 366, 369, 375, 398 vander Waeyen, Johannes 271 f., 311 f. Voetius, Gisbert 25 f., 30, 39–40, 43, 47 f., 50–52, 69–74, 78–85, 97–99, 134 f., 137, 150–152, 170 f., 174–176, 178, 180–182, 185, 191, 210, 217, 263, 266, 268, 271– 273, 276, 292, 312, 339, 369 Voetius, Paulus 81 Von Galen, Christoph Bernhard 338 von Pufendorf, Samuel 217, 399 Widmar, Abdias 98 f. Wille, Balthasar 65 Wille, Johannes 65 Willem II. van Oranje 51 f. Willem III. van Oranje 333, 344 Witsius, Hermann 254, 311 Wittich, Anna (geb. Guthner; Mutter Chr. Wittichs) 61 f. Wittich, Anna Justina (geb. le Maire; Ehefrau Chr. Wittichs) 129 f., 340 Wittich, Christoph (Senior; Vater Chr. Wittichs) 59–64, 102 f. Wittich, Conrad (Sohn von Chr. Wittichs Onkel Georg Senior) 59 Wittich, Elisabeth (Ältere Schwester Chr. Wittichs) 61 Wittich, Georg (Sohn von Chr. Wittichs Onkel Georg Senior) 59, 126 Wittich, Georg (Senior; Onkel Chr. Wittichs) 59 f., 62, 126 Wittich, Gothofredus (Sohn von Chr. Wittichs Onkel Georg Senior) 59 Wittich, Jacobus (Sohn von Chr. Wittichs Bruder Tobias) 62, 375, 381 Wittich, Joannes (Onkel Chr. Wittichs) 59 Wittich, Joannes (Sohn von Chr. Wittichs Onkel Georg Senior) 59

Anhang

Wittich, Johannes (Großvater Chr. Wittichs) 59 f. Wittich, Tobias ( jüngerer Bruder Chr. Wittichs) 58, 61 f., 68, 102, 341, 376 f., 386 Wittich, Ursula (geb. Thiele; Großmutter Chr. Wittichs) 60 Wolzogen, Lodewijk 214 f., 264 f., 273, 309, 311, 335, 353, 361, 366

5.2.3

Sachregister

Akkommodation (accommodare) 21, 24, 108, 110 f., 117, 137–141, 148, 156 f., 170, 177, 247, 254, 308, 325, 347, 349, 363, 367, 375, 396–405, 408–410 Affekt 147, 156, 245, 293, 296, 379 ancilla siehe s.v. Philosophie Angelologie (Engel; angelus) 224, 283, 292, 296, 300, 303, 306, 325, 337, 347, 350 f., 363, 370, 373 Anthropologie (homo/Mensch) 23, 32, 37, 60, 76, 102, 109, 141, 156, 164, 224, 236, 244 f., 281, 283, 291–302, 309, 319, 321, 325, 342, 350 f., 353, 363–366, 384, 393, 399, 410 Apologie/Apologetik 19, 27 f., 31, 38, 46, 55, 97, 104, 130–132, 135, 138, 148, 150, 159, 161, 166 f., 195, 200, 209 f., 214 f., 218 f., 233, 238, 240, 248, 252, 255, 259 f., 276, 278, 284 f., 287, 291, 293 f., 302, 304 f., 307, 309, 317, 321 f., 324, 329, 336, 340–342, 355, 359, 369, 371, 374, 383– 385, 387, 394, 407, 409 argumentum ad homiem 140, 248 Aristotelismus (aristotelisch; philosophia Aristotelica) 33, 36 f. , 40, 42–48, 50, 54 f. , 64, 66, 68 f. , 71, 74–77, 84, 86 f. , 89–92, 94, 96, 98, 104 f. ,120 f. , 123 f. , 144, 158, 189, 208, 229, 248, 276, 278, 281, 288, 316, 346, 348 f. , 357, 368, 376 f. , 381, 392 Aristoteleskritik/antiaristotelisch 42, 44, 116, 189, 292, 301, 306, 356, 358, 378

Register

Astronomie (astronomisch) 53–55, 75, 111, 132, 135 f., 141, 143, 147–149, 155, 166, 170, 234, 236, 255, 388, 399, 401, 403 Atheismus (atheistisch; Atheus) 46, 54, 80 f., 84, 86, 107, 131, 138, 142, 172, 280, 343, 359, 365 f., 382 f., 401 Aufklärung 20, 25, 27, 34, 305, 388 – Früh-/Voraufklärung 100, 305, 408 Bekenntnis/Bekenntnisschrift 19, 31–33, 59 f., 60, 70, 99, 104, 162, 193, 278, 287, 351, 355, 357, 383, 385, 409 Bewegung (motus) und cartesianische Bewegungslehre 53–55, 76, 111, 133, 137, 144, 146, 160, 163, 243, 299 – Bewegung der Erde 48, 53 f., 75, 88 f., 111, 117, 134 f., 137–139, 143–147, 153, 158, 170, 174, 242–246, 250, 267 – Bewegung von Planeten und Gestirnen 55, 143, 243, 250 – Bewegung der Sonne 53, 111, 154 f., 162, 165, 167, 172, 251 – delatio/Eigenbewegung 145, 242, 244, 246 – Stillstand der Erde 134 – Stillstand der Sonne 153, 282 Bibel (biblisch) und Heilige Schrift (Scriptura Sacra) 20 f., 28, 32 f., 38, 41, 48, 50, 53–55, 64 f., 74, 77, 88 f., 109, 115 f., 129, 131, 134–143, 146–150, 153–166, 170– 178, 192, 200, 202, 224–226, 231, 236– 241, 245–253, 261–265, 270, 278, 281 f., 285–288, 293–298, 301, 303 f., 306, 308, 316, 325, 327, 329, 336, 339, 349–351, 355–362, 367, 371–375, 381, 384, 387 f., 397, 400–410 – Ausdruck, Stil und Sprache der Bibel 129, 134, 140–142, 154–156, 159–167, 172, 190, 236, 238, 240, 246–251, 303, 400 f., 404 f. – Autorität (auctoritas) der Bibel 43, 46 f., 53 f., 134 f., 140, 149 f., 153–160, 162, 166, 172 f., 178, 231, 236–240, 246– 250, 252, 254, 278, 295 f., 301, 308, 334, 336, 339, 400 f., 403

475 – Bibelexegese und Schriftauslegung 20 f., 36, 65, 86, 109, 134, 136, 139–144, 147 f., 154–158, 161, 165 f., 170, 176–178, 188, 209, 223, 226, 236 f., 240 f., 247, 250 f., 254, 262, 264, 282, 294, 303 f., 309, 316, 319, 325, 327–330, 362, 371, 373 f., 382 f., 387 f., 403, 405, 407, 410 – Schrift als ihre eigene Auslegerin (scriptura sui ipsius interpres) 147, 165, 261 f., 264, 267 – Bibelhermeneutik siehe s.v. Hermeneutik – Bibelkommentar 28, 63, 209 , 222 f., 268, 311, 319 f., 323, 327–330, 341, 369, 373, 376, 378, 383, 386, 390, 392 395, 403 – biblische Offenbarung siehe s.v. Offenbarung – Norm des Glaubens 33 – perspicuitas und obscuritas 261 f. – Unfehlbarkeit der Bibel 21, 54, 153, 158, 238, 252 – Verbalinspiration siehe s.v. – Verhältnis zur Vernunft siehe s.v. Vernunft – Wahrheit und Lüge in der Bibel 89, 109, 141 f., 150, 154 f., 157, 159, 162–167, 172, 190, 192, 229, 238, 247, 249, 251, 285 f., 329, 389, 400, 401, 404 Bundestheologie siehe s.v. Föderaltheologie Calvinismus (calvinistisch; Calvinianus) 32 f., 46, 61, 63, 65, 138 Cartesianismus/Cartesianer (cartesianisch; cartesianus, -a, -um/Cartesiani) Das umfassende Begriffsfeld findet nur eklektisch Berücksichtigung – Anticartesianer/Cartesianismusgegner 19, 21, 25 f., 44–53, 69, 74, 78, 81, 83–91, 94, 97, 100, 104 108, 111–118, 121–125, 129–134, 138, 145, 148 f.,157, 170, 174 f., 177, 179, 185–189, 193, 202– 204, 216 f., 228–230, 235–237, 253 f., 261, 263, 266, 268, 272 f., 279, 288, 292, 300, 308, 310, 312, 315 f., 327, 333, 335, 338,

476



– –

– –



– –



343–345, 349, 351 f., 356, 358, 363, 368 f., 386, 394, 400, 402 cartesianische Methode und Wissenschaftsverständnis 20, 44, 47, 54 f., 88, 108, 110 f., 114, 125, 133, 142, 148, 157, 163, 202, 211, 226, 237, 242–247, 262, 267, 276 f., 294 f., 308, 321, 350, 357, 365, 369, 374, 378, 390, 396, 407, 409 cartesianisches Netzwerk (network of Cartesians) siehe s.v. Netzwerk cartesianische Philosophie (philosophia Cartesiana) 44, 47 f., 52, 54 f., 68 f., 71 f., 78 f., 82, 85, 89, 92–94, 101, 104, 106, 111 f., 114 f., 138, 173, 177, 184, 194, 202, 212, 214, 220, 232, 236 f., 254, 273, 280 f., 290, 293 f., 308, 310, 332, 344, 388, 396, 410 (siehe auch s.v. Philosophie/ philosophia nova) cartesianische Scholastik siehe s.v. Scholastik cartesianische Theologie (theologia Cartesiana) 19–27, 29, 32–34, 38, 41 f., 45 f., 52 f., 71, 92 f., 95, 100, 105, 110, 129 f., 140, 149, 151 f., 170 f., 173, 179, 185, 195, 208, 211, 215, 219, 228, 232, 234, 241, 253–255, 259 f., 261, 264–268, 271– 275, 278–288, 291–294, 305–317, 321– 324, 329, 335, 339–344, 359, 369 f., 373– 375, 379, 383 f., 387, 394, 399, 407, 409 Cartesianismuskrise/-streit 20, 29–32, 39, 52 f., 75, 81, 85 f., 89, 94, 100 f., 104– 108, 112, 116, 118, 120, 124 f., 129, 132 f., 148, 166, 171, 173, 175, 181, 185, 190, 195 f. 209, 215, 221, 228, 230 f., 233, 235, 266, 274, 276, 293 f., 308, 312, 317, 335, 337, 339, 343, 344 f., 355, 359, 369, 374, 397, 399 cartesio-kopernikanisch siehe s.v. Kopernikanismus Coccejo-Cartesianismus 50, 92, 127, 150, 211, 213 f., 219, 256, 261–265, 269, 271, 273, 305 f., 308, 312–318, 320, 338, 340, 344 f., 348, 356–362, 371, 386, 390, 392 Descartes- und Cartesianismusverbot 51 f., 78–81, 88–91, 100, 103, 114, 119–

Anhang

122, 187–189, 229 f., 277, 343, 346–348, 351 f., 355–358, 363 cartesisch 19, 26, 54, 68, 70 f., 77–80, 84 f., 88–98, 101, 107, 111 f., 115, 119–122, 128–134, 137, 144–146, 160, 237, 242, 255, 280, 282, 296, 298 f., 311, 314, 343, 347, 353 f., 379 f., 407 Christus/Christologie 32, 79, 170, 177, 221 f., 224, 248, 269, 278, 282 294–296, 300–305, 318–321, 326, 352, 410 classis 229, 263, 347 – von Den Haag 186 – von Kleve 190 – Duisburger 185, 190, 192 f. – von Zuid-Beveland 318, 347–349 – von Walcheren 347 Coccejanismus/Coccejaner (coccejanisch; Cocceiani) 22, 25, 33, 48–51, 53, 96, 98, 197, 209–211, 263 f., 269–275, 278 f., 283, 285, 303–308, 311–313, 315, 318, 323, 331, 342, 349, 352, 356–358, 366 f., 372, 388 f., 391, 399 f., 410 – Coccejo-Cartesianismus siehe s.v. Cartesianismus/Coccejo-Cartesianismus cogito 84, 189, 267, 280, 296 Collegie der Scavanten 49, 92, 174, 213– 217, 264, 335, 339 Deduktion 145, 242, 378 (siehe auch s.v. Methode/more geometrico) Ekklesiologie 74, 292, 294, 303 f., 326 Engel siehe s.v. Angelologie Erkenntnis (cognitio, notitia) und erkennen (percipere) (in Auswahl) 35, 37, 46, 77, 79 f., 88, 93, 109, 111, 133, 138–140, 142, 146, 157, 163 f., 142, 189, 226, 236, 239–244, 248, 262, 264, 281, 283, 288 f., 292–301, 306, 309, 316, 319, 325, 339– 342, 349–355, 362–366, 373, 384, 389, 392, 399, 405, 410 – cognitio philosophica 164, 239 – duplex cognitio 239, 339 – Epistemologie/epistemologisch 84, 142, 166, 294, 350

Register

– Erkenntnisfähigkeit (facultas percipiendi) 239, 248, 362 – Erkenntnisoptimismus 142, 267, 281, 294, 350, 353, 365, 410 – Erkenntnisprinzip 35, 77, 87, 139–142, 145, 189, 242, 281, 339, 384 – klar und deutlich (clare et distincte) 226, 239, 242, 262, 278, 281, 294–300, 349 – notitia vulgaris und cognitio vulgaris 162–164, 239 Erde (terra), Gestirne (lumina) und Planeten (planetae) 54 f., 76, 88, 111, 141– 145, 147, 160, 243 f., 246, 282, 298, 350 f., 401 (siehe auch s.v. Bewegung und s.v. Geozentrismus) Exegese siehe s.v. Bibel Föderaltheologie 50, 64 f., 104, 209 f., 224, 268, 283, 303, 306 f., 319, 325, 332, 349, 353, 362, 388, 404 Freiheit (libertas) 67, 83, 109, 175–178, 181, 224, 281, 289, 291, 295, 303, 316, 321, 324, 393 – akademische Freiheit/Lehr- und Publikationsfreiheit 67, 83, 89, 105, 125 f., 129, 191, 194, 198 f., 203, 369 – freier Wille/Willensfreiheit 26, 109, 237, 281, 293, 296, 299, 350 f., 364, 384, 393 – Freiheit der Philosophie (libertas philosophica oder philosophandi) 83, 86 f., 97, 105, 120 f., 175–177, 181, 184, 188 f., 194, 276, 336, 344, 346 – Ware Vrijheid 52, 181, 260 Frühe Neuzeit 20–23, 29–31, 34–38, 43 f., 46, 53, 97, 309, 408–410 Geist 283, 301, 303, 350 – Heiliger Geist (spiritus) 115, 165, 170, 172, 247, 350, 370–374, 405 (siehe auch s.v. Pneumatologie) – menschlicher Geist (mens) 79, 110, 143, 156, 245, 267, 276, 294, 299, 351, 364 (siehe auch s.v. Körper) Geozentrismus 143 f. Glaube (fides) 32, 33, 37, 46, 50, 134, 146, 155, 191, 202, 221, 237, 239 f., 276, 278,

477 282, 285, 295 f., 299 f., 303–306, 319, 321, 325 f., 336, 342 f., 349 f., 358, 360, 362, 374 f., 410 Gnade (gratia) 33, 296, 303, 326, 339, 350, 384, 400 Gott /Gotteslehre (Deus) 20, 22, 25 f., 46, 52, 60, 76, 88, 102, 110, 116, 134 f., 138– 142, 157, 164, 178, 221, 224, 236–249, 261, 278, 280–283, 289, 292–297, 301– 303, 306–309, 319, 321, 325, 337 f., 345– 351, 362 f., 375, 379–381, 384, 393, 400, 405, 410 – accommodatio Dei siehe s.v. Akkommodation – Allgegenwart 283, 301, 351, 363 – Allmacht 109, 146, 283 – anthropomorphes Gottesbild 140, 156, 249, 402 f. – causa sui und causa prima 88, 146, 164 – Eigenschaftslehre/Gottesattribut 76, 154, 156, 224, 242 f., 301 – Gott als Urheber der Vernunft 157 f., 236, 241, 365 – Gottesbeweis 88 f., 301, 343, 365, 393 – Gottesebenbildlichkeit 156 – Gotteserkenntnis 109, 164, 301, 306, 319, 325 (siehe auch s.v. Erkenntnis) – Gottesidee/Idee von Gott 26, 98, 109, 189, 325, 350 f., 365 f., 384 – Offenbarung Gottes siehe s.v. Offenbarung – Schöpfer/Schöpfergott 76–79, 146, 154, 224 f., 244 f., 298, 364, 384 – Täuschergott (deus deceptor/genium malignum) 79, 88, 109, 247, 281, 351 – Unendlichkeit 242 f., 283, 298, 301 – Zweifel an Gott siehe s.v. Zweifel und s.v. Atheismus Hohe Schule und Gymnasium illustre – Hohe Schule von Breda 118–121 – Gymnasium illustre von Bremen 62– 67, 96, 105, 164, 209 – Gymnasium von Deventer (Athenaeum) 74, 202, 389

478 – Gymnasium illustre von Duisburg 59, 109, 117, 122, 125–129, 136–138, 145, 159 f., 162, 177, 181, 190–197, 220, 223, 231, 244, 408 – Gymnasium Hammonense 224, 256, 388 f. – Hohe Schule von Herborn (Johannea) 104–132, 135–138, 141, 145, 152, 169, 193, 195, 208, 220, 223, 234, 243, 408 – Illustre Schule Nijmegen 181, 194–200 – Gymnasium illustre von s’Hertogenbosch 69 f. – Illustre Schule Utrecht 74 Häresie (häretisch; haereticus, -a, -um) 46, 114, 138, 174, 249, 260, 276, 286, 290, 299, 336 f., 357–340, 369 Heliozentrismus 54 f., 75, 133–135, 144, 147 f., 161, 165 f., 173, 233, 243, 255 Hermeneutik (hermeneutica) 19, 21, 23 f., 26–28, 55, 108, 142, 157, 197, 238, 240 f., 246, 253, 263 f., 298, 307, 328, 353, 374, 383, 387–389, 391, 396–399, 402–405, 408–410 Heterodoxie (heterodox) 175, 262, 291 f., 339, 347, 349, 363 Intellekt/Verstand (intellectus/intelligere) 144, 163, 208, 243–247, 264, 289, 295, 299 f., 375, 380, 410 (Siehe auch s.v. Vernunft) Irrtum (error) 155, 163, 165, 176, 247, 250, 276, 281, 283, 299, 323, 350 f., 404 – Irrtumsfähigkeit 296, 350 f. – Irrtumslosigkeit 114 – Irrtumsvermeidung 296, 350 f., 365 Kirche 21, 31, 40, 47, 64, 102, 149–152, 171, 178, 196, 254, 259, 273, 275, 285, 317, 323, 326, 330 f., 336, 339, 347, 354 f., 359–363, 362 f., 366, 380, 399–401 – Einfluss der Kirche auf Politik und Universität 51 f., 83, 87, 90, 114, 126, 174 f., 178–186, 188, 193–195, 202, 207, 213 f., 222, 228, 230, 259–261, 270, 304, 326, 338, 345, 348 f., 357, 367 f., 408

Anhang

– Haltung zum Cartesianismus 48–51, 116, 127, 129, 134, 150–152, 158, 164, 171 f., 175 f., 178, 181–186, 190–194, 199, 215, 231–234, 247, 262, 268, 286, 314, 316, 318, 338, 348, 365, 374 – Kirchenpolitik 74, 115, 181, 183, 194, 286, 345, 357 Kontroverstheologie 65, 69, 71, 99, 222, 226, 267, 292, 304, 319–321, 326, 328, 369 f., 381, 383 Kosmos/Kosmologie (mundus) 54, 88, 143–147, 171, 173, 176, 180, 183, 236, 241–243, 246, 283, 297 f., 350 f., 364 Kopernikanismus (kopernikanisch; Copernici) 20, 26, 48, 54 f., 79, 88 f., 111, 117, 132–137, 141–149, 164, 166, 170, 173–179, 234, 237, 251, 267, 306, 352, 396–409 (siehe auch s.v. Kopernikus) – Antikopernikaner 48 – cartesio-kopernikanisch 111, 117, 131, 145, 181, 243, 251, 282, 295, 334, 407 Körper 79, 137, 146, 163, 180, 294, 299, 302 (Siehe auch s.v. res extensa) – Verhältnis von Körper/Leib und Seele/ Geist 79, 267, 283, 297, 299–302, 357, 364, 384 Leidener Krise 82–92, 116, 123, 343 Logik (logisch; Logica) 38, 77, 246 – Claubergs Logik 67, 78, 108, 207, 219, 363 – Logikunterricht 62, 74 f., 83 f., 91, 346 Meinung (opinio) 109, 139 f., 150, 237, 248, 288, 291, 362 – allgemeine Meinung (opinio vulgi) 109, 139–141, 154, 166, 170, 190, 192, 250, 400 – irrige/fehlerhafte Meinung (erronea opinio) 140, 154, 158 f., 164, 172, 192 – opinio-Argument 109, 137–142, 146– 148, 154–167, 170, 172, 181, 183, 190, 236–241, 246–250, 282, 362, 389, 397– 404

Register

Metaphysik 84 f., 88, 91, 107, 119–121, 343, 346, 351, 357, 375 Methode/Methodologie (methodus) 27– 56, 88, 90, 110, 155, 211, 226, 242–246, 267, 277, 295, 321, 327, 378–381, 384, 396, 400 – analytische Methode 378–381 – cartesianische Methode siehe s.v. Cartesianismus – exegetische Methode siehe s.v. Bibel/ Bibelexegese – historisch-kritische Methode 21, 24, 403, 405 – mathematische Methode/Mathematik 108, 120, 133, 145, 158, 244, 246, 262, 267, 390 – methodischer Zweifel 79 f., 288, 306, 366, 384 (siehe auch s.v. Zweifel) – more geometrico 378 (zur deduktiven Methode siehe s.v. Deduktion) – philosophische Methode siehe s.v. Philosophie/philosophische Methode – scholastische Methode siehe s.v. Scholastik/scholastische Methode – Skopus-Methode 24, 329 (siehe auch s.v. Skopus) – synthetische Methode 378 Moral (moralisch; moralis) 140, 155 f., 165, 172, 248 Mysterium (mysterium) 60, 249, 262, 264, 295, 302 f., 325, 362, 374 f., 393 Nadere Reformatie 26, 48, 51, 70, 100, 149, 181, 217, 271, 303 Natur 54, 76, 133, 139, 141, 146 f., 172, 176, 180, 192, 224, 240, 244–246, 250, 283, 297–302, 351, 364, 375, – Buch der Natur 246 – Naturgesetz (naturae lex) 146, 244 f., 297 – Naturphilosophie (naturphilosophisch; naturalis philosophia) siehe s.v. Philosophie – Naturwissenschaft (naturwissenschaftlich) siehe s.v. Wissenschaft

479 Netzwerk (network of Cartesians) 19, 45, 48–51, 63, 82, 92, 95, 104, 129, 131–133, 152, 175–181, 194–196, 203–217, 258, 260, 263 f., 305–314, 331, 335, 339, 343, 375–378, 387–390, 394–399, 407, 409 Neuheit (novitas) und Neuerer (novator, -es; neoterici) der Philosophie/Theologie 47, 89–91, 100, 116 f., 254, 270, 276– 286, 323, 347, 355, 400 – Neue Philosophie (philosophia nova) 46 f., 52, 67, 78, 82–86, 90, 100, 116, 120, 127, 150, 174, 181, 261, 316, 384 Nutzen (usus) der Philosophie/Theologie 288, 294–302, 356, 373–375, 378 Offenbarung 46, 54, 156, 238 f., 245, 250, 261, 282, 295–297, 303, 326, 350, 362 f., 404 – biblische Offenbarung 42, 54, 153, 156, 238–241, 296, 325, 371, 387, 389, 405 – Buch der Offenbarung 246 – Verhältnis zur Vernunft 19 f., 47, 168, 239, 247, 261, 267, 281, 283, 289, 293, 295, 297, 308, 316, 336, 339, 342, 362, 374, 389, 405 Oranien 51 f., 174, 186, 258, 260 f., 351 (reformierte) Orthodoxie (orthodoxia); orthodox (orthodoxus, -a, -um) 19–26, 30– 48, 53, 64, 68–74, 77, 103, 105, 124, 149, 168, 175, 178, 191 f., 222–232, 255, 261, 264, 283, 287, 289, 293, 295, 300–305, 316, 339, 349, 351, 355–359, 370 f., 374, 383 f., 394 f., 398, 400 f., 404 – Dordrechter Orthodoxie 32 f., 71, 74, 266, 349 – Frühorthodoxie 30, 36, 42 – Hochorthodoxie 30, 43 – lutherische Orthodoxie 23, 30, 381, 396, 399 – new school/neue Schule 26, 34 f., 38, 40 f. – Orthodoxieforschung 21–26, 29, 31, 34 f., 38, 40 f., 409 – Orthodoxie und Cartesianismus 19– 21, 26, 32 f., 39–48, 53, 91, 96, 100, 114– 117, 121–124, 149, 168, 194 f., 209, 217,

480 222, 226, 233, 252, 254, 261–265, 276– 284, 291 f., 301, 307, 310, 320, 338, 369 f., 375, 384 f., 394, 407–410 – Orthodoxie und Scholastik 35–39, 41 – Spätorthodoxie 30 f. – Verteidigung der Orthodoxie 20, 271, 275–278, 322 f., 338, 347, 367, 369–374 Philipismus 32, 85 Philosophie (philosophisch; philosophia/ philosophy) Das umfassende Begriffsfeld findet nur eklektisch Berücksichtigung 28, 31, 42–44, 55, 62, 64, 71, 74 f., 79, 82, 87, 91, 106, 139 f., 142, 152, 163–168, 245, 332, 356 (Siehe auch s.v. Erkenntnis, s.v. Nutzen, s.v. Rationalsimus, s.v. Scholastik, s.v. Vernunft) – antike Philosophie 86, 155, 321, 377 – aristotelische Philosophie siehe s.v. Aristotelismus – Aufklärungsphilosophie siehe s.v. Aufklärung – cartesianische Philosophie (philosophia cartesiana) siehe s.v. Cartesianismus – cartesische Philosophie siehe s.v. cartesisch – Freiheit der Philosophie (libertas philosophica oder philosophandi) siehe s.v. Freiheit – Forschungsgeschichte 23–27, 396 – Naturphilosophie (naturphilosophisch; naturalis philosophia) 20 f., 53–55, 74– 77, 89, 111, 134, 139–147, 154 f., 157, 161–165, 167, 172, 236, 238–246, 264, 298, 316, 328, 343, 350, 353, 363, 398– 401, 405 – neue Philosophie (nova Philosophia) siehe s.v. Neuheit – Philosophie als ancilla theologiae 20, 40, 50, 55, 96, 176, 241, 281, 292 (Philosophie als Herrin über die Theologie 356) – Philosophie als Auslegerin der Heiligen Schrift siehe s.v. Bibel und Stellenregister L. Meyer

Anhang

– philosophische Methode (ratio/methodus philosophandi) 110, 247, 262 (siehe auch s.v. Methode) – Trennung von Philosophie und Theologie 21, 40, 43, 55, 87, 96, 134, 139, 148 f., 157, 162, 166, 184, 188 f., 208 f., 241, 247, 252, 278, 288, 293 f., 302, 310, 332, 346 f., 356, 363, 375, 397, 407, 409 – Verhältnisbestimmung von Philosophie und Theologie/bibl. Aussagen 19, 28, 34 f., 39–43, 47–55, 76 f., 82, 88, 94, 96, 106 f., 110, 142, 151, 156, 159–162,167 f., 172, 178, 181, 183, 187–191, 215, 236, 240–246, 261–265, 268, 273, 278, 281, 288–302, 307–309, 316, 325, 337, 340, 342, 346, 351, 356, 363, 367, 381, 400, 409 f. – Vermischung von Theologie und Philosophie 40, 43, 139, 294, 308, 346, 356, 384 Physik/physikalisch 53 f., 66, 74–77, 133, 142 f., 246, 299, 345 – biblische Physik (Mosaica physica/physica Christiana/physica sacra) 21, 54, 76, 136, 139, 140, 142 f., 149, 157, 164, 240 f., 400 f. – cartesische Physik 54, 77, 110, 120, 131, 138, 143–145, 166, 236, 242 – cartesianische Physik 55, 111, 128, 132, 145, 174, 236, 238, 241 f., 250, 253, 298, 347, 399, 407 – kopernikanische Physik 111, 131 f., 145, 176, 401, 407 Pneumatologie 305, 319, 370–374 Polemik (polemisch) 19 f., 28, 31–33, 39, 41, 45 f., 64, 87, 91, 100, 130, 132, 169, 179, 182, 184 f., 187, 202, 214, 217, 237, 256, 270–272, 289 f., 308, 326, 335, 366, 377, 400 Politik (politisch) 21, 49–52, 59, 80, 88, 105, 115–119, 138, 150–152, 174–181, 185–188, 191, 194, 207,214, 258, 260 f., 277, 304, 315–317, 331, 338, 344 f., 352, 354, 359 f., 367, 408 – Berufungspolitik 49, 203–208, 211, 216 f., 228, 315, 344 f., 352

Register

– Bildungspolitik 200, 352 – Kirchenpolitik 74, 115, 181, 185, 194 – voetianische Politik 202 Prolegomena 306 f., 319, 325, 409 f. ptolemäisch 55, 75, 134 (siehe auch s.v. Ptolemäus) Ramismus/ramistisch 42, 47, 64, 104 f., 121, 124, 357 rational 19, 34 f., 37 f., 47, 93, 106, 158, 239, 251, 280, 295, 299, 374 Rationalismus (rationalistisch) 20, 31, 36 f., 48, 149, 157, 197, 214, 254, 261–265, 273, 279 f., 291 f., 296, 301, 309–311, 322, 327, 329, 332, 345, 350, 353, 366 f., 373, 378, 380 f., 389, 394 f., 400, 408, 410 Remonstranten und Contra-Remonstranten 32, 51, 64, 134, 175, 277, 359 res cogitans 283, 299 f., 343, 380 res extensa 283, 299, 343, 380 Scholastik (scholastisch; scholasticus, -a, -um; scholasticism) 20, 23, 34–47, 69, 71, 74, 95, 225 f., 252, 262, 270, 288, 346, 356, 358, 368, 408 f. – antischolastisch/Scholastikkritik 39, 41, 43, 305 f. – cartesianische Scholastik 38, 44 f., 66, 409 – Neoscholastik/Neuscholastik 47, 84 – reformierte Scholastik (Reformed scholasticism) 23, 34 – scholastische Methode 31, 35–44, 47, 71, 74, 226, 262, 274, 292 Schöpfung 76, 146, 224, 244 f., 282 f., 289, 292, 294, 296–299, 301–303, 325, 364, 399 – creatio continua 298 – creatio ex nihilo 262, 282 – Gott als Schöpfer siehe s.v. Gott – Schöpfungsbericht 55, 142, 146, 157, 210, 244, 282 Schrift/Heilige Schrift (Scriptura Sacra) siehe s.v. Bibel Seele (anima; substantia cogitans) 109, 141, 267, 294, 297, 300 f., 325, 350 f., 364, 380, 384, 390, 393

481 – Seelenlehre/Psychologie 282 f., 297– 300, 325, 384 – Unsterblichkeit und Vergänglichkeit 299 f., 364 – Verhältnis von Körper/Leib und Seele/ Geist siehe s.v. Körper Skeptikzismus (Skeptiker; skeptisch; Scepticus) 46, 87, 138, 172, 280, 365, 381 – antiskeptisch 267 – Siehe auch s.v. Zweifel Sinneswahrnehmung 147, 163, 246 f., 300, 404 Skopus (finis scripturae) 24, 134, 142, 157, 225, 237, 240 f., 251, 293, 329, 403 – Skopusmethode siehe s.v. Methode Sonne 53 f., 111, 141, 143 f., 153–155, 160– 165, 172, 251, 267, 282, 401 – Sonnensystem 144, 146 f. – Siehe auch s.v. Bewegung – Siehe auch s.v. Heliozentrismus Sozianismus 178, 264 f., 269, 278, 319, 327, 370 – antisozianisch 210 – Sozianismusvorwurf/-verdacht 264, 359 spatia imaginaria 72, 243, 283, 301 Sünde (peccatum) 109, 292 f., 296 f., 302, 319, 350, 410 – Erbsünde (peccatum originale)/Erbsündenlehre 281 f., 296 f., 303 – status corruptionis 281 – Sündenfall 263, 326, 365, 387 – Sündenlehre 128 Spinozismus 26, 29, 336, 374 f., 377, 379– 382, 391, 410 – antispinozistisch 374, 382, 395 f. Stadhouder 52, 186, 344 – statthalterlose Ära 52, 260, 316 Statencollege (Leiden) 83, 92, 206, 346, 349 Theologie (theologisch; theologia; theologicus, -a, -um) Das umfassende Begriffsfeld findet nur eklektisch Berücksichtigung – cartesianische Theologie siehe s.v. Cartesianismus

482 – coccejanische Theologie siehe s.v. Coccejanismus – scholastische Theologie siehe s.v. Scholastik – Schultheologie 34–42, 104, 408 – theologia traditiva 20, 33, 48, 53, 70, 82, 86, 96, 127, 149, 167 – Theologiegeschichte 21, 23, 74, 260, 356, 407 – Verhältnis und Trennung von Theologie und Philosophie siehe s.v. Philosophie Trinität 20, 224, 262, 282, 295, 302, 306, 313, 319, 325, 327, 339, 342, 356, 370 f., 373 f., 384 Umgangssprache (umgangssprachlich) 140–142, 154–167, 172, 236, 240, 247 f., 250 f. Universität (nach Ort) – Academia Gelro-Zutphiana 201 – Deventer 215, 338 – Duisburg 62, 122, 125–151, 172, 181, 193–199, 202–207, 217 f., 400 – Franeker 118, 120, 215, 256, 263, 324, 331, 388 f. – Groningen 66–82, 95–100, 106, 115, 118, 121, 177, 217, 257, 259, 338 – Harderwijk 85, 118–123, 196–204, 228– 232, 338 – Leiden 19, 28, 82–97, 118, 177, 186–189, 201, 203, 208, 215, 217, 257 f., 270, 313– 333, 343–369, 399 – Nijmegen/Kwartierlijke Academie (Illustris Tetrarchiae Noviomagensis Universitas, bzw. Illustere Universiteit van het Kwartier van Nijmegen) 23, 181, 185, 190–208, 211 f., 215–232, 255–259, 309, 313 f., 322–330, 333, 335, 338 – Schlesien als „Land ohne Universität“ 62 – Utrecht 49, 78–82, 118–123, 150, 152, 158 f., 168 f., 213–217, 338 (siehe auch s.v. Voetius und Voetianismus; siehe auch s.v. Vroedschap) Universum (universum) 137, 143, 171, 242 f., 298

Anhang

Urteil 42, 237, 239, 295 f., 299, 301, 306, 308, 342, 365 – Fehlurteil 141, 163, 167 (siehe auch s.v. Irrtum) – Urteilsenthaltung 158, 281, 288, 296 – Vorurteil siehe s.v. Utrechter Krise 78–82, 97, 292 Verbalinspiration 33, 54, 319, 403, 405 Vernunft (ratio) 19, 36–42, 156, 167, 241, 245 f., 263, 278, 289, 294, 299, 306, 309, 323, 325, 329, 340, 371–375, 389, 393, 410 (siehe auch s.v. Scholastik und s.v. Philosophie) – Göttlichkeit der Vernunft siehe s.v. Gott – Übervernünftigkeit 262 – Verhältnis zur Bibel 178, 236, 240, 247, 251, 262–267, 297, 308, 373 f., 381, 387 – Verhältnis zur Offenbarung siehe s.v. Offenbarung – Vernunft als Erkenntnisprinzip 25, 37, 139, 147, 241, 247 – Vernunftoptimismus und Fortschritt 142, 236, 267, 294 f., 410 Verstand siehe s.v. Intellekt Voetianismus (voetianisch) 51–53, 85, 120, 150, 171, 174 f., 181–191, 202, 213, 228, 261, 266, 271, 304, 306, 309–311, 314– 316, 344 f., 348, 352, 375 Vorurteil (praejudicia) 87, 110, 140, 142, 154 f., 163–166, 237, 247–250, 281, 288, 349 f., 398, 404 Vroedschap (Universität Utrecht) 79–81, 174, 213 Wahrheit (veritas) 38, 46, 55, 79, 97, 110, 120 f., 137 f., 142, 146, 155, 160, 163, 169, 172, 231, 239 f., 247, 253, 264, 276 f., 281, 285 f., 289, 294–296, 301, 336, 345, 350, 356–362, 383 f., 403–405, 410 – doppelte Wahrheit 40 – Freundschaft zur Wahrheit (amicitia veritatis) 97, 121, 276, 356 – Wahrheit und Lüge in der Bibel siehe s.v. Bibel Welt (mundus) 242, 283, 298, 309

483

Register

– Göttliche Weltordnung 77 – Weltall 54 – Eine oder mehrere Welten? 98, 109, 242, 364 – Weltentstehung 53, 55, 146, 176, 244 f., 297, 301, 350, 363 f., 367 Wille (voluntas oder volentia; wollen; velle) 141, 245, 262, 296, 299–301, 306, 342, 350 f., 365, 375, 380 Willensfreiheit siehe s.v. Freiheit Wissenschaft (wissenschaftlich) 34–44, 55, 76 f., 106–108, 114–116, 124 f., 163, 165, 226, 239, 241, 246, 260, 288, 294, 308, 332, 395, 407, 409 (siehe auch s.v. Cartesianismus, s.v. Offenbarung, s.v. Philosophie, s.v. Theologie und s.v. Vernunft) – Fortschritt 54, 199, 288 – Naturwissenschaft (naturwissenschaftlich) 20, 46 f., 53–55, 134, 142, 153 f., 157, 162–166, 170, 172, 178, 190, 196, 237, 239–241, 295, 395, 402–405 – Volkswissen 164, 239 – Wissenschaftsverständnis 20 f., 34–39, 44, 53, 55, 133, 202, 321, 409 – Wissenschaftshistorische Kontexte 53–55, 130–135, 144 Zweifel (dubium; zweifeln; dubitare) 84, 88, 90, 221, 237, 267, 288, 295 f., 311, 365 f., 375 – radikaler/methodischer Zweifel 79 f., 157, 262, 288, 296, 350 f., 365 f., 384 – Zweifel als Prinzip der Philosophie und Theologie 87, 237, 281 – Zweifel an Bibel, Glaubenssätzen und Gott 172, 237, 306, 350 f., 365 f.

5.2.4

Stellenregister

Bibelstellen Genesis 140, 155 Gen 1,9 303 Gen 1,14 251 Gen 1,16 141

Gen 2,16 303 Dtn 30,4 141 Jos 10,12 f. 147 Jos 10,13 f. 250 f. Ri 19–21 202 1Sam 10,5 202 2Sam 22,8 141 Jes 8 247 Jes 8,1 140 Jes 13,5 141 Jes 38,8 147, 251 Ez 37 245 Hos 1,2 303 Psalm 155 Ps 19,5–7 147, 251 Ps 24,4 141 Ps 93,1 147, 251 Ps 95,4 144 Ps 103,11 144 Ps 104,5 147, 251 Ps 104,19 147, 251 Spr 2,10 141 Pred 1,4 f. 147, 251 Mt 5,9 291 Mt 5,45 251 Mt 5,46 147 Mt 6,21 141 Mt 11,25 303 Mt 16,19 304 Lk 16,20 144 Joh 17,26 303 Apg 1,9–11 144 Apg 15 189 Röm 9,20 297, 299 Röm 11,33–36 297, 299 Röm 15 328 1Kor 10,15 303 1Kor 15,24 155, 388 2Kor 12,2 135 Eph 4,2 f. 360 Eph 4,9 144 Eph 4,10 243 Kol 3,8 303 2Tim 3,16 f. 142 Hebr 7,3 248 1Joh 5,7 303

484 Stellenregister Descartes Discours de la méthode 101, 130 f. Epistola ad Dinetum 79 Epistola ad Voetium 70, 80 Gespräch mit Burman 102, 206, 306 f. Meditationes 26, 78 f., 97, 101 f., 111, 131, 145, 147, 219 f., 237, 294, 301, 357, 379 f. – Meditationes (1641) Widmungsbrief (AT VII 2–11) 44 – Meditationes (1641) IV 8 (AT VII 57 f.). 237 Notae in programma quoddam 102, 366 Passiones animae / Les Passions de l’âme 98, 102, 109, 221, 245, 296 f. Principia philosophiae 54, 101, 109, 111, 128, 131 f., 143–147, 165, 170, 207, 219– 221, 242, 281, 294, 298, 364 f. – Principia (1644) I 25 (AT VIII/1 14) 295 – Principia (1644) I 26 f. (AT VIII/1 14 f.) 242, 299 – Principia (1644) I 45–50 (AT VIII/1 21– 24) 163 – Principia II 111, 145 f. – Principia (1644) II 21 f. (AT VIII/1 51 f.) 242 – Principia (1644) II 22 (AT VIII/1 52) 109 – Principia (1644) II 25–30 144 – Principia III 145 f. – Principia (1644) III 1 f. (AT VIII/1 80 f.) 242 – Principia (1644) III 16 (AT VIII/1 85) 144 – Principia (1644) III 19 (AT VIII 86) 144 – Principia (1644) III 29 (AT VIII/1 91 f.) 144, 242 – Principia (1644) III 33 (AT VIII 93 f.) 144 – Principia (1644) III 44 f. (AT VIII/1 99 f.) 297 – Principia (1644) III 45 (AT VIII/1 99 f.) 146, 244 – Principia III 46 146 Regulae ad directionem ingenii 101

Anhang

– Regulae (1928) III 8 (AT X 369 f.) 145 Responsio/Zweite Erwiderung – Responsio ad secundas objectiones (1641) 152 Wohlers (AT VII 142) 247 – Responsio ad secundas objectiones (1641) 164 f. Wohlers (AT VII 155 f.) 378

Stellenregister Wittich

(Disputationen in Auswahl; ohne Briefe)

Annotationen zum Systema 224, 227, 274– 287, 322, 324, 326 f., 335, 337, 342 Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688) 101, 111, 219 f., 227, 383, 386, 395 – Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688) Deckblatt 219 – Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688), Praefatio [i–ii] 220 – Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes (1688) 22 (Ann. e zu Med. I §9 20 AT VII) 221 Anti-Spinoza (1690) 22 f., 29, 61, 211, 319 f., 374–383, 386, 392, 395 f., 408 – Anti-Spinoza (1690) Praefatio [viii] 378 – Anti-Spinoza (1690) Praefatio [x] 379 – Anti-Spinoza (1690) 1 f. (Examen: De Methodo demonstrandi) 378, 380 – Anti-Spinoza (1690) 1–6 (Examen: De Methodo demonstrandi) 378, 380 – Anti-Spinoza (1690) 337 (De Deo §1) 379 f. – Anti-Spinoza (1690) 337–341 (De Deo §1–4) 380 – Anti-Spinoza (1690) 409 (De Deo §65) 380 – Anti-Spinoza (1690) 417–424 (Epistulae) 380 Appendix ad Theologiam pacificam (1672) 122, 260, 337–341 – Appendix (1672) §3,2 293 – Appendix (1672) §5,4 f. 122

Register

– Appendix (1672) §9,8 f. 260 – Appendix (1672) §21,21 208 – Appendix (1672) §21,21 f. 274 – Appendix (1672) §52,48 f. 337 Causa Spiritus Sancti (1678) 370–373, 392 – Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [iii–iv] 371 – Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [iv–viii] 371 – Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [v–vii] 370 – Causa Spiritus Sancti (1678) Praefatio [xii] 371 – Causa Spiritus Sancti (1678) §1,1 f. 371 – Causa Spiritus Sancti (1678) §2,2 370 – Causa Spiritus Sancti (1678) §7,12 372 – Causa Spiritus Sancti (1678) §§7–23,12– 64 372 Causa Spiritus Sancti victrix (1682) 372, 374, 390 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) Praefatio [i] 372 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) Praefatio [ii] 373 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) 1 372 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §1 f.,1 f. 372 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §2,2 373 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §2,3 373 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §3,3–5 373 – Causa spiritus sancti victrix (1682) §3,5 372 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §4,5 373 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §§9–17,14–25 374 – Causa Spiritus Sancti victrix (1682) §§26–33,33–45 374 Consensus veritatis 27 f., 110, 152, 161, 169, 173, 180, 193, 209, 212, 221, 230, 233–254, 257, 293, 297 f., 305, 363, 381 f., 392, 394, 397, 400, 408

485 – Consensus (21682) Praefatio secundae Editioni [iv] 233 f. – Consensus (21682) Praefatio secundae editioni [iv–v] 162, 253 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 1 f. 110 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2 46, 108, 111, 113 f., 131 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2 f. 138 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 2–5 152, 235 f. – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 3 150, 159 f., 170 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 3 f. 153, 160 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 4 162, 173, 183, 193 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5 234 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 5 f. 236 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 6 173 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 6–8 237 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 8 237 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 8 f. 237 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 9 209 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 9 f. 237 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 10 f. 173 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 10–13 237 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 11 46, 180, 183 – Consensus (21682) Praefatio ad lectorem cordatum 11 f. 173 – Consensus (21682), Praefatio ad lectorem cordatum 12 f. 162 – Consensus (21682) I §§1–24,18–25 239 – Consensus (21682) I §5,19 239

486 – Consensus (21682) I §§19 f.,22 f. 239 – Consensus (21682) II §§25–33,26–28 240 – Consensus (21682) II §28,27 209 – Consensus (21682) II §§32 f.,27 f. 240 – Consensus (21682) III §§34–54,28–37 240 – Consensus (21682) III §35,28 209, 241 – Consensus (21682) IV §§55–63,37–40 240 – Consensus (21682) V §§64–74,40–45 240 – Consensus (21682) VI §§75–80,45–47 240 – Consensus (21682) VII §§81–87,47–51 241 – Consensus (21682) VII §§81–90,47–52 240 f. – Consensus (21682) VIII §§91–109,52– 59 241 – Consensus (21682) VIII §92,53 f. 241 – Consensus (21682) IX §110,59 f. 242 – Consensus (21682) IX §§110–136,59– 72 241 – Consensus (21682) IX §§111 f.,60 242 – Consensus (21682) IX §§113–116,60– 62 242 – Consensus (21682) X §§137–163,72–84 242 – Consensus (21682) XI §164,85 243 – Consensus (21682) XI §§164–169,85– 89 242 – Consensus (21682) XII §§170–190,89– 98 243 – Consensus (21682) XIII §§191–205,98– 106 243 – Consensus (21682) XIII §205,105 f. 235, 243 – Consensus (21682) XIV §§206–215,107– 112 243 – Consensus (21682) XV §§216–243,112– 119 243 – Consensus (21682) XVI §§244–257,120– 123 243 – Consensus (21682) XVII §§258– 282,124–136 243

Anhang

– Consensus (21682) XVIII §§283– 411,136–190 244 – Consensus (21682) XVIII §337,162 f. 245 – Consensus (21682) XVIII §338,163 245 – Consensus (21682) XVIII §338,163 f. 245 – Consensus (21682) XVIII §342,165 246 – Consensus (21682) XVIII §§342– 411,165–190 246 – Consensus (21682) XIX §§412–445,191– 204 246 – Consensus (21682) XX §446,204 247 – Consensus (21682) XX §§446–460,204– 212 246 – Consensus (21682) XX §449,205 247 – Consensus (21682) XX §§456 f.,208 f. 236 – Consensus (21682) XXI §§461–467,212– 215 247 – Consensus (21682) XXII §§468– 474,216–218 248 – Consensus (21682) XXIII §§475– 541,219–247 248 – Consensus (21682) XXIV §§542– 553,247–251 248 – Consensus (21682) XXV §§554– 565,251–256 248 – Consensus (21682) XXVI §§566– 614,256–275 248 – Consensus (21682) XXVII §§615– 620,275–277 248 – Consensus (21682) XXVIII §§621– 631,277–281 248 – Consensus (21682) XXIX §§632– 660,282–295 249 – Consensus (21682) XXX §§661– 673,295–302 249 – Consensus (21682) XXXI §§674– 683,302–310 249 – Consensus (21682) XXXII §§684– 703,310–319 249 – Consensus (21682) XXXIII §§704– 725,320–327 249 – Consensus (21682) XXXIV §§726– 734,328–330 249

Register

– Consensus (21682) XXXV §§735– 738,331–333 249 – Consensus (21682) XXXVI §§739– 751,334–338 249 – Consensus (21682) XXXVII §§752– 757,339–341 249 – Consensus (21682) XXXVIII §§758– 762,341–344 249 – Consensus (21682) XXXIX §§763– 772,344–348 250 – Consensus (21682) XL §§773–776,348– 350 250 – Consensus (21682) XLI §§777–782,350– 352 250 – Consensus (21682) XLII §§783–794,352– 356 250 – Consensus (21682) XLIII §§795– 810,356–360 250 – Consensus (21682) XLIV §§811– 851,360–378 250 – Consensus (21682) XLV §§852–856,378– 381 251 – Consensus (21682) XLVI §§857– 899,381–401 251 – Consensus (21682) XLVII §§900– 906,401–406 251 – Consensus (21682) XLVIII §§907– 924,406–413 251 – Consensus (21682) XLIX §§925– 935,414–420 251 – Consensus (21682) L §§936–938,420– 422 251 – Consensus (21682) L §938,421 f. 251 – Consensus (21682) Index, Art. Aristoteles 100 – Consensus (21682) Index, Art. Cartesii Epistula 102 – Consensus (21682) Index, Art. Cartesii respons. ad secund. Object 102 – Consensus (21682) Index, Art. Claubergii Defensio Cartesiana 101 [Anonyme Beteiligung an Abraham Heidanus:] Consideratien (1676) 28, 50, 322, 351–369, 384, 399 f.

487 Consideratio De Stylo scripturae (1656) 27, 128, 158–169, 192, 230, 233–239, 246, 250, 252 f. – Consideratio (1656) §§1–11 161 – Consideratio (1656) §5,5 f. 160 – Consideratio (1656) §7,7 169 – Consideratio (1656) §8,8 161 – Consideratio (1656) §10,9 161 – Consideratio (1656) §10–12 160 – Consideratio (1656) §12,11 f. 162 – Consideratio (1656) §§12–34 162 – Consideratio (1656) §§12–36 162 – Consideratio (1656) §35,27 f. 162, 173, 253 – Consideratio (1656) §36,28 161 f. – Consideratio (1656) §§37–56 162 – Consideratio (1656) §39,30 163 – Consideratio (1656) §§39–46,30–34 163 – Consideratio (1656) §§39–54,30–46 239 – Consideratio (1656) §40,30 f. 163 – Consideratio (1656) §41,31 163 – Consideratio (1656) §42,31 f. 163 – Consideratio (1656) §43,32 163 – Consideratio (1656) §44,32 f. 163 – Consideratio (1656) §45,33 163 – Consideratio (1656) §46,33 f. 163 – Consideratio (1656) §§47–49,34–36 163 – Consideratio (1656) §§50–54,36–41 163 – Consideratio (1656) §55,41–43 163 – Consideratio (1656) §§57–70 164 – Consideratio (1656) §58,45 f. 240 – Consideratio (1656) §59, 46 164 – Consideratio (1656) §63,49 f. 164 – Consideratio (1656) §§65 f.,51–53 164 – Consideratio (1656) §69,56 f. 164, 192 – Consideratio (1656) §71,58 f. 165, 250 – Consideratio (1656) §§71–89 165 – Consideratio (1656) §72,59–61 165 – Consideratio (1656) §75 f. 165 – Consideratio (1656) §77,63 f. 165 – Consideratio (1656) §78 165, 250 – Consideratio (1656) §82,68 f. 249

488 – Consideratio (1656) §§84–89 166 – Consideratio (1656) §86,73 249 – Consideratio (1656) §§90–95 166 De Oraculorum divinorum veritate (1671) 313, 320 Disputatio Theologica De libero hominis arbitrio (1651) 109 f. Dissertationes Duae (1653) 27, 77, 87, 111 f., 129–152, 159–173, 176, 179, 182 f., 190 f., 195, 209, 220, 228, 230, 233–235, 238–254, 278 f., 298, 308, 310, 334, 339, 362 f., 400, 402 – Dissertationes Duae (1653) Deckblatt 137, 139, 143 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio 68, 138 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [i] 172 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [i– iv] 138 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [iv] 46 – Dissertationes duae (1653) Praefatio [v] 68, 97, 138 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [v–vi] 138 – Dissertationes duae (1653) Praefatio [vi] 136 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii] 74, 87, 131, 135 f. – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [vii–viii] 137 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [viii] 97, 136 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [x] 136, 138 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [x–xi] 148 – Dissertationes Duae (1653) Praefatio [xi] 146 – Dissertationes Duae (1653) I 1 239 – Dissertationes Duae (1653) I 1–6 139 – Dissertationes Duae (1653) I 1 §§1 f. 139 – Dissertationes Duae (1653) I 1 §§1–4 139

Anhang

– Dissertationes Duae (1653) I 1 §4,2 140 – Dissertationes Duae (1653) I 1 §4,2 f. 140, 240 – Dissertationes Duae (1653) I 1 §§5 f. 140 – Dissertationes Duae (1653) I 1 §§5–10 139 – Dissertationes Duae (1653) I 2 156, 249 – Dissertationes Duae (1653) I 2–6 239 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §1,6 140 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §1,6 f. 248 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §§1–10 140 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §§2–4,7– 9 250 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §§5 f.,10 f. 250 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §§7 f.,11–13 250 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §§9 f.,13–15 250 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §11,15.17 248 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §12,17– 20 249 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §13,20– 25 249 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §15,27– 30 249 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §§16 f.,30–34 249 – Dissertationes Duae (1653) I 2 §18,34 f. 248 – Dissertationes Duae (1653) I 3 156 – Dissertationes Duae (1653) I 3 §1,35 141 – Dissertationes Duae (1653) I 3 §§1– 15,35–48 248 – Dissertationes Duae (1653) I 3 §8,41 f. 248 – Dissertationes Duae (1653) I 4 156, 248 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §1 141 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §2 141 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §5 141 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §10 141

Register

– Dissertationes Duae (1653) I 4 §10,60– 62 248 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §10,62 147 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §12,64 f. 141 – Dissertationes Duae (1653) I 4 §12,64– 66 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§1 f.,67 f. 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§1–5 141 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§6 f.,70 f. 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§6–8 141 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§9 f.,73–76 142, 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§11 f. 142 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§11– 14,76–82 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§15– 17,82–88 249 – Dissertationes Duae (1653) I 5 §§18 f.,88–90 249 – Dissertationes Duae (1653) I 6 249 – Dissertationes Duae (1653) I 6 §§1 f. 142 – Dissertationes Duae (1653) I 6 §§3 f. 142 – Dissertationes Duae (1653) I 6 §§5 f. 142 – Dissertationes Duae (1653) I 6 §§7 f. 142 – Dissertationes Duae (1653) I 7 139, 239 f. – Dissertationes Duae (1653) I 7 §2, 97 f. 240 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §§3–11 142 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §§4– 11,100–107 240 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §12,107– 109 240

489 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §§14 f.,111 f. 240 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §16,112 f. 240 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §17,113 f. 240 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §18 142 – Dissertationes Duae (1653) I 7 §§18 f.,114–121 240 – Dissertationes Duae (1653) I 8 139, 239, 241 – Dissertationes Duae (1653) I 8 §§1 f.,13–15 142 – Dissertationes Duae (1653) I 8 §15 142 – Dissertationes Duae (1653) II 1 241 f. – Dissertationes Duae (1653) II 1 §§1–3 143 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §3,136 f. 242 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §§4– 6,137–139 242 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §§4–7 143 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §7, 140– 142 242 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §8,142 243 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §9,142– 144 243 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §10,144 f. 243 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §11,145– 150 242 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §13,152 f. 242 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §17,158– 160 235, 243 – Dissertationes Duae (1653) II 1 §§18– 29,160–170 243 – Dissertationes Duae (1653) II 2 §1,171 f. 143 – Dissertationes Duae (1653) II 2 §§1 f. 143 – Dissertationes Duae (1653) II 2 §§1– 28,171–186 243

490 – Dissertationes Duae (1653) II 2 §§3–22 143 – Dissertationes Duae (1653) II 2 §§23– 28 144 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §1 144 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §§1– 13,186–194 243 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §2 144 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §3 144 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §§4–6 144 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §§7–13 144 – Dissertationes Duae (1653) II 3 §12,193 136 – Dissertationes Duae (1653) II 4 §1,194 f. 144 f. – Dissertationes Duae (1653) II 4 §§1– 8,194–220 111, 220, 243 – Dissertationes Duae (1653) II 4 §§1– 24,194–220 243 – Dissertationes Duae (1653) II 4 §§3–24 144 – Dissertationes Duae (1653) II 4 §§9 f. 144 – Dissertationes Duae (1653) II 4 §13,204 f. 137 – Dissertationes Duae (1653) II 4 §§20– 23,212–219 111, 136 – Dissertationes Duae (1653) II 5 158 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §§1–4 145 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §§1– 5,220–231 244 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §5,225 145 f. – Dissertationes Duae (1653) II 5 §6,231 f. 244 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §6,231– 233 146 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §§6– 10,231–246 244 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §7,233– 235 146, 244 – Dissertationes Duae (1653) II 5 §§9 f. 147

Anhang

– Dissertationes Duae (1653) II 6 136, 239, 250 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§1–5 147 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§6 f.,251–255 250 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§6–31 147 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §7,254 136 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§12 f.,258 f. 251 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§14 f.,259–261 251 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§24 f. 266–268 136 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§26 f.,268–271 251 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§28 f.,271–274 251 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §§30 f.,274–278 251 – Dissertationes Duae (1653) II 6 §31– 31,246–278 138 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §§1– 35,278–306 246 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §§2–11 147 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §§12– 32 147 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §33,302 138 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §§33 f. 147 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §34,303– 305 147 – Dissertationes Duae (1653) II 7 §35 147 Exercitationes Theologicae (1682) 313, 318–322, 373, 386, 392 f. – Exercitationes Theologicae (1682) Praefatio [ii] 320 – Exercitationes Theologicae (1682) Praefatio [ii–ix] 320 – Exercitationes Theologicae (1682) Praefatio [ix–x] 320

491

Register

– Exercitationes Theologicae (1682) Deus mundi rector I–CCVII 1–191 321 – Exercitationes Theologicae (1682) Christus Humilis et Altus I–LXXXVII 192–245 321 – Exercitationes Theologicae (1682) Fides Sanctorum I–LI 248–279 321 – Exercitationes Theologicae (1682) Fucata gentium virtus I–LXXII 282–354 321 – Exercitationes Theologicae (1682) Veritates et errores I–XII 356–394 321 Gibea Gelrica (1656) 23, 200–202, 221 Investigatio Epistolae Ad Hebraeos und Positiones Sive Aphorismi universam Theologiam adumbrantes (1692) 28, 223, 326, 329 f., 341, 376, 378, 383, 386, 403 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [i] 330, 377 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii] 293, 341, 377 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [ii–iii] 293, 330 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [iii] 324, 326 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [vi–vii] 293 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) Praefatio [viii–xiv] 378 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) 429–434 325 – Investigatio Epistolae Ad Hebraeos (1692) 446 327 – Positiones 323–327 Metalleia (1685) 222 f., 311, 319 f., 327– 330, 341, 383 f., 386, 390, 392, 395 – Metalleia (1685) Praefatio [i–iv] 329 – Metalleia (1685) Praefatio [i–xvii] 383 – Metalleia (1685) Praefatio [iii–iv] 222 – Metalleia (1685) Praefatio [iv] 223, 328 – Metalleia (1685) Praefatio [iv–v] 223 – Metalleia (1685) Praefatio [v] 328 – Metalleia (1685) Praefatio [v–vi] 328 – Metalleia (1685) Praefatio [v–vii] 329 – Metalleia (1685) Praefatio [vi–vii] 328

– – – –

Metalleia (1685) Praefatio [viii] 329 Metalleia (1685) Praefatio [xi–xvii] 329 Metalleia (1685) Praefatio [xvii] 341 Metalleia (1685) Praefatio [xvii–xviii] 385 – Metalleia (1685) Praefatio [xvii–xx] 383 – Metalleia (1685) Praefatio [xvii–xxxii] 329 – Metalleia (1685), Praefatio [xviii] 46 – Metalleia (1685) Praefatio [xx] 384 – Metalleia (1685) Praefatio [xxi–xxii] 384 – Metalleia (1685) Praefatio [xxii–xxvi] 384 – Metalleia (1685) Praefatio [xxvi–xxix] 384 – Metalleia (1685) Praefatio [xxix–xxxii] 384 – Metalleia (1685) Praefatio [xxxii] 311, 384 – Metalleia (1685) Praefatio [xxxii–xxxv] 329 Theologia pacifica (1671) 28, 224, 227, 255, 257, 259 f., 278, 280, 284–312, 323–326, 332–337, 340–342, 353, 356, 361–365, 374, 377, 381 f., 384, 392, 394, 399 f., 408 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [i] 255 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [i– iii] 285 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [ii– iv] 33, 276 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [iii– iv] 286, 329 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [iv] 255, 286 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [iv– vi] 225 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [vi] 227, 286 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [vi– vii] 227, 286 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [viii–ix] 286

492 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [ix] 286 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [ix– x] 287 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [x] 227 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [x– xi] 72 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [x– xiii] 287 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xi] 103 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiii] 287 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiii–xiv] 287 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xiii–xv] 285 – Theologia pacifica (1671), Praefatio [xiv] 33, 287 – Theologia pacifica (1671), Praefatio [xiv–xvi] 46 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xv– xvi] 288 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xvi–xvii] 288 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xvii–xxii] 288, 296 – Theologia pacifica (1671), Praefatio [xix] 33 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxii–xxv] 288 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxiii–xxv] 189, 344 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxv–xxviii] 289 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxvii] 285 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxviii–xxix] 234, 285 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxix] 289 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxix–xxx] 290 – Theologia pacifica (1671) Praefatio [xxx–xxxii] 290

Anhang

– Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 1,1 294 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 2,13 294 – Theologia pacifica (1671) II §§22 f.,17 f. 298 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 3,20 295 – Theologia pacifica (1671) III §§34.36,26–28 296 – Theologia pacifica (1671) III §36,28 102 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 4,28 295 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 5,32 296 – Theologia pacifica (1671) V §§40 f.,31 f. 296 – Theologia pacifica (1671) V §45,34 296 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 6,41 297 – Theologia pacifica (1671) VI §57,42 f. 221 – Theologia pacifica (1671) VI §§57 f.,42 f. 267 – Theologia pacifica (1671) VI §61,45 267 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 7,47 297 f. – Theologia pacifica (1671) VII §§64– 66,47–49 298 – Theologia pacifica (1671) VII §§67– 69,49–51 298 – Theologia pacifica (1671) VII §70 298 – Theologia pacifica (1671) VII §§71– 82,52–59 298 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 8,59 298 – Theologia pacifica (1671) VIII 323 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 9,75 297 – Theologia pacifica (1671) IX §103,76 220 – Theologia pacifica (1671) IX §§106– 113,76–82 299

Register

– Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 10,83 299 – Theologia pacifica (1671) X §114,83 f. 299 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 11,93 f. 299 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 12,113 f. 300 – Theologia pacifica (1671) Synopse zu Kapitel 13,146 300 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 14,163 301 – Theologia pacifica (1671) XIV §191,163 f. 301 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 15,177 301 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 16,194 f. 302 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 17,217 303 – Theologia pacifica (1671) XVII §252,218 302 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 18,231 f. 303 – Theologia pacifica (1671) XVIII §277,237 f. 303 – Theologia pacifica (1671) XVIII §§288– 291,250–252 304 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 19,255 f. 304 – Theologia pacifica (1671) XIX §294 f.,256 f. 304 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 20,283 304 – Theologia pacifica (1671) XX 102 – Theologia pacifica (1671) XX §324,284 304 – Theologia pacifica (1671) Synopse von Kapitel 21,301 f. 304 – Theologia pacifica (1671) XXI §370,327 f. 291, 293 Theologia pacifica defensa (1689) 340– 342, 376, 383, 386, 395

493 Register zentraler frühneuzeitlicher Quellen (in Auswahl und ohne detaillierte Stellennachweise) F. Burman: Synopsis theologiae (1699) 92, 214, 306 f., 310 J. Clauberg: Defensio Cartesiana (1652) 101, 112, 118, 131, 133, 217, 243 J. Gronovius: Leichenpredigt Wittich (1687) 57–64, 68, 82 f., 85, 97, 100, 102– 104, 108, 122, 125, 129 f., 152, 195–197, 313, 340, 385–387 S. Maresius: Systema (1645 ff.) 73 f., 220, 223–227, 274–287, 290, 293, 322–327, 335, 338–342, S. Maresius: de abusu (1670) 49, 99, 224, 227, 234, 259, 266, 271–287, 292, 322, 332–336, 339, S. Maresius: Indiculus (1671) 232, 257, 259 f., 274, 276, 278–280, 293, 333–338 S. Maresius: de statu afflicto (1672) 149, 214 f., 338 f. L. Meyer: Philosophia Sacrae Scripturae Interpres (1666) 149, 214, 260–273, 276, 278–283, 288, 309, 322–327, 336, 339, 345, 350, 353 f., 366 f., 398, 400, 404 M. Schoock/Ch. Wittich: Disputatio Physica de aqua (1646) 74–77 Resolutionen – Leidener Resolution von 1656 345, 349 – Leidener Resolution von 1676 343 f., 349–368 – Resolution der Staaten von Holland 1656 184 f., 188 f. – Resolutionen der Synode von Gelderland 1660 231 – Resolutionen der Synode von Südholand 1656 188 f., 228 B. de Spinoza: Ethik (1675) 29, 375–380 B. de Spinoza: Tractatus theologico-politicus (1670) 279 f., 309, 336, 375

494

5.3

Anhang

Gliederungen ausgewählter Schriften Wittichs

5.3.1 Gliederung der Dissertationes Duae I. Praefatio [unpaginiert] II. Dissertatio prior De S. Scripturae in rebus philosophicis abusu A: Status controversiae, Thesen und Gegner 1. Caput I: Ponitur status controversiae in sequentibus decidendae a. Bestimmung des status controversiae und der Argumentationsziele (§§1–4) (1) Die Differenzierung von Theologie und Philosophie (§§1f.) (2) Themenangabe und Beschreibung der Gegner (§§3f.) b. Das opinio-Argument (§§5–10) (1) Schriftautorität (§5) (2) Das opinio-Argument als Hauptthese (§6) (3) Die opinio vulgi (§7) (4) Das loqui des Heiligen Geistes (§8) (5) Umgangssprache als Metonymie (§9) (6) Das opinio-Argument im Kontext der Akkommodation (§10) B: Das opinio-Argument: Herleitung und Beleg in acht Argumentationsgängen 2. Caput II: Aliquot argumentis sententiae nostrae veritas ostenditur a. Argumentum 1: Der stylus humanus des Jesaja und die Akkommodation bei Moses nach Calvin (§§1–10) (1) Darlegung (§1) (2) Einwand gegen die Akkommodationstheorie aufgrund der Existenz schwer verständlicher Bibelstellen und Widerlegung (§§2–4) (3) Einwände aus dem Kontext der Pneumatologie und Wunder (§§5–8) (4) Gegen die Beschränkung der Akkommodation auf unverständliche Themen (§§9f.) b. Argumentum 2: Die Tolerierung der Beschneidung (§11) c. Argumentum 3: Die biblische Verwendung der LXX (§12) d. Argumentum 4: Die Akkommodation der Bibel in der anthropomorphen Gottesdarstellung und Gleichnisrede (§§13–15) (1) Darlegung (§13) (2) Auseinandersetzung mit Schoock (§§14f.) e. Argumentum 5: Das argumentum ad hominem in der Bibel (§§16f.) f. Argumentum 6: Umgangssprache als Ausdruck des dialektischen Charakters der Bibel (§18) 3. Caput III: Ostenditur multis locis scripturae, qui circa res Practicas et morales locutiones continent secundum opinionem hominum a veritate recedentem g. Argumentum 7: Von der Wahrheit abweichende Darstellung von Sachverhalten im praktisch-moralischen Bereich (§§1–15) (1) Darlegung des Arguments anhand der Bezeichnung justus (§§1f.) (2) Die Bezeichnung virgo (§3) (3) Die Bezeichnung Hananjas als Prophet nach Jer 28,1 (§4) (4) Die Bezeichnung von Herodes als König nach Mk 6,10 (§5) (5) Die Bezeichnung Deus (§6) (6) Die Bezeichnung Evangelium nach Gal 1,6 (§7) (7) Die Beschreibung Melchisedeks in Hebr 7,3 (§8) (8) Die Kundschafter in Jos 2 (§9) (9) Nekromantie (§§10f.) (10) Das Selbstzeugnis Christi in Joh 5,31 (§12)

Gliederungen ausgewählter Schriften Wittichs

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(11) Uneigentliche Einschätzung des Schädlichen als lucra in Phil 3,7 (§13) (12) Die Bezeichnung Prophet in Tit 1,12 (§14) (13) Das Gottesverhältnis der Pseudopropheten in 2. Petr 2,1 (§15) 4. Caput IV: Producuntur Testimonia Scripturae de rebus naturalibus, eaque accipienda esse secundum vulgi opinionem, non secundum rei veritatem ostenditur h. Argumentum 8: Umgangssprachliche Darstellung von Naturphänomenen in der Bibel (§§1–12) (1) Darlegung des Arguments am Beispiel der extremitates caeli (§1) (2) Die Rede von den columnae oder fundamenta terrae (§2) (3) Die Rede von den fines oder extremitates terrae (§3) (4) Die Rede vom Aquilo super inane in Hi 26,7 (§4) (5) Die Bewertung von Sonne und Mond in Gen 1,16 (§5) (6) Widerlegung alternativer Deutungen von Gen 1,16 (§§6f.) (7) Der Ausdruck regionem appropinquare in Apg 27,27 (§8) (8) stellae erraticae nach Jud 13 (§9) (9) Das Herz als Metapher (§10) (10) Ergebnisse und Nachweis der Akkommodationslehre bei zentralen Theologen (§§11f.) C: Widerlegung zentraler Einwände 5. Caput V: Objectiones quaedam huic nostrae assertioni oppositae refutantur a. Widerlegung des ersten Einwandes: Aus dem opinio-Argument folgt nicht, dass die Bibel das Falsche lehre (§§1–5) b. Widerlegung des zweiten Einwandes (du Bois): Aus dem opinio-Argument folgt nicht, dass Schriftauslegung willkürlich sei (§§6–8) c. Widerlegung des dritten Einwandes (Schoock): Das opinio-Argument stellt nicht die Wahrheit der Schrift in Frage (§§9f.) d. Widerlegung des vierten Einwandes (Schoock): Aus dem opinio-Argument entsteht kein Widerspruch zur Lehre von einem allmächtigen und tröstenden Gott (§§11f.) e. Widerlegung des fünften Einwandes (Schoock): Die Bibel ist kein universales Lehrbuch (§§13f.) f. Widerlegung des sechsten Einwandes (Schoock): Das opinio-Argument stellt weder Reinheit noch Autorität der Schrift in Frage (§§15–17) g. Widerlegung des siebten Einwandes (Schoock): Die exegetische Methode Wittichs ist nicht häretisch (§§18f.) 6. Caput VI: Aliae quaedam objectiones discutiuntur et refutantur h. Widerlegung des achten Einwandes (Schoock): Die Verwendung der Umgangssprache durch die Bibel bedeutet keine Aufwertung nichtiger Aussagen (§§1f.) i. Widerlegung des neunten Einwandes (Valesius): Gott will durchaus, dass der Mensch naturwissenschaftliche Erkenntnisse erlangt, jedoch nicht aus der Bibel (§§ 3f.) j. Widerlegung des zehnten Einwandes (Revius): Der Schöpfungsbericht wird durch Wittich nicht in Frage gestellt (§§5f.) k. Widerlegung des elften Einwandes (Lentulus): Da das opinio-Argument nicht auf Glaubensinhalte angewendet wird, ebnet es auch nicht den Weg für Atheismus (§§7f.) l. Widerlegung des zwölften Einwandes (Lentulus): Das opinio-Argument ist nicht aufgrund seiner angeblichen Neuheit abzulehnen (§§9f.) D: Ablehnung der Bibel als Erkenntnisquelle der Naturwissenschaften 7. Caput VII: Argumentis aliquot probatur Physicam ex Sacris Literis non esse hauriendam

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Anhang

a. Einleitung in die neue Fragestellung: Die Bibel ist keine naturwissenschaftliche Erkenntnisquelle (§1) b. Argumentum 1: Das opinio-Argument gilt für naturphilosophische Aussagen (§2) c. Argumentum 2: Der biblische Skopus (§3–11) (1) Darlegung (§3) (2) Einwand und Widerlegung von Revius (§§4f.) (3) Einwand und Widerlegung von Schoock (§§6f.) (4) Einwand und Widerlegung von Danaeus (§§8f.) (5) Einwand und Widerlegung von du Bois (§§10f.) d. Argumentum 3: Die Gegenüberstellung von Philosophie und Offenbarung durch Paulus (§12) e. Argumentum 4: Den philosophisch gebildeten biblischen Autoren war die Niederschrift ihres Wissens verboten (§§13–16) (1) Darlegung (§13) (2) Einwand und Widerlegung von Danaeus (§§14f.) (3) Zusätzliche Belege (§16) f. Argumentum 5: Verzicht auf die Überlieferung von Salomons weltlicher Weisheit (§17) g. Argumentum 6: Mängel der physica Mosaica von Vallesius und Danaeus (§18) h. Argumentum 7 corollarii loco: Trennung von Philosophie und Theologie (§19) 8. Caput VIII: Objectiones in contrarium adductae solvntur et refutantur a. Widerlegung des grundsätzlichen Einwandes von Lentulus: Exakte Naturphilosophie findet sich nicht in der Bibel (§§1f.) b. Widerlegung des ersten konkreten Einwands (Danaeus): Auch wenn der allwissende Schöpfergott am besten über die Naturzusammenhänge aufklären könnte, tut er es doch nicht in der Bibel (§§3f.) c. Widerlegung des zweiten Einwands (Danaeus): Hebr 11,3 ist keine Legitimation für die Benutzung der Bibel als naturphilosophische Quelle (§§5f.) d. Widerlegung des dritten Einwands (Danaeus): Die Schöpfungsgeschichte wird durch die Leugnung naturphilosophischer Aussagen in der Bibel nicht relativiert (§§7f.) e. Widerlegung des vierten Einwands (Danaeus): Spr 8,22f. ist keine Legitimation für die Benutzung der Bibel als naturphilosophische Quelle (§§9f.) f. Widerlegung des fünften Einwands (Danaeus): Pred 7,22 und SapSal 7,22 sind keine Legitimation für die Benutzung der Bibel als naturphilosophische Quelle (§11) g. Widerlegung des sechsten Einwands (Danaeus): Das Zeugnis der Kirchenväter ist keine Legitimation für die Benutzung der Bibel als naturphilosophische Quelle (§12) h. Widerlegung des siebten Einwands: die Folgerung, dass die Physik für die Theologie nicht von Nutzen sei, wenn sie aus der Bibel ausgeschlossen wird, ist falsch (§§13f.) i. Widerlegung des achten Einwands (Vallesius): Die Philosophie bedarf nicht der Bibel für die Wahrheit, sondern muss lediglich Uneinigkeit mit ihr durch die richtige Methode vermeiden, um zu sicherer Wahrheitserkenntnis zu gelangen (§15) III. Dissertatio Altera Dispositionem & ordinem totius universi & principalium ejus corporum tradit, sententiamque Nobilissimi Cartesii, de vera Quietate et vero motu Terrae defendit 1. Caput I: De mundi sive universi extremis a. Die Fragestellung: Begrenzung und Form des Kosmos (§1)

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b. Unendlichkeit und Formlosigkeit des Kosmos (§§2f.) c. Widerlegung der Einwände gegen die cartesianische Vorstellung eines unendlichen Kosmos (§§4–17) (1) Widerlegung allgemeiner Einwände gegen die Vorstellung einer unendlichen Ausdehnung des Kosmos (§§4f.) (2) Widerlegung der von Revius gegen Descartes vorgebrachten Einwände (§§7– 15) (3) Widerlegung der Einwände von Lentulus (§§16f.) d. Widerlegung der Argumente für einen begrenzten Kosmos (§§18–29) 2. Caput II: De medio sive centro mundi, nec non circumvolutione planetarum a. These: ein Zentrum des Kosmos lässt sich nicht bestimmen, die Sonne ist das Zentrum der Planetenumläufe (§§1f.) b. Widerlegung der Einwände von Vertretern des geozentrischen Weltbildes (§§3– 28) (1) Die Widerlegung von zehn philosophischen Einwänden (§§3–22) (2) Die Widerlegung von Schrifteinwänden (§§23f.) (3) Die Widerlegung von Einwänden des Revius coronidis loco (§§25–28) 3. Caput III: De situ et ordine praecipuorum mundi corporum inter se. Aditus porro fit ad quaestionis de motu Terrae decisionem per enarrationem Autorum, qui hanc sententiam, quam nos tuabimur, asseruerunt a. Die Gegenüberstellung der Weltmodelle von Ptolemäus, Brahe und Kopernikus (§§1–6) b. Historischer Überblick über das heliozentrische Weltbild (§§7–13) (1) Von Pythagoras zu Kopernikus und Descartes (§§7–12) (2) Die Entstehung des geozentrischen Weltbildes über Ptolemäus bis zu Brahe (§13) 4. Caput IV: Termini quaestionum propositarum explicantur; ostenditur quid terrae nomine veniat, quid itidem per motum intelligamus a. Der Terminus terra (§1) b. Darlegung und Verteidigung der Bewegungslehre nach Descartes (§§2–24) (1) Widerlegung der aristotelischen Bewegungslehre (§2) (2) Die Bewegungslehre von Descartes nach Principia II 25 (§3) (3) Argumentative Untermauerung der cartesianischen Bewegungslehre (§§4– 10) (4) Die Bewegungslehre von Descartes nach Principia II 26 (§11) (5) Argumentative Untermauerung und Verteidigung gegen Einwände des Lentulus (§§12–19) (6) Die Bewegungslehre von Descartes nach Principia II 27–30 (§§20–23) (7) Zum Sprachgebrauch des Begriffs motus (§24) 5. Caput V: Demonstratur, Terram deferri circa Solem annua delatione, et circa axem suum diurna a. Darlegung und Verteidigung von Descartes’ Beschreibung der Erdbewegung (§§1–4) b. Die Hauptlinien von Descartes’ Physik dargestellt in Propositionen (§§5–8) (1) Propositionen nach Principia II (§5) (2) Hypothesen nach Principia III (§§6f.) (3) Propositionen nach Principia III (§8) c. Ergebnis: Ablehnung des Brahe-Modells (§9) d. Widerlegung des Widerstands von du Bois (§10) 6. Caput VI: Objectiones ex Scriptura contra sententiam nostram allatae discutiuntur et solvuntur

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a. Die biblische Aussage über die Sonnenbewegung und ihre Bewertung gemäß der ersten Dissertation (§§1f.) b. Widerlegung des ersten Einwands: Der Verweis auf die Selbstkorrektur der Schrift entbindet nicht vom opinio-Argument in naturwissenschaftlichen Fragen (§§3–5) c. Widerlegung des zweiten Einwands: Jos 10,12f. (§§6–11) d. Widerlegung des dritten Einwands: Jes 38,8 (§§12f.) e. Widerlegung des vierten Einwands: Ps 19,5–7 (§§14–25) f. Widerlegung des fünften Einwands: Ps 93,1 und 104,5 (§§26f.) g. Widerlegung des sechsten Einwands: Ps 104,19 und Mt 5,46 (§§28f.) h. Widerlegung des siebten Einwands: Pred 1,4f. (§§30f.) 7. Caput VII: Objectiones reliquae, quae videntur a sensu et rationi depromi posse, refutantur a. Einleitung: Nach den biblischen Einwänden bleiben noch Einwände der Sinneserfahrungen und der Vernunft (§1) b. Einwände der Sinneserfahrungen (§§2–11) (1) Die Sinne suggerieren eine Sonnenbewegung (§§2f.) (2) Die Erdbewegung ist nicht wahrnehmbar (§§4f.) (3) Beobachtung der Berge belegt Erdbewegung nicht (§§6f.) (4) Beobachtung von Wolken und Vögeln belegt Erdbewegung nicht (§§8f.) (5) Durch die Erdbewegung entsteht kein Fahrtwind (10f.) c. Einwände der Vernunft (§§12–32) (1) Größenverhältnisse der Planeten (§§12–15) (2) Umgangssprachliche Ausdrücke (§§16f.) (3) Erklärung astronomischer Phänomene (§§18f.) (4) Die Erde als Planet (§§20f.) (5) Einwandserie von Lentulus (§§22–24) (6) Bewegungsprinzipien der Erde (§§25f.) (7) Die Bewegungsgeschwindigkeit (§§27f.) (8) Schwerkraft (§§29f.) (9) Flugexperimente (§§31f.) d. Verteidigung von Descartes gegen Lentulus corollarii loco (§§33f.) e. Schlusswort (§35)

5.3.2 Grobgliederung der Consideratio I. Einleitung (§§1–11) II. Apologie I: erste Widerlegung der Essenius-Thesen und Bemerkungen zu weiteren Gegnern (§§12–36) III. Protreptischer Hauptteil I: Genese und Analyse der Umgangssprache in der Heiligen Schrift und Legitimation des opinio-Argumentes (§§37–56) IV. Protreptischer Hauptteil II: Widerlegung eines naturphilosophischen Wahrheitsanspruches der Heiligen Schrift (§§57–70) V. Apologie II: zweite Widerlegung der Essenius-Thesen (§§71–89) – Reduzierung des Streitpunktes auf die Exegese naturphilosophischer Schriftaussagen und Beleg der biblischen auctoritas VI. Ergebnis: die naturphilosophische Lösung des naturphilosophischen Problems (§§90–95)

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5.3.3 Gliederung des Consensus veritatis und Synopse zu den Dissertationes Duae und der Consideratio Praefatio1 Teil I: Die Trennung von Naturphilosophie und Schriftoffenbarung (I–VIII) 1. Exposition: Die doppelte menschliche Erkenntnis (I) a. Die klare und deutliche Erkenntnis als Wahrheitskriterium (I §§1–4) b. Offenbarung und Glaube (I §5) c. Vorurteile, notitia communis und notitia philosophica (I §§6–24) Entsprechungen in Wittich: Consideratio (1656) §§39–54 2. Status controversiae: Die Bibel als unzureichende Quelle philosophischer Naturerkenntnis (II) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 1,4 und I 7 sowie Consideratio (1656) §58 3. Sieben Argumente gegen eine naturwissenschaftliche Exegese (III–VII) a. Opinio-Argument und Skopus-Exegese (III) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §§2–11 b. Die Gegenüberstellung von Philosophie und Offenbarung durch Paulus (IV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §12 c. Verbot der Niederschrift naturwissenschaftlichen Wissens in biblischen Texten (V) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §§13–16 d. Verzicht auf die Überlieferung von Salomons weltlicher Weisheit (VI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §17 e. Mängel der physica Mosaica und die Trennung von Philosophie und Theologie (VII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 7 §§18f. 4. Widerlegung von Einwänden (VIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 8 III. Teil II: Darstellung und Verteidigung der cartesianischen Physik (IX–XIX) 1. Die cartesische Kosmologie und ihre Verteidigung (IX–XIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1 2. Kopernikanisches Weltbild und cartesianische Bewegungslehre (XIV–XVII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 1–4 3. Die Darstellung der Erdbewegung anhand von Descartes’ Principia (XVIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 5 4. Die Widerlegung von Einwänden gegen die cartesianische Kosmologie (XIX) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 7 IV. Teil III: Hermeneutik – Autorität und Stil der Heiligen Schrift (XX–XLIII) 1. Status controversiae: Die Autorität der Bibel in der cartesianischen Theologie und das opinio-Argument (XX) 2. Umgangssprachliche Wendungen in der Bibel in vier Argumenten (XXI–XXIV)

I. II.

1 Der Consensus veritatis ist so arrangiert, dass er im ersten Hauptteil die Dissertationes Duae I 7 und 8 aufarbeitet. Daran schließt sich im zweiten Teil Dissertationes Duae II nahezu vollständig an. Lediglich Dissertationes Duae II 6 wird ausgenommen und bildet den Schluss des Consensus veritatis, dem jedoch Dissertationes Duae I 2–6 vorangehen, die den dritten Hauptteil bilden. Dissertationes Duae I 1 wird nahezu überhaupt nicht berücksichtigt. Die Consideratio wird wenig zitiert, inhaltlich aber berücksichtigt, so z. B. besonders zu Beginn des Consensus veritatis. Vgl. die Anmerkungen in Kapitel 2.12.2 (Consensus veritatis) für eine detaillierte Gegenüberstellung des Consensus mit Dissertationes Duae und Consideratio.

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a. Der stylus humanus des Jesaja (XXI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §1 b. Umgangssprache als Ausdruck des dialektischen Charakters der Bibel (XXII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §18 c. Umgangssprachliche biblische Wendungen im naturwissenschaftlichen Kontext (XXIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I §4 d. Die Tolerierung der Beschneidung (XXIV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §11 3. Die Vereinbarkeit von opinio-Argument und Schriftautorität in sechs Argumenten (XXV–XXX) a. Die Herz-Metapher in der Bibel (XXV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 4 §10 b. Biblische Beispiele aus dem praktisch-moralischen Bereich (XXVI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I §3 c. Die Anpassung der Bibel an die begrenzte Erkenntnisfähigkeit des Menschen am Beispiel des Melchisedek in Hebr 7,3 (XXVII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 3 §8 d. Das argumentum ad hominem in der Bibel (XXVIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§16f. e. Anthropomorphe Gottesdarstellungen in der Bibel (XXIX) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§13.15 f. Die biblische Verwendung der LXX (XXX) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §12 4. Konsens zentraler Theologen in der Akkommodationslehre (XXXI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 4 §12 5. Widerlegung von 27 Einwänden gegen Wittichs Akkommodationslehre (XXXII– XLIII) a. Aus dem opinio-Argument folgt nicht, dass die Bibel das Falsche lehre (Argument 1) (XXXII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§1f. b. Aus dem opinio-Argument folgt nicht, dass Schriftauslegung willkürlich sei (Argument 2) (XXXIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§6f. c. Das opinio-Argument steht nicht im Widerspruch zum Geist der Wahrheit (Joh 13,13; Argument 3) (XXXIV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§9f. und Consideratio (1656) §§82,68f. und 86,73. d. Aus dem opinio-Argument entsteht kein Widerspruch zur Pneumatologie (Argument 4f.) (XXXV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§11–14 e. Das opinio-Argument stellt nicht die Reinheit der Schrift in Frage (Argument 6) (XXXVI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§ 15–17 f. Die exegetische Methode Wittichs lässt sich nicht mit den Häretikern gegen die menschliche Natur Christi einsetzen (Argument 7) (XXXVII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 5 §§18f. g. Die Einwände aus Dissertationes Duae (1653) I 6 (XXXVIII) h. Schwer verständliche Bibelstellen widersprechen nicht der Akkommodation (Argument 13) (XXXIX) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§2–4

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V.

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i. Die Glaubwürdigkeit des Heiligen Geistes (Argument 14) (XL) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§5f. j. Der Glaube an Wunder (Argument 15) (XLI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§7f. k. Gegen die Beschränkung der Akkommodation auf unerklärliche Themen (Argument 16) (XLII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) I 2 §§9f. l. Neue Einwände über die Debatte der Dissertationes Duae hinaus (Argument 17–27) (XLIII) Teil IV: Harmonisierung von cartesianischer Physik und göttlicher Offenbarung (XLIV–L) 1. Die Widerspruchslosigkeit von Bibel und Erdbewegung unter Berücksichtigung von Jos 10 (XLIV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§6f. und Consideratio (1656) §§71.78 2. Harmonisierung weiterer klassischer Bibelstellen mit der Lehre von der Erdbewegung (XLV–XL) a. Jes 38,8 (XLV) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§12f. b. Ps 19,5–7 (XLVI) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§14f. c. Ps 93,1 und 104,5 (XLVII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§26f d. Ps 104,19 und Mt 5,45 (XLVIII) Entsprechungen in Wittich: Dissertationes Duae (1653) II 6 §§18f. e. Pred 1,4f. (XLIX) Dissertationes Duae (1653) II 6 §§30f. f. Gen 1,14 gegen Herbinius und Fazit (L)

5.3.4 Grobgliederung der Theologia pacifica I. Die Verhältnisbestimmung von Theologie und Philosophie (I–II) Kapitel I: Die Vermischung von Philosophie und Theologie und ihre Folgen, sowie der Nutzen der cartesianischen Philosophie für die Theologie. Kapitel II: Die Vermischung von Theologie und Philosophie und ihre Folgen, sowie der Nutzen der Theologie für die Philosophie. II. Die Verhältnisbestimmung von Vernunft und Offenbarung (III–IV) Kapitel III: Erkenntnistheorie und Offenbarung in der Theologie: die Notwendigkeit des clare et distincte und des Zweifels. Kapitel IV: Das Primat der Offenbarung gegenüber der Vernunfterkenntnis. III. Anthropologie: Sündenlehre, Willensfreiheit und Affektenlehre (V–VI) Kapitel V: Über den Schutz vor Irrtümern unter besonderer Berücksichtigung des Menschen unter dem Zeichen von Sünde und Erlösung und über das Verhältnis von Gnade und Willensfreiheit. Kapitel VI: Theologische Rezeption der cartesianischen Affektenlehre unter besonderer Berücksichtigung des Leib-Seele-Dualismus und der Erbsündenlehre. IV. Schöpfungslehre (VII–IX)

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Kapitel VII: Über den Nutzen der Philosophie für das Verständnis der Schöpfungslehre und die Rolle von Zeit und Sukzession bei der Schöpfung. Die cartesianische Hypothese der Entfaltung der Schöpfung nach Naturgesetzen im Kontext der Schriftauslegung. Kapitel VIII: Größe und Ausdehnung der Welt – die Differenzierung von Unbegrenztheit und Unendlichkeit. Kapitel IX: Über Ziele und Pläne der göttlichen Schöpfung. V. Die Beschaffenheit von Geist und Seele (X–XIII) Kapitel X: Der Nutzen des cartesianischen Leib-Geist-Dualismus für die Theologie. Kapitel XI: Die theologische Rezeption des cartesianischen Willensbegriffs im Kontext von Freiheits- und Glaubenslehre. Kapitel XII: Seelenlehre – Lokalisation, Unsterblichkeit und Unkörperlichkeit der Seele und Folgen für die Christologie. Kapitel XIII: Angelologie. VI. Gotteslehre Kapitel XIV: Der Nutzen der Philosophie für die Erkenntnis Gottes, seiner Eigenschaften und seiner Verehrung. Kapitel XV: Die Allgegenwart Gottes. Kapitel XVI: Gotteslehre und Christologie im Kontext des Weltverhältnisses Gottes – Einzelfragen zur Gotteslehre und Christologie, zur Freiheit und Rechtfertigungslehre. VII. Theologische Streitfragen mit Maresius über den Kontext des Cartesianismusstreits hinaus: Kontroversen und exegetische Überlegungen zu Soteriologie, Ekklesiologie, Prädestination und Christologie. Kapitel XVII: Die Erklärung einiger Schriftstellen und theologischer Problemfragen, insbesondere zu Themenkomplexen der Prädestination und Schöpfung. Kapitel XVIII: Über die Polygamie der Erzväter und die Verhältnisbestimmung von ATund NT. Kapitel XIX: Ekklesiologie – die Herrschaft der Kirche und Ämterlehre. Kapitel XX: Die Erklärung weiterer Schriftstellen, insbesondere zu Christologie, Opfer und Buße, sowie Heils- und Kirchenverständnis. Kapitel XXI: Die Erklärung weiterer Schriftstellen, insbesondere zu den Sakramenten und dem letzten Passahmahl Christi.

5.3.5 Gliederung der Causa Spiritus Sancti I. II.

Praefatio (ohne Paragraphierung) Vorbemerkungen zum Mysterium der Trinität und der Auseinandersetzung mit Socinus (§§1f.) III. Die Ambivalenz des Begriffes Spiritus in der Bibel in Bezug auf Gott, Menschen und Engel (§§3–6) IV. Der Erweis des Heiligen Geistes als Gottheit aus der biblischen Geschichte (§§7–26). 1. Einleitung §7 2. Schöpfung §8 3. Vom Sündenfall bis zu Salomon §9 4. Davidszeit und Propheten §§10–13 a. Der Geist als Fels Israels §§10 b. Allgegenwart §11 c. Messiasverweis §12

Gliederungen ausgewählter Schriften Wittichs

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d. Allmacht §13 5. Evangelien §§14–16 a. Der Geist und die Dämonen sowie die Sünde wider den Geist §14 b. Taufe und Glaube §15 c. Paraklet, Gebet und Wahrheit §16 6. Apostelgeschichte §§17–19 a. Betrug des Geistes: Ananias und Sapphira §17 b. Aussonderung: Barnabas und Saulus §18 c. Der Herr der Kirche §19 7. Briefkorpus §§20–23 a. Der Tempel des Geistes §20 b. Allwissenheit §21 c. Allmacht §22 d. Bezeugung durch den Geist §23 8. Die Schriftbelege der Göttlichkeit des Geistes §24 9. Biblische Argumente gegen die Engelnatur des Geistes §§25f. V. Die Widerlegung von Sandius (§§27–73) 1. Die Entkräftung der Widerlegung orthodoxer Argumente durch Sandius §§27–29 2. Der Widerlegung von Sandius’ Inanspruchnahme der kirchlichen Tradition §§30–41 3. Die Widerlegung von 15 Vernunftargumenten des Sandius §§42–72 4. Fazit der Widerlegung von Sandius §73 VI. Die Widerlegung von A. A. (§§74–78) VII. Schlusswort Wittichs (ohne Paragraphierung)

5.3.6 Gliederung der Causa Spiritus Sancti victrix I. II. III.

Praefatio (ohne Paragraphierung) Einleitung: die Vorgeschichte und Zielsetzung der Schrift (§§1–3) Die Apologie der Belege der Causa Spiritus Sancti für die Göttlichkeit des Heiligen Geistes (§§4–102) 1. Die biblische Bedeutung des Begriffs Geist §§4–6 2. Das Vernunftargument gegenüber Tradition und Schriftbeweis bei Sandius §§7f. 3. Allgemeine Analyse der Vernunft in ihrem Verhältnis zur Offenbarung §§9–17 a. Die Vernunft im Kontext der Sünde §§9–13 b. Die biblische Offenbarung §§14f. c. Das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung §§16f. 4. Die Widerspruchsfreiheit der Trinitätslehre §§18–25 5. Über das Argumentieren im gemeinsamen Bereich von Vernunft und Offenbarung §§26–33 6. Exegese alttestamentlicher Schriftstellen zum Heiligen Geist §§34–49 a. Schöpfung und Erhaltung §§34–37 b. Inspiration §§38f. c. Der Gottesname §§40–44 d. Allgegenwart und Allgenügsamkeit §§45–47 e. Der Geist als Engel §§48f. 7. Exegese neutestamentlicher Schriftstellen zum Heiligen Geist §§50–86 a. Die Sünde wider den Heiligen Geist §§51–53 b. Die Taufe im Namen des Heiligen Geistes §§54–64

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c. Der Geist der Wahrheit §§65–69 d. Opposition gegen den Geist ist Widerstand gegen Gott §§70–74 e. Erwählung durch den Geist §§75–83 f. Der Mensch als Tempel des Heiligen Geistes §§84–86 8. Die Allwissenheit des Heiligen Geistes §§87–94 9. Die Allmacht des Heiligen Geistes §§95–97 10. Die Exegese von 1Joh 5,7 und der Gottesbegriff §§98–102 IV. Die Widerlegung der Argumente der Gegner für die Zuordnung des Geistes zu den Engeln (§§103–108) V. Die Widerlegung biblischer Einwände der Gegner gegen die Göttlichkeit des Geistes (§§109–114) VI. Die Göttlichkeit des Geistes in der Tradition: Argumente auf der Grundlage der Kirchenväter (§§115–121) VII. Widerlegung der Einwände der Gegner aus der theologischen Tradition (Kirchenväter und Reformation) (§§122–128) VIII. Apologie der Antworten Wittichs auf die Einwürfe der Gegner (§§129–181) 1. Die Ausgießung des Geistes §§129f. 2. Die Engel als Wächter §131 3. Trinitarische Formeln, die Engel statt des Geistes nennen (Mk 13,32 u. a.) §§132– 153 4. Der Geist als Fluss (Apk 22,1) §§154–157 5. Der Satan als Geist des Irrtums und der Lüge §§158 6. Der Engel des Herren (Apg 8,26.29.39) ist nicht der Heilige Geist §159 7. Der Geist als göttlicher Gesetzgeber und Schöpfungsteilhaber §§160–168 8. Weissagungen durch den Heiligen Geist (1Petr 1,21) §§169–174 9. Der Geist als Engel bei Origenes? §§175f. 10. Der Geist als ungeschaffener Bote und Engel §177 11. Fünf abschließende Argumente Wittichs §§178–181 IX. Die Conclusio des Briefes von Sandius (§§182f.) X. Ausstehende Widerlegungen von Sandius’ Socius (§§184–186)

5.3.7 Grobgliederung des Anti-Spinoza I. Praefatio ad Lectorem [Autor: Herausgeber] [unpaginiert] II. Examen Ethices (1–336) 1. Methodologische Einleitung: De methodo demonstrandi (1–6) [unpaginiert] 2. Kommentierung der Ethik in strenger Orientierung an Spinozas Gliederung (7– 336)2 III. Commentarius De Deo, Ejusque Natura & Essentia (337–415) A Möglichkeiten der natürlichen Gotteserkenntnis (§§1–7)

2 Die fünf Kapitel Spinozas „Über Gott“, „Über die Natur und den Ursprung des Geistes“, „Über den Ursprung und die Natur der Affekte“, „Über die menschliche Knechtschaft oder die Macht der Affekte“ und „Über die Macht des Verstandes oder die menschliche Freiheit“ werden ihren einzelnen Gliederungspunkten nach vollständig behandelt. Auf eine detaillierte Übersicht kann daher mit Blick auf den Untersuchungsschwerpunkt der vorliegenden Arbeit verzichtet werden.

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§1

505

Methodische Vorbemerkungen und das Verhältnis der menschlichen Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis §§2f. Reflexion klassischer Wege natürlicher Gotteserkenntnis (via Negationis, Causalitatis und Eminentiae) und der Möglichkeiten affirmativer Gottesaussagen aufgrund der eingeborenen Gottesidee §§4–7 Der Analogieschluss vom unvollkommenen Mensch auf Gottes Vollkommenheit in intellectus, voluntas und esse unter Einbeziehung der res cogitans und der res extensa B Natura und Essentia Gottes und Gott als Schöpfer (§§8–42) §§8–10 Die von Gott gedachten Ideen als Schöpfungsakt und die Gegenüberstellung göttlicher und begrenzter, menschlicher Erkenntnis §11 Die Einheit von Intellekt, Wille und Sein im göttlichen Handeln §§12f. Verständnisschwierigkeiten des göttlichen Handelns im Kontext der Zeitlichkeit §§14f. Das esse simpliciter als essentia Dei und die infinitas als Gottes erste Eigenschaft § 16 Gottes Eigenschaft der Notwendigkeit (necessarium) §§17–23 Gottes Eigenschaft der Ewigkeit (aeternitas) in Gegenüberstellung mit der Dauer (duratio) §§24–26 Notwendigkeit und Ewigkeit Gottes in Bezug zum intelligere, velle und esse §§27–30 Die Vollkommenheit des göttlichen Intellekts und Willens und Gottes wahre Ideen §§31f. Gottes aeternus actus voluntatis & intellectus als Schöpfung des Universums in seiner notwendigen und bestmöglichen Gestalt3 §§33f. Gottes Allmacht als Ursprung jedweder Möglichkeit §§35f. Gottes duplex ordo der Schöpfung und ihre Erhaltung §§37f. Gottes Eigenschaft der Freiheit (Libertas) und ihr Verhältnis zur Necessitas4 §§39–42 Die Zergliederung des einen göttlichen Aktes und Folgerungen zu Erkenntnistheorie, menschlicher Urteilsbildung und Gottesverehrung C Gottes Verhältnis zu seiner Schöpfung: theologisch-philosophische Entfaltung (§§43–70) §43–45 Gottes Ziel und seine Mittel in der Schöpfung: Prädestination, Christologie und Heilsgeschichte5 §46 Gottes Wille zum Guten und dessen Entfaltung gegenüber der Schöpfung in Gratia, Misericordia, Favor, Veritas und Justitia §§47–51 Die Sünde in Gottes Schöpfung, ihre Bestrafung und Vergebung §§52–55 Gottes Selbsterkenntnis, Weisheit und Allwissenheit im Kontext der Determination §§56–60 Die Bestimmung der Abhängigkeit der Schöpfung vom göttlichen Willen im Kontext von Ewigkeit und Zeitlichkeit6 §61 Gott und das Übel §62 Kontingenz und Notwendigkeit: Gottes Weltlenkung §§63–66 Das Verhältnis von Schöpfer und Schöpfung und Gottes Ominpraesentia

3 4 5 6

§ 32 ist fälschlich als §31 ausgewiesen. §37 ist fälschlich als §36 ausgewiesen. §44 ist fälschlich als 43 ausgewiesen. §58 ist fälschlich als §57 ausgewiesen.

506

Anhang

§§67–70 Gottes Unveränderlichkeit (Immutabilitas) mit Blick auf seine Allwissenheit IV. Briefwechsel (416–424) 1. Einleitende Bemerkung des Herausgebers (416) 2. Epistola I. Viro plurimum Reverendo atque Cleberrimo Christophoro Wittichio. Anonymus [Frederik van Leenhof] (417–419) 3. Epistola II. Christophori Wittichii Responsio ad praecedentem. (420–424)

5.3.8 Gliederung der Positiones I.

Prolegomena und biblische Einleitungswissenschaft (I–IX) 1. Der Rahmen der Theologie: Dekade I 2. Schriftverständnis und Grundlagen der Exegese: Dekaden II–VII 3. Theologieverständnis: Dekaden VIII–IX II. Gotteslehre (IX–XVII) 1. Gottes Wesen: Dekaden IX–XIII 2. Trinitätslehre: Dekade XIV 3. Gottes Wirken, Providenz und Prädestination: Dekaden XIV–XVII 4. Gott als Schöpfer: Dekade XVII III. Angelologie (XIX–XXI) IV. Anthropologie (XXI–XXII) V. Soteriologie I (XXIII–XXXVIII) 1. Creatio Continua: Dekade XXIII 2. Der Mensch im Paradies und der erste Bund Gottes: Dekaden XXIII–XXVI 3. Die Sünde: Dekaden XXVII–XXVIII 4. Der neue Bund in Christus – Christologie: Dekaden XXIX–XXXIII 5. Gnade, Glaube und Rechtfertigung: Dekaden XXXIV–XXXVIII VI. Ekklesiologie I: das Wesen der Kirche Christi (XXXVIII–XL) VII. Soteriologie II (XL–XLVII) 1. Die Zeit vor Christi Inkarnation – Gesetz, der Bund des AT und dessen Sakramente: Dekaden XL–XLI 2. Dekalog: Dekaden XLII–XLIII 3. Der Bund des NT – Gesetz und Sakramente: Dekaden XLIII–XLVII VIII. Ekklesiologie II: das Wirken der Kirche – kontroverstheologische, praktischtheologische und ethische Thesen (XLVII–LIV) IX. Eschatologie (LIV–LV)

5.4

Quellendokument: Die anticartesianische Resolution von 1676

Im Extract uyt de Resolutien, Van de Curateuren over de Universiteyt en Burgermeesteren der Stadt Leyden, genomen tegen de schadelijcke Nieuvvigheden. Den 16. January, Anno 1676 sind die 20 Thesen, die gemäß der Leidener Lehrverurteilung den Cartesianern zu-

Abkürzungen

507

geschrieben werden, in lateinischer und niederländischer Sprache veröffentlicht.7 Im Folgenden finden sich die lateinischen Thesen, die Übersetzung und Erläuterungen bietet das Kapitel 2.16.3 (Die anticartesianische Resolution von 1676):8 1. Patribus Veteris Testamenti ante ultima tempora non fuisse colata vera & permanentia bona, ipsamque salutem non fuisse ipsis reapse patefactam. 2. Non potuisse habere conscientiam tranquillam. 3. Spriritum S. in ipsis non produxisse effectus Deo, ut Patre, dignos, nec ipsis, ut Filius, dignos. 4. Obnoxios per omnem vitam fuisse imperio Diaboli & metus mortis. 5. Solum decalogum fuisse foedus gratiae in Veteri Testamento, inscriptionem vero legis in cordibus fidelium non esse inter bona Veteris Testamenti. 6. In rebus fidei normam & mensuram veritatis esse claram & distinctam perceptionem. 7. Scripturam loqui secundum erronea vulgi praejudicia. 8. Omnipraesentiam Dei esse efficacissimam Dei voluntatem, qua omnia sustentat, & gubernat, explicandam ab operatione, qua extra se aliquid producit. 9. Angelos posse esse praesentes in spatiis dissitis, in iisque simul operari. 10. Omnem Philosophiam eße [sic] religionis expertem, summumque hominis bonum esse animum sua forte contentum. 11. Mundum ortum esse ex certis principiis, veluti seminibus. 12. Eum extensione infinitum esse, ista ut impossibile sit dari plures mundos. 13. Animam hominis nil nisi cogitationem esse, eaque sublata posse hominem vivere, & moveri. 14. Nihil ad humanam naturam facere praeter cogitationem. 15. Voluntatem hominis absolute esse liberam, & indeterminatam, & aeque infinitam esse ratione objectorum, ac est Dei voluntas. 16. Deum posse fallere, si velit. 17. Habere nos facultatem, qua cavere possumus ne unquam erremus. Errorem vero tantum esse in voluntate. 18. De omnibus rebus esse dubitandum, etiam de Dei existentia, & ita dubitandum, ut habeantur pro falsis. 19. Homines habere ideam adaequatam de Deo. 20. Philosophiam esse S. Scriptura [sic] interpretem.

5.5

Abkürzungen

Hier nicht nachgewiesene Abkürzungen finden sich bei Hans Dieter Betz u. a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage. Band 1. Tübingen 1998. BWN:

Biographisch woordenboek der Nederlanden.

7 Der Text ist gedruckt im Anhang von Heidanus: Consideratien (1676) 147–150. 8 Heidanus: Consideratien (1676) 148.

508

Anhang

DLCPT: DSECDP: o.Vf.: PRDL: RAA:

VD 17:

5.6

The Digital Library of Classic Protestant Texts. The Dictionary of Seventeenth and Eighteenth-Century Dutch Philosophers. ohne Verfasser. Post Reformation Digital Library. Repertorium Alborum Amicorum. Internationales Verzeichnis von Stammbüchern und Stammbuchfragmenten in öffentlichen und privaten Sammlungen. Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts.

Zeittafel

1625 1633/4–1641 1642–1645 1642–1644 1643–1648 1644–1646 1646 1646–1648 1648–1650 1649 1650

1651

1652 1652–1655 1653

1653–1655

07. Oktober: Geburt Christoph Wittichs in Brieg Wittich besucht die Lateinschule in Brieg. Utrechter Krise 21. April 1642: Immatrikulation Wittichs an der Hohen Schule Bremen. Studium der Rechtswissenschaften, danach der Theologie und Philosophie Leidener Krise Wittich studiert Theologie und Philosophie in Groningen. Disputatio Physica unter Schoock Wittich studiert Theologie und Philosophie in Leiden. Wittich studiert Theologie und Philosophie in Groningen. Oktober: Johannes Clauberg wird Professor an der Johannea in Herborn. 22. Februar: Tod von René Descartes Theologische Disputation Wittichs unter Widmar Theologische Disputation Wittichs unter Maresius Aufenthalt Wittichs in Brieg Reise Wittichs nach Hessen März: Wittich wird Professor für Mathematik an der Johannea in Herborn (Theologische Privatkollegs). Erste eigenverantwortliche Veröffentlichung Wittichs: Disputatio Theologica De libero hominis arbitrio Cartesianismuskrise von Herborn 07. November: Cartesianismusverbot in Herborn Johannes Clauberg in Duisburg Aufenthalt Wittichs in Brieg Ab Mai 1652: Wittich wird Professor für Theologie am Gymnasium illustre in Duisburg. 10. April: Ordination Wittichs zum Pfarrer 3. Quartal (?): Veröffentlichung der Dissertationes Duae Hochzeit Wittichs mit Anna Justina le Maire (gest. 1675) in Mülheim Jan de Witt wird Ratspensionär von Holland. Erste Phase des Pamphletenstreits: Akademische Widerstände gegen die Dissertationes Duae

Zeittafel

1654 1655

1655–1656

1656

1656–1671 1656–1657 1656–1661 1659 1660 1662 1665 1665–1666 1666 1669

1670

1671

1671–1686 1672

1673

509 02.–05. Juni: Die Provinzialsynode der reformierten Kirche des Fürstentums Kleve kritisiert Wittichs Akkommodationslehre. 2. Quartal: Übersiedlung Wittichs nach Nijmegen 03. Mai 1665: Gründung der Illustren Schule in Nijmegen 25.–26. Mai: Die Provinzialsynode der reformierten Kirche des Fürstentums Kleve akzeptiert Umformulierung des opinio-Arguments. 14. Oktober: Universitätsgründung in Duisburg; Promotion Wittichs 03. Mai 1665: Wittich wird Professor für Theologie und Rektorat an der Illustren Schule in Nijmegen. Zweite Phase des Pamphletenstreits: van Velthuysen und du Bois Resolution der Synode von Südholland Wittich veröffentlicht die Consideratio de Stylo Scripturae. 03. Mai 1656: Gründung der Kwartierlijke Akademie in Nijmegen Wittichs Eröffnungsrede: Gibea Gelrica 03. Mai 1656: Wittich wird Professor für Theologie an der Kwartierlijke Akademie in Nijmegen. Dritte Phase des Pamphletenstreits: Voetius und Heidanus Auseinandersetzung der Synode von Gelderland mit Wittich Wittich veröffentlicht den Consensus veritatis. Universitätsrektorat Wittichs Frans Burman wird Theologieprofessor in Utrecht. Entstehung des Collegie der Scavanten 31. Januar: Tod von Johannes Clauberg Pest in Nijmegen und zeitweilige Schließung der Kwartierlijke Akademie Lodewijk Meyer veröffentlicht anonym seine Philosophia Sacrae Scripturae Interpres. Jugements de plusieurs Professeurs et Docteurs en Théologie, de Nimègue, de Leyde, de Franeker, d’Utrecht, de Groningue et de Deventer, qui prononcent unanimement Orthodoxe Le Livre de Louys de Wolzogue, De l’Interprete de l’Ecriture Spinoza veröffentlicht den Tractatus Theologico-Politicus. Maresius eröffnet mit De abusu philosophiae cartesianae eine Offensive gegen die cartesianische Theologie und Wittich. 1. Quartal: Theologia pacifica Mai: Maresius veröffentlicht seinen Indiculus gegen Wittich. 15. August: Berufung Wittichs zum Theologieprofessor der Universität Leiden Wittich als Theologieprofessor der Universität Leiden ‚Rampjaar‘ – 20. August: Tod Jan de Witts Wittich hat das Dekanat in Leiden inne. Wittich veröffentlicht den Appendix der Theologia pacifica. Maresius hält die anticartesianische Universitätsrede De statu afflicto. 18. Mai: Tod von Samuel Maresius Veröffentlichung einer Neuauflage von Maresius’ Systema mit anticartesianischen Annotationen

510

1675 1676

1678

1679 ca. 1680 1682

1683 1685 1686

1687 1688 1689 1690 1692 1695

Anhang

Cartesianismusstreit an der Universität Leiden zwischen Spanheim und Craanen Zweite Auflage der Theologia pacifica Spinoza veröffentlicht seine Ethik. Anticartesianische Resolution der Universität Leiden Heidanus veröffentlicht die Consideratien in drei Auflagen. Absetzung von Abraham Heidanus Considerationes (Übersetzung der Consideratien) Sandius: Problema paradoxa de Spiritu Sancto; an non per illum Sanctorum Angelorum Genus intelligi possit? Wittich: Causa Spiritus Sancti Schließung der Kwartierlijke Akademie Nijmegen [A. A.] Epistola ad Christ. Gittichium [sic], qua gratiae ei Spiritu Sancto animadversionibus, scripta a Socio Authoris Problematis paradoxi Zweite Auflage des Consensus veritatis Wittich: Exercitationes Wittich: Causa Spiritus Sancti victrix Dritte Auflage der Theologia pacifica Wittich: Metalleia (Römerbriefkommentar) 08. Februar: Emeritierung Wittichs aus gesundheitlichen Gründen Abraham van Poot übersetzt die Exercitationes, die Causa Spiritus Sancti und die Causa Spiritus Sancti victrix. 19. Mai: Tod Christoph Wittichs Abraham van Poot übersetzt die Metalleia. Wittichs Annotationes Ad Renati Des-Cartes Meditationes erscheinen. Wittichs Theologia pacifica defensa erscheint. Wittichs Anti-Spinoza erscheint. Wittichs Investigatio Epistolae Ad Hebraeos erscheint zusammen mit den Positiones. Abraham van Poot übersetzt den Anti-Spinoza.